Präteritum- und Perfektgebrauch im heutigen Spanisch [Reprint 2017 ed.] 9783111662831, 5484520620, 3484520620, 9783484520622


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German Pages 190 [192] Year 1976

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INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
PROBLEMSTELLUNG
A. HEURISTISCHER TEIL
1. ALLGEMEINES
2. ABGRENZUNGSKRITERIEN
3. EXPLIKATION DER ABGRENZUNGSKRITERIEN
4. DAS ABGRENZUNGSPROBLEM IM AMERIKANISCHEN SPANISCH
5. ZUSAMMENFASSUNG DER ABGRENZUNGSTHEORIE
B. SYSTEMATISCHER TEIL
1. ALLGEMEINES ZUR HYPOTHESENPRÜFUNG
2. DAS KOMPATIBILITÄTSPROBLEM ZEITINDIKATOR-PRÄTERITUM/PERFEKT
3. PRÜFUNG DES R-KRITERIUMS
4. PRÜFUNG DES VZ-KRITERIUMS
5. ERGEBNIS DER HYPOTHESENPRÜFUNG
6. TESTANHANG
C. HISTORISCHER EXKURS
1. PROBLEMSTELLUNG
2. ENTSTEHUNG DER KLASSISCHEN ABGRENZUNGSTHEORIE
3. GRAMMATIKERANGABEN ZUM ABGRENZUNGSPROBLEM IM VORKLASSISCHEN SPANISCH
4. PRÄTERITUMPRÄFERENZ IN ZWEI TEXTEN DES VORKLASSISCHEN SPANISCH
5. BEWERTUNG DER ARCHAISMUSHYPOTHESE
NACHWORT
ANHANG
LITERATURVERZEICHNIS
AUTORENREGISTER
SACHREGISTER
WORTREGISTER
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Präteritum- und Perfektgebrauch im heutigen Spanisch [Reprint 2017 ed.]
 9783111662831, 5484520620, 3484520620, 9783484520622

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B E I H E F T E ZUR Z E I T S C H R I F T FÜR R O M A N I S C H E P H I L O L O G I E BEGRÜNDET VON GUSTAV

GRÖBER

FORTGEFÜHRT VON WALTHER VON HERAUSGEGEBEN VON KURT

B A N D 157

WARTBURG

BALDINGER

HELMUT BERSCHIN

Präteritum- und Perfektgebrauch im heutigen Spanisch

M A X NIEMEYER V E R L A G TÜBINGEN 1976

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Berschin, Helmut Präteritum- und Perfektgebrauch im heutigen Spanisch. - i. Aufl. - Tübingen : Niemeyer, 1976. (Zeitschrift für romanische Philologie : Beih. ; Bd. 157) ISBN 5-484-52062-0

I S B N 3-484-52062-0

© Max Niemeyer Verlag Tübingen 1976 Alle Rechte vorbehalten • Printed in Germany Satz und Druck: Allgäuer Zeitungsverlag GmbH, Kempten Einband von Heinr. Koch, Tübingen

LUDWIG

SÖLL

( t i. m .

1974)

I N MEMORIAM

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

XI

PROBLEMSTELLUNG

XIV

A : HEURISTISCHER T E I L 1. Allgemeines 1.1. Datenbasis 1.2. Prozeduren 1.3. Exkurs: Textdeterminiertheit der Tempussetzung 2. Abgrenzungskriterien 2.1. Zusammenhang eines vergangenen Ereignisses mit der Sprechsituation (VZ-Kriterium) 2.1.1. Positiver Zusammenhang (Z pos ) 2.1.2. Negativer Zusammenhang (Z neg ) 2.2. Sprechzeitrichtung (R-Kriterium) 3. Explikation der Abgrenzungskriterien 3.1. Explikation des R-Kriteriums 3.1.1. Kategorisierung des R-Kriteriums im Spanischen 3.1.2. Exkurs: Abgrenzungsrelevanz des R-Kriteriums in anderen Sprachen . 3.2. Explikation des VZ-Kriteriums 3.2.1. Sprechzeitdistanz-Interpretation (D-Kriterium) 3.2.2. Sprechtagsinterpretation (T-Kriterium) 3.2.3. Referenzzeit- oder Epocheninterpretation (E-Kriterium) 3.2.4. Perfektische Interpretation (P-Kriterium) 4. Das Abgrenzungsproblem im amerikanischen Spanisch 4.1. Präteritumpräferenz 4.2. Das Abgrenzungsproblem im kolumbianischen Spanisch 4.3. Das Abgrenzungsproblem im mexikanischen und kanarischen Spanisch 4.3.1. Mexikanisches Spanisch 4.3.2. Kanarisches Spanisch 4.4. Exkurs: Präteritumpräferenz im Portugiesischen 5. Zusammenfassung der Abgrenzungstheorie

3 3 4 6 10 10 10 12 13 15 15 16 17 20 22 23 24 27 35 35 37 40 40 42 42 45

B: SYSTEMATISCHER TEIL 1. Allgemeines zur Hypothesenprüfung 1.1. Falsifikationsansatz 1.2. Empirische Basis 1.3. Testkonstruktion 1.3.1. Testtext 1.3.2. Testinterpretation 1.4. Exkurs: Statistische Auswertung

49 49 50 52 53 55 56 VII

I.4-I. Signifikanzprüfung 1.4.2. Korrelationsprüfung

57 58

2. Das Kompatibilitätsproblem Zeitindikator - Präteritum/Perfekt 2.1. Klassifikation der Zeitindikatoren 2.2. Kompatibilitätsregeln 2.2.1. Klassische Abgrenzungstheorie

60 61 63 63

2.2.2. A u t o r e n (ALARCOS L L O R A C H , B U L L , G A R C I A DE D I E G O )

3. Prüfung des R-Kriteriums 3.1. Test 1 3.2. Test 2 3.3. Test 3 und 4 3.4. Test 5 3.5. Ergebnis 4. Prüfung des VZ-Kriteriums 4.1. Abgrenzungsrelevanz von Distanzindikatoren 4.1.1. Test 6 4.1.2. Test 7 4.1.3. Test 8 4.1.4. Ergebnis 4.2. Abgrenzungsrelevanz von Epochenindikatoren: hoy vs. ayer 4.2.1. Test 9, 10 und 11 4.2.2. Test 12 und 13 A 4.2.3. Ergebnis 4.3. Abgrenzungsrelevanz sprechtagsbezogener Epochenindikatoren 4.3.1. Test 14 4.3.2. Test 13B, 15 und 16 4.3.3. Ergebnis 4.4. Indikatorfreie Formulierung des Z-Faktors 4.4.1. Test 19 4.4.2. Test 20, 21 und 22 4.4.3. Test 23 und 24 4.4.4. Ergebnis 4.5. Modifikation von H2 5. Ergebnis der Hypothesenprüfung 6. Testanhang

65

.

. . .

68 68 69 70 71 71 72 72 73 73 74 75 76 77 78 79 81 83 83 85 86 86 86 87 89 89 93 95

C: HISTORISCHER EXKURS 1. Problemstellung 2. Entstehung der klassischen Abgrenzungstheorie 2.1. Abgrenzungskriterien 2.1.1. Sprechzeitdistanz 2.1.2. Zeitdefinitheit 2.1.3. Referenzzeit 2.2. Adäquatheit der Abgrenzungskriterien

121 124 125 125 126 128 129

3. Grammatik^rangaben zum Abgrenzungsproblem im vorklassischen Spanisch 131 3.1. Spanische Grammatiken 131 3.2. Ausländische Grammatiken 133 3.2.1. Italienische Spanisch-Lehrbücher 133 3.2.2. Englische Spanisch-Lehrbücher 133 3.2.3. Französische und lateinische Spanisch-Lehrbücher 134 3.2.4. Ergebnis 135 VIII

4- Präteritumpräferenz in zwei Texten des vorklassischen Spanisch 4.1. Präteritumpräferenz in der Celestina 4.1.1. Sprechakttypische Präteritumpräferenz 4.1.2. Übersetzungsvergleich 4.2. Präteritumpräferenz in M I N S H E U S Diálogos apazibles 4.3. Exkurs: Präteritumpräferenz im Judenspanischen

136 137 137 138 140 142

5. Bewertung der Archaismushypothese

145

NACHWORT

146

ANHANG Hypothesenliste Synopsen Terminologische Bezeichnungen für Präteritum und Perfekt Abkürzungsverzeichnis

150 151 158 159

LITERATURVERZEICHNIS

161

REGISTER Autorenregister Sachregister Wortregister

169 171 174

IX

VORWORT If previous experience can be used to predict the future, it may be assumed that this study will prove to be too theoretical for some, not philosophical enough for others, too practical and detailed for still others, and, since the Indian languages of the New World are not included in the survey, hardly exhaustive. However, after seventeen years I find myself peculiarly uninterested in whether or not I have exhausted the subject. The subject has exhausted me. WILLIAM E. BULL, Time, Tense and the Verb, Berkeley 1959, Preface.

Das Thema 'Tempus' nimmt in der einzelsprachlichen und allgemeinlinguistischen Forschung der letzten Jahre breiten Raum ein. Das mag mit Mode zu tun haben. Mehr aber, scheint mir, mit dem heutigen Forschungsinteresse für Probleme der Semantik. Das Tempusparadigma bietet sich als Versuchsfeld semantischer Methoden und Theorien an: Die Zahl der Untersuchungseinheiten ist begrenzt, ihre Bedeutung läßt sich als sprachliche Ordnung eines außersprachlichen Phänomens, der Zeit, darstellen; das semantische Beschreibungsmodell wird aus einem physikalischen, psychologischen oder logischen Zeitbegriff entwickelt. Beliebtheit hat ihren Preis: in der romanistischen Tempusliteratur, neben einer babylonischen Terminologisierung, ein zunehmendes Empiriedefizit. In den neuesten Arbeiten zum spanischen Tempussystem, bei LAMIQUIZ (1972), HERNANDEZ ALONSO (1973) und Rojo (1973 u. 1974) reduziert sich der Empiriebezug auf einige Beispielsätze, die Systemstellen des Tempusmodells belegen. Deskriptiv scheint alles klar zu sein in der spanischen Tempussetzung. Strittig ist nur die theoretische Einkleidung, die Modelle liegen aber bereit: BULL, POTTIER, WEINRICH. Das Programm der vorliegenden Arbeit ist, im Forschungskontext der romanistischen Tempusliteratur, sehr begrenzt. Es wird keine Tempustheorie aufgestellt, weder für natürliche Sprachen überhaupt, noch für das Spanische, sondern nur eine Einzelfrage untersucht: der Präteritum- und Perfektgebrauch im heutigen Spanisch, im folgenden als Abgrenzungsproblem bezeichnet. Der Aufbau der Arbeit sei kurz skizziert. Die Untersuchung ist in drei Teile gegliedert, einen heuristischen, einen systematischen und einen historischen. Im heuristischen Teil werden die semantischen Regeln zur Abgrenzung des Präteritum- und Perfektgebrauchs erarbeitet, zunächst für das europäische Spanisch, dann, kontrastiv, für das kolumbianische Spanisch. Die Entdeckungsprozeduren (Kommutationstest, Informantenbefragung) sind handwerkliches Fieldwork; Datenbasis bildet ein Korpus umgangssprachlicher Kurztexte. Das Ergebnis wird in fünf empirischen, d.h. falsifizierbaren, Aussagen formuliert, der sog. Abgrenzungstheorie. XI

Die Abgrenzungstheorie wird im zweiten Teil systematisch überprüft. Die Hypothesenprüfung erfolgt durch verbale Ergänzungstests, in denen die theoretischen Terme eine eindeutige empirische Interpretation erhalten. Dieses Prüfverfahren hat gegenüber der herkömmlichen Analyse von Textbelegen den Vorteil, daß die Daten einheitlich und problembezogen gewonnen werden und, aufgrund der Anzahl der Versuchspersonen, repräsentativen Wert haben. Der historische Teil besteht aus einem wissenschaftsgeschichtlichen und einem sprachhistorischen Exkurs. Der erste behandelt die Darstellung des Abgrenzungsproblems in den Grammatiken des 16. Jh. Der zweite versucht, eine diachrone Erklärung für den unterschiedlichen Präteritum- und Perfektgebrauch im europäischen und kolumbianischen Spanischen zu geben. Die Untersuchung ist betont empirisch ausgerichtet - empirisch im Sinne des neopositivistischen Wissenschaftsbegriffes. Um diesen Ansatz streng durchzuführen, war es notwendig, ein großes Faktenmaterial vorzulegen und mitunter in gewisser Breite zu argumentieren. Die Tempusliteratur ist problembezogen behandelt, ein Forschungsbericht wird nicht gegeben; hierzu sei verwiesen auf SCHLIEBEN-LANGE ( 1 9 7 1 , 2 4 - 6 4 ) und D I E T RICH ( 1 9 7 3 , 1 1 7 - 1 5 4 ) . Die Arbeit ist in normaler Sprache verfaßt - mit gemäßigter Terminologie; nur einige Aussagen wurden zur Präzisierung ad hoc prädikatenlogisch formalisiert. Eine Übersetzung der Abgrenzungstheorie in eine Semantiksprache ist möglich, erschien mir aber nicht vordringlich. Die Ergebnisse dieser Arbeit führen die Tempusdiskussion in zweierlei Hinsicht weiter. Deskriptiv gesehen wird der Präteritum- und Perfektgebrauch im heutigen Spanisch eindeutig abgegrenzt, wobei der Unterschied zwischen europäischem und kolumbianischem Spanisch erstmals systematisch dargestellt wird. Methodisch zeigt sich, daß der hier gewählte Ansatz der Hypothesenprüfung mit verbalen Tests die Fragestellung und Problemlösung so präzisiert, daß empirische Gesetzesaussagen über die spanische Tempussetzung formuliert werden können. Es scheint mir zweckmäßig, diesen methodischen Ansatz auch für andere linguistische Probleme zu verwenden, im Sinne des Programms von G A R V I N ( 1 9 7 0 , 9 6 ) : Behavioural tests play an essential part in the method-orientated approach to linguistics which I am advocating. The aim of this approach is to develop the theoretical and methodological apparatus needed for the conduct of a 'controlled empirical inquiry' (NAGEL 1961, 453) in linguistics. It is my contention that at the present stage of the field of research such a development should be given priority over the formulation of elaborate deductive theories.

Die Erstfassung dieser Arbeit wurde von der Philosophischen Fakultät der Universität Regensburg im Sommersemester 1974 als Dissertation angenomXII

men. Für kritische Hinweise danke ich den Gutachtern, Prof. Dr. Berchem und Prof. Dr. Brekle, sowie den Herren J. Felixberger, M. Markus, R.-P. Ritter und P. Staudacher. Besonders verpflichtet bin ich Julio FernándezSevilla für seine Hilfe als Informant und bei der Durchführung der Tests. März 1975

Helmut Berschin

XIII

PROBLEMSTELLUNG

Die Untersuchungsfrage dieser Arbeit lautet verkürzt: Unter welchen Bedingungen werden im heutigen Spanisch Präteritum und Perfekt verwendet ? Es empfiehlt sich, die Frage zu explizieren. Die Bedingungen, genauer Bedingungstypen, sind semantische Bedingungen. Abweichend von der auf MORRIS (1938) zurückgehenden semiotischen Literatur, rechnen wir deiktische Ausdrücke nicht zur Pragmatik, sondern zur Semantik. (Unter Pragmatik verstehen wir, im Sinne der Sprechakttheorie, die Bedingungen für das Gelingen von Sprechhandlungen.) Innerhalb der semantischen Bedingungen beschränken wir uns auf die notwendigen Bedingungen des spanischen Präteritum- und Perfektgebrauchs. Die logische Form der Bedingungsaussage ist also: A nur dann, wenn B Der semantische Ansatz folgt einer Gebrauchstheorie der Bedeutung (vgl. BREKLE 1963) - aus praktischen Gründen, ein Anspruch, den Bedeutungsbegriff damit auszuschöpfen, wird nicht erhoben. Unter Gebrauch eines sprachlichen Zeichens wird hier seine kommunikativ adäquate Verwendung verstanden. Der Begriff der kommunikativen Adäquatheit geht über den der grammatischen Adäquatheit im Sinne des CHOMSKYschen Kompetenzbegriffes hinaus. Kommunikative Adäquatheit ist parole-bezogen, sie beruht auf einer 'Performanzkompetenz' (BREKLE 1974, 121). Der Objektbereich der semantischen Aussagen zur spanischen Präteritum- und Perfektsetzung ist das heutige Spanisch, d. h. eine nicht begrenzte Anzahl spanischer Äußerungen. Die Untersuchung ist also nicht korpusbezogen. Die Äußerungen des Objektbereichs müssen folgende Eigenschaften erfüllen: (1) objektsprachlich (2) direkt (3) nicht-komplex (4) sprechzeitrelativ (5) registerneutral Die Einschränkungen seien kurz erläutert: (1) und (2) schließen nicht-kommunikativen Sprachgebrauch aus, nämlich Reflexion auf Sprache (metasprachlicher Gebrauch) und Spiel mit der Sprache (indirekter Gebrauch), wie etwa bei Metaphorik. (3) und (4) betrefXIV

fen syntagmatische Bedingungen des Tempusgebrauchs. In komplexen Sätzen unterliegt die Tempussetzung Kontexteinflüssen, z.B. Tempuskonkordanz, Konjunktivgebrauch, die bei einer paradigmatischen Analyse zunächst besser ausgeklammert werden. Tempora sind deiktische Ausdrücke, deiktische Basis bildet normalerweise die Sprechzeit; von diesem Nullpunkt aus werden zeitrelationale Bestimmungen, wie Vorzeitigkeit, Nachzeitigkeit, etc., getroffen. Die Tempussetzung bei verschobener Basis, etwa in Sätzen wie Cuando hayas terminado, me Ilamas, ist ein Sonderfall, der hier nicht berücksichtigt wird. Im übrigen tritt er meist in komplexen Sätzen auf. Die Eigenschaft registerneutral soll sog. emphatische Äußerungen vom Objektbereich ausschließen. De facto verwenden wir dieses Merkmal nicht, da eine eindeutige Ermittlung der Registermarkierung an unserem Material nicht möglich ist. (Vgl. Teil A , 4.2.) Als eine Leerstelle, die allerdings präzisiert werden kann, haben wir aus systematischen Gründen die Registermarkierung zur Kennzeichnung des Objektbereiches mitverwendet. Expliziert lautet nun die Untersuchungsfrage: Welches sind die notwendigen semantischen Bedingungen für einen kommunikativ adäquaten Präteritum- und Perfektgebrauch in objektsprachlichen, direkten, nichtkomplexen, sprechzeitrelativen und registerneutralen Äußerungen des heutigen Spanisch ?

XV

A HEURISTISCHER TEIL

I.

ALLGEMEINES

Die Gültigkeit einer wissenschaftlichen Theorie hängt nicht ab von der Heuristik der Theoriebildung. Begründungszusammenhang und Entdekkungszusammenhang sind wissenschaftstheoretisch strikt zu trennen. Forschungspraktisch gesehen ist aber, zumindest bei empirischen Problemstellungen, die Behandlung heuristischer Fragen durchaus von Interesse: Wissenschaftliche Ergebnisse sind ja nicht monadenhaft abgeschlossen, sondern Teil eines stetigen und intersubjektiven Forschungsprozesses. Wer an einem Problembereich weiterforscht - und Tempusfragen bieten noch hinreichend Möglichkeiten - will nicht nur wissen, wo die Forschung steht. Ebenso wichtig ist, um den richtigen Weg einzuschlagen, zu wissen, in welcher Richtung es nach bisheriger Erfahrung weitergeht oder nicht. Heuristik besteht in der Anwendung bestimmter Prozeduren auf eine abgegrenzte Datenbasis. Die Datenbasis bildet hier ein Korpus mündlicher Texte, als Prozeduren werden der Kommutationstest verwendet und die Kommentierung vorgelegter Äußerungen durch Informanten. Die Zuordnung von Datenbasis und Prozeduren ist nicht frei wählbar, die Datenauswahl ist in gewissem Umfang immer prozedurorientiert und umgekehrt. I.I. Datenbasis Die Datenbasis muß zwei Bedingungen erfüllen, Prozedurkompatibilität und Texteigenschaft. Das erste Merkmal ist forschungstechnisch notwendig, das zweite folgt aus der Problemstellung, den spanischen PräteritumPerfekt-Gebrauch kommunikativ abzugrenzen. Kommunikative sprachliche Einheiten bezeichnen wir als Texte; sie sind satzgrammatisch nicht adäquat zu beschreiben (vgl. OOMEN 1971). Die in der traditionellen und generativen Grammatik beliebte Argumentation mit Beispielsätzen (vgl. Teil B, 1.2.) würde die Texteigenschaft meist nicht erfüllen. Ausgangsmaterial der Untersuchung war zunächst ein transkribiertes Korpus von Tonbandaufnahmen spanischer Umgangssprache, bestehend aus siebzehn Dialogtexten und einem längeren Erzähltext mit insgesamt ca. 15 000 lfd. Wörtern. Das Korpus erwies sich für die Arbeit mit Informanten als nicht geeignet: ein systematisches Durchtesten einzelner Präteritum- und Perfektformen im fortlaufenden Text erbringt keine zuverlässigen Ergeb3

nisse. Das einzelne Tempus ist für den Informanten vom Tempuskontext nicht isolierbar, die Kommutierbarkeit hängt davon ab, wie vorausgehende oder nachfolgende Tempora kommutiert werden. Die oben geforderten Bedingungen erfüllt ein Datentyp, der hier Mikrotext genannt wird. Mikrotexte geben kommunikativ abgeschlossene Situationsäußerungen oder Kurzdialoge wieder, sie bestehen aus wenigen in der Regel nicht-komplexen Sätzen. Die Abgeschlossenheit des Mikrotextes wird nach folgenden Kriterien bestimmt: -

-

Phonetisch/graphematisch: Pauseneingrenzung der Kommunikationssituation, bei schriftlichen Texten, wie Werbeanzeigen, graphische Abgrenzung, z.B. durch Umrandung. Semantisch: Einheitlichkeit des Redethemas. Pragmatisch: Die Sprechsituation wird durch linguistische und/oder außerlinguistische Merkmale, wie Anrede und Weggehen, konstituiert bzw. beendet.

Beispiel (Wirtschaft in einem Neubauviertel. Ein Gast, in der Hand einige Briefe, fragt beim Hinausgehen den Wirt) - No hay ningún buzón ahí para echar las cartas 11 - N o # no han puesto ninguno en la calle # - Ah ¡ sí # Hinweis: Mündliche Mikrotexte in orthographischer Notation mit folgenden Intonationszeichen : || steigend, | schwebend, # fallend.

Mündliche Mikrotexte sind im Normalfall nicht selbsterklärend. Ohne Kenntnis der außersprachlichen Situation, des »empraktischen Umfelds« im Sinne B Ü H L E R S (1934), bleiben sie kommunikativ unverständlich. Explorator und Informant müssen deshalb mit der pragmatischen Seite der Texte vertraut sein, am besten durch eigene Teilnahme an der Sprechsituation (in der Notation durch V . bzw. I. gekennzeichnet). Wegen dieser Interpretationsvoraussetzung haben wir auch, mit wenigen Ausnahmen, nur mit einem Informanten gearbeitet. Das Mikrotextkorpus besteht aus ca. 400 Einheiten, wovon etwa ein Drittel Präteritum- und/oder Perfektsetzung aufweist. Als heuristische Basis erscheint es uns ausreichend, im Sinne der von H A R R I S ( 1 9 5 1 , 1 3 ) formulierten Faustregel: When the investigator finds that all additional material yields nothing not already contained in his analysis, he may consider his corpus adequate.

1.2. Prozeduren Mit den Prozeduren wird die Datenbasis in problemrelevante Klassen eingeteilt. 4

Eine erste Einteilung beruht auf dem Kommutationstest. Die Untersuchungsfrage lautet hier: Welche linguistischen Veränderungen ergibt innerhalb eines Textes oder Textstückes die Kommutation von Präteritum mit Perfekt und umgekehrt ? Wir unterscheiden zwei Kommutationsrelationen mit jeweils positiver oder negativer Ausprägung: Grammatikalität und kommunikative Äquivalenz. Eine linguistische Einheit heiße grammatisch, wenn sie die Bedingungen syntaktischer Wohlgeformtheit erfüllt. Zwei oder mehr linguistische Einheiten gelten in einer konkreten Sprechsituation als kommunikativ äquivalent, wenn sie gebrauchsidentisch sind, also denotativ und pragmatisch synonym. Die Kommutationsrelationen werden durch Informatenurteil festgestellt. Im Prinzip handelt es sich um eine Ja/NeinEntscheidung, tatsächlich stuft aber der Informant sein Urteil ab, etwa in folgender Skala: Si - posible - menos posible - improbable - no - imposible Die Ergebnisse des Kommutationstests führen zu folgender Einteilung der Präteritum- und Perfektformen des Datenmaterials: (Es sind alle Positionen besetzt) Kommutationsrelationen Ausgangsungrammatisch grammatisch tempus kommunikativ kommunikativ verschieden äquivalent Präteritum Perfekt Die Einteilung ist deskriptiv und gibt keine Abgrenzungsregeln, sie legt aber eine nicht allgemein akzeptierte Folgerung nahe: Spanisches Präteritum und Perfekt sind weder in grammatischer noch kommunikativer Hinsicht freie Varianten. Grammatische Äquivalenz setzt z. B. die auf dem Aspects-'M.oáéü. beruhende generative spanische Grammatik von H A D L I C H (1971) voraus: für Präteritum und Perfekt sind keine Kontextrestriktionen angegeben, die Grammatik erzeugt auch Sätze wie *Hasta ahora no vino. LORENZO (1966, I I 9 F . ) folgert aus der grammatischen Äquivalenz eine weitgehend kommunikative Äquivalenz beider Tempora: . . . un hecho es evidente en español, a saber: que los dos [i.e. Präteritum und Perfekt] son sustituibles en cualquier contexto, pero que el perfecto no se ha desligado totalmente de los hilos, cada vez más sutiles, que lo unen al presente.

Im übrigen wird dem spanischen Präteritum von inexorable' prophezeit (122).

LORENZO

eine 'muerte

Í

Für den Informanten ist die Abgrenzung Präteritum/Perfekt fast immer kommunikativ relevant, nur in folgenden zwei Fällen konstatierte er kommunikative Äquivalenz: a) (Vater ohrfeigt unruhiges Kind) - Se ha terminado la función # b) (Cortijo. I. zu Kindern, die um das Haus berumtoben, nachdem er sie vorher ermahnt hatte, wegzugehen ) - Pero bueno | no hemos quedado en que os vayais a otro sitio ||

Der Informant paraphrasiert a) mit ya está bien, in b) erklärt er neben Präteritum auch Plusquamperfekt als kommunikativ äquivalent. Im Kommentartest soll der Informant den kommunikativen Unterschied der im Kommutationstest ermittelten grammatisch äquivalenten Fälle paraphrasierend erläutern. Die Kommentare werden zu Klassen zusammengefaßt, die klassenbildenden semantischen Merkmale gelten hypothetisch als Abgrenzungskriterium von Präteritum und Perfekt. (Vgl. das Analysebeispiel in 2.1.1.) Die Klassifizierung der Kommentare nach abgrenzungsrelevanten semantischen Eigenschaften enthält einen stark hermeneutischen Einschlag. Die Reaktion des Informanten ist hier nicht, wie im Kommutationstest, im Prinzip binär, sondern multidimensional. Die Zuverlässigkeit, also die intersubjektiv nachprüfbare Genauigkeit der Messung, ist beim Kommentartest niedrig. Dies dürfte auf das differenzierte Informantenurteil zurückzuführen sein. Eine Reduktion dieses Urteils auf Ja/Nein-Abfragen wäre aber nur möglich, wenn - in Form eines Zirkelschlusses - das Untersuchungsergebnis als semantisches Frageraster vorgegeben wäre. I . J . Exkurs: Textdeterminiertheit der Tempussetzung Die Schwierigkeit den Tempusgebrauch unter syntagmatischen Einflußfaktoren paradigmatisch zu analysieren, sei an einem Testbeispiel gezeigt. Im folgenden Text aus Plateroyyo von J U A N R A M O N J I M E N E Z wurden die kursiv gesetzten Verbformen nur im Infinitiv angegeben; Aufgabe der Versuchspersonen war es, die finite Form jeweils einzusetzen. (Bezüglich der äußeren Testbedingungen gelten die Erläuterungen in Teil B, Kap. 6. entsprechend.) 8 . L A PÚA

Entrando en la dehesa de los Caballos, Platero ha comenzado a cojear. Me he echado al suelo . . . — Pero, hombre, ¿qué te pasa? Platero ha dejado la mano derecha un poco levantada, mostrando la ranilla, sin fuerza y sin peso, sin tocar casi con el casco la arena ardiente del camino. Con una solicitud mayor, sin duda, que la del viejo Darbón, su médico, le he doblado la mano y le he mirado la ranilla roja. Una púa larga y verde, de naranjo sano, está clavada en ella como un redondo puñalillo de esmeralda. Estremecido del dolor de

6

Platero, he tirado de la púa; y me lo he llevado al pobre al arroyo de los lirios amarillos, para que el agua corriente le lama, con su larga lengua pura, la heridilla. Después, hemos seguido hacia la mar blanca, yo delante, él detrás, cojeando todavía y dándome suaves topadas en la espalda. . . Betrachten wir nun die Tempussetzung der Versuchspersonen (vgl. Computerauszug unten). Man erkennt, daß der Text im Präsens oder, häufiger im Präteritum erzählt wird. Wie JUAN RAMON JIMENEZ, nämlich im Perfekt, erzählt niemand; die Perfektsequenz des Autors ist ein stilistisches Bravourstück. EINSET? TEST 1

(MADRID)

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TEMPUSSET7UNGEN*

TYP

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PRES PRES IND. IND. PRES PRES IND. PRES IND. IND. IND. IND. PRES IND. IND. IND. IND. IND. IND. IND. IND. IND. IND. IND. IND. IND. IND. IND. IND. I ND. IND. FUT,

80

Was heißt aber 'in einem Tempus erzählen'? Offensichtlich, daß im Text ein Leittempus verwendet und durchgehalten wird. Statistisch gesehen, ist der Übergang von einem Tempus zum anderen in unserem Testbeispiel nicht zufällig, also entsprechend der Häufigkeitsverteilung, sondern geordnet. D i e Grafik auf der übernächsten Seite zeigt die Übergangswahrscheinlichkeiten erster Ordnung innerhalb der Tempussequenzen, die mehr als imal vorkommen (Nr. i , 8, 1 7 , 1 9 - 2 5 , 27, 29). Als Ordnungsmaß für die Tempusübergänge könnte man den informationstheoretischen Redundanzbegriff einführen. W i r verzichten hier auf eine explizite Darstellung, schon der Augenschein zeigt, daß die Tempusübergänge hoch redundant sind. * Legende siehe S. 9

7

Berücksichtigt man die Übergangswahrscheinlichkeiten höherer Ordnung, würde sich die Redundanz weiter erhöhen. Versucht man unter syntagmatischen Bedingungen, hier also dem Tempuskontext, auf ein einzelnes Tempus bestimmte heuristische Prozeduren, z.B. den Kommutationstest, anzuwenden, ergibt sich folgendes Problem: X ist durch Y ersetzbar, aber nur unter der Bedingung, daß auch Vorgänger und/oder Nachfolger durch Y ersetzt werden. Wovon hängt nun die Tempussetzung im Text ab ? Wohl von einer textbezogenen Einstellung des Sprechers, also einem satzgrammatisch nicht beschreibbaren Faktor. Verfehlt aber dann unser paradigmatischer Ansatz nicht das Problem ? Wenn Tempussetzung textgesteuert ist, muß man dann nicht von Texten ausgehen ? Ich halte eine paradigmatische - also isolierende - Tempusuntersuchung und eine textorientierte Datenbasis im Prinzip nicht für unvereinbar. Das Problem ist ein praktisches, nämlich die Textlänge. Die hier verwendeten heuristischen Prozeduren sowie die Testverfahren (vgl. Teil B) sind nicht an Texten als solchen undurchführbar, sondern nur an Texten, die eine gewisse Länge überschreiten. Deshalb wurden als Daten- und Testbasis Mikrotexte gewählt.

8

9

2. A B G R E N Z U N G S K R I T E R I E N

2.1. Zusammenhang eines vergangenen Ereignisses mit der Sprechsituation (VZ-Kriterium) In den Kommentaren des Informanten zur kommunikativen Abgrenzung von Präteritum und Perfekt zeigt sich ein stark rekurrierendes Kriterium: Der Zusammenhang - sachlich, zeitlich, räumlich, etc. - zwischen Sprechsituation und einem vergangenen Referenzereignis. Dieser Zusammenhang gilt als vorhanden ('positiv') oder nicht vorhanden ('negativ'), entsprechend lassen sich die Kommentare des Informanten in zwei Klassen einteilen.

2.1.1. Positiver Zusammenhang (Z pos ) Das Kriterium 'positiver Zusammenhang' erfüllen nur Perfekta, keine Präterita. In der Regel akzeptiert I. eine grammatische Äquivalenz von Perfekt und Präteritum. Hierzu einige Beispiele : a) (Zwei Knaben am Schwimmbad) - Cuándo te han salido esos granos 11 - Ayer # b) (Straße. Vor einem Schaufenster) - Mira |de este color es el traje que le han regalado a Luis # c) ( Wohnung. A. zeigt I. einen Kleiderhalter, den ihre Schwester Guadix gekauft hat) - Has visto la percha 11 - Sí # - Dónde la vamos a poner i | - No sé # - Dice Guadix que se le ha costado 50 pesetas # d) ( Residencia. V. setzt sich zu Tisch und fragt I.) - Dónde está Ramón 11 - Se ha marchado # e) ( Wohnung. Eine Flaschenkapsel fällt auf den Boden. V. bückt sich. I. zu V.) - No| yo he visto caer algo por aquí # (bückt sich ebenfalls) - No I - Aquí está # f) (Bar. Kellner serviert Gästen eine weitere Portion Langusten und bemerkt) - Les han gustado # IO

Die kommunikative Äquivalenz von Perfekt und Präteritum in den Beispieltexten verneint I. mit folgendem Kommentar: a) salieron: b) han regalado: c) d) e) f)

supondría que sabe que han salido hace tiempo. significa que hace poco tiempo; importa mucho; está cerca; insistencia. costó: no, porque la habría comprado hace muy poco. se ha marchado: es que yo he estado con él [i. e. beim Essen] pero pudiera ser se marchó si hiciera más tiempo. he visto: es un hecho presente y actual. han gustado: sensación que está allí presente todavía. Paraphrase: están buenas ¿verdad? Skizzenhaft sei an den Kommentaren zu den Mikrotexten das in 1.2. eingeführte Verfahren der Abstraktion semantischer Merkmale gezeigt. Die Abgrenzungsausdrücke in den Kommentaren des I. lassen sich in drei Klassen einteilen: Klasse

Perfekt

Präteritum

1 2 i

{hace poco tiempo, hace muy poco} {está cerca; importa mucho; insistencia} {está presente; actual}

{hace tiempo, más tiempo} — —

Das klassenbildende Merkmal in 1 bezeichnen wir als Sprechzeitdistanz, in 2 und 5 als Situationsbezug und Aktualitätsgrad. Klasse 2 und 3 sind im Präteritum hier nicht besetzt, werden aber analog zu 1 hypothetisch als semantisch konträr zum Perfekt angesetzt. Aufgrund der Kommentaranalyse ergibt sich folgendes vorläufiges Abgrenzungsschema von Perfekt und Präteritum: Sprechzeitdistanz Situationsbezug Aktualitätsgrad

Perfekt

Präteritum

nah direkt positiv

fern indirekt negativ

Betrachten wir noch einige Beispiele in denen I., teilweise nach Schwanken, grammatische Äquivalenz von Perfekt und Präteritum ablehnt: g) (I. zu einem Bekannten) - Te has pelado || - (verneinende Geste) - Parece # h) (Wohnung. A kommt aus der Küche. Zu B) - He roto un plato # - Sí # - L o has oído || - Sí # i) (Cortijo. V. kommt vom Swimmtng Pool. I. zu V.) - Vienes del baño || - Sí # - Prolongado ha sido # II

j) (Plakat mit stilisiertem brennendem Wald und Zigarette) ¡Fuego! ¿Ha sido Vd? Cuando un monte se quema algo suyo se quema. I. begründet die Ungrammatikalität der Präteritumkommutation wie folgt: g) pelaste: h) rompí: i) fue: j) fue:

en contradicción coa. parece. entonces no podría decir lo has oído. no, porque es en el momento en que te veo venir, imposible.

Das Präteritum ist nach I. inkompatibel mit semantischen Faktoren, die direkten Situationsbezug und positiven Aktualitätsgrad ausdrücken. Die Interpretation des Perfekts deckt sich mit der in den Kommentaren zur Beispielgruppe a) bis f). Beruht das Grammatikalitätsurteil von I. in den Beispielen g) bis j) nur auf grammatischen Faktoren? Wir glauben nicht: Nicht die linguistischen Formen parece und lo has oído sind mit pelaste und rompí inkompatibel, sondern eine kommunikative Interpretation dieser Formen. In i) und j) trennt I. nicht zwischen außer- und binnensprachlichem Sachverhalt: fue ist hier nicht an sich ungrammatisch, sondern nur im Rahmen der vorinterpretierten Sprechsituation. 2.1.2. Negativer Zusammenhang (Z ncg ) Das Kriterium 'negativer Zusammenhang' erfüllen nur Präterita, keine Perfekta. In allen Fällen unseres Korpus akzeptiert I. grammatische Äquivalenz von Präteritum und Perfekt. Hierzu einige Beispiele: a) ( V. zu /., der grippekrank im Bett liegt) - Ya estás mejor # - Si | la pastilla hizo mucho efecto # me tomaré ahora otra # b) (Wohnung. V. tritt ein undfragt die Schwester von I.) - Julio ya ha venido 11 - Sí | sí ya vino # c) (Cortijo. I. am späten Vormittag zu seiner Schwester) - Se ha ido ya Antonio ¡| - Se fue a las ocho # - Se ha ido en moto 11 - Sí # d) ( V. zu I. bei der Korrektur einer Datenkodierung) - Otro [i.e. error] || - Quizás esta página no la vi | - A ver | (prüft nach) e) (ABC y-X-áp. Anzeige mit stilisierter zarter Frauenhand) La laca para uñas GLAZO Revolucionó Paris, triunfó internacionalmente y en España se ha convertido en estrella 12

Kommunikative Äquivalenz bei Perfektkommutation wird von I. mit folgendem Kommentar verneint: a. b. c) d)

hizo: hace tiempo que ya estoy mejor. vino: ya hace ratos que está aquí. se ha ido a las ocho: si son las ocho y media, sí; si son las doce, no. he visto: si hubiera sido inmediatamente, sí; pero no la [i. e. la pagina] vi al preparar los datos [i. e. einige Monate vorher]. e) revolucionó: I. gibt folgende Explikation: revolucionó en su día, triunfó también en su día, en el día de hoy se ha convertido en estrella. Die Abgrenzungsausdrücke fügen sich ausnahmslos in das oben aufgestellte Schema. Der Parallelismus der Kommentarklassen ist erstaunlich. Die Mikrotexte wurden dem Informanten in mehreren zeitlich bis zu einem Jahr auseinanderliegenden Sitzungen zur Testprozedur vorgelegt; es wurden dabei alle Tempora des Spanischen in zufälliger Reihenfolge getestet. Ein Halo-Effekt bei den Antworten ist deshalb unwahrscheinlich: der Informant konnte keine festen Reaktionsmuster ausbilden.

2.2. Sprechzeitrichtung (R-Kriterium) Unter Sprechzeitrichtung sei verstanden, daß sich ein Ereignis bis zur Sprechzeit, also 'bis jetzt', realisiert bzw. - bei Verneinung - nicht realisiert. Eine zeitlogische Explikation des Ausdrucks 'bis jetzt' wird in 3.1. gegeben. Das R-Kriterium erfüllen nur Perfekta, keine Präterita. In den einschlägigen Monographien und Grammatiken werden R-interpretierbare Beispielsätze unter Perfektgebrauch meist aufgeführt, aber nicht eigens kategorisiert. Sie gelten als VZ pos -Fälle und werden gegenüber Beispielsätzen, die das VZ neg -Kriterium erfüllen, abgegrenzt. Die klassischen Grammatiken des 1 9 . Jhs., S A L V A , B E L L O und die A K A D E M I E , zeigen diese Abgrenzung anhand folgender oppositionsbildender Mustersätze (vgl. Synopse 1, Kat. 1 1 , S. i49f.): a) Siempre que me ha escrito, ha confesado las obligaciones que nos debía.

Mientras me escribió, cuanto nos debía.

nunca

olvidó

(SALVA)

b) N o he hablado a mi hermano desde el

L e hablé la ultima vez en 1 8 1 2 .

1 8 1 2 . (SALVA)

c) España ha tenido muchos y buenos poetas. (SALVA) d) Cervantes ha sido umversalmente admirado. (BELLO) e) La España ha producido grandes hombres. (BELLO) f ) España ha producido grandes hombres. (AKADEMIE)

España tuvo muchos y buenos poetas en el siglo X V I I . Cervantes estuvo cautivo en Argel. La España produjo grandes hombres en los reinados de Carlos I y Felipe II. España produjo grandes hombres en el siglo X V I .

13

Der Unterschied zwischen der linken und der rechten Serie besteht nach den Grammatikerkommentaren im Realisationszeitraum des Ereignisses. Dieser ist in den Perfektbeispielen offen, d.h. das Ereignis ist bis jetzt realisiert und sprechzeitnachzeitig realisierbar; in den Präteritumbeispielen hingegen ist der Realisationszeitraum abgeschlossen. Die Mustersätze im Perfekt erfüllen das R-Kriterium im affirmativen Sinn; zur Ergänzung einige Beispiele für den negierten Fall (die zitierten Grammatiken führen keine auf) : g) (Madrid. I. zu V.) - Dónde vas 11 - A comprar periódicos # - Los periódicos de la tarde aún no han salido # sí los de la mañana si # h) ( Vor dem Kassenschalter einer Bank. V. gibt dem Kassierer den Buchungszettel) - Está aquí ya 11 - (Kassierer schaut auf die Nummer) Treinta y tres no ha llegado # i) (Seminario. Student zu I.) - Don Antonio no ha venido || - N o | Don Antonio debe de estar seguramente en la apertura del curso # - Gracias # (geht) j) (Zeitungskiosk. V. zum Verkäufer) - Tiene Vd. el Spiegel de esta semana || - No ha venido #

Zur Erkennung von R-Äußerungen kann man ein einfaches heuristisches Verfahren verwenden, die Einschiebprobe mit 'bis jetzt'. Es zeigt sich, daß in allen Beispielfällen der Ausdruck 'bis jetzt', falls nicht schon explizit vorhanden, semantisch kongruent einfügbar ist. A L A R C O S L L O R A C H (Synopse 2, Kat. 4, S. i49f.) kennzeichnet, allerdings nur deskriptiv, den Rtypischen Gebrauch des Perfekts richtig mit »el límite de acción es hasta ahora«. Kommutation des Perfekts durch Präteritum in g. bis j. ist ungrammatisch.

14

3.

EXPLIKATION DER

ABGRENZUNGSKRITERIEN

3.1. Explikation des R-Kriteriums In der Aussage, daß ein Ereignis 'bis jetzt' erfolgt ist, bleibt unbestimmt, seit wann und in welcher Weise dies geschieht. Der Realisationszeitraum ist einerseits durch den Sprechakt begrenzt, vergangenheitsseitig kann er aber endlich oder unendlich sein. Innerhalb des Realisationszeitraums tritt das Ereignis stets oder in Abständen auf, entsprechend unterscheiden wir kontinuierlichen und intermittierenden Realisationsmodus. Zur eindeutigen Darstellung seien die vier Typen prädikatenlogisch formalisiert. (Erklärung der Symbole siehe Abkürzungsverzeichnis). Vergangenheitsunendlich-kontinuierlicher Typus (1) (yt) [t vor v - > Rt (e)] In Worten: Für alle Zeitintervalle t gilt: wenn t vorzeitig zur Sprechzeit v ist, dann ist das Ereignis e im Intervall t realisiert. RESCHER/URQUHART (1971, 52) führen in ihrer Zeitlogik Formel (1) als Basisoperator ein unter dem Namen 'past perpetual'.

Vergangenheitsendlich-kontinuierlicher Typus Hier handelt es sich um eine Relation zwischen zwei Ereignissen, nämlich: das Ereignis e ist seit dem Ereignis e' eingetreten. (2) ( H t') {t' vor v A Rt' (C) A (yt) [t1 vor t A t vor v - > R t (e)]} In Worten: Es gibt ein Intervall t' für das gilt: t' ist vorzeitig zur Sprechzeit v und e' ist im Intervall t' realisiert und für alle Intervalle t gilt: wenn t' vorzeitig zu t und t vorzeitig zu v ist, dann ist e im Intervall t realisiert. Formel (1) erfüllen die Beispiele g, h, i, j, in 2.2., Formel (2) das Perfektbeispiel b. Bei intermittierendem Realisationsmodus tritt das Ereignis immer dann auf, wenn bestimmte Vorkommensbedingungen erfüllt sind. Diese seien durch B symbolisiert. Zur Formalisierung der intermittierenden Typen ist die Wenn-Komponente von (1) und (2) zu ergänzen durch den Ausdruck: AB(e) in Worten: und die Vorkommensbedingungen für das Ereignis e sind erfüllt. 15

Vergangenheitsunendlich-intermittierender Typus (3) M

[t vor v A B(e)

R t (e)]

In Worten: Für alle Zeitintervalle t gilt: Wenn t vorzeitig zur Sprechzeit v ist, und die Vorkommensbedingungen B für das Ereignis e erfüllt sind, dann ist das Ereignis e im Intervall t realisiert. Vergangenheitsendlich-intermittierender Typus (4) ( a f ) {f vor v A R t ' (el) A (yt) [f vor t A t vor v A B(e) ^ R t (e)]} In Worten: Es gibt ein Intervall t1 für das gilt: t1 ist vorzeitig zur Sprechzeit v und e' ist im Intervall t1 realisiert und für alle Intervalle t gilt: wenn t1 vorzeitig zu t und t vorzeitig zu v ist, und die Vorkommensbedingungen B für das Ereignis e erfüllt sind, dann ist e im Intervall t realisiert. Als intermittierend sind die Ereignisse der Perfektbeispiele a, c, d, e, f in 2.2. zu interpretieren, z.B. könnte man Cervantes ha sido umversalmente admirado wie folgt explizieren: 'Wenn immer kompetente Personen das literarische Werk von C E R V A N T E S beurteilten ( = Vorkommensbedingung B ) , dann geschah dies bis jetzt überall in bewundernder Weise.' Die Begriffe kontinuierlich und intermittierend beziehen sich auf den Realisationsmodus eines Ereignisses, die entsprechenden semantischen Eigenschaften sprachlicher Ausdrücke bezeichnet man herkömmlich als durativ und iterativ. In der Tempusliteratur wurde und wird der R-typische Gebrauch des Perfekts unter diesen Begriffen terminologisiert und abgehoben vom punktuellen Präteritum. Daran ist richtig, daß sprechzeitgerichtete Äußerungen nur durativ oder iterativ interpretierbar sind, nicht aber punktuell; denn 'bis jetzt' impliziert 'mehr als einmal' außer bei Kontextdetermination (vgl. Hasta ahora me ha escrito vs. Hasta ahora me ha escrito (solamente) una carta). Es handelt sich hierbei aber nicht um semantische Merkmale des Tempusmorphems Perfekt, sondern um Eigenschaften eines bestimmten Gebrauchstypus des Perfekt. Durativ oder iterativ interpretierbares Präteritum, z.B. La conversación duró una hora, Entonces me escribió muchas veces, gibt es im Spanischen ebenso wie punktuelles Perfekt (in VZ pos -Funktion), z. B. He recibido hoy una carta. 3.1.1. Kategorisierung des R-Kriteriums im Spanischen Der R-typische Perfektgebrauch wird in der spanischen Grammatikertradition nicht eigens kategorisiert, sondern mit dem VZ-Kriterium vermengt. Das wird deutlich an den Beispielen, die unter Kat. 7 der Synopse 1 aufgeführt sind. Definitionsgemäß bezieht sich diese Kategorie auf Ereignisse, die innerhalb eines sprechzeitinklusiven Zeitraumes auftreten. Die Mustersätze bei A K A D E M I E ( I 8 8 8 ) , G I L Í Y G A Y A und A K A D E M I E ( 1 9 7 3 ) sind teils R-, teils VZpos-interpretierbar oder ambig. 16

R-interpretierbar

VZpos-interpretierbar

a) España ha producido grandes home) Pedro ha estado en Roma, bres en armas y en letras. b) Durante el siglo presente se han escrito f ) Esta mañana me he levantado a las infinidad de novelas. ocho. c) Durante el siglo actual se ha escrito g) Hoy me he levantado a las ocho, ¡numerables novelas. d) Y o he estado siempre (y estaré) en h) Este año ha sido escaso en cereales. Buenos Aires. i) Este año ha habido buena cosecha. j) Ha caído durante todo el día una espesa nevada.

Das Referenzereignis in der VZ-interpretierbaren Serie ist relativ zur Sprechzeit vergangen, es steht in (positivem) Zusammenhang mit der Sprechsituation. In der R-interpretierbaren Serie ist das nicht Referenzereignis vergangen, sondern nur dessen Realisationen bis zur Sprechzeit. Die spanischen Grammatiker vernachlässigen diesen zeitlogischen Unterschied, weil sie die Sprechzeitinklusion an sich als abgrenzungsrelevant betrachten. Neben dem zeitlogischen Unterschied sprechen auch andere Gründe für eine eigene Kategorisierung des R-Kriteriums, nämlich: -

Erkennbarkeit diatopischer Gültigkeitsbereich diachroner Gültigkeitsbereich

Zur Erkennung von R-Äußerungen besitzen wir in der Einschiebprobe eine zuverlässige Prozedur. Hingegen bleibt für die Bewertung von V Z Äußerungen ein erheblicher Spielraum, die Abgrenzung von VZ p o s gegenüber VZ n e g ist nicht immer trennscharf. Der Gültigkeitsbereich des R- und VZ-Kriteriums deckt sich, wie noch gezeigt wird, weder diatopisch noch diachron. Das R-Kriterium gilt sowohl im europäischen wie auch im amerikanischen Spanisch, das VZ-Kriterium grosso modo-nur im europäischen Spanisch (vgl. Kap. 5). Sprachhistorisch gesehen ist das Perfekt zeitlich früher in R-Funktion als in VZ pos -Funktion eindeutig belegt. Die Grammatikalisierung der Periphrase 'haber + Part. Perf.' hat sich zuerst in R-Funktion vollzogen; noch in der Celestina dominiert das Präteritum in VZ pos -Funktion gegenüber dem Perfekt (vgl. Teil C). 3.1.2. Exkurs: Abgrenzungsrelevanz des R-Kriteriums in anderen Sprachen Neu ist die Anwendung des R-Kriteriums zur Abgrenzung von Präteritum und Perfekt nicht - außer für das Spanische, genauer, das europäische Spanisch. Für das mexikanische und kanarische Spanisch sowie das Portugiesische wurde, meist im Gewände der Aktionsart- und/oder Aspektterminologie, der R-typische Perfektgebrauch klar herausgearbeitet (vgl. 4.3.).

17

Für das englische Perfekt werden nach BAUER (1970, 189) gemeinhin zwei Gebrauchstypen angesetzt, der perfektische, z. B. I have read the book (impliziert: I know the book now), und der sprechzeitgerichtete, z.B. He has been here since Monday (impliziert: He is still here). JESPERSEN (1931, Part I V , 4.6.1.) unterscheidet zwischen 'inclusive time' und 'pure past' - interpretierbar als Sprechzeitrichtung vs. Sprechzeitvorzeitigkeit - und grenzt damit Perfekt- und Präteritumgebrauch ab: T h e term 'inclusive time' is here used when an expression denoting a specified length of duration is meant to include the notion that the action or state implied is still . . . lasting at the time implied in the sentence. . . . W e may graphically represent the difference between the inclusive he has lived here for three years (a) and the pure past be lived here for three years (b) in this w a y : now

(a) I

— I

three years of living (b) I

1 three years of living

MCCAWLEY

brauchstypen, a) Universal b) Existential c) Stative d) Hot news

I now

(1971, io4f.) unterscheidet beim englischen Perfekt vier Genämlich: (I've known Max since i960) (I have read Principia Mathematicafivetimes) (I can't come to your party tonight - I've cought the flu) (Malcolm X has just been assassinated)

Die Typen a) und b) entsprechen dem kontinuierlichen bzw. intermittierenden Fall des R-Kriteriums, wie auch folgende Explikation zeigt: T h e universal and existential present perfects appear both to involve a quantifier that ranges over an interval stretching f r o m the past into the present and differ as regards whether that quantifier is universal or existential.

Inwiefern das Abgrenzungsproblem im Englischen mit dem R-Kriterium adäquat beschrieben wird, soll hier nicht erörtert werden. Zur Tradition und Terminologie der R-typischen Beschreibung des englischen Perfekts sei verwiesen auf D I E T R I C H ( 1 9 5 5 , Kap. I I ) und - für die neuere Literatur BAUER (1970).

Wohl nicht zufällig gehen die bisherigen Ansätze, den R-typischen Gebrauch des spanischen Perfekts eigens zu kategorisieren, auf englischsprachige Autoren zurück. S T O C K W E L L et al. ('1967, 13 ^f.) bringen in ihrer kontrastiven englischspanischen Grammatik ein ähnliches Schema wie JESPERSEN zur Abgrenzung von (sprechzeitgerichtetem) Perfekt und (sprechzeitvorzeitigem) Präteritum im Spanischen: 'Perfect' is perhaps the most misleading o f all familiar tense-aspect terms, since it seems t o suggest 'completeness' or the like, whereas the function of these formes is almost the complete reverse: to mark an event as anterior to a point in time but continuing t o be relevant to events at that point. 18

he hablado tres veces

hablé el lunes

hablo ahora

That is, an event which is merely anterior (hablé) is D E T A C H E D from the moving arrowhead: one which is anterior but relevant A T T A C H E D to it and maintains continuing relevance. S T O C K W E L L et al. ordnen dem englischen und spanischen Perfekt als gemeinsames semantisches Merkmal 'relevant anteriority' zu. (Nicht eindeutig wird, ob dieses Merkmal auch perfektische Interpretation zuläßt.) Für englische Sprecher stellt nach Meinung der Autoren der spanische Perfektgebrauch kein Lernproblem dar - die Schwierigkeit liegt in der Abgrenzung von Präteritum und Imperfekt. Ein Lernproblem stellt nach den Autoren der spanische Perfektgebrauch für englische Sprecher nicht dar, die Lernschwierigkeit liegt in der Abgrenzung Präteritum-Imperfekt. B U L L S Regel für den spanischen Perfektgebrauch in Kat. 7 der Synopse 1 scheint mir das R-Kriterium präzis zu beschreiben, wenn man explizierend übersetzt :

A single noncyclic event or a series is initiated prior to PP and is presumed to be still in progress at PP.

Ein kontinuierliches oder ein intermittierendes Ereignis beginnt sprechzeitvorzeitig und wird zur Sprechzeit als noch nicht abgeschlossen betrachtet.

Die Beispiele B U L L S hierzu (1959, 87) sind außer einem (He visto que se alquila aquí una pieza) eindeutig R-typisch. Die diachrone Relevanz der R-Kategorie zeigt S A E T T E L E S (1971, io8f.) Darstellung der Entwicklungsstufen des periphrastischen Perfekts vom Altfranzösischen zum Neufranzösischen. Die erste Stufe einer grammatikalisierten temporalen Verwendung des passé composé im Altfranzösischen erfülle den Typ : »Die PC-Handlung [i. e. passé composé] hält bis zum >Jetzt< an« - was der R-Kategorie entspricht. Erst in einer späteren Entwicklungsstufe sei das passé composé zur Bezeichnung sprechzeitvorzeitiger Ereignisse verwendet worden. SCHIPPOREIT (1971) untersucht den Zusammenhang von Tempussetzung und Zeitdauerausdrücken im Deutschen. Sie unterscheidet dabei zwei Satztypen: Im ersten ist die Zeitdauer des Ereignisses sprechzeitvorzeitig oder -nachzeitig beendet, wie in Ich habe lange nicht an Gott geglaubt bzw. Das dauert bestimmt lange-, im zweiten reicht die Zeitdauer bis zur Sprechzeit, wie in Darauf warte ich schon lange oder Darauf habe ich schon lange gewartet. Den zweiten Satztyp erläutert S C H I P P O R E I T (1971, ijf.) wie folgt: Schon lange pertains to a stretch of time which reaches up to or even into the moment of speaking. We shall, therefore, call such time phrases 'up-to-now'-phrases or, abbreviated, i/77V-phrases. 19

Die Bedeutung des Perfekts im Typ Darauf habe ich schon lange gewartet ist nach SCHIPPOREIT (S. 191): Perfect . . . tense fotms of durative verbs in connection with UTN-phrases express what has been . . . up to the present. . . ' N o w ' , with the definite implication that this has come . . . to an end at that very point.

Eine Diskussion der Abgrenzungsrelevanz des UTN-Typus im Deutschen soll hier nicht gegeben werden. Es sei lediglich festgestellt, daß der UTN-Begriff SCHIPPOREITS der Sprechzeitrichtung entspricht. 3.2. Explikation des VZ-Kriteriums Das VZ-Kriterium verbindet zwei semantische Faktoren, wobei der ZFaktor positiv oder negativ ausgeprägt ist. Explizieren wir zunächst den Präteritum und Perfekt gemeinsamen V-Faktor. Der V-Faktor bezeichnet die Vorzeitigkeit eines Referenzereignisses gegenüber der Sprechsituation, also Sprechzeitvorzeitigkeit. Es handelt sich um eine zeitrelationale Bestimmung, sie grenzt Sprechzeitvorzeitigkeit von Sprechzeitüberlappung oder -nachzeitigkeit ab. Über andere Eigenschaften des Referenzereignisses, wie Abstand zur Sprechzeit, Dauer, Häufigkeit, oder den handlungsmäßigen Zusammenhang mit der Sprechsituation, sagt das V-Kriterium nichts aus. Die Sprechzeitvorzeitigkeit läßt sich wie folgt formalisieren: (1) ( a t ) [ t v o r v A R t ( e ) ] In Worten: Es gibt ein Zeitintervall t für das gilt: t ist vorzeitig zur Sprechzeit v und das Ereignis e ist im Intervall t realisiert. Zeitrelational gesehen unterscheiden sich VZ-typisches Präteritum und Perfekt nicht. Beide Tempora bezeichnen die Sprechzeitvorzeitigkeit eines Referenzereignisses, der Unterschied liegt in der Ausprägung des Z-Faktors. Erfüllen aber nicht auch andere Vergangenheitstempora, im Spanischen Imperfekt, Plusquamperfekt und pasado anterior, das V-Kriterium? Und falls ja, wie werden sie dann gegenüber Präteritum und Perfekt abgegrenzt? Die zeitrelationale Bestimmung des spanischen Imperfekt, Plusquamperfekt und pasado anterior sei anhand der Darstellung B E L L O S ( 1 8 4 7 ) präzisiert; im folgenden Schema steht unter Kat. 1 seine Tempusdefinition, unter Kat. 2 seine Beispielsätze. Imperfekt (§ 287)

Plusquamperfekt (§ 294)

pasado anterior (§ 292)

Significa la coexistencia del atributo con una cosa pasada.

Significa que el atributo es anterior a otra cosa que tiene relación de anterioridad respecto del momento en que se habla, pero mediando entre las dos cosas un intervalo indefinido.

Significa que el atributo es inmediatamente anterior a otra cosa que tiene relación de anterioridad con el momento en que hablo.

20

Cuando llegaste llovía. Copérnico probó que la tierra giraba alrededor del sol.

Los israelitas desobedecieron al Señor, que los habla sacado de la tierra de Egipto.

Cuando hubo amanecido, salí,

B E L L O S Definitionen folgen einem streng zeitrelationalen Erklärungsansatz der Tempusbedeutung, den er in seinem Jugendwerk, der Análisis ideológica de los tiempos de la conjugación castellana (1810), auch formalisierte. Lediglich für das Perfekt (vgl. Synopse 1, Kat. 5) gibt er keine Definition erklärlich, weil eine zeitrelationale Bestimmung identisch mit der des Präteritums (Synopse 1, Kat. 1) wäre. Zur prädikatenlogischen Notierung der Definitionen B E L L O S verwenden wir folgende Zuordnungen:

BF.T.T,oscher Ausdruck anterior, relación de anterioridad, cosa pasada el momento en que se habla, el momento en que hablo atributo, cosa, otra cosa coexistencia del [ X J con [Yt1] es

Interpretation

Symbol

Vorzeitigkeit

vor

Sprechzeitintervall

v

Ereignisvariable Intervall t' ist enthalten in Intervall t ist realisiert

e, e 1 t' C t R

Imperfekt (gt) ( a f ) [V vor v A f c t A R t ' (e1) A R t (e)] In Worten: Es gibt zwei Zeitintervalle t und t', für die gilt: t' ist vorzeitig zur Sprechzeit v und Teil des Intervalls t, und das Ereignis e' ist im Intervall t1 realisiert und e im Intervall t. Plusquamperfekt ( 3 t ) ( a t ' ) [t' vor V A t vor t' A R t ' (e1) A R t (e)] In Worten: Es gibt zwei Zeitintervalle t und t1, für die gilt: t1 ist vorzeitig zur Sprechzeit v und t ist vorzeitig zu t', und das Ereignis e' ist im Intervall t' realisiert und e im Intervall t. pasado anterior Die Definition des pasado anterior ist identisch mit der des Plusquamperfekts außer der Präzisierung, daß das Ereignis e >inmediatamente< vorzeitig zu e' ist, d.h. zwischen t und t' liegt kein Intervall t". [ ( a t ) ( g f ) {f vor v A t vor f A Rt'(e') A R t (e) A ~ (3t 1 ') (t"1 vor f A t vor t'')}] In Worten: Es gibt zwei Zeitintervalle t und t1, für die gilt: t' ist vorzeitig zur Sprechzeit v und t ist vorzeitig zu t1, und das Ereignis e1 ist im Intervall t' realisiert und e im Intervall t, und es gibt kein Intervall t", derart, daß t" vorzeitig zu t' ist und t vorzeitig zu t".

Man erkennt, daß der V-Faktor Präteritum und Perfekt gegenüber Imperfekt, Plusquamperfekt und pasado anterior im Spanischen zeitrelational hinreichend abgrenzt. Plusquamperfekt und pasado anterior präzisieren die Vorzeitigkeitsbeziehung von Formel ("1) im Sinne einer Vorvorzeitigkeit bzw. unmittelbaren Vorvorzeitigkeit. Das Imperfekt ist, streng genommen, kein Vergangenheitstempus, das Referenzereignis beginnt zwar sprechzeitvorzeitig, endet aber nicht notwendig sprechzeitvorzeitig. Die Kategorie 'Zusammenhang mit der Sprechsituation' wird in der Tempusliteratur durchaus gesehen und benannt. B E L L O (Synopse i, Kat. 8) ordnet dem Perfekt 'alguna relación a lo presente' zu. Eine (positive) 'relación con el presente' kennzeichnet auch für G I L Í Y G A Y A , A K A D E M I E 1973 (Synopse 1, Kat. 5) und SECO (1968, 66) den spanischen Perfektgebrauch. Nach B U L L (Synopse 2, Kat. 2) regelt das 'principie of current relevance' den Präteritum- oder Perfektgebrauch im gegenwartsorientierten Kontext. Eine Definition des Z-Kriteriums gibt keiner der Autoren. Das gilt nicht nur für das Spanische, sondern auch für das Englische, wie L A K O F F (1970, 844) feststellt: One unsatisfactory point in all these discussions [i.e. des Abgrenzungsproblems im Englischen] is the complete absence of a definition of 'present relevance*.

Auch wir wollen hier keine Definition des Z-Kriteriums geben, wenn man darunter eine präzise Anweisung versteht, welche Ereigniskonstellationen als Z-positiv und welche als Z-negativ zu bewerten sind. Ein theoretischer Term - und ein solcher ist das Z-Kriterium - kann nicht vollständig expliziert werden. Er muß aber, im Rahmen einer empirischen Theorie, empirisch, d.h. durch überprüfbare Zuordnung zu beobachtbaren Sachverhalten, deutbar sein. In der Tempusliteratur wurden bisher im wesentlichen vier verschiedene empirische Deutungen des Z-Kriteriums entwickelt. Sie werden im folgenden systematisch dargestellt, auf die wissenschaftshistorische Entstehung wird in Teil C eingegangen. 3.2.1. Sprechzeitdistanz-Interpretation (D-Kriterium) Unter Sprechzeitdistanz verstehen wir den Abstand zwischen Sprechzeit und Ereigniszeit. In der Grammatikertradition wird dieser Abstand nach den Merkmalen 'nah' und 'fern' dichotomisiert: das Perfekt gilt als sprechzeitnah, also Z-positiv, das Präteritum als sprechzeitfern, also Z-negativ. In der Terminologie beider Tempora kommt das D-Kriterium häufig zum Ausdruck. Die Akademiegrammatik 1796 interpretiert Präteritum und Perfekt als Varianten eines Tempus 'pretérito perfecto' mit den Ausprägungen 'pretérito remoto' und 'pretérito próximo': E l pretérito perfecto explica ya pasada la significación del verbo. V . g . Fui, escribí, estuve. Divídese este tiempo en pretérito próximo y remoto. Próximo es el que denota

22

mayor proximidad de la acción, que significa ya pasada, y remoto es el que la denota menor, ó que ha mas tiempo que pasó la acción. V. g. Yo vi al Rey, denota que ha mas tiempo que le vi, que quando se dice: He visto al Rey. (S. 92) B E L L O (1847, §§ 285, 291) bezeichnet das Präteritum als pretérito, das Perfekt als ante-presente. Die gleichen Termini, Vergangenheit und Vorgegenniart, verwendet H E G E R (1963, 132) in seinem Zeitstufenschema als Systemstellen für das spanische Präteritum und Perfekt. Reduziert kommt das D-Kriterium bei A K A D E M I E I 924, G I L Í Y G A Y A und A K A D E M I E 1973 zur Geltung; dem Perfekt wird hier ein Gebrauchstyp 'pasado inmediato' (Synopse 1, Kat. 6) zugeordnet, eine D-interpretierbare Kategorisierung des Präteritums fehlt. Daß die Unterscheidung sprechzeitnah vs. sprechzeitfern keine Grammatikerfiktion ist, zeigen die Kommentare unseres Informanten bei der Kommutation von Präteritum und Perfekt (vgl. 2.1.). Zur Formalisierung des D-Kriteriums erweitern wir, nach R E S C H E R / U R Q U H A R T (1971, iioff.), den Symbolismus: Es bezeichne d(t, t') eine metrische Relation zwischen zwei Intervallen, und C, c seien zwei Konstanten zur Metrisierung der Begriffe sprechzeitfern und sprechzeitnah. (Durch Einführung von zwei Konstanten statt einer bleibt offen, ob es Sprechzeitdistanzen gibt, die weder sprechzeitnah noch sprechzeitfern sind.)

Sprechzeitnahe Sprechzeitvorzeitigkeit (2) ( a t ) [t vor v A d(v, t) < c A R t (e)] In Worten: Es gibt ein Zeitintervall t für das gilt: t ist vorzeitig zur Sprechzeit v und der Zeitabstand d zwischen v und t ist kleiner als die Konstante c, und das Ereignis e ist im Intervall t realisiert. Sprechzeitferne Sprechzeitvorzeitigkeit (3) (at) [t vor v A d(v, t) > C A R t (e)] In Worten: Es gibt ein Zeitintervall t für das gilt: t ist vorzeitig zur Sprechzeit v und der Zeitabstand d zwischen v und t ist größer als die Konstante C, und das Ereignis e ist im Intervall t realisiert. Welche Werte sind nun den Konstanten C und c zuzuordnen ? Darüber sagt das D-Kriterium nichts aus, wir wissen lediglich, daß C > c. 3.2.2. Sprechtagsinterpretation (T-Kriterium) Die Sprechzeitdistanz wird im D-Kriterium komparativ interpretiert, in Form einer Größer-als-Relation zwischen verschiedenen Zeitlängen. Einen metrischen Wert können die Konstanten C und c in den obigen Formeln nur im Rahmen einer quantitativen Interpretation des Zeitdistanzbegriffs erhalten. Das klassische Beispiel für eine quantifizierende Abgrenzung von sprechzeitnah vs. sprechzeitfern ist die sog. 24-Stunden-Regel E S T I E N NES (vgl. Teil C): Sprechtagsinterne Ereignisse gelten als sprechzeitnah, sprechtagsvorzeitige als sprechzeitfern.

23

Der Begriff Sprechtag ist empirisch verschieden interpretierbar, nämlich als a) Kalendereinheit:

o Uhr bis 24 Uhr

b) Intervalleinheit:

Sprechzeit ± 1 2 Stunden

c) Erlebniseinheit:

Nacht des Vortags bis Abend des Tags.

Die drei Interpretationen decken sich teilweise, vorherrschend in der Literatur zur 24-Stunden-Regel ist c).

Die komparative Interpretation der Sprechzeitdistanz ist erklärungsschwächer als die quantitative. Sie besagt nur, daß bei Kommutation v o n Präteritum und Perfekt die Sprechzeitdistanz variiert, gibt aber kein Kriterium zur Abgrenzung v o n Sprechzeitnähe und Sprechzeitferne - außer den Tempusgebrauch: gerade dieser soll aber erklärt werden. Das T-Kriterium hingegen gibt eine metrische Abgrenzungsregel: was heute war, ist sprechzeitnah, was vorher, sprechzeitfern. Im ersten Fall steht Perfekt, im zweiten Präteritum. In der neueren Literatur zum Abgrenzungsproblem im Spanischen verwendet nur GARCIA DE DIEGO (Synopse 2, Kat. 2) das T-Kriterium. Die Sprechtagsgrenze spielt allerdings, wie noch gezeigt wird, beim Referenzzeitkriterium eine gewisse abgrenzungsrelevante Rolle.

3.2.3. Referenzzeit- oder Epocheninterpretation (E-Kriterium) Die zeitrelationale Beziehung v o n Sprech- und Ereigniszeit, hier der V Faktor, differenziert Präteritum und Perfekt nicht. Durch komparative bzw. quantitative Präzisierung der Sprechzeitdistanz wird im D - und T-Kriterium eine Abgrenzung beider Tempora erreicht - ob erklärungsadäquat, bleibe hier offen. V-, D - und T-Kriterium beruhen auf einem zeitrelationalen Zweiersystem, der Beziehung v o n Sprech- und Ereigniszeit. Die zeitrelationale Basis ist aber auch als Dreiersystem beschreibbar, etwa im BELLOschen Mustersatz El estuvo ajer en la ciudad, pero se ha vuelto hoy al campo: Die Referenzereignisse, Stadtaufenthalt und Rückkehr aufs Land, sind beide sprechzeitvorzeitig. Der Stadtaufenthalt findet aber innerhalb einer sprechzeitvorzeitigen Epoche, nämlich gestern, statt, die Rückkehr innerhalb des sprechzeitinklusiven Heute. Nach REICHENBACH (1947, §51) bezeichnen wir den Epochenbezug der Ereignis- bzw. Sprechzeit als Referenzzeit (E-Kriterium). Die Referenzzeit kann vorzeitig, überlappend oder nachzeitig zur Sprechzeit sein; die entsprechenden Zeitrelationen heißen referenzzeitvorzeitig, -identisch und -nachzeitig. (Im Beispielsatz ist estuvo ajer Leferenzzeitvorzeitig, ha vuelto hoy referenzzeitidentisch.) Gemäß der E-Interpretation des Z-Kriteriums gilt bei Sprechzeitvorzeitigkeit, also V-Kontext, Referenzzeitidentität als Z-positiv, Referenzzeitvorzeitigkeit als Z-negativ. Im ersten Fall steht Perfekt, im zweiten Präteritum. 24

REICHENBACH veranschaulicht den Unterschied von Präteritum und Perfekt durch folgende Strukturformel: Perfekt I have seen John

Präteritum I saw John

e, E

v

e

v.E

Die von links nach rechts verlaufende Linie symbolisiert die Zeitrichtung. Die Notation (e = Ereigniszeit, E = Referenzzeit, v = Sprechzeit) gibt unsere Interpretation wieder, nicht die REICHENBACHS. Dieser spricht von 'event-point', 'reference-point' und 'speech-point', läßt also offen, ob es sich nur um zeidiche Größen handelt, und, falls ja, ob diese als Zeitpunkt oder Zeitintervall zu interpretieren sind. Der REICHENBACHsche Ansatz wird in unserer Interpretation auf eine Relation dreier Zeitintervallgrößen verengt - was allerdings eine eindeutige linguistische Operationalisierung ermöglicht.

Zur Formalisierung des E-Kriteriums ist die V-Formel (S. 20) zu ergänzen durch die Angabe der Epochenzugehörigkeit von Sprech- und Ereigniszeit. Der Epochenbegriff sei mit E symbolisiert, die Zugehörigkeit eines Zeitintervalls zu einer Epoche durch die Relation c: 'ist enthalten in' bzw. 'ist Teil von'. Referenzzeitidentische Sprechzeitvorzeitigkeit (4) ( a t)[t vor v A (t,v) C E A Rt(e)] In Worten: Es gibt ein Zeitintervall t, für das gilt: t ist vorzeitig zur Sprechzeit v, und t und v sind Teile e i n e r Epoche, und das Ereignis e ist im Intervall t realisiert. Referenzzeitvorzeitige Sprechzeitvorzeitigkeit (5) (at)[t vor v A ~ (t,v) c E A Rt(e)] In Worten: Es gibt ein Zeitintervall t, für das gilt: t ist vorzeitig zur Sprechzeit v, und t und v sind nicht Teile einer Epoche, und das Ereignis e ist im Intervall t realisiert. Dem E-Kriterium entsprechende Abgrenzungsregeln für das Spanische findet man bei zahlreichen neueren Autoren. Bei S A L V A bezeichnet 'época concluida' Referenzzeitvorzeitigkeit, 'época que todavía dura' Referenzzeitidentität (Synopse 1, Kat. 1 vs. 7). Ebenfalls in der Tradition des EKriteriums steht die Dichotomie 'pasado' vs. 'acción pasada que guarda relación con el (momento) presente' bei G I L Í Y G A Y A und A K A D E M I E 1973 (Synopse 1, Kat. 1 vs. 5). Auch die Tempustheorie B U L L S ist E-interpretierbar. Die beiden Hauptachsen seines Zeitsystems, die Gegenwartsachse PP (point present) und die Vergangenheitsachse RP (retrospective point), markieren Referenzzeitidentität bzw. -Vorzeitigkeit. Innerhalb der Achsen PP und RP werden die Zeitrelationen 'vorzeitig' und 'nachzeitig' relativ zu einer Nullstufe, bei PP die Sprechsituation, bei RP ein vergangenes Ereignis, definiert. Die Abgren25

zung von Präteritum und Perfekt in der Theorie Schema T E R E L L S (1970, 29) deutlich: PP RP — A n t e r i o r —

Anterior Past

BULLS

Present— Subsequence

macht folgendes

Subsequence—> >

'Anterior' und 'Subsequence' bezeichnen die Vor- bzw. Nachzeitigkeitsrelation zur Nullstufe 'Present' auf der PP-Achse und 'Past' auf der RP-Achse. Das Präteritum gilt als 'past simultaneous', das Perfekt als 'present anterior', beide Tempora sind nach T E R E L L »différent conceptualizations of the same reality«. A K A D E M I E 1888 kennzeichnet das Präteritum als referenzzeitvorzeitig, das Perfekt als referenzzeitidentisch oder referenzzeitunbestimmt (Synopse 1, Kat. 1 vs. 7 und 4). Die Z-Opposition wird hier nicht dichotom interpretiert, also Z neg vs. Z p o s , sondern als Z neg vs. Z pos oder Z neutral . Letzterer Oppositionstyp heiße partizipativ, er entspricht dem von J A K O B S O N ( 1 9 3 1 ) für die Untersuchung der Struktur des russischen Verbums zugrundegelegten Begriff der 'morphologischen Korrelation'. Das nicht-neutrale Oppositionsglied, hier das Präteritum, bezeichnen wir, in Anlehnung an J A K O B S O N , als merkmalhaltig, das zweite als merkmallos. Analog zu A K A D E M I E 1888 analysieren C O S T E / R E D O N D O (1965, 409 u. 4 1 1 ) das Abgrenzungsproblem im Spanischen: Le passé indéfini [i.e. das Perfekt] indique qu'une action s'est achevée, soit à un moment immédiatement antérieur au moment présent, s o i t à u n m o m e n t indéterminé du passé. D a n s l e

premier cas, le passé et le présent sont nettement liés; dans le second, ce lien peut être plus ou moins apparent. Le passé défini [i.e. das Präteritum] indique qu'une action achevée s'est effectuée dans une période de temps DÉTERMINÉE d'une façon absolue ou relative, et RÉVOLUE, c'est-à-dire considérée par celui qui parle comme n'ayant plus aucun lien avec sa propre actualité; cette période révolue peut être, chronologiquement, très proche ou très lointaine du moment présent.

Genau umgekehrt sieht A K A D E M I E 1924 die Z-Opposition von Präteritum und Perfekt: Hier ist das Präteritum merkmallos, das Perfekt hingegen merkmalhaltig (Synopse 1, Kat. 1 vs. 5). Die bisher angeführten Autoren interpretieren das E-Kriterium rein zeitlich, als Zugehörigkeit von Sprech- und Ereigniszeit zur gleichen Referenzzeit bzw. Epoche oder nicht. Der Epochenbegriff wird durch Zeitadverbiale operationalisiert, z.B. die Opposition hoy vs. ayer im BELLOSchen Mustersatz (Synopse 1, Kat. 8). Das E-Kriterium basiert auf - empirisch überprüfbaren - Kompatibilitätsbeziehungen zwischen E-interpretierbaren Zeitadverbialen und Präteritum bzw. Perfekt. Näheres hierzu in Teil B, Kap. 2. Eine rein zeitliche Interpretation des E-Kriteriums kann nicht erklären, warum Präteritum und Perfekt unter gleichen zeitlichen Vorkommensbedingungen kommutierbar sind, wie im Beispiel Mi padre ha muerto¡murió 26

bace tres anos von G I L I y G A Y A und A K A D E M I E 1973 (Synopse 1, Kat. 10). Die Interpretation »a veces la relaciön con el presente es afectiva« führt eine pragmatische Komponente ein: Der Referenzzeitbezug wird nicht zeitrelational konstituiert, sondern durch eine (hier subjektive) Bewertung des Sprechers. Eine zumindest im theoretischen Anspruch rein pragmatische Interpretation des E-Kriteriums stellt W E I N R I C H S Kategorie 'Sprechhaltung' dar. Deren Ausprägungen 'Besprochene und erzählte Welt' entsprechen genau der Dichotomie referenzzeitidentisch vs. referenzzeitvorzeitig. W E I N R I C H ("1964 u. 2 i97i) gibt allerdings, im Gegensatz zu den Kompatibilitätsregeln des E-Kriteriums, keine empirisch brauchbaren Prozeduren zur mikroanalytischen Unterscheidung von besprochener und erzählter Welt. Makroskopisch ist die pragmatische Basis der Tempussetzung zweifellos nachweisbar, etwa am Beispiel gattungs- und textspezifischer Tempusverteilung oder der Häufigkeitsverteilung textinterner Tempusübergänge. W E I N R I C H hat im ganzen recht - aber nur im ganzen. Das E-Kriterium der satzorientierten traditionellen Grammatik schließt eine textorientierte pragmatische Basis der Tempussetzung nicht aus. W E I N R I C H S Ansatz ist also wesentlich traditionsbestimmter als er scheint. 3.2.4. Perfektische Interpretation (P-Kriterium) Die Grammatikertradition reicht beim D-, T- und E-Kriterium bis in das 16. Jh., die Entstehungszeit der Nationalgrammatiken in der Romania, zurück (vgl. Teil C). Das P-Kriterium hingegen ist relativ neu, es handelt sich um eine sprachhistorische Kategorie zur Kennzeichnung des Funktionswandels der Periphrase 'habere + Part.Perf.Pass.'. Die diachronen Stufen dieser Entwicklung werden dabei als synchrone Abgrenzungskriterien eingeführt. Es empfiehlt sich, zur Begriffserklärung den sprachhistorischen Ansatz idealtypisch darzustellen. Die herrschende Lehre, von T H I E L M A N N (1885) bis S C H A U W E C K E R (1965), hebt besonders drei Entwicklungsstufen der periphrastischen Perfektbildung hervor, sie seien am Beispiel des Satzes Magister habet scriptum librum gezeigt; die entsprechenden Tiefenstrukturen sind im Rahmen des C H O M S K Y s c h e n Aspects-M.ode\\s auf den beiden folgenden Seiten notiert. Stufe 1 Die Konstruktion 'habere + Part.Perf.Pass.' ist auf dieser Stufe noch nicht grammatikalisiert. T H I E L M A N N (1885, 373) charakterisiert die Bedeutung wie folgt: Verbindungen von habere mit Part. Perf. Pass., in welchem dieses Verbum seine selbständige, ungeschwächte Bedeutung bewahrt. In diesen bezeichnet habere entweder analog dem deutschen 'halten', einen Zustand, eine Dauer (clausum habere 'geschlossen

27

halten') oder, entsprechend unserem "besitzen", das Eigentum, den Besitz (emptum habere), jedoch so, daß beide Bedeutungen öfters in ein und derselben Redensart nicht genau zu trennen sind. Wie der Strukturbaum zeigt, ist in der Tiefenstruktur das Subjekt des Matrixsatzes nicht notwendig identisch mit dem des eingebetteten Satzes. ZAWADOWSKI (1959, 120) weist darauf ausdrücklich hin: Habeo scriptum librum signifie (i) je possède un livre qui est écrit (2) la propriété exprimée par le participe n'est pas nécessairement causée ou produite par le sujet du verbe.

Schema der Entwicklung der Konstruktion 'habere + Part. Perf. Pass.'

aliquis

Prät

V

NP

scribere

librum

Stufe 2 Im Unterschied zu Stufe 1 haben hier Matrix- und Einbettungssatz in der Tiefenstruktur das gleiche Subjekt. Die Konstruktion 'habere + Part. Perf. Pass.' ist grammatikalisiert. Die Bedeutung beschreibt THIELMANN (1885, 390) als: . . . Verbindungen des Verbums habere mit dem Part. Perf. Pass., in welchen ein bestehender Zustand dargestellt wird als das Resultat einer vorausliegenden Thätigkeit. . . . Eine Annäherung von scriptum babeo an scripsi kann natürlich nur dann eintreten, wenn das Subjekt zu babeo sicher identisch ist mit dem zu scribere. 28

HERBIG (1896) bezeichnet diesen Gebrauch als 'perfectum praesens' was den traditionellen Terminus abgibt

REINHOLD (1956, 9) spricht an-

schaulich v o n einem 'praesens effectum': Es liegt sozusagen eine Gegenwart mit Stammbaum vor, ein praesens e f f e c t u m , . . . im Ggs. zu gewöhnlichem, einfach erscheinendem Präsens, praesens apparens.

Aux

VP

Prät

Magister

Präs

habere

Partizip Perf. Pass.

scribere

librum

Legende: S - Satz N P = Nominalphrase Präd = Prädikatkomplex A u x = Auxiliarkomplex

VP V Prät Präs

= = = =

Verbalphrase Verbum Präteritum Präsens 29

Stufe 3 Hier wird dem periphrastischen Perfekt ein rein temporaler Wert, die Sprechzeitvorzeitigkeit (V-Faktor), zugeordnet. In der Tiefenstruktur ist 'habere' Teil des präteritalen Auxiliarkomplexes. Unter 'perfektisch' wird im folgenden die der Stufe z entsprechende Bedeutung verstanden, also die Abgeschlossenheit eines Ereignisses. Es handelt sich weder um eine temporale noch aspektuelle Kategorie: HILTY ( 1 9 6 5 , 292) führte hierzu den Begriff'Aktionsstand' ein, CHRISTMANN ( 1 9 5 9 u. 1968) den des 'Stadium'; für beide Autoren hat die jeweilige Kategorie die Ausprägung 'abgeschlossen' oder 'unabgeschlossen'. Wie erkennen wir nun, ob die periphrastische Perfektbildung perfektisch zu interpretieren ist oder sprechzeitvorzeitig ? Betrachten wir zunächst zwei Prozeduren, die gegenüber dem verbreiteten intuitiv semantischen Ansatz den Vorteil der Formalisierbarkeit haben. MEYER ( 1 9 1 7 ) stellte für das lateinische perfectum die Hypothese auf, daß bei P-typischem Gebrauch - in seiner Terminologie 'perfektische Aktionsart' - durative Verben der Bewegung im perfectum nicht mit einer Zielangabe kombinieren können: Es bezeichnet . . . die Aktionsart des alten [i.e. indogermanischen] Perfektstammes einen 'Zustand' des Subjekts, der sich aus einer vorhergehenden Handlung ergibt. D.h. zu einer Verbalform mit perfektischer Aktionsart kann niemals eine Ergänzung treten, die die Richtung, in der die Verbalhandlung vor sich geht, wiedergibt, sondern nur eine solche, die den Ort bezeichnet, wo sie statthat. (MEYER 1917, 6f.)

Ein Satz wie lit in urbem wäre also bei perfektischer Bedeutung des lateinischen perfectum semantisch anomal; denn die Perfektbedeutung 'ein Weg liegt hinter ihm' ist inkompatibel mit der Bedeutung der Rektionsergänzung 'Bewegung in Richtung auf die Stadt'. MEYER weist für Plautus nach, daß ire 94mal mit ad und 6omal mit in kombiniert, aber nie im perfectum. Ob das MEYERsche Kriterium f ü r das Lateinische zutrifft, kann hier

offen bleiben:

HOFMANN/SZANTYR ( 1 9 6 3 , § 1 6 8 )

( 1 9 5 6 ) , RODRÍGUEZ ADRADOS ( 1 9 6 3 ,

537)

ten es.

und

bestätigen es,

REINHOLD

GRASSI ( 1 9 6 4 )

bestrei-

KENISTON ( 1 9 3 7 , 1 9 2 ) betrachtet den P-typischen Perfektgebrauch im Spanischen als Normalfall, das Problem ist die Ermittlung des V-typischen Gebrauchs. Als Kriterium dient ihm das Vorkommen des Perfekts in präteritalem Tempuskontext: It is often difficult to determine, whether a given perfect indicates a completed present [i.e. P-typischer Gebrauch] or a definite past [i.e. V-typischer Gebrauch]. The only criterion which appears fairly safe is that of the sequence of tenses; if a perfect tense is followed by a past sequence in the indicative or the subjunctive, it is probable that it should be considered as a true past. Beispiel: La he dicho que aquí vivía mi abogado.



Die Kriterien von M E Y E R und KENISTON sind brauchbare heuristische Prozeduren, untersuchen aber den Perfektgebrauch nur unter Sonderbedingungen, bei Bewegungsverben oder in komplexen Sätzen. Die Gültigkeit des Befunds unter anderen Bedingungen bleibt ungesichert, zum Nachweis einer grammatischen Kategorie reichen die Prozeduren nicht aus. Die perfektische Kategorie bezeichnet, nach herkömmlicher Auffassung, die Gegenwartswirkung eines sprechzeitvorzeitigen Ereignisses. In der Literatur wird nun häufig, im Rahmen eines intuitiven, aber formalisierbaren semantischen Ansatzes, der P-Typus durch bestimmte semantische Implikationen gekennzeichnet. B E L L O (Synopse I , Kat. 7) folgert aus La Inglaterra se ha hecho señora del mar, daß aún dura el señorío del mar. B A R R E R A V I D A L (1972, i28f.) führt eine Kategorie 'résultatif' ein, und beschreibt deren Gebrauch im Sinne des P-Kriteriums : . . . on constate que le procès est antérieur au point de référence central, mais qu'en même temps, la forme verbale exprime une donnée qui est contemporaine de ce même repère : ce sont les résultats du procès qui restent acquis.

Den Perfektgebrauch im Beispielsatz ¡ Socorro I \Me han robado ! \Mi dinero! erklärt B A R R E R A V I D A L wie folgt: La conséquence de l'action passée est éminemment actuelle pour le héros, qui n'a plus d'argent.

Mit solcher Einfühlungsgabe kann man natürlich alles erklären, nur führt das zu nichts; denn ob Pedro ha muerto oder Pedro murió, in beiden Fällen gilt: »les résultats du procès restent acquis«, nämlich: Pedro está muerto. B A R R E R A VIDALS Kategorie 'résultatif', zu interpretieren wohl als 'Wirkungszusammenhang eines sprechzeitvorzeitigen Ereignisses mit der Sprechsituation', ist eine unzulässige Ausweitung des P-Kriteriums. Sie entspricht der von G I L Í Y G A Y A und A K A D E M I E 1973 angeführten Regel: . . . lo [i.e. das Perfekt] empleamos . . . para acciones alejadas del presente, cuyas consecuencias duran todavía. (Synopse i , Kat. 8) BELLOS Beispiel ist anders zu bewerten : se ha hecho señora del mar bezeichnet einen präsentischen Zustand, die Seeherrschaft, als Ergebnis eines sprechzeitvorzeitig begonnenen und zur Sprechzeit abgeschlossenen Vorganges, nämlich der Gewinnung der Seeherrschaft. Es empfiehlt sich, die Kategorien 'präsentischer Zustand' und 'präsentisches Ergebnis' zu präzisieren. Den Unterschied zeigt die Beantwortung folgender Frage des A L E A (Questionnaire-Nr. 290, Auswertung nach den Aufnahmeunterlagen; eine verdichtete Darstellung findet sich in A L E A , Tomo VI, Mapa 1865):

31

Cuando el cielo se cubre de nubes, se dice: el cielo . . . Nr.

Antwort

1

está nublado se está poniendo nublado se ha cubierto se ha nublado se ha puesto nublado se nubló se pone nublado se va nublando

2

3 4 5 6

7 8

Anzahl

%

5 1 1

1 1

1.30 0.43 0.43 43.48 52.61 0.87 0.43 0.43

Summe:

230

100.00

Präsens Präteritum Perfekt

8 2 222

3.48 0.87 95.85

100 121 2

Bemerkungen:

in SE 301, CO 600

Man erkennt, daß Nr. i den präsentischen Zustand, está nublado, bezeichnet, Nr. 2, 7 und 8 den Verlauf eines präsentischen Vorganges, nämlich der Wolkenbildung, Nr. j , 4 und 5 das präsentische Ergebnis, wobei el cielo se ha nublado impliziert el cielo está (ahora) nublado. Die Präteritumsetzung in Nr. 6 ist marginal. Zum gleichen Problem zwei Beispiele aus den Mikrotexten: a) (I. zeigt V. ein eben von der Reinigung geholtes Jackett) - Se ha quedado muy bien la chaqueta # me la han limpiado # b) (Bei Tisch in einer Residencia. V. weist mit einer Handbea>egung auf einen unerwünschten Gast. Nachbar zu V.) - Ya lo he visto # por eso me he puesto de espaldas #

Se ha quedado muy bien und me he puesto implizieren está (ahora) muy bien und estoy (ahora) sentado. Kommutation des Perfekts durch Präteritum lehnt der Informant als kommunikativ nicht adäquat ab. Zur Erkennung des P-Typus in den zitierten Beispielen können wir, wie beim R-Kriterium, eine einfache Prozedur verwenden, die Einschiebprobe mit 'jetzt'. In allen Fällen ist ahora nicht nur mit dem implizierten präsentischen Ergebnis semantisch kompatibel, sondern auch mit dem Ausgangssatz: z.B. La Inglaterra se ha hecho (ahora) señora del mar, wobei ahora nicht punktuell, als Sprechzeitpunkt, zu interpretieren ist, sondern als sprechzeitüberlappendes Zeitintervall, im Beispielsatz etwa 'heutzutage'. Es fällt auf, daß die Verblexeme in den P-typischen Beispielen, hacerse, nublarse, cubrirse, ponerse nublado, quedarse, ponerse de espaldas, zur Klasse der sog. transformativen Verben gehören. Das Verblexem bezeichnet den Übergang eines Zustandes in einen anderen. W U N D E R L I C H (1970, 144t.) beschreibt die Bedeutung dieser Verben als geordnetes Paar von zwei Zuständen, des Vorzustandes t-, und des Nachzustandes t 2 , wobei tx vor t , . Beispiel: 32

ponerse = < nicht sitzentl, sitzent2 > nublarse = < wolkenlos^, bewölktt2 > Bei P-interpretierbarem Perfektgebrauch eines transformativen Verbums, z. B. in El cielo se ha nublado, ist der Vorzustand, hier etwa El cielo no está nublado, sprechzeitvorzeitig, der Nachzustand aber, hier El cielo está nublado, sprechzeitüberlappend. Die P-Interpretation transformativer Verben im Spanischen bewerten wir als lexikalische Erscheinung, nicht als grammatische. Es erscheint uns nicht zweckmäßig, die lexikalische Opposition 'transformativ' vs. 'nicht transformativ' mit der grammatischen Kategorie 'perfektisch' und deren Ausprägungen 'abgeschlossen' vs. 'nicht abgeschlossen' gleichzusetzen. Ebenso argumentiert C H R I S T M A N N (1968,483) in der Diskussion mit H E G E R (1967): Die 'Stadien' [i.e. die perfektische Kategorie] als Opposition'abgeschlossen'/'unabgeschlossen' sind nun für mich keineswegs wie H E G E R meint, mit der Opposition 'transformativ'/'nicht transformativ' gleichzusetzen; denn während die (romanischen u.a.) Verballexeme in bezug auf die letztere Opposition festgelegt sind, sind sie es nicht in bezug auf'Stadien', die sich beide [i.e. 'abgeschlossen' vs. 'unabgeschlosscn'] auf ein und dasselbe Verb anwenden lassen: . . .

Ist das Perfekt im heutigen Spanisch kategorial P-interpretierbar ? R O C A (i960, II, 53) verneint dies unter ausdrücklichem Hinweis auf die Mehrdeutigkeit des Begriffes 'Perfekt': PONS

N o debe olvidarse que al hablar del perfecto podemos referirnos a dos modalidades fundamentales: la expresión de una acción acabada en el pasado en relación con el presente y la del resultado de dicha acción. El perfecto español con haber se halla en el primer caso, mientras que el perfecto griego antiguo o las perífrasis españolas con tener y estar más el participio se hallan en el segundo.

Die perfektische Funktion im heutigen Spanisch erfüllen nach R O C A andere Periphrasen als 'haber + Part.Perf.', z.B. 'tener + Part.Perf.'. Der Satz El profesor tiene escrito un libro wäre also, analog zu Magister habet scriptum librum der Stufe 2, auf eine Tiefenstruktur zurückzuführen mit dem Matrixsatz El profesor tiene un libro und den eingebetteten Satz El profesor escribió un libro. Wir stimmen der Auffassung von R O C A P O N S Z U , möchten aber noch auf eine weitere P-typische Perfektverwendung unter Sonderbedingungen im heutigen Spanisch hinweisen. In Sätzen wie Una persona que ha estudiado no se comporta de esta forma kommutiert die Perfektform nicht mit Präteritum. Genauso verhält es sich übrigens im deutschen Äquivalent femand, der studiert hat, führt sich nicht so auf, H A U S E R - S U I D A / H O P P E - B E U G E L (1972) beschreiben diesen Gebrauch als 'obligatorisches Perfekt'. Ein Sprechzeitbezug liegt in ha estudiado oder studiert hat nicht vor, es handelt sich um eine allgemeine, bezugszeitfreie Aussage: das Perfekt bezeichnet hier nicht 'Abgeschlossenheit zur Sprechzeit', sondern einfach 'Abgeschlossenheit'. PONS

33

Neben dem semantischen Merkmal 'bezugszeitfrei' kennzeichnet im Spanischen diesen P-typischen Perfektgebrauch in der Regel noch eine syntaktische Bedingung, nämlich das Vorkommen in komplexen Sätzen. Der Perfektsatz hat häufig attributive Funktion; so ist una persona que ha estudiado u.a. paraphrasierbar durch una persona con educación universitaria. In nicht-komplexen Sätzen kommt das bezugszeitfreie P-typische Perfekt im Spanischen bei Regieanweisungen und dergl. vor.

34

4. D A S

ABGRENZUNGSPROBLEM

AMERIKANISCHEN

IM

SPANISCH

4.1. Präteritumpräferenz Im Vergleich zum europäischen Spanisch (E-Sp.) ist auf den Kanarischen Inseln und in Südamerika eine Funktionserweiterung des Präteritums gegenüber dem Perfekt zu beobachten. KANY (1951, 15 if.) belegt unter der Überschrift Preterite for Present Perfect diese Erscheinung für alle hispanoamerikanischen Regionen außer Bolivien und Mittelargentinien : The simple preterite . . . is frequently used in most of Spanish America in cases where a purist insists on the present perfect: no vino boy for no ba venido, ¿qué pasó i for ¿ qui ha pasado ? MALMBERG (1966, 122Í.) grenzt den Bereich der Präteritumpräferenz stärker ein: En algunas partes, como Argentina (y Galicia), existe una clara predilección por las formas del pretérito indefinido en contextos en que se esperaría normalmente el perfecto. Die Beobachtungen KANYS werden in zahlreichen Monographien bestätigt. Eine theoretische Verarbeitung der Fakten geben allerdings nur CATALAN (für das kanarische Spanisch) und LOPE BLANCH (für das mexikanische Spanisch) ; wir kommen später darauf zurück. Eine Synopse der Einzelbeobachtungen zur Präteritumverwendung im amerikanischen Spanisch (A-Sp.), geordnet nach Regionen, mag den Faktenstand erhellen. Bei V I D A L D E B A T T I N I (1949), D O N N I D E M I R A N D E , B O Y D - B O W M A N und C A R D E N A S handelt es sich um Dialektmonographien, denen der Cuestionario lingüístico hispanoamericano von N A V A R R O T O M A S zugrundeliegt. Kanarische Inseln A L V A R (1959, § 102) bemerkt im Rahmen seiner hauptsächlich phonetisch ausgerichteten Dialektmonographie zum Abgrenzungsproblem: »Se distingue entre be venido y vine según la norma castellana aunque a veces - con escasez en mis datos - hay cierta preferencia por construcciones del tipo vine por be venido.« Die Auffassung A L V A R S wurde von C A T A L A N modifiziert (vgl. 4.3.2.). Argentinien (1947, 102) bemerkt eine »tendance Á favoriser le parfait simple aux dépens du parfait composé«, und stellt in diesem Zusammenhang die These auf: »le phénomène inverse est propre de Madrid«. Ebenso argumentieren A M A D O A L O N S O / H E N R I Q U E Z U R E Ñ A (1964, § 195). Zum Präteritumschwund in Madrid vgl. S. 98. V I D A L D E B A T T I N I (1949, § 165) notiert in ihrer Monographie über den Dialekt von San Luis (Mittelargentinien) Präteritumschwund: MALMBERG



»Se usan las formas del pretérito simple y las del pretérito compuesto, pero con marcada preferencia por las de este último.« Für die anderen Regionen Argentiniens stellt sie später (1964, 190) fest: »En el resto del país, particularmente en la zona de influencia de Buenos Aires, se prefieren las formas del pretérito. En la región central alternan las dos formas.« DONNI DE MIRANDE bestätigt für das argentinische Küstengebiet von Rosario den Befund VIDAL DE BATTINIS: »Existe inclinación por el pretérito simple« (1968, 157). NASJLETI (I 97 I) geht in seiner Monographie über den Tempusgebrauch in San Juan (Nordwestargentinien) auf das Problem des Präteritumschwunds nicht ein. Das Perfekt scheint sowohl in V- wie auch R-Funktion vorzukommen; denn er analysiert die Bedeutung von Ha leído muchos libros wie folgt (S. 92): »Sense 1 : >He has read many books (and has stopped reading)He has read many books so far (and is still reading)tenbo estado doente«, entäo refere-se a um lapso de tempo próximo, que se estende até ao momento presente.

Nach der Interpretation P A I V A B O L E O S wäre evtl. das Präteritum Vtypisch, das Perfekt R-typisch. Terminologisch ordnet er dem port. Perfekt die Begriffe 'durativ' und 'iterativ' zu: O que torna expressivo o perfeito composto portugués e lhe atribuí um lugar inconfundível e único no quadro das línguas romänicas é . . . a faculdade de poder exprimir a durajáo e a iteragäo sem qualquer expressáo adverbial (embota esta se lhe possa vir juntar). (1936, 8)

Damit ist - wie bei L O P E B L A N C H (vgl. 4 . 3 . 1 . ) - mit der 'Aspektbrille' gesehen, daß ein sprechzeitgerichtetes Ereignis kontinuierlich oder intermittierend ist, aber nicht punktuell. C A S T I L H O (1967) klassifiziert das port. Präteritum als 'passado estrito', das Perfekt als 'passado que se estende até ao presente' und gibt ihm folgende Bedeutungsbeschreibung: Dois säo os valores do perfeito portugués: ac^äo que dura no passado e aefäo que se repete no passado, estendendo-se em ambos casos até ao presente. (1967, 143)

43

Nach S T E N (1944) nimmt das Portugiesische mit seiner Präteritumpräferenz eine Sonderstellung innerhalb der romanischen Sprachen ein. Er gibt folgende Abgrenzungsregel : Nous sommes donc tentés de proposer la définition suivante: L e passé simple désigne une action passée bien déterminée, que cette action soit liée au présent ou non; pour l'action indéterminée nous avons deux temps, 1. sans relation avec le présent: l'imparfait. 2. avec rapport au présent: le passé composé. ( 5 2 Q

Das Kriterium 'action déterminée' ist V-interpretierbar, 'action indéterminée avec rapport au présent' ist R-interpretierbar. Die postum erschienene Arbeit von S T E N (1973) zum portugiesischen Tempusgebrauch läßt die gleiche Auffassung erkennen: A mon avis, ce qui est essentiel, c'est que le perfeito exprime le 'parfait' de façon vague, indéterminée, sans les contours nets du prétérit . . . Dans les cas concrets, ce "sens fondamental' peut se manifester par une nuance durative ou itérative . . . (1973, 240)

Für das brasilianische Portugiesisch stellt tumpräferenz fest:

THOMAS

(1969,

118)

Präteri-

It [i.e. das Präteritum] combines most of the uses of the past definite and those of the compound perfect in other languages.

Den Perfektgebrauch charakterisiert er durch folgende - außer d) Rinterpretierbare - Funktionsliste (S. 131£.) : The compound form is used: a) b) c) d)

Of a state begun in the past and continued up to the present. Of an action begun in the past and continued up to the present. Of an action repeated indefinitely, up to the present moment. In the expression tenbo dito.

Beispiele hierzu : a) Tern feito calor ültimamente. b) Voce tem estudado demais. c) Tenbo visto 0 Joäo sempre na rua.

Nach den Grammatikerangaben scheint es zulässig, einen Parallelismus zwischen k-sp. und port. Abgrenzungskriterien anzusetzen. Danach würde in beiden Sprachen Präteritum unter V-Kontext und Perfekt unter R-Kontext vorkommen. Eine Befragung portugiesischer Informanten mit den in Teil B für das Spanische untersuchten Testtexten modifiziert diesen Befund in einem Punkt : Das Perfekt kommt im Port, nur in affirmativem R-Kontext vor, nicht aber in negativem; im E-Sp. und K-Sp. steht aber in beiden Fällen Perfekt. So erschien portugiesischen Informanten im folgenden Testbeispiel (vgl. Test 4, S. 101) nur eine Verbalergänzung im Präteritum, z.B. chegaram, zulässig: X : Tem algum jornal Y:

Näo,

da tarde ?

senhor, ainda näo . . .

Perfekts etzung wurde hier und in analogen Fällen von den Informanten nicht akzeptiert. 44

5.

ZUSAMMENFASSUNG DER ABGRENZUNGSTHEORIE

Die im Teil A festgestellten Abgrenzungskriterien geben die notwendigen semantischen Bedingungen der Präteritum- und Perfektsetzung im Spanischen an. Diese Bedingungen bilden die Ausgangshypothesen der hier vorgelegten und im Teil B empirisch zu überprüfenden Abgrenzungstheorie. In Satzform lauten sie: H i : Das Präteritum steht im europäischen Spanisch nur dann, wenn ein Ereignis sprechzeitvorzeitig und nicht im Zusammenhang mit der Sprechsituation ist. Das Perfekt steht im europäischen Spanisch nur dann, H 2: wenn ein Ereignis sprechzeitvorzeitig und im Zusammenhang mit der Sprechsituation ist, oder H 3: wenn ein Ereignis sprechzeitgerichtet ist. H4: Das Präteritum steht im kolumbianischen Spanisch nur dann, wenn ein Ereignis sprechzeitvorzeitig ist. H 5: Das Perfekt steht im kolumbianischen Spanisch nur dann, wenn ein Ereignis sprechzeitgerichtet ist. Die zentralen theoretischen Terme der Abgrenzungstheorie, 'sprechzeitvorzeitig' ( = V-Faktor), 'Zusammenhang mit der Sprechsituation' ( = Z-Faktor) und 'sprechzeitgerichtet' ( = R-Faktor), wurden oben expliziert. V- und R-Faktor sind im Rahmen einer Zeitlogik formalisierbar und eindeutig empirisch interpretierbar. Für den Z-Faktor ergaben sich hingegen mehrere empirische Interpretationsmöglichkeiten; in der Formulierung bleibt offen, welche empirische Deutung als adäquat gilt. Ebenfalls offen bleibt, ob die Ausprägungen des Z-Faktors gemäß H i und H2 in dichotomer Opposition (Zneg vs. Z ^ J oder in partizipativer (Zncg vs. Zpos oder Zneuttal) stehen. Der Ausdruck 'im Zusammenhang' bei H2 kann gedeutet werden als 'positiver Zusammenhang' ( Z ^ ) oder 'nicht-negativer Zusammenhang' ( Z ^ oder Z neural ). Die Abgrenzungstheorie bietet also einen gewissen empirischen Spielraum; eine Festlegung ergibt sich aus der Hypothesenprüfung in Teil B. Der Gültigkeitsbereich der Theorie sind sprechzeitrelative Äußerungen des heutigen Spanisch mit den Merkmalen: objektsprachlich, direkt, nicht4S

komplex und registerneutral. Die Menge der Äußerungen, die diese Merkmale erfüllen, ist nicht begrenzt. Logisch gesehen, sind H i bis H5 Allsätze; sie beziehen sich, im Gegensatz zu Aussagen über ein Korpus, auf einen nicht endlichen Gegenstandsbereich. Allsätze sind nicht verifizierbar, sie können nur falsifiziert werden. Wegen dieser »Asymmetrie zwischen Verifikation und Falsifikation« (POPPER 1969, 15) wäre ein beleg- oder korpusorientiertes Stützen unserer Abgrenzungstheorie nur von heuristischem Wert: Der Schluß von einzelnen Verifikationsfällen auf die generelle Gültigkeit der Theorie ist logisch unzulässig. Es geht nicht darum, die Abgrenzungstheorie zu beweisen, sondern sie zu widerlegen. Mißlingt dies, können wir die Theorie als vorläufig bewährt akzeptieren.

46

B SYSTEMATISCHER TEIL

i. A L L G E M E I N E S ZUR HYPOTHESENPRÜFUNG

I . I . Falsifikationsansatz Die Hypothesenprüfung zielt nicht auf eine Verifikation von H i bis H 5 ab, sondern nur auf eine vorläufige Bewährung. Eine Hypothese gilt als bewährt, solange sie systematischen Falsifikationsversuchen standhält. Wie können wir nun H 1 bis H 5 falsifizieren ? Die logische Struktur dieser Hypothesen ist: A nur dann, wenn B bzw. B ist notwendige Bedingung von A . Die Wenn-Komponente von H 1 bis H 5 beinhaltet eine bestimmte semantische Interpretation sprachlicher Einheiten. Trifft diese Interpretation für eine spanische Äußerung zu, ist sie also wahr, so ist das in der DannKomponente genannte Tempus zulässig. Den semantischen Inhalt der Wenn-Komponente bezeichnen wir, je nach dem Tempus der Dann-Komponente als Perfekt- bzw. Präteritumbedingung; Perfekt- und Präteritumbedingung schließen sich gegenseitig aus. Die Aussage 'A nur dann, wenn B' ist falsch, wenn die Wenn-Komponente falsch und die Dann-Komponente wahr ist. H 1 bis H 5 werden also falsifiziert, falls Perfekt oder Präteritum auch unter anderen Bedingungen als den in der Wenn-Komponente angegebenen vorkommen. Für eine systematische Hypothesenprüfung empfiehlt es sich, die an und für sich nicht beschränkte Menge der Falsifikationskontexte einzuengen. Im Rahmen unserer Problemstellung liegt es nahe, diese abgrenzungsbezogen zu wählen: Wir prüfen, ob Präteritum unter Perfektbedingungen und Perfekt unter Präteritumbedingungen vorkommen. Tritt dies ein, ist die entsprechende Hypothese im Prinzip falsifiziert. Wir sagen im Prinzip; denn in der wissenschaftlichen Praxis wendet man den Falsifikationsansatz nicht radikal an. Eine bewährte Theorie wird wegen eines isolierten Falsifikationsbeispieles nicht preisgegeben. Erst wiederholte Beobachtung einer systematischen Abweichung des empirischen Befundes vom theoretisch erwarteten Resultat zwingt zur Modifikation oder Verwerfung der Theorie.

49

i.2. Empirische Basis Die in Teil A formulierte Abgrenzungstheorie ist eine empirische Theorie, d.h. den theoretischen Termen, wie 'Zusammenhang mit der Sprechsituation', 'sprechzeitgerichtet', usw., werden oberflächenstrukturelle und damit beobachtbare Eigenschaften spanischer Äußerungen zugeordnet. Solche Eigenschaften werden in sog. Beobachtungsaussagen oder Basissätzen formuliert. Wie gewinnt man nun Beobachtungsaussagen ? Das Problem ist nicht trivial; denn die Entscheidung, ob ein Basissatz mit einer Theorie übereinstimmt oder nicht, setzt voraus, daß dieser als gültig und zuverlässig akzeptiert wird. Die Linguistik hat, im Unterschied zu den empirischen Sozial-und Naturwissenschaften, keine Beobachtungstheorie entwickelt. Es herrscht eine handwerkliche Praxis, im wesentlichen werden als empirische Basis verwendet: - Beleg - Beispiel - Experiment Die linguistischen und forschungstechnischen Eigenschaften dieser Datentypen seien kurz erläutert. Zur Unterscheidung von Beleg gegenüber Beispiel und Experiment führen wir zwei Begriffspaare ein: kommunikativ vs. extrakommunikativ (nach U N G E H E U E R 1967) und Informantensprache vs. Korpussprache. In kommunikativen Äußerungen dient die Sprache im Sinne des BüHLERSchen Organonmodells ('einer - dem anderen - über die Dinge') als Werkzeug. Sprachliche Äußerungen ohne diese Gebrauchsfunktion heißen extrakommunikativ. Belegdaten beruhen auf kommunikativem Sprachgebrauch, zwischen dem Kommunikationsvollzug und der wissenschaftlichen Materialerhebung besteht kein Zusammenhang. Beispiel- und Experimentdaten hingegen sind extrakommunikativ gewonnen, sie werden zum Zweck externer Beobachtung konstruktiv erzeugt. Korpussprachen nennen wir Sprachen, deren Textmenge abgeschlossen ist, also historische Sprachen oder Sprachstufen. Sprachen mit der Möglichkeit weiterer Texterzeugung heißen Informantensprachen. Aussagen über Korpussprachen sind, zumindest im Prinzip, durch exhaustives Belegen verifizierbar. Eine extrakommunikative Datengewinnung ist hier nicht möglich. Gesetzesaussagen für Informantensprachen, wie H 1 bis H 5, können hingegen nicht verifiziert sondern nur falsifiziert werden; als empirische Basis sind kommunikative und extrakommunikative Äußerungen möglich. Beispiel- und Experimentäußerungen sind, wie gesagt, extrakommunikativ gewonnen. Sie werden problembezogen produziert, der Forscher ist nicht, wie beim Belegsammeln, abhängig von der vorhandenen Materialbasis. Die Daten können einheitlich und vergleichbar erhoben werden, die Einflußfaktoren sind manipulierbar. Beispiel und Experiment unterscheijo

den sich in der Technik der Datengewinnung und der theoretischen Bedeutung ihrer Ergebnisse. Das Beispiel ist in der Regel eine ad hoc erzeugte, isolierte extrakommunikative Äußerung. Das Experiment hingegen ist eine Forschungsanordnung zur systematischen Entdeckung oder Überprüfung von Variablenzusammenhängen. Die theoretische Bedeutung eines Beispiels - wie eines isolierten Belegs - liegt deshalb unter der von Experimentdaten. Als Datentyp nicht aufgeführt ist das sog. Korpus. Wir verstehen darunter eine problemspezifische Datensammlung oder Datei kommunikativer, in der Regel mündlicher Äußerungen. Der terminologische Gebrauch ist allerdings unscharf, Korpus wird auch synonym zu Datenbasis im allgemeinen Sinne verwendet. In der linguistischen Forschung sind, sieht man von der 'Querwissenschaft' Psycholinguistik ab, experimentelle Methoden zur Hypothesenprüfung wenig verbreitet. Strukturalistische Schulen arbeiten korpusbezogen, traditionelle und generative Grammatik beispielbezogen. Die Parallele zwischen traditioneller und generativer Grammatik kommt daher, daß beide, wenn auch auf verschiedener Formalisierungshöhe, linguistische Regeln als Allsätze verstehen. Diese - nicht verifizierbaren - Allsätze werden durch Beispiele bestätigt, oder durch Gegenbeispiele falsifiziert. Die Forschungsdiskussion bewegt sich im Rahmen der von S C H N E L L E (1970) beschriebenen 'Methode der Beispiele und Gegenbeispiele'. Die Wirksamkeit der 'Methode der Beispiele und Gegenbeispiele' beruht auf zwei Voraussetzungen: dem allkompetenten Forscher-Sprecher und der intersubjektiven Evidenz sprachlicher Intuition. Beides trifft nur zu, wenn linguistische Regeln sich beschränken, die syntaktische Wohlgeformtheit sprachlicher Ausdrücke zu beschreiben, also innerhalb eines systemlinguistischen Ansatzes. Das Abgrenzungsproblem stellt sich aber im wesentlichen nicht auf der Ebene des systemkorrekten, sondern kommunikativ korrekten Sprachverhalten. Hier sind Beispiel und Gegenbeispiel keine hinreichende Empirieverbindung und sprachliche Intuition keine zuverlässige Urteilsbasis. Die Bedingungen kommunikativer Sprachrichtigkeit müssen 'mühsamer' ermittelt werden: nicht durch schön konstruierte Beispielsätze, sondern durch planmäßiges Experimentieren. Der forschungstechnische Vorteil einer extrakommunikativen Datenbasis bringt eine methodische Schwierigkeit mit sich: Sind extrakommunikativ gewonnene Ergebnisse auf kommunikativen Sprachgebrauch übertragbar ? Die Abgrenzungstheorie bezieht sich nicht auf sprachliche Laborsituationen, sondern Lebenssituationen. Wirkt die in Beispiel und Experiment notwendige Reduktion der sprachlichen Wirklichkeit etwa deformierend ? Die Differenz zwischen extrakommunikativer und kommunikativer Sprachwirklichkeit - letzten Endes das Verhältnis Theorie-Praxis betreffend - läßt sich nicht aufheben. Wir setzen hier aber voraus, daß man sie bei der 5i

Tempussetzung, weil es sich hier um ein automatisiertes Regelverhalteti handelt, vernachlässigen kann. Der Problematik haben wir durch ein zweistufiges Vorgehen Rechnung getragen: Die Hypothesenformulierung im heuristischen Teil beruht auf kommunikativen Daten, zur Hypothesenprüfung werden extrakommunikative, hauptsächlich experimentelle, Daten benutzt. Die experimentelle Prüfung orientiert sich also an kommunikativer Praxis und ist damit auf ihre empirische Relevanz kontrollierbar. 1.3. Testkonstruktion Die zur Hypothesenprüfung notwendigen Daten werden durch Ergänzungstests mit Mikrotexten gewonnen. Technische Fragen des Testauf baus und der Testdurchführung sind S. 95fr. erläutert; es empfiehlt sich, diesen Abschnitt vorweg zu lesen. Das methodische Vorgehen sei an einem Testbeispiel zur Prüfung des VZ-Kriteriums gezeigt (vgl. Test 17, S. 113) Die folgenden Ergänzungstexte wurden jeweils zwei verschiedenen Gruppen e-sp. und k-sp. Versuchspersonen (Vpn) vorgelegt: B-Text

A-Text X: Y: X: Y:

¿ Esos zapatos son nuevos ? Sí. ¿Cuánto te ? 500 pesetas.*

¿ Esos zapatos son nuevos ? No, los tengo ya dos años. ¿ Cuánto te ? 500 pesetas.*

* Im K-Sp.: 300 pesos A-Text und B-Text sollen sich nur in einem untersuchungsrelevanten Merkmal unterscheiden, dem Z-Faktor. Der A-Text erfülle das Kriterium V Z ^ , der B-Text VZ neg . Dann gilt für das E-Sp. die Perfektbedingung H z bzw. die Präteritumbedingung H i ; für das K-Sp. gilt in beiden Texten wegen der Irrelevanz des Z-Faktors H4. Es ergibt sich folgender Falsifikationsansatz : E-Sp. Text Kriterium Hypothese VZp Hz A vz„ B Hi

Falsifikator Präteritum Perfekt

K-Sp. Hypothese H4 H4

Falsifikator Perfekt Perfekt

Ein Experiment ist eine vom Beobachter geschaffene und kontrollierte Situation, in der durch geeignete Faktorenvariation Bedingungszusammenhänge untersucht werden. Variiert wird die unabhängige Variable. Im vorliegenden Fall haben wir zwei zweistufige unabhängige Variablen, nämlich eine Herkunftsvariable (e-sp. vs. k-sp. Vpn) und eine Textvariable (Z^, vs. Z bzw. operationalisiert als Si vs. No, los tengo y a dos urns'). Die ab-

hängige Variable stellt die Tempussetzung der Vpn dar; wir untersuchen, in welcher Weise diese durch Variation der unabhängigen Variablen beeinflußt wird. Im Prinzip gilt die Ausgangshypothese falsifiziert, wenn die Falsifikationsspalte des Schemas besetzt ist - gleichgültig mit welcher Häufigkeit. Eine derart radikale Anwendung des Falsifikationsprinzips ist, wegen der in jedem Experiment gegebenen Fehlervarianz, problematisch. Unabhängig davon könnte es aber notwendig sein, die deterministische Fassung der Ausgangshypothese abzuschwächen in eine probabilistische. Dann genügt zur Falsifikation nicht, daß die Falsifikationsspalte besetzt ist. Es ist vielmehr zu prüfen, ob die Abweichungen von der erwarteten Tempussetzung innerhalb eines festgesetzten Toleranzbereiches liegen oder nicht. Nach GARVIN (1970, 9) besteht ein 'behavioural test' aus vier Teilen: (1) Original utterance (2) Testing Operation (3) Resulting utterance (4) Criterion for rightness Dem entspricht hier: (1) Testtext mit Ergänzungssatz (2) Ausfullen des Ergänzungssatzes durch die V p n ( j ) der durch Verbalphrase mit finitem Verb ergänzte Satz; unter (4) versteht GARVIN die Prüfung der Zuverlässigkeit und Gültigkeit des Testergebnisses. W i r fassen (1) und (2) sowie (3) und (4) zusammen, die damit verbundenen Probleme werden im folgenden am Testbeispiel erläutert.

1.3.1. Testtext Die sprachlichen Ergänzungsvorlagen der Vpn sind in der Regel Texte. Das Textprinzip folgt aus unserem Ansatz, die Tempussetzung in kommunikativen Situationen zu untersuchen. Die Textformulierung orientiert sich an der Form der in der Heuristik verwendeten Mikrotexte. Eine Kopie der Mikrotexte ist im Test allerdings nicht möglich: Die Mitteilung ist hier ausschließlich mit sprachlichen Mitteln zu semantisieren, in kommunikativen Texten hingegen determinieren außersprachliche Faktoren den Inhalt mit. Sprachpragmatisch formulieren die meisten Ergänzungstexte die Sprechsituation Frage-Antwort. Dieser Sprechakttyp ist einerseits, wie die Mikrotexte zeigen, empirienah, andererseits relativ leicht in einen Kurztext umsetzbar, weil für das Verständnis Vor- oder Hintergrundinformationen kaum erforderlich sind. Der FormulierungsVorgang sei idealtypisch für Test 17 veranschaulicht. 1. Schritt: Festlegung der Inhaltsstruktur Man konzipiert, z. B. in Anlehnung an einen Mikrotext, eine testgeeignete Inhaltsstruktur; für das Testbeispiel: X fragt Y nach dem Preis einer in der Vergangenheit gekauften Ware. Y antwortet. Sprechakt und Kaufakt stehen in einem/keinem Zusammenhang. 53

2. Schritt: Vorläufige Formulierung der Inhaltsstruktur Die Inhaltsstruktur kann sprachlich verschieden ausgedrückt werden. Wir wählen eine vorläufige Formulierung, wo der VZ-Faktor, entsprechend der Abgrenzungstheorie, durch ein Tempusmorphem repräsentiert ist: X : ¿Cuánto te han costado/costaron esos zapatos? Y : 500 pesetas. 3. Schritt: Testformulierung Im Testtext wird das Verballexem costar und das Tempusmorphem Perfekt bzw. Präteritum getilgt; die entsprechende Lücke ist von den Vpn auszufüllen. Der Testtext muß aber die gleiche Information wie der Volltext enthalten, um von den Vpn einheitlich und hypothesengemäß interpretiert zu werden. Die semantischen und morphologischen Merkmale der getilgten Textteile sind deshalb im Testtext durch andere linguistische Einheiten zu übernehmen und für die Vpn gewissermaßen vorzudeterminieren. Im einzelnen handelt es sich um folgende Informationen: a) morphosyntaktisch: Der Ergänzungsteil ist eine Verbalphrase mit finitem Verb. b) wortsemantisch:

Das Verballexem des Ergänzungsteils gehört zum Wortfeld »kosten«.

c) textsemantisch:

Der Testtext enthält die semantischen Faktoren VZ p o s bzw. V Zneg*

Im Testbeispiel ist der Ergänzungssatz syntaktisch so vorstrukturiert, daß eine nichtverbale Ergänzung ungrammatisch wäre. Die Antwort joo pesetas supponiert, daß die Frage auf den Preis abzielt. Der V-Faktor wäre in einer Testformulierung: X : ¿ Cuánto te Y : 500 pesetas.

estos zapatos ?

nicht impliziert; dieser Text ist auch präsentisch oder futurisch interpretierbar. Durch Addition der Eingangsfrage und Antwort: X : ¿ Esos zapatos son nuevos ? Y : Sí. / No, los tengo ya dos años. ist, zumindest innerhalb des hier vorausgesetzten Erfahrungshorizontes, eine V-Interpretation des Kaufaktes plausibel. Der Testtext unterscheidet sich ausdrucksseitig für A- und B-Gruppe nur im zweiten Satz. Entsprechend soll inhaltsseitig Z pos mit Z neg variieren. Diese Inhaltsvariation setzt voraus, daß der Z-Faktor im Text isolierbar ist, also in eindeutiger Beziehung zu einem sprachlichen Ausdruck steht. Der Formulierungsvorgang des Testtextes wurde, wie oben bemerkt, idealtypisch dargestellt. In der Forschungspraxis steht die definitive Testformulierung nicht am Anfang, sie wird mit Hilfe provisorisch formulierter Probetests schrittweise erarbeitet. S4

1.3.2. Testinterpretation Betrachten wir nun das Testergebnis auf S. i i j . In morphosyntaktischer und wortsemantischer Hinsicht interpretieren die Vpn den Testtext einheitlich. Die Tempussetzung ist im folgenden Tabellenauszug verdichtet wiedergegeben: E-Sp. K-Sp. A-Gruppe Perfekt 55% ^ .. . n. „ .. . ', Präteritum 100% /u Präteritum 44% B-Gruppe

Präteritum 81% Perfekt x9°/0

.. . Präteritum^"/,

Man erkennt, daß die Tempussetzung im K-Sp. H4 bestätigt: Der Z Faktor ist irrelevant, im V-Kontext steht kein Perfekt, sondern ausschließlich Präteritum. Für das E-Sp. hingegen stellen wir fest, daß entgegen H 2 in der A-Gruppe Präteritum vorkommt, und entgegen H i in der B-Gruppe Perfekt. Sind H i und H 2 damit falsifiziert? Das hängt von der Interpretation dieser Regeln ab. H 1 und H 2 wären im E-Sp. nicht falsifiziert, sofern man sie als prohabilistische Regeln auffaßt, im Sinne: H i und H 2 gelten in der Mehrzahl der Fälle. Diese Möglichkeit - auf das wissenschaftstheoretische Problem einer solchen Interpretation gehen wir in Kap. 5 näher ein - sei hier zunächst nicht weiter verfolgt. Interpretiert man H 1 und H 2 deterministisch, dann werden sie durch die Testdaten falsifiziert - sofern keine störenden Bedingungen vorliegen. Was bedeutet diese Einschränkung ? Theoretische Sätze beziehen sich auf 'reine Fälle', die in einer empirischen Versuchsanordnung nie vollständig realisierbar sind. Dies gilt vor allem in den Sozialwissenschaften, wo mit 'natürlichen Einheiten' ( H O L Z K A M P 1968) experimentiert wird: Hier setzen wir eine Norm-Versuchsperson als Konstante an, die sich testgerecht verhält, also auf eine vom Experimentator vorgegebene Reaktionsrolle reduziert. In Wirklichkeit bleibt die Versuchsperson auch in der Objektrolle ein Subjekt und kann in der Reaktion mehr zum Ausdruck bringen als die Versuchsanordnung vorsieht. Das Reaktionsverhalten der Vpn ist nur unbefriedigend kontrollierbar und geht als Störfaktor in das Testergebnis ein. Störfaktoren können auch in der Versuchsanordnung, hier also im Testtext, auftreten. Wie oben vermerkt muß die Beziehung zwischen Inhaltsund Ausdrucksseite bei der Variation des Z-Faktors eindeutig sein. Repräsentiert aber im Texttext Si genau Z ^ und No, los tengoya dos anos genau Z n c g ? Zwar zeigt die statistische Analyse, daß die Tempussetzung in der e-sp. A- und B-Gruppe signifikant verschieden ist, die Z-Variable beeinflußt also die Tempussetzung. Das stützt aber nur eine probabilistische Interpretation von H x und H 2, keine deterministische. Theoretische Terme sind bekanntlich nicht vollständig operationalisierbar, d. h. in Forschungsoperationen übersetzbar. Nehmen wir an, die Ope-

55

rationalisierung des Z-Faktors im Textbeispiel sei nicht genau. Wir können versuchen, den Testtext durch fortlaufende Faktorenvariation zu verbessern, z.B. indem wir Si im A-Text ersetzen durch Si, los acabo de comprar. Verglichen mit der ersten Testformulierung erhöht sich der Perfektanteil von 55% auf 79%, der Präteritumanteil sinkt von 44% auf 2 1 % (vgl. Test 18, S. 114). Im Rahmen des Testtextes operationalisiert also die Antwort Si, los acabo de comprar den Z pos -Faktor 'besser' als Si. Die Operationalisierung ließe sich sicher noch weiter verbessern. Was heißt aber 'verbessern'? Konsequent durchgeführt läuft unser Vorgehen darauf hinaus, durch ständig verfeinerte Eliminierung von Störvariablen den experimentellen Befund an die Gesetzesaussage anzugleichen. Epistemologisch gesehen handelt es sich nicht mehr darum, eine Übereinstimmung von Aussage und Sachverhalt festzustellen, sondern diese herzustellen. Der Geltungsbereich wissenschaftlicher Aussagen würde damit auf eine von Störvariablen gereinigte Versuchssituation eingeengt, wobei die praktische Relevanz, d. h. die Übertragbarkeit auf nicht-experimentelle Situationen, absinkt. Bezüglich der wissenschaftstheoretischen Problematik dieses 'Realisationsprinzips' in der experimentellen sozialwissenschaftlichen Forschung sei auf die Diskussion von HOLZKAMP ( 1 9 7 2 ) u n d A L B E R T / K E U T H ( 1 9 7 3 ) v e r w i e s e n .

Unsere Tests sind nicht auf Hypothesenbestätigung hin entwickelt, sie sollen die Abgrenzungshypothesen prüfen. Die Testtexte simulieren, möglichst angenähert, reale Kommunikationssituationen. Unter diesem Experimentansatz ist eine vollständige Faktorenkontrolle nicht möglich. Eine gewisse Fehlertoleranz ist deshalb in die Theorie mit einzubeziehen. Ihre Festsetzung hängt vom Untersuchungsziel ab. Wir vernachlässigen im Prinzip einen Falsifikationsanteil bei der Tempussetzung, der nicht signifikant von der Nullhypothese abweicht (vgl. 1.4.1.). Die Frage, ob das obige Testbeispiel H i und Hz falsifiziert, sei bis zur Auswertung einer breiteren Testbasis (vgl. Kap. 4) zurückgestellt. 1.4. Exkurs: Statistische Auswertung Nach H i bis H5 ist der Präteritum- und Perfektgebrauch im E-Sp. und K-Sp. durch diatopische und semantische Faktoren bedingt. Entsprechend wird im Testdesign die Tempussetzung als abhängige Variable betrachtet, die semantischen Eigenschaften des Testtextes und die Herkunft der Vpn als unabhängige Variable. Durch systematische Variation der unabhängigen Variablen prüfen wir deren Einfluß auf die abhängige Variable. Die Testergebnisse sind in zweierlei Hinsicht zu untersuchen: a) Besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Testvariablen? (Signifikanzprüfung) b) Welche Richtung und Stärke hat ein signifikanter Zusammenhang? (Korrelationsprüfung) J6

i.4.i. Signifikanzprüfung Hier ist festzustellen, ob ein Zusammenhang verschiedener Variablen zufällig oder signifikant ist. Wir postulieren zunächst einen zufälligen Zusammenhang, die sog. Nullhypothese, und prüfen, mit welcher Wahrscheinlichkeit P dieser Zufall eintritt. Die Nullhypothese wird verworfen, wenn der Wert von P ein bestimmtes Signifikanzniveau unterschreitet. Die Höhe des Signifikanzniveaus ist im Prinzip eine Frage der Festsetzung. Wir gehen von P = 0,03 als Sicherheitsgrenze aus, d.h. ein Zusammenhang gilt als signifikant, wenn die Wahrscheinlichkeit eines rein zufalligen Eintretens kleiner als 3 % ist. Die Signifikanzprüfung besteht in einem Vergleich der empirisch beobachteten Daten mit einer theoretisch konstruierten Verteilung, die der Nullhypothese entspricht. Das Verfahren sei am hier verwendeten Chi-Quadrat-Test erläutert. In der folgenden Tabelle steht in Spalte 1 und 2 das empirische Ergebnis von Test 17A; in Spalte 3 setzen wir als theoretische Verteilung die durch Summierung von 1 und 2 gewonnenen Werte an.

Präteritum Perfekt Varia

1 SPANIEN

2 KOLUMBIEN

41 51 1

34

44-i% 51-8% 1.1%

97-i% —

1

2.8%

3 Theoretische Verteilung 58.6% 75 59-8% 5i 2 1.6% Hi

93 35 Gilt die Nullhypothese, so sind die Prozentwerte von 3 entsprechend in den Stichproben von 1 und 2 zu erwarten, die theoretische Verteilung im E-Sp. und K-Sp. wäre also wie folgt: SPANIEN KOLUMBIEN Präteritum 54-49 20.51 Perfekt 37.02 13.93 Varia 1.49 0.56 93

35

Im Chi-Quadrat-Test wird die empirisch beobachtete mit der theoretisch zu erwartenden Verteilung verglichen. Die Formel lautet:

- 2j

(bj - ej)* Cj

wobei bj die Beobachtungswerte und ej die Erwartungswerte sind. Treten Erwartungswerte von 2 < ej < 5 auf, oder ist die Stichprobengröße klein (etwa zwischen 20 und 60), empfiehlt es sich, die Formel mit einer Kontinuitätskorrektur zu versehen: (lbj-ejl-o.5)» , x X2 Bei Erwartungswerten < 2 (z.B. die varia-Klasse in Test 17A) sind die entsprechenden Beobachtungswerte mit denen einer anderen - möglichst inhaltlich ähnlichen Kategorie zusammenzufassen. 57

Für Test 17A errechnet sich der Chi-Quadrat-Wert wie folgt: SPANIEN bj ej

Ibj—ej|—0.5

flbj-ejl-0.5)2

KOLUMBIEN (Ibj-ejl-o.;) 2

bj ej

e

Präteritum Perfekt + varia

41 54.49 52 38.51

12.99 12.99

168.74 168.74

J 3.0967 8i 4-3 7

93 s

34 20.51 1 *4-49

(Ibj-ejl-o.;)' e J 8.2272 11.6453

35 6

X = 3-°9 7 + 4.3^17 + 8.2272 + 11.6453 = 27.3509 df 1 Die dem yf zugeordneten Wahrscheinlichkeitswerte sind in den einschlägigen statistischen Handbüchern tabelliert. Bei der Bestimmung des Signifikanzniveaus des y* ist auch die Größe der Tabelle zu berücksichtigen; die sog. Anzahl der Freiheitswerte (df = degree of freedom) wird nach folgender Formel errechnet: df = (Anzahl der Zeilen — 1) x (Anzahl der Spalten — 1) Die obige Tabelle besteht aus zwei Zeilen (Präteritum, Perfekt + varia) und Zwei Spalten (Spanien, Kolumbien), die Anzahl der Freiheitswerte beträgt also: df = (2 — 1) x (2 — 1) = Für x a = 10.83 df 1 beträgt die Wahrscheinlichkeit P eines zufalligen Vorkommens 0.001. Die Wahrscheinlichkeit, daß in Test 17A die e-sp. und k-sp. Tempusverteilung Stichproben derselben Grundgesamtheit sind, ihre Abweichung also rein zufällig, ist kleiner als 0 . 1 % . Nach dem von uns gesetzten Signifikanzniveau besteht zwischen der e-sp. und k-sp. Tempusverteilung ein signifikanter (negativer) Zusammenhang. (Wegen des Rundungsfehlers bei der Errechnung des yj* ist es nicht sinnvoll, den dem yf = 27.3509 entsprechenden P-Wert exakt anzugeben.) E i n statistisch signifikantes Ergebnis ist nicht gleich2usetzen mit einem theoretisch signifikanten. E s ist - im Rahmen unserer Problemstellung dessen notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzung. D i e Signifikanzprüfung dient als Hypothesenfilter, sie zeigt, ob gewisse Daten eine Hypothese stützen können oder nicht.

1.4.2. Korrelationsprüfung Maßzahlen für den Zusammenhang zweier Variablen lassen sich mit zahlreichen statistischen Verfahren errechnen, der Einsatz ist abhängig v o n der Charakteristik des Datenmaterials. In unseren Tests handelt es sich um eine Verteilung nominalskalierter Variablen, d.h. zwischen den Ausprägungen der Variablen besteht weder eine Ordnungsrelation noch eine quantitative Beziehung. D i e hierfür anwendbaren Korrelationsverfahren, z. B. der K o n tingenzkoeffizient C , sind nur beschränkt aussagefähig, wir haben deshalb auf eine Berechnung verzichtet. Der Kontingenzkoeffizient nimmt Werte zwischen o und 1 an und wird nach folgender Formel berechnet: J8

•f.

Chi-Quadrat Chi-Quadrat + Stichptobengröße

Setzen wir die Werte von Test 17A ein, ergibt sich: c = V • \l

/

— ^ +' 128.0 27-3509

= 0.4195

Das Ergebnis zeigt einen beträchtlichen statistischen Zusammenhang zwischen Herkunft der Vpn (Spanien oder Kolumbien) und Tempussetzung (Präteritum oder Perfekt).

59

2. D A S

K O M P A T I B I L I T Ä T S P R O B L E M

Z E I T I N D I K A T O R

-

P R Ä T E R I T U M / P E R F E K T

In der traditionellen Grammatik klassifiziert man als Zeitadverbien sprachliche Einheiten, die eine Zeitrelation, eine Zeitdauer oder beides ausdrücken. Die Mischkonstruktion aus Relations- und Durationskomponente nennen wir Zeitindikator; es handelt sich um temporal-deiktische Ausdrücke wie hoy, hace poco, ayer, mañana. Seit dem 16. Jh. wird das Abgrenzungsproblem von den Grammatikern vorzugsweise am Beispiel der Kompatibilität von Präteritum und Perfekt mit Zeitindikatoren demonstriert (vgl. Teil C). Moderne Untersuchungsmethoden bleiben bei diesem traditionellen, aber leicht formalisierbaren Vorgehen. Der Königsweg strukturalistischer Tempusanalyse ist die VerbZeitadverb-Beziehung; für das Französische vorbildlich behandelt von KLUM (1961), für das Spanische von ALARCOS LLORACH (1947). Die genera-

tive Theorie benutzt den gleichen Lösungsansatz, sofern eine selbständige syntaktische Komponente angesetzt wird. Für GALLAGHER (1970, 220) ist die Tempussetzung ein Determinatum des Zeitadverbs: Tense does not exist as a separate grammatical entity. Adverbs of time predict the tense of verbs.

Die von WUNDERLICH (1970, 33) im generativen Rahmen für das Deutsche formulierten Thesen sind auf das Spanische übertragbar: [a] Mit jeder deiktisch zu verwendenden Zeitbestimmung ist eine Kookkurrenzbedingung für das Tempusmorphem gegeben. [b] Deshalb kann in einem Satz entweder nur das Tempusmorphem oder eine deiktisch zu verwendende Zeitbestimmung frei gewählt werden. Aus der Wahl der letzteren folgt automatisch ein bestimmtes Tempusmorphem (bzw. eine Klasse möglicher Tempusmorpheme). [c] Jedes Tempusmorphem wird (transformationell) entweder aus einem syntaktischen Merkmal der Kategorie 'Satz' oder aus einem syntaktischen Merkmal einer Zeitbestimmung abgeleitet.

Hypothese [c] ist formulierungstechnischer Art (nach KIPARSKY 1968), [a] und [b] treffen eine empirisch überprüfbare Aussage: Tempora und Zeitindikatoren kombinieren nach bestimmten Kompatibilitätsregeln. Kompatibilitätsregeln können positiv oder negativ formuliert werden, nämlich im Sinne: 60

a) ein Zeitindikator ist hinreichende Bedingung für das Vorkommen eines Tempus oder b) ein Zeitindikator ist hinreichende Bedingung für das Nichtvorkommen eines Tempus. Wir ziehen die Fassung b) vor und bezeichnen Indikatoren, je nachdem ob sie nicht mit Präteritum oder Perfekt kombinieren, als präteritum- bzw. perfektinkompatibel; Indikatoren, die mit beiden Tempora kombinieren, heißen abgrenzungsirrelevant. Eine Abgrenzungstheorie, aus der sich deterministische Kompatibilitätsregeln ableiten lassen, ist leicht falsifizierbar: Im Prinzip genügt es, bei postulierter Präteritum- oder Perfektinkompatibilität eines Zeitindikators, ein entsprechendes Gegenbeispiel zu bringen. Die Darstellung des Abgrenzungsproblems in der traditionellen Grammatik geht, wie gesagt, von Kompatibilitätsregeln aus und erfüllt damit die notwendige Bedingung empirischer Aussagen: die Falsifizierbarkeit. Aus unserer Abgrenzungstheorie lassen sich Kompatibilitätsregeln ableiten, sofern man Zeitindikatoren als adäquate Operationalisierung der Wenn-Komponente der Hypothesen auffaßt. Wird z.B. die Wenn-Komponente von H i und H 2 durch ayer vs. hoy oder hace un mes vs. hace poco operationalisiert, dann ist hypothesengemäß Perfekt- bzw. Präterituminkompatibilität zu erwarten. Die Operationalisierung der Wenn-Komponente der Hypothesen durch Zeitindikatoren bietet sich für die Tests an: einmal wegen der technischen Einfachheit der Faktorenvariation, zum anderen können wir gleichzeitig die auf Kompatibilitätsregeln beruhenden Abgrenzungstheorien überprüfen. Im folgenden klassifizieren wir zunächst den Bereich der Zeitindikatoren, mit der gewonnenen Einteilung lassen sich dann die Kompatibilitätsregeln der traditionellen Grammatik präzis formulieren.

2.1. Klassifikation der Zeitindikatoren Eine zeitlogisch semantische Analyse von Zeitindikatoren geben B A R T S C H (1972, 1 1 9 - 2 1 und 201 f.) und W U N D E R L I C H (1970, i8jfF. und J09f.). Für unsere Fragestellung genügt eine problemorientierte Klassifikation nach der zeitrelationalen Beziehung von Indikatorzeit zu Sprechzeit und Sprechtag. Nach der deiktischen Basis unterscheiden wir sprechzeitrelative und textzeitrelative Indikatoren. Erstere beziehen sich zeitrelational auf die Sprechsituation, letztere auf eine sprechzeitvorzeitige oder -nachzeitige Textsituation. Im folgenden sind Indikatoren stets als sprechzeitrelativ zu interpretieren; die Präteritum- und Perfektsetzung unter der Sonderbedin61

Schema: Klassifikation der Zeitindikatoren. ZEITINDIKATOR

sprechtagsintern

sprechtagsüberlappend

sprechtagsintern

sprechtagsvorzeitig

sprechtagsintern

Sprechtag

abora mimo* boa poco

hace tat mes hace maño

cita mañana

ayer Ja semana pasada

I

boy

sprechtagsinklusiv

Sprechtags-

,eH

1

este mes este año

' hier als sprechzeitvorzeitig zu interpretieren

gung einer 'verschobenen* deiktischen Basis wird in unserer Problemstellung nicht behandelt. Nach der Relationskomponente sind Indikatoren sprechzeitvorzeitig, -inklusiv oder -nachzeitig, z. B. ayer, hoy, mañana. Die Durationskomponente gibt entweder den Abstand zwischen Sprechzeit und Ereigniszeit an oder die Intervallgrenzen, innerhalb deren das Ereignis stattfindet; man vergleiche hace un día vs. ayer, hace un mes vs. el mes pasado. Im ersten Fall sprechen wir von Distanzindikator, im zweiten von Epochenindikator. Es empfiehlt sich, im Hinblick auf die ältere Literatur zum Abgrenzungsproblem, Zeitindikatoren, die nur den Sprechtag oder einen Sprechtagsteil bezeichnen, eigens zu kategorisieren; z.B. hoy, esta mañana, hace poco. Wir nennen sie sprechtagsintern, nicht sprechtagsinterne Indikatoren heißen sprechtagsextern. Epochenindikatoren eines Sprechtagteils, z.B. esta mañana, nehmen zeitlogisch eine Sonderstellung ein; je nach Kontext und Sprechsituation sind sie sprechzeitvorzeitig, -inklusiv oder -nachzeitig interpretierbar. Sprechtagsexterne Epochenindikatoren lassen sich als sprechtagsvorzeitig, -inklusiv oder -nachzeitig klassifizieren, z. B. ayer, este mes, mañana. Bei Distanzindikatoren geht das Distanzintervall von der Sprechzeit - und damit vom Sprechtag - aus; sie sind sprechtagsintern oder sprechtagsüberlappend, etwa in hace poco vs. hace un mes. Mitunter ist es zweckmäßig, sprechtagsinterne und -inklusive Indikatoren zusammenzufassen, wir bezeichnen sie dann 'sprechtagsbezogen'. Das Klassifikationsschema differenziert nicht die Distanzindikatoren ahora mismo vs. hace poco und hace un mes vs. hace un año sowie die Epochen61

indikatoren ayer vs. la semana pasada und esternesvs. este ano. Durch Einführung eines quantitativen oder komparativen Distan2faktors zwischen Sprechzeit und Ereigniszeit wäre eine tiefere Kategorisierung möglich. Einen entsprechenden Formalisierungsvorschlag macht WUNDERLICH (1970, 189). 2.2. Kompatibilitätsregeln Die Kompatibilitätsregeln zwischen Zeitindikator und Präteritum/Perfekt sind im Schema S. 64 zusammengefaßt; berücksichtigt werden die Kriterien der traditionellen Grammatik und der wichtigsten neueren Autoren. Im Kastenschema werden die Zeitindikatoren nach abgrenzungsrelevanten Gesichtspunkten klassifiziert. Darunter sind die Kompatibilitätsbeziehungen angegeben: Die zu den Kästchen parallelen Strecken markieren den Indikatortyp, mit dem Perfekt oder Präteritum inkompatibel sind. Gestrichelte Strecken bedeuten hypothetische Interpretation.

Die Kompatibilitätsbeziehungen gelten nur bei V-Kontext. Dieser ist bei sprechzeitvorzeitigem Indikator impliziert; bei sprechzeitinklusivem Indikator kann das Ereignis vor- oder nachzeitig zum Sprechakt sein, bzw. sprechzeitgerichtet, die V-Interpretation ist hier durch Kontext zu leisten. (Im folgenden wird stets von V-Kontext ausgegangen.) 2.2.1. Klassische Abgrenzungstheorie Die Abgrenzungstheorie der traditionellen Grammatik läßt sich, wie bemerkt, auf Kompatibilitätsbeziehungen zwischen Tempus und Zeitindikator zurückführen. Die spanische Grammatikertradition bietet allerdings, im Gegensatz zur französischen, kein Beispiel einer lückenlosen Behandlung des Kompatiblitätsproblems (vgl. Teil C). Die folgende Darstellung ist deshalb idealtypisch zu verstehen. Das D-Kriterium ermöglicht an sich keine abgrenzungsrelevante Klassifikation der Zeitindikatoren. Es erlaubt die Feststellung, daß sprechtagsinterne Indikatoren sprechzeitnäher sind als sprechtagsexterne. Ob die Sprechzeitnähe hinreichend für die Perfektsetzung ist oder ausschließend für die Präteritumsetzung, kann streng genommen innerhalb dieser Theorie nicht entschieden werden. Im Schema ist deshalb durch die Markierung xxx und zzz lediglich die verschiedene Sprechzeitdistanz der Zeitindikatoren dargestellt, wobei xxx sprechzeitnäher als zzz ist. Das T-Kriterium operationalisiert die unbestimmten Distanzbegriffe 'sprechzeitnah' und 'sprechzeitfern' als sprechtagsintern und sprechtagsextern. Entsprechend werden sprechtagsinterne Zeitindikatoren als präterituminkompatibel gewertet, sprechtagsexterne (also Sprechtagsvorzeitigkeit, -inklusion und -Überlappung) als perfektinkompatibel.

63

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TEST 12 Spanien X : Pareces muy cansado. Y: Es que hoy . . . toda la tarde de baile. Nr. I 2

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28.3

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75.86

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T E S T 18 Spanien X: Y: X: Y: Nr.

¿ Esos zapatos son nuevos ? Sí, los acabo de comprar. ¿Cuánto te . . . ? Mil pesetas*.

Verbum S

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Präteritum M

Perfekt S

M

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10

18

29

74

Teilsummen :

10 25.6

18 19.6

29

74 80.4

Summe:

74-4

28

10}

21.37 2

X = o.10 df i (P >

78.65

100.00

Total 131

50%)

*Der Test wurde 1974 durchgeführt; im Vergleich zum Test 17 aus dem fahr 1970 wurde die Preisangabe angepaßt.

114

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