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German Pages 116 [136] Year 1956
SAMMLUNG GÖSCHEN
BAND
1035
RÖMISCHE RELIGIONSGESCHICHTE von
FRANZ
ALTHEIM
o. Professor an der F r e i e n Universität Berlin
i
GRUNDLAGEN
UND
GRUNDBEGRIFFE
Zweite, umgearbeitete Auflage
WALTER DE GRUYTER & CO. vormals G. J . Göscben'sche Verlagshandlung
J . Guttentag,
Verlagsbuchhandlung • Georg R e i m e r • Karl J . T r ü b n e r
BERLIN
1956
• Veit & C o m p .
Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, von der Verlagshandlung vorbehalten
© Copyright 1956 by
Waltet de Gruyter & Co. Berlin W 35, Genthiner Str. 13
Archiv-Nr. 1110 35 Satz und Druck: Kahmana-Druck. Berlin-Steglitz Printed in Germany
I n h a l t des e r s t e n B a n d e s Vorwort I. G r u n d l a g e n 1. Einwanderer u n d Ansässige 2. Die E t r u s k e r II. Römische F o r m 3. Die G ö t t e r 4. Religio III. Die K ü n d e r 5. Vates 6. D e r Geschichtsschreiber: Tacitus Literaturnachweis Register
4 5 5—31 31—48 49 49—62 62 — 76 77 77-88 89—111 112 — 115 115 — 116
Inhalt des z w e i t e n Bandes I.
Archaik 1. Das älteste Rom 2. Königtum und frühe Republik 3. Untergang der altitalischen Kultur . II. H o c h b l ü t e 4. Hellenismus 5. Ausgang der Republik 6. Das augusteische Zeitalter III. Ausgang 7. Die Kaiserzeit 8. Sonnenreligion 9. Konstantin Anhang 1: N e u e Inschriften aus der Val Camonica (zu 1, 5 f.) Anhang 2: Konstantins T r i u m p h v o n 312 (zu 2, 143 f.) Literaturnachweis Register
4 4 — 24 24 — 42 42 — 51 52 52 — 62 62 — 74 75 — 96 97 97 — 117 117 — 130 130 — 148 149-155 156-160 161 — 162 163—164
VO R W O
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Geschichtliche Fragestellung führt, in voller Tiefe begriffen, zuletzt über ihren Bereich hinaus. Schöpfung muß sich in der Zeit offenbaren, trägt aber als geprägte Form den Anspruch auf überzeitliche Dauer in sich. Geschidite umfaßt zugleich Sein und Werden, Idee und Entwicklung. Darum nimmt in dieser neuen Darstellung der römischen Religionsgeschichte der systematische Teil auch äußerlich denselben Raum ein wie die Schilderung des geschichtlichen Verlaufs. Das Anliegen des Verfassers darf sich auf Winckelmanns „Geschichte der Kunst des Altertums" berufen. Man hat an seiner Betrachtungsweise bemängelt, daß seine drei Stile ebensosehr Kategorien eines ästhetischen Wertens wie Stadien der Entwicklung bedeuteten. Solch angeblicher Mangel macht indessen die Bedeutung von "Winckelmanns Betrachtungsweise aus. Jene Stile offenbaren sich gewiß in zeitlichem Nacheinander. Darüber hinaus aber gründen sie sich in eine Ordnung, die einer überzeitlichen Welt angehört. Dementsprechend richtet Geschichtsschreibung sich auf den zeitlichen Verlauf der Ereignisse, faßt aber gleichzeitig die vorgegebenen und durchgehenden Formen ins Auge. Epische und systematische Betrachtung treten sich zur Seite. Wesenhafte Grundlegung hat dem erzählenden Bericht voranzugehen. Indogermanische Einwanderung und ältere Schichten vorindogermanischer Herkunft bestimmen das Bild des alten Italien. Mit ihnen wird sich das erste Kapitel beschäftigen.
I.
G R U N D L A G E N
1. Einwanderer und Ansässige 1. Die Sikuler dürfen als erste Indogermanen auf italischem Boden gelten. Sie haben der Insel Sizilien den Namen gegeben. Man schied zwei Stämme unter den Bewohnern: die Sikaner und die Sikuler. Die Sikaner galten als die älteren, mochte man sie für Ureinwohner halten oder der Pyrenäenhalbinsel entstammen lassen. Diese Schicht trafen die einwandernden Sikuler bereits an und drängten sie zum Süden und Westen Siziliens ab. Spuren der Sikuler begegnet man in ganz Italien. Sie bezeichnen die Etappen eines "Wanderweges, der von Norden zum äußersten Süden führte. Sikuler sind bezeugt für die Poebene, für Ancona und Numana an der Ostküste, für Etrurien und zumal für dessen Süden, dann für Latium und Rom, das Land der Sabiner und Volsker. Nacheinander sei das Volk von Umbrern, Sabinern und Samniten nach Süden gedrängt worden. Bis in Thukydides' Zeit, vielleicht noch länger, wußte man von Sikulern an der Südspitze Italiens, in Bruttium. Archäologische Spuren haben sich in Torre Galli und Canale gefunden. Aber schon dreihundert Jahre vor Ankunft der Griechen hatte das Volk die Meerenge überschritten und in Sizilien Fuß gefaßt. ; Dort heben sie sich von der jungsteinzeitlichen und steinkupferzeitlichen Schicht, die nach den Fundorten Stentinello und Villafrati bezeichnet wird und den Sikanern gehört, durch Siedlungsweise, Felsgräber und die Formen ihrer Keramik ab. Die sikulischen Gefäße der Castellucciostufe weisen auf mitteleuropäische Vorbilder, ebenso das Rechteckhaus und der beginnende Gebrauch der Bronze. Nachdem P. Orsis Datierung der ersten sikulischen Stufe heute
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aufgegeben ist, haben sich archäologischer Ansatz und antike Überlieferung in Übereinstimmung bringen lassen. Man kommt für die Einwanderung der Sikuler auf die nach ihnen genannte Insel etwa ins 12.—11. Jahrhundert. Sprachlich w a r das Sikulische dem Lateinischen nahe verwandt. Man faßt sikulische Namen im ganzen Süden: Anxa (bei Marsern und Frentanern, in Apulien und Lukanien, im volskischen Anxur), Enna (Apulien und Sizilien), Norba (Latium und Apulien) und Medma. Der Volksname selbst erinnert an Bildungen wie Rutuli, Apuli, Poediculi, Itali, Tusculum. Mit Orsis vierter Periode beginnen die sprachlichen Denkmäler auf der Insel selbst. Sie gliedern sich in Namen und Glossen auf der einen Seite, in die wenigen erhaltenen Inschriften auf der anderen. Alle enthalten sie einen Wortschatz, der sich in unmittelbare Nachbarschaft des Lateinischen stellt; auch Lautgeschichte und Flexion weisen in gleiche Richtung. Sikulisches eredes auf dem Krug von Centuripe steht neben lateinischen heres, -edis, Ai-rvr) neben aedes, Ai-rpa neben libra in der Behandlung der Mediae aspiratae; sikulisches *pönö = lat. pönö ist erhalten im Frequentativum em-ponita-, wiederum auf dem Krug von Centuripe. Die nationale Religion der Sikuler faßt man in Palica unfern des heutigen Patagonia, an dem See, der wie die Stadt nach den Paliken heißt. Diese göttlichen Zwillinge führen einen Namen, der der römischen Gottheit Pales entspricht. Auch diese trat in Doppelform, als männlich und weiblich, auf. Der Name ihres Festes, der Palilia oder Parilia, weist auf einen ¿-Stamm *Pali-: mittels eines fe-Suffixes erweitert liegt er im Namen der Paliken vor. Derselbe Stamm erscheint in -rrdAAcc^. TraAAotKis, paelex und als Bezeichnung der Götterhetäre im Awesta: paryakä. Auch Pallas, das „Mädchen" Athena, gehört zur gleichen Gruppe. Palica w a r von dem sikulischen Freiheitshelden Duketios an einem Ort gegründet, da der Tiefe aus unterirdischen Atemlöchern (spiramina) mefitisdie Dämpfe entfahren. Unter dem Wasser des Sees aufsteigend, werfen sie Strudel empor, die man den Paliken gleichsetzte. Der Schwur bei
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den Zwillingen gilt den Sikulern als heilig; rein von böser T a t , nach Enthaltung von Speise und Geschlechtsgenuß, nahte man sich dem Ort. Zur Seite des Sees öffnet sich eine gewaltige Höhle: dort waren die Paliken der Sage zufolge geboren. In der Erdtiefe barg sich die N y m p h e Thalia aus Furcht vor Heras Eifersucht, als sie mit den Zwillingen von Zeus schwanger ging. D a aber die Stunde der Geburt kam, öffnete sich die Erde wieder, und der H ö h l e entstiegen die Paliken. Hier spendeten sie ihre Orakel, hier opferte man ihnen von den Früchten des Feldes. Die Gräber der Menschen lagen in der N ä h e : man wollte an der segenspendenden Nachbarschaft der Götter teilhaben. Die Felsgräber der sikulischen Nekropolen bilden die monumentale Hinterlassenschaft sikulischer Religion. Niemand, der sie gesehen, wird die Gräberstadt Pantalica vergessen können. Sie erstreckt sich beiderseits des Anapos, der sidi in tiefem Einschnitt durch das Gebirge windet. In die felsigen Abhänge sind Tausende von ovalen und viereckigen Grabkammern gehöhlt; sie setzen mit der ersten sikulischen Periode ein. In das unzugängliche Tal zurückgezogen, in seiner Stille und im Schatten der schroffen H ä n g e scheinen die Toten ihr eignes Reich zu hüten. Doch über der Stadt derer, die dahingegangen sind, erhebt sich die der Lebenden. Sie liegt auf einer Hochfläche, die, von den steilen Schluchten umgrenzt, nur über schmalen Grat zugänglich ist. Die Hütten der Bewohner sind aus vergänglichem Stoff, nicht wie die Gräber in unzerstörbaren Fels geschnitten. Denn allein den Toten gehört das feste Haus, während das Leben im Licht bloßes Verweilen bedeutet. Die Sikuler konnten ihr Felsgrab aus ihrer mitteleuropäischen Heimat nicht mitbringen. Erstmalig faßt man den Einfluß des Bereiches, den das Volk auf seiner Südwanderung durchzog. Höhle ist eine der Urformen altmittelländischen Bauens. Im apulischen Matera wohnt die Bevölkerung noch heute in Stollen und Höhlen, die dem Berg eingeschnitten sind, oder in Trulli, Rundbauten nach vorgeschichtlicher Art. Diese steingeschichteten Innenräume und schwergewölbten Apsiden hat kein Weitengefühl geschaffen. Enge
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und Erdnähe, Dunkel und Haften an der Tiefe: mit den Lasten der ungefügen Steinmassen verbinden sie sich zur Einheit. Und nicht nur die Toten der Sikuler zogen sich in die Berge und Felstäler zurück: die Lebenden sind ihnen gefolgt. Weit nach Süden vorgedrungen, ohne Rückhalt an neuen Schüben, bildeten die Sikuler den Vortrupp der indogermanischen Einwanderung. Erst nach Beginn des ersten Jahrtausends sind ihnen weitere Wellen gefolgt. Isoliert, wie es war, mußte dieses Volk den Einflüssen seiner Urngebung erliegen. Sidierheitsbedürfnis, ein zweiter Grundzug altmittelländischen Wesens, bestimmte die Anlage der sikulischen Städte. Es zeigte sich: auch sie zogen sich in die Berge zurück, und dort erhoben sich die Hütten der Lebenden über den Wohnungen der Toten. Dieses Volk saß in wörtlichem Sinn auf seinen Toten. Es hat sich von der dumpfen Unentrinnbarkeit solcher Bindung niemals lösen wollen. Unverlierbar haben die Sikuler sich in die Religionsgeschiciite der Apenninhalbinsel eingetragen, als sie den Namen Italiens schufen. In ihm vereinigen sich indogermanisches und altmittelländisches Erbe, wie auch sonst in ihrer Religion, in der altitalischen überhaupt. Der Name, der dereinst die ganze Halbinsel umfassen sollte, war ursprünglich an ihrer Südspitze zu Hause: in Bruttium, jenseits der Landenge zwischen skylletischem und napetischem Busen. Italia war das Land der i t u A o i oder !tocAoi der vituli, was die oskische Form viteliü bestätigt. Die „Jungstiere" waren Söhne des Stiergottes, wie sich die Hirpini als Nachkommen des Wolfsgottes und die Picentes, die „Jungspedite", als solche des göttlichen Spechtes Picus betrachteten. Nur Sikuler können diesen Namen geprägt haben. Das Appellativum, das zugrunde liegt, ist im Lateinischen, Oskischen und Umbrischen heimisch. Aber im 5. Jahrhundert, da der Name erstmalig begegnet, saß keiner dieser Stämme an der Südspitze Bruttiums. Auf die Sikuler hingegen verweisen Sprache, aus geschichtlicher Zeit bezeugte
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Reste des Volkes eben in Bruttium und antike Überlieferung. Sie kannte das sikulische "Wort und Italos als sikulischen König. Der Stiergott wurde später meist Mars gleichgesetzt. Kult und Mythos dessen, der Italien den Namen gab, waren über die ganze Halbinsel verbreitet. Ähnlich stand es im mittelmeerischen Osten. In Kreta und auf dem griechischen Festland, in Ägypten und in Vorderasien war der Stier Träger göttlicher Vorstellungen. Wie in Italien, so lag dort seine Zeit der klassischen Antike vorauf, mochten auch die verschiedenen Formen des Stiergottes mit ihren Ausläufern noch in sie hineinreichen. Das Reich dieses Gottes zog sich in vorindogermanischer Zeit quer durch den mittelmeerischen Bereich, von Vorderasien bis nach Spanien. Als die Sikuler, die indogermanischen Stämme überhaupt von Nordosten und Osten in die Apenninhalbinsel einwanderten, brachen sie auch in dieses Reich ein. Sie übernahmen den Stiergott von den älteren Kulturen, auf die sie stießen, und ein Teil der Sikuler, zuletzt ganz Italien nannte sich nach ihm. Die italischen Stämme hielten an dieser Vorstellung mit Zähigkeit fest. Noch in ihrem letzten Kampf mit Rom fanden sich die Samniten im Bild des Stieres und Stiergottes wieder, der die römische Wölfin niederwirft. 2. Jenes umwälzende Ereignis der frühgriechischen Geschichte, das man Dorische Wanderung nannte, ordnet sich heute einer Reihe ähnlicher Bewegungen ein. Alle haben sie gemeinsam, daß das indogermanische Volk der Illyrier treibende Kraft war. Man hat geradezu von einer Illyrischen Wanderung gesprochen. Illyrischer Ausdehnungsdrang, der sich nach Westen, Süden und Südosten wandte, stand hinter den indogermanischen Wellen, die seit Ausgang des 2. Jahrtausends v. Chr. in den mittelmeerischen Raum einbrachen. Man faßte ihren Ausgangspunkt auch archäologisch. Die Lausitzer Kultur begegnet nach der Mitte des 2. Jahrtausends in Ober- und Unterlausitz. Bald bezieht sie
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Schlesien, Posen und Westpolen, Brandenburg und das Land bis zur Saale ein. Nach Ausweis der Orts-, Fluß- und Stammesnamen waren die Träger der Lausitzer Kultur Illyrier. Der Stoß, der nach Süddeutschland, weiter nach Westund Südwesteuropa führte, hat uns hier nicht zu beschäftigen. Drei andere Wanderungen führten unmittelbar ins Mittelmeergebiet. Im Südosten trafen die Illyrier auf die Thrako-Phryger, die damals noch den gesamten Norden der Balkanhalbinsel bewohnten. Phrygische Stämme drangen zusammen mit illyrischen Bestandteilen nach Kleinasien und machten dort dem Hethiterreich ein Ende. Die Armenier bezeichnen den Endpunkt dieses Vorstoßes; er hat seinerseits Teile der Iranier aus den Gebieten südlich des Kaukasus verdrängt und sie veranlaßt, am Süd- und Nordrand des iranischen Hochlandes entlang nach Osten weiterzuwandern. Die Ansiedlung der nachmaligen Meder und Perser in den nach ihnen genannten Gebieten, aber auch die Festsetzung „persoider" Stämme im nachmaligen Chwärezm bildeten das Ergebnis. Im Süden gelangten Illyrier an die Ostküste der Adria, die fortan nach ihnen hieß. Die Dorier, letzte der drei großen griechischen Einwanderungswellen, wichen unter dem Druck nördlich sitzender Illyrier nach Süden. Dorische Stämme, mit illyrischen Bestandteilen vermischt, schoben sich bis zur Südspitze Griechenlands vor. Ein dritter Stoß brachte die Illyrier auf die Apenninhalbinsel. An erster Stelle sind die Veneter zu nennen. Die Frage, ob sie den Illyriern zugehörten oder ein eignes Volk bildeten, ist umstritten; hier werden sie, ohne damit den endgültigen Entscheid vorwegzunehmen, im Zusammenhang der Illyrischen Wanderung gesehen. Während sidi Veneter im Osten der Poebene festsetzten, kamen andere Stämme — Peuketier, Daunier, Messapier und Iapyger — übers Meer nach Apulien und Kalabrien. Der gesamte Ostrand der Apenninhalbinsel wurde von illyrischen Siedlun-
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gen umsäumt. Zusammen mit den noch zu besprechenden Wanderungen der Latino-Falisker und Osko-Umbrer gelangten illyrische Splitter tief ins Binnenland. Auch auf Sizilien lassen sich solche in sikulischem Verband noch fassen. Die gewaltige Ausdehnung der Illyrischen Wanderung, die in Italien und Griechenland ebenso spürbar wird wie in Kleinasien und sich bis nach Iran hinein auswirkte, erklärt, daß auch das Auftreten der Philister an der Küste Palästinas demselben Rahmen sich fügt. Längst sah man, daß die Bildung ihres Namens und die für sie kennzeichnende Federkrone auf illyrische Herkunft führen. Beides besitzt seine Entsprechungen im venetischen Bereich. Die Federkrone begegnet auf den Felsbildern der Val Camonica, und der Philistername, gekennzeichnet durch -si-Suffix, kehrt in venetischen Personennamen Philista neben Pbillia oder in der Philistina fossa des unteren Po wieder. Zugrunde liegt das Wort für die „Tochter" oder das „Mädchen" (messap. bilia, biliva). Das -si-Suffix bedeutet wie meist das Junge oder das Kind dessen, der im Stamm genannt ist. Die Philister waren also „Mädchensöhne, Jungfernsöhne" und ordnen sich damit einer Vorstellung ein, die überall begegnet, wohin Illyrier gelangt sind. Zunächst ist der spartanischen Parthenier zu gedenken. Während langjähriger Abwesenheit der Männer von spartanischen Mädchen mit Unebenbürtigen gezeugt, gingen sie außer Landes und gründeten Tarent. Auch die Thespiaden, Jungfernsöhne gleich den Partheniern, begegnen auf italischem Boden; auf Sardinien sollen sie seßhaft geworden sein. Als dritter Stamm erscheinen die Paeligni in Mittelitalien, die nach Ausweis ihrer Personennamen und der antiken Überlieferung aus Illyrien stammten. Abgeleitet von paelex, einer Weiterbildung des Stammes, der zuvor in Pales und Pallas,Paliken und tt^AAcikis entgegengetreten, waren auch sie „Jungfernsöhne" der bezeichneten Art. Schon hier zeigt sich, wie stark illyrische Vorstellungen auf den Mythos der Italiker gewirkt haben, und diese Beobachtung bestätigt sich an einer Reihe von Göttern.
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Name, Mythos und Kult bringen auch sie mit Illyrischem zusammen. Da ist der Wolfsgott Faunus zu nennen, der in Rom und seiner latinischen Nachbarschaft entgegentritt. Gleich Stierund Spechtgott gehört er in den Kreis des Mars. Genannt ist der Wolf nicht mit seinem eigentlichen Namen, sondern einem kenning, das ihn als „Verschlinger" (zur Wurzel *dhav-) bezeichnet. Die lautgesetzliche Entsprechung im Illyrischen tritt in Daunus von Ardea und dem gleichnamigen Herrscher entgegen, auf den sich der illyrische Stamm der Daunier in Apulien zurückführte. Weiter: Messapos. Messapos oder Metab.os ist bezeugt für Falerii im Norden, bei den Volskern von Privernum, schließlich im illyrischen Süden der Halbinsel, wo die Stadt Metapont, bei den Einheimischen Metabon genannt, und der illyrische Stamm der Messapier oder Metapier jenen Namen enthalten. Spuren führen sodann nach Griechenland, wo das Messapion von ihm kündet, und nach Kreta. Immer gelangt man in Nähe Poseidons, des Beherrschers der Erdtiefe und des Meeres. Messapos ist in Falerii Sohn des Gottes; Metapontos oder Metapontios erscheint als Schutzherr und Gatte von Poseidons ehemaliger Geliebten Arne, und wie der Roßgott Poseidon der „schwarzen Stute" Melanippe sich gesellt, so wird Camilla, Tochter des Metabus von Privernum, von der Milch einer Stute genährt. Besondere Bedeutung darf die Göttin Reitia beanspruchen, deren Name mit einigen Varianten bei den Venetern von Este und auf den Inschriften der Hirschhörner von Magre begegnet. Zugrunde liegt eine Form *Rectiä, und sie entspricht nach ihrer Bedeutung dem Namen der lakonischen Göttin Orthia. Beide sind Heilgottheiten, und überdies stimmen Funde, die man in dem Heiligtum der Reitia von Este und dem spartanischen der Orthia gemacht hat, in einem Maße überein, daß sich an der Gleichsetzung beider Göttinnen kaum zweifeln läßt. Zumal Pferd und Hirsch spielen in beiden Kulten eine Rolle, die sich mit der Gleichheit der Namen aufs beste vereint. Dieselbe Göttin war demnach von den Venetern nach Oberitalien und von
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den mit Illyriern durchsetzten Doriern nach Sparta gebracht worden. Reitia und Orthia standen im Verhältnis gegenseitiger Ubersetzung. Dieselbe Vorstellung wurde einmal in venerischer, dann in griechischer Sprache ausgedrückt. Das ist wichtig für eine zweite Gottheit, bei deren Namen auf italischer und griechischer Seite eine ähnliche Beziehung obwaltet: Dionysos. Thrakischer Herkunft, hatte dieser bei den Nachbarn, Griechen und Illyriern, Fuß gefaßt und frühzeitig eigne Formen ausgebildet. In römischer Zeit widmete ganz Illyricum dem göttlichen Paar Liber und Libera eifrige Verehrung. Immer vermutete man in ihnen einheimische Gottheiten, die sich unter römischen Namen bargen. Daß die Illyrier Dionysos seit alters kannten, bestätigt der Name des Satyr, der ihrer Sprache entstammt. Venetische Inschriften haben sodann Louzera als Entsprechung der römischen Libera erbracht. Sie setzt *Louzeros als männlichen Genossen voraus, und dieser wiederum hat sein Gegenstück im römischen Liber sowie im griediischen Eleutheros. Alle Namen lassen sicii etymologisch zusammenbringen, und schwerlich ist es Zufall, daß Eleutheros in Eleutherai, also an der boiotischen Grenze, sein Heiligtum besaß. Denn für Boiotien ist ein starker illyrischer Einschlag nachweisbar. Eleutheros ist trotz gleicher etymologischer Herkunft vermutlich Übersetzung der Namen, die auf illyrischer und italischer Seite vorliegen. Hier geht die Schöpfung des göttlichen Paares *Louzeros-Louzera, Liber-Libera in eine Zeit zurück, da Venetisch und Lateinisch ihre geschichtlich überlieferte Gestalt noch nicht erhalten hatten. Beide indogermanischen Stämme brachten bei ihrer Einwanderung das Paar *Leudheros-*Leudherä nach Italien mit. Damit ist das Verhältnis der Italiker zur Illyrischen Wanderung berührt. Wieder läßt es sich in größeren geschichtlichen Zusammenhang rücken.
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Auch im Erscheinen der italischen Stämme hat die Illyrische Wanderung sich ausgewirkt. Getrieben von Venetern und adriatischen Illyriern, die ihnen im Nacken saßen, haben die Italiker in dem Land, nach dem sie heißen, erstmalig Fuß gefaßt. Venetisch ist aus einer größeren Anzahl von Inschriften bekannt, die dem Raum zwischen Etsch und Isonzo entstammen. Die Sprache ist durchsichtig, denn sie zeigt starke Berührungen mit dem Germanischen, dann dem Lateinischen. Das Nebeneinander von Louzera und Libera steht nicht allein: die Übereinstimmungen zwischen Venetisch und Lateinisch erstrecken sich gleichmäßig auf Laut- und Formenlehre. Die Entwicklung der Media aspiratae und anderes mehr ist in beiden Sprachen denselben Weg gegangen. Solche Gemeinsamkeit ist um so auffallender, als alles dafür spricht, daß sie erst auf italischem Boden entwickelt wurde. Doch in geschichtlicher Zeit, so schien es, waren Veneter und Latiner niemals Nachbarn. Die Lösung erbrachten die von E. Trautmann und mir erschlossenen Felsinschriflen der Val Camonica. Gefunden im Tal des oberen Oglio, meist in einem nordestruskischen, zuletzt im lateinischen Alphabet aufgezeichnet, entstammen sie den Camunni, einem Stamm der Euganeer. Das zeigen die antiken Nachrichten und der Name des Tales, der den des Stammes bewahrt hat. Die Sprache dieser Camunni bildet einen selbständigen Zweig der Italikergruppe, der das Lateinische und dessen nächster Verwandter, das Faliskische (in Südetrurien, zwischen Soracte und Tiber, heimisch) angehörten. Die Veneter stießen bei ihrer Einwanderung in die östliche Poebene mit den Euganeern, die dort alles Land zwischen Meer und Alpen innehatten, zusammen, unterwarfen sie oder drängten sie ins Gebirge. Damals gelangten die Camunni in das nach ihnen benannte Alpental. Daraus ergeben sich Richtung und Zeitpunkt für die vorangegangene Einwanderung der Latiner und ihrer Ver-
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wandten. Sie kamen vermutlich über den Birnbaumer W a l d ins nördliche Italien. D o r t hielt sich ein Teil von ihnen: Euganeer oder doch Camunni, während Latiner und Falisker nach Mittelitalien weiterzogen. Als die Veneter im 9. Jahrhundert auf gleichem Wege nachrückten, übernahmen sie von den unterworfenen oder verdrängten A n gehörigen der latino-faliskischen G r u p p e die lateinischen Bestandteile, welche die venetische Sprache kennzeichnen. Nicht nur Inschriften, auch bildliche Darstellungen haben sich auf den Felsplatten der V a l Camonica gefunden. Unter den vielen Hunderten dieser Bilder hebt sich eine Schicht ab, die sich inhaltlich und stilistisch mit den südskandinavischen hällristningar berührt. D i e göttlichen G e stalten des Speer- und Beilträgers, Sinnbilder und K u l t schiffe, Hirsch und H i n d e sind den schwedischen Felsbildern und denen der V a l C a m o n i c a gemeinsam. Zugleich erscheint auf italischer Seite das mittel- und nordeuropäische Einzelhaus: ein Megaron mit Steildach und Giebel. Stilistisch ist für beide Gruppen die harte Fügung des menschlichen Gewächses bezeichnend, die sich um die H e r a u s arbeitung der tragenden Teile, der Gelenke und der f ü r den A u f b a u tragenden Stellen bemüht. Den Berührungen zwischen skandinavischer Felsbildkunst und der in der V a l Camonica entsprechen solche sprachlicher Art. Sie sind so zahlreich, daß m a n für die Latiner und Germanen geradezu ein nachbarliches Nebeneinander in indogermanischer Zeit gefordert hat. Auch das Venetische weist viele Berührungen mit dem Germanischen auf. D a s Volk, das nach Latinern und Euganeern in die Poebene einwanderte, muß gleichfalls in germanischer Nachbarschaft geweilt haben. D e r Lausitzer Kulturkreis, mit seinen Ausläufern nach Kärnten und K r a i n reichend, gab den einstigen Mittelpunkt a b ; von dort zogen, durch Germanen gedrängt, die Veneter nach Süden. Sie brachten nicht nur die lausitzische Formenwelt nach ihren neuen Sitzen; mit ihnen kamen auch die sprachlichen Neuerungen, die das Venetische und Germanische gemeinsam geschaffen hatten.
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Die Einwanderung der aus Latinern, Faliskern und Euganeern bestehenden Italikergruppe war demnach seit alters mit der Ausbreitung der Illyrier verknüpft; sie bildete die letzte Welle einer Bewegung, die zeitlich und ursächlich mit der Dorischen Wanderung zusammenfiel. Denn auch hinter dieser, so zeigt sich, stand die gegen Ende des 2. Jahrtausends beginnende Bewegung der Illyrier nach Süden und Südosten. Wie von diesen gedrängt und mit ihnen vermischt die Dorier durch Mittelgriechenland bis zur Südspitze des Peloponnes vordrangen, so geschah es auch mit Venetern und jener Italikergruppe, die sie vor sich hersdioben. Die Wanderung brachte der Apenninhalbinsel eine Reihe umwälzender Neuerungen. An erster Stelle seien Reiten und Reiterkrieger genannt, die Fahren und Streitwagenkampf verdrängten. Übermittelt wurde die Neuerung seitens der Thraker. In ihrer Heimat, dem pannonischen Becken, saßen sie in Nachbarschaft sowohl der Illyrier wie der Nomadenstämme östlichen Ursprungs, von denen das Reiten ausgegangen war. Seit dem Ende des 9. Jahrhunderts ist ein solcher Stamm, die Kimmerier, in Ost- und Südosteuropa archäologisch faßbar. Was von ihnen die Thraker erhielten, gaben diese an ihre Nachbarn weiter. Die Thraker selbst brachten Reiten, reiterliche Tracht und reiterliche Kampfesweise nach Griechenland, und dasselbe taten für Italien die Veneter. Hier hatte man, ebenso wie im homerischen Griechenland, zunächst am Streitwagen festgehalten. Doch vom venetischen Nordosten her setzte das Reiten sich durch. Auf den Felsbildern der Val Camonica fehlt zwar nicht der Wagen, wohl aber der Streitwagen. Statt seiner erscheinen hier und in Bologna (Stufe Benacci I und II) die frühesten Reiterdarstellungen. Zusammen mit dem Reiten drangen andere Formen in Italien ein, die dem gleichen Kulturbereich entsprangen. Bronzene Klappern und Bleche, Bommeln und Glöckchen, deren Ursprung sich über die Hallstattkultur auf den Schamanismus der eurasiatischen Reiterstämme zurückführt, stehen neben dem Auftreten der „magischen Flucht"
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oder dem Vogel auf dem Feldzeichen. Audi der Mythos von den Wolfskindern, der in Rom sich in Romulus und Remus verkörperte, entstammt zuletzt der schamanistischen Welt. Hier ordnet sich auch die Gestalt des Dionysos ein, die im Eleutheros von Eleutherai (das den Namen einer göttlichen Genossin in dem seinen birgt), im römischen und illyrischen Paar Liber und Libera, in der venetischen Louzera sidi spiegelt. Auch Dionysos war von Thrakern an Illyrier, Griechen, Veneter und Latino-Falisker (falisk. Loufir) weitergegeben worden. Der eurasischen Reiterwelt entstammt endlich der zweistöckige Wagen. Auf vier Rädern trägt er einen Aufbau in einem oder mehreren Stockwerken. Tönerne Wagenmodelle aus Kertsch zeigen, wie der Stockwerkwagen in seiner östlichen Heimat aussah. Auf den Felsbildern der Val Camonica begegnet er in einer Reihe von Darstellungen, immer vierrädrig und von Pferden gezogen; auf breiter Plattform erhebt sich der hausartige Aufbau. Auch die römische sella cumlis, einst der königliche „Wagensitz" oder „Wagenthron", gehört in diesen Zusammenhang. Ist doch der Stock werkwagen auch bei den Achaimeniden geradezu als Königswagen bezeugt. Keine Nachfolge in Rom hat der Lanzen- und Beilgott der Val Camonica gefunden. Denn ob Mars' Verehrung als Lanze hier anzuknüpfen sei, muß unsicher bleiben; allein die besondere Form des Beils erhielt sich in der sacena der römischen Pontífices. Dagegen wurde die reich entwickelte Himmelssymbolik, die auf den Felsbildern entgegentritt, in überraschendem Maß weitergegeben. Sanqus und tiez begegnen als Gottesnamen, der erstere in Rom als Semo Sancus bezeugt und angeblich Bezeichnung des Himmels. Auch die orbes aenei, in Rom und Iguvium mit dem Gotte verknüpft, finden im Alpental ihr Vorbild; sie wurden bei Anrufung des Himmelsgottes emporgehoben. Tiez endlich ist kein anderer als der römische Diespiter, eine Sonderform Iupiters, und in denselben Bereich gehört die Göttin Leima lúvila, die einmal auf einer Felsinschrift erscheint. 2
A 1 1 h e ; m , R ö m i s c h e Religionsgeschichte I
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Grundlagen
Nach Falerii weist die Bezeichnung des Genius als titos. Wie auf faliskischen Weihinschriften der titos des Gottes *Mercuvius oder Mercurius erscheint, so auf einer Felsinschrift der Val Camonica der titos des Sancus (tito Sanquvos). An beiden Stellen ist Genius noch in naturhafter und ursprünglicher Erscheinung gefaßt: als Phallos. Es blieb der römischen Religion vorbehalten, hier Wandel zu schaffen. 4. Audi die zweite Gruppe der Italiker, die oskisch-umbrische, ist mit der Illyrischen Wanderung auf die Apenninhalbinsel gelangt. Dreihundert Jahre vor Ankunft der Griechen hatten die Sikuler, Thukydides zufolge, den Übergang nach Sizilien begonnen. Unter dem Druck der Umbrer, Sabiner und Samniten, Angehörigen der oskisch-umbrischen Gruppe also, sollen sie nach Süden gewichen sein. Weist man den Übergang nach Sizilien dem Ende des 2. Jahrtausends zu, so müßten unmittelbar vorher schon oskisch-umbrische Stämme auf der Halbinsel gesessen haben. Dem scheint zu widersprechen, daß man die Osko-Umbrer archäologisch den begrabenden Italikern gleichsetzt. Denn die diesen gehörige Fossakultur tritt nirgends vor dem 8. Jahrhundert auf. Inzwischen wurde erkannt, daß diese Kultur mit der früheisenzeitlichen der Balkan- und Donauländer zusammenhängt; man neigt dazu, den Ursprung der Fossakultur jenseits der Adria zu suchen. Eine Lösung bietet sich unter der Voraussetzung an, daß die Osko-Umbrer langehin mit den Illyriern zusammenlebten. Dann hätten diese im 8. Jahrhundert die Fossakultur geschaffen und sie ihren Nachbarn übermittelt. Für die Zeit der oskisch-umbrischen Einwanderung wäre damit nichts gesagt. Sie konnte durchaus im 12. Jahrhundert oder noch früher begonnen haben. In der T a t beobachtete man einen Zustrom von Illyriern an der gesamten Ostküste Italiens, der im Gegensatz zur venetischen Einwanderung über See gekommen sein muß.
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In Apulien und Kalabrien ist inschriftlich das Messapische bezeugt. Neben den Messapiern werden eine Reihe von Stämmen genannt: Iapyger, Sallentiner, Peuketier, Daunier, Kalabrer und Apuler. Alle sind sie untereinander verwandt, und ihre Namen künden zumeist von balkanischer Herkunft. An Fluß- und Ortsnamen läßt sich die illyrische Einwanderung verfolgen. Am dichtesten werden die Striche besiedelt, die nach dem Meer zu lagen. Im Süden setzte sich der Zustrom in wechselnder Dichte nach Lukanien, Bruttium und Sizilien hinein fort. Doch auch in Picenum saßen illyrische Liburner; in Umbrien begegnet man dem Iapuzkum numem der Iguvinischen Tafeln, und weiter südlich saßen die Paeligner, deren transadriatische Herkunft bezeugt ist. Wenn die Latino-Falisker in der östlichen Poebene weilten, als die Veneter auf sie stießen und sie verdrängten, so saßen die oskisch-umbrischen Stämme östlich des Apennin. Dort traf sie der Druck der Illyrier, die über die Adria kamen und die bereits Ansässigen in westlicher Richtung vor sich herschoben. Oskisch-umbrische und illyrische Bestandteile überschichteten sich in mannigfacher Weise, vermischten und durchdrangen sich. So könnte es scheinen, als hätten Latino-Falisker und Osko-Umbrer ähnliche Schicksale durchgemacht. Beide Gruppen waren vor den Illyriern auf der Halbinsel ansässig; beide gelangten sie, von nachfolgenden illyrischen Schüben gedrängt, in ihre nachmaligen Sitze. Bei genauerer Prüfung indessen ergeben sich Unterschiede. Die Latino-Falisker kamen über den Birnbaumer "Wald, während bei der zweiten Gruppe die Möglichkeit sich eröffnet, sie seien gleich den nachfolgenden Illyriern übers Meer an die Ostküste gelangt. Veneter wurden bisher den Illyriern zugerechnet. Aber sprachlich bestehen Unterschiede, die das Venetische zur eignen Sprache werden lassen. Im Messapischen, dem im Südosten bezeugten illyrischen Dialekt, fehlen die Berührungen mit dem Lateinischen und Germanischen, die das Venetische kennzeichnen. r
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Es wären also verschiedene Völker gewesen, in deren Nachbarschaft Latino-Falisker und Osko-Umbrer in der Frühzeit der Geschichte hervortraten. Es kommt hinzu, daß beide Gruppen, bisher unter dem Sammelnamen Italiker zusammengefaßt, niemals eine Einheit waren. Von vornherein bildeten sie zwei selbständige Sprachstämme; die ältere Annahme einer uritalischen Sprachgemeinschaft muß aufgegeben werden. Nicht nur in Lautgeschichte und Formenlehre zeigen sich erhebliche Verschiedenheiten. Von besonderer Bedeutung ist der Wortschatz. Entscheidende Begriffe, wie „Feuer", „Mann", „Volk", „Wasser" und andere mehr, tragen verschiedene Bezeichnungen. Auch in den Namen der Götter zeigt sich der Gegensatz. Lateinischem divus, deus stehen im Oskischen Ableitungen von ais, aisar gegenüber, und dieser Stamm kehrt in der nordumbrischen Inschrift von Osimo wieder. Während im Latino-Faliskischen und Venetischen "Leudheros als Bezeichnung des Dionysos erscheint (Liber und Libera, falisk. Loufir und venet. Louzera), liegt umbrischen * V ö f i o n u s ein Stamm ''Leudhon- oder *Leudbion- zugrunde. Und im Samnitischen entspricht der lateinischen Libera: futir, die „Tochter". Diese Unterschiede und vor allem ihr hier nicht zu erörterndes Alter sprechen gegen ursprüngliche Einheit beider Sprachgruppen. Vielmehr handelte es sich um einstmals selbständige Sprachen. Unabhängig voneinander, so scheint es, lösten sich Latino-Falisker und Osko-Umbrer aus dem indogermanischen Zusammenleben und wanderten nach Italien. Erst dort kam es zu gegenseitiger Annäherung, wurden die Gemeinsamkeiten ausgebildet, die die beiden Dialektgruppen verbinden und von der Ursprache scheiden. Daß dem so ist, läßt sich durch Heranziehung anderer italischer Sprachen Italiens erweisen. Lauterscheinungen, die beiden Italikergruppen gemeinsam sind, zeigen sich auch bei den Illyriern Italiens. Der Wandel von eu zu ou erscheint bei diesen, aber nicht bei ihren Vettern auf der Balkanhalbinsel. Demnach könnte der Wandel erst auf dem Boden der Italiens geschehen sein. Polouces, Pollux neben
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Polydeukes, der Ü b e r g a n g v o n *brevimä zu *brevmä, brüma, Formen w i e Leucesie und neuerdings gefundenes NEVNA (statt *Novnii, Nona) bestätigen, d a ß sich ew zu ou erst in geschichtlicher Zeit, und auch d a mit verschiedener Schnelligkeit, umgebildet hat. E i n zweiter f ü r b e i d e I t a l i k e r g r u p p e n bezeichnender V o r g a n g , der E r s a t z der aspirierten M e d i a durch Spiranten, erstreckte sich auch a u f Sikuler u n d Veneter. W i e d e r liegt d e r G e d a n k e nahe, daß diese Sprache erst in gemeinsamem Wohnen auf italischem B o d e n den Wandel durchgeführt hat. Erhaltene Formen, wie AItvt) u n d AiTpct, in denen t der spirantischen Tenuis entspricht, bestätigen, daß der W a n d e l in geschichtlicher Zeit noch in vollem G a n g w a r . 5. Indogermanische E i n w a n d e r u n g nach Italien u n d die L a n d n a h m e der einzelnen S t ä m m e , denen m a n dort in geschichtlicher Zeit begegnet, bieten auf den ersten Blick ein verwickeltes Bild. Doch alle Bewegungen lassen sich v e r stehen, wenn m a n sie als T e i l e einer einzigen, der Illyrischen W a n d e r u n g f a ß t . W a s trafen die A n k ö m m l i n g e auf dem B o d e n der Apenninhalbinsel an? D a s B i l d , das die vorindogermanischen Schichten der Apenninhalbinsel bieten, ist weniger einfach, als es früher schien. E s w a r die R o m a n i s t i k , die hier W a n d e l schuf. Sie bezieht heute überall die vorromanischen G r u n d l a g e n der R o m a n i a in ihre Forschung ein: auf der Pyrenäenhalbinsel und in Italien, in G a l l i e n u n d im A l p e n r a u m , auf den d a l matinischen Inseln u n d in Siebenbürgen, bei den A r o m u n e n Griechenlands u n d der Walachei. A n dieser Fragestellung und ihren Ergebnissen k a n n unsere Betrachtung nicht v o r übergehen. G r u n d l e g e n d ist die Scheidung einer v o m N o r d w e s t e n Spaniens über die A l p e n in westöstlicher Richtung streichenden Sprachzone v o n einer zweiten, die in nordsüdlicher Richtung verläuft. D i e s e t r i f f t d i e erste u n d überlagert sie, sowohl i m Westen auf der Pyrenäenhalbinsel als auch weiter im O s t e n : in Italien. O b die westöstliche Z o n e ihre
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Fortsetzung in den Kaukasussprachen findet, bleibt fraglich; die von Süden nach Norden verlaufende mündet im Berberischen Nordafrikas. Bestätigung erbringt das Baskische. An vielen Beispielen läßt sich beobachten, daß innerhalb seines Bereiches sich beide Zonen schneiden. Plinius hat eine Anzahl technischer Ausdrücke erhalten, die bei den Bergarbeitern Nordwestspaniens und Turdetaniens gebraucht wurden. Uberall stellen sie sich zum Baskischen, wobei die Fäden nach beiden Richtungen verlaufen. Wem sind die beiden Sprachschichten zuzuweisen? In ältester Zeit bewohnten die Ligurer den ganzen N o r den der Pyrenäenhalbinsel. Sie griffen auch auf Süd- und Westfrankreich über; in den Westalpen und in Norditalien werden wir ihnen noch begegnen. Zweifellos waren die Ligurer Träger der in ostwestlicher Richtung verlaufenden Sprachschicht. Die von Süden kommenden Formen hingegen müssen auf die Iberer zurückgeführt werden. Die Reste des Iberischen stimmen zu den Berberdialekten Nordafrikas, und dort saß auch, der antiken Überlieferung zufolge, das Stammvolk der Iberer. Nicht nur die Enge von Gibraltar wurde überschritten: das Volk hat sich über die Balearen, Malta und Pantelleria bis nach Süditalien ausgebreitet. Spuren des Iberischen haben die gaskognischen Mundarten bewahrt. Die äußersten Vorposten drangen bis nach Irland, wo eine vorkeltische Bevölkerung iberisch-berberischer H e r k u n f t archäologisch und sprachlich sich fassen läßt. Auch in Irland zeigt sich das Übereinander zweier Schichten, nur ist es diesmal ein solches kultureller Art. Sie fanden in der Ulster- und in der Finnsage Ausdruck. Den Lebensstil der Ulstersage hat man dem des homerischen Epos verglichen. Ihn bestimmen Wagenkampf, Heldenmahl und Ehrenanteil, Rinderraub und Pferdediebstahl. Überhaupt gibt das heroische Epos und seine Art, die Welt zu sehen, allem das Gepräge: eine männerberückende Königin hetzt Ulster und Connacht in blutigen Streit. Anders die Finnsage. Sie wird bestimmt von der freien N a t u r der Wälder, Heideflächen, Berge, der Höhlen und Meere. Die
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Helden kämpfen zu Fuß; Beute an Rindern und Pferden bleibt ohne Bedeutung. Hingegen erfüllt die Fenier die J a g d auf Schwarz- und R o t w i l d ; war es dort der Stier, so ist jetzt der Hirsch, dem man den Helden vergleicht. D i e Frau trägt, trotz mancher Verwandtschaft mit den betörenden Gestalten der Ulstersage, mehr mütterliche Züge. Nicht das Epische und „ N a i v e " , sondern das Lyrische und „Sentimentalische" überwiegen. D a s Gegenüber wiederholt sich, wie schon angedeutet, im Stier und Hirsch. U m die Polarität beider Lebensstile zu kennzeichnen, hat man geradezu von einer Stier- und Hirschkultur gesprochen. D i e erste ist bereits begegnet. Verehrung des Stiers und Stiergottes kennzeichnet die gesamte Mittelmeerwelt. Wie die einwandernden Griechen und Italiker sich den altmittelländischen Stiergott aneigneten, so taten es auch die Kelten. Die Hirschkultur hingegen geht auf ein anderes vorindogermanisches Volk zurück, das von den mittelmeerischen Einwanderern noch vor Ankunft der Kelten nach dem Süden Irlands zurückgedrängt war. D a s Reich des Hirsches, um es wiederum so auszudrücken (oben S. 9), und seiner Verwandten, des Elches und Renntiers, zog sich durch den ganzen N o r d e n Eurasiens von Westen nach Osten. Im nordwestlichen Spanien, bei Pontevedra, haben sich Felsbilder gefunden; sie gehören der galicischen Bronzekultur an. Auch d a scheiden sich die beiden Schichten. Ein älterer Stil, gekennzeichnet durch Rollen und Bänder, Kreise und Labyrinthe, eine Welt ornamentaler Symbole, findet seine Entsprechung im vorkeltischen Irland. Felsbilder der Bretagne (Morbihan) geben das Verbindungsglied, doch auch nach Süden läuft dieser Stil weiter, über Portugal und Estremadura nach dem Südwesten der H a l b insel (Alcalar). Der Stier begegnet zuweilen auf diesen Felsbildern, daneben das Labyrinth oder beide miteinander verbunden. Von alledem hebt sich eine jüngere Schicht ab, der Hirsch und H i n d e das G e p r ä g e verleihen. D i e Verbindungsfäden führen weiter zur V a l Camonica mit der Fülle ihrer Hirschbilder, den verwandten Stücken aus den
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Karnischen Alpen. Iberisches und Alpines oder, wenn man will, Iberisches und Ligurisches treten sich in der Felsbildkunst des nordwestlichen Spaniens gegenüber, wie sie sich in der sprachlichen Schichtung gegenübergetreten waren. 6.
Das ligurische Gebiet im Nordwesten Italiens bildete eine Rückzugszone. Umfangreicher Besitz inner- und außerhalb der Halbinsel war dem ligurischen Volkstum entrissen. Es ward auf einen schmalen Streifen zwischen dem Var im Westen und der Magra im Osten, zwischen der Küste im Süden und dem Po im Norden zusammengedrängt. Das Land war rauh und gab nur geringen Ertrag. Steiniger Boden behinderte den Anbau; den nötigsten Lebensunterhalt verschaffte das Abholzen der dichten Wälder. Ein hartes Leben machte die Ligurer zäh und widerstandsfähig. Auch die Frauen wurden zur Arbeit herangezogen: vor und nach der schwersten Stunde verrichteten sie unverdrossen ihr Tagewerk. Bei den Ligurern Korsikas hatte sich die Sitte der Couvade bewahrt. Nicht die Mutter, sondern der Vater bezog das Wochenbett und harrte in ihm eine Reihe von Tagen aus. Reste der vorindogermanischen Sprache haben sich erhalten. Ligurisches Leitfossil ist das Suffix -asco-, asca, das in den antiken Flußnamen Neviasca, Vinelasca, Veraglasca und Tulelasca erhalten ist. Noch heute findet es sich in Orts-, Fluß- und Bergnamen Liguriens, Piemonts und der Lombardei, auf Korsika und in Spanien, im Tessin und in Graubünden. Auch die Namen der Rhone und des Po, Rhodanus und Bodincus, des lacus Lemannm und der an ihm gelegenen Stadt *Genua oder Genava sowie das heutige Dialektwort calanca, „Schlucht", dürfen als ligurisch gelten. Ebenso scheinen die Alpen mit einem Wort gleicher Herkunft benannt worden zu sein. Später wurden die Ligurer von einem Stamm indogermanischer Herkunft überschichtet: den Ambronen. Ihr Name hat sich in zahlreichen Resten innerhalb des gesamtligurischen Gebietes erhalten.
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Cato behauptet von den Ligurern: „Sie sind ohne Schrift und verlogen, und der Wahrheit erinnern sie sich schlecht." Doch fehlte es dem Volk nicht an künstlerischen Neigungen. Die figürlichen Menhirs, die sich im Süden Frankreichs, bei La Spezia und im Osten bis ins Etschtal hinauf finden, haben den Ligurern gehört. Umfangreichste Hinterlassenschaft bilden Felszeichnungen, die zu Tausenden sämtliche Täler um den Monte Bego, unfern des Col di Tenda, bedecken. Sie reichen von der Bronzezeit herab bis zur Zeitwende. Dargestellt sind Menschen, die hinter dem Pflug gehen, den Wagen oder ihre Herden führen, Hirten mit Stäben, Frauen im Hackbau das Land bearbeitend, Jäger mit Hunden. Und doch sind diese Bilder in einer Höhe angebracht, die Ackerbau ausschließt und Viehweide nur für wenige Monate gestattet. Audi wohnen konnte dort niemand. Es können nur religiöse Gründe gewesen sein, die zur Anbringung dieser Zeichnungen veranlaßten. Das Auftreten der Gestirne oder der göttlichen Fußsohle bestätigen diese Annahme. Ligurisdies und Iberisches haben sich auf Sardinien überschichtet, und wiederum haben heutige Mundarten die Spuren bewahrt. Der archäologische Befund weist dasselbe Übereinander auf. Sardus pater, Hauptgott der Insel, trägt die Federkrone, die bei den Libyern, den vordynastischen Felsbildern des Niltals („Federschmuckleute") und den Malereien des ostspanischen Stils wiederkehrt. Im sardischen Nuraghe hat sich das altmittelländische Riundhaus ins Dauerhafte und Große umgesetzt. Die Megalithbauten von Malta, Pantelleria und auf den Balearen, die Grabhäuser und Hütten des vorgeschichtlichen Spanien bieten sich zum Vergleich an. Altmittelländische Plastik ist gekennzeichnet durch die Darstellung des „fetten Weibes". Man weiß von ihm aus den vordynastischen Felszeichnungen Oberägyptens, wo die starke Gesäß- und Brustbildung durch den Glockenrock noch unterstrichen wird. „Fettes Weib" und Glockenrock kehren in der vorgeschichtlichen Plastik Maltas wieder und bilden beinahe ihren einzigen Gegenstand. Der übermäßig
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entwickelten Bildung des Leibes entspricht ein schweres, unbewegliches Sitzen. Die Frauen hocken meist am Boden: sie scheinen der Erde entsprossen, ein Stück von ihr zu sein. Von schwerer Lethargie übergössen, formt sich das Gesicht langsam zu Leben und Empfinden. Scharf hebt sich davon die sardische Kleinplastik ab. Die Bevorzugung des Weibes, zumal seines „fetten" Typus, fehlt. N u r die Mutter mit dem Kind wurde dargestellt, sonst aber Krieger und Priester, Jäger und Bauern, Ringer und Häuptlinge. Bevorzugte man in Malta den weichen Kalkstein, der weibliche Fülle noch weiblicher, Masse noch träger erscheinen läßt, so bediente sich sardische Kunst der straffenden, scharfkonturierenden Bronze. H a r t e und ausdauernde Körper, sehniger "Wuchs gemahnen an das, was Poseidonios an den Ligurern rühmt. Der Gegensatz wiederholt sich in der Religion. Heilige Bezirke nicht geringen Ausmaßes haben die Ausgrabungen freigelegt. Es herrscht das Brunnenheiligtum vor. Auf der Giara di Serri treibt es seinen gemauerten Schacht tief in den Boden. Dort und in S. Anastasia di Sardara erscheint der altmittelländische Stiergott, teilweise in monumentalen Darstellungen. Wieder ergibt sich der unmittelbare Anschluß auf den Balearen und in den iberischen Teilen Spaniens. Die Kleinplastik in Bronze hingegen ordnet sich der anderen Seite zu. Eines ihrer Hauptwerke, der „Hirschmann" von Teti Abini, stellt dem altmittelländischen Stier das göttliche Tier des Nordens und Nordostens gegenüber. Auch auf Sizilien begegnet die Doppelheit der Schichten. Das gilt in erster Linie für die vorindogermanische Bevölkerung des Westteils. Der Osten wurde durch die zugewanderten Sikuler, Verwandte der latino-faliskischen Gruppe, eingenommen. Da sind zunächst die Ligurer zu nennen. Philistos bezeugt sie, und sprachliche Reste bestätigen die Überlieferung. Hinzu kamen Sikaner, Iberer der Herkunft nach und aus Spanien von den dortigen Ligurern verdrängt. Doch Thukydides weiß noch von weiteren Einwanderern, die zeitlich den späteren Herren der Insel, Karthagern und
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Griechen, vorausgingen: den Elymern. Nach Zerstörung ihrer Stadt seien Troer nach Sizilien geflohen und hätten sich in Nachbarschaft der Sikuler angesiedelt. Beide zusammen, so geht es weiter, bildeten das Volk der Elymer; sie hatten Segesta und Eryx zu eigen. Die Münzinschriften beider Städte zeigen Formen wie Segestazib und Irykazib. Daneben begegnen Varianten auf -zibesi auslautend, und sie gemahnen an iberische neben Illurtibas, Bilustibas, Namen wie Luspangib Adingibas. Die Elymer hätten sich demnach über ein iberisch-sikanisches Substrat gelegt, sie hätten ganz oder teilweise dessen Sprache übernommen. Das entspräche T h u k y dides' Angabe, nach der Troer und Sikaner zusammen zum Volk der Elymer wurden. Auch das Vorhandensein eines troisch-kleinasiatischen Bestandteiles scheint sich zu bestätigen. W . Schulze konnte sich dahin äußern, daß auf Grund ihrer Eigennamen die Elymer aus Kleinasien nach Sizilien gekommen sein müßten. Die Flußnamen Krimissos, Telmessos, Helbessos zeigen ein bekanntes kleinasiatisches Suffix. U n d von größter Bedeutung sind die religionsgeschichtlichen Zusammenhänge, die sich mit den sprachlichen Gegebenheiten verbinden lassen. Segesta und Eryx waren mit der Sage von Aeneas, mit dem Kult seiner göttlichen Mutter Aphrodite verbunden. Von dort aus sind beide nordwärts gewandert, wo man ihnen in Latium, Rom und Veji frühzeitig begegnet. Auch das fügt sidi der troischen Besiedlung: unter der Voraussetzung, daß die Elymer bereits in Kleinasien den troischen Aeneaden nahestanden. Vielleicht waren Angehörige dieser Dynastie unter den Genossen der Wanderung; zumindest müssen die Elymer Kunde von den Aeneaden mit nach Sizilien gebracht haben. Wenn man an die Stelle des Eponymos Aeneas das ganze Geschlecht setzt, so könnten Aeneaden an den Völkerverschiebungen des beginnenden ersten Jahrtausends teilgenommen haben. Für Thukydides sind die Elymer Vorgänger der phoinikischen Kolonisation Siziliens. Vor dem Druck der griechi-
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sehen Einwanderer zogen sich die Phoiniker auf den Westen der Insel zurück. An späterer Stelle heißt es, daß sie sich in der Nachbarschaft der Elymer festsetzten, im Vertrauen auf die Bundesgenossenschaft, die beide Völker verband. Damit kommt man noch vor die Mitte des 8. Jahrhunderts für die Einwanderung des kleinasiatischen Bestandteils. Das stimmt zu den letzten Grabungsergebnissen in Troia selbst. Die sechste Stadt wurde nicht durch Eroberung, sondern vermutlich durch ein Erdbeben zerstört. Ihre Bevölkerung bewohnte noch die Schicht VII 1. Erst mit VII 2, und das will besagen: mit dem 10. Jahrhundert beginnt die nördliche Buckelkeramik. Sie gehörte den Dardanern, also Aeneas' Stamm und dem der Aeneaden. Griechen haben, so scheint es, diese Stadt zerstört. Denn Troia VIII hat protogeometrische, reifgeometrische und altkorinthische Ware erbracht. Der Troas gegenüber liegt Lemnos, wo Tyrrhener und damit Vorgänger der Etrusker literarisch und insdiriftlidi (durch die Stele von Lemnos) bezeugt sind. Südlich schließt sich Lydien an, von wo der herodoteisdien Uberlieferung zufolge die Tyrrhener nach Italien kamen. In diesen Rahmen stellt sich zeitlich und örtlich die Festsetzung der Elymer auf Sizilien. Sie ist eine Etappe der großen tyrrhenischen Wanderung nach Westen. 7. Noch eines Wortes bedürfen die Denkmäler, die sich um die Stelen aus der Nekropole von Novilara, bei Pesaro im nördlichen Picenum, gruppieren. Sie alle tragen Inschriften in einer unbekannten Sprache, die Stelen überdies Darstellungen, die nach Art von Felsbildern eingeritzt oder eingemeißelt sind. Gegenüber zeitlichen Ansätzen, die teilweise hoch hinaufgingen, hat sich heute die Spätdatierung der Stelen durchgesetzt. Über das Ende des 5. Jahrhunderts gelangt man nicht hinaus. Die Darstellungen setzen die entwickelte Vasenmalerei der polygnotischen Stufe voraus; einmal scheint ein Tierkampf nach etruskischer Art wiedergegeben
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zu sein. Überall ist eine weitgehende Auflösung der Form zu verzeichnen. Die archaische Streifenkomposition ist zerbrochen zugunsten kleiner Einzelgruppen, die ohne Ordnung über die Fläche verteilt werden. Menschliche Gestalt entartet zu seltsamen Gebilden: dickbäuchige Männchen stolzieren in Waffen einher, bewegen sich wie Marionetten im Bildraum oder erstarren in ornamentaler Reihung. Am besten gerät das Beiwerk: Schiffe und ihr Zubehör, Waffen und Ornament. Der Schiffstypus ist von eigner Art. Die Spiralformen der Stelen erklären sich aus dem Fortleben älteren bandkeramischen Gutes, das sich in Picenum auch sonst bis in geschichtliche Zeit erhalten hat. Eine Sonderstellung nimmt auch die Sprache der Inschriften ein. Zu diesen gehören die zwei Stelen aus Novilara, eine weitere Inschrift aus Fano (wohl gleichfalls aus Novilara stammend) und die Bilinguis von Pesaro. Alle sind sie geeint durch den nichtindogermanischen Charakter ihrer Sprache, überdies durch eine große Zahl gemeinsamer Wortstämme, Suffixe und Endungen. Verwandtschaft mit dem Etruskisdien ist unwahrscheinlich; manche Worte klingen an Griechisches an, aber es fragt sich, ob nicht äußere Ähnlichkeit täuscht. Merkwürdig bleibt, daß, wo solche Ähnlichkeiten sich einstellen, sie meist auf vorgriechischnichtindogermanische Bestandteile des Griechischen führen. Auf festeren Boden gelangt man mit der Bilinguis von Pesaro, bei der die lateinische Übersetzung eine Deutung gestattet. Erneut stößt man auf Übereinstimmungen mit dem Griechischen, und wieder sind es dessen vorindogermanische Bestandteile. Netsvis trutnvt frontac wird mit haruspex fulguriator übersetzt. Da erkennt man in netsvis die Entsprechung zu TO vTiSua „Eingeweide" (*vr|8ja£i-a); in frontac scheidet sich -ac als angehängte Partikel, etrusk. -c und latein. -que entsprechend, vom restlichen front. Dieses stellt sich zu den frontesia ostenta und seinen Verwandten, führt also in den Bereich der Fulguradisziplin. Trutnvt enthält das Verbalnomen, von dem netsvis... front-ac abhängen.
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Genug: auch diese Sprache führt in vorinidogermanischen Bereich, mögen indogermanische Bestandteile (front) auch eingedrungen sein. Von Bedeutung ist, d a ß auch die Inschrift der archaischen Kriegerstatue von Capestrano sprachlich sich anschließt. Wieder zeigt sich Berührung mit vorgriechischen Wörtern, und wenn nevhs richtig gelesen ist, hat man das W o r t vor sich, das im Etruskischen als nefls, nefs und auf der Stele von Lemnos als narpoß begegnet. Zugrunde liegt das indogermanische W o r t f ü r den „Enkel" (lat. nepös, altind. napät): die Aspiraten (p und und die Spiranten f , v und h führen auf eine Lautverschiebung, die sich auch sonst an den vorindogermanischen Sprachen der Ägäis beobachten läßt. Das vorindogermanische Volk, dem die Stelen von N o v i lara, die Bilinguis von Pesaro und der Krieger von Capestrano gehörten, bewohnte überall Rückzugsgebiete. Im schmalen Streifen, der Novilara und Pesaro umfaßt, saß man in Nachbarschaft illyrischer und umbrisch-sabellischer Nachbarn. Dem entspricht das Auftreten des illyrischen Suffixes -este und von Namen, die im oskischen Bereich zu Hause sind. Die Haumesser, die sich in den Gräbern von Novilara fanden, besitzen ihre Entsprechungen in Bosnien. Auch die Statue von Capestrano, weit nach Süden vorgeschoben, führt in gleiche Zusammenhänge. Pectorale, bronzener Leibschurz, Armringe und Torques erinnern an die Ausrüstungen samnitischer und picenischer Krieger; die Kopfbedeckung mit dem breiten, schirmartigen Rand ist illyrischer Herkunft. Eine Maske bedeckt das Gesicht des Kriegers. Das gemahnt an die goldenen Masken, die den Toten Mykenaes mit den illyrischen Fürsten der Gräber von Trebenischte (am Ochridasee) gemein sind. Audi an die Bronzemasken von Klein-Glein bei Graz, ebenfalls illyrischen Ursprungs, darf man erinnern. Wie sich der vorindogermanische Stamm nannte, dem der Tote von Capestrano angehörte, weiß man nicht. Für das Volk im nördlichen Picenum ist der N a m e Asili überliefert; sie werden als Pelasger bezeichnet. Diese aber sind f ü r V a r r ò und seine Vorgänger nicht einfach eine Urbevöl-
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kerung, sondern entstammen dem ägäischen Bereich, als Vorgänger der Griechen. Sprachlich stellt sich zum N a m e n der Asili die Stadt Asine, die den vorgriechischen Dryopern in der Argolis gehörte. Zwanglos verbindet sich dies mit der Feststellung vorgriechischer Sprachelemente in den Inschriften unserer Gruppe. 2. Die Etrusker Auch die etruskische Kultur hat man zu den altmittelländischen gerechnet. Reste eines westisch-mittelmeerischen Volkes hätten, bei aller Empfänglichkeit f ü r Fremdes, ihr Wesen und ihre nichtindogermanische Sprache bis in römische Zeit festgehalten. Der These steht die Gegenthese gegenüber, wonach die Etrusker aus Kleinasien eingewandert sind. Beziehungen zum ägäischen Bereich, darüber hinaus zu den Hochkulturen des Alten Orients, ließen sich aufzeigen. Sie schienen eine Sonderstellung des Etruskertums innerhalb des altmittelländischen Italien zu gewährleisten. Für die Vertreter der östlichen Herkunft wurde westliches Autochthonentum dadurch ausgeschlossen. Beide Ansichten durften sich auf das Zeugnis der antiken Geschichtsschreibung berufen. Die Gegensätze, die schon in ihr zutage traten, sind heute noch nicht überbrückt. Gründe für und gegen die herodoteische Überlieferung, die von einer Auswanderung aus dem Land der Lyder zu erzählen wußte, wurden in Menge zusammengetragen. Zuweilen drohte diese Erörterung alles zu überschatten, nichts anderes mehr neben sich aufkommen zu lassen. Die Frage nach dem Ursprung der Etrusker erneut aufwerfen, bedeutet bei diesem Stand ein Wagnis. Wenn dennoch Grundzüge einer neuen Auffassung vorgetragen werden, so .darum, weil der Ausgangspunkt sich von allem Vorausgegangenen unterscheidet. Die Etrusker sind durchaus als Volk verstanden, das sich in Italien gebildet, dort gelebt und Geschichte gemacht hat. Darauf richtet sich zunächst unser Fragen, und wenn ältere Stadien der Entwick-
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lung berührt werden, so immer von den Zeiten geschichtlicher Bezeugung aus. D a ß ein östlicher Zustrom nach Italien gelangen konnte, haben die Elymer in Sizilien gezeigt. Für den vorliegenden Fall kommt die Insdirift der Stele von Lemnos hinzu, deren T e x t sich allein aus dem Etruskischen erklären läßt. Aber mit diesen Feststellungen ist die entscheidende Frage nicht beantwortet; sie ist nicht einmal berührt. Politische Form der Etrusker war der Städtebund. Zwölf Städte, genauer: zwölf populi umfaßten die Etrusker des Mutterlandes. Wer sie waren und wie ihre Zahl sidi auf die erhaltenen Stadt- und Stammesnamen verteilte, bleibt zumeist unbekannt. Doch auch die etruskischen Gründungen im Poland und in Kampanien waren jeweils in einem Bund von zwölf Städten zusammengefaßt. Wie sah solch eine etruskische Stadt aus? 1. Begonnen sei mit den etruskischen Gründungen in Oberitalien und Kampanien, für die eine reiche Bezeugung vorliegt. Über Mantua hat sich der größte Sohn der Stadt, Vergil, in berühmten Versen vernehmen lassen. Sie haben schon im Altertum unterschiedliche Deutung gefunden, und der Streit darüber ist bis in jüngste Zeit nicht abgebrochen. Hier sei das Wesentliche herausgestellt: die Bevölkerung der Stadt, die dem Zwölfbund der oberitalienischen Etrusker angehörte, war nur zu einem Teil etruskischen Ursprungs. Andere Stämme — Umbrer und Veneter, vielleicht auch Ligurer — waren von Anfang an vertreten, wenn auch dem führenden Stamm der Etrusker nicht gleichgeordnet. Eine Parallele dazu bildet Spina, an einer der Pomündungen gelegen. Von Thessalern gegründet, galt es als griechische Stadt; Spina besaß in Delphi ein eignes Schatzhaus. Später bedrängten umwohnende Barbaren die griechischen Siedler und veranlaßten sie zum Abzug. Grabun-
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gen in der Nekropole von Valle Trebbia bei Comacdiio haben eine Menge vor allem attischer Keramik zutage gefördert. Die Gefäße trugen griechische, in anderen Fällen auch etruskische Grafitti. Dies und das Nebeneinander von Brand- und Skelettgräbern zeigen das Vordringen der umwohnenden Barbaren, von denen unsere Nachrichten sprechen. Neben Etruskern müssen auch Gallier -zu den Eindringlingen gehört haben, und gallischem Druck erlag gegen Ende des 4. Jahrhunderts die Stadt. Atria oder Hatria wiesen manche Autoren den Etruskern, andere den Venetern zu. Die Ausgrabungen haben etruskische Skelettgräber freigelegt und Geschirr mit etruskischen Grafitti erbracht. Daneben zeugt bemalte Keramik, der zweiten und dritten Periode von Este entsprechend, von der Anwesenheit der Veneter. Sie waren vermutlich noch vor den Etruskern dort ansässig. Auch Felsina, das heutige Bologna, bestätigt die stammliche Uneinheitlichkeit der etruskischen Städte. Antike Nachrichten führen den Gründer Felsinas auf Perusia zurück, und dort sollen Umbrer aus Sarsina gesessen haben. Die Grabungen zeigen, daß der etruskischen Schicht Siedlungen von Villanovaleuten voraufgingen; vermutlich faßt man in ihnen die Umbrer. In Kampanien darf man ein eher noch vielfältigeres Bild erwarten. Die antiken Autoren sind sich einig, daß hier von früh auf eine Abfolge verschiedener Völker gewohnt habe. Plinius nennt Osker, Griechen, Umbrer und Etrusker; er läßt ihnen mit Einwanderung der Samniten die Kampaner folgen. Strabon bezeichnet Opiker und Ausoner als älteste Völker, wobei man sich nicht einig war, ob beide gleicher oder verschiedener Herkunft waren. Dann seien die Griechen von Kyme und die Etrusker gekommen. An anderer Stelle heißt es, daß die Osker Herculaneum und Pompeji besessen hätten. Ihnen seien Etrusker und Pelasger, schließlich die Samniten gefolgt. Die Ausoner oder, wie man sie später nannte: die Aurunker weisen illyrische Bestandteile auf. Die Namen der Stadt Vescia, des saltus Vescinus und des ager Vescinus führen 3 A 11 h e i m , Römische Religionsgeschichte I
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auf einen Gottesnamen, der in einer oskischen Inschrift als vezkei (Dat. Sing.) begegnet. Vesces ist inzwischen im Venetischen aufgetaucht. Audi der Name der Aurunker und Ausoner besitzt seine illyrischen Parallelen. Die Opiker hingegen stellte das Altertum zu den Samniten, und in der T a t zeigen oskische und samnitische Sprache keinen Unterschied. Verhältnismäßig spät haben sich die Etrusker in den Städten am Sarnos festgesetzt. Pompejis etruskische Periode fällt auf etwa 500—440. Vorher bestand bereits eine oskische Siedlung; auch Spuren der Griechen — im Namen von Herculaneum (Herakleion) und im dorischen Tempel von Pompeji — sind vorhanden. Dem entspricht, was die Baugeschichte Pompejis lehrt. Die oskische Stadt haben die Etrusker zwar beherrscht, aber kaum verändert. Erst das Auftreten der Samniten zeichnet sich baulich ab. Schwerlich haben dann die Etrusker einen fühlbaren Bevölkerungszuwachs gebracht. Auch sonst muß im Süden Kampaniens das Oskische sich behauptet haben. Das zeigen die Gefäßinschriften, die den Jahren der Etruskerherrschaft entstammen. Neben solchen in etruskischer Sprache begegnen andere, die oskisch oder in einer Mischung beider Sprachen abgefaßt sind. Führende Etruskerstadt Kampaniens war Kapua. Die etruskischen Herren sahen sich nach der Mitte des 5. Jahrhunderts genötigt, samnitische Zuwanderer innerhalb der Mauern aufzunehmen. Aus beiden Bestandteilen bildete sich ein neues Volk, die Kampaner. Vierzehn Jahre später erhoben sich die samnitischen Neubürger Kapuas gegen die alteingesessenen Etrusker und töteten diese. Mit der Vernichtung der einstmals herrschenden Schicht traten an die Stelle des etruskischen Bundes der zwölf Städte zwei kampanische Städtebünde. Im etruskischen Mutterland lagen die Verhältnisse nicht anders. Überall begegnet ein Nebeneinander verschiedener Stämme; oft bildet das Etruskische sprachlich nur eine dünne Schicht.
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Herodot ließ die Tyrrhener zu See ins Land der Umbrer kommen. Plinius fügt hinzu, in Nordetrurien hätten einst Umbrer gesessen: sie seien durch Pelasger, diese wiederum von Lydern, den nachmaligen Etruskern, vertrieben worden. Nicht weniger als dreihundert Städte hätten die Neuankommenden den Umbrern abgenommen. Deren Namen hatten der Fluß Umbro, der heutige Ombrone, und der benachbarte Landstrich Umbria bewahrt. In Clusium kennt Livius als Bewohner die Camertes Umbri; Cortona galt als umbrische Stadt, und in Perusia saßen Sarsinaten aus Umbrien. Clusium, Cortona und Perusia waren demnach Etruskerstädte mit umbrischer Bevölkerung. Dasselbe mag von Vetulonia gelten, in dessen Nachbarschaft Umbro und Umbria lagen. Übernahme umbrischer Worte ins Etruskische, besonders Bezeichnungen des staatlich-gesellschaftlichen Lebens, umbrische Gentilizien treten hinzu. Anderswo tauchen Namen venetischen Ursprungs, besonders im Norden Etruriens, auf. Tuder ist, wiederum durch den Namen, als illyrische Gründung gesichert. Trotzdem rechnete es als etruskische (oder umbrische) Stadt. In den Iguvinischen Tafeln werden eine Reihe von Göttern aufgerufen, tarsinatem tuscom naharcom iabuscom nome mit Furcht und Schrecken zu erfüllen. Demnach Bewohner der umbrischen Stadt Tarsina oder Tadinae, benachbarte Etrusker und zwei Stämme, die illyrische Bezeichnungen tragen. Anders wieder lagen die Verhältnisse im nördlichen Etrurien, in den Landstrichen am Arno. Hier stieß man an die Ligurer, die vom Apennin her gleichzeitig Pisa und die Arretinische Feldmark berührten. Da die Grenzkämpfe nicht abbrachen und die Scheidelinie, die beide Stämme trennte, bald vor-, bald zurückverlegt wurde, müssen die etruskischen Siedlungen stark mit ligurischer Bevölkerung durchsetzt gewesen sein. Populonia war, einer Nachricht zufolge, von Ligurern aus Korsika angelegt; auch Pisa am Arno war einst eine ligurische Siedlung und wurde erst nachträglich von Etruskern erobert. Andere Nachrichten 3"
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kannten in Pisa Teutones oder Teutae als Urbewohner, vielleicht einen illyrischen Splitter. Daneben taucht die Kunde griechischer Besiedlung auf, und sie verdichtet sich, je weiter man nach Süden kommt. Caere soll von Pelasgern oder Thessalern gegründet sein; erst nachträglich sei es den Etruskern zugefallen. Der H a f e n der Stadt, Pyrgoi, trug einen griechischen N a m e n und besaß ein Heiligtum der Eileithyia oder Leukothea. Wie Spina unterhielt auch Caere in Delphi ein eignes Schatzhaus. Der Meister der Caeretaner Hydrien war nach Ausweis seiner Inschriften Grieche, arbeitete aber in Caere. Auch im Meister der „Pontischen" Vasen hat man einen Griechen erblickt, der in Caere oder Vulci tätig war. Dementsprechend gab es in Caere einen Tempel der H e r a ; Vaseninschriften in griechischer Sprache, die im Tempio del Manganello gefunden wurden, nennen in der T a t die Göttin. Höher hinauf reicht das Zeugnis der Keramik: kykladische und kretische Ware läßt sich in Caere seit 850 beobachten. Argivischen Ursprung des südetruskischen Falerii behauptet Cato. Auch auf den Kult der Iuno berief man sich und auf den Eponymen der Stadt, den Argiver Halesus. Bereits zwischen 850 und 800 arbeiteten in Falerii griechische T ö p f e r in geometrischem und geometrisch-protokorinthischem Stil. Schließlich galt Tarquinii als griechische Gründung. Erneut finden sich, schon in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, griechische T ö p f e r am Werk. Der Bakiade Demaratos, aus Korinth vertrieben, soll sich in Tarquinii mit seinem Anhang niedergelassen haben. Das stimmt zur Vorherrschaft der korinthischen Keramik und des korinthischen Handels im Westen zwischen 675 und 600. Demaratos habe die etruskische Kultur entscheidend bestimmt, die Buchstabenschrift übermittelt und griechische Künstler mitgebracht. Wieder entspricht, daß die Tätigkeit korinthischer T ö p f e r in Tarquinii sich beobachten läßt. U n d das Eindringen der korinthischen Koroplastik in Südetrurien möchte man von dem Wirken des Mannes nicht trennen.
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Auch sonst ist in der etruskischen Kunst griechischer Einfluß von allem Anfang an zu beobachten. Mindestens so alt wie der orientalische, läßt er sich bereits gegen Ende der Villanovakultur feststellen. Götter wie Hephaistos und Kronos erscheinen unter etruskischem N a m e n — als Volcanus und Saturnus — in dem römischen Festkalender des 6. Jahrhunderts. Der Hera in Caere und Falerii, der Eileithyia oder Leukothea in Pyrgoi wurde bereits gedacht. Als letztes bleibt das Verhältnis zwischen Etruskern und Latino-Faliskern zu betrachten. Falerii galt als einstige Siedlung der Sikuler. Diese wurden von Pelasgern aus der Argolis vertrieben. Daran gemahnten noch in späterer Zeit argivische Waffen, argivischer Priesterbrauch und der Iunotempel, der in allem der argivischen Hera glich. Erhaltene faliskische Inschriften stellen sich ihrer Sprache nach in unmittelbare Nachbarschaft des Lateinischen. Trotzdem galten Falerii und die Falisker als Etrusker, und auch unter den Inschriften fehlt es, neben den eigentlich faliskischen, an etruskischen keineswegs. Zugehörigkeit zum Etruskertum war z w a r mit dem Gebrauch der Sprache verknüpft, schloß aber weitere Verwendung des heimischen Dialektes nicht aus. Auch für Caere ist neben seiner etruskischen und griechischen Bevölkerung eine lateinisch sprechende bezeugt. Nicht nur literarisch, auch in den Inschriften, wo die lateinischen Namen bis ins 6., ja bis ans Ende des 7. Jahrhunderts hinaufreichen. Man wird nicht fehlgehen, wenn man den ganzen Süden Etruriens den Latino-Faliskern zuweist. Vom etruskischen Wesen wurden sie lediglich überschichtet, und dies erklärt, warum sich die Romanisierung dereinst rasch und widerstandslos vollziehen sollte. 2.
Mit den vorangegangenen Zusammenstellungen soll keineswegs die Ansicht bestritten werden, wonach Tyrrhener aus Kleinasien nach Italien kamen und zum Aufbau Etruriens und seiner Kultur beitrugen. U n d doch bleibt es dabei, daß am Werden des italischen Etruskertums neben den
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Tyrrhenern in großem Ausmaß Stämme, die auf der Apenninhalbinsel saßen, beteiligt waren. Denn nicht nur die etruskischen Kolonialstädte in Oberitalien und Kampanien, sondern auch die des Heimatlandes waren alles andere als einheitlich. Ligurer, Umbrer, Illyrier, Osker, Griechen und Latino-Falisker haben, je nach der geographischen Lage, starke Bestandteile gebildet. Eine durchgängige Gleichsetzung von Tyrrhenern und Etruskern ist ein Unding. Auch Kampaner, Camertes Umbri, Falisker, Caeriten waren Etrusker. Eine etruskische Stadt umfaßte demnach weder eine einheitliche Bevölkerung noch eine solche, die sich nach ihrer Herkunft in Herrscher und Beherrschte gliederte. Aufnahme einer andersstämmigen Masse innerhalb der Mauern bedeutete, wie Kapua zeigt, über kurz oder lang nicht nur das Bürgerrecht, sondern Anspruch auf Teilnahme am städtischen Regiment. Kennzeichnend bleibt, daß die verschiedenartigen Bestandteile durch Vertrag, demnach durch politischen Willensakt, sich zu neuem Ganzen zusammenschlössen. Etrusker war man weniger durch Abstammung als dadurch, daß man es zu sein wünschte. Äußeren Ausdruck fand dieser Entschluß in der Übernahme des Etruskischen als öffentlicher Sprache. Sie ging neben der ererbten her, ohne daß beide sich ausschlössen. Falerii und Caere zeigen, daß, als man aus dem etruskischen Verband austrat und zum römischen überwechselte, man für Inschriften und für alle öffentlichen Äußerungen die Sprache des neuen Herrenvolkes alsbald übernahm. Nicht nur das etruskische Volk, auch seine Sprache ist aus verschiedenartigen Bestandteilen zu einem Ganzen erwachsen. Der Vergleich mit der Stele von Lemnos läßt Bestandteile ägäisdier Herkunft erkennen. Woher diese stammten und worin die Strukturmerkmale des Etruskischen zu erblicken seien, darf hier beiseite bleiben. Genug: neben ägäischen und neben altmittelländischen Bestandteilen begegnet anderes, bei dem italischer Ursprung außer Frage steht.
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Der Berührungen mit dem Umbrischen, Venetischen und Lateinischen wurde bereits gedacht. Die Götternamen uni, maris, selvans, neduns, menrva sind lateinischer oder faliskischer Herkunft. Der N a m e des etruskisdien Sagenhelden Mastarna (etrusk. macstrna) trägt lateinisches magister im Stamm. Der Dialekt der Küstenstädte zeigt in Flexion und Bildung des Femininum Einwirkungen der italischen Sprachen, vor allem wieder des Lateinischen. Auch das Griechische hat seinen Teil beigetragen: nicht nur in den überall auftretenden Götter- und Heroennamen, sondern auch in manch bezeichnendem Lehnwort. Uberhaupt haben sich Alter und Stärke des griechischen Einflusses als bedeutend, wenn nicht als bestimmend f ü r Etruriens Geschichte erwiesen. Vieles spricht dafür, d a ß die Einwanderung der Tyrrhener nur einen Teil der frühesten griechischen Besiedlung des "Westens bildete. Etruskische Kultur ist von Anfang an ohne griechischen Bestandteil nicht denkbar. Auch die Wanderung eines zweiten kleinasiatischen Volkes nach dem Westen vollzog sich unter gleichen Vorzeichen. Die Elymer (so zeigte sich) brachen von der Troas auf, um sich auf dem Eryx und in Segesta festzusetzen. Längst hatte man den Vergleich mit der Westwanderung zu der der Tyrrhener gezogen: das hat sich an neuen Beobachtungen bestätigt. 3.
Etruskertum war ein Gewächs von besonderer Art. Niemand,- der sich einmal mit diesem Volk und seiner Kultur befaßt hat, zweifelt daran, daß beider Eigenart scharf umrissen, daß sie innerhalb des italischen Gesamt unwiederholbar war. U n d doch konnte der verschiedenartige U r grund, dem die Etrusker entwuchsen, seine Wirkung nicht verfehlen. Diese Eigenart war ein spätes Gewächs. Die mannigfaltige Schichtung dessen, was unter dem Etruskernamen sich barg, bewirkte, daß Gemeinsames sich langsam formte. Erst gegen Ende der etruskisdien Geschichte, als Abstieg und Untergang vor der T ü r standen, näherte sich die Herausbildung eigenständiger Formen der Vollendung.
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Verzögerung in der Bildung eines etruskisdien Volkstums fällt um so .mehr ins Auge, als das Ergebnis eine Wiedererweckung ältester Schichten bedeutete. Schon bei den Indogermanen Italiens hatte sich altmittelländisches Wesen — überlagert, aber nicht erdrückt — häufig wieder durchgesetzt. In höherem Maße traf dies bei den Etruskern zu. Auch dort, wo man unter griechischem Einfluß stand, bog man das übernommene Gut in eine Richtung ab, die vom Griechentum wegführte. Mehr noch: Etruskertum erwies sich seinem Wesen nach als vorgriechisch, nicht nur als ungriechisch. Es stellt eine Rückbildung dar: Ältestes ist im Laufe seiner Geschichte in zunehmendem Maße hervorgetreten. Sardinien, Sizilien und das vorgeschichtliche Malta hatten sich in der Verehrung von Quellen und Brunnen, im Kult der Mutter- und Erdgöttinnen, in Inkubation, unterirdischen Orakeln und allem, was den Toten zugewandt war, gefunden. Ghthonisches und die Welt des Weibes ergänzen einander. In Malta zeigt die Plastik fast ausschließlich das „fette Weib", und solche Eigentümlichkeit läßt sich einerseits nach Nordafrika, andererseits bis in die istrische Castellierkultur verfolgen. Nesazio hat die einzigartige Darstellung des zugleich empfängnisbereiten, gebärenden und nährenden Weibes gebracht. Die Etrusker haben beides, die Einstellung aufs Chthonische und auf das Weib, übernommen. Sie haben es ins Große und Grundsätzliche gesteigert. Zwei Arten der Bestattung standen sich im Altertum gegenüber. Wer den Leichnam dem vernichtenden Feuer übergab, für den w a r der Tote aus dem Bereich der Lebenden geschieden. Dagegen gelangte er, wenn sein Körper unzerstört der Erde überlassen wurde, dahin zurück, von wo er ausgegangen w a r : in den Schoß der alles hervorbringenden Mutter. Durch seinen Aufenthalt im Hause der Erdgöttin war der Verstorbene mächtiger geworden als zu Lebzeiten. Man hatte Ursache, ihn versöhnlich zu stimmen: durch Opferspenden und indem man ihm das Lieblingsgerät ins Grab mitgab. Audi dadurch, daß man die Ruhe-
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Stätte schützte und den Leichnam gegen schädigende Einflüsse erhielt. Die Etrusker haben sich früh und nahezu einmütig dem Begraben zugewandt. Die Toten waren für sie eine Macht, die tief ins Dasein der Lebenden eingriif. Blutige Darbringungen waren die Regel; auch vor dem Menschenopfer am Grabe scheute man nicht zurück. Gladiatorenkämpfe und ähnliche Spiele sind daraus erwachsen. Ganze Schätze hat man mit den Toten in die Tiefe gesenkt. Am eindrüddichsten wirken die Gräberstädte Etruriens. Etruskischer Totenkult gemahnt an die vorhomerische Welt der Ägäis. Die blutigen Leichenspiele der mykenisdien Zeit ragen noch mit Ausläufern ins Epos hinein. Auch Etruriens hochaufgeschüttete und mit vorkragendem Gewölbe überdeckten Grabkammern kehren im mykenischen Griechenland und im westlichen Kleinasien wieder. Hinter der Festigkeit und dem Umfang der Bauten steht der Wille zur Dauer; ihr stärkster Ausdruck war die Pyramide. Das Grab als Wohnung und Denkmal des Toten sollte ewig bestehen. Das Fortleben nach dem Tod fiel mit der massiven Unzerstörbarkeit des Grabbaues zusammen. Die stofflich gefaßte Idee der Unsterblichkeit war indogermanischem Wesen fremd. Der Ruhm des Mannes, nicht die Dauer seines Grabes führte zur Ewigkeit. Noch Horaz stellt den Ruhm seiner Dichtung als Denkmal hin, das höher rage als die Pyramide . . . Auf der anderen Seite läßt sich der Vergleich zwischen etruskischer und altorientalischer Grabesvorstellung weiterführen. Auch in Etrurien erhebt sich, wie in Alt-Smyrna oder in den ägyptischen Nekropolen, neben der Stadt der Lebendigen eine Stadt der Toten. In Caere nimmt sie einen ganzen Hügelberg ein. An regelmäßig geführten Straßen liegen die kegelförmigen Grabhügel, die in den Tuff geschnittenen Kammern, gleich den Häusern der Lebenden. Die Übereinstimmung zwischen Etrurien und dem ägäischen Osten offenbarte sich nicht sogleich zu Anfang. Der Ausbau der etruskischen Totenstädte mit Mauern und Straßensystem war jungen Datums. Erst im 4. oder 3. Jahr-
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hundert führte man in der Nekropole von Caere die rechtwinklige Kreuzung der Straßen nach hippodamischer Art durch. Allmählich ist Etrurien in die ihm bestimmte Form hineingewachsen, einem Manne gleich, dessen kennzeichnende Züge sich erst mit den Jahren ausprägen. Religion der Etrusker war erfüllt von Dämonen, deren fratzenhafte und schreckenerregende Bildungen die Denkmäler festhalten. Tierisches und Menschliches waren eine Verbindung eingegangen: wieder verknüpft sich etruskische Art mit der des alten Orients, insbesondere in Mesopotamien und der kretisch-mykenischen "Welt. Und sie scheidet sich von der klassischen Gottesidee der Griechen, die alle Mischbildungen aus ihrem Bereich wies. Doch in Menge traten die etruskischen Dämonen in den frühen Jahrhunderten noch nicht hervor. Sie fehlten keineswegs, aber Zahl und Art unterschied sich nicht von dem, was der orientalisierende Stil in Griechenland selbst hervorbrachte. Anderes stand damals im Vordergrund, vor allem die großen Götter der Griechen, die man in Etrurien seit dem 7. Jahrhundert übernahm. Erst in der Folge gewann das Dämonenwesen, massenhaft und alles andere überwuchernd, die Oberhand. Charun, den vogelnasigen, hammertragenden Geleiter der Seelen, mag man sich aus dem etruskischen Pantheon kaum wegdenken. Und doch ist er vor dem 4. Jahrhundert nicht belegt. In Leber- und Eingeweideschau erhielt sich das Ansehen der Etrusker bis zum Ausgang des Altertums. Die Übereinstimmung der etruskischen Lehren mit den altorientalischen läßt sich an den erhaltenen Modellen von Opferlebern nachweisen. Doch während im Osten das älteste Modell unter die erste Dynastie Babylons gehört und das Alter der Textzeugnisse dem kaum nachsteht, gehören die etruskische Bronzeleber von Piacenza und verwandte Darstellungen erst ins 2. Jahrhundert. Erneut zeigt sich, daß die der östlichen Welt verwandten Züge des Etruskertums spät sichtbar werden. Es liegt anders, als man es nach der These vom kleinasiatischen Ursprung des Volkes annehmen sollte. Anfänglicher Verbun-
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denheit mit dem Osten folgt nicht ein späteres Nachlassen, sondern -umgekehrt: erst allmählich, erst im Verlauf der geschichtlichen Jahrhunderts wuchsen die Etrusker in jene Form hinein. Als Nachkömmling hat dieses Volk, das sich spät zum Ganzen formte, eine anderswo bereits abgeschlossene Entwicklung noch einmal durchzulaufen. Gräbern und unterweltlichen Dämonen tritt eine zweite Besonderheit des Etruskertums zur Seite: das „Mutterrecht". Der Ausdruck ist seit Bachofen geläufig geworden. In seiner „Tanaquil" hat er den weltgeschichtlichen Kampf zwischen- Mutterrecht und Vaterrecht zu gestalten versucht. Einen Kampf, der ihm mit dem zwischen Natur und Geist, zwischen geschichtslosem Zustand und geschichtlicher Existenz zusammenfiel. Die Kritik der Folgezeit hat von den vermeintlichen Zeugnissen über etruskisches Mutterrecht nichts übriggelassen. Hier wird darum von der Frage abgesehen, ob ein Mutterrecht oder eine Gynaikokratie vorliege. Es soll lediglich die Stellung der Frau innerhalb der etmskischen Gesellschaftsordnung betrachtet werden. Etruskische Grabinschriften weisen eine Besonderheit auf: die Angabe der mütterlichen Herkunft des Verstorbenen. Der Geschlechtsname der Mutter wird entweder allein genannt oder zusammen mit dem Vornamen des Vaters; dieser kann dabei an erster oder zweiter Stelle erscheinen. Der Hinweis auf die Mutter war etruskische Besonderheit und wurde durchaus als solche empfunden. Wieder treten die inschriftlichen Bezeugungen erst in später Zeit auf. Doch wie tief dem Etrusker die mütterliche Abstammung im Blute saß, zeigt die etruskische Sage. Sage ist weit entfernt davon, müßige oder spielerische Erfindung zu sein. Vielmehr stellt sie, solange sie lebendig und ihr Sinngehalt ungebrochen ist, die ideale Spiegelung des Lebens dar. Freilich nicht so, daß man sich vor der Wirklichkeit ins Wunschbildhafte geflüchtet hätte: eben sie wird zum Normenhaften und Maßgebenden erhoben. Unter dieser Voraussetzung begreift sich, daß in etruskischer Sage die ausschließlich mütterliche Abstammung eines Hei-
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den begegnet. Herulus oder Erulus von Praeneste ist Sohn der Erdmutter Feronia, die ihm drei Leben verliehen hat. Auch im Olymp gab es einen Gott, dessen Abstimmung von der Mutterseite angegeben wurde: den Sohn Leto's, Apollon. Seinem Ursprung nach war er kein Grieche, sondern Kleinasiate. Nach Lykien gehört seine Mutter Leto, und das ist schwerlich Zufall. Denn dort bestand die Sitte, daß auch der sterbliche Mann nach seiner Mutter sich nannte. Neben dem Letoiden Apollon, der die göttliche Ordnung darstellt, steht die menschliche Entsprechung. Es ist damit nichts anders als in Etrurien. Der Etrusker, der seine H e r k u n f t angibt, nennt bei beiden Eltern lediglich einen Namensbestandteil: bei dem Vater den Vornamen, bei der Mutter den Geschlechtsnamen. Das kann, wenn es sinnvoll ist, nur besagen, -daß die Mutter weniger als Einzelpersönlichkeit denn als Glied ihres Geschlechtes angesehen wurde. Sie war nicht Individuum, sondern Träger der Geschlechtsidee. Das Umgekehrte hatte vom Vater zu gelten. Dieser Scheidung entspricht in der Nekropole von Caere die Kennzeichnung des männlichen und weiblichen Toten. Das Grab des Mannes trug den Grabphallos, wie er auch in Kleinasien, vereinzelt im vorhomerischen Griechenland begegnet. Der Verstorbene war in seiner einfachsten, naturhaften Form dargestellt. Umgekehrt gehört zur Frau das H a u s : die weibliche Grabstätte wurden durch Cippen in H a u s f o r m bezeichnet oder die Verstorbene in einem Haussarkophag beigesetzt. Die Frau war demnach das Haus oder Geschlecht selbst. Die Vorstellung besaß solche U n mittelbarkeit, daß sie sich ohne weiteres in die plastische Darstellung umsetzte. W ä h r e n d die Grabphallen erst mit dem 4. Jahrhundert auftreten, beginnt der Hauscippus weit früher. Auch mit der Gleichsetzung von Frau und H a u s stößt man auf eine im Etruskertum tief verwurzelte Anschauung. Sie läßt sich von der Sitte, bei Angabe der Mutter nur ihren Geschlechtsnamen anzuführen, nicht trennen. Erscheint hier die Frau als Trägerin des Geschlechts, so ist sie im Grabcippus mit
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dem Hause eins. Anders der Mann. Er blieb bloßer Erzeuger der Nachkommenschaft oder Liebhaber; er stand außerhalb des Hauses und Geschlechts und trat nur in Ausübung seiner Funktion zu ihm in Beziehung. Seine Stellung beruhte auf seiner physischen Tauglichkeit, und so konnte es für ihn kein besseres Gleichnis geben als den Phallos, Ausdruck einer strotzenden und unverwüstlichen Tüchtigkeit. D a s Geschlecht, das der Sohn in seiner Eltern N a m e n angab, war nicht das des Gatten oder Vaters, sondern das mütterliche. Also nicht der Verband, in den die Mutter hineingeheiratet hatte, sondern der, dem sie entstammte. Auch nach der Verheiratung blieb sie Glied ihrer Familie. Eltern, Brüdern, Vettern war sie enger verbunden als dem Vater des Kindes. Ebenso der Sohn. Fühlte er sich im übrigen Italien als Nachkomme des Vaters, so blieb in Etrurien die Verbundenheit mit der Mutter so stark, daß man sich als deren Sohn ausdrücklich bezeichnete. Gemeinsames Fleisch und Blut waren es, was die etruskische Frau ihrem angestammten Geschlecht verhaftet bleiben ließ. Dasselbe Blut verband Mutter und Sohn und stellte beide vereint in Gegensatz zum Vater, bei dem dieses physische Band fehlte. Ganz anders in Rom. Nicht die Frau, sondern der pater familias bildete den Mittelpunkt von H a u s und Gesellschaft. U n d im göttlichen Bereich entsprach dem Genius als Zeugungskraft, die im einzelnen Fall das neue Leben weckte. Genius wirkt im Geschlecht, in der Abfolge seiner Generationen, und dies besagt: dasselbe Leben, das im Vater zeugte, wird im Sohn und allen Nachkommen fortzeugen. Nicht also in der Frau, sondern im Mann pflanzt die Erbfolge sich fort. D a r u m ging auch die Frau durch Heirat aus ihrem Geschlecht in das des Mannes, aus der väterlichen Gewalt in die des Gatten über. Vollendete Ausprägung hat der Gegensatz beider Anschauungen in Aischylos' Eumeniden gefunden. Hier tut sich ein Gegensatz zweier Welten auf, auch darin, wie den Parteien sich das Verhältnis zwischen Mann und Frau,
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Vater und Mutter darstellt. Die Rachegöttinnen berufen sidi auf den blutmäßigen Zusammenhang, der Sohn und Mutter, im Gegensatz zum Gatten und Vater, verknüpft. Dem stellt Apollon die Anschauung entgegen, wonach der Erzeuger und Mann allein Schöpfer ist. Die Mutter sei lediglich Bewahrende und Nährende, die den ihr anvertrauten Samen, als eine Fremde, zu schützen und aufzuziehen habe. Es ist dieselbe Anschauung, die im römischen Genius entgegengetreten war. „Mutterrecht" war weit entfernt davon, wie es scheinen könnte, eine rechtliche Satzung darzustellen. Es war die weibliche Sicht der Welt. Der Streit zwischen den Eumeniden und Apollon bedeutet hier wie sonst bewußte Ausprägung gegensätzlicher Standpunkte. Für das Weib entscheidet der natürliche Zusammenhang zwischen Mutter und Kind, zwischen Schwester und Bruder als dem gleichen Schoß Entsprossenen. Es gilt allein das stofflich gefaßte Blut, dort hingegen der männliche Same und in ihm männlidie Tatkraft und männlicher Geist. 4.
Die Stellung, die der Etruskerin in Haus und Familie zufiel, wirkte sich in ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit aus. Sie durfte mehr und anderes für sich beanspruchen, als es der griechischen Frau gestattet war. Bei Gelagen erschienen die Etruskerinnen den Männern zur Seite, und sie hatten das Recht, ihren Zechgenossen zuzutrinken. Mit Erstaunen bemerken unsere griechischen Gewährsmänner, daß man der verheirateten Frau erlaubte, was daheim nur den Hetären zustand. Während es in Olympia Frauen bei Todesstrafe verboten war, den Wettspielen der Männer zuzusehen, kämpfen auf etruskischen Grabfresken die nackten Athleten vor den Augen weiblicher Zuschauer. Und diese lassen es nicht daran fehlen, durch Zuruf und Zeichen die Kämpfer anzuspornen. Ein anderes Grabfresko zeigt Jünglinge und Mädchen in dionysischem Reigen vereint. Während dem Mann die
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zweite Rolle zugewiesen ist — er spielt auf, begleitet und bewundert —, führt der weibliche Teil durchaus. Diese Mädchen und jungen Frauen reizen und locken, und ihre Hingabe steigert sich zur Ekstase. In ihren durchscheinenden, blütengeschmückten Gewändern (die der Grieche wiederum nur als Tracht der H e t ä r e kannte . . .) bieten sie sich dar, die Reize ihres Körpers bald verschleiernd, bald sie durch kühne Drehung der H ü f t e entfaltend. Viel erzählten die Griechen von der Schönheit der Etruskerinnen: davon, daß sie sich unverhüllt den Männern gezeigt und so ihre W e t t k ä m p f e untereinander ausgefochten hätten. Noch an Licymnia preist H o r a z die Kunst des Gesanges und Tanzes, den reizenden Wechsel von Sprödigkeit und Hingabe — Eigenschaften, die nach römischer Auffassung mehr der Geliebten als der Ehefrau anstanden. U n d doch besingt er Maecenas' Gattin. Schwerlich war es ein Zufall, daß dieser sich aus vornehmem Etruskerhaus herleitete. Auf männlicher Seite entspricht, daß im Zirkus der nackte Athlet danach strebt, in seiner Stärke und im Glanz körperlicher Übung sich vor den Frauen zu zeigen, einer Auszeichnung, durch sie teilhaftig zu werden. Beide Geschlechter setzen ihr Höchstes darein, voreinander ihre Vorzüge, physische Kraft oder körperliche Reize, herauszustellen. Das f ü h r t auf eine einzigartige, auch das Griechentum übertreffende Schätzung des Körperlichen. Physis erweist sich erneut als das Prinzip, das die Beziehung zwischen Mann und Frau regelt. So tritt denn ein eigenartiges Geschlecht entgegen — ein Geschlecht schöner Leiber, begehrenswerter Frauen und muskulöser Männer.' U n d doch kann man dieser Etruskerinnen nicht ganz f r o h werden. Denn ihre Schönheit bleibt eine äußerliche und körperliche. Man verwindet es nicht, daß jene andere Schönheit, deren Kennzeichen Anmut, Charme, Grazie heißen und deren Äußeres die Spiegelung eines Inneren und Höheren bedeutet, hier ferngeblieben sind.
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E i n farbiges Bild entrollt sich auf den Reliefs der etruskischen C i p p e n und S a r k o p h a g e oder auf den G r a b g e m ä l den. Liebe (amor ist wahrscheinlich ein etruskisches W o r t ) , T a n z u n d Saitenspiel zeigen eine dem T a g z u g e w a n d t e Welt. Griechischer Einfluß ist überall spürbar, aber übernommen w i r d nur, w a s der eignen F o r m sich f ü g t . In der Atellane besaß m a n die A n f ä n g e eines volkstümlichen Spiels, aber niemals w u r d e es erhöht oder weitergebildet. U n d wie diesem V o l k die Schaubühne sich zur Posse gestaltete, so entartete ihm der griechische M y t h o s unter der H a n d zur Fabulistik. D i e großen Schöpfungen der griechischen Literatur oder g a r der Philosophie haben bei den Etruskern nie W u r z e l gefaßt. Etruskische K u l t u r will dem Genuß eines schönen D a seins und seiner R e i z e dienen. Sie will das Gegengewicht schaffen zur Einstellung auf T o d , G r ä b e r , N e k r o m a n t i e , Blitzlehre und D ä m o n e n g l a u b e n , die gleichfalls etruskischen U r s p r u n g s sind. D i e G l a d i a t o r e n k ä m p f e , aus dem T o t e n kult hervorgegangen, sind mit der Zeit zum p r o f a n e n Spiel und zur Lustbarkeit geworden; durch diesen W a n d e l stellen sie die V e r b i n d u n g zwischen beiden Bereichen her, wie denn im T o t e n k u l t sich K l a g e n u n d Lachen ergänzen, wie alles Spiel a m G r a b die N e i g u n g z u m Burlesken und Überschäumenden in sich zu tragen pflegt. E i n anderes Gegenbild, das sich etruskischer Sinnengenuß geschaffen hat, trägt noch dunklere Züge. D i e starke Betonung des geschlechtlichen Lebens hängt zusammen mit der unersättlichen F r e u d e am G r a u s a m e n , an Q u ä l e r e i e n aller Art, die gleichfalls einen Wesenszug des V o l k e s ausmacht. Menschenopfer und Gladiatorenspiele finden ihr Gegenstück in den Darstellungen der Folterungen, die der Verstorbenen im H a d e s harren. W i e ein S y m b o l mutet der berühmte F r a u e n k o p f aus der T o m b a dell'Orco in T a r q u i n i i an. Selten ist etruskischer K u n s t eine vollendetere Gestaltung ihres weiblichen Ideals gelungen. A b e r auch G r a u s a m k e i t und Sinnlichkeit vereinigen sich auf diesen L i p p e n wie k a u m anderswo.
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II. R Ö M I S C H E
FORM
3. Die Götter 1. Die Funde der Val Camonica haben neues Licht auf die Frühgeschichte Italiens geworfen. Von der Einwanderung der Latiner ließen sich Verbindungslinien zur nord- und mitteleuropäischen Heimat des indogermanischen „Rest"volkes ziehen. Wie hat sich indogermanisches Erbe im Römertum ausgewirkt? In welchem Sinn darf Rom als indogermanische Schöpfung betrachtet werden? Die Fragen stellen heißt, an eine Grundtatsache des Römertums rühren. Für Italien waren die Felsbilder des Alpentals nur ein Ausklang. Die strenge Form ihrer ererbten Tektonik zersetzt sich gleichsam vor unseren Augen. N u r in der Abgeschiedenheit des Rückzugsgebietes, das die Val Camonica bildete, hielt sich dieser Ausläufer eines Stils, dessen Heimat in Südskandinavien lag; nur dort bewahrte man solche längst altertümliche Kunstübung. Eine Fortsetzung im Latium fehlt. Wie die Dorier, Genossen der Illyrischen Wanderung, so wirkten die Latiner ihr Größtes im Staat: Rom steht neben Sparta. Doch wiederum läßt sich eine Kontinuität nicht greifen. Fand der Felsbildstil keine Fortsetzung in Latium oder Rom, so besitzt umgekehrt der römische Staat keinen Vorläufer in der nördlichen Heimat der Einwanderer. Er ist in allem eine Neuschöpfung. Es zeigt sich dasselbe Bild wie in der sprachlichen Entwicklung. Auch da fehlt der geradlinige Zusammenhang. Das indogermanische Gesamtvolk (wenn es denn bestanden hat), konnte ebensowenig unmittelbarer V o r f a h r des jeweiligen Einzelvolkes sein, wie dieses sich von jenem geradewegs ableiten läßt. Damit stellt sich erneut die Frage, was indogermanisches Erbe sei. Die Götter Homers — darüber besteht kein Zwei4
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Römische Form
fei — darf m a n als eine der größten Schöpfungen indogermanischen Geistes bezeichnen. Aber weder Apollon noch Artemis, weder A t h e n a noch A p h r o d i t e tragen indogermanische N a m e n . W e n n sie gleichwohl an indogermanischem Wesen teilhaben, so d a r u m , weil sie von H o m e r neugeschaffen wurden. E r e r b t aus älterer Zeit w a r e n allein der Himmelsgott u n d seine unmittelbaren V e r w a n d t e n . Doch auch H o m e r s olympischer Zeus w a r in gleichem M a ß N e u schöpfung wie Apollon u n d Athena. Ähnlich liegt es in R o m . Einige Linien lassen sich zwischen seinen Göttern und denen ziehen, die auf den Felsbildern u n d in den Inschriften der Val Camonica begegnen. Wieder ist es der Himmelsgott, dann Sonnenrad u n d Sonnenscheibe, Gehen u n d Umlauf der Sonne, die sich zurückverfolgen lassen. D a r ü b e r hinaus erscheint der N a m e Iupiters u n d Diespiters sowie sein Genosse Sancus. Aus allgemeinen Erwägungen m a g m a n Liber u n d Libera hinzufügen. Aber erst in R o m w u r d e Iupiter zu dem v o n allem erdhaften Bezug gereinigten G o t t des kapitolinischen T e m pels: erst dort w u r d e Diespiter im flamen Dialis nach seiner vollen Bedeutung e r f a ß t u n d dargestellt. Sancus mochte geblieben sein, was er w a r , aber das „Gehen" der Sonne empfing wiederum erst im römischen Ianus N a m e u n d Gestalt. Auch Vesta auf dem Forum R o m a n u m gewinnt gegenüber dem möglicherweise anzusetzenden H e r d - und Feuerkult indogermanischer Zeit durchaus eigne Züge. Die skandinavischen Felsbilder u n d die der Val Camonica zeigen Hirschgötter u n d Verehrung des Hirsches. Sie zeigen Bilder der Dioskuren, die den elchgestaltigen Zwillingen der W a n d a l e n , den Alcis, gleichen. Wieder fehlt in R o m jede Fortsetzung. Auch dort k a n n t e man seit Beginn des 5. J a h r h u n d e r t s die Dioskuren u n d widmete ihnen einen K u l t . Aber er h a t t e nichts mit dem, was aus älterer Zeit ererbt w a r , zu tun. D e r Castorkult am Forum w a r griechischen Ursprungs u n d v o m benachbarten Ardea aus nach R o m gekommen. Dasselbe Bild ergibt sich auf anderen Gebieten. V o n N o r den mitgebracht w u r d e , wie zahlreiche Felsbilder der Val
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Camonica beweisen, das mittel- und nordeuropäische Rechteckhaus, dem homerischen Megaron entsprechend. Doch es behauptete sich in Rom nur im Kult: die Regia auf dem Forum gleicht in allen Einzelheiten den Königspalästen Homers. Überall sonst traten an die Stelle Rund- und Ovalhütten (bekannt aus den Graburnen und jüngsten Grabungen auf dem Palatin) sowie das etruskische Atriumhaus. Auch in den maßgebenden staatlichen und gesellschaftlichen Einrichtungen bestand keine Kontinuität. Weder der römische rex noch der Diktator haben etwas mit indogermanischem Volkskönigtum zu tun. Nicht einmal der pater familias war ererbt; erst das geschichtliche Rom hat ihm seine Stellung verliehen. Und doch darf man Götter, Staat und Recht Roms gleichfalls als Schöpfung indogermanischen Geistes bezeichnen. Denn weniger die Bewahrung urtümlicher Inhalte als die lebendige, ständig fortzeugende Form macht indogermanisches Wesen aus. In der Bilderwelt der Val Camonica hatte sich vieles Älteste in reinerer Form als am Tiber bewahrt. Aber solches Bewahren bedeutete Erstarrung. In Rom hingegen gab es kein bloßes Weitergeben von Überkommenem. Alles wuchs zu gestaltendem Willen, der unablässig von neuem anhob. Gerade auch da, wo er an Überkommenem seine Schöpferkraft bewährte. Nicht nur von einer indogermanischen Vorzeit setzte sich Rom als eigenwüchsiges Gebilde ab. Dieselbe Beobachtung ergibt sich, wenn man den Blick nicht rückwärts, sondern über das gleichzeitige Italien schweifen läßt. Auch seinen geschichtlichen und geographischen Nachbarn gegenüber darf Rom eine Sonderstellung beanspruchen. So stark es zuweilen seiner Umgebung verhaftet scheint, ungleich stärker prägte es seine eigne und unwiederholbare Form. 2.
Dem Römer ist Wirklichkeit weniger unter dem Bild des Seins als unter dem der Zeit entgegengetreten. Geschichte bedeutet ihm die zeitliche Abfolge einzelner, unter sich geschiedener Akte von entscheidender Bedeutung. Miteinander
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stehen sie in enger und n o t w e n d i g e r V e r k e t t u n g . D e n n in i h r e r G e s a m t h e i t o f f e n b a r t sich ein fester P l a n , die B e s t i m m u n g durch das, was v o n d e m göttlichen R a t s c h l u ß „ges a g t " —• was fatum ist. V e r g a n g e n h e i t w i r d v o n einer schicksalsmäßigen B i n d u n g u m f a ß t , die ihr Geschehen als sukzessive V e r w i r k l i c h u n g eines G a n z e n erscheinen l ä ß t . M a n h a t diese Sicht im geschichtlichen E p o s , in besonderem M a ß in V e r g i l s Aenis, w i e d e r e r k a n n t . A u ß e r in D i c h tung hat römisches Geschichtsbewußtsein im M o n u m e n t Ausdruck gefunden. Auch da o f f e n b a r t sich Z e i t als römische F o r m des geschichtlichen Sehens. W i e v o n A n f a n g an, schon f ü r P l a u t u s , der einzelne T a g seine I n d i v i d u a l i t ä t besitzt, wie e t w a T o d e s t a g und T o d e s s t u n d e in römischer G e schichtsschreibung einen einzigartigen R a n g erhalten, so erwächst auch der römischen K u n s t der i n d i v i d u e l l e geschichtliche Augenblick zu einer f r ü h e r nicht dagewesenen B e d e u tung. N i c h t im N o r m h a f t e n und allezeit G ü l t i g e n , sondern in der D a r s t e l l u n g solch individueller Augenblicke erblickte der R ö m e r seinen G e g e n s t a n d . A n die Stelle des Ü b e r z e i t lichen und Übergeschichtlichen, das dem Griechen am H e r zen lag, t r i t t der erfüllte, g r o ß e Augenblick. D u r c h das historische R e l i e f und eine ihm engstens v e r w a n d t e M a l e r e i sind sie i m m e r wieder gestaltet w o r d e n . V i e l l e i c h t noch g r ö ß e r e B e d e u t u n g als der einzelne A u g e n blick, das einzelne Geschehnis h a t die A b f o l g e v o n ihnen besessen. E i n e solche R e i h e an sich unterschiedener, aber nach festem P l a n und in zeitlichem N a c h e i n a n d e r v e r k n ü p f t e r Ereignisse — dies ins Bildliche umgesetzt, ist der S i n n des k o n t i n u i e r e n d e n Stils. S o alt wie römische H i s t o r i e n k u n s t ü b e r h a u p t , hat er in den R e l i e f s d e r T r a j a n und u n d M a r c - A u r e l - S ä u l e seinen s t ä r k s t e n Ausdruck gefunden. M a n k e n n t ihre D a r s t e l l u n g e n , in denen sich die einzelnen E t a p p e n des kaiserlichen Feldzuges spiegeln: das Ausrücken des Heeres, Marsch und Brückenschlag, der K a i s e r an der S p i t z e des H e e r e s . Es f o l g e n O r d n u n g zur Schlacht, K a m p f , Sieg und V e r f o l g u n g . A m nächsten T a g erscheinen die G e s a n d t e n der B a r b a r e n , den F r i e d e n zu e r b i t t e n ; den G ö t t e r n werden O p f e r dargebracht, die
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Tapfersten des Heeres ausgezeichnet. In solchen und immer neuen Szenen, die jeweils einen bestimmten Augenblick darstellen und unter sich in fester Ordnung folgen, begreift sich der Verlauf des Feldzuges als eines Ganzen. Diese Form der Darstellung reicht gelegentlich über Relief und Malerei hinaus. Auf dem Augustusforum waren in den Nischen der beiden Rotunden zu Seiten des Marstempels eherne Statuen aller der Feldherrn angebracht, denen im Verlauf der römischen Geschichte der Triumph zugebilligt worden war. Die Sockelinschriften verkündeten N a m e und T a t e n ; in der glanzvollen Reihe derer, die nach Augustus' Worten Rom von kleinen Anfängen zur Größe emporgeführt hatten, zog die Vergangenheit bis zum gegenwärtigen T a g am Beschauer vorbei. Audi in der Reihe der siegreichen Feldherrn, der Abfolge zugleich ihrer K ä m p f e und Größtaten, stellt sich ein Ganzes dar. Wieder tritt Roms Geschichte als ein Nacheinander entscheidender Ereignisse entgegen. Plan- und schicksalsmäßig hat sich in ihnen die Größe des Reichs vollendet. Sein Werden ist als einziger Siegeszug aufgefaßt, nur daß es sich nicht, wie auf der T r a j a n - und Marc-Aurel-Säule, als Abfolge von Taten, sondern als solche von T ä t e r n darstellt. Schließlich die Dichtung. Auch in ihr gibt es eine Schöpfung, die sich heranziehen läßt. Den Triumphatoren des Augustusforum stellt sich die Heldenschau im sechsten Buch der Aeneis zur Seite. D a erscheinen die großen Führer Roms in geschichtlicher Ordnung (sie ist nur an wenigen Stellen und da aus naheliegenden Gründen durchbrochen). Erneut gestaltet sich das Werden Roms im Nacheinander jener Männer und der Ereignisse, deren Urheber sie waren: beide bedeuten jeweils eine Etappe auf dem von Schicksal und Götterwille vorgezeichneten Weg. Er f ü h r t von den albanischen Königen, von Romulus bis hin zu Augustus und Marcellus, und dadurch, daß Aeneas die Schar der römischen Helden als ein nicht geborenes Geschlecht erscheint, das seines Eintrittes in diese Welt noch harrt, stellt sich
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ihr geschichtliches Erscheinen als Vollzug eines bereits lange zuvor u n d bis ins Einzelne festgelegten Planes dar. W a s Vergil als ein Kommendes vorüberziehen läßt, w a r auf dem Augustusforum als vollzogenes u n d in die Gegenw a r t hinein sich vollziehendes Geschehen a u f g e f a ß t . Drückt sich also in der Heldenschau der Aeneis u n d in der Feldherrnreihe die gleiche Vorstellung aus, so l ä ß t sich die Übereinstimmung auch in Einzelheiten verfolgen. Nicht nur, d a ß häufig die gleichen M ä n n e r hier wie dort erscheinen: bis in die W e n d u n g e n , mit denen der R u h m e s t a t e n in den inschriftlichen Elogien u n d bei Vergil gedacht wird, ist eine Berührung festzustellen. In Versen wie 6,813 otia qui rumpet patriae, residesque Tullus in arma viros et iam desueta agmina oder: 6,836
movebit triumphis
ille triumphata Capitolia ad alta Corintho victor aget currum, caesis insignis Achivis; eruet ille Argos Agamemniasque Mycenas ipsumque Aeaciden, genus armipotentis Achilli, ultus avos Troiae, templa et temer ata M inervae
wird m a n den besonderen T o n nicht überhören. M a n kennt diese A r t der A u f z ä h l u n g v o n T a t e n aus den T r i u m p h tafeln u n d -insdhriften, v o n den Sarkophagen der Scipionen und nicht zuletzt, wie angedeutet, aus den Elogien des Augustusforum selbst. N u r d a ß , was überall in der Vergangenheit berichtet w i r d — complura oppida de Samnitibus cepit, Sabinorum et Tuscorum exercitum fudit, pacem fieri cum Pyrrho rege prohibuit heißt es beispielsweise von Appius Claudius Caecus — bei Vergil dem Zusammenhang entsprechend ins Zukünftige gewendet ist. 3. A u d i die Vorstellungen, die der R ö m e r mit seinen Göttern verband, zeigen dieses Bild. W i e d e r ist es so, d a ß sie sich nicht als in sich ruhendes Sein, sondern in zeitlich be-
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stimmter und begrenzter Form sich offenbaren. Sie bedurften eines Aktes, um hervorzutreten, und dementsprechend waren sie selbst Handelnde und Tätige, was auch ihre Namen zum Ausdruck brachten. Vor allem war es auch hier der große Augenblick und die zeitliche Abfolge deutlich skandierter, Akte, in denen römische Gottesvorstellung sich ausdrückte. Dafür einige Beispiele. Das Leben des Iupiterpriesters, des flamen Dialis, war durch Vorschriften bestimmt, die tief in das Dasein dessen, der sich solchem Priestertum widmete, eingriffen. Sein ganzes Verhalten, bis in die kleinsten Äußerlichkeiten, war so geregelt, daß Iupiters Wesen sich in der Lebensführung seines flamen anschaulich darstellte. Sie bildete nach ihrem zeitlichen Verlauf einen einzigen Kultakt, in dem Iupiter als Gott des Himmels und Tages sichtbar Gestalt gewann. Der flamen führte im Besitz seiner Würde ein Leben, das ein an sich Überzeitliches, die Idee Iupiters, ausdrückte. Aber er tat dies unter der Form der Zeit: während des Ablaufs eines Einzellebens, das ganz dem Gott zu eigen war. Wie das Leben des flamen Dialis unter Iupiters Zeichen stand, so das der römischen Frau unter dem Iunos. Außer der großen Göttin, die über allen Frauen waltete, hatte jede einzelne von ihnen eine eigne Iuno, so wie jeder Mann seinen Genius besaß. Iuno bedeutet dem Wortsinn nach die „junge Frau", die Frau in der Blüte ihres Daseins; der Name der Göttin ist das Femininum zu iuvenis. Diese weibliche Sondergottheit stand über dem Zeitraum der Frau, da sich ihr Schicksal erfüllte, über den Jahren, darin sich ihr Lebenssinn und ihre höchste Spannkraft auswirkte. Die erfüllte und erfüllende Spanne in diesem Leben, auch dies eine zeitlich begrenzte Erscheinung, war der Sinn der weiblichen Iuno. Erneut zeigt sich: über die Betonung des Zeitlichen hinaus erweist sich der große Augenblick, die entscheidende Spanne innerhalb eines Verlaufs als das, was dem Römer am Herzen liegt. Auch in der Vorstellung der Iuno ist ein bestimmender Zeitpunkt festgehalten. Aber auch die Ab-
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folge entscheidender Akte, die im kontinuierenden Stil des Reliefs und der Malerei entgegengetreten war, besitzt in der Götterwelt ihr Ebenbild. Zu Beginn der Saatzeit vollzog der Priester der Ceres ein Opfer an die Göttin und ihre Genossin Tellus. Dabei rief er zwölf Götter an, die in ihrem Namen jeweils eine bestimmte, auf den Feldbau bezügliche Tätigkeit zum Ausdruck brachten. Da stand der „Aufbrecher" der Erdschollen neben dem „Nachpflüger", der „Sammler" der reifen Frucht neben dem, der sie barg. Alle zwölf zusammen umfaßten den gesamten Kreis der Feldarbeit, von der Aussaat bis zur Ernte. Das Besondere und das Römische dieses Kultaktes begreift sich, wenn man ein italisches Gegenstück heranzieht. Auf der oskischen Bronzetafel von Agnone ist eine lange Reihe von Gottheiten aufgezählt. Sie alle wurden innerhalb des gleichen Bezirkes verehrt, und sie alle einigte ein Band: die Bezogenheit auf die Erdmutter Ceres. Sprachlich kam dies dadurch zum Ausdruck, daß zum Namen der Gottheiten ein Beiwort gefügt wurde, das die Zugehörigkeit zu Ceres ausdrücklich hervorhob. Hier wie dort zerlegte sich Ceres' umfassender Bereich in einen Kreis beigeordneter Gottheiten. Darin stimmen Rom und der samnitische Kult überein. Doch sogleich zeigt sich eine Verschiedenheit. In Agnone erscheinen die Glieder des Cereskreises im Nebeneinander; sie gleichen Bruchstücken eines umfassenden Seinsbereiches, der sich aus ihnen zusammensetzt. In Rom hingegen wurde der Vollzug der Feldarbeit in Akte zerlegt, die sich nacheinander abspielten. An die Stelle des zeitlich unbestimmten Beisammenseins trat eine Ordnung, die eben die zeitliche Gebundenheit unterstrich. Jene zwölf Gottheiten bildeten eine Reihe aufeinanderfolgender Akte, deren Ablauf nicht verändert oder gar umgekehrt werden konnte. Und nicht nur die Abfolge der Götter, auch der Zeitpunkt ihres Hervortretens — der Jahr für Jahr wiederkehrende Beginn der Aussaat — war festgelegt.
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Der Vergleich mit griechischen Gottheiten läßt die gleiche Eigentümlichkeit der römischen Vorstellungswelt hervortreten. Fortuna und Tyche gleichen sich weitgehend. Sie sind Herrinnen des unvorhergesehenen Schicksals, des überraschenden, gleichsam launischen Glücks und des Zufalls. Fortuna vermag sich auch als Göttin eines bestimmten Ortes mit Einzelvorgängen, als Fortuna eines Crassus oder Tullius mit einzelnen Menschen zu verbinden. Ebenso offenbart sich Tyche als solche einzelner örtlichkeiten und Menschen. Die Tyche der Stadt Alexandreia oder eines hellenistischen Königs schied sich grundsätzlich nicht von dem, was auf römischer Seite entgegentritt. Und doch bestand ein Unterschied: wiederum liegt er in der Betonung des Zeitlichen. Fortuna eines bestimmten Tages — Fortuna huius diei — besaß auf griechischer Seite keine Entsprechung. Einmaligkeit eines Tages von entscheidender geschichtlicher Bedeutung und damit der ihm zugeordneten Fortuna blieb etwas ausgesprochen Römisches. Bereits für Plautus besaß der einzelne Tag seine Besonderheit und Einmaligkeit. Todestag und Todesstunde wurden von der römischen Geschichtsschreibung, der große Augenblick überhaupt von der römischen Triumphal- und Historienkunst zu vordem unbekannter Bedeutung erhoben. Auch in der Errichtung der Tempel offenbart sich dieses Verhältnis zur göttlichen Welt. Der griechische Tempel ist, wie man gesagt hat, gleichsam immer dagewesen; für den römischen ist entscheidend die Gründung. Schon die Gelobung eines solchen Heiligtums geschah zu einem Zeitpunkt, der einen besonderen, nicht wiederholbaren Charakter besaß: in einem Augenblick der Gefahr oder der Entscheidung, bei einzigartigen Anlässen wie bei einem Erdbeben. An den feindlichen Göttern vollzog man den Ritus der Evokation: man bot ihnen Haus und Kult in Rom, wenn sie ihre bisherige Heimat verließen. Diese Evokation wurde erst in dem Augenblick vorgenommen, da die feindliche Stadt sturmreif war; sie erfolgte unmittelbar vor der Entscheidung.
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In einmaligen entscheidenden Akten drängte sich alles zusammen. Die Besonderheit des geschichtlichen Augenblicks wurde von den Römern nachhaltig empfunden. Darüber hinaus lebte bei den römischen Tempeln Jahr und Tag nicht nur der Gelobung, sondern auch der Erbauung und Weihung in der Oberlieferung fort. Ganz im Gegensatz zu griechischem Verhalten, für das eine geschichtliche Bezogenheit auch dort, wo sie vorhanden war, bedeutungslos zu bleiben pflegt. Einen Schritt weiter und man stößt geradezu auf solche Gottheiten, deren ganzes Wesen auf ein Hervortreten zu bestimmter Stunde sich gründet. 4. Vor der Schlacht bei Marathon, erzählt Herodot, erschien Pan dem von Athen nach Sparta gesandten Boten im arkadischen Bergwald. Der Gott verhieß den Athenern Hilfe und forderte dafür einen dauernden Kult. Eine Wohnung unterhalb der Burg sowie ein jährliches Fest waren nach erfochtenem Sieg sein Lohn. Auch in Rom kannte man eine göttliche Erscheinung in solch kritischem Augenblick. Vor dem Herannahen der Gallier mahnte eine nächtliche Stimme, Mauern und Tore zu befestigen, und wies auf den drohenden Fall der Stadt hin. Wiederum wurde ein Kult eingerichtet. Sein Träger erhielt von der Art seines Hervortretens den Namen Aius Locutius. Dem Griechen formte sich die göttliche Erscheinung alsbald zur plastischen Gestalt. Sie wurde zum Gebieter des Berglandes, in dem die Erzählung spielt. Dagegen blieb in Rom die nächtliche Mahnung gestaltlos. Sie blieb bloße Stimme, bloßer Klang, ohne mit einem der bestehenden Götter verbunden zu werden. Das könnte ein Mangel scheinen. Aber es könnte auch sein, daß der Römer bewußt über die einmalige, an einen bestimmten Augenblick geknüpfte Mahnung nicht hinausging. Darum, weil er den geschichtlichen Augenblick, weil er Geschichte überhaupt in besonderer Bedeutung empfand; weil sie in seinem Weltgefühl mit einzigartiger Tiefe und Mächtigkeit sich gründeten.
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Dem Griechen besaß Offenbarung des Göttlichen in der Zeit nur nebensächlichen Wert. Alles enthüllte sich ihm als überzeitliches Sein. Bei den Römern war es umgekehrt. Das einmalige, zeitlich festgelegte Geschehnis erhob sich zu einem Rang, der das Sein überschattete, es aus seiner Vorzugsstellung verdrängte. Die geschichtliche Gottesvorstellung Roms trat damit dem über- und außerzeitlichen Sein der Griechengötter als eigne und in sich sinnvolle Welt gegenüber. So, wie überhaupt Sein und Zeit, Ontologie und Geschichte sich als eigne und in sich ruhende Bereiche gegenübertreten. Einen Schritt weiter führt die Bezeichnung der Gottheit als nttmen. Es wird überall dort angewandt, wo ein göttliches Handeln, ein Tätigsein oder Wirken gemeint war. Jeder Gott besaß sein numen; man weiß von einem numen Cereris, Iovis und anderen mehr. Aber auch der Gott konnte selbst als numen gefaßt werden. Weihungen, die numini Iovi, numini Apollini galten, bezeichnen solche Götter unmittelbar als göttliche Akte. Daß der Gott vornehmlich als Wirken und Tun empfunden wurde, ordnet sich dem bisherigen Bild ein und läßt sich überdies bis in die Frühzeit römischer Religion verfolgen. Ianus war nicht, wie man gemeint hat, ursprünglich die einzelne Tür. Der Name weist keinesfalls auf einen konkreten Gegenstand, sondern bezeichnete ein Abstraktum. Ianus besagt nichts anderes als das „Gehen"; seiner sprachlichen Bildung nach handelt es sich um ein Nomen actionis. Dieses Gehen war sehr weit gefaßt, so daß auch das Gehen der Sonne mit einbegriffen war. Diese als gehendes und wandelndes Gestirn erscheint bereits auf den Felsbildern von Bohuslän und der Val Camonica. Es handelt sich demnach um eine Vorstellung indogermanischen Ursprungs, aber als eigne Gottheit gefaßt und benannt wurde sie erst in Rom. Ianus begegnet, wie manche italischen Götternamen, als -K-Stamm. Auch in Ableitungen wie Ianuarius und ianua tritt dieser Stamm hervor. Ein zweiter Göttername, Consus, weist sich erneut durch die Ableitung Consualia als «-Stamm aus. Seiner Bildung nach ist der Name ein tu-
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Abstraktum, zum Verbum condere gehörig. Cond-tos wurde lautgesetzlich zu Consus. Als Bedeutung ergibt sich das „Bergen". Zwei der ältesten Götternamen kennzeichnen das Wesen ihrer Träger als Tun. Sie entsprechen darin der Bedeutung von numen, und auf umbrischer Seite begegnet in gleicher Bedeutung der "'actus. Ähnlich wie bei numen konnte von einem *actus Mars (ahtu marli Dat. Sing.) oder von Iupiter als '''actus gesprochen werden. Aber wieder erweist Rom seine Besonderheit. Was im umbrischen Iguvium entgegentritt, bleibt bloßer Akt, ohne genauere Bestimmung seines Hervortretens. Auch Ianus bedeutet sprachlich zunächst das „Gehen". In Wahrheit aber war das Beginnen im Besonderen gemeint: Ianus war Gott allen Anfangs. Ähnlich Consus, nur daß mit ihm kein Beginn, sondern der Abschluß gesetzt ist. Consus stand über dem Einbringen der Ernte, und dementsprechend fiel sein Fest auf den 21. August. Ein zweites Fest erscheint am 15. Dezember; Beziehung auf die Ernte ist hier unerweislich. Eine andere Deutung bietet sich an. Das Verbum condere in der Bedeutung „bergen" ist bekannt aus Wendungen wie lustrum condere, saeculum condere. Dann konnte das Consusfest des Dezembers nur das „Bergen" und damit den sakralen Abschluß des alten Jahres bedeuten. In Rom erscheint Somit an Stelle des zeitlosen Aktes, der in Iguvium begegnet, die zeitliche Bestimmung. Ianus und Consus bezogen sich auf Beginn und Beendigung eines Tuns. Solche Polarität der Bedeutung hat denn zu Gottesnamen geführt, die die Doppelheit auch ausdrücken. Ianus wurde als Patulcius Clusivus (Clusivius) angerufen, wobei das einstige „Gehen" sich in ein Eröffnen und Beschließen zerlegt hatte. Auch die Erdmutter erscheint als Panda Cela; sie öffnet den Schoß der Erdentiefe an bestimmten Tagen, und zu anderer Stunde verbirgt sie sein Geheimnis durch Schließen. Genius gehört seiner Bildung nach zur Wurzel * g e n - , nur war der Name nicht vom reduplizierten Praesens, sondern von der aoristischen Wurzel abgeleitet. Es war nicht der
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„Zeuger", sondern der „Er-zeuger" gemeint. Gewiß umfaßt die Geniusvorstellung die gesamte Fülle und Dauer des solchermaßen geschaffenen Einzellebens. Doch die Erzeugung wurde als entscheidender Augenblick herausgehoben. Wie Genius als Gott jeweils einem individuellen Menschen zugeordnet war, so bezog sich sein Tun auf einen individuellen und bedeutungsvollen Augenblick. Darum war dem Genius der Geburtstag, an dem die Erzeugung des Menschen kund ward, vor allem zu eigen. Genius bedeutet allem bisherigen gegenüber einen letzten Schritt. Bei Ianus und Consus handelt es sich um zeitlich bestimmte, aber in Abständen wiederkehrende Vorgänge. In Genius verdichtet sich solche zeitliche Bestimmung von der Wiederkehr zum einmalig-geschichtlichen Ereignis. Kraft und numen einer Gottheit offenbaren sich, nach Ciceros Wort, vor allem in den Prodigien. Damit bezeichnete der Römer Geschehnisse, die durch ihren ungewöhnlichen Charakter einen Hinweis darauf enthielten, daß das Einvernehmen mit den Göttern (pax et venia deorum) gestört sei. Prodigien künden keineswegs ein bestimmtes Unheil im voraus. Sie sind keine Vorzeichen, sondern beschränken sich auf den Hinweis, daß ein Verderben, dessen besonderer Charakter im Ungewissen bleibt, in kürzerer oder längerer Zeit bevorstehe. Sie bedürfen der sorgfältigsten Beachtung und Sühnung, wenn das gute Verhältnis mit den Göttern sich wieder einstellen soll. Prodigien waren, wie gesagt, göttliche Hinweise. War die Gottheit kein Sein, sondern offenbarte sich im Handeln und Wirken, so mußte die vornehmste Form solchen Wirkens jene Weisung sein, die sie den menschlichen Verehrern je und je erteilte. Und wieder offenbart sich das Römische darin, daß die eigentliche Bedeutung in dem Zeitpunkt lag, an dem die Prodigien hervortraten. Ob vor drohenden Gefahren oder weitausgreif enden Unternehmungen, ob inmitten einer scheinbaren Ruhe sich äußernd, immer war der geschichtliche Moment von höchster Bedeutung. Darum hat die römische Geschichtsschreibung zu jeder Zeit den Prodigien ihre Aufmerksamkeit zugewandt.
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Als der ältere Cato seine Art der Geschichtsschreibung von dem abzuheben wünscht, was an früheren Formen und Anfängen vorhanden war, ließ er sich, wie folgt, vernehmen. Nicht habe er Lust zu schreiben, was auf der Holztafel beim Oberpontifex stehe: wie oft Teuerung gewesen, eine Mond- oder Sonnenfinsternis eingetreten sei. Cato meinte die geweißte Holztafel, die im Amtshaus des Oberpontifex aufgestellt war, um Jahr für Jahr die Namen der Magistrate und die wichtigsten Ereignisse, vom Standpunkt jenes Priesters gesehen, aufzunehmen. Gerade die Prodigien bildeten einen wesentlichen Bestandteil dieses geschichtlichen Aufzeichnens. Dazu gehörten die von Cato genannten Himmelserscheinungen, doch auch eine Teuerung begegnet bereits 496 in der pontifikalen Uberlieferung. Sie führte zur Einführung der Gottheiten Ceres, Liber und Libera in Rom. Mit den Prodigien und ihrer Aufzeichnung stößt man auf ein urtümlich römisches Verhalten. Von Anfang an hat sich eigne Geschichte dem Römer als eine Kette von Handlungen dargestellt, die durch stetige Hinweise der Götter und unablässige Erkundung ihres Willens maßgebend bestimmt wurden. Das Bild hat sich nie geändert, aber es wurde bereichert und ergänzt. Neben die Prodigien traten Sibyllinen und etruskische Schicksalsbücher, trat die Tätigkeit der Leberbeschauer (haruspices). In älteste Zeit hinauf reichte die Vogelschau, deren Auskunft einzuholen vor keinem Staatsakt versäumt wurde. Der Beginn aller römischen Geschichte wurde in Ennius' Epos durch das augustum augurium bezeichnet. Alles ordnet sich zu geschlossenem Bild. Einer durch göttliche Hinweise bestimmten Geschichte entsprach es, wenn Roms Götter sich nicht in überzeitlicher Form, sondern in einmalig-geschichtlichen Akten offenbarten. 4. Religio 1. Über die Geschichte des Gallierbrandes und die anschließende Belagerung des Kapitols hat Polybios, wenn auch vielleicht nicht den ersten, so doch den sachlichsten Bericht gegeben. In einigem Abstand folgt die Annalistik. Ihre
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Darstellungen sind ungleich reicher, und möglicherweise geht die älteste, erhalten bei Diodor, auf C. Acilius, einen älteren Zeitgenossen Polybios', zurück. Unter den Späteren ist Livius zu nennen. Man kann die livianische Erzählung der seines annalistisdien Vorgängers bei Diodor Stück um Stück gegenüberstellen. In fast allen Hauptpunkten stimmen sie überein. Beide kennen die Belagerung von Clusium und die Teilnahme der römischen Gesandten am K a m p f ; das Auslieferungsbegehren der Gallier und dessen Ablehnung durch Rom; die römische Niederlage und die Belagerung des Kapitol. Oft geht die Übereinstimmung bis in Einzelheiten. Doch Livius enthält darüber hinaus Camillus' Eingreifen, das bei Diodor fehlt. Er gibt auch reichere Einzelzüge, die teils hinzugefügt, teils aus der diodorischen Fassung entwickelt sind. Waren in ihr die römischen Gesandten Kundschafter, so sind sie bei Livius Friedensvermittler. Wurde dort ihre Auslieferung durch den Vater des einen, der gerade Konsulartribun war, hintertrieben, so werden sie hier selbst zu Konsulartribunen gewählt. Und während Diodor die Schlacht auf das rechte Tiberufer setzte, hat Livius sie auf das linke verlegt. Aufs Ganze hin gesehen ist Livius reicher an größeren und kleineren Episoden, in der Ausmalung der Einzelheiten und in ihren dramatischen Kontrasten. Ein Meister dramatisdi-geschichtlicher Gestaltung schuf ein Gemälde, demgegenüber die ältere Darstellung verblaßt. Eine unmittelbare Bezogenheit auf Fragen, die seine Epoche bewegten, gab Livius' Worten eine Wirkung, die den zeitgenössischen Leser aufs stärkste ansprechen mußte. Doch auch über die Jahrhunderte hinweg haben sie nichts von ihrer Wirkung eingebüßt. Es zeigte sich: Livius verlegt das Schlachtfeld vom rechten auf das linke Tiberufer. Es gab eine Uberlieferung, die die Niederlage mit dem Bad» Allia, der von links in den Tiber mündet, zusammenbrachte, und danach hat Livius den ihm vorliegenden Bericht korrigiert. Jene Überlieferung fand sich in einem Denkmal, das dem augusteischen Historiker
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am H e r z e n liegen mußte. D e r römische Festkalender, ger a d e zu Livius' Zeit zu neuer Bedeutung erhoben u n d in vielen inschriftlichen Exemplaren verbreitet, gab unter dem 18. Juli die Schlacht, mit dem ausdrücklichen Hinweis, d a ß sie an der Allia geschlagen wurde. D e r dies Alliensis als geschichtliches D a t u m der römischen Fasten hat die U m gestaltung, die bei Livius vorliegt, bewirkt. Noch ein zweiter Eingriff, den Livius an seiner a n n a listischen Quelle v o r n a h m , geht auf den Festkalender zurück. Durch eine göttliche Stimme wird das H e r a n n a h e n des Feindes v e r k ü n d e t : m a n achtet ihrer nicht. Einen M a n n gibt es in R o m , der das d r o h e n d e Unheil h ä t t e meistern können — Camillus: m a n schickt ihn in die V e r b a n n u n g . Die römischen Gesandten beteiligen sich wider das Völkerrecht am K a m p f v o r Clusium. D a r a u f h i n verlangen die Gallier Auslieferung der Schuldigen, aber Senat u n d Volk verweigern sie. M a n w ä h l t sie zu Konsulartribunen u n d damit zu Führern im K a m p f gegen den furchtbaren Feind. In ihrer Verblendung ahnen die T r i b u n e n das Verderben so wenig, daß sie keine besonderen Vorbereitungen treffen. Eine Aushebung gewöhnlichen Ausmaßes, der ordentliche Magistrat anstatt der D i k t a t u r genügt ihnen. O h n e Einhaltung der vorgeschriebenen Kultbräuche eilt das H e e r in die Schlacht. Von römischer T a p f e r k e i t zeigt sich nichts: in Schrecken flieht m a n vor dem Gegner, nicht einmal das Kriegsgeschrei w i r d erwidert. D i e Flüchtenden vergessen die einfachsten M a ß n a h m e n : die T o r e bleiben vor dem nachrückenden Sieger unverschlossen. O h n e W i d e r s t a n d betritt er die Stadt, deren Bevölkerung geflohen ist. Bei D i o d o r sind diese Züge teils in abgeschwächter Form, teils gar nicht v o r h a n d e n . Alle Vorbereitungen w u r d e n in R u h e getroffen, die Stellung sorgfältig gewählt. A u d i der Feind ließ sich Zeit u n d w a r t e t e Verstärkung ab, statt wie bei Livius einer Sturmflut gleich gegen die rechtsbrüchige Stadt vorzudringen. Erst nach t a p f e r e m K a m p f entscheidet sich bei D i o d o r die Niederlage der Römer. W a s h a t Livius mit seinen Änderungen gewollt? Soviel ist k l a r : R o m hatte schwere Schuld auf sich geladen. Es h a t t e die Auslieferung
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der schuldigen Gesandten verweigert und sie obendrein noch ins Oberamt gewählt. Und es hatte die göttlichen Hinweise, die ihm rechtzeitig zuteil wurden, überhört und die religiösen Vorschriften nicht erfüllt. Solche Unterlassung wirkte sich im Tun der Maßgebenden als Verblendung und Verhängnis aus. Wie immer, so ist auch hier alles mit Fatalität erfüllt. So kommt es zur unzulässigen Einmischung der Gesandten in den Kampf vor Clusium; so kommt es zu Niederlage und Verlust der Stadt. Im Fatum verkörpert sich für den Römer der göttliche Wille im menschlichen Geschehen, dessen Vollzug nach vorausbestimmtem göttlichem Plan. Und wie fatum den Spruch oder die Ansage bedeutet, so ertönt zu Beginn die göttliche Stimme, welche den Behörden den Anmarsch der Kelten melden heißt. Gleichzeitig offenbart sich eine zweite, gleichfalls urrömische Anschauung. Im Gegenüber von göttlicher Weisung und dem „Achthaben" auf sie erfüllt sich, was der Römer religio nannte. Indem man verschmähte, auf jene Stimme zu hören, verschmähte man die Leitung seitens der Götter. Es vollzog sich, was das Gegenteil jenes „Achthabens" ausmacht, die „Nichtachtung". Statt religio zu üben, verfällt man der neglegentia. Auf diese führt Camillus in einer abschließenden Rede, die eine Sinndeutung des Geschehenen versucht, das Unheil zurück. Umgekehrt hat die Besinnung auf religio und damit auf die Götter den Wiederaufstieg des römischen Gemeinwesens bewirkt. Schon der Entschluß, das Kapitol zu verteidigen, geschieht, um den römischen Namen und mit ihm die römischen Götter zu retten. Die Heiligtümer sollen nach auswärts gebracht und ihr Kult nicht unterbrochen werden. Die Greise, die die Würden des Konsulats und des Triumphes empfangen haben, opfern sich, um nicht der Allgemeinheit zur Last zu fallen. Sie tun es in dem Augenblick, da es um die Rettung der Burg und ihrer Götter, des Senats und der wehrfähigen Mannschaft geht. Unter Vorantritt des Oberpontifex weihen sie sich, zum Wohl der Stadt und ihrer Bürger, den Unteren. 5
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Die Vestalen vergraben einen Teil der ihnen a n v e r t r a u ten Heiligtümer, einen anderen bringen sie aufs rechte T i b e r u f e r in Sicherheit. Ein Plebejer r ä u m t mit seiner Familie den Wagen, mit dem er nach Veji flüchtet, u n d bietet den geweihten J u n g f r a u e n den Platz an. Zusammen mit ihrem kostbaren G u t f ü h r t er sie nach Caere. Alles sind Züge neuerwachter religio, u n d schon setzt die H i l f e der Himmlischen ein. Göttlicher Geist ergreift Camillus, als er in seiner V e r b a n n u n g die Ardeaten zum K a m p f gegen die Gallier a u f r u f t . Heilige Gänse der Iuno, trotz äußerster K n a p p h e i t in f r o m m e r Scheu verschont, erretten das K a p i t o l vor dem feindlichen Uberfall. I m letzten Augenblick, da m a n durch G o l d z a h l u n g den Abzug des Feindes zu erkaufen sucht, behüten die Götter selbst vor der Schmach. Camillus erscheint als Retter; F o r t u n a und die Götter stehn auf seiner Seite; überraschend, wie sie an der Allia gesiegt, werden die Gallier jetzt geschlagen. Livius gibt eine geschlossene Darstellung, deren Momente Nichtachtung u n d Beachtung dessen sind, was die Götter k ü n d e n ; es sind, lateinisch ausgedrückt: neglegentia, religio u n d fatum. In ausführlicher Rede legt Camillus nach der Befreiung ihre alles bewirkende u n d bestimmende K r a f t dar. U n t e r den M a ß n a h m e n , die er trifft, stehen zwei obenan. D e r Stimme, die vor dem Anmarsch der Gallier gewarnt hatte, w u r d e unter den N a m e n Aius Locutius (worin der Hinweis auf das göttliche Sprechen u n d K ü n d e n liegt) ein Heiligtum errichtet. Gleichzeitig w u r d e der T a g der Schlacht z u m dies religiosus gemacht. D a m i t w a r ausgesprochen, daß an diesem T a g religio besonders zu üben, d a ß die V o r n a h m e v o n öffentlichen u n d p r i v a t e n Geschäften zu unterbleiben oder nur mit besonderer Vorsicht zu geschehen hatte. Als solcher T a g erscheint denn auch der 18. Juli im Festkalender. Die kaiserzeitlichen Fasten von A n t i u m geben der N o t i z eine besondere F o r m : dies Alliae et Fabiorum. Sie erinnern daran, daß am gleichen T a g , nur fast ein J a h r h u n d e r t früher, die Fabier an der Cremera vernichtet w u r den. Durch zwei Unglücksschläge hatte der 18. Juli seinen
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Charakter erhalten. Livius zeigt, daß ihm diese Verbindung gegenwärtig war. Die Fabier, die an der Cremera fast völlig ausgetilgt wurden, spielen auch in der Gallierkatastrophe eine bevorzugte Rolle. Die drei Unglücksgesandten vor Clusium waren Söhne eines Fabiers. Diodor weiß von alledem nichts. Livius geht aber noch einen Schritt weiter. Er hat nicht nur die drei Gesandten den Fabiern zugerechnet: dieselben wurden nach ihrer Untat überdies zu Konsulartribunen gewählt. Livius mußte, um dies zu bewerkstelligen, ihren Antsantritt im Hochsommer geradezu erfinden. Das zeigt, wieviel ihm an diesem besonderen Zug lag. Das völkerrechtswidrige Kämpfen vor Clusium war zugleich Nichtachtung des göttlichen Rechtes. Dadurch waren die Fabier an der Katastrophe entscheidend beteiligt, wie sie es bereits an der Niederlage an der Cremera waren. Mit der Wahl der Fabier zu Konsulartribunen nahm das römische Volk diese Schuld auf sich. Aber ein Mitglied desselben Geschlechts machte den Fehltritt, der durch „Nichtachtung" verursacht war, durch eine T a t der religio wieder gut. Er dringt durch die Reihen der Belagerer und vollzieht auf dem Quirinal eines der herkömmlichen Opfer des fabischen Geschlechtes; unangefochten kehrt er aufs Kapitol Zurück. So hilft er bei der Erneuerung der religio mit, die seinem Volk die Wiedererhebung sichert. 2.
Weitere livianische Stücke bestätigen die Grundzüge dessen, was bei der Darstellung der Gallierkatastrophe hervorgetreten war. Zu den bestimmenden Ereignissen des letzten Latinerkriegs gehört der Opfertod des Konsuls P. Decius Mus in der Schlacht bei Veseris (340). Der linke Flügel des Heeres, den er befehligte, begann unter dem Ansturm der Latiner zu weichen. In der Verwirrung rief der Konsul nach dem Oberpontifex, um mit dessen Hilfe sich selbst und das feindliche Heer den Totengöttern und der Erdmutter zu weihen. In seiner Amtstracht, verhüllten Hauptes und mit 5"
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der Hand das Kinn ergreifend, trat P. Decius quer über einen am Boden liegenden Speer. Er sprach die Worte nach, die ihm der Oberpontifex vorlas und mit denen die Weihung vollzogen wurde. Dann setzte er sich im Kriegskleid (einetus Gabinus) aufs Pferd, ergriff die Waffen und sprengte ins Kampfgewühl. Sein Erscheinen bewirkte bei den Feinden Verwirrung, sein Tod besiegelte ihre Niederlage. Nicht nur vom Konsul des Jahres 340, auch von seinem Sohn und Enkel wurde eine derartige Devotion berichtet. Im Gegensatz zu den Modernen hat kein Römer daran gezweifelt, daß der Konsul von 295 dem Beispiel seines Vaters gefolgt ist. Accius in seiner Praetexta ließ den Sohn sich auf die Tat des Vaters berufen. Man glaubte auch Lieder zu kennen, die die Soldaten bei dem Triumph des Q. Fabius, überlebenden Siegers von Sentium, sangen. Die Decier standen unter eignem Gesetz. Man empfand es als Bestimmung des hervorragendsten Geschlechtsmitgliedes, im entscheidenden Augenblick sich für den Staat zu opfern. Jeder Träger des Namens, der sich in solcher Lage sah, vollzog als bindende Verpflichtung, was das Fatum ihm kündete und befahl. Im Gegensatz zu Griechen und Italikern hatten die Römer auf Götter- und Heldensagen bewußt verzichtet. An die Stelle des überzeitlichen Mythos trat eine andere Form, die sich im zeitlichen Geschehen entfaltete. Darum war aller römische Mythos geschichtlich. Der eignen Vergangenheit entnahm der Römer die Normen seines Handelns: als mos maiorum, als Ruhmes- und Heldentat der Väter. Gewesenes formte sich ihm zu gegenwärtigem Tun, das zugleich geschichtsgebunden war und Geschichte schuf. Die Decier wurden damit zu Vertretern römischer religio. Für sie gab es ein „Achthaben" eigner Art, das sich gleichwohl dem Gesamtbild römischen Verhaltens einordnet. Es umgriff Ruhm und Verpflichtung dieses Geschlechtes, die einzigartige Lage und den entscheidenden Augenblick zu erfassen, darin es galt, das Leben freiwillig dem Staat darzubringen. Nicht erst mit der Devotion des ersten Konsuls
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begann ihr Heldentum. Als Tribun hatte derselbe Decier durch todesmutige Opferbereitschaft das Heer aus samnitischer Umzingelung gerettet. Zweimal erhielt er die Graskrone, und während des Triumphes erklang Decius' Name und T a t im Soldatenlied neben denen der Konsuln. Die Männer dieses Geschlechts waren Todgeweihte, und durch göttlichen Hinweis davon unterrichtet, vollzogen sie würdig und klaglos, was das Fatum ihnen bestimmt hatte. Ein Traumgesicht verkündete dem ersten Decier in seiner Jugend das ruhmvolle Ende. Ein anderes Gesicht weissagte ihm und seinem Amtskollegen vor der Schlacht, jenes Heer werde siegen, dessen Führer sich und den Gegner den Unteren weihe. Als Decius der Sohn die T a t seines Vaters feierte, kündete er gleichsam die seine an. Man erhält den Eindruck, diese Männer hätten sich dem göttlichen Schicksalsvollzug nahe gefühlt. Die willige Unterordnung unter der Götter Geheiß spricht sich endlich in der Art aus, wie sie die Gebote der religio vollzogen. Mit Umständlichkeit schildert Livius die Riten, die der Akt der Devotion verlangt. Unter sorgfältiger Beachtung der religiösen Verpflichtungen opferte der erste Decier, nachdem er die Graskrone gewonnen, Mars einen weißen Stier sowie weitere hundert Tiere, die zuvor von den erretteten Kameraden ihrem Helfer dargebracht worden waren. Bei der Beratung des Ogulnischen Gesetzes, das für die Plebeier den Zutritt zu den Priesterstellen forderte, gab die Stimme des P. Decius Mus den Ausschlag. Als er an den Heldentod seines Vaters erinnerte, der, obwohl kein Patrizier, von den Göttern als Opfer angenommen wurde, mußte jeder Widerspruch verstummen. Zuweilen vermag religio sich zu einem regelrechten Wettlauf um die göttliche Gunst zu steigern. Den Gegner zu überholen, vor den Göttern zu benachteiligen und so deren Hilfe sich zu sichern, waren die Mittel, mit denen der Besiegte von Caudium die Römer ihrer Schmach entriß und ihnen den kommenden Sieg sicherte. Auch davon hat Livius ein ausdrucksvolles Gemälde bewahrt. Nach wiederholten Niederlagen verläßt die Samniten
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der Mut. Das Volk rottet sich zusammen und begehrt auf: der Krieg gegen Rom sei ungerecht, gegen die bestehenden Verträge unternommen, und man kämpfe mehr mit der Feindschaft der Götter als mit der der Menschen. Der allgemeine Unwille nötigt die samnitischen Praetoren, den Urheber des Krieges den Römern auszuliefern und mit ihm die Beute, die Gefangenen. Da der Betroffene dem durch eigne Tat zuvorkommt, wird seine Leiche den Römern angeboten. Doch die Römer lehnen ab. Sie begnügen sich mit den Gefangenen und einzelnen Beutestücken. Die samnitische Gesandtschaft kehrt unverrichteter Sache zurück. Aber ein neuer Führer, Gaius Pontius, versteht der Entmutigung zu begegnen. Der irdische Rechtsstreit sei erfolglos ausgegangen. Aber anders stehe es mit dem vor den Göttern. Die Samniten haben alles getan, was in ihrer Macht stand, um den Göttern gegenüber die Schuld zu sühnen. Damit ist der Krieg zu einem bellum iustum, sind die Waffen zu pia arma geworden. „Denn", so ruft Pontius aus, „es kommt bei den menschlichen Dingen vor allem darauf an, ob man mit den Göttern oder gegen sie handelt. Darum wisset, daß wir früher mehr den Göttern als den Menschen unterlagen, daß wir jetzt unter der göttlichen Führung selbst kämpfen werden." Der Kampf beginnt von neuem, und die Römer erleiden die Katastrophe von Caudium. Das römische Heer geht unter das Joch; ausgeplündert und waffenlos zieht der geschlagene Haufe der Heimat zu. Im Senat wird der gewesene Konsul Sp. Postumius zur Rechenschaft aufgefordert. Er führt den Nachweis, das Volk sei durch den Vertrag bei der Kapitulation nicht gebunden. Nur eins sei nötig, daß die Konsuln nackt und gefesselt durch die Fetialen dem Feind ausgeliefert würden. Damit werde das Volk von jeder religio befreit. Weder menschliches noch göttliches Recht stehe fürderhin im Wege, quominus iustum piumque ineatur bellum. Was die Samniten zuvor versucht hatten, wiederholt sich auf römischer Seite. Mit feierlicher Formel, in der auf die Ungültigkeit des Vertrags hingewiesen wird, übergeben die Fetialen den
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schuldigen Konsul und seine Amtsgenossen dem Feind. Erneut fragt sich, wie die Gegner sich verhalten mögen, ob die Samniten gleich den Römern die Auslieferung ablehnen werden oder nicht. D a geschieht etwas Unerwartetes. Postumius ist durch die Auslieferung an den Feind selbst Samnite geworden, und als solcher vergreift er sich tätlich am römischen Fetialen. Mit lauter Stimme ruft er aus, er sei samnitischer Bürger, und als solcher habe er den Gesandten gegen das Völkerrecht angetastet. Sogleich zieht er daraus die Folgerung. Denn hat bereits die Auslieferung der Konsuln die Voraussetzung f ü r ein iustum bellum geschaffen, so kommt der Rechtsbruch des nunmehrigen Samniten hinzu, um die römische Stellung in diesem seltsamen Prozeß vor der Götter Schiedsgericht zu stärken: eo iustius bellum gesturos. Damit ist Unwiderrufliches geschehen, und nichts vermag die einmal geschaffene Lage zu verändern. Zu spät verweigert Pontius die Annahme der Konsuln. Er besteht auf Ausführung des Vertrages, beruft sich auf sein gutes Recht und geißelt die Hinterhältigkeit der Römer. Er ruft die Götter an, und doch bleibt alles, was er vorbringt, wirkungslos; in seinen leidenschaftlichen Worten macht sich nur der Ärger des Geprellten Luft. Was Postumius getan und clara voce festgelegt hat, läßt sich nicht mehr beseitigen. Nicht nur kehren die Konsuln unbehelligt nach Rom zurück: die Römer haben dem Gegner den Vorteil abgewonnen, sie haben im Wettlauf um der Götter Gunst gesiegt. Im festen Bewußtsein des kommenden Sieges erneuern sie den Kampf. 3. I n H o r a z e n s letzter Römerode findet sich das bedeutungsvolle W o r t : „Wenn du den Göttern dich fügst, bist du H e r r ! " An den „Römer" gerichtet, betont es die innere und ursächliche Verknüpfung von Herrschaft und einem SichFügen unter den göttlichen Willen. Was damit gemeint war, entnimmt man den Beispielen, an denen H o r a z die entgegengesetzte H a l t u n g verdeutlicht. Die Vernachlässigung der Götter hat Italien viel Leid gebracht, heißt es im Anschluß an den eingangs angeführ-
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ten Vers. Solche „Vernachlässigung" hatte jenes positive T u n zum Gegenüber, das zu den zentralen alles römischen Verhaltens gehört: religio. Dieses W o r t enthält bereits der sprachlichen Bildung nach den Gegensatz zur „Vernachlässigung". U n d religio ist gemeint, wenn H o r a z sein Volk diesen Göttern sich fügen heißt. In ihr liegt die Grundlage römischer Herrschaft beschlossen. Die Forderungen der Götter aber — und dies ist das Zweite — werden den Menschen durch maßgebende H i n weise zuteil. Auf sie hat er zu hören und sie zur Ausführung zu bringen. D a r u m wendet sich Horaz, wenn er dazu aufruft, den Göttern wieder Ehre zu erweisen, in feierlicher, an den Götterspruch gemahnender Form an seine Mitbürger. Er selbst spricht das Schicksalswort und setzt durch dieses W o r t das Fatum; als Seher und Künder, als vates tritt hier der Dichter vor sein Volk hin. Man kann an das delphische Orakel erinnern, das Livius die Römer vor der Eroberung Vejis einholen läßt. Neben anderem steht da die Aufforderung, ererbte Kulte, deren Ausführung man unterlassen hatte, in alter Weise herzustellen; auch hier ist dies Vorbedingung des Erfolgs. Und wiederum erscheint ein maßgebendes Geheiß, diesmal aus göttlichem Mund. Die Mahnung an den „Römer", die das Orakel einleitet, verbindet es mit der Redeform, die H o r a z in gleicher Lage gewählt hat. Doch religio erschöpft sich nicht in der Erfüllung kultischer Forderungen. Auch dafür liegt ein livianisches Zeugnis vor, und sein Zusammenhang mit Horazens Worten ist immer bemerkt worden. Die Rede, mit der Camillus vor dem Verlassen der durch die Gallier zerstörten Stadt warnen läßt, gründet sich auf den Begriff der religio. Abermals verbindet sie sich mit dem Wohlergehen und der Größe Roms. Man brauchte nur auf den Verlauf der letzten Jahre zu blicken, heißt es da, daß alles f ü r die Römer günstig verlief, wenn man „den Göttern folgte". Umgekehrt schlug es zum Nachteil aus, sobald man ihrer nicht achtete. Unter den Beispielen, die Livius
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seinen Helden nennen läßt, erscheinen solche aus dem Kult. Aber sie erscheinen nicht allein. Das feindliche Veji wurde erobert, weil man auf die Mahnung der Götter gehört hat, aber die gallische K a t a strophe dadurch verschuldet, d a ß man die himmlische Stimme überhörte, die der Feinde Ankunft verkündete. Auch diese Stimme, indem sie „sprach", setzte das Fatum. Sie war es, die bei Livius das Geschehen ins Rollen bringt. Die Römer haben versäumt, auf diesen Hinweis zu achten, und Folge war das Hereinbrechen des Strafgerichtes: die Niederlage an der Allia und die Zerstörung der Stadt. Achtet man jedoch der göttlichen Zeichen und Kundgebungen, so f ü h r t man aus, was Bestimmung ist. Der Römer wird zum vollziehenden Organ des Fatum. So wurde Veji erobert, und so wird es zur Wiedererhebung Roms kommen. Die Hinweise, die den Willen des Fatum künden, haben bereits einmal den Sieg gebracht; sie werden es weiterhin tun, wenn der Römer sich ihnen fügt. Denn wie der vergilische Aeneas durch der Götter Spruch und Ansage, die ihm sein Schicksal setzten, nach Latium geführt wird, so stehen dieselben Mächte seinen Nachkommen zur Seite, um sie bei ihrem T u n und Fortschreiten zu geleiten. Sprüche der Sibylle und Prodigien, die ihre Befragung veranlassen, auch Gutachten der etruskischen Leberbeschauer folgen der römischen Geschichte in ihrem ganzen Verlauf. Sie unterrichten dieses Volk beständig über sein Verhältnis zu jenen Mächten, die das Fatum bestimmen. Sie lenken jeden der Schritte Roms, denn sie bieten maßgebende Hinweise darauf, was man jeweils zu tun und was man zu lassen habe. Indem die Römer ihrerseits das ausführen, was sie solcherart geheißen werden, indem sie „den Göttern folgen", sind sie Herren der Welt. Das ist der eigentliche und tiefste Sinn des horazischen Wortes, das zuvor angeführt wurde. Religion hat eine viel weiter reichende Bedeutung f ü r Staat und Politik besessen als man gemeinhin annimmt. Sorgfältige unablässige Verehrung der Götter bildete f ü r römische Auffassung Voraussetzung des Aufstiegs und
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der Herrschaft. Kennzeichnend dafür ist die feierliche Kriegserklärung, die man durch den pater patratus vornehmen ließ. Den Beistand der Götter zu gewinnen und den Gegner bei ihnen ins Unrecht zu setzen, bildet den Sinn dieses Rechtsverfahrens. Deshalb auch wurden nach gewonnenem Krieg die Götter selbst als Sieger gefeiert. Nicht der siegreiche Feldherr, der nur Werkzeug des göttlichen Willens war, sondern Iupiter selbst fuhr im T r i u m p h aufs Kapitol. D a r u m trug auch der Triumphator den O r n a t des Gottes, färbte sich das Gesicht mit Mennig, um in seiner roten H a u t f a r b e dem archaischen Kultbild Iupiters bis aufs letzte zu gleichen. Aber nicht nur die kultischen Begehungen, auch die Erfragungen und Kundgebungen des göttlichen Willens besaßen weitreichende Bedeutung f ü r Roms Staatsführung. Wunder und Vogelzeichen, Orakel und Leberschau, H i m melsbeobachtung und Vogelflug durchzogen das gesamte öffentliche Wesen. Indem sie das Fatum setzten oder erkundeten, legten sie den Grund zu staatlicher Sicherheit und zu staatlichem Wohlergehen.
4. Wie stark und entscheidend die göttlichen Weisungen in römisches Leben eingegriffen haben, läßt sich am Verhalten der einzelnen Persönlichkeit fassen — insbesondere an der Persönlichkeit überragenden Ranges. Von Augustus berichtet Sueton Einzelzüge, die nach ihrer Seltsamkeit und Genauigkeit nur auf wirkliches Wissen zurückgehen können. Mit Erstaunen vernimmt man von der Gewitterfurcht des Kaisers; von Gesichten, die ihn besonders im Frühjahr heimsuchten; von Träumen, deren Mahnungen er Folge leistete. Die Vogelschau hat er genau beachtet, u n d seine Vorsicht ging so weit, daß, wenn er morgens den verkehrten Schuh angelegt hatte, er dies als unheilbringendes Zeichen betrachtete. Anderes kommt hinzu, unter ihnen die (für uns fast belustigende) Geschichte von dem Bauern Eutychos und seinem Esel Nikon. Ihm begegnete er am Morgen seiner größten Schlacht, und das
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w a r diesem R ö m e r G r u n d genug, u m ihnen beiden, Mensch und Tier, als Bringern glückbringender N a m e n u n d K ü n dern des Siegs, eherne Statuen zu errichten. Vielleicht noch m e r k w ü r d i g e r in alledem ist Sulla. Die Berichte über Vorzeichen, die ihm zuteil w u r d e n , durchziehen Plutarchs Biographie. Es besteht kein Zweifel, d a ß das Wissen um diese Dinge auf Sulla selbst zurückging; in seinen hinterlassenen D e n k w ü r d i g k e i t e n hatte er d a v o n berichtet. Sulla hat sich unter der Leitung u n d u n t e r dem Schutz der Götter gefühlt, die ihn auch durch ständige Weisung d a v o n unterrichteten, was er zu t u n hatte. I n diesem Sinne ist zu verstehen, wenn er das „Glück" höher schätzte als das menschliche Vermögen. D e n n was er sich darunter dachte, h a t er einmal klar ausgesprochen: Glück w a r ihm nichts anderes, als auszuführen, was der G o t t ihm geboten hatte. Ü b e r h a u p t hat es mit Sullas Glück seine besondere Bewandtnis. N a c h Plutarchs W o r t e n k ö n n t e es scheinen, als sei damit Tyche gemeint. Also jene mächtige, aber stets wandelbare Gottheit, die nach unerforschlichem Gesetz bald das Gelingen verleiht, bald es versagt; die heute erhebt, um morgen zu stürzen. Aber derselbe Plutarch bemerkt, daß die griechische Ubersetzung des Beinamens Felix, den Sulla sich zulegte, nicht den Günstling der Tyche meinte. Er brachte vielmehr z u m Ausdruck, d a ß sein T r ä g e r unter dem Schutz u n d der H u l d der A p h r o d i t e stand. Auch das lateinische W o r t besagte nicht, d a ß der so Bezeichnete der plötzlichen u n d u n e r w a r t e t e n Gaben der Tyche teilhaftig werde. Er meint das Fruchtbare u n d Schöpferische, das, was immerf o r t unter der G ö t t e r Schutz steht, u n d damit nicht so sehr das augenblicklich als das dauernd Glückliche. Auch hier mündet alles in jene Anschauung, die sich als eigentlich römische erwiesen hat. Als Letzter ist der ältere Scipio zu nennen. Schon zu Lebzeiten umgab ihn eine sagenhafte K u n d e , wonach er kein U n t e r n e h m e n beginne, ohne zuvor Iupiters R a t eingeholt zu haben. M a n glaubte von ihm, daß er um die Z u k u n f t wisse und alles auf R a t der Gottheit tue W a s
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damit gemeint war, ist deutlich. Scipio erhielt durch seinen Umgang mit dem höchsten Gott Einblick in den Ablauf des Fatum, das seinerseits nichts anderes ist, als was Iupiter „gesagt" und damit festgelegt hat. Diesen Ablauf, dem der Römer als „Iupiters Fatum" bezeichnen kann, setzt der Gott, indem er ihn vor Scipio ausspricht. Größe dieses Römers ist, d a ß er dessen achtet und so um das weiß, was dem göttlichen Mund an Spruch und Schicksal entströmt. Indem Scipio vollzieht, was das Fatum will und ihn zu tun heißt, wird er zum Organ von Iupiters Planung. Er wird zum Werkmeister an der Größe Roms. Es macht das Wissen des großen Mannes aus, daß er nicht von augenblicklichen und persönlichen Belangen bestimmt wird, sondern von der Vorwegnahme des als kommend Erkannten. Indem Scipio um das Fatum weiß und danach handelt, tut er, was geschehen wird und geschehen muß. Sein Handeln ist Abbild des Römertums selbst. Was Scipio nach römischer Anschauung derr Sieg —• gerade auch über Hannibal — verlieh, eben dies gaib dem Römertum als Gesamtheit Stoßkraft und Unwiderstehlichkeit. Nämlich das Bewußtsein, Wegbereiter des Fatum zu sein und damit einer Ordnung und eines Reiches, dessen Werden von den Göttern selbst gewollt war. Dieses römische Bewußtsein, das sich gleichmäßig in Bezeugungen, Einrichtungen und an der großen Einzelpersönlichkeit dargestellt hat, schließt ein Zwiefaches in sich. Einmal zeigt sich ein fast demütiges Verhalten gegenüber dem eignen T u n und der eignen Geschichte, insofern man weiß, daß die Götter die Herren sind. In drei Dingen haben die Römer, einem W o r t Ciceros zufolge, alle anderen Völker übertroffen: in der Frömmigkeit, in ihrem „Achthaben" auf die Götter und in ihrem besonderen Wissen darum, daß diese Götter durch ihr Wirken alles lenken. Auf der anderen Seite aber bedeutet das Bewußtsein, Werkzeug zu sein, zugleich das andere, daß man Träger einer geschichtlichen Sendung ist. U n d dies erhebt die Römer zu einer einzigartigen, auserwählten Stellung. Indem sie den Göttern sich fügten, sind sie die Herren der Welt geworden.
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III. DIE K Ü N D E R 5. Vates 1. „In meinem sechsten und siebten Konsulat habe ich, nachdem ich nach Auslöschung der Bürgerkriege durch den consensus universorum in den Besitz der Allgewalt gekommen war, die res publica aus meiner Befugnis in die Entscheidung des Senats und des römischen Volks übertragen." So lauten Augustus' Worte im 34. Kapitel des Monumentum Ancyranum, mit denen er das Wesen des Prinzipats umreißt. Im consensus omnium, dem innerhalb des Satzes entscheidende Bedeutung zukommt, wollte man eine Eidesleistung der Reichsbevölkerung erblicken; das konnte bündig widerlegt werden. Soviel ist deutlich: der consensus bedeutete keinen formellen staatsrechtlichen Akt. Darum ermangelte er aber keineswegs der tatsächlichen Wirkung, und nicht nur Augustus, auch die folgenden Kaiser haben sich immer wieder auf ihn bezogen. So viel glaubt man zu erkennen, daß der Kaiser sich auf Kräfte beruft, von denen er sich getragen glaubt und daß er darin die Berechtigung erblickt, von seiner potestas, seiner Amtsbefugnis zu sprechen. Die zugrunde liegende Vorstellung genauer zu bestimmen erlaubt die reiche Bezeugung, die vor allem bei Livius sich findet. Nach Abfassung der Zwölftafeln legen die Decemvirn ihr Werk dem Volk zur Abstimmung vor. Jeder wird zur Meinungsäußerung aufgefordert: erst nachdem man Zustimmung und Kritik vernommen, wird das Ganze den Komitien zur Beschlußfassung unterbreitet. Livius äußert sich dahin, die Gesamtheit des römischen Volkes habe die Gesetze nicht nur gutgeheißen, sondern durch vorherige Zustimmung aller gleichsam selbst beantragt. Der consensus findet demnach im Beschluß der Komitien seinen gesetz-
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liehen Abschluß, fällt aber mit ihm nicht zusammen. Er bildet, obzwar formlose Willensäußerung, die Voraussetzung. An anderer Stelle werden die Konsulatribunen, „besiegt durch die Zustimmung aller'', genötigt, Wahlversammlungen anzusetzen und zugunsten ihrer neuerwählten Nachfolger vorzeitig aus dem Amt zu scheiden. Erneut kommt darin die Kraft des consensus omnium zum Ausdruck. Er bildet eine unformelle, aber wirksame politische Macht, die ihrerseits die Voraussetzung eines staatsrechtlichen Aktes darstellt und durch ihn bestätigt wird. Durch consensus omnium beruft man auch den verbannten Camillus zum Feldherrn. Vorher befragt man aus Gewissenhaftigkeit den Senat, der Camillus' Ernennung zum Diktator zustimmt. Hier vollzieht der unformelle consensus, was sonst nur dem im Amt befindlichen Magistrat zustand. Er führt zur Wahl und Bestallung des Staatsführers. Es ist kein Zufall, daß der consensus omnium innerhalb der Annalistik bei Livius und nur bei ihm erscheint; daß er vornehmlich in der ersten Dekade auftritt. Die Darstellung der altrömischen Geschichte hat Livius vor allem mit Vorstellungen erfüllt, die er der eignen Zeit entnahm. Auch im consensus spiegelt sich das Erlebnis der augusteischen Gegenwart. Sie erkannte in dem Bewußtsein und klaren Herausstellen dessen, was die Gesamtheit empfand, Begründung und Ziel ihres Tuns. Augustus selbst maß, an der eingangs angeführten Stelle des Monumentum Ancyranum, dem consensus universorum entscheidende Bedeutung bei. Getragen von der einheitlichen Zustimmung aller ist er in den Besitz der Allgewalt gelangt. Es war der universus populus Romanus, der sich so äußerte, und schon Cicero gebraucht die Wendung, daß omnes cives consentiunt. Bei Camillus und bei Augustus begründet der consensus der Bürgerschaft eine rechtliche Gewalt (potestas). Nicht durch formellen Akt, wohl aber durch das lebendige Wollen der römischen Gesamtheit. In beiden Fällen handelt es sich um Berufung des Staatsführers. Sie erfolgt hier wie dort durch die Zustimmung
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aller, aber der umstürzende Akt wird gemäßigt durch die Beachtung, die das derart berufene Staatsoberhaupt den bestehenden Einrichtungen zollt. Camillus (so lautet für Livius die wahrscheinlichste Überlieferung) trat den Oberbefehl nicht eher an, als bis er die gesetzliche Bestätigung seiner "Wahl erhalten hatte. Ähnlich Augustus: er legt sein durch consensus erhaltenes Führungsamt in die Hände des Senats zurück. Aber nur, um von ihm Ehrungen zu empfangen, die der folgende Satz seines Rechenschaftsberichtes aufzählt, darunter den Titel Augustus selbst. Auch die Bestellung zum curator legum et morum und der Name eines pater patriae wurde Augustus durch solchen consensus angetragen. Auf der anderen Seite hatte der consensus populi einst Octavian zum vorübergehenden Vergleich mit Sextus Pompeius gezwungen. Die abwehrende und verhindernde Kraft des consensus hatte sich auch bei Livius gezeigt. Caesar läßt durch consensus der ganzen Provinz Cotta aus Sardinien vertreiben, durch den der Antiochener Pompeius aus dieser Stadt ausgeschlossen wird. Rückwärts führen mancherlei Fäden in republikanische und altrömische Zeit. Der Zusammenhang mit Vorstellungen wie dem vom consensus omnium bonorum, der concordia ordinum und ihren bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts hinaufreichenden Wurzeln ist deutlich. Aus den Kämpfen um das Gabinische Gesetz ist eine Anekdote bewahrt, die zeigt, daß auch der princeps civitatis durch solchen consensus bestellt wurde. Dieser hatte festzustellen, wer nach Ausscheiden des bisherigen Princeps — es handelt sich um Pompeius — sein Nachfolger werden könnte. Wiederum knüpft sich die Verbindung zu Augustus. Noch weiter zurück führt das Scipionenelogium: hone oino ploirume duonoro optumo Luciom Scipione . ..
consentiunt fuise viro
Romane
Man ist damit auf eine uirömische Vorstellung gestoßen — urrömisch sowohl nach Alter als auch nach Wesen. Sie erscheint in einem der frühesten Denkmäler römischer Dich-
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tung: sie war mächtig genug, um nach zwei Jahrhunderten die ideologische Grundlage des Prinzipats abzugeben. 2. Hier schließt sich eine Vorstellung an, die für die augusteische Zeit gleichfalls von grundlegender Bedeutung war: die des vates. Vergil und Horaz haben diese Bezeichnung in vollem Bewußtsein ihrer Bedeutung beansprucht und getragen; noch Ovid hat gemeint, sie sich zulegen zu dürfen. Vates war vermutlich ein keltisches Lehnwort. Das besagt, daß es den Römern erst nach dem Galliereinbruch in Italien zugekommen sein kann. Das erhöhte Wissen um die göttlichen Dinge, das Schauen im Rausch war die ursprüngliche Bedeutung von vates. Das Wort gehört zu deutschem Wut und zum Namen des Wodan, und seine Einführung läßt sich von der des stabreimenden Spruches in Italien, des Carmen, nicht trennen. Alle stabreimende Dichtung sei Wodandichtung, hat man gesagt. Auf die veränderten Verhältnisse Roms übertragen, besagt das, daß vates und Carmen von Anfang an zusammengehörten. Als Pontius die Samniten zum Widerstand gegen Rom aufruft, da läßt Livius ihn gleich einem vates sprechen (vaticinatus). Die Worte, die Pontius in den Mund gelegt werden, besitzen eine besondere Stilisierung. Stabreimende Wortpaare begegnen an allen entscheidenden Stellen und bestimmen den Eindruck des vaticinari, der Livius am Herzen liegt. Diese paarigen Stabreime sind über die ganze Rede verstreut: satis scio — perfunctos iam fato — tibi tuarum — neque populum neque privatum — alienae adcumulatae — domini deditionem — adversis agant — ducibus ipsis diis. Von Anfang an steht das Wort des vates neben anderen Weissagungen, in denen die Gottheit ihr Geheiß den Menschen kundtut. Ein berühmter Vers des Ennius nennt den Gesang der vates zusammen mit dem der Fauni. Faunus ist hier als der Gott der geheimnisvollen Stimmen verstanden, die im Wald und im unberührbaren Draußen
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ertönen. Hierdurch und durch seine Vorhersage des Zukünftigen erteilt er den Menschen Weisung. Mit diesem Sprechen der Gottheit war, so zeigte sich, der Begriff des Fatum verbunden, und solche Verbundenheit drückt sich auch darin aus, daß der gleiche Faunus daneben als Fatum oder Fatuclus erscheint. Eine oskisdie Inschrift aus Aeclanum hat gezeigt, daß dieser Gott auch in Samnium bekannt war. Wenn auf den Iguvinischen Tafeln das templum der Augurn als verfale erscheint, so zeigt die Verwandschaft mit verbum, daß auch die Umbrer die Vorstellung eines göttlichen Sprechens, einer göttlichen Aussage kannten. In der oskischen Anagtia ist nach Ausweis des Namens eine solche Ansage oder Stimme verkörpert, ähnlich dem Aius Locutius in Rom. Hier ist der vates anzureihen, wenigstens seiner ältesten Erscheinungsweise nach. Der Anspruch, Prophet des Gottes zu sein, hat zu seinem Bild von Anfang an gehört. Und wie derartige Propheten sich überall der gebundenen Rede bedienten, vor allem des Hexameters, so auch der vates. Nur daß seinem vermutlich keltischen Ursprung entspricht, daß er sich ursprünglich in dem stabreimenden Spruch oder carmen äußerte, das von alters her bei Kelten und Germanen heimisch war. Augusteische Zeit hat den Begriff des vates nach langer Vernachlässigung aufgenommen und zu neuem Leben erweckt. Sie setzte zunächst fort, was ihr vorgegeben war. Sicherlich ist es kein Zufall, daß Horaz, der wie kein anderer vates zu sein beanspruchte, seiner Gedichtsammlung den Titel carmina gegeben hat. Auch da wurde Überkommenes aufgegriffen und mit neuem Blut erfüllt. In seinen carmina läßt sich Horaz als vates vernehmen. Nicht nur beide Begriffe waren ererbt, sondern auch ihre Verbindung. Daß dem so ist, bestätigt Livius. Im vaticinari des Pontius sind vates und canere, das Grundwort für Carmen, vereint. Nur daß Horazens Umwertung von Carmen noch unbekannt ist; es ist für Livius noch der stabreimende Spruch der älteren Zeit. 6
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Auch der P r o p h e t des G o t t e s w i r d durch H o r a z erneut a u f g e n o m m e n . I n einem seiner größten Gedichte scheut er d a v o r nicht zurück, als der v o n den M u s e n ekstatisch erregte Seher v o r seine Z u h ö r e r hinzutreten. D i e s e s W a g n i s geht über die W i e d e r a u f n a h m e eines nur literarisch ü b e r k o m m e n e n B i l d e s w e i t hinaus. E s o f f e n b a r t sich v i e l m e h r eine u n e r w a r t e t e Bereicherung jener ohnedies hochgesteigerten H a l t u n g , mit der der sacerdos Musarum v o r sein V o l k hintritt. N i e m a n d w i r d d a r a n z w e i f e l n können, d a ß H o r a z hier ein T i e f s t e s u n d L e t z t e s über sich u n d seine B e r u f u n g ausgesprochen h a t . D e r a l t e u n d ursprüngliche A n s p r u c h des vates ist, w e n n auch in z e i t g e m ä ß e r F o r m , erneuert. In der gleichen O d e , in der H o r a z als gottbegeisterter Seher seinen Z u h ö r e r n g e g e n ü b e r t r i t t , h a t er sich nicht nur über die b e s o n d e r e F o r m seines D i c h t e r t u m s , s o n d e r n auch über sein V e r h ä l t n i s z u m P r i n z e p s geäußert. E s mochte naheliegen, sich auch d e m H e r r s c h e r gegenüber a u f den göttlichen U r s p r u n g seines A m t e s als vates z u b e r u f e n . Doch H o r a z h a t sich in a n d e r e r F o r m ausgesprochen. N i c h t d e r Dichter ist es ( w i e m a n e r w a r t e n k o n n t e ) , d e r C a e s a r nach seinen M ü h e n erquickt, ihm bei seinen T a t e n R a t spendet, s o n d e r n die M u s e n . A b e r sie sind es zugleich, die in d e m Dichter w i r k e n u n d i h m seinen R a n g verleihen. D e r gleiche göttliche G e i s t , der die D i c h t u n g geschaffen h a t , ergreift auch v o n d e m H e r r s c h e r B e s i t z , l e n k t ihn u n d sein T u n . D e m g e g e n ü b e r , d a ß A u g u s t u s sich d e m G e i s t der M u s e n nicht verschlossen h a t , bleibt v o n g e r i n g e r e r B e d e u t u n g , o b d e m Dichter als i n d i v i d u e l l e r P e r s o n die M i t t l e r r o l l e z u f ä l l t . H a t er doch dieses D i c h t e r t u m nicht aus sich selbst, s o n d e r n v o n den G ö t t i n n e n : d a w ä r e es unbillig, G r o ß e s u n d G ü l t i g e s mit nur persönlichem A n liegen z u v e r m e n g e n . N i c h t a l s o der vates als einzelne P e r s o n , w o h l a b e r d a s Göttliche, d a s in ihm w a l t e t , h a t des K a i s e r s T u n b e s t i m m t . E s ist d a s B e s o n d e r e dieser H a l t u n g , d a ß d a , w o scheinbar Persönlichstes a u s g e s a g t w i r d , dieses mit d e m allgemein Verpflichtenden z u s a m m e n f ä l l t u n d als dessen A u s d r u c k erscheint. U n d dies h a t d e m augusteischen vates eine bisher
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ungekannte Würde gegeben, die als entscheidende Fortbildung der augusteischen Zeit verstanden werden muß. 3.
Hier sei noch einmal an Pontius' Rede vor den Samniten erinnert. Livius läßt ihn als vates sprechen, aber indem er dies tut, formt er und erhebt zu gültiger Rede, was seine Volksgenossen bewegte. Ihr consensus, so heißt es da, bezeichnete Brutulus Papius, den Urheber des Krieges gegen die Römer, als Schuldigen. Er verlieh dem Empfinden Ausdruck, daß man in einem impium bellum stehe und mit der Feindschaft der Götter mehr denn mit der der Menschen zu kämpfen habe. Pontius wendet das dahin — haec non vera magis quam laeta vaticinatus —, daß man nach der Abweisung, die man durch die Römer erfahren habe, unter göttlicher Führung kämpfen und siegen werde. Hier spricht der Augusteer Livius. Consensus und vates sind aufeinander bezogen. Der Dichter formt zu Spruch und Aussage, was im Bewußtsein aller sich äußert. Auch Horaz hat diese neue Funktion des vates begriffen und hat ihr einen Rang verliehen, der sie gleichwertig neben das, was ihm überkommen war, treten ließ. Es zeigte sich: Horaz hatte sich, zumal in den Römeroden, als Seher vernehmen lassen. Er hat sich nicht gescheut, die ekstatische Erregung und damit das Außergewöhnliche bei Namen zu nennen. Aber diese Haltung wurde ergänzt und überhöht von etwas anderem. Das Bewußtsein, Dinge schauen und aussprechen zu dürfen, die in der vorhandenen Ordnung der Welt, mochte sie sich in der Natur, mochte sie sich in der Geschichte aussprechen, schon irgendwie beschlossen lagen, die aber des Erweckers und Künders bedurften, um lebendig und allen gegenwärtig dazustehen — das war es, was dem Dichter eine neue Haltung verlieh. Worauf die ganze Zeit ihren Blick gerichtet hielt, was von einem jeden geahnt und im dunklen Bild geschaut wurde — das zu sagen oder, was mehr noch war, es in gültiger und würdiger Form zu sagen, galt dem vates als eigenstes Wesen. 6'
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In seinem Brief an A u g u s t u s schildert H o r a z das W i r ken des Dichters, der den zarten u n d stammelnden M u n d des K n a b e n f o r m t , ihm seine V o r b i l d e r v o r h ä l t , ihn erm a h n t u n d tröstet. D a n n aber erhebt sich diese Schilderung zu dem B i l d des C h o r s der K n a b e n u n d Mädchen, dem erst der Dichter das Gebet an die G ö t t e r in den M u n d legt. H i e r spiegelt sich die Erinnerung an den größten u n d feierlichsten Augenblick in H o r a z e n s Leben, als durch solchen C h o r sein L i e d a m S a e c u l a r f e s t v o r g e t r a g e n wurde. Doch die T ä t i g k e i t des C h o r s , wie H o r a z sie umreißt, — Bitte u m R e g e n , A b w e n d u n g v o n K r a n k h e i t u n d G e f a h r , Erflehen v o n Friede und Fruchtbarkeit — , geht über den Inhalt des eignen Saecularliedes weit hinaus. H i e r klingen Erinnerungen an die altrömische F u n k t i o n des carmen und an d a s B i l d der frühesten römischen Dichter an. Mit ihnen sieht sich H o r a z in einer Reihe und begreift so seine eigne Stellung u n d seinen eignen Anspruch als S o n d e r f a l l dessen, w a s römisches W e s e n ü b e r h a u p t kennzeichnet. W i e Livius A n d r o n i c u s einst als erster der religiösen S t i m m u n g der gesamten Bürgerschaft in seinem L i e d gestalteten Ausdruck gegeben hat, so f ü h l t sich auch H o r a z als berufener F o r m e r und K ü n d e r dessen, w a s seine Zeit u n d sein V o l k bewegt. E s ist keineswegs so, d a ß der Dichter lediglich Sprachrohr des kaiserlichen Willens w a r . Vielmehr besitzt er seine besondere W ü r d e , u n d sein Anspruch, gehört zu werden, beruht auf anderer G r u n d l a g e . W i e wenig hat sich H o r a z im entscheidenden Augenblick als A u g u s t u s ' B e a u f tragter g e f ü h l t ! W i e ihm die A u f f o r d e r u n g zur A b f a s s u n g des Saecularliedes z u g e k o m m e n ist, wer den R u f hat ergehen lassen u n d wer ihn überbracht hat, weiß m a n nicht. Wenn es auch u n v e r w e h r t bleibt, die kaiserliche Initiative dahinter z u suchen, so begnügen sich doch die A k t e n d a m i t , den Dichter an seinem O r t z u nennen; sie verzichten auf alles, w a s über die N e n n u n g des N a m e n s hinausginge. Für H o r a z selbst hat es nur eine A u f f a s s u n g gegeben, u n d sie zeigt, wie ihm sich sein W i r k e n darstellte. E r w a r der Sprecher der J u g e n d , auf der R o m s H o f f n u n g e n u n d Z u -
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kunft beruhten. Sie hat ihn als ihren vates anerkannt und damit dem Kreis jener gottbegeisterten Sänger zugesellt, denen ihre Verehrung und Neigung gilt. Nunmehr darf er hoffen, berufener Dolmetscher der Gefühle seines Volkes zu sein. So ist es recht eigentlich jene römische Jugend gewesen, die ihm seine Würde verliehen hat. Gewiß war sich Horaz dessen bewußt, daß der Gott aus ihm sprach. Aber erst jene Anerkennung vermochte ihn zu dem vollen Rang des Dichtertums zu erheben, wie er es verstand und es für sich ersehnte. Damit offenbart sich erneut, daß das Werk des Dichters von dem Bewußtsein einer Gemeinschaft getragen wird. Die staatlichen und religiösen Kräfte, die in ihr sich regen, finden in dem dichterischen Werk ihre Gestaltung. Umgekehrt wendet sich dieses Werk wieder jenem Kreise zu, aus dem es hervorgegangen ist. Hier sucht es das allgemeine Empfinden zur Klarheit, zum Bewußtsein seiner selbst zu erheben. Die neue Haltung bedeutet eine Umwertung in weitestem Umfang. Der Dichter als Individualität und als T r ä ger individueller Begegnungen, Schicksale, Stimmungen trat zurück hinter der Aufgabe, die ihm Normhaftes und Verpflichtendes zu künden befahl. Auch dort, wo er Persönliches mitteilte, erwuchs für ihn die Nötigung, das Einmalige und Besondere ins Allgemeine, das Zufällige ins Bedeutsame zu erheben. Sogar der Bereich der Liebe, der privateste, wie es schien, wurde dieses Charakters entkleidet und so gestaltet, daß im eignen Erleben das Typische und am Einzelzug der allgemeine Gehalt in den Vordergrund rückte. Auch da blieb sich der vates des Anspruchs, den das Amt an ihn stellte, bewußt. Es lag nahe, daß Horaz auch aussprach, was seine Zeit und sein Volk dem Herrscher gegenüber empfand. Zwei Gedichte des letzten Odenbuchs haben gemein, daß sie des Kaisers Rückkehr nach längerer Abwesenheit erwarten oder begrüßen. Beide schildern die glücklichen Umstände, die unter Augustus' Herrschaft sich eingestellt haben: das Aufhören der Bürgerkriege, den Frieden und die Sicherheit vor dem äußeren Feind; das ruhige Gedeihen der Bauern
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und Handeltreibenden; Wiederherstellung der Sitte; die maiestas imperii. Man erinnert sich der Worte, mit denen Vellerns Paterculus die gleichen Vorstellungen aufruft. Die Übereinstimmung ist um so bedeutsamer, als hier der Kaiser selbst — in dem Auszug aus dessen Selbstbiographie, den Velleius gegeben hat — spricht. Da heißt es: finita vicesimo anno betta civilia, sepulta externa, revocata fax, sopitus ubique armorum furor, restituta vis legibus, iudiciis auctoritas, senatui maiestas, Imperium magistratuum ad pristinum redactum morem. Und weiter: prisca illa et antiqua rei publicae forma rediit cultus agris, sacris bonos, securitas hominibus, certa cuique rerum suarum possessio. Zum Schluß macht sich Horaz — als einer unter den vielen — zum Sprecher des Empfindens der Gesamtheit, ihrer Wünsche und Hoffnungen — am großartigsten: longas o utinam, dux bone, ferias praestes Hesperiae, dicimus integro sicci mane die, dicimus uvidi, cum sol Ocearto subest. 4. Consensus und vates haben gemein, daß sie die durchgehende Ordnung, die geschichtlichem Vollzug zugrunde liegt, sichtbar machen. Geschichte selbst und ihre großen Ereignisse weisen dem, der auf sie zu hören geneigt ist, den rechten Weg. Dementsprechend stellt Cicero der auf Vogelflug gegründeten Kenntnis des Werdens diejenige gegenüber, die auf Einsicht in die Gesetzlichkeit und in dem inneren Zusammenhang der Geschichte beruht. Anders gewendet: göttliches Wollen, das alle Geschichte bestimmt, offenbart sich nicht nur in Vorzeichen und Hinweisen. Es offenbart sich zugleich in den Ereignissen selbst. Audi ohne himmlische Zeichen und ohne vernehmbaren Spruch kündet Geschichte davon, was Plan und Absicht des Fatum ist. An der Geschichte der römischen Verfassung hat man die Ähnlichkeit mit der griechischen oft bemerkt. Und doch
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besteht ein wesenhafter Unterschied. Man nehme die Verfassung des Staates, dessen Geschichte man am vollständigsten überblickt: Athen. Kein Staatswesen hat im Verlauf der Jahrhunderte stärkere Wandlungen durchgemacht. Jede dieser Wandlungen bedeutet einen grundsätzlichen Wechsel, einen „Umschlag" (IAETC ßoAri). Eine lange Reihe solcher Umschläge, manchmal geradezu ins Gegenteil des Vorangegangenen, zählt Aristoteles in seinem Buch über den athenischen Staat auf, um so den Glauben an die Kontinuität der theseisch-solonischen Demokratie zu widerlegen. Auch Rom hat seine Revolutionen gehabt. In langsamem Kampf hat sich die Plebs den Zuzug zu den Ämtern erkämpft. Bisher nicht erfaßte Teile des Volkes fanden in allmählicher Abstufung Zugang zum Staat. Dennoch wurde dessen aristokratisch-oligarchische Grundlage nie angetastet. W o man zu Änderungen schritt, stellten sie nie einen „Umschlag" dar. N u r zögernd und mit aller Behutsamkeit gestattete man dem Neuen, sich im Rahmen des Vorhandenen zu entfalten. Der stetige und beharrende Zug, der auch dem scheinbar Revolutionärsten anhaftet, war römische Besonderheit. Jedes Streben zielte nicht auf Umsturz, sondern auf ein Weiterbilden und Ausformen dessen, was in der bisherigen Entwicklung angelegt war. Eine innere Ordnung lag für den Römer von Anfang an in den Dingen beschlossen. Sie erschließt sich nicht sogleich, darum gilt es, sie der Vergangenheit zu entreißen und sichtbar zu machen. Geschichte arbeitet nach römischer Auffassung von selbst in bestimmter Richtung. Ihren vorgegebenen Gang, das in ihr liegende Wollen soll man erlauschen und ihnen zur Gestaltung verhelfen. Auch in diesem Bereich gilt es, religio zu üben und des göttlichen Fatums zu achten. Erneut erschließt sich dem vates die Aufgabe, die nur er zu erfassen und durchzuführen vermochte. Wieder mußte er als Verdeutlicher und Gestalter dessen, was ungestaltet war, aber zu Wirksamkeit drängte, seines Amtes walten.
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Nur daß er sich hier weder der Führung durch die Götter noch dem consensus seiner Zeitgenossen anvertrauen durfte. Er hatte sich dem verborgenen, aber darum nicht minder eindeutigen Geleit durch die Geschichte selbst zu überlassen. Zuvor wurde darauf verwiesen, daß die Reihe der Triumphatoren und Heerführer, die auf dem Augustusforum ihr Denkmal erhielt, in der Heldenschau im sechsten Buch der Aeneis seine Entsprechung besitzt. Fragt man danach, wo in beiden Fällen zuerst der schöpferische Gedanke erfaßt wurde, so kann die Antwort eindeutig gegeben werden. Nicht der monumentalen Gestaltung, sondern dem Dichter gebührt der zeitliche Vorrang. Der vates hat als erster einer Vorstellung Ausdruck verliehen, die nicht nur von der Zeit als maßgebend und als Wiedergabe ihres Empfindens verstanden werden konnte, sondern auch den inneren Zusammenhang von Roms Geschichte herausstellte und diese als sinnvolle Einheit erscheinen ließ. Diese Schau ist dann zur Mahnung und zum Vorbild für den Herrscher selbst geworden. Was der Dichter bewußt gemacht hatte, wurde zum Denkmal gestaltet, das dem Wort die plastische und sichtbare Formung hinzufügte. Auch die augusteische Saecularfeier ist in ihrer grundlegenden Konzeption bei Vergil vorweggenommen. Sie erscheint in den aurea saecula des sechsten Buchs der Aeneis; sie erscheint schon vorher in der großen Wende, von der die vierte Ekloge kündet. Wieder ist im Lauf der Geschichte selbst, in der Fülle ihrer Ereignisse das hervorgehoben und festgehalten, was sich als Bestandteil einer inneren Ordnung ausweisen sollte. Und erneut hat diese Erkenntnis das Handeln des Herrschers bestimmt. Wenn die Saecularfeier des Jahres 17 v. Chr. so etwas wie eine Sinngebung der augusteischen Epoche und damit des Höhepunktes römischer Geschichte vollzieht, so hat auch in diesem Fall der Dichter zu Licht und Klarheit erhoben, was in den Geschehnissen angelegt war, aber, um wirksam zu werden, des Weckers und Künders noch harrte.
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6. Der Geschichtsschreiber: Tacitus Klassischen Werken eignet eine Besonderheit, die durch kein Streben erreicht, die noch weniger genommen oder geraubt werden kann, die Gabe und Gnade ist und als solche nach unerforschlichem Gesetz wirkt und fortzeugt: daß ihr ständiger Neuerwerb uns aufgegeben ist, und daß in soldier Aufgabe jede Zeit sich findet und ihrer selbst inne wird. Ohne Unterlaß gedeutet, ausgelegt, bis ins letzte Wort gewogen und geprüft, bewahrt sich ein solches Werk gleichwohl eine einmalige Unberührtheit und Jugend. Unerschöpflich scheint seine Fähigkeit, jede Epoche anzusprechen und zu geben, was dieser vernehmlich wird. Und doch vermag es, obzwar ständig sich mitteilend, ganz es selbst zu sein, zu schenken und sich zu verschwenden, ohne sich zu erschöpfen. Indem es sein Eigentliches unveräußerlich erhält, scheint es in dem Maße, wie die Zeiten sich um das Verständnis mühen, sich ihnen zu entziehen. Als „heilig öffentlich Geheimnis" schreitet es durch die Jahrhunderte. Von Tacitus gilt dies, wenn von irgendeinem. Römischste Prägung der römischen Literatur, hat seine Geschichtsschreibung, wie von Erz gegossen, über Jahrtausende hinweg ihre Züge bewahrt. In strenger Männlichkeit Verzicht und Schmerz in sich bergend, lockt taciteische Rede, indem sie sich verschließt. Eine nie wieder erreichte Ausdruckskraft der Sprache verhüllt und verschweigt in dem Maße, wie sie uns anrührt und erregt. Wer diese Schriften zur H a n d nimmt, dem mag scheinen, als sei von ihnen nie das gesagt worden, was doch gesagt werden mußte; als seien sie, nicht abbrechender Bemühung zum Trotz, auch heute noch Boden, der seines Erweckers harrt. Dieser Wortgewaltigste und Wortkargste unter Roms Geschichtsschreibern verführt und versagt sich, erschließt sich und täuscht. Wie manchem, der dieses Erz anrührte, ist es nicht erklungen. Mommsen, der mit ungestümem Werben vor Tacitus hintrat, schwieg der Ton, den er doch fordern zu dürfen glaubte. Und Worte zorniger Enttäuschung verhehlten nur schlecht, daß eine ungeschickte Hand
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gewagt hatte, was ihr nicht zustand. Zögernd wiederholt der Nachfahre den Versuch, — zögernd und um Erfahrungen reicher. Ehrfurcht wird an die Stelle des Ungestüms, Zurückhaltung an die des Besserwissens treten müssen. Über allem aber das Eingeständnis, wie wenig der geschichtlichen Kritik nach üblicher Art oder dem Formelschatz literarisch-ästhetischer Begrifflichkeit sich eröffnet, was selbst weder üblich noch Formel ist. Tacitus wird hier als Geschichtsschreiber gefaßt. Er wird demnach weder als Künstler noch als Stilist, Dramatiker, Moralist, Pathologe oder wo immer man den Zugang zu ihm gesucht hat, sondern von seinem Eigentlichen her verstanden. W o jene anderen Seiten hervortreten, sind sie immer auf die Mitte bezogen, die Tacitus' Anliegen und darum auch das unsere ist. Die erste Setzung schließt eine zweite ein. Nicht umTacitus' kleine Schriften soll es gehen, sondern um seine geschichtlichen Hauptwerke. Dialogus, Agricola, Germania — solange sie im Vordergrund standen, bargen -die Gefahr, daß man an Wesentlichem taciteischer Geschichtsschreibung vorbeisah. Erst Historien und Annalen erschließen deren vollen Umfang. Was Tacitus zu geben vermochte, gab er allein. Die Unwiederholbarkeit der großen Individualität gilt auch f ü r ihn, und sie gilt f ü r ihn in besonderem Maß. Ammianus, der ihn fortgesetzt hat, begriff, daß, wollte er neben dem Vorgänger bestehen, er eine eigne Form finden mußte. So wenig Tacitus Nachfolge gefunden hat, so wenig besaß er Vorgänger. Was ihn mit Sallust oder Asinius Pollio verband, war weniger, als man annimmt: das wird die folgende Betrachtung erhärten. U n d doch hat dieser Einsame, dieser so völlig Unkonventionelle fast geflissentlich an den überkommenen Formen römischer Geschichtsschreibung festgehalten. D a war die jahresmäßige Aufzeichnung der Ereignisse. Ihrer bediente sich die Geschichtsschreibung, seitdem sie literarisch geworden war, und die Anfänge reichten weit in vorliterarische Zeit zurück. Tacitus hat sich ihr in Historien und Annalen unterworfen. Da war die Aufzählung
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der Prodigien, die ein Unglücks- oder Schicksalsjahr einleiteten: seltsame, meist naturwidrige Ereignisse, die eine Störung der göttlichen und menschlichen Ordnung ankündigten. Audi sie hat Tacitus übernommen. Das Vorwort, darin der Geschichtsschreiber sein Unternehmen von anderen abhob, die Grundsätze seiner Betrachtungsweise darlegte und die Bedeutung des gewählten Gegenstandes unterstrich, ist für Tacitus wie für jeden anderen unerläßlich. Da sind die eingelegten Reden, die Reflexion in gesprochenes Wort umsetzen, gleichgültig, ob sie so oder ob sie überhaupt gehalten wurden. Und sorgfältig wird vermieden, Urkunden als solche, im "Wortlaut also, mitzuteilen. Mit alledem muß sich der heutige Leser abfinden. Mehr noch: er muß sich damit befreunden, wenn sich ihm der Zugang zu einem antiken Geschichtswerk eröffnen soll. Am anstößigsten pflegt zu sein, daß Tacitus sich zu eigenem Quellenstudium nicht bereitgefunden hat. Was Historien und Annalen zugrunde liegt, ist eine einläßliche, farbigbewegte, mit physiognomischem Detail vollgepfropfte Kaisergeschichte, der man auch in Plutarchs und Suetons Kaiserbiographien oder bei Cassius Dio begegnet. Aus deren Ubereinstimmungen mit Tacitus läßt sich die gemeinsame Grundlage weithin zurückgewinnen. Überkommene Form und überkommener Inhalt, und doch ist, was daraus unter Tacitus' Hand wird, unvergleichbar und neu. 1. Die Vorrede der Historien gibt davon Zeugnis. Was gesagt wird, war in gleicher oder ähnlicher Form schon vor Tacitus gesagt worden. Verfall der Geschichtsschreibung unter der Alleinherrschaft; Liebedienerei und Haß gegenüber den Machthabern; Versicherung der Wahrheitsliebe — alle waren sie überkommen. Topoi wie diese, mochten sie sich auch abgenutzt haben, waren doch einmal in bestimmter, geistiger und geschichtlicher Lage geprägt worden. So konnten sie jederzeit wieder Gehalt und Umriß gewinnen, wenn der rechte Mann sich ihrer bemächtigte. Tacitus erfüllt mit seinem Blut, was er sich aneignet. Ihm wandelt sich Vordergründiges und Planes zum Hintergründig-Ge-
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heimnisvollen. G r o ß e Vergangenheit und glückliche Gegenw a r t , römische Republik dort, P r i n z i p a t des N e r v a u n d T r a j a n hier, treten auseinander. In ihrer Mitte ersteht die Herrschaft der tatsächlichen Gewalt, der D o m i n a t . Die eine ist vergangen; zu der anderen w i r d Tacitus zu gegebener Zeit, anerkennend u n d d a n k b a r , sich äußern. Für das, was dazwischenliegt, k o m m t dergleichen nicht in Betracht. Liebe u n d H a ß müssen ihm gegenüber zurücktreten. Das bleibt eine negative Kennzeichnung. Aber der Geschichtsschreiber läßt sich nicht herbei, sie durch eine positive zu ergänzen. Er tut noch m e h r : überall l ä ß t er es bei dem Negativen bewenden, mag er nun v o n „entstellter" W a h r h e i t oder „unbestechlicher" Treue, von Ablehnung der Gunst und Scheelsucht, von Beflissenheit u n d falschem Freimut sprechen. Tacitus entläßt den, der seinen W o r t e n gefolgt ist, in einem Schwebezustand. Mag dieser unbefriedigend scheinen, so ist er doch gewollt: er setzt sich im Folgenden fort. Statt der A n t w o r t , wie er zu v e r f a h r e n gedenke, hebt Tacitus von neuem an. Er umreißt, auch dies überkommener Topos, die Bedeutung seines Vorhabens. „Ein W e r k beginne ich, das reich ist an Wechselfällen, schrecklich durch Schlachten, zerrissen von A u f r u h r und selbst im Frieden nach Blut dürstend". W a s folgt, ordnet sich nach sachlichen Bezügen: Kriege draußen, V e r w ü s t u n g Italiens, Brand Roms u n d sittliche Verderbnis im Innern. Doch der sachlichen Gliederung zur Seite geht eine andere. Sie wertet, wo die erste sich nach Gegenständen ordnet; sie enthüllt Abgründe, w o jene rubriziert. D e m Gegenüber v o n Liebe u n d H a ß entsprechen jetzt Erfolg und Unheil, G u t u n d Böse. Erneut will alles in der Schwebe bleiben. Kriegsglück im Osten, Mißerfolg im Westen; W i r r e n in Illyrien, Schwanken in Gallien; Britannien bezwungen und sogleich wieder aufgegeben; in Dazien halten Sieg u n d Niederlage sich die Waage. D a n n aber gewinnt Unheil das Übergewicht. Italien nach langem Frieden heimgesucht, C a m panien geplündert, R o m verwüstet, das K a p i t o l durch Bürgerhand in Asche gelegt. Äußeres Geschehen indessen ist
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nur Bild und Bestätigung eines Übels, das tiefer sitzt. Eine neue Serie hebt a n : die Reinheit des Kultes verletzt, Ehebruch in hoher Stellung; massenhaft Verbannte und mit Blut getränkt Italiens Inseln. R a n g und Besitz bedeuten Gefahr, edler Sinn den sicheren T o d ; Denunziantentum und Aufhebung von Brauch und Gesetz allerorten. Hier ist nichts mehr in der Schwebe: tief hat sich die Seite des Unheils gesenkt. Sittliche W e r t u n g , enthüllend und alles überhöhend, hat den Ausschlag gegeben. Doch eben sie reißt die Waagschale noch einmal hoch. Denn so geht es weiter: „und doch w a r die Zeit nicht derart edlen Sinnes bar, daß sie nicht auch gute Vorbilder hinterlassen hätte." Doch das Gute steht hier unter besonderen V o r zeichen. W o Unheil und Böses herrschen, w o sie in unerhörtem Wechsel sich übersteigern, w a n d e l t sich auch Virtus, w o sie noch hervortritt, zum Unerhörten. Treue der Eltern, Gatten, V e r w a n d t e n und Sklaven, einst selbstverständliche Gegebenheiten einer heilen Ordnung, werden in dieser W e l t des Grauens zum Unerwarteten, Erstaunlichen, ja Erschreckenden. Sie fügen sich — sinnwidrig z w a r , aber von unheimlich-widernatürlicher P a r a d o x i e getrieben — dem allgemeinen Bild. Mehr noch: indem sie hinzutreten, treiben sie dessen grelle Farben, seine zerrissene und zerfetzte Kontur erst recht hervor. Sie umrändern und umzacken die Maßlosigkeit und Geworfenheit eines verruchten Saeculum. Zeichen dessen ist, daß in auswegloser Stunde, da der Edle genötigt ist, selbst H a n d an sich zu legen, sich Virtus zu gültiger Vollendung erhebt, die Größe von einst erreicht. . . Moralist und Römer, Moralist und Tacitus sind eines, so w i l l es zuweilen scheinen. Doch gerade an Tacitus erweist sich, d a ß moralische Wertung dem Römer nicht letztes bedeutet. W i e d e r ist alles in der Schwebe. D a fällt das W o r t von den Prodigien. Gemeint sind jene Zeichen und Hinweise, die dem Römer davon künden, d a ß göttliches und menschliches Einvernehmen gestört ist. Prodigien sagen nicht bestimmte Ereignisse voraus. Sie sind keine Vorzeichen und können nicht als solche ausgelegt werden.
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U n d doch ist ihre Mahnung unmißverständlich. Sie zeigen an, daß das friedliche Ineins mit den Göttern bedroht ist. Sie weisen auf den Vollzug eines kommenden Verhängnisses; sie sind Vorläufer und Wegbereiter des Fatum, das sich anschickt, seinen Lauf zu nehmen. „Dem vielfältigen Umsturz der menschlichen Ordnung zur Seite erschienen am Himmel und auf Erden Prodigien, der Blitze Mahnungen und künftiger Dinge Voraussagung: heilkündend und unheilvoll, dunkel und gewiß. Denn niemals offenbarte sich durch schlimmere Schläge, die Rom trafen, und durch gültigere Hinweise, daß der Götter Anliegen nicht unsere Sicherheit, sondern unsere Züchtigung war." Noch einmal spiegeln sich Spannung und Schwebezustand in jenem Doppelpaar gegensätzlicher Zeichen. Es setzt ein mit Hell, zweimal folgt Dunkel, und den Abschluß bildet wieder Hell. So scheint es wenigstens. Aber diese Zeichen enthüllen eben dadurch, daß sie „gewiß" sind, das Unheil. Die Götter haben Roms Züchtigung gewollt. Man achte auf den Beginn: den Störungen der menschlichen O r d n u n g stehen die Prodigien zur Seite. Beide sind irgendwie gleichartig. Auch Prodigien können f ü r eine Weile zweideutig sein; sie können Heil und Unheil entscheiden. Was sich in der Götter Hinweis und Zeichen offenbart, spiegelt sich im menschlichen Geschehen. Rückblickend erkennt man, daß dieses — in seiner Gefährlichkeit, seinem Schwanken und dem drohend Ungewissen — Vorwegnahme dessen war, was die Götter dann kundtaten. Geschichtliche Ereignisse, wie Tacitus sie zeichnet, tragen prodigiösen Charakter. Sofort versteht man, was zuvor unverständlich geblieben war. Man begreift das Zwielichtige, Ungreifbare, Schwebende als erstrebt. Spannung und immer erneutes Hinausschieben des Entscheids sind Mittel, die geschichtliches Sichereignen an die Prodigien heranrücken und es ihnen angleichen. D a ß der Ausschlag nur zum Unheil, nie zum Gegenteil neigt, ergänzt das Bild. Auch das Schreckenerregende, Ungeheuerliche, Unerhörte; dazu eine Doppel-
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deutigkeit, die auch dem Besten eignet; jene Naturwidrigkeit, daß T o d zur strahlend-unvergeßlichen T a t wird — sie alle machen das Prodigium aus. Außergewöhnliches, Naturwidriges, Gräßlich-Mißratenes, schauriger Tod, Verunstaltung, außerordentliche Naturereignisse gehören zu seinem Wesen. Die Umkehrung aller Ordnung in Staat und Gesellschaft stellt sich dem zur Seite. Niemals ist gleichgültig, zu welchem Zeitpunkt das Prodigium hervortritt. In der Krise, während der Entscheidung oder bei drohendem Unheil gewinnt es an Gewicht. Es muß eine innere Bereitschaft vorliegen, die Ereignisse müssen sich steigern und drängen. So auch bei Tacitus. Nachdem er die Größe seines Unternehmens umrissen hat, folgt der Satz: „Vier Kaiser starben durchs Schwert; drei Bürgerkriege und mehr noch gegen den äußeren Feind, nicht selten beide zusammenfallend." Solches Geschehen mußte Prodigien förmlich herausfordern, um so mehr, als sich alles in der kurzen Zeitspanne eines Jahres drängte. Aber das Prodigiöse beleuchtet, überschattet und tönt nicht nur ab, was vorausgegangen war. In der Mitte stehend und Tacitus' eignen Entscheid enthaltend, bestimmt es auch, was folgt. Wieder begegnet überkommenes Gut, und erneut verwandelt es sich in Tacitus' H a n d zum Andersartigen. Das Bild der inneren und äußeren Lage des Reiches ist dem Wortlaut nach bestimmt, den ursächlichen Zusammenhang der Geschehnisse zu erleuchten. Das klingt wie Programm einer pragmatischen Geschichtsschreibung, und diese Aufgabe mag dem Uberblick in Tacitus' Vorlage zugefallen sein. Man erkennt eine Ordnung, die zugrunde liegt: H a u p t s t a d t , Spanien und Gallien, die beiden Germanien, Britannien und Illyricum, der Orient und Ägypten, die prokuratorischen Provinzen. Das war sachlich, klar, übersichtlich: bei Tacitus indessen beginnt sich anderes dazwisdienzuschieben und das Vorhandene umzudeuten. Was Aufzählung von Provinzen war, wandelt sich zur Abfolge der Kaiser. Ergründung der Ursachen wird zur Vorausschau. N u r daß solche Schau wiederum alles Klare
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u n d Faßliche meidet. D u n k l e R e d e k ü n d e t v o n dem, w a s ans Licht d r ä n g t : in flackerndem Licht stehen Ereignisse u n d Personen, w a s ihre T a t e n u n d B e w e g g r ü n d e angeht. D a s Schwankende, U n g r e i f b a r e u n d Unentschiedene scheint alles anzurühren und zu überziehen. N u r zuletzt b l i t z t ein scharfes Licht auf. Geheimes W a l t e n des F a t u m s enthüllt sich auch diesmal in der G ö t t e r Weisung u n d Spruch. V o n der hauptstädtischen B e v ö l k e r u n g u n d dem h a u p t städtischen M i l i t ä r geht es aus. H o f f n u n g u n d Befürchtung, E r w a r t u n g und Enttäuschung tun sich k u n d u n d hinter allem die Bereitschaft z u neuem U m s t u r z , neuem W a g e n . D i e G a r d e ist v e r s t i m m t über das Ausbleiben der G e schenke, a u f g e s t ö r t durch die E r m o r d u n g ihres P r ä f e k t e n , G e i z u n d Greisentum des alten K a i s e r s G a l b a werden getadelt, seine altrömische Strenge gerühmt. D o c h eben diese Strenge v e r a n l a ß t ihn zu Äußerungen, die ihm z u m Guten wie z u m Schlimmen ausschlagen können. W i e d e r bewegt sich alles in den Bereichen des D o p p e l deutigen, Unentschiedenen, des drohend Ungewissen. W a s G a l b a tut, steht unter gefährlichem Vorzeichen: dem schlechten L e u m u n d seiner nächsten Mitarbeiter, seinem blutigen V o r g e h e n gegen die Kauptstädtische S o l d a t e s k a . D i e s e hat sich noch nicht entschieden: sie k a n n f ü r G a l b a wie f ü r einen anderen Partei ergreifen. O t h o s K o m m e n zeichnet sich unter solchem Schwanken ab. S t ä r k e r noch d r ä n g t d a s Prodigiöse, d a s den Ereignissen innewohnt. Zwei A u f r ü h r e r in A f r i k a und N i e d e r g e r m a nien sind unterdrückt. Doch eben der E r f o l g birgt neue G e f a h r . D e n n die Schuld des zweiten w a r umstritten und das Recht derer, sie ihn beseitigten, fraglich. G a l b a vermehrt die Z w e i f e l , i n d e m er auf K l ä r u n g verzichtet. T a c i tus m e i n t : „ a u s angeborenem W a n k e l m u t oder, d a m i t m a n Geschehnissen nicht weiter nachgehe, die sich nicht mehr ändern ließen." G e n u g : beide Ereignisse werden f ü r den K a i s e r ungünstig ausgelegt, u n d dasselbe geschah mit seinen übrigen R e g i e r u n g s h a n d l u n g e n , mochten sie gut oder schlecht sein. M a n w a r t e t e auf G a l b a s T o d und den N a c h folger.
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Damit enthüllt sich ein neuer Aspekt: Prodigium kündet nicht nur an, es tritt aus seiner Ruhelage, seinem unheilvollen Brüten heraus und wirkt am Geschehen mit. Indem Galba selbst das Zwielicht, das sein Tun umgibt, nicht beseitigt, mehr noch: indem er es verstärkt und verdüstert, schafft er ein neues Prodigium. Man möchte sagen: er wird zum Prodigium seiner selbst. Und dieses bleibt nicht bloßes Anzeichen: es wird zum Antreiber und zum Bestandteil des sich abrollenden Fatum. Noch bevor Galbas Sturz eintrat, hat er sich vollendet. Es ist eine eigentümliche Art, Geschichte zu sehen. Man gewinnt den Eindruck, als bleibe, was tatsächlich vor sidi ging (und was den modernen Historiker fast ausschließlich berührt), vordergründig. Darüber liegt ein Nebel der Ungewißheit, und ihn zu durchdringen vermag nur, wer dem Faktischen das Gemeinte, und das ist der Götter Ratschluß, abzulesen weiß. Wer darauf den Blick richtet, wer hinter dem Geschehnis Zeichen und Hinweis erkennt, dem werden auch Gerücht, Stimmung, Volksgunst und -ungunst bedeutungsvoll. Am Ungreifbaren, Schwebenden, Unheimlichen zeigt sich, was bevorsteht. Das Verhüllte enthüllt: Fatalität und Prodigialität wachsen in eins. Das gleiche Bild enthüllt sich dem Blick auch außerhalb der Hauptstadt. Spanien, geleitet von einem Mann, der sich auf die Kunst des Friedens, um so weniger auf Krieg versteht. Gallien ruhig, aber das Heer der germanischen Grenze von Übermut und Furcht hin- und hergerissen. Spät war man von Nero abgefallen und dann nicht gleich auf Galbas Seite getreten. Ungewiß blieb, ob der Statthalter Obergermaniens selbst nach der Kaiserwürde strebte; es hielt sich das Gerücht, sie sei ihm angeboten worden. Nachfolger wird ein Mann, der nach Alter, Hinfälligkeit, Wankelmut und Mangel an Autorität ein rechtes Ebenbild Galbas ist. Nach Niedergermanisn geht Vitellius, „eines Censors und dreimaligen Konsuls Sohn: dies schien hinreichend Gewähr zu bieten." Unter dieser knappen und absichtlich rätselvollen Kennzeichnung verbirgt sich das Kommen des dritten Kaisers. 6a
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N u n der Gegensatz: Orlens adhuc immotus. Syrien und Iudäa, v o n w o die Entscheidung fallen sollte, ist unber ü h r t . Das Rätselvolle, Unbegreifliche des F a t u m äußert sich in Schweigen. U n d doch befehligte in Syrien Mucianus, der „im G u t e n u n d Schlechten gleich viel v o n sich reden machte". „Wohlleben u n d Betriebsamkeit, Liebenswürdigkeit u n d H o c h m u t , schlechte u n d gute Eigenschaften hatten sich in ihm vereint; übermäßiger Genuß, sooft er der Geschäfte ledig w a r , u n d sobald er zu Felde zog, ein ganzer M a n n . " Indessen: dieser schillernde, unbeständige C h a rakter, der nie er selbst war, sollte es auch nie z u m Kaiser bringen, so nahe er dem auch schien. Das Geschick hielt seinen E r w ä h l t e n bereit. „ D a ß geheimes W a l t e n des F a t u m in Wunderzeichen u n d Sehersprüchen Vespasian u n d seinem Geschlecht das Kaisertum verheißen habe: diese Überzeugung haben wir, nachdem F o r t u n a sich ihm gnädig erwies, gewonnen." 2.
Die Historien fallen in Tacitus* Manneszeit. Sie zeigen alle Vorzüge, die diese Lebensspanne zu bestimmen pflegen: K r a f t u n d Regsamkeit, Freude an der Mannigfaltigkeit der W e l t , das ungebrochene V e r t r a u e n d a r a u f , ihre Zusammenhänge zu erfassen. Einfacher u n d zurückhaltender, aber ungleich großartiger offenbart sich taciteische Form im Alterswerk der Annalen. Aus ihnen sei der neronische B r a n d gewählt. Die Geschichtsschreiber w a r e n sich, so beginnt es, d a r über uneins, ob Roms B r a n d durch Z u f a l l oder auf Anstiften N e r o s entstanden w a r . Beide Ansichten haben Bef ü r w o r t e r gefunden, sagt Tacitus. M a n weiß, d a ß Cluvius R u f u s des Kaisers Unschuld, Plinius seine Schuld v e r t r a t . Schwierig blieb nur, festzustellen, welcher Ansicht Tacitus zuneigt. Wieder setzte, diesmal unter den Modernen, der Streit ein. M a n e r w a r t e hier keinen Entscheid, denn der l ä ß t sich nicht geben. Tacitus h a t vielmehr die ihm überkommene Verschiedenheit der Meinungen übernommen u n d aus ihr heraus ein Bild gestaltet, wie es allein römische Geschichts-
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Schreibung und diese nur in ihrem glänzendsten Vertreter geben konnte. D a ß T a c i t u s selbst a m Entscheid nichts gelegen ist, s p r i n g t ins A u g e . O b w o h l er über T a t s a c h e n v e r f ü g t , die sich f ü r oder wider N e r o s Schuld a n f ü h r e n ließen ( u n d seitdem denn auch in diesem Sinne a n g e f ü h r t wurden), v e r meidet er jede eigene Ä u ß e r u n g z u r Schuldfrage. W a s zu ihr b e m e r k t w i r d , ist stets anderen in den M u n d gelegt. Doch auch dabei ist es so gehalten, d a ß m a n nie in V e r legenheit k o m m t , eine Ä u ß e r u n g v o n dritter Seite als endg ü l t i g anzusehen. Alles, w a s gesagt w i r d , bleibt vorläufig, schwebend . . . u n d bleibt es bis zuletzt. G e n u g : aus dem Gegenüber dessen, w a s f ü r und gegen N e r o s Schuld spricht, erwächst eine S p a n n u n g , eine S t i m m u n g eigner A r t . S i e hebt, w a s zunächst sachlicher Bericht scheint oder doch sein könnte, ins Transitorische. W a s hingestellt w i r d , ist kein rundes u n d abgeschlossenes B i l d , sondern E t a p p e eines an N e r o sich vollziehenden Unheils. W i e in der T r a g ö d i e steht dieses U n h e i l u n a b w e n d b a r fest, und alles, w a s f ü r den Protagonisten günstig oder ungünstig scheinen könnte, bleibt bloßer u n d überdies v o r l ä u f i g e r A s p e k t . E s gleicht a u f b l i t z e n d e n Lichtern oder vorüberhuschenden Schatten, die dem G a n g des düsteren Geschehens nichts anhaben. Dennoch ist mit dem Urteil an N e r o keineswegs gespart. I m Gegenteil: es steht v o n vornherein fest, u n d auch, w a s scheinbar z u N e r o s Gunsten spricht, dient zuletzt nur zur E r h ä r t u n g dessen, w o r a n sich ohnedies nicht rütteln läßt. Allerdings entspringt das Urteil nicht einem Entscheid über Schuld oder Unschuld — er w u r d e , wie gesagt, absichtlich v e r m i e d e n — , sondern dem V e r h a l t e n N e r o s , das auf den B r a n d f o l g t (nicht, wie bei der Schuldfrage, ihm v o r a u s ging). D a s große T h e m a ist nicht Schuld, ist auch nicht S ü h n e und S t r a f e , sondern die H a l t u n g des Menschen dem Geschehen gegenüber, hier dem B r a n d der S t a d t . D a s f ü h r t zur W e r t u n g des B r a n d e s als geschichtlichen Ereignisses. Er ist ein Schicksalsschlag, schwerer und entsetzlicher, als sie frühere B r ä n d e der S t a d t z u g e f ü g t haben. 7
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D e r Vergleich m i t dem gallischen B r a n d d r ä n g t e sich a u f , und er t a t es um so m e h r , als beide auf den gleichen T a g fielen. M a n w e i ß , welche R o l l e der G a l l i e r b r a n d in der römischen Geschichtsschreibung, im römischen B e w u ß t s e i n ü b e r h a u p t gespielt h a t : als F o l g e m a n g e l n d e r religio, als M e n e t e k e l dessen, w a s göttliche F ü h r u n g u n d deren A n e r k e n n u n g für R o m bedeutete. D e n n solche Schicksalsschläge u n d v e r w a n d t e Ereignisse k ü n d e n v o n der S t ö r u n g des E i n v e r n e h m e n s m i t den G ö t t e r n u n d stellen sich damit in Nachbarschaft der P r o d i g i e n . Schwere K a t a s t r o p h e n , H u n g e r s n o t , K r a n k h e i t u n d ein h a r t e r W i n t e r k ö n n e n geradezu P r o d i g i e n gleichgesetzt w e r d e n . B e i d e , P r o d i g i e n und das U n h e i l selbst, müssen, a u f d a ß der F r i e d e m i t den H i m m l i s c h e n sich w i e d e r einstelle, durch besondere S ü h n e h a n d l u n g e n g e b a n n t werden. Livius u n d L u c a n sprechen sich über diese V o r s t e l l u n g s w e l t m i t hinreichender K l a r heit aus. D a m i t sind die V o r a u s s e t z u n g e n umrissen, die u n e r l ä ß lich sind. M a n hat an T a c i t u s ' Beschreibung des B r a n d e s b e m ä n g e l t , d a ß es an der topographischen G e n a u i g k e i t fehle. N a c h den ersten, noch präzisen A n g a b e n w e r d e die Beschreibung verfließend, unfaßlich. T a c i t u s h a b e v o r allem ein rhetorisches M u s t e r - und Ausstattungsstück beabsichtigt . . . D a b e i ist übersehen, d a ß T o p o g r a p h i s c h e s z w a r v o r h a n d e n ist, a b e r in den D i e n s t des Geschichtlichen gestellt w i r d — des Geschichtlichen, wie es T a c i t u s , wie es j e d e r R ö m e r verstehen m u ß t e . M a n h a t b e m e r k t , d a ß diesem W i r k l i c h k e i t weniger u n t e r der I d e e des Seins als unter der der Z e i t gegenübert r i t t . M i t solcher E i n s t e l l u n g ist die auf Geschichte engstens v e r b u n d e n . Sie bedeutet dem R ö m e r zeitliche A b f o l g e einzelner, unter sich geschiedener A k t e v o n entscheidender Bedeutung. U n t e r e i n a n d e r stehen sie in enger u n d n o t wendiger V e r k e t t u n g . D e n n in i h r e r G e s a m t h e i t o f f e n b a r t sich ein fester P l a n , eine B e s t i m m u n g durch das, w a s seitens des göttlichen Ratschlusses „ g e s a g t " , w a s also fatum ist. V e r g a n g e n h e i t w i r d v o n einer schicksalsmäßigen B i n -
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dung umfaßt, die Geschehen als sukzessive Verwirklichung eines Ganzen erscheinen läßt. Diese römische Auffassung liegt auch bei Tacitus vor. Aber Tacitus wäre nicht, wer er ist, wandelte sich ihm nicht auch diesmal Gegebenes zum Neuen, Bekanntes zum Unerwarteten. Erneut verlagert sich ihm das Gewicht vom Faktischen weg in jenen Bereich, da dieses sich zu Zeichen und Hinweis wandelt. Hinter vordergründiger Abfolge der Ereignisse verbirgt sich eine andere, die Verknüpfung zur Verstrickung, Schicksal zum Verhängnis werden läßt. Der Brand nimmt vom Circus und den benachbarten Buden seinen Ausgang. Das Feuer greift hemmungslos um sich; weder Brandmauern noch Tempelumfriedungen gebieten Einhalt. Es erfaßt zunächst die tiefgelegenen Q u a r tiere, geht dann zu den höherliegenden und steigt erneut zu den unteren Stadtteilen herab. Es sind die Proletarierviertel, darin es wütet, begünstigt durch die enge und winklige Bauweise der Gassen. Schreckensszenen spielen sich unter der Bevölkerung ab, die bei der Flucht sich im Wege steht, von der rasenden Schnelligkeit des um sich greifenden Brandes gejagt, umstellt, geängstigt wird. H a t man das Leben gerettet, so ist doch die Habe verloren; man ist der Obdachlosigkeit und dem Hunger ausgesetzt. Maßnahmen gegen den Brand scheinen unmöglich. Wer sie versucht, wird bedroht; ja, es tauchen dunkle Gestalten auf, die den Brand schüren, angeblich auf ausdrückliches Geheiß. Unbekannt bleibt, ob sie es tun, um in der Verwirrung zu plündern, oder ob wirklich ein Auftraggeber dahintersteht. Aber wer könnte es sein? Neros N a m e liegt auf aller Lippen. Aber Nero war in Antium und kommt in die Hauptstadt erst, als die Verwirrung auf dem Höhepunkt ist. So wird er Zeuge dessen, wie Feuer den eignen Palast, dann den Palatin und alles ringsum erfaßt. Auch da läßt sich der Zerstörung kein H a l t gebieten. Im übrigen sind die Maßnahmen, die der Kaiser ergreift, energisch und verständig. Also ein klares Bild? Tacitus läßt es sidi angelegen sein, die Möglichkeit in dem Augenblick, da sie auftritt, wieder zu beseitigen. Neros
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A n o r d n u n g e n , die ihm die G u n s t des V o l k e s hätten gewinnen können, bleiben wirkungslos, E s heißt, er habe w ä h r e n d des B r a n d e s den U n t e r g a n g T r o j a s auf der B ü h n e besungen. D i e K u n d e , unbestätigt, aber wie ein L a u f f e u e r die R u n d e machend, genügt, u m den Eindruck der M a ß n a h m e n u n w i r k s a m z u machen. In dieser zwielichtigen "Welt, da, w a s gesagt werden mußte, ungesagt bleibt, d a Schemen sich als stärker erweisen denn Tatsachen, scheint es endlich z u tagen. F ü n f T a g e hat der B r a n d gewütet, d a legt er sich im Esquilin, im ärmsten Viertel. D i e B r a n d m a u e r n stürzen ein u n d es entsteht ein leerer R a u m , d e r dem Feuer E i n h a l t gebietet. M a n sieht den H i m m e l w i e d e r . . . Doch a b e r m a l s ist es nichts, denn erneut hebt d a s U n h e i l an. D i e s m a l nicht in den E l e n d s q u a r t i e r e n : jetzt e r f a ß t es die vornehmeren Stadtteile, T e m p e l u n d öffentlichen P l ä t z e . E r n e u t auch regt sich das Gerücht u n d diesmal s t ä r k e r als z u v o r . E s e m p f ä n g t N a h r u n g d a v o n , d a ß das Feuer in Liegenschaften ausbricht, die N e r o gehören. D e r K a i s e r , so raunte m a n , w o l l e aus der K a t a s t r o p h e d e n Anspruch herleiten, als G r ü n d e r eines neuen R o m s in die N a c h w e l t einzugehen. In der T a t : v o n den vierzehn Regionen w a r e n zehn mehr oder weniger vernichtet. In dem M a ß e , wie der B r a n d um sich greift, greift auch ein anderes u m sich: infamia. Zunächst bleibt es bei d u n k l e r R e d e , u n d N e r o s H a n d l u n g e n scheinen sie zu widerlegen. A b e r infamia b e h a u p t e t sich. Sie hält sich hartnäckig, u n d schon bezeichnet sie eindeutig den K a i s e r als Schuldigen. Doch hier, w o m a n die endgültige E n t h ü l l u n g erwartet, scheint eine P a u s e einzutreten: T a c i t u s zieht die B i l a n z . D i e Z a h l der Wohnblöcke und T e m p e l , die d a m a l s v e r nichtet wurden, ließ sich nicht angeben. E h r w ü r d i g e D e n k m ä l e r u n d H e i l i g t ü m e r waren z u g r u n d e gegangen, geweiht v o n Geschichte u n d Religion, unersetzlich durch die G r ö ß e der Erinnerungen oder als S c h ö p f u n g des Geistes . . . Auch der G l a n z der neuerstandenen S t a d t konnte solchen V e r lust nicht ersetzen.
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Aber diese Bilanz, Bauwerke umfassend, die in den Tagen des Brandes zugrunde gegangen waren, ist in W a h r heit die dritte Etappe der Zerstörung. Wie die beiden ersten, ist sie weniger topographisch als nach dem inneren Wert geordnet. Nach hemmungs- und wahllosem Wüten der Feuersbrunst in den Plebeiervierteln war ein kurzer H a l t eingelegt, der den Übergang zur zweiten Etappe kennzeichnet. Jetzt wurden nicht die dichtbevölkerten Gassen, sondern die schönen und prunkvoll gebauten Teile vernichtet. Die dritte Gruppe von Bauten umfaßte solche, die unersetzlich und über alles hinausgehoben waren, was zuvor genannt wurde. Sie sondert sich von den beiden vorangehenden ab, sie wirkt am stärksten, und das verlorene Alt-Rom, einmalig und nicht wieder einzubringen, zieht mit magnetischer Kraft sein Gegenbild, die neue Stadt, als nächste Stufe zu sich heran. Nach dem Gesetz der Polarität ist es so geordnet, daß die Gegensätze gegenübertreten. Dem alten Rom, jetzt bloßem Gewesensein, entwachsen Paläste und Parks, die der schrankenlosen Baulaune Neros, Kanäle und Durchbrüche, die dem einfallsreichen und bedenkenlosen H i r n seiner Helfershelfer entspringen. W o r t e fallen, die dem Römer Ausdruck innerster Verachtung und Ablehnung sind. Sie geißeln den unfrommen Wahnwitz, der die O r d nungen der N a t u r zu stören unternimmt und es doch zu nichts Dauerndem bringt. Roms N e u a u f b a u hat auch seine gute Seite. Ein regelmäßiger Stadtplan, Verschönerung und einheitliche Gestaltung der Straßenfronten: öffentliche Zuschüsse zur Förderung der Bautätigkeit, planmäßige Beseitigung und Verwendung des Bauschuttes, Maßnahmen zur Vermeidung ähnlicher Feuersbrünste — alles wird sachlich durchgeführt. Aber auch diese verständigen und erfolgreichen Anordnungen stehen unter ungünstigen Vorzeichen, schon darum, weil sie verkoppelt sind mit den Erzeugnissen von Neros baulichem Wahnwitz. So fehlt denn die Kritik nicht, wie immer referierend gegeben. Jenes Unheimliche, das bisher den Geschehnissen zur Seite ging, sie kommentierend, glos-
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sierend und ins Böswillige ziehend, mag man es Gerücht, Gerede oder mit Tacitus infamia nennen: es ist, obwohl es unkontrollierbar bleibt, eben eine Macht. Der Leser soll spüren und spürt, daß hinter alledem, wenngleich noch verborgen und verstellt, eine Wahrheit steht, die darauf wartet, ans Licht zu treten. Auch der Götter wird gedacht. Nichts, so scheint es, ist auch da verabsäumt; was die heiligen Sprüche fordern, erfüllt man minutiös. Aber weder durch menschliche Hilfe noch durch Spenden des Kaisers oder Beschwichtigung der Götter kommt infamia zur Ruhe, fügt Tacitus unerbittlich hinzu. Damit mündet der Bericht in das berühmte Christenkapitel. Es fügt sich dem bisherigen Bild ein. Tacitus billigt, daß man gegen die Christen als Schuldige und darum Strafwürdige vorgeht. Doch erneut schlägt, was Nero unternimmt, fehl. Es scheitert an der Macht, an der bisher alles scheiterte: der anonymen und, wie es scheint, unverpflichtenden, aber hartnäckig und erfolgreich sich behauptenden, ihn schonungslos wertenden infamia. Wer sich bisher an Tacitus' Christenkapitel versucht hat, war bemüht, es auf seinen sachlichen Inhalt hin auszuwerten, es als Urkunde und Zeugnis für die älteste Geschichte des Christentums auszudeuten. Aber Tacitus — man muß es sich gestehen — interessiert weniger das Tatsächliche als solches. Er hat dieses Kapitel einem größeren Zusammenhang eingeordnet, und in solchem Rahmen dient es dazu, den Brand und Nero in das von dem Geschichtsschreiber gewünschte Licht zu rücken. Auch die Maßnahmen gegen die Christen werden zum Kampfplatz gegeneinander streitender Mächte. Erneut offenbart sich die Verflechtung jener Gegensätzlichkeit, darin das wirklich Geschehende und Verständige zum Unwirklichen und Sinnlosen, das Ungreifbare, Verborgene zur beherrschenden Wirklichkeit wird. Doch was bedeutet dieses eigentümliche, in ständig neuen Formen sich offenbarende Gegenüber? Die Spannung, die darin liegt, verhindert, daß es zu einer durchgehenden und planmäßig motivierten Darstellung kommt. An sich
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ließe sich ein Bericht denken, der von dem Brand und seinen mutmaßlichen Ursachen, seiner Ausdehnung, den Gegenmaßnahmen und dem Wiederaufbau erzählt. Aber dieser Bericht, der Tacitus vermutlich vorlag und dessen Bruchstücke sich noch bei ihm greifen lassen, ist durchkreuzt und aufgehoben seitens einer Gegenwelt von Gerüchten, Vermutungen und unheildrohenden Andeutungen, die sich zwar sämtlich auf bestimmte Angaben beziehen, es aber darauf angelegt zu haben scheinen, Durchsichtiges zu verunklären, Einleuchtendes zu verdunkeln und in die Irre zu führen. Mit dem Christenkapitel hat infamia ihren H ö h e p u n k t erreicht. Zum ersten Male wagt sie auszusprechen, daß die Stadt auf Neros Geheiß angezündet sei. Damit ist das U n geheuerliche, das bisher geahnt, gemeint, angedeutet war, ausgesprochen. Die Spannung klingt ab und mit ihr das Verstellte, Dunkle, Unheilschwangere: an die Stelle tritt die eindeutige Verkündigung kommenden Unheils. Denn was jetzt N e r o und seine Helfershelfer unternehmen, läßt alles, was als verständig und planvoll bezeichnet werden konnte, vermissen: Ausraubung Italiens und der Provinzen; Plünderung der Heiligtümer; ein Mordanschlag auf Seneca. In eins damit Omina, deren Sinn sich kaum mißverstehen läßt: Ausbruch der Gladiatoren wie vor Spartacus' Erhebung, eine Flottenkatastrophe großen Ausmaßes . . . Endlich die Prodigien, umständlich berichtet, wie es in der Geschichtsschreibung üblich war. Doch es bleibt eine Besonderheit. Bisher besaßen die Prodigien in der Annalistik ihren Platz zu Beginn des Jahres, bei Tacitus erscheinen sie am Ende. Sie fallen also nicht in den Anfang des Jahres der Pisonischen Verschwörung 65 (wo sie durchaus ihren Platz haben könnten), sondern Tacitus hat sie den Abschluß des Brandes von 64 bilden lassen. So erhalten diese Prodigien eine eigentümliche Stellung. Eingefügt und mitgeteilt am Ende des Jahres sind sie doch „drohenden Unheils Boten", und die Auslegungen der Leberschauer
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verstärken noch jenes Schaurige, das den aufgezählten P r o digien, scheusäligen Mißgeburten, innewohnt. Die Besonderheit der Anordnung verlangt nach einer Erklärung. Sie kann nur darin gesucht werden, daß B r a n d und Prodigien gegenüber dem, was folgt — der Pisonischen Verschwörung — eine Einheit bilden. Sie sind jene Etappen des Unheils, die der jetzt folgenden vorangehen und sie ankünden. Dabei ist es so geordnet, daß die Prodigien nicht nur Abschluß und Höhepunkt dessen geben, was der B r a n d besagte: sie bringen zugleich die Erklärung. Denn wenn Prodigien eine Störung des Friedens zwischen Göttern und Menschen verkünden, so muß dasselbe von jener Spannung gelten, die Tacitus in seiner Darstellung von Roms Brand walten ließ. Die eigentümliche Verstelltheit und Zwielichtigkeit, das Hartnäckige der infamia, die nidit weichen wollte und zuletzt gar triumphierte — auch sie mußte jedem R ö m e r verdeutlichen, daß eine Ordnung gestört war. Keine Maßnahme gegenüber Göttern und Menschen, so heißt es, konnte die infamia zum Schweigen bringen. Die ältere Geschichtsschreibung hatte, wie gesagt, die Prodigien anders angeordnet. An den Anfang eines B e richtsjahres gestellt, verliehen sie dem, was darin geschah, ein negatives Vorzeichen. Tacitus läßt das gesamte J a h r 6 4 zum Prodigium werden — zum Prodigium für das Folgejahr und für die Pisonisdie Verschwörung. Das Neue, das darin liegt, läßt sich nur verstehen, wenn man es als Versuch einer Vertiefung und Bereicherung dessen faßt, was Tacitus vorgegeben w a r . Das Altväterische des Prodigienberidites, das diese gleichsam ohne Kritik hinnahm, genügte, so scheint es, nicht mehr. Bloße Weitergabe einer überkommenen Einrichtung bringt diese in Gefahr, antiquiert zu erscheinen. Tacitus sucht demgegenüber das Ehrwürdige als sinnvoll herauszustellen; er ist bestrebt, es in seinem Eigentlichen zu erfassen. D a r u m hat er seine Darstellung von Roms Brand so geordnet, daß sich alles ins Prodigienhafte wandelt und folgerichtig auf die Prodigien im engeren Sinn hinführt.
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M a n begreift jetzt, w a r u m das Urteil über Neros U r h e b e r schaft nie gefällt, sondern allenfalls einer anonymen infamia in den M u n d gelegt wurde. Die einmal gewählte F o r m der Darstellung verlangte, d a ß der Kern des Unheils ungenannt blieb. D e n n auch das Prodigium gibt n u r an, d a ß etwas nicht stimmt, nicht aber, was da unstimmig ist. M a n versteht weiter, d a ß am B r a n d das Besondere des Schicksalsschlages unterstrichen, d a ß an Ereignissen ä h n licher A r t — Gallierbrand, Spartacus' Erhebung — erinnert wurde. Auch sie waren Schicksalsschläge, außerordentliche und bis dahin unerhörte Katastrophen. W i e d e r ist es an den Prodigien das Monströse, Unfaßliche, die Störung des N o r m a l e n , was sie kennzeichnet. Schließlich gehört hierher die Spannung zwischen dem Geschehen selbst u n d dem, was es besagt. A u d i die D e u t u n g von Prodigien bleibt ein U n g e f ä h r . Sie ist ein Versuch an Erscheinungen, die im G r u n d e nie exakt interpretiert werden k ö n n e n ; deren Wesen in der Zwiespältigkeit von gefährlicher W i r k lichkeit u n d einem Grauen liegt, das sich der F a ß b a r k e i t entzieht. T r o t z d e m gibt das W o r t prodigium, nachdem es gefallen ist, etwas wie eine Entspannung. Es ist, als habe Tacitus uns das Grauen, das voranging, durchleben lassen um zu zeigen, was solch ein Prodigium bedeutet hat u n d noch bedeutet. Als wollte er dem schon b l a ß gewordenen Begriff den furchtbaren Inhalt zurückgeben, der zu ihm gehört. 3. A u d i Germanicus Feldzüge der J a h r e 15 und 16 zeigen diese taciteische Form. D e r erste ist durchwoben u n d durchsetzt mit Vergegenwärtigungen der Teutoburger Schlacht. Wenig h a t t e gefehlt, daß den römischen Heeren V a r u s ' Schicksal zuteil wurde. Noch hält sich Arminius im H i n t e r grund, aber überall die Spuren seines Wirkens! U n v e r g e ß lich das Bild seines Weibes, Segestes' Tochter, bei der Ü b e r gabe: „Von des Gatten Art mehr als von der des Vaters: weder den T r ä n e n nachgebend noch in W o r t e n demütig, die H ä n d e unter der Brust gepreßt und den Blick auf den
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schwangeren Leib richtend." Segestes' Rechtfertigung läßt die Erinnerung an die Varusschlacht a u f b l i t z e n , u n d ihre Schrecken rückt das m a k a b r e B i l d der W a h l s t a t t v o r Augen. A l s b a l d tritt der Sieger selbst hervor, erst in m a h n e n d e m u n d anstachelndem W o r t , d a n n als furchtbarer Feind. D i e verwirrten R ö m e r schreckt er mit seinem: „ D a h a b t ihr V a r u s wieder u n d die d e m gleichen Schicksal verfallenen L e g i o n e n ! " H i n g e g e n steht der zweite F e l d z u g mehr in dem Vorzeichen v o n D r u s u s glücklicherem U n t e r n e h m e n . A b e r wie es dort zur W i e d e r h o l u n g der K a t a s t r o p h e nicht k a m , so hier zu keinem neuen E r f o l g . Beide, Sieg u n d N i e d e r lage, bleiben in der Schwebe, G e r m a n i e n bleibt unbewältigt. Zeichen dessen, d a ß R o m s A u s d e h n u n g zum Stillstand, seine Geschichte an einer W e n d e a n g e l a n g t sind. N o c h ein W o r t über T a c i t u s ' Stellung zur eigenen Zeit. D a s V o r w o r t der H i s t o r i e n hatte v o n N e r v a s u n d T r a j a n s P r i n z i p a t gesprochen u n d das G e m ä l d e einer glücklichen G e g e n w a r t in Aussicht gestellt. D r e i k a i s e r j a h r u n d D o m i tian blieben v o r ü b e r g e h e n d : eine Züchtigung, v o n den G ö t tern über R o m v e r h ä n g t . Pisos A d o p t i o n durch G a l b a läßt bereits innerhalb der H i s t o r i e n , f ü r einen Augenblick wenigstens, jene Z u s t ä n d e aufleuchten, d a die freie W a h l des N a c h f o l g e r s f ü r R o m s T h r o n den Besten finden wird. Nichts weist d a r a u f , d a ß T a c i t u s dergleichen in seiner V o r lage f a n d . E r selbst h a t die E p i s o d e eingefügt und sie zum politischen Bekenntnis werden lassen. U b e r h a u p t haben die H i s t o r i e n noch nichts von jenem G r a u in G r a u , das die A n n a l e n kennzeichnen w i r d . N i r g e n d w o die V o r a h n u n g des N i e d e r g a n g s . I m Gegenteil: Sprüche der D r u i d e n , die im B r a n d des K a p i t o l s den Wechsel der Herrschaft erblickt hatten, blieben leerer W a h n . R o m s t a n d unerschüttert, u n d das Zerstörte w a r d neu erbaut. U n d mitten in den S t ü r m e n des J a h r e s 69 k ü n d e t sich — in einer E p i s o d e vorerst, aber nicht zu überhören — eine verheißungsvolle Z u k u n f t an. G a l b a s W o r t e greifen auf das augusteische V o r b i l d zurück. Ließ A u g u s t u s sein P r i n z i p a t auf den consensus aller R ö m e r gegründet sein, so G a l b a auf dem v o n G ö t t e r n und
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Menschen. Derselbe consensus führt auch zur Wahl des Besten als des adoptierten Nachfolgers. (Unverhüllter, aber in der Sache übereinstimmend, äußert er sich zu den Praetorianern. Da sind es Sieg und allgemeine Zustimmung, die ihm den T h r o n verschafften, die Wahl des Kameraden durch den Kameraden, die ihm den Geeigneten weist.) Aber das Vorbild wird übertroffen. Augustus hatte den T h r o n folger im eignen H a u s gesucht; jetzt, nach dem Untergang der Iulier und Claudier, tritt der Staat an die Stelle, wird der schlechthin Beste, unabhängig von verwandtschaftlicher Bindung, erkoren. N u r eine Einschränkung begegnet: die Republik herzustellen, wie es rechtens gewesen, gestatten die veränderten Verhältnisse nicht. Es muß bei einem guten Prinzeps als idealer Lösung bleiben. Erstaunlich, wie sich in den Annalen das Bild verdüstert hat. Tacitus beschränkt sich auf Augustus' Ausgang. In knappen Sätzen umreißt er den Verlust der Freiheit zugunsten der Herrschaft; die „Süßigkeit der Tatenlosigkeit", die dem Einen Konzentration aller Macht in seiner H a n d gestattet; die Sicherung dieser Macht durch Regelung der Nachfolge. Wieder spielt Adoption die entscheidende Rolle: sie erfaßt den Schwestersohn, die Stiefsöhne, die Enkel. Immer vereitelt der T o d des Kaisers Wünsche, bis schließlich Tiberius bleibt. Ihm fällt alles zu; trotz leiblicher Nachkommenschaft wird ihm Germanicus als zweiter Sohn zugewiesen. Adoption, und doch steht sie unter veränderten Vorzeichen. Augustus' Streben, die Herrschaft seines Hauses zu verewigen, besitzt etwas Hektisches. Es ist die Sorge des Alternden, die sich darin ausspricht. Noch ein Zweites wirkt auf ihn ein, der böse Dämon des Kaiserhauses: Livia. Den Enkel Gaius soll sie beseitigt haben; f ü r Tiberius setzt sie sich mit allen Künsten ein; Agrippa Postumus, der ihren Wünschen im Wege stand, trifft die Verbannung. Als es mit Augustus zu Ende geht, tritt sie mit neuem Anschlag hervor. Man raunt von einem Verbrechen der Livia . . . Genug: die Kunde einer Versöhnung mit Agrippa Postumus ruft sie auf den Plan.. Sie beseitigt den einzigen Zeugen, sie
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bringt Tiberius ans T o t e n b e t t . Uberall hat sie die H a n d im Spiel: das Sterbehaus und alle Zugänge werden bewacht, Krankheitsbulletins redigiert, bis es soweit ist. O b Tiberius den Kaiser noch lebend oder schon entschlafen a n t r a f , blieb ungewiß. Aber es w a r so geordnet, d a ß T o d des alten Kaisers u n d A n t r i t t des neuen gleichzeitig b e k a n n t w u r d e n . U n d sofort beseitigten M u t t e r u n d Sohn im Einverständnis A g r i p p a Postumus, den einzigen, der ihnen noch gefährlich werden konnte. Sie beriefen sich auf des toten Augustus' Geheiß . . . Tacitus allein ist es, der Livia diese Rolle zuschreibt. Auch er weiß nichts a n z u f ü h r e n , was ihre Verbrechen beweist. Wieder bleibt alles Gerücht, V e r m u t u n g , heimliches Raunen. Aber diese infamia heftet sich an Livias T u n , hält sich hartnäckig, wie sie sich auch an N e r o heftet u n d v o n ihm nicht weicht. Es l ä ß t sich nicht abweisen, d a ß Tacitus* besondere Auffassung an Selbsterlebtem sich gebildet h a t . N e r v a u n d T r a j a n , die Nachfolge des Besten hatten noch die Historien verherrlicht. Doch über H a d r i a n s Regierungsa n t r i t t schwebte ein Dunkel. Keine Rede davon, daß T r a j a n die A d o p t i o n öffentlich vollzog, wie es N e r v a , wie es der taciteische Galba gehalten hatten. Die Vorgänge blieben ungeklärt u n d sind es heute noch. M a n leugnet jede A d o p tion. T r a j a n s G a t t i n , Plotina, dem jugendlichen N e f f e n in „erotischer Neigung" zugetan, habe zusammen mit H a d r i ans Erzieher die T h r o n f o l g e ins W e r k gesetzt u n d sich dabei auf W o r t e berufen, die der Kaiser mit sterbender Stimme gesprochen . . . Auch hier w u r d e der T o d des Kaisers vorerst geheimgehalten. U n d abermals v e r k ü n d e t e Plotina, eine andere Livia, gleichzeitig das Ableben des alten u n d den T h r o n a n t r i t t des neuen Herrschers. — D i e Vorgänge gleichen sich zu sehr, als d a ß ihr Z u s a m menhang sich übersehen ließe. T a c i t u s hat Livia u n d ihre geschichtliche Rolle nach Plotinas Vorbild gestaltet. D a t i e rungsgründe, die dagegen sprechen könnten, gibt es nicht. Entscheidend sind die Folgerungen.
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Tacitus' Galba hatte sich bei Pisos Adoption auf das augusteische Vorbild bezogen. Mehr noch: er hatte gemeint, dieses Vorbild noch zu übertreffen. In den Annalen hat sich das Bild gewandelt. Augusteisches Vorbild und mit ihm das Adoptivkaisertum, das sich im Galba der Historien gespiegelt hatte, ist versunken. Was Tacitus als Wahl „von Mann zu Mann" gepriesen hatte, die Kür des Besten, war durch Dazwischentreten eines Weibes entstellt und erniedrigt; es war zur Familienintrige geworden. Kein öffentlicher Vollzug mehr, sondern geheime Machenschaften ehrgeiziger Herrscherinnen. Nicht der consensus aller bestimmte, sondern der Wille derer, die über alternde Gatten die Macht gewonnen hatten. Das Urteil über Livia und Tiberius entschied auch über Plotina und Hadrian; das über Augustus' Familienpolitik auch über das spätere Adoptivkaisertum. Uber Tacitus' Ausgang weiß man nichts; möglich, daß er zur Fronde der Palma, Celsus und Quietus gehörte, die Hadrians Haß traf. Wie immer, hat sich Tacitus eindeutig geäußert. Von jenen Hoffnungen, die er einst auf Nerva und Trajan gesetzt hatte, war nichts mehr vorhanden. Bezeichnend, daß ihr Name in den Annalen nicht mehr fällt 1 ). Was in den Historien gutes Omen und gültiges Vorbild war, ward in den Annalen dem Prodigiösen zugeordnet. Auch auf Augustus fällt jetzt das flackernde Licht. Jenes Für und Wider der Beurteilung, das sich am T a g des Begräbnisses entfaltet, ist in seiner drohenden Ungewißheit rechte Vorstufe und Wegbereitung des Fatums, das über Tiberius' Herrschaft walten wird. Über allem aber das Weib, Bringerin des Unheils, von Pandoras.und Helenas Zeiten bis zur Gegenwart! Selbst ein Prodigium, hat es jene dunkle Macht geboren und ihr in den Sattel geholfen, die Roms Geschichte fortan bestimmen wird. 1) Man beruft sich seit Lipsius auf ann. 2,61 für den Abschluß der Annalen im Jahre 117. Aber nichts beweist, daß auf den Persischen Golf und auf diese äußerste und vorübergehende Ausdehnung der trajanischen Eroberungen angespielt ist. Rubrum mare meint das Rote Meer, nichts anderes.
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Literaturnachweis Grundlegend ist noch immer das Werk G . Wissowa's: Religion und Kultus der Römer. 2. Auflage München 1912. In Auseinandersetzung mit Wissowa und seinen Nachfolgern hat der V f . eine eigene Darstellung vorgelegt: erstmals unter dem T i t e l : Römische Religionsgeschichte 1—3 (Berlin 1931—33) in Sammlung Göschen (1035; 1052; 1072). Eine erweiterte englische Ubersetzung, voa H . Mattingly besorgt, kam 1938 heraus: A H i s t o r y of R o m a n Religion (London, Methuen &. C o . ) . Eine umgearbeitete deutsche Fassung, vorerst in 2 Bänden, erschien in Baden-Baden und Mainz 1951 und 1953; eine französische in Paris 1955. Die italienische Übersetzung ist in Vorbereitung. Zur Besprechung K . L a t t e ' s in: Gnomen 1954, 15 f . sei auf die Entgegnung in: Altheim-Stiehl,. Porphyrios und Empedokles 61 f. verwiesen. D i e vorliegenden Bände bilden die umgearbeitete Neuauflage der in der gleichen Sammlung erschienenen Erstfascung. Abgesehen \on der Gesamtdarstellung haben Einzelfragen der römischen Religion und ihrer Geschichte seit 1929 den Verfasser ständig beschäftigt. Im Folgenden ist zu jedem K a p i t e l angegeben, wo er die nadi seiner Ansicht gültige Bearbeitung des Stoffes, unter Anführung der antiken Quellen und der modernen wissenschaftlichen Literatur, gegeben hat. D a r a u f sei, wer nach weiterer Begründung sucht, verwiesen. Was seitdem an Einschlägigem hinzugekommen ist, ist in Folgendem gleichfalls verzeichnet. Weitere grundlegende Werke sind: W . Schulze, Zur Geschichte lateinischer Eigennamen (1904); G . R o h d e , D i e Kultsatzungen der römischen Pontifices (1936); C . K o c h , D e r römische Juppiter (1937); E . N o r d e n , Aus altrömischen; Priesterbüchern (1939).
1. Einwanderer und Ansässige Geschichte der lateinischen Sprache (1951) 15—192; Römische Geschichte (1951) 1, 13—88; L a religion Romaine (1955) 7—33. Dazu an allgemeinen Darstellungen: G . D e v o t o , GH antichi I t a l i c i . 2. ed. 1951; V . Pisani, Zur Sprachgeschichte des Alten I t a l i e n : R h e i n . Mus. N . F . 97, 47 f . ; A . T o v a r , Numerales indoeuropeos in H i s p a n i a : Zephyros 5, 15 f . ; H . K r ä h e , D i e Indogermanisierung Griechenlands und Italiens (1949); Sprache und Vorzeit (1954). Einzelfragen. — Medma als ausonisch-sikulischer N a m e : H . R i x , Beitr. 7.. Namensforsch. 1951/2, 252. — Zu den sikulischen Glossen: E . Vetter, H a n d buch der italischen Dialekte 1, 362 f. Nachzutragen der Fluß .ioyywög bei M y l a i : P o l y b . 1, 9, 7. — Zur Ableitung von Italia O . Szemerenyi, Ztschr. f. vergl. Sprachwiss. 71, 214 Dalm-atae „die jungen Schafböcke". — D i e Verwandtschaft mit dem Lateinischen bestreiten V . Pisani, B o l l , del C e n t r o di Studi filol. e linguist. Siciliani 1, 5 f . ; A . Scherer, R u p e r t o - C a r o l a 5, 178. — Zur Behandlung der Mediae aspiratae O . Szemerenyi, Archiv. Linguist. 4, 100 f . ; doch vgl. Ventris-Chadwick, J o u r n . Hellen. Stud. 73, 102. — Mefitis: E . Vetter, a. O . 1, 113 N r . 162; 119 f. N r . 182; vgl. 59, N r . 32. — Armenier und Phryger: W . Brandenstein, Festschr. A . Debrunner 80 f. — Illyrische
Literaturnachweis
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Sprache: H . Krähe, Die Sprache des Illyrier 1 (1955). — Zur Vencterfrage H . Krähe, Sitz.Ber. A k a d . H e i d e l b . 1950, 3; A. Scherer, a. O . 178. — Veneter und G e r m a n e n : E. Polomé, H a n d e l . X I X e Vlaamse Filologencongr. 198 f. — Faunus und D a u n u s : Rom. Religionsgesch. 1 (1951), 131 f.; midi nicht überzeugend: A. Kirsopp Michels, Transact. Amer. Philol. Assoc. 84 (1953), 35 f. — Reitia: zur Lesung: M . Lejeune, Rev. de Philol. 25 (1951), 202 f . ; zustimmend G. B. Pellegrini, La Parola del Passato 17, 81 f . ; A. A. Barb, Noreia und Rehtia, in: C a r i n t h i a 1953, 204 f . ; L. Schmidt, Festschrift R. Egger 2, 204; C a r i n t h i a 1, 658 f . ; abwegig W. D r i v e r , Word 1955, 293 f. — louzera: als G ö t t i n bezweifelt von M . Lejeune, R e v . philol. 26 (1952) 218. Dagegen ist zu sagen, daß weder ein Cognomen der Kaiserzeit noch der Ausdruck doto statt donom doto etwas beweist. Bei Libera-Kore, Persephone ist ein G r a b k u l t angebracht. Gegen A. Brühl, Liber Pater (Paris 1953) 355 f. vgl. E. Polomé, Latomus 13, 292 f . ; gegen A. L. Heubeck, D t e L i t . - Z t g . 1952, 401 f. meine Bemerkungen: R o m . Gesch. 2 (1953), 446 f. Zu Zepe?.o>: D . Detschew, Bull. Inst. A r d i . Bulg. 18, 53. — Val C a m o n i c a : H i n z u gekommen ist P. Kretschmer in: Die Sprache 1 (1949), 33 und 34; W. Wüst, N a m n och Bygd 40 (1952), 51 Anm. 7; E. Vetter, G l o t t a 33, 77. Unwahrscheinlich, d a ein Wandel *lema zu leima unbewiesen ist. Zustimmend zu meiner Deutung der Inschriften H . Krähe, Indogermanisierung 50 f. Der Germanen und Italikern gemeinsame Wandel von sonant. r, l zu ur, ul verteidigt von 0 . Szemerényi, Ztsch. f. vergl. Sprachwiss. 71, 200 f. Fund einer ReiterDarstellung in M y k e n a i : A. J. B. Wace, London N e w s Illustr., N o v . 1. 1952 S. 718; 721 fig. 21. — Wagenmodelle: A. Alföldi, La Nouvelle Clio 1950, 542 f. — NEU NA. Dazu zuletzt F. Altheim, Rom. Gesch. 2 (1953), 447 gegen St. Weinstock, Festschrift A. Rumpf 151 f.; E. Vetter, H a n d b . d. ital. Dial. I, 322 f. — Abweidiend zum Wandel dh O . Szemerényi, Arch. Linguist, 4, 100 f. — Vorromanische Grundlagen der R o m a n í a : J . Hubschmid, Praeromanica (1949); Alpen Wörter romanischen und vorromanischen Ursprungs (1951); Sardisdie Studien (1953); A. T o v a r , C a n t a b r i a P r e r o m a n a (1955). — Basken: E. Gamillscheg, Romanen und Basken, Abh. A k a d . Mainz 1950, 2. — Elymer: G . Charles-Picard, Les religions de l ' A f r i q u e antique (1954) 115 f. Zum N a m e n r i l x vgl. V. Bertoldi, A. Maiuri, G. Pugliese C a r r a t e l l i , La Parola del Passato 7, 5 f. — Picenum und N o v i l a r a : F. Ribezzo, Studi Etruschi 21,185 f.; M. D u r a n t e , Ricerdie linguist. 2 (1951), 163 f.; E. Vetter, a. O . 1, 275 f . ; 361 f . ; E. Polomé, La Nouvelle Clio 1952, 261 f. (Inschrift des Kriegers von Capestrano). Masken: L. Schmidt, Masken in Mitteleuropa (1955) 24f.
2. Die Etrusker F. Altheim, Der Ursprung der Etrusker (1950); Römische Geschichte (1951) 1. 89—113; Geschichte der latein. Sprache (1951) 195—223; La religión Romaine (1954) 33—50; R . B l o c h , L ' a r t et la civilisation Etrusque (1955); A. Stoltenberg, Ubersetzung der Tontafel von C a p u a : Studi Etruschi 22, 157 f.,; Etrusker in Spanien: Glotta 33, 87 f. Einzelfragen. A t r i a und S p i n a : A. Gitti, La Parola del Passato 24, 166 f. O . Szemerényi erinnert midi an r Q i ^ a g x i a Paus. 10, 19, 9 f. zu gall. nÜQX* „Pferd". — M a r c i n a : Americ. J o u r n . Arch. 55, 177 f. — Palaeopolis f ü r die 2. H ä l f t e des 6. Jahrhunderts bezeugt: ebenda 55, 178. — Volsinii = Bolsena: ebenda 55. 184.
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Literaturnachweis 3. Die Götter
F . Altheim, Römische Geschichte 1 (1951), 139—148; 2 (1953), 3 9 — 5 3 ; Römische Religionsgeschichte 1 (1951), 99—122; 2 (1953), 231 f . ; La religion R o m a i n e (1955) 63—73. Einzelfragen. Palatinische Grabungen; A . Puglisi, Monum. Lincei 41, 15 f . ; 34 f . ; S a c r a V i a : E . G j e r s t a d , E a r l y Rome 1 (1953). — D i e Deutung des Consus auf Abschluß des J a h r e s wird bestätigt durch ' J a v ö ; Kovolßtog (lanus Consevius) bei J o h . L y d . , de mens. 4, 1 p. 63, 9 Wünsch. M i t dem polaren Gottesnamen ist Anfang und Abschluß des J a h r e s bezeichnet.
4. Religio F . Altheim, Römische Religionsgeschichte 1 (1951), 297—315 ( C . Acilius); Römische Geschichte 2 (1953), 341—351; 393—400; desgl. 1 (1951), 203—232; Geschichte der latein. Sprache (1951) 452—460. Einzelfragen. Ennius hat möglicherweise von der Eroberung des Kapitols gewußt: O . Skutsch, J o u r n . R o m . Stud. 1953, 77 f.
5. Vates F . Altheim, Römische Geschichte 2 (1953), 232—235; Römische Religionsgesdiidite 2 (1953), 167—190; 214—238; Geschichte der latein. Sprache (1951) 452—460. Einzeifragen. Stabreim in H o r a z ' carmina: G . R a d k e , Gymnasium 61, 243. — H o r a z als Liebesdichter: F . Altheim, Römische Religionsgeschichte 2 (1953)» 270—275 ( G a l a t h e a - O d e ) .
6. Der Geschichtsschreiber: (Tacitus)
Erstmals erschienen i n : D i e Neue Rundschau 64 (1953), 175—193. E i n z e l f r a g e n : Die R o l l e der L i v i a bei Tacitus behandelt eine ungedruckte Dissertation von Erich Laube, D i e Abfassungszeit von T a c i t u s ' Annalen. Freie U n i v e r s i t ä t , Berlin 1955. Richtungweisend: H . Kleinknecht, Laokoon, in: Hermes 79 (1944), 66 f.
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Register A d o p t i v k a i s e r t u m 108 f. Aeneaden 27 f. Aius Locutius 58. 64. 66. 73. 81 amor 48 Apollon 44. 46. 50 Atellane 48 A t r i a 33 Augustus 74. 77 f. 82. 84 f. 109 f. Augustusforum 53. 88 Ausoner 33 f. Baskisdi 22 Bestattung 40 f. Bologna 16 C a e r e 36. 37 . 38 . 42. 44 Camillus 63. 66. 72 f. 78 f. 14 f. Camunni Capestrano, Kriegerstatue 30 carmen 80 f. Castor 50 Caudium 69 f. Ceres 56 consensus 77 f. 83. 86. 88. 108 f. 111 Consus 59 f. Couvade 24 D ä m o n e n 42 Decier 67 f. Demaratos 36 devotio 67 f. Diespiter 17. 50 Dionysos 13. 17. 46 Dorier 9 f. 16. 49 Elogien 54 Elymer 27 f. 32. 39 E r y x 27. 39 Etrusker 31 f. evocatio 57 F a b i e r 63. 66 f. Falerii 36. 37. 38 fatum 52. 65 f. 68. 73. 76. 81. 86 f. 94. 96 f. 100 f.
Faunus 12. 80 f. Felix 75 Felsbilder 15. 23 f. 25. 28 f. „Fettes W e i b ' 25 f. 40 flamen Dialis 50. 55 Fortuna 57. 75. 98 Fossakultur 18 G a l l i e r b r a n d 62 f. 72 f. 100 Genius 18. 45. 60 f. Geschichte, Geschichtsschreibung 51 f. 58 f. 61 f. 68 f. 76. 86 f. 90 f. 97. 100 f. Grabphallos 44 f.
Lausitzer Kultur 9 f. 15 Lemnos, Stele 30. 32. 38 Leberschau 42. 74. 105 f. Leidienspiele 41. 48 Leto 44 Liber, Libera 13 f. 17. 20 Ligurer 22 f. 24 f . 26. 35 f. 38 Livia 109 f. Livius 63 f. 67 f. 72 f. 77 f. 80. 83. 100 Louzera 13 f. 17. 20
Magisdie Fludit 16 Malta 25. 40 Mantua 32 Mars 9. 17. 39. 60 Mastarna 39 Megaron 51 H a d r i a n 110 f. Messapier 19 Hauscippus 44 f. Messapus 12 Hauswagen 17 Monte Bego 25 H e r a 36. 37 Mütterliche Abstammung Hirplni 8 43 f. Hirsch 23. 26 H o m e r , seine Götter 49 f. Mutterrecht 43. 46 H o r a z 71 f. 73. 80. 81 f. 83 f. neglegentia 65 f. N e k r o p o l e n 7. 42. 44 Neronisdier Brand 98 f. I a n u s 59 f. NEVNA 21 Iberer 22 Illyrier, Illyrische Wande- N o v i l a r a 28 f. rung 9 f. 16 f. 18 f. 30. numen 59. 61 35. 38. 49 infamia 102 f. 104 f. 110 Orsi 5 f. Irland 22 f. O r t h i a 12 f. Italia 8 f. Osko-Umbrer 11. 18 f. Jungfernsöhne 11 l u n o 39. 55 P a e l i g n i 11 Iupiter 17. 50. 74. 75 f. Paliken, Palica 6 f. 11 iustum bellum 70 f. Palilia 6. 11 pater familias 45. 51 Pesaro, Bilingue 29 f. Kampanien, Kampaner Philister 11 33. 38 Picentcs 8 K a p u a 34. 38 Pisa 35 f. Kimmerier 16 Phryger 10 Klassik 89 Kontinuierender Stil 52 f. Pollux 20 f. Pompeii 33. 34 L a t i n o - F a l i s k e r 11. 14 f. Pontevedra 23 f. Poseidon 12 19 f. 37. 38
116 Prodigicn 61 f . 73. 91. I I I •} SOI •} C6 R e i t i a 12 f. religio 62 f. 87. 100 rex 51 Romulus 17 Saecularfeier 84 f. 88 Sancus 17. 50 Sardinien 25 f. 40 Saturnus 37 Scipio d. Ältere 75 f. Sikuler 5 f. 18. 40 Spina 32 f.
Register Stabreim 80 f. Stiergott 9. 23 Sulla 75 T a c i t u s 89 f. Tanaquil 43 T a r q u i n i i 36. 48 Thraker 10. 16 Todesstunde 52 Topos 91 f. Totenstadt 41 f. T r i u m p h 53 f. 74 Troer, T r o i a 27 f. 39. 102 Trulli 7 Tyrrhener 28. 31. 35.37 f.
U m b r e r 5. 33. 35. 38 Unsterblichkeit 41 V a l Camonica 11. 14 f. 50 f. vates 72. 77 f. Veneter 10. 14 f. 19. 33 Vergil 53 f. 80. 88 Vogelschau 62. 74. 86 Volcanus 37 Vorindogermanische Sdiidit 21 f. Wesensbetraditung 4 Windcelmann 4 Z i r k u s 46 f.
GESA M
TVERZEICHNIS
SAMMLUNG GÖSCHEN DAS WISSEN D E R WELT IN KURZEN KLAREN, ALLGEMEINVERSTÄNDLICHEN EINZELDARSTELLUNGEN NACH DEN LEHRPLÄNEN D E R DEUTSCHEN UNIVERSITÄTEN UND HOCHSCHULEN AUFGEBAUT J E D E R BAND DM 2,40 DOPPELBAND DM 4,80
STAND JANUAR 1956
WALTER DE GRUYTER & CO. BERLIN W 35
INHALTSVERZEICHNIS Seite
Biologie Botanik Chemie D e u t s c h e S p r a c h e und L i t e r a t u r Elektrotechnik Englisch Erd- und Länderkunde Französisch Geologie Oermanisch Geschichte Griechisch Hebräisch Hoch- und T i e f b a u Indogermanisch Italienisch Kristallographie Kunst L a n d - und F o r s t w i r t s c h a f t Lateinisch Maschinenbau Mathematik Mineralogie Musik Pädagogik Philosophie Physik Psychologie Publizistik Religionswissenschaften Russisch Sanskrit Soziologie Technologie Volkswirtschaft Wasserbau Zoologie
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II 11 10 5 13 6 7 6 12 6 4 6 7 15 6 6 12 4 12 6 13 8 12 4 3 3 9 3 7 4 7 7 3 10 7 15 11
Geisteswissenschaften Philosophie Einführung in die Philosophie von H. Leisegang. 2. Auflage. 145 Seiten. 1953 Erkenntnistheorie von G. Kropp. 1. Teil: Allgemeine G r u n d legung. 143 Seiten. 1950 7., u n v e r ä n d . Hauptprobleme der Philosophie von G. Simmelt. Auflage. 177 Seiten. 1950 Geschichte der Philosophie 1: D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W. Capelle. 1. Teil. V o n T h a l e s b i s L e u k i p p o s . 2 . , erweiterte Auflage. 135 Seiten. 1953 I I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W.Capelle. 2. Teil. Von der Sophistik bis z u m T o d e Piatons. 2., s t a r k erweiterte Auflage. 144 Seiten 1953 . . . . I I I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e v o n W. Capelle. 3. Teil. Vom Tode P i a t o n s bis zur Alten Stoa. 2., s t a r k erweiterte Auflage. 132 Seiten. 1954 . . . . I V : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W. Capelle. 4. Teil. Von der Alten Stoa bis zum Eklektizismus im 1. J a h r h u n d e r t v. Chr. 2., s t a r k erweiterte Auflage. 132 Seiten. 1954 V : D i e P h i l o s o p h i e d e s M i t t e l a l t e r s von J. Koch. In Vorbereitung V I : V o n d e r R e n a i s s a n c e b i s K a n t von K. Schilling. 234 Seiten. 1954 , Bd. V I I : I m m a n u e l K a n t von G. Lehmann*. In Vorbereitung. V I I I : D i e P h i l o s o p h i e d e s 19. J a h r h u n d e r t s von G. Lehmann. 1. Teil. f51 Seiten. 1953 I X : D i e P h i l o s o p h i e d e s 19. J a h r h u n d e r t s von G. Lehmann. 2. Teil. 168 Seiten. 1953 X : D i e P h i l o s o p h i e i m e r s t e n D r i t t e l d e s 20. J a h r h u n d e r t s von G. Lehmann. In V o r b e r e i t u n g Die geistige Situation der Zelt (1931) von K. Jaspers. 3., unverä n d e r t e r A b d r u c k der 1932 b e a r b e i t e t e n 5. Auflage. 211 Seiten. 1953. Zur Zeit nur Ganzleinen DM 4,80 Philosophisches Wörterbuch von M. Apel f . 4., u n v e r ä n d e r t e Auflage. 260 Seiten. 1953 Philosophische Anthropologie von M. Landmann. 266 Seiten. 1955 Bd.
Bd.
281
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807
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500
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394/394a Bd. 536 Bd.
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Bd. 1000 Bd. 1031 156/ 156a
Pädagogik • Psychologie • Soziologie Geschichte der Pädagogik von H. Weimer. 11., neubearbeitete u n d v e r m e h r t e Auflage. 176 Seiten. 1954 Bd. Therapeutische Psychologie. Freud — Adler — J u n g von W.M.Kranefeldt. Mit einer E i n f ü h r u n g von C. G. Jung. 2. Auflage. 152 Seiten. 1950 .Bd. Sozialpsychologie von P.R. Hofstätter. 1956. In Vorbereitung Bd. 104 / Psychologie des Berufs- und Wirtschaftslebens von W. Moede. 1956. In Vorbereitung Bd. Soziologie. Geschichte u n d H a u p t p r o b l e m e von L. von Wiese. 5. Auflage. 162 Seiten. 1954 Bd. Industrie- und Betriebssoziologie von R. Dahrendorf. 118 Seiten. 1956 Bd.
145 1034 104a 851 1G1 103 3
Religionswissenschaften Jesus von M. Dibelius f . 2. Auflage. U n v e r ä n d e r t e r N a c h d r u c k . 137 Seiten. 1949 Bd. 1130 Paulus von M. Dibelius f . Nach d e m T o d e des Verfassers herausgegeben u n d zu E n d e g e f ü h r t v o n W. G. Kümmel. 2. Auflage. 155 Seiten. 1956 Bd. 1160
Musik Musikästhetik von H. J. Moser. 180 Seiten. 1953 Systematische Modulation von R. Henried. 2. Auflage. 136 Seiten. 1950 Der polyphone Satz von E. Pepping. 1. Teil: Der c a n t u s - f i r m u s Satz. 2. Auflage. 223 Seiten. 1950 Harmonielehre von H. J. Moser. I : 109 Seiten. 1954 Technik der deutschen Gesangskunst von H. J. Moser. Dritte, durchges. u. verbesserte Auflage. 144 Seiten mit 5 Fig. 1954 Bd. Die Kunst des Dirigierens von H. W. von Waltershausen f . 2. Auflage. 138 Seiten. 1954 Die Technik des Klavierspiels aus dem Geiste des musikalischen Kunstwerkes von K. Schubert f . 3. Auflage. 110 Seiten. 1954 Die Musik des 19. Jahrhunderts von W. Oehlmarxn. 180 Seiten. 1953 Allgemeine Musiklehre von H. J. Moser. 2., durchges. Auflage. 155 Seiten. 1955 Bd.
Bd.
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Bd. 1094 Bd. 1148 Bd.
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576/576a Bd. 1147 B d . 1045 Bd.
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Kunst Stilkunde von H. Weigert. I : Vorzeit, Antike, Mittelalter. 2. Auflage. 136 Seiten. Mit 94 Abbildungen. 1953 . . I I : S p ä t m i t t e l a l t e r und Neuzeit. 2. Auflage. 146 Seiten. Mit 84 Abbildungen. 1953 Archäologie von A. Rumpf. 1: Einleitung, historischer Überblick. 143 Seiten mit 6 Abbildungen im T e x t und 12 T a f e l n . 1953 I I : Die Archäologensprache. Die a n t i k e n R e p r o d u k t i o n e n . 136 Seiten mit 7 Abbildungen im T e x t und 12 T a f e l n . 1956
Bd.
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Bd.
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Geschichte Einführung in die Geschichtswissenschaft von P. Kirn. 2. Auflage. 121 Seiten. 1952 Bd. Kultur der Urzeit von F. Behn. 4. Auflage der „ K u l t u r der U r z e i t " . Band I — I I I von M. Hoernes. I : Die vormetallischen K u l t u r e n . (Die Steinzeiten Europas. Gleichartige K u l t u r e n in a n d e r e n Erdteilen). 172 Seiten mit 48 Abbildungen. 1950 Bd. I I : Die älteren Metalikulturen. (Der Beginn der Metallben u t z u n g . Kupfer- und Bronzezeit in E u r o p a , im Orient und in Amerika). 160 Seiten mit 67 Abbildungen. 1950 Bd. I I I : Die jüngeren Metallkulturen. (Das Eisen als K u l t u r metall. H a l l s t a t t - L a t e n e - K u l t u r in E u r o p a . Das erste 4
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A u f t r e t e n des Eisens in den anderen Erdteilen). 149 Seiten mit 60 A b b i l d u n g e n . 1950 Bd. 5G6 Vorgeschichte Europas von F. Behn. Völlig neue B e a r b e i t u n g der 7. Auflage der „Urgeschichte der M e n s c h h e i t " von M. Hoernes. 125 Seiten mit 47 Abbildungen. 1949 . . Bd. 42 Von den Karolingern zu den Staufern von J. Haüer. Die altd e u t s c h e Kaiserzeit (900—1250). 3. Auflage. 141 Seiten mit 4 K a r t e n . 1944 Bd. 1065 Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, der Gegenreformation und des 30jährigen Krieges von F. Härtung. 129 Seiten. 1951 Bd. 1105 Deutsche Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart von W. Treue (4 Bände). In Vorbereitung Bd. 35 Quellenkunde der deutschen Geschichte im Mittelalter (bis zur Mitte des 15. J a h r h u n d e r t s ) . v o n K. Jacob f . I : Einlsitung. Allgemeiner Teil. Die Zeit der Karolinger. 5. Auflage. 118 Seiten. 1949 Bd. 279 I I : Die Kaiserzeit ( 9 i l — 1 2 5 0 ) . 4. Auflage. 127 Seiten. 1949 Bd. 280 I I I : Das S p ä t m i t t e l a l t e r (vom I n t e r r e g n u m bis 1500). U n t e r V e r w e n d u n g der Hinterlassenschaft herausgegeben von F. Weden. 152 Seiten. 1952 Bd. ' 284 Badische Geschichte von A. Krieger. 137 Seiten. 1921 . . . Bd. 230 Geschichte Englands von H. Preller. 1: bis 1815. 3., s t a r k u m g e a r b e i t e t e Auflage. 135 Seiten m i t 7 S t a m m t a f e l n und 2 K a r t e n im T e x t . 1952. . . . Bd. 375 I I : von 1815 bis 1910. 2., völlig umgearb. Auflage. 118 S. mit 1 S t a m m t a f e l und 7 K a r t e n im T e x t . 1954 . . Bd. 1088 Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika von O. Graf zu Stolberg-Wernigerode. 192 Seiten mit 10 K a r t e n im T e x t . 1956 Bd. 1 0 5 1 / 1 0 5 1 a
Deutsche Sprache und
Literatur
Deutsches Rechtschreibungswörterbuch von M. Gottschald. 2., verbesserte Auflage. 269 Seiten. 1953 . . . . B d . Deutsche Wortkunde von A. Schirmer. Eine kulturgeschichtliche B e t r a c h t u n g des deutschen W o r t s c h a t z e s . 3., durchgesehene Auflage. 109 Seiten. 1949 . . . . Deutsche Sprachlehre von W. Hofstaetter. 9., n e u b e a r b e i t e t e Auflage von C. Spree. 144 Seiten. 1953 Stimmkunde f ü r Beruf, K u n s t u n d Heilzwecke von H. Biehle. I I I Seiten. 1955 Redetechnik von H. Biehle. E i n f ü h r u n g in die Rhetorik. 115 Seiten. 1954 Sprechen und Sprachpflege von H. Feist. (Die Kunst des Sprechens). 2., verbesserte Auflage. 99 Seiten .mit 25 Abbildungen. 1952 Der Nibelunge Not in Auswahl mit kurzem W ö r t e r b u c h vosi K. Langosch. 9., u m g e a r b e i t e t e Auflage. 164 Seiten. 1953 Deutsches Dichten und Denken von der germanischen bis zur staufischen Zeit von H. Naumann. (Deutsche L i t e r a t u r geschichte vom 5 . — 1 3 . J a h r h u n d e r t ) . 2., verbesserte Auflage. 166 Seiten. 1952 Deutsches Dichten und Denken vom Mittelalter zur Neuzeit von G. Müller (1270—1700). 2., durchgesehene Auflage. 159 Seiten. 1949
200/200a Bd.
929
Bd.
20
Bd.
60
Bd.
61
Bd. 1122 Bd.
1
Bd. 1121 Bd. 1086 5
Die deutschen Personennamen von M. Gottschald. 2., besserte Auflage. 151 Seiten. 1955 Althochdeutsches Elementarbuch von H. Naumann t W.Betz. 2. Auflage. 156 Seiten. 1954 Mittelhochdeutsche Grammatik von H. de Boor und R. niewski. 139 Seiten. 1956
Indogermanisch
•
verund Wis-
• Französisch
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Bd. 1108
Bd.
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Bd. Bd.
238 780
Bd. 1115
Bd. 1125 Bd.
735
Bd. 1114 Bd. 1116 Bd. 1124 Bd. 1136 Bd. 1135 Bd. 1142 128/128a Bd. 250 B d . . 125
Lateinisch
Griechische Sprachwissenschaft von IV. Brandenstein. I : Einleitung, L a u t s y s t e m , Etymologie. 160 Seiten. 1954 I I : In Vorbereitung Geschichte der griechischen Sprache I : Bis z u m Ausgang der klassischen Zeit. Von O. Hoffmann f . 3., u m g e a r b e i t e t e Auflage von A. Debrunner. 156 Seiten. 1954 I I : G r u n d f r a g e n u n d G r u n d z ü g e d. nachklass. Griechisch. Von A Debrunner. 144 Seiten. 1954
6
Bd. 1111
Italienisch
Altenglisches Elementarbuch von M . Lehnert. Einführung, Grammatik, Texte mit Übersetzung und Wörterbuch. 3., verbesserte Auflage. 178 Seiten. 1955 Historische neuenglische Laut- und Formenlehre von E. Ekwall. 3., durchgesehene Auflage. 150 Seiten. 1956 . . Englische Literaturgeschichte. I : Die alt- und mittelenglische Periode von F. Schubel. 163 Seiten. 1954 I I : Von der Renaissance bis zur A u f k l ä r u n g von Paul Meissner f . 139 Seiten. 1937 I I I : R o m a n t i k u n d Viktorianismus von Paul Meissner f . 150 Seiten. 1938 I V : Das 20. J a h r h u n d e r t von Paul Meissner f . 150 Seiten. 1939 Beowulf von M. Lehnert. Eine Auswahl mit E i n f ü h r u n g , teilweiser Übersetzung, A n m e r k u n g e n und etymologischem W ö r t e r b u c h . 2., verbesserte Auflage. 135 Seiten. 1949 Shakespeare von P. Meissner f . 2. Auflage, n e u b e a r b e i t e t von M. Lehnert. 136 Seiten. 1954 . Romanische Sprachwissenschaft von H. Lausberg. I : Einleitung u n d Vokalismus. 160 Seiten. 1956 . . Bd. I I : K o n s o n a n t i s m u s . 95 Seiten. 1956 Italienische Literaturgeschichte von K. Vossler f . U n v e r ä n derter N a c h d r u c k der 1927 erschienenen 4., durchgesehenen u n d verbesserten Auflage. 148 Seiten. 1948
Griechisch
422
Germanisch
Gotisches Eiementarbuch von H. Hempel. G r a m m a t i k , T e x t e mit Ü b e r s e t z u n g u n d E r l ä u t e r u n g e n . 2., u m g e a r b e i t e t e Auflage. 165 Seiten. 1953 Germanische Sprachwissenschaft von H. Krähe. I : Einleitung und L a u t l e h r e . 3. Auflage. In Vorbereitung I I : Formenlehre. 2. Auflage. 140 Seiten .1948 Altnordisches Elementarbuch von F. Ranke. Schrifttum, Sprache, T e x t e mit Ü b e r s e t z u n g u n d W ö r t e r b u c h . 2., durchgesehene Auflage. 146 Seiten. 1949 . . . .
Englisch
Bd.
Bd. Bd.
117 118
Bd.
111
Bd.
114
Geschichte der griechischen Literatur von W . Nestle. 2., v e r besserte A u f l a g e . I : V o n den A n f ä n g e n bis auf A l e x a n d e r d. Gr. 148 Seiten. 1950 Bd. I I : V o n A l e x a n d e r d. Gr. bis z u m A u s g a n g der A n t i k e . 128 Seiten. 1948 Bd. Geschichte der lateinischen Sprache v o n F. Stolz f . 3., stark u m g e a r b e i t e t e A u f l a g e v o n A. Debrunner. 136 Seiten. 1953 Bd.
70 557 492
Hebräisch • Sanskrit • Russisch Hebräische Grammatik v o n G. Beerf. 2., v ö l l i g neubearbeitete A u f l a g e v o n R. Meyer. I : Schrift-, L a u t - u n d Formenlehre I. 157 Seiten. 1952. B d . I I : Schrift-, Lautund Formenlehre II. 195 Seiten. 1955 Bd. Sanskrit-Grammatik v o n M, Mayrhofer. 89 Seiten. 1953 . . Russische G r a m m a t i k v o n G. Berrieker. 6., u n v e r ä n d e r t e A u f lage v o n M. Vasmer. 155 Seiten. 1947
763/763a 764/764a B d . 1158 Bd.
66
Bd. Bd. Bd.
910 911 856
Bd.
319
Bd.
30
Erd- und Länderkunde A f r i k a v o n F. Jaeger. Ein geographischer Ü b e r b l i c k . 2., u m gearbeitete Auflage. I : D e r L e b e n s r a u m . 179 Seiten m i t 18 A b b i l d u n g e n . 1954 I I : Mensch und K u l t u r . 155 Seiten m i t 6 A b b i l d u n g e n . 1954 I b e r o a m e r i k a v o n O. Quelle. In V o r b e r e i t u n g Australien und Ozeanien v o n H. J. Krug. 176 Seiten m i t 46 Skizzen. 1953 Kartenkunde v o n M. Eckert-Greifendorff f . 3., durchgesehene A u f l a g e v o n W. Kleffner. 149 Seiten m i t 63 A b b . 1950
Volkswirtschaft • Publizistik Allgemeine Betriebswirtschaftslehre von K . Mellerowicz. 9., unv e r ä n d e r t e A u f l a g e . 1956. I : 142 Seiten Bd. I I : 112 Seiten. . Bd. I I I : 143 Seiten Bd. A l l g e m e i n e Volkswirtschaftslehre v o n A. Paulsen. I : Grundlegung, Wirtschaftskreislauf. 138 Seiten mit 11 A b b i l d u n g e n . 1956 Bd. I I : Haushalte, U n t e r n e h m u n g e n , M a r k t f o r m e n . I n V o r bereitung Bd. I I I : P r o d u k t i o n s f a k t o r e n , Geldwesen. I n V o r b e r e i t u n g . . Bd. I V : K o n j u n k t u r , Außenhandel, staatliche A k t i v i t ä t . In Vorbereitung Bd. Zeitungslehre v o n E. Dovifat. 3., neubearbeitete A u f l a g e . 1955. I : T h e o r e t i s c h e und rechtliche Grundlagen, N a c h r i c h t und Meinung, Sprache und F o r m . 148 Seiten. 1955 . . . . Bd. I I : R e d a k t i o n , Die Sparten, V e r l a g und V e r t r i e b , Wirt-: schaft und T e c h n i k , Sicherung der ö f f e n t l i c h e n A u f gabe. 158 Seiten. 1955 Bd.
1008 1153 1154 1169 1170 1171 1172 1039 1040
7
Naturwissenschaften Mathematik Geschichte der Mathematik von J. E. Hofmann. I : Von den A n f ä n g e n bis z u m A u f t r e t e n von F e r m a t und Descartes. 200 Seiten. 1953 Mathematische Formelsammlung von F. Ringleb. Vollständig u m g e a r b e i t e t e N e u a u s g a b e des Werkes von 0. Th. Bürklen. 6., durchgesehene Aufl. 274 Seiten mit 57 Figuren. 1956. In Vorbereitung Fünfstellige Logarithmen von A. Adler. Mit mehreren graphischen R e c h e n t a f e l n u n d häufig v o r k o m m e n d e n Zahlwerten. 2. Auflage. N e u d r u c k . 127 Seiten mit 1 T a fel. 1949 Höhere Algebra von H. Hasse. 3., verbesserte Auflage. I : Lineare Gleichungen. 152 Seiten. 1951 I I : Gleichungen höheren Grades. 158 Seiten mit 5 Figuren. 1951 Aufgabensammlung zur höheren Algebra von H. Hasse u n d W. Klobe. 2., verbesserte u n d v e r m e h r t e Auflage. 181 Seiten. 1952 Elementare und klassische Algebra vom modernen Standpunkt von W. Krull. 2., erweiterte Auflage. I : 136 Seiten. 1952 . . . . : Einführung in die Zahlentheorie von A. Scholz f . 2. Auflage, ü b e r a r b e i t e t von B. Schoeneberg. 128 Seiten. 1955 . . . Elemente der Funktionentheorie von K. Knopp. 4. Auflage. 144 Seiten mit 23 Fig. 1955 Funktionentheorie von K. Knopp. 8. Auflage. I : Grundlagen der allgemeinen Theorie der analytischen F u n k t i o n e n . 139 Seiten mit 8 Fig. 1955 I I : A n w e n d u n g e n u n d W e i t e r f ü h r u n g ' d e r allgemeinen Theorie. 130 Seiten mit 7 Fig. 1955 Aufgabensammlung zur Funktionentheorie von K. Knopp. 4. Auflage. 1: Aufgaben zur elementaren F u n k t i o n e n t h e o r i e . 135 Seiten. 1949 I I : A u f g a b e n zur höheren F u n k t i o n e n t h e o r i e . 151 Seiten. 1949 Repetitorium und Aufgabensammlung zur Differentialrechnung von A. Willing f . 2., neubearbeitete Auflage. Durchgesehener Neudruck. 145 Seiten. 1949 Repetitorium und Aufgabensammlung zur Integralrechnung von A. Willing f . 2., neubearbeitete Auflage. Durchgesehener N e u d r u c k . 121 Seiten mit 32 Figuren u n d 309 Beispielen. 1949 Gewöhnliche Differentialgleichungen von G. Hoheisel. 4., neub e a r b e i t e t e Auflage. 129 Seiten. 1951 Partielle Differentialgleichungen von G. Hoheisel. 3., neubea r b e i t e t e Auflage. 130 Seiten. 1953 . Aufgabensammlung zu den gewöhnlichen und partiellen Differentialgleichungen von G. Hoheisel. 2., u m g e a r b e i t e t e Auflage. 124 Seiten. 1952 Mengenlehre von E. Kamke, 3., n e u b e a r b e i t e t e Auflage. 194 Seiten mit 6 Figuren. 1955 Bd. 8
Bd.
225
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51
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932
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Bd. 1131 Bd. 1109 Bd.
668
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Bd.
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Bd. 1003 Bd. 1059 999/999a
Darstellende Geometrie VOM W. Haack. 1: Die wichtigsten D a r s t e l l u n g s m e t h o d e n . G r u n d - und A u f r i ß ebenflächiger K ö r p e r . 110 Seiten mit 117 Abbild u n g e n . 1954 Bd. 142 I I : K ö r p e r mit k r u m m e n Begrenzungsflächen. K o t i e r t e P r o j e k t i o n e n . 129 Seiten m i t 86 Abbildungen. 1954 . . Bd. 143 I I I : A x o n o m e t r i e . P e r s p e k t i v e . P h o t o g r a m m e t r i e . In Vorbereitung Bd. 144 Sammlung von Aufgaben und Beispielen zur analytischen Geometrie der Ebene von R. Haussner f . Mit den vollständigen Lösungen. 139 Seiten mit 22 Figuren im T e x t . N e u d r u c k . 1949 Bd. 256 Nichteuklidische Geometrie von R. Baldus f . Hyperbolische Geometrie der E b e n e . 3., verbesserte Auflage, d u r c h gesehen u n d herausgegeben von F. Löbell. 140 Seiten mit 70 Figuren im T e x t . 1953 Bd. 970 Differentialgeometrie von K . Strubecker (früher Rothe). I : K u r v e n t h e o r i e der E b e n e u n d des R a u m e s . 150 Seiten mit 18 Figuren. 1955 Bd. 1 1 1 3 / 1 1 1 3 a Einführung In die konforme Abbildung v o n L. Bieberbach. 4. Au läge. 147 Seiten mit 42 Zeichnungen. 1949 . . . Bd. 768 Vektoranaly is von S. Valentiner. N e u d r u c k der 7. Auflage (19E0). 138 Seiten mit 19 Figuren. 1954 Bd. 354 Vermessungskunde von P. Werkmeister. I : S t ü c k m e s s u n g u n d Nivellieren. 9. Auflage. 165 Seiten m i t 145 Figuren. 1949 Bd. 468 I I : Messung von Horizontalwinkeln. Festlegung von P u n k t e n im K o o r d i n a t e n s y s t e m . A b s t e c k u n g e n . 7. Auflage. 151 Seiten mit 93 Figuren. 1949 ' . . . Bd. 469 I I I : Trigonometrische und barometrische Höhenmessung. T a c h y m e t r i e u n d Topographie. 6. Auflage. 147 Seiten m i t 64 Figuren. 1949 Bd. 862 Versicherungsmathematik von F. Böhm. I : E l e m e n t e der Versicherungsrechnung. 3., v e r m e h r t e u n d verbesserte Auflage. Durchgesehener Neudruck. 151 Seiten. 1954 Bd. 180 I I : L e b e n s v e r s i c h e r u n g s m a t h e m a t i k . E i n f ü h r u n g in die technischen Grundlagen der Sozialversicherung. 2., verbesserte Auflage. 205 Seiten. 1953 Bd. 9 1 7 / 9 1 7 a
Physik Einführung In die theoretische Physik von W. Döring. I : Mechanik. 119 Seiten m i t 29 Abbildungen. 1954 . . Bd. 76 I I : Das elektromagnetische Feld. 123 Seiten m i t 15 Abbild u n g e n . 1955 Bd. 77 I I I : O p t i k . 117 Seiten m i t 32 Abbildungen. 1956 . . . . Bd. 78 I V : T h e r m o d y n a m i k . Mit 9 Abbildungen. In Vorbereitung Bd. 374 Atomphysik von K. Bechert u. Ch. Gerthsen. 3., u m g e a r b . Aufl. I : Allgemeine Grundlagen. I . T e i l von Ch. Gerthsen. 123 Seiten mit 35 Abbildungen. 1955 Bd. 4009 I I : Allgemeine G r u n d l a g e n . II. Teil von Ch. Gerthsen. 112 Seiten mit 48 Abbildungen. 1955 Bd. 1033 I I I : Theorie des A t o m b a u s . I . T e i l von K. Bechert. 148 Seiten mit 16 Abbildungen. 1954 Bd. 1123/1123a IV: Theorie des A t o m b a u s . 2. Teil von K. Bechert. 170Seiten m i t 14 Abbildungen. 1954 Bd. 1165,'1165a 9
Differentialgleichungen der Physik von F. Sauter. 2. Auflage. 148 Seiten mit 16 Figuren. 1950 Bd. 1070 Physikalische Formelsammlung von G. Mahler u n d K. Mahler. 9., durchgesehene Auflage. 153 Seiten mit 69 Figuren. 1955 Bd. 136 Physikalische Aufgabensammlung von G. Mahler u. K. Mahler. Mit den Ergebnissen. 8., durchgesehene Auflage. 127 Seiten. 1955 Bd. 243
Chemie Geschichte der Chemie von G. Lockemann. In k u r z g e f a ß t e r Darstellung. I : Vom A l t e r t u m bis zur E n t d e c k u n g des Sauerstoffs. 142 Seiten m i t 8 Bildnissen. 1950 Bd. 264 I I : Von der E n t d e c k u n g des Sauerstoffs bis z u r Gegenwart. 151 Seiten mit 16 Bildnissen. 1955 Bd. 2 6 5 / 2 6 5 a Anorganische Chemie von W.Kkmm. 8. Auflage. 184 Seiten mit 18 Abbildungen. 1954 Bd. 37 Organische Chemie von W. Schlenk. 6., erweiterte Auflage. 263 Seiten. 1954 Bd. 3 8 / 3 8 a Allgemeine und physikalische Chemie von W. Schulze. 4., n e u b e a r b e i t e t e Aufjage. I : 139 Seiten mit 10 Figuren. 1955 Bd. 71 I I : 177 Seiten m i t 37 Figuren. 1956 Bd. 6 9 8 ' 6 9 8 a I I I : 1956. In V o r b e r e i t u n g Bd. 786 Analytische Chemie von J. Hoppe. 5., verbesserte Auflage. I : R e a k t i o n e n . 135 Seiten. 1950 Bd. 247 I I : Gang der. q u a l i t a t i v e n Analyse. 166 Seiten. 1950 . . Bd. 248 Maßanalyse von G. Jander u n d K. J. Jahr. Theorie u n d Praxis der klassischen u n d der elektrochemischen T i t r i e r v e r f a h r e n . 7. Auflage. I: Grundlagen. Oxydations- und Reduktionsanalysen. In Vorbereitung Bd. 221 I I : N e u t r a l i s a t i o n s - u n d Fällungsanalysen. In Vorbereitung Bd. 1002 I I I : Komplexometrie. Konduktometrie. Potentiometrie. In V o r b e r e i t u n g Bd. 1004 Thermochemie von W. A. Roth. 2., verbesserte Auflage. 109 Seiten mit 16 Figuren. 1952 Bd. 1057 Physikalisch-chemische Rechenaufgaben von E. Asmus. 2. Auflage. 96 Seiten. 1949 Bd. 445 Stöchiometrlsche Aufgabensammlung von W. Bahrdt und R. Scheer. Mit den Ergebnissen. 5., verbesserte Auflage. 120 Seiten. 1952 Bd. 452 Elektrochemie und ihre physikalisch-chemischen Grundlagen von A. Dossier. I : 149 Seiten m i t 21 Abbildungen. 1950 Bd. 252 I I : 178 Seiten m i t 17 Abbildungen. 1950. '. Bd. 253
Technologie Warenkunde von K.Hassakf u n d E. Beutel f . 7. Auflage. Neub e a r b e i t e t von A. Kutzelnigg. I : Anorganische W a r e n sowie Kohle u n d Erdöl. 116 Seiten mit 19 Figuren. 1947 Bd. I I : Organische W a r e n . 143 Seiten mit 32 Figuren. 1949 . Bd. Die Fette und öle von K. Braun f . 5., völlig n e u b e a r b e i t e t e und verbesserte Auflage von Th.Klug. 145 Seiten. 1950 Bd. 10
222 223 335
Die Seifenfabrikation von K. Braun f . 3., n e u b e a r b e i t e t e u n d verbesserte Auflage von Th. Klug. 116 Seiten m i t 18 Abbildungen. 1953 Bd. Textilindustrie. I: Spinnerei u n d Zwirnerei von A. Blümcke. 112 Seiten m i t 43 Abbildungen. 1954 Bd.
336 184
Biologie EIrführung in die sllgtmeine Biologie von AT. Hartmann. In V o r b e r e i t u n g Hormone von G. Koller. 2., n e u b e a r b e i t e t e u n d erweiterte Auflage. 187 Seiten m i t 60 Abb. u n d 19 Tabellen. 1949 . Fortpflanzung Im Tier- und Pflanzenreich von J. Hämmerling. 2., ergänzte Auflage. 135 Seiten mit 101 Abb. 1951 . Geschlecht und Geschlechtsbestimmung im Tier- und Pflanzenreich von M. Hartmann. 2., verbesserte Auflage. 116 Seiten mit 61 Abbildungen u n d 7 Tabellen. 1951. . Grundriß der allgemeinen Mikrobiologie von W.Schwartz. I : 104 Seiten m i t 17 Abbildungen. 1949 I I : 93 Seiten mit 12 A b b i l d u n g e n . 1949 Symbiose der Tiere mit pflanzlichen Mikroorganismen v o n P. Buchner. 2., verbesserte u n d v e r m e h r t e Auflage. 130 Seiten mit 121 Abbildungen. 1949
Bd.
96
Bd. 1141 Bd. 1138 Bd. 1127 Bd. 1155 Bd. 1157. Bd. 1128
Botanik Entwicklungsgeschichte des Pflanzenreiches von H. Heil. 2. Auflage. 138Seiten m i t 9 4 A b b i l d u n g e n u n d 1 Tabelle. 1950 Bd. 1137 Morphologie der Pflanzen von L. Geitler. 3. Auflage. 126 Seiten m i t 114 Abbildungen. 1953 Bd. 141 Pflanzenzüchtung von H. Kuckuck. 3., völlig u m g e a r b e i t e t e Auflage. I : G r u n d z ü g e der P f l a n z e n z ü c h t u n g . 132 Seiten mit 22 Abbildungen. 1952 Bd. 1134 Die Laubhölzer von F. W.Negerf und E.Münchf. Kurzgefaßte Beschreibung der in Mitteleuropa gedeihenden L a u b b ä u m e u n d S t r ä u c h e r . 3., durchgesehene Auflage, herausgegeben von B. Huber. 143 Seiten m i t 63 Figuren u n d 7 Tabellen. 1950 . B d . 718 Die Nadelhölzer (Koniferen) und übrigen Gymnospermen v o n F.W.Negerf und E.Münchf. 4 . A u f l a g e . Durchgesehen u n d ergänzt von B. Huber. 140 Seiten mit 75 Figuren, 4 Tabellen u n d 3 K a r t e n . 1952 Bd. 355
Zoologie Entwicklungsphysiologie der Tiere von F. Seidel. I : Ei u n d F u r c h u n g . 126 Seiten m i t 29 Abbildungen. 1953 I I : K ö r p e r g r u n d g e s t a l t u n d Organbildung. 159 Seiten m i t 42 Abbildungen. 1953 Das Tierreich. F i s c h e von D. Lüdemann. 130 Seiten m i t 65 Abbild u n g e n . 1955 I n s e k t e n von H. von Lengerken. 128 Seiten mit 58 Abbildungen. 1953
Bd. 1162 Bd. 1163 Bd.
356
Bd.
594 II
L u r c h e von K. Herter. 140 Seiten mit 129 Abbild. 1955 S p i n n e n t i e r e von A. Kaestner. 96 S . m i t 5 5 A b b . 1955 W ü r m e r von S.Jaeckel. 112Seiten mit 3 6 A b b i l d . 1955 W e i c h t i e r e von S.Jaeckel. 92 Seiten m i t 34 Abbild u n g e n . 1954 S t a c h e l h ä u t e r von S. Jaeckel. 100 Seiten mit 46 Abbildungen. 1955 S c h w ä m m e u n d H o h l t i e r e von H. J. Hannemann. 95 Seiten m i t 80 Abbildungen. 1956 K r e b s e von H. E. Gruner u n d K. Decken. Mit 43 Abbildungen. 1956. In V o r b e r e i t u n g P r o t o z o a von E. Reichenow. 1956. In Vorbereitung Vergleichende Physiologie der Tiere von K. Herter. 3. Auflage der ,,Tierphysiologie 4 '. I : Stoff- u n d Energiewechsel. 155 Seiten mit 64 Abbild. 1950 I I : Bewegung u n d Reizerscheinungen. 148 Seiten m i t 110 A b b i l d u n g e n . 1950
Land- und
Bd.
440
Bd.
441
Bd.
442
Bd. Bd.
443 444
Bd.
972
Bd.
973
Bd.
228
Bd.
691
Bd.
692
Bd. Bd.
329 330
Forstwirtschaft
Landwirtschaftliche Tierzucht von H. Vogel. Die Z ü c h t u n g u n d H a l t u n g der l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n N u t z t i e r e . 139 Seiten m i t I I Abbildungen. 1952 Kulturtechnische Bodenverbesserungen von O.Fauser. 4., neub e a r b e i t e t e Auflage. I : Allgemeines, E n t w ä s s e r u n g . 122 Seiten m i t 47 Abbild u n g e n . 1947 I I : Bewässerung, Ö d l a n d k u l t u r , U m l e g u n g . 150 Seiten m i t 67 A b b i l d u n g e n . 1949 Agrikulturchemle von K. Scharrer. I : P f l a n z e n e r n ä h r u n g . 143 Seiten. 1953 I I : F u t t e r m i t t e l k u n d e . 1956. In V o r b e r e i t u n g
Geologie • Mineralogie
Bd. 847 Bd: 1161 Bd. 4 3 9
•
Kristallographie
Kristallographie v o n W. Bruhnsf u n d P. Ramdohr. 4. Auflage. 106 Seiten m i t 163 A b b i l d u n g e n . 1954 B d . 210 Einführung In die Kristalloptik von E. Buchwald. 4., verbess. Auflage. 138 Seiten m i t 121 F i g u r e n . 1952 Bd. 619 Lötrohrprobierkunde von M. Henglein. Mineraldiagnose m i t L ö t r o h r - und T ü p f e l r e a k t i o n . 3., verbesserte Auflage. 91 Seiten mit I I Figuren. 1949 B d . 483 Mineral- und Erzlagerstättenkunde von H. Huttenlocher f . 1: 128 Seiten m i t 34 Abbildungen. 1954 Bd. 1014 I I : 156 Seiten m i t 48 A b b i l d u n g e n . 1954 Bd. 1 0 1 5 / I 0 1 5 a Allgemeine Mineralogie von R. Brauns t u n d K . F. Chudoba. 9., erweiterte Auflage der „Mineralogie" von BraunsChudoba. 104 Seiten m i t 107 Figuren, 1 Tafel, 2 Tabellen. 1955 Bd. 29 Spezielle Mineralogie von R. Brauns f u n d K. F. Chudoba. 9., erweiterte Auflage der „Mineralogie" von BraunsChudoba. 133 Seiten m i t 105 F i g u r e n . 1955 Bd. 3t Petrographie. Von W. Bruhnsf u n d P. Ramdohr. 4., durchgesehene Auilage. 104 Seiten m i t 10 Figuren. 1955 . . Bd. 173 Geologie von F.Lotze. 176 Seiten m i t 80 A b b i l d u n g e n . 1 9 5 5 . . B d . 13 12
Technik Elektrotechnik Grundlagen der Elektrotechnik von O. Mohr. 2 B ä n d e . In Vorbereitung B d . 196/197 Die Glelchstnmmaschine von K. Humburg. Durchgesehener Neudruck. I : 102 Seiten mit 59 Abbildungen. 1949 B d . 257 I I : 9 8 Seiten m i t 3 8 Abbildungen. 1949 B d . 881 Die synchrone Maschine von K. Humburg. Neudruck. 109 Seiten mit 78 Bildern. 1951 B d . 1146 Induktionsmaschinen von F. Unger. 2., erweiterte Auflage. 142 Seiten mit 4 9 Abbildungen. 1954 B d . 1140 Die komplexe Berechnung von Wechselstromschaltungen von H.H.Meinke. 160 Seiten mit 114 Abbildungen. 1949 . B d . 1156 Theoretische Grundlagen zur Berechnung der Schaltgeräte von F. Kesselring. 3. Auflage. 144 Seiten mit 9 2 Abbildungen. 1950 B d . 711 Einführung in die Technik selbsttätiger Regelungen von W. zur Megede. 1956. In Vorbereitung Bd. 714/714a Elektromotorische Antriebe (Grundlagen für die B e r e c h n u n g ) von A. Schwaiger. 3., neubearbeitete Auflage. 9 6 Seiten m i t 3 4 Abbildungen. 1952 B d . 827 Technische Tabellen und Formeln von W. Müller. 4., verbesserte und erweiterte Auflage von E. Schulze. 152 Seiten m i t 105 Figuren. 1951 Bd. 579 Überspannungen und Überspannungsschutz von G. Frühauf. Durchgesehener Neudruck. 122 Seiten m i t 9 8 Abbildungen. 1950 B d . 1132
Maschinenbau Metallkunde. Einführendes über Aufbau, Eigenschaften und Untersuchung von Metallen und Legierungen sowie über Grundlagen des Schmelzens, des Gießens, des Verformens, der W ä r m e b e h a n d l u n g , der Oberflächenbehandlung, der Verbinde- und T r e n n a r b e i t e n von H. Borchers. I : Aufbau der Metalle und Legierungen. 3. Auflage. 1956. In Vorbereitung I I : Eigenschaften. Grundzüge der F o r m - und Zustandsgebung. 2. Auflage. 154 Seiten mit 8 Tabellen und 100 Abbildungen. 1952 Die Werkstoffe des Maschinenbaues von A. Thum und C. M. Freiherr von Meysenbug. I : 1956. In Vorbereitung Dynamik von W. Müller. 2., verbesserte Auflage. I : D y n a m i k des Einzelkörpers. 128 Seiten mit 4 8 Figuren. 1952 I I : S y s t e m e von starren K ö r p e r n . 102 Seiten m i t 41 Figuren. 1952 Technische Schwingungslehre von L. Zipperer. 2., neubearbeitete Auflage.
Bd.
432
Bd.
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Bd.
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Bd.
902
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903
13
I : Allgemeine Schwingungsgleichungen, einfache Schwinger. 120 Seiten mit 101 Abbildungen. 19Ü3 Bd. 953 I I : Torsionsschwingungen in Maschinenanlagen. 102 Seiten mit 59 Abbildungen. 1955 Bd. 951 /961a Transformatoren von W. Schäfer. 2. Auflage mit 74 Abbild u n g e n . 1956. In V o r b e r e i t u n g Bd. 952 Werkzeugmaschinen für Metallbearbeitung von K. P. Matthes. I : 110 Seiten mit 27 Abbildungen, 11 Zahlentafeln im T e x t u n d 1 T a f e l a n h a n g . 1954 Bd. 561 I I : Fertigungstechnische G r u n d l a g e n der neuzeitlichen Metallbearbeitung. 101 Seiten mit 30 Abbildungen u n d 5 Tafeln im T e x t . 1955 Bd. 562 Die Maschinenelemente von E. A. vom Ende. 3., verbesserte Auflage. Mit 175 Figuren u n d 9 T a f e l n . 1956. In Vorbereitung Bd. 3 Das Maschinenzeichnen mit Einführung In das Konstruieren von W. Tochtermann. 4. Auflage. I : Das Maschinenzeichnen. 156 Seiten mit 77 Tafeln. 1950 Bd. 589 I I : A u s g e f ü h r t e Konstruktionsbeispiele. 130 Seiten mit 58 T a f e l n . 1950 B d . 590 Getriebelehre von P. Grodzinski. 2., n e u b e a r b e i t e t e Auflage. I : Geometrische G r u n d l a g e n . 159 Seiten mit 142 Figuren. 1953 Bd. 1061 Gießereitechnik von H. Jungbluth. I : Eisengießerei. 126 Seiten mit 44 Abbildungen. 1951 . . Bd. 1159 Die Dampfkessel und Feuerungen einschließlich Hilfseinrichtungen in Theorie, K o n s t r u k t i o n u n d Berechnung von W. Marcard f . 2. Auflage. N e u b e a r b e i t e t von K. Beck. I : Die theoretischen G r u n d l a g e n . W ä r m e , V e r b r e n n u n g , W ä r m e ü b e r t r a g u n g . 150 Seiten m i t 42 Abbildungen u n d 16 Tabellen. 1951 Bd. 9 I I : Dampfkessel. 147 Seiten mit 4 3 Abbildungen. 1952 . . Bd. 521 Dampfturbinen von C. Zietmann. 3., verbesserte Auflage. I : Theorie der D a m p f t u r b i n e n . 140 Seiten m i t 48 Abbild u n g e n . 1955 Bd. 274 I I : Die Berechnung der D a m p f t u r b i n e n und die K o n s t r u k tion der Einzelteile. 134 Seiten mit I I I Abbildungen. 1956 Bd. 715 I I I : Ihre Wirkungsweise, B e r e c h n u n g u n d K o n s t r u k t i o n . Mit 90 Abbildungen. 1956. In V o r b e r e i t u n g Bd. 716 Industrielle Kraft- und Wärmewirtschaft von F. A. F. Schmidt. 1956. In Vorbereitung Bd. 3 1 8 / 3 1 8 a Technische Thermodynamik von W. Nusselt. I : G r u n d l a g e n . 4., verbesserte Auflage. 144 Seiten m i t 71 Abbildungen. 1956. In Vorbereitung Bd. 1084 I I : Theorie der W ä r m e k r a f t m a s c h i n e n . N e u d r u c k . 144 Sei. . Bd. 1151 ten mit 87 Abbildungen u n d 32 Z a h l e n t a f e l n . 1951 Autogenes Schweißen und Schneiden v o n H. Niese. 5. Auflage. N e u b e a r b e i t e t von A. Küchler. 136 Seiten mit 71 Figuren. 1954 Bd. 499 Die elektrischen Schweißverfahren von H. Niese. 2. Auflage. N e u b e a r b e i t e t v o n H. Dienst. 136 Seiten m i t 58 Abbild u n g e n . 1955 Bd. 1020 Hebezeuge von G. Tafel. 1: 2., verbesserte Auflage. 276 Seiten mit 230 Figuren. 1954 Bd. 4 1 4 / 4 1 4 a 14
Wasserbau Wasserkraftanlagen von A. Ludin. I : Planung, G r u n d l a g e n und Grundzüge. 124 Seiten mit 60 Abbildungen. 1955 I I : In Vorbereitung Verkehrswasserbau von H. Dehnert. I : E n t w u r f s g r u n d l a g e n , Flußregelungen. 103 Seiten mit 52 T e x t a b b i l d u n g e n . 1950 I I : Flußkanalisierungen u n d S c h i f f a h r t s k a n ä l e . 94 Seiten mit 60 T e x t a b b i l d u n g e n . 1950 . I I I : Schleusen und Hebewerke. 98 Seiten mit 70 T e x t a b bildungen. 1950 Talsperren von F. Tölke. 122 Seiten mit 70 Abbildungen. 1953 Wehr- und Stauanlagen von H. Dehnert. 134 Seiten m i t 90 Abbildungen. 1952
Hoch- und
Bd. Bd.
665 666
Bd.
585
Bd.
597
Bd. 1152 Bd. 1044 Bd.
965
Tiefbau
Festigkeitslehre von W. Gehler t u n d W. Herberg. I : Elastizität, Plastizität u n d Festigkeit der B a u s t o f f e u n d Bauteile. Durchgesehener u n d erweiterter N e u d r u c k . 159 Seiten mit 18 Bildern. 1952 Bd. 1144 I I : Formänderung, Platten, Stabilität und Bruchhypothesen. Bearb. von W. Herberg u n d N. Dimitrov. 187. Seiten mit 94 Bildern. 1955 Bd. 1145/1145a Statik der Baukonstruktionen von A. Teichmann. I : G r u n d l a g e n . 101 Seiten mit 51 Abbildungen u n d 8 Form e n t a f e l n . 1956 Bd. 119 Grundlagen des Stahlbetonbaus von A. Troche. 2., neubearbeit e t e u n d erweiterte Auflage. 208 Seiten m i t 75 Abbildungen, 17 Bemessungstafeln u n d 20 Rechenbeispielen. 1953 Bd. 1078 Fenster, Türen, Tore aus Holz und Metall. Eine Anleitung zu ihrer g u t e n Gestaltung, w i r t s c h a f t l i c h e n Bemessung u n d handwerksgerechten K o n s t r u k t i o n von W. Wickop. 4., ü b e r a r b e i t e t e Auflage. 155 Seiten mit 95 Abbildungen 1955 Bd. 1092 Die wichtigsten Baustoffe des Hoch- und Tiefbaus von O. Graf. 4., verbesserte Auflage. 131 Seiten mit 63 Abbildungen. 1953 : Bd. 984 Baustoff Verarbeitung und Baustellenprüfung des Betons von A. Kleinlogel. 2., n e u b e a r b e i t e t e u n d erweiterte Auflage. 126 Seiten mit 35 Abbildungen. 1951 Bd. 978 Heizung und Lüftung von J. Körting / und W. Körting. 8., neub e a r b e i t e t e Auflage. I : Das Wesen u n d die B e r e c h n u n g der Heizungs- und Lüftungsanlagen. 140 Seiten m i t 29 Abbildungen und 18 Z a h l e n t a f e l n . 1951 Bd. 342 I I : Die A u s f ü h r u n g der Heizungs- und L ü f t u n g s a n l a g e n . 152 Seiten mit 165 Abbildungen u n d 7 Zahlentafeln. 1954 Bd. 343
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SAMMLUNG GOSCHEN - BANDNUMMERNFOLGE 1 3 9 13 20
Langosch, Der Nibelunge Nòt vom Ende, Maschinenelemente Marcard-Beck, Dampfkessel I Lotze, Geologie Hofstaetter-Spree, D t . Sprachlehre 29 B r a u n s - C h u d o b a , Allg. Mineralogie 30 Eckert-Greifendorff-Kleffner, Kartenkunde 31 B r a u n s - C h u d o b a , Spez. Mineralogie 35 Treue, Deutsche Geschichte 37 Klemm, Anorganische Chemie 38 ¿8a Schlenk, Organ. Chemie 42 Behn, Vorgeschichte E u r o p a s 51 Bürklen-Ringleb, M a t h e m a t i sche F o r m e l s a m m l u n g 60 Biehle, S t i m m k u n d e 61 Biehle, Redetechnik 66 Berneker-Vasmer, Russische Grammatik 70 Nestle, Griech. L i t e r a t u r gesch. I 71 Schulze, Allgem. und physikalische Chemie I 76 Döring, E i n f ü h r g . i. d. theoret. Physik I 77 Döring, E i n f ü h r g . i. d. theoret. Physik II 78 Daring, Einführg. i. d. t h e o r e t . Physik I I I 79 Hempel, Got. E l e m e n t a r b u c h 80 Weigert, Stilkunde I £6 H a r t m a n n , AI g. Biologie 101 v. Wiese, Soziologie 103 D a h r e n d o r f , I n d u s t r i e - u n d B e triebssoziologie 104/104a H o f s t ä t t e r , Sozialpsychol. 111 H o f f m a n n - D e b r u n n e r , Geschichte der griech. Sprache I 114 D e b r u n n e r , Geschichte der griech. Sprache II 117 Brandenstein, Griechische Sprachwissenschaft I 118 B r a n d e n s t e i n , Griechische Sprachwissenschaft II 119 T e i c h m a n n , S t a t i k der Baukonstruktionen 125 Vossler, Italienische Literaturgeschichte 128/128a Lausberg, R o m a n . Sprachwiss. I 136 Mahler, Physikalische Formelsammlung 16
141 Geitler, Morphologie der Pflanzen 142 H a a c k , Darst. Geometrie I 143 H a a c k , D a r s t . Geometrie II 144 H a a c k , Darst. Geometrie I I I 145 Weimer, Geschichte der P ä d a gogik 146 Witting, Repetitorium und A u f g a b e n s a m m l u n g zur Differentialrechnung 147 Witting, Repetitorium und Aufgabensammlung zur Integralrechnung 156/156a L a n d m a n n , Philosoph. Anthropologie 170 O e h l m a n n , Musik des 19. J a h r hunderts 173 B r u h n s - R a m d o h r , Pétrographie 180 Böhm, Versicherungsmathematik I 184 Blümcke, Spinnerei und Zwirnerei 196 Mohr, Grundlagen der Elektrotechnik I 197 Mohr, Grundlagen der Elektrotechnik II 200/200a G o t t s c h a l d , D t . Rechtschreibungswörterbuch 210 B r u h n s - R a m d o h r , Kristallographie 220/220a Moser, Allgemeine Musiklehre 221 J a n d e r - J a h r , Maßanalyse I 222 Hassak-Beutel, W a r e n k u n d e I 223 Hassak-Beutel, W a r e n k u n d e 11 226 H o f m a n n , Geschichte der Mathematik I 228 Vogel, L a n d w . Tierzucht 230 Krieger, Bad. Geschichte 238 K r ä h e , G e r m a n . Sprachwiss. I 243 Mahler, Physikal. Aufgabensammlung 247 Hoppe, Analytische Chemie I 248 Hoppe, Analytische Chemie II 250 Lausberg, R o m a n . Sprach.wiss. 11 252 Dassler, Elektrochemie I 253 Dassler, Elektrochemie II 256 Haussner, A u f g a b e n s a m m l u n g zur analytischen Geometrie der Ebene 257 H u m b u r g , Die Gleichstrommaschine I
2 6 4 Lockemann, Geschichte der Chemie I 2Ö5/265a L o c k e m a n n , Geschichte der Chemie II 270 Kirn, E i n f ü h r u n g in die Geschichtswissenschaft 274 Z i e t e m a n n , D a m p f t u r b i n e n I 279 J a c o b , Q u e l l e n k u n d e der d e u t schen Geschichte I 280 J a c o b , Q u e l l e n k u n d e der d e u t schen Geschichte II 281 Leisegang, E i n f ü h r u n g in die Philosophie 284 J a c o b - W e d e n , Quellenkunde der d e u t s c h e n Geschichte I I I 318/318a S c h m i d t , Industrielle Kraft- und Wärmewirtschaft 319 Krug, Australien und Ozeanien 329 S c h a r r e r , Agrikulturchemie I 330 Scharrer, A g r i k u l t u r c h e m i e II 335 B r a u n - K l u g , F e t t e u n d Öle 336 B r a u n - K l u g , Seifenfabrikation 342 K ö r t i n g , H e i z u n g u n d Lüftung I 343 K ö r t i n g , H e i z u n g und Lüft u n g II 344 Moser, Musikästhetik 354 Valentiner, Vektoranalysis 355 Neger-Münch, Nadelhölzer 356 L ü d e m a n n , Fische 3 7 4 Döring, E i n f ü h r u n g in die t h e o r e t i s c h e P h y s i k IV 375 Preller, Geschichte E n g l a n d s I 394/394a Schilling, Von der Renaissance bis K a n t 414/414a Tafel, Hebezeuge I 422 G o t t s c h a l d , D t . P e r s o n e n n a m e n 4 2 3 Adler, Fünfstell. L o g a r i t h m e n 432 Borchers, M e t a l l k u n d e I 4 3 3 Borchers, Metallkunde II 439 Jaeckel, W ü r m e r 440 Jaeckel, Weichtiere 441 J a e c k e l , S t a c h e l h ä u t e r 442 H a n n e m a n n , S c h w ä m m e u n d Hohltiere 443 G r u n e r - D e c k e r t , Krebse 444 Relchenow, P r o t o z o a 445 Asmus, Physikal.-chemische Rechenaufgaben 452 B a h r d t - S c h e e r , Stöchiometrische A u f g a b e n s a m m l u n g 468 W e r k m e i s t e r , Vermessungskunde I 469 W e r k m e i s t e r , Vermessungsk u n d e II 476 T h u m - M e y s e n b u r g , Die W e r k s t o f f e des M a s c h i n e n b a u e s I
483 Henglein, L ö t r o h r p r o b i e r k u n d e 492 S t o l z - D e b r u n n e r , Geschichte der lateinischen Sprache 499 Niese, Autogen. Schweißen 500 Simmel, H a u p t p r o b l e m e der Philosophie 521 Marcard-Beck, Dampfkessel u n d Feuerungen II 536 L e h m a n n , K a n t 538 R u m p f , Archäologie I 539 R u m p f , Archäologie II 557 Nestle, Griechische L i t e r a t u r geschichte II 561 M a t t h e s , W e r k z e u g m a s c h i n e n I 562 Matthes, W e r k z e u g m a s c h . II 564 Behn, K u l t u r der Urzeit I 565 Behn, K u l t u r der Urzeit II 566 Behn, K u l t u r der Urzeit I I I 571 L e h m a n n , Philosophie des 19. J a h r h u n d e r t s 576/576a Moser, Gesangskunst 579 Müller-Schulze, T e c h n . T a bellen 585 D e h n e r t , Verkehrswasserbau I 589 T o c h t e r m a n n , Maschinenzeichnen I 590 T o c h t e r m a n n , Maschinenzeichnen II 594 Lengerken, Insekten 597 D e h n e r t , Verkehrswasserbau 11 619 Buchwald, Kristalloptik 665 Ludin, W a s s e r k r a f t a n l a g e n I 666 Ludin, W a s s e r k r a f t a n l a g e n II 668 K n o p p , F u n k t i o n e n t h e o r i e I 691 Fauser, K u l t u r t e c h n . Bodenverbesserungen I 692 Fauser, K u l t u r t e c h n . Bodenverbesserungen II 698/698a Schulze, Allgemeine u n d physikalische Chemie II 703 K n o p p , F u n k t i o n e n t h e o r i e II 709 L e h m a n n , Philosophie des 19. J a h r h u n d e r t s II 711 Kesselring, Berechnung der Schaltgeräte 714/714a zur Megede, E i n f ü h r u n g in die Technik selbsttätiger Regelungen 715 Z i e t e m a n n , D a m p f t u r b i n e n II 716 Z i e t e m a n n , D a m p f t u r b i n e n I I I 718 Neger-Münch, Laubhölzer 735 Ekwall, Hist. neuengl. L a u t und Formenlehre 763/763a Beer-Meyer, Hebräische Grammatik I 764/764a Beer-Meyer, Hebräische G r a m m a t i k II 17
768 Bieberbach, E i n f ü h r u n g in die k o n f o r m e Abbildung 780 K r ä h e , Germ. Sprachwiss. II 781 Weigert, Stilkunde II 786 Schulze, Molekülbau 807 K r o p p , Erkenntnistheorie I 809 Moser, Harmonielehre I 826 Koch, Philosophie des Mittelalters 827 Schwaiger, Elektromotorische Antriebe 845 L e h m a n n , Philosophie im ersten Drittel des 20. J a h r h . 847 Herter, Lurche 851 Moede, Psychologie des Berufs* u n d Wirtschaftslebens 856 Quelle, Iberoamerika 857 Capelle, Griech. Philosophie I 858 Capelle, Griech. Philosoph. II 859 Capelle, Griech.Philosoph. I I I 862 Werkmeister, Vermessungskunde III 863 Capelle, Griech. Philosoph. IV 877 K n o p p , A u f g a b e n s a m m l u n g zur F u n k t i o n e n t h e o r i e I 878 Knopp, A u f g a b e n s a m m l u n g zur F u n k t i o n e n t h e o r i e II 881 H u m b u r g , Gleichstrommaschine II 902 Müller, D y n a m i k I 903 Müller, D y n a m i k II 910 Jaeger, Afrika I 911 Jaeger, Afrika II 917/917a Böhm, Versicherungsm a t h e m a t i k II 920 Hoheisel, Gewöhnliche Differentialgleichungen 929 Sdhirmer, Dt. W o r t k u n d e 930 Krull, E l e m e n t a r e u n d klassische Algebra I 931 Hasse, Höhere Algebra I 932 Hasse, Höhere Algebra II 952 Schäfer, T r a n s f o r m a t o r e n 953 Zipperer, Techn. Schwingungslehre I 961/961a Zipperer, Techn. Schwingungslehre II 965 Dehnert, W e h r - u. Stauanlagen 970 Baldus-Löbell, Nichteuklid. Geometrie 972 Herter, Tierphysiologie I 973 Herter, Tierphysiologie II 978 Kleinloge!, Baustoffverarbeit u n g u n d Baustellenprüfung des Betons 984 Graf,Die wichtigsten Baustoffe des Hoch- u n d T i e f b a u s 18
999/999a Kamke, Mengenlehre 1000 Jaspers, Geistige Situation 1002 J a n d e r - J a h r , Maßanalyse II 1003 Hoheisel, Partielle Differentialgleichungen 1004 J a n d e r - J a h r , Maßanalyse I I I 1008 Mellerowicz, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre I 1009 Bechert-Gerthsen, A t o m p h y sik I 1014 H u t t e n l o c h e r , Mineral- und Erzlagerstättenkunde I 1015/1015a Huttenlocher, Mineralund E r z l a g e r s t ä t t e n k u n d e II 1021 Niese-Dienst, Elektr. Schweißverfahren 1031 Apel, Philosophisches Wörterbuch 1033 Bechert-Gerthsen, A t o m p h y sik II 1043 K r a n e f e l d t , T h e r a p e u t i s c h e Psychologie 1039 Dovifat, Zeitungslehre I 1040 Dovifat, Zeitungslehre II 1044 Tölke, Talsperren 1045 Schubert, Technik des Klavierspiels 1051/1051a zu Stolberg-Wernigerode, Gesch. d. Verein. S t a a t e n v. Amerika 1057 R o t h , Thermochemie 1059 Hoheisel, A u f g a b e n s a m m l g . z . d. gewöhnl. u. p a r t . Differentialgleichungen 1061 Grodzinski, Getriebelehre I 1065 Haller, Von den Karolingern zu den S t a u f e r n 1070 Sauter, Differentialgleichungen der Physik 1078 Troche, S t a h l b e t o n b a u 1082 Hasse-Klobe, A u f g a b e n s a m m l u n g zur Höheren Algebra 1084 Nusselt, Technische Thermodynamik I 1086 Müller, Dt. Dichten u. Denken 1088 Preller, Geschichte Engld. II 1092 Wickop, F e n s t e r , T ü r e n , Tore, 1094 Hernried, S y s t e m . Modulation 1105 H ä r t u n g , Dt. Geschichte im Zeitalter der Reformation 1108 de Boor-Wisniewski, Mittelhochdeutsche G r a m m a t i k 1109 Knopp, Elemente der Funktionentheorie 1111 N a u m a n n - B e t z , Althochdeutsches E l e m e n t a r b u c h
1113/1113a Strubecker, Differentialgeometrie I 1114 Schubei, Englische L i t e r a t u r geschichte I 1115 Ranke, A l t n o r d . E l e m e n t a r buch 1116 Meissner, Englische Literaturgeschichte II 1121 N a u m a n n , Dt. Dichten und Denken 1122 Feist, Sprechen und Sprachpflege 1123/1123a Bechert-Oerthsen, A t o m p h y s i k III 1124 Meissner, Englische Literaturgeschichte III 1125 Lehnert, Altengl. E l e m e n t a r buch 1127 H a r t m a n n , Geschlecht u n d G e s c h l e c h t s b e s t i m m u n g im Tier- und Pflanzenreich 1128 Buchner, Symbiose der Tiere mit pflanzt. Mikroorganismen 1130 Dibelius, J e s u s 1131 Scholz-Schoeneberg E i n f ü h r u n g in die Zahlentheorie 1132 F r ü h a u f , Ü b e r s p a n n u n g e n und Ü b e r s p a n n u n g s s c h u t z 1134 K u c k u c k , P f l a n z e n z ü c h t u n g I 1135 Lehnert, Beowuif 1136 Meissner, Englische Literaturgeschichte IV 1137 Heil, Entwicklungsgeschichte des Tier- u n d Pflanzenreichs 1138 H ä m m e r l i n g , F o r t p f l a n z u n g im Tier- u n d Pflanzenreich 1140 Unger, I n d u k t i o n s m a s c h i n e n 1141 Koller, H o r m o n e 1142 Meissner-Lehnert, Shakespeare
1144 Gehler, Festigkeitslehre I 1145,1145a Herberg, Festigkeitslehre II 1146 H u m b u r g , S y n c h r o n e Maschine 1147 v. W a l t e r s h a u s e n , K u n s t des Dirigierens 1148 Pepping, D e r p o l y p h o n e S a t z I 1151 Nusselt, Technische T h e r m o d y n a m i k II 1152 D e h n e r t , Verkehrswasserbau III 1153 Mellerowicz, Allg. Betriebsw i r t s c h a f t s l e h r e II 1154 Mellerowicz, Allg. Betriebswirtschaftslehre III 1155 Schwartz, Mikrobiologie I 1156 Meinke, Kompl. Berechng. d. Wechselstromschaltungen 1157 Schwartz, Mikrobiologie II 1158 Mayrhofer, S a n s k r i t - G r a m matik 1159 J u n g b l u t h , Gießereitechnik I 1160 Dibelius-Kümmel, P a u l u s 1161 Kaestner, S p i n n e n t i e r e 1162 Seidel, E n t w i c k l u n g s p h y s i o logie der Tiere I 1163 Seidel, Entwicklungsphysiologie der Tiere II 1165/1165a Bechert-Gerthsen, A t o m p h y s i k IV 1169 Paulsen, Allgem. Volkswirtschaftslehre I 1170 Paulsen, Allgem. Volkswirtschaftslehre II 1171 Paulsen, Allgem. Volkswirtschaftslehre III 1172 Paulsen, Allgem. Volkswirtschaftslehre IV
AUTORENREGISTER Adler 8 Apel 3 A s m u s 10 Bahrdt-Scheer 10 Baldus-Löbell 9 Baumgartner 8 Bechert-Gerthsen 9 Beer-Meyer 7 Behn 4/5 Berneker-Vasmer 7
Bieberbach 9 Biehle 5 Blümcke 11 Böhm 9 de Boor-Wisniewski 6 Borchers 13 Brandenstein 6 B r a u n - K l u g 11 B r a u n s - C h u d o b a 12 B r u h n s - R a m d o h r 12
Buchner 11 Buchwald 12 Bürklen-Ringleb 8 Capelle 3 Dahrendorf 3 Dassler 10 Debrunner 6 D e h n e r t 15 Dibelius 4 Dibelius-Kümmel 4 19
Döring 9 Dovifat 7 Eckert-GreifendorffKleffner 7 Ekwall 6 v o m E n d e 14 Fauser 12 Feist 5 Frühauf 13 G e h l e r - H e r b e r g 15 G e i t l e r 11 Gottschald 5/6 Graf 15 Grodzinski 14 Gruner-Deckert n Haack 9 Haller 5 H ä m m e r l i n g 11 H a n n e m a n n 12 H a r t m a n n 11 Härtung 5 H a i s a k - B e u t e l 10 Hasse 8 Hasse-Klobe 8 Haußner 9 Heil 11 Hempel 6 H e n g l e i n 12 H e r b e r g 15 Hernried 4 H e r t e r 12 Hoffmann-Debrunner Hofmann 8 Hofstaetter-Spree 5 Hofstätter 3 Hoheisel 8 H o p p e 10 H u m b u r g 13 H u t t e n l o c h e r 12 Jacob 5 Jacob-Weden 5 Jaeckel 12 Jaeger 7 Jander-Jahr 10 Jaspers 3 Jungbluth 14 K a e s t n e r 12 Kamke 9
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Kesselring 13 Kirn 4 K l e i n l o g e l 15 K l e m m 10 Knopp 8 Koch 3 K o l l e r 11 K ö r t i n g 15 Krähe 6 Kranefeldt 3 Krieger 5 Kropp 3 Krug 7 Krull 8 K u c k u c k 11 Landmann 3 Langosch 5 Lausberg 6 Lehmann 3 Lehnert 6 Leisegang 3 v o n Lengerken 12 L o c k e m a n n 10 L o t z e 12 L u d i n 15 L ü d e m a n n 11 Mahler 10 M a r c a r d - B e c k 14 M a t t h e s 14 Mayrhofer 7 zur M e g e d e 13 M e i n k e 13 Meissner 6 Mellerowicz 7 Moede 3 M o h r 13 Moser 4 Q. Müller 5 W . Müller 13 Müller-Schulze 13 Naumann 5 Naumann-Betz 6 N e g e r - M ü n c h 11 Nestle 7 Niese 14 Niese-Dienst 14 Nusselt 14 Oehlmann 4
Paulsen 7 Pepping 4 Preller 5 Quelle 7 Ranke ü R e i c h e n o w 12 Ringleb 8 R o t h 10 Rumpf 4 Sauter 10 Schäfer 14 Scharrer 12 Schilling 3 Schirmer 5 Schlenk 10 Schmidt 14 Scholz-Schoeneberg 8 Schubel 6 Schubert 4 Schulze 10 Schwaiger 13 Schwartz 11 Seidel 11 Simmei 3 zu S t o l b e r g Wernigerode 5 Stolz-Debrunner 7 Strubecker 9 T a f e l 14 T e i c h m a n n 15 T h u m - M e y s e n b u g 13 T o c h t e r m a n n 14 T ö l k e 15 Treue 5 T r o c h e 15 U n g e r 13 Valentiner 9 Vogel 12 Vossler 6 v o n Waltershausen 4 Weigert 4 Weimer 3 Werkmeister 9 W i c k o p 15 von Wiese 3 Witting 8 Z i e t e m a n n 14 Zipperer 13