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German Pages [189] Year 1957
KARLHEINZ MASCHER
R E I C H S G U T UND K O M I T A T AM S Ü D H A R Z IM H O C H M I T T E L A L T E R
MITTELDEUTSCHE FORSCHUNGEN Herausgegeben
von
Reinhold Olesch, W a l t e r Schlesinger, L u d w i g Erich Schmitt
9 KARLHEINZ
MASCHER
REICHSGUT U N D KOMITAT AM S Ü D H A R Z IM H O G H M I T T E L A L T E R
® 1957
B Ü H L A U
V E R L A G
K Ö L N
G R A Z
REIGHSGUT UND KOMITAT AM S Ü D H A R Z IM H O C HM I T T E L A L T E R
VON
K A R L H E I N Z MASCHER
® 1957
B Ö H L A U
V E R L A G
K Ö L N
G R A Z
Alle Rechte vorbehalten Copyright © 1957 by Böhlau-Verlag, Köln Gesamtherstellung: Aschendorffsche Buchdruckerei, Münster Westf.
INHALT Vorwort
VII
I. Einleitung
1
II. Das Krongut am Südharz im 10. und 11. Jahrhundert . . 1. Vorbemerkungen zur Methode 2. Verteilung des Grundbesitzes am Südharz unter den Ottonen und Saliern
5 5 8
III. Die Grafen von Klettenberg 1. Herkunft und Geschicke des Geschlechtes 2. Grundbesitz
17 17 25
IV. Die Grafen von Scharzfeld-Lauterberg 1. Anfänge des Geschlechtes 2. Funktionen 3. Grundbesitz 4. Herkunft der Grafen und ihres Komitates
33 33 35 39 42
.
.
.
.
V. Die Grafen von Ilfeld-Honstein 1. Anfänge des Geschlechtes 2. Grundbesitz 3. Funktionen 4. Herkunft der Grafen und ihres Komitates nach urkundlichen Quellen 5. Herkunft nach chronikalischen Aufzeichnungen . . .
46 46 47 52
VI. Die Grafen von Rothenburg und ihre Nachfolger . . 1. Die Grafen von Rothenburg und von Kirchberg . 2. Die Grafen von Beichlingen 3. Die Grafen von Stolberg . 4. Ursprung und Entwicklung des Rothenburger Komitates
71 71 76 80 89
VII. Die Landgerichte am Südharz 1. Das Landgericht der Grafen von Klettenberg 2. Das Landgericht der Grafen von Rothenburg 3. Die Landgerichte in Thüringen
. .
.
.
57 63
94 94 .100 104
VIII. Lothar III. und das Krongut am Südharz
111
IX. Die Stauf er und das Krongut am Südharz
117
X. Grafen und Komitate am Südharz
128
VI
Vorwort
Anmerkungen zur Stammtafel I
140
Anmerkungen zur Stammtafel II
144
Stammtafel (I) der Grafen von Klettenberg
145
Stammtafel (II) des Rothenburger Hauses in den ersten drei Generationen
145
Quellen1. 2. 3.
und Literaturverzeichnis Ungedruckte Quellen Gedruckte Quellen Darstellungen und Abhandlungen
Erläuterungen zu den Karten Kartenbeilagen I. Westharz und Eichsfeld II. Südharz und Nordthüringen III. Südostharz und Nordthüringen
.146 146 146 149 162
VORWORT Struktur und Entwicklung der politischen und sozialen Verfassung des abendländischen Mittelalters bilden seit einigen Jahrzehnten ein besonderes Anliegen der historischen Forschung in Deutschland. Zu diesem Thema möchte auch die vorliegende Abhandlung einen Beitrag liefern. Sie war zunächst als Dissertation entstanden und als solche im Sommer 1954 von der Philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität zu Göttingen angenommen worden. Dankbar bekenne ich, welchen Gewinn die Behandlung der angeschnittenen Fragen aus Gesprächen und Briefwechsel mit Herrn Prof. Dr. W . Schlesinger wie auch mit meinen Göttinger Studienkollegen, insbesondere Dr. H. Quirin und Dr. J. Leuschner, gezogen hat. Besonderen Dank aber schulde ich Herrn Prof. Dr. H. Heimpel für mannigfache Anregungen und stete Förderung, die er der Arbeit an der Dissertation zuteil werden ließ. Zu danken habe ich ferner den Herausgebern der Reihe „Mitteldeutsche Forschungen" und dem Böhlau-Verlag, daß sie den Druck dieser Abhandlung ermöglicht haben. Bremen, im April 1957 Karlheinz
Mascher
I EINLEITUNG N o r d t h ü r i n g e n 1 hat zur Geschichte des frühen u n d hohen Mittelalters von sich aus nur w e n i g e des Aufzeichnens werte N a m e n u n d Ereignisse beigesteuert. Im Schatten des Harzes gelegen, auch von W e s t e n
und
Osten her durch W ä l d e r oder S ü m p f e schwer zugänglich, stand es selten im Brennpunkt des historischen u n d kulturellen Geschehens 2 . Seine besondere herrschaftliche Struktur hob es jedoch v o n anderen Landschaften Mitteldeutschlands deutlich ab: D i e Liudolfinger konnten, durch die fränkische Eroberungs- und Siedlungspolitik vorbereitet, den Harz u n d vor allem sein südliches V o r l a n d fast geschlossen als Krongut übernehmen und damit d e m Königtum des 10. u n d 11. Jahrhunderts eine seiner wesentlichen wirtschaftlichen G r u n d l a g e n z u f ü h r e n 3 . In seinen P f a l z e n u n d H ö f e n galt N o r d t h ü r i n g e n als ein wichtiger T e i l der
coquina
*) Nordthüringen hier und im Folgenden als der Südharz und sein Vorland, zwischen Harzkamm und den Bergzügen der Hainleite und Windleite, verstanden; im Osten begrenzt durch die Linie Wallhausen — Allstedt — Artern. Dieser moderne Begriff „Nordthüringen" darf nicht verwechselt werden mit dem mittelalterlichen „Nordthüringgau", der den Raum etwa der heutigen Altmark einnahm. Auch der Südwestharz mit Scharzfeld, Pöhlde und Osterode wird, wiewohl nicht zu Nordthüringen gehörig, im Folgenden in die Untersuchung einbezogen und abkürzend ebenfalls unter der Bezeichnung „Südharz" subsumiert. 2 ) Vgl. zur Geschichte des Südharzraumes S c h l ü t e r , Siedlungen; E b e r h a r d t , Territorialfürstentum; drs., Krongut; S i l b e r b o r t h , Nordhausen; drs., Helmegau; G r o s s e , Harzraum. Allgemeiner M a s c h k e , Thüringen; K ö t z s c h k e , Thüringen; T i l l e - S c h n e i d e r , Einführung; L ü t g e , Agrarverfassung; Mitteldeutscher Heimatatlas, Bl. 3, 11—14, 18, 23, 24, 32. Die Deutung der nordthüringischen Landschaft bei v. H o f m a n n , Deutsches Land, I S. 228 £f., II S. 161 £f„ 382 £f. wird dem Wesen des Südharzes und dem Ablauf seiner Geschichte im Mittelalter nicht ganz gerecht, da sie zu sehr von modernen Gesichtspunkten ausgeht und zudem viele Fakten mißverstanden oder unrichtig verwendet. 3 ) Vgl. H ö f e r , Frankenherrschaft; S t i m m i n g , Königsgut, S. 89 fF.; H e u s i n g e r , Servitium regis, S. 82 ff., 156 f.; L ü t g e , Agrarverfassung, S. 24 ff., 71 ff., 157 ff.; R i e c k e n b e r g , Königsstraße, S. 49f., 77, 98, 143 f.; E b e r h a r d , Territorialfürstentum; drs., Krongut; S i l b e r b o r t h , Helmegau; S c h l e s i n g e r , Landesherrsdiaft, S. 83ff., 143; B o s l , Reidisministerialität, I S. 83 f., II S. 546 ff. u. ö. sowie u. S. 8 ff. 1 Mascher, Reidisgut und Komitat
2
Einleitung
imperatoris4 und eröffnete so besonders den Ottonen die Möglichkeit zu häufigem Aufenthalt 5 . Über die Nutzung als Tafelgut hinaus wagte Heinrich IV. den Versuch, das Königsland am Harz zu einem Machtfaktor im Ringen um den Staatsaufbau zu steigern, scheiterte aber letztlich an der vom sächsischen und thüringischen Adel verteidigten Ordnung des alten Rechtes6. Ganz anders gestalteten sich die Herrschaftsverhältnisse in der Stauferzeit. Seit dem ersten Drittel des 12. Jahrhundert findet sich die politische Gewalt in Nordthüringen auf einige Grafenhäuser aufgeteilt, die unvermittelt und ohne ersichtliche Verknüpfung mit älteren Geschlechtern oder Institutionen in die Geschicke des Landes eingriffen. Ihre adlige Herrschaft trat mehr und mehr in die Rechte des Königtums ein und verdrängte es schließlich ganz vom Südharz. Lediglich die Reichsstadt Nordhausen rettete eine Erinnerung an die frühere „Krongutlandschaft" in das späte Mittelalter hinüber 7 . Dieser Entwicklung vom königlichen Tafelgut zum hochadligen Territorium will die vorliegende Arbeit nachgehen. Sie fragt also nach dem Verbleib des Krongutes und befaßt sich daher vornehmlich mit Besitz und Rechten der Grafensippen, der Erben des Reiches. Als Kern des Problems wird sich immer wieder die Entstehung ihrer Komitate 8 erweisen, und eben in der Herkunft der nordthüringischen Grafen und Komitate mag man das Hauptthema dieser Arbeit erblicken. Die Untersuchungen dürfen sich somit zeitlich auf das 12. und 13. Jahrhundert, räumlich auf die Landstriche südlich und südwestlich des Harzes beschränken und weitergehende Anliegen der Verfassungsgeschichte, wie die Ausbildung der Landesherrschaft in Nordthüringen, unberücksichtigt lassen. Die Arbeit bezweckt auch nicht, den Ablauf der territorialen Ent4 ) Casus monast. Petrishus. II c. 31 = M G SS X X p. 645 sq. f ü r Ostsachsen und Nordthüringen zur Zeit Heinridis IV. Noch weiter gehen R i e c k e n b e r g , Königsstraße, S. 71 („Herz des Reiches"); E b e r h a r d t , Krongut, S. 54 („Kernland des Reiches") und G r o s s e , Harzraum, S. 270 ff. 5 ) Vgl. R i e c k e n b e r g , Königsstraße und H e u s i n g e r , Servitium regis. 6 ) Vgl. S t i m m i n g , Königsgut, S. 91 ff., 122, 1 2 4 ; D e g e n e r , Heinrich V.; M a y e r , Geschichtliche Grundlagen, S. 18 f.; drs., Wirkungsbereich, S. 57, 60 ff.; S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft, S. 256 ff.; drs., Herrschaft und Gefolgschaft, S. 253 f.; B o s l , Reichsministerialität, I S. 12 ff., 74 ff. sowie u. S. 133 f. 7 ) Vgl. dazu im einzelnen die folgenden Kapitel. 8 ) Um die Untersuchung über A r t und Ausmaß der Befugnisse eines G r a f e n nicht durch moderne Assoziationen zu belasten, soll im Folgenden f ü r die bis etwa Mitte des 13. Jahrhunderts von einem G r a f e n gehandhabten Rechte der Ausdrude „Komitat" verwendet werden. Weiteres dazu u. S. 137.
Abgrenzung des Themas
3
wicklung im einzelnen darzustellen und dadurch der Heimatgeschichtsforschung 9 vorzugreifen. Der W e g zur Lösung des genannten Themas führt nicht so sehr über genealogische Kombinationen als vielmehr über den Versuch, das Grundeigentum und die speziellen Obliegenheiten der Grafengeschlechter, ihre politischen Funktionen, auszuwerten 1 0 . Als einschlägige Quellen bieten sich daher vor allem Diplome und Privaturkunden an, die für den abgesteckten zeitlichen und räumlichen Rahmen in genügender Anzahl zur Verfügung stehen. Sie sollen jedoch nicht zur Demonstration vorgefaßter Theorien dienen. Im Gegenteil werden die urkundlichen Nachrichten, ohne sie gleich auf eine bestimmte Anschauung hin auszuwählen und zu interpretieren, zunächst in all ihrer Fülle und Lückenhaftigkeit zusammengestellt und verglichen. Erst dann kann versucht werden, ihre Aussagen zu einer Theorie, zu einem Bilde des staatlichen Lebens jener Zeit zu verdichten. Den Schlußfolgerungen wird aber stets die Problematik der einzelnen Phänomene, die das Quellenmaterial bietet, anhaften, denn sie sollen ihre Lücken und Unklarheiten auch nicht durch Deutungen und Beobachtungen füllen, die fremden Verhältnissen und Bedingtheiten entstammen. Umgekehrt wird sich dabei herausstellen, daß die so aus der politischen Entwicklung Nordthüringens gewonnenen Erkenntnisse sich nicht ohne weiteres auf andere Gegenden und Zeiträume übertragen lassen. In den letzten Jahrzehnten hat die historische Forschung in Deutschland energische Schritte unternommen, um die Verfassungsgeschichte des deutschen Mittelalters von einer überwiegend juristischen Betrachtungsweise zu lösen; insbesondere die Dynamik, die der Entfaltung der mittelalterlichen Rechtsinstitutionen innewohnte, ist dadurch wieder in den Vordergrund des Interesses gerückt w o r d e n u . In demselben Maße muß •) Repräsentiert vor allem in den landesgeschichtlichen Zeitschriften des Harzvereins und des Vereins für Thüringer Geschichte und Altertumskunde. Die ältere Literatur und die verstreuten Quellen haben besonders H. E b e r h a r d t und H. S i l b e r b o r t h in den genannten Werken zusammengefaßt und ausgewertet. Die bisherigen Theorien über die Herkunft der nordthüringischen G r a f e n geschlechter wie überhaupt die territoriale Entwicklung des Südharzes wurden maßgeblich beeinflußt durch die zahlreichen Arbeiten des Nordhäuser Lehrers K. M e y e r (gest. 1935). Der Nachdruck und die Sicherheit, mit der Meyer seine Ansiditen vorgetragen hat, dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie großenteils einer gesicherten Quellengrundlage entbehren. Über Meyers Verdienste und seine Grenzen vgl. den Nachruf auf ihn von H. S i l b e r b o r t h in Harzzeitschrift I (1948) S. V I I I ff. 10 ) Ähnlich B o s l , Reidisministerialität, I S. 16, 26. " ) Vgl. die Arbeiten von A. v. Dungern, H. Mitteis, K. S. Bader, Th. Mayer, H. Dannenbauer, O. Brunner, W. Schlesinger, K. Bosl u. a. m. 1*
4
Einleitung
aber auch die Verschiedenartigkeit der Verfassungsverhältnisse, die zu gleicher Zeit in den einzelnen Teilen des Reiches herrschten, Beachtung findenl2. Die Vielfalt der an Landschaft und Volkstum gebundenen rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Erscheinungen des Mittelalters widerstrebt dem modernen Verlangen nach Normierung, macht aber gerade einen der Wesenszüge jener Zeit aus. Solange deshalb nicht eine Vielzahl gleichgerichteter Untersuchungen die Berechtigung von Analogien und allgemeingültigen Schlüssen erwiesen haben, haftet den Ergebnissen verfassungsgeschichtlicher Forschungen notwendig, auf das Ganze gesehen, ein fragmentarischer Charakter an. 12 ) Ebenso S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft, S. 4, 6; drs., Verfassungsgeschichte; B r u n n e r , Land und Herrschaft, S. 224 u. a.; M a y e r , Fürsten und Staat, S. XIV, 313; drs., Landeshoheit; H e i m p e l , Nürnberg, S. 2; B o s l , Reichsministerialität, I S. 26; B a d e r , Südwesten, S. 9 f. u. a. m. Neuere Untersuchungen, die grundlegende Erkenntnisse über die Tendenzen in der Verfassungsgeschichte des Mittelalters vermitteln, haben oft für Thüringen nur eine begrenzte Geltung, da hier andere Voraussetzungen vorlagen als in Süddeutschland, von wo jene Arbeiten zumeist ihren Ausgang nahmen; so z. B. die von H i r s c h aufgezeigte Entwicklung der Blutgerichtsbarkeit, in derem Gefolge die Zentenargerichte eine überragende Bedeutung gewannen. Doch in Thüringen lassen sich Zenten, Hundertschaften, Goe oder ähnliche Gerichtseinheiten nicht nachweisen: E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 21; K ö t z s c h k e , Thüringen, S. 13; S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft, S. 72. Weitere Beispiele u. S. 105, 108, 137 und S. 54 Anm. 35.
II DAS K R O N G U T AM S Ü D H A R Z IM 10.UND 11.JAHRHUNDERT 1. V o r b e m e r k u n g e n
zur
Methode
Bevor die Ausbreitung des Krongutes im einzelnen untersucht werden kann, nötigt die Quellenlage zu einigen Vorbemerkungen. Einmal darf man annehmen, daß in nachfränkischer Zeit der königliche Besitz in Nordthüringen, abgesehen vom Landesausbau, nicht vermehrt worden ist. König Heinrich I. hatte zwar einigemal Hersfelder und Fuldaer Klostergüter eingetauscht 1 , doch handelte es sich wohl um den Rückerwerb verschenkten Krongutes. Konfiskationen aber, Legate, Heimfall erbenlosen Eigentums und Einforstungen sind uns seit dem 10. J a h r hundert nicht überliefert und muten auch unwahrscheinlich a n 2 . Die bis in das 15. Jahrhundert hinein erwähnten Güter und Lehen des Reiches am Südharz vermögen daher den U m f a n g mit bestimmen zu helfen, den das Krongut unter Ottonen und Saliern besessen hatte. Die Ausbeute des einschlägigen Urkundenmaterials wird in mancher Hinsicht sehr relativiert. Denn Besitzverhältnisse an Liegenschaften lassen sidi im Mittelalter im allgemeinen nur dann greifen, wenn in einer des Beurkundens bedürftigen Weise der Eigentümer wechselte, vornehmlich also, wenn Grundbesitz von geistlichen Anstalten erworben wurde. In immer stärkerem Maße setzte sich zwar der Grundsatz durch, daß eine Veräußerung der Auflassung vor einem ordentlichen Gericht bedürfe 3 . Die erhöhte Öffentlichkeit und die friedewirkende Kraft des Gerichtsurteils sicherten diesem Verfahren eine besondere Rechtskraft. Da die Urteilssprüche jedoch nicht ohne weiteres auch in urkundlicher Form fixiert wurden, bleibt uns zumeist ein Einblick in die Veränderungen des Grundbesitzes verschlossen, — ebenso auch in die Verfassung der zuständigen Gerichte jener Zeit. !) Reg. Thür. I 342; UB Hersf. 45 f. 2 ) Zu dem gleichen Ergebnis kommen H ö f e r , Frankenherrschaft, S. 132 f.; K r a b u s c h , Königsgut, S. 50ff., 78ff., 117ff. ; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 212 ff. 3 ) Vgl. S c h r ö d e r - v. K ü n ß b e r g , Reditsgesdiichte, S. 303ff.; B r u n n e r - v. S c h w e r i n , Reditsgeschichte, S. 196 ff.; R i c h t e r , Grundstüdesübereignung; D a n n e n b a u e r , Nürnberg, S. 79 u. a.
6
Das Krongut am Südharz im 10. und 11. Jahrhundert
Zudem läßt sich den Kauf- und Bestätigungsurkunden seit dem 12. Jahrhundert sehr oft eine etwaige Lehnsabhängigkeit des Besitzes nicht mehr entnehmen. Die Briefe übergeben die Grundstücke cum ómnibus iuribus et iusticiis, wie sie auch der Vorbesitzer innegehabt hatte; der Käufer trat dann wie selbstverständlich in die Verbindlichkeiten seines Vorgängers ein. Daher wurde es wohl auch nicht immer für notwendig erachtet, den Rechtscharakter eines Gutes in den Urkunden zu erwähnen. Dieser Umstand wirkt sich besonders auf die Bestimmung des nordthüringischen Krongutes aus. Im Laufe der Zeit waren alle älteren Klöster am Südharz von den Königen privilegiert worden, Reichsgüter und -Iehen ohne ausdrückliche Genehmigung für sich erwerben zu dürfen 4 . Die betreffenden Kaufurkunden konnten dann eines Passus über den Lehnsstatus recht gut entbehren, da sich beim Wechsel des Besitzers die Anrechte des Reiches wie die Verpflichtungen des Inhabers nicht wesentlich änderten 5 . Auch das Verständnis der Terminologie, die die Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts in Fragen des Liegenschaftsrechtes anwendeten, bereitet erhebliche Schwierigkeiten. Vor allem Begriffe wie allodium und proprietas sind oft zu schematisch ausgelegt worden und haben dadurch viel Verwirrung hervorgerufen. Denn die nordthüringischen Urkunden jener Zeit bezeichnen mit „allodium" nicht, wie häufig gedeutet, das uneingeschränkte, ererbte Eigentum an Grund und Boden im juristischen Sinne, sondern vielmehr eine bestimmte Wirtschaftsform mit den ihr eigentümlichen Rechten: Ein herrschaftliches Gut in eigener Bewirtschaftung, einen Salhof 6 . Proprietas meint ebenfalls nicht volles Eigen in modernen 4 ) Zisterzienserkloster Walkenried 1157 und 1204 in beschränktem, 1209 und 1215 in unbeschränktem Umfange (Reg. Thür. II 146, 1264, 1435, 1640); Zisterzienser-Nonnenkloster Neuwerk zu Nordhausen 1237 beschränkt (Reg. Thür. III 685); Reichsstift s. Crucis zu Nordhausen wohl seit seiner Erhebung zur Reichspropstei 1220 (vgl. Reg. Thür. II 1898); Prämonstratenserkloster Ilfeld 1253 beschränkt (Rg. Ilf. 55, 121); ähnlich die Zisterzienserklöster Pforta (1157 beschränkt, 1209 unbeschränkt), Sittichenbach (1195 beschränkt) und Volkenroda (1216 unbeschränkt): Reg. Thür. II 151, 1437, 981, 1671.
") Aus dem früheren Krongut am Südharz konnten die Könige seit dem 13. Jahrhundert nur noch gleich wenig Nutzen ziehen, ob es sich nun im Besitze von kirchlichen Stiftungen befand oder an Adlige verlehnt war, vgl. u. S. 135 f. Vgl. auch das Diplom Wilhelms von Holland für Ilfeld von 1252, wiederholt durch Rudolf von Habsburg 1290: Kam etsi a feudatariis subtrahantur (sc. bona imperii), ex quo tarnen perveniunt ad usus ecclesie in fundo imperii constitute, non videmus nobis aut imperio aliquid deperire (Reg. Ilf. 55, 121). c ) So wurden dieselben Walkenrieder H ö f e ohne Unterschied als curia, allodium und grangia bezeichnet (UB Walk. I 70, 172, 228, 226, 302, 342, 443, 451 f., 482, 491, 531, 534, 536 ff., 557, A 28, A 72, A 84 u. ö.). 1286 erhielt
Terminologie: „allodium", „proprietas"
7
Sinne; die in der Regel gebrauchte Formel proprietatis titulo perpetua possidenda (sc. bona) bedeutet lediglich, daß sich der Vorbesitzer seiner sämtlichen Rechte an dem fraglichen Grundstück begeben hatte, doch etwaige übergeordnete Rechte wurden davon nicht berührt 7 . Die gleiche Vorsicht ist gegenüber den Begriffen „frei" und „eigen" am Platze 8 . Diese mittelalterlichen Termini dürfen offenbar nicht ausschließlich vom Inhaber eines Grundstückes, vom Abgabepflichtigen aus verstanden werden, sondern ebenso vom Herren, vom Verfügungsberechtigten aus; unter „freien" Hufen konnten also auch Ländereien begriffen sein, die gewissermaßen nach unten hin frei, nicht belastet durch Verlehnung, Erbpacht oder andere dingliche Anrechte der Hintersassen zur Verfügung standen, — Anrechte, die nicht ohne weiteres gekündigt oder übergangen werden konnten 9 , andererseits aber den Wert des Obereigentums minderten. Man vermißt daher häufig in den Quellen eindeutige und sofort verständliche Bestimmungen über den Rechtscharakter eines Gutes und sieht sich dementsprechend auf Vermutungen angewiesen, wenn man Grundbesitzverhältnisse und speziell die Verteilung des Krongutes rekonstruieren will. Ilfeld den Forstort Birkenmoor im Harz, ursprünglidi Krongut, cum allodio ibi constructo, 1324 grangia genannt (Reg. Ilf. 164, 244). 1267 gehörten zwei H u f e n , Lehen des Reiches, zum Allod eines G r a f e n (UB W a l k . I 385). 1223 wurden mansi singuli den mansi pertinentes ad allodium gegenübergestellt (Cod. d. A n h . II 65). 1273 wurden veräußert octo mansi cum allodio, quod nunc est Castrum ( H e i n e , Querfurt, S. 150 Anm. 1). Weitere Beispiele UB W a l k . I 28, 302 und A 35; Reg. Thür. IV, 1299, 2389 u n d Reg. Ilf. 32; aus anderen Gegenden Reg. Thür. II N 21, M G D H . I V 226, M G CC I 319 u. a. In gleichem Sinne E c k h a r d t , Witzenhausen, S. 6 u n d besonders Deutsches Rechtswörterbuch I Sp. 495 ff.: allod in einer seit dem 12. J a h r h u n d e r t begegnenden Bedeutung als lastenfreies Eigen im Gegensatz zu allem belasteten Grundbesitz einschließlich zinsendem Eigen (vgl. o. zu „frei"). ') Ähnlich M i t t e i s , Lehnrecht, S. 625 f. zum „Inwärtseigen": In jedem Rechtskreise erscheint das jeweils höchste denkbare Sachenherrschaftsrecht als Eigentum. Die Verkennung dieser Einschränkung hat zu manchen irreführenden Theorien verleitet, vgl. z. B. P h i 1 i p p i , Pfleghafte, wo aus der proprietas-Formel eine allodiale Behandlung von Reichsgut erwiesen werden sollte. Vgl. auch S t i r n m i n g , Königsgut, S. 7 ff. 8 ) Vgl. z. B. J a c o b s , Besitzungen, S. 330ff. zu 1390: Verkauf von Gütern erb- und eigentümlich, für die einige T a g e später die Belehnung erbeten wurde. Ähnlich E n g e l , Lehen, S. 32; Reg. Stoib. 341, 668 und Reg. T h ü r II 842. So auch Deutsches Rechtswörterbuch III Sp. 631: „frei" = unbelastet. •) Vgl. Reg. T h ü r . II 1376, III 1066 und allgemein B a d e r , Bauerntum, S. 119 f. ¡ S c h l e s i n g e r , Herrschaft und Gefolgschaft, S. 240.
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Das Krongut am Südharz im 10. und 11. Jahrhundert
2. V e r t e i l u n g d e s G r u n d b e s i t z e s a m S ü d h a r z u n t e r Ottonen und S a l i e r n
den
Eine zentrale Bedeutung innerhalb des königlichen Besitzes in Nordund Mitteldeutschland kam zweifellos dem Harzwalde zu. Wenigstens bis zur Linie Wallhausen-Quedlinburg galt er bis weit in das 13. J a h r hundert hinein als Reichsforst, und selten wurden königliche Rechte in dieser Gegend so lange und so nachdrücklich betont wie die an den Forstbezirken des Harzes 1 0 . Die Einkünfte, die in den Jagdpfalzen Siptenfelde, Seikenfelde und Bodfeld zusammenflössen, waren im 10. bzw. 11. Jahrhundert den Stiften Quedlinburg und Gandersheim geschenkt worden 1 1 ; vielleicht hatte auch Pöhlde einen Harzanteil erhalten 1 2 . Herrschaftsansprüche weltlicher Fürsten am Forste lassen sich jedoch unter den Ottonen und Saliern nicht nachweisen 13 . In den südwestlichen Vorlanden des Harzes stammte das Krongut, abgesehen von den Rodungsgebieten am Rande des Forstes, vermutlich aus 10 ) MG DH. IV 378, zu 1086, für Hildesheim: . . . excipientes de hac ipsa donatione (sc. des Krongutes zu Werla) . . . silvarn que dicitur Harz cum forestali iure... MG DL. III 42, zu 1132, für Walkenried über Wälder des Südharzes: . . . ius nostrum, quod wiltban dicitur . . . Cod. d. Sax. I A 2 277: Friedrich I. zu 1158 für Heinrich d. L. . . . preter wiltpan, quem in foresto Harz a nobis in beneficio habet . . . 1188 bestätigte Friedrich I., 1209 Otto IV. den Walkenrieder Besitz im Harz, 1231 genehmigte Heinrich (VII.) die Nutzung des Harzes durch die Mönche (Reg. Thür. II 794, 1435, III 193). 1190 bezeichnete Heinrich VI. das Dotationsgut des Klosters Ilfeld, nämlich einen Teil des Südharzes mit der Stätte des Klosters, als Reichslehen, und 1252 nannte Wilhelm von Holland, wie 1290 Rudolf von Habsburg, Ilfeld ecclesia in fundo imperii constituta (Reg. Ilf. 4, 55, 121). Anfang des 13. Jahrhunderts ging der Hasselfelder Forstbezirk vom Reiche zu Lehen ( B o d e - L e i b r o c k , Güterverzeichnis, S. 77 ff.), dem Sachsenspiegel galt noch der ganze Harz als königlicher Bannforst (Landr. II Art. 61). Noch 1518 beriefen sich die Grafen von Stolberg auf die Reichslehnbarkeit ihrer Harzwälder, um sie dem Zugriff der Herzöge von Braunschweig zu entziehen, vgl. die von E. J a c o b s in ZHarzV 4 (1871), S. 307 f. edierte Urkunde. Weitere Angaben bei B o d e , UB Gosl. I Einleitung S. 29 f.; H ö f e r , Bodfeld, (1896) S. 373 f., (1912) S. 116; F r ö l i c h , Besitzverhältnisse, S. 123 fif.; drs., Vorgeschichte, (1929) S. 253 ff.; drs., Königsgut, S. 354; Z y c h a , Montani, S. 176; R i e c k e n b e r g , Königsstraße S. 50 u. a. sowie u. S. 133 £f. » ) MG DDO. I 1, 228; DO. II 1; DH. II 205. Die Jagdpfalzen dienten auch nach dem Übergang an Quedlinburg und Gandersheim als Aufenthaltsorte der Kaiser: R i e c k e n b e r g , Königsstraße, S. 50 u. a. 1 ! ) Vgl. u. S. 60 Anm. 62. l s ) Über einen Forst der Grafen von Katlenburg im Harze vgl. u. S. 44 f.
Krongut im Oberharz, am Südwest- und Südharz
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dem Besitz des liudolfingisdien H a u s e s u n d zeigt daher eine ausgesprochene Streulage 1 4 . D e r M a n g e l an einschlägigen Quellen verhindert g e nauere A n g a b e n 1 5 ; doch müssen die Ländereien immerhin so u m f a n g reich g e w e s e n sein, d a ß in P ö h l d e nach Ausstattung des dortigen S t i f t e s 1 6 noch ein vollwertiger Königshof zu bewirtschaften w a r 1 7 . E i n anderes B i l d bietet das Krongut in Nordthüringen. Bereits Karl d. Gr. übergab zahlreiche H u f e n in D ö r f e r n südlich und östlich des KyfFhäusers dem Kloster H e r s f e l d u n d bestätigte ihm den Besitz eines Gutes zu Salza (westl. N o r d h a u s e n ) l s . Dieser H e r s f e l d e r Gerechtsame w i r d in späterer Zeit nicht mehr gedacht; vielleicht w a r e n sie als Streubesitz d e m Kloster schon früh verloren gegangen, oder die Ottonen hatten sie a n das Reich zurückgetauscht. Bis zum 13. Jahrhundert hielt sich d a g e g e n vermutlich ein Gutsbezirk des Stiftes Gandersheim rund u m Besenrode (wüst westl. Nordhausen), der w o h l aus einer Schenkung K ö n i g L u d wigs III. d. J. herrührte 1 9 . " ) E g g e r s , Krongut, S. 36, 60, 66f., 79. Vgl. audi Karte I im Anhang. 15 ) Unsere Kenntnisse der Wirtschafts- und Verfassungsentwicklung in den südlichen Harzvorlanden sind außerordentlich abhängig von der Intensität, mit der sich das Zisterzienserkloster Walkenried für Erwerbungen in den einzelnen Landschaften interessierte und dementsprechend dafür urkundete. Das war am Südwestharz wie am östlichen Südharz erheblich weniger der Fall als etwa in der Goldenen Aue. Zudem fehlt für das Vorland des Westharzes eine geschlossene Darbietung des Urkundenbestandes, wie sie Reg. Thür, und UB Eichsf. f ü r Thüringen und das Eichsfeld leisten. Die Möglichkeiten, das Schicksal der Güter über weitere Zeiträume hinweg zu verfolgen und Vergleiche zu ziehen, werden dadurch sehr eingeschränkt. " ) Zu Kloster Pöhlde vgl. u. S. 36 £f. Der Grundbesitz des Stiftes kann nur unvollkommen angegeben werden. Die Dotationsurkunden hatten die Mönche zu Ende des 13. Jahrhunderts gefälscht (UB Eichsf. 9, 11). Die Aufzählung der Güter beginnt in ihnen mit dem Besitz eines Drittels des Königshofes Pöhlde (1139 bestätigt: Reg. Pont. I 8010) und nennt ferner Güter zu Scharzfeld, in der Umgebung Pöhldes und im Leinetale, die z . T . in PöhlderUrkunden des 13. Jahrhunderts wiederkehren (UBEichsf.237, 474 £f„ 484, 504 f., 742; M G DO. II 310; UB Göttg. l 6 ; L e u c k f e l d , Pöhlde, S. 79; v. W i n t z i n g e r o d a - K n o r r , Wüstungen, s. v.). Die Angaben des Falsifikates waren also nicht durchweg frei erfunden, wie Reg. Thür. I 382 Anm. vermutet wurde. " ) Vgl. H e u s i n g e r , Servitium regis, S. 87 u. ö. ,8 ) UB Hersf. 38, 74, vgl. L ü t g e , Agrarverfassung, S. 172 ff. 19 ) Vgl. u. S. 26ff. und Reg. Thür. I 264; L ü t g e , Agrarverfassung, S. 186. Die Gandersheimer Urkunden erwähnen Besenrode selbst nicht; in ihnen wurde dem Stift lediglich der Besitz der Höfe Ehrich, Bliederstedt und Tennstedt in Mittelthüringen mit deren Villikationen bestätigt (Reg. Thür. I 264, 367, 391, 483; II 1311), so daß Besenrode vermutlich einen dieser Meierhöfe gebildet hat.
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Das Krongut am Südharz im 10. und 11. Jahrhundert
Mit dem Krongut zeugen auch Kastellbauten und fränkische Siedlungen von der Herrschaft der Karolinger am Südharz 20 . Eine Abgrenzung der ihnen zustehenden Landstriche läßt sich jedoch nicht vornehmen. Neben dem König war im 9. Jahrhundert auch eine Reihe anderer Grundherren in der Lage, Liegenschaften in Nordthüringen frei zu tradieren. So überschrieb ein Hadabrant dem Kloster Fulda seine Güter zu (Ober-) Sachswerfen 21 . Im Jahre 876 beanspruchte Fulda dann den Zehnten u. a. zu „Hadabrantesrod" und „Alarichi" 22. „Hadebranderode" lautete noch um 1250 der Name des Nachbarortes von Obersachswerfen, des heutigen Branderode 23 . Bei der Stellung, die Hadabrant als einer der wenigen erwiesenen Grundeigentümer dieser Landschaft bekleidet haben muß, verwundert es nicht, daß er sich auch am Landesausbau beteiligte und einer neu geschaffenen Villa seinen Namen gab 24 . Ebenso erklärlich ist es, wenn er an seiner Rodung dem Kloster Fulda ebenfalls Rechte einräumte. Als weitere Neugründung trat dann wohl noch „Neuendorf", westlich von Branderode, hinzu, das bis 1248 von Fulda zu Lehen ging 25 . In Ellrich, als das man einleuchtend „Alarichi" gedeutet hat 2 6 , lassen sich später keine Fuldaer Rechte mehr erkennen. Dagegen erwarben die Walkenrieder Mönche in der gleichen Gegend eine Villa „Engilharderoth" von Fulda 27 . Somit bildeten Branderode, Neuendorf 20 ) H ö f e r , Frankenherrschaft, S. 140 ff.; S c h l ü t e r , Siedlungen, S. 185 ff.; L ü t g e , Agrarverfassung, S. 24 ff., 71 ff.; E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 3 f . ; drs., Krongut, S. 3 0 f f . ; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 111 ff., 121 ff. u. ö.; S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft, S. 83 ff. 81 ) U B Fulda 122, vgl. L ü t g e , Agrarverfassung, S. 86 ff., 176 ff. Unter dem zugleich genannten „Gubinesleibe" ist vermutlich nicht Gudersleben, südl. Ellrich, zu verstehen, das im 10. Jahrhundert dem Reiche zustand (Reg. Thür. I 335), sondern eher Gundersleben, südwestl. Sondershausen, wo Fulda auch sonst Rechte geltend machte (UB Fulda 122, U B Mainz 158). 22 ) U B Mainz 156, 158. *>) U B Walk. I 83, 312. **) Weitere Beispiele dieser Namengebung bei S c h l e s i n g e r , Landesherrsdiaft, S. 66 f. 25 ) Reg. Thür. III 1045, 1646 ff., 1722 f., 1869, 2130. Die in den Kämpfen zwischen den Grafen von Klettenberg und von Honstein verwüstete Dorf statt Nova villa kaufte 1248 Kloster Walkenried auf und erbaute den Neuhof, Nova curia, dort: U B Walk. I 342; II 809, 945 usf. 26 ) Reg. Thür. I 246; U B Mainz 158; K r i e g , Ellrich, S. 1. Dagegen bleibt die Gleichsetzung des folgenden „Elcrina" mit Werna, östl. Ellrich (so K r i e g , a. a. O.), oder mit Elre, wüst bei Heringen (so Reg. Thür. I Register), sehr fraglich, vielleicht ist es ebenfalls auf Ellrich zu beziehen. Zu Ellrich vgl. auch u. S. 23 f. und Stammtafel I im Anh. zu nr. 8. ") Reg. Thür. I 1210: villa Engilharderoth adjacens ville Walkenred. Die genaue Lage bleibt unbekannt.
Grundbesitz des Adels am Südharz
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und Engilharderoth mit Teilen von Obersachswerfen 28 offenbar einen geschlossenen Güterkomplex, der noch im Hochmittelalter dem Abte von Fulda zustand. Auch am Rande der Goldenen Aue, zu Görsbach, Krimderode und Heringen, erhielt Fulda in fränkischer Zeit Ländereien geschenkt, derer es sich erst im 12. Jahrhundert entäußerte 2 '. Andere Erwerbungen zu Uftrungen, Auleben und Sundhausen können in den späteren Zuständen nur noch andeutungsweise aufgefunden werden 3 0 . Unter den Sachsenkaisern hören wir von keiner Gütertradition am Südharz außer durch die Hand der Herrscher. Im 11. Jahrhundert verschenkten dann zweimal Angehörige des Laienadels Güter zu „Dierungun", doch will die Gleichsetzung des Ortes mit Thürungen bei Kelbra nicht befriedigen 3 1 . Sonst vermochte unter den Saliern lediglich Volkmar von Walkenried, Gemahl der Stifterin des erwähnten Zisterzienserklosters, Grundstücke in Nordthüringen aufzulassen. Um 1107/1116 übergab er dem Kloster Huysburg (bei Halberstadt) den Ort Walkenried mit 2 benachbarten Villen sowie andere Güter vermutlich zu Werther (westl. Nordhausen) 32 . Der Rechtscharakter seiner Besitzungen wird nicht genauer beschrieben, doch muß es sich wohl ursprünglich um Krongut gehandelt haben, wenn auch der König bei der Tradierung nicht mitwirkte. Denn nach den geographischen Gegebenheiten scheint Walkenried zuvor dem Sachsenstein, einer der Harzburgen Heinrichs IV., als Wirtschaftshof gedient zu haben 3 3 . Die Abtei selbst stand von vornherein im Schutze des Königs 34. 28 ) In Obersachswerfen waren auch andere Grundherren begütert: Reg. Thür. II 795; III 583, 706, 1933, 2795. 2°) UB Fulda 122; Reg. Thür. I 280; II 105, 539; vgl. L ü t g e , Agrarverfassung, S. 176 ff. so ) UB Fulda 122. In Sundhausen besaß im 13. Jahrhundert der Landgraf, der die Fuldaer Güter zu Heringen (südl. Sundhausen) zu Lehen trug, einige Hufen (Reg. Thür. II 105; Reg. Ilf. 51), in denen man ebenfalls ursprüngliches Fuldaer Klostergut vermuten darf. 31 ) Reg. Thür. I 629, 953, vgl. die übrigen dort verschenkten Besitzungen und Reg. Thür. I 348, II 1381 sowie S t a r k e , Pfalzgrafen, S. 54. In gefälschten Urkunden beanspruchten auch die Klöster Reinhardsbrunn und Bursfelde Güter am Südharz, die sich sonst aber nicht bezeugt finden: Reg. Thür. I 1057; UB Mainz 385 und N a u d i , Fälschung, S. 51 f. 32 ) Reg. Thür. I 1209, II 137. Der zeitliche Ansatz der Übertragung in Reg. Thür. I 1 1 4 6 kann nach Reg. Thür. I 1 1 1 8 noch präzisiert werden. 33 ) W i s w e , Goldene Aue, S. 65; Baudenkmäler Blankenburg S. 264, dort S. 257 ff. auch über den Sachsenstein. ") M G DL. III 42, Reg. Thür. II 794, 1264, 1435, 1640 u. a. Besitz und Herkunft der Stifterfamilie wie allgemein die Anfänge des Klosters, seine
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Das Krongut am Südharz im 10. und 11. Jahrhundert
Stellt man nun kartographisch alle jene Ländereien zusammen, die als Krongut und später als Reichslehen angeführt wurden, so muß man eine lange Reihe von Dörfern am Südharz anmerken 35 . Ihre Zahl und ihre Lage gewinnen aber erst dann ihre wahre Bedeutung, wenn man bedenkt, daß der Großteil der nordthüringischen Ortschaften in den Quellen nicht vor dem 13. Jahrhundert erwähnt wurde und mithin erst in einer Zeit begegnet, in der die Urkunden die Rechtsstellung der Güter nicht mehr in jedem Falle spezifizierten. Das obere Helmetal und die Harzausläufer zwischen Nordhausen und Wallhausen erschlossen sich vermutlich erst spät dem Landesausbau 38 . Zum anderen bedarf die Verteilung des Krongutes als Folie einer Aufzeichnung des zu gleicher Zeit genannten adligen Erb- und Eigengutes. Und hier legen nun die oben aufgezählten Traditionen nahe, Ottonen und Salier als die alleinigen Grundherren in Nordthüringen anzusehen 37 . Jene Schicht freier Grundbesitzer des 9. Jahrhunderts machte sich nicht mehr bemerkbar. Anscheinend hatte der Übergang des fränkischen Krongutes an die Liudolfinger, in weldier Form er immer erfolgt sein mag 38 , eine Intensivierung der königlichen Herrschaft bewirkt. Das Bestreben, diese Erwerbung als flächenhaft geschlossenes Territorium im Besitz zu behalten, mußte dem 10. Jahrhundert jedoch noch fremd sein. Daher teilten die sächsischen Kaiser einzelne Güter am Südharz wieder als Lehen aus 39 und zogen das Krongut vor allem zur Ausstattung von Kirchen und Klöstern heran. Dem Magdeburger Moritzkloster schenkte Otto I. die Dörfer Breitungen und Bernsrode (nördl. Roßla) i0 , dem Nonnenkloster zu Nordhausen Rechtsstellung und seine Vogtei- und Geriditsverhältnisse bedürfen noch eingehenderer Untersuchungen, die hier nicht erfolgen können, doch vgl. u. S. 18 f., 52 f. 55 ) Vgl. die Zusammenstellungen bei M e y e r - R a c k w i t z , Helmegau, (1889) S. 113 ff.; S i l b e r b o r t h , Helmegau; E b e r h a r t , Krongut sowie u. Karte II im Anhang. 38 ) S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 79, 1 6 9 f . und Anhang; S c h l ü t e r , Siedlungen, S. 396 ff.; ferner M e y e r , Wüstungen, und drs., Wüstungskarte, wo die jeweils erste Erwähnung der Ortschaften und Wüstungen, ihre Lage und andere bemerkenswerte Angaben über sie zusammengestellt sind. " ) So auch S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 185 f. 38 ) Zur Herkunft des Krongutes und zu seinem Übergang ein die Liudolfinger vgl. H ö f e r , Frankenherrschaft; E b e r h a r t , Territorialfürstentum, S. 3 f., 7 f.; drs., Krongut, S. 30 ff., 42; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 111 ff., 121 ff., 140 ff.,173 ff. ¡ S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft, S. 52, 143 u. a.
» ) U B Magd. 27, vgl. E b e r h a r d t , Krongut, S. 48. " ) U B Magd. 27, 76.
Im 10. Jahrhundert geschlossen Krongut
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den Ort Bliedungen (westl. N o r d h a u s e n ) 4 l . D a s Mainzer Erzstift verdankte ihm wahrscheinlich den Hof Rottleberode mit einem Anteil an den Harzwäldern 4 2 . Später treffen wir den Erzbisdiof von Mainz und mit ihm die Grafen von Tonna-Gleichen aber auch im Besitze anderer, umfangreicher Liegenschaften in Nordthüringen an. D i e Güter der Grafen von Tonna, der Vögte des Erzbistums für Thüringen 4 3 , darf m a n wohl als Vogteilehen aus der H a n d des Erzbischofs ansprechen. Diese Mainzer Besitzungen werden im östlichen Unterharz zur Zeit Kaiser Heinrichs V. erwähnt 4 4 , in der Goldenen A u e und an der oberen H e l m e erst in der Stauferzeit 4 5 . Der Zeitpunkt, an dem das Erzstift diese Rechte erworben hat, muß offen bleiben. Im Nordwesten der Landschaft hatte Bischof Giselher von Merseburg anscheinend schon auf eigene Faust mit Rodungen begonnen, ehe er sich die 41
loca
Mackenrode
und
Uchtenfelde
(südwestl.
Walkenried)
von
) Reg. Thür. I 446, vgl. O ß w a l d , Liber feodalis, S. 101. Schon vorher hatte Otto I. dem Kloster, einer Stiftung seiner Mutter, auch Markt, Münze und Zoll zu Nordhausen geschenkt: Reg. Thür. I 421, vgl. S i l b e r b o r t h , Ministerialität, S. 3 u. ö. 42 ) Vgl. Reg. Thür. I 571; II 675, 842 sowie M e y e r , Rottleberode und u. S. 87 f. 4S ) T ü m m l e r , Gleichen, S. 4 u. ö. Allgemein zu den Grafen vgl. T ü m m l e r , Gleichen; S c h n e i d e r - T i l l e , Einführung, S. 30 ff. " ) Güter zu Benennungen (östl. Roßla) 1112 mit kaiserlicher Bestätigung an Magdeburg vertauscht: UB Magd. 196. Güter zu Wickerode, Idistedt und anderen, nicht genannten Orten ca. 1111/1116 von den Grafen von Tonna dem Erzstift aufgelassen: Reg. Thür. I 1120; UB Mainz 616. Mit der Pfalz Wallhausen standen weder diese Güter noch die Grafen von Tonna in irgendeinem Zusammenhang (anders S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 233, 235), auch hat es keinen Tonnaer Komitat am Südharz gegeben (anders M e y e r - R a c k w i t z , Helmegau, 1890, S. 26). 45 ) Mainzer Güter und Lehen an der oberen Helme und im oberen Helmeried („Bischofsried") erwähnt 1143—1233, darunter Lehen an die Grafen von Tonna zu Numburg (bei Kelbra): Reg. Thür. I 1458, 1479, 1594 f.; II 1336, 1374 ff., 2130, 473; III 191, 382, 2120, 2164. Güter der Grafen von Tonna zu Rode bei Auleben, ohne Erwähnung eines Lehnsnexus: Reg. Ilf. 25; Reg. Thür. II 1871, III 2164. Auch Besitzungen der Grafen von Beichlingen an der oberen Helme gehen wohl, als Heiratsgut, auf die Grafen von Tonna und auf das Erzstift zurück, vgl. UB Walk. I 28, 30: Graf Reinbod von Beichlingen vermadite 1188 mit Zustimmung seiner Mutter (Tochter eines Grafen von Tonna: B e r g , Beichlingen, S. 207) und seines Bruders gewisse Güter dem Kloster Walkenried durch die Hand, nicht seines Bruders, sondern seines Oheims, eines Grafen Erwin von Tonna. Die förmliche Übergabe vollzog ebenfalls Graf Erwin, aber erst ge-
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Das Krongut am Südharz im 10. und 11. Jahrhundert
Otto II. bestätigen ließ. Ohne nahegelegenen, wirtschaftlichen Rückhalt erwies sich die Urbarmachung aber doch als so schwierig, daß der Kaiser zwei Jahre später zur Beförderung der Kolonisationsarbeit noch ein weiteres Gut hinzufügte, — jedoch nicht in Nordthüringen, sondern bei Osterode am Südwestharz 4 6 . A l s das Bistum Merseburg aufgehoben und Giselher zum Erzbischof von Magdeburg gewählt wurde, fiel wohl auch das Rodungsgebiet um Mackenrode an Magdeburg; es umfaßte später noch die Gemarkungen von Klettenberg und Meinwarderode 4 7 . Gleichfalls auf Verwendung Giselhers überließ Otto II. einem Kleriker ein Gut zu Sundhausen (südl. Nordhausen) 4 8 , wahrscheinlich aber nur auf Lebenszeit, denn später wird diese Übertragung nicht mehr erwähnt. Otto III. begabte das Magdeburger Erzstift vor allem mit dem Burgw a r d Ritteburg 4 9 . Der Bezirk bestand wohl zu einem wesentlichen Teile aus den Riedstrecken an der unteren Helme und muß eine beträchtliche Ausdehnung gehabt haben, da Dorf und Mark Voigtstedt (südl. Sangerhausen) ursprünglich noch mit einbegriffen waren. A n die bischöfliche Kirche zu Würzburg schenkte derselbe Kaiser ein Gut zu Roßla, doch geht aus dem betreffenden Diplom nicht mit Sicherheit hervor, ob damit legentlich eines Aufenthaltes des Mainzer Erzbischofs in Nordthüringen. Der Propst (und Archidiakon) von Jechaburg und Graf Erwin, senlentiam quaesiti, urteilten damals, daß die Tradierung der Bestätigung durch den Erzbischof bedürfe. Der Erzbischof fertigte die Bekräftigung aus auf der Weiterreise in Goslar. — Bei den übertragenen Gütern handelte es sich um das Allod Günzerode, nämlich Dorf, Kirche und Zubehör, ferner um Hufen zu Ellenroth (vielleicht Wüstung Ilrode südwestl. Liebenrode), Lyenkenrod (vielleicht wüst östl. Liebenrode), Obersachswerfen, Fladichendorf (wüst östl. Günzerode, dort auch Mainzer Güter: Reg. Thür. I 1458), Haferungen, Großwechsungen, Uthleben, Bodenrode (wüst westl. Uthleben), Rode (wüst bei Auleben, dort auch Tonnaer Güter: Reg. Ilf. 25). In Bodenrode auch später noch Güter der Beichlinger sowie der Herren von Wippra, die vielleicht mit den Beidilingern verwandt waren: Reg. Thür. I 1125, 1444; II 522, 1709. Die zugleich an Walkenried übergebenen Ländereien zu Gehofen (südl. Artern) stammten wohl aus dem Hausgut der Grafen von Beichlingen, dagegen gehörten später erwähnte Beichlinger Besitzungen zu Schate (wüst südl. Groß-Werther) vermutlich noch zum TonnaMainzer Rechtskreis: Reg. Thür. III 3484, IV 147. Vgl. auch u. die Karten im Anh. 46 ) Reg. Imp. II 2 749, 979. Das hinzugefügte Gut zu „Beisingon" war weder mit Abts-Bessingen (südl. Sondershausen) identisch (so Reg. Thür. I Register), noch lag es bei Eschershausen am Solling (so R a n z i , Königsgut, S. 63), sondern bei Osterode (vgl. MG DH. IV 245 und M ü h l e f e l d , Osterode, S. 147). 47 ) Vgl. dazu u. S. 28 f. 48 ) Reg. Imp. II 2 868. 4 ») UB Magd. 116, vgl. U B M a g d . 240, Reg. Thür. IV 250 und u. S. 81 f., 124 f.
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Schenkungen der Ottonen aus dem Krongut
der gleichnamige Königshof am Südharz gemeint w a r 5 0 . In der Folgezeit zeigen sich keine Spuren von Würzburger
Gütern in
Nordthüringen,
vielleicht w a r auch die Schenkung nicht zum Austrag gekommen wegen der mit ihr verbundenen Auflage, in Roßla ein Kloster zu stiften. Größere und wichtige Wirtschaftshöfe gaben die Sachsenkaiser also, wenigstens für die Dauer, nicht aus der H a n d 5 1 . Ihre Schenkungen betrafen vielmehr in der Hauptsache Landstriche, in denen Rodungen eingeleitet
oder
weitergeführt
werden konnten. Die
Salier
veräußerten
offenbar überhaupt keine Liegenschaften am eigentlichen S ü d h a r z 5 2 . Auch von Inhabern des Komitates in Nordthüringen hören wir unter ihrer Regierung nichts, während sich in den J a h r e n 9 6 1 — 9 8 5 / 9 9 6 am östlichen Südharz die Grafen von W e i m a r , in der westlichen Hälfte des L a n d striches Angehörige eines unbekannten Grafenhauses in diesem bezeugt
Amte
finden53.
) Reg. Thür. I 575. Ein 1009 von Heinrich II. an Bamberg geschenktes Gut lag nicht zu Salza, wie Reg. Thür. I 619 angegeben, sondern zu Sulza, vgl. S c h l e s i n g e r , Landesherrsdiaft, S. 166 Anm. 250. " ) Man hat daher von einer „Schonung" des Krongutes am Südharz gesprochen: E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 10; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 174 f. Wenn die Ottonen ihren Gemahlinnen und Verwandten des öfteren Königshöfe am Südharz anwiesen, so verband sich damit noch kein Verlust für das Reich, denn die Wirtschaftsgüter fielen nach dem Tode der Inhaberinnen wieder an das Königtum zurück: E b e r h a r d t , Krongut, S. 44 f. " ) Vgl. K r a b u s c h , Königsgut, S. 200 ff., 217 ff. Lediglich in der Gegend von Allstedt, östlich der unteren Helme, verschenkten die Salier Güter geringeren Umfanges: Reg. Imp. III 1 131; Reg. Thür. I 792; MG DH. IV 202. Nach einem nuT in später Abschrift erhaltenen Diplom soll Heinrich IV. seinem Dienstmanne Macelin (vgl. über ihn B o s 1, Reichsministerialität, I S. 76 f.) ein Vorwerk und Hufen zu „Halstete" und „Patenanger" im Helmegau im Komitat des Grafen Hugold zu Eigen übergeben haben (MG DH. I V 74). Die Art der Oberlieferung ruft einiges Mißtrauen hervor (vgl. E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 12 Anm. 103), und Orte des genannten Namens sowie ein Graf Hugold lassen sich im Helmegau nicht nachweisen. Allstedt, wie in MG DH. IV gedeutet, lag nicht im Helmegau, sondern im Hosgau (Hassegau, Hessegau). Vielleicht beruhte der Gauname im DH. I V 74 auf einem ähnlichen Schreibfehler wie in Reg. Thür. I 775, wo der Helmegau ebenfalls mit dem Hessegau verwechselt wurde. Im Hessegau begegnet auch ein Edler Hugolt: Reg. Thür. I 793. " ) Komitat des Grafen Wilhelm (von Weimar) 961 zu Breitungen und Bernsrode, 985 zu Wallhausen und Berga, 996 zu Roßla (?, vgl. o. S. 14) erwähnt: Reg. Thür. I 414 f., 528 f., 573. Komitat der Grafen Christian (Kizo) und Erfo 970 zu Bliedungen, 977 zu Mackenrode und Uchtenfelde, 982/983 zu Sundhausen erwähnt: Reg. Thür. I 446, 489, 523. 50
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Das Krongut am Südharz im 10. und 11. Jahrhundert
Mit ihren Streubesitzungen im übrigen Thüringen verfuhren beide Herrscherhäuser erheblich freigebiger 5 4 . Schon das nördliche Mittelthüringen zeigte aber auch einen ganz anderen herrschaftlichen Aufbau. Ihm drückte nicht ein bestimmter Grundeigentümer den Stempel auf, sondern hier durchkreuzten sich die Besitzungen der mannigfachsten Rechtskreise: Neben dem Reiche, neben Klöstern und Stiften war südlich der Hainleite vor allem der Laienadel begütert 55 . Die Enklaven geistlichen Besitzes in Verbindung mit dem Landesausbau am Südharz lenken den Blick auf eventuelle Gesetzmäßigkeiten in der Verteilung der Kirchenpatronate. Doch wie im ostdeutschen Kolonisationsgebiet 56, so versagen die Patrozinien als Hilfsmittel der Forschung auch bei Rodungen im Altsiedellande. Die Bistums- und Klosterheiligen von Mainz, Merseburg, Magdeburg, Fulda und Gandersheim treten in den fraglichen Bezirken nicht oder so regellos auf 5 7 , daß sie keine Schlüsse auf Grundherren und Siedlungsrichtung erlauben. Die Bedeutung der „Krongutlandschaft" am Südharz für das Königtum und ihre vom übrigen Thüringen deutlich abgehobene Struktur lassen die Vermutung zu, daß Nordthüringen auch politisch eine Sonderentwicklung genommen hat. Ob es sich freilich bereits im 10. und 11. Jahrhundert vom Thüringer Lande gelöst und dem Herzogtum Sachsen angeschlossen hat 5 8 , muß fraglich bleiben. Im 12. Jahrhundert jedoch vermochte sich die Sonderstellung der Südharzlandschaft voll auszuwirken. Vgl. auch u. S. 113; ferner E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 11 f., 58; T i l l e , Weimar; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 177 f.; S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft, S. 165 f., 173 f. 54) Vgl. MG DDH. IV 213, 268 ff.; Reg. Imp. II 2 792, III 1 225; UB Magd. 19; UB Hersf. 44, 48, 50, 74; Reg. Thür. I 397, 437, 464, 472 f., 555, 594, 730, 1026 f., 1076. «») Güter des Reiches: Reg. Thür. I 367, 399, 437, 501, 582. Güter weltlicher Grundeigentümer: Reg. Thür. I 1014, 1054, 1627; II 1190, 1230, 1908, 2157, 2378, 2428; UB Hersf. 38; UB Fulda 57, 122; UB Mainz 420, 504 u. a. 56 ) Vgl. H e i b i g , Kirchenpatrozinien, S. 375 f. u. ö. 57 ) Zusammenstellung der Patrozinien bei M e y e r - R a c k w i t z , Helmegau, (1890) S. 25 f. 58 ) So E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 10, 23 f.; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 145 f., 212; B o s l , Reichsministerialität, I, S. 118. Zu Unrecht wird die unterschiedliche Stellung des Königtums in Nord- und Mittelthüringen bestritten von E. D e v r i e n t in der Besprechung von E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, in ZVThürG NF 30 (1933) S. 3 2 9 f .
III DIE GRAFEN VON
KLETTENBERG
1. H e r k u n f t u n d G e s c h i c k e d e s
Geschlechtes
Am Beispiel der Grafen von Klettenberg 1 möge der Gang der folgenden Untersuchungen ausführlicher verdeutlicht werden. Im Jahre 1187 beurkundete Graf Albert von Klettenberg, daß ein Einwohner des Dorfes Urbach Äcker bei Beringen — beides südöstlich von Nordhausen gelegen — an das Kloster Walkenried verkauft hatte; eine ähnliche Urkunde liegt aus dem Jahre 1193 vor 2 . Seit dieser Zeit treten uns die Klettenberger bei der Ausübung gräflicher Rechte und Pflichten entgegen. Vor dem Jahre 1187 aber fehlt ihr Name in den Quellen gänzlich. Freilich erreichte die Zahl der in oder für Thüringen ausgefertigten Urkunden erst dann ein Ausmaß, das weitergehende Schlüsse zuläßt, als sich Zisterzienserklöster in das öffentliche Leben des Landes eingeschaltet hatten; ihnen konnten mündliche Verhandlungen und Abmachungen nicht genügen. Dieser Fall war für Nordthüringen mit der Gründung Walkenrieds im Jahre 1129 gegeben. Sofort begann das Kloster eine ausgedehnte Erwerbstätigkeit am Südharz und sicherte seine Käufe und Schenkungen durch schriftliche Fixierung des Rechts Vorganges. Doch in keiner dieser Urkunden vor 1187 begegnen die Grafen von Klettenberg, weder als Verhandlungspartner noch als Zeugen oder in ihrer Eigenschaft als Grafen, vor denen eine Auflassung von Grundstücken erfolgte. Im Jahre 1178 bezeugte ein großes Aufgebot von Laien in Fulda, offenbar zu diesem Zwecke von den Walkenrieder Mönchen dorthin gebeten, einen Gütertausch zwischen den Klöstern Fulda und Walkenried. Unter ihnen erkennt man den gesamten Adel Nordthüringens, soweit er in ') Burg Klettenberg ehemals über dem heutigen gleichnamigen Dorfe, südl. Walkenried, auf einem mit Kletten, d. h. mit Gestrüpp bewachsenen Gipsstode: B a u d e n k m ä l e r H o h e n s t e i n , S. 40 f.; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 15, 91. Stammtafeln und Notizen zur Geschichte des Geschlechtes bei L e u c k f e l d , Pöhlde, S. 112 ff.; W e r n e b u r g , Genealogie, S. 171 ff.; v. M ü l v e r s t e d t , Stolberg, S. 1009 ff.; B a u d e n k m ä l e r H o h e n s t e i n S. 1 ff.; M e y e r , Wüstungskarte, S. 111 f.; danach P o s s e , Siegel, IV S. 42 f.; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 255 ff. ») Reg. Thür II 778, 945. 2 Masdier, Reidisgut und Komitat
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Die Grafen von Klettenberg
jenem Jahrzehnt in den Urkunden erscheint, doch die Klettenberger waren nicht vertreten 3. Mochte in diesem Falle auch ein vorübergehend gespanntes Verhältnis zwischen der Abtei und ihren Nachbarn den Anlaß des Fernbleibens gebildet haben, so fällt es doch um so schwerer ins Gewicht, daß die Klettenberger auch außerhalb der Geschäftstätigkeit Walkenrieds vor 1187 nicht erwähnt werden. Zu verschiedenen Zeiten und Gelegenheiten haben die Kaiser und Könige, die Erzbischöfe von Mainz und die Landgrafen den Adel des Landes um sich versammelt, doch die Grafen von Klettenberg befanden sich nicht darunter 4 . Auch die Stiftung des Klosters W a l kenried, in unmittelbarer Nähe der späteren Burg Klettenberg, erfolgte ganz ohne ihr Mitwirken 5 . Über Vorfahren oder Vorgänger der Klettenberger verlautet nichts. Die Grafen und Adligen, die im 12. Jahrhundert in der Südharzlandschaft auftraten, trugen die gleichen Namen in der Zeit vor und nach 1187; für eine Teilung der Familien ergibt sich daher kein Anhaltspunkt, und die letzte Erwähnung eines Grafen an der oberen Helme lag um zwei Jahrhunderte zurück 6 . Immer wieder hat man die Klettenberger mit dem Stifterehepaar W a l kenrieds verknüpft und Volkmar von Walkenried wohl auch selbst als Grafen von Klettenberg bezeichnet. Seitdem diese These aus einer chronikalischen Quelle des 16. Jahrhunderts erstmals veröffentlicht wurde 7 , hat man sie bis in die neueste Zeit hinein kritiklos abgeschrieben 8 . Positive Hinweise für die Richtigkeit des Zusammenhanges ergeben sich nicht, außer der geographischen Nachbarschaft Walkenrieds und Klettenbergs. Eine relative Nähe der Stammsitze vermag jedoch in Gegenden 3
) Reg. Thür. II 539, Laienzeugen die Grafen: Rudolf und Gozmar (von Ziegenhain), Adelger von Ilfeld, Friedrich von Kirdiberg, Christian und Gottschalk von Rothenburg; Rubert Vogt von Nordhausen; die Freien: Burchard von Honstein, Hermann von Fronderode, Edcehard von Liebenrode; . . . *) Vgl. Reg. Thür. II 80, 473 f., 553 ff., 561, 574, 601 ff., 635, 642, 670, 674 usf. ») Vgl. Reg. Thür. I 1209; M G DL. III 42. 6 ) Vgl. o. S. 15. 7 ) Aus der Chronik des Klosters Altenkamp des Johann Ditmar (Köln 1557, heute verschollen, vgl. v a n L a a k , Kamp, S. 5 f.), durch E c k s t o r m s Chronicon Walkenredense (Helmstedt 1617), p. 10, allgemeiner bekannt gemacht. 8 ) Seither in der landesgeschichtlichen Literatur fast durchgängig wiederholt, kritisch lediglich B a u d e n k m ä l e r H o h e n s t e i n , S. 4 und E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 54. Besonders S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 203, 244, 255 ff., 260, 277 entwirft ein völlig verzeichnetes und durch unkritische Kombinationen angereichertes Bild der Anfänge des Klettenberger Hauses auf der Basis einer Abstammung von Volkmar von Walkenried. v. D u n g e r n , Königsgericht, S. 314 spricht gar von einem „Folko von Klettenberg-Walkenried-Luttenberg", und um 1700 galt Volkmar schon als Graf
Ihr Komitat erst um 1187 entstanden
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kleinräumiger Herrschaftsverteilung nichts zu beweisen 9 , zumal für eine Zeit, in der von einer Abgrenzung der gegenseitigen Machtsphären noch keine Rede sein konnte. Dieser moderne, schematisierende Gesichtspunkt wie auch der Wunsch, der Gründung Walkenrieds möglidist glänzende Züge zu verleihen 1 0 , reichen nicht aus, die genannte Hypothese zu rechtfertigen. Denn auch das Verhältnis der Grafen zu den Walkenrieder Mönchen deutet in nichts darauf hin, daß sie etwa als Nachfahren der Stifterfamilie handelten. Der Anspruch auf eine Klostervogtei, der als Folgé des Eigenkirchenrechtes auch gegenüber den Zisterzienserabteien Mitteln deutschlands durchaus die Regel bildete n , läßt sich aus keiner der U r kunden und Handlungen der Grafen von Klettenberg herauslesen. Sie sahen sich nicht veranlaßt, das Kloster in irgend einer Weise zu fördern, lebten vielmehr mit ihm offensichtlich in ständigem Streit 1 2 . Daß die Urkunden und Chroniken sich über die Klettenberger für die Zeit vor 1187 vollständig ausschweigen, kann kein Zufall sein. Man muß daraus den Schluß ziehen, vor dem frühere Untersuchungen anscheinend immer wieder zurückgeschreckt sind: Vor den achtziger Jahren des 12. Jahrhunderts gab es keine Grafen von Klettenberg, ihr Komitat wurde in dieser Zeit neu errichtet. Ihre Herrschaft war weder im Kolonisationslande noch auf Rodungsboden entstanden. Auch eine Usurpation der Grafenrechte ist ausgeschlossen. Hatte schon Barbarossa 1180 in die Geschicke des Herzogtums Sachsen nachhaltig eingegriffen und sein Sohn 1190 die Landgrafschaft als erledigtes Reichslehen einzuziehen versucht 13 , so würden beide Herrscher eine fremde Herrschaftsbildung in einer „Krongutlandschaft" und auf der Grenze von Sachsen und Thüringen nicht widerspruchslos hingenommen haben. Es steht daher zu vermuten, daß der Klettenberger Komitat zumindest mit Wissen und Willen des Kaisers errichtet worden ist. Diese Deutung der Zusammenhänge bliebe eine Hypothese, die im wesentlichen aus negativen Momenten gewonnen wäre, könnte man sie von Honstein: B r a t r i n g , Huysburg, S. 137; J a c o b s , Huisburg, S. 329, 342, 436. Der von M e y e r , Wüstungskarte, S. 111 f. als Zwischenglied zwischen Volkmar und den ersten Klettenbergern eingeführte Graf Adalbert war ein Graf von Wernigerode: U B Halb. I 250; Reg. Thür. II 137. 9 ) Ähnlich K r o e s c h e l l , Kaufungerwald, S. 11 f. 10 ) So z. B. in der romanhaften Darstellung der Anfänge Walkenrieds bei L e m c k e , Walkenried, S. 2 ff. n ) Vgl. R a t h g e n , Klostervogtei, sowie u. S. 52 f. ,2 ) Reg. Thür. II 1448, 1604 ff., 1716, 2025; III 584, 1042, 2133; dazu R a t h g e n , Klostervogtei, S. 63 ff. ls ) T o e c h e , HeinridiVI., S. 166. 2*
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Die Grafen von Klettenberg
nicht auch positiv in Bezug auf die Herkunft der Klettenberger unterbauen. Zu diesem Zwecke darf als vollwertiges Hilfsmittel die Namengebung innerhalb des deutschen Adels jener Zeit dienen 14 . Bevor in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts sich die bisherige Herkunftsbezeichnung zum wesenhaften Bestandteil des Namens entwickelte15, kennzeichneten auch die Thüringer Dynastengeschlechter den Sippenzusammenhang durch die Verwendung weniger gleichbleibender Taufnamen 1 6 . Bei den Grafen von Klettenberg herrschten dementsprechend die Namen Albert und Konrad vor 17 . Beide Namen begegnen in ähnlicher Zusammenstellung im mitteldeutschen Räume auch bei den Grafen von Everstein 18 und von Wernigerode 19 sowie, ausschließlich verwendet, bei den Herren von Ballhausen, die sich nach einem Orte in Mittelthüringen nannten 20 . Zwischen Everstein, Wernigerode und Klettenberg lassen sich keine weiteren Verbindungen erkennen, wohl aber zwischen Ballhausen und Klettenberg. Albert von Ballhausen, der erste bekannte Angehörige des Geschlechtes, bezeugte 1144 zu Erfurt mit anderen Freien eine Urkunde des Mainzer Erzbischofs21. Ein Träger des gleichen Namens befand sich mit seinem Sohne Konrad 1170 in Frankfurt in der Begleitung Kaiser Friedrichs I. 22 . Konrad von Ballhausen wirkte 1160—1165 und wieder 1172 bis 1177 an hervorragender Stelle für Barbarossa in Italien, zeitweise ") Vgl. v. D u n g e r n , Comes, S. 188 Anm. 3; K l e w i t z , Namengebung; K r ü g e r , Graf schaf tsverfassung, S. 18 f.; S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft, S. 161 ff. u. a. ,5 ) D a ß der spätere „Familienname" bis in jene Zeit hinein nur Stammsitz, Heimatort oder -landschaft oder den örtlichen Mittelpunkt der ausgeübten Herrschaftsrechte bezeichnete, lehren die sehr oft wechselnden Beinamen der Angehörigen gräflicher Häuser (vgl. B o d e , Wöltingerode; Tümmler, Gleichen u. a.) wie auch z. B. die Zeugenreihe einer Urkunde von 1229: „ . . . Gherungus de Wülferode, Heinricus de eadem villa, . . . (milites)": U B Walk. I 163. 19 ) Ob die Prinzipien der Namengebung im einzelnen mit den von K l e w i t z a. a. O. an Ottonen und Saliern beobachteten übereinstimmen, kann hier nicht näher untersucht werden. Die Subsumierung von Adligen, die nur mit ihrem Taufnamen erwähnt werden, unter bestimmte Adelssippen geschieht in den Registern der Urkundenbücher fast stets zu Recht und ohne Bedenken. 17 ) Vgl. Stammtafel I im Anh. 18 ) Vgl. Stammtafeln d. europ. Staaten III, Tf. 56. ") Vgl. B o d e , Wernigerode. so ) Heute Groß- und Klein-(Windischen-)Ballhausen nördl. Erfurt. Ober die verschiedenen Geschlechter „von Ballhausen" vgl. P o s s e , Siegel, II S. 3 f.; A r m b r u s t , Baienhusen. ") Reg. Thür. I 1490. Das in der Urkunde bedachte Peterskloster zu Erfurt war in Ballhausen begütert: Reg. Thür. I 1011. Cod. d. Sax. I 2 369.
Die Herren von Ballhausen
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als Podestà von Ferrara 2 3 . 1166 bezeugte er ein Diplom des Kaisers für die Magdeburger Kirche und um die gleiche Zeit eine Urkunde Erzbischof Widimanns von Magdeburg 2 4 . Später scheint er in das Augustiner-Chorherrenstift Jechaburg (bei Sondershausen) eingetreten zu sein 2S. Nach zeitgenössischen Aussagen muß Konrad ein sehr bedeutender Mann gewesen sein 26 . Ihm wie seinem bekannteren Gefährten Markward von Grumbach 2 7 legten die italienischen Quellen stets den Grafentitel bei, wohl weil sich die Chronisten einen Podestà nicht anders vorstellen konnten. Denn einen nach Ballhausen oder Grumbach benannten Komitat hat es nicht gegeben 28 . Dagegen erhielten Konrad und Albert von Ballhausen auch in Diplomen der Reichskanzlei zu 1161 bzw. 1170 den Grafentitel, während Markward von Grumbach in der folgenden Zeile der titellosen Edelherren angeführt wurde 2 9 . Nach Konrad machen die Quellen keine Angehörigen seines Hauses mehr namhaft. Erst um die Mitte des 13. Jahrhunderts trifft man wieder ein Geschlecht an, das sich nach Ballhausen nannte. Zwischen ihnen und der Familie Alberts und Konrads zeigen sich personell keine Zusammenhänge. Sie führten andere Namen und waren nicht edelfreien Standes, sondern ministerialische Ritter, deren eigentlicher Stammsitz wohl in Sommern lag 3 0 . In Ballhausen und Umgebung lagen aber auch Eigengüter der Grafen von Klettenberg, die sonst außerhalb ihres Komitates nur über sehr geringen Grundbesitz verfügen konnten 31. Dabei handelte es sich offenbar nicht um unwichtigen Streubesitz, denn die Grafen tauschten Hufen bei Ballhausen hinzu gegen Ländereien in der Nähe des Klettenberges 32 . M
) Reg. Thür. II 216, 230, 237, 271, 277, 442, 489, 510 f., 524, 648 a; Mon. Boica X X I X I 502; F i c k e r, Forschungen, II §§ 296, 323; v. G i e s e b r e c h t , Kaiserzeit, V S. 221 ff. 24 ) UB Magd. 319, 329. M ) Unter den Jechaburger Chorherren wurde 1206 ein Konrad von Ballhausen aufgeführt: Reg. Thür. II 1323. Zu Jechaburg vgl. u. S. 74 f. 26 ) Vgl. Otto Morena zu 1160 — 1163 (MG Scr. rer. Germ. NF VII, S. 119, 155, 162, 170, 172); v. G i e s e b r e c h t , Kaiserzeit, V S. 315. 27 ) Vgl. G ü t e r b o c k , Grumbach. 25 ) So auch F i c k e r , Forschungen, II § 296; ders., Reichsfürstenstand, I I 61; ders., Reichshofbeamte, S. 485; G ü t e r b o c k , Grumbach, S. 25 f. M ) Mon. Boica X X I X I 502: . . . conradus comes de auenberg. conradus comes de balnehusen. alegoz advocatus augustensis. marcuardus de grumbac . . . Cod. d. Sax. I 2 369: . . . comes Everhardus de Seine. Comes Albertus de Balnehusen et filius eins Conradus. Marquardus de Grumbach . . . 3 °) A r m b r u s t , Baienhusen, S. 228 ff. ») Vgl. u. S. 25 ff. 32 ) Vgl. u. S. 25 f.
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Die Grafen von Klettenberg
Vermutlich besaßen sie in Ballhausen auch ein festes Haus 33, und einige der gräflichen Dienstmannen, die sich nicht nach Orten am Südharz benannten, kamen aus Ballhausen 3 4 . In den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts verschwand also das Geschlecht der Herren von Ballhausen aus den Quellen, das in so engen Beziehungen zu Friedrich I. gestanden und in seinen Diplomen den Titel comes erhalten hatte, obwohl ein Ballhäuser Komitat nicht bekannt ist. Wenige Jahre später tauchten erstmals Grafen von Klettenberg auf in einer Herrschaft, die sie zumindest nicht gegen den Willen desselben Kaisers errichtet haben konnten. Beide Familien führten die gleichen Leitnamen und waren auch durch Grundbesitz in Ballhausen verbunden. In dem Maße, wie es die geringe Zahl und die Art der Quellen bedingen, wird man in den aufgezählten Fakten den Nachweis für die damit schon angedeutete Behauptung erblicken dürfen: Die Klettenberger v/aren die direkten Nachkommen der Herren von Ballhausen. Die späteren Schicksale der Grafen von Klettenberg, ihr Grundbesitz, ihre Funktionen sowie die politischen Verhältnisse Nordthüringens allgemein werden diese These über die Heimat des Geschlechtes und den Zeitpunkt seines Aufstieges bestätigen. Zwar müssen fast alle Aussagen zunächst das Medium der Walkenrieder Erwerbspolitik durchlaufen, doch die Betätigung der Mönche auf diesem Gebiete war so rege und vielseitig, daß ihre Zeugnisse zugleich ein Stück deutscher Verfassungsgeschichte aufzuhellen vermögen. Schon die Umstände, unter denen sich die Klettenberger dem übrigen Hochadel Thüringens einordneten, und die Stellung, die sie unter ihren Standesgenossen einnahmen, zeigen zur Genüge, daß ihr Komitat jüngeren Datums war und sich zunächst mit der älteren, bereits weitgehend konsolidierten Mächtegruppierung auseinandersetzen mußte. Man sah in den Grafen von Klettenberg Eindringlinge und Fremdlinge, — und behandelte sie danach. Nur vereinzelt treffen wir die Grafen in der Umgebung der Landgrafen oder der übrigen thüringischen Dynasten an; dann aber erscheinen sie in den Zeugenreihen der Urkunden fast immer als letzte ihrer Standesgenossen 35 , ein untrügliches Kennzeichen der geringen Wertschätzung, die man ihnen entgegenbrachte. Die nachgeborenen Söhne und Töchter des Geschlechtes suchten und fanden nur in Stiften außerhalb Thüringens Aufnahme, wenn sie sich dem geistlichen Leben 33
) ) '5) 1723, 34
Vgl. u. S. 31. Vgl. u. S. 30 f. Reg. Thür. II 1085, 1210, 1616, 1680 f., 2233, 2450; III 29 f., 39, 379, 1819, 2109.
Die Klettenberger Nachkommen der Herren von Ballhausen
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widmen wollten 3 6 . Aus ihren verwandtschaftlichen Beziehungen konnten die G r a f e n nur eine geringe Mehrung ihres Ansehens gewinnen. Soweit die U r k u n d e n auf Verschwägerungen Bezug nahmen, handelte es sich zumeist um verhältnismäßig unbedeutende Dynastenhäuser 3 7 . W i e ein Leitmotiv zieht sich durch die Geschichte der Familie der Gegensatz zu den G r a f e n von Honstein 3 8 . Schon 1219 hören wir von Fehden, die sich seit etwa 1243 zu einem langjährigen Ringen um Behauptung und Alleinherrschaft am Südharz steigerten. Die Kämpfe entspannen sich nicht um den Besitz einzelner Grundstücke oder Nutzungsrechte; vielmehr berannten die Honsteiner von ihrer Machtstellung im Harz aus 3 9 lediglich die Burg Klettenberg selbst 4 0 . Als ihnen um 1253 die Einnahme des Schlosses gelungen war, hatten sie damit zugleich dem Klettenberger Komitat ein Ende bereitet. Die Funktionen der G r a f e n von Klettenberg übte f o r t a n der Sieger aus 4 1 , und die Unterlegenen nannten sich nach 1253, wenn auch nur vorübergehend, olim comités de Clettenberg*2. Ihr Komitat hatte nicht einmal die zweite Generation überdauert. Bisher setzte man oft den Zusammenbruch der Klettenberger H e r r schaft ganz willkürlich an und konstruierte ein schrittweises Vordringen der Honsteiner, die seit dem A n f a n g des 13. Jahrhunderts nach und nach den Harz, die Stadt Ellrich, das „Amt" Heringen usf. an sich gerissen haben sollten 4 3 . Diese Ansicht beruht aber auf einer ungenügenden T r e n n u n g der verschiedenen Rechtssphären des Grundbesitzes und der 3e
) Stammtafel I im Anh. zu Nr. 7, 8, 10, 11, 12, 13, 16, 19, 22. ) Stammtafel I im Anh. zu Nr. 3, 5, 14, 15. 38 ) Zu den Grafen von Honstein vgl. u. S. 46 ff. 39 ) Vgl. dazu u. S. 47 ff. 40 ) 1219 Fehden in den Wäldern nördlich Walkenrieds (Reg. Thür. II 1867); der Kranichborn, zwischen dem honsteinischen Sachsa und dem klettenbergisdien Neuendorf gelegen, 1233 von den Honsteinern und Klettenbergern gemeinsam, 1238 nur von den Honsteinern, 1239 nur von den Klettenbergern unter Betonung ihres Rechtes dem Kloster Walkenried bestätigt (Reg. Thür. III 385, 773, 842); Neuendorf (vgl. o. S. 10) vor 1248 von den Gegnern der Klettenberger (aemuli nostri) gänzlich verwüstet (UB Walk. I 261); vor 1243 Bau einer honsteinischen Befestigungsanlage auf dem Staufenberge (nördl. Walkenried : vgl. B a u d e n k m ä l e r B l a n k e n b u r g S. 261 f.) als Ausfallstellung gegen den Klettenberg (Reg. Thür. III 1123, 2158); vor 1253 September Eroberung des Klettenberges (Reg. Thür. III 2158). 37
Eine wirkungsvolle Gegenwehr der Grafen von Klettenberg läßt sich nicht beobachten. 41
) Vgl. u. S. 95, 127. " ) Reg. Thür. III 2286, 2495. 43 ) So besonders in den Arbeiten K. M e y e r s , aber auch Nordhausen, S. 44; ders., Helmegau, S. 257 ff. u. a.
Silberborth,
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Die Grafen von Klettenberg
herrschaftlichen Funktionen 44. Zumal aus der einmal bezeugten Anwesenheit eines Grafen von Honstein in Ellrich im Jahre 1230, wohin ihn zusammen mit den Grafen von Klettenberg, von Scharzfeld und von Lauterberg zu einer Schlichtungsverhandlung das Kloster Pöhlde gebeten hatte, läßt sich noch keine Erweiterung des Honsteiner Komitates folgern. Die Grafen von Honstein urkundeten vielmehr erstmals 1256 in Bezug auf Ellrich und seine Umgebung 4 5 . Der Rivalitätskampf der beiden Geschlechter zielte offenbar von vornherein nicht darauf ab, die Klettenberger Herrschaft zu schwächen, sondern sie ganz zu beseitigen, — ein ungewöhnliches Vorgehen, das sidi nur aus einer späten und gleichsam unorganischen Entstehung des Komitates erklären läßt 4 6 . Gegenüber dem entschlossenen Widerstand der älteren Mächte sahen die Grafen anscheinend resigniert den Ausgang des Kampfes als endgültig an. Denn ohne einen Versuch der Rückeroberung ihrer Stellung und ihrer Befugnisse unternommen zu haben, veräußerten sie zugunsten der Honsteiner förmlich ihre Rechte am Klettenberg und an anderen Gütern 4 7 . Auch ihr sonstiger Grundbesitz, soweit ihn die Walkenrieder Mönche nicht schon vorher aufgekauft hatten, ging jetzt in schneller Folge in fremde Hände über 4 8 . Die letzten Glieder des Geschlechtes scheinen Thüringen verlassen und im Räume des Bistums Halberstadt, vermutlich in Anlehnung an die Grafen von Anhalt, eine neue Heimat gefunden zu haben 4 9 . Hier be44
1 Dazu u. S. 25 ff., 47 ff., 52 ff., 94 ff., 122, 134 f. und die Karten im A n h a n g . " ) Reg. T h ü r . III 2467; anders M e y e r und S i l b e r b o r t h a.a.O. 46 ) Zu den mutmaßlichen Ursachen der Rivalität u. S. 122. 4 ') U m 1254 ließen die G r a f e n durch Weistum den U m f a n g ihres Besitzes klären: . . . cum de proprietatibus nostris et possessionibus ac de feodalibus bonis, quae ab imperio sacro habuimus sive ab aliis, cum nostris tractaremus veteranis . . . (Die undatierte Urkunde, in UB W a l k . I 153 zu ca. 1226, in Reg. Thür. III 849 zu nach 1239 angesetzt, ist vermutlich erst nach 1254 Aug. 12 ausgestellt, vgl. Reg. T h ü r . III 773. 849, 2260.) Vor 1256 verkauften die G r a f e n den Honsteinern das Dorf Branderode und überließen ein Lehen dort dem G e r h a r d von Roßla, einem Ritter aus der U m gebung der G r a f e n von Honstein (Reg. T h ü r . I I I 2495, vgl. III 2771, 2894, 3093, 3455); vor 1259 verzichtete Graf Konrad von Klettenberg auf seinen Anteil am Klettenberg zugunsten G e r h a r d s von Roßla (Reg. T h ü r . III 2771). Durch erhebliche Landverkäufe (Reg. Thür. IV 259) verschafften sich die Honsteiner die Geldmittel, 1390 Mark Silbers, zum Erwerb der Schlösser Klettenberg (s. o.), Spatenberg (1263, als landgräflidies Lehen: Reg. Thür. III 3065), Kirchberg und Ehrich (1259, als Rückkauf von Heiratsgut: Reg. Thür. III 2752 ff.). Über Ansprüche der G r a f e n von Honstein auf die Reichslehen der Klettenberger u. S. 94, zum Erwerb der Burg Ballhausen u. S. 31. 48 ) Reg. T h ü r . III 2166, 2188, 2287, 2406, 2495, 2609, 2770 ff., 2807, 2940, 3302, 3529; IV 514, 761, 927, 1051, 1152, 1481, 1610, 1620, 1706, 1710. 4 ») Vgl. Stammtafel I im Anh. zu N r . 9, 27.
Ende des Geschlechtes und seines Komitates
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gegnet 1342 ein dominus Gottfried von Klettenberg, der wohl als ein Nachfahre der Grafen anzusehen ist. Daß die Familie inzwischen den Grafentitel abgelegt hatte und im Ritteradel des Halberstädter Stiftes aufgegangen war, findet seine Parallele in dem gleichartigen Vorgehen der Grafen von Kirchberg, mit denen die Klettenberger verschwägert waren 6 0 . In Thüringen jedenfalls war das Geschlecht der Grafen von Klettenberg mit dem Jahre 1279 erloschen.
2. G r u n d b e s i t z Der Grundbesitz der Grafen von Klettenberg gliederte sich in mehrere separate Komplexe. Für die Veräußerung von \ 3 l k Hufen samt der Kirche in Schwabsdorf (bei Eckartsberga) benötigte Graf Albert (I.) die ausdrückliche Zustimmung seiner Mutter 5 1 . Sie bildeten wohl ein Erbteil von der Seite der mütterlichen Vorfahren her, über deren Familie nichts auszumachen ist. In der gleichen Gegend, bei Sulzbach, hatten die Grafen später zwei Hufen als Mainzer Lehen inne, ein weiteres Mainzer Lehen in der Stadt Erfurt 5 2 . Die Lage eines Gutes zu „Erinse" bleibt unbekannt, es ist in der Nähe von Eisenach zu sudien 53 . Der Patronat über eine Dorfkirche bei Duderstadt gehörte wohl zu den Rechten, die durch Verschwägerungen erworben wurden 5 4 . Ebenfalls als Heiratsgut sind Besitzungen zu Ebra (südwestl. Sondershausen) und zu Pfiffel (südl. Allstedt) anzusehen; ursprüngliche Inhaber werden die Grafen von Kirchberg gewesen sein 5 5 . Von ihrem Eigentum in Ballhausen veräußerten die Grafen nichts; eine Hufe, die sie zunächst dem Kloster Walkenried vermacht hatten, tauschten sie später wieder gegen eine Hufe in der Nähe von Walkenried ein 5 8 . Audi in Riethnordhausen (südl. Ballhausen) tauschten sie zwei Hufen Walkenrieder Besitzes hinzu gegen Güter bei Walkenried 5 7 . 50 ) Vgl. u. S. 72 und Stammtafeln I, II im Anh. Im Jahre 1279 wurde bereits der letzte überlebende Klettenberger nicht mehr comes tituliert: Reg. Thür. IV 1697. 51 ) Reg. Thür. II 1209. Schwabsdorf, heute ein Gutshof nördl. Apolda, keineswegs das um 1131 genannte Suaveresthorp bei Walkenried (vgl. Reg. Thür. I 1209, B a u d e n k m ä l e r B l a n k e n b u r g S. 265), wie Reg. Thür. II, Register, erklärt. 52 ) Reg. Thür. III 1885, IV 146. 5S ) Reg. Thür. II 1006. 54 ) U B Eidisf. 425 und Stammtafel I im Anh. zu Nr. 4. " ) Reg. Ilf. 71, 97; Reg. Thür. III 1013, 2918; IV 124, 927, vgl. Reg. Thür. III 3269 und u. S. 73 f. M ) Reg. Thür. II 84, 163. " ) Reg. Thür. II 1604.
Die Grafen von Klettenberg
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Hierbei traf sich wohl das Bestreben der Mönche, weit entfernten. Streubesitz abzustoßen, mit dem Wunsche der Grafen, ihr Stammgut zu vergrößern. Doch ist andererseits nicht zu sehen, von w e m das Kloster vorher diese H u f e n erworben haben sollte, wenn nicht von den Grafen. In Fahner (südl. Ballhausen) besaßen die Klettenberger mindestens neun H u f e n und einen W e i n b e r g 6 8 , desgleichen ungenannte Güter zu Schwerstedt und Henschleben (östl. bzw. nordöstl. Ballhausen) 5 9 . Im Helmetal lagen Klettenberger Güter an den Rändern der Goldenen A u e bei Nordhausen: Das Patronatsrecht der Kirche zu Berga 6 0 , ein W a l d bei Uthleben, fünf H u f e n bei Windehausen und eine zu Othstedt, ferner drei H u f e n in Niederrode (wüst südl. Nordhausen), zwei bei Groß-Werther und in Groß- und Klein-Wechsungen zusammen etwa 20 H u f e n 6 1 . In Nordhausen gehörten ihnen zwei H ö f e und wohl auch zwei Mühlen 6 2 . Diese Besitzungen sind als früheres Reichsgut anzusprechen 63 . D i e eigentliche Machtgrundlage der Grafen aber füllte den Raum zwischen Nordhausen und Walkenried. Hier besaßen sie das Dorf Besenrode — etwa 18 H u f e n werden einzeln angeführt 6 4 , in Haferungen 58
) Reg. Thür. III 774, 1045, 1646. °) Reg. Thür. III 2454; IV 862, 1490. 60 ) L e u c k f e l d , Güldene Aue, S. 128 f.: In einem Schreiben an den Grafen von Beichlingen betont 1294 Berthold, Domherr zu Halberstadt und Herr zu Klettenberg, daß der Kirchenpatronat zu Berga dem Kloster Kelbra vordem als Klettenberger Eigengut übergeben worden sei, daß es sich nicht um ein Reidislehen gehandelt habe und die Grafen von Honstein daher keine Ansprüche auf den Patronat erheben könnten. — Vermutlich hat hier Berthold zugunsten des Klosters eine bewußte Entstellung auf sich genommen, denn Berga war ein alter Königshof: Reg. Thür. I 528 f., — falls die Urkunde überhaupt echt ist. 61 ) Reg. Thür. III 2188, 2287, 2609, 2770, 2807, 3302; IV 113, 514, 761, 1051, 1610. Klein-Werther Ausstellungsort einer Klettenberger Urkunde: Reg. Thür. III 1042. Die Herren von Kranichfeld, Blutsverwandte und Erben der Klettenberger (vgl. Stammtafel I im Anh. zu Nr. 15), veräußerten vor 1307 Güter zu GroßWerther und Klein-Wechsungen, die vermutlich aus dem klettenbergischen Erbe herrührten: v. A r n s w a l d t , Familiengeschichte, VI S. 117, 129; Reg. Ilf. 168. Vgl. u. S. 31 Anm. 95. 62 ) Reg. Thür. III 1062, Reg. Ilf. 69 (wohl identisch mit 87), 89. Die Lage der Mühlen läßt sich nicht genau bestimmen. 63 ) Vgl. o. S. 12. 64 ) Reg. Thür. IV 1051, 1152, 1620, 1697; vgl. o. S. 9. Besenrode ist weder mit Bösenrode, nördl. Kelbra, noch mit der Wüstung Besenrode, südl. Göttingen, identisch (anders Reg. Thür. IV Register), sondern lag bei Günzerode und war 1321 schon wüst (UB Walk. I 573. A 78; II 801; B a u d e n k m ä l e r H o h e n s t e i n S. 8). 5
Grundbesitz in Mittel- und Nordthüringen
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mindestens fünf H u f e n 6 5 . Güter zu Vodenrod und Fladichendorf (beides wüst östl. Günzerode), die mitsamt der Vodenröder Kirche veräußert wurden, mögen, nach dem Verkaufspreis zu schließen, etwa 10—20 H u f e n umfaßt haben 6 6 . A l l e diese Ländereien lagen dicht beieinander und können einen geschlossenen Gutsbezirk gebildet haben, etwa rund um Besenrode. D i e H u f e n in Besenrode wurden aber ausdrücklich als Gandersheimer Lehen bezeichnet, ebenso ein Stück Landes zwischen Vodenrod und Haferungen 6 7 . Daraus darf man nach Lage der D i n g e folgern 6 8 , daß der gesamte Güterkomplex von Gandersheim zu Lehen ging. Schon die Herren von Ballhausen mögen mit der Äbtissin von Gandersheim in Verbindung gestanden haben, denn auch von der Ballhäuser Mühle bezog das Stift Einkünfte 6 9 . Die Vogtei über die Stiftsgüter zu Tennstedt (westl. Ballhausen) trugen im Jahre 1273 die Ritter von Ballhausen, vordem vermutlich Ministerialen der Klettenberger 7 0 , von der ®5) Klettenberger Grundbesitz in Haferungen wie in Uchtenfelde (vgl. u. S. 29) wird nicht direkt bezeugt, läßt sich jedoch vermuten nach einem Tauschgeschäft, das die Grafen mit dem Kloster Walkenried bei der Veräußerung von Neuendorf eingingen. Zum Ersatz für Neuendorf trugen die Grafen ihren Lehnsherren Teile ihres Erbgutes bei Ballhausen auf sowie Stücke aus ihrem Gandersheimer oder Magdeburger Lehngut. Diese letzteren Hufen hatten sie zum Zwecke der Lehnsauflassung von Walkenried erhalten (Reg. Thür. III 1646). Die weiteren Briefe in dieser Angelegenheit führen davon abweichende Hufenzahlen, bei gleicher Endsumme und in den gleichen Orten an (Reg. Thür. III 1723, 1869). Es muß also noch ein Austausch in den zum Ersatz bestimmten Ländereien stattgefunden haben. Das Kloster scheint aber trotzdem im Besitze der zur Verfügung gestellten Grundstücke geblieben sein, denn der Walkenrieder Abt bot sie auch von sich aus den Lehnsherren der Grafen, letztlich dem Kloster Fulda, zu Lehnrecht an (Reg. Thür. III 1649). Außerdem wäre Walkenried kapitalkräftig genug gewesen, um Neuendorf auch gegen Bargeld erwerben zu können. Offenbar hatten die Zisterzienser eine Anzahl von Hufen, die sie vorher schon den Grafen abgekauft hatten und die durch ihre Abhängigkeit von Gandersheim bzw. Magdeburg sowieso nicht die erwünschte Unmittelbarkeit des Besitzes gewährleisteten, unter Verschweigung der älteren Verpflichtung zur Verfügung gestellt für eine weitere Lehnsbindung, die dem Rechtscharakter der Hufen nun auch nicht mehr schaden konnte. — Unter ihnen befanden sich fünf Hufen zu Haferungen und vier bzw. fünf zu Uchtenfelde. 6 ») Reg. Thür. II 1448, 1716. Kaufpreis 180 Mark Silbers, zum Vergleich: Reg. Thür. II 863, 885, 1041, 1067, 1245, 1327, 1382, 1389, 1580, 1706 a, 1842, 1864, 1871 u. a. Weitere Verkäufe in Fladichendorf: Reg. Thür. III 1042, 1953; vgl. III 83. In Fladichendorf und Vodenrode waren auch andere Grundherren begütert, nach Vodenrode seit 1216 ein Honsteiner Burgmannengeschlecht benannt: Reg. Thür. I 1458; II 795, 1681, 1766, 1844, N 43; III 313; IV 2307 u. a. "') Reg. Thür. III 774; IV 1620, 1697. •8) Vgl. o. S. 5 ff. M ) Reg. Thür. I 367 Anm. *>) Vgl. u. S. 31.
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Die Grafen von Klettenberg
Äbtissin zu Lehen 7 1 . Dadurch gewinnt eine Nachricht aus an sich wenig zuverlässiger Quelle an Bedeutung: J. Chr. Harenberg wußte in seiner Gandersheimer Chronik von 1734 zu berichten, daß Graf Albert von Klettenberg 1232 dem Kloster Gandersheim Güter zu Ehrich aufgelassen hätte 7 2 . Möglicherweise waren demnach die Klettenberger zunächst mit allen thüringischen Besitzungen des Stiftes belehnt gewesen. Einen Teil der Güter resignierten sie dann später der Lehnsherrin, an anderen Punkten setzten sie ihre Burgmannen als Aftervasallen ein, während die Villikation Besenrode ihren Zwecken unmittelbar diente. Der Zeitpunkt der Belehnung muß allerdings offen bleiben 7 3 . In der Nachbarschaft Walkenrieds urkundeten die Grafen über mindestens vier Hufen zu Obersachswerfen, während ihnen die Dörfer Branderode mit Kirche und Neuendorf mit seiner Mühle und 24 Hufen ganz zustanden 7 4 . Wie bereits aufgeführt wurde, bildeten die Gemarkungen dieser Ortschaften wohl noch aus fränkischer Zeit her einen Lehenskomplex des Abtes von Fulda 7 5 . Die Klettenberger empfingen ihn jedoch nicht direkt, sondern als Afterlehen der Grafen von Orlamünde 7 8 . Eine Minderung des Heerschildes verband sich damit nicht, denn die Grafen von Orlamünde scheinen auf Grund ihrer Stammverwandtschaft mit den Askaniern den Stand von Reichsfürsten beansprucht zu haben 7 7 . Auch die Burg Klettenberg besaßen die Grafen nicht als Erbgut, sondern als ein Lehen der Magdeburger Kirche 78 . Ihre Stätte gehörte wohl 71
) Reg. Thür. I V 961; A r m b r u s t , Baienhusen, S. 240 f. ) A . a . O . p. 1389. Zu Harenberg vgl. u. S. 64 f. 73 ) U m 1074 trug der Brunone Ekbert die Vogtei zu Ehrich und Tennstedt v o m Stift zu Lehen: Reg. Thür. I 908. D i e Herren v o n Ballhausen w i e die G r a f e n v o n Klettenberg traten nicht in Gandersheimer Urkunden auf, dodi f a n d vor 1241 eine A n g e h ö r i g e des Klettenberger Hauses als Kanonissin in Gandersheim A u f n a h m e , vgl. Stammtafel I im Anh. zu Nr. 12. 74 ) Reg. Thür. III 1042, 1045, 1646 ff., 1722 f., 1869, 2130, 2133, 2406, 2495, 2771 f., 3455; IV 1710. Vgl. auch o. S. 11 A n m . 28. 75 ) Vgl. o. S. 10 f. Nördlich Branderode muß auch eine W ü s t u n g Herkenrode gesucht werden, die in den Grenzstreitigkeiten zwischen den G r a f e n und dem Kloster W a l k e n r i e d eine Rolle spielte (Reg. Thür. III 1042). Sie darf wohl dem Klettenberger Besitz in Branderode zugeredinet werden. Reg. Thür. III 1649, 1722 f., 1869. ") F i c k e r , Reichsfürstenstand, I § 156 f., II 3 § 596; T i l l e , W e i m a r , S. 54 f., 68 ff., 140. 7S ) U B Halb. II 930 f.: 1257 tauschte der Bischof v o n Halberstadt v o m Erzbischof v o n Magdeburg u. a. ein Castrum Clettenberg cum centrum marcarum redditibus infeudatis. Vgl. auch B a u d e n k m ä l e r H o h e n s t e i n , S. 8 f.: Reg. Stoib. 838. Ein Angehöriger des Klettenberger Hauses erlangte die A u f n a h m e in das Magdeburger Domkapital, vgl. Stammtafel I im Anh. zu Nr. 7. 72
Grundbesitz in NordthürLngen
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zu dem Rodungsgebiet um Mackenrode, das 981 mit der Versetzung Giselhers an Magdeburg gefallen war 7 8 . In Mackenrode läßt sich umfangreicher Besitz der Klettenberger nachweisen, mit Wahrscheinlichkeit auch in Uchtenfelde 80. Dicht dabei lag ein Dorf Meinwarderode, in dem die Grafen zumindest über die Kirche verfügten 8 1 . Uchtenfelde und Meinwarderode sind offenbar schon früh in der Gemarkung von Mackenrode aufgegangen 8 2 . Auch nach der Vertreibung der Klettenberger aus ihrem Komitat scheinen Rechte am Grundbesitz in Mackenrode mit dem Klettenberg verbunden gewesen zu sein 83 . Ein Dorf am Fuße des Burgberges hat sich vermutlich erst nach dem 15. Jahrhundert gebildet 8 4 . Das Alter des Schlosses selbst wird mit dem des Komitates identisch sein. Jedenfalls sind keine Anzeichen dafür vorhanden, daß der Gipsfelsen über der heutigen Ortschaft schon vor dem Ende des 12. Jahrhunderts eine Befestigung getragen oder gar als Thingstatt gedient hat 8 5 . Schließlich bleibt noch klettenbergischer Grundbesitz von mindestens W2 Hufen in Liebenrode, zwischen Klettenberg und Obersachswerfen, zu registrieren 8 6 . Seine Herkunft läßt sich nicht klären. Gewiß aber haben nicht gerade diese Grundstücke in ihrer Vereinzelung und in ihrer Lage am Rande von nachweisbaren Lehnskomplexen klettenbergisches Erbgut dargestellt. In die Streitigkeiten zwischen dem Kloster Walkenried und den Grafen wurden auch die Harzwälder in der Umgebung der Abtei einbe'») Vgl. o. S. 13 f. 8i ) Reg. Thür. III 928, 1042, 2940; IV 1051. Zu Uchtenfelde o. Anm. 65. Zu Mackenrode wurde einmal Eigengut der Herren von Liebenrode erwähnt (Reg. Thür. III 191, 382; vgl. U B Walk. II A 130 und u. S. 118), das vielleicht an der Nordgrenze der Gemarkung, nach Tettenborn zu lag, da die von Liebenrode wahrscheinlich stammverwandt waren mit den Herren von Tettenborn: P o s s e , Siegel, II S. 47, IV S. 86. 81 ) Reg. Thür. III 2166. e2 ) Beide Dorfstätten heute wüst in der Gemarkung von Mackenrode, vgl. M e y e r , Wüstungskarte, s. v. Meinwarderode wurde nadi 1253 nicht wieder erwähnt; in der Originalurkunde, durch die dem Kloster Walkenried die Kirche übergeben wurde, findet sich von späterer Hand der Ortsname „Meinwarderode" mit „Mackenrode" übergeschrieben: U B Walk. I S. 405. Zur Verbindung Uchtenfeldes mit dem Klettenberg vgl. auch u. S. 98 Anm. 21. 83 ) U B Walk. II 655, 813, A 130. 84 ) B a u d e n k m ä l e r H o h e n s t e i n S. 42; Meyer, Wüstungskarte, S. 125; U B Walk. I 200. 85 ) Anders M e y e r - R a c k w i t z , Helmegau, (1889) S. 93; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 91; vgl. dagegen B a u d e n k m ä l e r H o h e n s t e i n S. 4 0 f . 86
) Reg. Thür. III 1042, 163, 928; IV 1710.
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D i e G r a f e n v o n Klettenberg
zogen 87 . Vermutlich beanspruchten sie die Grafen aber nicht als Besitz, sondern eher als herrschaftliche Pertinenz ihres Komitates 88. Die Burghut auf dem Klettenberg lag in den Händen der Ritter von Klettenberg, von Meinwarderode, von Haferungen, von Pützlingen und von Mackenrode 89. Sie wurden vor der Erbauung der Burg nicht erwähnt und verschwanden auch — bis auf die von Mackenrode — mit dem Ende des Klettenberger Komitates wieder. Offenbar verdankten sie also Stand, Namen und Besitz einer Belehnung durch die Grafen. Man müßte dann Klettenberger Rechte auch zu Pützlingen (südl. Klettenberg) annehmen 9 0 . Allgemein lassen sich jedoch die in Nordthüringen beheimateten oder dort im Dienst stehenden Ritter und Ministerialen nicht in eine Untersuchung über den Ursprung und das Wesen der Südharzkomitate einbeziehen. Aus den Zeugenreihen der Urkunden allein kann nicht ermittelt werden, in welchem Verhältnis die Ritter zu den Grafen standen, und ein Schluß von den Stammsitzen der Dienstmannen auf einen Grundbesitz ihrer Herren läßt sich nur aushilfsweise führen. Die Standesqualitäten und Funktionen des thüringischen Ritteradels, seine verwandtschaftlichen Beziehungen untereinander und das Ausmaß der Bindung an einen Dienstherren sind noch nicht in dem Maße erforscht, daß daraus Folgerungen zum Nutzen der vorliegenden Arbeit gezogen werden könnten 91. Nur eine Beobachtung in Bezug auf das Klettenberger Erbgut in Ballhausen sei hier angemerkt. Im Jahre 1250, als der Kampf um die Vor87
) Reg. Thür. II 1604, 1606, 1867; III 584, 1042. ) V g l . u. S. 122. 89 ) H e r r e n v o n Klettenberg 1193 — 1259: Reg. Thür. II 945, 1604 usf., III 1203, 2770. V g l . auch u. S. 99. Z u 1273 u n d 1282 w u r d e n n o d i e i n m a l n a d i d e m Klettenberge b e n a n n t e Z e u g e n a n g e f ü h r t (Reg. Thür. I V 914, 2006, 2009), die aber w o h l mit d e m früheren Burgmannengeschlecht nicht z u s a m m e n h ä n g e n . D i e Burgleute auf d e m Klettenberge stellten nach 1253 A n g e h ö r i g e anderer Rittergeschlechter: U B W a l k . I 535; II 655, 8 1 3 u. a. H e r r e n v o n M e i n w a r d e r o d e 1187 — 1259: Reg. Thür. II 778, 1716 usf., III 2770, doch vgl. S t a m m t a f e l I im A n h . zu N r . 9. H e r r e n v o n H a f e r u n g e n 1193 — 1236: Reg. Thür. II 945 usf., III 631. 1283 b e g e g n e n noch e i n m a l H e r r e n (oder B e w o h n e r ) v o n H a f e r u n g e n , die aber w o h l nicht m e h r d e m Burgmannengeschlechte a n g e h ö r t e n : Reg. Thür. I V 2227. H e r r e n v o n P ü t z l i n g e n 1193 — 1239: Reg. Thür. II 945 usf., III 642. H e r r e n v o n Mackenrode seit 1236, nicht als Burgleute, doch zunächst v o r nehmlich in Klettenberger U r k u n d e n e r w ä h n t : Reg. Thür. III 631 usf. Eine zu 1204 datierte Urkunde, die H e r r e n v o n Mackenrode nennt, m u ß e i n e n Fehler in der Jahreszahl enthalten und zu 1234 oder 1240 gesetzt werden, vgl. S t a m m t a f e l I im A n h a n g zu N r . 3. 88
9C
) In P ü t z l i n g e n bestätigte 1148 der M a i n z e r Erzbischof d e m Kloster G e r o d e (bei W o r b i s ) Güter, darunter d e n Kirchenpatronat: Reg. Thür. I 1595. 91
) Vgl. H i s ,
Rechtsgeschichte, u n d W o l f ,
Eichsfelder U B S.
1—77.
Klettenbergische Ministerialen
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herrschaft am Südharz sein entscheidendes Stadium erreicht hatte, nannte eine Urkunde erstmals wieder Herren von Ballhausen, und zwar zusammen mit den Grafen von Klettenberg 9 2 . 1253 bezeugte dann ein Hermann von Ballhausen eine am Südharz ausgefertigte Klettenberger U r kunde 9 3 . Nachdem die Grafen Komitat und Güter an die Honsteiner verloren hatten, erschienen jetzt Ritter von Ballhausen in Urkunden der Grafen von Honstein, und 1319 finden wir das Schloß Ballhausen in honsteinischem Besitz 94 . Offenbar hatten also die Klettenberger auch in Ballhausen und auf einem festen Hause dort Burgmannen eingesetzt, um sich Hilfskräfte für ihre Fehden zu verpflichten, bis dann nach 1253 die Grafen von Honstein einen gewissen Einfluß auch auf Ballhausen erlangten. Damit sind die gesamten Besitzungen der Grafen von Klettenberg aufgezählt, soweit sie sich aus den Urkunden erschließen lassen. Erst in den letzten Jahrzehnten ihres Wirkens am Südharz sahen sich die Grafen genötigt, ihr Erb- und Lehngut in größerem Umfange zu veräußern, in einer Zeit also, die bereits ein reich ausgebildetes Urkundenwesen kannte, und zugunsten von geistlichen Empfängern, die schon ihrerseits auf eine schriftliche Bestätigung der Erwerbungen drängten. Zum anderen hatte die Verschleuderung des Besitzes solche Formen angenommen, daß für Erben und Nachfolger kaum mehr erhebliche Rechte übrig geblieben sein können 9 5 . Dieser auffallend geringe U m f a n g ihrer Güter zeigt einmal, daß die Klettenberger am Südharz nicht als alteingesessenes Grafenhaus herrschten 9®, und zum anderen, daß ihr Komitat auf sehr schwachen Füßen stand. 92
) Reg. Thür. III 1819; A r m b r u s t , Baienhusen, S. 228 ff. ) Reg. Thür. I I I 2188. Zu Unrecht verlegt A r m b r u s t , Baienhusen, S. 275 seine Heimat nach Ballhausen, südl. Göttingen, mit dem Bemerken, die Klettenberger seien in Südhannover begütert gewesen. 94 ) Reg. Thür. III 2440, 3209; A r m b r u s t , S. 262 f., 306. Da es jedoch in Groß- und Klein-Ballhausen je eine Burg gegeben zu haben scheint, lassen sich ihre Schidcsale nur unsicher verfolgen, vgl. A r m b r u s t , Baienhusen a. a. O. • 5 ) Vgl. o. S. 27 Anm. 47, S. 26 Anm. 61 sowie M ü l d e n e r , Bergschlösser, S. 64: 1300 (1306?) verkauften die Herren von Kranichfeld den Grafen von Honstein ihre Güter . . . sita in hiis quatuor comeciis videlicet Clettenberg, Taba, Vocstete, Wynckel . . . für 6 Mark Nordhäuser Währung. Die aus der Klettenberger Erbschaft herrührenden Güter (die Gerichtsbezirke Toba und Vockstedt gehörten zum Kirchberger, Winkel zum Honsteiner Rechtskreis, vgl. u. S. 53 Anm. 29, S. 73, S. 83 und Anm. 83) können daher nur geringen U m fanges gewesen sein. 96 ) Im Gegensatz dazu konnten die älteren Grafenhäuser über erheblich umfangreichere Besitzungen verfügen, vgl. z.B. Reg. Thür. I 1138, 1150, 1172, 1459; S t a r k e , Pfalzgrafen, S. 53 ff., 146 ff. u. a. 93
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Die Grafen von Klettenberg
Zu welchem Zeitpunkte die erwähnten Reichslehen erworben wurden, läßt sich nicht feststellen; in den Urkunden erscheinen sie erst seit der Mitte des 13. Jahrhunderts 97 . Vor diesem Zeitpunkte betrafen die Veränderungen im Besitzstande nur das Erbgut in Ballhausen und die Magdeburger, Fuldaer und Gandersheimer Lehen. Die Übertragung der Kirdienlehen darf nicht allzu weit vor dem Jahre 1187 angesetzt werden, denn als Herren von Ballhausen unterhielten die Klettenberger keine nachweisbaren Beziehungen zum Südharz. Eine Belehnung durdi den Erzbischof von Magdeburg könnte etwa in die Zeit um 1170 gefallen sein, als Konrad von Ballhausen mehrmals in Urkunden für das Erzstift genannt wurde 88 . •7) Vgl. dazu u. S. 135. >s ) Vgl. o. S. 21.
IV D I E G R A F E N V O N SC H A R Z F E L D - L A U T E R B E R G 1. A n f ä n g e d e s
Geschlechtes
Die erste Erwähnung der Burg Scharzfeld 1 und eines nach ihr benannten Adelsgeschlechtes geschah in den Urkunden fast gleichzeitig, jedoch aus verschiedenen Anlässen. Im Jahre 1131 tauschte König Lothar III. „zum Nutzen des Reiches" das Schloß Scharzfeld mit all seinem Zubehör vom Magdeburger Erzbischof ein gegen die Reichsabtei Aisleben an der Saale 2 ; ein Jahr später beanspruchte der Edle Sigebodo von Scharzfeld gewisse umstrittene Rechte auf Gütern in Thüringen 3 . In den folgenden Jahrzehnten erschien Sigebodo in den Quellen stets als Edelherr, wurde aber mit dem Titel „comes" erst vom Jahre 1147 ab ausgezeichnet4. Sein Taufname blieb auch für die nächste Generation bestimmend und darf als Sippenname des Geschlechtes gelten 5 . Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts benannten sich einzelne Mitglieder der Familie auch nach der Burg Lauterberg, die die Grafen in jener Zeit vermutlich selbst erbaut hatten 8 . Wenn in Chroniken der frühen Neuzeit Grafen von Scharzfeld und Lauterberg schon aus dem 9. Jahrhundert angeführt werden, so sind das 1
Burg Scharzfeld oberhalb des heutigen, gleichnamigen Fleckens; im Mittelalter stets „Scartveld" o. ä. genannt, die Bezeichnung „Scharzfels" ist einer modernen Burgenromantik entsprungen, vgl. S c h r ö d e r , Burgennamen, S. 7. Zur Geschichte des Geschlechtes vgl. M a x , Grubenhagen, I S. 86 ff., zugleich Grundlage aller späteren Darstellungen: E c k a r t , Scharzfels; B e r o 1 d , Lutterberg u. a. Stammtafel nach L e u c k f e l d , Pöhlde, S. 54 ff. und H a r e n b e r g , Gandersheim, p. 1456 sqq. bei W e r n e b u r g , Genealogie, S. 163 ff., danach P o s s e , Siegel, IV S. 74. 1 UB Magd. 224: . . . ad usum regni . . . Castrum quoddam Scartvelt nominatum . . . cum omnibus suis pertinenciis . . . 8 Tradit. Regensb. 791. 4 Reg. Thür. I 1567. Entgegen der Angabe in Reg. Thür. I 1357 wurde Sigebodo 1139 noch nicht „comes" tituliert, vgl. Cod. d. Sax. I A 2 1313. 5 Vgl. Reg. Thür. I 1627; II 105, 1178, 1299, 1312; III 107 f., 1074, 2290f. usf. • Burg Lauterberg, oberhalb der heutigen, gleichnamigen Stadt; im Mittelalter wie die Grafen stets „Lutterberg" genannt, erst seit dem 16. Jahrhundert umgeformt zu „Lauterberg", vgl. B e r o l d , Lutterberg. 3
Mascher, Reicbsgut und Komitftt
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Die Grafen von Scharzfeld-Lauterberg
Nachrichten, die sich durch den Mangel jeder Wahrscheinlichkeit, geschweige denn eines Beweises, und durch ihre Herkunft selbst richten 7 . Audi eine chronikalische Notiz, nach der Kaiser Heinrich IV. um 1090 u. a. über die Burg Scharzfeld verfügt habe, muß mit größter Skepsis aufgenommen werden 8 . 1158 erwarb Herzog Heinrich d. L. mit anderen Reichsgütern auch Scharzfeld zu eigen 9 . Daher galt später das Schloß mit dem nahegelegenen Lauterberg als weifisches Lehen 1 0 ; die Siegel der Grafen, seit etwa 1209 bekannt, führten neben der ursprünglichen Balkenteilung den weifischen L ö w e n 1 1 . 7 Eckstorm, Walkenried, p. 13 sqq. nach einer Mitteilung des niedersächsischen Chronikenschreibers Joh. Letzner (über ihn vgl. K l i n g e , Joh. Letzner), doch angezweifelt bereits von Eckstorm selbst, 1. c., sowie L e u c k f e l d , Pöhlde, S. 9, 49, 54, 60, 114 f. Trotzdem aufgenommen bei E c k a r t , Scharzfels, S. 4; B e r o l d , Lutterberg, S. 4 u. a., vgl. auch W e r n e b u r g , Genealogie, S. 164 Anm. 1. Ähnliches auch in Heinrich Wendts Osterröder „Kirchenund Schulacta" von 1663: M a x , Grubenhagen, I S. 54 f., 80. W i e leichtfertig genealogische Kombinationen entstehen können, zeigt W e r n e b u r g , Genealogie, S. 164, Anm. 4: Im 11. Jahrhundert soll ein freies Geschlecht namens „Schart" mit Gütern im Derlinggau existiert haben, das sich dann auf seinem Besitz den „Schartfels" erbaute. Doch der Derlinggau lag zwischen Oker und oberer Aller (Mitteldeutscher Heimatatlas Bl. 12), und das angezogene Diplom Heinrichs III. nennt einen Ministerialen „Sehart" (MG DH. III 92). 8 MG Deutsche Chroniken II S. 581 aus einer Cronica ducum de Brunswick mspt., die ca. 1282 abgefaßt wurde (dazu W a t t e n b a c h , Geschichtsquellen, II S. 419): Kaiser Heinrich IV. belehnte um 1090 den Ministerialen Wittekind von Wolfenbüttel mit dem Bergzehnten zu Goslar, mit dem Schlosse Scharzfeld und dem „officium" zu Pöhlde, das 1500 Pfund Einkünfte böte. Aufgenommen bei M a x , Grubenhagen, I S. 86; UB Asseb. I 4; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 225 u. a., zu einer Familie der Wittekinde von Scharzfeld ausgebaut bei W e r n e b u r g , Genealogie, S. 164. Zurückgewiesen in: UB Gosl. I 544 Anm.; F r ö l i c h , Bergbau, S. 194; ähnlich B o s l , Reidisministerialität, II S. 583. Anhaltspunkte für eine Glaubwürdigkeit bieten sich nicht; der beigefügte Stammbaum Widekinds läßt auf eine Wolfenbüttel-Asseburger Familientradition schließen. Ähnlich auch die Sage von einem Vergehen Heinrichs IV. an der Gemahlin eines Ritters von Scharzfeld, zuerst in Chron. Luneb. aus Ann. Palid. (MG SS XVI p. 73), reich ausgeschmückt bei E c k a r t , Scharzfels, S. 16ff. 9 Cod. d. Sax. I A 2 277: Friedrich I. . . . dilectissimo nepoti nostro Heinrico . . . in proprium perpetualiter tradidimus Castrum videlicet Hirzesberg et Castrum Scartfelt, curlem quoque Polede cum Omnibus pertinenciis suis, preter Wiltpan, quem in foresto Harz a nobis in beneßcio habet. 10 Vgl. Reg. Thür. II 1220; Cod. d. Quedl. p. 861; M a x , Grubenhagen, I S. 96 ff., 266 f., 328 f., UB 63 u. ö.; H a v e m a n n , Braunschweig, I S. 423 f., 715 f.; II S. 376; v. H e i n e m a n n , Braunschweig, II S. 53, 59; III S. 7; H ü t t e b r ä u k e r , Heinrich d. L., S. 16 u. a. 11 P o s s e , Siegel, IV S. 74.
Entwicklung des Komitates
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Bis in den A n f a n g des 13. Jahrhunderts hinein begegnen die G r a f e n vornehmlich in der U m g e b u n g der deutschen Kaiser und K ö n i g e 1 2 . D a neben zeigten sie aber auch Beziehungen zum thüringischen Adel, besonders zum L a n d g r a f e n , und agierten gleichberechtigt im Thüringer L a n d thing 13 , obwohl ihr Herrschaftsraum a m Südharz landschaftlich oder politisch nicht zu Thüringen gezählt werden konnte 1 4 . Als V a s a l l e n der W e i f e n traten sie nur selten auf, und besonders die Ereignisse des J a h r e s 1180 scheinen die Bindung an den Lehnsherren gelockert zu h a b e n 1 5 . Erst von der Mitte des 13. Jahrhunderts ab verstärkte sich diese A b hängigkeit wieder; seitdem fielen die Geschicke der G r a f e n und ihres Komitates weitgehend mit denen der braunschweigischen Territorien zusammen 16 .
2.
Funktionen
Von einer eigentlichen Urkundentätigkeit der Scharzfelder G r a f e n kann man, wie allgemein beim A d e l Thüringens und seiner Nachbargebiete, vor der Mitte des 13. Jahrhunderts nicht sprechen. Eine A u s 12 Reg. Thür. I 1290, 1320, 1375, 1456, 1480, 1523, 1567, 1573, 1616, 1627; II 111, 149, 390, 398, 400, 607, 635, 790, 793 f., 796 ff., 906 f., 983 a aus den Jahren 1134—1195. In Diplomen Ottos IV.: Reg. Thür. II 1375, 1482, 1489 ff., 1644 aus den Jahren 1208—1212. In Diplomen Friedrichs II. und Heinrichs (VII.): Reg. Thür. II 1590, 1616, 1640, 1691, 1753 f., 1834 f., 2161 aus den Jahren 1214—1219 und 1224. 13 Im Landthing 1154: UB Eichsf. 106. Die Grafen in Urkunden der Landgrafen: Reg. Thür. II 656, 970, 1248, 1447, 1680, 1908, 2261, Boten und Bürgen für die Landgrafen: Reg. Thür. II 635, 1637 ff., aus den Jahren 1182—1225. Früheste erwähnte Verschwägerungen der Scharzfelder mit den Grafen von Buch (an der unteren Unstrut) und von Tonna (in Erfurt und auf dem Obereidisfeld, vgl. o. S. 13): Reg. Thür. II 151, 1178, 2221. 14 Erörterung der Nordwestgrenze des Thüringer Raumes bei M e y e r R a c k w i t z , Helmegau, (1888) S. 49; D o b e n e c k e r in Reg. Thür. I S. I X ; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 131 f. 15 Die Grafen in Urkunden Heinrichs d. L.: UB Heinr. d. L. 53, 69, 94, 112 aus den Jahren 1162—1179. In späteren weifischen Urkunden: Reg. Thür. II 2156, 2282; III 1485, 996 ff., 1275a, 1650 f.; H ü 11 e b r ä u k e r , Heinrich d. L., S. 16 aus den Jahren 1224 bis 1248 usf. Nach dem Sturze Heinrichs d. L. übergaben die Edlen von Scharzfeld, von Ilfeld u. a. sich und ihre Burgen dem Kaiser: Anm. Pegav. = Chron. mont. Ser. zu 1180 (MG SS X V I p. 264, X X I I I p. 158). " Vgl. die o. Anm. 10 angeführte Literatur. Die Grafen von Scharzfeld starben um 1295 aus, ihre Vettern von Lauterberg um 1398.
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nähme bildeten nur die Landgrafen und, in geringerem Maße, die Grafen von Klettenberg. Die übrigen Dynasten dieser Gegend kamen als Beurkundungsinstanz gerade für den häufigsten Anlaß einer Verbriefung, bei der Übertragung von Grundbesitz, vorerst nur selten in Frage 1 7 . Daher erblicken wir die Scharzfelder auch nicht bei der Wahrnehmung der Rechte, die ihnen der Komitat selbst zugeführt hatte, häufiger jedoch in Verfolg einer anderen Aufgabe: Sie waren die Vögte des Klosters Pöhlde. Das Stift Pöhlde, von der Königin Mathilde auf liudolfingischem Hausgut gegründet 1 8 , hatte Kaiser Otto II. 981 mit allem Zubehör dem Erzstift Magdeburg übergeben; die Ausübung von Gericht und Vogtei sollte an die Zustimmung des Erzbischofs gebunden sein 19 . Zwei Jahre später schenkte der Kaiser dem Stifte sein Gut Bunonrode, wobei wieder die W a h l des Vogtes dem Erzbischof, dem Regenten der Propstei, überlassen blieb 2 0 . Daher konnte Erzbischof Norbert um 1129 die Benediktinermönche aus Pöhlde als aus einem magdeburgischen Eigenkloster vertreiben und dort die Prämonstratenserregel einführen 2 1 . Noch um 1250 galt Pöhlde als Besitz des Erzstiftes und blieb von ihm bis in das 15. Jahrhundert wenigstens hinsichtlich der geistlichen Jurisdiktion abhängig 22. Trotzdem erhielt das Kloster im 13. Jahrhundert wieder königliche Schutzbriefe 23 , und seine Vögte in dieser Zeit, eben die Grafen von 17
Vgl. Reg. Thür. I—III Register und u. S. 95 ff. Die ältesten von den Grafen von Scharzfeld-Lauterberg selbst ausgefertigten Urkunden stammen aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts, doch erheben sich gegen die Datierung der zu 1203—1206 angeführten Stücke (Reg. Thür. II 1254, 1312; M a x , Grubenhagen, I S. 91) gewichtige Bedenken aus genealogischen Gründen ( M a x a. a. 0 . ) wie hinsichtlich der Zeugen. Die nächstfolgende Urkunde fällt in die Zeit um 1216 (Reg. Thür. II 1717). 18 Vgl. Annal. Saxo, Ann. Magd., Ann. Palid. u. a. (MG SS VI p. 621, X V I p. 148. 61). Die bisherigen Darstellungen der Klostergeschichte wie die Publizierung ihrer Quellen sind unzureichend; vgl. im einzelnen L e u c k f e l d , Pöhlde; M a x , Grubenhagen, II S. 163 ff.; H o o g e w e g , Klöster, S. 109 und o. S. 9 Anm. 16. 19 Reg. Imp. II 2 858. 20 Reg. Imp. II 2 912. Bunonrode ist nicht mit Bonnrode, südöstl. Sondershausen, gleichzusetzen, wie Reg. Thür. I 526 und bei E b e r h a r d t , Krongut, S. 45 erklärt, sondern liegt heute wüst bei Osterode: M ü h l e f e i d , Osterode, S. 146. 21 U B Magd. 217. 22 Die Pöhlder Pröpste bezeugten, offenbar als Domherren, Magdeburger Urkunden: UB Magd. 192, 283, 307 aus den Jahren 1108, 1156, 1163. Vgl. ferner Reg. Magd. I 502, 1222 und Reg. Ilf. 9; für die spätere Zeit M a x , Grubenhagen II S. 165 und UB 15. 23 UB Asseb. I 133: Schutzprivileg Heinrichs (VII.) von 1224; L e u c k f e l d , Pöhlde, S. 53 N. g = Reg. Imp. V 2 5064: Wilhelm von Holland überträgt
Vögte des Stiftes Pöhlde
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Scharzfeld-Lauterberg, standen in keinerlei Abhängigkeit vom Magdeburger Erzbischof; sie versahen ihr Amt uneingeschränkt durch derartige Lehnsbindungen 2 4 . Dieser rechtliche Status der Propstei im 13. Jahrhundert besagt offenbar, daß sie als geistliche Körperschaft, in Kirche und Konvent, auch weiterhin magdeburgisches Eigenkloster geblieben war. Mit ihrer Vogtei jedoch scheint sie zwischen 983 und 1204 25 an das Reich zurückgekehrt zu sein. In diesen Zeitraum fällt nur ein entsprechend wichtiges Ereignis, das jene Veränderung bewirkt haben könnte, nämlich die Erwerbung der Burg Scharzfeld, des Machtzentrums der späteren Stiftsvögte, durch den König. Erinnert man sich zudem, daß das Schloß nicht gegen einen weltlichen Güterkomplex, sondern gerade gegen eine Reichsabtei eingetauscht worden war, so sieht man sich zu dem Schluß bewogen, daß die Klostervogtei mit der Burg, als eine ihrer Pertinenzien, verbunden gewesen war und daß Lothar III. mit dem Schlosse nicht so sehr eine militärische Bastion, als vielmehr herrschaftliche Rechte am Südwestharz erworben hatte. Im J a h r e 1241 sahen sich die Grafen von Lauterberg, wie vorher schon ihre Vettern von Scharzfeld, zu einer Verpfändung der Vogtei an das Kloster genötigt 2 6 . Zu einem Rückkauf kam es nicht mehr; statt dessen begaben sich die Mönche ein Jahr später in den Schutz des Herzogs von Braunschweig 27 und vertauschten damit, dem Beispiel anderer Stifte folgend, die Anrechte des Edelvogtes mit der Schutzherrschaft des Landesherren. Erst aus dieser Zeit datiert der weifische Einfluß auf die 1252 den Schutz an Stelle des Königs dem Herzog von Braunschweig; U B Eidisf. 656: Rudolf von Habsburg bestätigt 1290 die gefälschte Stiftungsurkunde mit ihren Immunitäten. Zur Bedeutung der königlichen Schutzprivilegien vgl. M a y e r , Fürsten und Staat, S. 42, 48, 88, 90. 24 Graf Heidenreich von Lauterberg 1204 erster Laienzeuge und einziger Adliger bei einem Güterkauf des Stiftes: U B Eichsf. 168. Die Mönche verkauften 1224 mit Zustimmung ihrer Vögte, der Grafen von Scharzfeld-Lauterberg, genannte Güter und verwendeten den Erlös zu neuen Erwerbungen, damit die Grafen an ihrer Vogtei keinen Schaden litten: U B Eichsf. 222. Vgl. auch L e u c k f e l d , Pöhlde, S. 50 N. d und U B Eichsf. 237. Auch die Herzöge von Braunschweig anerkannten den Scharzfelder Anspruch auf die Vogtei und stellten 1242 fest: . . . (advocatia), ratione cuius dominos ecclesiae (sc. Palidanensis) se dicebant (sc. comiles) . . .: L e u c k f e l d , Pöhlde, S. 51 N. e, ähnlich S. 52 N. f. 25 Zu den Jahreszahlen vgl. o. S. 36 und Anm. 20. In diesem Zeitraum wurde das Stift nur einmal urkundlich erwähnt, als 1139 Innozenz II. die Einführung des Prämonstratenserordens in Pöhlde genehmigte und dem Kloster den Besitz eines Drittels des Königshofes Pöhlde sowie seiner übrigen, nicht genannten Güter bestätigte: Reg. pont. I 8010. 29 27
Reg. Thür. III 995 ff. Reg. Thür. III 1060, 2762.
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Die Grafen von Scharzfeld-Lauterberg
Propstei, der sie schließlich in den braunsdiweigisdien Territorien aufgehen ließ; denn daß die Vogtei zunächst den Grafen von Katlenburg zugestanden habe und v o n diesen durch Erbgang an Heinrich d. L. gelangt sei, bleibt eine unbewiesene Kombination, die allein aus der räumlichen N ä h e von Katlenburg und Pöhlde gefolgert zu sein scheint 2 8 . Auch in der Propstei Hilwartshausen (nördl. Hann. Münden) fungierte ein Graf von Scharzfeld vorübergehend als Vogt. Durch Otto d. Gr. als Nonnenkloster eingerichtet, blieb das Stift zunächst reichsunmittelbar, bis es" im hohen Mittelalter mehr und mehr unter den Einfluß der Erzbischöfe von Mainz geriet 2 9 . Daneben versuchten anscheinend auch Heinrich d. L. und nach ihm der Landgraf, das Kloster in ihren Herrschaftsbereich einzubeziehen 3 0 . Nur einmal, im Jahre 1170, wurde Graf Sigebodo von Scharzfeld, als Hilwartshäuser Vogt bezeichnet 3 1 . Seit 1190 befand sich das Amt, vermutlich als Mainzer Lehen, in erblichem Besitz der Grafen von Dassel 3 2 . Vielleicht übten die Scharzfelder die Vogtei im A u f t r a g e Heinrichs d. L. aus, etwa seit dem Jahre 1158, als der W e i f e die Burg Scharzfeld erwarb, bis dann die Grafen nach 1180 des Lehens zugunsten des Erzstiftes und der Dasseler Grafen wieder verlustig g i n g e n 3 3 . 88
H i l d e b r a n d t , Heinrich d. L., S. 267, ähnlich M a x , Grubenhagen, II S. 167. Für eine weifische Lehnshoheit über die Klostervogtei ergeben sich keine Anhaltspunkte, vgl. auch o. Anm. 24 und o. S. 18 f. Pöhlde diente den Grafen bis gegen 1241 als Begräbnisstätte, später dann Walkenried: L e u c k f e l d , Pöhlde, S. 49; M a x , Grubenhagen, I S. 92; ÜB Walk. II 688. 29 Zur Geschichte des Stiftes vgl. B r e n n e k e , Klosterherrschaft, S. 39 ff., ferner H o o g e w e g , Klöster, S. 64. Der zu 1128 genannte Vogt Meginfried war wohl nicht der Mainzer Vogt für Hilwartshausen (anders B r e n n e k e , Klosterherrschaft, S. 41; UB Mainz Register), sondern gehörte eher zur Mainzer Burg Rusteberg, wie audi der zugleich erwähnte Burggraf Dudo; als Klostervögte kommen für die Jahre 1128—1130 vielmehr die Grafen von Winzenburg in Frage: UB Mainz 395, 550, 558, 570, 589, 596, 613 u. a. 30 Heinrich d. L. erster Laienzeuge und Intervenient für Hilwartshausen bei Friedrich I.: Reg. Thür. II 50, 111, 390; der Hilwartshäuser Propst Zeuge in einer Urkunde des Herzogs: UB Heinr. d. L. 65, aus den Jahren 1153—1170. Landgräfliche Urkunden für das Stift: Reg. Thür. II 831, 1447; der Propst Zeuge in einer landgräflichen Urkunde: Reg. Thür. II 656, aus den Jahren 1183—1209. 31 Reg. Thür. II 390. Das Diplom Friedrichs I. für Hilwartshausen von 1156 (Reg. Thür. II 111) erwähnt Sigebodo, wie wohl unter den Zeugen, noch nicht als Vogt. 32 B r e n n e k e , Klosterherrschaft, S. 46. 33 Die Grafen von Scharzfeld-Lauterberg zeigten sich aber auch noch im 13. Jahrhundert durch Stiftungen mit der Propstei verbunden: Reg. Thür. II 846, 1447; III 353 f.; M a x , Grubenhagen, I S. 96; B r e n n e k e , Klosterherrsdiaft, S. 46.
Grundbesitz 3.
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Grundbesitz
Der Grundbesitz der Grafen von Scharzfeld-Lauterberg läßt sich wegen der ungünstigeren Q u e l l e n l a g e 3 4 nicht ähnlich geschlossen darstellen w i e bei den Klettenbergern, doch mag er bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts etwa folgenden U m f a n g besessen haben. Einen großen Teil nahmen Maizer Lehen ein, zumeist Zehnten in verschiedenen Dörfern des Eichsfeldes und Südniedersachsen 3 5 . Hinzu kamen kleinere Lehen des Reiches in der Goldenen A u e 3 6 und der Landgrafen in der Gegend östlich von Bleicherode 3 7 . Eine Reihe von Streubesitzungen beiderseits der oberen W e s e r 3 8 lassen sich in ihrer Herkunft und in ihrem Rechtscharakter nicht genauer erklären; sie mögen zum Teil aus der Hilwartshäuser Vogtei, vor allem aber wohl aus den Verschwäge34
Vgl. o. S. 9 Anm. 15. Summarische Aufzählung der Orte, an denen Scharzfelder Güter genannt wurden, bei W o l f , Eidisfeld, S. 70 und M a x , Grubenhagen, I S. 100, doch ohne Quellenangabe. 35 Zehnten zu Hermelingerode und Hagen (wüst bei Herzberg), Pöhlde, KleinHagen (wüst südl. Pöhlde), Eidingerode (wüst südl. Duderstadt), Schnedinghausen (west. Northeim), Heinegehusen und Evernhusen (wüst bei Northeim?), Scheden und Gimte (nordwestl. Hann. Münden) : Reg. Thür. II 1254; III 353 f., 520 f., 2477, 3201 ff.; UB Eidisf. 211, 549; UB Walk. II 841 f.; M a x , Grubenhagen, I S. 91, 496. Neun Hufen und die Vogtei zu Holtensen (westl. Northeim): Reg. Thür. III 1587, 2290 f., 2294, 2548, 3231. Ungenannte Mainzer Lehen: UB Eidisf. 241. Auch die Zehnten zu Hattorf (östl. Northeim), Varenbruch (wüst südl. Pöhlde) und Niedern-Jesa (südl. Göttingen) gingen vermutlich von Mainz zu Lehen: M a x , Grubenhagen, I S. 96 f., 493. Zur Lage der eichsfeldischen Ortschaften vgl. v o n W i n t z i n g e r o d a K n o r r , Wüstungen, s. v., und M a x , Grubenhagen. Die Grafen von Scharzfeld in Mainzer Urkunden: Reg. Thür. I 1567, 1597; II 80, 101, 756, 830, 846, 2119 aus den Jahren 1147—1155, 1186—1190, 1224. 38 Zu Othstedt (wüst nördl. Heringen): Reg. Thür. II 1264, 1426 f.; III 849, 1063, 1426 f.; IV 43, 245. 37 Zu Nohra, Kinderode und Mörbach: Reg. Thür. III 705, 2541, 2565, 3339; UB Walk. I 514; II 726 ff. In Thüringen sonst noch Besitz einer Wiese bei Erfurt: Reg. Thür. III 160, 3544. 38 Güter zu Immenhausen und Lippoldshausen (bei Hann. Münden), Güntersen und Groß-Schneen (bei Göttingen), Unterrieden (vgl. dazu E c k h a r d t , Witzenhausen, S. 19 f.), Lindewerra und Allendorf (bei Witzenhausen): Reg. Thür. II 1254; III 41, 3201; UB Eidisf. 211, 694, 444, 720, 786; M a x , Grubenhagen, I S. 96. Ansprüche auf den Bramwald (westl. Dransfeld) mit der Bramburg und der Vogtei über Bursfelde: Reg. Thür. II 1992, 2104; III 1232 f.
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rungen mit den Grafen von Everstein, den Herren von Plesse, von Ziegenberg und von der Lippe herrühren 3 9 . Gegen Ende des 12. Jahrhunderts begegnen Graf Sigebodo (II.) und sein Bruder Berthold sehr häufig in Urkunden, die vom Bischof von Hildesheim oder für ihn ausgestellt waren, und sie selbst wie ihre Söhne verfügten über Hildesheimer Lehen 4 0 . Diese vorübergehende Orientierung nach dem Nordwestharz war wohl durch das Amt des hildesheimischen Vitzthums veranlaßt worden, das sich Berthold von Scharzfeld um 1178 erheiratet hatte 4 1 . Umfangreichere Besitzungen der Scharzfelder, möglicherweise geschlossene Ortschaften, auf die besonders Patronatsrechte hindeuten könnten, beschränkten sich auf das obere Eichsfeld. Ausdrücklich als Erb und Eigen wurden hier Hufen, Hofstellen, Eigenleute und Kirchenpatronat in Birkungen, Dingelstedt und Beberstedt (südl. und südöstl. Leinefelde) bezeichnet 42 . Ein weiterer Güterkomplex, über den die Grafen aber erst nach 1261 urkundeten, breitete sich zwischen Leinefelde und Duderstadt, bis hin zum Seeburger See, aus 43 . Sein Umfang deckt sich mit dem Bezirk der Lehngüter, die das Stift Quedlinburg bei Duderstadt und in der „Goldenen Mark" zu vergeben hatte 4 4 . Daher müssen die Scharzfelder Rechte in diesem Landstrich als Stiftslehen angesehen werden, obwohl dieser Abhängigkeit erst spät und nur in Quedlinburger A u f 38 Vgl. Reg. Thür. III 162, 1171, 1232 f., 3138, 3203; UB Eidisf. 786 f. u. a.; zu den Grafen von Everstein vgl. E c k h a r d t , Witzenhausen, S. 41 ff., zu denen von Ziegenberg K r o e s c h e l l , Kaufungerwald, S. 33 ff. 40 Reg. Thür. II 453, 483, 596, 607, 615, 650, 746, 779, 782, 837, 858; III 106 ff., 861, 1000, 1074; UB Hild. I 457; unter den Zeugen erwähnt in den Jahren 1172—1189. 41 Als Vitzthum erwähnt Reg. Thür. II 538. 615. 782 in den Jahren 1178 bis 1187. Berthold war vermutlich der letzte adlige Vitzthum in Hildesheim: B a r t h , Beamtentum, S. 344 Anm. 1. Zum Erwerb des Amtes vgl. B o d e , Veckenstedt, S. 24 ff., 88, ferner Reg. Thür. II 333, 437; UB Hild. I 446. 42 UB Eidisf. 172, 244, 362, 391, 437, 527; W o l f , Eidisf. UB, S. 59 ff. 43 Güter zu Teistungenburg, Teistungen, Tastungen, Hundeshagen, Böseckendorf, Berlingerode, Neuendorf, Brehme, Westerode, Rosenthal, Nesselröden, Seeburg mit dem See: UB Eidisf. 427, 469 f., 541, 674, 741, 757 ff.; W o l f , Eichsf. UB, S. 56 u. ö. 1297 ließ der Lehnsinhaber die advocatia über Güter bei Teistungen den Grafen von Scharzfeld-Lauterberg auf, die possessio der gleichen Güter aber den Grafen von Honstein: UB Eidisf. 757, 759 f. Offenbar waren nadi dem Aussterben des Scharzfelder Zweiges der Grafen 1295 gewisse Rechte an ihren Besitzungen und Lehen an die Honsteiner gelangt, die später die gesamte Grafschaft Scharzfeld-Lauterberg zu Lehen trugen: M a x , Grubenhagen, I S. 108 f. 44 Vgl. UB Eidisf. 15, 526; Cod. d. Quedl. p. 419 sq., 698 sqq.; Reg. Thür. III 618.
Grundbesitz auf dem Eichsfeld und am Harz
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Zeichnungen gedacht wurde 4 5 . Wahrscheinlich besaßen die Grafen jene Güter auch nur als Afterlehen der Herzöge v o n Braunschweig, die seit etwa 1250 die Goldene Mark von der Äbtissin zu Lehen trugen 4 6 . Im N o r d e n verfügten die Grafen über ausgedehnte Harzwälder, die vermutlich den ganzen Südwestteil des Reichsforstes, das Hinterland der Grafenburg, ausgemacht haben 4 7 . Daran schlössen sich geringere Besitztümer bei Osterode, bei Herzberg, in und bei Pöhlde und in und bei Scharzfeld 4 8 . Einige dieser Stücke gehörten vordem zum Krongut 4 9 , in den meisten Fällen wurde jedoch der Rechtstitel und die Art der Erwerbung nicht vermerkt. A l s Burgmannen zum Scharzfeld erwähnen die Urkunden lediglich Herren von Scharzfeld und von Ührde (südwestl. Osterode) 50 . In Ührde wäre daher ebenfalls ein Scharzfelder Gut zu vermuten. D i e übrigen Ritter, die in der U m g e b u n g der Grafen angetroffen werden, müssen aus den bereits genannten G r ü n d e n 5 1 unbeachtet bleiben, zumal der Besitz und damit auch die Dienstmannschaft der Stifte Pöhlde und Quedlinburg sowie ihrer Lehensträger und Vögte sich gegenseitig durchdrang. 45
Cod. d. Quedl. p. 365, 701. Reg. Thür. III 1469. 47 Ansprüche auf Harzwaldungen östl. und südöstl. des heutigen St, Andreasberg, wo auch Scharzfelder Förster erwähnt wurden: Reg. Thür. III 2575, 2631, 2649; UB Walk. I 330. Zur Lage der dort genannten Geländepunkte vgl. M e y e r , Wüstungskarte, und E c k s t o r m , Walkenried, p. 210 sqq. Der Bergbau in dieser Gegend war mit der Burg Lauterberg verbunden: UB Walk. I 574. Veräußerung von Wäldern nördl. Herzbergs, an der Lonau und Steinau: Reg. Thür. III 2851, 2951; M a x , Grubenhagen, I S. 500, UB 16 f. Vgl. auch H a v e m a n n , Braunsdiweig, I S. 423 f.; M a x , Grubenhagen, I S. 491 f.; G ü n t h e r , Forstbesitz, S. 170ff. Der Scharzfelder Forst nahm vermutlich den Sektor zwischen dem Adcer und der Steina-Oder ein. 48 Güter bei Osterode, zu Hermelingerode, Hagen und Königshagen (wüst bei Herzberg), Scharzfeld, Rhumspringe, Witagerode (wüst südl. Steina), Pöhlde, Klapperode und Klein-Hagen (wüst südl. Pöhlde): Reg. Thür. III 32, 1011, 2424, 2529, 3130; UB Eichsf. 289 f., 547, 550, 617, 548; UB Walk. II 687 f.; M a x , Grubenhagen, I S. 90, 93, 95, 97, 491—502. " Witagerode um 1140, Pöhlde bis 1158, die Vogtei über Hermelingerode 1252 Reichgut: Reg. Thür. I 1406; Or. Guelf. IV p. 237 und o. S. 34 Anm. 9. 50 Herren von Scharzfeld: Reg. Thür. II 1254, 1312; III 107 f., 1011, 1426. Herren von Ührde: Reg. Thür. III 41, 1426, 2631, 2649; vgl. III 2133, 2188. Entgegen den Erklärungen in Reg. Thür, und UB Eichsf. Register gehörten die Herren „de Uderde" nicht nach Uder bei Heiligenstadt, sondern nach Ührde: M a x , Grubenhagen, I S. 93, 96; II S. 387 f. Audi ein Ritter von Bartolfelde (östl. Scharzfeld) begegnet stets in der Umgebung der Grafen, ohne allerdings als Burgmann bezeichnet zu werden: Reg. Thür. II 1254, 2021; III 32, 41 usf. " Vgl. o. S. SO. 48
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Die Grafen von Scharzfeld-Lauterberg
4. H e r k u n f t d e r G r a f e n u n d i h r e s
Komitates
Nach den Besitzverhältnissen darf man die Heimat der Familie Sigebodos am ehesten auf dem Obereichsfeld vermuten. Das Eigentum an wahrscheinlich geschlossenen Ortschaften mit ihren Kirchen bietet dafür eine weitaus bessere Grundlage als die verstreuten Güter unklarer Herkunft um Pöhlde und Scharzfeld. Darauf hin deutet auch die Zugehörigkeit des Geschlechtes zu den thüringischen Adelssippen und seine Landthingspflicht. Sie kann nicht aus dem Komitat am Südwestharz, wohl aber aus den eichsfeldischen Stammgütern verstanden werden. Schließlich wurde die erste Erwähnung eines Edlen von Scharzfeld gerade dadurch veranlaßt, daß er sich Vogteirechte über Zinsleute des Regensburger Stiftes S. Emmeram auf dessen thüringischen Gütern angemaßt hatte. In dieser Angelegenheit verhandelte dann in Regensburg im Auftrage Sigebodos ein gewisser Dietmar 5 2 . In ihm darf man den gleichzeitig genannten Freien Dietmar von Kirchberg vermuten, der in der Gegend südlich Leinefeldes begütert und beheimatet war 5 3 . Der an sich nicht häufige Name Sigebodo 54 findet sich nun im Anfang des 12. Jahrhunderts wiederholt in Urkunden der Mainzer Erzbischöfe, soweit sie auf dem Obereichsfeld ausgestellt worden waren 5 5 . Zwar kann man diesen Sigebodo nicht unmittelbar mit dem Stammvater der Grafen gleichsetzen, denn er begegnet noch 1138 unter den Mainzer Ministerialen. Doch die Möglichkeit einer engen Verwandtschaft zwischen beiden ist nicht von der Hand zu weisen. Dabei bildet der Ministerialenstand des einen der beiden Namensvettern kein Hindernis, da sich die Dienst52
Tradit. Regensb. 791. Über Lage und Herkunft der Regensburger Güter läßt sich nichts aussagen, doch Dobenedcer irrt, wenn er diese Besitzungen in die Nähe von Scharzfeld und dieses darum nach Thüringen verlegt: Reg. Thür. I S. I X f., vgl. o. S. 35 Anm. 14. 5S UB Mainz 592; Reg. Thür. I 155; v. W i n t z i n g e r o d a - K n o r r , Wüstungen, S. 177 f. 54 In Mitteldeutschland wurden zu jener Zeit erwähnt ein Edler Sigebodo in den Jahren 1073—1095 im Räume Hersfeld-Eschwege (UB Hersf. 110 f., 115); ein Edler Sigebodo 1118 in einer Naumburger Urkunde (Reg. Thür. I. 1130). 55 UB Eichsf. 49, 51, 59, 64, 66 aus den Jahren 1123—1138/1139. Eine Mainzer Urkunde dieses Jahrzehntes nennt einen „Sichebado de Pernhusen" (Reg. Thür. I 1340). Sein Verhältnis zu dem gleichnamigen Ministerialen und seine Herkunft lassen sich nicht weiter klären. Zwar waren die Scharzfelder später bei Bernshausen (am Seeburger See, älteste Namensform „Bernishusen") von Quedlinburg belehnt worden (vgl. o. S. 40 f. Anm. 43), doch könnte Sichebado nach den übrigen Zeugen und nach der Namensform eher aus Parensen (nördl. Göttingen, älteste Namensform „Peranhuson") stammen. Auch in einer 1117 zu Northeim ausgestellten Urkunde begegnet ein Sigebodo (Cod. d. Sax. I A 2 51); die Heimat der Grafen von Scharzfeld erfährt dadurch aber keine weitere Klärung.
Durch Lothar III. an den Harz berufen
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mannschaft der Hochstifte im A n f a n g des 12. Jahrhunderts weitgehend aus Personen edelfreien Geburtsstandes rekrutierte 5 e . Auch Berthold von Scharzfeld hatte sich j a als Vitzthum in hildesheimische Dienste begeben. A m Südwestharz nahm Sigebodo seine Herrschaft von der B u r g Scharzfeld aus wahr, die unmittelbar vor seinem ersten Auftreten vom König eingetauscht worden war. Die gleiche E r w e r b u n g hatte vermutlich auch die Vogtei über Pöhlde dem Reiche zugeführt, die sodann vom Inhaber des Schlosses ausgeübt wurde. Einen weiteren, wesentlichen Bestandteil der Herrschaftsrechte Sigebodos bildete offenbar die Verfügungsberechtig u n g über einen Forstbezirk des Harzes, der bis dahin noch als unmittelbares Krongut gegolten hatte 5 T . Immer wieder werden wir also auf einen engen Z u s a m m e n h a n g der Scharzfelder Herrschaft mit den Gütern und Rechten des Reiches hingewiesen. Eine U s u r p a t i o n dieser Befugnisse durch Sigebodo erscheint ausgeschlossen, d a der König selbst durch den E r w e r b Scharzfelds die G r u n d l a g e des Komitates geliefert hatte und Sigebodo sich häufig in der Begleitung L o t h a r s III. aufhielt. A u d i irgendwelche Vorläufer des Scharzfelder Komitates lassen sich nicht erkennen. W i r müssen vielmehr annehmen, daß im J a h r e 1131 L o t h a r III. eine Reihe von vorgefundenen oder eigens erworbenen Reichsrechten bewußt zu einer neuen Institution zusammengefaßt hat. Er ließ sie nicht durch Reichsministeriale verwalten, sondern berief zu diesem Zweck offenbar einen adligen Grundherren vom Obereidisfelde auf die B u r g Scharzfeld. Der königliche A u f t r a g a n ihn umfaßte vermutlich die V e r w a l t u n g eines Forstreviers im H a r z , vielleicht auch weiteren Krongutes in den Harzvorlanden, und einer Reichsvogtei, — mehr läßt sich nicht aussagen. Der persönliche B e i t r a g Sigebodos zu seiner Machtstellung, seine Stammgüter und Lehen, blieben außerhalb der räumlichen und rechtlichen S p h ä r e des Komitates. A m t und Bedeutung trugen Sigebodo den T i t e l comes ein; die A u f g a b e n , die er auf G r u n d des G r a f e n a m t e s wahrzunehmen h a t t e 5 8 , überliefern uns die Urkunden allerdings nicht, ebensowenig die örtliche Erstreckung seines Grafengerichtes. D a im 16. J a h r h u n d e r t die territorialisierte Grafschaft Scharzfeld-Lauterberg die Städte und D ö r f e r St. A n d r e a s b e r g , Sieber, L o n a u , Lauterberg, Barbis, Bartolfelde, Osterhagen, Steina und N ü x e i umfaßte, darf m a n bei den 5' S c h r ö d e r - v . K ü n ß b e r g , Reditsgesdiichte, S. 479; O t t o , Adel, S. 314 ff. 57 Vgl. o. S. 8. Ob Lothar III. den Sdiarzfelder Harzsektor ebenfalls mit der Burg von Magdeburg eingetauscht hatte, läßt sich nicht entscheiden, doch vgl. u. S. 60 Anm. 62. 54 Dazu vgl. u. S. 136 f.
Die Grafen von Scharzfeld-Lauterberg
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wechselvollen Schicksalen des Territoriums 5 9 , die seinen Bestand sicher stets nur verringert hatten, wenigstens den von jenen Ortschaften eingenommenen Landstrich zum Scharzfelder Komitat rechnen. Die Reichsburg Herzberg, die Burg Osterode und der Reichshof Pöhlde gehörten jedoch anscheinend nicht zu Sigebodos Machtbereich 60 . Lothar III. schuf den Scharzfelder Komitat als König, nicht als Herzog von Sachsen, wie man vermutet hat. Am selben Tage, an dem Heinrich d. L. die Burgen Scharzfeld und Herzberg und den Hof Pöhlde vom Kaiser zu eigen eintauschte, wies ihn Barbarossa allerdings auch in die Reichslehen der 1106/1107 ausgestorbenen Grafen von Katlenburg ein. Zu diesem Behuf bestätigte er ein vom Herzog vorgezeigtes Diplom Kaiser Konrads II., das den Katlenburgern und den Erben ihrer Allodialgüter den erblichen Besitz ihrer Reichslehen zusicherte: Eines Komitates im Lisgau (etwa zwischen Duderstadt und Osterode) und eines Forstes im Harz®1. Man hat nun eine Identität beider Komitate in territorialer Hinsicht konstruiert und in den Scharzfeldern die Nachfolger der Lisgaugrafen sehen wollen; ihre Abhängigkeit von den Weifen wurde als das Verhältnis herzoglicher „Untergrafen" zu den Inhabern der G r a f schaftsrechte im Lisgau erklärt 8 2 . Der Komitat der Grafen von Scharzfeld läßt sich jedoch in keiner Weise mit der älteren Gaueinteilung oder gar mit einer Gaugrafschaft: verknüpfen. Seine Grundlagen waren ganz anders geartet und erst im Jahre 1131 bereitgestellt worden. Er umfaßte auch keineswegs den Lisgau, sondern beschränkte sich vornehmlich auf den Südwestteil des Harzforstes. Einen wie auch immer beschaffenen Inhalt der bestätigten G r a fenrechte im Lisgau in der Hand der Weifen hat man nicht ermitteln können 6 3 , wie j a die Belehnung mit dem Komitat in einem sächsischen 58
M a x , Grubenhagen, I S. 101 ff.; I I S. 215. Vgl. auch Deutsches Städtebuch III 1 S. 190, 287. 81 Or. Guelf. IV facs. ad p. 428: . . . duo eiusdem comilis Udonis beneficia, comitatum suum videlicet et forestum in montanis, que dicuntur Harz, . . . duo beneficia, forestum videlicet et comitatum predicti comitis Vtonis in Lisga . . . Vgl. B r e ß l a u , Konrad II., II S. 371, 510ff.; S i m o n s f e l d , Friedrich I., S. 597 ff.; F i c k e r - P u n t s c h a r t , Reichsfürstenstand, II 3 § 585. Burg Katlenburg östl. Northeim; zu den Grafen vgl. M a x , Grubenhagen, I S. 16 ff., 50 ff.; H ü t t e b r ä u k e r , Heinrich d. L., S. 22 f.; W a g n e r , Comitate, S. 22 f. «2 H i l d e b r a n d t , Heinrich d. L., S. 267 f., 366, 369; E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 2 6 f . ; G r o s s e , Harzraum, S. 274; ähnlich audh H ü t t e b r ä u k e r , Heinrich d. L., S. 1 6 f . , 44; F i c k e r - P u n t s c h a r t , Reichsfürstenstand, II 3 § 586. • 5 H ü t t e b r ä u k e r , Heinrich d. L„ S. 44. 48. 51. M
Keine Nachfolger älterer Gaugrafen
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Gau für die Mitte des 12. Jahrhunderts durchaus anachronistisch wirken muß und nur als wörtliche Bestätigung erheblich älterer Vorgänge zu verstehen ist. Vor 1158 besaß das Herzogtum Sachsen keinerlei Rechte am Scharzfelder Komitat, die Burg Scharzfeld befand sich vielmehr bis dahin im Eigentum des Reiches, sonst hätte Barbarossa nicht über sie verfügen können. Erst ihre Veräußerung an Heinrich d. L. begründete die Vasallität der Grafen gegenüber dem Weifenhause.
V DIE G R A F E N VON I LFE L D - H O N STE I N 1. A n f ä n g e d e s
Geschlechtes
Das bedeutendste der Südharzgeschlechter bewohnte die Burg Ilfeld, später den Honstein Im Ringen um die Herrschaft in Nordthüringen hatte es nacheinander das Erbe seiner Standesgenossen in Kirchberg, Klettenberg, Scharzfeld, Rothenburg und Lauterberg antreten und seine Macht, von den Landgrafen begünstigt, auch über große Teile Mittelthüringens ausdehnen können. Teilungen des Territoriums, Fehden und frühes Aussterben der Seitenlinien ließen jedoch Rechte und Geltung, wie sie um die Mitte des 14. Jahrhunderts erreicht waren, schnell wieder absinken und reduzierten den U m f a n g der Grafschaft schließlich auf den Bereich der früheren Komitate Klettenberg und Lohra. Als einzige A d e l s familie des Südharzes hatten die Honsteiner auch in mittelalterlichen Chroniken eingehendere Beachtung g e f u n d e n 2 . D i e A n f ä n g e des Grafenhauses deuten noch in nichts auf die später dominierende Stellung in Nordthüringen hin. Im Jahre 1154 führten die 1
Burg Ilfeld ehedem beim heutigen, gleichnamigen Flecken; Burg Honstein (so stets im Mittelalter, nicht „Hohnstein" oder „Hohenstein") oberhalb des Fleckens Neustadt. Zu Geschichte und Genealogie des Geschlechtes allgemein vgl. M e y e r , Grafen von Honstein; drs., Burg Hohnstein; E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 54 ff. und v. I s e n b u r g , Stammtafeln III, Tf. 47 f. 2 Neben gelegentlichen Erwähnungen in der Erfurter Annalistik (MG Scr. rer. Germ. 44 p. 195, 332, 368, 384, 391 u. a.) vor allem in der Reinhardsbrunner Chronik und in einem Bericht des Ilfelder Mönches Joh. Caput von ca. 1300, vgl. dazu u. S. 65 ff. 3 Die Grafen in staufischen Diplomen: Reg. Thür. II 149, 398, 473, 635, 793 f., 798 f., 862, 1264, 1609 f., 1640, 1834 f., 2086; II1196 f. aus den Jahren 1157—1204 und 1215—1231. In Diplomen Ottos IV.: Reg. Thür. II 1374, 1406, 1644 aus den Jahren 1208 bis 1212. In Mainzer Urkunden: Reg. Thür. II 101, 153 f., 674 f., 939, 1375, 2461 aus den Jahren 1155—1227. In weifischen Urkunden: Reg. Thür. II 81, 285, 456; III 798, vgl. II 251, 473, 561, 586, 2156; III 797 aus den Jahren 1154—1172 und 1239. In Urkunden der Landgrafen: Reg. Thür. II 642, 753, 760, 881 usf., Bürgen für den Landgrafen: Reg. Thür. II 635; III 618, der Landgraf vermittelte bei Erbauseinandersetzungen im Honsteiner Hause: Reg. Thür. II 1210, — alles seit dem Jahre 1182.
Entwicklung des Komitats
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Urkunden überhaupt zum ersten Male einen Adelger von Ilfeld an. In der Folgezeit begegnen Adelger, seit 1155 als comes, und sein gleichnamiger Sohn in der Umgebung der Kaiser, der Erzbischöfe von Mainz und Heinrichs des Löwen. Nach 1180 traten an die Stelle des Herzogs die Landgrafen von Thüringen 3. Seit 1182 nannte sich das Geschlecht nach der Burg Honstein, bis 1188 noch wechselnd mit der älteren Herkunftsbezeichnung 4 . In Ilfeld gründete es um 1189 ein Prämonstratenserstift 5 .
2. G r u n d b e s i t z Es erscheint ratsam, die Aufzählung des Honsteiner Grundbesitzes im wesentlichen auf die bis etwa 1270 erwähnten Güter zu beschränken. Denn in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts verschob sich die Basis der nutzbaren Rechte durch den Erwerb der Klettenberger, Kirchberger und Scharzfelder Besitzungen 6 , durch Belehnungen 7 wie allgemein durch die Arrondierungstendenzen der Landesherrschaft so sehr, daß sich für die Folgezeit das ursprüngliche Grundeigentum von späterem Zuwachs nicht mehr einwandfrei trennen läßt. Unter dieser Voraussetzung betrachtet, gliederte sich der Honsteiner Güterbesitz in zwei größere Komplexe, die der Höhenzug der Hainleite voneinander schied. Im Norden verfügten die Grafen über die Wälder und Gewässer des Südharzes, in einer Ausdehnung vom Ravensberg bis zum Birkenmoor 1 Nach Ilfeld bis 1181 sowie 1182 und 1188: Reg. Thür. II 596, 642, 793, doch vgl. u. S. 63 f. Nach Honstein seit 1182: Reg. Thür. II 653, 675, 794 usf. Sdiloß Honstein selbst zuerst 1202 erwähnt: Reg. Thür. II 1220. 5 Reg. Ilf. 1, 4; allgemein vgl. M e y e r , Ilfeld. 6 Zum Erwerb der Klettenberger Güter vgl. o. S. 23 f., der Scharzfelder o. S. 40 Anm. 43, der Kirchberger Güter Reg. Thür. III 2752, 2758; IV 259, 1530 und o. S. 31 Anm. 95. 7 Belehnungen durch den Landgrafen: 1263 mit der Burg Spatenberg und der Windleite (bei Sondershausen) mit allen Rechten: Reg. Thür. III 3064, vgl. III 3527; 1268 mit der Befestigungshoheit auf den gräflichen Gütern zu Ehrich und Greußen: Reg. Thür. IV 229, 536, 759; 1279 mit Herrschaft und Wildbann auf der Hainleite: Reg. Thür. IV 1724 f.; 1293 mit der Arnsburg und Zubehör (südöstl. Sondershausen), 1299 mit der Vogtei über Kloster Dietenborn (westl. Sondershausen): M e y e r , Grafen von Honstein, S. 500, 513; 1298 mit der Hälfte der Grafschaft zu Voigtstedt (südl. Sangerhausen)): Reg. Stoib. 224 usf. Belehnungen durch den Erzbischof von Mainz 1242 mit Gütern zu Oberspier (südl. Sondershausen), durch den Abt von Fulda 1268 mit Sömmerda und Abtsbessingen (ebenda): Reg. Thür. 1026; IV 264 f.
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Die Grafen von Ilfeld-Honstein
und von Braunlage bis I l f e l d 8 .
Sie besaßen damit ein geschlossenes
Waldrevier, das im Norden vermutlich von den Forstbezirken der Königshöfe Bodfeld und Hasselfelde, im W e s t e n vom Scharzfelder Harzanteil begrenzt w u r d e 9 .
Hinzu kamen Honsteiner Rechte an den
Rodungs-
dörfern und Ortschaften des südlichen W a l d r a n d e s , wo auch der größte Teil der gräflichen Ministerialen angesessen w a r 1 0 . Stücke dieses Güter8 Reg. Thür. II 1867, 2119; III 192 f., 330, 681, 1123, 1313, 1572, 1607, 1760. 2158, ¿260, 2467, 2769, 2825; I V 914; Reg. Ilf. 4, 11, 20, 66, 77, 149, 163; Ardi Wolfenbüttel, Urk. Abt. 25, nr. 261 (Reg. Thür. I V 259 unrichtig und unvoll ständig). 9 Zur Grenze der Scharzfelder Forsten vgl. o. S. 41 Anm. 47; zur Grenze der Bodfelder und Hasselfelder Forsten H ö f e r , Bodfeld, (1896) S. 358 £f., (1897) S. 370 ff. 10 Güter in und bei Sachsa: Reg. Thür. III 385, 773, 1607. Daß Sadisa erst 1230 honsteinisdi geworden sei (so Deutsches Städtebuch II S. 655 f.; III 1 S. 315), beruht auf der irrtümlichen Auslegung einer zu Ellrich ausgestellten Urkunde, vgl. o. S. 23 f. Güter in und bei Appenrode: Reg. Thür. II 873; III 775, 2286 (vgl. v. A r n s w a l d t , Familiengeschichte, VI nr. 47); IV 2389, 2993; Reg. Ilf. 42. Güter in und bei Ilfeld: Reg. Thür. III 940; Reg. Ilf. 1, 4; ursprünglich Krongut: Reg. Ilf. 4, 55, 121. Güter in und bei Woffleben und Niedersachswerfen: Reg. Thür. III 940; Reg. Ilf. 42, 66; beides noch 1140 unmittelbares Krongut: Reg. Thür. I 335, 1406. Herren von Honstein, später nach Osterode unterm Honstein benannt, seit 1178 erwähnt, vgl. v. A r n s w a l d t , Familiengeschichte. Herren von Klusingen (wüst südl. Werna) seit 1209: Reg. Thür. II 1448, 1766; III 85, 631 usf. Herren von Königerode seit ca. 1212; Reg. Thür. II 1534, 1766 usf., vgl. Reg. Ilf. 31. Herren von Wülferode (wüst südl. Werna) seit ca. 1212: Reg. Thür. II 1534, 1988 usf. Dietridi von Werna, Honsteiner Förster, seit 1233: Reg. Thür. I I I 330, 385, 582, 2260 usf. Werner von (Nieder-)Sachswerfen ca. 1212 und 1217: Reg. Thür. II 1534, 1766, nach ihm keine Herren von Sachswerfen mehr erwähnt, doch schon 1187 ein Walung von Sachswerfen in einer Klettenberger Urkunde (Landding? Vgl. u. S. 96, 121 f.: Reg. Thür. II 778. Werner und Heinrich von Woffleben 1217 und 1233: Reg. Thür. II 1766, 2119, nach ihnen keine Herren von Woffleben mehr erwähnt, doch bereits in einem Schriftstück von 1103 ein Werner von Woffleben, vgl. u. S. 57. Nach P o s s e , Siegel, IV S. 1 5 f . bestand zwischen denen von Holbach (südl. Klettenberg, dazu vgl. u. S. 121 Anm. 21), Werna, Wülferode, Königerode und Sundhausen (vgl. u. Anm. 12) Wappengleichheit und wohl auch Stammverwandtschaft.
Ein Heinrich „de Sassa", der 1232 ein Honsteiner Lehen trug, war Bürger zu Nordhausen und nannte sich, nach den Formen seines Namens zu schließen („de Saxa", „Saxo", „Sadise", „Conrad Sassenson" usw.), wohl eher nach Sachsen als nach dem heutigen Flecken Sachsa: Reg. Thür. II 1219; III 312, 706, 1042, 1062, 1953, 2609 usf.
Grundbesitz im und am Harz
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komplexes veräußerten die Grafen seit etwa 1190, seitdem sie überhaupt selbst handelnd in den Quellen erwähnt wurden. An den Bereich des Harzes schloß sich nach Süden, g e t r e n n t d u r c h einen Landstrich wahrscheinlich erst späten Landesausbaues u , Honsteiner Besitz in der westlichen Goldenen Aue an 12 . Er spielt in der Güterpolitik der Grafen seit etwa 1231 eine größere Rolle 13 . Nach diesem Zeitpunkte Zur Lage der hier und im Folgenden genannten Ortschaften vgl. M e y e r , Wüstungen, und ders., Wüstungskarte, s. v. 11 Vgl. o. S. 12. 12 Güter in und bei Sundhausen: Reg. Ilf. 32, 58, 64; dort ursprünglich Krongut: Reg. Imp. II 2 868; S i l b e r b o r t h , Nordhausen, S. 15, 47, 620. Herren von Sundhausen, seit 1247 erwähnt, vermutlich Honsteiner Dienstmannen: Reg. Ilf. 44, Reg. Thür. III 775 usf. Güter zu Uthleben und Hamma: Reg. Thür. III 841, 940, 2260, 2894, 3232 f. Herren von Uthleben seit 1227 in Honsteiner Urkunden, doch schon 1193 und 1224 auf dem Klettenberger Landthing (vgl. u. S. 96, 121 f.): Reg. Thür. II 945, 2198, 2468; III 85 usf. Güter zu Urbach, Windehausen, Heringen, Görsbach mit den Wüstungen Othstedt, Beringen, Elre, Hörne, Lappe, Berbisleben und Nikolausrode: Reg. Thür. II 1766, 1835, 1644, 1988, 2189; III 221, 386, 841, 849, 1123, 1761, 2158, 2260, 2768, 2825, 3121. Alle diese Ortschaften, außer Görsbach (vgl. o. S. 11), ursprünglich Krongut: Reg. Thür. I 1290; II 380, 412, 452, 794, 1162, 1640, 1644, 1766, 1835; III 841, 849, 1761, 3121; IV 1643, 1945 u. ö.; vgl. auch M e y e r R a c k w i t z , Helmegau, (1889) S. 113ff.; S i l b e r b o r t h , Nordhausen, S. 15, 76 u. a. — Herren von Görsbach 1233 in Honsteiner Urkunde, 1157 in einem Diplom Barbarossas: Reg. Thür. II 146; III 312. In Heringen wahrscheinlich ein Reichsministerialensitz: 1172 bestätigte Barbarossa, daß ein Reinhard von Heringen dem Kloster Walkenried Ländereien vermacht hatte, 1181 begegnet ein Widego von Heringen zusammen mit den Grafen von Ilfeld und von Scharzfeld und dem Reichsvogt von Nordhausen (Reg. Thür. II 452, 596); 1187 bezeugte ein Vogt Hartmann von Heringen in Gemeinschaft mit Reichsministerialen eine vermutlich auf dem Klettenberger Landthing ausgefertigte Urkunde (Reg. Thür. II 778, vgl. u. S. 96, 121 f.); Bestätigung der Könige eingeholt (Reg. Thür. II 1644, 1766, 1835), oder sie gingen vom Landgrafen und von Kloster Fulda zu Lehen oder aber sie rührten aus der Vogtei über Walkenrieder Klostergüter her (vgl. u. S. 50, 52 f.). 1193—1231 führten die Urkunden einen Heinrich von Heringen an, stets an hervorragender Stelle und meist in Beziehungen zum Reichsgut und zu anderen Rittern, die gleich ihm wahrscheinlich Reichsdienstmannen waren (Reg. Thür. II 945, 1264, 1323, 1448, 2478; III 110, 221). Um 1227 diente ein Heinrich von Heringen zusammen mit Herren von Brücken, Kölleda und Roßla als Burgmann auf der von König Heinrich (VII.) privilegierten Burg „Königsberg", unter der man die Reichsburg Kyffhausen verstehen kann (Reg. Thür. II 2478, vgl. III 1043 und u. S. 90 Anm. 101). Erst seit 1231 nannten sich Honsteiner Ministeriale nach Heringen und führten auch den Vogttitel weiter (Reg. Thür. III 313, 330, 386, 582, 771, 841, 935, 1038 usf.). Vgl. auch u. Anm. 16. 13 Die bis dahin erwähnten und veräußerten Honsteiner Besitzungen im Harzvorland wurden ausdrücklich a b Reichslehen bezeichnet, zu ihrem Verkauf die 4 Masdier, Reidisgut und Komitat
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Die Grafen von Ilfeld-Honstein
wurden Honsteiner Anrechte auch in Dörfern westlich Nordhausens namhaft gemacht 1 4 . Der Harz und sein südliches Vorland zählten im 10. und 11. Jahrhundert fast geschlossen zum Krongut 1 5 , sodaß man auch die Besitzungen der Grafen von Honstein in diesem Landstrich zum überwiegenden Teile auf früheres Reichsgut zurückführen darf, soweit sie nicht überhaupt ausdrücklich als Reichslehen bezeichnet wurden. Für einen Abschnitt des Helmeriedes bei Heringen waren die Grafen allerdings dem Landgrafen verpflichtet, der ihn seinerseits vom Fuldaer Abte zu Lehen trug 1 6 . Südlich der Hainleite konzentrierte sich Honsteiner Grundeigentum im Räume zwischen Sondershausen und Greußen. D a sich für Grundstüdeserwerbungen größeren Stiles in dieser Gegend offenbar kein Interessent, vor allem kein Zisterzienserkloster, gefunden hat, benennen die UrkunSelbst ihr Hauskloster Ilfeld dotierten die Grafen vor 1233 außer mit Teilen ihres Stammgutes in Mittelthüringen (vgl. u. S. 51) nur mit Wäldern, Gewässern und Rodungsgütern im Harz (Reg. Ilf. 4, 11, 20; Reg. Thür. II 841, 873, dagegen III 387), für die Prämonstratensermönche sicher eine wenig willkommene Ausstattung. 14 Güter zu Obersalza und Krimderode: Reg. Thür. III 582, 940. Beide Dörfer Reichslehngut: Reg. Stoib. 1065, 1072 f.; F ö r s t e m a n n , Schriften, S. 170 ff. Die Reichsministerialen von Obersalza (vgl. Reg. Thür. II 146, 1323; III 65, 777, 781, 1387, 1874 f.; Reg. Imp. VI 1 2383; VIII 4635; F ö r s t e m a n n , Schriften, S. 170 ff.; E b e r h a r d t , Krongut, S. 74 f.; B o s l , Reidisministerialität; II S. 546, 554, 563, 568 verlegt sie zu Unrecht nach Langensalza), seit 1157 erwähnt, in Honsteiner Urkunden 1235 und 1246: Reg. Thür. III 582, 1313. Güter zu Hesserode: Reg. Thür. III 221, 1301, 2190; Reg. Ilf. 26, 58, 56, Hesserode ursprünglich vermutlich Krongut: S i l b e r b o r t h , Nordhausen, S. 15, 47, 620. Honsteiner Höfe in Nordhausen erst zu 1261 und 1313 erwähnt: Reg. Ilf. 185, Reg. Thür. III 2894. Ober das Verhältnis der Grafen zur Reichsstadt Nordhausen vgl. u. S. 121 Anm. 22. Herren von Werther, 1209 und 1229 in Klettenberger Urkunden, seit 1231 in der Umgebung von Honstein: Reg. Thür. II 1448; III 83, 221, 350, 582 usf. 15 Vgl. o. S. 8 ff. 16 Reg. Thür. II 105; UB Walk. I 240; vgl. o. S. 11 Anm. 30. Aus dem Lehen an Riedstrecken nördlich Heringen folgt nicht, daß damals die westliche Hälfte der Goldenen Aue landgräfliches Lehen war (anders v. A r n s w a l d t , Familiengeschichte, I S. 17 f.), ebenso bleibt unbewiesen und unwahrscheinlich, daß Schloß und Herrschaft Heringen seit 1330 von den Landgrafen an die Honsteiner zu Lehen gingen (anders M e y e r , Burg Honstein, S. 20). Vielmehr beanspruchten im 14. Jahrhundert die Weifen das Schloß Heringen als ihr Lehen, weil es zu dem mit der Burg Hohnstein verbundenen Territorium gehörte (UB Herz. v. Braunschw. II 79, vgl. u. S. 60 ff.), und erst 1402/1405 veräußerten die Honsteiner Haus und Stadt Heringen an den Landgrafen (Cod. d. Sax. I B 2 439, 617). Die Darstellung der Geschichte Heringens im Deutschen Städtebuch, II S. 543, steht für das 12. und 13. Jahrhundert mit den Quellen nicht in Einklang.
Grundbesitz in Nord- und Mittelthüringen
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den hier lediglich einzelne H u f e n und Weinberge, dafür aber Patronate über mindestens fünf Kirchen und Kapellen in den Dörfern nördlich Greußens 17. Anders als am Harz lassen sich keine Lehnsbindungen erkennen oder vermuten, denen die Honsteiner Güter in Mittelthüringen unterworfen gewesen wären; wir dürfen sie vielmehr als Eigengut der Grafen ansehen 1 8 . Es findet sich seit der W e n d e des 12. Jahrhunderts in den H ä n d e n der Grafen bezeugt. N e b e n diesen beiden Güterkomplexen lagen Honsteiner Besitzungen geringeren Ausmaßes verstreut auf dem Obereichsfelde, in Nohra (südwestl. Nordhausen), bei Frankenhausen und bei Erfurt 1 9 . Für Ländereien und Rechte am Nordharz dienten die Grafen dem Halberstädter Stift als Vasallen 2 0 , während der Kirchenpatronat und einzelne Grundstücke bei Benennungen (östl. Roßla) vielleicht von Magdeburg zu Lehen gingen 2 1 . 17 Zwei Kirchenpatronate zu Greußen, je einer zu Feldengel, Holzengel und Hohenebra, Ländereien zu Greußen, Feldengel, Holzengel und Hohenebra: Reg. Thür. III 1012, 1579; Reg. Ilf. 1, 19, 21, 33, 58. Honsteiner Ministeriale in Rockstedt: UB Eidbsf. 224. Herren von Rodcstedt, Greußen und Topfstedt (nördl. Greußen) und ein Schultheiß von Holzengel in Honsteiner Urkunden: Reg. Thür. II 2189; III 1579 f., 1775. Über mutmaßliche Rechte der Honsteiner zu Otterstedt, Greußen und Martbach (wüst nördl. Greußen) vgl. u. S. 53, 58. 18 Zur Struktur der Besitzverhältnisse im nördlichen Mittelthüringen vgl. o. S. 16. Die Herrsdiaf tsrechte übte hier im 13. Jahrhundert vornehmlich der Landgraf aus: Reg. Thür. III 395; Reg. Ilf. 79, 83 und o. S. 47 Anm. 7. 19 1246 Zehnt eines Gutes zu Hausen (nördl. Worbis), vielleicht Mainzer Lehen: Reg. ThuT. III 719, 1423. 1254 und später mehrere Hufen zu Nohra, als Heiratsgut von Seiten der Grafen von Regenstein: Reg. Thür. III 2260, 2566, 3071; IV 343. Nodi im Jahre 1305 erwähnte eine Urkunde eine Hufe dictum Regensteyn zu Nohra: UB Walk. II 659. 1268 ein Gehölz östl. Erfurt, das als Honsteiner Lehen Widego von Linderbach (östl. Erfurt), 1217—1239 unter den Honsteiner Ministerialen (Reg. Thür. II 1766, 1988 usf.; III. 582, 841), besaß und dem Peterskloster zu Erfurt veräußerte: Reg. Thür. IV 210, 281. 1242 ein Gut zu Helmbrechtesdorf (wüst westl. Frankenhausen) mit Kirchenpatronat: Reg. Thür. III 1043. Über Honsteiner Rechte zu Rottleberode (südl. Stolberg) vgl. u. S. 87 ff. 20 Reg. Thür. II 1534, 1636, 1844 f., N 40. Vgl. auch Reg. Thür. II 873; III 1893; Reg. Ilf. 33; UB Herz. v. Braunsdiw. II 484; M e y e r , Grafen von Honstein, S. 403. 21 Reg. Thür. III 2440; IV 179, 1524, 1956. Auch über die Kirche zu Thürungen (westl. Roßla) besaßen die Honsteiner das Patronatsrecht: Reg. Thür. III 1473. Breitungen und Bernsrode (nördl. und wüst nordwestl. Roßla) waren seit 961 magdeburgisch, Bennungen (östl. Roßla) wurde 1112 mit anderen Orten dieser Gegend von Mainz an Magdburg getauscht, das Erzstift Mainz besaß im Anfang des 12. Jahrhunderts u. a. das Dorf Widcerode (nordöstl. Roßla): UB
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52 3.
D i e Grafen von Ilfeld-Honstein
Funktionen
Der Verteilung des Grundbesitzes entsprachen die Funktionen der G r a f e n , soweit sie bis zur Mitte des 13. J a h r h u n d e r t s in den U r k u n d e n zum Ausdruck kamen. W i e zu erwarten war, übten sie die Vogtei über das von ihnen gestiftete u n d dotierte Kloster Ilfeld aus 2 2 . Seit etwa 1162 amtierten sie auch als Vögte des Klosters H o m b u r g (bei Langensalza). Aus dem E r b e Lothars von Supplinburg war die Abtei an Heinrich den Löwen gelangt, u n d der Herzog hatte die Honsteiner mit der Vogtei belehnt. U m 1224 konnten sich die Mönche von den Eingriffen ihrer Edelvögte freikaufen, nachdem sie schon vorher versucht hatten, deren Ansprüche durch Verfälschung der entsprechenden U r k u n d e n zu bestreiten 23 . Wichtigere Aufschlüsse vermitteln uns die A u f g a b e n der G r a f e n gegenüber dem Kloster W a l k e n r i e d . In den J a h r e n 1212—1229 veräußerten sie nämlich ihre Vogteirechte über das Dorf Nikolausrode (wüst östl. Nordhausen), über H u f e n zu Othstedt (wüst nördl. Heringen) u n d in u n d bei N o h r a (westl. Nordhausen), — über Liegenschaften, auf denen die Mönche als Grundbesitzer bereits wirtschafteten. Nikolausrode u n d Othstedt gehörten f r ü h e r e m Krongut a n ; der dritte Vogteibezirk erstreckte sich jedoch über Ländereien, die das Kloster 1197, wahrscheinlich vogtfrei, vom Domkapitel zu N a u m b u r g erworben hatte. Z u Nikolausrode u n d N o h r a w u r d e ausdrücklich vermerkt, d a ß die Honsteiner Vogteien vom Reiche zu Lehen g i n g e n 2 4 . 1224 n a h m e n die G r a f e n einige G r u n d Magd. 27, 31, 76, 196, U B Mainz 616. Vielleicht bildeten alle diese Güter rund um Roßla einen größeren Magdeburger Güterkomplex, der an Honstein verlehnt war. Ein Otto von Roßla ca. 1212—1238 Honsteiner Burgmann (Reg. Thür. II 1534, 1681 usf.; III 499, 773), während die übrigen Angehörigen dieses Geschlechtes in den Urkunden anderer Dynasten auftraten. 22 Reg. Ilf. 4, 5, 9, u. a. 23 U B Heinr. d. L. 3 ff., 53, 69, 111 ff.; Reg. Thür. II 760, 881, N 43, 2156, 2199, 2211, 2241. Zu Kloster Homburg vgl. F ö r s t e m a n n , Homburg, S. 27 ff.; H ü t t e b r ä u k e r , Heinrich d. L., S. 13; zu den Urkundenfälschungen J o r d a n , Klosterpolitik, S. 21 £f. 24 1212/1215 Veräußerung der Vogtei über Nikolausrode an das Kloster; die Villa, Dienstlehen des zu 1187 erwähnten Reichsministerialen Gerung von Othstedt und seines Bruders, besaß das Kloster schon seit längerer Zeit: Reg. Thür. II 778, 1644; III 849. 1221 Vogtei über einige Hufen zu Othstedt und andere Rechte in der Nachbarschaft; Walkenrieder Erwerbungen zu Othstedt (zum Krongut dort vgl. o. S. 49 Anm. 12) wurden seit 1199 genannt: Reg. Thür. II 1162; III 849; Arch. Wolfenbüttel, Urk. Abt. 25, nr. 67 (UB Walk. I 116 unvollständig). 1229 Vogtei über mehr als 33 Hufen zu Nohra, Hainrode, Mörbach und Madungen (alles bei Nohra); die Hufen hatte 1197 das Naumburger Domkapitel
Reichsvögte über Walkenrieder Klostergüter
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stücke zu Othstedt, bevor sie der Verkäufer dem Kloster ausfolgerte, in ihren besonderen Schutz, obwohl ihnen vordem vermutlich keine eigenen Rechte an diesen Äckern zugestanden hatten 2 5 . Auch später noch beanspruchten sie von den Walkenrieder Wirtschaftshöfen Dienste und A b gaben, die als Vogteigefälle gedeutet werden können 2 6 . Walkenried besaß keinen adligen Gründervogt, sondern partizipierte wohl von vornherein an der besonderen Form der Zisterzienser-Klostervogtei, die die hoheitlichen Aufgaben dem Landesherren überließ 2 7 . L a n desherr in Nordthüringen aber war bis in das 13. J a h r h u n d e r t hinein der König 2 8 . Anscheinend hatte also das Reich die Ausübung seiner Vogteirechte über jenen Teil der Klostergüter, an dem ein adliger Vorbesitzer keine Rechte geltend machen konnte, den G r a f e n von Honstein übertragen. Einmal, zum J a h r e 1212, wurde auch des Honsteiner Komitatsgerichtes gedacht. Der Propst des Pöhlder Stiftes ließ damals einige H u f e n zu Otterstedt (nördl. Greußen) zugunsten des Klosters Ilfeld auf, und zwar in Gegenwart des Mageburger Erzbischofs, des Regenten der Propstei Pöhlde, und des G r a f e n von Honstein, des Vogtes von Ilfeld. Die Resignation f a n d statt anläßlich eines iuidicium comitiale des Grafen. Über den Gerichtsort verlautet nichts 29 . D a die Zuständigkeit eines Gerichtes bei Auflassung von Liegenschaften jeweils nach der geographischen Lage des Gutes entschieden wurde 8 0 , ohne rechtliche Einschränkungen an Walkenried verkauft; in der gleichen Gegend hatten die Mönche auch sdion vorher Naumburger Güter erworben: Reg. Thür. I 1285, 1520; II 1057; Ardi. Wolfenbüttel, Urk. Abt. 25, nr. 90 ( U B Walk. I 164 f. unvollständig). — " Reg. Thür. II 2189. 28 Reg. Thür. III 386, 681. Ähnliches für den Bereich des Komitates der Grafen von Lohra und von Beichlingen-Lohra: Reg. Thür. II 1974; III 82, 240, 382, 2363; I V 156, 1146; UB Walk. I 310. 27 Dazu zuletzt M a y e r , Fürsten und Staat, S. 211 ff. Vgl. audi o. S. 11 Anm. 34 sowie R a t h g e n , Klostervogtei. 28 Vgl. o. S. 12, u. S. 117 ff. u. ö. 29 Reg. Ilf. 9. Bei Otterstedt und inmitten der Honsteiner Eigengüter (vgl. o. S. 50 f.) lag zu Winkel (wüst westl. Otterstedt) eine Gerichtsstätte, die um 1300 und auch später den Mittelpunkt eines besonderen Gerichtsbezirkes bildete (vgl. o. S. 31 Anm. 95 und I r m i s c h , Beiträge, II S. 231 f.). Vielleicht darf sie mit der Stätte des Grafengerichtes von 1212 und überhaupt mit dem Komplex der Honsteiner Erbgüter in Verbindung gebracht werden. Vgl. auch u. S. 73 zur Kirchberger Gerichtsstätte zu Toba. M
Vgl. u. S. 95.
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Die Grafen von Ilfeld-Honstein
besagt die Tätigkeit des Honsteiner Gerichtes außerhalb des eigentlichen Komitates also, daß die Honsteiner ihre gräflichen Rechte auch auf den Raum ihres Erbgutes, rund um Greußen, ausgedehnt h a t t e n 3 1 . Daneben versahen die Grafen ein Amt, auf das sie schon sehr früh und immer wieder Bezug nahmen: Sie handhabten das Forstrecht im Südharz. Der spezielle Inhalt dieser Aufgabe, die sich vom einfachen Besitz am Waldbestande deutlich abhob 3 2 , wird in mehreren Urkunden genauer umschrieben. Darnach erlaubten die Grafen den Kauf und V e r kauf von W ä l d e r n sowie ihre Nutzung durch Holzschlag und Viehweide, sie erhielten dafür einen Forstzins und verfügten über J a g d - , Fisch- und Vogelfang 3 3 ; auch die Errichtung von Schmelzhütten im W a l d e bedurfte ihrer Genehmigung und brachte ihnen einen Kupferzins ein, gleichwie dem Reichsvogt von Goslar hinsichtlich des Goslarer Bergwerksbezirkes 3 4 . Schließlich umfaßte das Forstrecht auch die hohe Gerichtsbarkeit über die im Forste begangenen S t r a f f ä l l e 3 5 . Umfang Forschung differieren bezirks, ob
und Bedeutung der mittelalterlichen Forsten haben in der sehr unterschiedliche Auslegungen erfahren. Die Ansichten einmal hinsichtlich der räumlichen Erstreckung eines Forstnur über W a l d oder sogleich auch über Kulturland, und zum
Vgl. dazu u. S. 130 f. Reg. Thür. III 681, 1123, 1313. 3 3 Reg. Thür. III 192, 330, 681, 1123, 1313, 1607, 1760, 2260, 2 8 2 5 ; U B W a l k . I 226. A 10; W a i t z , Verfassungsgeschichte, V I I S. 267. 3 4 Reg. Thür. III 681, 2260. Zu den Goslarer Verhältnissen vgl. U B Gosl. II 401, 4 8 0 ; N i e s e , Reichsgut, S. 89'f., 182 ff.; F r ö l i c h , Besitzverhältnisse, S. 127 f.; ders., Vorgeschichte, (1929) S. 253 Anm. 90, (1930) S. 312. 3 5 U B W a l k . I A 13: Nach Verkauf des Forstrechtes in bestimmten W ä l d e r n . . . ulterius comes exprimit de judiciis, si quis de familia monasterii sanguinem fuderit, mutilationem fecerit aut quoquo modo rixam aut dissentionem excitaverit sola manu mortua excepta, hoc non jure jurisdictionis sed monasterii pertineat libertati. U B W a l k . I A 22: . . . retinens tarnen sibi jus foresti ibidem in aucupiis, venationibus judiciisque rixae et percussurae aut sanguinis, hoc excepto, quod in habitaculis, si quae per monasterium ibidem constructa fuerint, Sua non intererit alicujus causae judicium exercere. Ähnlich U B W a l k . I 211, 251, A 10; aus den J a h r e n seit 1237. Die Hochgerichtsbarkeit sollte also dem Kloster zustehen, wenn Angehörige des Klostergesindes straffällig werden, in allen anderen Fällen sowie bei Totschlag blieb das Verfahren dem Hochgericht des Grafen; vgl. dazu H i r s c h , Gerichtsbarkeit, S. 209 f. u. ö. 31
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Die Hochgerichtsbarkeit wurde hier lediglich durch die Körperverletzung charakterisiert, wie auch in einem landgräflichen Privileg für die Stadt Gotha von 1265 (Reg. Thür. III 3263 f.: . . . super conflictu pugillatorio . . . nisi manus mortua presens fuerit . . . , anders H i r s c h , Gerichtsbarkeit, S. 34, 158 ff., 2 0 9 f. Vgl. auch M a y e r , Geschichtliche Grundlagen, S. 15 f.; K r o e s c h e l l , funger W a l d , S. 17.
Kau-
Forstrecht im Südharz
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anderen in Bezug auf das entscheidende Wesensmerkmal des Forstbegriffes, der entweder auf die Jagd beschränkt oder von vornherein auch auf andere Hoheitsrechte, zumindest potentiell, ausgedehnt wird. Der Fragenkomplex kann hier nicht erschöpfend behandelt werden. Doch gelangen gerade die neuesten Untersuchungen zu den gleichen Ergebnissen, die auch die nordthüringischen Quellen nahelegen 3 6 . Denn wenn auch die Etymologie des Wortes Schwierigkeiten bereitet, so erscheint doch sein begrifflicher Inhalt wie die sprachliche Verwendung stets bezogen auf eine Einhegung, auf Gatter und Graben 37. Dadurch markierte er eine exklusive Nutzung, schloß fremde Ansprüche auf das Eingeforstete aus und gewährleistete — nach innen hin — die größtmögliche Fülle und Intensität der Rechte. In welcher Weise die Forstinhaber das Privileg jeweils zu nutzen verstanden, unterlag den Bedürfnissen und Tendenzen ihrer Zeit. Daß unbebautes Land zunächst fast ausschließlich zu Jagd, Fischerei u. ä. diente, kann nicht verwundern. Als dann aber Rodung, Herrschaftsbildung auf Neuland wie überhaupt landesherrschaftliche Bestrebungen in das Blickfeld des Adels traten, ermöglichten die Forsten, ohne Änderung ihrer Grundbedeutung, den Verfolg auch dieses Zweckes. Sobald sie aufgesiedelt wurden, konnte der Forstinhaber in ihnen, analog des Immunitätsbezirken, auch Gericfatsredite ausüben 3 8 . Daher läßt sich auch, jedenfalls für den hier behandelten zeitlichen und landschaftlichen Rahmen, ein umfassenderes Forstrecht nicht von einem engeren, dem „Wildbann" als reiner Jagdhoheit, trennen, wie öfters versucht wird. Der Wildbann der Herzöge von Braunschweig im Harz äußerte sich ganz in den Formen des Forstrechtes und führte zu den gleichen Konsequenzen 39. Ebenso kann der Wildbann, mit dem Lothar III. 1132 das Kloster W a l kenried privilegierte 4 0 , nicht lediglich ein Jagdrecht beinhaltet haben. 36 Vgl. zu diesem Thema u. a. W a i t z , Verfassungsgeschidite, IV S. 128 ff., VIII S. 256 ff.; T i m m e , Forestis; G l ö c k n e r , Forstbegriff; H a u e t , Kirchengeschichte, V 1 S. 89 ff.; S c h r ö d e r - v . K ü n ß b e r g , Rechtsgeschichte, S. 459, 462, 582 ff., 209 f.; W a a s , Herrschaft, S. 76 ff.; M o l i t o r , Pfleghafte, S. 120; Q u i r i n , Herrschaftsbildung, S. 71 u. ö.; B o s l , Forsthoheit; ders., Reichsministerialität, I S. 38; M a y e r , Geschichtliche Grundlagen, S. 15 ff.; ders., Fürsten und Staat, S. 269 f., 278 f., 294, 310 f.; T r i e r , First, S. 71 ff.; L i n d n e r . Weidwerk, II S. 153ff. ; K r o e s c h e l l , Kaufungerwald, S. 12ff.; jeweils mit weiteren Literaturangaben. 37 Vgl. dazu besonders Deutsches Reditswörterbuch III, Sp. 633 f., 636 f., 1012; G r i m m , Wörterbuch, IV Sp. 3 ff.; T r i e r , First, S. 71 ff.; L i n d n e r , W e i d werk, II S. 155 ff. 88 Dazu besonders die o. angeführten Untersuchungen von Waitz, Haudc, Waas, Bosl, Lindner, Mayer und Kroeschell. » Dazu u. S. 60 ff. " M G DL. III 42.
Die Grafen von Ilfeld-Honstein
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Denn die Zisterzienser waren rationell genug eingestellt, sich nicht ein Recht zu erbitten, das sie gar nicht ausüben durften, wenigstens nicht bei der ungebrochenen Strenge der Observanz in den ersten Jahrzehnten ihres Ordens. Andererseits blieb der Walkenrieder W i l d b a n n aber auch keineswegs unausgeführt und ohne W i r k u n g 4 1 , sondern muß als die Grundlage der späteren, relativen Landesherrschaft der Abtei gelten. — W i e der Forstbann muß auch der W i l d b a n n im f r ü h e n und hohen Mittelalter, wenn nicht etymologisch, so doch inhaltlich weniger einen Bann über das Wild, als vielmehr einen Bann über die Wildnis bedeutet haben. Vermutlich auf G r u n d ihres Forstrechtes sahen sich die Honsteiner auch berechtigt, im Harz Befestigungswerke zu errichten. Überhaupt erweist gerade der Verlauf ihres Kampfes gegen die G r a f e n von Klettenberg, wie sehr die Macht der Honsteiner an den Harz gebunden war. Nicht von Ilfeld oder Hesserode aus, die Helme und Zorge aufwärts, erfolgte der Angriff, sondern vom Norden, vom Harz her 4 2 . Die U r kunden grenzen sogar noch um die Mitte des 13. J a h r h u n d e r t s die Ausdehnung der Honsteiner Grafenrechte ausdrücklich auf den Forstbezirk im Harz ein, wenn sie zweimal angeben, daß gewisse Nutzungsrechte, die sich nur auf die Harzwälder bezogen haben können, gewährt wurden per omnem comitiam et dominationem nostram *3. Nach alledem bildeten offensichtlich die Befugnisse der G r a f e n im Reichsforst und in seiner aufgesiedelten Randzone die wesentliche G r u n d lage ihres Komitates. Hinzu trat die H a n d h a b u n g der Reichsvogtei über Walkenrieder Klostergüter. 41
Anders Reg. Thür. I 1162 Anm.; M G DL. III 42 Anm.; L i n d n e r , Weidwerk, II S. 209. 42 Vgl. o. S. 23 Anm. 40. 43 U B Walk. I 302 zu 1254: Der Graf von Honstein gestattet dem Kloster Walkenried, ohne Bezahlung, die Weide . . . per omnem comitiam et dominationem nostram . . . D i e Weidenutzung wurde in den Jahren vorher sdion öfters erwähnt, doch stets im Zusammenhang mit dem Harz, als Waldweide (vgl. o. S. 54 Anm. 33). Eine Befugnis, die Weideflädien des Harzvorlandes und der Goldenen Aue, in der Ausdehnung der späteren Grafschaft Honstein, ohne Gegenwert abzuweiden, erscheint unvorstellbar. U B Walk. I A 22 zu 1260: Der Graf von Honstein verkauft dem Kloster Walkenried Holzmarken im Harz mit Ausnahme des Forstredites, . . . concedit novas et veteres semitas per totum dominium Suae comitiae et in omnibus Suis lignis. Libertat nihilominus monasterium tali gratia, ne forestarii aut ceteri homines Sui idern occasione cujuslibet culpae in viis praefatis inpediant. Der Ausdruck semitas, die Interessen des Klosters im Zusammenhang mit dem Erwerb von Forstbezirken sowie der Befehl gerade an die Förster legen auch hier die Beschränkung auf den Harz nahe.
Herkunft des Hauses nach urkundlichen Quellen 4. H e r k u n f t d e r G r a f e n u n d i h r e s K o m i t a t e s urkundlichen Quellen
57 nach
In den thüringischen Urkunden des beginnenden 12. Jahrhunderts begegnet der Name Adelger verhältnismäßig selten. Doch lassen sich 1119 bis 1140 und 1121 bis 1140 zwei Kanoniker des Erfurter Marienstiftes namens Adelger nachweisen 44 ; später zeigten sich die Grafen von Honstein mit den Erfurter Stiften in gewisser Weise verbunden 4 5 . Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts machte aber gerade im Räume südlich Sondershausens ein Edelfreier Adelger von sich reden, und zwar stets zusammen mit einem Christian, in dem man den Stammvater der Grafen von Rothenburg vermuten darf. Die Rothenburger verfügten, wie die von Honstein, über Eigengüter im nördlichen Mittelthüringen, und auch die Art und Entstehungszeit ihres Komitates weist viele Parallelen zu dem der Honsteiner auf 4 6 . Schon 1103 bezeugten ein Dokument über die Errichtung einer Pfarrkirche zu Woffleben (nordwestl. Nordhausen) die Laien Adelger, Elker, Cerstan u. a. inmitten von Personen, die besonders häufig in Mainzer Urkunden auftraten 4 7 . Die Aufzeichnung gibt jedoch zu Zweifeln an ihrer Zuverlässigkeit Anlaß 4 8 . Im Jahre 1109 schenkte der Edle Reinfried sein Dorf Dietenborn (westlich Sondershausen) und weitere Güter in der gleichen Gegend dem Kloster Reinhardsbrunn zum Seelenheile seiner Gemahlin und einer Reihe von Laien, die nicht mit ihm verwandt waren; unter ihnen wurden nebeneinander Adelger und Christian angeführt 4 9 . Ebenfalls Adelger und Christian hatten vor 1116 dem Kloster Goseck fünf Hufen zu „dalebrunnen" entwandt 5 0 . Diesen Ort wird man vielleicht mit Wasser-Thalleben (nördl. Greußen) gleichsetzen dürfen, in dessen Nachbardörfern die Gosecker Mönche Ländereien besaßen 5 1 . Unter den Zeugen einer 44
Reg. Thür. I 1398; U B Mainz 482, 489, 492, 508, 551. Die Grafen bezeugten Urkunden für das Erfurter Marienstift (Reg. Thür. III 677, 825, vgl. auch u. Anm. 52), das u. a. in und bei Greußen begütert war (UB Mainz 616); dort war auch das Erfurter Peterskloster begütert (Reg. Thür. I 1011, 1458; II 2350), das aber auch in Linderbadi Besitz hatte, wo es später das dortige Honsteiner Lehngut aufkaufte (Reg. Thür. I 1011, 1458; IV 210, 285, vgl. o. S. 51. 48 Vgl. dazu u. S. 89 £f. 47 U B Mainz 413, vgl. U B Mainz 363, 371, 376, 379, 381, 390, 393, 395, 399, 405, 408, 410, 418, 456 u. a. 48 Form und Inhalt des Schriftstückes, das nur in einer späten Kopie vorliegt, wie überhaupt der aufgezeichnete Vorgang als Anlaß einer Urkundenausfertigung muten sehr ungewöhnlich an. 49 Reg. Thür. I 1054, vgl. Reg. Thür. I 1010, 1014, 1057. 50 Chron. Gozec. zu 1116 = M G SS X p. 153. 45
58
Die Grafen von Ilfeld-Honstein
erzbischöflichen Urkunde für das Marienstift zu Erfurt aus dem Jahre 1119 begegnen in der Reihe der Edelen wieder Adelger und Christian 5 2 . D i e Pegauer Annalen, um die Mitte des 12. Jahrhunderts konzipiert, wußten zu berichten, daß Adelger von Ilfeld und Christian von Rothenburg den Mord an dem Grafen Cuno von Beichlingen im Jahre 1103 angestiftet hatten 5 3 . W e n n auch wohl der Chronist die Herkunftsbezeichnungen aus seiner Gegenwart zurückprojiziert hat, so bleibt doch bedeutungsvoll, daß in jenem zeitlichen und landschaftlichen Räume, den auch die oben angeführten Zeugnisse nahelegten, Angehörige des Ilfelder und des Rothenburger Hauses gemeinsam in die Geschicke ihrer Heimat eingegriffen hatten. Im Jahre 1128 bestätigte nun der Erzbischof von Mainz dem Stifte Jechaburg u. a. den Besitz einer Hufe, vermutlich zu Greußen, nebst einiger Zinsen in einem D o r f e nördlich Greußens, die zum Seelenheile eines Grafen Adelger geschenkt worden waren 5 4 . W i e schon die Lage der Güter und die Abfassungszeit der Urkunde andeuten, konnte damit lediglich Adelger von Ilfeld gemeint sein. D i e Existenz eines anderen Grafengeschlechtes in Mittelthüringen, das ebenfalls den N a m e n Adelger 51 Gosecker Besitz in Holz- und Feldengel (vgl. o. S. 51 Anm. 17): Reg. Thür. I 831, 949. Die wenigen bezeugten Besitzungen des Klosters lassen kaum eine andere Deutung zu, vgl. Reg. Thür. I 801, 831, 943, 949ff.; II 512, 657, 1052; III 3022; S t a r k e , Pfalzgrafen, S. 53 £f. Wasser-Thalleben wie Holz- und Stein-Thalleben (westl. und östl. Sondershausen) wurden im Mittelalter als „Talaheim", „Dalem", auch „Waterlosen Thalheim" bezeichnet, vgl. Reg. Thür. I, II Register und UB Walk. II 815, so daß eine Beziehung von „Dalebrunnen" auf „Brunnen-Thalheim" naheliegt. 52 UB Mainz 482. Neben den Edlen Christian und Adelger bezeugte auch ein Erfurter Kanoniker namens Adelger die Urkunde, vgl. o. Anm. 44 f. 53 MG SS XVI p. 249; über das gleiche Ereignis auch Eckehard von Aura: MG SS VI p. 225. Zu den Annalen vgl. W a t t e n b a c h , Geschichtsquellen, II S. 353 ff. Der Versuch, aus der Mordtat eine enge Verwandtschaft zwischen Beichlingen, Rothenburg und Ilfeld zu folgern ( M e y e r - R a c k w i t z , Helmegau, 1890 S. 26; M e y e r , Kirchberg, S. 229 f.), muß aus dem Bestreben verstanden werden, möglichst alle Grafengeschlechter Nordthüringens genealogisch zu vereinen, wie Meyer an anderen Stellen auch die Klettenberger von den Grafen von Ilfeld ableiten wollte ( M e y e r - R a c k w i t z , Helmegau, 1890 S. 26 ff.; M e y e r , Grafen von Honstein, S. 413; ders., Ilfeld, S. 3; vgl. dazu S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 134, 255). 54 UB Mainz 551: Eine Hufe zu „Dricten" und der Slavenzehnt zu Martbach (wüst nördl. Greußen). Dricten kann nicht, wie Reg. Thür. I 1218 geschehen, als Brüchter (westl. Sondershausen) gedeutet werden, das in den Urkunden als „Burichtridi" u. ä. erscheint, sondern ist wohl aus „Griccen" verlesen, vgl. Reg. Thür. I, II Register zu „Greußen".
Durch Lothar III. an den Harz berufen
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geführt hätte, wäre in den Quellen nicht ohne jeden Niederschlag geblieben. Der Grafentitel bezog sich offenbar bereits auf den mit der Burg Ilfeld verbundenen Komitat, denn die Grafen nannten sich bis in das 14. Jahrhundert hinein nur nach dieser Burg bzw. nach dem Honstein und erwarben Herrschaftsrechte an anderen Orten, die ihnen die Bezeichnung comes eingetragen haben könnten, erst mehrere Generationen später 5 5 . Zwischen 1119 und 1128 muß Adelger in den Besitz des Komitates am Südharz gelangt sein. Die Grundlage seiner Herrschaft dort bildete das jus forestale im südlichen Teile des Reichsforstes. Dazu gesellten sich — aber erst in späterer Zeit — Besitz und Rechte in einer Landschaft, die das 10. und 11. Jahrhundert hindurch einen fast geschlossenen Krongutbezirk gebildet hatte. Damit sind die Möglichkeiten der Entstehung des Honsteiner Komitates bereits klar eingegrenzt. Denn die Ausübung von Hoheitsrechten des Reiches und die Verfügung über Güter, die vordem dem Reiche zugestanden hatten, beides von den Königen jeweils anerkannt, läßt sich nicht denken ohne einen vorherigen Auftrag des Reiches; wollte man hier eine später sanktionierte Usurpation so weitgehender Rechte argwöhnen, müßte man eine politische Ordnung im hohen Mittelalter gänzlich leugnen 5«. Andererseits war die Verbindung zu den Komitaten der ottonischen Zeit seit mehr als einem Jahrhundert abgerissen 57 . Von einer adligen Herrschaft über Teile des Harzes und über das Reichsgut an seinem südlichen Rande erfahren wir nicht vor der Regierungszeit Lothars III., dann jedoch zugleich an mehreren Stellen. Man darf daher vermuten, daß, wie der Scharzfelder, so auch der Honsteiner Komitat unter Lothar von Supplinburg und durch sein Mitwirken neu errichtet worden ist. Der König rief dazu einen edelfreien Grundherren aus Mittelthüringen an den Harz, der im wesentlichen in und um Greußen begütert war und über dessen Vorfahren sich nichts aussagen läßt. Als dann das Kloster Walkenried in den Schutz des Reiches genommen wurde, erhielten die Ilfelder vom König die Vogteirechte auf den Klostergütern am Südharz übertragen, da sie ja auch im Harz Rechte des Reiches wahrnahmen und bis nach 1180 das einzige dieser Gegend verpflichtete Adelsgeschlecht waren 5 8 . Die Memorienstiftung im Jahre 1128 zeigt an, daß Adelger schon sehr bald nach der Übernahme des Amtes gestorben sein muß. Daher begegnet 55
Vgl. o. S. 47 Anm. 7, ferner die Titel der Grafen bei K ö h l e r , Honstein, Stammtafel. 5 « Vgl. dazu u. S. 132 ff. " Vgl. o. S. 15. 58 Vgl. o. S. 11, u. S. 75, 117 ff.
60
Die Grafen von Ilfeld-Honstein
er auch in den Diplomen Lothars III. nicht, und als der König im Jahre 1132 dem Kloster Walkenried einige Südharzwälder schenkte, mußte an Stelle Adelgers Christian von Rothenburg ihre genaue Abgrenzung vornehmen 5 ». Christian, wohl nicht nur Gefährte, sondern auch Altersgenosse Adelgers, lebte bis gegen 1150, und seit 1155 traten seine Söhne in den Urkunden auf®0, wie seit 1154 auch Adelgers gleichnamiger Sohn. In diesem Zusammenhang mag noch eine Vermutung weitergeführt werden, die man bereits vor längerer Zeit angestellt hat: Die Königshöfe im Harz (Bodfeld, Siptenfelde, Seikenfelde, Hasselfelde) ähneln sich auffallend in der Bildung ihrer Namen 61 . An den Rändern des Harzes finden sich Orte auf -feld ungleich seltener, und unter ihnen ragen Ilfeld und Scharzfeld besonders hervor. Beide Burgen lagen an der Mündung von Harztälern, an verkehrsgeographisch sehr günstiger Stelle und bildeten die Hauptorte umfangreicher und geschlossener Forstbezirke, ebenso wie die Königshöfe im Inneren des Gebirges. Sollten daher Ilfeld und Scharzfeld ursprünglich ebenfalls Jagdpfalzen beherbergt haben 62 ? Heinrich der Löwe erblickte in den Grafen von Ilfeld, ebenso wie in denen von Scharzfeld, seine Vasallen 63 , und seine Söhne beanspruchten das Obereigentum an der Burg Honstein. Auch in den folgenden Jahrhunderten führten die Weifen das Schloß unter ihren Aktivlehen auf und konnten schließlich das mit dem Honstein verbundene Territorium ihren Fürstentümern einverleiben 64 . Über den Ursprung der Lehnsbindung gehen die Meinungen weit auseinander. Heinrich d. L. hatte 1169 das Vogteiamt über einige Reichsgüter südöstlich Nordhausens inne 65 , doch eine etwaige Vergabung der Vogtei an die Honsteiner vermag das Vasallenverhältnis ebenso wenig 58
M G DL. III 42, vgl. dazu u. S. 75. Vgl. Stammtafel II im Anhang. 61 Vgl. H ö f e r , Frankenherrschaft, S. 165£f.; ders., Bodfeld, (1912) S. 117; S c h r ö d e r , Ortsnamenforschung, S. 87. Auch in Lengefeld (nördl. Sangerhausen) befand sich ein Königshof: Reg. Imp. II 2 805; zu Lasfelde (nordwestl. Osterode) vgl. u. Anm. 72. 62 In diesem Falle hätte Lothar III. mit der Burg Scharzfeld und der Vogtei über Pöhlde 1131 also auch einen Forstbezirk eingetauscht, vgl. o. S. 8, 43. 63 Reg. Thür. II 81, 285, 456. 84 Reg. Thür. I I 1220; Reg. Stoib. 889, 1280; U B Herz. v. Braunschw. II 79, 535. Die Zweifel am Alter des Lehnsnexus (so v. S t o 1 b e r g , Hausgeschichte, S. 177 f.; v. M ü l v e r s t e d t , Stolberg, S. 1038 f.; v. A r n s w a l d t , Familiengeschichte, I S. 18) sind unberechtigt. Zum Heimfall der Grafschaft Honstein vgl. H a v e m a n n , Braunschweig, I S. 343 f.; II S. 423 f.; v. H e i n e m a n n , Braunschweig, I S. 202; II S. 6 f.; J a c o b s , Sachsen, S. 307 u. a. ,s
Reg. Thür. II 380, vgl. u. S. 118.
Vasallen der W e i f e n
61
zu erklären wie die Belehnung mit der Vogtei über das Kloster Homburg 86 . Die Bindung der Grafen galt auch nicht dem Herzogtum Sachsen, sondern dem Weifenhause, sie äußerte sich allein in einem Besitzanspruch am Honstein, nicht etwa in der Belehnung mit dem Grafengericht 67 . Während die Burg Scharzfeld 1158 in weifisches Eigentum überging, läßt sich ein ähnlicher Akt für Ilfeld oder Honstein nicht nachweisen. Am Südharz befanden sich auch sonst keine Eigengüter der Weifen, etwa aus dem Erbe der Grafen von Nordheim 68 ; vielmehr rührte die Burg Ilfeld unzweifelhaft aus dem Reichsgute her. In den Honsteinern also weifische oder gar herzogliche „Untergrafen" sehen zu wollen, führt in die Irre Die Ansprüche der Weifen müssen dagegen aus einem anderen Rechtstitel abgeleitet werden, der bisher nicht genügend Beachtung gefunden hat. Als Heinrich d. L. 1158 die Burgen Herzberg und Scharzfeld zu eigen eintauschte, nahm Barbarossa den Wildbann im Harz ausdrücklich von dieser Übertragung aus, da ihn der Herzog — und zwar nicht auf Grund dieses Diploms — vom Reiche lediglich zu Lehen trug 70 . Da nun Heinrich nach einem weiteren Diplome vom gleichen Tage als Erbe der Grafen von Katlenburg u. a. mit einem Forst im Harz belehnt worden war 7 1 , hat man den Katlenburger Forst mit jenem Wildbannrecht gleichgesetzt oder den Forst = Wildbann als Zubehör von Herzberg und Scharzfeld angesehen 72 . Doch weder decken sich beide Begriffe redit•• Vgl. o. S. 52. • 7 Vgl. H ü t t e b r ä u k e r , Heinrich d. L., S. 52. 68 Anders H a v e m a n n , Braunschweig, I S. 343; B o d e in U B Gosl. Einleitung, I S. 60. Nordheimische Güter in Thüringen und besonders am Südharz lassen sich überhaupt nicht befriedigend nachweisen, vgl. u. S. 77 f. Die im 13. Jahrhundert im nördlichen Thüringen erwähnten welfisdien Besitzungen überstiegen nicht das Ausmaß, wie es für einen an sich landfremden Dynasten zu erwarten ist; es werden genannt: Anrechte an vier Hufen zu Seehausen (südl. Frankenhausen), vielleicht Heiratsgut von Seiten der Askanier (vgl. u. S. 78), an zwei Hufen zu Bellstedt (südl. Sondershausen), an zwei Hufen zu Badra (nordöstl. Sondershausen) und an eineinhalb Hufen zu Kinderode (südwestl. Nordhausen): Reg. Thür. II 885, 1053; III 2935; H a r e n b e r g , Gandersheim, p. 1355. •• So F i c k e r - P u n t s c h a r t , Reichsfürstenstand, II 3 § 587; v. H e i n e m a n n , Braunschweig, I S. 201; H i l d e b r a n d , Heinrich d. L., S. 257; E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 27 u. ö. Vgl. o. S. 44 und u. S. 113 £f. 70 Vgl. o. S. 34 Anm. 9. 71 Vgl. o. S. 44 Anm. 61. 7! So H a v e m a n n , Braunschweig, I S. 179 f.; v. H e i n e m a n n , Braunsdiweig, I S. 200; B o d e in U B Gosl. I Einleitung, S. 57 ff.; ders., Hasselfelde, S. 102 f.; danach S i m o n s f e l d , Friedrich I., S. 697 ff.; G ü n t h e r , Forstbesitz, S. 182 f.; H ö f e r , Frankenherrschaft, S. 162; H i l d e b r a n d t , Heinrich d. L., S. 268 u. a.
62
Die Grafen von Ilfeld-Honstein
lieh 7 3 , noch ist anzunehmen, daß die Jagdhoheit im Harz, noch im Sachsenspiegel ein königliches Reservatrecht, bereits zu A n f a n g des 11. J a h r hunderts in adlige H ä n d e übergegangen w a r 7 4 . A u ß e r d e m muß der H e r z o g schon vor 1158 mit dem W i l d b a n n belehnt w o r d e n sein. D e n n seit 1154, seit dem Goslarer Reichstag, der auch den Streit um die Investitur der nordalbingisdien Bistümer in einem d e m W e i f e n günstigen Sinne geregelt h a t t e 7 5 , finden sich in seinen U r k u n d e n g e n ü g e n d A n zeichen, d a ß er nun auch im Harzgebiet in einer anderen Rechtsstellung auftreten konnte 7 6 . D a s Wildbannrecht setzte ihn offenbar in Stand, die bereits bestehenden Herrschaftsverhältnisse im Harz seiner Lehnshoheit zu unterwerfen u n d die Burgen I l f e l d und Honstein, noch innerhalb des Forstes erbaut, als sein Lehngut anzusehen. A l s der H e r z o g 1180 seiner Reichslehen verlustig ging, endete deshalb zunächst auch die A b h ä n g i g k e i t der H o n steiner v o n i h m 7 7 . Seine Nachkommen hielten jedoch ihre Ansprüche Der Katlenburger Forst lag vielleicht im Hinterland von Osterode oder Lasfelde, einem weiteren Harzrandorte auf -feld (vgl. o. S. 60 und H ö f e r , Frankenherrschaft, S. 166), wo sich auch Reichsgut nachweisen läßt (Or. Guelf., IV p. 237; E g g e r s , Grundbesitz, S. 36, 60). Vgl. auch H ü t t e b r ä u k e r , Heinrich d. L., S. 14 f. 73 Ein Forst kann nur die Auswirkung, der Niederschlag des Wild- bzw. Forstbannes sein, vgl. L i n d n e r , Weidwerk, II S. 206. 74 Vgl. o. S. 8. 75 B o d e in UB Gosl. I Einleitung, S. 25; S i m o n s f e l d , Friedrich I., S. 225 ff. u. a. 76 Bereits 1154 und 1156 urkundete Heinridi der Löwe zu Herzberg, das er erst 1158 zu Eigen erwarb: UB Heinr. d. L. 28, 33; Cod. d. Sax. I 2 277. Auf dem Reichstag zu Goslar 1154 urkundete der Herzog erstmals für das Riechenbergkloster zu Goslar: UB Heinr. d. L. 27. In dieser Urkunde traten zum ersten Male, wie dann später noch öfter, in der Begleitung des Herzogs die Grafen von Wöltingerode und von Wernigerode auf, deren Komitate teilweise im Harz lagen; ebenso die hier erstmalig erwähnten weifischen Dienstmannen von Goslar, von Gittelde, von Staufenburg, von Schiltberg und von Osterode (alles am Westharz). Aber audi die Ministerialen von Herzberg und von Heimburg (am Nordharz) nannten sich vor der Ausstellung der angezogenen Urkunde nur in verdächtigen oder schlecht überlieferten Dokumenten nach Burgen am Harz: UB Heinr. d. L. 4 f. (vgl. u. S. 63 zu den Homburger Fälschungen); H a r e n b e r g , Gandersheim, p. 707. Die Ministerialen von Blankenburg lassen sich unter dieser Herkunftsbezeichnung ebenfalls erst seit 1158 sicher nachweisen: H a e n d l e , Dienstmannen, S. 3 ff. Das oft zitierte Diplom Lothars III. von 1130, das einige der oben angeführten Personen unter den Zeugen erwähnt, stellt eine Fälschung aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts dar: M G DL. III 127 Anm. 77 Vgl. o. S. 46 Anm. 3 sowie M e y e r , Burg Hohnstein, S. 7, 9 und Reg. Ilf. 4: Nach dem Sturze Heinrichs d. L. betonte Kaiser Heinrich VI. in einem Diplom f ü r Ilfeld, daß der Graf von Honstein, fidelis noster, das Fundationsgut
Welfisdie Forsthoheit im Harz
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auf den Harz und damit auf das Schloß Honstein aufrecht und konnten beides später — offensichtlich auf Grund des postulierten Forstrechtes — ihrer Landesherrschaft einverleiben 7 8 .
5. H e r k u n f t n a c h c h r o n i k a l i s c h e n
Aufzeichnungen
D i e älteren Anschauungen über die Herkunft der Grafen von Honstein basierten fast ausschließlich auf den Angaben mittelalterlicher Chronisten und sahen sie gestützt in einigen urkundenartigen Mitteilungen, die hier zuerst untersucht werden sollen. So legten die Urkunden des Klosters Homburg den Grafen schon seit dem Jahre 1162 den Honstein als Herkunftsbezeichnung bei, obwohl die Grafen sich, nach den übrigen Quellen zu urteilen, bis 1182 nach Ilfeld nannten 7 9 . Durchweg Empfängerausstellungen und erst in einem Kopialbuche des 16. Jahrhunderts überliefert, waren die Homburger Briefe um 1200 gerade in Bezug auf die Rechte der Honsteiner verfälscht worden 8 0 . Dabei mögen die Mönche auch den N a m e n des Burgsitzes den Verhältnissen angepaßt haben, die zur Zeit der Fälschung vorlagen. Wenngleich die Grafen vermutlich schon um 1178 die Burg Honstein innehatten 8 1 , des Klosters (Ilfeld und Umgebung mit einem Teil des Südharzes) vom Reiche zu Lehen trage. 1180 hatten sich die herzoglichen Burgen Herzberg, Staufenburg und Sdiiltberg (vgl. o. S. 63 Anm. 76), ebenso die Grafen von Wöltingerode, Scharzfeld und Ilfeld mit ihren Schlössern dem Kaiser ergeben: Ann. Pegav. = Chron. mont. Ser. (MG SS XVI p. 264; X X I I I p. 158). 78 B o d e in UB Gosl. I Einleitung, S. 56, 62; II Einleitung, S. 6 f.; nach ihm G ü n t h e r , Forstbesitz, S. 182 f., 185 f., und H ü t t e b r ä u k e r , Heinrich d. L., S. 21 irren, wenn sie den weifischen Wildbann im Harz, als identisch mit dem Katlenburger Forst, auf das Hinterland von Scharzfeld und Herzberg beschränken und dafür die Landesherrschaft der Herzöge im Oberharz auf den 1235 erhaltenen Bergzehnten zu Goslar zurückführen. Denn sie erwähnen selbst, daß der Bergzehnte 1243 als Leibgedinge ausgetan wurde. Dazu war wohl eine Einnahmequelle wie eben ein Zehntrecht geeignet, nicht aber ein so weitgehendes, landesherrliches Hoheitsrecht. Vgl. auch S i m o n s f e l d , Friedrich I., S. 600 Anm. 5; Z y c h a , Montani, S. 177 ff. Die bisher stets offen gebliebene Frage nach der Herkunft der welfisdien Rechte im Oberharz läßt sich durch eine Berufung auf den Wildbann befriedigend beantworten. 7 » Reg. Thür. II 251, 285, 561, 586, vgl. o. S. 47. 80 J o r d a n , Klosterpolitik, S. 23 ff. 81 Seit 1178 begegnet ein Burchard von Honstein, freien Standes, doch Burgmann der Grafen, dessen Geschlecht sich seit 1212 auch nach Osterode unterm Honstein nannte: Reg. Thür. II 539, 1534, 1644, 1680 usf.; v. A r n s w a l d t , Familiengeschichte, I S. 41 ff.
Die Grafen von Ilfeld-Honstein
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muß doch ihre Übersiedlung von Ilfeld und eine Umbenennung vor 1182 als ungesichert erscheinen. Eine angebliche Urkunde aus dem Jahre 1130 über die Gründung und Ausstattung des Zisterzienserklosters Volkenroda (bei Mühlhausen) erwähnt sodann einen Gunther de Hohenstein advocatus; nach dem Kontext diente er der Stifterin, der Gräfin Heilburg von Gleichen, als Vormund 8 2 . Das Schriftstück enthält jedoch so viele und schwerwiegende Unstimmigkeiten, daß es, im Einklang mit seiner obskuren Überlieferung, als ein wertloses Machwerk des 18. Jahrhunderts angesehen werden muß 8 3 . Besonders die Zeugenreihe scheint nur Phantasienamen wiederzugeben, die eine Existenz von Honsteiner Grafen in jener Zeit nicht erweisen können. Schließlich ließ J. G. Harenberg in seiner Gandersheimer Chronik von 1734 eine Aufzählung von Gandersheimer Vasallen und Lehnstücken abdrucken, die er als eine Urkunde, von einer Äbtissin aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts unterfertigt, ausgab. Danach müßten die Grafen von Honstein schon vor 1125 den Königshof Bodfeld im Oberharz mit Forst und Jagd von der Äbtissin zu Lehen empfangen haben 8 4 . Abgesehen davon, daß wir, soweit unsere Quellen zurückreichen, stets die Grafen von Blankenburg-Regenstein im Lehnsbesitz des Bodfelder Forstes erblicken 85 , enthält die Liste so viele Fehler und Entstellungen, daß ihr kein authentischer Wert zukommt. Ja, in einer handschriftlichen An82
Cod. d. Sax. I 2 83. Vgl. v. T e t t a u , Völkenrode; T ü m m l e r , Gleidien, S. 107 f. Die Stützungsversuche, die Dobenecker in Reg. Thür. I 1249 Anm.; R a t Ilg e n , Kirdienvogtei, S. 27, 134 f.; T ü m m l e r , Gleichen, S. 107 f. unter Kritik an der überlieferten Form versuchen, können nicht überzeugen, vgl. auch E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 56 und Anm. 452. Die bei v. Tettau und Tümmler aufgezählten Verdachtsmomente lassen sich noch um weitere vermehren: Eine Urkunde, die allein von einer Frau ausgefertigt wurde und in der sich die Ausstellerin als cometissa bezeichnete, obwohl zu jener Zeit ihre männlichen Angehörigen den Komitat versahen, steht für die thüringischen Verhältnisse des 12. Jahrhunderts ohne Beispiel da. — Zehnten und Pfarrechte als Ausstattung eines Zisterzienserklosters in den ersten Jahrzehnten des Ordens muten ebenfalls sehr ungewöhnlich an, zumal das angeblich verschenkte Pfarrecht der Kirche zu Bleicherode bis 1552 dem Kloster Bursfelde zustand (Baudenkmäler Hohenstein, S. 26 f.). Die Urkunde wurde erst 1753 durch einen Druck bekannt und stammte vermutlich aus einer literarischen Quelle zweifelhaften Wertes (v. T e t t a u , Völkenrode, S. 296), nachdem der landesgesdiichtlichen Forschung schon der voraufgegangenen anderthalb Jahrhunderte keine wichtige Urkunde mitteldeutscher Klöster mehr entgangen war, vgl. z. B. die Klosterchroniken J. Chr. Leuckfelds. 84 H a r e n b e r g a . a . O . , p. 704; Reg. Thür. I 1198. 85 H ö f e r , Bodfeld; Baudenkmäler Blankenburg S. XIII. BS
Erwähnungen in verfälschten Dokumenten
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merkung in seinem Handexemplar der Chronik hat Harenberg selbst die Aufstellung als Fälschung bezeichnet 86 . Wegen ihres zweifelhaften Wertes können diese Angaben die oben aufgestellte Vermutung über den Ursprung des Honsteiner Komitates nicht erschüttern. Aber auch durch die wichtigere der literarischen Quellen wird sie in vielen Einzelheiten nur gestützt. Zwischen 1296 und 1300 beschrieb der Ilfelder Mönch Johannes Caput nach eigenen Erlebnissen und Beobachtungen die Entwicklung seines Klosters in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und streifte dabei auch kurz Gründer und Anfänge des Gotteshauses. Zusammen mit dieser Stiftschronik wird eine Aufzeichnung über die Herkunft der Grafen von Honstein tradiert, die im Rahmen der vorliegenden Arbeit allein interessieren soll. Sie schildert mit knappen Worten Taten und Lebensdaten der Grafen und ihrer Gemahlinnen bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts. Nach Stil und Inhalt darf gleichfalls Caput als ihr Verfasser gelten 8 7 . An genealogischen Details bietet der Bericht Folgendes: Ein Elger, vom Bilstein stammend, wo auch sein Vater gehaust und seine Begräbnisstätte gefunden hatte, erbaute sich auf dem Berge vor dem späteren Kloster (Ilfeld) eine Burg und wurde daraufhin Graf genannt. Sein gleichnamiger Sohn erwarb die Burg Honstein hinzu, die er von Reinvice, der Witwe eines Heseke, Grafen zu Honstein, erhielt, indem er Hesekes Tochter Lutradis heiratete, und nannte sich als erster nach dem Honstein. Letztlich wurde er allerdings vom damaligen Herzog von Braunschweig mit dem Schlosse belehnt, der es seinerseits vom Reiche zu Lehen hatte 8 8 . Sein Handexemplar jetzt im Staatsarchiv Wolfenbüttel. Die Liste vereinigt Tatbestände aus der Zeit vor 1125 mit solchen des 13. Jahrhunderts und nennt nebeneinander Personen, deren Lebensdaten um mehr als ein Jahrhundert differieren, sie erklärt Lüneburg zu einem Gandersheimer Lehen, erfindet „Grafen" von Wolfenbüttcl usw. 87 MG SS X X V p. 587 sqq., vollständiger in Reg. Ilf. 1: Johannis Capitis historiae monasterii Ilfendensis und Origo vera dominorttm de Honstein, fundatorum hujus ZJlveldensis ecclesie, qai primitus duxerunt originem ex Castro Bilstein. Zum Inhalt und zur Überlieferung K ö h l e r , Honstein, S. 144 und Reg. Ilf. S. 3 ff.; kurz erwähnt auch bei W a t t e n b a c h , Geschiditsquellen, II S. 266 Anm. 2 und L o r e n z , Geschiditsquellen, II S. 149. 88 Dolens sehe originem et processum dominorum de Honstein et nostre ecclesie ZJluelt in sequentibus poterit invenire. Quidam Elgerus natus de Bilstein: ubi et pater ejus residens mortuus est et sepultus: edifieavit Castrum in monte ante claustrum: cui nomen tjleborgk sicut adhuc patet: unde et Comes vocabatur: non tarnen adhuc in Honstein. . . . Cui successit filius ejus Elgerus secundus: et hic fuit primus Comes in Honstein: quod Castrum optinuit a Comitissa vidua Reinvice nomine: . . . quia maritus ejus nomine Heseke Comes in 88
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Mascher, Reidisgut und Komitat
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Die Grafen von Ilfeld-Honstein
Bei der Bewertung des Berichtes ist zu bedenken, daß ihn lediglich ein Ilfelder Kopialbuch, das um 1500 niedergeschrieben wurde, wiedergibt 8 9 und daß spätere Konjekturen und Zusätze nicht ausgeschlossen sind 9 0 . A l s authentische Unterlagen hatten Caput anscheinend ein heute verschollenes Nekrolog und einige Urkunden des Klosters gedient 9 1 . Einzelne Bemerkungen könnten darauf hindeuten, daß die Erzählung in eine Diskussion über verschiedene Ansichten vom Ursprung der Honsteiner einzuordnen ist, von der wir nur dieses eine Glied kennen 9 2 . Trotzdem bestätigt der Bericht den urkundlichen Befund über die A n fänge des Honsteiner Hauses, insbesondere die Erklärung des Verhältnisses der Grafen zu den W e i f e n , die oben im W i l d b a n n e als Reichslehen gesucht wurde. Erweitert wird unser Wissen sodann, w e n n die Aufzeichnung einen Bilstein als Stammsitz des Geschlechtes nennt. Eine passende Lokalität dieses N a m e n s aufzufinden, ist bisher nicht gelungen 93 . D i e Gleichsetzung mit der Burg Bilstein an der unteren Werra Honstein: . . . Iste secundus Elgerus cum impetrasset hoc Castrum. Honstein a duce de Bruniswigk illius temporis sibi dans: qui hoc habebat de imperio: nostrum cenobium . . . fundavit imponens ei nomen castri yivelt . . . Cujus Uxor Llutradis eciam fundatrix Ecclesie: fdia comitis Heseke supradicti: unde et comiti Elgero illud Castrum venit ut quidam dicunt nata de Orlamunde: . . . 69 K ö h l e r , Honstein, S. 144 und Reg. Ilf. S. 3 ff. 90 Als gelehrte Konjektur mutet z. B. ZJleborgk als Name der Burg an, während es später richtig heißt nomen castri Ijlvelt. llburg begegnet sonst erst in den fabulierenden Chroniken des 16. Jahrhunderts (Reg. Ilf. S. 10) und teilweise auch in modernen Darstellungen. Ebenso scheint die Angabe . . . ut quidam dicunt nata de Orlamunde erst naditräglich und an stilistisch unpassender Stelle in den Text aufgenommen zu sein. Auch die Fundstelle, ein Ilfelder Kopiar, bietet Marginalien zum Text ( K ö h l e r , Honstein, S. 146); die umfangreichen Zusätze aus dem 16.—19. Jahrhundert werden ersichtlich bei einem Vergleich mit den Abdrucken bei L e u c k f e l d , Ilfeld, S. 37 und W e r n e b u r g , Genealogie, S. 244 f. 91 An Urkunden scheinen benutzt zu sein Reg. Ilf. 4 und die verlorenen Vorlagen zu Reg. Thür. II 841, 873. Die Todesdaten der Grafen und ihrer Gemahlinnen wurden einem Nekrolog entnommen (. . . ut patet in libro mortuorum . . .), das auch für die Klostergeschichte Caputs die Hauptquelle bildete. 92 So die Überschrift: Origo vera . . . und die Bemerkung: . . . ut quidam dicunt nata de Orlamunde . . ., falls es sich hierbei nicht um spätere Zusätze handelt. 93 Im Harz liegen u. a. westl. Blankenburg, nördl. Lautenthal, westl. Stolberg und nordwestl. Ilfeld bewaldete Höhen oder Klippen dieses Namens, doch erscheinen sie durchweg als ungeeignet für die Anlage einer Burg oder eines Adelssitzes, zumal für den Beginn des 12. Jahrhunderts. F ö r s t e m a n n , Schriften, S. 131 und nach ihm E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 55 Anm. 422 entscheiden sich für einen Berg im Harz in unbekannter Lage, doch angesichts der Struktur des Reichsforstes und der Lage des Honsteiner Eigengutes möchte man den Bilstein eher in der Umgebung von Greußen vermuten.
Herkunft nach einer Ilfelder Klosterchronik
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und eine Stammverwandtschaft mit der dortigen Grafensippe müssen als sehr unwahrscheinlich gelten, obwohl sie in der älteren Literatur eine beherrschende Rolle spielten 9 4 . Einer Nachprüfung widerstrebt dagegen die Form, in der der Honstein in den Besitz der G r a f e n von Ilfeld gelangt sein soll. Die Existenz eines G r a f e n Heseke und seiner Familie läßt sich aus anderen Quellen nicht nachweisen oder erschließen 9 5 . Zudem wüßte man die Bildung einer weiteren, selbständigen Herrschaft am Harzrande, im Bereich des Forstbannes und kaum vier Kilometer von Ilfeld entfernt, nicht zu deuten. Noch weiter gehen die Reinhardsbrunner Chronik und ihre Ableitungen, wenn sie die Honsteiner auf das Haus der thüringischen
Land-
g r a f e n zurückführen. Nach ihnen begründete ein Konrad von Honstein, Enkel Ludwigs des Bärtigen und Neffe Ludwigs des Springers, das G e schlecht der G r a f e n . Nähere Erläuterungen werden nicht gegeben, doch 94 Burg Bilstein südl. Witzenhausen. Zu den Grafen vgl. P o s s e , Siegel, II S. 38; E c k h a r d t , Witzenhausen, S. 29 ff.; B r u c h m a n n , Eschwege, S. 30 ff.; S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft, S. 167 ff. Verbindungslinien zwischen den Grafen von Bilstein und von Honstein wie zwischen der Werralandschaft und Nordthüringen lassen sich nicht erkennen. Trotzdem wird die Gleichheit der Abstammung und — sicher irrig — der W a p pen verfochten in den Werken Werneburgs, Meyers und Silberborths. Skeptisch oder ablehnend v. M ü l v e r s t e d t , Stolberg, S. 1031 ff.; K ö h l e r , Honstein, S, 144 ff.; E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 54 f. 85 Da die ältere Forschung der angeblich Orlamünder Abstammung der Lutradis (vgl. o. Anm. 88, 90) großen W e r t beimaß, bereitete die Einordnung Hesekes in den Stammbaum der Grafen von Orlamünde unlösbare Schwierigkeiten (v. M ü l v e r s t e d t , Stolberg, S. 1033, 1040 ff.; K ö h l e r , Honstein, S. 144; E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 56). Eine Abtsliste des Kloster Huysburg gibt an, daß um 1157 ein Graf „H. von Honstein" in das Kloster eingetreten sei (v. M e d e m , Huysburg, S. 1 ff., 60), den man auf Heseke gedeutet hat. Nach anderen Huysburger Quellen jener Zeit, durchweg von zweifelhaftem Werte, soll um 1157 jedoch ein Graf Volkmar von Honstein in Huysburg Profeß abgelegt haben, — oder vielmehr Volkmar von Walkenried (vgl. o. S. 18 Anm. 8), der aber auch bereits vier Jahrzehnte früher nach Huysburg gekommen war, nur zu 1157 in einer Halberstädter Urkunde für Huysburg noch einmal erwähnt wurde (UB Halb. I 250). Diese Kette von Irrtümern und Entstellungen vermag daher keinen Beweis für die Existenz Hesekes zu erbringen. Eine offiziöse Braunschweiger Streitschrift von 1628, die die weifischen Rechte auf die Grafschaften Honstein und Regenstein verteidigen sollte, meldete in diesem Zusammenhange, daß um 11 70 Graf Heseke, der letzte des älteren Hauses Honstein, von Heinrich d. L. Burg und Herrschaft Honstein zu Lehen empfangen habe (Kurtze Gründliche Information S. 11 = Reg. Thür. II 418). Die Nachricht kann jedoch nicht als selbständige Quelle gelten, denn zur Zeit ihrer Niederschrift waren bereits die Ilfelder und Reinhardsbrunner Chroniken literarisch bekannt gemacht.
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Die Grafen von Ilfeld-Honstein
soll Konrad von seinem Vater Beringer Besitz in Sangershausen geerbt und später an seinen Onkel Ludwig verkauft haben 9 6 . Eingehende Untersuchungen haben gezeigt, daß die älteren Urkunden des Klosters Reinhardsbrunn gefälscht oder doch der Fälschung verdächtig sind und damit zugleich die genealogischen Partien der Chronik, deren Grundlagen sie abgeben, entwerten 9 7 . Dabei wird das Bestreben deutlich, das eigene Gotteshaus in ein helleres Licht zu setzen, indem man der Stifterfamilie einen größeren Glanz an Alter, Ruhm und Verwandtschaft zuschrieb. Auch andere Grafenhäuser führte der Chronist durchaus unglaubhaft auf die Ludowinger zurück 98 . Im Falle Konrads von Honstein scheint eine zu 1 1 1 0 datierte Urkunde als Vorlage gedient zu haben, nach der Graf Ludwig mit seinem Neffen Konrad und dessen Mutter Berchtrada den Reinhardsbrunner Mönchen die Kirche zu Sangerhausen schenkte 99 . In dieser Urkunde trägt Konrad 86 MG SS X X X p. 519 sqq., 529, übernommen in Liber cron. s. ann. Erf. = MG Scr. rer. Germ. 44, p. 750 sqq. u. a. 97 Vgl. N a u d e , Fälschung; H o l d e r - E g g e r , Studien I—III; W a t t e n b a c h , Geschichtsquellen, II S. 367 ff. 98 So wurden in der Chronik (a. a. 0 . p. 520) die Grafen von Lohra und von Berka auf ein Brüderpaar zurückgeführt und direkt von den Ludowingern abgeleitet. Eine Stammverwandtschaft zwischen beiden Grafengeschlechtern erscheint, schon aus chronologischen Gründen, als sehr fragwürdig. Doch mögen immerhin die Grafen von Lohra (Burg Lohra ehedem südöstl. Bleicherode; zu den Grafen vgl. P o s s e , Siegel, IV S. 94; W e r n e b u r g , Genealogie, S. 175 ff.; Baudenkmäler Hohenstein S. 9 ff.) in anderer Form mit den Ludowingern verwandt gewesen sein, denn ihre Sippennamen Ludwig und Beringer kennzeichneten auch die ersten Generationen der Ludowinger, in deren Begleitung die von Lohra auffallend oft begegnen (Reg. Thür. I 1113, 1137 ff., 1188, 1285 f., 1359, 1375, 1413, 1497 f., 1573, 1636 f.; II 105, 156, 292 usf.); im Lohraer Komitat lagen Güter der Landgrafen (Reg. Thür. I 1285; IV 1224 und o. S. 39 Anm. 37, u. S. 83 Anm. 63. Die Grafen von Berka (Burg Berka an der Ilm, zu den Grafen vgl. E l l e , Berka; S c h n e i d e r - T i l l e , Einführung, S. 20 f.), seit 1154 erwähnt, standen in den ersten Generationen nicht mit den Ludowingern, dagegen sehr stark mit Erzbischof Wichmann von Magdeburg in Verbindung ( E l l e , Berka, S. 77 ff., 99 ff.). An der gleichen Stelle der Chronik werden auch Grafen von Linderbeck angeführt, die sonst in keiner Quelle begegnen. Auch die Erwähnung der Grafen von Gleichen geschah entgegen den historischen Tatsachen ( T ü m m l e r , Gleichen, S. 2). 99 Reg. Thür. I 1058 aus einem Kopiar des 15. Jahrhunderts. Die Urkunde wurde bisher nicht beanstandet, entbehrt in dieser Form aber ebenfalls nicht der Verdachtsmomente. So sollten nach dem Urkundentext in Sangerhausen die Eltern des Grafen Ludwig ( p a r e n t e s ) begraben liegen, während nach der Hist. brev. princ. Thür. (MG SS X X I V p. 820) sein Vater in Mainz beigesetzt wor-
Herkunft nadi der Reinhardsbrunner Chronik
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keine Herkunftsbezeichnung, ebenso wenig in einer Genealogía Wettinensis aus dem A n f a n g des 13. Jahrhunderts 10°. Dagegen erwähnen die Magdeburger Annalen, aus dem Ende des 12. Jahrhunderts, und ihnen folgend die Chronik des Lauterbergsklosters, daß im Jahre 1145 die Gräfin Bertrada und ihr Sohn, Graf Konrad von Honstein, verstorben seien 101 . Aus anderen Quellen vermag man diese Nachrichten über Konrad und seine Beziehungen zum Südharz nicht zu stützen. Eine weitere Untersuchung der Frage müßte von einer Kritik an dem überlieferten Stammbaum des Landgrafenhauses ausgehen 102 . Seitens der Grafen von IlfeldHonstein lassen sich jedenfalls die genealogischen Angaben der Reinhardsbrunner Chronik nicht als glaubhaft erweisen. Man müßte sonst in einer Kette von Hypothesen und Konjekturen eine Erklärung versuchen, in die dann auch jener Graf Heseke von Honstein einzubeziehen wäre, von dem der Reinhardsbrunner Kompilator wiederum nichts wußte. Es hätten sich dann die Ludowinger schon früh eine besondere Herrschaft am Südharz errichtet, am Rande des Reichsforstes und inmitten von Reichsgut, die später, von Sangerhausen sowieso durch den Amtsbereich der Grafen von Rothenburg getrennt 1 0 3 , in die Hände der Weifen gelangt und schließlich mit dem Amte der eigentlichen Ilfelder Harzgrafen vereinigt worden wäre, ohne diesen jedoch einen erkennbaren Zuwachs an Aufgaben und Rechten zuzuführen. Die Schwierigkeiten dieser Konstruktion spiegeln sich in den vielfältigen Versuchen wider, die die ältere Forschung anzustellen genötigt war, wollte sie die genealogischen Nachrichten der Ilfelder und Reinhardsbrunner Chronisten und der Urkunden auf einen Nenner brinden war. Unter den Zeugen erscheint Graf Erwin von Tonna erstmals mit einer Herkunftsbezeidinung, für diese Zeit noch eine ungewöhnliche Beigabe, die ihm in unverdächtigen Urkunden erst Jahrzehnte später zuteil wurde (Reg. Thür. I 1286, 1343, 1371, 1464, 1488 usf.). Die übrigen Zeugen begegnen größtenteils nur in dieser einen Urkunde. 100 M G SS X X I I I p. 228. Vgl. dazu W a t t e n b a c h , Geschichtsquellen, II S. 357. In der Hist. brev. princ. Thür. (MG SS X X I V p. 820) ist von Konrad und Sangerhausen nicht die Rede. Vgl. dazu H o l d e r - E g g e r , Studien, II S. 595 ff. und W a t t e n b a c h , Geschichtsquellen, II S. 368 f. 101 M G SS X V I p. 187; X X I I I p. 146. Vgl. dazu W a t t e n b a c h , Geschichtsquellen, II S. 357, 438 f. 108 Eine solche Untersuchung dürfte sich nicht auf eine Sammlung der chronikalischen Angaben beschränken, wie bei D i e m a r , Stammreihe, S. 4 f., danach v. I s e n b u r g , Stammtafeln, I Tf. 44, geschehen. 103 Dazu vgl. u. S. 89 ff.
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Die Grafen von Ilfeld-Honstein
g e n 1 0 4 . Die urkundlichen Zeugnisse legen demgegenüber nahe, die ludowingische Herkunft der Honsteiner wie auch den Teil in Caputs Bericht, der von dem Grafen Heseke und seiner Familie handelt, ganz zu verwerfen. 104 Y g j W e r n e b u r g , Genealogie, S. 219 ff.; H a v e m a n n , Braunschweig, I S. 343 f.; v. M ü l v e r s t e d t , Stolberg, S. 1043 ff.; M e y e r - R a c k w i t z , Helmegau, (1890) S. 27 f.; M e y e r , Grafen von Honstein, S. 397 ff.; ders., Burg Hohnstein, S. 4 ff.; ders., Ilfeld, S. 3 f. und, zumeist von Meyer abhängig, B o d e , Hasselfelde, S. 104; H ü 11 e b r ä u k e r , Heinrich d. L., S. 17; T i m m , Grenzverhältnisse, S. 30 f.; E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 55 f.; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 248 f., 251 f. u. ö.; Deutsches Städtebuch II S. 402 u. a. m.
VI DIE G R A F E N VON R O T H E N B U R G UND IHRE NACHFOLGER 1. D i e G r a f e n v o n R o t h e n b u r g u n d v o n
Kirchberg
Schloß Rothenburg, oberhalb des Städtchens Kelbra am Abhang des Kyffhäusermassivs gelegen, wurde im Jahre 1202 zum ersten Male erwähnt doch sein Herrengeschlecht hatte schon einige Zeit früher die Geschicke Nordthüringens für seinen Teil mitbestimmt. Seit 1128 trifft man, vornehmlich in der Umgebung Lothars III. und oft zusammen mit Sigebodo von Scharzfeld, einen Christian von Rothenburg an. Daneben bezeugte er auch Mainzer Urkunden und erhielt seit 1136 den Titel comes beigelegt 2 . Zwischen 1198 und 1206/1209 starb aber seine Familie in direkter Linie bereits wieder aus. Seitdem residierten Grafen von Beichlingen auf der Rothenburg und nannten sich auch nach ihr®. Ein Sohn Christians hatte um 1155 die Seitenlinie der Grafen von Kirchberg gestiftet, die bis in den Anfang des 14. Jahrhunderts hinein Reg. Thür. II 1220. Über die Burgruine und die G r a f e n allgemein vgl. M e y e r , Kyffhäuser, S. 108 ff.; ders., Kirchberg, S. 229 ff.; W e r n e b u r g , Genealogie, S. 179ff.; T i l l e - S c h n e i d e r , Einführung, S. 18 ff.; E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 57 f. 1 MG D D L . III 22, 32, 42, 127; Reg. Thür I 1209, ferner Reg. Thür. I 1456 in Diplom Konrads III.; aus den J a h r e n 1128—1143. In Mainzer Urkunden: U B Mainz 551 f., 608; Reg. Thür. I 1479, 1595, 1636; aus den J a h r e n 1128—1150. Erstmals zu 1134 ein G r a f Christian in M G D L . III 63, doch bleibt die Gleichsetzung mit Christian von Rothenburg (so v. D u n g e r n , Königsgericht, S. 310) unsicher. Christian von Rothenburg zu 1136, dann erst wieder zu 1150 in Mainzer Urkunden als G r a f tituliert: U B Mainz 608, Reg. Thür. I 1636. ' G r a f Christian (II.) von Rothenburg zuletzt zu 1198 und in undatierter Urkunde (zu 1208?) erwähnt, Graf Friedrich von Beichlingen-Rothenburg zuerst zu 1209 (im Siegel und im Text nach Beichlingen, in einem Nachsatz nach Rothenburg genannt): Reg. Thür. II 1085, 1376; U B Walk. I 72; vgl. Reg. Thür. II 1375, 1656, 1477, 1709, 2261; III 82, 240 usf. 1
1206 wurde ein Dechant Christian des Stiftes Jechaburg angeführt, bei dem es sich vielleicht um den letzten Rothenburger G r a f e n handelte: Reg. Thür. I11323 f. Durch einen Vergleich mit den Amtsdaten Heinrichs von Vockstedt läßt sich der Zeitpunkt des Wechsels im Komitat vielleicht auf 1204/1206 eingrenzen, vgl. u. S. 92 f.
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Die Grafen von Rothenburg und ihre Nachfolger
fortbestand 4 . Friedrich von Kirchberg, der Begründer des Hauses und von vornherein comes, befand sich noch oft in der Umgebung der Kaiser und der Erzbischöfe von Mainz 5 , doch seine Nachkommen gerieten bald in die Abhängigkeit der Landgrafen und mußten sich den G r a f e n titel erst wieder erringen 9 . Um die Mitte des 13. Jahrhunderts hatten ihr Stammschloß auf der Hainleite bereits die G r a f e n von Honstein inne 7 . Soweit die Kirchberger nicht von den ererbten Gütern lebten, suchten sie Aufgaben und Lebensunterhalt im Dienste fremder Herren. So hielt sich einer ihrer Angehörigen lange Zeit hindurch in Pommern a u f 8 . Besonders eng knüpften sich die Verbindungen des Geschlechtes zum Bistum Halberstadt: Ein Sohn des ersten G r a f e n von Kirchberg war dort 1 2 0 9 — 1 2 3 6 Bischof gewesen, und mindestens drei seiner Neffen erlangten gleichfalls die A u f n a h m e in das Domkapitel 9 . Daraufhin siedelte ein Zweig der Familie ganz in das Gebiet nördlich des Harzes über und trat in bischöfliche Dienste ein oder erheiratete sich mit dem Grundeigentum ritterbürtiger Geschlechter eine neue Existenzmöglichkeit. Schließlich legte diese Linie auch den Grafentitel ab und ging ganz im halberstädtischen Ritteradel auf. Andere Thüringer Adelsfamilien hatte das Bistum in gleicher Weise angezogen 1 0 . U m dieselbe Zeit versdhwä* Cod. d. Anh. I 411. Zur Burganlage auf der Hainleite, westl. Sondershausen, und zu den Grafen allgemein vgl. E b e r h a r d t , Kirchberg; W e r n e b u r g , Genealogie, S. 179ff.; M e y e r , Kirchberg; P o s s e , Siegel, IV S. 39 f. Vor 1155 lassen sich keine Mitglieder der Familie nachweisen, eine Bertradis von Kirchberg als Gemahlin Adelgers I. von Ilfeld ist durchaus sagenhafter Natur, vgl. K ö h l e r , Honstein, Stammtafel. 5 In Kaiserdiplomen: Reg. Thür. II 473, 475, 717; in Mainzer Urkunden: Reg. Thür. II 101, 675; in Fuldaer Urkunden für Walkenried: Reg. Thür. II 105, 539; aus den Jahren 1155—1184. 6 Gozmar von Kirchberg unter Ritterbürtigen in Urkunden des Stiftes Jechaburg zu 1193 und des Landgrafen zu 1198 und 1203, als Graf in Urkunden des Landgrafen zu 1194 und seit 1206: Reg. Thür. II 921, 970, 1085, 1247, 1313, 1346 usf. 7 Reg. Thür. II 2752, 2754, 2758; IV 259; vgl. M e y e r , Kirchberg, S. 242 f.; ders., Burg Hohnstein, S. 11, Die Grafen von Hohnstein waren mit den Kirdhbergern verschwägert: Reg. Thür. IV 1798, 2605. 8 Reg. Thür. III 2308, 2369, 2834 usf.; IV 1404, 307 f., 368 f., 735, aus den Jahren 1255—1277. Bischof Hermann von Kammin, bei dem sich Graf Heinrich von Kirchberg vorzugsweise aufhielt, stammte selbst aus Thüringen, aus dem Hause der Grafen von Tonna-Gleichen: T ü m m l e r , Gleichen, S. 66. 8 Hierzu und zum Folgenden vgl. Stammtafel II im Anhang. 10 Zu den Grafen von Klettenberg vgl. o. S. 24 f. In gleicher Weise hielten sich auch Herren von Kranichfeld (Schloß Kranichfeld südöstl. Erfurt, zu den Dynasten vgl. P o s s e , Siegel, IV S. 62; T i l l e S c h n e i d e r , Einführung, S. 43 f.), Verwandte der Klettenberger und der
Die Grafen von Kirdiberg
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gerte sich auch der in Nordthüringen zurückgebliebene Z w e i g mit ministerialischen Rittern 1 1 . D i e skizzierten Schicksale der Grafen, ihr frühes Aussterben oder ihre geringe Bedeutung, engen naturgemäß den U m f a n g der urkundlichen Zeugnisse über ihr Wirken ein. Zugleich erschwert auch die A u f t e i l u n g von Besitz und Rechten auf die verschiedenen Häuser die weitere Untersuchung. Ihre Ergebnisse müssen daher in mehreren Punkten unsicher bleiben. A n Gütern der älteren Rothenburger erwähnen die Urkunden u m f a n g reiche Lehen der Mainzer Kirche in der östlichen Goldenen Aue, in geringerem U m f a n g auch westlich Sondershausens 12. Dazu kam ein Besitztum unbekannter Größe und Rechtsstellung bei Frankenhausen l s . Kirchberger Eigengüter erstredeten sidi über den Raum westlich und südlich Sondershausens und umfaßten Eigenleute, Ländereien und Kirchenpatronate 1 4 . Ihren Mittelpunkt fanden sie vielleicht in dem heute wüsten Ost-Toba (nördl. Ebeleben). Dieser Ort bildete später mit den umliegenden Dörfern einen besonderen Gerichtsbezirk (comitia), zeitweise als A n n e x der Burg Kirdiberg 1 5 . Südlich Sondershausens war auch Kirchberger (vgl. Stammtafel I und Reg. Ilf. 137), ständig im Räume des Bistums Halberstadt auf, nachdem dort mehrere ihrer Angehörigen Domherren und einer Bischof geworden waren: UB Halb. I 500, 645; II 655, 664, 699, 703, 706, 747, 889, 895 ff., 910, 1234, 1383, 1519, 1511, 1649, 1671, 1712, 1753 u. a. 11 M e y e r , Kyffhäuser, S. 127; UB Walk. I 542. 12 Reg. Thür. I 1479, II 1376. Reg. Thür. I 1595: Der Freie Christian von „Roth" schenkt dem Kloster Gerode Mainzer Lehngüter zu Helbe (wüst südl. Bleicherode). Nach den zu dieser Zeit genannten Personen kommt nur Christian von Rothenburg als Schenker in Frage (vgl. Reg. Thür. I, II Register); die Namensform muß als Abkürzung für „Rothenburg" angesehen werden, ähnlich wie ein Friedrich von Holbach einmal als von „Hol" bezeichnet wurde: Reg. Thür. II 1614, 2336, 2344 u. a. 13 Güter zu Esperstedt: M e y e r , Kirchberg, S. 231. 14 Kirchenpatronate zu Rüxleben, Toba und Bellstedt, Eigenleute zu Rockstedt, Ländereien zu Rüxleben, Immenrode, Groß-Berndten, Holzthalleben, (Nieder-)Toba, Melzsdi, Rockstedt und Bellstedt, Vogtei und Schlösser zu Kirchberg und Straußberg: Reg. Thür. II 1320; III 2191; IV 1530, 374, 1798, 1878, 2475, 2528, 2513, 2605; Reg. Ilf. 124 f., 137, 140; Cod. d. Anh. II 668 a f., 712 a; III 33; v. A r n s w a l d t , Familiengeschichte, H. 6 nr. 109; M e y e r , Kirdiberg, S. 244; Baudenkmäler Frankenhausen S. 63, 76; M ü l d e n e r , Bergschlösser, S. 72 ff. Über vermutlichen Besitz in Hohenebra vgl. o. S. 25. Summarisches Güterverzeichnis bei E b e r h a r d t , Kirdiberg, S. 199. Im 15. Jahrhundert gehörten zum Schloß und Amte Straußberg, das an die Stelle der Burg Kirdiberg getreten war, die Dörfer Immenrode, Wangen, Kirdiberg, Wolkramshausen, Straußberg und Groß-Furra: M ü l d e n e r , Bergschlösser, S. 72, 82, 94 ff., 101 ff. 15 M ü l d e n e r , Bergschlösser, S. 64; I r m i s c h , Beiträge, II S. 228 ff., 237 f.; Reg. Thür. IV 28.
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D i e Grafen von Rothenburg und ihre Nachfolger
der Großteil der Ritter beheimatet, die sich gelegentlich in der Umgebung der Grafen einfanden 1 S . Kirchberger Besitzungen im oberen und unteren Helmeried sind als früheres Reichsgut anzusehen 17 . Daneben verzeichnen die Urkunden noch kleinere Besitztümer unklarer Herkunft weit verstreut in Mittel- und Nordthüringen 1 8 . Ebenso unklar äußern sich die Quellen über die rechtlichen Aufgaben der Grafen. Hinweise auf die Obliegenheiten, die ihnen aus dem Grafenamte selbst zuwuchsen, fehlen vollständig. Seit 1128 amtierte aber Christian von Rothenburg, wie dann auch seine Nachkommen, als Vogt des Augustiner-Chorherrenstiftes Jechaburg (bei Sondershausen) l s . Über die Gründung der Propstei und ihre Stellung im Mächtespiel des nördlichen Thüringen läßt sich außer einer engen Bindung an das Erzbistum Mainz nichts feststellen 20. Ihre Vogtei in den Händen der Grafen glaubte man als Eigenkirchenrecht der Stifterfamilie deuten zu können, doch die Rothenburger übten sie nur als Untervögte der Landgrafen aus und zeigten sich im übrigen nicht weiter interessiert an dem Stifte 2 1 . Als oberster Lehnsherr hat wohl der Erzbischof von Mainz zu gelten. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts führten die Urkunden Christian von Rothenburg zweimal als Richter an. In dem einen Falle wurde ein Streit zwischen dem Kloster Lippoldsberg (Oberweser) und Herren von Bendeleben (westl. Frankenhausen), der um Grundbesitz in Altwenden und Nausitz (beides wüst bei Wallhausen?) entstanden war, auf einem Thing am „Selegesbach" ausgetragen vor dem Grafen Christian von w
Herren von Rüxleben, Furra, Ehrich, Ebeleben, Toba, Bellstedt, Holzsußra, auch Pfarrer von Ebeleben, Billeben, Kirchengel: Reg. Thür. II 1320; III 2192; IV 374, 2655. 17 Güter zu Kelbra, Altendorf und Numburg bei Kelbra, Krimderode (wüst östl. Nordhausen): Reg. Thür. II 2363; III 1205; IV 1034, 1933, 2655 f. Güter zu Pfiffel und Schafsdorf (südl. Allstedt): Reg. Thür. III 3269; M ü l d e n e r , Bergsdilösser, S. 64; E b e r h a r d , Kirchberg, S. 198; vgl. o. S. 25. Zum Reichsgutcharakter der Landstriche um Kelbra und Pfiffel vgl. o. S. 14 und u. S. 92. 18 Güter zu Vippach (nordöstl. Erfurt), Kindelbrück (nördl. Weißensee), Kehmstedt (nordöstl. Bleicherode), Groß- und Klein-Werther (südwestl. Nordhausen): Reg. Thür. III 619; F ö r s t e m a n n , Regesten, S. 565, 567. " Reg. Thür. I 1218 f., 1636; II 921, 1085, 2184. !0 Vgl. G r e s k y , Jechaburg; D e v r i e n t , Jechaburg; Silberborth, Helmegau, S. 265 ff. Mit dem Stift war der Archidiakonat in Nordthüringen verbunden. 11 Einer Gründung durch die Grafen von Rothenburg (so G r e s k y , Jechaburg, S. 13) widerspricht die Entstehungszeit des Stiftes (vgl. D e v r i e n t , Jechaburg, S. 68) und die Obervogtei des Landgrafen (Reg. Thür. I 1218 f., 1374; II 1085). Eine Grabstätte der Grafen im Stift kann aus Reg. Thür. II 1085 nicht erschlossen werden, anders R a t h g e n , Klostervogtei, S. 65 Anm. 1
Funktionen der Grafen von Rothenburg
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Rothenburg und den anderen Richtern des Ortes 2 8 . Die Stätte der Verhandlungen läßt sich nicht lokalisieren. Altwenden und Nausitz sind vielleicht dem Reichsgute zuzurechnen 23 . Etwa um die gleiche Zeit hatte ein nicht in Thüringen beheimateter Grundherr Güter ebenfalls zu Altwenden an ein Halberstädter Stift verschenkt und sie, wie ausdrücklich ver. merkt wurde, nach der in Thüringen üblichen Rechtsgewohnheit vor dem Richter Christian aufgelassen 2 4 . Nach Lage der Dinge kann es sich dabei wiederum nur um Christian von Rothenburg gehandelt haben. Über den Gerichtsort verlautet nichts. Abgesehen vom Landthing des Landgrafen gedenken die Urkunden jener Jahrzehnte in Thüringen nur dieser zwei Gerichtssitzungen. Als Auseinandersetzungen um Grund und Boden betrafen sie wichtige Angelegenheiten des öffentlichen Lebens und stellten offenbar keine Sonderfälle dar. Doch deuten die Quellen in keiner Weise an, daß sie das Grafengericht des Rothenburger Komitates im Auge hatten. W i r dürfen in jenen Verhandlungen vielmehr die frühesten Zeugnisse des Landgerichtes der Grafen von Rothenburg vermuten, das in anderem Zusammmenhang noch eingehender besprochen werden soll 25 . Im Jahre 1132 bestätigte Lothar III. die Stiftung des Klosters Walkenried und fügte dem Dotationsbesitz einige unmittelbar angrenzende Güter hinzu. Darunter hat man wohl die Wälder im Norden und Westen der Abtei mit dem verfallenen Reichsschlosse Sachsenstein zu verstehen. Mit der Aufgabe, diese Schenkung aus dem verbleibenden Reichsforst auszuscheiden und die Grenze des Klosterbezirkes festzulegen, beauftragte der König seinen Getreuen Christian von Rothenburg nebst mehreren Reichsministerialen 26. Den Nachkommen Friedrichs von Kirchberg versagten die Urkundenschreiber zeitweilig den Titel comes21, im A n f a n g des 13. Jahrhunderts bereits eine ungewöhnliche Erscheinung bei den thüringischen Grafen22
Reg. Thür. II 101, vgl. I 1312. M e y e r - R a c k w i t z , Helmegau, (1890) S. 119; T i m m , Grenzverhältnisse, S. 23; S c h l ü t e r , Siedlungen, S. 196 ff.; L ü t g e , Agrarverfassung, S. 32 ff.; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 162 ff. 24 Reg. Thür. II 209 zu etwa 1149/1160. 25 vgl. dazu u. S. 100 ff. 26 M G DL. III 42, vgl. o. S. 59 f. Zum U m f a n g des Dotationsgutes vgl. Reg. Thür. I 1209. 27 Vgl. o. Anm. 6. Ein Schwanken in der Führung des Grafentitels läßt sich seit dem Ende des 12. Jahrhunderts bei anderen thüringischen Dynastengeschlechtern nicht mehr beobachten. 25
Die Grafen von Rothenburg und ihre Nachfolger
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geschl echtem. Einmal erscheint einer der Kirchberger aber auch als „Vogt von Kirchberg", den übrigen Adligen nachgeordnet 28 . Hier scheint sich schon eine Deutung der Kirchberger Herrschaft anzubieten. Während Friedrich, der Begründer der Linie, offenbar noch an der Grafenwürde seines Bruders Christian teilhatte, fungierte sein Sohn zunächst und vor allem als Inhaber eines weltlichen Immunitätsbezirks, indem er, vielleicht nur im Auftrage seines gräflichen Vetters, die autonomen Herrschaftsrechte des Geschlechts auf dessen Eigengütern wahrnahm 2 9 . Mit dem Aussterben der Rothenburger Linie konnte er seine Herrschaft verselbständigen und zum Komitat erheben — oder auch den bisher von seinen Verwandten geführten Grafentitel übernehmen. In jedem Falle war damit eine Erhöhung seiner eigenen Würde verbunden. — Doch zwingt der Mangel an einschlägigen Quellen dazu, diese Deutung ausdrücklich als Hypothese zu bezeichnen. Diese dürftigen Angaben über Besitz und Funktionen der Grafen von Rothenburg und von Kirchberg können die Frage nach der Herkunft des Geschlechtes und seines Komitates nur unbefriedigend beantworten. Sie lassen sich jedoch vermehren, zieht man auch die Grafen von BeichlingenRothenburg und von Stolberg zur Untersuchung heran. 2. D i e G r a f e n v o n
Beichlingen
Die Reihe der Grafen von Beichlingen eröffnete um die Wende des 11. Jahrhunderts ein Graf Kuno, Sohn Ottos von Nordheim' 0 . Nach seiner Ermordung, im J a h r e 1103 31 , blieb seine Witwe Kunigunde bis zu ihrem Tode 1140 im Besitz der Burg Beichlingen. Etwa seit 1141 erschien dann eine zweite Dynastie von Beichlinger Grafen in den U r kunden 3 2 . Grundbesitz und Lehnsbindungen in Oberfranken sowie Über18
Reg. Thür. II 1085. Später bildete die Vogtei über Kirchberg einen separaten Teil der Güter und Rechte des Geschlechtes und wurde gegen drei Hufen Landes vertauscht (Reg. Thür. IV 1530), doch bleibt unklar, ob der Ortsname das Schloß oder ein Dorf am Fuße der Burg bezeichnete. 28 Zur hochadligen Immunität M a y e r , Fürsten und Staat, S. 278 mit weiterer Literatur, vgl. u. S. 128 ff. Reg. Thür. I 956, 976, 986, 997, 999 f., 1432. Burg Beichlingen an der Finne nordöstl. Sömmerda. Zu den Grafen vgl. B e r g , Beichlingen, dessen knappe, aber kritische Darstellung die ältere Literatur ersetzt. Danach v. I s e n b u r g , Stammtafeln III, Tf. 52. 81 Vgl. o. S. 58. S2 Kunigunde urkundete selbständig und ohne einen Erben zu erwähnen, besonders für das Kloster Oldisleben: Reg. Thür. I 996, 1125, 1224, 1278, 1327 f. Zur weiblichen Erbfolge in Komitaten vgl. W a i t z , Verfassungsgeschichte, VII S. 12 f.
Herkunft des Beichlinger Komitates
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einstimmung in den Sippennamen (Reinbod und Friedrich) mit dortigen Geschlechtern lassen vermuten, daß das jüngere Haus der G r a f e n in der weiteren U m g e b u n g von Bamberg beheimatet gewesen war, ehe es, auf Grund einer Verschwägerung mit Kunigunde von Beichlingen, um 1140 nach Mittelthüringen übersiedelte und sich fortan nach der Burg Beichlingen benannte 3 3 . W i e Kunigunde, urkundeten auch ihre Erben über Besitzungen an der mittleren und unteren Unstrut und zeigten sich besonders mit dem Kloster Oldisleben (südl. Frankenhausen) verbunden, als dessen Vögte sie amtierten 34 . Zwischen 1198 und 1206/1209 bzw. zwischen 1221 und 1229 traten sie die Nachfolge in den Komitaten der ausgestorbenen Grafen von Rothenburg und von Lohra an und führten auch den Grafentitel nach diesen Neuerwerbungen 3 5 . Unterstützt durch die Angaben des Annalista Saxo, deuten die Besitzverhältnisse um Beichlingen und vor allem um Oldisleben an, daß die territoriale Grundlage des Beichlinger Komitates in dem Erbe der Grafen von W e i m a r gesucht werden muß. Kunigunde entstammte diesem G e schlecht und hatte wohl Güter und Rechte ihrem Gemahl Kuno von Nordheim zugeführt 3 6 . Zur Erklärung der Beichlinger Besitzungen bedarf es nicht der A n n a h m e nordheimischer Güter in Thüringen 3 7 . Die jüngere Linie der Grafen wurde seit etwa 1141 erwähnt, doch 1143, 1145, 1147 und 1155 noch ohne Grafentitel: Reg. Thür. I 1435, 1467, 1479, 1542 f., 1579, 1614; II 105 usf. 33 Vgl. Reg. Thür. I 996, 1125, 1184, 1308, 1542 f., 1614, 1692, 1467; II 381, 626; III 270, 609, 1770; Cod. d. Sax. I 2 64, 80; vgl. ferner B e r g , Beichlingen, S. 165; B r a n d e n b u r g , Nachkommen, S. 52 nr. 74, 144, 231; v. D u n g e r n , Königsgericht, S. 313. 34 Reg. Thür. II 67, 409, 478, 625, 795, 1321, 1623, 1863; III 263, 941, 2319 usf., vgl. auch II 2403. 35 Zum Erwerb der Rothenburg vgl. o. S. 71. Grafen von Lohra wurden zuletzt 1221 erwähnt (zu ihnen vgl. o. S. 68 Anm. 98); die Grafen von Beichlingen urkundeten über vordem Lohraer Rechte erstmals 1229 (Reg. Thür. II 1974; III 82 jeweils über Sollstedt; UB Eidisf.213; vgl. auch P o s s e , Siegel, IV S. 94) und nannten sich nach Lohra seit 1234 (Reg. Thür. III 497, 2120, 2164 usf.). 38 MG SS VI p. 737 u. ö„ vgl. M e y e r , Kirdiberg, S. 229; ferner M e y e r R a c k w i t z , Helmegau, (1890) S. 26; N e b e , Oldisleben, S. 384: Reg. Thür. I 996 Anm.; B e r g , Beichlingen, S. 164; B r a n d e n b u r g , Nachkommen, S. 52 nr. 74, 144. P o s s e in Cod. d. Sax. I 1 S. 88 Anm. 31 vermutet, daß Beichlingen und die Gegend um Oldisleben und Frankenhausen mit der Sachsenburg schon früh zum Weimarer Allodialgut gehört habe. 37 Ein Nachweis Nordheimer Güter am Südharz oder im nordöstlichen Thüringen läßt sich nicht erbringen, vgl. o. S. 61 Anm. 68 und H ü t t e b r ä u k e r , Heinrich d. L.; anders W e r n e b u r g , Genealogie, S. 195 f.; v. A r n s w a l d t , Familiengeschichte, I S. 12; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 243 f., 250.
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Die Grafen von Rothenburg und ihre Nachfolger
D i e Hauptmasse der von den Grafen von W e i m a r nachgelassenen Besitzungen und Rechte erbten aber die Askanier 3 8 , und gerade sie verfügten in Oldisleben und seiner weiteren U m g e b u n g bis dicht vor W a l l hausen über umfangreiche Gerechtsame, zumeist im Zusammenwirken mit den Grafen von Beichlingen 3 9 . ist damit einem Frage nach dem Ursprung und dem W e s e n der Beichlinger Herrschaft, im Sinne der Problemstellung dieser Arbeit, auch noch keineswegs beantwortet, so genügen die Nachrichten doch, einer anderen Hypothese die Wahrscheinlichkeit zu entziehen. D e n Rechtstitel, der den Grafen von Beichlingen zum Erwerb der Rothenburg verholfen hatte, suchte man nämlich immer wieder in einem legalen Erbanfall auf Grund gleicher Abstammung der beiden Grafengeschlechter 4 0 . Eingestandenermaßen ergeben sich hierfür keine positiven Hinweise 4 1 , außer eben der Nachfolge selbst und einer räumlichen N ä h e der Herrschaftsbezirke Diese Gesichtspunkte vermögen allein aber nicht auch eine Blutsverwandtschaft zu begründen, zumal dann angesichts der territorialen Veränderungen im 13. und 14. Jahrhundert alle Grafenhäuser des Südharzes letztlich auf die Honsteiner zurückgeführt werden müßten. 38 T i l l e , Weimar, S. 54 ff., 68 ff.; T i l l e - S c h n e i d e r , Einführung, S. 33 ff. 3 » Reg. Thür. I 996 Anm. 1184, 1610, 1623; II 372, 625, 409; III 1721, 2013, 3527; IV 389, 2499, 2671 f.; Cod. d. Sax. I 1 Einleitung S. 88 Anm. 31; Cod. d. Anh. II 681, 724, 753, 769, 771, 774, 870; III 161, 284, 394; vgl. Reg. Thür. I 1219, 1337; II 101, 591, 720; IV 613. Diese Rechte wurden nicht erst 1247 in den Erbfolgestreitigkeiten um die Landgrafschaft usurpiert (so P e p e r , Askanier, S. 23 ff.), sondern bestanden schon seit Beginn des 12. Jahrhunderts, — wenn sie auch 1247 gesteigert wurden, vgl. Reg. Thür. III 1721; IV 209. Neben Oldisleben und seiner näheren Umgebung rechneten auch Brücken und Hackpfiffel (südl. Wallhausen) zum anhaltinischen Besitz, vgl. u. S. 91 Anm. 103. 40 So W e r n e b u r g , Genealogie, S. 183; M e y e r - R a c k w i t z , Helmegau, (1890) S. 6, 26; M e y e r , Kirchberg, S. 229 ff. (vgl. o. S. 58 Anm. 53); S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 248 ff.; S c h n e i d e r - T i l l e , Einführung, S. 18 ff.; Deutsches Städtebuch II S. 256. — Irreführend geben die zitierten Werke von Schneider-Tille, Silberborth, und Deutsches Städtebuch, a. a. O. an, daß auch die Grafen von Lohra von den Beichlingen! ihren Ausgang genommen hätten, denn damit kann nur der auf Lohra residierende Zweig der Grafen von Beichlingen gemeint sein, vgl. o. S. 77 und u. S. 79. 41 Die Urkunden deuten in nichts eine Stammverwandtschaft an: Die Angehörigen der beiden Grafenhäuser traten bei wichtigen Angelegenheiten nicht gemeinsam auf; sie bestätigten sich nicht gegenseitig ihre Güterveräußerungen; ihre Besitztümer und Rechte, soweit sie sich vor der Vereinigung der Komitate erkennen lassen, überschnitten sich nicht. Gleichheit der Siegel (so M e y e r , Kirchberg, S. 229, doch vgl. P o s s e , Siegel, II S. 12, IV S. 39) bestand ebenso wenig wie eine Übereinstimmung in der Namengebung (so W e r n e b u r g , Genealogie, S. 183): Die Sippennamen der jüngeren Beichlinger lauteten Reinbod
Keine Stammverwandtschaft zwischen Beichlingen und Rothenburg
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Dagegen widersprechen die Anfänge und die Weimarer Basis des Beichlinger Komitates einer genealogischen Verbindung ebenso entschieden wie der Ursprung des Rothenburger Hauses und seiner Herrschaft 4 2 . Der Rothenburger Komitat hätte sich vom Weimar-Ballenstedt-Beichlinger Rechtskreis auch nur in der Zeit um 1103 oder um 1140 abspalten können; er bestand jedoch schon vor 1128 und wurde vermutlich zwischen 1125 und 1128 eingerichtet 43 . Grafen von Lohra begegnen seit 1116, sie lassen sich vielleicht von der Familie der Landgrafen ableiten 4 4 . Nach all dem mutet es wahrscheinlicher an, daß nachträgliche Versippung den Erwerb des Rothenburger wie des Lohraer Komitates vermittelt hat. Am Südharz besaßen die Beichlinger bereits im 12. Jahrhundert Grundeigentum, das sie vermutlich ihrer Verwandtschaft mit den Grafen von Tonna-Gleichen verdankten 4 5 . Südlich und östlich des Kyifhäusers nahmen sie seit etwa 1206 Rechte wahr, doch gehörten die betreffenden Ortschaften wohl der Erbmasse der Grafen von Weimar an 4 6 . Über die Gegend nördlich des Kyffhäusers urkundeten sie erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts 4 7 . Sie verfügten dann über Besitztümer im oberen und unteren Helmeried, z. T. Reichslehen, an den gleichen Orten, die auch in den Briefen der Grafen von Kirchberg genannt werden 4 8 . Diesen spärlichen Andeutungen des Grundbesitzes, soweit er nach Raum und Zeit aus dem Rothenburger Erbe hergeleitet werden kann, und soweit ihn die Quellen während des 12. und 13. Jahrhunderts namhaft machen, entsprachen die Funktionen der Grafen von BeichlingenRothenburg, wie sie sich aus einzelnen Äußerungen erschließen lassen. Im Jahre 1291 bemühte sich Graf Friedrich von Beichlingen-Rothenburg im Auftrage König Rudolfs um eine Revindikation des Reichsgutes in und Friedrich, der Rothenburger Christian, daneben Friedrich und Gottschalk (vgl. o. S. 77 Anm. 33 und Stammtafel II im Anhang). 42 Vgl. dazu u. S. 89 ff. 43 Vgl. o. S. 76 und u. S. 89, 91 f. 44 Vgl. o. S. 68 Anm. 98. 45 Vgl. o. S. 13 f. Anm. 45. 46 Güter zu Badra, Steinthalleben, Schersen, Rottleben, Frankenhausen, Ichstedt im 13. Jahrhundert erwähnt: Reg. Thür. II 1321, 1656; III 82, 1827, 1832, 1932, 2344, 2354; IV 154 f., 159, 765, 808, 1146 f., 2759. 47 Während des 13. Jahrhunderts erwähnt Güter zu Kelbra, Numburg, Krimderode (wüst östl. Nordhausen), Uftrungen, Nausitz (wüst östl. Kelbra) und Roßla: Reg. Thür. III 1989, 2350, 2901, 3270; IV 95, 860, 967, 1146, 1335, 1919, 1945, 2642; Reg. Ilf. 82; U B Walk. I 536. 48 Vgl. o. Anm. 17 und 47; ferner Reg. Thür. II 1477; III 241, 585; IV 1668, 2660: Beichlinger Besitzungen und Rechte zu Kaldenhausen (wüst südl. Allstedt) und Pfiffel.
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Die Grafen von Rothenburg und ihre Nadifolger
Nordthüringen und betitelte sich dabei als „königlicher Burggraf zu Kyffhausen" 49. Während das Wappen der älteren Grafen von Rothenburg nicht überliefert ist, führten ihre Nachfolger um 1210 den einköpfigen Adler im Siegel, seit 1231 einen gekrönten Adler; die auf Beichlingen und Lohra residierende Linie der Grafen bediente sich jedoch anderer Wappenbilder 5 0 . — Anscheinend hatten die Beichlinger also mit der Rothenburg auch gewisse Beziehungen zum Reiche übernommen.
3. D i e G r a f e n v o n
Stolberg
Die Grafen von Stolberg traten als letztes Grafenhaus Nordthüringens in die Geschichte ein, konnten als einziges aber auch ihr Geschlecht bis auf die Gegenwart fortpflanzen 5 1 . Seit dem Jahre 1210 nennen die U r kunden neben den übrigen thüringischen Dynasten auch Grafen von Stolberg, ohne uns doch im mindesten Andeutungen über die Herkunft der Sippe an die Hand zu geben. Allerdings hält die landesgeschichtliche Forschung seit geraumer Zeit fast durchweg das Rätsel um das unvermittelte Auftaudien der Grafen für gelöst, seit Ende des vergangenen Jahrhunderts zu beweisen versucht worden war, daß die Stoiberger um 1200 aus dem Hause der Grafen von Honstein hervorgegangen wären 5 2 . Wenn im Folgenden eine andere Möglichkeit der genealogischen Ableitung vorgetragen werden soll, kann es sich auch bei ihr nur um eine Vermutung handeln, doch scheinen die hier verwendeten Argumente eine tragfähigere Basis für die Schlußfolgerungen abzugeben als im Falle der Honsteiner Lösung. Seit 1210 begegnet Graf Heinrich von Stolberg, vor allem als Beurkundungszeuge und in der Begleitung des Landgrafen, aber auch in Diplomen Kaiser Friedrichs II. und in Briefen anderer Dynasten, doch zumeist den übrigen Grafen nachgeordnet 53 . 49
U B Walk. I 530, vgl. Reg. Imp. VI 1 2393. P o s s e , Siegel, II S. 12; M e y e r , Kyffhäuser, S. 117 f.; B e r g , Beichlingen, S. 165; K a u f m a n n , Amtssiegel, S. 23 ff. 51 Schloß Stolberg oberhalb der heutigen gleichnamigen Stadt im Südharz; im Mittelalter, wie die Grafen, stets „Stalberg" genannt. Zu den Grafen vgl. v. S t o l b e r g , Hausgeschichte; v. M ü l v e r s t e d t , Ursprung; M e y e r , Wüstungen; S u h l e , Stolberg; J a c o b s , Sachsen, S. 303 u. a. 52 Nach Erörterung anderer Theorien als einzig mögliche Erklärung hingestellt bei v. M ü l v e r s t e d t , Ursprung; weiter ausgebaut bei M e y e r , Rottleberode; seitdem von der Forschung offenbar durchgängig übernommen. 53 In Diplomen Philipps, Friedrichs II. und Heinrichs (VII.): Reg. Thür. II 1264, 1556 f., 1638, 1834.; III 270 aus den Jahren 1204, 1213—1219 und 1232. In Urkunden der Landgrafen: Reg. Thür. II 1178, 1593 f., 1622, 1652, 1637, 1680, 1720, 1981, 2021, 2137 usf., Bürgen für den Landgrafen und Begleiter auf 50
Herren zu Vockstedt
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Schon zu 1200 und 1204 wird aber ein Heinrich von Vockstedt erwähnt,
den man mit dem ersten Grafen von Stolberg
darf54.
Von ihrem frühesten Auftreten an bis in das 16. J a h r h u n d e r t
identifizieren
hinein hatten die Stoiberger an der unteren Helme eine gesonderte H e r r schaft inne, die ihren Mittelpunkt zunächst in der Burg Vockstedt (heute Voigtstedt) fand. Nach der L a g e der, oft jedoch erst spät in den U r k u n den angeführten Gerechtsame, Einkünfte und Aktivlehen umfaßte sie den Landstrich zwischen Oberröblingen und Ritteburg und wurde dadurch großenteils vom unteren Helmeried eingenommen 5 5 .
Das Gebiet bildete
ursprünglich einen Teil der Krongutlandschaft des Südharzes, bis es im J a h r e 1000 dem Erzbistum Magdeburg übergeben w u r d e 5 8 .
B u r g und
Mark Vockstedt, die Otto III. zunächst noch dem Reiche vorbehalten hatte, verkauften die Stoiberger 1268 ebenfalls an M a g d e b u r g 5 7 . Eine Grafengerichtsbarkeit w a r offenbar mit der Burg Vockstedt nicht verbunden, denn Heinrich führte zunächst keinen Grafentitel — wie es anders am Beginn des 13. Jahrhunderts durchaus zu erwarten gewesen wäre — , wohl aber nach E r w e r b der Burg Stolberg. Später wurden dann Gesandschaftsreisen und Pilgerfahrten: Reg. Thür: III 465 f., 470, 618; Reg. Stoib. 22, 29, 35; vgl. Reg. Thür. II 1981; I I I 140; seit dem Jahre 1200. Eine Lehnsabhängigkeit der Grafschaft Stolberg vom Landgrafen war damit aber nidit gegeben, vgl. Reg. Stoib. 336, 341, 668, 713 usf. 54 Reg. Thür. II 1178, 1264. Zur Gleichsetzung vgl. v. S t o l b e r g , Hausgeschichte; v. M ü l v e r s t e d t , Ursprung, S. 1030 u. a. 5 5 Erwähnte Güter: Schlösser Vockstedt mit Dorf und Kirdienpatronat und Oberröblingen, Ländereien, Einkünfte und Lehen zu Martinsrieth, Weidenhorst (wüst bei Martinsrieth), Lorenzrieth (wüst bei Röblingen), Edersleben, Kadistedt (Reichslehen), Kerstendorf (wüst südl. Vockstedt), Artern, Allstedt, Mönchpfiffel (Reichslehen), Kaldenhausen (wüst bei Pfiffel, Reichslehen), Grafengerichtsbarkeit zu Vockstedt (d. h. in der Herrschaft), Herrschaftsredite zu Pfiffel, Kaldenhausen und allgemein im Ried: Reg. Thür. II 1467, 2421; III 245, 250, 781 f.; Reg. Stoib. 134, 224, 188, 227, 278, 316, 419, 424, 476, 523 f., 631, 668, 822, 835; UB Walk. II A 102; v. S t o l b e r g , Hausgesdiidite, S. 326 u. a. In der gleichen Gegend waren als Stoiberger Beurkundungszeugen und Dienstmannen beheimatet die Vögte von Vockstedt und von Artern, Herren von Vockstedt, Artern, Gehofen, Röblingen (vielleicht Reichsministerialen: E b e r h a r d t , Krongut, S. 74; B o s l , Reichsministerialität, I S. 118), Pfarrer von Vockstedt, Artern und Röblingen: Reg. ThuT. I I I 245, 2080, 2167; I V 143, 779; Reg. Stoib. 205, 207, 227, 307, 523; N e b e , Oldisleben, S. 401. Die Zugehörigkeit von Gehofen und Ritteburg bleibt ungewiß. In Gehofen Beichlinger Güter: Reg. Thür. II 795; M e y e r , Grafen von Honstein, S. 524; J a c o b s , Besitzungen, S. 335. In Ritteburg Querfurter Güter (Reichslehen): Reg. Thür. II 1706, 2212. Zum Umfang und zur Entwicklung des Landstriches vgl. J a c o b s , Beiträge; ders., Besitzungen; M e y e r , Grafen von Honstein, S. 512; v. M ü l v e r s t e d t , Ursprung, S. 1066 f.; S e b i c h t , Cistercienser, S. 50 ff. M Vgl. o. S. 14. " Reg. Thür. IV 250. 6
Mascher, Reidisgut und Komitat
Die Grafen von Rothenburg und ihre Nachfolger
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wohl die Komitatsrechte von Stolberg auch an die untere H e l m e übertragen, und 1272 und 1282 nannte sich ein Angehöriger des Geschlechts „Graf von Vockstedt" 68 . In dieser Zeit hatte sich offenbar der Landgraf in die Herrschaftsverhältnisse einschalten können, denn 1298 resignierten die Grafen von Stolberg dem Landgrafen die H ä l f t e der comitia zu Vockstedt, der nunmehr die Honsteiner damit belehnte 5 9 . Begründung und Dauer dieses Lehnsnexus lassen sich nicht weiter aufklären e 0 ; wahrscheinlich beruhte auf ihm aber die eigentümliche Abhängigkeit der Stolberger vom landgräflichen Hause während des 13. Jahrhunderts 8 1 . A m Südharz selbst wurde Stoiberger Grundbesitz im wesentlichen erst seit der zweiten H ä l f t e des 13. Jahrhunderts und an wenigen, weit verstreuten Punkten erwähnt. A l s geschlossenen Bezirk führen die Urkunden lediglich das unmittelbare Zubehör der Burg Stolberg an, mit den Dörfern Stempeda, Rottleberode und den umliegenden Forsten, und zwar als Mainzer L e h e n 6 2 . Andere Ländereien und Nutzungsrechte der Grafen befanden sich in einigen Dörfern östlich, nördlich und westlich des Kyffhäusers, östlich Nordhausens und im östlichen Teile der Goldenen A u e 58
Reg. Thür. III 781 f., 2006, 2009. » Reg. Stoib. 224. Sdion 1226/1227 hatten die Stoiberger einen Zins zu Kaldenhausen (wüst bei Allstedt) als Lehen des Landgrafen inne, der ihn seinerseits vom Reiche zu Lehen besaß; doch 1210 und 1231 urkundeten die Grafen über den nämlichen Zins, ohne einen Lehnsherren zu erwähnen: Reg. Thür. II 1476, 2421; III 245. 60 Vielleicht hatte der Landgraf die Stoiberger zwingen können, Vockstedt zunächst von ihm zu Lehen zu nehmen, als er 1211 in den Parteienkämpfen zwischen Anhängern der Staufer und Weifen den Grafen Heinrich von Stolberg gefangen setzen konnte: Chron. Reinhardsbr. = MG SS X X X p. 581, vgl. W i n k e l m a n n , Otto IV., II S. 281, 306. Im 14. Jahrhundert wurden die Inhaber der Herrschaft Vockstedt und ihrer Teile wieder direkt vom Erzstift Magdeburg belehnt. Eine strenge Scheidung der Herrschaftsbereiche zwischen Honstein und Stolberg nach 1298 scheint man nicht vorgenommen zu haben, doch urkundeten die Honsteiner vornehmlich über die Südhälfte mit Artern als Mittelpunkt, während die Stoiberger später zu Oberröblingen Hof hielten: M e y e r , Grafen von Honstein, S. 512; ders., Burg Hohnstein, S. 20, 35; v. A r n s w a l d t , Hausgeschichte, H. 6 nr. 127; M ü l d e n e r , Bergschlösser, S. 126 f.; Reg. Stoib. 476, 992; v. S t o l b e r g , Hausgeschichte, S. 311 f.; J a c o b s , Besitzungen. 61 Vgl. o. Anm. 53, 59 f. 62 Reg. Mainz I 2186; II 888; Reg. Stoib. 713, 2037. 83 Ländereien, Einkünfte und Aktivlehen, soweit sie bis etwa 1340 erwähnt wurden, zu Wallhausen, Riethnordhausen, Ringleben, Badra, Bennungen, Berga, Thürungen, Bösenrode, Altendorf (wüst bei Uftrungen), Nikolausrode und Krimderode (wüst östl. Nordhausen), Görsbach, dazu Lehen des Herzogs von Bayern im Vorrieth (westl. Kelbra): Reg. Thür. III 2090; IV 479; Reg. Stoib. 207, 221, 239 ff., 293, 364, 341, 371, 419, 451, 2870, vgl. u. S. 125. 5
Grundbesitz der G r a f e n von Stolberg
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So wenig diese Namen ein Stoiberger Territorium am Südharz vermuten lassen, so aufschlußreich erweisen sie sich doch für das eingangs angeschnittene Problem. Denn nadi dem Befund der Urkunden lagen die Besitzungen der G r a f e n von Stolberg mit denen der Honsteiner keineswegs in Gemenge, sie setzten sich vielmehr von ihnen mit einer auch kartographisch feststellbaren Grenze a b ' 4 . Damit entfällt eines der wenigen Argumente, mit denen man einen genealogischen Zusammenhang zwischen Honstein und Stolberg hatte stützen wollen 6 5 . Daß beide G r a fenhäuser im 14. und 15. Jahrhundert, im Rahmen der sich abrundenden Territorialherrschaften, bestimmte Gebietsteile einander abtraten 8 6 , kann nicht zum Beweise einer ursprünglichen Stammgleichheit dienen. Statt dessen griff aber das Stoiberger Grundeigentum an fast allen Stellen in das Territorium der Grafen von Beichlingen-Rothenburg über und befand sich zum Teil an den gleichen, exponierten Orten, die auch in Beichlinger und Kirchberger Urkunden begegnen 6 7 . Eine etwaige geneanalogische Verbindung zwischen Stolberg und Rothenburg-Kirchberg hat man bisher noch nicht ernsthaft erwogen, obwohl neben der L a g e der Besitzungen auch andere Momente unverkennbar darauf hindeuten. So traten die G r a f e n von Stolberg bei fast allen Rechtshandlungen als Zeugen auf, die eine Veränderung der Beichlinger Herrschaft bewirkNach 1341 verschob sich die materielle Grundlage des Komitates durch den Erwerb des Beichlinger Anteils an der Herrschaft Roßla (vgl. u. S. 85 Anm. 78) entscheidend. Die Herren und Ritter, die in dieser Landschaft angesessen waren und in den Urkunden der G r a f e n von Stolberg genannt wurden, lassen keine tragfähigen Schlüsse zu, doch vgl. Reg. Thür. III 2540; IV 479. Außerdem besaßen die Stoiberger ein landgräfliches Lehen zu N o h r a (westl. Nordhausen): Reg. Thür. III 2124 £f., vgl. Reg. Stoib. 835. 64 Die Grenze zwischen den Besitzungen der Grafenhäuser ergibt sich aus Stoiberger, Beichlinger und Kirchberger Gütern in den Fluren von Ammelsee, Nikolausrode, Krimderode, Diemerode (alles wüst südöst. Rottleberode), Görsbach, Vorrieth und Numburg (beides wüst südöstl. Görsbach), vgl. o. Anm. 17, 47, 63, und Reg. Stoib. 1050. Demgegenüber Honsteiner Güter und Rechte zu Steigerthal, Nikolausrode, Krimderode, Urbach, Görsbach und Auleben, Fischerei in der H e l m e und W e g e in der Goldenen A u e bis zur Aumühle, südl. Görsbach, vgl. o. S. 49 Anm. 12 und Reg. Thür. I V 280, 1474, 2895; U B Walk. II 791. Die flämischen Kolonisten von Langenrieth und Vorrieth (beides wüst südöstl. Görsbach) siedelten später nach B e r g a um, vgl. M e y e r , Kyffhäuser, S. 10 f.; S c h l ü t e r , Siedlungen, S. 411. Zu Honsteiner Besitzungen in der Gegend von Rottleberode vgl. u. S. 87 ff. 8 5 v. M ü l v e r s t e d t , Ursprung, S. 1012, 1018 ff., 1053 f., 1057 ff., 1071 ff., 1083 ff., 1098. Vgl. auch o. S. 18 f. M Dazu vgl. v. S t o l b e r g , Hausgesdiichte. 6 7 Vgl. o. Anm. 17, 47 f., 59, 63. 6*
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ten 6 8 . Beide Grafen nahmen gemeinsam Walkenrieder Güter in der östlichen Goldenen Aue in ihren Schutz, erhielten Bürgschaftsversprechen darüber und griffen zusammen gegen Friedensstörer ein 6 9 . Durch Vermittlung des Grafen von Beichlingen und durch eine Geldzahlung an ihn wurden Stoiberger Rechtsansprüche zu Kaldenhausen (wüst südl. Allstedt) abgefunden 7 0 . An dem weitab gelegenen Allod Günzerode (westl. Nordhausen), das die Beichlinger dem Kloster Walkenried verkauft hatten, besaßen die von Stolberg das Zehntrecht 71 , auch beschenkten sie das Beichlinger Hauskloster Oldisleben 72 . Vor allem aber fungierte der Graf von Stolberg als alleiniger Gerichtsherr im Territorium der Grafen von Beichlingen-Rothenburg. Auf dem Stoiberger Landthing 7 3 , zumeist an Orten im Bereiche des Beichlinger Komitates abgehalten, erschienen auch der Graf von Beichlingen sowie, ohne Sonderung, Herren und Standespersonen aus der Umgebung beider Grafen 7 4 . Vor dem Grafen von Stolberg wurden Kauf und Tausch von Grundstücken vollzogen, die innerhalb der Beichlinger Herrschaft oder in jenen Dörfern lagen, die auch Beichlinger oder Kirchberger Güter umfaßten 7 5 . Als die Grafen von Beichlingen den Walkenrieder Mönchen Ländereien am und auf dem Kyffhäuser veräußerten, geschah das auf der Rothenburg vor dem dorthin gebetenen, für jene Landschaft zuständigen Richter, nämlich dem Grafen von Stolberg 78 . Noch weiter geht eine andere Urkunde, wenn sie ein Dorf bei Frankenhausen, mitten im Ge88 Reg. Thür. III 240, 2345, 2563 f., 3484; IV 154 ff., 967, 1224, 1841 f.; Reg. Stoib. 237; vgl. Reg. Thür. III 270, 2126. 68 Reg. Thür. III 382 f., Reg. Stoib. 83. Beide Grafen waren Lehnsleute des Herzogs von Bayern für Güter in der östlichen Goldenen Aue, doch wird nicht klar, ob sie etwa zu gesamter Hand belehnt waren: Reg. Thür. III 2109 f.; vgl. III 2120; vgl. u. S. 125. 70 Reg. Thür. II 1476. 71 UB Walk. I 28, 531; II 948 ff. 72 N e b e , Oldisleben, S. 401. 73 Dazu u. S. 100 ff. 74 Reg. Thür. III 382, 2080, 2344 f., 2354, 3270; IV 197; Reg. Stoib. 238, 242, 286. 75 Güter zu Numburg, Krimderode, Diemerode, Badra und Steinthalleben (vgl. o. S. 74, 79 Anm. 17, 46 f.): Reg. Thür. III 382, 2080, 2344, 2354, 3270, 3289, 3430; IV 197; Reg. Stoib. 225, 238, 242, 286. 78 UB Walk. I 392: Der Graf von Stolberg beurkundet: . . . In huius venditionis et donationis a domino Friderico de Bichelinge rite factis ad Castrum Rodenburg fuimus evocati, ut corarn nobis judice omnia complerentur. Ad petitionem igitur utrarumque partium . . . vertimus Rodenburg . . . ibi comes Fridericus de Bichelingen publice coram nobis . . . assignavit abbati. . . . Ibi etiam comes Fridericus de Lare publice coram nobis et multis astantibus pronunciavit: . . . Ego Fridericus comes de Lare . . . coram judice domino Friderico comite de Stoiberg in terminis istis judice renunciavimus . . .
Gemeinsame Herrschaft der Stoiberger und Beichlinger
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biet der Grafen von Beichlingen, als in der Grafschaft Stolberg gelegen bezeichnet Anfang des Jahres 1303 verkauften die Grafen von Beichlingen vermutlich ihren Anteil an Schloß Roßla mit seinem Zubehör den Grafen von Honstein. Zugleich müssen sie sich aber auch noch anderer Rechte begeben haben. So wurde z. B. das Stoiberger Landthing von jetzt an gemeinsam von den Grafen von Honstein und von Stolberg gehegt, obwohl sein Zuständigkeitsbereich der gleiche blieb wie vor 1303 78 . Im Jahre 1338 schließlich teilten die Grafen von Beichlingen-Rothenburg und die von Stolberg ihre bisher gemeinsam verwaltete Grafschaft unter sich auf; ein jeder sollte den anderen Partner bei den hergebrachten Rechten belassen 79 . Daraufhin verkauften die Grafen von BeichlingenRothenburg innerhalb weniger Jahre fast ihre gesamte Herrschaft am Südharz, ungehindert durch die Grafen von Stolberg. Die einzelnen Teile des Komitates, um die Schlösser Rothenburg, Kyfifhausen, Bendeleben, Brücken, Wallhausen, Questenberg, Roßla und Kelbra gruppiert, gingen wegen drückender Schulden an den Landgrafen und an die Grafen von Honstein und von Schwarzburg über 80 . 77
Reg. Thür. III 1043. Im Jahre 1341 überließ der Graf von Honstein Gericht und Grafschaft über Roßla und die dazugehörigen Dörfer, wie er sie vom Grafen von Beichlingen gekauft hatte, dem Grafen von Stolberg (Reg. Stoib. 433). Die Veräußerung durch die Beichlinger muß im Anfang des Jahres 1303 erfolgt sein, vgl. UB Walk. II 621, 629 und M e y e r , Grafen von Honstein, S. 515. Die damals veräußerten Rechte müssen jedoch noch mehr umfaßt haben als die Herrschaft Roßla, denn seitdem wurden auch Honsteiner Güter zu Schwenda (östl. Stolberg), Badra und Steinthalleben angeführt: Reg. Ilf. 163; Reg. Stoib. 255; Cod. d. Sax I B 2 423; M ü l d e n e r , Bergschlösser, S. 126 f.; M e y e r , Grafen von Honstein, S. 524, 528. Das fortab gemeinsam gehegte Landthing tagte zu Uftrungen und Badra und verhandelte über Güter zu Badra, wo auch weiterhin Beichlinger Besitz erwähnt wurde: Reg. Stoib. 238—242, 286; UB Walk. II 735, 786, 901. 79 Reg. Stoib. 416. Diese Nachricht wird bei v. M ü l v e r s t e d t , Ursprung, und M e y e r , Rottleberode, nicht beachtet, wegen Zweifeln an der Art und Lage der geteilten Grafschaft auch bei v. S t o 1 b e r g , Hausgeschichte, S. 119 als unwichtig hingestellt. 80 Burg und Stadt Frankenhausen mit der Saline, mit Rottleben, Seehausen und dem Rathsfelde 1340/1341/1343 an die Grafen von SchwarzbuTg, dgl. 1375/ 1377 Schloß und Dorf Ichstedt mit Borxleben und Udersleben, 1341 Dorf Badra; 1344/1347/1373 Rothenburg mit Bendeleben und Kyffhausen wie auch Schloß Brücken an die Grafen von Honstein bzw. an den Landgrafen, 1338/1344 Stadt und Schloß Kelbra mit Zubehör an Honstein; Schloß Questenberg und Schloß Wallhausen, jeweils mit Zubehör, 1349 bzw. 1370 an den Landgrafen. Vgl. dazu L e u c k f e l d , Kelbra, S. 77 IT.; M e y e r - R a c k w i t z , Helmegau, (1890) S. 26 f.; M e y e r , Grafen von Honstein, S. 515; ders., Burg Hohnstein, S. 16, 78
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Die Grafen von Rothenburg und ihre Nachfolger
Nach Lage der Dinge konnte also mit der 1338 geteilten Grafschaft nur der Komitat Beichlingen-Rothenburg gemeint gewesen sein. Der gemeinsame Besitz einer Grafschaft läßt sich aber nicht durch spätere Verschwägerung, sondern nur aus einer gemeinsamen Erbschaft heraus erklären: Die Grafen von Beichlingen und von Stolberg hatten den Komitat der älteren Rothenburger zu gesamter Hand geerbt. In den ersten beiden Generationen der Stoiberger begegnen die T a u f nahmen Heinrich, Friedrich und Christian, die sich in dieser Zusammenstellung sonst nur noch bei den Grafen von Kirchberg wiederfinden 8 1 . Friedrich von Kirchberg, der Begründer der Linie, trat nun zuletzt, im Jahre 1184, zusammen mit seinem Sohne Heinrich auf 8 2 , der in den Urkunden nicht wieder genannt wird, — bis im Jahre 1200 ein Heinridh von Vockstedt in den Quellen erscheint. In der Herrschaft Vockstedt besaßen die Grafen von Kirchberg vermutlich ebenfalls Ländereien, während die Stoiberger durch Grundbesitz und Vasallen mit der Gegend der Rothenburger Stammgüter, südlich Sondershausens, verbunden gewesen zu sein scheinen 83 . Die dargelegten Einzelheiten nötigen zu dem Schluß, daß die Stolberger in direkter Linie von den Grafen von Kirchberg abstammen und auch ihren Komitat der gleichen Quelle, d. h. den Grafen von Rothenburg älterer Linie, verdankten. Demgegenüber verliert eine andere Nachricht ihr Gewicht, nach der um 1201 durch Vermittlung des Landgrafen ein Streit zwischen Graf Adelger (III.) von Honstein und den Söhnen 25, 27; ders., Questenberg, S. 15 ff.; ders., Kyffhäuser, S. 37 f., 72 f., 119 (f.; Baudenkmäler Frankenhausen, S. 1; v. S t o l b e r g , Hausgeschichte, S. 172 ff.; K ö h l e r , Schuldverschreibungen, S. 263, 312 Anm. 3; E b e r h a r d t , Krongut, S. 90 ff.; B e r g , Beichlingen, S. 205 f. u. a. Offenbar standen also dem Hause Beichlingen-Rothenburg die Herrschaftsrechte — mit Ausnahme des Landgerichts und des Schlosses Stolberg — im gesamten Räume zwischen Frankenhausen und der Nordgrenze Thüringens ( M e y e r - R a c k w i t z , Helmegau, 1888, S. 42 ff.; D o b e n e c k e r in Reg. Thür. I Einleitung S. I X f.; T i m m , Grenzverhältnisse, S. 1 ff.) zu. 81 Vgl. Reg. Thür. II 1476; III 20S0; IV 104, 479, 644; UB Halb. II 700, 1209, 1214, 1439, 1367 und u. Stammtafel II im Anhang. 82 Reg. Thür II 675. In Kirchberg war vor 1193 sein Sohn Gozmar gefolgt, vgl. o. S. 72 und u. Stammtafel II im Anhang. 83 Die Herren von Kranichfeld, Verwandte (vgl. Reg. Ilf. 137) und vermutlich Erben des am Südharz verbliebenen Zweiges der Grafen von Kirchberg, veräußerten 1300 (1306?) Besitz u. a. in der comitia Vockstedt, vgl. o. S. 31 Anm. 95. Herren von Ebra (südwestl. Sondershausen, vgl. o. S. 73 Anm. 14) Zeugen und Bürgen für die Grafen von Stolberg: Reg. Thür. IV 1772; Reg. Stoib. 307. Vor den Grafen von Stolberg wurde eine Hufe zu „Doringeshusen" (wahrscheinlich Thüringenhausen bei Hohenebra) aufgelassen: Reg. Stoib. 316.
Abstammung der Stoiberger von den Rothenburgern
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seines verstorbenen Bruders Friedrich beigelegt worden sei, der um eine Erbteilung entbrannt war 8 4 . Die näheren Umstände, insbesondere die Namen der Söhne Friedrichs, erfahren wir nicht; die darüber angestellten Vermutungen bleiben hypothetisch 85. Das Eingreifen des Landgrafen deutet nicht auf die Abschichtung einer weiteren Harzgrafschaft, sondern eher darauf hin, daß die im Bereiche der Landgrafschaft gelegenen Honsteiner Stammgüter von der Erbteilung betroffen waren. Nach den bisherigen Überlegungen stehen der vorgetragenen These vom Ursprung des Stoiberger Hauses und seines Komitates keine Hindernisse entgegen. Aber auch die etwas unklaren Herrschaftsverhältnisse über das Dorf Rottleberode (südl. Stolberg), in denen man den stärksten Beweis für einen genealogischen Zusammenhang zwischen den Honsteinern und den Stolbergern hatte sehen wollen 8 6 , widersprechen, wenn man sie ohne ein vorgefaßtes Urteil betrachtet, unserer Vermutung nicht. Rottleberode und Stolberg mit ihrem jeweiligen Zubehör bildeten im 14. Jahrhundert zusammen einen Mainzer Lehnskomplex 8 7 . In Rottlebrode — ursprünglich ein vom Reiche privilegierter Marktort — besaß das Erzstift einen Hof, den Erzbischof Konrad um 1190 als verpfändet und entfremdet beklagte 88. Wenig später begegnet ein nach Rottleberode benanntes Rittergeschlecht, das in dem Dorfe ein Allod besaß und dort einem Vogtthing präsidierte 8 9 . W i r dürfen in ihnen die Stiftsvögte des 84
Reg. Thür. II 1210. Vgl. v. M ü l v e r s t e d t , Ursprung, S. 1053; M e y e r , Burg Hohnstein, S. 8 f.; ders., Rottleberode, S. 59 f. 86 Vgl. M e y e r , Rottleberode. 87 Reg. Mainz I 2186; II 888; Reg. Stoib. 713, 2037. Die Kirchen zu Rottleberode und zu Stolberg waren beide dem Hl. Martin geweiht: M e y e r - R a c k w i t z , Helmegau, (1890) S. 25 f. 88 Reg. Thür. I 1479; II 675, 842; vgl. M e y e r , Rottleberode, S. 55ff. und o. S. 13. Vielleidit war der Landgraf an der Entfremdung beteiligt: Der Pfandinhaber, ein Hugold von Volkstädt (bei Eisleben) wird nur an dieser Stelle erwähnt, doch in der Nähe seines Stammsitzes war auch ein landgräflicher Ministeriale Hugold von Schirmbach angesessen (Reg. Thür. II 2364); beide Orte lagen im Bereiche der von den Landgrafen erworbenen Pfalzgrafschaft. Ein zu 1166 genanntes Radolferode (Reg. Thür. II 330) war vermutlich nicht identisch mit Rottleberode, das allerdings im Mittelalter auch stets als Radulferode o. ä. erscheint ( M e y e r , Rottleberode, S. 53). 89 Arch. Wolfenbüttel, Urk. Abt. 25, nr. 68; U B Walk. I 469: Friedrich von Rottleberode überträgt 1282 dem Kloster Walkenried seine Rechte an einer Hufe zu Krimderode (wüst südwestl. Rottleberode), nämlich daß der Bebauer der Hufe dreimal jährlich das Judicium advocatitium zu Rottleberode (1246 plebiscitum genannt: Reg. Thür. III 1315 ff.) zu besuchen habe; der Graf von Honstein bezeugt und besiegelt die Privilegierung. — Vom Erscheinen auf dem Thing konnte aber doch wohl nur der Geriditsherr selbst befreien. 85
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D i e Grafen von Rothenburg und ihre Nachfolger
Mainzer Hofes oder deren Rechtsnachfolger erblicken, wie sie auch ihr Wappen mit anderen Mainzer Ministerialenfamilien teilten M . Die Angehörigen des Geschlechts suchten die Umgebung des Landgrafen und der Grafen von Stolberg und von Beichlingen auf, vor allem aber treffen wir sie in der Begleitung der Honsteiner an 81 . Offenbar dienten sie als Burgleute auf dem Honstein, denn sie erhielten von den Grafen ein Burglehen. Als solches besaßen sie zunächst einige Hufen in „Hoburgerode", einer Wüstung unbekannter Lage 92 , und ließen sie dann im Gericht zu Rottleberode den Grafen zugunsten des Klosters Walkenried auf, um mit Einkünften zu Rodishain (nordwestl. Rottleberode) entschädigt zu werden 9S . Aus den Urkunden läßt sich nicht herauslesen, daß die Grafen dabei etwa als Gerichtsherren auftraten, vielmehr waren sie wohl als Lehnsherren und als Beauftragte Walkenrieds bei der Verhandlung zugegen. Wie sie allerdings Güter im Einzugsbereich des Rottleberoder Vogtthings erworben haben, bleibt unklar, doch läßt sich auf ihnen noch kein Beweis der Stammgleichheit aufbauen. Mit dem Beginn des 14. Jahrhunderts verschwand das Geschlecht der von Rottleberode wieder aus den Quellen, und mit ihnen die Beziehungen der Honsteiner zu jenem Landstrich. Zugleich urkundeten die Grafen von Stolberg jetzt erstmals über Rottleberode und Umgebung 84 . 90
Wappengleichheit mit den Mainzer Ministerialen von Stockhausen (bei Sondershausen) und von Hanstein (bei Witzenhausen): M e y e r , Rottleberode, S. 58. Der Sohn eines Herrn von Rottleberode nannte sich nach der Spatenburg bei Sondershausen, die der Landgraf als Mainzer Lehen besaß: Reg. Thür. II 1534; III 2238; IV 2644. 91 Reg. Thür. II 1534, 1644, 1681, 2246, 2261, 2421, 2468, N 43; III 110, 221, 245, 313, 330, 386 f., 499, 582, 773, 940, 1043, 1315 ff., 2090, 2093, 2319. 2345, 2901; IV 986, 1476, 1492, 3012; U B Walk. II 635 f., 646. 92 Nicht mit Hopperode (wüst westl. Sondershausen) gleichzusetzen, wie bei M e y e r , Rottleberode, S. 60 und danach Reg. Thür. IV Register geschehen, denn für Ländereien in jener Gegend war wohl das Rottleberoder Gericht nicht zuständig, auch sollten die Güter der Kirche zu Nikolausrode (wüst südwestl. Rottleberode) zugute kommen. 93 Ardi. Wolfenbüttel, Urk. Abt. 25, nr. 69; Reg. Thür. III 1315 £f.; IV 1492; UB Walk. I 469. 94 Herren von Rottleberode zuletzt 1304 erwähnt: U B Walk. II 646; vgl. auch M e y e r , Rottleberode, S. 61 ff. Die Stoiberger urkundeten zuerst 1316 über Einkünfte zu Rottleberode, dann auch erst über Schloß und Pfarrkirche zu Stolberg: Reg. Stoib. 293, 364, 390, 451, 526, 531 usf. Schon 1266 ein Ritter von Stolberg in einer Beichlinger Urkunde: Reg. Thür. III 3418; vgl. auch III 1989.
Herrschaftsverhältnisse in Rottleberode
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Falls also die Honsteiner nicht überhaupt nur durch eines ihrer Burgmannengeschlechter an der Gegend um Rottleberode interessiert waren, müßte man eine vorübergehende Belehnung mit Mainzer Gütern annehmen.
4. U r s p r u n g u n d E n t w i c k l u n g d e s Komitates
Rothenburger
Aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts überliefern uns die Quellen den Namen eines adligen Grundherren Christian, der im nördlichen Mittelthüringen zusammen mit einem Adelger, vermutlich dem Stammvater der Grafen von Ilfeld-Honstein, die Aufmerksamkeit der Zeitgenossen auf sidi lenkte.
In der gleichen Landschaft lagen auch Erbgüter, die
später in den Händen der Nachkommen Christians angetroffen werden und die wohl auch schon Christian selbst zur Verfügung standen 9 5 . Zwischen 1119 und 112 8 9 6 erwarb Christian, nunmehr nach der Rothenburg auf dem Kyffhäuser benannt, einen Komitat am Südharz. Sein und seiner Nachfolger Funktionen in diesem Räume und die Ausdehnung des Komitates müssen aus den Verhältnissen des 13. und 14. Jahrhunderts rekonstruiert werden; bei Einhaltung der gebotenen Vorsicht darf man diese Methode aber als zulässig ansehen. Trotzdem können die Aufgaben der Inhaber des Komitates nur allgemein als eine Verpflichtung dem Reiche und dem nordthüringischen Krongute gegenüber angegeben werden; weitere Aussagen lassen die spärlichen Quellen nicht zu 9 7 . Besondere Beachtung gebührt jedoch dem Gericht der Rothenburger Grafen. Es setzte sich vermutlich später im Landthing der Grafen von Stolberg fort und konnte um die Mitte des 12. Jahrhunderts als einziges in T h ü ringen mit dem Landgericht des Landgrafen konkurrieren 9 8 . U m das J a h r 1275 sonderte sich die Grafschaft Beichlingen-Rothenburg mit einem Zweige der Grafen von der Stammgrafschaft Beichlingen mit Lohra a b 9 9 .
Für die Folgezeit läßt sich das Territorium der Rothen-
burger Linie verhältnismäßig eindeutig umreißen, da die Grafen sich gezwungen sahen, es Stück für Stück zu veräußern. Danach gehörten zur Grafschaft Beichlingen-Rothenburg offenbar der östliche Teil des Südharzes, das T a l der Helme von der Aumühle (südl. Görsbach) bis W a l l 95 M 97 98 99
Vgl. o. Vgl. o. Vgl. u. Vgl. u. Berg,
S. 57 f., 73 f. S. 58, 71. S. 75, 79, 81. S. 100 ff. Beichlingen, S. 166
Die Grafen von Rothenburg und ihre Nachfolger
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hausen, der Kyffhäuser und seine Randlandschaften im Osten und W e s t e n 10°. Nicht in allen Punkten wird man dieses Gebiet mit dem Bereiche des Komitates der älteren Grafen von Rothenburg gleichsetzen dürfen, wenn auch ein gewichtiger Anhalt unzweifelhaft vorhanden ist. So zählten sicher die Reichshöfe und -bürgen Wallhausen, Tilleda und Kyffhausen nicht zu den Pertinenzen des Komitates und gerieten auch de facto erst nach dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts unter die Herrschaft der Beichlinger 101 . Aber auch jene Landstriche haben wohl unberücksichtigt zu bleiben, in denen fremde Herren über wesentliche Rechte verfügten, so die Landgrafen in Badra und Steinthalleben (nordwestl. Franken1,0
Vgl. o. Anm. 80. In dem gleichen Räume war auch der größte Teil der Ritter beheimatet, die die Urkunden seit 1231 in der Umgebung der Grafen von Beichlingen-Rothenburg anführen, nämlich die Herren von Wallhausen, Questenberg, Leinungen, Bennungen, Roßla, Diemerode, Dittichenrode, Arnswald (vgl. v. A r n s w a l d t , Familiengeschichte), Uftrungen, Altendorf, Berga, Rottleberode, Rothenburg, Kyffhausen, Hohlstedt, Steinthalleben, Bendeleben, Frankenhausen, Esperstedt, Udersleben, Ichstedt, Brücken sowie Bürger von Kelbra: Reg. Thür. III 82, 158, 240 f., 585, 1263, 1832, 1989, 2093, 2319, 2344 f., 2354, 3071, 3270; IV 95, 154 ff., 1146, 1919, 2642, 2759; Cod. d. Anh. II 890; M e y e r , Questenberg, S. 16 u. a. 101 Als letzter der seit 1134 geannten Reichsministerialen von Wallhausen (vgl. E b e r h a r d t , Krongut, S. 68, 75 ff., 89; B o s l , Reidisministerialität, I 118, 137; II S. 557) wurde 1231 ein Reichsritter Thomas von Wallhausen, Besitzer einer vom Reiche lehnrührigen Hufe, erwähnt, dessen Angehörige jedoch Beichlinger Eigenleute waren (Reg. Thür. III 241 f., quondam verlesen aus quidam). Seitdem begegnen Thomas sowie ein Erkenbrecht von Wallhausen, vordem wohl auch Reichsritter (vgl. Reg. Thür. III 849), nur noch in Beidilinger Urkunden (Reg. Thür. III 382, 585, 1043, 1263; IV 1146 usf.). In Wallhausen wurde zu 1223 letztmals Krongut angeführt (Reg. Thür. II 2048), fortan ließen die Beichlinger den Reichshof wohl allmählich in ihrem Territorium aufgehen, vgl. M e y e r , Kyffhäuser, S. 7 und o. Anm. 80. Der Hof Tilleda, 1194 zum letzten Male von einem König aufgesucht (Reg. Thür. II 954, vgl. allgemein M e y e r , Kyffhäuser, S. 42 ff.), bildete später ein Reichslehen, doch standen die Lehnsträger in Abhängigkeit von den Grafen von Beichlingen (E b e r h a r d t , Krongut, S. 68, 87 ff.). Reichsministerialen von Kyffhausen wurden von 1152 bis 1239 genannt (Reg. Thür. II 50 f., 152, 1720, 1995; III 841, 844; M e y e r , Kyffhäuser, S. 58 ff.; B o s l , Reidisministerialität, I S. 183; II 546, 559); auch im 14. Jahrhundert wurde die Burg noch als Reichslehen von den Königen ausgetan (MG CG V 591, VIII 686). Trotzdem verfügte de facto anscheinend lediglich der Graf von Beichlingen über das Reichsschloß und verkaufte es schließlich ebenfalls an die Honsteiner, gräfliche Ministerialen fungierten als Burgvögte (UB Walk. I 530, 536; Cod. d. Anh. II 890; M e y e r , Kyffhäuser, S. 51 ff.; E b e r h a r d t , Krongut, S. 71, 90 ff.; H e i n z e , Pfalzgrafschaft, S. 52 ff.). 102
Frankenhausen und der südliche Teil des Kyffhäusermassivs gehörten vermutlich nicht zur Herrschaft Rothenburg ( B e r g , Beichlingen, S. 166 f.); 1434 wurden als Zubehör der Rothenburg genannt die Wälder bei der Burg
Umfang des Komitates
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hausen) 1 0 2 und die Askanier in Dörfern östlich des Kyffhäusers 103 . Durch diese Einschränkungen wird vor allem die Südgrenze des Komitates zurückgenommen; vielleicht verlief sie entlang eines „Rennweges", der sich längs über den Kyffhäuser hinzog und später die Grenze zwischen den Ämtern Kelbra und Frankenhausen bildete 1 0 4 . Der verbleibende Raum kann als ein Teil der „Krongutlandschaft" des Südharzes gelten; spätere Herrschaftsansprüche fremder Dynasten gehen auf Veräußerungen der Grafen von Beichlingen zurück 105 . Mit Christian von Rothenburg tauchte auch sein Komitat unvermittelt und offensichtlich ohne Vorgänger vor unseren Augen auf; die letzten Zeugnisse eines Grafenamtes am östlichen Südharz stammen aus dem 10. Jahrhundert 1 0 6 . Wiederum wurden hier T e i l e des Harzforstes und des nordthüringischen Reichsgutes in eine neu errichtete, adlige Herrschaft einbezogen, und wiederum weist die Zeitspanne, in der uns Christian begegnet, die Entstehung seines Komitates der Regierungszeit Lothars III. zu. D a s enge Verhältnis Christians zum König und die gleichgearteten Beispiele der anderen Südharzkomitate lehren ferner, daß die Herrschaft nicht auf dem W e g e der Usurpation entstanden sein kann. und Einkünfte zu Kelbra, Sittendorf, Tilleda, Lindeschu und Neutirsdorf (beides wüst östl. Kelbra): M ü l d e n e r , Bergschlösser, S. 130 f.; in Frankenhausen findet sich schon früh Besitz fremder Adliger bezeugt: Reg. Thür. I 294, 912, 1150, 1319; II 571; III 2013; vgl. auch M e y e r , Kyffhäuser, S. 18 und Deutsches Städtebuch II S. 293. Über Badra und Stein-Thalleben (nordwestl. Frankenhausen) verfügten die Landgrafen (Reg. Thür. II 1488, 1655, 1680, 1975, 2157, 2417; III 2946, 3177; IV 765, 808, 1147). In Brücken, Borxleben, Ringleben, Tilleda, Helmsdorf (wüst westl. Frankenhausen), Ichstedt und Bendeleben waren geistliche Grundherren begütert (Reg. Thür. I 280, 294, 1337, 1120, 1312; II 307, 621, 1256; III 1765; UB Hersf. 38). 103 Brücken und Hackpfiffel (südl. Wallhausen) gingen von den Askaniern zu Lehen (Cod. d. Anh. II 769, 771, 774; III 284; nach M e y e r , Kyffhäuser, S. 121 Brücken mit Hackpfiffel und den Wüstungen Jahrfeld, Bernsdorf und Stedten). Die askanisch-beichlingischen Besitzungen östlich des Kyffhäusers gingen auf das Erbe der Grafen von Weimar zurück (vgl. o. S. 77 f.). Da sich in dem gleichen Landstrich unter den Karolingern Krongut bezeugt findet (vgl. o. S. 9), später jedoch nicht mehr, darf man jene Liegenschaften vielleicht als dem Reiche entfremdete Dienstlehen der Grafen von Weimar, die im 10. Jahrhundert den Komitat am östlichen Südharz handhabten (vgl. o. S. 15), ansehen. 101 M e y e r , Kyffhäuser, S. 41; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 194. 105 T i m m , Grenzverhältnisse, S. 28 und nach ihm B o s 1, Reichsministerialität, II S. 537 f. wollen in jedem Stammsitz der hier beheimateten Dienstmannen einen Reichsgutkomplex erblicken, doch ist zu bedenken, daß die Rittergeschlechter am östlichen Südharz erst zu einer Zeit genannt wurden, als das Reich seine Rechte in dieser Gegend bereits weitgehend aufgegeben hatte, vgl. u. S. 134 f.
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Die Grafen von Rothenburg und ihre Nachfolger
Ebenso wie im Falle der G r a f e n von Scharzfeld und von Ilfeld müssen wir daher folgern, d a ß auch der Komitat der G r a f e n von Rothenburg unter Lothar III. und durch seinen direkten A u f t r a g entstanden ist. Der spezielle Inhalt des Mandates läßt sich nur vage in der W a h r u n g von Reichsinteressen erblicken, auch fehlen Angaben über die herrschaftliche Grundlage, die dem Honsteiner Forstrecht entsprechen könnten. W i e seine Standesgenossen in Ilfeld und Scharzfeld war auch Christian nicht im Bereiche seines Komitates beheimatet und angesessen. Sein jüngerer Sohn, Friedrich von Kirchberg, findet sich seit etwa 1155 im Besitze einer weiteren Herrschaft, die ebenfalls ohne Vorgänger in die Geschichte eintrat. Obwohl ihr erster Inhaber stets den Titel comes führte, möchte man in ihr doch weniger einen Komitat, sondern eher einen weltlichen Vogteibezirk erblicken. Doch waren U m f a n g und Machtgrundlagen so gering, daß den Kirchbergern die Ausbildung einer selbständigen, geschlossenen Grafschaft nie gelungen ist. Die Bedeutung, die den G r a f e n von Kirchberg versagt blieb, errang eine Nebenlinie ihres Hauses. Heinrich von Vockstedt, vermutlich ein Sohn Friedrichs von Kirchberg, hatte zwischen 1184 und 1200 107 eine Herrschaft an der unteren Helme erworben, f ü r die sich gleichfalls keine älteren Ausprägungen finden lassen. Der größte Teil des Gebietes war zwar vor geraumer Zeit schon dem Erzstift Magdeburg geschenkt worden, doch eine Abhängigkeit Heinrichs vom Erzbischof deuten die Quellen nicht an. Statt dessen hatte sich im 13. J a h r h u n d e r t anscheinend der Landgraf in die Herrschaftsverhältnisse einschalten können. Burg und Dorf Vockstedt waren bei der Güterschenkung an Magdeburg dem Reiche unmittelbar verblieben und wohl als Krongut der H e r r schaft Heinrichs unterstellt worden; im Osten verzahnte sich das Vockstedter Territorium mit dem Reichsvogteibezirk Allstedt 1 0 8 . Barbarossa hatte, kurz vor 1188, selbst den A u f t r a g erteilt, die Uferlandschaft der Helme zu entwässern und aufzusiedein 1 0 9 . Es wird daher nicht vermessen erscheinen, den U r s p r u n g der Herrschaft Vockstedt mit Bestrebungen Friedrichs I. in Verbindung zu bringen. Doch soll dieser Vermutung in größerem Zusammenhange nachgegangen werden 1 1 0 . Nach dem Tode des letzten G r a f e n von Rothenburg, um 1206, erbten Heinrich von Vockstedt und Graf Friedrich von Beichlingen, beide vermutlich Neffen des Erblassers, den Komitat zu gesamter H a n d . Die Teilung der Obliegenheiten in diesem Kondominium hatte sich bis zur end108
Vgl. Vgl. 108 Vgl. 109 Reg. "» Vgl. 107
o. S. 15. o. S. 81, 86. o. S. 81 Anm. 55 und H e i n z e , Pfalzgrafschaft, S. 52 ff. Thür II 1436; vgl. u. S. 124 f. u. S. 124 ff.
Durch Lothar III. an den Harz berufen
93
gültigen Auseinandersetzung 1338 so eingespielt, daß die Nachkommen Heinrichs vor allem das Landthing hegten, während die Beichlinger über die territoriale Grundlage mit ihren Rechten verfügten. Den Kirchbergern blieben die Stammgüter der Sippe und die Vogtei über Jechaburg. — Obwohl sich Besitz und Komitat der Grafen von Beichlingen schon immer räumlich mit der Rothenburger Herrschaft berührt hatten, bestand doch vermutlich kein ursächlicher Zusammenhang zwischen beiden Geschlechtern und Herrschaften. Zwischen 1204 und 1210, wohl als Nadifolger der älteren Rothenburger, muß Heinrich von Vockstedt auch die Belehnung mit dem Mainzer Vogteibezirk um Rottleberode erlangt haben und nannte sich jetzt nach der neuerbauten Burg Stolberg.
VII DIE L A N D G E R I C H T E AM I. D a s L a n d g e r i c h t
der G r a f e n von
SÜDHARZ Klettenberg
In der Reihe der bisherigen Untersuchungen steht noch der Versuch aus, die Funktionen der Grafen von Klettenberg aufzuhellen. Die Klettenberger selbst beriefen sich nie auf Rechte und Pflichten, die ihnen aus einem Grafenamte erwachsen waren. Ein Komitat der Grafen wurde überhaupt erst im Anfang des 14. Jahrhunderts erwähnt, dann j e doch in bezeichnendem Zusammenhang: Im Verlaufe von Grenzstreitigkeiten mit den Beichlingern erklärten die Grafen von Honstein im Jahre 1306, daß der Wildbann in einem bestimmten Waldstück südlich Nordhausens als ein Reichslehen ihrer Grafschaft Klettenberg a n g e h ö r e A l s wenig später die Herren von Salza ihre Reichslehen zu Obersalza an die Stadt Nordhausen verkauften, erhoben die Honsteiner Einspruch, da sie mit der Grafschaft Klettenberg auch die Reichslehen darin besäßen und daher von des Reiches und ihrer Grafschaft wegen Lehnsherren der Reichsritter von Salza seien 2 . Ähnlich äußerte 1294 Berthold von Klettenberg, Domherr zu Halberstadt, daß die von seinem verstorbenen Bruder verschenkte Kirche zu Berga (nördl. Kelbra) kein Reichslehen gewesen sei und daß daher die Grafen von Honstein, die Nachfolger im Klettenberger Komitat, keinen Anspruch auf die Kirche erheben könnten 3 . In allen Fällen wurden also aus der Herrschaft der Grafen von Klettenberg Rechte auf Reichslehen abgeleitet, als ob ihr Grafenamt zu einem wesentlichen Teile eben aus der Verfügung über Güter und Lehen des Reiches und ihrer Verwaltung bestanden habe. Daß die Vogtei über das nahe beim Klettenberge gelegene Kloster Walkenried nicht zu den Aufgaben der Grafen zählte, wurde bereits ausgeführt 4 . Die Urkunden zeigen sie uns vielmehr bei der Ausübung nur Eines Amtes: Sie präsidierten dem Landgericht im westlichen Nordthüringen. Die Quellen erwähnen das Landthing in den Jahren von 1187 1 v. A m s w a l d t , Honstein, S. 530 ff.
Familiengeschidite, H. 6 nr. 127; M e y e r ,
* F ö r s t e m a n n , Schriften, S. 172 f.; M e y e r , » Vgl. o. S. 26 Anm. 60 4 Vgl. o. S. 19, 52 f.
Grafen von
Burg Hohnstein, S. 29.
Funktionen der Grafen von Klettenberg
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bis 1354, besonders häufig um die Mitte des 13. Jahrhunderts; darüber hinaus bestand es aber auch noch im Jahre 1433 5 . Bis gegen 1251 nahmen die Grafen von Klettenberg den Vorsitz in „ihrem" Landgericht wahr, seit. 1254 jedoch, seit der Eroberung der Burg Klettenberg, betrachteten sich die Grafen von Honstein als Gerichtsherren 6 . D i e Prozeßgegenstände gaben in allen Fällen Fragen des Eigentums an Grund und Boden ab; dabei wurde gleichermaßen über Güter und Lehen des Reiches, der geistlichen und weltlichen Lehnsherren w i e über Erbgut verhandelt. N e b e n Klagen um unrechtmäßigen Besitz und beeinträchtigte Nutzung war das Gericht vor allem zuständig für die A u f lassung und feierliche Übergabe der Liegenschaften, die in die H ä n d e anderer Besitzer übergehen sollten 7 . D a sich der Gerichtsstand bei Veränderungen im Grundbesitz nach der Lage des jeweiligen Objektes richtete 8 , muß das Klettenberger Landthing, wie die vor den Grafen aufgelassenen Ländereien erweisen, nicht nur den Bereich der späteren, territorialisierten Grafschaft Klettenberg einbezogen haben, sondern ebenso die Gegend um Nordhausen und die s
Reg. Thür. II 945, 1269 (zur Datierung vgl. u. Stammtafel I zu nr. 3), 2189; III 384, 583, 629, 631, 841, 1203, 1762, 1953, 2260, 2791, 2940; IV 986, 1051, 1152, 1491; UB Walk. II 655, 876; Reg. Ilf. 212; v. A r n s w a l d t , Familiengeschichte, H. 6 nr. 198: Reg. Stoib. 992 ff. Die Gleichartigkeit der Vorgänge, der Zeugenreihen usw. erlaubt, auch andere Beurkundungen auf das Landgericht zu beziehen, obwohl sie es nicht ausdrücklich erwähnen: Reg. Thür. II 778, 2114 f.; III 83, 844, 935 (undatiert, nach den handelnden Personen und Zeugen nicht, wie in Reg. Thür, zu ca. 1240, sondern zu ca. 1270 zu setzen), 2771; IV 2528. 6 Die Klettenberger bekunden: . . . quod . . . placitum provinciale more nostro kabuimus Clettenberg . . , oder . . . in nostro . . . plebiscito, quod lantdinge vulgo dicitur . . . u. ä. bis 1251 (Reg. Thür. II 1269, III 631, 1953). 1254 befreit der Graf von Honstein die Bewohner bestimmter Dörfer vom Besuch des Landgerichtes, wozu doch wohl nur der Gerichtsherr berechtigt war, und seitdem präsidierten dem Landthing die Honsteiner Vögte (Landvögte) Lambert von Heringen, Heinrich von Weilrode, Heinrich von Werna, Erenfried, Siegfried u. a. (Reg. Thür. III 2260, 2771, 2791 usf.). 7 Klagen um Besitz bzw. Zurücknahme solcher Klagen: Reg. Thür. II 1716 f., 1269; III 629, 631, 1203, 2940; IV 986; vgl. u. S. 108 Anm. 74. Klage um Beeinträchtigung der Nutzung: Reg. Thür. III 83. Auflassungen: Reg. Thür. II 778, 945, 2114 f., 2189; III 384, 583, 841, 844, 1762, 1953, 2771, 2791; IV 1051, 1152, 1491, 2528; UB Walk. II 655, 876; Reg. Ilf. 212; v. A r n s w a l d t , Familiengeschichte, H. 6 nr. 198. Vgl. o. S. 5. Reichsgut oder Reichslehen: Reg. Thür. II 778, 1269, 2114 f., 2189; III 384, 629, 631, 841, 844, 1762. Kirchenlehen: Reg. Thür. II 1716 f.; III 1953, 2771, 2940; IV 83, 1051, 1152 usf. 8 Vgl. UB Walk. I 310; UB Gosl. I 234; UB Halb. I 487 ff.; ferner F i c k e r P u n t s c h a r t , Reichsfürstenstand, II 1 § 323.
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Die Landgeridite am Südharz
westliche G o l d e n e A u e 9 . A l s o auch der Raum der nachmaligen G r a f schaft H o n s t e i n gehörte seit 1187, abgesehen v o n den unter Forstrecht stehenden Harzwäldern, zum Landgerichtsbezirk der G r a f e n v o n Klettenberg. Dementsprechend hatten die G r a f e n v o n Honstein, gleichwie die Klettenberger, persönlich das L a n d t h i n g zu suchen, wollten sie ihre Besitzungen in N o r d t h ü r i n g e n rechtmäßig veräußern 1 0 . Nach den Zeugenreihen der einschlägigen U r k u n d e n setzte sich die Gerichtsgemeinde zusammen aus den G r a f e n v o n Klettenberg u n d v o n H o n s t e i n mit ihren j e w e i l i g e n D i e n s t m a n n e n sowie allgemein aus den im westlichen N o r d t h ü r i n g e n „landsässigen" Rittern u n d Herren; unter ihnen b e f a n d e n sich mehrere Familien, die der Reichsministerialität a n gehörten oder sich doch nach Orten benannten, die d e m früheren Krongut zuzurechnen sind u . Aber auch nichtadlige Bewohner der D ö r f e r am Südharz w a r e n landthingpflichtig 1 2 . Ebenso muß das Kloster W a l k e n r i e d , j e d e n f a l l s für seine nordthüringischen Besitzungen, dem Klettenberger Landgericht unterworfen gewesen sein. U n t e r den Z e u g e n der L a n d thingsurkunden finden sich zwar ganz a l l g e m e i n keine A n g e h ö r i g e n des * Lage der umstrittenen oder aufgelassenen Güter zu Beringen und Othstedt, Eversborn und Grumbadi (alles wüst nördl. Heringen), Bodenrode (wüst westl. Heringen), bei Heringen und bei Nordhausen, Bielen, Leimbach, Görsbach, Obersalza, Amelingerode (wüst westl. Nordhausen), Groß- und Klein-Wechsungen, Vodenrode, Fladidiendorf, Besenrode, Rodagerode (alles wüst westl. Nordhausen), Immenrode, Branderode. Da die Nachrichten über das Landthing zumeist aus Walkenrieder Urkunden stammen, deckt sich die Lage der genannten Orte naturgemäß im wesentlichen mit den Zentren der Walkenrieder Erwerbspolitik, aber auch mit der Verteilung der vor ca. 1250 überhaupt erwähnten Dörfer am Südharz, vgl. S i l b e r b o r t h , Helmegau und M e y e r , Wüstungen, und ders., Wüstungskarte. Zum U m f a n g der späteren Grafschaften Klettenberg und Honstein vgl. die Karten bei M e y e r , Wüstungen, und ders., Wüstungskarte. 10 Grafen von Honstein: Reg. Thür. II 2189; III 841; vgl. Reg. Thür. II 2114; III 384. Grafen von Klettenberg: Reg. Thür. II 1716f.; III 1762, 1953; IV 1051, 1152; III 2771 ; vgl. III 844. Zwei der von den Klettenbergern ausgefertigten Landthingsurkunden bezeugte audi Graf Heinrich von Kirchberg, der aber wohl nur als Verwandter der Grafen von Klettenberg der Verbriefung beiwohnte: Reg. Thür. II 2189; III 83. Vgl. Stammtafel I im Anhang. 11 Herren von Klettenberg, Meinwarderode, Pützlingen, Haferungen und Mackenrode aus der Umgebung der Klettenberger; Herren von Honstein-Osterode, Klusingen, Linderbach, Arnswald, Heringen, Uthleben, Wülferode, Weilrode, Rottleberode, Sundhausen, Bielen, Görsbach von Seiten der Honsteiner; ferner Herren von Liebenrode, Holbach, Wechsungen, Werther; Reidisministerialen von Othstedt, Heringen und Kyffhausen-Mildenstein, aus Reichsgutdörfern Herren von Niedersachswerfen, Amelingerode, Wechsungen, Gudersleben usf. " Reg. Thür. II 778; III 2260, 2940; UB Walk. II 655.
Bereidi des Klettenberger Landgerichts
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geistlichen Standes 1 3 , war jedoch der Walkenrieder Abt in Sachen des Landrechtes belangt worden, so hatte er sich auch vor dem Landgericht zu rechtfertigen 1 4 . Dieser Kreis der Gerichtsgenossen erfuhr nun offenbar in der Zeit vor 1233, vielleicht schon um 1224, eine wesentliche Erweiterung, denn seitdem bezeugten auch Nordhäuser Bürger die anläßlich eines Landthings ausgefertigten Urkunden und traten als Kläger und Beklagte vor dem Gericht a u f 1 5 . Im Jahre 1220 hatte Friedrich II. die Stadt dem in eine Propstei umgewandelten Reichskloster zu Nordhausen entzogen und direkt an das Reich g e n o m m e n i e . Das Gericht des Stadtschultheißen, eines Reichsministerialen, entwickelte sich in der Folgezeit zum eigentlichen Stadtgericht 17, vor ihm wurden fast alle Eigentumsübertragungen und Klagen um Grundbesitz, in denen Mitbürger eine der Prozeßparteien bildeten, ausgetragen 1 8 . Darüber hinaus fungierte der Stadtschultheiß auch allgemein als Reichsgutbeamter und nahm die Auflassung von Besitzungen 13
Erst zu 1305 bezeugten audi zwei Dorfpfarrer eine Landthingsurkunde (UB Walk. II 655). Die Verhältnisse lagen bei anderen Landgerichten jedoch anders, vgl. u. S. 101 Anm. 35 und Reg. Thür. II 658, 1284, 1389; III 328, 2546; IV 520; II 1034 f. u. a. 14 Reg. Thür. II 1269; III 629, 631, 1203, 2940. In einem Falle hatte der Abt selbst eine Klage angestrengt: Reg. Thür. III 83. 15 Einzelne Nordhäuser Bürger schon 1224 unter den Zeugen der Urkunden über Landthingsverhandlungen (Reg. Thür. II 2189; vgl. II 1064;; III 643 f. u. ö.), als geschlossene Gruppe mit dem Schultheißen an der Spitze seit 1233: Reg. Thür. III 384, 841, 1953 usf. Als Kläger und Beklagte erwähnt: Reg. Thür. III 629, 1203; vgl. III 643 f., 844, 1064 f. 14 Reg. Thür. II 1824, 1898, 1967. Zur Entwicklung Nordhausens vgl. S i l b e r b o r t h , Nordhausen, und ders., Ministerialität. 1199 wurde Nordhausen noch villa genannt, seit 1209 civitas, 1206 begegnet erstmals ein Schultheiß Friedrich von Nordhausen an der Spitze weiterer Reichsdienstmannen: Reg. Thür. II 1099, 1323, 1435. Eine ähnliche Entwicklung nahm auch Mühlhausen, vgl. Mühlhäuser Reidisrechtsbudi, S. 47. 17 Vgl. S i l b e r b o r t h , Ministerialität, ferner H i r s c h , Gerichtsbarkeit, S. 6011.; zum Altenburger Schultheißengericht vgl. P a t z e , Verfassung, S. 34 f. 18 Reg. Thür. III 86, 168, 312, 316 f., 501, 643 f., 926, 1030, 1038, 1064 f., 1415, 1581, 2125, 3402; IV 940, 779, 1436. Auch der Abt von Walkenried und die Grafen von Honstein und von Stolberg mußten sich des städtischen Schultheißengeridites bedienen, wollten sie sich mit Nordhäuser Bürgern gerichtlich auseinandersetzen: Reg. Thür. III 312, 316 f., 643 f., 1038, 1064 f., 2125, 3402; IV 779, 940. Vgl. zu Mühlhausen Mühlhäuser Reidisrechtsbuch, S. 44 ff., 53 f., 84 f. u. a. 7
Masdier, Reichsgut und Komitat
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Die Landgerichte am Südharz
des Reiches am Südharz entgegen, gleichwie die Vögte von Allstedt, die Burggrafen von Altenburg und die Butigler von Nürnberg 1 9 . D i e Immunität der Reichsstadt erstreckte sich jedoch ebensowenig wie die des Zisterzienserklosters Walkenried auf die Befreiung vom Landgericht der Grafen von Klettenberg, jedenfalls bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts 2 0 . Vermutlich seit der Konstituierung Nordhausens als Reichsstadt besuchten die Bürger der Stadt, vorab der Schultheiß, das Landthing und bezeugten die betreffenden Urkunden als eine geschlossene Gruppe neben den Klettenberger und Honsteiner Dienstmannen. D i e Zusammensetzung der Thinggemeinde spiegelte sich in der W a h l der Thingstätten wider: Das Gericht tagte, vielleicht alternativ, beim Klettenberg und zu Nordhausen 2 1 . D i e Urkunden führten die Gerichtsorte jedoch erst seit 1233 an; vermutlich hatte sich ihre Erwähnung vordem erübrigt, da Nordhausen wohl erst nach 1220 als Thingstatt hinzukam. Nachrichten aus späterer Zeit lassen durchblicken, daß das Landgericht an sich mit der Burg Klettenberg verbunden w a r 2 2 . 19 Reg. Thür. III 242, 849; IV 781. Noch 1368 erfolgte die Auflassung von Reichslehen vor dem Heiligen Römischen Reiche und vor des Reiches Gericht zu Nordhausen: F ö r s t e m a n n , Schriften, S. 170 f. Vgl. S c h l e s i n g e r , Egerland, S. 74; D a n n e n b a u e r , Nürnberg, S. 79. Zur Gleichsetzung von Reich und Reichsstadt im Spätmittelalter vgl. H e i m p e 1, Nürnberg. 20 Die Vertreibung der Klettenberger aus ihrem Komitat, der Sturz der Reichsministerialen zu Nordhausen und die Zerstörung der Reichsburg um 1277 (vgl. S i l b e r b o r t h , Nordhausen; ders., Ministerialität, S. 21, 24 u. a.) wie die Bestrebungen der Landesherrschaft mußten notwendig auch den Charakter und die Formen des Landthings verändern, doch fällt diese Entwicklung schon nicht mehr unter das in dieser Arbeit gestellte Thema. 21 Zu Nordhausen erwähnt: 1233, 1249, 1273, 1335, 1354; zu Klettenberg 1235, 1236, 1244 (Reg. Thür. III 384, 583, 631, 1203, 1762; IV 986; UB Walk. II 876; v. A r n s w a l d t , Familiengeschichte, H. 6 nr. 198). An die Stelle des Klettenberges trat später (1261 und 1305) das Dorf Uchtenfelde (vgl. o. S. 29): Reg. Thür. III 2940, UB Walk. II 655. In Nordhausen besaßen die Klettenberger zwei Höfe, einen davon in bevorzugter Lage an einem Platze, den man als mittelalterliche Gerichtsstatt gedeutet hat: M e y e r - R a c k w i t z , Helmegau, (1889) S. 94 f.; M e y e r , Nordhausen, S. 540; S i l b e r b o r t h , Nordhausen, S. 38; ders., Helmegau, S. 89. 22 1329 heißt es, daß einige Leute, die von Korthusen gewichet sin, sollen nicht komen in der edlen heren gerichte von honstein, . . . daz zu klettenberg höret . . . ( F ö r s t e m a n n , Schriften, S. 170). Damit konnte nach dem Anlaß des Verbotes und nach der Lage Nordhausens nur der Klettenberger Landgerichtsbezirk gemeint sein. Bei den mehrfachen Teilungen der Honsteiner Territorien (vgl. M e y e r , Burg Hohnstein) blieb das Landgericht stets mit der Linie verbunden, die auch den Klettenberg besaß, vgl. Reg. Stoib. 992 £f.
Das Reichsgericht zu Nordhausen
99
Die Zweiteilung im Gericht scheint auch seine Organisation erfaßt zu haben. Seit 1197 bezeugte die Landthingsurkunden ein Klettenberger Burgmann, der sich bald Schultheiß, bald Burggraf von Klettenberg (praefectus) nannte 2 3 . Der Schultheißentitel kann sich dabei nur auf eine Funktion im Landgericht bezogen haben 2 4 . Die nämlichen Bezeichnungen Schultheiß und Burggraf führte abwechselnd aber auch der Nordhäuser Reichsbeamte, gleichwie der entsprechende Beamte der Reichsstadt Mühlhausen 2 5 . Beide Schultheißen, von Klettenberg und von Nordhausen, traten nur einmal gemeinsam in den einschlägigen Urkunden auf; in den übrigen Fällen hat es den Anschein, als ob die Teilung der Tagungsorte auch eine Teilung der Schultheißenämter bewirkt hätte, indem der Klettenberger Schultheiß nur amtierte, wenn das Gericht am Klettenberge stattfand, und umgekehrt der städtische Schultheiß nur in Nordhausen 26. Betrachtet man die vor dem Landthing bzw. vor dem Nordhäuser Schultheißengericht anhängig gemachten Verfahren im einzelnen, so stellt man eine weitgehende Übereinstimmung in den Prozeßgegenständen fest. Den Verlauf eines dieser Streitfälle z. B. können wir drei verschiedenen Urkunden entnehmen, die offensichtlich drei Stadien der gleichen A n gelegenheit festhalten. J e eine der Urkunden wurde ausgestellt vom Grafen von Klettenberg anläßlich eines Landthings, vom Schultheißen und von der Bürgerschaft zu Nordhausen, ohne daß sich eine Rivalität zwischen den Gerichten oder ein Rechtszug an eine Appellationsinstanz beobachten ließe 2 7 . Eine längere Aufzeichnung der Grafen von Klettenberg beschreibt eingehend den schrittweisen Übergang der Ländereien des Reichsdorfes Othstedt (wüst nördl. Heringen) in den Besitz der Walkenrieder Mönche und vermerkt achtmal, daß die Herren von Othstedt ihre Grundstücke aufgelassen hätten in civitate Nortkusen corani multis et coram officiali imperii. Am Schluß heißt es, daß die Grafen mit ihren Dienstmannen und vielen anderen vertrauenswürdigen Leuten den Auflassungen oft beigewohnt hätten 2 8 . Eine Gelegenheit zur Teilnahme " Reg. Thür. II 945, 2189; III 384, 583, 629, 631, 841, 844, 1203. Vgl. U B Halb. II 825: schultetus provincialis beim Landgericht; Cod. d. Sax. I A 3, 14; sculthetus provincialis placiti in Zcolin; ähnlich Cod. d. Anh. II 47, Reg. Thür. III 1819 u. a. Vgl. auch S c h r ö d e r , Schultheiß, S. 2 ff. und v. P o s e r n - K l e t t , Meißen, S. 48. 25 Vgl. N i e s e , Reichsgut, S. 180 f., 248; S c h r ö d e r - v. K ü n ß b e r g , Rechtsgeschichte, S. 686; S i l b e r b o r t h , Nordhausen, S. 49 f.; Mühlhäuser Reichsrechtsbuch, S. 44 ff., 53 f.; B o s l , Reidisministerialität, II S. 554 ff. 26 Klettenberg: Reg. Thür. III 583, 629, 1203; Nordhausen: Reg. Thür. III 384, 1762; gemeinsam: Reg. Thür. III 841. 27 Reg. Thür. III 629, 643 f., vielleicht gehört auch Reg. Thür. III 136 hierher. 28 Reg. Thür. III 849, zur Datierung vgl. o. S. 24 Anm. 47. 24
7*
100
Die Landgerichte am Südharz
dieses Personenkreises an Gerichtsverhandlungen in der Reichsstadt bot sich doch aber nur im Rahmen eines Landthings, wie ja auch die Klettenberger einmal ausdrücklich bekundeten, daß eine Auflassung vor ihnen und den Bürgern von Nordhausen geschehen sei 29 . Faßt man diese Einzelheiten zusammen, so hat es den Anschein, als ob bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts hinein das Schultheißengericht zu Nordhausen in einigen seiner Funktionen mit dem zu Nordhausen abgehaltenen Landgericht der Grafen von Klettenberg identisch gewesen wäre. Beide Rechtskreise und -Institutionen durchdrangen einander, das Gericht an des Reiches Stuhl zu Nordhausen ergänzte das ältere Gericht — an des Reiches Stuhl zu Klettenberg. Diese Überlegungen scheinen, zusammen mit den Ausführungen über die Herkunft der Klettenberger 8 0 , bereits einen Weg zu eröffnen, Zeit und Motive zu bestimmen, unter denen das Landgericht wie die Klettenberger Herrschaft eingerichtet wurden. Denn nicht alle Gebilde des Verfassungslebens im Hochmittelalter, deren Ursprung uns nicht überliefert ist, sind darum schon „uralt". Für ein aus ottonischer, wenn nicht gar aus karolingisdier Zeit herrührendes Generallandthing des Helmegaues, das unter dem Vorsitz der Vorfahren des Klettenberger Hauses zu Nordhausen tagte 3 1 , fehlen sämtliche Anhaltspunkte. Die Verknüpfung des Landgerichtes mit Rechten und Gütern des Reiches und mit der Burg Klettenberg verweist seine Anfänge vielmehr in das 12. Jahrhundert, genauer in die Regierungszeit Barbarossas. Doch diese Vermutung soll anderen Ortes wieder aufgegriffen werden 3 2 .
2. D a s L a n d g e r i c h t d e r G r a f e n v o n
Rothenburg
Im Osten schloß sich an das Klettenberger ein weiteres Landgericht an. Während sich bei ihm einige der oben beobachteten Einzelzüge wiederholten, unterschied es sich in anderen Punkten erheblich von seinem westlichen Nachbarn. Die Urkunden erwähnen das Landthing am östlichen Südharz in den Jahren 1233—1313, dann noch einmal 1433 33 und lassen es gleichfalls 28
Reg. Thür. III 384. Vgl. S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 87. Vgl. o. S. 22 u. a. 31 So M e y e r - R a c k w i t z , Helmegau, (1889) S. 94 f.; M e y e r , Wüstungskarte, S. 111; S i l b e r b o r t h , Nordhausen, S. 19; ders., Helmegau, S. 87 ff., 138, 253. ' 2 Vgl. u. S. 120 ff. 33 Reg. Thür. III 240, 382, 2080, 2344 f., 2363 f., 3270; IV 197, 250, 1273; Reg. Stoib. 238, 242, 286, 992 ff. 30
D a s Stoiberger Landgericht
101
bei Auseinandersetzungen um Grund und Boden in Aktion treten 34 . Bezeugt wurden die betreffenden Urkunden von den Dienstmannen der Grafen von Beichlingen und von Stolberg, denen sich gelegentlich Geistliche aus den Territorien der beiden Grafenhäuser zugesellten 35 . Aber auch die Grafen von Stolberg und von Beichlingen hatten das Landgericht zu besuchen, um dort ihre Güter aufzulassen 36 . Einfache Dorfbewohner waren ebenfalls landthingpflichtig 37. Da sich dieses Landgericht erst in einer Zeit erwähnt findet, die die Rechte des Reiches in Nordthüringen bereits grundlegend umgestaltet hatte 38, läßt sich eine Teilnahme von Reichsministerialen oder von Herren aus Ortschaften, die Reichsgut enthielten, wie überhaupt eine besondere Berücksichtigung der Interessen des Reiches nicht beobachten. Ebenso trat in den Urkunden keine Abordnung von Stadtbürgern hervor; der östliche Südharz war allerdings auch nicht durch eine Nordhausen gleichzuachtende Stadt ausgezeichnet. Das Amt eines Schultheißen-Burggrafen fehlte jedoch ebenfalls in der Organisation des Gerichtes. Wohl begegnet bei der ersten Erwähnung des Landthings ein ministerialischer „Dinggraf", doch verschwindet dieser Titel dann wieder aus den Quellen 39 . Als Gerichtsherren werden im allgemeinen die Grafen von Stolberg angeführt 40 . Neben ihnen müssen aber auch die Beichlinger zu einem Nach A r t der V o r g ä n g e , der Z e u g e n r e i h e n usw. können ebenfalls auf das Landgericht bezogen w e r d e n : Reg. T h ü r . I I I 383, 1827, 2167, 3289, 3430; I V 1772; Reg. Stoib. 2870, vgl. auch Reg. T h ü r . I V 391 f. 34 Feststellungsklage zur E r m i t t l u n g von A b g a b e n : Reg. Stoib. 2870; Selbstverpflichtung, eine Mühle einzureißen: Reg. T h ü r . I I I 2345; B e f r e i u n g der Bew o h n e r bestimmter D ö r f e r von der Landthingspflicht: Reg. T h ü r . I I I 240; in allen a n d e r e n Fällen A u f l a s s u n g von G ü t e r n u n d Verzicht der Erbberechtigten auf ihre Ansprüche. 35 H e r r e n von T u n z e n h a u s e n (westl. Sömmerda), N o h r a , Ebra, K a n n a w u r f , Bilzingsleben, Sachsenburg, Oldisleben, Schersen, Rottleben, Bendeleben, U d e r s leben, B a d r a , Steinthalleben, Esperstedt, Rothenburg, Kelbra, J a h r f e l d (wüst östl. Kelbra), Berga, Rottleberode, Roßla, Questenberg, Brücken, W a l l h a u s e n , Leinungen, Vodcstedt, A r t e r n , H e l d r u n g e n u. a.; P f a r r e r von Kindelbrück, Bilzingsleben, Steinthalleben, Vockstedt, A r t e r n , Pröpste von F r a n k e n h a u s e n u n d Kelbra. Belegstellen vgl. o. A n m . 33. " Reg. T h ü r . I I I 382, 2354, 2344 f. 37 Reg. T h ü r . I I I 240. 38 Vgl. u. S. 134 f. 39 Reg. T h ü r . I I I 245, 382 f., vgl. v. A r n s w a l d t , Familiengeschichte, H . 1. I n späteren Zeiten begegnen j e einmal ein Schultheiß, ein Vogt u n d ein praefectus von A r t e r n unter den Z e u g e n der einschlägigen U r k u n d e n (Reg. T h ü r . I I I 2167; I V 250), doch sind sie wohl allein auf die V e r w a l t u n g der Ortschaft A r t e r n zu beziehen, vgl. M ü l d e n e r , Bergsdilösser, S. 126 f. 40 Reg. T h ü r . I I I 3270, 3289, 3430; I V 197, 391 f., 1172; Reg. Stoib. 225.
102
Die Landgerichte am Südharz
Teil an der Hegung des Things beteiligt gewesen sein 41 , doch ließen sie ihre Maßnahmen, die sich auf das Landgericht bezogen, zumeist von den Grafen von Stolberg bezeugen und mitbesiegeln, gewissermaßen „gegenzeichnen" 42. Als dann aber die Grafen von Beichlingen um 1303 einen großen Teil ihrer Rechte am Südharz an die Honsteiner veräußert hatten 43, wurde in der Folgezeit das Landthing von den Grafen von Honstein und von Stolberg gemeinsam eröffnet 4 4 . Die Heimatorte der Gerichtsgenossen, wie sie die Zeugenreihen der einschlägigen Urkunden an die Hand geben, erfüllten den gleichen Raum, der auch die vor dem Landgericht aufgelassenen Liegenschaften und die namentlich genannten Thingstätten umschloß 45 . Danach erstreckte sich um die Mitte des 13. Jahrhunderts der Geltungsbereich des Landthings über sämtliche Herschaftsgebiete der Grafen von Beichlingen und von Stolberg, über die Komitate Stolberg mit Vockstedt und Beichlingen mit Rothenburg und Lohra 4 6 . Diese Ausdehnung kann jedoch nicht von vornherein bestanden haben. W i r hören von Landgerichten in den Herrschaften Beichlingen und Lohra nur während jener Zeitspanne, in der das Haus der Grafen von Beichlingen die verschiedenen Bestandteile seines Komitates zu gesamter Hand verwaltete. Nachdem sie aber ihre Herrschaft in BeichlingenRothenburg und Beichlingen-Lohra zerlegt 4 7 und die Grafen von Stolberg sich der alleinigen Verfügung über Vockstedt begeben hatten 4 8 , beschränkte sich der Bereich des Landthings offenbar auf den Raum des Komitates der älteren Grafen von Rothenburg 4 8 . Im 15. Jahrhundert war das Landgericht mit dem Besitze der Rothenburg selbst verbunden 5 0 . Es läßt sich aber auch bereits um die Mitte des 41
Reg. Thür. III 240, 382 f.; IV 1273. Reg. Thür. III 240, 2345, 2363 f., vgl. o. S. 83 ff. Vgl. o. S. 85. 44 Reg. Stoib. 238, 242, 286. 45 Lage der aufgelassenen oder strittigen Güter zu Nohra, Hainrode, Mörbach, Sollstedt (alles westl. Nordhausen, in der Herrschaft Lohra); Badra, Steinthalleben und am Kyffhäuser; Krimderode und Diemerode (wüst östl. Nordhausen), Görsbach; Vockstedt; Griefstedt (nordöstl. Weißensee, in der Herrschaft Beichlingen). Thingstätten: Je einmal Bildungen (wüst östl. Roßla), Ichstedt, Uftrungen, Nohra (?), Vockstedt, Büchel (südl. Frankenhausen) und fünfmal Badra erwähnt: Reg. Thür. III 382, 2080, 1827, 2344 f., 2354, 2364 f.; Reg. Stoib. 242, 42
49
286. 46
Vgl. o. S. 77, 81 ff. Vgl. o. S. 89. Vgl. o. S. 82. 49 Vgl. o. S. 90 f. 50 In den gegenseitigen Erbverträgen um 1433 setzten die Grafen von Schwarzburg, die inzwischen die Rothenburg und Umgebung erworben hatten 47
48
Das Rothenburger Landgericht
103
12. J a h r h u n d e r t s in d e n H ä n d e n der G r a f e n v o n R o t h e n b u r g v e r m u t e n . In d e n Q u e l l e n erscheinen z w a r d i e b e i d e n Gerichtssitzungen, in d e n e n Christian v o n R o t h e n b u r g als Richter d i e A u f l a s s u n g v o n Grundstücken e n t g e g e n n a h m , noch nicht m i t der Klassifizierung placitum
provinciale,
doch in b e i d e n F ä l l e n b e r i e f e n sich die U r k u n d e n ausdrücklich auf d a s Landrecht u n d auf V e r s a m m l u n g e n e i n e s g e h o b e n e n Rechtskreises 5 1 . W i e sich d i e d a m a l i g e Gerichtsstatt „Selegesbach" nicht läßt, so bereitet auch d i e Z u s a m m e n s e t z u n g
lokalisieren
des U r t e i l e r k r e i s e s
einige
Schwierigkeiten. T e i l s w a r e n d i e Schöffen in der Landschaft u m
den
K y f f h ä u s e r beheimatet, g e r a d e die b e i d e n e r s t g e n a n n t e n jedoch i m T e r r i torium des Erzstiftes M a g d e b u r g j e n s e i t s der S a a l e 5 2 . M a g d e b u r g e r B e sitzungen reichen z w a r v o n O s t e n her bis in d i e G e g e n d östlich u n d südlich W a l l h a u s e n s h e r a n 5 3 , doch erklärt diese Tatsache noch nicht
die
Herkunft der U r t e i l e r i m R o t h e n b u r g e r L a n d t h i n g . D i e b e i d e n fraglichen U r t e i l e r scheinen aber auch d e m Reiche verpflichtet g e w e s e n zu s e i n 5 4 . (vgl. o. S. 85 Anm. 80 und M e y e r , Burg Hohnstein), ihre Herrschaft Sondershausen mit der Rothenburg und dem Landgericht ein; die G r a f e n von Stolberg, im Besitze der Herrschaften Stolberg, Honstein, Roßla, Oberröblingen u. a., erwähnten ein Landgericht nicht; die G r a f e n von Honstein, die inzwischen die Herrschaft Honstein-Ilfeld an die Stoiberger, Heringen und Kelbra an die L a n d g r a f e n verloren hatten (vgl. M e y e r , Burg Hohnstein), boten Klettenberg und das Landgericht an: Reg. Stoib. 992 ff. 51 Vgl. o. S. 74 f. und Cod. d. Anh. I 411: . . . celeberrimum venit ad placitum . . . lege fori vel patrie . . . more gentis illius . . . Reg. T h ü r . II 209: . . . secundum iustitiam terre illius coram indice Cristiano stabilivit ... 52 Cod. d. Anh. I 411 (vgl. Reg. Thür. I 1312), vom Erzbischof von Mainz 1155 zu Nörten (nördl. Göttingen) ausgestellt; Zeugen: . . . ; die Richter G u n zelin von Crozuc, Heinrich von Booc, Arnold von Rottleben, Bruno von Bendeleben, Bruno von Walderstidde, Erivus, Konrad Linse und sehr viele andere Diener der (Mainzer) Kirche und Freie. Arnold und Bruno von Rottleben (bei Frankenhausen) hatten schon 1136 eine Mainzer Urkunde über den gleichen Streitgegenstand bezeugt (Reg. T h ü r . I 1312 und II S. 450). Walderstidde läßt sich wohl nicht mit W a l d s t ä d t bei L a n g e n salza gleichsetzen (so Reg. T h ü r . II 101), seine Lage bleibt unbekannt. Erivus könnte auf einen zu 1171 genannten Ericus von Hackfiffel (südl. Wallhausen, nicht von Mönchpfiffel bei Allstedt, wie Reg. T h ü r . II 440 erklärt) gedeutet werden. Ein Konrad Linse begegnet erst 1303 wieder in der Landschaft am Kyffhäuser (Reg. Stoib. 238). Nach dem W o r t l a u t der U r k u n d e kommen mit Sicherheit allerdings überhaupt nur Grunzelin von Krosigk (westl. Halle/S.) und Heinrich von Booc als Richter in Frage; über sie vgl. u. Anm. 54. 53
Vgl. o. S. 12 ff., 81 und UB M a g d . 280, 382; Reg. Stoib. 476 u. a. Gunzelin verkaufte bereits 1154 ein Gut in Mittelthüringen (UB Eichsf. 106, unter den Zeugen auch ein Sohn Albrechts d. B.) und wurde 1143 in einem Diplom Konrads III., 1140—1157 in Magdeburger U r k u n d e n erwähnt (Reg. Thür. I 1456, UB Magd. 248 f., 293; Reg. M a g d . I 1322). Ein T r ä g e r des gleichen Namens begegnet 1200—1220 sehr häufig in Diplomen Philipps von 54
104
D i e Landgerichte am Südharz
Die Anwesenheit Albrechts d. B. im Gericht hing vielleicht mit den askanischen Gütern in der Landschaft östlich des Kyffhäusers zusammen 5 5 . Nach einer anderen U r k u n d e könnte das Bestehen eines Landthings am östlichen Südharz noch um zwei Jahrzehnte weiter zurückgeführt werden. Der Vorbesitzer eben der Ländereien, die 1155 vor Christian von Rothenburg endgültig übertragen wurden, hatte, vermutlich im J a h r e 1136, seine Berechtigung, Liegenschaften veräußern zu dürfen, prozessualisch feststellen lassen . . . decernentibus provincie sue iudicibus multis in placito coram positis . . . 56. Damit fiele das früheste Zeugnis über eine Landesversammlung in die gleiche Zeit, die auch f ü r die Errichtung des Rothenburger Komitates angesetzt wurde Ob zwischen beiden Rechtsinstituten ein wesenhafter Z u sammenhang zu vermuten ist, soll späterer Erörterung vorbehalten bleiben 5 8 . Hier sei nur festgehalten, daß das Landgericht offenbar einen Teil jener Rechte bildete, die die älteren G r a f e n von Rothenburg ihren Nachfolgern zu gesamter H a n d hinterließen 5 9 . Auf dem Wege über das beichlingisch-stolbergische „Kondominium" auf der Rothenburg konnte d a n n zeitweilig die Zuständigkeit des Landthings auch auf andere H e r r schaftsgebiete der beiden Grafengeschlechter übertragen werden.
3. D i e L a n d g e r i c h t e
in
Thüringen
Die mitteldeutschen Landgerichte des hohen Mittelalters haben bisher noch nicht die ihnen gebührende Beachtung gefunden. Eine Untersuchung ihrer Form und ihrer Bedeutung innerhalb des Ständewesens und der Schwaben und Friedrichs II., zusammen mit dem Reiche verbundenen Adligen und Reichsministerialen (Reg. Thür. II 1162, 1197, 1215, 1242, 1306, 1450, 1616, 1618, 1770, 1833, 1898). Heinrich von Booc ist wohl nicht zu identifizieren mit Graf Heinrich von Buch (Buch nordwestl. Naumburg/S., vgl. Reg. Thür. II 65, 151, 381 usf.), sondern ebenso wie ein Heinrich von Buoch in einem Diplom Barbarossas von 1166 (Reg. Thür. II 324) nach Alt-Bouch, östl. Bitterfeld, zu verweisen, wohin auch die in Diplomen Friedrichs I. und Philipps von Schwaben angeführten Macelin und Wichnand von Buch und Otto von Pohc (Reg. Thür. II 574 f., 1215) zu gehören scheinen. Boudi war magdeburgisches Eigentum (Reg. Magd. I 348, 596). Vgl. auch Reg. Thür. II 1655; III 3320; Reg. Magd. II 147 und B o s 1, Reidisministerialität, II S. 552. 55 Vgl. o. S. 77 f. " Reg. Thür. II 55, vgl. I 1312. Zur Klärung der Verfügungsfreiheit vgl. auch u. S. 108. « Vgl. o. S. 89, 91 f. 58 Vgl. u. S. 112 f. 59 Vgl. o. S. 86, 92 f.
Keine Grafengerichte
105
Gerichtsverfassung müßte vor allem vom Landthing der Thüringer L a n d grafen ausgehen und sich großenteils rechtshistorischer Methoden
be-
dienen. Die Nachrichten, die von den Landthingen der Grafen von Klettenberg und von Rothenburg Kunde geben, tragen nur wenig bei zu einer Bestimmung des Wesens dieser Gerichte. D a zudem die politischen Aspekte ihrer Entstehung in der vorliegenden Arbeit im Vordergrund stehen sollen, dürfen sich die folgenden Ausführungen auf einige G e sichtspunkte beschränken, die zur Klärung des gestellten Themas notwendig erscheinen. Besonders verdient hervorgehoben zu werden, daß bis weit in das 13. Jahrhundert hinein im altbesiedelten Thüringen lediglich die L a n d grafen, die Grafen von Klettenberg und die von Rothenburg bzw. ihre Rechtsnachfolger
als
Gerichtsherren
eines
Landgerichtes
auftraten60.
Ähnlich präsidierte im östlich sich anschließenden Koloniallande nur die W e t t i n e r in den einzelnen Bestandteilen ihres Markengebietes und der Landrichter im Pleißenlande einem L a n d t h i n g 6 1 . zahlreichen und mächtigen Dynastenhäuser
Keines der übrigen,
konnte im Hochmittelalter
einem Landthing gebieten. Die in modernen Rechtshandbüchern geübte Gleichsetzung von Landgericht und Grafengericht, im wesentlichen aus Beobachtungen an ostsächsischen Verhältnissen verallgemeinert 6 2 ,
trifft
also für Thüringen nicht zu. 8 0 Der Landgraf ließ sich im Vorsitz des Landgerichtes des öfteren durch einen der Großen des Landes vertreten: Reg. Thür. I I I 1819, 2351, 2469, 2535, 2546. Das 1183 durch einen Grafen von Budi zu Gerbstedt abgehaltene placitum bezeichnete der Landgraf später als sein Landgericht: Reg. Thür. II 658, 969; III 698. Das Landgericht des Grafen von Rabenswald, das 1255 zu Bottendorf tagte, lag bereits außerhalb Thüringens, der Gerichtsort war anhaltinisches Lehen: Reg. Thür. III 1721, 2373; I V 500. Erst zu 1273 wurde ein Landgericht der Grafen von Gleichen erwähnt: Reg. Thür. I V 988. " Zum Landthing des Markgrafen vgl. v. P o s e r n - K l e t t , Meißen, S. 24 ff.; F i c k e r - P u n t s c h a r t , Reidisfürstenstand, II 3 § 590; S c h l e s i n g e r , Gerichtsverfassung, S. 38 ff., 48 ff. Die Landgerichte des Pleißenlandes und der anderen Reichsterritorien des mitteldeutschen Ostens haben noch keine gesonderte Untersuchung erfahren, doch vgl. Reg. Thür. II 1221, 1475, 1770; III 2595, N 93; U B Vögte v. Weida I 258 sowie u. S. 122 f. 82 Allgemein verwendet bei S c h r ö d e r - v . K ü n ß b e r g , Reditsgesdiichte, dann auch bei B r u n n e r - v . S c h w e r i n , Reditsgesdiichte, S. 153; F e h r , Rechtsgesdiidite, S. 125 u. a., offenbar im Anschluß an die grundlegenden Untersuchungen Schröders über die Gerichtsverfassung des Sachsenspiegels und über den ostfälischen Schultheißen. Doch selbst für Ostsachsen sind wohl Grafen- und Landgericht nicht als Synonyma aufzufassen, näher liegt die Erklärung, daß sidi hier Länder und Landgerichtsbezirke nicht an das Stammesgebiet, sondern
106
Die Landgerichte am Südharz
Auf diese Tatsache weist auch die Terminologie der einschlägigen Urkunde hin. D e n n ein placitum provinciale, wie die häufigste Bezeichnung des Landgerichtes lautete 6 3 , setzt zunächst keinen Grafen voraus, wohl aber eine provincia, ein „Land". A l s ein solches, zumindest nach außen hin einheitliches Land galt Thüringen noch in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts 6 4 . In den Quellen tritt uns das „Land" vor seiner Umgestaltung in der Landesherrschaft und den Landständen lediglich in seinem Landgericht entgegen. D i e Urkunden berufen sich, sobald sie das Landthing erwähnen, immer wieder auf consuetudines provincie, auf mores gentis und auf die Anwesenheit der compatrioti6S. Das Problem des Landes als einer Rechts- und Friedensgemeinschaft, das jüngst an H a n d der Verhältnisse im bayrischen Kolonisationsgebiet als ein wesentliches Prinzip in die Verfassungsgeschichte des Mittelalters eingeführt worden ist 8 8 , mehr an die älteren Gaue und die jüngeren Komitate angeschlossen haben, vgl. G r o s s e , Harzgau; v. H e i n e m a n n , Aschersleben, S. 10 ff. Vgl. ferner S c h l e s i n g e r , Gerichtsverfassung, S. 40 f., 47. Nach den Beobachtungen Schröders finden sich die Landgerichte mit der ihnen eigentümlichen Beteiligung des Schultheißen nicht allgemein in Sachsen, sondern nur in Ostsachsen und wahrscheinlich in Holstein. Das billungisch-welfische Herzogtum Sachsen erscheint nicht als „Land", als provincia, vgl. F i c k e r - P u n t s c h a r t , Reichsfürstenstand, II 1 § 461, II 3 § 543; W a i t z , Verfassungsgeschichte, VII S. 125, 129, 159 ff.; L ä w e n , Heinrich d. L.; T e i l e n b a c h , Reidisadel, S. 49 ff. u. a. 83 Daneben auch generale, legitimum, commune, publicum, iudiciale placitum, iudicium provinciale (Reg. Thür. II 1178; III 281, 1819, 2373; UB Halb. I 147, 206, 260 f.); in iure provinciali (Reg. Thür. III 382, 619); placitum populi (UB Gosl. I 234, Cod. d. Anh. I 2 337); in legali et communi placito patrie (UB Eichsf. 106); presidentibus nobis rei publicae in Sehusen (UB Halb. II 785) u. a. 64 Vgl. z. B. UB Halb. I 147 zu 1120: . . . hec autem tarn suo quam earum provinciarum iure, in quibus hec (sc. bona) sita sunt, Saxonie scilicet et Thuringie . . . UB Halb. I 256 zu 1149: . . . secundum iustitiam terre illius (sc. Thuringie) . . . Reg. Thür. IV 182 zu 1265: . . . salvo tarnen domino langravio iudicio provinciali, quod per Thuringiam debet habere . . . Reg. Thür. IV 2054 zu 1287: . . . secundum consuetudinem terre Turingie . . . 65 Reg. Thür. II 55; III 281, 619, 1819; IV 1283, 2817; UB Halb. I 256; II 828, 838, 880; UB Walk. I 208, 391; Cod. d. Anh. I 411, 547; II 220 u. a. Zur Bedeutung des Landgerichtes für die Konstituierung eines Landes im verfassungsgeschichtlichen Sinne vgl. auch M a y e r , Fürsten und Staat, S. 295. 66 Durch O. B r u n n e r , Land und Herrschaft, in dessen dritter Auflage (1943) Brunner sich eingehend mit seinen Kritikern, die die Bedeutung des Landesherren bei der Bildung eines Landes unterschätzt glaubten, auseinandersetzt. Zum Problem des Landes auch M a y e r , Fürsten und Staat, S. 279 ff. und, mit abweichender Auffassung, S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft, S. 13 ff.; ders., Herrschaft und Gefolgschaft, S. 266 f.; ders., Gerichtsverfassung, S. 38 ff., 47, 49.
Die Rechtsform des „Landes"
107
stellt sich damit auch für den mitteldeutschen Raum. Eine Untersuchung dieser Frage scheint für Thüringen und seine „Landgrafschaft" ebenfalls neue Erkenntnisse vermitteln zu können 6 7 . D i e Anspielungen auf die Versammlungen und Rechtsgewohnheiten des Landes tragen in den Urkunden von vornherein einen formelhaften Charakter. Eine Formel wurde j a aber nicht aus einer Laune der Kanzlisten in die Urkunden aufgenommen, sondern sollte einem akuten Bedürfnis der Rechtspraxis dienen: W a n d e l und Ausbau der gerichtlichen Institutionen verlangten nach neuen Bezeichnungen, die den veränderten Gegebenheiten formal gerecht wurden 6 8 . Hinweise auf den Rechtskreis des Landes finden sich in mitteldeutschen Urkunden seit den ersten D e zennien des 12. Jahrhunderts, seit einer Zeit also, in der sich auch nach anderen Richtungen hin Verfassung und Sozialstruktur umgestalteten 6 9 . Sicher weisen L a n d und Landrecht ein erheblich höheres Alter a u f 7 0 , doch wuchs offenbar mit jener Epoche einer intensivierten Staatlichkeit, die sich der Formen adliger Herrschaft bediente, auch das genossenschaftliche Prinzip als Gegenpart des politischen Lebens in Gestalt der Landes07 Die Deutung der Landgrafschaft im verfassungsgeschichtlichen Sinne hat bisher zu widersprechenden Ansichten geführt, so z. B. W a i t z , Verfassungsgeschichte, VII S. 54 ff., H i r s c h , Gerichtsbarkeit, S. 199, 207: Gaugrafschaft alter Art; F i c k e r - P u n t s c h a r t , Reichsfürstenstand, II 3 § 519, II 3 § 596, D o b e n e c k e r , Landgrafschaft, S c h n e i d e r - T i l l e , Einführung, S. 9 f.: markgrafenähnlich erhöhte Grafengewalt über einen Komplex lehnbarer Grafschaften; S c h r ö d e r - v . K ü n ß b e r g , Rechtsgeschichte, S. 539, E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 52: Landfriedenswahrung; M a y e r , Landgrafschaften, v. S c h w e r i n - T h i e m e , Reditsgeschichte, S. 173, B o s 1, Reichsministerialität, I S. 23, 182: übergeordnete Zentralgewalt, unmittelbar königliche Verwaltungsbezirke, Ausbau der Reichsverwaltung. Doch vgl. z. B. Reg. Thür. II 1085: Der Landgraf bestätigt dem Stifte Jecha-
b u r g G ü t e r . . . ex officio iudicis missis . . . Semper patrocinaturus
et protectoris in provinciali
omnibus ecclesiis miclii comiure. V g l . auch u. S. 108 f.,
114 f. Zu den Landgerichten in Oberfranken vgl. v. G u t t e n b e r g , Territorienbildung, S. 90 f.; M a y e r , Fürsten und Staat, S. 296 £f. 68 Zur Bedeutung der Aufnahme neuer Formeln in den Urkundentext vgl. H i r s c h , Gerichtsbarkeit, S. 2 ff.; S c h r a m m , Karl d. Gr., bes. S. 498 ff. 69 Intensivierung des staatlichen Lebens allgemein in jener Zeit: M a y e r , Landgrafschaften S. 142 f. sowie u. S. 115; Wandel in der Gerichtsverfassung im Zusammenhang mit den aufkommenden Landfriedensordnungen: H i r s c h , Gerichtsbarkeit, S. 211 u. ö., M i t t e i s , Staat, S. 187, 229 u. ö„ M a y e r , Fürsten und Staat, S. 181 ff. u. ö.; Anlaufen der zweiten großen Welle der deutschen Binnen- und Ostkolonisation: L ü t g e , Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 107 ff. u. a. 70 B r u n n e r , Land und Herrschaft, S. 211; S c h l e s i n g e r , Landesherrsdiaft, S. 13 f.; ders., Herrschaft und Gefolgschaft, S. 267; den., Gerichtsverfassung, S. 40, 61 f.
108
Die Landgerichte am Südharz
Versammlung zu einer solchen Bedeutung heran, daß sie nun auch handelnd in den Urkunden ihren Niederschlag f a n d 7 1 . Königsbann und Schöffen werden für die Thüringer Landgerichte nicht erwähnt. Ebenso befaßten sie sidi im Hochmittelalter offenbar nicht mit der peinlichen Gerichtsbarkeit; in den Bezeichnungen für die Zusammenkünfte wurde jeder Bezug auf das Blutgericht vor der Zeit um vermieden72.
Bis dahin
trifft die oft angewandte
Gleichsetzung
1265 von
Landgericht und Blutgericht 7 8 für Thüringen nicht zu. Soweit uns die Urkunden Auskunft geben, betrafen die Verhandlungen vor der L a n d s gemeinde vielmehr in der Hauptsache Auseinandersetzungen um Grund und Boden oder ließen in der F o r m eines Prozesses die Verfügungsberechtigung, die persönliche Rechtsfähigkeit k l ä r e n 7 4 . U m die Mitte des 13. Jahrhunderts wandelte sich der Charakter
der
Landthinge in Thüringen grundlegend. Sie wurden fortan nicht mehr vom Gerichtsherren selbst, sondern von seinen Dienstmannen gehegt, der Adel des Landes blieb ihnen fern, die bisherige Thingstatt bei Mittelhausen (nördl. E r f u r t ) als zentraler Versammlungsort Thüringens wurde aufgegeben, an die Stelle des Terminus placitum Umschreibung plebiscitum,
quod vulgo
landthing
provinciale dicitur75.
trat die
Der L a n d e s -
71 Zum Zeitpunkt der ersten Erwähnungen vgl. o. S. 104 sowie U B Magd. 231, U B Halb. I 147. Vgl. auch u. S. 133 f. 7 2 Vgl. die Bezeichnungen für das Kriminalgericht bei H i r s c h , Gerichtsbarkeit, S. 14 f., dagegen o. S. 106 Anm. 63 und Reg. Thür. III 841: in civili iudicio, quod vulgo lantthing dicitur, ähnlich Reg. Thür. I I I 2469; I V 250; U B Halb. II 709 u. a. Dagegen Reg. Thür. I V 182 zu 1268: placitum provinciale, quod debet esse in causis sanguinis, ähnlich Reg. Thür. III 3263 f. zu 1265. 73 So durchweg bei H i r s c h , Gerichtsbarkeit; vgl. auch M a y e r , Fürsten und Staat, S. 288, 293. 74 Das Vorherrschen der Nachrichten über Landthingsverhandlungen, die den Eigentumsverhaltnissen gewidmet waren, ist durch die Art unserer Quellen bedingt; die Regelung anderer „zivilrechtlicher Sachen" ( H i r s c h , Gerichtsbarkeit, S. 69 ff.) bedurfte eben keiner Verbriefung oder betraf nicht primär geistliche Stiftungen, vorab die Zisterzienserklöster des Landes. Neben den Grundstücksangelegenheiten ordnete einmal der Landgraf auch Münzfuß und Zinszahlung im Zusammenhang mit der Münzverschlechterung: Reg. Thür. I I I 825. Nach einer chronikalischen Notiz bestätigte er aber auch den Abschluß der Erbfolgestreitigkeiten in Thüringen 1247—1249 mit den Baronen des Landes auf dem Landthing zu Mittelhausen: Reg. Thür. III 2054. Über andere mögliche Aufgaben des Landgerichtes vgl. v. P o s e r n - K l e t t , Meißen, S. 24 ff.; D a n n e n b a u e r , Nürnberg, S. 139; M a y e r , Landgrafschaften, S. 154 ff.; S c h l e s i n g e r , Gerichtsverfassung, S. 42, 45 f. 7 5 Reg. Thür. III 2344, 2354, 2535, 2886, 2791, 2940, 3286; IV 197, 520, 862, 865, 986, 996, 1181, 1273, 1491, 1621, 2268, 2314, 2452, 2485, 2817, 2879, 2925, 2963, 2973, 3016 usf. Vgl. auch B r u n n e r , Land und Herrschaft, S. 218; v. P o s e r n - K l e t t , Meißen, S. 50; S c h l e s i n g e r , Gerichtsverfassung, S. 38 f.
Vom Land zur Landesherrschaft
109
herr hatte das Gericht des Landes in ein Gericht f ü r das L a n d und über das L a n d verwandelt, die provincia, das räumlich geschlossene Volkstumsgebiet, war dem territorium, dem Bereiche der Landesherrschaft gewichen. Erst diese allgemeinen Aussagen erlauben es, die Landgerichte N o r d thüringens richtig einzuschätzen. Die am Südharz ansässigen oder in Dienst stehenden Ritter, die Bewohner der Städte und Dörfer sowie der Klerus Nordthüringens besuchten, wie die Zeugenreihen der einschlägigen Urkunden anzeigen, das Landgrafengericht zunächst nicht 7 6 . Desgleichen wurden die am Südharz gelegenen Grundstücke ausschließlich vor den G r a f e n von Klettenberg oder von Rothenburg-Stolberg aufgelassen. Nordthüringen u m f a ß t e also zwei vom L a n d g r a f e n unabhängige L a n d thingsbezirke und setzte sich damit, in der Nachfolge der Krongutlandschaft der früheren Kaiserzeit 7 7 , fühlbar vom übrigen Thüringen ab 7 8 . In der Realität konnten freilich die drei Thüringer Landgerichte untereinander keinen Vergleich aushalten. Das unverhältnismäßig größere Schwergewicht, das Besitzungen, Rechtsstellung und Ansehen dem L a n d grafenhause verliehen, mußte auch die Dynasten Nordthüringens in seinen Bann ziehen. Daher f a n d e n sich mit dem übrigen Adel T h ü r i n gens die G r a f e n von Klettenberg, Honstein und Kirchberg ebenfalls auf den Gerichtstagen des L a n d g r a f e n ein, jedoch nur in den J a h r e n 1233 bis 1250 79 . Durch ihre Stammgüter waren sie überdies stets im Räume der Landgrafschaft ansässig geblieben. 76
Wohl aber Herren aus dem nördlichen Mittelthüringen, so die von Bendeleben (westl. Frankenhausen), von Ebeleben, Brüchter, Körner, Sußra (südwestl. Sondershausen): Reg. Thür. II 1622; I I I 328, 619, 1819. 77 Vgl. o. S. 16 u. a. 78 Anders E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 29ff., danach K ö t z s c h k e , Kulturräume, S. 39, und anscheinend B o s l , Reichsministerialität, I S. 118. Die Walkenrieder Mönche versuchten allerdings gelegentlich, sich dem Klettenberger Gericht zu entziehen und an den Landgrafen zu appellieren, da sie mit den Grafen in ständiger Fehde lebten (vgl. o. S. 19): Reg. Thür. II 1622, vgl. II 1605. 7 » Reg. Thür. III 328, 619, 677, 693, 825, 1819. Zu den Jahreszahlen vgl. o. S. 108 und u. S. 135. Die Grafen von Beichlingen und von Stolberg (Vodcstedt) besuchten schon erheblich früher das Landgrafengeridit, vgl. o. S. 80 und Reg. Thür. IV 2841. W e n n 1249 mit den übrigen Dynasten des Landes auch die Grafen von Beichlingen, Honstein und Stoiberg den Markgrafen als ihren neuen Herrn und Landgrafen anerkannten und ihm Beistand und Verteidigung Thüringens (des Landes, nicht des wettinischen Territoriums) gelobten, so wurde dadurch noch keineswegs eine wettinische Landesherrsdiaft am Südharz errichtet, sondern lediglich dem neuen Lehnsherren gehuldigt, dem die Grafen von Beichlingen
110
D i e Landgerichte am Südharz
Die Quellen sprechen sich nicht darüber aus, in welchem Maße die Landschaften am Südharz sich selbst als eigenständige Länder einschätzten und etwa besondere Rechtsgewohnheiten ausbildeten. Äußerlich unterschied sich das Rothenburger Gericht nicht merklich von dem des Landgrafen, abgesehen natürlich von dem geringeren Umfange und Einfluß. Das Klettenberger Landthing jedoch, in seinem Zusammenwirken von Landgericht, Reichsstadt und Krongut, fand in der Gegend westlich der Saale keine Parallele. und von Stolberg (vgl. o. S. 82) und die von Honstein (vgl. o. S. 47 Anm. 7) verpflichtet waren: Reg. Thür. III 1721; anders E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 29, 31, 33.
VIII L O T H A R III. U N D DAS K R O N G U T AM
SÜDHARZ
Dreimal hatten die bisherigen Untersuchungen über den Ursprung der Südharzkomitate zu so auffallend ähnlichen Schlüssen geführt, daß sie eine systematische Zusammenfassung rechtfertigen; die Parallelität erlaubt wohl auch, die jeweils für eine der gräflichen Herrschaften gefundenen Zeugnisse und Argumente auf die beiden anderen auszudehnen. Danach waren die Komitate der Grafen von Scharzfeld, Ilfeld-Honstein und Rothenburg durch König Lothar III. neu errichtet worden; ihre territoriale Basis bestand im wesentlichen aus Forstbezirken des Harzes, die vordem unmittelbares Krongut bildeten. Die neugeschaffenen Herrschaftsbezirke vertraute der König thüringischen Edelherren an, die bis dahin im politischen Leben des Landes nur eine untergeordnete Rolle gespielt hatten. Als spezielle Aufgaben handhabten die Grafen Rechte des Reiches. Der Anteil Lothars an der Neuordnung wird besonders im Falle der Grafen von Scharzfeld d e u t l i c h w ä h r e n d die herrschaftliche Grundlage der Komitate sich vor allem am Forstrecht der Grafen von Honstein ablesen läßt 2 . Doch die Scharzfelder und Rothenburger Reviere im Harz waren sehr wahrscheinlich ebenfalls in Form des Forstrechtes organisiert. Denn das ius forestale als Grundlage der gräflichen Herrschaft begegnet nur in den wohl durchweg von Walkenrieder Mönchen konzipierten Honsteiner Urkunden, und da die Zisterzienser von den Grafen von Scharzfeld und von Rothenburg keine Harzwälder erwarben und deshalb auch nicht über sie urkundeten, ergab sich anscheinend keine Gelegenheit, daß das Scharzfelder und Rothenburger Forstrecht Erwähnung fand 3. Der Komitat der Grafen von Ilfeld-Honstein war zunächst vermutlich auf den Südteil des Harzforstes beschränkt gewesen; auf die Landschaft rund um Nordhausen und der Hauptteil der Goldenen Aue scheint er 1
Vgl. o. S. 33, 37, 43 ff. Vgl. o. S. 54. 3 Der Anteil der Empfängerausstellungen am Walkenrieder Urkundenfonds ist noch nicht untersucht worden, scheint aber, jedenfalls im 12. und 13. Jahrhundert, einen erheblichen Prozentsatz ausgemacht zu haben. In den Urkunden, mit denen die Honsteiner dem Kloster Ilfeld Harzwälder schenkten, wird das Forstrecht nicht erwähnt, dagegen berichtet eine Walkenrieder Urkunde wenigstens von Sdiarzfelder Förstern (vgl. o. S. 41, Anm. 47). 2
112
Lothar III. und das Krongut am Harz
erst zu einem späteren Zeitpunkte ausgedehnt worden zu sein 4. Vor den dreißiger Jahren des 13. Jahrhunderts lassen sich in diesem Räume keine Honsteiner Besitzungen und Rechte feststellen. Damals bezeichneten die Grafen selbst nur den Forstbezirk als den Bereich ihrer comitia5. Das Krongut in der Umgebung Nordhausens wurde im 12. Jahrhundert statt dessen von Reichsministerialen verwaltet oder diente weiterhin der königlichen Hofhaltung 6 . Als 1148 der Erzbischof von Mainz dem Kloster Walkenried eine Güterschenkung in der westlichen Goldenen Aue sichern wollte, nannte er unter den zu Übergriffen fähigen politischen Gewalten lediglich den reipublicae exator, den Reichsschultheißen, jedoch keinen Grafen 7 . Zum Bereiche des Forstes zählten offenbar auch die Dörfer am Waldrande. Vielleicht waren sie in früherer Zeit in den Forst hinein gerodet worden. Nur diese Rodungssiedlungen eröffneten den Grafen von Honstein die Möglichkeit, ein Hauskloster zu dotieren und ihren Ministerialen Dienstlehen bereitzustellen 8 . Die gleiche territoriale Beschränkung traf wohl auf den Scharzfelder Komitat zu. Seine räumliche Erstreckung läßt sich außer im Südwestharz nur für einige Ortschaften am Waldrande ermitteln, die dann ebenfalls innerhalb des Forstes entstanden wären 9 . Durch die Vogtei über Pöhlde vermochten die Grafen aber auch im Harzvorland Fuß zu fassen. Dagegen umschloß der Rothenburger Komitat anscheinend von vornherein auch altbesiedelte Landstriche außerhalb des Forstrechtes, besonders im Osten der Goldenen Aue. Seinen größten Teil nahm aber wiederum ein Forstrevier ein 1 0 . Daher dehnten im Jahre 1202 die Söhne Heinrichs des Löwen ihre, wie vermutet, aus dem Wildbann im Harz abgeleiteten Ansprüche auch auf die Rothenburg aus, ohne sie allerdings später zu wiederholen oder gar durchzusetzen 11 . 4
Vgl. u. S. 134 f. Vgl. o. S. 56. « Vgl. u. S. 117 ff. 7 U B Walk. I 11. 8 Vgl. o. S. 48 und u. S. 49 f. Anm. 13. Lediglich die Ministerialen von Linderbach (vgl. o. S. 51 Anm. 19) und von Wilrode (vielleicht Weilrode, südl. Bad Lauterberg, vgl. U B Eidisf. Register) waren nicht am Südharz angesessen. 8 Vgl. o. S. 43 f. 10 Vgl. o. S. 89 ff. Vielleicht rechnete auch der Kyffhäuser zum Harzforst? 11 Reg. Thür. II 1220. Die Urkunden, in denen die Söhne Heinrichs d. L. das väterliche Erbgut unter sich aufteilten (Or. Guelf. IV p. 626 sqq.), zählten nicht nur Burgen als Eigentum auf, über die die Erben im Jahre 1202 gar nicht verfügen konnten, wie etwa Scharzfeld, Lauterberg und Honstein, sondern meldeten auch eine große 5
Errichtung neuer Komitate
113
Daß die Grenze des Rothenburger Komitates das obere Helmeried durchschnitt, könnte, vom geographischen Kartenbild her gesehen, widersinnig wirken, beruhte aber doch wohl nicht auf Zufall oder Willkür. Denn bereits im 10. Jahrhundert scheint Nordthüringen entlang der gleichen Linie in zwei Komitate unterteilt gewesen zu sein 12 , und noch heute verläuft hier eine spürbare Volkstums- und Sprachgrenze 13 . Der Einschluß von Kulturland und die vom übrigen Thüringen abgehobene herrschaftliche Struktur trugen dann dem östlichen Südharz die Erscheinungsform eines besonderen „Landes" ein, wie sie den Forstbezirken der Grafen von Scharzfeld und von Honstein nicht zuteil werden konnte H . Die Pfalzen Tilleda mit der Burg Kyffhausen und Wallhausen, das seit 1134 ein Reichsministerialengeschlecht beherbergte, blieben wahrscheinlich der unmittelbaren Verfügung der Krone reserviert 1 5 . Als König, nicht als sächsischer Herzog vollzog Lothar die Errichtung der neuen Komitate; irgendwelche Zusammenhänge zwischen ihnen und dem Herzogtume lassen sich nicht auffinden, wiewohl sie in der Forschung immer wieder postuliert werden 1 8 . Auf eine etwaige Gaueinteilung nahmen die Neuschöpfungen des 12. Jahrhunderts keine Rücksicht. Überhaupt lassen sich in Thüringen Gaue und Komitate nicht zur Deckung bringen; die Suche nach einer Kontinuität im „Gaugrafenamte" erscheint daher schon im Ansatz verfehlt 1 T . Die Entstehung der Komitate erweckt den Eindruck eines planmäßigen Vorgehens und wirft die Frage auf, ob Lothar mit dem Krongut etwa am Nordharz in gleicher Weise verfahren sei. In der T a t scheint im Norden des Gebirges die Entwicklung in ähnlichen Bahnen verlaufen zu sein. Insbesondere die Komitate der Grafen von Wöltingerode-Woldenberg und von Blankenburg-Regenstein gehören wohl in diesen Zusammenhang: Edelherren unbekannter Abkunft begegnen seit der Regierungszeit Lothars III. als Grafen in einer Landschaft, die mit Krongut zumindest durchsetzt war; sie hielten sich häufig in der Umgebung Anzahl sehr fragwürdiger Ansprüche an, wie auf die Burgen Rothenburg, Homburg, Staufenburg, Sommerschenburg, Assel, Lüchow, Dannenberg und Hitzacker, vgl. H ü t t e b r ä u k e r , Heinrich d. L., S. 11, 13 f., 16 f., 24, 28, 37 f.; U B Magd. 438 u. a. 18 Vgl. o. S. 15. " S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 67 ff., 75. 14 Vgl. o. S. 104; zum Gegensatz von W a l d und „Land" vgl. B r u n n e r , Land und Herrschaft, S. 213. 15 Vgl. o. S. 90. u Vgl. o. S. 44 f., 61 sowie F i c k e r - P u n t s c h a r t , Reichsfürstenstand, II 3 § 586 f.; H i l d e b r a n d t , Heinrich d. L„ S. 257, 364 ff.; K ö t z s c h k e , Kulturräume, S. 39; besonders E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, der den Einfluß der sächsischen Herzöge und nach ihnen der Landgrafen auf Nordthüringen und auf die Südharzkomitate überbetont; vgl. auch u. S. 119. 8
M a s d i e r , Reiciisgut u n d K o m i t a t
114
Lothar III. und das Krongut am Harz
des Königs auf und übten Funktionen aus im gesamten Nordteil des Reichsforstes, auf der Harzburg und am Rammeisberg, in Goslar und in Gandersheim,8. Müssen die Einzelheiten der Entwicklung am Nordharz auch der weiteren Forschung überlassen bleiben, so ist doch die Parallele zu den Komitaten am Südharz nicht zu übersehen. Aber noch andere Grafengeschlechter tauchen mit ihren Komitaten im Räume des sächsischen Stammesgebietes unter Lothar III. unvermittelt a u f 1 9 . D a bei ihnen vermutlich aber nicht Reichsgut und Reichsrechte die Basis der Herrschaft bildeten und deshalb wohl das Verhältnis der Grafen zu König und Herzog anders als am Harz gestaltet war, sollen sie zur weiteren Untersuchung nicht herangezogen werden. Angesichts dieser Vermehrung der Komitate hat man, nicht sehr glücklich, von einer „Grafschaftsreform" Lothars III. innerhalb des sächsischen Herzogtums gesprochen 2 0 . Es ist fraglich, ob hier eine Reform älterer Institutionen angestrebt wurde. Viel eher möchte man vermuten, daß ganz neue Formen des Verfassungsaufbaues geschaffen werden sollten. Auch jene jüngeren Komitate generell und ursächlich mit dem Herzogtum zu verknüpfen, kann, w i e das Beispiel der Südharzgrafen lehrt, nicht in jedem Falle befriedigen. Vielmehr scheinen wir in den neuen Komitaten nur das Teilstück eines weit umfassenderen Vorganges zu greifen: 17 Rüdeführung der Komitate auf ein Gaugrafenamt im Helmegau: W e r n e b ü r g , Genealogie, S. 181, 184 u. 5.; M e y e r , Grafen von Honstein, S. 412; ders., Ilfeld, S. 3 u. ö.; aber auch noch Deutsches Städtebuch II S. 402. Zum Problem der Deckung von Gau und Grafschaft im Mitteldeutschland vgl. E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 4 ff.; S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft, S. 60, 150, 158 ff., 176 f.; K r ü g e r , Graf schaf tsverfassung, S. 33 ff. 18 Vgl. im einzelnen B o d e , Wöltingerode; ders., Hasselfelde; ders. in UB Gosl. I Einleitung, S. 40 f.; B o d e - L e i b r o c k , Güterverzeidiniß; H ö f e r , Frankenherrschaft, S. 163; ders., Bodfeld; ders., Hasselfelde; G ü n t h e r , Forstbesitz, S. 186; N i e s e , Reidisgut, S. 258 ff.; F r ö l i c h , Vorgeschichte, (1929) S. 256 Anm. 99, (1932) S. 9 Anm. 23 u. ö.; ders., Besitzverhältnisse, S. 126, 135 ff., 139 f., 156 ff., 164 f.; H ü 11 e b r ä u k e r , Heinrich d. L., S. 18; B o s l , Reichsministerialität, I S. 188 f., II S. 575; Baudenkmäler Blankenburg, S. XII, 8 f.; P o s s e , Siegel, V S. 65 ff.; Or. Guelf. III p. 363 sqq.; UB Gosl. I 331, 615, III 384; UB Halb. I 162; MG DL. III 22; v. I s e n b u r g , Stammtafeln, III Tf 49 u. a.
Vgl, auch D ü r r e , Schladen; G r o s s e , Werla; ders., Lothar v. Süppl., S. 97 zu den Grafen von Schladen (bei Werla) in Verbindung mit dem Werlaer Krongut. 18 Vgl. H i l d e b r a n d t , Heinrich d. L„ S. 364 ff.; G r o s s e , Lothar v. Süppl, S. 97. 20 H i l d e b r a n d t , Heinrich d. L., S. 364; zustimmend in diesem Punkte auch die Besprechungen durch K. J o r d a n (DA I, 1937, S. 572 f.), J. B a u e r m a n n (Ndsächsjb 15, 1938, S. 242), M. B e c k (HZ 159, 1939, S. 343 ff.).
Intensivierung der Staatlichkeit
115
Im gleichen Zeitraum richtete Lothar auch das Rektorat in Burgund sowie die Landgrafschaften in Thüringen, im Ober- und im Unterelsaß ein und ließ dadurch, wie man einleuchtend gedeutet hat, herzogsferne Gebiete analog einem Herzogtum, jedoch unter neuartigen Formen herrschaftlich erfassen 2 1 . Dazu gehört auch die Ordnung der Herrschaftsverhältnisse an der Nordost- und Ostgrenze des Reiches und in seinem Vorfelde, die Lothar bereits vom sächsischen Herzogtum aus durch Kriegszüge und Umbesetzungen in der Leitung der Marken eingeleitet hatte 2 2 . Diese Beispiele ließen sich wohl noch vermehren. Sie zeigen uns das innere Gefüge des Reiches in einem Ausbau der herrschaftlichen Organisation begriffen, der das staatliche Leben intensivierte und zugleich konkretisierte 23 . Initiative und Durchführung lagen offenbar beim König selbst, ohne daß sich doch sagen ließe, daß die Veränderungen auf eine Stärkung der königlichen Stellung abgestellt gewesen wären. Denn die neugeschaffenen Harzkomitate schmälerten und mediatisierten die Rechte des Königtums, indem sie den Adel zusätzlich in die Herrschaft einschalteten 24 . W ä r e n Lothars Maßnahmen in dieser Gegend auf eine Betonung der königlichen Herrschaft gerichtet gewesen, so hätte er dieses Ziel wohl ebenso wirksam mit Hilfe von Dienstmannen erreichen können; ihre Bedeutung und Verwendung hatten ihm j a die Salier bereits überliefert. Man fragt sich deshalb nach den Gründen, die den König bewogen haben könnten, auf die unmittelbare Einwirkung auf Teile des Krongutes zugunsten Adliger zu verzichten. Wollte er sich Bundesgenossen im Kampfe gegen die Staufer verpflichten? Doch hätte zu diesem Zwecke wohl auch eine Belehnung mit wirtschaftlich nutzbaren Rechten ausgereicht, ohne daß darum die Hoheitsrechte der Krone angegriffen werden mußten. Eine gewinnende Geste gegenüber einflußreichen Adligen scheidet als Erklärung ebenfalls aus, denn Lothar vermehrte nicht Macht und Ansehen der Großen des Landes, sondern suchte gerade unbekannte und relativ unbedeutende Geschlechter zu erhöhen. Eine fürstliche Opposition brauchte er in seinem Herzogtum ebensowenig zu fürchten wie in der Landgrafschaft Thüringen. Überhaupt widersetzen sich so weitreichende 21
M a y e r , Landgrafschaften. B e r n h a r d i , Lothar v. Suppl., S. 16 ff. u. a. Vgl. auch S c h l e s i n g e r , Chemnitz, S. 85, 190 ff. zu den weiteren wirtschaftsfördernden und herrschaftlichen Maßnahmen Lothars in den Ostmarken, sowie o. S. 55 f. zum Walkenrieder Wildbann. 23 Vgl. M a y e r , Landgrafschaften, S. 142 f., ferner S c h r a m m , König von Frankreich, S. 1 f. 24 Vgl. S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft, bes. S. 120; ders., Herrschaft und Gefolgschaft; T e l l e n b a c h , Reichsadel, S. 55 u. a. 22
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Lothar III. und das Krongut am Harz
verfassungsrechtliche Neuerungen einer Deutung aus den jeweiligen Konstellationen der politischen Probleme 25 . Offenbar brachte Lothar von Supplinburg eine andere Einstellung zum Adel — zum Adel im Dienste des Reiches — mit auf den Thron als seine Vorgänger und Nachfolger. Ganz allgemein darf man den Schlüssel zu vielen seiner Maßnahmen in seiner Herkunft, in der Verwurzelung in einer Landschaft vermuten, deren Gesicht ganz außerordentlich von ihrem Adel und vom Recht des Adels auf Herrschaft geprägt wurde. Diese Tradition veranlaßte den König vielleicht, die geplante Durchbildung der staatlichen Organisation im Reiche nicht in eine unmittelbare Königsherrschaft einmünden zu lassen, sondern sich im wesentlichen der Hilfe jenes Personenkreises zu bedienen, der kraft seines Geburtsstandes zur Herrschaftsausübung bestimmt erschien. In diesem großen Rahmen bildete die Entwicklung Nordthüringens, wie gesagt, nur ein Teilstück, und ihre Untersuchung allein vermag nicht das Verständnis der Zusammenhänge in Lothars Maßnahmen und Zielen zu erschließen. 15 Dies wäre vor allem gegenüber den bei M a y e r , Landgrafschaften, vertretenen Motivationen zu bemerken.
IX D I E STAUFER U N D DAS K R O N G U T AM
SÜDHARZ
Den Raum zwischen der Scharzfelder und der Rothenburger Herrschaft hatte Lothar III. wahrscheinlich nicht in den Ausbau der Komitatsverfassung einbezogen 1 . Die Villikationen Nordhausen und Niedersachswerfen wie die anderen Besitzungen der Krone in dieser Gegend standen weiterhin dem Königtum zur Verfügung 2 . Doch Jodierte sich zunehmend die strenge Ausschließlichkeit der Nutzung als Tafelgut, die Servitialverfassung, wie sie die Salier vermutlich hinterlassen hatten 3 . Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts wurden die Königshöfe um Nordhausen von Ministerialen verwaltet, die mit Dienstgut ausgestattet werden mußten 4 . Immer öfter treffen wir hier auch Stifte und Klöster, besonders Mainz und Walkenried, im Besitze von Liegenschaften an, deren Herkunft und 1
Vgl. o. S. 111 ff. Vgl. ÜB Walk. I 7, 16; M G DL. III 60; Reg. Thür. I 1353, 1406, 1595; II 105, 146, 174, 380, 674 f., 1294 usf. Audi das Krongut um Altenburg wurde noch in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Eigenwirtschaft genutzt: P a t z e , Pleißengau, S. 96 f. 3 Vgl. o. S. 15 f. sowie H e u s i n g e r , Servitium regis. 4 Im Jahre 1140 verfügte der Reichsministeriale Dietrich, vielleicht identisch mit einem Jahrzehnte früher genannten Dietrich von (Nieder-)Sachswerfen (vgl. Reg. Thür. I 1146), über das Dorf Hillingsborn (wüst südöstl. Walkenried), das offenbar zur Hälfte sein Dienstgut bildete. Vermutlich verwaltete er aber auch die possessio des Reiches Niedersachswerfen mit deren Zubehör, den Dörfern Witagerode (wüst südwestl. Walkenried), Woffleben, Rossungen und Risla (beides wüst östl. bzw. südl. Nordhausen): UB Walk. I 7; B o s l , Reichsministerialität, I S. 129 (hier irrtümlich „Theodor" genannt). Vgl. ferner u. S. 119 f. sowie UB Walk. I 16; Reg. Thür. II 146; S i l b e r b o r t h , Ministerialität; P a t z e , Pleißengau, S. 97 f. Zum Jahre 1146 berichten die — in Quedlinburg abgefaßten — Pöhlder Annalen, daß die Ministerialen des Reiches und der Fürsten ohne Erlaubnis ihrer Herren häufige Zusammenkünfte abhielten und von sich aus Recht sprachen, selbst das Erscheinen des Königs in Sachsen (wohl auf dem Hoftag zu Kayna bei Altenburg) konnte diese res mira et hactenus inaudita nicht unterbinden (MG SS X V I p. 82; B o s l , Reichsministerialität, I S. 122; zu den Annalen W a t t e n b a c h , Geschichtsquellen, II S. 435 ff.). Die Nachricht läßt sich aber wohl nur ständegeschichtlich auswerten, und auch das vornehmlich für Ostsachsen; zur Aufklärung über die politisch wirksamen Kräfte in Nordthüringen zu jener Zeit kann sie nur mit Vorsicht herangezogen werden; anders E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 38. 1
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Die Staufer und das Krongut am Südharz
Rechtscharakter aus den Urkunden nicht erhellt 5 . Im Zusammenhang mit den Mainzer Gütern scheint das zunächst schöffenbarfreie Geschlecht der Herren von Liebenrode (südl. Walkenried) emporgekommen zu sein, das seit 1178 in den Quellen erwähnt wurde; es läßt eine ursächliche Bindung an das Reich oder an die Grafen von Klettenberg nicht erkennen 6 . Gegenüber den benachbarten Landstrichen verharrte so der Kernraum des nordthüringischen Krongutes zunächst noch in dem aus dem 11. J a h r hundert überkommenen, politisch unbestimmten Zustand. Die Möglichkeit und die Aufgabe, auch ihn in irgendeiner Form herrschaftlich zu gestalten, konnte aber nicht übersehen werden. Freilich vollzog sich seine Neuordnung, genau wie die anderer Gebiete, nicht von einem J a h r auf das andere. In Nordthüringen waren zudem anscheinend noch besondere retardierende Momente zu überwinden, die in der Stellung Heinrichs des Löwen begründet lagen. Die schnell und glücklich herbeigeführte Versöhnung zwischen Staufern und W e i f e n hatte Friedrich I. durch weitgehende territoriale Zugeständnisse, vor allem im Harzgebiet, unterbaut. Vermutlich 1152 belehnte er seinen Vetter mit der Goslarer Vogtei, 1154 mit dem W i l d b a n n im Harz, und 1158 vertauschte er ihm die Reichsburgen und Reichshöfe Scharzfeld, Herzberg und Pöhlde zu Eigen gegen weifische Besitzungen in Südwestdeutschland 7 . Aber auch an der oberen Helme hatte er dem Herzog Befugnisse eingeräumt: Im J a h r e 1169 nahm Heinrich die Vogtei über ca. 30 Hufen Krongut in der Goldenen Aue wahr, die zur V i l l i kation Nordhausen gehörten. Vielleicht verband sich damit die Vogtei über den Königshof Nordhausen selbst 8 . 5 Vgl. o. S. 13 sowie Reg. Thür. I 1353, 1374, 1406, 1458, 1595; II 105, 473, 674 f., 795, 817, 1294, 1321, 1394, 1835; D e v r i e n t , Jechaburg, S. 74 f. ' Vgl. P o s s e , Siegel, II S. 47 und Reg. Thür. II 539, 1329, 1374 f., 1448, 1604, 1709, 1766, 2189, 2363; III 191, 382 usf. Auch der zu 1 1 4 8 genannte Mainzer Ministeriale Hugo von Heringen (Reg. Thür. I 1595) könnte in der Goldenen Aue beheimatet gewesen sein, doch gab es mehrere Orte des Namens Heringen in Thüringen. Ähnlich begegnen seit 1 1 7 8 Herren von Fronderode (westl. Groß-Werther), deren Einordnung in die Herrschaftsverhältnisse am Südharz Schwierigkeiten bereitet: Reg. Thür. II 539, 1448 usf. 7 Vgl. o. S. 34, 61 f.; zu Goslar B o d e in U B Gosl. I Einleitung S. 39, 4 6 f . und B o s l , Reichsministerialität, I S. 189, II S. 575, anders H a e n d l e , Dienstmannen, S. 23 ff. u. a. 8 UB Gosl. I 263: Barbarossa vertauscht dem Domstift zu Goslar die zur Nordhäuser Villikation gehörigen Hufen in Windehausen, Urbach und Bielen durch die Hand Herzog Heinrichs, des Vogtes dieser Güter. Vgl. auch UB Gosl. I 301, S. 329 sowie O ß w a l d , Liber feodalis, S. 88. Ob der Herzog die Vogtei der Güter über diesen Sdienkungsakt hinaus behielt, geht aus den Quellen nicht hervor. Daß er als Vogt der Besitzungen
Herrschaftliche Gestaltung Nordthüringens
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Der welfisdie Einfluß darf jedoch nicht überschätzt werden. Aus jener Vogteigerechtsame läßt sich eine beherrschende Position des Herzogs in Nordthüringen nicht folgern, er hielt keineswegs „das Reichsgut um Mühlhausen und Nordhausen fest umklammert" 9 . Daher konnte auch nach 1180 in der Nachfolge des sächsischen Herzogs der Landgraf keinen größeren Einfluß am Südharz gewinnen 1 0 . Trotzdem haben wohl die Rechte des W e i f e n in der Goldenen Aue w i e das Gewicht und die unmittelbare Nachbarschaft (seit 1154/1158) seines Hoheitsgebietes eine generelle Umgestaltung der politischen Verhältnisse in der weiteren U m gebung Nordhausens um einige Jahrzehnte verzögert. Andererseits zog auch die Verwurzelung der Staufer in Schwaben den Schwerpunkt der königlichen Interessen nach Südwestdeutschland ab. Dennoch verloren aber die staufischen Herrscher zu keiner Zeit das mitteldeutsche Krongut aus den A u g e n 1 1 . Im Rahmen des jeweils Möglichen ließ Barbarossa seine Anschauungen und Pläne vom A u f b a u des Reiches auch an der oberen H e l m e unbeirrt Wirklichkeit werden. Vermutlich schon 1152 wurde die 1118 zerstörte Reichsburg Kyffhausen wiederhergestellt und mit Reichsdienstmannen besetzt 1 2 . 1157 bezeugten erstmals ein Villicus des Nordhäuser Königshofes sowie Herren von (Ober-)Salza und von Görsbach (westl. bzw. südöstl. Nordhausen), w o h l des Goslarer Domstiftes, soweit sie zur domstiftischen Meierei Nordhausen gehörten, fungiert habe (so B o d e in UB Gosl. I Einleitung S. 42), mutet nicht wahrscheinlich an. » So B o s l , Reichsministerialität, II S. 571, ähnlich I S. 118, 128 f., 185; II S. 553 f. In gleichem Sinne H i l d e b r a n d t , Heinrich d. L., S. 257, 274; E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 24 ff.; ders., Krongut, S. 64 ff.; S i l b e r b o r t h , Nordhausen, S. 27; ders., Helmegau, S. 277 f.; K ö t z s c h k e , Kulturräume, S. 39; Deutsches Städtebuch II S. 627. Eine Schutzherrschaft Heinrichs d. L. über das Nordhäuser Nonnenkloster oder über die Villa selbst, wie behauptet, läßt sich nicht erweisen; den Zug des Herzogs nach Thüringen und die Zerstörung von Nordhausen und Mühlhausen 1180 als Vergeltung für den Verlust der Stadtvogtei deuten zu wollen, entbehrt der logischen Folgerichtigkeit, vielmehr erfolgten die Fehdehandlungen gegen Nordhausen und Mühlhausen, wie gegen Goslar, wohl einfach ad imperatoris iniuriam (so Ann. Pegav., MG SS XVI p. 263). 10 Anders E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 29 ff., 33. 11 Zur Schwerpunktverlagerung vgl. auch S c h l e s i n g e r , Chemnitz, S. 117, 198; M a y e r , Wirkungsbereich, S. 58, 61; zu kraß jedoch E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 35, 38, 43; ders., Krongut, S. 64 ff., 95; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 235, 277 ff.; B o s l , Reichsministerialität, I S. 175 f., 185, II S. 553. 12 Vgl. o. S. 90 Anm. 101. Der 1153 zuerst genannte Reidisministeriale Gerwig von Kyffhausen begegnet allerdings schon 1147 in einem Diplom König Konrads III., doch ohne Angabe eines Amtssitzes: Reg. Thür. I 1579.
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Die Staufer und das Krongut am Südharz
gleichfalls Reichsministerialen, ein Kaiserdiplom ls . Königshof, Burg und Villa Nordhausen wurden 1158 dem dortigen königlichen Nonnenkloster überlassen und die Eigenbewirtschaftung des Tafel gutes südöstlich Nordhausens durch Geldrenten abgelöst 14 . Der ministerialische Vogt des Klosters, nunmehr „Vogt von Nordhausen", schuf sich in den Jahren vor dem Auftreten der Klettenberger eine geachtete Stellung in Nordthüringen 15 . Seit 1172 bzw. 1187 begegnen in den Urkunden die Reichsdienstmannen von Heringen und von Othstedt (nördl. Heringen) 18 . 1161 und 1170 schließlich wurden die Herren von Ballhausen, denen später die Herrschaft am Südharz anvertraut sein sollte, bereits als Grafen tituliert 17 . Im gleichen Zeiträume, seit 1154, findet sich das Krongut um die Pfalz Allstedt als Reidisvogteibezirk organisiert und von Reichsministerialen verwaltet 18 . Alle diese Einzelheiten darf man als Etappen auf dem Wege zu einem neuartigen Aufbau des nordthüringischen Krongutes ansehen. Ein weiteres Stadium der Entwicklung eröffnete der Sturz Heinrichs d. L., der nun den Herren von Ballhausen die Bahn frei gab. Sie erbauten sich, wohl zwischen 1180 und 1187, die Burg Klettenberg und übernahmen die ihnen vermutlich schon seit 1161/1170 zugedachten Aufgaben am Südharz 19 . Im Jahre 1220 löste dann Kaiser Friedrich II. die Stadt Nord15 Reg. Thür. II 146, vgl. B o s l , Reichsministerialität, II S. 554. In Reg. Thür. II 146 statt Salhahe wohl zu lesen Salzahe, vgl. Reg. Thür. I 74, 619, 793, 1232. Zu den Herren von Salza und von Görsbach vgl. o. S. 49 f. Anm. 12 und 14. 14 Reg. Thür. II 174, vgl. E b e r h a r d t , Krongut, S. 64; S i l b e r b o r t h , Ministerialität; H e u s i n g e r , Servitium regis, bes. S. 137 ff. Daher erscheint Nordhausen auch nicht mehr im sog. Tafelgüterverzeichnis, vgl. D a n n e n b a u e r , Verzeichnis, s. V. 15 Vogt Rubert von Nordhausen in den Jahren 1178—1184 jeweils an hervorragender Stelle erwähnt (Reg. Thür. II 674 f., 539, 596), scheint aber auch noch 1220 gelebt zu haben, als er als „ehemaliger" Vogt bezeichnet wurde (Reg. Thür. II 1898, 1967). Vielleicht hing der Verlust seines Amtes mit der Einsetzung der Grafen von Klettenberg zusammen, vgl. o. " Reg. Thür. II 452, 778, 1162. Zu den Herren von Heringen vgl. o. S. 49 Anm. 12, zu denen von Othstedt E b e r h a r d t , Krongut, S. 71 ff.; B o s l , Reichsministerialität, II S. 556, 560 ff. 17 Vgl. o. S. 21 f. 18 Vgl. Reg. Thür. II 67 und D e v r i e n t , Gleißberg; H e i n z e , Pfalzgraf schaft, S. 49 ff.; E b e r h a r d t , Krongut, S. 69 f., 78 f.; B o s l , Reidisministerialität, II S. 546 ff. 18 Zu den Jahreszahlen vgl. o. S. 19, 21 f. Vielleicht läßt sich der Zeitpunkt des Amtsantritts noch weiter eingrenzen auf 1184/1187, vgl. o. Anm. 15. 1181 scheint auch die königliche Münzprägung in Nordhausen einen neuen Aufschwung genommen zu haben: B o s l , Reichsministerialität, I S. 185.
121 h a u s e n a u s d e m B e s i t z e d e s k ö n i g l i c h e n E i g e n k l o s t e r s u n d u n t e r s t e l l t e sie unmittelbar dem Reidie20. M i t d i e s e m R e c h t s a k t scheint d i e h e r r s c h a f t l i c h e O r g a n i s a t i o n d e r S ü d h a r z l a n d s c h a f t d i e a n g e s t r e b t e F o r m g e f u n d e n zu h a b e n : I n e i n e m
Ge-
richtsbezirk, d e s s e n U m f a n g sich m i t d e m R ä u m e d e r v e r b l i e b e n e n K r o n g u t e s deckte, f u n g i e r t e n i m A u f t r a g e d e r K a i s e r d i e G r a f e n v o n K l e t t e n b e r g a l s L a n d r i c h t e r . M i t d e n I n t e n t i o n e n d e r S t a u f e r w a r e n sie b e r e i t s durch i h r e T e i l n a h m e a n d e r R e i c h s v e r w a l t u n g N o r d i t a l i e n s
vertraut.
Die konstitutiven Elemente des Landgerichtes bildeten neben den G r a f e n wahrscheinlich R e i c h s m i n i s t e r i a l e u n d B ü r g e r e i n e r R e i c h s s t a d t . O b auch d i e K l e t t e n b e r g e r u n d H o n s t e i n e r B u r g m a n n e n
ursprünglich
d e m S t a n d e d e r R e i c h s m i n i s t e r i a l e n a n g e h ö r t e n , l ä ß t sich a u s d e n
Ur-
k u n d e n nicht e r w e i s e n , doch w ü r d e n d i e s e r A n n a h m e k e i n e e n t s c h e i d e n den Hindernisse entgegenstehen21. D a s A u s m a ß der Befugnisse, das den Klettenbergern g e g e n ü b e r der S t a d t N o r d h a u s e n zustand, bleibt —
bis
a u f d i e L a n d t h i n g s p f l i c h t — e b e n f a l l s unsicher; vielleicht ü b t e n sie d i e Sdiutzvogtei über die Stadt aus
22
.
Reg. Thür. II 1898, 1967; vgl. o. S. 97. Zur Bedeutung des Städtewesens für die Reichspolitik der Staufer vgl. W e l l e r , Reichsgut, S. 212 und ders., Städtegründung. 2 1 Die Honsteiner Burgmannen waren vermutlich mit Gütern aus dem Forstbezirk begabt worden (vgl. o. S. 48, 112). Die Klettenberger Dienstmannen, deren Ursprung anscheinend mit der Konstituierung der Klettenberger Herrschaft ursächlich zusammenhing (vgl. o. S. 30), könnten, wie die G r a f e n selbst, ebenfalls dem Reidie verbunden gewesen sein. Hierher gehören wohl audi die Herren von Holbach (südl. Walkenried), die 1187—1214 die Urkunden des Klettenberger Landthings mit bezeugten, sich dann aber in die Dienste anderer Dynasten begaben (Reg. Thür. II 778, 945, 1604, 1606, 1614, 1757, 2336, 2344; III 2282 usf.). B o s 1, Reidiministerialität, II S. 554, 563 geht jedoch zu weit, wenn er auch Windehausen, Auleben, Nohra, Furra, Stockhausen und Sondershausen als Reichsdienstmannensitze bezeichnet. 2 2 Vgl. o. S. 120 Anm. 15. Im J a h r e 1505 bestätigt Kaiser Maximilian I. den Verkauf des Ober- und Halsgerichtes zu Nordhausen, als eines Reichslehens, das wohl das klettenbergische Landgericht fortsetzte (vgl. o. S. 108 f.), durch die G r a f e n von Honstein an den Rat der Stadt ( F ö r s t e m a n n , Schriften, S. 165). Andere Hinweise auf Ämter und Befugnisse der Klettenberger oder der Honsteiner gegenüber der Stadt finden sich nicht, die Vermutungen und Behauptungen darüber in der landesgeschichtlichen Literatur werden durch die Quellen nicht gestützt, vgl. M e y e r - R a c k w i t z , Helmegau, (1890) S. 30; M e y e r , Nordhausen, S. 540; ders., Wüstungskarte, S. 111; ders., Kyffhäuser, S. 157; S i l b e r b o r t h , Nordhausen, S. 42, 44 f.; ders. Helmegau, S. 256 u. a. Vgl. auch B o s 1, Reichsministerialität, II S. 554 f. 20
Der erste nach 1220 genannte Nordhäuser Schultheiß, Dietrich von Weilrode, stand vordem zwar in honsteinischen Diensten, doch ein Übertritt in die Reichsministerialität muß entsprechend seinem neuen Amte angenommen wer-
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Die Staufer und das Krongut am Südharz
D i e Honsteiner Herrschaft im Harzforst rechnete nicht zum Landgerichtsbezirk, wenn auch die Grafen von Honstein mit ihren Dienstmannen das Landthing besuchten, sobald über ihre Besitzungen im Harzvorland verhandelt wurde; umgekehrt waren die Klettenberger bestrebt, Rechte an den Harzwäldern durchzusetzen 23 . In jedem Falle aber barg die Machtverteilung am Südharz ein Element bedrohlicher Unsicherheit in sich. D e n n beide Grafenhäuser schlössen einander jeweils aus vom Zugriff auf den herrschaftsintensiven Harzforst oder von der Verbindung mit den Stammgütern und von der Einflußnahme auf das herrschaftlich noch wenig konsolidierte Kulturland N o r d - und Mittelthüringens 2 4 . W i e schon gesagt wurde, findet die spezielle Ausprägung des Klettenberger Landthings im altbesiedelten Thüringen kein Beispiel. W o h l aber gleicht sie auffallend dem A u f b a u der Reichsterritorien im Pleißenund Egerland, teilweise auch dem Nürnbergs: Hier w i e dort ein Zusammenwirken von Reichsministerialen und Bürgern einer Reichsstadt in einem Landgerichtsbezirk, der von 1158 ab schrittweise über einem Krongutkomplex und in A n l e h n u n g an einen Reichsforst errichtet wurde 2 5 . den. Als Schultheiß bezeugte er auch eine Klettenberger Urkunde, die vermutlich nicht ein Landthing betraf: Reg. Thür. II 1534, 1644, 1681, 1766, 1844 f., 1988, 2025; UB Eichsf. 221, 224. Vogt Lampert von Heringen gehörte nicht, wie Reg. Thür. III, IV Register erklärt, nach Nordhausen, sondern diente lediglich den Grafen von Honstein als Vogt, vgl. Reg. Thür. II 935 u. ö. sowie o. S. 49 Anm. 12, u. S. 95 Anm. 6. Wenn der Nordhäuser Vogt Rudolf eine Reihe von Honsteiner Urkunden bezeugte, so hing das mit dem jedesmal beschenkten Nonnenkloster Neuwerk, seiner Familienstiftung, zusammen: Reg. Thür. III 2894; IV 612, 986, 1232, 2968; vgl. IV 144, 761 sowie S i l b e r b o r t h , Ministerialität, S. 45. Um 1242 gehörten die Nordhäuser Bürger nicht zum dominium der Grafen von Honstein: Reg. Thür. III 1775 (v. A r n s w a l d t , Familiengeschichte, 6 nr. 146 die gleiche Urkunde zu 1318). Im Jahre 1323 wies König Ludwig IV. den Grafen von Schwarzburg, Honstein, Mansfeld und Wernigerode zur Begleichung ihrer Forderungen die Einnahmen aus dem königlichen Schultheißenamt, aus Münze und Zoll zu Nordhausen bis zu einem Betrage von 500 Mark an (MG CC V 772). Vorher schon waren die Einkünfte aus den Reichsstädten Mühlhausen und Nordhausen den Wettinern versetzt worden (MG CC IV 227, V 744 u. a.). 23 Vgl. o. S. 29 f. 24 Die Möglichkeit, daß Barbarossa nachträglich die Grafen von Honstein aus dem Harzvorland in den Forstbezirk zurückgedrängt hätte, um an ihrer Stelle die Klettenberger Herrschaft einzurichten, kann wohl keine Wahrscheinlichkeit beanspruchen. 25 Vgl. dazu L ö b e , Landrichter; N i e s e , Reichsgut, S. 263 ff., 266 f., 284 ff., 312 ff.; D a n n e n b a u e r , Nürnberg, S. 68 ff., 85 ff.; H o f m a n n , Nürnberg; H e i m p e l , Nürnberg, S. 8; S c h l e s i n g e r , Schönburg; ders., Egerland; ders., Chemnitz; P a t z e , Pleißengau, S. 96; B o s 1, Reichsministerialität, I S. 158 ff., II S. 482 ff.; vgl. auch o. S. 105.
Nordthüringen eine staufische „terra imperii"
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D i e innere Struktur jener Königsländer und die Funktionen ihrer Organe sind noch nicht eingehender erforscht, doch scheinen die aufgezählten Parallelen bereits die Annahme zu rechtfertigen, daß die Reihe der bisher bekannten terrae imperii der Stauferzeit um die Südharzlandschaft vermehrt werden darf. In einem wesentlichen Punkte aber war das nordthüringische Reichsland anders gestaltet: Seine Spitze nahm kein ministerialischer, sondern ein adliger Landrichter ein. Zwar waren die Herren von Ballhausen im Dienste des Reiches emporgekommen und verdankten ihre Stellung allein einem Mandat des Königs, doch hatten sie damit ihre Standesqualitäten nicht aufgegeben. Sie wurden auch nicht als iudices terrae oder als Vögte bezeichnet, wie die Landrichter im Pleißen- und Egerland oder wie die Vögte von W e i d a und von Allstedt, sondern führten den Grafentitel 2 '. — Gleich dem Schicksal der Nürnberger Reichsgutlandschaft erweist auch das Beispiel des Südharzes, daß im Altsiedeilande, inmitten adliger Herrschaftsbereiche, der Neuschöpfung königlicher Territorien mit rein ministerialischer Verwaltung offenbar gewichtige Momente entgegenwirkten 2 7 . Zwischen dem Herzogtum Sachsen, der Landgrafsdiaft Thüringen und den teils aus der Zeit Lothars III., teils aber auch noch älteren Komitaten hätte ein nur von Dienstleuten verwaltetes Reichsland keine Aussicht auf Bestand gehabt. D i e im Altsiedellande angetroffenen Machtverhält" Zu den Vögten von Allstedt und von Weida vgl. D e v r i e n t , Gleißberg; H e i n z e , Pfalzgrafschaft, S. 49 ff.; B o s l , Reichsministerialität, I S. 158 ff., II S. 482 ff., 546 ff.; allgemein S t i m m i n g , Königsgut, S. 32 ff.; N i e s e , Reichsgut, S. 182 ff. Auch im Vogtland saßen edelfreie Geschlechter auf Reichsgut und nahmen z. T. den Grafentitel an: S c h l e s i n g e r , Egerland, S. 85; ders., Chemnitz, S. 52. Die Klettenberger Herrschaft in einem Reidisland läßt sich nicht als Komitat im eigentlichen Sinne bezeichnen (vgl. dazu u. S. 136 f.), die Quellen legen ihr diese Signifikation auch erst nach dem Übergang des Landgerichtes an die Honsteiner bei (vgl. o. S. 94). Aber auch die Klassifizierung als „Domanialgrafen", als die man die seit ca. 1189 nachweisbaren Grafen von Dortmund gedeutet hat (vgl. M e i n i n g h a u s , Dortmund, S. 10 u. ö.), trifft den Kern der Sache nicht. Der Versuch einer Definition muß vielmehr von dem Amt eines Landrichters in einem königlichen Territorium besonderer Ausprägung ausgehen, das in den Händen eines Adligen offenbar typische Züge des Grafenamtes angenommen hatte. Vgl. auch K r o e s c h e l l , Kaufungerwald, S. 33 ff. zu den Grafen von Ziegenberg. Von den als Landgeriditsbezirken organisierten Reichsländern sind die sog. kaiserlichen Landgerichte und Reichslandvogteien zu trennen, die einer späteren Zeit und Entwicklungsstufe angehörten, vgl. dazu N i e s e , Reichsgut; K ü s t e r , Reichsgut, S. 17 ff.; D a n n e n b a u e r , Nürnberg, S. 95 ff., 135 ff.; F e i n e , Landgerichte; M a y e r , Fürsten und Staat, S. 296ff. 27 Vgl. B o s l , Reichsministerialität, II S. 492, 565.
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Die Staufer und das Krongut am Südharz
nisse modifizierten also die Erscheinungsformen der neu errichteten Reichsterritorien, verhinderten jedoch ihre Bildung selbst nicht ! 8 . Allerdings hatte Barbarossa den Grafen von Klettenberg für den Bau ihres Stammsitzes und Machtzentrums kein Reichsgut zur Verfügung gestellt, sondern sie auf Kirchenlehen angewiesen 29 , vielleicht eben, weil ihr adliger Geburtsstand die Qualifikation enthielt, Herrschaft zu eigenem Recht auszuüben und einmal erworbene Amtslehen einer hochadligen Immunität anzugliedern. Dieser Gefahr sollten wohl Teile des Krongutes nicht ausgesetzt werden. Daß umfangreiche Besitzungen landfremder Stifte und Klöster das Krongut an der oberen Helme durchbrachen — unter anderem der Klettenberg selbst — 3 0 , bildete kein Hindernis für die Einheitlichkeit der Herrschaft. Die Rechte des Königs am Reichskirchengut waren wohl umfassend genug, um es in ein Reichsterritorium einordnen zu können, zumal j a gerade die Klettenberger den größeren Teil jener Güter zu Lehen erworben hatten 8 1 . Außerdem gewährleistete offenbar die Organisationsform des „Landes", daß kirchliche, adlige und städtische Immunitäten sich nicht störend auswirken konnten 8 2 . Gleichzeitig mit der Einrichtung des Landgerichtes ließ Barbarossa wahrscheinlich die Sumpfgebiete an der oberen und unteren Helme entwässern und aufsiedeln; die politischen Institution des Reichslandes konnte so durch eine Schicht königlicher Rodungsbauern abgestützt werden 8S. Direkte Zeugnisse dieses Vorhabens sind freilich gering. Doch hat sich die urkundliche Nachricht erhalten, daß der Kaiser selbst, einige Jahre vor 1188, für die Trockenlegung der Flußaue an der unteren Helme gesorgt hat 8 4 . In diesem Landstrich lassen sich an mehreren Punkten flämische Siedlungen nachweisen 35 , aber auch Walkenrieder Mönche waren an der Meliorisation maßgeblich beteiligt gewesen 86 . Daß die Kolonisation gerade mit Niederländern durchgeführt wurde, geht wohl auf die Initiative und die Erfahrungen Erzbischof Wichmanns von Magdeburg, des Lehnsherrn über den größten Teil des unteren Helme 28
Anders E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 43; B o s l , Reichsministerialität, II S. 553, 555 f., 565, 573 u. ö. 29 Vgl. o. S. 26 ff. 30 Vgl. o. S. 12 ff., 26 ff. 31 Vgl. F i c k e r, Reichskirchengut. 32 Vgl. o. S. 96 ff. 33 Zur Bedeutung der Rodungsbauern für die königliche Herrschaft vgl. M a y e r , Adel und Bauern, S. 9ff. u. a. 34 UB Walk. I 71, vgl. o. S. 92. 35 Vgl. S e b i c h t, Cistercienser. 3 « UB Walk. I 71, vgl. W i s w e , Goldene Aue, S. 66ff.
Kolonisation des Helmerieds
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rieds, zurück37. Die Rechte des Reiches in jenem Siedlungsraume handhabte vermutlich ein Seitenzweig der Grafen von Rothenburg, der nach 1184 dort als Herren von Vockstedt erschien38. Ähnliche Verhältnisse können auch für das obere Helmeried erschlossen werden. Hier besaß das Mainzer Erzstift seit alters umfangreiche Liegenschaften 39 . Zwischen 1148 und 1208 müssen nun die wittelsbachischen Herzöge von Bayern und von ihnen die Grafen von Mansfeld das Lehen an diesen Grundstücken erworben haben. Da die Mainzer Rechte sehr bald verblaßten und die Güter später als königliche Lehen galten, hatten vielleicht die Staufer die Riedstrecken vom Mainzer Erzbischof zu Lehen genommen und ihrerseits an Wittelsbach und Mansfeld weitervergabt. Welche Motive die Einschaltung der bayerischen Herzöge veranlaßt haben, bleibt uns verborgen. Vermutlich erfolgte sie erst, nachdem Heinrich d. L. das Herzogtum Bayern verloren hatte, da die Weifen später keine Ansprüche auf die erwähnten Liegenschaften erhoben. Die Grafen von Mansfeld aber standen in engen Beziehungen zum Erzstift Magdeburg 40 und verfügten gerade über jene Landstriche der Goldenen Aue, in denen sich eine Ansiedlung flämischer Kolonisten bezeugt findet41. 37
Vgl. o. S. 14. Vgl. o. S. 92. 38 Vgl. o. S. 13, 117 f. 40 Vgl. H e m p e 1, Mansfeld, S. 41 f., dort S. 4 f. auch über die Beziehungen der Mansfelder zu den Staufern. 41 1144 und 1148 verfügte das Mainzer Erzstift unmittelbar über den Zehnten in der Goldenen Aue, Anfang des 14. Jahrhunderts besaßen ihn die Grafen von Mansfeld als Reichslehen (UB Walk. I 8, 11; II 667 f., 673; vgl. II 936 f.). 1144 waren Mainzer Grundstücke im Ried an die Grafen von Rothenburg verlehnt, Anfang des 13. Jahrhunderts hatte der Herzog von Bayern 50 Hufen im Ried als Mainzer Lehen inne und sie an die Rothenburger und andere Herren weiter verlehnt, zur Veräußerung sollte die Bestätigung durch den Papst und durch den König eingeholt werden (Reg. Thür. I 1479, II 1376). 1208 ließ der Graf von Mansfeld acht Hollandenses mansi im Ried dem Herzog von Bayern und dieser dem Mainzer Erzbischof auf, vor dem Verkauf an Walkenried nahm sie der König in seinen Schutz (UB Walk. I 68 f.), ähnlich 1253 (Reg. Thür. III 2120). Im Jahre 1292 bestätigte der Herzog von Bayern dem Kloster Walkenried alle Gütererwerbungen zwischen Nordhausen und Kelbra, quod praescripta bona cum ómnibus suis redditibus et juribus ex liberali munificentia divorum imperatorum ad nos, progenitores nostros et ad dominium seu principatum nostrum publice dinoscerentur pertinere (UB Walk. I 543). Weitere Besitzungen der Grafen von Mansfeld, seit ca. 1229 von QuerfurtMansfeld, und ihrer Nebenlinien im Ried: Reg. Thür. II 2344, III 3093, 3475 (flandrische Hufe), IV 2071 (vier flandrische Hufen, Reidislehen); UB Walk. I 562 (Reichslehen); v. A r n s w a l d t , Familiengeschichte, 6, nr. 175 (Güter bei Berga). Die Mansfelder bezeugten Verziditerklärungen auf Güter zu Othstedt (wüst nördl. Heringen): Reg. Thür. III 1236, 3167. Lehen des Herzogs von Bayern im Ried hatten audi die Herren von Heldrungen, die vielleicht mit den Querfurtern verwandt waren, sowie die Grafen 38
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Die Staufer und das Krongut am Südharz
Man wird nicht fehl gehen, wenn man der Kolonisation an der oberen Helme ebenfalls einen A u f t r a g Friedrichs I. unterlegt. Auf Grund ihrer Bindung an Magdeburg hatten sich wohl die Mansfelder für ein solches Siedlungsunternehmen besonders empfohlen. Die Hinweise auf die Beteiligung Wichmanns von Magdeburg erklären zur Genüge, auf welchem Wege die niederländischen Bauern nach Nordthüringen gekommen waren, ohne daß zu diesem Zwecke, wie bisher fast stets geschehen, das Kloster Walkenried bemüht werden müßte. Die Zisterziensermönche kauften im Gegenteil die Flamländerhufen auf und legten dadurch die Rodungsdörfer wieder wüst 4 2 . Im Vergleich mit dem Ausbau der königlichen Stellung in anderen Teilen des Reiches 43 lassen die Maßnahmen der Stauf er am Südharz die Vielfalt der möglichen Erscheinungsformen und die Elastizität der königlichen Planung erkennen, ebenso aber auch die Konzessionen, zu denen sie die gewachsene Ordnung der politischen Mächte im Altsiedellande nötigte. Dennoch fügte sich die Krongutlandschaft am Südharz organisch in die staufische „Reichsplanung" ein: Beteiligte Lothar III. in starkem Maße den Adel an der Herrschaft im Reiche, indem er ihm die Wahrung königlicher Rechte übertrug, so schwenkten die Schwabenkönige wieder in die Bahn ihrer salischen Vorfahren ein und suchten die staatliche Gewalt auf eine herrschaftliche Stellung des Königs auszurichten. Die zu eigenem Recht ausgeübte Herrschaft des Adels wurde einer Lehnshierarchie mit dem König als Spitze eingeordnet und dadurch mediatisiert; gleichzeitig von Stolberg und von Beichlingen-Rothenburg inne: Reg. Thür. III 2109 f., 2120; U B Walk. I 517, 598; II 950 f., 913; vgl. o. S. 84. Auch die Herren von Sondershausen, ursprünglich Mainzer, dann landgräfliche Dienstmannen (vgl. Reg. Thür. II 497, III 1488 usf.), veräußerten seit 1285 Besitzungen zu Langenried, der wichtigsten flämischen Kolonie in der Goldenen Aue (vgl. M e y e r , W ü stungen, S. 273 f.), z. T. Reichslehen und „Vlemingesgut"; ihre Aftervasallen im Ried waren teilweise die gleichen wie die der Grafen von Mansfeld: Reg. Thür. IV 2538, 2744, 2405, 2434; U B Walk. I 481, 483, 532, 562; vgl. auch Reg. Thür. III 2465. Dagegen gehören die Rechte der Grafen von Scharzfeld in und bei Othstedt (vgl. o. S. 39 Anm. 36) und der Grafen von Honstein in der Goldenen Aue (vgl. o. S. 49 Anm. 12 f.) wohl nicht in diesen Zusammenhang. Der vermutlich auf eine Anordnung Barbarossas hin erschlossene Siedlungsraum breitete sich zwischen Heringen und Kelbra aus, griff also auch in den Bereich des Rothenburger Komitates über und umfaßte neben ursprünglichem Krongut gleichermaßen Reichskirchengut. 42 Zum Problem vgl. S e b i c h t , Cistercienser, dagegen W i s w e , Goldene Aue. Allgemein zur flämischen Kolonisation: N a u m a n n , Flämische Siedlungen, bes. S. 13 ff.; K ö t z s c h k e , Kulturräume, S. 103 f.; R e e s e , Niederlande, S. 192 ff., 602 ff.; Mitteldeutscher Heimatatlas Bl. 23. 4S Dazu vgl. B o s 1, Reichsministerialität, s. v., und die dort zusammengestellte Literatur.
Nordthüringen im Rahmen der staufischen „Reichsplanung"
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sollte ein unfeudales, königliches Herrschaftsgebiet das Reich überspannen. Z u diesem Ziele w u r d e das Krongut in der Form von „ L ä n d e r n " neu organisiert, durch R o d u n g erweitert, von Ministerialen verwaltet u n d in Reichsstädten fiskalisch genutzt. Die terrae imperii wiesen den W e g , auf dem auch das Königtum — im W e t t b e w e r b mit den T e r r i torienbildungen des Adels u n d der Kirche — das zukunftsträchtige G e staltungsprinzip der Landesherrschaft f ü r einen Staatsaufbau gewinnen konnte 44 . Dem nordthüringischen Reichsterritorium blieben allerdings D a u e r u n d damit geschichtliche W i r k u n g versagt. Die auf lange Sicht geplante Einrichtung des L a n d e s hätte eines größeren Zeitraumes ruhiger u n d gesicherter Entwicklung bedurft, um sich, der exponierten Lage entsprechend, zu konsolidieren. Z u f r ü h verlor es aber den unerläßlichen Rückhalt an der königlichen Macht, u n d das Potential der Klettenberger u n d ihrer B u r g m a n n e n reichte nicht aus, die staufische Politik aus eigener Kraft f o r t z u f ü h r e n . Gegen 1253 fiel die Institution des Reichslandes der honsteinischen Expansion aus den H a r z w ä l d e r n heraus zum Opfer. Die G r a f e n von Honstein n a h m e n die Rechte ihrer Rivalen als Gerichtsherren eines L a n d t h i n g s auf, jedoch n u n als G r u n d l a g e ihrer eigenen, adligen H e r r schaft im H a r z v o r l a n d e 4 5 . Später erreichten sie wohl eine Sanktionierung ihres Vorgehens, d e n n irgendwelche Bestrebungen, ihre Eroberung f ü r das Reich zu revindizieren, lassen sich nicht beobachten 4 6 . U m die gleiche Zeit ging auch das Pleißenland dem Reiche faktisch verloren. Die W e t t i n e r erwarben es 1256 zunächst pfandweise, verstanden d a n n aber, im L a u f e der Zeit das L a n d Stück f ü r Stück ihrem T e r r i t o rium einzuverleiben 4 7 . 44 Vgl. aus der Vielzahl der neueren Arbeiten zu diesem Problem besonders M a y e r , Wirkungsbereich, S. 53; ders., Adel und Bauern; H e i m p e l , Barbarossa, S. 19 ff.; B r u n n e r , Land und Herrschaft, S. 515; B o s l , Reichsministerialität, I S. 16ff., 140 ff., II 625; D a n n e n b a u e r , Tafelgüterverzeichnis, S. 69 ff. u. a. m. 45 Vgl. o. S. 95 sowie M e y e r , Burg Hohnstein u. a. 4 ' Vgl. dazu K ü s t e r , Reichsgut, S. 12 ff.; E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 41 u. a. Rudolf von Habsburg hatte gerade den Grafen von Beichlingen-Rothenburg, in dessen Territorium die Burgen Wallhausen und Kyffhausen aufgegangen waren, mit dem Aufspüren entfremdeten Reichsgutes beauftragt, vgl. o. S. 79 f. und u. S. 135 f. 47 P a t z e , Verfassung, S. 25 ff.
X G R A F E N U N D K O M I T A T E AM S Ü D H A R Z Die voraufgegangenen, analysierenden Überlegungen hatten vermuten lassen, daß die vier Adelsfamilien, die in der Stauferzeit das politische Gefüge der Südharzlandschaft bestimmten, ursprünglich im mittleren Thüringen angesessen gewesen waren 1 . Ihre erste jeweils bekannte Generation gehörte dort wohl einer Adelsschicht an, derer die Quellen seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts öfters gedachten. Diese nobiles zeigten sich vor allem befähigt und bestrebt, Kirchen zu stiften und zu tradieren. Ob die Rechte, die sie über ihre Besitzungen ausübten, als hochadlige Immunität zu deuten sind 2 , entzieht sich einem Nachweis; Burgen besaßen sie offenbar zunächst nicht. Mit den als Grafen titulierten Dynasten teilten sie den gleichen Geburtsstand, setzten sich aber, wie die Zeugenreihen der Urkunden erkennen lassen, in ihrem sozialen Range von ihnen ab 3 . Den Stammvätern der Grafenhäuser am Südharz bot sich nun die Möglichkeit, jene Rangabstufung zu überspringen, denn sie wurden von den Königen an die Spitze eines Komitates berufen. War schon der Besitz eines Amtes geeignet, ihre gesellschaftliche Stellung zu erhöhen 4 , so konnte die Verbindung mit dem Königtum, die ihre Herrschaft auszeichnete, ihr Ansehen noch weiter steigern 5 . Sie verschwägerten sich jetzt 1
Vgl. o. S. 20 ff., 42 f., 57 ff., 89. Zum Problem der eigenständigen Herrsdiaf tsrechte des Adels vgl. die verschiedenen Arbeiten v. D u n g e r n s , ferner M a y e r , Fürsten und Staat, S. 278 mit weiterer Literatur; S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft; ders., Herrschaft und Gefolgschaft; M i t t e i s , Adelsherrsdiaft. s Vgl. Reg. Thür. I 1010, 1014, 1054, 1058, 1099, 1130, 1138, 1160 f., 1170 usf., ähnlich I 1166, 1179, 1224, 1270, 1277 f., 1285 usf.; W a i t z , Verfassungsgeschichte, V S . 430 ff.; S c h r ö d e r - v . K ü n ß b e r g , Rechtsgeschichte, S. 469 f., 478; S c h l e s i n g e r , Landesherrsdiaft, S. 85 ff. Die hier und im Folgenden angeschnittenen Fragen der Sozialgeschidite bedürfen noch eingehenderer Untersuchungen von anderer Basis aus, vgl. die z. T. abweichende Ergebnisse v. D u n g e r n s (Herrenstand; Staatsreform S. 12 ff.; Adelsherrsdiaft, bes. S. 3 f.; Königsgericht) sowie O t t o , Adel; T e l l e n b a c h , Reichsadel, S. 22 ff. u. a. 4 Vgl. T e i l e n b a c h , Reichsadel, S. 25ff. ' Vgl. T e l l e n b a c h , Reichsadel, S. 29; S c h l e s i n g e r , Landesherrsdiaft, S. 187 f.; ders., Herrschaft und Gefolgschaft, S. 256. 1
Sozialer Aufstieg innerhalb des Adels
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mit älteren Grafengeschlechtern 6 und rückten unter den Beurkundungszeugen in die Zeile der Angehörigen des Hochadels ein, mußten hier jedoch zunächst dem größten Teile ihrer Standesgenossen noch den Vortritt überlassen 7 . Besonders verdeutlicht die Zuerkennung des Grafentitels, wie sie allmählich in die Schicht der älteren Dynasten, die durchweg bereits um die Wende des 11. Jahrhunderts im Besitze eines Komitates erschienen, hineinwuchsen. A m schnellsten setzte sich der Titel bei den Honsteinern durch, während denen von Scharzfeld und von Kirchberg teilweise noch gegen Ende des 12. Jahrhunderts jenes Prädikat vorenthalten wurde 8 . In den Augen der Zeitgenossen hatten die G r a f e n also ihren Aufstieg erst noch zu rechtfertigen und mit Inhalt zu füllen. Zwar bildete der Hochadel keine abgeschlossene Bevölkerungsgruppe; Machtzuwachs im Verein mit persönlicher Geltung vermochten wohl, die Abstufungen innerhalb des Herrenstandes zu ü b e r w i n d e n D o c h ein feines Gefühl für gesellschaftliche Nuancen, für den Glanz der Ahnenreihen und die Legitimierung durch T a t und E r f o l g blieb im Adel stets wach 1 0 . Besonders spürbar wirkte sich diese Reserve gegenüber den Grafen von Klettenberg und von Kirchberg aus. Ihrem relativ späten Herrschaftsantritt und ihrer von vornherein unzureichenden Machtposition entsprach ihr geringes Ansehen unter den Standesgenossen, das sie 6 Vgl. o. S. 35 Anm. 13 sowie Stammtafel I, II im Anhang und Köhler, Honstein. Zur Bedeutung der Verschwägerungen für die soziale Einstufung vgl. v. D u n g e r n , Herrenstand. 7 Vgl. die o. S. 22, S. 35 Anm. 12 f., 15, S. 46 Anm. 3, S. 71 Anm. 2, 5 f. zitierten Stellen. 8 G r a f e n von Ilfeld-Honstein bereits 1128, dann seit 1155, doch 1154 und 1157 noch ohne Titel (Reg. Thür. II 81, 154); die Sdiarzfelder seit 1147 mit Titel, jedodi noch 1189 und 1195 ohne ihn (Reg. Thür. II 830, 837, 982); die von Rothenburg zuerst 1136, aber 1143 und 1144 nicht tituliert (Reg. Thür. I 1456, 1479); Friedlich von Kirchberg einmal zu 1155 ohne, sonst stets mit dem Grafentitel (Reg. Thür. II 105), seine Nachfolger im Komitat jedodi 1193, 1198 und 1203 unter den Ritterbürtigen; die Klettenberger und Stoiberger von vornherein Grafen. Auch andere jüngere Grafengeschlechter mußten sich in den Urkunden zunächst ohne den Titel behelfen, so die G r a f e n von Beichlingen jüngerer Linie (vgl. o. S. 76 f. Anm. 32), die G r a f e n von Mansfeld (H e m p e 1, Mansfeld, S. 2, 4) und von Blankenburg ( U B Heinr. d. L. 6 f., 10, 20, 39). A m frühesten festigte sich der Titel bei den Ludowingern und Käfernburgern, dann bei den G r a f e n von Tonna und von Lohra. Im allgemeinen scheint die Reichskanzlei in der Zuerteilung vorangegangen zu sein, während die Chroniken besonders lange Zurückhaltung übten, vgl. z. B. Ann. Pegav., Chron. mont. Ser., Ann. Stederb. ( M G S S X V I p. 264, X X I I I p. 158, X V I p. 209 sqq.). * Vgl. v. D u n g e r n , Herrenstand, pass. 1 0 Dazu auch T e l l e n b a c h , Reichsadel, S. 64 f.
9 Masdier, Reichsgut und Komitat
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Grafen und Komitate am Südharz
schließlich außer Landes trieb und im ostsächsischen Ritteradel aufgehen l i e ß D e n G r a f e n von Honstein dagegen kamen die genealogischen Kombinationen des Reinhardsbrunner Chronisten zu Hilfe und begründeten den Ruhm des Alters und der Abstammung im Landgrafenhause selbst 1 2 ; zudem fanden die Honsteiner am Harzforst genügend Rückhalt, um eine führende Rolle im Kräftespiel der thüringischen Dynasten übernehmen zu können. W e n n demnach die Beigabe des Grafentitels die errungene Geltung bestätigte und einer Auszeichnung gleichkam, so darf man andererseits doch behaupten, daß den G r a f e n die Einordnung als comités auf G r u n d ihres Amtes zustand. Nicht generell wurde den thüringischen G r a f e n des 12. Jahrhunderts die Führung des Titels eingeräumt, wer aber comes genannt wurde, handhabte tatsächlich auch einen Komitat. W e d e r n a h men während der Stauferzeit Adelsfamilien den Titel willkürlich, etwa als Standesattribut, an, noch stand seine Zuerteilung allein im Belieben der Urkundenschreiber I 3 . Angesehene Edelherren wie Markward von Grumbach und Esico von Bornstedt, in den Zeugenreihen oft mehreren G r a f e n vorangestellt, begegnen selbst doch nie als comités14. Neben einer Rangerhöhung hatten aber die Komitate am Südharz ihren Inhabern vor allem die Basis geliefert, von der aus sie nun eine andere und erheblich intensivere Herrschaft als vordem ausüben konnten. Ihre angestammten Rechte und Besitzungen in Mittelthüringen trugen zu ihrer neuen W ü r d e nichts bei, außer etwa den Nachweis adliger Geburt. Vielmehr warteten jetzt die Grafen auch im Bereiche ihrer Eigengüter mit erweiterten und vertieften Herrschaftsansprüchen a u f 1 5 . Die gräfliche Gewalt, die sie über einen bestimmten Raum wahrzunehmen hatten 1 6 , haftete nicht am Amte als Institution, sondern an der Person der G r a f e n bzw. an ihrem Geschlechte; sie konnte, unter günstigen Voraussetzungen, 11 Vgl. o. S. 22 ff., 72 f. Zum Problem des Abstiegs in den Ritteradel vgl. v. D u n g e r n , Herrenstand, S. 166 ff. 12 Vgl. o. S. 67 ff.; diese chronikalische Nadiricht wurde später von den Grafen von Honstein zum Nachweis der Ahnenprobe herangezogen: W o l f f , Honstein. 13 So auch F i c k e r - P u n t s c h a r t , Reidisfürstenstand, II 2 § 524; F e h r , Rechtsgeschichte, S. 65 f. Anders v. G u t t e n b e r g , Territorienbildung, S. 46 für den Obermain; v. D u n g e r n , Herrenstand, S. 297; ders., Adelsherrschaft, S. 20, 31 u. ö.; ders., Comes, S. 187, 190; ders., Königsgeridit, S. 309. v. Dungern nimmt vor allem das 12. Jahrhundert bereits aus von jener strengeren Regelung. 14 Zu Markward von Grumbach vgl. o. S. 21 ; zu Esico von Bornstedt (bei Eisleben) vgl. J e c h t , Bornstedt, S. 8 ff. und Reg. Thür. I 1285, 1481, 1584; II 67; U B Magd. 257, 261, 293; U B Halb. I 167 usf. 15 Vgl. o. S. 33, 42, 53 f., 76, 81 f., 102. 18 Vgl. u. S. 137.
Soziale und politische Stellung der Südharzgrafen
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auch auf Gebiete übertragen werden, in denen sich die Amtsinhaber bisher mit einer g e r i n g e r e n Rechtsstellung bescheiden m u ß t e n 1 7 . W ä h r e n d des 12. J a h r h u n d e r t s sorgte aber die S t ä r k e des staufischen Königtumes d a f ü r , d a ß der Amtscharakter der Komitate nicht verblaßte und von einer a d l i g e n Herrschaftsauffassung ausgehöhlt wurde. W e n n auch wohl die G r a f e n ihre Befugnisse als A m t s l e h e n 1 8 entgegengenommen hatten — direkte Zeugnisse darüber fehlen —, so blieb doch dem Reiche die volle V e r f ü g u n g s g e w a l t über die Komitate erhalten. Einmal konnten die Staufer mit den Liegenschaften innerhalb der Amtsbezirke nach eigenem Gutdünken v e r f a h r e n . Eines der im Bereiche des Scharzfelder Komitates gelegenen Dörfer z. B. zählte 1140 zur königlichen Grundherrschaft Niedersachswerfen (bei N o r d h a u s e n ) 1 9 ; B a r b a rossa verlehnte vermutlich auch die zum Rothenburger Komitat gehörigen Helmesümpfe an die Wittelsbacher u n d M a n s f e l d e r und ließ sie durch flämische Siedler kolonisieren 20 ; der H a r z selbst g a l t noch zu Beginn des 13. J a h r h u n d e r t s als Königsgut 2 1 . Friedrich I. ordnete aber auch den Honsteiner Forstbezirk dem W i l d b a n n Heinrichs d. L. unter 22 u n d v e r leibte die Burg Scharzfeld, G r u n d l a g e eines Komitates und Eigentum des Reiches, ganz dem weifischen Territorium e i n 2 3 . M i t ihren L e h n gütern verloren auch die G r a f e n die Königsnähe, sie wurden mediatisiert oder in fürstliche V a s a l l i t ä t vertauscht, — in ihrer Rechtsstellung also erheblich g e m i n d e r t 2 4 . Die Bezeichnung homines regni, unter der B a r b a rossa sie vermutlich klassifizierte, als er dem Kloster W a l k e n r i e d den Erw e r b von Reichslehen gestattete 2 5 , spricht ebenfalls nicht für ein bedeu17 Audi herzogliche Rechte konnten auf andere Gebiete übertragen werden, selbst bei Verlust der ursprünglichen Rechtsgrundlage: T e l l e n b a c h , Reidisadel, S. 65 f.; M a y e r , Fürsten und Staat, S. 295. 18 Vgl. dazu M i t t e i s , Lehnrecht, S. 198 ff., 473 f. Zum Amtscharakter des Komitates auch v. D u n g e r n , Adelsherrschaft, S. 49; S c h r ö d e r - v . K ü n ß b e r g , Rechtsgeschichte, S. 605 f.; F e h r , Rechtsgeschichte, S. 65. 19 Vgl. o. S. 41 Anm. 48 f. und u. S. 117. 20 Vgl. o. S. 126 Anm. 41. » Vgl. o. S. 8. 22 Vgl. o. S. 61 ff. 2» Vgl. o. S. 34 f. 24 Vgl. dazu M i t t e i s , Lehnrecht, S. 586ff. 25 Friedrich I. erlaubte 1157 den Tausch cum ministerialibus et hominibus regni, 1188 cum unoquoque homine vel ministerielle imperii, Philipp von Schwaben 1204 quicumque ex infeudatis seu ministerialibus, qui habent bona imperii, Otto IV. 1209 a quacumque persona, sive libera fuerit sive ministerialis imperii, Friedrich II. quicumque Uber sive ministerialis vel alia persona de bonis, quae imperio attinent (UB Walk. I 14, 27, 53, 70, 86). Da Walkenried in jener Zeit nur ein Gütern am Südharz, allenfalls noch im unteren Helmeried, im 9*
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Grafen und Komitate am Südharz
tendes Eigengewicht der Grafen. Soweit ihre Fuktionen innerhalb der Komitate im einzelnen urkundlich nachzuweisen sind, liefen sie, wie oben ausgeführt 2 6 , stets auf den gleichen Aufgabenbereich hinaus: Handhabung königlicher Rechte und Verfügung über Krongut. Die Grafen nach ihrer Bindung an den König und nach ihren Obliegenheiten aber etwa als „Dienstmannen adligen Standes" ansehen zu wollen, wäre ein unangebrachtes Paradoxon. Immer noch hob sie die adlige Geburt und die daraus resultierenden Herrenrechte von den Reichsministerialen ab; potentiell bewahrten sie sich durchaus die Qualifikation zu autogener Herrschaft. Aber auch im Grafenamte wirkten sie nicht als ausführende Organe des Königs, nicht als „Beamte", wenn man diesem Begriff eine moderne Anschauungen entnommene Ethik und Verpflichtung unterlegt 2 7 , — sondern sie übten im Namen des Königs und als Sachverwalter des Reiches Herrschaft aus. Damit ist zugleich gesagt, daß sie ihre Rechte nicht usurpiert hatten. Eine solche gewaltsame Aneignung nehmen vor allem neuere landesgeschichtliche Forschungen an. Sie malen ein unerträglich düsteres Bild der Verfassungsentwicklung seit der Zeit Heinrichs IV. und suchen den Ursprung der Südharzkomitate allein aus den angeblich turbulenten Zuständen unter den letzten Saliern abzuleiten; damals sollen sich landund machthungrige Adlige von ihren Raubnestern am Harz aus Hoheitsrechte des Reiches in beträchtlichem Umfange angeeignet haben 2 8 . Doch die oft gebrauchte Metapher, Adlige hätten sich zu Grafen „emporgeBereidie der Stoiberger Herrschaft Vockstedt, interessiert war, andererseits der Besitz von Krongut in Nordthüringen damals eben auf die Grafen und auf Reichsdienstmannen beschränkt gewesen zu sein scheint, darf man wohl den angeführten Schluß ziehen. 26 Vgl. o. S. 43, 52 ff., 59 f., 79 f., 89 ff., 111, 120 ff. 27 Vgl. z. B. F e h r , Rechtsgeschichte, S. 30 f.: „Die fränkische Beamtenschaft war nicht hingebend genug, ihre Staatsaufgaben in uneigennütziger Weise zu erfüllen Ein erblicher Beamter aber ist ein Widerspruch in sich selbst. Denn ein Amt darf nicht nach Grundsätzen der Geburt, sondern einzig nadi Grundsätzen der Tüchtigkeit besetzt werden." Gegen die Klassifizierung als „Beamte" audi S c h l e s i n g e r , Landesherrsdiaft, S. 1, 136. Obwohl der erste Graf von Ilfeld vermutlich kurz nach dem Antritt seines Amtes verstarb und sein Amt längere Zeit verwaist stand, blieb es doch seiner Familie unangefochten erhalten, vgl. o. S. 46 f., 59 f. 28 So besonders S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 184, 203, 216 f., 226 f., 231, 243 f., 247 f., 251, 258 f., 277, aber auch E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 20 ff. Damit war bereits die ältere, vor allem von K. M e y e r vertretene Ansicht überwunden, nach der die Komitate aus den Gaugrafschaften abgesplittert, innerhalb der Grafensippen geteilt oder stückweise an fremde Adlige verkauft worden wären.
Durdb die Könige in das Amt berufen
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schwungen", trifft — zumindest — f ü r jene vier Geschlechter nicht zu. Auch in einer Rodungstätigkeit wurzelten ihre Herrschaften nicht 29 . Vielmehr darf man mit allem Nachdruck feststellen, daß die Südharzkomitate allein königlichen Mandaten ihre Existenz verdankten und unter ganz anderen Bedingungen eingerichtet wurden, als jene Usurpartionstheorien wahrhaben wollen. Urkunden über die erste Belehnung der Grafen besitzen wir freilich nicht. Wer aber aus dem Fehlen eines Dokumentes, durch das einem Dynasten die gräfliche Gewalt verliehen wurde, schließen möchte, daß überhaupt kein konstitutiver Akt stattgefunden habe 3 0 , verkennt doch wohl den mündlichen Charakter der Reichsverwaltung im Hochmittelalter und leugnet ohne Not eine auch vom Adel anerkannte Rechtsordnung. In gleicher Weise hat man das Schicksal des nordthüringischen Krongutes als eine einzige Kette von Entfremdungen beklagt. Mit dem Tode Heinrichs III. ließ man die Verluste beginnen und verzeichnete genau Perioden gehäufter Usurpationen, ohne allerdings im einzelnen den Beweis dafür anzutreten 3 1 . Der Lebensweg Heinrichs IV. und seine wie seines Sohnes erfolglosen Kämpfe im Harzgebiet scheinen zwar jene Annahme nahezulegen, doch sie findet in den Quellen keine Stütze. Statt dessen ergibt eine Zusammenstellung der seit 1125 bezeugten Güter und Rechte des Reiches am Südharz, daß die Salier hier gar nicht mehr besessen haben konnten, als sie ihren Nachfolgern tatsächlich hinterließen. Adliges Eigengut wurde weder vor noch nach 1125 in Nordthüringen erwähnt; auch der kirchliche Grundbesitz läßt sich unschwer auf Schenkungen der Könige zurückführen 3 2 . Die sächsischen und thüringischen Adligen widersetzten sich zwar bis zuletzt einer Intensivierung der königlichen Herrschaft am Harz, wie sie Heinrich IV. in neuartigen Formen versucht hatte, da sie sie als einen Umsturz der überkommenen Machtverteilung ansehen mußten; sie vergriffen sich aber nicht an den königlichen Liegenschaften. Die Salier büßten in jenen Kämpfen daher nicht die Nutzung ihres Tafelgutes ein, wohl aber die Möglichkeit, eine der adligen entsprechende Herrschaft 2
° So K ö t z s c h k e , Kulturräume, S. 39. Doch eine nennenswerte Rodungstätigkeit der Südharzgrafen läßt sich zu keiner Zeit feststellen. 36 So v. D u n g e r n , Adelsherrschaft, S. 62; ders., Comes, S. 87 Anm. 2; ders., Königsgericht, S. 309. 31 So besonders S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 216 f., 226 f., 231, 235, 246 ff., 252, 254, 258; E b e r h a r d t , Territorialfürstentum, S. 12, 35, 39 f.; ders., Krongut, S. 56, 59, 68, 82, 90, 96; K ö t z s c h k e , Kulturräume, S. 39; allgemeiner auch S t i m m i n g , Königsgut, S. 83 ff., 110; B o s 1, Reidhsministerialität, I S. 84, 186. 32 Vgl. o. S. 8 ff. sowie Karte II im Anhang.
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auszuüben 33 . Sie verloren auch nicht eigentlich eine Machtposition am Harz, sondern konnten gar nicht erst ihre dortigen Rechte zu einem politischen Machtmittel im Ringen um einen zentralen Staatsaufbau ausgestalten. Bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts hinein vermochte das Königtum seine vorwaltende Stellung in Nordthüringen zu wahren. Doch die Folgezeit erwies, wie sehr dieser Zustand an die Stärke und die Präsenz der Herrscher gebunden war. Die Schicksale der staufischen Dynastie nach 1197 verschoben daher das von Barbarossa ausbalancierte Kräfteverhältnis zwischen König und Adel in entscheidendem Maße zu Ungunsten des Reiches. Der Umschwung, als dessen Epoche man im allgemeinen den Tod Heinrichs VI. anzusehen pflegt, wirkte sich am Südharz allerdings erst in den dreißiger Jahren des 13. Jahrhunderts aus. 1231 wurden letztmals Reichsministeriale zu Wallhausen, 1239 zu Kyffhausen erwähnt, fortan standen die Burgmannen beider Reichsburgen im Dienste der Grafen von Beichlingen-Rothenburg 34 . Von 1231 ab begegnen in den Urkunden in großer Zahl Rittergeschlechter, die im Räume des Rothenburger Komitates angesessen waren und allein den Beichlingern verpflichtet gewesen zu sein scheinen 35 . In der Umgebung der Grafen von Honstein treffen wir ebenfalls seit 1231 in verstärktem Maße Ritter an aus Dörfern, in denen vordem Dienstmannen des Reiches beheimatet waren 3 6 . Einige Jahre vor 1239 zogen die Grafen das Dienstgut der Reichsministerialen von Othstedt (nödl. Heringen) an sich mit der Begründung, es sei ihrer Herrschaft vom Reiche überlassen worden 3 7 . — Einzig die Herren von Obersalza (bei Nordhausen) konnten nach dieser Zeit am Südharz noch als Reichsritter gelten 3 8 . Sodann urkundeten die Honsteiner vom Jahre 1231 ab freigebig über Güter im Harzvorlande, die nur noch selten als Reichslehen bezeichnet wurden; vor jenem Zeitpunkte hatten sie ihre Veräußerungen von den 33 Vgl. dazu M a y e r , Geschichtliche Grundlagen, S. 18 f.; ders., Wirkungsbereich, S. 57, 60 ff.; D e g e n e r , Heinrich V.; S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft, S. 256 ff.; ders., Herrschaft und Gefolgschaft, S. 253 f.; ders., Gerichtsverfassung, S. 61 f.; B o s l , Reichsministerialität, I S. 12 ff., 74ff. 34 Vgl. o. S. 90 Anm. 101. 35 Vgl. o. S. 90 Anm. 100; B o s l , Reichsministerialität, II 558. 3 ® Vgl. o. S. 49 Anm. 12, 14 zu den Herren von Sundhausen, Uthleben, Görsbach, Heringen, Salza und Werther. 37 UB Walk. I 226: Unde . . . duximus declarandum, quam probabiliter . . . bona quondam Wasmodi in Othstede ipso decedente ad nos devoluta . . . sint. . . . Noverint igitur omnes . . ., quod post ipsius Wasmodi decessum bona ejusdem in Othstede munificentissima sacri imperii donatione sub nostrae potestatis dominio devenissent, . . . 38 Vgl. o. S. 50 Anm. 14, S. 94.
„Rückzug" des Reiches nadi 1231
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Königen bestätigen lassen 89 . 1231 genehmigte noch König Heinrich (VII.) die Nutzungsverträge der Walkenrieder Mönche mit den Honsteinern über den Harzwald, doch seit 1237 verfügten die Grafen selbständig über Teile des Forstes und eximierten von sich aus das Kloster von der Grafengerichtsbarkeit auf seinen Besitzungen im Harze 4 0 . Vor 1239 beanspruchten sie ein Heimfallsrecht am Krongut 4 1 , und 1242 bzw. 1251 sdiließlidi gestatteten die Grafen von Klettenberg und die von Beichlingen-Rothenburg einigen Klöstern den freien Erwerb von Besitz und Lehngut des Reiches, wie es bis dahin die Könige zu tun pflegten 42. Die Zeit um 1231 hatte also die Befugnisse der Grafen erheblich vermehrt und sie zugleich von allen Schranken und Bindungen befreit, in denen die Südharzkomitate den Königen gedient hatten. Die unmittelbare Hoheit des Reiches war fortgefallen, der Grafenadel in die bisher königliche Herrschaft in Nordthüringen eingerückt. Wie man sich den „Rückzug" des Reiches zu erklären hat, bleibt ungewiß. Wenn auch die Schwäche der Zentralgewalt in jener Zeit den Adel reizen mußte, die brachliegenden Rechte des Reiches von sich aus aufzunehmen und zu eigener Herrschaft zu nutzen, so möchte man doch etwaigen Usurpationen nicht die entscheidende Rolle in der neuen Kräftegruppierung zugestehen. Vielleicht beruhte sie auf einem bewußten Akt Heinrichs (VII.), der den Grafen, die sowieso schon im Namen des Reiches fungierten, weitere Hoheitsrechte übertrug 4 3 . Denn die Veränderungen wurden später weder durch Friedrich II. noch durch Rudolf von Habsburg beanstandet, scheinen also in legalen Bahnen verlaufen zu sein. Zugleich hatten sich aber die nordthüringischen Komitate des königlichen Schutzes begeben. Seit 1233 zog daher die benachbarte Landgrafschaft auch die Grafen von Klettenberg und von Honstein in ihren Bann 4 4 , während sich im Harzvorland die Honsteiner immer nachhaltiger festsetzen konnten. 19
Vgl. o. S. 49, bes. Anm. 13. Vgl. Reg. Thür. III 193 sowie o. S. 8 und S. 54 Anm. 35, ferner o. S. 48 Anm. 10 zum honsteinischen Förster Dietrich von Werna (seit 1233). 41 Vgl. o. Anm. 37, ähnlich noch zu Beginn des 14. Jahrhunderts: F ö r s t e m a n n , Schriften, S. 168. 4 ® F r a n z e l , Heinrich VII., betont zwar des öfteren die Bedeutung der Reichsministerialen für die Politik König Heinrichs (VII.), geht aber auf das Verhältnis des Königs zum Krongut, zur Krongutsverwaltung und zu den Reichsterritorien nicht ein. Heinrich (VII.) hatte bis 1234 noch mehrfach die Rechte des Reiches in Mitteldeutschland zu wahren und zu bekräftigen versucht, vgl. Reg. Thür. III 2370, 2433, 2435 f., 2447, 2449, 2478; III 128, 193, 208, 210, 215, 270, 283, 298, 359, 396, 408, 415, 419 f., 423—431, 436, 449 ff., 505. 44 Vgl. o. S. 109. 40
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Grafen und Komitate am Südharz
Das Reich vermochte jedoch aus dem Wandel in der Machtverteilung keinen Nutzen mehr zu ziehen. Die Komitate entwickelten sich hinfort zu geschlossenen Adelsherrschaften, die nun kraft eigenen Rechtes besessen und regiert wurden. Dabei muß es auffallen, in welcher Anzahl und in wie später Zeit noch Liegenschaften am Südharz als Reichslehen ausgegeben wurden 4 5 . Wie schon unter den Saliern zu beobachten war, blieben die Rechte am Grund und Boden dem Reiche weitgehend erhalten. Sie störten die weitere staatliche Konzentration nicht, sondern wurden von der sich bildenden Landesherrschaft überhöht und in die Sphäre der „privaten" Rechtsbeziehungen 48 herabgedrückt. Alle im Vorhergehenden gezogenen Schlüsse über das mutmaßliche Verhältnis der Grafen zum König können aber lediglich für jene vier am Südharz tätigen Geschlechter Geltung beanspruchen. Sie vermögen vorerst die Auseinandersetzungen um Ursprung und Bedeutung etwa der ottonischen Komitate, trotz mancher Anklänge, nicht zu fördern 4 7 . Die aus dem Schicksal des nordthüringischen Krongutes gewonnenen Erkenntnisse bedürfen noch der Relativierung — oder Bestätigung — durch Untersuchungen aus anderen Landschaften und Zeiträumen, ehe sich allgemeingültige Formulierungen aus ihnen abstrahieren lassen. Einer grundsätzlichen Aussage über das Wesen eines Komitates im 12. und 13. Jahrhundert haben uns überdies die bisherigen Überlegungen noch nicht näher geführt, denn das Grafenamt im eigentlichen Sinne charakterisierten nicht die speziellen Obliegenheiten der Südharzgrafen in der Sachwaltung für das Reich. In einem Grafen haben wir vielmehr in erster Linie den Herren eines Hochgerichtes zu erblicken. Mit comitia bezeichnen die thüringischen Urkunden daher die Grafengerichtsbarkeit und lassen es mit iurisdictio korrespondieren 48 . 4ä
U B Walk. I 562, 600; II 639, 654, 667 f., 673, 678; Reg. Thür. IV 781, 1051, 1643 f., 1668, 1933, 1945, 2211, 2260, 2404, 2423, 2465, 2546; Reg. Stoib. 134, 255 f., 483 f., 524, 710, 1065, 1072 f., 1084; Reg. Imp. VI 1 2383; VIII 4635; X I 4176, 4184 f.; F ö r s t e m a n n , Schriften, S. 168, 170ff.; H e i n z e , Pfalzgrafschaft, S. 48 ff. u. ö.; E b e r h a r d t , Krongut, S. 84 ff. u. a. 46 Vgl. dazu S c h l e s i n g e r , Herrschaft und Gefolgschaft, S. 274, sowie B a d e r , Territorienbildung, S. 119, 125. 47 Zu den ottonischen Komitaten vgl. W a a s , Herrschaft, und besonders S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft, sowie die Besprechung Schlesingers durch E. v. Guttenberg in D A 6, (1943) S. 598 ff. 48 Vgl. U B Walk. I 310: . . . Comitiam nidtilominus super triginta quinque mansis et dimidio, quam habemus in villa Xore, conferimus abbati et conventui saepe dictis, ut libere nunc et Semper possideant et quiete, omnia judicia, et conpetere omnes justitias cunctasque jurisditiones, quae nobis conpetebant bonis poterant in eisdem, quocunque nomine censeantur, hoc dumtaxat excepto, quod, si homicidium fuerit ibi factum, non de bonis mobilibus et immobilibus, verum de homicidio tantum ad nos pertinet judicare.
Inhalt des Grafenamtes
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Die Überlieferung nimmt allerdings auf die Komitatsgerichte am Südharz nur sehr selten Bezug. Als ihre Kompetenzen wurde summarisch die Gerichtsbarkeit über schwere Verbrechen sowie über Erb und Eigen genannt 4 9 . Alle anderen Aufgaben, die man gemeinhin den Grafen des Hochmittelalters in Rechtsprechung und Exekutive, in Friedenswahrung und Verwaltung zuschreibt 50 , finden in den für die Südharzlandschaft einschlägigen Quellen keine Erwähnung. Sie durch reine Analogie auch auf die dortigen Komitate ausdehnen zu wollen, widerspräche den Methoden, die in der vorliegenden Arbeit angewendet werden sollten. Auf Grund ihrer ungewöhnlichen Entstehung und Struktur besaßen die nordthüringischen Komitate von vornherein als Korrelat eine geschlossene räumliche Erstreckung 51 , nicht etwa nur eine punktförmige Verteilung, wie man hinsichtlich der sächsischen Komitate zur Zeit der Karolinger vermutet hat 5 2 . Die Grafenrechte selbst territorialisierten sich aber erst schrittweise seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Um diesen Wandel auch in der Terminologie zum Ausdruck zu bringen, wurde in der vorliegenden Arbeit — zweifellos künstlich und nicht durch die mittelalterliche Begriffsbildung gestützt — geschieden zwischen „Komitat" und „Grafschaft". Dabei sollte unter Komi tat ein Bündel hoheitlicher Rechte, welchen Umfang es im einzelnen auch gehabt haben mag, verstanden werden, das ein Graf über einen bestimmten Siedlungsraum hin ausübte; als Grafschaft möge man dann, entsprechend der bis in die Neuzeit hinein kontinuerlichen Entwicklung des Begriffes, ein Territorium ansehen, das von einem Grafen und mit Hilfe gräflicher Rechte politisch organisiert wurde 5 8 . Zum Schluß darf noch einmal festgehalten werden, daß auch im 12. Jahrhundert auf legale Weise neue Komitate entstanden sind, in diesem Falle in einer Landschaft, die zuvor dem königlichen Tafelgut gedient hatte. Im Vorland des Harzes, doch nicht im Forst, amtierten U B Walk. I 83: . . . super possessionibus emendis in jurisdictione mea favorem parare rennui . . . Vgl. auch S c h l e s i n g e r , Gerichtsverfassung, S. 68. " Vgl. o. Anm. 48 sowie o. S. 53, S. 54 Anm. 35. 5 0 Vgl. z. B. S c h r ö d e r - v . K ü n ß b e r g , Rechtsgeschichte, S. 136 ff., 571, 574, 560, 646, dagegen S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft, S. 178. 51 Vgl. o. S. 41, 47 f., 56, 89 ff. sowie U B Walk. I 530. . . . in termino nostrae juridicionis . . ., ähnlich B r u c h m a n n , Eschwege, S. 47 und Reg. Ilf. 79. Vgl. auch S c h l e s i n g e r , Landesherrschaft, S. 178 ff.; ders., Herrschaft und Gefolgschaft, S. 265 f.; H o m b e r g , Freigraf Schäften, S. 120 f. 5 2 K r ü g e r , Graf schafts Verfassung, S. 35f., vgl. dagegen H o m b e r g , Freigrafschaften, S. 113 f. 5 3 Einen ähnlichen Bedeutungswandel nahm auch der Begriff ducatus: M a y e r , Fürsten und Staat, S. 282 ff., 309.
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Grafen und Komitate am Südharz
aber bereits im 10. Jahrhundert einmal Grafen 5 4 . Wie die Könige Komitate errichteten, so konnten sie sie also auch wieder einziehen. Weder blieben die speziellen Aufgaben der Grafen über die Jahrhunderte hinweg die gleichen, nodi erhielten sich die räumlichen Grenzen der Komitate, womöglich seit der Karolingerzeit, unverändert 5 5 . Gleich den anderen Institutionen des mittelalterlichen Verfassungslebens stand auch das Grafenamt im Fluß einer Entfaltung und Verdichtung der politischen Kräfte und war in besonderem Maße dem Wechsel in der Machtverteilung zwischen König und Adel unterworfen. Veränderungen in seinem Wesen sollten daher nicht einseitig unter dem Gesichtspunkt der Zersetzung und Auflösung etwa bestehender Komitatsverfassungen beurteilt werden, sondern eher als Ausdrude des lebendigen Wandels der politischen Formen und Strukturelemente, die sich die jeweils konstitutiven Mächte der Reichsverfassung schufen. Zumal in den Südharzkomitaten des 12. Jahrhunderts zerfiel keine ältere Ordnung, sie zeugen vielmehr von den immer wieder erneuerten Versuchen der deutschen Herrscher, vorab Lothars III. und Friedrichs I., die Entwicklung zur Staatlichkeit im Reiche bewußt und planvoll voranzutreiben. 54
Vgl. o. S. 15. Diese Kontinuität wurde, zusammen mit der Annahme einer mit mathematischer Systematik vorgenommenen Aufteilung des Reiches in Komitate, besonders scharf bei W a g n e r , Comitate, S. 9, als Prämisse seiner Untersuchungen formuliert, doch vgl. dazu K r ü g e r , Grafschaftsverfassung, S. 33 Anm. 5. 55
STAMMTAFEL DER GRAFEN VON KLETTENBERG
STAMMTAFEL DES ROTHENBURGER HAUSES IN DEN ERSTEN DREI GENERATIONEN
mit Anmerkungen
A N M E R K U N G E N Z U R STAMMTAFEL I V2 Vgl. o. S. 20 f. Möglicherweise betrafen die beiden Erwähnungen Alberts Angehörige verschiedener Generationen, Vater und Sohn. 3 Reg. Thür. II 778, 945 usf.; III 83 f., 773, 928, 1042. Ob Albert ein Sohn Alberts oder Konrads von Ballhausen war, läßt sich nicht entscheiden. Seinen Komitat muß er um 1229, vermutlich beim Tode seiner Gemahlin, seinen Söhnen abgetreten haben, die seit 1230 selbständig über die Besitzungen verfügten (Reg. Thür. III 163). Nur einmal erschien Albert, in einer Honsteiner Urkunde, zusammen mit dem Abte von Ilfeld als frater Albertus quondam comes in Clettenberch (Reg. Thür. III 773), doch hat er wohl nicht das Kloster Walkenried aufgesucht, wie allgemein angenommen wird ( M e y e r , Wüstungskarte, Stammtafel; ders., Grafen von Honstein, S. 433 u. ö.), sondern eher das Kloster Ilfeld. Eine Urkunde von 1204 Dez. 30. (Reg. Thür. II 1269), von den Gebrüdern und Grafen Albert und Konrad von Klettenberg im Landthing ausgestellt, muß einen Fehler in der Datierung enthalten. Nach Vorgang und beteiligten Personen ist sie zu 1234 zu setzen: Albert und Konrad urkundeten gemeinsam im Landthing 1235 und 1236 (Reg. Thür. III 583, 631); Albert von Othstedt in der gleichen Angelegenheit auch 1233 vor dem Landthing (Reg. Thür. III 384, vgl. III 849); Herwig von Othstedt noch erwähnt zu 1236 (Reg. Thür. III 631), Werner von Klettenberg zu 1214—1240 (Reg. Thür. II 1604 usf.; III 1203), Dietmar von Mackenrode zu 1236—1261 (Reg. Thür. III 631 usf., 2940), Hildebrand Bache zu 1235 und 1240 (Reg. Thür. III 584, 928) usf. Alberts Gemahlin entstammte vermutlich dem Hause der Grafen von Lohra (zu ihnen vgl. o. S. 68 Anm. 98 und S. 77 Anm. 35), denn wahrscheinlich zwei seiner Söhne trugen deren Sippennamen Beringer und Ludwig (vgl. u. zu nr. 6 f.), vgl. P o s s e , Siegel, IV S. 42, 94, und sein Sohn Albert führte nach dem Aussterben der Grafen von Lohra deren Löwenwappen ( P o s s e a. a. O.) im Siegel und griff in die Angelegenheiten des Lohraer Komitates ein (vgl. u. zu nr. 4). 4 Reg. Thür. II 1908; III 84, 110, 163 usf., 2286, 2526, 2807. Seit 1229 fanden sich Herren und Ritter aus der Landschaft des Lohraer Komitates bei ihm ein, seit etwa 1238 nahm er persönlich Anteil an speziellen Angelegenheiten des Obereichsfeldes (Reg. Thür. II 2025; III 84, 631, 774, 1062, 1203, 1435, 2188, 2520, 2807; Arch. Wolfenbüttel, Urk. Abt. 25, nr. 116), so daß man in ihm einen Blutsverwandten der Lohraer sehen darf (vgl. o. zu nr. 3). Aus dieser Verwandtschaft müßte dann auch der Besitz der Patronatsrechte über die Kapelle zu Werxhausen bei Duderstadt (UB Eidisf. 425) herrühren. Der volle Name und die Herkunft seiner Gemahlin bleiben unbekannt. 5 Reg. Thür. III 84, 163, usf., 2940, 3455; IV 113. Konrads Gemahlin gehörte wohl dem Hause der Grafen von Kirchberg an, da Konrad seinen nachgeborenen Söhnen die Namen Heinrich, Volrad und Christian gab, die auch bei den Kirchbergern gebräuchlich waren (vgl. Stammtafel II im Anh. und Reg. Thür. II 675, 1085, 1985, 2462; III 556, 619 usf.);
Anmerkungen
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zudem bestand das Witwengut seiner Gemahlin u. a. aus Besitz zu Ebra (südl. Sondershausen), wo vermutlich die Grafen von Kirchberg, nicht aber die Klettenberger begütert waren (Reg. Ilf. 71). 8 Cod. d. Sax. I 3, 415: Albertus comes de Clettenberc et filius eins comes Beringerus. Vgl. o. zu nr. 3. 7 Reg. Magd. II 860. Das Verwandtschaftsverhältnis Ludwigs läßt sich nicht mit Sicherheit ermitteln, doch aus Altersgründen wie wegen der sonst in der Familie nicht gebräuchlichen Namen Beringer und Ludwig (vgl. o. zu nr. 3) scheint der angegebene Ansatz der wahrscheinlichste zu sein. 8 Reg. Thür. III 84, 385; UB Halb. II 664, 700, 706, usf., 1595, 1599 f., 1674; L e u c k f e l d , Güldene Aue, S. 128. Leuckfeld (Walkenried, II S. 73; ders., Pöhlde, S. 118) und seine Vorlagen wollten in Berthold einen gleichnamigen Abt von Walkenried (vgl. UB Walk. I 196 ff. u. a.) wiedererkennen, ohne doch einen Beweis dafür erbringen zu können, denn die Quellen lassen keinen Zweifel daran, daß Berthold, sobald er das notwendige Alter erreicht hatte, dem Halberstädter Domkapitel angehörte. Schon vorher hatte E c k s t o r m , Walkenried, p. 14 ( = L e u c k f e l d , Pöhlde, S. 115, 118) einen Ludwig von Klettenberg in die Literatur eingeführt, der mit seiner Gemahlin Kunigunde von Baldenrode der Kirche zu Ellrich einen Kelch gestiftet haben sollte. Die Richtigkeit der darauf bezüglichen Kelchinschrift vorausgesetzt (der Kelch ist heute nicht mehr vorhanden), kann es sich bei diesem Ludwig nur um einen Bewohner der Burg oder des Dorfes Klettenberg aus späteren Jahrhunderten gehandelt haben. Denn ein Graf Ludwig von Klettenberg trat als Laie in den Urkunden nicht auf (vgl. o. zu nr. 7), und nach Balderode (wüst bei Ilfeld) nannte sich kein Ritter-, geschweige denn ein Edelherrengeschlecht. Auf dieser Grundlage baute sich eine angebliche Urkunde aus dem Jahre 1229 auf, die offensichtlich erst im 18. Jahrhundert fabriziert wurde. Sie stammte aus den Kollektaneen des Hallenser Professors J . F. Joachim (1713—1767, vgl H a r t w i g in ADB XIV, S. 94 f.) und besagte, daß Graf Albert von Klettenberg mit Zustimmung seines Bruders Berthold und seiner Erben zum Seelenheile seiner verstorbenen Gemahlin Adelheid seiner Pfarrkirche in Ellrich, die einst die Kaiserin (!) Mathilde gegründet und die Alberts Großvater Ludwig wiederhergestellt hatte, 4 1/i Hufen von seinen Liegenschaften zu Ellrich geschenkt habe. Ohne Zeugen ausgestellt in oppido nostro Elreke (Reg. Thür. III 69; Baudenkmäler Hohenstein, S. 55; K r i e g , Ellrich, S. 2, durchweg ohne Beanstandung). Die Haltlosigkeit der Angaben liegt auf der Hand. Graf Albert (I.) besaß weder einen Bruder Berthold noch einen Großvater Ludwig; sein gleichnamiger Sohn hatte 1229 keine Gemahlin namens Adelheid verloren. Die Söhne eines Grundeigentümers werden im allgemeinen nicht summarisch unter den Erben subsumiert, zumal in diesem Falle ihr Alter (vgl. Reg. Thür. III 84) bereits ihre ausdrückliche Zustimmung erforderte. Liegenschaften der Klettenberger in Ellrich lassen sich ebenso wenig nachweisen wie eine frühere Beziehung des Ortes zum Königsgut. Ellrich war noch 1256 eine villa, kein oppidum (Reg. Thür. III 2467). Eine Seelgerätstiftung an einer einfachen Dorfkirche steht für diese Zeit einzig da. Hinzu kommt die verdächtige Oberlieferung des Dokumentes, das auch Edcstorm, der doch eine Zeit lang den Diakonat in Ellrich versehen hatte ( E c k s t o r m , Walkenried, p. 270), unbekannt geblieben war. Ebenso offenkundig sind aber auch die Quellen des Falsifikates. Es wurde kompiliert aus der Nachricht, daß König Heinrich I. seiner Gemahlin im Jahre 927 Ein-
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Stammtafel der Grafen von Klettenberg
künfte u. a. zu Gudersleben und Woffleben (südöstl. Ellrich) geschenkt hatte (Reg. Thür. I 335 aus Leuckfeld, Walkenried, I S. 9), aus der Erwähnung eines Ludwig von Klettenberg in jener Kelchinschrift, aus der Nachricht über den Walkenrieder Abt Berthold von Klettenberg und aus einem Bericht bei L e u c k f e l d (Walkenried, I S. 88, 304, 321; ders., Pöhlde S. 117), der den Tod Adelheids im Jahre 1229 und ihre Überführung von Ellrich nach Walkenried (vgl. Reg. Thür. III 84) enthielt. Alle diese Angaben fand der Urkundenhersteller in den weit verbreiteten Chroniken Leuckfelds vor. 9 Reg. Thür. III 84, 163, 385, 842, usf.; IV 113, 1679, 1706, 1710. Nach dem Verlust der Grafenburg 1253 scheint sich Friedrich nicht mehr in der Umgebung des Klettenberges aufgehalten, sondern die Auflösung des Komitates seinem Bruder Konrad überlassen zu haben (vgl. Reg. Thür. III 2495, 2772, 2940, 3455; UB Walk. I 335). Ein Teil der Urkunden Friedrichs aus den letzten Jahrzehnten könnte in der Stadt Nordhausen ausgestellt worden sein (Reg. Thür. III 2609, 3302; IV 761), andere unterfertigte er auf dem Stoiberger Schlosse Oberröblingen (südl. Sangerhausen, vgl. Reg. Stoib. 668 ff.), und im Jahre 1268 war er auf dem Stoiberger Landthing zu Vockstedt (südl. Sangerhausen) zugegen (Reg. Thür. IV 250, 1481, 1679). Daraus folgt aber ebenso wenig, daß er an der unteren Helme begütert war und die Stoiberger von ihm Oberröblingen erbten, wie daß gar die Heimat der Klettenberger Familie überhaupt dort zu suchen sei (so M e y e r , Wüstungskarte, S. 111 u. ö.; S i l b e r b o r t h , Helmegau, S. 257). Denn die Hufen bei Mönchpfiffel (westl. Allstedt), auf die Friedrich verzichtete, stellten wohl Heiratsgut von Seiten der Grafen von Kirchberg dar (vgl. Reg. Thür. III 3269; IV 124). Friedrichs Aufenthalt am östlichen Südharz muß vielmehr mit einer unverkennbaren Anlehnung an die Grafen von Anhalt in Verbinduno gebracht werden. Diese besaßen von alters her in der Landschaft östlich des Kyffhäusers gewisse Rechte (vgl. o. S. 78). Auch die Grafen von Stolberg befanden sich in Abhängigkeit von den Askaniern, durch Lehnsbindungen und schon durch die Lage ihres Komitates zwischen den anhaltinischen Burgen Ebersburg, Wolfsberg, Brücken und Sachsenburg (vgl. Reg. Thür. III 1847; Reg. Stoib. 270, 341, 621; P e p e r , Askanier, S. 27). Seit 1255 traten in den Klettenberger Urkunden auffallend häufig askanisdie Ministeriale als Zeugen auf, insbesondere die Burgvögte der Ebersburg und der Sachsenburg, und einmal testierte Friedrich auch selbst eine Urkunde des Grafen von Anhalt (Reg. Thür. III 2406, 2772, 2807, 2918; IV 113, 613, 927, 1051, 1152, 1620; vgl. III 3485, 3527; IV 2499, 2671, 2951 f., 2791; Cod. d. Anh. II 393, 681, 769; Arch. Wolfenbüttel, Urk. Abt. 25, nr. 217). Eine andere Beobachtung führt in die gleiche Richtung: Ein Angehöriger des klettenbergischen Burgmannengeschledites von Meinwarderode (vgl. o. S. 30 Anm. 89) trug den Namen Iwan, der sonst in Thüringen und Ostsachsen um diese Zeit keine Parallele hat. Iwan von Meinwarderode wurde 1259 letztmals erwähnt, doch führten die Urkunden seit 1271 unter den anhaltinischen Dienstmannen einen Iwan von Berge auf (nicht nach Berga, nördl. Kelbra, benannt, wie Reg. Thür. III, IV Register erklärt, sondern nach dem Heinrichsberge, südwestl. Ballenstedt: Reg. Thür. III 2188, 2770; IV 524; UB Walk. I 525; Cod. d. Anh. II 393, 589, 681 u. ö.; Cod. d. Quedl. p. 275, 305). Dem Anschein nach hatte sich also Graf Friedrich mit einem seiner Ministerialen nach der Eroberung des Klettenberges nach dem Nordharz orientiert. Dieser W e g war bereits geebnet durch die zahlreichen Angehörigen seines Hauses, die in Halberstadt, Quedlinburg, Ilsenburg und Magdeburg in den geistlichen Stand eingetreten waren, aber auch durch die mit ihm verwandten
Anmerkungen
143
Herren von Kirchberg und Kranichfeld, die ebenfalls in der Diözese Halberstadt eine neue Heimat gefunden hatten (vgl. Stammtafel II und o. S. 72 Anm. 10). 10 Cod. d. Quedl. p. 153, 174; S c h u l t e , Adel, S. 403. Das Verwandtsdiaftsverhältnis Adelheids, Frederuns und Elisabeths w i r d nicht näher angegeben, Adelheid und Frederun könnten auch Schwestern Graf Alberts (I.) gewesen sein. 11 UB W e i d a I 66; S c h u l t e , Adel, S. 406. 12 H a r e n b e r g , Gandersheim, p. 1389; S c h u l t e , Adel, S. 406. 13 Reg. Thür. III 2918, 2952. 14 Vgl. Reg. Thür. IV 1710 und u. zu nr. 23. Zu Graf Gozmar von Kirdiberg: Reg. Thür. III 619, 1042, 2192; IV 368 f., 374. 15 Vgl. B e r g , Kranichfeld, S. 293 und u. zu nr. 24. " Reg. Thür. III 83, 1722, 2192; UB S. Bonif. Halb. S. 39, 247, 317, 591. 17 u. 18 Reg. Thür. III 2166. 18 Reg. Thür. III 2166; IV 1679; UB Ilsenb. Einleitung, S. X L V I I I . 20 Reg. Thür. III 2166. 21 Reg. Thür. IV 113, 362, 761, 862, 1051, 1152, 1490, 1610, 1620, 1679; in IV 1706, 1710 nicht mehr unter den Erben Graf Friedrichs genannt. 22 Reg. Thür. IV 1679; Cod. d. Quedl. p. 304, 317, 399, 437, 446 f.; S c h u l t e , Adel, S. 404. 23 Reg. Thür. IV 1034, 1710, 1798, 2098, 2513, 2655. 24 Reg. Thür. IV 761, 1051, 1152, 1189, 1706; vgl. auch B e r g , Kranichfeld, S. 293. 25 Reg. Thür. IV 1051. 26 U B Stadt Halb. 266; vgl. ds. 173, 262. Vermutlich gehörte Siegfried zu den 1279 erwähnten Kindern Christians. 27 U B Stadt Halb. 464: Zeuge beim Verkauf von Gütern, die von den Grafen von Anhalt herrührten.
A N M E R K U N G E N Z U R S T A M M T A F E L II 1
Vgl. o. S. 57 f., 74, 89. Reg. Thür. II 101, 209, 539, 936 f., 1085, 1376; vgl. o. S. 71 Anm. 3. 3 Vgl. o. S. 79, 86. 4 Vgl. o. S. 71 f. 5 Reg. Thür. II 497, 539; M e y e r , Kirchberg, S. 231. Durch ein in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gefälschtes Diplom Lothars III. (MG DL. III 127 und Anm.) haben sich frühere Darstellungen des Rothenburger Stammbaumes verleiten lassen, noch eine weitere Generation des Rothenburger Hauses, um 1130, einzuführen. 6 Vgl. o. S. 86, S. 71 Anm. 3 und B e r g , Beichlingen. 7 Vgl. o. S. 80 f., 86, 92. 8 UB Halb. I 295, 300, 350, 354, 433, 443, 449, 455, 459, 653 u. a. » Vgl. o. S. 72 Anm. 6, S. 75 f. und Reg. Thür. II 1448, 2363, 2380 ff. u. a. Gozmar zuletzt, 1227, in Halberstadt in Urkunden seines Bruders erwähnt, zusammen mit dem Grafen Siegfried von Osterburg (bei Magdeburg): UB Halb. I 992 ff. Zur Gemahlin Gozmars vgl. Reg. Thür. II 2363; III 518. Friedrich, Gozmar, Christian und Mechthild wurden öfters als Geschwister bezeichnet (Reg. Thür. II 2363, 1085; III 556), jedoch nicht ausdrücklich als Kinder Friedrichs von Kirchberg. 10 Reg. Thür. II 1085, 1908; III 387, 619, 698, 1042 f., 1205. Seine Gemahlin entstammte vielleicht dem Hause der Herren von Kranichfeld (a. d. Ilm), da sein ältester Sohn den Namen Volrad trug (Reg. Thür. III 619), wie er bei denen von Kranichfeld üblich war ( P o s s e , Siegel, IV S. 61 f.). 11 Reg. Thür. III 556. 12 Vgl. weiter B e r g , Beichlingen. 13 Vgl. weiter v. S t o l b e r g , Hausgeschichte. 14 UB Halb. I 533, 588, 557, 602, 637 f., 645, 647, 664, 801, 1209; II 670, 712, 755, 785, 655, 819, 821, 825, 961, 1242, 1460 usf.; Reg. Magd. II 973, 1344. 15 Vgl. weiter M e y e r , Kirchberg (doch nicht in allem zuverlässig), danach P o s s e , Siegel, IV S. 39 ff. 2
I. S T A M M T A F E L DER G R A F E N
2)
4) Albert 1220,
Graf von Klettenberg 1230—1260 OD M. von?
16) Konrad
1229, 1249, 1253, K a noniker an S. Bonifacii zu Halberstadt 1255—1265
5) Konrad 1229, Graf von Klettenberg 1230—1266 gest. vor 1267, CD NN von Kirchberg(?)
6) Beringer
7) Ludwig
8) Berthold
Domherr zu Magdeburg 1228
1229, 1233, Domherr zu Halberstadt 1237—1294, gest. vor 1297
17) Friedrich
18) Konrad
19) Heinrich
1253
1253
Graf von Klettenberg 1228
1253, Mönch zu Ilsenburg 1279, Prior 1300, Abt 1308—1316
9) Friedrich
10) Ad«
1229, Graf von Klettenberg 1230—1279, gest. nach 1279 I X 24. CDNN
20) Volrad 1253
25) (K
12;
27) Go
He Kle 134
lFEN V O N K L E T T E N B E R G
- A l b e r t von B a l l h a u s e n |
I K o n r a d von Ballhausen I i
Freier 1144, Graf 1170. Graf 1161, Reichsbeamter in Oberitalien 1160—1165 und 1172—1177, Stiftsherr zu Jechaburg 1206 (?)
I—Albert von Klettenberg
0) Adelheid Kanonissin zu Quedlinburg 1231—1241
Graf 1187—1229, geistlich vor 1238, gest. 1240/1242, OD Adelheid von Lohra (?), gest. vor 1229
11) Frederun Kanonissin zu Quedlinburg 1237
2 1 ) Christian 22) Lutgard Kanonissin 1267—1279 zu Quedgest. 1279 linburg VIII 6/ und PröpIX 24. stin zu 00 NN Wendhausen 1279, 12971334, gest. vor 1338 25) (Kinder) 1274
27) Gottfried Herr von Klettenberg 1342
26) s ü g f r i e d Kleriker (an ULF zu Halberstadt?) 1294
12) Elisabeth 13) (Tochter) KanonisNonne zu sin zu FrankenGandershausen 1261 heim 1261—1273
14) (Tochter) 15) Bia OOGozmar, QDVolrad Graf von von Kranichfeld Kirchberg 1217— 1236—1269 1231
24) V o l r a d 23) Gozmar Graf von von Kirchberg Kranichfeld 1274—1287 1257— 1304
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QUELLEN- UND
LITERATURVERZEICHNIS
In den Anmerkungen werden Urkunden und Regesten, falls nicht die Seitenzahl ausdrücklich vermerkt ist, nur mit Band und Nummer der betreffenden Publikation —, Darstellungen und Abhandlungen nur mit dem Namen des Autors und dem Hauptschlagwort des Titels zitiert. Die Ausgaben der Monumenta Germaniae histórica sind nach den für sie üblichen, die Zeitschriften nach den bei Dahlmann-Waitz, Quellenkunde 7 , verwendeten Sigeln angeführt. Die Abkürzungen der übrigen Quellenpublikationen lassen sich nach dem Quellenverzeichnis leicht auflösen.
1. U n g e d r u c k t e
Quellen
Staatsarchiv Wolfenbüttel, Urkundenabteilung 25 (Walkenrieder fonds).
Urkunden-
2. G e d r u c k t e Q u e l l e n Annales Magdeburgenses. Hrsg. von G. H. Pertz, M G SS XVI, Hannover 1859, p. 105—196. Annales Palidenses auctore Theodore monacho. Hrsg. von G. H. Pertz, M G SS XVI, Hannover 1859, p. 48—96. Annales Pegavienses et Bosovienses. Hrsg. von G. H. Pertz, M G SS XVI, H a n nover 1859, p. 232—270. Annales Stederburgenses auctore Gerhardo praeposito. Hrsg. von G. H. Pertz, M G SS XVI, Hannover 1859, p. 197—231. Annalista Saxo. Hrsg. von G. Waitz, M G SS VI, Hannover 1844, p. 542—777. Casus monasterii Petrishusensis. Hrsg. von O. Abel und L. Weiland, M G SS X X , Hannover 1868, p. 621—683. Chronica ducum de Brunswick. Hrsg. von L. Weiland, M G Deutsche Chroniken II, Hannover 1877, S. 574—585. Chronicon Gozecense. Hrsg. von R. Koepke, M G SS X, Hannover 1852, p. 140 bis 157. Chronicon Montis Sereni. Hrsg. von E. Ehrenfeuchter, M G SS X X I I I , Hannover 1874, p. 130—226. Codex diplomaticus Anhaltinus. Hrsg. von O. von Heinemann, 3 Bde., Dessau 1867 ff. Codex diplomaticus Quedlinburgensis. Hrsg. von A. U. von Erath, Frankfurt a. M. 1764. Codex diplomaticus Saxoniae. Hrsg. von O. Posse und H. Ermisch. 1. Haupttheil, 3 Bde., bearb. von O. Posse, Leipzig 1882 ff. 2. Haupttheil, Abthlg. B, Bd. 2, bearb. von H. Ermisdi, Leipzig 1902.
1./2. Ungedruckte und gedruckte Quellen
147
Constitutiones et acta publica imperatorum et regum = M G L e g u m Sectio IV. Bd. 1 hrsg. von L. W e i l a n d , H a n n o v e r 1893. Bd. 4 und 5 hrsg. von J . Schwalm, H a n n o v e r 1904 ff. Cronica Reinhardsbrunnensis. Hrsg. von O. H o l d e r - E g g e r , M G S S X X X 1, H a n n o v e r 1896, p. 490—656. D i p l o m a t a regum et i m p e r a t o r u m G e r m a n i a e . I. Die U r k u n d e n Konrad I„ Heinrich I., Otto I., H a n n o v e r 1879 ff. II. . . . Ottos II. und III., H a n n o v e r 1888 ff. III. . . . Heinrichs II. und A r d u i n s , H a n n o v e r 1900 ff. V. . . . Heinrichs III., hrsg. von H. Bresslau und P. Kehr, B e r l i n 1931. V I . . . . Heinrichs IV., bearb. von D. von Gladiss, Berlin 1941 ff. V I I I . . . . L o t h a r s III. und der Kaiserin Richenza, hrsg. von E. von Ottenthal und H. Hirsch, B e r l i n 1927. E k k e h a r d i U r a u g i e n s i s chronica. Hrsg. von G. W a i t z , M G S S VI, H a n n o v e r 1844, p. 1—267. G e n e a l o g i a W e t t i n e n s i s . Hrsg. von E. Ehrenfeuchter, M G SS X X I I I , H a n n o v e r 1874, p. 226—230. Historia brevis p r i n c i p u m T h u r i n g i a e . Hrsg. von G. W a i t z , M G S S X X I V , H a n n o v e r 1879, p. 819—822. J o h a n n i s Capitis historia monasterii Ilfeldensis. Hrsg. von G. W a i t z , M G S S X X V , H a n n o v e r 1880, p. 587—589. M o n u m e n t a Boica. Bd. X X I X (NF II), M ü n d i e n 1831. M o n u m e n t a Erphesfurtensia. Hrsg. von O. H o l d e r - E g g e r , M G Scr. rer. Germ. (44), H a n n o v e r und Leipzig 1899. Ottonis M o r e n a et continuatorum H i s t o r i a Frederici I. Neu hrsg. von F. Güterbode, M G Scr. rer. Germ. N F VII, B e r l i n 1930. Origines Guelficae. Bd. IV, begonnen von G. W . Leibniz, J . G. Eccard, J . D. Gruber, hrsg. von C. L. Scheidt, H a n n o v e r 1753. I l f e l d e r Regesten. Auszüge aus den U r k u n d e n des e h e m a l i g e n P r ä m o n s t r a t e n s e r Klosters I l f e l d a m H a r z von C. Köhler, aus dem Nachlaß des V e r f a s s e r s hrsg. von W . B r a n d t , I l f e l d - B r e m e n 1932. J . F. Böhmer. Regesta Imperii. II. Sächsisches H a u s : 919—1024, 2. A b t i g . : Die Regesten des Kaiserreiches unter Otto II. 995 (973) — 983. N a d i J . F. Böhmer neu bearb. von H. L. Mikoletzky, Graz 1950. III. Salisches H a u s : 1024—1125, 1. Teil, 1. A b t i g . : . . . unter Konrad II. 1024—1039. . . . neu bearb. von H. Appelt, Graz 1951. V. . . . unter Philipp, Otto IV., Friedrich II., Heinrich (VII.), Heinrich Raspe, W i l h e l m und Richard. 1198—1272. . . . neu hrsg. und ergänzt von J . Ficker, 1. und 2. Abtig., Innsbruck 1881 f. V I I I . . . . unter Kaiser Karl IV. 1346—1378. . . . hrsg. und ergänzt von A . Huber. Innsbruck 1877. X I . Die U r k u n d e n Kaiser S i g m u n d s (1410—1437) verz. von W . A l t m a n n . Innsbruck 1896 ff. R e g e s t a archiepiscopatus M a g d e b u r g e n s i s . S a m m l u n g von Auszügen aus U r kunden und A n n a l i s t e n zur Geschichte des Erzstifts und Herzogthums M a g d e b u r g . 1. und 2. Bd., hrsg. von G. A . von Mülverstedt. M a g d e b u r g 1876 ff. Regesten der Erzbischöfe von M a i n z von 1289—1396 auf V e r a n l a s s u n g und a u s Mitteln der Dr. J . F. Böhmerschen N a c h l a ß a d m i n i s t r a t i o n hrsg. von G. Freih. von der Ropp.
148
Quellen- und Literaturverzeichnis
I. Abtig., 1. Bd. bearb. von E. Vogt, Leipzig 1913. II. Abtig., 1. Bd. bearb. von F. Vigener. Leipzig 1913. Regesta Pontificum ab condita Ecclesiae ad annum post Christum natum M C X C V I I I . 1. Bd., 2. Auflage unter der Leitung von W . Wattenbach bes. durch S. Loewenfeld, F. Kaltenbrunner, P. Ewald. Hrsg. von Ph. Jafte. Leipzig 1885. Regesta Stolbergica. Quellensammlung zur Geschichte der Grafen zu Stolberg im Mittelalter. Bearb. von B. Graf zu Stolberg-Wernigerode, hrsg. von G. A. von Mülverstedt. Magdeburg 1885. Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae. Bearb. und hrsg. von 0 . Dobenecker, 4 Bde., Jena 1895 ff. Das Mühlhäuser Reichsrechtsbuch aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Hrsg., eingeleitet und übersetzt von H. Meyer. 2. Auflage. Weimar 1934. Sachsenspiegel Land- und Lehnrecht. Hrsg. von K. A. Eckhardt, M G Fontes juris Germanici antiqui, N F Bd. 1. Hannover 1933. Die Traditionen des Hochstiftes Regensburg und des Klosters S. Emmeram. Hrsg. von J. Widemann, Quellen und Erörterungen zur bayrischen Geschichte, N F Bd. 8. München 1943. Die Urkunden Heinrichs des Löwen, Herzogs von Sachsen und Bayern. Bearb. von K. Jordan, M G Laienfürsten- und Dynastenurkunden Bd. 1. LeipzigWeimar 1941 ff. Die Urkunden des Stiftes Walkenried. Abthlg. 1 und Abthlg. 2, 1. Hälfte, bearb. von C. L. Grotefend, Urkundenbuch des historischen Vereins f ü r Niedersachsen H e f t II und III. Hannover 1852 ff. Asseburger Urkundenbuch. Urkunden und Regesten zur Geschichte des Geschlechtes Wolfenbüttel-Asseburg und seiner Besitzungen. Hrsg. von J. Graf von Bocholtz-Asseburg. Theil 1. Hannover 1876. Urkundenbuch des Eichsfeldes. Teil 1. Bearb. von A. Schmidt, Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt N F Bd. 13. Magdeburg 1933. Urkundenbuch des Klosters Fulda. 1. Bd., 1. Hälfte. Bearb. von E. E. Stengel, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck X, 1, 1. Marburg 1913. Urkundenbuch der Stadt Göttingen bis zum Jahre 1400. Bd. 1. Hrsg. von G. Schmidt, Urkundenbuch des historischen Vereins für Niedersachsen H e f t VI. Hannover 1863. Urkundenbuch der Stadt Goslar und der in und bei Goslar belegenen geistlichen Stiftungen. 1. und 2. Theil. Bearb. von G. Bode. Halle 1893 ff. Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt und seiner Bischöfe. 1. und 2. Bd. Hrsg. von G. Schmidt, Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven Bd. 17 und 21. Leipzig 1883 f. Urkundenbuch der Stadt Halberstadt. 2 Bde. Bearb. von G. Schmidt, Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete Bd. 7. Halle 1878 f. Urkundenbuch der Collegiatsstifter S. Bonifacii und S. Pauli in Halberstadt. Hrsg. von G. Schmidt, Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete Bd. 13. Halle 1881. Urkundenbuch der Reichsabtei Hersfeld. 1. Bd., 1. Hälfte. Bearb. von H. W e i rich, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck X I X , 1. Marburg 1936. Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande. Hrsg. von H. Sudendorf. Bd. 1 und 2. Hannover 1859 f.
3. Darstellungen und Abhandlungen
149
Urkundenbuch des Hodistifts Hildesheim und seiner Bischöfe. Bd. 1. Hrsg. von K. Janicke und H. Hoogeweg, Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven Bd. 65. Leipzig 1896. Urkundenbuch des in der Grafschaft Wernigerode belegenen Klosters Ilsenburg. 1. und 2. Hälfte. Bearb. von E. Jacobs, Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete Bd. 6. Halle 1875 ff. Urkundenbuch des Erzstifts Magdeburg. Teil 1. Bearb. von F. Israel und W. Möllenberg, Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt NF Bd. 18. Magdeburg 1937. Mainzer Urkundenbuch. 1. Bd. Bearb. von M. Stimming, Arbeiten der Historischen Kommission für den Volksstaat Hessen (IV). Darmstadt 1932. Urkundenbuch der Vögte von Weida, Gera und Plauen sowie ihrer Hausklöster Mildenfurth, Cronschwitz, Weida und z. h. Kreuz bei Saalburg. B. 1. Hrsg. von B. Schmidt, Thüringer Geschichtsquellen NF Bd. 2. Jena 1885.
3. D a r s t e l l u n g e n
und
Abhandlungen
Ahlfeld, R.: Das Chronicon Gozecense. DA 11, Köln 1954, S. 74—94. Armbrust, L.: Die von Baienhusen. ZVThürG 21 (NF 13), Jena 1903, S. 220 bis 286. Arnswaldt, W. C. von: Die Herren von Arnswaldt und ihre Sippe. Heft 1: Die Geschichte der Familien von Honstein, von Aschazerode, von Arnswaldt, von Tütchenrode und Geylvus von Arnswald bis zum Jahre 1450. Heft 6: Urkunden zur Geschichte der Familien . . . München 1914. Bader, K. S.: Staat und Bauerntum im deutschen Mittelalter. Adel und Bauern im deutschen Staat des Mittelalters, hrsg. von Th. Mayer, Leipzig 1943, S. 109—129. —.— Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung. Stuttgart 1950. —.— Territorienbildung und Landeshoheit. Blätter für dt. Landesgeschichte 90, Koblenz 1953, S. 109—131. Barth, A.: Das bischöfliche Beamtentum im Mittelalter, vornehmlich in den Diözesen Halberstadt, Hildesheim, Magdeburg und Merseburg. ZHarzV 33, Wernigerode 1900, S. 322—428. Die Bau- und Kunstdenkmäler des Landes Braunschweig. Sechster Band: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Blankenburg, bearb. von K. Steinadcer. Wolfenbüttel 1922. Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens. Bearb. von P. Lehfeldt. Heft V: Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt, Unterherrschaft, Amtsgerichtsbezirke Frankenhausen und Schlotheim. Jena 1889. Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunst-Denkmäler der Provinz Sachsen. Heft 12: Kreis Grafschaft Hohenstein, bearb. von J. Schmidt. Halle 1889. Berg, A.: Stammtafel der Edlen von Kranichfeld. Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete, 14. Jg., Görlitz 1937, S. 293. —.— Die Grafen von Beichlingen. Archiv für Sippenforschung usw., 16. Jg., Görlitz 1939, S. 164—168, 202—207. Bernhardi, W.: Lothar von Supplinburg. Jahrbücher der Deutschen Geschichte. Leipzig 1879.
150
Quellen- und Literaturverzeichnis
Berold, W . : Geschichte der Burg Lutterberg bei Lauterberg (Harz) nebst einem geschichtlichen A n h a n g e der Grafschaft Lutterberg bis zum Aussterben der welfisch-grubenhagener Herzöge 1596. Lauterberg i. H. 1896. Bode, G.: Entwurf einer Stammtafel der G r a f e n von Wöltingerode, W o l d e n berg, Woldenbruch, Harzburg, W e r d e r und Woldenstein, sowie der G r a fen von W e r d e r und Emne älteren Stammes. Z H a r z V 23, W e r n i g e r o d e 1890, S. 1—98. —.— Das Erbe der Edelherren von Veckenstedt und der Vicedomini von Hildesheim, G r a f e n von Wassel. Z H a r z V 43, W e r n i g e r o d e 1910, S. 1—57, 61—107. —.— Der Forst von Hasselfelde, ein weifisches Allod. Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Geschichte II. Wolfenbüttel 1912, S. 77—150. Bode, G. und Leibrode, G. A.: Das Güterverzeichnis und das Lehnsregister des G r a f e n Sigfrid II. von Blankenburg aus den J a h r e n 1209—1227. Z H a r z V 2, 3. H e f t , Wernigerode 1869, S. 71—94. Bosl, K.: Forsthoheit als Grundlage der Landeshoheit in Bayern. Gymnasium und Wissenschaft, Festgabe zur H u n d e r t j a h r f e i e r des Maximiliansgymnasiums in München (o. Ort u. J a h r ) , S. 1—55. —.— Die Reichsministerialität der Salier und Staufer. 2 Tie. Schriften der Monumenta Germaniae histórica 10. Stuttgart 1950 f. Brandenburg, E.: Die Nachkommen Karls des Großen I.—XIV. Generation. Stamm- und Ahnentafelwerk der Zentralstelle f ü r Deutsche Personenund Familiengeschichte Bd. X I , Leipzig 1935. Bratring, F. W . A.: Das Benediktiner-Kloster Huysburg. Preußisch-Brandenburgische Miszellen Bd. 1—2, Berlin 1804, I S. 321—343, 435—454, II S. 294—306. Brenneke, A.: Vor- und nachreformatorische Klosterherrschaft und die Geschichte der Kirchenreformation im Fürstentum Calenberg-Göttingen. 1. Halbbd.: Die vorreformatorische Klosterherrschaft und die Reformationsgeschichte bis zum Erlaß der Kirchenordnung. Veröffentlichungen der Historischen Kommission f ü r Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen; Geschichte des Hannoverschen Klosterfonds, 1. Teil: Die Vorgeschichte (bis 1584). Hannover 1928. Breßlau, H.: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 2 Bde. J a h r bücher der Deutschen Geschichte, Leipzig 1879 ff. Bruchmann, K. G.: Der Kreis Eschwege. Studien des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau, 9. Stück, M a r b u r g 1931. Brunner, H.: Grundzüge der deutschen Rechtsgeschichte. 8. Auflage bes. von C. Freih. v. Schwerin. München und Leipzig 1930. Brunner, O.: Moderner Verfassungsbegriff und Verfassungsgeschichte des Mittelalters. M Ö I G X I V . Erg. Bd., Innsbruck 1939, S. 513—528. —.— L a n d und Herrschaft. 3. Auflage, Brünn-München-Wien 1943. Veröffentlichungen des Instituts f ü r Geschichtsforschung und Archivwissenschaft in W i e n Bd I. Dannenbauer, H.: Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg. Arbeiten zur deutschen Rechts- und Verfassungsgeschichte, VII. H e f t , Stuttgart 1928. —.— Das Verzeichnis der Tafelgüter des römischen Königs. Ein Stüde vom Testament Kaiser Friedrichs I. Zs. f. Württemberg. Landesgeschichte XII, Stuttgart 1954, S. 1—72. Degener, A.: Die Erhebung Heinrichs V. und das Herzogtum Sachsen. MÖIG X I V . Erg. Bd., Innsbruck 1939, S. 121—138.
3. Darstellungen und Abhandlungen
151
Devrient, E.: Gleissberg. Geschichte der Burg und der Herren von Gleissberg bei J e n a . Z V T h ü r G 20 ( N F 12), J e n a 1902, S. 1—136. —.— Willigis und Jechaburg. Beiträge zur thüringischen und sächsischen Geschichte, Festschrift für O. Dobenecker zum siebzigsten Geburtstage, J e n a 1929, S. 63—78. Diemar, H . : Stammreihe des Thüringischen Landgrafenhauses und des Hessischen Landgrafenhauses bis auf Philipp den Großmütigen. Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde N F 27, Kassel 1903, S. 1—32. Dobenecker, O.: Über Ursprung und Bedeutung der thüringischen L a n d g r a f schaft. Z V T h ü r G 15 ( N F 7), J e n a 1891, S. 299—334. Dürre, H.: Regesten der G r a f e n von Schladen. Z H a r z V 23, Wernigerode 1890, S.235—291. Dungern, O. von: Der Herrenstand im Mittelalter. 1. Bd. Papiermühle S.-A. 1908. —.— Die Staatsreform der Hohenstaufen. Festschrift für E. Zitelmann, 3. Abtig., München und Leipzig 1913. —.— Adelsherrschaft im Mittelalter. München 1927. —.— Comes, liber, nobilis in den Urkunden des 11. bis 13. Jahrhunderts. A U F 12, Berlin und Leipzig 1932, S. 181—205. —.— Königsgericht und Reichsfürstenrat zur Zeit Lothars III. Wirtschaft und Kultur, Festschrift zum 70. Geburtstag von A. Dopsdi. Baden b. Wien/ Leipzig 1938, S. 300—328. Eberhardt, H.: Die A n f ä n g e des Territorialfürstentums in Nordthüringen. Beiträge zur mittelalterlichen und neueren Geschichte Bd. 2, J e n a 1932. —.— Die Burgstätten Kirchberg auf der Hainleite und ihre Geschichte. Pflüger, Thüringer Heimatblätter, J g . 5, Flarchheim/Thür. 1928, S. 193—207. —.— D a s Krongut im nördlichen Thüringen von den Karolingern bis zum Ausg a n g des Mittelalters. Z V T h ü r G 45 ( N F 37), J e n a 1943, S. 30—96. Eckart, Th.: Burg Scharzfels in Geschichte und Sage. 3. Auflage. Geschichte Südhannoverscher Burgen und Klöster II, Leipzig 1905. Eckhardt, K. A.: Politische Geschichte der Landschaft an der W e r r a und der Stadt Witzenhausen. 2. Aufl. Beiträge zur Geschichte der Werralandschaft H e f t 1, Marburg 1928. Eckstorni, H . : Chronicon Walkenredense sive Catalogus Abbatum . . . Helmstedt 1617. Eggers, A . : Der königliche Grundbesitz im 10. und beginnenden 11. Jahrhundert. Quellen und Studien zur Verfassungsgeschichte des Deutschen Reiches in Mittelalter und Neuzeit, Bd. III H. 2, Weimar 1909. Elle, C.: Die alte Herrschaft (Grafschaft) Berka a. d. Ilm. Hrsg. von A. Mueller. Z V T h ü r G 24 ( N F 16) J e n a 1906, S. 65—122, 261—302. Engel, W . : Thüringische Urkundenstudien II: Die Mainzer Lehen der L a n d grafen von Thüringen. Z V T h ü r G 38 ( N F 30), J e n a 1933, S. 31—40. Fehr, H . : Deutsche Rechtsgeschichte. 4. A u f l . Berlin 1948. Feine, H . E.: Die kaiserlichen Landgerichte in Schwaben im Spätmittelalter. Z S R G G 66, Weimar 1948, S. 148—235. Ficker, J . : Vom Reichsfürstenstande. Bd. 1, Innsbruck 1861. Bd. 2 T l . 1—3 hrsg. und bearb. von P. Puntschart, Innsbruck 1 9 1 1 / G r a z und Leipzig 1921 ff. —.— Die Reichshofbeamten der staufischen Periode. Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, 40. Bd., Wien 1862, S. 445—549.
152
Quellen- und Literaturverzeichnis
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3. Darstellungen und Abhandlungen
153
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154
Quellen- und Literaturverzeichnis
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3. Darstellungen und Abhandlungen
155
Krabusch, H.: Untersuchungen zur Geschichte des Königsgutes unter den Saliern 1024—1125). 1.: Umfang und Wandlungen des Bestandes des königlichen Grundbesitzes von Konrad II. bis zu Heinrich V. Diss. phil. masch.schr. Heidelberg 1949. Krieg, R.: Beiträge zur Geschichte der Stadt Ellrich am Harz. ZHarzV 24, Wernigerode 1891, S. 1—33. Kroeschell, K. A.: Hessen und der Kaufungerwald im Hochmittelalter. Diss. jur. maschinenschr. Göttingen 1953. Krüger, S.: Studien zur sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens 19. Heft, Göttingen 1950. Küster, W.: Beiträge zur Finanzgeschichte des Deutschen Reiches nach dem Interregnum. I.: Das Reichsgut in den Jahren 1273—1313 nebst einer Ausgabe und Kritik des Nürnberger Salbüchleins. Diss. phil. Leipzig 1883. Laak, L. van: Kloster Kamp. Diss. phil. Marburg 1904. Läwen, G.: Die herzogliche Stellung Heinrichs des Löwen in Sachsen. Diss. phil. Königsberg 1937. Lemdce, P.: Geschichte des Freien Reichsstifts und der Klosterschule Walkenried. Geschichte der Burgen und Klöster des Harzes I, Leipzig 1895. Leudsfeid, J. G.: Antiquitates Walckenredenses. Leipzig und Nordhausen 1705. —.— Antiquitates Poeldenses. Wolfenbüttel 1707. —.— Antiquitates Ilfeldenses. Quedlinburg 1709. —.— Historische Beschreibung Von Dreyen in und bey der Güldenen-Aue gelegenen Oertern Nemlich: Dem gewesenen Cistercienser-Closter S. Georgii zu Kelbra Nebst einer Genealogischen Nachricht von den gelebten Graffen von Beichlingen, Wie auch von denen alten Keyserlichen Pfaltzen Alstedt und Wallhausen. Leipzig und Wolfenbüttel 1721. Lindner, K.: Geschichte des deutschen Weidwerkes. 2 Bde. Berlin und Leipzig 1937 ff. Löbe, J.: Die Pleißnischen Landrichter. Mittheilungen der Geschichts- und Alterthumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes 9. Bd., Altenburg 1887, S. 363—388. Lorenz, O.: Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter seit der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts. 2 Bde. 3. Aufl. Berlin 1886 f. Lütge, F.: Die Agrarverfassung des frühen Mittelalters im mitteldeutschen Raum vornehmlich in der Kaiserzeit. Jena 1937. —.— Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft, Abtlg. Staatswissenschaft. Berlin-Göttingen-Heidelberg 1952. Maschke, E.: Thüringen und das Reich. Z V T h ü r G 40 (NF 32) Jena 1937, S. 289—387. Max, G.: Geschichte des Fürstenthums Grubenhagen. 2 Bde. und Urkundenbuch. Hannover 1862 f. Mayer, Th.: Geschichtliche Grundlagen der deutschen Verfassung. Schriften der Hessischen Hochschulen, Universität Gießen, Jg. 1933 H e f t l , Gießen 1933. —.— Über Entstehung und Bedeutung der älteren deutschen Landgrafschaften. ZSRG G 58, Weimar 1938, S. 138—162. —.— Das deutsche Königtum und sein Wirkungsbereich. Das Reich und Europa, Leipzig 1941, S. 51—63. —.— Adel und Bauern im Staat des deutschen Mittelalters. Adel und Bauern im deutschen Staat des Mittelalters, hrsg. von Th. Mayer, Leipzig 1943, S. 1—21.
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Quellen- und Literaturverzeichnis
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Erläuterungen zu den Karten
In die
Karten
sind
nur
die
wichtigsten
geographischen
Einzelheiten
ein-
gezeichnet, als G r u n d l a g e d i e n t e n d i e Blätter 335, 336, 360, 361, 362, 385, 386 und 387 der „ K a r t e des Deutschen Reiches" 1 :100 000. N a c h w e i s e f ü r
die
E i n t r a g u n g e n jeweils o. im Text und in d e n A n m e r k u n g e n ; vgl. f e r n e r Eggers, G r u n d b e s i t z s o w i e die A n g a b e n und K a r t e n in den W e r k e n K. M e y e r s und H. S i l b e r b o r t h s .
Der v o n
den
Grafen
innerhalb
ihrer
Komitate
veräußerte
G r u n d b e s i t z ist nicht eingezeichnet.
Allgemeines:
In r o t e r
Farbe sind
jeweils die Rechte
und
Besitzungen
des
Reiches, in s c h w a r z e r Farbe die des A d e l s usw. e i n g e t r a g e n . Senkrechte S c h r a f f u r : Unter den K a r o l i n g e r n e r w ä h n t e
Liegenschaften
W a a g e r e c h t e Schraffur in w e i t e r e m A b s t ä n d e : U n t e r d e n O t t o n e n und Saliern erwähnte
Liegenschaften
W a a g e r e c h t e Schraffur in g e r i n g e r e m A b s t ä n d e : N a c h 1125 e r w ä h n t e Liegenschaften
Burgen des Reiches b z w . der H a r z g r a f e n und a n d e r e r
¿¿J
Adliger
D i e n s t m a n n e n s i t z e des Reiches b z w . der H a r z g r a f e n und a n d e r e r Adliger
§¿