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German Pages 96 [108] Year 1914
ZWEITEN BANDES VIERTE LIEFERUNG NEUNTE LIEFERUNG DES G E S A M T W E R K E S
ALLGEMEINE RELIGIONSGESCHICHTE VON
CONRAD VON ORELLI ZWEITE AUFLAGE IN ZWEI BÄNDEN
PREIS 2 MAR'K.
BONN A. MARCUS & E. W E B E R S V E R L A G 1913
A. Marens und E. Webers Verlag, Bonn.
Das Jenseits im Mythos der Hellenen Untersuchungen über antiken Jenseitsglauben von
Prof. Dr. L. Radermacher VIII und 152 Seiten.
1903.
3 Mark
Die Untersuchung beschäftigt sich zunächst mit der Komposition der antiken Nekyen und zeigt, dass das elfte Buch der Odyssee trotz der disparaten Elemente, aus denen es sich zusammensetzt, dem antiken Leser keinen Anstoss bieten konnte, weil naive Jenseitsdichtung überhaupt mit den verschiedenen Vorstellungen sehr frei schattete. Das sechste Buch der Äneis ist anders, und es wird versucht, die Geschlossenheit seiner Grundanschauung in einem bestimmten, strittigen Falle zu erweisen. Der zweite Teil verfolgt das Motiv der Fahrt ins Jenseits, und zieht, um den Kern antiker Sagen zu gewinnen, mehrfach moderne Märchen heran. Der dritte Teil wendet sich der Frage zu, inwieweit der immer mehr erstarkende Glaube an einen unterirdischen Hades Elemente aus anderen Vorstellungskreisen an sich riss, und behandelt im Zusammenhang damit auch einzelne Figuren der Unterweltdämonologie. Vier Exkurse, Orestes und die Tragödie — Zur alttestamentlichen Simsonlegende — Vom Kampf mit dem Tode — Grenzwasser der Unterwelt, machen den Schluss.
Beiträge zur Geschichte von Lesbos im vierten Jahrhundert v. Chr. Von
Dß. H A N S
PISTORIUS.
Preis 4.50 M. (Jenaer histor. Arbeiten H. 5.) Um die ebenso interessante wie wichtige Geschichte Griechenlands im 4. Jahrh. v. Chr. gründlich zu durchdringen, ist es geboten, diese Periode von möglichst verschiedenen Gesichtspunkten aus zu betrachten. In hohem Grade können dazu Monographien Griechischer Stadtgeschichten forderlich sein, wenn sie in Zusammenhang mit der Gesamtgeschichte gesetzt werden. Dies beabsichtigt die vorliegende Arbeit, welche die Geschichte der einzelnen lesbischen Städte durch das 4. Jahrh. vor Chr. verfolgt. Der eigentlichen Darstellung sind zwei Anhänge beigegeben; der erste behandelt in 8 Exkursen meist besondere Probleme, die sich aus der Untersuchung der Geschichte von Lesbos für die gesamte griechische Geschichte des 4. Jahrh. ergeben haben; im weiten wird versucht, lesbische Inschriften vorrömischer Zeit zu datieren.
Vesta. Saturn.
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des Feuers bei jeder Opferhandlung bedurfte, gedachte man der Vesta am Schluss jedes Anrufungsaktes. Ausserordentliche Sorgfalt verwendete man darauf, das F e u e r und Heiligtum r e i n z u e r h a l t e n . Zu den gewöhnlichsten Obliegenheiten der Vestalinnen gehörte es, Wasser aus reinem, fliessendem Quell oder Fluss zu schöpfen und zum Heiligtum zu tragen. W a r das hl. Feuer durch Nachlässigkeit erloschen, so musste es aus Naturfeuer (Holz oder Sonne) wieder angezündet werden. Regelmässig wurde es auch erneuert, als durch längern Gebrauch unrein geworden. Die Vestalinnen selbst hatten sich, als Priesterinnen der jungfräulichen Göttin, der strengsten Eingezogenheit zu befleissigen. Wenn ihnen Liebesurogang mit Männern nachgewiesen war, wurden sie lebendig begraben. Ein Bild der Vesta wurde auch in späterer Zeit nicht aufgestellt. Das hl. Feuer genügte als Symbol ihrer Gegenwart. Dagegen wurden geheimnisvolle Kleinodien, Penaten u. dgl. auch das „ t r o j a n i s c h e P a l l a d i u m " , welche Dinge dem menschlichen Auge entzogen sein sollten, im Vestaheiligtum aufbewahrt. Als Göttin des Herdes steht j a Vesta zu den Penaten in nächster Beziehung. S a t u r n u s (von satus, Saat), Gott der geheimen Triebkraft innerhalb des Erdbodens, dem man die Segnungen des A c k e r b a u e s verdankt, ist Gott dieser Arbeit, der Düngung insbesondere, überhaupt der Fruchtbarkeit und des Reichtums. E r ist mit der freigebigen Göttin O p s , eigentlich die gütige Erde 1 ), verbunden. E r wurde mit der Zeit dem Kronos gleichgesetzt wie Ops der Rhea und dabei für einen König der grauen Vorzeit angesehen; der sei, von Zeus abgesetzt, aus Kreta nach Latium gekommen und habe sich am Fusse des kapitolinischen Hügels niedergelassen. Das Zeitalter, dass er beherrschte, war ein goldenes, wo man ohne viel Arbeit und Mühe im Überfluss lebte und sich allgemeiner Freiheit und ungestörten Wohlbefindens erfreute. Dieses Zeitalter hörte auf, als Saturn, aus unbekannten Gründen, verschwand. Noch erinnert aber an jene glückselige Zeit das Fest der S a t u r n a l i e n , im Dezember gefeiert, wo die Saat hoffnungsvoll in der Tiefe schlummert. Der Haupttag war der 17. Dezember; doch wurde das Fest bis zum 23., also über die Sonnenwende hinaus, ausgedehnt. Es war durch fröhliche Schmausereien mit allerlei Spielen und Scherzen ausgezeichnet und besonders den Sklaven willkommen, welche da wie Herren behandelt und von ihren Gebietern bei Tisch bedient wurden. — Im Tempel des Saturn stand sein Bild, das an den Füssen mit wollenen Binden umwickelt war, die man nur an seinen Festtagen im Dezember löste. Dies hängt wohl mit dem sonst nicht seltenen Gebrauch zusammen, Götterbilder zu fesseln, damit die Gottheit nicht entweiche. Man wollte sich des Bleibens dieses reichen Gottes versichern. Unter seinem Tempel befand sich in 1) Man opferte ihr und tat ihr Gelübde sitzend und die Erde berührend. O r e l l i , Religionsgeschichte II.
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Römische Götter: Faunus. Neptunus. Vulkanus.
kellerartigem Gtewölbe die römische Schatzkammer (aerariam Saturni). Der früher erwähnte F a u n u s ist der einstige H i r t e n g o t t , der später mit Pan identifiziert wurde, aber im hohen Altertum bei den Italikern eine grosse Rolle spielte als Schirmer der Herde und gütiger Spender von Fruchtbarkeit. Als Abwehrer des Wolfes heisst er L u p e r c u s . Auch als Waldgeist erscheint er und lässt seine Stimme vernehmen, ganz wie Pan — er kann auch durch seinen unheimlichen Ruf panischen Schrecken unter den Feinden erzeugen. Ebenso flüstert er Orakel in das Ohr der Schläfer. Seine weibliche Hälfte ist F a u n a ; auch ist oft von Faunen in der Mehrzahl die Rede: es sind Feld- und Waldgeister, welche mit den Nymphen tanzen. Der Kultus des Faunus blieb ein ländlicher, ungeschlachter; er wurde meist auf freiem Feld verehrt, hatte aber auch in der Stadt Rom eine heilige Höhle am palatinischen Hügel, Lupercal genannt, eine Priesterzunft, L u p e r c i , und ein eigenartiges Fest, die Luperealien, am 15. Februar gefeiert, wobei jene Priester halb nackt, mit Fellen angetan, durch die Strassen liefen und die Frauen mit Riemen aus dem Fell des geschlachteten Bockes auf die Hand schlugen, was diese sich in Erinnerung an die Sage von den geraubten Sabinerinnen gefallen liessen, welche erst des Mutterglückes teilhaftig wurden, nachdem sie sich einem Orakelspruch folgend, mit solchen Riemen aus dem Fell des hl. Bockes hatten den Rücken streichen lassen. Zu den Erdgöttinnen gehört auch jene D e a D i a , welche die f r a t r e s A r v a l e s verehrten: sie stellt die fruchtbare Tiefe, den Mutterschoss der Erde dar. Auch A c c a L a r e n t i a ist ein verwandtes Wesen. Ebenso gab es F l u s s - und Q u e l l g ö t t e r und einen Gott des M e e r e s : N e p t u n u s , der aus dem Erbe des griechischen Poseidon sich bereicherte, und nach dessen Vorbild Gott der ritterlichen Spiele wurde. Der männliche Feuergott heisst V u l k a n u s (ältere Form: Volcanus). Er wirkt sowohl verheerend und zerstörend als wohltätig, zeugend und belebend. In letzterer Hinsicht berührt sich mit ihm seine Gattin Maja oder Majesta, eine altlatinische Gottheit. Er ist Gott des Blitzes, der Feuersbrünste1), der vulkanischen Ausbrüche, aber auch der Waffenschmiede; in beider Hinsicht rechtfertigt sich, dass er unter den Kriegsgöttern erscheint. Anderseits schreibt man ihm Lebenskräfte zu als Familiengott. An seinem Hauptfeste (23. August) warf jeder Hausvater ihm ein Fischopfer in die Flamme des häuslichen Herdes. In M e r c u r i u s hatten die Handelsleute ihren Gott, dessen Name schon beweist, dass er, im Unterschiede von Hermes, von Haus aus nichts weiter ist als ein Handelsgott. Als sein Vater galt Jupiter, als seine Mutter Maja. Der Heilgott war Ä s k u l a p , 1) Neben ihm wird in Rom die S t a t a Mater verehrt, welche die Feuersbrünste zum Stehen bringt, daher hat sie häufig Bilder und Kapellen in den Städten und Dörfern.
Mercarías. Fortuna. Heroen und Halbgötter.
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der im Jahre 291 v. Chr. bei Anlass einer Pest auf die Aufforderung der sibyll. Bücher aus Epidaurus, seiner angesehensten Verehrungsstätte, herübergeholt wurde; bei dieser Gelegenheit wird merkwürdiges von seiner Schlange erzählt, welche den römischen Gesandten auf das Schiff folgte. Auch F o r t u n a sei erwähnt, die von alters her bei verschiedenen Stämmen und speziell in Rom verehrte Göttin des Glücks, glücklichen Zufalls, dann auch des unberechenbaren Schicksals 1). In Rom galt der König Servius Tullius als ihr Liebling, den freilich zuletzt auch das herbe Schicksal erreichte. Am 24. Juni war ihr Fest, wobei ein verhülltes Bild eine Rolle spielte, nach dem Volksglauben ein Bild jenes Königs, den Fortuna heiss geliebt habe, nach Andern ein solches der Fortuna V i r g o . Plutarch hat «ine besondere Schrift über die Fortuna der Römer geschrieben. In späterer Zeit war die hervorragendste die Fortuna p u b l i c a oder Fortuna p o p u l i R o m a n i . Als die vornehmsten Götter zählt Varro eine Z w ö l f z a h l auf