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German Pages 307 [308] Year 1955
MITTEILUNGEN A U S DEM M U S E U M FÜR V Ö L K E R K U N D E IN
HAMBURG
XXIV
SABAEICA Bericht über die archäologischen Ergebnisse seiner zweiten, dritten und vierten Reise nach Südarabien von
CARL R A T H J E N S Hamburg
II. Teil
Die unlokalisierten Funde
1955 KOMMISSIONSVERLAG
LUDWIG
APPEL
HAMBURG
J. H.
MORDTMANN
ZUM
GEDÄCHTNIS
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft Drude: L u d w i g A p p e l , H a m b u r g 22
INHALTSVERZEICHNIS Seite
Verzeichnis der Figuren
6
Verzeichnis der Photographien
7
Einleitung
9
Die natürlichen Grundlagen der südwestarabischen Kulturentwicklung
11
Die weltgeschichtliche Beeinflussung der südwestarabischen Kulturentwicklung
20
Die unlokalisierten Funde
39
Die menschlichen plastischen Darstellungen . . . . Die Tonstatuetten Die Vogelköpfe Die Rundnasen Die Langhälse Die üppige Die Schmuckträger Die Baudifalter Die Kleiderträger Die Thronende Die Eulenköpfe Die Gradnasen Die Grabstatuetten Die Kubische Die Pfeilerbeinigen Die Leistenbeinigen Die Säulenbeinigen Die Schemelsitzer Die Kleiderträger Die Hohläugige Der ornamentierte Piedestal einer Statuette Die Grabstelen Die Holzstelen Die Steinstelen Die Bruststelen Die Porträtköpfe Die Flachgesichter Die Reliefgesichter Die Vollgesichter Die Gesichtsplatte Sonstige menschliche Darstellungen Statuetten aus Bronze Statuetten aus Terrakotta, Glas und Quarz Hellenistische Bronzestatuetten . Bildreliefs in Stein Siegel und Amulette mit menschlichen Darstellungen Tierische plastische Darstellungen Das Kamel Das Rind Der Steinbock
39 40 41 46 49 51 52 54 55 56 57 57 60 63 64 67 68 72 75 77 78 78 80 82 83 85 89 89 91 93 94 95 100 102 107 110 114 114 117 121
Das Schaf Das Pferd Der Esel Der Löwe Der Hund Die Antilope Der Vogel Der Greif Die Schlange Tiere unbestimmter Natur Siegel und Amulette mit tierischen Darstellungen Das Rind Der Steinbock Der Löwe Das Pferd Die Antilope Der Vogel Tiere unbestimmter Natur
Seite
125 127 127 127 128 129 130 130 131 132 132
132 133 135 136 136 . 137 138
Pflanzliche plastische Darstellungen
140
Geometrische Ornamentik
145
Opfergeräte
152
Räuchergefäße Opfertische Siegel und Amulette
152 154 156
Skarabäen
156
Stempelsiegel
158
Pyramidensiegel Scheibensiegel ösensiegel Knopfsiegel Ringsiegel Siegelsteine
158 159 160 161 162 162
mit Durchlochung ohne Durchlochung Amulette
163 165 166
Steingefäße
168
Gefäße aus gebranntem Ton Pokale Schalen mit Standfuß Fußlose Schalen Gebauchte Vasen Gefäße mit Inneneinteilung Graburnen Deckel, Henkel und Ausguß
176 176 178 182 182 184 186 189
über die nachträglichen Salzausblühungen an den vorliegenden Objekten 191 Tafeln 27 bis 124
195—307
V E R Z E I C H N I S DER F I G U R E N Fig.
134—137: Bemalungen von Tonstatuetten der Formeng r u p p e „ V o g e l k ö p f e " (Phot. 79—82) 138: Tonstatuette der Formengruppe „Rundnasen" (Phot. 99) 139—141: Bemalung der Tonstatuette der Formengruppe „ L a n g h ä l s e " (Phot. 102—103) 142: Tonstatuette der Formengruppe „Schmuckträger" (Phot. 107—109) 143: Kopf derselben Tonstatuette von der Seite 144—145: K ö p f e von Tonstatuetten der Formengruppe „ G r a d n a s e n " (Phot. 129—133) 146—147: Grabstatuette der Formengruppe „Säulenbeinige" (Phot. 181) 148—150: Grabstatuette der Formengruppe „Säulenbeinige" 151—152: Bemalung der Grabstatuette der Formengruppe „ S ä u l e n b e i n i g e " (Phot. 180) 153—154: Grabstatuette der Formengruppe „Schemelsitzer" (Phot. 207) 155: Rückseite der Bruststele in Phot. 265 156: Nischenstele aus Märib nach Glaser 157: Falsifikat einer G r a b s t e l e aus Hodeida 158—160: Porträtköpfe aus Nischenstelen der Formengruppe „Reliefgesichter" (Phot. 295—297) 161—163: Porträtköpfe aus Nischenstelen der Form e n g r u p p e „Vollgesichter" 164—165: Geschnittene menschliche Gestalt aus Bergkristall, den Gott Bes darstellend 166: Sabäische Inschrift auf der Brust der Bronzestatue von Phot. 394—396 167: Rückseite des Bildreliefs v o n Phot. 399 168: Bronzesiegel mit menschlicher Gestalt 169—174: Amulettplättchen mit Reliefs an allen Seiten 175—176: Ringsiegel mit doppelköpfiger menschlicher Gestalt 177: Wachsabdruck eines S i e g e l s mit Pferd und Reiter 178: Wachsabdruck eines S i e g e l s mit Vogelmensch 179—180: K a m e e a u s Achat mit Medusenkopf 181—182: Geschnitzte Stiergestalt aus Edelkoralle (Phot. 415) 183—184: Ornamentstein mit stilisiertem Rinderkopf 185—187: Ornamentstein mit laufendem Schaf 188: Amulettplatte mit Hundedarstellung 189—190: Siegelplättchen a u s Bronze mit laufendem Rinde 191—192: Siegelstein a u s G l a s mit Steinbockzeichnung 193—194: Bronzesiegel mit Steinbockkopf 195: Siegelperle mit Steinbockgestalt 196—197: Amulettstein mit zwei Steinböcken 108—199: Bronzeamulett mit zwei Steinböcken 200—201: Siegelstein aus Glas mit zwei Tiergestalten 202—203: Siegel aus Silber mit Löwengestalt 204: Amulettplättchen aus Schiefer mit Pferd und Schlange 205—206: Ringsiegel aus Bronze mit Antilope 207—208: Siegelstein mit Antilope 209—210: Siegelstein a u s Nephrit mit V o g e l 211: Wachsabdruck eines Siegelsteins mit Vogel 212: Wachsabdruck eines Siegelsteins mit zwei Vögeln 213—214: Siegelstein mit V o g e l und Säugetier 215—217: S k a r a b ä u s aus Terrakotta mit Falken 218—219: Siegelstein mit Säugetier und sabäischer Schrift 220—221: Bronzesiegel mit Tiergestalt 222: Siegelstein mit unbestimmbarem Tier (Phot. 532) 223: Marmorplättchen mit Palmzeichnung 224: Querschnitt durch den Ornamentstein mit Weinranke in Phot. 474—475
Fig.
225: 226 227 228 229 230: 231: 232—235: 236: 237: 238: 239- -241: 242- -244: 245—247: 2 4 8 - -250: 2 5 1 - -253: 2 5 4 - -257: 2 5 8 - -261: -263: 2 6 4 - -265: 262-
-269: 2 7 0 - -272: 273: 266-
2 7 4 - -275: 2 7 6 - -277: 278: 279- - 2 8 0 : 281 - 2 8 2 : 283 284 285 286 2 8 7 - -288: 2 8 9 - -290: 291: 2 9 2 - -293: 2 9 4 - -295: 296: 297: 298: 299—300: 301: 302: 303: 3 0 4 - -305: 306: 307: 308:
Schuppenornament der Bronzeplatte von Phot. 479 Bronzeplättchen mit Rankenornament Siegelstein mit pflanzlichen Ornamenten Bruchstück einer G e m m e aus Karneol Ornamentstein aus Marmor mit Schuppenund Riefel-Motiv Ornamentstein a u s Marmor mit Schuppen-, Riefel- und Nischen-Motiv Ornamentstein mit gestuftem Nischenmotiv Basisstein einer Statue mit Inschrift und Ornament Bronzering mit geometrischem Ornament Plättchen aus Bronze mit geometrischem Ornament Opfergerät mit Inschrift (Phot. 546—549) S k a r a b ä u s aus grünglasierter F a y e n c e S k a r a b ä u s aus blauglasierter T e r r a k o t t a (Phot. 518—519) S k a r a b ä u s aus grünglasierter Terrakotta (Phot. 514—516) S k a r a b ä u s aus blauglasierter Terrakotta S k a r a b ä u s aus g r a u e m Kalkstein mit grüner Glasur Drei Siegelsteine in Pyramidenform mit Schneidenspitze Drei Siegelsteine in Pyramidenform mit abgeschnittener Spitze Scheibensiegel aus Achat Scheibensiegel aus einer kittartigen Kunstmasse ö s e n s i e g e l aus Bronze Knopfsiegel aus Bronze Bügel aus Silber zum Handhaben eines Siegelsteins Siegelstein aus schwarzem Achat Siegelstein aus blaugrünem G l a s Siegelperle aus roter Terrakotta (Fig. 195 und Phot. 511) Siegelstein aus weißgelbem Kalkstein Siegelstein aus grünem Tuff Siegelstein aus rotgebändertem Kalkton Näpfchen a u s gelblichweißem Marmor Bruchstück einer flachen Schale aus Marmor Bruchstück eines runden T o p f e s aus Alabaster Bruchstücke von runden Töpfen a u s Marmor Bruchstücke von Flaschenvasen a u s Marmor Bruchstück einer Standschale mit Rinderbeinen aus Marmor Gefäßdeckel aus weißem Marmor mit Knopf Gefäßdeckel aus gelbweißem Marmor mit Knopf Profile v o n 12 p o k a l a r t i g e n Tongefäßen (Phot. 601—608) Profile von 10 Tonschalen mit Standfuß (Phot. 608—618) Zwei Standfüße von Tonschalen Bemalte Tonschale mit Standfuß und Zacken am Rande (Phot. 612) Profile von 4 Tonschalen mit Standfuß und gewelltem Rand (Phot. 625—626) Profile von 8 fußlosen Tonschalen (Phot. 617—632) Profile von 11 gebauchten T o n v a s e n (Phot. 619—629) Gebauchte T o n v a s e mit Bemalung und Inneneinteilung (Phot. 621) Bruchstück eines gebauchten Gefäßes mit Inneneinteilung (Phot. 634) Deckelverschluß der größten Graburne von Phot. 641 Gefäßdeckel aus Ton mit Knopf
V E R Z E I C H N I S DER P H O T O G R A P H I E N Phot.
7 9 - 86: Tonstatuetten der Formengruppe „Vogelköpfe" 8 7 - 99: Tonstatuetten der Formengruppe „Rundnasen" 1 0 0 - -103: Tonstatuetten der Formengruppe „Langhälse" 1 0 4 - -106: Tonstatuette der Formengruppe „Die üppige" 1 0 7 - -113: Tonstatuetten der Formengruppe „Schmuck träger" 1 1 4 - -117: Tonstatuetten der Formengruppe „Bauchfalter" 118—- 1 2 2 : Tonstatuetten der Formengruppe „Kleiderträger" 1 2 3 - -125: Tonstatuette der Formengruppe „Die Thronende" 126—128: Köpfe von Tonstatuetten der Formengruppe „Eulenköpfe" 1 2 9 - -136: Köpfe von Tonstatuetten der Formengruppe „Gradnasen" 1 3 7 - -138: Grabstatuette der Formengruppe „Die Kubische" 1 3 9 - -152: Grabstatuetten der Formengruppe „Pfeilerbeinige" 153—-163: Grabstatuetten der Formengruppe „Leistenbeinige" 1 6 4 - -189: Grabstatuetten der Formengruppe „Säulenbeinige" 190—220: Grabstatuetten der Formengruppe „Schemelsitzer" 2 2 1 - -229: Grabstatuetten der Formengruppe „Kleiderträger" 230: Unterteil einer Grabstatuette der Formengruppe „Kleiderträger" 2 3 1 - -238: Köpfe von Grabstatuetten 2 3 9 - -240: Grabstatuette der Formengruppe „Hohlaugen" 2 4 1 - -242: Vermutliches Falsifikat einer Grabstatuette 2 4 3 - -244: Basisblock einer Grabstatuette mit Steinbockornamenten 2 4 5 - -248: Grabstelen aus Holz der Formengruppe „Augenstele" 2 4 9 - -250: Grabstelen aus Holz der Formengruppe „Gesichtsstele" 251: Grabstele aus Stein der Formengruppe „Augenstele" 2 5 2 - -258: Grabstelen aus Stein der Formengruppe „Gesichtsstele" 259: Falsifikat einer Gesichtsstele aus Stein 2 6 0 - -262: Grabstelen aus Stein der Formengruppe „Gesichtsstele" 2 6 3 - -265: Grabstelen aus Stein der Formengruppe „Bethyle" 266: Grabstele aus Stein der Formengruppe „Bruststele" 2 6 7 - -268: Grabstele aus Stein der Formengruppe „Bruststele" mit Inschrift 2 6 9 --293: Porträtköpfe der Formengruppe „Flachgesichter" 294—325: Porträtköpfe der Formengruppe „Reliefgesichter" 3 2 6 - -365: Porträtköpfe der Formengruppe „Vollgesichter" 366: Bruchstück eines Porträtkopfes 367: Statuette einer menschlichen Gestalt aus Bronze 3 6 8 - -369: Torso einer menschlichen Gestalt aus Bronze 3 7 0 - - 3 7 1 : Statuette einer menschlichen Gestalt aus Messing 372: Zwei Bruchstücke einer plattenförmigen menschlichen Gestalt aus Bronze 373: Menschliche Statuette aus Bronze 374: Bruchstück einer plattenförmigen menschlichen Gestalt aus Bronze
Phot.
3 7 5 - -376: 3 7 7 - -378: 3 7 9 - -380: 381: 382: 3 8 3 - -384 3 8 5 - -386 3 8 7 - -390 3 9 1 - -393 3 9 4 - -396 397: 398: 399: 400: 4 0 1 - -402 4 0 3 - -412 4 1 3 - -414 415: 416: 4 1 7 - -418 4 1 9 - -420 421: 422: 423: 4 2 4 - -425 426: 4 2 7 - -428 4 2 9 - -430 431: 4 3 2 - -434 435: 436: 437: 438: 439: 440: 441: 442: 443: 4 4 4 --446 447: 448--449 450: 451--452 453: 454: 4 5 5 --456 457: 458--460 461--464
Menschliche Statuette aus Bronze Sphinxgestalt aus Bronze Menschlicher Kopf aus Bronze Menschliche Gestalt aus Terrakotta, wahrscheinlich Gott Bes Menschlicher Kopf, doppelseitig auf Glasplatte Menschliche Gestalt aus Glas Statue eines Knaben aus Bronze Kopf einer weiblichen Statue aus Bronze Kopf einer männlichen Statue aus Bronze überlebensgroße männliche Statue aus Bronze Inschriftenstein aus Marmor mit menschlichen Gestalten Reliefplatte mit zwei menschlichen Gestalten Reliefplatte mit Kamelreiter und zwei Opfernden Reliefplatte mit männlicher Gestalt Tonstatuette eines Kamels Torsi von Tonstatuetten von Kamelen Bronzestatuetten von Kamelen Geschnitzte Stiergestalt aus Edelkoralle Ornamentierter Rinderfuß aus Bronze Rinderkopf aus Kalkstein Bruchstücke von Rinderköpfen aus Kalksandstein Bruchstück eines Ornamentsteins mit Rind und Weinranken Bruchstück eines Ornamentsteins mit Rinderkopf Bruchstück eines Inschriftensteins mit Rinderköpfen und Steinbock Bruchstücke von Rinderköpfen aus Basalt Bruchstück eines Inschriftensteins mit Rinderköpfen Bruchstücke von zwei ornamentierten Steinbalken Widderkopf aus Kalkstein Gestalt eines Schafes aus Bronze Gestalt eines Steinbocks aus Marmor Tierkopf aus gebranntem Ton, wahrscheinlich eines Pferdes Tierkopf aus gebranntem Ton, wahrscheinlich eines Hundes Tierkopf aus Tuff, wahrscheinlich eines Hundes Tierkopf aus gebranntem Ton Tierkopf aus gebranntem Ton, wahrscheinlich eines Pferdes Tiergestalt aus Bronze, wahrscheinlich eines Esels Vogelgestalt aus Bronze Vogelgestalt auf einem Podest aus Bronze Tiergestalt aus Bronze, wahrscheinlich eines Löwen Tiergestalten aus Marmor, unbestimmter Bedeutung Tierkopf am Ende eines Opferaltars aus Marmor Tiergestalt aus Stein, unbestimmter Bedeutung Löwengestalt aus Bronze Löwenfuß aus Bronze Reliefstein mit zwei Antilopen Reliefstein mit Steinbock Ecke eines Ornamentsteins mit Steinbockgestalten Ornamentstein mit Steinbockköpfen (s. Phot. 359—362) Ornamentstein mit Steinbockköpfen und -gestalt Ornamentsteine mit Steinbockköpfen
Phot.
Phot.
465: 466: 467—470: 471: 472—473: 474—475: 476: 477: 478: 479: 480: 481 : 482: 483: 484: 485: 486: 487: 488—489: 490: 491: 492: 493: 494: 495—497: 498: 499: 500—501: 502—506: 507—509: 510: 511: 512—513: 514—519: 520—522: 523: 524: 525—526: 527—528: 529: 530: 531: 532: 533: 534: 535: 536—537: 538—539: 540—555: 556—558: 559—562: 563: 564: 565—566: 567—568: 569: 570—571:
572—574: 575: 576: 577—579: 580—581:
Griff einer Öllampe mit Steinbockkopf aus Bronze Ornamentstein mit Vase und zwei geflügelten Greifen Tierköpfe aus gebranntem Ton, wahrscheinlich von Drachen Ornamentstein eines Blumenstraußes Marmorplatte mit Weinrankenornament an beiden Seiten Ecke eines Pfeilers aus Marmor mit Weinranken an beiden Seiten Bronzeplatte mit Rankenornament Schmuckplättchen aus Kalkstein mit Rosettenornament Inschriftenstein mit Vasendarstellung Bruchstück einer Bronzeplatte mit Rosette Podest aus Blei mit eingelegten Silberornamenten Plättchen aus Bronze mit Ornamenten Ring aus Bronze mit Ornamenten Bronzestäbchen mit Ornamenten Ringsiegel mit geometrischen Ornamenten Bronzeanhänger mit Ornamenten Plättchen aus Nephrit mit geometrischen Ornamenten Bronzeplättchen mit geometrischen Ornamenten Ornamentstein mit geometrischen Ornamenten Ornamentplättchen aus Kalk Anhänger aus Bronze Schmuckplättchen aus Bronze Schmuckstück aus Bronze mit Monogramm Schmuckstück aus Bronze Inschriftensteine mit Sdiuppenornamenten Ornamentstein mit Riefelmotiv Ornamentstein mit Riefel- und KästchenMotiv Ornamentstein mit Kästchen-Motiv Ornamentsteine mit bepunkteten Feldern Ornamentsteine Striegel aus stark verkohltem Holz Armband der Djöf-Gabilen mit TerrakottaPerle (s. Fig. 195 u. 278) Skarabäus aus Quarzit Skarabäen aus Terrakotta ösensiegel aus Bronze ösensiegel aus Bronze mit sabäischer Schrift Siegel aus Bronze mit Rinderkopf Siegelstein mit sabäischer Schrift Anhänger aus Quarzit mit sabäischer Schrift Siegelstein aus Tonschiefer mit Ornament Amulettplättchen aus Bronze mit zwei Steinböcken Siegelring aus Bronze mit doppelköpfiger Menschengestalt (s. Fig. 175—176) Moderner Siegelring mit Siegelstein (s. Fig. 222) Siegel aus Bronze mit Rinderkopf Amulettstäbchen aus Bronze mit Inschriften Opferaltar aus Kalksandstein Opferaltar aus Kalksandstein mit Inschriften Bruchstück einer trogartigen Schale Opferaltäre aus Kalkstein mit Inschriften Opfertische aus Kalkstein mit Rinderköpfen Opfertische aus Kalkstein mit Rinderköpfen und Inschriften Opfertisch aus Kalkstein mit Rinderkopf Opferschale aus Kalksandstein Bruchstück eines Opfertisches aus Kalkstein mit Inschrift Schale aus Marmor mit Inschrift Bruchstück eines Inschriftensteins aus Kalksandstein Steinschale aus Tuff mit Salzausblühungen
582: 583—584: 585: 586: 587—588: 589: 590: 591—593: 594: 595: 596: 597—598: 599: 600: 601: 602: 603—604: 605—606: 607: 608: 609: 610: 611: 612: 613: 614: 615: 616: 617: 618: 619: 620: 621: 622—623: 624: 625—626: 627: 628: 629—631: 632—633: 634: 6351—636: 637—638: 639—640: 641:
8
Steinschale aus Marmor mit Standbeinen Näpfchen aus Marmor Bruchstück eines Topfes aus Alabaster Gefäßdeckel aus Marmor Näpfchen aus Marmor mit Reibehammer aus Ton Näpfchen aus Marmor Bruchstücke von Marmorgefäßen Bruchstück eines Alabastergefäßes mit Löwenkopf Bruchstück eines Marmorgefäßes mit Tierkopf Tierköpfe als Griffe von Marmorgefäßen Rinderkopf als Griff eines Marmorgefäßes Bruchstück eines Gefäßes aus Marmor mit leistenartigem Griff Schaufelgriffe von Marmorgefäßen Griff eines Marmorgefäßes Griff eines stark gebauchten Marmorgefäßes Bruchstück eines Marmorgefäßes mit Rinderfüßen Fuß eines Marmorgefäßes in Form eines Rinderbeins Gefäßdeckel aus Marmor Bronzebügel, um ein zerbrochenes Steingefäß auszubessern Pokal aus gebranntem Ton Pokal aus gebranntem Ton mit heller Bemalung Pokale aus gebranntem Ton Pokale aus gebranntem Ton mit roter Bemalung Pokal aus gebranntem Ton mit Tierkopf Standschale aus gebranntem Ton Standschale aus gebranntem Ton mit Tierkopf Standschale aus gebranntem Ton Standschale aus gebranntem Ton mit roter Bemalung Standschale aus gebranntem Ton mit Zacken am Rand Standschale aus gebranntem Ton mit Rotbemalung im Innern Standschale aus gebranntem Ton Standschale aus gebranntem Ton mit roter Bemalung Unten abgeplattete Schale aus gebranntem Ton Standschale aus gebranntem Ton mit schwärzlicher Bemalung Schale aus gebranntem Ton Vase aus gebranntem Ton Vase aus gebranntem Ton mit roter Bemalung Vase aus gebranntem Ton mit roter Ornamentbemalung Vasen aus gebranntem Ton Vase aus gebranntem Ton mit roter Bemalung Topf aus gebranntem Ton mit gewelltem Rande (Fig. 301) Schale aus gebranntem Ton mit roter Bemalung Schale aus gebranntem Ton Gebauchte Vasen aus gebranntem Ton Flache Schalen aus gebranntem Ton Fuß eines Gefäßes aus gebranntem Ton mit Inneneinteilung Standschale aus gebranntem Ton mit Inneneinteilung Ausgußröhre aus gebranntem Ton Henkel von Gefäßen aus gebranntem Ton Sechs Graburnen aus gebranntem Ton mit vergipsten Tondeckeln und gefüllt mit einem gelbroten Glimmerstaub
EINLEITUNG Der erste Teil dieser Arbeit beschäftigte sich ausschließlich mit den archäologischen Tatbeständen und Objekten, die auf meinen drei letzten Reisen nach Jemen an Ort und Stelle, in situ, festgestellt werden konnten, sei es, daß die Bauwerke aus vorislamischer Zeit noch in Resten erhalten geblieben waren und die gefundenen Objekte mit ihnen verbunden waren, oder sei es, daß Bauteile und vorislamische Objekte in islamischer Zeit in neu erbauten Anlagen und Gebäuden Verwendung gefunden haben, so daß die Vermutung angebracht ist, daß sie ursprünglich an demselben Orte oder in der Nachbarschaft verwendet worden waren. Man kann wohl in den allermeisten Fällen, nicht nur in Jemen, annehmen, daß in islamischer Zeit bis vor wenigen Jahrzehnten kein Anlaß bestand, vorislamische Altertümer von weither an neue Orte zu transportieren, um sie dort zum Aufbau neuer Gebäude zu verwenden. Eine besondere Ausnahme bildete hierin, wie wir mehrfach schon auf unserer ersten Reise gesehen haben, das schön behauene Baumaterial aus vorislamischer Zeit, vor allem die großen geglätteten Quadersteine und die Säulen mit Basen und Kapitellen, vor allem, wenn sie aus hellem, kristallinem Kalkstein hergestellt waren, die zum Neubau von Häusern in islamischer Zeit bis auf den heutigen Tag benutzt wurden, besonders für Moscheebauten, deren Betreten im orthodoxen Arabien ja leider jedem Nichtmuhammedaner bis heute hin untersagt ist.
Im allgemeinen können wir aber die im ersten Teil dieser Arbeit besprochenen Tatsachen aus vorislamischer Zeit, die wir auf den letzten drei Reisen unterwegs an verschiedenen örtlichkeiten festgestellt hatten, denjenigen Objekten gegenüberstellen, die uns von den Landesbewohnern, die unser Interesse für derartige Gegenstände kannten oder voraussetzten, von anderen Gegenden, oft von weither, zugetragen wurden. Das geschah schon, nachdem wir uns auf unserer ersten Reise mit der Ausgrabung des Tempels in Hugga und der Untersuchung anderer Ruinenstätten eingehend beschäftigt hatten, in größerem Maßstabe aber besonders während unseres längeren Aufenthaltes in San a auf der zweiten Reise 1931, wie bereits in der Einleitung zum ersten Teil (S. 11) geschildert worden ist. Die Anreger zu diesem Angebot von Altertümern an mich waren Kaufleute der verschiedensten Art in San'ä, die aus diesem Handel Zwischengewinne erhofften. Die Zubringer waren zumeist die armen Karawanenbegleiter, meist ärmste Gabilen aus allen Teilen des Landes, besonders aber aus den östlichen Randgebieten von Jemen, dem Meschriq, wo sich j a längs der alten Weihrauchstraße die große Masse der vorislamischen Ruinenstätten befindet. Sie versuchten durch den Verkauf dieser Objekte eine Aufbesserung ihres kümmerlichen Lebensstandards zu erreichen. Während meines zweiten Aufenthaltes im Lande, 1931, wurden mir also, zuerst von San'äner Kaufleuten, nachher von allen Seiten und zuletzt vor allem von den Zubringern der Altertümer selbst, nicht nur Inschriftensteine, sondern alle Arten von Ornamentsteinen, später auch leider in wachsendem Maße Objekte aus geöffneten Gräbern, ins Haus gebracht. Ich versuchte mit allen Mitteln, diesem wachsenden wilden Handel mit Altertümern, an dem auch andere Europäer, die sich in San'ä aufhielten, participierten, wie ich schon in der Einleitung zum I. Teil geschildert habe, Einhalt zu tun, sah mich aber verpflichtet, die angebotenen Objekte, um sie wenigstens für Museen zu retten, so weit es meine Mittel erlaubten, aufzukaufen. Erst nach meiner Abreise 1931 wurde von der Regierung der Export von Altertümern verboten, ohne daß aber damit zuerst vor allem das wilde Ausräubern der Gräber verhindert werden konnte. Denn bei meinem dritten Aufenthalt in San'ä (1934) war zwar das Angebot von größeren Objekten, wie Inschriftensteine und Ornamentsteine, weitgehend vermindert, aber alle kleineren Objekte, die leicht zur Küste transportiert werden und dem Zoll gegenüber verheim-
Aber alle plastischen Darstellungen, die meist kultischen Charakter besaßen, seien es Vollplastiken oder für Schmuckzwecke verwendete Bauteile, ließ man meistens in den Trümmern der zerstörten Gebäude liegen, weil sie nach dem übertritt Arabiens zum islamischen Glauben als heidnisch verpönt waren. Das traf wohl auch in Jemen für die Ubergangszeiten vom 4. bis zum 7. Jahrh. n. Chr. zu, als mehrfach im ganzen Lande oder lokal das Judentum, das Christentum und das Persertum zur Herrschaft gelangten. Einzelne Ausnahmen von dieser Regel wurden von uns allerdings schon auf der ersten Reise (s. Vorislamische Altertümer a.a.O.) wie auch auf den drei letzten Reisen, von denen in dieser Arbeit die Rede ist, festgestellt. Aber im allgemeinen wurde selbst ein rein ornamentaler Schmuck nicht wieder in den, in islamischer Zeit errichteten Bauwerken benutzt, da ja mit dem Religionswechsel sehr schnell auch ein Kulturwechsel eintrat, d. h. ein neuer ornamentaler Geschmack und Gebrauch Eingang fand. Aber auch auf diesem Gebiet sind einige Ausnahmen, wie wir sehen werden, zu verzeichnen. 9
licht werden konnten, wurden weiterhin angeboten. Auch bei meinem Aufenthalt in San a 1937 war dieser Handel noch in voller Blüte, ja die Preise waren sogar erheblich in die Höhe gegangen, weil seit 1931 die Anzahl der in San'ä ansässigen, besonders der nur zu kurzem Aufenthalt anwesenden Europäer, sowie von europäisierten Orientalen, die an diesen Objekten interessiert waren, stark angewachsen war. Die in diesem zweiten Teil besprochenen vorislamischen Objekte sind von mir mit wenigen Ausnahmen während meines Aufenthaltes in San'ä in den Jahren 1931, 1934 und 1937 käuflich erworben worden, oder es sind Kopien, Zeichnungen und Photographien von Objekten, die mir zum Kauf angeboten, aber von mir nicht abgenommen wurden. Es ist selbstverständlich bei allen mir vorgelegten Objekten versucht worden, auf die verschiedenste Weise ihre genaue Herkunft nach örtlichkeit und Fundumstände festzustellen, besonders bei den Grabobjekten die genaue Art und Form der Gräber. Die erzielten Auskünfte blieben aber meist sehr zweifelhaft und unzuverlässig. Oft wußten die Personen, die mir die Altertümer anboten, selbst nicht, woher diese stammten, da sie in ßan'ä schon mehrfach den Besitzer gewechselt hatten. Als es sich herumgesprochen hatte, daß ich großen Wert auf eine genaue Lokalisierung legte, behaupteten die Überbringer oft, daß sie von einem bestimmten Orte stammten, von dem sie wußten, daß es dort eine Ruinenstätte gab. Die San'äner Besitzer von Altertümern fingen dann sogar an, mir diese Objekte von Gabilen aus dem Meschriq überbringen zu lassen, die behaupteten, daß sie aus ihrer Heimat stammten. Aber auch ich erhielt im Laufe der Zeit eine immer größere Routine, aus kleinsten Anzeichen zu schließen, ob der Überbringer wirklich in seinen Angaben glaubwürdig sei oder nicht. Neben ganz sicheren Anhaltspunkten, wie z. B. die besondere Form der Verpackung der Kleinfunde, wie sie nur in bestimmten Gegenden, wie etwa im Djöf, gebräuchlich war, spielten psychologische Momente bei den oft sehr langen Unterhaltungen, die ich, besonders mit den meist zu mehreren erscheinenden beduinischen Überbringern hatte, eine gewisse Rolle bei der Beurteilung der Glaubwürdigkeit meiner Handelspartner. Ich habe die mir glaubwürdig erscheinenden Angaben über die Herkunft der Objekte trotz der weiterhin bestehenden Zweifel an ihrer Richtigkeit im allgemeinen angeführt. Bei den Inschriftensteinen läßt sich ja aus dem Inhalt der Inschrift in vielen Fällen auch die ungefähre Lokalität ihrer Herkunft feststellen. Mittwoch und Schobies haben daher bei der Bearbeitung der von mir 1931 in San'ä gekauften Inschriftensteine (s. Altsüdarabische Inschriften im Hamburgischen Museum für Völkerkunde, Orientalia
1938, 7, S. 95 ff, 233 ff und 345 ff) ganz auf die Wiedergabe der angegebenen Herkunft der Steine verzichtet, was wahrscheinlich berechtigt sein mag, da sie mir meist von San'äner Kaufleuten gebracht wurden, die selbst nicht wußten, woher sie stammten, oder sie von Lokalitäten nicht weit von der Hauptstadt entfernt beschafft hatten, von denen sie aus kommenziellen Gründen keine Kenntnis geben wollten. Die in diesem zweiten Teil besprochenen unlokalisierten Funde, die auf der zweiten bis vierten Reise meist von mir in San a käuflich erworben worden sind, befinden sich fast ausnahmslos im Besitz des Hamburgischen Museums für Völkerkunde. Sie tragen die Inventarnummer des Museums, die in der ersten Zahl das Eingangsjahr der Sammlung, in der zweiten die Nummer der eingegangenen Sammlung und in der dritten die Nummer des Ojektes innerhalb dieser Sammlung bezeichnet, also z.B. 31. 300. 1045 bedeutet den Eingang der 300. Sammlung des Jahres 1931 und das 1045. Stück dieser Sammlung. Im Jahre 1933 wurde mir von einem San'äner Kaufmann eine Sammlung von Altertümern angeboten, die auf meinen Rat hin von der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung erworben und dem Hamburgischen Museum für Kunst und Gewerbe zugewiesen wurden. Diese Objekte, deren Herkunft aus Jemen, ohne Angabe einer genaueren örtlichkeit, nur durch ihre Form gesichert ist, tragen die Inventarnummer dieses Museums, bei der der Buchstabe R. die Sammlung Rathjens, die Zahl die Nummer des Objektes innerhalb dieser Sammlung bedeutet. Leider ist in den Wirren der Kriegszeit ein Teil der Objekte aus dem Museum für Kunst und Gewerbe in Verlust geraten, ehe sie kopiert oder photographiert werden konnten, ebenso wie einige Objekte aus dem Museum für Völkerkunde, die aber alle schon vorher im Bilde festgelegt worden sind, verloren gingen. Die Ordnung des Materials an unlokalisierten Funden, die hier vorgelegt werden, erfolgte nur nach ihrer Zugehörigkeit in stilistischer Hinsicht zu bereits bekannten, lokalisierten Funden, oder nach ihrer gemeinsamen stilistischen Zusammengehörigkeit oder nach der Form und der daraus erkennbaren Verwendung der Objekte. Es sind also z. B. alle Objekte, die ausschließlich menschliche Darstellungen sind, zusammengefaßt und in erster Linie je nach ihrer Verwendung und in zweiter Linie nach dem Material, aus dem sie bestehen (Holz, Ton, Stein oder Metall), untergeteilt. Gesichtsstelen aus Holz und Stein werden also als Grabstelen zusammengefaßt. Meistens ordnet sich das Material von selbst nach dem Stoff, aus dem es besteht, und nach seiner Verwendung. Die letzte Unterteilung mußte selbstverständlich auf Grund der stilistischen Form erfolgen.
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Die natürlichen Grundlagen der südwestarabischen Kulturentwicklung die Umrisse der Festlandmassen der Alten Welt nur ganz unwesentlich geändert. Für die sich in der Diluvialzeit entwickelnden und in größeren oder kleineren Horden die Landmassen durchziehenden Menschen bestanden im Wechsel der vier Eiszeiten und drei Zwischeneiszeiten drei, sich als nahezu geschlossene Gürtel durch die gesamte Alte Welt von Westen nach Osten ziehende Schranken, die zu überschreiten sie zeitweise nicht in der Lage waren. Diese sich jeweils schließenden und öffnenden natürlichen Schranken haben für die Rassenausbildung und für die Vermischung der in der Zwischenzeit herausgebildeten Rassen eine ausschlaggebende Bedeutung gehabt. Die erste dieser Schranken, der fast geschlossene Hochgebirgsgürtel, der sich von Westen nach Osten, vom Atlantischen bis zum Pazifischen Ozean durch die Alte Welt hinzieht, war während jeder Eiszeit, während der er sich mit einer Eiskappe eindeckte, selbst in den schmalen Lücken zwischen ihren einzelnen Abschnitten, für den vorgeschichtlichen Menschen nahezu unübersteigbar. Die Gebirgsschranke zwischen den Menschen nördlich und südlich dieses Gürtels öffnete sich erst, wenn der Übergang von einer Eiszeit zu einer Zwischeneiszeit schon ziemlich weit fortgeschritten war. Wenn man den Beginn des Abschmelzens der letzten Eiszeit auf etwa 20 000 v. Chr. ansetzt, so kann man wohl annehmen, daß die Gebirgsschranke von beiden Seiten aus für den vorgeschichtlichen Menschen noch nahezu weitere 10 000 Jahre geschlossen blieb. Erst um etwa 10 000 v. Chr. begann der Einstrom der nördlichen Menschen, die sich in der über 100 000 Jahre dauernden Isolierung während der letzten Eiszeit stark rassisch gewandelt hatten, in die klimatisch günstigeren Länder südlich dieses Hochgebirgsgürtels. Es waren das die Europäiden und die Mongoloiden, die sich während dieses gewaltig großen Zeitraumes östlich und westlich des riesigen Süßwassermeeres in der Gegend des Kaspi- und Aral-Sees, der gleichfalls eine Wanderung des Menschen zwischen Osten und Westen und damit eine Vermischung verhindert hatte, herausgebildet hatten. Die zweite Schranke für den vorgeschichtlichen Menschen, der noch keine Schiffahrt kannte, bildete der Meeresgürtel, der Eurasien von Afrika trennte. Er änderte sich ebenfalls beträchtlich im Wandel der Eiszeiten und Zwischeneiszeiten. Da während der gewaltigen Inlandvereisung dem Weltmeere beträchtliche Wasser-
Um die historische und kulturelle Entwicklung in der südwestlichen Ecke der Arabischen Halbinsel verstehen zu können, müssen wir uns kurz die Wandlungen in den natürlichen Grundlagen der Landschaft auf der ganzen Halbinsel, vor allem ihrer klimatischen und ökologischen Faktoren, vergegenwärtigen, da ja Pflanzenleben und Tierleben für den wirtschaftenden Menschen und für seine Kulturentwicklung von entscheidender Bedeutung sind. Auf Grund astronomischer, geophysikalischer und geologischer Erkenntnisse können wir jetzt annehmen, daß während der Diluvialzeit, deren Dauer man auf rund etwa 600 000 Jahre festlegen muß, auf der ganzen Erde sich ein viermaliger Klimawechsel vollzog, der sich in den heute humiden Gebieten nördlich der Arabischen Halbinsel in einem Wechsel von Kalt- und Warmzeiten, auf der heute ariden Arabischen Halbinsel selbst in einem Wechsel von Feuchtund Trockenzeiten dokumentierte. In der Diluvialzeit, die der wesentlich wärmeren Tertiärzeit (60 Millionen Jahre) folgte, während der sich die Säugetiere entwickelten, fand zur Hauptsache die anatomische und auf jeden Fall die ganze kulturelle Menschwerdung statt. Die Arabische Halbinsel, die als gewaltiger Festlandsblock, fast wie ein eigener kleiner Kontinent, mitten zwischen den drei Kontinenten der Alten Welt, Europa und Asien im Norden, und Afrika im Süden, gelegen ist, hat sowohl in der vorhistorischen wie in der historischen Zeit für die Verbreitung des Menschengeschlechtes und für den Austausch seiner kulturellen Errungenschaften über die drei Kontinente hinweg eine ausschlaggebende Rolle gespielt, ü b e r sie sind nicht nur die Wanderungen der Menschen von einem Kontinent zum anderen hinweg gegangen, sowohl im ganzen Verlaufe der Diluvialzeit, wie auch in der geschichtlichen Zeit, ü b e r sie sind aber auch die kulturellen Einflüsse von fast allen Menschengruppen der Alten Welt hinweggeströmt, die in gegenseitiger Befruchtung den Fortschritt der Menschheit bedeutet haben. Äußeres Zeichen dieser Tatsache ist, daß im Laufe der letzten drei Jahrtausende die wichtigsten religiösen Weltanschauungen, die die Menschheit bewegt haben, das Judentum, das Christentum und der Islam, in immer erneuter Beeinflussung von anderen Teilen der Alten Welt, aus der Arabischen Halbinsel hervorgegangen sind. Seit dem Abschluß der Tertiärzeit und dem Beginn des Diluviums bis zur Jetztzeit haben sich 11
Unterschied innerhalb der Orientaliden, unter denen man von W. nach E. die Mediterraniden, die eigentlichen Orientaliden und die Indiden zu unterscheiden pflegt, zwischen Hamiten und Semiten ist selbst sprachlich kein genereller. Somatisch betrachtet ist es selbstverständlich, daß im Süden die stärkere Vermischung der Orientaliden mit Negroiden, dagegen im Norden und Nordwesten mit Europäiden, im Nordosten mit Mongoloiden in den letzten 15 000 Jahren vor sich gehen mußte. Nach unseren heutigen Erkenntnissen können wir annehmen, daß etwa um 10 000 v.Chr., also in einer Zeit, in der in den Steppengebieten mit dem Übergang des Menschen zu einer halbnomadischen Hackbaukultur gerechnet wird, fast das ganze Innere der Arabischen Halbinsel noch Wohngebiet des Menschen war. Erst um etwa 6 000 v. Chr. ging die klimatische Austrocknung des Wüstengebietes so weit, daß der hackbautreibende Halbnomade, der wahrscheinlich in der Hauptsache als Sammler und Jäger gelebt hatte, sich in klimatisch begünstigtere Gebiete zurückziehen mußte. Das waren auf der Arabischen Halbinsel die aufgebogenen Ränder im Westen, vor allem am östlichen Mittelmeer in Syrien, Palästina und Westtransjordanien, dann am südlichen Roten Meer die Hochländer von 'Asir, Jemen und Hadhramaut, und schließlich im Süden das Vorgebirge Dhofär und im Südosten das Faltengebirge von 'Oman. Es war vor allem aber auch im Osten das Euphrat-Tigris-Tiefland, dessen Flüssen das ganze Jahr hindurch aus den regenreichen Quellgebieten vom Hochgebirgsgürtel von Kleinasien genügend Wasser zugeführt wurden. Auch das Niltal und das Industal waren solche Konzentrationsgebiete der sich aus den austrocknenden Landgebieten zurückziehenden Halbnomaden mit Hackbaukultur, die in allen diesen drei Stromoasen innerhalb der Wüste mit ihrem jahreszeitlich wechselnden Wasserstand gezwungen wurden, nunmehr ganz seßhaft zu werden. Sie gingen zur künstlichen Bewässerung über und wurden dadurch zur Gemeinschaftsarbeit und zur Staatsbildung gezwungen. Damit entstanden überall in den drei Stromoasen die ersten städtischen Hochkulturen, während in den übrigen klimatisch begünstigten Teilen der Arabischen Halbinsel die Menschen wohl weiterhin im Zustande der Halbnomaden weiterlebten. Wir wissen nicht, ob diese städtischen Hochkulturen in der Zeit ihrer Entstehung und Entwicklung zwischen dem 6. und dem 4. Jährt, v. Chr. bereits gegenseitig voneinander beeinflußt worden sind. Auf jeden Fall müssen wir wohl annehmen, daß sie auf dem gemeinsamen Kulturgut aufgebaut worden sind, deren Träger die halbnomadischen Hackbauern, Jäger und Sammler waren, die in den Jahrtausenden vorher in allen Steppengebieten zwischen dem Atlantischen und Indischen Ozean bis nach Indien
mengen entzogen wurden, sank während dieser Zeit der gesamte Meeresspiegel um etwa 100 m. Dadurch wurden im Mittelmeer während der Eiszeit die Straße von Gibraltar, die Meeresstraße zwischen Sizilien und Tunesien und im Roten Meere die Straße an seinem Südausgang, das Bäb el-Mandeb, auch für den primitiven Menschen überschreitbar. Während der über 100 000 Jahre dauernden letzten Eiszeit konnte der Mensch also an vier Stellen von den südeuropäischen Halbinseln und von der Arabischen Halbinsel aus nach Afrika wandern, während er das in den Zwischeneiszeiten nur über den Isthmus von Suez und das auch dort nur zeitweilig tun konnte. Zu dieser Erleichterung der Überschreitung des geschlossenen Meeresgürtels über vier Landbrücken kam aber noch hinzu, daß während der Eiszeiten der breite Wüstengürtel, der sich heute, wie in den Zwischeneiszeiten, ununterbrochen vom Atlantischen Ozean über die Sahara, das Innere der Arabischen Halbinsel und, in Persien und Innerasien den Hochgebirgsgürtel kreuzend, über die Wüste Gobi bis fast zum Stillen Ozean hin erstreckt, nahezu vollständig verschwand und einer wesentlich klimatisch günstigeren Landschaft wich. Dort wo heute und in den Zwischeneiszeiten Wüste herrschte, dehnte sich während der letzten Eiszeit, ebenso wie in den früheren Eiszeiten, Steppe, Savanne und Parklandschaft aus. Auf der Arabischen Halbinsel scheint in der südwestlichen Ecke in diesen Zeiten sogar der tropische Urwaldgürtel von Afrika her hinübergegriffen zu haben. Der heutige Wüstengürtel war also während über 100 000 Jahren der letzten Eiszeit, wahrscheinlich sogar bis etwa 10 000 v. Chr., dem vorgeschichtlichen Menschen in voller Ausdehnung, wahrscheinlich nur ausschließlich der Sanddünengebiete, zugänglich, und war während dieser langen Zeitperiode unbeschränkter Durchzugsraum für seine Wanderungen über den Isthmus von Suez und über das Bäb elMandeb nach Afrika hinein. Zwischen dem vereisten Hochgebirgsgürtel im Norden und dem Rande des tropischen Urwaldes im Süden, in den sich heute die Negroiden zurückgezogen haben, bildete sich während des Zeitraumes der letzten Eiszeit die Rasse der Orientaliden aus, die in diesem Erdraum unbehinderte Bewegungsfreiheit über vier Landbrücken besaßen. Diese Bewegungsfreiheit war wahrscheinlich noch bis etwa 10 000 v.Chr. unbeschränkt. Erst etwa um 6 000 v. Chr. näherte sich der Wüstengürtel dem heutigen Zustande an. Erst in den etwa 15 Jahrtausenden der Umbildung der klimatischen Verhältnisse im Wüstengürtel nach der letzten Eiszeit zu den heutigen scheint der starke Vorstoß der Orientaliden in Ostafrika nach Süden über den Isthmus von Suez und das Bäb el-Mandeb und ihre starke Vermischung mit den Negroiden erfolgt zu sein. Der 12
hin verbreitet waren, und deren dörflich-kommunistische und wahrscheinlich auch mutterrechtliche Gesellschaftsordnung sich in den klimatisch begünstigten Gebieten, die ihnen diese Lebensweise weiterhin gestattete, auch weiterhin, teilweise bis auf den heutigen Tag, erhalten hat. Aber die Möglichkeiten der Hochkulturen, miteinander in Beziehungen zu treten, waren nur begrenzt, solange die unterirdische Wassererschließung durch Brunnen, die sich anscheinend erst viel später entwickelte, und die Küstenschiffahrt fehlten. Die Befahrung von Flüssen und küstennahen Gewässern mit primitiven Flößen und Booten zum Zwecke des Fischfangs läßt sich zwar schon bis in diese Zeiten zurückverfolgen. Aber die Zurücklegung weiterer Küstenstrecken mit solchen primitiven Fahrzeugen ist nur dort möglich, wo regelmäßige und zwar besonders jahreszeitlich wechselnde Windströmungen vorhanden sind. Das ist nun in dem Monsunwechsel im Indischen Ozean der Fall, so daß man sich schon sehr früh einen primitiven Bootsverkehr an den Küsten 'zwischen Indien, dem Ausgang des Persischen Golfs und der Südküste der Arabischen Halbinsel sehr wohl vorstellen kann. Ebenso war zwischen dem Industal und dem Zweistromland über klimatisch begünstigte, ständig von Halbnomaden bewohnte Gebiete unter Umgehung der Wüsten eine Landverbindung herzustellen. Ob das der Fall war, wissen wir nicht, denn sichere Beweise für eine direkte Verbindung zwischen den beiden Hochkulturgebieten kennen wir erst aus dem Anfang des 3. Jährt, v. Chr. Wir können aber eine solche Verbindung aus gewissen kulturellen Analogien schließen, die zwischen beiden Kulturen unbestreitbar vorhanden waren. Es wird ferner anzunehmen sein, daß beide Kulturen auch über die Zinnvorkommen in Nordpersien schon sehr früh miteinander in Beziehung traten. Schwieriger war es, eine direkte Verbindung zwischen dem Zweistromland und dem Niltal herzustellen, weil beide Gebiete durch eine, für den primitiven Menschen schwer überschreitbare Wüstenregion zwischen Süd-Palästina und dem Nildelta getrennt waren. Trotzdem sprechen gemeinsame Elemente in der Entwicklung dieser beiden Kulturen dafür, daß auch hier direkte Beziehungen sehr frühzeitig vorhanden waren, die vielleicht auch über die primitive Schiffahrt zwischen dem Delta des Nils und der palästinensichen Küste stattfand, da eine Landbeziehung zwischen der nordöstlichen Mittelmeerküste und dem Euphrat-Tigris-Gebiet weiter im Norden bereits aus den ältesten Zeiten belegt ist. Nach unseren heutigen Erkenntnissen müssen wir annehmen, daß die Kultur des Euphrat-Tigris-Tieflandes, die sumerische, in ihrer Entwicklung den beiden anderen Hochkulturen vorauseilte, wobei wir allerdings in Rechnung stellen
müssen, daß wir von der Induskultur und ihrer Entwicklung noch zu wenig wissen, als daß wir uns von ihr ein abgeschlossenes Bild machen können, zumal wir diese Kultur am Anfang des 3. Jährt, v. Chr. in den wenigen bisher erschlossenen Ruinenstätten auf einer erstaunlichen allgemeinen Kulturhöhe vorfinden. In Südarabien waren und sind noch heute drei klimatisch begünstigte Gebiete vorhanden, die wie isolierte fruchtbare Inseln aus dem weiten Meere der Wüste herausragen. Es sind das im Südwesten die Hochländer von 'Asir, Jemen und Hadhramaut, an der Südküste das isolierte Vorgebirge von Dhofär und im Südosten das Faltengebirge von 'Oman. Sie waren alle in diesen vorgeschichtlichen Jahrtausenden wohl von einer hackbaubetreibenden, halbnomadischen Bevölkerung hamitischen Charakters bewohnt, wie wir sie heute noch in einigen dieser Gebiete am Rande zur Wüste vorfinden. Eine Landbeziehung zwischen diesen drei Gebieten war wohl damals nahezu unmöglich, da eine solche Reise selbst heute noch mit Kamelen, die damals nicht vorhanden waren, sehr schwierig ist. Sie konnte vermutlich nur durch einen Bootsverkehr an der Küste bewerkstelligt werden, der wegen des hier außerordentlich regelmäßig wehenden Monsuns selbst in frühesten Zeiten durchaus möglich erscheint. Dieser NE-SW-Monsun bog am Bäb elMandeb in den Graben des Roten Meeres ein und beherrschte als ausgesprochener N-S-Wechselwind die südliche Hälfte dieses Meeres bis zu einer Linie auf der Höhe zwischen Djidda und Suakin. Dagegen ist die nördliche Hälfte des Roten Meeres das ganze Jahr hindurch durch regelmäßig wehende Nordwinde beherrscht, die zwar eine Schiffahrt nach Süden begünstigten, aber die Rückfahrt außerordentlich erschwerten. Der Landverkehr von dem Hochland von 'Asir über das wüstenhafte Hedjäz, die Sinaihalbinsel und die Isthmuswüste nach Ägypten und Palästina war wohl ohne eine künstliche Grundwassererschließung und ohne Benutzung domestizierter Tiere, vor allem des Esels, ebenfalls für den Menschen sehr schwierig. Ebenso kann man kaum annehmen, daß vor der Einführung des domestizierten Kamels ein direkter Verkehr vom Hochland von 'Asir über die heutigen Oasengebiete des inneren Arabiens zum Persischen Golf möglich war, ja man kann bezweifeln, daß diese Oasen vor diesem Fortschritt, der kaum vor den Anfang des 2. Jährt, v. Chr. anzusetzen ist, überhaupt erschlossen waren. Inwieweit also die drei städtischen Hochkulturen im Niltal, im Euphrat-Tigristal und im Industal während ihrer Entwicklungszeit sich gegenseitig beeinflussen konnten, resp. inwieweit sie nicht aus ihren gemeinsamen Ursprüngen vor ihrer klimatischen Isolierung schon einen gemeinsamen Bestand von kulturellen Gütern mitbrachten, muß noch der genaueren Untersuchung 13
in den Gebieten, die zwischen ihnen liegen und noch weitgehend unerforscht sind, vorbehalten bleiben. Auf jeden Fall waren um die Wende vom 4. zum 3. Jährt, v. Chr. die drei Hochkulturen, sowohl in ihrem materiellen wie in ihrem geistigen Bestand, so sehr von einander verschieden, daß man trotz ihrer gleichen naturgegebenen Ursprünge als Flußoasenkulturen, d. h. Ackerbaugemeinschaften an Wüstenflüssen mit jahreszeitlich wechselndem Wasserstand, und trotz ihrer gemeinsamen kulturellen Ursprünge aus einer halbnomadischen, kommunistischen, dörflichen Feuersteinkultur, sie als authochtone Kulturgebiete zu betrachten hat. Wir sagten schon, daß die ersten Beziehungen zwischen der ägyptischen und der Zweistromlandkultur wahrscheinlich nur unter Benutzung der Küstenschiffahrt vom Nildelta zur nordpalästinensischen Küste möglich war. Inwieweit eine Küstenschiffahrt zwischen dem Zweistromlande und dem Indusdelta, die durch die ständigen Nordwinde im Persischen Golf ebenso erschwert war, wie im nördlichen Roten Meer, stattfand und von wann an, wissen wir nicht. Wir müssen aber eine solche Beziehungsmöglichkeit in frühester Zeit vom Indusdelta zum Golf von 'Oman und zur südarabischen Küste voraussetzen, da der regelmäßige Monsun Wechsel in diesen Gebieten diese, ebenso wie im südlichen Roten Meere, selbst im primitivsten Zustande des Schiffsbaus, begünstigte. Ein Anreiz zu einer höheren Entwicklung der Küstenschiffahrt und zur Hochseeschiffahrt war aber von dem Vorhandensein von Rohstoffen für den Bau größerer Schiffe abhängig, vor allem von der Beschaffung von Langholz für die Fertigung von standfesten Kielen, Planken und Masten. In allen drei Hochkulturgebieten waren Baumbestände, die diese Rohstoffe zu liefern geeignet waren, nicht verfügbar. Sie kamen nur außerhalb der eigentlichen Stromoasen vor, für Ägypten im oberen Nilgebiet und in Abessinien, für das Zweistromland im Taurus- und Zagreb-Gebirge, für das Industal im Himalaya und in den westlichen Ghats, alles Gebiete, die schwer erreichbar waren. Die Induskultur fand geeignete Baumbestände allerdings südlich des Indusdeltas an der Westküste der Indischen Halbinsel vor und scheint diese Rohstoffgebiete für ihren Schiffbau, die bis auf den heutigen Tag die Rohstofflieferanten für den Schiffbau in Südarabien und im Roten Meer geblieben sind, schon sehr frühzeitig unter ihren Einfluß genommen zu haben. Wir wissen aber bisher nur sehr wenig von der Schiffahrt der Induskultur, wenn auch Vermutungen ausgesprochen worden sind, daß sie sich weit bis in den Pazifischen Ozean hinein ausgedehnt hat. Ein anderes, leichter zugängliches Rohstoffgebiet lag aber auf halber Entfernung zwischen dem Niltal und dem Zweistromtal, in dem bis zu 3000 m hoch aufragenden
Libanongebirge an der östlichen Mittelmeerküste, das mit großen Beständen von Zedern und Pinien bedeckt war, und das ebenso wie die Ghats im westlichen Indien durch seine nahe Lage am Meere der Ausgangspunkt für eine fortschrittliche Entwicklung im Schiffbau wurde. Es ist wohl als sicher anzunehmen, daß die ägyptische Kultur die Anfänge einer fortschrittlichen Küstenschiffahrt im Mittelmeer schon am Ende des 4. Jährt, v. Chr. auf der Basis des Rohproduktes Holz aus dem Libanon entwickelt hat. Der ägyptische Einfluß scheint im Küstengebiet des Libanongebirges, ebenso wie in den südlich gelegenen palästinischen Küstengebieten in der Wende vom 4. zum 3. Jährt, unbestritten vorhanden gewesen zu sein. Wir wissen noch nicht, wann das erste Zedernholz aus dem Libanon, das später, allerdings wohl nur zum Hausbau, auch im Euphrat-Tigrisgebiet häufig benutzt ist, hier eingeführt wurde, mit anderen Worten, wann also die sumerische Kultur ebenfalls ihren Einfluß bis zum Mittelmeer vortrieb. Auf jeden Fall entwickelten aber die Ägypter mit den Langhölzern des Libanon die ersten größeren Schiffstypen, die nicht nur auf dem Nilstrom selbst, sondern auch an den Küsten des Mittelmeeres und später auch an den Küsten des Roten Meeres, nicht nur im Küstenverkehr, sondern sehr bald auch von Küste zu Küste, eingesetzt wurden. Erst im 3. Jährt, v. Chr. traten an der Küste des östlichen Mittelmeeres die sogenannten Phönizier das Erbe der Ägypter in der Weiterentwicklung des Schiffsbaus und der Schiffahrt an. Soweit wir ihre Ursprünge bisher zurückverfolgen können, scheinen sie niemals aus einer Volkheit, die seit jeher an der phönizischen Küste vor dem Libanongebirge ansässig war, deren Hinterland ja von den Kanaanitem bewohnt wurde, enstanden zu sein. Sie scheinen auch nicht mit den ersten semitischen Vorstößen von Norden und Nordosten aus zusammenzuhängen, die die vorsemitische Kultur im Zweistromland überrannten, und in Syrien im 1. Jahrh. des 3. Jahrtausends als Amurru nach Süden drückten. Nach ihren eigenen Uberlieferungen stammten die Phönizier ursprünglich von den Küsten des Indischen Ozeans. Sie sind auch später nie ein Volk im eigentlichen Sinne geworden. Sie bildeten auch niemals einen einheitlichen Staat, sondern blieben immer nur getrennte Stadtstaaten. Sie haben auch niemals eine geschlossene Kultur entwickelt, sondern stellten stets nur eine typische Mischkultur dar, die Elemente aus allen, in ihren Gesichtskreis kommenden Kulturen enthielt. Sie waren anscheinend nur eine wirtschaftliche Gemeinschaft von Händlern und Reedern aus allen Teilen der damals bekannten Welt, die in ihren Ursprüngen wohl hauptsächlich vom Zweistromland, von Ägypten und von Südarabien stammten, die aber später Zustrom aus allen neu er14
schlossenen Kulturgebieten erhielt. Sie ähnelten darin späteren Gemeinschaften auf gleichartigen Grundlagen, etwa den hanseatischen oder levantinischen Händlergemeinschaften, deren Wirkungsgebiet aber, ihrer Zeit entsprechend, begrenzter war. Die Stadt Byblos bestand bereits vor 3000 v. Chr., die Stadt Tyrus seit dem 27. Jahrh. v. Chr. Andere Stadtstaaten waren von Norden nach Süden: Aradus, Antaradus, Marathus, Simyra, Tripoli, Botrys, Beryt, Porphyrion, Sidon, Sarepta und Akko. Sie waren gegenüber dem syrischen Hinterland durch die hohe Gebirgsmauer des Libanon wohlgeschützt und haben im Verlaufe der ganzen Geschicilte zwischen den politischen Kräften der jeweiligen Zeit nach Möglichkeit das Gleichgewicht zu halten gesucht und ihre händlerischen Funktionen ausgeübt, bis sie im Verlaufe des 1. Jährt, v. Chr. zwischen den immer größer werdenden Imperien zerdrückt wurden. Etwa zur gleichen Zeit, als die Zedern des Libanon als Rohprodukt für die sich fortentwickelnde Küsten- und Meeresschiffahrt für die Hochkulturen des Niltals und des Zweistromtals ihre große Bedeutung gewannen, trat ein anderes Rohprodukt in den Gesichtskreis der städtischen Hochkulturen, und zwar anscheinend aller dreien, nämlich das Harz des Weihrauchbaumes, der nur in den Randgebirgen des Golfs von 'Aden bis zur Insel Soqoträ hin vorkam. Mit ihm im gleichen Vegetationsverband, aber in seiner Verbreitung sich nach Norden über beide Küsten des südlichen Roten Meeres ausdehnend, war der Myrrhenstrauch beheimatet, dessen Harz ebenso wie das Weihrauchharz unter wohlriechender Rauchentwicklung verbrennt. Von welcher Zeit an das Harz dieser beiden Pflanzen in allen Kulten des gesamten Altertums seine große Bedeutung gewann, die es in Verbindung mit anderen Räucherwerken in fast allen Religionen bis auf den heutigen Tag behalten hat, wissen wir nicht. Sie reicht aber in Ägypten bis zur vordynastischen Zeit zurück. Seine kultische Benutzung muß aber wohl von seinem Ursprungslande, also von der Südwestecke der Arabischen Halbinsel ausgegangen sein. Seine Kenntnis muß aber in allen drei ältesten Hochkulturen schon sehr frühzeitig vorausgesetzt werden, denn schon in der Mitte des 3. Jährt, v. Chr. rüsteten die Ägypter ihre ersten Schiffsexpeditionen nach dem Lande Pun oder Punt aus, unter welcher Bezeichnung wir wohl beide Küsten des Golfs von 'Aden, einschließlich der Insel Soqoträ und bis zum Vorgebirge von Dhofär an der Südküste der Arabischen Halbinsel, das wir wohl mit dem Begriff Ophir (dhü Afar) identifizieren können, zusammenfassen müssen. Die Südwestecke der Arabischen Halbinsel, von dem nahezu 3000 m hohen Djebel Qorä, südlich von Mekka, über die über 3000 m hohen Hochländer von Asir und Jemen bis zu der,
zwischen 1500 und 2000 m hohen Kalktafel von Hadhramaut hin, gehörte stets zu den klimatisch begünstigteren Teilen der Halbinsel, die deswegen von den Römern als die Arabia felix, das „Glückliche Arabien", der Arabia deserta und der Arabica petraea weiter im Norden entgegengesetzt wurde. Von dieser fruchtbaren Ecke der Halbinsel durch eine weite Wüste getrennt, aber ebenso klimatisch begünstigt, war das Vorgebirge von Dhofär. An der Südostecke der Halbinsel folgte dann nach Überschreitung einer weiteren Wüstenstrecke das ebenfalls fruchtbare Kettengebirge von 'Oman mit 3000 m Höhe. Alle diese drei, klimatisch begünstigten Hochländer mit sommerlichen Regenzeiten waren schon seit den vorgeschichtlichen Zeiten Wohngebiete von primitiven halbnomadischen Ackerbauern gewesen, die aber wohl durch die weitere Austrocknung der Wüste von einander getrennt wurden. Sie haben aber anscheinend alle schon um die Wende vom 4. zum 3. Jährt, v. Chr. in Beziehungen zu den Hochkulturen gestanden, die aber, soweit wir das bisher übersehen können, nur über die Küstenschiffahrt unter Benutzung der günstigen Monsunwechselwinde stattgefunden haben können. Denn selbst unter den heutigen Umständen ist, wie wir sahen, eine Durchquerung der sie trennenden Wüstenstrecken noch schwierig. Das wichtigste Rohprodukt von Hadhramaut und Dhofär, der Weihrauch, der damals wie noch heute nur bis östlich von 'Aden vorkam, und der wohl im Lande selbst zuerst zu kultischen Zwecken benutzt worden ist, muß in Ägypten und in Mesopotamien schon sehr frühzeitig bekannt gewesen sein. Da kaum vorauszusetzen ist, daß den Ägyptern die Kenntnis dieses Räucherwerks von der nördlichen Somaliküste zu Lande zugekommen ist, und da die Überschreitung der Wüstengebiete zwischen dem Hochlande von 'Asir nach Norden über den Hedjäz und die Isthmuswüste ebenso schwierig war, wie die von Palästina nach dem Nildelta, so müssen wir auch hier annehmen, daß die Küstenschiffahrt die ersten Beziehungen zum Weihrauchlande herstellte, ebenso wie wir das schon bei den Beziehungen der Ägypter zur Libanonküste annahmen. Eine solche war aber im Roten Meere mit primitiven Fahrzeugen nur ganz in der Nähe der Küste, zwischen dem Strande und den Korallenriffen möglich, so daß die Weihrauchharze wohl nur über viele Etappen bis nach Ägypten hin gelangten. Mit der Vervollkommung der Schiffstypen, die aller Wahrscheinlichkeit nach am Ende des 4. Jährt, v. Chr., von Ägypten ausgehend, unter der Benutzung der Rohstoffe des Libanongebirges, zuerst im Mittelmeer erfolgte, vermochten die Ägypter dann auch bald im Roten Meere das Ruhigwasser innerhalb der Saum- und Barriereriffe zu verlassen und das offene Meer zu benut15
zen, wo ihre Fahrzeuge weniger stark der Piraterie der an den Küsten hausenden Ichtiophagen und Troglodyten ausgesetzt waren. Allerdings bereiteten die, bis zu einer ungefähren Linie zwischen Djidda und Suakin das ganze Jahr hindurch meist in ziemlicher Stärke aus Norden wehenden, regelmäßigen Windströmungen besondere Schwierigkeiten, da sie zwar die Fahrt nach Süden sehr begünstigten, aber die Rückfahrt nach Norden außerordentlich erschwerten, wenn man nicht wieder das Ruhigwasser innerhalb der Riffe mit den hier halbtägig wechselnden See- und Landwinden aufsuchen wollte. Südlich der Linie Djidda-Suakin dagegen herrschten zweimal im Jahre wechselnde Nord- und Südwinde, also Monsune, die an der Südküste der Arabischen Halbinsel von der Straße des Bäb el-Mandeb ab in die halbjährlich wechselnden Nordost- und Südwest-Monsune übergingen, die die Segelschiffahrt im Indischen Ozean von Indien nach dem Golf von Oman und dem südlichen Roten Meere und zurück in ihrem regelmäßigen Wechsel so sehr erleichtern. Wir wissen aus den ägyptischen Überlieferungen, daß die Ägypter in der Mitte des 3. Jahrtausends Puntfahrten, d. h. Schiffsexpeditionen nach dem Weihrauchlande unternahmen. Es ist zu vermuten, daß sie die ersten waren, die das Räucherwerk Weihrauch zu einer gesuchten Welthandelsware machten, die bei ihnen selbst aber schon lange bekannt gewesen sein mußte, ehe sie sich zu derartig langen und gefährlichen Schiffsunternehmungen für ihren Erwerb in großem Maßstab entschlossen. Selbst spätere derartige Unternehmungen, die glücklich wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrten, hatten eine mehrjährige Dauer, was bei den widrigen Schifffahrtsverhältnissen im Roten Meere nicht zu verwundern war. Man war daher später bestrebt, den Ausgangshafen möglichst weit nach Süden zu verlegen, nämlich zuerst nach Kosseir, von wo aus man eine Handelsstraße über die Wüste zwischen dem Roten Meer und dem Niltal entwickelte, die im Verlaufe der ägyptischen Geschichte immer wieder große Bedeutung gewann, später in ptolemäischer Zeit noch südlicher. Aber die Sumerer scheinen den Ägyptern auf diesem Weihrauchmarkt, wenn auch nicht zuvorgekommen, so doch sehr bald gefolgt zu sein. Auch die Industalleute werden sich an diesem Handel beteiligt haben, ehe sie, wahrscheinlich bereits im 3. Jahrh. des 3. Jährt, v. Chr.1), in ihrem Ursprungslande durch eine Invasion von Fremdvölkern in ihrer hohen Kulturblüte wenigstens in ihren wichtigsten Zentren Mohendjo-Daro und Harappa vernichtet wurden, von welcher Katastrophe sie sich lange Zeit nicht wieder erholt 1) Neuerdings sucht man die Zerstörung der proto-indischen Kultur mit dem Einfall der Arier in der Mitte des 2. Jährt, v. 'Chr. in Verbindung zu bringen.
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zu haben scheinen. Die Vermutungen, die von amerikanischer Seite, besonders über Beziehungen aus ältester Zeit zwischen der Induskultur über den Pazifischen Ozean bis zur Osterinsel und der südamerikanischen Westküste aufgestellt worden sind, erscheinen noch zu unsicher, als daß wir auf sie hier eingehen können. Aber die Monsunwechselwinde begünstigten die Schifffahrt zwischen dem Indusdelta und der südarabischen Küste so sehr, daß wir eine materielle Beziehung zwischen den beiden Küsten wohl ohne weiteres annehmen müssen, ebenso wie eine solche zwischen dem Indusdelta und Mesopotamien am Anfang des 3. Jährt, v. Chr. sicher bestand. Wenn die Angaben der Gabilen stimmen, die mir die in Phot. 79/136, Fig. 134/145 abgebildeten Statuetten nach San'ä brachten, daß sie aus dem Djöf stammen, also einer großen Bewässerungsoase am Ostfuß des Hochlandes von Jemen, so waren bis hierher Kultureinflüsse gedrungen, die, wie wir später sehen werden, den im Anfang des 3. Jährt, v. Chr. im Umkreis des Zweistromlandes herrschenden zum mindesten sehr ähnlich waren. Aber nicht nur aus diesen Gründen, sondern aus den naturgegebenen Tatsachen der teils ungünstigen, teils günstigen Windverhältnisse im Roten Meere und im Indischen Ozean können wir annehmen, daß sich an den Küsten des Weihrauchlandes in ähnlicher Form und in ungefähr derselben Zeit, also um die Wende des 4. zum 3. Jährt, v. Chr., ähnliche Faktoreien von Händlern aus allen drei Hochkulturgebieten im Umkreis der Arabischen Halbinsel sich entwickelten, wie an der phönizischen Küste. Schon am Anfang des 3. Jährt, v. Chr. scheint von diesen Händlergemeinschaften der Landweg, den wir die „Weihrauchstraße" zu nennen pflegen, ausgebildet worden zu sein, der die Weihrauchküste und die phönizische Küste miteinander in Verbindung brachte. Die Faktoreien an der südarabischen Küste, zu denen die Weihrauchsammler das kostbare Harz brachten, und wo es von den Uberseehändlern aufgekauft, oder wohl vielmehr gegen andere Waren eingetauscht wurde, müssen im eigentlichen Weihrauchverbreitungsgebiet an Orten gelegen haben, wo die klimatischen Verhältnisse einen längeren Aufenthalt für sie gestatteten. Im eigentlichen Verbreitungsgebiet des Weihrauchs waren solche Orte aber nur an der Küste des Vorgebirges von Dhofär und an der Küste vor dem Steilabfall der Kalktafel von Hadhramaut vorhanden, wo das Klima einen Regenfeldbau und daher auch eine ansässige Bevölkerung zuließen. Es kam noch etwas landeinwärts in dieser Zeit das untere Wädi Hadhramaut hinzu, das heute den Namen Wädi Masila trägt, und das hier das ganze Jahr hindurch Wasser führt, während es oberhalb und unterhalb dieses Abschnittes ein ausgesprochenes Trockental bil-
det, in dem nur streckenweise das Grundwasser zu Tage tritt. 'Aden lag außerhalb des Weihrauchproduktionsgebietes und gewann seine Bedeutung für die „Weihrauchstraße" erst später infolge politischer Mactitverschiebungen an ihrem weiteren Verlaufe nach Norden. Man kann aber die heutige Zusammensetzung der im Außenhandel tätigen Kaufmannschaft von Aden, die aus europäischen, orientalischen, indischen, indonesischen und afrikanischen Elementen besteht, auch für die damalige Zusammensetzung der internationalen Händlergemeinschaften in den Faktoreien der südarabischen Weihrauchküste, die wir in der Folge Puntleute nennen wollen, ebenso wie an der phönizischen Küste, zum Vergleich heranzuziehen. In gleicher Weise wie später die Phönizier ihre Faktoreien im Mittelmeer und an den Küsten des Atlantischen Ozeans anlegten, können wir uns vorstellen, daß die Puntleute ihren Handel im Indischen Ozean bis zum Pazifischen Ozean hin ausbreiteten. Ebenso wie die Phönizier waren wohl auch sie kein Volk, sondern nur eine internationale Händlergemeinschaft von unternehmenden Männern aus allen Gebieten der von dem beginnenden Welthandel erschlossenen Küsten. Es ist erklärlich, daß diese ersten Welthändler wegen der ungünstigen Schiffahrtsverhältnisse im Roten Meere und im Persischen Golf schon sehr frühzeitig einen Landweg zu erschließen begannen, der die Verbindung von der Puntküste zur phönizischen Küste, und damit nach Ägypten und dem Zweistromlande erleichterte. Wir vermuten, daß die Anfänge der Weihrauchstraße bereits im Anfang des 3. Jährt, v. Chr. liegen. Für den Verlauf dieser Landstraße mußte man natürlich, ebenso wie für die Anlage der Faktoreien an der Küste, die klimatisch günstigsten Zonen aussuchen, da man ja an ihr wegen ihrer langen Erstreckung eine ganze Anzahl von Etappen einrichten mußte. Da die arabische Küstenebene am Roten Meer wegen der dort herrschenden Hitze bei einer ständigen hohen Luftfeuchtigkeit zu den, für den Menschen schwerst erträglichen Klimagebieten der Erde gehört, mußte ein Weg im Innern der Halbinsel gesucht werden. Dieser W e g war durch den Ostfuß der Hochländer von 'Asir und Jemen vorgezeichnet, der durch die aus dem Hochland austretenden Täler mit einer Reihe von Wasserstellen, an denen sich später auf künstlicher Bewässerung beruhende Oasen bildeten, versorgt wurde. Der Zugang zu dieser klimatisch günstigen Strecke von Dhofär und dem Wädi Masila erfolgte naturgemäß durch das tiefe Canontal des Wadi Hadhramaut, das die ganze Kalktafel von Hadhramaut durchschneidet. Dort wo es in die Kalktafel aus der Wüste eintritt, entstand die wichtige Etappe Schabwa, von der aus der Südzipfel der Wüste Rub' al-Khäli bis zum Ostfuß des Hochlandes von Jemen durchquert werden 2
mußte. Auch von der Küste von Hadhramaut selbst führten nach Übersteigung des Anstiegs der Kalktafel tiefe Täler zum Wädi Hadhramaut hinüber, wenn man nicht die Kalktafel von Hadhramaut westlich umgehen wollte, um durch die tiefe Senke des Wädi Maifa'a zwischen ihr und dem Hochland von Jemen direkt dessen Ostfuß erreichen wollte. Hier begannen die Etappen der Weihrauchstraße am Ostfuß der Hochländer von Jemen und 'Asir mit Nisäb über Beihän, Harib, Djüba, Märib, Raghwän, den Djöf (Ma'in), Nedjrän, Bischa, Tabäla, Turaba, Täif und Mekka (Macoraba) 1 ). Die Etappe von Mekka, eine der wichtigsten im Verlauf der Weihrauchstraße, liegt in einer tiefen Senke, die vom Roten Meere ins Innere der Halbinsel führt, und zwar am Nordfuß des fast 3000 m hohen Djebel Qorä, der das Ende der geschlossenen Hochländer von Jemen und Asir bildet. Nördlich dieser Senke beginnen die wüstenhaften Randgebirge von Hedjäz, die teilweise von jungvulkanischen Ausbruchzonen überdeckt sind, die sogenannte Harra, die wegen ihrer scharfkantigen vulkanischen Lavagesteine und ihrer Wasserlosigkeit schwer zu überschreiten sind. Außerdem lag hier die Grenze zwischen einer seßhaften, ackerbauenden Bevölkerung im Süden und einer halbnomadischen, später nach der Einführung des Kamels, einer vollnomadischen im Norden. Mekka war daher nicht nur wichtige Etappe als Wasserstelle, wahrscheinlich einer warmen Quelle, dem späteren Brunnen Zemzem, sondern auch als Umschlagsplatz für den notwendigen Wechsel von Transporttieren und der menschlichen Begleitmannschaften der Karawanen. Die letzte Strecke der Straße bis Mekka führte über Tä'if (1700 m) und über den Nordsporn des Qorä-Gebirges hinunter nach 'Arafat, weil die Umgehung des Gebirges schwieriger war, und von Mekka aus für eine kurze Strecke durch die Küstenebene, da nordöstlich weite Harra-Hochflächen lagen. Es soll hier nicht auf die Bedeutung von Mekka näher eingegangen werden 2 ), welchen Ort die altarabische Tradition, sicher wohl nicht nur die qoränische, mit dem Stamme Abrahams, den Hebräern, als Erbauer der Ka'ba, des ältesten heidnischen Heiligtums in Mekka und mit der Erschließung seiner Wasserquelle in Beziehung setzt 3 ). 1) C. Rathjens, Die Weihraudistraße in Arabien, „Triburs", J a h r b . des Linden-Museums in Stuttgart, 1952 u. 1953, S. 275—304. 2) C. R a t h j e n s , Die Pilgerfahrt nach Mekka. Von der W e i h r a u d i s t r a ß e zur ö l w i r t s d i a f t . Hamburg 1948. 3) P h i 1 b y , H.StJ.B., The Background of Islam. Alexandrien 1947, versucht, A b r a h a m mit dem letzten Vertreter einer semitischen, monotheistischen Dynastie von 3 Generationen aus dem „Meerland" am Persischen Golf, der im Beginn des 2. Jährt, v. Chr. durch eine Dynastie mit sumerischen Namen ersetzt wurde und in die Wüste auswanderte, zu identifizieren.
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Von der Senke von Mekka aus wandte sich die Straße, wie gesagt, zur Küste, nicht nur weil weiter im Innern wasserlose Wüsten und jungvulkanische Lavafelder den Weitermarsch zu sehr erschwerten, sondern hier an der Küste wahrscheinlich schon sehr früh ein Hafen gelegen war, der die Grenze zwischen den ständig, das ganze Jahr hindurch wehenden Nordwinden im nördlichen Roten Meere und den jahreszeitlich wechselnden Süd- und Nordwinden im südlichen Roten Meere bezeichnete. Bis hierher konnte also die Schiffahrt von Süden ohne große Schwierigkeiten im Wechselverkehr betrieben werden. Die Straße bog aber bei nächster Gelegenheit wieder ins Innere ab, wahrscheinlich schon bei Rabegh, um von dort aus die wasserreiche Quelloase Jathrib (Medina) zu erreichen, die im oberen Tale des Wädi Hamdh gelegen ist, das weiter nördlich in einem tiefen Durchbruchstal das Küstengebirge des Hedjäz durchbricht. Sie verlief dann weiter nach Norden längs einer Reihe von Grabensenken östlich des Küstengebirges von Hedjäz über el-'Oela (Dedän), Tebük, Ma'än und über die Senke von Palästina im Randabbruch der arabischen Tafel zum Mittelmeer zur phönizischen Küste. Sie nahm also von Jathrib an denselben W e g , über den vor wenigen Jahrzehnten die für den Pilgerverkehr nach Mekka gebaute Hedjäzbahn geführt wurde.
eine Reihe abgelegener, durch große wasserlose Strecken von einander getrennter Oasengebiete des Inneren der Halbinsel ohne Benutzung des Kamels erschlossen werden konnten, darunter z. B. auch der direkte W e g über die Mitte der Arabischen Halbinsel vom Golf von Bahrein am Persischen Golfe über die Oasenbezirke von Khardj und Aflädj durch das Wädi Dawäsir zum Ostfuße der Hochländer von 'Asir-Jemen in Nedjrän. Es ist hierbei die Frage zu stellen, ob die Beteiligung des Stammes Abrahams, der Hebräer, die nach der Bibel ursprünglich als Halbnomaden am Südrand des Euphrat-Tigris-Deltas weideten und die von der Wende des 3. zum 2. Jährt, v. Chr. an als Karawanenführer und Schutzbegleiter, sowie Kriegssöldner auf allen Straßen im Umkreis der Arabischen Halbinsel und bis nach Anatolien und Ägypten hin auftauchten, auch auf der Weihrauchstraße nicht mit der Einführung des Kamels auf diesen Karawanenstraßen irgendwie zusammenhängt1). Dieser Stamm der Habiru, der 'Ibrim, 'Ibrijjim, der „Hinübergehenden" (von hebräisch 'äbar - - - hinübergehen), der SA. GAZ bei den Hethitern, der 'pwrj bei den Ägyptern, soll nach der biblisdien Tradition über Harrän, im oberen Euphratgebiet, also über dicht besiedeltes Fruchtland, zum östlichen Mittelmeer gewandert sein, was aber unwahrscheinlich ist. Auf jeden Fall siedelte er sich aber in der Folge an der nördlichen Verzweigungsstelle der Weihrauchstraße an, w o diese einerseits nach Ägypten, andererseits nach der phönizischen Küste, nach Syrien, Anatolien und zum Zweistromlande führte, in Palästina und Westtransjordanien, im Wohngebiet der seßhaften Kanaaniter.
W i r wissen bis heute nicht, wo die Wildform des einhöckerigen Kamels vorkam, noch w o ihre erste Domestifikation stattgefunden hat. Die Behauptungen, daß das Kamel schon im Alten Reich in Ägypten als Haustier vorkam, sind vorläufig noch umstritten. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß das domestizierte Kamel in Mesopotamien nicht vor dem Anfang des 2. Jährt, v. Chr. von der phönizischen Küste kommend, zuerst auftauchte und von dort aus in die Arabische Halbinsel eingeführt wurde. Von dort aus soll es weiterhin erst sehr spät, im 1. Jährt, v. Chr., seinen Ubergang nach Afrika hin erlebt haben. Hiermit hängt auch die Frage zusammen, ob das Kamel schon an der Erschließung der Weihrauchstraße beteiligt gewesen ist und ob der domestizierte Esel als Tragtier genügte, um die zwischen den Etappen der Weihrauchstraße liegenden Wüstenstrecken zu überwinden. Eine sorgfältige Überlegung über die Möglichkeiten einer Grundwassererschließung, deren Kenntnis wir am Anfang des 3. Jährt, v. Chr. bereits weitgehend annehmen müssen, längs der Weihrauchstraße läßt auf jeden Fall die Wahrscheinlichkeit zu, daß, ebenso wie noch heute, mittels dieses genügsamen Tragtieres die ganze Strecke dieser alten Handelsstraße, selbst mit schweren Lasten zu bewältigen war. Daß nach der Einführung des Kamels die Transportfrage eine sehr große Erleichterung erfuhr, ist selbstverständlich. Eine zweite damit zusammenhängende Frage ist, ob
Die staatsrechtlichen Verhältnisse in den Faktoreien an der Weihrauchstraße, wie in allen Etappen der Weihrauchstraße bis zum Mittelmeer hin, waren in frühesten Zeiten wohl nahezu dieselben, wie diejenigen in den phönizischen Stadtstaaten. Abwechselnd waren hier einzelne Stämme, Familien oder Personen herrschend, die zugleich auch im Handel führend waren, ähnlich wie wir noch in letzter vorislamischer Zeit aus den Zuständen in Mekka ersehen, w o der Stamm der Beni Khuzä'a von dem der Beni Qoreisdi in der Herrschaft abgelöst wurde, ehe der Islam von dort aus seine Herrschaft über die ganze Halbinsel und große Teile der W e l t antrat. Die herrschenden Geschlechter gaben dabei ihren Machtpositionen oft eine kultische Unterbauung, ohne aber ihre wirtschaftlichen Funktionen dadurch zu vernachlässigen. 1) Reinhold W a 1 z hat in der ZDMG 101 (1951) und 104 (1954) das ganze Material über die altweltlidien Cameliden sorgfältig zusammengestellt. Entgegen der Ansicht W . F. A l bright u. a., daß das Kamel erst am Ende des 2. Jährt, v. Chr. in der Arabischen Halbinsel domestiziert worden ist, vertritt Philby, H.StJ.B., The Background. .., a.a.O., die Meinung, daß es bereits zur Zeit der Patriarchen Haustier war.
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Die älteste religiöse Uberlieferung weist auf der ganzen Arabischen Halbinsel auf einen uralten Ahnenkult hin. Dieser war wohl ursprünglich noch mit einer mutterrechtlichen Gesellschaftsform verbunden, die sich schon in dem Urkulturstande der primitiven halbnomadischen Ackerbauer in den klimatisch begünstigteren Gebieten der Arabischen Halbinsel entwickelt hat. In der Neigung zum genealogischen Denken und in vielen mutterrechtlichen Relikten bis zum Siege des Islam und selbst bis zum heutigen Tage sind diese Uberlieferungen bei den halbnomadischen, aber auch noch bei den vollnomadischen Stämmen erhalten geblieben. Mit ihnen verbunden war vor allem im südwestlichen Arabien anscheinend eine primitive Naturreligion, wie sie ja überall mit der „magna mater" als
Hauptgottheit bei den frühen Ackerbauern verbreitet war. ü b e r diesen frühesten Ahnen- und NaturKult legte sich später, noch bis heute mit ihm teilweise vermischt, eine ausgesprochene Astralreligion, die mit der Vergottung der Gestirne Sonne, Mond und Venusstern, wahrscheinlich von Norden aus als typische Religionsform der Vollnomaden, sich über die ganze Arabische Halbinsel ausbreitete. Nach Detlef Nielsen 1 ) sind alle uns bisher überlieferten Gottheiten auf der Arabischen Halbinsel, so vielgestaltig ihre Namen auch sind, auf diese drei Gestirnsgottheiten zurückzuführen, einschließlich der israelitischen und der auch bereits vorislamischen Eingottheit, die aus der Verehrung eines Lokalgottes entstanden sein soll. 1) Der dreieinige Gott in religionshistorischer Beleuchtung, I und II, Stockholm 1922 und Kopenhagen 1942.
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Die weltgeschichtliche Beeinflussung der südwestarabischen Kulturentwicklung Im ganzen 3. und bis zum Anfang des 2. Jährt, v. Chr. scheint sich der Welthandel der internationalen Kaufleute, die an der Weihrauchstraße von Ägypten, von der palästinensischen und phönizischen Küste, von Anatolien und von Mesopotamien bis zur südarabischen Küste von Dhofär und bis zum Golf von 'Aden in einzelnen Stadtstaaten ansässig waren, in verhältnismäßig friedlichen Formen abgespielt zu haben. Die Welthandelsbeziehungen dieser Kaufmannsgemeinschaften dehnten sich aber langsam immer weiter aus. Sie umfaßten eine immer größere Vielzahl und immer weiter entfernte Produkte. Die beiden Hochkulturgebiete im Niltal und im Euphrat-Tigristal nahmen lebhaft an diesem Handelsaustausch teil, aber sie suchten anscheinend nicht, ihn durch imperialistische Bestrebungen an sich zu reißen und zu monopolisieren, wie es anscheinend früher Ägypten um die Wende vom 4. zum 3. Jährt, v. Chr.1) mit der phönizischen Küste und in der Mitte des 3. Jährt, v. Chr. mit der Puntküste versucht hatte. Es ist natürlich, daß in diesem mehr oder minder friedlichen Wettbewerb nicht nur die materiellen, sondern auch die kulturellen Güter aus allen Teilen der damals zivilisierten Welt mitsamt den nützlichen Rohprodukten im Verlaufe der Weihrauchstraße über die Arabische Halbinsel strömten und überall ihren Niederschlag zurück ließen. Es ist also nicht zu verwundern, wenn in Südwestarabien, das wir archäologisch bisher so wenig kennen, an den Etappen der Weihrauchstraße aus diesem Jahrtausend der ungehinderten Durchfuhr aller Arten von Weltprodukten einzelne Kulturerzeugnisse aus allen Ländern, die damals bereits einen gewissen Kulturhochstand entwickelt hatten, also der ägyptischen, der kretisch-mykenischen, der mesopotamischen, der protoindischen und vielleicht bis zur ostasiatischen hin, zurückgeblieben sein können, besonders wahrscheinlich in Gräbern, die von einzelnen Vertretern oder Angehörigen dieser Kulturen angelegt worden sind. Es wurde schon gesagt, daß vom Ende des 3. Jährt, v. Chr. ab, um etwa 2000 v. Chr. nach der Tradition, ein Halbnomaden-Stamm aus dem südlichen Mesopotamien, die Hebräer, in das Gebiet südlich der phönizischen Küste, in Palästina und Westtransjordanien, wo die Weihrauch-
Straße im Norden nach Ägypten, Anatolien und Mesopotamien hin sich verzweigte, einwanderte und dort seinen in der ehemaligen Heimat gewohnten halbnomadischen Lebensstil fortsetzte und sich zuerst als Karawanenführer und Schutzmannschaften der überall ansässigen Kaufleute betätigte. Später beteiligte sich dieser Volksstamm aber wohl selbst am Handel und an dem friedlichen Wettbewerb auf dieser wichtigsten Welthandelsstraße. Nach der biblischen Tradition stammt Abraham und sein Geschlecht aus Ur in Chaldäa, das an der Südseite des Euphrat-Tigrisdeltas gelegen war, ebenso wie die Tradition der Phönizier ihr Herkommen von den Küsten des Indischen Ozeans ableitete. Nach der altarabischen Tradition, die vom Qorän überliefert wird, wird der Stamm Abrahams auch mit der Etappe Mekka an der Weihrauchstraße in Verbindung gebracht und Abraham persönlich wird als Erbauer der Ka'ba betrachtet. Man zeigt nahe der Ka'ba noch den Stein, von dem aus Abraham das Mauerwerk dieses sicher sehr alten Gebäudes errichtet haben soll. Es ist nicht anzunehmen, daß der Prophet bei der Verkündung des Qorän, obwohl er damals noch hoffte, das an der Weihrauchstraße ansässige Judentum für seine neue religiöse Synthese zu gewinnen, nur die Tradition des Judentums mit seiner Vaterstadt Mekka zu verbinden suchte, denn wenigstens an einer sehr alten Beteiligung der Hebräer an dem Verkehr auf der Weihrauchstraße wird wohl niemand zweifeln können. Der Bericht über die Austreibung des Kebsweibes Abrahams, Hagar, in die Wüste und über ihre Errettung durch Gott durch die Erschaffung des Zemzembrunnens in Mekka, sowie die Nachrichten über die Verwandtschaft des Geschlechts seines Sohnes Isma'il, also der Isma'iliten, mit den Hebräern liegen in derselben Richtung. Sie bedeuten, materialistisch gesehen, wohl das allmähliche Einsickern der nördlichen Orientaliden, also der semitischen Form der eigentlichen Orientaliden, in das Gebiet der südlichen hamitischen Form, die die Urbevölkerung der südlichen Arabischen Halbinsel bildete und bis auf den heutigen Tag teilweise noch ist. Es sind noch viele Gründe dafür anzugeben, die uns hier aber zu weit abseits führen würden, die dafür sprechen, daß die Hebräer, ursprünglich aus Süd-Mesopotamien stammend, wo inzwischen die Sumerer von den Akkadern und anderen semitischen Dynastien ersetzt worden waren, indirekt oder direkt zur ersten großen aramäischen Einwanderungswelle gehörten, die von Norden aus,
1) In der chronologischen Ansetzung der Frühgeschichte ist der 2. Band der „Historia Mundi" möglichst benutzt worden, in dem aber die Ansätze der einzelnen Mitarbeiter teilweise um mehrere J a h r h u n d e r t e differieren.
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wie wir jetzt überzeugt sind, in die Arabische Halbinsel hineindrängten, und ihre ursprünglichen Bewohner, zu denen im Norden auch die Kanaaniter gehörten, die von der Bibel1) noch zu den Söhnen Hams gerechnet werden, d. h. wohl Hamiten waren, überschichteten. Diese hamitisdie Unterschicht in Südarabien war wohl dieselbe, die heute noch im äußersten Süden in einzelnen Resten sitzt2) und somatisch den Ureinwohnern von Belutschistan, den Brague, sowie vielen Urindiden sehr ähnlich ist. Die Überlieferungen der Bibel über das Schicksal Josephs und seiner Brüder geben uns ein anschauliches Bild über die Tätigkeit der Karawanenführer der damaligen Zeit. Es ist nicht anzunehmen, daß in dieser Zeit bereits der Hafen Gaza vorhanden war, der wahrscheinlich erst später seine große Bedeutung gewann. Größere Staatsbildungen scheinen, außer den kleinen Gemeinschaften an den Etappen der Weihrauchstraße und an der Nord- und Südküste der Arabischen Halbinsel im 3. und am Anfang des 2. Jährt, v. Chr. nirgends stattgefunden zu haben. Im eigentlichen Sinne staatsbildend waren in dieser Zeit nur die beiden Hochkulturen in Ägypten und im Zweistromlande, während die Induskultur bereits am Anfang des 3. Jährt, v. Chr. in ihrem Ursprungsgebiet erloschen und anscheinend in den Zustand der übrigen Welt zurückgefallen war, ebenso wie wohl die, in der Mitte des 3. Jährt, v. Chr. im Ägäischen Meere neu entstandene kretisch-mykenische Hochkultur niemals zu einer geschlossenen Staatsbildung, wie in Ägypten und Mesopotamien, gekommen zu sein scheint. Außer in diesen beiden letzten Staatsgebilden muß man sich die übrige Welt dann als eine ziemlich amorphe Masse von, in dörflicher Kultur lebenden, seßhaften oder halbnomadischen Ackerbauern oder Viehzüchtern vorstellen, die alle nur in mehr oder minder großen Stammesverbänden zusammengeschlossen waren, und in der nur einzelne Kerne städtischer Hochkultur lagen, die man aber höchstens als Stadtstaaten ansprechen kann, und deren Grundlage vorwiegend der Handel bildete. Dieser Zustand der damaligen Welt endete plötzlich, als um etwa 1800 v. Chr. die Hethiter, die als erste Welle europäider Völker, die im 2. Jährt, v. Chr. über den Kettengebirgsgürtel in das Wohngebiet der Orientaliden einbrachen, und die sich bereits seit einigen hundert Jahren in Nord-Anatolien als Fremdherrscher festgesetzt hatten, gegen das östliche Mittelmeergebiet vorstießen. Dieser Vorstoß nach Süden über den Ket1) 1. Mose, Kap. 10, Vers 6. und 1. Chronika, Kap. 1, Vers 8. 2) Bertram T h o m a s , Among some unknown tribes of South Arabia. Journ. Royal Anthropolog. Inst, of Great Britain, LIX, 1929. Bertram T h o m a s , Four Strange Tongues from Central South Arabia. The Hadara Group. Proc. of the British A c a d e m y 23, 1937, S. 231—331.
tengebirgsgürtel erfolgte übrigens etwa gleichzeitig mit ähnlichen Vorstoßbewegungen mongoloider Völker in Ostasien, so daß man versucht ist, klimatische Ursachen für diese Bewegungen anzunehmen, zumal auch spätere Völkerwanderungen von Norden nach Süden, sowohl im Westen wie im Osten der Alten Welt, gleichzeitig erfolgten. Der Einbruch der europäiden Hethiter in den Mittelmeerraum führte zur ersten größeren imperialistischen Staatsbildung, die die Weltgeschichte bisher kennt, zur Herrschaft des Hethiterreiches, das ganz Vorderasien, wahrscheinlich einschließlich von Ägypten umfaßte, und über dessen Bedeutung wir uns erst in den letzten beiden Jahrzehnten in vollem Ausmaße klar geworden sind, ü b e r die hethitische Hieroglyphenschrift rätselten die Fachleute lange herum, bis jetzt Bossert in Karatepe in Kleinasien eine Bilingua entdeckt hat, die uns die Bedeutung des phönizischen Einflusses allerdings erst am Anfang des 1. Jährt, v. Chr. bei den Hethitern klar werden läßt. Wir können jetzt auch mehr oder minder überzeugt sein, daß die Hyksoseroberung von Ägypten, wenn auch nicht eine direkte hethitische war, aber sicher von Norden aus erfolgte und mit den hethitischen Vorstößen nach Süden in engstem Zusammenhang stand. Sowohl die Phönizier, die die Schiffahrt im Mittelmeer beherrschten, wie die Hebräer, die auf den Karawanenstraßen von Vorderasien und Ägypten bis zum Indischen Ozean hin tätig waren, scheinen mit den neuen hethitischen Machthabern in guten Beziehungen gestanden zu haben. Die Tätigkeit der Hebräer in Ägypten, von der uns die Josephslegende in der Bibel berichtet, wird wohl in diese Zeit zu versetzen sein. Aus dem Zusammenbruch der Hyksosherrschaft in Ägypten mußte die Kriegsgefangenschaft der Hebräer dort resultieren und auch ihre Flucht, ihr Exodus, und zwar nicht nach Kanaan, in ihr Ausgangsland zurück, sondern in die Wüste längs der Weihrauchstraße im Hedjäz, entsprach ihrer früheren historischen Tätigkeit, während die Ägypter den zusammenbrechenden Fremdherrschern bis nach Syrien hin erobernd gefolgt waren. Das Hethiterreich entwickelte eine besondere Kultur, die zwar stark von der babylonischen und assyrischen beeinflußt war, und zu der außerdem die Phönizier als Vermittler viel beigetragen hatten, die aber doch sehr eigenwillige Züge aufweist. Es wäre nicht zu verwundern, wenn diese Einflüsse entlang der Weihrauchstraße in der Zeit, als die Hethiter die gesamte östliche Mittelmeerküste beherrschten, bis nach Südarabien vorgedrungen wären. Es wäre auch durchaus erklärlich, daß bei der Feindschaft, die sowohl von Babylonien-Assyrien, wie von dem südlichen, restlichen Ägypten den Hethitern entgegengebracht wurde, diese die in ihrem Machtbereich zwischen den beiden feindlichen Gebieten ansässigen phönizischen Welthändler und hebräischen Karawanenbegleiter 21
benutzt haben, um entlang der Weihrauchstraße ihre Beziehungen bis zum Indischen Ozean hin auszudehnen. In der Tat scheinen gewisse Funde, wie wir sehen werden, mit den Oppenheimschen älteren Funden in Teil Halaf eine gewisse Ähnlichkeit aufzuweisen. Man kann es überhaupt wohl als ein wichtiges Gesetz der Kulturentwicklung betrachten, daß bei einer, im freien Wettbewerb, d. h. nicht unter politischem Druck erfolgenden wirtschaftlichen Beziehung, die kulturelle gegenseitige Beeinflussung am stärksten wirksam ist. Eine wirtschaftliche Beherrschung unter starkem politischen Druck, also unter einer Fremdherrschaft, ergibt immer wieder in den davon betroffenen Gebieten eine größere kulturelle Beeinflussung von und nach der Seite hin, von der kein politischer Druck erfolgt. Diese Tatsache hat sich immer wieder im ganzen Verlaufe der Kulturentwicklung der Menschheit bestätigt. Das hethitische Imperium hat einen solchen politischen Druck anscheinend weder gegen die Weihrauchstraße nach Süden, noch gegen die händlerische Betätigung der Phönizier und Hebräer ausgeübt. Der Zusammenbruch des Hethiterreiches erfolgte durch den Ansturm der zweiten Welle europäider Eindringlinge über den Kettengebirgsgürtel der Alten Welt um die Mitte des 2. Jährt, v. Chr., die die Apenninenhalbinsel, die Balkanhalbinsel, Kleinasien, Persien bis nach Indien hin überschwemmte und große Volksverschiebungen in der orientaliden Welt zur Folge hatte. Die in den Raum der kretisch-mykenischen Hochkultur einbrechenden Völker eigneten sich von dieser die Kenntnis des Schiffsbaus an und überschwemmten nicht nur auf den Landwegen, sondern z. T. als Seevölker bis um 1200 v. Chr. hin die ganzen Gestade des östlichen Mittelmeeres. Die neuen Eroberer wanderten zu Lande über Kleinasien bis Syrien und bis zur phönizischen Küste vor und setzten sich, von der See kommend, als Philister in Palästina fest. Sie brandschatzten sogar die Küsten von Ägypten. Die Ägypter, die im 15. Jahrh. v. Chr. den weichenden Hethitern bis nach Syrien hin nachgestoßen waren und Palästina und die phönizische Küste besetzt hatten, mußten nach vielen Kämpfen, von denen uns die Amarna-Briefe berichten, endlich wieder in ihre Ausgangsstellungen zurückkehren. In diese Zeit, vom 14.—12. Jahrh. v. Chr., fällt die kulturelle Vorherrschaft der kretisch-mykenischen Kultur im ganzen östlichen Mittelmeerraum, einschließlich der Küste der Arabischen Halbinsel, und in der Folge ihre langsame Entwicklung über die achäische zur klassisch griechischen Kultur. Diese Kultureinflüsse, denen sich auch die phönizische Küste und die dort ansässigen Welthändler nicht entziehen konnten, mußten folgerichtig auch der Weihrauchstraße folgen, und es ist nicht ausgeschlossen, daß sie sich in dieser Zeit über Südarabien hinweg bis nach Südasien hin bemerkbar machten. Schon Dörpfeld 22
drückte brieflich dem Verfasser 1929 die Vermutung aus, daß sich in Südarabien längs der Weihrauchstraße eines Tages kretisch-mykenische Kulturerzeugnisse finden würden. Ob die in Fig. 144/145 Phot. 129/136 abgebildeten Terrakottaköpfe diese vorausgesagten Einflüsse andeuten, wage ich nach ihrem schlechten Erhaltungszustand nicht eindeutig zu entscheiden. Der Gegendruck der orientaliden Völker gegen diese völkische und kulturelle Überfremdung von Norden setzte nunmehr aber sehr bald ein. Die aramäischen Völker, die von Syrien bis nach Transjordanien vorgedrungen waren, und die durch die aus Ägypten über die Hedjäzwüsten wieder nach Palästina und Transjordanien zurückkehrenden Hebräer verstärkt wurden, begannen sich in den Landschaften längs der Weihrauchstraße nunmehr politisch zu konsolidieren. Es kam in der Folge an den wichtigsten Etappen ihres Verlaufes zu der Bildung von ersten wirklichen Staatsgründungen, die es diesen ermöglichten, den Widerstand gegen die vom Mittelmeer vorstoßenden Kräfte und Einflüsse zu verstärken. In den Anfang dieser Periode fallen auch die neuen Versuche der Ägypter, die schon früher geübten Puntfahrten, d. h. die Schiffsbeziehungen mit dem Indischen Ozean wieder zu erneuern und die dieser Schiffahrtsbetätigung ungünstigen Teile des Roten Meeres möglichst zu umgehen, indem man die Ausgangshäfen der Expeditionen weit nach Süden verlegte. Bezeichnenderweise erfolgte anscheinend die erste größere Staatsgründung an der Weihrauchstraße dort, wo von ihr eine Zweigstraße nach Osten, direkt zum Persischen Golf und weiter nach Mesopotamien hin abbog, also in den reichen Bewässerungsoasen am Ostfuß der Hochländer von Jemen-'Asir, mit dem Mittelpunkt im Djöf, in dem das Wädi Kharid das ganze Jahr hindurch Wasser führte. Es war das Reich der Minäer mit der Hauptstadt Ma'in (Qarnawu), dessen Anfänge allgemein bis vor wenigen Jahren 1 ) ins 13. Jahrhundert gesetzt wurden, bis K. Mlaker 2 ) sie in das 9. bis 8. Jahrh. v. Chr. zurückverschob. Neuerdings haben Winnett 3 ) und W. F.
1) Vor allem von Ed. G l a s e r , Skizze der Geschichte und Geographie Arabiens II, Berlin 1909 und Reise nach Märib, W i e n 1913 und H o m m e 1, Fr., Ethnologie und Geographie des Alten Orients im Hdb. der Klass. Altertumswiss., Bd. III., 1. Abt., 2. Hälfte, München 1926 und Geschichte Südarabiens, in D. Nielsen, Hdb. der Altarabisdien Altertumskunde, I, Kopenhagen 1927. 2) Die Hierodulenlisten von Ma'in nebst Untersudlungen zur altsüdarabisdien Rechtsgeschichte und Chronologie, in Samml. Orientalist. Arb., Heft 15, Leipzig 1943. 3) The Place of the Minaeans in the History of Pre-Islamic Arabia, in Bull, of the Amer. Sdiools of Oriental Researdi, 73, 1939, S. 3—9.
Albright 1 ) die Anfänge des Minäerreiches sogar in das 5. bis 4. Jahrh. zurückzudatieren versucht, basierend allerdings nur auf der Auslegung eines einzigen Namens in einer minäischen Inschrift aus Nordarabien. Demgegenüber tritt H. Philby 2 ) in seiner letzten geschichtlichen Behandlung der arabischen vorislamischen Geschichte wieder für die längere Chronologie der früheren deutschen Süd-Arabisten ein. H. v. Wissmann und M. Höfner3) entschließen sich dagegen, der mittleren chronologischen Auffassung von Mlaker zu folgen. Dasselbe tut der jüngere J. Ryckmans4) in der letzt erschienenen chronologischen Zusammenfasssung. Wir neigen mit Philby zur sogenannten „längeren" Chronologie, die wir vor allem aus naturgesetzlichen und universalgeschichtlichen Gründen für die wahrscheinlichere halten, als die „mittlere" und „kürzere". Die zweite Staatskonsolidierung an der Weihrauchstraße fand an ihrem nördlichen Ende statt, im israelitischen Staatswesen, über dessen Chronologie wir ja, als an der Wende vom 2. zum 1. Jährt, v. Chr. liegend, wesentlich besser orientiert sind als in Südarabien, wo die archäologische Forschung ja noch in ihren Anfängen steht. Während der Zeit dieser Staatsgründungen an der Weihrauchstraße in Westarabien war das Babylonisch-Assyrische Reich ganz von seinen Verbindungen zum Mittelmeer abgeschnitten und war daher an der Benutzung der direkten Verbindung zur südlichen Weihrauchstraße besonders interessiert. Es ist wohl nicht zu bezweifeln, daß die ersten Anreger des Minäischen Reiches, ebenso wie die diesem bald folgenden, etwas südlicher, an der aus natürlichen Gründen nicht so fruchtbaren Oase um Märib gelegenen Sabäischen Reiches, Händlerkreisen entstammten, die von Norden kamen und wahrscheinlich aramäischen Ursprungs waren, und die im Verlaufe der Hethiterherrschaft und der dieser dort folgenden Fremdherrschaften längs der Weihrauchstraße nach Süden ausgewichen waren. Wenigstens spricht alles dafür, daß die südarabischen Kulturen eine nordarabische Grundlage besitzen. Ob die ersten Dynastien in den entstehenden Staatsgebilden von diesen Kreisen gestellt wurden, wissen wir nicht. Es scheint uns wahrscheinlich zu sein, daß das Sabäische Reich neben dem Minäischen, wenn
auch nicht gleichzeitig, so doch nicht wesentlich später entstanden ist. Die Minäer waren vor allem bestrebt, ihren Machtbereich nach Norden zu auszudehnen, entlang der Weihrauchstraße, während die Sabäer sich vor allem nach Süden zu betätigten. Vielleicht waren sie in ihren Anfängen eng mit einander verbunden, und erst Jahrhunderte später gewann das Sabäische Reich die Vorherrschaft, wohl erst nachdem es sein Oasengebiet durch künstliche Bewässerung immer weiter erschlossen hatte, die in den berühmten Dammbauten am Ausfluß des Wädi Dhana aus dem Gebirge kulminierte. Vorher war der Djöf mit seinem das ganze Jahr hindurch'Wasser führenden Tale gegenüber Märib begünstigt gewesen. Der politische Einfluß des Minäerreiches hat sich während seiner größten Machtentfaltung bis zum Nordende der Weihrauchstraße in Transjordanien erstreckt. Minäische Inschriften sind in Kreta, wie in Ägypten und Mesopotamien gefunden worden. Es ist nicht ausgeschlossen, sondern sogar wahrscheinlich, daß die Zeit der größten Ausbreitung des Einflusses des Minäerreiches nach Norden mit der Zeit der Eroberung Palästinas durch die aus Ägypten in die nördlichsten Etappen der Weihrauchstraße zurückgekehrten Hebräer gleichzeitig ist, daß diese entweder von den Minäern unterstützt oder aber von ihnen bedrängt wurden. Auf jeden Fall muß in den letzten Jahrhunderten des 2. Jährt, v. Chr. die Bildung der drei Reiche im Verlauf der Weihrauchstraße, des Minäischen, des Sabäischen und des Israelitischen Reiches ziemlich gleichmäßig erfolgt sein, wahrscheinlich sogar auch des vierten Staatsgebildes, im eigentlichen Weihrauchlande selbst, des Hadhramauter Reiches, dessen Anfänge wir ungefähr mit denen des Minäischen gleichsetzen können. Uber die Konsolidierung des Israelitischen Reiches, die erst nach schweren Kämpfen gegen die Kanaaniter und Philister, aber anscheinend auch gegen die, vor der ägyptischen Gefangenschaft noch in Palästina verbliebenen Hebräer erfolgte, sind wir durch die biblische Geschichte eingehend unterrichtet. Die zwölf Stämme Israels schlössen sich um die Wende des 2. zum 1. Jahrtausend zu einem geschlossenen Staatsgebilde zusammen, dessen wirtschaftliche Kraft vor allem auf den Handelsbeziehungen auf der Weihrauchstraße beruhte sowie auf den guten Beziehungen zu den dort entstandenen Staatsgebilden. Als unter König Salomo eine engere Beziehung mit den südarabischen Reichen angeknüpft wurde, vor allem mit dem Sabäischen, hatte letzteres sich anscheinend bereits weitgehend konsolidiert. Das Israelitische Reich schloß aber auch mit den Phöniziern, dem König von Tyrus, ein Bündnis ab, nachdem ein solches mit Ägypten schon vorausgegangen war. Salomo sicherte sich von den Phöniziern Zedernholz, sowie die Mithilfe erfah-
1) The chronology of Ancient South Arabia in the Light of the First Campaign of Excavations in Qatabân, Bull, of the Amer. Schools of Oriental Research, 119, 1950, S. 5—15 und The Chronology of the Minalan Kings of Arabia, dasbst 129, 1953, S. 20—24. 2) The Background of Islam, Alexandria 1947. 3) Beiträge zur historischen Geographie des vorislamischen Südarabiens, Abh. d. geistes- u. sozialwissenschaftlichen Kl. der Akademie der Wissenschaften u. der Literatur, NR. 4, J a h r g . 1952. 4 ) J . R y c k m a n s , L'Institution Monarchique en Arabie Méridionale avant l'Islam (Ma'in et Saba), Bibliothèque du Muséon, Bd. 28, Louvain 1951.
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rener Seeleute für den Schiffbau, und die Israeliten beteiligten sich von dieser Zeit an an den Seefahrten, nicht nur vom Golf von 'Aqabah aus, wo der salomonische Seehafen Ezion Geber von Glück1) wieder ausgegraben und die Nachrichten der Bibel über diese Unternehmungen überraschend bestätigt worden sind, sondern auch von Gaza am Mittelmeer aus, welcher Hafen als zweites wichtiges Ausfalltor der Weihrauchstraße neben der phönizischen Küste nunmehr entwickelt wurde. Die Israeliten nahmen von nun an in größerem Maßstab an den immer weiter nach Osten und Westen sich ausdehnenden Handelsbeziehungen auch auf dem Meere teil. Dieser zum zweiten Male nach der Unterbrechung durch die Imperiumsbildung der Hethiter wiederhergestellte, im großen und ganzen friedfertige Zustand in den Handelsbeziehungen der gesamten Alten Welt, als neben Ägypten und Mesopotamien mit ihren alten Kulturen sich neue Staatsbildungen zu entwickeln begannen, unter denen vor allem die griechische, die etruskische, die persische und eine neue indische zu erwähnen sind, dauerte etwa bis ins 7. Jahrh. v. Chr. In dieser Zeit entwickelte sich auch die südarabische Kultur zu ihrer klassischen Gestaltung. Sie ist in dieser Zeit aus einer typischen Mischkultur, soweit wir das bisher beurteilen können, vom 12. bis zum 7. Jahrh. v. Chr. allem Anschein nach zu einer geschlossenen, abgerundeten Sonderkultur geworden 2 ). Diese stand nur über die engen Schläuche der verschiedenen Stadt- und Oasenkulturen an der Weihrauchstraße und ihre Verzweigungen, sowie durch Schifffahrtswege mit den übrigen Kulturen der Alten Welt in Verbindung. Ihre intensiven Handelsbeziehungen, die große Zwischengewinne ins Land brachten, waren die Grundlage für den Kulturaufschwung, den wir in dieser Zeit feststellen können. Zwar waren die natürlichen Grundlagen des Landes selbst, das an die Kerne der südarabischen Staaten im Djöf und in Märib grenzte, auch in den Hochländern von 'A?ir und Jemen, günstiger, als diejenigen auf der ganzen übrigen Halbinsel. Aber sie waren bei weitem nicht so günstig, wie in den Stromoasen von Ägypten und Mesopotamien. Die Niederschläge blieben auf einige Sommermonate beschränkt, so daß sie ohne künstliche Bewässerung, zumal der Regen nur in Gewittergüssen niederging, nur in den Flußtälern für die Landwirtschaft nutzbar gemacht werden konnten. Aber das Klima in der
großen Höhenlage zwischen 2000 und 3000 m war immerhin so günstig, daß die Römer dem Lande wohl auch aus diesem Grunde den Namen „Arabia felix", das „Glückliche Arabien", gaben. Die Erschließung dieser Hochländer durch künstliche Bewässerung wird wohl von den Etappen der Weihrauchstraße am Ostfluß der Hochländer, die an den Ausmündungen der großen Täler lagen, ausgegangen sein. Hier am Rande der Wüste war das Klima trocken und heiß, so daß die intensive ackerbauliche Bewirtschaftung durch Terrassierung der Hänge wohl schon sehr bald in die Hochländer hinaufgetrieben werden mußte, zumal der Karawanenhandel auf der Weihrauchstraße schon sehr frühzeitig, zumal wegen der verschiedenen Klimate in Nord- und Süd-Arabien, auf zwei begrenzte Perioden des Jahres, im Frühling und im Herbst, beschränkt worden ist3). Die intensive Terrassierung der beiden Hochländer, die bis heute noch die Bewunderung aller Reisenden erregt, war sicher nur auf der Basis der großen Reichtümer, die in Form von Zwischengewinnen auf der Weihrauchstraße ins Land flössen, möglich, und auf dieser gewaltigen Arbeit im Altertum beruht heute noch die Wirtschaft des Landes mit ihrer hohen Bevölkerungszahl, die ohne eine derartig intensive landwirtschaftliche Nutzung des Landes durch den ungeheuer mühseligen Terrassenfeldbau gar nicht lebensfähig wäre. Der berühmte Staudamm von Märib bei der Hauptstadt des Sabäischen Reiches, der das Wasser des dort in die Wüste eintretenden Wädi Adhäna zur Bewässerung einer Oase das ganze Jahr hindurch aufstaute, so daß sie in ihrer höchsten Blütezeit eine Bevölkerung von 100 000 Köpfen ernähren konnte, wurde bereits im 8. Jahrh. v. Chr. gebaut. Dieser Staudamm verfiel nach mehrfachen Brüchen im 5. Jahrh. n. Chr. und damit wurde auch die ganze früher fruchtbare Oase wieder zur Wüstensteppe, in der heute das Dorf Märib ein Wohnort ärmlicher Halbnomaden geworden ist, wie er es auch vor der Erschließung der Weihrauchstraße war. Auch die Feldterrassenwirtschaft im Hochlande und viele der einst dort vorhandenen Bewässerungsanlagen sind nach dem Ausfall der Zwischengewinne von der Weihrauchstraße her in einen weitgehenden Zustand des Verfalls übergegangen. In dieser Blütezeit der landwirtschaftlichen Entwicklung im Minäischen und Sabäischen Reich muß sich auch bereits der, heute noch in Jemen herrschende Wohnstil des kastenförmigen Hochhauses herausgebildet haben, das wegen der Hochgebirgsnatur des Landes sowie wegen der intensiven Ausnutzung des Bodens durch die Landwirtschaft, ferner wegen der Notwendigkeit für die Bevölkerung, nur in natürlicher Festungslage, auf Bergspitzen, Berggraten und Bergnasen,
1) Nelson G l ü c k , The Excavations of Salomons Seaport Ezion Geber, Ann. Rep. of the Smithonian Inst. Washington 1942, S. 453—478. 2) Die bei den Ausgrabungen der amerikanischen Wendell Phillips Expedition 1952 in Märib gefundene Bronze-Statue aus dem 8. Jährt, v. Chr. zeigt cyprische und phoenizische Einflüsse (s. F. P. Albright u. A. Jamme, A. Bronze Statue from Mareb, Yemen, The Scientific Monthly, Vol. LXXVI, 1953, S. 33—35.
3) s. C. R a t h ) e n s , Die P i l g e r f a h r t . . ., a.a.O.
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hat in den Wintermonaten 1950 und 1951 die amerikanische Wendell-Phillips-Expedition eine großzügige Ausgrabung vorgenommen. Die Fortsetzung dieser Grabungsarbeiten im Winter 1952 in Märib ist nach vielversprechenden Anfängen leider gescheitert.
zu siedeln, nicht in die Breite, sondern in die Höhe gebaut wurde. So entstand wahrscheinlich schon damals in ganz Südarabien das noch heute gebräuchliche Haus mit vielen Stockwerken übereinander, von dem bereits die vorislamische Tradition berichtet. Der Palast Ghumdän in S a n a , von dem im 1. Teil berichtet worden ist (S. 39), soll nach der Überlieferung eine Höhe von 20 Stockwerken erreicht haben. Wir sagten schon, daß wir geneigt sind, mit Glaser, Hommel und Philby den Beginn des Minäischen Reiches um die Wende vom 14. zum 13. Jahrh. v. Chr. anzusetzen und es bis zum Ende des 7. Jahrh. v. Chr. bestehen zu lassen. Aus dieser Zeit sind wir durch die Inschriftensteine mit den Namen von vielen Königen bekannt geworden, aber leider bisher noch mit keiner durchgehenden Reihe von Dynasten. Mit dem sehr bald nach ihm entstehenden Sabäerreich scheinen, wie wir schon sagten, enge Beziehungen bestanden zu haben, die allerdings teilweise getrübt waren. Zuletzt scheint das Minäische Reich vollständig in das Sabäische aufgegangen zu sein. Während die Minäer ihren Machtbereich von dem fruchtbaren Oasendistrikt an der Grenze zwischen Jemen und 'Asir, dem Djöf aus, in dem drei Flußtäler aus dem Hochlande an dessen Ostfuß zusammenflössen, vor allem über den ebenfalls sehr fruchtbaren Oasendistrikt von Nedjrän und weiter nach Norden entlang der Weihrauchstraße entwickelten, waren weiter im Süden, wie wir bereits sahen, ungefähr zu gleicher Zeit zwei weitere Machtzentren entstanden, deren genaue Chronologie wir vorläufig aber ebenfalls nicht feststellen können. Von dem, nur etwa 100 km südlich von Ma'in, der Hauptstadt der Minäer entfernten Zentrum des Sabäerreiches, Märib, war bereits die Rede. Der Beginn des Sabäerreiches ist ebenfalls sehr umstritten. Es sind aber Gründe dafür vorhanden, zu vermuten, daß es etwa gleichzeitig, vielleicht etwas später als das Minäerreich, also etwa um 1200 v. Chr. entstand. Die größte Wahrscheinlichkeit spricht m. E. wenigstens dafür, daß seine Anfänge wesentlich früher liegen als die Jahrtausendwende. Es wurde in der Folge das mächtigste der drei, in Südarabien entstandenen Staatsgebilde. Das dritte, etwa um dieselbe Zeit entstehende Machtzentrum in Südarabien war im eigentlichen Weihrauchlande gelegen und hatte seine Hauptstadt wahrscheinlich zuerst irgendwo im Wädi Hadhramaut. Es suchte sich von hier aus nach Nordwesten, entlang den verschiedenen Zufuhrwegen zur Weihrauchstraße hin auszudehnen, die in einer Landschaft am Fuße des südlichen Hochlandes von Jemen zusammenlaufen. Hier lag als fruchtbarste Oase am Ausfluß des Wädi Beihän aus dem Hochlande als Zentrum der Landschaft Qatabän die alte Stadt Timna'. Hier
Als das Hadhramauter Reich seinen Machtbereich bis nach Qatabän ausgedehnt hatte, scheint es seine Hauptstadt nach Schabwa verlegt zu haben, einem Orte, der am Austritt des Wädi Hadhramaut aus der Wüste in die hadhramauter Kalktafel hinein gelegen ist. Ein breiter südlicher Zipfel der großen südarabischen Wüste Rub' el-Khäli trennt sie von den Oasen am Fuße des jemenitischen Hochlandes, von Timna', Harib und Märib. Wir können wohl vorläufig den Beginn der Bildung dieses Hadhramauter Reiches ebenfalls um etwa 1300 v. Chr. setzen. Ebenso wie das Sabäische Reich wohl schon um das 7. Jahrh. v. Chr. die völlige Übermacht über das Minäische Reich gewann, so daß von da an von diesem nicht mehr die Rede war, eroberte es im 2. Jahrh. v. Chr. auch das Hadhramauter Reich, samt dem vorher von diesem bereits aufgesogenen Qatabänischen Reiche. Die folgenden Listen 1-3 zeigen nach den wichtigsten chronologischen Auffassungen die uns bisher aus den Inschriftensteinen bekannten Dynasten dieser drei Reiche in der Zeitperiode vom Beginn bis zum 7. Jahrhundert, also in einer Zeit, die wie wir schon sahen, für die Weihrauchstraße eine friedliche Entwicklung bedeutete. Die ersten uns überlieferten Herrscher waren alle sogenannte „mukarrib", was wir als Priesterfürsten übersetzen können. Aus diesen wurden später in allen drei Reichen weltliche Könige, anscheinend zuerst in Hadhramaut, so daß diese Entwicklung von Süden nach Norden gewandert zu sein scheint. Die Einflüsse zu dieser Wandlung kamen also anscheinend über den Indischen Ozean, vielleicht von Indien her. Das 8., im gesteigerten Maße aber noch das 7. Jahrhundert v. Chr. wurden für das Schicksal der Länder entlang der Weihrauchstraße entscheidend, weil sich zum ersten Male nach dem Zusammenbruch des 1. Hethiterreiches im 15. Jahrh. v. Chr. um das östliche Mittelmeer wieder ein Imperium herausbildete, das die seit Jahrhunderten in ungehindertem Austausch miteinander stehenden Länder längs der Weihrauchstraße vom Mittelmeer bis zum Indischen Ozean voneinander trennte. Seit der Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. betrieb das Assyrische Reich, das im Zweistromlande die Erbschaft des Babylonischen angetreten hatte, eine brutale Expansionspolitik, während der nicht nur die östliche Mittelmeerküste, sondern auch mehrmals Ägypten erobert wurde, bis es am Ende der ersten Hälfte des 7. Jahrh. v. Chr. endgültig seine Selbständigkeit verlor. 25
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LISTE 8.
Das Hadhramauter Reich nach Hommel (1927) l) Um 115 v . C h r . w u r d e Q a t a b ä n durdi Saba erobert Könige 1) Jid'x-abü Ghailän
nad* Philby (1947) 2)
Könige
2) Ill-'azza (Sohn) um 100 v.
1) Jid'i-ilu Bajin I., 180 v., Gründer von Schabwa und Erneuerer des Reichs 2) Ilu-rijam Jadim, 160 v. (Sohn)
3) Salfän 4) Ili-'azza Jalit (Sohn) um 30 v.
3) J i d ' i - a b ü Ghailän I. r 140 v. (Bruder) 4) Ili-'azzar, 120 v. (Sohn)
5) Rabbi-schams 6) Jid'ä-ilu Bajin
5) J i d ' i - a b ü Ghailän II., 100 v. (Neffe) 6) Jid'i-ilu Bajin II., 80 v. (Sohn) 7) 8) 9) 10)
' A m Dahir, 35 v. Ili-'azza J a l i t I. ( 15 v. (Sohn) 'Alhän oder Salfän, 5 n. (Sohn) Ili-'azza Jalit II., 25—65 n, (Sohn) (Periplus)
Mukarrib 11) A b ü - j a s i ' , 65 n. 12) Jar'asch, 85 n. (Sohn) 13) ' Alhän, 105—125 n, (Sohn) um 300 n. Chr. w u r d e H a d h r a maut durch Saba erobert 1) Nielsen, Handbuch . . ., a.a.O. 2) The Background . . a.a.O.
LISTE 9.
125—290 n. Chr. stand H a d h r a m a u t unter der Herrschaft der Sabäer
Das Himj arische Reich
nach Hommel (1927) l) um 300 n. Chr. Ende der Könige von Saba' und Dhü Raidän u n d Eroberung des Hadhramauter-Reichs Könige von Saba', Dhü Raidän, Hadhramaut und Jamnat (Tubba ) 1) Schammar Juhar'isch von 345—375 n. Chr. erste Besetzung durch das Axumitische Reich 2) 3) 4) 5)
Malki-kariba J u h a ' m i n , um 378 n, A b i - k a r i b a As'ad, 385—420 n. (Sohn) W i r ' i - a m a r a Aiman (Bruder) Sarahbi'il J a ' f u r , 420—455 n. erster Dammbruch v. Märib. 6) 'Abd Kulälim, 455—460 n. 7) Sarahbi'il J a k k u f , 460—470 n. 8) Ma'di-kariba J a n ' a m , 470—495 n. (Sohn) 9) Luhai'at Janäf (Bruder)
10) Martad-ilän, 495—515 n. 11) Dhü Nu'äs, 515—525 n. von 525—570 n. Chr. zweite Besetzung durch das Axumitische Reich a.a.O. 1) Nielsen, Handbuch 2) The Background . . ., a.a.O. Note on the last kings . . ., a.a.O.
LISTE 10.
nach Philby (1947 und 1950) 2)
1) 270—310 n. (Sohn v. J a s i r u m Juhan'im) s. S, 35 2) J a r i m J a r h a b , 310 n. (Sohn) 340—375 n. erste axumitische Besetzung 3) 375—400 n. (Sohn od. Enkel) 4) 378—415 n. (Sohn), J u d e 5) 378—425 n. (Bruder) 6) 425—455 n. (Neffe) 7) Ma'di-kariba, 430—440 n. (Bruder) 8) Interregnum, 455—460 n. 9) 460—470 n. (Sohn) 10) Nauf, 470—490 n. (Sohn) 13) 490—510 n. (Bruder) 11) Luhai-'att Janif, 480—500 n. (Bruder) 12) 495 n. erfolgloser Aufstand von Martad-ilän 14) 510—525 n, von 570—628 n. Chr. Besetzung durch das Persische (Sassaniden) Reich
Könige von Ausän nach Philby (1947) i) 1) Martu, 620—600 v., gestürzt von Karibailu W a t a r von Saba. A u s ä n w u r d e wahrscheinlich Q a t a b ä n einverleibt 2) Dhaid, 1. König, etwa 210 v. 3) Mahad-ilu Salhän, 210 v . (Sohn) 4) J a s d u q - i l u Fari'am Scharh'at, 190 v. (Sohn) 5) Ma'd-ilu Salhän, 170 v . (Sohn) 6) Jasduq-ilu F a r i ' a m 'Am-jat'i, 150 v. (Sohn) 7) Fari'am Zihmahan Ili-scharh, 135 v. (Sohn) 8) ' A m - j a t ' i Ghailän Lahi, 120 v, (Sohn)
1) The Background .
115 v . C h r . w u r d e A u s ä n durch die Sabäer (lli-sdiariha Jahdub) erobert
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tigt worden, die nach den ersten Nachrichten 5 ) beachtliche Ergebnisse, was die hohe Kulturblüte dieser Zentren anbelangt, gezeitigt haben. Es soll hier natürlich nicht die Behauptung aufgestellt werden, daß die frühislamische Kultur in ihrer Gesamtheit aus der Arabischen Halbinsel hervorgegangen sei, etwa aus dem höchstentwickelten Gebiet der vorislamischen Kultur in Südwestarabien. Es soll hier nur ausdrücklichst der Ansicht entgegengetreten werden, daß die materielle Kultur der gesamten Halbinsel vor dem Islam überall eine sehr tief stehende war, und daß die islamische materielle Kultur in ihrer Gesamtheit ihren Ursprung nur in den eroberten alten Kulturländern außerhalb der eigentlichen Halbinsel hatte. Es ist unsere feste Ansicht, die durch Reisen durch fast alle islamischen Länder und vor allem durch vier Reisen in Südwestarabien gewonnen worden ist, daß im ganzen Verlauf ihrer Geschichte die Südwestecke der Arabischen Halbinsel eine beachtliche Kulturhöhe entwickelte und immer ein Bindeglied zwischen den übrigen Hochkulturen bildete. Die hochkultivierten Südaraber, die bei der großen Volksdichte in den heimischen Hochländern und bei dem Verfall des Handels auf der Weihrauchstraße in den vom Islam eroberten Ländern ein Hauptkontingent der herrschenden Kreise gestellt haben werden, haben sicher durch ihren Kontakt miteinander und auch durch die islamische Vorschrift der Pilgerfahrt, die vorwiegend die Neubekehrten verpflichtete, die Ursprungsstätten des Islams zu besuchen, dazu einen entscheidenden Beitrag geliefert, daß die Einheitlichkeit der frühislamischen Kultur weitgehend gewahrt wurde. Die heutige islamische Kultur des Hochlandes von Jemen unterscheidet sich wieder wesentlich von der ebenfalls ziemlich geschlossenen materiellen Kultur des Heiligen Landes des Islam, des Hedjäz, vor allem in den Städten Mekka und Medina, sowie von der ebenfalls ziemlich einheitlichen Kultur Hadhramauts. Alle beruhen naturgemäß in ihren Grundlagen auf der vorislamischen, minäischen, sabäischen und himjarischen Kultur. Auch die heutige materielle Kultur in Jemen hat aber im Verlaufe der fast anderthalb Jahrtausende der islamischen Geschichte von den übrigen islamischen Kulturgebieten, von Marokko bis nach Indonesien, vom Balkan bis nach Turkestan und nach Süden bis nach Innerafrika hin, soviel Elemente aufgenom-
habe. Damit ist aber auf jeden Fall die große Einheitlichkeit der frühislamischen Kultur keineswegs zu erklären. Von der vorislamischen materiellen Kultur der eigentlichen Ursprungsgebiete des Islam in Mittelarabien kennen wir bisher so gut wie nichts an Oberresten, vor allem von Mekka und Medina. Wir kennen dagegen durch die Berichte von Jaussen und Savignac 1 ) die Altertümer von El-'Oela (Dedän), das ebenso wie die beiden vorigen Plätze wichtige Etappe an der Weihrauchstraße waren. Noch weiter nördlich kennen wir vor allem die Nekropole der Nabatäer in Petra eingehend mit ihren in den gewachsenen Felsen gehauenen Grabheiligtümern als Nucleus für ein Zeltlager von halbnomadischen und nomadischen Beduinen. Die Erkundungen von Nelson Glück2) längs der nördlichen Weihrauchstraße in Transjordanien haben ergeben, daß sich dort eine ganze Anzahl von Ruinenstätten befinden, die bis ans Ende des 3. Jährt, zurückzudatieren sind. Alle diese Etappen lagen aber in der Wüste oder weiter nördlich in der Wüstensteppe. Fruchtbare Gebiete, die die Grundlage für einen ausgedehnten Kulturraum boten, waren dagegen nur in den Hochländern längs des südlichen Teils der Weihrauchstraße vorhanden, wo sich auch heute noch eine geschlossene Sonderform innerhalb der materiellen Kultur des Islams erhalten hat, also in 'Asir, Jemen und Hadhramaut. Wie gesagt, kennen wir aber bisher von der vorislamischen Kultur dieser Länder nur Bruchstücke ihrer materiellen Kultur, besonders nur von den Gebieten, in denen die alte Weihrauchstraße am Ostrande der Hochländer verlief. Die beiden anderen, aus vorislamischer Zeit stammenden Orte, in denen bisher Ausgrabungen gemacht worden sind, in Hugga in Jemen 3 ) und in Hureidha in Hadhramaut 4 ) lagen so weit abseits der eigentlichen Kulturzentren, daß die in ihnen ausgegrabenen Tempel einer Sonnen- und einer Mondgottheit nur als Provinzheiligtümer zu betrachten sind. Aber die Nachrichten der flüchtigen Besucher wichtigerer Etappen an der alten Weihrauchstraße von Nedjrän über den Djof, Märib, Timna', El-Beidhä und Schabwa, ließen bereits erkennen, daß wir hier noch erstaunliche Zeugnisse einer alten sehr hohen vorislamischen Kultur zu erwarten hatten. Inzwischen sind im Winter 1949 und 1950/51 in Timna' im Wädi Beihän und im Frühling 1952 in Märib von der amerikanischen Wendell-Phillips-Expedition umfangreiche Grabungen getä-
5) F. W . A l b r i g h t , The chronology . . ., a.a.O. A. J a m m e , Les expéditions archéologiques américaines en Arabie du Sud (1950—1953), Oriente Moderno, XXXIII, n. 3, 1953. A. J a m m e , Aperçu général des inscriptions copiées à Marib (Yémen), Académie royale de Belgique, Bul. d. 1. Cl. d. Lettres et d. Sciences Morales et Politiques, 5. série, Tome XXXVIII, 1952. F. P. A l b r i g h t , A. J a m m e , A Bronze Statue from Mareb, Yemen, The Scientific Monthly, Vol. LXXVI, No. 1, 1953.
1) Mission archéologique en Arabie, vol. I, II. Paris 1909/10. 2) The Civilization of the Moabites, Am. Journ. of Ardieology XXXVIII, 2, 1934, S. 212-218. 3) Rathjens-v. Wissmannsdie Südarabienreise, Vorislamisdie Altertümer a.a.O. 4) Seton-Thompson, The Tombs and Moontemple, a.a.O.
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isdie, sabäische, hadhramautische Kultur, in erster Linie von der assyrischen und erst in zweiter Linie von der ägyptischen Kultur beeinflußt, vielleicht auch bereits etwas von fernöstlichen Einflüssen berührt. 4. In der zweiten Hälfte des 1. Jährt, v. Chr. drangen vorwiegend persische und griechische Einflüsse ein, aber auch innerafrikanische, vor allem meroitische und abessinische. Arischindische und fernöstliche Einflüsse, die bis zur Einmischung von mongoloiden Bevölkerungselementen (Malayen) ebenso wie in Madagaskar führten, sind vorläufig nur zu vermuten. 5. Am Ende des 1. Jährt, v. Chr. und vor allem in den ersten Jahrhunderten des 1. Jährt, n. Chr. beginnt der Hellenismus starken Einfluß auszuüben, zuerst wahrscheinlich vom Mittelmeer her, später aber wohl vorwiegend von Persien aus, wo sich unter den Arsakiden und Sassaniden eine Sonderform entwickelt hatte. 6. In der Mitte des ersten Jährt, n. Chr. drangen auch byzantinische Einflüsse ein, teilweise direkt von Norden vom Mittelmeer über die Weihrauchstraße, teilweise aber auf dem Umwege über das christliche Axumitische Reich. Daneben sind in dieser Zeit aber auch indische Einflüsse vorhanden gewesen. Alle diese Kultureinflüsse, die auf dem Verlaufe der Weihrauchstraße in die südwestarabischen Hochländer eingeflossen sind, zeigen sich mehr oder minder deutlich auch in den materiellen Kulturobjekten, die den Gegenstand dieser Arbeit bilden.
men, daß von ihrer ursprünglichen Grundlage vieles verloren gegangen ist. Die Entwicklung von der vorislamischen bis zur heutigen islamischen Kultur in Jemen ist ebenfalls nur in Verfolg und an der Hand der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen des Landes innerhalb des Khalifenreichs zu verstehen, ebenso wie wir es im vorstehenden versucht haben, die Entwicklung von der vorgeschichtlichen, primitiven dörflichen Halbnomadenkultur in den klimatisch begünstigten Hochländern von Südwestarabien zu den städtischen Hochkulturen in den Etappen entlang der Lebensader der damaligen Welt, der Weihrauchstraße, mit den wirtschafltichen und damit auch politischen Beziehungen des gesamten Geschichtsraumes zwischen dem Atlantischen und Pazifischen Ozean verständlich zu machen. Wir fassen die Ergebnisse unserer kurzen weltgeschichtlichen Betrachtung noch einmal zusammen und kommen dann in der Kulturentwicklung des vorislamisciien Südwestarabien zur Unterscheidung von folgenden Zeitabschnitten. 1. Vom Anfang des 3. bis zum Anfang des 2. Jährt, v. Chr. erfolgte ein Kultureinfluß wohl nur von den sumerischen, babylonischen und ägyptischen Hochkulturen her, vielleicht auch ein geringer von der protoindischen Kultur. 2. Von der Mitte des 2. Jährt, v. Chr. an erfolgte neben einem Einfluß von der ägyptischen und babylonischen Kultur zuerst ein Einfluß aus den hethitischen und assyrischen Kulturen und später ein solcher auch aus dem frühen ägäischen Kulturkreis. 3. Vom Ende des 2. bis zur Mitte des 1. Jährt, v. Chr. entwickelte sich die spezifisch minä-
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Die unlokalisierten Funde schien. Meist wird aber die Form der Objekte mit der Art ihrer Verwendung übereinstimmen, und in diesem Falle werden wir eine Untergruppierung nach dem Material vornehmen, aus dem sie bestehen. Wenn wir zwischen menschlichen, tierischen, pflanzlichen Darstellungen unterscheiden, müssen wir wiederum die vollplastischen und die halbplastischen auseinanderhalten, da sie meist zu verschiedenen Zwecken benutzt wurden. So mußten wir die Siegel z. B., obwohl sie formal eine große Mannigfaltikeit aufweisen, in einer Gruppe zusammenfassen. Ebenso mußten wir es mit der Keramik halten. Beim Durchblättern der Tafeln wird der Benutzer aber die Grundsätze der Gruppierung sehr bald erkennen.
Die im folgenden behandelten unlokalisierten Funde sollen nicht, wie die im ersten Teile dieser Arbeit besprochenen Funde von Orten, die der Verfasser auf seinen letzten drei Reisen besuchte, in der Reihenfolge ihres Erwerbs während der verschiedenen Reisen, noch nach den von den Überbringern angegebenen örtlichkeiten, aus denen sie stammen sollen, die aber, wie oben ausgeführt wurde, sehr unsicher sind, geordnet werden, sondern sie sollen nach Gruppen zusammengefaßt werden, die sich entweder aus ihrer Form, aus dem Material, aus dem sie bestehen, oder aus ihrer Verwendung ergeben. Die Eingruppierung nach diesen Gesichtspunkten wird sich teilweise überschneiden, je nachdem welcher Gesichtspunkt uns am wichtigsten er-
Die menschlichen plastischen Darstellungen auch eine Frage des Realwertes des betreffenden Objektes. Nach den Aussagen der Überbringer der Objekte, bei den meisten der Gabilen aus dem Meschriq (dem Osten Jemens), stammen diese fast ausschließlich aus Gräbern, die von ihnen früher oder auch erst kurz vorher erbrochen worden sind. Die Gründe, die die Gabilen wohl schon seit vielen Jahrhunderten veranlaßt haben, alte Gräber zu öffnen, liegen in ihrer für den Europäer fast unvorstellbaren Armut, die es ihnen nicht ermöglicht, selbst die billigsten Glasperlen für ihr Schmuckbedürfnis zu erwerben. Sie holten sich ihren Bedarf an Schmuck fast ausschließlich aus den Gräbern der vorislamischen Zeit, wobei sie bei den, den damaligen Toten beigegebenen Grabbeilagen natürlich auch gelegentlich wertvollere Funde machten, z. B. Metallgegenstände, die sie verwenden konnten, oder die sie umschmolzen, zeitweilig sogar Goldsachen, die sie wiederum in die bei ihnen gebräuchliche Schmuckform brachten, oder die sie anderswie einhandeln konnten. In Phot. 503 ist eine Halskette der Meschriqbeduinen abgebildet, in der ein vorislamischer Siegelstein in der Mitte mit vorislamischen und modernen Perlen Verwendung gefunden hat. Es war außerordentlich schwierig, von den Überbringern der einzelnen Objekte zu erfragen, nicht nur wo die Gräber gelegen waren, sondern vor allem wie sie beschaffen waren, ü b e r die Gründe dieser Zurückhaltung haben wir schon oben gesprochen. Es war einmal die Scheu, zuzugestehen, daß man gegen das Gesetz der Un-
Wir fassen unter dieser Gruppe alle Darstellungen zusammen, die in irgendeiner Form den Menschen in seiner vollen Gestalt oder in einem Teil seiner Körperlichkeit abbilden, und zwar sowohl die vollplastischen wie die halbplastischen, die reliefierten, wie die linear eingeschnittenen. Nur die Siegel haben wir aus dieser Gruppe herausgelassen und mit allen anderen Darstellungen zu einer Sondergruppe vereinigt. Bei der Unterteilung dieser Gruppe hebt sich die Verwendung der menschlichen Darstellung ohne weiteres heraus. In zweiter Linie erst konnte dann das Material, aus dem das Objekt hergestellt war, als Unterteilung benutzt werden. Im allgemeinen wurde aber verschiedenartiges Material zu verschiedenen Verwendungszwecken benutzt. So wird ohne weiteres auffallen, daß die aus Ton hergestellten Objekte sehr viel primitivere Gestaltungen aufweisen als diejenigen, die aus Kalkstein oder Sandstein, also einem wesentlich festeren Naturstein verfertigt wurden, während im allgemeinen die Darstellungen aus Metall die größte Vollkommenheit in formaler Hinsicht aufweisen. Es ist natürlich, daß die aus Holz hergestellten Darstellungen sich nur in selteneren Fällen erhalten konnten. Wo wir aber solche erhalten geblieben sehen, wie z. B. bei den Grabstelen, sind sie ebenfalls primitiver als die gleichen Objekte aus Naturstein. Es wird aber wohl anzunehmen sein, daß die Verwendung von Holz oder Stein für dieselben Zwecke nicht nur eine Frage des Vorhandenseins dieses Materials an den betreffenden Orten war, sondern vielleicht 39
berührbarkeit von Gräbern verstoßen hatte. Es war andererseits die Furcht, daß andere Interessenten den örtlichen Ausbeutern dieser Fundstätten Konkurrenz machen könnten. Da im allgemeinen anzunehmen war, daß die Wohnsitze der Überbringer mit den örtlichkeiten der Funde übereinstimmen würden, begann meistens ihre Befragung mit der Feststellung ihrer eigenen Herkunft, worauf erst in zweiter Linie die Diskussion auf die Herkunft der Funde überführt wurde. Es muß daher hier noch einmal auf die Fraglichkeit der Angaben über die Herkunft der besprochenen Objekte hingewiesen werden. Aus allen Erkundungen bei den Überbringern der Objekte und bei anderen Personen, die den Meschriq, also die Gegend am östlichen Fuß des Hochlandes längs der ältesten Weihrauchstraße
kannten, ging hervor, daß dort ebenso wie im Hochlande selbst drei verschiedene Arten von Gräbern vorhanden waren, nämlich Erdgräber, die in den ebenen Boden senkrecht hineingegraben waren, ferner Mausoleen, die als Gebäude über den Gräbern im Erdboden errichtet waren, und zuletzt Höhlengräber, die an Gebirgshängen, entweder im Gehängeschutt oder an nahezu senkrechten Gebirgswänden, waagerecht vorgetrieben worden waren. Die Erdgräber 1 ) und die Höhlengräber 2 ) haben wir bereits früher, soweit wir sie gesehen haben, beschrieben. Von den Mausoleen 3 ) haben andere Reisende berichtet, ü b e r die Unterbringung der Objekte in diesen Gräbern wird aber bei der Besprechung dieser selbst berichtet werden.
Die Tonstatuetten (Phot.
79—136,
Fig.
Die in dieser Gruppe zusammengefaßten menschlichen Darstellungen aus Ton sind, sowohl ihrer Form wie auch ihrer Haltung nach, so verschieden von denen aus anderem Material, wie Naturstein, Metall oder Glas geformten, daß wir sie von diesen wohl mit Recht in ihrer Gesamtheit trennen können. Außerdem ist ihre Formung durchgehend so primitiv, nicht nur im Sinne einer unbeholfeneren oder ärmlicheren Gestaltung gegenüber denen aus anderem Material hergestellten Statuetten, sondern absolut in einem altersmäßig kulturellen Sinne, so daß wir sie auch kulturgeschichtlich chronologisch diesen, aus anderem Werkstoff bestehenden Objekten voranzustellen berechtigt sind. In der Mehrzahl zeigen sie auch eine Haltung in ihrer Gesamtdarstellung, die ebenfalls so verschieden ist von allen anderen, daß wir für sie auch eine andere Bestimmung oder Verwendung innerhalb des Grabkultus annehmen müssen.
134—144)
zelerdgräbern längs der Weihrauchstraße am Ostfuß des Hochlandes, denn als Fundorte wurden mir nur der Djöf (Süda und Beidhä) sowie Märib angegeben 4 ). Die Tonstatuetten wurden mir fast ausschließlich nur während meines Aufenthaltes in San'ä im Jahre 1931, also in einer Zeit, als das Verbot der Ausfuhr von Altertümern von der Regierung noch nicht erlassen war, gebracht. Sie waren alle gebrannt, aber in einem sehr verschiedenen Grade. Einige waren nur so leicht gebrannt, daß ich sie anfangs für ungebrannt hielt, und erst nach ihrem Zerfall oder Bruch feststellen konnte, daß über völlig rohem, trockenen Ton eine festere gehärtete Kruste lag. Wegen ihrer leichten Zerbrechlichkeit wurden sie mir teilweise von den Gabilen schon in einem so zerstörten Zustande gebracht, daß ich sie nur wegen ihrer Zugehörigkeit zu anderen Objekten annahm. Die Gabilen hatten sie meistens in zerlumpte Tuchfetzen gewickelt und zusammen mit ihren wichtigsten Gebrauchsgegenständen in ihren ledernen Rucksäcken, die sie alle zu tragen pflegen, transportiert. Hatte dieser Transport nach San'ä schon viel Schaden angerichtet, so verursachte der Weitertransport auf Kamelrücken bei dem unzureichenden Verpackungsmaterial, das ich dort nur zu Verfügung hatte, und der Feuchtigkeitsgehalt der Luft im Roten Meere, der sie zum Verfall brachte, weitere Verluste. Aber den größten Schaden erlitten die nur leicht gebrannten Tonstatuetten erst in den Museen in Hamburg durch die Sprengwirkung der in ihrem Inneren enthaltenen hygroskopischen Salze. Nachdem sie
Von allen Tonstatuetten wurde mir von den Überbringern versichert, daß sie aus Erdgräbern stammten und zwar dort vermischt mit allen möglichen anderen Objekten, sowohl Schmucksachen wie Gefäßen. Wir können also wohl annehmen, daß sie dem Toten als Grabbeigaben mit ins Grab gelegt worden sind, vermutlich in Ein1) s. Vorislamische Altertümer a.a.O. S. 120 ff. und I. Teil dieses Werkes, S. 79—82, Phot. 29, 30, 35. 2) s. Vorislamische Altertümer a.a.O. S. 159 ff. u. I. Teil dieses Werkes S. 105—108, Phot. 51—54, Fig. 114—118. sowie S e t o n - T h o m p s o n , The Tombs . . ., a.a.O. 3) Eduard G l a s e r s Reise nach Märib a.a.O. S. 74. Theodor B e n t , A Journey in Southern Arabia, London 1900, S. 236, S. 269. Adolph v. W r e d e , Reise in Hadhramaut, Braunschweig 1873, S. 245. St. John P h i I b y , The Land of Sheba, London 1939.
4) S. Karte des Djöf in C. Rathjens, Die WeihraudistraBe in Arabien, in Tribus, Jahrh. d. Linden-Museums, Stuttgart 1952 und 1953, S. 275—304.
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einige Jahre in den Magazinen gelegen hatten, wurde bei einer Besichtigung festgestellt, daß ein Teil von ihnen schweren Schaden erlitten hatte. Einzelne der besonders leicht gebrannten Statuetten hatten sich völlig aufgelöst und waren zu Grus zerfallen. Je besser sie gebrannt waren, um so besser waren sie erhalten geblieben, wenn auch eine Schicht von Salzkristallen, wie feinste Asbestwatte aussehend, überall ihre Oberfläche bedeckte und von ihr überall einen feinen Tonstaub abgesprengt hatte. Es wurden nunmehr sofort Photographien von den erhaltenen Stükken angefertigt. Leider verursachte die nunmehr veranlaßte Entsalzung und Oberflächenhärtung den Verlust weiterer Stücke, sowie die Temperatur* und Feuchtigkeitsschwankung in den während des Krieges ungeheizten Magazinen eine erneute Auflebung der Salzsprengungen. Einige der im folgenden abgebildeten Objekte lassen deutlich die eingetretenen Schäden erkennen. Es wurde von chemischer und geologischer Seite eine Untersuchung der auch an anderen Objekten ausgeschwitzten Salze vorgenommen und ihrer möglichen Herkunft und Entstehung eine Erklärung zu geben versucht, deren Ergebnisse weiter unten (S. 191) wiedergegeben werden. Rein formal lassen sich innerhalb der Gruppe der Tonstatuetten eine Reihe von verschiedenen Typen unterscheiden, obwohl sie alle, soweit ihr Erhaltungszustand diesen Schluß zuläßt, durch ihre Haltung mit ausgebreiteten Armen eine allen gemeinsam zugedachte Verwendung anzudeuten scheinen. Die formalen Unterschiede sind aber so wesentlich, daß wir die Typen nach ihren hervorstechendsten Merkmalen mit charakteristischen Stichworten bezeichnen wollen. DIE VOGELKOPFE (Phot. 79/86, Fig. 134/137) Es handelt sich bei diesen Statuetten um zwei sehr ähnlich geformte Figuren aus gelblichem und gelbrotem Ton, dessen Oberfläche gut geglättet ist. Sie sind beide gut gebrannt, so daß sie bis heute auch relativ gut erhalten geblieben sind, obgleich sie inzwischen sehr viel Salz ausgeschwitzt haben. Die menschliche Gestalt ist stark stilisiert dargestellt, vor allem der Kopf, und zwar bei beiden Figuren in sehr ähnlicher Weise, so daß wohl kein Zweifel besteht, daß sie einer gemeinsamen Stilperiode angehören. Die dargestellte Gestalt ist anscheinend sitzend gedacht, allerdings mit sehr kurzen, nach vorne gerichteten Beinen, die aber direkt an einen sehr langen Leib angesetzt sind. Die Arme sind waagerecht nach der Seite, wie zu einer Umarmung weit ausgestreckt. Da der Nabel, der übrigens sehr weit nach unten gerückt erscheint, und gewölbte weibliche Brüste dargestellt sind, handelt es sich offenbar um eine nackte weibliche Gestalt, bei der 41
die bei beiden Statuetten noch deutlich erkennbare Bemalung (s. Fig. 134—137), die ebenfalls bei beiden Figuren sehr ähnlich ist, wohl mehr einen Schmuck oder eine Tätowierung als eine Bekleidung andeuten soll.
F i g . 134: B e m a l u n g d e i T o n S t a t u e t t e P h o t . 79/80, In r o t e r F a r b e , aus d e n R e s t e n ergänzt, von v o r n e
Fig. 135: B e m a l u n g d e r T o n s t a t u e t t e P h o t . 79/80 in r o t e r F a r b e , a u s d e n Resten ergänzt, von hinten, O b e n rechts Bemal u n g auf d e m K o p f e , v o n oben gesehen
Der eigentliche Rumpf stellt eine etwas plattgedrückte Walze ohne Einschnürung in den Hüften dar, an die oben die sich nach außen leicht verjüngenden Walzen der Arme, bei der Statuette Phot. 79/80 mit leichter Beugung der durch Verflachung leicht angedeuteten Hände nach vorne, angesetzt sind. Ebenso sind unten an den Rumpf die Beine mit leichter Biegung nach innen senkrecht nach vorne angesetzt. Bei der Statuette Phot. 79/80 waren an Händen und Füßen die Finger und Zehen anscheinend durch Kerbung, bei der Statuette Phot. 81/82 dagegen durch Bemalung angedeutet (s. Fig. 136). Die Brüste sind bei beiden Statuetten ziemlich hoch und spitz dargestellt, also in jungfräulicher Form. Bei der einen (Fig. 134) sind die Brustwarzen durch eine ringförmige Bemalung hervorgehoben. Der Hals geht als ziemlich dicke runde Walze, ohne unnatürliche Länge oder Kürze, in den Kopf über, der nunmehr aber bei diesen beiden, aber auch bei den anderen, weniger gut erhaltenen Tonstatuetten dieses Typs (Phot. 83—86) besonders charakteristisch ist. Er ist von oben gesehen etwa dreieckig (s. Fig. 135 rechts oben), so daß eine Seite und zwar die nach außen gewölbte, den Hinterkopf bildet, während die beiden anderen, nach innen gewölbten Seiten mit ihrer Spitze zu nach dem Gesicht zu liegen. Dadurch erhält der Kopf die Form eines Vogelkopfes, dessen Oberseite mit vorgebogenen Rändern ziemlich flach ist, während das Gesicht in seinem oberen Teile vogelschnabelartig vorstößt. Besonders deutlich ist die vogelkopfähnliche Form bei der Seitenansicht von Phot. 81/82 zu
erkennen, während bei der Statuette Phot. 79/80 die Vorderseite des Gesichtes in ihren vorspringenden Teilen stark korrodiert ist. Die Darstellung der Augen liegt unter dem vorgebogenen Randwulst des Oberkopfes und zwar sind sie nicht waagerecht, sondern leicht schräg liegend, von hinten unten nach vorne oben verlaufend. Im Vergleich zur Gesamtgröße des Gesichtes sind die Augen außerordentlich groß und langgestreckt. Sie sind als Tonwülste in Linsenform der eingemuldeten Seitenfläche des Gesichtes aufgesetzt. Aus der Form des Kopfes der in Phot. 81/82 dargestellten Statuette, in der die ursprüngliche Form des Kopfes am besten erhalten geblieben ist, scheint hervorzugehen, daß der Unterteil des Gesichtes gegenüber dem Oberteil völlig zurücktrat, daß ein Kinn nur sehr unbedeutend hervortrat.
Es wurde schon oben gesagt, daß die Bemalung mit roter Farbe in Streifen, Punkten und Kreisen, die einer Grundbemalung der ganzen Statuette mit einer ledergelben bis weißlichen Farbe aufgelegt war, wie es auf den ersten Blick besonders bei Fig. 134/135 auffällt, augenscheinlich keine Bekleidung darstellen soll, sondern vielmehr eine Schmuckdarstellung am nackten weiblichen Körper bildet, teilweise vielleicht von wirklichem Schmuck, teilweise von roter Farbauflage oder auch Tätowierung. Am besten erhalten sind die Reste der Bemalung bei der in Fig. 134—135, Phot. 79/80 abgebildeten Statuette. Ein rotes Band läuft kreuzförmig zwischen den Brüsten und über den Rücken, vorne den Oberkörper ringförmig umschließend. Ein völlig geschlossenes ringförmiges Band umschließt den ganzen Unterkörper, von unterhalb der Hüften bis oberhalb der Beinansätze durch fünf senkrechte bandartige Streifen an der Vorderseite mit dem Ring um den Oberkörper verbunden. Zwei dieser senkrechten Streifen sind über den unteren Ring hinaus über die Beine bis zu den Füßen fortgeführt. Um die ausgestreckten Arme verlaufen zwei Ringe, um den Hals einer, der mit dem kreuzförmigen Band über der Brust durch zwei senkrechte Bänder verbunden ist. Um die Beine verläuft ebenfalls ein ringförmiges Band. Der wulstförmige Rand des dreieckigen Kopfes ist mit einem breiten roten Streifen bemalt, der anscheinend an den drei Ecken, also vorne und dort wo die Ohren zu denken sind, eine Verbreiterung oder Verdickung aufzuweisen schien. Außer diesen Bändern sind noch Punkte in rot aufgelegt, dazu die bereits besprochenen roten Ringe um die Brustwarzen. Drei solcher Punkte liegen zwischen Brust und Hals an der Vorderseite in Dreieckstellung, je einer rechts und links oberhalb der Brüste und zwei unterhalb des Brustbandes rechts und links des mittleren senkrechten Streifens, und an der Hinterseite zuletzt einer unter dem kreuzförmigen Rückenband. Wesentlich einfacher ist die Bemalung an der zweiten Statuette, die in Fig. 136—137, Phot. 81/82 abgebildet ist. Es fehlen ihr anscheinend alle punkt- und ringförmigen Verzierungen, ebenso die vertikalen Streifen an der Vorderseite des Körpers. Es fehlt anscheinend auch an der Hinterseite und der Oberseite des Kopfes der rote Streifen der vorigen Statuette, der hier nur auf den Randwulst der Gesichtsseite beschränkt ist. Bei dieser Statuette waren aber wahrscheinlich sowohl die Hände wie die Füße völlig rot gefärbt, wie es heute noch bei den jemenitischen Frauen der Brauch ist. Es ist bisher die allgemein vertretene Annahme, daß im alten vorislamischen Arabien entlang der Weihrauchstraße, ausgenommen in den unmittelbar von anderen Kulturen beeinflußten Mittelmeerküsten, keinerlei Götterbild-
Fig. 136: B e m a l u n g der T o n s t a t u e t t e Phot. 81/82 in r o t e r F a r b e , aus d e n R e s t e n ergänzt, v o n v o r n e
Fig. 137: Bemalung der T o n s t a t u e t t e Phot. 81/82 in r o t e r F a r b e , aus d e n R e s t e n ergänzt, v o n h i n t e n
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nisse in menschlicher Gestaltung in Gebrauch gewesen sind1). In dem in der geschichtlichen Zeit überall herrschenden Astralkult wurden hier die Götter, in der Dreiheit von Sonne, Mond und Venusstern, nur durch die mit ihnen verbundenen Tier- oder Sternsymbole dargestellt. Alle uns bisher bekannt gewordenen menschlichen Darstellungen aus diesem Gebiet galten dem Ahnen- und Totenkult, waren also Gestaltungen wirklicher Menschen. Diese Astralreligion der eigentlichen Arabischen Halbinsel war aber eine ausgesprochene Religion der Beduinen, der Vollnomaden und der Halbnomaden. Sie hat sich hier sicher bereits in ältester vorgeschichtlicher Zeit entwickelt. Eine grundsätzlich andere, naturreligiöse Entwicklung vollzog sich anscheinend in den großen Stromoasen, also bei den zur Vollseßhaftigkeit übergegangenen Orientaliden. Diese Naturreligionen gingen ebenfalls von einer Dreiheit aus, die aber Erde, Himmel und Wasser zur Grundlage hatten. Eine Vermischung dieser beiden religiösen Grundlagen fand in den EuphratTigris-Stromoasen, also bei den Sumerern anscheinend erst nach der Eroberung des alten Sumer durch die semitischen Akkader statt. Es scheint uns kein Zweifel zu bestehen, daß die beiden „Vogelköpfe", ebenso wie auch die anderen Darstellungen aus dieser Gruppe, aber wie auch die gesamten anderen Tonstatuetten mit ausgebreiteten Armen, einer völlig anderen religiösen Grundvorstellung entstammen, als die später zu besprechenden plastischen menschGestaltungen, wie die Steinstatuetten, Gesichtsstelen und Porträtköpfe, die alle zweifellos Darstellungen von Verstorbenen sind, also der religiösen Vorstellung des Ahnenkults angehören. Wir möchten daher annehmen, daß die Tonstatuetten einer naturreligiösen und nicht einer astralreligiösen Weltanschauung angehören, daß sie anthropomorphe Darstellungen einer Fruchtbarkeitsgottheit, der „großen Mutter", der „mater magna" oder „mater maxima" sind. Hommel2) sagt einmal: „Es deuten doch manche Anzeichen . . . darauf hin, daß die Grundelemente dieser Kultur (der minäisch-sabäischen) von derjenigen Uferstrecke des Persischen Golfs, die bei den Arabern bis heute al-Bahrain, das Meerland, heißt, und deren ältester babylonischer Name Magan war, herstammen." Wir haben schon oben gesagt, daß und warum wir annehmen, daß schon vor den Babyloniern und Akkadern, also von den einer naturreligiösen Weltanschauung ergebenen Sumerern, Beziehungen nach Südarabien, zum Weihrauchlande, angeknüpft worden sind. Wir müssen annehmen, daß diese naturreligiösen Einflüsse, die wir in 1) Handbudi der altarabischen Altertumskunde a.a.O. S. 201. 2) Fritz H o m m e l , Geschichte Südarabiens, Kap. 2, in Handbudi der altarabischen Altertumskunde a.a.O. S. 65.
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den Tonstatuetten als gegeben erachten, von den drei Stromoasen im Umkreis der Arabischen Halbinsel nur auf der sich entwickelnden Weihrauchstraße nach Südwestarabien vorgedrungen sein können, und daß bei den „Vogelköpfen" der sumerische Einfluß als der wahrscheinlichste zu betrachten ist. Vor der Erschließung der Weihrauchstraße wird das ganze südwestliche Arabien, einschließlich der Hochländer von 'Asir und Jemen, aller Wahrscheinlichkeit nach keine seßhaften Ackerbauer gekannt haben, sondern wohl nur von einer Halbnomadenbevölkerung bewohnt gewesen sein. In der ersten Zeit der Weihrauchstraße werden die an den Ausflüssen der großen Täler am Ostfuß des Hochlandes gelegenen Etappen, vom Wädi Bische bis zum Wädi Hachhramaut, wohl nicht viel anders ausgesehen haben, als die Etappe Mekka, die in der Wüstensteppe liegt und immer lag, bis ans Ende der vorislamischen Zeit, und wie die Etappe Märib heute wieder aussieht. Die Schaffung von Oasen in diesen südlichen Etappen der Weihrauchstraße durch künstliche Bewässerung wird nur sehr langsam erfolgt sein. Es dauerte viele Jahrhunderte bis sie eine solche bewundernswerte Ausnutzung der Wasservorräte zur Folge hatte, wie sie durch den Bau des Staudamms von Märib dokumentiert wird, der erst im 8. Jahrh. v. Chr. entstand. Ein solcher Bau setzt aber schon eine sehr hohe Entwicklung der Bewässerungstechnik voraus, die nur sehr langsam vonstatten gegangen sein kann. Man muß sich bei dieser Gelegenheit die Frage stellen, von welcher Zeit an wohl die landwirtschaftliche Erschließung der Hochländer von 'Asir und Jemen durch die Ausnutzung der Regenmengen mittels Feldterrassenbaus und damit also erst die Möglichkeit des Ubergangs ihrer Bevölkerung vom Halbnomadentum zur Seßhaftigkeit überhaupt erfolgt ist. Wir neigen zur der Ansicht, daß diese Entwicklung, die sicher von den Etappen an der Weihrauchstraße ausging, bereits in sehr früher Zeit begann. Sie mußte schon zur geschichtlichen Zeit, also am Ende des 2. Jährt, v. Chr., eine weite Ausdehnung erfahren haben. Sie allein kann die Grundlage für die unter nördlichem, d. h. nordsemitischem Einfluß erfolgten Staatsbildungen am südlichen Ende der Weihrauchstraße gebildet haben. Auf jeden Fall können wir aber wohl vermuten, daß mit der Oasenbildung an den südlichen Etappen der Weihrauchstraße naturreligiöse Einflüsse in diese Gebiete, die bisher wohl nur astralreligiös orientiert waren, eindrangen, bis wieder vom Ende des 2. Jährt, v. Chr. ab, die nordsemitischen astralreligiösen Einflüsse an der nördlichen Weihrauchstraße überwiegend wurden. Es besteht also durchaus die Möglichkeit zur Annahme, daß zwar nicht in der minäischsabäischen Kultur vom Ende des 2. Jährt, v. Chr.
ab, wohl aber vorher, anthropomorphe Darstellungen von Naturgottheiten längs den Etappen der Weihrauchstraße, vielleicht sogar auch auf den Hochländern, in Gebrauch gewesen sind, nicht nur bei den eingewanderten Nutznießern des Handels auf der Weihrauchstraße, sondern auch bei den seßhaften Ackerbauern. Dieser primäre kulturelle Einfluß verschwand wieder nach dem Vorherrschen des nördlichen Semitentums an der nördlichen Weihrauchstraße, das noch im Nomadentum und in der Astralreligion lebte. Wir neigen also dazu, anzunehmen, daß nicht nur die „Vogelköpfe" sondern alle in der Folge zu besprechenden Tonstatuetten, die einen so grundsätzlichen Formenunterschied gegenüber den sicher dem minäisch-sabäischen Formenkreis zuzurechnenden, später zu besprechenden anthropomorphen Darstellungen zeigen, und die alle zweifelsohne dem Ahnengrabkult zuzuweisen sind, die also offenbar einem grundsätzlich anderen Verwendungszweck bestimmt waren, auf jeden Fall der für Südwestarabien vorläufig noch als vorgeschichtlich zu bezeichnenden Zeit vor den ersten größeren Staatsbildungen, also vor dem Ende des 2. Jährt, v. Chr., angehören. Aber alle weiteren Schlüsse auf ihre chronologische Zuteilung können vorläufig nur auf formvergleichende Studien aufgebaut werden, d. h. auf Versuchen, stilistische Ähnlichkeiten mit gleichartigen Gestaltungen in den der Arabischen Halbinsel benachbarten Kulturgebieten zu finden, die vor dieser Zeit auf die Südwestecke der Arabischen Halbinsel einen wirtschaftlichen und daher auch kulturellen Einfluß auszuüben in der Lage waren. Es wurde schon gesagt, daß die Anfänge der Seeverbindungen zum Weihrauchlande sicher von allen drei damals bestehenden Hochkulturgebieten bis in den Anfang des 3. Jährt, v. Chr. zurückzudatieren sind. Vom Nilgebiet und vom Euphrat-Tigrisgebiet war die Hinfahrt zur Südküste und zum Golf von 'Aden wegen der Gunst der Windströmungen sehr leicht zu bewerkstelligen. Die Rückfahrt war aber wegen der ständigen Nord-, d. h. Gegenwinde im nördlichen Roten Meer und im Persischen Golf außerordentlich schwierig. Zum Indusgebiet war dagegen die Hinwie Rückfahrt wegen der zweimal im Jahre wechselnden Monsune zu jeder Zeit ohne Schwierigkeiten möglich. Der Impuls zur Benutzung des Landwegs mußte also vor allem vom Niltal und von Mesopotamien ausgehen, wobei von letzterem Gebiet wohl sicher der stärkere Antrieb ausgehen mußte, da es wohl sicher bereits mit den frühen Phöniziern in engerer Landverbindung stand, als die Ägypter. Das Indusgebiet erlebte bereits in der ersten Hälfte des 3. Jährt, v. Chr., das sumerische Euphrat-Tigrisgebiet in der Mitte des 3. Jährt, v. Chr. eine politische Katastrophe. Wenn uns ein Analogieschluß aus späteren, besser bekannten ähnlichen Ereignissen erlaubt ist,
so werden diese Ereignisse wohl sicher ein Ausweichen der in beiden Gebieten vorher wirtschaftlich tätigsten Bevölkerungselemente, also eine Emigration, zur Folge gehabt haben. Es ist also zu vermuten, daß in dieser Zeit vom Weihrauchlande aus entlang der entstehenden Weihrauchstraße eine wirtschaftliche Belebung und ein kultureller Einfluß vor allem von Sumer und vom Indusdelta her erfolgen mußte. Beide Einflüsse waren wohl als stärker vorauszusetzen, als der ägyptische Einfluß, der aber ebenfalls nicht ganz auszuschließen ist. Andere Kultureinflüsse auf die vor der Konsolidierung der Route der Weihrauchstraße hier sicher herrschende halbnomadische Kultur, der wir die Tonstatuetten auf keinen Fall zuzusprechen geneigt sind, kommen nicht in Frage; Wir sind der Ansicht, daß ein Eindringen von materiellen und geistigen Kultureinflüssen von außerhalb in der Gefolgschaft von wirtschaftlichen Austauschbeziehungen, sowie ein Wechsel dieser Kultureinflüsse infolge des Wandels dieser wirtschaftlichen und politischen Beziehungen im ganzen Verlauf der Menschheitsgeschichte überall gleichartig erfolgt ist. Wir können diesen wechselnden Vorgang an heute noch zu verfolgenden Erscheinungen ausgezeichnet studieren. Wenn wir bei Südwestarabien bleiben, so ist seine Bedeutung im großen Ostwesthandel auf dem Landwege entlang der Weihrauchstraße seit dem Beginne des islamischen Khalifenreiches nahezu vollständig abgeschlossen worden. Wohl aber sind seine aus dieser Zeit stammenden Handelsbeziehungen im ganzen Gebiet des Indischen Ozeans bis nach Madagaskar und Mauritius und bis nach Indien und Indonesien erhalten geblieben. Bei dieser Entwicklung sind die Kultureinflüsse, die in den letzten Jahrhunderten auf Jemen und Hadhramaut und zwar in beiden in sehr verschiedenem Grade erfolgt sind, außerordentlich bezeichnend. Jemen stand seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts unter wechselnd starker türkischer Besetzung und unter einem dementsprechenden Kultureinfluß. Es wurde erst nach dem 1. Weltkrieg wieder selbständig. Seine südlichen Teile stehen seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts bis heute unter europäischer Besetzung. Trotzdem ist der stark europäisierende türkische und europäische kulturelle Einfluß sehr gering gewesen und ist nach der Befreiung wieder stark eliminiert, und der direkte europäische Einfluß ist kaum noch bemerkbar. Dagegen wurde der Einfluß einer neuen materiellen Kultur aus Ostasien mit der Ausbreitung des japanischen Handels erst wenige Jahre vor dem 2. Weltkrieg so stark, daß auf gewissen Gebieten die eingeborenen Kulturgüter fast völlig verschwanden. Hadhramaut erlebte in den letzten Jahrzehnten eine ganz andere Wandlung. Seine Handelsund Wirtschaftsbeziehungen hatten sich stets vor 44
allem nach Vorderindien und Indonesien gerichtet, wo sich starke hadhramauter Faktoreien seit vielen Jahrhunderten befanden (100 000 Hadhramauter allein in Indonesien). Der europäische Kulturdruck aus dem Protektorat an der Küste blieb trotz der 100jährigen Besetzung außerordentlich gering. Dagegen erfolgte mit Indonesien seit Jahrhunderten ein kultureller Austausch, bei dem aber der hadhramauter letztlich vorherrschend blieb. Seit dem 1. Weltkrieg und seit dem Befreiungskampf Indiens von der europäischen Herrschaft wandelt sich das Bild. Das Eindringen indischer und indonesischer materieller Kulturgüter beschleunigt sich in einem erstaunlichen Ausmaße, obwohl diese in erheblichem Grade in ihren Herkunftsgebieten bereits europäisiert sind. Ähnlich müssen die Beeinflussungen im Altertum vor sich gegangen sein, zumal besonders in Hadhramaut vor der britischen Schutzherrschaft 1937 die politischen Zustände ungefähr die gleichen gewesen sein müssen, wie im Anfang des Bestehens der Weihrauchstraße, d. h. es bestanden viele Stadtstaaten entlang dem Wädi Hadhramaut und seiner Nebenflüsse inmitten einer halbnomadischen oder nomadischen Grundbevölkerung. Wenn wir die „Vogelköpfe" mit den aus den drei Hochkulturgebieten in den Stromoasen bisher bekannten Tonstatuetten vergleichen, möchten wir die größten Ähnlichkeiten mit denen aus dem engeren und weiteren Umkreis des Euphrat-Tigrisdeltas bisher abgebildeten finden. Diese Ähnlichkeiten liegen weniger in der gesamten Formgebung der Gestalten, als in der Darstellungsweise einzelner charakteristischer Teile, wie der Technik der Augendarstellung und der Art der Bemalung. Ich sehe bei ihnen weit größere Analogien mit dem vorsumerischen und sumerischen Kulturkreis als bei den später zu besprechenden Statuetten der minäisch-sabäischen Zeit, von denen Legrain 1 ) den Eindruck hat, daß sie „are borrowed from an antique tradition of Sumerian stone canvers", und von anderen, daß sie „present the same contrast between a funly modelled head resting on a grotesque short body as some statues of the Sumerian Gudea". Ich möchte mich aber, um nicht zu weitgehende Rückschlüsse zu ziehen 2 ), auf diesen Hinweis beschränken, zumal das vorliegende Material noch sehr spärlich ist. Wir müssen die Ergebnisse einer späteren Öffnung von Gräbern, die diese Tonstatuetten beherbergen, abwarten, bis wir uns über ihre chronologische Stellung schlüssig werden können. Die Herkunft der beiden gut erhaltenen Statuetten des Typus „Vogelköpfe" (Phot. 79—82,
Fig. 134—137), ebenso wie derjenigen, die wir ebenfalls, trotzdem sie sehr beschädigt sind, zu diesem Typus rechnen (Phot. 83—86), beschränkt sich auf die Oasen des Djöf und Märibs, am Fuß des Hochlandes von Jemen, als zwei wichtige Etappen an der ältesten Weihrauchstraße, eine Angabe, die ich nach der Herkunft der sie überbringenden Gabilen keine Ursache habe zu bezweifeln. Die in Phot. 83/84 abgebildete Statuette ist leider stark abgewetzt. Sie erscheint aber in ihrer ganzen Form wesentlich plumper, als die beiden gut erhaltenen. Das Material, aus dem sie geformt ist, ist anscheinend derselbe gelbbraune Ton, der allerdings viel weniger stark gebrannt zu sein scheint. Man erkennt aber trotz starker Beschädigung der Oberfläche und ihrer Veränderung durch die nachträgliche Konservierung im Museum noch die Reste einer gelblichen Bemalung, die so verteilt sind, daß man annehmen muß, daß sie die ganze Oberfläche bedeckt hat. Die bei den anderen Statuetten vorhandene rote Schmuckbemalung ist dagegen nicht mehr festzustellen. Es ist aber anzunehmen, daß das Kopfhaar bei dieser Figur durch eine schwarze Bemalung hervorgehoben war. Im übrigen unterscheidet diese Statuette sich von den bisher besprochenen durch den Rest einer plastischen Schmuckdarstellung auf der Körperoberfläche, der anscheinend die Farbschmückung ersetzt hat. Er beschränkt sich allerdings auf den Rest eines Tonwulstes, der nur auf der linken Schulter erhalten geblieben ist, und wahrscheinlich ein Kettengehänge dargestellt hat. Ferner sind bei dieser Statuette die eingekerbten vier Zwischenräume zwischen den Zehen an den Füßen noch deutlich wahrnehmbar. Die Brüste sind bei dieser Statuette nicht jungfräulich, sondern viel größer und hängend ausgebildet. Noch plumpere Formen als die Statuette Phot. 83/84 zeigt die in Phot. 85 abgebildete, die aber wohl trotz ihrer noch größeren Beschädigung auf jeden Fall zum Typ der „Vogelköpfe" zu rechnen ist. Die Farbe des gebrannten Tons, der als Kruste über dem fast ungebrannten Inneren liegt, hat sich durch die Konservierung ebenfalls von der früher gelbbraunen zu einer dunkelbraunen verändert. An einzelnen Stellen der Oberfläche erkennt man noch die Reste einer ehemals die ganze Figur bedeckenden weißlichen Bemalung. Am Halse sind bei dieser Statuette ebenfalls Reste einer plastisch aus Ton dargestellten Kette erhalten geblieben, die vor allem hinten in der Mitte des Rückens herunterhing und wohl zwischen den Brüsten ein Schmuckstück gezeigt hat. Reste von roter Bemalung auf diesem Kettengehänge sollen wohl anzeigen, daß es aus Gold oder Bronze hergestellt war. Die Form des Kettengehänges besonders auf dem Rücken ist fast dieselbe, wie diejenige der Farbstreifen bei der Statuette Fig. 136/37. Der Nabel ist besonders deutlich hervorgehoben und liegt auffallend tief.
1) Leon L e g r a i n , In the Land of the Queen of Saba. Am. Journ. of Archaeology, XXXVIII, no. 3, 1934, S. 329/37. 2) s. den am Ende des Abschnitts Tonstatuetten (S. 60) wiedergegebenen Brief von Sir Leonard Woolley.
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Die Beine sind wesentlich weiter nach vorne herausgearbeitet, so daß man nur an eine sitzende Gestalt denken kann. Zu den „Vogelköpfen" muß man auch wegen der ganzen Kopfform und vor allem wegen der Augendarstellung den in Phot. 86 abgebildeten Kopf einer Statuette rechnen, die aus nahezu ungebranntem, also wohl fast nur aus getrocknetem Ton bestand, so daß von ihr trotz sorgfältigster Behandlung nur geringe Reste übrig geblieben sind. In der Tonmasse glänzen viele Glimmerplättchen, so daß sie das Verwitterungsprodukt eines kristallinen Schiefergesteins gewesen sein muß. Auch hier sind Reste einer ehemaligen weißlichen Grundbemalung auf der erhaltenen Oberfläche erkennbar. DIE RUNDNASEN (Phot. 87/99, Fig. 138) Diese Formengruppe, die sich durch ihre Kopfform und vor allem durch ihre gewaltig hervortretende runde Nase, sowie ihre Haartracht auszeichnet, ist auch durch andere Merkmale grundsätzlich sowohl von den „Vogelköpfen", wie von den später zu besprechenden Typen von Tonstatuetten unterschieden. Die zu dieser Formengruppe zu rechnenden fünf Statuetten haben aber so viele gemeinsame Kennzeichen, wie z. B. die in getrennten Strähnen herabhängende Frisur und der piastich dargestellte, auf die Brust herabhängende Schmuck, ferner die allgemeine Formung der Gestalt, daß wir sie unter der besonders hervorstechenden Eigenart der Nasendarstellung als „Rundnasen" zusammenzufassen berechtigt zu sein glaubten. Die ihnen mit allen anderen Tonstatuetten gemeinsame Stellung mit ausgebreiteten Armen, sowie die Darstellung der weiblichen Brüste und eines weiblichen Schmucks läßt uns vermuten, daß es sich bei den „Rundnasen", ebenso wie bei den „Vogelköpfen" und den später zu besprechenden Formengruppen der Tonstatuetten, ebenfalls um die Darstellung der Fruchtbarkeitsgöttin, der Muttergöttin handelt. Die vorliegenden fünf Statuetten der Formengruppe „Rundnasen" sind alle in San'ä gekauft und sollen nach den Angaben der sie überbringenden Gewährsmänner alle aus Süda im Djof stammen, also einer örtlichkeit, die eine der wichtigsten Etappen im Verlauf der ältesten Weihrauchstraße war. Die Überbringer vom Stamme der Ahl dhü Muhammed gehören einem Pferde züchtenden halbnomadischen Stamme an, der vorwiegend in der Umgebung des Djöf ein schweifendes Leben führt. Das best erhaltene Stück dieser Formengruppe, dessen Nasenform besonders charakteristisch ist, ist in Phot. 87—90 von allen Seiten aus abgebildet. Die in der Formengruppe „Vogelköpfe" noch durchgehend mit zwei nach vorne 46
gerichteten Beinen ausgebildete Standplatte der Statuette ist hier zu einer mehr nach den Seiten und nach hinten verbreiterten runden Standfläche geworden, die vorne nur durch eine leichte Einbuchtung die Zweiteilung der Beine andeutet. Der Körper unterhalb der stark zugespitzten, walzenförmigen, ausgebreiteten Arme ist auffallend kurz und rund. Die Brüste liegen zwischen den Armen und sind halbkugelig, also jungfräulich. Der Rücken ist vollständig ungegliedert. Der Kopf geht mit einem breiten und ziemlich langen, runden Halse in den Körper über. Das Gesicht tritt sehr spitzwinklig nach vorne mit einem ausgesprochenen Kinn und einem wohl herausgeformten Unterkiefer, vor allem aber mit einer alles überragenden schmalen langen und rund gebogenen Nase hervor, auf deren Seitenflächen die großen, durch einen linsenförmigen Tonwulst und einen zentralen halbkugeligen Augapfel plastisch dargestellten Augen weit übergreifen. Das Gesicht, an dem eine Darstellung des Mundes, der wahrscheinlich aber ehemals vorhanden war, nicht mehr zu erkennen ist, wird auf beiden Seiten durch die lang über die Ohren herabfallende Frisur begrenzt, die aus senkrecht bis in den Nacken reichenden Locken besteht, die an den Seiten in zwei Stockwerken übereinander angeordnet sind. Auf dem Scheitel des Kopfes liegt ein wulstartiger Ring in waagerechter Lage, vorne direkt an der Nasenwurzel beginnend, so daß eine Stirn überhaupt nicht vorhanden ist. Dieser Kopfring erinnert sehr an den heute noch in ganz Nordarabien getragenen geflochtenen 'Igäl, der das Kopftuch, die Kuffije, befestigt, und der bei den Meschriq-Arabern und den Küstenarabern des Südens auch ohne dieses Kopftuch bis heute getragen wird. Die Statuette zeigt ferner einen in Tonplastik dargestellten Schmuck, der aus einem geschlossenen, eng anliegenden Ring um den Hals direkt unter dem Kinn, aus zwei, vorne und hinten in einer Hänge über die Schultern bis auf die Brust und den Rücken herabreichenden Ketten, sowie einem geschlossenen Ring, über den obersten Teil des linken Armes besteht. Wie bei den „Vogelköpfen" hat man also auch bei den „Rundnasen" auf die Darstellung des Kopfes und des Schmuckes gegenüber dem sehr roh geformten Körper und den Gliedmaßen anscheinend besonderen Wert gelegt und zwar durch eine sorgfältigere, charakteristische, sicher formal gewollte Heraushebung, also stilistische Formung des Gesichtes. Es ist unsere Überzeugung, daß man mit der Auffassung, es handle sich bei der Darstellung von menschlichen Gestaltungen in allen Kulturgebieten und in allen Epochen der Kulturgeschichte um wirklichkeitsnahe Formungen, sehr vorsichtig verfahren muß. Sicher hat man zuweilen wirklich die Absicht gehabt, eine porträtmäßige Darstellung einer menschli-
deswegen so interessant sind, weil die Ruinenstätte mit ihren Bildwerken nur in einem sehr kurz begrenzten Zeitraum im 8. Jahrh. v. Chr. bewohnt war, daß also höchstens zwei Generationen von Menschen an ihnen gearbeitet haben können. Bei den Bildwerken, hauptsächlich Orthostaten, kann man nach Halet Cambel zwei Gruppen unterscheiden, die sich nicht nur technisch, als primitiver oder vollkommener, sondern auch in der formalen Darstellung von einander trennen lassen. Für die Gruppe A "it is particulary characteristic that the profiles have a typical slanting forehead, but no chin, the imposing hooked nose and lips of a very peculiar shape". Wie die wenigen bisher veröffentlichten Abbildungen zeigen, handelt es sich um Gesichtsdarstellungen bei diesem Typus A, die unseren „Rundnasen" ähneln. Es ist aber sehr auffallend, daß im Zeitraum zweier Generationen im selben Baucyclus, wie aus der Mischung der beiden Gruppen untereinander hervorgeht, zwei völlig verschiedene stilistische Formungen verwandt worden sind. Die Ausgräber suchen diese Tatsache dadurch zu erklären, daß die Künstler oder Handwerker aus verschiedenen Teilen des damals, im 8. Jahrh. v. Chr. sehr ausgedehnten Wirtschaftsraumes, wie wir dasselbe weiter oben in dieser Zeit des Interregnums zwischen den Imperien ebenfalls angenommen haben, stammen mußten.
chen Wirklichkeit vorzunehmen, besonders wenn es sich um die Darstellung von fremdartigen Gestaltungen handelte. Meist hat man aber nur das charakteristischste, das von der gewohnten Umwelt am meisten abstechende, also das für die Mehrheit der Betrachter wesentlichste in der Natürlichkeit, vor allem aber auch in allem, was das kultische anbelangt, hervorheben wollen. Besonders hat sich aber in allen Kulturen, je weiter wir in die Vergangenheit zurückschauen, um so stärker, eine besondere stilistische Absicht der Darstellung aller anthropomorphen Formungen, besonders wenn sie mit irgendwelchen Kultvorstellungen zusammenhingen, durchgesetzt. Bei den Gesichtsdarstellungen wurde dabei derjenige Teil, der innerhalb der kultischen Gemeinschaft als der charakteristischste, der wesentlichste, der bedeutendste erschien, besonders betont und hervorgehoben. Das brauchte nicht nur die Nase sein, sondern auch die Augen, der Mund oder andere Teile des Gesichtes, um nur bei diesem Abschnitt des Körpers zu bleiben. Wir werden im Verlaufe dieser Betrachtung noch mehrfach solche Beispiele anführen können. Sie sind oft das auf den ersten Blick zu erkennende Zeichen der Zugehörigkeit der betreffenden Darstellung zu einer entsprechenden Kulturepoche. Es sei nur an die gerade und spitz aus der Gesichtslinie, in einer Flucht mit der Stirn, herausspringende frühägäische Nase erinnert, die ein seltsames Analogon zu den Gesichtsdarstellungen in indonesischen und chinesischen Schattenspielgestaltungen bis in die heutige Zeit hinein bildet — sicher nicht ohne Zusammenhang —, oder an die Gesichtsdarstellungen mit der formalen Gestaltung der männlichen Barttracht im ganzen iranischen Raum. Die Nasengestaltung, die unsere Tonstatuetten des Typus „Rundnasen" aufweist, ist uns vor allem aus dem ganzen kleinasiatischen Raum und zwar bis überall dorthin, bis wohin anscheinend der hethitische Einfluß und das hethitische Weltreich im 2. Jährt, v. Chr. gereicht haben, bekannt. Das östliche Kleinasien ist noch heute die Gegend, in der der sogenannte „armenoide" somatische Typus, dessen Nasenformung der in unseren Rundnasen in stark übertriebenem Maße dargestellten am ähnlichsten ist, auch am häufigsten vorkommt. Auf der Arabischen Halbinsel sieht man diese „armenoide" Nase nur in ganz vereinzelten Fällen, die sich aber gegen Palästina und Syrien hin stark vermehren, ohne aber auch hier vorherrschend zu werden. Es sind in den letzten Jahren von H. Th. Bossert in Karatepe 1 ) im südöstlichen Anatolien Ausgrabungen vorgenommen worden, die nicht nur wegen der dabei gefundenen hieroglyphenhethitisch-phönizischen Bilinguen, sondern vor allem
Wir müssen also vermuten, daß unsere „Rundnasen", die mit ihren übertrieben „armenoid" dargestellten Nasen so gar nicht in das somatische Milieu des östlichen Jemen passen — da ein „armenoider" Einschlag in ganz Jemen höchstens während der zweimaligen türkischen Besetzung in islamischer Zeit auf dem westlichen Hochland allein erfolgt sein kann —, als kultureller Einfluß vom nördlichen Vorderasien längs der Weihrauchstraße von Norden eingeführt worden sind, und zwar in der Zeit um die Mitte des 2. Jährt, v. Chr., also etwa zwischen dem 16. und 13. Jahrh. In die gleiche Zeit möchten wir auch den Beginn der Rückentwicklung des aus dem vorakkadischen Mesopotamien eingeführten naturreligiösen Kults der Muttergöttin und wahrscheinlich auch anderer Naturgottheiten zu dem reinen astralreligiösen Kult ohne Götterdarstellungen verlegen. Diese Entwicklung bedeutet wahrscheinlich zugleich den Beginn der ersten Staatsbildungen in Südarabien, die am Ende des 2. Jährt, v. Chr. anzusetzen sind. In ihr erfolgte dann die Umbildung zum reinen Ahnenkult. Ditlef Nielsen 2 ) hat außerordentlich überzeugend den Wandel nachgewiesen, der von der sumerischen Fruchtbarkeitsgöttin zur astralen Venusgöttin und Sonnengöttin geführt hat, und wie sich 2) Die altsemitische Muttergöttin, Zeitsdir. d. Deutschen Morgenl. Gesellschaft Bd. 92, 1938, S. 504—551. Der dreieinige Gott, Bd. I u. II, 1, Kopenhagen 1927 u. 1942.
1) s. O r i e n s , Zeitsdlr. d. internat. Gesellsdi. f. Orientforsdiung, Vol. 1, 1949, S. 147—207.
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Noch stärker beschädigt ist leider die in Phot. 94—96 abgebildete Statuette. Man erkennt aber an der gewaltigen „Rundnase" wohl ohne weiteres, daß sie zu dieser Formengruppe gehört. Auf dem Kopfe scheint hier ebenso wie in der Statuette Phot. 87—90, und wahrscheinlich auch wie in der Statuette Phot. 91—93, ein Ring zum Zusammenhalten der Haare gelegen haben, der noch deutlich, besonders in der Rückansicht, zu erkennen ist. Die ebenfalls wie bei den vorigen Statuetten bis in den Nacken fallenden Haare sind in Lockenform dargestellt. Die Locken sind aber hier noch mit Reihen von länglichen Vertiefungen versehen, durch welche Darstellung man anscheinend den Eindruck von gedrehten Locken hervorrufen wollte. Die Arme sind bei dieser Statuette leider abgebrochen. Der Schmuck ist jedoch teilweise gut erhalten. Die Reihen von länglichen Vertiefungen auf den Tonwülsten wie bei den Kopflocken zeigen m. E. an, daß es sich bei dem Schmuck um geflochtene Ketten handelte. Eine solche Kette liegt als geschlossener Ring um den Hals. Eine zweite schlingt sich tief unten um die Schultern und den Rücken und hängt zwischen den halbkugeligen Brüsten herab. Diese Kette wird etwas unterhalb der Brüste durch ein
aus ihnen die persönlichen und nicht dargestellten unsichtbaren Gottheiten der Familie von Vater, Mutter und Sohn entwickelten und zu den Ahnen der Menschen gewandelt wurden. Diese Entwicklung fand anscheinend gleichzeitig im Norden und im Süden der Halbinsel statt, gleichzeitig mit den dort entstehenden Staatsgebilden im israelitischen und minäisch-sabäischen Kulturkreis. Im Norden wurde aus dem Lokalkult des väterlichen Mondgottes der persönliche ethische Gott Elohim des auserwählten israelitischen Volkes mit dem späteren Rückschlag in die christliche Dreieinigkeit. Im Süden blieb die Gestirnsdreiheit Mond-Vater, Sonne-Mutter und VenusSohn bis ins 7. Jahrh. n. Chr. erhalten, bis der Mondgott Ilah in Mekka in Mittelarabien zum alleinigen universellen Gott des Islam, Allah, wurde. Hier wurde die Götterfamilie zur Stammfamilie des Menschen. Ebenso wie die „armenoiden" Nasen in Südarabien kein Charakteristikum der Bevölkerung im vorislamischen Arabien sein konnten, so waren sie es aller Wahrscheinlichkeit auch nicht bei den Hethitern. Ihre übertriebene formale Darstellung der Nase wird wahrscheinlich auf vorhethitischer Grundlage beruhen, die sie dann übernommen haben. Das Alter der Tel Halaf-Funde ist immer noch weitgehend umstritten, aber die KaratepeFunde aus dem 8. Jahrh. v. Chr. zeigen einmal, daß das Königreich der Danuna, eines der Nachfolgestaaten des Hethiterreiches, noch die armenoide Nasendarstellung neben anderen benutzte, und andererseits wie stark hier der phönizische Einfluß vorherrschte. Es ist durchaus verständlich, daß diese Einflüsse in früherer Zeit entlang der Weihrauchstraße bis nach Südwestarabien vorgedrungen sind. Die Statuette Phot. 91—93 ist leider durch den Transport und durch die nachträglichen Salzsprengungen stark in Mitleidenschaft gezogen worden, aber man erkennt trotz der abgebrochenen Nase und Brüste sofort die Zugehörigkeit zu dem Typ der „Rundnasen" und zur Statuette Phot. 87—90. Hier besteht allerdings die Frisur nicht aus zwei übereinander liegenden Stockwerken von Locken, sondern nur aus acht einfachen, nebeneinander liegenden, nach unten verdickten Lockenrollen, die bis in den Nacken hinunterfallen. Der Schmuck ist etwas anders angeordnet. Um den Hals liegen zwei geschlossene eng anliegende Ringe, ebenfalls je zwei Ringe an jedem Arm. Dazu schlingt sich aber um Brust und Rücken ein banderolierähnliches Band, das von der linken Schulter unter dem rechten Arm hindurchläuft. Die stark beschädigte Standplatte scheint ebenso wie bei der vorigen Statuette nach hinten und nach den Seiten zu stark verbreitert gewesen zu sein. Reste von Bemalung wie bei der vorigen sind bei dieser Statuette nicht zu erkennen. Es ist aber anzunehmen, daß sie vorhanden waren.
Fig. 138: Tonstatuette der Formengruppe „Rundnasen", von der rechten Seite aus gesehen. (31.300.1848) s. Phot. 99
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DIE LANGHÄLSE
medaillonartiges Endstück abgeschlossen, vielleicht ein blumenartiges Gebilde in Form einer Rosette. Die vorgestreckten Beine sind bei dieser Statuette etwas besser herausgearbeitet als bei den vorigen, während die Standplatte sonst dieselbe Form aufweist. Eine Bemalung ist nicht sicher anzunehmen, wird aber wohl vorhanden gewesen sein. Bei der in Phot. 97/98 dargestellten Statuette sieht man deutlich die frische Wirkung der Salzsprengung, die in der Nacht nach dem Transport des Stückes aus dem kalten Magazinraum in den zentralgeheizten Arbeitsraum erfolgte, und die besonders heftig wirkte, weil es sich um eine Tonstatuette in nahezu ungebranntem Zustande handelte. Seit dieser Zeit ist das Stück fast vollständig zerbröckelt. Es ist aber aus der Abbildung noch zu erkennen, daß sie zu dem Formenkreis der „Rundnasen" gehört hat. Seltsam gut sind die von hinten oben nach vorne unten geneigten Augen erhalten geblieben, mit der linsenförmigen Umwulstung und dem zentralen Augapfel. Außerdem sind Andeutungen des Scheitelhaarringes und des herabhängenden Lokkenhaares festzustellen gewesen. Der Standsockel war besonders groß und die beiden nach vorne herausgearbeiteten Beine sind bis zur halben Höhe der Statuette durch eine tiefe Delle voneinander getrennt. An dem linken Beine waren fünf übereinander liegende Ringe dicht nebeneinander zu erkennen, die anscheinend an dem anderen Beine fehlten, wenn sie dort nicht abgebrochen sind. Reste einer hellen, vermutlich gelbweißen Bemalung, die den ganzen Körper bedeckte, waren an verschiedenen Stellen noch deutlich zu erkennen. Die letzte Statuette der Formengruppe „Rundnasen", die in Fig. 138 und Phot. 99 abgebildet ist, ist ebenfalls leider stark beschädigt und hat außerdem durch die chemische Konservierung noch weitere Zerstörungen erlitten. Die Nase ist ganz verschwunden, aber die Frisur mit dem typischen Scheitelring und den herabfallenden gedrehten Locken, sowie die ganze Anlage und Haltung der Statuette sprechen dafür, daß sie den „Rundnasen" zuzurechnen ist. Reste einer zweifarbigen Bemalung sind erhalten geblieben, und zwar einer weißgelben, beigefarbigen, die die Grundbemalung der ganzen Statuette gebildet zu haben scheint, und einer roten, die anscheinend die Kopfhaare und den Schmuck hervorgehoben hat. Bei der Hängekette um den Hals, die wahrscheinlich hinten ebenso tief heruntergehangen hat, wie zwischen den Brüsten, handelt es sich wahrscheinlich um ein kreuzweise über beide Schultern und Hüften geschlungenes Band, ähnlich wie bei der in Fig. 136/37 abgebildeten Statuette der Formengruppe „Vogelköpfe".
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(Phot. 100/103, Fig. 139/141) Unter diesem Namen fassen wir zwei Tonstatuetten zusammen, die trotz vieler Ähnlichkeiten mit den beiden vorher besprochenen Formgruppen der „Vogelköpfe" und „Rundnasen" doch soviele Unterschiede aufweisen, daß man sie von ihnen trennen muß. Untereinander dagegen zeigen sie soviele Übereinstimmungen, daß man annehmen muß, daß sie einer anderen Zeit- und Formperiode angehören. Trotzdem die Nasen bei diesen Statuetten sehr prononziert sind, so daß man versucht sein könnte, sie nach dieser Form zu benennen, erscheint uns das charakteristischste Merkmal doch der erstaunlich in die Länge gezogene Hals zu sein, der sie neben der ganz anderen Form der Nase vor allem von den „Rundnasen" unterscheidet. Diese Nase könnte man wegen ihrer waagerecht gegenüber dem unteren Teil des Gesichtes abgeschnittenen und auf dem Rücken leicht gebogenen Form schon viel eher mit den Nasenformungen bei einigen der später zu besprechenden Grabstatuetten aus Stein vergleichen. Im übrigen ähneln sich die beiden Statuetten, die in Phot. 100/101 und Phot. 102/103 und Fig. 139/41 abgebildet sind, durch ihre in der Gesamtheit langgestreckte Gestalt, wobei der ganze Körper schon von den Brüsten an durch eine Einbuchtung, die nach unten hin immer tiefer wird, bis sie zur Trennung der beiden Beine führt, zweigeteilt wird. Der Unterkörper verdickt sich nach unten langsam und wird in der Fußplatte vor allem nach vorne verbreitert, wo die durch Einbuchtung herausgehobenen Beine bei der einen Statuette sogar plastisch dargestellte Fußringe tragen. Die Füsse werden durch senkrechte Einkerbungen der Zehen bei beiden Statuetten angedeutet. Im übrigen wird aber der Schmuck bei der einen Statuette (Phot. 100/101) nur durch eine plastische Darstellung, die rot bemalt ist, bei der anderen (Phot. 102/103) nur durch rote Bemalung (s. Fig. 139/41) wiedergegeben. Die Statuette Phot. 100/101 ist leider im Gesicht und besonders an der Nase stark beschädigt und abgewetzt. Die Nase war aber wohl sicher nach unten scharf abgesetzt. Die Augen sind durch Tonwülste in Linsenform mit einer zentralen Scheibe aus Ton dargestellt und waren anscheinend durch die Bemalung mit dunklerer Farbe noch hervorgehoben. Sie treten wie bei den „Rundnasen" weit auf die Nasenflügel über. Der Unterteil des Gesichtes und besonders die Gegend des Mundes ist leider stark zerstört, doch kann man noch erkennen, daß dieser Teil des Kopfes ohne großen Absatz über das Kinn in den extrem langen Hals überging. Der durch aufgelegte Tonwülste dargestellte Schmuck ist dem der bisher besprochenen Tonstatuetten des Types „Vogelköpfe" und „Rundnasen" ziemlich 49
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'.'^CEBSae»
B * 5CHWAR2 S * &OT Fig. 139—141:
T o n s t a t u e t t e der F o r m e n g r u p p e «Langhälse" mit ihrer, in Resten e r h a l t e n e n B e m a l u n g (s. Phot. 102/103)
ähnlich. Er besteht aus einem geschlossenen Ring um den Hals, einer doppelten Kette, von den Schultern über den Rücken und über die Brust herabhängend, von der die unterste zwischen den Brüsten lang herabhängt, an den Armen links zwei und rechts ein geschlossener Ring, sowie an den Knöcheln je ein Ring. An den Schmuckwülsten befinden sich Reste von roter Bemalung. Der oberste Teil des Kopfes sieht so aus, daß man vermuten kann, daß die Frisur, von der im übrigen nichts erhalten geblieben ist, ebenfalls wie bei den „Rundnasen" durch einen Scheitelring zusammengehalten wurde. Bei der Statuette, die in Phot. 102/103 abgebildet, und deren Bemalung in Fig. 139/41 wiedergegeben ist, wurde der Schmuck, bis auf einen plastisch geformten Ring am rechten Arm, nur durch Bemahlung dargestellt. Im übrigen ist aber der Schmuck, der aus einem Halsring, einer einfachen, vorne zwischen den Brüsten lang herabhängenden Kette, die aber hinten eng an den Hals anschließt, und je zwei Ringen an den Armen besteht, dem der vorigen Statuette sehr ähnlich. Wahrscheinlich waren auch Knöchelringe gemalt, die aber nicht erhalten geblieben sind. Anscheinend war auch das Gesicht dieser Statuette gegenüber der ledergelben Grundbemalung des Körpers, die in Resten deutlich zu erkennen ist, braun oder rotbraun bemalt. Aber deutlich erkennbar ist noch die schwarze Bemalung der Tonwülste, die die linsenförmige Augenumrahmung bilden, sowie der ganzen Kopffrisur bis in den Nacken hin. Das spricht dafür, daß auch bei der dieser Statuette sonst in der Gesamtform sehr ähnlichen vorigen Statuette das Kopfhaar ebenfalls nicht plastisch dargestellt gewesen ist. Bei dieser Statuette treten außerdem die senkrechten Einkerbungen an den Füssen, die die Zehen darstellen sollen, deutlich in die Erscheinung. 50
Das Gesicht ist bei der Statuette Phot. 102/103 vi'el besser erhalten, als bei der vorigen. Der Mund ist an den Enden leicht nach unten geneigt und von zwei wulstigen Lippen umgeben. Das Kinn tritt nur wenig und abgerundet gegenüber dem Halse hervor. Zwischen Mund und Nase ist eine leichte Einbuchtung vorhanden, gegenüber der dann aber die Nase gewaltig vorspringt, die das ganze Gesicht beherrscht, und die von ihrer fast waagerechten Unterseite mit scharfer Krümmung sich zum fast geraden, schmalen Grat des Nasenrückens wendet, der ohne Stirndarstellung bis zur Oberseite des Kopfes verläuft. Die Augen, die wahrscheinlich neben ihrer Umrahmung aus Ton eine ebensolche Pupille besaßen, sind über den Nasenflügel bis fast an den Nasenrücken hinaufgezogen, stehen aber weniger schräge, als bei der vorigen Statuette. Die Brüste, die ziemlich weit auseinanderstehen, sind groß, aber zitronenförmig und ganz leicht nach unten geneigt, also sehr naturalistisch dargestellt. Ein Nabel ist nicht zu erkennen, ebensowenig wie bei der vorigen Statuette. Die beiden „Langhälse" wurden mir zu verschiedenen Zeiten von verschiedenen Gabilen gebracht, die im Djöf und bei Märib beheimatet waren, so daß die Herkunft der Statuetten aus Süda und dem Wädi Saba glaubwürdig erschien. Auch bei ihnen handelt es sich augenscheinlich um die Darstellung der Fruchtbarkeitsgöttin und nicht um Totenporträts. Ihre große Ähnlichkeit trotz verschiedener Fundplätze spricht dafür, daß sie einer Stilepoche angehören, in der noch die naturreligiösen Überlieferungen maßgebend waren, in der sich aber vielleicht die typisch „armenoide" Darstellung der Nase bereits gewandelt hatte. Wie sehr diese Traditionen von Naturgottheiten in der Masse des Volkes von Dauer sind, beweist die Tatsache, daß heute nodi die
Einteilung der „Djin", einer besonderen Gruppe von guten und bösen Geistern, neben den Teufeln und den Engeln in Jemen auf naturreligiöser Grundlage beruht. Es werden nach meinen jemenitischen Gewährsmännern unter den Djin, deren König Lämuka 1 ) fendjäli ist, solche der Erde (mazari), des Meeres und des Wassers (tumtam), der Luft (gaswarah) und des Himmels (taiqal) unterschieden, also eine Götterwelt, wie sie sich bei Ackerbauern auf naturreligiöser Grundlage überall entwickelt hat. Unter den Djin der Erde gibt es verschiedene, die in Quellen, Brunnen, Flüssen, auf Berggipfeln und in Bäumen hausen. Man könnte also annehmen, daß sich in diesen Überlieferungen aus naturreligiösen Grundlagen, über astralreligiöse Wandlungen und über den islamischen Monotheismus älteste Reste erhalten haben. Es wurde mir sogar in Haddja berichtet, daß an einer Quelle, die von einem bösen Djin bewohnt sein soll, bei Mißernte ein schwarzer Ochse geschlachtet, also geopfert wird, was auf den ursprünglich naturreligiösen Charakter des vorislamischen Mondgottes, dessen Symboltier ja das Rind ist, heute noch hinzudeuten scheint. Ob die Naturreligion allerdings wie im alten Sumer und anderswo, in Südwestarabien die älteste religiöse Grundlage ist, die von der Astralreligion überdeckt wurde, ist bei dem wenigen Material schwer zu sagen. Ich neige aber dazu anzunehmen, daß die Astralreligion als älteste Schicht zugrunde liegt, daß die Naturreligion mit dem Bewässerungsackerbau von außen, wir vermuteten von Sumer, eingeführt wurde, dann aber vom Ende des 2. Jährt, v. Chr. ab gemeinsam mit den sich bildenden Staaten durch die nördlichen astralreligiöseri Einflüsse wieder zugedeckt wurden, sich aber mit Resten bis heute erhalten hat.
ihrer Oberfläche stark beschädigt worden, da die Salzsprengung die entstandene Kruste, wie man auf Phot. 104—106 sieht, wieder in Mitleidenschaft gezogen hat. Trotzdem erkennt man auf den ersten Blick die besonderen Charakteristika der Darstellung dieser selbstbewußten Mütterlichkeit, die diese Statuette von allen anderen unterscheidet, die schwellenden Hüften, die strotzenden Brüste, die stolz zurückgeworfene Haltung des Kopfes und die Wohlbeleibtheit und Abgerundetheit des ganzen Körpers. Auch die Beine, deren unterster Teil leider abgebrochen ist, sind bis zu ihrer natürlichen Lage hin, sowohl vorne wie hinten, getrennt dargestellt, wie überhaupt die ganze Gestalt viel naturalistischer geformt ist, als bei den übrigen Statuetten. Trotzdem ein Nabel nicht dargestellt oder nicht mehr zu erkennen ist, kann unseres Erachtens auch bei dieser Statuette kein Zweifel darüber bestehen, daß sie eine nackte Gestalt darstellt. Das Gesicht, das in dem photographierten Zustande schon stark korrodiert erscheint, war als man mir die Statuette brachte, noch wesentlich besser erhalten. Nase, Mund und Augen waren anscheinend erstaunlich naturalistisch gegenüber allen anderen Statuetten ausgeformt, wenn auch immer noch stark stilisiert, so daß man der ganzen Anlage des Gesichtes nach fast an einen ägyptisierenden Einfluß denken konnte. Das Gesicht ist von einem Kranz von gedrehten Locken eingerahmt, der sich über die Darstellung der übrigen Frisur des Hinterkopfes, und zwar über der Stirn besonders hoch, hervorhob. Die ganze Frisur war eine Art von Pagenfrisur, deren Kräuselung, ohne durch Reihung auf eine Anzahl gedrehter Locken schließen zu lassen, durch unregelmäßig verteilte längliche Einkerbungen dargestellt war, und die im Nacken waagerecht endet. Die gewölbte Stirn, anscheinend sogar auch die Augenbrauenwülste, dicke runde Wangen und ein rundes, gegen den Hals abgesetztes Kinn sind gut zu erkennen. Der Hals ist im übrigen auffällig kurz und dick. Er geht fast unmittelbar in die, wie bei allen übrigen Tonstatuetten seitlich ausgestreckten Arme über, die leider kurz hinter dem Körper abgebrochen sind. Um den Hals trägt die Gestalt einen plastisch dargestellten, vielleicht sogar doppelten Ring, der sowohl hinten wie vorne nicht eng anschließt, sondern herabhängt, wenn es sich nicht um eine Kette gehandelt hat, die kreuzartig mit ihrem unteren Ende von den Schultern über den Rücken und die Brust zu den Hüften geführt war, ähnlich wie bei der in Fig. 134/135 dargestellten „Vogelkopf"-Statuette. Für letzteres spricht der Rest eines plastischen Tonwulstes unter dem linken Arm, sowie eine knotenartige Verbindung der Kette über dem Rücken, die anscheinend auch zwischen den sonst sehr eng zusammenstehenden Brüsten vorhanden war. Außerdem ist am linken Arm, nahe dem Oberkörper, noch ein kleiner
DIE ÜPPIGE (Phot. 104/106) Einen besonderen Typus der Tonstatuetten stellt die in Phot. 104—106 abgebildete Figurine dar, die wir wegen der in die Augen springenden strotzenden Üppigkeit und stolzen Haltung die „üppige" nennen wollen. Wir reihen sie hier ein, weil sie einmal gegenüber den bisher besprochenen uns einen gewissen technischen Fortschritt darzustellen scheint, andererseits, allerdings nur in der Haartracht und im Schmuck, mit diesen gewisse Ähnlichkeiten aufweist gegenüber den folgenden, die sich grundsätzlicher von ihnen unterscheiden. Es scheint uns kein Zweifel daran zu bestehen, daß es sich bei dieser Statuette ebenfalls um die Darstellung der Fruchtbarkeits-, der Muttergöttin handelt. Leider ist diese Statuette nicht nur vor, sondern auch nach der Imprägnierung zur Härtung 1) Man denkt bei diesem Namen natürlich an den vorislamischen Mondgott Ilmuqah.
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Rest eines Tonwulstes zu erkennen, der wahrscheinlich ein hier liegender Oberarmring war. Der Schmuck dieser Statuette, an der man überall Reste einer ehemaligen roten Bemalung feststellen konnte, von der man aber nicht aussagen kann, ob es eine volle Körperbemalung oder eine Schmuckbemalung neben der plastischen Schmuckdarstellung war, gleicht also sehr dem der „Vögelköpfe". Die Gesamtdarstellung und formale Behandlung der Gestalt läßt aber auf einen wesentlich höheren technischen Kulturzustand unter ganz anderem Einfluß als bei den „Vogelköpfen" schließen, ohne daß wir aber bei diesem sehr beschädigten und vorläufig einzeln dastehenden Funde wagen, eine Beziehung zu anderen Kulturkreisen zu vermuten.
die Tonstatuette Phot 113 zu dieser Gruppe, die aber durch die drei charakteristischen Bauchfalten dann aber schon den Übergang zu der nächsten Formengruppe der „Bauchfalter" bildet. Es sind besonders die Kettengeschlinge um den Hals und die Brust mit angehängten Endzieraten, die sofort bei diesen Statuetten in die Augen fallen. Die drei Tonstatuetten dieser Formengruppe „Schmuckträger" zeichnen sich alle durch ihre breite, gedrungene Form aus, die ihnen den Eindruck gibt, als wenn sie in einen weiten, bis auf die Füße herabreichenden Mantel oder ein Kleid gehüllt sind, ähnlich wie ihn als hemdartiges Gewand heute noch viele Bewohner der Arabischen Halbinsel tragen, vor allem überall die Frauen. Durch diese Gestalt des Körpers, der fast ebenso breit wie hoch ist, auch nicht mehr ebenso dick wie breit, sondern von vorne nach hinten flachgedrückt, liegt der Hauptformunterschied gegenüber den bisher besprochenen Tonstatuetten, bei denen der Körper mehr walzenförmig gestaltet war. Gegen die als Kleidung gedachte Gestaltung der drei Statuetten spricht aber die Form der Brüste, die bei der in Phot. 107—109 dargestellten Statuette gut erhalten ist, und für ihre Nacktheit die größere Wahrscheinlichkeit bietet, obwohl bei keiner der Statuetten ein Nabel deutlich erhalten geblieben ist. Leider ist
DIE SCHMUCKTRÄGER (Phot. 107/112, Fig. 142/143) Wir fassen unter diesem Namen drei Statuetten zusammen, die sich von den sonstigen Tonstatuetten zwar nicht dadurch unterscheiden, daß sie überhaupt geschmückt sind, denn das sind auch die bisher besprochenen, sondern weil sie derartig mit Schmuck überladen sind, daß man ihn neben anderen Unterschieden als das Hauptcharakteristikum bezeichnen muß. Vielleicht gehörte auch
F i g . 142:
T o n s t a t u e t t e der F o r m e n g r u p p e „Schmuckträgervon vorne gesehen
(s. Phot. 107—109)
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F i g . 143: Kopf der T o n s t a t u e t t e v o n Fig. 142 v o n der S e i t e g e s e h e n
Durchbohrungen Arm- und Beinringe geführt wurden. Wir werden aber Durchbohrungen auch bei tierischen Votivgaben kennen lernen, durch die wahrscheinlich eine Aufhänge- oder AnbringeMöglichkeit gezogen wurde. Hier ist wohl eher an die erste Auslegung zu denken, an einen Nasenring oder an Nasenknöpfe. Die Frisur ist an dem hinten ebenfalls abgebrochenen Kopf nur noch in der Umrahmung des Gesichtes zu erkennen. Sie scheint nach beiden Seiten hin mit einem Wulst, der über die Ohren herabhängend noch erhalten ist, sowohl gegenüber dem Hinterkopf wie gegenüber dem Gesicht stark hervorgetreten zu sein. Auch über der Stirn, wenn eine solche überhaupt vorhanden war und statt dieser nicht gleich die stark hervortretende Nase begann, ist ein Scheitelwulst der Frisur deutlich erhalten. Der Kopf trug also eine kunstvolle Frisur, wenn diese erhaltenen Reste nicht sogar für eine mützen- oder kappenförmige Kopfbedeckung sprechen. Wie schon gesagt wurde, ist das Charakteristischste an dieser Statuette der gut erhaltene Schmuck, der sich in Form von mehrfachen Ketten um den Hals, die Schultern, den Rücken und die Brust schlingt. Vorne sind diese Ketten in vierfacher Lage übereinander liegend, von denen zwei obere und zwei untere, lang herabhängende, die Brüste zwischen sich einschließen. Drei von diesen Kettengeschlingen verliefen anscheinend über die Schultern zum Rücken, wo sie in Resten erhalten sind. Die zu oberst liegende legte sich wahrscheinlich eng an den Rücken und bildete hier in der Mitte einen Knoten, von dem das Ende senkrecht über den Rücken herabgefallen zu sein scheint. Man kann allerdings auch annehmen, daß dieser senkrecht angebrachte Rest eines Tonwulstes der Rest eines über den Rücken herabfallenden Zopfes oder Haarbeutels ist, wie wir ihn später bei den „Bauchfaltern" finden, wie auch schon bei der in Phot. 113 dargestellten Statuette, die mit unseren „Schmuckträgern" große Ähnlichkeit in der Form besitzt. Ob die zweite und dritte bis zum Rücken erhalten gebliebene Kette über ihn von Schulter zu Schulter herabhängend dargestellt war, ist unsicher, da von ihnen nichts mehr erhalten geblieben ist. Vielleicht endeten diese beiden Ketten hinter der Schulter, wie anscheinend die vierte vorne vor der Schulter. Die Schmuckketten waren alle der vorgeformten Statuette als Tonwülste aufgelegt worden. Sie waren alle auf ihrer Vorderseite mit einer Reihe, anscheinend länglich geformten Vertiefungen versehen, wodurch entweder die Zopfstruktur der Kette oder ein anderes Flechtmuster, wenn nicht gar aufgelegte Ornamente oder eingelegte Steine, dargestellt werden sollte. An der zweiten Kette von oben hängt vorne etwas oberhalb zwischen den beiden Brüsten ein großes rundes medaillonartiges Schmuckstück, das man wohl nur als Anhänger deuten kann. Auch auf ihm waren Vertie-
von den drei Vertretern dieser Formengruppe nur die erste einigermaßen unbeschädigt geblieben, während die beiden anderen nur durch die Gesamtformung ihre Zugehörigkeit zu ihr erkennen lassen, während bei ihnen im übrigen alle Einzelheiten verwischt sind. Die in Phot. 107—109, sowie in Fig. 142/43 abgebildete Tonstatuette ist leider gerade am Kopf stark korrodiert und noch dazu in dem sehr stark vorspringenden Gesicht abgebrochen. Die Beine springen von dem sehr gedrungenen und breitgedrückten Körper, der unten als Standfläche ohne größere seitliche Auswulstung endet, kegelförmig ziemlich weit, fast um den Betrag der Dicke des Körpers, schräg nach vorne vor und platten sich an ihrem Ende fußförmig ab. An diesem tatzenförmigen Ende sind in ziemlich natürlicher Lage durch je vier Einkerbungen die Zehen dargestellt. Die Arme sind ebenfalls nicht mehr walzenförmig, sondern flächenhaft seitlich plattgedrückt, dazu sich langsam nach außen verjüngend und in einer stetigen Kurve nach vorne gekrümmt. An ihren immer noch recht breiten Enden, die abgerundet sind, liegen innen, also ebenfalls in sehr natürlicher Lage, waagerecht die vier Einkerbungen der Finger. Aus der vergleichenden Betrachtung der erhaltenen Reste des Kopfes aller drei Statuetten dieser Formengruppe kann man den Schluß ziehen, daß er sehr stark stilisiert geformt war und zwar wies er vielleicht eine ähnliche Gestaltung auf wie bei den „Vogelköpfen". In Fig. 142/43 haben wir den Kopf der Statuette Phot. 107—109 noch einmal deutlich von vorne und von der Seite abgebildet. Leider ist nur ein Teil des von unten hinten nach vorne oben schräg gestellten Auges, das anscheinend weit über die Nasenflanke gezogen war und aus einer Linse aus Tonwülsten bestand, erhalten geblieben. Die Nase muß aber weit nach vorne vorgeragt haben und zwar ebenso wie das ganze Gesicht bis zu den Backengegenden hin spitz gewinkelt. Zwischen dem kurzen, sich nach oben verjüngenden Hals, der nicht schmäler war als das Gesicht, und dem Kopf muß nach vorne zu ein Kinn eingeschaltet gewesen sein, über dem wohl sicher auch ein Mund dargestellt war. Das geht schon aus der Tatsache hervor, daß sich hier zwischen Kinn und Auge, also nahe der stark korrodierten heutigen Oberfläche, eine Durchbohrung erhalten hat, die heute mit einer weißen Masse, wahrscheinlich Salzen, ausgefüllt ist. Diese Durchbohrung, die an beiden Seiten des Gesichtes deutlich zu erkennen ist, muß also in waagerechter Lage von links nach rechts durch das Gesicht geführt worden sein, entweder durch die Nasenwurzel oder durch die Lippen oder Backen. Welche Bedeutung diese Durchbohrung hatte, ist bei der Beschädigung des Gesichtes schwer zu sagen. Man kann natürlich denken, daß hier ein Schmuckstück angebracht war, wie wir es bei den Grabstatuetten später deutlich erkennen können, wo durch solche 53
f u n g e n angebracht, die aber so weit korrodiert sind, daß m a n das ehemalige Muster, das sie wohl gezeigt haben, nicht mehr e r k e n n e n k a n n . Die ganze Form dieses A n h ä n g e r s spricht aber dafür, daß es in der Mitte noch einmal eine r u n d e Erh e b u n g besaß, also wohl rosettenähnlich war. Dieser Schmuck ist in der Tonstatuette Phot. 110/111 nur noch andeutungsweise zu erkennen. Der ganzen Form und Gestaltung der Statuette nach, vor allem nach der Form des Kopfes, ist aber wohl kein Zweifel, daß sie der vorigen sehr ähnlich war und zur Formgruppe der „Schmuckträger" zu rechnen sein muß. Auffällig ist an dieser Gestalt die g e g e n ü b e r dem rechten Arm b e d e u t e n d e Verdickung des linken Arms und zwar nach u n t e n hin, die die sonst überall v o r h a n d e n e Symmetrie der Figur zu stören scheint. Anscheinend ist diese Verdickung nachträglich angesetzt worden, w a s aus einer h e r a u s k o r r o d i e r t e n Narbe, die den dem rechten Arm symmetrisch geformten Teil des link e n Arms mit dem u n t e r e n Teil verbindet, hervorzugehen scheint. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß sie ehemals auch rechts v o r h a n d e n war. Dann w ü r d e der Eindruck der Bekleidung der Gestalt mit einem weiten Hemd und ebenso w e i t e n Ärmels, wie sie von den F r a u e n h e u t e noch in J e m e n get r a g e n w e r d e n , noch auffälliger als bei den beiden a n d e r e n Figuren sein. Allerdings sprechen die Reste einer ehemaligen weißgelben Bemalung des ganzen Körpers w i e d e r u m gegen die A n n a h m e einer bekleideten Gestalt. Der Kopf ist sehr erheblich korrodiert, so daß vom Gesicht nichts mehr zu e r k e n n e n ist. Dagegen ist ganz deutlich, daß die ganze Oberseite des Kopfes v o n einem W u l s t u m g e b e n gewesen ist, der an den Seiten besonders weit hervortrat, so daß noch mehr als bei der vorigen Statuette der Eindruck vermittelt wird, daß die Frisur doch durch eine Kappe bedeckt gewesen ist. Die Beine sind abgebrochen, doch scheint der Standsockel mehr als bei der vorigen Statuette nicht nur nach vorne durch die vorgestreckten Beine, sondern nach allen Seiten h e r a u s g e w u l s t e t gewesen zu sein. Auch bei der in Phot. 112 abgebildeten Statuette ist der Stummel des linken Arms erheblich dicker als der rechte Arm, der aber trotz größerer Erhaltung in seiner Länge stärker korrodiert zu sein scheint. Auch sind ebenfalls nur Reste des ehemals v o r h a n d e n e n Schmuckes, aber auch die Eindrücke der diesen darstellenden Tonwülste erhalten geblieben. Im übrigen ist die ganze Formung der Statuette dieselbe wie die in Phot. 107—109 abgebildete, so daß man sie wohl ebenfalls zu den „Schmuckträgern" rechnen kann. Auch bei ihr ist der Standsockel nach allen Seiten ausgewulstet, die vorgestreckten Beine scheinen aber platter nach v o r n e gestreckt g e w e s e n zu sein. Nach dem Verlauf der Eindruckrinnen der Schmuckketten k ö n n t e man allerdings vermuten, daß diese nicht nur oberhalb u n d unterhalb der Brüste verliefen, sondern daß sie vielleicht diese, k r e u z w e i s e von der Schulter zur
H ü f t e verlaufend, umspannten, ü b r i g e n s ist diese Figur nach der Formung viel weniger stark geb r a n n t worden, als die vorigen, so daß sie auch durch die Salzsprengung mehr gelitten hat. Aber es sind an ihr trotzdem an den weniger korrodierten Stellen noch Reste einer ehemaligen weißgelben Bemalung des ganzen Körpers festzustellen. Die in Phot. 113 abgebildete Statuette ist so weit zerstört, daß man außer ihrer allgemeinen Form, nach der sie zu den „Schmuckträgern" zu rechnen sein müßte, wenig an Einzelheiten an ihr zu e r k e n n e n vermag. Sie zeigt aber zwei Charakteristika, die sie mit der nächsten F o r m e n g r u p p e der „Bauchfalter" verbindet, u n d sie als Zwischenglied erscheinen läßt, nämlich die Reste eines in der Mitte des Rückens senkrecht h e r a b h ä n g e n d e n Haarschopfes und ferner die diese G r u p p e besonders auszeichnenden Bauchfalten und zwar in der Form von drei, quer ü b e r den Unterleib verlaufenden tiefen Kerben. Im übrigen ist die Standplatte bei dieser Statuette ebenfalls nach allen Seiten ausgewulstet, und die Beine sind sehr weit nach v o r n e hin herausgearbeitet. Der noch am wenigsten weitgehend korrodierte Rücken zeigt ganz deutlich die Reste einer dunklen, leicht rötlichen, also wahrscheinlich roten Bemalung, die aber in kein b e s o n d e r e s M u s t e r zusammen zu bringen sind, also wohl vermutlich die ganze Gestalt bedeckte. DIE BAUCHFALTER (Phot. 114/117) Das besondere Kennzeichen dieser Formengruppe sind m e h r e r e Bauchfalten, die waagerecht über der Vorderseite des U n t e r k ö r p e r s verlaufen, und die bei k e i n e r der sonst bisher b e k a n n t e n Tonstatuetten dargestellt sind. Im übrigen aber unterscheiden die dieses Kennzeichen a u f w e i s e n d e n Statuetten sich beträchtlich voneinander. W i r sahen schon, daß in der allgemeinen Gestaltung der Statuette Phot. 113 eine Ähnlichkeit zu den Schmuckträgern v o r h a n d e n war. Aber auch die beiden a n d e r e n V e r t r e t e r dieser Gruppe, in Phot. 114/15 und 116/17 dargestellt, weisen verschiedene Unterschiede u n t e r e i n a n d e r auf, vor allem in der Haartracht, die bei der ersteren zusammen mit der Statuette Phot. 113 einen deutlichen Rückenzopf aufweist, der bei der letzteren nicht v o r h a n d e n zu sein scheint. Es h a n d e l t sich bei allen drei Statuetten dieses Typs augenscheinlich um Nacktdarstellungen, denn überall ist deutlich ein Nabel noch h e u t e zu erkennen, der bei den Statuetten Phot. 113 und Phot. 114/15 oberhalb der untersten von drei Bauchfalten, bei der Statuette Phot. 116/17 oberhalb nur zweier Bauchfalten liegt. Die Gedrungenheit des Körpers, wie wir sie bei den „Schmuckträgern" feststellten, ist einer natürlichen Proportion in der Länge und Breite ge54
wichen, die auch in der Dicke gewahrt wird. Die Form der Standplatte mit einer Wulstung nach allen Seiten und den nach vorne herausgestreckten Beinen scheint dagegen dieselbe geblieben zu sein. Leider sind sowohl bei der Statuette Phot. 114/15 wie bei derjenigen Phot. 116/17 die Köpfe und die Beine abgebrochen. Der Torso der Statuette Phot. 114/15 ist wegen seiner starken Brennung ziemlich gut erhalten und wenig korrodiert. Der Körper sowohl wie der ihm aufliegende Schmuck ist viel naturalistischer dargestellt, als bei den „Schmuckträgern". Der Schmuck beschränkt sich auf eine, um den Hals gelegte Kette, an der vorne, etwas oberhalb der Brüste ein gut erhaltener Anhänger befestigt ist. Im Rücken, auf dem nur die Rillen, in denen der Tonwulst eingedrückt war, erhalten geblieben sind, verlief die Kette anscheinend unter dem über sie herabhängenden Zopf. Die Kette weist tiefe, runde Eindrücke auf, die anscheinend die Zopf- oder Kettenform darstellen sollen. Diese Vertiefungen zeigt auch das runde rosettenförmige Medaillon, das größer gewesen zu sein scheint, als die beiden neben ihm liegenden Brüste, deren Warzen durch Vertiefungen angedeutet sind, und die allerdings stark korrodiert sind. Eine zentrale, runde Vertiefung in der Rosette wird durch fünf kleinere runde Vertiefungen allseitig regelmäßig umgeben. Als Vorbild hat also anscheinend eine fünfblätterige Blume gedient. Das interessanteste an dieser Statuette ist der über mehr als den halben Rücken herabfallende Zopf, der fast die Form eines Haarbeutels besitzt. Er scheint in der Mitte dicker gewesen zu sein, als oben und unten. Dieselbe Form zeigt dieser Zopf bei der Statuette Phot. 113. Die oberste der drei Bauchfalten der Statuette Phot. 114/15, die alle als tiefe waagerechte Einkerbungen dargestellt sind, und wohl nicht Tätowierungen oder Ziernarben, sondern die wohl die in sitzender Stellung natürlich sich bildenden Bauchfalten bedeuten sollen, liegt bereits eben unterhalb der Brüste. Der tief eingedrückte Nabel liegt zwischen der zweiten und dritten Falte. Die unterste Falte liegt eben oberhalb der Beinansätze, die leider abgebrochen sind. Ganz anders geformt ist der Torso der Statuette Phot. 116/17, deren Armstummel aber ebenso wie bei der Statuette Phot. 114/15 so angesetzt sind, daß sie nach beiden Seiten ausgestreckt sein mußten, wie bei allen bisher besprochenen Tonstatuetten. Der Körper ist aber viel weniger naturalistisch dargestellt wie bei dem vorigen „Bauchfalter" und bildet eine plumpe, leicht plattgedrückte Walze, aus der der Hals in ähnlicher Form herausragt. Im übrigen ist der Torso so weitgehend korrodiert, daß weder von den Brüsten noch von dem Schmuck, der aber wahrscheinlich vorhanden war, etwas erhalten geblieben ist. Auch die Standplatte ist abgebrochen, wenn man auch noch den Beginn
ihrer Aufwulstung nach allen Seiten und zu den Beinen nach vorne hin erkennt. Gut erhalten sind nur zwei sehr tiefe Einkerbungen der Bauchfalten, die auffällig gradlinig verlaufen. Uber ihnen liegt ein Nabel, über dem aber anscheinend keine dritte Bauchfalte mehr vorhanden war. Eine Rille, die von Schulter zu Schulter verläuft, trug wahrscheinlich eine plastisch dargestellte Kette. Die drei Tonstatuetten, die sich durch die Darstellung von zwei oder drei Bauchfalten als Sondergruppe ausweisen, kann man wohl ebenfalls wie alle anderen Tonstatuetten als Darstellungen der Muttergöttin ansprechen. Außer den Bauchfalten ist die Haartracht in Form eines Rückenzopfes, wenigstens bei zweien von ihnen, auffällig. Wir werden diesen, einem Haarbeutel ähnlichen Zopf noch später kennenlernen. Der Zopf, oft mit dem Kopftuch zusammengeflochten, gehört heute noch zu einer vielgebrauchten Tracht in Jemen. In vorislamischen Darstellungen menschlicher Gestalten ist er allerdings sehr selten, er fehlt z. B. bei allen weiblichen Totenporträts. Wir möchten uns darauf beschränken, rein gefühlsmäßig auf einen indischen Einfluß hinzuweisen. DIE KLEIDERTRÄGER (Phot. 118/122) Wir hatten schon bei den „Schmuckträgern" unter den Tonstatuetten den Eindruck, der aber nicht haltbar war, daß es sich um bekleidete Gestalten handelte. Ganz eindeutig bekleidet sind aber nunmehr die in Phot. 118—122 dargestellten beiden Statuetten, die, obwohl die zweite nur in ihrem untersten Teile erhalten ist, unzweideutig zu der gleichen Formengruppe gehören. Leider ist auch von der ersten der Kopf nicht mehr vorhanden, aber die Gesamtform der Statuette wird uns wohl erlauben, anzunehmen, daß das Gesicht ebenso wie der ganze Körper wesentlich naturalistischer dargestellt war, als bei den bisher besprochenen Statuetten. Obwohl die Brüste bei der Statuette Phot. 118/20 von dem Kleide bedeckt waren, läßt die Darstellung der Brustpartie keinen Zweifel daran hegen, daß es sich ebenfalls um eine weibliche Gestalt handelt. Auch die Gegend der Hüften ist durchaus weiblich dargestellt worden. Die unter dem, bis etwa zu den Waden herabfallenden Gewände hervorragenden Beine und Füße sind allerdings wieder so plump ausgeführt worden, daß sie eigentlich zu der recht naturalistischen Darstellung des Körpers in einem gewissen Kontrast stehen. Aber zum ersten Male sind hier die beiden Beine durch einen freien Zwischenraum voneinander getrennt, der allerdings bei dem Rest der Statuette Phot. 121/22 nicht ganz den Tonkörper durchbrochen hat. An der Standplatte zwischen den Füßen ist dann der Zwischenraum wieder durch ein Verbindungsstück aufgehoben. 55
keit nach zu der kopflosen Statuette der „Thron e n d e n " die in Phot. 126/28 abgebildeten Eulenk ö p f e formal zugehörig sind, w e n n auch alle drei, u n s e r e r Meinung nach in dieselbe Formengruppe gehörenden Fundstücke, die mir zu verschiedenen Zeiten, von ganz verschiedenen Überbringern überbracht wurden, keinesfalls Bruchstücke derselben Figur sind. Das trifft vor allem für den Kopf von Phot. 128 zu, dessen Abbruchsfläche nicht mit der der „Thronenden" zusammengepaßt w e r d e n kann. Auf jeden Fall aber ist es aus formalen Gründen durchaus möglich, daß die Eulenk ö p f e zu der T h r o n e n d e n stilistisch einem Typus v o n Tonstatuetten angehören, deren gleiche primitive Darstellung sowohl aus den „Eulenköpfen" wie aus der „Thronenden" Gestalt spricht. Der Körper der „Thronenden" ist gegenüber dem runden Sockel, auf dem sie sitzt, rechteckig gestaltet, wobei sich aber die V e r j ü n g u n g nach oben, die wir schon im Sockel feststellten, auch über den Körper bis zu dem Halsstummel hin fortsetzt. Aus dem rechteckigen Block des Körpers treten an der Vorderseite, und zwar nach v o r n e gerichtet, an jeder Seite je zwei schmale senkrecht stehende Platten hervor, deren Vorderseite wiederum mit je vier waagerecht v e r l a u f e n d e n Einschnitten v e r s e h e n sind. Diese Platten sollen die Arme und Beine mit den H ä n d e n und Füßen, sowie den Fingern und Zehen darstellen. Im übrigen ist der Körper vollkommen ungegliedert und geht, außer über flache Dellen an der Hinterseite, ohne weiteres in den Untersatz über, der sich im gleichen Verhältnis wie der Körper der Figur nach u n t e n zu verbreitert. Dieser r u n d e trommeiförmige, nach unten sich verdickende Podest, auf dem die primitive Gestalt sitzt, ist nicht solide aus Ton geformt, sondern innen hohl, wie etwa der Fuß eines Tonkelches. Seine Außenseite ist an beiden Seiten mit je vier, senkrecht v e r l a u f e n d e n und gleich weit von einander entfernt liegenden Einkerbungen versehen, die oben mit einem runden Einstich beginnen und unten bis zum u n t e r e n Rande reichen. V o r n e zwischen den Beinen und hinten unter dem Rücken der sitzenden Gestalt ist ein größerer Zwischenraum zwischen den je vier Einkerbungen frei geblieben. Zwischen den oberen Rändern der die Arme darstellenden Platten liegen auf der sonst völlig ungegliederten Fläche des O b e r k ö r p e r s nebeneinander zwei tiefe runde Einbohrungen, die nichts anderes darstellen können, als eine Andeutung der Brüste, zumal gleiche Einbohrungen auf dem „Eulenkopf" der Statuette in Phot. 126 u. 127 auch die Lage zu diesem eindeutig nachweisen. W i r b e m e r k t e n schon, daß nicht nur aus Stilgründen, sondern auch w e g e n dieser Darstellung der Brüste bei beiden Statuetten u n s e r e Vermutung resultierte, daß beide F o r m u n g e n zusammengehören. Es ist bei dieser primitiven Darstellung schwer, eine Ansicht d a r ü b e r auszuspre-
Besonders auffällig ist, daß die ganze Gestalt von der Vorderseite aus g e s e h e n wesentlich schlanker erscheint, als von der Seite, eine Tatsache, die den natürlichen menschlichen Proportionen im allgemeinen nicht entspricht, eher sogar entgegengesetzt ist. Die Arme sind bei dieser Statuette, ebenso wie bei allen, u n s e r e r Meinung nach die Muttergöttin darstellenden Tonstatuetten nach beiden Seiten waagerecht ausgestreckt. Sie sind, soweit sie erhalten sind, langsam nach außen sich verj ü n g e n d e Walzen. Das v o n der Gestalt g e t r a g e n e Gewand ist ein an den Ärmeln eng anliegendes Hemd, das aber auch dem Körper, wie aus der Darstellung der spezifisch weiblichen Körperformen hervorgeht, eng anliegt, eine Tracht, die in J e m e n v o n u n v e r h e i r a t e t e n Mädchen h e u t e noch getragen wird, w ä h r e n d die v e r h e i r a t e t e Frau das weite Gewand mit ebenso weiten Ä r m e l n trägt. An dem erhalten gebliebenen Arm der Statuette, dessen äußerstes Ende aber noch abgebrochen ist, so daß man nicht weiß, ob eine H a n d dargestellt gewesen ist, sieht man den Rest eines Tonwulstes, der entweder das Ende des Ärmels oder einen Armreifen darstellen kann. Im übrigen ist die Gestalt anscheinend schmucklos geblieben, auch Reste einer Bemalung können nicht mehr festgestellt werden. Die Reste der in Phot. 121/22 dargestellten, der vorigen sicher sehr ähnlich g e w e s e n e n Statuette stammen wie diese aus der Ruinenstätte Süda im Djöf, also einer wichtigen Etappe an der ältesten Weihrauchstraße. Trotz des fehlenden Gesichts ist vielleicht in der ganzen Formung des Körpers an eine ägyptisierende Beeinflussung zu denken. DIE THRONENDE (Phot. 123/125) Auf den ersten Blick hin k ö n n t e man geneigt sein, die in Phot. 123/25 abgebildete Statuette für den Torso einer, mit einem kleidartigen langen G e w ä n d e bekleideten Gestalt anzusehen. Bei n ä h e r e r Betrachtung erkennt man aber, daß es sich bei dieser Statuette um eine sehr primitiv geformte menschliche Gestalt handelt, die auf einem runden, sich nach unten leicht verdickenden trommeiförmigen Untersatz, einem Hocker, einem Stuhl oder Thron, je nachdem man ihn aufzufassen geneigt ist, sitzt. Leider ist der Kopf abgebrochen, und das, w a s man beim ersten Anblick für die A u g e n zu halten geneigt ist, sind anscheinend die Brüste, hier als V e r t i e f u n g e n und nicht als Erhöhungen dargestellt. Das wird einem erst ganz klar, w e n n man den „Eulenkopf", der in Phot. 126/27 abgebildet ist, und der dieselbe unzweideutige Darstellung der Brüste zeigt, betrachtet. Aus dem Vergleich dieser beiden Gestaltungen, k ö n n t e man vermuten, daß aller Wahrscheinlich56
dien, ob es sich bei der „Thronenden" um eine weibliche oder männliche Gestalt handelt. Ehe nicht eine größere Serie derartiger Tonstatuetten vorliegt, müssen wir uns jeglicher Vermutung enthalten und fassen auch die aller Wahrscheinlichkeit zu der „Thronenden" gehörenden „Eulenköpfe" als besondere Formengruppe zusammen.
von Märib an der ältesten Weihrauchstraße, der andere konnte nach seiner Herkunft nicht bestimmt werden. DIE GRADNASEN (Phot. 129/136, Fig. 144/145) Wir fassen unter der Bezeichnung „Gradnasen" drei Köpfe von Tonstatuetten zusammen, die untereinander große Ähnlichkeiten aufweisen, deren charakteristischste ist, daß nicht nur der Rücken ihrer Nasen sehr gradlinig verläuft, sondern daß sich ihr Verlauf in derselben Richtung in die Stirn hinein fortsetzt. Wir sind der Ansicht, daß zu diesen Köpfen, die leider allein erhalten sind, ganze menschliche Gestalten gehört haben, von denen sie abgebrochen wurden. Nach den Ausmaßen der Köpfe müssen diese Tonstatuetten wesentlich größer gewesen sein, als alle vorher besprochenen. Selbst wenn es sich um sitzende Darstellungen gehandelt haben sollte, muß ihre Höhe mindestens 30 cm betragen haben. Wir können bei diesen Statuetten keinerlei Vermutungen aussprechen, wen oder was sie dargestellt haben mögen. Wir können nur mit Sicherheit sagen, daß sie alle drei weiblichen Gestaltungen angehört haben, so daß zu vermuten ist, daß sie alle drei dieselben Zwecke erfüllt haben. Wahrscheinlich w i r das derselbe, den auch alle bisher besprochenen Statuetten vertraten; sie waren eine Darstellung der Muttergöttin. Auf jeden Fall stehen diese drei Köpfe, was die vollendete Technik ihrer Gestaltung anbelangt, wohl an der Spitze aller bisher besprochenen Tonstatuetten. Sowohl die Form ihrer Gestaltung wie die mehrfache Bemalung sprechen dafür, daß ihre Auftraggeber wie ihre Verfertiger auf einer höheren Kulturstufe standen, als diejenigen aller anderen bisher bekannten Tonstatuetten. Die augenfällige gradlinige Verbindung von Stirn und Nase ist uns ja nun eine sehr bekannte formale Gestaltung, die sich im aegaischen Kulturkreis vom kretisch-mykenischen über das achäische zum klassisch-griechischen Profil fortentwickelt hat. Es ist wohl nicht zu kühn, eine kulturelle Beeinflussung aus diesem Kulturkreis bis nach Südarabien hin annehmen zu wollen. Schon Dörpfeld hat 1929 dem Verfasser gegenüber brieflich die Vermutung ausgesprochen, daß sich in Südarabien eines Tages kretisch-mykenische Kultureinflüsse finden würden, ebenso wie sich umgekehrt im aegäischen Raum südarabische Objekte, wie z. B. auf der Insel Delos2) gefunden haben. Auf mutmaßlich sehr alte Beziehungen zwischen Südarabien und Griechenland weist auch schon Hommel 3 ) hin.
DIE EULENKÖPFE (Phot. 126/128) Beim ersten Anblick dieser beiden Köpfe muß der Eindruck entstehen, daß in ihnen nicht ein menschliches Gesicht, sondern ein tierisches, und zwar ein Vogelkopf dargestellt werden sollte. Besonders die runden Augen vermitteln durchaus den Eindruck eines Eulengesichtes. Die athenische Eule ist ja als Darstellung auf den Münzbildern sabäischen Geldes seit dem 4. Jahrh. v. Chr. wohlbekannt 1 ). Erst die Darstellung der Brüste auf dem Kopf, der in Phot. 126/27 abgebildet ist, brachte uns auf die Vermutung, daß die beiden „Eulenköpfe", wenn auch nicht gerade der in Phot. 128 selbst, was zuerst in Erwägung gezogen wurde, zu der Statuette die „Thronende" in Phot. 123—125 in Verbindung zu bringen sei, was nach den Maßen durchaus möglich gewesen wäre, während der Kopf Phot. 126 und 127 einer wesentlich größeren Statuette angehört haben muß. Die Gesamtform des Kopfes Phot. 126/27 ist von vorne gesehen rund, von der Seite gesehen aber stark zusammengedrückt, überhaupt ist an diesem Kopf alles, auch an dem Gesicht, abgerundet. Ein stark hervortretender Wulst umrandet beide kreisrunden Augen und tritt als solcher auch vom Scheitel in die Nase über, und verläuft über das Kinn bis zur Brust weiter, wo er ausläuft, nur durch eine breite Einkerbung, die die Nase vom Unterkiefer und Kinn trennt, unterbrochen. Rechts und links der Nase liegen die beiden runden Augen, durch eine randliche Rille und eine runde zentrale Vertiefung dargestellt. Nahezu identisch mit dem vorigen ist der in Phot. 128 abgebildete Kopf, der nur etwas primitiver geformt ist. Seine Maße sind nur um etwa ein Drittel kleiner als bei dem vorigen. Die auffällige Ähnlichkeit der beiden Köpfe spricht dafür, daß die starke Stilisierung, die sie aufweisen, zusammen mit der absoluten Primitivität ihrer Gestaltung, ein stark gebundenes Formgefühl voraussetzen läßt. Es ist vorläufig aber unmöglich, die beiden „Eulenköpfe" mit irgendwelchen Einflüssen von außen in Verbindung zu bringen. Der eine der Köpfe stammt
2) D. N i e 1 s o n , Handbuch . . ., a.a.O. S. 59. 3) Fr. H o m m e l , Grundriß der Geographie und Geschichte des Alten Orients, 1. Hälfte, München 1904, S. 711—20.
1) C. F. H i 11 , Catalogue of Greek coins of Arabia, Mesopotamia, Persia etc. of the British Museum. London 1922.
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Wir haben oben in unserem geschichtlichen Überblick schon gesagt, daß durch die Seevölker der aegäische Einfluß bis nach Palästina und über die Weihrauchstraße weiter nach Südarabien gelangen konnte. Bei dem vorläufig aber noch zu geringem Material, zumal von den drei Köpfen nur einer in ausreichend gutem Zustande erhalten geblieben ist, wollen wir uns hier damit begnügen, auf diese Tatsachen hinzuweisen. Der in Phot. 129/130 und in Fig. 144 abgebildete Kopf, der von den drei vorliegenden der besterhaltene ist, hat leider sowohl durch den Transport wie durch die nachträglich erfolgte Salzsprengung vor und nach der sorgfältig vorgenommenen Konservierung erheblichen Schaden gelitten gegenüber dem Zustand, in dem er 1931 in San'ä in meine Hände kam. Er ist unter dem recht langen Halse mit unregelmäßiger Fläche abgebrochen und besitzt noch eine Höhe von etwa 7 cm. Außerordentlich charakteristisch ist die Profillinie von Nase und Stirn, die in einer sehr exakten Geraden verläuft, so daß bei der sehr pronunzierten Nase die Stirn als sehr fliehend bezeichnet werden muß. Ebenso charakteristisch ist der kühne Schwung der Augenbrauen, die nicht nur plastisch, sondern auch farblich hervorgehoben sind. Das Auge selbst sitzt auffallend tief und unnatürlich gegen die Nasenflanke hin verschoben. Der Tonwulst, der die Lidumgrenzung bildet, ist nicht nur wie bei den früher besprochenen Statuetten ein einfacher Tonwulst, sondern zeigt einen ausgesprochen plastischen Unterschied zwischen Oberlid und Unterlid. In dem mandelförmigen Auge liegt die Pupille, durch eine runde Tonhalbkugel dargestellt, nicht in der Mitte sitzend, sondern nach vorne hin verschoben. Die Nase, deren Profillinie wir bereits besprochen haben, beginnt an der Wurzel zwischen den Augenhöhlen ziemlich schmal, verbreitert
sich dann aber schnell nach unten und vor allen Dingen nach der Seite hin. Sie zeigt an der Unterseite, die leicht nach oben hin abgeschrägt ist, zwei sehr naturalistisch geformte Nasenlöcher und an beiden Seiten ebensolche Nasenflügel. Sie geht in die senkrechte Oberlippe über, die weniger gewölbt ist als die etwas hervortretende Unterlippe. Der Mund ist nicht breiter als die Unterseite der Nase, also sehr klein, und an den Seiten leicht nach oben gezogen. Er erscheint leicht geöffnet und die Lippen runden
Fig. 145: Kopf einer T o n s t a t u e t t e der F o r m e n g r u p p e „ G r a d n a s e n " (s. Phot. 131/33)
sich nach seinem Innern zu. Von der gewölbten Unterlippe geht die Unterkieferpartie leicht zurücktretend zu dem runden Kinn über, das gegenüber dem Halse nicht sehr weit hervortritt, aber sich unter den gerundeten, gegen Mund und Augen abgesetzten Backen in durchaus natürlicher Weise bis zu den Ohren hin fortsetzt. Die Frisur dieses Kopfes hat leider starke Beschädigungen erlitten. Ein Teil von ihr ist erst im Museum in Grus zerfallen, leider ehe eine Photographie oder Zeichnung angefertigt werden konnte. Sie ähnelte aber stark dem in Phot. 131/33 und Fig. 145 dargestellten Kopf, bei der sie besser erhalten geblieben ist. Das Gesicht wurde an beiden Seiten, anscheinend über die Ohren hinweg, und über der Stirn durch einen Haarwulst eingerahmt. An den Seiten und am Hinterkopf waren Andeutungen von gedrehten Locken vorhanden, über dem Oberkopf lag aber eine mützenartige Kopfbedeckung, die anfangs noch in gut erkennbaren Resten erhalten war, und derjenigen von Phot. 131/33 ähnlich sah. Wir wollen sie dort näher betrachten.
Fig. 144: Kopf einer T o n s t a t u e t t e der F o r m e n g r u p p e „ G r a d n a s e n " (s. Phot. 129—130)
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erkennen. Auffällig ist an diesem Kopfe, daß bei ihm anscheinend das Ohr dargestellt gewesen ist. Die Locken müssen also erst hinter dem Ohre angefangen haben. Die drei Köpfe der Formengruppe „Gradnasen" stammen nach den Angaben ihrer Überbringer, die natürlich besonders sorgfältig nachgeprüft wurden, vom Verlauf der ältesten Weihrauchstraße, und zwar die beiden ersten von der wichtigen Etappe des Djöf, die dritte aus der Umgebung der Etappe Märib, weiter südlich. Wenn wir uns den ehemaligen Zustand dieser schön geformten und bemalten Köpfe vorstellen, und uns dazu in derselben Technik und demselben Grad der Stilisierung die Gesamtgestalt der Statuette denken, so können wir annehmen, daß sie durchaus den Statuetten gleich zu setzen waren, die wir aus der Blütezeit der kretischmykenischen Kultur kennen. Wir müssen aber erst weiteres Material aus diesen so interessanten Gegenden, die vorläufig von wenigen Wissenschaftlern und nur in Eile und unter Lebensgefahr durchreist werden konnten, abwarten, bis wir über reine Vermutungen hinaus Rückschlüsse auf kulturelle Beziehungen ziehen können.
Bei dem in Phot. 131/33 und in Fig. 145 dargestellten Statuettenkopf sind leider alle vorspringenden Teile des Gesichtes weitgehend zerstört. Dafür ist aber bei diesem Kopf die Frisur und die Kopfbedeckung wesentlich besser erhalten geblieben. Man kann aber aus dem vorhandenen Zustand schließen, daß auch das Gesicht, wenn auch nicht mit derselben technischen Sorgfalt, so doch ähnlich dargestellt war. Leider ist die Nase ganz abgebrochen, aber die Augen, die etwas primitiver geformt sind als beim vorigen Kopf, reichen soweit auf den Nasenflügel, daß man ihr eine ziemliche Hervorragung über das allgemeine Niveau des Gesichtes nachsagen muß. Gut erhalten ist dagegen vor allem die linke Seite der Frisur. Man sieht die gedrehten Lokken der seitlichen Frisur mit zweimaliger Knotung auf halber Höhe und am Ende in senkrecht fallender Reihe sich über die Ohrregion legen (s. Fig. 145). Kurze gedrehte Locken scheinen auch eine Reihe über der Stirn gebildet zu haben. Hier wurden sie aber überdeckt von einer runden Kappe, die in etwas schräger Lage nach hinten den ganzen Oberkopf einnahm. Es sieht so aus, als ob diese kappen- oder mützenartige Kopfbedeckung vorne höher gewesen ist als hinten, von ungefähr der vorderen Hälfte ihrer Rundung ab. Sie bildete vorne nur einen senkrecht aufragenden Rand und war anscheinend oben offen. Dieser Rand hatte vorne oben und unten eine wulstige Verdickung und dazwischen, durch zwei parallel verlaufende Dellen angedeutet, verlief anscheinend ein Band. Hinten an dem niedrigeren Teil der Kappe war wahrscheinlich nur eine einzige solche Delle vorhanden.
Wir fassen noch einmal zum Abschluß kurz das über die gesamten Tonstatuetten zu sagende zusammen. Es ist eine Tatsache, daß in der Periode der minäisch-sabäischen Staatsbildungen, während der sich eine spezifische Formauffassung bei allen Kulturobjekten herausbildete, und die wir etwa im 13. Jahrh. v. Chr. beginnen ließen, vorläufig keine Götterbilder in irgendeiner Form der Darstellung innerhalb dieses Stils bekannt geworden sind. Wir mußten annehmen, daß es sich bei allen Tonstatuetten, deren Stil verschiedene Formgruppen aufweist, von denen aber keine dem minäisch-sabäischen Formgefühl entspricht, um Darstellungen der Fruchtbarkeitsgöttin, der Muttergöttin, handelte. Da wir kaum annehmen können, daß es sich bei den Tonstatuetten um importierte Objekte handelt, wie wir das von später zu besprechenden Objekten vermuten können, sind wir geneigt, sie für Äußerungen von Kultureinflüssen von außerhalb zu halten, die vor den staatlichen Konsolidierungen in Südwestarabien entlang der ältesten Weihrauchstraße eingedrungen sind, und zwar aus Gebieten, in denen naturreligiöse Einflüsse entweder noch herrschend waren, oder nur zum Teil von den astralreligiösen Einflüssen überdeckt worden sind, die in den südwestarabischen Staatsbildungen dann wieder alleinherrschend geworden sind. Wir halten also die Tonstatuetten für Äußerungen naturreligiöser Einflüsse, die mit dem eindringenden Bewässerungsackerbau zuerst längs der Weihrauchstraße, vermutlich sogar in Gemeinschaft mit einer mutterrechtlichen Gesell-
Beide Köpfe zeigen nun Reste von verschiedenfarbiger Bemalung. An dem Kopf, der in Phot. 129/30 und Fig. 144 dargestellt ist, scheint der Körper eine beigeähnliche Farbe erhalten zu haben, gegenüber der die behaarten Teile der Plastik mit schwarzer Farbe hervorgehoben worden sind, vor allem der schöne Bogen der Augenbrauen, aber auch die mandelförmige Umrahmung des Augapfels, also die Wimpern, vermutlich auch die Pupille, vor allem aber die ganze Frisur. Letztere scheint bei dem in Phot. 131/32 und Fig. 145 abgebildeten Kopf zweifarbig gefärbt gewesen zu sein, denn auf ihren oberen Partien erkennt man Reste von schwarzer Farbe, auf ihren unteren, also auf den herabhängenden Locken Reste von roter Farbe. Auch bei diesem Kopf war die Grundbemalung des Gesichtes weißgelb. Einer sehr starken Korrosion ist der, im übrigen wesentlich härter gebrannte Kopf der dritten Statuette dieser Formgruppe ausgesetzt gewesen, so daß man die Umrißformen nur noch in Andeutungen zu erkennen vermag (s. Phot. 134/36). Dieselbe Kopfbedeckung mit der vorderen schildartigen Erhöhung ist aber noch gut zu 59
schaftsform 1 ), von außen vom Anfang des 3. Jährt, v. Chr. bis zum Ende des 2. Jährt, v. Chr. in Südwestarabien eingedrungen sind. Wir konnten nur bei wenigen Formengruppen der sehr verschieden geformten Tonstatuetten eine Vermutung aussprechen, woher diese Einflüsse gekommen sein konnten. Wir sind überzeugt, daß seit dem Beginn des 3. Jährt, v. Chr. ein Handelsverkehr zwischen den drei damals wichtigen und sich zum Handel mit ihren Erzeugnissen in der Lage befindlichen Hochkulturgebieten über die Südwestecke der Arabischen Halbinsel stattgefunden hat. Es ist daher als selbstverständlich anzunehmen, daß in diesem, vorher sich im Zustande der Halbnomadenkultur, also einer sehr viel niedrigeren Kulturstufe befindlichen Lande aus allen drei Hochkulturgebieten Kultureinflüsse bemerkbar gemacht haben müssen. Bei der Tatsache, daß wir das ägyptische und mesopotamische Hochkulturgebiet bereits eingehend kennen, aber von dem indischen bisher nur eine große Anzahl erstaunlicher Tatsachen erfahren haben, sowie bei der Tatsache, daß die Schiffahrtsmöglichkeiten zwischen dem letzteren nach der südarabischen Küste die günstigsten waren, und zwar wegen der außerordentlich konstant in jahreszeitlichem Wechsel zwischen beiden Küsten wehenden Monsunwinde, können wir vermuten, daß wir eines Tages gerade aus den ältesten Zeiten der menschlichen Kulturentwicklung von dorther Einflüsse in Südarabien feststellen werden, ebenso wie heute von dorther nach den Küsten des Pazifischen Ozeans hin kulturelle Kulturbeeinflussungen in Erwägung gezogen werden 2 ). Wenn sich die kretisch-mykenischen Einflüsse, die wir in den „Gradnasen" zu sehen vermeinten, infolge weiterer Funde bestätigen sollten, so müssen wir sie wohl schon an den Beginn der südwestarabischen Staatsbildungen verlegen, weil erst in dieser Zeit eine direkte Beziehung zwischen den beiden Gebieten möglich war. Später wurde ja dann, wie wir sehen werden, die Beziehung zwischen dem aegäischen Kulturkreis und dem südlichen Arabien allmählich immer intensiver. Nach Abschluß dieses Abschnitts erhielt ich eine Beurteilung der Tonstatuetten durch Sir Leonard Woolley, die hier in vollem Wortlaut wiedergegeben werden soll: Naturally I could not express any conclusive opinion about them (die Tonstatuetten) since I am quite ignorant of Southern Arabian anti-
quities and further do not know under what conditions these were found. Had they come from North Syria or from Mesopotamia I should have had no hesitation in assigning them to a very early period. A most characteristic feature is the eyes; the long pointed eye sloping upwards towards the temples, rendered by means of an applied pellet of clay with a narrow slip for the eye opening, is precisely what one has on figurines from Mesopotamia of the al 'Ubaid period (cf. your 31. 300. 1860 etc.) (Phot. 81—82 etc., die wir „Vogelköpfe" genannt haben); the painted figures (same number) are paralelled by figures of Tell Halaf date found also at Arpachiyah; the type with the very small backward-sloping head (31. 300. 1859) (Phot. 107—09 etc., die wir „Schmuckträger" nannten) ressembles examples both from Arpachiyah and from Chagar Bazar (chalcolitic) and also at still earlier dates. On the other hand the Figure R. 118 (Phot. 123—125, die wir die „Thronende" nannten) seems to wear a kilt reminiscent of the early dynastic Sumerian k a u n a k e s and should therefore be considerably later (if the analogy is correct). There is an example from Ur, however, of the end of the Jamdet Nasr period. And some of the figures such as 31. 300. 1855 (Phot. 128—29, die „Gradnasen") and 1845 (Phot. 104—06, die „üppige") give me the impression of being relatively late; 31. 300. 1846 and 1857 (Phot. 87—90 und Phot. 91— 93, die wir „Rundnasen" nannten) remind me of late Jamdet Nasr figurines from Ur (unpublished). It appears to me that your collection is not all of one date (the different renderings of the eye alone would seem to imply this). Had it all come from an area already familiar to us I should have said that it was all early and ranged from the chalcolitic period down to something like 3000 B. C.; but of course the criteria I employ do not necessarily apply to objects from southern Arabia where there may have been late survivals of ancient technique or again unconscious coincidences of style at very different times. I agree with you that the figures are of religious nature, some of them representing the "Mother Goddess". When you say, that they belong to buildings I would ask whether that is really certain, for on the nature of the buildings any oppinion as to their date might largely depend. (Aus einem Briefe von Sir Leonard Woolley an den Verfasser v. 29. Juli 1949.) Inzwischen hat sich auch Prof. W. F. Albright (1952) die Tonstatuetten im Original angesehen und möchte sie nach Analogien im altmediterranen Raum der dortigen jüngeren Bronzezeit zurechnen, auf jeden Fall vor 2000 v. Chr.
1) U. R. v. Ehrenfels, Mother-right in India and Islam, Al'Urwa, Intern. Mag. o! Arab. History and Culture, Vol. I, 1947, S. 17/28. 2) C. W. B i s h o p , Origin of Far Eastern Civilizations, Ann. Rep. Smithonian Inst. 1943, S. 463—512.
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Die Grabstatuetten (Phot. 137—244, Fig. 146—154) nen wir in unserem Reisebericht 1 ) ein besonderes Kapitel gewidmet haben, aus dem Meschriq und speziell dem Djöf stammten. Eine größere Anzahl ähnlicher Statuetten hat inzwischen Ansaldi, einer der italienischen Regierungsärzte in Jemen, während meines zweiten dortigen Aufenthaltes, veröffentlicht 2 ). Eine große Anzahl von solchen Statuetten befand sich auch in der großen Sammlung des Parsi-Kaufmannes in Aden, Kaiky Muncherjee, die ich Ende 1931 zuerst besichtigte, die aber seitdem z. Teil, obwohl sie die bisher geschlossenste Sammlung südwestarabischer Altertümer war, in die Hände verschiedener Museen und Privatbesitzer übergegangen zu sein scheint. Ein Teil dieser Sammlung scheint in den Besitz des Museums von Chicago übergegangen zu sein, aus dem Legrain 3 ) unter anderen Objekten auch von einer Anzahl derartiger Grabstatuetten berichtet. Die Inschriften an vier Königsstatuen dieses Typs aus der Muncherjee-Sammlung wurden ferner von Margoliouth 4 ) bearbeitet und abgebildet. Wir haben schon bei unserem ersten Bericht über diese Statuetten die Vermutung ausgesprochen, daß es sich um Ahnenstatuetten, die in Felsgräbern aufgestellt waren, handele. Der südarabische Geograph Hamdäni, der im 10. Jahrh. n. Chr. über die südarabischen Altertümer berichtete 5 ), erzählt, daß in Felsgräbern steinerne Statuen aufgestellt waren. Wir vermuteten also, daß unsere Statuetten in Nischen von Grabhöhlen gestanden hätten, von denen wir aber damals erst eine einzige von innen kennen gelernt hatten 6 ). Auf der zweiten Reise, 1931, lernten wir dann in Schibam el-Kaukabän weitere Grabhöhlen kennen, die wir im ersten Teil dieses Werkes näher beschrieben haben (s. S. 105—108). Die in diesen Höhlen festgestellte Anordnung der Nischen hat uns in der Annahme bestärkt, daß in einer Anzahl von ihnen die im folgenden zu besprechenden Grabstatuetten angebracht gewesen sind, obgleich in diesen Höhlen weder in situ, noch im Bodenschutt, noch an einem der Orte, in deren Nachbarschaft derartige Höhlen festgestellt wurden, Statuetten gefunden, noch der heutigen Bevölkerung bekannt waren. Wenn diese Tat-
Die im folgenden zu besprechenden Statuetten unterscheiden sich von den bisher besprochenen Tonstatuetten nicht nur dadurch, daß sie aus einem anderen Material bestehen, nämlich aus Naturstein, sondern auch grundsätzlich durch eine völlig andere Haltung, durch eine andere Formgebung und durch eine andere Verwendung. Obwohl sie untereinander außerordentlich verschieden sind, so daß wir, ähnlich wie bei den Tonstatuetten, eine ganze Anzahl von Formgruppen unterscheiden müssen, haben sie doch ebenso wie die Tonstatuetten untereinander so viele gemeinsame Charakterzüge, sowohl in ihrer Haltung wie in ihrer allgemeinen Formung, daß wir sie einer gleichen Verwendung zuteilen müssen. Wie wir sehen werden, dienten diese Grabstatuetten aller Wahrscheinlichkeit nach dem Totenkult, d. h. sie waren Abbilder der Toten, denen sie ins Grab mitgegeben wurden, ebenso wie diese Bestimmung bei den Grabstelen und den Stelen-Porträtköpfen, die wir später besprechen werden, und die über dem Grabe errichtet wurden, maßgebend war. Die gesamten Grabstatuetten, so vielgestaltig sie auch untereinander sind, haben doch fast alle unter einem einheitlichen Formungsprinzip gestanden, das sich seit der Periode der Staatsbildungen in Südwestarabien hier zu einem bestimmten Stil ausgebildet hat, und das sich auch bei fast allen anderen Objekten aus dieser Entwicklungsperiode feststellen läßt. Wir kennen allerdings noch viel zu wenig von dem Bestand an materiellen Kulturgütern aus dem speziell minäisch-sabäischen Kulturkreis, als daß wir den Weg aufzeigen könnten, auf dem sich dieses Formungsprinzip von gewissen, sicher vorhandenen Grundlagen zu diesem klassischen Zustand, den wir im ganzen ersten Jährt, v. Chr. ausgebildet sehen, entwickelt hat, bis es zu einer weitgehenden Überfremdung, vor allem durch den Hellenismus in den ersten Jahrhunderten v. und n. Chr.kam. Bei allen Zeugnissen aus dem minäisch-sabäischen Kulturkreis müssen wir uns also vorläufig darauf beschränken zu beschreiben, ohne uns an eine chronologische Einreihung der einzelnen Objekte wagen zu können. Wir müssen uns vorläufig begnügen zu konstatieren und zu vergleichen, ohne aber eine Altersbestimmung vornehmen zu können, wenn nicht bei einzelnen Objekten das Alter durch Inschriften oder andere Kriterien näher fixiert wird.
1) s. Vorislamisdie Altertümer a.a.O., S. 187 ff, Phot. 130/149, Flg. 137/151. 2) Cesare A n s a 1 d i, Il Yemen nella storia e nella Leggenda, Roma 1933, Fig. 74—77. 3) Léon L e g r a i n , In the Land of the Queen of Saba, Journ. of Archaeology XXXVIII, 1934, S. 329/37.
Wir lernten die ersten Exemplare dieser Grabstatuetten schon gleich nach dem Betreten von Jemen 1928 kennen und zwar im Besitze des damaligen Gouverneurs der Küstenprovinz, des zweiten Sohnes des Imäm, Seif el-Isläm Muhammed, nach dessen Aussagen diese Statuetten, de-
4) D. S. M a r g o l i o u t h , Two South Arabian Inscriptions, Proc. of the Brit. Acad. 1925, Vol. XI, 1—9. 5) D. H. M ü l l e r , Die Burgen und Schlösser Südarabiens Sitz. Ber. d. K. Akad. d. Wissensch, in Wien, Phil.-hist. Kl. 94, 1879, S.335—423, 97, 1881, S. 955—1050. 6) Vorislamisdie Altertümer a.a.O., S. 159 ff.
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sadie stimmt, müssen sie hier also alle in den ersten bilderstürmerischen Zeiten des Islam zerstört worden sein. Es hat sich durch die auf einigen dieser Statuetten angebrachten Inschriften herausgestellt, daß sie ein Abbild des Verstorbenen und des in der Grabstätte, in diesem Fall in der Grabhöhle, beigesetzten Toten sind. Diese Grabhöhlen waren aber wohl sicher nicht Einzelgräber, sondern Mausoleen einer Familie oder Sippe. Bei den Grabhöhlen, die in Hadhramaut bei Hureidha ausgegraben worden sind 1 ), und die allerdings nicht an den senkrechten Felswänden, wie die Gräber in Schibäm el-Kaukabän und anderswo in Jemen, angelegt waren, sondern im Gehängeschutt der steilen Felswände, handelte es sich ebenfalls um Mausoleen, die später wahrscheinlich sogar wieder als Ossarien benutzt worden sind. Hier wurden allerdings keine Grabstatuetten gefunden. Das Bildnis eines Verstorbenen als Grabbeilage in einem derartigen Grabe anzubringen, konnte aber doch wohl nur dann einen vernünftigen Zweck erfüllen, wenn das Grab den Lebenden, wenigstens von Zeit zu Zeit, zugänglich war. Aus diesem Grunde wurden die Abbilder der Toten bei dem anderen Grabtypus, den wir später besprechen werden, und in dem nur ein Toter beigesetzt wurde, also bei den Einzelgräbern, als Stelen auf das zugeschüttete Grab gesetzt. Wir wissen vorläufig nur von einer Statuette 2 ), die bei den Ausgrabungen in Hureidha in situ gefunden worden ist, und die einen noch wesentlich primitiveren Typus, als die jemenitischen, darstellt. Sie stand in einem der, außerhalb der Mauern des Mondtempels ausgegrabenen, anscheinend eine Reihe von Opferstätten bildenden kleinen Räume, und zwar in einem nur 40 cm breiten Gang, in dem sich schwer ein Mensch bewegen konnte, hinter dem großen zentralen Opferaltar in Verbindung mit einigen anderen Opfergeräten. Ob es sich hier um ein Grab oder um eine nur provisorische Opferstätte handelt, kann man nicht entscheiden, da der Boden der übergeordneten Opferstätte nicht ausgegraben worden ist. Wir möchten das letztere annehmen, zumal die Statuette mehr einer der später zu besprechenden Einzelgrabstelen gleicht, als unseren Grabstatuetten, die wir mit den Höhlengräbern in Verbindung bringen. Diese Statuette aus Hureidha besteht aus einer rechteckigen Platte von 20,5 X 8,4 X 4 cm Größe, auf deren oberen Schmalseite ein 5,5 cm hoher, sehr primitiver Kopf, roher geformt als bei unseren primitivsten „pfeilerbeinigen" Statuetten, aufgesetzt ist. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß diese Statuette für ein Einzelgrab bestimmt war und in einer gewissen Zeit nach dem Tode noch in der Opferstätte aufgestellt war, wo ihm sowohl das gemeinsame Opfer, wie das 1) C a t o n - T h o m p s o n , a.a.O., S. 65ff., Tafel 2) G. Caton-Thompson, a.a.O. Tafel XII und XIV.
III ff.
Opfer der Familie zu Gute kommen sollte. So erklärt sich dann vielleicht dieser Einzelfund in der ganzen Ausgrabungsstätte von Hureidha. Die Gabilen, die mir diese Statuetten brachten, und die mir unisono erklärten, daß sie aus Gräbern stammten, in denen noch andere Statuetten vorhanden seien, wollten nicht eindeutig zugeben, daß sie nur aus Grabhöhlen an steilen Felswänden vorkämen. Nach ihren Beschreibungen der Gräber, aus denen sie entnommen seien, konnte man sowohl an diese, auf dem Hochlande uns wohlbekannten Grabtypen, als auch auf solche, wie sie von Miss Caton-Thompson in Hureidha ausgegraben waren, denken. Auf jeden Fall konnten wir aber aus ihren Angaben schließen, daß in einem Grabe stets mehrere Statuetten vorhanden waren, daß es sich bei den, zu diesen Statuetten gehörigen Gräbern immer um Massengräber gehandelt habe. Die Tatsache, daß bei fast allen Statuetten, die wir in der Folge besprechen werden, die Oberseite des Kopfes wagerecht abgeschnitten ist, spricht dafür, daß sie, ebenso wie die später zu besprechenden Porträt-Köpfe, in Nischen aufgebaut waren. Die Statuette aus Hureidha ist oben rund endend, was m. E. schon für eine andere Verwendung und zwar als EinzelStele spricht. Sie bildet also vielleicht den Ubergang zwischen den Grabstatuetten und den echten Stelen, auf denen das Abbild des Verstorbenen auf der Vorderseite angebracht war, eventuell auch die Ausgangsform beider Darstellungsmethoden, die wir ja wohl sicher bei den sogenannten Bethylen, den Steingötzen, suchen müssen. Die Größe unserer Statuetten ist ziemlich einheitlich. Sie sind klein und schwanken in der Höhe nur von wenig über 30 cm und kaum unter 20 cm. Wir kennen allerdings wesentlich größere menschliche Darstellungen, die wir ebenfalls als Abbilder von Verstorbenen ansehen müssen, wie z. B. die Königsstatuen aus der Sammlung Muncherjee, die Margoliouth 3 ) veröffentlicht hat, aber diese stammen aus jüngeren Zeiten, und es ist nicht ausgeschlossen, daß wir noch solche GrabStatuen aus Königsgräbern bis zu Lebensgröße und darüber kennen lernen werden. Die Statuetten dieser Art sind ausschließlich aus Naturstein hergestellt und zwar meist aus Kalkstein oder Kalksandstein bis Quarzsandstein und selbst Quarzit. Alabaster oder Marmor, die häufiger bei den Grabköpfen Verwendung fanden, wurden fast niemals benutzt. Anscheinend waren die Verfertiger dieser Statuetten darauf angewiesen, einen möglichst leicht zu bearbeitenden Stoff zu verwenden, den sie ja in den jurassischen Kalken und kretazischen Sandsteinen überall im Lande, vor allem im Meschriq, dem östlichen Jemen, vorfanden. In der gesamten Formgebung sind diese Grabstatuetten grundsätzlich anders gestaltet als die Tonstatuetten. Wir führten schon früher aus, daß 3) Two South Arabian Inscriptions a.a.O.
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magazinen stets von einem Ring von feinstem Staub und Sandkörnern umgeben, die ständig von ihrer Oberfläche durch die Salze abgesprengt worden sind. In einer längeren Zeitperiode gehen auf diese Weise natürlich auch diese Grabstatuetten ihrem völligen Zerfall entgegen. Trotz der weitgehenden Korrosion an der Oberfläche, die seit dem Transport in unser Klima bis zur Bearbeitung stattgefunden hat, sind bei vielen dieser Grabstatuetten noch Reste von einer ehemaligen Bemalung festzustellen, wobei man allerdings sehr vorsichtig sein muß, chemische Verwitterungskrusten, die sich im Laufe der vielen Jahrhunderte, besonders an den der Luft ausgesetzten Teilen der Oberfläche entwickelt haben, mit diesen zu verwechseln. Soweit wir die ursprünglichen Farben heute noch festzustellen vermögen, ist eine schwarze Farbe für die Kopfhaare, eine braune Farbe für die Hautpartien, eine schwarzbraune für die Augen und die Augenbrauen und eine rote Farbe für die Hände und die Füße benutzt worden. Die Rotfärbung der Hände und Füße, die sich bisweilen auf die ganze Fußleiste ausdehnte, auf der überdies zuweilen der Name des Toten eingegraben ist, wird ja heute noch von den Frauen in Jemen geübt, besonders zu Hochzeiten und Festen. Da sie sich bei den Statuetten sowohl bei männlichen wie weiblichen findet, so war diese Rotfärbung wohl ehemals eine Kultübung, wie ja überhaupt in vorislamischer Zeit das Rot die wichtigste Kultfarbe war. Sie ist es ja im Islam neben dem Grün noch bis heute.
wir die letzteren schon aus diesem Grunde einer anderen Zeitepoche zuschreiben. Die Grabstatuetten sind alle aus einem rechteckigen Formkörper herausgearbeitet und nicht aus einem walzenförmigen. Sie neigen daher schon in dieser grundsätzlichen Formgebung mehr nach dem Zweistromlande als nach dem Niltale. Die Arme sind nicht wie bei den Tonstatuetten nach beiden Seiten ausgestreckt, sondern sie liegen seitlich dem Körper an, und die Unterarme sind im rechten Winkel nach vorne gebogen. Ebenso sind die Beine in einem rechten Winkel geknickt dargestellt, so daß bei fast allen Statuetten der Eindruck der Sitzstellung entsteht und zwar nicht auf der Erde, wie bei den Tonstatuetten, sondern auf einem Hocker oder einem Stuhl, was bei den vollkommeneren Typen sogar sehr realistisch zu erkennen ist. Im übrigen ist aber bei dieser Gruppe der Grabstatuetten die stilistische Formgebung so verschieden, daß man sie, ebenso wie wir es bei den Ton-Statuetten versucht haben, in eine Anzahl von Formengruppen einteilen kann, denen wir nach ihren charakteristischen Merkmalen kurze Kenn-Namen geben werden. Wir werden aber sehen, daß es noch schwieriger als bei den Tonstatuetten sein wird, eine zeitliche Zuordnung dieser Formengruppen untereinander vorzunehmen. Wir sagten schon, daß wir die Grabstatuetten in die geschichtliche Zeit versetzen, also von dem Beginn der Staatsbildungen in Südwestarabien an, im Gegensatz zu den Tonstatuetten, die wir vor diese Periode einreihen. Aber eine genauere chronologische Einteilung zu geben, wird uns vorläufig unmöglich sein, so daß wir uns darauf beschränken müssen, das bisher vorliegende Material formal zu ordnen. Nur bei wenigen dieser Statuetten können wir aus ihrer Formung, ihrer Kleidung oder aus anderen Gründen versuchen, sie in eine bestimmte Zeit zu setzen. Das gelingt naturgemäß am besten bei den jüngsten, als sich schon der Einbruch der Einflüsse des mittelmeerischen Kulturkreises bis nach Südarabien bemerkbar machte.
Während die Schwarzfärbung der Haare und die Braunfärbung der Haut wohl eine Wiedergabe der natürlichen Farben des Körpers bedeutete, ist die Rotfärbung der Hände und Füße, aber auch die farbliche Umrahmung der Augen, wohl die Wiedergabe einer Bemalung schon am lebenden Körper. Noch heute ist ja auch die Färbung und Umrahmung der Augenlider mit einer Antimonschminke, dem sogenannten „qohl", sowohl bei Männern wie bei Frauen Sitte, und es stehen am Eingang der Moscheen Gefäße mit dieser Schminke, die die Besucher benutzen, ehe sie den Gottesdienst verüben. Diese Bemalung ist also ebenfalls bis heute eine Kulthandlung geblieben.
Entsprechend dem härteren Stoff, aus dem die Grabstatuetten verfertigt worden sind, ist ihr Erhaltungszustand naturgemäß ein wesentlich besserer als bei den Tonstatuetten. Auch sie haben sich allerdings bei der mindestens zwei Jahrtausende währenden Zeit ihrer Lagerung, wohl meistens im Schutt oder in der Erde, wenn sie nicht an ihrem Standort stehen geblieben waren, mit Salzen vollgesogen, die hygroskopisch sind und in unserem feuchten Klima Wasser anziehen, und die Salze auf der Oberfläche auskristallisieren lassen, deren Sprengwirkung dort starke Korrosionserscheinungen hervorgerufen hat. So sind die Grabstatuetten, obwohl sie alle einen längeren Auswässerungsprozeß unterworfen worden sind, nach einem längeren Lagern in den Museums-
Bei der Einteilung der Grabstatuetten benutzen wir ausschließlich formale Gesichtspunkte, wobei wir von den primitivsten Formungen ausgehen und zu immer fortgeschritteneren, d. h. naturalistischer gestalteten, übergehen. Die Namengebung der einzelnen Formengruppen ist aus rein praktischen Gründen erfolgt und will nur in einem Wort das charakteristischste Merkmal hervorheben, ohne eine irgendwie geartete sonstige Bedeutung zu besitzen. Wir ersparen uns damit die Benutzung von Zahlen oder Buchstaben, die ein häufigeres Nachschlagen und Zurückblättern für den Leser erfordern würden.
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DIE KUBISCHE (Phot. 137/138) Diese, leider nur als einzige dieses Typs vorhandene Statuette ist wohl die primitivst geformte der ganzen Reihe der eigentlichen Grabstatuetten und gleicht am meisten denspäter zu besprechenden Bethylen oder Steingötzen, sowie der einzigen bisher in situ gefundenen Statuette aus Hureidha 1 ), über die bereits gesprochen wurde. Sie bezeichnet ebenso wie diese den gemeinsamen Ausgangspunkt oder den Übergang zu den Grabstelen, deren letzte Ausbildung die Stelen mit den Porträtköpfen der Verstorbenen in Nischen bildet. Die „Kubische" besteht in ihrer Gesamtheit aus einem rechteckigenGesteinsblock von 23 X10 X 7 cm Größe, also von Plattenform, aus der durch ebenfalls fast nur rechteckige Ausschnitte oben beiderseitlich der schmälere Kopf und Hals und vorne die Trennung zwischen Ober- und Unterkörper als waagerechte Stufe, sowie die beiden quadratischen Andeutungen der Arme, und am Kopf das Gesicht herausgeschnitten worden sind. Bei dieser, in der Hauptsache also rechtwinklig geometrischen Formung zeigt nur das Gesicht in seiner Linienführung eine Abweichung von der Geraden, aber auch nur in dem leicht gebogenen Wangenprofil, das in einem stumpfwinkligen Kinn endet, in der ebenso leicht gewölbten Stirn und in der leicht geschürzten Doppellinie des Mundes. Gradlinig sind die Stufen von der Stirn zum Gesicht, oben begrenzt durch die gradlinige Kerbe der Augenbrauen und unten durch die Parallelepipedone der Augen. Gradlinig sind auch die Stufen, die die Nase umgrenzen, deren Scheitelfläche sich nur leicht von oben nach unten verbreitert. Die Hinterseite des Kopfes, der oben eine waagerechte Fläche bildet, ist nach den Seiten zu kantengerundet und seine Oberfläche sieht wie gerauht aus, so daß man meinen könnte, daß eine Frisur dargestellt werden sollte, zumal diese gerauhte Fläche unten einen leichten Absatz zum Halse aufweist, und am Ubergang zu den Wangen eine schräg nach unten weisende parallele Kerbung angebracht ist. Wir würden heute den ganzen Stil einer solchen Plastik kubistisch nennen und werden sehen, daß dieses Formgefühl, alle in natürlicher Form in der Krümmung sich darstellenden Linien in eine gerade Form und eine rechte Winkelung zu bringen, das Charakteristikum des minäischsabäischen Stils ist. Diese gewollte Stilistik zeigt sich im Laufe der Entwicklung nicht nur in den menschlichen und tierischen Darstellungen, wo nicht nur an eine Primitivität zu denken ist, sondern auch in den reinen Ornamenten, bis in die klassische Zeit dieses Stils und bis in die Zeit hinein, in der der naturalisierende Hellenismus bereits dieses Formgefühl stark zu überschatten beginnt. Wir werden sehen, daß diese geometri-
sierende Neigung in Südarabien, die uns bei dieser sicher als primitiv zu bezeichnenden „Kubischen" Grabstatuette besonders auffällt, auch bei den folgenden Formgruppen der Grabstatuetten immer wieder hervortritt. Die „Kubische" stammt nach den Angaben der überbringenden Gabilen aus Beidhä im Djöf, also von einer der Etappen an der ältesten Weihrauchstraße. Die Statuette aus Hureidha ist chronologisch nicht datierbar. Miss Caton-Thompson neigt dazu, die Opferstätten außerhalb des ausgegrabenen Mondtempels, in denen die Statuette in situ gefunden wurde, als ziemlich jung anzusehen, und zwar für jünger als die Phase C der Baugeschichte des ganzen Tempels, dessen Entstehung sie nach dem 6. Jahrh. v. Chr. ansetzt. Dieser Mondtempel von Hureidha war aber, ebenso wie der von uns ausgegrabene Sonnentempel von Hugga, eine provinziale Anlage und lag weit abseits der Hauptroute der Weihrauchstraße. Hier können sich ältere Formen des Grabkultes erhalten haben, vielleicht sogar bis in die letzte Zeit vor dem Siege des Islam hinein, der erst grundsätzlich mit allen vorislamischen Grabkulten brach. Wenn wir also die „Kubische" an den Anfang der Betrachtung der Grabstatuetten setzen, so wollen wir damit nichts über ihre chronologische Einstufung aussagen, ebenso wenig wie bei den folgenden Formgruppen. Wir wollen sie nur an den Anfang einer Formentwicklung stellen, wobei durchaus möglich ist, daß die am weitesten entwickelten Formen älter sind als die primitiveren, wenn wir sie nur vom chronologischen Gesichtspunkt aus betrachten. Bei diesen wie bei den folgenden Grabstatuetten wagen wir nach dem heutigen Stand unserer Kenntnisse nichts auszusagen, als daß sie alle in die Zeit der südarabischen Staatsbildungen einzureihen sind, die nicht vor dem Ende des 2. Jährt, v. Chr. erfolgten. Wir vermuten in dieser Zeit eine sehr starke allgemeine Kulturbeeinflussung längs der Weihrauchstraße von Norden aus, ohne uns aber vorläufig über eine Herkunft dieser Einflüsse, außer daß sie wohl eher westasiatisch als mittelmeerisch oder ägyptisch sind, zu äußern zu wagen. Es ist auch der Gesamteindruck von Miss Caton-Thompson über das Ergebnis ihrer Ausgrabungen in Hureidha, daß babylonische, assyrische oder persische Einflüsse vorherrschten, wobei wir besonders darauf hinweisen, daß in dieser Zeit wohl bereits durch die Einführung des Kamels in die arabische Halbinsel die Querverbindung von Mesopotanien nach Nedjrän über das Wäidi Dawäsir erschlossen war. DIE PFEILERBEINIGEN (Phot. 139/152) Bei dieser Formengruppe, wie bei den beiden folgenden, scheinen uns die Beine in ihrer Formung das charakteristischste Merkmal zu sein,
1) s. Caton T h o m p s o n , The Tombs . . . a.a.O.
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während im übrigen alle anderen Formmotive sehr verschiedenartige sind. Unter „Pfeilerbeinen" verstehen wir hier, gegenüber den runden „Leistenbeinen" und „Säulenbeinen", rechtwinklige, scharfkantige Formen, die ähnlich wie die Arme bei der „Kubischen" aus einer ebenen Fläche herausgeschnitten sind, überhaupt sind bei den „pfeilerbeinigen" Grabstatuetten noch weitgehender als bei den Folgenden die ursprünglichen Formkörper als rechteckige Platte zu erkennen. Während bei der „Kubischen" der den Unterkörper darstellende Teil der Platte unbearbeitet blieb, ist hier die Bearbeitung vom Oberkörper auch auf den Unterkörper fortgesetzt, indem eine rechteckige Vertiefung die beiden pfeilerförmigen Beine und die Fußleiste hervorhebt. Besonders deutlich ist der plattenförmige Formkörper noch bei der Statuette in Phot. 141/142 zu erkennen. Auch hier sehen wir also noch deutlich eine Beziehung zu den Bethylen und den Stelen. Auf dem rechteckigen Block des Unterkörpers steht bei den „pfeilerbeinigen" Grabstatuetten der in der Breite nahezu gleiche, in der Dicke aber verringerte, aber insgesamt ebenfalls noch rechteckige Block des Oberkörpers, aus dem aber nunmehr, überall deutlich dargestellt, die seitlich dem Körper anliegenden Oberarme und die rechtwinklich nach vorne zeigenden Unterarme herausgearbeitet sind. Arme, Brust und die meist sehr tief zwischen den beiden vorgestreckten Unterarmen liegenden Brüste werden also am Oberkörper unterschieden, meist sogar auch abgerundete Schultern und eine Hüftvertiefung, die nicht nur die Seiten, sondern auch den Rücken umspannt.
Die in Phot. 139/40 dargestellte Statuette kann man fast noch zu dem Typ der „Kubischen" rechnen, wenn nicht die Pfeilerbeine bei ihr schon vorhanden wären und sie nicht auch sonst durch andere Kennzeichen in diese Formengruppe gehörte. Sie weist sogar trotz ihrer primitiven Gesamterscheinung einige Vervollkommnungen auf, die sie sogar den später zu besprechenden Formengruppen annähern. So ist bei dieser Statuette in dem Sockelblocke des Unterkörpers an beiden Seitenflächen eine viereckige Vertiefung angebracht, die nicht nur die Pfeilerbeine nahezu vollplastisch erscheinen läßt, sondern auch den vollkommenen Eindruck des Sitzens der Gestalt auf einem Schemel vermittelt, eine Darstellung, die wir sonst nur bei wesentlich vollkommener gestalteten Statuetten kennen. Außerdem treten die Zehen und die Finger als senkrecht oder wagerecht gerillte Leiste gegenüber der Fußplatte und der Armfläche hervor, eine naturalistische Ausführung, die wir später nur noch selten wiederfinden werden. Die Brustfläche ist nicht eine Ebene, die nur gegenüber den Armen abgestuft ist, sondern sie besitzt eine ausgesprochene Wölbung, durch die die Oberarme viel platischer hervortreten. Eigenartig bei dieser Statuette wirkt auch das gegenüber der Brust stark vorgesetzte Gesicht, das tief ohne ausgesprochene Halsdarstellung auf die Brust heruntersinkt, sodaß die Schultern, die noch dazu erheblich seitlich abfallen, fast bis auf die Höhe der Ohren hinaufreichen. Daß letztere dargestellt sind, bildet auch eine Ausnahme gegenüber den anderen Statuetten. Der Hinterkopf ist gegenüber der Rückenfläche nach vorne versetzt, während er sonst meist mit ihr in der gleichen Fläche liegt. Besonders stilvoll ist das flache Gesicht herausgearbeitet. Nur die breite Stirn ist entgegen der sonst ebenen Fläche des Gesichtes leicht abgerundet, wodurch die sichelförmig gebogenen Augenbrauen nach den Seiten zu als Wülste hervortreten. Die lange und nach unten sich leicht verbreiternde Leiste der Nase tritt eckig aus der Fläche des Gesichtes heraus, die sonst nur durch die eingekerbten Parallelepipedone der Augen mit ihrer vertieften Pupille und des Mundes unterbrochen wird. Die Umrandung des parabolisch geformten Gesichtes mit einem breiten, stumpfen Kinn ist scharfkantig und geht fast rechtwinklig in die Seitenflächen des Kopfes über, der nach hinten schön abgerundet, nach oben zu aber waagerecht abgeschnitten ist. Die Rauhung des Hinterhauptes hinter den Ohren, die ebenfalls Parallelepipedon-Form haben, aber reliefiert gegenüber der Fläche hervortreten, deutet eine kurze gelockte Haarfrisur an.
Dem also noch weitgehend kubisch behandelten Oberkörper ist blockförmig der dem Ausgangsformkörper ebenfalls angepaßte Kopf aufgesetzt, meist nur nach den Seiten zu verschmälert, aber in der Dicke meist die ehemaligen Ausmaße des Formkörpers aufweisend, so daß das Gesicht in der Ebene des Blocks des Unterkörpers liegt. Dadurch erscheint der Kopf mit dem Gesicht unnatürlich weit nach vorne vorgestoßen. Der oben waagerecht abgeschnittene Oberkopf spricht dafür, daß diese Statuetten ebenfalls in ihrer Größe angepaßten Nischen aufgestellt waren. Die Kopfhaare sind bei allen diesen „pfeilerbeinigen" Statuetten durch eine Rauhung des sonst geglätteten Steines an der Hinterseite des Kopfes angedeutet. Nur zuweilen ist die Frisur durch eine Aufwulstung gegenüber der Gesichtsfläche und der Haarfläche hervorgehoben, ohne daß aber eine eindeutige Haartracht festzustellen wäre. Nur in der, in Phot. 152 dargestellten Statuette ist die Andeutung einer von den Schläfen herabfallenden Locke zu erkennen.
Die Darstellung der Brüste als kleine Halbkugeln zwischen den nach vorne gestreckten Unterarmen läßt keine Entscheidung zu, ob es sich um eine männliche oder weibliche Gestalt handelt. Ebenso läßt es sich nicht entscheiden, ob die
Im übrigen sind aber bei den einzelnen Statuetten dieser Formengruppe erhebliche Unterschiede zu erkennen, die bei der Beschreibung kurz hervorgehoben werden sollen. 5
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Die Hände sind bei allen „Pfeilerbeinigen" ebenso wie die Füße durch vier oder fünf Einkerbungen angedeutet, die bei ersteren sowohl senkrecht wie waagerecht gelegt sein können. Es scheint bei allen „Pfeilerbeinigen" Statuetten Brauch gewesen zu sein, die Hände und Füße mit roter Farbe zu bemalen, wobei zuweilen auch die ganze Fußplatte zwischen den Füßen diese rote Bemalung erhielt, auch wenn in sie der Name des Toten eingekerbt wurde. Wir sprachen schon über die kultische Bedeutung der Rotfärbung von Händen und Füßen auch bei den Lebenden, allerdings nur den weiblichen, im heutigen Jemen.
gleich zwischen ihnen liegende senkrechte Einkerbung einen weiblichen Geschlechtsteil andeuten soll. Ein solcher ist sonst nur auf der in Phot. 241/42 abgebildeten Statuette dargestellt, deren Echtheit uns aber nicht ganz einwandfrei zu sein scheint, während wir diese bei unserer Statuette Phot. 139/40 für absolut gegeben erachten, schon wegen der Ausschwitzung der hygroskopischen Salze, die bei Falsifikaten niemals zu erwarten ist. Untereinander sehr ähnlich sind die in Phot. 141/42, Phot. 143/44 und Phot. 145/46 abgebildeten drei Statuetten durch das unnatürlich weit vorgesetzte Gesicht bei einer ausgesprochenen Halsdarstellung, die noch dazu durch drei oder vier ringförmige Halskerben geziert ist. Diese Kerben verlaufen bei der Statuette in Phot. 141'42 allerdings nur über die Vorderseite des Halses bis zum Beginn des gerauhten Teils des Hinterkopfes, der offensichtlich die bis über den Hals herunterfallende Frisur darstellen soll. Wir neigen dazu, sie nicht als Darstellung von Halsfalten, sondern von Halsringen oder -ketten zu betrachten, die um den Hals gelegt sind. Damit kommen wir zur Frage des Geschlechtes, das diese Grabstatuetten darstellen sollen. Schon bei der Statuette Phot. 139/40 konnte man bei der Betrachtung der dargestellten Brüste zweifelhaft sein, ob sie männlichen oder weiblichen Geschlechtscharakter trugen. Wenn wir die Darstellung der Brüste bei allen anderen Grabstatuetten mit einander vergleichen, stellen wir fest, daß die Brüste bei allen vorhanden sind, allerdings in verschiedener Größe, aber selten so, daß man außer bei ganz wenigen einwandfrei sagen könnte, daß sie weibliche Formen darstellen. Wenn wir die Halskerben als Schmuck betrachten und nicht als Amulette, wie sie von Männern und Frauen gleichmäßig in der Form von Eisenringen heute noch in Jemen getragen werden, müssen wir die mit diesen versehenen Statuetten wohl als weibliche ansehen. Trotzdem sind bei diesen Statuetten, sowohl bei den in Phot. 141/46 abgebildeten drei „pfeilerbeinigen", wie bei der in Phot. 186/87 abgebildeten „Säulenbeinigen" mit Halsringen, die noch dazu einen Armring trägt, die Brüste nur noch als kleine Knöpfe darstellt. Wir möchten also ganz allgemein annehmen, daß bei allen Grabstatuetten überhaupt auf die Darstellung des Geschlechtscharakters des Toten kein Wert gelegt worden ist, zumal auch bei den durch die Inschrift an der Fußleiste als einwandfrei weiblich zu betrachtenden Statuetten in Phot. 188/89 und Phot. 205/06 die weiblichen Brüste ebenfalls nicht besonders hervorgehoben worden sind. Männliche und weibliche Verstorbene wurden also wohl in diesen Statuetten gleichförmig je nach dem Stil ihrer Zeit dargestellt. Endgültig können wir aber diese Frage erst beantworten, wenn mehr Statuetten mit Inschriften, die den Namen der Toten angeben, vorliegen werden.
Die Gesichtsplastik unterscheidet sich bei den drei Statuetten Phot. 141/46 gegenüber der „Kubischen" Phot. 137/38 dahin, daß die Stufenbildung unter den Augenbrauen von der Stirn zur Gesichtsfläche nahezu ganz fortfällt und daß die lange kammförmige Nase allein noch aus der sonst ebenen Gesichtsfläche heraustritt und schon am oberen waagerechten Rande des Kopfes ansetzt. Sie hebt sich von dort langsam unter leichter Verbreiterung zu einer beträchtlichen Höhe an der Spitze, um unten nahezu senkrecht abzuschneiden.. Damit wird die Nase überhaupt zu dem hervorstechendsten Merkmal der Gesichtsdarstellung, nicht allein was ihre Länge anbelangt, sondern auch in Bezug auf ihre im allgemeinen gerade oder leicht gekrümmt verlaufende Rückenlinie. Die Augen treten ganz unrealistisch auf die halbe Höhe der Nasenlänge. Sie sind linsenförmig oder eckig in parallelepipedonischer Form mit oder ohne Pupille gezeichnet. Der Mund wird zu einer einfachen waagerechten Einkerbung, mehr oder minder dicht unter der Nase. Schon bei diesen drei ersten Statuetten der „pfeilerbeinigen" Formengruppe finden wir im Gesicht und auf dem Oberkörper Reste einer farbigen Bemalung, die ehemals schwärzlich bräunlich oder braun gewesen zu sein scheint, und die wahrscheinlich die natürliche Farbe der Körperhaut gegenüber dem andersgefärbten hellen Naturstein wiedergeben sollte, besonders wenn dieser besonders hell war. Die Masse der südarabischen Bevölkerung besitzt ja noch bis heute eine ziemlich dunkle Hautfärbung, dunkler je weiter man von Westen nach Osten zum Verlauf der alten Weihrauchstraße kommt. Eine dritte Farbe, die wir bei später zu besprechenden Statuetten als schwarze Haarfarbe feststellen, ist bei diesen Statuetten nicht zu konstatieren. Im allgemeinen war der Rücken bei allen „pfeilerbeinigen" eine glatte Fläche, die über Ober- und Unterkörper und oft auch über die Hinterseite des Kopfes verlief, meist nur geteilt durch eine Gürteldelle, die Ober- und Unterkörper voneinander trennte. Bei einigen Statuetten, z. B. von Phot. 150 und 151 tritt außerdem noch eine senkrechte dellenförmige Einkerbung 66
auf, die die Linie der Wirbelsäule andeuten soll. Bei diesen selben Statuetten treten auch die Hinterflächen der Oberarme leicht gegenüber der Rückenfläche zurück. Die Statuetten Phot. 147/148 und Phot. 149/150 sind insofern besonders interessant, als bei ihnen anscheinend schon während der Herstellung Teile abbrachen, bei ersterer der Kopf, der mit einer gipsartigen Masse sehr sorgsam wieder befestigt worden zu sein scheint, bei letzterer der linke Unterarm, den der Verfertiger, wahrscheinlich mit einer ähnlichen Kittmasse, aber mittels eines Dübels, wieder anfügte, der aber später wieder abbrach. Schon bei unserem ersten Besuch in Jemen 1928 fanden wir Statuetten dieser Formengruppe vor, die wir früher bereits besprochen haben 1 ). Die damals abgebildeten Statuetten in Phot. 130, Fig. 137, Phot. 131, Fig. 138, Phot. 132, Fig. 139, Phot. 133/34, Fig. 140/41 und Phot. 132, Fig. 142/44 gehören alle dem Typ der „Pfeilerbeinigen" Statuetten an. Auch Ansaldi 2 ) bildet Statuetten dieser Formengruppe ab. So gehören zu ihr die vier linken Statuetten der Fig. 75, von denen die dritte in verschiedenen Merkmalen am meisten unserer Statuette Phot. 139/40 entspricht. Diese Statuette trägt eine Inschrift, die nach ihrer Form „Hijüt" als ein weiblicher Eigenname zu betrachten ist, so daß, da die Brüste dieser Gestalt nicht größer dargestellt sind, als bei den anderen, unsere oben ausgesprochene Vermutung, daß bei allen Grabstatuetten keine Geschlechtsmerkmale hervorgehoben wurden, bestätigt wurde. Auch Legrain 3 ) hat eine „pfeilerbeinige" Statuette abgebildet, die ich allerdings wegen der allgemeinen Ausführung und wegen der Darstellung der Halsringe als Wülste für ein Falsifikat halte. Diese Statuette wie auch andere Gegenstände der von Legrain beschriebenen und in 'Aden gekauften Sammlung zeigen deutlich die typische Hand der Fälscher, die in Jemen, besonders in San'ä, aber sogar in Märib, Werkstätten zur Herstellung derartige Objekte unterhalten, die bei durchreisenden Interessenten, aber vor allem in Aden einen leichten Absatz finden. Einem Teil dieser Falsifikate, wie offensichtlich den von Legrain abgebildeten Statuetten, hat ein Original als Muster gedient. Ich stellte ferner in der bisher besten Sammlung südarabischer Altertümer von Muncherjee in 'Aden, in die sich aber auch eine Anzahl von Fälschungen eingeschlichen hatte, mehrere sicher echte Statuetten der Formengruppe „Pfeilerbeinige" fest.
1) Vorislamische Altertümer a.a.O. S. 187—196. 2) El Yemen, a.a.O. 3) In the Land of the Queen of Saba, a.a.O. S. 329/37 Abb. 3B.
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DIE LEISTENBEINIGEN (Phot. 153/163) Man kann im Zweifel sein, wenn man die sechs „leistenbeinigen" Grabstatuetten betrachtet, ob man sie oder die folgenden „säulenbeinigen" an die Beschreibung der „pfeilerbeinigen" Grabstatuetten anschließt. Wir haben aber diese vorliegende Reihenfolge für empfehlungswert gehalten, da wir die „leistenbeinigen", trotz meist technisch vollkommenerer Ausführung, ihrer ganzen Anlage und ihrer formalen Ausführung nach doch den „pfeilerbeinigen" für näher stehend ansehen, als die folgenden Grabstatuetten, die zwar technisch oft primitiver ausgeführt sind, aber formal doch einen Fortschritt nach der realistischeren Gestaltung hin aufzuweisen scheinen. Bei den „leistenbeinigen" Grabstatuetten scheint uns noch mehr das geometrisierende Stilgefühl obzuwalten, als bei den „säulenbeinigen". Wir nennen diese Formgruppe die „leistenbeinigen", weil ihre Beine, deren formale Darstellung uns bei allen diesen Formengruppen das charakteristischste Unterscheidungsmerkmal zu sein scheint, als halbwalzenförmige Leisten, in abgrundeter Form, sowohl im Durchschnitt wie in der Längserstreckung, auf einem nach vorne zu ebenfalls abgerundeten Sockel liegen, wodurch noch mehr als bei allen anderen Statuetten der Eindruck vermittelt wird, daß die dargestellte Gestalt auf einem Schemel sitzend gedacht ist. Die Beine liegen nicht wie bei den „pfeilerbeinigen" am Rande des Sockels, sondern in einiger Entfernung von seinen Seitenflächen. Bei vier von den sechs Statuetten dieser Formengruppe sind die Beine durch eine Durchbohrung plastisch von ihrer Unterlage getrennt, wahrscheinlich um durch dieses Loch metallene Schmuckringe durchziehen zu können, wodurch die vollplastische Darstellung der Beine noch augenscheinlicher wird. ü b e r dem massiven, vorne abgerundeten Block des Unterkörpers liegt der nach oben zu sich leicht verjüngende, breitere als dicke Block des Oberkörpers mit rechteckigen Formen, auch an den Schultern. Die Oberarme treten gegenüber der ebenen Fläche des Oberkörpers, teilweise auch gegenüber dem Rücken zurück, sich zugleich von oben nach unten zuweilen verdickend. Die rechtwinklich vorgestreckten Unterarme verjüngen sich ihrerseits wieder nach vorne zu und ihre Kanten sind leicht abgerundet. Die Einkerbungen der Finger an ihren Enden liegen stets waagerecht. Während die Brüste bei den „pfeilerbeinigen" Statuetten unnatürlich weit unten dargestellt waren, liegen sie bei dieser Formengruppe in natürlicher Lage auf der Brust oder sogar etwas unnatürlich weit oben, fast auf der Höhe der Schultern, wie z. B. bei der in Phot. 153/53 abgebildeten Statuette. Sie sind bei allen Vertretern dieser Gruppe ziemlich gleichmäßig groß, sodaß
man keinen Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Darstellungen erkennen kann. Auf dem rechteckigen Block des Oberkörpers erhebt sich die, bei allen Belegstücken dieser Gruppe wohlgerundete, längere oder kürzere Säule des Halses, auf dem der nach allen Seiten hervortretende Kopf sitzt, dessen Formung bei allen Vertretern dieser Gruppe besondere Sorgfalt gewidmet worden ist. Er ist nach oben zu nicht so waagerecht abgeschnitten, wie bei den „pfeilerbeinigen" und auch den „säulenbeinigen", sondern schließt teilweise mit einer wohlgeformten Rundung, auf der auch die Lockenhaare dargestellt sind, nach oben ab. Ebenso ist die dargestellte Frisur bei allen fünf Köpfen dieser Gruppe eine ziemlich gleichmäßige und sorgfältige. Man kann sie als Pagenfrisur bezeichnen, die bis zum Nacken breit herunterhängt und die eine überall vorhandene Ohrdarstellung freiläßt. Ziemlich gleichförmig ist auch die Gesichtsdarstellung als zweifach abgestufte ebene Fläche von Stirn und Nase gegenüber dem tiefergelegenen übrigen Gesicht, das eiförmig mit fast rechteckigem Rande umgrenzt ist. Das Gesicht steht teilweise parallel zu der Gesamtfläche der Statuette, teilweise ist es schräg nach hinten geneigt. Besonders ausgesprochen ist die Nase dargestellt, die in der Verlängerung der Stirnfläche meist weit über die, dieser gegenüber etwas gewinkelten Fläche des übrigen Gesichtes hervorstößt, teils mit geradem, teils mit leicht gebogenem, aber wohl immer scharfkantigem Rücken. Die Unterseite der Nase ist ohne Darstellung von Nasenlöchern meist schräge zur Oberlippe abgeschnitten. Die Augen sind als scharf eingeschnittene liegende Parallelepipedone dargestellt, anscheinend ohne eine Pupillenbezeichnung. Eine Munddarstellung scheint bei den meisten Statuetten dieser Gruppe entweder überhaupt nicht vorhanden gewesen zu sein oder nur durch eine waagerechte leichte Einkerbung angedeutet, wie bei den Statuetten Phot. 157/58 und Phot. 161/62. Von der Durchbohrung hinter den Unterschenkeln dieser Formengruppe haben wir schon gesprochen. Sie besitzt entweder ovale Form, wie bei den in Phot. 157/58, 159/60 und 163 abgebildeten Statuetten, oder besteht, wie bei der in Phot. 161/62 dargestellten Statuette, aus drei übereinander liegenden runden Löchern. Bei der Tatsache, daß eine runde Durchbohrung bei den ersteren Statuetten auch hinter dem Oberarm vorhanden ist, während bei letzterer je ein plastischer Ring um den Oberarm dargestellt war, und daß bei Photo 159/60 auch eine Durchbohrung der Ohren und bei Phot. 161/62 eine solche sogar durch die Ohren und Nase vorhanden ist, ist zu vermuten, daß diese Durchbohrungen dazu gedient haben, an der Grabstatuette Sdimuckgegenstände aus anderm Material, wahrscheinlich aus Metall, anzubringen. Da auf keinen Fall anzunehmen ist, daß die Männer zur Zeit der Herstellung
dieser Statuetten Nasenringe oder Beinringe getragen haben, während Ohrringe und Armringe auch für sie wie bis auf den heutigen Tag gebräuchlich gewesen sind, so kann man hierin aller Wahrscheinlichkeit nach einen Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Gestalten erkennen. Demnach müssen die in Phot. 153/54 und Phot. 153/54 und Phot. 153/60 abgebildeten Statuetten wohl männliche Verstorbene dargestellt haben. Wenn wir uns darauf die Brüste bei den verschiedenen Statuetten ansehen, so erkennen wir wiederum in ihnen keine Darstellung von Geschlechtsunterschieden. Bei einigen der Statuetten dieser Formengruppe ist ebenso wie bei den „pfeilerbeinigen" eine Rückenlinie, in der Form einer senkrechten längs des Rückgrats verlaufenden Rille oder Delle dargestellt. Das könnte wiederum dafür sprechen, daß die Statuetten doch nicht ausschließlich in hinten geschlossenen Nischen aufgestellt waren, wenn man nicht die Bearbeitung der Rückseite dem wachsenden naturgerechten Formungswillen des Herstellers zuschreiben will. Besonders sorgfältig plastisch ist die Statuette von Phot. 161/62, die den fortgeschrittenen Stand dieses Formentyps darstellt, bearbeitet. Bei ihr ist die vorhandene Neigung zum geometrisierenden Stil schon gemischt mit dem Streben zur Abrundung der Formen. Die Reste von Bemalung, die an dieser Gruppe festzustellen sind, decken sich mit der bei den „pfeilerbeinigen" gebräuchlichen Bemalung. Diese beschränkt sich auf eine braune Bemalung des Körpers und eine rote Bemalung an den Händen und den Füßen. Dadurch unterscheiden diese Grabstatuetten sich von den „säulenbeinigen", bei denen die Bemalung sich auch noch auf die Haarpartien am Kopf und im Gesicht ausdehnt. Wir haben bereits bei unserem ersten Besuch in Jemen 1928 eine Statuette dieses Formenkreises festgestellt und abgebildet 1 ). In der Sammlung Muncherjee in 'Aden waren ebenfalls einige Exemplare dieses Typs vertreten. Aus ihr stammt die Statuette dieses Typs, die C. Conti Rossini 2 ) abbildet. Nach den Angaben unserer Gewährsmänner, die die „leistenbeinigen" überbrachten, stammten sie alle aus dem Djof, also der wichtigen Etappe der ältesten Weihrauchstraße. Die Annahme, daß alle sich in der Sammlung Muncherjee befindlichen Objekte, die Conti Rossini wiedergibt, aus Ausän stammen, stimmt sicher nicht. Der Markt von Altertümern in 'Aden wurde wegen seiner günstigen Absatzverhältnisse nicht nur aus dem Hinterlande von 'Aden, sondern auch aus Jemen und dem Meschriq mit Waren versorgt.
1) Vorislamische Altertümer, a.a.O. Phot. 145/46, S. 187/196. 2) Dalle Rovine di Ausän, Daedalo, vol. 7, 1926/27, S. 739.
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DIE SÄULENBEINIGEN (Phot. 164/189, Fig. 146/152) Die Formengruppe der „säulenbeinigen" Grabstatuetten unterscheidet sich von den bisher besprochenen Grabstatuetten vor allem dadurch, daß ihre Beine nicht in gleicher Dicke von oben nach unten geformt sind, wie es sowohl bei den „pfeilerbeinigen" wie bei den „leistenbeinigen" der Fall war, sondern daß sie sich, besonders in ihrem unteren Teil, dem Unterschenkel, verjüngen, also die natürlichen Porportionen dieses Körperteils darstellen. Dabei lehnen sie sich allerdings mit der Rückseite der Beine an den Grundsockel an, und nur bei wenigen Stücken ist bereits der Ansatz zu einer vollplastischen HerAusformung des Beins zu erkennen, besonders bei der, in Phot. 188/89 abgebildeten Statuette. Im übrigen sind die Kanten dieser Beinformen, die wir „säulenförmig" nennen wollen, mehr oder minder abgerundet. In den übrigen Merkmalen dieser Gruppe lassen sich sonst keine anderen Charakteristika gegenüber den bisher beschriebenen und auch einigen später zu beschreibenden Grabstatuetten erkennen.
F i g . 147. D i e s e l b e G r a b s t a tuette v o n der Seite g e s e h e n (s. P h o t . 181)
gruppen, ja sogar etwas der „Kubischen". Aber die große Neigung zur Abrundung ist hier doch schon zweifellos zu erkennen, die dann in den vollkommeneren Formen dieser Gruppe, wie vor allem in der in Phot. 188/89 abgebildeten Statuette, immer deutlicher in die Augen springt. Trotz der immer noch großen Strenge der stilistischen Haltung sind hier schon die Formen der Beine und Arme wesentlich naturalistischer dargestellt worden. Die am häufigsten vorkommende, also den Durdischnittstypus dieser Gruppe darstellende Form wird durch die in Fig. 146/47 und Phot 181 abgebildete Statuette repräsentiert. Die Säulen der Beine sind tief aus dem, den Oberkörper bildenden rechteckigen Steinblock herausmodelliert, der als Lehnsessel aufgefaßt werden könnte, wenn nicht die Gürtellinie auch hinten durch eine wagerecht verlaufende Vertiefung angedeutet worden wäre. Teilweise, wie z. B. bei der Statuette in Phot. 173, hat man bereits begonnen, die vollplastische Form des Beins von den Seitenflächen des Grundblocks her zu verstärken, wie sie nahezu vollendet dann bereits bei der in Phot. 188/89 abgebildeten Statuette zu erkennen ist. Der Oberkörper ist bei dieser Formengruppe bereits kein rechteckiger Block mehr, sondern besitzt die länglich abgerundete, natürliche Form eines menschlichen Körpers und ist fast überall von dem Sockelblock abgesetzt. Ihm sind die Arme, in der stilistisch vorgeschriebenen rechtwinkligen Haltung, aber doch plastisch von ihm abgesetzt, angelegt, die sich zuweilen, ebenso wie die Beine, nach vorne zu verjüngen. Teilweise sind auch die Hand und von dieser wiederum die Finger abgeteilt. Die Fingerkerben liegen immer waagerecht. Allerdings sitzen die nach vorne gestreckten Unterarme ziemlich hoch
Allerdings ist der allgemeine Eindruck bei der Betrachtung dieser Formengruppe, daß der gradlinig geometrische Stil, den am reinsten die „pfeilerbeinigen" und noch stark die „leistenbeinigen" Grabstatuetten auszeichnen, hier noch mehr in der Richtung der Abrundung aller Kanten und damit der weiteren Aufgabe der Bevorzugung rechteckiger Winkel abgeschwächt erscheint. Zwar entspricht die in Phot. 164/65 abgebildete Statuette, übrigens die primitivste dieser ganzen Reihe, noch in der ganzen Anlage und Haltung, vor allem mit dem tief auf die Brust herabgezogenen Kopf, den primitiv geformten Statuetten der zuerst besprochenen Form-
F i g . 146. G r a b s t a t u e t t e der F o r m e n g r u p p e „Säulenbeinige" von vorne gesehen (s. P h o t . 181)
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über dem Rücken meist etwas nach vorne hin abgesetzt. Außer bei den primitivsten Formen dieser Formengruppe, wie z. B. der in Phot. 164/65 abgebildeten Statuette, ist der Hals als runde Säule deutlich vom Oberkörper und vom Kopf abgesetzt. Er ist verschieden lang, bei den Statuetten Phot. 172 und Phot. 178/79 noch recht kurz, bei anderen wie z. B. bei. Phot. 166 ausgesprochen übernatürlich lang. Der Kopf ist dem Hals im allgemeinen ebenfalls in abgerundeter Form, aber breiter und tiefer als der Hals, aufgesetzt, wobei der behaarte Teil des Ober- und Hinterkopfes vor dem mehr oder minder flachen Gesichtsteil deutlich abgesetzt ist. Teilweise ist das sonst ganz abgeplattete Gesicht in zwei Stufen angelegt, ähnlich wie bei den vorher besprochenen Formengruppen, so z. B. in der in Phot. 166 abgebildeten Statuette. Bei einigen Statuetten dagegen ist auch das Gesicht schon naturalistisch abgerundet dargestellt, wie etwa bei der in Phot. 186/87 abgebildeten. Die Frisur ist bei dieser Gruppe fast nirgends so ausgesprochen pagenfrisurartig dargestellt, wie bei der Formengruppe der „Leistenbeinigen". Selbst dort, wo man noch von einer Pagenfrisur sprechen könnte, wie z. B. bei den Statuetten in Phot. 186/87 oder Phot. 188/89, fällt sie tiefer in den Nacken hinein, während im übrigen die Haare im Nacken ohne Grenzlinie in den Rücken übergehen. Audi bei diesen Statuetten ist der Kopf entweder oben flach abgeschnitten, oder die dargestellte Frisur mit gerauhter Oberfläche geht in nur leichter Rundung bis in die Stirn hinein. Ohren sind ganz selten dargestellt, wie z. B. bei
Fig. 148. Grabstatuette der Formenguppe „Säulenbeinige", von vorne gesehen
Fig. 149. Dieselbe Statuette wie Fig. 148, von hinten gesehen
am Oberkörper, sodaß die zwischen ihnen oder etwas über ihnen liegenden Halbkügelchen der ausnahmslos kleinen Brüste viel mehr in ihre natürliche Lage gerückt sind, als bei den vorigen Gruppen, die teilweise sogar allerdings, wie z. B. bei der in Phot. 167 abgebildeten Statuette unnatürlich hoch liegen. Im Rücken ist meistens eine tief eingekerbte Rückendelle angebracht (s. Fig. 148/50), und ebenso sind die Arme gegen-
Fig. 150. Dieselbe Statuette wie Fig. 148/49, von der Seite gesehen
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Form. Selten ist eine Augendarstellung, die gegenüber der Gesichtsfläche leicht erhaben erscheint, oder gar eine vertiefte Pupillenandeutung. Die Augen werden aber bei dieser Statuettengruppe vor allem durch die Bemalung hervorgehoben worden sein, die hier bereits eine größere Bedeutung gewinnt, als bei den bisher besprochenen Formengruppen. In Fig. 151/152 wird eine der in der Bemalung best erhaltenen Statuetten, die auch in Phot. 180 abgebildet ist, mit den Resten ihrer Bemalung abgebildet. Bei anderen sind Reste der gleichen Bemalung festgestellt worden. Nicht nur ist bei diesen Statuetten der ganze Körper mit einer, anscheinend gelbbraunen oder braunen Bemalung angelegt gewesen, besonders wenn die Farbe des Steins durch ihre weißliche Naturfarbe der Farbe der menschlichen Haut wenig entsprach, sondern es sind noch wenigstens zwei andere Farben zur Hervorhebung von besonderen Körperteilen benutzt worden. So sind die Hände und Füße an ihren Vorderflächen rot bemalt gewesen, bei den letzteren oft sogar die ganze Vorderleiste des Sockels, von der die Füße nur einen Teil bildeten, wie z. B. bei der Statuette
der in Phot. 188/89 abgebildeten Statuette und wurden wohl im übrigen durch die Haare verdeckt gedacht. Wie schon gesagt wurde, ist bei dem Gesicht die Stirnpartie, deren Seiten meist bereits mit in die Rundung des Kopfes einbezogen werden, von den Augenbrauen ab gegen den Unterteil des Gesichtes durch eine Stufe abgesetzt, zuweilen allerdings nicht in gleichmäßig parallel ausgerichteten Flächen, sondern in einem stumpfen Winkel zueinander, wobei die Stirn gegenüber dem meist senkrecht stehenden Unterteil des Gesichtes dann zurückflieht. Die Nase tritt in der Verlängerung der Stirnfläche meist stark hervor, oft in ziemlich langer Erstreckung, und zuweilen nach unten sich verbreiternd. Ihre Unterseite ist entweder senkrecht oder schräge abgeschnitten, sodaß ihre Spitze zuweilen spitzer, zuweilen dagegen stumpfer erscheint. In einzelnen Fällen zeigt die Nase bei dieser Formengruppe bereits eine leichte Krümmung nach außen, so z. B. bei der Statuette in Phot. 142, wodurch ein weiterer Fortschritt nach der naturalistischen Formung hin zu sehen ist, wie wir diese Entwicklung später, besonders
• - ßfWurv H - ROT Fig. 151. G r a b s t a t u e t t e der Formengruppe „Säulenbein i g e " mit Resten v o n Bemalung, von v o r n e g e s e h e n (s. Phot. 180)
Fig. 152. Dieselbe Stat u e t t e , v o n der Seite gesehen
bei den Portraitköpfen der Grabstelen noch deutlicher kennenlernen werden. Gegenüber der Nase treten in der plastischen Darstellung des Gesichtes die Augen und der Mund zurück. Letzterer besteht nur aus einer leichten geradlinigen Einkerbung, selten mit leicht plastisch hervortretenden Rändern als Lippen, wie z. B. in den in Phot. 172 und Fig. 146/47 abgebildeten Statuetten. Zuweilen ist er sogar überhaupt nicht angedeutet. Die Augen sind ebenfalls nur in ihren Umrissen eingeritzt, meist als eckige Parallelepipedone in liegender
in Fig. 151/152 und Phot. 180. Es sind ferner die Haare, nicht nur des Kopfes, sondern, in einzelnen Fällen noch gut erkennbar, auch die Augenbrauen mit schwarzer Farbe angelegt worden. Darüber hinaus sind aber auch die Augen, und zwar, da sie dem Beschauer und dem Künstler wohl als das wesentlichste des Gesichtes erschienen sind, in übernatürlich auffälliger und sogar übertriebener Weise ummalt worden. Bei einer ganzen Anzahl von Statuetten dieser Formengruppe ist die, anscheinend dunkelbraune Bemalung der Augenumrisse noch deutlich zu er71
kennen, wie z. B. auf der in Phot. 180 abgebildeten Statuette, die auch in Fig. 151/152 in der Zeichnung wiedergegeben ist. Die Bemalung der Augen liegt über der eingeritzten Form der parallelepipedonisch gezeichneten Augen, die nur selten noch eine vertiefte Pupille aufweisen. Zwischen Pupille und eingetiefter Umrandung des Auges ist dunkle Farbe zu erkennen und ebenfalls in einem bestimmten Abstand von dem eingeritzten Parallelepipedon nach außen ein Streifen von schwarzbrauner Bemalung, der ebenfalls parallelepidedonische Form besitzt. Die inneren Spitzen dieses vergrößerten Auges erreichen fast den Rücken der Nase, und die äußeren Spitzen gehen bis fast an die Region des Ohres heran, meist sogar den äußeren Rand des verflachten Gesichtes überschreitend. Wo keine Pupille eingetieft ist, wird sie durch die Aussparung der helleren Grundbemalung in runder Form angedeutet. Bei der in Fig. 151/152 und Phot. 180 abgebildeten Statuette ist außer der roten und hellbraunen Farbe anscheinend nur eine dunkelbraune Farbe zur Verwendung gekommen, die nicht nur bei der Hervorhebung der Haare und Augenbrauen, sondern auch bei der doppelten Umrandung der Augen, der vorderen Flächen der Unterschenkel, sowie der seitlichen Flächen des Grundsockels benutzt worden ist. Es hat den Anschein, als ob bei dieser Statuette auch die Hände nicht allein rot, sondern wenigstens teilweise auch noch dunkelbraun bemalt gewesen sind.
bei dieser Statuette nicht größer als bei den anderen dargestellt worden sind, kann man wohl auch hierin den bereits früher angenommenen Beweis dafür sehen, daß im übrigen bei all diesen Totendarstellungen keine besonderen Geschlechtsmerkmale hervorgehoben worden sind. Bei den in Phot. 186/187 und Fig. 148/150 abgebildeten Statuetten sind kreisförmige Einkerbungen rings um den Hals angebracht, bei der ersteren zwei, bei der letzteren drei, wie wir sie ähnlich schon bei einigen „pfeilerbeinigen" Statuetten festgestellt haben. Bei der in Phot. 186/187 abgebildeten Statuette sind außerdem zwei ähnliche Einkerbungen rings um das rechte Handgelenk gelegt. Es ist wohl kein Zweifel zu hegen, daß auch diese Einkerbungen Hals- und Armbänder bedeuten sollen. Vor allem spricht die hier erfolgte Kombination von Hals- und Armbändern gegen die früher angenommene Möglichkeit eines Amulettringes um den Hals, wie er in Jemen heute noch als Zauber gegen den bösen Blick nicht nur bei arabischen und jüdischen Kindern, sondern auch bei Erwachsenen getragen wird. Dabei soll nicht für die ursprüngliche Bedeutung von allem Schmuck als Zauber eingetreten werden. Es ist wohl kein Zweifel, daß bei dieser Kombination von Hals- und Armringen auch diese beiden Statuetten weibliche Personen darstellen, obwohl auch bei ihnen kein größerer Unterschied in der Größe der Brüste gegenüber den anderen zu konstatieren ist. Besonders schön sind bei der in Phot. 186/187 abgebildeten Statuette die Ohren dargestellt, die vor der hinten waagerecht abgeschnittenen Pagenfrisur liegen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch in ihnen einmal, auch ohne völlige Durchbohrung, metallene Ohrringe angebracht waren. Auch die am vollkommensten naturalistisch dargestellte Statuette dieser Formengruppe in Phot. 188/189 ist wohl eine weibliche Gestalt. Dafür spricht nicht nur der Name mit der Endung a, der ein weiblicher ist, „Himjat", sondern auch die noch erkennbare Durchbohrung an den Ohren, in denen wohl einst ein metallenes Schmuckstück gesessen hat. Wir haben Statuetten dieser Formgruppe der „Säulenbeinigen" schon früher in Jemen festgestellt und beschrieben 1 ). Die dort abgebildeten Statuetten (Phot. 136-147 und Fig. 145-149) gehören ihr an und zeigen alle dieselben Grundeigenschaften wie die oben besprochenen. Auch Ansaldi 2 ) bildet eine Anzahl Statuetten aus dieser Formengruppe ab. In der Fünferreihe der Fig. 74 gehören ihr die beiden ersten und die vierte Statuette an, in Fig. 75 die letzte der dort abgebildeten fünf. Auch bei diesen „säulenbeinigen" Statuetten sind keine generellen Unterschiede gegenüber den oben besprochenen festzustellen.
Im übrigen sind die Formen dieser Statuettengruppe außerordentlich mannigfaltig, wenn wir die Unterschiede zwischen der sehr primitiven, fast noch bethylartigen, wie z. B. die in Phot. 164/165 abgebildete Statuette, mit der schon sehr realistisch oder naturalistisch geformten und daher als fortschrittlicher anzusehenden Statuette mit Inschrift in Phot. 188/189 vergleichen. Die Statuette von Phot. 175 ist anscheinend dem Verfertiger schon bei der Herstellung wegen der Brüchigkeit des Natursteins am Halse und am linken Unterarm zerbrochen und offensichtlich vor der Vollendung wieder mit Gips zusammengekittet worden. Die in Phot. 178/179 abgebildete Statuette zeigt mehrere feine Durchbohrungen und zwar durch den unteren Teil der Nase, ferner zwischen dem Oberarm und dem Oberkörper an beiden Seiten, und zuletzt eine Einbohrung in der Mitte des rechten Unterarms. Es ist wohl anzunehmen, daß diese engen Durchbohrungen dazu gedient haben, metallene Schmuckstücke an der Statuette anzubringen. Da wohl vorausgesetzt werden kann, daß die Männer auch in vorislamischer Zeit keine Nasenringe, um die es sich bei der Nasendurchbohrung, ebenso wie bei den später zu besprechenden Ohrdurchbohrungen um Ohrringe gehandelt haben wird, getragen haben, wird es sich bei dieser Statuette wohl um die Darstellung einer weiblichen Person handeln. Da die Brüste
1) Vorislamische Altertümer, a.a.O. S. 187—196. 2) El Yemen, a.a.O., S. 258—259, Fig. 74—75.
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DIE SCHEMELSITZER
Brüste, sowie die stilistische Behandlung des Kopfes, vor allem des Gesichtes und der Haarfrisur, bezeichnend. Die ganze Gruppe weist zwei verschiedene Formen in der Darstellung der Brüste auf. Entweder sind diese, ebenso wie bei den zuletzt besprochenen Gruppen, als halbkugelige wenig hervortretende Hervorragungen dargestellt, die fast durchgehend in unnatürlich hoher Lage am Oberkörper, zuweilen sogar auf gleicher Höhe mit den Schultern, angebracht sind. In den anderen Fällen sind die Brüste als dreieckige, mit dem spitzen Winkel nach unten gerichtete reliefartige Erhebungen dargestellt (s. Fig. 153/154 und Phot. 207). Der weibliche Name „Nakalat", der als Inschrift zwischen den Beinen der in Phot. 205/206 abgebildeten Statuette angebracht ist, die die letztere Brustdarstellung besitzt, spricht dafür, daß man mit dieser Unterscheidung in der Brustdarstellung wohl doch einen Geschlechtsunterschied hervorheben wollte, während in allen bisher besprochenen Gruppen von Statuetten ein solcher Unter-
(Phot. 190/220, Fig. 153/154) Wir benennen diese Gruppe von Statuetten als „Schemelsitzer" ganz sdiematisch nach der Form ihres Grundsockels, den wir bisher nur als den Unterkörper der Figur betrachtet haben, der aber nunmehr schon deutlich als Sitzgestell, als Schemel für die sitzende Gestalt hervortritt, ohne daß er seine Entwicklung aus dem Basisblock oder Grundsockel der bisher besprochenen Statuetten verleugnen kann. Das wird nunmehr dadurch bewirkt, daß in beiden Seitenflächen des Basisblocks viereckige, vertiefte Felder herausgearbeitet sind, deren stehengebliebener Rahmen nach vorne und nach oben zu die Beine mit Unterschenkel und Oberschenkel, nach hinten zu die Schemelbeine und nach unten zu meist noch eine Basisplatte des Schemels bezeichnet, auf der der ganze Schemel ruht. Teilweise ist die Darstellung in dieser Formungsgruppe noch weniger schematisch durchgeführt worden, wie z. B. bei der in Phot. 205/206 abgebildeten Statuette, bei der schon der Eindruck einer niedrigen Lehne über drei Seiten des Schemels erweckt wird. Wir haben gewisse Ubergänge zu dieser Formengruppe schon bei den vorher besprochenen Formengruppen beobachten können, so bei der „pfeilerbeinigen" Statuette in Phot. 139/140 und bei den „säulenbeinigen" Statuetten von Phot. 173 und vor allem in Phot. 188/189, wo der Unterkörper ganz auf einem unter ihm abgetrennten Sockel sitzt. Im einzelnen können wir aber auch innerhalb dieser Formengruppe der „Schemelsitzer" eine große Mannigfaltigkeit in der Darstellung feststellen. Oberkörper und Kopf als wesentlichste Merkmale dieser Gruppe weisen erhebliche Unterschiede voneinander auf, die allerdings u. E. nicht genügen, um sie wieder in besondere charakteristische Gruppen zu teilen. Bei diesen Unterschieden sind vor allem die Darstellung der
Fig. 154. D i e s e l b e G r a b s t a t u e t t e w i e Fig. 153, von der Seite g e s e h e n (s. Phot. 207)
schied nicht nachzuweisen war und wohl auch nicht beabsichtigt gewesen ist. Wir können also annehmen, daß die Statuetten mit den keilförmigen Brüsten Darstellungen von weiblichen Personen sind. Im übrigen ist der Oberkörper im allgemeinen nicht mehr ganz so geometrisch stilisiert, wie bei den bisher besprochenen Gruppen. Die Winkelstellung der Arme, ebenso wie die der Beine, ist dagegen noch streng gewahrt. Der Oberleib ist schön abgerundet und tritt oft gegenüber den Oberarmen in starker Abrundung hervor. Ein Nabel ist auch bei dieser Gruppe niemals angedeutet. Uberhaupt ist der ganze Oberkörper wesentlich naturalistischer gestaltet. Audi der Rükken ist meist schön gerundet und die Rückenlinie plastisch herausgearbeitet. Er ist gegenüber den Oberarmen meist erheblich abgesetzt. Füße und
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Fig. 153. G r a b s t a t u e t t e der F o r m e n g r u p p e .Schemelsitzer", v o n v o r n e g e s e h e n (s. Phot. 207)
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214/215 abgebildeten Statuetten betrachten (s. auch Fig. 153/154), die sich von den beiden anderen Gesichtstypen dahin unterscheidet, daß das Gesicht nicht mehr einheitlich flächenhaft gestaltet ist, sondern plastisch herausgearbeitet, so daß es von der Mittellinie aus, von der Nase bis zum Kinn nach beiden Seiten geneigte Flächen aufweist. Unten ragt dann bei einigen von diesen Statuetten das Kinn spitz und besonders pronunziert hervor (s. vor allem Phot. 214/215, Phot. 207 und Fig. 153/154). Sehr langgezogene, schlitzförmige Augen sind nur eingekerbt, während dagegen Augenbrauen und Mund meist durch wulstige plastische Erhöhungen dargestellt sind. Bei diesem Gesichtstypus bildet die lange, leicht nach außen gebogene Nase also den Kamm der Gesichtsbildung.
Hände sind dagegen nicht anders dargestellt, wie bei den bisher besprochenen Gruppen, nur die ersteren sind zuweilen gegenüber den Unterschenkeln plastisch herausgearbeitet, wie z. B. in Phot. 198/199 besonders gut zu erkennen ist. Der Hals ist meistens zwischen Oberkörper und Kopf in ganz übernatürlicher Form eingeschaltet, vorwiegend in einer runden, langen Walze, die sich nach oben etwas verjüngt. Nur bei der sehr primitiven Statuette in Phot. 201/202 ist er kurz und dick, obwohl diese sonst aber auch durchaus in diese Gruppe gehört. Gegenüber dem Halse ist der Kopf durchwegs breiter und auch tiefer modelliert. Fast stets ist er oben waagerecht flach abgeschnitten, so daß auch hier der Eindruck entstehen kann, daß diese Statuetten in einer Nische, die oben ebenfalls waagerecht abgeschnitten war, gestanden haben, was aber wiederum wegen der plastischen Gestaltung der Oberseite des Kopfes nicht absolut anzunehmen ist. Bei allen Statuetten dieser Gruppe ist das Haar in einer ausgesprochenen Pagenfrisur dargestellt, die allerdings in den Einzelheiten verschiedene Variationen aufweist. Bei den meisten sind herabfallende Locken durch eine parallele Ritzung oder Dellung angedeutet. Nach unten ist die Frisur etwa in der Höhe des Kinnes scharf waagerecht abgeschnitten. Sehr verschieden ist die plastische Darstellung des Gesichtes, das teilweise als scharf umrandete ebene Fläche, in anderen Fällen aber in gewölbter Rundung geformt ist. Die Nase ist aber in allen Fällen das hervorstechendste Signum des Gesichtes. Bei der in Phot. 190/191 abgebildeten Statuette, bei der der ganze Kopf dem in Phot. 219/220 dargestellten Kopf sehr ähnlich ist, ist das Gesicht birnförmig gestaltet mit einem wohlausgebildeten spitzen Kinn. Stirn und Untergesicht bilden zwei, an den Augenbrauen gegen einander abgestufte Flächen. In der unteren sind Augen und Mund eingeritzt, während die Nase als scharfe, dünne Leiste aus dieser unteren Fläche herausgehoben ist. Ganz anders ist das Gesicht bei den in Phot. 192/193, Phot. 194/195 und Phot. 196/197 abgebildeten Statuetten geformt. Hier ist es quadratisch gestaltet, ohne ausgesprochenes Kinn, und nur in einer einzigen Fläche angelegt, die an drei Seiten von einem erhöhtem Rand umgeben ist. Oben liegt die sehr schmale Stirn und seitlich die Ränder der etwas vorstehenden Pagenfrisur. Charakteristisch bei diesen Statuetten ist die sehr lange und dünne Nase, die in der in Phot. 192/193 abgebildeten Statuette sogar über den Stirnhaarrand hinausreicht und in der in Phot. 196/197 abgebildeten bis fast an den unteren Rand des Gesichtes verlängert ist. Demgegenüber treten die eingekerbten Augen und der Mund kaum in die Erscheinung.
Den letzten und vierten Gesichtstypus dieser Gruppe von Statuetten kann man bei der in Phot. 217/218 dargestellten Statuette besonders charakteristisch herausgebildet sehen. Hier fällt vor allem die gegenüber der Stirnfläche in starker Krümmung hervorspringende Nase sofort in die Augen, als Abweichung gegenüber allen drei anderen Gesichtsformen. Ohren werden nur bei einigen Statuetten dieser Gruppe dargestellt, so bei der in Phot. 203/204, Phot.207 (Fig. 153/154),Phot.208/209,Phot.210/211, Phot. 212/213, Phot. 214/216 und Phot. 217/218 abgebildeten, also vorwiegend nur bei denen, die den dritten hochplastischen Gesichtstypus repräsentieren, der sich also auch hierin von den drei anderen Gesichtstypen zu unterscheiden scheint. Teilweise sind die Ohren bei den eben besprochenen Statuetten auch noch durchbohrt, was besonders bei der in Phot. 212/213 abgebildeten Statuette zu erkennen ist, bei der wir gleichfalls eine Durchlöcherung an den Armen und an den Beinen feststellen können. Wir schließen daraus, daß diese Statueitte, ebenso wie die anderen dieser Gruppe, mit derartiger Durchlöcherung versehenen (Phot. 205/206, Phot. 203/204 an den Armen und Phot. 207, Fig. 153/154 an den Beinen) bei der Aufstellung mit metallenen Schmuckstükken verziert waren. Die in Phot. 210/211 abgebildete Statuette zeigt als einzige einen plastisch herausgearbeiteten Armring, der über beiden Ellenbogen liegt. Die Statuetten der Gruppe „Schemelsitzer" sind ebenfalls zum Teil mit Resten von Bemalung bedeckt. Diese Bemalung ist nahezu dieselbe wie bei der Gruppe der „Säulenbeinigen". Sie besteht aus einer braunen Körperbemalung, die auch das Gesicht einbegreift. Bei der in Phot. 217/218 dargestellten Statuette ist noch die Bemalung der Augenbrauen und der Augenumrahmung mit dunklerer, wahrscheinlich schwarzer Farbe in Resten zu erkennen. Diese Statuette zeigt ebenfalls eine schwarze Bemalung an der ganzen Frisur und eine rote an den Händen und Füßen. Bei der Sta-
Als dritte Gesichtsform innerhalb dieser Gruppe müssen wir die in Phot. 203/204, Phot. 207, Phot. 208/209, Phot. 210/211, Phot. 212/213 und Phot. 74
tuette in Phot. 210/211 erstreckt sich die Rotbemalung auch auf einen Teil des Unterarms. Bei der in Phot. 210/211 abgebildeten Statuette scheint dem Hersteller der Kopf und der linke Arm bei der Formung abgebrochen zu sein. Der erstere ist anscheinend mit Gips wieder angekittet, vielleicht auch unter Verwendung eines Dübels, ebenso wie bei dem zum zweiten Male abgebrochenen Arm, bei dem das Dübelloch etwa 2 cm tief gebohrt ist. Zwei der Statuetten dieser Gruppe weisen Inschriften auf, von denen die erste in Phot. 205/206 vorne an einer zwischen den Knien liegenden Leiste angebracht ist, die eventuell auch als Andeutung eines Kleides angesehen werden könnte. Die zweite befindet sich an der Hinterwand des Grundsockels bei der in Phot. 212/213 dargestellten Statuette. Die erste Inschrift, an einer Statuette mit keilförmigen Brüsten angebracht, die wir schon als Zeugnis für eine weibliche Gestalt betrachteten, bedeutet einen wahrscheinlich auch weiblichen Namen „Nakalot", während die zweite Inschrift an einer Statuette mit knopfförmigen Brüsten den wohl eindeutig als männlich zu betrachtenden Namen „Schajahm" zeigt. Beide Inschriften sind ihrem Duktus nach ziemlich alt, sie gehören wohl der frühen klassisch-sabäischen Periode an.
daß die ganze plastische Gestaltung eine besonders schöne Stilisierung aufzeigt, sowohl in der Gesamtkonzeption, wie in der Herausmodellierung des Gesichtes und in der Darstellung der Haarfrisur. Primitiv dagegen ist die Verlegung der Brüste in eine sehr tiefe Lage, etwa auf die Höhe der Ellenbogen, wie wir das bereits früher bei der Gruppe der „pfeilerbeinigen" Statuetten beobachtet haben. Hände und Füße sind wesentlich realistischer dargestellt, als bei allen anderen bisher besprochenen Statuetten. Bei den Händen ist zum ersten Male ein gegenständlicher Daumen gegenüber den anderen Fingern herausgearbeitet. Besonders charakteristisch bei dieser Statuette ist aber die Darstellung des Kopfes, der am meisten dem der in Phot. 214/216 abgebildeten Statuette ähnelt. Die Nase beherrscht das oben mit einer schmalen Stirn, unten mit einem scharfrandigen Kinn endende Gesicht. Der Mund ist anscheinend überhaupt nicht bezeichnet, und nur die Augenbrauen und die Augen sind in geometrischer Linienführung eingeritzt. Dieses scharf stilisierte Gesicht wird aber noch von einer noch stärker stilisierten Frisur umrahmt, in der die Haare durch tief eingekerbte Rillen in paralleler Linienführung dargestellt sind. Auf dem oben flach abgeschnittenen Scheitel und an der Hinterseite verlaufen die Linien von vorne nach hinten und von oben nach unten. An beiden Seiten von der Schläfe bis zum Halse dagegen verlaufen sie auf einer dreieckigen Fläche schräg, von oben hinten nach unten vorne. Trotz der knopfförmigen Brüste handelt es sich anscheinend um eine weib liche Gestalt, da hinter der Hand und über den Füßen Durchbohrungen angebracht sind, die wohl zur Durchführung von Ringen aus Metall gedient haben.
Wir haben schon 19281) eine Statuette der Gruppe „Schemelsitzer" in Hodeidah gesehen und abgebildet. Auch Ansaldi 2 ) hat in der letzten Statuette rechts einer Fünferreihe eine Statuette dieser Gruppe abgebildet, die dem letzten Typus unserer Gruppe sehr ähnlich erscheint. Auch in der Sammlung Kaiky Muncherjee in Aden erinnere ich mich, mehrere Exemplare dieser Gruppe gesehen zu haben. Obwohl sie weitgehend aus dem Rahmen der anderen Statuetten der Gruppe „Schemelsitzer" heraustritt, wollen wir die in Phot. 219/220 abgebildete Statuette doch auch in diese Gruppe einreihen. Auf den ersten Blick nimmt man an, daß diese Figur nicht auf einem Schemel, sondern auf einem Sessel sitzt, der sonst bei dieser Gruppe nicht vorkommt. Doch bei näherer Betrachtung erkennt man, daß die vermeintlichen vorderen Säulen des Sessels, auf die die Gestalt anscheinend die Hände stützt, gar nicht solche sind, sondern die Beine der Statuette darstellen sollen. Daß die senkrecht nach vorn gestreckten Unterarme den Oberschenkeln direkt aufgelegt sind, wird bei dieser Statuette zum ersten Male dargestellt. In den übrigen charakteristischen Formen gehört aber diese Statuette zu den Schemelsitzern, wenn auch ihre Gestaltung teils recht primitive, teils aber wiederum sehr fortschrittliche Merkmale aufweist. Zu den letzteren ist zu rechnen, 1) Vorislamische Altertümer, Fig. 150.
a.a.O.,
S. 187—196,
DIE KLEIDERTRÄGER (Phot. 221/227) In dieser Gruppe fassen wir eine Anzahl von Statuetten zusammen, die sich von allen bisher besprochenen dadurch unterscheiden, daß sie bekleidet dargestellt werden, während bisher nur nackte oder so primitiv geformte oder stilisierte besprochen wurden, daß die Frage der Bekleidung überhaupt unentschieden bleiben mußte. Außer diesem wesentlichen Charakteristikum dieser Gruppe sind aber alle „Kleiderträger" so sehr voneinander verschieden, daß ihre Zusammenfassung nur als rein äußerlich und nicht als stilistisch bedingt angesehen werden muß. Leider sind die meisten dieser Statuetten kopflos bis auf zwei, die aber ebenfalls stilistisch sehr unterschiedlich voneinander sind. Die einfachst geformte dieser Statuettengruppe ist in Phot. 221/222 abgebildet. Sie sitzt auf einem rechteckigen Block, der wiederum auf einem Podest steht, auf dem die Füße ruhen. Die Kleidung
Phot. 147,
2) II Yemen, a.a.O., Fig. 74 auf S. 258/259.
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ist nur nach unten scharf abgegrenzt und reicht bis fast zu den Füßen herab. Es scheint sich um ein, um die Hüften geschlungenes Tuch zu handeln, wie es heute noch in Südwsstarabien getragen wird, und das nur den Unterkörper verhüllt, während der Oberkörper, an dem die Brüste deutlich dargestellt sind, anscheinend nackt bleibt. Eine deutliche Abgrenzung des Lendentuches an den Hüften ist leider wegen starker Korrosion der Gesteinsoberfläche nicht unterscheidbar. Im übrigen sind die Arme, wie üblich, rechtwinklich nach vorne gestreckt und, ebenso wie der ganze Oberkörper, wesentlich naturalistischer plastisch herausgearbeitet, als bei den bisher besprochenen Statuetten. Besonders ist die Gegend des Gesäßes als Übergang vom Ober- zum Unterkörper trotz der Bekleidung realistischer dargestellt, als wir es bisher gewohnt waren. Leider fehlt der Kopf bei dieser Statuette.
der einzelnen Partien die in Phot. 223/224 dargestellte Statuette als Vorbild gedient zu haben scheint. Interessant ist bei dieser Statuette natürlich vor allem der Kopf, dessen Frisur stark derjenigen der fortgeschrittensten Statuette der Gruppe „Schemelsitzer", z. B. der in Phot. 219/220 abgebildeten, angepaßt erscheint. Nur ist hier das Seitenfeld der dort schräg gestreiften Frisur aus einem Dreieck in eine rechteckige Form gewandelt, die deutlich eine gedrehte, lang herabfallende Locke erkennen läßt. Diese liegt hinter einem sehr plastisch dargestelltem Ohre, ähnlich wie bei gewissen nomadischen Beduinenstämmen von Nord- und Mittelarabien noch heute, während bei den heutigen jemenitischen Juden, auch bei den jüdischen Beduinenstämmen von Nordjemen, diese gedrehte Locke vor dem Ohre getragen wird. Auch das Gesicht mit der stark hervorspringenden, leicht gebogenen langen Nase, deren Wurzel in die Augenbrauenwülste übergeht, die noch durch eine gebogene Rille besonders markiert sind, mit dem, mit wulstigen Lippen umgebenen, in den Ecken nach oben gezogenen, fast lächelnd dargestellten Mund, mit den, eine schöne Rundung zeigenden Backen, in denen die Augenhöhlen mit den linsenförmig umrahmten und mit einer Pupille versehenen Augen eingesetzt sind, mit dem scharf modellierten, spitzen Kinn, das schräg in den Hals übergeht, ist sehr naturalistisch geformt, viel mehr, als wir es nach dem doch noch streng formalistisch gehaltenen Körper eigentlich erwarten müßten. Die Hände sind vom Unterarm durch eine tiefe Einrillung rings herum getrennt, die man wohl als die Darstellung eines Armringes deuten muß. Offensichtlich handelt es sich bei dieser Statuette um die Darstellung einer männlichen Gestalt.
Große Ähnlichkeit mit dieser Statuette weist die in Phot. 223/224 abgebildete, leider auch kopflose Statuette auf. Bei ihr ist der obere Abschluß des Hüfttuches aber deutlich zu erkennen und seine Form als ein um die Lenden geschlagenes Tuch an einer Borte erkennbar, die durch zwei parallele Einritzungen mit dazwischen liegenden schräg gestellten Linien dargestellt ist. Die Formung der Arme und Beine ist noch naturalistischer als bei der vorigen Statuette. Zum ersten Male ist die strenge Rechtwinkelung von Oberund Unterarm stark gemildert, indem die Unterarme auf den Oberschenkeln aufliegen, so daß beide Armhälften einen stumpfen Winkel miteinander bilden. Die Hände liegen flach auf den Knien und die Finger sind sehr realistisch geformt. Dasselbe sieht man bei den Füßen, bei denen die relative Größe der Zehen deutlich unterschieden wird. Auch die Darstellung des nackten Oberkörpers ist noch fortschrittlicher als bei dem der vorigen Statuette, wenn auch eine gewisse Stilistik immerhin noch vorwiegt. Vor allem zeigt die Darstellung der Brustpartie sehr der Wirklichkeit entsprechende Formen einer muskulösen männlichen Brust. Gegen diese Annahme spricht auch nicht die Tatsache von Durchbohrungen am Oberarm und am Handgelenk, durch die wahrscheinlich metallene Ringe geführt gewesen sind.
Gegenüber der Echtheit der in Phot. 226/227 abgebildeten Statuette kann man einen gelinden Argwohn nicht unterdrücken, der uns aber nicht ausreichend zu sein scheint, sie ihr abzusprechen, ehe wir nicht eine größere Anzahl von Statuetten als Vergleichsmaterial besitzen. Die Darstellung des durch waagerechte und senkrechte Einritzungen karrierten Vorderteils des Lendentuches, sowie die Form des Kopfes, der sehr realistisch plastisch herausgearbeitet ist, stehen im Gegensatz zu den recht primitiven Formen der Hände und Füße, sowie der nur als runde Kreise eingerillten Brüste. Reste von schwarzer Bemalung an der Frisur wiederum, die kaum von den, in der Falsifikat-Industrie in Südarabien beschäftigten Eingeborenen imitiert worden sein können, sprechen für eine Echtheit dieser Statuette.
Wegen der Ähnlichkeit mit den beiden eben besprochenen kopflosen Statuetten in den wesentlichsten Merkmalen der Körperdarstellung kann man wohl annehmen, daß auch in der Darstellung des Kopfes, der bei der in Phot. 225 abgebildeten Statuette erhalten geblieben ist, eine stilistische Ähnlichkeit vorhanden war. Die strengere Stilisierung in der Gesamthaltung dieser Statuette entspricht in der Armstellung und in der Darstellung der Füße, die hier übrigens direkt auf dem Erdboden und nicht auf einem Podest stehen, mehr derjenigen der in Phot. 221/222 abgebildeten, während in der größeren Naturalistik
Wohl sicher um ein Falsifikat handelt es sich dagegen bei der in Phot. 241/242 abgebildeten Statuette, die nicht nur aus Marmor hergestellt ist, einem bei allen bisher besprochenen Statuetten ungewöhnlichem Werkstoff, sondern bei dem die Darstellung des weiblichen Geschlechtsteils, sowie gewisse andere Formen der 76
Gesamtgestalt allen bisher gewonnenen Erfahrungen widersprechen. Trotzdem ist die am Sockel der Statuette eingeritzte Inschrift zum mindesten von einer echten Statuette übertragen, daher vielleicht auch die Gesamtform. Sie bedeutet den weiblichen Namen „Himjat", der uns schon einmal bei der in Phot. 188/189 abgebildeten Statuette der Formengruppe der „Säulenbeinigen" begegnet ist. In Phot. 228/229 bilden wir den Torso einer Statuette ab, dessen allein erhaltener Oberkörper in allen Formen am meisten der in Phot. 223/224 dargestellten Statuette entspricht. Die Unterarme, die leider ebenfalls abgebrochen sind, scheinen allerdings senkrecht nach vorne gerichtet gewesen zu sein. Daß es sich um eine Statuette der Formengruppe der „Kleiderträger" gehandelt haben muß, scheint uns daraus hervorzugehen, daß die Figur an ihrem unteren abgebrochenen Teil, der in der Hüftgegend liegt, eine plastische Darstellung aufweist, die nur als der Griff eines Messers oder Dolches gedeutet werden kann, der in dieser Stellung, wie er heute noch von den Gabilen in Jemen getragen wird, in den oberen Teil des Lendentuches gesteckt worden war. Völlig aus dem Rahmen aller bisher beschriebenen Statuetten fällt der Torso der in Phot. 230 abgebildeten Statuette, deren in Hochreliefplastik ausgeführter, erhaltener Unterteil wahrscheinlich in seinem oberen Teil in eine vollplastische Darstellung überging. Man erkennt aus dem Faltenwurf des bis zu den Füßen herabreichenden Gewandes sofort die Form des griechisch-römischen Gewandes der spät-hellenistischen Zeit und muß wohl daraus auf einen byzantinisch-frühchristlichen Einfluß schließen, der aller Wahrscheinlichkeit kaum vor dem 4. oder 5. Jahrhundert n. Chr. in Südarabien Eingang gefunden haben kann. Die plastische Ausführung der Füße ist außer ihrer stilistisch bedingten senkrechten Haltung durchaus naturalistisch. Sowohl die Zehenglieder wie die Zehennägel, wie auch die relative Größe der Zehen sind herausgearbeitet. Während das lange Untergewand sich, in symetrische Falten gelegt, nach unten verbreitert und, an den Seiten sich verlängernd, bis auf die Füße herabfällt, schlingt sich ein Obergewand in Form einer Toga schräge von rechts nach links, ebenfalls in Falten gelegt, um die Knie, eine Gewandform, wie wir sie aus vielen frühchristlichen Darstellungen kennen. Anscheinend handelt es sich bei der dargestellten Gestalt um ein weibliches Bildnis, und es ist vielleicht eine gewagte Vermutung, daß es sich um die Wiedergabe eines Mutter-Gottes-Bildes mit dem Kinde gehandelt haben könnte, das sicher in diesen Jahrhunderten eine weite Verbreitung in den neubekehrten christlichen Gebieten gehabt hat.
DIE HOHLÄUGIGE (Phot. 239/240) Wir nennen diese Statuette „die Hohläugige", weil ihre beiden Augen in das Naturgestein, hier ein weißgelber Kalksandstein, in einem anderen Werkstoff, vermutlich Knochen oder Holz, eingesetzt waren, sich aber nicht mehr an ihrem Orte befinden, sodaß nur noch die Augenhöhlen, in denen sie gesessen haben, ihre frühere Form anzeigt. Obwohl diese Statuette die einzige von unseren Grabstatuetten ist, die diese technische Sonderheit aufweist, kennen wir andere, wenn auch wesentlich größere Bildwerke, die man also schon als Statuen bezeichnen muß, die dieselbe Technik für die Augendarstellung aufzeigen. Es sind das vor allem die vier Statuen von Königen von Ausän (im Hinterlande von 'Aden) aus der Sammlung Kaiky Muncherjee in 'Aden, die zuerst von Margoliouth abgebildet worden sind 1 ), und von denen die eine, die jüngste von zwei ausänischen Königsgenerationen darstellt, nach ihrer Kleidung zu urteilen, bereits unter hellenistischem Einfluß verfertigt worden sein muß 2 ). Beide Generationen von Königen müssen nach den Inschriften bereits vor dem Anfang des 2. Jahrh. v. Chr. regiert haben. Es ist nach den in den Augenhöhlen festzustellenden Resten von Gips anzunehmen, daß die aus einem anderen Werkstoff verfertigten Augen mit diesem befestigt waren, wenn sie nicht sogar in der Hauptsache aus diesem bestanden. Auch bei den später zu behandelnden Porträtköpfen aus Grabstelen werden wir derartige Augenfüllungen, sowohl aus Gips, wie aus Knochen oder Holz verfertigt, kennenlernen und dort auch feststellen, daß zuweilen die Pupille durch einen Halbedelstein dargestellt worden ist. Obwohl wir diese Technik der Darstellung des Auges durch eine Füllung mit einem anderen Werkstoff in Südarabien als eine, gegenüber den bisher besprochenen Statuetten chronologisch jüngere Technik betrachten, wenigstens nach unseren bisherigen Kenntnissen, — obwohl eine derartige Technik in den alten Hochkulturen, z. B. aus Sumer, bereits aus dem Anfang des 3. Jährt, v. Chr. bekannt ist, — erscheint diese Statuette in ihrer Gesamtheit als sehr primitiv. Das fällt besonders in der Körperdarstellung auf, die nur aus einem rechteckigen, an den Kanten leicht abegrundeten und nach oben sich verjüngenden Steinblock besteht, der über einen sehr kurzen Hals in den Kopf übergeht, dessen Gesicht allerdings trotz seiner starken Zerstörung vermuten läßt, daß es plastisch gut durchgear1) Two South Arabian Inscriptions, Proc. Brit. Academy Vol XI S. 1—9. 2) R a t h j e n s , Carl, Kulturelle Einflüsse in Südwest-Arabien von den ältesten Zeiten bis zum Islam unter besonderer Berücksichtigung des Hellenismus, Jahrbuch f. Kleinasiatische Forschungen, Bd. I, 1950.
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DER ORNAMENTIERTE PIEDESTAL EINER STATUETTE
beitet war. Aus dem rechteckigen Block des Körpers ragen nur die kurzen, sehr primitiven Arme und die ebenso primitiven Füße, letztere auf einer schmalen Fußplatte stehend, hervor. Die Brüste stehen als kleine Knöpfe oberhalb der Armstummel. Vorne am unteren Abschnitt des Körpers ist eine Inschrift eingegraben, die den wahrscheinlich weiblichen Namen „Bahzat" bedeutet. Ob eine kleine Stufe zwischen den beiden Füßen den unteren Rand eines Gewandes andeuten soll, ist schwer zu entscheiden. Der Kopf ist, wie gesagt, viel plastischer und naturalistischer herausgearbeitet, als es die primitive Körperdarstellung erwarten lassen sollte. Das Gesicht ist runder und breiter als bei den uns bisher bekannt gewordenen Statuetten und ist allseitig, außer an dem wohlgeformten Unterteil des Gesichtes mit dem breiten runden Kinn, von dem erhöhten Rand einer Pagenfrisur umrahmt, die im Nacken durch einen Querwulst am Ende einen Lockenkranz andeutet. Unter einer schön gewölbten, ziemlich breiten Stirn treten die beiden Augenbrauenwülste hervor, die noch durch eine, nur einfach beide Brauen überspannende, eingekerbte Rille im Gesichte besonders betont werden. Unter ihnen liegen die beiden, leicht nach unten und außen geneigten Parallelopipedone der stark eingetieften Augenhöhlen, in denen Reste der einstigen Füllmasse oder Bindemasse noch erhalten sind, die aber nichts darüber aussagen, aus welchem Stoff die Augen bestanden haben. Nase und Mund sind leider völlig zerstört, doch sprechen die Bruchflächen des Steines dafür, daß die Nase ziemlich breit und pronunziert zwischen den schön gerundeten Wangen hervortrat, bis zu den Ohren hin, von denen ebenfalls nur noch Rudimente erhalten geblieben sind. Besonders im Profil muß der ganze Kopf recht naturalistisch gewirkt haben.
Der in Phot. 243/244 abgebildete ornamentierte Basisblock einer Statuette, auf der nur die Füße des Bildwerkes erhalten geblieben sind, scheint uns in die Gruppe der „Kleiderträger" zu gehören, wenn wir dazu auch keinerlei gewisse Anhaltspunkte besitzen. Die Realistik der Darstellung in den beiden Füßen scheint uns aber dafür zu sprechen, daß auch die übrige Gestalt in der gleichen Weise ausgeführt worden war, und die Tatsache, daß die beiden Füße innerhalb einer Nische noch auf einen Fußschemel gesetzt sind, läßt die Vermutung zu, daß die ganze Figur sitzend dargestellt war, ähnlich wie die in Phot. 225 abgebildete Statuette. Links und rechts scheint der Basissockel in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben zu sein, ebenso wie vorne. Dagegen ist, wenn unsere Annahme stimmt, hinten, wo die Oberfläche des Steins sehr uneben ist, ein Stück des Sockels abgeschlagen worden, wahrscheinlich durch die Gabilen, die das Stück zum Verkauf brachten, um beim Transport Raum und Gewicht zu sparen. Was dieses Bruchstück eines Basissockels einer Statuette aber vor allen bisher besprochenen Statuetten auszeichnet, ist die Ornamentierung seiner Vorderfläche unter dem Schemel, auf dem die Füße der dargestellten Figur ruhen. Man erkennt auf dieser Vorderfläche deutlich sechs, im Flachrelief eingegrabene Steinbockköpfe, von denen der siebente an der abgebrochenen Ecke des Basisblocks zu ergänzen ist. Daß es sich um Steinböcke, und zwar um sehr stark stilisierte handelt, geht u. E. aus der noch deutlich zu erkennenden breiten Querriefelung bei den Hörnern des dritten Kopfes von links hervor, die gegen eine Deutung als Antilopenköpfe spricht. Der Steinbock ist ja bekanntlich das Symboltier des Mondgottes 'Almaqah, den wir später noch eingehend in seinen verschiedenen Darstellungsformen als Ornament kennenlernen werden. Die Köpfe selbst liegen mit dem etwas verbreiterten Geäse scheinbar ohne Abschlußleiste an der unteren Kante des Basissteins, während die Spitzen der in der Vorderansicht sehr realistisch gerade schräg nach oben verlaufenden Horner, von denen je zwei von benachbarten Tieren sich oben berühren, bis an eine schmale Abschlußleiste heranreichen. Ebenso berühren sich die Ohren zweier benachbarter Köpfe. Die Köpfe selbst scheinen nur flächenhaft ausgeschnitten zu sein, ohne eine weitere feinere plastische Formung, außer an den Hörnern, aufzuweisen.
Es kam dem Verfertiger dieser Statuette anscheinend hauptsächlich darauf an, vor allem den Kopf und das Gesicht darzustellen, während der übrige Körper nur angedeutet wurde. Damit bildet diese Statuette schon den Übergang zu den, im nächsten Kapitel zu betrachtenden Grabstelen mit ihren Gesichtsdarstellungen und Porträtköpfen, bei denen nunmehr der Kopf des darzustellenden Toten das alleinige Ziel des Künstlers ist. Diese Statuette führt aber trotz ihrer naturalistischen Formung des Kopfes wieder zurück zu den zuerst besprochenen Grabstatuetten, die wir als fast „bethylen"-artig bezeichneten, und von denen wir die einfachste in der von Miß Caton-Thompson 1 ) ausgegrabenen kennen gelernt haben (s. S. 62).
1) The Moon Temple o £ Hureidha, a.a.O., Tafel X I V .
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Die Grabstelen (Phot. 245/268, Fig. 155/156) Wir haben schon früher festgestellt, daß es allem Anschein nach in Südwestarabien zwei grundsätzlich verschiedene Gräberarten gegeben hat. Die eine haben wir im I. Teil dieser Arbeit (S. 105) besprochen und abgebildet (s. Fig. 114/118 und Phot. 51/54). Es waren dies wohl Familienoder Sippengräber, die entweder an steilen Berghängen oder -wänden als Höhlen, wie im Jemen, oder in Hängen von Schuttkegeln, wie sie von Caton Thompson 1 ) in Hadhramaut festgestellt worden sind. In Nischen, die an den Seitenwänden der Höhlengräber, die wir auf jeden Fall als Massengräber betrachten müssen, angebracht waren, standen aller Wahrscheinlichkeit nach die Grabstatuetten, die wir im vorigen Kapitel dieses Teiles beschrieben haben, und zwar als Abbilder der Toten, die hier beigesetzt worden waren. Es hat nach den Befunden der in Hadhramaut geöffneten Gräber den Anschein, als ob es sich bei den dortigen Massengräbern, wenigstens teilweise, um Ossarien gehandelt habe.
Wir haben Porträtköpfe schon früher beschrieben4) und werden im folgenden eine größere Menge von ihnen eingehend betrachten. Es sind uns ferner, hauptsächlich aus der frühislamischen Literatur und aus der Tradition, Nachrichten von Bildwerken überliefert, die angeblich in vorislamischer Zeit Verehrung genossen, die Steingötzen oder Bethylen. Diese Bildwerke, teilweise nur natürliche Felsblöcke, die im Naturzustande eine gewisse, wenn auch oft nur in den Umrissen liegende Ähnlichkeit mit einer Menschengestalt aufwiesen, oder die vielleicht auch durch Menschenhand roh bearbeitet waren, werden von der islamitischen Tradition als Götzen-
Neben diesen Höhlengräbern an steilen und kahlen Gebirgshängen waren aber schon lange Zeit auch Erdgräber aus vorislamischer Zeit bekannt, die in Jemen anscheinend als Einzelgräber mitten in den dortigen breiten Talebenen, die weitgehend kultiviert sind, angelegt worden waren. Wir haben solche Gräber schon auf der ersten Reise 1927/28 aus der Umgebung von Häz2) beschrieben und weitere im I. Teil dieses Werkes bei Ghaimän (s. S. 79/80 Phot. 29/31, 41) festgestellt und abgebildet. Auch das Königsgrab des Tubba' Asad Kämil bei Ghaimän (s. S. 80/82, Phot. 35) gehört zu diesem Grabtypus. Wir fanden diese Gräber bisher aber nur mit Ringen oder Rechtecken von iSteinsetzungen umgeben und innerhalb dieser höchstens einmal einen oder auch zwei größere Steine errichtet. Aber schon Glaser 3 ) berichtet von seiner Reise nach dem Meschriq, dem östlichen jemitischen Hochlandsabfall, von Gräberfeldern, auf denen umgestürzte Steinstelen lagen. Er zeichnet eine dieser Stelen ab, die aus einem rechteckigen, gut behauenen Stein besteht, dessen Länge etwa das 3-4fache der Breite und Dicke ausmacht, und der an einer Seite, der vorderen, an ihrem oberen Ende eine Nische aufweist, (s. Fig. 156). In zwei solcher Stelen fand er in der Nische plastische Köpfe angebracht und vermutete, daß dasselbe bei allen anderen derartigen Stelen der Fall gewesen sei, die das Porträt der in den betreffenden Gräbern beigesetzten Toten darstellen sollten.
Fig. 156. N i s c h e n s t e l e aus M ä r i b nach der Beschreibung u n d Zeichnung v o n Eduard Glaser
bilder betrachtet und wurden vom frühen Islam als solche fast vollständig ausgerottet. Ob es sich bei diesen Bildwerken wirklich um Götterdarstellungen, wie die Traditon es behauptet, gehandelt hat, erscheint uns nach unseren heutigen Kenntnissen aus vorislamischer Zeit, vor allem in Südarabien zweifelhaft. Es ist nicht ausgeschlossen, daß es sich bei ihnen auch um Darstellungen von Toten über Gräbern gehandelt hat. Zwei solcher sehr roher Bildwerke, von ihr daher auch als „Bethyle" bezeichnet, fand Miß Caton Thompson bei ihren Grabungen im Mondtempel von Hureidha 5 ), das eine sogar in situ. Das letztere, ganz roh behauen, zeigt nur andeutungsweise eine menschliche Gestalt und stand ebenso wie die schon früher von uns (S. 62) besprochene einzige Grabstatuette von Hureidha in einer Opferstätte außerhalb der Außenmauer des Mondtempels. Dagegen hat das zweite, das von den Gabilen gekauft wurde, Stelenform und
1) The Tombs and Moon Temple of Hureidha, a.a.O., S. 90— 111, Plate XXIII—LIX. 2) Vorislamische Altertümer, a.a.O., S. 120—124. Fig. 85—86. Phot. 74—76.
4) Vorislamische Altertümer, a.a.O., S. 196—198, Phot. 150— 154, Fig. 151.
3) Ed. Glasers Reise nach Märib, a.a.O. S. 75.
5) The Tombs and . . ., a.a.O., Tafel XV, 1 und 2.
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sind, sondern auch nach ihrer allgemeinen Form unterscheiden. Unter den Grabstelen, bei denen das Abbild des Toten nur durch die Darstellung des Gesichtes vermittelt wird, während die Stele selbst anscheinend ganz roh den übrigen Körper bilden soll, müssen wir solche aus Holz und aus Naturstein unterscheiden. Eine weitere Einteilung dieser Stelen finden wir darin, ob die Gesichtsdarstellung nur durch einfache Einkerbungen oder durch eine Modellierung im Flachrelief oder im Hochrelief erfolgt ist. Von den Stelen, in denen in einer Nische an ihrem oberen Ende in einem anderen Werkstoff als dem der Stele selbst, der Kopf des Toten eingesetzt wurde, kennen wir die Form der Stele bisher nur durch eine von Glaser gegebene Zeichnung und Beschreibung. (s. Fig. 156). U. W. ist bisher noch keine derartige Stele, mit oder ohne den zu ihr gehörenden Porträtkopf, in eine Sammlung vorislamischer Altertümer gelangt. Uns wurde allerdings von den Gabilen, die uns derartige Porträtköpfe aus dem Meschriq und vor allem aus dem Djöf brachten, die Nachricht von Glaser aus denselben Gegenden über die Zusammengehörigkeit der Porträtköpfe und der Nischenstelen bestätigt.
zeigt auf der Vorderseite, in Relieftechnik herausgearbeitet, nur zwei Arme, der rechte lang herabhängend, der linke, im Ellbogen rechtwinklich geknickt, mit dem Unterarm waagerecht vor den Leib gelegt. Beide Arme sind mit zwei eingekerbten Armringen versehen. Ferner sind in natürlicher Lage zwei runde Brüste dargestellt. Der Kopf ist anscheinend abgebrochen, wenn er überhaupt vorhanden gewesen ist. Diese „Bethyle" nähert sich in ihrer ganzen Gestaltung also schon ziemlich weitgehend der stelenförmige Grabstatuette von Hureidha in situ. Wir möchten in diesen zwei Darstellungen von Hureidha einen Übergang zu den im folgenden zu beschreibenden Grabstelen sehen, und in beiden nur Abbildungen von Toten annehmen, die über oder in irgendwelchen Gräbern aufgestellt gewesen sind. Dieselbe ursprüngliche Bedeutung von Grabstelen werden sicher auch eine große Anzahl von den Steingötzen oder „Bethylen" gehabt haben, von denen uns die Tradition berichtet, vor allem längs der alten Weihrauchstraße und in der Umgebung ihres wichtigsten Umschlageplatzes Mekka. Wir müssen uns bei der Tatsache, daß wir in Südarabien zwei völlig verschiedene Gräberarten vorfinden, die Frage vorlegen, ob beide Formen, die Massen-Höhlengräber mit ihren Grabstatuetten und die Einzelgräber der Ebenen mit ihren Stelen, zeitlich oder örtlich nebeneinander bestanden, oder ob sie einander zeitlich folgten und somit einander ergänzten. Im ersteren Falle müßte es sich um zwei voneinander verschiedene Kulturschichtungen, z. B. von unterschiedlichen Völkerschaften, die einander überdeckten, gehandelt haben. Im zweiten Falle könnte es sich nur um neu eindringende Kultureinflüsse gehandelt haben. Vorläufig können wir nur feststellen, daß in Jemen sowohl die Höhlengräber wie die Erdgräber nebeneinander auf dem Hochlande wie auch in den östlichen Randgebieten des Hochlandes, an der alten Weihrauchstraße, vorkommen. Auf dem Hochlande haben wir allerdings die Höhlengräber vorwiegend nur dort angetroffen, wo die Berghänge, in denen sie angelegt waren, aus leicht zu bearbeitendem Sandsteinen bestanden. Wir möchten vorläufig nur die Vermutung aussprechen, daß die Höhlengräber die älteren Anlagen waren, daß aber lange Zeiten hindurch beide Grabarten nebeneinander existierten. Wir möchten ferner annehmen, daß die Erdgräber, anscheinend von der Weihrauchstraße ausgehend, sich über das Hochland ausbreiteten, und daß in den letzten vorislamischen Jahrhunderten überall die Erdgräber, wenigstens auf dem jemitischen Hochlande, überwogen. Die beiden Grabarten mit bestimmten, verschiedenartigen Volksschichtungen in Verbindung zu bringen, wagen wir aber vorläufig nicht.
Bei der Beschreibung des uns nunmehr von den Reisen von 1931-1938 vorliegenden Materials unterscheiden wir bei den menschlichen Darstellungen also einmal zwischen Vollstelen und zwischen Porträtköpfen aus Nischenstelen. Unter den ersteren müssen wir einen Unterschied zwischen den aus Holz und den aus Naturstein hergestellten Stelen machen, wenn sie sich auch formal weitgehend überschneiden. Sehr schwierig wurde uns die Einteilung der insgesamt 55 vorliegenden Porträtköpfe nach stilistischen Unterschieden. Nach langem Schwanken mußten wir uns entschließen, bei ihnen nur eine Unterteilung nach äußeren technischen Merkmalen vorzunehmen, bei der vor allem das relative Stadium der plastischen Herausarbeitung neben der unterschiedlichen Darstellung der hauptsächlichsten Gesichtselemente als Grundlage diente.
DIE HOLZSTELEN (Phot. 245/250) Wir waren sehr überrascht, als uns 1931 die ersten Belegstücke von solchen Stelen von Gabilen aus dem Djöf überbracht wurden, wegen der Tatsache, daß aus diesen Gegenden überhaupt Gegenstände aus Holz dieser Art und Größe, die doch sicher zur Zeit der Herstellung im allgemeinen Gebrauch gewesen sein mußten, kommen konnten, sondern vor allem auch, daß das Holz die Jahrtausende, die seit ihrer Herstellung und Verwendung verflossen waren, so gut überstanden hatte. Das Klima dieser Landschaften am Fuße des Jemenitischen Hochlandes, zwischen 1300 und 1100 m Meereshöhe an der
Wir müssen die Grabstelen aller Art, nicht nur nach dem Werkstoff, aus dem sie hergestellt 80
sichtszeichnung gewesen. Nach der Lage der, bei beiden ebenfalls in Resten vorhandenen Inschriften zu schließen, müssen wir die Länge der Stelen, die ebenfalls beide unten abgebrochen sind, wohl auf mindestens 40 cm schätzen. Der Gesichtsdarstellung nach können wir die Holzstelen nur in Augenstelen und Gesichtsstelen einteilen. Bei den ersteren sind als einzige Andeutung des Gesichts nur die beiden Augen als linsen- oder mandelförmige Einkerbungen dargestellt. Die Augen müssen also in der Auffassung der Besteller wie der Verfertiger dieser Bildw e r k e als das wesentliche Merkmal des Gesichtes betrachtet worden sein. Ähnliche Darstellungen eines „pars pro toto" werden wir auch bei den Steinstelen, wenn auch nicht in so reiner Form vorfinden. Die Augen liegen bei allen Augenstelen so nahe der oberen Kante der Stele, daß man den Zwischenraum zwischen dieser und den Augen in natürlicher Relation als Stirnfläche ansehen kann. W e n n man sich die natürliche Form des Gesichtes nach unten ergänzt denkt, liegt die auch bei allen Augenstelen angebrachte Inschrift etwa an derselben Stelle unter dem Gesichte wie bei den Gesichtsstelen. Der Phantasie des Totenverehrers war also weitgehender Spielraum gelassen.
Grenze der großen W ü s t e der Rub' el-Khäli, ist sehr niederschlagsarm und weist große Temperaturgegensätze auf. Es ist heute sehr holzarm und muß auch ebenso holzarm gewesen sein, als in vorislamischer Zeit hier durch gewaltige Bewässerungsanlagen große Oasen geschaffen wurden, in denen aber wohl zur Hauptsache nur Fruchtbäume neben Feldfrüchten kultiviert wurden. Das Holz dieser Stelen ist aus alten, mindestens 20 cm dicken Stämmen, wahrscheinlich des Christusdorns, Sizyphus Spinae Christi L., geschnitten worden, die also in vorislamischer Zeit hier häufig gewesen sein müssen, vielleicht weil sie eßbare Früchte besitzen. Vielleicht ist aber das Holz aus dem Hochlande eingeführt worden, wo heute noch der Christusdorn häufig ist. Es ist von dunkel-rotbrauner Farbe und an der Oberfläche mit einer braunkohleartigen Kruste überzogen, die teilweise wieder abgeblättert ist, und splittrig brechend. Die Holzstelen müssen wahrscheinlich lange Zeit in salzhaltigem Boden in umgestürzter Lage gelegen haben und zwar in keinem Fall in ständig durchfeuchtetem Boden, da sie sonst vermodert wären. Doch sind sie bei ihrer Auffindung nicht salzdurchtränkt gewesen, denn ein Ausschwitzen von hygroskopischen Salzen, wie das bei vielen Steinstelen, die sich in ähnlicher Lagerung befunden haben müssen, der Fall war, wenn sie in unser feuchtes Klima transportiert wurden, ist bei ihnen nicht festzustellen gewesen.
Die Inschriften der vier Augenstelen sind ebenfalls in das Holz eingeschnitten. Sie liegen etwas oberhalb der Mitte der Stele. Sie bedeuten alle Eigennamen, zweifelsohne der Verstorbenen, die unter der Stele begraben lagen. Deren Gesicht sollte durch die oben angebrachten Augen dargestellt werden. Nur bei den in Phot. 245 und 246 abgebildeten Stelen ist der volle Name erhalten geblieben, bei den beiden anderen Augenstelen ist er nur zur Hälfte erhalten. Bei den ersteren sind es die beiden, anscheinend männlichen Namen „'Aschras" und „Scharh". Der Duktus der Schrift ist überall sehr altertümlich, aber er muß sicher noch auf die klassisch-sabäische Zeit zurückgeführt werden.
Die Holzstelen bestanden aus rechtwinklig geschnittenen Holzplatten, von einer Dicke von 2,5 bis 6,0 cm. Die beiden Stelen von Phot. 245 und 246 machen den Eindruck, als wenn sie noch ihre Originallänge von 25,5 und 28,0 cm besäßen, denn die untere Kante der Platte ist nicht abgebrochen, sondern gradlinig abgeschnitten und zeigt dieselbe Oberflächenverkrustung, wie die anderen Teile des Bildwerkes. Die Gesichtszeichnungen und die Inschriften gehen bei diesen beiden Stelen außerdem nicht unter die obere Hälfte nach unten hinaus, so daß die Stelen sogar bis zu 10 cm Tiefe in den Erdboden eingegraben gewesen sein können, was auch dadurch wahrscheinlich gemacht wird, daß bei beiden, besonders aber bei der in Phot. 245 abgebildeten, die untere Hälfte der Platte sehr viel weniger von längsgerichteten Trockenrissen durchzogen ist, als die obere Hälfte. Der obere Teil war also in der atmosphärischen Luft der ersten Austrocknung des Holzes viel mehr ausgesetzt, als der im Boden steckende Teil. Auch die beiden anderen, nur eine Augenzeichnung aufweisenden, in Phot.
Wesentlich anders als die Augenstelen sind die beiden in Phot. 249 und 250 abgebildeten Gesichtsstelen gestaltet, indem bei ihnen das ganze Gesicht im Flachrelief auf der oberen Hälfte der Stelenvorderseite herausgeschnitten ist. Dabei ist sowohl die Relieftechnik wie die Formung der einzelnen Gesichtsteile bei beiden wiederum sehr verschieden. Bei dem Gesicht der in Phot. 249 dargestellten Stele, das in seiner Gesamtheit breit und rund gestaltet ist, sind die einzelnen Gesichtselemente, wie Augenbrauen, Augen, Wangen und Mund, aus der Vorderebene der Stele im Tiefrelief herausgearbeitet worden. Dagegen liegt bei der in Phot. 256 abgebildeten Stele das ganze Gesicht als Hochrelief über der Vorderfläche der Stele und ist in sich wieder in zwei Flächen abgestuft, deren obere Stirn und Nase bildet, während die tiefer liegende von den Augenbrauen bis zum Kinn reicht. Alle Ubergänge von einer
247 und 248 abgebildeten Holzstelen scheinen nicht viel länger als 30 cm gewesen zu sein, obwohl sie unten abgebrochen sind, wenn man die Inschrift etwa in dieselbe Höhe verlegt wie bei den anderen Augenstelen. Etwas länger, aber auch breiter, (wahrscheinlich 17 resp. 13 cm), sind aber wohl die beiden, in Phot. 245 und 246 abgebildeten Gesichtsstelen mit reliefierter Ge6
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Stufenfläche zur anderen sind durch senkrechte Ränder begrenzt. Beiden Gesichtsstelen ist gemeinsam, daß die Linienführung stark geometrisch stilisiert ist. Die gerade Linie beherrscht beide Gesichter. Augen und Mund sind als parallelepipedonische, liegende Eintiefungen herausgehoben worden und sind durch Einlagen von ebenso geformten Knochenplatten von hellerer Farbe als das Holz besonders betont. Sie sind bei der in Phot. 250 abgebildeten Stele noch erhalten geblieben, wo das winklige Auge noch dazu mit einer, in dunkelbrauner Farbe angelegten runden Pupille bemalt ist. Stilistisch sind also beide Gesichtsdarstellungen, trotz ihrer technischen Unterschiede und trotz ihrer anders gearteten Gesamtform, doch sehr ähnlich. Sie gehören durchaus in denselben Formenkreis wie die Steinstelen und wie die Porträtköpfe in den Nischenstelen, die wir in den nächsten Abschnitten besprechen werden. Beide Stelen müssen in ihrem ursprünglichen Zustand als Grabdenkmäler außerordentlich eindrucksvoll auf den trauernden Betrachter gewirkt haben und sprechen für ein ausgesprochenes Formgefühl und ein starkes stilistisches Wollen und Können ihrer Hersteller. Die beiden, nur noch schwer zu erkennenden Inschriften liegen auf der Höhe der Stele, wo etwa ein Hals aufhören würde, nur bei der in Phot. 250 abgebildeten Stele sind die Reste von den Buchstaben des Eigennamens „ . . jab" zu entziffern.
abgebildeten, zeigt Gesichter, die in wesentlich realistischerer Formung im Hochrelief aus der Fläche der Vorderseite der Stele hervortreten, wenn auch noch in starker Stilisierung. Diese letzteren entsprechen, ebenso wie die Gesichtsstelen aus Holz, bereits durchaus der Stilisierung, wie wir sie später bei den Porträtköpfen wiederfinden werden, so daß wir, wenn wir die wenigen hellenistisch beeinflußten Porträtköpfe bei Seite lassen, einen durchaus einheitlichen Ausdruck des Stilgefühls bei allen Gesichtsdarstellungen der Grabstelen konstatieren können.
DIE STEINSTELEN (Phot. 251/562) Unter den aus Naturstein, hauptsächlich Kalkstein, Kalksandstein, Sandstein, Quarzit oder auch Marmor, verfertigten Grabstelen finden wir dieselben Formengruppen, die wir bei den Holzstelen unterschieden haben, nämlich Augenstelen und Gesichtsstelen. Letztere, als die fortgeschrittenere Entwicklungsstufe, zeigen allerdings einen wesentlich größeren Formenreichtum, sowohl in der stilistischen Darstellung, wie in der technischen Vollkommenheit. Wir finden hier die Gesichter teilweise in sehr einfacher Linienführung in die Vorderfläche der Stele eingekerbt, wie z. B. bei den in Phot. 252 und 253 abgebildeten Stelen. Oder bei anderen, wie bei den in Phot. 254/256 dargestellten Stelen, ist die Fläche des Gesichtes nur ganz leicht gegenüber der Gesamtvorderfläche der Stele erhoben, und in sie ist erst durch Einkerbung die Zeichnung der Einzelteile des Gesichtes, vor allem der Nase, des Mundes und der Augen, wie bei der Stele in Phot. 256 auch der Augenbrauen, erfolgt. Eine weitere Gruppe von Stelen, vor allem die in Phot. 257 abgebildete, zeigt bereits eine leichte Reliefierung der Gesichtsfläche, wobei die wichtigen Abstufungen des Gesichtes von der Stirn zu den Augen, von der Nase zu den Wangen, sowie die Rundung der Wangen herausgearbeitet sind. Und die letzte Gruppe dieser Stelen, besonders die in Phot. 261 und 262 82
Fast alle Steinstelen zeigen, ebenso wie die Holzstelen, unter der Gesichtsdarstellung in eingekerbten Buchstaben den Eigennamen des Toten, der in ihr abgebildet werden sollte, und auf dessen Grabe die Stele errichtet wurde. Nur die in Phot. 251 abgebildete Augenstele unterscheidet sich von den Augenstelen aus Holz dadurch, daß zwischen den beiden dargestellten Augen, die hier als Pupille außerdem noch eine runde Vertiefung in der Mitte aufweisen, eine senkrechte Einkerbung, anscheinend die Nase angebracht ist, und daß über den Augen, den obersten Teil der Stele umrandend, sich ein Ornament befindet, das wir bisher nur aus der Architektur kennen, vor allem von Säulenkapitellen der klassischsabäischen Zeit, aber auch von anderen Bauteilen, über den Augen liegt zuerst, waagerecht von einem Rand der Stele zur anderen, eine Reihe von Rechtecken nebeneinander, die wir früher als Schuppenmotiv bezeichnet haben, und darüber das mit diesem Ornament auch sonst oft verbundene Riefelmotiv in der Form von vier übereinander liegenden scharfkantigen Einkerbungen. Beide Ornamente sind nicht, wie sonst meistens, durch eine Stufe miteinander verbunden, sondern liegen in der gleichen Ebene untereinander, höchstens mit einem kleinen Absatz von dem Schuppenmotiv zur Gesichtsfläche. Die Steinstelen scheinen an ihrer Vorderseite, soweit sie über den Boden herausragten, rot bemalt gewesen zu sein. Reste von roter Farbe sind besonders an den in Phot. 253/257 und Phot. 261 abgebildeten Stelen noch deutlich zu erkennen, nicht nur am Gesicht, sondern an allen oberirdischen Teilen der Stelen. Außer dieser Rotbemalung, die wir ja schon von den Grabstatuetten als Kultfarbe kennengelernt haben, ist aber anscheinend auch noch eine Bemalung des Gesichtes mit anderen Farben, ähnlich wie bei den Grabstatuetten, angewandt worden, einmal eine Bemalung des ganzen Gesichtes mit einer hellbraunen Farbe, um dieses von der graugelben Farbe des Natursteins abzuheben, sowie eine Hervorhebung der Augenbrauen, der Augen und des Kopfhaares mit brauner oder schwarzer Farbe. Fast alle Steinstelen sind mit Inschriften versehen, die unter dem Gesichte in den Stein eingekerbt sind, und den Namen des unter der Stele begrabenen Toten angeben. Der Duktus dieser
Inschriften ist meist ein recht alter, soweit die Gesichtsdarstellung der Stelen sich in primitiveren Formen hält. Besonders sorgfältig sind die Inschriften bei den in Phot. 264 und 262 abgebildeten Stelen mit plastischen Gesichtern ausgeführt. Die Buchstaben zeigen hier an allen freien Enden die keilförmige Verbreiterung, die in der klassisch-sabäischen Zeit zuletzt charakteristisch wurde. Die vorkommenden Namen sind: Ili'az, Asab Bata'an, Lab an, Fara', Dafda', Abukarib, Taub'il bin Sala' m , Awis und Awis'il, anscheinend alles männliche Formen. Stilistisch sind alle Steinstelen sehr unterschiedlich geformt und können kaum in Gruppen eingeteilt werden. In ihrer Gesamtheit können wir nur eine fortschreitende technische Vervollkommnung konstatieren und in dieser Reihenfolge haben wir sie abgebildet. Die Augenstele in Phot. 251 unterscheidet sich von den Augenstelen aus Holz vor allem durch die ovalere Mandelform der Augen, sowie durch die Zeichnung einer Pupille und durch die, mittels einer senkrechten Einkerbung angedeutete Nase. Bei den fünf Gesichtsstelen mit leicht erhabener Gesichtsfläche, in Phot. 253/257 abgebildet, ist schon die Grundform der Gesichtsumrandung grundsätzlich verschieden. Wir erkennen schon ohne weiteres die Gegensätze eines übertrieben langen Gesichtes mit spitzem Kinn und eines unnatürlich breiten Gesichts mit flachem Kinn. Auch die eingekerbte Innenzeichnung der Gesichtselemente variiert beträchtlich. Die Augen können parallelepipedonisch winklig, linsenförmig oder mandelförmig gezeichnet sein. Die Nase ist entweder nur eine senkrechte Einkerbung, wie bei der Augenstele aus Stein, oder ein vierseitiges Rechteck, das sich auch nach unten verbreitern kann, oder gar ein Dreieck, dessen eine Seite die Nasenbasis bildet. Der Mund ist bei keiner dieser Stelen eine einfache waagerechte Einkerbung, sondern zeigt stets eine entweder linsenförmige oder mandelförmige Umrandung, die die beiden Lippen andeuten soll. Augenbrauen sind nur bei der in Phot. 256 abgebildeten Stele durch eine einfache, über beide Brauen durchlaufende, leicht gekrümmte Einkerbung bezeichnet. Auch bei den vier, in Reliefdarstellung ausgeführten Gesichtsstelen in Phot. 257 und 260/262 sind die stilistischen Unterschiede sehr groß. Die in Phot. 257 abgebildete Stele bildet den Übergang von den bisher besprochenen. Die Gesichtsdarstellung liegt hier in einem rechteckigen, vertieften Rahmen der Stelenoberfläche. Aber Stirn, Nase und Wangenpartien zeigen schon eine gewisse Abstufung gegeneinander. Es sind hier sogar Ohren dargestellt, die aber unverhältnismäßig hoch liegen. Noch schärfer als bei dieser Stele ist die Abstufung zwischen Stirn und Nase einerseits und Untergesicht andererseits bei der in Phot. 260 dargestellten Stele heraus6»
gearbeitet, bei der auch der Mund mit Ober- und Unterlippe bereits plastisch hervortritt. Die Augen sind dagegen hier noch eingekerbt und mit einer eingetieften Pupille versehen. Auch ist ihre Fläche durch eine dunklere Bemalung hervorgehoben. Diese Augendarstellung sehen wir auch noch bei den beiden vollkommensten Gesichtsstelen, in Phot. 261 und 262, bei denen nunmehr aber die Rundungen und Abstufungen des Gesichtes bereits dargestellt sind. Vor allem ist die Wangengegend gegenüber der gratförmigen langen, nach unten sich verbreiternden Nase, sowie die Augenhöhle gegenüber den schön gebogenen und über der Stirn noch hervortretenden Augenbrauen plastisch natürlich heraus gearbeitet. Im übrigen ist aber die Gesichtsform dieser beiden letzten Stelen grundverschieden, vor allem in den unteren Partien des Gesichtes, mit dem, bei der einen langen und spitzen, und bei der anderen breiten, eckigen Kinn. Ebenso verschieden ist auch die Darstellung des Mundes, der in der in Phot. 262 abgebildeten Stele nur eine waagerechte Einkerbung ist, während die Stele von Phot. 261 plastisch herausgearbeitete Lippen aufweist. Sehr eigenartig ist die Darstellung eines Bartes an der Oberlippe bei der in Phot. 262 abgebildeten Gesichtsstele. Er hat die Form eines schmalen, streifenartigen, durch Einkerbungen umrandeten Feldes, das durch Punktung noch hervorgehoben wird, von der Länge des Mundes, aber mit einem Abstand von der Nase sowohl wie von dem Munde. Wir werden uns später bei der Behandlung der Porträtköpfe der Nischenstelen und vor allem der Bronzestatuen mit der Barttracht, besonders der Tracht des Schnurrbartes beschäftigen, der uns hier zum ersten Male auftritt. Wir werden sehen, daß wir den letzteren auf persischen Einfluß zurückzuführen haben. Auch die doppelte Abstufung der unteren Partie des Gesichtes der in Phot. 261 abgebildeten Stele müssen wir als Bartdarstellung auffassen und zwar nur eines Backenbartes, der aber die eigentlichen Backen freiläßt und sich auf die Hals- und Unterkinnpartien beschränkt, den wir mit dem Namen „Seemannsbart" zu bezeichnen pflegen. Diese Barttracht, wenn auch meistens mit kurzem Schnurrbart und kleinem Kinnbart verbunden, finden wir noch heute in Jemen gebräuchlich. D. H. Müller bildet in seinen „Südarabischen Altertümern im Kunsthistorischen Hofmuseum", Wien 1899, S. 61»), einen Porträtkopf ab, der dieselbe Bartdarstellung in noch ausgeprägterer Form aufweist, so daß über den Bartcharakter der in Phot. 261 dargestellten Gesichtsstele kein Zweifel bestehen kann.
1) N i e l s e n , Handbuch der altarabischen Altertumskunde Bd. 1, S. 164, Abb. 54.
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wesentlich besser bearbeitet und geglättet. Kopf und Rumpf sind mehr von einander gegliedert, wenn auch ohne die Darstellung eines ausgesprochenen Halses. Im übrigen sind aber die speziellen Darstellungsformen der eingekerbten Brüste und der leicht abgestuften Gesichtsfläche grundsätzlich dieselben wie bei der vorigen Bruststele.
DIE BRUSTSTELEN (Phot. 263/268, Fig. 155) Zwischen den Grabstelen aus Holz oder Stein und den Nischenstelen mit Porträtköpfen, die wir im nächsten Kapitel behandeln werden, stehen eine Reihe von Bildwerken, die wir als Bruststelen zusammenfassen wollen. In der einfachsten Form, wie in Phot. 263/264, erinnern sie an jene Bildwerke, die wir als „Bethyle" zu bezeichnen pflegten, in ihrer vollkommensten Form, wie in der Porträtbüste von Phot. 267/268, an Porträtköpfe aus Nischenstelen von sehr fortgeschrittener Form und Technik, von denen sie sich nur dadurch unterscheiden, daß sie nicht nur den Halsansatz, sondern die ganze Brust in ihre Darstellung einbeziehen. Die ganze Gestaltung dieser letzten Porträtbüste läßt darauf schließen, daß sie zwar auch in einer Nische angebracht war, aber wahrscheinlich nicht innerhalb einer Stele, wie die Porträtköpfe, sondern in einem größeren, über dem Grabe errichteten Monument.
Wesentlich realistischer ist dagegen der ganze Brustteil bei der in Phot. 265 abgebildeten Bruststele behandelt, von der leider der Kopf abgebrochen ist, aber von dessen Abbruchsflächen wir annehmen müssen, daß eine deutliche Scheidung von Brust und Kopf durch einen ausgesprochenen Hals vorhanden gewesen sein muß. Die Rückseite dieser Bruststele beweist, daß sie zu einem Bauornament umgewandelt worden ist. Dieses Ornament, das typisch für die klassisch-sabäische Zeit erscheint, ist in Fig. 155 abgebildet. Es liegt auf einer 7 cm dicken schön geglätteten rechteckigen Marmorplatte, die an einer Seite abgebrochen ist, und nachdem auch der Kopf der Bruststele entfernt wurde. In diese Fläche sind rechteckig symmetrisch zwei Felder eingetieft, in das kleinere von diesen wiederum vier kleinere Felder in einer Reihe, von denen die beiden mittleren breiter sind als die beiden seitlich liegenden. Die technische Ausarbeitung dieses Ornaments ist außerordentlich sauber und spricht für ein fortgeschrittenes Können. Die an der anderen Seite dieser Marmorplatte liegende Bruststele in Flachrelief muß jedenfalls älter sein als das Bauornament, wobei wir es dahingestellt sein lassen müssen, ob erstere schon als solche Verwendung gefunden hatte, oder ob dem Hersteller die Platte zerbrach, so daß er sie für eine neue Verwendung bestimmen mußte. Der Umriß des neuen Ornaments auf der Rückseite schließt sich wenigstens im Brustteil eng an die Umrisse der Bruststele an. Das Rechteck der Brust ist durch die reliefartig bearbeitete Darstellung der Arme und der Brüste benutzt worden, und ist ebenfalls schön geglättet. Die beiden Oberarme bilden die Seiten des Rechtecks, an die sich im rechten Winkel die Unterarme anschließen, und zwar so, daß die Finger der Hände einander berühren, eine Armstellung, wie wir sie hier zum ersten Male auftreten sehen. Eine Differenzierung zwischen den Fingern ist dabei aber nicht versucht. Die Formung der Brust um die beiden halbkugeligen Brüste herum zeigt natürliche Rundungen, die vor allem nach dem Halsansatz hin zu beobachten sind. Die Brustform läßt fast auf einen weiblichen Charakter des Bildwerkes schließen. Der Halsansatz nahm etwa nur ein Drittel der Schulterbreite ein. Es ist sicher anzunehmen, daß das Bildwerk unten in beiden Verwendungen abgebrochen ist. Es ist daher nicht zu vermuten, daß die Bruststele frei auf einem Grabe, wie eine Grabstele gestanden hat, sondern daß sie in einer Nische gesessen hat, die wir uns aber eher in einem größeren Monument, als in einer Nischenstele angebracht vorstellen müssen.
Von den beiden in Phot. 263/264 und 265 abgebildeten Bruststelen ist anzunehmen, daß sie ähnlich wie die bisher besprochenen Grabstelen als Monolithe über einem Grabe gestanden haben. Besonders roh und bethylenhaft ist die in Phot. 263/264 dargestellte Bruststele gestaltet, die noch dazu so stark korrodiert ist, daß die Spuren einer Inschrift, die auf der Mitte der Brust angebracht war, und wohl den Namen des Toten, den das Bildwerk darstellen sollte, bedeutete, nicht mehr zu entziffern ist, ebenso wie die runden eingekerbten Brüste, die wie bei der Bruststele in Phot. 264 und ebenso wie bei den Tonstatuetten der Formengruppe „Eulenköpfe" dicht unter dem Halse gelegen sind, nur noch schwach erkennbar sind. Der Oberkörper dieser „Bethyle" ist vollkommen ungegliedert aus einer dicken Gesteinsplatte gebildet, aus der nur der Kopf durch eine kleine Abstufung an beiden Seiten herausgearbeitet ist. Das ganze flächenhafte Gesicht ist nur zwischen Stirn-Nase und Untergesicht leicht abgestuft. In letzterem sind die parallelepipedonischen Augen mit runder Pupille und der Mund eingekerbt. Schon etwas mehr einer Stele als einem bethylenförmigen Bildwerk gleicht die in Phot. 264 abgebildete Bruststele. Das ganze Bildwerk ist
abgebildeten Bruststele
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Dasselbe muß man auch von der in Phot. 267 und 268 abgebildeten Bruststele sagen, einmal wegen des waagerecht abgeschnittenen oberen Teils des Kopfes und dann auch wegen der unbearbeiteten Fläche an der Rückseite. Die Überbringer des Bildwerkes, Gabilen aus der Umgebung von Märib, gaben an, daß der ebenfalls von ihnen mitgebrachte und mit der Bruststele in Phot. 267 abgebildete Inschriftenstein zu ihr gehöre, daß sie über ihm gestanden habe. Diese Bruststele ist ebenfalls aus einem durchscheinenden Marmor verfertigt und zeigt in ihrer gesamten Formung eine wesentlich fortschrittlidiere Technik und Stilisierung als alle bisher besprochenen Grabstelen. Sie gleicht in der stilistischen Darstellung des Gesichtes mit den eingelegten Augen, sowohl wie in der Technik der Bartdarstellung mit eingebohrten Löchern, in denen Gipsreste dafür sprechen, daß in ihnen echte Haare eingegipst waren, durchaus den Porträtköpfen, die wir später (S. 89 und Phot. 342-356) besprechen werden. Dagegen machen die eingekerbten Kreise, mit denen die Brüste dargestellt werden, wieder einen primitiveren Eindruck, wenn sie nicht die männlichen Pigmentzonen um die Brustwarzen herum besonders naturalistisch darstellen sollten. Im übrigen sind Brust und Arme sehr schematisch dargestellt und nur durch eine Delle von einander getrennt, wenn auch die Schulterform wiederum gut getroffen erscheint. Dagegen sind der Hals und der Kopf, sowie die Einzelformen des Gesichtes, durchaus entsprechend den menschlichen Proportionen, wenn auch stark stilisiert, dargestellt, und zwar in einer stilisierten Formung, wie wir sie später auch bei den, wahrscheinlich spät-sabäischen Porträtköpfen kennen lernen werden. Dafür spricht vor allem auch die Barttracht, vor allem ein Schnurrbart in Mundbreite, in dem wir später einen persischen Einfluß zu erkennen vermeinen werden, der bei diesem Bildwerk mit einer „Fliege" unter der Unterlippe und mit einem, die Backen freilassenden „Seemannsbart" am Halse verbunden ist. Im übrigen ist der Hinterkopf senkrecht abgeschnitten und nur die Ohren sind noch angedeutet, unseres Erachtens ein sicheres Zeichen dafür, daß diese Bruststele in einer Nische eingebaut war, in der sie nicht von hinten betrachtet werden konnte. Wie der angeblich zu ihr gehörende Inschriftenstein mit ihr in Verbindung stand, können wir nur vermuten, da die überbringenden Gabilen nur angeben konnten, daß die Bruststele über ihm gestanden habe. Die Inschrift gibt einen Eigennamen wieder, so daß auch aus diesem Grunde die Angabe der Gabilen glaubwürdig erscheinen kann. Er muß nach Mittwoch und Schlobies 1 ) ergänzt werden zu „An'am ben Schamir m ". Die Umrahmung der Inschrift mit einem Zackenornament leicht vertiefter Dreiecke, die wahrscheinlich auch
über der Inschrift vorhanden war, tritt uns hier zum ersten Male entgegen. Der Duktus der Inschrift ist klassisch-sabäisch, aber ohne die starke Auskeilung an den freien Enden der Buchstaben. Wir kennen bereits aus der Literatur eine Anzahl von ähnlichen Grabstelen, wie die oben behandelten. Nur Stelen aus Holz sind unseres Wissens bisher noch nicht bekannt gewesen. Von den Gesichtsstelen aus Stein haben wir bereits von unserer ersten Reise zwei Beispiele beschrieben und abgebildet 2 ). Sie zeigen stilistisch keine Ähnlichkeit mit den hier behandelten Grabstelen. Auch die in derselben Arbeit abgebildete Gesichtsstele, Phot. 152, die sich von den Porträtköpfen nur durch den breiten Untersatz mit Namensinschrift unterscheidet, kann man hierher rechnen und noch am ehesten mit der hier in Phot. 255 abgebildeten Grabstele vergleichen. In der Sammlung Kaiky Muncherjee in 'Aden sahen wir weitere Exemplare, sowohl von Gesichtsstelen wie von Bruststelen. Einen Übergang von Gesichtsstele zu Porträtkopf bildet Ansaldi 3 ) ab, in der Form einer Nischenstele, in deren Nische aber der Porträtkopf mit der Hinterwand der Nische fest verbunden ist. Sogar die untere, schmälere Verlängerung der Nische, in der der Hals des Porträtkopfes liegt, und die auch Glaser in seiner Zeichnung einer Nischenstele abbildet (s. Fig. 156), ist hier vorhanden. DIE PORTRÄTKÖPFE (Phot. 269/366, Fig. 156/162) Damit kommen wir nunmehr zu den Nischenstelen, in denen die Porträtköpfe, die aus anderem Material als die Stelen selbst bestanden, eingesetzt waren, und die wohl die jüngste Entwicklungsstufe der Grabstelen überhaupt darstellen. In den meisten Fällen sind die erhaltenen Porträtköpfe aus Marmor verfertigt, während die Stelen selbst, anscheinend ebenso wie die bisher besprochenen Grabstelen, wohl in der Regel aus Kalkstein bestanden. Es wurde schon gesagt, daß wir bisher noch kein Exemplar einer Nischenstele, geschweige denn zusammen mit einem eingesetzten Porträtkopf, aus einer Sammlung oder in photographischer Abbildung kennen. Wir kennen die Nischenstelen nur von Märib aus einer Beschreibung und einer Zeichnung von Eduard Glaser, die von Nielsen 4 ) abgebildet ist, und die wir in Fig. 156 wiedergeben. Die von Glaser ohne den Porträtkopf gezeichnete Stele zeigt über der Nische noch eine Inschrift, die den Namen des unter ihr begrabenen Toten, „Lahja'at ben Madmar m " bezeichnet. Auch von anderen, als Bausteinen verwendeten Nischenstelen in Märib berichtet Gla2) Vorislamische Altertümer, a.a.O., S. 196, Phot. 150 und 151. 3) II Yemen, a.a.O., Fig. 78.
1) Altsüdarabische Inschriften Völkerkunde, a.a.O., S.
im Hamburger Museum
für
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4) Handbuch der altarabischen Altertumskunde, a.a.O., S. 163, Abb. 51.
Glaserschen Zeichnung keine Maße angegeben, so daß wir diese nur aus den Abmessungen der erhaltenen Porträtköpfe schätzen können. Da diese in ihrer Höhe zwischen weniger als 10 cm bis zu über 30 cm schwanken, müssen wir wohl annehmen, daß auch die Stelen verschieden hoch waren. Im allgemeinen werden wir wohl nicht fehlgehen, wenn wir die Höhe der Nischenstele bis zu 1 m schätzen, daß viele aber kleiner waren und damit schon den Maßen der anderen Grabstelen entsprechen. Dabei ist es natürlich nicht ausgeschlossen, daß in einzelnen Fällen, besonders wenn es sich um hochgestellte oder reiche Tote handelte, auch größere Monumente derselben Art vorgekommen sein mögen.
Fig. 157. Falsifikat einer Grabstele, gekauft in San'ä
ser, daß die Inschrift immer über der Nische angebracht war. Die Nische ist etwa quadratisch geformt und senkrecht in den Stein eingetieft. An ihrem unteren Ende ist in der Mitte noch eine ebenfalls rechteckige, aber schmälere Nische angebracht. Der obere Teil der Nische diente offenbar zur Aufnahme des Porträtkopfes und die untere Fortsetzung in der kleineren Nische war für den Hals des Porträtkopfes bestimmt, wie es auch die von Ansaldi abgebildete Stele darstellt, bei der aber Kopf und Hals des Bildwerkes noch aus dem Gestein der Stele herausgeschnitten und fest mit ihr verbunden sind. Es ist nach der Ansaldi'schen Abbildung nicht eindeutig festzustellen, ob es sich um ein echtes oder gefälschtes Stück handelt, das allerdings dann wohl eine echte Nischenstele zum Vorbild gehabt haben muß. Sicher gefälscht ist dagegen die in Fig. 157 abgebildete Stele, in der der Porträtkopf in der Nische ebenfalls aus der Stele herausgearbeitet ist. Bei der Tatsache, daß sich in Märib sicher eine Fälschungszentrale sabäischer Altertümer befunden hat, deren Erzeugnisse aber bei einer genauen Prüfung leicht zu erkennen sind, da die Hilfsmittel der Fälscher sehr primitive sind und keineswegs mit denen der ägyptischen und mesopotanischen Fälscher Schritt halten können. Es ist aber meist anzunehmen, daß Originalstücke diesen Fälschungen als Unterlage gedient haben, wenigstens teilweise, wie wir an anderer Stelle (s. I. T.) auseinandergesetzt haben. Leider sind bei der
Es soll hier noch kurz auf eine Bemerkung von Eduard Glaser, die von D. H. Müller und N. Rhodokanakis 1 ) wiedergegeben wird, hingewiesen werden, in der er von einem Grabstein, anscheinend in Stelenform, spricht, in dessen Inschrift von einem Grabe gesprochen wird, das Ahram genannt wird, was soviel wie „Heiliger Bezirk" bedeutet: „in dem und in Gräbern in dessen Nähe (Umkreis) mit Zeichen oder ohne Zeichen" nicht nur „eine Sippe und Nachkommenschaft, groß und klein" sondern auch „die Abkömmlinge der Sklaven und Sklavinnen" beigesetzt worden waren. Als „Zeichen" kann man in diesem Sinne wohl nur gesonderte Grabsteine verstehen. Danach waren die Friedhöfe dieser Zeit wohl nach Geschlechtern und Stämmen getrennt, und eine Inschriftstele stand in der Mitte eines Gräberfeldes eines Stammes oder Geschlechtes, um die herum die Gräber mit den Grabstelen der Einzelmitglieder angeordnet waren. Es muß für ausgeschlossen gehalten werden, daß in den Nischenstelen auch ganze Statuetten gestanden haben. Die Grabstatuetten und die Porträtköpfe gehören wohl sicher zwei völlig verschiedenen Grabformen an. Dagegen halten wir es nicht für unmöglich, daß zwischen den Gesichtsstelen und den Nischenstelen mit Porträtköpfen eine Überschneidung stattgefunden hat, und daß auch Bruststelen eine Zeitlang oder an bestimmten Orten in Nischenstelen angebracht gewesen sind. Bei einigen Porträtköpfen finden wir so lange Hälse, daß diese sogar länger waren als der Kopf selbst, und noch dazu nach unten zu eine Verbreiterung aufzeigen können. Bei einem, dem einzigen u. W., der in Phot. 345 abgebildet ist, wurde sogar auf diesem Halse der Name des Toten, „Wahab 'Athat" angebracht. Man könnte sich vorstellen, daß sich aus den Bruststelen diese langhalsigen Porträtköpfe entwickelten. Wir haben viele Mühe darauf verwandt, die große Anzahl von Porträtköpfen, die wir nunmehr bereits kennen, stilistisch zu ordnen und in 1) R e i s e n a d i M ä r i b , a . a . O . , S . 50/51.
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Gruppen einzuteilen. Rein stilistisch ist das nicht gelungen, und wir müssen uns begnügen, technische Gesichtspunkte, vor allem das Ausmaß der plastischen Darstellung neben anderen Gesichtspunkten als Grundlage der Einteilung der gesamten Masse der Porträtköpfe zu benutzen. Es ist allerdings nicht zu leugnen, daß bei einigen Porträtköpfen eine Abweichung von dem großen Durchschnitt, der eine, als fast surrealistisch zu bezeichnende Vereinfachung aller Linien des Gesichtes aufweist, zu konstatieren ist, und zwar in der Richtung zu einer realistischeren und naturalistischeren Darstellung des menschlichen Kopfes hin, die wir vorläufig nur als hellenistische Beeinflussung deuten können, und die am vollkommensten in dem in Phot. 334/335 abgebildeten Porträtkopf ausgewiesen wird. Das ist auch das einzige Kriterium bis heute, um eine chronologische Einteilung zu wagen. Da die Porträtköpfe in einer hinten, oben und nach den Seiten geschlossenen Nische eingesetzt wurden, und dementsprechend nur von vorne auf den Beschauer wirken sollten, so ist die Hinterseite des Kopfes immer unbearbeitet geblieben und meist nur in einer ungefähr ebenen Fläche roh behauen. Diese hintere Fläche beginnt selbst bei den im Gesicht vollplastisch dargestellten Köpfen etwas hinter den Ohren, zuweilen aber auch schon weiter vorne, so daß, besonders bei den „Flachgesichtern", das ganze Bildwerk nur eine mehr oder minder dicke Steinplatte bildet. Ebenso ist die Oberseite des Kopfes, die der oberen Wand der Nische anlag, selten ausgearbeitet, sondern das Bildwerk endet meist auch oben mit einer waagerechten, roh behauenen Fläche. Dagegen ist der untere Teil des Kopfes und Gesidites stets sorgfältig bearbeitet und geht meistens, wie schon gesagt wurde, in einen Hals über, dessen Vorderseite allein, entsprechend der Gesamtanlage des Bildwerkes, bearbeitet wird. Wo er fehlt, ist er wohl meistens als abgebrochen anzusehen. Der Gesamtform des Gesichtes entsprechend, können wir die bisher vorliegenden Porträtköpfe einteilen in „Flachgesichter", bei denen Stirn und Nase gegenüber der unteren Hälfte des Gesichtes in einer Abstufung in zwei ebenen, höchstens leicht gerundeten Flächen liegen, in „Reliefgesichter", bei denen die beiden Flächen bereits eine reliefartige Ausgestaltung mit größeren Rundungen erfahren haben, und in „Vollgesichter" bei denen die natürlichen Formen des Gesichtes, allerdings mit der Einschränkung der stilistisch vorgeschriebenen Formung, bereits wiedergegeben worden sind. Die Übergänge zwischen diesen Gruppen sind fließend, so daß man oft zweifelhaft sein kann, ob man einen Kopf zu der einen oder anderen Gruppe zählen muß, zumal die einzelnen Teile des Gesichtes sich in ihrer speziellen stilistischen Darstellung in allen drei Gruppen mit einander überschneiden. 87
Wir möchten nicht durch diese Einteilung den Eindruck entstehen lassen, daß die verschiedenen Gruppen entwicklungsmäßig auseinander entstanden sind. Wir enthalten uns vielmehr völlig jeder Vermutung einer zeitlichen Relation bis auf jene Porträtköpfe, bei denen wir zweifellos einen hellenistischen Einfluß festzustellen vermeinen, und die wir daher für die jüngeren der ganzen Serie halten. Dabei müssen wir es allerdings für durchaus möglich halten, daß an verschiedenen Orten zeitlich gleichzeitig neben hellenistischen auch die primitivsten Köpfe vorkommen konnten. Wir können vorläufig also keinerlei chronologische Einstufung der Porträtköpfe auch nur vermuten. Wir möchten aber annehmen, daß der Grabkult des Einzelgrabes mit Nischenstelen, vielleicht in Überschneidung mit anderen Einzelgrabstelen, dessen Ausdruck die Porträtköpfe sind, sich lange Zeitperioden hindurch ziemlich gleichförmig erhalten hat. Es muß sich daher auch das stilistische Formgefühl der klassisch sabäischen Kultur, dem sie Ausdrude geben, und das uns besonders eindrucksvoll in diesen Porträtköpfen entgegentritt, sehr stark gewandelt haben, wenn auch bei allen eine gewisse Einheitlichkeit auf keinen Fall zu leugnen sein wird. Die vorliegenden Köpfe verteilen sich zeitlich vielleicht vom 7. vorchristlichen Jahrhundert bis zum Siege des Islams im 7. nachchristlichen Jahrhundert, also auf etwa 1400 Jahre. Dann hat der Islam mit seinem Verbot der Darstellung menschlicher Abbilder diesem Grabkult ein jähes Ende bereitet. In den ersten bilderstürmerischen Jahrhunderten des Islams wurden alle derartigen Bildwerke wohl rücksichtslos als Götzenbilder zerstört, und nur diejenigen sind erhalten geblieben, die den Blikken der Menschen durch Versenkung in den schützenden Boden oder durch Überdeckung durch Sandverwehungen entgangen sind. Glaser z. B. berichtet, daß er nur noch zwei Nischenstelen in ganz Märib gesehen hat, in denen Porträtköpfe erhalten geblieben waren. Und es ist doch anzunehmen, daß sie in vorislamischer Zeit weite Strecken außerhalb der Stadtmauern bedeckt haben, ähnlich wie heute die islamischen Friedhöfe die Umgebung der größeren Städte umrahmen. In vorislamischer Zeit sind die Gräber ebenso sakrosankt gewesen, wie heute noch in ganz Jemen. Die einzelnen Formelemente des Gesichtes, die sehr verschieden dargestellt werden können und zwar durch alle drei Formgruppen der Porträtköpfe gleichermaßen vermischt, sind vor allem die Stirn, die Augenbrauen, die Nase, die Augen, der Mund, die Ohren und die Gesichtsbehaarung. Letztere kommt allerdings allem Anschein nach ausschließlich in der Gruppe der „Vollgesichter" zur Darstellung. Die Stirn kann vollständig eben oder nach den Seiten zu leicht gewölbt sein. Erst bei der Gruppe der „Vollgesichter" ist auch eine Wölbung der Stirn von oben nach unten und ein Absatz zum Nasenrücken hin zu beobachten,
Ebenso mannigfaltig ist die Gestaltung der Nase. Bei den „Fladigesichtern" ist der Nasenrücken flächig, die Ebene der Stirn direkt fortsetzend, zuweilen sich nach unten noch verbreiternd, und nach allen Seiten senkrecht abgeschnitten. Noch bei den „Reliefgesichtern" herrscht diese Nasenform vor, wenn auch oft schon ein Absatz gegenüber der Stirn und eine Verschmälerung des Nasenrückens, zuweilen sogar schon eine leichte Krümmung der Nase, zu konstatieren ist. Aber erst bei den „Vollgesichtern" finden wir die feine, leicht gebogene Nase, die diese Gesichter so ansprechend macht, und ein ausgeprägtes Formgefühl der Hersteller dieser Bildwerke gemäß der natürlichen Form der orientaliden Nase beweist.
senkrechte Vertiefung angebracht, in die dann ein andersfarbiger Stein, eine Holz- oder Knochenplatte, vielleicht auch eine Muschel-, Perlmutter- oder Elfenbeinplatte, eingesetzt wurde, oder die durch eine Kalkmörtel- oder Gipspaste ausgefüllt wurde. Auf dieser augenförmigen Einlage wurden dann oft die Pupillen entweder aufgemalt, eingekerbt oder eingetieft, oder es wurden in runde Vertiefungen Edel- oder Halbedelsteine eingesetzt, die dann dem Gesicht einen besonders faszinierenden Ausdruck gaben. Nach der großen Anzahl von derartigen Augeneinlagen aus Knochen, die mir von Gabilen aus dem östlichen Jemen ohne die dazu gehörigen Porträtköpfe gebracht wurden, scheint man in den meisten Fällen diesen Rohstoff verwendet zu haben. Die meisten der mir gebrachten Porträtköpfe dagegen waren ohne diese Augeneinlagen, die herausgefallen waren. Aus der Größe dieser Augeneinlagen, die zwischen 6,3 und 2,5 cm lang waren, unter insgesamt 17 überbrachten Stücken, kann man darauf schließen, daß auch größere Porträtköpfe als die bisher bekannten existiert haben müssen. Bei der größten Einlage muß allein das Gesicht eine Länge von etwa 30 cm gehabt haben. An der Unterseite der Einlagen saßen oft noch Reste einer harzartigen Masse, mittels derer sie anscheinend in die Vertiefungen eingeklebt worden waren. Auf der Oberseite der meist parallelepipedonischen Platten, die durch das Alter eine gelbbraune Farbe angenommen hatten, und deren Dicke zwischen 0,5 und 0,3 cm schwankte, war meistens ein rundes Loch eingedrechselt, das häufig noch von einer konzentrisch verlaufenden Kerbe umgeben war. Die regelmäßige Form der Pupillenkerben spricht dafür, daß sie mittels mechanischer Werkzeuge angebracht worden waren. An der Oberseite dieser Augeneinlagen fanden sich ferner oft Reste von Bemalung, deren ehemalige Farbe aber nicht mehr festzustellen war. Zuweilen fand sich um die Pupillenvertiefung, die vielleicht zur Aufnahme eines Edel- oder Halbedelsteins gedient hat, ein dunkler gefärbter Ring, der sogar zuweilen auch noch in den Fällen zu erkennen war, wenn überhaupt keine Vertiefung oder ringförmige Einkerbung der Pupille vorhanden war.
Erhebliche Unterschiede finden wir in der Darstellung der Augenbrauen. Die einfachste Form ist der rechtwinklige Übergang von der Stirn zur Augenhöhle und der gradlinige Verlauf dieser Stufe. Schon bei den „Flachgesichtern" stellen wir aber bereits eine Betonung der Augenbrauen durch eine leicht gebogene Einkerbung über dem Rande fest. Aber erst bei den „Reliefgesichtern" tritt eine plastische Aufwulstung des gebogenen Randes zur Augenhöhle auf, zuweilen noch betont durch eine Einkerbung oberhalb der Brauenwülste, die bei den „Vollgesichtern" manchmal in einfacher Krümmung die ganze Stirn oder sogar in zweifacher Krümmung auch den Nasenrücken überbrückt. Aus Resten von schwarzer Bemalung können wir schließen, daß die Augenbrauen durch eine Farbgebung besonders betont wurden. Eine Behaarung an dieser Stelle wurde zuweilen durch eine Rauhung der Oberfläche oder durch Punktung erreicht. Ebenso verschieden wurde die Formung des Auges erreicht. Bei einigen „ Flachgesichtern" wurde sogar ganz auf eine Darstellung des Auges verzichtet, das bei der Betrachtung durch die Schattenwerfung der Augenbrauenstufe ersetzt wurde. Die primitivste Form der Darstellung des Auges war eine Einkerbung seiner Umrisse in die Fläche der Augenhöhle, entweder als liegende Parallelepipedone oder in Linsen- oder Mandelform. Eine Pupille wurde dann mitten in diese Figur als runde Vertiefung gelegt. Bei den „Reliefgesichtern" wurde diese Einkerbung oft schon verdoppelt, um dadurch die Augenlider anzudeuten. Eine andere Form der Augendarstellung war eine plastische Aufwölbung in der natürlichen Form des geschlossenen Auges, die, wenn die Pupille fehlte, den Eindruck des Schlafes oder des Todesschlafes vermittelte. Wenn die Aufwölbung noch mit einer Einkerbung, womöglich einer doppelten, umgeben war, wurde bei der Darstellung der Pupille schon weitgehend der Eindruck eines natürlichen Auges erreicht. Eine dritte Form der Augendarstellung war das eingelegte Auge. Es wurde in parallelepipedonischer oder in Mandelform in der natürlichen Lage des Auges eine
Die einfachste Form der Darstellung des Mundes ist eine Einkerbung, die entweder gerade waagerecht oder mit leichter Krümmung nach oben oder unten verläuft und entweder nur die Länge der Nasenbreite besitzt, aber zuweilen auch länger als diese ist. Bei den „Flachgesichtern" und „Reliefgesichtern", vereinzelt auch noch bei den „Vollgesichtern" kommt eine Munddarstellung vor, die wir den Mundhügel nennen wollen. Unter der Nase, in der Breite ihres unteren Abschlusses, mitunter sogar noch schmäler, liegt eine flache Aufwölbung, die sich senkrecht nach unten, aber nicht ganz bis zum Kinn herab erstreckt. Diese oft langgestreckte Aufwölbung wird 88
durch eine waagerechte Einkerbung, die den Mund bezeichnet, zwiegeteilt. Bei diesem Mundhügel wirkt naturgemäß der Mund auffällig klein. Eine dritte Munddarstellung ist dann der Lippenmund, der seinerseits wieder verschieden gestaltet sein kann und dadurch charakterisiert ist, daß die Mundspalte durch zwei schmale Aufwölbungen, die Ober- und Unterlippe, begleitet wird. Zuweilen verläuft die Oberlippe waagerecht und die Unterlippe gekrümmt, besonders schön in Phot. 315/316 zu beobachten. Der Lippenmund führt dann zu den realistischen Munddarstellungen der hellenistisch beeinflußten „Vollgesichter", wie z. B. bei dem in Phot. 334/335 abgebildeten, besonders schönen Porträtkopf. Die Ohren sind, wenn sie überhaupt dargestellt wurden, meist nur durch eine seitliche flügelartige Verdickung des Porträtkopfes in der Höhe ihrer natürlichen Lage unterhalb der Augenachse angedeutet. Nur sehr selten ist die ungefähre Gestalt der Ohrmuschel, wie z. B. bei dem in Phot. 289 abgebildeten Reliefgesicht, ausgeführt. Eine Anzahl der vorliegenden Porträtköpfe zeigt eine Darstellung der Gesichtsbehaarung, seltener der Kopfhaare, sondern vor allem der Augenbrauen und des Bartes. Man stellt die Behaarung entweder durch Aufrauhung der geglätteten Gesteinsoberfläche, durch Punktung mittels Meißels oder durch feine, tiefe Bohrlöcher dar, in denen höchstwahrscheinlich, wie schon bei der in Phot. 267/268 abgebildeten Bruststele (s. S. 83) ausgeführt wurde, natürliche Haarbüschel eingegipst worden sind. Die Barttracht ist meistens bei den Porträtköpfen dieselbe wie bei dieser Bruststele. Es wurde stets ein Schnurrbart dargestellt, der aber nirgends über die Mundecken hinausragte, vielmehr meist kleiner als die Mundbreite war, also wohl gestutzt getragen wurde. Nur bei dem in Phot. 317 abgebildeten Reliefgesicht, das aber ganz aus dem Rahmen der übrigen Porträtköpfe, wie später zu besprechen sein wird, herausfällt, ist ein lang herabhängender Schnurrbart, noch dazu in plastischer Darstellung, vorhanden. Unter dem Munde wurde, und zwar getrennt vom Backenbart, oft ein kleines Bartfleckchen stehen gelassen, das wir „Fliege" zu nennen gewohnt sind. Der Backenbart war an den eigentlichen Backen ebenfalls entfernt und umgab nur als Halskrause das Gesicht von den Ohren bis unter das Kinn herab, war also ein sogenannter „Seemannsbart" oder „Schifferbart". Wir sagten schon früher, daß diese Barttradit heute noch bei der Stadtbevölkerung in Jemen vielfach getragen wird. DIE FLACHGESICHTER (Phot. 269/293) Die Gesichtsdarstellung erscheint/bei den „Flachgesichtern" besonders primitiv. In Wirklichkeit ist sie aber streng stilisiert, wenn auch auf ver-
schiedene Art. Die beiden augenlosen Köpfe in Phot. 269/270 und Phot. 271/272, mit ihrer rein geometrischen, gradlinigen, einfachen Linienführung, wirken besonders eindrucksvoll. Auch noch diesen geometrischen Stil strahlt der in Phot. 273/274 abgebildete Kopf aus, bei dem das flache Gesicht wie auf einem Stelenuntergrund liegt, statt daß es auf einem Halse sitzt. Besonders charakteristisch für die Wirkung dieser Köpfe ist der in Phot. 275 dargestellte Kopf, weil in ihm die gebrannten Tonscherben der Augen, die noch dazu mit einer metallisch schimmernden Glasur verkrustet sind, und mit den in diese wiederum eingesetzten Edelsteinen als Pupillen erhalten geblieben sind. Derartige Köpfe, mit den im Sonnen- oder Mondlicht rotglühenden Augen, müssen auf den primitiven, der Mystik unterworfenen Beschauer eine besonders unheimliche Wirkung ausgeübt haben. Einen ganz anders stilisierten Typus der Porträtköpfe zeigen die in Phot. 276/277 und Phot. 272/280 abgebildeten Köpfe mit ihren langen, schmalen Nasen, die in der Zweiteilung des Gesichtes in zwei Ebenen durch die Verlängerung der Nase über den Mundhügel nach unten hin noch fortgesetzt werden. Diese Nasen beginnen dann eine feine Krümmung aufzuweisen, besonders bei den beiden, in Phot. 283/284 und Phot. 285/286 abgebildeten Köpfen, bei denen der Übergang von der Stirn zur Nase noch in einer Fläche verläuft. Erst bei den letzten, als „Flachgesichter" anzusprechenden Köpfen sehen wir einen Absatz an dieser Stelle zwischen Stirn und Nase erscheinen, besonders bei dem in Phot. 290/291 abgebildeten Kopf, bei dem der Absatz noch durch eine Winkelung zwischen beiden Flächen unterstrichen wird. DIE RELIEFGESICHTER (Phot. 294/325, Fig. 158/160) Noch mannigfaltiger als bei den „Flachgesichtern" sind die verschiedenen Stiltypen in der Formengruppe der „Reliefgesichter". W i e eine wahre Totenmaske sieht der in Phot. 294 abgebildete Porträtkopf aus, bei dem die gewölbten, pupillenlosen Augen den Eindruck eines Todesschlafes unmittelbar vortäuschen. Auch die in Fig. 158, Phot. 295 und Fig. 159, Phot. 296 abgebildeten Köpfe vermitteln den Eindruck moderner, um nicht zu sagen surrealistischer Skulpturen in einer einfachen und reinen Stilisierung. Von ungewöhnlicher Länge ist die fein gebogene Nase in dem auch sonst sehr langgezogenen Gesicht des in Fig. 160, Phot. 297 abgebildeten Porträtkopfes. Bei den in Phot. 298 und Phot. 299/300 abgebildeten Köpfen mit ihrer ausgesprochen weiblichen Gesichtsform beginnen die Hälse die Form von nach unten sich verdickenden Sockeln anzunehmen. Streng stilisiert und von wesentlich ernsterem, fast finsterem Gesichtsausdruck 89
F i g . 158:
P o r t r ä t k o p f der F o r m e n g r u p p e „Reliefg e s i c h t e r " (s. P h o t . 295)
Fig. 160:
P o r t r ä t k o p f der F o r m e n g r u p p e g e s i c h t e r " (s. Phot. 297)
„Relief-
mente, der eingekerbten Augen und des kaum hervortretenden Lippenmundes, schon stark realistisch in seinem Gesamtausdruck. Einen besonderen Typ bilden die beiden, in Phot. 313/314 und Phot. 315/316 abgebildeten Porträtköpfe, nicht allein durch ihre stelenförmige Gesamtgestaltung, besonders bei dem ersteren, dessen Hinterseite erkennen läßt, daß der Kopf mit der Nischenhinterwand in einer dübelartigen Verbindung stand, sondern auch durch die Darstellung der Ohren auf einer beiderseitigen Hinterfläche des ganzen Gesichtes. Diese beiden Köpfe scheinen ebenso wie der nächste, in Phot. 317 abgebildete, die ganze Nische der Grabstele als Reliefplatte ausgefüllt zu haben.
F i g . 159:
Porträtkopf
der F o r m e n g r u p p e (s. Phot. 296)
Ganz isoliert von den übrigen Köpfen und dem sabäischen Kulturkreis anscheinend völlig fremd erscheint der in Phot. 317 abgebildete Porträtkopf, in dem man auf den ersten Blick die Darstellung eines Skythen, wie wir solche aus dem früh-iranischen Kulturkreis kennen, vermuten muß. Er ist besonders charakterisiert durch den langen, beiderseits des Mundes herabhängenden Schnurrbart, der noch dazu nicht nur auf der Oberlippe liegt, sondern bereits weiter oben, beiderseits der Nasenflügel, ansetzt. Die kurze Nase verdickt sich nicht nur nach unten, sondern auch nach oben, und ihre Ränder gehen in einem runden Bogen in die stark gewölbten und behaarten Augenbrauen über. Uber der besonders schmalen Stirn liegt, dem runden Kopf eng anliegend, anscheinend eine kappenartige Kopfbedeckung. Ganz fremdartig ist die Darstellung der Augen
„Reliefgesichter"
erscheinen die in Phot. 303/304 und Phot. 305/306 abgebildeten Köpfe mit ihren scharfen Augenbrauenlinien. Besonders scharfgratige Nasen zeichnen dagegen die in Phot. 307/308 und Phot. 309/310 dargestellten Köpfe aus. Letzterer wirkt trotz der primitiven Darstellung der Gesichtsele90
mit einer Lideinrahmung und einer Pupille, die nicht vertieft, sondern als erhabener runder Knopf dargestellt ist. Leider ist der untere Teil des Gesichtes abgebrochen. Sehr eigenartig ist die runde beckenartige Aushöhlung des Mundes, die wie zu einem Schrei weit geöffnet zu sein scheint und die daran zweifeln läßt, ob es sich bei diesem Bildwerk überhaupt um eine Darstellung eines Totenporträts handelt, sondern vielleicht um ein Bildwerk von ganz anderer Bestimmung, etwa in der Architektur, über dessen speziellen Charakter bei der Einmaligkeit dieser Darstellung es aber billig wäre, Vermutungen anzustellen. An der linken Unterseite des Gesichtes ist auch noch ein Stüde einer Bartdarstellung erhalten, anscheinend eines Backenbartes, der ebenfalls eine ganz ungewöhnliche Form aufweist. Er beginnt erst am unteren Teil der Backe und scheint sich über das ganze Kinn hin erstreckt zu haben. Auch diese Bartpartie ist plastisch herausgearbeitet und, ebenso wie der lang herabhängende Schnurrbart, durch parallel verlaufende Rillen als solcher gekennzeichnet.
stellung, die wir schon besprachen, sicher wohl der Eindruck des Totenschlafes vermittelt werden sollte. Es ist sehr bemerkenswert, daß diese beiden Ausdrucksformen, einmal von weit offenen, rot funkelnden Augen, und andererseits von wie im Schlafe geschlossenen Augen, offensichtlich nebeneinander vorkamen, und zwar anscheinend ohne große zeitliche Zwischenräume, da im übrigen der Stil der Gesichtsdarstellung bei beiden sehr ähnlich ist. Man kann natürlich auch an regionale Unterschiede bestehender Geschmacksrichtungen denken. DIE VOLLGESICHTER (Phot. 326/365, Fig. 161/163) Wir haben an den Anfang dieser Formengruppe die Porträtköpfe gestellt, die offenkundlich bereits vom hellenistischen Formgefühl beeinflußt erscheinen, nicht nur in der vollplastischen Wiedergabe der Gesamtform des Gesichtes, sondern auch in der naturalistischeren Darstellung der einzelnen Gesichtselemente, als wir sie bisher in den, als klassisch-sabäisch zu bezeichnenden, geometrischen Formen der Gesichter kennengelernt haben. Diesen hellenistischen Einfluß erkennt man schon deutlich an dem in Phot. 333/334 abgebildeten Kopf. Besonders rein und ausgesprochen ist er aber in dem sehr schönen Marmorkopf von Phot. 335/336 entwickelt, den man schon dem Mittelmeerkreis zuzurechnen geneigt sein könnte, wenn man ihn nicht mit den übrigen Porträtköpfen aus Südarabien zusammen betrachten würde, deren entscheidende Darstellungsmittel auch auf ihn zur Anwendung gekommen sind. Mit der ursprünglich schwarzen Bemalung der Augenbrauen, der Augenlidränder, die ja heute noch in Jemen mit dem sogenannten Kohl, einer Antimonsalbe, schwarz gefärbt werden, sowie der schwarzen Pupille muß der Kopf, im Gegensatz zu der weißgelben Marmorfarbe des Gesichtes, außerordentlich lebenswahr gewirkt haben. Fast wie naturalistische römische Porträtköpfe wirken die beiden, in Phot. 338/339 und Phot. 340/341 abgebildeten Köpfe, von denen der erstere leider stark korrodiert ist. Die Formen des gesamten Kopfes und die Darstellung der Gesichtselemente machen, da sie so sehr aus dem Rahmen der übrigen Köpfe herausfallen, wenn auch hier immer noch die alten stilistischen Grundsätze gewahrt geblieben sind, den Eindruck, daß der Verfertiger wenigstens versucht hat, eine charakteristische Ähnlichkeit mit seinem Modell zu erreichen, obwohl ihn immer noch das ihm innewohnende alte Formgefühl beherrscht hatte. Dasselbe kann man dagegen nicht mehr von den beiden in Phot. 342/343 und Phot. 344 abgebildeten Köpfen behaupten, in denen das in den „Flach-" und „Reliefgesichtern" vorherrschende stilistische Formgefühl, trotz der vollplastischen Durcharbei-
Zusammenfassend können wir über diesen Porträtkopf nur sagen, daß er dem bisher bekannten sabäischen Stil, selbst in seiner hellenistischsten Form in Südarabien, durchaus fremd ist, daß aber seine gesamte Erscheinungsform eher darauf hindeutet, daß er dem persisch-skythischen Kulturkreis angehört und zwar so stark, daß wir ihn nur einer Zeitperiode zuschreiben können, in der entweder in Südarabien eine persische politische Macht herrschend war, oder daß ein persischer Hersteller für einen persischen Auftraggeber dieses Bildwerk geschaffen hat. Da die Besetzung Südarabiens durch die sassanidischen Perser erst im 6. Jahrhundert n. Chr. erfolgt ist, und der skythische Stil in Persien, der durch das Bildwerk deutlich repräsentiert wird, viel früher zu datieren ist, so spricht alles für die zweite Annahme. Der weit, wie zu einem Schrei des Schmerzes oder der Wut geöffnete Mund, der von fremdartig gestalteten Lippen umrandet ist, spricht eher für eine profane Verwendung als für eine kultische Grabdarstellung. Dieses Bildwerk als Teil einer Reliefdarstellung des Gottes Bes zu betrachten, den wir später noch antreffen werden (s. S. 101), sei nur beiläufig zur Diskussion gestellt. Sehr ausdrucksvoll müssen die in Phot. 318/319, Phot. 320/321, Phot. 322/323 und Phot. 324/325 abgebildeten Köpfe mit eingelegten Augen aus einer gehärteten, vielleicht sogar leicht gebrannten Kalkpaste, in die wahrscheinlich als Pupille noch ein Edel- oder Halbedelstein eingesetzt war, gewirkt haben. Ihnen gegenüber stehen die beiden Porträtköpfe in Phot. 326/327 und Phot. 328/329 mit plastisch gewölbter Augendarstellung, inmitten der sicher keine Pupille zur Darstellung gebracht war, so daß bei diesen Köpfen, ebenso wie bei denen mit der gleicher Augendar91
tung des ganzen Gesichtes, wieder rein zum Ausdruck kommt. Leider ist das Gesicht des in Phot. 345 abgebildeten Kopfes, des einzigen Porträtkopfes mit einer Inschrift, weitgehend zerstört. Aus den verbliebenen Resten können wir aber den Schluß ziehen, daß dieser Kopf den beiden vorigen weitgehend ähnlich war. Der Duktus der Inschrift ist altsabäisch der klassisch-sabäischen Zeitperiode, mit ausgeprägt eckiger Linienführung der Buchstaben. Einen erheblich anderen Typus der Gesichtsbildung weisen die in Phot. 346/347, Phot. 348/349 und Phot. 350/351 abgebildeten Köpfe auf, die sich durch die senkrecht stehenden Nasen gegenüber dem relativen Vorbau des Unterteils des Gesichtes von allen anderen Porträtköpfen unterscheiden. Dadurch bekommt der ganze Gesichtsausdruck einen etwas hochmütig erscheinenden Charakter. Besonders auffällig ist dieser Ausdruck bei dem ersten dieser drei Köpfe, der außerdem entfernt an den Stil gewisser NegerHolzmasken aus Ostafrika erinnert. Um so orientalider, um nicht zu sagen „semitischer" wirken die nächsten drei Porträtköpfe in Phot. 352/353, Phot. 354 und Phot. 355/360, alle drei mit eingelegten Augen und einem ausgesprochenem „Lippenmund". Wie sehr die einzelnen Gesichtstypen variieren, und wie sehr besonders die Augendarstellung den Charakter des ganzen Gesichtes zu verwandeln vermag, erkennen wir besonders an der Gegenüberstellung der beiden, in Fig. 161
und Fig. 162 in Zeichnungen dargestellten Köpfen, von denen der erste mit gewölbten Augen ohne Pupille den Eindruck einer friedlichen Totenmaske vermittelt, während der andere mit gewölbten und umkerbten Augen mit Pupille einen herrischen, furchterregend starren Gesichtsausdruck besitzt, obwohl im übrigen die anderen Gesichtselemente bei beiden ziemlich gleichmäßig behandelt sind.
Fig. 162: Porträtkopf der Form e n g r u p p e „Vollgesichter". Gek a u f t in S a n ' ä , angeblich aus d e m Djöf (31. 100. 1670) M a ß e : H ö h e 20,0 cm Breite 8.5 cm Dicke 6,5 cm
Besonders interessant ist der in Phot. 359/362 abgebildete Kopf, insofern als der Bildhauer zu seiner Herstellung das Bruchstück eines anderen Bildwerkes, eines Bauornaments, benutzt hat, das, wie wir später sehen werden, für die klassisdi-sabäische Zeit typisch war. Es ist dies ein Steinbockornament, und zwar die rechte Ecke eines solchen, das entweder an einem Kultbauwerk, etwa einem Altar, oder an den Wänden eines Kultraumes Verwendung gefunden hatte. Die rechte Seitenfläche des Steinbockornaments ist auf der oberen Kopffläche des später herausgearbeiteten Porträtkopfes erhalten geblieben (s. Phot. 362), wenn auch nur in seiner vorderen Hälfte. Die die Vorderseite des Ornaments bildenden vier Steinbockköpfe, die nach links zu wahrscheinlich noch mit mehreren Köpfen fortgesetzt waren, werden über den an der rechten Ecke liegenden Steinbockkopf im rechten Winkel nach hinten auf der Seitenfläche in einer reliefierten Darstellung des gesamten Steinbockkörpers fort-
Fig. 161: Porträtkopf der F o r m e n g r u p p e „Vollg e s i d i t e r " . G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus d e m Djöf (31.' 300. 1657) M a ß e : H ö h e 20,0 cm Breite 12,0 cm Dicke 9,0 cm
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geführt. Solche Verbindung von Köpfen mit einer reliefierten Körperdarstellung werden wir später an einem ähnlichen Ornamentstein (s. Phot. 458/ 461) kennenlernen. Ebenso wie dort liegt auch hier der Steinbock, dessen vordere Hälfte allein erhalten geblieben ist, von vorne und hinten mit untergeschlagenen Beinen auf der Grundlinie, eine Beinstellung, die nicht nur im sabäischen Kulturkreis, sondern auch bei alten Kultdarstellungen von Tieren seit den Sumerern typisch ist. Den Steinbockköpfen sind durch den Verfertiger des Porträtkopfes oder beim Zerbrechen des Ornaments die Hörner abgeschliffen, resp. abgebrochen. Nur ihre Wurzelteile, die man in Phot. 360 von oben, in Phot. 361 von der Seite sieht, sind erhalten geblieben. Sie erscheinen in der seitlichen Relieffläche wieder und erfahren hier eine fast kreisförmige Krümmung über dem Steinbock-
metrisch stilisiert als nach oben sich etwas verdickende Walzen, an deren oberen Teilen seitlich symmetrisch die Augen als runde halbkugelige Knöpfe angebracht sind. Sie biegen sich über die obere Vorderkante des Ornaments hinüber, wo durch eine doppelte, in spitzem Winkel etwas oberhalb der beiden Augenknöpfe beginnende Einkerbung der Beginn der beiden Steinbockhörner angedeutet wird. Nach unten zu sind die Kopfwalzen waagerecht abgeschnitten, und hinter ihnen zieht sich eine schräg nach vorn geneigte Leiste hin, die an der seitlichen Relieffläche das Knie des Steinbockkörpers bildet, der wahrscheinlich ebenfalls auf der entgegengesetzten Seitenfläche des Ornaments angebracht war. Unter einer Rille, die diese Leiste abschließt, endet das Ornament nach unten zu mit einer senkrechten geglätteten Fläche. Wir werden später, bei der Besprechung anderer Steinbockornamente, auf die Bedeutung dieses Tieres im vorislamischen Kult, sowie auf die Wandlung, die das Ornament der Steinbockköpfe in der islamischen Ornamentik erfahren hat, indem sich aus ihm aller Wahrscheinlichkeit nach das Stalaktitenornament entwickelt hat, näher eingehen. Auf jeden Fall müssen wir aber wohl annehmen, daß der in Phot. 359 und 360 abgebildete Porträtkopf, dessen Rückseite das Ornament bildet, jünger ist als dieses, daß er also aus einem Bruchstück von diesem verfertigt wurde. Man könnte dabei natürlich auch annehmen, daß der Hersteller des Ornaments sein Werkstück aus kostbarem Marmor während der Arbeit zerbrechen sah, so daß das Bruchstück sich nur noch zur Herstellung eines Porträtkopfes eignete, für den er gerade ebenfalls einen Auftrag erhalten hatte. Die Kombination dieses Porträtkopfes mit dem Steinbockornament, seien sie nun gleichaltrig oder letzteres wesentlich älter als der erstere, genügt nicht, um in die Reihe der Porträtköpfe einen festen Ausgangspunkt zu legen. Wir können beide Bildwerke nur in die klassischsabäische Zeit setzen.
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Fig. 163: Porträtkopf der F o r m e n g r u p p e V o l l g e s i d i t e r " G e k a u f t in San a a n g e b lich a u s d e m Djof (31. 300. 1671) M a ß e : H ö h e 18,0 cm Breite 8,5 cm Dicke 6,2 cm
DIE GESICHTSPLATTE (Phot. 366) Der in Phot. 366 abgebildete Kopf unterscheidet sich von allen bisher besprochenen Porträtköpfen, zu denen wir ihn aber doch wohl rechnen müssen, dadurch, daß die Gesichtsdarstellung als Tiefrelief aus einer einzigen ebenen Fläche herausgeschnitten worden ist, daß sie also nicht in zwei Ebenen, der Stirn-Nase-Fläche gegenüber dem Untergesicht, angelegt wurde. Dadurch kehren alle Eintiefungen des Reliefs wieder zu der Ausgangsebene zurück. Das erkennen wir bereits aus den Resten des Bildwerkes, von dem leider der größere Teil abgebrochen ist. Durch diese Technik konnte auch die Dicke der Gesteinsplatte,
rücken, so daß sie mit ihren Spitzen in einer dei Wirklichkeit nicht entsprechenden Weise vom Körper abgewendet sind. Die Krümmung der Horner ist hier also noch weiter getrieben als bei dem Ornament in Phot. 458/461, indem sie hier eine vollständige Schneckenwindung beschreiben. Bei dem Seitenrelief liegt ferner hinter dem Horn ein schräg nach hinten und oben gerichtetes Ohr. Die Steinbockköpfe selbst, die nahezu in Vollplastik herausgearbeitet die Vorderseite des Ornaments bilden, sind stark geo93
in die das Relief eingeschnitten ist, auf 4 cm reduziert werden. Durch diesen Unterschied in der technischen Anlage mußten natürlich auch die Formelemente der Gesichtsdarstellung anders gestaltet werden als bei allen anderen Porträtköpfen. Die Nase mußte bei ihrer viel geringeren Hervorragung eine viel größere Fläche des Rückens aufweisen, und dieser verbreiterte sich noch dazu nach seiner Spitze hin viel beträchtlicher als selbst bei den „Flachgesiditern". Im übrigen ist aber der geometrischen Linienführung der Nase eine mehr realistische, wie wir vielleicht auch sagen können, fortgeschrittenere Formung der Augendarstellung gegenübergestellt. Augenbrauen sind nicht geformt, sondern ihr gebogener Rand ist
gegenüber der Stirn nur durch eine tiefe Delle und Einkerbung bezeichnet. Unter ihr wird durch eine parallelepipedonische Einkerbung der Eindruck von Augenlidern dadurch vermittelt, daß innerhalb dieser geometrischen Figur eine kleinere gleichgeformte Aushöhlung mit einer runden und erhabenen Knopfpupille in der Mitte das Auge bildet. Das ganze Bildwerk hatte anscheinend die Form einer viereckigen Steinplatte, die in einer ebenso geformten Nische aller Wahrscheinlichkeit nach in einer Stele eingesetzt war. So müssen wir dieses Bildwerk also ebenfalls zu den Nischenstelen redinen. Es war natürlich noch viel mehr als die eigentlichen Porträtköpfe auf die alleinige Betrachtung von vorne angewiesen.
Sonstige menschliche Darstellungen (Phot. 267/400, Fig. 164/167) Was wir bisher an plastischen menschlichen Gestaltungen kennengelernt haben, war nur aus Ton oder Naturstein geformt. Wir erkannten in der Unterschiedlichkeit dieser beiden Werkstoffe zugleich eine verschiedene Bedeutung und Benutzung der entstandenen Objekte. Wir vermuteten dementsprechend auch einen zeitlichen Abstand in ihrer Entstehung und Verwendung. Wir glaubten annehmen zu können, daß alle, oder fast alle vollplastischen Tonstatuetten Darstellungen einer Gottheit waren und zwar ausschließlich der „Magna Mater", der naturreligiösen, weiblichen Fruchtbarkeitsgöttin, die in allen Ackerbaukulturen des Vorderen Orients eine große Rolle gespielt hat, und deren Kult wahrscheinlich aus den fruchtbaren Stromoasen des Ostens und des Nordens über die sich entwickelnde Weihrauchstraße bis zu den Bewässerungsoasen am Ostfuß der südarabischen Hochländer eingeführt wurde. Wir hielten einige dieser Tonstatuetten für die ältesten Zeugnisse der südarabischen Kultur, zum mindesten wenigstens älter als bis zur Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr., als von Norden und Osten wiederum mit der Entstehung und Entwicklung der ersten größeren geschlossenen Staatsgebilde in Südarabien Einflüsse hier herrschend wurden, die der Gestirnreligion dienstbar waren, und die nunmehr jegliche anthropomorphen Götterdarstellungen ablehnten. Wir kennen aus der ganzen Zeit der Herrschaft unabhängiger südarabischer Reiche keine eindeutig einheimische Götterdarstellungen, weder in der Minäer-, noch in der Sabäer-, bis in die Himjarenzeit hinein. Einzelne solche Gestaltungen, die wir kennenlernen werden, sind offensichtlich als Lehngaben oder Importwaren durch Angehörige anderer Kulturen, die derartige Götterdarstellungen in dieser Zeit pflegten, ins Land gedrungen, wie z. B. der ägyptische Gott Bes, der ja auch in anderen Ländern des östlichen Mittelmeeres außerhalb Aegyptens
überall Verehrung fand. Was wir seit dem Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. in Südwestarabien als menschliche Darstellungen bisher kennengelernt haben, und zwar bis in die ersten nachchristlichen Jahrhunderte hinein, diente fast ausschließlich dem Grabkult und dem Ahnenkult in der Verehrung der Toten. Wir haben oben die vielen Grabstatuetten, die wahrscheinlich in Höhlen-und Massengräbern aufgestellt gewesen sind, wir haben die, über den wahrscheinlich jüngeren Einzelgräbern errichteten Grabstelen, sowie die vielen, in sie in Nischen eingesetzten Porträtköpfe in den vorigen Kapiteln kennengelernt. Aber alle diese plastischen Darstellungen von Toten, bei den Porträtköpfen nur von Teilen von ihnen, waren aus Naturstein geformt. Wir wollen im Folgenden nun die menschlichen Gestaltungen betrachten, die aus anderen Werkstoffen als Ton und Stein hergestellt worden sind, soweit sie uns zu Gesicht kamen. Es sind das vor allem alle Objekte aus Metall, vorwiegend in der Legierung vonKupfer.Zinn und Zink zu Bronze und Messing. Es sind ferner Objekteaus Terrakotta. aus Glas oder Edelstein. Dazu kommen dann noch die menschlichen Darstellungen auf Amuletten, Ringen und Siegeln, die wir besonders behandeln wollen. Wir werden dabei feststellen müssen, daß diese Bildwerke in den wenigsten Fällen mit der stilistischen Formung, die wir bisher kennengelernt haben, in Vergleich zu bringen sind. Bei einigen werden wir vermuten müssen, daß sie aus anderen Kulturkreisen eingeführt worden sind. Wenn wir die Überzeugung gewinnen, daß sie im Lande hergestellt worden sind, so müssen wir annehmen, daß sie von anderen, importierten Gegenständen stilistisch stark beeinflußt worden sind. Am reinsten erkennen wir das an den bereits in beträchtlicher Anzahl in Südarabien festgestellten Skarabäen, von denen ein Teil eindeutig aus Ägypten stammt 94
und von dort her eingeführt worden ist, während andere durch die auf ihnen angebrachte sabäische Schrift sich sicher als im Lande hergestellt ausweisen. Dasselbe können wir ja bei der Einführung des Geldes verfolgen, von dem aber die in großer Anzahl von den drei Reisen mitgebrachten Belegstücke in dieser Arbeit nicht behandelt werden sollen. Zuerst fanden nur importierte griechische Münzen in Südarabien Verwendung. Dann wurden die griechischen Münzbilder, z. B. mit der athenischen Eule, im Lande nachgemacht. Aber auch die eigentlichen sabäisdien Münzen der späteren Jahrhunderte wurden niemals frei von stilistischen Beeinflussungen aus anderen Teilen des Vorderen Orients, und zwar je nach deren wirtschaftlicher Bedeutung für den Handel auf der Weihrauchstraße, in dem zuletzt der Iran auch im Münzbild, vor allem in den immer wiederkehrenden Königsköpfen, stilistisch den größten Einfluß gewonnen zu haben schien.
sonstigen naturalistischen Darstellung annehmen kann, daß die Gestalt mit Schuhen bekleidet dargestellt war. Die ganze Statuette steht auf einem Gestänge von Stäben, die, aus den Bruchstellen zu schließen, zickzackförmig verliefen, und da, wo sie sich unten treffen, eine knotenförmige Verdickung aufweisen. Das spricht dafür, daß die, keine 10 cm hohe Figur irgend eine Bronzearbeit krönte, wobei es natürlich müßig wäre, Vermutungen über den Charakter oder die Bestimmung dieser letzteren anzustellen. Die ganze Figur macht aber den Eindruck, daß sie mit ziemlich großer Naturtreue gearbeitet war, und ihre Gesamtgestalt scheint uns stilistisch nach dem Iran zu weisen. Der Knoten auf dem Kopfe und die Andeutungen von Ohrschmuck sprechen dafür, daß es sich um die Wiedergabe einer Frauengestalt gehandelt hat, wobei natürlich über ihren profanen oder kultischen Charakter keine Vermutungen geäußert werden können. Auf keinen Fall ist die Gestalt aber mit den dem Grabkult dienenden Steinstatuetten in Beziehung zu bringen. Am ehesten könnte man an ein aus Persien bis Indien eingeführtes kunstgewerbliches Objekt denken.
STATUETTEN AUS BRONZE (Phot. 367/380) Bei der starken Patinierung und der dadurch bewirkten weitgehenden Zerstörung der Kleinformen an der Oberfläche ist es sehr schwer, sich ein Bild von der ehemaligen Gestaltung der in Phot. 367 abgebildeten Bronzestatuette zu machen. Die Form des Gesichtes ist nicht mehr zu erkennen, außer daß Nase, Augen, Mund und Kinn plastisch herausgearbeitet waren und zwar in einer Form, die der natürlichen Gestaltung des menschlichen Gesichtes ziemlich weitgehend entsprochen haben muß. Das Gesicht war anscheinend von einer Art Pagenfrisur umrahmt, die aber an den Seiten hinter den Ohren lag, wie aus Andeutungen einer Ohrdarstellung hervorgeht. Ganz fremd erscheint uns aber gegenüber den bisher besprochenen menschlichen Gestaltungen ein Haarknoten auf dem Scheitel, wenn es sich bei diesem Gebilde nicht um den obersten Teil einer Kopfbedeckung gehandelt haben sollte, die uns aber ebenfalls als ungewohnt erscheinen muß. Wenn man die in der Gegend der Ohren erhalten gebliebenen Reste genau betrachtet, so ist sogar zu vermuten, daß in diesen Ohrknöpfe oder Ohrringe angebracht waren. Der Körper ist offensichtlich mit einem, vom Halse bis auf die Mitte der Unterschenkel herabhängenden hemdartigen Gewände bekleidet, das mit einem Gürtel zusammengehalten wurde, so daß es unter diesem in Falten herunterfiel. Ganz deutlich erkennt man den Knoten oder Knopf, mit dem der Gürtel vorne geschlossen wurde, und von dem schräg nach unten links und rechts zwei Enden herunterhängen. Die Arme sind beiderseits oberhalb des Ellenbogens abgebrochen, doch kann man vermuten, daß die Unterarme nach vorne ausgestreckt waren. Die Füße sind herausgearbeitet, aber ohne Zehenandeutung, so daß man bei der
Wesentlich örtlicher verbunden scheint uns die in Phot. 268/269 abgebildete Bronzestatuette geartet zu sein, die leider in ihren unteren Teilen abgebrochen ist, die aber in der Rekonstruktion wohl auch eine Höhe von etwa 10 cm besessen hat. Im Gegensatz zu der vorigen Statuette, die, wie man an den Bruchstellen erkennt, aus einer soliden Metallmasse besteht, also wohl in einer Form gegossen wurde, da nichts an ihr für eine gehämmerte Arbeit spricht, wurde diese Statuette in verlorener Form gegossen. Der steinharte Kern von gelbroter Farbe läßt nicht erkennen, ob es sich bei ihm um einen Naturstein oder um einen Tonkern, der nur stark gefrittet worden ist, handelt. Die Metallhülle des Kerns ist außerordentlich dünn. Außerdem ist sie nur sehr wenig patiniert. Das Gesicht dieser Statuette wirkt, besonders im Profil, etwas fremdartig. Stirn und Nase liegen in einer Flucht, aber in einer erheblichen Winkelung zu der übrigen Gesichtsfläche. Das Untergesicht ist gegenüber der kurzen, aber sehr krumm gebogenen Nase auffällig lang. Die dicken Wülste der Augenbrauen sind nach außen hin tief heruntergezogen und beherrschen die gesamte Augendarstellung, gegenüber der die Augen selbst ganz zurücktreten. Ebenso ist der Mund von zwei enormen Wulstlippen umgeben, die nach den Seiten zu tief herabgezogen sind. Dagegen ist das Kinn auffällig flach und direkt als fliehend zu bezeichnen. Das ganze Gesicht wird von einem mähnenartigen, lockigen Haarkranz umgeben, der über den flachen steilen Hinterkopf bis auf den Rücken herabfällt. Der Hals ist sehr breit und geht direkt in die schräg herabhängenden Schultern über. An dem leider allein erhalten gebliebenen 95
Oberkörper ist keine Andeutung eines Gewandes zu erkennen, wenn man nicht zwei keilförmige Metallauflagen vor dem Leibe als die Reste eines dargestellten Gürtels mit einem aus ihm hervorragenden Dolch- oder Messergriff deuten will. Die Arme sind beiderseits abgebrochen, der linke in der Ellbogengegend, so daß man noch erkennen kann, daß zumindest dieser Unterarm gerade nach vorne gestreckt war. Die Form des Unterkörpers, soweit er erhalten geblieben ist, spricht dafür, daß er ebenso wie bei der vorigen Statuette mit einem hemdartigen Kleide bedeckt war. Auf keinen Fall spricht etwas dafür, daß es sich bei dieser Statuette um die Darstellung eines nackten Menschen gehandelt habe.
artigen Stiftungen befassen, im Verhältnis zu allen anderen uns bekannten Inschriften, mußten sich im Laufe der Zeit riesige Mengen von Tempelbesitz, aber auch von derartigen Statuen und Statuetten im Tempelbezirk ansammeln. Es geht aber aus allen diesen Inschriften niemals einwandfrei hervor, soweit wir das bisher wissen, bei welcher besonderen Gelegenheit oder aus welchen besonderen Gründen gewisse Stiftungen erfolgten, wann und warum zum Beispiel die Stiftung einer Frauenstatue oder einer Kamelstatuette, und dann noch dazu in Gold, erfolgte. Was sollte der Tempel mit solchen Statuen und Statuetten beginnen, und was stellten diese ihrer Bedeutung nach dar? War sie das Substitut, wenn es sich um eine menschliche Darstellung handelte, des entsprechenden lebenden Gegenstandes, der ja in anderen Fällen auch gestiftet werden konnte, und der nur gestiftet wurde, wenn er nicht durch eine solche wertvolle Ersatzstatue ersetzt werden konnte? Oder verband man andere Ideenassoziationen mit diesen Gaben? Auf jeden Fall muß doch in jener Zeit selbst eine kleine menschliche oder tierische Statuette in Gold einen beträchtlichen Wert besessen haben. Es geht aus den Inschriften auch nicht hervor, wie sich die Art und die Form der Schenkung an die Gottheit irgendwie mit dem Wunsche des Spenders oder mit dem Danke für eine besondere Vergünstigung der Gottheit in Verbindung bringen ließe, wie wir es ja aus vielen anderen Kultgebräuchen in anderen Religionen kennen. Wiederum müssen wir aber annehmen, daß auch viele Statuen oder Statuetten gestiftet wurden, die aus weniger kostbaren Werkstoffen bestanden. Aus welchen, wissen wir vorläufig aus den Inschriften nicht, da nur diejenigen aus kostbareren Werkstoffen wie Gold, Silber oder „rotem Gold" zugleich den Hinweis tragen, daß es sich um die Stiftung einer bestimmten Statue oder Statuette handelt, z. B. einer Frau oder eines Rindes. Wir müssen also annehmen, daß sich darunter auch solche aus Naturstein, aus gebranntem Ton oder aus Holz befunden haben. Allerdings müssen doch wohl auch diese Stiftungen, wenn sie von den Tempeldienern angenommen wurden, einen gewissen materiellen Wert besessen haben, denn es sind uns auch Inschriften bekannt, in denen der Gottheit eine fest umrissene Summe Geldes gestiftet wurde. Mit diesem Gelde, aber auch mit den wertvolleren Gestaltungen aus Edelmetall, konnten für den Tempel wieder andere reale Werte erworben werden. Aber was sollte dem Tempel eine solche Ansammlung von Statuen und Statuetten dienen, die nicht wieder realisiert werden konnten?
Weder die gesamte Gestaltung dieser Statuette, noch ihre technische Ausführung läßt den Gedanken aufkommen, daß sie ein Produkt einer primitiven Kultur ist. Gewisse Ähnlichkeiten, vor allem im Profil, mit einzelnen der Grabstatuetten aus Naturstein sind nicht von der Hand zu weisen, aber auch mit einzelnen Tonstatuetten, besonders den „Rundnasen", von denen sie sich aber, vor allem durch die Armstellung, unterscheidet. Wir möchten aber auf jeden Fall annehmen, daß es sich bei ihr um ein Landesprodukt handelt. Vielleicht können wir in stilistischer Beziehung zugleich einen Einfluß von Norden her vermuten. In vielen südarabischen Inschriften aller Zeiten und aller Gegenden ist von Stiftungen an verschiedene Gottheiten die Rede, die aus Statuen oder Statuetten bestehen. Entweder wird nur im allgemeinen von Stiftungen gesprochen, von einer, von mehreren bis zu dreißig Statuetten hin. Oder es wird außerdem angegeben, und zwar dann meist nur von einer Statuette oder Statue, daß sie aus einem Metall und zwar dann immer nur aus einem Edelmetall, entweder Gold, Silber oder auch „rotem Golde" verfertigt war. Nur selten wird dazu gesagt, was diese Statuen oder Statuetten darstellen. Wo dies angegeben wird, handelt es sich entweder um eine Frau, ein Rind oder ein Kamel, wobei dann aber immer hinzugefügt wird, daß es sich um eine Statue oder Statuette aus Gold handelt. Es wird bei diesen Stiftungsinschriften oft hinzugefügt, zu welchen Zwecken die Stiftung erfolgt, entweder was man von dem betreffenden Gotte zum Danke erwartet, oder daß man diese Stiftung vornimmt, um dem Gotte für eine erfüllte Bitte zu danken. Diese Stiftungen, die in anderen Fällen auch lebende Personen, die eigenen Kinder, die ganze Familie, Sklaven, ferner lebende Haustiere oder auch Sachwerte, wie Ländereien, Ernten eines Jahres, aber auch Kultgeräte, sogar bestimmte Vorrechte umfassen konnten, wurden dem Tempel der Gottheit, mit anderen Worten ihrer Priestersdiaft, die den Tempel verwaltete, übergeben. Bei der Fülle der Inschriften, die sich mit der-
Auf jeden Fall wissen wir heute nur von der Tatsache der Stiftung von Statuen und Statuetten an die südarabischen Gottheiten, den Mondgott 'Almuqah, den Venusgott 'Attar und die Sonnengöttin Dhät Ba'dän oder Dhat Himyän, auf die sich 96
wohl der gesamte südarabische Pantheon zurückführen läßt 1 ). Uns ist aber vorläufig mit Sicherheit noch keine solche Statue oder Statuette, die mit einer derartigen Inschrift in Verbindung gebracht werden könnte, bekannt geworden. Nur andere Stiftungen, wie zum Beispiel Kultusgeräte, weisen sich als solche durch die auf ihnen angebrachten Inschriften aus, so z. B. das Räuchergerät aus Kupfer, das wir 1928 bei unseren Ausgrabungen in Hugga fanden 2 ), und das an seinem Bauche die Stiftung an die Sonnengöttin Dhät-Ba' dän verzeichnet, und das aufgezäumte Bronzepferd mit Inschrift aus dem Istanbuler Museum 3 ). Außerdem kennen wir eine Reihe von Steinplatten mit menschlichen Fußeintiefungen, in denen sicher Statuen, vermutlich aus Bronze, gestanden haben, wie wir sie z. B. schon von Ghaimän im ersten Teil dieses Werkes (s. S. 74) eingebaut beschrieben haben. Wir waren geneigt, sie ebenfalls, wenn auch ohne unbedingte Sicherheit, mit solchen Stiftungen in Verbindung zu bringen. Wir halten es nicht für ausgeschlossen, daß die in Phot. 370/371 abgebildete Statuette mit der Inschrift „Ahramsch" auf dem Rücken, die Mittwoch und Sdilobies wegen des Duktus dieser Inschrift, die sie nicht übersetzen 4 ), für eine Fälschung halten, welcher Ansicht wir uns aber nicht anzuschließen vermögen, eine solche Stiftung in Form einer Statuette darstellt. Sie besteht aus einem Metall, wie es solches heutigen Tags in Jemen nicht gibt, das einen goldartigen Schimmer aufweist, wenn man die nur reifähnlich auf der Oberfläche liegende grünliche Patina abkratzt, und ist außerordentlich schwer 3 ). Ihre Formen sind im allgemeinen primitiv, um nicht den Ausdruck roh zu gebrauchen. Wenn auch die Körperproportionen von Kopf, Leib, Armen und Beinen im allgemeinen richtig dargestellt sind, werden einzelne Teile, z. B. des Gesichtes mit Nase, Augen und Mund nur angedeutet. Eigenartigerweise ist der Oberteil des Kopfes mit einem Wulst umgeben, der aussieht, als ob eine Art Turbantuch ihn umschlingt. Die Arme sind halbplastisch vom Oberkörper getrennt, und die Hände liegen ineinander geschlungen vor dem Leibe. Auch die Beine sind nur durch eine flache Delle vorne und hinten voneinander getrennt, und nur die Knie
1) s. Ditlef N i e l s e n , Der dreieinige Gott, in religionshistorischer Beleuchtung, 1. Bd. Stockholm 1927, 2. Bd. K o b e n h a v n 1942. 2) Vorislamisdie Altertümer . . ., a.a.O., S. 86/88, Fig. 50. 3) Ad. G r o h m a n n , Göttersymbole und Symboltiere auf südarabisdien Denkmälern, Denksdir. d. Akad. d. Wiss. Wien, phil.-hist. Kl., 58. Bd. 1. Abh. W i e n 1914, S. 70, Abb. 184.
und die Füße sind hervorgehoben. Die Unterseite der Füße bildet eine ebene Fläche, auf der die Statuette zu stehen vermag. Dagegen handelt es sich bei der in Phot. 373 abgebildeten Statuette aller Wahrscheinlichkeit nach um ein Falsifikat, obwohl die ganze Gesichtsgestaltung mit dem gewaltigen, von wulstigen Lippen umgebenen Munde und den großen aufgesetzten linsenförmigen Augen so garnicht dem, was man sonst an Fälschungsversuchen aus Südarabien kennt, entspricht. Aber die Darstellung der männlichen Geschlechtsteile, sowie des doch wohl nur als Dolchmesser zu deutenden Gegenstandes in der rechten Hand, lassen doch starke Zweifel an der Echtheit des Bildwerkes auftauchen. Die in Phot. 372 abgebildeten zwei Bruchstücke einer in Plattenform dargestellten menschlichen Gestalt sind leider so stark patiniert und daher an der Oberfläche in den Einzelheiten so weitgehend zerstört, daß wir nur ihre allgemeine Form als Kopf und Brustteil einer solchen erkennen können. Interessant ist vor allem die reliefierte Darstellung auf einer dünnen Platte in Bronze, die an der Hinterseite noch dazu durch eine Wölbung nach innen verdünnt ist, so daß man den Eindruck gewinnt, als ob die ganze Plattenfigur auf einer gewölbten Oberfläche als Auflage befestigt gewesen ist, der sie sich eng angeschmiegt hat. Was wir von den Gesichtszügen noch erkennen können, ist eine natürlich ovale Gesichtsform mit anscheinend ebenfalls ziemlich realistisch dargestellten Augen, Nase und Mund im Flachrelief, die durch einen runden Haarkranz oben begrenzt ist, und in der anscheinend auch die Ohren dargestellt waren. Außer der allgemeinen Form ist an dem Bruststück nur zu erkennen, daß die Brust an einem ziemlich langen Halse gesessen haben muß, sowie, daß die Brust bekleidet war, und zwar nicht mit einem geschlossenen Hemde, sondern wohl eher mit einem vorne offenen, kaftan- oder jackenähnlichen Gewände, dessen Seiten übereinander geschlagen wurden. Ob die beiden seitlichen, abgebrochenen plastischen Andeutungen ebenfalls als Kleidungsbestandteile, etwa als ein um den Hals getragener Schal, oder als Teile der Arme zu deuten sind, ist nicht zu entscheiden. Ebenso unsicher ist der untere Teil des Brustbruchstückes zu erklären. Auf jeden Fall spricht aber der Gesamthabitus der beiden Bruchstücke dafür, daß es sich bei der ganzen Gestalt um ein ziemlich naturalistisch geformtes Bildwerk gehandelt haben wird, dem man vielleicht eine gewisse hellenistische Beeinflussung nicht ganz absprechen kann. Dasselbe ist dagegen von der in Phot. 374 abgebildeten, nur unten abgebrochenen, ebenfalls eine reliefierte Platte bildenden, menschlichen Gestalt nicht zu sagen. Sie macht vielmehr einen stark primitiven Eindruck, den man allerdings
4) Südarabische Inschriften a.a.O. W. 109, 84. 5) Eine Untersuchung der Legierung durch das Laboratorium des Münzkabinetts in Hamburg ergab eine geringe Beimischung v o n Zink zum Kupfer, eine Legierung also, die im alten Orient, w e n n auch nur in seltenen Fällen, b e k a n n t ist.
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auch als willentlich stark stilisiert bezeichnen kann, ähnlich wie wir das schon bei einem großen Teil der Tonstatuetten, der Grabstatuetten und Porträtköpfe gesehen haben. Während die Gesamtform der Oberfläche der Vorderseite der Reliefplatte außerordentlich flach reliefiert ist, indem z. B. zwischen Armen und Brust nur eine sehr flache Delle liegt, ebenso wie der Absatz zwischen Kinn und Hals, resp. Brust, nur sehr wenig hervortritt, ist die lange, gebogene Nase als stark hervorragender, direkt unter dem Kopfhaar beginnender Grat, das ganze Gesicht beherrschend abgebildet, der gegenüber die großen, flachen, runden Augen und der kaum noch erkennbare Mund stark zurücktreten. Die Haardarstellung reicht nur bis zu den Ohren und läßt den Kopf in seinem unteren Teile frei. An der Brust, die gleich unterhalb des breiten, runden Kinns beginnt, treten die Arme, die anscheinend mit den Unterarmen waagerecht über den Leib gelegt waren, kaum hervor, dagegen um so stärker die Brüste, die als halbkugelige Hügel auffällig tief gelegen sind, wie wir es ähnlich ja auch bei einer Reihe von Grabstatuetten kennengelernt haben. Hinten ist die aus stark patinierter Bronze bestehende Platte vollständig ebenflächig und glatt. Wir möchten es für am wahrscheinlichsten halten, daß diese Platte, die wir uns wohl nach unten zu einer ganzen Gestalt ergänzt denken müssen, dem Grabkult gedient hat, daß sie ähnlich wie die Grabstatuetten der Darstellung eines in einem Höhlengrab beigesetzten Toten gedient hat, und zwar in dieser Kleinheit wegen des kostbaren Werkstoffes, aus dem sie hergestellt war. Wegen der Betonung der Brüste halten wir es für wahrscheinlich, daß es sich um eine weibliche Gestalt gehandelt hat. Eine ähnliche, nur in einem Teil des Kopfes erhaltene Bronzefigur (31. 300. 1977b) spricht dafür, daß derartige Darstellungen nicht selten waren.
Die Frisur endet nach oben mit einem Knoten auf dem Scheitel, ähnlich wie wir ihn schon bei der in Phot. 367 abgebildeten Bronzestatuette kennengelernt haben, und der anscheinend auch die übrige Frisur als eine bis auf den Hals herabfallende Pagentracht angepaßt war. Ob man sonst die Gestalt als bekleidet oder als nackt an 1 sehen soll, läßt sich bei der rohen, aber sonst ziemlich naturalistischen Formung des Körpers und bei der starken Patinierung nicht sicher entscheiden. Wir nehmen aber an, daß sie entsprechend der in Phot. 383/384 abgebildeten, aus Glas hergestellten und daher besser erhaltenen Figur, der sie auch im übrigen sehr ähnlich erscheint, nackt dargestellt war, was auch aus der noch gut erhaltenen Rundung der beiden Gesäßhälften zu schließen ist, wodurch auch die Vermutung auf eine weibliche Gestalt naheliegend ist. Die Arme wurden in leichter Knickung nach vorne gestreckt getragen, die Beine mit den nur angedeuteten Füßen sind gerade nach unten gestellt, während bei der sonst sehr ähnlichen Glasstatuette in Phot. 383/384 der linke Arm gerade herabhängt, während der rechte gebogen ist, dessen Hand an die Wange gelegt zu sein scheint. Es ist natürlich schwer zu sagen, welche Bedeutung dieser Statuette zuzusprechen ist. Bei der Tatsache, daß in ihrer Gesamtformung ein hellenistischer Einfluß wohl kaum zu leugnen ist, kann man vielleicht vermuten, daß ein solcher Einfluß von außen auch für ihren Gebrauch anzunehmen sei. Wir kennen aus dem römisch-hellenistischen Kulturkreis eine Menge derartiger Darstellungen, die irgendwelche Gottheiten darstellen, die als Amulette getragen wurden. Eine ähnliche Verwendung müssen wir vielleicht auch unserer kleinen Bronzestatuette zusprechen, die wir aber trotzdem nicht als Importware ansprechen, sondern die wir unter dem Einfluß von importierten ähnlichen Figuren für hier im Lande hergestellt halten.
Ganz anderen Zwecken muß die in Phot. 375 und 376 abgebildete kleine Bronzestatuette gedient haben, da sie auf dem Rücken einen mit ihr im Guß verbundenen Ring trägt, der nur dazu bestimmt sein konnte, sie an irgendeinem anderen Gegenstande zu befestigen, resp. sie an einem Ring oder einer Kette aufzuhängen. Wir werden später eine ähnliche Statuette, allerdings aus Glas hergestellt, kennenlernen (s. Phot. 383/384). Die Figur ist stark patiniert, doch erkennen wir noch, daß das Gesicht durchaus realistisch herausgearbeitete Züge trug, die man versucht ist, als etwas hellenistisch beeinflußt zu bezeichnen, wenigstens, wenn man sie mit den uns bisher vertrauten, stark stilisierten Gesichtern der klassisch-sabäischen Zeitperiode, die wir in den Grabstatuetten und den Porträtköpfen kennengelernt haben, vergleicht. Demgegenüber sind die Arme und Beine außerordentlich roh geformt, wenn sie sich auch zu den gesamten Körperproportionen in einer natürlichen Lage und Stellung befinden.
Dasselbe können wir wohl auch von dem in Phot. 377/378 abgebildeten Bildwerk aussagen, das sehr stark patiniert ist, und bei dem man erst bei genauer Betrachtung festzustellen vermag, daß es sich um eine wahrscheinlich weibliche Gestalt handelt, die sich nach hinten zu in einen Tierleib fortsetzt. Es handelt sich also um eine nicht liegende, sondern stehende Sphinx. Auch bei dieser Gestalt scheint die Hauptsorgfalt auf die Darstellung des Gesichtes gelegt worden zu sein, wie man noch aus den Resten der Gesichtszüge unter der Patina entnehmen kann, während die Formung des übrigen Körpers anscheinend vernachlässigt worden ist, indem Arme und Beine nur in ziemlich roher Gestaltung dargestellt worden zu sein scheinen, wenn auch in durchaus natürlichen Proportionen. Interessant ist die Frisur, die einen Haarknoten im Nacken aufzuweisen scheint und im übrigen das ganze Gesicht, bis auf die Schultern herabfallend, umrahmt. Die Arme hängen 98
beiderseits des Körpers herab, vielleicht über den Leib gelegt. Die Beine dagegen sind plump geformt und wahrscheinlich als Tierbeine dargestellt gewesen. Der Tierleib, der sich an den menschlichen Leib nach hinten anschließt, ist ebenfalls ziemlich plump geformt. Eine Mähne an seinem vorderen Teil, wenn man eine dort auftretende Verdickung des Körpers so deuten will, spricht dafür, daß an eine Löwendarstellung gedacht worden ist. Die Verbindung einer anscheinend weiblichen Gestalt mit einem Löwenleib läßt natürlich sofort an einen ägyptischen Einfluß denken, wo ja die Sphinx in mannigfacher Gestalt und vielfacher Bedeutung seit den ältesten Zeiten gebräuchlich war, zumal wir ägyptische Einflüsse in Südarabien auch in anderen Gestaltungen wiederfinden werden, was ja auch aus den wirtschaftlichen und politischen Beziehungen beider Gebiete durchaus erklärlich ist. Zugleich müssen wir aber auch, besonders in der Gesichtsdarstellung, einen hellenistischen Einfluß feststellen, so daß wir es wahrscheinlich bei dieser Gestalt mit einem ziemlich späten Einfluß zu tun haben, vielleicht aus der Ptolemäerzeit oder aus der Zeit nach der Eroberung Ägyptens durch die Römer, als sicher viele Ägypter nach dem südlichen Roten Meer emigriert sind. Wir halten das Stück ebenfalls nicht für einen Importartikel, sondern es ist wohl im Lande unter ägyptischem Einfluß hergestellt.
westecke der Arabischen Halbinsel, an der die wichtigsten Umschlaghäfen des großen Ost-Westhandels in der Zeit vor und um den Beginn unserer Zeitrechnung lagen, deren Bedeutung ja, wie wir früher auseinandergesetzt haben, seit dem Sieg des Islam innerhalb der Arabischen Halbinsel fast völlig fortfiel. Diese orientalidmongoloid-negroide Einmischung in Südarabien ist noch älter als dieselbe Einmischung auf der Insel Madagaskar, die im allgemeinen in die Zeit um Christi Geburt versetzt wird und sich auch sprachlich dort stark ausgedrückt hat. Wir glauben nicht daran, daß die Einwanderung von Indonesiern nach Madagaskar möglich war, ohne über Südarabien zu führen. Wir halten also diese Einmischung in Südarabien für noch älter als diejenige in Madagaskar, deren Beginn wir aber außerdem noch früher ansetzen möchten als um die Zeitenwende. Der somatische Typus, den der in Phot. 379/ 380 abgebildete Bronzekopf widerspiegelt, ist also weder heute in Südarabien fremd, noch kann er es in vorislamischer Zeit gewesen sein. Fremd erscheint uns vor allem die naturalistische Darstellung des Kopfes, ohne den bei sonstigen hellenistisch beeinflußten Gestaltungen typischen Gesichtsschnitt, wie wir ihn z. B. bei den großen, später zu besprechenden, in Phot. 387/393 abgebildeten Bronzestatuen kennenlernen werden. Fremd erscheint uns ferner die Hohlgußtechnik dieses halben Kopfes, die wir wohl als Schalenguß deuten müssen, sowie die Art seiner Verwendung, auf die die an drei Seiten angebrachten Ösen — vielleicht als Gürtelschnalle zu deuten, wie wir sie auch aus Beninbronzen kennen —, hinweisen. Diese Ösen sprechen, auf Grund ihrer Abnutzung durch Reibung an den Außenseiten, auf jeden Fall dafür, daß der Kopf beweglich an einem Gehänge befestigt war. Er wurde vielleicht auch, wenn nicht als Gürtelschnalle, so doch auf jeden Fall als Schmuckstück an einer Kette getragen, an der der Kopf das unterste Bruststück bildete. Eine andere Verwendungsart ist bei der Lage der abgeschliffenen Stellen an den Ösen schwer vorstellbar. Vor allem kann man an eine feste Lage, etwa, daß er auf einem Stoff oder Gewand aufgenäht war, nicht denken. Daß es sich zum mindesten um einen Teil eines Schmuckstückes gehandelt hat, scheint uns unbestreitbar, ebenso wie wir wohl von den später zu besprechenden menschlichen Darstellungen aus Glas, die ebenfalls alle solche Aufhängevorrichtungen aufweisen, dieselbe Verwendung annehmen müssen.
Ganz fremdartig innerhalb der gesamten, bisher bekannt gewordenen Funde aus Südarabien wirkt der in Phot. 379/380 abgebildete Bronzekopf, dessen realistischer somatischer Habitus sowohl als mongoloid wie als negroid bezeichnet werden kann. Man trifft heute noch in Jemen, und zwar in der Tihäma, der Küstenebene am Roten Meer und am Golf von 'Aden, derartige somatische Typen unter den dort ansässigen Stämmen, den sogenannten Küstenarabern. Auch bei ihnen fällt es einem oft schwer zu entscheiden, ob man sie vom somatischen Standpunkt aus als mehr mongoloid oder negroid beeinflußt ansehen soll. Vermutlich handelt es sich hier um sehr alte Einmischungen beider Rassetypen in der altorientaliden Urbevölkerung der südarabischen Küstengebiete, die in der Blütezeit der Weihrauchstraße und in der Zeit der anschließenden Seeverbindungen, einerseits nach Indonesien, andererseits nach Ost- und Nordostafrika hin, erfolgt sind. Wir beobachten ja eine ähnliche Rassenmischung noch bis heutzutage in Hadhramaut, einmal durch Vermischung mit indonesischen Frauen und Mischkindern der rund 100 000 nach Indonesien abgewanderten hadhramauter Emigranten, die dauernd mit ihren Familien wieder zurückwandern, andererseits durch die starke Vermischung mit Negersklaven und Negersöldnern aus Afrika. Nur ist hier die Vermischung der drei Rassenkomponenten bei weitem noch nicht so fortgeschritten wie in den Küstengebieten der Süd7*
Im übrigen ist das Gesicht als fast realistisch geformt zu bezeichnen, ohne daß man im übrigen von einer irgendwie gearteten stilistischen Behandlung sprechen könnte. Die Stirn ist hoch und flach und geht in den Scheitel über, ohne daß irgendeine Haardarstellung versucht worden wäre. Der Kopf war also allem Anschein nach 99
kahl gedacht, d. h. die Kopfhaare waren entfernt, wie man das heute noch bei der Pariakaste der Ahl el-Hums in der Tihäma von Jemen bei den Männern regelmäßig antrifft. Auffällig ist der tiefe Sattel, der von der Stirn zu der kurzen, breiten und doch stark gekrümmten Nase führt, deren Scheitel sich nur wenig über die stark wulstigen Lippen erhebt, aber nach beiden Seiten hin stark verbreiterte Nasenflügel aufweist. Die Augenhöhlen liegen nicht sehr tief, und die Augenbrauen sind nicht sehr betont, wenn sie auch in schönem Bogen geschwungen von der Nasenwurzel auslaufen. Die Augen selbst mit ihrer doppelten Umrillung, mit der die Augenlider angedeutet werden, sind schmal mandelförmig und zeigen eine runde eingetiefte Pupille. Der Mund, eine tiefe Kerbe mit herabgezogenen Mundwinkeln, liegt auf einem ausgesprochenen Mundhügel, der nach oben zu bis an die Unterseite der Nase reicht, so daß es auf den ersten Blick den Anschein hat, als ob beabsichtigt gewesen wäre, einen Schnurrbart, aber nur in Mundbreite, darzustellen. Dieser Mundhügel ist die einzige Ähnlichkeit mit einer Anzahl von Porträtköpfen, bei denen er ebenfalls vorkommt (s. S. 88). Nach unten wird der Mundhügel durch eine tiefe Einbuchtung von dem runden, stark hervortretenden Kinn getrennt, das senkrecht in den Halsansatz übergeht. Auffällig sind ferner die runden, stark hervortretenden Backenknochen, die vor allem, außer der Form der Nase, den mongoloiden Charakter des Gesichtes bewirken. Es ist schwer, die Bedeutung dieses Kopfes zu beurteilen. Wahrscheinlich hat er ebenso oder ähnlich wie die vorher besprochene Sphinx oder der noch zu besprechende Gott Bes oder wie andere Gesichtsdarstellungen einen Amulettcharakter besessen, ohne daß wir aber vermuten können, welchem außerhalb Südarabiens liegenden Mythus er angehören könnte. Dem eigentlichen südarabischen Kult, der Göttertrias, der, soweit wir bisher wissen, keine Götterdarstellungen außer den ihr angehörenden Symboltieren kannte, wird der Kopf kaum zuzurechnen sein. STATUETTEN AUS TERRAKOTTA, GLAS UND QUARZ (Phot. 381/384, Fig. 164/165) Von den vier menschlichen Gestaltungen, die nicht aus Metall hergestellt sind, besteht eine aus glasierter Terrakotta, zwei bestehen aus Glasfluß, und eine ist aus einem glasklaren Bergkristall geschnitten. Alle vier scheinen uns ebenfalls, wie die letztbesprochenen aus Bronze, dem südarabischen Kult fremde Mythen zu vertreten, die von außen eingeführt worden sind, dem Handel und Verkehr längs der Weihrauchstraße und ihren Seeverbindungen folgend. Die in Phot. 382 abgebildete Gesichtsdarstellung, von der wir nicht erkennen können,
wieweit sie in ihrem unteren, abgebrochenen Ende zu ergänzen ist, wahrscheinlich aber auf keinen Fall zu einer vollen menschlichen Gestalt, läßt wohl ohne weiteres auf einen hellenistischen Einfluß schließen. Das Bildwerk besteht aus kobaltblauem Glase, und das Gesicht ist auf beiden Seiten der dünnen Glasplatte, die an allen Kanten einen Nahtrand trägt, anscheinend mit einer Matrize in die flüssige Glasmasse eingedrückt worden. Die beiderseitigen Matrizen waren nicht identisch miteinander, aber differierten nur in einzelnen Teilen des Gesichtes, das aber sonst in seinem Gesamthabitus mit dem gegenüberliegenden Bilde übereinstimmte. Es handelt sich offensichtlich um einen Frauenkopf, was nicht nur aus den feinen Zügen des Gesichtes, sondern auch aus dem üppigen Lockenkranz hervorzugehen scheint, der den ganzen Kopf umrahmt und über den Hals herabfällt. Das Gesicht selbst ist in Flachrelief außerordentlich fein modelliert. Auf der einen, in Phot. 382 abgebildeten Seite sind die Augenbrauen unter der hohen Stirn nur ganz leicht gebogen, auf der Gegenseite dagegen wesentlich stärker. Ebenso sind die Augen bei der ersteren halb geschlossen dargestellt, bei der anderen dagegen anscheinend weit geöffnet. Der Mund ist bei der ersteren gerade und mit leicht geschürzten Lippen gezeichnet, bei der entgegengesetzten aber leider zerstört, ebenso wie bei beiden die Nase, die aber eine leicht gebogene, schmale Form gehabt zu haben scheint. Das ganze Gesicht scheint auf der einen Seite länglicher geformt gewesen zu sein, als auf der Gegenseite, denn auf der ersteren ist noch ein Stück des Kinns mit abgebrochen, während auf der anderen trotz des senkrechten Bruchs noch ein Teil des Halses unter dem schön gerundeten Kinn erhalten geblieben ist. In der Mitte der unteren Bruchfläche ist noch der Rest einer Durchbohrung zu erkennen, die anscheinend in der Längsachse das ganze Bildwerk durchzogen zu haben scheint, wohl schon während des Gusses angelegt. Welchen Zweck diese Durchbohrung hatte, ob sie durch eine Einlage verursacht wurde, um während des Gusses dem entstehenden Gebilde Halt zu geben, oder ob sie dazu dienen sollte, das 'Bildwerk nach der Fertigstellung irgendwo zu befestigen, vermögen wir nicht zu entscheiden. Wir können auch nicht sagen, welche Gestalt aus dem römisch-hellenistischen Mythos durch dieses Bildwerk dargestellt werden sollte, doch trug es wohl aller Wahrscheinlichkeit nach Amulettcharakter. Wir halten es für wahrscheinlich, daß dieses Glasbildnis in Südarabien unter einem Einfluß aus dem Mittelmeerraum hergestellt worden ist. Die in Phot. 388/389 abgebildete, ebenfalls aus Glas und zwar aus undurchsichtig gelbem, hergestellte Figurine, ist in den großen Zügen der in Phot. 375/376 abgebildeten Bronzegestalt sehr ähnlich. Wie die Reste einer Gußnaht rings um die Seiten des Körpers andeuten, ist sie eben-
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falls mit zwei, den halben Körper umfassenden Matrizen geformt. Sie unterscheidet sich von der Bronzefigur in der Hauptsache, wie wir schon sagten, durch die Stellung der Arme, die hier nicht leicht nach vorne gestreckt sind, sondern deren einer, der linke, am Körper herabhängt, während der rechte gewinkelt ist und anscheinend die Hand an die Wange legt. Besonders auffällig sind die in schwellender Rundung dargestellten weiblichen Reize, besonders am Gesäß und an den Beinen. Die Figur setzt sich über dem Scheitel in einem Aufbau, wahrscheinlich einem Haarknoten fort. Um den Hinterkopf reiht sich anscheinend eine Reihe von gedrehten Locken bis unter die Ohren hin. Ob der Haarbeutel, der über den Rücken bis zum Gesäß herabhängt und der durchlöchert ist, einen solchen darstellen soll, oder nur als Anhängeöse gedacht ist, bleibt unentschieden. Die Oberfläche der Statuette ist schon bei dem Gusse stark durch Bläschen verunziert gewesen und nachträglich durch die Verwitterung an deren Rändern stark korrodiert, so daß die Gesichtszüge im einzelnen schwer zu erkennen sind. Doch ist unverkennbar, ebenso wie bei dem Gegenstück aus Bronze, dem die Figur auch in den Maßen entspricht, in beiden ein hellenistischer Naturalismus, ebenso wie in der ganzen Anlage, zu verzeichnen. Der naturalistischen Formung des übrigen Körpers widerspricht die plumpe Form, in der die beiden Füße dargestellt sind, die zu einem unförmlichen Klumpen, auf dem die Beine stehen, zusammengewachsen sind. Alles in allem kann man aber wohl annehmen, daß diese Glasstatuette, ebenso wie die ihr so ähnliche Bronzestatuette von Phot. 375/376 dem Mythenkreis des hellenistischen Pantheons entnommen ist und als Amulett oder als Talisman aus dem östlichen Mittelmeer nach Südarabien gedrungen ist, ob als Importware oder als heimische, von dorther beeinflußte Gestaltung, ist letztlich nicht zu unterscheiden, wenn auch letztere
Fig. 164—165: Menschliche G e s t a l t aus Bergkristall geschnitten, d e n G o t t Bes d a r s t e l l e n d . G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n ter H e r k u n f t (31. 300. 2005a) M a ß e : H ö h e 1,7 cm Breite 0,85 cm T i e f e 0,5 cm
Annahme die größere Wahrscheinlichkeit für sich hat. Eindeutig als Wiedergabe des ägyptischen Gottes Bes sind die beiden folgenden Bildwerke zu erkennen, die in Phot. 381 und Fig. 164/165 abgebildet sind, obwohl sie nicht nur aus verschiedenen Werkstoffen verfertigt sind, sondern auch in der Gesamtgestaltung, wie in den Einzelheiten ihrer Darstellung, außerordentlich verschieden sind. Der Gott Bes, der im Laufe der ägyptischen Kulturgeschichte verschiedene Wandlungen der Bedeutung durchgemacht hat, war ja weit über die ägyptischen Grenzen hinaus im ganzen Vorderen Orient seit den frühesten Zeiten bis zur hellenistischen Zeit weit verbreitet und hat bei dieser Wanderung wieder die verschiedensten Bedeutungswandlungen erfahren und Attribute angehängt bekommen. Vom Halbgott in Ägypten wurde er teilweise zum Wasser- und Meeresgott erhöht. So ist denn der Gott Bes auch bereits mehrmals in Südarabien in den verschiedensten Formen bekannt geworden. An einer Bronzeschnalle aus dem Wiener Hofmuseum, die von D. H. Müller in Südarabien angekauft wurde 1 ), hockt eine bärtige Figur, die unverkennbar als der Gott Bes zu erkennen ist, zwischen zwei Steinböcken unter einem Vogel, der über seinem Haupte schwebt. Auch auf einem Bronzetäfelchen aus dem Hofmuseum in Wien, das Glaser in Jemen erworben hat, steht in dreifacher Wiederholung eine als Gott Bes kenntliche Gestalt zwischen zwei aufgerichteten Löwen und zwei ihm zugewandten Vogelgestalten 2 ). Zuguterletzt berichtet Ahmed Fakhry von einer Reise 1947 nach Jemen, daß er in San'ä ein Amulett des Gottes Bes aufgekauft habe, „von ägyptischer Herstellung, das aus der XXVI. Dynastie (6. Jahrhundert v. Chr.) datiert ist", das er aber leider nicht weiter abbildet oder beschreibt 3 ). Dieser ägyptische Archäologe spricht in dieser Arbeit sogar die Vermutung aus, daß gewisse ägyptische Gottheiten, wie Horus, (Hör, der Falke) und Bes, ursprünglich gar nicht heimischen, also ägyptischen Ursprungs seien, sondern von der arabischen Seite des Roten Meeres her stammten, obwohl man bisher keine Spur ihres Namens in den südarabischen Inschriften gefunden habe. Die in Phot. 381 abgebildete, stark verwitterte Terrakottaplatte mit grüner Glasur, die bei weniger als 2 cm Höhe noch nicht einmal 1 /i cm dick ist, trägt an ihrer einen Seite eine bärtige menschliche Gestalt in Flachrelief, die ohne weiteres als eine Darstellung des Gottes Bes zu er1) s. Adolf G r o h m a n n , Göttersymbole und Symboltiere auf südarabischen Denkmälern, Denkschr. d. K. Ak. d. Wiss. in Wien, 58. Bd. 1. Abh. Wien 1914, S. 58, Abb. 149. 2) Ditlef N i e l s e n , Handbuch der altarabischen Altertumskunde, 1. Bd. Paris - Kopenhagen - Leipzig 1927, S. 173, Abb. 71. 3) Les Antiquités du Yémen, un V o y a g e à Sirwah, Mârib et El-Gôf, Muséon, t. LXI, Louvain 1948, S. 226, Anm. 17.
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kennen ist. Die Federhaube auf ihrem Kopfe ist vorne zerbrochen und zeigt eine Durchbohrung in der Querriditung, ebenso wie eine solche in der Fußplatte erhalten geblieben ist, u. E. ein Zeichen, daß die Figur als Amulett Verwendung gefunden hat, das sowohl oben als auch unten mit anderen Teilen eines Ringes oder einer Kette verbunden war. A n dem Gesicht, dessen Kinnbart lang auf die Brust herabhängt, erkennt man trotz der Verwitterung die schräg nach außen und oben gerichteten Augenhöhlen, die breite Nase und die wahrscheinlich die Ohren darstellenden seitlichen Auswüchse. A m sehr gedrungenen Körper sind nur die Arme an beiden Seiten, das untere Ende des Bauches und die krummen, kurzen Beine angedeutet. Ob dieses Plättchen ägyptische Importware ist, oder im Lande hergestellt wurde, ist vorläufig ebensowenig festzustellen wie sein ungefähres Alter. Eine sehr feine, sorgfältige Steinschneidearbeit aus reinem, glasklarem Bergkristall, der bekanntlich wegen seiner Härte sehr schwer zu bearbeiten ist, bildet die in Fig. 164/165 abgebildete Figur, die ebenso unzweifelhaft wie die vorige den Gott Bes, wenn auch in einem ganz anderen Typus, darstellt. Wiederum ist die Federkrone sofort erkennbar und zwar entgegen der sonst vollplastisch herausgearbeiteten Figur dem Kopf als Scheibe aufgesetzt, mit der Darstellung der Federn sowohl an der Vorder- wie an der Hinterseite. Im übrigen ist die ganze Gestalt zwergenhaft gedrungen und anscheinend in hockender Stellung dargestellt, so daß die Fußsohlen, nach hinten gestreckt, unter dem Gesäß liegen und als Standflächen dienen. Dementsprechend müssen die Hände, an denen man aber keine Einzelheiten erkennen kann, auf den Knien liegend gedacht sein. Das Gesicht mit dem üppigen Bartwuchs ist besonders sorgfältig herausgearbeitet. Es ist von einer wohl gelockt gedachten Frisur bis auf die Schultern herab umrahmt. Die Nase ist kurz aber breit, die Augen sind ebenso wie bei der vorigen Gestalt geschlitzt und schief gestellt. Der Bart ist in einen lang herabhängenden Schnurr- und Backenbart getrennt, und der Mund verschwindet fast ganz unter diesem Haarwald. Ebenso wird das Kopfhaar hinten lang herabfallend getragen und im Nacken zusammengerafft, so daß das Ende der Haare in einem breiten Zopf bis fast auf das Gesäß herabfällt. Der Oberkörper mit den verbreiterten Schultern und der runde, mit einem Nabel versehene Leib sind ziemlich plump dargestellt. Das männliche Geschlechtsglied ist deutlich herausgearbeitet, und die runden Gesäßbacken sind besonders sorgfältig geformt. Die Gestalt zeigt keinerlei Andeutungen von einer vorhanden gewesenen Durchlochung oder einer sonstigen Vorrichtung zum Aufhängen. Sie muß also wohl irgendwo aufgestellt worden sein, anscheinend in schräger, rückwärts gerichteter
Haltung, wenn die glatten Fußplatten auf dem Boden aufgelegen haben. Vielleicht ist sie auch in einem Behälter eingeschlossen getragen worden. Offenbar hat sie Talisman- oder Amulettcharakter gehabt. Da, wie wir an anderen Steinschneidearbeiten, die wir später behandeln, erkennen werden, diese Kunst im vorislamischen Südarabien hoch entwickelt war, ist es durchaus möglich, daß diese Besgestalt einheimische Arbeit ist, zumal ähnliche Besfiguren dieser Art und Stellung aus anderen Teilen des Vorderen Orients und Ägyptens u. W . bisher nicht bekannt sind, über ihr Alter können wir vorläufig keinerlei Vermutungen anstellen. HELLENISTISCHE BRONZESTATUEN (Phot. 385/396) Auf etwas sichererem Boden, was ihre Altersbestimmung anbelangt, bewegen wir uns aber nunmehr bei der Betrachtung einiger großer Bronzeplastiken, die durch die Ausgrabungen des jemenistischen Kronprinzen, auf Befehl des Imäm ohne das Dabeisein europäischer oder orientalischer Experten, in den letzten Jahren bekannt geworden sind. Diese Altersbestimmung ist nicht nur durch den ganz eindeutig hellenistischen Charakter dieser Statuen ermöglicht, sondern bei einer dieser Statuen auch noch durch eine Inschrift, die uns gestattet, die Datierung noch bestimmter vorzunehmen. W i r haben im ersten Teile dieses Werkes geschildert (s. S. 85/86), wie nach dem Besuch des Verfassers in Ghaimän der Kronprinz Ahmed, der heutige Imäm, zusammen mit anderen königlichen Prinzen und vielen Soldaten auszog, um an diesem Orte, ferner in Nahlet el-Hamrä und an anderen örtlichkeiten, Ausgrabungen und Schürfungen vorzunehmen. Die gefundenen Ausgrabungsobjekte sind, wenigstens zum größten Teil, in das in San'ä angelegte Museum oder in die Schatzkammer des Imäm im Palaste von San'ä gebracht worden. Was die genauen Fundorte dieser Objekte anbelangt, so war man im allgemeinen auf die Auskunft der Betreuer dieser Sammlungen angewiesen, die, wie wir früher schon auseinandergesetzt haben, teilweise in ihren Aussagen auseinandergingen und mit denen einiger Teilnehmer an den Grabungen differierten. Somit müssen wir auf jeden Fall einen gewissen Zweifel in die genaue Lokalisierung dieser Bildwerke setzen. W i r beginnen mit der Beschreibung der mit einer Inschrift versehenen und damit am sichersten zu datierenden, fast doppelt lebensgroßen Statue einer nackten menschlichen Gestalt, die zugleich das größte und besterhaltene Bildwerk, nicht nur von den Ausgrabungen des Kronprinzen, sondern von allen bisher bekannten Funden aus Südarabien ist. Die in Phot. 394—396 abgebildete Statue soll nach den Angaben der Gewährsleute in San'ä, denen in diesem Falle 102
wohl Glauben zu schenken ist, zusammen mit einer spiegelbildlich gleichen, deren Reste in einer Holzkiste 1934 im Museum von San'ä lagen, leider ohne eine zu ihr gehörende Inschrift, bei den Ausgrabungen Ende 1931 in Nahlet el-Hamrä gefunden worden sein. Es ist im ersten Bande bei der Beschreibung der Ruinenstätte von Silä' (s. S. 121/26) gesagt worden, daß nach den Aussagen der Begleiter des Verfassers und des einheimischen Führers aus dem Dorfe Silä' dort zwei große Statuen aus Bronze gefunden sein sollen. Wir mußten damals noch offen lassen, ob die Ruinenstätten von Silä' und Nahlet elHamrä miteinander identisch waren, sind aber jetzt durch den Besuch E. Rossi's 1938 von ihrer Identität überzeugt (s. Teil I, S. 121, Anm. 1). Die in Phot. 394/396 abgebildete Statue stand in dieser Aufstellung 1934, als der Verfasser sie zum letzten Male zu Gesicht bekam, in dem neu eingerichteten Museum am Scheräraplatz in San'ä. Vorher hatte sie bereits an einem anderen Orte gestanden, an dem sie C. Ansaldi, anscheinend gleich nach ihrer Aufstellung 1932, photographiert hat 1 ). Beide Aufstellungen, die von Dienern des Palastes ohne sachverständige Anweisung vorgenommen worden sind, variieren beträchtlich voneinander, besonders in der Lage der einzelnen Bruchstücke der Statue zueinander, so daß die ganze ehemalige Stellung und Haltung der Statue vorläufig noch nicht vollständig gesichert erscheinen kann. Die Aneinanderfügung der Bruchstücke und ihr Zusammenhalt, der nur durch Drähte, unter Benutzung von Brettern aus ölkisten, erfolgt ist, erscheint so primitiv, daß bei einer genauen Aneinanderpassung der einzelnen Teile der Statue eine erheblich andere Stellung und Haltung des Bildwerkes möglich ist, als wir sie jetzt aus den beiden ersten Aufstellungen zu erkennen meinen. Wir können also vorläufig Vermutungen über die ursprüngliche Gesamthaltung des Bildwerkes nur aus der Gestaltung der einzelnen Bruchstücke, die noch dazu teilweise sehr verbogen sind, anstellen.
kurze Nase, in der die Nasenlöcher gut ausgeformt erscheinen, sowie der dicklippige, aufgeworfene Mund geben dem Gesicht einen absolut negroiden Charakter. Die Augen sind in der uns bereits bekannten Manier der zweifachen Umkerbung in Mandelform, die die Augenlider darstellt, herausgearbeitet und mit eingetiefter, runder Pupille versehen. Die natürlich ausgebildete Augenhöhle ist von schön gewölbten Augenbrauen überdacht. Die Ohren sind besonders realistisch dargestellt. Die Frisur ist derjenigen des in Phot. 391/393 abgebildeten Kopfes sehr ähnlich, nur daß bei unserer Statue ein Band die Lockenfrisur zusammenhält, während bei dem Kopfe von Phot. 391/393 der Oberkopf anscheinend durch eine eng anliegende Kappe bedeckt war. Unterhalb dieses Kopfbandes verlaufen die Locken in zu diesem parallel gerichteten Wellenlinien von der vorderen Gesichtshälfte nach beiden Seiten bis hinter die Ohren und anscheinend sogar bis in den Nacken hinein, während oberhalb des Kopfbandes die Richtung der Haarlinien von vorne nach hinten verläuft.
Hals, Brust, Rücken, Gesäß und Beine der Statue sind wohl proportioniert, entsprechend den natürlichen Formen des menschlichen Körpers. Die Beine scheinen in zwangloser Lage nebeneinander gestanden zu haben, wobei wahrscheinlich das linke Bein im Knie ganz leicht geknickt gewesen ist, so daß die Hacke ebenso leicht gehoben getragen wurde, und die Zehen dieses Fußes nach oben gedrückt wurden, wenn diese Verbiegung, besonders der großen Zehe, nach oben nicht eine nachträgliche gewesen ist. Besonders realistisch ist sonderbarerweise die Geschlechtspartie herausgearbeitet, nicht nur in der feinen Modellierung der Schamhaare, sondern vor allem in der des männlichen Geschlechtsteils, des Penis sowohl wie der Hoden. Der Penis ist unbeschnitten und sollte als solcher offenbar besonders durch diese Feinarbeit betont werden. Sehr schwer ist die ehemalige Stellung der Arme bei der zweifach verschiedenen Aufstellung der Statue zu rekonstruieren. Der rechte Arm, der im Es handelt sich bei dieser, insgesamt etwa Ellbogengelenk nicht zerbrochen ist, war sicher 2,40 m hohen Statue um einen Hohlguß aus leicht geknickt und läßt die Hand mit dem etwas Bronze, wohl um einen Kernguß, in dem der Kern abgespreizten Daumen und den vier, gerade aus Lehm oder Ton bestand, der von einem nebeneinander liegenden, ausgestreckten Fingern sehr hohen Stand der Gußtechnik zur Zeit ihrer lang herabhängen. Die Bruchstellen an der SchulEntstehung, die wahrscheinlich örtlich nicht fern ter sprechen dafür, daß die ursprüngliche Stellung von der Lokalität ihrer Aufstellung lag, zeugt. dieses Arms bei der Aufstellung wie in Phot. Leider ist der Kopf nur zur Hälfte erhalten und 394/396 ziemlich richtig getroffen ist. Schwieriger noch dazu in seinen Gesichtsteilen arg zerdrückt- ist die Rekonstruktion des linken Arms. Der Aus den erhaltenen Formen kann man aber^ Oberarm scheint nach der Lage der Bruchstellen schließen, daß er sowohl in seiner Gesamtheit in einem nicht ganz rechten Winkel seitlich gewie in seinen einzelnen Gesichtszügen außer- hoben gewesen zu sein. Dagegen kann der Unterordentlich naturalistisch geformt war, was man arm, dessen Hand in geschlossener Form einen aber auch von dem übrigen nackten Körper ohne Gegenstand umklammert haben muß, sowohl nach jede Einschränkung aussagen kann. Die breite, oben wie nach vorne ausgestreckt gewesen sein, da das Ellbogengelenk zerbrochen ist. Die in Phot. 394/396 abgebildete Lage dieses Arms ist 1) Il Yemen, a.a.O., Roma 1933, Fig. 13. 103
möglich, aber nicht sicher. Durch die geschlossene Hand dieses Arms verläuft eine offene Röhre, durch die ein Gegenstand geführt sein muß. Eine Waffe wird in der linken Hand sicher nur in ihrer Ruhestellung getragen worden sein. Bei der ausgestreckten Stellung des Armes kann es sich bei der Annahme einer Waffe doch wohl nur um eine Lanze gehandelt haben. In einem solchen Falle mußte die durch die Hand verlaufende Röhre, ebenso wie die Lanze, die dann doch wohl auf den Boden gestellt war, ungefähr senkrecht gerichtet gewesen sein. In dieser linken Hand konnte außerdem auch etwa eine Fackel getragen worden sein, die ihrerseits aber wiederum durchaus etwas schräge gehalten worden sein konnte. Allerdings müssen bei der spiegelbildlich gleichen, zweiten Statue die Stellungen, resp. die Funktionen der beiden Arme miteinander vertauscht gewesen sein. Damit kommen wir zu der Frage der Bedeutung und Verwendung dieser beiden spiegelbildlichen Gestaltungen von überlebensgroßen Bronzestatuen. Es wird berichtet, und das ist bisher von keinem Zeugen bestritten worden, daß sie nahe beieinander liegend gefunden worden sind. Sie haben also wohl sicher, als das Bauwerk, in dessen Trümmern sie gefunden wurden, zerstört wurde, nahe nebeneinander gestanden, in spiegelbildlicher, also wohl zu dem Gebäude in symmetrischer Stellung, so z. B. vor einem Tor oder einer Tür. Wir haben früher (1. Teil, S. 85/86) berichtet, daß die Augenzeugen bei der Öffnung des Grabes des Tubba' As'ad Kämil in Ghaimän von zwei Statuen erzählt haben, die beiderseits des Eingangs zur Grabkammer, in der der Sarkophag des Königs stand, aufgestellt waren. Wir können wohl am ehesten vermuten, daß es sich bei unseren beiden spiegelbildlichen Statuen um ähnliche Bildwerke gehandelt hat, die im oder vor dem Grabe einer prominenten Persönlichkeit, als die bei der Größe und Kostbarkeit der Statue wohl nur ein König in Betracht kam, aufgestellt waren. Wir können uns durchaus vorstellen, daß derartige Statuen, die wohl als Wächter des Grabes gedacht waren, entweder mit einer Lanze oder mit einer Fackel in der Hand dargestellt worden sein können.
islamischer Zeit auf der ganzen Arabischen Halbinsel ebenso wie in ganz Ostafrika geübt, wo sie ja in Abessinien auch nach der Einführung des Christentums im 4. Jahrh. n. Chr. beibehalten worden ist. Unbeschnitten waren, sowohl im Altertume wie auch noch heute, wohl nur die nilotischen Volksstämme am Westfuße des abessinischen Hochlandes und im Sudan, die wohl zu allen Zeiten, bis heute hin, als Sklaven oder auch als Söldner auf der ganzen Arabischen Halbinsel besonders beliebt waren. Es sei nur an die Söldnertruppe der Ahabisch bei den Qoreischiten im vorislamischen Mekka erinnert, die nach der Tradition der Karawanenbegleiter große Teile der Arabischen Halbinsel durchzogen und im Falle von Kriegen oder Uberfällen in Sklaverei fielen. Um solche afrikanischen Sklaven oder Söldner kann es sich auch bei diesen völlig unbekleideten und unbeschnittenen Grabwächtern, oder wenn man diese Lösung mehr bevorzugt, Tempeloder Palastwächtern, gehandelt haben. Die Inschrift, die die in Phot. 394/396 abgebildete Statue in erhabener Schrift und in sehr eigenartigem Duktus auf der Brust trägt (s. Fig. 166), wird im 3. Teil dieser Arbeit von Maria Höfner übersetzt. Sie ist eine Widmungsinschrift und zwar sind die Stifter der König von Saba' und Dhü Raidän Dimri-älaja Jahbur und sein Sohn Ja'rän. Dieser König ist uns aus mehreren Quellen bekannt und wohl etwa in den Anfang des 2. Jahrh. n. Chr. zu setzen (s. S. 35) ')• Es ist sehr wichtig, daß sich bereits in dieser Zeit, wenn auch wohl nur in den Hauptzentren des Landes, vor allem am Königshofe und in den Sommerresidenzen der Könige, zu denen wohl Nahlet el-Hamrä ebenso wie Ghaimän zu rechnen sind, schon so starke hellenistische Einflüsse bemerkbar gemacht haben. Sie sind in dieser Zeit aller Wahrscheinlichkeit nach von Norden eingedrungen, und zwar längs der Weihrauchstraße, die noch in voller Blüte stand. Von den osthellenistischen Einflüssen, vor allem aus Persien, merken wir an dieser Statue noch nichts. Sie treten erst später auf, wie wir in einer anderen Arbeit zu erklären versucht haben 2 ). Daß es auch Statuen von bekleideten Gestalten gegeben hat, dafür sprechen andere Funde bei den Ausgra-
ifflBHMÄKlWHWBlW Fig. 166:
S a b ä i s d i e Inschrift auf der Brust der in Phot 394/96 a b g e b i l d e t e n B r o n z e s t a t u e aus d e m in S a n ' ä .
Das seltsamste an diesen beiden nackten Figuren erscheint uns aber die Betonung der Unbeschnittenheit, die so realistisch dargestellt wurde. Nach unseren bisherigen Kenntnissen wurde die Sitte der Beschneidung auch in vor-
Museum
1) nach Philby um die Zeitenwende (s. S. 35). 2) C. R a t h j e n s , Kulturelle Einflüsse in Südarabien von den ältesten Zeiten bis zum Islam, unter besonderer Berücksichtigung des Hellenismus. Jahrb. f. Kleinasiatische Forsch.,Heidelberg 1950, I, S. 1 ff.
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bungen des Kronprinzen 1931 an diesen Orten, die aber leider nur aus Bruchstücken bestehen, z. B. von sandalengeschmückten Füßen in Lebensgröße. Sie befanden sich zur Zeit von C. Ansaldis Aufenthalt in San'a 1932 ebenfalls im dortigen Museum und sind von ihm abgebildet worden'). Der Riemen der Sandale wurde durch die Lücke zwischen den ersten beiden Zehen geführt und umschlang in einer einfachen Schleife den Fußknöchel. Sie glichen also durchaus den noch heute in Jemen gebräuchlichen Sandalen. Ferner konnte ich eine stark zerbrochene und patinierte Hand in fast doppelter Lebensgröße 1931 in San'ä kaufen, die sich heute im Hamb. Museum für Völkerkunde befindet (31. 300. 1890). Anscheinend war auch hier der Daumen abgespreizt, während die vier übrigen Finger gerade nach vorne gestredet wurden. In ihr ist noch der Tonkern erhalten, über dem eine 3 bis 4 mm dicke Bronzeschicht liegt. Sie sollte ebenfalls aus Ghaimän stammen, was durchaus glaubwürdig erschien. Einen wesentlich abweichenden Typus gegenüber der großen Bronzestatue von Nahlet elHamrä stellen die bei den Ausgrabungen des Kronprinzen Ende 1931 angeblich in Ghaimän gefundenen Bronzeköpfe dar, die in Phot. 387/390 und Phot. 391/393 abgebildet sind, und die wohl zu den vollkommensten plastischen Schöpfungen aus Südarabien, die wir bisher kennen, gerechnet werden müssen. Sie können den schönsten Köpfen hellenistischer Kunst durchaus gleichwertig an die Seite gestellt werden. Es ist wohl anzunehmen, daß es sich bei ihnen nicht nur um Porträtköpfe gehandelt hat, sondern daß sie zu ganzen Statuen ergänzt werden müssen, von denen leider nur diese Köpfe erhalten geblieben sind. Sie besitzen nahezu natürliche menschliche Größe. Während die Frisuren dieser Köpfe, vor allem des männlichen, denen der Statue von Nahlet elHamrä so ähnlich sind, daß man nicht vermuten kann, daß größere Zeiträume zwischen ihrer Entstehung liegen, tritt im Gesicht der beiden Köpfe doch ein Zug hinzu, der gegenüber dem der Statue von Nahlet el-Hamrä fremdartig ist. Vor allem erscheint an dem Männerkopf eine Barttracht, die mit dem über den Mundwinkel hinaus verlängerten Schnurrbart für sich allein darauf schließen läßt, daß seit der Entstehung der Statue von Nahlet el-Hamrä ein östlicher Einfluß in Südarabien Eingang gefunden haben muß. Dieser kann nur von dem parthischen Hellenismus in Persien ausgegangen sein, wahrscheinlich um sich zuerst mit dem nördlichen Einfluß zu mischen und ihn dann aber mehr und mehr zu überwuchern. Wir haben in der oben erwähnten Schrift2) auf Grund eines Vergleichs von Statuen von Königen aus der Sammlung Muncherjee in 'Aden, die von Ausän stammen, einer Landschaft 1) II Yemen, Roma 1933, Fig. 16. 2) R a t h j e n s ,
Kulturelle Einflüsse, a.a.O.
im südlichsten Teile des jemenitischen Hochlandes, die spätestens am Ende des 2. Jahrh. v. Chr. vom Sabäischen Reich erobert und nach der Aussage von Inschriften vernichtet wurde, nachzuweisen versucht, daß persisch-hellenistische Einflüsse dort schon in der Mitte des 2. Jahrh. v. Chr. Eingang gefunden haben. Das schien uns nicht nur durch eine im ganzen Mittelmeergebiet ungebräuchliche Schnurrbarttracht, sondern auch durch eine ausgesprochen hellenistische Kleidertracht, die dort plötzlich auftauchte, wahrscheinlich gemacht zu sein. Dieser persische oder besser parthische Einfluß im südlichsten Teil von Südwestarabien, zu dem Ausän auch politisch gehörte, scheint nach der Eroberung dieser Landschaft durch das Sabäische Reich wieder verloren oder ausgemerzt worden zu sein. Erst später scheint auch im Sabäischen Reich von Norden her ein mittelmeerischer hellenistischer Einfluß eingedrungen zu sein. Vom 2. Jahrh. n. Chr. an scheint aber wieder die Neigung im ganzen Sabäischen Reiche sich durchgesetzt zu haben, sich politisch und daher auch kulturell wiederum nach dem Osten, nach Persien zu orientieren. Der parthische Hellenismus müßte sich also hier über eine bereits vorhandene Grundschicht des mittelmeerischen Hellenismus gelegt haben. Von dieser politisch-kulturellen Entwicklung scheinen uns die beiden Bronzeköpfe von Ghaimän Zeugnis abzulegen. Der Männerkopf in Phot. 391/393 zeigt im Profil den typisch hellenistischen Gesichtsschnitt mit der in einer Ebene liegenden Stirn und Nase, Im übrigen zeigt er eine große Ähnlichkeit mit Bildwerken aus Persien, die man parthisch zu nennen pflegt, einer Abart hellenistischer Kunst unter den Arsakiden und Sassaniden. Besonders groß erscheint diese Angleichung, wenn man den Kopf der großen Statue von Schami3) betrachtet, oder noch mehr den Kopf eines parthischen Kriegers, der erst kürzlich veröffentlicht wurde4). Auffällig an unserem Kopfe ist die tiefe Querfalte auf der Stirn, die uns als ein so individueller Zug erscheint, daß man nur an ein Porträt, das aber stark idealisiert worden ist, denken kann. Der Schnurrbart zeigt an seinen Enden eine leichte Zuspitzung und Drehung nach oben. Demgegenüber sind der Backen- und der Kinnbart nur ganz kurz gehalten, aber mit kurzen Löckchen sehr realistisch dargestellt. An der ebenfalls sehr natürlich geformten Augendarstellung, in der nicht nur die Augenbrauen und Augenlider, sondern auch die natürlichen Falten der Augenhöhle exakt wiedergegeben sind, fällt die hohe Lage der Pupille auf, die noch unter dem oberen Rand des Augenlids teilweise verdeckt liegt. Die Frisur ist derjenigen der Statue von Nahlet el3) s. Henri S e y r i g , La grande statue parthe de Shami et la sculpture palmyrienne, Syria, t. X X , 1939, pi. X X V I . 4) Bull, of the Iranian Institute, v o l . V I , no. 1—4, v o l . V I I , no. 1, 1946, Fig. 10.
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Hamrä sehr ähnlich. Die Wellenlinien des Haares umkreisen nach beiden Seiten, von einem Scheitel in der Mittellinie des Kopfes ausgehend, die Stirn bis hinter die Ohren, die sehr sorgfältig herausgearbeitet sind. Leider ist der obere und hintere Teil des Kopfes abgebrochen, so daß man nicht sicher sagen kann, ob über dem das Gesicht umkreisenden Haarkranz ein breites Band die Haare zusammenhält, wie bei der Statue von Nahlet el-Hamrä, oder ob der obere Teil des Kopfes von einer fest anliegenden Kappe bedeckt war. Letztere Annahme hat aber die größere Wahrscheinlichkeit. Einen ästhetisch fast noch schöneren Idealkopf bildet die in Phot. 387/390 abgebildete, etwas kleinere Plastik, die nach den Angaben unserer Gewährsmänner mit dem eben beschriebenen Männerkopf zusammen in nächster Nähe der Grabungen des Kronprinzen in Ghaimän gefunden sein soll. Er wurde nach 1938, als wir ihn noch im Museum von S a n a feststellten, vom Imäm dem Könige von England zum Geschenk gemacht und soll sich nunmehr im British Museum in London befinden. Dieser Kopf ist besser erhalten als der vorige und zeigt in voller Schönheit die eigenartige Frisur, die damals getragen worden zu sein scheint und die bis zu einem gewissen Grade der Haartracht des Mannes angepaßt war. Von einer mittleren Scheitellinie ausgehend umrahmen eine Reihe von senkrecht herabfallenden, gedrehten Locken das ganze Gesicht. Im übrigen sind alle Haare des Kopfes, von einem Scheitelpunkt am Hinterkopf ausgehend, radial angeordnet und scheinen nur die Nackenpartie des Halses von den Lockensträngen frei gelassen zu haben, die aus ihren Enden gedreht wurden. Die Ohren sind von diesen Locken überdeckt, und hinter ihnen scheinen sich die Locken zu Zöpfen verlängert zu haben, die aber nicht hinten, sondern vorne über die Schultern herabgefallen zu sein scheinen. Die Nase dieses Frauengesichtes liegt zwar auch in derselben Ebene wie die Stirn, aber sie zeigt eine leichte Krümmung, nicht über ihre ganze Erstreckung hinweg, sondern nur in der Mitte ihres Scheitels, durch leichte Einbuchtungen von der Stirn und von der Nasenspitze getrennt. Das verleiht dem ganzen Gesicht einen besonders individuellen Charakter. Der kleine Mund ist schön geschwungen, besonders in der Oberlippe. Die Lippen selbst sind durch einen leichten Absatz von der Gesichtshaut plastisch getrennt, als ob man einen geschminkten Mund besonders hervorheben wollte. Die Augen sind weit geöffnet, so daß das ganze Gesicht dadurch einen etwas starren Ausdruck erhält, und die eingetieften, runden Pupillen liegen genau in der Mitte der Augäpfel. Wir kennen keine hellenistische Gesichtsdarstellung aus dem mittelmeerischen Kulturkreis, die diesem Frauenkopf zu vergleichen wäre. Wir neigen daher dazu, ihn ebenso wie den Männer-
kopf von Ghaimän, dem er aller Wahrscheinlichkeit nach zeitlich und der Verwendung gemäß entspricht, demselben parthischen Einfluß zuzuschreiben. Wie wir schon sagten, gehörten die Köpfe wohl zu ganzgestaltigen, bekleideten Statuen, die in Ghaimän aufgestellt waren, nahezu in natürlicher menschlicher Größe. Da Ghaimän wohl sicher eine Residenz, zum mindesten eine Sommerresidenz vorislamischer Könige gewesen ist, so ist bei der Kostbarkeit des Materials und der Schönheit der Ausführung wohl zu vermuten, daß es sich um Porträtstatuen von Herrschern handelte, und zwar wohl um Grabstatuen von Gestorbenen. Wir haben gesehen, daß bei den Grabstatuetten und Porträtköpfen zwischen männlichen und weiblichen Gestaltungen kaum ein Unterschied gemacht wurde. Wir wissen auch, daß in der Mitte des 4. Jahrh. n. Chr., bei den inneren Wirren und Bürgerkriegen, die der ersten axumitischen Besetzung des Landes vorausgingen, eine Königin sogar vorübergehend den sabäischen Thron einnehmen konnte (s. ersten Teil, S. 90/91). Die Frau war also, zum mindesten in den Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung, aber wahrscheinlich auch schon früher, im vorislamischen Südarabien dem Manne, wenn auch nicht gleichgestellt, so doch weitgehend zugeordnet. So wäre es auch nicht erstaunlich, wenn einem Könige gemeinsam mit seiner Gemahlin ein Grabdenkmal dieser Art gesetzt worden wäre. Die Datierung dieser beiden Köpfe ist natürlich bei dem wenigen Material, das wir bisher kennen, außerordentlich schwierig. Wir haben im ersten Teil gesehen (s. S. 49 ff.), daß die Stadt Ghaimän eine lange Geschichte gehabt hat. H. Schlobies, der sich mit diesen Köpfen beschäftigt hat 1 ), nimmt an, daß sie aus dem 1. oder 2. Jahrh. n. Chr. stammen, wahrscheinlich weil aus diesen beiden Jahrhunderten auch die meisten der in Ghaimän gefundenen Inschriftensteine stammen. Wir möchten dazu neigen, sie für jünger zu halten und sie erst ins 3. oder 4. nachchristliche Jahrh. zu setzen, als der parthische Hellenismus in Südarabien, zumindest an den Fürstenhöfen, sich bereits völlig durchgesetzt hatte. Als der Verfasser 1934 nach seiner Abschiedsaudienz beim Imäm durch den Vorhof des Palastes ging, stand dort auf einer Kiste das in Phot. 385/386 abgebildete Bildwerk, das, wie die Diener aussagten, soeben vom 'Amil von 'Amrän an den Imäm gesandt worden war und dort bei einer Ausschachtung gefunden worden sei. Bei der leider nur oberflächlichen Betrachtung der Statue — der innerarabische Krieg war ausgebrochen, und die sa'üdischen Truppen drohten, Hodeida zu besetzen, so daß unsere Abreise eilig 1) Hellenistisch-römische Denkmäler in Südarabien, Forschungen und Fortschritte, Jg. 1934, S. 242—243.
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war — hielten wir das nackte Kind aus Bronze in Kernguß, dessen Kern aus sandigem Lehm noch erhalten war, für eine hellenistische Putte. Der Kopf war abgebrochen und lag neben dem Körper, wurde aber von uns vor der photographischen Aufnahme, da die Bruchflächen gut zusammen paßten, dem Rumpf in möglichst natürlicher Lage notdürftig aufgesetzt. Die beiden Arme und das rechte Bein sind abgebrochen und waren nicht vorhanden. Die ganze nackte Knabengestalt ist außerordentlich naturalistisch wiedergegeben. Der Kopf ist, daran war wegen der Bruchflächen kein Zweifel, zur rechten Schulter hin gewandt. Das Kindergesicht mit der kleinen Nase, dem freundlich geschürzten Mund, den sehr realistisch geformten Augen zeigt einen fröhlich liebreizenden Ausdruck. Das Haar ist über den ganzen Kopf hin kurz gelockt und trägt nur auf dem Scheitel über der Stirn einen spiralig gedrehten, kegelförmigen Haarschopf. Der Körper zeigt in natürlicher Sitzstellung die typischen Bauchfalten eines Säuglings um den Nabel herum. Die Arme, die leider abgebrochen waren, sind anscheinend nach vorne vorgestreckt gewesen, wie um nach etwas zu haschen. Das linke Bein ist in Sitzstellung geknickt, das rechte, abgebrochene Bein scheint in der in Phot. 385/386 wiedergegebenen Stellung in die Luft gestreckt gewesen zu sein. Wenn wir uns nun die ursprüngliche Stellung der kindlichen Figur aus den von allen Seiten vorgenommenen Aufnahmen wieder herzustellen suchen, so erkennen wir, daß sie sicher nicht die der auf der ebenen Fläche des Kistendeckels gemachten Photographie in Phot. 385/386 sein kann. Wir müssen zuerst ein großes rundes Loch berücksichtigen, das direkt unter dem Geschlechtsteil gelegen ist, und zwar nicht herausgebrochen, sondern im ursprünglichen Guß vorgesehen war. Um eine Eingußöffnung kann es sich bei ihm nicht handeln, dazu ist es zu groß. Es ist vielmehr ein im Guß geplantes Loch, durch das die Statue mittels eines Dübels auf ihrer Unterlage befestigt werden sollte. Es ist wohl als sicher anzunehmen, daß diese Dübelbefestigung auf einer horizontalen Fläche senkrecht angebracht gewesen ist. Dann muß die Gestalt aus der Stellung, wie sie Phot. 385/386 zeigt, zum mindesten um 90 Grad nach vorne gedreht werden. In dieser neuen Stellung muß aber das linke Bein über einen Absatz oder eine Stufe nach unten gehangen haben, während dann das rechte Bein ungefähr waagerecht auf einer horizontalen Fläche gelegen haben kann. Wenn man sich diese neue Stellung vorstellt, so kann die Gestalt auf keinen Fall auf einer ebenen Fläche angebracht gewesen sein. Sehr wohl ist aber anzunehmen, daß sie auf dem Schöße einer Frau gesessen hat. Es wäre durchaus denkbar, daß unsere Putte ein Jesuskind auf dem Schöße der Mutter Maria gewesen wäre, was dann durchaus nicht nur mit der Stellung der
Beine, sondern auch mit der gesamten Haltung der Gestalt in Einklang zu bringen wäre. Öer ganze Habitus des Kindes spricht ebenfalls nicht gegen diese Annahme. Wir haben schon im ersten Teil bei der Besprechung der Altertümer von 'Amrän der Vermutung Ausdruck gegeben, daß sich dort ein christliches Heiligtum befunden habe (s. S. 26 ff.). Auf jeden Fall würde die Deutung der Plastik als Christuskind bei der Tatsache, daß im Sabäischen Reich zweimal das Christentum Staatsreligion war, wenn auch unter fremder Besatzung, viel größere Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen, als diejenige als Putte, die doch die Annahme von mittelmeerisdien Überlieferungen voraussetzen lassen müßte, für die wir vorläufig keinerlei Grundlagen besitzen 1 ). Und eine andere Erklärung für die Bedeutung des Bildwerks vermögen wir nicht zu finden. Wir müßten dann aber auf jeden Fall wohl die Datierung seiner Herstellung ziemlich spät setzen, vom 4. bis höchstens in das 6. Jahrh. n. Chr. BILDRELIEFS IN STEIN (Phot. 397/400, Fig. 167) Bildwerke, in denen die dargestellten menschlichen Gestalten nicht in Ruhestellung, wie bei allen bisher besprochenen Darstellungen, die dem Totenkult dienten, sondern in einer Beschäftigung oder Bewegung begriffen wiedergegeben werden, kennen wir seit langem aus verschiedenen Sammlungen aus Südarabien. Derartige „Bildreliefs", wie wir sie nennen wollen, werden aber auch als Falsifikate in Südarabien in großer Menge hergestellt, so daß wir diesen schon nach unserer ersten Reise eine besondere Betrachtung gewidmet haben, vor allem weil sie allem Anschein nach oft echte Bildreliefs als Vorbild benutzt haben 2 ). Die formale Behandlung ist in den wenigen bisher veröffentlichten Bildreliefs seltsam primitiv, vor allem in der Behandlung der Perspektive. Das ist bei dieser Art von Bildwerken verwunderlich, da wir ja aus der vorislamischen Zeit noch eine große Anzahl ähnlicher Bild1) Inzwischen ist bei den amerikanischen Grabungen im W ä d i Beihän 1949/50 ebenfalls in zwei spiegelbildlichen Plastiken aus Bronze ein nackter Knabe auf einem Löwen reitend gefunden worden, gleichfalls in rein hellenistischer Gestaltung. Dieser Knabe in zweifach verschiedener A u s f ü h r u n g hat große Ähnlichkeit mit unserem Knaben aus 'Amrän. Albright (The Chronology .. ., a.a.O., S. 8) datiert die beiden Standbilder vom W ä d i Beihän in das Ende des 2. J a h r h . v. Chr. Unter diesen Umständen ist auch für unseren nackten Knaben aus 'Amrän eine andere Bedeutung und eine wesentlich frühere Datierung möglich. Offen bleibt auf jeden Fall die Bedeutung derartiger nackter Knabengestalten in Südarabien. Im Mittelmeergebiet kennen wir nur die Verbindung des nackten Dionysos-Knaben mit dem Löwen aus Memphis (3—2. J a h r h . v. Chr.) und aus Delos (3. Jahrh. v. Chr.). Hier in Südarabien handelt es sich wohl um den Venus-Knaben. 2) s. Vorislamische Altertümer a.a.O., S. 199—204, Phot. 155 —160, Fig. 153—55.
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werke kennen, vor allem in Siegeln und Amuletten, die, wie wir später sehen werden, doch viel minutiöser sind und aus viel schwieriger zu verarbeitendem Material verfertigt sind und trotzdem wesentlich vollkommenere Darstellungen zeigen. Die Verwendung dieser Bildreliefs war wohl sicher meist ebenfalls mit dem Grabkult verbunden. Das geht eindeutig aus den Inschriften, die auf ihnen angebracht sind, hervor. An welchen örtlichkeiten sie aber untergebracht gewesen sind, ist vorläufig nicht sicher zu entscheiden, wahrscheinlich aber am Grabe selbst, und zwar allem Anschein nach ebenfalls in den auf den Gräbern errichteten Stelen, ob allerdings in Verbindung mit den Porträtköpfen in einer zweiten Nische, oder als Ersatz dieser, vermögen wir nicht zu sagen. Sie stellen im allgemeinen den Toten, entweder in seiner charakteristischsten Tätigkeit, in seiner Berufstätigkeit oder auch mit irgendwelchen Handlungen in Verbindung dar, die für ihn als wesentlich betrachtet zu sein scheinen. Das in Phot. 397 abgebildete Bildrelief nimmt eine Sonderstellung ein, weil es nicht im Flachrelief gearbeitet ist, sondern nur linienhaft in eine geglättete Steinfläche geritzt wurde. Man könnte es unter die Graffiti rechnen, wenn nicht die Hinterseite des Steins ein erhabenes Rechteck zeigte, das andeutet, daß der Stein in einer Nische eingebaut gewesen ist. Im übrigen sind sowohl die Inschrift wie die eingeritzten Gestalten so roh und primitiv gezeichnet, wie wir das sonst nur aus Steinritzungen bei Graffiti kennen. Es soll aber bei diesem Bildwerk auch nicht die Möglichkeit einer Fälschung ausgeschlossen werden, wenn sie auch als solche unter den aus Jemen bisher bekanntgewordenen Fälschungen einzig dastehen würde. Unter der zweizeiligen, umrahmten Inschrift (siehe 3. Teil) sind ebenfalls in einer rechteckigen Umrahmung drei menschliche Gestalten mit ziemlich roher und oberflächlicher Linienführung gezeichnet, die sich mit rechtwinklig im Ellbogen geknickten Armen an den Händen fassen. Die beiden äußeren Gestalten halten die freien Arme in derselben Stellung. Die Beine sind ebenfalls in den Knien im rechten Winkel gebogen, so daß man den Eindruck gewinnt, als wenn der Zeichner einen Reigentanz darstellen wollte. Das Gesicht ist nicht ausgezeichnet und der Körper ist bei allen drei Figuren ein auf der Spitze stehendes Viereck, das in der Mitte durch zwei senkrechte, parallel verlaufende Linien geteilt wird. Mit etwas Phantasie könnte man darin eine sehr einfache Darstellung der ärmellosen Ziegenhaarjacken sehen, wie sie heute noch in Jemen von den Gabilen überall getragen werden. Sicher echt dagegen ist das in Phot. 398 abgebildete Reliefbild zweier Krieger, deren Namen über den beiden Feldern, in denen sie stehen, in
zwei Inschriften als „Waschi' m " und „Wahbi'il" angegeben werden. Sie sind bekleidet und tragen beide Schwert und Lanze. Es handelt sich also bei ihnen um zwei wahrscheinlich gemeinsam im Kampfe gefallene Krieger. Die beiden Gestalten sind spiegelbildlich dargestellt, soweit sie überhaupt im Profil gezeichnet sind. Diese Profilansicht beschränkt sich auf die beiden Füße, die einander zugewandt sind, und auf die Stellung der Arme, von denen die nach innen gerichteten eine auf die Erde gestützte Lanze tragen, während die äußeren Arme, im rechten Winkel gebeugt, auf die Brust gelegt werden. Dagegen wird das Schwert von beiden Figuren an der natürlichen, d. h. linken Seite des Gürtels getragen. In allen übrigen Teilen sind beide Figuren von vorne gesehen, sowohl im Gesicht wie im nackten Oberkörper, an dem die beiden Brüste übermäßig betont sind und sehr achselständig liegen. Das Gesicht ist, ebenso wie bei den meisten Gesichtsdarstellungen auf derartigen Bildreliefs, sehr primitiv, fast kindlich, wiedergegeben mit einer fast kreisrunden Gesamtform, mit ebenfalls kreisrunden Augen, einer langen geraden Nase und geradem, eingekerbtem Munde. Die Kleidung ist bei beiden Figuren insofern etwas verschieden, als nur die eine einen breiten Gürtel trägt. Das gefältelte Hüfttuch fällt bei dieser Figur ferner an einer Seite bis auf die Füße herab, womit wahrscheinlich das herabhängende Ende eines Gürteltuchs angedeutet werden soll. Die Darstellung des gefälteten Hüfttuchs durch parallel verlaufende Kerben, die nur in der Mittellinie, wo also das um den Körper geschlagene Lendentuch endet, unten im spitzen Winkel auseinander verlaufen, ist auch von anderen Bildreliefs bekannt. Es handelt sich bei diesem Bildrelief allem Anschein nach um eine Erinnerungstafel für die beiden gefallenen Krieger, die auf einer Grabstele, unter der vielleicht beide begraben lagen, angebracht worden war.
Fig. 167: Rüdeseite des in Phot. 399 abgebildeten Bildreliefs.
Ebenfalls in zwei Felder geteilt, aber mit zwei Bildreliefs übereinander, die ganz verschiedene Motive darstellen, ist der in Phot. 399 abgebildete Reliefstein. Er ist aus einem Ornamentstein verfertigt, der als Bruchstück an der Rückseite der Reliefplatte noch erhalten ist. Es handelte sich bei diesem Ornamentstein anscheinend um ein Stück eines Bauteils, vielleicht eines Tür- oder Fensterrahmens, da die längste Seitenkante, wie man in Fig. 167 erkennt, leicht abgeschrägt ist.
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Dieser Ornamentstein ist an den beiden kürzeren Seiten abgebrochen gewesen und an seiner Rüdeseite als Bildrelief von neuem benützt worden. Leider ist er dann von neuem zerbrochen, so daß das obere Feld nur zur Hälfte erhalten geblieben ist. Das untere Feld, das ganz erhalten ist, stellt zwei menschliche Gestalten dar, von denen die eine, die größere, auf einem Stuhle sitzt, also anscheinend die Hauptperson des Bildes ist, während die andere, stehende, ein Gefäß in der rechten Hand trägt. Zwischen beiden steht ein Gegenstand, der wohl sicherlich nur als ein Räucheraltar angesehen werden kann. Es handelt sich also offenbar bei der ganzen Szene um eine Opferhandlung, bei der die sitzende Gestalt, die anscheinend ein Schwert an der Seite trägt, wohl dieselbe Figur ist, vermutlich der dargestellte Tote, dessen man gedenken will, der in dem oberen Felde in einer anderen Situation, nämlich als kamelreitender Krieger mit einer Lanze und vermutlich auch einem Schwerte dargestellt wird. Die beiden Gestalten des unteren Feldes sind voll bekleidet, nicht nur mit dem Lendentuch, wie im vorigen Bildrelief, sondern außerdem mit einem den Oberkörper bedeckenden Hemde mit langen Ärmeln. Die Gesichter sind in derselben kindlichen Art wie bei den beiden Kriegern des vorigen Reliefbildes gezeichnet, mit rundem Kopf, runden Augen, gerader Nase, aber nunmehr mit einem durch zwei parallele Kerben betonten Lippenmund. Die Arme sind bei den beiden im Profil dargestellt, ebenso die Füße, während sonst das Gesicht und der Oberkörper von vorne gesehen sind. Die Arme sind bei beiden Gestalten im rechten Winkel gebogen. Bei der sitzenden Figur ist der rechte Unterarm mit ausgestreckter Hand nach oben gerichtet, offenbar in Betstellung, während der linke Unterarm über dem Gürtel vor dem Leibe liegt. Die in Betstellung erhobene Hand mit ausgestreckten Fingern ist besonders sorgfältig modelliert, besser als alle anderen Hände und Füße, so daß man den Eindruck der Betonung erhält. Der Schemel, auf dem die Hauptfigur sitzt, und der Untersatz des Altars sind gleicherweise mit gekreuzten Beinen dargestellt. Bei dem Altar liegt auf diesem Untersatz ein anscheinend zylinderförmiger Aufsatz, dessen längsgerichtete Kerben in der Mitte eine Unterbrechung erfahren, und von dessen oberem Rande ein geschwungener, henkelartiger Handgriff ausgeht. Die stehende Figur trägt in der rechten Hand ein oben waagerechtes, unten rundes, gebauchtes Gefäß, das man wohl als einen Behälter für Weihrauch auffassen kann. Es wird sich wohl bei der ganzen Handlung um einen Gottesdienst mit Weihräucherung handeln. Leider ist das obere Feld mit dem auf einem Kamel reitenden Lanzenträger, also wohl Krieger, zur Hauptsache abgebrochen, so daß man nur
noch die vordere Hälfte des Kamels, seine Hinterbeine, die Füße des Reiters und seine nach vorne unten gestreckte Lanze erkennen kann. Die Kameldarstellung ist primitiv realistisch gezeichnet, mit dem beim Zügeln hoch gehaltenen Kopfe, dem s-förmig gebogenen Halse und den breiten, zweigeteilten Füßen. Es sieht so aus, als wenn das Kamel am Kopfe ein Halfter trägt. Nicht ganz erklärlich sind die drei plastisch dargestellten Ringe oder Bänder, die das Kamel untereinander am Halse trägt. Heute tragen allerdings die Kamele in Jemen häufig Lederriemen um den Hals, an denen Amulette hängen. Ebenso unsicher ist die Deutung des Kreises, den das Kamel an der Schulter trägt. Vielleicht handelt es sich um das Besitzzeichen eines Stammes oder Geschlechts, das ebenfalls heute noch fast alle Kamele in Jemen tragen, allerdings meistens auf der Hinterhand eingebrannt und nur sehr selten an dieser Stelle, wo wir es aber auch mehrere Male beobachtet haben. Die Füße des Reiters hängen über den Bauch des Kamels herunter, und zwar so weit nach vorne, daß der Reiter unbedingt vor dem Höcker gesessen haben muß. Es muß sich also wohl um ein recht kleines Reitkamel gehandelt haben, wie sie heute in Jemen nur im Osten und im Westen des Hochlandes vorkommen, während im Hochlande selbst die Kamele von nahezu riesenhaftem Wuchs sind und nur als Tragtiere benutzt werden. Somit würde auch die Herkunft des Bildreliefs, vom Fuße des Hochlandes im Osten, den noch heute herrschenden Verhältnissen entsprechen. Noch mehr verstümmelt als das eben besprochene ist das in Phot. 400 abgebildete Bildrelief, das ebenfalls einen Krieger mit Lanze und Schwert darstellt. Es ähnelt in der Anlage und Form weitgehend der Kriegerdarstellung des Bildreliefs von Phot. 398, ist aber wesentlich sorgfältiger ausgeführt und unterscheidet sich von ihm vor allem in der Kleidung dahin, daß dieser Krieger am Oberkörper auch bekleidet ist. Vom Gesicht mit seinem kreisrunden Umriß erkennt man vor allem deutlich die gleicherweise kreisrunden Augen. Der Oberkörper ist offenbar mit derselben ärmellosen, vorne offenen Jacke bekleidet, die wir schon in dem Bildrelief Phot. 397 vermuteten, und die noch heute, aus Ziegenhaar gewebt, von den Gabilen des Hochlandes getragen wird. Durch die beiden senkrechten Linien vor der Brust scheint der vorne geöffnete Teil der Jacke angedeutet zu sein. Am linken Arme, der im rechten Winkel gebogen in die Hüfte gestützt wird oder einen Schwertgriff umklammert, sind oben zwei Kerben angebracht, die wohl nur als Armreifen gedeutet werden können. Der rechte Arm, ebenfalls stark gebogen, umklammert mit der Hand die senkrecht auf die Erde gestützte Lanze. Um die Hüften wird ein Gürtel getragen, an dessen linker Seite anscheinend ein Schwertgriff steckt. Unter dem Gürtel beginnt das Lenden-
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tuch, das mit derselben Fältelung gezeichnet wird, wie wir es schon von den anderen Bildreliefs her kennen. Wir können wohl annehmen, daß dieses Bildrelief dieselbe Verwendung gefunden hatte, wie das in Phot. 398 abgebildete, das ihm in der ganzen Anlage so ähnlich ist. Von sonstigen derartigen Bildreliefs aus Stein möchten wir nur auf die beiden schönsten verweisen, die D. Nielsen 1 ) abgebildet hat. Das eine, das auch Grohmann 2 ) abbildet, ist einer Frauengestalt gewidmet, deren Leben als Musizierende mit zwei Dienerinnen in einem Felde, und als Ruhende, auf einem Bette liegend, mit einer Dienerin im anderen Felde dargestellt wird. Das andere, ebenfalls zweifeldig angelegte Bildrelief zeigt oben einen Bauer, der mit zwei Rindern pflügt und eine Hacke in der Hand trägt, während unten drei Gestalten nebeneinander stehen. Mehr als zweifeldige Reliefbilder sind u. W. noch nicht bekanntgeworden.
Zusammenfassend können wir also sagen, daß in der klassisch-sabäischen Zeit, denn dafür spricht auch der Duktus aller Inschriften, die mit diesen Bildwerken verbunden sind, Bildreliefs, die in einem oder zwei Feldern Szenen aus dem Leben der Verstorbenen oder ihre charakteristische Tätigkeit darstellten, wahrscheinlich an den Gräbern und zwar an den Stelen, die über ihnen errichtet wurden, angebracht wurden. Sie zeigen alle, soweit wir bisher Beispiele von ihnen kennen, dieselbe primitive, wenig Unterschiede voneinander aufweisende stilistische Formung. Wir wissen nicht, ob diese Bildreliefs zu gewissen Zeiten oder an bestimmten Orten die Porträtköpfe ersetzten, oder ob sie mit diesen zusammen in Nischenstelen angebracht waren. Wir müssen erst abwarten, bis wir eine größere Anzahl derartiger Bildreliefs kennen, ehe wir ein abschließendes Urteil über sie abzugeben vermögen.
Siegel und Amulette mit menschlichen Darstellungen (Phot. 531, Fig. 168/180) Es soll in diesem Abschnitt nicht auf die Form der behandelten Objekte, die einem besonderen Kapitel vorbehalten wird (s. S. 156), sondern nur auf die auf ihnen angebrachten menschlichen Darstellungen eingegangen werden. Dabei ist es natürlich nicht zu vermeiden, daß Objekte der verschiedensten Form und Bestimmung nebeneinander gestellt und betrachtet werden müssen. Wir halten es aber bei der Tatsache, daß bisher nur eine sehr geringe Anzahl von Objekten dieser Art bekanntgeworden ist, für wichtiger, wenn wir erst einmal die formalen Grundlagen der menschlichen Darstellung, ebenso wie wir das später bei den Objekten mit tierischen Darstellungen machen werden, nebeneinander stellen und miteinander vergleichen, anstatt nur die Gesamtform der Objekte als Grundlage unserer Vergleichung zu nehmen. Wir ordnen also im Folgenden das vorliegende Material, wie wir es bisher immer getan haben, vom primitivsten zum fortgeschritteneren und vergleichen die vorkommenden Darstellungen der menschlichen Gestaltung auf Siegeln und Amuletten nach stilistischen Gesichtspunkten miteinander, ohne vorläufig ihre äußere Gestalt zu berücksichtigen. Das in Fig. 168 abgebildete Objekt aus rötlicher Bronze, anscheinend als Siegel gedacht, ist wenig patiniert und besitzt ovale Form. Die Hinterseite ist nach außen gewölbt, die Vorderseite mit der eingetieften Bilddarstellung ist eben. Die Seitenkanten stehen nahezu senkrecht auf der Vorderfläche. Auf der Bildfläche, die stark abgewetzt ist, so daß die Umrisse der eingegrabenen 1) H a n d b u c h d e r a l t a r a b i s c h e n A l t e r t u m s k u n d e , a . a . O . , S. 166 u . 167, A b b . 57/58. 2) G ö t t e r s y m b o l e , a . a . O . , S. 46, A b b . 112.
Zeichnung teilweise nicht mehr genau festzustellen sind, steht eine anscheinend nackte menschliche Gestalt in der Längsachse des Siegels, die von einem, der Form der Siegelvorderseits angepaßten, ovalen Band eingerahmt erscheint. Die Gestalt ist in Profilstellung, wie aus der Lage der Arme hervorgeht, dargestellt, soweit man das erkennen kann, anscheinend auch der Kopf, der auf einem sehr lang erscheinenden Halse, der an einer Seite des Oberkörpers entspringt, anFig. 168: Siegel a u s rötgebracht ist. Die Arme sind licher Bronze mit menschlicher D a r s t e l l u n g (31. ebenso wie die Füße nach 300. 1931), G e k a u f t in links gerichtet, und ein deutS a n ' ä , angeblich aus lich erkennbares Gesäß weist Beidhä M a ß e : Länge 1,3 cm nach der entgegengesetzten Breite 0,95 cm Seite. Aus den erhaltenen Dicke 0,5 cm Resten der Zeichnung hat es den Anschein, daß die Gestalt zwei nach oben und unten gerichtete Gegenstände in den Händen hält. An der anderen Seite der Gestalt sind in derselben Höhe und Anordnung die Reste von ähnlich geformten Eintiefungen erhalten geblieben, die in keinen Zusammenhang mit der Gestalt zu bringen sind. Einzelheiten einer Modellierung der eingetieften Gestalt sind im übrigen nicht mehr zu erkennen, und das ganze Bildwerk ist so abgewetzt, daß es auch durchaus möglich erscheint, daß die erhaltenen Reste anders zu ergänzen sind, als diese es heute erscheinen lassen. Auf jeden Fall scheint es sich wohl aber um eine recht primitiv dargestellte menschliche Figur gehandelt zu
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haben, die am ehesten mit den auf den Reliefbildnissen aus Stein dargestellten Gestalten zu vergleichen ist. Das Band, das die ganze Gestalt umrahmt, war wohl aus aneinander gereihten Rosetten zusammengesetzt, wie wir solche bisher nur von Bildsiegeln der frühislamischen Zeit aus Südwestarabien kennen. Das Siegel ist in der Längsachse durchbohrt, war also dazu bestimmt, entweder als Glied an einer Schmuckkette, als Anhänger oder mit einem Griff versehen benutzt zu werden. Auf allen sechs Seiten mit Bildwerken versehen und daher wohl nicht als Siegel, sondern als Amulett anzusprechen, ist das in Fig. 169/174 abgebildete rechteckige Kästdien, das in der Längsrichtung eine Durchbohrung aufweist. Es war also zu einer ähnlichen Befestigung bestimmt wie das vorige Objekt, besteht aber aus
Fig. 169—174. A m u l e t t k ä s t c h e n aus schwarzer, a m o r p h e r Kieselm a s s e , v o n sechs S e i t e n g e s e h e n . G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t (43. 15. 63a). M a ß e : L ä n g e 1,4 cm Breite 0,8 cm Dicke 0,6 cm
einer amorphen, tiefschwarzen, achat-ähnlichen Kieselmasse, in die die Darstellungen in Reliefform hineingegraben sind. Die menschliche Gestalt befindet sich an der längeren Schmalseite des Kästchens, das leider an einer Ecke stark abgesplittert ist. Wie auch alle sechs anderen Bildwerke ist sie an allen Kanten leistenartig umrandet, so daß ein vertieftes Feld entsteht, in dem wieder die figürliche Darstellung als erhabenes Relief bis zur ehemaligen Seitenoberfläche stehengeblieben ist. Die beiden breiten Längsseiten sind durch je ein liegendes, raubtierartiges, wahrscheinlich einen Löwen bedeutendes Tier eingenommen, das sehr primitiv, aber zugleich streng stilisiert dargestellt ist. Die größeren Flächen sind bei diesen Tieren durch parallel zueinander angeordnete, lineare Vertiefungen schraffiert. Es hat den Anschein, als ob diese beiden Tiere ihre langen Schwänze über den Rücken geschwungen tragen. Ihre Beine, deren hintere mit zwei Zehen versehen sind, liegen in natürlicher Stellung unter dem Körper, d. h. nach vorne gerichtet und nicht, wie sonst meist bei liegenden Tiergestalten der klassisch-sabäischen Zeit, einander zugewendet, also die vorderen
nach hinten und die hinteren nach vorne eingebogen. Interessant ist hier wie bei den anderen Bildwerken auch, daß dort, wo außerhalb des Bildwerkes selbst in den Feldern größere leere Flächen entstehen, diese durch Dreiedcsreihen, die von der umrahmenden Randleiste ausgehen, oder durch eine mondsichelartige Zeichnung ausgefüllt sind. Die menschliche Gestalt an der langen Schmalseite ist anscheinend eine weibliche, da sie in ein langes, bis auf die Füße herabfallendes Gewand, das nach oben bis über die Brust reicht, gehüllt ist. Seine Fläche ist durch schräg gestellte, parallele Vertiefungen schraffiert, ü b e r dem Oberkörper wird auf einem langen, dünnen Hals der Kopf mit einer anscheinend wallenden Haartracht ohne erkennbare Feinzeichnung herausgearbeitet. Die anscheinend schräg nach oben gehobenen Arme sind durch die Randleiste abgeschnitten. An drei Seiten der Gestalt sind die schon erwähnten Dreiecksreihen von der Randleiste aus dazu bestimmt, die entstehenden leeren Flächen auszufüllen. Die zweite lange Schmalseite ist durch Querleisten in drei gleich große Felder geteilt, die durch Zeichnungen ausgefüllt sind, die man wohl nur als sabäische Buchstaben deuten kann (s. III. Teil). Auch hier erscheint die schon erwähnte Dreiecksreihe in einem Felde. Leider ist das eine Feld fast ganz abgebrochen, und nur ein Rest deutet auf eine Kreisdarstellung. Die beiden kurzen Schmalseiten tragen in der Mitte die Durchbohrung, die von beiden Seiten aus nur durch Ornamente, Dreiecke und Quadrate umrahmt ist. Wiederum eine andere Form der Verwendung, und zwar als Siegelring, zeigt das in Phot. 531 und Figur 175/176 abgebildete Objekt. Dieser Ring besteht aus einer goldfarbigen Bronze, wahrscheinlich einer Legierung aus Kupfer und Zink. Die Platte, die die eingegrabene menschliche Gestalt auf einer fast quadratischen Fläche trägt, ist dem eigentlichen Ring aufgesetzt, der an seiner der Platte abgewendeten Seite so stark abgetragen ist, daß er hier sogar durchgewetzt wurde. Der Siegelring muß also lange an einer Hand getragen worden sein, die an körperliche Arbeit gewöhnt war. Die Zeichnung der Siegelfläche ist ebenfalls stark abgenutzt, läßt aber die
Fig. 175—176: R i n g s i e g e l a u s g o l d f a r b i g e r Bronze mit a u f g e l ö t e t e r P l a t t e (s. Phot. 531). G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t (43. 15. 48b). M a ß e : P l a t t e 1,4 X 1,3 X 0,25 cm Ring-Durchmesser 2,1 cm
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Umrisse der dargestellten Gestalten, einer menschlichen Figur mit zwei Köpfen und einer liegenden Tierfigur, die man wohl nur als Ziege oder Gazelle deuten kann, mit beiderseits nach einwärts geschlagenen Beinen, also in der für die klassisch-sabäischen Zeit typischen Haltung, deutlich erkennen. Die menschliche Gestalt zeigt bei der sehr sorgfältigen, fast als realistisch zu bezeichnenden Ausführung der eingetieften Reliefzeichnung eine nahezu groteske Formung mit den im rechten Winkel nach außen gestellten Beinen und den wulstartig hervortretenden Kniegelenken, mit dem schmalen Unterleib sowie den in extrem weiblicher Form gezeichneten Brüsten, die fast den ganzen Oberkörper bilden, mit den beiden, aus dem Oberkörper sich herausgabelnden Hälsen und mit den beiden darauf sitzenden, nach beiden Seiten voneinander fortschauenden, im Profil dargestellten großen, bärtigen Köpfen mit der übermäßig betonten Nase und den wulstig vorspringenden Lippen. Die Stellung der ganzen Gestalt muß uns wohl sofort an die typische Darstellung des ägyptischen Dämonengottes Bes erinnern, zu dessen ganzer Gestaltung ja auch die Bärtigkeit des Gesichtes passen würde. Der linke Kopf ist leider so stark abgeschliffen, daß man nur ungefähr vermuten kann, daß er dem zweiten Kopf annähernd spiegelbildlich entsprochen haben muß. Aber eine derartig geformte doppelköpfige Gestalt ist u. W. weder von den zahlreichen und vielgestaltigen Bes-Darstellungen im ganzen Vorderen Orient, noch von anderen mythischen Gestaltungen des Altertums, soweit wir das übersehen können, vorläufig bekannt. Es muß sich u. E. daher bei dieser grotesken Figur um eine Kombination verschiedener mythischer Gestalten in Südarabien handeln, bei denen aber wohl nahezu sicher die Gestalt des Gottes Bes eine gewisse
Fig. 177: Wadisabdruck eines Siegelsteins aus bläulich milchweißem Achat. Abgedrückt in San'ä, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1934a) Maße: Länge 1,5 cm Breite 1,0 cm
in die klassisdi-sabäisdie Zeit zu setzen ist. Vielleicht handelt es sich bei dieser Darstellung um eine Vermischung der ägyptischen Bes-Figur mit dem griechischen Januskopf-Motiv, die vielleicht in den letzten Jahrhunderten v. Chr. in Südarabien erfolgt sein kann, wobei dann die dabei unverständliche Hinzufügung der liegenden Gazelle auf Einflüsse aus dem Zweistromlande zurückzuführen sein würde. Die in Fig. 177 abgebildete Zeichnung ist von einem Wachsabdruck gemacht worden, der in San'ä 1931 von einem Siegelstein genommen wurde, den ein vornehmer Araber, der Finanzminister 'Ali Sabära, in einem modernen Goldring eingefaßt trug. Der Stein war bläulich milchweiß, und die eingeschnittene Zeichnung ist sehr kunstvoll gefertigt. Die Darstellung zeigt einen auf einem ungesattelten Pferde reitenden Krieger, der in der einen Hand einen Dolch oder ein Schwert, in der anderen einen anderen Gegenstand, vielleicht eine Schleuder, trägt. An der Darstellung des Pferdes fällt vor allem der lange, dünne Schwanz mit einer Verdickung am Ende auf, ferner die Darstellung der Mähne durch eine Reihe aufrecht stehender, spitzer Dreiecke. Der Reiter trägt anscheinend nur ein Lendentuch und entweder ein Kopftuch oder, je nachdem man die Zeichnung deuten will, eine seitlich am Kopf herabhängende Locke. Der Kopf des Pferdes ist anscheinend gezäumt. Die freien Räume der Siegelfläche, außerhalb der bildlichen Darstellung, sind durch füllende Ornamente eingenommen: hinter dem Reiterbild durch das Mond-Venus-Symbol der Mondsichel mit der Scheibe, das ja heute noch das herrschende Symbol im ganzen islamischen Orient geblieben ist, über dem Schwanz des Pferdes durch einen sechszackigen Stern und unter dem Bauche und vor der Brust des Pferdes durch unregelmäßig gezackte Sternfiguren. Derartige Ausfüllungen leerer Räume durch Scheiben, Sterne und andere Symbole sind uns ja weitgehend auch von anderen altorientalischen Siegelbildern bekannt, vor allem aus dem Zweistromlande und aus Persien, der Heimat vor allem der Rollsiegel. Sie sprechen für eine Beeinflussung unseres Siegels in Fig. 177 aus diesen Räumen. Im übrigen war dieses Siegel anscheinend nicht durchlocht, hatte also wohl ursprünglich als Ringstein Verwendung gefunden.
Fig. 178: Wachsabdruck eines Siegelsteins aus gelblichem Karneol. Abgedrüdct in San'ä, unbekannter Herkunft (31. 300. 1934b) Maße: Länge 1,8 cm Breite 0,9 cm
Rolle mitgespielt haben muß. Die Realistik der Zeichnung läßt uns vermuten, daß bereits eine griechische oder hellenistische Beeinflussung stattgefunden hat. Die ganze Haltung der Tierfigur spricht ebenfalls dafür, daß das Objekt noch
Ein anderer Wachsabdruck wurde 1931 von einem in Fig. 178 abgebildeten Siegelstein aus gelblichem Karneol genommen, den ein anderer vornehmer San'äner, in einen modernen Ring eingefaßt, an der Hand trug. Der eckig ovale Stein trägt als einzige Darstellung einen Vogelmenschen in sorgfältiger Steinschneidearbeit. Vogelmenschen, d. h. menschliche Gestalten mit Flügeln, sind uns aus dem Alten Orient weitgehend bekannt, vor allem- von Rollsiegeln aus dem Zweistromlande und Persien (Elam). Sie hatten dort wohl anfänglich die Bedeutung der
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personifizierten Sonne. Eine andere geflügelte Gestalt wurde auch mit Vogelfüßen dargestellt, ist aber in ihrer Bedeutung unbekannt, wenn sie auch auf jeden Fall als eine „ungute" Gestalt anzusehen ist. Das auffälligste an unserem Vogelmenschen vom Siegel Fig. 178 ist aber einmal, daß er außer den Vogelflügeln noch einen ausgesprochenen Vogelschwanz trägt, und daß er außerdem noch mit einem Hute dargestellt ist, den man nur mit dem bekannten Reisehut (petasos) des griechischen Gottes Hermes vergleichen kann. Auch der diesem Gott stets beigefügte Reisestab fehlt unserer Gestalt nicht. Es scheint sich in diesem Siegel also ebenfalls um eine altorientalische Überlieferung, vermischt mit einem eingedrungenen griechischen Einfluß zu handeln. Allerdings vermögen wir nichts darüber auszusagen, welche neue Bedeutung dieser Vogelmensch nunmehr im südarabischen Mythos eingenommen hat. Die Gestalt hebt den linken Arm mit ausgestreckter Hand nach oben, eine Geste, die in ihrer Bedeutung völlig unklar erscheint. Im übrigen ist der Körper in seiner Formung durchaus realistisch und wohlproportioniert dar-
Fig. 179—180: K a m e e a u s schwarz u n d w e i ß g e h i n d e r t e m Achat. G e k a u f t in S a n ' ä , unb e k a n n t e r H e r k u n f t . (31. 300. 1935) M a ß e : Länge 1,8 cm Breite 1,1 cm Didce 0,4 cm
gestellt, audi in richtiger Profilstellung. Eine Durchbohrung wies dieser Stein, soweit man das in seiner Fassung beobachten konnte, nicht auf. Ein außerordentlich kunstvoll gearbeitetes Stück der Steinschneidekunst stellt die in Fig. 179/180 abgebildete Kamee dar. Sie besteht aus einem schwarz und weiß gebänderten Achat und ist so zugeschnitten, daß eine nur sehr dünne, weiße Schicht über einer schwarzen liegt, die die Hauptmasse des Steins bildet. Am Rande ist der ovale Stein oben nach außen und unten nach innen zu abgeschrägt. So entsteht eine schwarze Umrandung der weißen Oberfläche des Steines, in die das dargestellte Bildwerk eingegraben ist, und zwar nur so tief, daß an den tiefsten Stellen der schwarze Untergrund noch erreicht wird und an den weniger tiefen Stellen nur durchschimmert. Dadurch erhält das Bildwerk einen besonders plastischen Ausdruck.
Das Bildwerk selbst stellt einen offenbar weiblichen Kopf dar, der ringsum von einem Haarkranz umrahmt wird, ü b e r der Stirn liegt dieser in einem waagerechten, von einem Scheitel geteilten Streifen, von dem links und rechts die Haarsträhnen nach oben und außen gerichtet sind, um beiderseits in einem Haarbüschel zu enden. Schläfen und Wangen werden bis unter das Kinn hin von gedrehten, immer schmäler werdenden Locken oder Zöpfen umrahmt, die unter dem Kinn in spitzen, einander überkreuzenden Enden auslaufen. Das Gesicht ist breit, mit schmaler Stirn und breiten, runden Wangen. Die Augen werden durch zwei linsenförmige Einschnitte mit einer runden Pupille im Zentrum gebildet. Stirn und Augenumrahmung samt der Pupille wirken bei der in letzterer erreichten, schwarzen Unterschicht besonders ausdrucksvoll. Sie erscheinen in einem Wachsabdruck besonders plastisch, ebenso wie die Nase, die in der Wurzel spitz beginnt, sich in der Mitte verdickt und zugleich krümmt, um sich dann wieder zu verdünnen und mit weit ausladenden Flügeln nach unten breit und waagerecht abgeschnitten zu enden. Eigenartig sind Mund und Kinn zum Ausdruck gebracht: ersterer durch zwei waagerechte, voneinander abständige Linien, resp. Einkerbungen oder Wülste, letzteres durch eine leicht konkav nach oben gekrümmte Einkerbung oder Erhebung gebildet, je nachdem man die Kamee selbst oder einen Abdruck von ihr betrachtet, ü b e r dem waagerecht abgeschnittenen Scheitel entspringen rechts und links zwei Gebilde, die sich nach oben zu einander zuwenden und mit zwei einander zugekehrten Verdickungen enden. Man kann diese Gebilde wohl nicht anders denn als Schlangenleiber mit Köpfen deuten. Sie als Stengel mit Blütenknospen anzusehen, wird einem bei diesem Bildnis kaum in den Sinn kommen. Das ganze Gesicht ähnelt seiner Technik nach, vor allem in der Darstellung der Augen, des Mundes und des Kinns stark den allerdings meist nur im Profil dargestellten Königsköpfen auf sabäischen Münzen. Es spricht aus dem außerordentlich ausdrucksvollen Gesicht eine gewisse Grausamkeit oder Unerbittlichkeit. Man muß bei der ganzen Anlage der Darstellung natürlich sofort an ein Medusenhaupt denken, besonders wegen der beiden Schlangen, die aus ihrem Scheitel hervortreten. Wahrscheinlich wird es sich wohl auch ursprünglich um ein solches gehandelt haben, aber in einer in Südarabien erfolgten Transformation, da wir ähnliche Medusenhäupter aus dem Mittelmeergebiet nicht kennen. Es ist erstaunlich, wie hoch die Steinschneidetechnik sich in diesem Stück, das wir auf keinen Fall für eine Importware halten, bereits entwickelt zeigt. Aber wir finden Beispiele hochentwickelter Reliefdarstellung ja auch auf vielen Münzen aus den letzten Jahrhunderten v. Chr.
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Die tierischen plastischen Darstellungen (Phot. 401/470, Fig. 181/188) Ähnlich wie bei den plastischen menschlichen Bildwerken finden wir alle Werkstoffe, die wir dort kennengelernt haben, auch bei den plastischen tierischen Darstellungen wieder, also Naturstein, gebrannten Ton und Metalle, und wahrscheinlich werden wir auch eines Tages derartige Bildwerke aus Holz auffinden. Dagegen sind die tierischen Darstellungen naturgemäß ganz anderen Verwendungszwecken dienstbar gewesen als die menschlichen. Die größte Anzahl der Darstellungen verschiedener Tierarten sind sogenannte Symboltiere, d. h. Tiere, die den einzelnen Vertretern des altarabischen Pantheons, ursprünglich der Dreiheit von Astralgöttern, des Mondes, der Sonne und der Venus, fest zugeordnet waren. Wir sahen bereits früher, daß, soweit wir bisher wissen, im südarabischen Kultus ursprünglich zwar Darstellungen von Naturgottheiten vorgekommen sind, daß aber in der minäosabäischen Periode anscheinend keinerlei menschliche Götterbilder zugelassen worden sind. A. Grohmann hat sich in einer eingehenden Arbeit mit den südarabischen Symboltieren beschäftigt 1 ). Solche Tierarten sind der Steinbock, die Antilope, das Rind, der Löwe, das Pferd, die Schlange, der Drache und der Adler. Wir finden in den im Folgenden beschriebenen Objekten fast alle diese Symboltiere vertreten. Nur eine Tierdarstellung, die des Kamels, die wir in mehrfacher Wiederholung dargestellt gefunden haben, können wir vorläufig nicht als Symboltier dem südarabischen Kult einreihen. Das Kamel hatte anscheinend, wie wir sehen werden, eine andere Bedeutung, und wir setzen es daher an den Anfang unserer Betrachtung, die wir unabhängig von dem Werkstoff, aus dem die Objekte verfertigt worden sind, nach Tierarten gliedern wollen. Wir sahen oben, daß die menschlichen Darstellungen im sabäischen Astralkult hauptsächlich Bildwerke von Verstorbenen waren, daß sie also hauptsächlich dem Grabkult angehörten, wenn sie nicht als Stiftungen an die Tempel, deren eigentliche Bedeutung uns aber noch weitgehend unklar blieb, gegeben wurden, oder als Importwaren fremder Kulte Amulettcharakter besaßen. Bei den tierischen Darstellungen, vor allem wenn es sich um Symboltiere handelt, tritt nun aber ein anderes großes Verwendungsgebiet in die Erscheinung, nämlich dasjenige des ornamentalen Schmucks, sei es an Kultgeräten, an Kultbauten oder überhaupt allgemein in der
Architektur. Dabei spielten das Rind, und zwar meist nur in der Form des Stierkopfes, als das Symboltier des Mondgottes 'Almaqah, und der Steinbock, als das Symboltier ursprünglich wohl des Venusgottes 'Attar, eine ganz überwiegende Rolle. Der Steinbock wurde später anscheinend ebenfalls mit dem Mondgotte verbunden, ähnlich wie das Mondsichel-Stern-Symbol, das wohl auch eine ähnliche Wandlung durchgemacht hat. Mond- und Venus-Gottheiten waren wohl im südarabischen Kultus die beiden Hauptgestalten, gegenüber denen die Sonnengottheit Schams stark zurückgetreten ist. DAS KAMEL (Phot. 401/414) Es wurde schon gesagt, daß das Kamel in Südarabien niemals als Symboltier einer der drei Gestirnsgottheiten betrachtet worden ist. Das mag daran liegen, daß trotz der großen wirtschaftlichen Bedeutung, die das Kamel in dem ganz auf dem Verkehr auf der Weihrauchstraße beruhenden Zentrum der südarabischen Kultur besaß, es erst in geschichtlicher Zeit, wahrscheinlich um die Wende vom 3. zum 2. Jahrtausend v. Chr., hier eingeführt worden ist, also als eine Neuerung betrachtet werden muß. Das Pferd ist allerdings, obwohl es noch jünger im Lande ist, zum Symboltier geworden. Die Geschichte des einhöckerigen Kamels ist noch weitgehend umstritten 2 ). Wir wissen noch nicht mit Bestimmtheit, d. h. durch geologisch festzulegende Knochenfunde, wo sich die Heimat des wilden Kamels befunden hat. Es ist aber anzunehmen, daß sie sich ursprünglich mit der des zweihöckerigen Kamels berührt hat und erst in der Eiszeit von dieser Art getrennt worden ist. Auf keinen Fall scheint das einhöckerige Kamel in der Nacheiszeit in der Arabischen Halbinsel wild vorgekommen zu sein. Die größte Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß es im Wildzustande nur im nordöstlichen Afrika beheimatet war. Die Domestizierung des einhöckerigen Kamels muß vor 3000 v. Chr. erfolgt sein, denn aus dieser Zeit sind die beiden ältesten Darstellungen von Lastkamelen zu datieren, die in Ägypten aus dem Fayüm und an der Phönizischen Küste aus Byblos stammen 3 ). In dieser Zeit scheint es also schon von Ägypten über den Isthmus von Suez nach Phönizien gekommen zu sein. In Ägypten scheint es dann später keine Verwendung mehr gefunden zu 2) S. 18, Anm. 1. 3) S c h ä r f t , Abusir el-Meleq I, S. 40, Taf. 24.
1) Göttersymbole und Symboltiere auf südarabisdien Denkmälern a.a.O.
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haben, wahrscheinlich weil es als unreines Tier betrachtet worden ist. Erst zwei Jahrtausende später scheint es von neuem seinen Einzug in Ägypten genommen zu haben. Es ist vorläufig auch noch unverständlich, warum das Kamel von der Phönizischen Küste erst um 2000 v. Chr. seinen Einzug in Mesopotamien gehalten hat. Auch hier wird es wohl lange Zeit als unrein betrachtet worden sein. Auf jeden Fall müssen wir wohl annehmen, daß die Anfänge der Weihrauchstraße ohne das für Wüstenreisen so nützliche Kamel vonstatten gegangen sind, wohl nur mit Hilfe des Esels, der aber schon seit sehr alten Zeiten als domestiziert zu betrachten ist, und mit menschlichen Lastträgern. Von wo aus das Kamel dann seinen Siegeszug über die Arabische Halbinsel angetreten hat, ist noch völlig unklar. Es ist aber zu vermuten, daß dies von Mesopotamien aus erfolgte, und zwar nicht vor dem Beginn des 2. Jährt, v. Chr. Wir haben schon früher erwähnt, daß die Ausbreitung der Hebräer, die um diese Zeit als Halbnomaden an der Grenze zwischen Wüste und Fruchtland in Mesopotamien lebten, über den ganzen Vorderen Orient, bis nach Ägypten und Anatolien hin, mit dem Auftreten des Kamels in Mesopotamien gleichzeitig erfolgte und vielleicht mit ihm in Verbindung zu bringen ist. Denn erst das Kamel ermöglichte die Erschließung großer Oasenbezirke, sowohl in Arabien wie in der Libyschen Wüste, und mußte den Verkehr auf der Weihrauchstraße außerordentlich erleichtern, an deren nördlicher Verzweigung sich ja um dieselbe Zeit die Hebräer in Kanaan festsetzten. Die Ansicht Albright's 1 ), daß das Kamel in der Arabischen Wüste als Wildtier heimisch gewesen sei, und erst am Ende des 2. Jährt, v. Chr. hier domestiziert worden sei, hat auf keinen Fall Wahrscheinlichkeit. Die Isrealiten werden nach der Ägyptischen Gefangenschaft bis zur Wiedereroberung ihres früheren Stammlandes im nördlichen Hedjäz als Halbnomaden mit Kleinvieh und Eseln gelebt haben, aber sicher schon das Kamel auf der Weihrauchstraße vorgefunden haben. Auf welchem Wege das Kamel dagegen sein Erscheinen auf der eigentlichen Weihrauchstraße genommen hat, ist eine der wichtigsten Fragen der alten Geschichte, ob von Norden von der Phönizischen Küste oder von Osten von Mesopotamien. Am wahrscheinlichsten erscheint mir, daß es schon um die Wende vom 3. zum 2. Jährt, v. Chr. von Mesopotamien über die Küste des Persischen Golfs und die Oasen Hufhüf, Jamäma, Aflädj, Khardj und das Wädi Dawäsir nach Nedjrän gelangte und damit die Weihrauchstraße erreichte. Leider geben auch die bisher gefundenen Kameldarstellungen keinen chronologischen Aufschluß in dieser Frage. Die uns aus dem Meschriq, also der Gegend der alten Weihrauchstraße am Ostfuß des jeme1) Zur Zähmung des Kamels, in ZAW 62, 1950, S. 315.
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nitischen Hochlandes, von dortigen Gabilen überbrachten Kamelstatuetten aus gebranntem Ton sollen nach den Angaben ihrer Überbringer aus alten Gräbern stammen, waren also allem Anschein nach Grabbeigaben. Die einen sprachen von Höhlengräbern, die anderen von Erdgräbern. Einzelne behaupteten, sie in denselben Gräbern gefunden zu haben wie die menschlichen Tonstatuetten. Alle diese Angaben waren aber zu unsicher, um daraus Schlüsse auf ihr ungefähres Alter zu ziehen. In den Höhlengräbern, die Miß Caton-Thompson 2 ) in Hureidha ausgegraben hat, fanden sich viele Grabbeigaben der verschiedensten Art, aber keine menschlichen oder tierischen Darstellungen. Wohl aber berichten uns viele Inschriften von Stiftungen von Statuetten, auch von Kamelen, an Gottheiten, d. h. an ihre Tempel, ohne daß wir aber bisher genau wissen, aus welchem Grunde gerade solche Stiftungen gemacht worden sind. Wir können also vorläufig nichts Genaueres über die Bedeutung derartiger Grabbeigaben oder Stiftungen aussagen, halten es aber nach ihrem ganzen Habitus für durchaus möglich, daß einzelne bis ins 2. Jährt, v. Chr. zurückzudatieren sind. Eigenartig erscheint es, daß die meisten dieser Kamelstatuetten aus Ton nicht als Opfertiere, also etwa anstatt eines lebenden Tieres, dargestellt, sondern mit einem Sattel versehen sind. Das spricht m. E. dafür, daß es sich bei diesen Statuetten doch um Grabbeigaben handelt, indem man dem Toten ein gesatteltes Tier zur Verfügung stellte neben vielen anderen Gaben, die er im Leben gebraucht hatte. Dieser Sattel kann nur als Reitsattel und nicht als Lastsattel gedeutet werden. Er liegt immer sehr weit hinten, auf halber Strecke zwischen dem Höcker und dem Schwanz. Anders sind die beiden Kamelstatuetten aus Bronze gestaltet. Die eine trägt nur einen Ring um den Hals, die andere dagegen einen Aufbau über dem Höcker, den man doch wohl nur als Kamelsänfte deuten kann. Diese Tatsachen sprechen u. E. mehr dafür, daß es sich um Tempelstiftungen und nicht um Grabbeigaben handelte. Die am vollständigsten erhaltene Kamelstatuette aus Ton ist in Phot. 401/402 abgebildet. Trotz starker Korrosion der recht hart gebrannten Tonmasse sind die ursprünglichen Formen der ganzen Figur gut erkennbar: die verhältnismäßig plumpe Form der Beine, deren vordere nach vorne, die hinteren nach hinten gerichtet sind, ohne anscheinend eine feinere Gliederung aufgewiesen zu haben. Realistischer ist der Rumpf gestaltet, der relativ schlank mit einem hohen Höcker, der durchaus der natürlichen Form entspricht, versehen ist, während der Schwanz wiederum unnatürlich breit erscheint. Der Hals ist nach vorne gestreckt, und der Kopf nach oben gehoben, als wenn ein Reitkamel plötzlich ge2) The Tombs and Moon Temple, a.a.O.
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zügelt wird. Die Ohren scheinen gut herausgearbeitet gewesen zu sein, anscheinend auch die Augen, während sonst die feinere Gliederung des Kopfes weitgehend zerstört erscheint. Sehr eigenartig ist eine Durchbohrung, die an der Grenze zwischen Kopf und Hals von oben nach unten schon vor dem Brennen der Tonplastik angebracht gewesen sein muß. Da dieselbe Durchbohrung an derselben Stelle sich auch bei der in Phot. 403/404 abgebildeten Kamelstatuette findet, muß sie einen bestimmten Zweck erfüllt haben, der aber nicht ohne weiteres zu bestimmen ist. Man könnte an eine Aufhängemöglichkeit, entweder der geformten Tonplastik vor oder während des Brennens oder der fertigen Plastik innerhalb des Raumes, in dem sie eine Verwendung finden sollte, am wahrscheinlichsten innerhalb eines Höhlen-Grabes, denken. Der nur als Reitsattel zu deutende Wulst auf dem hinteren Teil des Rückens hinter dem Höcker reicht nur bis zur Hälfte der Flanken des Körpers seitlich herab. Er zeigt nicht die scharfe Sattelkante, die wir bei den nächsten Kameldarstellungen erkennen werden, doch kann diese durch die starke Korrosion abgeschliffen worden sein. Die gesamte Gestaltung dieser Kamelfigur spricht für eine starke, stilgewollte Formungskraft und kann wohl am ehesten eine Grabbeigabe für einen im Wüstenverkehr tätigen Kamelreiter gewesen sein. Große Ähnlichkeit mit diesem Bildwerk besitzt das in Phot. 403/404 abgebildete, das leider nur noch ein Torso ohne Beine und Hinterteil ist, aber im übrigen an seiner Oberfläche besser ererhalten ist als das vorige. Dieses Kamel ist im Körper, am Hals und Kopf noch naturalistischer gestaltet und zeigt auch noch Reste einer ehemaligen Rotbemalung, was uns ein Beweis dafür zu sein scheint, daß es für den Totenkult bestimmt war. Im übrigen ist die Haltung des nach oben gestreckten Kopfes dieselbe wie bei der vorigen Figur. Die Durchbohrung zeigt hier noch deutlich die vor dem Brennen in der noch plastischen Masse aufgewulsteten Ränder. Auch der Sattelwulst ist hier viel vollkommener erhalten, mit einer konkav gebogenen Fläche zu einer scharf gekanteten ausgezähnten Rückenlehne übergehend, die nach hinten senkrecht abschneidet. Die ganze Gestaltung zeigt noch deutlicher die Absicht, ein gesatteltes Reitkamel darzustellen, das wohl nur als Grabbeigabe eines verstorbenen Kamelreiters «gedeutet werden kann. Bei den vier Torsen, die in Phot. 405/406, Phot. 407/408, Phot. 409/410 und Phot. 411/412 abgebildet sind, und bei denen, ebenso wie bei einem anderen nicht abgebildeten Stück aus Bronze (31.300.1879), nur der Körper erhalten geblieben ist, fehlen bei dem ersten und letzten alle Andeutungen eines Sattels, während er bei allen anderen gut erkennbar dargestellt ist. Bei dem in Phot. 405/406 abgebildeten Torso, bei dem sicher keine Satteldarstellung vorhanden
war, sind die Ansätze der Hinterbeine so weit erhalten, daß man annehmen kann, daß die ganzen Beine ziemlich senkrecht stehend dargestellt waren, also nicht wie bei der in Phot. 401/402 abgebildeten Tonstatuette und bei den beiden in Phot. 413 und 414 abgebildeten Bronzestatuetten mit nach vorne und hinten gespreizten Beinen. Dagegen ist der Sattel an den drei folgenden Statuetten, Phot. 407/408, Phot. 409/410 und Phot. 411/412, gut erhalten geblieben, besonders bei dem in Phot. 407/408 abgebildeten Torso, wo er ebenfalls den scharf abgeschnittenen Außenrand aufweist, wie bei der in Phot. 403/404 abgebildeten Statuette, sogar anscheinend einschließlich einer Zahnung am Rande. Weniger scharf gerandet, aber vielleicht nur durch Korrosion abgerundet, von der das ganze Stück stark mitgenommen wurde, ist der Sattel bei dem in Phot. 409/410 abgebildeten Stück. Sehr eigenartig ist der allerdings stark zerstörte Torso Phot. 411/412, der kurz vor dem Höcker noch zwei seitliche Flügel an jeder Seite aufweist, die man eventuell als Andeutung eines den ganzen Höcker bedeckenden Sattels, dann allerdings eines Packsattels, deuten kann. In voller Gestalt erhalten sind die beiden Kamelstatuetten aus Bronze, bei denen die Beine nicht senkrecht stehen, sondern wie bei der Tonstatuette Phot. 401/402 nach vorne und hinten gespreizt dargestellt sind. Die in Phot. 413 abgebildete Statuette zeigt die ziemlich realistisch dargestellten, typischen Kamelplattenfüße, die noch auf einem allerdings abgebrochenen Podest stehen, der wohl nicht Rest einer Standplatte, sondern eines Stangengerüstes ist. Das läßt darauf schließen, daß diese Kamelstatuette die Krönung irgendeines Gerätes gebildet hat, vielleicht des Deckels eines Räuchergerätes oder eines sonstigen Kultgerätes. Die Gestalt ist sonst wesentlich ruhiger geformt als die Tonplastik in Phot. 401/402. Vor allem wird der Kopf fast waagerecht getragen mit leichter Neigung nach unten und nicht in die Höhe gestreckt wie bei der Tonplastik und wie auch bei der anderen Bronzeplastik von Phot. 414 mit der Sänfte. Die Andeutung eines Sattels ist nicht zu erkennen, dafür aber ein breites Band in der Mitte des Halses, dessen beide Enden vorne gekreuzt sind und schräg nach unten herabhängen. Die Deutung dieses Bandes ist schwierig, das wohl nur mit ähnlichen Bändern zu vergleichen ist, mit denen Rinder dargestellt werden, wie z. B. bei dem in Hugga gefundenen Relief 1 ), auf dem ein mit einem Bande versehenes Rind von einem Löwen geschlagen wird. In Jemen tragen heute sowohl Rinder wie Kamele ähnliche Bänder, an denen meist eine Glocke hängt, wenn sie ohne Hirten auf die Weide getrieben werden, oder irgendwelche Amulette. Als letztere deuteten wir auch die drei Ringe, die das Reitkamel auf dem in Phot. 399 1) Vorislamische Altertümer, a.a.O., S. 60, Phot. 28.
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abgebildeten Bildrelief trägt (s. S. 109). Im übrigen ist die ganze Gestaltung des Kamels von Phot. 413 recht realistisch und zeugt von einem guten technischen Können. Wesentlich stärker stilisiert erscheint demgegenüber die in Phot. 414 dargestellte Kamelfigur mit einem hohen, kastenartigen Aufbau auf dem Rücken. Die Beine sind nur zwei gerade gerichtete, leicht schräg nach vorne und hinten gestreckte, unten abgeplattete, ungeformte Gebilde. Der Körper überbrückt die beiden Beinpaare in einem Bogen und endet hinten in einem unförmigen, unrealistischen Schwänze. Nur der S-förmig gebogene Hals und der schräg nach oben gestreckte Kopf sind etwas naturalistischer gestaltet und lassen das Bildwerk als Kameldarstellung erkennen. Das Gebilde, das sich zu erheblicher Höhe über dem Höckersitz erhebt, ist zylindrisch geformt, verdickt sich leicht nach oben und endet mit einem anscheinend nach allen Seiten überstehenden Rande, also einer Art von Dach. Dieses Gebilde auf dem Rücken des Kamels kann wohl nur als Sänfte gedeutet werden, als ein Stangengerüst, das mit Tüchern verhängt wird und das heute noch zum Transport vornehmer Frauen dient. In vorislamischer Zeit wurde bei den Kamelnomaden Nordarabiens in einem solchen Gerüst, das „bait" oder „qubba" genannt wurde, das Stammesheiligtum bei Kriegszügen dem Stamme vorangetragen auf einem besonders schönen Kamel und während des Kampfes von nackten Jungfrauen umtanzt. Bei den Ruwalla in Nordarabien soll dieser Brauch noch heute geübt werden. Das Gerüst soll Abu Zhür el-Markab oder Markab el-Uthfah genannt werden. Auch der Mahmal, der den verschiedenen Pilgerkarawanen in islamischer Zeit vorangeführt wurde, besaß diese Sänftenform. Ob es sich bei diesem Bronzebildwerk um eine solche Sänfte, vielleicht ein Stammessymbol, gehandelt hat, kann natürlich ohne weiteres Material nicht entschieden werden. Auch bei dieser Kamelstatuette handelt es sich wohl kaum um eine Grabbeigabe, sondern eher um eine Stiftung an eine Gottheit oder für einen Tempel. DAS RIND (Phot. 415/428, Fig. 181/184) Es gibt heute in Südarabien zwei Rinderrassen, das Zeburind und eine kleinere höckerlose Rinderart. Das Rind muß in Südwestarabien auf jeden Fall über See eingeführt worden sein, da die großen Wüstenstrecken, sowohl im Norden wie im Osten, eine Einführung zu Lande unmöglich machten. Wann diese Einwanderung erfolgt ist und woher, ob von Afrika oder von Indien, können wir vorläufig nicht feststellen. Es ist aber anzunehmen, daß das Rind schon sehr früh in Arabien in Erscheinung getreten ist. Rinder in vollplastischer Darstellung in ihrer ganzen Gestalt sind u. W. aus Südarabien bisher
nicht bekanntgeworden, sondern nur in Reliefdarstellung in mehrfacher Variation. Dafür ist aber der vollplastische Rinderkopf, und zwar nur der Stierkopf, auch in reliefierter Form um so häufiger zur Darstellung gelangt. Das der Mondsichel ähnliche Gehörn des Rindes machte es ja bekanntlich in vielen alten Kulturen zum Symboltier des Mondgottes und so auch in Südarabien zum Symboltier des sabäischen Mondgottes 'Almuqah. Es hat nun aber den Anschein, daß in Südarabien, über den eigentlichen Kult der Mondgottheit hinaus, der Stierkopf zu einem allgemeinen sakralen Symbol geworden ist, ähnlich wie wir das später auch für den Steinbock in Südarabien feststellen werden, der oft mit dem Stierkopf vergesellschaftet auftritt. Die erste vollplastische Darstellung eines ganzen Rindes, die wir in Südarabien zu Gesicht bekamen, ist die in Phot. 415 und Fig. 181/182 abgebildete kleine Schnitzfigur aus Edelkoralle. Beim ersten Anblick tauchten uns Zweifel über den vorislamisch-südarabischen Charakter dieses außerordentlich fein geschnitzten Bildwerkes auf, das, wie ein Rest eines goldenen Stiftes im Rücken beweist, als Anhänger getragen worden ist. Aber die Herkunft der überbringenden Gabilen aus dem Meschriq und ihre Angaben über die Herkunft aus einem Grabfunde sowie die Tatsache, daß aus Südarabien auch andere, ebenso fein geschnittene Steine bekannt sind, lassen wohl doch den einheimischen Ursprung des Stückes nicht bezweifeln.
Fig. 181—182:
Stier aus E d e l k o r a l l e v o n r o t e r u n d w e i ß e r F a r b e geschnitten, (s. Phot 415)
Es handelt sich bei dem Stück um eine sehr naturalistische Darstellung eines Stieres, wobei die roten und weißen Teile des Korallenwerkstoffes außerordentlich geschickt auf die Oberund Unterseite des Tieres verteilt wurden, so daß der Bauch vorwiegend weiß und der Rücken rot erscheint. Es handelt sich offensichtlich nicht um ein Zeburind, sonst wäre der Buckel wohl höher geformt worden, sondern um das auf dem Hochland heute noch vorkommende buckellose Rind, bei dem der Stier aber einen kleinen Fettwulst am Beginn des Rückens trägt. Ohren, Hörner und ein Teil des Maules sind leider ebenso wie die Vorderbeine abgebrochen. Aber die übrigen Teile des Körpers, der Ansatz der Beine, vor allem der Hinterbeine, der Leib und der Hals mit den sehr richtig liegenden Hautfalten, der Rücken und der Schwanz sind so naturgetreu dargestellt, daß man bei der schwierigen Korallenschnitztechnik wohl von einem kleinen Meisterwerk
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sprechen kann. Ganz offensichtlich hat das Bildwerk als Anhänger gedient, und zwar wahrscheinlich als Amulett. Um einen Rinderfuß aus Bronze handelt es sich bei dem in Phot. 416 abgebildeten Stück, das wahrscheinlich als eines von den vier gleichen Beinen unter einem Bronzegefäß oder eiiiem Kasten, vielleicht auch aus Holz, gedient hat, die wohl irgendwelche sakrale Bedeutung hatten. Wir werden später auch solchen Rinderfüßen an Steingefäßen begegnen. Der zweigeteilte Huf mit der naturgetreu dargestellten Einschnürung darüber geht allmählich in das plattenförmige Standbein über, das an seiner Vorderseite mit einem dreigeteilten Ornament geschmückt ist, das wohl ebenfalls einen allerdings sehr stark stilisierten Stierkopf darstellen soll, wobei der untere Teil die Stirnhaare, der mittlere das Feld zwischen den Hörnern und der obere die beiden Hörner sowie einen Aufbau über der Stirn bildet, der auch auf den meisten anderen stilisierten Stierköpfen vorkommt (Phot. 422, 424). Oben ist das Standbein abgebrochen, war also ursprünglich länger. In Phot. 417/418 ist ein vollplastischer Stierkopf abgebildet, der wahrscheinlich architektonische Verwendung gehabt hat, und von denen wir zwei ähnliche bereits 1928 in Beit Ghofr bei Häz in den Mauern moderner Gebäude eingebaut gefunden und abgebildet haben 1 ). Man sieht bei unserem Stück nunmehr deutlich, wie diese Köpfe mit einem langen Dübelbalken im Mauerwerk verankert wurden. Im übrigen ist dieser Kopf den beiden von Beit Ghofr sehr ähnlich. Es ist aber nach unserem Stück zu vermuten, daß alle diese Köpfe wirklich unter einem vorspringenden Maueransatz angebracht waren, und daß über ihnen ein Stein dieses Mauervorsprungs die Zeichnung der Horner und des schon oben erwähnten, zwischen ihnen aufgerichteten, eckigen, ornamentalen Aufbaus (s. Phot. 422 und 424) in reliefierter Darstellung trug. Sonst ist der Kopf sehr realistisch, wenn auch mit stark stilisierter Einzeldarstellung geformt. Das Maul ist unten waagerecht abgeschnitten. Die Nüstern sind mit dreifacher Linienumrahmung gezeichnet, ebenso wie die Augen dreifach umrahmt sind. Die Stirnlocken liegen in einem dreieckigen Felde, und die Locken selbst sind in 8 Reihen waagerecht angeordnet. Die Hörneransätze sind leider abgebrochen, ihre Bruchflächen zeigen aber, daß sie nach oben gerichtet waren und sich wahrscheinlich in dem über diesem Kopfe liegenden Steine reliefartig fortsetzten. Der Hals ragt ebenfalls noch ziemlich weit aus der Mauerflucht hervor und zeigt sehr naturalistische Halswammen. Es ist wohl anzunehmen, daß derartige große Stierköpfe als architektonischer Schmuck an Sakralbauten, also Tempeln, angebracht gewesen sind, wobei es nicht absolut notwendig gewesen 1) Vorislamische Altertümer, a.a.O., S. 114, Fig. 75—77.
zu sein braucht, daß es sich unbedingt um einen Tempel des Mondgottes gehandelt haben muß, dessen Symboltier ja das Rind war. Wir haben j a auch im Tempel der Sonnengöttin Dhät Ba'dän in Hugga Wasserspeier oder Dachtraufen mit einem Stierkopf am Ende architektonisch eingebaut gefunden.2) Die beiden in Phot. 419 und Phot. 420 abgebildeten Bruchstücke von Bildwerken sind allem Anschein nach ebenfalls solche von vollplastischen Stierköpfen, die aber einen anderen Charakter als die eben beschriebenen gehabt haben müssen. In Phot. 419 sieht man links noch die Bruchfläche eines Horns, das durch ein geriefeltes Band rings umschlossen war. Oben hat anscheinend der schon mehrfach erwähnte Stirnaufsatz gesessen, der von der Stirn durch zwei übereinander liegende geriefelte Bänder getrennt war. Darunter beginnt das Feld der Stirnlocken, wie bei dem vorigen Kopf in waagerechten Reihen angeordnet, in denen die Löckchen abwechselnd nach rechts und nach links schräg gerichtet waren. Das in Phot. 420 abgebildete Bruchstück eines Stierkopfes ist deutlicher zu erkennen. Man sieht die beiden typisch umrahmten, runden Augen und dazwischen das Stirnlockenfeld in seiner ebenfalls typischen Dreiecksgestalt. Die Locken sind aber nicht reihenweise angeordnet, sondern schlängeln sich von oben nach unten schräge durch das ganze Feld. Auch den Raum außerhalb dieses Schildes, der leicht über der Stirn erhaben ist, füllt eine Lockendarstellung aus, die um die Augen ringförmig angeordnet ist. Das Bruchstück eines Reliefsteins, das wiederum aus zwei Bruchstücken besteht, die mir von verschiedenen Gabilen zu verschiedenen Zeiten gebracht wurden, so daß ich erst im Museum in Hamburg ihre Zusammengehörigkeit feststellen konnte, beide angeblich aus Missagür 3 ), drei Stunden von Märib, stammend, ist in Phot. 421 abgebildet. Es zeigt den Vorderteil eines in Sprungstellung dargestellten Stiers, der von allen Seiten von einem Weinrankenornament umrahmt ist. Die Reliefarbeit ist ziemlich roh und primitiv, zeigt aber die typischen stilistischen Sonderheiten, sowohl bei der Darstellung der Tiergestalt wie des Weinrankenmotivs. Der Stierkopf ist in en-face-Stellung gezeichnet, der Stierkörper im Profil. Der Kopf zeigt die typische dreifache Umrahmung der Augen, das Stirnlockendreieck, sowie die lineare Umrahmung des Mauls. Die Hörner sind deutlich sichelartig geformt, und die Ohren liegen völlig naturgerecht darunter. Der Hals und der eben noch erhaltene vordere Teil der Brust sind von tiefen Falten durchzogen. Die Beine sind in Sprungstellung gezeichnet, die Hufe deutlich herausgearbeitet 2) Vorislamische Altertümer, a.a.O., S. 54, Fig. 27—28, Phot. 23 a-b, 24 a-c. 3) v. W i s s m a n n u. H ö f n e r , Beiträge z. hist. Geogr. d. vorisl. Südarabien, Ak. d. Wiss. u. d. Lit., Mainz 1952, Nr. 4 identifizieren diesen Ort mit Mesäjid.
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und von den Beinen durch eine Verjüngung gelrennt, über der ein Kranz von zottig herabhängenden Haaren liegt. Wir möchten annehmen, daß der Stier in dem abgebrochenen, nicht mehr vorhandenen Teil des Reliefs von einem Löwen geschlagen wurde, daß es sich also um dasselbe Motiv der Darstellung gehandelt hat, das wir schon in Hugga bei den Ausgrabungen des Sonnentempels gefunden haben. 1 ) Auch im Istanbuler Museum befindet sich ein solches Motiv 2 ), dessen Anregung wohl ursprünglich aus Mesopotamien stammt. Das Weinrankenmotiv, das wir schon früher auf einen ägäischen Einfluß zurückzuführen versucht haben, ist ebenfalls ziemlich primitiv dargestellt. Die Zeichnung und Äderung der Blätter in Federform ist aber in dieser Art der Darstellung aus Südarabien u. W. noch nicht bekannt. Die Rankenzweige umgaben anscheinend das ganze Reliefbild und sandten Blätter und Ranken, wahrscheinlich auch Trauben, von allen Seiten der Reliefplatte nach innen zu aus. Das ganze Bildwerk scheint seiner Größe entsprechend architektonische Verwendung gefunden zu haben. Ein sehr interessantes Bruchstück einer Reliefdarstellung ist in Phot. 422 abgebildet. Das Hauptmotiv dieses Reliefs ist ein unverkennbarer Stierkopf in der typischen Form seiner Darstellung mit der dreieckigen Stirnlocke und der dreifachen Umrahmung der Augen, die allerdings hier nur nach der Stirn zu in den beiden äußeren Ringen erfolgt ist. Uber der Stirn erhebt sich der nach oben breiter werdende Aufbau, den wir in ähnlicher Form, die dreieckige Stirnlocke fortsetzend, später noch mehrfach kennenlernen werden. Dagegen sind die sonst sichelartig dargestellten Horner hier durch verzweigte, in Schlangenlinie verlaufende, hirschgeweihähnliche, dreifach gerillte Gebilde ersetzt, unter denen die Ohren schräg herabhängen. Man wird diesen Kopf, dessen rechte Gehörnseite ganz abgebrochen und dessen linke Seite auch nicht bis zum Ende des Gehörns erhalten geblieben ist, wohl mit Recht auf beiden Seiten symmetrisch ergänzen müssen. Unter dem erhaltenen Geweihstück, dessen knospenartige Verzweigungen sehr eigenartig wirken, erkennt man die Reste zweier sabäischer Buchstaben, wahrscheinlich die letzten Buchstaben eines Wortes, dessen erste beide Buchstaben an der anderen, abgebrochenen Seite des Kopfes lagen. Man würde dann —• — ' b lesen. Noch weiter außerhalb dieser beiden Buchstaben steht eine Tiergestalt mit einem langen, am Ende nach oben geringelten Schwanz, mit dem abgebrochenen Kopf nach außen gewendet, ü b e r dem Rücken dieser Tiergestalt ist noch eine Darstellung erhalten geblieben, die man in ihrer
schräg nach hinten oben gerichteten Form wohl nur als Flügel dieses Tieres zu deuten vermag. Es hat den Anschein, als wenn es sich bei diesem Bildwerk um eine besondere Wandlung des Tiersymbols des Mondgottes handelt, indem das Gehörn sich zu einem Rankenornament umgestaltet hat, bei dem wohl eher das Weinrankenmotiv als ein Hirschgeweih Pate gestanden hat. Bei der geflügelten Tiergestalt muß man wohl am ehesten an eine Löwengestalt mit Menschenkopf denken. Wir kennen aus dem Museum in Istanbul ein ähnliches Motiv 3 ), bei dem der Stierkopf statt der Hörner ein das ganze Relief umkränzendes Weinrankenmotiv trägt, ü b e r die Bedeutung und Verwendung unseres Bruchstücks, das nur an den beiden Schmalseiten abgebrochen ist, oben und unten aber wohl nur durch erhöhte Leisten begrenzt war, können wir keine Vermutung aussprechen. Das in Phot. 423 abgebildete Relief mit Inschrift wird durch den Inhalt der letzteren als zu einer Statue, allerdings unbestimmter Gestaltung, gehörig ausgewiesen. Die Widmung ist gerichtet an die Götterdreiheit Venus, Mond und Sonne, wobei der Mondgott, wie gewöhnlich bei der sabäischen Götteranrufung, zweimal erwähnt wird, als 'Almuqah und Haubas, eine Tatsache, die im allgemeinen auf den Unterschied zwischen zwei verschiedenen Mondphasen zurückgeführt wird. Uber der auf zwei, durch eine Abstufung getrennte Felder verteilten Inschrift liegen drei vertiefte Felder, die durch senkrechte Leisten voneinander getrennt sind und auch nach außen anscheinend durch solche abgeschlossen waren, so daß das ganze Bildwerk im wesentlichen wohl nur nach unten zu abgebrochen erscheint. Von diesen drei vertieften Feldern zeigen die beiden äußeren im Flachrelief je einen Stierkopf, also das eigentliche Symbol des Mondgottes, in seiner typischen Gestaltung mit der lang herabgezogenen, dreieckigen Stirnlocke, dem unten waagerecht abgeschnittenen Maul, den seitlich liegenden Augen, über denen auch die Ohren dargestellt sind, und dem mondsichelförmigen Gehörn. Ob ein Stirnaufbau dargestellt war, läßt sich bei dem Erhaltungszustande dieses Teils der Darstellung nicht sicher entscheiden; es ist aber zu vermuten. In dem mittleren Felde dagegen steht eine sehr stilgerecht dargestellte, volle Gestalt eines Steinbocks, des Symboltieres ursprünglich der Venusgottheit. Vom mittleren Teil dieser Gestalt, der den dreieckig geformten Kopf mit dem langen Barte darstellt, gehen nach oben in schöner, leichter Krümmung die langen, quergeriefelten Hörner bis an die Ecken des Feldes und nach unten die eng nebeneinander gestellten Beine aus. Mondgottheit und Venusgottheit, mit ihren Symboltieren Rind und Steinbock, waren ebenso wie sie in der Natur als Nachtgestirne eng ver-
1) Vorislamisdie Altertümer, a.a.O., S. 59—60, Phot. 28. 2) A. G r o h m a n n , S. 69, Abb. 180.
Göttersymbole u n d Symboltiere, a.a.O.,
3) D i t l e f N i e l s e n , Handbuch d e r Altarabischen Altertumskunde, a.a.O., S. 169, Abb. 62.
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knüpft sind, auch im Kulte eng miteinander verbunden, so daß zuletzt wohl beide Symboltiere zu Symbolen nur der Mondgottheit zusammenwuchsen. Auch bei diesem Relief wie bei anderen galten Rind und Steinbock anscheinend als Symbole der dreieinigen Gottheit. Durch den Duktus der Schrift dokumentiert sich dieses Relief als der klassisch-sabäischen Zeit angehörend. An den beiden in Phot. 424 und Phot. 425 abgebildeten Bruchstücken von Reliefdarstellungen erkennen wir an dem erhaltenen Horn des ersteren, daß es sich bei ihnen beiden um den über der Stirn von Stierköpfen liegenden Aufbau handelt, wie wir einen solchen schon bei dem in Phot. 422 abgebildeten Relief kennengelernt haben. Auch hier verbreitert sich dieser Aufbau nach oben zu, zeigt aber eine andere Innenstruktur als dort, wo er durch mehrere den Rändern parallel verlaufende, konzentrische Linien gebildet wird. Bei den beiden Reliefbruchstücken von Phot. 424 und Phot. 425 ist der Aufbau einmal durch eine waagerechte Linie quergeteilt, so daß die strahlig nach oben verlaufenden Linien halbiert werden. Es hat den Anschein, als ob dieser Aufbau die die Stirnfläche bedeckenden Locken der über den Schädelrand hinweg bis auf die Halspartien sich fortsetzenden Stiermähne darstellen soll. Die innere Ausfüllung dieses Aufbaus über der Stirn scheint also von der inneren Ausfüllung des dreieckigen Feldes der Stirnlocke abhängig zu sein. Das in Phot. 424 erhaltene eine Horn ist sehr stark nach oben gebogen. Beide Bruchstücke scheinen sowohl dem Material nach, aus dem sie bestehen, einem schwarzen Basalt, wie nach der stilistischen Darstellung des Aufbaus über der Stirn, zu demselben Bildwerk gehört zu haben. Stilistisch wesentlich vereinfacht und primitiver erscheinen die beiden Stierköpfe dargestellt, die den oberen Teil des in Phot. 426 abgebildeten Bruchstückes eines Relief-Inschriftensteins schmücken. Das Feld der Inschrift ist durch eine breite Leiste von einem ebenfalls vertieften oberen Felde getrennt, in dem in erhabenem Flachrelief, anscheinend ohne eine weitere innere Feindarstellung, die Umrisse einer Reihe von Rinderköpferi herausgearbeitet sind, von denen nur zwei auf dem Bruchstück erhalten geblieben sind. Anscheinend haben sich die Horner der Köpfe berührt, so daß die ganze Kopfreihe eher einem ornamentalen Friese als einer Reihe von Stierköpfen geglichen haben muß. Dem Duktus der Inschrift nach muß das Relief der älteren minäisch-sabäischen Periode angehören.
gerichtet sind, auf welcher oben das Kastenornament angebracht ist, muß man wohl schließen, daß das ganze Objekt, zu dem die Bruchstücke gehören, so ausgerichtet war, daß man das Kastenornament betrachten konnte. Die eckigen Balken mit ihren runden Seitenstreben müssen also so angeordnet gewesen sein, daß die Rinderköpfe in ihrer natürlichen Stellung nach unten schauten. Demnach kann man sich vorstellen, daß die Balken mit ihren Seitenstreben zu einem größeren Gebilde gehört haben, das nicht erhalten geblieben ist, das aber vielleicht mittels dieser Balken getragen worden ist. Nach den ziemlich erheblichen Ausmaßen der Balken muß es sich um ein größeres Objekt gehandelt haben, vielleicht um einen tragbaren Altar oder um ein Opfergerät oder einen Räucherwagen. Bei der geringen Abweichung der Bruchstücke in der Breite (23,2 resp. 21,0 cm) ist es wahrscheinlich, daß sie von Balken stammen, die an entgegengesetzten Enden des Gerätes angebracht waren, während sie im übrigen ziemlich gleich gebaut sind. Die dreieckige, federartig ornamentierte Figur an dem sich verjüngenden Ende der Balken soll anscheinend die Halsmähne des Stierkopfes darstellen. Seitlich von ihr liegen entweder die Hörner oder die Ohren, im ersteren Falle wider die natürlichen Verhältnisse hinter dem als Perlenkette dargestellten Halsband in einer Verjüngung des Balkens, hinter dem erst dann der eigentliche Rinderkopf das Ende des Balkens bildet. Dieser Endkopf, der bei beiden Objekten stark zerstört ist, scheint sehr einfach stilisiert gewesen zu sein, ähnlich den Rinderköpfen, die wir später an den Enden der Abflußrinnen von Opferaltären kennenlernen werden (s. S. 154, Phot. 556/562). Auf der Oberfläche des hier rechteckigen Balkens ist ein einfaches, rein geometrisches Kastenornament eingetieft, das aus einer dreifachen, sich an drei Seiten eintiefenden Abstufung besteht, in deren mittelster neun quadratische Kästen eingetieft sind. Ob hinter diesem ersten Kastenornament, dessen Abschluß auf beiden Bruchstücken der Balken erkennbar ist, im Verlauf des Balkens noch weitere gleiche oder ähnliche Kastenornamente folgten, ist nicht zu entscheiden, aber zu vermuten. Die Seitenstreben sind im Gegensatz zu den vierkantigen, nur nach dem Ende zu kantengerundeten Balken rund geformt. Sie zeigen eine mindestens dreifach aufeinander folgende konische Verjüngung und Verdickung, wobei an den verdickten Stellen Einkerbungen, an den verjüngten erhabene Bänder die Grenzen bilden.
Ihrer Bestimmung nach sehr schwierig einzureihen sind die beiden Bruchstücke von Steinbalken, die in Phot. 427 und 428 abgebildet sind und an ihren Enden sehr stark stilisierte Rinderköpfe tragen. Da diese Köpfe nach der Lage ihrer Hörner und des gesamten Kopfes nach der entgegengesetzten Seite des Balkens
Wir verweisen noch kurz auf die Opferschalen mit den Stierköpfen am Ende ihres Abflusses, die wir später behandeln werden (s. S. 154) und auf die Wasserspeier mit Rinderköpfen, die wir schon in Hugga feststellen konnten 1 ), sowie auf die
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1) Vorislamische Altertumskunde, a.a.O., S. 54—57, Fig. 27/28, Phot. 23/24.
langen Dachtraufen in Ghaimän, die wir im I. Teile dieser Arbeit (S. 73, Fig. 68/69) beschrieben haben. Das in Fig. 183/184 abgebildete Relief auf einem weißlichen kristallinen Kalkstein ist schwer zu deuten. Die Horner an beiden Seiten des oberen Teils des Reliefs sprechen aber dafür, daß es sich bei diesem Gebilde um einen allerdings sehr stark stilisierten Rinderkopf handelt. Die Hörner können deshalb nur nach oben gekrümmt dargestellt sein, und die geriefelte, bandartige Schnur zwischen ihnen entspräche dann den sehr ähnlichen Bändern in
Fig. 183—184:
O r n a m e n t s t e i n a u s w e i ß e m k r i s t a l l i n e m K a l k s t e i n im M u s e u m v o n S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . G r ö ß e : 55 X 40 X 13 cm
dem auf Phot. 418 abgebildeten Rinderkopf, ü b e r diesem quer verlaufenden Bande erhebt sich dann der viergliedrige Aufbau, wie er verschiedentlich über der Stirn von Rinderköpfen sich befindet, z. B. auch in dem in Phot. 424 abgebildeten Bruchstück eines solchen. Dieser viergliedrige Aufbau, der sich nach dem oberen Ende hin verbreitert, ist dort mehrfach quergeteilt, und jedes so abgeteilte Stück ist wieder bandartig geriefelt, so daß der ganze Aufbau den Eindruck einer Federkrone darbietet. Unter dem Querbande liegt ein ganz unverständliches, trapezförmiges Gebilde, das wieder in drei dreieckige Körper aufgelöst ist. Die beiden äußeren Dreiecke stehen flügelartig hervor und flankieren das tiefliegende mittlere Dreieck. Unter diesem von uns als Rinderkopf aufgefaßten Gebilde liegt das abgebrochene obere Ende einer gestuften Nische, die, wie wir später sehen werden, bisher nur in senkrechter Lage bekannt geworden ist (s. S. 145). Wir müssen also annehmen, daß diese gestufte Nische mit drei Stufen an jeder Seite und einer Kästchenreihe in der Mitte, sich nach unten hin fortsetzte, vielleicht ähnlich wie bei dem Relief aus dem osmanischen Museum in Istanbul 1 ), wo 1) D. N i e l s e n , S. 156, A b b . 44.
über einer Reihe nebeneinander liegender, gestufter Nischen ebenfalls sehr einfach stilisierte Rinderköpfe in Dreiecksform liegen. Links und anscheinend auch rechts vom oberen Teil dieser gestuften Nische liegt dann ein Ornament, das wir später (s. S. 149, Phot. 507/508) kennenlernen werden, und das aus zwei halbkegelförmig abgestumpften Gebilden besteht, die mit ihren Spitzen zusammenstoßen und dort durch einen Wulst, hier durch drei nebeneinander liegende Bänder getrennt sind. Wir können vielleicht daraus schließen, daß dieses Stilornament stets waagerecht gelagert gewesen ist. Die Größe des
Handbuch
der
altarabisdien . .
a.a.O.,
Stückes spricht dafür, wenn unsere Annahme stimmt, daß es nur ein kleineres Bruchstück eines vielgliedrigen Ornamentes gewesen ist, daß es nicht an irgendeinem Gerät angebracht war, sondern daß es wahrscheinlich wandfüllendgewesenist.
DER STEINBOCK (Phot. 432/434, 454/465) Als Wildtier ist der Steinbock noch heute, sowohl in Jemen und A s i r wie in Hadhramaut, weit verbreitet. Er kommt auch in den Gebirgen Nordarabiens, ebenso in 'Oman, ferner in den Gebirgen am anderen Ufer des Roten Meeres, in Afrika von Nubien bis Abessinien, aber auch in Persien und Kleinasien vor. In Südarabien ist er neben dem Rind zum wichtigsten Symboltier geworden. Als solches scheint er aber hier seine eigentliche Heimat nicht gehabt zu haben, denn er ist schon im assyrisch-babylonischen Kulturkreis der Venusgottheit Ischtar als Symbol zugeordnet gewesen. Da er in Mesopotamien als Wildtier nicht vorgekommen ist und niemals domestiziert wurde, wird er als mythologische Gestalt wahrscheinlich aus dem elamitischen Kulturkreis in Persien stammen. Auf achämenidischen Siegel121
Zylindern ist er unverkennbar dem Gotte Marduk in Opposition gestellt 1 ). Er scheint in Südarabien ursprünglich allein der Venusgottheit, dem 'Attar, als Symboltier zugeordnet gewesen zu sein, hat aber im Laufe der Entwicklung anscheinend allmählich, einen Funktionswandel durchgemacht und ist gleichfalls mit dem Kulte des Mondgottes, des 'Almuqah, verbunden worden. Wir treffen das Abbild des Steinbocks in Südarabien also überall in Verbindung mit dem des Rindes und zugleich mit der Mondsichel und dem Stern. Es scheint allerdings, daß später sowohl Rind wie Steinbode überhaupt ihren ursprünglichen Charakter als Symboltiere einer bestimmten Gottheit verloren haben, und daß sie ganz allgemein als göttliche Kultsymbole angesehen wurden, unbeschadet, welcher Gottheit der südarabischen Gestirnstrias dieser Kult gewidmet wurde. A. Grohmann hat schon 1914 die bis dahin bekannten Bildwerke von Steinböcken zusammengestellt 2 ). Seitdem sind viele andere Objekte dieser Art bekanntgeworden, so daß man wohl heute sagen kann, daß der Steinbock als Symboltier im südarabischen Kulturkreis neben dem Stierkopf zu den vielgebrauchtesten Motiven gehörte. Der Venusgott 'Attar wurde nadi D. Nielsen 3 ) in Südarabien allerdings, entgegen den mesopotamischen Mythen, als Knabe aufgefaßt, als Sprößling des männlichen Mondgottes und der weiblichen Sonnengöttin. Im Tempel der Sonnengöttin Dhät Ba'dän, den wir 1928 in Hugga ausgruben 4 ), fanden sich allerdings keine Darstellungen des Steinbodes, so daß dieses Symbol wohl vor allem nur mit dem väterlichen Mondgotte verbunden worden ist. Der Steinbock, sowohl als Kopf wie als ganze Gestalt, wurde ebenso wie der Stierkopf architektonisch bei Kultbauten und auch ornamental bei kunstgewerblichen Arbeiten, allerdings wohl meist ebenfalls kultischer Verwendung gebraucht. Während das Gehörn des Stiers wegen seiner Ähnlichkeit mit der sichelförmigen Gestalt des vergotteten Mondes als das Wesentliche betrachtet wurde, galt der Steinbock mit seinem weit ausladenden Gehörn wohl als Prototyp der Männlichkeit und Zeugungsfähigkeit und wurde im ältesten Mesopotamien daher auch in Verbindung mit dem Phallus- sowohl wie mit dem Vulva-Symbol dargestellt. Auch noch im heutigen Südarabien werden die Steinbockhörner nichtnur an Kult-, sondern auch anProfan-Bauten an den Ecken der Dächer angebracht, wie wir das schon im ersten Teil dieser Arbeit (s. S. 73, Phot. 68 und 69) gesehen haben.
1) Otto W e b e r ,
Altorientalische Siegelbilder, Leipzig 1920.
2) Göttersymbole und Symboltiere
a.a.O., S. 56 ff.
3) Handbuch der altarabischen Altertumskunde, a.a.O., S. 228 ff. 4) Vorislamisdie Altertümer, a.a.O.
Der in Phot. 454 abgebildete Ornamentstein zeigt in Reliefdarstellung einen liegenden, stark stilisierten Steinbock, der auf drei Seiten von breiten Leisten eingerahmt ist, von denen die hintere einfach, die obere und untere vierfach durch parallel verlaufende Rinnen riefelartig geteilt ist. Dieser Stein bildet wahrscheinlich die rechte Hälfte eines Bildwerks, an das sich nach links ein gleiches in spiegelbildlicher Darstellung angeschlossen hat. Es bestand aber anscheinend aus zwei getrennten Steinen, denn die linke Seite des Steins zeigt hinter ihrer oberen Kante eine 2 cm breite künstliche Glättung, die offensichtlich dazu bestimmt war, die zwei Steine möglichst fugenfrei zusammensetzen zu können. An der Steinbockgestalt sind das gewaltig dicke, rückläufige Gehörn, das sich kaum nach der Spitze zu verjüngt, die großen viereckig geformten Ohren, der lange, nach vorne gekrümmte Kinnbart, sowie der aufrechtstehende, sich mit dem Gehörn noch berührende Schwanz besonders stark betont und gewollt stilisiert, während der Kopf und der Körper ziemlich naturalistisch dargestellt sind. Die liegende Stellung mit den Vorderbeinen nach hinten und den Hinterbeinen nach vorne gestreckt, die j a im Alten Orient weitgehend bei allen liegenden Tierdarstellungen in gleicher Weise traditionell ist, entspricht bei den Kleinvieharten und wohl auch beim wilden Steinbock der natürlichen Liegestellung, wenn sie auch streng stilisiert übertrieben dargestellt wird. Insgesamt handelt es sich bei diesem Bildwerk um eine reine Flachreliefdarstellung, bei der nur das Maul und die Augen eine besondere Behandlung erfahren haben, während die übrigen Flächen unbearbeitet blieben. Viel höher reliefiert erscheinen die in Phot. 455/456 abgebildeten Steinböcke auf dem Bruchstück eines pfeilerartigen Ornamentsteins, der wahrscheinlich das Eckstück eines aus einer größeren Fläche hervorragenden Bauteils, vielleicht auch eines Altars, gebildet hat. An den beiden senkrecht im rechten Winkel zueinander orientierten Flächen dieser Ecke waren an der einen mindestens drei, an der anderen mindestens zwei gleiche Steinbockgestalten nebeneinander gestellt. Ihre Hörner rundeten sich zu einer darüber liegenden, noch in Resten erhaltenen, waagerecht orientierten und geglätteten Fläche, die vielleicht den Rand eines Räucher- oder Opferaltars gebildet hat, oder die Auflage für andere Steine war, wodurch dann allerdings ein Absatz gegenüber der höher liegenden Steinreihe entstand. Nach unten zu ist der Stein abgebrochen, aber man erkennt noch unter den Füßen der Steinböcke die Reste eines eingetieften Schuppenmotivs, dessen Eintiefungen unsymmetrisch zu den Steinböcken liegen. Während die Körper und die Beine der Steinböcke im Flachrelief aus den Flächen des rechteckigen Steines herausgearbeitet sind, stoßen die Köpfe mit den Gehörnen in nahe122
zu vollplastischer Darstellung über die Flächen hinausmodelliert, hervor. Wenn man die drei in verschiedenem Zustand erhaltenen Köpfe miteinander vergleicht, so sieht man, daß an einen walzenförmig nach unten sich verjüngenden, senkrecht gestellten Kopf sich unten nach einem kleinen Absatz ein fast ebenso langer Kinnbart anschließt, der sich ebenfalls nach unten verjüngt, während sich nach oben zwei sich ebenfalls verjüngende, auf der Stirn zusammenstoßende und dann in spitzem Winkel auseinander strebende Horner, nach hinten gebogen, auftürmen. Bart, Kopf und Hörner besitzen, von vorne gesehen, die Form des Buchstaben V oder Y. An beiden Seiten des oberen Kopfteils liegen die großen, halbkugelig hervorragenden Augen. Der Körper ist ganz einfach geformt, aber stark stilisiert, mit runden Schultern und zwei senkrecht stehenden, durch einen eckigen Bauch getrennten Beinen. Die Horner waren anscheinend naturgerecht quer geriefelt.
Eine ähnliche Stilisierung an einer Reihe von Steinbodeköpfen sah ich an einem Ornamentstein 1934 im Hause des 'Amil von San a, der wahrscheinlich von den Grabungsarbeiten des Kronprinzen Ahmed 1931 in Ghaimän stammte. Er zeigte fünf Köpfe nebeneinander, bei denen aber die Kopfwalze fast dreimal so lang im Verhältnis zu dem vorigen Stein nach unten verlängert war. Nur die Augenknöpfe und die im spitzen Winkel oben über der Walzenkrümmung eingekerbte Hörnerdarstellung ließen den Charakter der Steinbockköpfe erkennen, während im übrigen das ganze Ornament den Eindruck eines geometrischen Frieses machte. Wir haben diesen Stein schon im ersten Teil dieses Werkes in Fig. 67 abgebildet und besprochen (s. S. 72). Wir fanden in Ghaimän ebenfalls einen ähnlichen Stein, der nur die Reste von zwei Steinbockköpfen erhalten zeigte und noch einfacher stilisiert erschien, soweit man das bei seinem Erhaltungszustand feststellen konnte (s. Fig. 66). Auch bei diesem Stück werden sich die Randköpfe der Steinböcke vermutlich rechtwinklig in einer vollen Reliefdarstellung fortgesetzt haben, wie wir es auch bei dem nächsten Stein sehen.
In den folgenden Ornamentsteinen sehen wir den Steinbockkopf, und zwar in Reihenanordnung, in immer strengerer Stilisierung auftreten. Dabei muß es sich, wie die Gesamtform der Steine erkennen läßt, immer um Wandabstufungen gehandelt haben. Wahrscheinlich werden sogar, wie man aus gewissen Formen der Steine schließen kann, diese Abstufungen mit Steinbockkopfreihen in mehrfacher Wiederholung überund untereinander vorgekommen sein. Ebenso scheinen an den rechtwinkligen Kanten dieser Ornamentreihen oft die Köpfe der vorderen Reihe sich zu einem Relief eines ganzen Steinbodekörpers ergänzt zu haben, wie in Phot. 458/460, und wie wir es schon in Phot. 359/369 (s. S. 92) gesehen haben. Eine solche Reihe von Steinbockköpfen zeigt der in Phot. 457 abgebildete Stein, der später, wie wir schon früher besprochen haben, als Bruchstück an der Rückseite in einen Porträtkopf umgewandelt worden ist (s. S. 92, Phot. 359/362). Aus der Grundfläche der Vorderseite ragen die Köpfe selbst als nahezu walzenförmige, senkrecht stehende Gebilde mit ganz geringer Verjüngung nach unten hervor, während die Horner, ebenso stark stilisiert, sich über die Oberkante des Steins nach hinten krümmen. Die Augen stehen als halbkugelige Knöpfe beiderseits des Kopfes auf gleicher Höhe, wo die doppelte, spitzwinklige Einkerbung anfängt, die den Beginn der Verzweigung der Horner bezeichnen soll. Nach unten zu ist die Kopfwalze waagerecht abgeschnitten. Etwas weiter unten begrenzt eine flache Einkerbung die ganze Kopfreihe und wahrscheinlich auch die ganze Ornamentsteinreihe nach unten. An der linken Seite des Steins sind die Reste einer reliefierten Ganzgestalt eines Steinbocks erhalten geblieben, die wir auch S. 92 beschrieben haben.
Ein solches Stück mit nur zwei vorderen Steinbockköpfen zeigt der in Phot. 458/460 abgebildete Stein. Der walzenförmige Kopf verjüngt sich hier stärker als bei den eben besprochenen Köpfen. An der rechten Kante der Vorderseite, von der der letzte Kopf noch etwas weiter entfernt liegt, setzt dieser sich in einer rechtwinklig zu ihm ausgerichteten Reliefdarstellung fort, wobei aber der Kopf nahezu ebenso lang ist wie die ganze liegende Steinbockgestalt hoch. So kann zwar das Gehörn in einem nahezu geschlossenen, kreisförmigen Bogen über die ganze Breite der oberen Stufe dargestellt werden, aber Hals und Körper erhalten eine sehr unnatürliche Form, und der Hinterkörper findet sogar keinen genügenden Raum mehr. Die Beine sind in der traditionellen Form untergeschlagen, und die Knie der Vorderbeine setzen sich auf der Vorderseite des Steins in einer runden Leiste fort, die unterhalb der Köpfe verläuft. Ein ganz ähnliches Stüde, das insgesamt sechs Köpfe aufweist, und das die seitliche Reliefdarstellung an beiden Seitenflächen zeigt, befindet sich im Wiener Hofmuseum und wird von D. H. Müller 1 ) und A. Grohmann 2 ) abgebildet. Dieser Ornamentstein scheint eine andere Bestimmung gehabt zu haben als der in Phot. 458/ 460 abgebildete, denn die Hörner liegen nicht auf einer waagerechten Stufe, sondern bilden einen nach oben runden Wulst, und der ganze Stein endet hinten mit einem dübelähnlichen Fortsatz. 1) Südarabische Altertümer, a.a.O., Tafel XII. 2) Göttersymbole . . ., a.a.O., S. 62, Abb. 165.
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Ein Bruchstück ähnlicher Art wie der in Phot. 458/460 abgebildete Stein ist der in Phot. 461 dargestellte, bei dem aber nur die Horner erhalten geblieben sind, die aber hier nicht mehr nur durch Einkerbungen angedeutet sind, sondern schon richtige Wülste bilden. Noch viel unnatürlicher stilisiert erscheint die Reihe von Steinbockköpfen an einem Ornamentstein, der in Phot. 462/464 abgebildet ist. Hier lagen mindestens fünf Köpfe nebeneinander. Die stark zerstörten Köpfe lassen die ehemalige Form nur andeutungsweise erkennen, bestanden aber anscheinend aus stärker nach unten verjüngten Walzen, die unten waagerecht abgeschnitten waren. Ob Augen dargestellt waren, ist nicht sicher, aber anzunehmen. Auffällig erscheint, daß sich hier die zwei Einkerbungen, die die Hörner bisher andeuteten, in drei nebeneinander liegende Wülste für jeden Kopf verwandelt haben, die auf der Stufe in einer ununterbrochenen Reihe liegen. Sie machen den Eindruck, als trüge jeder Kopf drei Hörner. Die Stilisierung des ganzen Kopfes ist hier also wohl am weitesten durchgeführt. Es besteht, wenn man die ganze südarabische Ornamentik überschaut, ganz offensichtlich das starke Bestreben, alle natürlichen Formen nicht nur zu stilisieren, sondern direkt zu geometrisieren. Das wird uns besonders klar bei der Betrachtung der fortschreitenden Stilisierung im geometrischen Sinne bei den ornamentalen Reihen von Steinbockköpfen. In der Ornamentik scheint diese Neigung zu geometrisieren auch in der Zeit, als die hellenistische Vorliebe zum naturalistischen Darstellen sich schon stark durchgesetzt hatte, immer wieder durchgebrochen zu sein. Er setzte sich aber anscheinend wieder übermächtig durch, als mit dem Siege des Islams am Anfang des 7. Jahrh. n. Chr. jede menschliche und tierische Darstellung überhaupt, wenigstens für mehrere Jahrhunderte, verpönt wurde. Seit dieser Zeit scheint sich in Südarabien die Neigung zur geometrischen Ornamentik, und zwar kontinuierlich bis heute hin, entgegen der Entwicklung in anderen islamischen Gebieten, die aber natürlich wiederum ihren Einfluß auch in Südarabien geltend machten, maßgeblich durchgesetzt zu haben. Wir werden diese Entwicklung in der islamischen Zeit in Südarabien an anderer Stelle betrachten. Hier wollen wir nur auf das Vorkommen des Stäbchenmotivs an älteren Bauwerken in Jemen hinweisen, besonders bei den Rasulidenmoscheen in Ta'izz aus dem 13. Jahrhundert n. Chr. Hier und an anderen frühislamischen Bauwerken hat sich ganz offensichtlich das Stäbchen-Nischen-Ornament, bei dem sich die Stäbchenreihen mit den verbindenden Bögen nach innen zu abstufen und sich nischenartig schließen, zum Stalaktitenmotiv und zum Stalaktiten-Nischen-Motiv entwickelt. Wir haben bei der Betrachtung dieser frühislamischen Bauwerke
den Eindruck gewonnen, daß sich das Stäbchenmotiv aus den Reihen von Steinbockköpfen entwickelt hat, die in der vorislamischen Ornamentik eine so hervorragende Rolle gespielt haben. Dann wäre das Stalaktiten- und Stalaktiten-NischenMotiv, die ihrem Ursprünge nach bisher noch stark umstritten waren, und die sich bis Marokko und Spanien hin finden, in Südarabien heimisch, von wo ja starke Einflüsse, die sogar bis zur Auswanderung ganzer Stämme bis zum westlichen Maghreb gingen, sich auch anderweitig bis dahin geltend gemacht haben. Wie sehr der Steinbockkopf mit dem Stierkopf im Laufe der Entwicklung zusammenwuchs, erkennt man besonders gut aus einer Reliefdarstellung in der Sammlung Muncherjee in Aden, wo dem unverkennbaren Stierkopf mit der traditionellen Darstellung von Maul, Augen, Stirnlocke und Stirnaufsatz sowie Hörnern noch zwischen den letzteren und dem Stirnaufsatz zwei Steinbockhörner aufgesetzt sind. Mehrere solcher Köpfe begleiten in Reihen nebeneinander oben und unten eine Inschrift. Die Deutung von Conti Rossini 1 ), daß es sich um Antilopenköpfe als Symboltiere des 'Attar handelt, ist nicht ganz glaubhaft. Sie sind u. E. das Zeugnis für eine weitgehende Verschmelzung der beiden Symboltiere des 'Almuqah und des 'Attar und damit des Mond- und Venus-Kults.
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Eine plastische Darstellung eines Steinbodekopfes sehen wir in dem in Phot. 465 abgebildeten Bruchstück des Griffes wahrscheinlich einer Öllampe aus Bronze. Der Kopf, dessen Hörner leider abgebrochen sind, sitzt am gekrümmten Ende des Griffes, dessen Krümmung wohl dazu bestimmt war, die Lampe aufzuhängen. Er geht in einen bandartigen Bronzestreifen über, der hinter dem Kopf, also in der Krümmung, mit der Schmalseite nach oben gerichtet ist, also senkrecht steht, während er weiter unten, hinter einem dort liegenden Blütenornament, im rechten Winkel verdreht ist, also mit den Schmalseiten nach beiden Seiten orientiert ist und sich zugleich langsam verbreitert. Der Steinbockkopf ist ziemlich naturalistisch dargestellt mit Nüstern, Maul, Augen und dem unverkennbaren Kinnbart dieser Tierart. Auch die Ansätze der Hörner entsprechen durchaus den naturgereciiten Verhältnissen. Das Blüten oder Knospen-Ornament, das zwischen den beiden senkrecht zueinander stehenden Teilen des Griffes unterhalb seiner Krümmung eingeschaltet ist, ist rund und besteht aus einem Wulst, der beiderseits von einem Ring begleitet wird, aus deren unterstem sich ein Kelch mit vier Blättern entwickelt, und aus dessen Innern der untere Teil des Griffes sich fortsetzt. Ein ähnlicher Griff mit einem Tierkopf am Ende, den A. Grohmann 2 ) als Schlangenkopf 1) Dalle rovine di Ausän, Daedalo, vol. 7. 1926/27, S. 742. 2) Göttersymbole und Symboltiere . . ., a.a.O., S. 73, Abb. 192.
und der charakteristische Kinnbart des Steinbocks an dem abgebrochenen Kopfe ebenso deutlich wie das Ohr gezeichnet. Wir sehen also in dem in Phot. 432/434 abgebildeten Stück einen in der Hauptsache vollplastisch herausgearbeiteten, in anderen Teilen aber reliefierten, stehenden Steinbock, der wohl entweder irgend einen Bauteil, und zwar an den Ecken, oder ein Gerät aus Stein, das dann wohl ebenfalls aus Marmor bestand, seitlich oder zentral überragt hat.
deutet, der aber wahrscheinlich ebenfalls ein allerdings ringsum abgebrochener Steinbockkopf ist, befindet sich im Wiener Hofmuseum 1 ). Hier ist aber die unterhalb der Krümmung des Griffes liegende Knospe nach oben hin orientiert, also umgekehrt wie in Phot. 465. Ebenfalls ein ganz ähnliches Stück, bei dem auch noch der Löffel am anderen Ende, der wahrscheinlich der Ölbehälter der Lampe war, erhalten ist, und an dem ebenfalls die Knospe am Griff nach oben gekehrt ist, wurde von uns 1928 bei den Grabungen in Hugga gefunden 2 ). Die starke Patinierung des Kopfes bei diesem Stüde läßt dessen ursprüngliche Gestaltung nicht mehr erkennen. Aber wahrscheinlich wird es sich auch hier wohl um einen allerdings wesentlich stilisierteren Steinbodekopf gehandelt haben.
DAS SCHAF (Phot. 424, 429/431, Fig. 185/187)
Bei der in Phot. 432/434 abgebildeten vollplastischen Tiergestalt aus reinem, weißem Marmor kann man zweifelhaft sein, ob es sich um einen Steinbock oder um eine Ziege oder ein Schaf handelt, da das Gehörn ganz spiralig gestaltet ist, was bei dem Steinbock in der Natur nie vorkommt, während wir das bei dem unzweifelhaft einen Schafskopf bedeutenden Tierkopf in Phot. 429/430 deutlich dargestellt sehen. Wenn wir dieses Objekt aber mit den Steinbockgestalten auf den Reliefs in Phot. 454 und Phot. 458/460 vergleichen, sehen wir, daß auch dort schon das Gehörn einen Ansatz zu einer spiraligen Gestaltung erfahren hat, die allerdings noch lange nicht so ausgeprägt erscheint, wie bei dem Stück in Phot. 432/434. Wir möchten daher annehmen, daß auch hier ein Steinbock dargestellt werden sollte. Das vorliegende Stück ist anscheinend nur unten abgebrochen und auf allen anderen Seiten nur stark korrodiert. Es muß also in vollplastischer Gestalt als Krönung irgendeines Gerätes oder Bauteils gedient haben. Der Steinbode, ist nicht liegend, wie sonst meistens, sondern stehend dargestellt. Gegenüber seiner natürlichen Gestalt ist der Rumpf sehr kurz gehalten, also stark stilisiert. Aber in den Ansätzen der Beine, zwischen denen ein Stück des Werkstoffes sowohl vorne wie an der Seite erhalten geblieben ist, so daß sie hier reliefiert sind, und dem Ansatz des Halses sind die naturgerechten Formen gewahrt. Der Kopf ist leider in seinem unteren Teile abgebrochen ebenso wie der Schwanz, der anscheinend vorhanden war. Das gewaltige Gehörn mit seiner inneren Spirale ist wiederum reliefiert dargestellt, sowohl von der Seite wie von oben gesehen. So sind auch die unter dem Ansatz des Gehörnes liegenden Ohren in Reliefform dargestellt und durchaus naturgerecht modelliert. Sicher waren ursprünglich Augen, Nüstern 1) D. H. M ü 11 e r , Südarabische Altertümer . . a.a.O., S. 64. 2) Vorislamische Altertümer, a a . O . , S 91, Phot. 49.
Das Schaf muß ebenso wie die Ziege seit sehr langer Zeit in Südwestarabien als Haustier heimisch gewesen sein, wahrscheinlich schon zu Lande von Norden eingeführt, da eine Einfuhr über Land von Osten wegen großer, für diese Tiere unüberwindbarer Wüstenstrecken nicht möglich war. Später können diese Zuchttiere der Halbnomaden auch über See eingeführt worden sein, denn wir haben heute in Südarabien verschiedene Rassen nebeneinander. Die beiden Objekte in Phot. 429/430 und Phot. 424 sind zweifellos Schafdarstellungen, von denen uns u. W. bisher aus Südarabien keine Parallelen bekannt geworden sind. Der in Phot. 429/430 abgebildete Tierkopf aus weißem Marmor stellt ohne Zweifel einen Widderkopf dar, der leider so stark zerstört ist, daß wir nicht mehr die Einzelheiten seiner ehemaligen Gestaltung erkennen können, sondern aus der Rinne über dem Kopfe nur schließen können, daß er als Abschlußkopf, wie sonst nur die Rinderköpfe (s. Phot. 447 und Phot. 556/562), an dem Abfluß eines Opferaltars gesessen hat. Gut erkennbar ist aber noch die Form des Gehörns auf einer Seite des Kopfes, die eine so eindeutige Lage der Krümmung seitlich des Kopfes aufweist, daß sie nur einem Widder angehören kann. Ebenso gut erhalten ist ferner die Zeichnung des einen Auges, das direkt unter dem Gehörn liegt, und in seiner Darstellung mit einer doppelten Umrahmung durch Linien sehr stark an die Augendarstellung bei den Stierköpfen erinnert. Wir wissen bisher nicht aus dem Inschriftenmaterial, daß das Schaf als Symboltier irgendwie mit dem südarabischen Kultus verbunden war, oder daß es sonst irgendeine mythologische Bedeutung besaß. Diese und die folgende Schafsdarstellung muß also vorläufig als Ausnahme betrachtet werden, insofern hier der Widder offensichtlich mit dem Rinde gleichgestellt worden ist. Ebenso unverkennbar stellt die in Phot. 431 abgebildete Figur aus Bronze, die außerordentlich naturalistisch geformt ist, eine liegende Schafsgestalt dar. Eine vollkommen ebene Fußplatte spricht dafür, daß die Figur mit dieser Fläche auf einer größeren ebenen Fläche aufgelegen
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hat. Die Durchlöcherung in der Mitte des Körpers ist dagegen nur so zu erklären, daß eine Stange durch diese Figur, oder vielleicht sogar durch mehrere gleiche in einer Reihe, gezogen worden ist, oder daß ein Ring durch diese Öffnung geführt wurde. Welcher Art aber dann das dazugehörige Gerät oder Möbelstück gewesen sein könnte, bleibt natürlich der Phantasie überlassen. Man könnte darüber streiten, ob die Gebilde an beiden Seiten des Kopfes Ohren oder Hörner darstellen sollen. Die ganze Form des Kopfes ist aber schon so ausgezeichnet gut getroffen, daß allein durch sie der Schafscharakter der Figur gesichert erscheint. Ebenso gut getroffen ist die Rückenform und der gut herausmodellierte Schwanz.Die Beine sind sehr stilisiert dargestellt worden und sind in ihrer Gestaltung etwas beeinflußt durch die Lage der Durchbohrung, der sie angepaßt werden mußten. Sehr charakteristisch und auch realistisch sind mehrere Falten, die quer über den Hals und den Rücken verlaufen und vollkommen der liegenden Stellung eines Schafes entsprechen. Insgesamt erscheint uns diese kleine Bronzefigur als ein sehr kunstvolles Gebilde, das seinem ganzen Stil nach sogar modernen künstlerischen Forderungen entsprechen würde.
Fig. 185—187:
Ornamentstein
Unzweifelhaft auch ein Schaf stellt wohl die in Figur 185/187 abgebildete Tiergestalt dar, die in Reliefform in laufender Stellung mit nach oben gestrecktem Kopf und über den Rücken gehobenem Schwanz dargestellt ist. Die Form des letzteren ist eigenartig, aber vielleicht deutet er die Entwicklung zum Fettschwanz an, die noch heute in Jemen herrscht. Die gekräuselte Wolligkeit des Pelzes ist durch wellenförmige Linien angedeutet. Ungewöhnlich ist auch, daß die Beine durch die Kanten des Steines abgeschnitten werden, wenigstens sicher vorne, wo im rechten Winkel an der Schmalseite ein sabäisches Monogramm in Hochrelief herausgearbeitet ist. Hinten scheint der Stein abgebrochen zu sein. An der Unterseite des Steins ist ein längliches, rechteckiges Dübelloch herausgearbeitet, mit dem der Stein wahrscheinlich mit einem ebenso geformten Zapfen an einem darunterliegenden Stein befestigt war. An der Oberseite scheint der Stein in der Querrichtung flach abgerundet gewesen zu sein, so daß er hier wohl abschloß. Der Kopf des Schafes ist leider nach vorne zu stark korrodiert. Es sieht aber so aus, als ob das Maul weit geöffnet war. Die Hörner sind stark gebogen und dahinter erkennt man die Zeichung eines Ohres. Die ganze Gestalt ist sehr realistisch, fast naturalistisch geformt, in guter Technik gearbeitet, was
aus gelbem Kalkstein unbekannter Herkunft im Hause des 'Amil von San'ä. Größe: 20 X 18 X 10 cm
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man vor allem an dem Monogramm erkennt. Welche Bedeutung dieser Stein hatte, und wo er angebracht war, vermögen wir natürlich nicht zu vermuten. Wahrscheinlich aber folgten ihm wohl noch andere ähnliche Reliefsteine. Das ganze bildete vielleicht die Krönung oder den Rand eines Gebäudeteils.
Mühe die ursprüngliche Form zu ergänzen vermag. Es wird sich wohl um Stiftungen an einen Tempel bei diesen beiden Pferdedarstellungen aus gebranntem Ton gehandelt haben.
DAS PFERD
In Südarabien war der Esel wohl eins der ältesten Haustiere und dorthin wohl von Ostafrika, wo seine Domestizierung erfolgt ist, eingeführt worden. Es ist eigenartig, daß in Jemen, wo heute sowohl Pferd wie Esel vorkommen, keine Maultierzucht besteht, sondern daß heute noch alle Maultiere, die im Lande außerordentlich nützliche Funktionen erfüllen, immer wieder von Abessinien eingeführt werden. Die Ursache dafür liegt wohl darin, daß das Pferd als Symboltier der Sonnengottheit als zu gut für eine Mischung mit dem Esel auch heute noch von den islamisierten Südarabern angesehen wird. Bisher sind u. W. aus Südarabien keine Darstellungen von Eseln bekannt geworden.
(Phot. 435, 439) Das Pferd muß ziemlich spät nach der Arabischen Halbinsel und nach Südarabien noch später gekommen sein, da es wohl nicht lange vor dem Beginn des 2. Jährt, v. Chr. erst den großen Kettengebirgswall der Alten Welt als domestiziertes Haustier überschritt. Es muß aber später entlang der Weihrauchstraße eine große Rolle gespielt haben, denn in deren wichtigsten Etappen in Südarabien, vor allem im Djöf, dem Zentrum des Minäisdien Reiches, befinden sich noch heute die berühmtesten arabischen Vollblutgestüte. In ganz Südarabien genießt das Pferd heute eine große Verehrung und Achtung. Es muß also wohl gleich nach seinem Erscheinen über die Weihrauchstraße in Südarabien wegen seiner Schönheit und seiner übrigen nützlichen Eigenschaften mit dem Kultus verbunden worden sein und wurde zum Symboltier der Sonnengöttin Schams. A. Grohmann 1 ) bespricht die wichtigsten Darstellungen von Pferden, die bisher aus Südarabien bekannt geworden sind, und die seine Verbindung mit dem Kult der Sonnengottheit beweisen. Immerhin sind Pferdedarstellungen nicht besonders häufig. Bei der Ausgrabung des Tempels der Sonnengöttin Dhät Ba'dän in Hugga wurden von uns keinerlei Pferdedarstellungen gefunden. Wir haben schon früher (S. 112, Fig. 177) die Siegeldarstellung eines Pferdes mit Reiter besprochen. Die beiden Köpfe aus gebranntem Ton, die in Phot. 435 und Phot. 439 abgebildet sind, können wohl nach der allgemeinen Form und den besonders typischen Vertiefungen am Halse, die nur als Mähne zu deuten sind, mit Sicherheit als Pferdeköpfe angesehen werden, die wohl ursprünglich zu ganzen Pferdeplastiken gehört haben. Besonders der Kopf von Phot. 435 ist auch wegen der typisch naturgerechten Lage der Ohren und der deutlichen Schrägstellung der Mähneneinschnitte sowie der Form des Halses absolut sicher zu erkennen, wenn auch durch die starke Korrosion, die der Kopf erfahren hat, jede Feinmodellierung zerstört worden ist. Ewas zweifelhafter erscheint der in Phot. 439 abgebildete Kopf, der aber ebenfalls eindeutige Reste einer Mähnenzeichnung aufweist, während er im übrigen so stark korrodiert ist, daß man nur mit 1) Göttersymbole und Symboltiere . . ., a.a.O., S. 70/71, Abb. 183 u. 184.
DER ESEL (Phot. 440)
Die in Phot. 440 abgebildete Tiergestalt aus Bronze ist nicht mit Sicherheit als die Darstellung eines Esels anzusehen. Aber die großen Ohren sprechen doch dafür, daß die im übrigen sehr primitiv geformte Gestalt einen solchen darstellt, da kein anderes Tier in Jemen vorkommt, das man mit ihr vergleichen kann. Die Figur zeigt im allgemeinen recht gerundete Formen. Die abgebrochenen Beine stehen als senkrechte Säulen unter dem Körper. Der Schwanz ist kurz und in einer Krümmung vom Körper abgesetzt. Augen, Nüstern und Maul sind an dem konisch geformten Kopf dargestellt gewesen. Typisch sind aber vor allem die großen Ohren, die als Löffelohren, deren Öffnungen sich naturgerecht nach den Seiten richten, dargestellt sind. Die Figur ist wenig patiniert, so daß die ursprüngliche Form weitgehend erhalten geblieben ist. Der Verdacht auf ein Falsifikat wurde nach genauer Betrachtung aufgegeben. Da der Esel keinerlei kultische Bedeutung hat, wird es sich aller Wahrscheinlichkeit nach bei diesem Stück um eine Stiftung an eine Gottheit, resp. an deren Tempel gehandelt haben. DER LÖWE (Phot. 450/452) Bis vor wenigen Jahrzehnten war der Löwe noch auf der ganzen Arabischen Halbinsel verbreitet und soll in 'Asir heute noch vereinzelt vorkommen. Er spielte in allen drei altorientalischen Hochkulturen eine gewisse Rolle, hat aber dort niemals u. W. den Charakter des Symboltieres einer gewissen Gottheit besessen, sondern ist verschiedenen Gottheiten zugeordnet gewesen. In Südarabien ist er aus verschiedenen Bildwerken bekannt, die A. Grohmann zusam127
mengestellt hat 1 ). Aber auch hier ist vorläufig eine Zuordnung an einen bestimmten Gott nicht zu erkennen, am ehesten noch an die Sonnengottheit, in deren Tempel in Hugga wir zwei Löwendarstellungen gefunden haben 2 ), von denen die eine das bereits besprochene Motiv eines ein Rind schlagenden Löwen ist, das wir auch in dem in Phot. 421 abgebildeten Bruchstück eines Reliefs vermuteten. Dieses Motiv könnte allegorisch dahin gedeutet werden, daß das Symboltier der Sonne, eben der Löwe, das Symboltier des Mondes, das Rind, stets überwältigt, kann also als Sieg des Tags über die Nacht symbolisiert worden sein. Im übrigen wird aber der Löwe wie auch anderswo im Alten Orient wegen der Schönheit und kraftvollen Gestalt weithin nur zu dekorativen Zwecken verwandt worden sein. Das scheint uns auch bei den zwei Objekten, die wir hier besprechen müssen, der Fall zu sein. Bei dem in Phot. 450 abgebildeten, aus Bronze getriebenen Löwen scheint uns das sogar sicher zu sein. Er bildete aller Wahrscheinlichkeit nach den Beschlag auf irgendeinem Gerät, vermutlich wohl aus Holz, obgleich keine Durchbohrung zur Befestigung festzustellen ist. Vielleicht aber war er mit einer Klebmasse, deren es ja in Südarabien genügend gibt, befestigt. Die Gestalt ist sehr naturalistisch dargestellt mit durchaus naturgerechten Formen in abgerundetem Flachrelief. Der große, von einer Mähne umgebene Kopf ist en face abgebildet, der übrige Körper im Profil. Der Schwanz ist in S-Stellung rückwärts über den Rücken gelegt und seine Endquaste herausgearbeitet. Audi der Leib mit der starken Brust und dem sich verdünnenden Hinterleib ist sehr wahrheitsgetreu. Unten ist das Stück leider abgebrochen, doch erkennt man noch aus dem Ansatz der Beine, daß der Löwe in ruhiger Schreitstellung dargestellt war. Vollplastisch ist die in Phot. 443 abgebildete Tiergestalt aus Bronze dargestellt, die sich durch eine Öse auf ihrem Rücken ohne weiteres als Anhänger ausweist. Leider ist das Stück so weitgehend patiniert, daß man ihre ursprüngliche Gestalt nur in Umrissen erkennen kann. Aber wenn man den Kopf von vorne betrachtet, bei dem ein rundes Gesicht von einem breiten Wulst rundum umrahmt wird, den man nur als Mähne deuten kann, ist man nicht im Zweifel, daß man in diesem Stück einen Löwen darstellen wollte. In der Gesamtheit ist aber die Gestaltung dieses Bildwerkes viel primitiver als bei dem vorigen Relief. Die Ohren sind rund und dem Mähnenwulst aufgesetzt. Augen und Maul erkennt man nur noch in Andeutungen, sie waren aber anscheinend sorgfältig ausgeführt. Der Leib ist plump, und von
1) G ö t t e r s y m b o l e u n d S y m b o l t i e r e . . ., a.a.O., S. 67 ff. 2) Vorislamische A l t e r t ü m e r , a.a.O., S. 60, Phot. 28 u. S. 89, Fig. 51—55.
einem Schwanz ist nichts mehr zu erkennen. Die Beine sind hinten in Ruhe nebeneinander gestellt, vorne in Schrittstellung gespreizt. Alle sind mit verdickten Tatzen versehen. Die Kleinheit des Anhängers mit der oben stark ausgedünnten, d. h. wohl abgewetzten Öse spricht dafür, daß er Amulettcharakter besaß. Zu einer großen Bronzeplastik mit zum mindesten einem Löwenkörper von Vs bis V2 natürlicher Größe gehörte wohl der in Phot. 451/452 abgebildete Raubtierfuß. Mit etwas kühnerer Phantasie, besonders wegen des hochsitzenden Sporns an der Hinterseite des Fußes, kann man auch an eine Sphinx mit Löwenkörper und Menschenhaupt oder an eine Greifengestalt denken, etwa wie die beiden Greifen auf Phot. 466. Es handelte sich bei der ganzen Plastik um einen Bronzehohlguß, wie aus Resten der Tonmasse im Innern des Fußes hervorgeht. Angeblich soll der Fund nach den Aussagen seines Überbringers aus Ghaimän stammen, wo ja, wie wir im ersten Teile (S. 49 ff.) gesehen haben, Funde aus einer langen Zeitepoche zu erwarten sind. Der Fuß ist als Löwenfuß unnatürlich hoch gebaut und nach oben gestreckt. Audi die fünfte Zehe, die hier ausgesprochen als Sporn wie über einem Vogelfuß geformt ist, sitzt unnatürlich hoch. Im ganzen ist aber dieser Fuß ohne weiteres als Raubtierfuß durchaus naturgerecht zu erkennen. Die Unterseite des Fußes besaß eine ebene Fläche, die aber herausgebrochen ist, sodaß man nicht erkennen kann, wie sie eventuell auf einer Unterlage befestigt war. DER HUND (Phot. 436, 437, Fig. 188) Hundedarstellungen sind u. W. aus Südarabien bisher nicht bekanntgeworden. Dagegen handelt es sich bei der in Fig. 188 abgebildeten, auf einer verkieselten Knochenplatte eingeschnittenen Tierdarstellung zweifellos um eine Hundefigur und anscheinend um einen angeketteten Hofhund, wie aus einem Halsband und einer
Fig. 188: Amulettplatte aus verkieseltem Knochen mit eingeritzter Hundedarstellung. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft (31. 300. 1940) Maße: Länge 8,0 cm Breite 2,5 cm Dicke 0,4 cm
Kette um den Leib herum sowie aus der ganzen, ziemlich realistischen Zeichnung eines angeketteten, knurrenden und Zähne fletschenden Hundes hervorgeht. Der Hund ist in Jemen heutzutage gemein, aber nicht mehr als Haushund, sondern lebt, wie fast überall im islamischen Orient, wo
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er als unreines Tier betrachtet wird und niemals ein Haus betritt, in halbwildem Zustande. Nur in der eigentlichen Wüste, wo eine besondere Windhundrasse zur Jagd benutzt wird, spielt er noch die Rolle des Haushundes wie wahrscheinlich in vorislamischer Zeit überall. Außer der doppelten Ankettung beweist vor allem der charakteristische Kopf sowie der über den Rücken gekrümmte Schwanz den Hundecharakter des Bildwerkes. Die ganze Stellung der Figur mit den nach vorne gestreckten Vorderbeinen und den geduckten Hinterbeinen, mit den gefletschten Zähnen und den zurückgelegten Ohren ist typisch für einen angeketteten, gegen einen fremden Besucher wuterfüllten Hund. Die fünffache Durchbohrung am Rande des kleinen Knochenplättchens spricht dafür, daß es auf irgendeinem Gerät oder Kasten mit Stiften oder Nägeln befestigt war, das wahrscheinlich etwas enthielt, das gegen Diebstahl verteidigt werden sollte, indem man symbolisch den Schutzhund als Abschreckungsmittel oder als Amulett auf seiner Umhüllung befestigte. Ob Hunde in Vollplastik ähnliche Zwecke erfüllten oder als Stiftungen an die Gottheit oder ihren Tempel gegeben wurden, wissen wir nicht. Wir können unter den nicht als zu einer bestimmten Tierart gehörig zu erkennenden Darstellungen, die wir später betrachten werden, höchstens die in Phot. 436 und Phot. 437 abgebildeten, abgebrochenen Köpfe von Vollplastiken aus gebranntem Ton mit einiger Wahrscheinlichkeit als Hundeköpfe ansehen. Sie sind aber so stark korrodiert, daß nur eine ganz rohe Formung erhalten geblieben ist, während alle Feinheiten der Modellierung verschwunden sind. Der Kopf in Phot. 436 ist außer wegen der Form seiner Ohren auch wegen der Gestalt des Kopfes und des Halses als zu einer Hundedarstellung gehörig zu betrachten. Sonstige Einzelheiten an ihm sind nicht mehr zu erkennen. Etwas anderen Charakter, der aber auch nur der eines Caniden sein kann, von denen wohl Schakal und Wolf kaum dargestellt worden sind, so daß nur der Hund von dieser Familie übrig bleibt, weist der in Phot. 437 abgebildete Kopf auf, an dem sich aber außer den Ohren und den Augen ebenfalls keine Einzelheiten mehr erkennen lassen.
DIE ANTILOPE (Phot. 453) Die Antilope kommt heute in Südarabien neben der Gazelle nur als Oryxantilope in den inneren Wüstengegenden, östlich der Weihrauchstraße vor. Die Gazelle wird häufig, auch auf den Hochländern, gezähmt gehalten, aber nie als eigentliches Haustier. Die Antilope hat in den Kulten des alten Orients eine vielfältige symbolische Verwendung gefunden, aber nirgends unseres 9
Wissens als eigentliches Symboltier einer bestimmten Gottheit. A. Grohmann 1 ) stellt die bisher bekanntgewordenen Antilopendarstellungen aus Südarabien zusammen und möchte dieses Tier hier als Symboltier dem Venusgott 'Attar zuteilen, was aber wohl schwer zu beweisen sein wird. Vielleicht hat sie in den Darstellungen, die vom Verlauf der Weihrauchstraße bisher bekanntgeworden sind, wo sie ja vorkommt, zuweilen den Steinbock ersetzt, der nur in den höchsten Teilen des Hochlandes lebt. Bei dem in Phot. 453 abgebildeten Relief aus rotem Sandstein, das aus dem Djöf stammen soll, handelt es sich wohl mit Sicherheit um die Darstellung zweier Antilopen. Das mittlere Feld dieses Bruchstücks, in dem die beiden Antilopen aufgerichtet einander den Rücken zukehrend, an je einer Frucht äsen, die an beiden Seiten eines kästen- oder kübeiförmigen Gebildes herabhängen, ist nur oben abgebrochen. Aber an allen drei anderen Seiten ist es durch erhabene Leisten von drei anderen Reliefs getrennt, von denen nur Bruchteile erhalten geblieben sind. Die beiden Früchte sind offensichtlich Dattelfruchtbüschel, wie wir sie aus anderen Darstellungen von ganzen Dattelbäumen kennen, z. B. in den beiden Bronzetafeln aus 'Amrän im British Museum in London, die schon mehrfach veröffentlicht worden sind2). Man muß sich also aller Wahrscheinlichkeit nach dieses Relief in Phot. 453 nach oben hin zu einem ganzen Palmenbaum ergänzt denken, der mit seinem Stamm in einem Kübel stand, als welchen wir das Gebilde in der Mitte des oberen Randes ansehen müssen, und von dem die unteren Fruchtstände bis seitlich dieses Kübels herabhängen. Auf der einen der Amräner Bronzetafeln 3 ) steht vor einem Dattelbaum auf einem ähnlichen Kübel noch ein Löwe. Dattelbaum sowie Löwe sind Symbole der Sonne, also des Tages. Wenn also die Antilopen die nur in mondlosen Nächten, wenn das Venusgestirn allein am Himmel steht, von den Datteln in den Oasen zu naschen wagen, als Symbole der Venusgottheit galten, so war vielleicht das Relief in Phot. 453 eine symbolische Gegenüberstellung von Tag und Nacht übereinander, auch ohne daß unbedingt noch eine Löwenfigur hinzugetreten sein müßte. Das Relief selbst ist stark stilisiert und von großer Kraft der Darstellung. Die Antilopen sind in reinem Flachrelief in Umrissen, aber in sehr naturgerechten Proportionen wiedergegeben. Nur die Augen sind durch einen Punkt mit einer kreisrunden linearen Umrahmung gezeichnet. Der Kübel oder Kasten verjüngt sich nach unten konisch und ist an beiden Seiten durch je drei 1) Göttersymbole und Symboltiere . . a.a.O., S. 64—65. 2) Corpus Inscriptionum Semiticorum, Pars Quarta, Tomus 1, Num. 72 u. 73. Paris 1887—1908. 3) A. G r o h m a n n , Göttersymbole und Symboltiere . . ., a.a.O., S. 68, Abb. 176.
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Streifen gegliedert. Die runden Dattelfrüchte sind durch eine schräge Quadratur, die die Fruchtstände der Datteln bezeichnen soll, völlig ausgefüllt und hängen an oben abgebrochenen Stengeln. Unterhalb dieses Mittelreliefs sehen wir im nächsten, gleich breiten Felde die oberen Teile von drei nebeneinander liegenden medaillonartigen Gebilden, die am Rande anscheinend von einem Bande von aneinander gereihten Dreiecken umrahmt sind. Wie diese runden Medaillons weiterhin ausgefüllt waren, ist nicht mehr zu erkennen. Links und rechts des mittleren Feldes lagen anscheinend gleich große Felder mit einer ähnlich figürlichen Ausfüllung. Man erkennt nur noch links Teile eines behuften Beines in ähnlicher Stellung wie die Antilopenbeine am Rande des mittleren Feldes, aber wesentlich tiefer liegend, so daß das Bildwerk nicht mit dem des mittleren Feldes absolut identisch gewesen sein kann. Welche Verwendung dieser Stein gefunden hatte, können wir nicht sagen, aber wahrscheinlich ist er architektonisch als Wand- oder Türfüllung benutzt worden. DER VOGEL (Phot. 441/442) Der Vogel Phönix ist in Südarabien wohl sicher ein Sonnensymbol gewesen, von dem wohl die Phönizier, die ihrer Überlieferung nach aus dem Süden der Arabischen Halbinsel stammten, ihren Namen entlehnt haben. Der Adler ist noch, was seine Zugehörigkeit zur Sonnen- oder Mondgottheit anbelangt, umstritten, aber es ist nicht einzusehen, wie er mit dem Monde und dadurch mit der Nacht in Verbindung gebracht werden konnte, da er doch ein reiner Tagvogel ist. Im übrigen finden wir verschiedentlich Vogeldarstellungen in Südarabien, bei denen man teilweise eine symbolische, teilweise aber auch nur eine rein dekorative Verwendung annehmen kann. Zudem ist bei diesen Darstellungen meist schwer zu unterscheiden, welche Vogelart dargestellt werden sollte. Wir beschränken uns also nur auf die Abbildung und Beschreibung der vorliegenden Objekte. In Phot. 441 sehen wir einen plastischen Vogel aus Bronze abgebildet, der wohl nur dekorative Verwendung gehabt hat. Er ist nur im Oberkörper und im Kopf ausgeführt und unten durch eine ebene Fläche abgeschnitten, die wohl auf einer größeren ebenen Fläche befestigt war, vielleicht als Griff eines Kastens oder als Knopf eines Deckels. Der Schnabel dieses Vogels ist groß und raubvogelartig nach unten gebogen. Hals und Kopf könnten in ihrer naturgerechten Form als die eines Adlers angesehen werden. Statt der Augen ist eine Durchbohrung quer
durch den Kopf hindurch angebracht, in der vielleicht ein Ring gehangen haben könnte. Auf dem Rücken ist durch eine Quervertiefung eine Abgrenzung gegen den Schwanz hin vorgenommen, während auf letzterem mehrere Längsvertiefungen die Federn bezeichnen sollen. Ebenfalls nur dekorative Verwendung hat wohl vermutlich der in Phot. 442 abgebildete Vogel aus Bronze gehabt, der in voller Figur auf einem vasenartigen Podest aufgesetzt ist, der wohl die Krönung irgendeines Bronzegefäßes gebildet haben wird, auf dessen Oberfläche oder dessen Deckel dieses Bildwerk befestigt war. Das Objekt ist so stark patiniert, daß man nur noch seine allgemeine Form ohne eine ehemals vorhandene Einzelzeichnung erkennen kann. Aber diese ganze Form ist ziemlich naturgetreu und zeugt von einem guten Werkkönnen.
DER GREIF (Phot. 466) Unter Greifen versteht man die Verbindung zweier verschiedener Tiergestalten, z. B. des Löwen mit einem Vogelkopf, oder eines Tieres, etwa eines Löwen, mit einem Menschenkopf, wobei dann das entstehende Fabelwesen mit Flügeln ausgestattet ist und eventuell auch noch Vogelbeine aufweist. Wir kennen bisher eine solche Kombination verschiedener Gestaltungen aus Südarabien u. W. nur von einem Beispiel in der 'Amräner Bronzetafel im British Museum in London, auf der zwei geflügelte Löwengestalten mit Menschenköpfen beiderseits eines stark stilisierten Pflanzenornaments mit einer erhobenen Pranke stehen, während hinter beiden je ein Dattelbaum dargestellt ist 1 ). Diese geflügelten Greifengestalten stammen ursprünglich aus dem babylonisch-assyrischen Mythenkreis und sind wohl von dort aus nach Südarabien gedrungen. Um so interessanter ist das in Phot. 466 abgebildete große Relief aus hellem Kalkstein, das nach den Angaben seiner Überbringer aus der Gegend von Märib, also von der alten Weihrauchstraße stammen soll, und dessen technische Ausführung erstaunlich vollkommen für Südarabien erscheint. Bei den beiden Greifen, die an einer in der Mitte des Bildwerkes dargestellten Vase aufgerichtet stehen, handelt es sich um die Kombination eines Löwenkörpers mit einem Raubvogelkopf. Das ganze Bildwerk, das leider an den Rändern stark zerstört ist, so daß man nicht entscheiden kann, ob es sich nach den Seiten hin noch weiter fortsetzte, ist von Weinranken mit Blättern und Früchten durchsponnen. Auf den ersten Blick könnte man das Bildwerk stilistisch dem in Mschatta herrschenden Stil zuordnen, bei näherer Betrachtung findet man aber
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1) Corpus Inscriptionum Semiticorum, a.a.O., Num. 73.
so grundsätzliche Unterschiede, daß man nach Vergleichsobjekten eher weiter im Osten suchen wird, in Persien oder Mesopotamien. Die Vase oder Urne in der Mitte des Bildes, die in der ganzen Anlage der auf dem Relief Phot. 478 abgebildeten ähnlich erscheint, erinnert an griechische Urnen, die auf Grabdenkmälern oft dargestellt worden sind. Sie besitzt einen Standfuß unter dem Bauche und ist am Halse zwiefach gehenkelt. Ihre Form ist aber viel langgestreckter als die auf Phot. 478 abgebildete Vase, vor allem in der Bauchung, und nur der Hals mit den beiden nur auf ihn beschränkten seitlichen Henkeln ist wesentlich kürzer. Die Fläche der Vasenumrisse ist durch eine Längsfurchung, die sich den Umrißformen anpaßt, ornamentiert. Die beiden Greife sind trotz ihrer symmetrischen Haltung, in der sie sich von beiden Seiten an der Vase aufrichten, die sie mit den Vorderfüßen am Bauche berühren, in den Einzelheiten nicht völlig miteinander identisch. Der Körper ist zweifellos als der eines Löwen gedacht, dessen Schweif mit der charakteristischen Quaste am Ende zwischen den beiden aufgerichteten Hinterbeinen eingezogen liegt. Die Flügel sind vor den vorgestreckten Vorderbeinen angebracht, mit einer halbkreisförmigen Ansatzfläche und mit gespreiztem Gefieder, das sich über den Rücken erhebt und bei beiden Gestalten in den Einzelheiten ziemlich verschieden geformt ist. Auf den Hälsen liegt auf dem First ein Federoder Drachenkamm, der aber bei beiden Greifen, soweit man das bei der Beschädigung feststellen kann, ebenfalls variiert, nicht nur in seiner Lage, sondern auch in seiner Form. Der nach vorne herabgezogene Kopf der Greifen endet mit einem stark gekrümmten Raubvogelschnabel und trägt über den vogelartig hoch sitzenden Augen zwei nach vorne gekrümmte, aufrecht stehende Ohren. Das Weinrankenmotiv, das alle freien Flächen des Reliefs mit fünfteiligen Blättern und birnförmigen Trauben mit runden Früchten an Ranken ausfüllt, liegt vor allem in den Zwischenräumen zwischen Kopf und Unterleib der Greifen, an den Vasenverjüngungen sowie über dem Rücken der Tiere. Es ist schwer zu sagen, welche symbolische Bedeutung dieses Relief gehabt haben könnte. Am ehesten ist wohl zu vermuten, daß es irgendwie mit dem Totenkult verbunden war. Seine Anregung und Beeinflussung wird es wohl teils aus dem ägäischen, teils aus dem babylonischassyrischen oder altpersischen Kulturkreis erfahren haben. Angeblich soll es aus der Umgebung von Märib stammen, also vom Verlauf der alten Weihrauchstraße. Wir möchten es aber nur bis zu den letzten Jahrhunderten v. Chr. zurückdatieren.
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DIE SCHLANGE (Phot. 467/470) Schlangen der verschiedensten Arten gibt es in Südarabien sowohl im Hochlande wie in den benachbarten Wüstengebieten von der gefährlichen Kobra bis zu kleinsten, ungefährlichen Arten, dagegen u. W. nicht die in Abessinien so häufige Riesenschlange. Die Schlange ist im allgemeinen ein Nachttier und wegen ihrer Giftigkeit allgemein gefürchtet und daher geeignet, mit dem Kultus in Verbindung gebracht zu werden. In Jemen ist heute noch die Beschwörung von Schlangen in großem Umfange in Gebrauch, und während unseres Aufenthaltes in S a n a spielte ein solcher Schlangenbeschwörer, 'Ali Hänesdii, eine angesehene Rolle in der Gesellschaft. Eine Einordnung der Schlange unter die Symboltiere des südarabischen Pantheons ist bisher nicht möglich1), auch nicht ihre Trennung von der Fabelgestalt des Drachens, der vielleicht mit den grotesken, drachenähnlichen Dorneidechsen zusammenhängt, die es im östlichen Jemen und in der angrenzenden Wüste geben soll. Wir haben auf unserer ersten Reise 1927/28 schon in Häz eine unzweideutige Schlangendarstellung gefunden, die mit einer Hand mit ausgestreckten Fingern zusammen dargestellt war 1 ). Auch das aus Goldblech getriebene Medaillon mit den drei Personen und einem Tiere, die von einem Schlangenleib, ähnlich wie die Laokoongruppe, gemeinsam umschlungen werden, ist uns in seiner Auslegung unklar geblieben 2 ). Wir haben im Folgenden nur drei Köpfe aus gebranntem Ton zu besprechen, die wir, ihrer ganzen Form nach, für Schlangenköpfe halten, wenn auch ihre Ergänzung zu Schlangenleibern einige Schwierigkeiten macht. Der in Phot. 467/468 abgebildete Kopf aus gebranntem Ton ist ziemlich weitgehend korrodiert. Aber die auf der Oberseite des Kopfes liegenden Augen, der lange, gerade ausgestreckte Hals und die löffelartig geformte Gestalt der Vorderseite des Kopfes mit ihrer vorderen Rundung lassen wohl keinen Zweifel darüber zu, daß es sich um den Kopf einer Schlange, oder zumindest einer Gestalt mit einem Schlangenkopf gehandelt haben wird. Allerdings ist von der Zeichnung eines Maules heute nichts mehr zu erkennen. Vielleicht könnte man bei diesem Stück auch an einen Drachenkopf denken. Bei dem in Phot. 469 abgebildeten Kopf aus gebranntem Ton handelt es sich augenscheinlich um das Bruchstück eines Reliefs, da die Hinterseite aus einer ebenen Fläche besteht, und der Kopf anscheinend im Profil gesehen ist. Das Auge besitzt linsenförmige Gestalt und ist als Ton1) A. G r o h m a n n , Göttersymbole und Symboltiere . . a.a.O., S. 71 ff. 2) Vorislamische Altertümer, a.a.O., S. 117, Fig. 84. 3) Vorislamische Altertümer, a.a.O., S. 204, Fig. 161.
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knöpf aufgesetzt. Ob die Form des Maules mit dem zurücktretenden Unterkiefer ursprünglich so gestaltet war, wie es heute erhalten ist, oder korrodiert ist, läßt sich nicht entscheiden. Audi bei diesem Bruchstück kann man im Zweifel sein, ob ein Schlangen- oder ein Drachenkopf dargestellt werden sollte. Wieder um ein vollplastisches Stück handelt es sich bei dem in Phot. 470 abgebildeten Kopf. Der lange Hals und die Form des Kopfes, der gegen den Hals hin mit einem Absatz abgegrenzt ist, sowie das breite Maul lassen auch hier nur an die Darstellung eines Schlangen- oder Drachenkopfes denken.
unten, an der das Stück wohl entweder während des Brennprozesses oder an seinem endgültigen Bestimmungsorte, in einem Grabe als Grabbeigabe oder als Stiftung in einem Tempel aufgehängt werden konnte. Eine sehr primitive Vollplastik aus gebranntem Ton, die noch dazu stark zerstört ist, ist in Phot. 448/449 abgebildet. Der Körper ist fast rechteckig geformt, die Beinpaare, etwas nach vorne und nach hinten gespreizt, sind nicht voneinander getrennt, und der Kopf bildet nur einen Fortsatz des Körpers. Immerhin ist die Tiergestalt deutlich zu erkennen.
Unter den plastischen Darstellungen, bei denen wir nicht entscheiden können, welcher Tierart oder sogar Tiergruppe sie angehören, sei es, weil sie zu stark korrodiert, sei es, weil sie zu primitiv dargestellt sind, müssen wir zwischen solchen aus gebranntem Ton und solchen, die aus Naturstein hergestellt sind, unterscheiden. Bei beiden Gruppen handelt es sich, selbst wenn nur die Köpfe erhalten geblieben sind, wohl aller Wahrscheinlichkeit nach um ganze Votivstatuetten, also um Stiftungen an den Tempel irgendeiner Gottheit. Denn die Tierköpfe, die auch als Henkel oder Griffe an tönernen Gefäßen vorkommen (s. S. 189, Phot. 568, 600 und 601) sind mit diesen viel schärfer gebrannt.
Ebenso primitiv, vielleicht sogar noch etwas plumper gestaltet, sind die Tiergestalten aus Naturstein, die in Phot. 445 und Phot. 446 abgebildet sind. Wir haben schon 1928 eine solche primitive Steinfigur beschrieben 1 ), bei der sogar Beine nicht dargestellt waren, sondern nur der als Block geformte Körper, der einen Kopf nur als Ansatz aufwies. Es ist schwer zu sagen, ob es sich bei diesen Gestaltungen nur um eine primitive Darstellung handelt, oder um eine gewollte, sehr einfache Stilisierung, auf welchen Gedanken man ohne weiteres kommen muß, wenn man die Ähnlichkeit zwischen den Statuetten in Phot. 445 u. 446 beachtet, mit ihren eckigen Formen, den plumpen Beinklötzen und dem vorne hervortretenden Kopfvorsprung. Wir müssen erst weiteres Material abwarten, ehe wir uns dazu schlüssig äußern können. Vorläufig spricht aber vieles für die Primitivität dieser Gestaltungen.
In Phot. 438 ist ein solcher Kopf unbestimmbaren Charakters aus Ton, der sicher zu einer ganzen Statuette gehört hat, abgebildet. Dieser Kopf zeigt, ebenso wie wir das schon bei einigen Kamelstatuetten festgestellt haben (S. 116, Phot. 401/404), eine Durchbohrung von oben nach
Dasselbe trifft auch für die in Phot. 444 abgebildete Tiergestalt zu, die aus einem gebänderten Quarzit gefertigt ist und die hinten und unten abgebrochen zu sein scheint. Aber auch hier ist ein einfacher Stilwille wohl nicht ganz zu verneinen.
TIERE UNBESTIMMTER NATUR (Phot. 438, 444/449)
Siegel und Amulette mit tierischen Darstellungen Wir gehen auch in diesem Abschnitt nicht auf die Form der Siegel und Amulette ein, wie wir es schon bei denen mit menschlichen Darstellungen gehalten haben, sondern werden uns ganz und gar auf die Betrachtung der an und auf ihnen angebrachten tierischen Darstellungen beschränken, die wir wiederum, wie im vorigen Abschnitt, nach den auf ihnen dargestellten Tierarten oder Tiergruppen, soweit wir diese festzustellen vermögen, ordnen. Wir bemerken hierbei gleich, daß bei dieser Gruppe von Objekten die auf ihnen dargestellten Tiere wohl meist irgendeine kultische Bedeutung besitzen werden, daß es sich daher wohl bei ihnen meist um Symboltiere handeln wird, oder daß irgendwelche Szenen oder Tierzusammenstellungen vorliegen werden, die mythische oder sakrale Bedeutung gehabt haben. Nur bei wenigen Sie-
geln wird es sich um Darstellungen handeln, die nur profane Bedeutung besitzen. DAS RIND (Phot. 533, Fig. 189/190) Es ist eigenartig, daß bei der großen Bedeutung, die das Rind für den Kultus des Mondgottes als Symboltier gehabt hat, und bei seiner wichtigen Rolle in der Architektur und bei der Ausstattung aller Kultgeräte, wir bisher so wenig Siegel und Amulette, mit diesem Symbol versehen, in unserer Sammlung finden. Auch in der Sammlung Muncherjee in 'Aden tritt das Rind in den Siegeln und Amuletten stark zurück. Von den 1) Vorislamisdie Altertümer, a.a.O., S. 205, Phot. 164.
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bisher veröffentlichten weist sich nur eines 1 ) einwandfrei als mit einem Rinderkopf versehen aus und ist mit einem Kranz von sabäischen Buchstaben umgeben. Wir können auch von unseren Siegeln nur von einem mit Sicherheit aussagen, daß es mit einem Rinderkopf geschmückt ist. Dieser in Phot. 533 abgebildete Siegelring aus kupferfarbener Bronze zeigt, auf der Ringplatte eingegraben, einen Rinderkopf, dessen Feindarstellung man aber nicht mehr erkennen kann, mit waagerecht liegenden Ohren und einem leicht nach innen gebogenen Gehörn. Der Kopf ist nur durch eine Punktreihe am Rande der runden Ringplatte umgeben.
Gehörn und den Ohren, ist nach hinten über den Rücken gewendet wahrscheinlich nur, um das gewaltige Gehörn der Biegung des Ovals der Siegelfläche anzupassen. Das ganze Bildwerk ist durch eine eingeritzte Doppellinie längs des Randes der Siegelfläche umrahmt. Ein ähnliches Siegelbild zeigt ein Stück aus der Sammlung Muncherjee, bei dem nur die Beine in einer anderen Stellung dargestellt sind2). Das Bild des in Fig. 193/194 abgebildeten Siegelplättchens aus Bronze, das eine ziegelrote, sehr harte Emailleschicht auch auf der fertigen Siegelfläche, in die die Zeichnung eingegraben ist, umkrustet, so daß sie am besten in den tiefsten Stellen der Zeichnung erhalten ist, ist sehr weitgehend abgewetzt. Es sind daher große Teile der Darstellung nur noch in Spuren zu erkennen. Aber an einer Schmalseite der ovalen Siegelfläche tritt ein Steinbockkopf mit Hals in sehr naturalistischer Darstellung deutlich hervor. Die Lage des Halses zum Flächenrande, der anscheinend noch von einer Punktreihe begleitet war, schließt eine Ergänzung des Kopfes und Halses zu einer ganzen Steinbockfigur aus. Die anderen Reste der Zeichnung auf der Siegelfläche müssen ähnliche, wahrscheinlich ebenfalls symbolische Darstellungen gewesen sein, von deren ursprünglicher Form man nichts mehr erkennen kann. Das ganze Stück spricht aber in
Fig 189—190 Siegelplättchen aus kupferf a r b e n e r Bronze G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter H e r k u n f t (43. 15 56 f) M a ß e Länge 1,3 cm Breite 0,7 cm Dicke 0,5 cm
Bei einem Siegelstein, der in Fig. 189/190 abgebildet ist, kann man zweifelhaft sein, ob es sich um ein Rind, einen Löwen oder einen Hund handelt, wenn man nur von den Umrissen der Zeichnung ausgeht. Da letzterer aber kaum als Siegelbild in Frage kommt, bleibt eigentlich nur noch das Rind übrig, da der Löwe wohl niemals mit über dem Rücken erhobenem Schweif läuft, in welcher Stellung das Tier dargestellt ist. Die Siegelfläche ist so abgewetzt, daß die Hörner eines Rindes ursprünglich gut vorhanden gewesen sein können. Die Laufhaltung, besonders der für einen Löwen auch viel zu langen Beine, sowie die ganze Form des Körpers und die Haltung des Kopfes zeigen vielmehr ein ziemlich realistisch dargestelltes Rind und zeugen von einem guten Können des Herstellers.
Fig. 191—192Siegelstein aus hellgrünem, durchsichtigem Glas mit kleinen Bläsdien Gek a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunft (43 15. 56 d) M a ß e ' Länge 1,3 cm Breite 0,85 cm Dicke 0,9 cm
Fig 193—194. Siegel a u s Bronze, ü b e r k r u s t e t init einer z i e g e l r o t e n , s e h r harten emailleartigen Schidit G e k a u f t i n S a n ' ä , unbekannter Herkunft (43 15. 56 g) M a ß e : L ä n g e 1,6 cm Breite 1,2 cm Dicke 0,6 cm
DER STEINBOCK (Phot. 530, Fig. 191/199) Ein ähnliches Siegelbild wie das eben besprochene, laufende Rind zeigt der in Fig. 191/192 abgebildete Siegelstein aus Glas von einem laufenden Steinbock. Das sieht man bereits an der Vorderseite des Tieres, dessen Hinterteil leider abgebrochen ist. Die Vorderbeine sind in charakteristischer Laufstellung nach vorne gestreckt. Der Kopf, mit dem nur einfach gezeichneten
den erhaltenen Resten von einem hohen technischen und kunstgewerblichen Können. Einen eigenartig linearen Steinschneidestil zeigt die in Fig. 195 abgebildete Siegelperle, deren ganze Form, wie wir später sehen werden, mit einigen anderen, ähnlich stilisierten Siegelsteinen zusammengehört. Die längliche Siegelfläche ist ganz durch eine sehr stark stilisierte, aber wohl zweifelsfreie Steinbockzeichnung aus-
1) C a r l o C o n t i R o s s i n i , D a l l e R o v i n e d i A u s ä n , D a e d a l o , v o l . 7, 1926/27, S. 753, z w e i t e s S i e g e l o b e n v o n l i n k s .
2) C a r l o C o n t i R o s s i n i , D a l l e R o v i n e 4. S i e g e l i n d e r e r s t e n R e i h e .
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di A u s ä n ,
a.a.O.,
gefüllt, deren Natur trotz des fehlenden Kinnbartes absolut durch die leiterartige Darstellung des Gehörns, die die grobe Rillung des Steinbockgehörns noch übertreibt, bewiesen wird. Die stehende Figur ist hier ebenfalls ganz der Gestalt der Siegelfläche angepaßt. Seltsam ist der lange Schwanz, anscheinend nur aus Raumfüllungsgründen so lang gezeichnet, ferner die Darstellung des Körpers und des Kopfes durch je zwei, in spitzem Winkel zueinander ausgerichtete, gerade Linien, sowie das leiterförmige, nach oben sich noch verbreiternde Gehörn. Die Beine, von denen nur drei gezeichnet
beiden Flachseiten je ein Bildwerk eingeschliffen. Das eine dieser Bildwerke besteht aus zwei hintereinander stehenden, resp. laufenden Steinböcken, welcher Tiercharakter wohl aus den Gehörnen zweifellos hervorgeht. Der vordere der beiden Steinböcke ist mit deutlich laufender Beinstellung dargestellt, besonders bei den Vorderbeinen, deren eines hoch erhoben ist, höher als es naturgerecht möglich ist, was aber anscheinend in Anpassung an die ovale Bildfläche geschah. Der zweite Steinbock ist etwas größer gezeichnet, so daß man eventuell an ein brünstiges Steinbockpärchen denken kann. Die Zeichnung der beiden Tierfiguren ist etwas primitiv, vielleicht auch stark stilisiert, was aber wohl auch durch die schwierige Arbeit in dem splitterigen Stein bedingt ist. Der natürliche Charakter der Tiere ist dagegen gut herausgearbeitet.
Fig. 195: S i e g e l p e r l e aus T e r r a k o t t a mit C r a q u e le-Glasur (s. Phot. 511, Fig. 278). G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r Herk u n f t (31. 300. 1917) Maße: Länge 2,0 cm 0 i. d. Mitte 1,0 cm 0 a. d. Enden 0,7 cm
sind, und die beiden Ohren sind nur durch einfache Linien dargestellt. Trotz der sehr vereinfachenden Technik muß man sagen, daß die ganze Gestalt einen zwar stark stilisierten, aber doch durchaus harmonischen Eindruck macht, ü b e r und unter der Figur und rechts des Gehörns sind leere Flächen durch einfache, gerade Linien ausgefüllt, von denen die eine mit einer tiefen runden Vertiefung endet. Wir halten diesen Siegelstein, zusammen mit anderen, ähnlich geformten Siegelsteinen, die dieselbe Stilistik aufweisen, für relativ alt.
Fig. 196—197: A m u l e t t p l ä t t c h e n a u s s d i w a r z e m K i e s e l g e s t e i n , wahrscheinlich A d i a t . Von zwei Seiten. G e k a u f t in S a n ' ä , unb e k a n n t e r H e r k u n f t . (43. 15. 63 c) M a ß e : Länge 1,7 cm Breite 1,2 cm Dicke 0,4 cm
Das in Fig. 196/197 abgebildete, ovale Amulett aus schwarzem Kieselstein, wahrscheinlich Achat, das an einer abgebrochenen Oese an der einen Schmalseite getragen wurde, zeigt auf seinen
Das Bildwerk an der entgegengesetzten Seite des Amuletts ist dreigeteilt, was, wie mir Herr Dr. Müller-Feldmann freundlichst mitteilt, ein besonderes Charakteristikum der Skarabäenbilder der Hyksoszeit in Ägypten wai. In der Mitte sehen wir in einem durch Leisten abgegrenzten rechteckigen Felde vier sabäische Buchstaben, das Wort „mwdhr". ü b e r diesem Felde liegt eine Zeichnung, wohl ein Symbol, das der bekannten ägyptischen geflügelten Sonnenscheibe entspricht. Und darunter als letztes Feld befindet sich eine schwer erkennbare Zeichnung, die noch dazu durch eine nachträgliche Durchbohrung unterbrochen ist, die wahrscheinlich erst von den grabraubenden Gabilen, die auch heute noch derartige alte Amulette tragen, angebracht worden ist. Mit einiger Phantasie kann man in diesem untersten Felde eine menschliche Figur erkennen, von der die beiden Beine, ein Arm und der Kopf erhalten sind, eine Auslegung, die aber ganz unsicher erscheint, da durch die Durchbohrung Teile der umliegenden Fläche herausgesplittert sind. Außerdem würde diese Gestalt dann im rechten Winkel zu dem Schriftfelde und der geflügelten Sonnenscheibe orientiert sein, was auch ungewöhnlich wäre. An dem Amulettcharakter des ganzen Objekts wird dagegen wohl nicht zu zweifeln sein. Ebenfalls zwei Steinböcke, aber in aufrechtstehender Haltung, mit dem Körper voneinander abgekehrt, die Köpfe einander zuwendend, zeigt das in Phot. 530 und in Fig. 198/199 abgebildete Amulett aus Bronze, dessen entgegengesetzte Seite in einer Umrahmung anscheinend sabäische Schriftzeichen wahrscheinlich sogar in Monogrammform aufweist. Die Zeichnung auf zwei Seiten dieses fast würfelförmigen Objekts ist eingraviert, aber ihre Ränder sind durch die starke Patinierung etwas aufgequollen. Die beiden an ihren Hörnern zweifellos als Steinböcke zu identifizierenden Tiergestalten sind in ihren Proportionen ziemlich naturgerecht gezeichnet, in ihren Unterteilen en face, oben aber im Profil
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dargestellt. Die einander zugekehrten Hinterbeine berühren sich, während die Vorderbeine in Einzahl, also in Profilstellung, nach außen gerichtet sind. Die Köpfe sind einander zugekehrt, so daß die Gehörne wiederum nach außen gerichtet sind, ü b e r den beiden Köpfen liegt eine Mondsichel, anscheinend ohne Scheibe oder Stern.
Eindruck einer ziemlich naturalistischen Komposition in guter technischer Ausführung. Es scheint sich bei diesem Stein eher um ein Siegel als um ein Amulett gehandelt zu haben. Die Durchbohrung, die ausgeschliffen ist, verläuft in der Längserstredcung der leicht ovalen Form des Steins.
Fig. 198—199: A m u l e t t aus Bronze mit B i l d w e r k e n an zwei Breitseiten(s.Phot.514). G e k a u f t in San a, u n b e k a n n ter H e r k u n f t . (43. 15. 63 d) M a ß e : Länge 1,0 cm Breite 0,7 cm Dicke 0,5 cm
Das Monogramm an der anderen Seite des Amuletts ist nur in seinem oberen Teil genau zu erkennen mit dem Buchstaben h an den sich vielleicht ein n und ein ' anschließt, vielleicht an der rechten Seite auch noch ein vierter Buchstabe. Eine Vorrichtung zum Aufhängen ist nicht, auch nicht in Resten, zu erkennen, ebenso ist keine Durchbohrung vorhanden. An dem Amulettcharakter dieses Objekts ist daher wohl nicht zu zweifeln. DER LÖWE (Fig. 200/203) Wir sagten schon, daß wir im Zweifel seien, ob das in Fig. 189/190 abgebildete, laufende Tier einen Löwen oder ein Rind darstellen soll, entschieden uns aber für das letztere. Weniger zweifelhaft sind wir über den Charakter der beiden in Fig. 200/201 abgebildeten Tiere auf einem leider sehr abgeschliffenen Siegelstein aus blaugrünem Glase, die wir mit Gewißheit für Löwen halten. Die beiden Gestalten stehen mit dem Rücken gegeneinander, so daß die Beine nach außen gestellt sind, haben aber die Köpfe einander zugewendet. Die wahrscheinlich schon bei dem Guß des Stückes eingepreßte Zeichnung ist so stark zersetzt, daß man die Gestaltung der beiden Tiere nur noch in großen Zügen erkennen kann. Ihre Stellung ist anscheinend auf beiden Seiten völlig identisch. Die Beine stehen in Ruhestellung, wobei das Vorderbeinpaar etwas höher steht als das hintere, was aber wohl nur durch die Anpassung an die Rundung der Siegelfläche zu erklären ist. Von den Schweifen ist nichts mehr zu erkennen, sie werden wohl herabhängend dargestellt gewesen sein. Man erkennt aber noch deutlich die Zeichnung einer Mähne bei beiden Tieren. Die ganze Zeichnung macht den
Fig. 200—201: Siegel aus blaugrünem undurdlsiiiltig e m G l a s e mit k l e i n e n Bläsd i e n an d e r O b e r f l ä d i e . Gek a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (43. 15. 56 e | M a ß e : Länge 1,5 cm Breite 1,2 cm Dicke 0,9 cm
Fig. 202—203: Siegel aus r e i n e m Silber. G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (43, 15. 56 a) M a ß e : Länge 1,1 cm Breite 0,85 cm Dicke 0,7 cm
Schwierig zu deuten ist auch die in Fig. 202/203 abgebildete Tiergestalt auf einer Siegelplatte aus reinem Silber. Die Zeichnung einer Querstreifung über den Hals und den Rücken könnte dazu verführen, an einen Tiger zu denken, da die ganze Gestaltung des Tierkörpers nur eine Raubtierdarstellung zuläßt. Sowohl E. Glaser 1 ), wie A. v. Wrede 2 ) berichten von dem Vorkommen von Tigern in Südarabien, eine Angabe, die uns aber nach dem gesamten Verbreitungsgebiet dieses Raubtieres unwahrscheinlich erscheint, wenn auch nicht völlig ausgeschlossen, da auch andere, vorwiegend mittelasiatische Formen hier, jetzt völlig von ihren nördlichen Vorkommen abgeschnitten, vorkommen. Wir lassen also die Frage offen, ob es sich um einen Tiger oder um einen Löwen handelt und betrachten in letzterem Falle die Streifung nur als eine Strichelving zur Deckung der Umrisse des Tierkörpers. Ebenso eigenartig ist die Stellung der Hinterbeine, die nach beiden Seiten des Unterkörpers ausgestreckt sind, während die Vorderbeine, nur in der Einzahl gezeichnet, eine Sitzstellung anzeigen. Mit dem weitgeöffneten Maule vermittelt diese Zeichnung nahezu den Eindruck, als ob sich das Tier im Schmerze krümmen würde. Vom Kopfe sind nur die Ohren herausgehoben, wäh1) ü b e r m e i n e R e i s e n in A r a b i e n , M i t t . G e o g r , G e s . , X X X , 1887, S. 25.
Wien,
2) H . v . M a 1 t z a n , A . v. W r e d e s R e i s e in H a d h r a m a u t , B e l e d B e n y ' I s s a u n d B e i e d H a d s c h e r . B r a u n s c h w e i g 1870, S. 8 3 u . 131.
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rend eine Augendarstellung nicht mehr zu erkennen ist. Da die Eingravierung sehr tief ist, kann man wohl annehmen, daß das Objekt als Siegel Verwendung gefunden hat.
Antilope dar. Das Tier ist in laufender Stellung ziemlich tief in das Metall eingegraben, aber stark abgewetzt. Das charakteristische Gehörn ist in richtiger Perspektive doppelt gezeich-
DAS PFERD (Fig. 204) Das in Fig. 204 abgebildete Plättchen aus Naturstein zeigt eingeritzt ein Tier mit deutlich gezeichneten Hufen, das wegen seiner Hörnerlosigkeit wohl nur als ein Pferd angesprochen werden kann, sowie eine Schlange, die sich aus der oberen Ecke des Bildwerkes her entwickelt und
ner Bronze aus e i n e m Guß. G e k a u f t u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (43. 15 . M a ß e : Durchm. d. Ringes 1,4—1,6 Platte, L ä n g e 1,6 Breite 1,4 cm, Dicke 0,3
net ebenso wie die Beine. Die ganze Zeichnung ist sehr naturalistisch sowohl in den Umrissen des Körpers und des Schwanzes wie vor allem des Kopfes mit der stark betonten Verdickung des vorderen Teiles des Maules. Die Verbindung des Objektes mit einem Fingerring spricht wohl eindeutig für die Verwendung des Stückes als Siegel. Wohl ebenfalls eine Antilope stellt der in Fig. 207/208 abgebildete Siegelstein aus Achat dar, dessen Siegelfläche, in die das Bildwerk eingeschliffen ist, sich leicht wölbt. Der Stil dieses
Fig. 204: P l ä t t d i e n aus g e l b w e i ß e m Kieselschiefer. G e k a u f t in San a, unbekannter Herkunft. (43. 15. 70) M a ß e : Länge 3,6 cm Breite 3,5 cm Didce 0,5 cm
wohl mit dem Pferde im Kampfe gedacht ist. Eine winkelige Zeichnung in der rechten unteren Ecke, die vom Baudie des Pferdes ausgeht und sich dann verzweigt, ist völlig unverständlich. Das Pferd steht mit den gespreizten Hinterbeinen auf dem Boden, während die beiden Vorderbeine erhoben sind. Es bäumt sich also scheinbar auf. Der Kopf ist nach hinten über den Rücken gebogen und berührt mit dem Maule den Leib der Schlange. Die Ohren sind gespitzt, und in der Halbprofilstellung des Kopfes ist nur ein einziges Auge gezeichnet. Der Schwanz fällt bis auf den Boden herab. Die Hufe sind durchaus naturgerecht gezeichnet. Die Schlange ist nur zum Teil dargestellt und erscheint mit dem vorderen Teil des Körpers von außerhalb der Bildfläche. Der Leib ist durch zwei Reihen von Schuppen dargestellt. Der Kopf ist in naturgerechter Form nach vorne zugespitzt, aber ohne Augen gezeichnet. Er berührt mit seiner Spitze eines der erhobenen Vorderbeine des Pferdes. Die mythologische Bedeutung des Bildwerkes, das anscheinend später an einem Rande durchlocht worden ist, erscheint unklar, ebenso welche Bestimmung es erfüllt hat. DIE ANTILOPE (Fig. 205/208) Unzweifelhaft stellt die Zeichnung auf der Siegelplatte eines in Fig. 205/206 abgebildeten Fingerringes aus kupferfarbener Bronze eine
in S a n ' ä , 48 a) cm cm cm
vj
Fig. 207—208: S i e g e l s t e i n aus b e r n steingelbem und mondsteinartig milchweißem, u n d u r c h s i d i t i g e m A d i a t . G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (43. 15. 56 c) M a ß e : L ä n g e 1,4 cm Breite 1,0 cm Dicke 0,6 cm
Bildwerkes ist dem in Fig. 95 abgebildeten trotz des verschiedenen Gegenstandes ähnlich, den wir als ziemlich alt ansehen möchten, ohne aber einen chronologischen Anhalt geben zu können. Das Tier, dessen Horner deutlich, mit einem Knick nach vorne, naturgerecht gezeichnet sind, wendet seinen Kopf nach hinten über den Rücken wohl nur, um den zur Verfügung stehenden, ovalen Raum richtig auszufüllen, da es im übrigen in Ruhestellung dargestellt ist. Die Schleiftechnik zwang den Hersteller, gewisse gerade Linien sich überschneiden zu lassen, was besonders deutlich bei der Herausarbeitung der Hufe auffällt. Hinter dem Gehörn ist ein sehr langes Ohr dargestellt und längs des Kammes des Halses eine Mähne durch eine Reihe von Zacken angedeutet. Alle freien Räume der Sie-
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gelflädie ausserhalb der Tierfigur sind durch gekreuzte, gerade Linien, die man auch als Sterne auffassen kann, ausgefüllt. Was zwei Querbänder über der Brust und zwei Einbohrungen an der Brust und am Schlegel bedeuten sollen, ist unklar. Die ganze Form dieses Siegelsteins und vor allem die gewölbte Grundfläche des Bildwerkes sprechen dafür, daß er nur als Siegel Verwendung gefunden hat.
Siegelfläche eingeschliffen. Sie entspricht stilistisch den in Fig. 195 und Fig. 207/208 abgebildeten Siegelbildern. Eine bestimmte Vogelart darzustellen, war anscheinend überhaupt nicht
DER VOGEL (Fig. 209/217) Der in Fig. 209/210 abgebildete Siegelstein aus grünlich-schwarzgrauem Naturstein, wahrscheinlich Nephrit, zeigt auf seiner Siegelfläche eine Vogelzeichnung, die sehr stilisiert ist, die
Fig. 209-210: S i e g e l s t e i n aus grünlich - schwarzgrauem Naturstein, wahrscheinlich N e p h r i t . Gek a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (43. 15. 56 b) M a ß e : Lange 1,0 cm Breite 1,0 cm Dicke 0.7 cm
man aber vielleicht, wenn überhaupt eine bestimmte Vogelart dargestellt werden sollte, wegen des langen Halses, der langen Beine sowie der Form der Flügel als eine Straußengestalt ansprechen könnte. Die Zeichnung ist in den sehr harten Stein eingeschliffen, und daher ist sie sehr linear geometrisch gehalten. Nur die oberste, den Flügel darstellende Linie ist nochmals gezackt, was wohl die Flügelfederung andeuten soll, während die Schwanzfedern einfach linear gezeichnet sind. Die Füße sind durch zwei gegabelte Linien dargestellt. Man muß wohl bei allen diesen Siegelbildern das Bestreben des Steinschneiders berücksichtigen, durch seine Zeichnung möglichst den ganzen, ihm durch die Siegelfläche zur Verfügung stehenden Raum harmonisch zu füllen, wodurch natürlich sein Bestreben, sich an die Naturtreue zu halten, leiden mußte. Fig. 211 zeigt den Wachsabdruck von einem Siegelstein aus Achat, der 1931 gemacht wurde. Der Stein war in einen modernen arabischen Siegelring gefaßt und wurde von einem vornehmen San'äner Araber getragen. Die Zeichnung eines Vogels ist sehr primitiv in linearer Form in die
Fig. 211: W a c h s a b d r u c k e i n e s S i e g e l s t e i n s aus Achat, der v o n e i n e m vornehmen Araber aus San a in e i n e m modernen Silberring getragen w u r d e . U n b e k a n n t e r Herk u n f t . (31. 300. 1933 a) M a ß e : L ä n g e 1,7 cm Breite 1,1 cm
Fig. 212: W a c h s a b d r u c k e i n e s S i e g e l s t e i n s aus Achat, in e i n e m m o d e r nen S i l b e r r i n g von einem v o r n e h m e n S a n ' ä ner A r a b e r getragen. Unbekannter Herkunft. (31. 300. 1933 b) M a ß e : Länge 1,4 cm Breite 0,8 cm
beabsichtigt. Die Siegelfläche ist leicht gewölbt. Der Raum unter dem Halse ist durch zwei gekreuzte Linien, wie wir solche schon mehrfach festgestellt haben, ausgefüllt. Ein noch primitiveres Bild zeigt ein in Fig. 212 abgebildeter Wachsabdruck von einem Siegelstein aus Achat, der 1931 gemacht wurde, und der ebenfalls von einem vornehmen San'äner Araber in einem modernen Silberring getragen wurde. Hier ist die ovale Siegelfläche durch ein eigenartiges Gebilde quergeteilt, an dessen beiden Seiten sich die Darstellung eines Vogels in sehr primitiver Ausführung befindet. Vielleicht soll das Gebilde in der Mitte einen Baum darstellen, dessen Wipfel aber nur nach einer Seite hin ausgeführt ist. Die langen, spitzen Schnäbel der beiden Vögel haben keine Artbedeutung. Auch ihre Stellung hintereinander, wobei der Kopf des vorderen nach hinten gerichtet ist, wurde wohl nur aus Raumfüllungsgründen vorgenommen und bedeutet keinerlei besondere Beziehung der beiden Gestalten zueinander. Allerdings ist bei dem einen Vogel ein ausgesprochener Schopf gezeichnet. In dem in Fig. 213/214 abgebildeten Siegelstein aus gebändertem Achat in tabakbrauner, schwarzer, milchweißer, bernsteingelber und rötlicher Farbe sind auf der ebenen Siegelflädie zwei Tiere übereinander dargestellt, oben ein Vogel und unten ein Säugetier, beide unbestimmbarer Art. Sie sind in derselben linearen Technik in den Stein eingeschliffen, wie wir sie schon mehrfach besprochen haben. Beide Tiere sind durch eine frei schwebende, gerade Linie voneinander getrennt. Der Vogel zeigt einen gekrümmten Schnabel, einen mit Schwungfedern gezeichneten Flügel, einen dreiteiligen Schwanz und zwei Beine mit runden Vertiefungen an den En-
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den, die die Füße darstellen sollen. Es handelt sich wegen der Schnabelform anscheinend um einen Adler. Das unter ihm stehende Säugetier gleicht in seiner Haltung und ganzen Darstellung sehr dem in Fig. 218/219 dargestellten Tiere, nur daß es hier auf den Hinterbeinen sitzt. Aber der auf den Rücken gewandte Kopf mit dem weitgeöffneten Maul und der vorgestreckten Zunge, die Stachelmähne auf dem Halse, der senkrecht
selnd blauweiß durchscheinendem und milchweiß undurchsichtigem Achat befindet, dem in Fig. 213/214 abgebildeten Säugetier auffallend ähnlich sei. Der Hauptunterschied liegt darin, daß ersteres in stehender, letzteres in sitzender Haltung dargestellt ist. Es kann vermutet werden, daß es sich um einen Greifen oder um eine ähnliche Doppelgestalt handeln könne. Denn besonders bei dem in Fig. 218/219 abgebil-
Fig. 213—214: S c h e i b e n s i e g e l a u s g e b ä n d e r tem Achat. G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r Herkunft. M a ß e : Länge 1,4 cm Breite 1,1 cm Dicke 0,9 cm
erhobene Schwanz, sowie die runden Vertiefungen an den Enden der Beine, des Schwanzes und des Maules zeugen von einer stilistischen und technischen Beziehung der beiden Steine zueinander, deren allgemeine Form noch dazu die gleiche ist. Ebenso ist die Durchbohrung an der Schmalseite die gleiche. Eindeutig ägyptisch ist der in Fig. 215/217 abgebildete Skarabäus aus Terrakotta mit blauer Glasur. Die ziemlich roh eingedrückte und auch
Fig. 215—217: S k a r a b ä u s aus T e r r a k o t t a mit b l a u e r G l a s u r . G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (43. 15. 61 c) M a ß e : Länge 1,4 cm Breite 1,1 cm Dicke 0,9 cm
zerschlissene Zeichnung an seiner Unterseite zeigt den sitzenden Falken, daneben die Geißel und darunter den Korb (nb) als Füllornament. Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Dr. Müller-Feldmann ist das Stück sicher ägyptische Importware und gehört der Spätzeit (etwa 700—300 v. Chr.) an. TIERE UNBESTIMMTER NATUR (Phot. 552, Fig. 218/222) Es wurde schon gesagt, daß das Tier, das sich auf der Siegelfläche des in Fig. 218/219 abgebildeten Siegelsteines aus gebändertem, abwech-
Fig. 218—219: Scheibensiegel a u s g e b ä n d e r tem, a b w e c h s e l n d b l a u w e i ß durchscheinend e m u n d milchweiß undurchsichtigem Achat. G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (43. 15. 60 c) M a ß e : Länge 2,2 cm Breite 1,1 cm Dicke 1,4 cm
deten Tiere ist die Form des Kopfes mit dem weit aufgesperrten, schnabelartigen Rachen, in dessen Mitte eine spitze Zunge hervorragt, besonders auffällig. Auch der Halskamm, der fast einem Drachenkamm zu vergleichen ist, erscheint besonders eindrucksvoll. Der Schwanz ist senkrecht über den Rücken erhoben aber dreimal gewinkelt, und in jeder Biegung, wie auch am Ende, liegt die charakteristische runde Vertiefung, die diese Siegelbilder stilistisch zusammengehören läßt (s. Fig. 195, Fig. 213/214, Fig. 262/263). Auch am Ende beider aufgesperrten Kiefer liegen solche Vertiefungen und in ähnlicher Art auch an den Enden der Beine, um die Füße anzudeuten, ü b e r dem Tiere stehen zwei sabäisdie Buchstaben, 'm, wobei bei dem letzteren bei jeder Linienwendung wieder eine runde Vertiefung angebracht ist, ähnlich wie bei dem in Fig. 262/263 abgebildeten, reinen Schriftsiegel. Der Raum zwischen Kopf und Schwanz des Tieres ist wiederum mit einer geraden, senkrecht stehenden Linie ausgefüllt. Was die runde Vertiefung über dem linken der beiden Buchstaben bedeutet, ist unklar, sie dient vielleicht auch nur als Füllsel. Die ganze Siegelfläche ist leicht gewölbt, was wohl den sicheren Beweis für den Siegelcharakter des Objektes bedeutet. Eine Tiergestalt, die recht grotesk erscheint, zeigt das in Fig. 220/221 abgebildete Siegelplättchen aus Bronze, die in dunkelgrüner Farbe sehr stark patiniert ist. Trotz der starken Auf-
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quellung der Siegelfläche erkennt man noch gut die Umrisse der Zeichnung. Die ganze Tiergestalt zeichnet sich durch die Schlankheit der Formen aus. Das große Maul ist geöffnet, und zwischen den Kiefern bemerkt man eine herausgestreckte Zunge. Gleich hinter dem Kopfe beginnt, wenn man die ersten beiden Zacken nicht als Ohren
bis heute hin von den muhammedanischen Bewohnern in Südarabien benutzt werden. Die Zeichnung auf der leicht gewölbten Siegelfläche ist schwer zu deuten, am ehesten noch als Insekt, etwa als eine Heuschrecke. Dafür würde der für ein solches Tier naturgerechte Kopf, in dem nur ein Auge gezeichnet ist, sprechen, mit seiner Zuspitzung nach unten. Der linsenförmige Körper ist nur durch kreuzweis gestellte, gerade Linien schraffiert. Ihm sind an beiden Seiten je drei Paar Beine angesetzt. Die Linien sind alle in den Stein eingeschliffen, daher ist die Zeichnung fast geradlinig mit nur sehr geringer Krümmung der den Körper umgrenzenden
Fig. 220—221: Siegel aus s t a r k pat i n i e r t e r Bronze. G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t (31. 100. 1937a). M a ß e : L ä n g e 1,5 cm Breite 1,0 cm Dicke 0,6 cm
ansehen will, anscheinend ein Kamm oder eine Mähne, die den ganzen langen Hals schmückt. Von den Beinen sind die vorderen in der Einzahl, die hinteren beide dargestellt, seltsamerweise bei den letzteren die Füße nach hinten gerichtet. Die ganze Gestalt ist halb erhoben und der Kopf nach rückwärts gewandt dargestellt. Der lange Schwanz ist über den Rücken gehoben und mit dem Ende nach vorne gerichtet. Die Stellung des Tieres ist wohl durch eine Notwendigkeit, die ovale Siegelfläche auszufüllen, bedingt worden. Uber den Rücken und zwischen die Beine ist wieder eine füllende, gerade Linie gesetzt. Die ganze Siegelfläche umrahmt ein eingraviertes Punktband. Der in Phot. 532 und Fig. 222 abgebildete Siegelstein aus schwarz und weiß gebändertem Achat ist in einem modernen arabischen Silberring gefaßt. Er ist zugleich ein Beispiel dafür, wie vorislamische Siegelsteine und Amulette
Fig. 222: S i e g e l s t e i n a u s s d i w a r z u n d weiß gebändertem Achat, in einem modernen arabischen S i l b e r r i n g (s. Phot. 532) g e f a ß t . G e k a u f t in San'ä, unbekannter Herk u n f t . (43. 15. 53) M a ß e : L ä n g e 1,4 cm Breite 0,8 cm Dicke 0,4 cm
Linien. Es handelt sich wohl zweifellos um einen Siegelstein bei diesem Objekt. Derartige persönliche Siegelbilder können, wie wir später sehen werden, sogar einfache geometrische Motive aufweisen, aber auch irgendwie anders geartete profane Gegenstände. Sie brauchen nicht absolut mit irgendwelchen kultischen oder mythologischen Gestaltungen ausgestattet zu sein. Vielleicht ist auch der in Fig. 222 abgebildete Siegelstein eine solche profane Darstellung.
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Pflanzliche plastische Darstellungen (Phot. 471/498, 529, Fig. 223/228) Pflanzliche Motive oder solche, die als pflanzlich gedeutet werden können, sind, in Vollplastik dargestellt, bisher nicht bekannt geworden und sind wohl auch kaum wegen der natürlichen Gestaltung der Pflanzen zu erwarten. Aber wohl haben pflanzliche Darstellungen in Reliefform öfters Verwendung gefunden. Bisher sind uns aber im südarabischen Kulturkreis nur zwei Pflanzenarten begegnet, die als solche sicher zu erkennen sind. Das ist einmal die Palme, die hier wohl nur als Dattelpalme zu deuten ist, obwohl es in Südarabien mehrere Palmenarten einschließlich der Kokospalme und der Dumpalme gibt, und andererseits der Weinstock, der trotz der Verschiedenartigkeit der Darstellung seiner Blätter und Früchte wohl stets ohne irgendwelche Zweifel als solcher zu erkennen ist. Die Dattelpalme kommt in Südwestarabien nur in den tiefer gelegenen Gebieten vor, sowohl in den Küstenebenen am Roten Meer und am Golf von 'Aden wie im Meschriq, also am Ostfuß des jemenitischen Hochlandes, hier vor allem in den Bewässerungsoasen am Ausfluß der großen Flüsse, denen entlang die älteste Weihrauchstraße verlaufen ist. Im ganzen Hochlande selbst kommt sie im Westen nicht über etwa 600 m Meereshöhe, im Osten nicht über 1400 m vor, oder ist, wenn sie wie z. B. in San'ä als Schmuckbaum in den Gärten angepflanzt wird, unfruchtbar. Ihr Charakter als Symbolpflanze der Sonnengottheit stammt aus sehr alter sumerischer Zeit aus Mesopotamien, woher sie wohl auch als solche in Südarabien eingeführt worden ist. Wir haben schon bei dem in Phot. 453 abgebildeten Relief vermutet, daß die beiden aus dem abgebrochenen Teile des Bruchstücks herabhängenden Früchte, an denen die beiden Antilopen naschten, zu einem Dattelbaum gehören, der in ein kübelartig geformtes Gefäß gepflanzt war (s. S. 129). Wir schlössen das aus den Reliefbildern, auf denen die ganze Dattelpalme mit gleichgestalteten Früchten abgebildet ist.1) Auf der sabäischen Bronzetafel aus 'Amrän im British Museum in London steht zwischen den beiden geflügelten Löwen mit Menschenkopf außerdem noch eine sehr stilisierte Pflanzengestalt, die man zwar ihrem Charakter nach nicht bestimmen kann, die man wohl aber gleichfalls als Palmenknospe auffassen muß.2) Die Umrahmung dieses Reliefs sowie seine ganze stili1) A. G r o h m a n n , Göttersymbole und Symboltieie, a.a.O., Abb. 68, 176, 180 u. 181; D. N i e l s e n , H a n d b u d i der altarabischen Altertumskunde, a.a.O., Abb. 62 u. 63. 2) D. N i e l s e n , Handbuch . . ., a.a.O., Abb. 63.
stische Anlage spricht stark für eine mittelmeerische Beeinflussung bei einem mesopotamisdien oder iranischen Bildinhalt. Ganz eindeutig mediterranen Ursprungs ist daher wohl auch das in Phot. 471 abgebildete Bruchstück eines Blumenarrangements aus weißgrauem Marmor, das wohl als Abschlußornament in Form eines Blumenstraußes architektonische Verwendung gehabt haben mag. Das Stück ist in einseitigem Flachrelief ausgeführt und ist an der Rückseite leicht gewölbt geformt und mit einer strahlenförmig vom Stiele ausgehenden Riefelung aufgerauht, so daß es wohl auch von hinten aus sichtbar war, also freistehend angebracht worden ist. Fünf Blüten, resp. Knospen, werden nach den Seiten zu, wenn man das Bildwerk nach rechts hin symmetrisch ergänzt, und oben von länglich lanzettförmigen Blättern, deren Spitzen nach oben zu meistens abgebrochen sind, umkränzt. Die mittlere Knospe ist rosenblütig gestaltet und von der Seite gesehen dargestellt. Unter ihr liegen zwei gleichgestaltete Knospen mit je vier Blumenblättern von oben gesehen und neben ihr zwei achtblätterige, geöffnete Blumen mit Compositenartigem Kelch und Blumenblättern. Der ganze Blumenstrauß entwickelt sich aus einem schmalen Stiel, an dem ebenfalls Blätter dargestellt sind. Das Stück ist u. W. bisher das einzige aus Südarabien, in dem ein Blumenornament realistisch dargestellt ist. Wohl nur als Palme anzusprechen ist die Darstellung rechts auf dem in Fig. 223 abgebil-
Fig. 223: Plättchen aus w e i ß e m M a r m o r mit eing e r i t z t e r Zeichnung. Gek a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (31. 300, 1942) M a ß e : Länge 3,0 cm Breite 2,0 cm Dicke 0,9 cm
deten Plättchen aus weißem Marmor, dessen Verwendung ganz unbestimmt erscheint, wenn man auch wegen seiner Kleinheit vermuten kann, daß es Amulettcharakter gehabt hat. Es ist an allen Seiten abgebrochen, so daß man die Reste der Zeichnungen an den Rändern,
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bei denen man teilweise an sabäische Buchstaben denken muß, schwer zu ergänzen vermag. Der Punkt mit Kreis links von der Palme diente vielleicht nur zur Füllung des Raumes. Der Weinstock mit seinen Ranken, Blättern und Trauben ist wohl das bekannteste Pflanzenornament aus Südarabien. Wann der Weinstode nach Südarabien eingeführt worden ist, wissen wir nicht. Das muß aber sehr früh erfolgt sein. Er kommt heute in vielen Sorten nur im Hochland, und zwar in Höhen über 1500 m vor. Ob er heute noch in den Bewässerungsoasen am Ostfuß des Hochlandes gedeiht, ist nicht sicher, aber für die vorislamische Zeit anzunehmen, in welcher Zeit er auch von den Küstenebenen und von Soqotra erwähnt wird. Ehe der Islam den Weingenuß verpönte, muß er in ganz Südarabien eine große Rolle gespielt haben. Nicht nur ist in vielen Inschriften von Weingärten die Rede, sondern wir kennen auch die Reliefdarstellung einer menschlichen Gestalt aus dem Louvre in Paris, die an einem Tisch mit Weintrinken und Lautenspiel beschäftigt ist.1) Die köstlichen Weintrauben aller Sorten werden in Jemen von den Arabern nur frisch oder getrocknet genossen. Ihre Hauptkonsumenten sind aber in der ganzen islamischen Zeit die jemenitischen Juden, denen das Weinkeltern sowie die Schnapsbereitung aus den getrockneten Früchten stets gestattet war. Bei ihnen hatte der Wein seit undenklichen Zeiten eine wichtige kultische Bedeutung, und es ist anzunehmen, daß er dieselbe kultische Rolle auch in der vorislamischen südarabischen Kultur gespielt hat. Wir haben schon auf unserer ersten Reise 1928 Weinrankenmotive gefunden, nicht nur primitiv geformte bei den Ausgrabungen in Hugga, 2 ) sondern auch einen sehr schönen Marmorpfeiler in El-Gheräs, 3 ) dessen stilistische Gestaltung ohne weiteres den hellenistischen Einfluß erkennen ließ, und zwar in der Form, die weder in Petra noch in Baalbek, sondern nur aus Palmyra bisher bekannt geworden ist. Unsere in Phot. 472/473 und Phot. 474/475 abgebildeten, ebenfalls nur Weinrankenmotive zeigenden Reliefs stehen diesem Stüde aus ElGheräs stilistisch außerordentlich nahe. Sie sollen aber nach den Angaben ihrer Überbringer nicht vom Hochwald, sondern aus dem Mesdiriq, nicht weit von Märib entfernt, gefunden sein. Die in Phot. 472/473 abgebildete Reliefplatte aus sehr durchscheinendem Marmor von nur etwa 3 cm Dicke zeigt an beiden Seiten ein rechteckiges Flachrelief eines Weinrankenmotivs. Ihre beiden Felder liegen nicht völlig kongruent aufeinander, und deren Ausführungen sind ebenfalls verschie1) J . H M o r d t m a n n , ZDMG, XXXV, S. 432 ff. 2) Vorislamische Altertümer, a.a.O., Phot. 27. 3) Vorislamisdie Altertümer, a.a.O., Fig. 91.
den gestaltet. Bei der großen Durchsichtigkeit des Steins kann die Platte also nicht an einem Orte angebracht gewesen sein, an dem Licht durch sie hindurchscheinen konnte, da sich dann die beiden Zeichnungen gegenseitig gestört haben würden. Sie können nur an einer Stelle befestigt gewesen sein, wo von beiden Seiten nur einseitig Licht auf sie fallen konnte. Sie stand wahrscheinlich in einem rechten Winkel zu einem einfallenden Licht entweder zwischen zwei Räumen oder zwei Eingängen, Türen oder Fenstern. Die Rundung der Kante an der einen, dickeren Längsseite der Platte kann auch dafür sprechen, daß sie selbst als drehbare Tür gedient haben mag, die an dieser Seite in Angeln zurückschlagbar war, so daß sowohl in geöffnetem wie in geschlossenem Zustande dieser Tür eines der beiden Reliefs in Wirksamkeit trat. Die Weinranke dieser Reliefs entspringt nicht wie in dem Relief von El-Gheräs aus einem kelchartigen Basisornament, sondern beginnt unvermittelt oberhalb der unteren Randleiste, die ebenso wie bei dem Relief in El-Gheräs zweimal abgestuft ist mit einem dreigeteilten, die ganze Breite des Feldes ausfüllenden Weinblatt. Aus diesem Basisblatt, das auf beiden Reliefbildern verschieden gestaltet ist, entwickelt sich der Hauptstamm der Weinrebe, die anscheined in großen Wellen von einer Seite des Feldes zur anderen nach oben geführt hat. Auf dem einen Relief wird noch ein von der Seite gesehenes Weinblatt von unten in die erste Windung des Stammes gezeichnet, in der ferner eine spiralige Ranke und eine nach unten hängende Traube liegen. Auf dem gegenüberliegenden Relief hängen dagegen Blatt, Ranke und Traube alle von oben in die erste Windung des Stammes hinein. Wahrscheinlich lagen in den weiter nach oben folgenden Windungen des Stammes immer je eine Ranke, ein Blatt und zwei Trauben, eine über und eine unter dem Blatt. Die Weinblätter sind mit ihrer Dreiteilung und Zackung sowie mit dem Verlauf ihrer Äderung durchaus naturalistisch gezeichnet, weniger dagegen die spiraligen Ranken und die nur acht Früchte tragenden Trauben. Der Stamm mit seiner Riefelung in der Mitte ist wiederum recht realistisch. Die technische Ausführung der Reliefarbeit ist außerordentlich sorgfältig und zeugt für ein hohes Können des Handwerkers. Dem Motiv des Weinrankenpfeilers von ElGheräs noch ähnlicher als dieses Stück ist der ebenfalls auf zwei aber einander benachbarten Seiten mit Weinrankenmotiven geschmückte, in Phot. 474/475 abgebildete Ornamentstein, der wohl wie der El-Gherässtein gleichfalls als Fenster- oder Türpfeiler Verwendung gehabt hat. Die beiden Reliefs liegen im rechten Winkel zueinander, während die ihnen gegenüber liegenden beiden Seiten abgeschnitten sind, wie das in Fig. 224 dargestellt ist. Die breitere Reliefseite zeigt einen wellenförmig gewundenen Weinstock141
stamm, der von einer Seite des Feldes des Flachreliefs, das durch eine erhöhte Kante begrenzt ist, zur anderen verläuft. In jedem Bogen des Stammes liegt ein halbkreisförmig gebogener Sproß, an dem, anscheinend regelmäßig sich wiederholend, drei Blätter und drei Trauben hängen. In den Winkeln zwischen dem Stamm und diesen Spros-
Fig. 224: Querschnitt durch den Ornamentstein mit zwei Weinrankenmotiven von Phot. 474/75. Gekauft in San'ä, angeblich von Missagür bei Mirib. (31. 300. 1770) Maße: Länge 43,1 cm Breite 29,2 cm Dicke 14,2 cm
sen liegen noch je ein Blatt und eine Traube. Die Blätter sind hier fünflappig und mit einer schönen Äderung gezeichnet. Aus der Lage der wohl sicher nach unten hängenden Trauben kann man wohl die ursprüngliche Stellung des Pfeilers rekonstruieren. Die zweite, schmälere Seite des Steins ist nur etwa halb so breit wie die andere. Auch auf ihr verläuft der Stamm in wellenförmiger Windung nach oben. In jeder Windung liegen hier aber nur ein einziges fünflappiges Weinblatt sowie zwei Trauben in gegenständlicher Stellung. Die beiden Weinranken-Ornamentsteine sollen nach den Angaben ihrer Überbringer, die aus dem Meschriq stammten, aus der Gegend von Märib gebracht worden sein, von einem Platze Missagür, der aber auf den bisherigen Karten von dieser Gegend nicht verzeichnet ist. Auch die in Phot. 476 abgebildete Bronzeleiste, deren beide Hinterseiten im rechten Winkel zueinander stehen, zeigt wohl ein leicht erhabenes Flachrelief eines Weinrankenmotivs, soweit man das an dem kleinen Bruchstück und bei der weitgehenden Patinierung erkennen kann. Es handelte sich wahrscheinlich gleichfalls um einen in Wellenform verlaufenden Stamm, freilich in viel geringer gebogenen Windungen als bei den bisher besprochenen Stücken. Als Pflanzenmotive müssen wir wohl auch die Ornamente auf dem in Phot. 477 abgebildeten Objekt auffassen, einem walzenförmigen Podest aus Blei, der mit Silber-Einlegearbeit geschmückt ist. Dieser, vielleicht den Fuß eines Kästchens oder Gefäßes bildend, ist in der Mitte zweimal eingeschnürt, so daß ein mittlerer Wulst zwei sich nach oben in leichter Wölbung, nach unten sich geradlinig verdickende Teile trennt. An dem oberen Teile stehen auf den Spitzen zweier waagerecht übereinander liegender, aber gegenständlich ausgerichteter Wellenlinien nach unten zu rund, nach oben zu spitz geformte Knospen in Silberein-
lage. Man kann im Zweifel sein, ob diese Knospen in der ursprünglichen Lage des Podestes nach oben gerichtet gestanden haben oder nach unten hingen. Beides ist bei der Anordnung der Ornamente möglich. Unter den Wellenlinien liegt noch unsymmetrisch zu ihnen eine Reihe von Halbelipsen, die den Übergang zum Wulst bilden. Letzterer ist mit einer Reihe Linien verziert, die in der Mitte in stumpfem Winkel gebrochen sind, und deren Schenkel alle nach einer Seite gerichtet sind. Am dritten Teil des Fußes, der regelmäßig konisch geformt ist, liegt nur eine waagerechte Reihe von dreigeteilten Blättern, die man sich gleichfalls als stehend oder liegend vorstellen kann. Zu den pflanzlichen Ornamenten müssen wir auch die Rosetten jeglicher Form rechnen, die wohl alle ursprünglich stilisierte Blumen dargestellt haben. Wir haben schon in unserem ersten Reisebericht 1 ) über die beiden vorkommenden Rosettenformen, die runden und die viereckigen, gesprochen, die der minäo-sabäischen Formenwelt wohl eigentlich fremd gewesen zu sein und auf mediterranen Einfluß hinzudeuten scheinen. Das in Phot. 477 abgebildete Plättchen aus dichtem, gelbem Kalk zeigt auf der einen Seite in einem quadratischen Felde eine viereckige Rosette als Flachrelief eingeschnitten. Sie besteht aus vier lanzettförmigen Blättern, die mit ihren Spitzen in die Ecken des Quadrats weisen und von einem in der Mitte liegenden, runden Kelch ausgehen. Sowohl Kelch wie Blumenblätter sind doppelt umrandet. An der oberen Seite des rechteckigen Plättchens befindet sich eine dreiteilige, knospenartige Bekrönung, die stark zerstört ist, so daß man nicht feststellen kann, ob es sich nur um eine Kopfverzierung gehandelt hat, oder ob noch eine Öse an ihr befestigt war. Letzteres ist aber nicht anzunehmen, da die zweifache Durchbohrung oben und unten ursprünglich gewesen zu sein scheint und nicht erst nachträglich angebracht worden ist. Denn an der Hinterseite des Plättchens befindet sich außer einer eingeritzten Umrandung an der Unterseite eine dreieckige Verbreiterung, die den Anschein hat, als ob sie dazu bestimmt sei, der unteren Durchbohrung mehr Halt zu geben. Die ehemalige Verwendung dieses Plättchens war wohl die eines Schmuckbelags, der einem anderen, größeren Gegenstande aufgeheftet war. Eine runde Rosette mit sechs außen rund endenden Blumenblättern mit ebenfalls rundem Kelch sieht man auf dem in Phot. 479 abgebildeten Bruchstück einer leicht gebogenen Bronzeplatte, die entweder dem oberen Rande eines Bronzegefäßes oder vielleicht auch dem Gewände einer Bronzestatue angehörte. Die Rosette sitzt im Zentrum eines rechteckigen Feldes, 1) Vorislamische A l t e r t ü m e r , a.a.O., S. 135.
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das mit einem breiten, erhöhten Rande umgeben ist und wahrscheinlich nach drei Seiten hin rechte Winkel bildet. In der nach einwärts gewinkelten Ecke dieses Feldes sieht man nach außen zu eine Fläche ansetzen, die mit vertieften Linien ein Schlangenschuppen-Ornament aufweist, wie es in Fig. 225 abgebildet ist. Da diese Schuppen wohl sicher mit ihren spitzen Enden nach
Fig. 225: Schuppenornament des in Phot. 479 a b g e b i l d e t e n Bronzeplättchens. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich a u s G h a i m ä n . (31. 300. 1959) M a ß e : L ä n g e 9,2 cm Breite 7,0 cm Dicke 0,8—0,2 cm
Fig. 226: Bronzep l ä t t d i e n mit eingegossenem Rankeno r n a m e n t , zur H ä l f t e abgebrochen. G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herk u n f t . (43. 15. 39 b) M a ß e : H ö h e 2,6 cm Breite 1,0 cm Dicke 0,2 cm
unten gerichtet waren, kann man sich die ursprüngliche Lage des Bruchstückes rekonstruieren. Ein zweifellos pflanzliches Ornament zeigt das in Fig. 226 abgebildete Bruchstück eines Bronzeplättchens, das wir wohl auf der linken, abgebrochenen Seite gegenständlich ergänzen können. Das schildförmige Plättchen, das an der oberen Seite eine Einschnürung aufweist, bildete anscheinend ein Schmuckstück und zeigt am oberen Ende noch zweifellos Reste einer Durchbohrung, an der es als Anhänger getragen worden ist. Die Zeichnung ist vertieft eingegraben, aber anscheinend mit dem ganzen Stück zusammen gegossen. Sie zeigt ein von einem mittleren Stamme beiderseits ausgehendes Rankenornament, das der Gesamtform des Plättchens angepaßt ist, mit Blättern und Sprossen. Mit einem Weinrankenmotiv kann man dieses Motiv aber wohl nicht in Verbindung bringen. Wir finden aber derartige Rankenmotive in sehr ähnlicher Formung bei Holzschneidearbeiten, die heute noch in vielen Tür- und Fensterrahmen im jemenitischen Hochlande Verwendung finden sowohl bei Juden wie bei Arabern, wenn auch bei beiden in verschiedener Weise. 1 ) An dem vorislamischen Charakter dieses Stücks ist aber nicht zu zweifeln. Es wird wohl als Schmuckanhänger gedient haben. Wohl auch als pflanzliches Motiv müssen wir die Zeichnung auf dem in Fig. 227 abgebildeten Siegelstein aus grauweißem Quarzit ansehen, die in die ebene Vorderfläche eingeschnitten ist. Die 1) Carl R a t h j c n s , The Jewish House at San'a, Oriental Journal, i. D.
Israel
beiden gegenständig gleichen Hälften der Zeich nung sind durch eine gerade Linie getrennt. Beiderseits dieser Trennungslinie, von der allerdings nach der einen Seite hin zwei kurze, schräg nach innen zeigende Linien abzweigen, während sonst beide Hälften gleich geformt sind, liegt je eine Zeichnung, die man als zwei Blätter auffassen kann, zwischen denen sich eine Blüte auf einem Stiele erhebt. Man könnte die Zeichnung auch als Hand auffassen, die wir ja heute noch im ganzen Orient als Beschwörung gegen den bösen Blick in Anwendung finden, aber diese Auslegung erscheint wegen der mehr als fünffachen Teilung der Finger unmöglich. Wir halten das Stück, das eine Querdurchbohrung aufweist, eher für ein Siegel als für ein Amulett. Seiner Natur nach nicht erkennbar ist die Zeichnung auf dem in Phot. 529 abgebildeten, aus drei Bruchstücken wieder zusammengesetzten Siegelstein aus gebändertem Tonschiefer, der nicht durchbohrt und daher wohl als Ringstein verwendet wurde. Vielleicht ist das Siegelbild, das aus zwei gestrichelten, dreieckigen Flächen und mehreren gebogenen Linien und blattartigen Figuren in einer ovalen, der Form des Steins angepaßten Randumrahmung besteht, gar keine gegenständliche Zeichnung, sondern ein Phantasiebild, das
Fig. 227: S i e g e l s t e i n a u s g r a u w e i ß e m Quarzit, fein poliert. G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunft. (31. 300. 1936) M a ß e : D u r d i m . 1,2 cm Didce 0,8 cm
Fig. 228: Bruchstück e i n e s Schmuckstücks aus g e l b r o t e m Karneol. Gekauft in S a n ' ä , angeblich a u s Baidhä im Djöf. (31. 300. 1772) M a ß e : L ä n g e 2,1 cm Breite 0,8 cm Dicke 0,3 cm
nur als Siegel Verwendung finden sollte. Dafür sprechen auch die beiden punktförmigen Vertiefungen am Rande, die wohl nur als Füllsel der restlichen, größeren Flächen gedacht sind. Die der Bildseite gegenüberliegende Rückseite ist gewölbt und sorgfältig geglättet. Gleichfalls in ihrer Bedeutung nicht mehr zu erkennen ist die sorgfältig eingeschliffene Zeichnung auf der in Fig. 228 abgebildeten, eiförmigen Gemme aus gelbrotem Karneol, deren Bruchstück nur etwa ein Drittel der ursprünglichen Größe ausmacht, das also wohl mindestens die Ausmaße 3 mal 2 cm gehabt haben wird. Am ehesten können wir bei der Zeichnung an ein pflanzliches Mo143
tiv denken. Wir bilden das Stück vor allem wegen seiner technischen Vollkommenheit ab. Wahrscheinlich hat es als Anhänger-Schmuckstück mit einer Durchlochung am spitzen Ende gedient. Wir wollen hier anschließend gleich den Inschriftenstein von Phot. 478 betrachten, dessen Vasenrelief gleichfalls Ornamente aufweist, die wir wohl nur als sehr stilisierte Pflanzenmotive auffassen können. Die Inschrift in klassisch-sabäischem Duktus mit keilförmigen Enden der Buchstaben, wie aus dem allerdings allein erhaltenen Buchstaben „n" hervorgeht, wird nach links zu, also hinter der anscheinend einzigen Schriftzeile, von einem rechteckigen Felde begleitet, das durch ein Gefäß mit zwei Henkeln und Deckel ausgefüllt wird. Vermutlich lag am anderen Ende der Inschrift ein gleiches Feld.') Dieses vasenartige Gefäß mit einem runden Bauche, einem Standfuß und einem verengten Halse ähnelt sehr gewissen griechischen Gefäßen, die auf vielen Grabdenkmälern dargestellt wurden. Wir haben schon bei dem in Phot. 466 abgebildeten Relief mit zwei Greifen ein ähnliches Gefäß kennengelernt und besprochen (s. S. 130). Der Fuß der Vase ist nur noch in den Umrissen zu erken-
nen, war aber wohl ebenso wie der Bauch und der Deckel mit einfachen Ornamenten ausgefüllt. Diese verlaufen am Bauch in zwei waagerecht übereinanderliegenden Reihen. Unten befinden sich fünf linsenförmige, einander berührende, mit der Längsachse aufrecht stehende Motive, und darüber vier sprossenartige, mit der Spitze nach rechts gerichtete, eingedrehte Motive. Hals und Deckel des Gefäßes sind durch eine waagerechte Einkerbung voneinander geschieden. Der kegelförmige Deckel, der noch durch einen entweder halbmondförmigen oder runden Knopf gekrönt ist, wird durch doppelte Randleisten ausgefüllt ähnlich wie der Fuß der in Phot. 466 abgebildeten Vase. Die zwei Henkel haben S-Form mit spiralig eingerollten Enden an beiden Seiten und sind am Rande des sich trichterförmig verbreiternden Halses und am Bauche, oberhalb seiner größten Breite befestigt. Sie sind mit einer Mittelkerbe versehen, durch die ihre Form betont wird. Wir möchten annehmen besonders wegen der Form der Vase, die wir für eine griechisch beeinflußte Graburne halten, daß es sich bei diesem ornamentierten Inschriftenstein um eine Grabinschrift gehandelt hat.
1) M i t t w o c h und S c h l o b i e s , Altsüdarabisdie Inschriften im Hamburg. Museum für Völkerkunde, Orientalia, Bd. 7, 1938, S. 52.
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Geometrische Ornamentik (Phot. 481/509, Fig. 229/237) Wir haben schon in dem Bericht über unsere erste Reise 1928 und über die Ausgrabungen in Hugga1) festgestellt, welche bedeutende Rolle die geometrische Ornamentik, vor allem in der klassisch-sabäischen Kultur gespielt hat. Wir haben weitere Beispiele dieser Art auch bei den auf den drei weiteren Reisen besuchten, antiken örtlichkeiten beschrieben (s. I. Teil). Aber diese geometrische Ornamentik beschränkt sich nicht allein auf die Architektur, sondern wurde auch auf allen Gebieten der Kultur angewandt, vor allem im Kunstgewerbe, und zwar sowohl bei dem kultisch wie auch dem profan bestimmten. Dieser geometrische Stil äußert sich vor allem darin, daß ganz einseitig die gerade Linie benutzt wird, und daß, wenn derartige gerade Linien miteinander in Verbindung treten, sie sich winkelig treffen, meist im rechten, aber zuweilen auch in einem spitzen oder stumpfen Winkel. Gebogene oder gekrümmte Linien treten äußerst selten auf. Nur gelegentlich kommen sie mit dem Punkt oder dem Kreise, die j a auch als geometrisch angesehen werden können, zusammen. Sie treten anscheinend erst wieder mit dem Eindringen hellenistischer Einflüsse in Erscheinung, ohne aber, soweit wir das bisher übersehen können, die alte geometrische Ornamentik, die bis in die späteste vorislamische Zeit überall noch zu Tage tritt, vollständig zu überwuchern. Wir haben schon früher die spezifisch geometrischen Ornamente in mehrere verschiedene Motive eingeteilt, von denen das Stufenmotiv, das Schuppenmotiv und das Riefelmotiv an dem Kapitell der klassisch-sabäischen Säule meist kombiniert auftreten. Ein viertes Motiv, die gestufte Nische, wie wir sie früher nannten, oder das Kästchenmotiv, wie es auch genannt worden ist, bildet eine besondere Form des allgemeinen Architekturschmuckes, der immer wiederkehrt, und in dem das Stufenmotiv, das Schuppenmotiv und das Riefelmotiv meist ebenfalls mit diesem vergesellschaftet auftreten. Häufig tritt das Schuppenmotiv, das eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Zahnschnitt hat, allein auf, nicht nur in der Architektur, sondern auch im Kunstgewerbe. Daneben trat als Wandschmuck und wahrscheinlich auch als Deckenschmuck das gepunktete, rechteckige Feld, das wir erstmalig in Hugga2) feststellten, und das wir dann in Ghaimän vor allem auf dem dortigen vorislamischen Fried1) Vorislamische Altertümer, a.a.O., S. 44 ff. und 107 ff. 2) Vorislamische Altertümer, a.a.O., S. 49, Fig. 15 und 16.
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hof wiederfanden 3 ). Wir wollen mit dieser einfachsten Wandornamentierung, die aber wohl meistens nur als Innenarchitektur Verwendung gefunden hat, beginnen. In der minäischen Kultur finden wir das gepunktete Feld allerdings auch an rechteckigen, freistehenden Pfeilern, anscheinend zu einer Zeit, als die klassisch-sabäische Säule noch nicht ausgebildet war, denn unter den Trümmern von Ma'in 4 ) ist diese noch nicht in Erscheinung getreten. Den Angaben der Überbringer nach stammen die fünf Steine, die in Phot. 502/506 abgebildet sind, alle aus Märib und seiner Umgebung, also vom Verlauf der ältesten Route der Weihraudistraße. Sie sind alle wesentlich einfacher konstruiert als die in Hugga gefundenen Stücke, wie aus den Maßen zu entnehmen ist, denn es ist nicht anzunehmen, daß die ganzen Steinplatten größer waren als diejenigen, die wir in Hugga unzerbrochen fanden. Das Motiv bei allen besteht in einem linear eingeritzten oder eingemeißelten, rechteckigen Felde, das zuweilen, wie wir aus Hugga wissen, auch Quadratform annehmen kann, und dessen Fläche gepunktet wird, d. h. mit dem Meißel, in Reihenform oder unregelmäßig verteilt, mit punkt- oder kommaartigen Einschlägen versehen ist. Zuweilen wird der vorher geglättete Stein innerhalb der Felder auch nur durch Meißelschläge wieder aufgerauht. Der in Phot. 502 abgebildete Stein ist an drei Seiten abgebrochen. Er zeigt Teile von zwei gepunkteten Feldern. Die Umrahmung der Felder ist ziemlich primitiv eingeritzt, und die Punkte sind in nahezu parallelen Reihen angeordnet. Eine Ergänzung des Steins ist nidit möglich. Dagegen ist der in Phot. 503 abgebildete Stein nur an einer Seite abgebrochen. Trotzdem liegt das langgestreckte, rechteckige Feld asymmetrisch auf der Steinoberfläche. Es muß also wohl zu einer komplizierten Felderanordnung der ganzen plattenbedeckten Wandfläche gehört haben. Das Feld ist nicht mit einer linearen Einritzung umrahmt, sondern seine ganze Fläche ist nur durch unregelmäßige Aufmeißelung aufgerauht. Auch asymmetrisch zur Steinplatte liegt das Feld in dem in Phot. 504 abgebildeten Stein, 3) Teil I, S. 80, Fig. 82—85. 4) Mohammed T e w f i k , Les Monuments de Ma'in, Puhl, de l'Inst. Français d'Archéologie Orientale du Caire, Tome I, Tafel 9, Le Caire 1951.
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der nur oben und unten abgebrochen ist. Er muß also ebenfalls zu einer größeren Felderanordnung einer Wand gehört haben. Bei ihm ist die lineare Umrahmung sehr sorgfältig ausgeführt, während die innere Punktung recht unregelmäßig durchgeführt ist. Der in Phot. 505 abgebildete Stein ist an drei Seiten abgebrochen und nur rechts ursprünglich erhalten. Zwei langgestreckte Felder liegen hier nebeneinander. Er zeichnet sich vor allen anderen Steinen dadurch aus, daß die lineare Umrahmung der Felder doppelt geführt ist. Die Punktung wiederum ist sehr unregelmäßig vorgenommen. An eine Ergänzung ist aber bei ihm ebenso wenig zu denken, wie bei dem in Phot. 506 abgebildeten Stück, das ebenfalls zwei langgestreckte Felder, aber mit einfacher Umrahmung und unregelmäßiger Aufrauhung innerhalb der Felder zeigt. Das Schuppenmotiv und seine Abwandlung zum Zahnschnitt als alleiniges Ornament haben wir ebenfalls schon früher besprochen 1 ). Es kommt aber vor allem in Verbindung mit dem Riefelmotiv und dem Stufenmotiv bei den Säulenkapitellen vor, die wir ebenfalls schon im I. Teil dieses Werkes besprochen und abgebildet haben (s. S. 66, 100, Fig. 58, 107). Bei den unlokalisierten Funden finden wir das Schuppenmotiv vor allem als Begleitornament von Inschriftensteinen, die in Phot. 495/497 abgebildet sind. Bei dem in Phot. 495 abgebildeten Inschriftenstein liegt das Schuppenornament unter der Inschrift anscheinend als obere Begrenzung eines rechteckigen Feldes, das sich nach unten wahrscheinlich in ein gestuftes Nischenornament fortsetzte. Die fünf Schuppen liegen nämlich über einer einfachen Stufe, unterhalb der links noch der Rest einer senkrechten Leiste erhalten geblieben ist. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß wir dieses Schuppenmotiv unter der Inschrift mit einem gestuften Nischenmotiv, ähnlich wie diejenigen aus Häz2), nach unten ergänzen müssen. Dasselbe können wir wohl von den beiden anderen Inschriftensteinen von Phot. 496 und 497 annehmen, von denen der erstere allerdings auch nach rechts zu abgebrochen ist und die einfache Stufe unter dem Schuppenmotiv nicht mehr zeigt. Im übrigen sind aber alle beide ihrer ganzen Anlage nach ähnlich gebaut wie der Inschriftenstein in Phot. 495. Ein Bruchstück einer solchen gestuften Nische, wie wir sie unter den Inschriftensteinen von Phot. 495/497 vermuten, sehen wir in Phot. 499 abgebildet. Die gestuften Nischenornamente werden wohl im allgemeinen, wenn sie wie in diesem Falle aus mehreren derartigen Motiven zusammengesetzt sind, symmetrisch konstruiert 1) Vorislamische Altertümer, a.a.O , Fig 24, 25, 67, 68, Phot. 66. 2) Vorislamische Altertümer, a.a.O., Fig. 70—71.
sein, wie wir das bei dem in Hugga gefundenen Stück, verglichen mit einem solchen vollständigen Relief im Museum von Istanbul, vermutet haben 3 ). Ebenso müssen wir wohl annehmen, daß die einzelnen gestuften Nischen, aus denen das ganze Ornament besteht, und die meist auch noch mit dem Riefelmotiv kombiniert sind, in ihrer ursprünglichen Lage senkrecht orientiert waren. Eine solche Symmetrie zu rekonstruieren, ist allerdings bei dem in Phot. 499 abgebildeten Ornamentstein nicht ganz einfach. An seiner linken Seite, die allein unverletzt ist, folgt auf eine Randleiste erst eine flache breite Delle, ehe die erste gestufte Nische, gekrönt von einem fünfteiligen Schuppenmotiv und einem dreiteiligen Riefelmotiv, beginnt. Nach rechts schließt sich dann eine Serie von drei übereinander liegenden, verschieden gebauten, gestuften Nischen an, von denen die beiden unteren durch ein Riefelmotiv voneinander getrennt sind, während die obere gar aus zwei, nebeneinander liegenden, gestuften Nischen besteht, die aber beide verschieden gebaut sind. Weiter nach rechts schließt sich dann wieder eine durchgehende flache Delle an, entsprechend derjenigen an der linken Seite des Steins, der rechts aber nicht ursprünglich endete, sondern abgebrochen ist. Es mußte also nach rechts zu noch etwas folgen, das aber, wenn man an eine symmetrische Ergänzung des Steins denken will, nur aus einer nochmaligen Wiederholung der zwei Reihen von gestuften Nischen bestehen konnte, wie sie in dem in Phot. 499 abgebildeten Bruchstück vorliegen. Nur dann ist auch die Symmetrie der beiden nebeneinander liegenden gestuften Nischen im oberen Teile der zweiten Stufenreihe wiederhergestellt. Nach unten zu folgt anscheinend dieselbe symmetrische Anordnung der Nischen, wie aus einem erhaltenen Rest der Mittelleiste hervorzugehen scheint. Eine Ergänzung nach oben ist dagegen nicht zu vermuten, wenn man nicht mit einem Analogieschluß den ganzen Ornamentstein dort mit einem Schuppenmotiv und vielleicht auch noch mit einer Inschrift darüber enden lassen will. Ob derartige gestufte Nischenmotive auch als waagerechte, friesartige Ornamente die Innenwände von Räumen oder die Fassaden von Gebäuden schmückten, ist vorläufig nicht zu entscheiden, ist aber nach dem bisherigen Stand unserer Kenntnisse von derartigen Ornamentsteinen nicht wahrscheinlich. Ein kleines Bruchstück einer gestuften Nische, das aus weißem Marmor besteht und besonders deutlich die ursprüngliche Höhenlage der einzelnen Stufen an dem Bruch quer durch die Nische erkennen läßt, sehen wir auch in Phot. 500/501 abgebildet. Auch das Riefelmotiv wird anscheinend niemals allein, sondern immer in Verbindung zum mindesten mit dem Stufenmotiv, wenn nicht auch 3) Vorislamische Altertümer, a.a.O., Fig. 21—22.
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mit dem Schuppenmotiv oder dem gestuften Nischenmotiv gefunden. Die Riefeln, deren Zahl sehr verschieden sein kann, meistens aber zwischen drei und sieben liegt, sind ursprünglich immer waagerecht und in einem rechteckigen Felde, dessen längere Seite stets zu ihnen parallel verläuft. Ein siebenfaches, typisches Riefelornament, das aber ganz offensichtlich aus einem größeren Ornamentstein herausgeschlagen worden ist, bildet Phot. 490 ab. Ein ähnliches siebenfaches Riefelmotiv (R. 32) scheint den oberen Teil eines Pfeilers gebildet zu haben (Länge 20,5 cm, Breite 20,5 cm und Dicke 5,0 cm), von dem es abgeschlagen ist, ähnlich wie bei den im I. Teil beschriebenen Pfeilern aus Ghaimän und aus Schibäm el-Kaukabän (S. 67 und 101, Fig. 60 und 109).
ein Schuppenmotiv abgeschlossen. In diesem Felde liegt wiederum ein kleineres, rechteckiges Feld, ebenfalls überdacht von einem fünfteiligen Riefelmotiv. Neben dem oberen Schuppen- und Riefelmotiv liegen zwei gestufte Nischen übereinander. Es ist schwer, sich auszudenken, wie dieses Ornament ergänzt werden muß. Wahrscheinlich bildete es die Umrahmung irgendeiner Inschrift oder einer symbolischen Darstellung, die vermutlich inner- oder unterhalb des inneren Feldes folgte. Gestufte Nischen werden das ganze umrahmt haben. Der in Fig. 231 abgebildete Ornamentstein bildete nur eine gestufte Nische, die aber die bisher einmalige Eigenschaft aufweist, daß innerhalb der drei Randabstufungen an jeder Seite nicht, wie sonst üblich, nur eine Reihe von Käst-
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I IFKfTl
\ Fig. 229:
Ornamentstein aus weißgelbem Marmor, Museum von San'ä. Unbekannter Herkunft. G r ö B e 30 X 25 X 10 c m
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Der in Fig. 229 abgebildete Ornamentstein aus weißgelbem Marmor zeigt ein kombiniertes Stufen-, Schuppen- und Riefelmotiv. In einem rechteckig vertieften Felde sieht man oben eine Reihe von Schuppen sich anschließen, unter der ein sechsteiliges Riefelmotiv liegt, unter dem dann wiederum eine Reihe von Schuppen folgt. Der Ornamentstein war links und rechts anscheinend unverletzt und ist nur oben und unten abgebrochen. Oben scheint aber kein weiteres Feld gefolgt zu sein, sondern wahrscheinlich nur unten, wo wir eine Inschrift oder ein reliefiertes Bildwerk erwarten konnten. Eine recht komplizierte Zusammenstellung von verschiedenen Motiven sehen wir auch auf dem in Fig. 230 abgebildeten Ornamentstein, der wohl nur oben die ursprüngliche Form erhalten zeigt, während er an der rechten Seite mit einer Fuge einem das Ornament fortsetzenden Stein angepaßt war. Das Ornament beginnt oben mit einem vierteiligen Riefelmotiv. Nach unten zu folgt ein eingestuftes, rechteckiges Feld, von dem anscheinend nur die eine Hälfte auf unserem Stein erhalten ist. Dieses Feld wird oben durch 10»
F i g . 230: O r n a m e n t s t e i n aus weißgelbem K a l k s t e i n , im M u s e u m v o n S a n ' ä . U n b e k a n n ter Herkunft G r ö ß e : 40 X 3D X 10 c m
chen liegt, sondern zwei Reihen nebeneinander, die durch eine Leiste voneinander getrennt sind. Die Ausmaße des Steins, der an allen vier Seiten bis auf eine ausgebrochene Ecke seine ursprüngliche Form erhalten hat, sind so groß (30 cm breit), daß er wohl nicht als Teil eines größeren Ornamentsteins aufzufassen ist, sondern als Glied eines senkrecht in einer Mauerflucht sitzenden Ornamentbandes, das aus einer Reihe gleichgebauter Steine wie der vorliegende, zusammengesetzt war. Ein völlig erhaltenes, geometrisches Ornament ist an einer Schmalseite eines Podestes angebracht, der in Fig. 232/235 abgebildet ist, und der an seiner Oberfläche die Aushöhlung für einen Fuß einer menschlichen Statue und daneben ein Dübelloch zur Befestigung dieser Statue auf dem Podest zeigt. Er trägt an einer seiner Längsseiten eine sabäische Inschrift von vier Zeilen mit klassisch-sabäischem Duktus der 147
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Buchstaben. An der Unterseite dieses Podestes liegt mit der Öffnung nach der Schmalseite hin eine halbtrogförmige Aushöhlung. Das geometrische Ornament an der gegenüberliegenden Schmalfläche scheint vollständig zu sein und besteht aus einem mittleren, fünfteiligen Riefelmotiv, das von einem Stufen- und Schuppenmotiv eingerahmt ist. Die Lage dieses Ornamentes ist nun nach der Anordnung der Schuppen eindeutig festgelegt. Ebenso ist natürlich die Schriftseite durch die Lage der Buchstaben festgelegt. Wenn man beide mit der Stellung des Fußes an der Oberfläche des Podestes vergleicht, so sieht man, daß die Schrift zu der Lage des Podestes richtig angebracht ist. Demgegenüber steht aber das geometrische Ornament dann nicht nur auf dem Kopfe, sondern ist auch hinter dem Podest angebracht, so daß die Öffnung der halbtrogförmigen Aushöhlung der Unterseite des Podestes nach vorne gerichtet gewesen sein muß. Wir kommen damit zu dem Schluß, daß ein Stein, der an einer Seite ein geometrisches Ornament zeigte, zum zweiten Male verwendet worden ist als Basisstein für eine Statue. Wahrscheinlich gehörte die trogförmige Unterseite, die man sich wohl mit einem anderen Steine zu einem vollständigen Troge ergänzt denken muß, zu der ersten Verwendung des Steins und war bei der zweiten Verwendung verdeckt oder verbaut. Auf jeden Fall müssen wohl die Oberfläche des Steins mit der Fußspur und die Inschrift zur zweiten Verwendung gehört haben. Es ist natürlich auch nicht ausgeschlossen, daß die beiden Verwendungsarten des Steins zeitlich umgekehrt gelegen haben, daß also die letzte Verwendung das Relief in richtiger Lage und den Stein mit der trogförmigen Öffnung nach oben gezeigt hat. Auf keinen Fall wäre es verständlich, daß die Trogöffnung unter der Statue nach vorne zeigte und sichtbar gewesen wäre. Die Form der nur einfachen und nicht doppelten Fußspur ist auf jeden Fall eine derartige, daß die Hacke des Fußes nach dem runden Dübelloch hin gerichtet ist. Es war aber nicht eindeutig zu unterscheiden, ob es sich um einen rechten oder linken Fuß gehandelt hat, was natürlich dafür ausschlaggebend wäre, ob die menschliche Gestalt nach der Schmalseite oder nach der Langseite hin geschaut hat. Nach der ganzen Einteilung der Grundfläche ist das letztere wahrscheinlicher, da sonst eine harmonische Beziehung zwischen dem Raum der Grundfläche und der Statue schwer zu rekonstruieren wäre. Bei einer Verwendung des Steins mit der trogförmigen Aushöhlung nach oben kann man wohl nur an einen Opfertisch denken. In diesem Falle müßte der Stein aber wahrscheinlich zur Hälfte zerschnitten sein, denn es ist schwer vorstellbar, wozu ein solcher Halbtrog, wie er sich jetzt darbietet, gedient haben könnte.
Wir sahen den Stein kurz vor unserer Abreise aus Jemen 1934 mitten im Hofe des Palastes liegen, und es wurde uns gesagt, daß er eben aus Häz im Auftrage des dortigen 'Amil angekommen sei, um der im Palast befindlichen Sammlung von Altertümern zugefügt zu werden. Später fand ich ihn aber nicht mehr in der Sammlung der übrigen Altertümer. Er muß also im Palast geblieben sein, wo ja auch noch andere Altertümer aufbewahrt wurden. Ob das in Phot. 507/508 abgebildete, offenbar ein Bauornament bildende Bruchstück eines oben und unten in symmetrischer Weise zu verlängernden, senkrechten Bauteils schon fremden Einfluß zeigt, da es vorwiegend runde Formen enthält, können wir vorläufig ohne weiteres Material nicht entscheiden. Wir haben aber das Gefühl, daß dies Ornament schlecht zu dem rein geometrischen Stil der Ornamentik der klassisch-sabäischen Zeit paßt, sondern weit besser zu dem bereits hellenistisch beeinflußten Formenkreis. Das Stück scheint ein Teil einer ornamentalen Leiste in der Innen- oder Außenarchitektur gewesen zu sein, die entweder den Zweck einer Trennung oder einer Umrahmung gehabt haben muß. Die Form der einander folgenden, sich verdickenden und verdünnenden konischen Walzen, die durch einen Wulst in den schmalen, durch eine Einkerbung in den breiten Teilen getrennt sind, kennen wir bereits von den Seitenstreben des Tragebalkens in Phot. 427/428, wo sie mit einem gestuften Nischenmotiv und einem sehr stark stilisierten Rinderkopf verbunden sind. Leicht abgerundete Formen zeigt auch das in Phot. 488/489 abgebildete Bruchstück aus weißem Marmor, dessen Bedeutung und Bestimmung unklar bleibt. Die Gestaltung eines abgerundeten Körpers auf einem Halse, der einen ausgesprochenen Absatz aufweist, und der sich nach unten verdickt, und zwar herausgearbeitet über einer flächigen Unterlage, die aber anscheinend aus Gründen der Transporterleichterung von den Überbringern abgehauen worden ist, spricht dafür, daß es sich gleichfalls um ein Bauornament handelt, das nach oben und nach unten symmetrisch zu ergänzen ist. Eine senkrechte Kerbe würde in der Mitte dieser Ornamentreihe verlaufen, deren einzelne Körper durch Querrillen voneinander getrennt sind. Ebenso unbestimmbar ist vorläufig das in Phot. 509 abgebildete Bruchstück eines Ornamentsteins, das an der Vorderseite leicht abgerundet ist und hier ein eingeritztes geometrisches Ornament zeigt, das man nach unten hin vielleicht zu einem sternförmigen Gebilde ergänzen könnte. Dieses ist nach oben hin durch eine waagerechte Einkerbung abgeschnitten, über der wiederum die Ansätze mehrerer Einkerbungen sichtbar werden. Auch dieser Stein ist vielleicht ein Teil einer symmetrischen Reihe, die über- oder nebenein149
ander geordnet, eine bestimmte Abtrennung bewirken sollte. Eine solche Hintereinanderreihung gleicher Ornamente sehen wir auch an dem in Phot. 483 abgebildeten Stäbchen aus Bronze, dessen beide konisch sich verdünnende runde Enden dafür sprechen, daß es mit ihnen in einem größeren Gerät unbestimmter Gestalt befestigt gewesen sein muß. Der mittlere, dann allein sichtbar gebliebene Teil ist vierkantig und besteht aus drei Gliedern, darunter einem mittleren, leicht wulstförmigen, das durch zwei Kerben von den beiden seitlichen getrennt ist. Diese sind durch keilförmige Einkerbungen von zwei Kanten her angeschnitten, die auf eine kreisförmige Einkerbung in der Mitte an einer Seite des Stäbchens, die wahrscheinlich die allein sichtbare war, ausgerichtet sind. Man kann im Zweifel sein, ob es sich ursprünglich um die Darstellung eines Sterns oder einer Blüte hat handeln sollen.
abgebildete Plättchen aus Nephrit, dessen oberes Ende, wo sich wahrscheinlich eine Durchbohrung befand, abgebrochen ist. Eine Seite des Plättchens, das sich nach unten hin leicht verbreitert, ist mit einfachen, geometrischen Einkerbungen ornamentiert. Die Zeichnung besteht aus übereinander liegenden, gleichen Motiven, die aus zwei ebenfalls übereinander liegenden, parallelen Linien bestehen, deren obere mit einer kammartigen Zahnung senkrechter Linien versehen ist. Vermutlich handelt es sich bei diesem Ornament um eine primitive, eingeritzte Darstellung des kombinierten Stufen- und Schuppenmotivs. Rein geometrisch ist auch das in Fig. 237 abgebildete Bruchstück eines ornamentierten Bronzestreifens geschmückt. Das Ornament besteht nur aus geraden Linien und zwar aus liegenden Kreuzen in der Mitte des Streifens, die durch senkrechte Linien voneinander getrennt sind und durch zwei Randlinien umrahmt werden. Die aus Kreisen und Dreiecken bestehenden Reihen von Vertiefungen, aus denen die geraden Linien bestehen, sind anscheinend mit Punzstiften eingehämmert worden. Da das Plättchen leicht gekrümmt ist, handelt es sich wahrscheinlich um das Bruchstück eines Armreifens.
Auch das in Phot. 487 abgebildete, in zwei Teile zerbrochene, leicht gebogene Bronzeplättchen zeigt ein geometrisches Ornament, wenn man auch die runden, napfartigen Vertiefungen als solches zählen will. Das langgestreckte, anscheinend an beiden Seiten abgebrochene, rechteckige Plättchen, das entweder einen Beschlag oder eine Auflage auf einem anderen Gegenstand oder vielleicht auch das Bruchstück eines Armbandes dargestellt haben kann, zeigt an einem Ende eine rechteckige Einkerbung, die in der Mitte in der Längsrichtung durch eine eingekerbte, gerade Linie zweigeteilt ist, neben der an jeder Seite drei runde, napfartige Vertiefungen eingepreßt sind. Unter dieser rechteckigen Figur verlaufen über die andere Hälfte des Plättchens nur mehrere Querrillungen.
Fig. 236: Ring aus Bronze m i t w e n i g Patin i e r u n g . G e k a u f t in San'ä, unbekannter H e r k u n f t . (43. 15. 43)
Nur aus konzentrischen Kreisen besteht das Ornament des in Phot. 485 abgebildeten, runden Schmuckanhängers mit Öse aus stark patinierter Bronze. Die Scheibe scheint in einer Form gegossen zu sein, und die Öse ist in der Mitte der Hinterseite angelötet. Aus dem inneren Ring der Scheibe ragt uhrzeigerähnlich, schräg nach links oben gerichtet, bis zum vorletzten äußeren Ring eine geradlinige Verdickung, von der man nicht entscheiden kann, ob sie nur ein Gußfehler ist, oder ob sie eine allerdings unverständliche andere Bedeutung besaß.
M a ß e : 0 0,6—0,8 cm Breite 0,75 cm Dicke 0,1 cm
Der in Fig. 236 abgebildete Bronzering zeigt an seiner Außenseite ebenfalls nur gerade Linien und Kreise mit zentralen Punkten eingraviert. Zwischen zwei Randgeraden liegen, ziemlich unregelmäßig angeordnet, die Punktkreise. Der Durchmesser des Ringes ist zu klein, als daß es sich um einen Fingerring gehandelt haben kann. Wahrscheinlich war er an einem stabartigen Gegenstand befestigt. Nur linearen Schmuck trägt auch das wohl als Schmuckplättchen anzusehende, in Phot. 486
Wohl gleichfalls nur als Anhänger aufzufassen ist die in Phot. 481 abgebildete, runde Scheibe aus leicht patinierter Bronze, die oben eine quer zur Scheibe orientierte Öse zeigt und unten einen entsprechend geformten zahnartigen Fortsatz. Auf der Vorderseite der Scheibe liegt innerhalb eines erhabenen Randkreises eine Gruppe von Ornamenten, die symmetrisch angeordnet sind. Unten über dem Endfortsatz liegt ein erhabener Kreis mit einem runden Knopf im Zentrum. Darüber, etwa in der Mitte der Scheibe, liegt ein weiterer runder Knopf und rechts und links von diesem je eine halbkreisförmige erhabene Zeichnung mit der Öffnung nach außen gerichtet und ebenfalls mit einem runden Knopf im Zentrum. Ob die beiden letzten Ornamente das bekannte Mondsichel-Stern-Symbol darstellen sollen, steht dahin. Man könnte auch an eine ähnliche Ornamentierung denken, wie wir sie bei den Steinbalken in Schibäm el-Kaukabän, den sogenannten „Affenköpfen", kennengelernt haben (I. Teil, S. 104, Fig. 113).
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Eine ebenso einfache geometrische Ornamentierung zeigt die in Phot. 482 abgebildete, im Zentrum mit einer Öffnung versehene, runde Scheibe aus Bronze. Der durch das innere runde Loch entstandene Ring zeigt in symmetrischer Anordnung vierfach wiederholte Motive, die aus einem eingravierten Kreis mit zentraler Vertiefung und zwischen ihnen aus drei parallel zu einander liegenden, radial angeordneten Linien bestehen. Welche Bestimmung diese Scheibe gehabt hat, ist schwer zu sagen, aber wahrscheinlich hat sie einem anderen Gegenstand aufgelegen.
Fig. 237: Bruchstück ein e s B r o n z e p l ä t t c h e n s mit geometrischen Ornamenten. G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunft. (43. 15. 39 a) M a ß e : Länge 1,1 cm Breite 1,35 cm Dicke 0,05 cm
Wohl nur als Schmuckstückanhänger sind die in Phot. 491/494 abgebildeten Bronzeobjekte zu deuten, die alle im Guß hergestellt sind, teilweise in sehr primitiver Ausführung. Der in Phot. 491 abgebildete Anhänger zeigt auf seiner Vorderseite einen Bronzering, in dem ein Stäbchenkreuz liegt. Auf seiner Hinterseite erhebt sich ein halbkreisförmiger Bügel, auf dessen höchstem Teile eine Öse angebracht war. Man kann in Zweifel sein, ob dieser Anhänger nicht auch als sehr einfaches Siegel Verwendung gefunden hat.
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Wohl nur als Schmuckstück hat aber wohl der in Phot'. 492 abgebildete Bronzering gedient, der ebenfalls mit einem Stäbchenkreuz ausgefüllt ist. Er besitzt aber vier Ösen, von denen die eine abgebrochen ist, die an der Außenseite des Ringes an seinen Schnittpunkten mit den Stäbchen des Kreuzes angebracht sind. Vielleicht bildete er das Mittelstück innerhalb eines Kettengehänges. Stark zerbrochen und stark patiniert ist der in Phot. 493 abgebildete Anhänger aus Bronze, von dem nur ein Bruchstück seines untersten Teils erhalten geblieben ist. Er wird wahrscheinlich die Gestalt eines auf seiner Spitze stehenden Parallelepipedons gehabt haben, das durch ein Stäbchengerüst gebildet wurde, von dem nur noch vier Bruchflächen am oberen Teile des Bruchstücks erkennbar sind. Dieses Stäbchengerüst wurde vorne durch ein sabäisches Monogramm, ebenfalls aus Bronzestäbchen, überdeckt, von dem man unten nur noch ein „n" erkennt, während man den oberen Kreis zu verschiedenen Buchstaben ergänzen kann, je nachdem was oben abgebrochen ist. Hinter dem Stäbchengerüst ist noch ein Teil eines senkrecht zu ihm stehenden Bügels erhalten, an dem unten, am Ende des ganzen Anhängers, noch eine Öse angebracht ist. Wahrscheinlich war eine entsprechende auch an seinem oberen Teile angebracht. Auch bei diesem Schmuckstück kann man eventuell an eine Verwendung als Siegel oder Stempel denken. Sehr stark zerbrochen und durch Patinierung aufgequollen ist auch das in Phot. 494 abgebildete Bronzeobjekt. Es besitzt in seiner äußeren Form Elipsengestalt und ist in seinem Innern durch Stäbchen ausgefüllt, die anscheinend um eine gerade Längsachse in zweifacher gegensätzlicher Zickzacklinie angeordnet waren. Oben befand sich wahrscheinlich eine Öse zum Anhängen und unten eine knopfartige Verdickung. Das Stück ist gegossen und zwar in ziemlich primitiver Form.
Opfergeräte (Phot. 535/569, Fig. 238) Wir müssen in unserem Material zwei grundsätzlich verschiedene Formen von Opfergeräten aus Stein unterscheiden, die wir unter den Namen von Räuchergefäßen und Opfertischen auseinanderhalten wollen. Die ersteren, meist von quadratischer Grundfläche, sind gewöhnlich höher als breit und tief und zeigen in ihrem oberen Teil eine, meist ebenfalls quadratische Eintiefung. Sie sind in mehrfachen Beispielen bereits seit langem bekannt. Es handelt sich bei diesen Geräten wohl eindeutig um Räudieraltare, in denen wohlriechenden Rauch entwickelnde Stoffe, wohl nur Holz oder Harz, verbrannt wurden. Sie sind meist nur an einer ihrer äußeren Wandflächen ornamentiert und zuweilen mit einer eingegrabenen Inschrift versehen. Selten sind alle vier Seitenflächen entsprechend geschmückt. Die zweite Form von Opfergeräten unterscheidet sich von den Räuchergefäßen vor allem dadurch, daß es sich bei ihr um eine tischartige Platte handelt, die meistens länger als breit ist, und daß ihre ganz flach an ihrer Oberfläche eingetiefte Schale über einem vorstehenden Halse mit einem plastisch herausgearbeiteten Tierkopf endet. Aus der Schale setzt sich über den Hals und den Tierkopf eine Rinne, die frei endet, fort. Von diesem Opfertisch muß also eine Flüssigkeit, die entweder Blut war, das von einem Opfertier stammte, oder aus einer anderen Opferflüssigkeit bestand, etwa Wein oder öl, über die Rinne abgeflossen sein. Wir halten diese Opfertische im allgemeinen für Schlachtaltäre, über denen je nach ihrer Größe Opfertiere der verschiedensten Art geschächtet worden sind. Die Opfertische, auf denen Wein oder ö l oder auch Nahrungsmittel der verschiedensten Form niedergelegt, d. h. der Gottheit geopfert wurden, hatten wahrscheinlich keine Ausflußrinne, wie z. B. bei dem in Hureidha 1 ) gefundenen Opfertisch mit zwei verschieden tiefen rechteckigen Schalen. RÄUCHERGEFÄSSE (Phot. 535/555, Fig. 238) Schon Miß Caton Thompson 2 ) hat bei den Ausgrabungen in Hureidha ein ganz einfaches unverziertes Räuchergefäß gefunden, das allerdings auf vier Beinen stand, während andere 1) Caton T h o m p s o n , The Tombs and . . . , a.a.O., S. 50, Plate XVIII, 4, XIII unten. 2) The Tombs and . . . , a.a.O., Plate XVI u. XVII, S. 49—50.
derartige Gefäße mit ziemlich roher, eingeritzter geometrischer Ornamentik versehen waren. Es wurde bei ihren Ausgrabungen bei einem noch in situ stehenden Räuchergerät noch ein Bodenbelag festgestellt, der sich bei der Untersuchung als Residue eines Harzes erwies. Da in Südwestarabien als Räucherharze nur Myrrhe und Weihrauch vorkommen und auch als einheimische Produkte bis auf den heutigen Tag neben anderen eingeführten Räucherhölzern und Räucherharzen, besonders aus Indien, verräuchert werden, werden die ersteren beiden Produkte in der vorislamischen Frühzeit wohl ausschließlich in diesen Räuchergefäßen verbrannt worden sein. Der Weihrauch kommt heute und kam wohl immer ursprünglich nur in den Küstenländern des Golfs von Aden vor, und zwar in Arabien in Hadhramaut bis zum Mahralande und dem Vorgebirge Dhofar, in Afrika an der Nordküste der Somalihalbinsel, östlich von Zeila, und an ihrer Ostküste, bis nördlich von Bender-Beila, sowie auf der Insel Soqoträ. Die Benutzung des besonders wohlriechenden Rauches des verbrennenden Weihrauchharzes als magische Kultübung muß wohl im Heimatlande dieses Produktes, also vor allem wohl in Südarabien, sehr alter Brauch gewesen sein, von wo aus seine Kenntnis schon sehr früh nach Ägypten und wahrscheinlich auch nach den anderen Sitzen von Hochkulturen in Mesopotamien und in Indien gedrungen sein muß. Schon in der Mitte des 3. Jahrtausends v. Ch. fanden von Ägypten aus die sogenannten Puntfahrten statt, Schiffahrtsunternehmungen, um neben anderen Produkten das kostbare Räucherharz selbst und vor allem Jungpflanzen des, das Harz enthaltenden Baumes nach dort zu bringen. Seit dieser Zeit wurde das Weihrauchharz zu dem kostbarsten Handelsprodukt der Alten Welt, und der Handel mit ihm bildete die Grundlage der Entwicklung der sogenannten Weihrauchstraße an der Westseite der arabischen Halbinsel, die fast bis zur islamischen Zeit hin sich zur ersten und wichtigsten Welthandelsstraße des Altertums entwickelt hat, auf deren Verkehr der große Reichtum der südwestarabischen Reiche von den Minäern bis zu den Himjaren hin beruhte. 3 ) Die Myrrhe, ebenfalls das Harz eines buschartigen Baumes, ist der weniger kostbare Konkurrent des Weihrauches. Der Myrrhenbaum kommt in einem wesentlich größeren Gebiete 3) s. S. 17. 152
um das südliche Rote Meer und den Golf von Aden herum vor, das die ganzen Hochländer Südarabiens, von der Bucht von Mekka über 'Asir und Jemen bis nach Hadhramaut und der afrikanischen Küste vom Etbai über Abessinien bis zum Somali-Hochland umfaßt. Die Myrrhe wurde wohl auf der Weihrauchstraße neben dem Weihrauch stark gehandelt, wie aus allen Nachrichten, die uns aus dem Altertum überliefert sind, hervorgeht. Es ist natürlich nicht verwunderlich, daß in vorislamiscfaer Zeit in den Produktionsgebieten und den Zwischenhandelsländern dieser Handelsprodukte die Räucherharze im Kult ebenfalls eine große Rolle gespielt haben. Das Räuchern spielt denn auch im heute islamischen Südwestarabien nicht nur im Kult in den Moscheen sondern auch im profanen gesellschaftlichen Leben weiterhin eine große Rolle. Räudiergefäße waren deshalb auch bisher die am häufigsten bekannt gewordenen Kultgeräte aus der vorislamischen Zeit. Unser einfachstes Räuchergefäß ist in Phot. 544/545 abgebildet und besteht aus einem rechteckigen Kalksteinblodc von quadratischem Grundriß und geringerer Höhe, in den oben sehr roh eine ebenfalls nahezu quadratische Vertiefung angebracht ist, die etwa bis zur halben Höhe des Steins herabreidit. An einer Seitenfläche des Gefäßes, somit also an der Vorderseite, ist eine dreizeilige Inschrift eingegraben, die aber so verwittert ist, daß nur noch einzelne Buchstaben zu erkennen sind. Ganz ähnlich ist das in Phot. 550/555 abgebildete Räuchergefäß gestaltet, das aber würfelförmig ist und sich von dem vorigen vor allem dadurch unterscheidet, daß sich an den Ecken der Grundfläche vier ganz niedrige Standfüße befinden. Außerdem sind alle vier Seitenflächen mit je drei sabäischen Buchstaben bedeckt, die den klassisch-sabäisdien Duktus der keilartig verdickten Enden aufweisen. Die eingetiefte Schale oben ist flacher geformt als bei der vorigen aber ebenso roh bearbeitet. Auch das in Phot. 546/549 abgebildete Räuchergefäß zeigt dieselbe Form wie die beiden vorigen, aber die vier Füße sind bereits etwas höher und ebenso wie die Seitenwände sehr
Fig. 238: Eine Seitenwand des in Phot. 546/49 abgebildeten Rauchergefäßes aus gelbem Kalkstein. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1757) Maße: Höhe 5,7 cm Breite 10,1 cm Tiefe 9,7 cm
sorgfältig geglättet. Letztere sind außer mit je drei sabäischen Buchstaben des klassisch-sabäischen Duktus noch mit einem geometrischen Ornament verziert, das wir in Fig. 238 abgebildet sehen. Der Hersteller hat die Verbindung der Schrift mit dem Ornament und die Stellung der Buchstaben sorgfältig geplant, denn man erkennt noch überall die feinen Ritzlinien, die er vorher über den Stein gezogen hat. Das Ornament besteht in einer Zickzacklinie, die als Streifen den oberen Rand des Gefäßes umrahmt, und in einem Streifen sich senkrecht kreuzender aber schräg liegender Linien, der den unteren Teil des Gefäßes einschließlich der vier Standfüße einfaßt. Diese beiden Streifen sind an jeder Seite der Inschrift an allen vier Seiten durch je drei leicht erhabene, senkrechte Streifen miteinander verbunden. Spuren von roter Farbe an allen Seitenwänden sprechen dafür, daß das ganze Gefäß rot gefärbt war. Die innere Schale ist etwas sorgfältiger ausgehöhlt als bei den beiden vorigen Räuchergefäßen. Wohl gleichfalls einen Räucheraltar stellt der in Phot. 540/543 abgebildete, sockeiförmige Stein dar, der ungefähr würfelförmig gestaltet ist und an seiner Oberfläche nur eine sehr roh ausgehöhlte, schüsseiförmige Vertiefung trägt. Die Unterfläche ist nur ganz roh geglättet dafür aber die vier Seitenflächen um so sorgfältiger, in die eine teils drei-, teils vierzeilige Inschrift mit klassisch-sabäischem Duktus der Buchstaben eingegraben ist. Einen etwas anderen Charakter als die bisher besprochenen zeigen die beiden nächsten Räuchergeräte, die man schon eher als kleine Räucheraltäre ansprechen kann, indem man bei ihnen zwischen einem ausgesprochenem Standfuß und einem breiteren Schalenträger unterscheiden kann, die durch einen waagerechten, rings herumlaufenden Absatz mit einander verbunden sind. Am höchsten ist der Standfuß bei dem in Phot. 536/537 abgebildeten Stück ausgebildet, der .noch dazu unten abgebrochen ist. Alle Seitenflächen sowohl des Fußes wie des Schalenträgers stehen senkrecht. An zwei Flächen des Standfußes ist eine zweizeilige Inschrift eingegraben, die in der Übersetzung von Mittwoch und Schlobies 1 ) folgendermaßen lautet: „Wahb'il hat dargebracht seinem Herrn, dem Iläh, dem Gotte", ist also eine Weihinschrift. An einer mit Inschrift versehenen Seitenfläche ist am Napfträger eine Reliefdarstellung angebracht. Diese Seite wird damit offenbar zur Vorderseite des Räuchergefäßes. Das Relief besteht aus drei Feldern, die durch erhabene Leisten von einander getrennt sind. In dem Mittelfeld liegt eine Mondsichel, über der wahrscheinlich eine Scheibe als Sonne oder Stern gelegen hat, die aber abge1) A l t s ü d a r a b i s c h e I n s c h r i f t e n , a . a . O .
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brochen ist. In den beiden seitlichen Feldern steht senkrecht je eine sehr einfache gestufte Nische. Die Eintiefung der Schale ist sehr flach, lag aber mit ihrem Boden mindestens 3 cm unter dem Rande, der teilweise fortgebrochen ist. Sie fiel schräge zu einer quadratischen Bodenfläche (4X4 cm) ab. Besser erhalten ist der in Phot. 535 abgebildete Räucheraltar, der aber grundsätzlich ebenso gestaltet ist wie der vorige. Ein kurzer, viereckiger Standfuß, der keine Inschrift trägt, verbreitert sich nach unten zu und ist an seinen Seitenflächen sowie an der Grundfläche nur roh behauen. Die schalenförmige Vertiefung ist quadratisch und fällt mit vier abgeschrägten Wänden zu einer ebenfalls quadratischen Bodenfläche (3X3 cm) ab bei einer Mindesttiefe von 9 cm, da der obere, waagerechte Rand von mindestens 2 cm Breite stark abgebrochen ist. An einer Seitenfläche des Schalenträgers ist etwa 0,5 cm tief ein Relief herausgearbeitet, das wie bei dem vorigen Stück in drei nebeneinander liegende Felder geteilt ist. In dem mittleren, breitesten Felde liegt eine Mondsichel mit einer Scheibe in ihrer Mitte. Die Mondsichel trägt aber an ihrem unteren Ende einen trapezartigen Sockel, der in fünf Streifen geteilt ist, die man auch als ein Strahlenbündel auffassen kann. Dieser trapezartige Sockel unter dem Sichelmonde ist aber wohl als ein stilistischer Übergang zu dem Rinderkopf als Symbol der Mondgottheit zu betrachten. Ähnliche Gestaltungen finden sich wiederholt nicht nur bei anderen Räucheraltären sondern in der ganzen übrigen vorislamischen Ornamentik Südarabiens. Beiderseits dieses mittleren Feldes liegt wiederum je ein senkrecht stehendes gestuftes Nischenornament wie bei dem vorigen Stüde. OPFERTISCHE (Phot. 538/539, 556/569) Eine andere Art von kultischen Opfergeräten, die erst in der letzten Zeit in größerer Anzahl bekannt geworden sind, besteht aus einer flachen Steinplatte von rechteckiger Form, in die eine meist ebenfalls sehr flache Vertiefung an der Oberfläche angebracht ist. Aus ihr verläuft eine Ausflußrinne mit leichtem Gefälle über einen halsartigen Fortsatz an der Schmalseite der Steinplatte, der mit einem plastisch herausgearbeiteten Tierkopf, meist einem Rinderkopf, endet. Diese Rinne endet offen über der Stirn des Tierkopfes. Man muß also annehmen, daß eine Flüssigkeit aus der flachen Vertiefung der Platte über den Hals und Kopf abfließen sollte. Wir können uns nur vorstellen, daß es sich bei dieser Flüssigkeit um das Blut von geschäditeten Opfertieren, oder allenfalls um Wein oder ö l , das der Gottheit geopfert wurde, gehandelt haben
kann. Wenn die Schale tiefer herausgearbeitet war, oder gar wie bei einem in situ in Hureidha gefundenem Opfertisch 1 ), in zwei verschieden tiefe Schalen geteilt war, von denen aber keine einen Abfluß besaß, wird es sich wahrscheinlich um einen reinen Opfertisch für Nahrungsmittel verschiedener Art, sowohl feste wie flüssige, gehandelt haben, die dem Tempel resp. der Gottheit gewidmet wurden. Bei den Rinnentischen, auch bei dem sehr großen Opfertisch in Hureidha 2 ), wird man wohl doch eine überwiegende Verwendung für Schlachtopfer annehmen müssen, zumal der letztere in situ auf dem gewachsenen Boden lag und aller Wahrscheinlichkeit nach wohl mit dem Kopf über einem Sickerloch mündete. Unsere Opfertische sind verschieden groß. Ihre Länge schwankt zwischen 20 und 80 cm. Je nach ihrer Größe werden sie wahrscheinlich für die verschiedensten Schlachttiere verwendet worden sein, von Tauben und Hühnern bis zu Rindern. Sie werden wohl alle flach auf der Erde gelegen haben, und das Blut der Opfer wird vermutlich in einer Aushöhlung des Bodens unter dem Hals und Kopf des Tisches versickert sein. Daher der mitunter sehr lange Hals unter der Rinne. Am Ende dieses Halses war ein Tierkopf herausmodelliert, so weit wir heute wissen, vorwiegend ein Rinderkopf, und nur in einem belegten Falle (s. Phot. 429/430, S. 125) ein Widderkopf, über dessen tiersymbolische Bedeutung wir uns aber noch nicht recht klar sind, während der Rinderkopf eindeutig als dem Kult des Mondgottes angehörig bekannt ist. Der in Phot. 561/562 abgebildete Opfertisch von 80 cm Länge und fast 40 cm Breite ist u. W. der größte, bisher bekannt gewordene seiner Art. Er trägt an seiner einen Langseite, die also dem Beschauer zugewandt gewesen sein muß, eine Inschrift mit ziemlich streng stilisierten Buchstaben der klassisch-sabäischen Periode. In die 15 cm dicke, 65 cm lange und 38 cm breite Kalksteinplatte ist eine nur 1 cm tiefe, rechteckige Schale mit horizontalem, schmalen Rand an der Oberseite eingelassen, die nach der Mitte zu in der Längsrichtung eingemuldet ist. Die mittlere Einmuldung vertieft sich nach der vorderen Schalenseite zu. In deren Mitte, vor einem deren Schalenseite zu. In deren Mitte beginnt eine ausgesprochene Rinne, die sich über einen langen Hals, an dessen Ende ein Rinderkopf herausgearbeitet ist, fortsetzt und offen endet. Der Rinderkopf besitzt eine Höhe wie die Dicke der Opferplatte und sitzt an einem etwas weniger dicken Hals von 10 cm Länge. Der eigentliche Kopf ist ziemlich eckig stilisiert geformt und leider stark 1) Caton T h o m p s o n , The Tombs and . . . , a.a.O., Plate XIII u. XVIII, 4. 2) Caton T h o m p s o n , The Tombs and . . . , a.a.O ., Plate XVIII, 2, u. XXII, 3.
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beschädigt. Die Hörner sind anscheinend abgebrochen aber müssen wohl ziemlich kurz gewesen sein und in waagerechter Lage gelegen haben. Ob Ohren angedeutet waren, ist nicht einwandfrei zu entscheiden auch nicht, ob die typische Zeichnung der dreieckigen Stirnlocke, des Mauls und der Nüstern vorhanden war. Die Augen sind als große halbkugelige Knöpfe stark hervortretend. Ebenfalls mit einer Inschrift versehen, die aber alle vier Seiten des oberen Randes der schalenförmigen Vertiefung sowie die vordere Seitenfläche beiderseits des Kopfes einnimmt, ist der in Phot. 559/560 abgebildete Opfertisch, der aber viel kleiner ist als der eben besprochene. Der eigentliche Tisch, d. h. die Steinplatte mit der eingetieften Schale, ist nahezu quadratisch, etwas breiter als lang. Die Eintiefung ist an der Hinterseite geringer als vorne, so daß zur Rinne über den Rinderkopf eine schiefe Ebene entsteht. Die Rinne über Hals und Kopf verengert sich nach vorne zu und vertieft sich gleichzeitig. Der Rinderkopf vor einem langen, rechteckig geformten Hals ist stark zerstört, aber man erkennt noch deutlich die Reste sowohl von Hörnern wie von Ohren, die auf dem Rande der Rinne hervorragen. Der untere Teil des Kopfes ist so weitgehend korrodiert, daß man nur noch den unteren Abschluß, als mit der Unterseite der Opferplatte in gleicher Höhe liegend, festzustellen vermag. Ohne jegliche Inschrift sind die in Phot. 558 und Phot. 563 sowie Phot. 556/557 abgebildeten Opfertische. Alle diese Opfertische zeigen die Reste von Hörnern wie von Ohren auf dem oberen Rande der Ausflußrinne, die überall über dem Rinderkopf gut erhalten ist. Im übrigen sind die Rinderköpfe bei allen drei Opfertischen stark korrodiert, aber man erkennt sowohl bei dem in Phot. 558 wie bei dem in Phot. 563 abgebildeten Stück noch deutlich die halbkugeligen Augen. Bei dem in Phot. 563 abgebildeten Exemplar ist der Hals des Rinderkopfes besonders lang, und der Kopf gegenüber dem Halse besonders stark herausgearbeitet. Ein ganz anderer Typus des Opfertisches ist in dem in Phot. 564 abgebildeten Objekt dargestellt. Hier ist die eigentliche Opferschale viel tiefer eingesenkt als bei den bisher beschriebenen Opfertischen und zwar 4 cm tief bei einer Mächtigkeit der ganzen Gesteinsplatte von 7 cm. Aus der eigentlichen Opferschale münden bei diesem Stück, obwohl der vordere Rinderkopf anscheinend vorhanden war aber zur Hälfte abgebrochen ist, zwei Öffnungen als Ablauf des flüssigen Inhalts der Schale, eine wie bei den bisherigen Stücken auf der Oberfläche des Rinderkopfes, dessen Hals sehr kurz ist, und eine andere, allseitig geschlossene röhrenförmige, ausgehend vom Grunde der Schalenvertiefung.
Der weitere Verlauf dieser letzteren zum leider abgebrochenen Vorderende des Rinderkopfes war nicht mehr festzustellen. Doch ist wohl anzunehmen, daß er in dem Maule oder unter diesem mündete. Der an der Vorderseite dieses Opfertisches vorhanden gewesene Rinderkopf muß ähnlich gestaltet gewesen sein, wie die bei den vorher besprochenen Opfertischen, denn der abgebrochene Ansatz hinter dem Halse zeigt noch die Stummel der Ohren, denen nach vorne zu die Hörner gefolgt sein müssen. Es erscheint aber unverständlich, welchen Zweck der zweifache Ablauf der doch offensichtlich in der Schale angesammelten Flüssigkeit gedient haben mag. Audi hier ist das eigentliche Becken, das die Opferflüssigkeit aufzunehmen bestimmt war, nahezu quadratisch geformt. Eine noch andere Form der Opfertische zeigt das in Phot. 565/566 abgebildete Bruchstück eines solchen Hier ist die eigentliche, oberflächliche Schale in zwei Ebenen abgestuft. Offensichtlich hat der Abfluß dieses Opfertisches in der Richtung der Abstufung stattgefunden. Dafür spricht auch die an der Längsseite angebrachte Inschrift, die nach rechts hin abgebrochen ist, also an derselben Stelle sitzt wie an dem Opfertisch in Phot. 561/562. Für welche Zwecke diese doppelte Abstufung diente, ist nicht ersichtlich, wenn dieser Opfertisch sich auch mit dem bei den Ausgrabungen in Hureidha gefundenen 1 ) vergleichen läßt, in dem aber zwei verschieden tiefe Schalen ohne Rinnenabfluß durch eine Scheidewand von einander getrennt sind. Bei diesem Opfertisch handelt es sich u. E. um einen solchen für feste und flüssige Nahrungsmittel, die geopfert wurden, und für die kein Abfluß nötig war. Ein Bruchstück einer trogartigen Schale wird in Phot. 538/539 abgebildet, die wir ebenfalls für einen Opfertisch ansehen wollen. Sie war aller Wahrscheinlichkeit nach rechteckig und stand auf vier nur 1 cm hohen Füßen von quadratischem Grundriß an allen vier Ecken. Die Aushöhlung der Opferfläche in der Längsachse ist muldenförmig, an der Schmalseite mit senkrecht abfallenden Wänden. An der erhalten gebliebenen Schmalseite der Schale ist ein roh eingeschnittenes Zickzackornament angebracht. Ebenfalls eine einfache Schale ohne Ablauf ist in Phot. 567/568 abgebildet. Sie ist von rechteckiger Form, und die Eintiefung läßt allseitig eine Wand- und Bodendicke von 1 cm entstehen. An den beiden Längsseiten stehen je zwei sabäische Buchstaben, die zusammen die Zauberformel „Wadd 'Ab" ergeben 2 ). Welchem Zweck diese und die vorige Schale gedient haben, ist nicht zu entscheiden. Es ist aber zu vermuten, daß beide als Opferschalen anzusehen sind. 1) Caton T h o m p s o n , The Tombs and . . . , a.a.O., Plate XIII u. XVIII, 4. 2) M i t t w o c h u. S c h l o b i e s , Altsüdarabische Inschriften . . . , a.a.O., S. 100.
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Siegel und Amulette Rollsiegel, die wohl ihren Ursprung bereits im ältesten Mesopotamien gehabt haben und von dorther über die meisten Länder des alten Orients in größerem oder geringerem Maße ihre Verbreitung genommen haben, sind bisher in Südarabien nicht gefunden worden. Alles was wir an eigentlichen Siegeln bisher aus Südarabien kennen gelernt haben, sind die verschiedensten Formen von Stempelsiegeln. Teilweise sind die reinen Siegel schwer von den Amuletten zu unterscheiden, wie ja wohl überhaupt diese beiden
Charaktere weitgehend miteinander verwachsen sind, ja vielleicht sogar einen gemeinsamen Ursprung haben. Das trifft bekanntlich vor allem auf die ägyptischen Skarabäen zu, die sowohl magischen Charakter besitzen als auch als Siegel Verwendung fanden. Eine ganze Anzahl solcher Skarabäen, die allerdings wohl in der Hauptsache Importware waren, wurden bisher schon in Südarabien gefunden. Wir wollen diese Formen daher hier zuerst besprechen.
Skarabäen (Phot. 512/519, Fig. 239/251) Wir haben bereits auf unserer ersten Reise zwei Skarabäen festgestellt 1 ), die nach demÄgyptologen Schaefer in die Zeit um etwa 1000 v. Chr. zu datieren sind. In Hureidha fand Miß Caton Thompson 2 ) nur einheimische Skarabäen primitiver Nachahmung, die nur ungefähr die Form von ägyptischen wiedergaben. Audi in der Sammlung Muncherjee in 'Aden fanden sich einige Skarabäen, allerdings ebenfalls ägyptischer Provenienz3), die aber noch nicht bestimmt worden sind. Cesare Ansaldi 4 ) bildet ebenfalls eine Anzahl von Skarabäen ab, die uns gleichfalls Importwaren zu sein scheinen. Die hier abgebildeten Skarabäen unserer Sammlung sind freundlicherweise von Herrn Dr .Müller-Feldmann durchgesehen worden, dem hier noch einmal der herzlichste Dank ausgesprochen werden soll.
die typische Skarabäenform und trägt an seiner Unterseite oben das Zeichen des Re mit der Sonne, unten das Zeichen für „geben" und in der Mitte das Zeichen für n. Diese drei übereinander liegenden Zeichen, umgeben von einer Randlinie, sind sehr schön und deutlich etwa 1 mm tief in die Fayencemasse eingetieft, wahrscheinlich eingepreßt worden. Besonders schön in der äußeren Form aber ziemlich roh an der Unterseite verfertigt ist der in Fig. 242/244 und Phot. 518/519 abgebildete Skarabäus. Er ist ägyptischer Herkunft wie der
Von den vorliegenden Skarabäen ist der in Fig. 239/241 abgebildete wahrscheinlich der älteste, d. h. er stammt etwa aus dem 7. Jahrh. v. Chr., und zwar ist er ägyptischer Provenienz. Er zeigt
Fig. 239—241: S k a r a b ä u s aus grünglasierter Fayance. Gekault i n S a n ' ä , angeblich a u s Süda im Djöf (31. 300. 1923) M a ß e : Länge 1,3 cm Breite 1,0 cm Dicke 0,6 cm 1) V o r i s l a m i s c h e A l t e r t u m e r ,
a . a O . , S. 207, F i g . 159 u .
160.
2) T h e T o m b s a n d . . . , a a O , S. 74, S. 88, P l a t e X X X V I I I u X L I V , 10—12. 3) C o n t i R o s s i n i , D a l l e R o v i n e d i A u s a n , a . a . O . , S. 753, u n t e r s t e Reihe rechts. 4) II Y e m e n , a . a . O . , F i g . 22
Fig 242—244 Skarabäus aus blauglas i e r t e r T e r r a k o t t a . G e k a u f t in S a n ' ä , unb e k a n n t e r H e r k u n f t (s Phot 518/19) (43 15 61 c) M a ß e : Länge 1,4 cm Breite 1,1 cm Dicke 0,9 cm
vorige aber stammt aller Wahrscheinlichkeit nach erst aus der Spätzeit (7. bis 3. Jahrh. v. Chr.). Die Siegelfläche zeigt einen Falken mit der Geißel, ferner den Korb (nb) als Füllornament. Ebenfalls der Spätzeit gehört der grünglasierte, aus Terrakotte bestehende, in Fig. 245 bis 247 abgebildete Skarabäus an, dessen ganzer Vorderteil bis zu den Flügeln abgebrochen ist. Die Siegelfläche zeigt, ziemlich roh eingepreßt und erheblich abgeschliffen, offenbar eine sitzende Gottheit (?), vielleicht Seth oder einen alten Mann. Derselben Zeit gehört aller Wahrscheinlichkeit nach der in Fig. 248/250 abgebildete Skarabäus 156
an, der aus blauglasierter, graubrauner Terrakotta besteht. Die Machart ist ziemlich roh aber die ägyptische Provenienz wohl nicht zweifelhaft. Die roh eingepreßte und sehr abgeschliffene Figur in der Siegelfläche stellt wohl eine liegende Sphinx dar. Davor steht das Lebenszeichen und darüber vermutlich der Korb (nb).
ist seiner ursprünglichen Bedeutung nach nicht mehr zu erkennen. Der in Fig. 251/253 abgebildete Skarabäus scheint uns dagegen eindeutig eine einheimische Nachahmung zu sein. Er besteht ebenfalls aus Naturstein, einem grauen Kalkstein, und ist mit einer dünnen, grünen Glasur überkrustet. Die
Fig. 251—253: Skarabäus aus grauem Kalkstein mit grüner Glasur. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15, 61 b) Maße: Länge 1,1 cm Breite 0,8 cm Dicke 0,6 cm
Fig. 245—247: Skarabäus aus grünglasierter gelbbrauner Terrakotta. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft (s. Phot. 506/508), (43. 15. 16 d) Maße: Länge 1,2 cm Breite 0,9 cm Didce 0,7 cm
ganze Gestalt des Käfers ist viel ungegliederter und plumper als bei den ägyptischen Skarabäen. Die sonst typischen Einkerbungen, die die Flügeldecken untereinander und vom Kopfe trennen, sind durch quergestreifte Bänder ersetzt. Auch die Form des Kopfes und der seitlichen Beinzeichnung ist zwar der des Skarabäus angepaßt aber sehr viel primitiver. Das Siegelbild hat die Form eines Rechteckes, das durch drei aus den Ecken und aus der Mitte der Langseite ausgehende Linien sechsgeteilt ist, und ähnelt sehr dem ebenfalls im Lande hergestellten Skarabäus, der von Caton - Thomson 1 ) in einer der bei Hureidha ausgegrabenen Grabhöhlen gefunden wurde, die in das 7. bis 4. Jahrh. v. Chr. datiert werden. Die Längsdurchbohrung ist dieselbe, wie bei den originalen Skarabäen.
Fig. 248—250: Skarabäus aus blauglasierter Terrakotta von graubrauner Farbe. Gekauft in San'a, unbekannter Herkunft. (43. 15. 61 a) M a ß e : Länge 1,6 cm Breite 1,1 cm Didce 0,8 cm
Auch ein anderer Skarabäus aus grünglasierter, gelbbrauner Terrakotta (31. 300. 1929), dessen Siegelfläche ganz abgeschliffen ist, ist wohl sicher ägyptischer Provenienz. Er soll aus Kamnah im Djöf stammen und besitzt die Maße 1,2 X 0,8 X 0,6 cm. Nicht aus Terrakotta geformt, sondern aus Naturstein geschnitzt, einem gelbbraunen dichten Quarzit, und danach mit grüner Glasur bedeckt, ist das in Phot. 512/513 abgebildete Skarabäusähnliche Siegel, das aber nicht den sonst gewohnten Mistkäfer, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach einen liegenden Löwen darstellen soll. Solche Siegelsteine sind auch aus Ägypten bekannt, vor allem aus der Spätzeit von 700 bis 300 v. Chr. Trotz seiner primitiven Form müssen wir das Stüde für eine Importware halten. Das Siegelbild
Einige andere Skarabäen sind so verschlissen, daß sie hier nicht näher besprochen werden sollen. Sie sind aber offensichtlich alle ägyptischer Provenienz. W i r können also wohl annehmen, daß in Südarabien der ägyptische Skarabäus als Amulett sowohl wie als Siegel in den Zeiten zwischen dem 10. und dem 3. Jahrhundert v. Chr. weitgehend in Gebrauch gewesen ist, daß er aber, soweit wir das bisher sagen können, nur selten im Lande nachgebildet worden ist, und wenn das geschah, nur in einer ziemlich primitiven Form. Daraus können wir vielleicht wieder rückschließend auf seinen spärlichen Gebrauch in der Allgemeinheit des Volkes schließen.
1) The Tombs and . . . . a.a.O., S. 88, Plate X X X V I I I , 1, u. XLIV, 10—12.
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Stempelsiegel (Phot. 520/526, Fig. 254/273)
Wir verstehen unter dieser Gruppe diejenigen Stempelsiegel, die in der Form einer hohen spitzen Pyramide gestaltet sind, wobei letztere als Griff für die Finger des Siegelnden anzusehen ist. Die Spitze dieses pyramidenförmigen Siegels kann entweder abgerundet, angeschnitten oder abgeschnitten sein. Die Grundfläche der Pyramide enthält das eigentliche Siegelbild, das meist rechteckig oder sogar quadratisch geformt ist, meist mit abgerundeten Ecken. Häufig ist die Spitze der Pyramide durchbohrt, um ein Aufhängen des Pyramidensiegels zu ermöglichen.
Die einfachste Form eines solchen Pyramidensiegels sehen wir in Fig. 254/257 abgebildet, zu dem das unter dem Aufriß des Siegels liegende Siegelbild gehört, dessen Gestalt nahezu quadratisch ist. Die vier Seitenflächen der Pyramide sind auf je zwei gegenüber liegenden Seiten verschieden geneigt, so daß sie nach oben zu keine Spitze, sondern eine schmale Schneide bilden. Quer zu dieser Schneide ist eine nach beiden Seiten hin sich erweiternde Durchbohrung angebracht. Die Siegelfläche der beiden anderen ähnlich geformten Pyramidensiegel sind rechteckig, resp. unregelmäßig viereckig gestaltet, was natürlich eine leichte Umformung der Pyramide und der oberen Schneide veranlaßt. Alle diese drei Pyramidensiegel sind aus Naturstein gebildet und schön geglättet. Ihre Siegelbilder bestehen ausschließlich aus säbäischen Buchstaben, die einen sehr primitiven Duktus aufweisen, teilweise wohl sogar nur Monogrammform besitzen. Wegen der starken Korrosion, der die Siegelfiäche anscheinend ausgesetzt gewesen ist, ist die Schrift sehr schwer zu rekonstruieren. Eine andere Form der Pyramidensiegel, bei der die Spitze der Pyramide nicht schneidenförmig gestaltet sondern nach oben zu wie abgeschnitten ist, ist in Fig. 258/261 abgebildet. Im übrigen ist aber dieser Siegeltyp mitsamt den säbäischen Schriftzeichen auf den Siegelflächen der gleiche wie der der vorigen Pyramidensiegel auch was das Material anbelangt. Nur bei einem dieser Siegel (b), bei dem die Siegelfläche sehr langgestreckt ist, sind die beiden unteren Schmalseiten der Pyramide stark abgerundet, weil sonst die entstehende, spitze, winklige Kante hierzu leicht abbrechen würde.
b) rechts o b e n (43. 15. 59 c). G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n ter H e r k u n f t , aus w e i ß e m Marmor M a ß e : H ö h e : 1,8 cm Siegelfläche 1,3 X 0,8 cm c) rechts u n t e n (31. 300. 1928 a) G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n ter H e r k u n f t , aus g r ü n s d i w a r z e m k r i s t a l l i n e m Kalk. M a ß e : H ö h e 2,3 cm Siegelfläche 1,2 X 1,2 cm
Fig. 258—261: Drei S i e g e l s t e i n e in P y r a m i d e n f o r m mit abgeschnittener Spitze a u s N a t u r s t e i n . G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . a) links o b e n u. u n t e n (43. 15. 59 d) aus grünlichem G l i m m e r s c h i e f e r M a ß e : H ö h e 1,5 cm Siegelfläche 0.9 X 0,9 cm; ob. Fläche 0,6 X 0,6 cm b) rechts o b e n (43. 15. 59 b) aus s c h w a r z b r a u n e m , weichen Talksdiiefer M a ß e : H ö h e 2,5 cm Siegelfläche 2,0 X 1,2 cm, ob. Fläche 0,9 X 0,7 cm c) rechts u n t e n (43. 15. 59 c) aus grünlichem G l i m m e r s c h i e f e r M a ß e : H ö h e 1,7 cm Siegelfläche 0,9 X 0,9 cm, ob. Fläche 0,5 X 0,4 cm
Unter den bisher vorliegenden Beispielen von Stempelsiegeln müssen wir die verschiedensten Formen unterscheiden. Vor allem müssen wir von vornherein zwei Gruppen herausheben, nämlich solche Stempelsiegel, die in sich schon so konstruiert sind, daß sie direkt in die Finger genommen werden können, um ihrem Zwecke, dem Siegeln oder Stempeln, zu dienen, und solche, die mit einem besonderen Griff oder Ring verbunden werden müssen, der meist aus anderem Material besteht als das Siegel selbst, um ihre eigentliche Funktion zu erfüllen. Unter diesen beiden Gruppen können wir wieder Unterschiede machen je nach dem Material, aus dem das eigentliche Siegel hergestellt worden ist. Dieses Material ist meist Naturstein oder Metall, vorwiegend Bronze. Meist bestehen die einzelnen Formengruppen, die wir im Folgenden unterscheiden, aus dem gleichen Werkstoff.
PYRAMIDENSIEGEL (Fig. 254/261)
Fig. 254—257: Drei S i e g e l s t e i n e in P y r a m i d e n f o r m mit Sdineidenspitze, a u s N a t u r s t e i n a) links o b e n u. u n t e n (43. 15. 59 a). G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunit, aus s c h w a r z b r a u n e m Talkschiefer. M a ß e : H ö h e 2,1 cm Siegelfläche 1,2 X 1,1 cm
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Dieselbe Form einer oben abgeschnittenen Pyramide besitzt auch ein Siegel aus rötlicher Bronze (43. 15. 57 c), dessen Siegelfläche, auf dem nur noch Spuren einer Zeichnung zu erkennen sind, quadratisch ist (1,1X1,0 cm), und dessen obere Fläche bei einer Gesamthöhe des Siegels von 1,4 cm nur ein Viertel der unteren mißt (0,5X0,5 cm). Auch dieses Pyramidensiegel aus Bronze ist in seinem oberen Teile zum Zwecke des Anhängens durchlocht. Es ist in San'ä gekauft aber unbekannter Herkunft. SCHEIBENSIEGEL (Fig. 213/214, 218/219, 262/265) Unter diesem Namen wollen wir eine Anzahl von Siegeln zusammenfassen, die das gemeinsame haben, daß sie scheibenartig geformt sind, wobei die Siegelfläche an der Längsseite der Scheibe quer zu ihr angebracht ist. Die drei charakteristischen Stücke dieser Siegelform bestehen aus Achat. Ihre Siegelbilder, die alle sehr langgestreckt sind, und von denen eins nur sabäische Buchstaben, die anderen in Verbindung mit diesen auch Bildwerke oder solche allein zeigen, zeichnen sich vor allem dadurch aus, daß an den freien Enden aller Linien runde Vertiefungen angebracht sind. Dadurch erhalten alle diese Siegelbilder eine besondere stilistische Form, die wir nirgends sonst in der südarabischen Kultur wiederfinden und die u. E. beweisen, daß diese Siegel wohl auch chronologisch zusammengehören. Ein anderes, ähnlich geformtes Siegel aus Kunststein mag wegen der Form der Schriftzeichen als echt bezweifelt werden, während der Charakter des Werkstoffes unwahrscheinlich macht, daß es sich um eine Fälschung handelt.
Sana,
unbekannter Herkunft. (43. 15. 16.a) Maße: Länge 2,5 cm Breite 1,6 cm Didce 1,0 cm
Besonders schön ist das in Fig. 262/263 abgebildete Scheibensiegel aus einem sehr schön gebänderten Achat, dessen Farben von tabakbraun über bernsteingelb zu milchweiß und undurchsichtig zu glasklarer Durchsichtigkeit wechseln. Die Steinscheibe ist dabei abgerundet rechteckiger Form, an einer Seite dicker als an der anderen.
An der dickeren Seite ist die Siegelfläche mit leichter Wölbung von einer Schmalseite zur anderen angeschliffen. Alle Seitenflächen des scheibenförmigen Siegelkörpers sind schön geglättet, aber nicht so sorgfältig wie die Siegelfläche selbst. In sie sind in zwei Reihen untereinander, durch ein liegendes Kreuz von einander getrennt, je drei sabäische Buchstaben sehr sorgfältig eingeschliffen. Diese Buchstaben zeichnen sich vor allem dadurch aus, daß an allen ihren freien Enden aber auch an den Knicken von geraden Linien tiefe, runde Löcher eingeschliffen sind, die breiter und tiefer als die Buchstabenlinien selbst sind. Eine Querdurchbohrung zum Anhängen des Siegels, liegt etwa in der Mitte der Scheibe, leicht nach oben, wie durch die Lage der Schrift festzustellen ist, verschoben. Das Siegel war natürlich mit Daumen und Zeigefinger leicht zum Siegeln zu handhaben. Auch das in Fig. 218/219 abgebildete Scheibensiegel, dessen Siegelbild wir schon auf S. 138 besprochen haben, zeigt offensichtlich sabäische Buchstaben aber in Verbindung mit einer Tiergestalt. Dieses Scheibensiegel besteht ebenfalls aus gebändertem Achat von abwechselnd blauweiß durchscheinender und milchweiß undurchsichtiger Farbe. Die leicht in der Längsrichtung gewölbte Siegelfläche ist sorgfältiger geschliffen, als die übrigen Seiten des Steins. Die Zeichnung ist ebenfalls eingeschliffen und zeigt dieselbe stilistische Form der halbkugeligen Vertiefungen an allen freien Enden der Linien sowohl bei der Tiergestalt wie bei den Buchstaben ebenfalls teilweise an den Knicken der Linien, die alle ziemlich gradlinig geführt sind. Form und Durchbohrung in der Querrichtung lassen ebenso wie der Stil der Zeichnung dieses Scheibensiegel mit dem vorigen sowie mit den beiden folgenden auch chronologisch zusammengehörig erscheinen. Das Siegelbild des in Fig. 213/214 abgebildeten Scheibensiegels haben wir ebenfalls schon auf S. 137 besprochen. Es besteht ebenfalls aus einem gebänderten Achat, in dem ein breites, tief schwarzes Band in spitzer Knickung von schmalen Bändern in weißer, schwarzer, brauner und gelber Farbe parallel umrahmt wird. Hier ist die Siegelfläche eben abgeschliffen, während die anderen Seiten der Scheibe nur geglättet und an allen Kanten abgerundet worden sind. Das Siegelbild besteht hier aus einem Vogel oben und einem Säugetier unten, getrennt durch eine schräg liegende Linie. Der Stil der ganzen Zeichnung läßt nicht nur wegen der runden Vertiefungen an den Enden aller freien Linien, sondern vor allem auch durch die ganze Gestaltung des Säugetieres die Ähnlichkeit mit dem Siegelbild des Scheibensiegels von Fig. 218/219 ohne weiteres erkennen. Das in Fig. 195 abgebildete und auf S. 134 besprochene Siegelbild gehört zu einer Siegelperle aus Terrakotta von ziegelroter Farbe mit gelb-
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brauner Craquellee-Glasur und stellt ganz offensichtlich einen Steinbode dar. Die ganze Form des Steins, sowie der Stil der Zeichnung lassen dieses Bildwerk ebenfalls ohne Zweifel mit den drei vorigen auch zeitlich zusammengehörig erscheinen. Der ganzen Form nach müssen wir den in Fig. 264/265 abgebildeten Siegelstein ebenfalls zu den Scheibensiegeln zählen, wenn auch im Material wie im Stil der Schrift keinerlei Beziehung zu den bisher besprochenen Scheibensiegeln festzustellen ist. Der Stein, der aus einer
Siegelkörper, der bei dieser Siegelgruppe wohl immer aus Metall besteht, integral verbunden sein, d. h. bei der Herstellung des Gusses oder der Schmiedung im gleichen Arbeitsgang hergestellt worden sein, oder sie kann dem Siegelkörper nachträglich in einem zweiten Arbeitsgang angesetzt worden sein. Auf keinen Fall sind diese Siegel mit den Ringsiegeln zu verwechseln, die an einem Finger getragen werden sollen. Die Öse dient hier immer nur als Griff und zum Anhängen.
Fig. 264—265: Siegelstein der Form der Sdieibensiegel, aus einer tittartigen Kunstmasse. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 58 b) Maße: Länge 1,5 cm Breite 1,0 cm Dicke 0,5 cm
Fig. 266—267: ösensiegel aus Bronze. Gekauft in S a n a , unbekannter Herkunft. (43. 15. 58 a) Maße: Höhe 1,0 cm, Siegelfl. 1,3 X 0,9 cm
Kunstmasse von kittähnlicher Struktur besteht, in der Bänder von weißer, ziegelroter und orangeroter Farbe liegen, bildet eine Scheibe von etwa dreieckiger Gestalt, an deren längster Querseite eine Siegelfläche in ebener Form abgeschliffen worden ist. Auf ihr sind vier sabäische Buchstaben von sehr eigenartiger Form eingegraben, deren Duktus so fremdartig erscheint, daß man an eine Fälschung zu denken geneigt ist. Dagegen erscheint es nicht gut denkbar, daß, soweit wir bisher die südarabischen Fälschungsmethoden kennen, ein solcher Kunststoff wie der vorliegende nachträglich hergestellt sein könnte. Und offensichtlich ist die Siegelfläche nicht von einem Fälscher neu abgeschliffen, sondern ursprünglich. Auf keinen Fall können wir aber stilistisch oder zeitlich das vorliegende Siegel mit den anderen Scheibensiegeln in Verbindung bringen. Bei diesem Siegel fehlt auch jede Durchbohrung. OESENSIEGEL (Phot. 521/524, 583, Fig. 266/269) Wir wollen unter diesem Namen diejenigen Stempelsiegel zusammenfassen, bei denen der eigentliche Siegelkörper, der an einer Seite die Siegelfläche mit dem Siegelbild aufweist, an der Rückseite, morphologisch von ihm getrennt, eine Öse aufweist, die nicht nur dazu dient, das Siegel beim Gebrauch anzufassen, sondern zugleich zum Aufhängen oder Anhängen des ganzen Siegels benutzt werden kann. Diese Öse kann mit dem
Zu der ersten Gruppe der ösensiegel, bei der Siegelkörper und Öse einheitlich zusammen hergestellt worden sind, gehört das in Fig. 266/267 abgebildete Siegel aus stark patinierter Bronze. Vom unregelmäßig rechteckigen Träger der Siegelfläche aus biegt sich von allen vier Seiten das Material nach innen, um eine halbkreisförmige, senkrecht liegende Scheibe zu bilden, die in der Längsrichtung des Siegelkörpers verläuft, und die eine Querdurchbohrung trägt. Die Siegelfläche nicht nur, sondern auch die ganze Oberfläche des Siegels trägt Reste einer roten Emaille oder Glasur, die dafür spricht, daß es sich um ein sakrales Siegel gehandelt haben wird, da die rote Farbe, wie wir schon mehrfach gesehen haben, immer mit kultischen Objekten verbunden war. Ob die drei sabäischen Buchstaben vor oder nach der überkrustung in die Siegelfläche eingeschnitten worden sind, läßt sich nicht eindeutig feststellen, wenn auch das letztere anzunehmen ist, da die Einschnitte sonst von der Deckmasse ausgefüllt worden wären und das Stüde damit seinen Siegelcharakter verloren hätte. Wir werden später sehen, daß das bei reinen Amuletten, welchen Charakter wir dem Stück aber nicht zusprechen wollen, geschehen ist. Ähnlich wie das in Fig. 266/267 abgebildete Ösensiegel ist auch das in Phot. 521 wiedergegebene Siegel aus Bronze geformt. Obwohl der Siegelkörper rechteckig mit abgerundeten Ecken und Kanten gestaltet ist, erscheint die Siegelfläche nahezu rund. Das Siegelbild ist leider völlig verschlissen. Zum Griff hin wölbt sich der 160
Siegelkörper erst nach innen, um dann zum kammartigen, halbkreisförmigen ösenhalter überzugehen. Nahezu ringförmig aber viel zu klein, um am Finger getragen zu werden, ist das in Phot. 522 abgebildete ösensiegel. Der Siegelkörper besteht aus einer runden Platte aus kupferfarbener Bronze, auf dessen Rückseite sich der ringförmige ösenhalter anschließt, augenscheinlich, mit der Platte zusammengegossen. Die Siegelfläche ist eben und rund. In sie ist eine leider fast völlig verschlissene Zeichnung eingegraben, wahrscheinlich ursprünglich ein sabäisches Buchstaben-Monogramm. Ähnlich ringförmig aber auch zu klein, um an einem Finger getragen zu werden, ist das in Phot. 533 abgebildete und bereits auf S. 133 besprochene ösensiegel aus kupferfarbener Bronze. Der Siegelkörper ist rund und plattenförmig. Von der Siegelfläche aus fällt diese Platte nach innen zu zur Rückseite ab, auf der sich in diagonaler Richtung der Kamm des Ringes erhebt. Dieser muß an einem metallischen Gegenstand aufgehängt gewesen sein, denn er ist an seinem äußeren Ende durchgewetzt. Er diente also als Anhänger wie als Handgriff. Das Siegelbild besteht aus einem, ziemlich flächenhaft eingegrabenen Rinderkopf, der von einem Kreis von runden Vertiefungen parallel des Randes der Siegelfläche umrahmt wird.
Fig. 268: ö s e n s i e g e l aus stark patinierter Bronze. G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunft. (43. 15. 57 b) Maße: Höhe 1,4 cm Siegelfi. 1 , 6 X 0 , 7 cm
Fig. 269: Ö s e n s i e g e l aus Bronze mit angesetzter Öse. G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunft. Maße: Höhe 0,9 cm Siegelfl. 0,9 X 0,9 cm
Eine andere Form eines ösensiegels ist in Fig. 268 abgebildet. Es besteht aus einem Bronzeguß und ist stark patiniert, leider über der Öse abgebrochen. Der Siegelkörper ist kastenförmig und mit einem Längskamm versehen, aus dem sich vorne und hinten und leicht in der Gesamtheit nach hinten gestreckt, eine walzenförmige Bronzeschlinge entwickelt. Innerhalb dieser Schlinge liegt die langgestreckte Öse. Auf der rechteckigen Siegelfläche ist die ursprüngliche Zeichnung nicht mehr zu erkennen. Das in Fig. 269 abgebildete ösensiegel aus Bronze gehört bereits zu der zweiten Gruppe, bei der Siegelkörper und Öse in zwei Arbeitsgängen miteinander verbunden worden sind. Der Siegelkörper besteht aus einer quadratischen Platte, auf deren Rückseite die kantige, halbkreisförmige Öse befestigt worden ist. Auf der Siegelfläche ist 11
nur noch eine lineare Randumrahmung zu erkennen. Den Übergang von den ösensiegeln zu den Knopfsiegeln bildet das in Phot. 523/524 abgebildete Siegel aus Bronze mit sehr starker Patina. Bei ihm ist aus der Mitte der Rüdeseite des plattenförmigen Siegelkörpers ein nach außen sich verdünnendes Ende des Metalls wahrscheinlich in zähflüssigem Zustande des Bronzegusses herausgezogen worden, das nach einer Seite hin umgebogen und dort wieder mit der Rückseite des Siegelkörpers vereinigt wurde. So entstand eine schief liegende Öse. Die Siegelfläche läßt die ehemals vorhandene Zeichnung, die eingegraben war, nur noch in Resten erkennen. Vermutlich hat es sich um ein Buchstaben-Monogramm gehandelt. KNOPFSIEGEL (Fig. 270/272) Leider ist bei beiden Stücken dieser Art, die wir unter diesem Namen zusammenfassen, der Knopf zum Teil abgebrochen, aber seine Abbruchflächen zeugen dafür, daß er in der Mitte der Rückseite des Siegelkörpers eingebracht war. Dagegen war bei dieser Form von Siegeln keine Aushängevorrichtung vorhanden ähnlich wie bei den späteren südarabischen Stempelsiegeln der islamischen Zeit, für die wohl diese vorislamischen Knopfsiegel das Vorbild gewesen sind. Das in Fig. 270/271 abgebildete Knopfsiegel hat die Form einer niedrigen, schiefen Pyramide, über deren Längsgrat sich ein Wulst legt, auf dessen Spitze sich die Bruchstelle eines runden Griffes befindet, an dem wahrscheinlich ein Knopf angebracht war. Die ebene Siegelfläche, die die Form eines Parallelepipedons besitzt,
Fig. 270—271: Knopfsiegel aus goldfarbener Bronze mit Resten von roter Emaille. G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunft. (43. 15. 57 e) Maße: Höhe 1,1 cm L ä n g e 2,1 cm Breite 0,8 cm
zeigt die Reste von sabäischen Buchstaben, die deutlich als ein b und ein n zu erkennen sind. Ebenso verstümmelt ist das in Fig. 272 abgebildete Knopfsiegel, das nur aus einer quadratischen Platte aus Bronze besteht, in die auf der Rückseite eine Befestigungsnarbe eines anscheinend runden Stiels eingetieft ist, an dem wahr-
161
scheinlich wiederum ein Knopf saß. Die Siegelfläche ist ganz verschlissen, und man erkennt nur noch eine rundliche lineare Eintiefung.
F i g . 272: K n o p f Siegel aus Bronze, an d e m Stiel u n d Knopf a b g e b r o c h e n sind. G e k a u f t in San'ä, unbekannter Herkunft (43. 15. 57 f) M a ß e : 0,8X0,BXCI,4 c m
RINGSIEGEL (Phot. 484, 531, Fig. 175/176, 205/206) Man könnte diese Gruppe auch Siegelringe nennen, wenn wir nicht in ihr nur die aus einheitlichem Material, nämlich Metall, verfertigten Siegel zusammenfassen wollten, und nicht etwa diejenigen Ringe, in deren Metallfassung ein Siegelstein eingesetzt wurde. Bei diesen Ringsiegeln diente der eigentliche Ring nicht nur dazu, das Siegel an der Hand über einem Finger zu befestigen, wobei er zugleich als Schmuck diente, sondern auch zum Anfassen und Handhaben des Siegels beim Gebrauch. Wir haben das, in Phot. 531 und Fig. 175/176 abgebildete Ringsiegel aus goldfarbener Bronze schon auf S. 111 besprochen. Es besteht aus einer nahezu quadratisch geformten Platte, auf deren Rückseite der Ring angelötet worden ist, dessen Durchmesser dafür spricht, daß er auf einem der drei mittleren Finger getragen worden ist. Er ist an seinem Außenende nicht nur stark abgewetzt,
sondern dort sogar durchgewetzt, was zu der Annahme verleitet, daß er an einer Hand getiagen worden ist, die schwere Handarbeit vollzogen hat, denn die Abwetzung ist nicht von innen erfolgt, wie das bei einem Anhänger zu erwarten ist, sondern von außen her. Die Siegelfläche zeigt, sorgfältig eingraviert, wenn auch bereits verschlissen, eine nackte menschliche Fabelgestalt mit zwei langbebärteten Köpfen, sowie einem weiblichen Busen, und daneben eine liegende Antilope. Ein ähnlich geformtes Ringsiegel aus kupferfarbener Bronze ist in Fig. 205/206 abgebildet und auf S. 136 besprochen. Es besteht ebenfalls aus einer rechteckigen Platte, die aber mit dem auf der Rückseite liegenden Ring aus einem Gusse besteht. Die Platte ist mit ihrer Langseite in der Richtung des Ringes orientiert, so daß beim Tragen des Ringes, der wahrscheinlich wegen seines geringen Durchmessers auf dem kleinen Finger getragen werden mußte, das Bildwerk der Siegelfläche sowie die ganze Siegelplatte senkrecht zur Fingerachse lagen. Die Siegelfläche zeigte, sorgfältig eingraviert aber stark verschlissen, die springende Gestalt einer Antilope. Ein weiteres Ringsiegel aus messingfarbener Bronze ist in Phot. 484 abgebildet, bei dem ebenfalls die nahezu quadratische Siegelplatte mit dem eigentlichen Ring, der aber an beiden Enden abgebrochen ist, in einem Guß hergestellt worden ist. Die Siegelfläche ist mit einem geometrischen Ornament versehen, das eingegraben ist, und zwar liegt in einer einfachen Randumrahmung ein doppelliniges, liegendes Kreuz, das durch ein einliniges, stehendes Kreuz durchschnitten wird.
Siegelsteine (Phot. 511, 517, 525/526, 529, 532, Fig 168, 189/194, 200/203, 207/210, 220/222, 227, 273/283) Wir wollen unter diesem ,Namen alle die Objekte zusammenfassen, die, ohne eine Handhabe zu besitzen, isoliert gefunden worden sind, gleichgültig in welcher Form, ob oval, rund oder eckig und gleichgültig aus welchem Material sie hergestellt sind. Dabei müssen wir uns aber vergegenwärtigen, daß diese isolierten Siegelsteine aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem anderen Gegenstand verbunden gewesen sind, der als Handhabe des Siegelsteins gedient hat. Diese Handhabe kann ein Bügel aus Metall sein, wie er in Verbindung mit einem Siegelstein in einem einzigen Exemplar bei den Ausgrabungen in Hureidha 1 ) in einem Grabe gefunden worden ist, und von dem Bruchstücke in Gold auch in der Sammlung Muncherjee in 'Aden sich befanden. Dieser Bügel, der beweglich mit dem längsdurchbohrten Siegelstein verbunden l ) C a t o n
T h o m p s o n ,
S. 88, P l a t e X X X V I I I ,
The
Tombs
15, u . X L I V ,
1—3.
and . . . ,
a.a.O.,
ist, trägt an seinem Ende, wie Fig. 273 zeigt, einen Haken, an dem der Bügel aufgehängt werden konnte. Diese Kombination des Siegelsteins mit einem Metallbügel setzt natürlich eine Durchlochung des Siegelsteins voraus. Es ist also wohl Fig. ber nes den
273: B ü g e l a u s Silz u m H a n d h a b e n eiSiegelsteins, gefunin G r a b A 6 b e i d e n A u s g r a b u n g e n in Hureidha. L ä n g e d e s B ü g e l s 3,5 c m Länge des Siegelsteins 1,9 c m Dicke d e s S i l b e r drahts 0,2 c m
anzunehmen, daß nahezu alle, mit einer Durchlochung versehenen Siegelsteine mit derartigen oder ihnen ähnlichen Bügeln in Verbindung gestanden haben. Man muß allerdings auch noch die perlenförmigen Steine berücksichtigen, die ebenfalls durchlocht waren und in einem Ketten162
verband eingereiht gewesen sind. Daneben gibt es aber wohl auch noch undurdilochte Steine, die aber wohl als Ringsteine Verwendung gefunden haben. Wenn durchlochte vorislamische Steine heute in einer modernen Ringfassung als Ringsteine verwendet werden, so spricht das nicht gegen diese allgemeine Annahme (s. Fig. 222 u. Phot. 532). MIT DURCHLOCHUNG (Phot. 511, 517, 525/526, 532, Fig. 168, 189/194, 200/205, 207/211, 220/222, 227, 274/278) Von den vorliegenden durchlochten Siegelsteinen, wobei wir alle aus dem verschiedensten Material, aus Naturstein, Glas oder Metall, zusammenfassen, sind die kreisrunden in der Minderzahl, während die größte Masse eine ovale Form aufweist. Bei den letzteren ist naturgemäß die Durchlochung stets in der Längsrichtung angebracht. Der in Fig. 209/210 abgebildete Siegelstein aus schwärzlichgrauem, etwas grünlichem Naturstein, wahrscheinlich Nephrit, ist nach seinem Siegelbild, einem Vogel, schon auf S. 137 besprochen worden. Der runde Stein ist auf der Siegelfläche eben geschliffen und auf der Rückseite über einem senkrecht geschliffenen Rande kegelförmig mit abgerundeter Spitze. Die Durchbohrung ist durch den senkrechten Rand gelegt. Ähnlich geformt, doch ohne die scharfen Kanten des vorigen, die hier abgerundet worden sind, ist der in Fig. 227 abgebildete Siegelstein aus grauweißem Quarzit, dessen Siegelbild schon auf S. 143 besprochen worden ist. Der Rand dieses Steins ist gewölbt und geht in die Kugelkalotte der Rückseite über. Fig. 274—275: Siegelstein aus schwarzem Achat, schön geglättet. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 58 c) Maße: Durdim. 1,1 cm Höhe 0,7 cm (Rand 0,3 cm)
Ein Siegelstein aus schwarzem Achat ist in Fig. 274/275 abgebildet, der auf seiner ebenen Siegelfläche, sorgfältig eingeschliffen, zwei Reihen von je drei sabäischen Buchstaben zeigt, die durch eine gerade Linie von einander getrennt sind. Der Rand des Steins ist etwas nach außen geneigt, so daß der Durchmesser der Rückseite, die kegelförmig gestaltet ist, größer ist als der der Siegelflädie. Ein runder Siegelstein aus Bronze (43. 15. 56 h) zeigt auf der Siegelfläche (Durchmesser 1,2 cm) nur noch Reste von eingegrabenen Linien, die aber vermuten lassen, daß es sabäische Buchstaben waren. Der Rand ist senkrecht, 11'
und die Rückseite ist leicht gewölbt, so daß die Gesamtdicke des Siegelsteins nur 0,5 cm beträgt. Die oval geformten Siegelsteine waren auch unter den bisher bekannt gewordenen Stücken wesentlich häufiger, als die runden. Sie sind entweder aus meist sehr hartem Naturstein, aus Glas oder Metall verfertigt. Wir haben den in Phot. 532 und Fig. 222 abgebildeten Siegelstein aus Achat von weißlicher und schwarzer Farbe bereits auf S. 139 besprochen. Die Siegelfläche, in die eine tierähnliche Gestalt, die wir am ehesten für ein Insekt hielten, eingeritzt ist, ist leicht gewölbt und zugleich etwas eiförmig gestaltet, da die eine Seite stumpfer ist als die andere. Der Siegelstein ist heute in einem modernen arabischen Siegelring gefaßt. Ebenfalls aus Achat von bernsteingelber bis zu weißer, entweder undurchsichtig oder glasklarer Farbe ist der in Fig. 207/208 abgebildete Siegelstein, dessen Siegelfläche das eingeschliffene Bild einer Antilope zeigt, die wir schon auf S. 136 besprochen haben. Die Siegelfläche ist leicht nach außen gewölbt, auch die Rückfläche des Steins, aber etwas stärker. Beide sind durch einen senkrechten Rand mit einander verbunden, der an den Mundlöchern der Durchbohrung etwas abgeflacht ist. Der in Phot. 525/526 abgebildete Siegelstein aus feinem dichten Kalkstein ist der einzige dieser Reihe, der außer einer Zeichnung auf der Siegelfläche in Form von sabäischen Buchstaben, die oben und unten durch eine Linie und durch ein liegendes Rechteck begrenzt sind und innerhalb einer linearen Randumrahmung liegen, auch auf der Rückseite, die ganz leicht gewölbt ist, noch eine Zeichnung in Form einer doppelten Randumrahmung aufweist. Ferner zeichnet sich dieser Siegelstein von den übrigen dadurch aus, daß auch sein Rand, der senkrecht orientiert ist, eine doppelte Rillung zeigt. Die Durchbohrung in der Längsrichtung ist zwischen diesen beiden Rillen angelegt. Das Material der Siegelsteine aus Metall kann Gold, Silber oder Bronze sein. Goldene Siegelsteine sind bereits mehrfach beschrieben worden, vor allem die drei schönen Siegelsteine aus der Sammlung Mundierjee mit sabäischer Schrift und Tiergestalten, die Conti Rossini abbildet 1 ). Unsere Sammlung enthält nur solche aus Silber und Bronze. Aus reinem Silber ist der in Fig. 202/203 abgebildete Siegelstein, dessen Siegelbild in Form eines liegenden Löwen oder Tigers bereits auf S. 135 beschrieben ist. Beide Flächen des Siegelsteins sind leicht nach außen gewölbt und durch einen breiten, senkrechten Rand, in dem die Längsdurchbohrung angebracht ist, von einander getrennt. 1) Dalle Rovine . . . , a.a.O., S. 571.
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Ähnliche Form besitzen alle Siegelsteine aus Bronze, die verschieden gefärbt sein kann, je nach ihrer Legierung, und meist stark patiniert ist. Der in Fig. 168 abgebildete Siegelstein aus kupferfarbener Bronze zeigt auf seiner ebenen Siegelfläche eine menschliche Gestalt, die schon auf S. 110 beschrieben ist. Seine Rüdeseite, die über einem senkrechten Rand liegt, der die Längsdurchbohrung trägt, ist leicht nach außen gewölbt. Ebenso geformt ist der in Fig. 220/221 abgebildete und mit seiner Tierzeichnung auf der Siegelfläche schon auf S. 139 beschriebene Siegelstein aus Bronze, dessen Vorderfläche eben ist, und dessen leicht gewölbte Rückfläche durch einen senkrechten Rand begrenzt wird, der die Längsdurchbohrung trägt. Der in Fig. 193/194 abgebildete und mit seiner sehr verschlissenen Siegelfläche auf S. 133 beschriebene Siegelstein aus Bronze zeichnet sich dadurch aus, daß die Siegelfläche mit einer ziegelroten Emaille bedeckt war, deren Reste auch in der Zeichnung erhalten geblieben sind. Nach unseren bisherigen Erfahrungen spricht diese rote Farbe für seine kultische Bedeutung. Während die Siegelfläche eben ist, erscheint die Rückfläche leicht gewölbt, und beide sind durch einen senkrechten Rand getrennt, der an den Mundlöchern der Längsdurchbohrung leicht abgeflacht worden ist. Audi der Siegelstein aus kupferfarbener Bronze, der in Fig. 189/190 abgebildet ist, und dessen Siegelbild, wahrscheinlich ein laufendes Rind, schon auf S. 133 besprochen ist, zeigt diese Abflachung des senkrechten Randes über den Bohrlöchern. Im übrigen ist die Siegelfläche eben, und die Rückfläche leicht gewölbt. Ein anderer Siegelstein aus kupferfarbener Bronze (31. 300. 1937b), dessen Siegelfläche außer einer Umrahmung am Rande völlig verschlissen ist, so daß man nur ahnen kann, daß vielleicht ein Tier dargestellt war, zeigt eine Länge von 1,3 und eine Breite von 0,8 cm, sowie eine Dicke von 0,5cm. Die Durchbohrung ist besonders weit, mit einem Durchmesser von 2,5 mm, so daß sie die ganze Breite des senkrechten Randes einnimmt, der die ebene Siegelfläche von der gewölbten Rückseite trennt. Dieser Siegelstein soll aus Süda im Djof stammen. Die vier letzten Siegelsteine, die hier besprochen werden müssen, sind aus Glas gegossen, das verschiedene Farben aufweist. Die Siegelbilder sind wahrscheinlich mit dem Stück zusammen gegossen, vielleicht in einer Form, wenn sie nicht in den flüssigen Glasfluß vor dem Erkalten mit einem Stempel eingedrückt worden sind. Der in Fig. 191/192 abgebildete und mit seinem Siegelbild auf S. 133 besprochene Siegelstein besteht aus hellgrünem durchsichtigen Glase, in dessen Masse noch einige winzige Luftbläschen
zu erkennen sind. Das Bild eines Steinbodes, das leider halb abgebrochen ist, ist wahrscheinlich eingepreßt worden, also nicht geschliffen. Die Bildfläche ist eben. Die Seitenflächen, die allseitig etwas nach außen geneigt sind, gehen allmählich bis zur Rüdeseite des Steins von der Rundung zu einer rechteckigen Kantung über, ü b e r dieser rechteckigen Grundfläche der Rüdeseite liegt wiederum ein Kegel mit abgerundeter Spitze, der wesentlich höher ist als bei allen bisher besprochenen Siegelsteinen. Die Durchbohrung in der Längsrichtung ist offensichtlich eingeschliffen. Auch der in Fig. 200/201 abgebildete und mit seinem Siegelbild, wahrscheinlich zweier gegen einander gewendeter Löwen, auf S. 135 beschriebene Siegelstein aus blaugrünem, undurchsichtigen Glas, mit kleinen Luftbläschen an der Oberfläche, ist im Verhältnis zur Länge und Breite der Siegelfläche höher als alle Siegelsteine aus Naturstein und Metall. Von der leicht nach außen gewölbten Siegelfläche steigt der breite Rand diesmal mit leichter Neigung nach innen an, so daß die Grundfläche der Rüdeseite kleinere Ausmaße aufweist als diejenige der Siegelfläche. Die Rüdeseite ist ebenfalls leicht nach außen gewölbt. Auch bei diesem Siegelstein aus Glas ist das Siegelbild anscheinend eingepreßt oder in der Gußform bereits vorgesehen gewesen und nicht eingeschliffen. Die Durchbohrung liegt auch hier in der Längsachse des Siegelkörpers. In der Form dem in Fig. 191/192 abgebildeten Siegelstein ähnlich ist ein anderer aus meergrünem durchsichtigen Glase (43. 15. 56 i), bei dem aber die Siegelfläche völlig verschlissen ist. Bei einer Länge von 1 cm und einer Breite von 0,85 cm der Siegelfläche beträgt die Höhe ebenfalls 0,85 cm. Der Rand ist hier wieder leicht nach außen geneigt, so daß die Grundfläche der Rüdeseite, die einen an der Spitze abgerundeten Kegel trägt, größer ist als diejenige der Siegelfläche. Der Rand ist nur an den Mundlöchern der Längsdurchbohrung abgeflacht, an den anderen Seiten verläuft er in der der Siegelfläche entsprechenden Rundung. Auch der in Fig. 276/277 abgebildete Siegelstein aus blaugrünem durchscheinendem Glase zeigt eine von allen bisher besprochenen Siegelsteinen abweichende Form. Er ist walzenförmig gestaltet mit vierfacher Abkantung. Seine Siegelfläche, die ein sabäisches Monogramm, anscheinend eingeschliffen auf einer ebenen Fläche, trägt, ist ein Rechteck, das durch die Abrundung der Kanten und Ecken zu einem Oval gestaltet ist. Auf ihr erheben sich in Kastenform senkrecht die vier Seitenflächen und darüber liegt die leicht gewölbte Rüdeseite. Die Durchbohrung liegt in der Längsachse des Siegelsteins. Bei den beiden nächsten Siegelsteinen kann man zweifelhaft sein, ob sie überhaupt ursprünglich für einen Metallbügel bestimmt waren, oder 164
ob sie nicht ebenso benutzt worden sind, wie die Gabilen sie heute von neuem in Verwendung nehmen, nämlich als Schlußstein in einem Perlenhalsband, wie ein solches in Phot. 511 abgebildet ist. Diese walzenförmigen Siegelsteine sind aus Terrakotta als Grundmasse hergestellt und mit
daß sich um das rechteckige Siegelbild die noch plastische Tonmasse etwas aufgewulstet hat. Das Siegelbild ist ein sabäisches Buchstaben-Monogramm. OHNE DURCHBOHRUNG (Phot. 529, Fig 279/283)
Fig. 276—277: Siegelstein a u s blaugrünem durchsichtigen Glas, an allen S e i t e n s t a r k korr o d i e r t . G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunft. (43. 15. 58 f) M a ß e : Länge 0,9 cm Breite 0,7 cm Tiefe 0,5 cm
Außer den durchbohrten Siegelsteinen liegen einige vor, die keinerlei Durchbohrung aufweisen, und die wir daher gesondert betrachten wollen, da wir der Ansicht sind, daß sie eine andere Verwendung gehabt haben als die durchbohrten, sei es, daß sie als Siegelsteine in den Fingerringen ursprünglich gefaßt gewesen sind, oder sei es, daß sie, besonders wenn sie zweiseitig oder mehrseitig mit Bildwerken geschmückt waren, nur als Amulette verwendet wurden und als solche in Taschen oder in Kästen aufbewahrt worden sind, ohne überhaupt noch als Siegel Verwendung gefunden zu haben.
Fig. 278: S i e g e l p e r l e in Walzenform aus feiner roter Terrakotta mit gelbbrauner CraqueleeGlasur mit Steinbockfigur (s. Phot. 511 und Fig 193). G e k a u f t in San'ä, angeblich aus S ä ' d a . (31. 300. 1917) M a ß e : Länge 2,0 cm Durchm. M i t t e 1,0 cm Durchm. Enden 0,7 cm
einer Glasur überkrustet. Trotz ihrer walzenförmigen Gestalt, die derjenigen von großen Perlen aus Glas oder Halbedelstein, wie wir sie ohne jegliches Siegelbild in Massen kennen, gleicht, neigen wir dazu, sie mit einem Metallbügel, ähnlich wie dem in Fig. 273 abgebildeten, in Verbindung zu bringen. Der in Phot. 511 und Fig. 278 abgebildete Siegelstein besteht aus feiner roter Terrakotta mit einer gelbbraunen Craquelee-GIasur darüber und besitzt Walzenform, die sich von der Mitte aus nach den Enden zu leicht verjüngt. Die Walze endet beiderseits mit einer senkrechten Fläche, in deren Mitte die Längsdurchbohrung angebracht ist. An einer Seite der Walze ist eine ebene Fläche entstanden dadurch, daß hier das Siegelbild, wahrscheinlich mit einem Stempel eingedrückt wurde, offensichtlich noch in die plastische Tonmasse. Das Siegelbild, das schon auf S. 134 besprochen wurde, stellt eine Steinbockgestalt dar (s. Fig. 195). Dieser Siegelstein wurde von den Gabilen als Schlußstein in einem Kinderhalsband aus modernen grünen und gelben Glasperlen verwandt (s. Phot. 511). Heute werden die von den Gabilen gefundenen Siegelsteine als Amulette getragen, entweder in Verbindung mit einer Perlenkette oder bei wohlhabenden Städtern in moderne Silberringe gefaßt (s. Phot. 532). Ähnlich, wenn auch etwas kürzer, ist der in Phot. 517 abgebildete Siegelstein aus Terrakotta mit grünlichgelber Glasur. Hier ist in die ursprünglich runde, nach beiden Seiten sich geringfügig verdünnende Walze ebenfalls mit einem Stempel das Siegelbild eingedrückt worden, und zwar so,
Als Ringstein möchten wir auf jeden Fall den in Phot. 529 abgebildeten Siegelstein aus gebändertem schwarzem und dunkelgrauem Tonschiefer ansehen, der auf seiner Siegelfläche eine nicht erklärbare Zeichnung eingeschnitten zeigt, die wir schon auf Seite 143 besprochen haben. Die ovale Siegelfläche ist eben und geht in eine erst senkrecht zu ihr stehende Randfläche über, die sich dann zu der leicht gewölbten Rückenfläche krümmt.
Fig. 279—280: Siegelstein aus weißgelbem, dichtem Kalkstein. G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e kannter Herkunft. (43. 15. 58 a) M a ß e : L ä n g e 1,4 cm Breite 1,3 cm Dicke 0,9 cm
Fig. 281—282: Siegels t e i n aus dichtem, g r ü nem Tuff. G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (43. 15. 58 d) M a ß e : L ä n g e 0,9 cm Breite 0,8 c m Dicke 0,3 cm
Ähnlich geformt aber nahezu rund ist der in Fig. 279/280 abgebildete Siegelstein aus weißgelbem, dichten Kalkstein, dessen ebene Siegelfläche eine Reihe von eingeschnittenen sabäischen Buchstaben trägt, deren Duktus allerdings den Verdacht der Fälschung hervorruft. Die Randfläche ist leicht nach außen geneigt, geht dann aber mit abgerundeter Kante in die leicht gewölbte Rückenfläche über. Den Verdacht der Fälschung mag wegen des Duktus seiner eingeschnittenen Schrift auf seiner
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Siegelfläche auch der in Fig. 281/282 abgebildete Siegelstein aus dichtem, grünen Tuffgestein erwecken. Aber wir haben schon so viele primitiv geschriebene Sdiriftdokumente vorliegen, ganz abgesehen von den Graffiti, daß wir diesen Stein doch für echt halten, zumal die jemenitischen Fälscher, soweit uns bekannt ist, kein Interesse an der Herstellung derartiger kleiner Objekte haben. Der Stein ist rechteckig plattenförmig, an den Kanten zur Rüdeseite abgerundet aber scharf an denen der Siegelfläche. Ein weiterer Siegelstein aus gelbbräunlichem, rot gebändertem tonigen Kalkstein ist in Fig. 283 abgebildet. Er bildet eine Platte in ovaler Form und zeigt auf seiner Siegelfläche ein sabäisches Buchstaben-Monogramm eingeschnitten, das von einer Randlinie umrahmt ist. Zwei Siegelsteine aus Bronze, die wir wohl auch als Ringsteine ansehen müssen, deren Siegel-
flächen aber nur nodi Reste einer eingegrabenen Zeichnung aufweisen, sind nur rechteckige Platten. Der eine (43. 15. 57 g) hat nahezu Würfel-
Fig. 283: S i e g e l s t e i n aus gelbbraunem, rotgebändertem Kalkton. Gekauft in S a n a , u n b e k a n n t e r Herkunft. (31. 300. 2005 g) M a ß e : L ä n g e 1,5 cm B r e i t e 1,0 cm Didce 0,5 cm
form (Länge 0,6, Breite 0,6, Höhe 0,5 cm), der andere (43. 15. 57 f) hat bei den Ausmaßen der Siegelfläche von 0,8X0,8 cm nur eine Dicke von 0,3 cm.
Amulette (Phot. 527/528, 530, 534, Fig. 169/174, 196/199) Wir haben schon früher betont, daß der Charakter von Siegeln und Amuletten weitgehend verwischt ist, daß diese beiden Bedeutungen sich stark überschneiden, so daß vielen Siegeln auch der Charakter von Amuletten zueignet. Wir müssen aber zugleich erkennen, daß es wiederum eine Reihe von Amuletten gibt, denen der gleichzeitige Charakter von Siegeln nicht zuzusprechen ist, weil bei ihnen alle technischen Funktionen fehlen, mit denen man sie als solche benützen könnte. Das trifft unseres Erachtens besonders bei solchen Stücken zu, bei denen auf zwei oder auch auf mehr Seiten, bis zu sechsen, Bildwerke angebracht sind, ohne daß daneben eine besondere Vorrichtung zu ihrer Handhabung als Siegel oder Stempel vorhanden ist, sei es ein Handgriff wie bei den Pyramidensiegeln, Scheibensiegeln, ösensiegeln oder Knopfsiegeln, oder sei es eine Durchbohrung wie bei den Siegelsteinen, die es ermöglichte, sie mit einem metallenen Bügel zu verbinden. Wegen der zum mindesten zweiseitigen Bebilderung kommt für diese Stücke auch nicht die Verwendung als Ringsiegel in Frage. Bei anderen Stücken kommt, wie wir sehen werden, schon ihre ganze Gestalt für eine Verwendung als Siegel nicht in Frage, wie z. B. bei den Amulettplättchen und Amulettstäbchen. Das in Fig. 169/174 abgebildete Amulettplättchen aus schwarzem Quarzit hat die Form eines rechteckigen Kästchens, das an allen sechs Seiten mit Bildwerken in Reliefform geschmückt ist, die schon auf S. 111 beschrieben worden sind. Das Kästchen ist längsdurchbohrt, aber es hat den Anschein, als ob diese Durchbohrung nachträglich und zwar wahrscheinlich erst in islamischer Zeit, als das Plättchen von Gabilen von neuem als
Amulett in einem Kettenverband Verwendung finden sollte, angebracht worden ist, und daß dabei ein Teil an einem Ende der Durchbohrung abgesplittert sei. Auf keinen Fall ist wohl anzunehmen, daß das Stück in Verbindung mit einem ähnlichen Metallbügel gestanden hat, wie er in Fig. 273 abgebildet ist. Wir möchten vielmehr annehmen, daß es nur als Amulett und zwar in ziemlich früher klassisch-sabäischer Zeit von seinem Träger irgendwo am Körper getragen worden ist. Dasselbe möchten wir für das in Phot. 530 und Fig. 198/199 abgebildete Amulettplättchen aus Bronze annehmen, an dem auf den beiden Breitseiten Bildwerke angebracht sind, die wir schon auf S. 135 beschrieben haben, nämlich zwei gegenständige Steinböcke auf der einen und ein sabäisches Schriftmonogramm auf der anderen Seite. Das Amulett stellt ein einfaches rechteckiges Bronzeplättchen dar ohne jegliche Aufhängemöglichkeit. Eine ovale Platte aus schwarzem Achat, die ebenfalls beiderseitig mit Bildwerken in Reliefform geschmückt ist, bildet das in Fig. 196/197 abgebildete Amulett, das schon auf S. 134 mit seinen Bildwerken besprochen ist. Anscheinend befand sich an einem Ende der Längsachse dieses ovalen Plättchens eine Anhängeöse, die aber abgebrochen ist. Die Durchbohrung innerhalb des Plättchens ist jung. Eine ähnliche Form wie das vorige aber viel primitiver weist das in Phot. 527/528 abgebildete Amulett auf, das ebenfalls aus einem ovalen Plättchen aus weißgelblichem Quarzit besteht, an dessen einem Ende sich ein griffartiger Fortsatz befindet, der quer durchbohrt ist. Auch dieses
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Amulett wurde also als Anhänger getragen. Die sehr verschlissene eine Seite des Amuletts trägt die Reste von vier sabäisdien Buchstaben. Diese Buchstaben haben die Bedeutung der Zauberformel „Wadd Ab", und zwar ohne Mimation, die die beiden nächsten Amulettplättchen in derselben Formel aufweisen. Ein ähnliches, allerdings rechteckiges Amulettplättchen aus gelbem Kalkstein (31. 300. 1893) ist bereits von Mittwoch und Schlobies abgebildet und beschrieben worden 1 ). Es hat die Ausmaße von 3,8X3,6 cm bei 1,8 cm Dicke und zeigt an einem Schmalende die Bruchfläche eines Fortsatzes in der Breite von 2,2 cm, in dem noch die Reste einer Durchbohrung erhalten geblieben sind. Dieser Fortsatz sowie die nicht mit sabäischen Schriftzeichen — je drei in zwei übereinander liegenden Reihen an einer Seite — versehenen Seitenflächen sind mit einer schräg liegenden Kreuzritzung als Flächenornament bedeckt. Die Bedeutung ist "Wadd m Ab m ", die vielseits bekannte sabäische Zauberformel, die den reinen Amulettcharakter des Plättchens beweist. An der Vorderseite des Amuletts befinden sich Reste einer roten Farbe, die auf rein kultische Verwendung des Amuletts hinweist. Der obere Fortsatz ist auf einem fast gleich großen Amulettplättchen aus weißgelbem Kalkstein (31. 300. 1894), das ebenfalls bei Mittwoch und Schlobies abgebildet ist2), völlig fortgebrochen. Seine Ausmaße sind 4,5X3,5X1,5 cm. Hier sind nur die beiden Reihen der sabäischen Buchstaben miteinander vertauscht, so daß man "Ab™ Wadd m " lesen muß. Die ganze Machart dieses Stücks ist wesentlich primitiver als die des vorigen. Ein abgebrochener Fortsatz eines ähnlichen Amulettplättchens aus grauem dichten Kalkstein, (31. 300. 1928 b) mit den Ausmaßen 0,7X0,7X1,1 cm zeigt an seiner Vorderseite eine senkrecht stehende, eingetiefte Linie. Auch drei Amulettplättchen resp. -Stäbchen aus Bronze sind schon von Mittwoch und Schlobies veröffentlicht worden 3 ). Auch bei diesen Stücken kommt eine Verwendung als Siegel oder Stempel überhaupt nicht in Frage. Eine Amulettplatte aus Bronze (31. 300 .19 80 a) ist eine einfache rechteckige Bronzeplatte von 1 mm Dicke mit den Ausmaßen von 2,3X0,9 cm. An einem Ende des Plättchens liegt 2,0 mm vom Schmalrande eine Durchbohrung zum Aufhängen. An jeder Seite des Plättchens ist eine zweizeilige sabäische Inschrift ziemlich flach eingegraben, deren Duktus sich dadurch auszeichnet, daß an allen freien Enden der Buchstaben sich runde Vertiefungen angebracht finden, und 1) Altsüdarabische I n s c h r i f t e n . . . , a.a.O., S, 102, Nr. 75. 2) Altsüdarabische Inschriften , . . , a.a.O., S. 102, Nr. 74. 3} Altsüdarabische Inschriften . . . , a.a.O., S. 105^108, Nr. 81—83.
daher sehr demjenigen der Scheibensiegel aus Achat in Fig. 213/214, 218/219 und 262/263, die wir auf S. 159 beschrieben haben, ähnelt. Die Inschrift in von ihren Bearbeitern als nicht völlig verstanden unübersetzt gelassen. Ihre Vermutung, daß ein Stückchen des Plättchens abgebrochen ist, ist aber als Erklärung nicht zulässig. Das Stück wurde in San'ä gekauft und stammt angeblich aus Märib. Die beiden Bronzestäbchen werden wohl ebenfalls als Amulette getragen worden sein, obwohl sie als Gaben des Tempels oder seiner Verwaltung an Personen verabfolgt worden sind, die dem Tempel geopfert d. h. wohl irgendwelche wichtige und wertvolle Stiftungen gemacht haben. Beide Stücke sind an allen vier Seiten mit sabäischer Schrift bedeckt und an einem Ende durchbohrt, so daß sie wohl ebenfalls zum Aufhängen bestimmt waren. Beide waren anscheinend ganz mit einer roten Inkrustierung bedeckt, wahrscheinlich einer Emaille, die gleichfalls für ihren sakralen Charakter zeugt. Das in Phot. 534 abgebildete eine Stäbchen trägt die eingegrabene Inschrift in Bustrephedonform, d. h. die Zeilen beginnen abwechselnd von rechts und von links. Sie lautet in der von den Bearbeitern mit Vorbehalt gegebenen Übersetzung: „Auf Befehl des Almuqah trat vor und opferte Kaibat". Es handelt sich also um ein Opfer für die Mondgottheit. Das geht wohl auch daraus hervor, daß das eine Ende des Stäbchens, durch eine tiefe Rille von der Schrift getrennt, sehr roh in die Form eines Rinderkopfes gebracht worden ist. Dieser Rinderkopf, an dem die Horner und Ohren nur als Wülste heraustreten und der auch sonst wenig Plastik zeigt, ist von oben nach unten durchbohrt. Bei diesem Stück scheint der Emaillebelag der ganzen Oberfläche schon vor der Eingrabung der Schrift vorhanden gewesen zu sein, da sich in den Rillen der Buchstaben keinerlei Reste der Emaille mehr befinden. Das andere Stäbchen (31. 300. 1976) ist aus goldfarbener Bronze und verdickt sich leicht vom durchbohrten, also oberen Ende an. Seine Inschrift wurde anscheinend schon vor der roten Emaillierung angebracht, denn die Kerben der Schrift sind nicht wie bei dem vorigen Stück erhalten sondern ganz mit der Emaille ausgefüllt, während die übrige Oberfläche stark abgeschliffen ist. Die Inschrift lautet in der Übersetzung der Bearbeiter: „Auf Befehl des Almuqah trat vor und opferte Schamir"1". Ein Rinderkopf fehlt hier, auch die Rille, die das durchbohrte Ende von dem eigentlichen Schriftstäbchen trennte. Die Länge des Stäbchens ist 3,1 cm; sein Durchmesser am durchbohrten Ende 0,5X0,4 cm, am entgegengesetzten Ende 0,6X0,6 cm. Das Stück wurde in San'ä gekauft und stammt angeblich aus Märib. Der Schriftduktus erscheint uns ziemlich alt, wohl aus dem Beginn der klassisch-säbäischen Periode.
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Steingefäße (Phot. 570/600, Fig. 285/295) Wir haben schon 1928 bei den Ausgrabungen in Hugga 1 ) Gefäße aus Naturstein gefunden und beschrieben. Diese bestanden aus einem graublauen, silbrig glänzenden Gestein, aus Alabaster oder aus Kalkstein. Von ovalen Töpfen aus dem ersteren Gestein, die wahrscheinlich zum Kochen bestimmt waren, fanden wir auch Scherben, die mit Bronzeklammern wieder zusammengefügt worden waren. Diese Töpfe müssen also wohl ziemlich kostbar gewesen sein, da man sie mit einem in der damaligen Zeit sicher doch wohl ziemlich wertvollen Metall ausgebessert hat, was man sicher nicht getan hätte, wenn sie häufig vorhanden gewesen wären. Diese ovalen Töpfe sind uns später nicht wieder zu Gesicht gekommen, außer in solchen Scherben mit Resten von Bronzebrücken, die dazu gedient haben, Bruchstellen in ihnen wieder zusammenzufügen. Auch von einer Öllampe aus dunkelgraugelbem Kalkstein aus Hugga ist bisher kein weiteres Stück gefunden worden. Eine Vase aus Alabaster aus Hugga, die wir aus einem größeren Bruchstück rekonstruieren konnten, hat bisher ebenfalls kein Gegenstück gefunden. Auch Miss Caton Thompson hat bei ihren Ausgrabungen in Hureidha2) nur in den Gräbern Gefäße aus Naturstein, und zwar aus Alabaster und Marmor gefunden. Von diesen zeigen einige eine gewisse Ähnlichkeit mit den im Folgenden zu beschreibenden Steingefäßen. Die in Phot. 570/571 abgebildete Schale aus graubraunem Tuffgestein ist sehr exakt gearbeitet, so daß man wohl eine Zuhilfenahme eines Handwerkzeuges bei ihrer Herstellung annehmen muß, da ohne ein solches die schöne Rundung des Gefäßes von außen wie von innen schwer erklärbar wäre. Der obere Teil der Schale ist halbkugelig sowohl von innen wie von außen bei einer Dicke der Wandung von nur 0,5 cm. Unter dieser Halbkugel liegt ein solider Standfuß, dessen Durchmesser nur etwa den dritten Teil dessen des oberen Randes der Schale beträgt. Nach zehnjähriger Lagerung im Museum zeigte die Schale eine dicke Ausblühung von hygroskopischen Salzen, wie es ihr Zustand in Phot. 571 zeigt. Diese wie Asbestwatte aussehende Ausschwitzung ist auf S. 191 beschrieben. Wesentlich komplizierter ist die in Phot. 572/574 abgebildete Schale aus gelblichem Marli Vorislamische Altertümer, a.a.O., S. 82—85, Phot. 38—42, Fig. 46—48, Phot. 69. 2) The Tombs and . . . , a.a.O., Plate X X X V I I , 2—10, LVII, 7—9, S. 133.
mor mit roter Äderung gebaut. Sie besitzt nicht nur drei Füße und drei Griffe an der Seite sondern ist auch an der Außenwand mit einem geometrischen Ornament versehen. Die innere Höhlung ist sorgfältig geglättet und besitzt die Form einer Kugelkalotte. Die Außenwand ist nahezu senkrecht, nach unten und nach innen zu leicht abfallend, eine Richtung, die sich auch an den Beinen fortsetzt. Die Unterseite der eigentlichen Schale bildet eine leicht nach unten gewölbte Fläche, die sich mit scharfer Kante an die Seitenwände anschließt. Die drei am Rande der Unterfläche liegenden Beine zeigen an ihrer Außenfläche, eben unterhalb ihrer Standfläche, eine schmale vorstehende Leiste. Die am oberen Teile der Seitenwand der Schale, jeweils in der Mitte der Zwischenräume zwischen den Beinen angebrachten Griffe zeigen, allerdings sehr roh bearbeitet, die Form eines Tierkopfes, dessen Artcharakter aber nicht zu bestimmen ist, vielleicht auch als solcher nicht beabsichtigt war. Es sind an ihm außer der nach unten sich verjüngenden Form nur noch die runden halbkugeligen Knopfaugen zu erkennen. Die Ornamentik der Außenfläche der Schale besteht aus eingeritzten, geraden Linien. Der obere und der untere Rand der Schale sind durch je zwei parallel zu einander verlaufende Linien begleitet. Die Füße werden beiderseits durch zwei senkrechte Linien in der Mitte geteilt, und das über ihnen auf diese Weise entstandene Feld, ein Rechteck, noch durch ein liegendes Kreuz ausgefüllt und hervorgehoben. Bis zu diesem bekreuzten Felde werden die Zwischenräume bis zu den Tierköpfen und den Füßen mit einer Reihe von senkrechten Linien ausgefüllt. Ähnliche dreibeinige, flache Schalen aus Marmor sind in vierfacher Form in den Gräbern von Hureidha gefunden worden, bei denen aber nur bei zweien eine eingeritzte Ornamentierung an den Außenwänden durch waagerechte Linien am Rande und durch senkrechte Linien in einer Reihe rund herum vorhanden war. Vielleicht können wir diese Gefäße als Opferschalen für Flüssigkeiten ansehen. Ein kleines Töpfchen aus gebändertem, weißgelbem Marmor ist in Phot. 575 abgebildet. Es besteht aus einem runden walzenförmigen Körper, dessen Höhe etwas größer ist als sein Durchmesser, sich nach unten zu leicht verjüngt und hier eine ebene Standfläche besitzt. Am oberen Rand ist eine leichte Einschnürung an der Außenseite angebracht. An zwei gegenüberliegenden Seiten der Außenfläche liegen je zwei 168
als Griff diente, wie bei dem vorigen Näpfchen, ist nicht zu entscheiden. Ein ähnliches aber einfacheres Näpfchen aus Alabaster ist in dem Bruchstück Phot. 576 abgebildet. Hier scheint aber der stielartige Fuß nicht abgebrochen zu sein sondern endete unter einem leider abgebröckelten Wulst mit einer ebenen Standfläche. Trotzdem diente der Stiel wohl hauptsächlich auch hier als Griff beim Gebrauche dieses Schmink- oder Farbnäpfchens.
senkrechte, leistenförmige Griffe, von der oberen Randeinschnürung bis fast herab zum Standfuß reichend. Welche Bestimmung dieses Töpfchen versehen hat, ist schwer zu sagen. Das Bruchstück eines ähnlichen Töpfchens aus weißem Alabaster (R 63) besitzt die Ausmaße 4 X 4 X 4 cm. Ein anderes kleines Töpfchen aus weißgelblichem Marmor mit roter Äderung wurde mir zusammen mit einem hammerförmigen Stampfer aus gebranntem Ton von rötlichgelber Farbe gebracht, die beide zusammengehören und aus einem Grabe aus Süda im Djöf stammen sollten. Es handelt sich offenbar um ein Reibenäpfchen, in dem irgendwelche Stoffe mit diesem Reibehammer intensiv gemischt und zerrieben wurden. Das in Phot. 580 abgebildete Näpfchen ist walzenförmig gestaltet mit abgerundeten Kanten. Die innere Höhlung ist halbkugelig. An seiner Unterseite ist ein stielartiger Fuß ebenfalls in Walzenform angesetzt von kleinerem Durchmesser als die eigentliche Schale, der nach unten zu nicht mit einer ebenen Standfläche endet, sondern nach außen gewölbt ist. Dieser ist also wohl nicht als Fuß sondern als ein Griff aufzufassen, an dem das Näpfchen anzufassen war, wenn man in ihm etwas verrühren wollte.
Fig. 284: Näpfchen aus gelblidiweißem Marmor. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus B e i d h ä im Djöf. (31. 300. 1946) Maße: Höhe 2,0 cm Durchm. a u ß e n 3,5 cm D u r d i m . innen 2,7 cm T i e f e d. Höhl. 1,7 cm
Der Reibehammer, der in Phot. 551 abgebildet ist, besteht aus einem runden Stiel, der an einem Ende abgebrochen ist und eine leichte Abplattung von oben nach unten aufweist. Der Kopf am anderen Ende des Griffes ist wie bei einem Knochengelenk allseitig verdickt. An ihm sitzt nach der einen Seite zu eine kammartige Schneide, und ihr gegenüber liegt ein runder abgeplatteter Wulst aufgesetzt, der gut in die Hohlform des Töpfchens, zu dem er angeblich gehört, paßt. Unverständlich in ihrer Bedeutung erscheinen zwei runde, nur 3 mm tiefe Löcher im Kopf des Reibehammers, die beiderseits des Kammes senkrecht eingetieft sind.
Fig. 285: Bruchstück u n d E r g ä n z u n g e i n e r flachen S d i a l e a u s weißg e l b e m M a r m o r . G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (43. 15. 94u.) M a ß e ; Länge am R a n d e 7,0 cm Breite 6,2 c m Didce a m R a n d e 0,7 cm am Ende 0,9 cm
Bei beiden zusammengehörigen Objekten ist noch am ehesten zu vermuten, daß es sich um ein Gerät zur Bereitung von Schminke, Salbe oder Farbe handelte. Wahrscheinlich wohl ebenfalls als Schminknäpfchen ist auch der in Phot. 582 abgebildete Topf aus weißem Marmor aufzufassen, der anscheinend mit einem Handwerkzeug verfertigt worden ist, da er ausnehmend regelmäßig gestaltet ist. Sein Oberteil ist trichterförmig rund und setzt sich nach unten in einen walzenförmigen Stiel fort, der aber unten abgebrochen ist, so daß man nicht weiß, wie er hier endete. Die runde Höhlung des Napfes ist sehr flach und von einem breiten, waagerecht abgeschliffenen Rande umgeben. Der Stiel zeigt unter dem Gefäßtrichter zwei runde Wülste sowie den Ansatz zu einem dritten, der aber abgebrochen ist. Ob er sich zu einem Standfuß verbreiterte oder ebenfalls nur
Fig. 286. Bruchstück u n d Ergänzung e i n e s r u n d e n T o p f e s a u s verwittertem Alabaster. Gekauft in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (31. 300. 1954) M a ß e : H ö h e 2,5 cm Breite 2,5 cm Länge 5,5 cm
Wohl dieselbe Bestimmung, wie die vorher besprochenen Näpfchen hatte das, in Fig. 284 abgebildete Näpfchen aus gelblichweißem Marmor, das nur teilweise am Rande abgebrochen ist. Es hat aber keinen Fuß oder Griff sondern bildet nur eine walzenförmige runde Schale, in die die
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Höhlung in derselben Form, nur mit abgerundeten unteren Kanten, eingetieft ist. Zu einer ganz flachen Schale aus weißgelbem Marmor muß das in Fig. 285 abgebildete Bruchstück ergänzt werden. Der abgerundete Rand muß wohl nach seiner Krümmung einen Durchmesser von mindestens 20 cm gehabt haben. Nach der Mitte zu muß sich die Schale, die am Rande sehr dünn ist, verdickt haben. In Fig. 288 ist das Bruchstück und die wahrscheinliche Ergänzung zu einem runden Topfe aus amorphen Gips, der ursprünglich wohl Alabaster war, abgebildet. Nur der untere Teil dieses Gefäßes ist erhalten, aus dem aber hervorgeht, daß es bauchig war, und daß ihr weitester Teil ziemlich tief unten lag. Die innere Aushöhlung folgte ungefähr der Außenfläche. Als Standfuß war aus dem Boden ein Ring als Wulst herausgearbeitet. Wie weit dieser Topf nach oben zu zu ergänzen ist, und ob er ein weites oder enges Mundloch besaß, oder gar einen oder mehrere Griffe, läßt sich nicht absolut entscheiden. Aber ein ganz ähnliches Stück aus Marmor, das auch dieselben Rillen rings herumlaufend als einziges Ornament aufweist, wurde von Caton Thompson 1 ) in einem Grabe bei Hureidha ausgegraben und hatte eine Höhe von 4,4 cm, bei einem Durchmesser der oberen Öffnung von 5,4 cm, war also niedriger als breit. Der Rand bildete einen leichten Wulst, der durch eine waagerecht verlaufende Delle unterhalb verursacht wurde. Ein Bruchstück eines ähnlichen Topfes aus weißem Marmor mit rötlicher Wolkung, das aber nur den Rand eines solchen Gefäßes darstellt, ist in Phot. 583 abgebildet. Hier sind die senkrechten Rillen nicht nur eingeschnitten in die Außenfläche des Topfes, sondern als senkrecht verlaufende, flache Wülste herausgearbeitet. Der Rand ist nicht mit einer waagerechten Rille abgetrennt und, wie in Fig. 286, etwas vorstehend, sondern er tritt etwas zurück, so daß er oben mit einer scharfen Kante endet. Ein anderes Bruchstück eines Topfes aus gelblichweißem Marmor mit gelber Äderung, das in Fig. 287 abgebildet ist, besitzt eine ganz andere Form, in sofern als dieses Gefäß wahrscheinlich erheblich höher als breit geformt war. Die Außenfläche des Topfes scheint zweimal leicht nach außen ausgebaucht gewesen zu sein, wenn sie auch im übrigen im allgemeinen senkrecht verlief. Der Rand ist in seinem Oberteil für eine kurze Strecke nach außen gebogen und endet mit scharfer Kante, so daß die Öffnung des Topfes oben etwas trichterförmig verläuft. Es ist anzunehmen, daß dieser Topf einen soliden Standfuß gehabt hat. Er wird etwa eine Gesamthöhe von 5—6 cm gehabt haben. 1) The Tombs and . . . , a.a.O., S. 88 u. 133, Plate XXXVII, 6, u. LVII, 7.
Bei dem, in Phot. 584 abgebildeten Bruchstück eines Gefäßes aus weißgrauem Quarzit kann man zweifelhaft sein, ob es zum Rande oder zum Fuße des Topfes gehört hat. Es ist aber wohl ersteres am wahrscheinlichsten, da im Fuße wohl kaum eine so sorgfältig geglättete Aushöhlung angebracht worden wäre. Dann besaß das trichterförmige Gefäß einen breiten, waagerecht liegenden Rand, hinter dem die wohl halbkugelige Aushöh-
Fig. 287: Bruchstück und Ergänzung eines T o p f e s aus gelbiidiweißem Marmor mit gelber Ä d e r u n g . G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunft. (43. 15. 94 e) Maße: Höhe 3,0 cm Breite 2,5 cm Dicke 0.4-0,3 cm
k Fig. 288. Bruchstück und Ergänzung eines T o p f e s aus weißem M a r m o r mit rötlicher W o l k u n g . G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunft. (43. 15. 94 h) Maße: Höhe 2,7 cm Breite 3,4 cm Didce 0,5 (oben 0,3) cm
lung lag. Die Außenfläche des Trichters ist mit waagerecht verlaufenden, tiefen Rillen ornamentiert. Vermutlich hat der mindestens 5—6 cm hohe, kegelförmige Oberbau des Gefäßes einen Stiel oder einen Fuß besessen, über dessen Form wir aber nichts auszusagen wagen. Von einem etwas größeren Topfe von wohl mindestens 8 cm Höhe und einem Durchmesser von mindestens 10 cm zeugt ein Bruchstück aus gelbweißem Marmor, das mit seiner Ergänzung in Fig. 286 abgebildet ist. Der erhaltene Rand dieses runden Topfes, dessen senkrecht verlaufende Außenfläche wieder mit der uns schon bekannten eingetieften und senkrechten Rillung geschmückt ist, wölbt sich leicht nach innen und endet mit einer scharfen Kante. Die innere Aushöhlung zeigt ebenfalls nahezu senkrechte Wände und wird sich wohl nach unten halbkugelig ge-
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Wir kommen jetzt zu einer Reihe von Steingefäßen, die an der Seite unterhalb des Randes mit Tierköpfen als Griffen versehen sind, die aus demselben Naturstein bestehen, wie das Gefäß selbst, also nicht nachträglich befestigt worden sind. Leider sind nur Bruchstücke mit einem einzigen Tierkopf vorliegend, doch ist wohl anzunehmen, da die Köpfe nur als Griffe gedient ha-
schlössen haben. Es ist zu vermuten, daß dieser Topf ebenfalls einen ebenen Standfuß besessen hat. In Fig. 289 ist ein stumpfwinkliges Bruchstück eines Gefäßes aus reinem weißen Marmor abgebildet, dessen Kantenornament uns vermuten läßt, daß es sich um die Schulter einer ähnlichen Flaschenvase aus Alabaster gehandelt haben
Fig. 290. Bruchstück von d e r Schulter e i n e r Flasdienvase aus weißem Marmor. Gekauft in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r Herk u n f t . (43. 15. 94 g) M a ß e : Länge 2,2 cm Schulter 1,3 cm Bauch 1,0 cm
Fig. 289. Bruchstück von der Schulter u n d E r g ä n z u n g e i n e r F l a s d i e n v a s e a u s weiß e m M a r m o r . G e k a u f t in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 94 f) M a ß e : L ä n g e 3,0 c m B r e i t e 2,0 cm Bauch 2,3 cm
Ein ähnliches Bruchstück aus weißem Marmor, in Fig. 290 abgebildet, unterscheidet sich von dem vorigen nur dadurch, daß die Einkerbungen an der Schulter nicht nach oben und unten gerichtet sind, sondern von der Kante aus nur nach oben, und zwar in dreieckiger Form, und daß unter diesen Dreiecken nur noch zwei waagerechte Linien verlaufen.
ben können, daß zum mindesten an der gegenüberliegenden Seite ebenfalls der gleiche Kopf angebracht war, wenn nicht sogar drei oder vier Köpfe symmetrisch über die Außenfläche verteilt angebracht gewesen sind. Bei einem dieser Gefäße mit solchen Köpfen ist sogar der einzig vorhandene Kopf mit einer Durchbohrung versehen, was dafür spricht, daß er als Griff und als Knopf für eine Aufhängevorrichtung gedient hat. Das in Phot. 585 abgebildete Bruchstück eines Topfes aus durchsichtigem Alabaster mit milchweißer Bänderung muß zu einem sehr großen und vermutlich kostbaren Gefäß gehört haben, wie aus der seitlichen Rundung der erhaltenen Scherbe hervorzugehen scheint. Die Seitenwand dieses Gefäßes muß etwa senkrecht orientiert gewesen sein, so daß es wenigstens in seinem oberen Teil walzenförmig geformt war. Der Rand ist anscheinend glatt abgeschliffen gewesen. Die Wand war oben dicker als unten, und innen wie außen sorgfältig geglättet. Der Tierkopf ist ziemlich deutlich als Löwenkopf zu erkennen mit Herausarbeitung einer Mähne, der Nase, der Augen und des Maules in ziemlich naturalistischer Form. Der Kopf ist nahe der Topfwand zweimal durchbohrt, einmal von der Seite aus, und das andere Mal von oben nach unten. Diese doppelte Durchbohrung spricht dafür, daß durch sie eine Schnur, an der der Topf aufgehängt werden konnte, kunstvoll verknotet wurde. Welche Bestimmung der Topf zu erfüllen hatte, läßt sich nicht vermuten, aber infolge seiner Schönheit und wegen der leichten Zerbrechlichkeit, diente er wohl nicht zu profanen Zwecken sondern zu kultischen, wenn nicht vielleicht nur zum Schmuck.
1) V o r i s l a m i s c h e P h o t . 39.
Wesentlich kleiner muß das Gefäß gewesen sein, zu dem das in Phot. 586 abgebildete Bruch-
muß, wie wir sie bei den Ausgrabungen in Hugga 1928 gefunden haben 1 ). Wir ergänzen daher das Bruchstück nach diesem Fund, da das Schulterornament demjenigen an dieser Flasdienvase durchaus ähnlich ist, und wir uns nicht vorstellen können, daß ein derartiges Ornament an dem Bodenstück eines Gefäßes, wo allein sonst noch ein solches stumpfwinkeliges Bruchstück möglich wäre, angebracht gewesen sein kann. Dieses Ornament besteht aus zahnartigen Einschnitten, die an der Winkelkante regelmäßig aufgereiht liegen und aus drei waagerechten Rillen darunter. Bei der Vase in Hugga sind die entsprechenden Ornamente an der Schulterkante Serien von je drei in regelmäßigen Abständen einander folgenden Einschnitten, zweimal wiederholt und umrandet von eingekerbten Zickzacklinien. Wenn unser Analogieschluß richtig ist, handelt es sich also auch bei unserem Bruchstück um eine solche bauchige Flaschenvase mit einer nahezu waagerecht liegenden Schulter, die zu einem recht engen Halse hinführt.
Altertümer,
a.a.O.,
S. 8 2 — 8 3 ,
Fig.
46,
171
stück aus weißem Marmor gehört hat, das nach der Rundung des Randes etwa einen Durchmesser von 8 cm gehabt haben muß. Der Rand des Gefäßes war von außen her etwa um die Hälfte der Wanddicke verdünnt und leicht nach innen gebogen, während sonst an der Gefäßwand Außenwie Innenfläche nahezu senkrecht verliefen. Auch hier ist etwas unterhalb des Randes ein Tierkopf herausmodelliert, aber viel primitiver wie bei dem vorigen, wenn man auch noch erkennt, daß er ebenfalls einen Löwenkopf darstellen sollte. Unter dem Unterkiefer des Kopfes liegt eine leichte Einkerbung, die eventuell als Halt für eine Schnur gedient haben könnte, die um den Kopf zum Zwecke der Aufhängung des Gefäßes geschlungen wurde. Noch einfacher ist der Griff eines Gefäßes an dem in Phot. 586 abgebildeten Bruchstück aus weißem Marmor mit gelblicher Äderung konstruiert. Man erkennt nur nach dem Vorbild des vorigen, daß es sich um einen Tierkopf handelt. Im übrigen verlief die Wandung dieses Gefäßes anscheinend nicht senkrecht sondern scheint die Form einer Halbkugel gehabt zu haben auch in der inneren Aushöhlung, so daß man wohl als sicher annehmen kann, daß ein Standfuß unten vorhanden gewesen sein muß. Der Rand ist ebenso geformt wie bei dem vorigen Gefäß, d. h. von außen ist hier die Wand geringfügig nach innen zu abgestuft. Dieser Kopf bildete schon eher als der vorige einen Widerstand für eine Aufhängeschnur. Weitere Tierköpfe lassen an ihren Abbruchsflächen erkennen, daß sie mit Steingefäßen verbunden war. Der in Phot. 587 abgebildete Tierkopf aus weißem Marmor ist so weitgehend stilisiert, daß man nur an dem ringsherum laufenden Maule erkennen kann, daß es sich um einen solchen handeln soll. Er sitzt wiederum auf einer senkrecht stehenden Leiste, die ihn nach oben und nach unten überragte. Oben ist diese bei dem Bruchstück abgebrochen, unten macht sie den Eindruck eines dem Kopf angesetzten Halses. Ähnlich einfach stilisiert ist der in Phot. 588 abgebildete Tierkopf aus weißem Marmor, der aber wohl einen Rinderkopf darstellen soll, wie aus den beiden vorstehenden Buckeln hervorzugehen scheint, die wohl nur als Hörner und nicht als Ohren zu deuten sind. Dieser Kopf steht schon wesentlich weiter aus der Gefäßwand hervor und zeigt eine deutliche Abgrenzung zwischen Hals und Kopf. Ein solcher vorspringender Kopf bildet naturgemäß eine gute Stütze für eine Aufhängeschnur. Noch weiter von der Gefäßwand vorstehend ist der in Phot. 589 abgebildete Tierkopf aus gelblichem Marmor, der wohl ganz zweifellos einen Rinderkopf darstellen soll. Hier sitzt der sehr naturalistisch modellierte Kopf an einem walzenförmigen Hals, der sich nach vorne hin
verjüngt. Der Kopf zeigt deutlich die lebenswahren Formen des Maules, der Schnauze, der Augenpartie und der Buckel der Horner. Sehr eigenartig ist die Lage der Ohren, die bis zur Mitte des langen Halses nach hinten gerückt sind, aber man kann wohl die beiden hier liegenden seitlichen Buckel kaum anders deuten. Eine ganz andere Form eines Griffes an einem Gefäße aus weißgelbem Marmor mit violetter Äderung weist das in Phot. 590 abgebildete Bruchstück auf. Hier liegt quer zur Wandfläche des leicht gebauchten Topfes, also in waagerechter Lagerung, eine hervorstehende Leiste, die auf dem Bruchstück anscheinend nur zur Hälfte erhalten geblieben ist, also wohl nach der anderen Seite hin symmetrisch zu ergänzen ist. Diese Leiste ist an ihrer Außenseite ornamentiert und zwar trägt sie am Ende, wahrscheinlich an beiden, einen zweigeteilten Wulst, von dem aus zu dem anderen Ende zwei gekreuzte eingeritzte Linien verlaufen. Der Topf selbst muß leicht nach außen zu gebaucht gewesen sein und muß einen beträchtlichen Durchmesser gehabt haben. Wahrscheinlich haben zwei solcher Leisten einander gegenüber gelegen. Der Rand des Topfes zeigt außen eine Abstufung nach innen, wie wir das schon bei mehreren Steintöpfen festgestellt haben. Wohl ebenfalls als Griffe an der Außenwand von Steingefäßen sind die folgenden Bruchstücke anzusehen, obwohl wir keine Verbindung an ihnen mit Wandteilen von Gefäßen kennen. Man könnte sie sich auch als Füße von Steingefäßen vorstellen, aber als solche würde das ganze Gefäß im sabäischen Stil u. E. unharmonisch wirken. Der Gefäßrest an dem in Phot. 591 abgebildeten Griff aus weißem Marmor mit rötlichem Band ist leicht gewölbt. Es muß sich daher um ein gebauchtes Gefäß gehandelt haben. Der Griff hat die Form einer Schaufel, die an einem vierkantigen Stiel sitzt, der sich vom Gefäßrand fort verjüngt. Die äußere Schaufel ist nach allen Seiten vom Stielende aus vorspringend und verjüngt sich ebenfalls nach außen zu, um mit einer scharfen Kante zu enden. Sie ist unregelmäßig viereckig, fast quadratisch und ist nur an der Oberseite mit einem eingeritzten gekreuzten Linienornament, das den Seitenkanten parallel verläuft, geschmückt. Die Unterseite des Griffes steht senkrecht zur Gefäßwand, während seine Oberseite leicht nach unten geneigt ist. Der in Phot. 592 abgebildete Schaufelgriff eines Gefäßes aus gelblichem Marmor ist dem vorigen sehr ähnlich. Er unterscheidet sich aber durch das Kreuzlinienornament auf der Schaufel, bei dem die Linien nicht senkrecht zu einander stehen, sondern in spitzem Winkel. Der Rest der Gefäßwand ist so stark gebaucht, daß die Krümmung fast einer Kugelfläche gleicht.
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Auch der in Phot. 593 abgebildete Schaufelgriff aus schneeweißem Marmor muß zu einem sehr bauchigen Gefäß gehört haben, da der Rest der Gefäßwand sehr stark gewölbt ist. Schon aus diesem Grunde kann es sich bei all diesen Gebilden nicht um Gefäßfüße handeln, da der Gefäßboden doch auf jeden Fall viel flacher gewesen sein muß. Im übrigen ist die Gesamtform der der beiden vorigen gleich. Eine noch andere Grifform an einem Gefäß aus weißem Marmor ist in Phot. 594 abgebildet. An einem runden, in der Mitte etwas verjüngten Stiel sitzt eine handartige Verdickung, die an ihrem vorderen, oberen Ende drei Einkerbungen aufweist. Dieser Griff ist wiederum durchbohrt, aber nicht in gerader Richtung von oben nach unten sondern in einem viertel Bogen von oben nach links hinüber. Diese gebogene Durchbohrung spricht u. E. zweifelsohne dafür, daß sie für eine Aufhängung an dem Gefäßgriff dienstbar war, in dem die Schnur nicht nur über das Gefäß hin sondern auch an seinem Rande von Griff zu Griff geführt wurde. Eine ähnliche Form eines Griffes aus schneeweißem Marmor, die zwischen dem Schaufelgriff und dem zuletzt besprochenen liegt, ist in Phot. 595 abgebildet. Auch hier beginnt und endet der Stiel dicker als in der Mitte. Ihm ist am Ende eine durch eine Abstufung von ihm getrennte dreieckige Verdickung angesetzt, die man als spatenförmig bezeichnen kann. An deren Endkante sind oben zwei tiefe Einschnitte angebracht. Der Rest der Gefäßwandung ist innen schön geglättet und leicht gewölbt. Die Wandung besitzt oben eine geringere Dicke als unterhalb des Griffs. Die folgenden vier Bruchteile von Marmorgefäßen sind dagegen alle ohne Zweifel Gefäßfüße nicht nur, weil das aus der Form der erhalten gebliebenen Gefäßteile hervorgeht, sondern weil sie alle die Form von Rinderbeinen besitzen, die nur an dieser Stelle angebracht gewesen sein können und an anderen Teilen des Gefäßes undenkbar sind. Das geht vor allem aus dem in Phot. 596/597 abgebildeten Stück hervor, an dem noch ein Bruchstück des Gefäßbodens erhalten geblieben ist. Es handelte sich bei diesem Gefäß anscheinend um einen Kasten aus Marmor in rechteckiger Form, an dessen vier Ecken je ein Fuß in Form eines plastischen Rinderbeins herausgearbeitet war. Die Ecke der inneren Wandfläche ist, wie man sieht, an dem Bruchstück erhalten geblieben, ebenso wie die Kante der Außenwand. Letztere war, ringsherum laufend, mit mindestens drei Leisten an ihrem unteren Ende geschmückt und zwar von zwei schmäleren, die eine breitere flankieren. Der Fuß beginnt oben mit einem viereckigen Würfel, der sich nach unten mit dem Absatz einer ringsherum laufenden Leiste verjüngt,
um an seinem Ende in die Form eines naturgerecht gestalteten Rinderfußes überzugehen, der eine ebene dreieckige Standfläche besitzt. An dieser ist durch eine Rille zur Spitze des Hufes hin die Zweiteilung des Hufes demonstriert. Die Spitze des Hufes ist nach allen Seiten hin nach außen gerichtet gewesen. Wesentlich naturgerechter sind die zwei nächsten Rinderfüße, die einander sehr ähnlich sind, und von denen wir eins in Phot. 598 abbilden. Hier ist auch das Rinderbein, dem der Fuß angesetzt ist, ganz naturalistisch geformt, d. h. viel schlanker als beim vorigen Stück. Sogar der Haarkranz, der den eigentlichen Huf umrahmt, ist durch einen kleinen Wulst angedeutet.
Fig. 291. Brudistüdc u n d Ergänzung einer Sdiale aus Marmor mit gelbbrauner Bänderung. Gekauft in San'ä, unbekannter Herk u n f t . (43. 15. 91 a) M a ß e : Länge 4,0 cm Breite 4,0 cm Länge d. Beins 2,3 cm Dicke des Beins 1,7X1,0 cm
An dem in Fig. 291 abgebildeten Bruchstück eines Marmorgefäßes aus weißem, gelbbraun gebändertem Marmor ist die Gefäßwand soweit erhalten, daß man eine Ergänzung wagen kann. Es handelt sich offensichtlich um eine flache, runde Schale, die auf drei oder vier Füßen in Form von Rinderbeinen stand. In der Innenfläche der Schale sind noch deutlich die Schliffspuren zu erkennen. Die Außenwand zwischen den Beinen war mit senkrechten Einschnitten in der Form, wie wir sie schon mehrmals gefunden haben, geschmückt. Nach den Ausmaßen des Bruchstücks muß es sich um eine ziemlich kleine Schale gehandelt haben mit einem Durchmesser von höchstens 10 cm. Die im Folgenden zu beschreibenden Deckel von Gefäßen sind alle aus Marmor hergestellt. Natürlich ist damit noch nicht gesagt, daß auch die Gefäße, zu denen sie gehört haben, aus derselben Materie hergestellt gewesen sein mußten. Sie können natürlich auch aus gebranntem Ton, aus Glas oder einem anderen Naturstein verfertigt gewesen sein. Wir werden aber später (s. S. 189) sehen, daß die einzigen Deckel, die mit den dazu gehörigen Gefäßen erhalten geblieben sind, aus demselben Material bestanden wie diese. Es ist also wohl anzunehmen, daß auch die Gefäße, zu denen diese Deckel gehörten, aus Marmor bestanden.
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Der in Phot. 577 abgebildete Deckel aus weißem Marmor hat die Form einer flachen Kugelkalotte, auf deren Spitze sich ein Knopf befindet, der aber nicht rund ist sondern im Grundriß oval gestreckt, und der nach oben zu mit zwei runden Knubben in der Längserstreckung endet. Diese längliche Form werden wir überall kennenlernen und sie dient der besseren Anfaßbarkeit des Deckels. An der Unterfläche des Deckels ist ein Rand, der dem Gefäßrand anscheinend aufliegen soll, waagerecht geglättet, während ihr innerer Teil ganz roh behauen ist oder sogar etwas hügelig gestaltet ist. Ähnlich ist der in Phot. 578/579 abgebildete Marmordeckel gestaltet. Hier zeigt aber der längsgestreckte Knopf nur noch einen Knubben in der Mitte. Außerdem ist die Unterseite des Deckels nicht gegenüber dem geglätteten Rand vorspringend, sondern ziemlich roh in der Mitte vertieft.
Fig. 292—293. G e f ä ß d e d c e l a u s w e i ß e m M a r m o r v o n z w e i Seiten g e s e h e n . Gek a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (43. 15. 95 a) Maße: Höhe 1,4 cm Durchmesser 2,0 cm L ä n g e d e s K n o p f e s 1,0 cm
Der in Fig. 292/293 abgebildete Deckel aus weißem Marmor hat als Knopf nur einen langgestreckten abgerundeten Grat. Seine Unterseite zeigt innerhalb des geglätteten Randes eine erhabene runde Fläche, die den Deckel auf dem Gefäßrand festzuhalten bestimmt ist.
Fig. 294—295. G e f ä ß d e c k e l aus gelbw e i ß e m M a r m o r , v o n zwei Seiten ges e h e n . G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (43. 15. 93 a) Maße: Höhe 3,5 cm Durchmesser 4,0 cm
Etwas komplizierter ist der in Fig. 294/295 abgebildete, zur Hälfte abgebrochene Deckel aus durchscheinendem Marmor mit weißer Bänderung in Wellenlinien. Der Kugelkalotte ist hier ein helmartiger Knopf aufgesetzt, den man auch als einen, von einem Wulst umgebenen zentralen Knopf deuten kann. An der Unterseite ist der innerhalb des geglätteten Randes liegende Teil ausgehöhlt. Ein ganz einfacher flacher Deckel aus gelbem Marmor, bei dem der Knopf nur aus einer leichten, unregelmäßig geformten Erhöhung in der Mitte der Scheibe besteht, ist in Phot. 599 abge-
bildet. An diesem Knubben konnte der Deckel natürlich nicht angefaßt und abgehoben sondern wohl nur zur Seite gerückt werden. Die Unterseite zeigt einen geglätteten Rand, und innerhalb dieses eine vertiefte, unregelmäßige Fläche. Wir sagten schon oben (s. S. 168), daß gewisse Steingefäße aus einem graublauen, silbrig glänzenden Gestein, wie wir sie. auf unserer ersten Reise 1928 in Hugga und Häz mehrfach gefunden haben 1 ), uns später nicht wieder gebracht wurden. Von derartigen Töpfen wurden uns nur Bruchstücke gebracht, die alle mit Bronzeklammern wieder zusammengelötet worden waren, wie wir solche auch bereits in Hugga gefunden hatten. Wahrscheinlich werden die völlig erhaltenen Töpfe aus diesem Gestein, die von den Gabilen in Gräbern gefunden wurden, auch wenn sie wieder zusammengelötet waren, von ihnen als wertvolle Gebrauchsgefäße wieder in Benutzung genommen. Sie brachten uns daher nur die Bruchstücke mit den Resten des Lötmaterials, das immer Bronze war, an denen aber nunmehr, da sie besser erhalten waren als die in Hugga gefundenen Bruchstücke, die Formen des Lötprozesses genauestens festzustellen sind. Da nur Bruchstücke von Steingefäßen, die aus diesem anscheinend sehr zähen und harten Gestein hergestellt waren, mit Resten von Lötmetall zusammen gefunden wurden, so muß man wohl annehmen, daß nur diese Topfarten die Mühe des Lötens lohnten, sei es, daß sie allein die notwendige Konstitution besaßen, um den Lötprozeß zu überstehen, sei es, daß das Material, aus dem sie bestanden, so selten und aus anderen Gründen so wertvoll war, daß nur sie die Reparatur lohnten. Auf dem in Phot. 600 abgebildeten Bruchstück eines Gefäßes dieser Art sieht man noch deutlich den Bruch in der Gefäßwand, der durch das Lötmetall wieder zum Schluß gebracht werden sollte. Die Gefäße dieser Art scheinen zu einem Zwecke benutzt worden zu sein, der öfters zu einem einfachen Sprung dieses Gefäßes geführt haben muß. Denn wenn mehrfache Sprünge durch das Gefäß gegangen wären, würde eine Reparatur kaum möglich gewesen sein. Bei einem einfachen Sprunge scheint man mindestens an zwei Stellen längs des Sprunges und zwar an zwei gegenüberliegenden Punkten die Gefäßwand durchbohrt zu haben. Diese Bohrlöcher hat man mit dem Lötmetall, immer Bronze, ausgefüllt ob durch zugeschnittene Stäbchen, also in erkaltetem Zustande des Metalls, oder durch die flüssige Metallmasse muß dahingestellt bleiben. Diese beiden Bolzen müssen dann auf beiden Seiten des zusammengepreßten Sprunges durch einen festen Bügel mit einander verbunden und zusammengelötet worden sein, wenn nicht 1) V o r i s l a m i s c h e 47—48.
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Altertümer,
a.a.O.,
S. 8 3 — 8 5 ,
Phot.
40,
überhaupt diese Bügel in einer gewissen Formung, ebenfalls in flüssigem Zustande, zugleich mit der Füllung der Bohrlöcher gegossen worden sind. Bei den insgesamt 25 Resten derartiger Lötverschlüsse, die uns vorliegen, ist die Form der Bügel, die die Bolzen mit einander verbinden, so mannigfaltig geformt, mitunter stangenförmig, mitunter platt und breit, daß an eine Verbindung mit den Bolzen in festem Zustande kaum zu denken ist. Außerdem sind zwischen Bolzen und Bügel kaum Lötspuren zu entdecken. Wir neigen also dazu, an eine Gußverbindung zwischen Bolzen und Bügel zu denken, zumal auch zwischen dem Stein und dem Metall eine so enge Verbindung besteht, wie sie uns nur im flüssigen Zustande des Metalls erklärbar erscheint. Wir sehen auf Phot. 600 deutlidi, daß das Metall des oberen Bügels mit einem Zapfen in den Sprung der Gefäßwand hineinragt, was nur durch einen flüssigen Guß zu erklären ist. Wie aber im einzelnen dieser Guß von Statten gegangen ist, ver-
mögen wir nicht zu sagen. Auf jeden Fall muß aber ja wohl der Sprung durch den Lötprozeß wieder so weit geschlossen worden sein, daß der Zweck des Gefäßes weiterhin erfüllt werden konnte. Wir können uns nicht denken, daß der Sprung soweit geschlossen werden konnte, daß das Gefäß wieder mit irgendeiner Flüssigkeit gefüllt werden konnte, vielleicht sogar noch dazu zur Erwärmung über einem Feuer. Wir möchten vielmehr annehmen, daß schon die ursprüngliche Bestimmung des aus diesem silberglänzenden Naturstein hergestellten Gefäßes nicht in der Aufbewahrung und Erhitzung von Wasser oder anderen Flüssigkeiten bestand, sondern daß andere Stoffe oder Materialien in diesen Gefäßen erhitzt worden sind allerdings wohl auf keinen Fall Metalle, da sonst Spuren in den Töpfen erhalten geblieben wären und außerdem ja dann die Reparatur mit Bronzemetall wirkungslos hätte sein müssen.
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Gefäße aus gebranntem Ton (Phot. 603/640, Fig. 296/309) Wir haben bei den Ausgrabungen in Hugga 1928 eine Anzahl von Tongefäßen und Bruchstücke von solchen gefunden 1 ), die sich aber nur zu einem sehr geringen Teil mit denen decken, die Miß Caton Thompson in Hureidha2) gefunden hat sowie mit denen, die wir im Folgenden in der Hauptsache mit einer angeblichen Provenienz aus dem Djöf und zwar nach den Angaben der Überbringer ausschließlich als Beigaben in verschiedenen, von den Gabilen geöffneten Gräbern, beschreiben wollen. Die in Hugga gefundenen Gefäße aus gebranntem Ton waren ausschließlich auf der Drehscheibe geformt, die also damals, vom 3. Jahrh. v. Chr. bis zum 3. Jahrh. n. Chr., das ist die Zeit, in der der ausgegrabene Sonnentempel dort aller Wahrscheinlichkeit nach bestanden hat, schon allgemein in Gebrauch gewesen sein muß. Dagegen scheinen die in Hureidha gefundenen Tongefäße nach den Angaben des Ausgräbers fast alle frei geformt worden zu sein, und nur wenige deuten darauf hin, daß sie einer Drehung auf einer sehr primitiven Scheibe unterworfen gewesen sind. Wir werden sehen, daß bei den vorliegenden Tongefäßen aus dem Djöf sehr rohe, frei geformte Gefäße neben zweifellos auf der Drehscheibe gefertigten auftreten. Ebenso
a) b) c) d) e) f|
R. 31. 31. 31. 31. 31.
Fig. 135. 300. 300. 300. 300. 300.
296: 1803 1804 1802 1801 1800
ist eine zeitliche Einstufung der Gefäße, wie das bei Hugga und Hureidha wenigstens annähernd der Fall war, natürlich unmöglich. Wir teilen das gesamte vorliegende Material nach der Form der Gefäße in mehrere zusammengehörige Gruppen ein. Dabei geht schon aus der Tatsache, daß die von Miß Caton Thompson gewählte Einteilung in 15 verschiedene Formen von uns nicht angewendet werden konnte, hervor, daß unser Material von dem dortigen wesentlich verschieden ist. Wir teilen unsere Gefäße in folgende Gruppen: Pokale, Schalen mit Standfuß, fußlose Schalen, gebauchte Vasen und Gefäße mit Inneneinteilung. Dazu kommen dann noch einige Graburnen, die wir nicht nach ihrer Form sondern nach ihrem Inhalt zusammenfassen. POKALE (Phot. 601/607, Fig. 296) Wir fassen unter diesem Namen 11 Gefäße zusammen, die sich durch einen langen Stiel zwischen einem fast halbkugeligen Becher und einem breiten Fuße auszeichnen. Dieser Name scheint uns treffender zu sein als der eines Kelches, der einen anders geformten und zwar abgeplatteten
Profile v o n p o k a l a r t i g e n (s. P h o t . 604) g) 31. h) 31. (s. P h o t . 603) i) 31. (s. P h o t . 605) j ) 31. (s. Phot. 602) k) 31. (s. Phot. 601) 1) 31.
werden ja heute noch in Jemen frei geformte Gefäße neben solchen auf der Drehscheibe gearbeiteten auf den Markt gebracht. Bei der Herkunft des gesamten vorliegenden Materials aus Grabplünderungen der Gabilen, wobei die Gräber den verschiedensten Zeitepochen angehören können, 1) Vorislamische Altertümer, a.a.O., S. 76—82, Phot. 30—37, Fig. 37—44. 2) T h e Tombs and a.a.O., S. 115—131, Plate X X V I I bis X X X V I I , XLIX—LVI.
Tongefäßen. 300. 1805 300. 1806 300. 1799 (s. Phot. 606) 300. 1798 (s. Phot. 607) 300. 1810 300. 1816 (s. Phot. 608)
Fuß in die Vorstellung bringen würde. Die wichtigsten Formen sind im Profil in Fig. 296 dargestellt worden. Diese relativ große Anzahl von Pokalen scheint dafür zu sprechen, daß diese Gefäßform typisch für Südarabien gewesen ist, da wir sie aus den benachbarten Gebieten des alten Orients u. W. bisher nur selten kennen gelernt haben. Außer diesen elf Pokalen aus dem Djöf kennen wir bisher nur ein Stück, das mit ihnen zu vergleichen wäre aus den Grabungen von
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Miß Thompson in Hureidha 1 ), das am ehesten unserem, in Phot. 605 abgebildeten Stüde ähnlich ist, indem es wesentlich höher (12,6 cm) ist, als der Durchmesser der oberen Öffnung (8,5 cm) und des Fußes (8 cm) beträgt. Dieses Stüde aus Hureidha besitzt nicht nur einen konkaven Rand im Innern, der für einen vorhanden gewesenen Deckel spricht, sondern auch eine Ornamentierung am äußeren Rande und von der größten Verengung des Stiels bis hinunter zum Fuße, die aus waagerecht und senkrecht verlaufenden Einritzungen und aufgesetzten, waagerechten Reihen von kleinen Buckeln besteht. Derartige, in den plastischen Ton hineingearbeitete Ornamente kennen wir an unseren Pokalen nicht. Von unseren Pokalen sind vier frei geformt, während die übrigen alle auf der Drehscheibe verfertigt sind. Offenbar waren alle unsere Pokale Trinkgefäße, die man, mit der Hand den Stiel umfassend, zum Munde führte.
teristisch sind mit ihrem halbkugeligen Kelch, unter dem sofort die engste Stelle des Stieles beginnt, der sich dann langsam, mit einer leichten Wölbung nach innen zu dem Fuße verbreitert, ohne noch wieder einen Übergang aufzuweisen. Diese gleiche Form zeigt auch ein anderer Pokal (31. 300. 1803), nur in Fig. 296 b abgebildet, der ebenfalls noch frei bearbeitet ist und bei einer Höhe von 9—10 cm (er ist also etwas schief) einen Durchmesser des Kelches von 9,3—8,7 cm, des Fußes von 7—6,6 cm und des Stieles von 3,8 cm aufweist. Hier beginnt die Aushöhlung des Fußes schon gleich, hinter seinem unteren Rande und setzt sich nach oben bis fast zur engsten Stelle des Stieles, die gleich unterhalb der Halbkugel des Kelches liegt, fort. Man sieht dem in Phot. 603 und Fig. 296 c abgebildeten Pokal schon ohne weiteres an seiner regelmäßigen Form die Gestaltung auf einer Drehscheibe an. Kelch und Fuß scheinen bei diesem Pokal nicht getrennt hergestellt und später zusammengesetzt worden zu sein, sondern das ganze Stück ist in einem Arbeitsgang geformt. Innen ist dieser Pokal von schwärzlicher Farbe, w a s aber wohl kaum auf eine ursprüngliche Färbung hinweist, sondern wohl auf eine Infiltration mit der Flüssigkeit, für die der Pokal benutzt wurde, vielleicht zum Weintrinken. Die Aushöhlung des Fußes reicht hier ebenfalls bis zur engsten Einschnürung des Stieles hinauf.
Von unseren Pokalen ist wohl der in Phot. 601 und Fig. 296 f abgebildete am rohesten und auch unregelmäßigsten geformt. Der Durchmesser seines sehr flachen Kelches wechselt von einer zur anderen Seite erheblich. Der Stiel ist ziemlich lang und verdickt sich ganz langsam, um dann plötzlich in den wulstartigen Fuß überzugehen, der ebenso unregelmäßig rund ist wie der Kelch. Höhe des Pokals und Durchmesser des Kelches sind ungefähr gleich groß. Das Innere des Fußes zeigt nurieine kleine, kegelförmige Aushöhlung. Bei dem in Phot. 602 und Fig. 296 e abgebildeten Pokal übersteigt der Durchmesser des Kelches sogar etwas die ganze Höhe. Außerdem ist der Kelch halbkugelig und seine Außenwand zeigt sogar noch eine leichte Wölbung nach außen. Der Stiel ist dementsprechend etwas kürzer und gleichmäßig dick. Dagegen ist der Fuß wieder etwas weiter vorgetrieben. A u d i bei diesem Pokal ist kein Zweifel über seine freie Formung. Die ganze Außenseite des Pokals trägt die Reste einer dünnen weißlichgelben Kruste, von der man im Zweifel sein kann, ob es sich um eine Bemalung oder um eine spätere chemische Ausschwitzung handelt, die dann aber eigentlich auch im Innern des Kelches und des Fußes vorhanden sein müßte, w a s aber nicht der Fall ist. Auch hier ist der Fuß nur ganz gering kegelförmig ausgehöhlt, wenn auch etwas weiter als bei dem vorigen Stück.
Der in Phot. 605 und Fig. 296 d abgebildete Pokal zeigt etwa die gleiche Form wie der vorige, nur daß er etwas gedrungener gebaut ist. Aber er zeigt ganz deutlich die Reste einer Rotbemalung, die sich nicht nur über die ganze Außenseite vom Rande des Kelches bis zum Fuße erstreckt, sondern auch noch über einen Streifen am Rande der Innenfläche des Kelches. Da wir die Rotbemalung bisher immer als Anzeichen einer kultischen oder sakralen Bedeutung kennen gelernt haben, so müssen wir eine solche wohl auch bei diesem Pokal annehmen, und zwar ehe er als Grabbeigabe benutzt worden ist.
Auch der in Phot. 604 und Fig. 296 a abgebildete Pokal ist anscheinend noch frei geformt, wenn er auch schon wesentlich regelmäßiger gearbeitet und außen sowohl wie innen schöner geglättet ist. Er bildet bereits einen Ubergang zu den schönen, auf der Drehscheibe geformten Pokalen, die für diese Gruppe von Gefäßen charak-
Dieselbe Form wie die der beiden vorigen zeigt auch ein anderer Pokal (Fig. 296 h), bei dem die Höhe (9,2 cm) geringer ist als der Durchmesser des Kelches (10 cm), bei einer Breite des Fußes von 7,8 cm und des Stieles von 4,7 cm, sowie auch zwei andere Pokale, bei denen der Fuß fortgebrochen ist. Der eine (31. 300. 1808) aus ziegelrot gebranntem Ton hat einen Kelchdurchmesser von 8,8 cm der andere (31. 300. 1810) einen solchen von 9,8 cm. Bei ersterem ist der Rand etwa 0,2 cm nach innen gewölbt von ungefähr 1 cm abwärts vom Rande ab. Der letztere zeigt nur am inneren Rande des Kelches einen 0,5 cm breiten roten Farbstreifen.
1) The Tombs and . . . , a.a.O., XXXVII, 1, u. XLIX, 7.
Eine besondere Form besitzt ein stark gedrungener Pokal aus rotbraun gebranntem Ton
12
S. 74 u.
120—121,
Plate
177
(31. 300. 1805), der in Fig. 296 g abgebildet ist, bei dem bei einer Gesamthöhe von 8,5 cm und einem Durchmesser des Kelches von 9,3 cm der Fuß von der engsten Stelle des Stieles an nur eine Höhe von 2,9 cm besitzt. Dementsprechend ist der Durchmesser des Fußes nur 6,8 cm, und seine Aushöhlung ist sehr flach geformt. Man erkennt aber bei diesem Pokal sehr deutlich, daß trotz der Benutzung einer Drehscheibe der ganze Pokal aus zwei verschiedenen Teilen, nämlich dem Kelch und dem Fuß, die jeder besonders gedreht worden sind, zusammengesetzt worden ist. So entstand dann die kurze Form des Stiels. Von dem in Phot. 606 und Fig. 296 i abgebildeten Pokal haben wir schon erwähnt, daß er am meisten dem einzigen in Hureidha gefundenen Pokal entspricht. Er ist zugleich der höchste unserer Pokale mit einer Länge von Stiel und Fuß von zusammen 7 cm. Dementsprechend reicht auch die Aushöhlung des Fußes nicht bis zur engsten Stelle des Stieles hinauf. Die ganze Außenseite dieses Pokals ist mit einer rotbraunen Farbe bemalt gewesen. Das Verfahren war wohl so, daß der Pokal in lederhartem, das heißt noch eben plastischem Zustande mit rotbrauner Tonmasse übergössen worden ist. Zu den Pokalen müssen wir wohl auch das, in Phot. 607 und Fig. 296 j abgebildete Gefäß aus gebranntem Ton von rotbrauner Farbe mit violetter Tönung rechnen, das an einer Stelle der Außenwand seines Kelches, eben unterhalb des Randes, einen plastisch herausgearbeiteten Tierkopf, offenbar einen Rinderkopf, aufweist. Die Höhe des ganzen Gefäßes ist etwas größer als der Durchmesser des Kelches, dessen größter Be-
a
b
c
d a) b) c) d) e)
31. 31. 31. 31. 31.
c Fig. 297: 300. 1829 (s. 300. 1828 (s. 300. 1827 (s. 300. 1626 (s. 300. 1831
aber an der höchsten Stelle dieser Aushöhlung ist noch eine engere Aushöhlung, wahrscheinlich mit einem Stabe eingedrückt, angesetzt. A m Rande des Kelches ist dieser Pokal beiderseits dunkelrot gefärbt, außen mit einem Streifen von 0,5 cm, innen mit einem solchen von 1 cm Breite. SCHALEN MIT STANDFUSS (Phot. 608/617, 627, Fig. 297/301) Die Schalen mit Standfuß gehen direkt aus den Pokalen hervor, so daß man bei einigen beider Gruppen zweifelhaft sein kann, wie z. B. bei dem zuletzt besprochenen Pokal mit Rinderkopf und bei der in Phot. 609 abgebildeten Schale mit Standfuß mit Steinbockkopf, zu welcher man sie rechnen soll. W i r zählen die letztere auch nur zu den Schalen mit Standfuß, weil der Übergang vom Kelch zum Fuß ohne einen Stiel erfolgt. Das ist denn auch das wichtigste Kriterium, das die beiden Gefäßgruppen von einander trennt, daß der bei den Pokalen vorhandene Stiel hier völlig zum Fortfall kommt. Die eigentliche Schale ist wie bei den Pokalen entweder halbkugelig oder am oberen Rande leicht nach innen oder nach außen gebogen, auf keinem Fall aber gebaucht. Der Standfuß ist wie die Schale selbst rund und relativ kurz. Seine Wand ist leicht nach außen unten, also schräge gerichtet, im Einzelfall auch senkrecht gestellt. Innen ist der Fuß immer ausgehöhlt in Form einer Kugelkalotte oder auch direkt mit einem Knick zu einer waagerecht gestellten Decke, so daß die Wand zwischen der Schalenöffnung und der Fußöffnung im allgemeinen nicht dicker ist als die übrige Gefäßwand. In
f
g
P r o f i l e v o t Schalen mit Standfuß. Phot. 611) f) 31. 300. 1818 g ) 31. 300. 1817 (s. Phot. 613) h) 31. 300. 1820 (s. Phot. 610) i) 31. 300. 1819 (s. Phot. 614) j ) R. 69. (s.
trag etwa 1,5 cm unterhalb des Randes liegt, so daß letzterer etwas nach einwärts gewölbt erscheint. Der ganze Pokal ist sehr sorgfältig auf der Drehscheibe geformt. Der Tierkopf, der stark korrodiert ist, an dem man aber die Hörner und die Augen noch deutlich erkennt, ist naturgemäß nach Herstellung des Gefäßes mit der Hand geformt und angesetzt. Der Fuß ist fast ebenso breit wie der Kelch und innen nur flach ausgehöhlt,
h
Phot. Phot. Phot. Phot.
i
J
608) 616) 615) 618)
Fig. 297 bilden wir im Profil die wichtigsten Schalen mit Standfuß ab. Die in Phot. 609 und Fig. 296 1 abgebildete Schale mit einem Tierkopf aus gelbrot gebranntem Ton bildet den Ubergang von den Pokalen zu den Schalen mit Standfuß. Die Außenwand zeigt hier aber eine leichte s-förmige Krümmung und geht mit einem scharfen Winkei zu dem leicht schräg nach außen gerichteten Fuß über.
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Eine andere, nahezu halbkugelige Schale aus gelbbraun gebranntem Ton, die in Fig. 297 f im Profil abgebildet ist, ist wesentlich roher gearbeitet und besitzt keinerlei Farbanstrich. Der Fuß ist etwas höher wie bei den bisher besprochenen Schalen. Der Rand ist oben sorgfältig waagerecht abgeplattet. Die Rundung von Schale und Fuß in einem Arbeitsgang auf der Drehscheibe ist recht vollkommen. Ihre Höhe beträgt 6 cm, ihr oberer Durchmesser 10 und ihr Fußdurchmesser 6,8 cm. Die Schale stammt angeblich aus Süda im Djöf.
Die innere Wand zwischen Schale und Fuß ist nicht dicker als die gesamte Gefäßwand. Das Gefäß ist in zwei getrennten Teilen auf der Drehscheibe geformt und dann zusammengesetzt worden, was man am Gefäßhalse noch deutlich erkennt. Der Tierkopf ist nachträglich angesetzt worden und sehr primitiv geformt. Wegen der Querkerben an seinen beiden Hörnern wird es sich wohl um einen Steinbockkopf gehandelt haben. Die ganze Außenfläche der Schale und ein schmaler Rand im Innern zeigen Reste einer roten Farbe. Es handelte sich bei dieser Schale also wohl um ein Kultgerät, das in einem Tempel der Mond- oder Venus-Gottheit Verwendung gefunden hatte.
Ähnlich, aber wesentlich flacher geformt ist eine andere Schale aus schwärzlich gebranntem Ton, die in Fig. 297 e im Profil abgebildet ist. Ihre Außenfläche zeigt überall Reste einer Rotbemalung. Audi diese Schale ist auf der Drehscheibe hergestellt. Ihre Höhe beträgt nur 4 cm, der obere Durchmesser 7,3 cm und der Fußdurchmesser 4,8 cm. Sie stammt angeblich aus Süda im Djöf.
Dieser Schale sehr ähnlich ist die in Phot. 608 und Fig. 297 g abgebildete, die ebenfalls auf der Scheibe gedreht worden ist, aus gelbrotem, gebranntem Ton, an der aber der Tierkopf fehlt. Der Kelch ist nahezu halbkugelig. Auch diese Schale ist aus zwei getrennten Teilen zusammengesetzt. Einen wesentlich kleineren Fuß und dementsprechend eine tiefere obere Öffnung hat die in Phot. 616 und Fig. 297 h abgebildete Schale, die ebenfalls auf der Scheibe gedreht ist. Ihre Seitenwand ist etwas weiter nach außen geschweift, so daß man fast von einer Schüssel sprechen kann. Der Fuß ist besonders niedrig und im Durchmesmer nur halb so groß wie der obere Rand. Die Wand des Fußes fällt nahezu senkrecht ab. Der obere Rand zeigt innen und außen einen roten Farbstreifen. Noch weiter ausgeschweift ist der Rand der in Phot. 615 und Fig. 297 i abgebildeten Schale aus rotbraun gebranntem Ton, die aber sonst der vorigen sehr ähnlich ist. Sie ist gleichfalls auf der Scheibe gedreht. Die Oberfläche ist besonders sorgfältig bearbeitet und geglättet. Die ganze Schale, innen wie außen, bis auf die Unterseite des Fußes ist rot bemalt gewesen. Sie wurde wohl in lederhartem Zustande in eine dünnflüssige Masse roten Tons getaucht oder damit begossen. Eine halbkugelige Form besitzt wieder die in Phot. 618 und Fig. 297 j abgebildete Schale aus ziegelrot gebranntem Ton, deren Fuß aber ebenso niedrig ist, wie der der vorigen. Diese Schale zeigt aber am oberen Rande eine sorgfältig herausgearbeitete, wulstartige Verdickung nach außen. Der Fuß ist nicht senkrecht abfallend sondern leicht nach außen gebogen. Die ganze Außenseite der Schale zeigt eine schwärzliche Farbe, von der man aber nicht aussagen kann, ob sie ursprünglich als Farbe angelegt worden ist oder nachträglich durch den Gebrauch erworben wurde. Dieses Stück ist eine der am sorgfältigsten auf der Drehscheibe hergestellten Schalen dieser Reihe. 12»
Jr Fig. 298.
S t a n d f ü ß e v o n z w e i Schalen im Profil. 1) a u s a u ß e n r o t e m , i n n e n schwarz g e b r a n n t e m Ton. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich a u s S ü d a im Djöf. (31. 300. 1812) Maße: Höhe 4,1 cm Durrfim. o b e n 5,0, u n t e n 8,4 cm 2) a u s g e l b r o t g e b r a n n t e n Ton. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich a u s S ü d a im Djöf. (31. 300. 1813) Maße: Höhe 2,3 cm D u r d i m e s s e r o b e n 3,5 c m u n t e n 4,7 cm
Von zwei Standfüßen von Schalen (Fig. 298), bei denen der obere Teil fortgebrochen ist, besteht der kleinere (31. 300. 1813) aus gelbrot gebranntem Ton und ist auf der Scheibe gedreht. Er ist bei einem unteren Durchmesser von 4,7 cm und einem Durchmesser am Halse von 3,5 cm nur 2,3 cm hoch und stammt angeblich aus einem Grabe in Süda. Der andere (31. 300. 1812) aus rotem, innen schwärzlich gebranntem Ton ist erheblich höher, nämlich 4,1 cm, bei einem, unteren Durchmesser von 8,4 cm und des Halses von 5 cm. Die Herkunft wurde als dieselbe bezeichnet wie bei der ersteren. Bei diesem Standfuß war die ganze Außenfläche und damit wohl die ganze Schale rot bemalt. Ein dritter Standfuß aus ziegelrot gebranntem Ton (31. 300. 1814) zeichnet sich vor allem durch seine Größe aus, die am unterem Ende des Fußes 10,5 cm betrug bei einer Höhe von 3,5 cm und einem Durchmesser am Halse von 8,8 cm. Auch dieser angeblich aus 179
Beidhä im Djöf stammende Standfuß, also auch wohl die ganze Schale war rot bemalt. Die in Phot. 610 und Fig. 297 c abgebildete Schale ist ebenfalls auf der Drehscheibe geformt und unterscheidet sich sonst wenig von den vorigen und den nächst besprochenen. Sie ist von rotbraunem Brand und zeigte nach mehrjähriger Aufbewahrung im Museum besonders starke Salpeterausblühungen (s. S. 191). Dagegen zeigt die in Phot. 614 und Fig. 297 d abgebildete Schale aus rotbraun gebranntem Ton als besonderes Merkzeichen einen absolut senkrechten Standfuß, was sich innerhalb des Fußes dahin auswirkte, daß seine Aushöhlung rechteckig gewinkelt war. Die in Phot. 613 und Fig. 297 b abgebildete Schale aus ziegelrot gebranntem Ton ist ähnlich geformt. Hier ist dagegen nur das ganze Innere
nen gebogen, während die Schale im übrigen durchaus in der Form den vorher besprochenen entspricht. Eigenartig ist auch die Bemalung in roter Farbe, die noch deutlich zu erkennen ist (s. Fig. 299/300). Unter dem Zwischenraum zwischen den beiden mittleren Zacken liegt eine Mondsichel, deren Enden in diese Zacken hineinreichen, und in ihrer Mitte liegt ein runder Punkt, also das bekannte Symbol des Mondes mit Stern oder Sonne. An der Außenseite ist die Mondsichel symmetrisch von vier weiteren runden Punkten umrahmt. Von den beiden äußeren Zacken, ebenfalls in sie hineinreichend, verlaufen zwei senkrechte Streifen bis zum unteren Rande des Fußes. Drei weitere senkrechte Streifen teilen die zackenlose Hälfte der Außenfläche der Schale in vier Felder ein, in deren jedem zwei runde Punkte übereinander liegen. Der obere Rand der
H ä l f t e des R a n d e s , v o n z w e i S e i t e n g e s e h e n . Die o r n a m e n t a l e B e m a l u n g ist rot (s. audi Phot. 612). in S a n a, a n g e b l i c h aus B e i d h ä im D j ö f . (31. 300, 1833) M a ß e : H ö h e 5 , 6 + 1 , 5 c m (Zatken) Durchmesser o b e n 10,6 c m u n t e n 6,4 c m
der Schale rot bemalt gewesen. Wahrscheinlich müssen wir aber vermuten, daß auch die Außenfläche rot bemalt war, daß die Bemalung aber zerstört ist. Auch die in Phot. 611 und Fig. 297 a abgebildete Schale aus graugelbrot gebranntem Ton ist mit roter Farbe bemalt, aber nur an der gesamten Außenfläche und an einem schmalen Streifen am inneren Rande. Dagegen war bei einer anderen, in Phot. 627 abgebildeten Schale, deren Fuß weitgehend zerstört ist, wiederum die gesamte Innen- wie Außenfläche mit hellrotbrauner Farbe bemalt. Hier ist der Oberteil der Schale unterhalb des Randes leicht vorgewölbt. Als letzte Schale dieser Gruppe haben wir die in Phot. 612 und Fig. 299/300 abgebildete aus gelbrotem Ton zu betrachten, die als spezielle Sonderheit vier dreieckige Zacken auf der einen Hälfte des Schalenrandes aufgesetzt zeigt, deren Bestimmung uns bisher völlig unklar geblieben ist. Audi diese Schale ist auf der Drehscheibe hergestellt. Die vier Zacken sind leicht nach in-
Gekauft
Schale ist innen wie außen mit einem schmalen Streifen rot umsäumt, der auch über die Zacken hinausgeht. Die Mondsichel mit Stern oder Sonne deutet darauf hin, daß diese Schale eine kultische oder sakrale Bedeutung gehabt hat, wahrscheinlich in einem Heiligtum der Mondgottheit. Eine ganz andere Form als die bisher besprochenen Schalen mit Standfuß, die wir aber doch in diese Gruppe einreihen wollen, zeigen fünf Schalen mit wesentlich höherer Außenwand und mit niedrigem Standfuß, von denen wir vier in Phot. 625/626 und in Fig. 301 im Profil abbilden. Sie zeichnen sich alle trotz ihrer verschiedenen Größe, die in der Höhe zwischen 8,5 und 13,0 cm, im Durchmesser zwischen 14,0 und 18,0 cm schwankt, einmal durch ihren ein- und ausgebuchteten Rand, ferner durch ihre S-förmige Wand, und zuletzt durch zwei waagerecht verlaufende Rillenstreifen an der Außenwand aus. Bei zweien dieser Schalen ist außerdem noch eine weißliche Bemalung an der Außenwand erhalten geblieben, die wahrscheinlich einst auch bei den anderen Schalen vorhanden war. Sie stammen alle
180
fünf angeblich aus Beidhä im Djöf und zwar aus Gräbern. Sie sind ferner alle auf der Drehscheibe gefertigt. Die in Phot. 625/626 und Fig. 301 a im Profil abgebildete Schale oder wie man besser sagt, der Topf, ist der größte und höchste der fünf vorliegenden, aber nicht der weiteste. Er ist also der
18,0 cm. Er ist also weiter ausladend als der vorige. Seine Wanddicke ist oben geringer als unten, von 0,5 bis 1,0 cm. Er besitzt 10 Aus- und Einbuchtungen am Rande. Die Streifen von je vier Rillen liegen unterhalb des Randes und oberhalb des Fußansatzes. Auch hier sind Reste einer ursprünglichen Weißbemalung noch zu erkennen.
Fig 301. Profile v o n S d i a l e n mit S t a n d f u ß u n d g e w e l l t e m Rand. a) 31. 300. 1822 (s. Phot. 625/26) c) 31. 300. 1823 b) 31. 300. 1821 d) 31. 300. 1824
nach oben zu langgestreckteste. Der untere Teil der Wand ist leicht gebaucht, der obere nach auswärts gebogen, wodurch die S-förmige Gestalt der Außenwand im Profil entsteht, während innen zwischen unterer Wölbung und dem nach außen gebogenen Rand ein ausgesprochener Knick angelegt ist, der in Phot. 625 besonders gut zu sehen ist. Der obere Rand weist 9 Aus- und Einbuchtungen auf, die ihn, von oben gesehen, in Schlangenlinien verlaufen lassen. Der Fuß ist niedrig, seine Wand verläuft leicht schräge nach unten und außen. Er ist in der Form einer Kugelkalotte sehr flach ausgehöhlt. Unterhalb des Randes, und zwar noch in der Zone der Aus- und Einbuchtungen, verlaufen an der Außenwand parallel zueinander drei waagerechte Rillen, und drei weitere solche Rillen liegen weiter unten, und zwar unterhalb der größten Ausbuchtung der Außenwand. Reste von weißer Farbe an der Außenwand des sonst aus weißgelb gebranntem Ton bestehenden Topfes lassen auf eine völlige Bemalung der Außenwand schließen.
Der in Fig. 301 c abgebildete Topf aus weißgelb gebranntem Ton ist wesentlich kleiner als der vorige bei einer Höhe von nur 9,7 cm und einem Durchmesser am Rande von 14,0 cm und am Fuße von 7,0 cm. Die weiße Bemalung reicht hier nicht nur über die ganze Außenfläche, sondern anscheinend auch über einen Randstreifen am inneren Rande. Die zwei Streifen von Rillen liegen unterhalb des Randes und ziemlich tief am unteren Teil des Bauches. Der Rand zeigt nur 8 Ein- und Ausbuchtungen. Der kleinste dieser Töpfe mit Standfuß, dessen Fuß aber abgebrochen ist (31. 300. 1825), besteht aus ziegelrot gebranntem Ton und hat eine Höhe von 8,0 cm bei einem Durchmesser des Randes von 12,0 und des Fußes von 5,8 cm. Audi er zeigt am Rande nur 8 Ein -und Ausbuchtungen. Aber ihm fehlen die zwei ausgesprochenen Rillenstreifen an der Außenwand, die ersetzt sind durch eine weniger ausgesprochene Rillung am ganzen mittleren Teil des Bauches. Auch hier ist die Weißfärbung an der Außenwand gut erhalten.
Obwohl der in Fig. 301b abgebildete Topf aus gelb gebranntem Ton niedriger ist als der vorige, ist er am Rande weiter. Seine Höhe beträgt 12,5 cm, der Durchmesser am Rande aber
Der letzte dieser weißgefärbten Töpfe aus weißgelb gebranntem Ton ist in Fig. 301d im Profil abgebildet und besitzt eine Höhe von 8,5 cm bei einem Durchmesser des Randes von nur 13 cm 181
und (mit nur 8 Ein- und Ausbuchtungen) von 14,0 cm und des Fußes von 6,8 cm. Am Rande und am Bauche und hier auch noch am Fuße liegen j e drei tiefe Rillen. Auch dieser Topf zeigt die Reste der weißen Farbe an der Außenwand sowie an einem Randstreifen im Innern. Eine noch andere Form einer Schale mit Standfuß ist nur als Bruchstück erhalten und im Profil in Fig. 302 e abgebildet. Die eigentliche Schale wie auch der Fuß bestehen aus zwei, von senkrechten W ä n d e n umgebenen Becken, die nur durch einen waagerecht liegenden Boden von eiander getrennt sind. Ihre ganze Höhe beträgt nur 3,5 cm. Der Durchmesser des oberen Beckens ist 6,5 cm, seine Tiefe beträgt nur 1,2 cm. Der Durchmesser des Fußes ist 4,5 cm, seine Höhe beträgt 2,0 cm. Diese Schale besteht aus gelb gebranntem Ton, und ihre ganze Außenfläche ist mit roter Farbe bemalt. Wahrscheinlich handelte es sich auch um ein Gefäß mit kultischer Bestimmung.
a
Ähnlich geformt, aber etwas flacher als die vorige ist die in Phot. 617 und in Fig. 302 b im Profil abgebildete Schale, deren Brand von außen ziegelroter, nach innen zu schwärzlicher Farbe übergeht. Sie ist zweifellos auf der Scheibe geformt. Auch sie war wohl nur auf der Bodenfläche, die leider zerstört ist, abgeplattet, vielleicht unter einer dickeren Wand. Sie ist am Rande innen wie außen mit einem roten Farbstreifen versehen. Am äußeren Rand ist außerdem ein Streifen von parallel verlaufenden Rillen angebracht, die vielleicht auch als Schmuck aufgefaßt werden müssen, selbst wenn sie auch durch die Technik der Herstellung erklärt werden können. Die in Phot. 628 abgebildete Schale aus rot gebranntem Ton, die auch in Fig. 302d abgebildet ist, ist schon nicht mehr halbkugelig zu nennen, sondern hat höchstens die Form einer flachen Kugelkalotte. Der größte Teil dieser Kalotte ist
b
b F i g . 302. P r o f i l e v o n f u ß l o s e n e) R 139 a) 31. 300. 1832 f) R 136 b) 31. 300. 1811 (s. P h o t . 617) g) R 140 c) 31. 300. 1809 (s. P h o t . 633) d) R 134 (s. P h o t . 628) h) R 137
FUSSLOSE SCHALEN (Phot. 617, 628, 630/633, Fig. 302) Unter dieser Bezeichnung wollen wir eine Gruppe von Schalen zusammenfassen, die nur aus einer geschweiften Gefäßwand bestehen, an die aber kein Standfuß angesetzt ist, deren Boden also entweder ebenso wie ihre W ä n d e gewölbt, so daß sie überhaupt nicht oder nur durch ihr eigenes Gleichgewicht in stehender Lage gehalten werden, oder nur leicht abgeplattet ist. In Fig. 302 sind die verschiedenen Formen dieser Gruppe von Gefäßen im Profil zusammengestellt worden, deren wichtigste Typen in Phot. 617, 628, 632 und 633 abgebildet sind. Diese fußlosen Schalen sind teilweise frei geformt, teilweise aber auf der Drehscheibe hergestellt. Die in Fig. 302 a im Profil abgebildete, fußlose Schale aus gelbgrau gebranntem Ton ist ziemlich legelmäßig, aber mit der freien Hand in die Form einer Halbkugel gebracht worden. Ihre Höhe beträgt nur 5,0 cm, ihr oberer Durchmesser 9,0 cm. Der obere Teil des Randes ist leicht nach innen gebogen, so daß ihr größter Durchmesser unterhalb des Randes 9,6 cm beträgt. Die Dicke der W a n d ist überall gleichmäßig. Der Boden der Schale ist nur leicht abgeplattet. Die in San'ä gekaufte Schale stammt angeblich aus einem Grabe in Beidhä im Djöf.
Schalen. (s. Phot. 530/31) (s. P h o t . 632)
außen als Bodenfläche eben geformt. Aber auch diese Schale ist noch auf der Drehscheibe geformt. Noch wesentlich flacher ist die, in Phot. 633 und imProfil in Fig. 302c abgebildete Schale, deren Ton außen rötlich gelb und innen schwärzlich gebrannt ist. Auch hier ist leider der Boden abgebröckelt, aber es ist wohl nur eine Abplattung an der unten verdickten W a n d vorhanden gewesen. Die Schale ist frei geformt, ist aber trotzdem ziemlich regelmäßig rund und außen, wie man an den Strichspuren sieht, wahrscheinlich mit einem Holz geglättet. Fast nur noch von einer gebrannten Tonplatte kann man bei der in Phot. 632 und Fig. 302 g abgebildeten Schale aus rotem Ton sprechen, die man aber doch wohl wegen ihrer leicht konkaven Form an der Oberfläche in diese Gruppe einreihen muß. Sie ist ebenfalls zweifellos mit der freien Hand geformt. Phot. 632 zeigt nur ihre Unterseite, die fast völlig abgeplatttet ist. GEBAUCHTE V A S E N (Phot. 619/620, 622/624, 629/631, Fig. 303) W i r fassen in dieser Gruppe alle Gefäße zusammen, die sich nicht wie die bisher besprochenen vom Rande aus einfach nach unten hin einwölben oder höchstens am Rande leicht nach innen gebogen sind, sondern die sich nach oben,
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zur Öffnung des Gefäßes hin wesentlich verengern. Bei allen diesen Gefäßen muß also der größte Durchmesser des Bauches beträchtlich nach unten gerückt sein und erheblich größer sein, als der Durchmesser am Rande. Unter diesen gebauchten Vasen können wir wieder zwei verschiedene Formengruppen unterscheiden, nämlich solche, bei denen die Bauchung in geschlossener Krümmung bis zum Rande des Gefäßes reicht, und solche, bei denen über der geschlossen gekrümmten Wandfläche mit einem ausgesprochenen Knick noch ein, entweder nach außen oder nach innen gerichtetes Stück einer randlichen Wandfläche sich anschließt. Alle diese gebauchten Vasen sind mit einem Fuße versehen, der entweder ein Standfuß oder eine verdickte Bodenabplattung sein kann. Unter diesen gebauchten Vasen sind ein Teil frei geformt, aber ihre überwiegende Zahl ist auf der Drehscheibe hergestellt. Sie stammen nahezu alle angeblich aus Gräbern im Djöf. Bei einigen von ihnen ist eine Rotfärbung und eine Ornamentierung durch Rillen festzustellen. Sie sind in Phot. 619, 620, 622, 623, 624 und 629, sowie im Profil in Fig. 303 abgebildet.
c a) b) c) d) e) f)
31. 31. 31. 31. 31. 31.
d 300. 300. 300. 300. 300. 300.
und außen geneigt, seine Öffnung besitzt die Form einer Kugelkalotte. Eine schöne gebauchte Vase des ersten Untertyps aus braunviolett gebranntem Ton, bei der der größte Durchmesser etwa auf dem obersten Drittel der Höhe liegt, ist in Phot. 620 und im Profil in Fig. 303c abgebildet. Sie ist wesentlich breiter als hoch und schließt sich zum Rande hin soweit zusammen, daß hier der Durchmesser der Höhe gleich ist. An der am weitesten nach außen gebauchten Stelle ist eine Bruchlinie gewesen, die bei der Arbeit auf der Drehscheibe entstanden war, aber wieder mit Ton ausgeschmiert worden ist. Auf dieser Ausbesserungsfläche ist dann mit dem Fingernagel oder mit einem Stäbchen eine sehr unregelmäßige Zickzacklinie eingeritzt worden. Der Fuß ist niedrig, seine Wand ist nach unten und außen geneigt. Der obere Rand ist sowohl innen wie außen mit einem roten Farbstreifen bemalt gewesen, ebenso anscheinend der ganze Fuß. Ganz ähnlich wie die vorige ist eine andere aus gelbbräunlich und leicht lila gebranntem Ton geformt, deren Profil in Fig. 303b abgebildet ist. Sie ist aber etwas höher mit einem etwa eben-
«
f
F i g . 303. Profile v o n 1787 1796 1795 (s. Phot. 620) 1788 1789 1790 (s. Phot. 630/631)
Wir beginnen mit einer Vase aus rötlich braun gebranntem Ton, die zweifellos zu dieser Gruppe gehört, obwohl ihr Rand abgebrochen ist. Sie ist in Phot. 619 und im Profil in Fig. 303k abgebildet. Sie zeichnet sich durch eine sehr primitive, rohe Formung aus und ist frei gestaltet. An der Bruchfläche oben erkennt man, daß die Wandfläche sich zu einer erheblichen Wölbung nach innen oben zusammengeschlossen haben muß, was ihre Zugehörigkeit zu der Gruppe der Pokale, zu der sie sonst wegen der Form des Fußes vielleicht einzureihen wäre, ausschließt. Wie ihr Rand beschaffen gewesen ist, können wir aus den Resten nicht mehr klären. Der Fuß ist stark nach unten
gebauchten g) 31. 300. h) 31. 300. i) 31. 300. j ) 31. 300. k) 31. 300.
9 Vasen. 1791 (s. 1794 (s. 1793 (s. 1792 (s. 1707 (s.
Phot. Phot. Phot. Phot. Phot.
b 623) 622) 624) 629) 619)
sogroßen Durchmesser am Bauche von 11,0 cm und einem solchen von 10,0 cm am Rande und von 7,5 cm am unteren Ende des Fußes. Die Außenwand zeigt hier nicht nur eine einheitliche Bauchung nach außen auf, sondern zwischen zwei geringeren Bauchungen liegt eine kleine Einbiegung. Hier liegt an der weitesten Stelle der Bauchung auf der Verschmierung einer Bruchlinie nicht ein Zickzackband, sondern eine doppelte Wellenlinie eingeritzt. Die Vase, an der keinerlei Rotfärbung mehr festzustellen ist, stammt angeblich aus Beidhä im Djöf. Eine sehr roh und offenbar frei mit der Hand geknetete Vase aus gelbweiß gebranntem Ton,
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die aber in der Gesamtform den beiden vorigen gleicht, aber einen leicht nach außen geknickten Rand aufweist, leitet zum zweiten Untertyp der gebauchten Vasen über und ist im Profil in Fig. 303f abgebildet. Ihre Höhe beträgt 8,7 cm, ihr Durchmesser an der dicksten Stelle des Bauches 7,7 cm und am Rande 7,2 cm. Der Durchmesser an der 1,0 cm unter dem Rande liegenden Knikkung beträgt 6,5 cm, der des unteren Randes des Fußes 5,5 cm. Eine Bemalung ist nicht mehr festzustellen. Diese Vase stammt angeblich aus einem Grabe in Süda im Djöf. Die nächsten Vasen, in Phot. 622, 623, 624 und 629 sowie im Profil in Fig. 303 d bis j abgebildet, zeigen alle denselben Typ. ü b e r und unter einer regelmäßig gebauchten Wand, deren größter Durchmesser etwa in der Mitte der Gesamthöhe liegt, schließt sich nach oben hin ein nahezu senkrecht stehender, mitunter leicht nach außen geneigter Rand, der ungefähr ebenso hoch ist wie der Fuß. Beide, oberer Rand wie Fuß, zeigen etwa den gleichen Durchmesser. Ähnliche Gefäße werden wir später auch noch unter den Graburnen kennenlernen, die mit Staub gefüllt und verschlossen waren und daher gesondert besprochen werden sollen (s. S. 186 in Phot. 641). Alle diese Gefäße sind auf der Drehscheibe gearbeitet, die aber wohl noch ziemlich primitiv war oder von Anfängern in der Töpferei benutzt wurde, denn nahezu alle vorliegenden Gefäße sind recht unregelmäßig geformt. Besonders in der in Phot. 623 und im Profil in Fig. 303g abgebildeten Vase aus braunviolett gebranntem Ton ist der senkrechte Rand noch wenig abgesetzt. Am Rande dieser etwas schiefen Vase liegt innen wie außen ein etwa 2,0 cm breiter, roter Streifen aufgemalt. Etwas bauchiger ist eine andere Vase aus lilagräulich gebranntem Ton, wie das Profil in Fig. 303e zeigt. Sie ist 9,0 cm hoch und hat an der weitesten Stelle des Bauches einen Durchmesser von 7,5 cm. Der Durchmesser des Randes beträgt 6,0 cm, der des Fußes 6,3 cm. Die 2,0 cm unter dem Rande, resp. 1,6 cm über dem Fuße liegenden Hälse haben einen Durchmesser von 5,0 resp. 6,0 cm. Auch hier liegt ein roter Farbstreifen innen und außen über dem Rande. Angeblich stammt diese Vase aus Beidhä im Djöf. Wesentlich kleiner ist die in Phot. 624 und im Profil in Fig. 303i abgebildete Vase aus gelb gebranntem Ton. Der Rand ist etwas nach außen geneigt. Wahrscheinlich war bei dieser Vase die ganze Außenfläche rot bemalt, sicher aber auch ein Streifen des inneren Randes. Ähnlich geformt ist eine andere Vase aus ziegelrot gebranntem Ton, deren Profil in Fig. 303g abgebildet ist, deren Fuß zum Teil abgebrochen ist. Sie ist 6,3 cm hoch und besitzt einen größten Durchmesser von 5,5 cm. Der Durchmesser des 1,2 cm hohen senkrechten Randes ist 3,7 cm, der
des Fußes 4,5 cm. Diese Vase soll angeblich aus einem Grabe in Süda im Djöf. Sehr langgestreckt ist die in Fig. 303 a im Profil abgebildete Vase aus gräulichgelbrot gebranntem Ton, die auf der Drehscheibe zu einem feinen, sehr dünnen Scherben gedreht und sorgfältig gebrannt ist. Sie ist 10,8 cm hoch bei einem Durchmesser am Bauche von 5,5 cm. Der Rand, der 1,4 cm hoch und schräg nach außen geneigt ist, hat einen Durchmesser von 4,7 cm, am Halse nur einen solchen von 3,3 cm. Der 1,8 cm hohe, ebenfalls nach außen geneigte Fuß hat unten einen Durchmesser von 5,1 cm, am darüberliegenden Halse nur von 3,3 cm. Dem oberen Teil des Bauches ist in primitiver Reliefarbeit eine Mondsichel und in ihr eine runde Scheibe, die Sonne oder ein Stern, wohl die Venus, aufgesetzt. Am oberen Rande war außen ein Streifen von Rotbemalung vorhanden. Diese längste aller gebauchten Vasen stammt angeblich aus einem Grabe in Süda im Djöf. Eine ganz andere Form als die bisher besprochenen, gebauchten Vasen weist die in Phot. 630/631 und im Profil in Fig. 302f abgebildete kleine Vase aus rot gebranntem Ton auf, die leider weitgehend zerbröckelt ist. Immerhin reichen die Reste aus, um sie ungefähr rekonstruieren zu können. Sie ist in ihrer Gesamtheit fast doppelt so breit wie hoch. Einem fast senkrecht stehenden Rand, der sich in einem viertelkreisförmigen Bogen fast bis zu waagerechter Lage herabbiegt, schließt sich mit einem winkligen Absatz der halbkreisförmige Bauch an. Der Boden ist etwas abgeplattet, aber es ist nicht sicher, ob ein Standfuß sich nach unten zu anschloß. An der Außenwand sind Reste von schwarzer und gelber Bemalung erhalten geblieben. GEFÄSSE MIT INNENEINTEILUNG (Phot. 621, 634/636, Fig. 304/306) Außer den bisher beschriebenen Gruppen von Gefäßen mit einfacher glatter Gefäßwand im Innern müssen wir noch einige Gefäße beschreiben, die am Boden ihres Hohlraums eine besondere Formung aufweisen, die in der plastischen Tonmasse als Rippen oder Grate angelegt worden sind. In freier Arbeit sind im Grunde eine Anzahl von Bodenbecken angelegt, die anscheinend dazu bestimmt waren, den Inhalt des Gefäßes nach bestimmten Flüssigkeiten oder Körpern hin zu trennen. Die wahrscheinlichste Bestimmung dieser Kammerung der Bodenfläche war wohl, bestimmte Materien entweder einem Gotte zu opfern oder sie einem Toten mit ins Grab zu geben. Unter diesen Gefäßen können wir zwei Typen unterscheiden, von denen der eine eine Fünfteilung des Bodens, der andere eine Zweiteilung aufweist. Die Gefäße mit einer Fünfteilung des
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Bodens zeigen in beiden vorliegenden Beispielen die Form von gebrauchten Vasen, während diejenigen mit Zweiteilung, von denen ebenfalls nur zwei Exemplare vorliegen, die Form von flachen Schalen besitzen.
rot g e b r a n n t e m Ton mit Streifen v o n roter F a r b e an der A u ß e n w a n d und mit einer F ü n f t e i l u n g durch Tonrippen in der Bodenfläche, v o n oben und von der Seite g e s e h e n (s. Phot. 621). G e k a u f t in San a, angeblich aus Süda im Djöf, (31. 300. 1797) M a ß e : H ö h e 5,5 cm Durchmesser am R a n d e 5,0 cm am Bauche 7,0 cm am F u ß e 3,7 cm des i n n e r e n runden Beckens 1,5 cm
Fig. 306.
Die in Phot. 621 und Fig. 304/305 abgebildete gebauchte Vase mit Fünfteilung des Bodens im Innern aus gelbbraun gebranntem Ton ist wahrscheinlich nicht auf der Drehscheibe, sondern frei gearbeitet, aber wohl unter Zuhilfenahme von hölzernen Töpferspachteln. Diese gebauchte Vase ist verhältnismäßig klein, aber es gab auch größere, wie das nächste Beispiel zeigt, das wohl die dreifache Höhe aufwies. Sie ist breiter als hoch und besitzt einen verhältnismäßig hohen Standfuß gegenüber allen anderen gebauchten Vasen. Der Durchmesser des Fußes ist kleiner als der der Vasenöffnung. Am gewölbten inneren Boden des Gefäßes ist ein Gerüst von Tonrippen plastisch herausgearbeitet, die die Schaffung von fünf voneinander getrennten Becken zum Ziele hatte. In der Mitte des Bodens ist durch einen runden Tonwall eine halbkugelige Hohlform geschaffen worden. Von diesem runden Tonwall gehen nach vier, aufeinander senkrecht stehenden Richtungen vier Tonrippen aus, die, je mehr die Seitenwandung sich hebt, um so niedriger werden, um dann aufzuhören, wenn die Wandung die Höhe des inneren runden Beckens erreicht hat. Diese vierstrahlige Konstruktion am Boden hat einen Durchmesser von 5,0 cm, bei einem größten Durchmesser des Gefäßes von 7,0 cm, und ist ebenso groß, wie der obere Rand. Die Außenwand des Gefäßes ist mit roter Farbe mit zwei waagerechten Streifen am oberen Rande und etwa auf der Höhe des größten Umfanges und mit sechs senkrechten Streifen bemalt, die vom Randstreifen ausgehen über den Bauchstreifen hinüber, aber nicht bis zum Fuße herabreichen. Dieselbe sternförmige Konstruktion im inneren Boden sehen wir in einem Bruchstück eines wahrscheinlich ähnlich geformten Gefäßes wie das vorige, von dem aber nur der Fuß und das Bodenstück mit der fünfteiligen Konstruktion auf
Fuß eines wahrscheinlich gebauchten Gefäßes aus gelbrot g e b r a n n t e m Ton, dessen Bodenfläche eine Fünfteilung durch Tonrippen aufweist (s. Phot. 634). G e k a u f t in San'ä, angeblich aus Beidhä im Djöf. Mafle: Durchmesser d e s F u ß r a n d e s 11,2 cm des r u n d e n Beckens 6,8 cm Tiefe des r u n d e n Berkens 3,0 cm
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ihm erhalten geblieben ist, und das in Phot. 634 und Fig. 306 abgebildet ist. Wir sehen wiederum das zentrale runde Becken hier vollständig halbkugelig und die an seine Außenwände angesetzten vier senkrecht aufeinander stehenden Rippen. Wenn wir die Maße des Fußes des vorigen Gefäßes für den Vergleich mit diesem zur Rekonstruktion zu Grunde legen, so muß es eine Höhe von etwa 17 cm und einen Durchmesser von 21 cm gehabt haben. Der Durchmesser des zentralen Rundbeckens beträgt 6,8 cm, das ganze Rippengerüst wird also einen Durchmesser von 15 cm gehabt haben. Das Bruchstück besteht aus vorzüglich gebranntem, gelbrotem Ton. Nach der guten Rundung des Fußes ist anzunehmen, daß das ganze Stück sehr sorgfältig mit der Hand frei geformt worden ist und hinterher geglättet wurde. Reste einer Farbe sind nicht mehr festzustellen. Der zweite Typ der Gefäße mit Inneneinteilung, und zwar einer Zweiteilung, ist schalenförmig flach. Diese Schale ist durch eine Rippe aus Ton von einem Gefäßrand zum anderen zweigeteilt. Von den beiden vorliegenden Beispielen ist die eine Schale mit einem Standfuß versehen, die andere fußlos und nur an der Bodenfläche abgeplattet. Die in Phot. 635/636 abgebildete, zweigeteilte, runde Schale aus rostrotem Ton ist mit einem ebenfalls runden Standfuß versehen, der aber höher ist als die Schale selbst und nur einen geringeren Durchmesser aufweist als diese selbst, so daß ein waagerecht verlaufender Wandteil zwischen den beiden Teilen des Gefäßes entsteht. Während die Wand des Fußes nahezu senkrecht steht, ist die Wand des eigentlichen Gefäßes leicht nach außen gewölbt bis zu dem leicht einwärts gebogenen Rande. Die gratförmige Querrippe aus Ton, die diese flache, die Form einer Kugelkalotte aufweisenden Schale in zwei halbkreisförmige Becken teilt, ist anscheinend nachträglich auf dem Boden aufgesetzt, nachdem die eigentliche Schale mit der Drehscheibe geformt war. Der nach oben hin scharf waagerecht abschneidende Grat liegt auf der Höhe des Schalenrandes, der bei unserem Stück etwas abgebröckelt ist. In beiden Becken ist eine eingetrocknete Masse, die völlig verkalkt oder verkieselt ist, am Boden festgewachsen, deren Charakter aber nicht festzustellen war. Da die Schale aus einem Grabe im Djöf stammt, scheint es sich um eine Opferschale zu handeln, die mit irgendwelchen Ingredienzien gefüllt, dem Toten mit ins Grab gegeben worden ist. Die zweite zweigeteilte Schale, die im Profil in Fig. 302 h abgebildet ist, zeigt fast dieselbe Form, von oben gesehen, wie die vorige. Sie ist aber fußlos. Ihre Außenwand hat ebenso wie die Innenwand, die Form einer Kugelkalotte, deren Boden nur zu einer Standplatte abgeplattet
ist. Diese Schale, deren Herkunft unbekannt ist, hat einen Durchmesser von 8,0 cm und eine Höhe von 3,2 cm. A u d i bei dieser Schale handelt es sich wohl um ein Opfergefäß. Wir haben j a auch schon bei den Opfertischen aus Stein eine Zweiteilung der Oberfläche kennengelernt (s. S. 155). GRABURNEN (Phot. 641, Fig. 307) Wir fassen unter dieser Gruppe sechs Gefäße zusammen, die die verschiedensten Formen aufweisen und in Phot. 641 abgebildet sind. Sie wurden uns 1931 von Gabilen aus dem Djöf gebracht, die angaben, daß sie alle aus einem großen Grabe in Süda stammten. Sie waren alle mit Deckeln versehen, die zum Teil noch geschlossen in der Öffnung des Gefäßes eingegipst saßen. Alle diese Gefäße enthielten nichts weiter als einen stark glimmerhaltigen Staub von gelbbrauner Farbe, der sie zu etwa 2/s bis 4/s vom Rande füllte. Wir hatten bei diesem Tatbestand natürlich zuerst den Verdacht, daß die Gabilen die Gefäße schon vorher geöffnet hatten und untersuchten daraufhin genauestens den Verschluß, ob die Vergipsung ursprünglich oder neueren Datums sei. Das Ergebnis, sowohl bei der Öffnung der ersten beiden Gefäße in San'ä gleich nach der Erwerbung sowie bei der Öffnung der übrigen im Museum in Hamburg, war aber die Gewißheit, daß die Gefäße seit ihrer Beigabe in das Grab, in das sie mit dem Toten gelegt worden sind, nicht geöffnet gewesen sind, daß also von ihrem Inhalt nichts entfernt sein konnte. Die Tatsache, daß den Gräbern der Sabäer oder Minäer, denn wir können über ihr Alter naturgemäß nichts aussagen oder auch nur vermuten, derartige geschlossene Gefäße, gefüllt mit nichts als einer glimmerhaltigen Stauberde, beigegeben worden sind, ist erstaunlich und unseres Wissens aus der Geschichte der alten Totenkulte bisher nicht bekannt geworden. Wir können uns auch keinerlei Gedanken darüber machen, welche Bedeutung diese staubgefüllten Graburnen im Totenkult der alten Südaraber gehabt haben können, denn an der Tatsache, daß es sich um Grabbeigaben gehandelt hat, ist u. E. nicht zu zweifeln. Bei der Einmaligkeit dieser Tatsachen wurde natürlich alles versucht, um von den Überbringern dieser Urnen nach San'ä, die Angehörige des Gabilenstammes der Dhü Muhammed waren, nähere Einzelheiten über die Beschaffenheit der Gräber oder des Grabes, aus dem die Urnen nach ihren A u s s a g e n stammen sollten, zu erfahren. Das Ergebnis war aber nur, daß es sich wohl um ein Sammelgrab an einem Bergabhang südlich von Süda gehandelt haben muß, das anscheinend in völlig unberührtem Zustande erst kürzlich von den Gabilen entdeckt und ausgeraubt worden
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war. Außer diesen Urnen, die sie im ursprünglichen Zustande, also geschlossen, für mich nach San'ä gebracht hatten, befanden sich in diesem Grabe neben Knochen nur Gefäße und Schmucksachen, die unter ihnen verteilt worden waren. Eine vorgefundene Graburne wollen die Gabilen zerschlagen haben, um festzustellen, ob sich etwas für sie Brauchbares in ihr befand. Sie habe aber auch nichts weiter als den auch in den anderen Urnen befindlichen Glimmerstaub enthalten.
Dicke der Gefäßwand von 4,2 cm aufweist. Der Fuß bildet einen nahezu walzenförmigen Körper, dessen Unterseite in der Form einer flachen Kugelkalotte von 2 cm Tiefe ausgehöhlt ist. Die Urne ist in drei Arbeitsgängen wohl auf der Drehscheibe geformt, und Fuß und Rand sind dem Bauche angesetzt worden, und die Ansatzstellen sind wieder verschmiert, vielleicht sogar in einem zweimaligen Brennprozeß.
Eine seltsame Tatsache ist auch, daß diese Graburnen sowohl ihrer Form wie ihrer Größe nach außerordentlich variieren. Was die Größe anbelangt, so sieht man schon aus Phot. 641, daß sie zwischen einer Höhe von über 50 cm und einer solchen von 9 cm schwankt. Ihr Durchmesser variiert von 42 cm zu 7,5 cm. Da anzunehmen ist, daß jedem Toten nur eine dieser Urnen in das Sammelgrab mitgegeben worden ist, so muß wohl die Größe der Urne mit der Angesehenheit oder mit dem Reichtum des Toten und seiner Sippe in Verbindung gebracht werden. Dem Reichen wurden große, dem Armen kleine Urnen mit ins Grab gegeben. In bezug auf die Form dieser Urnen sehen wir, daß fünf von den insgesamt vorhandenen sechs Urnen der Gefäßgruppe angehören, die wir als gebauchte Vasen zusammengefaßt haben, und daß zu ihnen sowohl die größte als auch die kleinste gehört. Nur die zweitgrößte fällt ganz aus dem Rahmen dieser Formengruppe heraus, und wir können sie nur als eine Flaschenvase bezeichnen. Es ist wohl anzunehmen, daß die sieben gebauchten Vasen, die wir auf Seite 183 beschrieben haben, und die uns leer gebracht worden sind, dieselbe Funktion erfüllt haben wie die Graburnen.
Fig. 307. Deckelverschluß der g r ö ß t e n G r a b u r n e , aus g e l b r o t g e b r a n n t e m T o n u n d V e r g i p s u n g ( g e p u n k t e t ) . G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus Süda im Djöf (s. P h o t . 641). (3t. 300. 1781) M a ß e : Durchmesser o b e n 11,5 cm u n t e n 10,0 cm Dicke 2,5 cm
Die größte dieser Graburnen (31. 300. 1781) hat die Form einer gebauchten Vase. Sie hat eine Höhe von 50,2 cm, einen größten Durchmesser etwas unter der halben Höhe von 42 cm, einen Durchmesser am Rande von 18,5 cm und am Fuße von 22 cm. Sie ist während des Transportes von San'ä nach Hamburg zerbrochen und besteht aus gut gebranntem, gelbrotem Ton. Von einer Bemalung war an der Oberfläche des Gefäßes, das in San a in vollkommen erhaltenem Zustande ankam, nichts festzustellen. Der Bauch dieser Urne ist nahezu vollkugelig (40 X 42 cm) mit einer leichten Verflachung der Krümmung nach oben und einer Verstärkung der Krümmung nach unten. Diesem Bauche ist ein 5 cm hoher Halsrand und ein 6 cm hoher Fuß angesetzt. Der Rand biegt sich etwas nach außen und endet oben mit einem nach außen entwickelten kleinen Wulst, der sich mit einer Rundung nach innen wölbt. Hier ist die Gefäßwand sehr dick, da die Innenwand sich erst nach innen zu der nur 10 cm im Durchmesser betragenden engsten Stelle der Öffnung neigt, also bei 18,5 cm Durchmesser des Außenrandes eine
Der zu dieser Urne gehörige Deckel ist ebenfalls aus gelbrot gebranntem Ton und der Größe der Randöffnung genauestens angepaßt. In Fig. 307 sind Deckel und Hals nach ihren genauen Maßen zusammengestellt. Der Deckel besitzt an seiner Unterseite einen Durchmesser von 10 cm, also ist hier genau so breit wie die engste Stelle des Halses. An seiner Oberseite beträgt der Durchmesser aber 11,5 cm bei einer Dicke des Deckels von 2,5 cm. Er ist sowohl an der Oberwie an der Unterseite ausgehöhlt, oben ringförmig und unten in der Form einer sehr flachen Kugelkalotte. Die Vergipsung erfolgte nicht nur am Randverschluß, der zu diesem Zwecke leicht nach innen gewölbt war, sondern lag auch über dem Deckel, den ganzen Raum bis zum Vasenrand ausfüllend. Die Gipsmasse war sehr hart und schmutzig weiß gefärbt. Die zweitgrößte Vase, auf Phot. 641 die erste von links (31. 300. 1782), hat eine Form, die wir bisher aus Südarabien, aus Ton gebrannt, nicht kennen, aber wohl aus Naturstein, Alabaster und Marmor geschnitten (s. S. 171 Fig. 289 / 290). Wir haben diese Formen Flaschenvasen genannt, weil die Öffnung der Gefäße flaschenartig verengt ist. Die Graburne in dieser Form ist gut erhalten und auch in Hamburg in demselben Zustand angekommen, wie wir sie in San'ä erworben haben, wo bereits der Fuß abgebrochen war. Die Vase hat eine Höhe von 30,2 cm, wobei man für den Fuß noch zum mindesten 3 cm, wahrscheinlich wesentlich mehr, hinzufügen muß. Sie hat eine größte Breite, die ungefähr in der Mitte der Höhe liegt oder etwas darüber, von 21,5 cm. Der Durchmesser des oberen Randes beträgt 9,3 cm, derjenige des Ansatzes zum Fuß, der sich nach unten hin anscheinend, wie die Bruchreste ergeben,
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schräg nach unten und außen verbreiterte, 11 cm, so daß wir den unteren Durchmesser des Fußes vielleicht auf etwa 15 cm annehmen können. Der Bauch der V a s e ist eiförmig gestaltet, wobei das spitzere Ende nach unten, das stumpfe nach oben hin gerichtet war. Der obere Teil der Urne ist flaschenförmig verengt mit einem Durchmesser an der engsten Stelle des Halses von 6 cm und am Rande von 9,3 cm. Der oberste Teil des Randes ist fast tellerartig verbreitert, insofern als vom weit vorspringenden Außenrande die Innenwand zuerst ganz flach zu dem sehr engen Flaschenhalse innen mit einem Durchmesser von nur 2,4 cm abfällt. Die Höhe dieses tellerartigen Randes von der engsten Stelle ab beträgt nur 3,5 cm. Der Fuß ist dem unteren Ende des eiförmigen Flaschenkörpers soweit nach oben angesetzt worden, daß dessen Spitze noch 2,5 cm weit in den Hohlraum zwischen den Wänden des Fußes hinunterreicht. Die Wände des Fußes, die sich nach unten und außen abgeschrägt haben, müssen also mindestens 3 cm hoch gewesen sein. Die ganze Flaschenvase ist sehr sorgfältig und sicher in drei verschiedenen Teilen auf der Drehscheibe hergestellt worden, die später, wahrscheinlich nach einem ersten Brennprozeß, zusammengesetzt und mit Lehm von neuem verschmiert wurden, um dann einem zweiten Brennprozeß ausgesetzt zu werden. Am oberen Außenrand der Flaschenvase finden sich Reste einer Rotbemalung. Man kann aber nicht feststellen, wie weit diese nach unten gereicht haben. Zu dieser Flaschenvase gehörte kein Deckel sondern die enge, nur 2,4 cm im Durchmesser betragende Öffnung im Halse war nur mit Gips geschlossen, der auch noch einen Teil des flachen Eingangstrichters bedeckte. Die vier anderen Graburnen haben annähernd die Form der gebauchten Vasen, die wir auf S. 171 beschrieben haben, die also wahrscheinlich ursprünglich dieselbe Bestimmung von Graburnen gehabt haben. Die auf Phot. 641 ganz rechts abgebildete, größte dieser gebauchten V a s e n aus ziegelrot gebranntem Ton (31. 300. 1783) hat eine Höhe von 14 cm und einen Durchmesser an der breitesten Stelle des Bauches von 12,5 cm bei einem Durchmesser des Randes von 10 cm und des Fußes von 7,8 cm. Der 2,8 cm hohe Rand, der dem gebauchten Körper angesetzt ist, ist nach oben und außen schräg geneigt. Der ebenfalls leicht nach unten und außen schräg geneigte Fuß ist nur 2 cm hoch und zeigt eine im Zentrum gebuckelte, flache Aushöhlung an der Unterseite. Der Deckel zu dieser V a s e ist auf dem Heimtransport verloren gegangen. Er bestand aus einer Tonplatte, die dem inneren Trichter der Vasenöffnung angepaßt war, und durch sehr harten Gipsverschluß auf der V a s e mit ihrem Inhalt festgekittet war. Der obere Rand dieser V a s e ist innen und außen
in einem schmalen Streifen rot bemalt gewesen, der Fuß ebenfalls, aber nur außen. Die V a s e ist wahrscheinlich frei geformt oder auf einer sehr primitiven Drehscheibe, und zwar in einem Arbeitsgang hergestellt worden. Die nächstkleinere der als Graburnen benutzten gebauchten Vasen, auf Phot. 641 die zweite von rechts, besteht aus rotbraun gebranntem Ton (31. 300. 1785) und ist der vorigen sehr ähnlich. Ihre Höhe beträgt 12,5 cm, ihre größte Breite, die etwa in der Mitte liegt, 10 cm. Der Durchmesser ihres nur 1,5 cm hohen Randes ist 7,3 cm, der des Fußes, der mit 2 cm Höhe leicht nach außen und unten geneigt ist, 6,5 cm. Auch diese etwas schlankere V a s e scheint frei geformt zu sein, da besonders ihr Bauch sehr unregelmäßig gestaltet ist. Sie trägt am Rande innen wie außen einen roten Malstreifen, ebenfalls einen solchen am Fuße. Der Dedcel besteht aus rot gebranntem Ton und hat oben einen Durchmesser von 6,5 cm, unten einen solchen von 6 cm bei einer Dicke von 2 cm. Er ist oben wie unten flach und nur an der oberen Randfläche leicht vorgewölbt, so daß er nur mit seinem unteren Teil in die Öffnung der Vase, die in ihrem engsten Halse innen nur 5,5 cm breit ist, hineinpaßt, wobei sein oberster Teil über den Vasenrand hinausragte. Der Deckel war nicht nur an seinen Berührungsflächen mit der V a s e festgegipst, sondern noch durch eine Kappe von Gipsmasse überdeckt. Die in Phot. 641 als dritte von rechts stehende, gebauchte V a s e aus rot gebranntem Ton (31. 300. 1784) zeichnet sich durch ihre größere Bauchigkeit aus, indem sie breiter als hoch ist. Außerdem ist ihr Hals enger als bei den vorigen. Sie hat eine Höhe von 10 cm und einen größten Durchmesser, der eben über der Mitte liegt, von 11 cm. Der Durchmesser ihres teilweise abgebrochenen Randes beträgt nur 5,3 cm, der ihres Fußes 7,8 cm. Der Bauch geht ohne Absatz mit seiner Krümmung in den leicht nach außen gewulsteten Rand über, dessen innerster engster Durchmesser nur 3 cm beträgt. Der Fuß ist 1,5 cm hoch und leicht nach unten und außen geneigt. Die V a s e ist offensichtlich wie die vorige frei geformt worden. Sie trägt am Fuß Spuren von roter Farbe, die sich aber vielleicht über die ganze Außenwand des Gefäßes erstreckte. Der 1,7 cm dicke Deckel aus gelb gebranntem Ton hat oben einen Durchmesser von 3,5 cm, unten einen solchen von 2,5 cm. Unten ist er 1 cm tief ausgehöhlt. Er saß wie ein Pfropfen im Vasenhals und war rund herum, auch oben fest vergipst. Die kleinste der gebauchten V a s e n unter den Graburnen aus rot gebranntem Ton (31.300.1786), auf Phot. 641 die zweite von links, ist wieder von schlankerer Gestalt. Sie ist nur 9 cm hoch bei einem größten Durchmesser am Bauche von 7,5 cm. Sie ist am 1,5 cm hohen Rande 5 cm breit, am ebenfalls 1,5 cm hohen Fuß nur 4,8 cm. Der Hals
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steht senkrecht und endet mit einem etwas vorgewulsteten Rande, der schräg zu dem nur 3,5 cm Breite besitzenden, engsten Teil des Halses abfällt. Der Fuß steht fast senkrecht. Sein Boden ist leicht ausgehöhlt. Diese V a s e ist höchstwahrscheinlich auf der Drehscheibe geformt, da ihre Gestalt sehr regelmäßig und ihre Außenfläche sorgfältig geglättet ist. Eine Rotbemalung ist sicher nur am oberen Rande außen festzustellen. Der aus rot gebranntem Ton bestehende Deckel mißt oben 4 cm, unten 3 cm im Durchmesser bei 1,5 cm Dicke. Sein Rand ist schräg eben abgeschnitten. Er ragt nur mit der Hälfte seiner Dicke in den Vasenhals hinein und ist von allen Seiten, auch von oben, eingegipst gewesen.
Im Gegensatz zu Probe 1 besitzt Probe 2 nur einen löslichen Anteil von 2.9 Gew.°/o, in dem noch organische Substanzen mit eingeschlossen sind. Die A n a l y s e des Auszuges (der einen Geruch wie Fleischbrühe aufweist) lieferte die Anteile 35.3 Gew.»/« Gips 52.0 G e w . % Kochsalz 12.7 Gew. 0 /« org. Substanz und keinen Salpetergehalt."
Alle sechs Graburnen waren von 2/s bis 'V.-, ihrer Höhe ab mit einer staubartigen Masse von rotbrauner bis brauner Farbe gefüllt, aus der eine Menge goldgelber, kleiner Glimmerplättchen, wohl sicher Muskovit, sofort auffielen. Die Gabilen waren sich darüber klar, daß die glitzernden Plättchen in der staubartigen M a s s e nicht Gold seien, was ein Laie wohl vermuten konnte. Sie waren von den jüdischen Goldschmieden, die sich gut auf die Goldprobe verstehen, dementsprechend belehrt worden. Immerhin brachten sie mir zuerst nur die kleinste der Graburnen, die noch verschlossen war, um zu sehen, welchen Preis ich ihnen bieten würde. Sie wurde auch in ihrem Beisein geöffnet. Erst dann, als der Kauf abgeschlossen war, brachten sie mir die übrigen.
Außer den Deckeln aus gebranntem Ton, die mit den Graburnen verbunden waren, wurde uns noch ein Deckel aus gebranntem Ton gebracht, der aber nicht mit diesen flachen Plattendeckeln zu vergleichen ist, sondern in seiner Form eher den Deckeln aus Naturstein gleicht, die wir bei den Steingefäßen besprochen haben (s. S. 173, Phot. 576/579, Fig. 292/295). Dieser in Fig. 308 abgebildete Deckel besteht aus einem schwarz gebrannten Ton und ist frei, ziemlich unregelmäßig geformt. Auf dem kalottenartigen eigentlichen Deckelkörper erhebt sich zuerst ein runder, nicht länglicher Wulst wie bei den Deckeln aus Stein,
Bei der staubartig feinen, glimmerhaltigen Masse wird es sich doch wohl nur um einen natürlichen Lockerboden handeln. Das Mineralogisch-Petrographische Institut der Universität Hamburg hat die Freundlichkeit gehabt, von Proben aus zwei Graburnen Analysen zu machen, die zu dem folgenden Ergebnis führten: „Der rotbraune, glimmerreiche Sand von sehr feinem Korn (Korngröße überwiegend kleiner als 0,1 mm) besaß in der 1. Probe einen Salzgehalt von rund 7,2 Gewichts-Prozent, in dem K, Ca, C1 und Na vorhanden sind. Diese Ionen sind vorwiegend gebunden in den Salzen: Kalisalpeter KNOs, Gips C a S 0 4 . 2H2O und Kochsalz NaCl. Im Salz besteht deshalb auf Grund der gewichtsprozentigen Anteile von 29.60 Gew.«/« SO4 12.99 Gew.%> Ca 13.19 Gew.°/o C1 9.19 Gew. 0 /« K zu rund 24 Gew."/« Kalisalpeter 54 Gew.»/« Gips 20 Gew.°/o Kochsalz Ein Vergleich mit einer anderen Sandprobe aus dem Djöf, die keiner Grabbeigabe entstammt, könnte Aufschluß darüber bringen, ob der beobachtete Salzgehalt ein ungewöhnlich hoher ist.
DECKEL, HENKEL UND A U S G U S S
AUS
GEBRANNTEM T O N (Phot. 637/640, Fig. 308)
Fig. 308. Gefäßdedcel aus sdiwarz gebranntem Ton mit Resten weißlicher Farbe. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 95 b) Maße: Höhe 2,0 cm Durchmesser 2,7 cm
über dem dann noch ein kegelförmiger Aufsatz liegt. Der Deckel war also zum Aufsetzen und Abheben mit den Fingern für ein kleines Gefäß bestimmt, dessen Rand wohl nicht mehr als 3 cm im Durchschnitt maß. Seine Oberfläche ist teilweise mit einem gelblichweißen Belag bedeckt, den man vielleicht als Reste einer Bemalung ansehen kann. W i r haben schon bei den Pokalen und den gebauchten Vasen festgestellt, daß einzelne ebenso wie bei den Gefäßen aus Stein eben unterhalb des Randes mit einem oder mehreren Tierköpfen geschmückt waren. W i r waren der Meinung, daß es sich bei diesen Gefäßen aller Wahrscheinlichkeit nach um Kultgefäße handelte, da sie nur mit Rinder- oder Steinbockköpfen geschmückt waren, die eigentlich nicht recht geeignet sind, um als
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Griff oder Henkel für den täglichen Gebrauch, zu dienen, da sie kultische Symboltiere waren. Bei einigen Steingefäßen haben die Köpfe offensichtlich zum Anbringen von Aufhängeschnüren gedient, da sie durchlocht waren, und wenn das nicht der Fall war, als Widerlager für die Schnüre dienten. Diesen ähneln in großem Ausmaß zwei Topfscherben aus gebranntem Ton, die wohl sicher als Henkel aufzufassen sind und in Phot. 639 und 640 abgebildet werden. Der in Phot. 639 abgebildete Tierkopf, der wahrscheinlich, sehr einfach stilisiert, einen Rinderkopf darstellen soll, besteht aus rotbraun gebranntem Ton. An einem senkrecht aus der Gefäßwand hervorstehenden Stiel von viereckiger Form mit abgerundeten Kanten sitzt der Kopf, der etwa gleich breit ist wie der Hals, aber nach oben und nach unten verlängert ist, so daß seine Vorderfläche senkrecht, d. h. parallel zur Gefäßwand verläuft. Die Augen sind durch Einstiche angedeutet. Der in Phot. 640 abgebildete Tierkopf ist etwas weiter aus der Gefäßwand hervorstehend, aber etwas kleiner. Er besteht aus graurötlichbraun gebranntem Ton und zeigt einen gelbrötlichen glasurartigen Überzug sowie an der Seite des Kopfes Anzeichen von einer braunroten Bemalung und an der Stirn von dunkelroter Farbe. Quer durch den Kopf geht in waagerechter Lage eine Durchbohrung, die dafür spricht, daß das dazugehörige Gefäß zum Aufhängen bestimmt
war, zumindest an zwei, wenn nicht an vier solcher Köpfe. Eine andere Form eines Griffes aus gebranntem Ton von gelbbrauner Farbe (43. 15. 92 b) zeigt ebenfalls einen senkrecht zur Gefäßwand stehenden, walzenförmigen Stiel, an dessen Ende aber nach schräg oben und unten je zwei, also zusammen vier runde Fortsätze herauswachsen, die wiederum senkrecht zu dem Stiel orientiert sind. So entsteht, von vorne gesehen, ein sternartiges Gebilde mit vier Strahlen. Dieser Griff steht 5 cm aus der Gefäßwand hervor. Der Durchmesser des Endstücks beträgt etwa 3,5 cm. Dieser Griff war natürlich besonders gut geeignet, als Widerlager für eine Schnur zu dienen, an der das Gefäß aufgehängt werden konnte. Das in Phot. 637/638 abgebildete Objekt aus rot gebranntem Ton ist, da es in der ganzen Länge durchbohrt ist, und wie die Bruchfläciien an einem Ende bezeugen, an einer Gefäßwand saß, wohl nur als Ausguß eines Gefäßes zu deuten. Ob die Form eines Phallus, den das Stück unzweifelhaft besitzt, als solcher Ausguß allgemein benutzt worden ist, müssen wir abwarten, bis ähnliche Beispiele vorliegen. Er ist mit der Hand frei geformt, was aber nicht auf die Machart des Gefäßes, an dem er saß, Rüdeschlüsse zuläßt. Aus der Form der Bruchränder an seinem Ende kann man schließen, daß er senkrecht zur Gefäßwand saß.
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Über die nachträglichen Salzausblühungen an den vorliegenden Objekten Die im Vorstehenden beschriebenen archäologischen Objekte aus Südwestarabien sind nur teilweise gleich nach ihrem Eintreffen in den Museen sachgemäß behandelt, d.h. sofort durch Auswässern entsalzt worden. Sie haben dagegen zum größten Teil jahrelang unberührt in den Kellern oder den Schränken der Museen gelegen, ehe wir die Zeit fanden, ihre Bearbeitung zu beginnen. Bei fast allen diesen Stücken, die aus porösem Material bestanden wie aus Kalkstein, Sandstein und auch aus gebranntem Ton, zeigten sich sehr bald und nach 10 Jahren in zunehmendem Maße Salzausblühungen und deren Folgeerscheinungen, die uns in Hinsicht auf die immer noch stark umstrittene Frage der Salzverwitterung in ariden und semiariden Klimaten interessant und der Untersuchungen wert erschienen. Schon bei unseren Ausgrabungen in Hugga 1928 geschah es, daß große Tonkrüge von beträchtlicher Wanddicke, die wir sorgfältig aus dem Schutt der Ruinenstätte herausgearbeitet hatten, am nächsten Morgen in viele Scherben zerbrochen vorgefunden wurden 1 ). Wir waren damals der Meinung, daß die Gabilen, die mit unseren Grabungen nicht einverstanden waren, die Töpfe böswillig zerschlagen hatten. Wir sind jetzt aber der Ansicht, daß sie durch die in ihnen enthaltenen hygroskopischen Salze beim Niederschlag des Morgentaus, der in diesen Gegenden ziemlich erheblich war, beim Wiedertrocknen zersprengt wurden. Ein Teil der Objekte lag im Museum für Völkerkunde in einem Keller, der in der damaligen Zeit während des Krieges nicht oder nur ganz wenig gewärmt wurde, also in seiner Temperatur und Luftfeuchtigkeit nur wenig von der Außentemperatur abwich. Diese Gegenstände zeigten nach einiger Zeit wie Schimmelpilze aussehende Salzausblühungen, die sich an einzelnen Stellen, besonders an Rissen zu Bündeln von heraussprießenden, feinen Nadeln von schneeweißer Farbe konzentrierten, die zuweilen wie Asbestwatte aussahen. Bei den aus Kalkstein oder Sandstein oder gebranntem Ton bestehenden Objekten lag ein Ring von feinstem Gesteinsstaub rings um den Gegenstand auf dem Boden angehäuft, der offensichtlich von der Oberfläche abgesprengt worden war. Einige Statuetten aus nur sehr leicht gebranntem Ton, die aus dem ungeheizten Keller in einen zentralgeheizten Arbeits1) Vorislamische Altertümer, a.a.O., S. 7 und 76, Phot. 30—31, Fig. 37.
räum, also in trockene Luft überführt wurden, zerfielen in Kürze vollkommen zu Grus, d. h. sie wurden durch die plötzlich ausblühenden Salze zersprengt. Im Museum für Kunst und Gewerbe lag eine Anzahl von Gegenständen etwa 10 Jahre lang unberührt in einem luftdicht verschlossenen Schrank im ersten Stockwerk, das ständig zentralgeheizt wurde, also in relativ trockener Luft. Diese Gegenstände zeigten zum Teil sehr starke Salzausblühungen, besonders diejenigen, die aus porösem Kalkstein oder aus weichem Tuff bestanden. Phot. 279/280 zeigt einen Porträtkopf aus gelbem Kalkstein, Phot. 570/571 eine Steinschale aus Tuff sowohl in dem Zustande einer lOjährigen Lagerung im Museum, wie im gereinigten Zustande. Die Vorderasiatische Abteilung der Berliner Museen, die nach den bei ihr verwendeten Mitteln zur Konservierung derartiger Gegenstände befragt wurde, teilte mit, daß die Salzausblühungen bei Ausgrabungsobjekten seit langem bekannt seien, daß sie aus Kochsalz beständen, und daß die beschriebenen Beschädigungen und Gefährdungen an derartigen Gegenständen nur durch Auswässern behoben werden könnten. M. Blanckenstein sprach in einer kleinen Notiz in der Zeitschrift für Ethnologie, in der er sich mit derartigen Ausgrabungsgegenständen und ihren Salzausblühungen beschäftigte, ebenfalls nur von Kochsalz und Gips als den beiden Bestandteilen der ausgeblühten Salze. Da wir uns diesen herrschenden Meinungen nicht anschließen konnten, baten wir den Chemiker, Herrn Dr. Markus, eine Analyse der ausgeblühten Salze an mehreren Gegenständen aus dem Museum für Kunst und Gewerbe und von Gesteinsproben derselben Gegenstände vorzunehmen. Das von Herrn Dr. Markus freundlicherweise mitgeteilte Ergebnis hatte folgenden Wortlaut: „Die Ausblühungen bei den in Frage kommenden Objekten wurden sorgfältig abgepinselt, wobei sich nicht vermeiden ließ, daß vereinzelt Körner der Gesteine mit absprangen und in das Untersuchungsmaterial fielen. Mengenmäßig waren die erhaltenen Proben sehr verschieden, aber immerhin so gering, daß sich eine quantitative Untersuchung nicht durchführen ließ. Die qualitative Untersuchung ergab folgendes, wobei die Reihenfolge der Ionen die Stärke der Reaktion angibt und damit die Möglichkeit, auf ihren Anteil an der Zusammensetzung Schlüsse zu ziehen. 191
1. von der kleinen Räucherschale aus gelbem Kalkstein (Phot. 538-539): Na, Ca, NOs, Cl, und Spuren von SO4. 2. von Porträtkopf aus gelbem Kalkstein (Phot. 279-280): Na, Ca, NOs, CO2, Cl. 3. von Inschriftenstein aus gelbem Kalkstein (Phot. 496): Na, Ca, NOs, Cl, CO2. 4. von Inschriftenstein aus gelbem Kalkstein: Ca, CO2, wenig Na, wenig Cl. 5. von Schale aus graubraunem Tuff (Phot. 570 und 571): Na, wenig Ca, NOs, Cl und Spuren von SO4. Die gelblichen, festen Steine bestanden bei allen Proben im wesentlichen aus Kalk (CaCOs). Sie waren fast ganz in verdünnter Salzsäure löslich. Der unlösliche Rückstand bestand fast ausschließlich aus Si02 und ist als Verunreinigung des Kalksteins zu betrachten. Die Gesteinsausblühungen enthielten Spuren von CaC03 (Kalkstein). Die Kalksteinreste waren mikroskopisch zu erkennen. Ferner wurden in diesen Gesteinsausblühungen gefunden: Natrium, Nitrat, weniger Chlor und zum Teil geringe Spuren Sulfat. Es scheint sich hauptsächlich um Natriumnitrat zu handeln. Man darf wohl annehmen, daß Cl im wesentlichen als NaCl in den Proben vorhanden ist. Die Spuren von SO4 werden wohl mit dem Ca als Gips gebunden sein. Ob und inwieweit die Salze noch in dem ursprünglichen Gestein vorhanden waren, ließ sich zur Zeit nicht feststellen. Die Ausblühungen selbst sind schon ein Konzentrat, und man hätte erhebliche Mengen des Gesteins nehmen müssen, um mit Erfolg einen Auszug machen zu können. Von der Herkunft der verschiedenen Salze interessiert hauptsächlich die des Salpeters, der nur in Probe 4 nicht nachzuweisen war. Dabei ist makroskopisch bei den Gesteinen der Proben 3 und 4 sowohl im Aussehen wie in der Struktur, nicht der geringste Unterschied festzustellen. Ich möchte annehmen, daß der Nitratgehalt der Proben auf NO- und N02Bildungen bei Gewittern oder stillen Entladungen und Einschwemmungen durch den begleitenden Regen zurückzuführen ist. Das Fehlen des Salpeters in Probe 4 könnte man vielleicht damit erklären, daß dieser Stein entweder aus gewitterarmen Gebieten stammt oder im Laufe der Zeit ausgelaugt worden ist." Bei der überraschenden Tatsache des hohen Prozentgehalts von Salpeter in diesen Analysen wurden zwei Sachverständige gebeten, ihre Ansicht über die Entstehung dieser Infiltration auszusprechen. Der Mineraloge am Hamburgischen Geologischen Institut, Herr Dr. Müller, schloß sich der Meinung des Chemikers, Herrn Dr. Markus, über die meteorologische Entstehung des Salpeters aus elektrischen Luftentladungen bei Gewittern an, da ja in den Fundgebieten alle Niederschläge unter Gewitterbildungen stattfinden. Eine andere Meinung vertrat Herr Professor 192
Dr. Georg Wagner, der Geologe in Tübingen, der seine Meinung über diese Erscheinungen in folgender Form äußerte: „Die vorliegenden Photographien von Ausgrabungsstücken aus Südwestarabien lassen die außerordentlich starke Ausblühung von Salzen erkennen. Die Funde stammen teils aus Gräbern, mindestens aber aus besiedeltem Boden. Sie wurden in sehr trockenen Schränken aufbewahrt, worauf sich nach einigen Jahren die Ausblühungen einstellten. Die Gesteine bestehen vorwiegend aus gelblichem Kalkstein, eine Schale aus graubraunem Tuff. Die chemische Untersuchung der Ausblühungen ergab vorwiegend Natriumnitrat, dazu geringe Mengen von Ca, Cl, CO2 und SO
Phot. 260:
Steinstele
der
Formengruppe
„Ge
Phol. 261: S t e i n s t e l e der Formengruppe »Gesichtsstelen" aus rötlichgelbem K a l k s a n d s t e i n mit V e r k r u s t u n g .
sichtsstelen" a u s graubräunlichem Tuff mit dunklerer V e r k r u s t u n g und Resten von Rotbemalung. In den Augenhöhlen R e s t e von brauner F a r b e .
Gekauft in S a n ' ä , angeblich aus Süda.
G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus Süda.
(31. 300. 1578)
(31. 300. 1575) Maße: Höhe
Maße: Höhe
21,5 cm
Tiefe
32,7 cm
B r e i t e 17,1 cm
B r e i t e 15,6 cm
Tiefe
6,0 cm
223
5,0 cm
Phot. 262: Steinstele der Formengruppe „Gesichtsstelen" aus dunkelgrauem Marmor mit hellen weißgelben Adern. Der behaarte Teil des Kopfes mit schwarzbrauner Bemalung. Gekauft in San a, angeblidi aus Baidhä. (31. 300. 1577) Maße: Höhe 32,5 cm Breite 17,1 cm Tiefe 5,0 cm
M
Phot. 263—264: Bethylenartige gelbem Kalkstein.
Bruststele
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 40) Maße: Höhe 22,0 cm Breite 13,0 cm Tiefe 7,0 cm
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Phot. 265: Steinstele der Formengruppe .Bruststelen" aus gelbbraunem Kalksandstein. Gekauft in San'ä, angeblidi aus Süda. (31. 300. 1693) Maße: Höhe 21,7 cm Breite 11,6 cm Tiefe 6,0 cm
224
aus
Phot. 266:
Torso einer »Bruststele" aus weiß-
gelbem, sehr durchscheinendem Marmor. An der Rückseite ein Bauornament (s. Fig, 155). Gekauft in San'a, angeblich aus Süda. (31. 300. 1692) Maße: Höhe
16,7 cm
Breite 23,6 cm Tiefe
Phot. 267—268: „Bruststeie" aus weißgelbem, sehr durchscheinendem Marmor. In den Augenhöhlen und Bartlöchern Reste von weißem Gips. Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Wadi Saba', südlich von Mär ib.
225
.7,0 cm
(31. 300. 1688 u. 31. 300. 1592) Maße: Höhe 28,5 cm Breite 24,6 cm Tiefe
8,9 cm
Stein 30 X 9,8 X 12,0 cm
Phot. 269—270:
Porträtkopf
der
Formengruppe
„Flachgesichter" aus gelblichem Marmor. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 122) Maße: Höhe 13,0 cm Breite 9,0 cm Didce 6,5 cm
Phot. 271—272: Porträtkopf der Formengruppe „Flachgesichter" aus weißgrauem Marmor mit gelbroter Äderung. Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Wädi Saba' bei Märib, ( 3 1 , 300. 1648) Maße: Höhe 15,5 cm Breite 12,0 cm Didce 9,5 cm
Phot. 273—274:
Porträtkopf der
Formengruppe
„Flachgesichter" aus schmutzig graugelbem Marmor mit Resten von schwarzer Bemalung an den Augenbrauen und Augenlidern. Gekauft in San'ä, angeblich aus Märib, (31. 300. 166?) Maße: Höhe
18,4 cm
Breite 10,7 cm Didce
226
9,7 cm
Phot. 275: P o r t r ä t k o p f d e r F o r m e n g r u p p e „Flachgesichter" aus g e l b e m M a r m o r n e b e n (hinten) rotem, vulkanischem Ganggestein, mit brauner V e r k r u s t u n g . R e s t e e i n e r s c h w a r z b r a u n e n Bemalung.
Phot. 276—277: mit gelbroter
aus
der
Formengruppe
schmutziggrauem
Äderung.
G e k a u f t in S a n ' ä , a n g e b l i c h a u s S ü d a . (31. 300. 1649)
G e k a u f t in S a n ' ä , a n g e b l i c h a u s d e m W ä d i S a b a '
Maße: Höhe
bei Märib.
19,2 c m
B r e i t e 14,0 c m
(31. 300. 1650) Maße: Höhe
Porträtkopf
„Flachgesiditer"
Dicke
19,0 c m
6,0 c m
B r e i t e 14,0 c m Dicke
11,0 c m
P h o t . 279—280: P o r t r ä t k o p f d e r F o r m e n g r u p p e „Flachgesichter" aus g e l b e m Kalkstein, Rechts mit a u s k r i s t a l l i s i e r t e n Salzen nach z e h n j ä h r i g e r Lagerung im Museum. G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (R. 110)
M a ß e : H ö h e 17,5 c m B r e i t e 11,0 c m Dicke 5,5 c m
Phot, 278: P o r t r ä t k o p f d e r F o r m e n g r u p p e «Flachgesiditer" aus weißgrauem
Alabaster.
G e k a u f t in San'ä, angeblich aus dem Djöf. (31. 300. 1652) Maße: Höhe
13,5 c m
B r e i t e 10,5 cm Dicke
15'
9,0 cm
227
Marmor
Phot. 281—282:
Porträtkopf
der
Formengruppe
„Flachgesichter" aus gelblichem Marmor, Rechts die H i n t e r s e i t e : Formengruppe
zerschlagener
Porträtkopf
»Flachgesichter".
G e k a u f t in San ä, u n b e k a n n t e r Herkunft. (R. 34) M a ß e : H ö h e 14,0 cm B r e i t e 11,0 cm Dicke 6,5 c m
Phot. 283—284: Porträtkopf der Formengruppe „Flachgesichter" aus schmutziggrauem Marmor mit Resten brauner Bemalung im Gesicht. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus dem W ä d i S a b a ' bei M ä r i b . (31. 300. 1653) M a ß e : Höhe
11,7 cm
B r e i t e 10,0 cm Dicke
9,0 cm
Phot. 285—286:
Porträtkopf
„Flachgesichter"
aus w e i ß g e l b e m M a r m o r .
der
Formengruppe
der o b e r e n Kopffläche ein Riefelornament, b e w e i s t , daß der Porträtkopf aus einem m e n t i e r t e n B a u s t e i n verfertigt wurde. G e k a u f t in S a n ' a , angeblich aus Süda. (31. 300. 1656) Maße: Höhe
22,5 c m
B r e i t e 12,3 cm Dicke
228
7,7 c m
Auf das orna-
der
Phot. 287—288: Porträtkopf der Formengruppe „Fladigesichter" aus gelblichem Marmor mit rötlichgelber Äderung. Reste von beigefarbener Bemalung im Gesicht und dunkelbrauner an den Augenbrauen. Gekauft in San'ä, angeblich aus MSrib, (31. 300. 1655) Maße: Höhe 15,5 cm Breite 11,0 cm Dicke
9,0 cm
Phot. 289: Porträtkopf der Formengruppe «Fladigesiditer" aus grüngelbem Marmor. Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Djöf. (31. 300. 1658) Maße: Höhe
18,0 cm
Breite 12,0 cm Dicke
7,0 cm
Phot. 290—291: Porträtkopf der Formengruppe „Fladigesiditer" aus schmutziggrünem Gipsgestein. Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Djof. (31. 300. 1S60) Maße: Höhe
18,5 cm
Breite 10,5 cm Dicke
229
7,0 cm
Phot. 292—293: Porträtkopf der Formengruppe »Flachgesichter" aus weißgelbem, du rchs die inendem Marmor.
Phot. 294: Porträtkopf der Formengruppe «Relief gesiebter" aus gelblichem Marmor, Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft.
Gekauft in San'ä, angeblich aus Süda. (31. 300. 1676) Maße: Höhe 19,5 cm Breite 11,5 cm Dicke 8,3 cm
Maße: Höhe 14,0 cm Breite 12,0 cm Didce 8,5 cm
PL
12)
Phot. 296: Porträtkopf der Formengruppe »Reliefgesichter" aus weißgelbem Marmor. (Vorder ansieht s. Fig. 159.) Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Djöf, (31. 300. 1661) Maße: Höhe 14,0 cm Breite 10,5 cm Dicke 9,0 cm
Phot. 295: Porträtkopf der Formengruppe »Reil efgesiebter" aus weißgrauem Alabaster mit gelbrötlidier Äderung. An der Rüdeseite fünf parallele Rillen, vermutlich Bohrlöcher, mittels derer der Stein abgesprengt worden ist. (Vorderansicht s. Fig. 158.) Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Djöf. (3!. 300. 1679) Maße: Höhe 20,5 cm Breite 12,5 cm Dicke 9,0 cm
Phot. 297: Porträtkopf der Formengruppe »Relief gesiebter" aus weißgelbem Marmor. Reste von gelbbrauner Bemalung im Gesicht. (Vorderansicht s, Fig. 160.) Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Djöf. (31. 300. 1659) Maße: Höhe 17,5 cm Breite 11,5 cm Dicke 9,5 cm
230
Phot. 298:
Porträtkopf
der F o r m e n g r u p p e
lief g e s i e b t e r " a u s g r ü n g e l b l i c h e m ,
„Re-
P h o t . 299—300:
kristallinem
„Reliefgesiditer"
Porträtkopf aus
der
weißgelbem
Formengruppe Marmor
Kalk m i t r o t b r a u n e r u n d w e i ß g e l b e r Ä d e r u n g .
gelbbrauner
G e k a u f t in S a n ' ä , a n g e b l i c h a u s d e m D j ö f .
G e k a u f t in S a n ' ä , a n g e b l i c h a u s d e m D j ö f .
(31. 300. 1663) Maße: Höhe
Äderung.
(31. 300, 1665) 22,5 c m
Maße: Höhe
23,0 c m
B r e i t e 13,0 c m
B r e i t e 13,0 c m
Dicke
Dicke
9,0 c m
P h o t . 301—302:
Porträtkopf
der
Formengruppe
. Reliefgesichter" aus weißgrauem Marmor. Reste d u n k l e r e r B e m a l u n g im G e s i c h t . G e k a u f t i n S a n ä, a n g e b l i c h a u s M ä r i b . (31. 300. 1654) Maße: Höhe
16,0 c m
B r e i t e 10,5 c m Dicke
8,0 c m
231
10,0 c m
mit
Phot. 303—304: „Reliefgesiebter"
Porträtkopf aus
der
gelblichem
Phot. 305—306:
Formengruppe Marmor
Porträtkopf
der
Formengruppe
„Reliefgesichter" aus gelblichem Marmor.
mit
Spuren von dunklerer Bemalung.
Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Wädi Saba'
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft,
bei Märib. (31. 300. 1664)
(R. 15)
Maße: Höhe 21,8 cm
Maße: Höhe 24,0 cm Breite 13,0 cm Didce 10,0 cm
Breite 13,0 cm Didce
Phot. 307—308: Porträtkopf der Formengruppe „Reliefgesichter" aus weißgelbem Marmor. An der Rückseite Bruchstück eines Bauornaments in der Form eines 0,5 cm eingetieften rechteckigen Feldes. Gekauft in San'ä, angeblich aus Märib. (31. 300. 1669) Maße: Höhe
18,0 cm
Breite 10,0 cm Didce
7,0 cm
232
9,9 cm
Phot. 309—310:
Porträtkopf
der
Formengruppe
„Reliefgesichter" aus grünrötlidhem Tuffgestein, R e s t e von brauner Bemalung im Gesicht. G e k a u f t in San a, angeblich aus Süda. (31. 300. 1675) Maße: Höhe
16,3 cm
B r e i t e 10,5 cm Dicke
8,2 cm
Phot. 311—312: Porträtkopf der Formengruppe „Reliefgesiditer" aus reinem, weißgelbem Marmor. G e k a u f t in S a n ' a , angeblich aus dem W a d i S a b a ' b e i Märib. (31. 300. 1672) M a ß e : Höhe
26,6 cm
B r e i t e 15,1 cm Dicke
Phot. 313—314: Porträtkopf der Formengruppe „Reliefgesiditer" aus weißgelbem, s e h r durchscheinendem Marmor. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus dem Wädx S a b a ' bei Märib. (31. 300. 1651) Maße: Höhe
19,7 c m
B r e i t e 14,4 c m Dicke
8,1 cm
233
10,6 c m
Phol. 315—316:
Porträtkopf
der
Formengruppe
„Reliefgesiebter" aus gelbem Kalkstein. G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r Herkunft. |R. 16) M a ß e : H ö h e 22,0 cm Breite 17,0 cm Didce 8,5 cm
Phot. 317: Porträtkopf der F o r m e n g r u p p e »Relief gesiebter" aus g r a u b r a u n e m Kalkstein mit 1,5 cm tiefer Mundhöhle, s t a r k v e r k r u s t e t . G e k a u f t in San'ä, angeblich aus Baidhä. (31. 300. 1748) M a ß e : H ö h e 14,8 cm Breite 13,3 cm Dicke 8,2 cm
Phot. 318—319: Porlrätkopf der F o r m e n g r u p p e „Relief gesiditer" aus weißgrünem Marmor mit gelbroter Äderung. G e k a u f t in San'a, angeblidi aus Süda. (31. 300. 1680) M a ß e : H ö h e 29,1 cm Breite 14,6 cm Didce 11,2 cm
234
Phot. 320—321:
Porträtkopf
„Reliefgesichter"
der
Formengruppe
aus weißgelbem,
durchsdiei-
nendem Marmor, der hinten in ein vulkanisdies Ganggestein übergeht. Gekauft in San'ä, angeblich aus Süda. (31. 300. 1690) Maße: Höhe
14,3 cm
Breite 12,1 cm Dicke
6,8 cm
Phot. 322—323: Porträtkopf der Formengruppe „Reliefgesichter* aus weißgelbem, durchscheinendem Marmor mit Resten einer abblätternden beigefarbenen Bemalung im Gesicht. Die Behaarung von Augenbrauen, Oberlippe, Unterlippe und Wangen ist durch Rauhung des sonst geglätteten Gesichtes dargestellt. Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Wädi Saba' bei Märib. (31. 300. 16?7) Maße: Höhe 24,2 cm Breite 12,0 cm Dicke 10,2 cm
Phot. 324—325:
Porträtkopf
der
Formengruppe
„Reliefgesiebter" aus grauem Marmor. Reste von dunkelbrauner Bemalung im Gesicht, schwarzer an den Augenbrauen. Gekauft in San'ä, angeblich aus Süda. (31. 300. 1682) Maße: Höhe 15,2 cm Breite 11,7 cm Dicke
235
6,4 cm
Phot. 326—327: Porträtkopf der Formengruppe „Vollgesichter" aus weißem, durchscheinendem Marmor. Gekauft in San ä, angeblich aus dem Wädi Saba' bei Märib. (31. 300. 1662) Maße: Höhe
16,3 cm
Breite 12,2 cm Dicke
9,2 cm
Phot. 328—329: Porträtkopf der Formengruppe „Vollgesiditer" aus gelblidiem Marmor mit orangeroter Äderung. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 14) Maße: Höhe 18,5 cm Breite 12,5 cm Dicke 10,0 cm
Phot. 330—331: Porträtkopf der Formengruppe „Vollgesichter" aus hellgelbem Marmor mit orangefarbener Äderung. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 11) Maße: Höhe 15,0 cm Breite 11,5 cm Dicke 7,0 cm
236
Phot. 332—333:
Porträtkopf
der
Formengruppe
„Vollgesichter" aus weißem Marmor mit gerauhtem Schnurr- und Backenbart. Gekauft in San a, unbekannter Herkunft. (R. 13) Maße: Höhe 20,0 cm Breite 12,0 cm Dicke 10,0 cm
Phot. 334—335: Porträtkopf der Formengruppe „Vollgesichter* aus weißgelblichem, durchscheinendem Marmor mit Resten schwarzer Bemalung an den Augenbrauen, den Augenlidern und der Pupille. Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Wadi Saba' bei Märib. (31. 300. 1674) Maße: Höhe 23,8 cm Breite 14,5 cm Dicke 11,8 cm
Phot. 336—337:
Porträtkopf
der
Formengruppe
„Vollgesichter" aus weißgelblichem Marmor. Gekauft In San'ä, angeblich aus Süda. (31. 300. 1673) Maße: Höhe 26,5 cm Breite 13,0 cm Dicke
237
10,5 cm
Phot. 338—339: Porträtkopf der Formengruppe „Vollgesichter" aus weißgelbem, sehr verwittertem Kalkstein. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft.
Phot. 340—341: Porträtkopf der Formengruppe „Vollgesichter" aus graugelbem Marmor mit Resten von schwarzer Bernalung an den Augenbrauen.
(R. 142)
Gekauft in San'ä, angeblich aus Märib.
Maße: Höhe 7,5 cm Breite 2,5 cm Dicke 3,0 cm
Maße: Höhe 21,5 cm
(31. 300, 1681) Breite 10,7 cm Dicke
Phot. 342—343: Porträtkopf der Formengruppe „Vollge sieht er" aus gelblichem Marmor. Barthaare an der Ober- und Unterlippe und den Wangen sind durdi Punktung dargestellt. Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Wädi Saba' bei Märib. (31. 300. 1685) Maße; Höhe 21,7 cm Breite 11,6 cm Didce 10,3 cm
Phot, 344:
7,1 cm
Porträtkopf der Formengruppe »Voll-
gesiditer" aus gelblichem Marmor. Gekauft in San ä, unbekannter Herkunft. (R. 65) Maße: Höhe 12,0 cm Breite 11,0 cm Didce 7,5 cm
238
Phot. 345:
Porträtkopf der Formengruppe «Voll-
gesichter"
aus
abwechselnd
rotbraun
und
schwärzlich g e m a s e r t e m Gipsgestein. Durch Salzausblühungen stark zerbröckelt. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus Süda. (31. 300. 1678) Maße: Höhe
31,2 cm
B r e i t e 11,5 cm Dicke
10,0 c m Phot. 346—347:
der
Formengruppe
„Vollgesiditer" aus weißgelbem,
Porträtkopf
durchscheinen-
dem Marmor. Haardarstellung an der Oberlippe und den Backen durch Punktung. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus dem W ä d i S a b a ' bei Märib. {31. 300. 1686) Maße: Höhe
24,1 cm
Breite l ! , 6 c m Dicke
Phot. 348—349:
Porträtkopf
„Vollgesiditer"
aus
hellorangefarbener
9,7 cm
der
weißgelbem Äderung.
Formengruppe Marmor
mit
Darstellung
von
Sdinurr- und Backenbart durch Punktung. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus Märib. (31. 300. 1684) M a ß e : Höhe
25,0 cm
Breite 11,5 c m Dicke
Phot. 350—351: Porträtkopf der Formengruppe „Vollgesiditer" aus bräunlichem Marmor. B e h a a rung v o n O b e r - und Unterlippe und Backen durch Punktung dargestellt. R e s t e dunkelbrauner Bemalung im Gesicht. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus dem W ä d i S a b a ' bei M ä r i b . (31. 300. 1689) Maße: Höhe
16,3 cm
B r e i t e 11,8 cm Dicke
10,7 cm
239
10,0 c m
Phot. 352—353:
Porträtkopf
der
Formengruppe
„Vollgesichter" a u s w e i ß g e l b e m M a r m o r . G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus d e m W ä d i S a b a ' bei Märib, (31. 300. 1683) Maße: Höhe
15,3 c m
Breite 10,6 c m Didte
Phot. 354:
P o r t r ä t k o p f der F o r m e n g r u p p e „Voll-
gesichter" aus hellgelbem Marmor. von Ober-
10,0 cm
und Unterlippe
Behaarung
und Backen
durch
Punktung dargestellt. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 64) Maße: Höhe 15,1 cm Breite 12,2 cm Dicke 5,5 cm
Phot. 355—356: P o r t r ä t k o p f der F o r m e n g r u p p e „Vollgesiebter" a u s w e i ß g r a u g e l b l i c h e m M a r m o r . B e h a a r u n g d e r O b e r - u n d U n t e r l i p p e w i e der Backen durch t i e f e E i n b o h r u n g e n d a r g e s t e l l t . G e k a u f t i n S a n ' ä , angeblich a u s S ü d a . (31. 300. 1687) M a ß e : H ö h e 15,3 c m Breite 12,9 cm Dicke 8,0 cm
240
Phot. 357—358: Porträtkopf der Formengruppe „Vollgesichter" aus weißgrauem Marmor. Gekauft in San'a, angeblich aus dem Wädi Saba' bei Marib. (31. 300. 1666) Maße: Höhe 16,0 cm Breite 12,2 cm Dicke 10,1 cm
P h o t . 359—362
Porträtkopf der Formengruppe »Vollgesichter" aus gelblichem Marmor. Der Porträtkopf ist aus einem Ornamentstein verfertigt. Die Rückseite zeigt stark stilisierte Steinbockköpfe, die Oberseite bildet die Ecke des Ornamentsteins, an der der letzte Steinbockkopf als Relief des Steinbockes fortgeführt -wird. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 35) Maße: Höhe 14,5 cm Breite 11,0 cm Dicke 7,0 cm
Rückseite
Oberseite
16
241
Phot. 363—364: Porträtkopf der Formengruppe „Vollgesichter" aus w e i ß e m Marmor mit orangefarbener Äderung. Das Gesicht ist s t a r k abgesdiliffen. G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r Herkunft (R. 125) M a ß e : H ö h e 6,5 cm B r e i t e 5,7 c m Dicke: 5,0 cm
Phot. 365: Porträtkopf der Formengruppe . V o l l gesiditer" aus weißgelbem Marmor mit gelbbrauner Äderung. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus M ä r i b . (31. 300. 1668) Maße: Höhe
28,0 cm
B r e i t e 14,5 cm Dicke:
10,5 cm
Phot. 366: Brudistiidc eines Porträtkopfes, wahrscheinlich der Formengruppe „Reliefgesichter" aus gelblichem, sehr durchscheinendem Marmor. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus Baidhä. (31. 300. 1691) M a ß e : Höhe
11,2 c m
Breite
9,8 c m
Dicke
4,2 c m
Phot. 367: S t a t u e t t e aus solider Bronze. Die abgebrochenen A r m e zeigen e i n e Patinierung bis zum Kern. G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunft. (31. 300. 1885) M a ß e : Höhe
9,3 cm
B r e i t e 2,3 c m Dicke
242
1,5 cm
Phot. 370—371: Statuette aus solider Messingbronze, nur leicht patiniert, goldfarbig. Auf dem Rücken Inschrift. Verdacht auf Fälschung. Gekauft in San a, angeblidi aus Marib, (31. 300. 1884) Maße: Höhe 11,5 cm Breite 3,5 cm Dicke 2,3 cm
Phot, 368—369: Torso einer Statuette aus Bronze in verlorenem Guß mit gelbrötlichem Tonkern und sehr dünner Bronzeauflage. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 55) Maße: Höhe 6,0 cm Breite 2,8 cm Dicke 1,3 cm
Phot. 372: Zwei Bruchstücke einer plattenförmigen menschlichen Gestalt aus stark patinierter Bronze, Kopf- und wahrscheinlich Bruststück. Gekauft in San a, angeblidi aus Süda. (31. 300. 1961 a und b) Maße: Höhe a) 1,4 cm b) 1,7 cm Breite 1,1 cm 1,1 cm Dicke 0,4 cm 0,5 cm
Phot. 373: Statuette aus solider Bronze, wenig patiniert. Verdacht auf Fälschung. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 25) Maße: Höhe 4,7 cm Breite 2,5 cm Dicke 2,0 cm Phot. 374: Bruchstück einer plattenförmigen menschlichen Gestalt aus Bronze, stark patiniert. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1887) Maße: Höhe 2,9 cm Breite 1,5 cm Dicke 0,8 cm
JÄ^ I m
Phot. 375—376: Statuette aus stark patinierter Bronze mit ebensolcher Öse am Rücken. Gekauft in San'ä, angeblich aus Märib, {31. 300. 1980 b) Maße: Höhe 2,8 cm Breite 1,1 cra Dicke 1,1 cm
16'
243
' '
»
'i
Phot. 377—378:
Sphinx aus solider, stark pati-
licher Gestalt an der Vorderseite.
Phot. 379—380: Kopf aus wenig patinierter Bronze in getriebener Arbeit in Form einer Maske.
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft.
Gekauft in San'a, unbekannter Herkunft.
nierter Bronze mit stehender, anscheinend weib-
(43. 15. 36)
(43. 15. 24)
Maße: Höhe 1,7 cm Breite 0,7 cm Dicke 1,8 cm
Maße: Höhe 4,0 cm Breite 3,3 cm Dicke 1,6 cm Dicke des Bronzeblechs 0,2—0,3 cm
Phot. 381:
Plattenförmige
menschliche
Gestalt
aus Terrakotta mit grüner Glasur, anscheinend den Gott Bes darstellend. Gekauft in San'ä, angeblidi aus Baidhä. (31. 300. 1977) Maße: Höhe
1,8 cm
Breite 0,8 cm Didce 0,4 cm
Phot. 383—384: Statuette einer nackten weiblichen Gestalt aus gelbem, undurchsichtigem Glas. Die Nähte an allen Seiten lassen die Herstellung in zwei Matrizen erkennen, Durchbohrung im Haarbeutel auf dem Rücken, Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 102) Maße: Höhe 2,8 cm Breite 0,7 cm Dicke 0,8 cm
Phot. 385—386: Nackte Knabenstatue aus Bronze in verlorenem Guß. 1934 im Palaste des Imam, angeblidi aus 'Amràn. Maße: Höhe ca. 50 cm Breite ca. 20 cm Dicke ca. 30 cm
244
Phot. 382: Bruchstück einer anscheinend weib liehen Gestalt aus kobaltblauem Glas. Das Ge sidit ist auf beiden Seiten, aber nicht mit der selben Matrize in die flüssige Glasmasse ein gedrückt worden. Längsdurchbohrung. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 101) Maße: Höhe 1,9 cm Breite 1,5 cm Dicke 0,5 cm
Phot. 387—390: in Hohlguß.
Kopf einer Statue aus Bronze
1934 im Museum von San a, angeblich von den Ausgrabungen des Kronprinzen Ahmed 1931 in Ghaiman. Später dem König von England geschenkt und jetzt im Britischen Museum in London. Maße: Höhe ca. 20 cm Breite ca. 16 cm Dicke ca. 18 cm
Phot. 391—393: in Hohlguß.
Kopf einer Statue aus Bronze
1934 im Museum von San'ä, angeblich von den Ausgrabungen des Kronprinzen Ahmed 1931 in Ghaiman. Maße: Höhe ca, 28 cm Breite ca. 25 cm Tiefe ca. 21 cm
245
Phot. 394—396: Statue aus Bronze in Hohlguß, einen nackten, unbeschnittenen Mann darstellend. Auf der Brust eine umrahmte Inschrift (s. Fig. 166). 1934 im Museum von San"ä, angeblich von den Ausgrabungen des Kronprinzen Ahmed 1931 in Nahlet el Hamra. Maße: Höhe ca. 2,40 m Breite: ca. 1,20 m Didte ca. 1,00 m
246
Phot. 397: Iiischriftenstein aus graugelblichem, durchsichtigem Marmor mit eingekerbter Zeichnung dreier sich an den Händen fassender menschlicher Gestalten. An der Hinterseite ein roh behauenes, etwa l cm erhabenes Quadrat. Verdacht auf Fälschung. (31. 300. 1642) Gekauft in San'ä, Maße: Höhe 10,5 Breite 11,0 Dicke 4,0
Phot. 398:
unbekannter H e r k u n " cm cm cm
Reliefplatte aus gelbgrauem, splitt-
rigem Kalksandstein. Gekauft in San'a, unbekannter Herkunft. (31. 300. 164?) Maße: Höhe 21,3 cm Breite 24,5 cm Dicke
3,0 cm
Phot. 399: Reliefplatte aus gelbem Marmor mit rötlicher Äderung. Die Hinterseite zeigt das Bruchstück eines geometrischen Bauornaments, das in Fig. 167 abgebildet ist. Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Wädi Saba' bei Märib. (31. 300. 1751) Maße: Höhe 29,8 cm Breite 17,5 cm Dicke 6,0 cm
247
•a,; m
Ss
KSä V illföiS I,
n
Phot. 400: Reiiefplatte aus weißem Marmor mit roter Äderung. Gekauft in San'a, unbekannter Herkunft. (R. 28) Maße: Höhe 17,5 cm Breite 15,0 cm Dicke: 6,0 cm
Phot. 401—402: Statuette eines Kamels aus gebranntem Ton von gelbbrauner Farbe. Gekauft in San'a, angeblich aus dem Djöf. (31. 300. 1838) Maße: Höhe 12,5 cm Breite 7,2 cm Länge 13,8 cm
Phot. 403—404: Torso der Statuette eines Kamels aus gebranntem Ton von rotbrauner Farbe. Durchbohrung am oberen Teil des Halses. Gekauft in San'a, angeblich aus dem Djof. (31. 300. 1839) Maße: Höhe 11,0 cm Breite 6,4 cm Länge 16,1 cm
248
Phot. 405—406: Torso einer Kamelstatuette aus graugelbem Kalkstein Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 124) Maße: Höhe 10,1 cm Breite 6,9 cm Dicke 3,1 cm
Phot. 407—408: Torso einer Kamelstatuette aus gebranntem Ton von gelbroter Farbe. Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Djöf. (31. 300. 1841) Maße: Höhe 5,5 cm Breite 5,5 cm Länge 10,6 cm
Phot. 409—410: Torso einer Kamelstatuette aus rotem, gebranntem Ton. Gekauft in San a, unbekannter Herkunft. (R. 148) Maße: Höhe 8,9 cm Länge 14,1 cm Dicke 7,1 cm
249
Phot. 413:
Kamel aus stark patinierter Bronze
mit einem Halsband. Die Füße enden nicht frei, sondern stehen auf abgebrochenen Podesten. Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidhä. (31. 300. 1878) Maße: Höhe 6,7 cm Breite 1,8 cm Länge 8,2 cm Phot. 411-—412:
Torso einer Kamelstatuette aus
gebranntem Ton von brauner Farbe. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1840) Maße: Höhe 7,5 cm Breite 4,8 cm Länge
11,0 cm
Phot. 415:
Geschnitzte
Stiergestalt
aus
roter
und weißer Edelkoralle (s. Fig. 181/182). Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Djof. (43. 15. 66) Maße: Höhe 1,4 cm Breite 0,4 cm Dicke 2,4 cm
Phot. 414:
Kamel aus stark patinierter Bronze
mit einem kastenförmigen Rückenaufsatz. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1880) Maße: Höhe 4,0 cm
Phot. 416: Bein eines Kastens oder Gefäßes aus stark patinierter Bronze mit Rinderfuß und Ornament.
Breite 1,1 cm Länge 3,5 cm
Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidhä, (31. 300. 1892) Maße: Länge Breite Dicke Didte
250
5,5 cm 1,5—0,7 cm am Huf 1,0 cm oben 0,2 cm
Phot. 417—418:
Rinderkopf
aus
grauem
Kalk-
stein. G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r Herkunft. (31. 300. 1760) M a ß e : Höhe
26,4 cm
B r e i t e 23,0 cm Tiefe
33,0 cm
Phot. 419:
Bruchstück
eines
Rinderkopfes
rötlichem K a l k s a n d s t e i n . G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r Herkunft. (31. 300. 1768) Maße: Höhe
6,5*cm
B r e i t e 8,2 cm Tiefe
251
4,5 cm
aus
Phot. 420:
Bruchstück
eines
Rinderkopfes
aus
rötlichem Kalksandstein. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1767) Maße: Höhe
6,2 cm
Breite 10,5 cm Tiefe
6,3 cm Phot. 421: Bruchstück einer Reliefplatte aus rötlichgelbem Kalkstein, in zwei Bruchstücken. Hinten unregelmäßig behauen. Gekauft in San'ä, angeblich aus Missigür, 3 Stunden von Mär ib. (31. 300. 1765 u. 1766) Maße: Höhe 29,2 cm Breite 17,3 cm Dicke 5—8 cm
Phot. 422: Bruchstück einer Reliefplatte aus weißem. Marmor mit Rinderkopf mit ornamentierten Hörnern. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 18) Maße: Höhe 10,0 cm Breite 15,0 cm Dicke 6,0 cm
Phot. 423: Inschriftenstein aus rötlichgrauem, sehr hartem Tuffgestein, oben in der Mitte mit einem stilisierten Steinbode, der an beiden Seiten von einem Rinderkopf begleitet wird. Relieftiefe 1,5 cm. Gekauft in San'ä, angeblich aus Märib. (31. 300, 1625) Maße: Höhe 69,0 cm Breite 61,0 cm Dicke
8,0 cm
252
Phot. 425:
Reliefsteines
aus
schwarzem Basalt mit o b e r e m Teil eines
Bruchstück
sehr
stark stilisierten Phot. 424:
Bruchstück
eines
Reliefsteins
aus
schwarzem Basalt mit o b e r e m T e i l eines
sehr
eines
Rinderkopfes.
G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunft. (R. 62) Maße: Höhe
s t a r k stilisierten Rinderkopfes.
4,0 cm
B r e i t e 6,0 cm
G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunft.
Dicke
(R. 61)
6,0 cm
M a ß e : H ö h e 6,5 cm B r e i t e 6,5 cm Dicke 8,0 cm
Phot. 426:
Inschriftenstein aus g e l b g r a u e m Mar-
mor, oben mit zwei s t a r k s t i l i s i e r t e n
Rinder-
köpfen. Schriftplatte 6 mm, Relief 2 mm gegenüber der L e i s t e v e r t i e f t . G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunft. (31. 300. 1626) Maße: Höhe
12,7 c m
B r e i t e 13,6 cm Dicke
5,5 cm
Phot. 427—428: balkens
aus
geometrischen
Zwei
Bruchstücke
gelbgrauem Treppen-
eines
Stein-
K a l k s t e i n mit
einem
und
Kastenornament
auf der O b e r s e i t e und einem stark s t i l i s i e r t e n Rinderkopf an den Enden. Gekauft in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r Herkunft. (31. 300. 1773 u. 1774) M a ß e : B r e i t e 23,2 cm
21,0 c m
Länge 49,1 cm
46,2 cm
Didte
253
8,1 c m
8,1 cm
m Phot. 429—430: Widderkopf aus gelbem Kalkstein mit rötlicher Äderung. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. Maße: Länge 10,5 cm Breite 9,5 cm Höhe 11,0 cm
Phot. 431: Statuette eines Schafes aus Bronze, wenig patiniert, mit ebener Standplatte und großer Durchbohrung. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1883) Maße: Höhe 1,1 cm Länge 2,4 cm Breite 1,0 cm
ml
Phot. 432—434: Statuette eines Steinbocks aus gelblichem Marmor. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 126) Maße: Höhe 10,5 cm Breite 3,5 cm Länge 6,0 cm
254
ggr-x
i Phot. 4 3 5 :
T i e r k o p f , wahrscheinlich e i n e s
des, aus g r ä u l i c h g e l b e m , g e b r a n n t e m
Pfer-
Phot. 4 3 6 :
Tierkopf
aus kristallinem,
b e m K a l k s t e i n , wahrscheinlich e i n e s
Ton.
weißgelHundes.
G e k a u f t in S a n a , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t .
G e k a u f t in S a n ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t .
(R. 115)
(43. 15. 92a) 3,0 c m
Breite 2,0 c m
Phot. 438:
Phot. 437: T i e r k o p f aus g e l b g r ü n e m T u f f g e s t e i n , wahrscheinlich e i n e s H u n d e s . G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (43. 15. 92b)
Maße: Höhe
M a ß e : L ä n g e 4,0 c m Höhe
y
" 2,1 c m
Maße: Höhe
2,5 c m
B r e i t e 1,3 c m
B r e i t e 1,3 c m
Tiefe
Tiefe
1,7 c m
1,3 c m
T i e r k o p f aus g e l b b r a u n e m , g e b r a n n -
t e m T o n . An d e r V o r d e r s e i t e d e s K o p f e s
eine
Phot. 439:
Tierkopf
aus
weißbräunlichem,
ge-
Phot. 440:
Tiergestalt
aus
wenig
Durchbohrung.
b r a n n t e m T o n , v i e l l e i c h t e i n Pferd
G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t ,
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft.
G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r
(43. 15. 92 c)
(43. 15. 92 d)
(31. 300. 1881)
M a ß e : L ä n g e 5,0 c m
M a ß e : Länge 4,2 cm
M a ß e : L ä n g e 5,3 c m
B r e i t e 3,0 c m
B r e i t e 1,8 c m
B r e i t e 1,7 c m
Dicke
Dicke
Höhe
2,0 cm
Phot. 4 4 1 :
V o g e l g e s t a l t aus B r o n z e , s t a r k p a t i -
niert,
ebener
auf
Querdurchbohrung
Standplatte in den
und
mit
Augen.
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 27) M a ß e : L ä n g e 2,8 c m B r e i t e 1,5 c m Höhe
1,8 c m
einer
Phot. 442:
darstellend.
1,5 c m
V o g e l g e s t a l t auf e i n e m v a s e n a r t i g e n
Podest aus stark patinierter Bronze, Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft, (43. 15. 30) Maße: Höhe
Phot. 443: Bronze
Tiergestalt
mit
L ä n g e d e s V o g e l s ' 1,6 c m B r e i t e 1,3 c m
255
Herkunft.
3,0 c m
Öse,
aus
stark
vielleicht
einen
patinierter Löwen
stellend. G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (31. 300. 1882)
3,8 c m
patinierter
Bronze, vielleicht einen Esel darstellend.
M a ß e : L ä n g e 1,6 c m Höhe
1,7 c m
B r e i t e 0,7 c m
dar-
Phot. 444:
Tiergestalt aus grauweißem Marmor
Phot. 445:
Tiergestalt aus weißgelbem Marmor.
mit roter und weißer Streifung.
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft.
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft.
(31. 300. 1938)
(43. 15. 92e)
Maße: Höhe 3,4 cm
Maße: Höhe 3,3 cm Tiefe
Tiefe
Tiergestalt aus weißgelbem Marmor.
(31. 300. 1939) Maße: Höhe 2,9 cm
Breite 1,7 cm
Breite 1,9 cm
Phot. 446:
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft.
Breite 1,5 cm
6,0 cm
Tiefe
4,8 cm
Phot. 447: Tierkopf aus weißem Marmor mit violettbrauner Ader als Ausfluß eines Opferaltars.
3,6 cm
Phot. 448—449: Tiergestalt aus grauem stein. Gekauft in San'ä, unbekannter
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft.
Herkunft.
Das O b j e k t ist verlorengegangen.
(R. 60) Maße: Länge 10,5 cm Breite 6,5 cm Höhe 5,5 cm
Phot. 450: Löwe aus stark patinierter
Bronze,
in Flachrelief gegossen. Gekauft in San a, unbekannter Herkunft. (43. 15. 32) Maße: Länge 2,5 cm Höhe 1,3 cm Dicke 0,4 cm
Phot. 451—452: Fuß eines Tieres aus Bronze in Hohlguß, in der Gestalt eines Löwenfußes. Die Bronzeschale ist etwa 1 cm didc und wenig patiniert. Gekauft in San'ä, angeblich aus Ghaimän.
256
(31. 300, 1891) Maße: Höhe 6,2 cm Breite 6,3 cm Tiefe
Kalk-
?,5 cm
Phot. 453:
Reliefstein
aus
ziegelrotem,
fein-
k ö r n i g e m S a n d s t e i n , mit s t a r k e r S a l z a u s b l ü h u n g . Das R e l i e f z e i g t z w e i v o n e i n a n d e r Antilopen, Stämme
die
von
Früchten
wahrscheinlich
abgewandte
fressen,
deren
in der M i t t e o b e n
ab-
g e b r o c h e n sind. E i n t i e f u n g d e s R e l i e f s 3 m m . G e k a u f t in S a n ' ä , a n g e b l i c h aus S ü d a . (31. 300. 1762) Maße: Höhe
16,1 cm
B r e i t e 17,9 c m Didce
Phot. 4 5 4 :
Reliefstein
aus
9,0 c m
weißgelbem,
durch-
s i c h t i g e m M a r m o r m i t e i n e m S t e i n b o d e in
lie-
gender Haltung.
des
Hinten
zur E r l e i c h t e r u n g
T r a n s p o r t s b e h a u e n . E i n t i e f u n g des R e l i e f s 5 m m . G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (31. 300. 1761) Maße: Höhe
20,9 c m
B r e i t e 11,1 c m Dicke
7,5 cm
P h o t . 455—456: namentierten
Ecke Steins
eines aus
orgelb-
braunem K a l k s t e i n mit den Vorderansichten die
Köpfe
Horner
von in
und
Fladirelief. haltenen
Steinböcken,
Hodi-
und
Unterkörper
An
den
Seiten
beiden
waren
die in er-
minde-
s t e n s drei, r e s p . z w e i S t e i n b ö c k e d a r g e s t e l l t , wahrscheinlich m e h r . G e k a u f t in S a n ' d , a n g e b l i c h aus Baidhä. (31. 300. 1763) Maße: Höhe
22,5 c m
B r e i t e 12,6 c m Tiefe
17
257
7,5 cm
Phot. 457: Rüdeseite des in Phot. 353—356 abgebildeten Porträtkopfes aus gelblichem Marmor, der aus dem Bruchstück eines Steinbockornaments in Reihenanordnung hergestellt wurde. Gekauft in San'a, unbekannter Herkunft. (R. 35) Maße: Höhe 11,0 cm Breite 14,5 cm Dicke 7,0 cm
von der Seite
Phot. 458—460: Ecke eines ornamentierten Steins aus gelblichem Marmor, dessen eine Seite zwei stark stilisierte Steinbockköpfe und dessen rechts anschließende Seite das Relief eines Steinbockes zeigt. Die Steinbockhörner werden auf der oberen Fläche des Steins durch eine wulstige Leiste begrenzt, ebenso liegt eine solche unter den Köpfen, die sich seitlich über die Knie und Beine des seitlichen Steinbocks fortsetzt.
von oben
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 44) Maße: Höhe 7,0 cm Breite 7,0 cm Tiefe 7,5 cm
258
Phot. 461: weißem
Bruchstück eines Ornamentsteins aus Marmor,
eine
Seite
mit
Steinbode-
köpfen geschmückt, wie in Phot. 457 und Phot. 458/60, von denen nur die Horner erhalten sind. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 146) Maße: Höhe 7,5 cm Breite 6,5 cm Dicke 3,0 cm
Phot. 462 — 464: Obere Kante eines Ornamentsteines aus gelbrötlichem Kalkstein mit reliefierten Steinbockköpfen, von denen mindestens fünf, aber wahrscheinlich mehr, nebeneinander gelegen haben. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 36) Maße: Höhe 9,0 cm Breite 13,0 cm Tiefe 8,0 cm
Phot. 465: Abgebrochener Griff einer Öllampe oder eines Räudiergefäßes aus Bronze mit einem Steinbodekopf als Ende des umgebogenen Griffs. Die Horner sind abgebrochen. Am gebogenen Hals des Griffs eine moderne Lötstelle. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 22) Maße: Länge 16,5 cm
17*
259
m
.1 I
Cr
v
üj?
'4
rps jp f Phot. 466: Reliefstein aus weißgelbem Kalkstein mit starken Salzausbliihungen. Das Relief zeigt in der Mitte einen gehenkelten Krug, an dem sidi zwei geflügelte Greifen mit Vogelkopf und Löwenleib aufrichten.
Phot. 467—468:
Kopf einer Schlange oder eines
Drachens aus gelbem, gebranntem Ton. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 141) Maße: Länge 6,8 cm Breite 2,3 cm Dicke 3.0 cm
Gekauft in San'ä, angeblich aus dem W ä d ! Saba" bei Märib. (31. 300. 1764) Maße: Höhe 34,8 cm Breite 46,3 cm
Phot. 469:
Kopf
Dicke
13,0 cm
einer
Sdilange
oder
eines
Drachens aus gelbem, gebranntem Ton. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 153) Maße: Länge 5,5 cm Höhe 2,5 cm Dicke 1,3 cm
Phot. 471:
Ornamentstein aus weißgrauem, kri-
stallinem Kalkstein mit grauer Verwitterungskruste, in Form eines Blumenstraußes. Gekauft in San a, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1771) Phot. 470:
Kopf
einer
Schlange
oder
Maße: Höhe
eines
12,8 cm
Drachens aus gelbweißem, gebranntem Ton,
Breite 20,2 cm
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft.
Dicke
(R. 152) Maße: Länge 5,4 cm Breite 2,1 cm Höhe 2,7 cm
260
7,0 cm
Phot. 472—473: Reliefplatte aus gelblidrweißem, sehr durdisdieinendem Marmor mit Weinrankenmotiv. Die dickere Seitenkante ist leidit gerundet. Gekauft in San'a, angeblich aus Missigür, drei
(31. 300. 1769) Maße: Höhe 31,2 cm Breite 27,6 cm Dicke 2,7—3,3 cm
Stunden von Märifa.
Phot. 474—475: Ecke eines Ornamentsteins aus gelbweißem, durchscheinendem Marmor mit Weinrankenmotiv. Im Durchsdinitt hat der Stein die in Fig. 224 abgebildete Form. Gekauft in San'ä, angeblich aus Missigür, drei Stunden von Märib.
261
(31. 300. 1770) Maße: Länge 43,1 cm Breite 29 2 cm Dicke 14,2 cm
Phot. 476: Bruchstück einer ornamentierten Leiste aus Bronze mit Rankenomament, stark patiniert. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 29) Maße: Länge 2,8 cm Breite 1,7 cm Dicke 1,2 cm
Phot. 477: Schmu ckpiättchen aus dichtem, gelbem Kalkstein mit fein eingeschnittenem Rosettenornament. Hinten nur Randleisten mit dreieckiger Verbreiterung an der Durchbohrung, Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 69)
¡wMm '
* •
V
IV':
m liMli Ä
Maße: Länge 5,0 cm Breite 2,0 cm Dicke 0,4 cm
I „ r MI
Phot. 478: Inschriftenstein aus beigefarbenem, splittrigem Kalkstein. Relief 1 cm tief eingesdinitten. Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Wädi Saba' bei Marib. (31. 300. 1641) Maße: Länge 42 cm Breite 30 cm Dicke 12 cm
Phot. 480:
Runder
Podest
aus Blei mit ein-
gelegter Silberarbeit. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 26) Maße: Länge 3,4 cm Durchmesser oben 1,7 cm Durchmesser unten 2,1 cm
262
Phot. 479: Bruchstück einer leicht gebogenen Bronzeplatte, mit 1,5—3,0 mm erhabenem Ornament eines Feldes mit Rosette und einer eingetieften Schuppenzeichming (s. Fig. 225} in der Ecke außerhalb des Feldes. Stark patiniert. Gekauft in San'ä, angeblich aus Ghaimän. (31. 300. 1959) Maße: Länge 9,2 cm Breite 7,0 cm Dicke 0,8—0,2 cm
Phot. 482: Phot. 481:
Plättdien aus Bronze mit oberer ab-
gebrochener Öse und unterem
abgebrochenem
Fortsatz. Leicht patiniert.
Plättdien aus stark patinierter Bronze
mit geometrischer Ornamentierung. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 31)
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft.
Maße: Durchmesser 2,3—0,7 cm Dicke 0,15 cm
(31. 300. 1981 a) Maße: Länge 2,4 cm Breite 1,5 cm Dicke 0,15 cm
Phol. 483:
Stäbchen aus Bronze, viereckig, an
den Enden rund, mit geometrischen Ornamenten. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43, 15. 35) Maße: Länge 5,1 cm Dicke 0,5—0,3 cm
Phot. 484: Ringsiegel aus gelber Bronze mit teilweise abgebrochenem Ringe. Geometrisches Ornament eingeschnitten. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 48 e)
Phot. 485:
Maße: Dicke der Platte 0,15 cm Siegelfläche 1,4 X 1,4 cm
Anhänger
aus
gelber
Bronze
gelötet. Leicht patiniert. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1963) Maße: Länge 2,8 cm Breite 1,3 cm Dicke
Phot. 486:
Ornamentiertes
Plättdien,
wahr-
scheinlich Anhänger, aus grüngrauem Nephrit. Ornamente eingeschliffen. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 100) Maße: Länge Breite Dicke Breite
2,3 cm 2,0—2,3 cm 0,3 cm des Anhängers 1,2 cm
ge-
gossen, Öse in der Mitte der Hinterseite an-
Phot. 487: stücken,
0,1 cm
Plättchen aus Bronze in zwei Bruchstark
patiniert.
Unten
abgebrochen.
Ornament eingehämmert. Gekauft in San a, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1974) Maße: Länge 3,7 cm Breite 1,1 cm Dicke 0,1—0,05 cm
263
Phot. 488—489: Ornamentstein aus weißem Marmor mit geometrischer Einkerbung. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 107) Maße: Länge 10,0 cm Breite 9,1 cm Didce 7,5 cm
Phot. 491: Anhänger aus Bronze mit halbkreisförmigem Bügel und abgebrochener Öse. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 23.) Phot. 490: Steinplättdien aus gelbem, kristallinem Kalk, sehr verwittert, mit unbestimmbarer Zeichnung.
Maße: Durchmesser 2,7 cm Höhe 2,3 cm
Gekauft in San a, unbekannter Herkunft. (R. 127) Maße: Länge 7,5 cm Breite 7,0 cm Dicke 2,0 cm
Phot. 492: Sdimudcplättchen aus Bronze, mit 4 Ösen, davon eine abgebrochen. An zwei Seiten, vor der oberen und unteren Öse, kugelförmige, oben abgeplattete Erhöhungen. Stark patiniert. (43. 15. 33)
Phot. 493: Bruchstück eines Schmuckstücks aus Bronze gegossen, mit Resten eines sabäischen Monogramms. Stark patiniert. Hinten Reste eines Bügels mit einer Öse am Ende. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 34)
Maße: Länge 3,1 cm Breite 2,5 cm Dicke 0,3—0,5 cm
Maße: Länge Breite Dicke
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft.
264
3,4 cm 1,8 cm 0,4—1,2 cm
Phot. 494: Schmuckstück aus Bronze gegossen, stark patiniert. Hinten wahrscheinlich Reste eines Bügels.
Phot. 495: Inschriftenstein mit geometrischem Ornament aus gelbbraunem, kristallinem Kalkstein.
Gekauft in San a, unbekannter Herkunft.
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1600)
(43. 15. 21)
Maße: Länge 25,0 cm
Maße: Länge 5,7 cm Breite 2,4 cm Dicke 0,4—0,8 cm
Breite 10,2 cm Dicke
Phot. 496:
5,2 cm
Inschriftenstein
mit
geometrischem
Ornament aus gelbweißem Kalkstein, Gekauft in San a, unbekannter Herkunft. (R. 22) Maße: Länge 19,0 cm Breite 12,5 cm Didce 9,5 cm
Phot. 497:
Inschriftenstein
mit
geometrischem
Ornament aus gelblichem Kalksandstein. Gekauft in San'a, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1598) Maße: Länge 30,1 cm Breite
9,2 cm
Dicke
6,1 cm
265
Phot. 498: Ornamentstein aus gelbem Marmor mit Riefelmotiv, an allen Seiten abgebrochen, auch nach hinten. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 33) Maße: Länge 17,0 cm Breite 14,5 cm Dicke 8,0 cm
Phot. 499: Ornamentstein aus grauem, kristallinem Kalkstein mit Kästchen- und Riefelmotiv, nach drei Seiten abgebrochen. Unten nur roh geglättet. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1775) Maße: Länge 22,8 cm Breite 22,7 cm Didte
8,0 cm
M ( ( i
Phot. 502:
Ornamentstein
aus
rötlichgelbem
Kalksandstein, an drei Seiten abgebrochen, mit zwei bepunkteten Feldern, hinten roh geglättet. Gekauft in San'ä, angeblich aus Märib. (31. 300. 1779) Phot. 500—501:
Ornamentstein
aus
Maße: Länge 14,5 cm
weißem
Breite 13,6 cm
Marmor mit Kästchenmotiv, an allen Seiten ab-
Dicke
gebrochen. Hinten geglättet. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 58) Maße: Länge 13,0 cm Breite 1,2,0 cm Dicke 7,0 cm
266
8,0 cm
Phot. 503: Ornamentstein aus graubraunem Kalksandstein mit gepunktetem Felde. Nur oben abgebrochen. Hinten roh behauen. Gekauft in San a, angeblich aus dem Wädi Saba' bei Märib. (31. 300. 1777) Maße: Länge 15,3 cm Breite 10,9 cm Didke 6,0 cm
Phot. 504:
Ornamentstein aus rotem Kalkstein,
oben und unten abgebrochen, mit einem gepunkteten Felde. Hinten unregelmäßig behauen. Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Wädi Saba' bei Märib. (31. 300. 1778) Maße: Länge 17,0 cm Breite 13,9 cm Dicke
7,0 cm
Phot. 505: Ornamentstein aus blaugrauem, splittrigem Kalkstein, an drei Seiten abgebrochen, mit zwei gepunkteten Feldern. Hinten roh behauen.
Phot. 506: Ornamentstein aus rötlichgrauem, sdiiefiigem Kalkstein, an drei Seiten abgebrochen, mit zwei gepunkteten Feldern. Hinten roh behauen.
Gekauft in San'ä, angeblich aus Märib.
Gekauft in San ä, angeblich aus Märib.
(31. 300. 1776)
(31. 300. 1780)
Maße: Länge 14,5 cm
Maße: Länge 15,8 cm
Breite 14,3 cm
Breite 12,0 cm
Dicke
Dicke
7,0 cm
267
6,0 cm
Phot. 509: Ornamentstein aus gelbgrünem Quarzit mit eingeritzter geometrischer Zeichnung, stark verwittert.
Phot. 507—508: Ornamentstein aus gelbgrauem Marmor, oben und unten abgebrochen. Gekauft in San'ä, angeblich aus Süda im Djof. (31. 300. 1772) Maße: Länge 10,1 cm Breite 6,9 cm Dicke 8,5 cm
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 143) Maße: Länge 4,5 cm Breite 4,5 cm Dicke 3,0 cm
Phot. 511: Siegelperle aus gebranntem Ton mit Craquele-Glasur und Steinbodefigur an einer Seite, als Schlußstein in einem modernen Armband der Gabilen aus modernen gelben und grünen Glasperlen (s. Fig. 195 und 278). Gekauft in San a, angeblich aus Sä'da. (31. 300. 1917) Maße: Länge 2,0 cm Durchmesser in der Mitte 1,0 cm am Ende 0,7 cm
Phot. 510: Striegel aus Holz, stark verkohlt, mit abgebrochenen Zähnen und Griff. Gekauft in San a, unbekannter Herkunft. (R. 114) Maße: Länge 18 (10) cm Breite 10,5 cm Dicke 2,5 cm
Phot. 512—513: Skarabäus-ähnliches Amulett eines liegenden Löwen aus gelbbraunem Quarzit mit Resten grüner Glasur. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 61e) Maße: Länge 1,3 cm Breite 0,7 cm Dicke 0,6 cm
268
Phot. 514—516: S k a r a b ä u s aus g e l b b r a u n e r T e r r a k o t t a mit grüner Glasur, v o r n e a b g e b r o chen. Längsdurchbohrung. G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (43. 15, 61d) Maße: Länge 1,2 cm Breite 0,9 cm Dicke 0,7 cm
Phot. 518—520: S k a r a b ä u s aus T e r r a k o t t a mit blauer Glasur. Der Kopf ist abgebrochen. Fig u r e n in der Siegelfläche roh eingedrückt, Längsdurchbohrung (s. Fig. 242/244). G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (43. 15. 61c) M a ß e : Länge 1,4 cm Breite 1,1 cm Dicke 0,9 cm
Phot. 522: Bronze.
ösensiegel
aus
Phot. 517: ein
sabäisches
preßt.
aus
Terrakotta
Schriftmonogramm,
ist
einge-
G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (31. 300. 2005f) Maße: Länge 1,2 cm Durchmesser 0,8—1,0 cm
Phot. 521: ö s e n s i e g e l aus Bronze, Siegelfläche völlig verschlissen. G e k a u f t in San'ä, angeblich aus Märib. (31. 300. 1980d) M a ß e : H ö h e 1,2 cm Siegelfläche 1,0X0,9 cm
ö s e n s i e g e l aus Bronze, s t a r k pati-
niert, mit schiefliegender Ö s e .
Auf der Siegel-
G e k a u f t in San'ä, u n b e k a n n t e r H e r k u n f t .
fläche vermutlich sabäisches Monogramm.
(31. 300. 2005e)
G e k a u f t in San'ä, u n b e k a n n t e r H e r k u n f t .
M a ß e : H ö h e 1,2 cm Siegelplatten-Durchmesser 1,3 cm
M a ß e : H ö h e 1,3 cm
(31. 300, 2005e) Siegelfläche 1,1X0,9 cm
269
von
Das Siegelbild,
Längsdurchbohrung.
Phol. 523:
^kupferfarbener
Siegelperle
b r a u n g r ü n e r F a r b e mit Glasur.
Phot. 525—526: Siegelstein aus dichtem, feinem Kalk von fast weißer Farbe, fein poliert. Zeichnung und Schrift eingeschnitten. Mit Längsdurchbohrung.
Phot, 524: ösensiegel aus grünem Stein. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. Maße: Länge ca. 1,5 cm Breite ca. 1,1 cm Dicke ca. 1,4 cm
Gekauft in San a, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1925) Maße: Länge 1,4 cm Breite 1,2 cm Dicke 0,5 cm
WK M 4 M IMÊM*i
Phot. 529: Siegelstein aus teils schwarzem, teils dunkelgrauem, feinem Tonsdiiefer, aus drei Bruchstücken ergänzt. Zeichnung in die Siegelflache eingeritzt. Hinterseite gewölbt, ohne Durchbohrung. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1930) Maße: Länge 1,5 cm Breite 1,1 cm Dicke 0,6 cm
Phot. 527'—528: Anhänger aus weißgelblichem Quarzit mit Inschrift an der einen Seite. Verdacht der Fälschung. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 129) Maße: Länge Breite Dicke
4,7 cm 3,3 cm 1,5 cm
Phot. 531: Siegelring aus goldfarbener Bronze mit aufgelöteter Platte. Zeichnung einer doppelköpfigen mensdilichen Gestalt und einer liegenden Antilope eingegraben (s. auch Fig. 175 und 176).
Phot. 530: Amulettplattchen aus Bronze mit Bildwerken an zwei Breitseiten, zwei Steinböcken mit Mondsichel und Sdiriftzeichen. Stark patiniert (s. auch Fig. 198/199). Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 63d) Maße: Länge 1,0 cm Breite 0,7 cm Dicke 0,5 cm
Gekauft in San a, unbekannter Herkunft. (43. 15. 48b) Maße der Platte: Länge Breite Dicke Ring-Durchmesser
270
1,4 cm 1,3 cm 0,25 cm 2,1 cm
Phot. 533: Siegel aus kupferfarbener Bronze mit runder Platte und einer ringartigen Öse ari der Hinterseite. Die Platte trägt eingraviert einen Stierkopf.
Phot. 532: Siegelstein aus schwarz- und weißgebändertem Achat, in einen modernen arabischen Silberring gefaßt (s. auch Fig. 222). Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (43. 15. 53) Maße: Länge 1,4 cm Breite 0,8 cm Dicke 0,4 cm Ringdurchmesser 2,1 cm
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (31. 300. 2005d) Maße: Plattendurchmesser Plattendicke Dicke mit Ring Durchm. d. Ringes
1,3 cm 0,3 cm 1,1 cm 0,2—0,3 cm
Phot. 534: Amulettstäbchen aus Bronze mit eingeritzter sabäisdier Schrift an allen vier Längsseiten und einem Rinderkopf an einem Ende, der von oben nach unten durchbohrt ist, Reste von ziegelroter Emaille. Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Wadi Saba' bei Märib. (31. 300. 1975) Maße: Länge 2,6 cm Breite 0,75 cm Dicke 0,7 cm
Phot. 535: Opferaltar aus weißlich-violettem Kalksandstein mit starker Salzausblühung. Das 0,5 cm tief eingeschnittene Relief liegt nur an der Vorderseite. Unterseite des Fußes roh behauen. Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidhä im Djöf. (31. 300. 1758) Maße: Höhe 10,2 cm Breite 9,3 cm Tiefe 9,3 cm
271
Phot. 536—537: Opferaltar aus rötlichgrauem Kalksandstein, oben und unten stark zerstört, mit einem Relief von Mondsichel und Stern an einer oberen Seite und zwei Inschriften an zwei benachbarten Seiten des Fußes. Gekauft in San'ä, angeblich aus dem W ä d i Saba' bei Märib. (31. 300, 1632) Maße: Höhe 16,1 cm Breite oben 11,5 cm unten 9,0 cm Tiefe oben 11,5 cm unten 9,0 cm
Phot. 538—539: Bruchstück einer trogartigen Opferschale aus gelbem Kalkstein mit starker Salzausblühung und 1 cm hohen rechteckigen Beinen. An der Schmalseite eingeritztes Zidczackornament. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R 4?) Maße: Höhe 4,0 cm Breite 8,5 cm Länge 7,0 cm
272
Phot. 540—543: Bruchstück e i n e s O p f e r a l t a r s a u s g e l b e m Kalkstein mit flacher oberer Vertiefung und eingeschnittener Inschrift an allen vier Seitenflächen, G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunft. (R. 2) Maße: H ö h e 26,0 cm Breite 27,0 cm Tiefe 26.0 cm
Phot. 544—545:
Opferaltar aus gelblichem K a l k
stein mit Inschrift an einer S e i t e eingegraben. G e k a u f t in S a n ' ä , unbekannter Herkunft. (R. 46) Maße: H ö h e Breite Tiefe
18
5,5 cm 8,5 cm 8,5 cm
273
Phot. 546—549:
O p f e r altar
aus
gelbem
Kalkstein mit s a b ä i s d i e n Inschriften an allen vier Seiten und flachen v i e r e c k i g e n F ü ß e n , G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (31. 300. 1757) Maße: Höhe
5,7 cm
Breite
10,1 cm
Tiefe
9,7 cm
274
Phot* 550—555:
O p f e r a l t a i aus g e l b l i c h e m K a l k s t e i n und e i n g e g r a b e n e r s a b ä i s d i e r Inschrift an allen vier S e i t e n f l ä c h e n und v i e r e c k i g e n F ü ß e n von 1 cm H ö h e . G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (R. 19) Maße: Höhe
18«
9,5 em
Breite
9,5 c m
Tiefe
9,5 c m
275
Phot. 556—557: Opfertisch aus w e i ß g e l b e m Kalks a n d s t e i n m i t Ausfluß ü b e r e i n e m R i n d e r k o p f . Unten roh behauen. G e k a u f t in S a n ' a , angeblich a u s Süda im Djöf. (31. 300. 1752) M a ß e : L ä n g e 21,0 c m Breite
13,0 cm
Höhe
6,5 cm
Eintief ung: hinten vorn
Phot. 558:
Opfertisch
aus
gelbweißem
Kalk-
s a n d s t e i n mit M u s c h e l t r ü m m e r n , mit Rinderkopf als Ausfluß.
Unten roh behauen.
G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich a u s Süda im D j ö f . (31. 300. 1753) M a ß e : L ä n g e 22,5 c m Breite
16,0 cm
Höhe
6,0 cm
Eintief u n g : hinten vorn
0,5 cm 1,0 c m
276
0,5 cm 1,0 cm
Phot. 559—560: O p f e r t i s c h aus h e l l g e l b b r a u n e m K a l k s a n d s t e i n m i t Rinderkopf als Ausfluß. Sabäische Inschrift auf dem R a n d e der E i n t i e f u n g u n d an der V o r d e r s e i t e b e i d e r s e i t s d e s A u s flusses. U n t e n r o h b e h a u e n . G e k a u f t in S a n a , angeblich aus S ü d a im Djöf. (31. 300. 1756) M a ß e : L ä n g e 20,5 cm Breite 18,0 cm Höhe 6,5 cm Vertiefung: hinten vorn
0,5 cm 1,2 cm
"•m
M
Im
rgs
¡1 Wm J^^nlSst
Phot. 561—562: Opfertisch a u s graugelbexn K a l k s t e i n mit Rinderkopf als Ausfluß. S a b ä i s c h e Inschrift an e i n e r L a n g s e i t e . G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (R.4) M a ß e : Länge Breite Höhe
80,3 cm 38,1 c m 15,2 cm
Phot. 563: Opfertisch aus b r a u n e m , v e r k r u s t e tem K a l k s a n d s t e i n m i t M u s c h e l g r u s und T o n taschen, die h e r a u s g e w i t t e r t s i n d . Mit R i n d e r kopf a l s A u s f l u ß . G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich a u s Süda im D j ö f . (31. 300. 1755) M a ß e : L ä n g e 27,1 cm
277
Breite
22,0 cm
Höhe
7,1 cm
Phot. 564:
Opferschale aus gelbbraunem K a l k -
s a n d s t e i n mit v i e l Muschelgrus, mit 4 cm tiefer Eintiefung, die sich mit dem Boden langsam zur unteren
Durchbohrung
senkt.
Der
Rinderkopf
m i t zwei Abflußrinnen scheint v o r n zur Hälfte abgebrochen.
Unten roh behauen.
G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus Süda im D j o f . (31. 300. 1754) M a ß e : L ä n g e 24,2 cm B r e i t e 20,1 cm Hohe
Phot.
565—566:
e i n e s Opfertisches
Bruchstück,
wahrscheinlich
aus g e l b e m
Inschrift an der Schmalseite.
7,0 cm
Kalkstein,
mit
V e r t i e f u n g ist ab-
gestuft, redits tiefer als links. G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r Herkunft. (R. 48) M a ß e : Länge 21,0 cm B r e i t e 14,1 c m Höhe 7,0 cm
Pm1.
Phot. 567—568: Schale aus grauweißem, feinem M a r m o r mit sabäischen Buchstaben an zwei Längsseiten. G e k a u f t in S a n ' ä ,
angeblich aus Märib.
(31. 300. 1759) M a ß e : L ä n g e 12,0 cm Breite
9,5 cm
Höhe
3,0 cm
Eintiefung
278
2,5 cm
Phot. aus
569:
Bruchstück
rötlich-grünem
eines
Inschriftensteines
Kalksandstein,
wahrschein-
lich v o n e i n e m O p f e r t i s c h . G e k a u f t in S a n ' a , u n b e k a n n t e r
Herkunft.
{R. 56) M a ß e : L ä n g e 8,0 c m Höhe
5,1 c m
Tiefe
4,0 c m
Phot. 570—571:
S t e i n s c h a l e m i t F u ß aus
grau-
b r a u n e m T u f f g e s t e i n mit s t a r k e r S a l z a u s b l ü h u n g . Gekauft in San'ä, unbekannter (R. 116) Maße: Höhe Durchmesser
6,0 cm 11,9 cm
Fuß
1,0 c m
Eintiefung
4 , 5 cm
279
Herkunft.
Phot. 572—574: Steinsdiale mit drei Füßen und drei Tierköpfen als Griffe an der Seite aus gelblichem Marmor mit roter Äderung. Geometrische Ornamentierung eingeritzt. Eintiefung in der Mitte 4 cm tief. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 30) Maße: Durchmesser Höhe davon Fuß
17,5 cm 9,1 cm 3,5 cm
280
Phot. 575: Steingefäß aus weißem Marmor, wahrscheinlich Schminktopf, mit zwei senkrechten Griffleisten an der Seite. Gekauft in San a, unbekannter Herkunft. (R. 120)
Maße: Höhe Durchmesser Henkel Ein tief ung
3,0 2,4 0,3 1,5
cm cm cm cm
Phot. 576: Bruchstück eines Steingefäßes aus Alabaster, wahrscheinlich eines Salbentopfes, oben allseitig abgebrochen mit rundem Standfuß.
Phot. 577:
Deckel eines Gefäßes aus gelblichem
Marmor mit Griff. Unterseite roh behauen. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft.
Gekauft in San a, unbekannter Herkunft.
(R. 119)
(R. 130)
Maße: Durdimesser 7,0 cm Höhe 5,1 cm davon Knopf 2,3 cm
Maße: Höhe Durchmesser
4,5 cm 4,0 cm
281
Phot. 580: Näpfchen aus weißgelblichem Marmor mit roter Äderung, stark korrodiert, wahrscheinlich zum Zerreiben von Mischungen mit dem Reibehammer in Phot. 581. Gekauft in San'ä, angeblich aus Süda im Djöf. (31. 300. 1951a) Maße: Höhe 2,4 (1,5 + 0,9) cm Durchmesser oben 2,5 cm unten 1,3 cm
Phot. 578—579: Deckel eines Gefäßes aus gelblichem Marmor mit Knopf. Unterseite roh ausgehöhlt. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft.
'M^si
(R. 118) Maße: Durchmesser 8,5 cm Höhe 5,0 cm Phot. 581: Reibehammer aus gebranntem Ton von rötlichgelber Farbe, zu Näpfchen in Phot, 580 gehörig. Stiel abgebrochen, Kopf mit Loch an jeder Seite. Gekauft in San'ä, angeblich aus Süda im Djöf, (31.
300. 1951 b)
Maße: Länge 6,0 cm Durchmesser des Stiels 1,3X0,8 cm des Kopfes 1,3X1,3 cm Länge des Kopfes 2,3 cm
282
/
Phot. 582:
Näpfchen aus weißem Marmor, unten
abgebrochen, mit flacher Eintiefung. Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidhä im Djöf, (31. 300. 1950} Maße: Höhe 4,0 (2,6 + 1,4) cm Durchmesser oben 5,1 cm unten 2,7 (2,2) cm
Phot. 583:
Bruchstück eines Gefäßes aus wei-
Phot. 584:
ßem Marmor mit rötlicher Wolkung und senk-
Bruchstück eines Gefäßes aus weiß-
grauem Quarzit in Kegelform mit halbkugeliger
rechtem Wulstornament.
Aushöhlung und breitem, waagerechtem Rand.
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft.
Waagerechte parallele Rillen als Ornament.
(43. 15. 94h)
Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft.
Maße: Höhe
2,7 cm
(43. 15. 94b)
Breite
3,4 cm
Maße: Höhe
Dicke
0,5 cm (oben 0,3) cm
Breite
2,5 cm 3,0 cm
Dicke am Rande
283
0,5 cm
Phot. 585: Bruchstück e i n e s T o p f e s a u s durchs c h e i n e n d e m A l a b a s t e r mit milchweißer Bänd e r u n g , m i t Griff in F o r m e i n e s L ö w e n k o p f e s m i t s e n k r e c h t e r u n d w a a g e r e c h t e r Durchbohrung. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus Baidhä im D j ö f . (31. 300. 1944) Maße: Höhe 5,0 cm B r e i t e 4,8 cm Dicke o b e n 1,2 cm unten 0,8 cm Kopf: Länge 1,9 cm Breite 1,6 cm Dicke 1,1 cm
Phot. 587:
Phot. 586: Bruchstück e i n e s G e f ä ß e s a u s w e i ßem M a r m o r m i t gelblichen A d e r n , mit Tierkopf a l s Griff. G e k a u f t in S a n ' ä , (43. 15. 93 g) Maße: Höhe 2,5 Breite 2,0 Dicke o b e n unten Kopf: H ö h e 0,8 Breite 1,0 Dicke 0,6
unbekannter
Tierkopf als Griff v o n e i n e m G e f ä ß
aus w e i ß e m Marmor
auf e i n e r o b e n
abgebro-
c h e n e n , s e n k r e c h t s t e h e n d e n Leiste. Gekauft in San'ä, unbekannter
Herkunft.
(43. 15. 93h) cm cm 0,3 cm 0,4 cm cm cm cm
284
Maße: Höhe
2,0 cm
Breite
1,7 cm
Dicke
1,0 cm
Herkunft.
Phot. aus
588:
Tierkopf
weißem
a l s Griff zu e i n e m
Marmor,
wohl
einen
Gefäß
Rinderkopf
darstellend. Gekauft in San'ä,
unbekannter
Herkunft.
(43. 15. 92h) Maße: Länge
Phot.
589:
Tierkopf
als Griff zu e i n e m
aus g e l b l i c h e m M a r m o r , w a h r s c h e i n l i c h
1,7 c m
Breite
1,2 c m
Diäte
1,7 c m
Phot. 590: Bruchstück e i n e s G e f ä ß e s mit l e i s t e n f ö r m i g e m Griff a u s g e l b e m M a r m o r m i t v i o l e t t e r Äderung.
Gefäß Rinder-
kopf, Gekauft in San'ä,
unbekannter
G e k a u f t in S a n ä , u n b e k a n n t e r
Herkunft.
Maße: Länge
3 , 5 cm
Breite
3,5 cm
Dicke
7,0 ( 2 , 0 + 5 , 0 ) cm
Herkunft.
(43. 15. 93f)
(43. 15. 92a)
Maße:
Höhe
3,0 c m
Dicke
0,5—0,6 cm
Leiste:
285
3,5 cm
Breite
Breite
1,0 c m
Dicke
0,8—1,1 cm
Phot. 591: Bruchstück e i n e s s t a r k g e b a u c h t e n G e f ä ß e s m i t Schaufelgriff aus g e l b l i c h w e i ß e m Marmor. Gekauft
in S a n ' ä ,
unbekannter
Herkunft.
(43. 15. 93c)
Phot. 592:
3,0—4,5 cm
Breite
2,0—1,7 c m
Dicke
2,3 c m
Phot. 593:
Bruchstück e i n e s g e b a u c h t e n G e f ä ß e s
aus w e i ß e m M a r m o r Schaufelgriff. Gekauft
Maße: Länge
mit
rötlichem
Band,
Gekauft
Ornament eingeritzt.
in S a n ' ä ,
unbekannter
Bruchstück e i n e s g e b a u c h t e n G e f ä ß e s
a u s s c h n e e w e i ß e m M a r m o r mit Griff.
mit
in S a n ' ä ,
unbekannter
(43. 15. 93 e)
Herkunft.
M a ß e ; L ä n g e 3,7 c m
(43, 15. 93d} Maße: Länge
3,5 (4,0) c m
Breite
1,3—2,0 c m
Dicke
2,3 c m
B r e i t e 1,7 c m Dicke
1,8 c m
des G e f ä ß e s o b e n 0,4 c m unten 0,7 c m
286
Herkunft.
Phot. 594: Bruchstück e i n e s s t a r k g e b a u c h t e n G e f ä ß e s aus s d i n e e w e i ß e m M a r m o r . M i t S d i a u felgriff. G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r
Herkunft.
(43. 15. 93b) M a ß e : L ä n g e 2,5—3,0 cm B r e i t e 1,3—2,4 cm Dicke 2,3 c m
M m
Phot. 595:
Griff
eines
Gefäßes
aus
weißem
M a r m o r m i t D u r c h b o h r u n g v o n o b e n nach links. G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r
Herkunft.
(43. 15. 93 i)
Phot. 596—597:
M a ß e : L ä n g e 1,5 cm
g e n G e f ä ß e s a u s w e i ß g e l b e m M a r m o r mit F u ß
Bruchstück
eines
Breite 1,5 cm
in F o r m e i n e s R i n d e r f u ß e s .
Didce 1,2 c m
G e k a u f t in S a n ' ä , u n b e k a n n t e r
kastenförmi-
Herkunft.
{43. 15. 91 d) Maße: Höhe
6,5 cm
Breite 3,8 cm Didce der G e f ä ß w a n d 1,5—1,3 cm F u ß d u r c h m e s s e r o b e n 3,5 X 3,5 c m u n t e n 2,7 X 2,5 cm
287
Phot. 598: Fuß e i n e s Steingefäßes aus oranger o t g e b ä n d e r t e m , weißem Marmor in der Form e i n e s Rinderbeins. G e k a u f t in San'ä, u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . (43. 15. 91 c) M a ß e : H ö h e 3,8 cm Breite 2,7 cm Dicke 2,3—2,7 cm
Phot. 599:
Phot. 600: Bruchstück eines G e f ä ß e s aus graublauem, metallisch glänzendem Gestein, d a s über e i n e m Bruch mit einem Bronzebügel wieder a u s g e b e s s e r t ist.
Deckel aus gelbem Marmor. An der
U n t e r s e i t e innen e r h ö h t . G e k a u f t in San'ä, angeblich aus Märib.
G e k a u f t in San'ä, (31. 300. 1964 a) M a ß e : Gefäßdidte Länge Breite Didce
[31. 300. 1941) M a ß e : H ö h e 1,4 cm Durchmesser 3,8 cm erhöhte Flächen an der U n t e r s e i t e Durchmesser 3,0 cm
288
unbekannter Herkunft. 0,7 4,0 0,9 1,3
cm cm cm cm
Phot. 601: Pokal aus gebranntem Ton von rotbrauner Farbe, sehr roh und unregelmäßig mit der Hand geformt. Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidhä im Djof. (31. 300. 1800) Maße: Höhe 8,5 cm Durchmesser des Kelches 8,5—6,5 cm des Fußes 6,5—5,7 cm des Stieles 3,6 cm
Phot. 602: Pokal aus gebranntem Ton von ziegelroter Farbe, außen weißgraugelb gefärbt. Mit der Hand geformt. Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidhä im Djof. (31. 300. 1801) Maße: Höhe 9,3 cm Durchmesser des Kelches 9,7 cm des Fußes 7,3 cm des Stieles 4,0 cm
289
Phot. 603: Pokal aus gebranntem. Ton von gelbroter Farbe, innen von schwarzer Farbe. Auf der Drehscheibe geformt. Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidhä im Djöf. (31. 300. 1804) Maße: Höhe 9,3 cm Durchmesser des Kelches 9,5 cm des Fußes 7,2 cm des Stieles 4,2 cm
Phot. 604:
Pokal aus gebranntem Ton von zie-
gelroter Farbe, mit der Hand geformt. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 135) Maße: Höhe 8,5 cm Durchmesser des Kelches 9,0 cm des Fußes 6,5 cm des Stieles 4,0 cm
290
Phot. 605:
Pokal aus g e b r a n n t e m Ton v o n gel-
ber Farbe, a u ! der D r e h s d i e i b e geformt. Außen u n d in einem Streifen innen rot bemalt. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus Baidhä im Djof. (31. 300. 1802) M a ß e : H ö h e 9,0 cm Durchmesser des Kelches 8,3 cm des Fußes 7,0 cm des Stieles 4,2 cm
Phot. 606: Pokal aus g e b r a n n t e m Ton von graub r a u n e r Farbe, auf der Drehsdieibe geformt, außen r o t b r a u n bemalt. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus Baidhä im Djof. (31. 300. 1799) M a ß e : H ö h e 12,0 cm Durchmesser des Keldies 9,5 cm des Fußes 8,0 cm des Stieles 3,2 cm
19*
291
Phot. 607: Pokal aus gebranntem Ton von braunvioletter Farbe, auf der Drehscheibe geformt, mit angesetztem Tierkopf am Rande und dunkelroten Farbstreifen am Rande, innen 1,0 cm, außen 0,5 cm breit. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1798) Maße: Höhe 11,3 cm Durchmesser am Kelch 10,8 + 2,2 (Kopf) cm am Fuß 9,0 cm am Stiel 4,7 cm
Phot. 608: Schale aus gebranntem Ton von gelbroter Farbe, mit der Drehscheibe geformt, Fuß angesetzt. Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidha im Djöf. (31. 300. 181?) Maße: Höhe 8,3 cm Durchmesser des Kelches 10,3—10,7 cm. des Fußes 7,9 cm des Halses 5,8 cm
292
Phot. 609: Schale aus gebranntem Ton von gelbroter Farbe. Kelch und Fuß getrennt mit der Drehscheibe geformt und dann zusammengesetzt. Tierkopf am Rande angesetzt. Außen und am inneren Rande rot bemalt. Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidha im Djöf. (31. 300. 1816) Maße: Höhe 8,6 cm Durchmesser des Kelches 10,0 + 1,0 cm (Kopf) des Fußes 8,0 cm des Halses 5,8 cm
Phot. 610:
Schale aus gebranntem Ton von rot-
brauner Farbe. Auf der Drehscheibe geformt. Gekauft in San'a, angeblich aus Süda im Djöf. (31. 300. 1827) Maße: Höhe 4,6 cm Durchmesser oben 8,8 cm unten 4,6 cm
293
Phot. 611: Schale aus gebranntem Ton von gräulich gelbroter Farbe. Außen und in einem Streifen am Rande, auch innen, rot bemalt. Auf der Drehsrfieibe geformt. Gekauft in San'ä, angeblich aus Süda im Djöf. (31. 300. 1829) Maße: Höhe 4,8 cm Durchmesser oben 8,5 cm unten 4,8 cm
Phot. 612: Schale aus gebranntem Ton von gelbroter Farbe mit vier dreieckigen Zacken an der einen Hälfte des Randes. Ornamentale Bemalung mit roter Farbe, siehe Fig. 299/300. Auf der Drehscheibe geformt. Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidhä im Djöf. (31. 300. 1833) Maße: Höhe 5,6 -1-1,5 cm (Zacken) Durchmesser oben 10,6 cm unten 6,4 cm
294
Phot. 613:
Schale aus gebranntem Ton von zie-
gelroter Farbe, Das Innere der Schale rot bemalt. Auf der Drehscheibe geformt. Gekauft in San'ä, angeblich aus Süda im Djöf, (31. 300. 1828) Maße: Höhe 4,5 cm Durchmesser oben 8,3 cm unten 4,9 cm
Phot. 614:
Schale aus gebranntem Ton von rot-
brauner Farbe, Auf der Drehscheibe geformt. Gekauft in San'ä, angeblich aus Süda im Djof. (31. 300. 1826) Maße: Höhe 4,0 cm Durchmesser oben 8,0 cm unten 4,8 cm
295
Phot. 615: Schale aus gebranntem Ton von rotbrauner Farbe. Vollständig außen und innen rot bemalt bis auf die Unterseite des Fußes. Auf der Drehscheibe geformt. Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidhä im Djof. (31. 300. 1819) Maße: Höhe 6,5 cm Durchmesser oben 13,7 cm unten 7,0 cm
Phot. 616: Schale aus gebranntem Ton von ziegelroter Farbe. Auf der Drehscheibe geformt. An der ganzen Außenfläche und in einem Streifen am inneren Rande rot gefärbt. Gekauft in San'a, angeblich aus Baidhä im Djof, (31. 300, 1820) Maße: Höhe 7,5 cm Durchmesser oben 13,3 cm unten 7,0 cm
296
Phot. 617: Schale aus gebranntem Ton von ziegelroter Farbe. Am inneren Rand ein 0,5 cm breiter roter Streifen gemalt. Auf der Drehscheibe geformt. Wahrscheinlich mit Abplattung versehen gewesen. Gekauft in San'ä, angeblich aus Süda im Djöf. (31. 300. 1811) Maße: Höhe 4,5 cm Durchmesser 9,6 cm Tiefe 4,0 cm
Phot. 618: Schale aus gebranntem Ton von roter Farbe, außen schwärzlich gefärbt. Auf der Drehscheibe geformt. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 69) Maße: Höhe 8,0 cm Durchmesser oben 16,3 cm unten 8,5 cm
297
Phot. 619: Vase aus gebranntem Ton von rötlichbrauner Farbe. Oben abgebrochen, aber wahrscheinlich schloß sich der Bauch nach oben. Sehr roh und unregelmäßig, wahrscheinlich ohne Drehscheibe geformt. Gekauft in San'ä, angeblich aus Süda im Djöf. (31. 300. 1807) Maße: Höhe 6,2 cm Durchmesser oben 8,0 cm unten 6,7 cm am Halse 4,5 cm
Phot. 620: Vase aus gebranntem Ton von braunvioletter Farbe. Am oberen Rande innen und außen 1,5 cm, am Rande des Fußes 2,0 cm breite rote Streifen. Am Bauche außen Zickzacklinie, sehr unregelmäßig eingeritzt. Gekauit in San'ä, angeblich aus Baidhä im Djöf. [31. 300. 1795) Maße: Höhe 10,5 cm Durchmesser oben 10,3 cm am Bauche 12,8 cm unten 7,7 cm
298
Phot. 621: Vase aus gebranntem Ton von gelbroter Farbe, durch Streifen in roter Farbe am Rande und am Bauche verziert, die durch sechs senkrechte verbunden sind, Im Grunde des Gefäßes wird durch vier Rippen und Leisten ein rundes Becken gebildet (s. Fig. 304/305). Mit der Hand geformt. Gekauft in San'a, angeblich aus Süda im Djöf. (31. 300. 1797) Maße: Höhe 5,5 cm Durchmesser am Rande am Bauche am Fuß Bedcen im Inneren
5,0 7,0 3,7 1,5
cm cm cm cm
Phot. 622: Gebauchte Vase aus gebranntem Ton von gelbbrauner Farbe. Wahrscheinlich mit der Hand geformt. Gekauft in San a, unbekannter Herkunft. (31. 300. 1794) Maße: Höhe 7,0 cm Durchmesser am Rande am Bauche am Fuße
299
3,2 cm 6,0 cm 3,0 cm
Phot. 623: Gebauchte Vase aus gebranntem Ton von rotbrauner Farbe, mit der Hand geformt. Gekauft in San'ä, angeblich aus Süda im Djöf. (31. 300. 1791) Maße: Höhe 7,5 cm Durchmesser am Rande 4,0 cm am Bauche 5,0 cm am Fuße 4,2 cm
Phot. 624: Vase aus gebranntem Ton von gelber Farbe. Der innere Rand, aber wahrscheinlich auch die ganze Außenfläche, rot bemalt. Mit der Hand geformt. Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidhä im Djöf. (31. 300. 1793) Maße: Höhe 6,7 cm Durchmesser am Rande 4,3 cm am Bauche 5,0 cm am Fuße 3,4 cm
300
Phot. 625—626: Topf aus gebranntem Ton von weißgelber Farbe, am Rande mit neunfachen Ein- und Ausbuchtungen wellenförmig geformt. Auf der Drehscheibe geformt. Außen unterhalb des Randes vier, oberhalb des Fußes drei parallele waagerechte Linien eingeritzt. Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidhä im Djöf. (31. 300. 1822) Maße: Höhe 13,0 cm Durchmesser am Rande 17,5—16,5 cm am Fuße 8,5 cm
301
Phot. 627:
Schale aus gebranntem Ton von weiß-
gelber Farbe. Reste von Bemalung in hellrotbrauner Farbe auf der ganzen Innen- wie Außenfläche. Auf der Drehscheibe geformt. Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidhä im Djöf. (31. 300. 1830) Maße: Höhe 3,7 cm Durchmesser am Rande 8,0 cm am Bauche 8,3 cm am unteren Ende 5,3 cm
Phot. 628: Schale aus rotem, gebranntem Ton mit abgeflachtem Boden. Mit der Drehscheibe geformt. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 134) Maße: Höhe 5,5 cm Durchmesser am Rande 8,5 cm am Bauche 9,5 cm
302
Phot. 629: Gebauchte Vase aus gebranntem Ton von gelbrötlicher Farbe. Wahrscheinlich mit der Hand geformt. Gekauft in San'ä, angeblich aus dem Djof. (31. 300. 1792) Maße: Höhe 6,0 cm Durchmesser des Randes 3,5 cm des Bauches 6,0 cm des Fußes ca. 3,0 cm
Phot. 630—631: Gebauchte Vase aus gebranntem Ton von roter und schwarzer Farbe, mit abgebrochenem Rand und Fuß. Mit Drehscheibe geformt. Gekauft in San a, unbekannter Herkunft. (R. 136) Maße: Höhe 3,2 cm Durchmesser am Rande 3,5 cm am Bauche 6,0 cm
303
Phot. 632:
Flache Sdiaie aus gebranntem Ton
von roter Farbe ohne Fuß, mit der Hand geformt, von der Unterseite gesehen. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 140) Maße: Höhe 2,5 cm Durchmesser 9,5 cm Dicke 1,0 cm
Phot. 633: Flache Schale aus gebranntem Ton von rötlichgelber, innen schwarzer Farbe, vielleicht mit ganz flachem Fuß, der abgebrochen ist. Mit der Hand geformt, aber mit einem Instrument geglättet. Gekauft in San'ä, angeblich aus Süda im Djof. (31. 300. 1809) Maße: Höhe 2,8 cm Durchmesser am Rande 8,8 cm am Bauche 9,3 cm
304
Phot. 634: Fuß eines Gefäßes aus gebranntem Ton von gelbroter Farbe, in dessen Boden das durch vier Rippen gestützte runde Becken liegt, wie in der Vase in Phot. 621 (s. auch Fig. 306). Anscheinend mit der Hand geformt, aber sorgfältig geglättet. Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidhä im Djöf. (31. 300. 1815) Maße: Höhe 7,3 cm Durchmesser des Fußrandes des Beckens Tiefe des Beckens
11,2 cm 6,8 cm 3,0 cm
Phot. 635—636: Schale mit Standfuß aus gebranntem Ton, mit Zweiteilung durch eine Rippe und mit verkrusteten Resten des Inhalts in beiden Schalenhälften, Mit der Drehscheibe geformt. Gekauft in San'ä, unbekannter Herkunft. (R. 137) Maße: Höhe Durchmesser
4,5 cm 8,8 cm
305
Phot. 637—638:
Röhre aus gebranntem Ton von
roter Farbe, anscheinend Ausguß einer Kanne. Gekauft in San'ä, angeblich aus Süda im Djof. (31. 300. 1837) Maße: Länge 8,8 cm Durchmesser 2,0—3,0 cm Röhre 0,5 cm lichte Weite.
Phot. 639: Henkel eines Gefäßes aus gebranntem Ton von rotbrauner Farbe in Form eines Tierkopfes.
Phot. 640:
Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidhä im Djof,
Gekauft in San'ä, angeblich aus Baidhä im Djof.
gebranntem
(31. 300. 1835) 4,5 3,5 2,5 0,8 2,5 1,3
Ton
in Form
eines
Tierkopfes. Querdurchbohrung,
(31. 300. 1836) Maße: Höhe Breite Henkellänge Topfdicke Kopfhöhe Kopfbreite
Henkel eines Gefäßes aus grauröt-
lidibraunem,
Maße: Höhe Breite Henkellänge Topfdicke Kopfhöhe Kopfbreite
cm cm cm cm cm cm
306
4,0 3,3 3,5 0,5 2,0 1,0
cm cm cm cm cm cm
Phot. 641: Sechs G r a b u r n e n aus g e b r a n n t e m Ton mit v e r g i p s t e n Tondeckeln und g e f ü l l t mit e i n e m f e i n e n gelbrötlidien Glimmerstaub. G e k a u f t in S a n ' ä , angeblich aus Süda im Djöf. a) b) c) d) e) f)
(31. (31. (31. (31. (31. (31.
300. 300. 300. 300. 300. 300.
1782) 1786) 1781) (s. Fig. 307) 1784) 1785) 1783)
307
M a ß e : im Text