Rätselbücher: Entstehung und Entwicklung eines frühneuzeitlichen Buchtyps im deutschsprachigen Raum. Mit einer Bibliographie der Rätselbücher bis 1800 9783484366220, 9783110944877

The first printed collection of riddles in German, the so-called »Straßburger Rätselbuch«, ran to 39 known editions cove

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German Pages 571 [572] Year 2007

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Table of contents :
I Einleitung
1 Das Straßburger Rätselbuch
2 Kapitelübersicht
3 Bibliographische Grundlagen
II Das Straßburger Rätselbuch
1 Forschungsbericht
2 Stemmatische Überlegungen
2.1 Die A-Gruppe
2.2 Die B-Gruppe
2.3 Die C-Gruppe
2.4 Die D-Gruppe
2.5 Die E-Gruppe
2.6 Die F-Gruppe
2.7 Die G-Gruppe: die Ausgaben des Neuvermehrten Ratbüchleins
2.8 Verschollene Ausgaben des Straßburger Rätselbuchs .
2.9 Handschriftliche Textzeugen des Straßburger Rätselbuchs
2.10 Resümee der stemmatischen Überlegungen
3 Vorstufen und Quellen des Straßburger Rätselbuchs
3.1 Symphosius
3.2 Die Joca Monachorum
3.3 Rätselsammlungen in deutschen Handschriften des 15. Jahrhunderts
3.4 Rätsel in französischen handschriftlichen und gedruckten Sammlungen für das galante Gespräch . .
3.5 Die Rätsel der Andreaslegende der Legenda aurea des Jacobus a Voragine
3.6 Die Rätsel im Spil von dem Freiheit
3.7 Heinrich Bebel: Facetiae
3.8 Fazit
4 Das Gliederungskonzept des Straßburger Rätselbuchs . .
4.1 Der Aufbau der ältesten Gruppe
4.2 Bartholomäus Kistler als Drucker des ersten Straßburger Rätselbuchs
5 Zur Druckgeschichte des Straßburger Rätselbuchs
5.1 Die erhaltenen Ausgaben des Straßburger Rätselbuchs: Stemma der Gruppen A bis F
5.2 Die A-Gruppe: die Straßburger Ausgaben Kistlers, Hüpfuffs, Knoblochs und Frölichs
5.3 Die B-Gruppe: Nachdrucke in Augsburg und Nürnberg
5.4 Die Gruppen C bis F
5.5 Die C-Gruppe: die Straßburger Ausgaben Cammerlanders
5.6 Die D-Gruppe: das »neu zugerichtete Ratbüchlein« .
5.7 Die E-Gruppe: Einflüsse aus dem Aenigmatum libellus des Johannes Lorichius
5.8 Die F-Gruppe: Einflüsse aus Sebastian Brants Esopus-Additiones
5.9 Die G-Gruppe: die Ausgaben des Neuvermehrten Ratbüchleins
6 Zur Rezeption des Straßburger Rätselbuchs
6.1 Rezeption der Rätsel des Straßburger Rätselbuchs . .
6.2 Rezeption des Straßburger Rätselbuchs als Buch . .
6.3 Fazit
III Die Entstehung des Buchtyps >RätselbuchRätselbuch
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Rätselbücher: Entstehung und Entwicklung eines frühneuzeitlichen Buchtyps im deutschsprachigen Raum. Mit einer Bibliographie der Rätselbücher bis 1800
 9783484366220, 9783110944877

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Frühe Neuzeit Band 122 Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext Herausgegeben von Achim Aurnhammer, Wilhelm Kühlmann, Jan-Dirk Müller und Friedrich Vollhardt

Heike Bismark

Rätselbücher Entstehung und Entwicklung eines frühneuzeitlichen Buchtyps im deutschsprachigen Raum Mit einer Bibliographie der Rätselbücher bis 1800

Max Niemeyer Verlag Tübingen 2007

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-484-36622-0

ISSN 0934-5531

© Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2007 Ein Imprint der Walter de Gruyter G m b H & Co. K G http://www.niemeyer.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Satz: pagina G m b H , Tübingen Gesamtherstellung: A Z Druck und Datentechnik G m b H , Kempten

Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde unter dem Titel Rätselbücher. Entstehung und Entwicklung einer frühneuzeitlichen Buchgattung im deutschsprachigen Raum im Februar 2003 von der Philosophischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster als Dissertationsschrift angenommen. Für die Drucklegung wurde sie stellenweise überarbeitet und mit Nachträgen versehen. Mein herzlichster Dank gilt Prof. Dr. Tomas Tomasek (Münster), der die Untersuchung angeregt und über lange Jahre intensiv betreut hat - ohne seine Unterstützung wäre dieses Buch nicht entstanden. Prof. Dr. Volker Honemann (Münster) danke ich für seine Bereitschaft, das Korreferat für diese Arbeit zu übernehmen. Danken möchte ich auch Dr. Frieder Schanze (Tübingen), der für mich die frühen Ausgaben des Straßburger Rätselbuchs datiert und deren Drucker identifiziert hat. Lothar Schmid (Bamberg) ließ mir freundlicherweise Kopien einiger bislang unbekannter Rätselbücher aus seinem Privatbesitz zukommen. Den zahlreichen Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, die diese Arbeit durch die Anfertigung von Mikrofilmen erst realisierbar gemacht und meine Anfragen immer freundlich beantwortet haben, sei an dieser Stelle ebenfalls herzlich gedankt. In der Endphase waren mir Freundinnen und Freunde aus Münster eine große Hilfe. Für die zahlreichen Gespräche und die kritische Lektüre der Arbeit danke ich besonders Dr. Sylvia Kohushölter, Daniela Riegermann M.A. und Kerstin Rüther M.A. Für die Unterstützung in der Anfangsphase bin ich Dr. Hanno Rüther zu Dank verpflichtet. Bei den Herausgebern möchte ich mich für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe Frühe Neuzeit bedanken. Münster, im Januar 2007

Heike Bismark

Inhalt

I Einleitung 1 Das Straßburger Rätselbuch 2 Kapitelübersicht 3 Bibliographische Grundlagen II Das Straßburger Rätselbuch 1 Forschungsbericht 2 Stemmatische Überlegungen 2.1 Die A-Gruppe 2.2 Die B-Gruppe 2.3 Die C-Gruppe 2.4 Die D-Gruppe 2.5 Die E-Gruppe 2.6 Die F-Gruppe 2.7 Die G-Gruppe: die Ausgaben des Neuvermehrten Ratbüchleins 2.8 Verschollene Ausgaben des Straßburger Rätselbuchs . 2.8.1 Verschollene Ausgaben der Gruppen Α bis F 2.8.2 Verschollene Ausgaben der G-Gruppe . . . . 2.9 Handschriftliche Textzeugen des Straßburger Rätselbuchs 2.10 Resümee der stemmatischen Überlegungen 3 Vorstufen und Quellen des Straßburger Rätselbuchs . . . 3.1 Symphosius 3.1.1 Die Hundert Rätsel 3.1.2 Die Symphosius-Rätsel des Apolloniusromans . 3.2 Die Joca Monachorum 3.3 Rätselsammlungen in deutschen Handschriften des 15. Jahrhunderts 3.4 Rätsel in französischen handschriftlichen und gedruckten Sammlungen für das galante Gespräch . . 3.5 Die Rätsel der Andreaslegende der Legenda aurea des Jacobus a Voragine 3.6 Die Rätsel im Spil von dem Freiheit 3.7 Heinrich Bebel: Facetiae 3.8 Fazit

1 1 3 4 7 7 12 16 23 32 34 40 42 44 50 50 56 58 64 65 66 66 69 72 74 77 84 85 86 87

VIII 4 Das Gliederungskonzept des Straßburger Rätselbuchs . . 4.1 Der Aufbau der ältesten Gruppe 4.2 Bartholomäus Kistler als Drucker des ersten Straßburger Rätselbuchs 5 Zur Druckgeschichte des Straßburger Rätselbuchs . . . . 5.1 Die erhaltenen Ausgaben des Straßburger Rätselbuchs: Stemma der Gruppen Α bis F 5.2 Die Α-Gruppe: die Straßburger Ausgaben Kistlers, Hüpfuffs, Knoblochs und Frölichs 5.2.1 Der Titelspruch 5.2.2 Der Holzschnitt 5.3 Die B-Gruppe: Nachdrucke in Augsburg und Nürnberg 5.3.1 Der neue Schlagworttitel 5.3.2 Die Themen der Holzschnitte 5.3.3 Die niederdeutschen Ausgaben B l l und B12 . 5.4 Die Gruppen C bis F 5.5 Die C-Gruppe: die Straßburger Ausgaben Cammerlanders 5.5.1 Jakob Cammerlander 5.5.2 Die Titelblätter 5.5.3 Exkurs: Die Spinnstube im Urteil der frühneuzeitlichen Obrigkeit und in der Literatur des frühen 16. Jahrhunderts 5.5.4 Boccaccio-Rezeption in der Spinnstube: die Ausgabe C2 5.5.5 Das Jahresrätsel der Cleobula und das SphinxRätsel 5.5.6 Die Zielgruppe der Cammerlander-Ausgaben . 5.6 Die D-Gruppe: das »neu zugerichtete Ratbüchlein« . 5.7 Die Ε-Gruppe: Einflüsse aus dem Aenigmatum libellus des Johannes Lorichius 5.8 Die F-Gruppe: Einflüsse aus Sebastian Brants Esopus-Additiones 5.9 Die G-Gruppe: die Ausgaben des Neuvermehrten Ratbüchleins 5.9.1 Die Titelblätter 5.9.2 Die Scherzfragen und Rätsel 5.9.3 Die Anhänge des Neuvermehrten Ratbüchleins . 5.9.3.1 Die erste Untergruppe (Gl bis G7) 5.9.3.2 Die zweite Untergruppe (G8 bis G12) . . . 5.9.4 Das Rockenbüchlein

Inhalt

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Inhalt

6 Zur Rezeption des Straßburger Rätselbuchs 6.1 Rezeption der Rätsel des Straßburger Rätselbuchs . . 6.1.1 Erste Phase: 1520 bis 1600 6.1.2 Zweite Phase: 1600 bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges 6.1.3 Dritte Phase: 1626 bis Anfang des 18. Jahrhunderts 6.1.3.1 Scherzfragen in Apophthegmen-Sammlungen 6.1.3.2 Rätsel und Scherzfragen in Komplimentierbüchern 6.1.3.3 Rätsel und Scherzfragen in den Schwank- und Unterhaltungsbüchern des 17. und 18. Jahrhunderts 6.1.3.4 Rätsel in Predigten 6.2 Rezeption des Straßburger Rätselbuchs als Buch . . 6.2.1 Fischart 6.2.2 Moscherosch und Thomas 6.3 Fazit III Die Entstehung des Buchtyps >Rätselbuch< 1 Definition des Begriffs >Rätselbuch< 2 Johann Behems Christliches Ratbüchlein für die Kinder . . 2.1 Das Christliche Ratbüchlein als Reaktion auf das Straßburger Rätselbuch 2.2 Aufbau 2.3 Die Ausgaben 2.4 Zielgruppe des Christlichen Ratbüchleins 2.5 Parallelen zum Straßburger Rätselbuch 2.6 Zur Rezeption des Christlichen Ratbüchleins . . . . 2.7 Behem als Begründer des Christlichen Rätselbuchs 3 Der Aenigmatum libellus des Johannes Lorichius . . . . 3.1 Johannes Lorichius 3.2 Der Aenigmatum libellus von 1540 3.2.1 Ein humanistisches Rätselbuch 3.2.2 Die Quellen 3.2.2.1 Das Straßburger Rätselbuch als Vorlage für den Aenigmatum libellus 3.2.2.2 Nutzung von Behems Christlichem Ratbüchlein 3.2.2.3 Weitere Quellen 3.3 Lorichius als Verfasser des ersten weltlichen Rätselbuchs außerhalb der Tradition des Straßburger Rätselbuchs

IX

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244

X

Inhalt

3.4 Die Aenigmatum libri tres von 1545 3.5 Die Rätsel der Aenigmatum libri tres in Reusners Aenigmatographia 4 Nikolaus Reusners Aenigmatographia 4.1 Nikolaus Reusner 4.2 Die »drei« Ausgaben der Aenigmatographia . . . . 4.2.1 Die von Reusner 1589 herausgegebenen Aenigmata des Johannes Lauterbach 4.2.2 Die erste Ausgabe der Aenigmatographia von 1599 4.2.3 Die zweite Ausgabe der Aenigmatographia von 1602 4.3 Die Wirkung von Nikolaus Reusners Aenigmatographia auf die deutschsprachigen Rätselbücher und -Sammlungen des 17. und 18. Jahrhunderts . . . . 4.3.1 Johannes Sommers Aenigmatographia Rythmica von 1605/06 4.3.2 Melchior Stahlschmidts Iocoseria mensalia von 1610

245 248 251 253 253 253 254 258

260 261 263

IV Schlußbemerkung 1 Zur Filiation der Rätselbücher bis zum 19. Jahrhundert 2 Zur Distribution von Einzelrätseln bis zum 19. Jahrhundert

276

Literaturverzeichnis 1 Drucke und Textausgaben 2 Forschungsliteratur 3 Abkürzungen

285 285 303 324

Bibliographie der im deutschsprachigen Raum erschienenen Rätselbücher bis 1800 1 Weltliche Rätselbücher 2 Christliche Rätselbücher

327 330 431

Verzeichnis der zitierten Standorte

499

In späteren Ausgaben des Straßburger

267 267

Rätselbuchs

(Gruppen Α bis F) ergänzte Rätsel

503

Abbildungen

517

Abbildungsverzeichnis

551

Register

553

I Einleitung 1 Das Straßburger

Rätselbuch

So sehr die Geschichte des Rätsels von jeher ein angesehener Gegenstand der volkskundlichen wie auch der germanistischen Forschung gewesen ist - das Rätselbuch, seit der Frühen Neuzeit vornehmlicher Textträger dieser Gattung, wurde dabei immer nur am Rande thematisiert. Obwohl mit Hugo Hayns Übersicht über die Deutsche RäthselLitteratur seit 1890 eine umfangreiche bibliographische Erfassung des Gegenstandes vorliegt, die zu einer ernsthaften und detaillierten Auseinandersetzung mit diesem Sujet hätte anregen können, ist bislang lediglich zwei Rätselbüchern eine gewisse Aufmerksamkeit zuteil geworden: dem zu Beginn des 16. Jahrhunderts erschienenen deutschsprachigen Straßburger Rätselbuch und der knapp hundert Jahre jüngeren neulateinischen Aenigmatographia Nikolaus Reusners. Sie werden in der Forschung bislang als Repräsentanten zweier weitgehend voneinander unabhängiger Traditionen behandelt: Während die >KunsträtselVolksrätsel< wandte sich Tomas Tomasek 1994 in seiner Habilitationsschrift Das deutsche Rätsel im Mittelalter, in der er sich auch mit den Rätseln des Straßburger Rätselbuchs beschäftigte. Für einige der als besonders »volkstümlich« geltenden Rätsel, wie z.B. dem vom Vogel federlos (Butsch Nr. 137), konnte er dabei durch sprachlich-strukturelle Vergleiche einen Ursprung in der lateinisch-gelehrten Tradition nachweisen.34 In seinem ebenfalls 1994 erschienenen Aufsatz Scherzfragen - Bemerkungen zur Entwicklung einer Textsorte stellte Tomasek die bisher wenig beachtete Gattung in den Vordergrund, die mit »mehr als 150«35 von insgesamt 338 Texten einen Großteil des Straßburger Rätselbuchs ausmacht. Dabei konnte er nachweisen, daß auch die volkssprachliche Scherzfrage, deren schriftliche Überlieferung erst um 1500, dann aber im breiten Rahmen einsetzte, einer gelehrten Tradition entstammt, da sie auf der

31 32 33 34

35

Versen hatte bereits Butsch, S. V, auf Murner verwiesen, ohne ihn allerdings als Autor in Erwägung zu ziehen. Bentzien: Rat, S. 252. Vgl. ebd. S.253f. Jones: Rätselbücher, Sp. 1043. Zu Butsch Nr. 137, 172 und 166 vgl. Tomasek: Rätsel, S. 118-130; zu Butsch Nr. 104 vgl. S. 135f„ Anm. 160; zu Butsch Nr. 175 vgl. S. 151f.; zu Butsch Nr. 326 vgl. S. 162; zu Butsch Nr. 243 vgl. S. 162f„ Anm. 40; zu Butsch Nr. 317 vgl. S. 290f. - Zu den Parallelen in den Joca Monachorum zu Butsch Nr. 274—289 vgl. S. 208 u. Anm. 9, S. 209 u. Anm. 11. (Vgl. hierzu auch Tomasek: Scherzfragen.) Zu Heinrich Steinhöwels Apollonius als Vorlage für Butsch Nr. 15, 17 und 109 vgl. S. 203f. u. Anm. 134. Tomasek: Scherzfragen, S.217.

12

Das >Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuchs
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuchs
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuchs
wc/!-Kompilators, dessen Erfolg die zahlreichen Ausgaben belegen. Während die englischen Demaundes Joyous sich in Titel, Holzschnitt und Inhalt eng an die französischen Demandes joyeuses anlehnen - die Demaundes Joyous bestehen aus vier Blättern mit insgesamt 54 Rätseln, von denen 28 aus der französischen Vorlage stammen -, 402 stellt das Straßburger Rätselbuch eine zwar möglicherweise von den französischen Drucken inspirierte, aber dennoch eigenständige Sammlung dar. Neben den zahlreichen, aus verschiedenen Quellen zusammengetragenen Rätseln und Scherzfragen ist es dabei vor allem die thematische Gliederung, die das Straßburger Rätselbuch auch vor anderen deutschen Sammlungen auszeichnet. Einige Merkmale der Konzeption des Straßburger Rätselbuchs (wie z.B. die Gruppierung thematisch verwandter Rätsel sowie die Mischung von Rätsel und Scherzfrage unter deutlicher Reduzierung der Wissensfrage gegenüber den Joca Mowac/iorwra-Sammlungen) finden sich schon in den französischen Handschriften. Eine Abhängigkeit des Straßburger Rätselbuchs von den französischen Sammlungen kann hierdurch jedoch nicht bewiesen werden. Zwar macht die Nähe Straßburgs zu Frankreich wahrscheinlich, daß der Kompilator des Straßburger Rätselbuchs die französischen Drucke, deren Verbreitung die Londoner Ausgabe der Demaundes Joyous von 1511 belegt, gekannt hat; die wenigen Parallelen sprechen jedoch eher gegen eine direkte Einflußnahme. 403 Für einige der Rätsel des Straßburger Rätselbuchs lassen sich zudem entsprechende Texte sowohl in französischen als auch deutschen Sammlungen nachweisen (z.B. für die Scherzfragen nach dem breitesten Wasser404 und nach den nassen Steinen405 sowie für das erste Symphosius-Ausgabe hingegen erst 1563 in Basel nachzuweisen (siehe auch oben S. 68f.). 402 Vgl. Roy: Devinettes, S. 34, Anm. 84. Zu den Demaundes Joyous vgl. auch Brandl: Book, S. 2f. 403 Vgl. auch Jones: Rätselbücher, Sp. 1043: »Lassen sich hier wie auch bei den biblischen Wissensfragen Beziehungen zur lat.-literarischen Rätseltradition des MAs feststellen, so ist kaum an eine direkte Übernahme aus den Quellen zu denken. Dasselbe gilt auch für die gelegentlichen Parallelen in volkssprachlichen Werken v. a. schwankhaften Charakters. Übereinstimmungen mit frz. Rätseln, die Petsch (1899, S. 7) und Schmidt (S.90) als Entlehnungen erklären, sind eher als Zeugnisse gemeinsamen Volksguts zu betrachten.« 404 Vgl. Roy: Devinettes, Nr. 310: Demande: Adevinez laquelle de toutes les eaues du monde est la plus large et moins parfonde. Response: Ce est la rousee, Q 565, Nr. 52: Jtem: So dw einen lieben pulen hest vnd dw Solst jr bringen ein visch von allenn vischen [.. ,]jn einem wasser, das das seichtz wer vnd das praitz [...] So thue jm also: Ein visch von allen vischen, das Ist ein eil. [...] Das seichtz vnd das praitz wasser, das Ist der Reüffxmä A l , Bl. A6a (= Butsch Nr. 51): Ein frag. Weichs das breitzst vnd das dünst wasser sey. fAntwurt. Der taw. 405 Vgl. Roy: Devinettes, Nr. 198: Demande: Desquelles pierres trouve l'on plus en la

84

Das >Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuch< Wolfenbütteler Priamelhandschrift, Nr. 262 (v. 1-4)

Butsch Nr. 200 -

Weimarer Codex Q 565, Nr. 50

Butsch Nr. 202 - Salomon und Markolf, v. 461-464 463 Butsch Nr. 204 - Cgm 379, Nr. 190 Butsch Nr. 208 - Weimarer Codex Q 565, Nr. 24 (gleiche Frage, andere Antwort) Butsch Nr. 209 - Heinrich von Neustadt: Apollonius, v. 16640-16658 (hier: Schreibtafel) 464 Butsch Nr. 235 - Bebel: Facetiae, I, Nr. 4465 Butsch Nr. 238 - Bebel: Facetiae, I, Nr. 88466 Butsch Nr. 242 - Stricker: Paffe Amis, v. 151-160467 - Bebel: Facetiae, I, Nr. 75468 Butsch Nr. 243 - Vergil: Eclogae, 3, 104f.469 -

Ein Spil von dem Freiheit (Keller: Fastnachtspiele), 560,25-561,5

Butsch Nr. 244 -

Jacobus a Voragine: Elsässische Legenda aurea (2: Andreas),

19,12—19470

Butsch Nr. 249 -

Stricker: Paffe Amis, v. 124-130

Butsch Nr. 255 - Heinrich von Neustadt: Apollonius, v. 16552-16568 - München UB, 2° Cod. ms. 731, f. 211rb ( Würzburger Liederhandschrift, Hausbuch des Michael de Leone, ca. 1345-54; zit. bei Wackernagel (*B1), S. 33)471 - Meisterlieder der Kolmarer Liederhandschrift, Nr. 106 -463 vgl. auch Brant: Esopus-Additiones, Bl. M3 a (lat. und dt.)472 Vgl. Schmidt: Studien, S. 87. 464 Vgl. Pettengill: Rätsel, S.251: »Dasselbe Motiv aber mit anderer Lösung.« Vgl. zu diesem Rätsel auch Tomasek: Rätsel, S. 192f. 465 Vgl. Wesselski (Bebel: Schwänke), Bd. 1, S. 119. 466 Vgl. ebd. S. 158. 467 Vgl. Anderson: Kaiser, S. 113-129, zur Verbreitung der Rätselfrage in dem Schwank, bes. S. 119 und S. 126 zur Variante im Straßburger Rätselbuch. Die Variante der Antwort bei Butsch Nr. 242 ist nach Anderson nur noch bei Bebel zu finden. 468 Vgl. Wesselski (Bebel: Schwänke), Bd. 1, S. 152. 469 Vgl. Lorichius: Aenigmatum libri tres, Bl. 42 ab . 470 Vgl. Wackernagel (*B1), S.32; vgl. auch Anderson: Kaiser, S. 113-129, zur Verbreitung der Rätselfrage in dem Schwank vom Kaiser und Abt, bes. S. 122, A16, und S. 125, zur Variante im Straßburger Rätselbuch. 471 Vgl. auch Tomasek: Rätsel, S. 186. 472 Vgl. Wilmanns: Räthsel, S.492f.; Wünsche: Rätsel, S.437f.; Aarne: Rätselforschungen, Bd. 1, S. 74-178 (bes. S. 75-78).

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Vorstufen und Quellen des >Straßburger Rätselbuchs< Butsch Nr. 256 - Joca Monachorum (Suchier: Adrian, S. 126, Nr.46) 473 - Jacobus a Voragine: Elsässische Legenda aurea (2: Andreas),

19,4-7474

Butsch Nr. 258 - Salomon und Markolf, v. 319f.475 - Roy: Devinettes, Nr. 30 - als Sprichwort ζ. B. bei Boner, Hugo von Trimberg, Salomon und Markolf, Hätzlerin (vgl. TPMA, Bd. 1, s.v. BERG, 1.1.2. Je höher der Berg, desto tiefer das Tal.) Butsch Nr. 261 - Weimarer Codex Q 565, Nr. 26476 Butsch Nr. 263 - Gesta Romanorum, lateinisch-englische Tradition (Herrtage, S. 65f.; Kemble, S. 320f.)477 Butsch Nr. 273 - Joca Monachorum (Suchier: Adrian, S. 130, Nr. 20; vgl. S.69 [72], Nr. 30; S. 16, Nr. 42) Butsch Nr. 274 - Joca Monachorum, Textgruppe Q (Suchier: Adrian, S. 134, Nr. 2; Mone: Räthselsammlung, Nr. 157)478 - Wolfenbütteler Priamelhandschrift, Nr. 251 Butsch Nr. 275 - Joca Monachorum, Textgruppe Q (Suchier: Adrian, S. 134, Nr. 1; Mone: Räthselsammlung, Nr. 156)479 - Wolfenbütteler Priamelhandschrift, Nr. 250 Butsch Nr. 276 - Joca Monachorum, Textgruppe Q (Suchier: Adrian, S. 134, Nr. 3; Mone: Räthselsammlung, Nr. 158)480 - Reinmar von Zweter, 205,1-3 481 Butsch Nr. 277 - Joca Monachorum, Textgruppe Q (Suchier: Adrian, S. 135, Nr. 8; Mone: Räthselsammlung, Nr. 162)482 - Wolfenbütteler Priamelhandschrift, Nr. 270 Butsch Nr. 279 - Joca Monachorum, Textgruppe Q (Suchier: Adrian, S. 135, Nr. 9; Mone: Räthselsammlung, Nr. 163)483 - Wolfenbütteler Priamelhandschrift, Nr. 271 473 474 475 476 477

478

479 480 481 482 483

Vgl. Tomasek: Rätsel, S.229 Anm.49. Vgl. auch Roethe (Reinmar von Zweter), S.574 Anm.zu v. 62. Vgl. Schmidt: Studien, S. 87. Vgl. ebd. S. 88. Vgl. Anderson: Kaiser, S. 144-148, bes. S. 147f., F l , und S. 151, zur Variante im Straßburger Rätselbuch. Vgl. Wackernagel (*B1), S.33; Hain: Rätsel, S.28; Tomasek: Rätsel, S.208 Anm.9, S.209 Anm. 11. Vgl. Hain: Rätsel, S.28; Tomasek: Rätsel, S.208 Anm.9, S.209 Anm. 11. Vgl. Wackernagel (*B1), S.33; Tomasek: Rätsel, S.208 Anm.9, S.209 Anm. 11. Vgl. Wackernagel (*B1), S.33. Vgl. Tomasek: Rätsel, S.208 Anm.9, S.209 Anm. 11. Vgl. ebd.

94

Das >Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuchs
Caritas romana< in der bildenden Kunst vgl. Braun: Caritas; Seibert: Caritas; zur Verbreitung des Motivs in der Literatur vgl. Kretschmer: Geschichte, S. 151-155, zu Butsch Nr. 309 ebd. S. 154. Vgl. Tomasek: Rätsel, S. 71; vgl. auch einen etwas späteren Beleg von 1515 bei Schupp: Rätselbuch, S. 52 u. 322. Vgl. Wesselski (Bebel: Schwänke), Bd. 1, S.217. Vgl. Dicke: Esopus, S. 155, Nr. 99. Vgl. Roethe (Reinmar von Zweter), S.254; Wachinger: Rätsel, S. 143; ders.: Kleinstformen, S.4f.; Tomasek: Rätsel, S.290f.

96 -

Das >Straßburger Rätselbuch< Joca Monachorum (Suchier: Adrian, S. 129, Nr. 39 [Hs. 1475])503 als Sprichwort ζ. B. bei Freidank, Hugo von Trimberg, Hätzlerin, Boner (vgl. 504 T P M A , Bd. 1, s.v. A L T , 1.1. Niemand ist gerne alt, aber alle wollen alt werden) vgl. auch Secundus (Daly/Suchier: Altercatio, S. 157, Nr. 18)

Butsch Nr. 319 - Hätzlerin: Liederbuch, S. 182, Nr.26 505 - als Sprichwort z.B. bei Winsbecke, Nr.9, 1-4, Franck (vgl. TPMA, Bd. 10, s . v . SCHWEIGEN, N r . 3 8 6 , 3 8 9 )

Butsch Nr. 322 - Joca Monachorum (Suchier: Adrian, S. 114, Nr. 3; vgl. auch S. 124, Nr. 10f.; S. 130, Nr. 4) - Wolfram: Parzival, v. 463,24-26 506 Butsch Nr. 325 - Weimarer Codex Q 565, Nr. 52507 Butsch Nr. 326 - Meisterlieder der Kolmarer Liederhandschrift, Nr. 17508 - Heidelberg UB, Pal. germ. 355, f. 161a (15. Jh.; zit. bei Mone: Räthsel, S. 120f.)509 Butsch Nr. 329 - Roy: Devinettes, Nr. 85

4 D a s Gliederungskonzept des Straßburger

Rätselbuchs

Das Straßburger Rätselbuch ist trotz des Namens, den ihm die Forschung gegeben hat, kein Buch, das ausschließlich oder überwiegend Rätsel enthält. Da es, ebenso wie die handschriftlich überlieferten Sammlungen, seinen Ursprung in den Joca Monachorum hat,510 besteht es überwiegend aus Scherzfragen, lediglich ein gutes Viertel der Texte sind Rätsel. Daneben sind, wenn auch in geringerem Umfang, weitere Klein- und Kleinstformen vertreten: Wissensfragen und Sprichwörter (Nr. 20f.),511 aber auch schwankartige Rätselerzählungen (Nr. 297) und -märchen (Nr. 313f., 325), Rätselaufgaben sowie scherzhafte Gesellschaftsspiele (Nr. 308). Diese heterogenen 338, aus ganz unterschiedli503 504

505 506 507 508 509

510 511

Vgl. Wachinger: Rätsel, S. 151 und Anm.37. Vgl. Roethe (Reinmar von Zweter), S.254, Anm. 313; Wachinger: Kleinstformen, S. lOf. Vgl. Schupp: Rätselbuch, S. 54 und 322. Vgl. Schölte: aviam, S. 15; Tomasek: Rätsel, S.213f. Vgl. Köhler: Rätsel, S. 337-339. Vgl. Loewenthal: Studien, S. 107-110; Hain: Rätsel, S.21f. Vgl. auch Bartsch: Handschriften, Nr. 182, S. 104: »1 Strophe in Frauenlobs langem Ton. [...] nach der Kolmarer Handschrift in meinen Meisterliedern Nr. 17.« Vgl. Tomasek: Scherzfragen, S. 223, 227f. Vgl. Petsch: Beiträge, S.9: »Einmal werden aus Versehen zwei Sprichwörter abgedruckt, und von dem naiven Compilator durch den Zusatz >Rot< als Rätsel bezeichnet, auf die aber natürlich keine Lösung folgen kann.« Vgl. auch Schmidt: Studien, S. 87.

97

Das Gliederungskonzept des >Straßburger Rätselbuchs
Straßburger Rätselbuch
Gott und die Welt< umfassend abzuhandeln - soweit das in 14 Kapiteln möglich ist.5'3 Die ersten drei Überschriften beschäftigen sich dementsprechend mit religiösen Themen: Von Gott, Von den Heiligen und Von dem Gebet. Das folgende Kapitel Von Wasser paßt, wenn das Element Wasser in seiner Eigenschaft als christlicher Symbolträger aufgefaßt wird,514 thematisch zu den vorigen. Ihm schließt sich jedoch ziemlich unvermittelt das skatologische Kapitel Von Dreck an. Die folgenden Kapitel lassen zumindest bedingt ein Gliederungskonzept erkennen,515 da an zwei Stellen thematisch zusammengehörige Blöcke stehen: Die Kapitel sieben bis neun behandeln Tiere, elf und zwölf das Gegensatzpaar Himmel und Erde. Das zwischen diesen Sequenzen stehende Kapitel Von den Handwerken wäre allerdings eher im Anschluß an das 13. Kapitel Von den Menschen zu erwarten. Die dieser Gliederung zugrundeliegende Denkstruktur, eine Vielzahl von Kleinstformen in eine thematische Ordnung zu bringen, findet sich bereits in der nach 1210 entstandenen Spruchsammlung Freidanks, der Bescheidenheit. Die Bearbeitung Sebastian Brants erscheint 1508 unter dem Titel Freidanck in Straßburg bei Grüninger, also in unmittelbarer zeitlicher und räumlicher Nähe zum Straßburger Rätselbuch. Brant gliedert den Text des Freidanck in insgesamt 51 Kapitel, deren Überschriften allerdings nur wenige Überschneidungen mit denen des Straßburger Rätselbuchs haben.516 Gemeinsam ist jedoch beiden Sammlungen die herausgehobene Stellung religiöser Themen zu Beginn des Textes.517 Nicht für die einzelnen Überschriften, aber zumindest für das Prinzip der Gliederung könnte der Druck Grüningers die Vorlage des Kompilators gewesen sein. Die Überschriften selbst ergeben sich im Straßburger Rätselbuch - ähnlich wie die sich an den Tugenden und vor allem Lastern des Menschen orientierenden Überschriften des Freidanck - aus dem zugrundeliegenden Material. Ein vergleichsweise spezielles Kapitel wie das Von den Handwerken dürfte nur deswegen entstanden sein, weil eine größere Zahl von Texten vorlag, die sich mit den 513 514 515

516

517

Vgl. Tomasek: Scherzfragen, S.233. Zum Symbolgehalt des Wassers vgl. Jüttner: Wasser, Sp.2060f. Vgl. auch Jones: Rätselbücher, Sp. 1042; Petsch: Volksrätsel, S. 51f.; Schmidt: Studien, S. 85f. Vier der 13 Überschriften des Straßburger Rätselbuchs haben in Brants Freidanck eine Entsprechung: Vgl. Brant: Freidanck, im Register (Bl. A2 b -A3 b ), die Kapitel ii Von der weißheit gottes, χ Von dem gebet, xii Von dem menschen und Iv Von vögeln. Ähnliches läßt sich schon für die Freidank-Handschriften beobachten: Nach Bezzenberger weichen »die hss. in der Ordnung der Sprüche und deren Vollständigkeit voneinander« ab (Freidank: Bescheidenheit, S.48), aber alle vollständigeren Handschriften lassen »keinen zweifei, daß Freidank seine betrachtung zuerst auf die göttlichen dinge gerichtet« habe (ebd. S.26).

Das Gliederungskonzept

des >Straßburger Rätselbuchs
Von Hunden< nimmt fast ein Drittel des ganzen Buches ein.« Vgl. ders.: Volksrätsel, S. 50f. Vgl. auch Goedeke: Grundrisz, Bd. I, S. 305, zur niederdeutschen Fassung von Binder (B11): »Die Rubriken sind vielfach mit andern Bestandteilen versetzt.« Siehe auch unten S. 102, Anm. 529. Siehe unten, S. 238f. Lorichius, der lediglich auf die Uberschrift Von Dreck verzichtet, stellt das erste Kapitel unter der Uberschrift Alia a me versa hinter das Kapitel Von Wasser und das Kapitel Von den Handwerken vor das Kapitel Von den Menschen.

100

Das >Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuchs
Feiertage< und >Zeit< an; >Himmel< wird hier offenbar sowohl theologisch als auch kosmologisch verstanden. Von den vier auffalligen Kapiteln zeichnet sich das erste Kapitel durch drei Besonderheiten vor dem Rest der Sammlung aus: Es hat keine Überschrift, ist thematisch uneinheitlich und enthält überdurchschnittlich viele gereimte Rätsel. Das Kapitel Von Vögeln hingegen hebt sich nur durch die hohe Zahl gereimter Rätsel von den anderen ab: Es ist zwar verhältnismäßig klein, aber alle 13 Texte lassen sich gut unter dieser Überschrift fassen.524 Das Kapitel beginnt mit zwei Prosafragen, die beide in ihrer Formulierung an die Joca Monachorum anknüpfen; 525 die dritte Prosafrage (Butsch Nr. 101) steht an zehnter Stelle. Daß die übrigen zehn gereimten Texte spätere Zusätze sind und das ursprüngliche Kapitel nur drei Fragen enthielt, ist unwahrscheinlich, zumal auch die Joca Monachorum gelegentlich gereimte Rätsel enthalten.526 Ebensowenig wird das gesamte Kapitel, das mit den folgenden eine Einheit bildet, neu hinzugefügt worden sein. Möglicherweise konnte der Kompilator des Straßburger Rätselbuchs an dieser Stelle auf eine

524

525

526

d. h. Tendenzen, die anhand der Verteilung von Prosa und Reim beobachtet werden können, gelten eingeschränkt auch für das Verhältnis Rätsel / Scherzfrage. Die Biene (vgl. Butsch Nr. 93 und 102) wird in einigen naturkundlichen Enzyklopädien des Mittelalters (ζ. B. von Arnold von Sachsen und Bartholomaeus Anglicus) wegen der Zuordnung zum Element Luft zu den Vögeln gerechnet (vgl. Hünemörder: Bienen, Sp. 134). Butsch Nr. 92 fragt nach der Zahl der Vogelarten (siehe oben S. 89), Butsch Nr. 93 als Quid optimum-Fruge nach dem besten Vogel (vgl. hierzu Tomasek: Scherzfragen, S. 222). Vgl. z.B. das Hahn-Rätsel in der Handschrift g (Suchier: Adrian, S. 136, Nr.24; siehe oben Anm.406).

102

Das >Straßburger Rätselbuch
Hunde< demnach als pars pro toto für vierbeinige Tiere stehen. Der Entscheidungsfrage Butsch Nr. 128a folgt allerdings mit Nr. 128b528 eine weitere, die nichts mehr mit Wölfen oder Tieren überhaupt zu tun hat, die aber, ebenso wie Nr. 129, nach dem gleichen syntaktischen Prinzip gebildet ist:529 [128a] So du gefragt würst\ ob dir lieber wer das dich ein wolff freß\ ods ein schaff. gib die antwurt. Der wolff yßt mir lieber ein schaff dan mich. [128b] So du gefragt würst\ ob dir lieber wer dz dich d' hagel erschlug od' ein wandt. Gib die antwurt\ der hagel erschlüg mir lieber ein wandt dan mich. [129] Ein frag, ob dir lieber der teüffel jm bauch wer\ oder das groß kreütz in der kirchen. f Antwurt. das groß kreütz ist mir nützer vnd lieber in der kirchen wann der teüffel jm bauch etc. [130] Rat. welches seind die drey verschmechsten kreütz. J Antwurt\ das vff dem grab da bruntzen die hundt wider\ das vff eim esel da sitzt der müller mit dem hindern v f f . vnd das vff der kirchen da schmeissen die fogel auff.m

Nr. 130 greift das Thema >Kreuz< von Nr. 129 wieder auf; außerdem spielen, ebenso wie in Nr. 131 (Einbein, Zweibein, Dreibein, Vierbein), Hunde in der Lösung eine Rolle. Damit stehen auch diese beiden Fragen zu recht in diesem Kapitel. Ab Nr. 132 jedoch lassen sich die Fragen nicht mehr der Kapitelüberschrift zuordnen. Ein großer Teil der Texte behandelt verschiedene Tiere oder Pflanzen bzw. Nahrungs- und Gebrauchsgegenstände, die aus Tieren und Pflanzen hergestellt wurden. Dazu kommt eine Vielzahl gegenständlicher und nichtgegenständlicher Rätsel, die auch bei einem weitesten Verständnis der Überschrift nicht in das Kapitel passen.531 Die zahlreichen Ei/Huhn-Rätsel (Butsch 527

528

529

530 531

Die M a u l w u r f - F r a g e Nr. 336 hätte d a n n besser hier ihren Platz als im Kapitel Von den Buchstaben und Schrift (vgl. auch Butsch Nr. 148, wo der Maulwurf f ü r das Element E r d e steht). Diese Frage fehlt in der Edition von Butsch, steht jedoch bereits in allen Ausgaben der Α - G r u p p e im Anschluß an die (von Butsch nicht mitgezählte) Frage N r . 128a (vgl. R ü t h e r : Überlieferungsgeschichte, S.272, A n m . 13). Eine A u s g a b e des Neuvermehrten Ratbüchleins, G l l , erweitert die Überschrift dieses Kapitels durch den Zusatz und andern Thieren (S. 23), u n d fügt zwischen Butsch N r . 125 (Welche den Wolf übern Weg trägt? Antw. Die Wolfin.) und dieser Scherzfrage N r . 128b eine neue Überschrift ein: Andere Fragen (S.25). A l , Bl. B3 b . Vgl. aber Butsch N r . 135 u. 187, bei denen ein Wolf bzw. ein H u n d in der Lösung vorkommt.

Das Gliederungskonzept

des >Straßburger Rätselbuchs
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuchs
Straßburger Rätselbuchs
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuchs
Straßburger Rätselbuch
den Kopf waschenStraßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuch
Rocken< im Titel trägt. Lediglich die Ausgaben Cammerlanders titeln mit Spinnstube·, die mit der G-Gruppe verwandte niederdeutsche Ausgabe B l l hingegen hat zwar einen Spinnstubenholzschnitt, erwähnt jedoch weder eine >Spinn-< noch eine >RokkenstubeRockenbüchlein< ist als Titel erst um 1800 in einer Flugschrift wieder greifbar.805 Die den »zeitvertreibenden« Aspekt betonenden ersten zwei Zeilen des Straßburger Rätselbuchs sind nun in einer zusammengefaßt, und die ehemals nur indirekt ausgedrückte geschäftliche Intention des Drukkers wird direkt ausgesprochen: Wer langweilig istI der kauff mich. Während der anschließende dritte Vers des Neuvermehrten Ratbüchleins weitgehend wörtlich übernommen wurde, werden im letzten die zwei Substantive Rettelsch gedieht und nüwer mer durch das Substantiv vexir, das Verb rahten und das Adverb anders ersetzt. Vexir im Sinne von »hereinlegen, zum Besten haben«806 bezeichnet dabei die Scherzfrage, für die sich im Gegensatz zum Rätsel nur zögerlich ein Begriff entwikkelt, obwohl ein Gattungsbewußtsein schon von Anfang an existiert.807 Die Rettelsch gedieht des Straßburger Rätselbuchs werden also in Scherzfragen (vexir) und Rätsel (rahten) aufgeteilt, während an die

805 806

807

Siehe unten Kap. II.5.9.4. Vgl. D W b , Bd. 26, s. v. VEXIEREN, Sp. 39: »einen vexieren, ihn höhnen, verspotten, sich lustig machen über einen, ihn foppen, necken; dabei tritt allmählich die Vorstellung bestimmend heraus, dasz der betroffne nicht gleich merkt, worauf der andere eigentlich zielt, was seine wahre meinung ist; das leitet zu der bedeutung: zum besten haben über«. »Vexier« ist hier das von dem Verb abgeleitete, ungebräuchlichere Substantiv (vgl. ebd. s.v. VEXIER, Sp.37). Vgl. ebd., Bd.26, Sp.43: »vexierfrage, f., frage mit hintersinn, durch die jemand auf eine falsche gedankenrichtung gelockt wird [...], dann auch einfacher, Scherzfrage«. Siehe oben S. 113f. Erstmals belegt ist der Begriff >Scherzfrage< nach D W b , Bd. 14, s.v. SCHERZFRAGE, Sp.2600, 1626 bei Zincgref im Untertitel seiner Apophthegmen-Sammlung Der Teutschen scharfsinnige kluge Spruch. Zincgref bezeichnet mit diesem Begriff allerdings eine scherzhafte F o r m des Apophthegmas (vgl. Verweyen: Apophthegma und Scherzrede, S.41f.). Chasmindo unterscheidet 1666 in der Lustigen Kurzweil zwischen Ratzel-Fragen (S.44) und SchertZ'Fragen (S. 107). Letztere trennt er von den gereimten Rätseln und stellt sie zu den als Lustige=Historische! und Lehrreiche Geschieht! Reden bezeichneten Apophthegmen (ebd.), ohne beide Gattungen deutlich voneinander zu trennen. In barocken Rätselbüchern (ζ. B. den Neualamodischen Rätselfragen) werden Rätsel und Scherzfrage durch die Präsentation der Lösung unterschieden: Während die Antworten der Scherzfrage wie gewohnt recte auf die Frage folgen, stehen die Rätsellösungen auf dem Kopf.

Zur Druckgeschichte des >Straßburger Rätselbuchs
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuchs
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuchs
Straßburger Rätselbuch
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Straßburger Rätselbuchs
Straßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuchs
RätselbuchStraßburger Rätselbuch
Straßburger Rätselbuchs
Rockenbüchlein< genannte Strassburger Räthselbuch vor, das seine Bestimmung anzudeuten [!] in manchen Ausgaben [...] schon auf dem ersten Blatte eine Spinnstube zeigt«. Vgl. Weddige: Amadis, S. 62-64; Schilling (Fischart: Catalogue Catologorum), S. 38. Vgl. Fischart: Geschichtklitterung, S. 24. Vgl. hierzu auch Schilling (Fischart: Catalogue Catologorum), S.XIIIf. Vgl. Wendeler: Fischarts Bildergedichte, S. 346f. Vgl. Schilling (Fischart: Catalogus Catalogorum), S. XXIV.

204

Das >Straßburger Rätselbuch
RätselbuchTraumbuchZirkelbuch< und >Losbuch< im Singular stehen, ist nicht eindeutig zu klären, ob die Bücher an dieser Stelle Buchtypen repräsentieren sollen oder nur für bestimmte Ausgaben stehen. Einerseits wird die Gattung >Schwankbuch< nicht als solche angeführt, sondern ist durch einzelne Beispiele (Rollwagenbüchlein, Gartengesellschaft, Eulenspiegel) vertreten. Andererseits sind um 1640, als Moscheroschs Gesichte Philanders

von Sittewald

erscheinen,

neben den zahlreichen Ausgaben des Straßburger Rätselbuchs 1605/06 und 1610 die deutschsprachigen Rätselbücher Sommers und Stahlschmidts erschienen, und auch die Traum- und Losbücher blicken zu diesem Zeitpunkt auf eine gut 150 Jahre währende Druckgeschichte zurück.994 Der Katalog, den Moscherosch hier anführt, scheint also mehr als der fiktive Buchtitel Fischarts auf Buchtypen abzuzielen. Eine 30 Jahre jüngere Bewertung des Buchtyps Rätselbuch bietet eine Ausgabe des 1663 erstmals erschienenen Schäferromans Lisille des Johann Thomas, der neben etlichen Gedichten und Liedern im elften 991

992

993 994

Moscherosch: Gesichte Philanders von Sittewald, S.93. Vgl. auch Beyer: Volksbücher, S. 76f. Vgl. hierzu die Untersuchung von Beyer: Volksbücher. (Für diesen Hinweis danke ich Dr. Hanno Rüther, Münster.) In den von Beyer angeführten Katalogen spielt Gebrauchsliteratur allerdings nur in Ausnahmefällen eine Rolle, da die meisten der Kataloge sich auf die »unmoralischen« Schwanksammlungen und Romane konzentrieren. Vgl. zur Diskussion um den Volksbuch-Begriff zuletzt Müller: Volksbuch. Vgl. Speckenbach: Losbuch, S.494; ders.: Traumbücher, Sp. 1014 1028.

Zur Rezeption des >Straßburger Rätselbuchs
Straßburger Rätselbuch
Buch< zu klassifizieren. Einen Sonderfall stellt die umfangreiche Aenigmatographia dar: Reusner versammelt in ihr eine Reihe von Rätselsammlungen verschiedener Autoren, die (wie die Aenigmata Lauterbachs) ζ. T. vorher selbständig erschienen sind. Die Aenigmatographia, die Rätsel und Abhandlungen aus mehreren Jahrhunderten zusammenfaßt, hat außerdem sicher auch archivierenden Charakter. Im Vorwort läßt Reusner jedoch keinen Zweifel daran, daß die Rätsel der Aenigmatographia, die er den Söhnen des Joachim Friedrich, Herzog in Schlesien zu Liegnitz und Brieg, widmet, vor allem zum Gebrauch bestimmt sind. Vgl. auch Rüther: Rätselbücher, S. 161. Um diese Entwicklung deutlich zu machen, wird in den Druckbeschreibungen der Bibliographie (siehe unten S. 327ff.) neben dem Inhalt auch die Plazierung der Lösungen vermerkt. - Hinzu kommen Änderungen, die in erster Linie Konzessionen an den jeweiligen Zeitgeschmack und den sich wandelnden Rezipientenkreis sind: Zur Prosa und zum Knittelvers des Straßburger Rätselbuchs treten in den lateinischen Rätseln der Hexameter bzw. das Distichon und in den deutschsprachigen des Barock der Alexandriner. Die skatologische Scherzfrage des 16. Jahrhunderts weicht im Barock der obszönen, wohingegen das 18. Jahrhundert priapeische Texte völlig vermeidet.

Johann Behems >Christliches Ratbüchlein für die Kinder
Rätselbuch
Aenigmatographia
Aenigmatographia
Aenigmatographia
Das Reterbüchlein. Welchen Ahn kürtzweil thet zerrinnen, Mag wol diß Büchlein durchgründen. Er find darinnen vil kluger lehr, Von reder gedieht vnd newer mehr. Jetz von newen im Truck verfertig. (Druckerstock.) Franckfurt am Mayn.< 8. (40 S. Am Ende: >Getruckt zu Franckfurt am Mayn, durch Nicolaum Bosse, vnnd Sigmundt Feyrabend, im Jar M.D.LXJJ.Straßburger Rätselbuch< ergänzte

18) Rath! Was ist von seiner mutter geborn! vnnd gebirt es darnach sein mutter widerumb? Ant. Auß wasser wirt eißl auß dem eiß widerumb wasser.31 19) Rath/ Was hat am morgen vier füß! zu mitags zwenl zu nacht drei? Antwort/ Der mensch kreucht in der kindtheyt vff hend vnd füssenl geht dernach recht/ im alter brauchet er einn stecken zum dritten.33 20) Rath! Was ich fahe das wirff ich hinweg! was ich nit fahel das bhalt ich? Ant. So man eim lausetl was gefangen würtl wirfft man hin! die übrigen leusel so nit gefangen werdenI behelt man.35

21) Rath/ wz geht ins holtz beissen Vit heruß scheissen? Ant. Ein nebiger31

22) Rath! Welches holtzs ist am meysten im schwartzwald? Antw. Des grünen vnd dürren! krummen vnd schlechten,39

31 32 33 34 35 36 37 38 39 40

E l , B1.B3" (ähnlich E2, Lorichius: Aenigmatum E l , Bl.B4 a (ähnlich E2, Lorichius: Aenigmatum E l , Bl. B4a (ähnlich E2, Lorichius: Aenigmatum E l , Bl. B4a (ähnlich E2, Lorichius: Aenigmatum E l , Bl.B4 b (ähnlich E2, Lorichius: Aenigmatum

Rätsel

Mater me genuit, eadem mox gignitur ex me Significat ex aqua glaciem concrescere, et rursus in aquam resolui,n DE SPHINGE. [...] Hoc AZnigma sic reddidit Ascensius in Terentium. Quod pedibus binis animal meat absque ruinis Et sumptis ternis, post claudicat atque quaternis,34 AENGIMA HOMEROpropositum. [...] Sunt abiecta proeul, qua capimus omnia, uerü Nobiscum sunt qua non potuere capi. In genio proprio si tu dissolueris istud Maonio longe tu sene maior eris.36 Die mihi quid penetrat mordende uiscera ligni Egrediensque cacat cuncta uorata prius. Responsio. Terebra est.38 Est sita in Heßiacis oris incedua sylua Hinc nulli omnino tollere ligna licet. Omnia sub lignis poteris prohibere duobus, Vt si bina uetes, catera nemo ferat. Hac tu uerborum nobis compendia dicas, Qui reliquis, breuius dicere cuncta soles. RESPONSIO Arida ab hoc luco quis nec uiridantia portet, Rectaque cum curuis robora nulla secet.40

B1.B6"; F l , B1.B1»; F2, B1.B23; F3, B1.B1"). libellus, B1.21b. Bl.B6 b ). - Vgl. auch Gl 1, S. 11, Nr.66. libellus, Bl. 22a. Bl.B6 b ). libellus, Bl. 22 b -23 a . Bl. B7a). libellus, Bl. 50". Bl. B7"). libellus, Bl. 52 ab . (Vgl. Butsch Nr. 200.)

Gruppen Α bis F 23) Rath/ Was ligt inn einer leisten! vnd mag ι f f weitem feld nit ligen? Antwort! Ein pflaumfeder.41

24) Rath! Ein mensch nit mensch! sähe nit sähe! ein vogel nit vogell auff einem bäum nit bäum! den warff er mit einem stein nit stein? Antwort! Ein schilender münch warff ein fledermauß von einem holderstock.43 25) Rath! Wie weitest in grosser hitz wein bey dir tragen! daß er dir nitt warm! sondern ye lenger ye kelter würdt? Antwort! Du müstest den wein siedenig heyß in die flasch schütten! so würd er nit heysser! sonnder kälter.45

26)Rath! Jst ein hauß eh abzubreche oder zu bawen? Antwort! Es ist eh zu bawen! dann man kan es nit abbrechen! es sei dann vor gebawt.47

509 In campis cegre iaeeo atque patentibus aruis Me bene conclusum scrinia parua tenent. Responsio In campo leuitate nequit consistere penna.n Homo non homo, uidens non uidens, alitem Non alitem, lapide non lapide perculit Arbore non arbore cum super degeret Eunuchus quidam eweutiens uespertilionem leniter attigit pumice, cum in sambueo sederet auis.44 Solibus astiuis ut portes uina uiator Ne fiant eestu feruidiora graui Sed mage frigescant, qua sit ratione parandum Expertus dicas plurima queeso mihi. Responsio. Fac prius igne coquas Bachum capiasque lagern Sic mera paulatim frigidiora bibes.46 Ambigo num citius poßint subuertere tecta Anne prius faciles cedificare manus. Tu reputes Ephesce fulgentia templa Diana Ε Septem miris qua monumenta ferunt. Sumptibus immensis et uix extrueta tot annis

IT) Rath! Es wechst im waldl weydt im feld! vnd tönet im hauß? Antw. Ein laut oder geig.*9

41 42 43 44 45 46 47 48 49 50

Ε1, Bl. B4b (ähnlich E2, Bl. B7b). Lorichius: Aenigmatum libellus, Bl. 53". El, Bl. B4b (ähnlich E2, Bl. B7b). Lorichius: Aenigmatum libellus, Bl. 54". El, Bl. B4b-B5a (ähnlich E2, Bl. B7a-B8a), Lorichius: Aenigmatum libellus, Bl. 59". El, Bl. B5" (ähnlich E2, Bl. B8"). Lorichius: Aenigmatum libellus, Bl. 59b. El, Bl.B5a (ähnlich E2, Bl.B8a). Lorichius: Aenigmatum libellus, Bl. 71b.

Vna uel media nocte fuere cinis. Responsio. Posse prius poni quam subuerti arbitror cedes Nam nisi strueta prius non ruet illa domus.4' In syluis crescens, in campis gramine uescens In domibus resonat die quid id esse putes. Responsio. Chelis est uel cythara.x

510

Im >Straßburger Rätselbuch< ergänzte

28) Rath/ Das schaf singt im waldt! wann das roß vff jm ligt? Antw. Ein geig lautet so man mit dem bogen drauff zeucht,5' 29) Rath/ Es würdt ein königlicher Prophet in teutsch Nation geboren werde ein rittermessiger man/ seins geschlechtsl kronen vnd herkomens ein geborner GallierI wärt in seiner kleydung in jares frist zu manlicher groß erwachsen vnnd zu weissagen anfahenl ehe er eins jars alt wirtl vn mit vnmenschlicher stimm den vSlckern die in der flnsternuß sitzen! ein klares vnd fr&lichs liecht verkündigen. Als dann erst werden die menschen vff erden auß grosser vnwissenheyt vnd flnsternuß zu disem himlischen liecht kommen.

Zu der selbigen zeit würt man geschreyl gethon vnd getümmel in aller weit hören/ vn nach dises heiligen mannes propheceil allenthalben ein solich auffrür werdenn/ dz man den leuten on allen widerstandtl jr vihel jung vnd alt/ auß allen Stetten vnnd ddrffern treiben würt/ durch das gebirg vnd wdlde/ in die wildtnussenl das wenig dauon werden komen/ oder zusagen wissen wo es hin kome. Vnnd das werden wilde grobe volcker thünl die Bubulcier genant. Kürtzlich nach der zeit werdenn sich die menschen inn dissem jamerthal versamlenl an etliche örter vnd stett/ da sie vermeynen vonn Gottes wort getrost zu werden. Zur selbigen stundt werden vil menschen inn Teutscher vnnd Welscher Nation/ gleich als verzaubert/ durch grosse menig des Wassers gahlingen überfallen vnd zerstrewet werden/ dann es würt jnen solich vngewdsser hoch über die haupter gehn. Nach disem allen zu endt der jar/ werden die reichen vnnd fürnemsten diser weit/ disem vnschuldigen Propheten begirlich nach seinem lebe stehen/ in sonderheyt prelaten vn pfaffen/ so er jnen vmb gering gelt vonn den seinen verrathen worden vn verkauffet! werden jn zum fewr verurtheylen/ vnnd 51 52

E l , Bl.Β5" (ähnlich E2, Bl. B8a). Lorichius: Aenigmatum libellus, Bl. 71b.

Rätsel

Agnus in ligno cantat titillante se equo. Id significat Chordas, Chelin et arcum qui factus ex cauda equina est.52 So sich herzu nahet das tausend fünfhundert vnd sechs vnn dreissigst jar, als dann wirt ein königlicher Prophet in teutsche Nation geboren werden, ein rittermessiger mann, seins geschlechts, kronenn vnd herkommens ein geborner Gallier, wirt in seiner ersten kleydung in jares frist zu manlicher groß erwachsen vnd zu weissagen anfahen, ehe er eins jars alt würt, vnd mit onmenschlicher stimme den völckern, die in der finsternus sitzen, ein klares vnnd frolichs liecht verkündigen. Als dann erst werden die menschen vff erdenn auß grosser vnwissenheit vnd finsternus zu disem himmlischen liecht kommen. Zur selbigen Zeit wirt man geschrey, gethön vnd getümmel aller weit hören vnnd nach dises heiligen mannes Prophecei allenthalben ein solich aufrür werden, das mann den leuten on allen widerstandt jr vieh, jung vnnd alt, auß allen Stetten vnnd dörffern treiben würt durch das gebirg vnnd wälder in die wildtnussen, das wenig dauon werden kommen oder zusagen wissen, wo es hin komme. Vnd das werden wilde grobe völcker thün, die Bubulcier genant. Kürtzlich nach der zeit werden sich die menschen in disem jammertal versamelen an etliche örter vnd stett da sie vermeynen von Gottes wort getrost zuwerden. Zur selbigen stundt werden vil menschen in Teutscher vnd Welscher Nation gleich als verzaubert durch grosse menig des wassers gehelingen überfallen vnd zerstrewt werden, dann es würt jnen solich vngewesser hoch über die haupter gehn. Nach disem allen zu endt der jar werden die reichen vnd fürnemsten diser weit disem vnschuldigenn propheten begirlich nach seinem leben stehn, insonderheit prelaten vnnd pfaffen, so er jnen vmb gering gelt vonn denn seinen verrathen worden vnd verkauffet, werden jn zum fewr verurtheylen vnnd nach sei-

Gruppen Α bis F nach seinem todtl auß bissigem grimml eh vnd der vnschuldig Prophet gar verbrent würtl mit den zeenen zerrissen. Doch wirde die mensche vast allenthalben wenig leides vm disen jren propheten haben/ sonder dieweil die täg verkürtztl essenl trinckenl vnd Jubiliernl vnnd den königlichen woluerdienten man wenig beweynen. Darumb werden auch dise nachuolgende erschrdckliche ding/ kurtz hernach kommen. Es werden sich erhebe vil vnchristlicher könig widder den Bapstl da würt ein bub mit dem andern gerochen werden/ vnnd ist zu erachten/ wenn das regiment disen krieg nitt fürkommenn! werde der Bapst den königen gewaltiglich obsigenl dann es würdt der teuffei gantz vnmussig in disem spil sein. Jtem es werden sich vil todten vn todten beyn auß jren grabern vnnd hulen herfür thünl vff der weitte/ ebne/ vnd wol gebanten strassen schnei hin vnd her lauffen zuuerderben/ vn grossen schaden viler sündigen menschen die zum theil von jrer natürlichen vernunfft komen werden/ darauß dann groß hader vnd vneynigkeytl vnd zum theyl mordt vnnd blütuergiessung entstehen werden. Auch würdt in disem jar ein fürtrefflicher gelerter geistlicher man an ein Ketten gelegt werden! deßgleichen andere vilI den es also gehen würdt/ doch werden sie in jrer gefengnuß frolich vnd getrost sein. Antw. Der Gallier ist der gekrönt hanl verkündet mit vnmeschlicher stim den tagl dan treibt mans vieh an die weydl Darnach kompt man zu kirche/ da gehts weichwasser den leuten über die hdupter. Endtlich wirt der han gebraten/ dabei spilt man vff karten/ da ist konig vnd bapst/ büben vnnd der teufell die todten beinl merck die Würfel auß der taschenl lauffen auff der glatten tafeln hin vnd her! Die Ketten daran die leut gelegt werden/ ist so ein fraw Ketl dz ist Cathrin heist.51 53 54

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511 nem todt auß bissigem grimm, ehe vnnd der unschuldig Prophet gar verbrent würdt, mit den zehnen zerrissen. Doch werden die menschen fast allenthalb wenig leids vmb disen jren Propheten haben, sonder die weil die Tag verkürtzt, essen, trincken vnd Jubilieren vnd den königlichem wol verdienten mann wenig beweynen. Darumb werden auch dise nach uolgende erschreckliche Ding kurtz her nach kommen. Es werden sich erheben vil vnchristlicher könig wider den Babst, da wirt ein bub mit dem andern grochen werden, vnd ist zuerachten, wenn das regiment disen krieg nit fürkommen, werde der Babst den königen gewalttiglich obsigen, denn es würt der teufel gantz vnmüssig in diesem spiel sein. Item es werden sich vil todten vnd todten bein auß jren gräbernn vnnd holen herfür thun, v f f der weitt ebne vnd wol gebauten strassen schnell hin vnd her lauffen zuuerderben vnd grossem schaden viler sündiger menschen, die zum theyl von jrer natürlichem vernunfft kommen werdenn, darauß dann groß hader vnd vneinigkeit, vnd zum theyl mordt vnd blütuergiessung entstehen werden. Auch würt in disem jar ein fürtrefflicher gelerter geistlicher mann ann einn Ketten gelegt werden, deßgleichen andere vil, den es also gehen würdt, doch werden sie in jrer gefencknuß frölich vnd getrost sein. [Holzschnitt: Hahn] 54 Resolutio: Der Prophet ist ein hane, Getümmel der Bubulcier55: Der viehhirten blasen vnd geschrey. Vngewesser ists weichwasser. Künig vnd Babst ists Karttenspiel, vnder vnd oberbub. Todtenbeyn vff der ebene: Würffei. Kette ist Katerin.56

E l , Bl.Cl a -C3 b (ähnlich E2, Bl.C5 a -C8'). Vgl. Clemen (Prophecei vff das 1536), S. 3: »Auf der vorletzten Seite befindet sich ein kleiner hübscher Holzschnitt, einen krähenden Hahn darstellend«. »Bubulcus: Ochsentreiber« (ebd.). Prophecei vff das 1536, S. 1-3. Vgl. auch Lorichius: Aenigmatum libellus, Bl. 73*-76».

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30) Ein Rähterisch in dem Wildbad von einer schönen Jungfrauen, Doctor Johann Rduchlin von Pfortzheim aufgeben, im Jahr 1497. Da ich einmals spatzieren gieng. Durch Wonn und Wäyd merck seltzam Ding, Da folgt mir nach der Schar der was, Darzu das Feld mit grünem Gras, Da sah ich stehn ein edles Bild, Das mich erschreckt, dann es war wild, Jch sah es an, es war kein Geist, Kein schädlich Bild, wie es dann heißt: Es gieng mir nach zum Brunnenschein, Da ich mich pflegt zu waschen rein, Erzeigt sich unterm Wasser mir. Als ich nun heim wolt gehen schier, Mit meinen Jungfrauen, als ich thdt, Gieng es mir nach zu meinem Beth. Jetzt sah ich das, und darnach nicht, Dann es fein hinder die Steine schritt, Jetzt sah ichs weit, und darnach nah, Zuletst es gar verschwände da, Und fugt sein Seithen der unsern bey, Wolt bey mir schlaffen wol und frey, Nichts freut sich mehr der Sonnen Glantz, Dann bald verbirgt er sich schier gantz. So ist ihm kommt die Finsterniß, Sagt mir an, nun was ist diß? Es ist der Schatten 31) fEin räterß Hieronymi Emsers.

Ein prophet tzwürend geboren wardt Roht was jm sein krön vnd bart Nach todt geteüffet sicherlich Vnd vffgehencket jdmerlich Zu letst geworffen in das fewr Den armen sünderen zü steur Die durch sein tod sind sorgen frey Nun raht wer der prophet doch sey. fEs ist ein Hün oder Hennl oder Han den man brut vnd kochet.™

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Rätsel

Ein retters in dem wildbad von einer schönen iungfrawen: Doctor Johän Reuchlin von Pfortzhen. V f f geben jm jar. Μ. cccc. xcvij. (D)O ich eins mals spatzieren gieng Durch wunn vnd weich merck seltzam ding Do folgt mir nach die schar der wase Dar zu das feld mit grienem grase Do sah ich ston ein edel bild Das mich erschröckt\ dann es was wild Jch sähe es an\ es was kein geist Kein schedlich bild wie es dann heißt Es gieng mit mir züm brunnen schien Do ich mich pflegt zü weschen schön Erzögt sich vnderm wasser mir Als ich nun heim wolt gon gar schier Mit meinen iungfrawerh als ich dett Gieng es mir nach zü meinem bett Jetzt sah ich das\ vnd darnach nit Wann es hyn hinder die steine schryt Jetzt sähe ichs weit vnd darnach nahe Zü lest es gar verschwände do Vnd fügt sein site der vnsern by Wolt by mir schlaffen wol vnd fry Nüt fröwt sich mer\ der sonnen glantz Dann bald verbürgt es sich schier gantz So zü jm kompt die finsternüß Sag mir an nun\ was ist diß fEs ist der schatten.51 Ein rettterß [!] Hieronymi Empser. [Holzschnitt: lesender Mann, der einen Hahn beobachtet] (E)Jn prophet zwürent geboren ward Rot was jm sein krön vnd bart Nach tod geteüffet sicherlich Vnd vffgehencket jdmerlich Zü lest geworffen jn das füwr Den armen sündern zü stür Die durch sein tod seind sorgen fry Nun rat wer der prophet doch sy fEs ist ein hün od' henn od' han de mä brüt vh kochet,60

F2, Bl. E4 b -E5 a (ähnlich F l , Bl.E7 b [Text dort durch beschädigte Blätter nur unvollständig erhalten]; F3, Bl. E7 ab ). Brant/Muling: Esopus-Additiones, Bl. 174 b -175\ F l , Bl.E8 a (ähnlich F2, Bl.E5 ab ; F3, Bl.E7 b -E8 a ). Brant/Muling: Esopus-Additiones, Bl. 177".

Gruppen Α bis F 32) Ein ander Rdthersch. Es ist ein Baum der hat zw&lff Aest, Jeder Ast hat dreyßig N&st, Ein Ndst hat vier und zwantzig Ey, Zwey und sechzig der Vogel Geschrey: Diß nagt ein weiß= und schwartzer Ratz, Baum, Ndst, Ey, Vogel frißt die Ratz, Ο GOtt, wie sorglich ist diß Wesen, Wer mag vor der Ratzen genesen? Es ist das Jahr mit den 12. Monaten, deren jeder hat 30. Tag, und jeder Tag 24. Stund, und sind in jeder Stund 62. Minuten, die vertreibet Nacht und Tag, und der Todt vertreibt es alles, oder die Zeit6'

513 Ein andere retterß. (E)S ist ein bäum der hat. xij. esth Jeder asth hat by dryssig nesth Ein nest hat vier vnd zwentzig dy Zwey vnd sechtzig der vogel geschrey Diß nagt ein weiß schwartzer ratz Baum\ nest\ dy\ vogeh fryßt die katz Ο got wie sorglich ist diß wesen Wer mag vor der katzen genesen. fEs ist das iar\ mit .xij. monaten\ deren yeder hat .xxx tag vnd yeder .xiiij. [lies .xxiiij.] stunden\ vnd seind .Ixij. tag\ die vertriben nacht vnd tag\ vnd der tod vertribt es dann alles oder die zeit.62

33) Ein Frag, Wen du dir zum Freund erwehlen solst oder nicht? Antwort, Deines gleichen, und die Alten pflegten zu sagen: Man müsse erst etliche Scheffel Saltz mit einem essen, ehe man ihn zum Freund erwehle 34) Ein Frag, Ob dir besser, ob du viel oder wenig Freunde habest? Antwort, So du einen Freund hast, dessen du versicheret seyn kanst, so halte ihn werth vor vielen Schein-Freunden.64 35) Raht, Was bringet die Mutter auf die Welt, das nach einem Jahr wieder in Mutterleib kehret, und alsdann viel Kinder zeuget, welche meistentheils selbiges Jahr noch sterben? Antwort, Ein Gersten= oder Wditzenkorn,65 36) Raht, Jhrer drey haben eine Kanne Wein vor vier Groschen getruncken, und hat doch keiner mehr bezahlt als der ander? Antwort, der ander hat 2. Groschen geben,66 37) Frag, Warum haben die Weiber so helle Stimmen? Antwort, weil sie hinden und vornen Blaßbdlg haben."

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F2, Bl. D5 b (ähnlich F l , Bl. E8a [Text dort durch beschädigte Blätter nur unvollständig erhalten]; F3, Bl. E8 a ). Brant/Muling: Esopus-Additiones, Bl. 175b. F2, Bl. E4 a . Vgl. TPMA, Bd. 9, s. v. SALZ 11. Mit einen viele (einen) Scheffel Salz essen. F2, Bl.E4 a b . F2, Bl. E4 b . - Vgl. auch G l 1, S. 10, Nr. 58; Harsdörffer: Artis Apophthegmaticae Continuatio, Nr. 5719; Angenehmes Rätselbüchel, Nr. 279. F2, Bl. E4 b . F2, Bl. E4 b . - Vgl. auch Chasmindo: Lustige Kurtzweil, S. 177: Warum haben die Weiber so helle Stimmen? Antw. Weil sie hinten und fernen Blasebälge haben.

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38) Ein schone neue lustig und kurtzweilige Rahtersch oder Frag, deßgleichen zur Zeit niemahlen gesehen worden, welche von einem überaus Wundermann handien thut, so den gantzen Erdboden, von Anfang der Welt biß auf den heutigen Tag, überzogen und durchreiset hat, und wird sein Reisen mit seiner Operation biß zum Ende der Welt treiben, dann vergehen und aufhören. (H)Oert wunder-seltzam neue Mähr: Als ich reiset von Franckfurt her, Begegnet mir ein Wundermann, Welchen kein Mensch nicht sehen kann; Er ist nicht nackend auch nicht bekleidt. Reißt Sommer= und auch Winterszeit, Er hat auch weder Stiefel noch Schuh, Weder Mantel noch Hut auch darzu, Er trägt weder Hosen noch Hemd, Jst doch an keinem Ort nicht fremd: Ob ihm jemand gleich sieht noch kennet, Sein Nam wird doch deutlich genennet, Reiset nicht zu Roß auch nicht zu Fuß, Beut auch keinem einigen Mensche grüß, Er fahrt auf keinem Gutschen= Wägen, Noch thut die gantze Welt von ihm sage, Jst unsichtbar und treibt groß Gewalt, Scheuhet niemand weder jung noch alt, Forcht sich vor keinem grossen Herren, Thut auch derselben keinen ehren, Beym Frauenzimmer ins gemein, Halt er sich auf und will bey ihm seyn; Er scheuhet keiner starcken Wacht, Und dringt hindurch bey Tag und Nacht, Er fällt die grossen Herren an, Müssen ihm all seyn unterthan, Ob sie gleich sitzen in dem Rath, Greifft er sie doch an früh und späht, Der Käyser mit samt seiner grossen Macht, Jst unsichtbar vor ihm Tag und Nacht, Wann mancher Herr denckt er sey allein, Jm Huy schleicht der Mann zu ihm eyn, Er zeucht im Lande hin und her, Un braucht doch weder Spiß und Wehr, Er zeucht im Lande hin und wieder, Wirfft die Leuth unverzagt darnider,

Rätsel

Gruppen Α bis F Er fällt ein jeden Heimisch an, Kein Mensch sich sein erwehren kan, Mancher sitzt steif und frisch am Tisch, Noch greifft er ihn an bhend und frisch, Und stehet für ihm ein Kriegs-Heer, Hat auch ein jeder Spiß und Wehr, Noch könen sie diesen Man nicht erschlagen, Braucht sein Gewalt un Forcht ohn zage, Man kan ihn weder schiessen noch stechen, Auch mit keiner Gewalt abbrechen, Der Turck ein Bluthund und Tyrann, Muß diesem Mann seyn unter than, Er fsym orcht kein Schlagen noch kein Schiessen Wati er will komen kans niemand wissen, Und lägen im Feld viel tausend Mann, Noch greifft er sie all frölich an, Und legt sie alle geschwind darnider, Keiner kann sich setzen darwider, Richten sie all ihr Geschütz wider ihn, Noch geht er durch sie alle hin, Und thut sich zu einem nähen, Wird doch von keinem Menschen gesehen Und hört zu, nichts desto minder, Macht er sich an kleine Kinder, Und greifft die solcher Massen an, Daß manchs weder sehen noch höre kan, Hieran hat er sein Lust und Freud, Ob es klein in der Wiegen leit, Manches greifft er an unbedacht, Daß es ligt in der Wiegen und lacht, Doch kan kein Mensch ihm wiederstreben. Sein Gwalt schadt auch niemand am Leben. Manche Mutter wol zu frieden war, Daß er zu ihrem Kind käm her, Aber er l&ßt sich gar nicht zwingen, Er acht weder Pfeiffen noch Singen; Er nimmt allen Menschen ihre Krafft, Da hilfft kein Labsal oder Safft, Kein Mensch der nur auf Erden wohnet, Wird von dem Manne nicht verschonet: Ja alle fast schier ins gemein, Müssen ihm unterthänig seyn, All Künstler so auf Erden seyn, Wissen wann er bey ihn kehrt eyn, Und wann sie brauchen all ihre Kunst, Noch ist vergebens und umsonst, Dan ihm muß Kind, Alt Weib und Mann,

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Zu seiner Zeit seyn unterthan: Scheuhet kein Gwalt und nimt kein Geld, Das laß mir seyn ein starcker Held, Greifft unsern ersten Vatter an, Adam mußt ihm seyn unterthan, Hat das getrieben biß hieher, Er reiset über See und Meer: Er ist stumm und redt kein Wort, Und hat auch bißher nicht gehört, Er hat auch weder Fuß noch Hand, Dannoch reißt er durch alle Land, Er hat keine Augen ist stockblind, Doch er sich über gantzem Erdboden find, All grosse Riesen und Giganten, Auch ihre Anherrn und Verwandten, Hat er bezwungen gewaltiglich, Welches zu hören wunderlich. Da Christus hie auf Erden gieng, Mit seiner Macht er Jhn umfieng, Und mit seinen Jüngern ins gemein, Da könnt er auch gewaltig seyn; Bey Krancken ist er nicht gar gern, Er acht auch weder Schand noch Ehrn; Wo man Schand und Unzucht thut treiben An dem Ort thut er nicht gern bleiben, Aber alsbald solches ist vollbracht, Braucht er hierauf geschwind sein Macht Er hat die Macht an allem End, Führt Tag und Nacht sein Regiment; Wo man aber die Nacht spielen thut, Da zeucht er aus und thut niemand gut, Er wird wohl o f f t verhindert dran, Doch hält er immer fleißig an, Damit sein Gewalt und Macht geht fort, Nun frag ich dich an diesem Ort, Sag was ist der sey oder Mann, Der die Welt so zwingen kan, Und darff ihn kein Kriegsheer bestellen, Noch kan er Thier und Menschen fällen, Die Macht ist ihm von GOtt gegeben, Und hat auch weder Leib noch Leben, Und hat auch darzu keine Seel, Komt weder in Himmel noch in d'Höll, Wen er nicht thät die Welt regieren, So müßten alle Menschen irren, Die Menschen auf Erden allzusammen, Haben an Haupt des Mannes Namen. Es ist der Schlaff68

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F2, Bl. D6 a -E8 a .

Rätsel

Abbildungen

519

Abbildungen

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520

Abbildungen

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Abb. 8: Titelblatt des Straßburger Rätselbuchs, Ausgabe A6, Straßburg: Frölich, 1536

527

Abbildungen

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Abb. 9: Titelblatt des Straßburger Rätselbuchs, Ausgabe B6, [Nürnberg: um 1520]

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528

Abbildungen

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