Schwedische Sprachgeschichte: Band 1 Laut- und Flexionslehre [Reprint 2012 ed.] 9783110845785, 9783110063615


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German Pages 324 [328] Year 1970

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Table of contents :
Altschwedisch
Erster Teil. Lautlehre
Kap. I. Urnordisch. Synkope und Umlaut
Kap. II. Runenschwedisch (ung. 800–ung. 1225)
Die Vokale
Die Konsonanten
Kap. III. Frühaltschwedisch (ung. 1225–ung. 1375)
Orthographie
Die starktonigen Vokale
Die schwachtonigen Vokale
Die Konsonanten
Kap. IV. Spätaltschwedisch (ung. 1375–ung. 1526)
Die Vokale
Die Konsonanten
Die Silbenquantität
Zweiter Teil. Wortbeugungslehre
Kap. I. Frühaltschwedische Wortbeugung
Das Substantiv
Das Adjektiv
Das Zahlwort
Das Pronomen
Das Verb
Kap. II. Die Entwicklung des Formensystems im altschwedischen Zeitraum
Substantiva
Substantivische Pronomina
Das Adjektiv (und die adjektivischen Pronomina)
Das Verb
Neuschwedisch
Erster Teil. Die Lautentwicklung
A. Die Vokale
B. Die Konsonanten
C. Quantitätsverhältnisse
D. Der Akzent
Zweiter Teil. Die Wortbeugung
A. Das Substantiv
B. Das Adjektiv
C. Das Zahlwort
D. Das Adverb
E. Das Pronomen
F. Das Verb
Wortregister
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Schwedische Sprachgeschichte: Band 1 Laut- und Flexionslehre [Reprint 2012 ed.]
 9783110845785, 9783110063615

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GRUNDRISS DER GERMANISCHEN PHILOLOGIE UNTER M I T W I R K U N G ZAHLREICHER F A C H G E L E H R T E R

BEGRÜNDET VON

H E R M A N N PAUL

HERAUSGEGEBEN VON

W E R N E R BETZ

18/1

BERLIN

WALTER DE G R U Y T E R & CO VORMALS G. J . GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG - GEORG REIMER - KARL J. TRÜBNER - VEIT & COMP.

1970

SCHWEDISCHE SPRACHGESCHICHTE VON

ELIAS WESSßN

BAND I LAUT- UND F L E X I O N S L E H R E

BERLIN

WALTER DE GRUYTER & CO VORMALS G. J . GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG • J . GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG - GEORG REIMER - KARL J. TRÜBNER - VEIT & COMP.

1970

Deutsche Fassung der schwedischen Ausgabe von Suzanne öhman

Archiv-Nr. 430570/5

© Copyright 1970 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung · J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung * Georg Reimer · Karl J . Trübner · Veit & Comp. — Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Mikrofilmen, auch auszugsweise, vorbehalten. Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30

INHALT Altschwedisch Erster Teil. Lautlehre

1

Kap. I. Urnordisch. Synkope und Umlaut Kap. II. Runenschwedisch (ung. 800—ung. 1225) Die Vokale Die Konsonanten Kap. I I I . Frühaltschwedisch (ung. 1225—ung. 1375) Orthographie Die starktonigen Vokale Die schwachtonigen Vokale Die Konsonanten Kap. IV. Spätaltschwedisch (ung. 1375—ung. 1526) Die Vokale Die Konsonanten Die Silbenquantität

Zweiter Teil. Wortbeugungslehre

3 27 28 35 55 55 58 64 72 78 79 92 102

107

Kap.

I. Friihaltschwedische Wortbeugung 109 Das Substantiv 109 Das Adjektiv 122 Das Zahlwort 129 Das Pronomen 133 Das Verb 140 Kap. II. Die Entwicklung des Formensystems im altschwedischen Zeitraum 155 Substantiva 155 Substantivische Pronomina 164 Das Adjektiv (und die adjektivischen Pronomina) . . . 166 Das Verb 169

Neuschwedisch Erster Teil. Die Lautentwicklung A. B. C. D.

Die Vokale Die Konsonanten Quantitätsverhältnisse Der Akzent

175 176 185 207 209

VI

Inhalt

Zweiter Teil. Die Wortbeugung A. B. C. D. E. F.

Das Das Das Das Das Das

Substantiv Adjektiv Zahlwort Adverb Pronomen Verb

Wortregister

214 214 238 244 246 247 268

301

D I E WICHTIGSTEN ABKÜRZUNGEN adän. Adj. Adv. afrz. ags. agutn. ahd. Akk. ANF anorw. aschw. Aufl.

altdänisch Adjektiv Adverb altfranzösisch angelsächsisch altgutnisch althochdeutsch Akkusativ Arkiv för Nordisk Filologi altnorwegisch altschwedisch Auflage

Bd. best. Birg. Aut. Bur.

Band bestimmt der Hl. Birgitta eigenhändige Aufzeichnungen Codex Bureanus (die älteste Handschrift des „Altschwedischen Legendars")

Cod.

Codex

dän. Dat. DL dt.

dänisch Dativ das Landrecht von Dalarne (Dalalagen) deutsch

EK engl. etym. Euf.

die Chronik des Königs Erik (Erikskrönikan) englisch etymologisch Liedersammlung der Königin Eufemia

F. (Fem. fem.) frühaschw. frühnschw.

Femininum, feminin frühaltschwedisch frühneuschwedisch

Gen. gespr. GL

Genitiv gesprochen das Landrecht von Gotland (Gutalagen)

VIII

Die wichtigsten Abkürzungen

got. gotl. gutn. GWB

gotisch gotländisch gutnisch Gustaf Wasas Bibel (1640—41)

HL Hs.

Landrecht von Hälsingland (Hälsingelagen) Handschrift

ib. idg. Imperf. Ind. Inf. Interj. isl.

ibidem indogermanisch Imperfektum Indikativ Infinitiv Interjektion isländisch

Jh. Jrg.

Jahrhundert Jahrgang

Komp. Konj. Konj. kons. KrL KS

Komparativ Konjugation Konjunktion konsonantisch Landrecht des Kristoffer Konungastyrelsen (eine Abhandlung über die Pflichten eines Königs, um 1330)

lat. Lex. Line.

lateinisch J . Petri Gothus, Dictionarium Latino-Sueco-Germanicum, gedruckt in Linköping (Lincopise) 1640

M. (Mask., mask) Maskulinum, maskulinum MB und MB 1 Bibelarbeiten des Mittelalters 1 (Kommentar zum Pentateuch) MEL Landrecht des Magnus Eriksson MESt Stadtrecht des Magnus Eriksson mhd. mittelhochdeutsch mnd. mittelniederdeutsch mundartl. mundartlich N. (neutr.) NoB Nom. norw.

Neutrum, neutrum Namn och Bygd (Zeitschrift) Nominativ norwegisch

Die wichtigsten Abkürzungen

IX

nschw. NT 1526

neuschwedisch Neues Testament von 1626

obl. ÖgL Ortsn. ostg., ostgöt.

obliquus Landrecht von Ostgötland (Östgötalagen) Ortsnamen ostgötländisch

Part. Perf. Pers. PI. Präp. Präs. Prät. Pron. Prov.

Partizip Perfekt Person Plural Präposition Präsens Präteritum Pronomen Provinz

refl. runenschwed.

reflexiv runenschwedisch

S. s. oder S. schw. SAOB

SNF Sö 154 u. dgl. spätaschw. ST Subst. südschw. sv.

Seite siehe schwedisch Svenska Akademiens Ordbok (Wörterbuch der schwed. Akademie) Landrecht von Södermanland (Södermannalagen) Svenska Fornskrift-Sällskapets Samlingar Singular Landrecht von Schonen (Skänelagen) Svenska Landsmälen (Die schwedischen Mundarten); Zeitschrift Studier i Nordisk Filologi Runeninschriften von Södermanland, Nr. 164 spätaltschwedisch Siälinna Tröst (Seelentrost) Substantiv südschwedisch svenska ( = schwedisch)

U 344 u. dgl. UL unbest. urg.

Runeninschriften von Uppland, Nr. 344 Landrecht von Uppland (Upplandslagen) unbestimmt urgermanisch

SdmL SFSS Sg. SkL SL

χ

Die wichtigsten Abkürzungen

urnord. und urn. urnordisch urspr. ursprünglich utg. utgiven ( = herausgegeben) VgL I VgL I I Vidh VmL volksetym.

Älteres Landrecht von Westgötland (Äldre Västgötalagen) Jüngeres Landrecht von Westgötland (Yngre Västgötalagen) Aufzeichnungen des Pfarrherrn von Vidhem Landrecht von Westmanland (Västmannalagen) volksetymologisch

westg.

westgötländisch

ALTSCHWEDISCH

ERSTER TEIL. LAUTLEHRE

Kap. I. URNORDISCH. SYNKOPE UND UMLAUT Zwischen den Sprachen der nordischen Länder, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Isländisch, Färöisch, besteht heute noch eine große und auffallende Ähnlichkeit; dies gilt sowohl für die Mundarten als auch für die im Lauf der Zeit entstandenen Hochsprachen. Verfolgt man die Sprachen rückwärts durch die Jahrhunderte —mit Hilfe von Sprachdenkmälern oder indem man lebendige Sprechspracheformen analysiert — wird die Ähnlichkeit noch deutlicher. Die Unterschiede werden immer geringfügiger, bis sie schließlich fast ganz verschwinden. Wir sind beim Urnordischen angelangt, der Ursprache der heutigen nordischen Sprachen, die bis in die Wikingerzeit die gemeinsame Sprache der nordischen Länder war. Das Urnordische ist vor allem durch Inschriften bekannt, die etwa in der Zeit 300—700 n. Chr. im Runenalphabet von 24 Zeichen geritzt worden sind. Davon gibt es etwa 150; ung. die Hälfte konnte gedeutet werden — mehr oder weniger vollständig, mehr oder weniger sicher. Sie sind über den größeren Teil der nordischen Länder zerstreut, man hat sie von Gotland bis an die Westküste Norwegens und von Südjütland bis nach Mittelschweden hinauf gefunden1. Das Urnordische hat ein sehr altertümliches Gepräge. Es hat die ursprünglichen Stammsilbenvokale und die Endungen der Substantive, Adjektive und Verben bewahrt. Als Beispiel einer urnordischen Runeninschrift kann die auf dem goldenen Horn von Gallehus in Nordschleswig (ung. 425 n. Chr.) angeführt werden: 1

Uber die urnordischen Runeninschriiten, s. O. v. Friesen, Runorna (in: Nordisk kultur, Bd. 6,1933); W. Krause, Die Runeninschriiten im älteren Futhark (2. Aufl., 1966); C. Marstrander, De nordiske runeinnskrifter i eldre alfabet 1 (1952); vgl. auch A. Jöhannesson, Grammatik der urnordischen Runeninschriiten (1923). 1·

4

Lautlehre

ek hlewagastiR holtijaR horna tawido „Ich *Lägäst von Holt das Horn machte" oder: „Ich bin *Lägäst von Holt, ich habe das Horn gemacht" oder: „Ich bin *Lägäst von Holt, der das Horn gemacht hat." ek ,ich' (isl. ek, dt. ich, engl. /). Eine andere Form dieses Pronomens ist urn. eka, woraus (durch Brechung) aschw. iak, nschw. jag wird. h l e w a g a s t i R ist aus hlewa- u n d -gastiR zusammengesetzt.

In

gastiR ( = isl. gestr, aschw. gäster, ahd. gast) ist -R Nominativendung; der Stamm *gasti- endet auf -i, das Wort ist also ein i-Stamm.

holtijaR ist auch ein Nominativ, aber von einem ia-Stamm: *holtia~. Dies ist eine Ableitung von *holta Ν. .Holz' ( = ,Wald') mit dem Suffix -ia-, das hier Abstammung ausdrückt (vgl. Wortbildungslehre). Auf Isländisch und Altschwedisch würde es *hyltir (*hsUitj heißen. In gleicher Weise ist ζ. B. isl. fylkir ,Heerführer, Fürst' zu folk, hirdir ,Hirte' zu higrd ,Herde' gebildet. Das holtijaR der Inschrift ist somit eine Siedlerbezeichnung .Waldbewohner', so wie die Siedler im benachbarten Angeln — .Krümmung' der Ostseeküste zwischen Flensburg und Schleswig — *angliiaz, PI. *angliiöz genannt wurden, ags. Engle, woraus Englaland .England'. horna kann Akk. oder Nom. eines neutralen a-Stamms sein. Hier ist es Objekt zu tawido ,ich machte', also Akk. In tawido ist -o die Endung für die 1. Pers. Sg.; -d- ist das präteritumbildende Suffix der schwachen Verben. Der Verbalstamm ist somit Hawi-, der Infinitiv lautete *taujan. Ein solches Verbum nennt man ja-Verb (in der nordischen historischen Grammatik die 2. schwache Konjugation). Die Bedeutung .machen, anfertigen' geht deutlich aus einer anderen dänischen Inschrift hervor, nämlich auf dem im Jahre 1947 gefundenen Holzkästchen von Stenmagle auf Seeland: hagiradaR tawide .Hagrat machte'. Hier noch einige urnordische Wörter von anderen Inschriften: dagaR: mask. a-Stamm im Nom. Sg. (isl. dagr) magu ,Sohn': mask. u-Stamm im Akk. Sg. (isl. mQg, Akk. von mggr)

swestar minu liubu .Schwester meine hebe' (isl. systir min Huf): Nom. Sg. F., die beiden letzten Wörter mit der Flexion der öStämme.

Urnordisch. Synkope und Umlaut

5

Von Verben kommen folgende Formen vor: gibu ,ich gebe': 1. Sg. Präs. eines starken Verbums, bariuti}) ,er bricht' (-a- ist nur ein eingeschobener Vokal, somit = briutip): 3. Sg. Präs. eines starken Verbums. Vgl. die Endung -t im Lateinischen (legit, amat) und Deutschen (er gibt, sagt)2. satido ,ich setzte': 1. Sg. Prät. der schw. Verben tawido ,ich machte': (*satjan, Haujan, *raisian) raisido ,ich stellte auf': tawide ,er machte': 3. Sg. Prät. von Haujan slaginaR .geschlagen': Part. Prät. N. Sg. Mask. Aus dem Sprachmaterial, das uns von urnordischer Zeit überliefert ist, kann man die Grundzüge einer urnordischen Grammatik zusammenstellen. Allerdings gibt es vieles, das in den Inschriften nicht belegt ist und das daher mit erschlossenen Formen ersetzt werden muß, aber es läßt sich immerhin sagen, daß das Urnordische — im Gegensatz zum Urgermanischen und Indoeuropäischen — keine nur erschlossene Sprache ist. Das Urnordische stellt, wie schon erwähnt, einen sehr altertümlichen Sprachtypus dar. In den Inschriften des 4., 5. und 6. Jahrhunderts hat es ein bedeutend ursprünglicheres Gepräge als selbst das Gotische in der Bibel Wulfilas (ung. 350n.Chr.). Es wirkt auch altertümlicher als das Angelsächsiche und das Althochdeutsche, die wir aus Sprachdenkmälern des 8. und 9. Jahrhunderts kennen. Es läßt sich somit sagen, daß das Urnordische die altertümlichste aller germanischen Sprachen ist und sich mit den ältesten indoeuropäischen Sprachen vergleichen läßt, ζ. B. mit dem Griechischen und dem Sanskrit. Aus diesen Vergleichen geht hervor, daß die Sprachentwicklung im südlichen Teil des germanischen Sprachgebiets schneller vor 2

Jüngere Formen der 3. Sg. Präs. sind baratR, d. h. *brflR (Björketorp), sitiR .sitzt' (Rök), isl. (kann) gefr, kallar ,(er) gibt, ruft', usw., wo -R das ursprüngliche -d ersetzt hat. Die Konsonanten -R der 2. Sg. (vgl. lat. legis, amas) und -d der 3. Sg. wurden sehr ähnlich ausgesprochen, deshalb fielen sie allmählich zusammen, wobei die Endung -R als die deutlichere (und am Wortende häufigere) sich auf Kosten der Endung -Ö durchsetzte. — Im Isl. wird im Präteritum heute noch der Unterschied zwischen der 2. Sg. und der 3. Sg. aufrechterhalten: pü kallaöir — kann kallabi.

6

Lautlehre

sich gegangen zu sein scheint als im Norden, wo lange Zeit hindurch ein verhältnismäßig stabiler Sprachzustand herrschte. Damit hängt zusammen, daß offenbar keine stärker hervortretende Dialektunterschiede vorhanden waren. Wir können keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Inschriften in Schweden und denen in Norwegen feststellen. Ganz Skandinavien scheint also im großen und ganzen die gleiche Sprache gesprochen zu haben. Die unvollkommene Schrift verschleiert indessen einige mundartliche Unterschiede. Gewisse Unterschiede, die heute zwischen den nordischen Sprachen bestehen, müssen nämlich schon aus urnordischer Zeit stammen. Ein solcher Unterschied ist, daß das Norwegische und das Isländische ü im Silbenauslaut gewisser Wörter aufweisen, wo die ostnordischen Sprachen statt dessen δ haben, ζ. B. norw. ku F. ,Kuh', tru F. .Glaube', snu .drehen', bu .bauen'; schw. ko, tro, sno, bo3. Während der Jahrhunderte, die auf die Wikingerzeit folgten, fing die Sprache an, sich rasch und durchgreifend zu verändern. Die Ergebnisse der Veränderungen sind in verschiedenen Teilen des Nordens verschieden, so daß das Urnordische zunächst in zwei Dialekte oder Dialektgruppen gespalten wird, Westnordisch (Norwegen, Island) und Ostnordisch (Schweden, Dänemark). Dieser Unterschied tritt schon am Anfang des Mittelalters deutlich zutage. Allmählich entsteht auch ein Unterschied zwischen dem nördlichen und dem südlichen Gebiet des Ostnordischen, d. h. zwischen dem Schwedischen und dem Dänischen. Die wichtigsten Veränderungen der Sprache während der jüngeren urnordischen Zeit sind die Synkope und der Umlaut. § 1. Synkope und Umlaut. 1. Synkope. Unter Synkope versteht man den Schwund eines druckschwachen Vokals. Da der Vokal gewöhnlich Silbenträger ist, bedeutet die Synkope im allgemeinen auch, daß das Wort um eine Silbe kürzer wird. Am Ende der urnordischen Periode wurden idle schwachtonigen kurzen Vokale stark reduziert. Da in den germanischen Sprachen der Hauptdruck auf der Stammsilbe der Wörter liegt, sind es vor allem die Endungen, die reduziert werden: lange Endungsvokale werden gekürzt, kurze verschwinden. Die Synkope ist deshalb von sehr großer Bedeutung für das ganze Beugungssystem der nordi8

Vgl. E . Wessen, Vära folkmäl (9. Aufl., 1969), S. 56.

Urnordisch. Synkope und Umlaut

7

sehen Sprachen. In gewissen Fällen tritt die Synkope auch in P r ä f i x e n und M i t t e l s i l b e n ein4, ja, unbetonte Partikel können sogar ganz schwinden, so ζ. B. die Negation ne: ne . . . aldri ,nicht in Zeit, niemals' > aldri, ne ... eigi ,nie jemals, niemals' > eigi. Die Ursache der Synkope ist natürlich in erster Linie in der S a t z b e t o n u n g zu suchen, ferner in dem beschleunigten Sprechtempo und der daraus folgenden stärkeren Betonung der Hauptsilben der Wörter, d. h. der Stammsilben. Die Synkope wirkt sich in allen germanischen Sprachen aus, aber zu verschiedenen Zeiten und in verschiedener Weise. In der Sprache der gotischen Bibel sind α und i synkopiert worden, z. B. dags ,Tag' ( < urg. *dagaz), gasts ,Gast' ( < urg. *gastiz), hingegen wird das u nicht synkopiert, ζ. B. magus ,Sohn', skildus .Schild', handus ,Hand', fotus ,Fuß'. Im Gotischen kann ein Unterschied zwischen langsilbigen und kurzsilbigen Wörtern nicht sicher nachgewiesen werden. In den westgermanischen Sprachen ist α immer geschwunden, ζ. B. ags. dag, ahd. tag. Nach langer Silbe sind i und u geschwunden, ζ. B. ags. giest, scield, ahd. gast, seilt, nach kurzer aber erhalten, ζ. B. ags. wine ,Freund', sunu ,Sohn', ahd. wini, sunu ( gestr, *skelduR > skigldr ist das i, bzw. das u früher geschwunden als in den kurzsilbigen *stadtR > stadr, *maguR > mqgr. Dies muß darauf beruhen, daß die Endungen von Anfang an nach langer Stammsilbe etwas schwächer artikuliert wurden als nach kurzer. Darum verging eine gewisse Zeit, bevor auch die kurzsilbigen Wörter von der Ausfalltendenz ergriffen wurden. 4

Uber den Schwund schwachtoniger Präfixe, s. Bd. 2 Wortbildungslehre.

δ

Lautlehre

2. Zuerst findet die Synkope von α statt, dann die von i und zuletzt die von u. Die Voraussetzungen dafür scheinen in allen germanischen Sprachen gleicherweise vorhanden gewesen zu sein. Aus der Zeit, da die Synkope wirksam war (ung. 550-ung. 800) gibt es nur sehr wenig Runeninschriften. Der Stein von Eggja (Sogn, westl. Norwegen), den man aufgrund archäologischer Kriterien ungefähr um das Jahr 700 datiert, hat schon die vollständig durchgeführte Synkope, α ist in fiskR ,Fisch', fokl .Vogel' stain, skorin .geschnitten' und i in manR .Männer' geschwunden5. Der Stein von Björketorp (Prov. Blekinge) zeigt a-Synkope in -lausR ,los' und i-Synkope in barutR (d. h. *brßR) .bricht'. (Der Stein von Stentoften, der etwas älter ist, hat bariuti)>). Der Stein von Rök (ung. 850) zeigt auch Synkope außer in drei Formen, in denen i und u nach kurzer Wurzelsilbe nicht geschwunden sind: eitiR ,sitzt' (3. Sg. Präs., isl. sitr), sunu ,Sohn' (Akk. Sg., isl. sun) und karuR .fertig' (isl. ggrr)e. Auf den Runensteinen um 1000 findet sich die Synkope ungefähr im gleichen Ausmaß wie im Isländischen aus der literarischen Zeit und im Altschwedischen des 13. Jhs. Es gibt also einiges, das darauf hindeutet, daß eine ziemlich lange Zeit —wahrscheinlich ein paar Jahrhunderte —zwischen der Synkope in langsilbigen und der in kurzsilbigen Wörtern lag. Man darf also wohl annehmen, daß es eine jüngere Periode des Urnordischen gab, die durch Formen wie Sg. Akk. gäst, aber *stadi; sktQld, aber sunu (Rök); Prät. Sg. demde .richtete, urteilte', aber *valide (*vahde) .wählte' gekennzeichnet war7. Eine solche Entwicklung, die einen durchgängigen Unterschied zwischen langsilbigen und kurzsilbigen Wörtern zur Folge hatte, 5

Aufgrund eines Fundes von 1932 (die Inschrift auf dem Kamm von Setre) hat M. Olsen geglaubt, feststellen zu können, daß diese Stufe der Entwicklung schon in der Mitte des 6. Jhs. erreicht worden war. S. darüber E. Wessdn in ANF 52 (1936), S. 357f. Über die urnordische Synkope s. auch B. Hesselman, Huvudlinjer i nordisk spräkhistoria 1 (1948), S. 33—36. • Alle drei genannten Formen kommen in den versifizierten Teilen der Inschrift vor. — Das Wort engl, law (Gesetz), das ein nordisches Lehnwort im Angelsächsischen ist, kommt im 10. Jh. in England in der Form lagu vor, was die genau entsprechende nordische Form des Wortes sein dürfte: aschw. lagh N. PI., isl. Igg, aus einem Urnord. *lagu. 7 E. Wessen, a. a. O., S. 364f.; B. Hesselman, a. a. O. 2 (1953), S. 373.

9

Urnordisch. Synkope und Umlaut

muß auf den Akzentverhältnissen vor der Synkopezeit beruhen: der Druck lag, schon im Urnordischen, bei l a n g s i l b i g e n Wörtern deutlich auf der ersten Silbe des Wortes, während er in k u r z s i l b i g e n Wörtern gleichmäßiger verteilt war. Die Verhältnisse erinnern sehr an die sog. Vokalbalance des Altschwedischen (§ 45). Dieser Unterschied im Akzent zwischen den langsilbigen und den kurzsilbigen Paradigmata hatte eine s t a r k e Z e r s p l i t t e r u n g i n n e r h a l b der W o r t b e u g u n g zur Folge. Dieser Zustand seinerseits rief Analogiebildungen verschiedener Art — sowohl Neubildungen als auch Ausgleichformen — hervor. Daher ist nicht immer damit zu rechnen, daß die in den Frühsprachen vorkommenden Formen sich „lautgesetzlich" entwickelt haben. Es ist jedoch sehr wenig wahrscheinlich, daß so, wie gewisse Forscher dafürhalten, die Synkope nach kurzer Wurzelsilbe ganz und gar bloß auf Analogie beruht hätte. Eine solche Annahme macht es durchaus nicht leichter, ζ. B. das Ausbleiben des i-Umlauts in Wörtern mit kurzen Wurzelsilben zu verstehen. Es wurde schon oben darauf hingewiesen, daß betreffs der Synkope eine auffallende Ähnlichkeit zwischen den westgermanischen und nordischen Sprachen besteht: sie erfolgt nach langer Silbe, aber nach kurzer überhaupt nicht oder doch erst bedeutend später. Im Gotischen gibt es dagegen keine sicheren Spuren dieser DruckVerteilung. Die eigenartigen Regeln für den i-Umlaut im Gutnischen (S. 15) könnten darauf hindeuten, daß sie auch dieser Sprache fremd war. Dann ließe sich eine uralte Dialektgrenze erkennen, die sich durch die germanischen Sprachen hinzieht: auf der einen Seite die ostgermanischen Sprachen (Gotisch) mit dem Gutnischen und auf der andern Seite die übrigen nordischen und die westgermanischen Sprachen8. Einige Beispiele für die Synkope der Mittelsilben: (Nom. Sg. *hamara.R > hamarr . H a m m e r ' ) PI. *hamaröR > hamrar, ( N o m . Sg. *katilaR > ketill .Kessel') PI. *katilöR > katlar, ( N o m . Sg. *herdiaR > hirdir . H i r t ' ) PI. *herdiöR > hirdar (§§ 83, 84), K o m p . HangtRe > lengri ,länger' (§ 102), P r ä t . 3. Sg. *dömide > dämdi ,er

richtete', *valide > valdi ,er wählte' (§ 130). Dreisilbler mit drucks c h w a c h e r E n d u n g : P r ä s . 3. Sg. *kalloR-sik

>

kallas(k)

,er w i r

genannt'. 8

Uber das Verhältnis zwischen Gotisch und Gutnisch s. E. Wessen, Die nordischen Sprachen (1968), S. 26f., 116, Nordiska folkstammar och folknamn (in: Fornvännen 1969), S. 21 f.

10

Lautlehre

Ein nasalierter kurzer Vokal konnte der Synkope widerstehen und entwickelte sich in gleicher Weise wie ein langer Vokal. Beispiele von kurzem Vokal vor η (nn): Inf. *getan > isl. gefa, aschw. giva; Präs. 3. PI. *gewann > isl. gefa, aschw. giva ,sie geben'; Prät. 3. PI. *gabun > isl. gdfu, aschw. gävu ,sie gaben'; Akk. Sg. (der η-Stämme) *hanan > hana ,Hahn'; Akk. PI. (der a-Stämme) *daga(n) > daga .Tage'. 2. Umlaut. Umlaut nennen wir eine Veränderung des Vokals einer starktonigen Silbe unter Einwirkung eines benachbarten Vokals, gewöhnlich des Vokals der nachfolgenden Silbe. Der Umlaut ist phonetisch gesehen eine Assimilation. Sie kann vollständig sein, ist aber in den meisten Fällen partiell, d. h. das Resultat ist ein Zwischenlaut, ζ. B., wenn ein α vor einem i zu einem ä oder e verschoben wird. Der umlautwirkende Vokal ist oft in historischer Zeit infolge von Synkope geschwunden. Der Umlaut muß dann schon vor der Synkope wirksam gewesen sein. Es läßt sich somit unmöglich bestreiten, daß ein gewisser Zusammenhang zwischen Synkope und Umlaut besteht. Aber die beiden Erscheinungen sind nicht vollständig aneinander gebunden. Einerseits kann Umlaut bei Synkope ausbleiben (ζ. B. der i-Uralaut bei *stadtR > stadr, *valide > valbi), andererseits wird Umlaut weitgehend durch einen e r h a l t e n e n schwachtonigen Vokal bewirkt (ζ. B. *katüa,R > ketill ,Kessel', *gladln > gledi F. ,Freude'). Die Ursache, die dem Umlaut zugrunde liegt, ist letzten Endes die gleiche wie die für die Synkope: ein schnelleres Sprechtempo. Schon beim Aussprechen der starktonigen Silbe wird man von der Vorstellung des folgenden Lautes beeinflußt, und dies wirkt auf die Artikulation ein, so daß die beiden Laute bis zu einem gewissen Grad miteinander verschmelzen. § 2. a-Umlaut. Die Entwicklung, daß i zu e und ü zu δ wird, wenn in der folgenden Silbe ein α enthalten ist, nennen wir a-Umlaut. Vom phonetischen Standpunkt aus bedeutet dies, daß die geschlossenen Vokale l und ü unter dem Einfluß von a, das von allen Vokalen der offenste ist, eine offenere Aussprache erhalten. Infolge des allgemeinen Ubergangs von idg. δ zu urg. ä gab es im Urgermanischen kein ö. Ein neues δ entstand nun in den Stammsilben durch den sog. a-Umlaut. Dies bedeutet eine Differenzierung von urg. ü, und zwar so, daß ein offener Laut, mit ο bezeichnet,

Urnordisch. Synkope und Umlaut

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vor einem α (und andern offenen Vokalen) der Endung entstand, während ein geschlossener «-Laut in den übrigen Fällen bestehen blieb. Der a-Umlaut trat schon in urnordischer Zeit ein. Er kommt in den nordischen und westgermanischen Sprachen vor, jedoch nicht im Gotischen. Am häufigsten ist er im Westen des Sprachgebiets und wird immer seltener, je mehr man gegen Osten kommt. Im Ags. gibt es sehr viele Beispiele davon. Es kommen mehr Fälle im Aisl. und Altnorw. vor als im Aschwed., mehr im Westgötischen (in der schwed. Landschaft Westgötland) als im Ostgötischen (in Ostgötland); dem Gutnischen hingegen fehlt dieser Umlaut fast ganz. Das Jütische hat mehr Fälle als das Schonische. 1. Isl. neöan, aschw. näßan ,νοη unten' (auch nipan; vgl. isl. nidr, aschw. ni]>er, nip ,nieder'), isl. und runenschwed. verr M. .Mann' (von urg. *vira-; vgl. lat. vir)*. Die Beispiele sind nicht zahlreich, sie scheinen sich auf Wörter mit kurzer Wurzelsilbe zu beschränken. 2. Viel häufiger ist der Ubergang von ü zu ö, und zwar sowohl in Wörtern mit kurzer Wurzelsilbe als in solchen mit langer: isl. brot N., drop Ν., bod Ν., rof Ν. (Abstrakta zu Verben der 2. Ablautreihe: briöta .brechen', driüpa ,traufen', biöda ,bieten', riufa .zerreißen'); horn Ν., holt Ν. .Holz = kleiner Wald', toppr M. .Haarschopf, Zopf', ormr M. .Schlange', holmr M. .kleine Insel', mold F. .Erde', bogi M. .Bogen', Partizipien bodinn (zu biöda), skotinn (zu skiöta .schießen') usw. VgL: brut (und brot), drup, hup, ruf. VgL aber nicht ögL hat a-Umlaut in u. a. folgenden Wörtern: VgL: hol (Vidh) ,Kohle', stolen .gestohlen', skoren .geschnitten', roten .verfault', Botn (Vidh) ,Boden' (Ortsname), odder .Spitze'. ÖgL: kul, stulin, skurin, rutna .verfaulen', butn, udder. Im Guta-Gesetz ist u überall erhalten außer vor r-Verbindungen (korn, borp u. dgl.), ζ. B. ustr (schw. ost) ,Käse', mulca ,melken' (isl. molka), fulc ,Volk' (schw. folk), spur ,Spur' (aschw. spor), kuma .kommen', luva ,geloben, versprechen', uvan ,oben', Gutland. Das Altschwedische hat normalerweise ο in allen diesen Wörtern. VgL hat ny ok näpar .zunehmender und abnehmender 9

Das Wort ist erstes Glied der Zusammensetzung isl. vergld, aschw. väruld ,Welt', eigentlich .Menschenalter'.

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Lautlehre

(Mond)', so auch MB 1; UL, SdmL, DL und GS dagegen haben ny ok nipar. Dieser Gegensatz zwischen verschiedenen Dialektgebieten besteht zum Teil heute noch, ist aber auch oft aufgehoben oder infolge eines jüngeren, mittelalterlichen Übergangs von μ zu ο nicht mehr manifest (s. § 68). Besonders bemerkenswert ist die Stellung vor U, Id, It, ζ. B. westgöt. bolle u. a. .kleines, rundes Hefegebäck' ,kolle ,Hügel', skolle .Heuschober', holl .Fleisch' (norw. Holmenkollen u. dgl.); ostgöt. bulle, kulle, skulle, hull usw. VgLI hat holder Adj. .hold', hold N. .Fleisch', kolder M. ,Wurf, Kinder aus gleicher Ehe', troll Ν. ,Troll', Vidh collä (Dat. Sg.) ,Hügel'; ÖgLhingegen hat huld N., kulder M., trull N., bullt M. .Schale' (das Adj. ,hold' und das Subst. .Hügel' sind in diesem Text nicht belegt). Auf dem Gallehushorn liest man holtijaR .Waldbewohner'. Da aber in diesem Wort kein a-Umlaut eingetreten sein kann (vor ij), muß er von dem Grundwort holta ,Wald' stammen, das also im Jütischen schon im 5. Jh. a-Umlaut hatte. Ostschweden hat immer noch hult, aber das Westgötische holt (vgl. isl., anorw. holt, dt. Holz). Dies ist also ein alter germanischer Dialektunterschied, wo die Grenze sich in nordsüdlicher Richtimg mitten durch Schweden zieht10. Der lautgesetzliche Wechsel zwischen ο und u ist in den Paradigmata fast immer durch Analogie aufgehoben. In gewissen ostgötischen Texten kommt j edoch in einigen Fällen ein solcher Wechsel vor, ζ. B. lof ,Lob': Dat. luvt, stokker .Baumstamm': stukki. Es ist aber unsicher, ob dies wirklich auf a-Umlaut beruht oder auf dem späteren, spezifisch aschw. Übergang von u zu ο (§68). Auf jeden Fall hängt die folgende Entwicklung von kurz u auf schwedischem Gebiet deutlich sowohl mit der Quantität der Silbe als auch mit den Endsilbenvokalen und der konsonantischen Umgebung zusammen. §3. i-Umlaut. Als i-Umlaut bezeichnet man die Ρ a l a t a l i s i e r u n g eines starktonigen Vokals, die durch ein folgendes schwachtoniges i oder j, bewirkt wird. Diese beeinflussen natürlich hintere, nicht palatale Vokale, also: a, ä, ο, δ, u, ü, au, iü. Die Artikulationsstelle des beeinflußten, starktonigen Vokals wird nach vorn, in der Richtung des umlautbewirkenden Lautes verlegt. Der i-Umlaut ist somit vom phonetischen Standpunkt aus eine partielle 10

Weiteres in E. Wessen, V&ra folkmäl (1969), s. 56,71.

Urnordisch. Synkope und Umlaut

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Assimilation. Der umlautbewirkende Laut kann in literarischer Zeit infolge von Synkope geschwunden sein. i-Umlaut bei hinteren Vokalen kommt in den westgermanischen Sprachen vor; dieser hat sich aber sicherlich aus gemeinsamen Voraussetzungen parallel zu dem in den nordischen Sprachen entwickelt. Durch i-Umlaut wird 1. a > ä: gasÜR > gäster11, *art>ian > ärva ,erben', *fastian > fästa .befestigen' (zum Adj. faster), *kaldiön- > kälda F. .Quelle' (zum Adj. kalder .kalt'), *gladin- > glaßi F. .Freude', Hangin- > länge, .lange', Halian > tälia ,(er)zählen'. 2. ä > a: lata .lassen': Präs. later11, *läsian > läsa .schließen' (zu las M. .Schloß'), *maßlia > male N. .Rede', Komparativ *lägiRe > laghre .niedriger'. 3. ο > ö: Dieser Fall ist sehr selten, da δ in den nordischen Sprachen durch a-Umlaut aus u entstanden ist (§ 2) und also nach den lautgesetzlichen Regeln nie vor einem i zu stehen käme. (Indogerm. δ wurde ja urgermanisch zu ä.) Dieser Fall tritt nur ein, wo ο analogisch von einem naheverwandten Wort übernommen wurde, ζ. B. in *otiite (mit ο in Analogie mit dem ο der Präposition of ,über') > öfre .obere'. Vgl. holtijaR oben S. 4. 4. δ > δ: föter . F u ß ' : PI. föter (aus *fötiR), bök . B u c h ' : PI. böker, bot .Busse': PI. boter, *dömian > doma (zu dömber M. .Urteil')

.richten', *mötian > mbta (zu möt N. .Begegnung') .begegnen', *gödln > goße F . ,Güte'.

5. u > y: sun ,Sohn': PI. synir, *fullian > fylla (zu fulder .voll') .füllen', *studj,an > stypia .stützen' (zu stuß F . .Pfosten, Stütze'), *kunia > kyn .Geschlecht'. Bei naheverwandten Wörtern kommt oft ein Wechsel zwischen ο und y vor, was auf a-Umlaut bzw. iUmlaut von u beruht: ovan ,oben': yvir ,über', folk Ν. : fylking F. ,Schar', lopt N. ,Luft': lypta .heben'. 6. ü > j: knüter M.: knyta (*knütian) syra F. .Säure'. 11

.knüpfen', sür: ,sauer'

Es ist zu beachten, daß das t der Endung in diesem und ähnlichen aschw. Beispielen ein später eingeschobener Vokal ist (§41). Hier wird er mit e bezeichnet.

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Lautlehre 7. iü > J: liüs A d j . .hell': Ijsa (Hiüsian)

.leuchten', piüver M.

,Dieb': pyft F. .Diebstahl'. A n m e r k u n g . Da sowohl au als auch (das daraus durch iUmlaut entstandene) ey schon vorliterarisch zu ö geworden sind (§ 10), existieren im Aschw. keine Spuren von i-Umlaut von au. Vgl. isl. lauss ,los': leysa .lösen', agutn. laus: loysa, aber aschw. lös: lösa, isl. daudr , t o t ' : deyda ,töten', aber aschw. dödker: dödha.

Der i-Umlaut tritt in der aschw. F l e x i o n hauptsächlich in folgenden Fällen auf: 1. bei den i-Stämmen (§§ 85, 90), ζ. B. gäster M. Sg., färp F . , F a h r t ' (urn. *fardi-), skyrp F . , E r n t e ' (um. *skurÖi~), yrt F .

,Wurz(el), Kraut' (urn. *wurti~). 2. Beim Sg. Dat. und PI. Nom. der u-Stämme (§ 85), ζ. B. PI. syttir ,Söhne', lytir ,Lose, Anteile'. 3. Im PI. Nom. und Akk. der Wurzelnomina, r-Stämme und nd-Stämme (§§ 86—88, 91), ζ. B. föter, händer, böker, man,Männer', gäs ,Gänse', fäper ,Väter', bonder ,Bauern'. 4. Bei Komparativen und Superlativen (§ 103, 2), ζ. B. längre längster, lägkre läghster .niedriger niedrigste', yngre yngster .jünger

jüngste'. 5. Lautgesetzlich bei der 2. und 3. Sg. der starken Verben (vgl. lat. lego, legis, legit, d t . fahre, fährst, fährt), ζ. B. läter (zu lata

.lassen'). In manchen Fällen ist der umlautbewirkende Vokal Bestandteil eines Ableitungssuffixes; dann ist es schwierig, eine Grenze zwischen Wortbeugung und Wortbildung zu ziehen. Der i-Umlaut tritt daher auch in gewissen Kategorien innerhalb der W o r t b i l d u n g auf: 1. Bei den ja- und ia-Stämmen, jö- und iö-Stämmen (§§ 84, 89, 94), ζ. B. kyn N. .Geschlecht, Art', male N. .Rede'. Ebenso bei den jön- und iön-Stämmen, ζ. B. käIda F. ,Quelle', syra F. .Säure', lätja F. .Faulheit' (zu later .lässig, faul'). 2. Bei den i-Stämmen (§ 97). ζ. B. gläpi F. .Freude' (zu glaper), göpe F . .Güte' (zu goper).

3. Bei ja-Verben im Präs. (und Inf.), ia-Verben in allen Formen (§§ 125, 126), ζ. B. sätia .setzen' ( < urn. *satj,an), bränna ( < urn.

*brannian), tälia (gebildet zu tal N. .Zahl, Rede'), stypia (zu s/w/ F. ,Pfosten, Stütze'), ärva .erben' (zu arf N.), fästa .befestigen' (zu faster .fest'), fylla (zu fulder .voll'), döma, knyta, lysa .scheinen'.

Urnordisch. Synkope und Umlaut

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So werden Verben zu Substantiven und Adjektiven gebildet: nschw. (om)gärda .einfriedigen' zu gdrd ,Hof', stänga .schließen' zu stäng .Stange', täppa .zustopfen' zu tapp .Zapfen', täcka .decken' zu tak ,Dach', kröka .krümmen' zu krok ,Haken', stympa .verstümmeln' zu stump .Stumpf', värma zu varm, härda zu hard ,hart', blänka zu blank, tömma zu tom ,leer', rymma .Raum haben', aschw. ryma zu rümber .geräumig', skymma zu skum ,dunkel, dämmerig' usw. 4. Bei Abstrakta auf -d und -t, ζ. B. ßyngfi F. .Gewicht' (zu ßunger .schwer'), täkt F. .das, was man nimmt' (zu taka .nehmen'; in nschw. sand-, intakt .Einnahme'), mäld .Mahlgut' F. (zu mala .mahlen'), väkt F. .Wache' (zu vaka), dygdh F. .Tugend' (zu dugha .taugen'). 5. Bei Personenbezeichnungen auf -dng, ζ. B. kärling F. .altes Weib, alte Frau' (zu karl .Mann'), hälsinger M. (zu Hals [Ortsund Flurname]), upländingiar M. PI. (zu Upland), isl. veeringiar PI. .Waräger', d. s. nordische Wikinger in Rußland (aslav. var$g), eig. .Verschworene, Eidgenossen' (von isl. vdrar F. PI. ,Treueeid'). R e g e l n f ü r den i - U m l a u t Ein i, das nach l a n g e r schwachtoniger Silbe synkopiert wird, bewirkt Umlaut, aber nicht eines, das nach k u r z e r Silbe synkopiert wird. Ein nach der Periode der Synkope noch vorhandenes i bewirkt i m m e r — sowohl nach langer wie nach kurzer Silbe — Umlaut. Beispiele: *gasttR > isl. gestr, aschw. gäster, a b e r *stadiR>

isl.

stadr, aschw. staler·, *dömide > aschw. dömpe ,(er)richtete' aber *valide > aschw. valfie ,(er)wählte'; sunlR > aschw. synir .Söhne',

*siükin > aschw. sjke F. .Krankheit'. Konsonantisches i (hier mit { bezeichnet) bewirkt immer Umlaut, gleichviel, ob es schwindet oder erhalten bleibt, und sowohl in langsilbigen als auch in kurzsilbigen Wörtern. Beispiele: *natia > aschw. nät N. ,Netz', *kun%a > aschw. kyn N. »Geschlecht, Art', *valj,an > aschw. välia ,wählen', *gladjan > aschw. gläpia .erfreuen', *studjan > aschw. styßia .stützen'. Diese Umlautregeln sind gemeinnordisch; sie gelten sowohl für das Isländische und Altnorwegische als auch für das Altschwedische und Altdänische. Eine Ausnahme bildet wahrscheinlich das Gutnische (Gotländische). Im Altgutnischen scheint ein i Umlaut bewirkt zu haben, auch wenn es nach kurzer Silbe synkopiert worden war. Ζ. B.: steßr M. .Stelle' (neben staßr), rygr M. .Roggen' (vgl. isl.

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Lautlehre

rugr), slegr M. .Schlag', Prät. legpi ,(er) legte' (aschw. lagpe), vendus ,sie gewöhnten sich' (aschw. vandus), Part, berpr .geschlagen' (aschw. bar Per), ν er fir .gewehrt' (aschw. vor per), spyrpr .gefragt' (aschw. spur per)12. Es ist unsicher, wie der nordische i-Umlaut vom phonetischen Standpunkt aus im einzelnen verstanden werden soll. Besteht er in einer Mouillierung, d. h. ist die Palatalisierung des Vokals durch den oder die dazwischenliegenden Konsonanten vermittelt worden ? Oder hat das i direkt auf den starktonigen Vokal eingewirkt, so daß dieser in eine Art von Angleichungsprozeß geriet? In einer Zahl von Fällen handelt es sich sicher um eine derartige Fernassimilation. Am häufigsten wird wohl die Ansicht vertreten, daß der i-Umlaut durchwegs eine Fernassimilation ohne Vermittelung des oder der dazwischenliegenden Konsonanten sei13. Der Umlaut wurde in vorhistorischer Zeit durchgeführt und kann deshalb nicht mit Hilfe der inschriftlichen Sprachdenkmäler erhellt werden. Professor Axel Kock (f 1935) hat eine Hypothese für die Chronologie des i-Umlauts aufgestellt, indem er das vorhandene Material der Inschriften mit den empirisch gesicherten Regeln für die Synkope verband. Er unterscheidet einen ä l t e r e n i - U m l a u t , der durch ein schwindendes i in langsilbigen Wörtern verursacht wurde, und einen j ü n g e r e n i - U m l a u t , den ein bewahrtes i (in sowohl kurzsilbigen als auch langsilbigen Wörtern) bewirkte. Dazwischen wäre ein Zeitraum ohne i - U m l a u t gewesen, in dem i nach kurzer Wurzelsilbe synkopiert worden wäre. Nach Kock hätten wir also mit folgenden Perioden zu rechnen: 1. Periode: schwachtoniges i schwindet nach l a n g e r Wurzelsilbe und bewirkt Umlaut. 2. Periode: schwachtoniges i schwindet nach k u r z e r Wurzelsilbe ohne Umlaut zu bewirken. 3. Periode: Ein nach den Synkopewellen noch erhaltenes i bewirkt immer Umlaut. Die Kock'sche Periodentheorie ist öfters kritisiert worden. Es war besonders die umlautlose Zwischenperiode, die schwer zu 12

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H. Pipping, Gotländska studier (1901), N. Carlsson, Det gotländska iomljudet (1921). Uber den Verlauf des i-Umlauts, s. V. Jansson, Nordiska vin-namn (1951), S. 137 f. mit dort angeführter Literatur, und E . Wessen, Isländsk grammatik (2. Aufl. 1961}.

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Urnordisch. Synkope und Umlaut

akzeptieren war. Es sind mehrere Versuche unternommen wurden, diese Annahme zu umgehen und eine größere Kontinuität in der Entwicklung zustandezubringen (u. a. von D. A. Seip, Bengt Hesselman, Valter Jansson). Keiner dieser Versuche wirkt indessen so überzeugend, daß er allgemeine Anerkennung gefunden hätte. Es gibt aber Erscheinungen, die darauf hindeuten, daß die Kock'sche Theorie trotzdem für Wesentliches in der Entwicklung des i-Umlauts zutrifft. Eine einzige sei hier angeführt. Nach k u r z e r Stammsilbe ist Umlaut im Präteritum des Verbums .setzen': isl. setta, aschw. sätte ,(ich) setzte' ( < urn. satido) und im Adjektiv (eigtl. Part. Prät.) isl. mettr, aschw. matter ,satt' eingetreten. Das hängt offenbar damit zusammen, daß der umlautbewirkende Vokal in diesen beiden Wörtern zwischen zwei gleichen Konsonanten stand. Die Synkope ist in diesem Fall früher und schneller eingetreten als sonst14. Das i der Mittelsilbe ist ungefähr gleichzeitig geschwunden wie das der langsilbigen Wörter (ζ. B. *knütidö > isl. knflta ,ich knüpfte') und hatte deshalb Umlaut zur Folge. Diese beiden Formen scheinen also für die Kock'sche Umlauttheorie zu sprechen. Weitere Belege für die Auffassung von Kock können Fälle wie isl. lausn F. ,Lösegeld' ( < urg. *lausini-), sti&rn F. .Steuer' (< *steurini~) usw. liefern. Der Zwischenvokal war lang und ist deshalb während der ersten Umlautperiode nicht geschwunden, sondern erst später, als der Umlaut nicht mehr wirksam war16. 14

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M. Kristensen in: „Namn och bygd" 20 (1932), S. 128f. Ähnliche Beispiele für den Schwund eines schwachtonigen Vokals zwischen gleichen Konsonanten sind: isl. litit > litt .wenig' (auch aschw. litt in gewissen Texten), schw. en annan > en ann ,ein anderer', narreri > narri .Scherz* usw. Eine in verschiedener Hinsicht abweichende Meinung über den i-Umlaut hat B. Hesselman in: „Omljud och brytning" (1945) S. 26f. verfochten, der Zweifel an der Periodentheorie ausdrückt; ferner V. Jansson in: „Nordiska vin-namn"(1961), S. U l f . — Nach H. Pipping (u. a. in: „Xenia Iidöniana", 1912, S. 172f.) ist die Synkope nach k u r z e r Wurzelsilbe nicht lautgesetzlich bedingt, sondern beruht auf Analogie. Daß der i-Umlaut bei kurzsilbigen Wörtern fehlt, sei auf den weitgehenden Einfluß, den die langsilbigen Paradigmata (deren Zahl größer war) innerhalb der verschiedenen Flexionsgruppen auf die kurzsilbigen ausübten, zurückzuführen. Nach dem Muster der lautgesetzlichen Gruppe gästr wurde *stadiR durch staör ersetzt, bevor die Umlauttendenz angefangen hatte zu wirken. Zur Diskussion über hiehergehörende Fragen, s. O. Panelius, Wessin, Schwedisch I

2

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Lautlehre

Die Regeln für den Umlaut werden sowohl in einzelnen Paradigmen als auch bei ganzen Formgruppen auf vielerlei Art durchbrochen, so ζ. B. bei den i-Stämmen. Im Paradigma isl. gestr, aschw. gäster ist der Umlaut durchgeführt (auch im Gen. Sg. und PI.), während umgekehrt im Paradigma isl. staör, aschw. staper der unumgelautete Vokal durchgedrungen ist (im Nom. PI. stadir statt *stedir)16. Ganz anders ist der Wechsel in dt. Gast: Gäste, Stadt: Städte. — Den Wechsel gibt es hingegen bei den u-Stämmen und den Wurzelnomina, ζ. B. aschw. sun Μ. ,Sohn': PI. synir, foter M. ,Fuß': PI. föter, nat F. ,Nacht': PI. nätter. — Im übrigen gibt es Beispiele auf verschiedenen Gebieten: aschw. kätil M. .Kessel': PI. katlar und kätlar (spätere analogische Form), super Adv. .südlich': Komp. sypri\ zu diesem Komparativ wurde dann der Positiv syper, nschw. Söder gebildet. — In verwandten Wörtern ist ein ursprünglicher Wechsel häufig in jüngerer Zeit ausgeglichen worden, ζ. B. aschw. län N. .(An)leihe': läna .leihen' (heute: Ιάη: läna). las .Schloß': läsa .schließen' (heute: Ids: läsa), kamber ,Kamm': kämba .kämmen' (heute: kam: kamma). Die An- und Ausgleichungen haben sich im Isl. und Aschw. häufig in einander entgegengesetzter Richtung entwickelt. Im Altschwedischen geschahen sie oft zugunsten des unumgelauteten Vokals. Dies ist vor allem im Präs. Sg. und Prät. Konj. der starken Verben der Fall. Die ursprünglichen Endungen im Präs. Sg. sind -u, -iR, -id (vgl. lat. lego, legis, legit, dt. gebe, gibst, gibt). Umlaut hätte also in der 2. und 3. Sg. der langsilbigen Verben eintreten sollen, nicht aber in der 1. Sg. und den kurzsilbigen Verben. Diese Verteilung läßt sich in den nordischen Sprachen nicht nachweisen. Der Ausgleich geschah so, daß im Isl. der Vokal im ganzen Präs. Sg. von sowohl langsilbigen als kurzsilbigen Verben umgelautet wurde, während er im Aschw. nicht umgelautet wurde: isl. skß, -r (zu skiöta .schießen'), held, -r (zu halda .halten'), tek, -r (zu taka .nehmen'), aber aschw. skiüter, holder, taker. Im Aschw. gibt es allerdings auch einzelne Beispiele von umgelauteten Formen: later (zu lata .lassen'), gräver (zu grava, grava), drägher (neben

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Hugo Pipping (Skrifter utg. av Svenska Litteratursällskapet i Finland, nr 363,1956), S. 130f. Der Plural städer .Städte' (mit Akut!) im Schwedischen beruht auf jüngerer (mittelalterlicher) Entlehnung aus dem Niederdeutschen (vgl. dt. Stadt, Städte).

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Urnordisch. Synkope und Umlaut

dragher zu dragha ,ziehen'), slär (zu slä .schlagen'), fär (zu fä ,erhalten'), gär (zu gä .gehen'). Diese Formen sind in der epischen Dichtung häufig. Zu later und gräver wurden dann die Infinitive lata und gräva gebildet; letzteres ist geblieben, ist aber zu den schwachen Verben übergetreten: gräva, grävde (vgl. isl. grafa, grof und dt. graben, grub). Auf later geht das Hilfsverb lär zurück, das angibt, daß man eine Mitteilung nach Angabe eines andern ohne Gewähr weitergibt, ζ. B. han lär vara sjuk ,er soll krank sein'. In dän. grcede .weinen' und blase .blasen' (vgl. isl. grdta und bldsa) hat der umgelautete Vokal gesiegt und ist auch in den Infinitiv eingedrungen. Der Konj. Prät. der starken Verben, der vom gleichen Stamm wie der Ind. Prät. PI. gebildet ist, sollte eigentlich i-Umlaut haben, da die Endung im Urnordischen ein t enthielt. Das Isländische hat skyti, ttki, vceri, während es im Altschwedischen in Analogie mit dem Ind. Prät. PI. skuti, töke, väre heißt. Diese Auswirkungen der Analogie liegen im allgemeinen in vorliterarischer Zeit. Andere Abweichungen von den Umlautregeln sind schwieriger zu erklären. Es gibt regelwidrig sowohl kurzsilbige Formen mit als auch langsilbige ohne Umlaut. Feminine i-Stämme haben im Altschwedischen häufiger Umlaut als im Isländischen: isl. urt .Kraut', sion .Gesicht', burdr .Tragen, Last, Geburt', skurdr »Schneiden, Ernte', stuldr ,Diebstahl', drdttr .Ziehen', sad ,Säen, Saat', SQgn .Sage', vqrn ,Wehr', aschw. yrt, syn, byrp, skyrß, styld, drät, saß, säghn, värn; isl. dad ,Tat', aschw. dadh, aber älteres Nschw. auch odädh. In mehreren Fällen zeigen die Wörter dieser Gruppe in den beiden Sprachen auch verschiedenes Genus. Nicht eingetreten ist der Umlaut in Fällen wie isl. kvdnlauss ,ohne Ehefrau' ( < *kväni~) zu kvdn, kvcen »Ehefrau', brüöhlaup N. .Hochzeit' ( < *brüdi-), Älfheimr, aschw. Alfvum am Götaälv « *am-) zu elfr F. .Fluß' (dt. Elbe). Anm. 1. Bei kurzem e ist der Umlaut älter als bei den hinteren Vokalen. Er ist gemeingermanisch und war schon im Zeitraum des Urnordischen durchgeführt. Urg. e wurde zu ϊ vor einem i (oder i) der Folgesilbe. Dieser Umlaut erfolgt sowohl in langsilbigen als auch in kurzsilbigen Wörtern. Wahrscheinlich ist er gleichzeitig mit dem a-Umlaut (§ 2); er verrät auch einen gewissen Grad von Verwandtschaft mit dem a-Umlaut des ü zu ö: vor i ({) und vor Nasal + Konsonant wird £ zu ί (lat. ventus, aber dt. Wind, schw. 2·

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Lautlehre

vind); ü bleibt ebenfalls erhalten (in seiner geschlosseneren Qualität und wird nicht zu ö) vor i (auch vor u) und vor Nasal + Konsonant. Beisp.: *snellln > isl. aschw. snille F. ,Klugheit' zum Adj. sniallr ,rasch' (vgl. dt. schnell), isl. aschw.gipt F.( *hänum, vgl. dän. ham), mä .kann' : PI. möghum (neben mäghum), Dat. *miklum (zu mikil ,groß') wird zu mykVum (wozu dann auf analogischem Wege der Nom. mykil). 2. In der Nähe von konsonantischem u: huru, älter hworu ,wie' (< *hwäru, Dat. Sg. N. von hwär .welcher von beiden', also eigentlich ,auf welche Weise', s. § 9), hovuß ,Kopf' (urn. *hautud > *hauud, isl. hgfud, altgutn. havufi). 3. Konsonantischer u-Umlaut (w-Umlaut) ist im Altschwedischen besser bewahrt, denn er war jeweils im ganzen Paradigma eingetreten, da w zum Stamm gehörte. Beispiele: öl N. ,Bier' ( < urn. *alwa, s. § 9), öx F. ,Axt' (< urn. *akwisi), trygger ,treu' (< urn. triggwia-, got. triggws; vgl. S. 38, Anm. 8), hugga ,hauen' ( < *haggwan, isl. hqggva, got. haggwan; ρ vor einem im Runenschw. erhaltenen w wird zu u, § 9), göra .machen' ( < *garwian > gärwa)21, pry skia .dreschen' (von urn. Priskwian). § 5. Brechung. Unter Brechung versteht man die Diphthongierung eines Vokals unter dem Einfluß eines andern Lautes. Die Brechung ist daher mit dem Umlaut verwandt, obwohl das Resul19

M 21

Darüber zuletzt B. Hesselman, Huvudlinjerinordiskspräkhistorial (1948), S. 9; O. Skulerud in: „Maal og minne" 1960, S. 19f. B. Hesselman in: „Namn och bygd", Jrg. 21 (1933), S. 92f. Über die Entwicklung der verschiedenen Formen des Verbums .machen' (schw. göra), s. O. von Friesen in: „Nysvenska studier" 14 (1934), S. 123f.

Lautlehre

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tat ein anderes ist. Während der Umlaut eine Art von Lautangleichung (Assimilation) ist, bedeutet die Brechung eine Spaltung des Vokals. In den nordischen Sprachen wird die Brechung von einem schwachtonigen Folgevokal — schwindenden oder erhaltenen — hervorgerufen, im Angelsächsischen oft von andern Lauten (auch von Konsonanten). 1. Gemeinnordisch ist nur die Brechung von kurzem e. Wahrscheinlich wurde der Vokal in seinem zweiten Teil zunächst offener ausgesprochen, und die beiden Teile des so entstandenen Diphthongs haben sich dann immer mehr differenziert. Schwachtoniges α der Folgesilbe bricht e zu ia (a-Brechung), schwachtoniges u hingegen zu io, isl. ig (u-Brechung). Beispiele: urn. urn. tun. urn. urn.

*edna- (vgl. dt. eben ) > isl. iafn, aschw. iamn *hertö (vgl. dt. Herz ) > isl. u. aschw. hiarta *geldan (vgl. dt. gelten) > isl. u. aschw. gialda *erÖu (vgl. dt. Erde ) > isl. igrd, aschw. iorp *fedur > isl. figgur (δ > g zwischen ig und u), aschw. fiughur .vier' (Neutrum).

Das Altschwedische hat eine größere Zahl von Brechung als das Isländische. Im Gegensatz zum u-Umlaut ist die Brechung also im Osten häufiger. Es ist unsicher, ob dies die Folge lautgesetzlicher Entwicklung ist oder ob es auf analogischem Ausgleich beruht22. Beispiele: aschw. fiät N. .Schritt' : isl. fet (urn. *feta~) aschw. iäf N. .Ablehnung, Einwand': isl. ef (urn. *eba-) aschw. piäli M. .gefrorener Boden': isl. fielt, norw. tele, westschw. täle (im Aschw. Ausgleich nach den obliquen Kasus, die in der Endung a hatten) aschw. stiäla ,stehlen': isl., norw. stela, wschw. stäla, aschw. spiärna (spam), nschw. spjäma ,sich dagegen spannen': isl. sperna (sporn), norw. spenne .treten, stoßen' ögL biära .tragen': isl. bera, aschw. bära ögL miäta ,messen': isl. meta, aschw. mäta GL ieta .essen': aschw. äta 22

Über diese Fragen haben A. Kock und B. Hesselman in den Jahren 1912 und später eine Diskussion geführt.

Urnordisch. Synkope und Umlaut

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GL giefa ,geben': aschw. giva GL skiera .schneiden': aschw. skära

gotl. Mundarten sjägl Ν. ,Segel' ( < agutn. *siagl) : aschw. säghl, isl. segl. Dazu mit i-Umlaut (§ 3, Anm. 1) das Verb isl. sigla, aschw. sighla, gotl. sigle ( < urn. *seglian). Die gotländischen

Mundarten haben somit (im Gegensatz zu den neuschwedischen) den lautgesetzlichen Wechsel zwischen Grundwort und Ableitung bewahrt: sjägl:

sigle.

In schwachtoniger Stellung tritt die Brechung nicht ein. Aschw. ämväl .auch, desgleichen', ämgoper »gleich, gut' neben iämväl, iämgoßer. Präfixe sind oft schwachtonig. Das Pronom ,ich' (schw. jag) hieß im Urnordischen sowohl eka (der Stein von Söderköping) als auch ek (das Horn von Gallehus), urg. *ekö, idg. *egöm (lat. ego). Die nordischen Altsprachen haben teils iak, teils ek. Erstere Form ist schwedisch, ostdänisch und teilweise ostnorwegisch, letztere isländisch, westnorwegisch, teilweise ostnorwegisch und westdänisch (jütisch). Beide Formen können sich regelmäßig aus urn. eka entwickelt haben, jene in starktoniger und diese in schwachtoniger Stellung. Auffallend ist aber, daß die gebrochene Form ostnordisch ist, die ungebrochene jedoch westnordisch. Das Präteritum der Verben halda .halten' und falla sollte lautgesetzlich in den Pluralformen Brechung zeigen, in den Singularformen dagegen nicht. Hier ist Ausgleich eingetreten. Im Isl. hat der Vokal des Singulars gesiegt (helt,

heldom,

feil, fellom),

im

Aschw. hingegen derjenige des Plurals (hiolt, hioldom, fiol, fiollom).

Westgötische Texte haben jedoch fäl, hält Der Tiername säl: själ M. .Seehund'. Die gebrochene Form ist in den Mundarten der Ostküste zu Hause, die ungebrochene in denen der Westküste. Eine ähnliche Verteilung gibt es im Dänischen; vgl. die Formen Sjcelland,

Silland.

2. Nur ostnordisch (jedoch nicht gutnisch) ist die Brechung von y (§ 4, 3) zu tu vor ggw, ngw, nkw. Das Brechung bewirkende Element ist ein konsonantisches u. Man nennt diese Erscheinung die ostnordische w-Brechung. Das Isl. hat hier w-Umlaut. Kons, u ist 28

B. Hesselman erklärt in: „Ordgeografi och spräkhistoria" (1936) die Formen von halda und falla anders.

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Lautlehre

im Aschw. in diesen Wörtern schon in vorliterarischer Zeit geschwunden. Beispiele: urn. *biggwa > aschw. biug N. .Korn' (isl. bygg) urn. *lingwa > aschw. liung N. .Heidekraut' (isl. lyng) urn. *singwan > aschw. siunga .singen' (isl. syngva, vgl. dt. singen) urn. *sinkwan > aschw. siunka .sinken' (isl. sekkva, vgl. dt. sinken) Nach r unterbleibt die Brechung: trygger .geborgen', bryggia .brauen', rynkia .runzeln' usw.24. § 6. Der Akzent. Synkope und Umlaut hängen ganz offensichtlich mit durchgreifenden Veränderungen der Akzentverhältnisse in urnordischer Zeit zusammen. Die urnordischen Akzentverhältnisse haben auch den Akzent der jüngeren Zeit bestimmt. Wörter, die aus der urnordischen Zeit als einsilbige hervorgingen, erhielten den Einsilbigkeitsakzent (den Akut, schw. „akut aksent"), die, die damals zweisilbig waren, den Zweisilbigkeitsakzent (den Gravis, schw. „grav aksent"), ζ. B. da'g der Tag: dcCgar Tage. Auch die bestimmte Form Sg. hat Einsilbigkeitsakzent: da'gen der Tag; der Artikel war ursprünglich ein selbständiges Wort, das sich enklitisch an das Substantiv anschloß (§111). Ferner fader Vater: fä'der Väter, bry'ta brechen: bry'ter breche, bricht, sö'ner Söhne: fött'er Füße, nyck'el (aschw. nykil) Schlüssel: ha'gel (aschw. haghl). In fä'der, bry'ter, fött'er, wo das e ein im Altschwedischen entstandener Svarabhaktivokal ist (s. § 41), war ein Endungsvokal synkopiert worden, in synir Söhne dagegen nicht, weshalb dieses auch nach der Synkopezeit zweisilbig blieb. 21

Vielleicht ist diese Erscheinung „gleichartig und gleichzeitig mit dem

Übergang von iü zu y in ζ. B. aschw. brjta, frjsa, rjlka (s. unten § 11) und

aschw. trygger also aus älterem *triuggR entstanden (vgl. runendän. siktriuk Vedelepang)" (E. Harding, Spräkvetenskapliga problem 6. 1944. S. 11).

Kap. II. RUNENSCHWEDISCH (ung. 800-ung. 1225) Die Sprachentwicklung geht natürlich kontinuierlich vor sich. Perioden und Periodeneinteilung entsprechen in der Sprachgeschichte ebensowenig unmittelbar der Wirklichkeit wie in der politischen Geschichte oder in jeder anderen wirklichen Geschichte. Indessen versucht man, aus praktischen Gründen Grenzen zu ziehen und Einteilungen zu machen. Als altschwedische Periode bezeichnet man den Zeitraum zwischen ung. 800 und 1526. Es ist zweckmäßig, diese Periode in zwei Abschnitte zu teilen, die vorliterarische Zeit (ung. 800-ung. 1225) und die literarische (ung. 1225-1526). Diese Einteilung ist nicht durch Veränderungen in der Sprechsprache begründet, sondern dadurch, daß die äußeren Bedingungen der Sprache sich veränderten, als man etwa 1225 anfing, sie als Schreibsprache mit lateinischen Buchstaben zu gebrauchen. Vor dieser Zeit gab es nur auf Holz und Stein geritzte Runeninschriften, von denen aus natürlichen Gründen nur die steinernen (zum Teil) bewahrt sind. Die Sprache der vorliterarischen Periode nennt man daher Runenschwedisch. Aus den ersten zwei Jahrhunderten dieses Zeitraums sind nur wenige Inschriften erhalten. Zu diesen gehört diejenige auf dem Stein von Rök, die die längste und bedeutendste von allen bekannten Runeninschriften ist1. Gegen Ende des 10. Jhs. fängt das Errichten von Runensteinen an allgemein üblich zu werden. Die Sitte kam zusammen mit der sog. dänischen Runenreihe aus Dänemark. Besonders in der Mälarseegegend wurden viele Steine zur Erinnerung an verstorbene Verwandte aufgestellt. Am zahlreich1

Siehe darüber E. Wess6n, Om vikingatidens runor (1957), Runstenen vid Röks kyrka (1958) und Fr&n Rök tili Forsa (1969). — Über Runeninschriften im allgemeinen s. S. B. F. Jansson, Runinskrifter i Sverige (1963), The 'Runes of Sweden (1962) und mehrere Aufsätze in: Kulturhistoriskt Lexikon för nordisk medeltid Bd. 14 (1969).

28

Lautlehre

sten sind sie in der Provinz Uppland, die mehr als 1200 Runeninschriften hat. In Södermanland gibt es ung. 375, auf Gotland ung. 300, in Ostgötland ung. 250, in Westgötland ung. 200, in Smäland ung. 100 und in Schonen ung. 50. Im ganzen besitzt Schweden ungefähr 2500 bewahrte und bekannte Runeninschriften; die meisten stammen aus dem 11. und vom Anfang des 12. Jahrhunderts. Die größte Bedeutung der Runeninschriften liegt auf sprachlichem Gebiet. Vor den Handschriften sind sie die einzigen Sprachdenkmäler. Der Wortschatz, von allen Inschriften zusammengenommen, ist ziemlich reichhaltig; vor allem gibt es eine große Menge von Personennamen. Die mangelhafte Schrift ist indessen ein großes Hindernis für die exakte Deutung der Inschriften. In der späteren Runenreihe gab es nur 16 Zeichen, obwohl die Sprache wesentlich mehr Laute besaß; infolgedessen mußte das gleiche Zeichen für mehrere Laute verwendet werden. Geritzt wurde die f-Rune für f und w die b-Rune für b und ρ die J)-Rune für J> und δ die t-Rune für t und d die h-Rune für h und spirant, g (gh) die k-Rune für k und spirant, und expl. g die a-Rune für a und ä die i-Rune für i und e die u-Rune für u, o, y und ö Man machte also keinen Unterschied zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten oder zwischen umgelauteten und unumgelauteten Vokalen; auch Konsonantenlänge wird nicht bezeichnet. Ein Nasal wird vor einer homorganen Explosiva häufig ausgelassen (England wird aklat geschrieben). Die Rune % wird bis ungefähr 1040 für nasaliertes α verwendet (ζ. B. = and .Geist'), später für ο (ζ. Β. bro .Brücke' ,mof>iR .Mutter'). Diese Veränderung beruht darauf, daß der Name der Rune lautgesetzlich von (*ansuR zu) qss zu öss überging (§ 9). Die Vokale DieeinfachenVokaledes Runenschwedischen waren folgende: ursprünglich kurze: ä, ü, l, e\ lange ä, δ, ü, i, e; Umlautsvokale: δ (§ 2); ä, ö, y (§ 3, 4); Q (§ 4).

Runenschwedisch (ung. 800-ung. 1225)

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§ 7. e. Von den einfachen Vokalen wurde in vorliterarischer Zeit nur ein einziger durchgehend verändert: in starktoniger Silbe wurde kurzes e zu kurzem ä, ζ. B. vägher ,Weg', läsa ,lesen', äta .essen' (isl. vegr, lesa, eta). Dieses ursprüngliche e fiel also mit dem ä zusammen, das durch i-Umlaut aus α entstanden war (ζ. B. in välia aus *valian). In einigen Fällen ist die Entwicklung infolge der Nachbarschaft von palatalen Lauten eine andere geworden: 1. Vor der Lautverbindung gj, (mit ghi bezeichnet) ging kurzes ä in i über: isl. segia ,sagen', aschw. sighia, isl. pegia .schweigen', aschw. pighia. Im Präs. Sg. dagegen blieb ä bestehen (sägher, pägher). Im Verbum sighia drang der ά'-Vokal später in den Präs. PI. (vi säghiom .wir sagen', the säghia ,sie sagen') und in den Inf. (GWB hat säya, sägher). Vgl. § 50. Nschw. wird säga, säger geschrieben, aber gewöhnlich säjja, säjjer gesprochen. In pighia aber geschah der Ausgleich zugunsten des Plural- und Infinitiv-Vokals (nschw. tiga). Im Dänischen heißt es sige, tie. 2. Der gleiche Übergang findet sich vor ng, gg, kk, wenigstens in schwachtonigen Wörtern und Silben: angin > ingin ,kein', äkke > ikke .nicht', annat tväggia > annatt(v)iggia > antiggia .entweder' (§ 70). 3. Endlich auch nach g in den beiden Verben giva .geben' (isl. gefa) und gita .vermögen' (isl. geta), die oft schwachtonig gebraucht wurden. § 8. I. e wandelte sich im südlichen Teil des Sprachgebiets zu a, außer wenn es einem Vokal unmittelbar voranging, ζ. B. fa ,Vieh', tra ,Baum, Holz', grät .weinte', ratter ,recht, richtig', Dat. sar ,für sich' (isl. je, tre, gret, rettr, ser). In mehreren altschwedischen Wörtern gibt es einen mundartlich bedingten Wechsel zwischen e und α, ζ. B. let: lat .ließ', gret: grät, rep : rap ,riet' (§ 123, Anm. 2). Die nonnbildende Sprache der jüngeren altschwedischen Periode (die Sprache von Vadstena) hatte im allgemeinen ä. Die Nordgrenze für diesen Übergang liegt heute ungefähr auf der Höhe der mittelschwedischen Seen. Die Schriftsprache ist heute noch schwankend2. Dieser Übergang, der also eine gotische (und dänische) Erscheinung ist, dürfte älter sein als die Monophthongierung von ai 2

Vgl. B. Hesselman in: „Spräk och stil" (1905) und G. Bergman, Samnordiskt e (1921).

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Lautlehre

zu e (§ 10), da dieses neue e nicht davon betroffen wurde. Wahrscheinlich besteht jedoch ein gewisser Zusammenhang zwischen den beiden Veränderungen. Das alte e gab es nur in sehr wenigen Wörtern. Nach und nach bekam es eine Zwischenstellung zwischen zwei neuentstandenen Lauten: nämlich zwischen dem Umlaut-ä (ζ. B. in mala .reden', läghre .niedriger') und demjenigen e, das sich aus dem Diphthong ai — äi — ei entwickelt hatte. Dieser neue e-Laut (in ζ. B. sten) wurde geschlossen ausgesprochen. Das alte e (in ζ. B. fe, gret, fletta .flechten') wurde dann etwas offener ausgesprochen, d. h. gegen α hin verschoben und erhielt so eine Zwischenstellung. Drei verschiedene e— ä'-Qualitäten waren aber zuviel des Guten und konnten sich auf die Länge nicht halten. Das alte e fiel mit einem von den beiden andern zusammen, und zwar in Götaland allgemein mit ä. Weiter im Norden manchmal mit ä (ja, knä .Knie', slät .schlicht, glatt', fläta .flechten' usw.), andere Male mit e (gret, let u. a.). Im Westen des Sprachgebiets blieb e unverändert, so auch in Norwegen. Vgl. ζ. B. die Seenamen Stora Le und Leldngen in Dalsland (zu isl. hier M. ,Meer'). Der Ubergang von e zu α hat somit eine sehr ähnliche Ausbreitung wie die Monophthongierung von ei zu β (§ 10), was ja natürlich ist, falls ersteres eine Folgeerscheinung ist. Das Gotländische hat denn auch das e bewahrt. Überreste von e gibt es sonst noch in nordschwedischen und ostschwedischen Mundarten. In gewissen Mundarten geht e vor einem Vokal in i über, ζ. B. sea .sehen' > sia (Präs. Sg. dagegen ser)3. Das e in neuschw. se stammt aus dem Präs. Sg. In den Mundarten kommt heute noch si vor. Die schwedische Hochsprache hat die Form sia mit einer speziellen Bedeutung (.prophezeien'). Der Wandel von sea zu sia ist mit der Entwicklung im Westnordischen verwandt, wo indessen der Akzent ebenfalls verschoben wurde: sea zu siä (norw. sjä), fehüs .Vieh-haus' zu fios (nordnorw. und jämtländisch fjös). Das Gutnische hat am Übergang von e, e zu ä, α nicht teil: vegr, lesa, fe, retr. Aber e vor Vokal wird zu ϊ: sia .sehen' 4 . » E. Wigforss in: „Namn och bygd" 6 (1918), S. 113f. 1 Im Adverb .hier' (isl. hir) kommt auf östlichem altschwedischem Gebiet Brechung von e in ia vor: runenschw. Mar, aschw. hiär, aber nschw. här. S. darüber B. Hesselman: in „Ordgeografi och spr&khistoria" (1936). Schw. dial, jär .hier' (Blekinge, Finland, Aland, nördl. Dalarne), jänna (Västerbotten).

Runenschwedisch (ung. 800-ung. 1225)

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§ 9. g : g ist durch u-Umlaut aus α entstanden (§ 4). Isl.: ρ wandelt sich um 1200 zu ö. $ und ά fallen nach und nach in einem ö-Laut zusammen, der mit ά bezeichnet wird (neuisl. diphthongisch als au ausgesprochen): Sg. mäl N. ,Rede', PI. später mal geschrieben. Aschw.: q wird (wie im Isl.) in der Nähe eines Nasals zu δ : *ansu > QSS (§ 29) > (um 1040) öss ,Gott', *hänu > hqn > hön ,sie'. g vor u und w wird zu u: *hgvuß > huvuß N. .Haupt', *hwäru (§ 4) > hwqru > hgru > huru ,wie', hgggwa > hugga ,hauen'.

Vgl. isl. dgggwa ,Tau fallen' — schw. dugga ,leicht regnen', woraus schw. duggregn .Regengeriesel' (dagegen isl. dggg F., norw. dogg, dän. dug — schw. dagg ,Tau'); rugga, mausern', dazu ruggig .struppig', aschw. ruggotter ,rauh, runzelig' (dagegen isl. rggg — schw. ragg .Ziegenhaar'); schw. snugga .kurze Tabakspfeife' zum Adjektiv isl. sngggr .kurz' (vgl. schw. snagghdrig, snaggad .kurz geschoren'), g vor l und r wird zu ö'. örn M. .Adler', hörn N. PI. .Kinder', öl N. ,Bier' (isl. gm, bgrn, gl).

An ursprünglichen Diphthongen besaß das Urnordische ai, au und eu. Dazu kamen noch infolge von Umlaut öy und infolge von Brechung ia, io (aus e, § 5). § 10. ai, au, öy. Die ursprünglichen Diphthonge waren im 11. Jahrhundert in Mittelschweden (Södermanland, Uppland) noch erhalten: raiea .errichten', stain ,Stein', J>aiR ,sie' (PI.), tauj>r ,tot',

austr .östlich' (Adv.), |>au ,sie' (N. PI.). Einfache Schreibung der Vokale kam indessen auch vor und war sogar am Anfang des 11. Jahrhunderts recht häufig: stin, tuj>r. Offenbar sind die Diphthonge nahe daran, zu langen Vokalen zusammengezogen zu werden. Die Monophthongierung trat am frühesten (schon im 10. Jh.) in Dänemark auf und breitete sich dann während der Wikingerzeit gegen Norden aus. Ost- und Westgötland erreichte sie um das Jahr 1000 herum. Wahrscheinlich beruht die einfache Schreibung in Uppland am Anfang des 11. Jhs. auf südlichen (dänischen) Vorbildern6. Nach und nach drang die wirkliche Aussprache in der Schrift durch (stain, tau|>r) und erst gegen das Ende dieses Jahrhunderts und s

Auch in Norwegen, wo die Diphthonge nie vereinfacht wurden, kommt die Rune i als Zeichen für ai vor, ζ. B. in der Inschrift bei Vang, Valdres vom Anfang des 11. Jhs.

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Lautlehre

am Anfang des nächsten weisen die nun immer häufigeren einfachen Schreibungen darauf hin, daß die Monophthongierung daals die mittelschwedische Sprechsprache erreicht hatte. Wir müssen freilich auch bei der Runenschrift mit traditioneller Schreibung rechnen. Man schrieb ζ. B. auk ,und', obwohl das Wort wegen seiner Schwachtonigkeit schon früh zu ok geworden sein mußte (s. unten, Anm. 3)'. Die konservative Schreibtradition, die es sicher damals schon gab, macht es bereits auf dieser frühen Stufe schwierig, sichere Schlüsse über die Aussprache zu ziehen. In starktoniger Stellung werden ai zu e, au und öy zu δ: sten Μ. ,Stein', heta .heißen', ögha N. ,Auge', ora N. ,Ohr', hora ,hören' (isl. steinn, heita, auga, eyra, heyra). In den ältesten literarischen Quellen aus dem 12. Jahrhundert sind diese Kontraktionen allgemein durchgeführt. Die Schreibung mit ei kommt zwar in gewissen Handschriften hin und wieder vor, dürfte aber auf fremden Schreibgewohnheiten (norwegisch, niederdeutsch) beruhen oder auf der in gewissen Gegenden weiterlebenden diphthongischen Aussprache7. Die Diphthonge au und öy sind somit in ö zusammengefallen. Dadurch wurde der ursprüngliche Vokalwechsel ausgeglichen, so ζ. B. im Adj. lös (isl. lauss, dt. los) und dem Verbum lösa (isl. leysa, dt. lösen), im Adj. öfie (isl. audr, dt. öde) und dem Verbum öpa (isl. eyöa) .veröden', im Subst. tröst F. (isl. traust, dt. Trost) und dem Verbum trösta (isl. treysten, dt. trösten), im Subst. drömber M. (isl. drautnr, dt. Traum) und dem Verbum dröma (isl. dreyma, dt. träumen). Im Altgutnischen sind die Diphthonge erhalten (ζ. B. im GutaGesetz stain, auga, oyra), was auch in den heutigen gotländischen Mundarten noch der Fall ist. Diphthonge sind auch sonst noch in manchen schwedischen Mundarten bewahrt, so ζ. B. in denen von Jämtland, vom nördlichen Norrland, von Finland, Estland, also in Mundarten des schwedischen Randgebiets. In den Provinzen Bohuslän, Wärmland und Dalarne hingegen hat die Kontraktion, außer in einigen Gemeinden von Dalarne an der norwegischen Grenze, durchwegs stattgefunden8. Im westlichen Norwegen sind • Vgl. die altertümliche und einzigartige Schreibweise dieses Wortes {och, ausgesprochen ock) im modernen Schwedisch (§ 31, 11). 7 Vgl. hierüber C. I. Stähle in ANF 69 (1954), S. 118f. 8 Siehe darüber E. Wessen, V&ra folkm&l (9. Aufl.), S. 56, ferner S. Olsson Nordberg, Fornsvenskan i vära latinska originaldiplom före 1300, 1

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Runenschwedisch (ung. 800-ung. 1225)

die Diphthonge überall bewahrt, während Ostnorwegen ein Übergangsgebiet darstellt, wo die Kontraktion nur in gewissen Stellungen durchgeführt ist. Im großen und ganzen ist aber einer der wesentlichsten Unterschiede zwischen dem Norwegischen und Isländischen einerseits und dem Schwedischen und Dänischen anderseits schon im Mittelalter, daß diese Sprachen die Diphthonge kontrahiert hatten, während sie in jenen weiterbestanden. Anm. 1. Schon im Urnordischen wurden ai vor h zu ä und au (gu) vor h zu δ monophthongiert, z . B . : *aih ,ich besitze' > ä, *aihte ,er besaß' > ätte, *aihti- »besitzen, Besitztum' > ätt, *pauh ,doch' > po. Aber *aigan .besitzen' wird zu egha (isl. eiga). — Im Gotländischen dagegen blieb au vor h (das später schwindet) bewahrt: agutn. pau ,doch', haur ,hoch' (isl. hör, got. hauhs, schwed. hög, dt. hoch), der Kirchenspielname Lau, vgl. schw. Lo-härad, norw. Os-lo, lat. Ulcus (ieur. Houko-) ,Hain'. A n m . 2. Die Lautverbindung urn. aiw (aiu), jünger ceiw, kam in einigen wenigen, aber sehr gewöhnlichen Wörtern vor (got. saiws M. ,See', snaiws M. .Schnee', aiws M. ,Zeit', fraiw N. .Samen' u. a.). Normalerweise entwickelte sie sich im Altschwedischen zu iö: aschw. sior M.. nschw. sjö .See', aschw. snio(r) M., nschw. snö ,Schnee', aschw. *frio, nschw. frö N. (vgl. § 11) ,Samen', slior .stumpf', mior

.schmal'. Vgl. isl. si&r, sniör,

fri6,

slior,

miör.

Der Diphthong iö muß wohl aus älterem ceu entstanden sein, so wie urg. eu infolge von Akzentverschiebimg zu isl. iö, iü, aschw. iü wurde (§ 11): (*saiutR > )

*sceutR >

*sceur >

stör,

Akk. *s&u > siö. Als erste Phase dieser Entwicklung muß man annehmen, daß sich im Urnordischen der Triphthong aiu, aiu zu CEU wandelte. In denjenigen Formen des Paradigmas, wo dieses a u vor einem Vokal stand, der ursprünglich lang war und deshalb auch nach der Synkopezeit noch vorhanden war, verlief die Entwicklung anders. Das zwischenvokalische u behielt seine konsonantische Qualität und wurde später zum gewöhnlichen w-Laut: PI. *seeuöR > *sauaR > isl. sczvar (auch seefar geschrieben). Daher durch Ausgleich dann CB im ganzen Paradigma: isl. scer. Das Isländische hat im allgemeinen vollständige Doppelparadigmen: siör und scer M., (1926), S. 139 mit dort angeführter Literatur, L. Moberg in: „Nysvenska studier" 33 (1963), S. 87 f. — Über die Kontraktion von au, s. J. Sahlgren in: „Namn och bygd" 17 (1929), S. 69f. Wessen, Schwedisch I

3

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Lautlehre

fri6 und freB N., slior und slcer usw. Im Altschwedischen kommt das

Zusammensetzungsglied See- in Eigennamen vor: Sceby, Scetuna usw. Besonders auf ostnordischem Gebiet kommt eine dritte Entwicklung vor, die vom w-Umlaut (§ 4, 3) beim Diphthong cei ausgeht: ceiu > öy (isl. ey, agutn. oy). Hierher gehört das isl. Adv. ey .immer' ( < urn. Akk. *aiua, jünger *mu), gotl. mundartl. snoy .Schnee', froy .Samen', sloy .stumpf'. (Diese Wörter sind im Altgutn. nicht belegt.) Im Altschw. wurde, wie oben im § 10 erwähnt, der Diphthong öy schon in vorliterarischer Zeit zu ö; es ist darum möglich, daß aschw. frö N. .Samen' auf eine entsprechende Form mit öy zurückgeht9. Über die spätere Entwicklung des Vokalismus in diesen Wörtern, siehe § 32, 4, § 169. Anm. 3. Auch in schwachtoniger Stellung wurde au zu o: auk (vgl. dt. auch; eigentlich »Zunahme' zum Verbum auka .zunehmen', schw. öka) > ok. Auf den Runensteinen des 11. Jh.s wird das Wort gewöhnlich auk geschrieben, aber auch uk, ok. Die Aussprache schwankte wahrscheinlich, und vermutlich machte sich der Diphthong noch bemerkbar, wenn das Wort isoliert, also starktonig, ausgesprochen wurde. Auf Schwachtonigkeit beruht wohl auch die Wandlung des Adverbs braut (eigentl. Akk. des Substantivs braut F. .Brechen, Bahnung, Weg'), brautu (eigentl. Dat. desselben Wortes) zu bort .fort, weg' und borto (nschw. borta) ,nicht hier, hin'; vgl. Ausdrücke wie gd bort tili skogen ,in den Wald gehen' und han är borta j>a sjön ,er ist auf See', wo bort und borta unbetont sind

und der Hauptton auf der folgenden Bestimmung (tili skogen, pa sjön) liegt. — Das Wort vindögha .Luftloch, Fenster' (dän. vindu) kommt auch in der Form vindögha (vindogh) vor. Die gleiche Erklärung gilt sicher auch für die Schwächung des Vokals im zweiten Glied des Wortes brullop, bryllop .Hochzeit' (isl. brudhlaup, aschw. auch brullöp; vgl. ahd. brüthlauft, mhd. brütlouf(t) .Brautlauf').

§ 11. eu. eu wird zu iu und verändert sich von einem fallenden in einen steigenden Diphthong. In den westnordischen Sprachen geht iii vor einem dentalen Konsonanten in io über, nicht aber in 9

Über die Entwicklung von urnord. aiw in den nordischen Sprachen, s. A. Kock, Svensk ljudhistoria 2 (1909—11), S. 269f., 300f. (mit dort zitierter Literatur); O. v. Friesen, Till den nordiska spräkhistorien (1901, 1906); E. Wessen, Isländsk grammatik (2. Aufl. 1961), S. 30; über die gotländischen Formen H. Gustavson, Gutamälet 1 (1940), S. 225i.

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Runenschwedisch (ung. 800-ung. 1226)

den ostnordischen, wo es daher ζ. B. biüpa .bieten', liüs .Licht', skiüta .schießen' heißt gegenüber isl. Μόδα, lids, skiöta. Hierher

gehört auch das Wort piup F. .Volk' (isl. ßiod), das ein Bestandteil des Namens runenschw. suijnuji, aschw. Svethiudh (isl. Svlßiöd), eigentlich Svea-Volk, ist, woraus lat. Svetia (Suecia), dt. Schweden, engl. Sweden, frz. Su&de10.

Nach einem r oder l, dem ein Konsonant vorausgeht, wird iü schon runenschwedisch zu y ; später auch nach anlautendem r, ζ. B. bryta .brechen', ßryta .ausgehen (in „ihm geht die Geduld aus")', frysa .frieren', krypa .kriechen', Neutr. pry .drei' (isl. briöta, priöta, friösa, kriüpa, ßriu); riüka, jünger ryka . r a u c h e n ' (isl. riüka); flygha .fliegen', a b e r liügha ,lügen' (isl. fliüga, liuga).

Die Entwicklung in den beiden letzten Beispielen dürfte mit dem Unterschied zwischen dickem und dünnem l zusammenhängen. Die

Konsonanten

Um das Jahr 800 gab es folgende Konsonanten: Verschlußlaute: stimmhafte: b, d, g; stimmlose: p, t, k; Reibelaute: stimmhafte: 5, Ö, g; stimmlose: /, ß, h (= ach-Laut); s, R ( = palatales r, entstanden aus stimmhaftem s); Nasale: m, n, y (ng-Laut); Liquidae: l, r ; Halbvokale: i, u (auch mit j, w bezeichnet). Die Verschlußlaute b, d, g kamen nur in folgenden drei Fällen vor: 1. im Anlaut, 2. wenn der Laut lang war und 3. nach homorganem Nasal (d. h. in den Verbindungen mb, nd, ng = ng-Laut +g). d gab es außerdem in der Verbindung Id. Im übrigen gab es inlautend und auslautend nur die entsprechenden Reibelaute: 5, Ö, g (im Altschw. mit v, p, gh bezeichnet). A n m . 1. Ein stimmhafter Konsonant wurde u r n o r d i s c h im Auslaut stimmlos („die urnordische Auslautverhärtung"). Hier folgen Beispiele vom Prät. Sg. und Imperativ der starken Verben: binda: P r ä t . Sg. urg. *band, u r n . aschw. bant (isl. batt); halda ,hal10

Über altschw. Svethiudh s. R. Pipping, Kommentar tili Erikskrönikan (1926), S. 179f.; E. Hjärne, Svethiudh (in: Namn och Bygd 40, 1962, S. 91f.); S. B. F. Jansson in: Fornvännen 1948, S. 290; E. Wessen in: Svenska Turistföreningens irsskrift 1962, S. 66f., in: Fornvännen 1969, S. 29 f. 3*

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Lautlehre

ten': Prät. Sg. urg. *hehald, isl. helt, aschw. hiolt; ganga .gehen': Imperativ urg. *gang, urn. *gank, isl. gakk, aschw. gaku, Prät. Sg. *gegang, isl. gekk, aschw. gik; stinga .stechen': Prät. Sg. urg. *stang, urn. *stank, aschw. stak; springa: Prät. Sg. urg. *sprang, urn. Prät. Sg. *sprank, aschw. sprak; standet .stehen': Imperativ urg. *stand, urn. *stant, aschw. stat. Die Auslautverhärtung unterbleibt in der Beugung der Substantive (land < urn. *landa), da der Konsonant in urnordischer Zeit nicht im Auslaut stand. Anm. 2. Die stimmhaften Reibelaute 5, d, g sind im Urgermanischen zum Teil ursprünglich (d. h. sie sind bei der germanischen Lautverschiebung aus idg. bh, dh, gh entstanden), zum Teil sind sie nach den Regeln des Vernerschen Gesetzes aus den stimmlosen Reibelauten /, ß, h ( < idg. p, t, k) entstanden12. Beispiele: urn. *werpan .werden', *warp: *wurdum, *wurdenaR; *slahan .schlagen', *slöh: *slögum, *slaginaR; *sehwan .sehen', *sahw: *sägwum; *fanhan, jünger *fähan .fangen': Prät. PI. *fingum. Dieser Wechsel von p: d,h: g findet sich in allen Verben, die den stimmlosen Reibelaut im Infinitiv aufweisen. Anm. 3. / und p werden im Inlaut nach Vokal und nach stimmhaftem Konsonant stimmhaft: / wird zu 5 (im Isl. / geschrieben), Ρ zu d, ζ. B . : urn. *wulfaR > *UWR (isl. ulfr, aschw. ulver), vgl. *seltaR > *sialdr (isl. sialfr, aschw. siälver); im Deutschen ist der Wechsel noch erhalten: Wolf — selber. Urn. *bröper wird zu brödir (got. broPar, dt. Bruder). Urn. *fader dagegen hat auf grund des Vernerschen Gesetzes stimmhaften Reibelaut (got. fadar, dt. Vater). Nach diesem Wandel lassen sich die Spuren des Vernerschen Gesetzes nur dann feststellen, wenn der Reibelaut nach einem homorganen Nasal folgte, ζ. B. urn. *finpan .finden', *fanp: *fundum, *fundenaR, isl. finna, fann: fundum, fundinn, was darauf beruht, daß np in nn übergeht, nö aber zu nd wird. Anm. 4. Urnord. h war ein stimmloser Reibelaut („ach-Laut"). Es hat sich in allen Stellungen gewandelt und ist im Altschwedischen in historischer Zeit nicht mehr als Reibelaut erhalten. Man beachte, daß im Altschwedischen ein langer Konsonant im Auslaut nicht doppelt geschrieben wird (§ 31, 7). " S. darüber E. Wessen, De nordiska spräken (8. Aufl. 1968), S. 13 f., Die nordischen Sprachen (1968), S. 10f.; Isländsk grammatik (2. Aufl. 1961), S. 34f. Die Veränderung bedeutet eine Schwächung in der Artikulation: stimmlose Konsonanten werden stimmhaft zwischen stimmhaften Lauten (Vokalen) in schwächer betonter Silbe. 11

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In urn. Zeit wird hs zu ks, ζ. B. vaxa, sex (vgl. dt. wachsen, sechs), ht wird zu tt, ζ. B. ätta, nätt (vgl. dt. acht, Nacht). Im Anlaut vor Vokal geht urn. h in einen aspirierten Α-Laut über. Als Reibelaut blieb h in den Verbindungen hl, hn, hr, hj, hw weiterbestehen, d. h. anlautend vor Konsonant. Siehe ferner § 14 und § 168. A n m . 5. Stimmloses s wird nach den Regeln des Vernerschen Gesetzes zu stimmhaftem s(z). In den meisten indogermanischen Sprachen kommt s oft als Endung im Nom. Sg. und PI. vor (lat. servus, lex < leg-s, dies, jructus), ferner beim Verb in der 2. Pers. Sg. (lat. amas) und in Komparativendungen (lat. mafus). In diesen Formkategorien wird s nach dem Vernerschen Gesetz stimmhaft; im Urnordischen entwickelt es sich weiter zu einem palatalen R, das nach und nach mit dem ursprünglichen r zusammenfällt. Beispiele: urg. *dagaz > *dagR > isl. dagr, aschw. dagher ,Tag', PI. *dagöz > isl. dagar, aschw. daghar (vgl. got. dags, PI. dagos), PI. *fötiz > *föttR > fotr ,Füße'. Auf den Runensteinen des 11. Jahrhunderts wird der Unterschied zwischen r (R) und R () noch aufrecht erhalten. Der Wandel R~>R scheint indessen, nach den Runeninschriften zu urteilen, auf westnordischem früher als auf ostnordischem Gebiet stattgefunden zu haben. Auf dem Stein von Karlevi (öland), dessen Inschrift norwegisch ist, kommt das Runenzeichen rh nicht vor, obschon man es an zehn Stellen erwarten würde (statt R). Grammatischer Wechsel nach dem Vernerschen Gesetz ist noch bewahrt im isl. Verbum vesa .sein', vas: vgrom, verit nebst dem Substantivum vist .Wohnsitz, Aufenthaltsort'. A n m . 6. Konsonantisches i (}) schwindet anlautend vor Vokal' ζ. B.: *}ungaR wird zu ungr, *jära zu är, *juka zu ok (dt. jung, Jahr, Joch), *\eulö zu iül N. PI. .Weihnachten'. Wörter, die in den nordischen Sprachen ursprünglich mit einem konsonantischen i anlauteten, beginnen heute auf einen Vokal. Diejenigen nordischen Wörter, die jetzt mit einem j beginnen, hatten entweder ursprünglich ein e im Anlaut, das (nach § 5) zu ia, io gebrochen wurde (jag ,ich', jord ,Erde', jätte ,Riese'), oder auch sind sie von andern Sprachen übernommene Lehnwörter (jungfru, jaga). Wenn ein Wort im Deutschen mit j beginnt, kann es daher in den nordischen Sprachen nicht mit j beginnen, und umgekehrt, insofern es nicht entlehnt ist.

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In den Antwortwörtern ja, jo .doch' bleibt j erhalten, weil für diese Wörter als starktonige Satzwörter die Regeln der gewöhnlichen Wörter nicht gelten (vgl. E. Lid ulfr M., *wullö > ull F., *wurÖa > ord N., *WödenaR > ödinn. Vgl. dt. Wolf, Wolle, Wort, engl, wolf, wool, word; ahd. Wotan, ags. Woden. Anm. 8. Langes konsonantisches i und langes konsonantisches u (H, uu) werden zu ggj, ggw (got. ddj, ggw). Dieser Wandel findet in den westgermanischen Sprachen nicht statt und man hat daraus auf eine ursprüngliche nähere Verwandtschaft zwischen Goten und Nordgermanen geschlossen. Beispiele: urg. *ajja, um. *aggja, isl. egg, aschw. ägg N. (got. addi, dt. Ei); isl. tveir ,zwei': Gen. urg. Hwaiiö, isl. tveggia, aschw. tväggia (got. twaddje); isl. aschw. prir ,drei': Gen. ßriggia; urg. *hauuan, urn. *haggwan, isl. hgggva, aschw. hugga (got. haggwan, dt. hauen)·, Adj. urg. Hreuuia-, urn. Hriggwia-, isl. tryggr, aschw. trygger (got. triggws, dt. treu). Anm. 9. Vor konsonantischem i wird der Reibelaut g zum Verschlußlaut g und wird gedehnt: urg. *legj,an > isl., aschw. liggia .liegen', urg. *lagj,an > isl. leggia, aschw. läggia .legen', urg. *hugian > isl. aschw. hyggia .denken, glauben'. § 12. Der bilabiale Reibelaut δ wird nach und nach, aber sicher schon in vorliterarischer Zeit, zu labiodentalem v. Beispiel: urn. * haften (vgl. dt. haben) wird zu aschw. hava\ urn. *liben (vgl. dt. leben) zu aschw. Uva; urn. *seltaR wird auf den Runensteinen des 10. Jahrhunderts sialbR, später sialfR, geschrieben (aschw. siälver). § 13. Konsonantisches u (w) ist im Gegensatz zum Isl. im Anlaut vor r erhalten (allerdings mit Ubergang zu v; siehe unten). Beispiele: vreßer .zornig', vräka .treiben', ντίβα .drehen', vra ,Ecke'. (Das Isländische und Westnorwegische zeigen in dieser Stellung Schwund des Halbvokals: reiör, reka, HÖa, rä.) Dagegen schwindet u vor schwachtonigem Vokal. Beispiel: *hagguan > hugga .hauen', *garuian > göra .machen'. u wird in den meisten Dialekten zu einem labiodentalem v-Laut. Beispiel: vinna .gewinnen' vara .sein'. — Am längsten und allgemeinsten ist es als u in der Stellung nach einem andern Konsonanten erhalten geblieben. Beispiel: swäria .schwören', swälta ,hun-

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gern', hwiter ,weiß'. In derartigen Verbindungen lebt die Aussprache mit u heute noch in südwest-schwedischen Mundarten (südl. Westgötland, westl. Smäland, Halland) weiter; die gleiche Aussprache findet sich auch in jütischen Mundarten. Vgl. § 162. § 14. h schwindet im Runenschwedischen im Anlaut vor l, η und r. Dies gilt auch im Adän. und Anorw.; nur im Isl. ist h erhalten. Beispiel: *hlutuR > luter M. ,Los', *hlaupan > löpa .laufen', *hnigan > nigha .neigen', *hringaR > ringer Μ. .Ring', *hratnaR > *hrabn > ratnn Μ. .Rabe'. Vgl. isl. hlutr, hlaupa, hniga, hringr, hrafn. In den ältesten Runeninschriften ist h jedoch erhalten. Beispiele: hrauR .Röhre, Steinhaufen', hrurikR Rörik (Pers.-name) (alliteriert auf Inschriften mit Wörtern auf h-). Im 11. Jh. ist es aber geschwunden. Im I n l a u t und A u s l a u t schwindet h verhältnismäßig früh (schon im Urnordischen). Beispiel: *slahan > slä .schlagen', Prät. Sg. *slöh > slö, *aih .ich besitze' > ä, *sehuan > sea .sehen' Prät. *lag .lag' > *lah (mit urnordischer Auslautverhärtung) > lä. h blieb also im Altschwedischen nur im Anlaut vor Vokal und vor i und u erhalten: horn Ν., halda .halten', hiarta N. .Herz', huat ,was'. Anm. In manchen Runeninschriften fehlt h vor Vokal im Anlaut der Wörter, besonders in Uppland. Beispiel: kuj> i a l b i $ n s $ n t a u k s a l u ( u r kifi ^ n u m sakaR a u k sutiR ,Gott helfe seinem Geist und (seiner) Seele (und) vergebe ihm seine Schulden und Sünden', arj> s l a g i n ,hart geschlagen'. — Diesen Α-Schwund gibt es heute noch in ostmittelschwedischen Gebieten (Roslagen, Södertörn) und in gewissen Teilen der Provinz Dalarne18. § 15. R och r werden noch auseinandergehalten. Ein paar Verschiebungen haben jedoch stattgefunden. Nach Dental geht R in r über, ζ. B . : a n u t r Anund, a s m u t r Äsmund, k n u t r Knut, t a u j i r .tot'. Umgekehrt wird r nach palatalem Konsonant palatalisiert, z. B . : fapiR (vgl. Akk. fapur), efttR ,nach'. Über R, siehe ferner § 17 und § 30. 13

E. Wessen, Vära folkmü (9. Aufl.), S. 31.

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Vollständige Assimilationen Man unterscheidet s p o n t a n e und k o m b i n a t o r i s c h e Lautveränderungen. Die meisten Konsonantenveränderungen sind kombinatorisch, d. h. sie geschehen unter dem Einfluß von Konsonanten oder Vokalen in der Umgebimg. Die Konsonanten sind ja die schwachtonigeren Elemente einer Silbe und sind deshalb leichter Veränderungen ausgesetzt als die Vokale. Beispiele von kombinatorischem Lautwandel sind die Assimilation (partielle oder totale) und der Umlaut. Spontane Veränderungen sind die germanischen Lautverschiebungen und der altschwedische Übergang von α zu a (§ 61). Bei einer vollständigen oder totalen Assimilation entsteht ein gedehnter Konsonant an Stelle einer Konsonantenverbindung. § 16. Die ursprünglichen Konsonantenverbindungen mp, nt, nk, (Nasal + homorganer stimmloser Verschlußlaut) werden zu pp, It, kk, und zwar ist dieser Übergang im Isländischen und im Westnorwegischen allgemein, im übrigen Norden aber nur beschränkt. Die Neigung zur Assimilation war im Westen bedeutend stärker als im Osten. Im übrigen dürfte die Entwicklung in verschiedenen Gegenden recht verschieden vor sich gegangen sein. Es ist nicht klar, unter welchen Bedingungen die Assimilation im Altschwedischen stattfindet oder unterbleibt. Sicher ist jedoch, daß schwachtonige Stellung die Assimilation begünstigt. Und so darf man wohl die Regel aufstellen, daß im zentralen ostnordischen Gebiet Assimilation nur in solchen Silben und Wörtern eintritt, die normalerweise schwachtonig sind oder wenigstens in der Rede nicht den Hauptton tragen. Beispiele von assimilierten Formen: Prät. giku < *gink ,ging', das infolge der urnordischen Auslautverhärtung (S. 35, Anm. 1) aus *ging entstanden ist (vgl. PI. gingo), fik (vgl. PL jingo; mit grammatischem Wechsel zum Inf. fa, urn. *fähan, älter *fanhan), sprak (zu springa), stak, (zu stinga .stechen'); Imp.: gak, sprik, stik, stat (zu den Infinitiven ganga, springa, stinga, standa .stehen'); drikka (vgl. dt. trinken), pykkia (vgl. dt. dünken). In einigen Fällen sind analogische Ausgleichformen entstanden: zum Inf. springa ein sprang usw. Zuweilen hat sich ein Paradigma infolge eines in 14

Langer Konsonant wird im Aschw. im Auslaut nicht doppelt geschrieben.

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zwei Richtungen erfolgenden Ausgleichs gespalten, z.B.: springa .laufen' und spricka ,(zer-)springen', stinga und sticka .stechen' 16 . In andern Wörtern (bes. Substantiven und Adjektiven) tritt Assimilation nur in gewissen begrenzten Gebieten ein, besonders im Westen (in den Provinzen Bohuslän, Wärmland, Norrland, weniger in den Mundarten von Dalarne)1®. So heißt es in altschwedischer Schriftsprache bänker M. ,Bank', änkia F.,Witwe', rynkia F. .Falte', Vinter M.. vanter M. .Handschuh', branter ,steil', stunter ,kurz', krumpin .eingeschrumpft', dränkia, ertränken', drunkna .ertrinken', siunka .sinken', Prät. bant ,band' (isl. bekkr, ekkia, hrokkva, vetr, VQttr, brattr, stuttr, kroppinn, drekkia, drukkna, sekkva, batt). Daß die Assimilation gerade bei Verben so häufig stattfindet, kann dann darauf beruhen, daß diese überwiegend in schwachtoniger Stellung vorkommen; sobald sie eine Bestimmung bei sich haben, liegt der Hauptton auf dieser und die Verbform selbst wird schwachtonig. So zeigt ζ. B. das Verb dricka, drack, druckit (urn. *drinkan, vgl. dt. trinken, engl, drink) durchgehend Assimilation, weil es in Ausdrücken wie han dricker ur ,er trinkt aus', han dricker vatten ,er trinkt Wasser' in schwachtoniger Stellung stand. Intransitive Verben sind oft starktoniger als transitive 17 . Auch Assoziationen haben eine große Rolle gespielt. Das Verb drikka hat Assimilation in den Substantiven drykker M. .Trank' und drykkia F. .Trinkerei, Trinkgelage' nach sich gezogen, aber nicht in den etymologisch verwandten Verben dränkia und drunkna18. VgL hat vätter .Vinter', roppa .Schwanz' (sonst schw. rumpa), drukna .ertrinken'; ÖgL mattul M. .Mantel' und votier M. .Handschuh' (sonst schw. vante). GL hat das Wort punki M. .Ehrenbuße' In westnorwegischen Mundarten sind zum Prät. batt ,band' und vatt (zu vinda .drehen') neue Formen mit tt analogisch gebildet worden, so daß jetzt vollständige Paradigmen bitte, batt, butte .binden' und vitte, vatt, vutte .winden' existieren. « Vgl. E . Wessen, Vära folkmäl (9. Aufl.), S. 67. 17 Vom Verbum .sinken' gibt es im Aschw. nur unassimilierte Formen: aschw. siunka (siunker) sank sunkit. Aber innerhalb eines großen mittelschwedischen Dialektgebiets (Närke, Södermanland u. a.) gibt es sowohl sjunka sank (sjönk) sjunki als auch sjucka sakk (sjakk) sjukki mit etwas verschiedenen Bedeutungen. Wahrscheinlich ist hier schon früh eine Differenzierung nach der Tonstärke eingetreten. 1 8 Vgl. das Subst. tag .Griff' (aschw. tak N.) zum Verbum taga .nehmen, greifen' § 73. 1. 15

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(eigentl. .Ansicht, Belieben'); ihm entspricht im Aschw. (auch im ögL) pukki (pokki). Diese Form kann auf Assoziation mit dem Verb pykkia .finden, der Meinung sein' beruhen, in dem wegen seiner Schwachtonigkeit Assimilation stattfand. Aber es ist natürlich auch möglich, daß ein Wort mit dieser Bedeutimg sich innerhalb der Rechtssprache von einem westlichen Gebiet her, wo die Assimilation allgemeiner war, verbreitete. In ostschwedischen Dialekten ist die Assimilation eher ein wortgeographisches als ein lautgeschichtliches Problem. In der GWB gibt es bratt,steil' (twd bratta klippor 1. Sam. 14; vgl. nschw. brant) und black ,fahl' (en black hast Off. 6; vgl. dt. blank). In der heutigen Sprache kommen zuweilen Doppelformen vor: Mint ,Gipfel', bläklint »Kornblume' — klätt .Kornrade', klimp .kleiner Klumpen, Kloß', — kläpp .Klöppel', brant ,steil' — bratt (im Familiennamen Bratt und in westschwedischen Ortsnamen: Brattfors usw.), vante »Handschuh' — mundartl. vatt, vdtt, glunt J u n g e ' — glytt. Daß es der Silbenton ist, der dabei entscheidend ist, davon zeugt die Tatsache, daß auch n i c h t ursprüngliche (erst infolge von Synkope entstandene) in schwachtonigen Silben stehende Verbindungen assimiliert wurden, — im Altschwedischen wie auch im Isländischen —, ζ. B.: bundit .gebunden' ( < *bundent, älter *bundenat), kristit Adj. Ν. .christlich' (zu kristen), mit .meines' (zu min), et ,eins' (zu en). In den meisten starktonigen Adjektiven dagegen tritt keine Assimilation ein, weil ihr Assoziationen entgegenwirken: rent ,rein' (zu ren), punt ,dünn' (zu punder, punn-), sant ,wahr' (zu sander, sann-). Runenschw. sant iaR J)et sum sakat uaR ,wahr ist das, was gesagt wurde' (Aspö)19. § 17. Palatales r (R) gleicht sich vorangehendem l, n, s an, z. B.: Nom. Sg. M. (§ 83): priil .Knecht* (best. Form prällin)20, karl (best. Form karlin)21 ,Mann', sten ,Stein', son, botn,Boden', hals; w

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Uber die im § 16 behandelten Assimilationen, s. J. Brandum-Nielsen in: Festschrift F. Jönsson (1928), S. 361 f.; L. Moberg, Om de nordiska nasalassimilationerna mp > pp, nt > tt, nk > kk med särskild hänsyn tili svenskan (1944), J. Sahlgren in: „Namn och bygd" 32 (1944), S. 204f., B. Hesselman, Huvudlinjer 2 (1963), S. 354f. Der durch Assimilation entstandene gedehnte Konsonant tritt infolge der aschw. Orthographie (§ 31, 7) nur in der bestimmten Form in Erscheinung. Ein gedehnter Konsonant wird nach einem anderen Konsonant gekürzt.

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Nom. und Akk. PI. der Wurzelnomina (§ 86, 91): gäs, mys (mit langem -s) von gas F. ,Gans', mus F. ,Maus'; Nom. Sg. M. der Adjektive (§ 101): hei .ganz, heil', ren ,rein', vis .sicher', vis ,weise' (mit langem Konsonant im M., aber kurzem im F.); Präs. Sg. der starken Verben: stiäl .stiehlt', mal .mahlt', skln .scheint', las .liest' und der schwachen Verben der 2. Klasse: säl .verkauft' (§ 129 Anm. 1). Assimilation tritt auch in schwachtoniger Silbe ein: ängil .Engel' (best. Form ängillin), himil .Himmel', kätil .Kessel', morghon .Morgen'; gamal (langes l im M., kurzes im F.) ,alt', kristin; han ,er' (= kann) < *hanR (vgl. Dat. hönom, urspr. also langer Vokal: *hänR), min, en (langes η im M., kurzes im F.). Nach langem l, η (U, nn) tritt in starktonigen Silben keine Assimilation ein. Beispiele: munderM. ,Mund', sanier ,wahr', brinder .brennt', alder .all', faider ,fällt' (mit i-Einschub, s. § 103). In schwachtonigen Silben dagegen findet auch in diesen Verbindungen eine Assimilation statt. So gibt es ζ. B. neben der starktonigen Form mander M. ,Mann' auch eine schwachtonige man. Assimilation tritt auch in Endungen ein, die mit R anlauten. Beispiele: Gen. Sg. F. -RCIR (ζ. B. half-rar): frälsa(r), vom Adj. fräls .frei' Dat. Sg. F. -Re (ζ. B. half-re): frälse Gen. PI. -Ra (ζ. B. half-ra): frälsa Komparativ -Re (ζ. B. yng-re .jünger'): minne .kleiner' (analog. auch mindre), genne .gerader, bequemer' (analog, auch genare). Hierher gehören auch, wenigstens in einem gewissen Grade, die s-Endungen des Verbums. Die reflexiven (und passiven) Verbformen sind dadurch entstanden, daß reflexive Pronomen (Dat. säR, Akk. sik) enklitisch aktiven Verbformen angefügt wurden. Gewisse Verben regierten den Dativ, andere den Akkusativ. Als das Reflexivum prosodisch und semantisch mit dem Verbum verschmolz, verschwand damit das Gefühl der Rektion, und so konnte der Dativ auch für die Akkusativfunktion verwendet werden. Der Dativ -seR kann -SR und -ss, -s ergeben haben, ζ. B. bepas aus *beida-seR ,für sich erbitten'. Im Isl. sind umgekehrt die Akkusativformen für die Dativfunktion eingetreten: beidask. Es wäre natürlich auch möglich, daß das -s des Schwedischen aus dem Akk. -sik, -sk entstanden ist, wo k dann in schwachtoniger Endung ge-

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Lautlehre

schwunden wäre, oder auch, wenn das nachfolgende Wort mit einem Konsonanten begann, in Sandhi-Stellung, nach dem Dreikonsonantengesetz (s. § 57). § 18. Außer den allgemein durchgeführten Assimilationen kommen auch vereinzelte Fälle vor. Beispiele: gößer: N. got (= gott) ,gut', glaßer ,froh': N. glat, Part, kallaPer »gerufen': kallat, f'ödder .geboren': föt, blinder: blint, Part, känder .gekannt': känt. — Mäpal: Präp. mällom .zwischen' (< *mäplom), brup .Braut': brullop .Hochzeit'. — Runenschw. rojjgais, Gen. von Ropgaiü (isl. Hrödgeirr), mit Assimilation RS > s. — Präs.: slär .schlägt': släs ( < *SIÜRS), kallar .ruft': kailas, giver .gibt': gifs. — Pronomen: annar .anderer': Akk. Sg. M. annan ( ramn ,Rabe' (vgl. ramsvart .rabenschwarz'), *stdbna > stamn M. (vgl. isl. iafn, hrafn, stafn, dt. eben, Rabe, Steven), runenschw. hafnir, aschw· hamnir ,Häfen'. Zum aschw. Subst. dovi M. .Dämmerschlaf' und dem Adj. dovin .faul, abgestumpft' gehört das nschw. Verb domna .erstarren, gefühllos werden', zum Verbum sova .schlafen' (isl. sofa) das Inchoativum somna (isl. sofna) .einschlafen'. Ebenso ist runenschw. rifna (Skarpäker), aschw. rifna, rimna, nschw. remna, rämna .bersten, sich spalten' Inchoativum zu aschw. riva (ref) ,reiben, reißen', und aschw. lifna, limna, nschw. lämna (isl. lifna) .verlassen' Inchoativum zu dem Verb, das in dt. bleiben, ahd. bi-liban steckt (vgl. auch das schw. Subst. kvarleva .Überbleibsel'). Zu aschw. liva ,leben' wurde das Substantivum Ufnadher, limnadher M. gebildet. Im Nschw. heißt es levnad ,Leben' im Anschluß an das Verb leva,leben'. Aschw. ämne,Stoff', ein speziell nordisches Wort (isl. efni), hat ursprünglich 6 in seiner Wurzel; es ist verwandt mit nschw. avel,Zucht', avla ,zeugen' und lat. opus. A n m . Im Isl. kommt umgekehrt ein Übergang von mn zu 5« vor (also eine Art von Dissimilation). Ζ. B. isl. nafn, schw. namn M., vgl. dt. Name, lat. nomen. — Isl. himinn M. heißt im Dat. 28

Das Wort stygn N. (und ähnliche) hat ursprünglich ng: aschw. stynger M., styng N. zum Verbum stinga (§ 119). Die Nebenform stygn (ausgespr. styngn) ist ialsch; sie ist wahrscheinlich als eine Art Hypersvezismus (nach vagn: vang, vgl. oben) entstanden.

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Runenschwedisch (ung. 800-ung. 1226)

— Der Stein von Rök hat die Form nabnum. Daraus wollte man schließen, daß der Übergang von mn zu bn gemeinnordisch gewesen sei (vgl. norw. namn und navn, nabn, dän. navn). Dies ist jedoch sehr unsicher. hifni.

2. / wird im früheren Altschwedischen vor t und s gewöhnlich p. Z.B.: opta ,oft', äptir .nach' (vgl. ahd. aftar, mhd. after), tylpt F. ,Dutzend', gift F. ,Gabe', skript F. .Schrift', skipta .wechseln, teilen'; näpsa .strafen', opsökia ,zu oft ein Gerichtsverfahren beantragen' (MEL), zu of- .über-'. Die Handschriften zeigen in derartigen Fällen pt und (weniger häufig) ft) wahrscheinlich kamen verschiedene Aussprachen vor. Ziemlich oft finden sich Kompromiß-Schreibungen wie gifpta .verheiraten', purfpti .hatte nötig' (zum Inf. purva). Noch im 16. Jh. ist p in den Wörtern opta und eptir nicht ganz selten; in der GWB 1540—41 ist indessen die Schreibimg offta und efftir alleinherrschend. Phonetisch gesehen ist der Ubergang ft > pt eine partielle Assimilation. Sie ist regressiv, d. h. ein Laut wird von (der Vorstellung von) einem folgenden Laut beeinflußt, genauso wie dies mit der Mehrzahl der anderen LautVeränderungen in jener Periode der Fall ist. Vielleicht deutet dies, wie auch der Einschub von Verschlußlauten in gewissen Lautverbindungen (§ 25—27), auf eine energischer gewordene Aussprache. Im jüngeren Altschwedischen und im Neuschwedischen kommt umgekehrt in der gleichen Stellung in den Mundarten vereinzelt der Übergang von ursprünglichem Verschlußlaut p zum Reibelaut / vor. Ζ. B.: knafft (N. des Adj. knapp) .knapp', köffte (Prät. zu köpa .kaufen'), u. a. m., älteres neuschw. diuft (N. des Adj. diup ,tief', S. Columbus, Lucidor), stielft (Part. Prät. zu stidpa .fällen, umleeren', Columbus), tafft (Part. Prät. zu tappa .fallen lassen', Columbus, Lucidor), Offsala ,Uppsala'. Der Dichter Esaias Tegn£r läßt recepter »Rezepte' mit efter .nach' reimen. zu

3. pn wird zuweilen zu kn (woraus nn). Ζ. B.: vakn Ν. ,Waffe' (VgL I, KS usw.), schw. mundartl. vdkenhus »Vorhalle (einer Kirche)', nordschw. strängna »ersticken' (< *stropna, Bildung zu strypa .erwürgen', s. Torp, Etym. Wörterbuch), gotl. gaukn .gewölbte Hand, Handvoll', schw. göpen. Anm. In manchen Wörtern, die aus dem Niederdeutschen stammen, kommt ein kt vor, das auf älteres β zurückgeht; oder es kommt ein Wechsel zwischen ft mid kt vor. Ζ. B. luft ,Luft' und Wessen, Schwedisch I

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Lautlehre

lukt .Geruch', skift .Schicht' (z. B. arbeta i skift .Schichtarbeit haben') und skikt .Schicht', stifta .stiften' und instihta (dasselbe), häfte ,Heft' und hakte ,Haft', kraft und inkräkta .beeinträchtigen', man-haftig .mannhaft' und varaktig .dauerhaft', akter .Achter', rykte .Ruf', äkta .echt'. Dies beruht darauf, daß in gewissen niederdeutschen Mundarten ein Übergang ft > kt in solchen Wörtern stattgefunden hat, bevor sie im Mittelalter von den nordischen Sprachen übernommen worden waren. § 24. nnr wird zu Ör (gemeinnordisch). Beispiele: maßer M. ,Mann': Dat. mannt, Akk. man\ super ,Süden', Komp. syßre: sunnan; annar ,ander'; PI. aj>rir.

Konsonanteneinschub § 25. Zwischen II und s, nn und s wird t eingeschoben. Beispiele: von fatta .fallen' heißt das Präs. refl. falz, von vinna .gewinnen' vinz\ vom Adj. aider .all' (Akk. allan) heißt der Gen. alz, von munder M. .Mund' (Dat. munni) der Gen. münz, von ma}er M. .Mann' (Dat. mannt) der Gen. manz. Bei der Artikulation von l und η kommt der vordere Teil der Zunge in Kontakt mit der Hinterseite der Zähne oder mit dem Zahnfleisch (den Zahnfächern). Sie sind somit wie auch s dentale Konsonanten. In der Regel wird der Kontakt lautlos aufgehoben. Der Luftstrom wird beim l seitlich, beim η durch die Nase hinausgelassen, daher kann kein nennenswerter Luftdruck hinter der Berührungsstelle entstehen. Wenn einem l oder η ein s nachfolgt, muß der feste Kontakt durch einen schmalen Durchgang ersetzt werden, wo die Luft durchgelassen wird. Wenn sich genügend Luft hinter der Berührungsstelle gesammelt hat, um einen gewissen Druck entstehen zu lassen, kann der Übergang hörbar werden. Dies geschieht, wenn die eigentliche Lautbildung bei l, η einen Moment f r ü h e r aufhört als der Kontakt, m. a. W., wenn gegen das Ende des /-Lauts die Zunge fest gegen das Zahnfleisch seitlich anliegt und wenn gegen das Ende des «-Lauts das Gaumensegel in die Höhe gehoben wird und so der Durchgang durch die Nase etwas früher aufhört als der dentale Kontakt. Dann entsteht ein stimmloser Verschlußlaut, ein tf-Laut.

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Runenschwedisch (ung. 800-ung. 1225)

§ 26. Zwischen ü und r, nn und r wird ein d eingeschoben. Die phonetische Erklärung ist die gleiche wie für den Einschub von t nach § 2ö 2 4 . Der eingeschobene Laut wird stimmhaft, weil er zwischen zwei stimmhaften Lauten zu stehen kommt. — nnr hätte ja nach § 24 zu Ör werden sollen, aber die ursprüngliche Konsonantenverbindung wird oft auf analogischem Wege wiederhergestellt. In solchen Fällen wird d eingeschoben. Beispiele: Komp. äldri .älter' (isl. ellri); Nom. Sg. alder ,alT, Gen. PI. aldra (zu all-); faider (Präs. von falla .fallen'); munder (zu munn-) M. ,Mund', brünier (zu brunn-) M. .Brunnen'; sander

(zu sann-) .wahr', tänder (zu tann-) .Zähne'; Sg. tan wird später zu tand umgebildet (analogisch zum PI.); sunder .Süden' (zu sunnan), vgl. dän. Sönderjylland; PI. andrir (zu annar) .andere'.

§ 27. Zwischen m und l, m und r wird ein b eingeschoben. D. h. die m-Artikulation wird mit einem plötzlichen Aufhören des Lippenkontaktes beendigt25. Beispiele: PI. himblar (zu himil M. .Himmel'); Akk. gamblan (zu gammal ,alt'), hambrar PI. (zu hamar M. .Hammer'); Nom. Sg.

limber (Akk. lim) M. .Glied', ormber (Akk. orm) M. .Schlange'. Beispiele für diesen Einschub gibt es schon in Runeninschriften: krimbR, hulmbR usw. § 28. Zwischen m und n, m und t wird ein p eingeschoben. Beispiele: nampn .Name' (nschw. namn), sampt ,samt' (nschw. samt), hämpna .rächen' (nschw. hämna).

Konsonantenverlust

§ 29. η schwindet schon früh vor r und s. Dieser Schwund ist gemeinnordisch. Dabei wurde der vorangehende Vokal zunächst nasaliert. Beispiele: zum Subst. lin M. .Flachs, Lein' gehört aschw. lärept N. .Leinwand', nschw. lärft, isl. lerept ( frz. tendre, Veneris diem > vendredi usw. Ähnliche Konsonanteneinschübe im Afrz.: lat. numerum > frz. nombre, lat. simulate > frz. sembler usw. 4*

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Lautlehre

isl. aschw. gäs F. (vgl. dt. Gans); os (vgl. dt. uns); ösk F. .Wunsch' ( < um. *wunskö; nschw. önskan); pör (der Göttername) ,Tor' ( < urn. *punra-, vgl. dt.

Donner).

Schwund von palatalem R

§ 30. R kam vor allem in schwachtonigen Silben vor, besonders in Endungen. Im Aschw. fällt R oft nach Vokal. Aber dieser Schwund ist in verschiedenen Teilen des Landes, also in verschiedenen altschwedischen Mundarten, in sehr verschiedenem Ausmaß erfolgt. 1. a) Allgemein ist R in der Kompositionsfuge verstummt. Ζ. B.: *sonaR-dottir > sonadottir .Enkelin', *byaR-män > byamän .Dorfbewohner', *asynaR-vitne > asynavitne .Augen-

zeuge'. (Das Isl. hat r bewahrt: sonardottir, bßarmenn, äsjnarvitni.)

b) R verstummt vor dem angehängten Artikel in der bestimmten Form des Substantivs (§ 111, 2). Auch hier handelt es sich eigentlich um eine Zusammensetzung. Ζ. B.: hästaRniR > hästani(r) ,die Pferde', syndimaR (Isl. hestarnir, syndirnar.)

> syndina(r)

.die Sünden'.

2. R verstummt, wenn die gleiche oder die vorangehende Silbe einen r-Laut enthält. Beispiele: PL *domaraR > domara .Richter', *skij>araR >

ski-

•para .Schiffsleute' (§ 95), Sg. *örtR > öre ,öre' (Münzeinheit), PI. *öraR > öra .ören' (§ 84). (Isl. dömarar, eyrir, PI. aurar).

skiparar,

Sg.

3. Im übrigen ist der Λ-Schwund im Süden (in Dänemark und im östlichen Götaland) am allgemeinsten durchgeführt und wird gegen Norden und Westen immer weniger häufig. Für die heutigen Mundarten in Dänemark und Götaland ist besonders der Schwund von R nach Α kennzeichnend. (Vgl. nschw. dagar ,Tage': dän. dage; nschw. hästar .Pferde', nälar .Nadeln': westgöt. ostgöt. mundartl. hästa, näla.) In Närkeund Södermanland bleibt r erhalten. Die Waldgegenden Tiveden und Kolmärden bilden ungefähr die Grenze, die schon in der ältesten Periode des Altschwedischen die gleiche gewesen zu sein scheint.

Runenschwedisch (ung. 800-ung. 1225)

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4. Der «-Schwund ist in gewissen ostgötischen und smäländischen Texten (im ältesten Fragment des ögL, im SmL, in den eigenhändigen Texten der Hl. Birgitta) am konsequentesten durchgeführt. Ζ. B.: PI. fiska .Fische', biskopa, lanäboa .Pächter'; Präs. Sg. kasta .wirft'; PI. synde, saki .Sachen'; gatu .Straßen', tungo .Zungen'; Präs. Sg. fa ,bekommt', dö ,stirbt', bo ,wohnt'; Pron. Dat. sä ,für sich' (für sär); Präp. u .aus' (für ur); PI. sko .Schuhe', kö .Kühe' (§ 185, 3 u. 4). Die Haupthandschrift (Cod. A) des MEL hat han bo ,er wohnt', aber andere Handschriften han bor. 5. a) In der aschw. Schriftsprache fehlt im allgemeinen auslautendes R nach a, ist aber nach i und U (O) bewahrt, ζ. B.: hästa, fiska, aber syndir, vinir,Freunde', Präs. dömir .urteilt'; gatur .Straßen', tungor .Zungen', b) Der Λ-Schwund ist in Substantivformen häufiger als in Verbformen : der PI. fiska kommt häufiger ohne r vor als das Präs. Sg. kasta. Wahrscheinlich beruht dies auf Analogiebildung bei den Verben. 6. Weiter nördlich war der K-Schwund möglicherweise in der Sprechsprache durch den Satzzusammenhang bedingt, und zwar so, daß R vor folgendem anlautendem Konsonanten verstummte, aber nicht vor Vokal (also eine sog. Sandhi-Erscheinung). Deshalb weisen Texte von diesen Gegenden ein Durcheinander von Formen mit und ohne r auf 26 . Anm. Die meisten der bis jetzt behandelten Lautveränderungen waren auch altdänisch. Gewöhnlich geschahen sie in Dänemark etwas früher als in Schweden. Noch um das Jahr 1300 war es in äußerer Hinsicht nur wenig, das Schwedisch und Dänisch voneinander unterschied, besonders wenn man von dem schon viel weiter entwickelten Jütischen absieht. Schwedisch und Dänisch standen einander näher als Schwedisch und Norwegisch. Die ältesten Sprachgrenzen im Norden gehen in nord-südlicher Richtung, d. h. sie trennen eine westliche und eine östliche Entwicklung vonein24

Über den Λ-Schwund, s. O. F. Hultman, Efterlämnade skrifter 1 (1931), V. Jansson in ANF 62, S. 376f., B. Hesselman, Huvudlinjer i nordisk spr&khistoria 1 (1948), S. 1841, 2 (1953), S. 330, B. Tjäder, Behandlingen av palatalt r i substantivens pluralformer under fornsvensk tid (1961). — Die Form w .aus' (nschw. ur) kommt in mehreren altschwedischen Handschriften vor, u. a. in UL (Hs. A, Ängsö, Esplunda), MEL.

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Lautlehre

ander. Aber um 1300 treten im Dänischen einige Veränderungen ein, wodurch es sich in anderer Richtung als das Schwedische weiterentwickelt: 1. Die stimmlosen Verschlußlaute p, t, k werden inlautend und auslautend stimmhaft (b, d, g). Ζ. B.: äda (Schonen), ädä (Seeland) .essen' (schw. äta), löba, löbä .laufen' (schw. löpa), tag .Dach' (schw. tak). 2. Spirantisches g(gh) geht vor einem hinteren Vokal zu w und nach einem vorderen zu j über. Ζ. B.: isl. lag, PI. Iqg und aschw. lagh, logh: adän. law .Mannschaft, Gilde', low .Gesetz, Recht'; aschw. vägher M. ,Weg': adän. veei; aschw. högher M. .Hügel': adän. hei. Nördlicher, ζ. B. in Smäland, geschieht dieser Ubergang nur in sehr geringem Ausmaße27. Später macht das Dänische in kurzer Zeit starke Veränderungen durch, an denen das Schwedische nicht teil hat. So ist das Dänische schon in der ältesten Literatur in der Vereinfachung des Formensystems viel weiter gegangen: das Altschwedische hat im allgemeinen noch das 4-Kasussystem, während das Dänische schon im Mittelalter zum 2-Kasussystem übergegangen ist. SkL hat nur drei Beispiele von bewahrtem Nom. Sg. M. auf -er. In seeländischen und jütischen Urkunden gibt es keine einzige solche Form mehr. 87

E. Wessen, V4ra folkmäl (9. Aufl.), S. 19f.

Kap. III. FRÜHALTSCHWEDISCH (ung. 1226-ung. 1375) §31. A l t s c h w e d i s c h e O r t h o g r a p h i e . Schriftzeichen: a) Vokale: a, e, i, o,u(v),y,

ee, 0.

b) Konsonanten: b, d, f , g, gh, h, i, k(c),l, tn, η, ρ, τ, s, t, β (th, dh), ν (u,w, fu, fw, f), x, 2. 1. Spirantischer g-Laut (im In- und Auslaut) wird gewöhnlich mit gh bezeichnet, ζ. B. laghsagha, bylghia, sargha. 2. Für spirantischen Dental, sowohl stimmlosen (im Anlaut) als auch stimmhaften (im Inlaut), wird im Frühaltschwedischen das Zeichen β verwendet: ßing, rißa, varßa, hafße, orß. Uber die lautliche Entwicklung und spätere Bezeichnung mit th und dh siehe § 72. — gh, th und dh sind also Doppelzeichen, die einen einheitlichen Laut wiedergeben, so wie in heutiger schwedischer Orthographie ng, sj und tj (für y-, f- und p-Laute). 3. Besonders in lateinischen Urkunden kommt schon seit dem 13. Jahrhundert bisweilen th als Zeichen für ursprünglichen tf-Laut vor: Thunum (zu tun N. ,Zaun, Hof'), Thiundia (Tiundaland, zu tiu ,zehn') usw. Solche Schreibungen sind rein orthographischer Natur und haben ihren Grund in fremden (lateinischen, niederdeutschen) Schreibgewohnheiten. Vgl. auch Punkt 11 unten. 4. ng ist im Altschwedischen das Zeichen für die Konsonantenverbindung η + g. Siehe § 76, 4. 5. i und j sind graphische Varianten desselben Buchstabens, ebenso u und v. Die heutige Verteilung (i und u als Vokalzeichen, j und ν als Konsonantenzeichen) ist erst in jüngerer Zeit durchgeführt worden (§ 162). j wird fast nur am Wortende und in der Verbindung ij verwendet: Präp. j ,in', rijda .reiten', vij, vj ,wir'. ν wird

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Lautlehre

am Wortanfang (und als Vokalzeichen am Wortende), u im Wortinnern verwendet: vita .wissen', vp ,(hin)auf'; siu .sieben'; haua ,haben', suceria .schwören', w ist ans u und ν zusammengeschrieben: hws, wt; hawa, sweeria. Es kann auch Zeichen für uv oder vu sein, ζ. B. dwa, d. h. duva .Taube', awnd, d. h. avund ,Neid', huwp, d. h. huvuß ,Haupt'. — Zu y an Stelle von i (ij), s. § 34 Anm. 6. Der w-Laut wird folgendermaßen bezeichnet: im Anlaut mit ν (w): vita (wita), nach anlautendem Konsonant mit u oder w. huat, hwat, im Inlaut zwischen Vokalen mit u oder w, später mit fu oder fw (ffu, ffw): liua, liwa, lifua, lifwa, im Inlaut vor Konsonant und im Auslaut mit f ( f f ) : gaf, arf, aß, arfpe, kreefia. 7. Um Konsonantendehnung zu bezeichnen, wird das Konsonantenzeichen verdoppelt, aber nur zwischen Vokalen; im Auslaut bleibt sie gewöhnlich unbezeichnet: falla .fallen', aber fal N. ,FalT, Nom. stokker M., aber Akk. stok. Das Dänische hat dieses mittelalterliche Rechtschreibeprinzip beibehalten: beek .Bach' (PI. bczkke), hat ,Hut (hatte), knap .Knopf' (knapper), ryg .Rücken' (best. Form ryggen), gras .Gras' (grasset). 8. Gedehnter Vokal wird im allgemeinen nicht bezeichnet. Verdoppelung des Vokalzeichens kommt in den verschiedenen altschwedischen Handschriften in sehr verschiedenem Umfang vor. Gewisse Vokale werden häufiger doppelt geschrieben als andere; auch der nachfolgende Konsonant spielt eine gewisse Rolle dabei. Am häufigsten findet sich Doppelschreibung im Wortauslaut: gaa, ij, boo, nyy. Auch im Wortanlaut ist sie verhältnismäßig häufig: aar, wt, iecet. Im Inlaut gibt es sie öfter in gedeckter Silbe als in offener: staar, steen, frijd, rwm. aa bezeichnet in jüngeren altschwedischen Handschriften sowohl den ö-Laut (aus ä entstanden § 61) als auch, den langen ä-Laut (§ 78), ζ. B. Prät. haar ,trug', taak ,Dach', graaf .Grab', aa wurde aber im Schwedischen nie zur regelmäßigen Bezeichnung des ö-Lautes wie im Dänischen. 9. Es ist wahrscheinlich eine rein orthographische Eigenheit, wenn in gewissen sehr alten Handschriften (VgL I. Aschw. Legendarium) das Zeichen ee auch für den α-Laut verwendet wird. 10. Die Buchstabenzeichen giälda .gelten', stiala > stiäla .stehlen', iarnn >

iämn

,eben', biargh > biärgh N. .Berg'. In schwachtoniger Stellung findet der Übergang nicht statt; daher wechseln für das Pron. .ich', das ja häufig unbetont ist, die Formen iäk und iak miteinander ab. 2. Der Übergang iä > iä ist bedeutend jünger, erst etwa um 1300—1350. Ζ. B.: siäl > sial .Seele', ßiäna > ßiäna .dienen'.

3. io wird zu iö in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Ζ. B.: biorn > biörn M. .Bär', skiolder > skiölder M. .Schild', miolk > miölk F. .Milch', fiol, fioUo > fiöl, fiöllo ,fiel, fielen', hiolt, hioldo > hiölt, hiöldo .hielt, hielten'.

Vor gh und k findet der Übergang nicht statt: piokker, nschw. tjock ,dick', nschw. tjog N. ,20 Stück'. Auch vor Konsonanten-

Frühaltschwedisch (ung. 1225-ung. 1375)

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gruppen, die Vokaldehnung bewirken, unterbleibt er: iorp F., nschw. jord ,Erde', hiorter M., nschw. hjort .Hirsch'. (Vgl. § 37). 4. Erst im 15. Jahrhundert geht iö zu id über, und zwar betrifft dieser Ubergang nur jenes iö, das in gemeinnordischer Zeit aus der Lautverbindung aiw entstanden ist (s. § 10, Anm. 2). Ζ. B.: stör (vgl. got. saiws) > siö M. ,See', sniör > sniö Μ. ,Schnee', sliör > sliö .stumpf, faul' (nschw. sjö, snö, slö, s. § 169), miör > miö .schmal', schw. mundartl. mjö. Anm. 1. Urn. aiw entwickelt sich nämlich folgendermaßen: vor w wird ai regelmäßig zu ä; später wird dieses äw (äu) durch Vertauschung des Akzents und der Quantität zu iö. Anm. 2. Der Ubergang zu iö gilt, wie oben betont wurde, im allgemeinen nur iür ein iö, das aus urn. aiw entstanden ist. Eine Ausnahme bildet jedoch das Upplands-Gesetz. Dieses hat nämlich iorp .Erde', hiön ,Hausleute' (trotzdem iö nicht aus aiw entstanden ist), und nicht wie das Aschw. sonst iorp, hion. Das ist einer der wenigen mundartlichen Züge des UpplandsGesetzes. Brechung

§ 33. Kurzes y wird zwischen g, k und einer r- Verbindung zu iu gebrochen. Ζ. B.: isl. gyrpa .gürten' (zu giorp F. .Gürtel, Gurt') = aschw. giurpa, isl. skyrta F. ,Hemd' (zu skortr ,kurz') = aschw. skiurta

(skiorta

§ 35). Labialisierung

§ 34. Labiale Konsonanten {p, b, /, v, w, m) üben, besonders in Verbindung mit r, l oder n, einen labialisierenden Einfluß auf die Vokale aus. Beispiele: Birgher > Byrgher (Börje §35), virpa ,ehren, schätzen' (zu värper ,wert') > vyrpa (nschw. vörda § 35), brims > bryms, nschw. bröms .Bremse' (Insekt), kirtil > nschw. Hörtel ,Drüse', klippa > klyppa .scheren'; ndt. minte — schw. mynta,Minze'3.

Weniger häufig geschieht der Ubergang, wenn nur eine der genannten Voraussetzungen vorhanden ist. Ζ. B.: impa > s

ympa

Die Labialisierung ist hauptsächlich auf ostmittelschwedischem Gebiet zu Hause. Südliche und westliche Mundarten zeigen oft nichtlabialisierte Formen: brims (brätns), kirtel (kärtel) usw. S. darüber B. Hesselman, Sveamälen, S. 45; N. Lindqvist in Bidrag tili nordisk filologi tillägnade E. Olson (1936Ϊ.

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Lautlehre

.impfen', kirvel > kyrvel .Kerbel', silver > sylver .Silber', kirsebär > kyrsebär (nschw. körsebär) .Kirsche'. — E s ist jedoch keineswegs sicher, daß es sich in den letztgenannten Beispielen wirklich um eine schwedische Lautentwicklung handelt, da sie alle Lehnwörter sind. Sie könnten aus der niederdeutschen Sprechsprache mit verschiedener Aussprache ins Schwedische hinübergekommen sein: ndt. silver oder sylver, kirse-, kyrse- oder kerse-, finster, fenster oder fynster ,Fenster', also schon mit Vokalwechsel in der Ursprungssprache der betreffenden Lehnwörter. Es ist auch in gewissen Fällen durchaus möglich, daß die niederdeutsche Aussprache in verschiedener Weise substituiert wurde. Vgl. auch spätaschw. klever, nschw. klöver ( < mit. klever) ,Klee', spätaschw. stövel (< mndt. stevel) .Stiefel' usw. Anm. In mittelalterlichen Handschriften wird oft y statt i geschrieben, ohne daß sich daraus schließen ließe, daß der Ubergang in der Aussprache stattgefunden habe. Besonders häufig wurde y in der Nachbarschaft von m und η verwendet, weil die Wörter so leserlicher wurden, da i, m und η sich leicht verwischten. Beispiele: myn, myskund .Mitleid', myl, swyn. — In gewissen Fällen darf man mit einer zufälligen und beschränkten Labialisierungstendenz rechnen: byskup, tymber .Bauholz', nschw. biskop, timmer (vgl. dän. temmer) usw. Vokalsenkung § 35. 1. Senkung von ä zu α tritt in der Lautverbindung vär ein, aber in verschiedenen Dialekten in verschiedenem Ausmaß, im Osten öfter als im Westen, in schwachtoniger Stellung öfter als in starktoniger, wenn ν nach einem Konsonant steht öfter als wenn es im Anlaut steht (d. h., wenn es u ist). Ζ. B . : Pron. hvar .jeder' (isl. hverr), qvar .übrig', qvärn und qvarn F. .Mühle' (isl. kvem), vära und vara .sein' (isl. vera), vär pa und varpa .werden' (isl. verda), natvarper M. .Abendmahl' (isl. -verdr .Mahlzeit'). 2. Senkung von kurzem i zu e, kurzem y zu ö, kurzem u zu ο tritt ein vor r + Kons, oder lr („dickes l") + Kons, in derZeit vor 1350. Beispiele: 1. hirPe > herdhe M. ,Hirt', stir Per > nschw. stel .steif', virPe > värdhe N. .Wert', (*sidla ,spät') Stria (§ 76) > serla.

Frühaltschwedisch (ung. 1226-ung. 1375)

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2. byrß > bördh F. „Geburt', skyrß > skördh F. .Ernte', vyrpa > vördha .ehren', fyr (d. h. fyrr) > för, nschw. förr .früher', bylghia > bölghia F. .Welle', Byrghir (§ 34) > nschw. Börje*, yrt > ort F. 3. Prät. spurpe > spordhe ,fragte', dulde > dolde .verbarg', skiurta > skiorta F. .Hemd'. Diese Übergänge kommen vereinzelt in schwachtoniger Silbe auch vor einfachen r und l vor: Präp. til > tel ,zu' (Bur.). Anm. Der Übergang von kurzem y zu ö vor rdh unterbleibt in den ostgötischen Mundarten, wahrscheinlich infolge früher Vokaldehnung. Ostgöt. mundartl. byl(a) F. ,Bürde', myla ,mit Schnee zudecken' ( < aschw. myrdha .ermorden') usw. — Der Übergang u > ο vor rp und lr + d ist in Westgötland nicht eingetreten: spurdhe, dulde usw. § 36. Kurzes ö geht noch vor 1350 zu y über vor den Verschlußlauten g (gg) und k. Beispiele: öx > yx F. .Axt'. Langes ö geht bei Kürzung zu y über (§ 38. 7); ferner auch im Wort höghinde > hyende N. .Kissen' (sicherlich wegen des folgenden -ghi-). Quantitätsveränderungen Dehnung § 37. Kurzer Vokal wird bereits im Altschwedischen vor gewissen Konsonantengruppen gedehnt: 1. Vor rp schon in der Zeit vor 1350. Ζ. B.: garper > gärper M. .Zaun, Hof' (hier trat die Dehnung offenbar vor dem Übergang ä > ά ein, s. §§ 61, 62), orp > örp N. ,Wort' (bevor ö zu geschlossenem [u] wurde, s. § 65). 2. Vor rn in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. Ζ. B.: barn > bärn N. ,Kind'. Eine relative Zeitbestimmung für den Eintritt dieser Dehnung erhält man, wenn man die Übergänge ä > ä (§ 61, 62) und δ > [u] (§ 65) berücksichtigt. Die Dehnung muß stattgefunden haben, nachdem ä zu ä wurde (sonst hätten wir heute die Aus4

Die Form Birger (Pers.-name) im Nschw. ist schriftsprachlich, sie blieb dank der Tradition in schriftlichen Quellen erhalten.

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Lautlehre

spräche börn), aber bevor δ zu [u] wurde (sonst hätten wir die Aussprache körn, nicht kürn). 3. Vor Id, nd, md, It, rt, nt, In, rl (ein Nasal oder eine Liquida ist immer darin enthalten) nach 1400, d. h. nach dem Übergang von ö zu geschlossenem «-Laut [u]. Ζ. B.: Prät. dulde > dölde .verbarg', vande > vände .gewöhnte', tamde > tämde .zähmte', moln > moln N. .Wolke', karl > kärl M. ,Kerl, Mann'6.

Kürzung § 38. Ein langer Vokal wird vor den meisten anderen Konsonantenverbindungen, sowie auch vor langen Konsonanten in der Regel gekürzt. Beispiele: 1. han (d. h. kann < *hänn) ,er', Gen. hans: Dat. hönum, F. hön6; sargha .verwunden': sär N. .Wunde', vapmal .grober Wollstoff, Loden': väßir F. PI. .Kleider' (vgl. nschw. vdd .Stoffbahn', ahd. mhd. wat); Arbogha Ortsn. (.Flußbogen. Flußkrümmung'): ä F. .Fluß' (Gen. är). 2. Poss. Pron. M. min (pin, sin) .mein (dein, sein)', N. mit, Gen. Sg. mins: F. min, Dat. minom usw.; best. Form litle .(der) kleine': lltin; hvitna .weiß werden' > hvittna: hvitr .weiß' („och hararne hvittna" .und die Hasen werden weiß' Tegn6r, Flyttfoglarne). 3. N. got ,gut': göper (man beachte die verschiedene Vokalqualität; die Kürzung hat also früh stattgefunden, noch vor dem Übergang von ö zu [u]); drottning F. .Königin': drötin M. .Herr, König'; Thorsten (Pers.-Name): Thör; Roslagen: Röper (eig. .Rudern'). 4. brullop N. .Hochzeit': brüp F. .Braut'; hüsbonde > hosbonde M. .Hausherr', hüsfrea F. .Hausfrau' > hosprea (VgL). 5

Die Dehnung vor In ist nicht allgemein. Der Dichter J. H. Kellgren. der aus Westgötland stammte, berichtet selbst, daß moln „härdt och kort säsom Mölln" (hart und kurz wie Mölln) ausgesprochen werde. ' Heute hon, also mit kurzem [u] ausgesprochen, und zwar wegen der Schwachtonigkeit des Wortes; die Kürzung fand offenbar n a c h dem Ubergang von δ zu [u] statt, § 65.

Frühaltschwedisch (ung. 1225-ung. 1375)

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5. PL mys (§ 17): Sg. müs ,Maus', Njbole > Nybble (Ortsn.), siöin > siön (§ 40, 1) > sjön ,der See' (§ 171 Anm. 2, § 185, 3). 6. PL gäs (§ 17): gäs F. ,Gans', Gen. hännar, Dat. hätrne: hön

pers. Pron. Sg. F. ,sie', vänta .warten': vän F. ,Wahn, Erwartung, Hoffnung'. 7. doghn > dyghn N. ,ein Tag und eine Nacht', rokta >

rykta

.besorgen, pflegen', bes. .striegeln' (vgl. ahd. mhd. ruochen), Prötter (eigtl. Part, von ßröta .ermüden') .angestrengt' > trött ,müde', omka > ynka .bemitleiden', Västra Götaland > Västergyllen, örsel > yrsel .Schwindel', broßlungar Pl. .Vettern auf

der Seite des Vaters, Nachkommen von Brüdern' > bryUingar. 8. Nom. *sväinn (§ 17) > svän M. .junger Mann, Knecht', *äinn > an, en, N. *äitt > ett ,ein': F. en\ best. Form hälghe: helagher .heilig'; mäst .meist': mer .mehr', äghna ,(zu)eignen': eghin .eigen', hälsa .grüßen': hei ,ganz, heil' (Nom. Sg. M. *häill (§ 17) > hell, woraus der Zuruf hell\7 ,Heil!'), rensa .säubern': ren .rein, sauber', hämta .holen': hem .Heim' N. (§ 80). elder M. .Feuer' > eld, svetter Adj. > svett .schwitzend, mit Schweiß bedeckt'. — In einigen Fällen wurde gekürztes aschw. e zu i: sinka »verspäten' zu sen ,spät' (vgl. ingen, ikke usw. § 7),

frühnschw. itt (durchgängig im NT 1526 und in der GWB), vgl. nschw. ett ,eins', möglicherweise auch gnista .Funken' (isl. gneisti). Vgl. dän. ild mit schw. eld, dän. Mise mit schw. hälsa,

dän. friste mit schw. fresta .versuchen (in Versuchung führen)', dän. gispe .gähnen' mit schw. gäspa8. § 39. 1. In zusammengesetzten Wörtern, deren erstes Glied auf einen langen Vokal auslautete, wird dieser gekürzt (wenigstens wenn das zweite Glied mit einem t oder k beginnt). Ζ. B.: fä-toker > faüigher ,arm' (15. Jh.), blä-garn (zu blä, Pl. blär ,Werg') > blaggarn ,Wergleinen', siütan > siutton .siebzehn', nitan > nitton ' Als Begrüßungsformel aus der Bibelsprache bekannt; in der GWB jedoch heel geschrieben (also mit langem e): Heel Juda Konung .Gegrüßest seiest du, der Juden König' (Matth. 27. 29. Mark 15.18, Joh. 19. 3), Heel Rabbi .Gegrüßet seist du, Rabbi' (Matth. 26. 49), Heel idher .Seid gegrüßet' (Matth. 28. 9). Heel, full medh nddh .Gegrüßet seiest du. Holdselige!' (Luk. 1. 28, an Maria). Wahrscheinlich ist dies eine niederdeutsche Form. 8 Beispiele für ähnliche Vokalkürzungen in jüngerer Zeit, s. § 158.

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Lautlehre

.neunzehn', niutighi > nitti .neunzig'; die Lehnwörter bittida .früh' (aus ndt. bi tide), frukost .Frühstück' (aus ndt. vrokost zu vrö .früh'); Ortsnamen wie Motala [ü], Sätuna (mit kurzem ä) usw. (in der lokalen Aussprache). Die Kürzung findet natürlich leichter statt, wenn keine Assoziationen die Länge des Vokals stützen. Vgl. auch die hochsprachliche Aussprache von ekorre .Eichhörnchen' (mit kurzem e im ersten Glied gegen ek .Eiche' mit langem e). — Phonetisch gesehen wird die Vokalkürzung dadurch verursacht, daß dem langen Vokal ein Verschlußlaut folgt. Die Sprechorgane stellten sich zu früh auf die neue Artikulation ein, was zur Folge hatte, daß eine Verschiebung zwischen der Länge der Vokalartikulation und der der „Muta", die dem bei der Öffnung des Verschlusses entstehenden Laut vorangeht, stattfand. Dies wird dann als kurzer Vokal + langer Verschlußlaut aufgefaßt. In niederdeutschen Lehnwörtern, die ein d zwischen zwei Vokalen enthielten, wurde im Schwedischen dieses d gedehnt und der vorangehende Vokal gekürzt. Beispiele: mnd. PI. kryde .Kräuter', wird aschw. zu krydde N. PL, nschw. kryddor ,Gewürze', mnd. skrceder .Schneider' zu skräddare M., mnd. läden zu ladda .(ein Gewehr) laden', mnd. gäden zu nschw. (samman) gadda .zusammenrotten', mnd. berede (dt. bereit) zu beredd (dieses schließt sich dem Perf. Part, des Verbums beredha .bereiten' an). 2. In Zusammensetzungen, in denen das erste Glied zweisilbig ist, wird langer Wurzelvokal gekürzt (sog. Wortlänge-Balance). Die so entstandenen kurzen Silben entwickeln sich dann in der gleichen Weise wie ursprüngliche kurze Wurzelsilben (§ 67—69), ζ. B. die Ortsnamen Hüsaby > Hosaby, Risabro > Resabro, Svlnavadh > Svennevadh (J. Sahlgren in „Namn och bygd" 18, 1930, S. 61 f.). Die schwachtonigen

Vokale

§ 40. 1. Wenn zwei Vokale unmittelbar aufeinanderfolgen (Hiatus) und der erste starktonig, der zweite aber schwachtonig ist, wird dieser geschwächt oder er verstummt. Es gibt schon im älteren Altschwedischen Beispiele davon: boa > bo ,wohnen', sea > se,sehen', dia > di .säugen' (GWB: giffua dij), PI. skoar >skor .Schuhe', Akk. M. ßrea > pre ,drei', Dat. PI. broum > brom ,den Brücken', Svea rike > Sverike .Schweden', byaman > byman

Frühaltschwedisch (ung. 1225-ung. 1375)

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.Dorfbewohner', Μ. byinn > bynn ,das Dorf' (§ 171 Anm. 2), F. broin > bron ,die Brücke', Ν. träit > träidh > trädh ,der Baum', N. PI. skyin > skyn ,die Wolken', Präs. Part, troandi > troende .glaubend', saändi > säende, säende ,säend'. Die Endsilbenvokale sind oft durch Systemzwang wieder eingeführt worden. 2. In Wörtern, die im Satzzusammenhang häufig schwachtonig sind, wird ein langer Vokal gekürzt. Ζ. B.: sipan > sidhan > nschw. sedan .nachher, seither' (§ 67), Hüsäby kirkia > Hosaby kirkia (der Hauptton liegt auf kirkia). Die Präp. hos [u] ,bei' ist ursprünglich eine Kasusform des Subst. hüs (vgl. frz. chez von lat. casa ,Haus'); der Übergang ü > ο [u] beruht auf Schwachtonigkeit. 3. Schon in aschw. Texten kommt nicht selten die kontrahierte einsilbige Form man der Konjunktion mäpan .während' vor; offenbar ist sie in der Rede in schwachtoniger Stellung entstanden. Mit der Zeit, als die schriftsprachliche Tradition erstarkte, kommt sie weniger oft geschrieben vor. Wahrscheinlich war die Form man in der Sprechsprache mehr verbreitet, wie sich aus ihrem Vorkommen in jüngeren altschwedischen (und neuschwedischen) Texten erkennen läßt. Wenn zwei Ausdrucksweisen mit der gleichen Bedeutung zur Verfügung stehen, wählt der Schreibende gern die deutlichere. Vokaleinschub § 41. Endet eine Silbe auf Konsonant + r, wird ein Hilfsvokal (Svarabhaktivokal) zwischen den Konsonanten und das r eingeschoben. Beispiele: runenschw. *stafR > friihaschw. staver M. .Stab'; runenschw. *dagR > friihaschw. dagher M. .Tag', runenschw. *bök,R > friihaschw. böker F. PI. ,Bücher'; runenschw. *fäpr > frühaltschw. fäper M. PI. .Väter'; runenschw. *brytr > friihaschw. bryter Präs. Sg. .bricht'. Aschw. maper M. Mann, munder M. ,Mund', brunder M. .Brunnen', limber Μ.,Glied', ormber Μ. »Schlange', tänder F. PI. .Zähne', Adj. alder ,all', sander .wahr', Präs. Sg. faider .fällt', Adv. super »südlich' — isl. madr, munnr, brunnr, limr, ormr, tennr, attr, sannr, fellr, sudr.

Phonetisch gesehen beruht dieser Vokaleinschub darauf, daß ein r, das hinter einem Verschlußlaut oder Reibelaut steht, sonantisch, d. h. silbenbildend, wird. Eine Silbe besteht aus einer Anzahl Wcssdo, Schwedisch I 5

66

Lautlehre

von Lauten, die sich um ein Sonoritäts- und Intensitätsmaximum gruppieren. Ein solches Maximum besteht immer aus dem sonorsten Laut der Gruppe, gewöhnlich einem Vokal, der also zum Silbenträger, zum Sonanten wird. Die übrigen Laute der Silbe, nämlich die Konsonanten, ordnen sich nach dem Grade ihrer Sonorität so, daß die sonorsten Bukkale dem Silbenträger am nächsten stehen. Am meisten Sonorität besitzen l, r, m, n, am wenigsten die Verschlußlaute. Wenn eine Silbe ein r oder l enthält, läßt sich immer feststellen, daß sie dem Vokal am nächsten stehen. Ζ. B.: falskt .falsch', färskt N. .frisch', bryta .brechen', skryta .aufschnei-

den, prahlen', flyta .fließen'. Wenn die sonoren Bukkale durch einen Verschlußlaut oder Reibelaut vom Vokal getrennt sind, neigt das Wort dazu, zweisilbig zu werden. Ζ. B.: akr .Acker', fugl ,Vogel', vatn .Wasser' werden neuschwedisch zu dker, fdgel,

vatten usw. Eine eigene Silbe kann dadurch gebildet werden, daß eine Liquida oder ein Nasal selber Silbenträger wird (ζ. B. die im mittleren und nördlichen Schweden gewöhnliche Aussprache von vatten ohne e in der zweiten Silbe). Indessen besteht eine allgemeine Tendenz, vor sonantischen Nasalen und Liquiden einen Vokal einzuschieben. Infolge der Synkope entstanden eine Menge von Silben mit sonantischem r. (Beispiele: Nom. Sg. *dagaR > *dagr, Präs. *bindiR > *bindr). Dies gilt sowohl für das Isländische als auch für das Runenschwedische. Allmählich macht sich die Neigung zum Vokaleinschub bemerkbar. Im Isländischem gibt es schon vor 1300 Spuren von Vokaleinschub, der im Mittelisländischen nach und nach allgemeiner wird; heute ist er vollständig durchgeführt: dagur ,Tag', rikur ,reich', boendur ,Bauern'. — Das Runenschwedische hat einzelne Beispiele von Svarabhaktivokal. Im klassischen Altschwedischen ist im allgemeinen der Vokaleinschub in den Texten vollständig durchgeführt. Der Svarabhaktivokal war im Altschwedischen offenbar in verschiedenen Dialekten und in verschiedenen Stellungen von imbestimmter und wechselnder Klangfarbe. Er wird gewöhnlich mit ä oder e bezeichnet, aber auch a (Bur.) und i (DL) kommen dafür vor. Im ögL, Fragment I, richtet sich der Svarabhaktivokal nach dem nächsten ihm vorangehenden starktonigen Vokal: brößör .Brüder', systyr .Schwestern'. Im ältesten Fragment des VgL, wie auch im GL, kommen keine Einschubvokale vor. Auch in gewissen Handschriften des UL (den Handschriften von Ängsö und Esplun-

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Frühaltschwedisch (ung. 1225-ung. 1376)

da) fehlten sie®. Im Spätaltschwedischen werden sie in der Regel mit e bezeichnet. Zu beachten ist, daß die Bildung eines Einschubvokals keine Veränderung des Akzents mit sich brachte. Wörter mit Svarabhaktivokal haben immer noch „Einsilbigkeitsakzent" (§ 6). § 42. In spätaltschwedischer Zeit treten dann Svarabhaktivokale auch nach l und η auf. Beispiele: Frühaschw. fughl, spätaschw. foghel Μ.,Vogel',axl > axel F. .Achsel', hörsl > hörsei F.,Gehör', sokn > soken, socken F. ,Kirchspiel', vapn > vapen N. .Waffe', ökn (§ 76, 5) > öken, öcken F. .Wüste'10. Svarabhaktivokal tritt nicht auf, wo zwei Liquiden oder Liquida und Nasal aufeinander folgen: karl M. ,Kerl, Mann', barn Ν. ,Kind'; gewöhnlich fehlt er auch nach t: vatn Ν. ,Wasser'.

Die alten Endsilbenvokale § 43. Die ursprünglichen Endsilbenvokale sind «, i und u. Die aschw. Schriftsprache verwendet auch ä, e und o, wodurch eine weniger energische, schlaffere Aussprache bezeichnet wird. Die Verteilung von a, i, u und ä, e, ο ist in verschiedenen Handschriften sehr verschieden und beruht offenbar auf dialektischen Unterschieden. Vokalharmonie § 44. In den Handschriften aus Westgötland werden die Endsilbenvokale im allgemeinen mit e oder ο bezeichnet, wenn die Wurzelsilbe ein e, ο oder ö enthält, sonst mit i oder u. Die schwachtonigen Vokale sind also von der Qualität des vorangehenden Vokals abhängig. Diese Erscheinung nennt man Vokalharmonie. In diesem Falle stimmt das Westgötische mit dem Ostnorwegischen überein. Das Zentrum für die Vokalharmonie ist eben gerade Ostnorwegen. »Hierüber s. C. I. Stähle in ANF69 (1964), S. 121 f. Die Aussprache öken (mit langem ss geworden wäre, ist hier ausgeschlossen, weil -st infolge von Assoziation sofort wiederhergestellt wurde. § 58. 1. Zwischenvokalisch. In schwachtoniger Silbe schwindet gh zwischen zwei i, ν zwischen zwei u. Beispiele: aldrighi .niemals' > aldri, eight .nicht' > ei, (färn)tighi .fünfzig' > femti; Akk. -stuwu .Stube' > -stu (badstu ,Bade-

stube', rädstu .Ratsstube, Rathaus'). 2. d schwindet vor l. Ζ. B.: badhul, bädhil M. .Nest, Horst', PI. badhlar, bädhlar > balar, bälar, wozu dann Sg. bal(e), bäl(e)

neugebildet wurden; sadhul Μ. ,Sattel', PI. sadhlar > salar, wozu (alternativ und umgangsspr.) Sg. sal. 21

Beispiele ohne l gibt es erst im 15. Jh. Das stumme l -wird auch heute noch in der Schriftsprache beibehalten. Während des Mittelalters schrieb

man häufig värdlin. Vgl. die umgekehrte Schreibung kirkio wäräldhen, 22

nschw. kyrkovärden .der Kirchenälteste', eigt. .Kirchenwirt'. Dazu die unbest. Form kjol.

Frühaltschwedisch (ung. 1225-ung. 1376)

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Metathese § 59. In einer schwachtonigen Silbe wird ein l oder r so versetzt, daß es nach dem Vokal zu stehen kommt. Beispiele: Niklas > Nighels, Andreas > Andres > Anders, Kristin > Kirstin, brot > bort ,weg', Prät. äfüi (zu äfla .ausführen, vollenden') > älfti.

Kap. IV. SPÄTALTSCHWEDISCH (ung. 1375-1526)

Während des spätaltschwedischen Zeitraums fanden in der schwedischen Sprache durchgreifende Veränderungen statt. Sie beschränkten sich nicht nur auf das Lautsystem, sondern berührten fast alle Seiten des Sprachlebens. 1. Der W o r t s c h a t z erhielt während des späteren Mittelalters einen gewaltigen Zustrom an deutschen Lehnwörtern, der beinahe den nordischen Charakter des Schwedischen umgestaltete1. 2. D i e S c h r i f t s p r a c h e entwickelte sich in syntaktischer und stilistischer Hinsicht unter starkem Einfluß des Lateins. 3. D i e W o r t b e u g u n g wurde vereinfacht. Die Zahl der Kasus wurde auf zwei reduziert: es gab nur noch Grundform und Genitiv. Dies wirkte auf die Syntax ein, besonders was die Präpositionskonstruktionen und die Wortstellung betrifft. 4. Innerhalb des L a u t s y s t e m s vollzogen sich Veränderungen, die eine Reihe von Lauten (besonders Vokale) berührten und der ganzen Aussprache einen andern Charakter gaben. Die wichtigsten waren: die Veränderungen der langen hinteren Vokale (a, o, u) und der kurzen geschlossenen Vokale (i, y, u), ferner die Veränderung der Silbenquantität infolge des Verschwindens der alten kurzen Wurzelsilben. Der Verlauf dieser Veränderungen fällt nicht völlig in diesen Zeitraum, nicht einmal, wenn man sich auf das für die Entwicklung wichtigste Sprachgebiet (Ostgötland und die Provinzen des Mälarbeckens: Södermanland, Närke, Westmanland, Uppland) beschränkt; sie begannen früher und waren erst in neuschwedischer Zeit beendet. 1

E. Wessen, Om det tyska inflytandet p4 svenskt spräk under medeltiden (3. Aufl. 1967).

Spätaltschwedisch (ung. 1375-1526)

Die

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Vokale

Die langen Vokale ä, δ, ü

§ 60. Die hinteren Vokale a, o, u hatten sehr wahrscheinlich zur gemeinnordischen Zeit etwa den gleichen Lautwert wie in manchen heutigen europäischen Sprachen. a = α-Laut in dt. Vater, it. madre [a]

ο = o-Laut in dt. Sohn, it. ora .Stunde' [o] « = «-Laut in dt. Buch, it. uva ,Traube' [u] Die Klangfarbe der langen und kurzen Vokale dürfte im wesentlichen die gleiche gewesen sein. Ζ. B.: f&ra .fahren', grata .weinen'; söfa .schlafen', söl .Sonne'; hünder .Hund', hüs ,Haus'. Die Aussprache dieser Vokale veränderte sich indessen im Schwedischen sehr stark, wenn sie lang waren: ä wurde zu ö [o] (geschr. ά), δ wurde zum geschlossenen «-Laut [u], und ü wurde zum vorderen, speziell schwedischen «-Laut [ü]. Die Veränderungen geschahen nicht gleichzeitig: zuerst wandelte sich ä, später ö und zuletzt «. § 61. Gemeinnordisches langes α wird im a l t s c h w . Zeitraum allmählich zu langen ο (neuschw. geschrieben ä). ä wurde während des Mittelalters immer geschlossener ausgesprochen, seine Artikulationsstelle verschob sich nach hinten, und es wurde schließlich labialisiert. Beispiele: bäter M. ,Boot' > bat, gäs F. ,Gans' > gas, ätta ,acht' > dtta, mä .mögen' > ma. Die Entwicklung ist in Mittelschweden in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. beendet. In den „Eufemiavisor" (Anfang 14. Jh.) kommen noch häufig Reime wie saar .Wunde' (mit ä) und var .war' (mit ä), badha .beide' (mit ä) und skadha .Schaden' (mit ä) vor, was zeigt, daß der Unterschied zwischen ä und ä damals wenigstens nicht besonders groß gewesen sein kann. Die Bezeichnungen der Laute verändern sich im allgemeinen in altschwedischer Zeit nicht, sondern der Buchstabe α bezeichnet sowohl den α-Laut (aus urspr. ä) als den ö-Laut (aus urspr. ä). Besonders in geschlossener Silbe wird oft aa geschrieben (wobei die Doppelschreibung nach niederdeutschem Vorbild eigentlich die Länge des Vokals bezeichnete); so wurde der ö-Laut bis in die

80

Lautlehre

jüngste Zeit im Dänischen bezeichnet1®. Die Entwicklung spiegelt sich in Schreibfehlern wieder: ο wird vereinzelt in Wörtern mit ursprünglichem ä verwendet (koj>a F. ,Mantel', Akk. govo F. ,Gabe', boter M. ,Boot'); umgekehrt finden sich aa, α in Wörtern mit ursprünglichem ö (kaana F. .Ehefrau', kars Ν. ,Kreuz'); auch die Partikeln ok und at werden verwechselt (s. § 77). Lehnwörter mit ä, die noch vor dem Übergang ä > ö ins Schwedische gekommen waren, haben heute d, die später übernommenen ä. nach dem Übergang: Vor dem Übergang entlehnt : adel ,Adel' Beispiele: pave ,Papst' aus ndt. paves salig ,selig' gäva ,Gabe' „ gave spräk ,Sprache' „ sprake anor .Ahnen' vapen .Waffe' kdk .Pranger' „ kak slav .Sklave' Idda .Laden' „ lade pldga .Plage' „ plage fara .Gefahr' mala .malen' „ malen klar .klar'2 In Wörtern, wo der Vokal schon früh gekürzt wurde, blieb α bewahrt. Ζ. B . : fätöker ,arm' > fattig (§ 39), nätt F. .Nacht' > natt (vgl. dtta ,acht'), blaggarn ,Werggarn' (blär > bldr, bldnor ,Werg'), sarga .verwunden' (zu sar .Wunde'; vgl. § 38), Skanö'r, Ortsn. (vgl. Skdne), värs Herr α trä .der Baum unseres Herrn' > vassera tre, mundartl. lata, la' .lassen' (hochspr. lata), dän. lade. In den drei letzten Beispielen ist die Kürzung durch Schwachtonigkeit verursacht (als Hilfsverbum ist lata häufig schwachtonig)3. V e r b r e i t u n g : Dieser Übergang ist gemeinnordisch. Nur im Altgutnischen bleibt ä bestehen (und ist in gotländischen Mundarten heute noch erhalten)4. Im Isl. und Anorw. findet der Übergang in der ersten Hälfte des 13. Jhs. statt, für das Adän. wird er auf ung. 1250 angesetzt. Es scheint also, daß das schwedische Gebiet zuletzt davon erreicht wurde. Es ist durchaus möglich, daß dieses der Wirklichkeit entspricht. Andererseits ist es sehr schwierig, Uber den Buchstaben d, s. oben § 31,10. Vgl. dän. vdben .Waffe' und norw. klär .klar', fdre .Gefahr'. Dagegen dän. pave, gave, plage, male usw. In gewissen Fällen führte die Entwicklung im Schwedischen und Dänischen zu verschiedenen Formen, ζ. B. schw. lata .lassen', frdn .von', dd ,dann', Idg .niedrig' — dän. lade, fra, da, lav. Ε . Wessen, V&ra folkmäl (9. Aufl.), S. 49.

1B 2

8

4

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Spätaltschwedisch (ung. 1376-1526)

dergleichen Lautübergänge genau zu datieren, weil sie teils keine unmittelbare Veränderungen der Bezeichung hervorriefen, teils nur allmählich durch sukzessive Verschiebungen zustande kamen. § 62. U r s p r ü n g l i c h k u r z e s α w u r d e in den f o l g e n d e n F ä l l e n zu l a n g e m o - L a u t (bezeichnet durch d): 1. In Wörtern, wo das Nschw. langen Vokal zeigt: a) im Anlaut, ζ. B.: aka .fahren' > aka, aker Μ. ,Acker' > äker, ater .wieder' > äter. Vgl. dän. age, ager, atter5. Die Präp. af ,νοη' > dv, & (häufig in Mundarten und Umgangssprache), das NT 1526 dff (vthäff), aber die GWB ä f f . Sam. Columbus sagt in seinem „Ordeskötsel", die gewöhnliche Aussprache im 17. Jh. sei af oder tdf (< utaf): „Strängen gick äf är mycki brukligare än gick af." Die Aussprache av wurde nach und nach unter dem Einfluß der Schreibung wieder gebräuchlich (§ 177). Uber die Apokope von ν (af > nschw. d), s. § 77. b) vor rdh, das Dehnung bewirkte (nach § 37, 1). Ζ. B.: hardher ,hart' > hard, gardher M. ,Hof' > gard. Hierbei ist zu bemerken, daß ein a, das nach § 35,1 in aschw. Zeit aus ä entstanden ist, von diesem Ubergang nicht betroffen wird: varda .werden', aftonvard .Abendessen'. — Nach hard (PL harda) wird das Neutrum hart analogisch gebildet. Aber als Adverb, vom Paradigma des Adjektivs losgelöst, lebt es lautgesetzlich als hart weiter (hart nära ,sehr nahe', hart inemot jul ,sehr kurz vor Weihnachten'). 2. Vor gewissen Konsonantenverbindungen, besonders md, nd, ng und Id (falls sie ursprünglich sind und nicht infolge von Synkope entstanden), wo das Neuschwedische immer noch kurzen Vokal hat. Man nimmt ziemlich allgemein an, daß auch hier zunächst Dehnung eintrat, dann der Ubergang ä > d, und schließlich Kürzung des d. Geographische Verbreitung des Übergangs α > ά vor einer Konsonantenverbindung: Vor rd: der Übergang ist allgemein schwedisch. Ausnahmen: Gotland, Dalarne, Norrland, Wärmland (teilweise), der westl. Teil von Westgötland. Vgl. norw. gard, hard. Vor ng: der Übergang ist allgemein schwedisch. Ausnahmen: Gotland und schwedische Mundarten in Finland, Wärmland (zum 5

Vgl. N. Lindqvist, Sydväst-Sverige (1947), Karte l c . Wessin, Schwedisch I

6

82

Lautlehre

größten Teil), südwestliches Westgötland. Beispiele: langer > läng, sanger Μ. ,Gesang' > sang, stang F. > stang, sprang N. .Sprung' > sprang*. Vor Ii: der Ubergang findet in gotischen und mittelschwedischen Mundarten statt (jedoch nicht nördlich des Mälarsees). Beispiele: aschw. aliin N. .Eichel' > äUon (aber in Uppland allon); falla F. .Hürde' (aber in Uppland falla). Vor nd uni mb: der Übergang findet sich in gotischen und teilweise in mittelschwedischen Mundarten. Beispiele: bann N. .Band', sänn N. .Sand': uppländisch bani, sani; kämm M. .Kamm', iamma ,stauben' : uppl. kämm, iamba. Die Neigung zum Wandel von ä > ö ist also im Süden des Landes am stärksten und nimmt gegen Norden, Westen und Osten ab. Die Schriftsprache schwankt, da sie aus mittelschwedischen Mundarten des Ubergangsgebietes hervorgegangen ist. Vor Ii zeigt sie gewöhnlich ά. Ζ. B.: hälla .halten', valla .verursachen' (zu dt. walten), dllon .Eichel', fäll .Saum' (vgl. dt. Falte). Ausnahmen: katt ,kait' (isl. aschw. kaldr, südschw. und gotische Mundarten kätt), gallko ,Geltkuh', galläpple .Gallapfel' (isl. galdr .unfruchtbar', schw. mundartl. gall, gall), enfaldig ,einfaltig' (aschw. enfaldugher). Vor ni und mb hat die Schriftsprache gewöhnlich α. Ζ. B.: band, hani, strand; kämm, lamm. Ausnahmen: stända .stehen' (im Part. uppstänien .auferstanden' usw.), stäniaktig .standhaft', förstäni .Verstand' (tillständ ,Zustand' usw.), vdnia ,Angst'7. Das NT von 1526 hat α-Formen auch in folgenden Fällen: käll (Offb. 3. 15, 16), enfdldugh; die GWB hat ka.ll und im allgemeinen -faldigh. Das α im letzteren Wort beruht sicher auf Einfluß des entsprechenden niederdeutschen Worts. Vor nd kommen im Anfang des NT 1526 «-Formen (neben solchen mit a) vor: ändar .Geister', ändeligh .geistig', band, strand, allehända .allerhand', aber in der „Normalsprache" verschwinden sie (bis auf ein paar Ausnahmen) * Die Imperfekte sprang, tvang sind nach dem Muster von band, spann usw. gebildet. Die Substantive klang und slang .Schlauch' sind Lehnwörter. 7 In (hdlla) stdnd, stdnda, stdndaktig dürfte das d auf Analogie mit std beruhen, so wie förstdnd sein d vom Verbum förstd .verstehen* erhalten hat. Vdnda stammt wahrscheinlich aus südlicheren Mundarten. Es ist aber auch möglich, daß die Labiale υ labialisierend auf α eingewirkt hat: vgl. υ dm .Wanst', das einzige Wort der Hochsprache, das vor älterem »«6 ein d hat (westl. Uppland lamb: vomb; die Selainsel im Mälarsee lamm, kämm : vdmm).

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Spätaltschwedisch (ung. 1376-1626)

bald ganz. Auch in der GWB, die eher nordmittelschwedisch gefärbt ist, kommen keine solchen Formen vor8. Vor nk: der Übergang ist auf die Svea-Mundarten, mit Ausnahme derjenigen der Landschaften Södertörn und Roslagen, beschränkt. Die Hochsprache hat hier α, ζ. B . : dank .Talglicht', hank ,Schiauf', manke,Widerrist', sank .sumpfig', tanke .Gedanke', ankare .Anker'. Ausnahmen: stanka .stöhnen', kanka .schleppen'. Vgl. dän. kold, gold, holde; änd, band, hand, aber land, sand. Dies beruht auf Wechselwirkungen zwischen der Schriftsprache und der Entwicklung der Sprechsprache. Vor mb und ng bleibt α im Dänischen erhalten: lam, kam; sang, lang usw.9. § 63. In den E n d s i l b e n wird α nach kurzer Wurzelsilbe in gewissen T e x t e n zu ά. (Vgl. § 45). Dies geht aus vereinzelt vorkommenden Schreibungen mit ο hervor, ζ. B . : bäro .tragen', komo .kommen', livo ,leben'. Es ist anzunehmen, daß das ganze Gebiet, wo Vokalbalance herrscht, diesen Ubergang hatte, aber daß die Erscheinung allmählich unter der Einwirkung der Schriftsprache und durch analogische Ausgleichungen eingeschränkt wurde und schließlich ganz verschwand. In den Mundarten von Dalarne kommt die Aussprache mit a immer noch vor (Mundart von Älvdalen: bjärd für bära .tragen' u. dgl.). Die best. Form des Dat. Sg. N. hatte im Frühaschw. die Endung -eno: landeno .dem Lande', barneno .dem Kinde', liuseno ,dem Lichte' usw. Im Spätaschw. wurde sie immer häufiger durch -ena ersetzt: landena usw. Dies ist die gewöhnliche Form der GWB. Es ist denkbar, daß dies keine Lautentwicklung im gewöhnlichen Sinn ist. Ein ganz unbetonter Vokal sollte eigentlich zu 9 werden und bei weiterer Schwächung ganz schwinden (§ 71, 2): man sollte also erwarten, daß aus landeno ein landene würde. Vielleicht ist a in landena ursprünglich nur die Bezeichung des o-Lauts in landeno, nachdem der Buchstabe α auch sonst in sehr vielen Fällen — auch in Endungen — das Zeichen für den o-Laut geworden war10. 8

9 10

In dem in Linköping gedruckten und daher durch die dortige Sprechsprache gefärbten lateinisch-schwedischen Wörterbuch von 1640 („Lexicon Lincopense") begegnet ζ. B. der Vogelname dnd .Wildenten', der sonst and heißt. Mit § 62 vgl. E. Wessen, Vira folkmäl (9. Aufl.), S. 30, 38, 41, 44, 46, 49. Eine andere Erklärung für spätaschw. landena gibt A. Kock, Svensk ljudhistoria 4, S. 316, 320. Vgl. auch borto .weg' > borta, ällivo ,elf' elva. 6*

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Lautlehre

§ 64. Der Vokal α nimmt einen zentralen Platz im Lautsystem einer Sprache ein. Wenn seine Artikulation wesentlich verändert wird, gibt dies leicht Anlaß zu Verschiebungen in der Aussprache anderer Vokale, besonders der hinteren. Die Veränderung des aLauts löst eine Art von Kettenreaktion innerhalb des Vokalsystems aus. Der Wandel von ä ereignet sich in den nordischen Sprachen früher als der von δ und ü\ er hat auch die größte geographische Verbreitung11. § 65. δ erhielt um 1400 seine heutige geschlossene Aussprache [u]. Beispiele: blödh N. ,Blut', skögher M. ,Wald', mödhir F. .Mutter', blöme M. ,Blume', bände M. .Bauer', önder ,böse'. Dieser Übergang ist also jünger als ä > ö(geschr. ä) Dies geht daraus hervor, daß es im Nschw. bärn .Kind' mit erhaltenem α heißt (aus bärn), aber hörn, körn mit geschlossenem ο [u] (aus hörn, körn). Die Dehnung von Vokal vor rn geschah nämlich später als der Übergang ä > ä [o], aber früher als der von δ > [u] (vgl. § 37, 2). Damit läßt sich vergleichen, daß im Anorw. wohl ö, aber nicht ä seine Qualität vor rd veränderte. Norw. Mundarten haben gard ,Hof' [ga:r], aber bord (ausgespr. [bu:r]) ,Tisch'. Da ist also die Dehnung der Vokale im Gegensatz zum Schwedischen später eingetreten als der Übergang von ä zu ά [ο] vor rd (vgl. § 37,1). Andererseits ist zu bemerken, daß aschw. ormber M. .Schlange' geschlossenen «-Laut bekam, daß aber das gleichgebaute aschw. armber M. ,Arm' sein α behalten hat. In aschw. Zeit wurde ein (anlautender) Vokal vor der Konsonantenverbindung rm gedehnt. Diese Dehnung fand, wie auch die Vokaldehnung vor rn, nach dem Übergang ä > ά [ο] statt, aber vor dem Übergang ö > [u]. Später wurde der Vokal wieder gekürzt. Der Übergang ο > [u] veranlaßte keine Änderung in der Bezeichnung. Der Buchstabe ο bezeichnet schon im Spätaschw. teils einen geschlossenen «-Laut (aus gemeinnordisch δ), teils einen offenen o-Laut (aus gemeinnordisch δ).

11

Daß ein innerer Zusammenhang besteht zwischen diesen Veränderungen, die dem schwedischen (und norwegischen) Vokalsystem ein so eigenartiges Gepräge verliehen haben, ist zuerst von den Norwegern Joh. Storm (in Nordisk Tidskrift 1880 und in Englische Philologie, 2. Aufl., S. 256) und Amund B. Larsen hervorgehoben worden.

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§ 66. Am jüngsten ist der Wandel von ü. Kennzeichnend für die gotischen Mundarten ist, daß sie verschiedene «-Laute haben in ζ. B. hus N. ,Haus' und fluga F. .Fliege', brud F. ,Braut' und bud Ν. ,Bote'. Fluga (aus aschw. flügha) und bud (aus aschw. büdh) haben den gleichen offenen «-Laut wie nschw. gull .Gold', hund. Das will mit andern Worten heißen, daß alle Wörter, die im Aschw. ursprünglich ein ü hatten, in diesen Mundarten die gleiche Qualität des «-Lauts zeigen, auch wenn die Quantität verschieden ist. In der Hochsprache dagegen, wie auch in mittelschwedischen und Svea-Dialekten, haben Wörter mit alter Vokallänge (ζ. B. hus, swpa .saufen') und Wörter, deren Stammvokal erst in spätaschw. Zeit infolge der sog. spätaschw. Silbenverlängerung gedehnt wurde (ζ. B. fluga, frusen .gefroren'), die gleiche Qualität des uLauts. Es ist daher offensichtlich, daß der Wandel von ü in den gotischen Mundarten älter, in den nördlicheren Mundarten dagegen jünger ist als die Silbenverlängerung (§ 78). Wahrscheinlich hat sich also ü in der letzteren Mundartengruppe erst gegen Ende des Mittelalters verschoben. Der [ü]-Vokal in hus ist für das Schwedische besonders charakteristisch. Im Norwegischen ist das alte ü nicht so weit nach vorne verschoben worden; das norw. u ist ein „mittlerer" Vokal. Diese Qualität des u ist in schwedischen Mundarten recht gewöhnlich und gehört auch zur gepflegten Aussprache des Finnlandschwedischen. Im Dänischen ist die ursprüngliche Aussprache des u weiter bestehen geblieben.

Die kurzen Vokale Unter den kurzen Vokalen werden vor allem die vorderen, nämilch i, y und u, im altschwedischen Zeitraum verändert. Sie werden gesenkt und werden offener ausgesprochen, allerdings in den Mundarten der verschiedenen Gegenden offenbar in erheblich verschiedenem Ausmaß. In mittelschwedischen Mundarten kommen solche Veränderungen gewöhnlich nur bei kurzer Wurzelsilbe vor. § 67. Kurzes i wird zu e, kurzes y zu ö gesenkt. Beispiele: skip Ν. .Schiff' > skepp oder skep (§ 78). strik N. .Strich' > sireck oder strek, vidher M. .Wald, Holz', Akk. vidh > ved, limber (§ 27) Μ. .Glied', Akk. lim > lern, fyl N., Fohlen' > föl, dys N. .Dolmen,

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Lautlehre

Dieme' > dös, vika F. ,Woche' > vecka oder veka, Inf. vita .wissen' < vetta oder veta, Inf. liva .leben' > leva, silt .Siele' Μ. > sele. In den Sveadialekten treten in folgenden Fällen keine Veränderungen ein: 1. in langsilbigen Wörtern, 2. wenn die folgende Silbe ein i oder u enthält, 3. wenn die folgende Silbe ein j, enthält. In den Götadialekten ist auch in diesen Fällen der Wandel eingetreten. Beispiele: 1. fesk ,Fisch', dreft .Trieb', skreft .Schrift', mesta .verlieren' (nschw. mista), medda .Mittag', kleppa .Klippe', töst .still' (nschw. tyst), töcka .finden, meinen' (nschw. tycka), stocke .Stück', lökta .Laterne' (nschw. lykta); 2. skreven .geschrieben', sleten .geschlissen', revet,gerissen' (N.), betet .gebissen' (N.), hövel .Hobel' (nschw. hyvel), nökel .Schlüssel' (nschw. nyckel), möe .viel, sehr' (nschw. mycket), veker .Wochen' (nschw. veckor); 3. vejja,Weidenrute' (neuschw. vidja), vettja .besuchen', (nschw. vittja ,ab-, durchsuchen'), telja .Dielenbrett' (nschw. tilja), rössja .Reuse' (neuschw. ryssja), göttja ,Schlamm' (nschw. gyttja)12. Auch in den Götadialekten unterbleibt der Übergang vor nn, nd und ng (ζ. B. binda, ingen ,kein') und tritt nur auf einem beschränktem Gebiet vor II, Id, It (ζ. B. hyll .Holunder', fytta .füllen') ein. Die S c h r i f t s p r a c h e . Die Übergänge i > e, y > ö treten in der spätaltschwedischen Schriftsprache zutage. Beispiele: fredher ,Friede', swek .Betrug' (zu svika), samvet .Gewissen', geffua .geben', skepa »ordnen' (nschw. skipa), lefnadher .Lebenslauf', seghla .segeln', stödh .Stütze,' dön .Getöse', sköfla .verwüsten', i und y bleiben im allgemeinen nach den Regeln der Sveadialekte bewahrt. Beispiele: 1. fisker, stycke; 2. gripin .gegriffen': PI. grepne, nykil M. .Schlüssel': PI. nökla, stighi M. .Leiter': Akk. stegha, PI. vikur: Sg. vecka F. ,Woche'; 18

Die Grenze ist keineswegs scharf. Sie wechselt in den verschiedenen Fällen, u. a. je nach den benachbarten Konsonanten. Der Wandel y > ö erstreckt sich nach r (ζ. B. krömplinger .Krüppel', nschw. krympling) und vor ft, st, kk (ζ. B. löfta, nschw. lyßa .heben', söster, nschw. syster .Schwester', stökke .Stück', nschw. stycke) weiter nach Norden als sonst. Vgl. E. Wessen, Vära folkmäl (9. Aufl.), S. 23 und die Karte 5 (S. 34) mit der eingezeichneten Grenze zwischen fish und fesk.

Spätaltschwedisch (ung. 1875-1526)

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3. sitia .sitzen', vilia .wollen', skilia ,trennen', nytia .nützen', flytia .versetzen, umstellen'. Es kommen zuweilen jedoch, auch Schreibungen vor wie Prät. veste ,wußte' (statt visste), vetne ,Zeuge' (nschw. vittne), söster »Schwester' (statt syster), trögger .sicher, geborgen' (statt trygg), löfta .heben' (statt lyfta), skelia, flötia, redho .sie ritten', die mit den Götadialekten übereinstimmen 13 . Hier muß man annehmen, daß gotische Schreiber am Werk waren oder wenigstens auf Einfluß von gotischen Vorlagen schließen. Die Vadstenasprache zeigt hier wie auch sonst in den meisten Fällen „mittelschwedische" Formen. Im allgemeinen weist die ältere Vadstenasprache gotische Sprachzüge (ζ. B. r-Apokope, § 30) auf, während gotische Entwicklungen, die in den spätaltschwedischen Zeitraum gehören, nicht mehr aufgenommen wurden. Der Übergang scheint in geschlossener Silbe (ζ. B. skip, sighla) früher eingetreten zu sein als in offener (ζ. B. liva). Schreibungen mit e und ö in geschlossener Silbe (besonders vor den Supradentalen l, η und r) kommen schon in frühaltschwedischer Zeit vor und werden in spätaltschwedischer immer häufiger. Daneben gibt es die traditionelle Schreibimg (mit i, y) während der ganzen Periode und bis spät in die neuschwedische Zeit hinein. Die GWB hat giffua (das NT 1526 auch geffua), aber leffua14, kidh und kedh .Zicklein' (NT 1526 kidh einmal), die Präp. widh ,bei', aber wedh ,ΗοΙζ', fridh .Friede' (NT 1526 fredh, fridh), aber sedh ,Sitte', das Adv. nedh .nieder' (NT 1526 nidh, nedh), pers. Pron. idher .euch', Inf. bidhia .bitten', aber Präs. bedher. Die heutige Schriftsprache hat giva und ge .geben', kid (altertüml.), frid und fred (mit versch. Bedeutung), vid ,bei'; dagegen ned, sed ,Sitte', ved ,ΗοΙζ', eder. In der Umgangssprache ist die Aussprache giva, frid, vid ,bei', kid schreibgemäß; die Formen der natürlichen Sprechsprache sind ge (Präs. ger), fre', ve'; ke' kommt noch mundartlich vor, ist aber sonst durch das Diminutivum killing ersetzt 15 . Analogieformen 13

M 15

Die zuletzt genannte Form Prät. Pl. redho k ö n n t e natürlich aucheine Analogieform zum Sg. redk sein. Echt mittelschwedisch müßte es ridhu heißen. Ausnahmsweise geffua (1. Mos. 15) und liffua (1. Mos. 43). Noch Lucidor (f 1674) und Runius (f 1713) reimen lifwa: gifwa; dies kann einen korrekten Reim mit der Aussprache leva: geva in altertümlicher Orthographie wiedergeben; es kann aber auch die schreibgemäße Aussprache giva im Reim mit einer im Anschluß an das Substantiv liv .Leben' (mit ursprünglich langem i) gebildeten schriftsprachlichen Form liva sein.

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Lautlehre

sind tredje .dritte' (nach tre .drei'), smedja F. .Schmiede' (nach smed .Schmied') und bedja .beten, bitten' (nach dem Präs. beder)le. Die Schriftsprache hat die Formen löss .Läuse' und möss .Mäuse' (aschw. lyss und myss) mit „gotischem" Übergang y > ö. Beide Formen kommen in der GWB vor und sind vermutlich von da in die allgemeine Schriftsprache aufgenommen worden, nach E. Noreen „durch einen einzelnen Mitarbeiter an dem großen Werk, der aus Götaland stammte, oder wenigstens von einem Grenzgebiet von Svealand; man kann geradezu vermuten, daß es einer der Brüder Petri war, die in Närke geboren wurden, einer Provinz, die ziemlich starke gotische Züge hat". Die GWB hat sowohl löstet (15 mal) wie auch lyster .gelüstet' (6 mal). Die Reformatoren haben häufig ö in langsilbigen Wörtern, ζ. B. O. Petri löckas .gelingen', löstet und die Kirchenverordnung von 1571 iyppa .offenbaren', löcka .Glück', nöcklar PL .Schlüssel', löstet. Ganz vereinzelt kommt ö auch bei späteren Schriftstellern vor, besonders in Wörtern, die in der Schriftsprache ungewöhnlich sind, ζ. B. sköttel ,(Webe)schiffchen, Schütz' bei Viktor Rydberg („Allverkarn du i denna väfstol skädar, som drifver skötteln mellan orsaksträdar"). § 68. Kurzes u wird zu kurzem o. Urn. kurzes u war in Ostschweden nur in geringem Ausmaß vom „a-Umlaut" (§ 2) berührt worden. Frühaschw. Texte zeigen daher allgemein u in Wörtern wie brut,Bruch', kul,Kohle', bup .Gebot', hugher M. ,Lust, Sinn'. Im Spätaschw. wird parallel mit den Übergängen i > e und y > ö kurzes u zu kurzem o, und zwar nach den gleichen Regeln wie jene17. le

17

Lexicon Lincopense (1640), das eine Sprachform von Ostgötland vertritt, hat: fiskarössia .Fischreuse', smedia .Schmiede', wedie- .weiden-', lelja .Brett, Diele', medsommar .Mittsommer'; Schroderus (1640), der aus Uppland stammt, schreibt dagegen: ryssia, smidia, widia, tilia, missomar. Vgl. die Ortsnamen Fettjestad (aschw. Fitiastadha) und Kedevad (aschw. Kidhiavadh) in Ostgötland, aber Fittja südlich von Stockholm. — Zum Übergang i > e, y > ö, s. B. Hesselman, De korta vokalerna i och y i svenskan (1909—10); N. Iindqvist, Sydväst-Sverige (1947), S. 27 und Karte 611. Zum Übergang u > o, s. F. Tyd&i, Vokalerna u och ο i gammal kort stavelse i upp- och mellansvenska folkmäl (1924). — Die Mundarten des zentralen Westgötlands haben im Gegensatz zu den meisten andern schwedischen Mundarten den Unterschied zwischen altem ü und ö (durch aUmiaut entstanden) bewahrt. Siehe J. Götlind, Västergötlands folkmäl 1 (1940—41), S. 166f. (mit dort zitierter Literatur).

Spätaltschwedisch (ung. 1375-1526)

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In spätaschw. Texten wird oft brot, kol, son ,Sohn', loter M. ,Los', skodha .schauen', somar M. .Sommer' usw. geschrieben; ferner zum Part, brutin .gebrochen' der Plural brotne oder dgl. (§ 199, 2), zu rutin .verfault' der PI. rotne; in schwachen Maskulinen zuweilen Akk. dropa zum Nom. drupi .Tropfen', aber in der Regel fand Ausgleich statt: boghi .Bogen' (nach dem Akk. bogka und dem PI. boghar), mosi ,Moos, Moor'. In der Schriftsprache können Doppelformen entstehen: hug .Lust' (hugsvala .trösten', -fästa ,im Gedächtnis bewahren', -stor .hochgesinnt'): hog (mit jüngerer Schreibung Mg), bud .Gebot' (ζ. B. Guds bud .Gebot Gottes'): uppbäd .Aufgebot'. Das Wort Gud ,Gott' erhielt schon früh in der Schriftsprache eine feste Form, die sich nicht änderte, und eine darauf beruhende Aussprache. § 69. Kurzes o, das durch α-Umlaut (§ 2) oder aus kurzem u nach § 68 entstanden ist, wurde im Spätaschw. offen ausgesprochen, und in manchen Gegenden ist daraus ein Laut zwischen ο und ö geworden, das 8 des schwedischen Dialektalphabets. — Der so entstandene Laut unterscheidet sich erheblich von dem geschlossenen o-Laut, der aus ä entstanden ist (§ 61). Beispiele: kol ,Kohle', son, rag .Roggen', sova »schlafen', hotten ,Boden', lock ,Deckel', korg ,Korb': käl ,Kohl', vor .unser', lag .niedrig', ätta ,acht', matte ,möge', äska .Donner', läng ,lang', hälla .halten'. S. weiter § 154. Schwächung und Schwund, bzw. Apokope von Vokalen § 70. In Mittelsilben wird ein Vokal häufig geschwächt, zuweilen schwindet er ganz. Dreisilbige Wörter vom Typ xxx entwickeln sich oft zu xxx, was dann in manchen Fällen xx ergibt Beispiele hierfür gibt es schon in runenschwedischer Zeit. Der Männername Viseti (zusammengesetzt aus vi- .Heiligtum' und -seti .Mann, der sitzt, ansässig ist') wird des öfteren uieti geritzt. Beispiele: (Svea-rike) Sverike (§40,1) > Sverighe (§73) > Sverghe, Svärghe .Schweden'; Adj. PI. fätöke ,arme' > fatighe (§ 73)18; PL fiskarar .Fischer' > (inUppland) fiskrar; löghar-dagher 18

Die Form fatigher (fattigher) mit i ist älter als die Substitution der Adjektivendung -ug (stenugher u. dgl.) .steinern' mit -ig stenig und hängt also nicht damit zusammen.

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Lautlehre

,Samstag' (eigentl. .Bade-tag'; isl. laugar-dagr mit Gen. Sg. von laug F. ,Waschen, Bad') > lögherdagher > lördag; frändkona F. ,Frau eines Verwandten' > fränka19; *äs-äkia (.Fahrt des Gottes') > äsikkia > dska ,Donner'; lärikkia > lärka .Lerche'; best. Form kunungin > kungen .der König'; best. Form biskupin > bispen .der Bischof'; best. Form drotsätin > drotsen .der Truchseß'; best. Form marskalken > marsken ,der Marschall' (dazu dann die unbest. Formen kung, bisp, drots, marsk); best. Form väruldin > världen .die Welt'; best. Form läräftit > lärftit .Leinwand'; PI. pänningar > pengar .Geld'; hiü-vlte (von vite N. .Strafe') > hälvite .Hölle'; hvilikin > hvilkin .welcher' (§ 114, 2); Sup. Fem. Sg. kärasta > käresta ,liebste' (§ 192, 2)20. Häufig in Ortsnamen: Nyböle > Nybbele, Nybble, (Västra Aros >) Västraros > Västros, Västerds, Södhra malm > Södermalm, Ämätuna > Ärentuna, in Runusum 1313 (vermutlich *Run-husum), heute Runsa (Uppland), Mädallösa 1384, heute Mälsa, geschrieben Mellösa (Närke), de Kafhöghom 1272, heute Kaga (Ostgötland), Lödhöse, Löse Lex. Line. 1640. Eine Reihe von Beispielen gibt es aus jüngerer Zeit und in den Mundarten: aschw. människia > mänska .Mensch', aschw. härbärge N. .Herberge' > mundartl. härbre, aschw. mißsumar > mundartl. mesmar, aschw. best. Form kärlingin F. .die alte Frau' > mundartl. kärnga (Bellman: PI. kämgar und Sg. en kämg, A. Blanche: PI. kärngar)2,1, aschw. best. Form N. PI. kreaturen .die Haustiere' (aus lat. creatura) > mundartl. krittra, aschw. vidhypin .weit offen' > mundartl. vipen, aschw. okunnugher .unbekannt, fremd' > oknug (S. Columbus), aschw. best. Form marknadhin ,der Markt' > marken, Linköping (Ortsname) > mundartl. Linkeping, fjäril .Schmetterling': PI. fjärlar (Tegn^r); rännil .Rinnsal': PI. rännlar (Bellman); vädur .Widder': PI. vädrar (Stagnelius); fiärdhingsman (eigentl. .Viertelsmann', d. h. ,ein Landjäger für den vierten Teil eines Bezirkskreises') > fjälsman 19

20 21

Hierher wahrscheinlich auch and-kona .Enten-frau' > anka (1587), heute die Bezeichnung für die zahme Ente; anka heißt vor allem das weibliche Tier („Anas femina" Spegel 1712); der Enterich heißt ankbonde (von bonde .Bauer') u. ä. Auch kärsta (ζ. B. Bellman, Ep. 62). Nach der best. Form kärnga, PI. kärngar (mit Schwund des i nach § 57) wurde die unbest. Form kärring (käring) .alte Frau' gebildet, belegt seit etwa 1560. (In diesem Wort ist also rr nicht infolge von Assimilation entstanden).

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Spätaltschwedisch (ung. 1375-1526)

(fjärs-), jordpäron .Kartoffeln' (eigentl. ,Erd-birnen') > mundartl. jolpron, jolp(e)ra; best. Form fähuset ,das Viehhaus' > fäjuset (§ 55) > mundartl. fäjset, dazu die unbest. Form fäjs; best. Form stegherhuset ,die Küche' (§ 73, 1) > mundartl. stegerset, dazu die unbest. Form stegers (stars), aschw. Vara fru dagher ,der Tag unserer Frau' (d. h. der Tag von ,Mariä Verkündigung') > vdfferdag, vafferda (Smäland, Ostgötland); dies wurde später volksetymologisch umgedeutet zu vdffeldag .Waffeldag', d. h. der Tag, wo man Waffeln ißt. Vgl. isl. hvern veginn .welchen Weg

(von zweien), wie' > hvernin22. Kräftige Reduktionen können in schwachtonigen Mittelsilben eintreten, d. h. in der gepreßten Stellung zwischen zwei starktonigen Silben. Dies ist oft der Fall bei Ortsnamen, die ja aus festen Zusammensetzungen bestehen, wo die Assoziationen mit den ursprünglichen Zusammensetzungsgliedern nicht mehr bestehen. Beispiele: der Name Sigvalds-stadhir (zum Männernamen Sigvalder)

in W e s t g ö t l a n d : Sigualzstadhum

1288, h e u t e

Sjogerstad,

in Ostgötland: Sigwalstadhe 1330, heute Sjögestad, in Södermanland Sigwalstadhum

1308, Säuista

1456, h e u t e

Sävsta(holm).

§ 71. 1. In gänzlich unbetonter Silbe fällt (um 1500) ein Endungsvokal ab. Dies ist bei dreisilbigen Wörtern mit Akut der Fall. Beispiele: best. Form fötrine ,die Füße' > fötren, fädhrine ,die Väter' > fädhren,

männine

,die Männer' > männen,

nätrina

,die

Nächte' > nättren. In entsprechenden Formen mit Gravis bleibt aber der Endungsvokal erhalten. Ζ. B. hästane ,die Pferde'. Die Regel gilt vor allem für die Schriftsprache. Aber sie hatte ihre Entsprechung in der Sprechsprache eines großen Gebiets von Mittelschweden. Bei anderen, etwas südlicheren Mundarten trat allmählich Apokope auch in dreisilbigen Pluralformen vom Typus hästane > hästa ein. Sie haben also in der best. Form PI. hästa und föttera (< fötren § 171) 23 .

Ebenso wurden die dreisilbigen Formen des Akk. Sg. F. solena ,die Sonne', handena ,die Hand' zweisilbig: solen, handen. 22

Für eine ähnliche Schwächung der Mittelsilbe, s. I. Lundahl in „Namn och bygd" 17 (1929), S. 31f. — Vgl. von jüngerer Zeit korporal > korpral, general > genral, apotek > aptek, ferner das Verbum snickra .schreinern' zu snickare .Schreiner', ankra .ankern' zu ankare .Anker' usw. 23 Vgl. E. Wessen, Vära folkmäl (9. Aufl.), S. 25, 27, 32; B. Hesselman, Huvudlinjer 1 (1948), S. 151, 154, 189.

Lautlehre

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2. Auch in dreisilbigen Wörtern mit Gravis wurden die Endungsvokale geschwächt, wobei -a, -o zu e wird. Beispiele: Akk. Sg. und PI. domara .Richter' > domare, Prät. PI. kalladho .riefen' > kallaihe. Über die Apokope eines derartigen Endungsvokals, s. § 160. Ebenso wird im Gen. Sg. von femininen Wörtern (mit Akut) -a zu -e geschwächt: handinna > handenne, bleibt aber im Gen. PI. (mit Gravis) erhalten: handanna ,der Hände', barnanna ,der Kinder' usw. 3. Schwachtoniges e (ä) wird vor m zu u (o) labialisiert. Der Übergang geschah in einzelnen Wörtern zu verschiedenen Zeiten: schon vorliterarisch in der Partikel sem (isl. sent, runenschw. sim) > sum, nschw. som (rel. Pron. und Adv.), ferner im Dat. PI. frühaschw. pem ,sie' > Pom (P'öm), -hem in Ortsnamen > (15. Jh.) -um, ζ. B. Biureem > Bjurum, Vidhem > Vedum, Varnema sokn > Varnum (Wärmland), vgl. Varnhem in Westgötland (schriftsprachliche Form), Visneem hceradh > Visnum (Wärmland)24. Schreibungen mit thom statt them ,sie (PI.)' kommen schon im 14. Jh. vor, und dann später vereinzelt im Mittelalter und in jüngerer Zeit. Wahrscheinlich haben starktonige und schwachtonige Formen lange nebeneinander bestanden; in der Schriftsprache hat sich dem als Normalform durchgesetzt, während dom in der Sprechsprache (zunächst als Objektsform, später auch als Subjektsform) bis in die heutigen Tage weiterlebt. Vgl. § 109, und 195, 6. Die

Konsonanten

§ 72. Der Buchstabe ρ als Zeichen für die dentale Spirans verschwindet in spätaltschwedischer Zeit (etwa 1375). Statt dessen wird im Anlaut th geschrieben, im In- und Auslaut dh. Das stimmlose th wird spätestens um 1400 zu t. Ζ. B.: ting Ν. M

S. ferner E. Wessen, in Spräkvetenskapliga sällskapets i Uppsala förhandlingar 1916—18, S. 13f.; A. Kock in ANF 35 (1919), S. 55f., Svensk ljudhistoria 4 (1921), S. 94, 151. Vgl. auch isl. Alflteimr, aschw. Alvum am Götaälv (s. oben, S. 19). — Wahrscheinlich unterblieb der Ubergang -(h)efn -um, wenn das erste Zusammensetzungsglied auf ein (vor e) palatalisiertes k auslautete. Ζ. B. Askim (Westgötl.), Markim (Uppland). Vgl. dazu § 161. — Vgl. dazu, daß auch auf den friesischen Inseln älteres -haim zu -um wurde.

Spätaltschwedisch (ung. 1375-1526)

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,Ding', tydha .deuten', tolomodh N. .Geduld', tiäna .dienen', tre ,drei'. In verschiedenen Handschriften des Stadtgesetzes, das nicht lange nach 1357 in Stockholm abgefaßt wurde, kommen zahlreiche Beispiele vor, wo th- und t- verwechselt werden (vgl. § 31, 3). Das stimmhafte dh bleibt bis in neuschwedische Zeit hinein erhalten. Die Bezeichnung dh wird im Druck bis in die erste Hälfte des 18. Jh.s verwendet. Siehe dazu § 163. In schwachtoniger Stellung war p im Frühaschw. zu d geworden (§ 51). Als Zeichen dafür wird bis in neuschwedische Zeit th beibehalten. Beispiele: thu ,du', thin ,dein', then ,der', tha ,da'. Die Spirans wurde vermutlich schon im Aschw. zum Verschlußlaut d: also du, din, den, da. Daneben gab es die starktonigen tu, tin, ta u. a. § 73. In schwachtoniger Stellung wurde k > gh (g), t > dh (δ). Dieser Übergang vom (stimmlosen) Verschlußlaut zur (stimmhaften) Spirans bedeutet eine Schwächimg der Artikulation, die bis zum gänzlichen Schwund führen konnte (§77). 1. Beispiele für den Übergang & > gh: Sverike (§ 40) > Sverighe, fätöker ,arm' > fattigher (§ 39, 70), nokon .irgendein' > noghon, iak .ich' > iagh, mik ,mich' > migh, taka tok ,nehmen, nahm' > taga togh. Die Ableitungsendung -liker (ζ. B. daghliker .täglich', ärliker .ehrlich') > spätaschw. -ligher (daghligher, ärligher); später kann die letzte imbetonte Silbe sogar ganz schwinden (nschw. dagli', ärli' § 77). Es ist ohne weiteres klar, daß Pronomen in der Regel schwachtonige Teile der Rede ausmachen. (Vgl. dazu das über jag Gesagte in den §§ 5, 1 und 32, 1.) — Das Verbum finitum gehört häufig zu den schwachtonigen („vorenthaltenen") Teilen der Rede; besonders gilt dies von den transitiven Verben. Sobald das Verb eine Bestimmung (ein Adverbial oder ein Objekt) bei sich hat, liegt im Schwedischen der Hauptton auf der Bestimmung. Beispiele: taga fr am' ,hervornehmen', taga emot' .entgegennehmen', taga sig tili' ,anfangen, tun', taga ett sfrang' ,einen Sprung tun', taga ndgon om livet »jemanden um die Taille fassen' usw. Nach dem Verbum taga {ta § 160, 3) wurde das Substantivum aschw. tak N. .Griff' zu tag umgewandelt {ta ett tag .zufassen', med raska tag ,rasch' u. dgl.). In gewissen Mundarten (in Westgötland, Wärmland) blieb tak (in nävetak ,eine Handvoll', handtak ,Hilfe') erhalten. — Ein Wort wird schwächer betont, wenn es das zweite Glied einer Zusammensetzung ausmacht, als wenn es selbständig ist. Die in

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Lautlehre

schwachtoniger Stellung normale Entwicklung setzt sich leichter durch, wenn es sich um Namen und andere Zusammensetzungen handelt, wo man nicht mehr über die ursprüngliche Bedeutung nachdenkt und daher die Assoziation mit dem einfachen Wort geschwächt ist oder nicht mehr existiert. So sind die Verschiedenheiten zu erklären in Wörtern wie rike .Reich': Sverighe, töker .einer der nehmen kann' oder .darf' (ζ. B. arf-töker .erbberechtigt', fatöker .einer der wenig hat, von dem er nehmen kann'): fatigher (im Anschluß an die zahlreiche Gruppe von Adjektiven auf -ig), nschw. dylik .dergleichen', snarlik .ähnlich' (eigentl. ,fast gleich'): daglig .täglich', ärlig .ehrlich' usw. Auf dem Gebiet der Götamundarten (Westgötland, Smäland) bleibt k erhalten, wenigstens abwechselnd mit gh: jak .ich', mäk ,mich', däk .dich', säk ,sich' (neben ja, mä, dä, sä), nöken .jemand' han tok ,er nahm' (auch in Wärmland). Im Süden und Westen von diesem Gebiet beginnt der allgemeine Wandel von p, t, k > b, d, g, den die schonischen Mundarten mit dem Dänischen gemein haben. Wärmländisch tak Ν. ,Griff' und das Imperfektum han tok haben ihre Fortsetzung in norwegischen Dialekten und norwegischer Schriftsprache. Zum Verbum baka .backen' wird das Nomen agentis bakare M. .Bäcker' gebildet und dazu noch bakeri .Bäckerei'. Aber als dieses sich zu bagheri gewandelt hatte, weil der Ton auf der letzten Silbe lag, und dieses dann seinerseits auf das Nomen agentis einwirkte, wurde bakare durch baghare ersetzt. Vielleicht haben auch Zusammensetzungen wie bakara-hus .Backhaus', bakara-mästare .Bäckermeister', bakara-ugn .Backofen', wo k in einer unbetonten Mittelsilbe stand, zu dieser Entwicklung beigetragen. Die Form mit gh scheint sich im 15. Jahrundert in Stockholm und in anderen Städten (ζ. B. Arboga) durchgesetzt zu haben, vielleicht während der Unionszeit durch das Dänische unterstützt. Sie wird in der Zunftordnung für das Bäckergewerbe gebraucht, was natürlich maßgebend wurde. Die GWB hat noch bakare. — Eine ähnliche Personenbezeichnung auf -are bildet das erste Güed in stekare-hus,Küche', (eigentl. ,Brater-haus'), später stegharehus, stegherhus, schw. mundartl. stegerhus ,Küche, Brauhaus' (Ostgötland, öland usw.)26. 2S

Andere Wörter mit nschw. g für ursprüngl. k: bägare M. .Becher' (aschw. bikare), koger .Köcher' M. (von mnd. koker), piga F. .Mädchen' (aschw. pika, norw. pike), svag .schwach' (von mnd. swak).

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In schwachtonigen Silben, besonders bei Adjektiven auf -igh und -ligh konnte gh bei der Aussprache schwinden (§ 77). Dann konnte es vorkommen, daß beim Schreiben in der Schrift ein k eingeführt wurde, wo es gar nicht hingehörte. Ζ. B.: aldrik .niemals' (in Analogie mit ζ. B. iak, mik, die iagh, migh ausgesprochen wurden). — Im späteren Mittelalter kamen auch Schreibungen mit ch vor. Z.B.: iach, mich, aldrich, doch, och ,und'. Dies ist durch Vorbilder in niederdeutscher Orthographie veranlaßt und hatte wahrscheinlich gar keine Entsprechung in der Aussprache (§ 31, 11). 2. Beispiele für den Übergang t > dh: skipit ,das Schiff' > skipidh, mykit ,viel' > mykidh, linnit ,das Leinen' > linnedh, fulkomnat .vervollkommnet' > fulkomnadh. Das NT 1526 hat in der Regel t (in Übereinstimmung mit der überlieferten Schreibung), aber zuweilen (nach der Aussprache) dh oder th: haffuidh (haffxirith) ,das Meer', landith ,das Land', (er hat) propheteradh .prophezeit', sd haffuer gudh älskadh werldena ,so hat Gott die Welt geliebt', (er ist) bedröffwadh ,betrübt', ärith ,ist das', säyadh .sagen das', seedh .siehe das' u. dgl. m. Durch weitere Schwächung konnte der Konsonant ganz schwinden (§ 77). Im Gebiet der Götamundarten fand die Schwächung nicht statt2®. Im Gebiet der Sveamundarten wird man unsicher bei der Wiedergabe von t und d in den Endungen. Weil die wirkliche Aussprache huvu' .Haupt', hundra' .hundert', elska' .geliebt' war, wußte man nicht mehr, ob man t oder dh schreiben solle. Schon in spätaschw. Zeit gibt es Schreibungen wie huvut, hundrat, elskat an Stelle von huvudh, hundradh, elskadh. Derartige falsche Schreibungen sind im 16. und 17. Jh. sehr gewöhnlich. Die GWB zeigt Formen wie klädhnat,Kleidung', klädhebonat .Ausrüstung an Kleidern', prydhnat .Schmuck', wyrdnat .Ehrfurcht', ätskildnat .Unterschied', fänat ,Vieh' (best. Form fänadhen), sarnat .Wunde' (best. Form sdmadhen), manat (best. Form mänadhen); Ta wardt Hortungen bedröffuat; Herren skall icke lata honom bliffua ostraffat; Förbannat ware tu; aber hoffuudh ,Haupt', best. Form hoffuudhet; 2β

T. Alander, Konsonanterna i Östergötlands folkmäl 2 (1936), S. 108f., J. Götlind, Vastergötlands folkmäl 3 (1947), S. 61f. Ausnahmen bilden die im Satz gewöhnlich ganz unbetonten Adverbien mycke ,viel' (mundartl. ntöe) und Ute .wenig'. Das Pron. inte .nichts, kein' ist hingegen eine ursprünglich /-lose Form (§ 116, 2), und nschw. intet ist eine analogische Umformung (vgl. § 194, 2).

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Lautlehre

ebenso immer -t in der best. Form der Neutra (boordet ,der Tisch', Rijket ,das Reich' u. dgl.)27. Nach dem Vorbild der Bibel sind solche Schreibformen mit stummem -t in schwachtoniger Silbe in frühneuschwedischer Zeit häufig28. Die wirklichen auf Vokal ausgehenden Sprechspracheformen finden sich jedoch bei mittel- und nordschwedischen Schriftstellern sehr oft. Beispiele bei Agneta Horn: „om thet nägen skule fä hugna af mig," ,,iagh har mäst smulti der wedh"; von Sam. Columbus: „Han finner boordä duka' . . . og bädda' säng", „Han stoog heel förwäna", „Men Hei blef kasta af Alfader i Helvete", „Wid samme tijd har Konung Styrelsen wurdti skrifwen", ferner mycki ,viel', nägo .etwas', anna .anderes', oohle .das Wort', huse .das Haus', Hof-folke .das Hofgesinde', golfwe .der Boden', der Ortsname Kopparbärge usw. Wenn Columbus ζ. Β. schreibt „med väpnat hand" (es müßte „väpnad hand" heißen), so war das t für ihn stumm. Bei Runius heißt es ζ. B . : „Wij ha fätt myror i hufwu . . . och läppor i öra"; „Thet är honom i kiötte buri och inte i kläderna skuri". Bellman verwendet im Reim oft ί-lose Formen: „Han midt i lede" (: Ede), „i pannan det ärre'" (: de smärre), „Skrufvar peruken tätt kring öra" (: göra), „Hufvud var ludi"; auch in Wörtern auf -eri: „Skäl för heia frieri!", „Emellan Skafferi och Källarsvaln". Samuel Columbus macht in seinem „Ordeskötsel" (um 1675) eine sehr interessante Mitteilung über die Aussprache von schwachtonigem det ,es' im 17. Jahrhundert: „Svenskarna (in Uppland, Bergslagen usw.) borde undvika sitt myckna ä: Jag troor-ä inte. Jag har sidt-ä, wetta-ä, glömdt-ä. Skrif som Götame säya: sidt-et, weeta-t, glömdt-et, hafft-et. Jag trooret inte. Jag twiflar ommet." Sven Hof gibt in seinem Werk „Dialectus Vestogothica" (1772) folgende Auskunft über die Sprechsprache seiner Zeit: „Litteras d & t Sveci, vel potius Uplandi, fini vocabularum adscriptas saepe in familiari sermone detrahunt, in adjectivis autem & participiis freqventis27

28

Zu westg., ostg. Partizip mdlater .gemahlt', väntater .gewartet' u. dgl. (wahrscheinlich Analogiebildungen zu den Neutren mdlat, väntal) s. Älander a. a. Ο. 1 (1932), S. 32f., 2 (1935), S. 60, J. Götlind a. a. O. 2 (1944), S. 10, S. Benson, Studier över adjektivsuffixet -ot (1951), S. 124f., B. Hesselman, Huvudlinjer i nordisk spräkhistoria 2 (1953), S. 320. Vgl. A. Kock in ANF 16 (1900), S. 265f., E . Hellquist, Studier i 1600talets svenska. S. 77, A. Akerblom, Runii svenska rim (1915), S. 224f.

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sime. Nostrates vero & alii Gothi, in plerisqve, has litteras retinent"29. Die gepflegte finnlandschwedische Umgangssprache weist immer noch solche Formen auf wie ute φα lande' .draußen auf dem Lande', heia fälte' .das ganze Feld', han har fatta' de' beslute' ,er hat den

Beschluß gefaßt' usw. In Schweden dagegen ist das in der Schriftsprache bewahrte -t auch in der mittelschwedischen Sprechsprache wieder eingeführt worden. Das Substantiv öde N. .Schicksal, Los' ist eine speziell schwedische Bildung, die den aschw. t-Schwund zur Voraussetzung hat. Ursprünglich ist es die neutrale Form des Adjektivs aschw. ödhin, isl. audinn .bestimmt, beschert': thet är honom ödhit ,es ist ihm vom Schicksal bestimmt', hertoganum var ther ödhit at vinna .dem Herzog

war bestimmt, den Sieg zu gewinnen' (EK) usw. „Then olycka war them ödhe" schreibt Messenius 1612. Und in einem Schultheaterstück „Jesus lärer i templet" vom Ende des 16. Jahrunderts heißt es: „Therföre wax thet honom intet ödhe, Att Herodes skulle honom säledes döda". Aus solchen Wendungen löste sich dann das Substantivum öde heraus. § 74. Die Verbindung ghdh wird gegen das Ende des Mittelalters in Götamundarten nach ä oder ö zu jd] dieser Wandel dringt allmählich auch in die mittelschwedischen und sogar noch nördlicher beheimateten Mundarten. Beispiele: fräghdh F. ,Ruf, Leumund' (zu frägher .bekannt, berühmt') > frejd, helbräghdha .wohlbehalten' > helbrejda, *häghdh

.Zaun, Gitter' > hejd (aschw. Adv. ohäghdhom .unaufhörlich'), häghdha »sparen, maßhalten' > hejda .hemmen', höghdh F. ,Höhe' >

höjd, slöghdh F. .(Handfertigkeit' (zu slögher .geschickt')

>

slöjd. Im Norden von Uppland sagt man heute noch högd, und so hieß es wohl früher auch noch weiter südlich. In der GWB haben derartige Wörter gd (ghd): helbregda (-breghda), högd (aber gewöhnlich höghden, PI. höghder), frögd F. .Freude'

(aber gewöhnlich fröghda .freuen'). Ebenso bygd F. .(bewohnte) Gegend', dygd F. ,Tugend', skygd F. .Schutz', blygd F. ,Scham' (blyghd) und Beugungsformen wie die schwachen Prät. bögde ,bog', plögde .pflügte', nögde .begnügte', legde .mietete' (§ 200c). 29

Über die Apokope von -de im Imperfekt der schwachen Verben (kastadhe .warf' > kasta) s. unten § 77 und § 204, Anm. Wessia,

Schwedisch I

7

98

Lautlehre

In der Schriftsprache überwiegen die Formen mit gd bis gegen das Ende des 18. Jahrhunderts. Das beruht — außer auf der Aussprache der Gegenden nördlich des Mälarsees — auf Einfluß der Bibel. Bei Sahlstedt (1773) noch: helbregda, fegd (nschw. fejd .Streit'), frägd, högd, frögd, slögd, aber hejd (im Ausdruck utan hejd .maßlos, schrankenlos'), hejda; bögde (zu böja .biegen'), plögde, nögd (zu

nöja sig, nöjas), legde usw. Bei Dalin (1853) helbregda [häll' bräjda], fejd, fräjd,

höjd, fröjd,

slöjd;

böjd .gebogen', nöjd

.zufrieden';

lega [läja] .mieten', legde [läjde], legt [läjt]. Phonetisch betrachtet beruht dieser Wandel darauf, daß j mit beiden Vokalen (ä und ö) einen Diphthong bilden kann. Nach anderen Vokalen bleibt gh bestehen und wird zum Verschlußlaut g: bragd .Fischgerät'.

Anm. Die Wörter fröjd F. ,Freude' und fejd F. .Fehde, Streit' sind Entlehnungen von ndt. vröyde, veide. Diese werden im Aschw. fryghdh (fröghdh)

und feghdh geschrieben; wahrscheinlich ist gh

die Schreibung für /', aber es kann sich auch um eine Lautsubstitution handeln, da man damals in derartigen Wörtern keine Diphthonge kannte. Konsonanteneinschub

§ 75. Zwischen t und l wird in mittelschwedischen Dialekten ein s eingeschoben. Beispiele: nätla F. .Nessel' > nätsla (> nässla § 76). vatle M. .Molke' > vatsle (> vassla § 76), köüikin .fleischlich' > köttslig, bruÜikin .verbrecherisch' > brottslig, Väsiergötzland (Olaus Petri), kiortil M. .Rock', PI. kiortlar > kiorslar, kätil M. .Kessel', PI. kätlar > kätslar > kässlar, Uten ,klein', best.

Form litle ,der Kleine' > litzle (häufig im Frühneuschw., u. a. in der GWB) > lissle. Der Ortsname Lisslena in der Gegend von

Enköping am Mälarsee geht auf ein *Litla Ene (.Litlene 1300), d. h. ,Der kleine Ene', zurück. — In den Götamundarten bleibt tl erhalten. Beispiel: nätla. Südschwedische Mundarten (sowie auch das Dän.) assimilieren tl zu II. Beispiele: nälla, östergylien (für Östergötland)*0. 80

Im Dänischen werden sowohl tl > II, als auch in > nn, ζ. B. nalde, Jylland, Gulland (Gotland); vand .Wasser', bund ,Grund' (nd bezeichnet in der dän. Schriftsprache nn). Formen wie vann, bunn (bonn) kommen in Süd- und Westschweden und in Ostnorwegen vor (E. Lidön in „Namn och bygd" 8, S. 9f.; D. A. Seip in „Festskrift til Α. Β. Laisen", 1924,

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Assimilation §76. 1. In einzelnen Wörtern: stafkarl M. .Bettler' (eigentl. ,Stab-kerl') > stakkarl81, Stafby > Stabby, hofman M. .Adliger, Reiter' > homman, hämman (ζ. B. bei Chronander 1647), vadhmal Ν.,Loden' (§ 38,1) > schw. mundartl. vammal, stadhge M. .Festigkeit, Ordnung' > stagge und der Inf. stadhga .befestigen, verordnen' > stagga (vgl. norw. stagge .hindern, beruhigen'), nschw. fradhga .Schaum' > fragga82, Adv. *skakkfötis .mit den Füßen gegeneinander' > skaffötes, äfter .nach' > ätter 2. ts > ss. Ζ. B.: bäzter .bester' > bäst, Gen. guz .Gottes' > guss, mipsumar .Mittsommer' > missommar (weitere Beispiele s. § 75); pöm til skapa, burghis [für: burgits] hawä .denen zum Schaden, die für sich geborgen haben' (UL), tw hauer stuliss yfipa myn brodher ,du hast dich an meinen Bruder (herangeschlichen' (Didriks Sage). Haffuer idher näghot fattasf ,Hat Euch etwas gefehlt?' (GWB), vti hwilkes [Luthers u.a.] lexor thenna M. Oleff hade wistas j 7 eller 8 dar ,unter dessen Lehren sich dieser Meister Oleff 7 oder 8 Jahre aufgehalten hatte' (P. Swart). S. ferner § 172 und § 211. 3. Ik > kk. Beispiele: hvilikin .welcher' > hvilken > tholikin .solcher' > tholkin > tokken (mundartl.).

vikken,

4. mb, nd, ng (Nasal + homorgane stimmhafte Spirans) werden zu mm, im und [gg] ( = nschw. ng-Laut) assimiliert. Dieser Ausgleich gilt für mb und nd nur in südschwedischen, westschwedischen und mittelschwedischen Mundarten, nicht aber für die svealändischen und gotländischen (vgl. ζ. B. den Ortsnamen Turnba), während ng auch in svealändischen Mundarten 5. 169f.; N. Iindqvist in En bok om Sm&land, 1943, S. 332, SydvästSverige, 1947, Karte 22b). Die Angleichungen von tl > II und tn > nn beruhen darauf, daß die Sprechorgane zu früh die Stellung für die Aussprache von l, η annehmen, wodurch die Auflösung des Verschlußlauts verhindert 'wird. ,:L

82

M

Zur best. Form stakkarln, stakkarn wurde der Nom. der unbest. Form stakkare analogisch nach Wörtern wie dotnarn: domare gebildet. Der Dichter Fröding reimt tyllomfraggad .tüllumschäumt' mit vaggap .gewiegt'. „Man säger mäst ätter, han kom ätter mey. Las ätter ok skrif efter\" (Sam. Columbus 1678). 7·

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Lautlehre

assimiliert wird und nur in solchen des Randgebiets (den Mundarten von Dalame, Kalix, Gotland und Finnland) erhalten bleibt. Von der Gegend von Öregrund, das am Rande des svealändischen Sprachgebiets liegt, ist die Aussprache vrayg .Schiffsrippe' (isl. rgng) belegt. Die Assimilation ist im Auslaut allgemeiner als im Inlaut: sveal. bann N. ,band': binda .binden', hunn M. .Hund': PI. hundar. Beispiele von mb > mm: lamb Ν. (vgl. engl, lamb) > lamm, kamb M. (vgl. engl, comb) > kämm, dimba F. .Nebel' > dimma. Die Schriftsprache zeigt hier Assimilation. Ausnahmen: dumbe Μ. ,tauber Mensch' (Bibelsprache). Die GWB hat lamb, wamb ,Wanst', dimba, Stiernhielm (Mitte des 17. Jh.) schreibt lamb, kamb, dimba. Noch in Sahlstedts Wörterbuch (1773): lamb (lambskinn, .Lammfell', -ull ,-wolle'), wamb (wämm), darnb .Staub', damba ,stäuben', dimba, dimbug .nebelig', aber kam und kamma (kämma). Beispiele für nd > nn: stund F. .Stunde' > stunn, PI. hundar > hunnar, Inf. binda > binna. Die Schriftsprache hat nd bewahrt. Ausnahmen: lynne N. .Gemüt', (aschw. lyndi) und das Fragewort manne ,ob' (schw. monde, s. § 202)84. Die Assimilation von ng hat in der Schrift keine Veränderung mit sich geführt. Der einheitliche ng-Laut [η] wird mit dem Doppelzeichen ng geschrieben. Anm. In schwachtoniger Silbe wird nd allgemein assimiliert. Beispiele: aschw. thusand .tausend' > tusen .tausend' und tusan .Teufel', aschw. smaländingar .Smäländer' > smälänningar. Die alten Konsonantenverbindungen sind also in svealändischen und damit zusammenhängenden nördlichen und östlichen Mundarten am besten bewahrt geblieben. Vgl. über Ii § 53, über gd § 74. 5. pk > tk (partielle Assimilation). Mundartlich ist die Assimilation vollständig: pk > tk > kk. Ζ. B.: madhker M. ,Wurm' > matk (mundartl. makk)36, idhka .treiben' > itka (geschr. idka), ödhkn ,ödeland, Wüste' > ötkn > ökn (mit gekürztem Vokal). 84

In der älteren Sprache kommt nicht selten die Form unnan .fort, weg' (aschw., nschw. undan) vor, ζ. B. bei Runeberg; Bellman reimt skymunnan ,(im) Verborgenen': tunnan ,die Tonne'. Vgl. auch grunda .gründen, begründen' und (umgangssprachl.) grunna .überlegen'.

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Eine andere Entwicklung ist ßk > rk: mark für mask .Wurm', budhker > burk .Büchse', ödhkn > dän. Orken ,Wüste'. Nschw. lirka .drehen und wenden' geht wahrscheinlich auf ein älteres Hipka (zu lißer M. .Glied') zurück. Auch in anderen Fällen ist d vor andern Konsonanten zu r geworden. dm > rm: miädhm F. .Taille, Hüfte', schw. mundartl. mjärm, mjörm; vadhmal N. .Loden' (§ 38.1) > *varmal und dann durch Metathese südschw. mundartl. valmar (Lex. Line. 1640, Linnd 1741). Öl > rl: *sid-la ,spät' (agutn. sifila; vgl. arla .früh') > *sidla > sirla > serla (§ 35, 2) > frühneuschw. särla (mit Assimilation dl > II dän. silde); PI. fiädhlar (zu fiädhal .Schmetterling') > fjärlar, wozu dann der Sg. fjäril·, mundartl. örla statt ödla .Eidechse'. Konsonantenschwund § 77. Ein Konsonant wird in schwachtoniger Stellung geschwächt, oder er schwindet ganz. Beispiele: hundradh .hundert' > hundra, husit .das Haus' > husedh > huse, litit .wenig, klein' > litedh > Ute, mykit .viel' > myeke (in Götaland möe), linnit ,das Leinen' > linnedh > linne, thet ,das' > thedh > de, hvat .was' > hvadh > va, (die Infinitivkonjunktion) at > d (vgl. § 73. 2)37; taka .nehmen' > tagha > ta, nokon .jemand, einer' > noghon > nan, tak ,ich' > iagh > ja, mik .mich' > migh > me, ok .und' > ogh (och) > α38 (vgl. § 73); af > dv (§ 62. la) > a, of- .über, allzu' > o-: aschw. af stadh .von der Stelle' > nschw. dstad, aschw., frühnschw. of mykin ,zu viel', of galin .ganz verrückt', of gamal .uralt' > schw. mundartl. omyeken, ogalen, ogammal u. dgl. 88 ; M

Nschw. mask .Wurm' dürfte eine Lautsubstitution für die ungewöhnliche Verbindung pk sein. 37 Die Inf.-Konj. d ist allgemein in der Sprechsprache, aber kommt im Druck nur vor, um die Umgangssprache wiederzugeben: „Gubben har k gjöra" (Bellman). 38 Daß af in schwachtoniger Stellung zu d (§ 62, l a ) geworden ist, geht auch daraus hervor, daß es mit ok verwechselt werden kann, das auch zu d geworden ist. Beispiele: söt ordh ok rödhum munne .stiße Worte aus rotem

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Lautlehre

til, tel ,zu' (§ 35, 2) > te, skal .soll' > ska, pl. skulu .sollen' > skw, kastadhe ,warf' > kasta (§ 160, 1 und § 205 Anm.)39, hafdhe .hatte' > hadhe (belegt schon ung. 1385)40, laghde .legte' > la, saghdhe .sagte' > sadhe > sa (§ 160, 3); Göstaf > Gösta (Gustav aus lat. Gustavus, das eine latinisierte Form von aschw. Götstaver, isl. Gautstafr in mittelalterlichen lateinischen Urkunden ist). Kindern fällt es schwer, ein r auszusprechen. Der Frauenname Maja ist wahrscheinlich eine aus der Kindersprache übernommene Ausspracheform von Marja (aus Maria).

Die

Silbenquantität

§ 78. Die vielleicht wichtigste Veränderung in der Sprechsprache während der spätaltschwedischen Zeit berührt die Silbenquantität. In den nordischen Frühsprachen war die Quantität eines Lautes nicht abhängig von andern Lauten innerhalb der Silbe; einem kurzen Vokal konnte ein kurzer Konsonant folgen, und einem langen Vokal konnte ein langer Konsonant folgen. Es bestanden also vier Typen von Silben: 1. 2. 3. 4.

fara (kurzer Vokal + falla (kurzer Vokal + grata .weinen' (langer döttir (langer Vokal +

kurzer Kons.) langer Kons.) Vokal + kurzer Kons.) langer Kons.)

Munde' (EK), en hooper oh oohl ,ein Haufen von Worten' (S. Columbus), man oh huse ,alle zusammen ausziehen' (Dahlstierna 1691). — Da die Präposition ur ,aus" in der Sprechsprache mancherorts zu u geworden war (§ 30, 4), konnte ein Schreiber, der gewohnt war, statt dem d der Sprechsprache af zu schreiben und statt dem o- der Sprechsprache of-, hie und da der Versuchung zum Opier fallen, das u der Sprechsprache gegen ein uf in der Schrift zu vertauschen, ζ. B. in Siälinna tröst, hrgg. von S. Henning. S. 207, Z. 11; S . P e t r i Brasck, Filius prodigus 1645: V f f hoon ,aus dem Schweinstrog', vff wdr Hoo; vff .aus*, reimt einmal auf nu ,nun'. 8

» O. östergren in „Spräk och stil" 1 (1901), S. 96f. (mit der dort zitierten Literatur). 40 Die heutige umgangssprachl. Ausspracheform hadde ist i m AnschluQ an Verben vom Typus tro .glauben' trodde trott (§ 200c) entstanden.

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Die Typen 1 und 4 gibt es im heutigen Schwedisch nicht mehr. Von diesen beiden wax besonders der Typus fara (kurzer Wurzelsilbe) in den Frühsprachen sehr verbreitet. In gewissen norwegischen und schwedischen Mundarten (dem nördlichen Teil vom Gudbrandsdalen, dem größten Teil von Nyland, dem westlichen Uppland) blieb er bewahrt. Sonst ist aber die kurze Wurzelsilbe aus der Sprache verschwunden. Für die schwedische Hochsprache gilt heute die Regel, daß jede starktonige Silbe lang sein muß, d. h. entweder einen langen Vokal oder auch einen kurzen Vokal + langen Konsonanten enthalten muß. Die Veränderungen gingen in den verschiedenen Dialekten auf verschiedenem Wege und zu verschiedenen Zeiten vor sich. Im großen und ganzen läßt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Götadialekten und Sveadialekten feststellen. Beschränkt man sich auf diejenigen Mundarten, die für die Hochsprache von Bedeutung waren, kann man folgende Hauptregeln aufstellen: 1. Kurzes α und kurzes ä werden immer gedehnt. Ζ. B.: thak N. ,Dach' > täk, (Akk.) dagh M. ,Tag' > däg, gata F.

.Straße' > gäta, fara .fahren' > fära; nät N. ,Netz' > nät, (Akk.) vägh M. .Weg' > vag, läsa .lesen' >

lasa.

2. Die übrigen Vokale i, y, u, ο und ö werden in den Götadialekten allgemein gedehnt. In den Sveadialekten wird der Konsonant gedehnt, wenn er aus einem k, p, t oder s (zuweilen auch einem r) besteht, während der Vokal kurz bleibt. In den übrigen Fällen findet Dehnung der Vokale statt wie in den Götadialekten. Ζ. B.: Dehnung des Vokals im ganzen Gebiet: (Akk.) sidh .Sitte' > sei, smidh > smed, sigher M. .Sieg' > seger, Adj. lin ,weich' > len, kyn N. .Art' > kon, sun Μ. > sön, budh Ν. .Gebot' > bödh, bad, stigh Ν. .Tritt' > sieg, stighi M. .Leiter' > Stege, bughi M.

.Bogen' > bJge, liva ,leben' > leva, lova .loben' > löva, Part. budhin .geboten' >

büden.

Dehnung des Vokals in den Götadialekten, des Konsonanten in den Sveadialekten: Aschw. bit Ν. ,Biß' bik N. ,Pech' 41

Götamundarten

Sveamundarten

bet bek11

bett beck

„Säla skoor . . . och beeka min trää" (S. P. Brasck 1648).

104

Lautlehre

skip Ν. .Schiff' skot Ν. .Schuß' {lot Ν. .Schmalz' lok Ν. .Deckel' hiti Μ. .Hitze' vika F. .Woche' drupi M. .Tropfen' skuta Inf. .schaufeln'

skep42 sköt flöt ([5] nach § 69) iS lök hete veka dröpe sköta } ([5] nach § 69)

nykil M. .Schlüssel' mykit ,viel' ypin .offen' gor N. .Darminhalt'

nökel (§ 67) moe open gör ([5] nach § 69)

skepp skott flott lock hetta vecka (vicka) droppa skotta (Schnee schaufeln u. dgl.) nyckel mycke öppen gorr

Die Silbendehnung gehört im wesentlichen in das 15. Jahrhundert. Davon zeugen zahlreiche Schreibungen. In einsilbigen Wörtern wurde sie früher durchgeführt als in zweisilbigen. Im Gebiet der Sveamundarten ist wohl mancherorts die Kurzsilbigkeit lange erhalten geblieben, teilweise bis in die heutige Zeit. Die neuschwedische Schriftsprache richtet sich hauptsächlich nach den nördlicheren Mundarten; sie weist also im allgemeinen Formen auf, die in den Sveamundarten entstanden sind. Aber da die Sprechsprachen verschiedener Gegenden auf die Entwicklung der Hochsprache eingewirkt haben, finden sich in ihr Gegensätze wie vecka .Woche' und tveka .zweifeln' (aschw. vika, tvika)44, mosse .Moor', mossa ,Moos' und pase ,Tüte' (aschw. most, post), beta .Bissen' und hetta .Hitze' (aschw. biti, hiti), veta .wissen' und vetta .nach etwas liegen' (aschw. vita)iS, bett N. ,Biß' und bete .Stoßzahn', beta .Bissen' (aschw. bit Ν., biti Μ.), grepp .Griff' und grepe ,Henkel' (aschw. grip Ν., gripi Μ.), brott,Bruch, Verbrechen', 42

43 44

45

Mundartl. skep .(Ruder)boot, Einbaum' (Ydre); frühnschw. skeep (skep) NT 1526, P. Swart, L. Wiwallius, Lex. Line. 1640, S. Brasck (ostgötisch) 1645, 1648, skiep Gesetzbuch 1734 (aber: skieppare), H. Spegel, Bellman. Lex. Line. 1640: lok .Deckel', ögnalok .Augenlider'. Die GWB hat die Form weka\ „Jagh fastar twä, resor j wekonne". Lex. Line. 1640: weeka, S. P. Brasck 1648, Spegel 1712: weka, Sahlstedt 1773: wecka. Der lange Vokal in veta kann zum Teil auf Präs. Sg. vet beruhen, das altes e hat (isl. veit). Frühnschw. häufig vetta .wissen*. ,,Tu äst frä wetet" (S. P. Brasck 1649).

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brottas .ringen (im Ringkampf)' und brdte .Gerümpel' (aschw. brot N., brotas, broti M.), brüten .gebrochen' und rutten .verfault' (aschw. brutin, rutin)*9, spar N. .Spur' (älter auch sporr)" und sporre .Sporren' (aschw. spor N., spori M.), borr .Bohrer' (aschw. bor N.). aber (altertümlich) genombära .durchbohren' 48 , streck .Strich, Streich', älter auch strek (S. P. Brasck 1650, Sahlstedt 1773, Tegnör 1824 u. a.), aber streke .Strömung' usw. Im Dän. ist die kurze Wurzelsilbe bei einsilbigen Wörtern noch erhalten (ζ. B. vid, skib); in zweisilbigen dagegen wurde der Vokal gedehnt (z.B. vide, drabe). Auf schwedischem und norwegischem Gebiet ist es umgekehrt so, daß zweisilbige Wörter ihre Kurzsilbigkeit besser bewahrt haben. Eine speziell dänische Entwicklung ist es auch, daß ein langer Vokal gekürzt wurde. Das Dänische hat auf diese Weise in solchen Wörtern wie hat, mand, takke, falde, kysse kurze Wurzelsilben erhalten. Im Schwedischen und Norwegischen ist dieser Typus von Wörtern unverändert geblieben. Infolge der Quantitätsveränderung entstand im Schwedischen von neuem ein langer α-Laut: tala .sprechen', svara .antworten', tal ,Zahl, Rede', svar .Antwort' usw. (§ 153). Ursprüngliches l fällt, wenn es zu e gesenkt (§ 67) und gleichzeitig gedehnt wird (§ 78), mit aschw. e zusammen, das aus älterem Diphthong (runenschw., isl. ei, § 10) entstanden ist. Aschw. leva (isl. leifa) ,zurücklassen' und aschw. liva (isl. Ufa) ,leben' sind also in der Aussprache zusammengefallen. Dies hat wahrscheinlich dazu beigetragen, daß das erstere Verbum ungebräuchlich geworden ist. In der GWB kommt es in verschiedenen Zusammenhängen noch vor, ebenso bei Stiernhielm: „Leef Mätare, Circlar och Cifror" (Hercules 130); ,,Ty Musa, som en Bij, när som hon blifwer skadd, Hon stinger, och i Säret lefwer quar en Gadd" (Parnassus triumphans)4®. § 79. Eine vom Obigen abweichende Entwicklung zeigen zuweilen die Verbindungen kurzes a + m und kurzes ä + m. Bei48

47

48 48

Der lange Vokal in brüten kann auf Assoziation mit andern Formen des Verbums bryta beruhen. Ζ. B. bei Kellgren (Ljusets fiender: „Minsta späxr Dertil i manuscriptet finns-ej") und Tegnär. Sveal. sporr .Spur', sporrsnö .Spürschnee'. Schwed. Kirchenliederbuch, Nr. 92: „Hand och fot man genomb&rat". Andere Beispiele, s. SAOB, L 576.

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Lautlehre

spiele: aschw. tamber, lamber ,lahm' > nschw. täm, läm. Ebenso kram .Umarmung', krama .pressen, umarmen', gräma sig .sich grämen*. Aber westg., ostg. tamm, lamm (Adj.), kramm, kramma, grämma sig60. Aschw. gramber .grämlich, böse' (isl. gramr) > nschw. gräm (reimt sich bei O. Petri mit fram, bei Tegnör 1825 mit stam). Nschw. gammed .alt', sommar .Sommer' haben wahrscheinlich ihre kurzen Vokale von den flektierten Formen gamla, somrar erhalten. § 80. In der Verbindung langer Vokal + m wird der Vokal in Götamundarten und mittelschwedischen Mundarten gekürzt, bleibt aber in nördlicheren (Uppland, Södertörn, Ost-Västmanland, Dalarne, Gästrikland, Süd-Hälsingland) und finnländischen Mundarten weiter bestehen. Beispiele: aschw. time Μ. .Zeit', hema ,zu Hause', dömber M. .Urteil', döma .richten, urteilen', rüm N. ,Raum', rjma .räumen'. Die GWB hat in diesem Fall langen Vokal, wenigstens in geschlossener Silbe. Beispiele: tijme, doom, rwm. Die nschw. Hochsprache dagegen zeigt in diesen und ähnlichen Wörtern kurzen Vokal: timme, hemma, dom (mit kurzem [u]), döma (mit kurzem ö), rum (best. Form rummet), rymma. Ausnahmen: urtima .außerordentlich' (eigentl. .außer der Zeit'), tima .geschehen' (beides schriftsprachliche Wörter); glämig .blaß (krankhaft)'; loma (neben lomma) av, i väg ,abtrottein'51. 60

51

Johan Runius (aus Westgötland) läßt im Gedicht „Friskens och Runii resa til Dalarön" lam ,lahm* mit fram .vorn, vorwärts' reimen. Lintig (aus Smäland) 1746: „Dä. man krammade pä denna Fisken". SAOB gibt für dieses Wort sowohl die Aussprache mit kurzem als auch mit langem Vokal an; dagegen bloß kurzen Vokal im Vogelnamen lom .Seetaucher' (mundartl. auch löm).

ZWEITER TEIL. WORTBEUGUNGSLEHRE

Kap. I. FRÜHALTSCHWEDISCHE WORTBEUGUNG Aus praktischen Gründen werden in der hier folgenden Darstellung der frühaltschwedischen Wortbeugung die Unterschiede in den Endungsvokalen, die in den altschwedischen Texten vor allem als Folge der sog. Vokalbalance (§ 45) regelmäßig vorkommen, nicht berücksichtigt. Die Endungsvokale werden daher auch in Wörtern mit langer Stammsilbe (und in dreisilbigen) mit -i und -u bezeichnet, also ζ. B . Dat. fiski (§ 83) und skipi (§ 93), rätti und syni (§ 85), Nom. loghi und domari (§ 95), Gen. Dat. Akk. gatu und kyrkiu (§ 96), Prät. PI. bitu, bupu (§ 117, 118) und bundu, kömu (§ 119, 120), obwohl in Texten mit Vokalbalance (in langsilbigen) gewöhnlich fiske, rätte, domare, kyrkio, bundo, homo, aber (in kurzstämmigen) nach der Aussprache skipi, syni, loghi, gatu, bitu, bu]>u geschrieben wird.

Das Substantiv § 81. Der Stamm eines Wortes ist derjenige Teil, der übrigbleibt, wenn die Flexionsendung abgetrennt ist. Der Stamm ist also das Gemeinsame im Paradigma eines Wortes. Häufig enthält der Stamm ein Wortbildungselement; ein solcher Stamm ist also das Ergebnis einer Wortbildung. Die Wortbildung und die Kasusflexion der germanischen Sprachen sind im großen ganzen ein Erbteil aus der indogermanischen Zeit. Schon in der idg. Ursprache hatten verschiedene Stämme verschiedene Kasusendungen erhalten. Deshalb wurde die Stammbildung für die Beugung grundlegend1. Wenn wir in der Grammatik der nordischen Frühsprachen (Isl., Aschw. usw.) von verschiedenen Stämmen sprechen und auf Grund dieser Stämme die Substantive in verschiedene Deklinationen einteilen, gehen wir von derjenigen Form aus, die der Stamm in u r n o r d i s c h e r Zeit gehabt hat, d. h. in der Zeit, bevor Synkope 1

Genaueres darüber, s. E. Wessen, Die nordischen Sprachen, (1968), S. 16 f.

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Wortbeugungslehre

und Umlaut ihre tief in das Formensystem eingreifenden Veränderungen bewirkt hatten. Auf S. 4 finden sich einige Beispiele, die diesen Umstand erhellen können (gasttR, horna u. a. m.). In der Beugung der Substantive rechnen wir mit folgenden Stammgruppen: a-Stämme (idg. o-Stämme), ö-Stämme (idg. ä-Stämme), i-Stämme, u-Stämme, n-Stämme, r-Stämme, nd-Stämme; Wurzelnomina. Bei den zuletztgenannten wurden die Kasusendungen direkt an die Wurzel gefügt; sie enthalten also — im Gegensatz zu den übrigen — kein besonderes Stammbildungssuffix. Beispiele: urn. *fiska-R > aschw. *fiskR > fisker M. (§ 83), urn. *grabö > *gratu >aschw. graf F. (§ 89), urn. *fardi > aschw. färp F. .Fahrt' (§ 90), urn. *sunu-R > aschw. sun Μ. ,Sohn' (§ 85); urn. *fot-R >

aschw. foter M. ,Fuß' (86). Die Beugung der η - S t ä m m e weicht in den germanischen Sprachen von der der anderen stark ab. Infolge der Synkope und der Auslautgesetze fielen die Kasusendungen in den meisten Fällen (außer im Gen. und Dat. PI.) schon gemeingermanisch ab, und die hierher gehörenden Wörter bestanden nur noch aus dem endungslosen Stamm (auf -»). In den nordischen Frühsprachen war außerdem noch das die Stammsilbe schließende -n geschwunden (im Deutschen noch bewahrt). Kennzeichnend für die Beugung der η-Stämme im Aschw. und Isl. ist also, daß sie zweisilbig sind und in den meisten Fällen auf einen Vokal ausgehen. Beispiele: urg. (Akk. Sg. M.) *drupan-um > urn. *drupan > drupa .Tropfen' (§ 95; vgl. die Endung des dt. Wortes). Im Nom. PI. M. und F. wurde in Analogie mit übrigen maskulinen und femininen Wörtern sekundär ein -r angefügt. Beispiele: um. (Nom. PI.) *drupan-iR > *drupan > aschw. drupa, darauf mit analogisch angefügtem -r drupar (vgl. dt. die Tropfen, die Ochsen, die Enten usw.). Daher werden die maskulinen η-Stämme im Plural ganz wie die a-Stämme flektiert (vgl. § 95 und 83). Die femininen haben einen eigen-

Frühaltschwedische Wortbeugung

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tümlichen Nom. Akk. PI. auf -ur, -or (§ 96). Die Neutra allein haben im Nom. Akk. PI. die n-Stammformen auf -un bewahrt 98). Es ist daher natürlich, in der Beugungslehre der germanischen Sprachen, so wie Jacob Grimm es getan hat, zwischen s c h w a c h e r D e k l i n a t i o n (d. h. der Deklination der η-Stämme) und starker D e k l i n a t i o n (d. h. der aller übrigen Stämme) zu unterscheiden. Von den Stämmen, die zur starken Deklination gehörten, waren die a-Stämme Maskulina und Neutra, die ö-Stämme dagegen Feminina. In den Klassen der übrigen Stämme gab es ursprünglich (idg., urg.) alle Genera. In den nordischen Frühsprachen gab es unter den u-Stämmen nur noch Maskulina2, unter den i-Stämmen nur Maskulina und Feminina. Das Geschlecht der Substantive ist eine altererbte, vor allem morphologische K l a s s i f i k a t i o n 8 . § 82. Die altschwedischen Flexionsmuster sind hier zunächst nach dem Genus und dann nach der Endung des Nom. PI. geordnet. Zu den s t a r k e n Maskulina gehören: 1. PI. auf -ar. a-Stämme: die Beugungsmuster fisker, skor ,Schuh' (der Stamm auf Vokal auslautend) und aptan,Abend' (zweisilbige, mit Synkope in der Flexion); ja-Stämme: väver ,Gewebe', bäkker ,Bach'; ia-Stämme: örir ,öre'. 2. PI. auf -ir. i-Stämme: rätter .Recht'; u-Stämme: sun ,Sohn'. 3. PI. auf -r (mit Einschubvokal § 41). Wurzelnomina: maper ,Mann', foter ,Fuß'; r-Stämme: fapir ,Vater'; nd-Stämme: bondi ,Bauer'. 2

Reste von neutralen u-Stämmen: Gen. fear (von fä N. ,Vieh'), valdar (von vald N. .Gewalt, Macht'); von einem fem. u-Stamm: Dat. händi

8

S. dazu E. Wessdn, Die nordischen Sprachen, S. 16 f.

(von hand, got. handus F., § 99, 2).

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Wortbeugungslehre

Zu den s t a r k e n F e m i n i n a gehören: 1. PI. auf - a r . δ-Stämme: graf ,Grab', bro ,Brücke' (der Stamm auf Vokal auslautend) ; jö-Stämme: mö .Jungfrau'; ίδ-Stämme: öx ,Axt'. 2. P L a u f - i r . i-Stämme: färp .Fahrt' 3. PI. auf -r. Wurzelnomina: bok .Buch', ta .Zehe' (Stamm auf Vokal auslautend), mus ,Maus' (mit Assimilation nach § 17); r-Stämme: mopir .Mutter'. Zu den starken Neutra (PI. ohne Endung) gehören: a-Stämme: barn .Kind', knä ,Knie' (Stamm auf Vokal auslautend), hovup ,Haupt' (mit Synkope in der Flexion); ja-Stämme: nät ,Netz'; ia-Stämme: kväßi .Gedicht'. In den hier folgenden Beugungsmustern werden ohne Rücksicht auf Vokalbalance und Vokalharmonie a, i und u als Endungsvokale verwendet. Der Swarabhaktivokal (Einschubvokal § 41) wird mit e bezeichnet. A. Starke Deklination I. Maskulina § 83. a - S t ä m m e Sg. Nom. fisk-er Gen. fisk-s Dat. fisk-i, fisk Akk. fisk PI. Nom. fisk-a(r) Gen. fisk-a Dat. fisk-um Akk. fisk-a

1. PI. auf -ar sko[-r] sko-s sko sko sko-a(r), sko(-r) sko-a, sko sko-um, sko-m sko-a, sko

aptan (mit langem -n) aptan-s aptn-i aptan (mit kurzem -n) aptn-a(r) aptn-a aptn-um aptn-a

Wie fisker werden die meisten einsilbigen Maskulina flektiert, ebenso eine große Zahl von zweisilbigen, ζ. B . konunger ,König', biskuper .Bischof', pänninger .Pfennig', bonaper .Ausrüstung'. —

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Frühaltschwedische Wortbeugung

Besonders zu beachten sind folgende Fälle: a) mit Assimilation der Nom.-Endung -R nach § 17: dal (= dall, Akk. dal) ,Tal', sten (= Stenn, Akk. sten) .Stein', is (= iss, Akk. is) ,Eis', karl ,Mann', botn ,Boden', hals; himil, aptan .Abend', hamar .Hammer' u. a. m.; b) mit Einschub von b oder d im Nom. Sg. (§ 27 und 26): domber (Gen. doms, Dat. domi, Akk. dom) .Urteil', ormber .Schlange', munder (Gen. münz, Dat. munni, Akk. mun) .Mund', brunder .Brunnen' u. a. m. Wie sko (mit Vokalapokope nach § 40. 1) werden einige wenige Wörter auf -o gebeugt: mo .Heide, Sand', sio (Gen. sioar, jünger siös) .See', snio .Schnee'. Wie aptan .Abend' (aftan § 23. 2. afton) flektieren zweisilbige Wörter auf -l, -n oder -r, ζ. B. himil, kätil .Kessel', ängil ,Engel', diävul .Teufel', morghon, hamar, väpur »Widder'. Das Wort guß (dt. Gott, engl. God) ist ursprünglich ein Neutrum. Deshalb fehlt ihm die Nom.-Endung, und es wird folgendermaßen flektiert: Gup, Guz (§ 19). Gupi, Guß. Schon im Gotischen wird das Wort als Maskulinum behandelt, ζ. B. gup meins ,mein Gott'. §84. j a - u n d i a - S t ä m m e bäkk-er Sg. Nom väv-er Gen. väf-s bäkki-a(r) Dat. väf bäkk-i, bäk Akk. väf bäk PI. Nom. väfi-a(r) bäkki-a(r) Gen. väfi-a bäkki-a bäkki-um Dat. väfi-um Akk. väfi-a bäkki-a

öri-r öri-s ör-i öri ör-a(r) ör-a ör-um ör-a

Wie bäkker ,Bach' flektieren manche Stämme auf -g-, -gh- oder -k-, ζ. B. lägger .Bein', dränger ,Knecht', älgher ,Elch', drykker ,Trunk'; außerdem noch byr .Dorf' (Gen. byiar; nschw. by) und pyn (ein Hohlmaß). Die meisten waren ursprünglich i- oder juStämme, daher haben sie den Gen. -ar. Wie öri[r], öre, 1 / 8 Mark' (§ 30. 2) flektierten ursprünglich auch läkir, Arzt' .ferner einige zusammengesetzte Personenbezeichnungen wie laghayrkir .Gesetzgeber', kätlabötir .Kesselflicker' und einige Männernamen und Seenamen auf -ir, ζ. B. Birghir, Svärkir, Mälir, Vänir*. Später kommen Formen vor, wo der Nom. auf -ir nach 4

Beispiel: äff haffuit oh up i Male (EK). Wessen, Schwedisch I

8

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Wortbeugungslehre

§ 83 der Beugung zugrunde liegt: Gen. läkirs, PI. läkira, Gen. Birghirs, Dat. Birghiri und ähnlich. Die Seenamen erhielten gegen Ende des Mittelalters bestimmte Form: Malern ,der Mälar(see)', Vänem ,der Wäner(see)'; Mälern wurde dann durch Angleichung an die Wörter auf -are (§ 95) zu Mälam (Malaren), während Vänem unverändert blieb. Die Ortsnamen Tälghia(r) ,Tälje', Vängia(r) ,Vänge' und Närikkia(r) ,Närke' sind ursprünglich durch Ableitung mit dem Suffix urn. -ia- gebildete Einwohnerbezeichnungen und werden daher wie ia-Stämme flektiert (wie PL bäkkiar). Die Grundwörter liegen in den Ortsnamen Taiga (Södermanland), Vänga und Rekarne vor®. In ζ. B. Södertälje kanal steckt ein Gen. PI. von der gleichen Art wie in Skara domkyrka ,Dom von Skara', Uppsala universitet, Sola gruva .Bergwerk von Sala' (vgl. Gen. Sg. in Falu gruva .Bergwerk von Falun', Arboga stad .die Stadt Arboga'). Siehe ferner § 189. Uber schwachtoniges ia > e, s. § 47. Die Wörter hirße .Hirt' und ände .Ende', sind ursprünglich maskuline ia-Stämme (isl. hirdir M., endir M.), sind aber im Aschw. nur als schwache Substantive belegt (§ 95). 2. PI. auf -ir § 85. i- und u - S t ä m m e Sg. Nom. Gen. Dat. Akk. PI. Nom. Gen. Dat. Akk.

rätt-er rätt-a(r), räz rätt-i, rät rät rätt-i(r) rätt-a rätt-um rätt-i

sun (mit langem -n aus -HR nach § 17) sun-a(r), sun-s sytiri, sun sun (mit kurzem -n) syrw(r) sun-a sun-um syn-i

Wie rätter .Recht' werden eine Reihe von Wörtern flektiert, ζ. B. siper .Sitte', smiper .Schmied', vißer ,ΗοΙζ', vin .Freund', präster .Pfarrer'. Wie sun geht eigentlich nur luter .Los' (PI. lytir) samt einige andere, die zwischen dieser und anderen Deklinationen schwanken, so ζ. B. vander ,Rute' (PI. vändir), kvaster ,Besen' (PI. kvästir), valer .Stock, Zweig; 80 Stück (beim Zählen von Fischen)' 6

Zu Närke, s. J. Sahlgren in „Namn och bygd" 1925, S. 149 f.

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Frühaltschwedische Wortbeugung

(PL välir)8e. Unregelmäßig ist tiugher, tiogher ,Zehner': PI. Nom. tighi(r), Dat. tiughum, Akk. tight, tiughu (§ 105). — Die meisten u-Stämme sind allmählich zur Deklination der a-Stämme übergetreten (mit PL auf -ar): biorn .Bär', skiolder .Schild', balker, galter .Eber', kvaster usw. Ein ursprünglicher a-Stamm ist dagegen das Wort hiorter .Hirsch'. 3. PI. auf -r § 86. W u r z e l n o m i n a Sg. Nom. mafi-er, man (mit langem -n) fot-er Gen. manz fot-a(r) Dat. mann-i föt-i, fot-i Akk. man (mit langem -n) jot PL Nom. Akk. man (mit langem -n) föt-er Gen. mann-a fot-a Dat. mann-um fot-um So flektieren auch spander .halbe Tonne' (Gen. spanz, Pl. spän), finger (Gen. fingers, Pl. finger), vinter (Gen. vintrar, Pl. vinter)', die beiden letztgenannten gehen daneben auch nach § 83: Pl. fingrar, vintrar. Finger kann schon in aschw. Zeit auch sächlich sein (ζ. B. al annur fiughur finger Bjärkö-Gesetz). Naghl ,(Finger)nagel' (isl. nagl, Pl. negl) hat im Pl. näghlir (nach § 85) oder naghlar (nach §83). § 87. r - S t ä m m e Sg. Nom. fa]>ir Gen. fapur(s) Dat. fäper, fapur Akk. faPur

Pl. Nom. Gen. Dat. Akk.

§ 88. n d - S t ä m m e Sg. Nom. bond-i Gen. Dat. Akk. bond-α

fäper fäpr-a fäpr-um fäper

Pl. Nom. Akk. bönd-er Gen. bond-a Dat. bond-um

Wie fapir wird bropir flektiert. Dat. Sg. fäßer ist einmal in Cod. Bur. belegt (al väruld är af pinom fäpar bygd .die ganze Welt ist von deinem Vater gebaut'), bröper zweimal in E K (im Reim mit dem Adjektiv döper ,tot'); dies entspricht lat. patri, fratri. — Die ω

Auch, in der Zusammensetzung mundartl. handval .Stiel für Dreschflegel'. 8*

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Wortbeugungslehre

substantivierten Präs. Partizipien (nd-Stämme) werden im Sg. wie die η-Stämme flektiert (§ 95), im PI. wie die Wurzelnomina (§ 86). Ζ. B.: iorpeghandi .Landbesitzer', kirkiuväriandi ,Kirchenältester', PI. iorpeghänder, kirkiuväriänder. II. F e m i n i n a 1. PI. auf -ar § 89. o - S t ä m m e Sg. Nom. graf bro äg hep Gen. grav-a(r) bro-a(r), bro(-r) äggi-a(r) hep-a(r) Dat. grav-u, graf bro äg hep-i, hep Akk. graf bro äg hep-i, hep PI. Nom. Akk. grav-a(r) bro-a(r), bro(-r) äggi-a(r) hep-a(r) Gen. grav-a bro-a, bro äggi-a hep-a Dat. grav-um bro-um, bro-m äggi-um hep-um Wie graf ,Grab' werden ziemlich viele Wörter gebeugt; mehrere davon haben jedoch in gewissen Texten einen PI. auf -ir (§ 90)®. Wie bro .Brücke' (mit Vokalschwund nach § 40, 1) werden Feminina, die auf langen Vokal auslauten, flektiert. ]o-Stämme gibt es sehr wenige: außer äg .(Messer)schneide' (vgl. mhd. ecke, egge) auch u. a. klyf ,Rückenlast (eines Tieres)', väg ,Wand', äng .Wiese', ö ,Insel* (PI. öiar), mö Jungfrau' (PI. möiar), sky ,Wolke' (PI. skyiar). Von dem Wort mö gibt es eine ältere Form des Nom. Sg., nämlich mär: runenschw. maR (mar), aschw. maar (vgl. isl. mar, mit R-Umlaut). Auch io-Stämme gibt es nur eine kleine Zahl: byrp ,Bürde', myr,Sumpf', mär,Stute', öx ,Axt'. Die meisten nordischen Frauennamen werden aber so gebeugt, ζ. B. Ingrip, Gunhild, Ingigärp. 2. PI. auf -ir § 90. i - S t ä m m e Sg. Nom. Akk. färp PI. Nom. Akk. färp-i(r) Gen. färp~a(r) Gen. färp-a Dat. färp Dat. färp~um So werden die meisten Feminina flektiert, ζ. B. dygp ,Tugend', gibt .Gabe', skuld .Schuld' (skyld), synd .Sünde', yrt ,Kraut', sorg .Trauer, Sorge'. β

Β. Hesselman in „Studier tillegnade E. Tegn^r (1918), S. 346 mit Fußnote 1; V. Jansson in „Ordgeografi och spräkhistoria" (1936), S. 18.

Frühaltschwedische Wortbeugung

117

3. PL auf -r § 91. Wurzelnomina Sg. Nom. Dat. Akk. bok ko gas Gen. bok-a(r) ko-a(r), ko(-r) gas-a(r) PL Nom. Akk. bök-er kö(-r), ko(-r) gäs (mit langem -s) Gen. bok-a ko-a, ko gas-a Dat. bok-um ko-um, ko-m gas-um Wie bok .Buche, Buch' flektieren u. a. bot .Buße' (pi. böter), nat ,Nacht' (Pl. näter, natter), hand (Dat. händi, PL händer), mark (Gewicht, Werteinheit; Pl. märker oder gewöhnlich marker, spätaschw. auch mark); mit d-Einschub im Pl. kin .Backe' (PL kinder), tan ,Zahn' (Pl. tänder); kurzsilbige sind selten: nut, not ,Nuß' (Pl. nyter, nöter), stup, stoß .Stütze' (Pl. styper, stöper). In den beiden letztgenannten Wörtern ist der Umlaut in den Sg. gedrungen: spätaschw. nyt, not, stydh. Das letztere ist später zum Neutrum geworden, ebenso das Wort glöd .Glut' (isl. glod, Pl. glodir oder gledr, spätaschw. Pl. glödhir). — Das Wort nschw. dörr ,Tür' war ursprünglich ein Pluraletantum und hieß im Nom. Akk. dyr (mit kurzem Vokal und langem r, isl. dyrr), im Gen. dura und im Dat. durum. Wie ko .Kuh' geht regelmäßig ta ,Zehe' (PL tär), und analogisch dazu auch klo ,Klaue' (Pl. klör, klor) und a ,Bach' (Pl. är). Die drei Wörter ko, ta und klo kommen wegen ihrer Bedeutimg oft im Plural vor, so .Sau' dagegen weniger oft, und es ist auch im Aschw. im Plural nicht belegt. Die r-losen Pluralformen kö, klö und tä finden sich besonders in Texten aus Ostgötland (§ 30, 4). Schw. mundartl. (besonders im Süden und Westen) kommen die Plurale kör, klör und tär vor. Wie gas ,Gans' werden lus ,Laus' und mus ,Maus' gebeugt (Pl. lys, mys mit langem -s nach § 17 und mit gekürztem Vokal, § 38). Vgl. dt. Gans, Pl. Gänse und Maus, Mäuse, engl, goose, PL geese und mouse, PL mice. Ursprünglich gehört auch das Substantivum brun F. ,Kante, Rand' hierher (isl. brun, Pl. brjnn)·, mundartl. kommt noch mancherorts vattenbrunen u. dgl. vor. Schon im Aschw. gibt es eine Form Sg. bryn, mit aus dem Plural eingeführtem Umlaut. Im Nschw. ist das Wort sächlich geworden: ögonbryn .Augenbraue', skogsbryn .Waldrand', vattenbryn .Wasseroberfläche' (GWB: intet ögnabrun, also sächlich)7. 7

Bei Wörtern, wo der Plural sehr gebräuchlich war, scheint also eine Neigung vorhanden zu sein, die umgelautete Form des Plurals für den Singu-

118

Wortbeugungslehre

§ 92. r - S t ä m m e Sg.

Nom. mopir Gen. Dat. Akk. mopur

PI. Nom. Akk. möper Gen. möpr-a Dat. möpr-um So werden auch dottir .Tochter' und systir .Schwester' gebeugt. § 93. a - S t ä m m e

Sg. Nom. Akk. skip Gen. skip-s Dat. skip-i, skip PI. Nom. Akk. skip Gen. skip-α Dat. skip-um

III. Neutra trä trä-s trä trä trä-a, trä trä-um, trä-m

hovup, huvup hovuz, huvuz höfp-i, hofp-i hovup, huvup höfP-a, hofp-a höfp-um, hofP-um

Wie skip .Schiff' werden die meisten auf einen Konsonanten ausgehenden und wie trä .Baum, Holz' die meisten auf einen Vokal ausgehenden Neutra flektiert. Zu barn .Kind' gibt es im Frtihaschw. einen Nom. Akk. PI. hörn (§ 4), zu fä ,Vieh' einen Gen. Sg. fea(r) (§ 82. Fußnote). Das Wort lagh .Gesetz' ist ein Pluraletantum (S. 111, Fußnote 2): Gen. lagha, Dat. laghum. — Die ältere Beugung hovup ,Haupt', Dat. höfpi (mit ο in den unsynkopierten und ö in den synkopierten Kasus) kommt im VgL I vor (s. § 4, 2 b), die jüngere (mit in den synkopierten Kasus eingeführtem ο und späteren Übergang ο > « in unsynkopierten Kasus, § 9) u. a. im ögL. Vgl. aschw. höfpingi .Häuptling', nschw. trehövdad .dreiköpfig'8. § 9 4 . j a - und i a - S t ä m m e Sg. Nom. Akk. skär äpli Gen. skär-s äpli-s Dat. skär-i äpl-i PI. Nom. Akk. skär äpli Gen. skäri-a äpl-a Dat. skäri-um äpl^um lar zu verwenden (oder, wenn nötig, eine umgelautete Singularform neu zu

bilden): nschw. nöt, stöd, glöd, bryn, löss, tnöss (ett möss, daneben en mus),

8

dän. negl .(Fingernagel', beg .Buche'. Über die Formen des Wortes huvud im Aschw., s. V. Jansson, Fornsvenska legendariet (1934), S. 139f.

Friihaltschwedische Wortbeugung

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Wie skär .kleine Insel, Schäre' werden einige wenige kurzstämmige Neutra gebeugt, und wie äpli ,Apfel' die vielen zweisilbigen (und mehrsilbigen) auf -i auslautenden, ζ. B. kläfii ,Kleid', stykki ,Stück', ämpni .Stoff, Material', vittni ,Zeugnis', riki ,Reich' (Sveriki), ärändi .Botschaft, Beschäftigung', härbärgi.

B. Schwache Deklination I. M a s k u l i n a § 95. a n - S t ä m m e Sg. Nom. logh-i landbo-i, -bo dömar-i Gen. Dat. Akk. logh-a landbo-a, -bo dömar-a PI. Nom. logh-a(r) landbo-a(r), -bo(r) dömar-a(r) Gen. logh-a landbo-a, -bo dömar-a Dat. loghrum landbo^um, -bo-m dömar-um Akk. logh-a landbo-a, -bo dömar-a

bryt-i bryti-a bryti-a(r) bryti-a bryti^um bryti-a

Wie loghi .Flamme' werden die vielen auf -i (-e) auslautenden Maskulina flektiert, ζ. B. biti .Bissen, Stück', drupi ,Tropfen', skapi »Schaden', skari ,Schar', blomi .Blume', timi .Zeit, Stunde', skuggi ,Schatten', vapi .Gefahr', almoghi .Gemeinde, Volk', likami .Körper'. Wie landboi .Pächter' flektieren die übrigen Zusammensetzungen mit -bot {ahoi .Ansässiger', naboi .Nachbar' u. a.) und andere mit Stamm auf Vokal. Wie domari .Richter' (§ 30. 2) gehen die Wörter auf -art, ζ. B. skipari .Schiffer', klokkari .Küster', mästari .Meister', riddari ,Ritter' und wie bryti .Verwalter' schließlich einige wenige jan-Stämme, ζ. B. vili .Willen'. II. F e m i n i n a § 96. δ η - S t ä m m e Sg. Nom. gat-a fru(-a) hyrki-a Gen. Dat. Akk. gat-u fru(-o) kyrki-u PI. Nom. Akk. gai-u(r) fru-o(r), fru(-r) kyrki-u(r) Gen. gat-na, gat-u fru kyrk-na, kyrk-iu Dat. gat-um fru-(o)m kyrki-um Wie gata ,Gasse, Straße' werden die vielen auf -a auslautenden Feminina gebeugt, ζ. B. vika ,Woche', lapa .Scheune', laghsagha .Vorsagen des Gesetzes', klohka .Glocke', stiärna .Stern', mässa ,Messe'. Von kona, kuna .Frau' heißt der Gen. PI. kvinna; nach

120

Wortbeugungslehre

etwa 1350 dringt die Stammform kvinn- in alle Kasus ein. Der Gen. PI. auf -na kommt in einigen Ausdrücken vor, ζ. B. priggia vikna dagher .Frist von drei Wochen'; ferner auch in Zusammensetzungen: Mokknahus ,Glockenhaus', klokkna opinsdagher .Mittwoch vor Ostern'. Im Runenschwedischen (11. Jh.) kommt vereinzelt ein Gen. Sg. mit der Endung -UR vor: kunuR, ikuR .Ingas' (gewöhnlich jedoch mit -u). Diese Form ist im Guta-Gesetz durchgeführt: kirkiur, cunur usw. § 97. i n - S t ä m m e Sg. Nom. Gen. Dat. Akk. gläpi Die ϊη-Stämme sind Adjektivabstrakta (ζ. B. gläpi .Freude' zu glaper .froh', vreßi .Zorn' zu vrePer .zornig', räddi .Furcht' zu rädder .bange', älli ,Alter' zu äldri .älter') und haben auf Grund ihrer Bedeutung keinen Plural. III. N e u t r a § 98. a n - S t ä m m e Sg. Nom. Gen. Dat. Akk. ögh-a PI. Nom. Akk. ögh-un Gen. ögh-na Dat. ögh-urn Wie ögha ,Auge' werden öra ,Ohr', nysta .Knäuel' und im Sg. auch hiärta .Herz' (pl. hiärta) gebeugt9. §99. A l l g e m e i n e s zur D e k l i n a t i o n der S u b s t a n t i v e : Nur der Dat. PI. hat in allen Klassen die gleiche Endung (-um). Im Gen. PI. ist die Endung durchgehend -a, aber bei den Feminina und Neutra der η-Stämme tritt das η des Stammes vor dieses -a; es ergibt sich also ein -na: gatna, öghna. Die mask. η-Stämme haben -a (statt -na) infolge von Analogie (logha). — Im übrigen sind die Endungen bei den verschiedenen Stämmen sehr verschieden. Schon im frühaltschwedischen Zeitraum machen sich jedoch Ansätze zu Ausgleichungen und Anfänge des Zerfalls des alten Formensystems bemerkbar. 1. Die einfachste Flexion zeigen die N e u t r a . Im Nom. und Akk. Sg. und PI. sind sie endungslos. Im Urnordischen dagegen • Wahrscheinlich gehörten ursprünglich noch einige andere Wörter hierher,

ζ. B. niure M. .Niere' (isl. wfyra N.), lunga F. (isl. lungu N. PI.); ferner wohl auch

hema N. .Wohnsitz' und sata N. .Heuhaufen*.

Frühaltschwedische Wortbeugung

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hatten der Sg. und der PI. verschiedene Form: Sg. *bama ,Kind', PI. *barnu (isl. Sg. barn, PI. bgrn). Im Sg. Gen. haben sie -s, im Dat. -i. ja-Stämme: vor einer Endung, die mit α oder u beginnt, blieb das j des Stammes erhalten. Die ia-Stämme waren urnordisch dreisilbig: urn. *kvädia > aschw. kväpi »Gedieht*. 2. Die starken F e m i n i n a haben drei verschiedene Pluralendungen: ö-Stämme haben -ar, i-Stämme -ir und Wurzelnomina -r. Die Feminina gleichen den Neutra darin, daß sie für den Nom. und Akk., sowohl im Sg. wie im PI., die gleiche Form haben. Eine Ausnahme bilden (neben den schwachen Feminina) die Wörter, die wie hep .Heide', öx ,Axt' flektiert werden, d. h. die iö-Stämme. Im Isl. haben diese im Sg. Nom. die Endung -r (heidr); wahrscheinlich haben die ϊδ-Stämme diese Endung von den fem. i-Stämmen übernommen. Auch runenschwedisch zeigen einige Frauennamen im Nom. Sg. die Endimg -r der iö-Stämme: Sigrißr, Holmfripr u. a. Der Akk. Sg. dagegen hat (wie auch der Dat.) die Endung -i: hepi, öxi, Sigripi. Der Dat. Sg. ist gewöhnlich endungslos. Jedoch kommt im Runenschw. und Frühaschw. bei den ö-Stämmen manchmal die Endung -u vor: solu (zu Nom. sol ,Sonne'), saku (zu Nom. sak .Sache') vor. — Ein Rest der Deklination der u-Stämme erscheint im Dat. händi (zu Nom. hand; vgl. den Umlaut bei den mask. u-Stämmen: Dat. syni, isl. vendi, firdi usw.). Die Endung des Gen. Sg. war ursprünglich immer -ar: enna natta .einer Nacht', huaria handa .allerhand', sinna vilda .seiner Willkür' (über den Λ-Schwund, s. § 30). Nach langem Vokal kann das α der Endung schwinden: broar .der Brücke' > bror (§ 40). Der Nom. PI. der Wurzelnomina hatte umordisch die Endung -IR, woraus -R (mit i-Umlaut) wurde. Frühaschw. -er {böker .Bücher' u. dgl.) enthält also einen Swarabhaktivokal; der Akzent ist im Schwedischen immer noch der Akut. Uber den Plural gäs .Gänse', lys .Läuse', mys .Mäuse' (kurzer Vokal und langes s) zu gäs, lüs, müs, s. § 17 und 38. 3. Die s t a r k e n Maskulinahaben die komplizierteste Beugung. Ein besonderes Kennzeichen ist, daß sie im Nom. und Akk. verschiedene Formen haben. Ursprünglich war -R (idg. -s) keine speziell maskuline Endung, sondern gehörte zu gewissen, sowohl maskulinen als auch femininen Klassen von Nominalstämmen. So ζ. B. lat. rex M. und lex F. (Wurzelnomina), fiiscis M. und navis F. (i-Stämme), fruetus M. und manus F. (u-Stämme), dies M. und

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Wortbeugungslehre

res F. (e-Stämme). Im Isl. haben noch einige feminine Substantive im Nom. Sg. die Endung -r (brudr, mar usw.). Im Aschw. dagegen ist die Nom.-Endung -r ein besonderes Kennzeichen der Maskulina. Der Gen. Sg. hat teils die Endung -s (a-Stämme), teils die Endung -ar (i- und u-Stämme, Wurzelnomina). Die Endung -ar hält sich lange bei Männernamen, und zwar sowohl bei alten nordischen (ζ. B. Anunder, Hakon) als auch bei aus andern Sprachen übernommenen (ζ. B. Magnus, Niklis, Anders, Tomas)10. Die Endung des Dativs hat bei den a-Stämmen und den uStämmen verschiedenen Ursprung: bei den ersteren geht sie auf um. -e zurück, bei den letzteren auf urn. -iu (daher Umlaut). Darum ζ. B. aschw. bati (von bater ,Boot', a-Stamm) ohne Umlaut, aber syni (von sun ,Sohn', u-Stamm) mit Umlaut. Die i-Stämme hatten eigentlich keine Endung; zuweilen findet sich in Analogie mit den a-Stämmen ein -i angefügt. Im Akk. PI. ist die Endung -a (a- und η-Stämme) oder -i (iund u-Stämme). Die ursprüngliche Endung der u-Stämme war -u (isl. sunu). In den Runeninschriften des 11. Jhs. kommt mehrere Male der Akk. PI. sunu vor; gewöhnlicher ist jedoch die jüngere Form suni, aschw. syni.

Das Adjektiv § 100. Die Adjektive wurden ursprünglich gleich flektiert wie die Substantive, die meisten im Mask, und Neutrum als a-Stämme, im Femin. als δ-Stämme (vgl. im Latein). In den germanischen Sprachen hat das Adjektiv jedoch in gewissen Formen pronominale Endungen angenommen. Der Einfluß von Seiten der Pronomina ist natürlich, da dem Adjektiv im Satzzusammenhang häufig ein Pronomen voranging oder folgte. In der starken Adjektivflexion sind folgende Formen ursprünglich pronominal: Sg. M. Dat. und Akk., F. Gen., Dat. und Akk., N. Nom., Dat. und Akk.; PI. M. Nom.; PI. Gen. Die alten Formen des Neutrums, ohne das pronominale -t (langt .lang', diupt ,tief' u. dgl.), gibt es noch in Substantivierungen 10

Zur Gen.-Endung -ar bei fremdsprachigen Personennamen, s. J. Sahlgren, Eddica et Scaldica (1927), S. 232, in „Namn och bygd" 35 (1947), S. 99. — Vgl. Ortsnamen wie Hdkantorp (Schonen, Westgötland, Smäland usw.), Simontorp (Schonen), neben Hdkanstorp, Simonstorp. — Vgl. § 141,1.

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Frühaltschwedische Wortbeugung

wie diufi Ν. .Tiefe', lius Ν. ,Licht', myrk Ν. ,Dunkel', lugn Ν. .Ruhe', hol Ν. ,Loch', rum Ν. ,Raum' (zum Adj. rumber,geräumig'), sar Ν. .Wunde' (zum Adj. sar .schmerzlich, wund'), thrang N. ,enge Stelle, Gedränge, Bedrängnis, Mühsal' (nschw. trdng ,dichtes Gestrüpp') usw. Eine germanische Neuerung ist die schwache Adjektivflexion10». Die meisten Adjektive können sowohl stark als auch schwach gebeugt werden: langer und (Pän) langt. Die schwache Adjektivflexion war eigentlich zunächst eine Individualisierung oder Substantivierung. Allmählich wurde sie mit „bestimmter Bedeutung" verbunden. Damit hängt es zusammen, daß Komparative und Präs. Partizipien nur in schwacher Form vorkommen. §101. A. S t a r k e Deklination 1. Sg. Nom. Gen. Dat. Akk. PI. Nom.

lang-er lang-s lang-um lang-an lang-i(r)

Gen. Dat. Akk. lang-a 2. Sg. Nom. Gen. Dat. Akk. PI. Nom.

bla^-r] bla-s bla-(u)m bla-n bla-i(r),bla[-r]

Gen. Dat. Akk. bla 3. Sg. Nom. mip-er Gen. miz Dat. mipi-um 10a

lang lang-fr)a(r) lang-(r)i lang-a lang-a(r)

lang-t lang-s lang-u lang-t lang

lang-(r)a lang-um lang-a(r)

lang

bla bla[-r\ bla(-i) bla bla[-r] bla bla-(u)tn bla[-r]

bla-tt bla-s bla(-u) bla-tt bla

bla

mip mip-ra(r), mipi-a(r) mip-(r)i

miz mipi-u

S. E. Wessen, Die nordischen Sprachen (1968), S. 12 f.

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Wortbeugungslehre

Akk. mipi-an PI. Nom. mip~i(r) Gen. Dat. Akk. mipi-a 4. Sg. Nom. Gen. Dat. Akk. PI. Nom.

helagh-er helag-s hälgh-um hälgh-an hälgh-i(r)

Gen. Dat. Akk. hälgh-a 5. Sg. Nom. gamal (mit langem -l) Gen. gamal-s Dat. gambl-um Akk. gambl-an PI. Nom. gambl-i(r) Gen. Dat. Akk. gambl-a

mipi-a mipi-a(r)

mit mip

mip-ra, mipi-a mipi-um mipi-a( r)

mip

helagh hälghr(r)a(r) hälgh-(r)i hälgh-a hälgh-a(r)

helag-t helag-s hälgh-u helag-t helagh

hälgh-(r)a hälgh-um hälgh-a(r)

helagh

gamul

gamal-t

gambl-a( r) gambl-i gambl-a gambUa( r)

gamal-s gambl-u gamal-t gamul

gambl-a gambl-um gambl-a(r)

gamul

kristin

kristit

6. Sg. Nom. kristin (mit langem -n) Gen. kristin-s Dat. kristn-um Akk. kristin (mit langem -n) kristn-an PI. Nom. kristn-i(r)

kristn-a(r) kristn-i kristn-a

kristin-s kristn-u kristit

kristn-a(r)

kristin

Gen. Dat. Akk. kristn-a

kristn-a kristn-um kristn-a(r)

kristin

1. Wie langer .lang' werden die meisten Adjektive gebeugt, z. B. diuper ,tief', högher ,hoch', riker .reich', goßer ,gut' (N. gott), glaßer .froh' (N. glatt); dazu die auf -ugher, -otter, -isker, und die

Frühaltschwedische Wortbeugung

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Superlative (ζ. Β. starkaster, längster), Perf. Part. (ζ. B. älskaßer .geliebt', kraffier .gefordert', bränder ,gebrannt'). Außerdem hei ,heil, ganz', ren .rein' und vis .gewiß' (d. h. hell, renn, viss) mit Assimilation der Endung -R im Nom. Sg. M. (§17), vilder ,irre, verirrt', sander ,wahr' und grymber .grausam' mit Konsonanteneinschub (Akk. villan, sannan, gryman). Wie langer wird manger .mancher' gebeugt (N. mangt, PI. mange, manga, mang). Dadurch, daß es mit einem folgenden unbestimmten Artikel en (in Ausdrücken wie manger en man .manch ein Mann', mang en mö ,manch ein Mädchen', mangt et gemalt fädhernis swerdh .manch ein altes Schwert der Väter') verschmolz, entstand im Sg. die Form mangin, nschw. mdngen (N. mänget), vielleicht auch im Anschluß an die zweisilbigen Wörter auf -in: ängin ,kein' (§ 115, 2), mykin ,viel', litin ,klein, wenig' (s. unten, Punkt 6). Die einsilbige Form mang ist im Frühnschw. recht häufig (ζ. B. mang pijga .manches Mädchen', mang dräng .mancher junger Mann', mang munn .mancher Mund', mang tunga .manche Zunge'); heute wird diese Form nur poetisch, archaisierend gebraucht („Han ritar mäng runa i isens famn" Tegn^r); außerdem kommt mangt N. im Ausdruck mangt och mycket .mancherlei' vor. — Das Wort manger hat seine Entsprechungen im Got. und in den westgerm. Sprachen (dt. mancher, engl, many); dazu das Subst. mängd F. .Menge'· Gewisse aschw. Texte (besonders MB 1 und die poetischen Texte Euf., EK) haben mit der gleichen Bedeutung margher (N. marght, PI. marghe, -a, margh), was dem isl. margr entspricht. Im Nschw. ist es selten und meist archaisierend: „Lät ej Satan arge, med sin list den marge mig här skada fä!" (Schw. Kirchengesangbuch 1819, Lied 137, 8); margfaldig .mannigfalt'. 2. Wie blar .blau' werden einsilbige auf Vokal auslautende Wörter flektiert. Wegen seiner Bedeutung wird fa- .gering an Zahl' im PI. gebraucht: fai(r), fa(r), fa\ aber der Sg. N. fatt in fatt folk .wenig Leute', sonst jedoch hauptsächlich prädikativ, ζ. B. im Ausdruck nokot var pem fatt (a-fatt) ,etwas fehlte ihnen'. In Zusammensetzungen: fa-fänger .müßig, unbeschäftigt', fakunnogher .unwissend', fa-nyter .nutzlos', fa-töker .unbemittelt, arm' (§ 39. 1). Meist im PI. verwendet wird sma(r) .klein': smai(r), sma(r), sma; aber im Sg. N. smatt .Kleines, ein wenig'. In Zusammensetzungen ζ. B. smadränger .kleiner Knabe', Smaland (die heutige Provinz Smäland).

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Wortbeugungslehre

3. Mißer .mittlere' ist ein ja-Stamm. So werden auch nyr ,neu' und trygger ,treu' gebeugt. 4.—6. Gemeinsam für die zweisilbigen Beugungsmuster helagher .heilig', gamal ,alt' und kristin .christlich' ist, daß der Vokal der schwachtonigen zweiten Silbe vor einer Endung, die selbst eine Silbe bildet, synkopiert wird. Ζ. B. Nom. PI. *hailagiR > *helgir > hälgir (§ 38, 8), *gamaliR > gamlir, gamblir, *kristiniR > kristnir. 5. Wie gamal ,alt' wird usal .unglücklich' gebeugt. 6. Der Typus kristin unterscheidet sich vom Beugungsmuster langer im Sg. Akk. M., wo der schwachtonige Endungsvokal synkopiert ist: (*kristinan >) kristin (anal, kristnan)11. Sg. N. mit Assimilation von nt > tt (§ 16) kristit. So werden die Adjektive auf -in (ζ. B. heßin .heidnisch', ypin .offen') und das Part. Perf. der starken Verben flektiert. Mykil ,groß, viel' und litil ,klein, wenig' werden im großen ganzen wie kristin gebeugt. Mit Synkope des Endungsvokals im Sg. Akk. M. und Konsonantenschwund (*mikilan > *mikiln>) mykin; ebenso litin. Auch der Nom. Akk. N. zeigt diesen Schwund: (*mikilt >) mykit, litit (§ 18). Nach dem Muster der Gruppe kristin wurde die Akk.-Form mykin, litin auch für den Nom. Sg. M. (und F.) übernommen (statt mykil, litil). Dagegen wird die bestimmte Form litle .der Kleine' zu litte (§ 75). Der Plural litli(r) wurde ungebräuchlich und durch smäi(r) ersetzt, das zum Sg. smär gehört; so entwickelt sich die neuschwedische Verteilung Sg. Uten: PI. sma12. In ähnlicher Weise sind die vielen Adjektive auf -liker umgeformt worden. Diese wurden hauptsächlich wie langer gebeugt, hatten aber im Sg. Akk. M. -likin. Diese Form wurde auch für den Nom. M. (und F.) gebraucht und danach wurde ein Neutrum -likit neugebildet. Die übrigen Formen wurden aber zu einem Stamm auf -lik gebildet13. Die analogisch gebildete Form ist eindeutiger und deshalb besser, ζ. B. U L Hawi angin kristin wald kristnän at s&liä .Kein Christ habe das Recht, einen Christen zu verkaufen'. 1 2 Siehe darüber K. G. Ljunggren in ANF 58 (1944), S. 47f. 1 3 Noch im 16. Jh. waren die längeren Formen auf -lighen (Sg. M. und F., PI. N.), -lighet (Sg. N.) ziemlich gebräuchlich: Een Christelighen formaning, jtt ochristelighit sendebreff, It almennelighit försprdk, fäm ord . . . som förstdndelighen Uro. 11

Frühaltschwedische Wortbeugung

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Auch bei annar (§ 106) und nokor (§ 115) werden die Nominativformen durch den Akk. annan, nokon, noghon (von *annarn, *nakwam § 18) ersetzt. 7. Im Aschw. gibt es eine Reihe von unflektierbaren Adjektiven auf -a: lagha .gesetzlich', udda .ungerade', enstaka .vereinzelt', biltogha .geächtet, verbannt', ferner die mittelniederdeutschen Lehnwörter äkta ,echt', ädhla ,edel', allena .allein', svadana ,solch' usw. Auch vereinzelt auf -e und -ο, ζ. B. öpe ,öde', ref>o .bereit'. Viele davon werden nur (oder vorzugsweise) prädikativ verwendet, ζ. B. the vordho skipbruta ,sie wurden schiffsbrüchig'; döma nokon biltugha ,jem. zur Ächtung verurteilen'; han var vordhin vanhopa ,er hatte die Hoffnung verloren, war mutlos geworden'; qvinnan stodh up helbryghdho ,die Frau erhob sich geheilt', han giordhe them helbryghdha ,er machte sie gesund' usw. Nschw. barfota .barfuß' (han gick b., han var b.), framstupa, huvudstupa .vornüber, kopfüber' (han föll h. ,er fiel k.') u. a. m. Ursprünglich PI. Gen. sind ζ. B. medeltida .mittelalterlich' (en m. kyrka, m. förhdllanden), mängmila ,νοη vielen Meilen' (m. avständ). § 102. B. S c h w a c h e D e k l i n a t i o n Nom. lang-i lang-a lang-a Gen. Dat. Akk. lang-a lang-u lang-a PI. alle Kasus lang-u Deklination des Komparativs und des Part. Präs.: Sg. Nom. längr-i längr-i längr-a, -i Gen. Dat. Akk. längr-a, -i längr-i längr-a, -i PI. Nom. Gen. Akk. längr-i Dat. längr-um, -i So werden Komparative auf -ri und -ari und Partizipien auf -andi flektiert. Von letzteren gibt es eine unflektierbare Form auf -andis, die im Frühaschw. adverbiell und prädikativ verwendet wird, im Spätaschw. auch attributiv (ζ. B. livandis vatn .lebendes Wasser', GWB welluchtandes krydder .wohlriechende Kräuter'). Sg. Nom. yfr-i .obere' yfr-i, -a yfr-a, -i Gen. Dat. Akk. yfr-a, -i yfr-i, -u yfr-a, -i PI. Nom. Gen. Akk. yfr-i, -u Dat. yfr-um, -i, -u So werden eine Anzahl von Komparativen flektiert, die zur Raum- oder Zeitangabe dienen, ζ. B. nipri .untere', främbri .vordere', fyrri .frühere'. Sg.

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Wortbeugungslehre

§ 103. Für die K o m p a r a t i o n kennt das Aschw. (wie das Isl.) zwei Haupttypen: 1. Komp. -ari, Superl. -aster: hviter .weiß' —hvitari —hvitaster. 2. Komp. -ri, Superl. -ster (mit i-Umlaut): langer .lang' — längri — längster. So ζ. B. lagher .niedrig', högher .hoch', unger ,jung', punger .schwer', fagher .schön' (fäghri, fägherster), fair PI. .wenige' (färri, fäster), stakkotter .kurz' (stäkkri). 3. Einige Wörter mit räumlicher oder zeitlicher Bedeutung haben einen Komp. auf -ri und Superl. auf -arster oder -erster; ihnen fehlt der Positiv. So werden yfri .obere', indri .innere', äptri »hintere' gesteigert; nämbri (§27) .nähere' — näster; fyrri .frühere' — fyrster; yppari .obere; bessere' — ypperster; nyrri, norri .nördlichere' — nordharster, nordherster, syßri, supri .südlichere' — sunnarster, sudherster. Dazu noch nschw. borta .fort' — bortre .entferntere' — borterst. Anm. Aschw. yppare — ypperster ist vermutlich eine eigenständig schwedische Bildung (zu aschw. upp .oben'); sie hat indessen eine genaue Entsprechung in mnd. üpper — üpperst. Mnd. Upper gibt es aber im Frühnschw. als Lehnwort: ypper .hervorragend, vornehm', ζ. B. „Böden kaster ä kull allt hvad här yppert och högt är" (Stiernhielm, Hercules). Später wurde es zu ypperlig umgebildet. 4. Unregelmäßige Komparation: gamal ,alt' — äldri (§26) — älzter, goPer .gut' — bätri — bäzter, ilder und onder .schlecht, bös' — värri — värster, litil .klein' — minni (§ 17) — minzter, mykil ,viel' — m e r i —mäster (§ 38. 8), manger und margher .mancher' — fieri — fläster (§ 38. 8). Anm. Im Spätaschw. kommen nicht selten adjektivische und adverbielle Komparative auf -ane vor: sannane .wahrer' (ögL Hs C), gildane .richtiger, besser' (ÖgL Hs F), dyrane .teurer', rättane .richtiger' (MESt), yterlikane .weitere' (1362). snarane .raschere' (Henr. Tidemanni; „En nyttog postilla" 1528), kärane .lieber' (1536) u. a. m. Zur Entstehung dieser Form, s. B. Hesselman, Huvudlinjer 1 (1948), S. 172. Die K o m p a r a t i o n der Adverbien zeigt zwei entsprechende Haupttypen: 1. Komp. -ar, Superl. -ast: opta ,oft', —optar —optast; norPr, nor ,gegen Norden, im Norden' — nordhast, ζ. B. Jagh föres nu bort nordast i fteilen uthi boy or (L. Wiwallius 1634). — Daneben

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Frühaltschwedische Wortbeugung

kommt im Komp. eine Form auf -art (optari) und eine auf -arin (optarin) vor; letztere ist im Spätaschw. sehr häufig: dyrarin .teurer', vißarin ,weiter' u. ä. 2. Komp. -r, Superl. -st (mit i-Umlaut): länge .lange' — länger — längst, skammt ,kurz' — skämber, fram ,vor, vorn' — främber (främmer) —främst. 3. Daneben existiert noch ein dritter Typus, wo ein Komparativ auf -ar oder -r durch ein hinzugefügtes mer ,mehr' verstärkt wird; der Superlativ hat wie bei den beiden Haupttypen die Endung -ast (-arst) oder -st (-rst): ut ,aus' — ytermer — yterst (vgl. nschw. yttermera .außerdem'), fiär ,fern' — fiärmer — fiärst (vgl. nschw. fjärmare, fjärmast), när ,nahe' — närmer — näst (nschw. närmare, närmast)1*, sißan .dann, nachher' — sißermer — sißarst, sizt (vgl. nschw. sedermera .nachher'), fyr, fyrmer .früher' — fyrst (vgl. nschw. former ,mehr, besser'), opta — optar, optarmer — opta(r)st, ßikla ,oft' — ßiklarmer. Eine ähnliche Umschreibung mit dem Komparativ bäter .besser, länger, mehr' kommt im aschw. Zeitraum und im 16. Jh. vor. Beispiele: Tha foor Abraham bäthir sydhir i landen (MB 1). Η an gig fram bätir (ST). När han gick fram bäter, sägh han twd andra brödher. Min wen, sitt vp bäter! (GWB) Gustav Trolle nödgades sa läggia tädan och drogh bäter söder (P. Swart). 4. Unregelmäßige Komparation: giärna ,gern' — hälder — hälzt, illa .schlecht' — vär — värst; väl .gut' — bäter — bäzt, miok oder mykit .viel' — mer — mäst, litit .wenig' — min (minder) — minzt. Das Zahlwort § 104. Nur die Zahlwörter 1—4 werden flektiert. F. N. ,eins' M. .zwei' M. F. en tve(r) tva(r) Nom. en et en-nar Gen. en-s Dat. en-um en-ni Akk. en en-a 14

en-s en-u et

tva

N. tu

tväggia tvem tva(r) tu

Aschw. när ist eigentlich schon ein Komparativ zum Adjektivstamm na,nahe' in z. B. naboi M. .Nachbar', nagranni M., dasselbe, nala Adv. .nahe' (vgl. letzteres und das aschw. Verbum na, nschw. nd .erreichen'). Wessia, Schwedisch I

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Wortbeugungslehre

.drei* ,vier' Nom. pri(r) prea(r), pre pry fiuri(r) fiura(r) fiughur (§40,1) (§11) (§5,1) Gen. priggia fiughurra, fiura Dat. Prim fiurum Akk. pre(a) prea(r),pre pry fiura fiura(r) fiughur (§ 40,1) en, en, et (isl. einn, ein, eitt, agutn. ann, ain, att) wird wie langer flektiert, aber mit Wechsel von langem und kurzem Vokal (§ 38). M. en (ausgespr. enn) aus *äinR, F. en aus *äin, N. et (ausgespr. ett) aus *äint (§ 16). Sg. Akk. M. en. — Als unbestimmter Artikel ist en im Frühaschw. sehr selten und auch im Spätaschw. noch nicht allgemein im Gebrauch. Das Wort .beide' wird folgendermaßen flektiert: M. F. N. Nom. bapi(r) bapa(r) bapi(n), bäpi Gen. bäggia (pera) Dat. baPum Akk. baPa bapa(r) bapi(n), bäpi Ursprünglich wurde der germanische Wortstamm *ba- (verwandt mit lat. am-bo) gleich flektiert wie ,zwei': got. bat *bos ba, Gen. *baddje (wie twai, twos, twa, twaddje). Sowohl in den westgermanischen als auch in den nordischen Sprachen ging es mit dem PluralPronomen ,die' eine feste Verbindung ein: ahd. beide, urn. *bai-pai (R) ; norw. mundartl. (Gudbrandstal) bau dau Ν. ,beide (Mann und Frau)'. Später wurde dann nur das zweite Glied flektiert, und einem Stamm bap~ wurden gewöhnliche Endungen hinzugefügt (Akk. F. baJjaR Stein von Rök). An Unregelmäßigkeiten sind nur geblieben der Nom. Akk. N. bapi(n) (z.B. J>u baj>i Stein von Ledberg, Ostgötland) und der Gen. bäggia ( > urgerm. *baj,j,5 S. 38, Anm. 8; }>iRa b e k i a ög 239), — Als dann der Genetiv die Endung -s erhalten hatte (§ 142), begann man, die endungslose Form bäggia, bägge (§ 47) auch als Grundform zu verwenden (die ersten Belege vom Anfang des 16. Jhs.). — Schon im frühesten Aschw. wird das Neutrum bape, zusammen mit ok, adverbiell gebraucht: b. vinter ok somar .sowohl Winter wie Sommer'; b. Prötter ok siuker ,sowohl müde als auch krank'; pa är fästninga fä b. giuit ok takit .dann ist Verlobungsgabe sowohl gegeben als erhalten'.

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Frühaltschwedische Wortbeugung

In allen Formen des Zahlworts 4 kommt neben iü auch J vor, das immer häufiger wird. N. fiughur wird in spätaschw. Zeit durch fyra ersetzt16. Ζ. B.: fiughur vitne ,vier Zeugen', tu a manz väghna ok tu a quinno väghna ,zwei im Namen des Mannes und zwei im Namen der Frau' (MEL). In den Bedeutungen 2 und 3 werden auch die flexionslosen tvänni und pränni verwendet, die einen mit einem η-Suffix erweiterten Stamm enthalten. Die Bedeutung ist ursprünglich distributiv (,zwei aufs Mal', ,drei aufs Mal'; .zweierlei', .dreierlei'); vgl. lat. bi-ni (*duiz-n-), ter-ni, quater-ni usw. Dazu als Analogiebildung (im DL) enni. ζ. B.: Tvenne äru gota i Sverige: östgota oc västgota (KrL) .Zweierlei Art sind die Goten in Schweden: Ostgoten und Westgoten'. Im Aschw. gibt es auch die Zahladverbien tysvar .zweimal' und ßrisvar, prysvar »dreimal' (vgl. engl, twice). Gewöhnlich wird aber das Substantiv sinn N. ,Mal', eigtl. ,Gang', gebraucht, ζ. B. et sin (Akk.), eno sinne (Dat.) .einmal', tvem sinnom .zweimal', siu sinnom .siebenmal' usw. § 105. Flexionslos sind: fäm 5, säx (siäx) 6. siu 7, atta 8. niu 9. tiu 10. ällivu 11, tolf 12, ßrättan 13, fiurghurtan (fiughertan, fiurtan, fiortan) 14, fäm(p)tan 15, s(i)äxtan 16, siutan 17, atertan (apertan) 18, nitan 19, tiughu 20. Tiughu ist eigentlich der Akk. PI. von tiogher, PI. tighir .Anzahl von 10' (§ 85). Vgl. auf dem Stein von R ö k tuaiR tikiR. Vom Akk.

*tva tiqgu stammt isl. tottogu, tuttugu und tiqgu (Sigvat Tordarson, 11. Jh.), aschw. tiughu, mit Ellipse von ,zwei'. — Im UL kommt zweimal der Dativ vor: fiurum tiughum 40, tiughum attä 80; im übrigen ist jedoch die Form des Akkusativs -tight durchgedrungen und hat die anderen ersetzt, also prätighi 30 usw. (isl. prir tigir, Akk. firiä tigi). In schwachtoniger Silbe wird -tight spätaschw. zu -ti (§ 58), das später in der Schrift zu -tio umgewandelt wird. Prätighi 30, fiuratighi (fyra-) 40, fämtighi 50, s(i)äxtighi 60, siutighi 70, attatighi 80, niutighi 90; hundrap 100 (ursprüngl. = 120), tu hundrap 200, pry hundrap 300, fiughur hundrap 400 usw., Pusand 1000. Zur Form hundra, s. § 77. zu tusen § 76. 16

Zum Zahlwort ,fyra', s. V. Jansson in „Bidrag tili nordisk filologi tillägn. E. Olson" (1936), Ο. Thorell, Fem Moseböcker (1951), S. 36f. 9*

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Wortbeugungslehre

Die zusammengesetzten Zahlwörter für 20, 30 usw. sind — wie auch hundraß und pusand — ursprünglich Substantive, die mit dem Genitiv (partitivus) verbunden werden; aber schon auf der Inschrift vom Stein von Rök kommt 20 adjektivisch vor: tuaiR tigiR k u n u k a R ,20 Könige'. Ebenso fiuratighi märkär ,40 Mark' VgL I usw. — Ursprünglich adjektivisch ist fiäpertiugher ,aus 40 bestehend' (vgl. isl. fertegr ,40 Jahre alt' u. a.); ebenso auf dem Stein von Rök nirujjr, d. h. nirefrr ,90 Jahre alt' (isl. nircedr). In zusammengesetzten Zahlen stehen gewöhnlich die Einer vor den Zehnern: fäm ok tiughu (nschw. tjugofem). Man vergleiche damit, daß auch sonst in Koordinationen die größere Einheit nach der kleineren gesetzt wird: innan nat ok iamlanga (dagegen nschw. inom är och dag .Jahr und Tag'), atta örtughär ok ßrättan markär (1 örtug = 1 / 24 Mark) u. dgl. Aber auch die umgekehrte Reihenfolge kommt vor, besonders bei der Bezeichnung von Jahreszahlen, ζ. B . tiuhu . uintr . ok . atta ,28 Winter'

(Glocke von

Saleby 1228), fämtighi ok tu ar ,52 Jahre' (Bur.). Isl. aschw. hundrap (dt. hundert, engl, hundred) ist eine Zusammensetzung; das erste Glied hund- (lat. centum) findet sich auch in den Namen der drei uppländischen „Volkslande", ζ. B. Tiundaland ( = das zentrale Uppland), dessen erstes Glied tiu hunda ist, Gen. PI. von tiu hund ,10 Hundert' („Hundert" bedeutet hier einen Verwaltungsbezirk im vorgeschichtlichen Seekriegswesen). §106. Ordinalzahlen: fyrsti (fyrster), annar, pripi, fiärpi, fämpti, siätti (sätti), siundi, attundi, niundi, tiundi, ällipti, tolfti, Prättandi usw. Auf dem Stein von Rök kommen folgende Formen (alle im Nom. Sg. N.) vor: anart ,das zweite', tualfta ,das zwölfte', Jwitaunta ,das dreizehnte'. J>it u a s fursta ,dies war das Erste' (U 344). Die Ordinalzahlen werden schwach flektiert nach § 102. Eine Ausnahme bildet annar, das im Frühaltschwedischen immer stark flektiert wird; es bedeutet also sowohl ,ein anderer' als ,der andere'16. Sg. Nom. Gen. Dat. Akk. 16

annar (mit langem -r) annur annar-s anna.r-(r)a(r) annar-(r)i apr-um, andr-um apr-a, andr-a annan

annat annar-s apr-u, andr-u annat

Vgl. nschw. annandag (jul) ,der zweite (Weihnachts)tag'.

Frühaltschwedische Wortbeugung

PI. Nom. apr-i(r), andr-i(r)

apr-a(r), andr-a(r)

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annur

Gen. annar-(r)a, andr-a Dat. aßr-um, andr-um Akk. ap>r-a, andr-a aßr-a(r), andr-a(r) annur Sg. Nom. pripi pripAa, firipi pripia Gen. Dat. Akk. pripia pripnu pripia PI. alle Kasus pHpiu Das Pronomen § 107.

1. Persönliche Pronomina Reflex. 2. Pers. 1. Pers. Sg. Nom. iak, iäk, Pu spätaschw. iagh pnn sin Gen. min Pä(r) sä(r) Dat. mä(r) Akk. mik, Pik, sik, spätaschw. migh spätaschw. digh spätaschw. sigh Dual Nom. vit it sin Gen. *okkar (okar) *ikkar *iker Dat. Akk. oker sä(r), sik PI. Nom. vi(r) i(r) Gen. var, var(r)a ipar, ipra sin Dat. Akk. os iper sä(r), sik Die Dativformen mär, pär, sär kommen nur in den ältesten Texten vor; sie werden später durch die Akkusative mik, pik, sik ersetzt. Beispiele: pu köpte mik lif mappinom döp ,du kauftest mir Leben durch deinen Tod' (Bur.); Fyrst vil iac pik sighia, huru pik äru andelik vnderstandilse gifin .Zuerst will ich dir sagen, wie dir geistiger Verstand gegeben ist' (Birg. Aut.). — Beispiele von Dualformen gibt es im Aschw. nur wenige, ζ. B. Bär iak päs uittni ok uir man tver, at pu tokt . . . Mäp vittni borno bindum uit slikt ,Ich lege Zeugnis davon ab, und wir zwei Männer, daß du nahmst . . . Mit abgelegtem Zeugnis binden wir dies' (VgLI). Wit attum faPur giömin ok gopän ,Wir hatten einen Vater, sparsam und gut' (UL). Die Genitivformen dagegen sind gebräuchlich, ζ. B. komin til min ,kommet zu mir', hvar okar ,jeder von uns beiden', annar var(a) .einer von uns', näghor idhra .jemand unter Euch' (GWB), Hwar idhra tiene sinom affgudh .Jeder von Euch diene seinem Abgott', mällan sin oder sin i mällan oder sina mällan .unter einander'. —





134

Wortbeugungslehre

Für die dritte Person haben die nordischen Sprachen ein ihnen eigentümliches Pronomen, nämlich han, hon (vgl. got. is, si, ita, dt. er, sie es, engl, he, she, it), urn. *hänaR, *hänu17. Im Aschw. wurde es folgendermaßen flektiert: Sg. Nom. han (mit langem -n) § 17 hön Gen. häns hänna(r) Dat. hänum, hönum hänni Akk. han (mit langem -n) häna, höna In ihrer Funktion als anaphorische Pronomina werden han, hon im Sg. N. durch pät, im Plural durch Per, par, pön (pe) ergänzt; s. § 109,110. 2. Possessiva § 108. Min, pin, sin werden wie en (§ 104) flektiert, also Nom. min, min, mit, Gen. mins, minnar, mins, Dat. minum, minni, minu, Akk. min, mina, mit·, PI. mini(r), mina(r), min, Gen. minna, Dat. minum, Akk. mina, mina(r), min. — Vär ,unser' (mit langem -r im Sg. Nom. M.) wird wie langer flektiert (§ 101); nur im Akk. M. Sg. heißt es vorn (mit Synkope des Endungsvokals), ipar ,euer' wird wie annar flektiert (§ 106); also Akk. M. Sg. ipan. — Zu dem Dual vit ,wir zwei' gehört das Possessivum okkar ,unser (von zwei)', einigemal belegt in den Landschaftsgesetzen; es flektiert ebenso wie annar. Beispiel: pät är okkart rap, at wit bapir afflum ,das ist für uns beide das Beste, daß wir beide schaffen' (UL). § 109. Sg. Nom. pän

3. D e m o n s t r a t i v a pe, pön pät PI. Nom. pe(r) Pa(r)

pön, pe

Gen. päs pera päs Gen. pera Dat. Pem, päm peri py Dat. Pem, päm (pom, Pom) Akk. pän Pa pät Akk. pa Pa(r) pön, Pe In den ältesten Quellen (Runeninschriften, VgL I) kommen im Nom. Sg. die Formen sa (SUR), su, pat vor. Attributiv steht im F. Sg. Gen. Dat. Akk., im N. Sg. Dat. und im PI. Nom. Akk. die Form pe. Die Dativform Pem hatte ursprünglich langen Vokal (vgl. isl. peim, runenschw. paim, agutn. paim). päm ist infolge von Kürzung entstanden, weil das Wort oft in schwachtoniger Stellung stand; im Spätaschw. wird es gewöhnlich them (mit e für kurz ä) und im " Der Ursprung ist unsicher; s. A. Kock in ANF 24 (1908), S. 186f.; E. Wessen, Vära ord (1961).

Frühaltschwedische Wortbeugung

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Nschw. immer dem geschrieben. Zur Form pom, nschw. dorn, s. § 71, 3. Das Wort wurde mit sehr verschiedener Betonung gebraucht (von emphatisch hervorgehoben bis vollständig unbetont); es konnte deshalb gleichzeitig in ganz verschiedenen Formen auftreten. (Vgl. ζ. B. gotl. mundartl. betontes daim und unbetontes dum: „Daim far int' prästen läs' yver. U int far di ring för dum.") 18 . Bereits in den ältesten Literaturdenkmälern wird zuweilen der Dat. PI. pem statt der Akkusativformen verwendet; mit der Zeit kommt dies immer häufiger vor (§ 142). Pän, pe, P'dt wird auch als bestimmter Artikel vor einem attributiven Adjektiv gebraucht. Sg. Nom. Gen. Dat. Akk. PI. Nom.

pänni pässi pässa pässa pässum, pämma pässi pänna pässa pässi(r) pässa(r)

pätta pässa Pässu pätta pässi(n)

Gen. pässa Dat. pässum, pämma Akk. pässa pässa(r) pässi(n) Das Pronomen nschw. denne .dieser', mit stark hinweisender Bedeutimg, ist dadurch entstanden, daß undeklinierbare Partikeln, nämlich -si oder -a, zu den verschiedenen Formen von sa, su, Pat traten. In den Runeninschriften kommen folgende ältere Formen vor: Sg. Nom. M. sasi, saRsi, N. }>atei, Dat. M. t>aimsi, Akk. M. J»ansi, PI. Nom. M. Jmsi, J>aiRsi. — Zur Form pässum im PI. Nom. N., s. S. 92, § 71, 3, Fußn. 24. Weitere Demonstrativa sind: hin ,jener' (wird wie min § 108 flektiert, hat aber kurzes i in der Wurzelsilbe, und daher auch in allen Kasusformen), pyliker .solcher' und Poliker {polikin, jünger tholkin § 70, nschw. mundartl. tocken) ,so einer', sliker (< *svali'ker), nschw. slik .solcher' (zur Flexion, s. § 101, 6). siälver .selber' (Flexion nach § 101), samt .derselbe' (wird nach § 102 flektiert), sva .solcher' (unflektierbar), spätaschw. svadana .solcher' (unflektierbar). § 110. Das persönl. Pronomen der dritten Person und die Demonstrativa unterschieden sich in bezug auf ihre Funktion und 18

,,Sv. Landsmälen", Bd. 3, S. 20. Andere Beispiele in „Gotländsk ordbok", Bd. 1, S. 129.

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Wortbeugungslehre

Betonung. Ein demonstratives Pronomen ist im allgemeinen deiktisch (stark hinweisend), ein persönliches dagegen anaphorisch (sich auf etwas schon genanntes beziehend, schwach hinweisend). Der Unterschied ist indessen eher quantitativ als qualitativ. Fehlende Formen des persönlichen Pronomens der 3. Person wurden schon in gemeinnordischer Zeit durch Formen des Demonstrativums (ßän) ergänzt: Neutr. ßät, PI. fie (§ 107). Später wurde auch die Form den (Mask., Fem.) statt der entsprechenden Formen des persönlichen Pronomens (han, hon) gebräuchlich, aber nur in bezug auf Wörter, die Gegenstände bezeichnen (sog. Realgenus). S. § 195,1. § 111. Die Demonstrativa werden auch adjektivisch (attributiv) verwendet: fiän man, ßät barn .dieses Kind'. Im frühesten Aschw. kommen zuweilen solche Formen in einer Verwendungsweise vor, die sich der des bestimmten Artikels nähert. Vgl. dt. der Mann, das Kind. Die nordischen Sprachen haben aber statt dessen den s u f f i g i e r t e n A r t i k e l entwickelt. Dieser war ursprünglich ein demonstratives Pronomen, das ohne eigenen Akzent nach seinem Substantiv stand und daher nach und nach mit diesem verschmolz (vgl. § 6). Schon in den ältesten schriftlichen Quellen ist diese Enklise vollständig durchgeführt. Lange wurde jedoch das Substantiv und der suffigierte Artikel beide einzeln flektiert. Folgendes ist zu beachten: 1. Nom. und Akk. Sg. M. haben langes -n: fiskrin ,der Fisch', andin ,der Geist', Akk. fiskin, andan; im Nom. F. dagegen ist das -n kurz: färßin ,die Fahrt', gatan ,die Straße'; ebenso im Nom. Akk. PI. N.: landin ,die Länder', rikin ,die Reiche'. Es bestand also ein Unterschied in der Aussprache dieser Formen des Artikels, obwohl er in der Schrift nicht zutage trat. Zur späteren Entwicklung, s. § 171. 2. Nach einem Konsonant bleibt das -r des Substantivs vor dem Artikel erhalten: Nom. PI. fötrinir ,die Füße', händrinar ,die Hände'; nach Vokal aber fällt es weg: *fiskaitiniR, *fiskaimiR wird zu fiskanir ,die Fische', *färptR-inaR, *färptRnaR zu färpinar ,die Fahrten' (§ 30). 3. Eine bemerkenswerte Form zeigt der Dat. PI.: fiskumin ,den Fischen'. Ihr Ursprung ist dunkel und umstritten 19 . Vgl. isl. 19

E. Wessen in „Spr&kvetenskapliga Sällskapets i Uppsala förhandlingar 1916—18", S. 21 f., A. Kock in ANF 35 (1919), S. 86f.

Frühaltschwedische Wortbeugung

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fiskunum. Vereinzelte derartige Formen kommen im VgL I vor: arvunum ,den Erbteilen' u. dgl. 4. Im Gen. Sg. F. wird der Artikel an die unflektierte Form des Nom. und Akk. des Substantivs gefügt: färpinnar ,der Fahrt', bokinnar ,des Buchs' usw. (also nicht an den Genitiv färpar, bokar). Auch in andern Fällen kann die Genitivendung fehlen, wenn der Kasus bei einem andern eng zusammengehörenden Wort zum Ausdruck kommt, ζ. B. til sak sinnar ,zu seiner Sache', til siäng halfrä ,zum halben Bett', til by hwars ,zu jedem Dorf' (UL). § 112. Beispiel der D e k l i n a t i o n eines S u b s t a n t i v s in bestimmter Form: Sg. Nom. fiskr-in (mit lang, -n) färp-in (mit kurz. -n) skip-it skips-ins Gen. fisks-ins färp-inna(r) färp-inni skipi-nu Dat. fiski-num skip-it Akk. fisk-in (mit lang, -n) färp-ina skip-in färpi-na(r) PI. Nom. fiska-ni(r) Gen. fiska-nna färPa-nna skipa-nna skipum-in färpum-in Dat. fiskum-in skip-in Akk. fiska-na färpi-na( r) mopir-in riki-t Sg. Nom. fotr-in moPur-inna( r) rikis-ins Gen. fots-ins mopur-inni riki-nu Dat. föti-num Akk. fot-in mopur-(i)na riki-t riki-n PI. Nom. fötr-ini(r) möpr-ina(r) Gen. fota-nna möpfa-nna rikia-nna rikium-in Dat. fotum-in möprum-in Akk. fötr-ina möPr-ina(r) riki-n ögha-t vika-n Sg. Nom. andi-n ögha-ns Gen. anda-ns viku-nna(r) ögha-nu Dat. anda-num viku-nni ögha-t Akk. anda-n viku-na öghun-in viku-na( r) PI. Nom. anda-ni(r) vikna-nna öghna-nna Gen. anda-nna öghum-in vikum-in Dat. andum-in öghun-in viku-na(r) Akk. anda-na 4. R e l a t i v a § 113. är (unflektierbar; kommt nur im Frühaschw. vor), sum (unflektierbar; verdrängt das erstere immer mehr), pär (unflek-

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Wortbeugungslehre

tierbar; häufig im Spätaschw.). Über hvilkin in der spätaschw. Schriftsprache, s. § 114. 5. Interrogativa § 114. Folgende Fragepronomina kommen im Aschw. vor: 1. hvä(r) ,wer', N. hvat ,was\ Sg. Nom. hvä{r), hä(r), hv&t, spätaschw. h(v)ö spätaschw. hvadh (§ 77) Gen. hvas, hväs hvas, hväs Dat. hvem hvi Akk. [hvan] hvem hvat 2. hvilikin (jünger: hvilkin § 70;schon imVgL I) ,wie beschaffen', eigentlich eine Zusammensetzimg aus hvi (Dat. N. Sg. von hvat) und -liker .gleich', also: .gleich was?' (vgl. Pyliker .solch, so beschaffen' § 109). Beispiele: pa skal Pen sighia, sum ransah, bepis, huat han hauer mist älla huilikt ,Da soll der, der die Untersuchung verlangt hat, sagen, was er verloren hat, oder (wenigstens) wie beschaffen es war' (MEL). Es wird wie ein Adjektiv auf -likin flektiert (§ 101, 6). Sg. Nom. Gen. Dat. Akk. PI. Nom.

hvilikin hvilikins hvilikum hvilikin hviliki

hvilikin hvilik(r)a hvilik(r)i hvilika hvilika

hvilikit hvilikins hviliku hvilikit hvilikin

Gen. hvilik(r)a Dat. hvilikum Akk. hvilika hvilika hvilikin Nach dem Vorbild von lat. quis, das sowohl interrogatives als auch relatives Pronomen ist, und unter dem Einfluß von dem verwandten ndt. welker (dt. welcher) fing hvilikin, hvilkin an, in der Schriftsprache auch die Stelle eines Relativums einzunehmen. 3. hvar, hvär .welcher (von mehreren)' (isl. hverr); am häufigsten aber als Pronomen Indefinitum in der Bedeutung .jeder' (§ 115, 4). 4. hvär .welcher (von zweien)' (isl. hvdrr); selten. 6. I n d e f i n i t a § 115. 1. .(Irgend)ein' heißt nakvar (nakor), nokvar oder gewöhnlich nokor (spätaschw. noghor). Es dekliniert wie annar (§ 106):

Frühaltschwedische Wortbeugung

Sg. Nom. Gen. Dat. Akk. PI. Nom.

nokor nokors nok(o)rum nokon nok(o)ri(r)

Gen. Dat. Akk. nok(o)ra

nokor nok(o)ra(r) nok(o)ri nok(o)ra nok(o)ra(r)

nokot nokors nok(o)ru nokot nokor

nok(o)ra nok( o)rum nok(o)ra(r)

nokor

139

Uber die Formen Akk. Sg. M. nokon und Nom. Akk. Sg. N. nokot, s. § 18. 2. sutnir PI. ,einige' kommt fast ausschließlich im Plural vor; es wird wie ein Adjektiv (§ 101, 1) flektiert. Dazu der Sg. N. somt (sompt) .einiges'. Sie werden oft durch die erweiterten Formen PI. sumlikir und Sg. N. sumlikit ersetzt. Im Nschw. sind der PI. somma und der Sg. N. somt Dialektwörter geworden, während die Hochsprache somliga und somlikt hat. Beispiele: Och när han saiie, föll somt widh wäghen . .. Och somt foil i godha jord (GWB) ,Und indem er säete, fiel etliches in den Weg . . . Und etliches fiel auf ein gut Land'. Somt folket ,ein Teil des Volks' (Columbus). „Östgöten" säger somme för somlige, läter wäl ok är ett gott oohl" (S. Columbus). „Och somma hade armar som stängjärnshamrar, och somma hade näfvar säsom jättekast" (Fröding). 3. .Keiner'heißt angin, jünger ingin (§ 7, 2), ursprüngl. *äinn-gi .nicht jemand', d. h. *äinn, aschw. en in der indefiniten Bedeutung von .einer, jemand' mit der Negationspartikel -gi verbunden, (auch im Isl. eigi .nicht', aldrigi .niemals', hvergi .nirgends' usw.)20. Sg. Nom. Gen. Dat. Akk. PI. Nom.

angin ängsins ängum angin ängi

angin äng(inn)a äng(inn)i änga änga(r)

änkti, änti [äkki\ ängsins ängu änkti, änti \äkki\ ängin

Gen. äng(r)a ängum Dat. Akk. änga änga(r) ängin Die ältere Form des Sg. N. äkke (ekke, ikke) .nichts' wird meistens adverbial als Negation .nicht' gebraucht. Ebenso im Isl., 20

Ursprünglich war die Partikel -gi verallgemeinernd oder verstärkend, und der Satz wurde durch eine besondere Negation ne verneint (nicht . . .

140

Wortbeugungslehre

ζ. Β. Ekki er Petta Ormrhinn langt (Snorre),Nicht ist dies (das Schiff) die Lange Schlange'. Später gelangen auch die jüngeren Formen änkte, inte (intet) zur gleichen Verwendung. S. ferner § 194, 2. 4. ,Jeder' heißt hvar, hvär (ursprünglich interrog. Pronomen, § 114, 3). Sg. Nom. hvar hvar, hvarium hvart Gen. hvars hvarra, hvaria hvars Dat. hvarium hvarre, hvarie hvariu Akk. hva(r)n hvaria hvart 5. .Keiner von zweien' heißt hvärghin, aus hvär ,jeder von zweien' und der Negationspartikel -gi. Sg. Nom. hvärghin — hvarki, hvarti Gen. hvarghins — — Dat. hvarghum — hvarghu Akk. hvärghin hvargha hvarki, hvarti 6. In alten Texten (MB 1, KS) kommt ein hvatvitna (Dat. hvivitna) .irgendetwas, alles' vor, das aus dem interrogativen hvat ,was' (§ 114, 1) und dem Gen. PI. -vitna (von einem Substantiv, das dem isl. vittr F. ,Wesen, Ding' entspricht) zusammengesetzt ist. In einer andern Form vätta (isl. vetta) kommt dieses Wort als verstärkende Partikel vor: aschw. änkte vätta ,gar nichts' (Flores), lijte vätta ,ein kleines bißchen' (S. Columbus, Ordeskötsel). Das Verb A. Tempusbildung I. Die starken Verben § 116. Die Tempusformen der starken Verben sollten, wenn möglich, im Vergleich mit dem Isländischen studiert werden. Sieht man von denjenigen Veränderungen ab, die durch die altschwedische Lautentwicklung verursacht worden sind, stimmen die beiden Frühsprachen so ziemlich miteinander überein. Die Einteilung der starken Verben in ablautende und ursprünglich reduplizierende ist deshalb in beiden Sprachen die gleiche, ebenso die Einteilung in sechs Ablautklassen. irgendein). Als diese schwach betonte Partikel nicht mehr gesprochen wurde, wurde statt dessen die negative Bedeutung dem mit -gi verstärktem Wort zugelegt.

Frühaltschwedische Wortbeugung

141

1. A b l a u t e n d e V e r b e n § 117. 1. Klasse. Ablaut: isl. ί — ei — i; aschw. ϊ — e — i. Beispiel: blta .beißen' — Prät. Sg. bet — PI. bitu — Part. Prät. bitin (N. bUit). Hierher gehören ζ. B. gripa .greifen', driva .treiben', riva .reiben', ri}a ,reiten', slita .reißen', stigha .steigen', skina .scheinen', ßrivas .gedeihen'; ferner das aus dem Deutschen übernommene bliva .bleiben, werden'. Die beiden Verben bißa .warten' und skriva .schreiben' gehen sowohl stark (bep, bipit; skrev, skrivit) als auch schwach nach § 124 (bipar, bipape, bißat; skrivar, skrivape, skrivat), ersteres auch nach § 126 (bidde, bit), analogisch nach den ursprünglich schwachen stripa .streiten' (stridde), smipa .schmieden' (stnidde). § 118. 2. Klasse. Ablaut: isl. iö, ΐύ(ύ) — au — u, o\ aschw. iü (ü) — 0 — u, ο. Beispiele: biüpa .bieten' — böp — büpu — büpin (N. büpit) bryta (§ 11) .brechen' —bröt — brütu — brütin (N. brütit) süpa .saufen' — söp — süpu — süpin (N. süpit) So gehen ζ. B. niuta .genießen', liuta .jemandem zuteil werden', niusa .niesen', skiuva .schieben', liugha ,lügen'; krypa .kriechen', stryka .streichen', pryta .zur Neige gehen', klyva .spalten', flyta .fließen', flygha .fliegen'; riuka (jünger ryka) .rauchen', riuta (jünger ryta) .brummen, schnarchen, brüllen'. Zu dieser Klasse gehörte ursprünglich auch das Verbum flyia .fliehen', das im Deutschen noch stark flektiert. Im Aschw. ist es indessen zu der Beugung der schwachen Verben übergetreten: Präs. flyr, Prät. flußi (§ 125) oder häufiger flypi (§ 126). § 119. 3. Klasse. Ablaut: isl. e, i (vor Nasal -f Konsonant) — a — u, ο; aschw. ä, i —a — u, o. Beispiele: 1. svälta .hungern' — svalt — s(v)uUu — s(v)ultin, s(v)oltin värpa (varpa) .werden' — varp (spätaschw. vart) — (v)urPu — (v)urßin, (v)orpin 2. hialpa (§ 5) ,helfen' — halp — hulpu — hulpin, holpin binda .binden' — bant — bundu — bundin stinga .stechen' — stak — stungu — stungin drikka .trinken' — drak — drukku — drukkin

142

Wortbeugungslehre

So gehen auch gialda (galt) .gelten, bezahlen', brinna .brennen' (intr.), spinna ,spinnen', vinna .gewinnen', springa (sprak, jünger sprang) .laufen'. Zu den Formen bant, galt, stak, sprak (mit urnord. Auslautverhärtung) s. § 11, Anm. 1, zur Assimilation beim Verbum drikka § 16. — Unregelmäßig (mit grammatischem Wechsel, s. § 11, Anm. 2 u. 3): finna .finden' — fan (später auch fant) — fundu (später auch funno) — fundin (später auch funnen). 4. ßryskia (§ 4, 3) .dreschen' — ßrask — prusku — pruskin So geht auch bryggia (brag, bruggo, bruggin) .brauen'. 5. siunka (§ 5, 2) .sinken' — sank — sunku — sunkin So geht noch stiunka .abprallen, emporschnellen', ferner siunga .singen' und sliunga .schleudern'. § 120. 4. Klasse. Ablaut: isl. e, i — α — ά — ο; aschw. ä, i — a — ä — u, o. Beispiele: bära .tragen' — bar — bäru — burin, borin stiäla (§ 5.1) .stehlen' — stal — stälu — stulin, stolin nima .nehmen' — nam — nämu — numin Wie bära geht skära .schneiden', wie nima auch sima .schwimmen'. Unregelmäßig sind: koma (kuma) ,kommen' — körn — kömu — kumin Runenschw. kommt auch das Prät. kuam (U 29, 332,1016), PI. kamu (U 73) vor. Agutn. cuma — quam — quamu — cumin, sova .schlafen' — sof — sövu — sovin, N. sovit21 tropa .treten' (trudha) — trop — trößu — trupin fiäla .verbergen' — runenschw. fal — fulkin (Stein von Karlevi) .verborgen, begraben', fulghin2a. Im Aschw. schwach (Prät. fiäladhe). Hierher gehört auch das Partizipium slukin ,erlöscht' (ögL), wozu das intransitive Inchoativum slukna (§ 124), nschw. slockna .erlöschen' und das transitive Kausativum släkkia (§ 126), nschw. släcka .löschen'. § 121. 5. Klasse. Ablaut: isl. e, i — a — ά — e; aschw. ä, i — a — ä — ä(i). 41

22

Beisp. Huat han war wakin eller souin (KS) ,ob er wach oder schlafend war'. Beisp. Fran py först daghas oc til daghfulghit är ,νοη der Morgendämmerung und bis zum Abend' (VgL II).

Frühaltschwedische Wortbeugung

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Beispiele: läsa .lesen' — läs — läsu — läsin qväpa .singen' — qvaß (kop) — qväpu — qväßin giva .geben' (§ 7,3) — gaf — gävu — givin sitia .sitzen' — sat — sätu — sitit (analogisch nach dem Präs. und Inf.; vgl. isl. setit) liggia .liegen' — la (§ 14). spätaschw. lägh — läghu — lighat (nach § 127), spätaschw. leghat (§ 67) Wie läsa gehen dräpa .töten', vräka .werfen' und m(i)äta .messen' (Part. Prät. m(i)ätin); äta .essen' hat ä im Prät. Sg. ät. Das Prät. kop .sagte' (2 mal im VgL I) ist wahrscheinlich in schwachtoniger Stellung aus qvap entstanden, wie auch körn aus runenschw. kvam. Wie giva geht auch gita .vermögen, dürfen, erwähnen'. Wie sitia geht bipia .bitten', wie liggia noch piggia »bekommen'; diese letzteren vier haben ein j-Suffix im Präsensstamm (sog. j-Präsens, vgl. lat. capio u. a.). Unregelmäßig sind: vara, vara .sein' — var — väru — värit, varit. vägha ,wiegen' — (spätaschw. vögh) — vöghu — väghin väva ,weben' — (spätaschw. vöf) — vävu — vävin fräghna .erfahren' — frä — fräghu — (fräghnat) se(i)a, se ,sehen' — sä — säghu — set § 122. 6. Klasse. Ablaut: isl. a — 6 — a; aschw. α — δ — a. Beispiel: fära — för — föru — färin So gehen u. a. gala .singen', mala .mahlen', aka .fahren' (äka § 62. 1). taka .nehmen', iragha .ziehen', gnagha ,nagen', vaPa ,waten, gehen', skapa .schaffen, erschaffen', skava .schaben'. Umgelauteten Vokal neben unumgelauteten haben im Präs. und Inf. (analogisch auch im Part. Prät.) grava, gräva .graben' und vaxa, växa .wachsen'. Unregelmäßig sind: slä .schlagen' — slö — slöghu — slaghin mit „Grammatischem pvä .waschen' (vgl. mhd. twahen, frühnhd. Wechsel" nach „Verzwahen, zwagen) — pvö — pvöghu — ners Gesetz" (s. § 11, pvaghin Anm. 2). flä .abhäuten' — flö — flöghu — flaghin häfia .heben' — höf — hövu — hävin sväria .schwören' — s ( v ) ö r —s(v)oru — s(v) orin, s(vjurin mit j-Präsens dö(i)a, dö .sterben' — dö — döu —dö(i)t le(i)a, le — lö — löghu („Gramm. Wechsel") — let .lachen'

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Wortbeugungslehre

standa, stä .stehen' — stöp — stößu — [staßin] standin Das Verb dö kann auch schwach flektiert werden: Prät. dödhe, jünger dödde (§ 147). Zum Verb kla ,kratzen, verprügeln' gibt es ein Prät. klo (Sju vise mästare). Das Verb vaxa, växa war ursprünglich stark (vgl. isl. vaxa όχ vaxin und dt. wachsen wuchs gewachsen). Im Aschw. finden sich nur noch Reste dieser Flexion: vaxa (Präs. väx VgL I lg.), Part. vaxin. Zum Präs. växir (wo die gewöhnliche Präsensendung -ir angefügt ist) wurden das Prät. växte, der Inf. växa und das Part. växt (neben växin) gebildet. 2. Die e h e m a l s r e d u p l i z i e r e n d e n V e r b e n § 123. Im Gotischen waren diese Verben immer noch reduplizierend: haitan .heißen' — haihait (d. h. hehait), haldan .halten' — haihald (d. h. hehald), fahan .bekommen' — faifah (d. h. fefah), letan .lassen' — lailot (d. h. lelot) usw. Die Konjugation des Präsens und des Präteritums ist die gleiche wie bei den ablautenden Verben; wie diese bilden sie das Part. Perf. auf -in. 1. heta .heißen' — het, hat — hetu, hatu — hetin 2. lopa .laufen' — lop, lop — lupu — lopin, lupin 3. hogga, hugga .hauen' — hiog — hioggu — hoggin, huggin 4. falla .fallen' — fiol — fiottu — fallin halda .halten' — hiolt — hioldu — haldin valda .verursachen' — ν alt, vulti — vultu — valdit, (vullit) 5. fä, fanga .bekommen, fangen' — fik — fingu — fangin ganga, gä .gehen' — gik — gingu — gangin 6. lata, lata, lata .lassen' — let, lot, löt — letu, laiu, lötu — latin grata .weinen' — gret, grat — gretu, gratu — grätin räpa .raten' — rep, rap — repu, rapu — räpin Wie heta geht leka .spielen' (spätaschw. auch schwach: Prät.: lekte). A n m . 1. Im Runenschw. (11. Jh.) kommen u.a. folgende Schreibungen vor: haita, Prät. hit; hakua, Prät. hiuk, hiok, hiak, PI. hiuku, hiaku; fala, Prät. fil, fial; halta, Prät. PI. hiltu; Prät. fik, PI. finku; lata, Prät. lit, PI. litu; rajja, Prät. rij>. — In den ältesten, den westgötischen Texten kommen folgende Formen im Prät. Sg. vor: fäl (von falla), hält (von halda), fäk (von fa), gäk (von ganga)·, diese entsprechen den isl.-anorw. Formen feil, helt, fekk, gekk. Sonst sind sie im Aschw. durch die

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Frühaltschwedische Wortbeugung

analogisch zu den Pluralformen neu gebildeten fiol, hiolt, fik und gik ersetzt worden (vgl. § 5, 1). Anm. 2. Die Verben lata, grata und rafra haben im Präteritum teils ä, teils e: lät, grät, räp und let, gret, rep. Die ersteren sind südlicher (gotisch), die letzteren nördlicher (mittelschwedisch)a3. Die ä-Formen sind, wie zu erwarten, die in der aschw. Schriftsprache am häufigsten vorkommenden. Ziemlich verbreitet ist, sowohl in den heutigen Mundarten als auch in der aschw. Schriftsprache, die Form het ,hieß\ — lata ,lassen' ist als Hilfsverb oft schwachtonig, wobei der lange α-Laut gekürzt wird (§ 61): lata > lata (dän. lade, südschw. und göt. Mundarten la). Zu diesem lata wurde im Aschw. (wie auch im Adän.) analogisch nach der 6. Ablautklasse ein Präteritum lät neu gebildet, das im spätaschw. sehr häufig ist. (Vgl. dän. lade, lod). Anm. 3. Neben standa (§ 122) und ganga (§ 123, 5) gibt es im Aschw. (und Adän.) auch die einsilbigen Formen sta und ga (Präs. star, gar). Diese werden allmählich immer häufiger. — Im Frühaschw. ist die einsilbige Form im Präs. Sg. (star, gar) gewöhnlicher als im Inf. (gewöhnlich standa, ganga). Anm. 4. Von einem intransitiven Verb .hängen' (dt. hangen, hing, gehangen, isl. hanga, hekk, hanginn) gibt es im Aschw. nur den Inf. hanga in der althergebrachten Formel für das Todesurteil im VgL I : til hogs ok til hangä ,zum Hieb und zum Hängen' (dazu auch: konä är ovormaghi, hun a eigh hug ok eigh hangä „die Frau ist unmündig, sie hat nicht Hieb und nicht Hangen"). Im übrigen ist das starke Verb durch das schwache hängia (hängde) ersetzt worden, das ursprünglich transitiv (kausativ) ist. —Wahrscheinlich ist das spätaschw. Prät. henk, hink ,hing' aus dem Niederdeutschen übernommen und das Prät. hang schwedischer Mundarten analogisch nach sprang, sang, tvang ,zwang' neu gebildet worden. ,,Dä satt a sang i e äppelapel, där apeläppla hang grannt i ra" (Fröding). Anm. 5. Die Präteritum-Formen hiog ,hieb', fiol ,fiel', hiolt ,hielt' wurden infolge von progressivem i-Umlaut (§ 32, 3) zu hiög, fiöl, hiölt (PI. hiöggo, fiöllo, hiöllo). Durch analogischen Ausgleich innerhalb des Paradigmas wird zuweilen das konsonantische i ent23

S. oben § 8; E . Wessen, Växa folkmäl (8. Aufl.), S. 57 (mit dort zitierter Literatur); B. Hesselman in „Ordgeograü och spr&khistoria" (1936), S.

150f.

Bessin, Schwedisch I

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Wortbeugungslehre

fernt: hög, föl, holt (PI. höggo, föüo, höllo). Daneben kommen im Spätaschw. Formen mit u vor: hug, fid, hult, PL huggo, fullo, hutto. Anm. 6. Das Verbumboa,wohnen' ist ursprünglich stark. So noch im Isl. bua (Präs. 3. Sg. bfr) —biö, PI. bioggu —büinn. Das Partizip isl. büinn, aschw. boin ist als Adjektiv mit der Bedeutung .fertig, bereit' erhalten (vgl. §66). Isl. Prät. (kann) biö, PI. (peir) bioggu geht vermutlich auf urnord. *bebö, PI. *beböuuu zurück (§ 11, Anm. 8). Dem entspricht runenschw. 3. Sg. byki (buki) byggi, 3. PL byku (buku) byggu; diese Formen sind reichlich belegt (Uppland, Södermanland, Ostgötland). Runengutn. bikui ,(er) wohnte' (Hogrän). Auch aschw. noch Byggi karl i by ,wohnte (ein) Mann in (einem) Dorf' (DL). Runenschw. byggi (byggvi) ist wahrscheinlich zum Pl. byggu neu gebildet; die finiten Verbformen haben sich also dem Beugungsmuster der schwachen Verben angepaßt, obwohl das d der Präteritumendung dieser Verben fehlt (vgl. isl. sera ,ich säte' usw.). y (statt iu) ist vermutlich auf den £influß des gleichbedeutenden Verbs byggia (bygße) § 126 zurückzuführen. — Sonst ist das Verb im Aschw. schwach bo — boße (spätaschw. bodde) § 127, wie auch im Gotischen (bauen — bauaida).

II. Die schwachen Verben Die schwachen Verben verteilen sich wie im Isl. auf vier Klassen. Die Endung der 3. Sg. Prät. war ursprünglich -di, im Part. Prät. -dr. Die stimmhafte Spirans (geschrieben p, später dh) entwickelte sich indessen je nach der Art des Verbalstamms in verschiedener Weise (s. §§ 19, 21). § 124. 1. Klasse (δ-Verben): kalla ,nennen', Präs. kalla(r) —kattapi —kallaper nytia .benutzen', Präs. nytia(r) —nytiaßi —nytiaper spa ,weissagen', Präs. spa(r) — spapi — sf>aper Wie kalla gehen die meisten aschw. Verben, wie nytia nur wenige, die von ja-, jö- oder ju-Stämmen abgeleitet sind, ζ. B. häria .verheeren', äggia .reizen', skynia »untersuchen; einsehen, erkennen (sehen)', väpia .wetten, appellieren', byrja .beginnen'. Wie spa gehen einige einsilbige Verben auf -ä.

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Frühaltschwedische Wortbeugung

§ 125. 2. Klasse (ja-Verben): kräfia .fordern', Präs. kräver — krafpi — krafPer välia .wählen', Präs. väl (§ 17) — valdi (§ 21) — voider gläpia .freuen, erfreuen', Präs. gläßer —gladdi —gladder lykkia .schließen', Präs. lykker — lukti (§ 19) — lukter flytia .fließen', Präs. flyter — fhtiti — flutter So auch ζ. B. spyria (spurpi) ,fragen', smyria (smurpi) .schmieren, salben', väria (varpi) .wehren', bäria (barpi) .schlagen'; skilia (skildi) .unterscheiden', tämia (tamdi) ,zähmen', vänia (vandi) .gewöhnen'; rypia (ruddi) ,roden', stypia (studdi) .stützen'; päkkia (Pakti) .decken'. Unregelmäßig ist: läggia .legen', Präs. lägger — laghpi — laghaper (§ 127), laghper A n m . Von den Verben sätia .setzen' und sälia .verkaufen' gibt es im Prät. teils sätti, säldi (isl. setta, selda), teils satti, saldi (nschw. satte, sälde). Die ersteren Formen sind uppländisch (und nördlich) die letzteren sind götländisch (und mittelschwedisch). Noch S. Columbus (aus dem südl. Dalarne gebürtig), schreibt (in seinem „Ordeskötsel") sötte für nschw. satte .setzte' und hade sätt für nschw. hade satt .hatte gesetzt'. § 126. 3. Klasse (ia-Verben): röra .(an)rühren', Präs. röri(r) —rörpi —rörper döma .richten, urteilen', Präs. dömi(r) —dömdi (§ 21) —dömder lepa ,leiten', Präs. lepi(r) — leddi — ledder märkia .kennzeichnen', Präs. märki(r) —märkti (§ 19) —märkter böta .büßen', Präs. böti(r) — bötti — bötter Ebenso gehen ζ. B. vighia (vighpi) .weihen', leghia (leghpi) .mieten', byggia(bygpi) .bauen', gärpa(gärpi) .einhegen'; dela(deldi) .teilen', känna (kändi) .fühlen, keimen', sända (sändi) .senden', vända (vändi) .wenden'; föpa (föddi) .ernähren', Mäpa (kläddi) .kleiden', bePas (beddis) .erbitten'; ökia (ökti) .vermehren', läna (länti) .ausleihen', fästa (fästi) .befestigen', skipta (skipti) .verteilen, tauschen', Pröta (prötti) .anstrengen, ermüden' (§ 38, 7), nöta (nötti) .abnutzen'. Unregelmäßig sind: flyia, fly .fliehen', Präs. flyr — flypi, spätaschw. flydde— flyt. Vgl. § 118 ströia, strö ,streuen', Präs. strör — ströpi, spätaschw. strödde — ströt 10»

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Wortbeugungslehre

sökia .suchen', Präs. söki(r) — sotti, spätaschw. sökte — sotter, spätaschw. sökter pykkia .dünken, meinen, finden', Präs. Pykki(r) — potti, spätaschw. thykie — potter, spätaschw. thykter fylghia .folgen', Präs. fylghi(r) — fylghpi, fulghpi ·— fylghper, fulghper göra, gärα ,machen (vgl. ahd. garawen)', Präs. göri(r), gäri(r), gör, gär — giörpi, görpi, gärpi — giorper, N. giort, giört Anm. 1. Das Verbum göra .machen' (urn. *garwian) ist von einem Adjektiv (isl. ggrr) aschw. gör .fertig' (urn. *garwas) abgeleitet, so wie fylla .füllen' von fulder .voll', härPa .härten' von harper .hart', hvässa .wetzen, schärfen' von hvas .scharf', gläpia .freuen' von glaper .froh' usw. Das Adjektiv isl. ggrr, aschw. gör wird auch statt des Part. Prät. in der Bedeutung .gemacht, bereitet' gebraucht (z. B. UL är ok angin skapi giör ,auch wenn kein Schaden gemacht ist'; wärpär han giöddär ok gopär giör .wird er als gut (d. h. ein freier Mann) erklärt', runenschw. J>isun . merki . itu . gar . eftR . suni . ikur .diese Zeichen wurden gemacht nach (zur Erinnerung an) Ingas Söhnen'. — Das Verbum göra ersetzt in den nordischen Sprachen (bereits runenschw. und altisl.) sowohl dt. tun, engl, do als auch dt. machen, engl. make. Anm. 2. Prät. sotti .suchte' ist in Runeninschriften belegt (is suti iursalir ,er zog nach Jerusalem' U 136) und in Rechtsdenkmälern. § 127. 4. Klasse (e-Verben): liva .leben', Präs. livi(r) oder liver — lifpi — livat Hierher gehören nur wenige Verben. Zum Teil sind sie unregelmäßig : hava .haben', Präs. havi(r), haver —hafpi —havat, haft dugha .taugen', Präs. dughi(r), dugher — dughpi — dughat Pula (pola) .dulden, ertragen', Präs. pul (Pol) — puldi (poldi) — pult (polt) pura (pora) .wagen', Präs. por, spätaschw. thör — porpi — thort sparα .sparen', Präs. spar — sparpi — sparper (N. spart) sighia (§ 7) .sagen', Präs. säghi(r), sägher —saghpi —saghat, saght pighia (§ 7) .schweigen', Präs. pigher — paghpi, pighpi — thighat, thakt vilia .wollen', Präs. vil (§ 17) — vildi (ville § 53) — vilit Einige Verben haben einen auf Vokal auslautenden Stamm: na .erreichen' (nschw. na), Präs. nar — napi — na(i)t

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Frühaltschwedische Wortbeugung

sa .säen' (nschw. sd), Präs. sar — sapi — sa(i)t tro(a) .glauben', Präs. tror — troßi, jünger trodde

—tro(i)t

bo(a) ,wohnen', Präs. bor — boßi, jünger bodde — bo(i)t (s. § 213.) Im Spätaschw. außerdem noch folgende Lehnwörter: ske .geschehen', Präs. sker — skedde — sket

te .zeigen', Präs. ter — tedde — tet fri(a)

.befreien', Präs. friar — friadhr

fridde ( z . B . frühnschw.

„Kan tu henne för Burman fri") di(a) .säugen, stillen', Präs. dir —didde Anm. Von manchen Verben gibt es im Aschw. Formen, die verschiedenen schwachen Konjugationen angehören. 1. byria .beginnen' (Präs. byriar) — byriaßi und burdhi

Dagegen in der Bedeutung .zukommen, gebühren, sollen' (unpers.): Präs. byr, bör (mik bör ,mir gebührt' konottgenom bör ,dem König gebührt' u. dgl.) — Prät. burdhi, bordhi; dazu spätaschw. ein Inf. böra främia (främiar) .fördern' — främiapi und främdi väßia (väpiar) .appellieren' — väpiaßi und vaddi synia .verweigern' (Präs. syniar, gew. syn) — sundi

2. frälsa (Präs. frälsar, frälsir) .erlösen, erretten, frei machen* — frälsadhi und frälsti visa (Präs. visar, visir) .zeigen' — visadhi und visti Ida (Idar, letir) .suchen' — letadhi und letti ßiäna (ßiänar) .dienen' — ßiänadhi und spätaschw. thiänte löna (lönir, lönar) .belohnen' — lönti — lönter, lönadher tafta (tapar) .verlieren' — tapadhi und tapti — tapat und tapt

(nschw. tappat, aber noch ge tappt .aufgeben, verloren geben') ropa (ropar) ,rufen' — ropadhi und spätaschw. ropte

3. Im Spätaschw. haben einige Verben der dritten Konjugation daneben (bes. im Imperf.) Formen der ersten schwachen Konjugation. III.

Präteritopräsentia

§ 128. Dies sind Verben mit einem Präsens, das wie ein starkes (ablautendes) Präteritum gebildet ist. Als Tempus der Vergangenheit bilden sie ein schwaches Präteritum. 1. vita .wissen' — Präs. vet, 3. PI. vitu oder vita — Prät. vissi, visti — Part, vitat, vist

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Wortbeugungslehre

egha (ägha, ägha) .besitzen' — Präs. ä, ägher (egher, agher), PI. eghu (äghu, aghu), ägha — Prät. ätti — Part, ät kunna .können' — kan, PI. kunnu oder kunna — kunni, kundi — kunnit unna ,gern haben, gönnen' — an, PI. unna — unit, unt, unnat porva .bedürfen' — parf, porf, PI. Porvu, -a — Purfti (spätaschw. thörva — thörf, PI. thörvu, -a — thörfte — thörft) 3. — Präs. mun (mon) .wird, soll', PI. munu, -a — tnundi (mondi) skulu, -a .sollen* — skal, Pl. skulu, -a (skolu, -a) — skuldi (skulle § 53) — skulit, -at 4. magha (mugha, mogha) .mögen, vermögen' — mä, PI. müghu, -a (moghu, -a, maghu, -a) — mätti — mät Anm. 1. vissi und kunni sind die ursprünglichen Präteritumformen (isl. kann vissi, kunni); visti und kundi sind Umbildungen im analogischen Anschluß an andere Verben. — Aschw. vita hat auch die Bedeutung ,nach etwas liegen, gewendet, gerichtet sein'. Noch in der GWB: berghet Pisga, som weet ätt öknenne '(zu dem hohen) Berge Pisga, der gegen die Wüste siehet' (4. Moses 21, 20) u. ä. Anm. 2. Neben skal (skulu), skuldi kommen (vereinzelt) Formen mit anlautendem s- (anstatt sk-) vor: runenschw. iart> sal rifna ,die Erde soll bersten' (Stein von Skarpäker, Sö 154), aschw. sal ,soll' (ögL Hs. A), schw. mundartl. han sa, han sulle (Westgötl., Smäland); dies ist auch in andern germanischen Sprachen der Fall, so ζ. B. ahd. seal, sal, Inf. scolan, solan, nhd. soll, sollen. Außerdem kommt das Verb auch ohne sk- vor: agutn. al, PI. ulu, schw. mundartl. (Dalarne) al, Inf. ula. Falls ein historischer Zusammenhang zwischen den deutschen Formen und den nordischen besteht — was wahrscheinlich ist —, muß der Konsonantenschwund im Anlaut des Verbs sehr alt sein (urgermanisch). Zweifellos beruht dieser auf Schwachtonigkeit. Ein Wort wie das Hilfsverb ,soll' war in verschiedenen Zusammenhängen verschieden stark betont. In gewissen Sprachen und Mundarten sind die schwachtonigen (oder ganz unbetonten) Formen verallgemeinert worden. Später (jedoch schon im Aschw.) ist im Schwedischen statt dessen der auslautende Konsonant geschwunden: nschw. Präs. han ska, PI. de ska, Prät. (mundartl.) han sku, di sku (§§ 77, 210).

Frühaltschwedische Wortbeugung

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Β. Das Verbum f i n i t u m § 129. Im Gegensatz zum Isl. gibt es im Aschw. keine besondere Form für die 1. Sg. mehr. Sie ist schon in vorliterarischer Zeit durch die Form der 3. Sg. ersetzt worden. Für den Sg. zeigt also das Aschw. im großen ganzen nur eine einzige Form: Präs. viker .weiche, -st, -t' (läs ,lese, liesest, liest'), älskar ,liebe, -st, -t', braver .fordere, -st, -t', förir .führe, -st, -t', Prät. älskaßi .liebte, -est, -e', krafpi .forderte, -est, -te', f'örpi .führte, -est, -e', Konj. Präs. viki .weiche, -est, -e' usw., Prät. viki ,wiche, -est, -e' usw. Nur im Prät. der starken Verben gibt es für die 2. Sg. eine besondere Form auf -t {-st): ßu vekt (zu vika) ,du wichest', last (zu läsa) .lasest', grä(t)st (zu grata) ,weintest', brö(t)st (zu bryta) .brachst', ve(t)st (zu vita) .weißt', bött bö(t)st (zu biupa)

.bietest'. Im Plural dagegen blieben die verschiedenen Personalendungen während des ganzen altschwedischen Zeitraums bestehen, (zweifellos auch in der gesprochenen Sprache). Die 2. PL hatte die Endung -in (isl. -id: ud). Im Gegensatz zum Isl. ist in der Regel der Präs. Sg. und der Konjunktiv Prät. starker Verben unumgelautet (§ 3). Anm. 1. Assimilation der Sg.-Endung -R (§17) in folgenden Fällen: han frys ,er friert', läs .liest'; stieil .stiehlt', mal,mahlt'; hyl ßär hattir halua bot .dort verdeckt der Hut die halbe Buße' (DL); nu säl han pät .nun verkauft er das'; quäl kununx länsmaper

bonder til pings .zwingt des Königs Lehensmann die Bauern zum Thing' (SdmL); Pen kununger til laghman väl .derjenige, den der König zum Richter wählt' (MEL). Konsonanteneinschub (§§ 27, 26): han komber ,er kommt', faider .fällt', vinder .gewinnt' (zu kotna, falla, vinna) usw.

Anm. 2. Zum i-Umlaut im Präsens Sg., s. § 3. Anm. 3. Über den R-Schwund im Präs. Sg. älska(r), föri(r), s. § 30. Es gibt aschw. Texte, wo das -r häufiger in der 1. Sg. fehlt als in der 2. und 3. Sg. Wahrscheinlich ist das ein Rest der alten Flexionsform (vgl. isl. ek kalla — J>u, hann kallar)M. 24

V. Jansson, Fornsvenska legendariet (1934), S. 233; O. Panelius, Ändelsevokalerna i Upplandslagen (1940), S. 288f.

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Wortbeugungslehre

§ 130. Beugungsmuster. Infinitiv älsk-a .lieben' Präsens Ind. Sg. vik-er läs (lang, -s) älsk-a(r) PI. 1 vik-um läs-um älsk-um läs-in älsk-in 2 vik-in läs-a 3 vlk-a älsk-a läs-i Konj. Sg. vlk-i älsk-i PI. 1 vlk-um läs-um älsk-um läs-in älsk-in 2 vik-in 3 vik-4(n) läs-i(n) älsk-i(n) Präteritum las Ind. Sg. l,%vek älskap-i las-t 2 vek-t PI. 1 vik-um läs-um älskap-um läs-in älskap-in 2 vik-in läs-u 3 vik-u älskaP-u Konj. Sg. vik-i läs-i älskap-i läs-um älskaP-um PI. 1 vik-um läs-in 2 vik-in älskap-in 3 vik-i(n) läs-i(n) älskap-i(n) Imperativ läs Sg. 2 vik älsk-a PI. 1 vik-um läs-um älsk-um läs-in 2 vik-in älsk-in Partizip Präs. vik-andi läs-andi älsk-andi Prät. vik-in läs-in älsk-aßer läs-a vik-a .weichen' .lesen'

kräfi-a .fordern'

för-a .führen'

kräv-er kräfi-um kräv-in kräfi-a kräv-i kräfi-um kräv-in kräv4(n)

för-i(r) för-um för-in för-a för-i för-um för-in för-i(n)

krafp-i

förp-i

krafp-um krafp-in krafp-u krafP-i krafp~um krafp-in krafp-i(n)

förp-um förp-in förp-u förp-i förp~um förp-in förp-i(n)

kräf kräfi-um kräv-in

för för-um för-in

kräfi-andi för-andi kraf-per für-per

§ 131. Konjugation des Verbums vara, vara .sein': Präsens Präteritum Ind. Sg. 1 [am] är vär 2 äst väst 3 är vär PI. 1 ärum värum 2 ärin värin 3 äru väru

Frühaltschwedische Wortbeugung

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Konj. Sg. se(i) oder ν äri väri PI. se(i) η oder väri(n) väri(n) Hier folgen einige unregelmäßige Verben (vita .wissen', egha .besitzen, zu eigen haben', porva .bedürfen', kunna .können', sküla .sollen', s. § 128): Präsens

Ind. Sg. 1 vet 2 ve(t)st 3 vet PI. 1 vltum 2 vitin 3 vita Konj. Sg.

ä ät ä eghum eghin eghu

viti

Ind. Sg. vissi, visti

ätti

porf kan Porft kant Porf kan äghum äghum ßorvum kunnum äghin äghin porvin kunnin äghu, äghu, porvu, kunnu, -a -a -a -a äghi äghi porvi kunni

ägher

ägher

Präteritum

skal skalt skal skulum skulin skulu, -a skuli

porfti kunni, skuldi, kundi spät, skulle

§ 132. Die Reflexivform (das Medio-Passiv) wird dadurch gebildet, daß der aktiven Form ein -s angefügt wird (§17). Diesem -s wird ein vorangehendes Endungs-Ä des Präs. Sg. angeglichen (§ 18). Beispiele: Präs. Ind. (han) prtfs ,(er) gedeiht', glfs ,gibt sich, wird gegeben', binds (binz) ,wird gebunden', holds (halz) ,hält sich, wird gehalten', (kununger) taks (takx) ,ein König wird genommen, gewählt', älskas ,wird geliebt', kräfs ,wird gefordert', skils ,wird geschieden', dömis ,wird gerichtet, verurteilt', skiptis ,wird verteilt, getauscht', Jöris ,wird geführt', sigs (sigx) ,wird gesagt' usw.; Konjunktiv privis ,möge gedeihen', glvis ,möge gegeben, werden' usw.; Prät. Sg. (han) prefs ,er gedieh', gafs,wurde gegeben', hiolts,wurde gehalten', (han) tokx (til kunungx) ,er wurde zum König gewählt', älskap>is ,wurde geliebt', skildis .wurde geschieden', beddis .verlangte' usw. Inf. slas(s) .sich schlagen, streiten', Präs. Ind. iak slas, vi slams, Prät. Ind. iak slogs, the sloghos, Supinum (havir) slagiss. Inf. samnas ,sich versammeln', Prät. samnadhis, PI. samnadhus. Inf. glädhias .sich freuen', Präs. han gläz ,er freut sich', Prät. han gladdis, the gladdus, Imp. gläz, glädhins. Inf. kännas .bekennen', Präs. han kännis, Prät. han kändis, Imperativ känns, kännins. Inf. lözas .gelöst werden, sich lösen', han lösis, PI. the lösas, Prät. han löstis, PI. the löstos. Beispiele: Iak fästis

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Wortbeugungslehre

eigh map }är ,ich habe mich dir nicht versprochen' (VgL I); Iak stal eigh fä prit, ok eigh Pyftis iak a ,ich stahl nicht dein Vieh, und nicht machte ich mich zum Dieb dafür' (VgL I). Syns hanum rannzak ,Wird Haussuchimg ihm verweigert' (VgL I). Im Aschw. gibt es einige Verben, die nur in der s-Form vorkommen. So ζ. B. bedhas »erbitten, begehren', Präs. Sg. bedhis, PI. bedhums, bedhins, bedhas; Prät. Sg. beddis, PI. beddums, beddins, beddos; Imperativ beds, bedhins.

Kap. II. D I E E N T W I C K L U N G D E S F O R M E N S Y S T E M S IM A L T S C H W E D I S C H E N Z E I T R A U M Substantiva § 133. Bereits in der frühaltschwedischen Periode beginnen gewisse Anzeichen einer Vereinfachung des alten formenreichen Beugungssystems in Erscheinung zu treten. Besonders früh ist dies für den Genitiv der Fall. Der Gen. Sg. hatte ursprünglich zwei Endungen, nämlich -s und -ar. Bei maskulinen i- und u-Stämmen wird -ar durch -s ersetzt (sons .Sohnes', luts .Loses', bys .Dorfs', dryks .Trunks' statt sonar, lutar, byiar, drykkiar) usw. Bei den Verwandtschaftswörtern wird -s hinzugefügt: faßurs .Vaters', bropers ,Bruders'. Diese Endung beginnt auch unter die Feminina einzudringen. Der früheste Beleg hierfür ist värulz (Bur, MB 1), zu väruld ,Welt'. Dies hängt möglicherweise damit zusammen, daß die Flexion väruld, Gen. *värcd~ dar mit ihrem Vokalwechsel ganz vereinzelt dastand. So lag es wohl nahe, *väraldar durch eine neue Form zu ersetzen, väruldsist auch die gewöhnliche Form als erstes Glied in Zusammensetzungen (väruldsman u. dgl.). Über das Adjektiv väruldsliker .weltlich', s. § 75. Eine frühe Zusammensetzung auf -s mit einem fem. Substantiv ist auch gärningsman .Handwerker' (Cod. Bur., MBI, MESt u. a.) zu gäming F. ,Tat, Arbeit Tätigkeit'. — Uber die weitere Entwicklung des Genitivs, s. § 141. Im Dat. Sg. fällt die Endung bei den starken Substantiven ab, zunächst das -u der femininen o-Stämme, dann das -i der Maskulina. Am besten hält sich die Dativendung bei den Neutra: lande, skifii. § 134. In spätaltschwedischer Zeit tritt eine ganze Reihe von revolutionierenden Veränderungen in der Flexion der Substantive ein. Am Ende dieses Zeitraums hat die gesprochene Sprache in großen Teilen des Landes jene Vereinfachung erreicht, die für das Neuschwedische kennzeichnend ist: nur zwei Kasusformen, Grundform und Genitiv, anstatt der ursprünglichen vier. Die sog. Grund-

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Wortbeugungslehre

form des Schwedischen hat den Nom., Dat. und Akk. in sich aufgenommen. Eine besondere Objektsform gibt es nur noch für gewisse Pronomina: mig zu jag, dig zu du, honom zu han, kenne zu hon, oss zu vi, Eder zu I, dem zu de. 1. Ausgleich zwischen Nominativ und Akkusativ § 135. Verschiedene Formen für Nom. und Akk. gab es nur bei gewissen Substantiven, nämlich bei mask, im Sg. und PI. (sowohl in der unbestimmten als auch in der bestimmten Form), und bei fem. in der bestimmten Form Sg., außerdem in der unbestimmten Form Sg. der ίδ-Stämme, der η-Stämme und der r-Stämme. Die allermeisten Feminina und Neutra machten keinen Unterschied zwischen Nom. und Akk. Folgende Arten von Substantiven haben im Nom. und Akk. verschiedene Form: Unbestimmte F o r m : Sg. Nom. fisker .Fisch' drupi .Tropfen' vika .Woche' hep .Heide' mopir .Mutter' PI. Nom. fiska(r) drupa(r)

Akk. fisk drupa viku hepi mopur Akk. fiska drupa

B e s t i m m t e Form: Sg. Nom. fiskrin drupin vikan hepin mopirin färpin .Fahrt' PI. Nom. fiskani(r) drupani(r)

Akk. fiskin drupan vikuna hepina mopurina färpina Akk. fiskana drupana

Im Singular der starken Maskulina wird der Nominativ durch den Akkusativ verdrängt, und zwar in der bestimmten Form früher als in der unbestimmten. Beispiele vom Typus prästin ,der Pfarrer', daghin .der Tag', stadhin ,die Stelle' als Subjekt oder Prädikativum finden sich schon in Handschriften aus der Mitte des 14. JhsA 1

Ζ. B. in einem Autograph der Hl. Birgitta konungin 3 mal als Subjekt, aber unbest. Nom. Sg. konungar 2 mal (α ist hier Einschubvokal, vgl. § 41).

Die Entwicklung des Formensystems im altschwedischen. Zeitraum 1 5 7

Nach 1400 werden sie zur Regel. Auch in unbestimmter Form kommen in frühaltschwedischen Texten schon vereinzelte Beispiele von r-losen Formen vor (ζ. B. in den Reimen in „Flores och Blanzeflor"). Gegen das Ende des Mittelalters werden sie immer häufiger, obwohl daneben die alten Formen traditionsgemäß weiterleben. Die Beugimg war also in der Schriftsprache in spätaschw. Zeit: Nom. fisker oder fisk; Akk. fisk; best. Form Nom., Akk. fiskin. Bei den schwachen Maskulina und Feminina wird dagegen der Unterschied sowohl in der bestimmten als auch in der unbestimmten Form aufrecht erhalten. Allerdings kommen schon in aschw. Zeit Nom.-Formen in der Funktion von obliquen Kasus, und umgekehrt, oblique Formen als Subjekt vor. Aber im großen und ganzen halten sich die schwachen Deklinationen besser als die starken. Noch im NT 1526 und in der GWB werden die schwachen in altschwedischer Weise durchflektiert: skadhe M. .Schaden', Dat., Akk. skadha, dsne M. ,Esel', Dat. Akk. dsna, ände M. ,Ende' — ända, heerde M. ,Hirte' — heerda, Herren ,der Herr' — Ηerran ; människia F. .Mensch' — människio. Es ist möglich, daß dies zum Teil bewußt archaisierend ist, aber wahrscheinlich konnten sich die Übersetzer dabei auch noch auf die Sprechsprache, bes. die der Bauern, d. h. auf die Mundarten stützen. S. ferner § 179. § 136. Der Nominativ ist sicher in den Sprechsprachen der meisten Gegenden schon während des Mittelalters außer Gebrauch gekommen. Lautgesetzlichen Schwund der Endung -er (d. h. -r mit vorausgehendem Swarabhaktivokal) gibt es nur in norwegischen Mundarten und in einigen von Norrland2. Sonst bleibt -er tiberall auf schwedischem Gebiet lautgesetzlich bestehen. Der Schwund der Endung im Sg. Nom. muß also hauptsächlich analogischer Art sein. Der Nom. von s t a r k e n Maskulina ist in altertümlichen Mundarten von Roslagen, dem östlichen Teil von Uppland, noch erhalten: (Subjekt, Prädikativum) skoger M. ,Wald': (Objekt) skog. Er existierte auch noch im 17. Jh. in der Mundart von Älvdalen (im nördlichen Dalarna), wie sich aus den im Dialekt geschriebenen Dialogen des Lustspiels „Konung Gustaf then Första" (1622) von Andreas Prytz schließen läßt: Göstawe ihr so unge ,Gustav ist so 2

E. Wessen, Vära folkmäl (8. Aufl.), S. 48. Vgl. Präs. der starken Verben im Norwegischen: han bind, gev, kjöm usw.

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Wortbeugungslehre

jung', wahr rigiente dkl du wärcla helde Konunge .unser Regent sollst du werden oder König'. Weit häufiger findet sich der Unterschied zwischen Nom. und Akk. bei den schwachen Maskulina, und zwar sowohl in Roslagen wie auch im nördlichen Dalarne: sele Μ. ,Siele, (Pferde)geschirr', Akk. sela; skole .Schule', Akk. skola; stinta F. .Mädchen', Akk. stinta, kulla .junge Frau', Akk. kulld usw. Sonst ist der formale Unterschied zwischen Nom. und Akk. überall aufgehoben worden. Bei den starken Maskulina steht der Akk. auch als Subjekt. Was die schwachen Maskulina betrifft, so ist der Nom. auf -e in götländischen Mundarten (und mittelschwedischen Mundarten) allgemein durchgedrungen: drape .Tropfen', skole .Schule', penne .Feder', släe .Schlitten', läge ,Flamme', skugge .Schatten', blomme ,Blume', käme ,Kern', hjärne .Hirn', hete ,Hitze', svee .Brennen, Schmerz' u. dglA Die Mundarten von Uppland (sowie die von Norrland und Finnland) zeigen -e nur bei Wörtern, die lebende Wesen bezeichnen, während die übrigen -a haben: bonde .Bauer', gubbe ,Greis', gösse ,Junge', oxe ,Ochs', orre .Birkhahn' usw., aber haga ,Weide, Wiese', tima .Stunde', pinna .Stecken', staka .Stange', stolpa ,Pfahl', droppa .Tropfen', backa ,Hügel, Abhang', släda .Schlitten' usw. Ähnlich verhält es sich bei den schwachen Feminina. Götländische und mittelschwedische Mundarten zeigen immer die Form auf -a: gumma .alte Frau', gata .Straße', kräka .Krähe', källa .Quelle' usw. Aber in denen von Uppland, Norrland und Finnland finden sich oft die obliquen Formen auf -u oder -d (jedoch nicht so häufig wie bei den Maskulina): gatu, flugu ,Fliege', svalu .Schwalbe', tränu .Kranich' (Uppland bis hinunter zu einer Linie Uppsala — Grisslehamn); flaska .Flasche', skarpä .Zwieback', hönä ,Henne', gäddä .Hecht' usw. (Vätö in Roslagen, Finnland)4. Es hat sich gezeigt, daß die Verwendung der verschiedenen Formen in der älteren Schriftsprache davon abhängt, woher der Verfasser oder Schreiber stammt, mit andern Worten auf seiner mundartlichen Alltagssprache beruht. Autoren, die aus West- und Ostgötland oder aus Mittelschweden stammen, gebrauchen mit Vorliebe auch bei Sachbezeichnungen -e (skugge .Schatten', hierne ,Hirn', skare .Schneekruste' u. dgl.), solche aus Uppland dagegen S. ζ. B. S. Landtmanson, Västergötlands folkm&l 4 (1950), S. 1. * E . Wessen, V&ra folkmäl (8. Aufl.), S. 33.

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Die Entwicklung des Formensystems im altschwedischen Zeitraum 1 5 9

-a&. Bei den Femininen überwiegt in der älteren Schriftsprache der alte Nom. auf -a bei weitem. In Texten von Uppland trifft man zwar Formen auf -u an (bei kurzsilbigen Wörtern), aber doch verhältnismäßig selten: vicku .Woche', ladu .Scheune', tranu .Kranich', skuru .Ritze' u. dglA § 137. Reste des alten starken Nominativs auf -er: 1. Det är dagher ,es ist (heller) Tag'; ta dagher wardt ,als (es) Tag wurde' (NT 1526, GWB); tili dagher är lius ,bis der Tag hell ist' (Stiemhielm: Hercules, Strindberg); ingen dagher lyser än ,kein Tag leuchtet noch' (Stephanslied; andere Beispiele s. SAOB). Daher nschw. dager .Tageslicht' (wozu der PI. dagrar neugebildet wurde)— dag ,Tag'. Das Wort dager gibt es im Dän. und Norw. nicht (man hat dafür Zusammensetzungen dagslys, dagskeer u. dgl.). In den Mundarten gibt es auch andere Zeitbezeichnungen in ähnlichen Ausdrücken: det är kväller ,es ist Abend'; förrän tider är .bevor (es) Zeit ist' (Almqvist, Strindberg, A. Engström). 2. Det är seder att . .. ,es ist Sitte, daß . . .'; som seder war ,wie (es) Sitte war' u. ä. Beispiele: . . . som tha war sider ,. . . wie damals Sitte war' (Marg. Clausdotter), Och han gick vth, som hans sedher war, til Olioberghet .Und er ging hinaus nach seiner Gewohnheit auf den ölberg' (GWB). Begynte sä Konungen tala medh almoghan, som seder war .Begann so der König mit dem Volk zu reden, wie es Sitte war' (P. Swart). Tilförende hade warit seder ait Biscoparne skulle haffua fremsta rumen nest Koningenom .Früher war es Sitte, daß die Bischöfe den ersten Platz nach dem König haben sollten' (P. Swart) . . . som en osedher haffuer warit. . . ,wie es eine Unsitte war' (Kirchenordnung 1571). 3. En hei hoper, en helan hoper, en helanste hoper u. dgl. ,eine ganze Menge'. Zwischen hoper und hop besteht kein Bedeutungsunterschied. Aber die längere Form ist ausdrucksvoller und erfüllt daher eine gewisse Funktion. Beispiel: Biscopar . . . munckar och 5

4

Typisch ist ζ. B. der Gebrauch in den gleichzeitig verfaßten Wörterbüchern „Dictionarium Latino-Sveco-Germanicum" von Jonas Petri Gothus aus Ostgötland (gedruckt in Linköping 1640, darum oft „Lexicon Lincopense" benannt) und „Janua Lingvarum" von Ericus Schroderus von Uppland (Stockholm 1640). B. Hesselman in „Nysvenska studier" 1931.

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Wortbeugungslehre

heia clerkrijdt öffuer heia Rijket her i Swerige wore en later och fof enger hoper (P. Swart). Für weitere Beispiele, s. SAOB. 4. Im 16. Jh. und teilweise noch später wurde -er bei Personenbezeichnungen verschiedener Art gebraucht, besonders wenn sie als Prädikativum verwendet wurden: konunger (NT 1526, GWB), Prester, mägher .Schwiegersohn' (GWB) u. a. 5. Besonders bei Schimpfwörtern und Übernamen ist diese Form gebräuchlich: bofver ,Bube', fieper .Schlappschwanz', fähunder .Schweinehund', gaper .Schreihals', gloper ,Laffe', toker ,Narr', skalker .Schalk' usw. Auch hier wurde die längere Form als ausdrucksvoller aufgefaßt. Die Endung -er wurde so zu einem Ableitungssuffix zur Bildung von Wörtern mit herabsetzender Bedeutung (Pejorativa): slarver .Liederjan', spjuver .Lausbub, Schelm', puttifnasker ,Knirps' (neben slarv usw.); best. Form slarvern (slarven)', PI. slarvar (tokar), spjuvrar usw.7. Beispiele: Du Moorsgriser (Stiernhielm). Mä icke wara en bälghunder det (S. Petri Brasck). 6. Eine Dialektform von Uppland ist der Männername Järker aus aschw. Eriker, mit der für diese Dialekte kennzeichnenden Brechung von e zu jes. 7. Der Männername Sven zeigt vor langem η lautgesetzlich verkürzten Vokal (§ 38). Ebenso das Appellativum sven ,Bursche, Page', unger sven .junger Bursch'. Vgl. sten ,Stein' mit langem Vokal. Wahrscheinlich rührt auch die heutige Form des Wortes vän (mit kurzem Vokal) .Freund' vom Nominativ her; die GWB zeigt die Formen wen, wenen, PL wener, wahrscheinlich durchgehend mit langem e. Zweifellos hat der Nominativ bei Personenbezeichnungen eine stärkere Stellung innegehabt als bei anderen Kategorien von Wörtern. Die Ursache davon ist, wie Prof. E. Tegndr in seiner Arbeit ,,Om genus i svenskan" (1892) gezeigt hat, der Umstand, daß solche Wörter öfter das Subjekt im Satze bilden. Parallelen in andern Sprachen sind: 1. Die Substantivformen der romanischen Sprachen gehen auf die lateinische Akkusativform zurück {$bre auf patrem 7

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B. Hesselman, Einleitung zu „Then swänska Argus" (1919), S. C I X ; J. Götlind, Västsvensk ordbildning (1918—21), S. 110f. E. Wessen, Vlra folkmäl (8. Aufl.), S. 33.

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u. dgl.). Aber es gibt einige Wörter, denen der Nominativ zugrunde liegt: fils, sceur (von soror), sire (von senior), Charles, Jacques. 2. Dt. Knabe, Bube —- Bogen, Tropfen. Wo ausnahmsweise im Frühnschw. eine S a c h b e z e i c h n u n g in der Form mit -er vorkommt, hat man oft den Eindruck, daß die längere Form mit ausdrucksbetonter, pejorativer Nebenbedeutung verwendet wird, ζ. B. „skai nw en trästocker och jtt stycke jern wara större äro wärdt än then höguerdiga jomfrun Maria?" (Olaus Petri). Oder in mundartlich gefärbter Umgangssprache, ζ. B. „Men det skal blifwa een annor leeker, Jagh skal för ehr wara ingen smeeker" (S. P. Brasck 1645). „En Tyranner jagh tiäna wil" (ib.) „Lufwer i skogen" (Brasck 1648). „Tu snäle sijker" (Chronander 1647). „Ingen kalfwer thetta är" (Morseus 1685). „Skal min rygger fä hugg nu ther til med?" (S. P. Brasck 1645). § 139. In der bestimmten Form der F e m i n i n a beginnt um 1450 die Akk.-Form zu verschwinden und durch den Nominativ ersetzt zu werden: färfrina ,die Fahrt' wird durch färdhin verdrängt, handina ,die Hand' durch handin, vikuna ,die Woche' durch vikan. Sicher beruht dies zum großen Teil darauf, daß die dreisilbigen Formen in den Mundarten in großem Umfange auf zwei Silben reduziert worden waren (§ 71,1), was lautgesetzlich den Zusammenfall des Nom. und Akk. zur Folge hatte 9 . Auch bei den iö-Stämmen hat ein Ausgleich zwischen den Nom.- und Akk.-Formen stattgefunden. Gewisse Wörter erhielten eine einsilbige Form, die sich auf den alten Nominativ gründet: hed .Heide', myr ,Moor', andere bekamen eine zweisilbige Form, die vom Akkusativ ausgeht und sich an die schwache Deklination anschließt: yxa ,Axt', börda ,Bürde'. In schwedischen Mundarten gibt es Formen, die vom Nom. auf -r (vgl. § 99, 2) ausgehen: brur ,Braut', är .Eidergans' (isl. cedr)10] vittra ,Waldgeist', huldra ,Waldfee' (die beiden letzteren Wörter haben eigentlich b e s t i m m t e Form) 1 1 , westgöt. märr ,Mähre', PI. mära, gylter (Bohuslän), 9 10

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Vgl. B. Hesselman, Huvudlinjer (1948), S. 171. Nschw. ejder ist Lehnwort aus dem Ndt., wohin es aus dem Isl. mit nisl. Diphthongierung von ai gelangt ist. Die Daunen der Eidergans waren eine begehrte Handelsware. Das Wort huldra müßte also eigentlich mit A k u t gesprochen werden (wie im Norw.). Es ist indessen ein rein schriftsprachliches Wort und hat sich an die zweisilbigen Feminina auf -a angeschlossen. Wensin, Schwedisch I

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Wortbeugungslehre

gyltra (Smäland) ,junge Sau' (isl. gyltr). Die Form mär Jungfrau, Magd' in den Volksliedern beruht auf aschw. mär (§ 89). 2. Dativ § 140. Eine besondere Dativendung -e gab es im Singular nur bei den maskulinen und neutralen a-Stämmen und bei den sehr wenig zahlreichen u-Stämmen, im Plural dagegen bei allen Substantiven. Die Endung -e war jedoch wenig fest und wurde bei maskulinen Wörtern oft ausgelassen. Diese Tendenz wird noch durch syntaktische Veränderungen verstärkt. Der Akkusativ dringt in die Stellung des Dativs ein; Präpositionen, die ursprünglich mit dem Dativ konstruiert wurden, erhalten den Akkusativ: af py valde ,νοη der Gewalt' wird zu af thät vald, Verben ändern ihre Konstruktionsweise, Dative bei Adjektiven und Verben (tha wart han wreder summum them ,da wurde er auf einige unter ihnen zornig', radha rikeno .über das Reich herrschen' u. dgl.) werden durch Präpositionsausdrücke ersetzt usw.12. Diese Vereinfachung brauchte lange Zeit und war auch im Frühnschw. noch nicht vollständig durchgeführt. Einige Dativarten leben länger und zäher weiter als andere. In der GWB kommen Gudhi, manne, folke usw. vor. Heutzutage gibt es solche Dative nur noch in stehenden Redensarten: Gudi lov .Gottlob', man ur huse ,alle, sämtliche (Männer aus jedem Haus)', gä man ur huse .samt und sonders ausziehen', vara gammal i gdrde ,alt im Hof sein, alteingesessen sein'. Im 18. Jh. gab es noch mehr davon: i levandes live .leibhaftig', dt are ,bis zum nächsten Jahr' usw. Auch der Dativ PL auf -um verschwindet. In der Sprache des 16. Jhs. ist er jedoch nicht selten. Heute noch existieren Ausdrücke wie i handom ,in Händen', i löndom ,im Geheimen', tusen sinom tusen »tausend und aber tausend', stundom ,manchmal', lagom .gerade recht' (zu lag N. in der Bedeutung .richtige Ordnung'). 2. Die bestimmte Dativform hält sich besser als die unbestimmte. Bestimmte Dativformen sind daher im Spätaschw. und in der Sprache des 16. Jhs. sehr häufig, ζ. B. in der GWB: mannenom ,dem Manne', i landeno ,im Lande', äff hiärtano ,vom Herzen', i högdenne ,in der Höhe', pd iordhenne ,auf der Erde'. Die bestimmu

K. G. Ljunggren, Objekt och adverbial (1942); E. Wessen, Svensk spräkhistoria 3 (2. Aufl. 1965).

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te Dativform ist heute noch in vielen nordischen Dialekten lebendig (Norwegen, nördl. Dalarne, Härjedalen, Jämtland, die Küste von Norrland nördlich von Medelpad).

3. Genitiv § 141. 1. Die Genitivendung -s wurde ursprünglich nur maskulinen und neutralen a-Stämmen im Singular angefügt. Schon früh begann dieses Genitiv-s sich auszubreiten; es verdrängte zunächst die ursprüngliche Genitivendung -ar der i- und u-Stämme. Vgl. § 133. Beispiele: sins gopä faßurs .seines guten Vaters' (Vidh), faßurs oc sons oc ßäs hälgha anda ,des Vaters und des Sohns und des Heiligen Geists' (DL). Am längsten erhält sich -ar bei Männernamen, besonders bei den entlehnten: Magnusa(r), Andresa(r) u. a. m. ls . In Westgötland und Smäland lebt die Endung sogar heute noch fort: Davida .Davids' u. dgl. Im 15. Jh. dringt -s auch in die F e m i n i n a ein, zunächst in Lehnwörter, dann aber in der zweiten Hälfte des 15. Jh.s auch in einheimische Wörter: drottnings .(einer) Königin', bruds ,(einer) Braut'. Allmählich wird -s die einzige Genitivendung der Feminina. Gegen Ende der spätaschw. Zeit (etwa 1500) wird -s auch immer mehr als Genitivendung für den P l u r a l gebraucht. Es wird entweder an die alte Genitivendung -a oder an die Grundform auf -ar (-er) hinzugefügt, und noch im 16. Jh. kommen Doppelformen vor: harras — härrars .Herren' (Gen.). Götes och Vendes konung (heute noch im offiziellen Titel des schw. Königs) bedeutet also .König der Gauten und Wenden'. Der Gen. auf -a bleibt in gewissen Präpositionsausdrücken weiter bestehen: tiUbaka .zurück' (zu bak N. .Rücken'), ga tiü väga .verfahren', ta tili orda ,das Wort ergreifen', gd till handa ,zur Hand gehen' u. a. 2. In der b e s t i m m t e n Form hält sich der alte Genitiv besser als in der unbestimmten. So haben starke M a s k u l i n a u n d N e u tra doppelte Genitivendung: fisksins .des Fisches', barnsins ,des Kindes'. In spätaschw. Zeit fehlt jedoch häufig die innere Beugung, also: konungens ,des Königs', mannens .des Mannes', landens ,des Landes' usw. Gegen Ende des Mittelalters kommen bei Neutra fol18

Noch im 16. Jh. ζ. B. konung Magnuse systerson ebenso pd Sande Gertrude gillestugu (O. Petri).

(k. Magnuses 11*

vener),

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Wortbeugungslehre

gende drei Formen nebeneinander vor: barnsens, barnens, barnets ,des Kindes'. Die letztere Form, mit dem Gen.-s direkt an die bestimmte Nom.-Form angefügt, wird allmählich die vorherrschende. Bei den Feminina wird (seit etwa 1400) immer häufiger -s angefügt: drottningennes ,der Königin', solennes ,der Sonne', kyrkionnes ,der Kirche' anstatt frühaschw. drotninginna(r), solinna(r), kirkionna(r)14·. Am Ende des Mittelalters fängt -s auch an im Plural vorzukommen: iudhannas, iudharnas ,der Juden' u. dgl.

Substantivische Pronomina § 142. Persönliche. Dat. und Akk. fallen in einer gemeinsamen Objektsform zusammen, eine besondere Subjektsform wird jedoch beibehalten. Schon in urnordischer Zeit war os ,uns', iper ,euch' die gemeinsame Form für Dativ und Akkusativ. Während der frühaltschwedischen Periode werden sodann die Dativformen mär ,mir', pär ,dir', sär ,sich' ungebräuchlich und durch die Akkusative mik, pik, sik (migh, thigh, sigh) ersetzt. In der 3. Person wird der Unterschied zwischen dem Dativ honom ,ihm', hänne ,ihr' und dem Akkusativ han ,ihn', hana ,sie' länger beibehalten16. Um 1400 etwa beginnen die Dativformen, an die Stelle der Akkusativformen zu treten und in der 2. Hälfte des 15. Jhs. ist das Regel geworden16. Die alten Akkusative han, hana leben lange in den 14 15

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Zur Vokalschwächung i m Gen. solinna ,der Sonne' > solenne, s. § 71, 2. Einzelne Beispiele von hänne (Dat.), als Akk. gebraucht, lassen sich schon so früh wie in „Flores und Blanzeflor" belegen. Wahrscheinlich hängt dies mit dem Bedürfnis nach Deutlichkeit zusammen. Die Dativformen waren, da sie länger sind, deutlicher und konnten auch besser der lautgesetzlichen Schwächung widerstehen. Wollte man sich deutlich ausdrücken (gesprochen oder geschrieben), verwendete man daher die Formen honom, kenne, dem, auch wenn es sich nicht um einen Dativ handelt, sondern um eine Akkusativfunktion. Desgleichen hvem ,wem' anstatt des Akkusativs hvan und des Nominativs h(v)o. Dies war natürlich nur möglich, weil die eilten syntaktischen Regeln für den Gebrauch von Dat. und Akk. in Auflösung begriffen waren, so daß die verschiedenen Formen promiscue gebraucht werden konnten. — Vielleicht waren dabei solche Satzkonstruktionen von Bedeutung, die zwei koordinierte Verben enthielten, wovon das eine den Dativ, das andere den Akkusativ regierte, ζ. B . honom wil iah finna och thiäna .ihm will ich finden und ihm dienen' (ST).

Die Entwicklung des Fnrmensystems im altschwedischen Zeitraum 1 6 5

enklitischen Formen -n, -na der Sprechsprache weiter. Ζ. B. han giorde som hertoghin badhin (,ihn bat'); han lagdhen (,er legte ihn'); Tha sfordo borgmästara och radit thässa XII ath om än the wille wärian ällir fättan (,ihn freisprechen oder ihn verurteilen') . . . ok thässe XII fältin (.verurteilten ihn'); jag förmar äkke lösana (,sie auszulösen'). Desgleichen im Neutrum -t (-et) statt thet:jak tror, at rytza konungen mistit (,es verlor'); han sagdhet (,er sagte es'); Hwi er ehke heller jakit? (.Warum bin nicht lieber ich es?'); Wiltu ey haffuat (,es haben') tessa leedh. Auch für den Nominativ kommen enklitische Formen vor, wenn auch weniger häufig: Pa bindran han (,da bindet er ihn'), en tid sökten vt (.versuchte er hinauszukommen') medh dragit swärdit. S. ferner § 195, 2. Im PI. ersetzt der Dativ them die alten Akk.-Formen tha, thön, the (§ 109)". Im Genitiv wird im Fem. und PI. ein -s angefügt: hännas (hännes) .ihres, ihrer', theras ,ihrer'. Die alte Form thera lebt im Pronomen endera .einer von beiden' (nägondera .einer von ihnen', ingendera .keiner von ihnen', vardera ,jeder von ihnen') fort. Gen. alia thera eldkar .ihrer aller Weihrauchgefäß' (MB 1 Hs. B), alias thera eldkar (Hs. A), bäggia Perα .ihrer beider' MEL, aber beggias thera KrL, bäggias therra (MESt Hs. A 5 mal), beggis thera heu der .ihrer beider Hände' (EK), begges there tienare .ihrer beider Diener' (P. Swart); dazu noch Nom., Akk. bägge thera (belegt im 15. Jh.) 1 8 . 17

Der Akk. tha fiel mit dem Adverb tha ,da' zusammen, was wahrscheinlich dazu beigetragen hat, daß jener durch die Dativform them ersetzt wurde. Beispiele aus dem VgL I : pem skal köpa ok sälia map vin ok vittne .die sollen kaufen und verkaufen mit Freund (Makler) und Zeuge'. Dem (d. h. 3 Mark) skal aptär til bos läggiä ,die soll man in die Hinterlassenschaft zurücklegen'.

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Gegen das Ende des Mittelalters kommen wenige Male vares .unser' und edhers .euer' vor (gudh och waares frw .Gott und unsere Frau', til edhers oc mith folk .eurem und meinem Volk'); es ist das Possessivpronomen mit analogisch angefügtem -s (-es), wahrscheinlich nach dänischem Vorbild; derartige Formen sind nämlich im Dänischen älter und häufiger als im Schwedischen. Frühnschw. eders kommt oft in Höflichkeitsformeln vor: eders höghet, eders excellens, eders (ers) ndd .Eure Hoheit, Eure Excellenz, Euer Gnaden' u. dgl.; es ist also eine unflektierte Form, die sowohl für den Singular als auch für den Plural verwendet wird. Heute nurmehr Eders majestät(er), Eders kungliga höghet(er), Eders excellens. "Vgl. dän. vores konge .unser König', hjem til jeres ,zu Ihnen nach Hause' (vor und jer sind veraltet).

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Wortbeugungslehre

§ 143. I n t e r r o g a t i v a . Schon in frühaltschwedischer Zeit wird der Dativ hvem auch für den Akkusativ gebraucht. Erst im Neuschwedischen dringt er in das Gebiet des alten Nominativs ein: frühaschw. hvä(r), hä(r) ,wer', spätaschw. hvö, hö. S. ferner § 197, 1. Das Adjektiv (und die adjektivischen Pronomina) § 144. Die syntaktischen Verhältnisse im Altschwedischen, die zur Vereinfachimg in der Flexion des Substantivs führen, machen sich natürlich auch bei der Beugung der Adjektive geltend. Die Dativformen werden ungebräuchlich; zwischen Nominativ und Akkusativ kommt ein Ausgleich zustande. Die Kasusflexion hatte bei adjektivischen Wörtern keine selbständige Aufgabe; sie gab lediglich die Zusammengehörigkeit mit einem bestimmten Substantiv an. Diese Art von Flexion pflegt man Kongruenzbeugung zu nennen. Wenn nun die syntaktische Funktion bereits durch die Form des Substantivs angegeben wurde, war die Kasusbezeichnung bei den Adjektiven und Artikeln überflüssig. Im Aschw. schon macht sich eine Tendenz bemerkbar, eine derartige doppelte Kasusbezeichnung zu eliminieren. Anstelle der älteren Formen Nom. en godher man ,ein guter Mann' Gen. ens godhs mans ,eines guten Mannes' Dat. enom godhom manne ,einem guten Manne' Akk. en godhan man ,einen guten Mann' treten die jüngeren Formen Grundform: en godh man Gen. en godh mans Ebenso wird der Gen. enna godhra konu ,einer guten Frau' durch en godh kvinnas, der Akk. ena langa färdh ,eine lange Fahrt' durch en lang färdh ersetzt. § 145. Was bleibt denn nun beim Adjektiv von der gemeinnordischen Beugung weiterbestehen? 1. Zwischen Mask.-Fem. und Neutrum wird weiterhin unterschieden: godh ,gut' — gott, stor ,groß' — stört, gammal ,alt' — gammalt, noghon .jemand, ein, eine' — noghot ,etwas, ein', min .mein, meine' — mitt, en ,ein, eine' — et, bunden .gebunden' — bundet usw.

Die Entwicklung des Formensystems im altschwedischen Zeitraum 1 6 7

2. Auch im Plural wird eine besondere Neutrumform weiter beibehalten; sie ist endungslos und unterscheidet sich deutlich vom Mask, und Fem.: godh barn .gute Kinder', mijn öghon ,meine Augen' usw.19. 3. Im PI. lebt die maskuline Nom.-Form auf -e weiter: godhe man .gute Männer'. Daneben kommt es aber häufig vor, daß die Akk.-Form auf -a, besonders bei Wörtern, die Gegenstände bezeichnen, auch für den Nominativ steht. Dadurch erhalten Maskulinum und Femininum die gleiche Form. Das Ergebnis der Entwicklung ist also, daß der Genusunterschied zwischen Neutrum und Nicht-Neutrum im Neuschw. weiterbesteht. Zwar fiel er allmählich im Plural weg, weil die mask.fem. Form auf -a auf das Neutrum übergriff: godha bam, mijna öghon (auch im angehängten Artikel, wenigstens in mittelschwedischer Sprechsprache: husena .die Häuser', rikena ,die Reiche', s. § 186), aber im Singular wird der Unterschied immer noch aufrechterhalten. 4. Bei den Artikeln und gewissen Pronomina wird indessen in der gesprochenen Sprache zwischen Maskulinum und Femininum unterschieden: en fot ,ein Fuß' en hand (mundartl. e hann) ,eine Hand' min fader .meinVater' min moder (mundartl. ml mor) .meine Mutter' In der GWB wird konsequent (mask.) en, min — (fem.) een, mijn geschrieben. Später wird in der Schreibimg immer allgemeiner für beide Genera die gleiche Form (en, min) durchgeführt. Aber die meisten Mundarten behielten den Unterschied bei, und er besteht zum Teil heute noch. Dies gilt auch für die zweisilbigen Adjektive auf -en: (mask.) Uten .klein' — (fem.) Uta, tocken ,solch' — tocka, ζ. B. e Uta flicka ,ein kleines Mädchen', tocka kärring ,so ein Weib' usw. Der angehängte Artikel hat seit dem Mittelalter in der S c h r i f t sprache im Mask, und Fem. die gleiche Form: fisken ,der Fisch', daghen .der Tag', foten ,der Fuß' — solen ,die Sonne', natten ,die Nacht', handen ,die Hand'. 14

Einzelne Formen mit den gleichen Endungen wie im Mask, und Fem. kommen schon in „Flores und Blanzeflor" vor, ζ. B . (skip) ther badhe varo dighre oh bredha (reimt mit dem Inf. redha), statt: digher ok bredh.

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Wortbeugungslehre

Aber die meisten Mundarten machen einen deutlichen Unterschied: fisken, dagen, foten — sola, natta, hanna. Westl. Uppland: fiskan, dagm, fotn — solän, nattän, handän. In der Schriftsprache ist also heute der Unterschied zwischen Maskulina und Feminina verschwunden, ebenso in der allgemeinen Umgangssprache, die sich aus der Schriftsprache entwickelt hat (§§ 171, 195, Ι)«·. 5. So wie beim Substantiv lebten die alten Kasusformen auch beim Adjektiv in stehenden Redensarten und festen Ausdrücken als Nebenformen ohne spezielle syntaktische Funktion weiter. Dies gilt von der Akk.-Form auf -an: pä ljusan dag ,am hellen Tag', i godan ro ,in aller Ruhe' usw. In den Mundarten sind die Possessiva voran .unser', eran .euer' gewöhnlich („Väran prost", Fröding). — Die Maskulinendimg -er hält sich beim Adjektiv länger als beim Substantiv. Im 16. Jh. war sie sehr gebräuchlich (§ 191,1), besonders in prädikativer Stellung. Sie verschwindet jedoch immer mehr. In der heutigen Sprache ist sie nur in den alten Zusammensetzungen ungersven Jüngling' und löskerkarl .Landstreicher' bewahrt, ferner in merafton .Nachmittag' (von *midr aptann, Akk. *midian aptan). In der Rechtssprache wird das indeklinable saker noch prädikativ verwendet: de är saker tili detta brott .sie sind dieses Verbrechens schuldig', (aschw. saker, Akk. sakan, PI. sakir, GWB: at the allesamman skulle wara sake til dödhen; Han är saak til dödhen). — In vielen schwedischen Mundarten, besonders denen von West- und Ostgötland und den mittelschwedischen, gibt es noch die Form auf -er, aber sie wird heute für sowohl das Maskulinum als auch das Femininum gebraucht, mit andern Worten nur als Variante zu der r-losen Form: han är sjuker ,er ist krank' — ho är sjuker ,sie ist krank'. Von den Mundarten in Uppland und den finnländischen zeigen nur einige wenige heute noch den Genusunterschied: en länger väg ,ein langer Weg' — e läng gata .eine lange Straße', han är sjuker — ho är sjuk usw. (s. ferner § 191, 1). § 146. Zusammenfassung. Zu den großen Veränderungen innerhalb des Formensystems haben verschiedene Umstände beigetragen: i0

S. B. Hesselman in „Spr&k och Stil", Bd. 11; E . Tegn&r, Om genus i svenskan.

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1. Das alte Kasussystem war kein geschlossenes, konsequent durchgeführtes System. Die in der Beugimg existierenden Unterschiede forderten zum Ausgleich auf. 2. Die wichtigste Ursache lag auf syntaktischem Gebiet: Verben und Präpositionen änderten ihre Rektion. 3. Sicher hat auch der fremde Einfluß, dem die Sprache im Norden ausgesetzt war, dazu beigetragen. Im Spätmittelalter war er außerordentlich stark21. Davon zeugen vor allem die unzähligen Lehnwörter. Der Einfluß ging von den Städten aus, wo die Deutschen einen großen Teil der Bevölkerung ausmachten. Mit der Zeit gingen die Deutschen zwar dazu über, nordisch zu sprechen, aber sie vermochten nie, den richtigen Gebrauch der nordischen Beugungsformen zu lernen. Die Lehnwörter, die in die Sprache aufgenommen wurden, konnten nicht immer in das alte Beugungssystem eingeordnet werden. Dies kann die allgemeine Vereinfachung der Flexion beschleunigt haben. Man vergleiche einerseits das Englische, das eine typische Mischsprache ist, und eine äußerst vereinfachte Wortbeugung hat, anderseits das moderne Isländische, das sich von alters her gegen fremde Wörter gewehrt hat und das die Wortbeugung des Altisländischen fast unverändert beibehalten hat. Das Dänische ging in dieser Entwicklung voraus. Schon im Frühadän. hat die Akkusativform, wie oben (§ 30, letzter Abschnitt) erwähnt, bei den starken Maskulinen den Nominativ ersetzt. Das Verb Tempusbildung § 147. Einsilbige Verben, die auf Vokal auslauten (aschw. spa .wahrsagen', sa ,säen', bo ,wohnen', tro .glauben', fly .fliehen', strö .streuen', ske .geschehen' usw.) erhalten im Präteritum die Endung -dde. Anstelle des frikativen dh tritt ein explosives, gedehntes d, vor welchem der Vokal gekürzt wird. Dadurch entsteht ein neuer Flexionstypus, die sog. dritte Konjugation des Neuschwedischen. Diese gibt es auch im Norwegischen, während sie dem Dänischen fehlt (dän. troede .glaubte' wie kastede .warf'). — Die ältesten Beispiele für die neuen Präteritumformen hat man im Stadtrecht von Magnus Eriksson und im Codex Oxenstierna ge21

S. E. Wessen, Om det tyska inflytandet pä svenskt spr&k under medeltiden (3. Aufl. 1967).

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Wortbeugungslehre

fuiiden, die beide vom Ende des 14. Jhs. stammen 22 . Im 15. Jh. sind dergleichen Formen ziemlich häufig. Wenn in spätaltschwedischer Zeit die Schreibung mit dh (trodhe u. dgl.) immer noch die gewöhnlichste ist, so kommt das teilweise daher, daß man in der Schrift, trotz der in der Sprechsprache stattgefundenen Veränderungen, an der Schreibtradition festhielt. Wie dieser Beugungstypus entstanden ist, ist sehr umstritten 28 . Eine lautgesetzliche Entwicklung im gewöhnlichen Sinn kann es nicht sein; aschw. dh ist im Nschw. intervokalisch nicht zu dd geworden (vgl. ζ. B. skadhi > skada .schaden', svidhi > sveda .brennender Schmerz', vädhe > vada .Gefahr' u. a.)24. Es müssen besondere Umstände gewesen sein, die mit der Funktion der Präteritumformen zusammenhingen, die diese Veränderungen hervorgerufen haben. Wahrscheinlich haben mehrere Faktoren zusammengewirkt. — In der GWB wird, sicher in Übereinstimmung mit der damaligen Aussprache in Uppland, dh geschrieben in blodh .Blut', modh ,Mut', lydha .gehorchen', aber gewöhnlich d in blodigh .blutig', modigh .mutig', lydigh .gehorsam', stadigh ,fest, beständig' usw. Vor der Ableitungsendung -igh ist also die Spirans dh zur Explosiva d verhärtet worden26. Möglicherweise handelt es sich um eine gleichartige Erscheinung, ids im Aschw. die Präteritumendung -dhe durch -de ersetzt wurde; das dh konnte in diesen Endungen wegen seiner Funktion nicht schwinden, und erhielt, um der Wegfalltendenz widerstehen zu können, eine härtere Aussprache. Daß der Konsonant später auch gedehnt wurde, kann wohl, zum Teil wenigstens, auf Anlehnimg an Präteritumformen 22

E. Noreen, Fornsvensk läsebok, S. 63, Zeile 26 teddis (zu te .scheinen'), S. 56, Zeile 21 sade (zu sa ,säen') usw. 23 Amund B. Larsen, Kristiania bymäl (1907), § 64; E. Olson in ANF 29, S. 215f., N. Beckman in „Spräk och Stil" 14, S. 24f., A. Noreen in ,,Spräkvetenskapliga sällskapets i Uppsala förhandlingar" 1916 — 18, S. 93f., B. Sjöros in „Nysvenska studier" 6, S. 82f., D. A. Seip in „Norsk tidsskrift for sprogvidenskap" 4. S. 234f., V. Jansson in „Nysvenska studier" 27, S. 113f. 84 In der Sprechsprache ist es über ein großes Gebiet lautgesetzlich geschwunden (§ 163, 1). 25 In Ost- und Westgötland, wo dh im allgemeinen inlautend und auslautend nach Vokal geschwunden ist, bleibt es vor der Endung -ig erhalten: blo .Blut', blöa .bluten' — blodi .blutig'; ebenso redt ,klar', stadi .fest, beständig', smidi .geschmeidig' usw.

Die Entwicklung des Formensystems im altschwedischen Zeitraum 1 7 1

wie klädde zu klädha .kleiden', födde zu föda .ernähren' u. a. m. beruhen. Daß der durch „Verhärtung" aus dem stimmhaften Spiranten entstandene stimmhafte Verschlußlaut d gedehnt und ein vorangehender Vokal gekürzt wird, hat seine Entsprechung in den niederdeutschen Lehnwörtern, die ein intervokalisches d haben (s. § 39, 1)«. Es ist möglich, daß die Dehnimg vom -dh- der Präteritumendung in auf Vokal ausgehenden Verben ihre Entsprechimg in einer gleichartigen Erscheinung in den ältesten nordischen Sprachen hat: eine Endimg -t wird unmittelbar nach einem langen Vokal gedehnt. Ζ. B. Sg. N. von auf Vokal auslautenden Adjektiven, isl. aschw. blatt ,blau', gratt ,grau', smatt ,klein' usw. (§ 101, 2), isl. 2. Sg. Imperf. von starken Verben, pu sdtt ,du sahst,' biött .wohntest'; Gen. Sg. von einsilbigen auf Vokal auslautenden Substantiven, ζ. B. tili sjöss .zur See', der Inf. von einsilbigen auf Vokal auslautenden Verben, ζ. B. sldss .streiten, sich schlagen' (§ 158). Auch hier ist der Konsonant Träger einer zusätzlichen Bedeutung. Zur dritten Konjugation gehören auch einige „Deponentia" auf -s: han ids (ausgespr. iss) inte ,er ist zu faul', leds (less) .langweilt sich', lyds (lyss) .lauscht', läts (lass) ,tut als ob'; dazu die Imperfekta han iddes, leddes, lyddes, ladies. Das letztgenannte Verb ist im Nschw. zu Idtsar, lätsade umgewandelt worden (vgl. § 172). § 148. Die heutigen schwedischen schwachen Konjugationen entsprechen den aschw. Verbklassen folgendermaßen: 1. Erste Konjugation (kasta .werfen' — kastade — kastat) = aschw. 1. Klasse (ö-Verben). 2. Zweite Konjugation (böja .biegen' — böjde — böjt, köpa .kaufen' — köfte — köpt) = aschw. 3. Klasse (ia-Verben) und 4. Klasse (e-Verben). 3. Dritte Konjugation (tro .glauben' — trodde — trott) = einsilbige, auf Vokal auslautende Verben27. 26

27

Die gleiche Erklärung gilt wohl auch für dd in den nschw. Substantiven grodd ,Keim, Keimen', rodd .Rudern', snodd .Kordel', sddd ,Saat, säen', obwohl die im Aschw. zugrunde liegenden Wörter nicht belegt sind. Einige Ausnahmen gehen nach der 1. Konj.: fria .freisprechen, freien', sia .weissagen', skria .schreien', roa (sig) .(sich) amüsieren', krya (pd sig) .sich (von einer Krankheit) erholen', snöa .schneien', töa .tauen', slöa .faulenzen'. fröa (sig) .Samen ausstreuen (von einer Pflanze)' usw.

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Wortbeugungslehxe

§ 149. Die aschw. 2. Klasse (ja-Verben) bildet nunmehr eine Gruppe unregelmäßiger Verben mit Vokalwechsel, die sich am ehesten in die zweite Konjugation einordnen lassen: välja .wählen' — ν aide, sälja .verkaufen' — sälde, vänja .gewöhnen' — vande, smörja .schmieren' — smorde, glädja .freuen, erfreuen' — gladde usw. Der größte Teil der hierhergehörenden Verben ist indessen umgebildet worden, so daß sie regelmäßige Verben der zweiten (oder seltener der ersten) Konjugation bilden: kräva .fordern' — krävde, värja .wehren' — värjde, hölja .hüllen' — höljde, röja .roden' — röjde, tänja .dehnen' — tänjde, täcka .decken' — tackte, väcka .wecken' — väckte, främja .fördern' — främjade, flytta .wegrücken, umziehen' — flyttade usw. S. ferner § 200.

Personalendungen § 150. Die 1. PL entwickelt sich bei nachgestelltem Pronomen folgendermaßen: bärum vi .tragen wir' > bare vi2S. Allmählich wird die Form auf -e im Spätaschw. und im Frühnschw., auch bei gerader Wortstellung, die gewöhnlichste. Also: vi bare, I baren, the bära (zu bära .tragen'); vi kalle, I kalle, I kalten, the kalla (zu kalla .rufen'), vi vilje, I viljen, the vilja (zu vilja .wollen'); vi fore, I foren, the foro (fore) (Imperf. zu fara ,fahren'); vi äre, I ären, the äro (äre) (zu vara .sein') usw. 2. Die 2. PI. des Imperativ hat seit der Mitte des 15. Jhs. öfters die Endung -er, -r: later ,laßt', haver ,habt', ganger ,geht', slar .schlagt'. So auch in der Bibelsprache des 16. Jhs.: kommer ,kommt', Idter .laßt' usw. (§ 209). 3. In der 2. Sg. Prät. der starken Verben breitet sich die Endung -st aus, die ursprünglich bloß zu Verben, deren Stamm auf -t auslautete, gehörte, und ersetzt schließlich bei allen Verben die Endung -t: thu gafst ,du gabst', fikst .bekamst' u. dgl. Die Endung -t bleibt (auch noch in frühnschw. Zeit) bei den modalen Hilfsverben weiter bestehen: tu kant ,du kannst', skalt .sollst', vilt .willst'. 88

E. Neuman in „Nysvenska studier" 5 (1925), S. 165f.

NEUSCHWEDISCH

ERSTER TEIL. DIE LAUTENTWICKLUNG § 151. Die ältere neuschwedische Literatur gibt sehr wenig Aufschluß über den Zustand und die Entwicklung der gesprochenen Sprache. Die Schreibform in den Büchern und Manuskripten des 15. und 16. Jahrhunderts stellt keineswegs ein getreues Bild der damaligen Sprechsprache dar. Im gleichen Maße wie die Schriftsprache eine feste Form erhält, kommt der Tradition in Schreibung, Wortformen, Wortwahl und Ausdrucksweise, in Wortfolge und Satzbildung vermehrte Bedeutung zu. Für unsere Kenntnis von der Sprechsprache besitzen wir im wesentlichen folgende Quellen: 1. Variationen in der Schriftsprache, die auf Einfluß von der gesprochenen Sprache beruhen können, vor allem die sog. Schreibfehler. Solche kommen besonders bei weniger gewandten Schreibern vor, ζ. B. bei Agneta Horn oder in den Tagebüchern von Kriegern Karls des XII 1 . Ferner bei Verfassern, die Themen behandeln, für die es in der Literatur (zum überwiegenden Teil religiöse Prosa, historische Chroniken) keine Vorbilder gab. Dabei ist zu beachten, daß die Sprechsprache eines Verfassers oder Schreibers lokal bestimmt, dialektal gefärbt war. Die Kenntnis der Mundarten ist daher eine notwendige Voraussetzung, wenn man die Schreibformen richtig beurteilen will2. 2. Mitteilungen älterer Grammatiker; hier kommen in Betracht ζ. B. Samuel Columbus (f 1679), Urban Hiärne ( | 1724), Jesper Swedberg (f 1735), Sven Hof (f 1786)8. Bei einigen Verfassern 1

Agneta Horn (f 1672) war die Tochter des Feldmarschalls Gustaf Horn und Enkelin des Reichskanzlers Axel Oxenstierna. Ihre Selbstbiographie „Beskrivning över min vandringstid" ist wegen ihrer natürlichen und ganz ungehemmten Schilderung außerordentlich wertvoll für die Sprachforschung; hrgg. von G. Holm (1959). „Karolinska krigares dagböcker", hrgg. von A. Quennerstedt (1901—18), eine Sammlung von Tagebüchern, geschrieben von Offizieren und Soldaten im Heere Karls XII. a Vgl. insbesondere B. Hesselman, Uppländskan som skriftspr&k (in „Uppland", Bd. 2,1908), Giöta kämpavisa (in „Spräk och Stil" 7. 1907). • Zur ältesten grammatischen Literatur, s. E. Wessen, Die nordischen Sprachen (1968), ausführlicher A. Noreen, Värt spräk, Bd. 1 (1903).

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Neuschwedisch

des 17. Jahrhunderts läßt sich deutlich eine Tendenz feststellen, die literarische Sprache durch Annäherung an die Umgangssprache zu erneuern. Gegen Ende dieses Jahrhunderts und dann das ganze 18. Jahrhundert hindurch war das Interesse für orthographische und grammatische Fragen außerordentlich groß4. § 152. Allmählich entwickelt sich eine gesprochene Hochsprache. Diese hat zwei Quellen: teils die Vortragssprache (Predigt, Gerichtsverhandlungen), teils die mehr ausgeglichene Umgangssprache des Adels und am Hofe im 17. und 18. Jahrhundert. Die letztere beruhte im wesentlichen auf der Sprechsprache der Mälarprovinzen, vor allem von Södermanland und der Stadt Stockholm ; und sie wurde bald von den höheren Schichten der Gesellschaft als vorbildlich betrachtet. Im 18. Jahrhundert wurde zuweilen „den bokstafliga pronuntiationen" (die buchstäbliche Aussprache) in Gegensatz zu „det dagliga talet" (der alltäglichen Rede) gestellt (ζ. Β. A. F. Ristell, Anecdoter om konung Gustaf I I I : s. Hof och Regering, 1820). Als die Kenntnis des Lesens und Schreibens allgemeiner wurde, nahm auch der Einfluß der Schriftsprache auf die gepflegte Umgangssprache zu. Damit verschwinden im 17. Jahrhundert allmählich die besonderen Keimzeichen der Umgangssprache der oberen Gesellschaftsschichten und die sog. gebildete Umgangssprache nähert sich immer mehr der Schriftsprache, während sie gleichzeitig immer größere Verbreitung im ganzen Land erhält. Die wichtigsten Lautveränderungen, die in neuerer Zeit vor allem in der Sprechsprache stattfanden, sind folgende:

A. Die Vokale § 153. Nschw. α (kurz und lang) ist aus aschw. α entstanden (§ 78). Ursprünglich war es wahrscheinlich identisch mit dem gewöhnlichen europäischen α-Laut (ζ. B. in dt. Vater). Dies ist in finnländischer Umgangssprache heute noch der Fall. Die neuschw. Hochsprache hat zwei verschiedene α-Laute: einen geschlossenen [α:], wo der Vokal lang ist (ζ. B. tal ,Rede'), und einen offenen [a], wo der Vokal kurz ist (ζ. B. tall ,Föhre'). * Eine allgemeine Ubersicht über die Sprachentwicklung in neuschwedischer Zeit findet sich bei E. Wessen, Die nordischen Sprachen (1968).

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Die Lautentwicklung

Der lange α-Laut hat sich also stark verändert und eine geschlossene Aussprache erhalten. Aus der Schriftsprache läßt sich selbstverständlich nicht schließen, wann diese Veränderung stattgefunden hat, da sie ja keinen Anlaß zu einer veränderten Schreibung gab. Jedoch können die Mitteilungen einiger älterer Grammatiker hier wegleitend sein. Erik Aurivillius macht in seiner Lautlehre („Cogitationes de linguae svionicae recta scriptura et pronunciatione", 1693) keinen Unterschied zwischen langem und kurzem a. Dies beweist indessen nichts mit Sicherheit über den allgemeinen Zustand; Aurivillius war aus Uppland (Roslagen), und seine Angaben über die Aussprache sind wohl von da beeinflußt. Vielleicht schenkte er auch den Variationen innerhalb eines Vokallauts, der mit dem gleichen Buchstaben bezeichnet wurde, keine größere Beachtung. Sven Hof (aus Westgötland, Gymnasiallehrer in Skara) sagt 1772, daß es zwei verschiedene Laute gäbe, die dem a-Zeichen der Schrift entsprächen, nämlich ,,a darum" (in hat ,Haß') und „a obscurum" (in hott ,Hut'). Es scheint eigentümlich, daß Hof den langen, geschlossenen α-Laut in hat als „darum", den kurzen, offenen in hott aber als „obscurum" bezeichnet; man würde eher das Umgekehrte erwarten. Sven Hof gibt für das Schwedische auch zwei verschiedene «-Laute an (vgl. § 156). § 154. α in ζ. B. bat ist aus aschw. ä entstanden (§ 61). Mit diesem o-Laut ist nach und nach der o-Laut zusammengefallen, der aus aschw. δ entstanden ist (ζ. B. sova .schlafen', honung, folk, § 69). In der Hochsprache wurde dieser Zusammenfall erst ziemlich spät (Ende 19. Jh., 20. Jh.) allgemein. Der Buchstabe ο wird, sagt Columbus (s. § 151, 2), im Schwedischen auf drei verschiedene Arten ausgesprochen: 1. in bo ,wohnen', otta .Frühe', koxa ,glotzen' u. dgl. (offenbar ein geschlossener uLaut), 2. in hoppa .springen', skotta .(Schnee) schaufeln', moron .Morgen' („fast wie ä"), 3. in kohl,Kohle', hohl ,hohl', bohl,Rumpf', mohn ,Maß', dohn .Getöse'. Mit diesem letzten meint er offenbar einen Laut zwischen ö und ö, der sich in den meisten schwedischen Mundarten aus aschw. ö entwickelt hat. „Förr har iag wäl warit i den tankan at man borde inventera en ny bokstaf för dä-här liud't, efftersom det esom offtast kommer fram . . . Men nu holler iag sa före, at wij wile hellqr skrifwan mäd oh som kohl, bohl, hohl" (.Früher hatte ich wohl den Gedanken, daß man einen neuen BuchWes6&i, Schwedisch I

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Neuschwedisch

staben für diesen Laut erfinden sollte, da er so oft vorkommt . . . Aber nun bin ich der Ansicht, daß wir ihn besser mit oh schreiben wie kohl, bohl, hohl')*. Noch hundert Jahre später erklärte J. Ihre, daß im schwedischen Alphabet zwei neue Buchstaben nötig seien, einer für den ng-Laut und einer für „en vokal, hvars ljud är mellan ο och d, säsom i kol (carbo)" (.einen Vokal, dessen Laut zwischen ο und d liegt, wie in kol carbo'). Die Schwedische Akademie bemerkt dazu („Handlingar ifrän är 1796" 1, S. 72), „att den omtalte vokalen sä mycket mindre synes behöfva ett eget tecken, som detta blandade ljud af ο och ά nu mera frän det bättre talet alldeles försvunnit" (,daß der genannte Vokal umsoweniger ein eigenes Zeichen zu benötigen scheine, als dieser aus u und ο gemischter Laut heutzutage ganz aus der besseren Sprache verschwunden ist'). Diese Feststellung galt wohl von der gebildeten Umgangssprache in Stockholm vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Aus den Feststellungen von Sven Hof (Dialectus Vestrogothica, S. 31) geht ebenfalls hervor, daß die Aussprache von Uppland mit einem reinen o-Laut anfing, unter denjenigen, die sich um eine gepflegte Aussprache bemühten („qvi paullo elegantius loqvi volunt"), an Boden zu gewinnen, besonders in Wörtern mit langem Vokal. Der ö-haltige o-Laut fing immer mehr an, als mundartlich oder vulgär zu gelten. Aber noch Ende des 19. Jahrhunderts wird von zahlreichen Personen bezeugt, daß man in verschiedenen Gegenden Schwedens in der Umgangssprache der Gebildeten zwischen einem geschlossenen o-Laut in ζ. B. ds .Bergrücken', Idg .niedrig' 4

Schon in der GWB kommt die Bezeichnung oh vor, aber die Orthographie der GWB ist hier nicht konsequent: fohrar PI. .Furchen* 6mal (spor .Spur' lmal, göret .Eingeweide* 3mal), bohl .Rumpf* lmal (bol lmal, holen lmal), gohl .gelb* lmal (gol lmal, goll 2mal. golt 41mal, gola best. F. 2mal, gola PI. 2mal, golachtugh .gelblich' 2mal, golwerck lmal), hohl .Loch' 3mal (hol lmal, holl 8mal, holet 9mal, holen 4mal; holl Adj. .hohl' 2mal, jholl lmal, iholt 2mal, hologh 2mal), kohl .Kohle' &mal, hohlen lmal [koll lmal, holen 2mal, koleeld .Kohlenfeuer' lmal, förkolnat .verkohlt' lmal). In fohr(ar) hat sich wohl auch das Wortunterscheidungsprinzip geltend gemacht; es spielt in der GWB eine nicht geringe Rolle (waara .dauern': wara .sein' u. dgl.). Vgl. das Subst. fddr N. .Schaf' und die Verbformen foor, foro .fuhr, fuhren'. In den abiigen Fällen wurde wohl h vereinzelt nach deutschem Vorbild zur Längenbezeichnung eines Vokals in geschlossener Silbe verwandt; denn oo war hierfür nicht zu gebrauchen, da es schon einen geschlossenen u-Laut bezeichnete.

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Die Lautentwicklung

und einem eher offenen in ζ. B. kol ,Kohle', son ,Sohn', lova .versprechen' unterschied. Eine wichtige Voraussetzung dafür, daß die beiden Vokale, die sich aus aschw. ä und aschw. 6 entwickelt hatten, innerhalb der Hochsprache zusammenfielen, bestand darin, daß sie in den Mundarten des nordöstlichen Södermanland und südwestlichen Uppland einander ziemlich nahestanden. Eine geringe Lautdifferenz hat nämlich immer die Neigung zu verschwinden, besonders wenn sie von Personen aus einem andern Mundartgebiet wiedergegeben wird, denen sie nicht von Kind auf vertraut ist. Die Bevölkerung der Hauptstadt erhielt ununterbrochen starken Zuwachs von Leuten aus andern Teilen des Landes. In der Schriftsprache kommen seit der altschwedischen Zeit immerzu Verwechslungen zwischen den Buchstaben ο und ά vor. Heute werden manche Wörter mit α geschrieben, obwohl sie im Altschwedischen ö hatten. Insbesondere ist dies bei Wörtern, die langen Vokal haben, der Fall: bäge ,Bogen', läga ,Flamme, Lohe', hag ,Sinn, Lust', räg ,Roggen', fagel ,Vogel', spar ,Spur', skdra .Einschnitt', (plog)fdra .Furche', bal .Rumpf', hal(a),Loch, Höhle', fäle ,Fohlen', tdla ,ertragen', skdda .schauen', kndda .kneten', trdda ,treten', brate .Gerümpel', pdse ,Tüte', (jord)man ,Boden', mdnde .werden, wollen'5. § 155. Nschw. ο [u] in ζ. B. bok .Buch', bonde .Bauer' hat sich aus aschw. δ entwickelt (§ 65). [u] bezeichnet den Laut in dt. gut, Butter; im Schwed. also ο geschrieben. Der geschlossene «-Laut in den Pluralformen de voro ,sie waren', de skola .sie sollen' ist eine durch die Schreibimg vermittelte Aussprache dieser Verbformen, die in der Sprechsprache, wo es statt dessen di va(r), di ska heißt, schon längstens ausgestorben sind. Dieselbe Leseaussprache haben wir auch in den Wörtern bildstod .Standbild' und brandstod ,Feuerversicherungssumme' (aschw. stoß, stuß), ferner in den Volksnamen goter ,Goten' (gelehrte Entlehnung von lat. Gothi, dt. Goten) und morer (von dt. Mohren). Das alte Wort kona ,Frau' (aschw. kona) wird nach dem SAOB mit u oder ο ausgesprochen; frühnschw. wird es manchmal mit ά (vgl. dän. kone) geschrieben. — Zu ο in Endsilben, s. § 159. 5

Das Gegenteil (o statt d) ist seltener: ollon .Eichel' (schw. aldin), Omberg (Berg in Ostgötland; aschw. Amobergh). 12*

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§ 156. Das Frühaltschwedische dürfte einen «-Laut gehabt haben, der mit dem deutschen und dänischen u übereinstimmte; die Artikulationsstelle verschob sich in der folgenden Zeit nach vorne, wobei der lange Laut zu einem hellen, vorderen Vokal [ %i~\ wurde und der kurze zu einem mittleren [ώ]. Diese und die vorher genannten Vokalqualitäten sind für das Schwedische kennzeichnend. Auch diese Veränderung macht sich in der Schreibung nicht bemerkbar. Sven Hof sagt aber, daß es zwei verschiedene mit u bezeichnete Laute gäbe. § 157. Der lange ö-Laut verlagerte sich nach hinten, wenn ein r unmittelbar folgte, wurde also zu einem offenen Vokal, ζ. B. hörα .hören', göra , machen' [ce:] — möta .begegnen' [0:]. Diese Veränderung fand wahrscheinlich im 18. Jh. statt. In gewissen Gegenden (besonders in Stockholm) hat auch langes ä vor r eine offenere Aussprache als anderswo, ζ. B. bära .tragen', lära .lehren' [se:] — ä t a .essen' [ε:]. § 158. Die kurzen Vokale haben im allgemeinen eine offenere Aussprache als die langen. Besonders ist dies der Fall bei den Vokalen a, u, ö. Ζ. B. hat ,Haß' — halt ,Hut', tala .sprechen' — falla .fallen', ful .häßlich' — full ,νοΙΓ, sur ,sauer' — surr .Gesumme', söt ,süß' — N. sött, röd ,rot' — N. rött ,rot'. Ein langer Vokal wird in Beugungsformen oder Zusammensetzungen vor einem langen Konsonant oder einer Konsonantenverbindung häufig gekürzt (vgl. § 38): dags-lfus .Tageslicht', hur dags? ,um wieviel Uhr?', tili havs ,zur See', havsbotten .Meeresgrund', riksdag .Reichstag', mändag ,Montag', tili skogs ,in den Wald', skogsfägel' .Waldvogel (Birkhahn, Auerhahn usw.)', bokstav .Buchstabe' (: bokskdp .Bücherschrank' usw.), skorsten .Schornstein', smörgds .Butterbrot', Guds ,Gottes', blätt (N. zu blä) .blau', brett (N. zu bred) .breit', rött (N. zu röd), högt (N. zu hög) .hoch', grovt (N. zu grov) ,grob', bodde (Imperf. zu bo) .wohnte', bott (Part, zu bo) .gewohnt', motte (Imperf. zu möta) .begegnete', gewöhnlich auch bei köpte (zu köpa) .kaufen' und kokte (zu koka) ,kochte', in Westschweden auch ζ. B. laste (zu läsa) .las', bläste (zu bläsa) ,blies', vakna ,wach werden' (zu vaken ,wach'). Besonders häufig ist auch die Vokalkürzung in (der lokalen Aussprache von) zusammengesetzten Ortsnamen: Husby, Viksta, Tensta, Vetlanda, Vadstena usw.

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In einsilbigen Verbformen, wo ein Endungs-s unmittelbar nach einem langen Vokal zu stehen kommt, wird dieser gekürzt: (pojkama) släss ,die Jungens schlagen sich', (han) brass (pa sin fader) ,(er) schlägt (seinem Vater nach), (det) förstäs ,(das) versteht sich (von selbst)' (wird auch in der Bedeutung .natürlich, selbstverständlich' gebraucht: det har han f . inte tankt pä ,daran hat er natürlich nicht gedacht' usw.). In südschwedischer Umgangssprache sind dergleichen Formen ziemlich häufig: tass (var ska det t. ? ,wo soll man das hernehmen ?' han är inte god att t. med ,mit ihm ist nicht gut Kirschen essen'), Medio-Passiv zu tafga) ,nehmen', drass (zu dra\gä\ .ziehen': han fick d. med det namnet .den Namen mußte er sein Leben lang haben'), gess (zu ge, Kurzform von giva .geben'), sess (zu se .sehen'), förmass .dazu gebracht werden' (zu forma .vermögen') usw. (Über die auf anderem Wege entstandenen Verbformen lass, lyss, less, iss, s. § 172).

Schwächung und Schwund § 159. In götländischen und mittelschwedischen Mundarten wird -or zu -er und -o zu -e geschwächt: gater .Straßen', flicker .Mädchen', de ginge ,sie gingen', de toge ,sie nahmen'. Auch in den Mundarten von Uppland ist wohl in gewissen Fällen eine Schwächung eingetreten, besonders wenn eine starktonige Silbe folgte: de ginge fram .sie traten vor', de toge ut ,sie nahmen heraus'. Die heutige Aussprache mit geschlossenem «-Laut (gator, blommor ,Blumen' usw.) ist auf den Einfluß der Schreibformen zurückzuführen. — Finnlandschwedisches gatar, flickär sind offenbar mundartliche Formen, während gingo, togo nach der Schreibung ausgesprochen werden. § 160. In gewissen Fällen schwindet ein schwachtoniger Vokal oder eine schwachtonige Silbe: 1. In den Mundarten von Uppland und von Mittelschweden (zum großen Teil auch in denen von Ost- und Westgötland) in dreisilbigen Imperfekta von schwachen Verben (vom Typus kastade ,warf'): han kasta', lova' .versprach', hota' .drohte' (vgl. §§ 77, 205). 2. Adverbien auf -ligha > -ligh > -Ii: GWB daghligha .täglich', gudhligha .göttlich', vänligha .freundlich' usw.,im 17. Jh. gewöhnlich

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tämligh .ziemlich', näppligh ,kaum', visserligh .allerdings', oder dagli, nyli .neulich', rättli .richtigerweise' usw. Zum Teil können solche Formen aus dem Deutschen entlehnt sein oder durch die entsprechenden deutschen Wörter auf -lieh (ziemlich, kürzlich u. dgl.) beeinflußt sein. Vgl. § 194.1. 3. Schwachtonige Wörter. Hierher gehören vor allem einige gewöhnliche Verben, die im Satzzusammenhang oft unbetont sind: haver ,hat' > har, bliver .wird' > blir, giver (gever) .gibt' > ger, tager .nimmt' > tar, drager .zieht' > drar, rdder .rät' > rar, (rd om .besitzen', rd pd .überlegen sein') usw., sade .sagte' > sa, lade .legte' > la (§§ 77, 200d). Ferner in Adverbien, Partikeln und Pronomen wie bade (. . . och) .sowohl ( . . . als auch)' > bd, huru ,wie' > hur, ella ,oder' > ell, sedan .nachher' > sen, redan .schon' > ren, medan .während' > men (§ 40. 3). hädan .von hinnen' > hän, dädan .von dannen' > dän, förrän .bevor' > form, tili dess .bis daß' > tills (frühaschw. auch tess, dess von tili dess mit dem Akzent auf der zweiten Silbe)", eder .Euch' > er, ndgon .jemand, ein' > nän (ndn enda gdng .nur ganz wenige Male', aldrig ndnsin ,gar nie', ndnstans »irgendwo* usw.), nägot .etwas' > na (Sveamundarten), ndtt (götländisch)7. Weniger oft bei Substantiven und Adjektiven. Jedoch dürfte die Verkürzung fader .Vater' > far, moder .Mutter' > mor, broder .Bruder' > bror teilweise damit zusammenhängen, daß sie oft in schwachtoniger Stellung stehen (kom hit, far ,komm her, Vater'; far kär .lieber Vater, eigtl. Vater heb'; mor Anna .Mutter Anna', bror Erik .Bruder Erik' usw.)8. Die kürzeren Formen (die auch nach § 163, 1 entstanden sein können) sind die alltäglichen und familiären Wörter geworden, im Gegensatz zu den schriftsprachlichen und feierlichen fader, moder, broder. Wenn das Pronomen annan .anderer' oft zu ann (en ann .ein anderer', varann .einander', anndag jid .zweiter Weihnachtstag' usw.) wird, so kommt das daher, daß der schwachtonige Vokal α zwischen zwei gleichen Kon-

• „Hält ut krooken, dess thet nappar" (S. Columbus). 7 Ζ. Β. nd lijtet ,ein bißehen* (S. P. Brasck 1645, 1649), nd litet smör .ein wenig Butter' (Beronius 1674), nd gott .etwas Gutes', nd rundt .etwas Rundes' (S. Columbus). 8 Die ältesten Belege für die kurzen Formen sind aus dem 16. Jh. Über das Verhältnis zwischen den Formen fader und far, s. S AOB.

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sonanten stand9. Auf eine ähnliche Ursache ist wohl auch der Schwund des Zwischensilbenvokals zurückzuführen, wenn farsystir .Vaterschwester' zu faster wurde, oder wenn attondedel .Achtel' zu ättondel wird, trettondedag .der dreizehnte Tag (nach dem Hl. Abend, d. h. Dreikönige)' zu trettondag, tjugondedag ,der zwanzigste Tag (nach Weihnachten)' zu tjugondag u. ä. In solchen Fällen kann die Kürzung als Haplologie bezeichnet werden; sie ist verwandt mit der Reduktion einer Konsonantenverbindung wie in pos(ts)tation .Postamt', hös(ts)tämning ,Herbststimmung', fas(ts)pikad .festgenagelt, feststehend'. In zusammengesetzten Wörtern, wo mehrere schwachtonige Silben zwischen zwei starktonigen stehen, können beim Sprechen starke Reduktionen eintreten: Södermanland > Sörmland, Botvidha-kyrkia > Botkyrka (Ortsname), Köpmannahamn > Köpenhamn .Kopenhagen', oder-

tonhundratalet .das 19. Jahrhundert' > amratalet u. ä.10. — Eine schwachtonige Vorsilbe ist im Adverb lell (von likvä'l) weggefallen11. Auch in stehenden Wortverbindungen kann Silbenschwund vorkommen: Gud näde oss .Gott sei uns gnädig' > gunäs .bei Gott', bevore oss .bewahre uns' > bevors .bewahre!, behüteI', hvad befalls? ,was befehlen Sie? wie beliebt?' > vafalls? ,was sagen Sie?', hvad behagarl ,was gefällt?' > vabal ,wie?' 4. In den svealändischen Mundarten trat offensichtlich die Apokope im Satzzusammenhang allgemeiner ein; ein Endungsvokal konnte bei Wörtern, die im Satz schwachtonig waren, abgeworfen werden. Dies zeigt sich besonders in der Dichtkunst des 17. Jahrhunderts. Georg Stiernhielm scheint sich dieser Möglichkeit vor allem im Hiatus zu bedienen („den yngst' af desse tre Systrar", „Skugg' utan kropp", „Tänderna fall' och fahlna där hän"), und er glaubte, daß er sich damit an die klassischen Regeln • „Jag som en ann ät svaghet skattar" (Kellgren, Mina löjen). „En ann är sä god en ann." — Vgl. aschw. min sannind .meine Wahrheit' (bestätigend) > min sannin > min sann .wahrhaftig' (Hesselman). 10 E. Tegndr, Om elliptiska ord (in „Forhandlinger paa det 2. nordiske filologmede 1881"); A. Kock, Undersökningar i svensk spr&khistoria (1887), S. 64f.; J. Sahlgren in NoB 18 (1930), S. 67f.; B. Hesselman, Huvudlinjer i nordisk spr&khistoria 1 (1948). — Vgl. auch § 70. u „Sä. är ther medh lell inthet bewändt" (S. P. Brasck 1660). , J o s&gstu Pälle fick gä in han läll" (S. Columbus). „Hoo (.sie') gick fölla i dem, lell ho waa icke sä feet" (Tidfördrijf, ung. 1676). „De mä dä tappa, winna, lell fäÄ de lijka straff" (Rosimunda 1666).

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der Poesie halte. In Wirklichkeit aber überschreitet er ihre Grenzen, und dies ist auch bei anderen Dichtern seines Jahrhunderts in hohem Maße der Fall. S. Columbus sagt, es sei, je nachdem was das Versmaß verlange, erlaubt, „einen Vokal auszuschließen" oder ihn „nicht auszuschließen". Aus seiner Darstellung geht hervor, daß dies mit der ungezwungenen Umgangssprache, die in den gebildeten Kreisen seiner Zeit üblich war, übereinstimmte. Ζ. B.: „nädig frun" ,gnädige Frau', „min salig man" ,mein seliger Mann', „Go* herrar" ,Liebe Herren' (J. H. Kellgren, Dumboms leverne); ferner „min vänner" .meine Freunde', „vär tärar" »unsere Tränen', „all Förstar" .alle Fürsten', „mäng gävor" ,viele Gaben', „komm' öfverens" .verabreden, einig sein', „känn'igen" .erkennen', „bruk' munn" .den Mund gebrauchen', „en brinnand läga" ,eine brennende Flamme', „i lefvand tro" ,im lebendigen Glauben'; „Behagar hund spasser' pä golfwet" ,Behagt der Hund auf dem Boden zu spazieren' (S. Columbus, Mälroo), „Jag ska rees' t' Upsala" (S. Columbus), „Ey hörd' man nägot Frögde-Roop" ,Man hörte keinen Freudenschrei' (Stiernhielm); „sä längi mig benen kunn' bära" (Lucidor); „Jag kommer af et brusand haf" ,Ich komme von einem rauschenden Meer' (Magnus Gabriel de la Gardie, Schwed. Kirchengesangbuch 655,3); „(Mowitz) satt' sig vid sin taüa ner" , (Mowitz) setzte sich bei seinem Gemälde nieder' (Bellman). Bei den svealändischen Dichtern beruhte der häufige Gebrauch der gekürzten Formen auf ihrer Sprechsprache. Allmählich sah man aber darin eine licentia poetica und als solche lebten sie noch lange fort12. Ein Fall von elliptischer Wortverkürzung liegt hingegen in folgenden Beispielen vor: form' ochfigurer (Stiernhielm), Kist- och Kambrar ,Truhen und Kammern' (S. Columbus), Äfft- och morgonstiärna .Abend- und Morgenstern' (S. Columbus), Blomm- och Rosor ,Blumen und Rosen' (Lucidor), Lönn- och aspar .Ahorne und Espen' (Bellman), kniv- och gafflar (PI. von kniv och gaffel .Messer 18

A. Kock in ANF 25 (1909), S. lf.. VHAAkad:s Handlingar 13, 4 (1924); J. Götlind in ANF 33 (1917), S. 237f.; E. Noreen, Författarfrägor i Lejonkulans dramatik (1938), S. 20f.; B. Hesselman, Huvudlinjer i nordisk spräkhistoria 1 (1948), S. 44f., 157. — Vgl. so typisch umgangssprachliche Ausdrücke wie va i all min dar für vad i alia tnina dagar ,Du meine Güte* (Atterbom, Lycksalighetens Ö 2, S. 223; Geijer, Brief 1809; Tegnör, Brief 1827), hem' omkring ,m unserer Gegend' (vgl. ζ. B. hetnma vid), upp' i trät ,oben auf dem Baum'.

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und Gabel), tid och döden ,die Zeit und der Tod' (Bellman), själ ok kr Oppen ,die Seele und der Körper' (Bellman), hals och handen ,der Hals und die Hand' (Wallin).

B. Die Konsonanten § 161. Die Erweichung von g, k, sk vor einem vorderen Vokal geht in den meisten Mundarten weiter bis zu j [j]-, tj [5]- und sj [J]-Lauten. Damit fallen ζ. B. sk in skära .schneiden', skj in skjorta ,Hemd', stj in stjärna ,Stern' und sj in sjö ,See' zusammen. Die veränderte Aussprache geht aus Schreibfehlern hervor, so wie skäl statt själ ,Seele', skerner statt stjärnor ,Sterne', skelpa statt stjälpa ,umleeren' (Bröms Gyllenmärs' visbok, etwa 1620), tiortlarne statt kjortlarne ,die Mäntel' (Upps. Univ. Konsistorieprot. 1638), i skiöön statt i sjön ,im See' (J. Chronander 1649), skielfwer statt själv »selbst' (S. P. Brasck 1650), kernen statt tjärnen ,der Waldsee' (Gyllenius, Mitte des 17. Jhs.), siägg statt skägg ,Bart', siul statt skjul .Schuppen', tiortel statt kjortel .Mantel' (G. Dahlstierna, Kungaskald 1698), siorter statt skjortor ,Hemden', siuter statt skjuter .schießt' (Dahlstierna, Giöta kämpavisa 1700). Von späterer Zeit ζ. B. tierna statt kärna ,buttern' (Argus 1733), tiäkar statt käkar .Kiefer PI.', Kiärn statt tjäm ,Waldsee' (Linn6). „Bagarn sina korgar tjör" statt kör .fährt' (Bellman), käle statt tjäle ,gefrorener Boden' (Sahlstedt, Atterbom, A. F. Dalin 1850, SAOL 1874), „smä käll och löfhyddor" statt tjäll,Hütte' (C. J . L. Almqvist), skäl, skiäl statt själ (nschw. säl) ,Robbe' (Linn£, Atterbom, Runeberg, Strindberg; A. F. Dalin 1853: „Skrefs fordom Siäl, Själ, nu allmänt Skäl, af nägra fä Skjäl"; SAOL 1874: „Den af mängden brukade skrifningen skäl eller skjäl är utan aü grand"). Etymologisch unrichtig ist die heutige schwedische Schreibung von jänta ,Mädel' (norw. genta), tjusa, förtjusa ,entzücken' (isl. kiosa, eigentl. .wählen', dt. kiesen-, dän. kyse .schrecken') und kärv .derb' (isl. piarfr; noch im 17. und 18. Jh. häufig tiärf). GWB 1540: Thet kiusar hiertat ,es verführt das Herz', Hoo haffuer kuset idher? ,Wer hat Euch bezaubert?' kiusaren ,der Zauberer'; noch am Ende des 18. Jhs. und am Anfang des 19. Jhs. gewöhnlich kjusa (förkjusa), kjusning .Zauber, Reiz' geschrieben. So z . B . Kellgren im Vorwort zu „Fredmans epistlar": kjusnings utbrott;

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Stagnelius: kjusning, förkjust; aber schon Sahlstedt 1773: förtjusa, tjusning, WEIS die künftige Schreibung entschied. — Das Substantiv kärna ,Kern' hat altes kj (aschw. kiäme, isl. kiami M.; der Diphthong ist durch Brechung entstanden, § 5. Vgl. übrigens dt. Kern). Der Übergang von sk zum einheitlichen J-Laut ist durch folgende Feststellung von C. Iserhielm, Observationes in linguam Suecanam, sicher nachgewiesen: „Sic dicimus schijna fulgere, sehen, schep navis, Scheppare, schänk donum, schära secare, sched cochlear, schämt jocus, schär fragilis, schön venustus, schöte gremium etc., verum scribimus skijna, sken, Skepp, Skeppare, skänck, skära, sked, skämt, skör, skön, sköte." Diese Entwicklung fand in der svealändischen Umgangssprache verhältnismäßig spät statt. E. Aurivillius, der im östlichen Teil von Uppland geboren ist, gibt noch im Jahre 1693 die Aussprache kiöra (mit k-j) .fahren', skiorta (mit s-k-j) ,Hemd', giädda (mit g-j) ,Hecht' an. In Mundarten der Randgebiete (nördl. Dalarne, Finnland, Gotland) ist die „harte" Aussprache von g, k und sk zum Teil heute noch bewahrt13. Am längsten blieb die ursprüngliche Aussprache von stj in den zentralen Teilen des Landes bestehen. Im feierlichen Vortragsstil hat man noch Ende des 18. Jhs. s-t-järna ,Stern' ausgesprochen (nach Angaben von Sven Hof, Leopold 1801, P. Moberg 1825, ja sogar noch J . E. Rydqvist 1868). „Die meisten sprechen stj wie sch aus: stjelke, stjäla, stjerna; andere sprechen aber jeden Buchstaben für sich rein und scharf" (G. Sjöborg, Schwedische Sprachlehre für Deutsche, 1796, 2. Aufl. 1811)14. Auch im Inlaut können sj, stj, s(t)g zu J-Laut werden: nässja .schnüffeln', hyssja (Verbbildung zur Interj. hyss .seht!'), vyssja .einlullen', ferner in den Ortsnamen Nässja (aschw. Näsia), Nässjö; Kristian, östgöte .Bewohner von Ostgötland' > össjöte, gästgivare ,Wirt' > gässjivare, gästgivargdrd,Gasthaus, Wirtshaus'. In ähnlicher Weise, wenn, was sehr selten vorkommt, ein (in Ortsnamen) palatalisiertes k, sk vor ein i zu stehen kam: Markim (Uppland) wird margim ausgesprochen, Askim (Westgötland) affim (vgl. § 71, 3). 18

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E. Wessel, Värafolkmäl (9. Aufl. 1969), S. 44,46; G. Bergman in „Nysvenska studier" 41 (1962), S. 197f. B. Hesselxnan in „Spräk och Stil" 11 (1911), S. 78f. — Vgl. norw. stjerne, stjele u. dgl. mit s-t-j ausgesprochen, aber sj, sk (vor palatalem Vokal), skj mit f-Laut.

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§ 162. Der Halbvokal i (%), der im Aschw. wahrscheinlich in ziemlich vielen Stellungen vorkam (ζ. B. iämn ,eben', biudha .bieten', vilia .wollen') wurde allmählich zu einem spirantischen jLaut. Den Halbvokal u (u) gab es im Aschw. in der Stellung nach anlautendem Konsonanten, ζ. B. hwat ,was', swa ,so', qwälder .Abend' (§ 13). Daraus wurde mit der Zeit ein gewöhnliches w. Sven Hof kennt noch die Aussprache mit u. In einigen südschwedischen Mundarten (Blekinge, südlicher Teil von Smäland, Halland) und in denen von Dalarne lebt diese Aussprache weiter. A n m . Der berühmte Philosoph Petrus Ramus schlug in seiner französischen Grammatik vom Jahre 1562 vor, die Zeichen j und ν sollten die Konsonanten, i und u aber die Vokale bezeichnen. Aber es dauerte zwei Jahrhunderte oder länger, bevor diese Verwendung allgemein durchdrang, zunächst in der Antiqua, und später auch in der in Schweden wie auch in Deutschland gebräuchlichen Fraktur. In der Bibel 1540—41 wird die Letter j als eine graphische Variante von i verwandt: etwa so wie in mittelalterlichen Handschriften: j ,in', strijdh .Streit', aber iagh ,ich', biudha .bieten', tienare .Diener', siw ,sieben', wilia .wollen'; nach Vokalen wird y geschrieben: ey .nicht', säya,sagen', tiyo ,zehn', usw. Ebenso in der Bibel Karls XII. (1703). Der «-Laut (zur Lautqualität von schw. u, vgl. § 156) wird in der Bibel 1540—41 mit v, u oder w bezeichnet: vth Adv. .aus', vnder .unter', Gudh ,Gott', gull ,Gold', tu ,du', tw ,zwei (N.)', hws ,Haus', tiwghu .zwanzig', der w-Laut mit w (u), f f u oder //: war .war', wijn ,Wein', swar ,Antwort', hwadh (huadh) ,was', giffua ,geben', äff ,νοη'. § 163. 1. In der Sprechsprache ist die Spirans Ö (geschrieben dh) in großem Umfang abgefallen, besonders im Auslaut, ζ. B. bio' ,Blut', go' .gut', rä' ,Rat', trä' ,Faden', sä' .Getreide', brö' ,Brot', rö' ,rot', spa' ,Brühe'. Auf götländischem und mittelschwedischem Gebiet schwindet die Spirans auch im Inlaut, ζ. B. PI. go'a ,gute', spa'e »Späten', slä'e .Schlitten', lo'en .behaart', smi'a .schmieden'. Schwachtonigkeit ist offenbar für den d-Schwund günstig, und in schwachtonigen Wörtern und Wortverbindungen ist er daher häufiger; ζ. B. förklä .Schürze', klä pa sig .sich anziehen' (vgl. päklädd .angezogen'), spä ut .verdünnen' (vgl. utspädd), m för .dafürkönnen', trä pd .einfädeln'16. Gud ndde dig ,Gott gnade dir' 16

Uber den Schwund nach schwachtonigem Vokal, s. auch § 73, 2, § 77.

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> Gud nd'e dig (Bellman: „Gud nä den som . . . ej gär sjelf"). Gud ndde oss > Gud nd'e oss > gunds. Formen mit d-Schwund sind in der Schriftsprache selten und kommen eigentlich nur bei der Wiedergabe mündlicher (mundartlicher) Rede vor. Beispiele: smija .schmieden' (S. P. Brasck 1645); Sija .Seite', Föa .Nahrung', Boa ,der Laden, der Schuppen', bija ,warten', lija .leiden, gehn', rija .reiten' (Tidfördrijf um 1675); vtrijaren .der Ausreiter, Bote'; bija reimt auf frija; „Mäng wacker jungfrw är migh böen" .angeboten', aschw. budhin (Chronander aus Westgötland, 1649); däa für dädan .von dannen', mäa für medan .während', biua te für bjuda tili ,sich anstrengen' (Beronius 1674). Ziemlich allgemein ist auch der Schwund von spirantischen d vor r in Wörtern mit Akut und Einschubvokal. Beispiele: ner .herunter' (aschw. nidher, isl. nidr; daneben ned aus aschw. nidh), Dat. Akk. er .euch' (aschw. idher), merafton .Nachmittag' (eigtl. .Mitt-Abend') (§ 145, 5), vär .Wetter'18, fjär ,Feder', klär .Kleider', qwär .singt' (Wivallius), das Hilfsverbum lär .dürfte', (von aschw. läter > lädher; §199,7; §202). flör .fließt' (Dahlstierna), ror .Ruder', (nschw. rorgängare »Rudergänger', usw., std tili rors ,am Ruder stehen'), lur ,Horn' (aschw. ludher, isl. lüdr), arton ,18' (aschw. adhertan)17. In finiten Verbformen kann Schwachtonigkeit mitgespielt haben (§ 160, 3): beder »bittet' — ber, rdder .rät' — rar usw., wozu dann die Infinitive be, rd gebildet wurden18. — Uber den Schwund in Wörtern mit Gravis: fader > far, moder > mor, broder > bror, Poss. Pron. eder > er, s. § 160, 3. Im Plural (mit Akut) kommt brör,Brüder' sowohl mundartlich als auch (vereinzelt) in der Schriftsprache vor (u. a. G. Dahlstierna 1691 und O. v. Dalin 1752). Der Plural von fader ist in der Alltagssprache weniger häufig; darum bleibt die zweisilbige herkömmliche Form fäder die alleinherrschende. In den Mundarten von Ost- und Westgötland, wo es lautgesetzlich ja vri'a für vrida .drehen', Präs. vrir, bju'a für bjuda .bieten', le

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„Lät skönt wäär bläsa p& hatten" (Wivallius), „Hon skal fä, motwär" (S. P. Brasck 1650). „Scribimus semper wäder, ventus, sed enuntiamus ssepe wäär" (P. Lagerlöf 1694). Wahrscheinlich konnte in der gleichen Stellung auch ein spirantisches g schwinden. Ζ. B. aschw. lögherdagher (§70) > lördag .Samstag'. ,,Rär tu om maten, sä räx jag om pungen" (S. P. Brasck 1646).

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Präs. bjur u. dgl. heißen sollte, kommen daneben einsilbige Infinitivformen vri, bju vor, die nach ζ. B. bo ,wohnen' — bor, fly .fliehen' — flyr analogisch gebildet sind. Auch das Imperfektum heißt häufig midie, bjudde usw., mit vollständigem Ubergang in die 3. Konjugation (§ 200 a). Ebenso schwache Verben (ursprünglich mit Zweisilbler-Akzent, Gravis, im Präsens): aus smi'a .schmieden' wird smi — smir — smidde, aus blö'a .bluten' blö — blör — blödde, aus flö'a .fließen' flö — flör — flödde usw. In Mundarten mit ziemlich allgemeinem d-Schwund sind die Voraussetzungen für die Bildung von sog. Hypersvezismen wie blad für bid .blau', geväder für gevär .Gewehr' vorhanden19. 2. Die stimmhaften Spiranten d und g (mit dh und gh bezeichnet) werden allmählich zu Verschlußlauten. Wann dies geschah, ist schwer zu bestimmen, und es war wohl auch in den verschiedenen Gegenden nicht gleichzeitig. Die Verteilung von dh und d in der GWB deutet darauf hin, daß dh damals noch eine andere Aussprache bezeichnete als d20. Um 1700 etwa scheint diese Entwicklung, wie man aus einem Schriftwechsel über die Orthographie zwischen Urban Hiärne und Jesper Swedberg schließen kann, beendigt zu sein. Hiärne teilt mit, daß es einen dem dh entsprechenden Laut (d. h. spirantisches d) nur an „ein paar Orten in Schonen" gäbe. Der Gebrauch von dh und gh ist in den Handschriften des 17. Jhs. sehr unregelmäßig und ungleich. Daran ist hauptsächlich die orthographische Tradition schuld, vor allem die Autorität der Bibel in orthographischen und sprachlichen Fragen. Samuel Columbus berichtet (1678). daß „förr har man skrifwit modh, godh, blodh, badh, men nu nyligen mod, god, blod, bad" (.früher hat man modh .... geschrieben, aber jetzt neuerdings mod....'). Zur Zeit des Übergangs zum Spätnschw. verschwinden die alten Schreibungen, auch in den sorgfältigsten Drucken: in Mohns Bibel 1720 (eine schwedische E. Wessen, Vära folkmäl (9. Aufl.). S. 31; E . Hellquist, Studier i 1600talets svenska, S. 75f.; A. Akerblom, Runii svenska rim, S. 241f. 2 0 S. „Nysvenska studier" 7 (1927), S. 251f. Daß dh wenigstens im Svealändischen noch spirantisch ausgesprochen wurde, scheint aus Aussagen von Bureus und AuriviUius (Cogitationes) hervorzugehen. S. Columbus dagegen ist der Ansicht, das h in den Verbindungen dh und gh keine Aufgabe erfülle, und darum weggelassen werden sollte: „Ty eiterst i jagh, migh, sdgh, sägh . . . äret inte af nöden . . . Samtäcke i tagha, lagha, laghbok, sä ok modh, godh, radh. Om de hade welat giordt stafwelsen läng därmäd, hade de skulla skrifwit mohd, gohd, rahd, guhd etc."

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Bibelausgabe in kleinerem Format), dem Gesetzbuch von 1734 und O. v. Dalins Wochenschrift Argus 1732—34 kommen sie nicht mehr vor. 3. Nach l und r wurde die spirantische Aussprache von gh (g) beibehalten, und der Laut wurde zu /. Beispiele: berg .Berg'. sorg .Trauer', älg ,Elch', talg .Talg', tälgkniv .Schnitzmesser' (heute täljkniv geschrieben, im Anschluß an das Verb tälja, aschw. tälghia). Darum kann man solche „umgekehrten" Schreibungen antreffen wie „Wälg det bästa" statt Välj det bästa .wähle das Beste' (Sahlstedt). Das Wort bärga .bergen' reimt also auf värja .verteidigen' und härja .verheeren'. „Vad rätt du tänkt . . . kan ej av tiden härjas. Det är en skörd som undan honom bärgas" (Viktor Rydberg). In einigen svealändischen, ostschwedischen und norwegischen Mundarten ist spirantisches g (g) auch in dieser Stellung zum Verschlußlaut geworden („hartes" g). So in der finnland-schwedischen Aussprache des Städtenamens Borgä und in der norwegischen des Namens Norgesl. Nach der Schreibung (mit „hartem" g) werden ζ. B. Helge (Männername), helgon .Heiliger', morgon ,Morgen' ausgesprochen. 4. Die Verbindung ig wird zum Diphthong cejf in den schwachtonigen Wörtern migh .mich', digh ,dich', sigh ,sich'. Lucidor (f 1674) reimt ζ. B. meij: deij: eij (in „Skulle jag sörja", Str. 4). Nach den Angaben von Sven Hof (im „Dialectus Vestrogothica" 1772) wurden diese Pronomina in Westgötland wie mäk, däk, säk ausgesprochen. „Dalecarli dag, mag, säg, ceteri Sveci däj, mäj, säj dicunt; nemo autem, quantum ego quidem cognoscere potui, dig vel tig, mig, sig, nisi in publicis et panegyricis orationibus, usurpat, quamvis hae voces hodie ita scribuntur." In der von der Schwedischen Akademie im Jahre 1801 herausgegebenen „Afhandling om Svenska stafsättet" (Abhandlung über die schwedische Orthographie) stehen S. 13 unter den Angaben über die in der Aussprache stattgefundenen Veränderungen auch die, „hvilka icke i nägon skrifart, ehuru familjär den vara mä, kunna nyttjas, men blott finna rum pä Scenen, dä umgängestalet bör fullkomligen härmas. Sädana äro t. ex. mej, dej, i stället för mig, dig; hol, gäl, fjäl, i stället för bord, gard, fjärd" (.welche in keiner Stilart, wie umgangssprachlich sie auch sei, verwendet werden können, jedoch auf der Bühne allein er21

E. Wessen, Vära folkmäl (9. Aufl.), S. 31.

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laubt sind, wo die Umgangssprache vollkommen nachgeahmt werden sollte. Solche sind ζ. B. mej, dej statt mig, dig'). § 164. Die Verbindung rd (rdh) war in gewissen Gegenden schon in aschw. Zeit zu einem kakuminalen („dicken") l geworden; Schreibungen mit l statt mit rdh sind jedoch selten. Im frühnschw. Zeitraum verbreitete sich dieser Übergang über das ganze schwedische Sprachgebiet, obwohl die Schreibung mit rdh in der Regel beibehalten wurde. Die GWB hat ein einziges Beispiel: spool (ömal im 3. Mose und 5. Mose) = isl. spordr .Fischschwanz'; sonst immer rd: ord .Wort', iord .Erde', gdrd ,Hof', omgjorda .umgürten' usw. Im 16. Jahrundert sind Schreibungen mit l statt rd selten, im 17. aber bei der Wiedergabe von umgangssprachlicher oder mundartlicher Rede ziemlich häufig22. S. Columbus will, daß man nach der Aussprache oohl statt ord .Wort', hdhl statt hdrd ,hart' usw. schreibe28. O. v. Dalin schreibt im Argus wdhlnar statt 22

Ζ. B. holet statt bordet ,der Tisch', wälan statt v&rlden ,die Welt', hdlast für hdrdast ,am härtesten', köle statt kör de .fuhr' (A. Prytz 1620); Sven i Gälet statt Sven i Gärdet ,Sven im Feld' (Name), jolarna statt gjordarna ,die Faßbänder' (S. P. Brasck 1646); itt bol statt ett bord ,ein Tisch*, pd gdlen für pd gdrden ,auf dem Hof', gjole für gjorde .machte' (Beronius 1674); wäM neben wdrd .Pflege* (Lex. Line. 1640); böla für börda .Bürde*. PI. bölor (R. Modäe 1738. U. v. Troil 1777; ostgötl. mundartl. byla). — Ein aufschlußreiches Beispiel ist der Ortsname Fälebro in der Gemeinde Danmark in Uppland: faardhabro 1424. fardhabro 1438, Fohläbroo in der Chronik von Peder Swart (um 1660). Zu diesem Ortsnamen, s. J . Sahlgren in „Namn och Bygd" 27 (1939), S. 145f. — Ein anderes Beispiel bietet der Ortsname Nalavi in der Gemeinde Viby in Närke: närthawi 1276, Naleuj 1560.

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Petrus Lagerlöf sagt in seiner,, Dissertatio de linguae S vecanae Ortographia'' (1694): „Scribimus wdrd, custos sive custodia, sed enunciamus wddl, ut in wddlkarl et ringa i wddl. Scribimus gdrd, praedium, sed enuntiamus gddl . . . Scribimus werld et werlden, mundus, sed enuntiamus fere wääl et wäälan. Scribimus färd, iter, profectio, sed eloquimus fääl." — Nils Tiällmann (1696): ,,R hafva n&gre Latinske Grammativi kallat en tuärhunde bokstaf, huilken vi ofta uti ovärdigt tal iörtiga: dock af en galen vane, huilken Praeceptores borde strax barnen afr&da, sä. väl som uti andre mäl. T. ex. bol bole för bord bordet, ol ole för ord ordet, jol jola för jord jorden, ovdlig pro ovdrdig, gdl gdlen för gdrd gdrden etc." — Die Form fiohl (fiol) statt fjord kommt bei dem Wermländer Gyllenius (etwa 1660), bei Dahlstierna aus Dalsland (1698) und bei ϋ η η έ in seiner „Västgötaresa" (1747) vor, wenn vom Fjord von Uddevalla die Rede ist. Vgl. den

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värdnader .Gespenster'. Nach Sven Hof war „dickes" l für rd in der Umgangssprache („omgiängestal") von Stockholm um die Mitte des 18. Jahrhunderts gebräuchlich24. In der gepflegten Rede wurde indessen rd im Anschluß an die Schriftsprache wiedereingeführt, und in den meisten Fällen trug dann auch in der Sprechsprache die Aussprache mit rd den Sieg davon. Schreibungen mit l [gäl, bool, ohl u. dgl.) verschwinden und werden durch das ältere rd ersetzt. Im 18. Jahrhundert kann man ζ. B. noch schreiben fälas .weitergehen, drauflosgehen, hausen, sich (dumm) anstellen' (U. Hiärne, J. Runius), fälsup ,Abschiedstrunk', hol .Tisch', fjälar .Fjorde' (Bellman, Episteln 30, 6), Djurgaln ,der Tiergarten', prästgäln ,der Pfarrhof, das Pfarrhaus' (Lenngren; Runeberg, Hanna), herrgäln ,der Herrenhof' (Runeberg, Älgskyttarna, Julkvällen), trägäln ,der Garten' (Runeberg, Hanna), tingsgäln ,das Gerichtsgebäude' (Runeberg, Älgskyttarna), babol und styrbol .Backbord' und .Steuerbord' (J.Wallenberg 1771), Kolmoln .Kolmärden* (G. F. Gyllenborg), Lagorshjäle ,Ladugärdsgärde' (früherer Exerzierplatz von Stockholm) (Prinzessin Hedvig Elisabet Charlotta 1788). S. Hof sagt, daß die Aussprache ol, hol, jol, gäl, hal in „der svealändischen Sprechart" („den uppländska talarten") allgemein verbreitet sei, aber in der „öffentlichen Sprache" („offenteligit tal") vermieden werde. Aus den Feststellungen der Schwedischen Akademie im Jahre 1801 (s. § 163, 4) geht hervor, daß Formen wie hol, gäl, fjäl der „Umgangssprache" („umgängestalet") angehörten und deshalb auch auf der Bühne vorkommen sollten, „wenn die Umgangssprache vollständig nachgeahmt werden soll" („dä. umgängestalet bör fullkomligen härmas"). In der Schriftsprache der Gegenwart lebt l in einigen wenigen Wörtern weiter: i fjol ,im vorigen Jahr' (aschw. i fiordh), stel,steif' (aschw. stirdher), sväl .Schwarte' (aschw. svardher), vdlnad .Gespenst' (aschw. varpnaper), ovdlig .eigenwillig, unvorsichtig', väla sig om nägot ,sich um etwas bemühen', ovulen .unförmig, klotzig, unangenehm' (dän. uvorn), illa vulen .schlecht beschaffen', (en) storvulen (handling) ,eine Großtat', karlavulen .männerartig' (aschw. vurdhin .geworden'), tvi vale ,Pfui Teufel' (aschw. vardhe Namen des Sees Glafsfjolen (in Wermland). Die ostschwedische Form ist fiähl (fiäl), nschw.fjärd und findet sich bei U. Hiärne, O. Rudbeck, Linnö u. a. (Uber den Wechsel fjord,: fjärd, in schw. Dialekten, s. N. Lindqvist, Sydväst-Sverige i spräkgeografisk belysning (1947), S. 25 f. und Karte 71). 84 S. Hof, Swenska spräkets rätta skrifsätt (1753), S. 162.

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.werde'), utböling ,kein Hiesiger' (frühnschw. utbörding, zu börd .Geburt'), hin hdle ,der Teufel' (aschw. hin hardhe ,der Harte'). In Südschweden wird rdh > r (wie im Dän.). Südschw. i ffor = i ffol, illavuren = illa vulen (vgl. oben). H. Spegel (gebürtig aus Ronneby, Blekinge) reimt gären (für gdrden ,der Hof') mit vären ,der Frühling'. Umgekehrt schreibt Linn£ Allwarden, Alfwarden statt Allvaren (Name des Heideplateaus auf der Insel öland). Vgl. E. Wess£n, Vära folkmäl. S. 15, 21 f. § 165. „Dickes" l [lr~\ wird in gepflegter Aussprache allmählich — von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an — durch gewöhnliches dentales l ersetzt. S. Columbus berichtet in „En svensk ordeskötsel" 1678, daß „ett tjockt l finnes i swänskan som knapt nogon främmande ska' kunn' säij' ut" ,es im Schwedischen ein dickes l gäbe, daß ein Fremder kaum wird aussprechen können'; er schlägt vor, man solle es mit hl schreiben: hahl (nschw. hard) ,hart', mahl (nschw. mal) ,Rede' u. dgl. Aber „Hof-folke ha tungan weekare" ,die Höflinge haben eine weichere Zunge' und sprechen häl, bool (nschw. bord ,Tisch'), wälen (nschw. Vörden) ,der Wirt, Gastgeber', mal, snäl .geizig' u. dgl. mit „dünnem" l aus. Dieses l ist dann auch in der Sprache von Stockholm durchgedrungen, obwohl die andern Stadtmundarten und auch die Mundarten der Stockholmer Umgebung dickes / haben. In Südschweden gibt es kein „dickes" l, auch in Nyland (Finnland) und auf der Insel Gotland ist es den Mundarten fremd (E. Wess£n, Vära folkmäl, S. 15). „Dickes" l gab es schon im Aschw. Es kommt aber in Lehnwörtern, die während des Mittelalters ins Schwedische aufgenommen wurden, nicht vor, z. B. sal .Saal', smal .schmal', pil .Pfeil'. § 166. rd, rt, rn, rs werden in nschw. Zeit zu einfachen supradentalen Lauten [d, t, n, ?]. Über den genauen Zeitpunkt des Wandels weiß man nichts. Im 17. Jahrhundert kommen Formen wie baren ,Kind' für barn, biören ,Bär' für björn vor, was darauf hinzudeuten scheint, daß der Wandel noch nicht stattgefunden hat. In der schwedischen Sprache von Finnland und auf Gotland gilt heute noch die ältere Aussprache mit r -(- Dental. § 167. Die Einschubkonsonanten b und p in den Verbindungen mbr, mbl, mpn, mpt (§§ 27, 28) schwinden schon im 16. Jahrhundert: PI. gamble ,alte' > gamle, PI. himblar .Himmel' > himlar, Wessen, Schwedisch I 13

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sämbre .schlechter' > sämre, nampn .Name' > namn, sampt ,samt' > samt. Ein verdeutlichendes, hypergrammatisches Einschub-i kommt in der Beugung einiger Adjektive und Partizipien auf -n vor: forn ,alt, altertümlich, ehemalig', N. fornt, PI. forne, daneben auch fordne, -a, best. Form den fordne, -a, det fordna (im 18. und 19.Jh. gewöhnlicher als forne, -a); funnen .gefunden', PI. fundne (NT 1526, GWB usw.), wahrscheinlich im Anschluß an bunden .gebunden', PL bundne (ausgesprochen bunne); försvunnen .verschwunden', PI. försvundne; öfvervunnen .überwunden', PI. öfvervundne. Beispiele: „De herrar fordne i höga loft, de äro vordne en handfull stoft" (J. O. Wallin, 1839). Nach dem Vorbild von vorden, PI. vordne wurde auch der Sg. forden .vormalig, ehemalig' neugebildet; vielleicht spielte das Adverb fordom .ehemals' (aschw. forpom) auch eine Rolle dabei. § 168. In den anlautenden Verbindungen hj, Ij, dj und hv schwindet der erste Konsonant. Wahrscheinlich schwindet zuerst h in hj-. Dieser Schwund hat auch die größte Verbreitung, er ist beinahe allgemein nordisch. Schon im Mittelalter begegnen Schreibungen wie järta .Herz', hiern statt järn ,Eisen', giordhgangh (hjord .Herde') .Weide für Herden'. Im 17. Jahrhundert werden sie ziemlich häufig, ζ. B. iwl statt hjul .Rad' (Lex. Line. 1640); „Ack, lycka, tijt Jwl löper wilt" (Messenius, Svanhvita); „all wär Ioon" (statt hjon .Person'; Messenius, Blankamäreta); „Med stegel och juul" (S. P. Brasck 1648); „Hufwud och Iämen" ,der Kopf und das Gehirn' (S. P. Brasck 1650). Vgl. auch Schreibungen wie hiordh statt jord .Erde' (Bröms Gyllenmärs' Liederbuch, ung. 1620), hiern statt järn ,Eisen' (Cronander, Surge), Hiälmann (der See Hjälmaren), Hiönköping statt Jönköping (Agneta Horn), Hiuulotta statt julotta ,Weihnachtsmesse' (S. Columbus), hjärpe statt järpe .Haselhuhn' (Sahlstedt, SAOL 1874; aber SAOL 1889: „järpe-, bör ej skrifvas hjärpe 1. hjerpe"). Der Name des Sees Hjälmaren hat sprachgeschichtlich gesehen falsches hj (aschw. Ialman, Iälmaren). In der Verbindung hv- schwand h im Laufe des 17. Jahrhunderts, wenigstens in der Sprechsprache des zentralen Schwedens. Olaus Rudbeck schreibt vilken ,welcher', vart,wohin', varje .jeder'; S. Columbus veeka .kippen, wackeln' (isl. hvika); H. Spegel welfwa ,im Kreis gehen', werflar .Wirbel (PI.)' (isl. hvirfitt)·, J. Swed-

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berg well »gellend, klangvoll' (isl. hvellr); Ο. Kolmodin wättiesten ,Schleifstein' (zu isl. hvetia .wetzen') usw. Umgekehrt schreibt Stiemhielm hwimla (,,hwimlande Hiema" Hercules 345) in einem Wort, das nie hv- hatte; ebenso auch Urban Hiärne. J. H. Kellgren schreibt das gleiche Wort einmal mit hv-, das andere Mal mit v(„Dig vära hvimlande glädjerop mana" Kantate 1789, „Och när min tanke hänryckt vimlar" Den nya skapelsen); in Sahlstedts Wörterbuch (1773) findet sich nur vimla. Ein ähnliches Beispiel ist een hwal sil ,ein Wall ( = 80 St.) Heringe' (aschw. valer § 85) bei Beronius 1674. U. Hiärne, der 1641 in Ingermanland (Baltikum) geboren wurde, sagt, daß er in seiner Aussprache zwischen hv- und v- unterscheide. Sein Zeitgenosse J. Swedberg (geboren in der Nähe von Falun, Dalama) behauptet auch bestimmt, daß h in Wörtern wie hwar ,wo', hvem ,wer', hwete ,Weizen' deutlich ausgesprochen wurde26. Möglicherweise — oder sogar wahrscheinlich — bestand auch nach dem Α-Schwund noch ein Unterschied zwischen Wörtern mit alten hv- und solchen mit altem v-, und zwar so, daß der α-Laut der ersteren seine bilabiale Aussprache beibehielt (wie in engl. w). Diese Aussprache kann es sein, die Hiärne und Swedberg in ihren Bemerkungen meinen. Urban Hiärne macht in diesem Zusammenhang folgende bemerkenswerte Feststellungen: ,,Det är förtretligt och ganska förargeligt att höra, huru de här i Stockholm, ju lengre ju meer bortleggia detta aspiratum, som i sig sielft är manligt, prydeligt och mycket anseenligit; och i des ställe uthsäija allenast w. För hwart, hwarken, hwass, hwilken, säija de: wart, warken, wass, wüken; hwarigenom det Swenska spräketz egenskap myckit förnäär skeer, och förringas med en skändelig weklighet, ständandes sädant bettre en sluna eller skökia an, än en Swensk Man . . . Detta och annat meer kommer af de Stockholmske bländingar, som sä wäl här vthi, som i alt annat Swenska Spräketz reenhet förderfwa; dä deras wekliga och lama tunga sädan manlig stafwelse icke wäl kan utsäija."2® Hiärne weist hier, soviel ich weiß, als der Erste auf 25

M

„Men at kasta bortt h in hwar, hwi, hwilken, hwem, hwete och. thylika ord och skrifwa war, wi, wilken, wem etc. si thet är dierft och obilligt. Thet förra och vptagna settet at skrifwa ho, hwar, hwem etc. hafwer skiäl och therföre alias bifall med sigh. Skiälet är thet: h höres här vttryckeliga: och skrifwa Ο qvis, wi qvare är ofatt" (Schibboleth, 1716, S. 13). „Es ist unangenehm und recht ärgerlich, wenn man mitanhören muß, wie die Leute hier in Stockholm je länger, je mehr dieses Aspiratum 13*

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eine außerordentlich wichtige Ursache der Veränderungen in der schwedischen Sprache hin, nämlich „de Stockholmske bländingar . . ." Blänning bedeutet (nach dem SAOB) .Bastard, Hybride'; blänningar also .gemischte Bevölkerung, Leute mit verschiedener Herkunft'. Das, worauf Hiärne hier anspielt, ist also der von Anfang an und bis heute bestehende gemischte Charakter der Stockholmer Bevölkerung; ferner der Einfluß, den dies in verschiedener Hinsicht auf die Entwicklung der Sprache hatte: im Mittelalter mit einem starken Einschlag von Deutschen, die zunächst zweisprachig waren, dann eine Mischsprache redeten und allmählich zum Schwedischen übergingen; später kam noch ein kräftiger Zuzug von Menschen aus allen Teilen des Landes dazu. Es ist selbstverständlich, daß die Sprache in einer derartigen Stadt einen ganz andern Charakter erhält als eine bodenständige Mundart auf dem Lande mit einer homogenen und stabilen Bevölkerung. Inwiefern Hiärnes Erklärung gerade für die Frage des anlautenden hv richtig ist, ist zweifelhaft; aber für manche andere Fälle stimmt sie sicher27. Nach Sven Hof, der ein ausgezeichneter und sorgfältiger Beobachter war, hörte man das h in hw- nur an gewissen Orten. Er fand diese Aussprache vulgär (westgötländisch). Vgl. die Angaben über hv- und Ij- in E. Wessen, Vära folkmäl. hj- ist in Mundarten von Norrbotten und von Nordjütland erhalten. d verstummte schon ung. 1700 in djur ,Tier', ijuft ,tief', djävul .Teufel', djärv ,kühn' auf einem großen Teil des Sprachgebiets. Hof sagt, er habe nie jemand gehört, der d in djur in privater oder öffentlicher Rede ausgesprochen hätte. In der „Afhandling om ablegen, das doch an sich männlich, schön und wohllautend ist; stattdessen sprechen sie nur w allein aus. Anstelle von hwart (.wohin'), hwarken (.weder'), hwass (.scharf'), hwilken (.welcher') sagen sie: wart, warken, wass, vailken; dadurch wird der Charakter der schwedischen Sprache geschädigt und durch ungeziemende Weichlichkeit verschlechtert, eine Weichlichkeit, die besser zu Gören und Dirnen paßt als zu schwedischen Männern . . . An diesem und anderem mehr sind die Stockholmer Mischlinge schuld, die sowohl in diesem Fall wie in so vielen anderen die Reinheit der schwedischen Sprache verderben; weil nämlich ihre weichliche und lahme Zunge solche männlichen Sprachlaute nicht richtig auszusprechen vermag." 27

Über hv im Anlaut, s. K. G. Ljunggren in ANF 60 (1945), S. 92f., 254.

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Svenska stafsättet", die die Schwedische Akademie 1801 herausgab, heißt es aber (S. 72), daß d und l vor j in ζ. B. djup, ljus ,Licht', sowie auch st vor j in ζ. B. stjerna ,Stern', stjelk ,Stiel' „in der Alltagsrede zwar den entsprechenden Laut nicht haben, aber bei einer gepflegteren und feierlicheren Aussprache ihn hören lassen". In gewissen Dialekten, besonders denen von Dalarna und auf Gotland, wird heute noch d vor j ausgesprochen; das gilt auch für Finnland. Im Jahre 1906 wurde v- statt hv- offiziell eingeführt. § 169. Konsonantisches i (j) verstummt in den Wörtern sniö .Schnee', sliö ,träge', sniäll .rasch, tüchtig', sliunga .schleudern'. Die GWB hat: sniöö (sniön), sniögha .schneien', slio (N. sliött), sliunga, aber snell, sicher nach deutschem Vorbild. Spegel (1712): sniö, sniögha (snöja), sliö, sliunga, snäll. Sahlstedt (1773): snö, snöga, slö, slunga. § 170. Ebenso schwindet j, nach einer langen, auf g oder k auslautenden Wurzelsilbe vor einem schwachtonigen Vokal. liggia > ligga .liegen', läggia > lägga .legen', byggia > bygga .bauen', drängiar > drängar .Knechte' väckia > väcka ,wecken', tänkia > tänka .denken', kyrkia > kyrka .Kirche', önskia > önska .wünschen', dskia (dsekia 1538, vgl. § 70) > dska .Donner'. Einzelne Beispiele davon gibt es schon im Aschw.; sie werden dann bei Verfassern und Schriftstellern von mittelschwedischer, götländischer oder südschwedischer Herkunft immer häufiger. In der GWB ist i immer bewahrt (wäckia, läggia u. dgl.); bei Stiernhielm gewöhnlich: hlänkiandes .glänzend', lychior PI. von lyckia .Schlinge, Schleife' und nyckior .Häkchen', Bäckiar ,Bäche', aber auch Bäckarne, Wäggarna .die Wände'. In der Schriftsprache verschwindet die Schreibung mit i im 18. Jahrhundert. Dalin braucht in der 1. Auflage des Argus (1732—34) Formen mit und ohne i, aber in der 2. Auflage, zwanzig Jahre später, nur noch Formen ohne i. Das Wort människa .Mensch' (aschw. människia) ist in älterer Zeit im wesentlichen ein schriftsprachliches Wort, mit dem Schwerpunkt in der Bibel und anderer religiöser Literatur. Die Bibel (1541, 1703) behielt die Schreibung mit -ski- (menniskia, PI. menniskior) bei, was zur Folge hatte, das man das Wort in der

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Hochsprache allgemein nach der Schreibung mit einem /-Laut spricht. Daneben umgangssprachlich mänskia (§ 70), gewöhnlich mit J-Laut gesprochen (Weste 1807), aber in Südschweden auch mit sk. Dazu mänsklig .menschlich', gewöhnlich mit sk gesprochen. Nach anderen Konsonanten bleibt / lautgesetzlich erhalten, z. B. smedja ,Schmiede', vilja .wollen', vänja .gewöhnen', läppja .nippen', spörja .fragen', kättja .Geilheit', stävja .verhindern'. Wenn das j in einigen Verben fehlt, wie in sitta .sitzen', sätta .setzen', flytta .wegziehen', kräva .fordern', gräma sig ,sich grämen', stöda (neben stödja), handelt es sich um Analogiebildungen nach dem Präsens, während andererseits die Präsensformen väljer ,wählt', tämjer ,zähmt', vänjer .gewöhnt', stödjer .stützt' usw. Umbildungen in der andern Richtung sind. Umgangssprachlich auch villa statt vilja. Diese Form gibt es schon bei S. P. Brasck 1650 und bei Lucidor. „Skulle du villa neka mig ?" (Bellman, in Reimen mit Ulla, illa). § 171. η in s c h w a c h t o n i g e r Silbe. Dieses kam in zahlreichen adjektivischen und pronominalen Wörtern vor, vor allem aber im suffigierten Artikel des Substantivs, η war lang (ged e h n t ) im M. Sg. (isl. einn, minn, boginn, hestrinn, Akk. bogann, hestinn), aber kurz im F. Sg. (isl. ein, min, gatan, grgfin) und N. PL (isl. min, hüsin); vgl. § 111, 1. Obwohl die Aussprache somit verschieden war, wird der Laut aschw. und nschw. in beiden Fällen mit einfachem η bezeichnet. In der gesprochenen S p r a c h e war die Entwicklung folgende : 1. Kurzes η schwindet in schwachtonigen Wörtern und schwachtonigen Silben: F. en ,eine' > e, min .meine' > mi, gatan .die Straße' > gata. So besonders in der Endung -in der best. Form F. Sg. und N. PI.: der Vokal wird nasaliert und zu -a gesenkt: aschw. solin ,die Sonne' > sola, nälin .die Nadel' > ndla (§§ 178, 181—183), aschw. husin .die Häuser' > husa, barnin ,die Kinder' > barna, ögonin ,die Augen' > ögona, lakanin ,die Laken, Bettücher' > lakana26. 28

Ebenso Dat. PL quärnoman .den Mühlen' 1454 (Stadtprotokoll von Arboga 1, S. 30), medh barnotna ,mit den Kindern' (Chronander, Surge, 1647). Für andere Beispiele, s. E. Liddn in ANF 35 (1919), S. 33f. E .

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Diese Entwicklung haben die meisten schwedischen (u. a. die west- und ostgötischen, die mittelschwedischen und die meisten svealändischen) und norwegischen Mundarten gemeinsam. Vgl. die Entwicklung der Namen Persson > Persa, Kerstin (schwed. Form von Christina) > Kersti, Karin (schw. Form von Katarina) > Kart, Elin (schwed. Form von Helena) > Eli, ferner aschw. Akk. morghon > mundartl. mära (dagegen nicht in den Zahlwörtern tretton ,13', fjorton ,14' usw., wahrscheinlich wegen der Ordinalzahlen trettonde usw.). Im Landesteil Södertörn und auf der Insel Gotland unterblieb die Vokalöffnung oder Vokalsenkung; da heißt es also: soli, husi, föttri ,die Füße'. Ebenso in gewissen Teilen von Westnorwegen; vgl. die Formen des Nynorsk. — Im südwestlichen Uppland bleibt -n erhalten und der Vokal wird nur bis zu ä gesenkt: solän, husän, fötträn. In Südschweden und in Dänemark bleibt -n gleichfalls erhalten29. 2. Dagegen bleibt langes η in der gleichen Stellung bewahrt: M. en, min, fisken ,der Fisch', skogen ,der Wald'. Der Vokal im maskulinen suffigierten Artikel wird zu a geschwächt (-inn > -sn). In svealändischer und mittelschwedischer Sprechsprache wird er nach dentalem Konsonant synkopiert {-inn > -η oder -η): batn ,das Schiff', isn ,das Eis', stoln ,der Stuhl', kvälln ,der Abend',

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Aurivillius führt in seiner ung. 1680 verfaßten Grammatik „Grammaticae Svecanae specimen" als Entsprechung zur (damals veralteten) schriftsprachlichen Form backomen ,den Hügeln' an: „Hodie apud Ostrogothos sylvestres backoma". Solche Dativformen waren also damals in den Waldgegenden von Ostgötland noch lebendig. B. Hesselman, Sveam&len (1906), S. 41f., Huvudlinjer i nordisk sprikhistoria 1 (1948), S. 117; E. Wessen, V&ra folkmäl (9. Aufl.), S. 18, 27, 32. — Vgl. zum «-Schwund N. Beckman in „Svenska landsmäl", Bd. 13 (1893), I. Modder, Studier över slutartikeln i starka femininer (1946). — Beispiele für den Übergang -in > α gibt es seit der Mitte des 15. Jhs. (Beckman a. a. O. S. 19f., Hj. Lindroth in „Spräk och stil" 12, S. 96, A. Kock, Svensk ljudhistoria 4, S. 135f., E. Wessen in „Nysvenska studier" 6, S. 31f.). — Größere Verbreitung, auch in der alltäglichen Umgangssprache, hat -a bei drei Wörtern auf -n: PL N. barna ,die Kinder', bena ,die Beine', Sg. F. syna ,das Gesicht' (mitt i syna .mitten ins Gesicht' u. dgl.). Nach Rydqvist (1868) hört man „syna dagligen i sjelfva hufvudstaden, bland bildade och obildade, nemligen i det mera fria talspräket" (.syna täglich in der Hauptstadt selbst, unter Gebildeten und Ungebildeten, nämlich in der freieren Umgangssprache').

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skattn ,der Schädel', murn ,die Mauer', sten ,der Stein', murin ,der Mund', hunn ,der Hund', man ,der Mond', äkern ,der Acker', fägeln ,der Vogel' usw30. Best. Form botn-inn ,der Boden' > botn-n > botn > hotten (hochspr. unbest. Form hotten); ödhkn-inn ,die Wüste' > ökn-n > öken (hochspr. unbest. Form öken); ebenso vagn-inn ,der Wagen' > vang-n > vangen (dazu die unbest. Form en vang, aber hochspr. en vagn), ugn-inn ,der Ofen' > ungn-n > ungen (dazu die unbest. Form en ung, aber hochspr. en ugn), braxn-inn ,der Brachsen' > braxen (dazu die unbest. Form en brax, PI. braxar, braxarna), aber hochspr. unbest. Form en braxen31. Man beachte ζ. B. pä julafton ,am Hl. Abend' (aber pä juldagen ,am Weihnachtstag'), umgangssprachliche Ausdrücke wie hall mun\ ,Halt' den Mund!', han drog pä mun ,er lächelte' u. dgl. Die S c h r i f t s p r a c h e . Die GWB hat, wie schon erwähnt (§ 145), M. en, min — F. een, mijn. So schreibt auch Stiernhielm in seinem „Hercules". Im übrigen aber verschwindet in frühnschw. Zeit der Gebrauch, Maskulina und Feminina zu unterscheiden, wie auch überhaupt der Gebrauch, Vokallänge durch Doppelschreibung zu kennzeichnen. Die Schriftsprache hat von dann an nur eine Form: en, min. Der suffigierte Artikel wird seit der schw. Zeit immer nur -en geschrieben, ganz gleich, wie die Aussprache war. Dies wurde für die heutige Hochsprache, sowohl die gesprochene als auch die geschriebene, entscheidend. Das feminine -a kommt sehr selten in der Schriftsprache vor: boka ,das Buch' u. dgl. Dies gilt ebenfalls für das Neutrum Plural: taka ,die Dächer' u. dgl. („Harpan mellan bena" Bellman, Ep. 44). Häufiger kommen Formen vor wie wärldan ,die Welt', brudhan ,die Braut', handan ,die Hand', dörran ,die Tür', sängan ,das Bett', solan ,die Sonne', bokan ,das Buch', dunbeddan ,das Federbett' 32 , auch N. PI. färan ,die Schafe' u. dgl. Diese Formen sind offenbar als Folge eines Kompromisses zwischen dem -a der Sprechsprache 30

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B. Hesselman, Huvudlinjer 1, S. 117f., 125f.; E . Wessen, Vitra folkmäl (9. Aufl.), S. 32. — Bei mittelschwedischen Verfassern und solchen aus Norrland finden sich oft Formen wie „det var halvskumt om kvälln", „jag läg rakläng pä, skinnfälln" (I. Lo-Johansson). Von neutralen Wörtern dagegen heißt die best. F o r m regnet ,der Regen', dygnet ,ein Tag und eine Nacht'. Hier war keine Voraussetzung für w-Iose Formen (*räng, *dyng) vorhanden. Beispiele bei E . Noreen, Valda stycken, S. 63 (1611), 77—79 (ung. 1620), 170 (1698).

Die Lautentwicklung

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und dem -en der überkommenen Schreibung anzusehen (vgl., daß man gata ,die Straße' gatan schrieb, F. mi in gleicher Weise min usw.)83. Die gekürzten Maskulinformen sind im 17. Jahrhundert, besonders in der Dichtung, wo sie für die Metrik eine Rolle spielen, sehr häufig: son statt sonen ,der Sohn', man statt mannen ,der Mann', skäln ,die Schale', ähln ,der Aal', gain ,der Hof' statt garden, koln ,der Kohl' (Noreen, Valda stycken, S. 189), trän statt träden ,der Faden' (ib.), hund (mit -nd als -nn ausgesprochen) statt hunden ,der Hund', bond (mit -nd als -nn ausgesprochen: bonn), boon, boo'n statt bonden ,der Bauer', fiendn (mit -ndn als -nn ausgesprochen) statt fienden ,der Feind', himmeln ,der Himmel', bödeln ,der Scharfrichter', akern ,der Acker'34. So schrieb man hingegen im 17. Jahrhundert nie bei Feminina, sondern da schrieb man handen, ,die Hand', solen ,die Sonne', dörren ,die Tür' usw. S. Columbus hat in seinem „Ordeskötsel" (um 1678) eine auf diese Art beinahe vollständig durchgeführte Trennung von Maskulina und Feminina: batn ,das Schiff', prästn ,der Pfarrer', postn ,die Post', smedn ,der Schmied', munn (statt munnen) ,der Mund', winn (statt winden) ,der Wind', ugn (statt ugnen) ,der Ofen', farn (statt fadem) ,der Vater', brorn ,der Bruder', dagegen natten ,die Nacht', solen ,die Sonne', systren ,die Schwester'. Dies stimmt mit der heutigen Aussprache in West-Uppland überein und gibt offenbar auch wieder, was damals in der feineren Umgangssprache üblich war, während die vom Schriftbild stark abweichenden femininen Formen auf -a als weniger fein oder als vulgär betrachtet wurden35. Noch im 17. Jahrhundert wurde also in der gepflegten Das umgangssprachliche Mi siäl .meiner Seel' bei S. P. Brasck 1650; Kieringa mi Beronius 1672. — Vgl. Adverbien auf -lighan (samptlighan, nylighan, höghelighan), die infolge von Kontamination zwischen Formen auf -ligha und -lighen entstanden sind. 34 Beispiele aus dem 17. J h . : „Behagar hund spasser' pä golfwet ? " (S. Columbus), Husbondn, afgrundn (Stiernhielm, Hercules), fiendn (mit -nd und -ndn wie -nn gesprochen; alle drei Wörter sind also hier zweisilbig). — Beispiele aus dem 18. J h . : „Ell'n är lös pä Söder!" (ell'n = elden .das Feuer') (Kellgren); „Ut och vatna fäln . . . Seipinn sitter ilia" (faln = fdlen .den Fohlen', selpinn = selpinnen .Geschirrpflock') (Bellman).

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Sven Hof („Dial. Vestr."): „Svionum plerique, ni fallor, hodie in vulgari s. familiari sermone hac etiam terminatione in α utuntur."

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Rede ein Unterschied zwischen Maskulinum und Femininum beim suffigierten Artikel aufrechterhalten. Erst im 18. Jahrhundert beginnen auch Feminina mit gekürzten Formen aufzutreten. Bellman reimt z. B. soln ,die Sonne': stoln ,der Stuhl', und Anna Maria Lenngren soln: kjoln ,der Rock' (sol ist F., stol und kjol sind M.). Bellman hat ferner die Formen dorm ,die Tür', grind ,das Gartentor' (auch bei Anna Maria Lenngren), gränd statt gründen ,die Gasse', kind statt kinden ,die Backe'. In „Fredmans epistel" Nr. 80 („Liksom en herdinna") hat Bellman manche gekürzte Formen als Reimwörter: utom tulln: i Kastrulln, i källarsvaln: längt in i saln, af stoln: pä kjoln. ,,Si hur Μάη pa himlen lyser" (Siehe wie der Mond am Himmel leuchtet! Epist. 42). Neuere Schriftsteller verwenden natürlich Formen auf -a von Feminina, wenn sie beabsichtigen, mundartliche Aussprache wiederzugeben: „just i det samma rann sola opp . . . det dänade i bärga' det skälfde i jola" (Fröding, Bergslagstroll), „i talla, i björka, i döra, i vika" (Fröding, En litten lät om värn), „det lider mot vära" (Karlfeldt). Auch synkopierte Formen von zweisilbigen Maskulina auf -e kommen hin und wieder vor: „allt pack skall äta pä den stackars bo'n" (,auf dem armen Bauer'; Karlfeldt, Den misskände speimannen). Nicht-neutrale Wörter auf -el und -er haben noch in Sahlstedts Wörterbuch (1773) in der bestimmten Form durchgehend die Endung -en (mit Synkope): axlen ,die Schulter', hiblen ,die Bibel', bödlen ,der Scharfrichter', foglen ,der Vogel', gördien ,der Gürtel', nycklen ,der Schlüssel', kjortlen ,der Rock', nycklen ,der Schlüssel' usw.; fadren ,der Vater', brodren ,der Bruder', modren ,die Mutter', dottren ,die Tochter', systren ,die Schwester', hungren ,der Hunger', segren ,der Sieg', wintren ,der Winter', Akren ,der Acker', usw.; adelen ,der Adel', handelen ,der Handel', himlen und himmelen ,der Himmel', rännelen ,das Rinnsal'. Später wurde in der Schriftsprache die svealändische Form auf -n durchgeführt: jagein ,der Vogel', akern ,der Acker' usw., im Plural von neutralen Substantiven aber -en: medlen ,die Mittel', seglen ,die Segel'; fönstren ,die Fenster', gallren ,die Gitter', klostren ,die Klöster' (neben fönsterna, gallerna usw.), fruntimren (fruntimmerna) ,die Frauenzimmer', pappren (gew. papperna) ,die Papiere'. Wahrscheinlich hat es dabei eine Rolle gespielt, daß die Singularform

Die Lautentwicklung

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die Endung -et hatte (medlet ,das Mittel', fönstret ,das Fenster' usw.). Nicht-neutrale Wörter auf -en haben bei Sahlstedt in der bestimmten Form gleichfalls die Endung -en (mit Synkope): bottnen .der Boden', socknen ,das Kirchspiel', öknen ,die Wüste'; Ausnahmen: fröken ,das Fräulein', borgen ,die Bürgschaft', lösen ,das Lösegeld, die Losung', lekamen ,der Körper, der Leib'. Bei Wörtern auf -an kann keine derartige Synkope stattfinden, und sie bleiben daher in best. Form unverändert: predikanen > predikan .Predigt, die Predigt'; ebenso anmodan .Aufforderung, die Aufforderung', begäran .Begehren, das Begehren', väntan ,Warten, das Warten' usw. Anm. 1. Best. Form karlen .der Mann' > karln > kam. Dazu wird unbest. Form en kar, PI. karar neu gebildet, was die gewöhnlichen Formen ohne l der Umgangssprache sind. Vgl. damit den Männernamen Karl. — Fanen ,der Teufel' > fan oder fän, faen (in den Mundarten, wo ζ. B. vanan .die Gewohnheit' > van, vaen, annan .anderer' > άη, aen wird). Anm. 2. Der lange Vokal wird vor dem langen -n des mask. Artikels gekürzt in sjön .der See', snön .der Schnee', mundartl. auch in skon ,der Schuh', byn ,das Dorf' und (weniger verbreitet) mon .die Heide'. Aber langer Vokal in femininen Wörtern: kon .die Kuh', tan ,die Zehe', ön .die Insel' usw. Der Vokal des Artikels wurde nach unmittelbar vorangehendem starktonigem Vokal schon früh gekürzt (§ 40, l) 3 6 . Westschwedische Mundarten haben dagegen langen Vokal in sjön, snön. Tegn£r reimt sjön: bön .Gebet', Fröding sjön: krön ,Kamm, Gipfel', sjön: skön ,schön', sjön: grön ,grün', skön: snön. V. Rydberg hat (in Übereinstimmung mit seiner smäländisch gefärbten Sprechsprache) moen .die Heide', furumoen .die Kiefernheide'. Anm. 3. In mittelschwedischer Sprechsprache haben en, min, din, sin kurzen Vokal (§ 38. 2). ebenso wie ett, mitt, ditt, sitt; die Plurale mina, dina, sina haben langen Vokal. In Süd- und Westschweden hat en langen Vokal, in Schonen meistens auch min, 36

Vgl. E . Tömqvist, Substantivböjningen i Östergötlands folkmäl (1963), S. 18f. — Zu den Mundartformen da .der Bach', koa .die Kuh' und brona .die Brücke', kona .die Kuh', s. J . Sahlgren in „Bidrag tili Nordisk filologi tillägnade E . Olson" (1936), S. 332f.

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din, sin langes i. Anders österling, der aus Schonen gebürtig ist, reimt das Pron. min mit dem Subst. vin ,Wein'. § 172. A s s i m i l a t i o n e n finden in KonsonantenVerbindungen statt, wo die phonetischen Voraussetzungen dafür vorhanden sind, aber sie können durch Assoziationen oder Einflüsse von der Schriftsprache verhindert oder wieder aufgehoben werden. Vor einer Flexionsendung mit auslautendem t oder s wird ein stimmhafter Konsonant stimmlos (partielle Assimilation): grovt N. von grov ,grob', styvt (zu styv) ,steif', högt (zu hög) ,hoch', snabbt .rasch', tryggt .geborgen', drygt .reichlich, ergiebig'. Guds .Gottes', till livs in fa ndgot tili livs (zu liv ,Leben, Leib') .etwas zu essen bekommen', tili havs .auf dem Meer', hur dags ? ,um wieviel Uhr?'; auch in Zusammensetzungen: livstecken .Lebenszeichen', dagsverk .Tagewerk', slagsmdl .Schlägerei', skogsarbetare .Waldarbeiter' usw. Vgl. auch § 19. Die Assimilation ist vollständig in Fällen wie drottning .Königin' > dronning, rodhna .erröten' > ronna, stadhna .anhalten' > stanna. In den beiden ersten Wörtern blieb die alte Schreibform bewahrt, und deshalb wurde auch die Aussprache mit tn und dn in der gepflegten Sprechsprache wieder eingeführt 87 . In stanza hingegen wurde die Schreibung der Aussprache angepaßt, jedoch erst während des 19. Jahrhunderts (Sahlstedt 1773: rodna, stadna", Weste 1807: rodna, stadna oder stanna·, Dalin 1852; rodna, stanna oder stadna·, SAOL 1874: rodna, stadna oder stanna, SAOL 1950: rodna, stanna). Die gleiche Assimilation in skrinna ,gleiten, Schlittschuh laufen' (isl. skridna; zu skrida skreid .schreiten'). Das Wort ist, dank Runeberg (Älgskyttame), gewöhnlicher in Finnland, aber kommt auch ziemlich allgemein in schwedischen Mundarten vor. Ein frühes Beispiel für die Angleichung dn > nn ist minnat, .Mitternacht', in NT 1526 (aschw. midhnat)3*. Vgl. auch § 76.1. Ebenso ist in der Sprechsprache die sehr natürliche Angleichung ts > ss allgemein eingetreten (vgl. § 76. 2). ζ. B. fd skjuss ( lyss ,(er) horcht', wozu das Paradigma lyss (Präs., Imperativ, Inf.) lyddes; (han) leds > less ,es ist (ihm) verleidet', wozu das Paradigma ledas (leds) leddes, in der gesprochenen Sprache less (Präs. und Inf.) leddes; (han) ids inte > iss inte ,(er) ist zu faul', wozu das Paradigma idas (ids) iddes, in der Sprechsprache iss (Präs. und Inf.) iddes; (han) väds > väss ,(er) wettet', wozu das Paradigma vädjas (väds) väddes (aschw. vaddes). Vgl. § 147. Auch in Konsonantenverbindungen, die in der Kompositionsfuge entstehen, kann partielle oder totale Assimilation stattfinden (zusammen mit Vokalkürzung nach § 158): hagtorn ,Hagedorn' (hakk-; aber hagmark .Weideland', wo die Assoziation mit hage .Feldwiese' noch lebendig ist), hovtdng .Zange' {[huff-], aber ζ. B. hovslagare .Hufschmied'), revbensspjäll ,Rippenspeer' (;rebbens aber revben ,Rippe', revbensbrott .Rippenbruch'; vgl. dän. ribben .Rippe), nattduhsbord .Nachttisch', huckle .Kopftuch' (aus huvudkläde). § 173. Die durch die sog. Lautgesetze bedingte Entwicklung zeigt sich am reinsten in den Mundarten. In der Hochsprache werden die Veränderungen oft durch die bewahrende Einwirkung der herkömmlichen Schreibformen verhindert oder verzögert. Oben sind wiederholt Beispiele von Wörtern gegeben worden, die nach der S c h r e i b u n g a u s g e s p r o c h e n werden — und zwar im Widerspruch zu der natürlichen Lautentwicklung in der Sprechsprache. Dies ist der Fall bei rd statt l in bord usw. (§ 164), bei drottning und rodna statt dronning und ronna (§172), bei stadga

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und fradga statt stagga und fragga (§ 76,1), bei väder und kläder statt vär und klär (§ 163,1), bei huset, taket statt huse, take (§ 73, 2), bei mälade, svarade statt mala, svara (§ 77), bei boken, solen statt boka, sola (§ 171). Andere Beispiele sind die Infinitivkonjunktion att statt ä (§ 77), die Präposition av statt äv, ä (§ 62, la), die Präposition tili statt te (§ 77), mig, dig, sig statt mäj, däj, säj (§ 163, 4), säga, säger statt säja, säjer (§ 200b). Wo jedoch das Schriftbild keine sichtbare Anweisung für die Aussprache gibt, können verschiedene lokale Ausspracheformen entstehen. Ein westschwedischer Leser liest gerne sjön mit langem Vokal, aber bläst ,Wind' (det bläste ,es windete') mit kurzem, ein ostschwedischer aber gerade umgekehrt; beide Aussprachen lassen sich mit dem Schriftbild vereinen. Das auk ,und' der Wikingerzeit, das später zu ok wurde, heißt im Mittelalter ogh (§ 73, 1) und mit völligem Schwund des Konsonanten ä (§ 77). Die mittelalterliche Schreibung och ist indessen bis heute unverändert beibehalten worden (§ 31, 11) und wird betont als okk, äkk gelesen. Durch diese Schreibung und deren mündliche Wiedergabe ist somit die ältere Gestalt des Wortes erhalten geblieben, oder richtiger, wiederhergestellt worden. Aussprache nach der Schreibung kommt natürlich vor allem bei Wörtern vor, die vorzugsweise oder ausschließlich in der Schriftsprache verwendet werden. Daher hat das Schwedische geschlossenen u-Laut in uppskov .Aufschub', in den Pluralen voro ,waren', skola .sollen, werden' (§§ 155, 209) und in den Endungen von gator .Straßen', gingo .gingen', äro .waren' usw. (§ 159). Umgekehrt wird die lautgesetzliche Aussprache am besten in Wörtern bewahrt, die vorwiegend sprechsprachlich sind und selten geschrieben vorkommen: revbensspjäll (§172), durkslag .Durchschlag', skridsko .Schlittschuh', arselet ( nschw. bitter, viter .kundig, klug' > vitter .belletristisch', uter .Otter' > utter, PI. nyter .Nüsse' (§ 91) > nötter, Präs. siter ,sitzt' > sitter, giter .vermag' > gitter, säter .setzt' > satter. Ein t (und vermutlich auch die übrige nstimmlosen Verschlußlaute p und k) wird vor r in Wörtern mit Einsilblerakzent und Svarabhaktivokal gedehnt (isl. bitr, vitr, otr, hnetr, sitr, getr, setr) und ebenfalls in zweisilbigen Formen: aschw. bätre ,besser' > nschw. bättre, PI. fiätrar .Fesseln' > fjättrar u. s. m. Die Dehnung scheint allmählich am Ende der altschwedischen und am Anfang der neuschwedischen Zeit stattgefunden zu haben. — Wahrscheinlich ebenso beim Adj. aschw. vaker (isl. vakr) .wach, lebhaft' > nschw. vacker ,schön', PI. vakre > vackre; möglicherweise ist aber das Wort teilweise aus dem Mittelniederdeutschen entlehnt, oder doch von mnd. wacker .wachsam, hurtig' beeinflußt. 2. Wenn der Vokal lang ist, wird er vor dem gedehnten Konsonanten gekürzt. Aschw. föter ,Füße', böker .Bücher' (isl. fcetr, bcekr §§ 86. 91) > nschw. f'ötter, böcker; best. Form fötrine, bökrina > föttren, böckren (§ 71, 1). — Die Quantitätsveränderung, von der Wörter mit stimmlosem Verschlußlaut vor r betroffen wurden, scheint sich zu Beginn der nschw. Zeit ereignet zu haben, obwohl sie erst nach und nach in der Schreibung zum Ausdruck kam. Der Plural föter ist im NT 1526 die normale Schreibung und auch am Anfang der GWB; in den späteren Teilen der GWB steht aber durchgehend fötter. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jhs. ist fötter die orthographische Normalform. Von rot .Wurzel' und get ,Ziege' zeigen das NT 1526 und die GWB nur die Plurale röter und geter. Die Formen rötter und getter werden erst um die Mitte des 17.

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Jhs. allgemein, was wohl auf dem bewahrenden Einfluß der Bibelsprache beruht. Der Plural böker ist die einzige im NT 1526 und in der GWB vorkommenden Schreibung. Sie ist die normale im 16. Jh. und ist auch im 17. Jh. noch häufig. — Sichere Beispiele mit p gibt es nicht. Wahrscheinlich gehört aber hopper ,Haufe' hierher (en hopper med skräp ,ein Haufen Plunder'), das in der Umgangssprache und in den Mundarten nicht selten ist. Eine Ausnahme bildet das Wort böter ,Buße, Geldstrafe' (Pl. von bot .Busse'). Die Schreibung beruht teils auf der Tradition in der Rechtssprache, teils auf Einfluß vom Verbum böta ,Buße zahlen'. (In der Bedeutung .Verbesserung, Flicken' kommt auch der Plural hotter vor.) Das Wort natt .Nacht' hatte ursprünglich langen Vokal -f- langen Konsonant (isl. natt, PI. ncetr). In aschw. natt (gewöhnlich nat geschrieben, § 31, 7) wurde der Vokal schon früh gekürzt (vor dem Ubergang ä > ä (§ 61); und das hat sicher dazu beigetragen, daß auch der Vokal im PI. näter > nätter sehr früh gekürzt wurde. Diese Schreibimg kommt verhältnismäßig oft im Aschw. vor und ist im ältesten Nschw. schon durchgeführt. Mundartlich kommen die Plurale necker von nek .Garbe' und gröpper von grop ,Grube' vor. Andere Beispiele: aschw. eter ,Gift' > etter, släter .Heuernte' > slätter, Peter > Petter, Jterst .äußerst' > ytterst; ebenso ßra > yttra, PI. döter .Töchter', später dötrar (§ 185, 5) > döttrar. Aschw. Präs. biter ,beißt', bryter .bricht' u. dgl. blieben infolge von Assoziation mit andern Formen des Paradigmas bewahrt. Die Präsensformen sitter .sitzt' und satter .setzt' wurden gestützt durch den vor dem Halbvokal i gedehnten Konsonanten im Infinitiv aschw. sittia, sättia. Zum Präs. gitter .vermag (sich aufzuraffen)' wurde der Infinitiv gitta neu gebildet. Auf der Insel Gotland, in Finnland und in einigen nordschwedischen Mundarten haben die Quantitätsveränderungen nicht stattgefunden 39 . Auch das Dänische zeigt eine entsprechende Veränderung der Quantität in derartigen Wörtern: PI. fodder ,Füße', rodder .Wurzeln', nedder .Nüsse'; edder .Gift', odder .Otter'; sidder .sitzt', 39

E. Olson in „Svenska studier, tillägnade Gustaf Cederschiöld" (1914), S. 49f.

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Die Lautentwicklung

gidder .vermag'; jedoch nicht in den Pluralen geder .Ziegen', beger .Bücher'. Der phonetische Verlauf kann damit verglichen werden, was im § 39, 1 über eine ähnliche Erscheinung in einer etwas älteren Zeit gesagt ist.

D. Der Akzent § 175. Für die Betonung nordischer Wörter gilt in der Regel, daß der Hauptton auf der ersten Silbe des Wortes liegt, auf der Stammsilbe also, die ja auch vor allem Träger der Wortbedeutung ist. In altschwedischer und neuschwedischer Zeit wurden Wörter mit anderer Betonung in großer Menge entlehnt. Aus dem Deutschen wurden im Mittelalter und später noch Verben und Deverbativa mit schwachtoniger Vorsilbe in großer Menge übernommen: betala .bezahlen', fördärva .verderben' usw.; ebenso Ableitungen auf -inna: grevinn'a .Gräfin' usw. und auf -entlig: egen'tlig .eigentlich' usw.40. Noch mehr weichen, was die Betonung betrifft, die klassischen und romanischen Lehnwörter von den nordischen Aussprachegewohnheiten ab. Große Gruppen von Wörtern, die schon im Mittelalter in die schwedische Sprache aufgenommen wurden, bilden die Verben auf -e'ra und die Substantive auf -eri': plantera .pflanzen', studera .studieren', fundera .überlegen, nachdenken', bageri .Bäckerei', tryckeri ,Druckerei' usw. In Wörtern, die zu einem bleibenden Bestandteil der schwedischen Sprache geworden sind, wurde der Akzent oft auf die erste Silbe des Wortes verlegt. Beispiel: paradi's > parads, kreatu'r > kre'atur, papi'r > papp*er, duss'in, russ'in, to'bak (bei Runeberg noch toba'k), kon'jak, bysrä, in sekt, paj'as, mak'rill, ruiCdel, sfie'tälsk, salVat, α zur, löjt'nant (die Betonung löjtnan't ist in Finnland noch üblich), se'fir (Kellgren) und sefi'r (Bellman). In einheimischen Wörtern ist diese Betonungsverlegung selten: aschw. adhertan ,18' (wo sowohl die Schwächung des Vorderglieds ätta, als auch der Übergang von ä > ä im zweiten Glied davon zeugen, daß der Hauptton auf -tan lag) > a* derton, kan'ske ,viel40

Die Vorsilbe

er- dagegen wurde im Schwedischen haupttonig: e'rkänna

.bekennen', ersätta .ersetzen'. Wessin, Schwedisch I

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Neuschwedisch.

leicht' (vgl. kanhän'da ,vielleicht', mäntro' dasselbe, dän. mäske'); die ältere Betonung kanske' ζ. B. bei Kellgren, Dumboms leverne. Bei Eigennamen findet, sie häufig statt: Nicola'us > Nils, Andre'as > An'ders (§§ 48, 59), Jo'han, Staff'an, E'mil usw.41. Auch aufgrund von Emphase oder Hervorhebung des Gegensatzes kann der Akzent vorübergehend auf den Anfang des Wortes verlegt werden: ab'solut, in'tensiv, offensiv und de'fensiv, effektiv u. dgl. Vgl. positi'v Substantiv und po'sitiv Adjektiv42. Umgekehrt wurde der Akzent bei einigen Wörtern mit ursprünglich starktoniger Vorsilbe för- auf den zweiten Teil des Wortes verlegt, offenbar im analögischen Anschluß an die vielen Wörter mit schwachtonigem för-: förrad und förnä'm, älter fösrrädund föyrnäm (vgl. dt. Vorrat, vornehm). Beispiele: „Ditt förräd är sä ringa" (Runeberg, Till en fogel). „Född af en förnäm far" (Leopold, Egle och Annett), „finn sätt: at tiden förnämt döda" (Predikarn), „De förnäma gäster" (Α. M. Lenngren, Grevinnans besök). Die aus dem Deutschen entlehnten Wörter mit der schweren Endung -entlig: egentlig .eigentlich', fientlig .feindlich', offentlig .öffentlich', ordentlig ,ordentlich', väsentlig .wesentlich' haben im Schwedischen den Hauptton auf der Zwischensilbe. Vgl. dän. egentlig, väsentlig, dt. eigentlich, wesentlich usw., mit dem Hauptton auf der ersten Silbe. Die Betonung egent'lig ist für das Jahr 1730 nachgewiesen (Giese). § 176. In der gesprochenen Sprache wird die Betonung häufig durch rhythmische Gesetze modifiziert: xxxx bearbeta .bearbeiten', beledsaga .begleiten', förorsaka .verursachen', förolyckas .verunglücken', förkunskaper .Vorkenntnisse', hemarbete ,Hausarbeit, Heimarbeit', vidmakthälla (vgl. hälla vid makt); xxx emotse .entgegensehen', förbise .übersehen' (bei Runeberg: förbi'sedd); xxxxx i förbigäende .nebenbei, beiläufig' (aber dän. i förbi'gaende), panyttfödelse .Wiedergeburt' (zu födas pa nytt'); xxxxxx överensstämmelse »Übereinstimmung' (zu stämma överen's); xxx(x) ofrivillig .unfreiwillig', orättvis .ungerecht', orättfärdig ,un41

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Der Tiername hermeli'n oder her'melin, aber der Familienname Hermelin nur mit dem Ton auf der ersten Silbe. Uber die Betonung bei Wörtern auf -iv, s. E . Wessen, Vära ord (1961), S. VII.

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Die Lautentwicklung

gerecht', otillbörlig .ungebührlich, ungehörig', oersättlig unersetzlich'; xxx(x) predikstol .Kanzel', vdrfrudag ,Tag der Verkündigung', adventssöndag, balkanfolken, vichyvatten (ein Mineralwasser, jedoch nicht von Vichy). Andere Beispiele: Kapp'elskäret (zu kapell'), Norrmalmstorg' (zu Norrmalm'), trafi'kolyck'a (zu o'lycka) ,Verkehrsunfall', fö'rutva'rande .ehemalig', vitt'omspänn'ande .weltumfassend', a'bc-bo'ken ,das Abc-Buch' (zu abc' oder abcd' mit ZusammenfassungsAkzent) usw. Besonders vermeidet man den unbequemen Akzenttypus xxx (bokhylla .Büchergestell'), bzw. xxxx (stadsträdgdrden ,der Stadtgarten') ; er wird in gewöhnlichen Wörtern gern gegen den rhythmisch bequemeren xxx oder xxx ausgetauscht: xxx varmbadhus .Wannenbadeanstalt', guldarmband .goldenes Armband', köksträdgdrd .Gemüsegarten', konstutställning .Kunstausstellung' ; xxx rättfärdig .gerecht', nödvändig »notwendig', högtidlig .feierlich', konungslig .königlich', fullkomlig .vollständig', ohygglig .fürchterlich', oändlig .unendlich', odräglig .unerträglich' usw.; konstnärlig, prosaisk; välkommen »willkommen', julafton .Weihnachtsabend', längfredag .Karfreitag', vidunder ,Ungeheuer', scharlakan ,Scharlach' (in mehreren Fällen mit alternativer Betonung). Besonders zu beachten sind die Adjektive mit dem Negationspräfix ο-. Es finden sich einerseits solche wie ohällbar .unhaltbar', oskattbar ,unschätzbar' mit der rhythmischen Betonung xxx, wie ζ. B. bei orättvis — die Endung -bar wird also wie ein Kompositionsglied behandelt —, andrerseits solche wie oduglig .untauglich', otrolig .unglaublich', ogütig .ungültig', osjälvisk .selbstlos' u. a. mit der normalen Betonung xxx und mit einer gewissen Neigung zum rhythmisch leichteren Typus xxx. Das alte Rechtswort ohemul .unbefugt, ungebührend' wird immer rhythmisch xxx ausgesprochen, und die Endsilbenbetonung ist sekundär auf das einfache hemul (xx) übertragen worden. Es ist bezeichnend, daß mehrere dieser Wörter in der liturgischen Sprache und der Predigtsprache vorkommen, wo der Rhythmus sich stark geltend macht: xxx gudomlig ,göttlich', treenig .dreieinig', allsmäktig .allmächtig', barmhärtig .barmherzig', välsigna .segnen', hugsvala ,trösten', 14*

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ledsaga .führen, geleiten', tülkomme (ditt rike) .(Dein Reich) komme', uppständen .auferstanden', uppstandelse .Auferstehung', tacksägelse .Danksagung', lekamen ,Leib', anamma .empfangen'. In der natürlichen Rede können alternative Betonungen vorkommen wie han är fullkom'ligt omöj'lig, det är otro'ligt, odrä'gligt, det är oän'dligt svärt. In jambischen Versen war bei dreisilbigen Wörtern vom Typus x x x eine Akzentverlagerung notwendig, wenn sie überhaupt Verwendung finden sollten: ,,Nu är en dag framliden, och natt tillstundar visst". Viele derartige Beispiele finden sich bei Bellman: „Svänger guldyx'an", „Trind och rödblom'mig", ,,Där gär Orgtram'parn" (Ep. 38). Die Betonung in dergleichen Wörtern ist so labil, daß der Versrhythmus allein genügt, dem zweiten Glied das Ubergewicht zu verschaffen43. Es ist natürlich, daß ähnliche Umstände, wenn auch weniger häufig, bei zweisilbigen Wörtern und Formen vom Typus xx vorkommen: „Upplys min själ, upptänd mitt sinn" (Sv. Ps. 138), „Som een drijfwa sniöhwijt" (Stiernhielm, Hercules). Auch bei Redewendungen vom Typus xxxx Hegt eine rhythmische Veränderung zu xxxx nahe und kommt auch oft zustande, sowohl umgangssprachlich als auch in Versen: „Knäpp af ljusen", „Stäng tili fönstren, tänd pä brasan" (Bellman, Ep. 42). Zusammengesetzte Adverbien, die im Zusammenhang oft schwachtonig sind und dann den Gesetzen des Satzrhythmus gehorchen, haben den Hauptton bald auf dem ersten, bald auf dem zweiten Glied: framat .vorwärts', uppä .oben', uti .innen', därtill ,dazu', därför .dafür, deshalb', därpä .darauf, nachher', omkring ,herum' usw. Dagegen immer auf dem ersten Glied: neddt .nach unten', uppdt .nach oben', utat .nach außen' und immer auf dem zweiten: varmed .womit', varav .wovon', vari ,worin', varthän .wohin*. 48

F. Sandwall, Om accentueringen av tvä- och trestaviga komposita i 1600-talets svenska (in „Spräk och stil" 13, 1913, S. 21 f.); B. Risberg, Den svenska versens teori 1 ( 1 9 3 2 ) , S. 8 3 f . , 1 0 7 f . (vgl. Pedagogisk tidskrift 1 9 3 2 , S. 2 3 8 ) ; H. Berthelsen, Ordrytme og versrytme ( 1 9 3 3 ) , S. 1 0 5 f . ; J . Mjöberg, Verskonst och ordkonst ( 1 9 6 1 ) , S. 9 2 f . , 1 2 6 f .

Die Lautentwicklung

213

In gewissen Mundarten (besonders den finnländischen) kommt der Hauptton auf der Zwischensilbe von Dreisilblern vor bei Wörtern wie allde'les, nödvän'dig, ursäk'ta, arbe'tau. Der Rhythmus macht sich somit in der Rede stark geltend, nicht zum wenigsten in der Weise, daß alternative Betonungen von Wörtern und Wortgruppen entstehen. Die Variationen, die lokal begrenzt, ja sogar individuell sein können, tragen in hohem Grade dazu bei, der Sprache einen lebhaften und schmiegsamen Rhythmus zu verleihen. In verschiedenen Gegenden können verschiedene Betonungsformen sich einbürgern oder vorherrschend werden. Hierher gehört ζ. B. die ostnorwegische Betonung: han to'k pä rokken, lukk'opp deren ,öffne die Tür' u. dgl. Der Rhythmus kann in gewissen Fällen auch auf die Form der Wörter einwirken, besonders wenn Wahlfreiheit besteht: mellan dem, aber dem emellan .unter ihnen', mellan vänner, aber vänner emellan ,unter Freunden', genom heia medeltiden, aber heia medeltiden igenom ,das ganze Mittelalter hindurch', genomgä en kurs aber gd igenom {en kurs) .einen Kursus absolvieren', utan mig, aber mig förutan .ohne mich', (för)utan dem, aber dem förutan ,ohne sie', innan dess, aber dessförinnan .vorher', motstä .widerstehen', aber oemotständlig .unwiderstehlich'; kringom (xx), aber omkring (xx) ,umher'; (det kan man icke) komma ifran ,das kann man nicht leugnen', blanda ihop .verwechseln', aber ζ. B. frdnskilja .trennen, scheiden', hopsamla .sammeln'; komma ihäg ,sich erinnern', aber hdgkomst .Erinnerung', gä igen .umgehen, spuken', aber gengängare .Doppelgänger'. Ebenso hat der Rhythmus die Wortfolge in Redewendungen wie se sig om .sich umsehen, aufpassen', höra sig för ,sich erkundigen' usw. bestimmt45. Es heißt aus rhythmischen Gründen ta hand om ,sich (einer Sache) annehmen', aber omhändertaga (besser als omhandtaga) ,in Obhut nehmen, in Verwahr nehmen' und omhändertagen (niemals omhandtagen). In der mittelschwedischen Hochsprache erhalten dreisilbige Wörter vom Typus xxx Akut: betala, försvara usw. Ebenso Wortverbindungen, die einen Auftakt haben: tili salu ,zu verkaufen' usw. 44

45

Eine ähnliche Betonung ist im Dän. und Norw. häufig, ζ. B. in Wörtern auf -ig', dän. tilfcel'dig, tilbej'elig, hdndgri'belig, kedsom'melig, venska'belig, videnska'belig usw.; letsin'dig, barnag'tig, tilla'delse usw. P. Diderichsen, Elementaer dansk grammatik (1946), S. 79. A. af Botin hat schon in seinem Svenska spräket i tal och skrift (1777) darauf hingewiesen, daß ein solcher Wechsel vorkommt.

ZWEITER TEIL. DIE WORTBEUGUNG IM NEUSCHWEDISCHEN ZEITRAUM A. Substantiv § 177. Die Sprechsprache hatte vermutlich, wie oben (§§ 133—141) bereits erwähnt, schon im Mittelalter in großen Teilen des Sprachgebiets die Vereinfachung in der Deklination des Substantivs, die für das heutige Schwedisch kennzeichnend ist, in der Hauptsache erreicht. Statt der vier Kasusformen der Frühsprache, wurden nur noch zwei, die Grundform und der Genitiv, gebraucht. Der Genitiv wurde immer durch Anfügung der Endung -s gebildet. Die Entstehung der Grundform und ihr Verhältnis zu den Kasusformen des Altschwedischen sind in der altschwedischen Grammatik behandelt. Die Entwicklung ging indessen langsam vor sich. Von Südschweden und Stockholm als Verbreitungszentren rückt die vereinfachte Substantivflexion in immer größere Gebiete vor. Sehr wahrscheinlich hat fremder Einfluß (ndt., dän.) dabei eine gewisse Rolle gespielt. Auf svealändischem Gebiet gab es sicher noch lange Mundarten mit mehr oder weniger gut bewahrter Wortbeugung (vgl. Reste davon in heutigen Mundarten von Dalarne und in Roslagen). Außerdem lebten alte Formen in zahlreichen Wortverbindungen und Redensarten weiter. Daher kannten auch Mitglieder einer jüngeren Generation, die selber in ihrer Rede nur die vereinfachte Substantivflexion gebrauchten, die alten Kasusformen noch. Die Bibelsprache des 16. Jahrhunderts bewahrte im großne ganzen die alte Wortbeugung. Besonders gilt dies von der GWB. Zweifellos hängt das mit dem Bestreben der Übersetzer zusammen, die Worte der Hl. Schrift in eine möglichst feierliche und würdige Sprache zu kleiden. Man hielt sich darum eng an die mittelalterliche Schriftsprache, die durch das Gesetzbuch und die religiösen Erbauungsschriften bekannt war. Aber es ist kaum denkbar, daß die Formen der Bibelsprache völlig ohne Entsprechungen in der damaligen Umgangssprache waren. Vielleicht hatten die Uberset-

Die Wortbeugung

215

zer, bewußt oder unbewußt, die gleiche Auffassung, der Urban Hiärne später Ausdruck verlieh, nämlich, daß die Sprachveränderungen — die auf dem Gebiet der Wortbeugung mit Inbegriffen — durch „die gemischte Bevölkerung" Stockholms hervorgerufen seien. Die altertümliche Wortbeugung kann folgüch auch ein Teil ihres Bestrebens sein, der Bibelsprache ein schwedisches Gepräge zu geben, das sich für das gemeine Volk in allen Kirchgemeinden des Landes eignete. Auch andere Umstände haben mitgewirkt. Die Wortstellung ist in der GWB ziemlich frei, unter reichlicher Verwendung der Inversion. (In dieser Hinsicht weicht die GWB sehr auffallend von der dänischen Bibel von 1550 ab.) Dies wurde natürlich durch eine Wortbeugung ermöglicht, die deutlich die syntaktische Funktion eines Wortes angab. Ζ. B. en gladhan giffuare elskar Gudh (2. Kor., 9. 7), enotn Konung hielper intet hans stora macht (Ps. 33. 16), Then ogudhachtiga skal thet onda dräpa (Ps. 34), en dara draper wel wredhen, och en owijsan dödhar nijtet (Hiob 5. 2), Werket prijsar Mestaren, och en wijsan Första hans handel (Syr. 10. 1), Min bogha haffuer iagh satt j skynom (1. Mos. 9. 13), therföre skapade Gudh mannenom quinnona til ena hielp (O. Petri). Die Wortbeugung diente also auch als Mittel, größere Deutlichkeit zu erzielen. Und endlich hat dabei die deutsche Bibel auch eine Rolle als Vorbild gespielt. Die Ubersetzer der GWB waren indessen nicht konsequent. Altes und Neues stehen häufig nebeneinander. Die Dativformen finden reichliche Verwendung, aber daneben kommt der Akkusativ in genau den gleichen syntaktischen Verwendungen vor. Bei gewissen Beugungsgruppen ist die aschw. Flexion vollständig durchgeführt, also auch der Unterschied zwischen Nom. und Akk., nämlich bei den schwachen Maskulina und Feminina und den starken Feminina in der best. Form. Es läßt sich daher sagen, daß das VierKasus-System in der GWB im Prinzip aufrechterhalten wird1. Die Autorität, die die Bibelsprache genoß, hatte zufolge, daß alte Wortformen während des ganzen frühneuschwedischen Zeitraums verwendet wurden, vor allem natürlich in religiöser Prosa. 1

Ζ. B. Thet vthaff menniskionne gäär, thet besmittar menniskiona (Mark. 7, 20). Uber die Wortbeugung in der Bibelsprache des 16. Jhs, s. besonders N. Lindqvist, Nägra huvuddrag i Gustav Vasas bibels spr&k (1941), Nya Testamentet i Gustav Vasas bibel (1941), Einleitung; G. Sjögren, Om spräket i den svenska bibelöversättningen 1526—41 (1949).

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Neuschwedisch

Gewisse Verfasser schreiben absichtlich archaisierend, so z.B. Stiernhielm. Aber in Schriften, die der Umgangssprache näherstehen, ζ. B. in Briefen, in Werken wie Agneta Horns Lebensgeschichte, Samuel Columbus' Mälroo och Roomäl, in den Dramen und der Dichtung des 17. Jahrhunderts im allgemeinen, begegnet eine Substantivbeugung, die sich von der heutigen nicht unterscheidet. 1. M. und F.; PI. auf -ar, -er, -or § 178. PI. auf -ar) Beugungsmuster fisk ,Fisch'. Sg. fisk best. Form: fisken PI. fiskar fiskanar, -aner, -arne, -arna 1. In der unbest. Form Sg. der Maskulina kommen während des 16. Jhs. und auch noch später vereinzelte Formen auf -er vor, besonders bei Personenbezeichnungen (§ 137). Uber die best. Form Sg. der Maskulina und Feminina, s. oben §171. Feminina zeigen in der Bibelsprache des 16. Jhs. (alternativ) eine besondere Form im Akk. Sg.: dörena ,die Tür', graffuena ,das Grab', solena ,die Sonne' usw. Beispiele aus der GWB: effter owädher Idter tu äter skijna solena; huru kommer thet til, at j icke haffuen trona ? 2 Zum Gen. fiskens; solennes, graffuennes, troonnes ,des Glaubens', Dat. fiskenom; solenne, graffuenne, troonne, s. §§ 186—87. Altertümliche Formen (wie in der GWB) können in archaisierendem Stil in einzelnen Wörtern bewahrt sein, ζ. B. tron ,der Glaube': trones ,des Glaubens' („Tag trones sköld, bind Andens swärd, ο kristen, vid din sida" Schw. Kirchengesangbuch, ,,af trones sken" Fröding), trone („lät i trone mig förnimma att blott du kan frälsning ge" Schw. Kirchengesangbuch), trona („du är genom trona min" ibid., „sträva därefter i trona" ibid., „har du trona, kan du trampa vatten, Jona" Karlfeldt). 2. In der unbest. Form PI. ist die r-lose Form selten: NT 1526 fädhra ,Väter' Matth. 3, brödhra .Brüder' Matth. 12, Mark. 3, hoorkarla .Ehebrecher' Luk. 18. 11, dagha ,Tage' Mark. 2, manadha 2

Zur Entwicklung von aschw. solina solen, s. § 71, 1 und § 139. — Die best. Form auf -na ist mundartlich und in der Schriftsprache selten, ζ. B. pd öna ,auf der Insel' A. O. Rhyzelius aus Westgötland (Lefverne, S. 51), kona ,die Kuh' J. Runius 1705 (M. v. Platen, Johan Runius, 1954, S. 340), i wrdna ,in der Ecke* A. Prytz 1620.

Die Wortbeugung

217

,Monate' Luk. 1 (GWB mdnadhe), Off. 11 (GWB mänadher), doma ,Urteile' Off. 19, GWBföräldra.Eltern' Tob. 6.15,12. 3, Sus. 3 (föräldrar Luk. 2), brödhra 1. Mos. 9, karla .Männer' 1. Mos. 14, trulkarla ,Zauberer' 2. Mos. 7, hoorkarla(s) Jes. 57, 1. Kor. 6. 9, Kuggorma .Otter' Ps. 91. 13, foghla .Vögel' 1. Mos. 1. 21, wijngärda .Weinberge' 1. Mos. 9, dagha 2. Mos. 29, stena 2. Mos. 35. peninga 1. Mos. 43. 2. Mos. 21. 22. 30; Olaus Petris Chronik karla, Peder Swart daga, hesta .Pferde' usw. Im 17. Jahrhundert findet sich die Form zuweilen bei Verfassern und Schreibern aus West- und Ostgötland und aus Südschweden (Messenius, Chronander, Prytz, Beronius, Lindschöld), selten bei andern (Stiernhielm, Hercules: Getinga .Wespen* Vers 256, Kätkarla .Kätner' Vers 429). Für die best. Form PI. kommen im 16. Jahrhundert verschiedene Formen vor. Neben den regelmäßigen Formen fiskane (urspr. Nom.) und fiskana (Akk.) treten Pluralformen vom Typus fiskanar auf. Diese sind sicher rein schriftsprachliche Formen, mit im Anschluß an den unbest. PI. fiskar angefügtem -r. „Die Form wurde also konstruiert, um ein konsequent gestaltetes Beugungssystem zu erhalten" (N. Lindqvist)8. Ebenso: quinnonar zu quinnor .Frauen'. Die GWB hat gewöhnlich den Typus -anar: konunganar, hedhninganar, penninganar, fiskanar, foghlanar, skoghanar, wagnarar, döranar\ vereinzelte Male foghlana u. dgl., Psalmarna, wagnama, Judarna usw., hoparnar u. dgl. Allmählich festigt sich der Gebrauch dahin, daß allein noch der Typus hästarne, hästarna ,die Pferde' vorkommt. Schon zu Beginn des 17. Jhs. ist dies die Regel. Carls XII. Bibel zeigt -anar durchgehend zu -arna geändert, was eine der wenigen formalen Veränderungen im Bibeltext ist, die vorgenommen wurden. Wahrscheinlich hieß es in der gesprochenen Sprache in Mittelschweden hästane, hästanai\ das r wurde, wenn man schrieb, von der unbestimmten Form übernommen. Dies ist der Sinn in Samuel Columbus' Ratschlag (Ordeskötsel): ..Skrijf (.schreib') hästarne, drängiarne, säg (.sage') drängiane, hästane."6 3

„Formen är säledes konstruerad för ernäende av konsekvens i böjningssystemet". Die Form fiskanar (-er) hat indessen Entsprechungen in gewissen Mundarten von Uppland und kann also aus der Umgangssprache des 16. Jhs. stammen (B. Hesselman, Huvudlinjer, S. 191).

4

S. S. Hof, Dialectus Vestrogothica (1772), S. 51; B. Hesselman in „Uppland" 2 (1908), S. 626. Die mittelschwedische Beugung hästar, best. Form hästane (hästana) stimmt mit der norwegischen überein: hester — hestene, svensker —

5

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Neuschwedisch

Was den Wechsel von -ne und -na betrifft, so gibt es in der Umgangssprache beide Formen. -na ist heutzutage am meisten verbreitet und ist die Endung, die für die Mehrzahl der Schweden die natürliche ist (äkrarna ,die Äcker', ängama ,die Wiesen', hästama). -ne kommt u. a. im mittleren und westlichen Uppland vor, ferner in Dalame, Gästrikland und dürfte auch gewissen Stadtmundarten nicht fremd sein. Die ältere Schriftsprache kennt beide Formen, auch zu den Pluralen auf -er und -or: städherne ,die Städte', gatorne ,die Straßen'. Bei O. von Dalin hat die best. Form PI. sehr oft die Endung -ne, weniger oft -na (besonders in den umgangssprachlichen Teilen). Aber Sven Hof hat immer die Form -na und er sagt zu -ne, es sei „anfingen en talarts brytning eller ock ett grammatikaliskt twäng pä spräket emot dess art" (.entweder eine umgangssprachliche Abart oder auch ein grammatischer Zwang auf die Sprache, der gegen ihre Natur sei'). Kellgren hat ζ. B. foglarne, strömmarne, sederne, stiernorne, klipporne-, Anna Maria Lenngren pojkarne, bannorne. Sahlstedt, der am Ende des 18. Jahrhunderts der einflußreichste Grammatiker Schwedens war, vertritt die Ansicht, daß der Wohllaut über den Gebrauch von -ne oder -na entscheiden solle, ohne Rücksicht auf das Genus der Wörter. -ne soll also bei Pluralen auf -ar verwendet werden, -na bei den übrigen. Somit also hästarne, ängarne, konungarne, systrame, aber prästerna, sönerna und gatorna, flickorna, kyrkorna; fäderna, aber mödrarne. Die Sahlstedtsche Regel wurde noch im letzten Jahrhundert und sogar bis in die heutige Zeit von manchen Verfassern und Druckereien befolgt®. Andere wollten den Gebrauch von -ne auf maskuline Personenbezeichnungen mit dem PI. -ar und Wörtern mit dem Ableitungssuffix -are beschränken, also ζ. B . konungarne, karlame, tjänarne (zu tjänare ,Diener'), judame, domarne (zu domare .Richter) aber stavarna, gravarna, systrarna, domarna (zu dom .Urteil'). Im 19. Jahrhundert versuchte der eine oder andere Schriftsteller, der von den Sprachrichtigkeits-Idealen der historischen Schule beeinflußt war, eine Verteilung von -ne und -na nach dem Genus durchzuführen, also -ne bei grammatischen Maskulina, -na bei Feminina. So ζ. B. Victor Rydberg: strängarne ,die Saiten', svenskene, lier .Abhänge' — liene, setrer .Alme' — setrene, gater ,Straßen' — gatene usw. β

Ζ. Β. V. Rydberg, „Athenarnes säng", aber „Goternas säng".

Die Wortbeugung

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aber ängarna ,die Wiesen'; skogarne, dagarne, aber granarna .die Tannen', grafvama u. dgl.7. In den Mundarten von West- und Ostgötland und von Mittelschweden ist der best. PI. hästane, -na zu hästan, hästa geworden. Derartige Formen der Sprechsprache sind indessen in der Schriftsprache ziemlich selten. Beispiele: Nycklan ,die Schlüssel', grijsan ,die Schweine' (Brasck 1645), ungan ,die Jungen, die Kinder' (Dahlstierna 1697), om mama (nschw. om morgnarna, gespr. märnarna) .morgens', dhe Skälma ,die Schelme' (Tijdsfördrijf, ung. 1675), arma och bena ,die Arme und die Beine' (Beronius 1674). „lag miste bort smöret och penga der tee"; „iag skulle kiöra vth hunnan" ,die Hunde', „hör penga de klinga" (ib.)8. In der heutigen Sprache also: Sg. fisk best. Form fisken Pl. fiskar fiskama § 179. PI. auf -ar; Beugungsmuster (Zweisilbler) tijme ,Stunde'. In der Bibelsprache des 16. Jahrhunderts werden die schwachen Maskulina noch auf aschw. Weise gebeugt (§ 95), also: Sg. Nom. tijme best. Form tijmen Akk. tijma tijman PI. tijmar tijmanar (GWB), tijmarna usw. Die vollständige Beugung von Herren ,der Herr' lautet somit folgendermaßen: Herren, Herrans, Herranom, Herran. Ebenso beispielsweise: en Heerde ,ein Hirte', ens heerdas, enom heerda, en heerda; (Nom.) stadge .Verordnung', (obl.) stadga; assne .Esel',, assna, PI. assnar; skare .Schar', skara, PI. skarar; mdnen ,der Mond', manan; fienden ,der Feind', fiendans, fiendanom, fiendan, PI. fiendar, fiendanar. Außerhalb der Bibelsprache ist dagegen die alte Beugung ungebräuchlich geworden. Wörter, die eine Person oder höhere Tiere bezeichnen, erhalten die Endung -e: bonde .Bauer', gösse ,Knabe', 7

J . E . Rydqvist, Svenska spräkets lagar 2 (1857), S. 335; N. Linder in „Förhandlinger paa det 2. nordiske filologm0de" (1883); Ad. Noreen, Spridda studier 1 (1895), S. 184; F . Böök, Verner von Heidenstam 1 (1945), S. 273; O. Holmberg, Leopold 4 (1962), S. 235, 279.

8

Aschw. ikorne M. .Eichhörnchen', frühschw. ekorne (ζ. Β. Lex. Line. 1640), PI. ekornar, best. F o r m ekornana, das natürlich zu ekorna wurde. Hernach wurde -na als bestimmter Artikel aufgefaßt, und so bildete man dazu den unbest. Plural ekorrar und den Sg. ekorre.

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Neuschwedisch

gubbe ,Greis', oxe .Ochse', guntse .Widder', orre .Birkhahn' 9 . Bei andern Substantiven (Bezeichnungen von Sachen, Stoffen, Abstrakta) wechselt die Schriftsprache lange Zeit hindurch ziemlich regellos zwischen den Endungen -a und -e ab. Der Wechsel beruht auf verschiedenen Entwicklungen in den Dialekten. In den svealändischen Mundarten hat bei diesen Wörtern die Form auf -a gesiegt, in den mittelschwedischen und götländischen jedoch die auf -e: sveal. backa ,Hügel', tima .Stunde', skada .Schaden', släda .Schlitten', kälka .Rodel', stega .Leiter', vassla ,Molke', kärna .Kern', brasa .Feuer', trasa .Lumpen'; mittelschw., West-, Ostgötland backe, timme, skade, släde, kälke, stege, vassle, käme, brase, trase. Im schwedischen Gesetzbuch (Sveriges Rikes Lag) von 1734 wird bei Wörtern, die Lebewesen bezeichnen, nach alter Schriftsprachetradition zwischen einer Subjektsform mit der Endung -e und einer obliquen Form mit der Endung -a unterschieden, also: granne .Nachbar' — obl. granna (Gen. grannas: ,,pä sin grannas äker"), husbonde .Hausherr, Meister' —obl. husbonda („Dräper tienstehion med wilia sin rätta husbonda", „nägot af thes husbondas egendom", „then i husbondans ställe är"), bonden .der Bauer' — obl. bondan, öfwermage .Unmündiger' — obl. öfwermaga (,,Är näster bördeman öfwermage. . .", „Giör thet öfwermage, warde therföre n ä p s t . . .", ,,then som dräper öfwermaga"). Dies ist aber zweifelsohne reine Büchersprache. In der Literatur des 17. Jahrhunderts sind die svealändischen Formen auf -a sehr häufig, besonders in dichterischer Sprache, weil nämlich die meisten Dichter aus Svealand stammten. Gegen diesen Sprachgebrauch erhob Jesper Swedberg (Bischof, f 1735) in seinem ..Schibboleth" Einspruch. Er wollte die alte Beugung der Bibelsprache wieder aufleben lassen. Natürlich gelang es ihm nicht, dafür Gehör zu finden, aber vielleicht hat es dazu beigetragen, die Vormachtstellung der «-Formen zu brechen. Jedenfalls beginnen die südlicheren Formen au -e, die im 17. Jahrhundert ziemlich verdrängt waren, im 18. Jahrhundert wiederaufzutauchen 10 . Zum endgültigen Durchbruch gelangten sie erst im 18. und 19. Jahrhundert; es war im wesentlichen das Werk der Grammati9

10

Das finnische Wort poika .Knabe' erhält bei der Entlehnung ins Schwedische die Endung -e, daher schw. pojke .Knabe'. Zu O. von Dalin, s. Hesselmans Einleitung zum Argus, S. CX.

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Die Wortbeugung

ker, von Abraham Sahlstedt (Svensk ordbok, 1773) u. a. Beispiele: timme, backe, stubbe . B a u m s t u m p f ' , brate , G e r ü m p e l ' , ud.de L a n d -

zunge', börste .Bürste' (PI. -ar); penna,Schreibfeder', skola .Schule', blomma ,Blume' (PI. -or). Dabei können Zufälligkeiten mitgespielt haben. Es heißt tanke .Gedanke', aber vilja ,Wille', vana .Gewohnheit'; bäge .Bogen', aber läga .Flamme'; nacke ,Nacken', skalle »Schädel', strupe ,Gurgel', mage .Magen', njure ,Niere', ,Milz', knoge . K n ö c h e l ' , näve , F a u s t ' , tumme . D a u m e n ' , a b e r

mjälte hjässa

.Scheitel', hjäma .Gehirn', galla ,Galle'; buske .Strauch', aber blomma

, B l u m e ' ; stake . S t a n g e ' , Stolpe . S t a n g e ' , pinne

.Stecken',

päle .Pfahl', aber spjäla .Latte', sparre .Sparren', skate ,Baumspitze', (gran)kotte .(Tannen)zapfen', krake ,Stange', hake ,Haken', spade .Spaten', sele .Pferdegeschirr' usw. Einige wenige Wörter zeigen noch Doppelformen, oft mit einem Bedeutungsunterschied: timme ,Stunde' —timma (PI. jedoch immer timmar), grädde ,Rahm' — grädda, släde . P f e r d e s c h l i t t e n ' — släda, rage . g e h ä u f t e s M a ß ' —

rdga (bes. im Ausdruck „tili räga pä allt" ung. .noch obendrein'), ände , E n d e ' — ända, flotte , F l o ß ' (PI. flottar) — flotta . F l o t t e ' (PI. flottor), bete .Stoßzahn' — beta .Mundvoll, Happen', mosse ,ΜΟΟΓ' (PL mossar) —mossa ,Moos' (PI. mossor), ande .Geist' (PI. andar) — anda (in ζ. B . tidens anda .Zeitgeist'; o h n e PI.), make , E h e m a n n ' — maka . E h e f r a u ' , skate . B a u m s p i t z e ' (PI. skatar) — skata . E l s t e r '

(PI. skator). Die Form läge .Flamme' ist noch in der Umgangssprache Südschwedens und Westschwedens lebendig, aber die Form d e r S c h r i f t s p r a c h e ist laga.

Die Dichtung zeigte immer noch — auch im 18. Jahrhundert — eine Neigung zu den svealändischen Formen auf -a. Bellman hat gewöhnlich lia .Sense', spada .Spaten', strupa .Gurgel', maga ,Magen', droppa .Tropfen', näfva ,Faust' u. dgl., wie man auch bei ihm die svealändischen Pluralformen skarar .Scharen', hjessar .Scheitel' (Sg. hjesse, hjerne) a n t r i f f t .

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen Formen auf -a vor, auch bei Dichtern von West- und Ostgötland (so bei Atterbom aus Ostgötland, Stagnelius von der Insel Öland, Geijer und Tegner aus Wärmland): bäga .Bogen', manan .der Mond', tanka ,Gedanke', värma ,Wärme', droppa .Tropfen' u. a.11. Andererseits findet man ζ. B. bei Tegner die Formen skolen .die Schule', PI. skolarne. In 11

Daher erhalten diese Wörter auch zuweilen feminines Genus, ζ. B. mdnan hon, tankan hon, lian hon.

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Neuschwedisch

der schwedischen Grammatik von P. Moberg (2. Aufl. 1825) heißt es, -a komme im ernsten und gelehrten Stil vor, besonders wenn das Wort metaphorisch verwendet werde, -e aber im niedrigeren Stil und in der Alltagssprache. Beispiele: Dödens lia und tidens lie (lia, lie .Sense') bei Victor Rydberg; Blank som en vintermdna .glänzend wie ein Wintermond' (reimt mit grdna .ergrauen'; Heidenstam)12. In der heutigen Sprache: Sg. timme best. Form timmen PI. timmar timmarna § 180. Wörter auf -are werden im Aschw. ursprünglich wie die schwachen Maskulina gebeugt (vgl. § 95). Das Frühnschw. hat bereits die heutige Beugung: Sg. domare best. Form domaren PI. domare domarenar (GWB), domar(e)na In der Sprechsprache von Zentralschweden und Norrland ist die Endung der best. Form Sg. -η: murarn ,der Maurer', sotarn ,der Schornsteinfeger', klockarn ,der Küster', skräddam ,der Schneider', skomakam ,der Schuster', byggmästarn ,der Baumeister', skojarn ,der Spaßmacher' usw. (§171). Die GWB hat Predicaren, aber C. G. Leopold gab einem seiner Gedichte die Überschrift „Predikarn" (1794). In der Schriftsprache kommt die kürzere Form -n teils im umgangssprachlichen Stil, teils in der gebundenen Rede (durch den Rhythmus bedingt) vor, ζ. B. „Och seglarn . . . behagar än vär syn och häller skädarn qvar" (Leopold), ,,kom krämarn, sä fick han gä" (Geijer), „Är det den vilde jägarn", „Lär känna arbetarn, din broder" (Snoilsky), „Siarn stär pä diktens Nebo", „Dexippos, häfdatecknarn", „hos befriarn Dionysos", „eidige, vingade springarn" (V. Rydberg). Ebenso auch Zweisilbler auf -r : sommar ,Sommer', best. Form sommarn, marmor .Marmor', best. Form marmorn, purpur .Purpur', best. Form purpurn, konstnär .Künstler', best. Form konstnärn u. dgl.; „Förunderliga makt, som konstnärn äger!" (Tegner). In feierücher und sachlicher Prosa dagegen wird die Endung -aren gebraucht, besonders bei neugebil12

Zu tanka u. dgl., s. G. Lindblad, Abraham Sahlstedt och den svenska substantivböjningen (1919), S. ] 2 4 f . ; K. G. Ljunggren, Nigra spräkdrag och stildrag hos C. J . L. Almqvist (1941), S. 7f. — In der Schriftsprache steht lusta ,Lust, Begierde' mit PI. lustar vereinzelt da (regelmäßig müßte er die Endung -or haben).

Die Wortbeugung

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deten Wörtern und mehr zufälligen Bildungen, ζ. B. arvtagaren ,der Erbnehmer' (neben gew. arvingen ,der Erbe'), innehavaren ,der Inhaber' usw. Zum r-Schwund im PI., s. § 30, 2. In dreisilbigen Formen wurde -a zu -e geschwächt (§ 71, 2). Im Frühnschw. kommen selten Pluralformen vor wie mestarer .Meister', sangarer ,Sänger' (GWB), domarer (Stiernhielm, O. Rudbeck). Best. Form PI.: arbetarenar ,die Arbeiter', wechtarenar ,die Wächter', mölnarenar ,die Müller' usw. (GWB), mölnarena (Leopold 1794). In gehobenem Stil und in gebundener Rede können noch, wenn auch selten, Formen vorkommen wie domarena, fiskarena ,die Fischer' (Bellman), drömmarena ,die Träumer' (Bo Bergman), die sich so von domarna, fiskama, drömmarna (best. PI. von dom ,Urteil', fisk ,Fisch', dröm ,Traum') unterscheiden 13 . In der heutigen Sprache ist die normale Beugung: Sg. domare best. Form domären, domarn PI. domare domarena, domarna § 181. PI. auf -or; Beugungsmuster gäta .Straße'. Auch bei den schwachen Feminina war in der Bibelsprache des 16. Jahrhunderts die alte Kasusflexion noch bewahrt: Sg. Nom. gata Akk. gato PI. gator

best. Form gatan gatona gatonar (GWB), gatorna

Die langsilbigen haben im NT die Endungen -o und -or, die kurzsilbigen -u und -ur oder -o und -or. Diese letzteren dringen von den langsilbigen, die in der Mehrzahl waren, in die kurzsilbigen ein. Schon in der GWB sind -o und -or verallgemeinert worden14. Jedoch kommen Plurale auf -ur im 17. Jh. nicht selten vor: ladur .Scheunen' (Gustaf II Adolf), gatur (J. Rudbeckius). In frühneuschwedischer Zeit wird die Form auf -a als Grundform immer häufiger. Die Form auf -o verschwindet. Besonders gilt dies bei Autoren, die aus Ost- und Westgötland stammen. Bei solchen aus Svealand begegnen im 17. Jh. Formen auf -u; sie 13 14

J. Mjöberg, Studier i Tegn^rs ungdomsdiktning (1911), S. 189f. Ausnahmen: kakur 2. Mos. 12. 39, 29. 2 (kakö, kakor etwa 25mal), flughur Weish. 16. 9, 19. 10 {flughor Pred. 10. 1, flughonar Jes. 7. 18), gatu 2. Sam. 21. 12; warur, warunar .Waren' O. Petri; stugur Kirchenverordnung von 1571 usw.

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sind jedoch im Vergleich mit den Formen auf -a bei den schwachen Maskulina sehr gering an Zahl (§179). Z . B . : Harald Olufssons Liederbuch: tranun (Subj.) ,der Kranich'; J . Bureus: smulu .Krume', svalun ,die Schwalbe', tjerun ,der Teer', tranun; 0 . Rudbeck: furun ,die Kiefer'; Bellman: en furu. Vom Wort furo, ist furu diejenige Form, die vom 15. Jh. bis zum Anfang des 19. Jhs. am gewöhnlichsten ist (auch als Subjekt); PI. furur (ζ. B. bei C. J . L. Almqvist); vgl. norw. furu. Von abstrakten Substantiven werden in der Schriftsprache daneben auch Formen auf -o verwendet, besonders in Präpositionsausdrücken: med godtyckio ,nach Gutdünken', i samtyckio ,im Einverständnis', i fdvitsko ,auf törichte Art', i lydno ,im Gehorsam', af glömsko ,aus Vergeßlichkeit' usw. Besonders beliebt sind derartige Formen bei archaisierenden Schriftstellern, wie z . B . bei Stiernhielm: medh eftertänkiande och dthyggio, i fähnsko, med galnu, i hwimsku usw., auch af olio u.dgl. J . Swedberg versuchte, die Beugung der Bibelsprache wieder aufleben zu lassen. Das schwedische Gesetzbuch (Sveriges Rikes Lag) von 1734 zeigt archaisierende Wortbeugung mit Formen auf -ο, ζ. B. qwinna ,Frau' — obl. qwinno, Kyrkia ,Kirche' — obl. Kyrkio, utsaga .Aussage' — obl. utsago; „pä almän gato", „Skjuter man med bösso eller bäga", „med snaro", „i soknestufwu och fattigstufwu" u. dgl. Heutzutage lebt die alte Form des obliquen Kasus auf -o nur noch in einigen Redewendungen und festen Ausdrücken weiter: i min ägo ,in meinem Besitz', i hans närvaro ,in seiner Gegenwart', enligt denna utsago ,nach dieser Aussage', i hans domvärjo ,wo er die Gerichtsbarkeit innehat', utan atervändo ,kein Zurück', sätta ä sido ,auf die Seite stellen, hintenansetzen', i delo ,im Streit', förvisso ,gewiß', i sä mätto .insofern', tili salu ,zu verkaufen', av furu .aus Kiefernholz'. Aus solchen Präpositionsausdrücken können närvaro (franvaro, tillvaro, samvaro), utsago und dtervändo herausgelöst und auch als Subjekt verwendet werden, ζ. B. „det fanns icke nägon ätervändo"; „hans utsago gäller icke inför domstolen" (Tegner); ,,dä . . . var ingen ätervändo längre möjlig", „. . . att ingen ätervändo mera fanns" (Harry Martinson). Außerdem bildet die Genitivform auf -u, -o das erste Glied in zahlreichen Zusammensetzungen: gatubelysning .Straßenbeleuchtung', furuskog ,Kiefernwald', ladugärd ,Kuhstall', stugudörr .Haustür, Hüttentür', varulager .Warenlager', kyrkolag .Kirchengesetz', flägoris ,Plage', gävobrev

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Die Wortbeugung

,Schenkungsbrief, hälsovärd .Gesundheitspflege', kvinnokön »weibliches Geschlecht', läroverk .Oberschule, Gymnasium', villomening .Irrglaube', vilodag .Ruhetag', trätofrö .Zankapfel', usw., analogisch dazu gebildet auch sagoland .Märchenland' u. dgl. Man beachte den Namen der Stadt Falun (best. Form des Subst. fala F. .Ebene') und die alte Kompositionsform vattu- .Wasser-' in vattuskräck .Wasserscheu' u. dgl. Auf die Form des obliquen Kasus gehen auch Wörter zurück wie bastu (neben badstuga .Sauna'), förstu, farstu (neben förstuga .Hausflur'), rädstu, z.B. pä rädstun (neben rädstuga, Rathaus') usw.; aschw. badhstuwu > badhstu (§ 58,1). was später auch als Subjekt verwendet werden konnte: en bastu (PI. bastur). Aber backstuga .Kate' (backstugusittare .Kätner'). Anm. In der Umgangssprache wird die Pluralendung -or zu -er geschwächt (§ 159). Schreibungen mit -er gibt es schon im Altschwedischen, und sie sind in Schriften des 15. und 16. Jahrhunderts sehr häufig. Die heutige Aussprache mit geschlossenem uLaut ist durch die Schreibung bestimmt. In der heutigen Sprache: Sg. gata best. Form gatan PI. gator gatorna § 182. Plural auf -er mit Gravis; Beugungsmuster: son .Sohn', färd .Fahrt'. Im 16. Jh. war die Beugung folgende: Sg. Nom. sott färd best. Form sonen (sonnen) färden Akk. färdena (GWB) färden PI. söner färder sonerna färderna Best. Form PI. lautet gewöhnlich presterna .die Pfarrer', wenema .die Freunde', synderna ,die Sünden', Grekerna ,die Griechen'; daneben prestemar, gästernar .die Gäste', syndernar, Hindernar .die Hirschkühe', elffuernar (elffenar) ,die Flüsse', strömenar .die Ströme', yxenar .die Äxte', sönenar .die Söhne'. Heutige Flexion: Sg. son färd best. Form sonen färden PI. söner färder sönerna färderna Wessen, Schwedisch I

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§ 183. PI. auf -er mit Akut; Beugungsmuster fot ,Fuß', hand .Hand*. Sg. Nom. fot hand Akk. " " PI. fötter händer

best. Form foten handen " handena fötterna händerna föttren händren Zur best. Form PL föttren, händren, s. § 71,1. Ähnliche Formen gibt es auch von andern Pluralen mit Akut: fädren (zu fader), brödren (zu broder), böndren (zu bonde .Bauer'), männen (zu man), klädren ,die Kleider' (Skogekär Bergbo, Stagnelius u. a.), städren .die Städte', ländren ,die Länder' (O. Rudbeck), grülren ,die Grillen' (S. Columbus). Die GWB hat in der best. Form PI. dreisilbige Formen: fädherna (fädhemar), brödherna (brödhernar, brödhrenar), fötterna (fötternar), henderna, bökerna .die Bücher', nätterna .die Nächte', tenderna (tendernar) ,die Zähne', städhernar ,die Städte' usw. Ebenso mennerna, mennenar (mennena) ,die Männer'. Auch sonst sind diese Formen in der Schriftsprache des 16. Jahrhunderts die üblichen. Olaus Petri schreibt auch brödhrena, böndrene, städhrene, nettrena. Im 17. Jahrhundert treten die zweisilbigen Formen auf -ren allgemeiner auf, wahrscheinlich, weil der svealändische Einfluß zunahm. Columbus schreibt böckren ,die Bücher', röttren .die Wurzeln', nättren .die Nächte', händren ,die Hände', brödren, böndren ,die Bauern', tanke-grillren ,die Gedanken-Grillen' usw. Ähnliche Formen kommen bei den Autoren jener Zeit in großer Zahl vor (Bureus, O. Rudbeck, Lucidor, Frau Brenner, Holmström, Runius u. a.). O. von Dalin hat fötterne, böckerne, händerna, fäderna usw.; Formen auf -ren fehlen bei ihm vollständig. S. Hof berichtet, daß „Stockholmienses" händränn, böckränn, föttränn, brödränn anstelle von händerna, böckerna, fötterna, bröderna sagten. Linn6 schreibt ζ. B. stängren ,die Stangen', böndren. In der Dichtung des 18. Jahrhunderts sind die zweisilbigen Formen sehr beliebt, sicher, weil sie sich leicht in Alexandriner und andere jambische Versmaße einfügen lassen. Noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts kommen sie ziemlich häufig vor, besonders in gebundener Rede: „och fädrens aska gömmer" (Tegner, Svea), „han stod emellan brödren som dag stär mögen" (Tegner, Fritjofs saga) „och kom med blod pä händren frän offerlunden" (Fritjofs saga), „och djupt under

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Die Wortbeugung

föttren" (Tegner, Flyttfäglarna), „att vakta pä gettren blef dagen mig läng" (Geijer, Vikingen), „kämparne tändren skuro" (Stagnelius, Vladimir), „med händren slutna som tili bön" (Runeberg, Landshöfdingen), „(han) gnuggade händren" (Runeberg, Hanna), sie stampften den Schnee „frän föttren i farstun", „(de) mumlade sakta i tändren" (Runeberg, Älgskyttarne). Auch noch bei Heidenstam (1895): „Under böndrens tunga sulor"15. In der Hochsprache lebt heute die best. Form PI. auf -en nur noch bei den unregelmäßig gebildeten Pluralen man .Männer', gäss,Gänse', löss .Läuse', möss .Mäuse' weiter: best. Form mannen, gässen, Vössen, mössen.

Anm. 1. Im 17. und 18. Jahrhundert kommen, besonders in der Dichtung, die best. Formen PI. auf -ren auch von Zweisilblern, die den Gravis haben, vor. Beispiele: gästren, släktren, stundren, tidren, dygdren, prästren, örtren (Lucidor); andere Belege stammen von Holmström, Runius, Triewald, Frese, Dalin (Brynhilda). „Ur jordens mjuka famn de locka örtren opp" (Creutz, Atis och Camilla); „Täckhets-Nymphren" (Kellgren, Gratiernas döpelse); „fjädren ryka" (Leopold, Hvem har rätt ?). Diese Formen sind zweifellos im Anschluß an föttren, händren u. dgl. analogisch gebildet. Sie entsprechen den Formen auf -(e)ra der mundartlichen Sprechsprache: föttera, hännera, prästera, sönera, örtera ,die Kräuter' usw.

(westl. Uppland und östl. Västmanland: prästren, gästren, vänren, tidren ,die Zeiten' usw.). Anm. 2. L e h n w ö r t e r bilden ihren Plural teils auf -ar, teils auf -er: biskopar, munkar ,Mönche', portar usw., präster, former, bilder, trakter .Gegenden', stater, banker usw. Bei jüngeren Lehnwörtern überwiegt die Endung -er: säser, kärer, raser, strejker.

Besonders ist zu beachten, daß zweisilbige Lehnwörter mit betonter Endsilbe ganz allgemein ihren Plural auf -er bilden: smaragder, juveler, talanger, fabriker, poliser usw.

In der heutigen Sprache: Sg. fot hand PI. fötter händer

best. Form foten handen fötterna händerna

§ 184. Aussterbende Flexionsarten. 1. ja- und jö-Stämme. Die mask. ja-Stämme haben in der GWB den Plural auf -er: drenger .Knechte', becker ,Bäche', benker .Bänke' (best. Form 18

Die Form kindren ,die Wangen' ist bei Lidner, Α. M. Lenngren, Franzin, Stagnelius (1818), C. F. Dahlgren (1821) und Runeberg (1820) belegt. 15*

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drengenar, -erna, -erne, -ernar, benkenar); aber Fem. ängiar .Wiesen' (best. Form ängianar). In andern Texten aber drängiar, bäckiar, bänkiar, länkiar .(Kettenglieder', älgiar ,Elche' usw., später lautgesetzlich drängar, bäckar usw. (§ 170). 2. ia-Stämme. Die Wörter herde ,Hirt' und ände .Ende' (isl. hirdir, endir) sind schon in aschw. Zeit zur schwachen Deklination übergetreten. Aschw. läkir ,Arzt' wird zu läkiare umgebildet. Aschw. öre M. (Münze, urspr. 1 / 8 Mark), PI. öra schließt sich zur Gruppe der Neutra auf -e und wird selbst zum Neutrum. Jedoch kommt noch im 18. Jh. en halföre, mit dem PI. halförar vor. 3. iö-Stämme: aschw. hedh .Heide', Akk. hedhe u. a. In der GWB wird das Wort yxa ,Axt' folgendermaßen flektiert: Sg. Nom. een yxe, Akk. ena yxe (medh een yxe), PI. yxer\ best. Form Sg. Nom. yxen, Akk. yxena, PI. yxenar, yxanar. Diese Beugung stirbt aus, und die wenigen hierhergehörenden Wörter schließen sich derjenigen von graf ,Grab', PI. grafvar an. So ζ. B. hed, myr ,Μοοτ', märr ,Stute'. Man beachte jedoch yxa, PI. yxor und börda ,Bürde', PI. bördor. § 185. Übergang zu andern Beugungsmustern. Zahlreiche Substantive werden im Neuschwedischen anders flektiert als im Altschwedischen. Flexionsgruppen, denen eine große Zahl von Wörtern angehören, zogen Wörter, die kleineren Gruppen angehörten, zu sich hinüber. 1. Viele der schwachen Maskulina, die die alte Akk.-Form auf -a als Grundform erhalten hatten (§ 179), schlossen sich der Flexion gata, PI. gator (§ 181) an; sie bildeten also einen neuen Plural auf -or. Ζ. Β. kärna ,Kern', skugga .Schatten', blomma ,Blume', fenna .Feder', skola .Schule', Idga ,Flamme', änga ,Dampf', skara ,Schar', vdda .Gefahr', fara .Gefahr'. S. oben § 179. 2. Einige Wörter, die im Aschw. ihren PI. auf -er oder -ar bildeten, haben diesen im Nschw. mit einem auf -or ersetzt, was vielleicht hauptsächlich als eine Art von Hypersvezismus zu erklären ist1®. Beispiele: rosor ,Rosen', ärtor ,Erbsen' (neben ärter), svanor .Schwäne' (neben svanar), runor .Runen', s-pdnor .Späne', vdgor .Wellen', adror ,Adern', dror,Ruder (PI.)'. Die meisten dieser le

G. Lindblad, Abraham Sahlstedt och den svenska substantivböjningen (1919); vgl. V. Jansson in „Ordgeografi och spräkhistoria" (1936), S. 17.

Die Wortbeugung

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Wörter werden vorwiegend im Plural verwendet. In einigen Fällen wurde zum neuen Plural auf -or ein Sg. auf -a gebildet: ärta, spana, dra, ddra. Die alte Form en ar findet sich noch bei Bellman (Ep. 48) und bei Snoilsky („Venezia"). — Umgekehrt haben folgende Wörter einen älteren Plural auf -or mit dem auf -er ersetzt: reglor .Regeln' (noch weit hinein in das 19. Jh.), gängor .Male', färgor .Farben', gränsor .Grenzen' (noch bei Sahlstedt), nunmehr regier usw. — Das Lehnwort läkse F. (auch lektie u. dgl., von lat.

lectio) .Lesen, Text; Unterrichtsstunde; Schulaufgabe', PI. läkser wird im Anschluß an die große Gruppe der zweisilbigen Feminina auf α zu läxa, PI. läxor umgebildet.

3. Substantive, deren Stamm auf langen Vokal auslautete, (sowohl mask, als fem.) erhielten im Altschwedischen lautgesetzlich einen Plural auf -r (§ 40,1): sko ,Schuh' PI. skor, mo ,Sandheide' mor, bro .Brücke' bror u. dgl. Nach dem Vorbild der Flexion fisk fiskar, graf grafvar wurde ein neuer PL auf -ar gebildet:

moar,

broar, aar .Bäche', sjöar .Seen' usw. Noch sind einige auf Vokal auslautende Wörter erhalten, die ihren Plural auf -r bilden: skor, lant-, nord-, socken-, d-, öbor (oder -boar) ,Landleute, Nordländer,

Gemeindemitglieder, Erbpächter, Inselbewohner', „Hemsöborna" (Titel eines Romans von Strindberg), klor .Klauen', kor .Kühe', vaümor .Mohnblumen', tär ,Zehen', vrär (od. vräar) .Ecken', mör (od. moar) .Mädchen' u. a. Aschw. byiar .Dörfer', öiar .Inseln' (mit 7 im Stamm) > byar, öar. Noch im 17. Jh. finden sich einsilbige Plurale wie öhr .Inseln', dar ,Bäche' u. dgl. Die GWB hat im PI. skoor, kor, ar, byiar, skyiar (skyyr) ,Wolken', öyar, best. Form skonar, konar, tanar, byianar, skyynar, skyianar (skyiarna), öyanar, Jungfrwnar ,die Jungfrauen'. Siö ,See' heißt im PI. siöghar, siöghanar.

Die r-lose Pluralform sko .Schuhe' (mit R-Schwund nach § 30. 4) kommt vereinzelt in götländischen (besonders ostgötländischen) Texten vor; weil das Wort viel im Plural gebraucht wurde, blieb die lautgesetzliche Form erhalten. Beispiele: „Kan tu tä göra Träskeeder och Skoo?" (dh. Holzschuhe). „Nu haar iagh mina barna skoo slijtit" (S. P. Brasck 1645). „Hwarken Strumpor eller Skoo" (Tidfördrijf, ung. 1675). „Roda band i skona" (Bellman Ep. 9). Die bestimmte Form heißt bei mask. Wörtern skon, byn, sjön, snön, bei den fem. bron, kon, an, ön usw., selten broen, koen, den,

öen. Mundartl. broa, da u. dgl. („ä i äa ä e ö" ,und im Bach ist eine

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Neuschwedisch

Insel' Fröding), brona, kona, ana, öna (vereinzelt bei Verfassern aus Westgötland, z. B. Runius, Α. O. Rhyzelius). Über den Akk. trona ,den Glauben', s. § 178; vgl. im übrigen § 171. 4. Der konsonantische Stamm vinter (aschw. PI. vinter) hat einen neuen PI. vintrar gebildet. Finger (aschw. PI. finger) flektiert teils en finger, PI. fingrar, teils ett finger, PI. finger, also mit bewahrter Beugung, aber mit Genuswechsel17. Nagel, PI. naglar ist ursprünglich auch ein konsonantischer Stamm (isl. nagl, PI. negl).Von den mask, konsonantischen Stämmen sind imNschw. also nur fot fotter und man man geblieben18. Die femininen konsonantischen Stämme haben sich besser gehalten, ja, sie haben sogar dieses und jenes Wort zu sich hinübergezogen: brand, strand, rand; späng ,Steg', stdng .Stange', täng

.Zange'. Einige haben jedoch einen Plural auf -ar erhalten, nämlich die Baumnamen eh ,Eiche' und bok ,Buche'19. Bei den auf Vokal auslautenden Wörtern ist in der Hochsprache der Umlaut aufgehoben worden: kor, klor, tär, mar (mundartl. kör, klär, iär, vrär)20.

Stad, PI. städer ,Stadt, Städte' ist aus dem Deutschen entlehnt; ebenso stand ,Stand', PI. Ständer, bokstav .Buchstabe', PL bokstäver. 6. Die fem. Verwandtschaftswörter moder, dotter, syster haben

seit der Reformationszeit die Pluralendung -ar angenommen, die bei den beiden erstgenannten an den alten umgelauteten Plural angehängt wurden, also: mödrar, döttrar, systrar. Die mask, fader und broder haben dagegen die alten Pluralformen beibehalten: fäder, bröder. Im NT 1526 kommen die PI. fädhrar, 17 18

19

20

Strindberg verwendet (im Manuskript) oft die Form fingerna. In schonischen Mundarten kommt die nach Beugungsmustern wie karlar, drängar neu gebildete Form mannar vor. In gebundener Rede auch manner, seltener in der Prosa; diese Form ist aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Deutschen entlehnt. Der Plural strander WEIT noch im Frühnschw. häufig (GWB, ϋ η η έ , Lagerbring, U. v. Troil, H. C. Nordenflycht). — Schon. Mundarten: bog PI. böger, eg PI. eger (mit Akut). Im Frühnschw. nicht selten höh (vgl. dän. beg), wahrscheinlich nach dem Kompositum böketrä(d) und dem Kollektivum böke N. .Buchenwald'. Bei dem aus Ostgötland gebürtigen S. P. Brasck Sim köö (mit ä-Schwund nach § 30. 4) .sieben Kühe' (1645), Mine köör (1649).

Die Wortbeugung

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brödhrar (fädhra, brödhra, s. oben § 178) vor. Vgl. südschw. mundartl. bröra ,Brüder' (brödrar V. Moberg 1956). Das Wort son ist das einzige Wort im Nschw., das einen Plural mit Umlaut und mit Gravis hat: söner (§ 182). Es ist ein alter u-Stamm. II. Neutra; ursprünglich endungsloser Plural § 186. Auf Konsonant auslautende Neutra; Beugungsmuster hus ,Haus'. Sg. hus PI. hus

best. Form huset husen

Zum suffigierten Artikel -et, s. §§ 73, 77. Die gesprochene Sprache in Svealand und Mittelschweden hatte ^-Schwund: huse', barne'\ derartige Formen finden sich sehr selten geschrieben. Es ist also dank der Schriftsprache, daß die aschw. Form auf -et erhalten blieb. Zum suffigierten Artikel -en (husen, mundartl. husa; öronen oder örona ,die Ohren', nystanen oder nystana ,die Knäuel', lakanen oder lakana ,die Laken, Bettücher', hemmanen oder hemmana ,die Bauernhöfe', syskonen oder syskona ,die Geschwister', päronen oder pärona ,die Birnen', smultronen oder smultrona ,die Walderdbeeren' usw.), s. § 171. Gegen das Ende des 17. Jahrhunderts erscheinen Formen wie husena, bärgena ,die Berge', liusena ,die Lichter', barnena ,die Kinder'. Sie gehören der mittelschwedischen Umgangssprache an und sind offenbar im Anschluß an die Maskulina und Feminina mit dem Plural auf -na entstanden: fiskarna, gatorna, färderna. Südschwedische Mundarten (und südschw. gebildete Umgangssprache) kennen diese Neubildung nicht. Und die Schriftsprache behält im großen ganzen die Endung -en. § 187. Zweisilbige auf -e auslautende Neutra; Beugungsmuster dike ,Graben'. Sg. dike best. Form diket PI. dike diken Auch diese Wörter nehmen im 17. Jh. in der best. Form PI. die Endimg -na an. Man erhält also zunächst doppelte Formen:

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Neuschwedisch

stycken und styckena ,die Stücke'. Neben der neuen Form styckena, rikena ,die Reiche', sinnena ,die Sinne' lebt die alte Form stycken, riken, sinnen fort22, aber da die Form auf -na immer mehr als Zeichen für die b e s t i m m t e Form verstanden wird, wird die Form auf -n im Gegensatz dazu dann verwendet, wenn die bestimmte Bedeutung nicht besonders hervortritt, d. h. als gewöhnliche Pluralform, -n wurde folglich bei diesen Wörtern allmählich zum reinen Pluralzeichen23. Das älteste Beispiel dafür stammt von ung. 1450. Manche kommen in „Jons Buddes bok" (1487—91) vor: riken, sinnen, stykken, säten,Sitze' usw. Erst im 17. Jh. werden unbestimmte Plurale wie stycken, äpplen .Äpfel', riken häufiger. S. Columbus (Ordeskötsel) hat sinnen, marken .Merkmale', beläten .Götzenbilder, Abbilder', säten. Die neue Beugung ist kennzeichnend für die svealändische und mittelschwedische Umgangssprache. Hingegen wird die ältere Form immer noch in großem Umfang von südschwedischen und westschwedischen Sprechern benützt: fem äpple ,fünf Äpfel', ett par snöre ,zwei Bindfäden', gräva dike .Graben (PI.) graben', dessa ovanltga väderleksförhcülande .diese ungewöhnlichen Wetterlagen', dessa vattenflöde »diese Wasserfluten', pa flera omrdde ,auf mehreren Gebieten' u. dgl. Der Schriftsteller Dahlstierna schreibt tu äpple, med diupe bugande ,mit tiefen Bücklingen' („Kungaskald"). Sven Hof berichtet, daß es „Upiandice" äpplenn, sätenn heiße, „Vestrogothice" aber äpple, säte. Sahlstedt scheint die bestimmte Form auf -na nicht zu billigen. Er gibt den PI. -en für die best, und die unbest. Form an\ärenden .Besorgungen; die Besorgungen', ämbeten .Ämter; die Ämter', ansichten .Gesichter; die G.', stycken ,Stücke; die St.', (daneben aber auch für einige wenige best. Form PI. auf -na: styckena, sinnena)24. — Der Plural huvuden ,Köpfe', neben huvud, 22 28

24

„Diken stodo fülle af watten, efter den w&ta sommaren" (ϋηηέ). Von entscheidender Bedeutung war, daß die syntaktische Verwendung der best, und unbest. Form so schwankend und unbestimmt ist. Eine Form kann vom Sprecher als bestimmt gemeint sein, wird aber als unbestimmt verstanden. Vgl. aschw. fällir nipär dagswärken flere än pry .wenn er mehr als drei Frontage versäumt' (SdmL). — Vgl. die ziemlich gleichartige Entwicklung bei trä — trädh — trädhet, unten § 188. Zum Pluraltypus riken, s. G. Lindblad, Abr. Sahlstedt och den svenska substantivböjningen (1919), S. 2 1 7 1 ; G. Bergman in ANF 56 (1941), S. 1 3 6 f.

Die Wortbeugung

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ist wohl entstanden, um in schriftsprachlicher Form die Plurale huvu'n, huve'n der gesprochenen Sprache wiederzugeben25. Anm. 1. Im Frühnschw. kommt, besonders in der Kanzleisprache, eine Pluralendung -r vor: stycker, riker, ärender usw. Zum Teil kann diese Flexion auf fremdem Einfluß beruhen (vgl. im Dan.). Aber sie kann vielleicht zum Teil auch einheimische Voraussetzungen haben (sie kommt u. a. in Mundarten von Södermanland vor). Die GWB hat teils PI. stycker (neben stycke), embeter, beläter, tapeter (Sg. tapete), belter ,Gürtel', spenner .Spangen' (best. Form stycken, embeten, beläten usw.), teils PI. äple, konungarijke (Gen. Konungarijkers 2. Chron. 32. 15), ärende usw. Sahlstedt: ärenden und ärender. — Fremdwörter sind bräder .Bretter', kläder .Kleider' (mit erhaltenem Akut und mit kollektiver Bedeutung; vgl. den PI. bräden, kläden)26, krydder .Gewürze' (all annor krydder GWB, also Neutrum), umgebildet zu kryddor, länder (mit Akut; vgl. PI. land), Ständer (kollekt. Bedeutung; vgl. PI. ständ).

Im heutigen Schwedisch: fängeise, PI. -r .Gefängnis', bryggeri .Brauerei', PI. -er (und andere Wörter mit den Endungen -eise und -eri). Viele neutr. Lehnwörter erhalten neben der endungslosen Form auch einen Plural auf -er, ζ. B. priser .Preise' (best. Form priserna), viner .Weine', sekler .Jahrhunderte', orakler usw.; dies gilt besonders von mehrsilbigen mit betonter Endsilbe: PI. partier, annexer, palatser, problemer, sigiller .Siegel', ackorder, elementer, organer, förslager .Vorschläge', substantiver, idealer („Skyn är väfd af idealer" V. Rydberg), stjärnsysterner (V. Rydberg, Kantat), „Porträtterna" (Α. M. Lenngren)27. Anm. 2. Ursprünglichen PI. auf -« haben die beiden neutr. nStämme öga und öra: PI. ögon, öron; hjärta ,Herz' (PI. hjärtan) hat noch in der GWB im Plural die gleiche Form wie im Sg.: j idhor hierta (Mark. 2), all from hierta (Ps. 64), mong hiertas tanckar (Luk. 2), war hiertas grund (Ps. 44), fromom hiertom (Ps. 94). 25

26 27

Vgl., daß man für huvu , kuve' der gesprochenen Sprache hufvudet schrieb. Stiernhielm hat hufvud ,der Kopf' (Hercules 240). Ebenso Bellman („Hufvud var ludit"). Im 18. Jh. ist PI. hufuun, best. Form hufvuna eine häufig vorkommende Form („hufvuna och hörnen och svansen" Kellgren). PI. klädher ist neutr. in der GWB: sijn eghen klädher usw. N. Linder, Om -er, -r. -ar och -or säsom pluraländelse hos neutrala substantiver i svenska spr&ket (1890); SAOB, Art. blad.

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§ 188. Einsilbige auf Vokal auslautende Neutra; Beugungsmuster bo ,Bau (von Tieren), Nest; Habe' Sg. bo best. Form boet, bot PI. bo boen, bon Beispiele aus der GWB: Alt kött är höö. Hööt torkas bortt (Jes. 40); säsom frödh vpgäär i örtagdrdenom (Jes. 61); Och quinnan sdgh til at trädh war gott at äta äff (1. Mos. 3); Hugger trädh om kull (Dan. 4); Han .. . foil nedh pd sijn knä (Luk. 22); itt Sinaps körn . . . är mindre an all annor fröö (Mark. 4); när törne . .. warda vpbrend sdsom torr strd (Nah. 1); The vmleggia migh sdsom bij (Ps. 118); j bland trään j lustgardenom (1. Mos. 3); The andre skdre quistar äff trään (Matth. 21). Diese Wörter nehmen im 17. Jh. in der best. Form PI. die Endung -(e)na an und später dann in der unbest. Form die Endung -η23. Bei Sahlstedt ist diese Beugung durchgeführt: bi ,Biene', bo, strd ,Halm', knä ,Knie', frö ,Samen', PI. bin, bon, strdn, knän, frön·, best. Form binen, bonen, strdnen, knänen, frönen. Wahrscheinlich ist das eine „Verschönerung" der umgangssprachlichen Formen bina, bona usw. Götländische und südschwedische Mundarten haben bis heute die aschw. Beugung bewahrt: tvä fägelbo ,zwei Vogelnester', höga skri ,laute Schreie', inte lägga tvd strd i kors .nicht zwei Grashalme über Kreuz legen', d. h. .keinen Finger rühren', myran drar sina strd tili Stacken ,die Ameise trägt ihre Halme zum Ameisenhaufen', regnet stdr som spö i backen ,der Regen steht wie Ruten auf dem Abhang', d. h. ,es regnet Bindfäden' usw. In der best. Form Sg. wird der Endungsvokal noch zur Zeit vor dem Konsonantenschwund synkopiert (§ 40). Die GWB hat itt trä, best. Form trädh, itt bij, best. Form bijt (Syr. 11. 3: Bijt är en Uten foghel). Als best. Form steht trädh ziemlich allein da; daher fügte man dem Wort die bei den Neutren gewöhnliche Endung -et an. Die neue Form trädhet (Aussprache: trädhe') hatte ausgesprochen bestimmte Bedeutung. Im Gegensatz dazu wurde dann die alte Form trädh als unbest. Form aufgefaßt. Sahlstedt hat zwei Wörter: trä ,lignum' (Holz) und träd ,arbor' (Baum). Da in der Sprechsprache auslautende d in großem Umfang schwinden (§ 163,1), werden Wörter wie bröd ,Brot', blad ,Blatt' 28

„Man finner stoora Träen som litet bära", „Himmelens Dagg plär pä Träna neerdugga" (Lucidor). „Trastarna mystrade i trän" (Linnd).

Die Wortbeugung

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bald wie einsilbige, die auf Vokal auslauten, flektiert, also PI. brön, bröna usw. — Victor Rydberg gebrauchte mit Vorliebe die Formen trän, träna in seinen Gedichten: „Bland äldriga trän", „Hon flog öfver lunder af oljeträn" (Träsnittet i psalmboken), „träna de vinka och nicka" (Skogsräet), „mot kyrkogärdens gulnade trän" (Hvadan och hvarthän). Best. Form Sg. südschw. biet, höet, (gräs)straet, (fägel)boet, mittelschw. bit, höt, strut, bot. „Liljehvit och rosa, tili bot styr sin kosa hvart bi" (Fröding). 3. Die Kasusflexion Reste des starken Nominativs auf -er in der neuschwedischen Schriftsprache, s. § 137. § 189. Der Gebrauch des Genitivs ist in der heutigen schwedischen Umgangssprache stark eingeschränkt. Er kommt fast nur noch in possessiver Funktion bei Personenbezeichnungen und Eigennamen vor, ferner auch in einigen festen Redewendungen wie till viljes, tili sjöss, till dess (tills) ,bis dann', tids nog ,früh genug', i vintras ,im vergangenen Winter', hur dags ,um wieviel Uhr', utomlands ,im Ausland', en medelälders man ,ein Mann von mittleren Jahren', olika slags människor .verschiedenartige Menschen' (s. O. östergren in „Spräk och stil", Bd. 17 und „Schwedische Sprachgeschichte", Bd. 3. § 17). Das Norwegische ist in dieser Hinsicht noch weitergegangen; da gibt es den Genitiv nicht einmal mehr von Personen. Auf Schwedisch heißt es pojkens böcker ,die Bücher des Jungen', aber auf Westnorwegisch und Nordnorwegisch gutten sine böker (vgl. damit Zürcher Mundart em Puur sys Vee ,das Vieh des Bauern', vgl. Weber, Zürichdeutsche Grammatik, S. 213); daneben heißt es sowohl auf Westnorwegisch als auf Ostnorwegisch bökerne til guten, also ein Präpositionsausdruck statt des Genitivs. Auch in schwedischen Mundarten läßt sich eine Neigung zu solchen Ausdrucksweisen feststellen. — Die GWB hat beispielsweise för graffuennes dör (Mark. 15. 46), aber an einer entsprechenden Stelle in einem andern Evangelium för dörena at graffuenne (Matth. 27. 60). In der Schriftsprache wird der Genitiv von allen Wörtern und in allen Formen mit der Endung -s gebildet (§ 141). Beispiele aus der GWB: hans siäls ängest, ens oxas lijknelse, tijns turturduffuos

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siäl, minne helsos horn; menniskiors bam, huggormars affödha, tina fiendars skrij, tina oweners rasande29. In der GWB sind — besonders in gewissen festen Redewendungen und feierlichen Ausdrücken — die alten Genitive der bestimmten Form mit innerer Flexion in großem Umfange noch gebräuchlich: sonsens, dödzens ,des Todes', ormsens ,der Schlange', stadzens ,der Stadt', (aber auch ζ. B. ängelens, himmelens), liffsens ,des Lebens', barnsens, löfftesens ,der Versprechung', rikesens (aber auch ζ. B. husens ,des Hauses', wädhrens ,des Wetters', watnens ,des Wassers', folckens ,des Volks', Tempiens ,des Tempels', Altarens ,des Altars'); Herrans; menniskionnes, quinnones; solennes, wärl·dennes, iordhenes, troonnes, doürennes, wredhennes, glädhennes, wishetennes, PI. bamannas. Gewöhnlich wird aber -s an die Grundform angehängt: konunganars, himlanars, Apostlanars, Propheternas, menniskionars, fädhernas usw. Vom Anfang des 17. Jahrhunderts an sind die heutigen Genitivformen außerhalb der Bibelsprache durchgeführt. Altertümlich und feierlich sind bei Stiernhielm Dygdenes, Siälenes, ährones, Förnuftenes Anda, aber förnuftsens Sool, Nattsens bam, Tämorna lijfflige Broder usw. Mit offensichtlicher Stilimitation nennt Kellgren die Pfarrer ljusens bam (Mina löjen). In der heutigen Sprache gibt es noch diesen und jenen erstarrten Ausdruck wie riksens Ständer, dagsens sanning. Genitiv ohne -s kommt bei Ortsnamen vor, die auf Vokal auslauten: Uppsala stad, Skara domkyrka ,der Dom von Skara', Visby ruiner, Växiö läroverk, Alsnö stadga ,die Verordnung von Alsnö', Ydre härad , Kreis Ydre', Kinda kanal ,der Kanal von Kinda', Södertälje kanal, Falsterbo rev ,die Sandbank von Falsterbo', Falu gruva ,das Bergwerk von Falun' (vgl. dazu § 181), Falu rödfärg, Kalmar (älter: Kaimama, Kalmare) slott ,das Schloß von Kalmar'. Bei mehr zufälligen Wortverbindungen aber z. B. gatorna i XJppsala ,die Straßen von Uppsala', Visby stads historia ,die Geschichte der Stadt Visby', Ydres folhmäl (oder folkmälen i Ydre ,die Mundarten von Ydre') usw. (vgl. § 84). 2

» In der GWB (und der Bibel Karls XII.) gibt es vereinzelte Gen. PI. auf -a: td han wardt tolff dra gammal Luk. 2. 42, the som tweggia dra och ther förnedhan woro Matth. 2.16. u. dgl. Hin und wieder wird der alten Gen.-Form auf -a ein -s angehängt: Äff barnas och spenabarnas munn haffuer tu fulhompnat loffuet Matth. 21.16 Ps. 8. 2.

Die Wortbeugung

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Über die Bewahrung des Genitivs auf -a in Zusammensetzungen und Ortsnamen (ζ. B. kungakrona, fdglaldt .Vogelgesang', Rdbockastigen ,Rehbockweg'), s. „Schwedische Sprachgeschichte" 2. § 190. Alte D a t i v f o r m e n sind in der Bibelsprache des 16. Jahrhunderts noch außerordentlich häufig. Sie werden teils als Ergänzung zu gewissen Verben und Adjektiven gebraucht, teils auch nach gewissen Präpositionen. Beispiele aus der GWB. 1. Dativ bei Verben: tiena Gudhi; tacka hans nampne; lydha straffe; Han haffuer befaÜ sinom änglotn om tigh, at the skola bewara tigh pd allom tinom wäghom. Giör tinom wenom gott. Sdsom thet migh gamlom manne wel stddr. Jagh sägher idher minom wenom. Han skal betala minom fiendom thet onda. Jagh wil predica tit mampn minom brödhrom. När wenenom wel gddr. Wisa tigh Prestenom. Han biwdher bddhe wädhrena och watnena. Asznanom hör hans fodher. Wij leggiom hestomen betzl j munnen. The moste räffuomen til lott bliffua. Tino nampne ware ära och l o f f . Judomen een förargelse, och Grekomen en galenskap. Menniskiomen en godh wilie. 2. Dativ bei Adjektiven: Then Israels barnom hetsk war. Jag är minom brödhrom fremmande worden och okend mijns modhers barnom. Och stiertarna woro ormom lijke. Wij äre wdrom fiendom offuergiffne. 3. Dativ nach Präpositionen: j Jacobs hwse, j them stadhenom, ifrd dödhenom, pa gatonne, äff eenne tienistequinno, pd iordhenne, j nödhenne, j Bokenne, j troonne, j samma stundenne, vth medh weggenne, j watnena, pd landena, j hieriana, medh mino hierta, j hardom drom, j gdrdenom, pd gatomen, j skoomen, j buskomen, medh syndarom. Richtung wird mit dem Akkusativ, Lage mit dem Dativ bezeichnet: Och Anden dreeff honom strax vthi öknena, och han war j öknenne i fyratiyo daghar. In der profanen Sprache ist der Dativ seit etwa 1600 ausgestorben 30 . Nachher kommt er nur noch in gewissen stereotypen 80

Dies gilt von der Schriftsprache und der Umgangssprache der zentralen Landschaften. In gewissen Mundarten, besonders solchen an der Peripherie des schwedischen Sprachgebiets (nördl. Dalarne, Westerbotten) hat sich der Gebrauch des Dativs viel länger erhalten, sogar noch bis in die heutige Zeit (s. J. Boethius, Orsamälet, 1918; L. Levander, Dalmälet 2, 1928; S. Larsson, Substantivböjningen i Vasterbotten, 1929). Vgl. auch § 171, Fußn. 28.

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Neuschwedisch

Ausdrücken vor: gd man ur huse, gammal i garde, icke i ar men dt

are (at are .nächstes Jahr') usw., femer auch in gewissen biblischen Redewendungen: giva lastarenom rum usw. Stiernhielm und Spegel bedienen sich des Dativs, wenn sie archaisieren wollen (Sa är ock Mannenom Man til fromma, den ene den androm; i Högdene;

med mysande munne; ur husom usw.), zuweilen auch in den Funktionen des Akkusativs.

B. Das Adjektivum § 191. Starke Deklination

1. Die Endung -er des Nom. M. Sg. schwindet allmählich, bleibt aber beim Adjektiv doch länger erhalten als beim Substantiv (§ 145, 5). GWB: Ηan är säsom en halter pa fötternar. Gack bortt til Myrona, tu later. Then som onder är, han ware onder. Sij, td bars ther vth en dödher. Thet war en rijker man. En unger man. En blinder satt widh wäghen och tiggde. Jagh war rädder för tigh. Almoghen war sworlige reetter (.gereizt') och förargader äff thet swermerijdt

(P. Swart). Stiernhielm verwendet Formen auf -er sowohl im Mask. (Hercules ist fuller af Angst, Ruus ist brusande röder, en stinner en Sälle),

als auch im Fem. (Lättja [F. .Faulheit'] ist from och spaker i werkom, Kättja [F. .Geilheit'] är fräck och köner i dtburd, Flättja [F. .Leichtsinn'] ist snäller och danswijg ä fotom); gewöhnlich hat

er jedoch Formen ohne -er. Tiällmann (S. 222) betrachtet die Formen auf -er als eine antikisierende licentia poetica. Sicher haben die Forderungen der Metrik eine gewisse Rolle dabei gespielt: „Nu är han döder"; „med en svarter kjol", „med hviter näsduk", „Si hur lilla Nymphen söter" (Bellman) usw. Auch bei der Nachahmung des Stils eines Volkslieds: „Jag är ej rädder" (Geijer, Den lilla kolargossen) oder einer Mundart: „Snögen faller tunger" (Fröding, Släktvisan). Besonders auch, wenn Verachtung zum Ausdruck kommt: „Hans namn var Dummer Jons, Jons Dummer" (Kellgren); „dummerjöns" und „dumjöns" (Fröding). Bemerkenswert ist übrigens, daß die Endung -er in der gesprochenen Sprache länger fortgelebt zu haben scheint als in der geschriebenen32. 82

Dieses -er (en riker man) steht, sagt Sven Hof, „i bibeln och psalmboken och allmänneligen är sä i tal wedertagit". Es ist nach G. Sjöberg (1796) „in der Schriftsprache unrichtig und veraltet; aber bei vielen in der

Die Wortbeugung

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Die Akk.-Formen auf -an (mask.) und auf -α (fem.) sind in der GWB noch uneingeschränkt im Gebrauch: Hwj kallar tu migh godhan; the hadhe fram för honom en blindan; hwar nu en blinder ledher en blindan; Jagh haffuer vphögt en vthkoradhan; strax warden j finnandes ena äszninno bundna; Itt godt trää bäär godha frucht; med högha röst; ena klara e l f f ; Tu skalt ära tin fadher och tina modher; Gudh tagher mina siäl bort. Olaus Petri: medh wäld och argha list. Die Formen auf -a verschwinden bald. Die Formen auf -an aber sind noch im 17. Jahrhundert ziemlich häufig, nicht zum wenigsten in der dichterischen Sprache, besonders in stehenden, adverbialen Wendungen (i liusan laga ,in hellen Flammen' u. dgl.). Später dann immer seltener, noch in archaisierendem oder sonst gehobenem Stil (ζ. B. bygga pa lösan sand, „dignar hopplös ned i hetan sand" V. Rydberg). Die Endung -an kann auch auf Femina übertragen werden (ζ. B. pa grönan äng ,auf grüner Wiese', uti djupan grav ,im tiefen Grab', i godan ro ,in aller Ruhe') und wird hin und wieder auch bei Wörtern, die als Subjekt oder Prädikativum stehen, gebraucht (jagh som är een storan gloper S. P. Brasck; sen kommer längan natt u. dgl.)33. In der Dichtung (besonders in Nachbildung von Balladen) kommt zuweilen eine verlängerte Form auf -ande vor: i villande skog (Geijer, Vallflickans aftonvisa, F. A. Dahlgren, Värmlänningarna), i villande bid, till ljummande väg (Tegner, Flyttfäglarna), pa den saltande väg (Karlfeldt, Jone havsfärd), ljusande dag (Fröding, Bergslagstroll)34. Umgangssprache noch üblich". Heute noch ist die Endung in der Sprache des Alltags und in mundartlich gefärbter Umgangssprache nicht selten (ζ. B. „Anders han var en duktiger dräng, flitiger som en myra"). — Näheres bei B. Ejder, Adjektivändelsen -er i de nordiska spräken (1946). 83 84

Vgl. auch dän. ved hßjen mast, i vilden sky u. dgl. Weitere längere Formen mit expressiver Bedeutung: beckande mörkt .stockdunkel', ellande röd .feuerrot', mjällande vit .blendend weiß', sld upp dörren pd vidande gavel ,die Tür sperrangelweit aufmachen' (Rietz), i väniande dagar ,in Tagen der Erwartung', hundrade ,100', tusende ,1000', självaste .selber, in eigener Person', baraste (zu bara Adv.) ,nur, allein' (Beispiele im SAOB), välan (von väl) .wohl',/ör allan del (= för all del) .bitte sehr', hjärte- in Zusammensetzung wie hjärteglad .herzensfroh', hjärtesorg .Herzeleid', hjärtegull .Herzblättchen' usw., aber hjärtfel .Herzfehler', hjärtnerv .Herznerv' usw., kära hjärtandes ,ach du liebe Güte', änteligen (stärker als äntligen) .endlich', onekeligen (stärker als onehligen) .zweifellos', verkeligen (stärker als verkligen) .wirklich', norw. ttvende redd (schw. livrädd) ,in Todesangst', eitrende sint .furchtbar wütend'. Hierher

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Neuschwedisch

2. Im Plural flektiert die GWB noch in aschw. Weise: -e im Nom. M., -a im Akk. M. und im F. (Nom. und Akk.), endungslose Form im Neutrum. Beispiele: unge män; I ären onde; Salighe äro the som äro andeligha fattighe . . . Salighe äro the fridsamme; öffuer onda och godha; then ther wil se godha daghar; alia, quinnor; monge falske Propheter, aber mong falsk witne; enkior och fadherlös barn; mijn barn; all annor fröö; siw nööt feet och sköön; siw tunn förwisen ax; ndghor annor skep; vnderligh ting. Jdhor klädher äro vpäten äff maal. (Zakarias und Elisabet) the woro badhen retferdigh . . . och bädhen woro the framlidhin j sin aider. Himmel och iord äro tijn. Wädhret och haffuet äro honom lydigh. — Thä nw sddana sendebodh . .. woro förskickat här vthaff rikit til Holsten (O. Petri). Wij Swenske höre och gudhi til.. . Han förachtar icke mera oss Swenska än annor folk (0. Petri). Im übrigen werden im 16. und 17. Jahrhundert -e und -a ohne Unterschied sowohl bei Maskulina als auch Feminina verwendet, aber -a gewinnt immer mehr an Boden. Es dringt auch in das Neutrum, allgemein jedoch erst im 18. Jahrhundert. Man beachte in der heutigen Sprache folgende endungslose neutrale Formen: ingenting .nichts', nägonting .etwas', allting .alles' (analogisch auch en ting); all slags (PI.) .alle Arten', ndgon slags ,eine Art' (analog, auch ζ. B. en slags, denna slags); ndgon sin (PL) .jemals'; jag vet mig ingen rdd .ich weiß mir keinen Rat', ha god rdd .vermögend sein' (wo ting und rdd neutrale Plurale sind). Noch im 19. Jahrhundert kann man, besonders bei Autoren, die eine traditionsgebundene Einstellung haben, -e bei maskulinen gehören auch in dichterischem Stil mit altertümlichem Gepräge (Volkslieder u. dgl.): rosende lund .Rosenhain' (rosenne, von mnd. rosen, Gen. PL), i förgyllande dar (nach mnd. vor gülden) ,in goldenen Tagen', ädela ros och förgyllande skrin. Weitere Beispiele: von Westgötland bei S. Landtmanson, Västergötlands folkmäl 4 (1950), S. 77; von älterer Umgangssprache bei S. Columbus, En swensk ordeskötsel (hrsg. von B. Hesselman 1908), S. 41. S. ferner Ad. Noreen, Värt spräk 6, S. 505f., Hj. Ideforss, De primära interjektionerna (1928), S. 78, F. Askeberg in „Modersmälslärarnas Förenings ärsskrift" 1958, S. 29. — Ausdrucksbetonte Formen in gebundener Rede ζ. B. „Hundramilade hän mot Sverige vägarna stego" (Heidenstam). Eine gleichzeitig rhythmisch bedingte und ausdrucksbetonte Funktion hat das schwachtonige de des in der familiären Umgangssprache gewöhnlichen Ausdrucks (blomster) av alia de slag (= αν alia slag) .(Blumen) verschiedenster Art'.

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Die Wortbeugung

Personenbezeichnungen im Plural antreffen. Beispiele: „Vi blifve utburne" (Schw. Kirchengesangbuch 1819, Nr. 424. 7); von Tegner: „Fritt öfver oss hvälf bid' ryske och danske", „ibland frie männer", „Hans flamma, är hon ej gode gudars län?", „Sä längt som tanke flyger, bo höge Gudar", „Voro nu satte i hög kung Bele och Torsten den gamle, der de sjelfve befalt". „Varen varsamme flitige . . . ordentlige . . . glade", „Store andar ge sin form ät tiden", „I höge skuggor, ädle sängarfäder!"; von J . O. Wallin: „Sälle äro de som höra", „Ej af verldens vise kändes den oändligt Vises räd", „Den store Fadern vet deras namn, och trotte sjunka de i hans famn"; von V. Rydberg: „bland lefnadströtte och veke trälar", „Gudar stumme bida"; von Snoilsky: „i dessa kvinnor och desse män". — Vgl. auch alia ,alle', aber aüesammans ,alle zusammen'; in rhythmisch schwachtoniger Mittelstellung zieht man also -e vor. 3. Über die Dativformen bei Adjektiven und Pronomina gilt dasselbe, was oben über die Substantive gesagt ist (§ 190). In der Bibelsprache des 16. Jahrhunderts wird von ihnen nach den altschwedischen Regeln reichlich Gebrauch gemacht, jedoch ohne daß sie konsequent durchgeführt wären: Hwadh tu icke wilt at man gör tigh, thet gör tu ey heller enom androm; f'örhäü ingom hans löön; iagh sägher thet minom fadher; han skulle hielfia them bddhom; them som boo j mörko lande; medh godho hierta; äff alio synd; thet är äff ondo; frels oss jfrä ondo; j titt hierta eller i tinom ordom. Ey är alt thet sant, ther sanno är likt (Konungastyrelsen). Nyia testamentit pd swensko. O. Petri: hdrdt emoot hardo; Werlden är altijdh sich sielffuo lijck. Kirchenverordnung 1571: the sedher, som förstdndigo och gudeligo folcke höffues. Stiernhielm schreibt archaisierend: dem latom och blindom u. dgl. Heute noch in vereinzelten festen Redewendungen, ζ. B. det är allom bekant. Hierher gehört auch das Adverb änyo (aschw. a nyio »wiederum'), ferner die Redewendung famla i blindo ,im Blinden tappen' (dän. rave i blinde). 4. In der GWB wird das Adjektiv im Genitiv noch flektiert, wenn es als Attribut steht: mins fadhers; ens godhs konungs; ens froms rettferdigs och Gudhfruchtigs manz son; eens ret from manz son usw.; en dödher, sinne modhers eende son, minne siäls bedröffuelse (aber auch: mijns siäls bedröffuelse), tins tienares, tinne tienarinnos. Zweifellos beruht dies auf einem Bestreben nach grammatikalischer Korrektheit, und stützt sich nicht auf in der damaligen Sprechsprache noch lebendige Flexionsformen. Wessen, Schwedisch I

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Im übrigen wird das Prinzip durchgeführt, daß das Genitiv-s nur dem letzten Wort in einer syntaktischen Gruppe angefügt wird. Vgl. far mins, Gustav den tredjes, Norstedt & Söners förlag, Kungen av Danmarks bröstkarameller, Livregementet tili hästs kaserner (S. E. Wellander, Riktig svenska, 3. Aufl. 1948, S. 182; E. Wessen, Vart svenska sprak, 1968, § 12. 6). 5. Nagon ,ein, jemand', annan ,ein anderer' und eder .Euer, Ihr' zeigen in der GWB noch eine altertümliche Flexion: Sg. Nom. naghor, näghot, Akk. naghon, ndghra, näghot, PI. Nom. näghre, ndghra, naghor. En annar Ängel, en annor book, Akk. naghon annan, PI. all annor krydder. Idher Fadher, idhor flycht, idhart hierta, idhra Domare, idhra siälar, idhor barn. Ebenso: hon war widh tolff aar gammul; gammul ärende; gammul klädher; naghor gammol menniska (Kirchenverordnung 1571). — Dieselbe altertümliche Flexion findet man noch im Reichsgesetz von 1734: ndgor, Akk. nagon, annar, Akk. annan. § 192. Schwache Deklination. Die GWB hat -e im Nom. M. Sg. und PI., sonst -a, im Dat. PI. -om. Beispiele: then vnge mannen, the vnge man; thes vnga manzens; hidp them torfftigha; I skolen höra then litzla säsom then stora; giff doch äff thet litzla; Nom. then rettferdighe, Gen. thens rettferdighas, Akk. then rettferdigha, PI. Nom. the rettferdighe, Gen. the rettferdighas, Akk. the reüferiigha; then Höghste, thens Höghstas; PI. Nom. the rijke, Akk. the rijka; Gen. the fromas, the ogudhachtighas; Dat. them ondom, them galnom; PI. Nom. the fremmande, Akk. the fremmanda, Gen. the leffuandes, Dat. them fremmandom. In andern Texten werden -e und -a in frühneuschwedischer Zeit verschieden verwendet86. Allmählich festigt sich der Gebrauch bei 85

Jesper Swedberg empfiehlt (Schibboleth, 1716) die Kasusunterscheidung (Nom. -e, Akk. -a); sie wird im Gesetzbuch vom Jahr 1734 erstrebt. Die beiden Dichter Kellgren und Leopold (Ende des 18. Jhs.) gebrauchen abwechselnd -e und -a ohne feste Regeln. Jene Endung stimmte sicher mit der für sie natürlichen Umgangssprache überein (K. war aus Westgötland, L. aus Ostgötland); der Gebrauch von -a beruhte bei ihnen auf dem Einfluß der Hofsprache in Stockholm. Noch in der Sprachlehre der Schwedischen Akademie vom Jahre 1836 wird hervorgehoben, daß „ändelsen -e bör i högre skrifart äga företräde framför -α i personliga maskulinere

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Die Wortbeugung

der Schreibung dahin, dass -e auf maskuline Personenbezeichnungen im Sg., besonders im gehobenen Stil, beschränkt wird: lillebror ,der kleine Bruder', storasyster ,die große Schwester' u. dgl. (vgl. E. Wessen, Värt svenska sprak, § 18. 2). Bei der Substantivierung ist die Differenzierung vollständig durchgeführt, indem hier die Endung die Aufgabe hat, zwischen Mask, und Fem. zu unterscheiden: den sjuke ,der Kranke', den bortgängne ,der Verschiedene', aber den sjuka ,die Kranke', den bortgängna ,die Verschiedene'. Ebenso den ene (andre) ,der eine (der andere)' — den ena (andra) ,die eine (die andere)', den ende ,der einzige' — den endo. ,die einzige', den äldste ,der älteste' —den äldsta ,die älteste', „Dendöde" (Tegn6r) — „den döda, som var en ging mitt allt" (V. Rydberg). Das Maskulinum vertritt hier, wie in andern Fällen, in gewissen Sätzen, die allgemeine Geltung haben, beide Geschlechter, also ζ. B. den starke ,der Starke', den fege ,der Feige', den fattige ,der Arme'. I m Neutrum ist die Endung immer -a: det goda ,das Gute', det bästa ,das Beste', det medelmättiga ,das Mittelmäßige', i det längsta ,so lange wie möglich', för det mesta .meistens'. Im Plural dagegen ist die Verwendung von -e oder -a fast nur eine Stilfrage: de rike, -a ,die Reichen', de fattige, -a .die Armen', de äldste, -a ,die Ältesten', de svenske ,die Schweden' usw. Die svealändische Umgangssprache hatte nach S. Hof im 18. Jahrhundert (wie auch heute) -α ζ. B. den ärliga mannen ,der ehrliche Mann', den goda Herren ,der gute Herr'. Die Endung -e im Mask. Sg. und im PL kommt im Süden und Westen des Sprachgebiets vor: den gamle gubben ,der alte Greis', den vite hasten ,das nominativ och vokativ", der Endung -e gebührt in höherem Stil beim Nominativ und Vokativ persönlicher Maskulina der Vortritt vor -a' (ζ. B. den store konungen beundras), und daß „det bestämda maskulinets böjda kasus vanligast ändas pä. -a" ,der oblique Kasus des bestimmten Maskulinums gewöhnlich die Endung -a hat' (ζ. B. man bör beundra den visa regenten). Aber diese Regeln „underordnas icke sällan välljudets fordringar" .treten häufig hinter den Forderungen des Wohllauts zurück'. Es gibt manche Adjektive, wo „slutljudet e skulle stöta örat" ,der Auslaut -e das Ohr stören würde', ζ. B. den Ulla gössen, den vackra ynglingen. „Och i allmänhet böjas adjektiver, i dagligt tal, oftare p4 -a än -e". .Und im allgemeinen werden Adjektiva, in der Alltagssprache, öfter mit -a als mit -e gebeugt', ζ. B. den gamla mannen. — Gewisse Schriftsteller des 19. Jhs. (ζ. Β. V. Rydberg) gebrauchen gerne die Form auf -e bei maskulinen Substantiven, ζ. B. den nye dagen, den mulne dagen, nattlige stormarna, de falske gudarne. 16*

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weiße Pferd', den svarte hunden ,der schwarze Hund', de gamle gubbarna ,die alten Greise', de vite hästama ,die weißen Pferde'. In älterer Dichtung und Prosa kommt die Endung -a nicht selten da vor, wo in der heutigen Schriftsprache -e verwendet wird: „alla önskade sä högt den gamla (reimt mit: samla) lycka, lycka pä. hans hedersdag" (Α. M. Lenngren), ,,Goda gösse I glaset töm" (Franzen), „Kung Carl, den unga hjälte" (TegnSr), „den bladbekrönta Necken", „Arma Gubbel" (Stagnelius), „den lilla kolargossen", „den lilla springer pä heden" (Geijer), „Den lilla mannen med band om pannan, den ädla, tappra, varma generaln" (Runeberg); „de gamle", aber auch „de gamla" (von Menschen der Frühzeit; Tegn£r 1824), „Hvarför är den goda dum — Hvarföre den kloka ond — Hvarföre är allt en trasa" (Almqvist 1839). 2. Dreisilbige Formen erhalten im allgemeinen die Endung -e (bereits im Spätaschw.). Dies ist beim Superlativ und Perfekt Partizip der 1. schwachen Konjugation der Fall: den (det, de) starkaste, aber den längste -a, det (de) längsta; den (det, de) malade ,der, die das Gemalte, die Gemalten', aber de« glömde, den (det, de) glömda ,der Vergessene, die, das Vergessene, die Vergessenen'. Dies ist offenbar das Ergebnis einer lautgesetzlichen Entwicklung. Ein Rest der älteren Beugung liegt im Wort käresta .Geliebte' und in dem Ausdruck „stä efter nägons argesta" ,die schlimmsten Absichten gegen jemand haben' vor (§ 70). Der Komparativ hat im allgemeinen, sowohl in zweisilbigen wie in dreisilbigen Formen, die Endung -e; dies gilt auch für die Ordinalzahlen (mit Ausnahme von forste und andre), -a ist bewahrt in den Komparativen mera (N.) ,mehr' und flera (PI.) .mehrere'.

C. Das Zahlwort § 193. en, das Zahlwort und Artikel zugleich ist, flektiert im NT 1526 und in der GWB im Sg. Nom. folgendermaßen: M. en, F. een, N. it(t). Ebenso M. min (tin, sin), F. mijn (tijn, sijn), N. mit (tit, sit). Die Schreibform it, itt findet sich im NT 1526 und der GWB durchgehend, und ist auch sonst in der Literatur des 16. Jahrhunderts am gewöhnlichsten. Sie verschwindet gegen das Ende des darauffolgenden Jahrhunderts. Die Formen des Neutrums tu ,zwei', try ,drei' und bddhen .beide' sind noch in der Bibelsprache des 16. Jahrhunderts gebräuchlich,

Die Wortbeugung

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auch als Zusammenfassung des Maskulinums und Femininums: the tw warda itt kött; troon, hoppet, kärleken, thenna try; Hwadh skal man td äff the bddhen vthwelial (GWB); thesse (thenne) try rijke (0. Petri). Zu den Formen tva und tu, s. S. Columbus, Ordeskötsel (hrg. von Hesselman, 1908), S. 86. „Klockan har slagit tu" (Sahlstedt 1773). „Ett tu, och ett tu, häll takten, trampa jämt" (Bellman, Ep. 38). „För tu är sen" (Bellman, Ep. 79). Beispiele aus der heutigen Sprache: „Det är icke tu tal om den saken" .darüber (über diese Sache) herrscht kein Zweifel', „skälen gick i tu" ,die Schale ging entzwei', „ett tu tre" ,eins, zwei, drei'. Bäda und bägge (bädadera und bäggedera) sind als gleichwertige Synonyme im Wörterbuch von Sahlstedt (1773) und dem von A. F. Dalin (1850) verzeichnet, so auch in der Grammatik der Schwedischen Akademie (1836), in östergrens Wörterbuch (ung. 1920) und in SAOL vom Jahre 1950. Die altertümliche Zählweise fem och tjugo ,25', tre och sextio ,63' und dgl. (§ 105) überwiegt im Frühnschw. noch. Die GWB hat beispielsweise fyra och ottatiyo (Luk. 2), niyo och niyotiyo (Luk. 15), twd och fyratiyo piltar (2. Kön. 2), das NT 1526 dagegen ottatiyo och fyra, niyotiyo och niyo. Allmählich dringt der Typus tjugo och fem, tjugofem ,25' sowohl in der Schreibung wie in der Rede vollständig durch. In der Dichtung noch archaisierend: „du varma hjärta pä tre och tjuge" (Snoilsky). Ebenso: „Han var ett par och tjugo är" (V. Moberg). In altertümlichen Mundarten lebte die alte Ausdrucksweise mit den Einern vor den Zehnern noch lange fort, vielleicht besonders bei Altersangaben, ζ. B. „jag fyllde sju och sjuttio är i mars" (S. Landtmanson, Västergötlands folkmäl 4, 1950, S. 103). Vgl. dän. fem og tyve (dt. fünfundzwanzig, aber engl, twenty-five). — Die Entwicklung von tjugo och fem, mit sog. Zusammenfassungsakzent auf dem letzten Glied der Wortgruppe, zu dem heutigen tjugofem fand ausschließlich in der gesprochenen Sprache statt. Das schwachtonige och wird zu d (§ 77) und verschwindet in der Aussprache völlig, da es mit dem auslautenden -o des vorausgehenden Zehners zusammenfällt: trettiod-sju > trettiosju > trettisju. D. Das Advetb

§ 194. 1. Die GWB weist Adverbien mit dem Suffix -ligha auf: daghligha .täglich', hemligha .heimlich', flijteligha .fleißig', haste-

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ligha .schnell' usw. Außerhalb der Bibelsprache und der Rechtssprache (es gibt sie noch im Gesetz vom Jahre 1734) werden sie durch Formen auf -ligh ersetzt: rättligh,rechtmäßig', troligh .wahrscheinlich' usw. (§ 160,2). Derartige Bildungen waren in der Dichtung noch im 18. Jahrhundert häufig, die Form äntlig .endlich' sogar noch später. Ihr Vorkommen in der gebundenen Rede kann zum Teil darauf beruhen, daß die zweisilbigen Formen besser in das jambische Versmaß paßten. Beispiele: „Han til Dianas lund sin kosa ändlig' tar", „en Idyll, som äntlig man förstär", „Dock ändtlig, trött af dagens möda", „När dagens oro ändtlig somnad var", „Vär värde prost jag nylig säg". In der Kanzleisprache (Akten und Briefe) dagegen wurden seit dem 16. Jahrhundert fast ausschließlich Formen auf -lighen verwandt; diese Endung war aus dem Niederdeutschen entlehnt. In der Chronik von Olaus Petri finden sich ζ. B. nur Adverbien auf -ligha, bei Peder Swart sowohl solche auf -ligha als auch solche auf -lighen. Im 18. Jh. wird der Gebrauch der Endung -lighen immer allgemeiner: troligen .wahrscheinlich', snarligen ,bald', tämligen .ziemlich', möjligen .möglicherweise', synnerligen .besonders' usw. 2. Als Negation diente im Aschw. gewöhnlich äigi (eigh, ei). Schon früh trat daneben aschw. äkke, ekke, ikke (eigtl. .nichts', isl. ekki), nschw. icke auf und verdrängte ej immer mehr 86 . Später entwickelte sich in der gleichen Weise aschw. änkte (inkte), inte (intet) .nichts' zum Satzadverb, vor allem in der Rede37. Vgl. § 115, 2. Ej und icke gehören heute fast ausschließlich der Schriftsprache an. Inte, die Form der gesprochenen Sprache, ist nunmehr in allen freieren Stilarten die gewöhnliche. Beispiel: Men honom funno the intet (GWB, Luk. 24). Als stark betonte Negation dient ingalunda. Beispiele: Ingaskolen j dödhen dö (GWB 1. Mos.). Tw Bethleem j Judiske

lunda

*· J. Brandum-Nielsen, Sproglig Forfatterbestemmelse (1914), S. 145. 87 „intet brukas i böckren allenast för nihil. Men om man will märk-ät, sä ska man iinna däd brukas nu i taal för icke. Sä säger man: jag har fätt inte, nihil accepi. Skrif intet 1 Men: jag har inte iätt äfn dä jag baa'n om, non accepi" (S. Columbus). „Hälsan är Alt. Alt, Alt är altzinte, thär intet är Hälsan" (Stiernhielm).

Die Wortbeugung

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landet, tw äst ingalunda then mindsta jbland Judha förster (NT 1526 Matth.)38. 3. Der Unterschied zwischen dem Komparativ der Adjektive auf -re (längte, bättre usw.) und dem der Adverbien auf -er (länger, bätter usw.) wird noch in frühnschw. Zeit aufrechterhalten, allerdings längst nicht immer, ζ. B. Jesus gick tädhan lenger fram (Matth. 15). Aber die Form auf -re wird auch beim Adverb immer häufiger: jag kan inte vänta längre ,ich kann nicht länger warten'; han talade bättre ,er sprach besser'; det var värre ,das ist weniger gut (schlimmer)'; sä mycket hellre ,um so lieber' usw. Die Endung -er ist im Ausdruck ej heller ,auch nicht' bewahrt. Die einsilbige Adverbsform värr lebt in der Zusammensetzung tyvärr ,leider' fort. Beispiele aus der GWB: Wij haffue ... (ty werr) ogudhachtighe want (Bar. 2). Ty, dess werr, wij äro fad igenbleffne (Jer. 42). Dagegen z . B . Thet wardt heller werre medh henne (Mark. 5). Nunmehr tyvärr und (mit der gleichen Bedeutimg) dessvärre. Έ. Das Fronomen § 195. Personalpronomina und Possessivpronomina. 1. In der Bibelsprache des 16. Jahrhunderts ist das vom Aschw. ererbte grammatische Geschlecht bei den Substantiven noch durchaus lebendig, und zwar sowohl in der Flexion (s. §§ 189—193) als auch beim Gebrauch der anaphorischen Pronomina. Beispiele: / skolen alzintet swäria, hwarken om himmelen, ty han är Gudz stool, Eller om jordena, ty hon är hans fotapäll. Är thet ock sä, at tijn höghra hand är tigh til förargelse, sä hugg henne ä f f , och kasta henne jfra tigh. Jagh är kommen til at vptenda en eeld pä jordenne, och hwadh wil iagh heller, än at han allaredho brunne (GWB). — Jungfrun skenckte honom een gullkedh och satte henne pa hans hals, sa stoor at hon reckte honom nederom hans lender (P. Swart). — När ängen i Lüften hoop-fryser ok fär kropp, blijr han tung ok faller neer, ok däd heter Rägn (S. Columbus). In späterer Zeit hauptsächlich in der Dichtung („poetisches Genus"). Beispiele: „Hon varder kommande, den tid . . . " (Leopold). „Naturen lede dig! Hon gaf för skilda zoner ät sederna sin färg . . . Hon leder nöjets dans och knapper sängens luta . . . Kring 88

Zu den Negationen ikke und inte im Dan., s. K. Hjort0, Sprogets luner

(1927), S. 33f.

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Roms besegrare, kring Odens ätteläggar hon gjutit isfylld väg och murat ijellets väggar" (Tegner, Svea). „Lät blott konsten lyfta er ur graset! Vidsträckt är hon säsom himlaljuset" (Tegner, Skidbladner), „Söndringens tid är förbi, och hon borde ej funnits . . . " (Tegn6r, Epilog 1829). „Hvad hviskar bäcken, där genom dalen han sakta flyr ? Hvad talar Solen, där öfver polen hon majestätisk gär ? . . . Hvad menar klippan, där hotande och mörk hon stär?" (Stagnelius). „Din dag är blott en strimma, som lyser blek och matt. Se framom henne [d. h. strimman] dimma och bakom henne natt. . . Stafven har du än, som öppnar helga källan, dar han slär . . . Böj ditt knä vid hennes [d. h. käUans] flöden" (V. Rydberg). „ . . . klippan, där hon öfver dälden stär pä stup" (V. Rydberg). „Jag hade min första psalmbok fätt . . . och sprang en söndag . . . sä glad till kyrkan med henne" (V. Rydberg). „Fager blommar liden. Hon aldrig tycktes mig mer fager förr" (Heidenstam). „Gelehrtes Genus" kommt u. a. bei V. Rydberg vor: „Han (Augustus) beundrade republiken och älskade hennes minnen". — Allmählich, als die Entwicklung zum Zusammenfall vom Mask, und Fem. bei den Substantiven selbst und auch bei allen Bestimmungswörtern, den Artikeln und Adjektiven, führte, wurde das Gefühl für das grammatische Genus schwächer. Dies galt wohl besonders von der Stockholmer Sprache. Von entscheidender Bedeutung hierbei war, daß vom 17. Jahrhundert an das Demonstrativum den an Stelle von han und hon verwendet wurde, wenn das Pronomen sich auf eine Gegenstandsbezeichnimg bezog. Allmählich drang dieser Gebrauch auch in die Sprache der höheren Gesellschaftsklassen ein. In den Mundarten auf dem Lande hingegen hat sich das grammatische Geschlecht des Altschwedischen bis in unsere Tage gehalten. Dies ist natürlich der Grund, warum auch in jüngerer Zeit han und hon gelegentlich von Sachen gebraucht werden, besonders von Autoren, die auf dem Lande aufgewachsen sind und selbst mundartlich gefärbt sprechen. Ζ. B.: Har du sett min yxa ? Hon ligger där borta ,Hast du meine Axt gesehen ? Sie liegt da drüben.' Zu den als anaphorisches Pronomen, das sich auf die Bezeichnung einer Sache (sog. „Real-Genus") bezieht, s. E. Tegner, Om genus i svenskan, und E. Olson, Studier över pronomenet den i nysvenskan (1913), S. 56f., ferner die von Olson verfaßten Artikel den und han im SAOB (Sp. D 801—810, Η 240—242). NachTegnSr war der Ersatz des enklitischen 'et mit det und von 'en mit den

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für die Verwendung von den als persönliches Pronomen von entscheidender Bedeutung; nach Olson ist die Entwicklung hauptsächlich als eine Funktionsveränderung beim Demonstrativum den aufzufassen. Vermutlich haben beide Umstände für die Entwicklung eine Rolle gespielt. Erst in der 7. Auflage von „Svenska Akademiens ordlista" (1900) wurden die praktischen Folgerungen aus den veränderten Verhältnissen in der Hochsprache gezogen. Noch in der 6. Auflage (1889) ist das alte Genussystem völlig durchgeführt: jedes Substantiv wird mit m. f. oder n. bezeichnet. Aber im Vorwort zur 7. Aufl. heißt es: „Utanför de lefvande varelsernas omräde, t. ex. i fräga om mur, vägg, nyttjar man i de bildades spräk numera icke ofta han och hon; i stället säges den. Med andra ord: maskulinum och femininum hafva här blifvit ersatta med ett nytt genus, som pä sista tiden fätt namnet realgenus, och som nu i Ordlistan betecknas med r. Af hänsyn tili den vacklan, som ännu här förefinnes, har emellertid tili r. fogats den bokstaf, som angifver ordets äldre, särskildt i folkspräket mängenstädes bevarade grammatiska genus". Man verzeichnete also ζ. B. mur rm., vägg rf. Dies letzte Zugeständnis an die grammatische Tradition verschwand erst in der 8. Aufl. (1923). Der Unterschied zwischen Neutrum und Nicht-Neutrum ist dagegen in den nordischen Sprachen lebendig geblieben: stolen ,der Stuhl' — den, bordet ,der Tisch' — det, väggen ,die Wand' — den, taket ,das Dach' — det usw. Die Trennung wird durch die den Neutra eigene Pluralbildung und vor allem durch die differenzierende Beugung der Artikel, Adjektive und Pronomina (§ 145, 1—3) gestützt39. Aber diese Genusspaltung bei den Substantiven erfüllt keine grammatische Funktion; sie ist ein sprachliches Erbe rein formaler Art. 2. In der GWB kommen in Objektsstellung nicht selten die enklitischen Formen -en, -n (statt han) und -et (statt det) vor (§ 142,1). Beispiele: At näghor matte taghan [d. h. den Blinden] widh handena och ledhan. The skola fördöman til dödz, och offuerantwardan Hedningomen, och begabban, och hudhflengian, bespottan och dödhan. [De] bdro honom bortt och begroffuon. Skole wij giffuan eller icke giffuan ? [vom Schatzpfennig]. Men han . .. giorde honom 89

Allein in den Mundarten von West-Jütland ist der Unterschied zwischen dew-Genus und dei-Genus aufgehoben.

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helbregda, och lät gän. Jagh äret (Thet är iagh). Äret tu (NT 1526 är thet tw). Hwilken iagh kysser, then äret. Herren äret. (Han sadhe; Jagh är thet icke.) Tu sadhet. Gudh bettret (Olaus Petri). Aren [ein Name] skulle ingelunda beröian, utan lata faran, hwart han künde (Peder Swart). [Han] later sedan gän (Kirchenverordnung 1571). Solche Formen sind auch sonst in der Schriftsprache des 16. und 17. Jahrhunderts ziemlich häufig, sowohl in der Prosa als in der gebundenen Rede (Stiernhielm, Columbus, Lucidor, Runius). Manchmal kommen sie auch in der Stellung des Subjekts vor: „Glas haden i sijn hand"; „Sä kommen an" (,so trat er vor'); „Menniskiolijff icke sä; när thet en gäng skrider vnder, Kommeret aldrigh igen" (Stiernhielm, Hercules). „Täcksom man umgäs sä blijr'n" (Columbus, Ordeskötsel). „När en skald begynner yra, rasar'n mehr än andra fyra" (Triewald). „Blijre giort, sä blijre sport" (Sprichwort, angeführt von P. Lagerlöf 1694). Weniger häufig ist die entsprechende feminine Form -na (für hana). Beispiele: „Blijr iagh icke äff mäna snart . . . iagh slär rätt ihiälna" (A. Prytz 1620). „Herr Pädar tog sin Mössa, han trampana med Foot" (Dahlstierna). Samuel Columbus empfielt diese Formen sehr: „Skrijf stundom η för honom, t för thed, ne för henne, ut: sij här den knifwen ni länte mey, iag har hafft'n länge, men föga brukat'n, ok geer honom nu sä god ät ehr igien (om en knijf). Om ett huus: lag har besidt'et men inte behagat'et, wil inte köpat, om iag icke färet för gott köp . . . Om en piga: efter iag inte känner henne, sä beer jag ni säger-henne, at iag hiälpane, sä framt j will gä god förhenne, ok skrifwane til der om . . . Ju kortare man kan bringa talet, iu bätter." An einer andern Stelle bemerkt er: „Swenskarne fly deras ä. Jag troor-ä inte. Jag har sidt'ä, weeta-ä, glömdt-ä. skrif som Götarne säya: sidt'et, weeta't, glömdt'et, hafft'et. jag trooret inte, jag twiflar ommet." Man sollte also, meint Columbus bei der Schreibung der Aussprache der „Götarne" folgen, wo -t hörbar ist. Vermutlich meinte er auch, daß das eine bessere Aussprache sei. Beispiele: „Stiernhielm . . . bejakade honom'et . . . allenast han för ingen wille säyat". „Alla willia wara lyckeliga, fä kunna blifwat" (Linne). Nach Sven Hof war der Gebrauch der enklitischen Formen in der gesprochenen Sprache allgemein, und seiner Meinung nach auch in der Schriftsprache berechtigt. Dieser Gebrauch verschwand indessen im 18. Jahrhundert immer mehr, wahrscheinlich infolge

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des Bestrebens, eine grammatische Regelung der Schriftsprache zustande zu bringen. Lars v. Engeström schreibt 1794 in einem Brief an Nils v. Rosenstein: „Du var fordom Angloman. Vore du här, sä blef du ett intet länge ( , . . . so bliebest du es nicht lange'; ett stammt hier von aschw. pät ,es'). In der Dichtung kommen diese Formen auch später noch zuweilen vor, besonders um volkstümliche oder altertümliche Ausdrucksweisen wiederzugeben; z. B. „Skuffa till'en och kör ut'en" (Bellman), „Han kommer frän Dantzig. Ja, det gör'n" (Bellman), „Där är hans bild. Du skal fä se'n" (Franzen, Den gamle knekten), „Hon stiger pä en stol och stryker ut'en", „pä svalen, dä hon . . . flog ikring'en", „jag fick fatt'en", „jag hade lust att ta'n i fam'en" (Franzen, De smä), „Dvärgen är artig; hans majestät tänker tili hofnarr att bruka'n" (Tegner, Nyäret 1816), „Min son skall göra't", „du skall fullkomna't" (Snoilsky, Hvita frun). „Jag ville klapp'na och kyss'na" (Fröding, Ett gammalt bergtroll), „När jag ville tala till'na", „Jag har lagt'na under roten af en tall" (Fröding, Jägar Malms hustrur). In Prosaerzählungen kommen sie als Stilmittel vor, um den Eindruck von Alltagssprache oder volkstümlicher Umgangssprache zu erwecken, z. B. in C. J. L. Almqvists „Kapellet": „jag kysste'na", „han ville icke gärna skiljas vid'na", ferner in Strindbergs „Hemsöborna": „Nej, den vill jag inte ha, om de kasta'na efter mig" und häufig in den Erzählungen von S. Dagerman (f 1954). „De' är lätt all säja tulipanaros, men gör'na!" (es ist leicht, Tulpenrose zu sagen, aber mache sie!), volkstümliche Redeweise. 3. Das moderne Anrede-Pronomen Ni ,Sie' taucht in der Mitte des 17. Jahrhunderts auf, anfänglich im Plural 40 . Es ist bei umgekehrter Wortstellung dadurch entstanden, daß die Silbengrenze verschoben und das auslautende -n des Verbums zum Pronomen gezogen wurde: menen-I .meint ihr' > menen-ni. Vgl. isl. p£r ,ihr' aus älterem er (gefid-dr ,gebt ihr' > gefi per) und norw. me ,wir' (gefum-ver ,geben wir' > gefum me)41. Die ältere Form I ist im 40

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Der bis jetzt älteste Beleg ist von ung. 1615 (s. SAOB: Ν 627). — Mehrere Beispiele von Ni finden sich bei Columbus (um 1679), der es sowohl geschrieben als auch beim Sprechen gerne gebrauchen -will, aber andeutet, daß es schon zu seiner Zeit ,als grob' angesehen wurde. In der alltäglichen Rede ist es wahrscheinlich erheblich älter. Vgl. die nschw. Präposition pä ,an, auf' aus aschw. up-a; frühschw. auch täf (aus ut-af) und ti (aus ut-i): „Sku wij'ke stundom fä skrifwa df, stundom

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gehobenen Stil noch erhalten. Ζ. B. „I Djurgärdekar, susen vänligt öfver den störste sängarns bild, som Norden bar" (Tegner). Über Anredewörter im Schwedischen, s. E. Tegn6r, Tyska inflytelser pä. svenskan (in ANF 5 und in „Ur spräkens växld", Bd. 3); ferner Anne-Marie Nordman in SNF 9, 4; E. Hellquist, Studier i 1600-talets svenska, S. 13, Om namn och titlar, S. 67f.; R. Wikander, Studier över stil och spräk i Dalins Argus (1924), S. 73 f.; SAOB I Sp. 3f. — Vgl. auch unten § 203 (S. 283f.). 4. Der Gen. dess wird anstelle von hans und hennes, also auf eine Person sich beziehend, seit dem Ende des 17. bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts teils im Kanzleistil, teils im belletristischen Stil, besonders in gebundener Rede, verwendet. Beispiele: „Des första föresats var at blifva Prest och därefter inrättade han sina studier" (N. v. Rosenstein). „Konungens Hof st&r under Des enskilda styrelse", (der König darf) „ingens fred i des hus störa" (sog. Regierungsform 1809). „En slaf är den, som usla lustar jaga, Om kedjan aldrig skramlat kring dess fot" (Geijer). „Amanda och dess rosor glöm!" (Stagnelius). Es kommt häufiger als Ersatz für das zweisilbige hennes ,ihr' vor als für das einsilbige hans .sein', was metrische Ursache hat. Ζ. B. in „Atis och Camilla" (von G. Ph. Creutz): „Hontystnar och dess kind af plötsligblekhet täcks", in „Egle och Annette" (von C. G. af Leopold): „Se der Egles kusin — och innan kort, dess man", in „Endymion" (von E. J. Stagnelius): „Pä hans blomstrande läppar brinner dess himmelska kyss". 5. Im NT 1526 kommen häufig die Possessivpronomina hans, hennes, theres statt sin vor. Dies ist in der GWB 1540—41 im allgemeinen korrigiert. Jedoch ist auch da der Gebrauch des reflexiven sin noch nicht völlig gefestigt, was zweifellos auf dem starken deutschen Einfluß während der Reformationszeit beruht. Beispiele: Asznanom bor hans foder... Altsä tienarenom sit brödh (Syr. 33). Ηwar och en är fulkommen, tä han är säsom hans Mestare (Luk. 6). Ηoo weet hwadh menniskionne nyttigt är j sin lijffztijdh (Pred. 7). Herren holt Caleph widh Ujffs krafter alt in till sin aider (Syr. 46). tdf, ty hwar och en brukar sä. at tala" (S. Columbus). Wahrscheinlich auch nschw. Präs. han läts (Idss) som . . . ,er tut als ob . . .' aus aschw. han laiersom . .. han lats-som . . . Vgl. isl. Mun ek nü taka i hgnd pir ok Idta sent ek festa mir Helgu; norw. Hart later som han ikke ser det.

Die Wortbeugung

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Besonders kommt in älterer Zeit der Plural deras vor, wenn sein Beziehungswort das Subjekt des Satzes ist. Beispiele: Vthi theras Synagogor skola the hudflengia idher (Matth. 10). The heerdana wachtade theras hiord (O. Petri). Ren svärma luftens folk kring deras gröna hus (Creutz). Mina bref fä std deras kast (Tessin). Dieser Gebrauch ist bekanntlich im Dänischen völlig durchgedrungen. 5. dazu E. Tegner in ANF 5, S. 323f. (und in ,,Ur spräkens värld" 3, S. 247f.); C. A. Ljunggren, Om bruket af sin och sig i svenskan (1900—01); Susy Silfverbrand in „Spräk och Stil" 1 (1901), S. 109 f. 6. Die Aussprache di und dorn für de und dem ist alt (Schreibungen, die dies bezeugen, gibt es vereinzelt schon im 16. Jh.). Zu dom, aschw. thom, s. § 71, 3. Am Ende des 18. Jh. wurde dom in der Umgangssprache der Hauptstadt auch als Subjekt gebraucht42. Aber im großen ganzen wurde in Mittelschweden noch bis ins 20. Jh. die Verteilung di als Subjekt — dom als Objekt aufrechterhalten43. 7. Um Reziprozität auszudrücken, wurde im älteren Schwedisch hvar .jeder', gefolgt von annan ,den anderen' (Akk. Sg.) oder andra ,die anderen' (Akk. PI.) verwandt: hvar älskar annan oder the älska hvar annan (andra) ,sie lieben einander'. Ebenso, wenn das Verb den Dativ regiert: hvar hiälper andrum oder the hiälpa hvar andrum (Sg. oder PI.) ,sie helfen einander'44. Weitere Beispiele: hwar thera gick epter annars lijff; bddha konunganar hade hwar annars syster; Ther före förderffuade the hwar annan inbyrdes; leydebreff gäffuo the hwar annan pd bddha sidhor; the hade bodh hwar til annan; Sa reddes the hwar für annan (O. Petri). J skolen see genom finger hwar med andrem (Kirchenverordnung 1571). Der siunger och danser hwar medh annan (S. Brasck 1645). Hwar om annan .durcheinander'. Rimar och hostar iblan hwar om ann' icke tungan och lungan (Runius 1713). Allmählich verschmolzen die beiden Wörter miteinander: hvararCnan, hvaran"dra. Im älteren Schwedisch war die erstere Form sehr häufig, aber sie wurde in der Schriftsprache nach und nach 42

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„Nach der Mundart zu Stockholm sagt man auch dom für de und dem" CG. Siöborg, 1796). Zu den Ausspracheformen di und dom im heutigen Schwedisch, s. G. Bergman, Rätt och fei i spräket (1962), S. 29 f. Vgl. isl. heriudu hvdrir land annarra.

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von hvarandra verdrängt. O. von Dalin schreibt im Argus (1732 bis 34) gewöhnlich hwarannan (hwar efter annan, Gen. hwars annars), aber auch PL hwaranira. Leopold schreibt über die französische Revolution: „Jag föreställer mig ej, att de som upphängde hvarannan pä lyktpälarna . . . voro stora läsare af filosofiska undersökningar." Α. M. Lenngren (1796): „De förnäma gäster, med blick pä hvarannan". In der Umgangssprache und in literarischer Prosa kommt immer noch am häufigsten varann' vor, das eine lautgesetzliche Entwicklung von hvarann'an (§ 160, 3) ist: de säg pä varann ,sie sahen einander an', de sprang om varann ,sie sprangen durcheinander'; Neutr. vartannat: det lag om vartannat ,es lag durcheinander', det gjorde de tre ganger efter vart annat (oder: tre ganger efter varann) ,sie machten es dreimal nacheinander'. Altertümlich und poetisch ist hvarannan bei F. M. Franzen: „Glädje och dygd elda hvarannan" (1803) und bei Tegner: „de begge passa för hvarannan, som hjelmen passar sig för pannan" (1822). Die Form varannan hat in der heutigen Sprache nur die Bedeutung eines Zahlworts, nämlich ,jeder zweite' (vgl. var tredje, var fjärde usw.). Vgl. dän. hverandre und Mnanden, eigtl. ,der andere'; in der Bedeutung .einander' ist es am ehesten ein Hyperdanismus, eine Umbildung eines im älteren Dänisch und dän. mundartl. vorkommenden enanden ,der eine den anderen' (vgl. dt. einander). Nach älteren Grammatikern sollte Mnanden von zweien, hverandre von mehreren gebraucht werden45. Dem Zahlwort varannan entspricht dän. hver anden, norw. annen hver. 8. Mit der Entwicklung des reziproken varandra läßt sich das distributive Possessivum var sin (var sitt, var sina), auch zusammengeschrieben varsin, vergleichen: De tog fram var sin flöjt och började spela .Jeder von ihnen nahm seine Flöte hervor und begann zu spielen'; de fiel·, var sitt äpple .jeder von ihnen bekam einen Apfel'; de satt pä var sin stol .jeder (von ihnen) saß auf einem Stuhl'; de har var sina förtjänster .sie haben alle ihre Vorzüge'. Ursprünglich hieß es: Var (och en) fich sitt äpple .jeder bekam seinen Apfel'; var satt pä sin stol. „När var tar sin, dä tar jag min . . . " (Reigenspiel). 45

J. Brandum-Nielsen in ANF 39 (1923), S. 193f.; P. Diderichsen, Elementar dansk grammatik (1946), S. 54.

Die Wortbeugung

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In der Umgangssprache wird auch varsen, varsett ausgesprochen und zuweilen als vars en (vars ett) aufgefaßt 46 . § 196. Demonstrativpronomina Das NT 1526 und die GWB haben th im Anlaut der Pronomina then ,der, die', thet ,das', the ,die' (obl. Kasus: thes, thy, theras, them), thenne .dieser, diese', thetta .dieses', thesse .diese', sowie auch beim Artikel then, thet, the und beim Adverb ther ,dort' 47 . th ist hier wahrscheinlich das Zeichen für den d- (oder d-) Laut. Die Dativform thy war in der Bibelsprache noch lebendig: j thy war liffuet; thy förvthan war intet giordt (Joh. 1). In der Bibelsprache des 16. Jahrhunderts kommt die Form thenne auch als PI. vor: thenne penninganar .dieses Geld', thenne brödher .diese Brüder', thenna ordh ,diese Worte', thenne (thenna) stenar .diese Steine'; Thenne äro the som kompne äro vthu stoor bedröffuelse usw. Ebenso bei Olaus Petri. In Karls XII. Bibel wurde dies thenne zu dessa geändert. „I skrifwande ok tryckiande bruka wij här tils sä: Hic puer denne gössen. Haec puella, Denne flickan. Hoc verbum, dätta ordet. Om man märker efter, skal man höra at man i Swerige säger denhär goss'n, den-här flickan, dä-här oohle. Sä tycker meg däd künde wäl taa's in i skrifwande" (S. Columbus). Auch Sven Hof bemerkt, daß man in Mittelschweden (apud Suecos) nicht denne, detta verwendet — wie in andern Provinzen und in der Schriftsprache — sondern statt dessen den här, den dar. Es kann sein, daß den här in der Umgangssprache Mittelschwedens aus denne här (betont: xxx) durch Synkope entstanden ist. Beispiele: denn här Werlden (S. P. Brasck 1645). „Däd-här gör en kleenmoodig, dä där en förmäten" (S. Columbus, Ordeskötsel). Columbus verwendet auch den Gen. de härs und de därs. „Ifrän denna här stund" (Bellman). Ausdrücke vom Typus denne vagen .dieser Weg', denna stugan .dieses Häuschen', detta huset .dieses Haus' gehören nunmehr zur Umgangssprache Süd- und Westschwedens (Schonen, Halland, Bohuslän, Smäland, Westgötland). In der Schriftsprache waren sie in älterer Zeit weiter verbreitet. Beispiele: „Denna parken" (Bellman). „Denna tärtan och högtidligheten" (Α. M. Lenngren). „Jag säg dig, och frän denna dagen jag endast dig i världen ser" 16 47

R. Körner in „Modersm&lslärarnas Förenings ärsskrift" 1957, S. 63f. Dagegen t bei tu, tigh, tin ,du, dich, dein' und beim Adverbium td .dann'.

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(J. Η. Kellgren). „Efter denna gäsen kom ännu en och sä en tredje" (Selma Lagerlöf, in einer ScMderung von Schonen). Das aus dem Mittelniederdeutschen entlehnte sädan .solch' (§ 109) hat in der Hochsprache das ältere slik verdrängt. Dieses ist nach S. Columbus „bondspräk" .Bauernsprache'. Ein schriftsprachliches Wort ist dylik , solch' (dylikt, PI. dylika), früher auch dylika (unflektierbar): „Bönder och dylika pack" (Stiernhielm). § 197. 1. Interrogativpronomina Das Fragewort ho .wer' (§ 114, 1) ist im frühnschw. Zeit noch häufig. Ζ. B. Ho kan märkia, huru ofta han feelar ? Hoo äro thessel (GWB). Hoo kan oss nw förderffua ? (Olaus Petri). Gen. hvess .wessen' kommt noch vereinzelte Male im Frühnschw. vor (ζ. B. bei S. Columbus). Gen. hvars (zu hvar .welcher'): „De lärde, de rike, de bräka sitt vett att röna hvars rätt som är god" (Geijer). 2. Relativpronomina Relatives dar (ther) wird in der GWB noch hie und da verwendet, verschwindet aber sonst in frühnschw. Zeit immer mehr. Beispiele: Äff migh, sdsom äff en ther otijdigh född är. Här är sinnet, ther wijsdom tilhörer. Watnet som tu sdgh, ther skökian sitter pd (GWB). Gewöhnlich ist es nur in der Verbindimg then ther: Nägkre Heerdar, the ther wakadhe och höllo ward om nattena offuer sin Mord. Hans leppar äro sdsom Roser, the ther drypa äff flytande Μ irram (GWB). Sä war en Mann boendes pd Kopparberget then ther heet Engelbrict Engelbrictson (O. Petri). Vgl. dän. der. Mit den (then) als Relativpronomen verhält es sich gleich48. Beispiele: Oorden kunna medh brwkningenne vpkomma, the nw synas selsyn wara (NT 1526). Jagh wil göra honom ena hjelp, then sigh til honom halla mi. War bedröffuelse (then doch timeligh och lett är). Sij, min tienare then iagh vthwaldt haffuer. Sdsom watn thet bortflyter. The sdgho stenen wara affweltan, then ganska stoor war (GWB). Denne däss pijpa sä sött dig flistrar (Stiernhielm). Heutzutage findet den als Relativpronomen in der Schriftsprache eine sehr beschränkte Verwendung; es wird hauptsächlich dort gebraucht, wo das Relativum Objekt ist (nicht aber, wenn es Sub48

S. darüber E. Tegndr in ANF 5, S. 333f. (und: Ur spräkens värld, Bd. 3, S. 258f.) und E. Olson, Studier över pronomenet den i nysvenskan (1913), S. 88f.

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jekt ist, wie in den angeführten Beispielen aus der GWB). Am häufigsten ist der Plural dem, weniger häufig die Singulare den und det. Ζ. B.: „jordgubbar . . . dem hon i sin trädgärd sjelf planterat" (Α. M. Lenngren). „I läga jorden, pä den de vandra, pä. den de strida om rang och arf, jag blandar släkterna om hvarandra" (Wallin). „Kvinnan skall lära sig skicklighet tili utförande af alia yrken, dem hon kan sköta" (Almqvist). „Säsom tjederungarna i skogen, dem den mordbetänkta skytten jagar" (Runeberg). „Ur nattbleka skyar, dem vindarna slita" (Karlfeldt). „Hans tankar hade förlorat sig i drömmar, dem den gamle mannen . . . trollat fram" (G. Hellström). „Hon retade sig över en svaghet, den hon förutsäg, att hon skulle komma att bittert ängra" (Elin Wägner). „Det finnes företeelser, dem man icke füllt kan förstä" (Y. Hirn). „Vi lade ner tre heliga grenar, dem vi medfört" (H. Martinson). Vor allem wird den gebraucht, um eine Wiederholung von (komparativem oder relativem) som zu vermeiden. Beispiele: ndghot. . . thet icke sd skickeligha städr, som thet sigh boorde (NT 1526). „Värsolens vänliga lägor glänste som tungor af eld, dem apostlarna skadade fordom" (Tegner 1820). „. . . en fantasie, den Grekerna symboliserade under bilden af Pegasus, som icke blott har vingar, men äfven tyglar" (Tegner 1824). „Ljuft träden d& sänkte kring tufvor sitt hvalf, dem perlor bestänkte" (Stagnelius). „som ett bränsle, det man är beredd att kasta pa elden" (Per Hallström). „Som slott, dem barnen byggt i sanden, rasa de valv vär vilja spänt" (S. Seiander). „Ett papper, som är fullskrivet med verser, dem han strax kände igen" (B. Sjöberg). Im Vers „likt strimmor, dem ett norrsken i kvällrymden sär" scheint Fröding für alle Fälle gleich zwei som ausgetauscht zu haben, eins gegen likt und eins gegen demi9. In einem parenthetisch eingeschobenen detGud förbjude ,was Gott verbiete' wird det anstelle von vilket gebraucht, das sich auf einen ganzen Satz bezieht. Wenn das Relativum Subjekt ist, wird den selten gebraucht (PI. de niemals), außer in der Verbindung den dar. Dem relativen den (als Objekt) entspricht also den dar als Subjekt. Beispiele: ,,Han 49

Ähnlich wird in altertümlicher Sprache det als Konjunktion gebraucht, wenn in der Nähe ein ait steht: „Min herre har stör ordsak at säija, det skiägget röker pä oss" (Runius), „din makt . . . du lade af att visa, det intet finns" (Geijer im Schwed. Kirchengesangbuch 89). Wessen, Schwedisch I

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var som en god son, den där tili varje pris vill dölja, att hans gamle far blivit vansinnig" (O. Hedberg). Vgl. im indirekten Fragesatz vem (Objekt): vem som (Subjekt): ,,Han visste icke, vem som bodde där nu." „Han visste icke, vem han talade med". Im Dänischen wird der nur dann als Relativpartikel gebraucht, wenn es Subjekt im Satz ist 60 . Mit verallgemeinernder relativer Bedeutung (.jeder, der') wurde im älteren Schwedisch außer den där auch hvüken (som), ho (som), hvem (som) gebraucht. Beispiele: Then ther troor och bliffuer dopt, han skal warda saligh (Mark. 16). Then ther haffuer örontüathöra, han höre (Mark. 7). Hwilken som kommer til migh . . . (Luk. 6). Huilken äff hans söner warder prest i hans stadh, han skal . . . (2. Mos. 29). Ho satter tili ditt namn sin tröst, han vorder av allt ont förlöst (Schwed. Kirchengesangbuch 66). Hwem i sitt bröst ett hierta bar, mast' älska, hwad som wakert är (E. Lindschiöld). Fly med flijt, hwem som kan, slijk olycks-snara (Lucidor). Vilken wurde als Relativpronomen in der Schriftsprache immer gewöhnlicher, und dessen Anwendung wurde nach und nach in der Richtung auf die heutigen Regeln festgesetzt. Statt vilkens, vilkets kann vars gebraucht werden, das also einen Gen. von som ersetzt: „Lyssna pä den granens susning, vid hvars rot ditt bo är fästadt" (Topelius); „den fattige, vars häla jag besökt" (Karlfeldt)61.

F. Das Verb 1. T e m p u s b i l d u n g Die starken Verben § 198. Manche starke Verben sind zur schwachen Konjugation übergetreten. Dies gilt besonders von den Verben, die im Infinitiv in der Wurzelsilbe -ä- haben, also die Gruppe hjälpa (-te) ,helfen': bärga (-ade) .bergen', gälda (-ade) .bezahlen', gälla (-de) .gelten', spjärna (-ade) emot .Widerstand leisten', stjälpa (-te) ,umleeren', svälla (-de) .schwellen', välla (-de) fram .hervorquellen', värpa (-te) .Eier legen', svälta .hungern', smälla .knallen', smälta .schmelzen' 60

S1

Zum Relativpronomen den, s. E. Tegn&r in ANF 5. S. 333f.; E . Olson, Studier över pronomenet den i nysvenskan (1913), S. 88f. Uber den Gebrauch von vilken, s. außer in den Wörterbüchern auch G. Cederschiöld, Om svenskan som skriftspräk (2. Aufl. 1902), S. 280f.

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Die Wortbeugung

(„drivan smalt af tegen, ur smultna källor", Runeberg), skälva ,beben' („der törnrosen skalf" Stagnelius, Flyttfoglama). Starke Formen lebten jedoch lange weiter bei hjälpa („hon . . . halp Drottning Kirstin kröningsdagen at häckta understubben hop" Α. Μ. Lenngren). Burgen .wohlhabend', svullen .geschwollen' und (ut)svulten .verhungert, sehr hungrig' sind eigentlich Partizipien von bärga, svälla und svälta, die aber jetzt als reine Adjektive empfunden werden. S. ferner § 199, 3. Andere Verben, die nunmehr schwach flektiert werden: bida (-ade) .warten', snida (-ade) .schnitzen', rita (-ade) .zeichnen' rista (-ade) .ritzen', irivas (-des) .gedeihen, sich wohl fühlen', luta (-ade) ,sich neigen, lehnen', tröska (-ade) .dreschen', slunga (-ade) .schleudern', läsa (-te) ,lesen', mäta (mätte) .messen', vräka (-te; altertl. vrok) .werfen', väga (-de) .wiegen, wägen', väva (-de) .weben', tigga (-de) .betteln', trdda (trädde) eigtl. .treten', gräva (-de, altertl. grov) .graben', häva (-de; altertl. hov) .heben', växa (-te; Part, vuxen) .wachsen', gnaga (-de) ,nagen', mala (-de; Part. malen) .mahlen', skapa (-ade) .erschaffen', skava (-de) ,schaben', äka (-te) .fahren', tvä (tvädde; Part, tvagen) .waschen', heta (hette), leka (-te), öka (-ade) .vermehren', ösa (-te) .gießen', löpa (-te) .laufen', bo (bodde) .wohnen', hänga (-de) .hängen', bläsa (-te) ,blasen', rdda (rädde) ,raten', sd (sädde) ,säen', ro (rodde) ,rudern', gro (grodde) .keimen', sno (snodde) ,drehen'. Die Flexion schwankt bei simma (sam, summit und simmade, simmat) .schwimmen', tvinga (tvang, tvungit, Part, tvungen und tvingade, tvingat, Part, tvingad) .zwingen', klinga (klingade, klingat und, hauptsächlich dichterisch, klang, klungit) .klingen'; das Präsens dieser Verben lautet jedoch immer simmar, tvingar, klingar. In gewissen Mundarten sind noch starke Imperfektformen erhalten, ζ. B. trask (zu tröska .dreschen'), ok (zu äka ,fahren') vrok (zu vräka ,werfen'), hang (zu hänga .hängen'). Es gibt Mundarten (vielleicht bes. in Ost-Smäland, im Osten von Ostgötland und in Södermanland), wo schwache Formen von ursprünglich starken Verben häufiger sind: sjungde .sang', hällde ,hielt', skärde .schnitt', bjudde ,bot', gedde ,gab', blidde ,wurde', slädde .schlug' („han . . . slädde av gräset" V. Moberg) usw. Andererseits sind manche schwachen Verben zur starken Konjugation übergetreten: zur 1. Klasse (§ 199,1): skriva .schreiben', pipa .piepen', tiga .schweigen'; 17*

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zur 2. Klasse (§ 199, 2): knyta .knüpfen', snyta .schneuzen', ljuda .hallen, tönen' (genljuda .wiederhallen'); zur 3. Klasse (§ 199, 3): hinna .erreichen'. Sowohl schwach als auch stark nach der 1. Klasse flektieren sprida (aschw. spredha) .verbreiten', strida und nach der 2. Klasse duga .taugen', sluta .schließen' („sen balen var sluten" Bellman, „efter en kväll . . . hjärtligen sluten" Franzen, han slöt fred ,er Schloß Frieden', sedan freden hade slutits .nachdem Frieden geschlossen worden war', fred var sluten .Frieden war geschlossen'), besluta .beschließen' (beslöt; han är fast besluten ,er ist fest entschlossen'), stupa .stürzen, fallen' („taket föll och skorsten stöp" Strindberg), sluka .verschlucken, verschlingen', dyka .tauchen', skryta .prahlen', strypa .erwürgen', fnysa ,schnauben', rysa .schaudern'62. In Mundarten gelegentlich auch sonst ζ. B. jaga fog .jagen', bliga bieg .glotzen', flina flen ,grinsen', kika kek .gucken', smida smed .schmieden', byta bot .tauschen, wechseln', lyda löd .gehorchen', betyda betöd .bedeuten', rycka röck .reißen, zerren', knycka knock .klauben', klyppa klöpp' .scheren', ringa rang rungo (PI. Prät.) .läuten', hänga hang .hängen', slänga slang .schmeißen', skrinna skrann skrunno (PI. Prät.) .Schlittschuh laufen', knäppa knapp .knacken', gnälla gnall,wimmern', skrälla skr all,krachen'. Bei den Romantikern des 19. Jahrhunderts genossen Imperfekta wie klang, tvang, svang, hang des Wohllautes wegen große Beliebtheit und wurden den Formen klingade, tvingade usf. vorgezogen. Lebenskräftig sind noch besonders die Ablautreihen i — e — i (bita — bet — bitit) und i — a — u (binda — band — bundit). § 199. Die Stammformen der Ablautklassen haben sich infolge von Lautgesetzen verändert, aber auch infolge von störenden Analogiebildungen. Hier folgt nun eine kurze Übersicht der Stammformen der starken Verben in der Bibelsprache des 16. Jahrhunderts (vor allem in der GWB) und ihrer Entwicklung bis in die heutige Zeit. — Über die heutige Beugung der starken und schwachen Verben, s. E. Wessen, Värt svenska spräk (1968), § 66—68. 52

Das Supinum der intransitiven Verben mit -u- und -y- in der Wurzelsilbe wird schwach gebildet: dugat oder dugt, stupat, dykt, nyst .geniest', fnyst, ryst; dagegen slutai .beendigt', aber slutit sig ,sich geschlossen', slutit sina ögon .seine Augen geschlossen', beslutat oder beslutit (ohne Bedeutungsunterschied).

Die Wortbeugung

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1. ridha ,reiten' — redh — ridho, redho — ridhit Im Imperf. PI. ist -e- aus dem Sg. übernommen; man würde nach schwedischen Lautgesetzen (§ 67) ridhu erwarten. Im 16. Jh. kommen zuweilen die älteren Formen mit -i- vor: NT 1526 the stighu, lidho, wridho, gripo, drifuo, bliffuo (Konj. bliffue), GWB the ridho, lidho, stigho (stegho), wiko (weko), gripo (grepo), bitto, driffuo, riffuo (reffuo), bliffuo (bleffuo), Konj. bliffue. Im Supinum und Partizip ist dagegen -i- allgemeiner bewahrt geblieben. In der GWB flektiert das Partizip lautgesetzlich (§ 67): Sg. scriffuin (scriffuit), PI. screffne; riffuin, PI. reffne; stighin, PI. steghne; (äff-, for-) framlidhin, PI. framledhne; bittin, PI. bettne; sliten, PI. sletne; gripin, PI. grepne; wikin, PI. wekne usw. Dies war im 16. und 17. Jh. die gewöhnliche Flexion. Sahlstedt empfiehlt i auch im Plural (blifne, skrifne, swikne, förlidne u. dgl.). Aber Formen mit -e- kommen noch bis ins 19. Jh. manchmal vor: „de älderstegna trän" (Creutz), „svekna hopp om nöjen" (Kellgren), „En qväll förleden höst" (Kellgren), „han är blefven gammal" (Fredrika Bremer). — Götländische Autoren schreiben oft skrefvet, steghet u. dgl. Das Verb trivas .gedeihen, sich wohl fühlen' flektiert in der älteren Sprache gewöhnlich stark (vgl. § 117), ζ. B. „Imedlertid trefs han väl" (O. v. Dalin); noch bei Sahlstedt (1773): trifwas, trefs oder trifdes, trifwits. Dazu das Adjektiv (ursprüngl. Part.) triven, treven .gediehen' (aschw. ßrivin); Sahlstedt: trifwen oder trefwen; „den trefna odlarn", „borgarns flit och trefna ro" (Schw. Kirchengesangbuch 1819). 2. biudha .bieten' — bödh — budho — budhit Die Formen budho, flugho, lughu, bruto, truto, skutto, drupo, u. dgl. (GWB) werden allmählich durch bödo, flögo, lögo, bröto, tröto, sköto, dröpo ersetzt, wo also der Vokal des Singulars von den Pluralformen übernommen worden ist. Noch zu Beginn des 19. J h . heißt es ζ. B. „vi flugo pä böljornas rygg" (Vikingen), „Passagerarna krupo fram ur sina läger" (Geijer, Brief 1809). In der GWB zeigt das Partizip regelmäßig Vokalwechsel (nach §68): Sg. budhin (budhit), PI. bodhne; flughit, PI. borttfloghne; brutin (bruttin), PI. brotne (brottne); uthguttin, best. Form gotna usw.63. 53

Ebenso bei Adjektiven: ludhin .behaart', PI. F. lodhna; rutin .verfault', PL rotne.

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Neuschwedisch

j dringt vom Präs. bjuder in alle übrigen Formen, in der Schriftsprache jedoch allgemein erst am Ende des 18. Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert. Sahlstedt verzeichnet nur böd und budit. Vgl. „Sitt stilla . . . tils du blir buden opp. Vi ä budna allihop" (Bellman), „Kom sä en flägt ifrän det höga, och ljus och lif i verlden böd" (Kellgren), „hvar tallrik hon böd som en ättehög bäddad" (Α. M. Lenngren), „han böd ett stälsatt bröst mot lyckans skott" (Geijer). — Ebenso bei njuta .genießen', gjuta .gießen' („helgutne" Kellgren), skjtäa »schießen' („en nyss skuten Beccasin" Bellman), ljuga .lügen' („Sä talte Timon, och med rösten brüten lög sig en stillhet" Kellgren), sjuda,sieden'. In der GWB werden die beiden Verben ryka .rauchen, schwelen, dampfen' und röka .rauchen, räuchern' klar auseinandergehalten: das intransitive ryka wird stark flektiert und das transitive röka schwach. Beispiele: Wekan som ryker skal han icke vthsläckia. Sij, tä rök en vgn. Vom Ende des 17. Jhs. an beginnt man die beiden Verben durcheinanderzuwerfen, ryka wird nun auch schwach flektiert: ryka rykte („det har rykt in" u. dgl.). röka wird (besonders von mittelschwedischen Autoren) auch intransitiv verwendet; dies beruht, zum Teil wenigstens, auf Assoziation mit dem Substantiv rök .Rauch'. Ζ. B.: „Det röker redan ur skorstenen" (Strindberg, Hemsöborna). 3. spinna .spinnen' — spann — s-punno — spunnit dricka .trinken' drack — drucke — druckit binda .binden' — bant — bundo — bundit So gehen brinna, .brennen', finna .finden', rinna, spinna, winna .gewinnen', försvinna, förnimma .vernehmen' (förnam), simma .schwimmen', brista .bersten', slippa .loswerden' (mit dem Part. uppsluppen .ausgelassen'). Diese Gruppe ist bei der starken Konjugation geblieben und hat u. a. das Verb sitta .sitzen' und das ursprüngl. schwache Verb hinna .erreichen' an sich gezogen (aschw. u. frühnschw. Imperf. hinte). Gewöhnliche Imperfektformen in der älteren Sprache, noch bis ins 18. Jahrhundert, sind bant (bandt), fant, hant. Tvinga .zwingen' flektiert daneben auch schwach. Das Partizip tvingad hat gewöhnlich eine mehr verbale Bedeutung als tvungen; vgl. „jag är tvungen att gä nu" ( = ,ich muß') und ,,jag är tvingad att stanna" ( = ,ich bin gezwungen zu bleiben'). Die schwachen

Die Wortbeugung

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Formen des Partizipiums haben ausschließlich passive Funktion mit einem — expliziten oder impliziten — Agenten. stinga .stechen' stungo — stungit sticka .stechen' — stack — stucko — stuckit spricka .platzen' — sprack — sprucko — spruckit stinka .stinken' — stank — — spritta .zucken' — spratt — (sprutto) — slinka .schlüpfen' — slank — (slunko) — slunkit slinta .gleiten' —slant — (slunto) —(sluntit) Zu springa .laufen' lautet das Imperfekt lautgesetzlich sprang (GWB; Dalin, Geijer); sprang ist eine Analogiebildung. Ebenso ist sang Imperfekt zu sjunga .singen'; es wird später durch sang ersetzt. Die Verben sjunga und sjunka .sinken' zeigen in der GWB folgende Flexion: siunga — sang — sungo (NT 1526: siungo) — sunget siunka — sank — sunko — sunket Im 18. Jahrhundert werden söng und sönk die gewöhnlichen Formen des Imperfekts (Dalin, Bellman, Kellgren, Geijer, Atterbom u. a.). Wahrscheinlich wurden diese Formen in Anlehnung an die Verben hugga .hauen' högg huggit, (falla .fallen') föll fullit, (hälla .halten') höll hullit (vgl. unten) neu gebildet. Vielleicht können auch die Verben der 2. Ablautreihe {sjuda sjöd, skjuta sköt usw.) als Muster gedient haben, obwohl diese langen Vokal haben. Auch bei den beiden Verben sjunga und sjunka machte sich die Neigung bemerkbar, die anlautende Konsonantenverbindung sj- des Präsens in der ganzen Flexion durchzuführen. Sahlstedt (1773) gibt ihre Beugung folgendermaßen an: sjunga — sang oder sjöng — sungit, sungen sjunka — sank oder sjönk — sunkit, sunken, Botin (1777): sjunga, sang, sungit; sjunka, sank, sunkit. Das Imperf. Sg. heißt „rätteligen sang, icke söng eller sjöng, som illa af mänga brukas" (.richtig sang, nicht söng oder sjöng, wie manche fälschlich sagen') „sank, icke sönk eller sjönk". Dalin (1853) bezeichnet die Formen sang oder söng, sungit und sank oder sönk, sunkit als veraltet. Das Verbum hjälpa .helfen' wird in der Bibelsprache des 16. Jhs. durchgehend stark flektiert:

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Neuschwedisch

hielpa — halp — hulpo, holpo — hulpit,

holpit54

Von skälffua (skelffua) ,beben' gibt es in der GWB das Imperf. Sg. skalff] von smälta (intr.) »schmelzen' und swälta .hungern' die Imperf. PL smulto und swolto; von swelgha ,(ver) schlucken' das Imperf. swalg, swolgo u n d das Part, vpswolghen

(vpswolghet)

.ver-

schlungen' Sahlstedt (1773) hat folgende Formen: hjelfia — halp, hjälpte — hulpit; Part, hulpen („Der halp ingen

bön") skälfwa

— skalf —

skälfwit

smälla .knallen' — small, smällde — smullit (,,När bössan hade

smullit af") {smälta .schmelzen' nur schwach: smälte, smält) swälla .schwellen' — swall, swällde — swullit; Part, swullen swälta .hungern' — swalt — swultit; Part, swulten gälla .gelten' — gallt, gällde — gullit („Riksdalern har gullit

108 mark") stjelpa

.kippen' — stielpte,

stalp — stjelpt

(„Wagnen stalp")

In der Bibelsprache des 16. Jhs. ist varda häufiger als bliva in der

Bedeutung .werden' (han wardt gladh ,er wurde froh') und als Hilfsverb zur Bildung des Passivs (the wordo förfäradhe .sie wurden erschreckt'). warda — wardt ( N T 1526 wort) — wordo — worden, wordet (PI. wordne)

Bei zusammengesetzten Tempusformen wird gewöhnlich das Hilfsverb vara verwendet (han är gammal vorden ,er ist alt geworden', han är föraktad vorden ,er ist verachtet worden'; thet war wordet bätre medh honom). H e u t e k o m m t das Verbum varda nur i m ge-

hobenen Stil vor; allein das Imperf. vart ist in der Umgangssprache und dem einfacheren Prosastil zuhause. Es gibt in der Hochsprache keine Form für das Supinum (vgl. jedoch sveal. mundartl.: han har vurti sjuk ,er ist krank geworden')65. Die Form vart (aschw. 64

Vgl. dän. hjeelpe — hjalp — hjulpet (mit Ausgleich im anlautenden Konsonanten) . 8S „Samtäcke dä-där wurdtit eller wordtit, som i alle ögnebleck sägs, hwarföre icke ok skrifwas? Hwarföre alti blifwit ?" „Wid samma Tijd har Konung Styrelsen wurdti skrifwen i Swerige" (S. Columbus). „Men när jag wachnade, war icke bättre wulit än käringen holt dä pä.. . ." (Beronius 1674). — Zu warda und bliva, s. Ebba Björnström in „Spr&k och stil" 4 (1904), S. 229f.

Die Wortbeugung

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varp, aber schon früh auch ν art, mit t statt d) ist wahrscheinlich auf niederdeutschen Einfluß zurückzuführen58. Zu vart wurde dann mundartl. vurti' neugebildet. In frühnschw. Zeit wird bliva anstelle von varda immer häufiger (s. SAOB); seit der Mitte des 18. Jahrhunderts hat es dieses fast völlig verdrängt. Am längsten hält sich varda in der religiösen Literatur, natürlich wegen des großen Einflusses der Bibel. 4. bära »tragen' — baar — barο — burit (Part, burin, PI. borne) skära ,schneiden' — skaar — skaro — skorit (Part, skoren, PI. skorne) stiäla ,stehlen' — staal — stdlo — stolit (Part, stolen, PL siolne) Das Partizip von bära hat also in der GWB noch Vokalwechsel wie die Verben der 2. Klasse, die Partizipien von skära und stiäla haben durchgehend den Vokal ο (Ausnahme: skurit einmal, stulit einmal). Vom 17. Jh. an treten im Imperf. die Plurale buro, skuro, stulo auf; es sind im Anschluß an die dritte Klasse neugebildete Formen. Skära und stjäla haben den Konsonantenwechsel im Anlaut beibehalten. Boren .geboren' (ζ. B. friboren, välboren) ist aus dem Deutschen entlehnt; daneben kommt in der gleichen Bedeutung vereinzelt buren vor („Dä. fann min själ sig Himlaburen, sig sprangen af en Gudastam" Kellgren; „mälet för mitt himlaburna hopp" Atterbom; „Guds son, av kvinna buren" Wallin, Schw. Kirchengesangbuch 45). komma .kommen' — kom — komo — kommit soffua .schlafen' — soff — soffuo — soffuit Imperf. PI. (und Konj.) hatten — das kann man sicher voraussetzen — im 16. Jh. langen, geschlossenen «-Laut, der allmählich durch Ausgleich vom offenen o-Laut der andern Flexionsformen ersetzt wurde. Das Partizip kann in Zusammensetzung vorkommen, z . B . „genomsoven dag" (Strindberg), „de hänsovne" (Fröding). se

Eine andere Erklärung (infolge von sog. Differenzierung) für die F o r m vart, die sich auch im Anorw. findet, gibt D. A. Seip in,,Norsk Tidsskrift for Sprogvidenskap" 4 (1920), S. 220, ferner in A N F 58 (1944), S. 1 4 2 ; eine dritte Erklärung (Analogiebildung nach bant u. a.) liefert V. Jansson, Fornsvenska legendariet (1934), S. 201 f.

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Neuschwedisch

5. Zur 5. Klasse gehören einige wenige gewöhnliche Verben, die ihre unregelmäßige Beugung beibehalten haben. Wir gehen hier für jedes einzelne Verb von den Formen der GWB aus: giffua .geben' — gaff — gdffuo — giffuit (Part, giffuin) NT 1526: giffua, geffua, Präs. giffuer, geffuer. Geffua, geffuer werden in schwachtoniger Stellung zu ge, ger (§ 160, 3); dazu das Supinum gett (nach der 3. schw. Konj.). bidhia .bitten' — badh — bädho — bidhit NT 1526: bidhia, bedhia, Präs. bidher, bedher, s. § 67; später: bedja (Präs. beder), bad (PI. bädo), Supinum bedit, bett. In schwachtoniger Stellung be, ber (§ 160, 3); dazu das Supinum bett (nach der 3. schw. Konj.) und das Part, (om-, nöd-, kvar-) bedd; älter (om-, till-)beden. liggia .liegen' — lägh — lägho — leghat sittia .sitzen' — satt — sato — sittit (Part, besittin, PI. besittne) Imperfekt satt ist eine Neubildung zum Präs. sitter (§ 174, 1) in Anlehnung an dricker: drack u. a.; PI. sätto (S. Columbus reimt es mit matto). Später wird, wie bei anderen Verben57 u der gewöhnliche Vokal im Imperf. und Part.: suto (Konj. sute), sutit. Ζ. B . : „Kringom ett präktigt silfverbord tolf svenska Carlar suto" (Odel, Sinclairvisan). Noch zu Beginn des 19. Jhs.: ,,Ack, men hur gärna jag sute ändi der ute" (Tegner), „näktergalar suto . . . kring fönstren", „Jag har i allmänhet... för mycket sutit stilla" (Atterbom), ,,dä vi suto i skymningen ofta", „där hat jag tusende gänger i skuggan sutit" (Runeberg), „Jag drömmer mig önska, att äter jag sute i häkte och nappade blär" (Fröding, Fredlös). Die heutige Flexion hat sich, ausgehend vom Präs. sitter und Imperf. satt, dem Typus spinna (spritta) angeschlossen: sitta — satt — sutto — suttit Sahlstedt (1773) gibt nur diese Formen an. dräpa ,töten' — drap — drapo — dräpen (PI. dräpne), dräpit förgäta .vergessen' — förgaat — förgäto —förgäten (PI. förgätne), förgätit läsa .lesen' (Präs. lääs) — laas — Idso (Konj. läse) — läsen (PI. läsne), läsit 87

Vor allem buro, skuro, stulo (zu bära, skära, stjäla, s. oben § 199, 4). In älterer Zeit auch gaf gufuo gufvuit (zu gifva), bad budo budit (zu bedja), sof sufvo sufvit, ζ. B. „om skickeligt folk . . . gufwo oss goda och tilräckeliga ordaböcker", „somligha lägo och sufvo här och där ut med wäggame", „de gufwo henne sä. granna kläder" (Dalinl.

Die Wortbeugung

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Schwache Formen (laste, läst) kommen vereinzelt seit dem 16. Jh. vor, aber noch Sahlstedt bezeichnet sie als falsch. Das NT 1526 hat dräpte, die GWB ändert es zu dräpo. Vom Verbum gitta .können, vermögen; mögen, sich um etwas kümmern' kommen hauptsächlich die finiten Formen Präs. giter, gitter (NT 1526, GWB) und Prät. gat vor. „Tvärvigg, bläng där, bäst du gitter!" (Atterbom); „Och gat ej se med kärlek tili sin kära" (Fröding). Gewöhnlich wird es schwach flektiert: gitter — gitte (gittade) — gittat. Zu giter > gitter, s. § 174, 1 äta ,essen' — at — äto — ätit see ,sehen' — sagh — sägho — seedt Abgesehen von der Schreibung ist die Beugung bis heute dieselbe geblieben: se (Präs. ser) — säg — sdgo — sett (Part, sedd, oförutsedd u. dgl.). Neben se (Präs. ser) kommt frühnschw. auch si (Präs. sir) vor, ζ. B. „Du sijr nu länger än iag, min Son, sä lät sij at du ok inte stannar, där iag mäste stanna", „alt nytt sijr sälsamt ut" (Columbus). wara ,sein' (Präs. är) — war — woro (selten wäro) — warit Die Form voro des heutigen Schwedisch (mit geschlossenem uLaut) war anfänglich eine durch die Schreibung veranlaßte Aussprache (§ 155). Das Wort wurde nämlich in der GWB so geschrieben, um es vom Pronomen var ,unser' zu unterscheiden68. — Die Supinumform vuri' ist svealändisch. Götländisch ist vart oder vatt, ζ. B. in Smäland: han ville va hemma ,er wollte zuhause bleiben', han va lessen ,er war traurig', va inte lessen du ,Du, sei nicht traurig', han hade vatt hemma en ti' ,er war eine Zeitlang zuhause gewesen', var ha du vatt ? ,wo bist du gewesen ?', „Fölle haa iagh wat i mong giästeba" ,Gewiß, ich bin bei vielen Gastmählern dabeigewesen' (Beronius 1674)89. 58

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Olaus Petri schreibt anfangs (1524 —· April 1625) wäre, später wore (wahrscheinlich wie wäre mit o-Laut gesprochen). Das NT 1526 hat wdro nur am Anfang (Mark., Joh., 1. Kor.); die sog. Normalsprache des NT 1526 hat woro. ,,Im gemeinen Leben spricht man oft . . . vatt, vari, vuri für varit" (G. Sjöborg, Schwedische Sprachlehre, 1796).

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Neuschwedisch

6. fara .fahren' — foor — foro — farit So gehen auch dragha .ziehen', tagha .nehmen', (be)graffua .begraben' und gala .krähen, singen'. Die Form gräva der heutigen Hochsprache stammt aus mittelschwedischen Mundarten. Das Verbum dö .sterben' flektiert in der GWB gewöhnlich schwach: döö — dödde. Häufiger aber verwendet man die Umschreibung: han bleff (wardt) dödh ,er starb' und han är dödh ,er ist gestorben'. Ganz vereinzelt kommt auch die starke Form doo .starb' vor (ζ. Β. 1. Chron. 23. 5; häufiger im NT 1526). In frühnschw. Zeit war die Form dödde entschieden am gewöhnlichsten. Sahlstedt (1773) verzeichnet nur schwache Beugung: dö dödde dödt, Dalin (1850) dagegen nur starkes Imperf.: dö dog dött. lee .lächeln' — loogh — (logho) — (leedt) sld .schlagen' — slo(o)gh — slogho — slaghit stä .stehen' — stodh — stodho — ständit (gewöhnl. statt) Die heutigen Supina slatt (neben slagit) und statt sind Neubildungen nach der 3. schwachen Konjugation. Partizip: slagen; uppstanden .auferstanden', överstanden .überstanden', aber pdstadd .behauptet', förstädd »verstanden' („det aldrig än förstädda" V. Rydberg). — Man beachte die s-Formen: släss .sich schlagen, streiten' — slogs — har slagits swäria .schwören, fluchen' — swoor — sworo — sworit Heute heißt das Verb: svära — svor — svoro — svurit Von skapa .schaffen, erschaffen' gibt es in der GWB die starke Imperf.-Form skoop, von mala .mahlen' (PI.) molo, von wägha .wiegen' wo(o)gh, von wäffua .weben' (PI.) woffuo, von häffua .heben' hooff hoffuo, von tvä .waschen' das Part, twaghen twaghit (Imperf. twädde). Beispiele: „Thenne äro the som . . . haffua twaghet sijn klädher, och giordt them hwijt j Lambsens blodh" (GWB: Offb.). „. . . hur gatan sken af vardagg tvagen sä blank och ren" (V. Rydberg). Sahlstedt verzeichnet 1773: twä, twädde, twädt, Part. twagen. — Aber flä .abhäuten' und klä .verhauen' sind ganz zur schwachen Konjugation übergetreten (Imperf. flädde, klädde). — Das Verb äka .fahren' scheint in der GWB nicht vorzukommen; frühnschw. ist die starke Form des Prät. ok ,fuhr' nicht ungewöhnlich (Messenius, S. Columbus). Das Verb växa .wachsen' flektiert in der GWB gewöhnlich schwach: Präs. wexer, Imperf. wexte, Part. wext. An starken Formen kommen folgende vor: Imperf. PI. woxo lmal und Part.

Die Wortbeugung

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woxen 4mal. Daraus wurde später vuxen, wahrscheinlich in Anlehnung an svuren (PI. svorne), hulpen (PI. holpne), brüten (PI. brotne) u. a. (§§ 68, 199, 2) eo . Bei Sahlstedt (1773): wäxa wäxer wäxte, Supinum wäxt oder wuxit, Part, wäxt oder wuxen (PI. wuxne). Beispiele: Han har vuxit (växt) upp pä landet ,er ist auf dem Lande aufgewachsen'. Han är fullvuxen (fullväxt) ,er ist erwachsen'. Kläderna var urwuxna (urväxta) ,die Kleider waren zu klein geworden'. Han var vuxen sin uppgift ,er war seiner Aufgabe gewachsen'. 7. Von den ursprünglich reduplizierenden Verben (§123) sind nur wenige geblieben, die noch stark flektieren: lata, lata ,lassen' (Präs. later, later) — lät — lato — lätit Im Präs. und Inf. kommen Formen mit ä (läter, lata) in der älteren Literatur häufig vor, sogar noch bis ins 19. Jahrhundert. Vor allem war die Imperativform lät in älterer Zeit sehr gewöhnlich: „Lät aldrig flärden dig förtrolla" (Α. M. Lenngren), ,,lät upp dörren". Aus der Form Präs. läter ist in schwachtoniger Stellung das Hilfsverb lär .dürfte' (S. 19,188, 280) entstanden. Die reflexive Form han läts (lass, S. 251, Fußn. 41) liegt teils einem neuen Imperf. (han)läddes (in Analogie mit ζ. B. han brds — brdddes), teils einem neuen schwachen Verb lätsa (Idtsade, Idtsat) ,tun als ob' zugrunde. grata .weinen' —greet — greto — grdtit; Part, förgrdten »verweint' Zu gret und grät, s. § 8. fd .dürfen, erhalten' — fick — jingo — fatt; (und)fangen .empfangen' gd ,gehen' — gick — gingo — gdtt; gangen, PI. gdngne (utgdngen .ausgegangen', närgdngen .aufdringlich' usw.) In der GWB kommt noch das Supinum gdnget vor (iagh haffuer gdnget u. dgl.). Auch im Sprichwort: „Orätt finget med sorg förgänget". — Nach J . E. Rydquist (ung. 1850) sind die Imperf. feck und geck die Formen der Alltagssprache, während fick und gick der Schriftsprache angehören. Bei Sahlstedt finden sich nur die letzteren. Aber die e-Formen feck, geck kommen in der Schriftsprache noch im 19. Jahrhundert vor (N. v. Rosenstein, J . G. Oxenstierna u. a.). 60

Eine Entwicklung va- > vo- wie im Dan. (voks .Wachs', vogn .Wagen', svovi .Schwefel') gibt es im Schwed. nicht. Der Wandel von aschw. vaxen (växen) zu nschw. vuxen kann somit nicht lautgesetzlich sein.

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Neuschwedisch

falla .fallen' — foil — föllo — fallit hälla .halten' — holt — höllo — hallit Im Imperf. dieser beiden Verben (aschw. fiöl, hiöÜ) ist j in Analogie mit dem Präsens und dem Supinum entfernt worden. In älterer Zeit waren im Imperf. full, hult und besonders die PI. fullo, hullo, ferner die Part, fullit, hullit nicht ungewöhnlich (§ 123, Anm. 5). välla .verursachen' (Präs. vdller) — vulte, PI. vulto — vallit Beispiele: „Hwad är som wäller?" (.Was ist die Ursache?'). „Hwem wäller wi ä til?" (Runius). „Helena wulte, Troja bleff förstörd" (Chronander 1649). Daneben das Imperf. volt und Part. vullit (nach holt, hullit). Beispiele: „Thet völt then arge bofven Cupido" (Stiernhielm). „Finnes then döde sielf hafwa död sin wullit" (Reichsgesetz 1734). „Alt detta . . . har hennes enfäld wullit" (Qwinnoskolan 1739). Bei Sahlstedt (1773): wälla (wäller) — wallde; bei Dalin (1853): vdllar — vällade od. vdller — vdllde; letzteres in der nunmehr ausgestorbenen Bedeutung .belästigen, drücken, plagen'. hugga .hauen' — högg — huggo (höggo) — huggit löpa .laufen' — lop — lupo — lupit (lopit) Das Imperf. lopp (PI. lupo) und Supinum lupit sind heute altertümlich oder poetisch. Gewöhnlich flektiert das Verb schwach (löpte, löpt). Das Partizip bortlupen .weggelaufen', vilselupen .verirrt', (tiden är) utlupen ,(die Zeit ist) abgelaufen', upplupen (ränta) .aufgelaufene Zinsen' u. dgl. DEIS Verbum heta .heißen' wird in der GWB immer stark flektiert: heta — heet — heto — hetet Heute ist die Flexion folgendermaßen: heta — hette — hetat Die schwachen Verben § 200. a. Das Neuschwedische hat folgende Konjugationen: 1. kasta .werfen' — kastade — kastat 2. ärva .erben' — ärvde — ärvt köpa ,kaufen' — köpte — köpt 3. tro .glauben' — trodde — trott Die erste Konjugation entspricht den o-Verben des Altschwedischen („1. schwache Konj."), die zweite Konjugation in der Hauptsache den ia-Verben des Altschwedischen („3. schwache Konj."). Zur Entstehung der dritten Konjugation (tro, trodde, trott),s. § 147.

Die Wortbeugung

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Part, kastad; ärvd, köpt; trodd, sydd ,genäht', brydd .verlegen', nddd .erreicht', nysädd .frischgesät', efterträdd ,ersehnt', tungrodd eigtl. .schwer zu rudern; d. h. schwerfällig', obebodd .unbewohnt', förströdd .zerstreut', usw. Zu den einsilbigen, auf Vokal auslautenden starken Verben wurden nach dem Muster der 3. schwachen Konjugation ein Supinum auf -tt und ein Partizip auf -dd neu gebildet: bett (zu bedja, bad .bitten, beten'), ombedd, sett (zu se, sag .sehen'), sedd, dött (zu dö, dog .sterben'), statt (zu std, stod .stehen'), förstädd, slätt (zu sld, slog .schlagen'), fldtt (zu fld ,abhäuten'), fladd, tvdtt (zu tva .waschen'), rentvddd, fdtt (zu fd, fick .dürfen, erhalten'), gätt (zu ga, gick .gehen'). b. Die aschw. ja-Verben (die „2. schwache Konj." des Altschwedischen, § 125) teilten sich in mehrere Gruppen auf. Einige sehr gewöhnliche Verben haben den Vokalwechsel zwischen Präsens und I m p e r f e k t , den sog. Rückumlaut, bewahrt: välja .wählen' (väljer) — valde — valt (Part, vald) vänja ,gewöhnen' (vänjer) — vande — vant (vand) glädja ,freuen' {glädjer od. gläder) — gladde — glatt (till)städja,gestatten' (städjer od. städer) —stadde —statt (stadd) sälja .verkaufen' (säljer) — sdlde — salt (said) dölja .verbergen' (döljer) — dolde — dolt (dold) smörja .schmieren, salben' (smörjer) — smorde — smort (smord) spörja .fragen' (spörjer) — sporde — sport (spord) j ist im Präs. Sg. analogisch eingeführt. Ohne Rückumlaut: skilja ,trennen, scheiden' (skiljer) — skilde — skilt (skild) Das Verb städja .mit einem Dienstvertrag anstellen, in Dienst nehmen' wird nur noch bei der Beschreibung früherer Verhältnisse gebraucht; ursprünglich ist es eine Ableitung vom Wort stad .Platz, Stelle'. Dazu gibt es auch eine alte Partizipialbildung stadd .befindlich, was sich befindet', ζ. B. vara stadd pd resa ,auf Reisen sein' u. dgl., hemmastadd ,zu Hause, heimisch; vertraut mit'; „Hwar han är stadd, weet jagh icke äff" (S. Brasck 1645), „Pä. hemfärd stadd" (Levertin). — Neben der Beugung glädja gladde glatt existierte in älterer Sprache auch gladde glätt: „Hvad glädde dina sinnen?" (Stagnelius, Suckamas mystär), „Gamla prästmor . . . Fyrti äx sin goda gubbe glätt" (Α. M. Lenngren, Den glada festen). Bei andern alten ja-Verben ist der I n f i n i t i v - S t a m m mit u m g e l a u t e t e m Vokal und j in der ganzen Flexion durchge-

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Neuschwedisch

f ü h r t . Zu hölja .umhüllen' (höljer) wurde mit andern Worten das Imperf. höljde und das Part, höljt nach dem Muster von ärva — ärvde — ärvt u. dgl. neu gebildet. So auch zu skölja ,spühlen', rödja (röja) ,roden', tänja .dehnen', vämjas ,sich ekeln', snärja .umgarnen', värja .wehren'. Doppelte Formen haben kvälja .ekeln, übel machen' (kvalde od. kväljde), dväljas .weilen' (dvaldes od. dväljdes). Am ehesten hierher gehört auch stödja oder stöda .stützen' (Präs. stödjer, stöder), stödde (GWB: stodde), stött. Ausgleichsformen wie vänjde, smörjde, döljde sind hauptsächlich svealändisch (Agneta Horn: wälide, Α. M. Lenngren: döljdes u. dgl.). Bei einer dritten Gruppe schließlich ist das j d e s I n f i n i t i v s g e s c h w u n d e n , entweder lautgesetzlich (§ 170) wie bei täcka .decken', väcka .wecken', sträcka .strecken', oder in Analogie zum Präs. Sg. wie in kräva .fordern', kväva .ersticken' (GWB: förqueffia, förquaff de), flytta .umziehen, verrücken'. Diese haben sich dann den großen Mustergruppen {ärva und kasta) angeschlossen; also täcka — tackte — tackt, kräva — krävde — krävt, flytta — flyttade — flyttafi1. c. Eine besondere Gruppe bildeten im Friihnschw. diejenigen Verben, deren Stamm im Aschw. die Lautverbindung -ghi- (§ 50) enthielt. Die GWB weist somit folgende Flexion auf: böya .biegen' (böyer, Imperat. bögh) — bögde — bögdt So gehen auch dröya .dauern, zaudern, zögern', höya .erhöhen', nöya .begnügen', plöya .pflügen' (plögher, plöyer). leya .mieten' (leyer) —leegde — leegdt wiya .weihen' (wiyer) — wijgdes — wijgt blyias ,sich schämen' (blyies) — blyghdes söria ,sorgen, trauern' (sörier, sörgh) — sörgde — sorgt tälia .schnitzen' (tälier) Dieser Gruppe hat sich (mit sekundärem Rückumlaut) angeschlossen : fölia .folgen' (fölier, Imperativ fölgh) —folgde —folgt (§ 126). Die meisten dieser Verben flektieren auch in Sahlstedts Wörterbuch (1773) noch in der gleichen Weise: böja (böjer, bog), bögde, bögt', so auch dröja, flöja ,über einen Zaun springen', nöja, -plöja, röja .offenbaren, enthüllen'; leja (lejer), legde, legt; sörja (sörjer), el

Zu den aschw. ja-Verben, s. ferner A. Holmberg, Studier över ja-verbens nysvenska formutveckling (1931).

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Die Wortbeugung

sörgde, sorgt; följa (följer), fölgde, folgt; tälja (täljer), tälgde, tälgt; darnach analogisch auch dölja .verbergen', dölgde, dölgt. In ein paar Fällen ist ein Ausgleich zustande gekommen: wiga ,weihen', wigde, wigt; blygas .sich schämen' (blyges), blygdes, blygts; wäja .ausweichen' (wäjer), wäjde, wäjt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts ist der Konsonantenwechsel durchweg durch Angleichung, in der Regel an die Präsensform, aufgehoben: böjde, lejde, sörjde, följde, täljde. Hierher gehörten ursprünglich auch die beiden e-Verba säga .sagen' und tiga .schweigen' (§§ 7, 50.127). GWB: säya (sägher, sägh), sadhe, sagdt; tiya (tijgher, tijgh), tijgde. Bei Sahlstedt: säga (säger), sade, sagt; tiga (tiger), teg, tegat, förtiga .verschweigen', -teg, -tegat (Part, fertigen)62. Beim Verbum säga ist der Ausgleich in der gesprochenen Sprache und in der Schriftsprache in verschiedener Richtung geschehen: säja, säjer und säga, säger93. Stark flektiert im Aschw. und noch in der GWB das Verbum svälja .schlucken': swelgha, swalgh, swolghen (/orden öpnadhe sigh och vpswalgh Dathan Ps. 106; Dödhen är vpswolghen vthi seghren 1. Kor. 15; „hvilka varda svolgna upp utav en hvalfisk eller haj" Karlfeldt); bei Sahlstedt: swälja (swäljer), swälgde, swälgt („Teg nästan alltid när han sväljde [reimt mit väljde], och sväljde alltid när han drack" Kellgren). Nach välja — vaide wurde analogisch svälja — svalde neu gebildet (zuerst bei Weste 1807; häufig erst im 20. Jh.); daneben sväljde. d. In einigen Fällen hat ein Übergang zwischen den schwachen Konjugationen stattgefunden (vgl. § 127, Anm.). Meistens sind es ursprüngliche ia-Verben (und ja-Verben), die in die 1. Konjugation übertreten. Besonders gilt dies von Verben, deren Stamm auf t oder d auslautet: beta,weiden' (aschw. Präs. beter, Imperf. bette), leta .suchen', reta .reizen', hitta .finden', flytta .umziehen, verrücken', skifta .wechseln', hämta ,holen', vänta ,warten', störta .stürzen', gästa ,zu Gast sein', trösta .trösten', törsta ,Durst haben', häda .lästern', flöda .fließen, strömen', mörda .morden', vörda .verehren' usw.; nach der einen oder anderen Konj. gehen: mista .verlieren' 82

63

Förtegen .verschwiegen' (-tigen; wahrscheinlich aus einer Beugung fertigen, PI. förtegne entstanden; s. § 199, 1) ist teils Partizip (ζ. B. „förtegna sanningar"), teils Adjektiv .schweigsam'. — Sahlstedt (1773): tiga, teg, tegat. Aber Botin (1777): tiga, teg, tigit; „man säger ock tegat, men orätt". A. Kock, Svensk ljudhistoria 1, S. 224; J. Brendum-Nielsen, Studier og tydningar (1951), S. 114f. Wessin, Schwedisch I

18

274 (Präs. mister,

Neuschwedisch Imperf. miste, mista.de, Supinum mist, mistat),

lyfta

.heben', fästa .befestigen' (utfästa ,in Aussicht stellen'). Aber auch andere Verben haben dieselbe Entwicklung durchgemacht: vila .ruhen', stilla .beruhigen', öka .vermehren', yrka .beantragen', önska .wünschen', främja

.fördern', visa

,zeigen', vässa

.wetzen,

schärfen', läna .leihen', aber länta fjädrar .fremde (eigtl. geliehene) Federn', förena .vereinen' (vgl. „Förenta Staterna" und „Sveriges Förenade Studentkärer") u. a.®4. Mehrere andere Verben schwanken zwischen der 1. und der 2. Konjugation: betala .bezahlen', unna .gönnen' (vgl. det är honom väl unt .das kann man ihm gönnen'), tjusa ,bezaubern', aber förtjust .entzückt', frälsa .erlösen', skapa .schaffen, erschaffen', aber vanskapt ,mißgestalt', tjäna .dienen', und besonders förijäna ,verdienen' (und andere Zusammensetzungen), löna .lohnen' (det lönar sig inte .das lohnt sich nicht'; det är inte lönt ,es hat keinen Zweck'), skada ,schaden, verletzen' (aber oskadd »unverletzt'), tala »sprechen' (med honom har jag ingenting otalt,ich habe mit ihm nichts zu schaffen'), bida .abwarten, harren' („Han säg pä. sitt ur, han bidde sin tid" Runeberg). Zweisilbige Imperfekta wie svarte »antwortete', skapte ,schuf', viste .zeigte', Spelte ,spielte' usw. sind in der Dichtung ziemlich

häufig, besonders in den jambischen Versen des 18. Jahrhunderts, was offenbar metrische Gründe hat. Beispiele: „Gubben Noak brukte egna här" (Bellman). „Mormor ropte: Far, nu väntar maten", „Guds gäfvor det feltes ej där" (Α. M. Lenngren). „Herr prosten talte", „Han talte icke, men ögat talte" (Runeberg). „Det fragtes blott, det gavs ej svar" (Runeberg). „Nu, ropte hon, har ej den lycka ord . . . " (Heidenstam). „Far och den gamle satt och talte länge samman" (P. Lagerkvist). Imperfektformen auf -te und Partizipien auf -t sind in der älteren schwedischen Sprache bei einigen Verben, die heute diese Formen auf -de und -d bilden, recht häufig: stäüe .stellte', fyllte .füllte', befalte .befahl' u s w . ; vgl. § 19.

e. Einige sehr gewöhnliche Verben sind in der heutigen Schriftsprache unregelmäßig geblieben: lägga .legen' — lade — lagt sätta .setzen' — satte — satt u

Zwei verschiedene Verben — sowohl etymologisch, als auch formal — sind yra (yrde) .wirbeln' und yra (yrade) .irrereden': „snön yr (yrde)", aber „han yrar i sömnen".

Die Wortbeugung

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säga ,sagen' — sade — sagt göra .machen' — gjorde — gjort böra .sollen' — horde — bort töras .wagen' — tordes — torts hava (ha) .haben' — hade — haft (s. oben, § 160) vilja (Präs. vill) .wollen' — ville — velat leva .leben' — levde — levat od. levt duga .taugen' — dugde (od. dög, § 198) — dugat od. dugt sparα .sparen' (Präs. spar od. sparar) — sparade — sparat; älter sparde — spart (vgl. ospard möda .keine Mühe gespart') Die aschw. Imperfektformen lagde, sagde, haffde kommen noch in gewissen Teilen des NT 1526 vor (wie auch vereinzelt sonst in der Sprache des 16. Jhs.), aber in der GWB sind sie im allgemeinen durch ladhe, sadhe, hadhe ersetzt. Diese sind heute noch die Formen der Schriftsprache (lade, sade, hade). Da sie gewöhnlich schwachtonig sind, wurden sie in der natürlichen Sprechsprache zu la, sa, ha reduziert (§ 160, 3); auch in betonter Stellung ist in manchen Mundarten ein intervokalisches -dh- geschwunden (§ 163, 1): ladhe > lae, la usw.66. Die beiden ersteren Formen han la ,er legte', hart sa ,er sagte' unterscheiden sich deutlich von ihren Präsensformen lägger .legt', säjer ,sagt'. Beim Verbum hava sind dagegen Präsens und Imperfekt zusammengefallen (han ha' kommit ,er ist od. war gekommen'). Das ist wohl der Grund, warum das „lautgesetzliche" Imperfektum ha .hatte' mit einem nach der 3. Konjugation (Typus tro trodde) neu gebildeten hadde (geschrieben hade) ersetzt wurde. Agneta Horn kann har und hade nicht unterscheiden. Sie schreibt oft har, wo man ein hade erwarten würde, sicherlich, weil sie das Imperfekt als ha aussprach"®. Nach dem Muster von tro — trodde u. a. (3. Konjugation) wurde also zum Präs. han har ein Imperfektum han hadde gebildet (das aber immer noch hade geschrieben wurde), genau wie früher zum Präs. han dör ,er stirbt' das Imperfektum han dödde (§§ 122,147). Bei den Verben lägga und säga konnte eine solche Analogiebildung nicht zustande kommen • s Ζ. B.: „som jagh ehr sa" (reimt mit ska .soll') S. P. Brasck 1646. ββ Β. Hesselman in „Spr&k och stU" 7 (1907), S. 234; R. Ljunggren, Supinum och dubbelsupinum (1934), S. 93 f.; A. Sundquist, Studier i svensk moduslära (1956), S. 119f.; S. Fries in „Nysvenska studier" 44 (1964), S. 239. — Mit der Entwicklung von schwachtonigem haver ,(er) hat' zu ha können die Formen der romanischen Sprachen, die aus lat. habet entstanden sind, verglichen werden: frz. (il) a, ital. ha usw. 18«

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(da das Präs. han lägger, han säger heißt). Die lautgesetzlichen han la, han sa wurden wohl als eine Art starke Formen aufgefaßt, wie han ba' (zu han ber .bittet'), han ld' (zu ligger .liegt'), han sto' (zu star ,steht') usw. Es liegt also keine „lautgesetzliche" Entwicklung von aschw. hafdhe zum heutigen hadie vor. Lautgesetzlich sind hingegen Imperfektformen wie schw. mundartl. hae, ha .hatte', döe, dö .starb'66®. Auch im Supinum ist wohl das (han har) hatt der Umgangssprache im wesentlichen eine Analogieform nach dem Typus bo bodde bott. Es wird heutzutage hauptsächlich in schwachtoniger Stellung verwendet. Die Schriftsprache hat die ganze Zeit die überlieferte Form haft beibehalten, und diese hat deshalb auch in der gesprochenen Sprache immer mehr Fuß gefaßt und an Boden gewonnen. Die Entwicklung des Hilfsverbums hava (har — hade — haft) ist ein interessantes Beispiel, wie phonetische Faktoren, Einflüsse von Mustergruppen (Analogiebildung) und von Schreibformen zusammenwirken. Vgl. dän. har — havde — haft, norw. har — hadde — hatt.

Das lautgesetzliche ha ,hat, hatte' dürfte die Voraussetzung für den „Wegfall" des Hilfsverbums im Nebensatz sein; es wurde so schwachtonig, daß es für das Ohr nicht mehr vorhanden war: när han (h)a kommit fram ,als er angekommen war' > när han kommit fram, det var den boken ja (h)a fätt av min bror ,es war das

Buch, das ich von meinem Bruder bekommen hatte' > . . . jag fätt... Im Nebensatz ist das Hilfsverb ,hat', .hatte' stets unbetont; im Hauptsatz variiert die Betonung mehr, und daher wechselt hier das ganz schwachtonige ha (a) mit har und hade (hadde) ab. Das ist der Grund, warum sich allmählich eine Regel ausbildete, die besagt, in der Prosasprache dürfe har und hade im Nebensatz ausgelassen werden (jedoch nicht im Hauptsatz). Bekanntlich ist es kennzeichnend für die nschw. Schriftsprache, daß das Supinum allein (mit implizitem har oder hade) im Nebensatz das Prädikat vertreten kann. In einem gewissen Umfang scheint dies auch in der Umgangssprache und in Mundarten vorzukommen. Im 18. Jahrhundert begegnet nicht selten die Imperfektform satt .setzte' (zu sätta): „Gubbarna satt sig att dricka" (Bellman, Ep. 18). (Mowitz) „tog sin färge-kopp, satt sig vid sin tafla ner" eea Vgl. auch norw. hae, ha .hatte' (Aasen), ζ. B. „Han ha ingjen skyllare frende" (,Er hatte keinen näheren Verwandten'; Norske folkevisor 7 : 4).

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(Bellman, Ep. 39), „Man dräslade sitt guld, man satt ett flor i hatten . . . Ack! suckade hon tyst, i det hon satt sig ned" (Leopold). Sicher ist es eine umgangssprachliche Form. Das Verbum äga .besitzen' hat in frühneuschw. Zeit noch oft sein altes Imperfektum ätte (§ 128, 1; vgl. isl. dtti, norw. ätte); es ist durch das analogisch neugebildete ägde ersetzt worden. GWB: Präs. ägher, Imperf. ätte: Jagh . . . gif fiter tiyend äff alt thet iagh dgher. [Hon] hadhe förtärdt alt thet hon ätte pä läkiare. — Bonden

ätte en oxe (Scherzlied). Nach den Angaben von Botin (1777) war zu seiner Zeit das alte ätte noch lebendig; im Wörterbuch von Sahlstedt (1773) ist es aber nicht verzeichnet. Ein aus dem Deutschen stammendes Lehnwort ist bringa ^ringen' (tillbringa .zubringen', uppbringa .aufbringen' usw.) — bragte — bragt (oder: bringade — bringat), aus ndt., hdt. bringen — brachte. § 201. Supinum und Verf. Part.

Nach dem Hilfsverbum har, hade steht eine undeklinable, neutrale Form des Hauptverbums, die in der schwedischen Grammatik Supinum genannt wird. Beispiele: han har tagit ,er hat genommen', han har kastat ,er hat geworfen', han har böjt ,er hat gebogen', han har trott ,er hat geglaubt'. B e i den s t a r k e n Verben haben das Supinum und das Neutrum des Partizips verschiedene Form: huset har brunnit ,das Haus hat gebrannt' — huset är brunnet ,das

Haus ist (ab)gebrannt'. Det som jag har skrivit är skrivet ,was ich geschrieben habe, ist geschrieben'. Dieser formale Unterschied ist folgendermaßen entstanden: In der mittelschwedischen Sprechsprache blieb schwachtoniges i vor t erhalten, aber vor η ging es zu e über: frühnschw. M. F. brunnen — N. brunnit (später brunni, s. § 73. 2, § 77); auch bei Adjektiven: kristen .christlich' — kristit, egen ,eigen' — egit,

trogen .treu' — trogit usw. (vgl. § 101, 6). Die Supinumform auf -it ist somit lautgesetzlich, das Partizip auf -et dagegen ist in Analogie nach der mask.-fem. Form auf -en gebildet. „Wenn es hieß garden är brunnen ,der Hof ist abgebrannt' und en uppbrunnen gärd, ver-

langte das Sprachgefühl, daß man auch sagen sollte huset är brunnet und ett uppbrunnet hus (nicht brunnit, uppbrunnit),

aber man

behielt die Ausdrücke huset (garden) har brunnit weiter bei, weil

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man in solchen Ausdrücken den Zusammenhang mit dem Partizip brunnen nicht so stark empfand" (B. Hesselman). In friihnschw. Zeit werden in der Schriftsprache -it und -et völlig regellos gebraucht, das letztere teils als Analogiebildung, teils unter der Einwirkung von selten der götländischen und südschwedischen Umgangssprache, die beim Supinum die Endung -et hatte. Der erste, der die beiden Formen in einem Lehrbuch klar voneinander trennte, war Abraham Sahlstedt (1769)67. Auch b e i d e n s c h w a c h e n V e r b e n wurde in der Schreibung ein Unterschied zwischen Supinum und Perf. Part, durchgeführt: han har mdlat bordet ,er hat den Tisch gemalt', bordet är m&ladt ,der Tisch ist gemalt'; han har salt huset ,er hat das Haus verkauft', huset är sdldt ,das Haus ist verkauft'. In der Schreibung hegt also eine Analogiebildung vor: Neutr. mäladt, sdldt nach Mask.-Fem. malad, said (wie N. rödt ,rot', godt ,gut' nach M. F. röd, god). Über die Orthographie in der GWB, siehe § 31. 10. Der Gebrauch von dt und t war indessen in friihnschw. Zeit außerordentlich schwankend und inkonsequent. Die Schreibung mit dt im Partizip, aber t im Supinum gehörte zu den Neuerungen, die Olof von Dalin in der 2. Auflage von „Den svenska Argus" (1752—54) einführte. Ζ. B.: „Wärt spräk, som nu blir föraktadt, utspäckadt, förwändt och wanrycktadt" 68 . Die Schreibung mit dt im Neutrum der Adjektive und Perf. Part. (rödt, godt, mdladt, sdldt usw.) wurde im ganzen 19. Jahrhundert in den Grammatiken und Lehrbüchern vorgeschrieben und war allgemein gebräuchlich. Das Lernen der Regeln für dt und t war aber sehr zeitraubend, und so wurde die Schreibung mit dt, hauptsächlich aus pädagogischen Gründen, durch eine Kgl. Verordnung im Jahre 1906 abgeschafft. 87

Uber das Verhältnis zwischen Partizip und Supinum, s. ferner A. Kock, Studier öfver fsv. ljudlära" (1886), S. 279f., Svensk ljudhistoria 4 (1921), S. 114f., G. Cederschiöld, Om svenskan som skriftspr&k (2. Aufl. 1902), S. 263f., Ad. Noreen, Värt spräk 3, S. 382f. (mit dort zit. Literatur), J. Palmar in „Spräk och stil" 19 (1919), S. 34f., B. Hesselman ib., S. 132f., E. Wessen, Värt svenska spräk (1968), § 65. 3. — Über die mundartlichen Voraussetzungen für die Entwicklung in der Schriftsprache s. auch E. Wess6n, Vära folkmäl (9. Aufl.), S. 32, 37. 68 Auch dieser Unterschied in der Schreibung des Partizips und des Supinums wird von Sahlstedt vorgeschrieben (vgl. J. Palmar a. a. O., S. 33f.).

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§ 202. Die Hilfsverben. vara, hava, bliva, vilja, bora, lata, fa sind schon behandelt worden (§ 199 und 200). Von den alten Präteritopräsentia sind erhalten: skola .sollen; werden' (Präs. skatt) — skulle — skolat kunna .können' (Präs. kan) — künde — kunnat Präs. md .möge' — matte (mit modaler Bedeutung) Im Frühaschw. lebt das Hilfsverb mon — monde .soll, dürfte' noch fort, z . B . Hwadh mon warda vthaff thetta barnet? (GWB, Luk. 1). Eller om han bedhes fisk, mon han tä reckia honom en Orm ? (GWB, Matth. 7). Mon näghor haffua burit honom äta ? (GWB, Joh. 4). Tä menniskionnes Son kommer, mon han skola finna troo pd jordenne? (GWB, Luk. 18). Hwadh äre the thärl Mon thet war a käringar ? (P. Swart). Hwadh mon wara hans begärl (M. Asteropherus, Thisbe, 1609) Monde, mände wird wie im Aschw. ohne eigentliche Bedeutung zur Umschreibimg einer finiten Verbform gebraucht, besonders in Versen (Volkslieder u. dgl.). Ζ. B . : „Jag är ej rädder pä Uten grön stig, dar jag ensam i skogen mänd gänga" (Geijer). Heutzutage lebt das Präs. im Ausdruck mdntro? etwa: .wirklich?' weiter, das Imperf. teils im Fragewort manne, teils im archaisierenden mdnde. Die ursprüngliche Konstruktion (mit Infinitiv) monde (mon) han komma snart ? ,ob er wohl bald kommt ?' ist zu mdnne han kommer snart ? verändert worden69. Auch md .mögen' kommt in älterer Dichtung zur Umschreibung vor, ζ. B. när han komma ma .wann (od. wenn) er kommt'. In rein modaler Verwendung, als Ausdruck für einen Wunsch, sind md und matte oft gleichwertig; matte hat dann seine Zeitbedeutung verloren. In Fragesätzen hat es oft die gleiche Bedeutung wie mon, monde, z . B . Md Pyramus wara slagen ihiel? (Thisbe). Hoo md thenne wara ? (GWB). Mad iagh för hennes skull skall wara storlig rädd ? (U. Hiärne). Die ältere Bedeutung ,können, vermögen' von md, matte (§ 128) gibt es noch im Frühnschw., wenn auch selten, aber heute ist sie ausgestorben. In der heutigen Sprache drückt md, mdtte einen Wunsch aus (negiert: eine Befürchtung), eine Hoffnung, einen Appell. Ζ. B . : Md han leva\ Μα (mdtte) det gd dig väl! Han mdtte ββ

Zum Fragewort mdnne und die ebenfalls aus Verbformen entstandenen Satzadverbien kanske, kanhända (mdhända, törhända), mdntro, s. SAOB und N. Beckman, Svensk spräklära, § 213, Mark 1 mit Anm.

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väl ha fätt mitt brev\ Det matte väl inte vara santl ,,Mä ho som vill gä kring verldens rund! Vare herre och dräng den det kan!" (Geijer)70. Etymologisch das gleiche Wort ist mä {väl, illa u. dgl.) .sich (gut, schlecht u. dgl.) fühlen': aschw. mä — matte; noch in der GWB: Mä ock pitten Absalon well Wi matte wel vthi Egypten. Später wurde das Präs. mä gewöhnlichen Verben angepaßt und zu mär (hur mär du 7) umgeändert, wozu dann nach dem Muster von nä — nädde, spä — spädde, bo — bodde usw. das Imperfektum mddde (han mddde inte bra) gebildet wurde. Vgl. har — hadde § 200 e. Auf deutsche Vorbilder geht die im 17. Jahrhundert nicht seltene Umschreibung mit hava zurück: jag vill hafva Eder förmanat ,ich will Euch ermahnen', haf mig förskont .verschone mich'. Lär .dürfte, soll' drückt eine Vermutung oder eine Behauptung oder ein Gerücht aus {han lär vara rik ,er soll reich sein'); es ist dies eine schwachtonige Form des Verbums läta .lassen', mit i-Umlaut (aschw. läter). Vgl. § 199, 7. Ζ. B.: „Wachta pa tijden, hon [d. h. lyckan .das Glück'] lär full gä rätt"; „Dy haer jag hoppet, I lär een ging skriwa, at I olycklig är lustig som jag" (Lucidor). „Ingen lärer kunna neka, at . . . " (Dalin). In älterer Zeit kommt das Imperf. lärde nicht selten vor. Die zweisilbige Form lärer ist eine (teilweise rein schriftsprachliche) Neubildung nach dem Muster von lärer .lehrt' — lärde, förer — forde, hörer — hörde usw. Mäste ist eine Entlehnimg von ndt. moste (dt. muQte), dem Imperf. von moten .dürfen; müssen, gezwungen sein'. Es begegnet erst spät in aschw. Zeit, aber wird im 16. Jahrhundert häufig. Die Form moste wird sowohl für das Präsens als auch für das Imperfektum gebraucht. Beispiele: Tu moste icke lenger wara min Fogde. Tä moste tu medh blygd begynna sittia nedh bäter. J dagh moste iagh gästa j titt hws (GWB). Fast thet een oreenligh maat är, doch moste nöden räda här (S. Petri Brasck). Hadhe iagh most döö (.sterben dürfen') för tigh, en större lycko thet wore migh (Asteropherus, Thisbe, 1609). Dazu das Supinum mdst (älter auch mästat, mästet) und im Finnland-Schwedischen der Inf. mästa (ζ. B. „Det är tungt att mästa skiljas" ,es ist schwer scheiden zu müssen', „ . . . utan att mästa sitta trängt själv") 71 . — Im Dänischen gibt 70

71

S. ferner SAOB: Μ 1764f. — Uber mä, matte in Nebensätzen, s. auch E. Wessen, Schwedische Sprachgeschichte 3 Syntax, §§ 177, 188. Vgl. mit dem Inf. mästa dän. und norw. bürde (Inf.) .sollen'.

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es das Wort nicht (statt dessen md, matte, vcere nedt), auch nicht in schonischen Mundarten. (Han) ville ,(er) wollte' und (kan) skulle ,(er) sollte* (nach Angleichung von ursprüngl. Id > II, $ 53) sind zwei unregelmäßige Imperfektformen des Schwedischen. Sonst haben alle schwachen Imperfekta eine Endung mit einem dentalen Verschlußlaut (d, t): talade .sprach', böjde .beugte, bog', köpte .kaufte', rodde ,ruderte' usw.72. — Eine ähnliche Form ist das Frageadverb manne (von aschw. Prät. monde, s. oben), mit Angleichung nd > nn (§ 76, 4). — Umgekehrt ist im frühaschw. Zeit das Prät. (han) kunni , (er) konnte' (isl. kunni) analogisch zu künde (mit hörbarem d) umgebildet worden. Vgl. damit dän. bis zum Jahr 1948 künde, skulde, vilde, nach 1948 kunne, skulle, ville, norw. („bokmäl" und „nynorsk") bis 1938 künde, skulde, vilde, nach 1938 kunne, skulle, ville. Das aus dem Mnd. entlehnte Verbum pläga wird (schon aschw.) schwach gebeugt: plägar, -ade, -at (vereinzelt Imperf. plägde) in der Bedeutimg .pflegen'. Daneben mit einem folgenden Infinitiv in der Bedeutung .pflegen, gewöhnlich sein', schwachtonig, fast wie ein Hilfsverb. In der Umgangssprache kommt dann die Form plä vor, sowohl im Präs. als auch im Imperf. Ζ. B. „Ja plä alltijd koka gröt äten" (dien = dt honom § 195.2). also .ich pflege ihm immer Brei zu kochen' (A. Prytz 1620). „Inbördes krigh plä sädant göra" (S. P. Brasck 1648). „Sä plä tu förr wara, sä äst tu än i dag" (Beronius 1674). „Som barn plä gerna" (F. M. Franzen). S. ferner SAOB Ρ 1299 f. 2. P e r s o n a l f l e x i o n §203. Präsens a. Singular. Im Aschw. gab es vier verschiedene Flexionsweisen : 1. -ar, der Typus kastar .wirft': aschw. 1. schwache Konjugation (§ 124). 2. -er mit Einschubvokal und Akut (ursprüngl. also eine einsilbige Form auf -R), der Typus draper ,tötet', kräver .fordert': starke Verben und ja-Verben (aschw. „2. schwache Konjugation" § 125). Wenn der Verbstamm auf l, n, r oder s auslautet, wird das 72

Ausnahmen.: die beiden einsilbigen Sprechspracheformen han sa ,er sagte', han la ,er legte' (§ 160, 3); sie schließen sich den starken Imperfektformen auf Vokal an, ζ. B. han ba' ,er bat', han to' ,er nahm' u. a.

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-j? der Endung assimiliert (§ 17). Ζ. Β.: han mal ,er mahlt', solen skin ,die Sonne scheint', wädhret bids ,der Wind bläst', Herrans ande blas ther in (Jes. 40), han läs ,er liest', frys .friert', rys .schaudert', far ,fährt', dyl (zu dylia) .verbirgt', syn (zu synia) .verweigert'. 3. -ir mit Gravis, der Typus han dömir .richtet', sökir ,sucht', livir ,lebt', dughir ,taugt': ia-Verben und e-Verben (aschw. „3. und 4. Konjugation" § 126, 127). Da die Formen ursprünglich zweisilbig sind, kann keine Assimilation eintreten: hvässir ,(er) wetzt', mälir .spricht', hvilir ,ruht', hörir ,hört', lärir ,lehrt'. 4. -r, einsilbige, die auf Vokal auslauten: der Typus han sär ,er sät', bor ,wohnt', flyr ,flieht', strör .streut'. In nschw. Zeit entwickeln sich diese Formen folgendermaßen: 1. Der Typus kastar bleibt unverändert. Ebenso der Typus sär. 2. Der Typus draper, kräver (mit Einsilblerakzent): Verben deren Stamm auf η oder s auslautet, nehmen in Analogie mit anderen die Endung -er an. Im 16. Jahrhundert heißt es noch skin .leuchtet', vän ,gewöhnt', läs ,liest', bids ,bläst', frys .friert', aber später skiner, vänjer, bldser, fryser73. Schwache ja-Verben, deren Stamm auf l oder r auslautet, nehmen ebenfalls die Endimg -er an: väljer .wählt', säljer .verkauft', döljer ,verbirgt', skiljer .trennt, unterscheidet', värjer .wehrt', smörjer .schmiert, salbt', spörjer .fragt'. Andere Verben dagegen mit dem Stammauslaut l oder r nehmen die Endung -er nicht an, han mal ,er mahlt', tuppen gal .der Hahn kräht', han stjäl ,er stiehlt', tdl ,duldet', far ,fährt', bär .trägt', skär ,schneidet'74. Ebensowenig das Hilfsverbum vill und die alten Präteritopräsentia skall, kan, ma, vet. 3. Der Typus dömir (mit Zweisilblerakzent): die alte Aussprache mit Gravis wurde mit aller Wahrscheinlichkeit bis ins 18. Jahrhundert beibehalten. Später haben sich die Präsensformen dem obigen Typus angeschlossen, d. h. sie haben den Akut ange73

GWB: offuer them som boo j mörho lande skijn thet klarligha. Om hennes fader försöhn honom kenne. Wädhret bldds hwart thet wil. Förstddr tu ock hwad tu lääs. Bellman hat (im Reim) „fladdrar och fräs" (Ep. 39), „Kon i vassen skyl sin kropp" (Ep. 48). Karlfeldt hat (auch im Reim) „sä vitt som solen skin" (Ett hjärta). 74 Südschw. han maier, stjäler, taler, tuppen galer ,der Hahn kräht'.

Die Wortbeugung

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nommen: dömer, söker, lever, duger7δ. Damit ergeben sich auch (nach ung. 1700) verkürzte Formen der Verben mit stammauslautendem -r, ζ. B. han för ,er führt', hör ,hört', rör ,rührt', lär .lehrt' (älter: förer, hörer, rörer, lärer). b. Plural. Die aschw. Flexion war -um, -in, -a (vi bärurn ,wir tragen', I bärin ,Ihr tragt', the bära ,sie tragen'). Neben -um, -om in der 1. PL gab es im Spätaschw. noch die Endung -e (vi bare), die sich lautgesetzlich aus der ersteren durch Schwächung bei nachgesetztem vi entwickelt hat: bärum-vi > bäre vi (§ 150). Die GWB zeigt beide Formen: wij förlätom und wij förläte. Wij haffue seedt hans stiemo j österlanden (Matth. 2). Ebenso im Imperfektum: När säghom wij tigh hungroghan, och spijsadhom tigh, eller torstoghan, och gdffuom tigh dricka ? EUer nakottan, och kläddom tigh ? Allmählich verschwindet die Endung -om in der Schriftsprache, außer in archaisierendem Stil. Die Endung -e ist im 16. und 17. Jahrhundert sehr gewöhnlich, und sie wird von Sahlstedt gefordert, aber nach und nach wird sie durch -a, die Endung der 3. Person, verdrängt, allgemein jedoch erst im 19. Jahrhundert. Leopold war der Ansicht, die Endung -e solle für Kgl. Bekanntmachungen u. dgl. beibehalten werden, und sie kommt heute noch in feierlicher Kanzleisprache vor. Im 19. Jahrhundert wurde sie auch in gebundener Rede verwendet: „Vi lämne med oro de skandiske skär" (Stagnelius). „De tre dö ej ut bland mänskors ätt, och tili dem frän tiden vi vädje" (Tegner, Det eviga). „Klippor finnas där vi alla strande (reimt sich mit „ande"; Tegner 1836). „Vi ana kungar, där barn vi blicke" (reimt sich mit „icke"; V. Rydberg). „Flärd är mycket som vi dyrke" (reimt sich mit „yrke"; J. L. Runeberg). In der 2. PI. ist -en die normale Endung. Ζ. B. Förstodhen j thetta alt (GWB Matth. 13). Daneben gibt es auch die Endungen -e und -a\ außerhalb der Bibelsprache sind diese Endnung im 16. und 17. Jahrhundert häufig, -a kann teils die lautgesetzliche Entwicklung sein (§ 171), teils aber auch die Endung der 3. Person. Im 18. Jahrhundert wurde in der anerkannten Schriftsprache -en durchgeführt: I baren ,ihr tragt', I skolen ,ihr sollt'. Es ist leicht 75

Man vergleiche, daß im Norwegischen, wo die starken Verben lautgesetzlich ihr -r verloren haben (han skriv, syng, gjev, greet usw.), die Voraussetzungen für eine solche analogische Veränderung des Akzents nicht vorhanden sind. Es heißt deshalb han kjöper, tenker, solen lyser usw. mit Gravis.

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einzusehen, daß diese altertümliche schriftsprachliche Form nicht zum Ni der Umgangssprache paßte: es hieß entweder Ni bära, Ni skola (wenn man die Pluralformen des Verbs beibehielt) oder Ni bär, Ni skall (vgl. § 195, 3). In der 3. PI. ist im 16. und 17. Jahrhundert die Endung gewöhnlich -α; daneben tritt auch, aber bedeutend seltener, die Endung -e auf. § 204. Die Pluralflexion des finiten Verbums. Die Pluralflexion des finiten Verbums war, wie aus dem Vorigen hervorgeht, kein konsequent durchgeführtes System. Besondere Pluralformen gab es bei weitem nicht in allen Fällen. Sie fehlten vor allem im I m p e r f e k t u m aller s c h w a c h e n V e r b e n : han (de) skulle, ville, künde, ropade, tankte, trodde usw., also überaus oft in einer zusammenhängenden Darstellung. Besondere Pluralformen des finiten Verbums gab es somit in der Schriftsprache in folgenden Fällen: 1. P r ä s e n s : jag springer ,ich springe' — vi springa ,wir springen', ropar ,rufe' — ropa, tänker ,denke' — tänka, tror .glaube' — tro, fdr .erhalten' — fä usw. Unregelmäßige: skall .soll' — skola, vill — vilja, kan — kunna. Ausnahmen: mä .mögen', mäste .müssen'. 2. I m p e r f e k t u m , nur bei s t a r k e n V e r b e n : a) ohne Wechsel des Stammvokals: grep .griff' —grepo .griffen', bröt .brach' — bröto, kotrt ,kam' — kommo, läg ,lag' — Idgo, sag .sah' — sägo, dt ,aß' — dto, tog ,nahm' — togo, stod .stand' — stodo, lät .Heß' — läto, grät .weinte' — gräto, föll .fiel' — föllo, högg ,hieb' — höggo usw. Mit Konsonantenwechsel: fick .erhielt' — fingo, gick .ging' —gingo. b) mit Vokalwechsel: drack .trank' — drucko, band .band' — bundo, satt .saß' — sutto, bar ,trug' — buro, gav ,gab' — gdvo, bad ,bat' — bädo, var ,war' — voro usw. In den Mundarten und in der Umgangssprache verschwanden die Pluralformen allmählich und wurden durch die Singularformen ersetzt. Einzelne Beispiele dafür gibt es schon im Aschw., aber sie sind auf gewisse syntaktische Stellungen beschränkt; besonders finden sie sich, wenn das Subjekt dem Prädikat nachgestellt oder wenn es von ihm durch längere Bestimmungen getrennt war. Einige Beispiele finden sich im NT 1526, ζ. B. Luk. 22. 38 här är

Die Wortbeugung

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tw swärdh (in der GWB zu äro geändert). In normalen, kurzen Sätzen wurde die Vereinfachung kaum vor der nschw. Zeit durchgeführt. Wahrscheinlich begann sie in der svealändischen Alltagssprache des 17. Jahrhunderts und drang später in die götländische ein. Sven Hof weiß sehr gut, daß die svealändische Sprechsprache den Unterschied in den Numeri aufgegeben hat (de tog, de kom, de har, de för), aber dies in der Schriftsprache zuzulassen, scheint ihm gegen die „Natur der Sprache" zu sein7®. In der Schriftsprache wurde die Pluralflexion des Verbums bis in unsere Tage beibehalten. Schon im 19. Jahrhundert forderten jedoch einzelne Autoren eine Vereinfachung (u. a. R. von Krsemer). C. J. L. Almqvist (f 1866) spricht in „Svensk spräklära" seine Uberzeugung aus, daß früher oder später, vielleicht schon in den kommenden 50 Jahren, die Pluralformen des Verbums verschwinden würden. „Det blir en gäng rättmätig rikssvenska att skrifva: jag skall, du skall, han skall, vi skall, i skall, de skall·, säsom folket redan temligen allmänt talar, och hvilket man betraktar säsom slarf, ehuru det utgör ingenting mindre än spräkets egen riktning." (,Es wird einmal korrekte Hochsprache sein zu schreiben: jag skall...; so wie die Leute heute schon ziemlich allgemein sagen, und was man als Nachlässigkeit betrachtet, obwohl es nichts anderes ist als die der Sprache eigene innewohnende Richtung.') Es sollte indessen bis weit in unser Jahrhundert hinein dauern, bevor die einheitlichen Verbformen der Umgangssprache im Ernst anfingen, sich in der Schriftsprache Eingang zu verschaffen. Der Anfang wurde in der erzählenden Prosa gemacht, zuerst bei der Wiedergabe von Gesprächen, nach und nach in immer größerem Umfang in der Belletristik und der Presse. Als Selma Lagerlöfs „Nils Holgerssons underbara resa" erschien (1906—07), weckte es großes Aufsehen, daß die Schriftstellerin in einem Buch, das doch für den Unterricht bestimmt war, im Dialog durchgehend die Einzahlformen gebrauchte. In „Liljecronas hem" (1911) und 76

In einem gewissen Grade dürfte die vereinfachte Verbalflexion mit der svealändischen Schwächung der Endung im Zusammenhang stehen (§ 160). Das Verb war als Prädikat oft schwachtonig. In vereinzelten Fällen konnten Sg. und PI. auch in svealändischer Umgangssprache noch verschieden sein: jag ska' —• vi sku' (§ 210). — Uber verbale Pluralformen in den Mundarten, s. E. Wess£n, Vära folkmäl (9. Aufl.), S. 20, S. Landtmanson, Västergötlands folkmäl 4 (1960), S. 126f., Västgötam&let (1952), S. 81 f.

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„Kejsaren av Portugallien" (1914) verwandte sie sie auch in der Erzählung. Sonst befolgte Selma Lagerlöf in ihren Büchern aus den Jahren zwischen 1910 und 1930 die Regel von Nils Holgersson: Singularformen in direkter Anführung, aber Pluralformen in den erzählenden Abschnitten. In ihren beiden letzten Büchern („Ett bams memoarer" 1930 und „Dagbok" 1932) gebraucht sie ausschließlich Singularformen. In der sog. Jubiläumsausgabe (1933) führte sie die Singularformen in ihren älteren Büchern (bis zu den „Kristuslegender", 1904) nur im Dialog durch, in den späteren auch in der Erzählung77. Von den Schriftstellern, die sich schon früh der umgangssprachlichen Formen bedienten, können folgende genannt werden: G. af Geijerstam („Mina pojkar" 1896), Karl Erik Forslund („Göran Delling" 1906), Elin Wägner („Norrtullsligan 1908), Türe Nerman (1909) und Pär Lagerkvist (1912, konsequent von „Onda sagor", 1922, an). Strindberg dagegen verwandte grundsätzlich die Pluralformen, und zwar sowohl in Erzählungen als in Dramen; Singularformen begegnen jedoch bei ihm nicht selten, wenn auch ganz unberechenbar, besonders in seinen späteren Werken: (ζ. B. „Alla som kommo i huset fick se pä. henne", Svarta fanor). Auch Albert Engström gebraucht in seinen Erzählungen und Schilderungen aus dem Volksleben die Pluralformen. Die Lage war noch in den zwanziger Jahren sehr labil. Nicht zum mindesten dank dem Rundfunk erhielten die schriftsprachlichen Formen größeren Einfluß auf den gewählten Vortragsstil und überhaupt auf alle Arten öffentlicher Rede. Vieles deutete daraufhin, daß die Pluralformen sich in der Schreibung behaupten würden. Eine zielbewußte Unterstützimg des überkommenen Sprachgebrauchs wäre damals wahrscheinlich nicht aussichtslos gewesen. Der eigentliche Durchbruch der Singularformen geschah erst in den dreißiger Jahren. Dabei waren zwei Umstände von entscheidender Bedeutung. Der eine war, daß die große Mehrzahl der schwedischen belletristischen Schriftsteller und Publizisten die Mehrzahlformen völlig aufgaben. Besonders die jüngere Generation wurde dann selbstverständlich durch den Sprachgebrauch in " S i e h e L. von Hofsten in „Nysvenska studier" 16 (1936), S. 173f.; H. Gullberg, Stil- och manuskriptstudier tili Gösta Berlings saga (1948), S. 66f.

Die Wortbeugung

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der Romanliteratur und den Zeitungen stark beeinflußt. Der andere Umstand war, daß die Singularformen im Schulunterricht und in den Schulbüchern eingeführt wurden, zunächst allerdings nur in der Volksschule. Aber schon nach wenigen Jahren drang der neue Sprachgebrauch aufwärts in die Realschulen. Und schließlich wurde es auch den Schülern der Gymnasien erlaubt, die Singularformen in ihren Aufsätzen zu verwenden, ohne die Regeln der Kongruenz mehr zu beachten. Einen wichtigen Schritt in der Entwicklung bedeutete es, daß „Tidningamas Telegrambyrä" (die schwedische Nachrichtenagentur) im Jahr 1945 dazu überging, in seinem Tätigkeitsfeld die vereinfachte Verbalflexion anzuwenden. Es konnte nicht ausbleiben, daß sich die Zeitungen des ganzen Landes danach richteten. Seit 1952 werden die singularen Prädikatsformen auch in den Reichtstagsprotokollen und den Kgl. Regierungsvorlagen benutzt, seit 1967 auch in neugeschriebenen Gesetzen. Wie jede Veränderung des Sprachgebrauchs, wird sicher auch diese ziemlich lange Zeit erfordern, bevor sie völlig durchgeführt und anerkannt sein wird. Einstweilen werden wohl noch verschiedene Prinzipien für die verschiedenen Stilarten gelten. Gewisse Stilarten erfordern größere Natürlichkeit in der Wortwahl und Formenwahl, bei anderen wieder ist es berechtigt, an dem herkömmlichen Sprachgebrauch festzuhalten. Der Gebrauch der Mehrzahlformen ist darum eigentlich eine Frage des Stils. Dazu kommt noch, daß ältere und jüngere Menschen gewiß mit Recht verschiedene Einstellungen zu sprachlichen Neuerungen haben, und eine Veränderung im Stilgefühl und Sprachgebrauch erfordert daher eine gewisse Zeit. Die Stellung der Schule und ihre Erziehung der jüngeren Generationen wird dabei von entscheidender Bedeutung sein. Zu dieser Frage, siehe K. G. Westman in „Pedagogisk tidskrift" 36 (1900), S. 269f.; H. Dahlgren, Det nya skriftspräket (in „Minnesskrift 1912—22", hrsg. von dem Verein der Schwedischlehrer), E. Wellander, Riktig svenska, 3. Aufl. (1948), Vi gär eller vi gä (1947), H. Elovson, En litteraturhistorisk-stilistisk undersökning av verbets numerusformer (in: „Folkskollärarnas tidning" 1937, außerdem „ärsrevyer", d. h. Jahresberichte in der gleichen Zeitung bis zum Jahrgang 1945), F. Böök, Levande svenska („Svenska Dagbladet" 12/1 1940), J. Mjöberg, Studier i spräkets konst (1939), S. 192f., E. Noreen, Svensk spräkvärd (1941), S. 132f.,

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Türe Nerman, Allt var ungt (1948), S. 243f., E. Wessen, Tradition och förnyelse inom spraket (1953), Värt svenska spräk (1968) § 79, G. Bergman, Rätt och fei i spraket (1962), S. 32f, C. J. Stahle in „Betänkande avgivet av 1963 ars bibelkommitt6" (1968), S. 311f. § 205. Imperfektum. a. Singular. Die Endungen -t und -st der 2. Sg. (§ 150, 3) werden in der GWB verwendet {tu skalt ,du sollst', kant .kannst'; tu reeist .rittest', gaffst ,gabst', bödst .botest', weest ,weißt', wast ,warst', äst .bist' u. dgl.), und auch sonst im 16. und 17. Jahrhundert, besonders von südschwedischen Autoren. Heute sind die Endungen nur noch in den Mundarten Westgötlands und Hallands bewahrt. b. Plural. Die altschwedischen Endungen waren -um, -in und, durch die Vokal-Balance bedingt, -u oder -o. -o wurde bei allen starken Verben, auch den kurzsilbigen, durchgeführt. So in der Bibelsprache des 16. Jahrhunderts (vgl. § 46). Außerhalb davon begegnet im 16. und 17. Jahrhundert außerordentlich häufig -e: de ginge ,sie gingen', droge .zogen', sloge .schlugen', äre .sind' usw. Wahrscheinlich beruht dies auf einer Schwächung von ο zu -e (§ 159). Vom 18. Jahrhundert an wird -o wieder in die allgemeine Schriftsprache eingeführt. Die Aussprache von diesem -o mit geschlossenem «-Laut rührt von der Schreibung her. In den dreisilbigen schwachen Imperfektformen hat schon das Aschw. den Übergang -o > -e: kastadho > kastadhe .sie warfen' (§ 71, 2). Auch zweisilbige haben in der GWB -e: the köpte .sie kauften', sälde .verkauften', bygde .bauten'. Dies beruht teilweise auf einer Schwächung von -o zu -e, besonders in südlicheren Mundarten, teilweise aber auch auf Analogie. In svealändischer und mittelschwedischer Umgangssprache fällt die Endung -de bei dreisilbigen Imperfekta weg: han rof>a' ,er rief', de ropa' ,sie riefen', segla' ,segelte(n)' usw. (§§ 77,160, 1). Solche zweisilbigen Formen auf -a sind in der Literatursprache des 17. Jahrhunderts ziemlich häufig (ζ. B. in den Dramen). Ζ. B.: Agneta Horn: „iagh swara hene et ordh", „thet tapa iag bort", „sä banna hon migh" usw. Auch bei Samuel Columbus und Lucidor begegnen solche Formen. Bellman gebraucht mit großer Freiheit zweisilbige Formen auf -a oder dreisilbige auf -ade, je nach den Forderungen des Versmaßes: „gubben vandra", „Regnbägen . . . glittra", „Fönsterna darra pä. haken" usw. In den jambischen Versen des

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18. Jahrhunderts waren dreisilbige Formen vom Typus rofiade .rief nicht zu gebrauchen, was ein großer Nachteil war. Die zweisilbigen Formen der Umgangssprache (ropa' u. dgl.) wurden vermieden. Zuweilen begegnen solche von den s-Formen: nödgas statt nödgades ,war gezwungen', svetias statt svettades .schwitzte' (Creutz). Bezeichnend für die Umgangssprache des 18. Jhs. ist die Feststellung von Sven Hof in „Dialectus Vestrogothica" (S. 58): „Imperfectum primae conjugationis terminatur in de, qvam tarnen finalem syllabam communis loquentium consvetudo, praeterqvam Smolandorum & Scanorum, abscindit" 78 . c. Um eine Handlung (oder einen Zustand) als ohne zeitliche Begrenzung ablaufend zu bezeichnen (durative Aktionsart), wird im Aschw. und im Frühnschw. zuweilen das Hilfsverb är, war -}Präs. Part, gebraucht. Beispiele: hans örs war springande som en ra (kennzeichnend), aber waar örs the sprungo tha wäl fast (erzählend) („Herra Ivan", 1302) 79 . Beispiele aus dem 16. J h . : han war soffwandes (NT 1526 Mark. 4; GWB: han soff); han är sitiandes pä Gudz höghre sidho (NT 1526 Mark. 16; GWB: han sitter)·, the ther söryandes och grdtandes woro (GWB Mark. 16); ee hwad wij are soffuandes eller wakandes (Olaus Petri). Bei perfektiven Verben bekommt diese Konstruktion Futurum-Bedeutung: han är igenhommande ,er wird zurückkommen'. § 206. Perfektum und Plusquamperfektum. Bei den intransitiven sog. Übergangsverben (sie bezeichnen den Ubergang von einem Zustand in einen anderen) werden sowohl hava als vara gebraucht, um zusammengesetzte Tempora der Vergangenheit zu bilden: han har galt — han är gangen ,er ist gegangen'. Von diesen beiden Konstruktionsarten gilt teils, daß sie in der Hochsprache eine etwas verschiedene Bedeutung und Verwendung haben, teils, daß sie bis zu einem gewissen Grade regional bestimmt sind, und zwar derart, daß der Typus han är nyss utgangen (gangen ut) ,er ist gerade ausgegangen', nu var han bortsprungen Jetzt A. Kock in „Svenska landsmäT' 1 5 . 6 (1898), S. 19f.; A. Akerblom, Runii svenska rim (1915), S. 249 f. — Über den Wegfall in den Mundarten von Ost- und Westgötland, s. T. Alander, Konsonanterna i Östergötlands folkmäl 1 (1932), S. 32f., 2 (1935), S. 60f., J . Götlind, Västergötlands folkmäl 2 (1944), S. 10. τβ M. Ahlberg, Presensparticipet i fornsvenskan (1942), S. 99f., 117; A. Bengtson, Nils Ragvaldi (1947), S. 202 f. Wessen, Schwedisch I

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war er weggelaufen', höet vor redan kört in ,das Heu war schon eingefahren', snön vor smält ,der Schnee war geschmolzen' in südschwedischer Sprache häufiger ist als in mittelschwedischer und nordschwedischer. Da heißt es normalerweise: han har nyss gätt ut, nu hade han sprungit bort, höet hade redan körts in (oder besser: man hade redan kört in höet), snön hade redan smält. Im älteren Schwedisch wurde das Hilfsverb vara bei diesen Verben öfter verwendet als in der heutigen Hochsprache. Beispiele aus der GWB: monge falske Propheter äro vthgängne i werldena. Ta gick ock then andre Läriungen in, som förr war kommen til graffuena. När the woro offnerfame, komo the ... Τά thetta skeedt war. Then stenen ... han är bliffuen en hörnsten. Im Glaubensbekenntnis: „vilken är nedstigen tili dödsriket, uppständen igen ifrän de döda, uppstigen tili himlen"80. § 207. Futurum. In der Bibelsprache kommt für das Futurum, außer dem Hilfsverbum skall, die Umschreibung mit varda und dem Präs. Part, vor. Beispiele: för tigh warder man sigh glädhiandes. En warder kommande som är starkare an iagh. När j warden seendes menniskionnes Son. Them som troo warda thenna tecknen effterföliande. Och wardher samma öffning sä medh tijdhen förandes tigh vthi förständet (NT 1526). In seinem Gedicht „Predikarn" (1794) schreibt Leopold, absichtlich archaisierend: „Hon varder kommande den tid . . . " . Sonst ist die Konstruktion selten: „Allom them, som thenna crönike läsande eller hörande warda" (Olaus Petri). „Kongl. Maj:t warder wijdare dar öfwer resolverandes" (1688), „Secreteraren förer ... ordet i Academien, enär Directeuren honom anlitandes varder" (1753)81. Ebenso einige Male im Konditionalis: Om iagh näghot orett före hadhe j mitt hierta, sd worde Herren migh ey hörandes (Ps. 66). Hadhe tu stelt titt hierta til Gudh ... Sd worde tu ock förgätandes 80

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M. Ivarsson, Har kommit — är kommen (in „Nysvenska studier" 11, 1931, S. 61f.); G. Bergman, Sydsvenska provinsialismer (ANF 66, 1941), S. 162f.; T. Johannisson, Hava och vara som tempusbildande hjälpverb (1946); G. Holm, Hjälpverbet ha i bildat talsprik (in „Nysvenska studier" 39, 1969). N. Beckman, Hur uttryckes hos verbet framtid i forn- och nysvenskan ? (in „Spr&k och stil" 17, 1917, S. lf.). Uber das Futurum im Aschw., s. M. Ahlberg a. a. O., s. 97f.

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vselhetena ... Och tin l i j f f s tijdh worde v-pgdngandes sdsom en middagh, och worde skinande sdsom en morghon .. . och worde med roligheet kommandes j graffuena (Hiob 11). § 208. Konjunktiv. 1. Im Singular war die alte Endung -i oder -e, je nachdem, was die Vokal-Balance verlangte (vgl. § 46). Die GWB hat gewöhnlich -e (auch bei ursprünglich kurzsilbigen Verben). Beispiele: Gudh giffue (giffui); Loffuat ware titt nampn; Gudh warj loff; thet wart sigh oxe, assne eller fdar. Herren wälsigne tigh och beware tigh. Herren läte sitt ansichte lysa offuer tigh och ware tigh nddheligh. Herren vplyffte sitt ansichte offuer tigh och giffue tigh fridh (4. Mos. 6). — Auch sonst kommen Formen auf -i in frühnschw. Zeit ziemlich häufig vor. ζ. Β. Ηan är en olärd man: wart Doktor eil' hete Magister (Stiernhielm, Hercules), Präs. wart ,sei': Imperf. wore ,wäre' (ζ. B. bei Columbus). Die alten Pluralformen auf -in werden zu Beginn der nschw. Zeit ungebräuchlich und werden durch die Singularform auf -e ersetzt. Sie leben jedoch in der archaisierenden Stiltradition der Rechtssprache weiter; noch im Gesetzbuch von 1734 heißt es ζ. B. „Ägen tä arfwingama macht, at lösa then jord äter." „The biuden sig til, at hielpa honom." „Alla thessa böter waren the fattigas ensak." Der Präs. Konj. drückt einen Wunsch, eine Ermahnung oder einen Befehl aus. Beispiele: Then som haffuer öron til at höra, han höre, Min Fadher, är thet möghelighit, sd gange thenna kalcken jfrd migh (GWB). „Lagligt stände, olagligt ätergänge" (Schwed. Gesetzbuch 1734). „Befehlskonjunktiv" kommt im Gesetzbuch von 1734 allgemein vor, ζ. B. „Giör han thet ej; böte tre daler, och gälde skadan äter." „Warda swin dräpne, eller slagne; tä bötes, och gäldes the äter." ,,.. . sä sant mig Gud hielpe til lif och siäl." „Till ärkebiskop och biskopar utnämne konungen en af de tre, som . . . föreslagna blifvit" (die sog. Regierungsform von 1809). „Vare fjerran ifrän mig en sädan afsigt" (Gustav III.). „De nycker, som förtjensten dömma, som blindvis lasta och berömma, och slutas med et: vare sagdt" (vare sagdt,Punktum'; Kellgren, Mina löjen, 1777). „Naturen lede dig" (Tegn6r, Svea, 1809). „Sä leve ljuset! Sprides det af eder" (Tegner, Epilog 1820). „Nu tystne de klagande ljuden och stille sig tärarnas flöden" (Schwed. Kirchen19*

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gesangbuch 571). „Vare herre och dräng den det kan" (Geijer, Odalbonden, 1811). Präs. Konj. wird auch, außer in Wunschsätzen, in Ausdrücken des Einräumens gebraucht, ζ. B. Vare nog sagt, att . . . ,Nur das sei gesagt, daß . . . ' , vare härmed huru som helst ,Sei es wie es wolle', komme vad som komma vill »geschehe, was geschehen muß', „Koste hwad det kosta will" (0. von Dalin, Argus); „Ack! hur vi längte och blicke, kommer han icke" (TegnSr, Fritjofs saga). ,,Hur vi tolke Herrens dunkla räd, och hur vär tanke lifvets gäta rede, stär lyckan fram som tecken pä hans näd" (V. Rydberg). ,,Han dyrkas öfverallt, hvar än jag vandre" (V. Rydberg). — Tack vare ,dank' hat heutzutage die Funktion einer Präposition (z. B.„tack vare stör flit har han lyckats"). Und die Verbindung vare sig . .. eller ,sei es . . . sei es . . .' hat sich zu einer Konjunktion entwickelt, wo der Kontakt mit ihrer ursprünglichener Bedeutung ganz verloren gegangen ist. 2. Nur die starken Verben haben eine besondere Form für den Konj. Imperf.; ihre Endung ist -e (im 16. Jh. bei den ursprünglich kurzstämmigen Verben zuweilen noch -i). Im 17. und 18 Jahrhundert wechseln die alten Formen auf -e mit Formen auf -o ab: om han gingo ,wenn er ginge' (gäfvo ,gäbe' usw.). Beispiele: „Doch om tu man blott ney och afslag fingo och ey pä kiöpet att tigh illa gingo, sä wore hopp" (Runius). Noch bei Tegner 1836: „Hvar stodo vi, om de ej varit tili". Derartige Formen sind ganz bestimmt nichts anderes als literarische Hypersvezismen, die daher rührten, daß in der natürlichen Rede der Imperf. PI. de gingo, gavo u. dgl. und der Konj. ginge, gäve usw. zusammengefallen waren 82 . Imperfekt Konjunktiv wird in der GWB besonders in konditionalen Satzfügungen gebraucht. Beispiele: Om Herren icke holpe migh, sä läghe min siäl fultnär vthi thz stilla (Ps. 94). Om en wille giffua alia äghodelar j sino hwse för kerleken, sä guide thet altsammans intet (Hohelied 8). Om iagh gäffue alia mina äghodelar the fattigha, och läte min lekamen brinna, och hadhe icke kärleken, sä wore thet migh intet nyttigt (1. Kor. 13). Förstodhe tu Gudz gäffuo . . . tä beeddes tu äff honom, och han gäffue tigh leffuandes watn 88

Zum Teil kann dieser Gebrauch, was die Plurale betrifft, darauf beruhen, daß in manchen Fällen Indikativ und Konjunktiv möglich sind. Ζ. B. Om idhra

synder

(GWB, Es. 1. 18).

än woro blodhrödha,

sd skola the doch warda

sniöhuita

Die Wortbeugung

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(Joh. 4). Herre, hadhe tu warit här, hadhe min brodher icke bliffuit dödh (Joh. 11). Wärt lijff ... gäär snort sin koos, lika som wij fluge bort (Ps. 90). „Skulle jag sörja, dä wore jag tokot, fast än thet ginge mig aldrig sä slätt" (Lucidor). „Om ni sutte wid et Herrebord, och jag wid et Gärköksbord . . . hwad sällhets förmähn hade i fram for mey?" (S. Columbus). „Länte du ock vingarna ut, de ej bure mig dock" (Tegner). „Om dina skalder sjönge dagen läng, gär världen dock förkrossande sin gäng" (V. Rydberg). Auch in Wunschsätzen, ζ. Β. Och wore wäl tilbörlighit, ath the wore the fremmesta, och hwariom och enom christnom rddhelighit, ath han them aldra först och aldramest läse. Imperf. Konj. wird heute in der Umgangssprache selten gebraucht. Aber in gepflegter Schriftsprache kommt er noch vor. Ζ. B.: om jag finge, sä fore jag omedelbart ,wenn ich dürfte, würde ich sofort abreisen'. Det innebure i sä fall ett stört framsteg ,in diesem Fall würde es einen großen Fortschritt bedeuten'. Det vill synas, som om planen ginge att realisera ,es scheint, als ob man den Plan verwirklichen könnte'. Vore det inte bäst att pröva först ? ,Wäre es nicht besser, es zuerst zu versuchen?' Det vore nog bra med litet regn ,ein bißchen Regen würde nicht schaden'. I sä fall bleve han nog glad ,das würde ihn wohl freuen'. § 209. Imperativ. Einige alte lautgesetzliche Imperativformen sind in der Bibelsprache noch erhalten: Statt vp och gack. Gack bortt til Myrona tu later. Zur Form lät, siehe § 199, 7. Die alte Endung der 2. PI. war -en. Frühnschw. kommt zuweilen ein -e oder -a vor (besonders in Schulkomödien), was wahrscheinlich eine sprechsprachliche Entwicklung von aschw. -en ist. Beispiele: „Monsieur, jagh beder j stijga för" (,ich bitte Sie, gehen Sie voraus'). „Komme hijt nu, alia grijsema tiugu siw" (S. P. Brasck 1645). — Spätaschw. und frühnschw. begegnet auch -er (§ 150). GWB: Siunger Herranom een nyy wijso. Sägher icke sä. Seer til at hon icke stolen är, fär henne rätta äghandenom igen. Tagher, äter, dricker. Gäär vthi heia werldena, och prediker Euangelium. Skodher Lilionar pä markenne. Bärer fram then yppersta klädhningen, och klädher honom ther vthi, och fäär honom en ring ... och haffuer hijt then gödda kalffuen, och slachter honom. Aus anderen Quellen: „Warer

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nu glad mina fiender all! . . . Nu farer dock w ä l l . . . Kiäre wenner och slächt, gifwer eder til roo!" (Wivallius), „Musicanter, speeler opp" (Columbus), „Stämmer opp. I Sängarinner" (Columbus). In Nachahmung des biblischen Stils: „Skäder, skäder nu här alle" (Schw. Kirchengesangbuch 92). „Nu tacker Gud, allt folk" (Schw. Kirchengesangbuch 12). „ödmjuker er!" (Strandberg). „Kommer och läter oss slä'n" (Fröding, Si drömmaren kommer där). Auch in älterer militärischer Kommandosprache: „Höger omvänder E r ! " (Bellman)83. In der 1. PI. des Imperativs war die Endung -om in der Bibelsprache sehr häufig, und sie kommt heute noch in gehobenem Stil und in gebundener Rede vor. Beispiele: „Lätom oss bedja!" (.Lasset uns beten!') „Sjungom vi bäda!" (Bellman). „Sä följoms ät" (Bellman). „Upp, mötom de krossande härar med mod! Upp, släckom de blossande äskor i blod!" (Tegner, Krigssäng). „Sä bringom villigt tili hans haf af ljus vär ringa gnista" (Tegn6r, Epilog 1820). „Renom det, de fordna dygders t e m p e l . . . Upplifvom dem, de forntida exempel" (Geijer, Manhem). „Alltsä, begynnom med dig" (Atterbom). „Sjungom studentens lyckliga dag" (Prinz Gustaf). „Tagom stafven!" (Runeberg, Bonden Paavo). „Men lämnom j orden, som svar ej ger, och skädom himmelens eldskrifttecken!" (Strindberg 1884). „Nu bommom vär port och stängom vär grind" (Karlfeldt, Vintervila). Aus dem Deutschen entlehnt ist wahrscheinlich der Imperativ vak (vak) upp, PI. vaker upp , erwache, erwachet' (statt des gewöhnlichen vakna). Z . B . : Waka vp tu som soffuer (GWB). „Vak upp, Virginias sängare, vak upp" (Tegner). „Vaker upp, en stämma ljuder" (J. O. Wallin). § 210. Die Hilfsverben. Zu aschw. skal > ska, skulu >• sku, siehe §§ 77,128 Anm. 2. Samuel Columbus bemerkt dazu (Ordeskötsel, 1674) : „Om man ok stundom skrefwe ska', jag ska' giöra, du ska' gd, han ska reesa, som man talar, skulle inte skada, i synnerhet när consonans följer. Samtäcke wij sku', ni sku', di sku' reesa, wij sku blij här, bätter än: wij skole blij här." (,Wenn man zuweilen auch ska'... schriebe, 83

Imperative auf -er kommen auch in älterer dänischer Bibelsprache und dänischen Kirchenliedern vor. Ζ. B . : „Kommer hid, J piger smä" (Grundt-

vig)·

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wie man spricht, würde es nicht schaden. Ebenso wij sku', . . ., besser als: wij skole ...'). Selbst verwendet Columbus gern die Form ska (abwechselnd mit skal): „Derför ska ded ok blij ded första som iag ska swara til." Die Flexion Sg. ska PL sku kommt in älterer Zeit öfters bei der direkten Rede vor (ζ. B. Andreas Prytz, Agneta Horn, S. P. Brasck, O. von Dalin, Bellman). Beispiele für den Plural sku: „Sä, sä, junker, vi sku talas vidi" (Dalin). „Ditt middags Vin Sku vi ur krusen hälla" (Bellman). „ . . . sku vi nu plaska med vär lilla bät" (Bellman). „Fiolerna sku drilla" (Bellman). Zur Zeit von Gustav III. mißbilligte man das umgangssprachliche sku und es verschwand gegen das Ende des 18. Jahrhunderts aus der Schriftsprache. In gewissen Mundarten (u. a. in Roslagen) und im Finnland-Schwedischen lebt es weiter. Sonst ist ska die Normalform der Umgangssprache, und zwar auch im Plural: „Ty nu ska vi dricka, Sä hjertat ska picka, Och buken ska spricka" (Bellman). „En plog ska vi ha, en harv ska vi ha, en hast ska vi ha, som kan streta och dra" (Fröding). Nach J . E. Rydqvist (Svenska spräkets lagar 4,1868, S. 425), gibt es „ska nästan uteslutande, med undantag af högtidsspräket, och utländingen skulle strax röja sig, om han i vanliga umgänget utsade . . . skall" (,fast ausschließlich ska, außer in feierlicher Rede, und der Ausländer würde sich sofort als solchen verraten, wenn er im gewöhnlichen Verkehr skall .. . aussprechen würde'). Steht das Verbum ausnahmsweise in betonter Stellung, wird die volle Form skall indessen vorgezogen: „Jag vill, jag skall bli frisk" (Runeberg). Auch, wenn man Bibelsprüche oder sonst etwas feierlich zitiert: „Du skall inga andra gudar hava före mig". Die Normalformen der Schriftsprache sind im Präs. skall (PI. skola), Imperf. skulle, Supinum skolat (Sahlstedt, Dalin 1853 usw.). Der Gegensatz zwischen den schriftsprachlichen han skall, de skola und den umgangssprachlichen han ska, de ska wird u. a. von P. Moberg (1815), N. Beckman (1905), O. östergren, Nusvensk, ordbok, SAOL (9. Aufl. 1950) betont. Manche Schriftsteller der letzten zwei Jahrhunderte, besonders solche mit ungezwungenem Stil, unterscheiden zwischen Sg. skall und PI. ska. Dazu kommt noch, daß die einsilbigen Formen hie und da für das Versmaß notwendig waren: „För oss ska vaxljus (PI.!) brinna, för oss skall föras stät" (Karlfeldt). Nachdem die Pluralformen aus der Schriftsprache beseitigt waren, zeigte sich in der Konkurrenz zwischen den beiden Formen skall und ska die Tendenz, die letztere, die Normalform

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der gesprochenen Sprache, in allen Stilarten außer in besonders traditionsgebundener Sprache vorzuziehen. Ob dies richtig und wünschenswert ist, ist nicht ohne weiteres sicher (vgl. dän. und norw. skal, dt. soll, engl, shall — alle mit erhaltenem l)ai. Der geschlossene «-Laut, mit dem skola ausgesprochen wird, ist auf Einwirkung der Schreibung zurückzuführen (§ 155). Im 16. Jahrhundert kommen häufig de skole, de kunne, de äre in Texten vor, die sonst -a im Präsens haben. In der Schriftsprache später allgemein de skola, de kunna, de äro. Auch für das Imperf. skulle begegnet einige Male die verkürzte Form der Umgangssprache sku. Beispiele: „et löfte at en sädan kampe aldrig sku bli skiutzmärr" (Dalin). Schwachtonig skulle > skull' > sku. Auch diese Form ist in svealändischen und finnländischen Mundarten verbreitet. Bora .müssen, sollen' wurde in früheren Zeiten unpersönlich konstruiert. Z. B.: Vthi the stycker som min Fadher tilhöra, bör migh wara. Honom horde icke leffua lenger (GWB). „Ty bör mig flitelig nyttja dagen" (Schw. Kirchengesangbuch). Heute noch gibt es den Ausdruck som sig bör ,wie es sich ziemt'86. § 211. Die s-Formen des Verbums. Ursprünglich gab es im P r ä s e n s drei verschiedene Endungen: 1. -as, ζ. Β. kastas ,wird geworfen': 1. „schwache Konjugation". 2. -s, ζ. B. bits Dep. ,beißt', bryts ,wird gebrochen', sjungs ,wird gesungen', finns ,ist vorhanden', kräfs ,wird gefordert', spörs ,wird gefragt, wird erfahren': starke Verben und ja-Verben („2. schwache Konjugation"). 3. -is mit Gravis, ζ. B. kännis ,wird gefühlt, fühlt sich': ia-Verben und e-Verben („3. und 4. schwache Konjugation"). Der erste Typus ist unverändert. Die andern beiden Typen werden seit der Reformation ganz regellos verwendet, ohne daß die ursprüngliche Flexionsklasse berücksichtigt wird, ζ. B. kännes — känns ,wird gefühlt, fühlt sich', böjes — böjs ,wird gebogen', födes — f'öds ,wird geboren', gömmes — göms ,wird verborgen, ver84

85

Vgl. A. Forsström in „Modersmälslärarnas Förenings ärsskrift" 1961, S. 136f., E. Wessen, Spr&kriktighet och stü (1957), S. 26f. A. Lindqvist, Förskjutningar i förhällandet mellan grammatiskt och psykologiskt Subjekt (1912).

Die Wortbeugung

297

birgt sich', han blyges — blygs ,er schämt sich', posten stänges — stängs ,die Post schließt', isränna bryts — brytes ,eine Fahrrinne (im Eis) wird aufgebrochen', givs — gives ,wird gegeben', finns — finnes .findet sich, es gibt', krävs — kräves ,wird verlangt'. In der Umgangssprache wird nur die einsilbige Form gebraucht (besonders von Deponentian und Formen mit reziproker oder „absoluter' Funktion), ζ. B. jag minns ,ich erinnere mich', det känns ,man fühlt', det sägs ,man sagt', det hörs bra ,man hört gut', hon syns inte tiU ,sie ist nicht zu sehen', det behövs inte ,es ist nicht nötig', vi möts ,wir treffen uns', dörrarna stängs ,die Türen werden geschlossen'. Die zweisilbige Form ist rein schriftsprachlich und wird besonders dann verwendet, wenn das Verb im Passiv gebraucht wird. Vgl. det synes ,es scheint' und det syns ,es ist sichtbar, man sieht'. Über einsilbige, auf Vokal auslautende Verben, siehe § 1588e. I m p e r a t i v gibt es nur, wenn das Verb reflexive (reziproke) Bedeutung hat oder wenn es ein Deponens ist. Bei den Typen 2 und 3 hat er dann stets die einsilbige Form. Beispiele: hoppas pä Gud,hoffe auf Gott', andas lugnt ,atme ruhig', räds icke ,habe keine Angst', gläds dt allt gott ,freue dich über alles Gute', frühnschw. (kom) väds ,wette' (noch im 18. Jh.: Dalin, Creutz u. a.). Der K o n j u n k t i v ist natürlich selten. Beispiele: „Heia världen fröjdes Herran" (Schw. Kirchengesangbuch 8, 1). „Sä leve ljuset! Sprides de av eder!" (Tegner 1820). Manchmal ist es unsicher, ob ein (zweisilbiger) Indikativ gemeint ist oder ein Konjunktiv: „Om tro och ära finns en gammal visa. Hon sjunges bäst, när man bedrar hvarann" (Tegn&r, 1825). Im P a r t i z i p P e r f e k t wird schon frühzeitig t dem folgenden s angeglichen (siehe §§ 76, 2, 162). Beispiele: iagh haffuer bannas (Hiob 39); huru the hade hoppas ther vppa; tha hade hans troo icke sä mycket förbettras; intit got haffuer funnes j oss; vtan ath wij jw skulle haffua förgass (Olaus Petri). Intet haffuer fattas migh (S. P. Brasck 1649). — Die schriftsprachlichen Supinumformen auf -ts (-ats, -its) sind daher analogisch neu gebildet: han har hämnats ,er hat sich gerächt', de har brottats ,sie haben (miteinander) gerungen', usw. Zu anderen Verben: de har slagits ,sie haben sich geschlagen'; de hade mötts ,sie waren einander begegnet'; ett rykte hade spritts ,ein Gerücht war verbreitet worden'; ingen möda hade skytts ,man *· Zum Wechsel -es: -s, s. G. Bergman, Rätt och fei i spr&ket (1962), S. 36f.

298

Neuschwedisch

hatte keine Mühe gescheut'; runorna har trotts äga en mystisk kraft ,man glaubte, die Runen besäßen eine mystische Kraft' 87 . Schon im Aschw. (und im Isl.) ist das Verbum bedhas (Imperf. beides) .bitten, begehren' (§ 126) ein Deponens. Es kommt in der GWB häufig vor, ζ. B.: Huilken jbland idher är then fadher, om hans son bedhes brödh äff honom, som giffuer honom en steen ? Eller om han bedhes fisk .. . Eller om han bedhes ägg . . . (Luk. 11). Huru bedhes tu som äst Jude, dricka äff migh, som är een Samaritisk quinna ? (Joh. 4). Aber das Verb wird schon bald Tingebräuchlich und wird von Swedberg (1716) als veraltet bezeichnet. Es ist allerdings in Sahlstedts Wörterbuch (1773) aufgenommen, mit folgendem Beispiel: „Jag beddes bröd af honom", aber es kommt eigentlich nur in biblischem Stil vor, ζ. B. in Leopolds „Predikarn" (1794): „Beds ej gunst utaf en fal"; s. ferner SAOB, Β 561 f. § 212. Passiv. Passive Bedeutung kann im Nschw. entweder durch die s-Form oder durch Umschreibung mit den Hilfsverben vara oder bliva und dem Part. Perf. des Hauptverbums ausgedrückt werden. Präs. han kastas — blir kastad ,er wird geworfen' Imperf. han kastades — blev kastad ,er wurde geworfen' Perf. han har kastats — har blivit kastad — är kastad ,er ist geworfen worden' Plusqu. han hade kastats — hade blivit kastad — var kastad ,er war geworfen worden' Fut.han skall kastas — skall bliva kastad ,er wird geworfen werden' In früherer Zeit waren gewisse Grammatiker der Ansicht, daß das s-Passiv im Perfekt und Plusquamperfekt vermieden werden sollte, also: han har (hade) blivit kastad, aber nicht: han har (hade) kastats. A. af Botin sagt ζ. B. in „Svenska spräket i tal och skrift (1777), S. 159: „Att bruka Supinum Activum som ett Passivum, 87

Vgl. dän. Det var lykkedes kam ,es war ihm geglückt'. Jeg har omgdedes disse ting som en retfcerdig kebmand .Ich habe mich als ehrlicher Kaufmann mit diesen Dingen beiaßt'. De to var ikke medtes siden stormnatten .Seit der Sturmnacht hatten sie einander nicht getroffen*. Som b&rn havde de daglig fulgtes ad i samme skole ,Als Kinder gingen sie täglich zusammen in die gleiche Schule'. Han har selv syntes om dem ,Er hat sie selbst gern gehabt', Siden har jeg syntes at jeg vidste det .seither habe ich gemeint, daß ich es -wisse*.

Die Wortbeugung

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mä tälas i värdslöst och dageligt tal, men bör i skrift som ett fördärfvadt talsätt undvikas, tili exempel: Jag har ällskats, Du har lärts, han har tagits, i stallet för: Jag har varit ällskad, blifvit lärd, eller pä annat, sätt, efter meningens beskaffenhet." (,Supinum Activum als ein Passivum zu gebrauchen, mag in schlampiger oder alltäglicher Rede geduldet werden, sollte aber in der Schreibung als eine verdorbene Redeweise vermieden werden, ζ. B.: Jag har älskats . . . anstelle von Jag har varit [blivit] älskad. . .,oder anderswie, je nach der Art des Satzes'.) „Nu är grannlagenheten mindre", sagt J. E. Rydqvist („Svenska spräkets lagar" 1, 1850—52, S. 481); aber „ännu later supin. icke uti alia verb med fördel använda sig passift . . . Den ledighet och rundning i framställningen, som genom det passiva supin. ästadkommes, talar likväl för dess bibehällande, när det en gäng fätt fast fot i spräket, och svärligen kau fullkomligt utrotas." (Jetzt nimmt man es nicht mehr so g e n a u ' . . . ,noch läßt sich das Supinum nicht bei allen Verben mit Vorteil im Passiv verwenden . . . Die Ungezwungenheit und Flüssigkeit in der Darstellung, die durch das passive Supinum bewirkt wird, spricht jedoch für seine Beibehaltung, da es nun einmal in der Sprache festen Fuß gefaßt hat und kaum mehr völlig ausgerottet werden kann'88.) Eine Ausnahme bilden die Deponentia, von denen im Perfekt und Plusquamperfekt nur s-Formen verwendet werden können: jag hade hoppats ,ich hatte gehofft', han har lyckats ,es ist ihm gelungen, geglückt', det har funnits mänga ,es hat viele gegeben'. Präs. Imperf. Perf. Plusqu. Fut. 88

jag jag jag jag jag

hoppas hoppades har hoppats hade hoppats skall hoppas

han lyckas han lyckades han har lyckats han hade lyckats han skall lyckas

det finns det fanns det har funnits det hade funnits det skall finnas

Ebba Björnström, Olika sätt att uttrycka passiv betydelse i nusvenskan (in „Spräk och stil" 4,1904, S. 198f.); Lage Hulth&i, Studier i jämförande nunordisk syntax 1 (1944), S. 193f.

WORTREGISTER (Die Zahlen bezeichnen Seiten. ä, ä und ö bilden die drei letzten Buchstaben des schwedischen Alphabets.) Abc-boken 211 aderton 131, 188, 209 adertonhundratalet 183 afton 113 aftonvard 81 akter 50 -aktig 50 aldrig 45, 76, 96 allena 127 allmoge 119 allting 240 Alvhem (altschw. Alfvum) 19, alvaren 193 Fußnote anamma 212 and 83 Fußnote anda, ande 22, 221 Anders 72, 77, 210 anka 90 Fußnote annan (en annan) 44, 50, 51, 1 132,182, 242 anndag 182 antingen 29, 71 Arboga 62, 114 arselet 206 Askim 92 Fußnote, 186 att 101, 206 av 81,101 axel 67 azur 209 Backe 220, 221 backstuga 225 badstu(ga) 76, 225 bagare, bageri 94

2

bale 76 balk 22 barfota 127 bark 22 barn 22, 31, 118, 121 bastu 226 beck 103 bedas 43, 147, 154, 298 bedja 20, 87, 188, 266, 271 beredd 64 berg 58, 190 beta, bete 104, 119, 221 bett 104 bevaxs 193 bida 141, 188, 274 bildstod 179 biltog 127 binda 35, 41 Fußnote, 141, 262 Birger 59, 61, 113 bita 141 bitter 207 bittida 64 bjuda 141, 188, 261, 262 bjugg 25 Bjurum 92 björn 58, 115 black (Adj.) 42 blaggarn 63, 80 bliva 141, 182, 269, 261 blomma 119,158, 221 blygas 73, 273 bl& 123, 189 blänor, blär 80 blänka 14

302

Wortregister

bo (Subst.) 234 bo (Verb) 146, 149 bok (der Baum, lat. fagus) 230 bok (das Buch, lat. über) 117, 207 bokstav 180, 230 bonde 115, 158, 201, 220, 226 bord 191 Fußnote, 192 Borgä 190 borr 105 bort, borta 34, 77, 83 Fußnote, 128 bot 117 Botkyrka 183 botten 98 Fußnote, 113, 200, 203 bragd 98 brandstod 179 brant, bratt 41, 42 braxen 200 bringa (Verb) 277 Britta 72 bro, 64, 66, 116 broder (bror) 36, 115, 182, 188, 226, 230 brott 104 brottas 105 brud 163 brygga (Verb) 26,142 brylling 63 bryn 117 bryta 261 bryte 119 bräs 181, 269 br&te 105, 179 bräde(r) 233 bränna 14 bröllop 19, 34, 44, 62 bröms 59 bud 85, 89 bulle (bolle) 12 bürgen 259 burk 101 by 64, 65, 113, 203, 229 bygga 146, 147, 197 byrä 209 bäda 130

b&de . . . och 130 bägna 47 b&tshake, -man 205 bäck 113, 227, 228 bägare 94 Fußnote bägge 71, 130 bära 24, 142, 265 bärga 190, 269 bättre 128, 129, 207, 247 böja 73, 272 bölja 61 böra 149, 275, 296 börda 61, 116, 191 Fußnote, 228 börja 146, 149 Börje 69, 61 böta 147, 208 böter (PI.) 117, 208 Dager 169 dagg 31 Danmark 22 deja 73 den, det, de (dem. Pron.) 134, 136, 166, 248, 252, 263 den (rel. Pron.) 256 den här, den där 255 denne, detta, dessa 135, 255 det 96,134,135, 249 di (giva di) 64, 149 dig 133, 188 digna 47 dike 231 din 134, 203 djup (Subst.) 123 djup (Adj.) 196 djur 196 Djurgäln 192 djärv 196 djävul 196 dock 33 dom, 'de, dem' 92, 134, 253 domare 119, 222 domna 48 dotter 118, 208

Wortregister dricka 41, 141, 262 droppe 104, 110, 119, 156, 158 drots 90 drottning 62, 204, 205 drunkna 41 dryck 41, 113 dräng 113, 227 dränka 41 dröm, drömma 32 du 133 duga 148, 260, 276 dugga, duggregn 31 durkslag 206 dussin 209 dväljas 272 dygd 16, 116 dygn 47, 63 dylik 73,135, 256 d&d 19 dädan 182, 188 där (rel. Pron.) 137, 256 dö 143, 268, 271, 276 dölja 272, 273 döma 15, 147 dörr 117 dös 85, 86 Eder 133, 134, 165 Fußnote, 168, 182,188, 207, 242 efter 49, 99 egentlig 210 egg 116 ej 46, 76, 246 ejder 161 Fußnote ek 230 ekorre 64, 219 Fußnote eld 63, 74 elfte 45,132 Elin 199 elva 83 Fußnote, 131 Emil 210 en 42, 63, 129, 130, 166, 167, 200, 244 enbetsvagn 74

303

enfaldigg 82 England 4 enstaka 127 etter 208 Fader (far) 36, 115, 182, 188, 226 -faidig 82 falla 25, 58, 126, 144, 145, 146, 270 Falun 114, 225, 236 fan 203 fara (Verb) 143 faster 183 fattig 63, 80, 89, 93, 94, 125 fejd 98 fiende 219 fientlig 210 finger 115, 230 finna 36, 142, 194, 262 fisk 112,137, 156 i fjol, i fjor 192 fjord, fjärd 190, 192 fjäder 188 fjäril 90,101 fjärmare, fjärmast 129 fjät 24 fjättrar 207 fjös 30 flagna 47 fler(a), flest 128 flott 104 flotta, flotte 221 fluga 85 fly 47, 141, 147 flyta 66, 147 flytta 198, 272, 273 flä 143, 268, 271 flöda 188, 273 form 194 fot 16,18,115,137, 207,208,226, 230 fradga 99, 206 framstupa 127 fred, frid 87 frejd 97. 98 fria, fri (Verb) 149

304 fru 119 frukost 64 fräls 43 frälsa 149 främja 149 främre, främst 129 fränka 76, 90 frö 33 fröjd 98 iura 224 fyra 24, 130, 131 fyrtio 131, 206 fä (Adj.) 125, 128 fä (Verb) 18, 40, 144, 269, 271 fäfäng 125 fägel 66, 179 Fälebro 191 Fußnote fälla 82 fä 29 fähus (fjös, fäjs) 30 fälsup 192 färd 116, 136, 145, 156, 191 note, 225 färdas 192 fästa 14, 147 föl 85 följa 73, 148, 272 fönster 60 föra 152 förklä 187 förnäm 210 förr, först 128, 132 förräd 210 förstu(ga) 225 förständ 82 förtegen, förtiga 273 förtjusa 185

Gadda (ihop) 64 gall(äpple) 82 gammal 106, 124, 126, 128 gata 119, 223 gen 43

Wortregister get (PI. getter) 207 gevär 189 gift (Gabe) 19, 49 gifta (vermählen) 49 gill 20 gilla 20 gitta 29, 143, 207, 208, 267 giva 24, 29, 87, 143, 182, 266 om (gjorda) 59 glad 124 glunt, glytt 42 glämig 106 glädja 15, 147, 153, 271 glädje 14, 120 glöd 117 god, gott 44, 62, 124, 128, 166 goter (PI.) 179 gram, gramse 106 grav 116 grepe 104 grepp 104 grop 208 grunda, grunna 100 Fußnote gräta 29, 30, 145, 269 grädda, grädde 221 gräma sig 106,198 gräva 18, 259, 268 Gud 89, 113, 162, 180, 204 guld, gull 74 gunäs 183, 188 Gustav 102 gä (gänga, gick, gack) 18, 35, 40,145, 269, 271, 289, 293 gärd 81, 290, 192 gäs (PI. gäss) 14, 43, 52, 63,117, 227 gäva 80 gädda 186 gälda, gälla 20, 24, 58, 142, 264 gärda 14,147 gärna 129 gästgivare 186 göpen 49 göra 23, 38, 148, 275 Gösta 102

Wortregister -haftig 50 hagtorn 206 hake 221 hals 42, 113 hambo 74 hammare 61, 113 hamn 98 han (honom) 22, 23, 43, 134, 164, 247—251 hand 111 Fußnote, 117, 121, 226 hart 81 hava (hade) 38, 44, 102, 148, 182, 275, 276, 280 hed 121, 166 hejd, hejda 97 hei, hell 63, 125 helbrägda 97, 127 Helge 190 helgon 190 heiig 63, 124, 126 hellre, helst 129 helvete 90 -hem 92 hemmastadd 271 hemul 211 herde 60, 114, 167, 219 hermelin 210 Fußnote Herren 167, 219 heta 144, 259, 270 hetta 104, 158 himmel 51, 113 hinh&le 193 hinna 262 hjort 69, 115 hjul 194 Hjälmaren 194 hjälpa 141, 259, 264 hjärta 24, 39, 68, 120, 194, 233 ho (vem) 138, 166, 256 hon (hennes, henne) 22, 31, 63, 133, 134, 164, 165, 247—251 hop (er) 169, 208 hos 66 hovman 99 Wcssin, Schwedisch I

305

hovtäng 205 huckle 205 hug, h&g 88, 89 hugga 23, 31, 38, 144, 270 huld 74 huldra 161 hull 12 hult 12 hundra 101 huru 23, 31, 182 hus 231 Husaby, Husby 64, 66, 180 husbonde 44, 62, 220 husfru, hustru 62 huvud 23, 31, 118, 232, 233 huvudstupa 127 hyende 61 hylla 74 hyssja 186 hälla 25, 39, 74, 82, 144, 145, 270 h&rd 81, 191, 193 hädan 182 hafte 50 hägnad 48 hakte 50 hälsa 63 hälsing 16 hämnd 76 hämta 63, 74 hänga 145 här (Adv.) 30 Fußnote härbre 90 härda 14 häva 143, 259 hög 33, 44 höja 73, 272 höjd 97 holja 272 hörsei 67 hövding 118 I (Pron.) 133, 251 icke 29, 139, 246 idka 100 20

306

Wortregister

ids 171, 205 ihjäl 76 ijäns 75 ilia 129 ingen 29. 139 ingenting 240 inkräkta 50 insekt 209 inte 74, 95 Fußnote, 139, 246 is 113 Ja 37 jag (mig) 4, 25, 57, 93, 94, 101, 133, 190 jo 37 Johan, Jon 72, 210 jord 24, 37, 59, 191 jolpera (PI. mundartl.) 91 jul 37 jungfru 37, 73, 74 jämka, jänka 74 jämn 24, 48, 68, 76 jänta 185 Järker 160 järpe 194 jäv 24 Kaga (Ortsname) 90 kali (Adj.) 74, 82 Kalmar 236 kanhända, kanske 210, 279 Fußnote Karin 72, 199 karl 42, 62, 113, 203 Kerstin 72, 77, 199 kid, killing 87 kind 117 kittel 18, 43, 98, 113 kjol 76, 98, 185 klar 80 klimp, klapp 42 klinga (Verb) 259 klint, klätt 42 klo 117, 230 klocka 119

klä. 144, 268 kläde(r) 119, 188, 233 Mover 60 knappt 49 knoga, knoge 76 knyta 13, 14, 260 ko 53, 117, 229, 230 koger 94 Fußnote Kolmärden 192 komma 142, 265 kona 119,179 konjak 209 korpral 91 Fußnote kraft 60 kram, krama 106 kreatur 90, 209 kristen 124 Kristian 186 kritter Pc. (Rind) 90 krydda 64, 233 kräva 147, 161—163, 272 kuU, kulle 12 kung 90 kunna 160, 153, 279—282, kvar 60 kvarleva 48 kvarn 60 kvast 114 kvinna 119, 224 kväda 143 kvälja 181, 272 kväva 272 kyrka 119, 197 kyrkvärd 116 käk 80 känka 83 käke 186 källa 14, 74 källare 185 käresta 90 käring, kärring 16, 90 kärna 168, 186, 186, 220 kärv 73. 186 kön 13, 14

Wortregister Köpenhamn 183 körsbär 60 körtel 69 körvel 60 Ladda 64 Ladugärdsgärde 192 lag 21, 118 laga (Adj.) 127 lam 106 landbo 119 Lau 33 le 143, 268 Le, Lelängen 30 leda (Verb) 147 leds 171, 206 leja 73, 147, 272, 273 lejon 73, 76 leka 144 lekamen 119, 212 lell (mundartl.) 183 lern 51, 85 leva 38, 86, 105, 148, 275 levnad 48 He 221, 222 ligga 38, 39, 143, 197, 266 likväl 183 Linköping 90 linne 96. 101 lirka 101 Uten (lille) 17 Fußnote, 44, 62, 101, 126, 128, 129 ljung 25 ljungeld 47 ljus 123, 197 ljuta 141 lock 104 Lohärad 33 lom 106 Fußnote loma (lomma) av 106 lott 13, 14, 39, 114 luft 49 lugn (Subst.) 123 lukt 50

307

lunga 120 Fußnote lur 188 lus (PI. löss) 88, 117, 227 lusta 222 Fußnote lyds, lyss 171, 206 lyfta 13, 86 Fußnote lynne 100 lysa 13.14 läda 80 läg 128 läga, läge 119, 158, 179, 221 län 45 läng 81, 123, 127, 128 läta 18, 29, 80, 144, 145, 269 läts, lätsa 171, 206, 262 Fußnote, 269 lägga 38, 102, 147. 182, 197, 274 läkare 113, 228 lämna 48 läna 18, 45, 274 länge 13, 129 lär (Hilfsverb) 19, 188, 269, 280 lärft 61, 90 lärka 90 läsa 43, 143, 152 läxa 229 löjtnant 209 löna (ge lön) 149, 274 löpa 39, 144, 267. 270 lördag 89, 188 Fußnote lös, lösa 32 löskerkarl 168 Maja 102 maka, make 221 makrill 209 mal 21 mala 43, 143, 269, 268, 282 man (PI. man) 43, 60, 115, 226, 227, 230 mantal 41 margfaldig 125 mark 117 Markim 92 Fußnote, 186 20*

308

Wortregister

marknad (mundartl. marken) 90 marskalk, marsk 90 mask 100, 101 matsäck 205 medan 66,182,188 mellan 44 Mellösa 90 mera, mest 63, 128, 129 merafton 168, 188 midnatt 204, 207 midsommar 90, 99, 205 mig 93, 94, 101, 133, 190 mild 74 min 42, 43, 62, 134, 166, 167, 203 mindre 42, 128 minsann 183 Fußnote mjärm (mundartl.) 101 mo 113, 203 moder (mor) 118,137, 156, 182, 188, 230 mögen 76 moln 62 morer (PI.) 179 morgon 43, 75, 113, 190, 199 mossa, mosse 104, 221 Motala 64 muH 74 mun 43, 60, 51, 113 mus (PI. möss) 43, 63, 88, 117, 227 mycken 23, 44, 101, 104, 125, 129 myla (mundartl.) 61 mynta 69 myr 116 mä, mätte 160, 279, 282 mä (m. väl, m. illa) 280 mäl 43 mäla 80, 206 män, mände 150, 179, 281 mäne 219 mängen 125 männe 100, 279 Mäns 74 mäntro 210 mäste 280

mala 45 Mälaren 113 mäld 15 male 14 mängd 126 människa 90, 157, 197 mänsklig 198 märka 147 märr 116, 161, 228 mäta 24, 143 mätt 17 mö 116, 162, 229 möta 13 Nagel 115, 230 Nalavi 191 Fußnote narri 17 Fußnote natt 18, 37, 80, 117, 208 nattduksbord 205 nattvard 60 nej 76 Fußnote nek 208 ner (ned) 188 Ni 251 niga 39 Nils 72, 77, 210 nittio, nitton 63, 64, 131 njure 120 Fußnote, 221 Norge 76, 190 norr 76, 128 norrman 76 ny 126 Nybble 63, 90 nyckel 104 nä (Verb) 148 nägon 44, 93,101,127,138,139,182, 242 nägonsin 240, nägonting 240 nämnd 75 näpsa 49 när, nära 129 Närke 71, 114 närmare, närmast 128, 129 närvaro 224

Wortregister nässla 98 nät 16 not (PI. nötter) 117, 207 Och 32, 34. 67, 96. 101 Odin 38 offentlig 210 ofta 49, 128 ok 37 Omberg 179 Fußnote omhändertaga, ta om hand 213 ond 128 ord 38, 61, 191 ordentlig 210 orm 84 oskadd 274 Oslo 33 oss 62 ovan 73 Pajas 209 papper 209 paradis 209 pengar (PL) 90 Per 72 Petter 72, 208 piga 94 Fußnote plats 205 pläga 80 pläga 281 pojke 220 Fußnote pä 251 Fußnote p&se 104, 179 päve 80 pärm 76 Ragg 31 ram(svart) 39, 48 redan 182 redo 127 (redo)bogen 75, 146 regn 47 rensa 63 revbensspjäll 205

309

rida 87, 141, 261 rike 119,137 ring 39 roa (roga) sig 76 roder (ror) 188 rodna 204, 205 ropa 149 Roslagen 62 rot (PI. rötter) 207 rugga, ruggig 31 rum 123 rumpa 41 rundel 209 Runsa 90 russin 209 rutten 106, 261 Fußnote ryka 35, 262 rykta 63 rykte 50 rymna 14, 106 rynka 26 räd 240 räda 29, 144, 146,182, 187,188, 269 rädstu(ga) 76, 226 räge, räga 221 rämna 48 rännil 90 rödja (röja) 147, 272 röka 262 rössja 86 Sadel 76 saker 168 sallat 209 samka 74 samme 135 sannolik 241 sarga 62, 80 scharlakan 211 se 30, 36, 39, 64, 143, 267, 271 sed 87, 103, 114 sedan 65, 129, 182 sedermera 129 sefir 209

310

Wortregister

segel 20, 24 segla 20, 24 segna (signa) 47 sele 86 sex 37, 131 sia 30 sig 133,190 signa 47 siü 74 silver 60 simma 142, 269, 262 sin 133, 134, 203 sinka 63 sins emellan 133 sist 129 sitta 143, 198, 207, 208, 266 Sjogerstad 91 sjunga 26, 142, 263 sjunka 26, 41, 142, 263 sjutton 63 själ 58, 185 Själland 25 själv 36, 38,135 sjätte 132 sjö 33, 59, 63, 75, 113, 185, 203, 229 Sjögestad 91 skada (Subst.) 119, 157, 220 skara 119, 221 Skanör 80 skate, skata 221 ske 149 skepp 85, 104,118, 137 skifta 49, 147 sküja 147, 271 skina 43 skjorta 59, 61,185 skjuts 204 sko 53, 64, 112, 203, 229 skola (Subst.) 158, 221 skola (Präs. skall) 74, 102, 150, 153, 179, 279—281, 294—296 skorsten 180 skott 104 skotta (snö) 104

skridsko 206 skrift 49 skrinna (Verb) 204, 260 skriva 141 skräddare 64, 222 skugga 119,158 skuld 74, 116 skulle (Subst.) 12 sky (Subst.) 65, 116, 229 skylla 74 skymma 14 skyttel 88 skida 179 Skäne 80 skälva 259, 264 skär 118 skäxa 24, 142, 265 slags (all s., nägon s.) 240 slik 135 slinka (Verb) 263 slockna 142 slunga 142, 197 släi 18, 20, 36, 39,143, 268, 271 släss 153, 171, 181 slätter 208 släcka 142 släde, släda 158, 220 slö 33, 59, 197 slöjd 97 smed 103, 114 smedja 88 smä 125, 126 Smäland, smälänning 100, 125 smälla 264 smälta (intrans.) 258, 264 smälta (trans.) 264 smörgäs 180 smörja 271 snaggh&rig 31 snille 19 snugga 31 snäll 19, 197 snö 33, 59, 113, 203, 229 snöa (snöga) 75, 197

Wortregister so 117 socken 67, 203 som 92, 137, 138 sonilig 139 sommar 106 som η a 48 somt, PI. somma (mundartl.) 139 son 13, 14, 15, 18, 26, 42, 114, 225, 231 sorg 116,190 sova 142, 265 spad 187 spara 148, 276 spetälsk 209 spjärna 24, 258 spol (Fischschwanz) 191 sporre 105 spricka 41, 263 springa 36, 40, 41, 142, 263 spritta 263 spräk 80 spär 105, 179 spä(da) ut 187 spörja 61, 147, 271 stackare 99 stackot 128 stad (PL städer) 18, 230 stadd 271 stadga 99, 205, 219 Staffan 210 stam (Teil eines Schiffs) 48 stanna 204 Stavby (Stabby) 99 stegerhus, stegers, stärs (mundartl.) 91, 94 stel 60,192 sticka (Verb) 40, 41, 263 stinga 36, 40, 41, 141, 263 stinka 263 stjäla 24, 43, 58,142,186, 265 stjälk 186, 197 stjälpa 185, 258, 264 stjärna 119, 185, 186, 197 strand 230

311

streck 85, 105 strida 141 strängna (mundartl.) 47, 49 Strängnäs 71 strö 147 stuga 73, 76, 223 Fußnote, 225 stympa 14 styng, stygn 48 Fußnote stä (stända, statt) 36, 40, 144, 145, 268, 271, 293 ständ, stända, ständaktig 82, 230, 233 stäng 81 stänka 83 städja 271 stämma (Verb) 75 stänga 14 stöd 117 stödja 14, 15, 147, 198, 272 stövel 60 sunnan 50, 51 supa 141 svag 94 Fußnote sven, Sven 63, 160 Svennevad 64 Sverige 63, 160 Svetjud (Svitjod) 35 svett 63 svullen 259 svulten 259 sväl 192 svälja 264, 273 svälla 259, 264 svälta 141, 259, 264 svärja 143, 268 syra 14 syskon 46 syssling syster 4, 118, 230 sä (Verb) 148 sädan 127, 135, 256 säng 81 sär 123 säte 120 Fußnote

312

Wortregister

Säby 33 säga 29, 44, 73, 102, 103, 148, 182, 273, 276, 276 säl, själ 25, 185 sä]ja 43, 147, 151, 271 särla 60, 101 sätta 14, 17,147,198, 207. 208, 274, 276 Sätuna 33, 64 Sävsta(holm) 91 Söder 18, 60, 61, 128 Södermalm 90 Södermanland 183 Södertälje 144, 236 söka 148 da. Sönderjylland 61 sörja 73, 272 Tack vare 292 tag (zu: taga) 93 taga 93, 101, 143, 182 tarn 106 tand 51, 117, 226 tanke, tanka 221 tappa 149 tarva 150, 163 tiga 29, 148, 273 tigga 143 tili 61, 102 tills 182 tima 106 timma, timme 106, 119, 168, 219—222 tina 204 Fußnote ting 240 tjock 58 tjog 58, 115, 131 tjugo 131 tjugon(de)dag 183 tjusa 185, 274 tjäle 24, 185 tjäna 58, 149 tjärn 185 tobak 209

tocken (mundartl.) 99, 136 tolft 49 Tor 52 Torsten 62 tre 36, 38, 129, 244 tredje 88,132,133 trenne 131 trettio 131 tretton (de) dagen 183 trivas 141, 163, 261 tro (Verb) 149 trogen 75 troll 12 trygg 23, 26, 38, 126 träd 201 träda 142 träng (Subst.) 123 trä, träd 65, 118, 234, 235 trä(da) pä (en träd; einfädeln) 188 tröska 23, 142 tröst 32 trött 63, 147 Tumba 99 tusan, tusen 100,131 tveka 104 tvenne 131 tvinga 259, 262 tvä (tu) 38, 129, 244, 246 tvä (Verb) 143, 268, 271 ty 73, 255 tycka 40, 148 tyngd 16 tyvärr 247 t& 117, 229, 230 täla 46, 148, 179 tängna (mundartl.) 47 täcka 14, 147 täkt 15 tälja (zu: tal; zählen) 14 tälja (mit einem Messer) 73, 272 Talje 71, 114 täljkniv 190 tänka 197 täppa 14

Wortregister tömma 14 töras 148, 275 Udda 127 ull 38 ulv 36, 38 ung 37 ungersven 160, 168 uppb&d 89 upplänning 15 Uppsala 49 uppskov 206 ur (Präp.) 53, 102 Fußnote urtima 106 usel 126 utböling 193 utsago 224 utter 207 Vaba (Fragewort) 183 vacker 207 vad (Fragewort) 101, 138 vadmal 62, 99, 101 Vadstena 180, 206 vafalls (Fragewort) 183 vagn 47, 200 vaka 294 val (käpp, spö; Rute) 114,196 vallmo 229 vante 41, 42 vapen 49, 67, 80 vara 37, 60, 143, 162, 179, 267 varandra 253, 254 varann 182, 253, 264 varda 36, 00, 81,141,192—194, 264 vare sig . . . eller 292 varje 44, 60, 138, 140 varken 46, 140 Varnhem 92 Varnum 92 vars (vilkens) 138, 256, 268 var sin 254 vassera tre 80 vassla 98, 220 vattu- 225

313

vecka 85, 104, 119, 156, 169 ved 85, 114 Vedum 92 vem 138, 164 Fußnote, 166, 268 veta 86, 104, 149, 153, 282 vetta 86, 104 vi (oss) 52, 133 vid (Präp.) 87 vika 162 vild, vill, förvilla 45, 74, 126 vilja (Subst.) 119, 221 vilja (vill, ville) 74, 148, 198, 276, 281 vilken 99, 137, 138, 258 vinda 41 Fußnote vindöga 34 Vinter 41, 115, 230 vipen (mundartl.) 90 Visnum 92 vist 20, 37 vitna 62 vitter 207 vittra (der Waldgeist) 161 vrä. 38, 229, 230 -vulen 192 vuxen 269 vyssja 186 väda 119 väffeldan 91 väkenhus (mundartl.) 49 väld 74 välla 74, 144, 270 välnad 191, 192 väm 82 Fußnote, 100 v&nda 82 Yänga 114 väx (Pron.) 133,134, 168 v&rd 22 väcka 197 väder 188 vädur 90, 113 väga 143, 268 vägg 116 väkt 16

314

Wortregister

välja 16, 147. 190, 271 välsigna 47 vän (Subst.) 114, 160 Vanern 113 Vänge 71, 114 vänja 62, 147, 271 vänta 63 väring 16 värld 21, 76, 90, 165, 191 Fußnote värma 14 värre, värst 128, 129 Väsby 76 väsentlig 210 Västergötiand 63, 98 Västeräs 90 väv 113 väva 143, 268 växa 37,143,144, 268, 269 vörda 59, 61

Adel 127 äga 33, 39, 150, 163, 277 ägg 38 ägna 47 äkta 60, 127 äldre, äldst 61, 128 älg 113, 190 älska 152 ämne 48, 119 ände, ända 114, 157, 221, 228 äng 116, 228 änka 41 äpple 118 är (Eidergans, mundartl.) 161 Ärentuna 90 äxter (PI.) 228 ärva 13, 270 äta 143, 267 ätt 33

Ynka 63, 74 ypperlig 128 ypperst 128 yra 274 Fußnote yrsel 63 yttermera 129 ytra 208 yttre, ytterst 129, 208 yxa 23, 61, 116, 121, 161, 228

ö 116, 229 öda (Verb) 32 öde (Subst.) 97 öde (Adj.) 32, 127 ödla 101 öga 120, 137, 233 ögna 47 öka 147 öken 67, 100, 101, 200, 203 öl 23, 31 ömka 63, 74 önska 197 öppen 104, 126 öra 120, 233 öre 52, 113, 228 örn 21, 31 ört 116 ÖstergyUen 98 östgöte 186 övermage 46, 220 översvinnlig 46 övervinna 194 övre 127, 228

A 117, 229 äka 81 äker 81 ällon 82, 179 Fußnote änyo 241 är 37, 162 äska 90, 197 äsna 167, 219 ästad 101 &ter 81 ätervändo 224 ätta 37,131 &tton(de)del 183

Grundriß der germanischen Philologie Unter Mitwirkung zahlreichet Fachgelehrter begründet von Hermann Paul Herausgegeben von Werner Betz Band 8

Deutsche Versgeschichte mit Einschluß des altenglischen und altnordischen Stabreimverses v o n ANDREAS HEUSLER

2., unveränderte Auflage. 3 Bände. Groß-Oktav. Nachdruck 1968. Ganzleinen. Band 1, Teil 1 und 2 Einführendes, Grundbegriffe der Verslehre. Der altgermanische Vers V, 314 Seiten. 1956. Nachdruck 1968. DM 30,— Band 2, Teil 3 Der altdeutsche Vers V i n , 341 Seiten. 1956. Nachdruck 1968. DM 32,— Band 3, Teil 4 und 5 Der frühneudeutsche Vers. Der neudeutsche Vers V, 427 Seiten. 1956. Nachdruck 1968. DM 40,— Band 10

Germanische Heldensage v o n HERMANN SCHNEIDER

2 Bände. Groß-Oktav. Ganzleinen 1. Band, 1. Buch Deutsche Heldensage 2., durch einen Anhang erweiterte, sonst unveränderte Auflage V m , 556 Seiten. 1962. DM 56,— 2. Band, 1. Abteilung, 2. Buch Nordgermanische Heldensage VII, 327 Seiten. 1933. DM 13,50 2. Band, 2. Abteilung, 3. Buch Englische Heldensage. Festländische Heldensage in nordgermanischer und englischer Überlieferung. Verlorene Heldensage v m , 181 Seiten. 1934. DM 9,75 Band 12

Altgermanische Religionsgeschichte v o n J A N DE V R I E S

3., unveränderte Auflage. 2 Bände. Ganzleinen Band 1 Einleitung. Vorgeschichtliche Perioden. Religiöse Grundlagen des Lebens. Seelen- und Geisterglaube. Macht und Kraft. Das Heilige und die Kultformen L, 505 Seiten. Mit 14 Tafeln. 1970. DM 56,— Band 2 Die Götter. Vorstellungen über den Kosmos. Der Untergang des Heidentums Vm, 492 Seiten. Mit 11 Tafeln und 12 Karten. 1970. DM 56,— Eine Übersicht über alle lieferbaren Bände finden Sie in unserem Verzeichnis Sprach- und Literaturwissenschaften

Walter de Gruyter & Co · Berlin

Kurzer Grundriß der germanischen Philologie bis 1500 Herausgegeben von LUDWIG 3 Bände

E R I C H SCHMITT

Band 1 Sprachgeschichte Oktav. V m , 440 Seiten. 1970. Ganzleinen DM 32 — Inhalt: FRANS VAN COETSEM, Zur Entwicklung der germanischen Grundsprache — JAMES W. MARCHAND, Gotisch — HANS KUHN, Altnordisch — HERBERT PILCH, Altenglisch — W I L L Y KROGMANN, Altfriesisch, Altsächsisch und Mittelniederdeutsch — A. VAN LOEY, Altniederländisch und Mittelniederländisch — STEFAN SONDEREGGER, Althochdeutsch—GABRIELE SCHIEB, Mittelhochdeutsch— JOHANNES ERBEN, Frühneuhochdeutsch.

Band 2 Literaturgeschichte Im Druck Inhalt: Die monographischen Darstellungen beginnen mit einem Beitrag zur Heldensage (GEORGES Z I N K ) und werden über die gotische Literatur (PIERGIUSEPPE SCARDIGLI), die altnordische Literatur mit ihren zentralen Themen: Edda und Skalden (DIETRICH HOFMANN) und Saga (GABRIEL TURVILLE-PETRE), die altfriesische Literatur ( W I L L Y KROGMANN T), die altenglische Literatur (FREDERICK N O R MAN F), die altsächsische Literatur (JOHANNES RATHOFER), die mittelniederdeutsche Literatur ( W I L L Y KROGMANN f), die mittelniederländische Literatur (CEBUS CORNELIUS DE BRUIN) bis zur althochdeutschen Literatur (STEFAN SONDEREGGER) fortgesetzt. Band 3 Sach- und Kulturgeschichte Theorienbildung und Methodik der Germanistik Namenregister (mit biographischen und ergologischen Daten) für alle Bände Sachregister (mit Terminologie) für alle Bände In Vorbereitung Das dreibändige Werk gibt einen zusammenfassenden Uberblick über die Entwicklung und den gegenwärtigen Stand der germanischen Philologie bis 1500. Namhafte Fachgelehrte des In- und Auslandes stellen die Ergebnisse der sprachund literaturwissenschaftlichen Forschung sowie die Sach- und Kulturgeschichte der germanischen Einzelsprachen bis zum Beginn der Neuzeit in monographischen Beiträgen dar.

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