Private und dienstliche Schriften: Band 6: Geschäftsführender Kriegsminister und Ratgeber im Hintergrund (Preußen 1809-1811) 9783412215088, 9783412207991


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Private und dienstliche Schriften: Band 6: Geschäftsführender Kriegsminister und Ratgeber im Hintergrund (Preußen 1809-1811)
 9783412215088, 9783412207991

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Im Getümmel der Schlacht von Großgörschen (2. Mai 1813) erblickt der tödlich ­verwundete Scharnhorst die Siegesgöttin. Relief vom Grabdenkmal Scharnhorsts auf dem Invalidenfriedhof in Berlin. Der Fries mit seinen Lebensstationen wurde nach Entwürfen Karl Friedrich Schinkels (1781–1841) von Christian Friedrich Tieck (1776–1851) ausgeführt und 1833 vollendet.

Gerhard von Scharnhorst Private und dienstliche Schriften Band 6

Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz Herausgegeben von Jürgen Kloosterhuis und Dieter Heckmann Band 52,6

Gerhard von Scharnhorst Private und dienstliche Schriften Band 6 Geschäftsführender Kriegsminister und Ratgeber im Hintergrund (Preußen 1809 – 1811)

Herausgegeben von

Johannes Kunisch in Verbindung mit

Michael Sikora Bearbeitet von

Tilman Stieve

2012 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Die Drucklegung wurde durch Mittel der Dr. Helmuth Leusch-Stiftung ermöglicht.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2012 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Wien Köln Weimar Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Satz: Punkt für Punkt GmbH, Düsseldorf Druck und Bindung: Strauss GmbH, Mörlenbach Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-412-20799-1

Inhalt Vorwort ...................................................................................................... VII Einführende Bemerkungen ...................................................................... IX Abkürzungen und Siglen .......................................................................... XIII Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur .............................. XVII I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge ...... 2. Nicht genau datierbare Stücke ......................................................

1 141

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–Juni 1810) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge ...... 2. Die Untersuchung der Kriegsereignisse von 1806 ...................... 3. Reglements-, Konskriptions- und Beförderungsfragen ............. 4. Verschiedene nicht genau datierbare Stücke ................................

149 458 477 514

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge ...... 2. Nicht genau datierbare Stücke ......................................................

525 769

Anhang 1: Lebensläufe .............................................................................. Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe ..................... Anhang 3: Thematischer Wegweiser zu den Stücken .............................

808 825 842

Personen- und Formationsindex .............................................................

845

Ortsindex ...................................................................................................

867

Stückeverzeichnis ......................................................................................

875

Vorwort Die auf sieben Bände angelegte Edition will erstmals den gesamten handschriftlichen Nachlass des Heeresreformers Gerhard von Scharnhorst (1755– 1813) der historischen Forschung und darüber hinaus einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Sein Name ist mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Preußen verbunden, deren Aussetzung zu den viel diskutierten Themen der Gegenwart gehört. Scharnhorsts Konzepte reichen aber weiter und umfassen unter anderem die Neugestaltung der Offiziersausbildung, die Überwindung des Adelsprivilegs im Offizierkorps und die Professionalisierung des Generalstabs. In der Konfrontation mit dem revolutionären Frankreich verfolgte er im Einklang mit den Stein-Hardenbergschen Reformen das Ziel, das teilweise noch aus friderizianischer Zeit stammende Staatsund Gesellschaftssystem gegen zahlreiche Widerstände zu modernisieren. Der sechste Band dokumentiert Scharnhorsts Tätigkeit während der krisenhaften Zeit nach der Niederlage Österreichs im Feldzug von 1809. Angesichts der Sparzwänge und des wachsenden Drucks Napoleons auf Preußen war Scharnhorst gezwungen, seinen Austritt aus dem Staatsministerium zu erklären. Er leitete aber im Geheimen die Reorganisation und Ausrüstung der Armee als Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps weiter und versuchte in seinen zahlreichen Denkschriften, die preußische Politik gegen die Angriffspläne Napoleons mitzugestalten. Die Edition hätte auch dieses Mal nicht weitergeführt werden können, wenn sich nicht die Gerda Henkel Stiftung ein weiteres Mal bereiterklärt hätte, dieses Projekt zu fördern. Alle der an diesem Unternehmen Beteiligten können nur mit Respekt und Dankbarkeit konstatieren, dass hier etwas für die gegenwärtige Wissenschaftslandschaft Erstaunliches ermöglicht worden ist. Denn in Buchform vorgelegte Editionen – sie mögen noch so gründlich recherchiert und sorgfältig kommentiert sein – erscheinen ja in keiner Weise mehr zeitgemäß. Herausgeber und Bearbeiter danken also der Gerda Henkel Stiftung für die erneute Förderung ihres Vorhabens und eine rühmenswert unbürokratische und reibungslose Zusammenarbeit. Herrn Dr. Tilman Stieve, dem Bearbeiter der Texte, gebührt für seine Beharrlichkeit und Ausdauer erneut der herzliche Dank des Herausgebers. Ihm zur Seite stand Herr Privatdozent Dr. Michael Sikora, der das Editionsvorhaben seit dessen Beginn mit seiner Sachkompetenz begleitet hat. Den Abschlussband der Gesamtedition hoffen alle Beteiligten im nächsten Jahr vorlegen zu können. Köln, im Januar 2012

Johannes Kunisch

Einführende Bemerkungen Der vorliegende sechste Band der Edition der handschriftlichen Dokumente Gerhard von Scharnhorsts erschließt die Periode von Anfang August 1809 bis Ende Februar 1811. Wie bereits die zwei Jahre davor war diese Zeit für Preußen durch Krisen und äußere Bedrohungen gekennzeichnet. Die Niederlage Österreichs bei Wagram (5. und 6. Juli 1809) festigte nicht nur Napoleons Vormacht auf dem europäischen Kontinent, sondern legte auch das Risiko bloß, das Preußen mit seiner Neutralitätspolitik eingegangen war. Es hatte zwar nicht am Krieg gegen Frankreich teilgenommen, aber doch Vorbereitungen getroffen und zeitweilig die Zahlung der nach dem Frieden von Tilsit festgelegten Kontribution eingestellt. Dies bestärkte Napoleons Mißtrauen, und nun war Preußen ihm praktisch ausgeliefert. König Friedrich Wilhelm III. und seine Regierung sahen sich im Dezember genötigt, als Zeichen ihres guten Willens in das von den französischen Festungen Stettin, Küstrin und Magdeburg umgebene Berlin zurückzukehren. Gleichzeitig schritt die Expansion Frankreichs weiter voran: Nachdem im Frieden von Schönbrunn (14. Oktober 1809) weitere Teile Österreichs an Frankreich und das Großherzogtum Warschau gefallen waren, annektierte Frankreich im Verlauf des Jahres 1810, auch auf Kosten von Napoleons Brüdern Louis und Jérôme, das Königreich Holland, das Wallis sowie Nordwestdeutschland bis zur Travemündung. Daß Napoleon trotz des kräftezehrenden Krieges auf der Iberischen Halbinsel ab Ende 1810 immer deutlicher seine Armee in Norddeutschland verstärkte, mußte umso mehr beunruhigen, als alle noch verbliebenen und angrenzenden Mächte – Rußland, Schweden, DänemarkNorwegen und Preußen – zumindestens nominell seine Verbündeten waren. In dieser bedrohlichen außenpolitischen Lage geriet die Regierung Preußens zudem in eine innere Krise. Die Wiederaufnahme der Kontributionszahlungen brachte den Staat finanziell an den Rand seiner bislang genutzten Ressourcen, so daß das Ministerium unter der Leitung von Alexander Graf zu Dohna und dem Freiherrn von Altenstein bereits über die Möglichkeit nachdachte, Napoleons Forderungen durch Gebietsabtretungen in Schlesien zu befriedigen. Das wiederum kostete die Minister das Vertrauen des Königs, und Hardenberg nutzte die sich bietende Gelegenheit, um Anfang Juni 1810 den Sturz des Ministeriums herbeizuführen und mit dem neuen Titel Staatskanzler an die Spitze der Regierung zu treten. In der Endphase des Ministeriums Dohna-Altenstein zeigte sich auch, daß der Reformprozeß ins Stocken geraten war. Die von Scharnhorst geforderte allgemeine Wehrpflicht fand keine Mehrheit und die Steinschen Pläne zu einem Staatsrat wurden weitgehend zurückgenommen (die ersatzweise eingeführten Ministerkonferenzen wurden bald hinfällig, da Hardenberg als Staatskanzler das Ministerium autoritär leitete).

X

Einführende Bemerkungen

Scharnhorst, der als Chef des Allgemeinen Kriegsdepartements das Kriegsministerium im Ministerium Dohna-Altenstein vertrat, nahm damals an vielen wichtigen Sitzungen der Minister teil und versuchte bei den geheimen, auch von persönlichen Animositäten gefärbten Verhandlungen vergeblich, zwischen dem Ministerium, dem König und dem „dritten Mann“ Hardenberg zu vermitteln. Er selbst geriet als einer der führenden Exponenten eines antifranzösischen Kurses auch in der Öffentlichkeit zunehmend unter Beschuß und bot dem König zur Vermeidung weiteren politischen Schadens seinen Rücktritt an. Wie die Briefe an seinen Freund Friedrich von der Decken Ende 1809 zeigen, dachte er ernsthaft daran, nach England auszuwandern, aber es kam anders. Scharnhorst trat zwar gleichzeitig mit den meisten Ministern Anfang Juni 1810 zurück, doch nur scheinbar. Als besonderer Vertrauter des Königs und des Staatskanzlers erhielt er den Auftrag, die Leitung der Armee hinter den Kulissen in Zusammenarbeit mit seinem offiziellen Nachfolger Albrecht von Hake weiterzuführen. Hake war zuvor schon an die Spitze der zweiten Abteilung des Kriegsministeriums, des Militärökonomiedepartements, getreten, nachdem der schwelende Konflikt Scharnhorsts mit Hakes Vorgänger Graf Lottum Anfang 1810 durch Lottums Rücktritt ein Ende gefunden hatte. Auch gegenüber der Öffentlichkeit und dem Ausland war der Rücktritt kein vollständiger; Scharnhorst blieb Chef des Generalstabs und leitete weiter die preußischen Rüstungsbetriebe, dazu übertrug ihm der König die Posten als Chef des Ingenieurkorps und Inspekteur der Festungen. Scharnhorst wurde auch zu vielen anderen Aufgaben herangezogen, etwa zum Aufbau der neuen militärischen Bildungsanstalten und zur Abfassung der neuen Exerzierreglemente. Von seinen alten Mitarbeitern verblieben im wesentlichen Boyen, der die Verbindung zum König besorgte, und Rauch, da Gneisenau und Grolman verabschiedet worden waren und Graf Götzen krankheitsbedingt aus dem aktiven Dienst trat. Dafür spielte nun der junge Carl von Clausewitz eine zunehmend wichtige Rolle als Scharnhorsts Vertrauter und Leiter seines Büros. Wie schon der fünfte Band verdeutlicht auch der vorliegende, auf wie viele Bereiche sich Scharnhorsts amtliche Tätigkeit erstreckte. Fragen der großen Politik, der Strategie und Haushaltsführung gingen genauso über seinen Schreibtisch wie Pensionsgesuche von Unteroffizieren, Anordnungen zur Tragweise von Medaillen und Untersuchungen über die Form und Anbringung kleiner Gewehrschrauben. Wie bereits zuvor konnten viele der durch den Brand des Heeresarchivs 1945 in die Überlieferung des Kriegsministeriums gerissenen Lücken mit Hilfe der Archive der anderen Ministerien sowie der für die Editionsprojekte Karl Linnebachs, Rudolf Vaupels und Gerhard Oestreichs angefertigten Abschriften geschlossen werden. Die Anzahl der in diesem Band edierten Dokumente übersteigt dabei noch die des fünften (der ebenfalls 19 Monate abdeckt), weshalb auch hier ein thematischer Wegweiser als dritter Anhang beigefügt wird. Bedeutsame Sachkomplexe in der Zeit von August 1809 bis Februar 1811 bildeten u. a. der Abschluß der Reorganisation der Militärjustiz, die Reform des militärischen Bildungswesens, insbesondere die Eröffnung der Allge-

Einführende Bemerkungen

XI

meinen Kriegsschule, und die Neuformierung des Ingenieurkorps, diese vor allem nachdem Scharnhorst zu seinem Chef ernannt worden war. Verbesserte Taktiken und neue Organisationsstrukturen wurden im Manöver erprobt, die Erfahrungen flossen in neue Instruktionen und Exerzierreglemente ein und auch der Garnisondienst wurde stärker als zuvor auf die Anforderungen eines künftigen Kriegseinsatzes ausgerichtet. Daneben beschäftigte Scharnhorst die amtliche Untersuchung des Rückzugs des Blücherschen Korps nach Lübeck, an dem er 1806 als Stabschef teilgenommen hatte, noch bis in die erste Jahreshälfte 1810. Sehr viel Raum nehmen über die hier behandelten 19 Monate Fragen der „toten Streitmittel“ ein. Angesichts der schlechten Erfahrungen bei Versuchen, Rüstungsgüter aus dem Ausland zu importieren, konzentrierten sich Scharnhorst und seine Mitarbeiter in Kooperation mit der Bergwerks- und Hüttenverwaltung auf den Ausbau der einheimischen Betriebe, insbesondere der staatlichen. Neben den bereits länger behandelten Fragen der Geschütz- und Gewehrproduktion erforderte nun die Gewinnung des für die Herstellung von Schießpulver essentiellen Salpeters erhöhte Aufmerksamkeit. Angesichts der angespannten Finanzlage überrascht es nicht, daß es vielfach darum ging, die knappen Mittel möglichst effizient einzusetzen. So legte im Herbst 1809 eine spezielle Kommission den Geschütz- und Munitionsbedarf der Festungen fest, um eine entsprechende Umverteilung unter ihnen ins Werk zu setzen, und Scharnhorst schrieb Denkschriften über den sparsamen Pulververbrauch oder den Einsatz von Piken bei der Infanterie nieder. Auch die Konstruktion neuer Festungslafetten basierte zum Teil auf Kosten- und Effizienzerwägungen. Daneben befaßte sich Scharnhorst mit einer Vielzahl von Detailverbesserungen und Projekten, die zum Teil aufwendige Versuche erforderten, wie besonders die Erprobung eines russischen Geschützgußverfahrens 1810/11. Neben Vorhaben, die auf eine kurzfristige Wirkung angelegt waren, beschäftigte er sich aber auch mit Projekten, die erst in der ferneren Zukunft einen Ertrag versprachen, so etwa mit den von Major von Blumenstein konstruierten gezogenen Geschützen. Schon bald nach dem Frieden von Tilsit hatten die Heeresreformer ihre besondere Aufmerksamkeit auf Schlesien gerichtet: hier befanden sich vier der acht von Preußen unterhaltenen Festungen und die meisten neuen Rüstungsbetriebe, zudem grenzte es an den erhofften Bündnispartner Österreich. Im Sommer 1810 konnte Scharnhorst die Provinz auf einer Inspektions- und Kurreise erstmals selbst bereisen. Bei der Gelegenheit verfaßte er mehrere Berichte über die dort herrschende Stimmung an Hardenberg und erklärte, daß ein Besuch des Königs notwendig sei, um dem grassierenden Gefühl der Vernachlässigung durch die Zentrale entgegenzuwirken. Dieser Empfehlung kam Friedrich Wilhelm III., der gerade seine Gemahlin Luise verloren hatte, kurze Zeit später nach. Die zum Teil durch die große Geheimhaltung gerade hinsichtlich der Staatsfinanzen und des Militärs bedingten Schwierigkeiten, den Reformen zu größerer Akzeptanz zu verhelfen, zeigten sich auch im Verhältnis zu einer sehr spezifischen Öffentlichkeit, den vielfach noch den Vorkriegsverhältnissen verhafteten älteren Offizieren. Als Scharnhorst die Kritik General Graf Tauentziens an einigen vom Anciennitäts-

XII

Einführende Bemerkungen

prinzip abweichenden Beförderungen abfertigte, unternahm er es deshalb auch, die im Offizierkorps umlaufenden Gerüchte über die Kosten der Heeresreform und Klagen über die angeblich zu niedrigen Gehälter eingehend zu widerlegen. Scharnhorsts Privatleben wird in dem bearbeiteten Zeitraum wieder etwas besser durch Briefe an Verwandte und Bekannte (darunter einige bislang ungedruckte) dokumentiert. Scharnhorst hatte 1809 zwei Brüder verloren, Wilhelm durch Krankheit und Heinrich durch die Schlacht bei Wagram, weshalb eine neue Regelung der Erbschaftsfragen unter den Hinterbliebenen erforderlich wurde. Im August 1810 fiel auch ein Schwager, August Scharlock, der wie Heinrich Scharnhorst in den Armeen Napoleons diente, in einem Gefecht in Portugal. Die Tochter Julie heiratete etwas später Friedrich Graf zu Dohna. Die Verbindung mit einer der ältesten hochadligen Familien Preußens krönte gewissermaßen den sozialen Aufstieg Scharnhorsts; die Hochzeit seiner Tochter verschwägerte Scharnhorst u. a. mit dem amtierenden Innenminister. Julie blieb allerdings in der Nähe ihres Vaters, da Graf Friedrich in Scharnhorsts Büro arbeitete, weshalb dieser Band nur drei während der gemeinsamen Bäderreise in Schlesien entstandene Schreiben an sie enthält. Der Mittfünfziger durchlebte in dieser Zeit einige ernstere Krankheitsperioden und begann sich nun nach einem Alterssitz in Preußen umzusehen, da immer weniger an eine Rückkehr in das im Königreich Westphalen gelegene Bordenau zu denken war. Privat verkehrte er, soweit sich das aus den wenigen Selbstzeugnissen erkennen läßt, nur wenig außerhalb des Kreises seiner verbliebenen Verwandten und engeren Mitarbeiter. Im Frühjahr 1810 verließ zudem der ältere Sohn Wilhelm Preußen, um als hannoverscher Artillerieoffizier unter Wellington auf der Iberischen Halbinsel zu dienen. Das wachsende Gefühl der Vereinsamung ließ Scharnhorst umso begieriger eine sich darbietende Gelegenheit nutzen, mit seinem Jugendfreund Heinrich Wilhelm von Zeschau wieder in Kontakt zu treten. Die drei überlieferten Briefe an den sächsischen General sind einige der wenigen, in denen Scharnhorst sich ausführlicher über seine Gefühle und sein Privatleben äußerte. Zu Beginn des Jahres 1811 war die französische Ostgrenze bedrohlich näher gerückt und auch verstärkte Truppenbewegungen gaben Anlaß zur Besorgnis. Tatsächlich begann Napoleon damals, seinen Krieg gegen Rußland vorzubereiten, doch lag auch eine Invasion Preußens durchaus im Bereich des Möglichen. Für den zweiten Fall mußte Preußen sich nach möglichen Bundesgenossen umsehen, im ersten Fall rückte der Moment immer näher, an dem man der Entscheidung, ob man sich mit Rußland oder Frankreich verbündete, nicht mehr ausweichen konnte. Die vor Napoleon geheim gehaltenen Verbindungen des Königs nach St. Petersburg wurden intensiviert, und mit der Zeit sollte Scharnhorst nicht nur in die Beratungen der Regierung, sondern auch in die Geheimdiplomatie einbezogen werden. Doch die Dokumentierung dieser Rollen bleibt dem siebenten Band vorbehalten. Tilman Stieve

Abkürzungen und Siglen 7br. 8br. 9b, 9br., 9t Xb, Xbr., X a. c., acn. A. K. D., a. K. D., A. K. a. pr.

September Oktober November Dezember anni currentis (des laufenden Jahres) Allgemeines Kriegsdepartement 1. anni praeteriti (vergangenen Jahres); 2. anni praesentis (laufenden Jahres) a. s. anni sequentis (kommenden Jahres) A. S. B. Auf Spezialbefehl Batt., Battr. Batterie BPH Brandenburg-Preußisches Hausarchiv brit. britisch c. currentis (des laufenden (Jahres)) Cab. O., C. O. Kabinettsorder (Cabinettsordre) cour., Crt. Courant (Kurantmünze) Ct., Ctr. Zentner (Centner) D., Dr. Doktor d. 1. Pfennig (denarius); 2. ditto; 3. dieses (Monats) d. d. de dato d. H. der Herr, des Herrn d. J. dieses Jahres d. M., d. Mts. dieses Monats do, do. ditto dt. deutsch E. D. Eure/Euer Durchlaucht E. E., Ew. Ex. Eure Exzellenz E. H., Ew. H., Eh. Eure Hoheit, Eurer Hoheit, Euer Hochwohlgeboren E. K. H., Ekh., Ew. K. H. Eure Königliche Hoheit E. K. M., Ekm. Eure Königliche Majestät eod. d. eodem die (am selben Tage) E. p., Ew. p., Ewr. p. Je nach Adressaten ist hier die passende Anrede (z. B. „Euer Wohlgeboren“ oder „Eure Exzellenz“) einzusetzen f. (bei Literaturangaben): und folgende Seite ff. (bei Literaturangaben): und folgende zwei Seiten fol. folium (Blatt)

XIV frz. G. geb. gen. Gen. Kr. K. Genlt. ggl. G. K. R., G. Kr. R. G.L. gl. G.M. G. R. Gr. gr. GSA GStA PK G. St. C., G. St. Chir. G. St. M. G. St. R. H. HA hann. holl. HSD HZ K. A. K., K. A. K. D. K. H. k. J. k.k. K. M. O. D. KO Kr. R. K. S. 웩 L. Lt. M. MdA MdI M. l. p. M. O. Dep. Mr., Msr.

Abkürzungen und Siglen

französisch 1. General; 2. Graf geboren(e) genannt Generalkriegskommissar Generalleutnant (Gute) Groschen Geheimer Kriegsrat Generalleutnant Groschen Generalmajor Geheimrat, Geheimer Rat Graf Groschen Goethe- und Schiller-Archiv (Klassik Stiftung Weimar) Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Generalstabschirurg Geheimer Staatsminister Geheimer Staatsrat 1. Herr(n); 2. Hauptmann; 3. Herzog Hauptabteilung hannoversch holländisch Hessisches Staatsarchiv Darmstadt Historische Zeitschrift Königliches Allgemeines Kriegsdepartement Königliche Hoheit kommenden Jahres kaiserlich königlich (österreichisch) Königliches Militärökonomiedepartement Kabinettsorder Kriegsrat Kabinettschreiben Pfund (libra) 1. Leutnant, 2. Lot Leutnant 1. Major; 2. Mann; 3. maréchal; 4. Minister; 5. monsieur Ministerium des Äußern Ministerium des Innern Mein lieber usw. Militärökonomiedepartement monsieur

Abkürzungen und Siglen

MRK N. B. N.d.H.G.v.S. ndl. Nl NMJ noe., nome., ne. N. S. O. O.L., Obl. p. p., pp. p.C., p.Ct. P. M. poln. Pr. pr. preuß. r Rep. rh., rt., Rthlr., rtr., r. russ. S. S. A. R. Se. S. E., S. Exc. S. H. S. K. H. (d. Pr.) S. K. M. S. M. S. M. d. K. Sr. StadtAH St. Capt. Th., th. u. s. w., und s. w. v verh. v. v. J.

XV

Militärreorganisationskommission nota bene Namens/Nomine des Herrn Generals von Scharnhorst niederländisch Nachlaß Neues militärisches Journal nomine (im Namen) Nachschrift Oberst Oberstleutnant per, pro und so weiter. In Konzepten steht es oft für einen Titel, eine Anrede oder eine Höflichkeitsformel. Prozent (pro cento) pro memoria (zur Erinnerung) bzw. Promemoria (Denkschrift, Eingabe) polnisch 1. Prinz; 2. Preußen 1. pro; 2. Paar; 3. preußisch preußisch (bei Folienangaben): recto (Vorderseite) Repositur Reichstaler russisch 1. Seite; 2. Schritt son Altesse royale (Seine/Ihre Königliche Hoheit) Seine Seine Exzellenz, son excellence Seine Hoheit Seine Königliche Hoheit (der Prinz) Seine Königliche Majestät Seine Majestät, Sa Majesté Seine Majestät der König Seiner Stadtarchiv Hannover Stabskapitän Taler (Thaler) und so weiter (Bei Folienangaben): verso (Rückseite) verheiratete 1. von, vom; 2. vorigen (Monats) vorigen Jahres

XVI v. M. (u. J.) westph. Z. N.

Abkürzungen und Siglen

vorigen Monats (und Jahres) (königlich) westphälisch Zur Notiz

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur 1806. Das Preußische Offizierkorps und die Untersuchung der Kriegsereignisse. Herausgegeben vom Großen Generalstabe, Kriegsgeschichtliche Abteilung II, Berlin 1906. Willy Andreas (Hrsg.): Die Neue Propyläen-Weltgeschichte, 5. Bd., Berlin 1943. Paul Bailleu (Hrsg.): Briefwechsel König Friedrich Wilhelm’s III. und der Königin Luise mit Kaiser Alexander I. Nebst ergänzenden fürstlichen Korrespondenzen, Leipzig 1900 (Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven, Bd. 75). Detlef Bald, Gerhild Bald-Gerlich, Eduard Ambros (Hrsg.): Tradition und Reform im militärischen Bildungswesen. Von der preußischen Allgemeinen Kriegsschule zur Führungsakademie der Bundeswehr. Eine Dokumentation 1810–1985, Baden-Baden 1985. Peter Baumgart, Bernhard R. Kroener und Heinz Stübig (Hrsg.): Die preußische Armee zwischen Ancien Régime und Reichsgründung, Paderborn, München, Wien und Zürich 2008. Hermann von Boyen: Beiträge zur Kenntniß des Generals von Scharnhorst und seiner amtlichen Thätigkeit in den Jahren 1808–13, Berlin 1833. Carl von Clausewitz: Ueber das Leben und den Charakter von Scharnhorst, in: Historisch-politische Zeitschrift 1 (1832), S. 175–222. Denkwürdigkeiten der Militärischen Gesellschaft zu Berlin, 5 Bde., Berlin 1802–1805. (Faksimilenachdruck Osnabrück 1985 (Bibliotheca Rerum Militarium XXXVII)). Deutsches Biographisches Archiv. Eine Kumulation aus 254 der wichtigsten biographischen Nachschlagewerke für den deutschen Bereich bis zum Ausgang des neunzehnten Jahrhunderts, hrsg. von Bernhard Fabian, 1431 Mikrofiches und 2 Beilagen, München, New York, London und Paris 1982. Johann Gustav Droysen: Das Leben des Feldmarschalls Grafen Yorck von Wartenburg, 2 Bde., Leipzig 111913.

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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

Erinnerungen an Heinrich Wilhelm v. Zeschau, Königl. Sächs. Generalleutnant und Staatssecretair etc., Dresden 1866 (2. Auflage 1866). Siegfried Fiedler: Scharnhorst. Geist und Tat, Herford und Bonn 1958. Gottlieb Friedlaender: Die Königliche Allgemeine Kriegs-Schule und das höhere Militair-Bildungswesen. 1765–1813. Aus amtlichen Quellen dargestellt, Berlin 1854. Fünf Briefe Scharnhorsts an den Prinzen August von Preußen, in: MilitärWochenblatt, 77. Jg. (1892), Sp. 117–120. Fünf Briefe Scharnhorsts an den Prinzen August von Preußen, in: Mitteilungen aus dem Archiv des Königlichen Kriegsministeriums, Heft III, IX, Berlin 1895, Sp. 1–5. Bruno Gebhardt: Wilhelm von Humboldt als Staatsmann, 2 Bde., Stuttgart 1896. (Neudruck: Aalen 1965). General-Lieutenant Rühle von Lilienstern. Ein biographisches Denkmal, in: Beiheft zum Militair-Wochenblatt für die Monate Oktober, November und Dezember 1847, S. 125–194, I-XXVII. Ursula von Gersdorff (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Ausgewählte Schriften, Osnabrück 1983 (Biblitheca Rerum Militarium, Bd. XLIX). Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten, Berlin 1810– 1906. Werner Hahlweg (Hrsg.): Carl von Clausewitz: Schriften – Aufsätze – Studien – Briefe. Dokumente aus dem Clausewitz-, Scharnhorst- und Gneisenau-Nachlaß sowie aus öffentlichen und privaten Sammlungen, 2 Bde., Göttingen 1966 und 1990 (Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts. Herausgegeben von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 45 und 49). Handbuch über den königlich preußischen Hof und Staat für das Jahr [1801– 1806], Berlin o. J. Heinz Helmert und Hansjürgen Usczeck: Europäische Befreiungskriege 1808 bis 1814/15. Militärischer Verlauf, Berlin(-Ost) 1986. Otto Heuschele (Hrsg.): Deutsche Soldatenbriefe aus zwei Jahrhunderten, Leipzig (1935).

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

XIX

Reinhard Höhn: Scharnhorsts Vermächtnis, Bonn 1952 (3. Auflage unter dem Titel: Scharnhorst. Soldat – Staatsmann – Erzieher, München und Bad Harzburg 1981). Eduard von Höpfner: Der Krieg von 1806 und 1807. Ein Beitrag zur Geschichte der Preußischen Armee nach den Quellen des Kriegs-Archivs bearbeitet, 4 Bde., Berlin 1850–1851, 21855. Max Jähns: Geschichte der Kriegswissenschaften, vornehmlich in Deutschland, 3 Bde., München und Leipzig 1891 (Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit, 21. Band). August von Janson: Neu aufgefundene Briefe Scharnhorsts, in: MilitärWochenblatt (1908) Nr. 151ff., Sp. 3531–3534, 3556–3559, 3578–3581. Georg Heinrich Klippel: Das Leben des Generals von Scharnhorst. Nach größtentheils bisher unbenutzten Quellen, 3 Bücher in 2 Teilen, Leipzig 1869, 1871. Max Lehmann: Scharnhorst, 2 Bde., Leipzig 1886–1887. Max Lehmann: Vier Denkschriften Scharnhorst’s aus dem Jahre 1810, in: HZ 58 (= Neue Folge 22, 1887), S. 55–105. Max Lehmann: Preußen und die allgemeine Wehrpflicht im Jahre 1809, in: HZ 61 (= Neue Folge 25, 1889), S. 97–109. Max Lehmann: Preußen und die allgemeine Wehrpflicht im Jahre 1810, in: HZ 69 (= Neue Folge 33, 1892), S. 431–461. Thomas Lindner: Ergebnis der Sichtung, Erfassung und Beurteilung von Archivalien, Büchern und anderen persönlichen Besitztümern Scharnhorsts in seinem Geburtshaus in Bordenau a. d. Leine, unveröffentlichtes Manuskript, Bonn 1987. Karl Linnebach (Hrsg.): Scharnhorsts Briefe, Bd. 1: Privatbriefe, München und Leipzig 1914 (Neudruck mit einem Kommentar und Anhang von Heinz Stübig, München 1980). [Christian Freiherr von Massenbach:] Lichtstrahlen: Beiträge zur Geschichte der Jahre 1805, 1806, 1807. Eine Zeitschrift in freien Heften von einer Gesellschaft wahrheitsliebender Militärpersonen, Zivilbeamter, Gelehrter. Heft 1–5, Hamburg und Leipzig (recte: Berlin) 1808.

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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

Adalbert Mila: Geschichte der Bekleidung und Ausrüstung der Königlich Preußischen Armee in den Jahren 1808 bis 1878, Berlin 1878. (Faksimilenachdruck Krefeld 1970). Die militairische Wirksamkeit des hochseligen Prinzen August von Preußen, in: Militair-Wochenblatt, 27. Jg. (1843), S. 247–255, 261–266, 268–273, 290– 296, 299–303, 309–312. Joseph Müller-Blattau: Karl Friedrich Zelters Königsberger Briefe (1809), in: Altpreußische Forschungen 12 (1935), S. 256–276. Ernst Müsebeck (Hrsg.): Gold gab ich für Eisen. Deutschlands Schmach und Erhebung in zeitgenössischen Dokumenten, Briefen, Tagebüchern aus den Jahren 1806–1815, Berlin, Leipzig, Wien und Stuttgart 1913. Namens-Register zur Rangliste der Königl. Preußischen Armee für das Jahr 1806 mit Nachrichten über das nachherige Verhältniß der darin aufgeführten Officiere und Militair-Beamten (Angefertigt im März 1835), Berlin 1835. Joachim Niemeyer: Scharnhorst-Briefe an Friedrich von der Decken 1803– 1813, Bonn 1987. Friedrich Nippold (Hrsg.): Erinnerungen aus dem Leben des General-Feldmarschalls Hermann von Boyen. Aus seinem Nachlaß im Auftrag der Familie herausgegeben. Zweiter Theil: Der Zeitraum von Ende 1809 bis zum Bündniß von Kalisch, Leipzig 1889. Heinz G. Nitschke: Die Preußischen Militärreformen 1807–1813, Berlin(-West) 1983 (Kleinere Beiträge zur Geschichte Preußens, Bd. 2). Offiziersnomenklatur (Mikroverfilmung, GStA PK, XIII. HA Film Nr. 493/ 1–25). Georg Heinrich Pertz: Das Leben des Feldmarschalls Grafen Neithardt von Gneisenau, 1. Bd.: 1760 bis 1810, Berlin 1864. Das Preußische Heer der Befreiungskriege. Hrsg. vom Großen Generalstab, Kriegsgeschichtliche Abteilung II, Bd. 1: Das Preußische Heer im Jahre 1812, Berlin 1912. Das preußische Kultusministerium als Staatsbehörde und gesellschaftliche Agentur (1817–1934), Band 1.1: Die Behörde und ihr höheres Personal. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2009 (Acta Borussica, Neue Folge, 2. Reihe, Abteilung I).

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

XXI

Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum, 10 Teile, Hamburg (1937–1942). Kurt von Priesdorff: Scharnhorst, Hamburg 41943. Rangliste der Königl. preußischen Armee für das Jahr [1794–1806], Berlin o. J. Rangliste der Königlich Preußischen Armee für das Jahr 1806 mit Nachrichten über das nachherige Verhältniß der darin aufgeführten Officiere und Militair-Beamten, Berlin 21828 (Erstausgabe Berlin 1827, Faksimilenachdruck Osnabrück 1976 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. XXXIX)). Rang-Liste der Königlich Preußischen Armée pro October 1809. (Handschrift, GStA PK, Bibliothek 44,26). Rangliste der Königlich Preußischen Armée pro 1810. (Handschrift, GStA PK, Bibliothek 44,26). [Johann Jakob Otto August Rühle von Lilienstern:] Bericht eines Augenzeugen von dem Feldzuge der während den Monaten September und October 1806 unter dem Commando des Fürsten zu Hohenlohe gestandenen Königl. preußischen und Kurfürstl. sächsischen Truppen. Von R. v. L., Tübingen 1807. (2. Auflage, 2 Bde., Tübingen 1809). Sammlung der für die Königlich Preußischen Staaten erschienenen Gesetze und Verordnungen von 1806 bis zum 27sten Okober 1810. Als Anhang zu der seit dem Jahre 1810 edierten Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten, Berlin 1822. Gerhard Scharnhorst: Handbuch für Offiziere in den anwendbaren Theilen der Krieges-Wissenschaften, 3 Teile, Hannover 1787–1790. Gerhard Scharnhorst (Hrsg.): Neues militärisches Journal, Bd. 1–7 (1.– 14. Stück), Hannover 1788-1793. Gerhard Scharnhorst: Militärisches Taschenbuch zum Gebrauch im Felde, Hannover 31794 (Faksimilenachdruck Osnabrück 1980 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. XXXI)). Gerhard von Scharnhorst (Hrsg.): Militärische Denkwürdigkeiten unserer Zeiten, insbesondere des französischen Revolutions-Krieges, Bd. 1–6 (= Neues militärisches Journal, Bd. 8–13), Hannover 1797–1805. Gerhard von Scharnhorst: Handbuch der Artillerie, 3 Bde., Hannover 1804– 1814.

XXII

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

[Gerhard von Scharnhorst:] Bericht eines Stabs-Officiers des Blücherschen Corps über das Gefecht in und bey Lübeck am 6ten November, in: Hamburgische Neue Zeitung, St. 182 (14. November 1806). [Gerhard von Scharnhorst:] Widerlegung einer den General-Lieutenant v. Blücher betreffenden Stelle im ersten Heft, der Zeitschrift, Lichtstrahlen, in: Minerva, Bd. 65 (1808 Bd. 1), S. 274–283. [Gerhard von Scharnhorst (Hrsg.):] Auszug aus den Verordnungen über die Verfassung der Königlich Preußischen Armee, welche seit dem Tilsiter Frieden ergangen sind, Berlin 1810 (Nachdruck: Buchholz 2001). Gerhard von Scharnhorst: Über die Wirkung des Feuergewehrs, Berlin 1813. Heinrich Scheel und Doris Schmidt (Hrsg.): Von Stein zu Hardenberg. Dokumente aus dem Interimsministerium Altenstein/Dohna, Berlin 1986. (Akademie der Wissenschaften der DDR. Schriften des Zentralinstituts für Geschichte Bd. 54). [Scherbening und von Willisen (Hrsg.):] Die Reorganisation der Preußischen Armee nach dem Tilsiter Frieden. Redigirt von der historischen Abtheilung des Generalstabes. Erster Band: Die Jahre 1806 bis 1808, Berlin 1854–1862. (Beiheft zum Militair-Wochenblatt Oktober 1854–Juni 1855, Mai–Dezember 1856, Juli–Dezember 1862). (2. Auflage Berlin 1866). [Scherbening und von Willisen (Hrsg.):] Die Reorganisation der Preußischen Armee nach dem Tilsiter Frieden. Redigirt von der historischen Abtheilung des Generalstabes. Zweiter Band: Die Jahre 1806 bis 1808, Berlin 1866. (Beiheft zum Militair-Wochenblatt August 1865–Oktober 1866). Georg Schnath: Die Légion Hanovrienne. Eine unbekannte Hilfstruppe Napoleons, in: Ders.: Ausgewählte Beiträge zur Landesgeschichte Niedersachsens, Hildesheim 1968, S. 280–329. [Theodor von Schön:] Aus den Papieren des Ministers und Burggrafen von Marienburg Theodor von Schön, 4 Bde., Halle und Berlin 1875–1876. Kurd Wolfgang von Schöning: Historisch-biographische Nachrichten zur Geschichte der Brandenburgisch-Preußischen Artillerie. Aus den Original-Rapporten zusammengestellt, 3 Bde., Berlin 1844–1845 (Faksimilenachdruck o. O. 1984). Karl Schwartz: Leben des Generals Carl von Clausewitz und der Frau Marie von Clausewitz geb. Gräfin von Brühl. Mit Briefen, Aufsätzen, Tagebüchern und anderen Schriftstücken, 2 Bde., Berlin 1878.

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

XXIII

Bernhard Schwertfeger: Geschichte der Königlich Deutschen Legion 1803– 1816, 2 Bde., Hannover und Leipzig 1907. Staatsbankrott! Bankrotter Staat? Finanzreform und gesellschaftlicher Wandel in Preußen nach 1806. Eine Ausstellung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz 12. Mai bis 28. Juni 2006 in Zusammenarbeit mit der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Berlin 2006. Rudolf Stadelmann: Scharnhorst. Schicksal und Geistige Welt. Ein Fragment, Wiesbaden 1952. Stammliste aller Regimenter und Corps der Königlich-Preussischen Armee für das Jahr 1806, Berlin 1806 (Faksimilenachdruck Osnabrück 1975 [Altpreussischer Kommiss, Heft 28]). Alfred Stern: Abhandlungen und Aktenstücke zur Geschichte der preußischen Reformzeit 1807–1815, Leipzig 1885. Hansjürgen Usczeck: Scharnhorst. Theoretiker, Reformer, Patriot. Sein Werk und seine Wirkung in seiner und für unsere Zeit, Berlin(-Ost) 1972 (31979). Hansjürgen Usczeck und Christa Gudzent (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Ausgewählte militärische Schriften, Berlin 1986 (Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der DDR). Rudolf Vaupel (Hrsg.): Die Reorganisation des Preussischen Staates unter Stein und Hardenberg, Teil 2: Das Preussische Heer vom Tilsiter Frieden bis zur Befreiung 1807–1814, Bd. 1 (mehr nicht erschienen), Leipzig 1938. Veit Veltzke (Hrsg.): Für die Freiheit – gegen Napoleon. Ferdinand von Schill, Preußen und die deutsche Nation, Köln, Weimar und Wien 2009. Charles Emanuel von Warnery: Des Herrn Generalmajor von Warnery sämtliche Schriften. Aus dem Französischen übersetzt und mit Planen und Erläuterungen vermehrt, 9 Teile, Hannover 1785–1791.

I.

Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

1.

Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge

1. Scharnhorst an [Nagler1]

[Königsberg], 2. August 1809

GStA PK, I. HA Rep. 131 K 619 D 2 (1½ S.): Eigenhändig. Übersendung einer Spezifikation benötigter Rüstungsgüter.

Euer Hochwohlgeb. schicke ich hier mit herzlichen Dank die geheimen Depechen zurük, so wie auch eine verändertea Specifikation der Kriegesbedürfnisse, welche wir bedürfen.2 Der Major von Rauch3 wird das Modelgewehr und die Modelpicke Ew. Hochwohlgeb. überreichen; ich finde aber die letztere in der That überflüßig auswärts machen zu lassen, weil wir sie hier machen lassen können, wir dagegen von dorther Dinge verschreiben, welche uns hier fehlen. Den 2. Aug. 1809 Scharnhorst.b 2. Denkschrift

[Königsberg, nicht nach 2. August 1809]

GStA PK, I. HA Rep. 131 K 619 D 2 (3½ S.): Eigenhändig. Aus Großbritannien anzufordernde Waffen, Munition und Ausrüstungsstücke.

Unter allen Kriegesbedürfnissen fehlen uns keine so dringend als Infanterie Gewehrea mit Bayonetten, es wäre schon viel gewonnen, wenn wir vorerst nur 20,000 hätten. Hätten wir 100.000, so würden wir noch von ihnen Gebrauch machen können, weil wir für diese schon größtentheils geübte Leute haben. a b 1

2 3

a

Das Wort nachträglich hinzugefügt. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Vgl. Anm. 1 zum anschließenden Dokument. Zu Karl Ferdinand Friedrich Nagler vgl. Anhang 1 zum fünften Band. Vgl. das anschließende Dokument. Zu Gustav von Rauch vgl. Anhang 1. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt.

2

I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Nächst den Infanterie Gewehren fehlt uns Pulver, und könnten wir anfangs auch nur 3000 Centner erhalten, so würde uns dies schon wichtig seyn; 6 Mill. 1¾-lötige bleierne Kugeln werden uns näch[st]dem am nöthigsten sein. Schwer Geschütz können wir entbehren, sollte man uns indessen Feldhaubitzen und Mörser überlassen können, von der ersteren Sorte 25 und von der 2ten 20 Stük, so würde dies unsere Streitkräfte sehr vermehren, doch müßten bei den ersten auf jedes Geschütz 200 und bei den 2ten auf jedes 500 Bomben mit der Pulver Ladung vorhanden sein. Degen für Cavaleristen oder noch besser Husaren Säbel sind nächst den Infanterie Gewehren und Pulver unser dringenstes Bedürfniß. Wenn wir anfangs auch nur 5 bis 6.000 Stück hätten, so würde uns dies schon wichtig sein, 10,000 würden wir im ganzen bedürfen, zu einen jeden Infanterie Gewehr wird, wenn es seyn kann, eine Patron Tasche erfordert und zu jeden Degen oder Sabel ein Degenb oder Säbel Gehenk. Könnten wir 20 bis 30,000 blaue Montirungen oder auch von andern Couleuren und ebensoviel Ermel Mentelnc von beliebiger Couleur für die Infanterie erhalten, so würde hierdurch unsere Rüstung sehr beschleunigt werden; auch würd[e] uns das rohe Tuchd, wenn auch nur bloß zu den Menteln, schon von großen Nutzen seyn. Ich glaube, daß man die Bedürfnisse auf diese Art in England darstellen muß, denn grade durch die Schilderung des Nothwendigsten wird man die Hülfsmittele, welche man uns zukommen lassen will, am richtigsten abwägen können.1 3. Aktennotiz

[Königsberg, nicht nach 2. August 18091]

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Weiterbenutzung des Gebäudes der Académie militaire.

Dem Großkanzler2 ist hierauf im Namen des Generals zu antworten, daß die Akademie militaire zwar aufgehoben würde, daß aber das Gebäude b c d e 1

a

1 2

Folgt gestrichen: „Koppel“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „würden uns dadurch“. Statt „Hülfsmitteln“. Das Folgende verändert aus „am richtigsten abwägen können.“ Im selben Faszikel befindet sich eine Rekapitulation von Naglers Hand, mit dem Vermerk: „H. Grafen von Goltz den 4. Aug. mit der Post übersandt.“ Vgl. auch Rauchs früheres Promemoria für Nagler (Königsberg, 17. Mai 1809, Konzept im Nl Scharnhorst, Nr. 249, fol. 45r–46v). Zu Außenminister August Graf von der Goltz vgl. Anhang 1. Die Vorlage, ein Schreiben Beymes an Scharnhorst (Königsberg, 18. Juli 1809, mit „Marginal von Boyen“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A1 X. 5.1.1. Vol. I, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vgl. Anm. 3. Zu Karl Friedrich Beyme und Hermann von Boyen vgl. Anhang 1.

3

Nr. 4

dagegen zu einer allgemeinen Unterrichtsanstalt für die militärischen Wissenschaften bereits wieder bestimmt wäre.3 Boyen. 4. Scharnhorst an Beyme

Königsberg, 3. August 1809

GStA PK, I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46897 fol. 179r (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, Unterschrift herausgerissen. Rücksendung des Konzepts zum Schreiben an Koenen und Kircheisen.

Indem ich mir die Ehre gebe, Ew. Excellenz das Konzept des von mir mit unterzeichneten Schreibens1 an den General Auditeur von Koenen und Kammergerichts Präsidenten von Kircheisen2 anliegend zurück zu senden, ermangele ich nicht, Dieselben ergebenst zu benachrichtigen, daß ich das Mundum des Schreibens, mit dessen Inhalt ich völlig einverstanden bin, gewünschtermaßen an seine Bestimmung befördert habe. Koenigsberg den 3ten August 1809.a An des Königl. Großkanzl[ers] Herrn [Beyme Exzellenz ...]

3

Bei der Transkription heißt es erläuternd: „Im gleichen Sinne wird im Konzept vom 2. August geantwortet.“ Beyme hatte bei der Auflösung der Académie militaire geschrieben, daß ihr Gebäude in der Burgstraße „ein treffliches Gelaß für das in Berlin zu errichtende Kriminaltribunal und das Stadtgericht abgeben“ würde.

a

Darunter ein Rest des Respektstrichs. In der Folge Textverlust durch den Ausriß der Unterschrift. Vgl. das anschließende Dokument. Das Konzept zu Beymes Begleitschreiben an Scharnhorst (Königsberg, 25. Juli 1809) ist archiviert a. a. O., fol. 175r–176r. Der 1798 geadelte Friedrich Leopold von Kircheisen (1749–1825) hatte an der Abfassung des Allgemeinen Landrechts mitgewirkt und als Vizepräsident des Kammergerichts die Einführung der preußischen Justiz in Ansbach-Bayreuth ab 1795 geleitet. Später wurde er zum vortragenden Rat beim Großkanzler und 1809 zum Chefpräsidenten des Kammergerichts befördert, ehe Hardenberg ihn im Juni 1810 zum Justizminister ernannte. Friedrich von Koenen wurde im vierten Band vorgestellt.

1

2

4

I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

5. [Beyme und Scharnhorst] an Koenen und Kircheisen

Königsberg, 25. Juli 1809

GStA PK, I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46897 fol. 177r–178r (3 S.): Konzept, Diederichs’1 Hand, Unterschriften abgeschnitten.a Übersendung einer Kabinettsorder zur Militärjustiz. Notwendigkeit von Anweisungen an die Zivilgerichte. Sonderfall Graudenz.

Koenigsberg den 25. July 1809 An des Königl. geheimen OberjustizRaths u. General Auditeurs Herrn von Koenen u. des Königl. Cammergerichts Präsidenten Herrn von Kircheisen Hochwohlgeboren in Berlin.b Durch die abschriftlich anliegende höchste Cabinets Ordre vom 19. d. M.c sind die Modificationen der Militärjurisdiktion bestimmt. Wir haben davon Ew. Hochwohlgeborn ohne Verzug Kenntniß geben wollen und wünschen, bevor die Publikation der neuen Anordnung geschieht, Ew. Hochwohlgeboren Meinung zu vernehmen, wie die Ausführung der in der Cabinetsordre enthaltenen Willensmeinung Sr. Majestät des Königs2 überall am besten u. leichtesten zu erreichen sei. Wegen der Executionen gegen Militair Personen werden die Civilgerichte noch nähere Anweisungen erhalten müssen. Wir würden in dieser Rücksicht festsetzen, daß die Civilgerichte Executionen nicht unmittelbar, sondern nur durch Requisition respective der Militär-Gerichted und des Königl. General-Auditoriats verfügen können, allein mit Ausnahme der Fälle, wenn Grundstücke des Schuldners oder ausstehende Forderungen desselben

a

b c

d 1

2

Vgl. die Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 39 fol. 365r–368r, sowie Scheel/ Schmidt, S. 366. Adresse in der linken Spalte, darunter einige Bearbeitungsvermerke. Dazu am Rande ein schräger Strich. Die Kabinettsorder an Beyme ist abgedruckt bei Scheel/Schmidt, S. 365f. Verändert aus „Regiments Gerichte“. Christoph Leopold Diederichs (1772–1839) war nach der Veröffentlichung von „Entwurf zur Rechtslehre von der Westphälischen Eigenbehörigkeit, vorzüglich in der Grafschaft Ravensberg“ (Lemgo 1792) in Minden in den preußischen Staatsdienst eingetreten. 1816 geadelt, fungierte er zuletzt als wirklicher Geheimer Oberjustizrat und Mitglied des Staatsrats. Zu Friedrich Wilhelm III. vgl. Anhang 1.

Nr. 6

5

in Beschlag genommen werden. Hiernach wäre der § 26 Tit. 24 Th. i der Gerichtsordnung näher zu bestimmen. Durch No. 6 der Cabinetsordre ist nunmehr auch der dingliche Gerichtsstand der Militair Gerichte über bürgerliche Grundstücke allgemein aufgehoben, und hiernach wird die von den Gouvernementsgerichten bisher ausgeübte Jurisdiction über Civilpersonen und Grundstücke an die Civilgerichte übergehen. Nur in der Festung Graudenz wird eine Ausnahme statt finden müssen, da es daselbst kein Civil Gerichte gibt u. die in der Festung wohnenden Civil Personen der Jurisdiction des Stadtgerichts wegen der Entfernung von der Stadt und der möglichen Hemmung der Communication nicht füglich unterworfen werden können. Das Gouvernementsgericht wird daher die Jurisdiktion über die 7 bürgerlichen Grundstücke in der Vestung, die Besitzer derselben und ihre Familien sowie über die Officianten des Proviant- u. Accise-Amts behalten müssen, jedoch unter Aufsicht des Obergerichts der Provinz, indem das Gouvernements-Gericht in dieser Rücksicht als Civilgericht zu betrachten ist. Ew. Hochwohlgeboren. ersuchen wir, den ganzenf Inhalt der CabinetsOrdre vom 19. d. M. in gemeinschaftliche Erwägung zu ziehen u. Ihre Vorschläge über die Ausführung der darin enthaltenen Vorschriften uns baldigst gefälligst mitzutheilen.3 Koenigsberg den 25. July 1809 Zur gefälligen Mitvollziehung des Königl. General-Majors Herrn von Scharnhorst Hochwohlgeboren.g 6. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Königsberg, 3. August 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 5r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Veränderungen von Rauchs Hand. Aktennotiz, Rauchs Hand: ebda., S. 4r (¼ S.).a Unabkömmlichkeit Wiegands.

e f g 3

a

Verändert aus „bürgerliches Gericht“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. In der linken Spalte. Der untere Rand von fol. 178 mit den Unterschriften fehlt. Kircheisen und Koenen antworteten am 7. August 1808 mit einem Bericht (ebda., fol. 180r–183r), den Beyme am 15. August 1809 an Scharnhorst übersandte, wobei er eine Konferenz am 18. vorschlug (fol. 184r–187r). Zum Fortgang der Sache vgl. Nr. 52. Auf dem beantworteten Schreiben Brauns an Scharnhorst (Neiße, 18. Juli 1809, fol. 4r–v).

6

I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Königsberg den 3n Aug. 1809 An den Königl. Major der Artillerie Herrn Braun1 Hochwohl. zu Neisseb Euer Hochwohlgebohren erwiedre ich auf Dero Schreiben vom 18n dieses Monaths2, daß es mir nicht möglich ist, Ihrem Wunshe gemäß den Pr. Lieutenant Wiegand3 zur Führung der Aufsicht bey der dortigen Artillerie Werkstette zu überlaßen, da er, wie ich Ihnen bereits schon früher bemerklich gemacht habec, bey der hiesigen Gewehr Reparatur Anstallt, welche jetzo so sehr erweitert worden, daß dabey mehr als 100 Menschen arbeiten, ganz unentbehrlich geworden ist, und die Instandsetzung der Waffen auch hier von solcher Wichtigkeit ist, daß seine fernere Anwesenheit allhier durchaus nothwendig bleibtd. Königsberg den 3n Aug. 1809 Nahmens des H. General Major v.Scharnhorst Hochwohlgeboren v.Rauch 3. 7. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna

Königsberg, 3. August 1809

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 332r Nr. 1 Bd. I (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung eines Zirkulars zur Verabschiedung von Trainsoldaten.

Da ich mit den in Ewr. Excellenz1 geehrten Schreiben vom 27ten v. M. vorgeschlagenen Bestimmungen über die Verabschiedung der als Train Soldaten vereideten Cantonisten und wegen des Consenses zu ihren Heyrathen völlig

b

c

d 1 2 3

1

Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk vom 4. August. Verändert aus „wie [ich] Ihnen bereits schon früher gemeldet habe“. Vgl. auch Nr. 466 im fünften Band. Verändert aus: „allhier von großer Nothwendigkeit bleibt.“ Braun wurde erstmals im vierten Band vorgestellt. Gemeint ist „letzten Monaths“, vgl. Anm. a. Zu Karl Wiegand vgl. Nr. 466 im fünften Band. Zum Innenminister Graf Dohna, einem Bruder von Scharnhorsts Schwiegersohn, vgl. Anhang 1.

7

Nr. 8

einverstanden bin, so ermangele ich nicht, Denenselben beikommend Abschrifta ergebenst mitzutheilen, was von Seiten des Allgemeinen KriegesDepartements an sämtliche Brigadegenerale über diesen Gegenstand erlaßen ist, indem ich zugleich den mir communicirten Bericht der Curmärkischen Regierungb im Anschluß remittire. Königsberg den 3ten August 1809.c An des Königlich Wirklichen Geheimen Staats-Ministers, Herrn Grafen zu Dohna Excellenz Scharnhorst 8. Zirkular

Königsberg, 3. August 1809

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 332r Nr. 1 Bd. I (1 S.): Abschrift, Schreiberhand. Weitere Abschrift, Schreiberhand: ebda., VI. HA Nl Johann Karl Ludwig Braun Nr. 7 fol. 22r (1 S.). Verabschiedung von Trainsoldaten bei Existenzgründung. Heiraten ohne Erfordernis eines Konsenses.

Abschrift.

1.)

a b c

Wir haben uns mit dem Ministerio des Innern über nachfolgende Festsetzungen wegen der Verabschiedung und des Consenses zur Verheirathung der als Train Soldaten vereideten Cantonisten geeiniget. Wenn dergleichen Leute sich auf irgend eine Art als Eigenthümer etabliren wollen und der betreffende Landrath ein anderes taugliches Subject zum Ersatz für einen solchen Mann nachweiset, so muß auf den Antrag des Landraths die Verabschiedung von Seiten des Regiments unverweigerlich und ohne weitere Rükfrage erfolgen, wogegen das Regiment sogleich für die Vereidigung des designirten Ersatzes zu sorgen hat.

Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das anschließende Dokument. Dazu am Rande ein schräger Strich. Das Folgende mit Respektabstand und mit Respektstrich zur Unterschrift.

8

I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

2.)

Die als Train Soldaten vereideten Cantonisten bedürfen zu ihren Heirathen keines Consenses der Regimenter. Ewr. p. ersuchen wir ergebenst, den Truppen der pp. Brigade die vorstehenden Bestimmungen zur Nachachtung bekannt machen zu wollena. Königsberg den 3t August 1809. Königl. Preuß. Allgemeines Kriegs Departement.b

Circulare an sämtliche Brigade Generale 9. Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher Königsberg, 8. August 1809 GStA PK, IV. HA Rep. 15 A Nr. 5 fol. 69r (½ S.): Reinschrift, Schmidts Hand (signierta), eigenhändig unterschrieben. Übersendung der Instruktion zur dritten Truppenübungsperiode.

Ew. Excellenz1 ermangeln wir nicht, die von Seiner Majestät dem Könige unterm heutigen Dato erlassene Allerhöchstelbst vollzogene Instruction für die 3te und letzte Uebungszeit der Truppenb auf Seiner Majestät Befehl abschriftlich ergebenst zu übermachen mit dem Bemerken, daß solche auchc sämtlichen Brigade Generalen zugefertigt ist. Koenigsberg den 8ten August 1809. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement. v.Scharnhorst. v.Rauch

a

b

a b

c 1

Im Exemplar in Brauns Nachlaß: „Wir ersuchen daher die Oberschl. Brigade, den Truppen [...] bekannt zu machen.“ Im Exemplar in Brauns Nachlaß folgen nur die Unterschriften: „v. Scharnhorst v. Boyen“. Unterschrift dieses Kanzlisten in der unteren rechten Ecke. Vgl. die Abbildung auf S. 148. Dazu am Rande ein schräger Strich. Die Instruktion gleichen Datums (Abschrift, Schmidts Hand, ebda., fol. 70r–71v) betraf Lager und Biwaks (Punkte 1–7, mit Anleitungen zum Bau von Hüttenlagern, fol. 72r–74r), Schanzarbeiten (8), Stabswachen (9) und Richtlinien zur Planung und Durchführung der Manöver (10–15). Das Wort nachträglich hinzugefügt. Zu Blücher vgl. seine Biographie in Anhang 1 zum vierten Band.

Nr. 10

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An des Königlichen Generals der Cavallerie p. Herrn von Blücher Excellenz zu Stargardt. 10. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Königsberg, 9. August 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 18r–19r (3 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. Rücksendung von Probegewehren und -gewehrteilen. Bestimmung zu den Dimensionen des Laufs. Preise angebotener Gewehre. Einstellung der Verhandlungen zu Käufen im Ausland. Gehälter zweier Kommissare.

An die Königl. dritte Division des Allgemeinen Krieges Departs. Königsberg den 9ten August 1809.a Indem ich der Königlichen dritten Division des Allgemeinen Kriegs Departements beigehend die mir überschickten beiden Probe-Gewehre, den Probelauf und das Probe-Schloßb zurücksende, erwidere ich zugleich auf die mir unter 1ten d. gemachten Anfragen1: 1.) daß ich es nicht allein für unschädlich sondern selbst für vortheilhaft halte, die Läufe der neu anzufertigenden Gewehre in minderer Eisenstärke, als anfänglich bestimmt worden, ausarbeiten zu lassen, damit sie sich dem gegebenen Gewicht so viel als möglich nähern und das ganze Gewehr nicht unnöthig schwerer werde, wie dies bei dem zurückerfolgenden Probe-Gewehr neuer Art der Fall zu seyn scheint.

a

b 1

Adresse und Datum in der linken Spalte. Darunter ein Mundierungsvermerk vom 9. und ein Abgangsvermerk vom 11. August. Oben rechts von Schreiberhand: „ad No. 36.“ (Journalnummer des beantworteten Schreibens). Dazu am Rande vier schräge Striche. Vgl. das von Oberst Johann Friedrich Wilhelm Neander von Petersheiden, Major Johann Otto Heinrich von Schmidt und Kapitän Karl Friedrich Andreas von Leithold unterschriebene Schreiben der 3. Division an Scharnhorst, fol. 6r im selben Faszikel. Dabei befinden sich Abschriften des Begleitschreibens von Oberstleutnant Heinrich von Witzleben und Kapitän Johann Emanuel Ludwig an die 3. Division (Berlin, 19. Juli 1809, mit vier Beilagen, fol. 7r–16r) für ein in der Potsdamer Gewehrfabrik gefertigtes Probegewehr. Zu den meisten hier genannten Personen vgl. den fünften Band.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Man würde selbige allso in jedem Falle nach dem Muster des eingeschickten Probelaufs und selbst noch etwas leichter anfertigen lassen können. In Ansehung des festgesetzten Calibers von 72/100 Zoll würde hauptsächlich darauf zu halten seyn, daß dasselbe nicht vergrößert würde, weil man sonst dadurch wieder in den Fehler der alten Infanterie-Gewehre verfallen würde, welche einen zu großen Spielraum haben, wenn die Kugel 64/100 mißt. Es würde daher besser seyn, wenn diejenigen neuen Läufe, welche nicht grade 72/100 messen, lieber 1/100 weniger als mehr erhielten.2 2.) In Betreff der Gewehre, welche Herr v. d. Marck besorgt, und der, welche der Geheime Staatsrat Sack durch den Geheimen Finanz-Rath v. Koepken3 angeboten hat, scheint wegen der großen Verschiedenheit der Preise ein Irrthum obzuwalten. Nach der Anzeige d. H. v. d. Marck sollen die von ihm besorgten Gewehre 7 rtr. 20 ggl. das Stück und die Schlösser 1 rtr. 20 ggl. das Stück in Conventions Species a 1 rtr. 10 ggl. Preuß. Courant kosten; hierdurch würde allso eigentlich ein solches Gewehr 11 rtr. 2 ggl. 8 d. Preuß. Courant und ein solches Schloß 2 rtr. 14 ggl. 8 d. kosten.4 Nach dem Briefe des Geheimen Finanz-Raths v.Koepken5 soll jedoch ein von den Gebrüder Roeder6 zu lieferndes Gewehr inclusive Unkosten 11 rtr. Preuß. Courant kosten, und da nach dem Bericht des Oberstlieutenants von Witzleben und Capitains Ludwig diese Gewehre denen, welche der H. v.d. Marck liefert, so vollkommen gleich sind, daß selbige aus einer Fabrick zu seyn scheinen, so wird auch wohl der Preiß nach dieser Auseinandersetzung fast ein und derselbe seyn; indem die von d.H. v. d. Marck gelieferten Gewehre hiernach nur noch um 2 ggl. 8 d. theurer das Stück seyn würden als die durch den Geheimen-Staats-Rath Sack angebotenen.c Die Erfahrung hat bisher gelehrt, daß von allem dem vielen Hin- und Hergeschreiben und von allen den Anerbietungen, Gewehre aus dem Auslande zu verschaffen, eigentlich noch nichts herausgekommen und noch gar c

2

3

4

5 6

Folgt gestrichen, und am Rande mit dem Vermerk „Soll wegfallen“ versehen: „Verhält sich dies würcklich so, wie es höchst wahrscheinlich ist, so sind jene Gewehre ihrer Beschaffenheit nach sehr theuer und ist kein Vortheil mit ihrem Ankauf verbunden, da wir die Gewehre neuer Art durch die Schicklersche Fabricke für 11 rtr. 4 ggl. Courant, allso beinahe für eben den Preis erhalten und diese dann doch bei Weitem besser als jene sind.“ Vgl. dazu Beilage A (fol. 10r–11v), die Abschrift des Protokolls der Untersuchung eines Schicklerschen Probegewehrs (Königsberg, 28. Juni 1809) mit einem Begleitschreiben Rauchs an Witzleben (29. Juni). Friedrich von Köpken, 1806 Geheimer Finanzrat beim Niedersächsischen Departement, später Geheimer Oberfinanzrat. Vgl. die Abschrift des Schriftwechsels zwischen von der Marck und Witzleben in Beilage B (fol. 12r–13r). Berlin, 16. Januar 1809, als Beilage D archiviert ebda., fol. 15r–16r. Leipziger Kaufleute.

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Nr. 11

keine Gewehre wirklich in Berlin angekommen sindd; es würde daher am besten seyn, sich gar nicht weiter darauf einzulassen und dergleichen Gewehre nur dann anzukaufen, wenn sie wirklich in Berlin ankommen,e gesetzt daß sie auch einen hohen Preiß hätten. Man müßte daher gegenwärtig nur die von dem v. d. Marck bestellten Gewehre und Schlösser endlich einmal zu erhalten suchen, da selbige fertig seyn sollen, obschon ich dies ebenfalls noch bezweifle; ich habe demnach dem Oberstlieutenant v.Witzleben schon früher aufgetragen, dies zu veranlassen, damit die Sache nur einmal beendigt werden möge, sich sodann aber auf nichts weiter einzulassen, sondern nur die Anfertigung der neuen Gewehre in unseren Fabricken thätigst zu betreiben. Wegen Salarirung der beiden p. Commissarien Nortmann und Zimmer werde ich, da deren Beibehaltung als unumgänglich nothwendig gefordert wird, das Nöthige bei des Königs Majestaet in Antrag bringen. Königsberg den 9ten August 1809. Namens d.H. Generals v. Scharnhorst v.Rauch An die königliche dritte Division des Allgemeinen Kriegs Departements 11. Protokoll

Königsberg, 10. August 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 40 fol. 51r–60r (9½ S.).a Druck: [Scherbening und von Willisen (Hrsg.):] Die Reorganisation der Preußischen Armee nach dem Tilsiter Frieden, Berlin 1866, II, S. 358f. (Auszug), zit. Scherbening. Konferenz über Bedarf an Geschütz und Munition in den Festungen. Bestimmung der allgemeinen Richtlinien.

Von Seiten der Kommandanten zu Kolberg, Spandau1 und einigen andern Festungen waren in Betreff der für die Verteidigung ihrer Festungen verlangten Anzahl Geschütze und Munition Anforderungen gemacht word e

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Verändert aus „und fast noch gar kein Gewehr wirklich in Berlin angekommen ist“. Das anschließende Satzende verändert aus „und nicht übertrieben theuer sind.“ Die bei der nächsten Konferenz am 18. August 1809 von Scharnhorst, Neander, Oberstleutnant Joachim Friedrich Wilhelm von Oppen, Rauch, Schmidt und Leithold unterschriebene Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 4 Fußart. A 5 Nr. 51, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Bis zum offiziellen Amtsantritt Oberstleutnant von Horns (1811) nahm Major von Hüser die Geschäfte des Kommandanten von Kolberg wahr. Kommandant von Spandau war Oberstleutnant von Thümen.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

den, die mit den gegenwärtigen Kräften des Staats in keinem Verhältnis stehen und durchaus nicht, weder auf die Übersicht des für sämtliche Festungen und die Armee vorhandenen und unter den jetztigen Umständen herbeizuschaffen möglichen Bedarfs, noch auf die Resultate der Erfahrungen aus der Kriegsgeschichte dieser und der vergangenen Zeit, berechnet sind. Der General von Scharnhorst versammelte daher heute die hier unterzeichneten Personen, um mit ihnen über die Ausmittelung allgemeiner Grundsätze zu beratschlagen, nach welchen diejenige Anzahl Geschütze, Munition und Besatzung für jede Festung mit Berücksichtigung ihrer Lokalverhältnisse bestimmt werden kann, mit welchen sie in Ermangelung einer vorhandenen größern Anzahl imstande ist, sich gegen einen gewaltsamen und gegen einen förmlichen Angriff verteidigen zu können. Die Resultate dieser Beratschlagung waren folgende: Geschütze der Festungen. 1. Gegen den förmlichen Angriff hat man 20 bis 40 Stück 12- und 24pfündige Kanonen und 7- oder 10pfündige Haubitzen und halb soviel Mörser nötig, je nachdem die Angriffsfronte und die Werke beschaffen sind. 2. Gegen den gewaltsamen Angriff bedient man sich der 12-, 6- und 3-Pfünder zu gleichen Teilen von jedem Kaliber. Gegen den gewaltsamen Angriff braucht man mehr oder weniger Geschütze nach der Menge der Werke und der Beschaffenheit des Grabens. Denn bei nassen oder tiefen trocknen Gräben braucht man weit weniger als bei trockenen von nicht sehr hohen Revêtements-Mauern. Der Winter macht hierbei keinen großen Unterschied, weil man in demselben auch die gegen den förmlichen Angriff bestimmten Geschütze gleichförmig auf dem Walle vertheilen kann, indem bei Froste kein förmlicher Angriff stattfindet und man also hier durch die Anzahl der Geschütze beinahe das gewinnt, was man durch das Zufrieren des Grabens verliert. Überdies muß, soweit es die Stärke der Garnison und die Anzahl der Bürgerschaft erlaubt, der Hauptgraben jederzeit aufgeeiset werden. Hat eine Festung einen ohne Schwierigkeit zu passierenden Graben, in welchem Falle sie einer Art von Retranchement gleichzustellen ist, so braucht man 2 Kanons in der Spitze des Bastions und 2 in jeder Flanke, also 6 Kanons für jedes Bastion gegen einen gewaltsamen Angriff. Bei einem Zehneck also 60 Kanons oder Haubitzen. Bei den Festungen mit hohen Revêtements-Mauern oder nassen Gräben braucht man für jedes Bastion 3 bis 4 Kanons, die man nach Umständen zum Überbankfeuern oder auf den Flanken placieren kann und wozu die Anstalten schon vorher getroffen sind. Auf die Raveline, Couvrefacen und Lünetten rechnet man kein Geschütz gegen den gewaltsamen Angriff, weil die Geschütze auf den Bastions den bedeckten Weg, die Contreescarpe und den Graben bei ihnen bestreichen. Auf ein Hornwerk wird soviel als auf ein Bastion und auf ein Kronwerk soviel als auf 2 Bastions gerechnet.

Nr. 11

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Auf eine abgesonderte Redoute 2 Stück oder nach Beschaffenheit der Umstände auch gar keins. Für ein Fort in Form einer Sternschanze 4 auf jede Ecke, nämlich 2 zur Bestreichung des Grabens und 2 auf die Plattform der Saillants. Aus dem vorhergehenden läßt sich nun die Anzahl der Geschütze für jede Festung bestimmen. 1. Beispiel. Wieviel Geschütze braucht ein Zehneck mit Ravelinen oder Demilünen, mit einem gemeinen bedeckten Wege und mit trockenen Gräben? a. Gegen den gewaltsamen Angriff, ohne auf den förmlichen Rücksicht zu nehmen: 68 Kanonen und Haubitzen, wobei 8 Stück Geschütze in Reserve zu rechnen sind. b. Gegen den förmlichen Angriff und einen gewaltsamen Angriff bedarf es erstlich: gegen den förmlichen 40 Kanonen und Haubitzen und 20 Mörser, und zweitens gegen den gewaltsamen der 7 nicht angegriffenen Polygone: 42 Stück, in allem also 102 Stück. Anmerkung. Es können nämlich hier nur 7 Bastionen zur Besetzung gegen den gewaltsamen Angriff gerechnet werden, weil 2 Bastions und die Facen und Flanken der Nebenbastions, also in allem 3 Bastions, bereits gegen den förmlichen Angriff mit Geschütz besetzt sind. 2. Beispiel. Wieviel Geschütz erfordert eine Festung von 12 Bastionen mit Ravelinen, einem bedeckten Wege und nassen Gräben mit guten RevêtementsMauern? a. Gegen den gewaltsamen Angriff, ohne auf den förmlichen Rücksicht zu nehmen, werden für jedes Bastion 4 Kanons oder Haubitzen erfordert, also 48 Stück, wozu noch 8 Stück in Reserve gerechnet werden, also in allem 56 Stück. b. Gegen einen förmlichen und gewaltsamen Angriff bedarf die Festung 40 Kanonen und Haubitzen und 20 Mörser; gegen den gewaltsamen auf 9 Bastions 36 Stück, also in allem 96 Stück; insofern bei der Festung nicht zwei förmliche Angriffsfronten stattfinden. Man darf indessen diese Regeln nicht als ganz unablässig betrachten; sie sind nur als Richtschnur anzusehen, um die hinreichende Anzahl des erforderlichen Geschützes anzugeben. Hat man mehreres, so kann man davon einen guten Gebrauch machen, mit wenigerem aber auch oft einen großen Widerstand leisten. Menin wurde als Retranchement mit 33 Geschützen und 2100 Mann gegen den gewaltsamen Angriff von 20.000 Mann fast bloß durch das Geschütz verteidigt, obgleich der Feind beim Sturm bis in den Graben kam. Valenciennes ist größer als eine unserer jetzigen Festungen, hat eine Menge Werke und wurde mit 132 Geschützen gegen den tätigsten, mit allen Mitteln versehenen Feind 6 Wochen, nachdem die Tranchée eröffnet war, verteidigt.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Nach der französischen Art, eine Festung mit Geschütz zu versehen, bekommen die Festungen der ersten Klasse nur 100, höchstens 150 Stück, wovon ein Dritteil Haubitzen und Mörser sind. Munition der Festungen. Eine große und stark besetzte Festung kann einer Belagerung länger als eine von geringerm Umfange widerstehen und erfordert daher mehr Munition auf jedes Geschütz, welches gegen den förmlichen Angriff agiert. Man rechnet daher auf jedes Kanon, welches gegen den förmlichen Angriff bei den stärksten und größten Festungen agieren soll, 800 Schuß; bei den kleinern und schwächern Festungen 600 oder auch nur 500 Schuß. Zu den Geschützen, die gegen den gewaltsamen Angriff bestimmt sind, braucht man weniger Munition, aber eine bedeutende Anzahl Kartätschen. Ist eine Festung nur für den Widerstand gegen einen gewaltsamen Angriff dotiert, so gibt man nicht mehr als 300 bis 500 Schuß auf jedes Geschütz und braucht wenige oder gar keine Mörser, wohl aber Haubitzen. Die Mörser und Haubitzen werden langsamer geladen und mehr nach den Umständen gebraucht; daher gibt man auf jedes Geschütz weniger Bomben, und zwar bei den großen weniger als bei den kleinen. Folgende Tabelle zeigt die nähere Anwendung: Auf jedes Kanon 1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse der Feder Feder Festungen. stungen. stungen. gegen den förmlichen Angriff Kugelschüsse 800 600 500 Kartätschschüsse 50 50 50 gegen den gewaltsamen Angriff Kugelschüsse 2–400 2–400 2–400 Kartätschschüsse 100 100 100 Auf jeden Mortier von großen Kaliber Bombenwürfe 500 400 300 von kleinen Kaliber Bombenwürfe 700 600 500 Auf jede Haubitze von großen Kaliber Granatenwürfe 600 500 400 Kartätschenschuß 50 50 50 von kleinen Kaliber Granatenwürfe 800 700 600 Kartätschenschuß 50 50 50 Auf das kleine Gewehr im Durchschnitt für jedes Infanteriegewehr Flintenpatronen 600 400 300 für jedes Kavalleriegewehr KarabinerPatronen 150 150 150 Die Anzahl der Leucht- und Brand-Kugeln, Spiegelgranaten und Steinwürfe ist hiernach verhältnismäßig einzuteilen.

Nr. 11

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Daß die Munition nach Umständen für beide Bestimmungen von Geschützen und also die, welche nicht gegen den gewaltsamen Angriff erforderlich ist, zum förmlichen verwandt wird, bedarf keiner Erwähnung. Ist eine Festung überflüssig mit Geschütz besetzt, so wird die Munition nur für das nötige berechnet und nachher auf eine angemessene Art auf das andere Geschütz verteilt. Stärke der Garnison. Bei der passiven Verteidigung macht die Artillerie die Hauptsache aus, und man rechnet auf die Geschütze, welche gegen den förmlichen Angriff gebraucht werden, 9 und auf die, welche gegen den gewaltsamen Angriff bestimmt sind, 5 Artilleristen. Alsdann hat man anfangs bei den ersten 2 Ablösungen, die sich durch Krankheit, Gebliebene und Verwundete bald in eine auflösen. In den französischen Anschlägen rechnet man 10 Mann auf jedes Geschütz. Selten hat man soviel Artilleristen, wie hier gefordert sind, alsdann bedient man sich der Infanteristen oder überhaupt der andern Truppen zu Artilleristen. Dadurch wird aber die Infanterie geschwächt und die Artillerie schlecht bedient. Die Stärke der Garnison hängt von Umständen ab. Die stärkste Garnison ist die beste. Bei den kleinen Festungen wird auf jedes Polygon 400 Mann Infanterie und bei den großen auf jedes wenigstens 300 Mann gerechnet. Daher bedarf ein Zehneck 3 bis 4000 Mann Infanterie. Die Menge der außen- und vorliegenden Werke macht hierin oft eine Vermehrung notwendig, jedoch ist sie kein Maßstab der Größe der Garnison. Raveline, Couvrefacen und Lünetten werden gar nicht in Betracht gezogen. Ein Hornwerk gilt für ein Bastion. Ein Kronwerk für zwei Bastions. Ein Zehneck erfordert: Infanterie 3000 bis 4000 Mann für 100 Kanonen Artillerie 740 ⬙ 740 ⬙ Jäger 50 ⬙ 100 ⬙ Pioniers 100 ⬙ 100 ⬙ Kavallerie 150 ⬙ 300 Pferde. Summa: 4040 bis 5240 Mann ohne Offiziers usw. Bei 3000 Mann wird man unter manchen Umständen dennoch einen Ort, wenn er nicht ernstlich förmlich belagert wird, lange halten können, vorausgesetzt, daß das Geschütz mit den dazugehörigen Leuten bedient werden kann. Eine größere Besatzung als die angegebene von 5240 Mann ist unendlich viel wert; man wird mit ihr unter manchen Umständen sogar den Feind zur Aufhebung der Belagerung zwingen können. Nach genauer Überlegung und mit Anwendung aller gemachten Erfahrungen wurden diese Grundsätze einstimmig als anwendbar angenommen und darauf beschlossen,

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

die gefundene[n] Resultate sowohl dieser, als der ferner zu nehmenden Beratschlagungen über diesen Gegenstand S.K.M. zur Allerhöchsten Normalfestsetzung für jede Festung in Vorschlag zu bringen und bei Allerhöchstdenenselben darauf anzutragen, 1. daß jedem Kommandanten sodann bekanntgemacht werde, was nach der Allerhöchsten Festsetzung seine Festung an Geschütz, Munition und Besatzung bedarf, um sich gegen einen gewaltsamen und förmlichen Angriff gehörig verteidigen zu können; 2. den Grundsatz anzunehmen, daß der Kommandant einer jeden Festung verpflichtet ist und es verstehen muß, sie mit denjenigen Streitkräften und Mitteln zu verteidigen, die der Staat mit Berücksichtigung der übrigen Festungen und der Armee auf die ihm anvertrauete Festung zu verwenden vermag und deren hinreichende Anzahl und Qualität solchergestalt durch die Beratschlagungen dieser mit der genauesten Überlegung zu Werke gehenden Konferenzen ausgemittelt, S.M. dem Könige in Vorschlag gebracht und von Allerhöchstdenenselben festgesetzt worden ist. Noch wurde bemerkt, daß, wenn zur Zeit einer eintretenden Verteidigung durch die Möglichkeit der Beschaffung oder durch andere zufällige Ereignisse eine größere Anzahl Geschütze, Munition und Besatzung, als das Resultat dieser Konferenzen und der Allerhöchsten Festsetzung ergibt, in einer Festung vorhanden ist, es umso besser sein und zur Erwartung einer desto hartnäckigeren Verteidigung berechtigen werde. Weiter fand sich nichts zu erinnern, weshalb die heutige Sitzung durch den General von Scharnhorst geschlossen wurde. 12. Scharnhorst an [Prinz Wilhelm]

Königsberg, 11. August 1809

HStAD, Abt. D 22, Nr. 12/59 fol. 3r (1 S.): Eigenhändig. Benennung der Regimenter.

Ew. Königl. Hoheit1 werde ich morgen von den mir befohlnen Aufträg[e]n weiter Bericht abstatten und das Weitere von hoch denenselben vernehmen. Die Benennung der Regimenter haben Se. Majestät eigenhändig aufgeshrieben, ich werde aber näher nachsehen, was dabei für Grundsätze statt gefunden haben. Mit der größten Ehre[r]bietung und höchsten Respect E. Königl. Hoheit Königsberg den 11. Aug. 1809.

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unter[t]hänigster v. Scharnhorst

Zu Prinz Wilhelm von Preußen vgl. Anhang 1.

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Nr. 13

13. Scharnhorst an Hüser

Königsberg, 11. August 1809

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Anforderung von Akten zu Auszeichnungen für Verteidiger Kolbergs.

Königsberg, 11. August 1809. Der Herr Oberster v. Gneisenau hat mir gesagt, daß er alle Berichte an des Königs Majestät, wodurch er diejenigen Offiziere, Unteroffiziere und Gemeinen, welche sich während der Belagerung Colbergs auf Belohnung durch Orden und Verdienstmedaillen Ansprüche erworben haben, sowie auch die darauf erfolgten königlichen Resolutionen in das dortige GouvernementsArchiv niedergelegt habe, diese Akten gebrauche ich jetzt notwendig, um einen von Seiner Majestät erhaltenen Auftrag zu erfüllen. Euer Hochwohlgeboren fordere ich daher ergebenst auf, mir solche nebst den darauf sich beziehenden Parolbefehlen baldmöglichst zukommen zu lassen.1 Scharnhorst. 14. Scharnhorst an Stützer

Königsberg, 12. August 1809

Nach der Edition bei August von Janson: Neu aufgefundene Briefe Scharnhorsts, in: Militär-Wochenblatt (1908) Nr. 151ff., Sp. 3531–3534, 3556–3559, 3578–3581, zit. Janson, hier Sp. 3533.a Weiterer Druck: Nach Janson Linnebach, S. 370f. Stützers Rolle in der künftigen Militärakademie. Rat zur Annahme der von Lingelsheim angebotenen Stelle. Ungewißheit der Lage.

Mein innigst verehrter Freund1, allerdings denken wir, daß Sie bei einer allgemeinen Militärakademie, welche seit drei Monaten in der Beratschlagung ist, eine vorzügliche Rolle spielen sollen, ohne mit Arbeiten überhäuft zu werden. Ich hoffe, daß diese Angelegenheit bald zustande kommen wird, aber dennoch rate ich Ihnen, die Stelle anzunehmen, welche der Oberst Lina

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Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 12 D Kommandantur Kolberg 154, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vgl. den fünften Band zu August Neidhardt von Gneisenau (Anhang 1) und Major Johann Eberhard von Hüser. Der Brief befand sich 1908 nach Janson, Sp. 2531, im Besitz des Hauptmanns Anders, Lehrer an der Kriegsschule zu Metz. Janson paßte die von ihm edierten sechs Briefe (die übrigen fünf aus den Jahren 1809 und 1810) „mit Berichtigung einzelner kleiner grammatischer Irrtümer“ der damaligen Rechtschreibung an. Der aus den vorangehenden drei Bänden bekannte Christian August Stützer trat noch 1809 seine neue Stelle beim Kadettenkorps in Berlin an.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

gelsheim2 Ihnen angeboten; wer weiß, ob die Militärakademie so bald, als es zu wünschen wäre, zustande kommt. Wir gleichen ja überdiese einer schwimmenden Insel, die nicht weiß, in welchem Hafen sie antreibt, durch welchen Sturm sie in Gefahr kommt, zerstückt oder aufgelöst zu werden. Diese Lage hat mich sehr gedrückt, gleichwohl habe ich dennoch ritterlich für das gestrebt, was ich für die Zukunft und für die Ehre des Königs und Vaterlandes in unserer Regeneration wichtig gehalten habe. Dies hat mir Feinde ohne Zahl zugezogen, die mich dann, wie dies immer zu sein pflegt, zu stürzen hofften, Kabalen und Niederträchtigkeiten häuften. Da ich nicht gern in meiner Stelle bleiben wollte, so kamen wir einander entgegen; dennoch wurde ich gezwungen, zu bleiben, weil die Zeiten zu unglücklich sind, meine Ehre und Dankbarkeit gegen den König dies fordern. Leben Sie wohl, mein innigster und treuester Freund. Mit der herzlichsten Wertschätzung Ihr aufrichtigster Freund Königsberg, den 12. August 1809. v. Scharnhorst. 15. Generaladjutant1 an Lützow

Königsberg, 12. August 1809

Nach der maschinenschriftlichen Abschrift eines Regests in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 40 fol. 81r (½ S.).a Anweisungen zu Prüfungsarbeiten und zu Prüfungen der Artillerie.

Privatim ersucht2, darauf zu halten, daß die zu prüfenden Subjekte ihre sämtlichen Arbeiten jedesmal in Gegenwart der Kommission anfertigen, das von der Kommission korrigierte Brouillon alsdann dem Könige eingereicht und darauf zugleich bemerkt werde, in wieviel Zeit die Beantwortungen der Fragen pp. vollführt worden sind. In Betreff der Prüfung der Artilleristen hätten sich die Fragen auf zu wenige beschränkt. Die p. Kommission möchte mehrere in Beziehung auf einzelne Gegenstände der Artillerie tun, um den Verstand der zu Prüfenden zu kultivieren, weil dadurch die Beurteilung der zu Examinierenden angestrengt wird.

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Der aus dem fünften Band bekannte Chef des Kadettenkorps und Generalinspekteur der militärischen Bildungsanstalten.

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Die Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 2 Minüte, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Scharnhorst fungierte seit Juni 1808 als vortragender Generaladjutant, vgl. Nr. 106 im fünften Band. Das Schreiben war gerichtet an den aus dem vierten und fünften Band bekannten Generalmajor Johann Adolf von Lützow.

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Nr. 16

16. Scharnhorst an Prinz August

Königsberg, 14. August 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 204 fol. 16r (½ S.): Abschrift, Schreiberhand. Moderne Abschrift: ebda., Nl Vaupel Nr. 40 fol. 85r.a Ansichten Scharnhorsts und des Königs zur Instruktion zum Gebrauch der Prolonge.

Abschrift Euer Königl. Hoheit1 reiche ich anliegend die mir gnädigst mitgetheilte Instruktion in Betref des Gebrauchs der Prolonge gehorsamst und mit dem verbindlichsten Danke zurück.2 Sie enthält vollkommen alles das, was sich über den Gegenstand sagen und vorschreiben läßt, nur sollte die Prolonge, wie es bei den Franzosen gebräuchlich ist, so lang sein, daß zwischen dem Schwanze der Kanonenlaffete und der Protze 24 Fuß bleiben. Diese größere Länge vermindert die Gefahr, welche bei der nähern Protze unvermeidlich ist, und verhindert, daß durch unruhige Pferde das Canon in seiner Richtung verrükt wird, auch verursacht sie bei dem Umwenden keine besondere Schwierigkeit, wenn die Mannschaft dabei thätig ist. Des Königs Majestät sind derselben Meinung und glauben, daß keine Bestimmung der Distance, auf welche mit der Prolonge zu retiriren sei p.p., Statt finden müße. Königsberg den 14t August 1809. Scharnhorst. An des Prinzen August von Preußen Königl. Hoheit.

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Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv Rep. 2 Minüte, Nr. 191, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Zu Prinz August von Preußen vgl. Anhang 1. Im selben Faszikel im Nl Scharnhorst befindet sich ein von Neander, Schmidt und Leithold unterschriebenes Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements (Königsberg, 18. August 1809, fol. 11r), mit dem sie Scharnhorst die Abschriften der Instruktion und ihrer Erläuterungen (fol. 12r–13v bzw. 14r–15v) zurücksandte. Die „Instruction über den Gebrauch der Prolonge und über das Exerciren mit derselben, bei der reitenden Artillerie“ und die „Gründe zu der entworfenen Instruction“ (Berlin, 22. Juli 1809) waren unterzeichnet von Oberst Johann Christian von Pontanus, den Majoren Johann Carl Schultze und Karl Friedrich von Holtzendorff, Kapitän Johann Heuser und Leutnant Christian Friedrich David Kräwel.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

17. Scharnhorst an Götzen

Königsberg, 15. August 1809

Nach der Edition bei Linnebach, S. 371ff., mit Korrekturen Gerhard Oestreichs.a Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert: GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 40 fol. 96r–97r (2 S.). Ratschläge zur Verstärkung und Verteidigung der Festungen in Schlesien.

Königsberg, den 15. August 1809. Ew. Hochgeb.1 erhalten hier eine bestimmte Vollmacht, nach Ihren Gutdünken handeln zu können. Se. Majestät der König können in der jetzigen Lage nicht mehr tun. Daß die Festungen gegen jeden verteidiget werden sollen, ist bereits bestimmt, hierüber war es also überflüssig, noch neue Befehle zu geben. Ich empfehle Ew. Hochgeb. den Major von Schöler2 in außerordentlichen Lagen zum Gebrauch in Bureau; Braun wird die Festungsangelegenheiten in den Artilleriefach, Schöler in ander Hinsicht ausrichten und zu den Arbeiten, wo taktische und fortifikatorische Geschäfte sich vereinigen, Ihnen dienen können; Tiedemann3 haben Sie nun schon seinen Wirkungskreis angewiesen. Sollten ganz außerordentliche Fälle eintreten, so würde es darauf ankommen, daß Sie viel Truppen bei Neiße und Glatz zusammenbekämen. Vorerst würde es wichtig sein, die Artilleriekomp. zu vermehren, und zwar bis zu 200 Bombard. und Gemeine; Sie brauchen eine große Anzahl von Artilleristen; wenn Sie auf jedes Geschütz in den Festungen 8 Mann hätten, so wäre dies nicht zu viel. Eine Festung, welcher es nicht an Artillerie und Artilleristen fehlt, hat das wichtigste zur passiven Verteidigung. Uebrigens würde ich raten, die Inf. im Fall der Not so zu vermehren, daß jede Kompagnie 300 Mann inkl. Unteroffiz. stark würde; dann aber müßte sie eine verhältnismäßige Anzahl Offiziere und Unteroffiz. haben und in 2 halbe Kompagnien geteilt werden, auch ist diese Einteilung bei der Artillerie nötig. In Festungen können Leute mit Piken gut dienen, und Piken kann man leicht haben. Tielke hält die Piken zur Verteidigung der Brustwehren sehr vorteilhaft. Der Graf von Schaumburg, ein großer Taktiker, gab ihnen den Vorzug vor allen Waffen;4 überdies muß man in den Festungen Leute haben, welche die Kranken, Gebliebenen usw. ersetzen, die vielen Arbeiten

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Die eigenhändige Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 15a Kap. 48 Nr. 88 Pak. 622, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Zu Friedrich Wilhelm Graf von Götzen vgl. Anhang 1 zum fünften Band. Den erstmals im dritten Band vorgestellten Moritz von Schöler, damals Brigadier der Schlesischen Artilleriebrigade. Der erstmals im dritten Band vorgestellte Karl Ludwig Heinrich von Tiedemann diente seit 1808 bei Götzen. Scharnhorst betrachtete ihn und Clausewitz als seine besten Schüler. Johann Gottlieb Tielke und Wilhelm Graf zu Lippe-Schaumburg-Bückeburg wurden im ersten Band vorgestellt.

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Nr. 18

tun, welche Wallgranaten und Bomben von den Wall beim Sturm rollen usw. Wenn man daher nur die Hälfte der Garnison mit Feuergewehr bewaffnen kann, so ist man gut daran. In jeder Festung müssen aber wenigstens 50 bis 100 Jäger sein, man muß alle kleine Forstbediente dazu anstellen. Endlich muß man in jeder Festung eine Kompagnie oder 2 Pioniers organisieren, sobald man in Gefahr kömmt. Man braucht dazu die Mineur als Stamm. Sie dirigieren alle Arbeiten. Ihre Offiz. bestehen aus Ing. und andern Offiz., welche von dergleichen etwas wissen. Alles diesesb erfordert eine Vorbereitung auf den Papier, wobei es gut ist, Instruktionen für die Kommandanten vorläufig zu entwerfen, wobei die Personen bestimmt werden, damit gleich alles in Aktivität kömmt, wenn der Fall der Not eintritt. Wo es an Montierungen fehlt, gibt man Mänteln von Leinen oder Tuch, Pantalons von ungebleichten Leinen, kurze Gamaschen von demselben und Mützen von Tuch. Dies sind meine flüchtigen Ideen. Außer Tiedemann werden Sie gewiß Schöler zu Ausarbeitungen der Art verwenden können, er ist ein braver Mann. Mit innigster Verehrung Scharnhorst. 18. Scharnhorst an Götzen

Königsberg, 17. August 1809

Nach der Edition bei Linnebach, S. 373, mit Korrekturen Gerhard Oestreichs.a Empfehlung des Staatsrats Merckel.

Königsberg, den 17. August 1809. Ew. Hochgeb. bemerke ich noch, daß in außerordentlichen Fällen, nämlich in solchen, wo es auf Mittel ankömmt, die nicht in der Form sind, wo es auf Erfindung und auf selbst erdachte Ressourcen ankömmt, der Staatsrat Merckel1 Ihnen vorzüglich wird dienen können. Massow2 ist ein braver, patriotischer Mann, ich glaube man kann ihn nicht genug ehren; allein ich höre, er ist gegen das Neue und für die alte Form; damit läßt sich aber in

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Bei Vaupel: „dies“.

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Die eigenhändige Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 15a Kap. 48 Nr. 88 Pak. 622, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Friedrich Theodor Merckel (1775–1846), Sohn eines Breslauer Kaufmanns, war nach dem Studium der Rechte in Halle 1799 in die Breslauer Kammer eingetreten, 1804 wurde er zum Kriegs- und Domänenrat und 1809 zum Vizeregierungspräsidenten in Breslau ernannt. Seit März 1813 Chefpräsident des Regierungsbezirks und Zivilgouverneur von Schlesien, wurde er mit dem Eisernen Kreuz am weißen Band dekoriert. Von 1816 bis 1820 und von 1825 bis 1845 wirkte Merckel als Oberpräsident von Schlesien, 1828 wurde er geadelt. Der aus dem fünften Band bekannte Oberpräsident Ewald Georg von Massow.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

den gegenwärtigen außerordentlichen Lagen beim Ausbruch eines Krieges nichts machen. Leben Sie wohl und sorgen Sie für Ihre Gesundheit; herzlich und innigst danke ich für die Güte und große Freundschaft, die Sie für mich in Hinsicht meines Sohnes3 gehabt haben. Scharnhorst. 19. Scharnhorst an Prinz August

Königsberg, 17. August 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Entwurf der Instruktion für die Artillerieabteilung der 3. Division. Einrichtung einer Offiziersprüfungskommission für die Artillerie. Künftige Stellung des Inspekteurs der Artillerie.

Königsberg, 17. August 1809 Auf Euer Königlichen Hoheit gnädiges Schreiben vom 29. v.M. habe ich die Ehre, Höch[st]denselben die für die Artillerieabteilung der dritten Division entworfene Instruktion zu übersenden und Höchstdenselben anheim zu stellen, solche Sr. Majestät dem Könige selbst einzureichen. Ich hoffe, daß sie mit Euer Königlichen Hoheit Ansichten übereinstimmt und bin namentlich ganz der Meinung, daß die Verfassung der Artillerie und die Veränderung an Geschützen, Fahrzeugen, Maschinen im Dienst und in der Übung und Kleidung der Prüfung des Chefs der Artillerie und der von ihm dazu ernannten Artilleriekommission unterworfen sein müsse. Was die Kommission zur Prüfung der Artillerieoffiziere betrifft, so glaube ich allerdings, daß die Errichtung einer solchen für jede Brigade zu viel Schwierigkeiten haben würde und daß die, welche für die ganze Artillerie errichtet wird, sich in Berlin befinden müsse. Wenn ich dort gegenwärtig wäre, so würde ich gern ihre Leitung übernehmen. Daß der Chef der Artillerie Mitglied derselben sei, scheint mir durchaus notwendig, um alle Parteilichkeit entfernt zu halten und den Verhandlungen und Urteilen der Kommission Achtung und Würde zu geben. Die Offiziere, welche nach Berlin kommen, um sich prüfen zu lassen, würden einen freien Postpaß erhalten.

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Zu Wilhelm von Scharnhorst vgl. Anhang 1, zu seiner Tätigkeit in Schlesien vgl. Nr. 391 und 519 im fünften Band sowie Nr. 61 in diesem.

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Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 12 C Insp. d. Feldart. 43,3 Pak. 24, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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Nr. 20

Über die Wahl der Mitglieder bin ich mit Euer Königlichen Hoheit einverstanden, glaube aber, daß Streit1 sich besser dazu eignen würde als Ludwig, der die Dinge zu leicht nimmt. In Rücksicht des Inspekteurs ist, was Euer Königlichen Hoheit bemerken, zwar sehr wahr, indessen würde in den meisten Fällen die Wahl eines Chefs der Artillerie, wie ihn Euer Königlichen Hoheit fordern, sehr schwer in der Ausführung sein. Übrigens hoffe ich, daß die Inspekteurstelle jetzt nach der für dieselbe entworfenen Instruktion Euer Königlichen Hoheit nicht mehr zur Last fallen wird. Scharnhorst. 20. Scharnhorst an Zelter

Königsberg, 17. August 1809

Goethe-Museum Düsseldorf, Inv. Nr. 2242/1996 (4 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben.a Begründung für Zahlung lediglich eines Teils der für die Berliner Wohnung geschuldeten Miete.

Ich bin, so wie man mir gesagt, nach den Landesgesetzen nicht schuldig, während des Krieges mein Quartier zu bezahlen, und deswegen dürfte ich auch eine billige Rücksicht von Euer Wohlgeboren1 erwarten; um so mehr, 1

Der 1794/95 in Polen mit dem Pour le Mérite dekorierte Stabskapitän Friedrich Ludwig Streit (1762–1813) hatte seit 1797 an der Militärakademie der Artillerie unterrichtet und war 1802 der Militärischen Gesellschaft beigetreten. Er trat in die Examinationsund die Artillerieprüfungkommission ein und unterrichtete seit 1810 an der Allgemeinen Kriegsschule. Im März 1812 wurde er zum Major und interimistischen Artillerieoffizier von Graudenz ernannt.

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Auf der zweiten Seite beginnt das Konzept von Zelters Hand zu dessen Antwort (2½ S.), vgl. Anm. d. Karl Friedrich Zelter (1758–1832) arbeitete zunächst im väterlichen Gewerbe als Maurermeister, studierte aber in seiner Freizeit Musik und wirkte als Komponist und Professor. Er übernahm 1800 die Leitung der Berliner Singakademie und gründete 1809 die Berliner Liedertafel; zu seinen Freunden gehörten Goethe und Schiller, seine bekanntesten Schüler waren Fanny und Felix Mendelssohn. Ihm gehörte das Haus Münzstraße 1, in dem sich die von Scharnhorst bis 1806 bewohnte Wohnung befand. Er war gerade nach Königsberg gereist, um eine königliche Genehmigung für Aufführungen der Singakademie im Berliner Opernhaus zu erlangen und bei Scharnhorst und Hufeland Schulden einzutreiben. Von seiner Reise schrieb er Briefe an seine Schwester, Luise Syring; diese sind archiviert im Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar, GSA 95/I,8,16, und gekürzt gedruckt bei: Joseph Müller-Blattau: Karl Friedrich Zelters Königsberger Briefe (1809), in: Altpreußische Forschungen 12 (1935), S. 256–276. Was hierin die Schulden betraf, wurde von Müller-Blattau größtenteils und z. T. ohne Kennzeichnung weggelassen. Zelter traf in der Nacht zum 22. Juli in Königsberg ein, wo ihn Julie von Scharnhorst am 26. traf „und sich mit einigen Entschuldigungen ihres Vaters Schuld erinnerte“ (S. 262) und Scharnhorst am 9. August ergebnislos mit ihm

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

da Dieselben im Kriege mein Logis benutzt und Ihre Einquartirten darin haben logiren laßen. Ich sehe den Drang der Umstände indeßen wohl ein und ich glaube um so mehr, daß ich Ihnen eine gewiße Vergütigung nicht versagen kann, da meine Sachen dort geblieben sind; aber ich glaube nicht, daß es billig ist, die ganze Miethe zu bezahlen.2 Dieses ist der Grund, auf den ich glaube, daß Euer Wohlgeboren einige Rücksicht auf meine Vorstellung nehmen werden. Ich darf dies um so mehr hoffen, da Sie ohnedies bei dem Mangel der Miethsleute Ihre Wohnung nicht würden vermiethet haben. Mir scheint es daher nicht unbillig, daß Sie den vierten Theil der Miethe erlaßen, und wenn ich diese bis zu näherer Erkundigung über die Verhältniße dieser Art zurückhalte, so werden Sie hierin keine besondere Unbilligkeit von meiner Seite finden. Dies würde alsdann auf 3½ Jahr = 68¼ Friedr. d’or und 7 rthlr. Courant betragen; ich würde also zu den bereits bezahlten 50 Friedrichs d’or Euer Wohlgeboren noch 18¼ Friedr. d’or und 7 rthlr. geben müßen, welche ich hierbei überschicke.3 Was Euer Wohlgeboren der p. Schmidten gegeben, wird, hoffe ich, ihr Mann bezahlen, der nicht mehr bei mir ist und 21 Dukaten erhalten hat, als

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konferierte. In seinem 8. Brief (11.–14. August, 8 S.) schrieb Zelter am 11. August: „Heute Vormittag bin ich endlich in der bewusten Sache vor den Hn. Gen. von Sch–––––––ubjack gekommen, um die Stunde, die er mich bestellt hatte. Eine Zeit lang lies er mich warten, indem er junge Officiere zu unterrichten schien. Dann kam er in das Vorzimmer, wo ich wie ein Jude mit Lotterieloosen wartete und redete mich auch etwa auf die Art an: wir wolten, meinte er, die Sache nicht auf das Genaueste nehmen, man müße bedenken, daß Krieg sey, er werde mir 40 Fried. dor geben und damit hoffe er möchte die Sache abgemacht sein.“ Zelter antwortete u. a.: „Sie haben nicht bezalt und ich habe gewartet; es ist Krieg, aber nicht Sie haben den Krieg, sondern wir! Sie machen den Krieg und wir müßen ihn tragen und bezalen; der Soldat gewinnt im Kriege theils durch Beute theils durch Ehre, davon ist der ruhige Bürger ausgeschlossen. Der Soldat kann sich gegen den Feind setzen und ihn bekämpfen, der Bürger muß ihn füttern und beherbergen.“ Eine Quittung Zelters über die letzte von Scharnhorst bezahlte Rate („Sechs u. ½ Fr. d’or Miethszins und sechs gute Grosch[e]n Müllgeld bis ult. Xbr. 1805“) ist archiviert a. a. O., GSA 95/N 15. Auf der Rückseite befindet sich Zelters Aufstellung seiner Forderung an Scharnhorst für die Miete vom 1. Januar 1806 bis 1. Juli 1809, jeweils 26 Friedrichsd’or und 16 Groschen kurant pro Jahr, insgesamt 91 Friedrichsd’or in Gold, 9 Taler 8 Groschen in Kurantmünze. Nach Zelters 9. Brief (15.–18. August, a. a. O., 7¼ S.) kam Scharnhorst nicht zu dem am 11. August verabredeten nächsten Treffen, Zelter besuchte daher am 15. den Minister Grafen Dohna, als Scharnhorst bei diesem zu Mittag aß. Scharnhorst schickte ihm danach ein Billet mit 50 Louisdor, Zelter antwortete tags darauf mit einer Rechnung über den Fehlbetrag („noch 47½ Fr. dor und 40 rh. cour.“) und brachte sich bei einem von Beyme gegebenen Diner, an dem auch Scharnhorst mit seiner Tochter und ihrem Verlobten teilnahm, in Erinnerung, vgl. Müller-Blattau, S. 271f. Am Tag danach entstand der hier edierte Brief Scharnhorsts.

Nr. 20

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er von mir ging4, so, daß die Schuld dadurch an Euer Wohlgeboren, wäre sie mir bekannt gewesen, hätte getilgt werden können. Ich kann diese Ersetzung, wie Dieselben hieraus ersehen, nicht übernehmen. bIch bin mit vollkomster Hochachtung Ew. Wohlgeb.c Kb. den 17. Aug. 1809.

b c d

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ganz ergebenster v.Scharnhorstd

Das Folgende eigenhändig. Das Folgende mit Respektabstand am Fuße der zweiten Seite. Das Konzept des Antwortschreibens (Königsberg, 18. August) beginnt im Zwischenraum oberhalb der Unterschrift. Zelter schrieb darin: „Ewr. Hochwgeb. war[e]n höchstens nicht an Ihren Contract gebund[e]n, Ihre Wohnu[n]g zu behalten, wenn Sie solche kündigen wolten. [...] Hierin liegt aber durchaus nichts Gesetzliches, das Dieselben von der Bezahlung der Miethe entbinden könte, vielmehr durfte ich Ihre Wohnung aber deswegen nicht vermiethen, solange sie die Ihrige war.“ Er habe auf seine Briefe [Zwei, datiert Berlin 28. August 1807 bzw. 30. Mai 1808, sind als Konzept bzw. Abschrift archiviert a. a. O., GSA 95/I,9.] keine Antwort erhalten und auch die Mahnungen an Wilhelm und Julie von Scharnhorst bei ihren Aufenthalten in Berlin blieben unbeantwortet. „Ich habe dem Feinde meine Thürn öfnen müßen u. alles verlorn, aber nicht das Recht zu fordern was Recht ist.“ Er verzichte aber auf das ihm zustehende Recht, von Scharnhorst einen Beitrag zu den Einquartierungskosten zu fordern und habe sich auch der „Schmidtin“ gegenüber großzügig gezeigt. „Ich habe sie in der Zeit der Noth ernährt, da ich selber Noth litt. Hätte diese Frau auch die 21 Duc. wirkl. erhalten, welche sie nicht erhalten hat, so wäre doch diese Sa. bey weiten nicht hinlängl. gewesen, 3 Jahre davon zu leben. Davon habe ich aber aus Delicatesse gegen einen verehrten Konigl. Officier nicht eher gesprochen als jetzt, wo Sie, H. General, mich zur Billigkeit ermahnen, u. ich hoffe das war noch mehr als billig; das darf ich edel nennen. In Ew. vordersten Stuben hat über 4 Monathe ein franz. Capitain gewohnt, den ich nicht gut oben in meinen Stuben beherbergen konnte. Dieser Edelmann, dafür gab er sich, gab mir sein Ehrenwort, die unterste Etage gegen alles franz. Eindringen zu schützen. Er hat Wort gehalten, ich habe ihn danken aber auch ihn sehr gut beköstigen müßen, da ich vermuthen muste, daß unter Ihren zurückgebliebenen Sachen wichtige Scripturen oder Charten u. dergl. befindlich seyn könten. Ich überlasse Ihnen selber die Beurtheilung, ob daran etwas Unrechtes oder Unkluges liegt. Es kann also nichts billiger sein als daß ich das, was ich mit Recht fordere, auch ganz erhalte. Man verliert genug wenn man alles verliert, u. ich hoffe nicht, daß Ew. Hochw. von mir Unwarheiten erwarten; ich bin wirklich arm worden.“ Scharnhorst weigerte sich weiter, Zelter zufriedenzustellen, und dessen Brief vom 24. und 25. August enthielt eine Anordnung zur eventuellen Pfändung von Scharnhorsts Sachen in Berlin, vgl. MüllerBlattau, S. 258, 274f. Schließlich schrieb Zelter am 10. September: „Nun bin ich gänzlich fertig, meine liebe Schwester, und ich bringe eine Menge Geld nach Berlin. Aber von Scharnhorst hat den Rest seiner Miete nicht bezahlt; dazu ist er krank worden und seine Tochter fürchtet ein Nervenfieber.“ (S. 275). Drei Tage später trat er seine Rückreise an. Der Bedienstete Schmidt und seine Frau wurden in Scharnhorsts Korrespondenz zwischen dem 15. Juli 1805 und dem 13. Oktober 1807 erwähnt, vgl. den vierten Band. Nach Zelters Angabe in seinem 8. Brief (s. o.) hatte Schmidt seine gebrechliche Frau mit ihrem Sohn im Stich gelassen „indem er ihr unfrankirte Briefe mit Versicherungen seiner Treue, aber keine[n] Unterhalt geschickt habe“. Scharnhorst habe ihm gesagt, „den Schmidt habe er gehn laßen, weil er nichts tauge“.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

21. Protokoll

Königsberg, 18. August 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 40 fol. 134r–136r (2¼ S.).a Konferenz zur Bestimmung der Bedürfnisse Spandaus an Geschütz und Munition.

In Gefolge der in voriger Sitzung festgestellten Grundsätze, von welchen das Protokoll1 zuvörderst vorgelesen und genehmigt worden war, wurde heute darüber beratschlagt, wie stark die geringste Anzahl der Geschütze und die geringste Quantität der Munition für die Festung Spandau sein müße, damit diese Festung sich gegen einen gewaltsamen Angriff dergestalt verteidigen könne, daß der Feind genötigt werde, sich zum förmlichen Angriff zu entschließen. Der Plan der Festung Spandau wurde vorgelegt und über die Anwendung der angenommenen Grundsätze auf die Lokal- und übrigen Verhältnisse dieser Festung beratschlagt. Wenn aber die gegenwärtigen Umstände die Anwendung dieser Grundsätze in ihrem ganzen Umfange für jetzt bei Spandau nicht gestatten, so war man nach gepflogener Beratschlagung einstimmig der Meinung, daß 40 bis 50 Stück Geschütz für jetzt hinreichend sein werden, um die Festung Spandau nicht allein gegen einen gewaltsamen Angriff halten, sondern auch gegen einen förmlichen Angriff auf kurze Zeit verteidigen zu können. Nach Befinden der Umstände kann dieses Geschütz in folgenden Gattungen bestehen, nämlich 8 bis 10 Stück 12pfündige Kanons 12 bis 14 Stück 6pfündige Kanons 10 bis 12 Stück 3pfündige Kanons 6 bis 8 Stück Haubitzen und 10 Stück 10pfündige Mortiers, je nachdem sie zu beschaffen sind. Der überall fühlbare Mangel an Munition und besonders des Pulvers, verbunden mit der Schwierigkeit, dasselbe herbeizuschaffen, macht es gegenwärtig zur besondern Pflicht, auf die Ausmittelung des mindest nötigen Bedarfs derselben, sowohl bei den Festungen als der Armee, und also auch hier, Bedacht zu nehmen. Nachdem hierüber mit Aufstellung aller Ansichten beratschlagt worden war, kam man überein, daß es für die Verhältnisse der Festung Spandau zu Erreichung der vorgesetzten Zwecke hinreichend sein wird, für jedes

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Die bei der nächsten Konferenz am 30. August 1809 von Scharnhorst, Neander, Oppen, Rauch, Schmidt und Leithold unterschriebene Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 4 Fußart. Abt. 5 Nr. 51, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Nr. 11.

Nr. 22

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schweres Kanon und Haubitze 50 Kartätschenschuß, für jedes leichte Geschütz aber 100 Kartätschenschuß, für jedes 12pfündige Kanon 500 Kugelschuß, für jedes 6pfündige Kanon ebensoviel, für jedes 3pfündige Kanon aber 400 Kugelschuß, für jede Haubitze 500, für jeden Mortier 400 Wurf und auf jedes Feuergewehr der Infanterie 400 Schuß zu rechnen. Hiermit wurde durch den General von Scharnhorst die heutige Konferenz beendigt. 22. Scharnhorst an Altenstein

Königsberg, 18. August 1809

GStA PK, I. HA Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 2851, fol. 140r–v (2 S.): Reinschrift, Schreiberhanda, eigenhändig unterschrieben. Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand, unterschrieben von Rauch und Boyen: ebda., VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 18r–19r (2½ S.).b Übersendung eines Vertrags mit den Gebrüdern Schickler über die Produktion neuer Gewehre. Zahlungskonditionen.

Des Königs Majestaet haben beschloßen, eine Anzahl Infanterie Gewehre nach ein[e]m Allerhöchst bestimmtenc Probe-Gewehr durch die Gebrüder Schikler1 anfertigen zu laßen. Zu diesem Ende haben der Obrist Lieutenant von Witzleben und Capitaine Ludwig im Allerhöchsten Auftrage nach der über diesen Gegenstand sorgfältig gepflogenen Unterhandlungen mit aller Umsicht einen Contractd mit dem Schiklerschen Hause projectirt, von dem ich die Ehre habe, Ewr. Excellenz2 beikommend eine Abschrift ergebenst mitzutheilen.e Dieselben werden daraus zu entnehmen belieben, daß der Preis für ein dergleichen Gewehr nach § 3 auf eilf Thaler behandelt ist, mit der Bestimmung, daß ein Drittheil in Courant und zwei Drittheile in Münze, das Gantze aber in klingenden Gelde bezahlt werden soll. Diesen Preiß genehmigen Seine

a b

c d

e

1 2

Auf der zweiten Seite unten signiert: „Scholl“. Auf der ersten Seite Mundierungs- und Abgangsvermerke vom 19. bzw. 23. August. Das Konzept reagiert auch auf ein Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst vom 5. August (Reinschrift, unterschrieben von Neander, Schmidt und Leithold, ebda., fol. 24r–v). Im Konzept verändert aus „genehmigten“. Im Konzept verändert aus „und Kapitain Ludewig in allerhöchsten Auftrage einen Kontract“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. die beigelegte Abschrift des von Witzleben, Ludwig und den Schicklers unterzeichneten Vertrags (Berlin, 19. Juli 1809), fol. 141r– 142v. Zur Firma und ihren Inhabern vgl. Nr. 238 im fünften Band. Zu Karl Freiherr vom Stein zu Altenstein vgl. Anhang 1.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Majestaet um so mehr, als die Anfertigung von dergleichen Gewehren im Auslande nach den darüber gepflogenen Unterhandlungen nicht allein höher zu stehen kommen, sondern auch die nemliche Güte der Gewehre dabei nicht erreicht werden würde; überdies aber, wenn auch die Umstände gleich wären, bedeutende Summen außerhalb Landes disponirt werden müßten. Nach § 5 wollen die Gebrüder Schikler monathlich eintausend Stück von diesen Gewehren liefern, haben sich aber in § 2 litt. e ausbedungen, für jede monatliche Lieferung spätestens in einem Zwischenraume von 14 Tagen die Zalung in der obenerwähnten Art zu erhalten. Von dieser Bedingung sind die Entrepreneurs durchaus nicht abzubringen gewesen, da besonders der Vormund der zur Handlung gehörenden minorennen Kinder des in Bordeaux verstorbenen Schikler3, der Consulent Prühtley, darauf besteht. Diese Bedingung veranlaßt mich, Ewr. Excellenz von der Lage der Sache vor würklicher Abschließung des Contracts ergebenst zu benachrichtigen, weil es darnach darauf ankommen wird, zur quast. Bezahlungf durch die dritte Division des Allgemeinen Krieges-Departements allmonathlich bestimmt 11,000 Taler, mit 1/3 Courant und 2/3 in Münze, in Bereitschaft zu halten, worüber ich Dieselben alle nöthigen Arrangements zu treffen ersuche und Dero desfalsigen, nach Möglichkeit gefälligst zu beschleunigenden Benachrichtigung[en] entgegen sehe, weil ich bis dahin die Abschließung des Contracts zurückhalten muß, Seine Majestaet aber befohlen habeng, daß ohne Zeitverlust mit Anfertigung der Gewehre vorgeschritten werdeh und die dortigen Fabriken dem gemäß bereits in voller Arbeit begriffen sind. Königsberg den 18ten August 1809. An des Königlich Wirklichen Geheimen Staats Ministers Herrn Freiherrn von Altenstein Excellence

f g h i 3

Scharnhorst.i

Die folgenden sieben Wörter im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept verändert aus „aber wünschen“. Das anschließende Satzende im Konzept nachträglich hinzugefügt. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Von den Kindern von Johann Ernst Schickler (1762–1801) trat Johann Georg (1793– 1843) später in die Firma ein und fungierte auch als preußischer Generalkonsul in Paris.

Nr. 23

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23. Allgemeines Kriegsdepartement an Alexander Graf zu Dohna Königsberg, 18. August 1809 GStA PK, Rep. 77 MdI Tit. 332f Nr. 2 adh. 2 fol. 20r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Abschrift, Schreiberhand: ebda., fol. 33r (1 S.). Kantonrechtlicher Status von Soldatensöhnen.

Nach Ew. Excellenz Wunsch sind jetzt auf Antrag der Churmärkischen Regierung die Soldatensöhne in die Classe der Cantonisten gesetzt worden, und werden nun bey den Canton-Revisionen und der Einziehung völlig als solche behandelt. Nunmehr ist aber nach Anzeige des General Lieutenants Grafen von Tauentzien1 von der gedachten Regierung anderweit die Frage aufgeworfen, wie es gegenwärtig mit den Soldatensöhnen, welche in cantonfreyen Städten geboren sind, gehalten werden soll, und ob diese, so wie die Bürger dieser Städte als eximiert anzusehen sind? Abgesehen davon, daß schon überhaupt jede Exemtion nachteilig ist, so glauben wir, daß die Soldatensöhne, da sie während ihrer ganzen Erziehung vom Staate unterstützt werden, keinesweges in Rücksicht ihrer Geburtsstelle auf die Cantonbefreyung Anspruch haben, und daß sie daher unbedingt als cantonpflichtig anzusehen und zu behandeln sind. Sodann halten wir in Ansehung derer Soldatensöhne, welche zu Regimentern gehören, deren Cantons in abgetretenen Provinzen liegen, für nothwendig festzustellen, daß sie zu denen Cantons zu rechnen sind, in denen sie jetzt ihren Wohnsitz haben. Wir erbitten uns hierüber Ewr. Excellenz gefälliges Sentiment, um demgemäs sodann den Truppen das Nötige zur Achtung bekannt machen zu können.2 Königsberg, den 18n August 1809. Königlich Preußisches Allgemeines Krieges-Departement v.Scharnhorsta Boyen An des Königlichen würcklichen Geheimen StaatsMinisters pp. Herrn Grafen zu Dohna Excellenz hieselbst

a 1

2

In der Abschrift folgt noch der Name „v.Rauch“. Der am 22. Juli als Brigadegeneral der Brandenburgischen Brigade wiedereingesetzte Friedrich Bogislaw Emanuel Graf von Tauentzien wurde erstmals im vierten Band vorgestellt. Dohna erklärte sich einverstanden; vgl. das Konzept zu seiner Antwort (Königsberg, 26. August 1809) ebda., fol. 21r–v.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

24. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Königsberg, 18. August 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 38 fol. 49r–v (1½ S.): Konzept, unbekannte Hand, mit Abänderungen von Rauch und Boyen.a Randnotiz, eigenhändig: ebda., fol. 48r (1 S.).b Abschluß der Organisation der Schlesischen Artilleriebrigade. Übergabe des Kommandos an Major von Schöler. Weitere Leitung der schlesischen Rüstungsarbeiten durch Major Braun.

Koenigsberg d. 18. August 1809. Nahmens des Herrn Gen. Majors von Scharnhorst.c An die Königl. dritte Division des Allg. Krieges Departements. hieselbst.d In Erwiderung auf das Schreiben der Königl. dritten Division des Allg. Kr. Depart. vom 12t d. M. bin ich mit derselben im Ganzen dahin einverstanden, daß, da die Organisation der Schlesischen ArtillerieBrigade beendigt ist, nunmehr alle eigentliche Brigade Geschäfte nicht mehr, wie bisher, mit dem Major Braun, sondern mit dem Major v. Schoeler, als ernanntem interimistischen Kommandeur der Brigade zu verhandeln seyn werden. Dahingegen würde der Major Braun in Ansehung folgender 3 Gegenstände noch fernerhin völlig in dem bisherigen Wirkungskreise verbleiben müßen, alse: a) in Ansehung der Kanonen- und Eisen-Munitionsgießerei zu Gleiwit[z], b) wegen Anfertigung der Affuiten pp. und aller Arbeiten, so für die Artilleriewerkstätten gehören, und c) in Betreff aller Armatur-Angelegenheiten, da derselbe bei allen diesen Gegenständen fortwährend als ernannter Königl. Kommissarius anzusehen ist. In dieser Art wird daher die Königl. dritte Division die Ressorts zwischen beiden den Majors v. Schöler und Braun zu trennen haben, und in dieser Art benachrichtige ich hiervon heute des Prinzen August Königl. Hoheit. Königsbg. d. 18. Aug. 1809 a

b

c

d

e

Das Konzept hängt mit dem zu dem anschließenden Schreiben zusammen, die dazugehörigen Unterschriften Rauchs und Boyens gelten auch für dieses. Auf einem Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Königsberg, 12. August 1809, unterschrieben von Neander, Schmidt und Leithold). Darunter der Vermerk: „ad Num. 167“, ein Verweis auf das in Anm. b erwähnte Schreiben. Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk vom 21. und ein Abgangsvermerk vom 23. August. Verändert aus „Dahingegen bleibt der Major in Ansehung [...] völlig in dem bisherigen Wirkungskreise, als“.

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Nr. 25

25. Scharnhorst an Prinz August

Königsberg, 18. August 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 38 fol. 49v–50r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand, mit Abänderungen und unterschrieben von Rauch und Boyen. Abschrift, maschinenschriftlich: GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 40 fol. 131r–132r (1¼ S.).a Abschluß der Organisation der Schlesischen Artilleriebrigade.

An des Prinzen August von Preußen Königl. Hoheit zu Berlin.b Da jezt die Organisation der Schlesischen Artillerie Brigade beendigt und der Major v. Schöler zum interimistischen Kommandanten derselben ernannt worden ist, so glaube ich, wie es nunmehro angemessener wärec, daß der Major Braun aus seiner bisherigen Verbindung mit den Brigadegeschäften trete und solche allein von dem Major v. Schoeler fernerhin zu führen sein dürftend. Dahingegen würdee der Major Braun nach wie vor seinen bisherigen Wirkungskreis behalten, nemlich a usque ist.f Wenn Ew. K. H. hiemit einverstanden sind, so ersuche ich Hochdieselbeng unterthänigst, in dieser Art die Ressorts zwischen beiden gedachten Majors als getrennt anzusehen, und bemerke ganz ergebenst, daß ich hiernach die dritte Division des Allg. K. D. dato informirt habe. Nahmens des H. Gen. Majors v. Scharnhorst. v.Rauch Boyen 19. 19.

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b c d

e f

g

Die Vorlage, eine eigenhändig unterschriebene Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 12C Inspektion der Feldartillerie Nr. 43 II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk vom 21. August. Verändert aus „so verfehle ich nicht, Ew. K. H. unterthänigst zu benachrichtigen“. Verändert aus: „Brigadegeschäften tritt und solche allein von dem Major v. Schoeler zu führen sind.“ Verändert aus „behielte“. „Von a bis ist.“ Gemeint ist, daß der im vorangehenden Dokument stehende Text von „a)“ bis „ist“ hier einzusetzen ist. In Vaupels Abschrift steht hier dieser Text, unter a) heißt es aber: „zu Gleiwitz, Malapane pp.“ Verändert aus „Ew. K. H. ersuche ich“.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

26. Generaladjutant an Tauentzien

Königsberg, 18. August 1809

Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 40 fol. 133r (½ S.).a

Die aggregierten Offiziere können sämtlich die Uniform des Regiments oder Bataillons tragen, dem sie zugeteilt sind. 27. Generaladjutant an Lottum1

Königsberg, 18. August 1809

Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 40 fol. 137r (½ S.).a

Auf die Anfrage vom 6. Allen Offizieren, die Dienstpferde zu halten genötigt sind, sollen bei Beurlaubung von länger als einem Monat die Rationen für die zurückgelassenen Pferde unverkürzt belassen werden. 28. Generaladjutant an Grawert

Königsberg, 19. August 1809

Nach einem Zitat in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 40 fol. 144r (½ S.).a Grawerts Bericht über eine Grenzverletzung.

[...] bekannt gemacht, daß sein1 Bericht über das Einrücken eines an der Grenze von Schlesien auf Kommando stehenden Offiziers vom Herzoglich Braunschweig-Ölsschen Korps2 in das Dorf Troitschendorf auf Befehl des Königs zu den Akten reponirt worden.

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Die Vorlage, ein Regest im Heeresarchiv, Rep. 2 Minüte, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Das Schreiben erging auch an die übrigen Brigadegenerale.

a

Die Vorlage, ein Regest im Heeresarchiv, Rep. 2 Minüte, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Zu Friedrich Graf von Wylich und Lottum, dem Chef des Militärökonomiedepartements, vgl. Anhang 1 zum fünften Band.

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a

1

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Die Vorlage, ein unter dem 21. eingetragenes Regest im Heeresarchiv Rep. 2 Minüte, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Generalleutnant Julius August von Grawert, der Generalgouverneur von Schlesien, wurde im vierten Band vorgestellt. Das Freikorps des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Öls hatte auf österreichischer Seite am gerade beendeten Krieg teilgenommen, sich dann nach Elsfleth durchgeschlagen und war dort Anfang August nach England eingeschifft worden.

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Nr. 29

29. Kabinettsorder

Königsberg, 21. August 1809

GStA PK, IV. HA Rep. 4 Nr. 67 fol. 88r–89r: (2½ S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Scharnhorsts Hand. Anweisungen für die Herbstübungen der Ostpreußischen Brigade.

Cabinets-Ordre An den General-Major von Stutterheim1 hieselbst.a Mein lieber p. Obschon Ich mit dem Mir von Euch unterm 18ten d. erstatteten Bericht, wie Ihr die Truppen der Ostpreuß. Brigade in der dritten Uebungsperiode üben wollt, im Ganzen genommen völlig einverstanden bin, so finde Ich dennoch für nöthig, Euch hierüber noch folgende nähere Bestimmungen zu ertheilen. Es ist nemlich nicht Meine Absicht, daß die Stellungen der beiderseitigen Corps, so wie sie solche jetzt bezogen haben, während der ganzen Uebungszeit durchweg als feindlich gegenseitigb betrachtet, und die dem gemäß auszuführende Manövres nur allein auf dem eingenommenen Terrain Statt finden sollen, weil selbige sonst sehr bald einförmig und weniger lehrreich ausfallen müßten. Ich wünsche dagegen, daß Ihr größere Manövers auch in andern, zweckmäßig dazu gewählten Gegenden ausführen und die jetzige Position zum Theil nurc für die kleineren Manövres und Uebungen, als z. B. gegenseitige Ausstellung der Vorposten, Postengefechte u. s. w. benutzen möchtet. Aus diesem Grunde finde ich es auch nicht für nothwendig, daß während der ganzen Uebungszeit beständig ein Theil der Truppen im Bivouac befindlich ist, sondern es wird hinlänglich und meiner Intention angemessener seyn, wenn etwa vor Ausführung eines Manövres in Verbindung mit demselben Theiled der gegenseitigen Truppen am Abende vorher in’s Bivouac rücken, die Nacht darin stehen bleiben, den Morgen darauf manövriren und sodann wieder in die Quartiere einrücken, und daß eine Einrichtung getroffen werde, nach welcher alle Truppen, auch selbst die leichten, ins Lager rücken, damit sie damit bekannt werden, wobei es übrigens nicht so genau darauf ankömmt, daß jedes Bataillon oder Regiment eben so viel Tage als ein anderes lagere oder eben so oft bivouacquire, in so fern nur alle Truppen dazu kommen.

a b c d 1

Adresse in der linken Spalte. Von Scharnhorsts Hand hinzugefügt. Von Scharnhorst verändert aus „Position nur mehr“. Von Scharnhorst verändert aus „Manövres ein Theil“. Ludwig August von Stutterheim wurde im vierten Band vorgestellt.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Ich finde es ferner für zweckmäßig, daß beide Corps nicht immer in der gegenwärtigen Stärke bleiben, sondern daß bei den Manövres zu Zeiten das eine, zu Zeiten das andere Corps bedeutend verstärkt werdee. Dem Corps des Prinzen von Hessen-Homburg2 würde für beständig eine halbe reitende Batterie zuzutheilen [sein], und von der anderen halben reitenden Batterie, nebst der halben Fuß-Batterie müsten die Kanons beständig im Lager aufgefahren und ein Commando Artilleristen dabei bleiben, wogegen die Pferde u. übrigen Canoniers rückwärts cantoniren könnenf. Bisweilen soll dann auch die hier noch befindliche bespannte andere halbe Fuß und ganze reit. Batterie zu einen der gegenseitigen Corpsg stoßen und mit manövriren, welches für die Uebung der Truppen undh insbesondere für die der Artillerie von Nutzen seyn wird. Ihr könnt also auch über die obigen 1½ Batt. disponiren.i Zuletzt finde ich es noch für nöthig, daß Ihrj den 23stenk eine Uebung vornehmt, bei welcher die Truppen weniger fatiguirt werden, den 24sten aber wieder mit der ganzen Brigade ein Manoeuvr macht, bei deml es auf die Anwendung der bestimmten Schlachtordnungen an kömmt; übrigensm werden die zu machenden Manoeuvers erst in der Folge nach u. nachn von Euch bestimmt werden können. Ich bin p. Königsberg d. 21n August 1809. Zur Allerhöchsten Vollziehung e

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Folgt gestrichen: „damit beide Brigadiers abwechselnd ein starkes und ein schwaches Corps unter ihren Befehlen haben.“ Von Scharnhorst verändert aus „die Pferde rückwärts cantoniren könnten.“ Von Scharnhorst verändert aus „andere halbe Batterie zu dem Corps des Prinzen von Hessen-Homburg“. Die folgenden drei Wörter von Scharnhorst hinzugefügt. Dieser Satz von Scharnhorst hinzugefügt. Der anschließende Rest des Absatzes von Scharnhorsts Hand, er ersetzt die Streichung „etwa den 3ten oder 4ten Tag mit der ganzen Brigade manövrirt, dabei im Ganzen Märsche in verschiedenen Colonnen ausführet, die Brigade aus der Colonne zum Angriff oder zur Vertheidigung formirt, und damit das zweckmäßiger ausgeführt werden könne, den Feind nur durch einige leichte Truppen marquiren lasset, wornach Ich Euch nunmehr die näheren Anordnungen den hier gegebenen Bestimmungen zufolge überlasse. Ich bin pp.“ Folgt gestrichen: „nur“. Statt „der“. Folgt gestrichen: „werdet ihr erst nach und nach die zu machende[n] Manoever nach u.“ Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Ludwig Wilhelm Friedrich, Prinz von Hessen-Homburg (1770–1839), ein Bruder der Prinzessin Marianne, war 1788 in preußische Dienste getreten und hatte im Bielefelder Infanterieregiment Romberg (No. 10) am Rhein gekämpft. 1804 zum Kommandeur und 1805 zum Obersten befördert, geriet er durch die Kapitulation von Erfurt in Gefangenschaft. Im Juli 1809 wurde er zum Generalmajor und Brigadier der Infanterie der Ostpreußischen Brigade ernannt, im Februar 1810 in gleicher Position zur Brandenburgischen Brigade versetzt. 1813 diente der als Brigadegeneral unter Bülow, 1814 bei der Einschließung von Wesel, seit 1815 als Gouverneur der Bundesfestung Luxemburg. Der mit dem Eisernen Kreuz und dem Maria-Theresia-Orden dekorierte, 1825 zum General der Infanterie beförderte Ludwig Wilhelm Friedrich regierte seit 1829 sein Heimatland.

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Nr. 30

30. Scharnhorst an Prinz August

Königsberg, 23. August 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 204 fol. 18r–19r (3 S.): Konzept, Johann von Schmidts Hand, mit Zusätzen von Rauchs und eigener Hand. Aufzeichnung, eigenhändig: ebda., fol. 17r–v (2 S.).a Dank für Aufsatz zur besseren Verpackung der Munition im Protzkasten. Scharnhorsts eigene Ansichten dazu.

Königsberg, den 23n August 1809. An des Prinzen August v. Preußen Konig. Hoheitb Ew. Königl. Hoheit habe ich die Ehre auf den mir gefälligst mitgetheilten Aufsatz zur bessern Verpackung der Munition in den 6웩digen Protzkasten unterthänigst zu erwiedern, wie ich ohnmaßgeblich dafür halte, daß die alten Protzen nicht abgeändert werden und daß, wenn neue Protzen angefertiget werden sollten, solche allenfalls und nur dann, wenn durch genauec Versuche die in Vorschlag gebrachte neue Munitions-Verpackungs-Art sich als beßer dargethan hätte, nach der vorgeschlagenen Art eingerichtet werden könnten, wozu aber gehört, daß die Cartuschen auf beiderley Art verpackt einige Monathe gefahren werden müßten. Meine Gründe dafür sind folgende. Bey den Hannoveranern war die aufrechtstehende Verpackungsart der Schüsse so lange im Gebrauch, als die Cartuschbeutel noch von Pergament waren; als man die letzteren aber von wollenem Zeug anfertigte und sich die Cartuschen aufrechtgestelltd dergestalt dehnten, daß man solche nicht geschwind in die Canonee bringen konnte, so wurde die liegende oder preußische Verpackungs-Art eingeführt.f Ferner, wenn Cartuschen aufrecht ohne Zwischenbretter gestellt werden gefahren werden, so ist bey langen Fuhren es fastg unvermeidlich, daß das zwischen den Kugeln gestopfte Werg sich nicht zerscheuren sollte, und die Gea b

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Oben links auf der ersten Seite dazu vermerkt: „M. v. S.“ (Major von Schmidt). Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungsvermerk Georges und ein Abgangsvermerk vom 29. August. Oben rechts eigenhändig: „Muß abgeshrieb. werd[e]n“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Eigenhändig verändert aus „nicht in die Canone“. In der eigenhändigen Aufzeichnung heißt es: „1. Die Hannoveraner hatten von jäher die aufstehenden Cartuschen in einzelnen Zellen, sie schaften sie in Revolutionskriege ab, indem die veränderten Patronenbeutel dazu Veranlassung gab[en]. Solange sie nemlich Pergament nahmen, war alles gut; als sie aber Wolle Zeug statt des Pergaments einführten, weitete sich oft der Cartuschbeutel so sehr unten, daß man sie nicht in die Canone bringen konnte [statt „konnten“]. Man führte daher die preussische Einrichtung ein, wo man sie niederlegte.“ Das Wort nachträglich hinzugefügt.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

fahr des Auffliegens der Protzen ist daher bei dieser Verpackungs-Art mehr zu besorgen als bei der bisherigen. Endlich geruhen Ew. Königl. Hoheit gnädigst zu erwägen, daß, da wir jetzt auf die Aufstellung außerordentlicher Streitmittelh denkeni, so wie auch von den vorhandenen Waffen und Krieges-Geräthen mit möglichster Ersparung derj Um- und Abänderungskosten Gebrauch machen müßen, es wohl nicht Zeit zu seyn scheint, sich des Vortheils, viel Schüsse in der Protze bei dem Geschütz mitzuführen, zu berauben; da überdiesk Fälle eintreten können, wo wir nur zu den Geschützen, welche keine Kastenprotzen haben, Munitions-Wagens mitzunehmenl vermögend wären,m bei denen mit Protzkasten versehenen aber wohl gar Bauerwagen werden nehmen müßen, woraus dann folgen würde, daß in erstern wenigstens so viel Cartuschen sein müsten, als in einer Action erforderlich sind. Da fernern die Geschütze, welche sonst mit schwächern Pferden bespannt waren, immer gut fortgekommen sind, so wird bey gleich schwerer Beladung dies um so mehr der Fall seyn, als dafür gesorgt werden wird, daß die Artillerie stärkere Pferde bekömmt. o Was den Vorschlag, die Affuitenkasten, Protzkästen und Wagendeckel statt mit gewichstem Zwillich mit Segeltuch, welches auf beiden Seiten mit Oehlfarbe bestrichen ist, zu beziehen, betrifft, so kann dieses allerdings sein Gutes haben und ich stelle Ew. Königlich[e]n Hoheit unterthänigst anheim, ob Höchstdieselben die 3t Division des allgemeinen Krieges-Departements veranlassen wollen, Versuche damit anstellen zu lassen, um auszumitteln, welcher Bezug der vortheilhafteste sowohl für die Fahrzeuge selbst als auch für die Königl. Casse istp oder ob Hochdieselben selbst dergleichen wolln anstelln lassen. Ew. Hoheit sehen, daß ich die Untersuchung der Verbeßru[n]g sehr nothwendig anerkenne u. daß ich nur darin abweiche, daß man theils nicht zu rash zu Werke gehet, theils sich ab[e]r mehr nach den jetzigen Umständ[e]n richte. q Koenigsberg den 24n Aug. 9. Namens d.H. General Majors von Scharnhorst. h i

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Das Wort in der eigenhändigen Aufzeichnung verändert aus „Hülfsmittel“. Die anschließende Passage bis „Gebrauch machen“ von Schmidts Hand nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Kosten“. Eigenhändig verändert aus „berauben; zuweilen“; dabei nach „überdies“ ein überflüssiges „der“. Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Das anschließende, auf einer Passage in der eigenhändigen Aufzeichnung basierende Satzende von Rauchs Hand hinzugefügt. Eigenhändig verändert aus „überdem“. Für die folgenden zwei Absätze findet sich keine Entsprechung in der eigenhändigen Aufzeichnung. Das anschließende Satzende und der folgende Absatz eigenhändig hinzugefügt. Das Folgende ersetzt die Streichungen „der ich etc.“ und „Ew. Kn. Hoheit“.

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Nr. 31

31. Scharnhorst an Klewitz

Königsberg, 26. August 1809

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. Weitere Abschrift, maschinenschriftlich: GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 51 fol. 156r (1 S.).a Denkschrift des Staatsrats Rhediger zum Konskriptionswesen.

Königsberg, 26. August 1809 Die von Ew. Hochwohlgeborenb mir gefälligst zugesandten Aufsätze des Herrn Staatsrats v. Rhediger1 über das Konskriptionswesenc sind sehr instruktiv und ich bin daher so frei, sie noch zurückzubehalten, indem ich hoffe, davon Gebrauch zu machen, wenn über diesen Gegenstand noch Delibrationen stattfinden sollten; man findet in ihnen den philosophischen Kopf und den weit um sich blickenden Staatsmann; indessen scheint mir, daß Herr von Rhediger auf die allgemeine Verachtung und Abneigung der Nation, in den stehendenen Heeren zu dienen, nicht genug Rücksicht genommen habe, und ich fürchte, daß nach seiner Bestimmung § 10, B2 die Armee nur aus dem Auswurfe der Nation zusammengesetzet, daß die Reichen und Gebildeten gänzlich davon befreiet sein, die Armen dadurch noch weniger in innige Vereinigung mit der Nation und den übrigen Ständen treten, sondern von ihnen noch mehr verachtet sein würde[n], als es jetzt bei unsern fehlerhaften System der Fall ist.3 Scharnhorst.

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Die als Vorlage verwendete Abschrift befand sich im Staatsarchiv Breslau, Rep. 132d acc. 25/22 Nachlaß Rhediger II 3, fol. 38. Der Verbleib des Bestands ist nicht bekannt. In Vaupels Abschrift: „Euer p.“ Wilhelm Anton von Klewitz, der Chef der Gesetzgebungskommission, wurde im vierten Band vorgestellt. Statt „Konstitutionswesen“. In dem in Anm. a genannten Bestand, fol. 1–18, befand sich auch eine Abschrift der Königsberger Denkschrift Rhedigers vom Juli 1809, „Ideen über Konskription“, mit dem dazugehörigen Entwurf eines Konskriptionsgesetzes. Danach angefertigte maschinenschriftliche, handschriftlich korrigierte Abschriften befinden sich in Nl Vaupel Nr. 51, fol. 96r–123v bzw. 124r–135r. Karl Niklas Wilhelm Freiherr von Rhediger (1765–1826) gehörte seit 1808 der Gesetzgebungskommission an und wurde 1817 zum Mitglied des Staatsrats ernannt. Rhedigers Entwurf eines Konskriptionsgesetzes sah den Übergang von den Vorübungsbataillonen zu den Bataillonen der Ausgedienten (anstatt zum stehenden Heer) nach drei Jahren dann vor, „wenn der Nachsuchende a. verheiratet ist, b. in staatsdienerschaftliche Verhältnisse tritt, c. sich mit irgendeinem Grundstücke ansässig macht, d. sich mit irgendeiner Nahrung und Gewerbe etabliert, ferner e. wenn er studiert, eine Wissenschaft, Kunst oder Handwerk erlernt hat, f. wenn er der einzige Sohn noch lebender Eltern ist.“ (a. a. O., fol. 127r). In seinen undatierten Bemerkungen zu Scharnhorsts Schreiben (fol. 39 im Breslauer Bestand, Abschrift bei Vaupel, fol. 157r–159r) meinte Rhediger, es müsse sich hier um ein Mißverständnis handeln, da sich die Ausnahmen nicht auf die jungen Leute in den ersten drei Dienstjahren bezögen.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

32. Scharnhorst an Castillon

Königsberg, 27. August 1809

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Castillons Denkschrift zur Erhaltung der Académie militaire.

Königsberg, 27. August 1809 Die mir unterm 14. v.M. von Ew. pp.1 mitgeteilten Vorschläge: zur Erhaltung der Akademie militaire mit wenigern Ausgaben von Seiten des Staates wie bisher und zur Errichtung einer militärischen Unterrichtsanstalt, im Falle die bisherige Akademie eingehen sollte, habe ich zu erhalten das Vergnügen gehabt und sage Ihnen dafür recht vielen Dank. Des Königs Majestät haben unmittelst die successive Aufhebung der Akademie militaire beschlossen und den Obersten von Lingelsheim darüber mit besonderer Instruktion versehen. Zugleich ist Allerhöchstdemselben ein Projekt zur Errichtung einer allgemeinen Militärunterrichtsanstalt vorgelegt, bei dessen zu erwartender Realisierung ich bewirken werde, daß mehrere in Ew. pp. Vorschlägen enthaltene sehr zweckmäßige Ideen mit benutzt zur Ausführung kommen. v. Rauch Boyen 33. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Königsberg, 29. August 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 32r–33v (3½ S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. Bevorstehender Vertragsabschluß mit den Gebrüdern Schickler. Instruktion und Personal zur Abnahme der gelieferten Gewehre.

Nahmens des Herrn Gen. Majors von Scharnhorsta

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1

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Die Vorlage („Konzept von Schreiberhand: Namens des H. Generalmajor von Scharnhorst. v. Rauch. v. Boyen“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A1 X. 5.1.1. Vol. I, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Professor Friedrich von Castillon (1747–1814), ein Mitglied der Akademie der Wissenschaften, hatte an der Académie militaire und der Artillerieakademie Philosophie unterrichtet. Darunter der Vermerk: „ad Num. 237.“ (Journalnummer des in Anm. f erwähnten Schreibens).

Nr. 33

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Koenigsberg den 29. Aug. 1809. An die Königl. dritte Division des Allgem. Kr. Departements hieselbst.b Indem ich der Königl. dritten Division des Allg. Kr. Departements das mir unterm 5t d. M. übermachte gemeinschaftliche Schreiben des Oberstlieut. v. Witzleben und Kapitains Ludewig nebst dem mit den Gebrüdern Schickler über die Anfertigung neuer Gewehre projectirten Kontractc und der Instruction zur Abnahme der Gewehred hierneben remittire, communicire ich Derselben zugleich abschriftl.e die Antwort des Herrn Staats Ministers Freyh. v. Altensteinf auf meine Verwendung wegen der monathlich in Bereitschaft zu haltenden Zahlung von 11.000 rtl. mit 1/3 Courant und 2/3 Münze, woraus die Königl. Division ersehen wird, daß die Geldangelegenheit in der gewünschten Art arrangirt ist und nun der Abschließung des Kontracts, gegen den ich übrigens nichts zu erinnern finde, weiter nichts im Wege steht. Dem gemäß ersuche ich Dieselbe, jezt ungesäumt die Abschließung des Kontracts in der projectirten Art zu approbiren und dafür zu sorgen, daß fordersamst mit der Anfertigung neuer Gewehre vorgeschritten werde. Was die zur Abnahme der Gewehre entworfene Instruction betrift, so bin ich ganz der Meinung der Königl. dritten Division, daß zu viel der AbnahmeKommissarien dabey angenommen sind. Mir scheint es völlig hinreichend, wenn statt eines besondern Präses und Directors beyde Functionen in einer Person vereinigt werden, so wie ich auch dafür halte, daß es vollkommen genug seyn dürfte, wenn an jedem der beiden Orte Potsdam und Spandau nur ein Militair- und ein Civil Kommissarius angestellt würde. Ich wünsche daher, daß die Königl. Division hierüber mit dem Oberstlieut. v. Witzleben und Kapitain Ludewig noch in nährere Rücksprache trete und die Ernennung einer Abnahme Kommission dergestalt arrangire, wie sie durchaus nur zur Betreibung des Geschäfts wesentlich nothwendig und der jezigen beschränkten Revenüe des Staates angemeßen ist. Für Spandau ist der Civil-Kommissarius Thiele1 bereits angestellt, und ich erwarte hiernächst nur die Anzeige der Königl. Division, welche Uebereinkunft sie wegen eines b

c d

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1

Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungsvermerk Scholls vom 30. August und ein Abgangsvermerk vom 1. September. Die folgenden sieben Wörter nachträglich hinzugefügt. Dazu am Rande drei schräge Striche; vgl. das von Neander, Schmidt und Leithold unterschrieben Schreiben der 3. Division an Scharnhorst vom 5. August (ebda., fol. 24r–v) sowie Nr. 22. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das Schreiben (Königsberg, 25. August 1809, Reinschrift ebda., fol. 31r, Konzept in der I. HA, Rep. 151 I C Nr. 2851, fol. 143r). Bereits im fünften Band erwähnt.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Civilkommissarius zu Potsdam und wegen der Milit. Kommissarien getroffen hat, um hiernächst die mit möglichster Oeconomie zu bestimmenden Gehalte von des Königs Majestät zu erbitten, wobey ich voraussetze, daß zu den Militair Kommissarien nur solche Offiziere genommen werden, welche das halbe Gehalt beziehen und bey denen es mithin nur auf die Bewirkung einer verhältnismäßigen Zulage ankommen würde. Den Kapitain Ludewig wieder, wie sonst, als Director anzustellen, scheint mir nicht gerathen zu seyn. Bey der Instruction zur Abnahme der Gewehre finde ich nur zu bemerken, daß das nach dem Artikel 13 vorgeschriebene Poliren der Schlößer nach dem Willen Seiner Majestät des Königs nicht nöthig, sondern es völlig hinreichend ist, daß die Schlößer nur vom Rost frey gehalten werden. Mit dieser Abänderung wird hiernächst die Kögl. dritte Division diese übrigens ganz zweckmäßig gefaßte Instruction zu vollziehen haben. Koenigsbg. d. 29. Aug. 1809 Nahmens des H. Gen. Maj. v. Scharnhorst v.Rauch 30. 34. Protokoll

Königsberg, 30. August 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 40 fol. 215r–218r (3½ S.).a Druck: Scherbening II, S. 359f. (Auszug). Bestimmung des Bedarfs Kolbergs an Geschützen und Munition.

Zuvörderst wurde das Protokoll der letztern Sitzung1 vorgelesen, und nach dessen Genehmigung war es der Zweck der heutigen Zusammenkunft, über die Bestimmung der Anzahl Geschütze und Munition für die Festung Kolberg zu beratschlagen und dabei die angenommenen Grundsätze auf die besondern Lokalverhältnisse dieser Festung anzuwenden. Kolberg hat tiefe und breite nasse Gräben, und der Hauptwall ist mit starken Bohlwerken versehen. Es gehört daher in die Kathegorie derjenigen Festungen, für welche gegen den gewaltsamen Angriff auf jedes Bastion 4 Stück Geschütz gerechnet werden sollen. Die irreguläre Befestigung von Kolberg ergibt keine reine Anzahl von Bastions. Nach Beurteilung des vorliegenden Plans wurde daher die Stadtbefestigung auf 9 Bastions angenommen. a

1

Die am 5. September 1809 von Scharnhorst, Neander, Oppen, Rauch, Schmidt und Leithold unterschriebene Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 4 Fußart. Abt. 5 Nr. 51, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Nr. 21.

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Nr. 34

Es sind demnach zu rechnen: Gegen den gewaltsamen Angriff für die Stadtbefestigung für die Wolfsberg-Schanze für ein zwischen den Frauenmarkt und die Ostsee noch anzulegendes Werk für die Kirchhofschanze für das Münder Fort und die Maikuhlschanze für die 3 Blockhäuser in der Maikuhle, nämlich in jedes Blockhaus ein 3pfündiges Kanon von denen am wenigsten brauchbaren, für die hinter diesen Blockhäusern noch anzulegende Batterie für die Morast-Redoute hierzu noch eine Reserve zum Gebrauch nach den eintretenden Umständen von in Summa

36 Stück Geschütz 6 ⬙ ⬙ 4 4 6

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3 4

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8 ⬙ ⬙ 74 Stück Geschütz.

Gegen den förmlichen Angriff ergab die Beurteilung der gegen Kolberg vorhandenen Angriffronte und überhaupt der Beschaffenheit der Werke, daß nach den festgestellten Grundsätzen 30 Stück Kanons und Haubitzen und 15 Mortiers hier hinreichend sein werden. Hiervon gehen aber 12 Stück Geschütz ab, die schon gegen den gewaltsamen Angriff auf 2 ganze und 2 halbe Bastions der Angriffsfronte gerechnet worden sind. Dagegen ist der 4. Teil der gegen den förmlichen Angriff bestimmten Anzahl Geschütze als Reserve zu rechnen für den Abgang durch Demontierung und langen Gebrauch des Geschützes. Dieser 4. Teil beträgt hier von 30 Kanons und 15 Mortiers die Anzahl von 12 Stück Geschütz. Solchergestalt kam man überein, daß für die Festung Kolberg zur Verteidigung gegen einen gewaltsamen und einen förmlichen Angriff nach den angenommenen Grundsätzen die Anzahl von 119 Stück Geschütz hinreichen wird, wenn nicht mehrere daselbst vorhanden sind. In Betreff der nähern Bestimmung über die Gattung dieser Geschütze wurde es für zweckmäßig erachtet, eine Kommission in Vorschlag zu bringen, die auf Grund der hier bestimmten Anzahl Geschütze nicht allein die nähere Bestimmung der Gattung derselben an Ort und Stelle ausmittele, sondern auch untersuche, inwiefern diejenigen gegenwärtig in Kolberg vorhandenen Geschütze, welche ehedem für unbrauchbar erklärt worden wurden, es wirklich sind oder vielleicht noch in den Außenwerken und vorliegenden Schanzen oder zum Gebrauch mit Kartätschen angewandt werden können. Die ferneren Beratschlagungen über die Stärke und den Umfang der Festung Kolberg, über die Dauer ihrer Verteidigungsfähigkeit gegen einen

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

förmlichen Angriff und überhaupt über die Beschaffenheit ihrer innern und äußern Verhältnisse gewährte das Resultat, daß diese Festung in Betreff des Bedarfs an Munition in die erste Klasse der Festungen zu stellen sei, welche die in dem Protokoll vom 10. August c. enthaltene Tabelle näher bezeichnet und wonach sich solchergestalt auf den Grund der in dieser Beratschlagung bestimmten Geschütze und ihrer auszumittelnden Gattungen die Berechnung des Bedarfs an Munition von selbst ergibt. Schließlich wurde beschlossen, daß die Protokolle der drei bis jetzt gehaltenen Konferenzen S.M. dem Könige zur weitern Allerhöchsten Bestimmung eingereicht werden sollen und hiermit durch den General von Scharnhorst die heutige Sitzung geschlossen. 35. Scharnhorst an Heinrich von Witzleben

Königsberg, 30. August 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 36r–37v (4 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand, unterschrieben von Rauch und Boyen. Skepsis hinsichtlich ausländischer Lieferungen. Konzentration auf Waffenproduktion im Lande. Der Vertrag mit den Gebrüdern Schickler.

Nahmens des Herrn Generalmajors von Scharnhorsta Koenigsberg den 30. Aug. 1809. An des Königl. Oberstlieutenants pp. Herrn von Witzleben Hochwohlgebohren zu Berlin.b Aus Ew. Hochwohlgebohren geehrtem Schreiben vom 20n d. M.1 habe ich ersehen, daß Dieselben den Kommissarius v. d. Marck wegen möglichst zu beschleunigender Ablieferung der bestellten 1000 Gewehre und 1200 Lütticher Schlößer aufgefordert haben; ich zweifele aber dennoch, ob dies von dem gewünschten Erfolg seyn wird, um so mehr, wenn es, wie der Anschein ist, gegründet seyn sollte, daß die Gebrüder Röder zu Leipzig eine Anzahl von diesen Gewehren zum eigenen Handel zurück behalten haben. Alle bisa

b

1

Darunter der Vermerk: „ad Num. 238.“ (Journalnummer des beantworteten Schreibens). Datum und Adresse in der linken Spalte. Links daneben der Vermerk „H.d.S. cum actis.“ Weiter unten ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Schmidts vom 1. September. Im selben Faszikel, fol. 34r–35r. Auf der ersten Seite von Scharnhorsts Hand vermerkt: „M. v. R.“ (Major von Rauch).

Nr. 35

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her gemachte Erfahrung beweiset nur zu sehr, daß uns alle dergleichen Besprechungen und Bestellungen nicht um einen Schritt weiter führen, und keine Gewehre abgeliefert werden. Ich bin daher der Meinung, die ich Ew. Hochwohlgeb. auch schon in meinem Schreiben vom 4n d. M. geäußert habe, daß man sich gar nicht mehr auf solche Bestellungen einlaßen, sondern dagegen bemüht seyn muß, die Gewehr Fabrication im Lande nach Möglichkeit zu befördern, weil diese allein zuverläßige Resultate gewährt, und sich nur in so weit auf den Ankauf fremder ganz brauchbarer Gewehre einzulaßen, als dergleichen in Berlin selbst zum Verkauf angebothen werden. Dem gemäß ersuche ich Ew. Hochwohlgebohren, das Anerbieten der Gebrüder Röder zu Leipzig ganz von der Hand zu weisen, weil ich im voraus überzeugt bin, daß alles ebenfalls nur wieder auf leere Hofnungen hinauslaufen wird, obgleich ich übrigens der Meinung bin, daß der Preis von 11 rtl. für ein Gewehr wenig oder nichts von dem unterschieden ist, den die Gewehre nach der Bestellung des v. d. Marck kosten sollen. Der Preis der leztern scheint mir nur aus einem Mißverständniß für geringer gehalten zu seyn, denn, wenn man erwägt, daß der von d. Marck für ein Gewehr 7 rtl. 20 gg. und für jedes Schloß 1 r. 20 gg. in Conventionsspecies à 1 rtl. 10 gg. Preuß. Courant fordert, so kann ich nicht anders glauben, als daß dies im Preuß. Gelde für 1 Gewehr --11 r. 2 g. 8 d. und für ein Schloß 2 ⬙ 14 ⬙ 8 ⬙ beträgt, mithin, wenn die Gebrüder Röder für 11 rtl. Preuß. Courant verkauften, sie nicht theurer, sondern um 2 g. 8 d. geringer ihre Gewehre ablaßen würden. Daß Ew. Hochwohlgebo. zum Ankauf der sich in Berlin darbietenden brauchbaren Gewehre nicht eine Geldsumme in folle2 zur Disposition gestellt wird, daran ist auf keinen Fall die dritte Division des Allg. Kr. Depart., sondern die bekante jetzigec Beschränktheit aller Fonds schuld, welche es der Division, die selbst nur immer für den Augenblick für die dringendsten Aufgaben dotirt ist, unmöglich macht, unbestimte Summen vorzuschießen, und es bleibt daher nichts anders übrig, als daß Ew. Hochwohlgebohr. sich in dergleichen Fällen wie bisher auf die bestmöglichste Art zu helfen suchend und bestimmte Summen fordern, wenn sie deren benöthigt sind. Vorläufig kann ich Ihnen nun jezt die Nachricht geben, daß auf meine Verwendung der Staatsmin. Freyh. v. Altenstein die zur Bezahlung der bey den Gebrüdern Schickler bestellten Gewehre monathlich erforderlichen 11.000 rtl. jederzeit zur Zahlung bereit halten und auf die detachirte General Krieges Kasse in Berlin anweisen wird. Hierdurch ist der Hauptpunkt des projectirten Kontracts in Richtigkeit gebracht, so daß nun der Abschließung desselc d 2

Das Wort nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. In Bausch und Bogen.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

ben und dem raschen Fortschritt der Gewehrfabrication nichts weiter im Wege steht. Die dritte Division ist deshalb bereits heutee veranlaßt, den Kontract zu approbiren und alles weiter Erforderliche mit Denenselben abzumachen, und ich ersuche Sie nun dringendst, den thätigsten Betrieb der Fabrikation nach allen Kräften zu fördern. Koenigsbg. d. 30. Aug. 1809 Nahmens des H. Gen. Maj. v. Scharnhorst v.Rauch Boyen 1. 31. 36. Scharnhorst an Altenstein

Königsberg, 30. August 1809

GStA PK, I. HA Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 5282 (2 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Finanzierung von Studienreisen des für die Gewehrfabrikation bestimmten Herrn Schnakenberg.

Des Königs Majestät haben schon im April d. J. beschlossen, von einem jungen Manne namens Schnackenberg zu Berlin, welcher sich der Bergwissenschaft gewidmet und bereits mit dem Geheimen Ober Berg-Rath Karsten1 eine wissenschaftliche Reise nach Oesterreich, Böhmen, Bayern, Schlesien und einem Theile von Deutschland gemacht hat und mit hinreichenden Vorkenntnißen versehen ist, künftig bei der Gewehr Fabrication in unseren Landen Gebrauch zu machen, und ihn zu dem Ende nach Petersburg zu senden, um sich eine vollständige und detailirte Kenntniß von der russischen Gewehrfabrication zu verschaffen, welche gegenwärtig durch geschickte Engländer und Franzosen zu einem sehr hohen Grad von Vollkommenheit gediehen ist und große Sachen leistet, wovon ich mich bei meiner Anwesenheit in Petersburg durch den Augenschein selbst überzeugt habe.2 Bishieher hat der Schnackenberg sich zuvörderst, ohne Aufsehen zu erregen, unter Anleitung des Geheimen p. Bergraths Karsten eine genaue Kenntniß von den Schicklerschen Gewehr Fabriquen in Potsdam und Spandau verschaffen müßen und soll nunmehr auch noch erst nach Schlesien reisen, um die Gewehrfabrikation in Malapane und Neisse kennen [zu] lernen, um sodann in Begleitung eines practischen schlesischen Hütten Officianten die Reise nach Petersburg anzutreten. Behufs seiner jezt von Berlin nach Schlesien auf der fahrenden Post zu machenden Reise und zur Zehrung während seines dortigen Aufenthaltes e

Verändert aus „ist bereits“.

1

Der aus dem fünften Band bekannte Dietrich Ludwig Gustav Karsten. Vgl. Nr. 223 und 224 im fünften Band.

2

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Nr. 37

soll derselbe einen Vorschuß von 200 rh. erhalten, und ich gebe mir daher die Ehre, Euer Excellenz unter Anführung dieser Umstände ergebenst zu ersuchen, diese 200 rh. für den Schnakenberg bald möglichst gefälligst in der Art anzuweisen, daß sie in Berlin an den Geheimen Ober Bergrath Karsten zur weitern Aushändigung gezahlt werden. Von der geschehenen Anweisung erbitte ich mir eine geneigte Benachrichtigung. Königsberg den 30. August 1809. v.Scharnhorst.a An des Königlichen wirklichen Geheimen Staats Ministers Herrn Freiherrn v. Altenstein Excellenz 37. Scharnhorst an Prinz August

Königsberg, 1. September 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 204 fol. 26r–27r (2½ S.): Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Rauch. Aufzeichnung, eigenhändig: ebda., fol. 25r (1 S.); Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Gutachten zu Vorschlägen der Artillerieprüfungskommission. Mobilmachungsplan der Artillerie. Genehmigung der Modifizierung der Lafettenschwänze und Einführung der Prolonge.

Namens d.H. Generals v. Scharnhorst. An des Prinzen August Ferdinand von Preußen K. H. zu Frankfurthb Euer Koenigl. Hoheit gebe ich mir die Ehre beigehende von mir abgefaßte Gutachten und Seiten Bemerkungenc über die von Höchstdenenselben mir mitgetheilten Vorschläge der Prüfungs Commission1 zu Berlin in Betreff verschiedener auf die Artillerie Bezug habender neuer Einrichtung[en] und Abänderungen unterthänigst zu überreichen. a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Vgl. das Konzept zur Antwort Altensteins (Königsberg, 9. September 1809) im selben Faszikel.

a

Oestreichs Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 10A D II.59 Pak. 13, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges. Dazu am Rande zwei schräge Striche. Vgl. Nr. 38 und 39. Die am 3. April 1809 eingerichtete Artillerieprüfungskommission bestand aus Oberst von Pontanus, den Majoren Schultze und Holtzendorff, Kapitän Heuser, sowie den Leutnants Tiedecke und Kräwel.

b

c 1

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Sowohl Euer Koenigl. Hoheit als die Prüfungs Commission haben sich um die genaue und nähere Erörterung und Bestimmung der verschiedenen in Rede stehenden Gegenstände sehr verdient gemacht und gereicht es mir zum besondern Vergnügen, dieses Euer Koenigl. Hoheit versichern zu können, wenn ich auch mit der p. Commission nicht überall einerleid Meinung bin.e Was die Mobilmachung der Artillerie, besonders aber die Anzahl der zur Bedienung angesetzten Mannschaft und die Summe der Schüsse p.p.f anbetrifft, so hat die dritte Division des algemeinen Kriegesdepartements hierin keine anderweitige[n]g Einrichtungen treffen können, da sie solche auf den Grund der darüber erlassenen bestimmten Allerhöchsten Vorschriften und Befehle getroffen hat, und wenn darin je einige Kleinigkeiten versehen sein sollten, solches also nicht die Schuld der gedachten dritte[n] Division ist.h Da übrigens der ganze Mobilmachungsplan jetzt bereits ausgearbeitet ist und die Gestellung der gesammten erforderlichen Knechte u. Pferde wie auch alle übrigen Bedürfnisse darnach ausgeschrieben u. repartirt sind, so läßt sich diese ganze Angelegenheit gegenwärtig nicht von neuen abändern und würde es also bis auf einige in den Beilagen erwähnte Modifikationen, die ohne große Hindernisse u. bedeutende Kosteni eingeführt werden könnten, vorjetzt sein Bewend[e]n dabei behalten müßen. Die zuletzt vorgeschlagenen schlittenförmig Abrundung des Affuiten Schwanzes der Feld-Stücke und die Einführung der Prolonge haben Se. Majestät der Koenigj bereits genehmigt und wird die dritte Division des algem. Kriegs Departement[s] zur Einrichtung dieser Verbesserungen u. Abänderungen und Bestreitung der dazu erforderlichen Kosten besonders authorisirt werden.k Kbg. den 1n Septbr. 1809. Namens d.H. Generals v. Scharnhorst v.Rauch 31.

d e

f g h i

j k

Bei Oestreich: „der Prüfungskommission nicht überall einer“. In der zugrundeliegenden eigenhändigen Aufzeichnung heißt es: „1. Compliment für ihn u. die Prüfungscommission“. Bei Oestreich: „der Schüsse“. Bei Oestreich: „anderweiten“. Verändert aus „solches nicht die Schuld der gedachten Division ist.“ Verändert aus „würde also mit einigen in der Beilage erwähnten Modificationen, die ohne große Hindernisse“. Bei Oestreich heißt es „größere Hindernisse“. Folgt gestrichen: „übrigens nunmehr“. Bei Oestreich folgt nur noch die Unterschrift: „Scharnhorst.“

Nr. 38

38. Denkschrift

47

[Königsberg, nicht nach 1. September 1809]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 204 fol. 8r-v, 8(a)r (3 S.): Konzept, eigenhändig. Gründe gegen Vermehrung der im Felde mitgeführten Munition. Notwendigkeit von Einsparungen und Reduzierung der Wagen.

Gutachten üb[e]r die vorgshlgnn.a Verändru[n]g[e]n des Mobilmachungsplan[s] der 6웩gn Battrie Ueber die hier vorgeschlagenen Veränderu[n]g[en] habe ich meine Bemerkungen zur Sache gemacht. In so weit die vergeschlagenen Veränderu[n]gen ohne bedeutende Kosten u. Consumirung der anderweit[i]g nothigen Streitmittel geschehen können, hat die Sache wohl keineb Schwierigkeit. Der wichtigste Vorschlagc ist die Vermehrung der Schüße von 200 zu 300 Schuß bei ein[e]r Battrie. Die preussishe Art. hatte in keinen Kriege mehrd. Und wo haben wir die Erfahrung gemacht, daß wir mit dies[e]r Anzahl bei übrigens gut[e]n Anstallt[e]n Mangel an Munition leiden? Viel Munition zu haben ist sehr angenehm, sind aber 300 Stük auf jede[s] 200 Schuß nicht besser als 200 Stük auf jede[s] 300 Schuß? Bei beiden findet fast derselbe Aufwand statt. e

Wir haben bei der Armee die Equipage der Regimenter, die Mehlwagen, die Feldgeräthe u. s. w. eingeschränkt, um Ersparungen zu machen. Wir können also bei der Artillerie nicht die Fahrzeuge u.f den Aufwand ohne dringende Nothwendigkeit vermehren und können dah[e]r die Munitions Fahrzeuge nicht weniger als bish[e]r bepacken.g Wo haben wir mit den 6웩drn nicht mitkommen können? Jetzt, da man keine Munition im Kasten hat, wird man shon andre eben so shwere Sachen darin packen. Unsere Lage erfordert Ersparung und nur da kann ein größrer Aufwand stattfinden, wo die Nothwendigkeit durch einstimmigeh Thatsachen am Tage liegt.i Unsere Lage erfordert, daß [wir] unsre Streitmittel aufs höchste vermehrn, wenn es bei uns zum Kriege kömmt. Wir müßen also, wenn wir mehrere a b c d e

f g

h i

Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „besondere“. Verändert aus „Die Haupt Sache“. Folgt gestrichen: „als 20[0]“. Das Folgende auf einem Zusatzzettel (fol. 8(a)r) mit gestrichener Überschrift: „Allgemeine Bemerkung“. Verändert aus „nicht die Bedürfnisse“. Folgt gestrichen: „Wo haben wir die Erfahrung gemacht, daß wir in Allgemeinen nicht mit der Munition auskommen?“ Nachträglich hinzugefügt. Es folgt gestrichen: „u. einleuchtende“. Darunter gestrichen: „Scharnhorst.“ Das Folgende auf fol. 8v.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Munitionswagen machen könne[n], dahin trachten, mehrere Kanonen in Fall der Noth mobilmachen zu können.j Die Munition zu vermehren, von der man nicht weiß, ob man jemals [davon] Gebrauch machen kann, und dagegen weniger Geschütze mobil zu machenk, dies sheint in keiner Hinsicht uns[e]r dermaligen Lage angemessen zu seyn, wenn es auch in ander[n] Verhältnissen sehr vortheilhaft wäre. 39. Denkschrift

[Königsberg, nicht nach 1. September 1809]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 204 fol. 10r–v (2 S.): Reinschrift, Schreiberhand. Konzept, eigenhändig: ebda., fol. 9r-v (1½ S.). Befürwortung der neuen Lafettenschwänze und Prolongen. Mögliche weitere Verbesserungen.

Gutachten über die vorgeschlagenen Veränderungen bei der 6pfündigen Laffete.a

a.) b.)

j k

a

b

c d

e

Die Veränderungen, welche hier bei der 6웩digen Laffete vorgeschlagen sind, scheinen im Allgemeinen von Nutzen zu seyn. Sie sind entweder von einen solchen wesentlichen Vortheilb, daß ihre Ausführung bei den alten Laffeten noch angebracht werden muß, oder sie bestehenc in Verbeßerungen, welche der Kosten wegen noch füglich bis zum Bau neuer Laffeten unterbleiben können. Zu der ersten Art Veränderung[en], welche bei den alten Laffeten ausgeführt werden müßen, rechnet man died schlittenförmigee Abründung des Laffeten Schwanzes und die Befestigung der Prolonge, welche jedoch, da sie länger seyn muß, nur einfach seyn kann. Alle übrigen Veränderungen würden füglich zur Ersparung der Kosten ohne sehr großen und wesentlichen Nachtheil bis zum Bau neuer Laf-

Folgt gestrichen: „Aufs Ungewiße“. Verändert aus „dagegen in der Anzahl der mobil zu mach[en]den Geschütze zu bestim“. Die Überschrift in der Vorlage am Rande; „vorgeschlagenen“ nachträglich hinzugefügt. Im Konzept verändert aus „Laffete nothwendig sind, [sind] zum Theil von der Beschaffenheit“. Im Konzept verändert aus „zum Theil aber bestehen sie“. Im Konzept verändert aus „rechnet man allein die“; in der Folge dort „b.“ nachträglich hinzugefügt. Dieses Wort nicht im Konzept.

Nr. 40

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feten ausgesetzt bleiben können; jedoch würde es gut seyn, wenn bei einer halben Batterie die vorgeschlagenen Einrichtungen völlig ausgeführtf würden, um zu sehn, wie sie sich in der Ausführung bewährten. Zugleich würde es wichtig seyn, einen detaillirteng Anschlag zu machen, was diese Veränderungen bei einer Batterie kosteten. Uebrigens scheint esh bei diesen Laffeten an einen langen starcken Baum zu fehlen, welcher in so manchen Lagen unentbehrlich isti, als zum Beispiel, wenn ein Geschütz umgeworfen, versuncken, wenn etwas zerbrochen u. s. w. Sollten neue Laffeten gebauet werden, so würde ich überdies noch rathen, die Laffeten-Räder wenigste[n]s 1/2 und die Protzräder 11/3 Fuß höher zu machen, hierdurch wird viel gewonnen werden. 40. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Königsberg, 1. September 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 204 fol. 28r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Rauch. Übersendung der Gutachten für Prinz August.

Namens d.H. Gener. v. Scharnhorst. An die 3t Division des algem. Kriegs-Departements.a Der Koenigl. 3t Division d. algem. Kriegs Departs. übermache ich beigehende mir von des Prinzen August Ferdinand v. Preußen K. H. übersandte Bemerkungenb über die Ausrüstung u. Mobilmachung der 6Pfdgen. Fußund reitenden Batterien, nebst Beschreibung einiger Veränderungen an den 6Pfdgen. reitenden Canons samt Zeichnungenc, die von der in Berlin niedergesetzten Prüfungs Commission abgefaßt sind. Ich habe mich darauf veranlaßt gefunden, die in Abschrift beigefügten Gutachten und Seitenbemerkungen mit dem ebenfalls abschriftl. beigehenden Antwortschreibend an des Prinzen August von Preußen K. H. zu erlassen,

f

g h i

a b c d

Im Konzept verändert aus „bei einer Batterie oder Hälfte derselben die Einrichtungen angebracht würden“. Das Wort im Konzept nachträglich hinzugefügt. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Im Konzept steht es nach „Laffeten“. Im Konzept folgt gestrichen: „u. wenig kosten“. Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges. Dazu am Rande zwei schräge Striche mit dem Vermerk: „Die Orig.“ Dazu am Rande einige schräge Striche. Dazu am Rande einige schräge Striche. Vgl. Nr. 37–39.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

welche sämmtliche Pieçen ich der Koenigl. dritten Division zu deren näheren Kenntniß hiedurch mittheile. Kbg. den 1n Septbr. 1809. Namens d.H. Generals v. Scharnhorst v.Rauch 41. Scharnhorst an Gebhard Leberecht von Blücher

Königsberg, 2. September 1809

GStA PK, IV. HA Rep. 15 A Nr. 5 fol. 77r (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Verlängerung der Übungszeit der Pommerschen Brigade.

Euer Excellenz ermangele ich nicht, anliegend Abschrift der heute an das Allgemeine Krieges- und das Militair-Ökonomie-Departement erfolgte Cabinets Ordrea ergebenst mitzutheilen, nach welcher Seine Majestät die Übungszeit der dritten Periode der Pommerschen Truppen-Brigade um 8 Tage verlängern wollen. Euer Excellenz ersuche ich ergebenst, diesen höchsten Beschluß den Truppen bekannt machen zu lassen und das Erforderliche der CabinetsOrdre gemäß zu besorgen; die nach derselben noch bewilligte Munition soll die 3te Division des Allgemeinen Krieges Departements verabreichen lassen. Königsberg d. 2. Septbr. 1809. Des Königl. Generals der Cavallerie Herrn von Blücher Excellenz. 42. Scharnhorst an Lottum

Scharnhorstb. Königsberg, 2. September 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 40r–41v (3¼ S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderung von Rauchs Hand, unterschrieben von Rauch und Boyen. Friktionen wegen des Vertrags mit den Gebrüdern Schickler.

a

b

Dazu am Rande ein schräger Strich; vgl. die Abschrift ebda., fol. 78r. Die Übungszeit der Ostpreußischen, Westpreußischen und Pommerschen Brigade wurde verlängert, weil die Felder noch nicht abgeerntet waren. Dazu wurde noch einmal ein Drittel der ursprünglich angesetzten Pulvermenge bewilligt. Unterschrift mit Respektstrich.

Nr. 42

51

Nahmens des Herrn Gen. Maj. v. Scharnhorsta Koenigsberg den 2. Sept. 1809. An des Königl. Geheimen Staats Raths p. Herrn Obersten Grafen von Lottum Hochgebohren hieselbst.b Auf Ew. Hochgebohren geehrtes Schreiben vom 30n v. M.1 ermangele ich nicht in ergebenster Erwiderung zu bemerken, wie es keinesweges meine Absicht gewesen ist, Dieselben in Ansehung der dem Schicklerschen Handlungshause für die Anfertigung neuer Gewehre monatlich zu zahlenden 11.000 rtl. in Ungewißheit und ohne Benachrichtigung zu laßen, wovon sich Dieselben aus folgendem Zusammenhang der Sache selbst zu überzeugen belieben werden. Des Königs Majestät haben befohlen, daß nach einem von Allerhöchstdenselben bestimten Probe Gewehre in der Schicklerschen Fabricke die Anfertigung neuer Gewehre nach Möglichkeit betrieben werden soll, weil alle bisher im Auslande gemachte Bestellungen so ganz ohne Erfolg geblieben sind, daß auf diesem Wege keine Hofnung ist, dem dringenden Bedürfniß an Gewehren abzuhelfen. Nachdem ich daher die allerhöchste Willensmeinung der dritten Division des Allg. Kr. Depart. bekant gemacht hatte, hat diese den Oberstlieutenant v. Witzleben und Kapitaine Ludewig beauftragt, über die Anfertigung von Gewehren mit dem Schicklerschen Hause einen Kontract zu projectiren und solchen zur Genehmigung einzusenden. Dies ist nun vor kurzem geschehen, und da in dem Entwurf des Kontracts die Gebrüder Schickler die ausdrückliche Bedingung gemacht haben, daß ihnen die monathlich abzuliefernden 1000 Stück Gewehre jedesmal gleich mit dem bedungenen Preise von 10.000 rtl. mit 1/3 Courant und 2/3 in Münze baar bezahlt werden sollten, so kam es vor Abschließung dieses Kontracts wesentlich darauf an, ob von Seiten der Finanz Verhältniße die Erfüllung dieser Bedingung, ohne welche das Schicklersche Haus durchaus nicht die Lieferung übernehmen wollte, möglich war oder nicht. Ew. Hochgebohren werden es um so mehr ganz natürlich finden, daß ich mich, da von der Möglichkeit der monathlichen Beschaffung der quaest. Summe die Rede war, geradehin an den Herrn Staats Minister Freyh. v. a b

1

Darunter der Vermerk: „ad Num. 5“ (Journalnummer des beantworteten Schreibens). Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter Mundierungs- und Abgangsvermerke Schmidts vom 3. bzw. 5. September. Archiviert im selben Faszikel, fol. 39r.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Altenstein wandte, um nur diesen Punkt erst, an den sich die Abschließung des Kontract accrochirte, in Richtigkeit zu bringen, da des Königs Majestät die Anfertigung der Gewehre möglichst beschleunigt wissen wollten und auf jedem andern Wege die erforderliche Gewißheit nicht so geschwind zu erreichen war. Vor einigen Tagen hat mich nun gedachter H. Staatsminister benachrichtigt, daß die quaest. Summe monatlich in Bereitschaft gehalten werden solle, und da derselbe zu gleicher Zeit Ew. Hochgebohren hiervon Kenntniß gegeben hat, so ist es auf diese Art entstanden, daß solche der Benachrichtigung von Seiten der dritten Division des A. K. D. zuvorgekommen ist, welche ich erst nach Enpfang des Schreibens von Sr. Excellenz zur Abschließung des Kontracts habe authorisiren können, und die nun, wenn es noch nicht in diesem Augenblicke geschehen seyn sollte, doch gewiß Dieselben binnen Kurzem umständlich benachrichtigen wird, da sie weiß, daß die Arrangirung der Details dieser Zahlung von Ew. Hochgebohren ressortirt. Koenigsbg. d. 2. Sept. 1809 Nahmens des H. Gen. Maj. v. Scharnhorst v.Rauch Boyen 3. 3. 43. Scharnhorst an Prinz August

Königsberg, 6. September 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 204 fol. 29r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand.a Dank für Übersendung von Aufsätzen zur Salpeterfabrikation.

Königsberg den 6n September 1809 An des Printzen August von Preußen Königl. Hoheit zu Frankfurth a/O.b Euer Königlichen Hoheit gnädiges Schreiben vom 22tn v.M. habe ich zu erhalten die Ehre gehabt und ermangele nicht, Hochdenenselben für die mir damit übersandte Sammlung verschiedener Aufsätze über den Zustand und die Verbeßerung einländischer Salpeter Fabriquen hiermit meinen unterthänigen Dank abzustatten.

a

b

Auf demselben Blatt wie Nr. 44; die dortige Angabe „Nahmens des Herrn General Majors v.Scharnhorst Hochwohlgebohren“ sowie die Unterschrift Rauchs gelten auch für dieses Konzept. Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom 8. September.

Nr. 44

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Da von Seiten des allgemeinen Krieges Departements über diesen Gegenstand mit den Departements des Innern und der Finanzen gemeinschaftlich conferirt werden wird, so werde ichc die obgedachten Aufsätze bis dahind zurückbehalten, um davon bey den vorbemeldeten Conferenzen Gebrauch machen zu können, und sie nach deren Beendigung Hochdenenselben zurückzusenden nicht verfehlen. Königsberg den 6n September 1809. 44. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Königsberg, 6. September 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 204 fol. 29r–v (1 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand.a Weiterleitung von Aufsätzen zur Salpeterfabrikation.

An die Königliche dritte Division des allgemeinen Kriegesdepartements allhier.b Der Prinz August von Preußen Königl. Hoheit hat mir mittelst des hier in Urschrift anliegenden Schreibens vom 22ten v.M.c die hier gleichfalls urschriftlich beikommende Sammlung verschiedener Aufsätzed über den Zustand und die Verbeßerung der einländischen Salpeter Fabricken hiermit eingesandt. Der Koenigl. dritten Division übersende ich demnach diese Aufsätze, um selbige so lange zu asserviren, bis davon bei den weitern Berathungen über jenen Gegenstand Gebrauch zu machen sein wird.e Königsberg den 6n September 1809. Nahmens des Herrn General Majors v.Scharnhorst Hochwohlgebohren v.Rauch. c d

a b c d e

Folgt gestrichen: „unter vorhoffender Erlaubniß Eurer Königl. Hoheit“. Folgt gestrichen: „allhier“. Vgl. Anm. a zum vorangehenden Dokument. Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk. Dazu am Rande ein schräger Strich. Dazu am Rande ein schräger Strich. Dieser von einem zweiten Schreiber hinzugefügte Satz ersetzt die Streichung „Da ich nun wünsche, bey den bevorstehenden gemeinschaftlichen Conferenzen des allgemeinen Kriegesdepartements mit den Departements des Innern und der Finanzen über die Mittel, unsern einländischen Salpeter Fabriken aufzuhelfen, von vorbemeldeten Aufsätzen Gebrauch zu machen, so übersende ich sie der Königl. dritten Division des Allgemeinen Kriegesdepartements mit dem Auftrage, solche bis zur Eröffnung dieser Conferenzen zu asserviren.“

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

45. Scharnhorst an Heinrich von Witzleben

Königsberg, 7. September 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 47r–v (2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. Verfügung über noch vorhandene Gelder für Waffenkäufe im Ausland.

Königsberg den 7n September 9. An den Königl. Obrist Lieutenant und Kommandeur des Garde Jaeger Bataillons, Herrn v.Witzleben Hochwohlgebohren zu Berlina Auf Euer p. Schreiben vom 28tn v.M.1 erwiedere ich denselben hiermit ergebenst, daß es ganz der Sache angemessen istb, die von denen bey dem Banco Director Hundt2 zum Ankauf der Waffen pp. niedergelegten 8000 rh. annoch vorräthigen 4101 rh. 6 gl. zur Bezahlung der sowohl vom Auslande ankommenden als dort etwa anzukaufenden Gewehre u. Gewehrtheilec zu verwenden. Ich habe demnach die Verfügung getroffen, daß diese 4101 rh. 6 gl. Courant für Euer Hoch. gegen ihre jedesmahlige Anweisung und gegen Quittung von dem p. Hundt ausgezahlet werden sollen, und überlaße Ihnen hiernach das weiter Erforderliche zu veranlaßen. Wenn jedoch, was wohl vielleicht der Fall seyn könnte, der Hundt die Authorisation zur Auszahlung dieser Gelder an Euer Hochwohl. noch nicht erhalten haben sollte, die Zahlungen zu leisten, so ersuche ich Euer p. sich mit Vorzeigung des gegenwärtigen Schreibens dieserhalb an den Herrn Geh. Staatsrath Sack in Berlin zu wenden, worauf sodann die Auszahlung ohnbedenklich erfolgen wird. Vor der Hand wird dieser Fonds wohl zu den vorkommenden Zahlungen hinreichen, da es das Ansehen zu gewinnen scheint, daß die Ablieferung der bereits bestellten 1000 Stück Gewehre u. 1200 Schlösser wohld nur sehr langsam von statten gehen dürfte. Wenn indeßen mehrere Gelder zu diesem Behuf erforderliche seyn sollten, so ersuche ich Euer pp., mir in Zeiten davone Nachricht geben zu wollen, worauf ich sodann für deren Anweisung Sorge tragen werde. a

b c d e 1 2

Datum und Adresse in der linken Spalte. Darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges. Verändert aus „daß ich es ganz zweckmäßig finde“. Verändert aus „anzukaufenden Armaturen“. Verändert aus „1000 Stück Gewehre“. Folgt gestrichen: „beliebige“. Archiviert ebda., fol. 44r-v. Der aus dem fünften Band bekannte Christian Friedrich Hundt.

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Nr. 46

Uebrigens ersuche ich Euer pp. annoch, die baldigste Anherosendung der dort erwarteten und vielleicht bereits angekommenen 150 St. Gewehr Schlößer3 u. der noch folgenden besorgen zu laßen, da an deren in der hiesigen Gewehr Reparatur Anstaltf sehr benöthiget ist. Königsberg den 7n Septbr. 1809 Nahmens des Herrn GM. v.Scharnhorst Hochwohl. v.Rauch 46. Scharnhorst an Ribbentrop

Königsberg, 7. September 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 48r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. Verfügung Witzlebens über noch vorhandene Gelder für Waffenkäufe.

Königsberg den 7n September 1809 An den Königl. Geheimen Krieges Rath und General Kommißarius Herrn Ribbentropp1 Wohlgebohr. allhier.a Von den Euer Wohlgebohren bekannten, zur Disposition des Majorsb v.Chazot2 in Berlin bey dem dortigen Banco Director Hundt befindlich gewesenen 8000 rh. Courant sind nach der Angabe des Obrist Lieutenants von Witzleben und des p. v. d. Marckc 3898 rh. 18 gl. bereits verausgabt worden und also noch ein Bestand von 4101 rh. 6 gl. daselbst vorhanden.3 Hierüber wünscht der Obrist Lieutenant v.Witzleben zur Bezahlung der successiven Ablieferung der sowohld im Auslande bestellten als angekauften Waffen und namentlich der von dem p. v. d. Marck in Suhl bestellten, von f 3

a

b c d

1 2

3

Verändert aus „Gewehr Schlößer besorgen zu laßen, da man deren allhier“. Vgl. hierzu das Schreiben des Gewehrfabrikanten Gottlieb Albrecht Goellner an von der Marck (Suhl, 18. August 1809) und dessen Schreiben an Witzleben (Berlin, 28. August 1809), a. a. O., fol. 46r bzw. 45r-v. Datum und Adresse in der linken Spalte. Darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges. Verändert aus „Obristen“. Verändert aus „Obristlieutenants von Witzleben“. Das anschließende Satzende verändert aus „bestellten als angekauften Waffen Gebrauch machen zu können.“ Friedrich Ribbentrop wurde im fünften Band vorgestellt. Der aus dem vierten und fünften Band bekannte Ludwig August Friedrich Adolf Graf von Chasot hatte im Gefolge des Schillschen Zuges seinen Posten als Kommandant von Berlin verloren. Vgl. dazu die in Anm. 1 und 3 zum vorangehenden Dokument erwähnten Schreiben.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

denen zwar noch immer nichts angekommen, gegenwärtig aber auf Abschlag der 1200 Gewehr Schlößer nur erst 150 Stück erwartet werden, Gebrauch machen zu können. Ich finde solches sehr zweckmäßig zur Beförderung und Beschleunigung des Ankaufs der uns so nöthigen Armatur Stücke und ersuche Euer p. daher ergebenst, die gefällige Verfügung zu treffen, daß der Obrist Lieutenant v. Witzleben diese 4101 rh. 6 gl. successive, so wie er solche benöthiget seyn wird, von dem p. Hundt erheben könne. Königsberg den 7n Septb. 1809 Nahmens des Herrn GM. v.Scharnhorst Hoch. v.Rauch 7. 47. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Königsberg, 7. September 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 204 fol. 20r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, unterzeichnet von Rauch. Übersendung der eigenen Ansichten zu Protz- und Lafettenkästen.

Königsberg, den 7n September 1809 An die Königliche dritte Division des Allgemeinen Krieges Departements allhiera Der Prinz August von Preußen Königl. Hoheit hat mir einen schriftlichen Vorschlag der in Berlin etablirten Prüfungs Kommissionb zur beßern Verpackung der Munition in den 6웩gen Protzkasten und zur Verbeßerung des Ueberzuges der Protz- und Affuitenkästen pp. zugefertiget, wodurch ich mich veranlaßt gefunden habe, Seiner Königl. Hoheit mein Sentiment darüber unterm 23n v.M. zu eröffnen. Der Königl. dritten Division des allgemeinen Kriegesdepartements communicire ich mein desfalls an den Prinzen erlaßenes Schreiben in Abschriftc, den obgedachten Vorschlag aber originaliterd hier angeshloßen zur Nachricht und um davon beye vorkommenden Fällen Gebrauch zu machen.

a

b c d e

Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges. Verändert aus „der in Berlin etablirten p. Kommission“. Dazu am Rande ein schräger Strich; vgl. Nr. 30. Dazu am Rande ein schräger Strich. Folgt gestrichen: „etwan“.

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Nr. 48

Königsberg den 7n September 1809 Nahmens des Herrn Gen. M. v.Scharnhorst Hochwohl. Rauch 7. 48. Erlaß

Königsberg, 8. September 1809

Nach einem Regest in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 41 fol. 29r (½ S.).a Zusätzliche Bestimmungen zur Kantonpflicht von Soldatensöhnen.

[...] 1) Die in kantonfreien Städten geborenen Soldatensöhne haben wegen ihrer Geburtsstätte keinen Anspruch auf die Kantonbefreiung, da die Verhältnisse der bürgerlichen Einwohner auf sie nicht anzuwenden sind, vielmehr werden auch diese Soldatensöhne unbedingt als kantonpflichtig angesehen und behandelt. 2) Diejenigen Soldatensöhne, welche zu solchen Regimentern gehören, deren Kantons in abgetretenen Provinzen liegen, sind zu denen Kantons zu rechnen, in denen sie jetzt ihren Wohnsitz haben. 49. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Königsberg, 9. September 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 51r (1 S.): Konzept, Schreiberhand. Verfügung Witzlebens über noch vorhandene Gelder für Waffenkäufe.

Königsberg den 9ten September 1809. An Eine hochlöbliche dritte Division des allgemeinen Kriegesdepartementsa Der Oberstlieutenant von Witzleben wünscht von dem Bestande der zur Disposition des Majors Grafen von Chazot in Berlin bey dem dortigen Banko Direktor Hundt befindlich gewesenen 8000 rh. Courant, welcher von selbigem zu 4101 rh. 6 gl. angegeben wird, insofern die dem Capitain

a

Das dazu verwendete, für Generalmajor von Bülow bestimmte Exemplar dieses Erlasses des Allgemeinen Kriegsdepartements im Heeresarchiv, Rep. 2 Nr. 310b, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

a

Datum und Adresse in der linken Spalte. Rechts daneben mit Bleistift: „M.v.R.“ (Major von Rauch). Unter der Adresse ein Mundierungs- und Abgangsvermerk.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Luther1 assignirten 54 rh. 5 gl. und 121 rh. 22 gl. 6 d., welche als Vorschuß notirt sind, dazu gerechnet werden, zur Bezahlung der successiven Ablieferung der sowohl im Auslande bestellten als angekauften Waffen und namentlich der von dem Secretair v.d. Marck in Suhl bestellten, von denen zwar noch immer nichts angekommen ist, gegenwärtig aber auf Abschlag der 1200 Gewehrschlösser nur erst 150 Stück erwartet werden, Gebrauch machen zu können. Ich finde solches sehr zweckmäßig zur Beförderung und Beschleunigung des Ankaufs der uns so nöthigen Armaturstücke und ersuche Eine hochlöbliche dritte Division des allgemeinen Krieges Departements, die Verfügung zu treffen, daß der Oberstlieutenant von Witzleben diese 4101 rh. 6 gl. successive, sowie derselbe solcher benöthigt seyn wird, von dem Banko Direktor Hundt zu Berlin erheben kann. Königsberg den 9ten September 1809. Namens d.H. Generals von Scharnhorst, durch den Geh. Kr. Rath Ribbentropp expedirt. 50. Aufzeichnung

[Königsberg?], 12. [September?1] 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 58r (1 S.): Eigenhändig. Anordnung der Übersendung von Probewaffen an Nagler.

Ich bitte, an den Herrn Geheimen Legationsrath von Nageler zu schicken: 1. ein Infanterie Gewehr ganz nach dem neuen Model 2. eine Spitze von den Ulanen Piken, nemlich das eiserne Spieß. Den 12ten Aug.a 1809 Scharnhorstb 51. Scharnhorst an Prinz August

Königsberg, 19. September 1809

Nach der Edition bei Klippel III, S. 430f. Weiterer Druck: Schöning III, S. XXIX. Auszeichnung eines Unteroffiziers. 1

Zu Christian Luthner vgl. Nr. 510 und 511 im fünften Band.

a

Mutmaßlich ein durch Scharnhorsts Krankheit bedingter Schreibfehler; die Anordnung wurde am 14. September ausgeführt, vgl. das Konzept zu Rauchs Begleitschreiben an Nagler (Königsberg, 14. September 1809) auf der Rückseite, fol. 58v. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Vgl. Anm. a.

b 1

Nr. 52

59

Des Königs Majestäta haben auf Ew. Königl. Hoheit Bericht vom 8ten v. M. dem bei der 1sten Fuß-Artillerie-Compagnie der Schlesischen Brigade stehenden Unteroffizier Hamann wegen seines ausgezeichneten Wohlverhaltens in der Schlacht bei Jena,b wie in der Affaire bei Boitzenburg und Prenzlow und demnächst in der Belagerung von Breslau die silberne VerdienstMedaille bewilligt. Ew. Königl. Hoheit überreiche ich daher dieses Ehrenzeichen für den Hamann hierneben mit der unterthänigsten Bitte, mir baldmöglichst von den 3 Artillerie-Brigaden ein namentliches Verzeichniß aller derjenigen Leute, welchen die Verdienst-Medaille für Auszeichnung im letzten Kriege verliehen worden ist, zukommen und darin den Vor- und Zunamen des Mannes angeben zu lassen etc. Königsberg, den 19ten September 1809. v. Scharnhorst. 52. Allgemeines Kriegsdepartement an Beyme

Königsberg, 26. September 1809

GStA PK, I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46897 fol. 246r (½ S.): Reinschrift, Schmidts Hand, eigenhändig unterschrieben. Austausch von gedruckten Verfügungen zur Militärjustiz.

Mit Ew. Excellenz gefälligem Schreiben vom 21ten v. M.1 haben wir die uns zugesandten 300 gedruckten Exemplare der an Dieselben ergangenen allerhöchsten Kabinets Order vom 19ten July d. J.2 die künftige Verfassung der Militair Gerichtsbarkeit betreffend, zu erhalten die Ehre gehabt, und ermangeln nicht, Denenselben von der auf Grund der Order von dem unterzeichneten Departement und dem General Auditoriate gemeinschaftlich abgefaßten und den Truppen zugefertigten Instruction vom 15ten d. M. 30 gedruckte Exemplarea ganz ergebenst zu übermachen. Koenigsberg den 26ten September 1809.

a b

a

1 2

Unterstrichenes in beiden Editionen durch Sperrdruck hervorgehoben. Bei Schöning folgt: „so“; dort ist auch der Rest der Unterstreichung nicht hervorgehoben, wohl aber oben der erstmals verwendete Name „Hamann“. Dazu am Rande ein schräger Strich mit der Zahl „30.“ Ein Exemplar der von Scharnhorst und Koenen unterzeichneten „Instruction für die Militair-Gerichte wegen künftiger Einrichtung der Militair-Gerichtsbarkeit“ ist archiviert ebda., fol. 247r–248v; Druck: Scheel/Schmidt, S. 396–399. Beymes Konzept dazu ist archiviert ebda., fol. 192r-v. Ein Exemplar ist archiviert ebda., fol. 210r. Nachdruck in: Sammlung der für die Königlich Preußischen Staaten erschienenen Gesetze und Verordnungen, Berlin 1822, S. 579f., zit. Gesetzsammlung 1806/1810.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement v.Scharnhorst v.Hake3 An des Königlichen Groß Kanzlers pp. Herrn Beyme Excellenz zu Berlin 53. Allgemeines Kriegsdepartement an Altenstein

Königsberg, 26. September 1809

GStA PK, I. HA Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 2416 fol. 41r (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung einer Kabinettsorder und einer Instruktion zur Militärjustiz.

Ew. Excellenz haben wir die Ehre, anliegend sowohl von der an den Herrn Großkanzler Beyme ergangenen Cabinets Ordre vom 19tn July c. die künftige Verfaßung der Militair Gerichtsbarkeit betreffend, als auch von der in Gemäßheit derselben von dem unterzeichneten Departement und dem General Auditoriat gemeinschaftlich abgefaßten Instruction vom 15tn d. M., nach welcher die Ausführung geschehen soll, zwei gedruckte Exemplarea von jeder, zu Dero gefälligen Kenntnißnahme ergebenst mitzutheilen. Königsberg den 26tn September 1809. Königlich Preußisches Allgemeines Krieges Departement v.Scharnhorst

v.Hake

An des Königlichen wirklichen Geheimen Staats-Ministers der Finanzen, Herrn Freiherrn von Altenstein Excellenz allhier

3

Zu Oberst Albrecht von Hake vgl. Anhang 1.

a

Dazu am Rande zwei mit der Zahl „2“ bezeichnete Striche; vgl. die Drucke der Kabinettsorder und der Instruktion ebda., fol. 42r-v bzw. 43r–44v.

61

Nr. 54

54. Immediatbericht

Königsberg, 30. September 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 67r–68v (4 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand, unterschrieben von Rauch und Boyen. Aktennotizen, eigenhändig: ebda., fol. 66r–v (¼ S.).a Stand der Gewehrproduktion. Notwendigkeit einer Abnahmekommission. Personal- und Vergütungsvorschläge.

Nahmens des Herrn Generalmajors von Scharnhorst.b Koenigsberg den 30t 7br 1809. An des Königs Majestät Cito.c Ew. Königl. Majestät melde ich hiemit unterthänigst, daß jezt die Fabrikation von Infanterie Gewehren neuer Art in den Gewehrfabrikken zu Potsdam und Spandau bereitsd in vollem Gange, und mit den Gebrüdern Schickler ein Kontract abgeschloßen ist, nach welchem sie monathlich 1000 Stück komplet fertige neue Gewehre für den Preis von 11 rtl. pro Stück liefern und nach jedesmaliger Ablieferung sogleich den Betrag von 11.000 rtl. mit 1/3 Courant und 2/3 in Münze bezahlt erhalten, wozu der Staats-Minister der Finanzen, Freyh. von Altenstein, die erforderliche Vorkehrung schon getroffen hat. Nunmehr kömt es noch darauf an, daß zur genauen Aufsicht über diese Gewehr Fabrication und zur probemäßigen Abnahme der Gewehre eine von dem Schicklerschen Handlungshause ganz unabhängige, unpartheiische Kommission niedergesezt werde, welche sich in Potsdam, als dem Sitze der Hauptarbeit, aufzuhalten verpflichtet ist. Schon in frühren Zeiten hat immer eine solche Kommission, welche aus

a

b

c

d

Auf einem von Neander, Major Pullet, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Königsberg, 24. September 1809, Präsentationsvermerk vom 29. September). Zu Beginn vermerkte Scharnhorst: „Eilig“ und „M. v. R.“ (Major von Rauch), am Ende: „Ich bitte, die Bemerkung in dem Schreiben von Witzleben nach zu sehen u. an S. M. ein Gesuch um die Zulage aufzusetzen oder die Sache ohne dasselbe S. M. anzutragen. S.“ Darunter der Vermerk: „ad No. 208“ (die Journalnummer des in Anm. a erwähnten Schreibens). Datum und Adresse in der linken Spalte. Darunter ein ein Mundierungsvermerk Schmidts vom 30. September und ein Abgangsvermerk vom 2. Oktober 1809. Das Wort nachträglich hinzugefügt.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

9 Mitgliedern bestand, existirt; nach richtiger Erwägung aller nothwendigen Rücksichten aber halte ich dafür, daß, so wesentlich erforderlich eine solche Kommission auch ist, solche doch, ohne daß ihr Zweck leidet, aus einem geringern Personale bestehen kann, welches ich Ew. K. Majestät mit den erforderlichen Gehalten und Zulagen in folgender Art unterthänigst in Vorschlag bringe: zum Präses der Kommission den Major v. Witzleben1 vom vormaligen Inf. Reg. Herzog von Braunschweig mit einer monathlichen Zulage von 50 rtl. zu dem halben Gehalte, welches er bezieht. Da derselbe auch die Fabricke zu Spandau öfters revidiren muß, so stelle ich submissest anheim, ob Allerhöchstdieselben ihm außerdem entweder 2 Rationen oder allwöchentliche den nöthigen Vorspann zu bewilligen geruhen wollen. zu zweyen militairischen Mitgliedern die beiden Staabskapitaine v. Jeetze und von Massow vom vormaligen Grenadiergardebataillon, jeden mit einer monathlichen Zulage von 25 rtl. zu ihrem halbem Gehalt.2 zu zweyen Civilkommissarien in Potsdam die beiden Büchsenmachermeisterf Nortmann und Zimmer, erstern mit einem jährlichen Gehalt von 500 rtl. und den andern mit 400 rtl., womit sie schon früher in dieser Qualität angestellt und aus der Generalkriegskasse salarirt gewesen sind. und zu einem Civilkommissarius in Spandau den dort ebenfalls vorhandenen Kommissarius Thile, welchem E. K. M. sein sonst immer bezogenes Gehalt von jährlich 300 rtl. schon vor einiger Zeit wieder auf die General Kriegs Kasse anzuweisen geruht haben. Die oben unterthänigst vorgeschlagenen Zulagen für den Präses und die beiden militairischen Mitglieder, zusammen von monathlich 100 rtl.,g welche jedoch nur auf die Dauer des Geschäfts zu bestimmen sind, werden vom 1n Octob. c. ab eintreten dürfen und aus dem Fonds zur Anschaffung der Waffen erfolgen können; dahingegen trage ich devotest darauf an, die Gehalte für den Nortmann und Zimmer vom

e f g 1 2

Verändert aus „außerdem 2 Rationen oder allmonathlich“. Verändert aus „Büchsenmacher“. Die anschließende Parenthese bis „zu bestimmen sind“ nachträglich hinzugefügt. Der aus dem fünften Band bekannte Karl von Witzleben. Johann Heinrich Julius von Jeetze († 1836) leitete zuletzt als Oberstleutnant die Gewehrrevisionskommission in Potsdam. Dettloff Otto Ernst von Massow diente 1815 als Major im 14. Infanterieregiment und wurde als Oberstleutnant entlassen, danach fungierte er als Postmeister in Landeshut.

Nr. 55

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1n Sept. c. an auf die Gen.-Kriegs-Kasse mit jährlich resp. 500 u. 400 rtl. gnädigst anweisen zu wollen, da beide schon in diesem Monathe bey der Gewehr Fabrikation in voller Thätigkeit gewesen sind. Wenn übrigens zwar das sonstige Director Geschäft des Kapitaine Ludewig völlig aufhört, derselbe jedoch ferner zur Aufsicht über die Gewehr Reparatur Anstalten in Berlin gebraucht wird, so submittire ich, ob E. K. M. ihm für seine diesfallsigen Bemühungen eine monathliche Zulage von 20 rh. aus dem Gewehr Reparatur Fond vom 1n Octob. c. an, jedoch nur so lange als sein Geschäft dauert, zu bewilligen geruhen wollen.h Indem ich Ew. K. M. gnädigste Genehmigung dieser Vorschläge ehrerbietigst entgegen sehe, bemercke ich unterthänigst, daß der Kommission durch eine genaue und zweckmäßige Instruction der Kreis ihrer Pflichten vorgeschrieben werden wird, um auf diese Weise gemäß den Zweck zu erreichen, daß die neuen Gewehre völlig tauglich und probemäßig geliefert werden. Koenigsbg. d. 30t 7br 1809 Nahmens des Herrn Gen. M. v. Scharnhorst. v. Rauch Boyen 30. 55. Immediatbericht

Königsberg, 30. September 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich redigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Weitere maschinenschriftliche, handschriftlich korrigierte Abschrift: GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 40 fol. 150r–152r (2½ S.). Druck: Scherbening II, S. 358 (Auszug). Geschütz- und Munitionsbedarf der Festungen. Vorlage der ersten Protokolle der dazu eingesetzten Kommission.

Königsberg, 30. September 1809. Einige Kommandanten, besonders die von Kolberg und Spandau, haben zeither große Anforderungen über die zur Verteidigung ihrer Festungen erforderliche Anzahl von Geschützen und Munition gemacht. Diese Anforderungen stehen aber mit den jetzigen Kräften des Staates in keinem Verhältnis. Sie sind durchaus nicht berechnet auf die Übersicht desjenigen Bedarfs, der gegenwärtig für die sämtlichen Festungen und die h

Zum entsprechenden Vorschlag im Schreiben der 3. Division hatte Scharnhorst notiert: „Einverstanden, da er einmal die Sache kennt, übrigens aber leider sehr unthätig u. unsorgsam ist. S.“

a

Die Vorlage, ein Konzept von Leitholds Hand „Nomine des General von Scharnhorst an des Königs Majestät“ im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 IX.1.4.1 (bei Vaupel: A 5 Nr. 51, ohne Erwähnung Leitholds), ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Armee vorhanden ist und unter den jetzigen Umständen herbei geschafft werden kann. Auch entsprechen sie keineswegs den Resultaten der Erfahrungen aus der Kriegsgeschichte dieser und der vergangenen Zeit. Die Entscheidung über die Zulänglichkeit der Anzahl Geschütze, Munition, Besatzung usw. in den Festungen gehört zu jenen wissenschaftlichen Gegenständen, bei welchen vielseitige Ansichten genommen werden können. Daher ist die Entschuldigung eines Kommandanten wegen Übergabe seiner Festung, daß er mit einem oder dem andern dieser Streitmittel nicht hinlänglich versehen gewesen sei, nicht immer zu entkräften und es verbleibt denen Kommandanten, Ingenieurs de la place, Artilleriekommandeurs usw. mehrenteils der Ausweg offen, ihr Unrecht in wissenschaftlicher Hinsicht, wenn sie sich darauf verstehen, jahrelang bestreiten zu können. Um diesem Hindernis zur Beurteilung des Verfahrens der Kommandanten auf einem feststehenden Wege zu begegnen, halte ich es für zweckmäßig und nötig, 1. daß für jede Festung diejenige Anzahl von Geschütz, Munition und Besatzung nach festgestellten Grundsätzen bestimmt werde, welche hinreichend ist, damit sie sich gegen einen gewaltsamen und einen förmlichen Angrif verteidigen könne; 2. daß jedem Kommandanten diese seine Festung betreffende Bestimmung bekannt gemacht, und 3. daß der Grundsatz angenommen werde, daß der Kommandant einer jeden Festung verpflichtet ist und es verstehen muß, sie mit denjenigen Streitkräften und Mitteln zu verteidigen, die der Staat mit Berücksichtigung der übrigen Festungen der Armee auf die ihm anvertraute Festung zu verwenden vermag und deren hinreichende Anzahl und Qualität durch die Resultate von Beratschlagungen, wobei mit der genauesten Überlegung und Berücksichtigung aller Umstände verfahren worden, ausgemittelt, Ewr. Königl. Majestät in Vorschlag gebracht und von Allerhöchstdenenselben festgesetzt worden ist. Ich habe deshalb den Obristb von Neander Obristleutnant von Oppen Major von Rauch Major von Schmidt und Hauptmann von Leithold versammelt, um zuvörderst über die Festsetzung dieser allgemeinen Grundsätze und sodann über den Bedarf einer jeden Festung an diesen Streitmitteln zu beratschlagen.

b

Handschriftlich für eine Edition verändert zu „Oberst“, ebenso in der folgenden Zeile „Obristleutnant“ zu „Oberstleutnant“.

65

Nr. 56

Euer Königl. Majestät überreiche ich in der Anlage alleruntertänigst die Protokolle der bisher gehaltenen drei Beratschlagungen1 mit der Bitte, daß Euer Königlichen Majestät über die darin enthaltenen Bestimmungen entscheiden und wenn Euer Königliche Majestät solche zu genehmigen geruhen sollten, den Befehl zur Ausführung allergnädigst erteilen wollen. Bei Festsetzung dieser allgemeinen Grundsätze sind die Resultate der im Jahr 1800 zu ähnlichem Zwecke allerhöchst ernannten Kommission, welche aus den Obersten Hartmann2, von Pontanus, von Neander und dem Artilleriecapitainc von Strampf3 bestand, in Hinsicht der Munition berücksichtigt, überhaupt aber in betreff der Geschütze und Besatzung vorzüglich die neuen französischen Grundsätze befolgt und alle bisher gemachte Erfahrungen wahrgenommen worden. von Leithold 56. Scharnhorst an Prinz August

v. Scharnhorstd Königsberg, 30. September 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 205 fol. 5r–7r (4½ S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. Längere Krankheit Scharnhorsts. Lieferung von Pferden bei einer Mobilmachung. Mögliche Änderungen an den Lafetten. Munitionswagen der Sechspfünder. Beladung der Protzen. Dank für Aufsatz zur reitenden Artillerie.

Namens des H. General v.Scharnhorsta Königsberg d. 30. September 1809. An des Prinzen August von Preußen Königl. Hoheit zu Berlin.b c d 1 2

3

a b

Bei Vaupel: „Artillerie-Kapitän“. Datum und Unterschriften fehlen bei Vaupel. Vgl. Nr. 11, 21 und 34. Gottfried Ludwig Mathias von Hartmann (1738–1807) stand seit 1754 beim Artilleriekorps und war bei Kolin und Gostyn verwundet worden. Er diente in den Kriegen von 1778/79 und 1792–1795 und erhielt nach der Belagerung von Verdun den Pour le Mérite. Hartmann wurde 1795 zum Kommandeur und 1801 zum Chef des 1. Artillerieregiments und zum Generalmajor ernannt und war noch bei der Mobilmachung 1805 und im Kriege von 1806 aktiv. Der aus dem fünften Band bekannte Major Anton Christian von Strampff, 1809 Chef der Fußkompanie Nr. 8 der Brandenburgischen Artilleriebrigade und Lehrer an der Kriegsschule in Breslau. Darunter von Schreiberhand: „Zu No. 3, 4, 5 u. 6 Sept. 1809“. Datum und Anschrift in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungsvermerk und ein Abgangsvermerk vom 4. September.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

c

Wenn ich Ew. Königl. Hoheit gnädigst an mich erlassene Schreiben vom 26t vorigen und 1⬙, 5⬙ und 9ten dieses Monats1 erst jezt beantworte, so muß ich dabei auf Höchstdero nachsichtsvolle Entschuldigung rechnen, indem ich bisher durch Krankheit daran behindert worden war. Daß des Königs Majestät die Instruction für die Artillerie Abtheilung der dritten Division des allgemeinen Krieges Departements, den Geschäftsgang derselben betreffend, nicht genehmiget, sondern sich Ihre Entscheidung über diesen Gegenstand noch vorbehalten haben, werden Ew. Königl. Hoheit bereits aus dem Höchstdenenselben hierüber zugegangenen Cabinets Schreiben ersehen haben. Wegen der Affuiten zu den 6 Stück eisernen 3웩gen Kanons von Schwedtd ist durch die dritte Division des allgemeinen Krieges-Departements das Erforderliche bereits erlassen. Der von Ew. Königl. Hoheit dem Major v.Schoeler ertheilte Befehl, die Lieferung der Pferde mit der möglichsten Thätigkeit zu betreiben und dabei nicht auf Schönheit derselben zu sehen, ist gewiß sehr zweckmäßig, und bin ich mit Höchstdenenselben vollkommen darüber einverstanden, daß es unter den gegenwärtigen Umständen nicht darauf ankommen kann, ob ein oder das andere Pferd einen kleinen Fehler hat, insofern derselbe das Pferd zu dem Dienste der Artillerie nicht gerade zu untüchtig macht.e Mein Vorhaben, eine Instruction über den Gebrauch der Fuß-Artillerie auszuarbeiten und solche Ew. Königlichen Hoheit zur Hochgeneigten Prüfung vorzulegen, werde ich ausführen, sobald meine einigermaßen hergestellten Gesundheitsumstände und meine übrigen in etwas angehäuften Geschäfte solches nur erlauben. Ew. Königl. Hoheit zweckmäßiger Vorschlag, zur Ausmittelung, welche Art der Verpackung der Munition in den Protzen die beste sei, bei einer jeden Artillerie Brigade zwei Protzen, jede auf eine andere Art beladen und selbige einige Zeit fahren zu lassen, hat meinen ganzen Beifall. Der Gegenstand wegen zweckmäßigerer Befestigung der Wischer und Entfernung aller nicht mehr verwendbaren Avancier Haken und Beschläge von den Affuiten verdient allerdingt berücksichtiget zu werden, und behalte ich mir vor, bei einiger Muße meine Ideen hierüber näher anzugeben,f jedoch bitte ich, hierauf nicht weiter zu reflectiren, weil ich nicht weiß, ob meine Geschäfte vorerst es gestatten werden. c d

e

f 1

Darüber die mit Bleistift gestrichene Anrede: „Durchlauchtigster pp.“ Das Folgende von Schreiberhand verändert aus „wird die dritte Division wohl einige Benachrichtigung bedürfen, um Behufs der Anfertigung der fehlenden das Gehörige ins Werk leiten zu können.“ Eigenhändig verändert aus „insofern derselbe nur dem Dienste der Artillerie nicht geradezu nachtheilig ist.“ Der Rest des Satzes ab hier eigenhändig hinzugefügt. Davon sind zwei ebda., fol. 1r bzw. 2r-v, archiviert, sie sind datiert Berlin, 1. September 1809, und Frankfurt an der Oder, 5. September 1809.

Nr. 56

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Es ist mir sehr angenehm, daß Ew. Königl. Hoheit meiner Meinung über die Zweckmäßigkeit der Erhöhung der Affuiten Räder Ihren Beifall schenken; Höchstdieselben bemerken aber auch sehr richtig, daß, um diese entschiedene Verbesserung einzuführen, es nöthig sein würde, den Affuiten eine abgeänderte Konstruktion zu geben, mit der vielleicht eine Abänderung der Geschütz Röhre verbunden werden müßte. Es wird daher vor der Hand wohl zur Beförderung dieser nützlichen Einrichtung nicht viel geschehen können, indessen wird es sich bei der Anfertigung neuer Geschütze und Affuiten sehr gut thun lassen, daß man die erhöhten Räder einführt, wenn zuvor die sich dadurch nothwendig machenden Veränderungen gehörig festgestellt sein werden. Daß den 6웩gen Fuß Batterien noch 2g nicht in den Mobilmachungsplan begriffene Cartouch-Wagen zugetheilt werden sollen, war wohl eigentlich meine Meinung nicht, und muß ich es recht sehr bedauern, wenn ich hierunter zu einem Misverständniße Anlaß gegeben habe. Ich wollte blos sagen, daß in manchen Lagen im Kriegeh den 6웩gen Fuß Batterien, wenn die Umstände einen größeren Munitions Vorrath nothwendig machten, 2 Cartouch-Wagen von den Parc Colonnen beizugesellen sein würden. Für die Vermehrung der Munition im Allgemeinen kann ich mich, soviel Gerechtigkeit ich auch den von Ew. Königl. Hoheit angeführten Gründen wiederfahren lassen muß,i nicht erklären u. muß ich mich auf meine bereits gegebene Erklärung beziehen. Die Beladung der Protzen anlangend, so scheint mir das Urtheil der Artillerie Offiziere, besonders der reitenden Artillerie, welche eine Erleichterung derselben für nothwendig halten, nicht viel für sich zu haben;j diese werden immer wünschen, daß ihr Geschütz u. Fuhrwerk erleichtert werde, ohne sich ums Ganze zu bekümmern; und der Grund, daß sie bei der jezzigen Beladung Mühe hätten, der Infanterie und Cavallerie zu folgen,k ist falsch, indem diese Bagage2 nicht erleichtert, die Wagen nicht weniger bepakt werden, sondern nur vermindert sind. Ueb[e]rdies gehen jetzt die Officiere zu Fuß, die Leute tr[a]g[e]n ihre Kessel u. s. w., und ich kann von d[e]r Meinung nicht abgehen, daß auch die Artillerie zur Ersparung beitragen und wenigstens soviel Cartuschen laden muß als in vorigen Kriegen. g h i

j k

2

Die folgenden fünf Wörter eigenhändig hinzugefügt. Eigenhändig verändert aus „daß sie erforderlichen Falles“. Das Folgende eigenhändig verändert aus „schon aus der einzigen erheblichen Ursache des Mangels dieses Artikels nicht bestimmen, da es schon einen bedeutenden Aufwand erfordern wird, ein jedes Geschütz mit 200 Schuß zu versehen.“ Die hier einsetzende Passage bis „zu bekümmern“ eigenhändig hinzugefügt. Der anschließende Rest des Absatzes eigenhändig verändert aus „etwas ausgesucht, indem die Abschaffung der Bagage derselben wohl nicht eine so sehr vermehrte Schnelligkeit zur Folge haben kann, daß die Artillerie nicht sollte folgen können, zumal wenn man erwägt, daß nun die Officiere der Infanterie zu Fuß gehen und also nicht abzusehen ist, wodurch die große Schnelligkeit hervorgebracht werden soll.“ Nämlich die der Infanterie und Kavallerie.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

In Ansehung derl neuen Affuitenm mit schlittenförmig abgerundeten Schwänzen habe ich bereits der dritten Division des allgemeinen Krieges Departements die nöthigen Bestimmungen nach Ew. K. H. Eingaben, wie solche angefertiget werden sollen, mitgetheilt, und wird dieselbe das weitere verfügten. Für die mir Höchgeneigtest mitgetheilte Abschrift von dem Aufsatze über den eigenthümlichen Gebrauch der reitenden Artillerie statte ich E.K.H. hiermit meinen unterthänigsten Dank ab. Mit der pp. Königsberg d. 30. September 9. 57. Scharnhorst an Prinz August

Königsberg, 1. Oktober 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 205 fol. 21r–24r (6½ S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen und Abänderungen von fremder Hand. Ansichten zu Notachsen und Radbeschlägen. Einhaltung des Dienstwegs. Verwendung der bespannten Fußbatterien im Frieden.

Noe. d.H. General v.Scharnhorsta Königsberg d. 1. October 1809. An des Prinzen August von Preußen Königl. Hoheit zu Berlinb

1)

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a b

1 2

Mit Ew. Königl. Hoheit beiden Höchst verehrlichen Schreiben vom 12n und 18ten vor. Mon.1 habe ich sowohl die von dem Major v.Hüser gemachten Vorschläge, wie die Noth-Achsen mittelst Bolzen und Schrauben auf eine leichtere u. schnellere Art befestiget werden können, nebst den Gutachten der Artillerie Prüfungs Commission hierüber,2 als auch Folgt gestrichen: „Veränderung“. Die folgenden vier Wörter eigenhändig hinzugefügt. Eigenhändig verändert aus „die nöthigen Bestimmungen“. Darüber ein Vermerk von Schreiberhand: „Zu No. 2 et No. 3 Oct. 1809“; vgl. Anm. 1. Datum und Anschrift in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk Kochs und ein Abgangsvermerk vom 7. Oktober. Die beiden aus Frankfurt an der Oder datierten Schreiben ebda., fol. 8r bzw. 17r. Das Schreiben Hüsers an den Prinzen (Kolberg, 26. Juli 1809), das von Pontanus, Schultze, Holtzendorff und Kräwel unterschriebene Gutachten der Artillerieprüfungskommission (Berlin, 3. September 1809) und die dazugehörigen Konstruktionszeichnungen für eine „Saege zum Abschneiden des Achseisens“ und zum Anschrauben der Notachse befinden sich ebda., fol. 9r–10v, 11r–13v bzw. 14r–16r.

Nr. 57

2.

c 3

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die Vorschläge der Artillerie Prüfungs Commission, die sämtlichen Räder an den Geschützen und Artillerie-Fahrzeugen mit Schienen nach französischer Art zu beschlagen,3 richtig erhalten. Was nun die ersteren Vorschläge betrift, so bin ich im Allgemeinen damit einverstanden, daß die Befestigung der Nothachse in der vorgeschlagenen Artc vortheilhafter als die bisherige Art sein kann, wenn nemlich der Zweck auch erreicht wird, daß eine solche Nothachse das Fahrzeug solange brauchbar erhält, bis man Gelegenheit hat, die zerbrochene Achse dauerhaft herstellen lassen zu können. Obwohl die Löcher, wo die Bolzen der Nothachse die Mittelachse treffen, wenn solche gleich beim Einsetzen einer neuen Achse darin gebohret würden, solche nicht schwächen dürften, so scheint es mir doch nicht absolut nothwendig zu sein, daß diese Vorrichtung gemacht wird, weil das Durchbohren der Löcher, wenn ein Achsschenkel abgebrochen ist, wenig Zeit mehr wegnehmen kann. Uebrigens ist der Calcul, daß man in 5 Minuten ein durch eine gebrochene Achse aufgehaltenes Fahrzeug mittelst der in Vorschlag gebrachten Notachse wieder in Bewegung setzen will, nur insofern richtig, als angenommen wird, daß alles erforderliche Werkzeug dabei vorhanden ist. Da dieses aber nie der Fall sein kann, sondern solches erst herbei geholet werden muß, so wird ebenfalls einige Zeit vergehen, bis das zerbrochene Fahrzeug wiederum in Bewegung gesetzt werden kann. Nach meinem Dafürhalten würde es, wenn die Vorzüglichkeit der neuen Nothachse näher erprobt wäre, nur erforderlich sein, daß die Notachsen und die Werkzeuge dazu bei den Batterien mitgeführet würden. Ew. Königl. Hoheit stelle ich unterthänigst anheim, ob Höchstdieselben diesen Vorschlag bei den übrigen Artillerie Brigaden unter Mittheilung des Gutachtens der Prüfungs Commission näher prüfen zu lassen geruhen, und wenn das Resultat dafür vortheilhaft ausfallen sollte, Sr. Majestät dem Könige davon Vortrag machen wollen, damit die dritte Division des all. Krieges Departements angewiesen werden kann, die nöthigen Einrichtungen darnach treffen zu lassen. In Absicht des zweiten Vorschlages wegen des Beschlages der Räder mit Schienen nach französischer Art bin ich ebenfalls der Meinung, daß solcher vorzüglich wegen der eingelassenen Nagelköpfe vortheilhaft zu sein scheine. Ich würde zwar kein Bedenken tragen, auch dem Sentiment Ew. Königl. Hoheit beizutreten und mich für die eisernen Verändert aus „der Nothachse mit Schrauben“. Das Schreiben der Artillerieprüfungskommission an den Prinzen (Berlin, 16. September 1809) und die dazugehörige Konstruktionszeichnung für ein nach französischer Art beschlagenes Rad befinden sich ebda., fol. 18r-v bzw. 19r–20r.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Reifen zu erklären, wenn dabei nicht eine Hauptbedinung wäre, daß das Holz zu den Rädern vollkommen trocken sein mußd, welches, wenn im Frieden bei einer neuen Einrichtung Räder angefertiget werden, wohl statt haben kann. Da man abere in den jetzigen Verhältnissen nicht vollkommenes trockenes Holz haben kann, so ist ein Schienenbeschlag für ein Kriegesfahrzeug auch schon aus dem Grunde besser, weil, wenn eine einzelne Speiche oder Felge schadhaft wird, es nichts weiter bedarf, als daß an der beschädigten Stelle des Rades die Schienen abgenommen werden, statt beim Rade mit einem Reifen der ganze Reifen abgenommen werden muß. Bei dieser Gelegenheit habe ich aus einen Schreiben an E. K. H. gesehen, daß die Prüfungskommission dem Zeug Capitaine Sasse4 und Artillerie Major Braun Zeichnungen übermacht hat, nach welchen Auffuiten abgeändert werden sollen; ich bitte Hochdieselben, in der Folge dergleichen Anordnungen durch die dritte Division des allgemeinen Krieges Departements die von Sr. Majestät genehmigten Veränderungen bei der Artillerie zur Kenntniß der Artillerie Depots bringen zu lassen, weil dies dem bisherigen Gange der Geschäfte gemäß auch in jeder Hinsicht zur Einheit führt und unangenehme Kollisionen verhindert.f Die dem einen Schreiben Ew. Königl. Hoheit beigelegte u. hierbei zurückerfolgende Zeichnung eines 12웩gen englischen Kanons veranlaßt mich, Ew. Königl. Hoheit auf den daran angebrachten Aufsatz unterthänigst aufmerksam zu machen und es Dero Hochgeneigten Beurtheilung zu überlassen, ob davon bei unseren Geschützen, deren Aufsätze nicht meinen Beifall haben, nicht Gebrauch gemacht werden könnte. In meinem Handbuche5 habe ich mich über das Vortheilhafte jener

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4 5

Der Rest des Satzes ab hier von fremder Hand hinzugefügt. Das Folgende von fremder Hand verändert aus „nicht immer trockenes Holz haben kann und die Reifen durch das Eintrocknen lose werden, so ist“. Der Absatz eigenhändig verändert aus „Bei dieser Gelegenheit muß ich mir noch die unterthänige Bemerkung erlauben, daß die Prüfungs Commission, wie ich aus dem Schreiben derselben an Ew. Königl. Hoheit ersehen habe, dem Zeug Capitaine [...] Zeichnungen übermacht hat, nach welchen Affuiten abgeändert werden sollen, selbige über die Grenzen ihrer Befugniß gegangen ist. Dergleichen Anordnungen stehen nur der dritten Division des allgemeinen Krieges Departements zu, deren Pflicht es ist, die von Sr. Majestät genehmigten Veränderungen bei der Artillerie zur Kenntniß der Artillerie Depots zu bringen. Es müssen durch jene Mittheilungen nothwendig unangenehme Collisionen entstehen, die dadurch leicht gehoben werden könnten, wenn Ew. Königl. Hoheit so geneigt sein wollten, es nach dem bestehenden Geschäftsgange fortgehen zu lassen und mit der dritten Division über dergleichen Angelegenheiten, welche die Oekonomie der Artillerie betreffen, zu concertiren, weil diese die Summen nachzusuchen hat, welche zur Bezahlung aller dergleichen Abänderungen erfordert werden.“ Johann Friedrich Sasse wurde 1827 als Major und Zeugoffizier in Berlin verabschiedet. Im „Handbuch der Artillerie“.

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Aufsätze näher ausgelassen, und ich stelle Höchstdenenselben ehrerbietigst anheim, ob Sie diesen Gegenstand einer genaueren Prüfung unterwerfen lassen wollen. Da man bei den hiesigen Manöuvres wahrgenommen hat, daß die Fuß Artillerie bei weitem nicht die Agilité der reitenden besitzt und der Grund hiervon nach eingezogener Erkundigung darin liegt, daß die Fuß-Batterie fast ausschließlich die Dienstfuhren verrichten muß und also nur wenig zum Exerzieren genommen werden kann, so veranlaßt mich dies, Ew. Königl. Hoheit in der Rücksicht, daß der Hauptzweck der Unterhaltung der bespannten Batterien dahin gehet, daß die Artilleristen dabei geübt werden sollen, ehrerbietigst zu ersuchen, die gnädige Verfügung zu treffen, daß die Dienst-Fuhren immer nach dem Verhältniße der bespannten Geschütze zu den damit zu exercirenden Compagnien gegeben werden. Hiernach muß die reitende Artillerie, da sie per Compagnie 8 bespannte Geschütze hat, mehr Dienstfuhren leisten als die Fuß Artillerie, indem z. B. hierg 7 Compagnien der letzteren mit einer Batterie von 8 bespannten Geschützen geübt werden sollen. Ich würde es billig finden, die Fußartillerie von den Dienstfuhren gänzlich zu befreien und solche durch die reitende Artillerie verrichten zu lassen. Ich glaube, mir schmeicheln zu können, daß Ew. Königl. Hoheit in Erwägung des Umstandes, daß Fuß und reitende Artillerie einer gleichen Uebung bedürfen und die letztere vor der ersteren nur eine größere Geschwindigkeit voraus hat, über die Nothwendigkeit jener Anordnung eine gleiche Überzeugung haben werden. Mit pp. Königsberg d. 1. October 1809. 58. Allgemeines Kriegsdepartement an Bülow

Königsberg, 2. Oktober 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 42 fol. 8r–9r (2 S.).a Bestimmungen zur Durchführung des Festungsarrests.

Der Inhalt Euer p.1 gefälligen Schreibens vom 4. August c. wegen des Ersatzes in den Regimentern für die zum Festungsarrest kondemnierten Leute hat uns Veranlassung gegeben, über die dabei festzusetzenden Modalig

Verändert aus „indem“.

a

Die Vorlage, eine von Scharnhorst und Boyen unterschriebene Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 2 Nr. 310b, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Friedrich Wilhelm von Bülow, Brigadegeneral der Pommerschen Brigade, wurde im vierten Band vorgestellt.

1

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

täten mit dem p. Militär-Ökonomiedepartement Rücksprache zu nehmen, um in einem allgemeinen Zirkulär die nötigen Anordnungen zu treffen, und demzufolge sind nun über den vorliegenden Gegenstand folgende Bestimmungen als Norm festgesetzt. 1. Die Plätze aller derjenigen Leute, welche auf kürzere Zeit als ein Jahr zur Festungsstrafe kondemniert sind, werden in der Regel nicht ersetzt. 2. Wenn sich aber wider Vermuten die Zahl der auf kürzere Zeit als ein Jahr kondemnierten Arrestanten so häufen sollte, daß bei einem Bataillon mehr als 4 vorhanden wären, so sind die über diese Zahl vakant gewordenen Plätze durch Einziehung von Krümpern für die Dauer ihrer Arrestzeit zu ersetzen. 3. Ebenso werden alle auf länger als ein Jahr zur Festung kondemnierten Arrestanten ohne Rücksicht auf ihre Zahl per Bataillon für die Dauer ihrer Arrestzeit durch Krümper ersetzt. 4. Alle solchergestalt während ihrer Arrestzeit ersetzten Leute sind fortdauernd in den Maß- und Stammrollen zu führen. In den monatlichen Rapports werden sie zwar aus der Berechnung weggelassen, dagegen aber ist unter dem Rapporte jedesmal zu bemerken, wieviel ein Regiment oder Bataillon dergleichen für den Augenblick durch Krümper ersetzte Arrestanten bei der Strafsektion hat. 5. Sobald aber ein Regiment oder Bataillon auf den Feldetat tritt, so werden sämtliche vakanten Plätze der Festungsarrestanten ohne Rücksicht auf die Zahl derselben auf auf die Dauer ihres Arrests ersetzt, und die Arrestanten werden während der Dauer des Feldetats gänzlich an die Garnisonkompagnie überwiesen. 6. Die großen Montierungsstücke werden den Regimentern, zu welchen die Sträflinge gehören, zurückgegeben. 7. Die Regimenter weisen den Garnisonkompagnien nach, wie lange die den Sträflingen mitgegebenen kleinen Montierungsstücke halten müssen, und die Garnisonkompagnien sorgen dafür, daß der Abgang den Sträflingen gehörig ersetzt wird. Sie bringen die diesfallsigen Kosten ad Extraordinaria in der Verpflegungsliquidation in Ausgabe, sobald der Sträfling länger als ein Jahr zur Festung kondemniert oder wegen gehäufter Arrestanten bei dem Regimente vorläufig ersetzt ist. Für jeden Sträfling, dessen Sitzzeit nur auf ein Jahr dauert und der auch bei dem Regimente nicht nach § 2 durch einen Krümper ersetzt ist, lassen sich die Garnisonkompagnien über den Betrag von dem Regimente, wozu derselbe gehört und von welchem also die kleinen Montierungsgelder auf ihn mit empfangen werden, erstatten. Die Kavallerie-Regimenter behalten von den Sträflingen die Stiefeln zurück und geben ihnen dagegen Schuhe mit, wofür sie den Betrag extraordinär liquidieren.

Nr. 59

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Euer p. ersuchen wir ergebenst, in Gemäßheit dieser Bestimmungen die unter Dero Befehlen stehenden Truppen zur genauesten Nachachtung gefälligst anzuweisen. 59. Scharnhorst an Stützer

Königsberg, 2. Oktober 1809

Nach der Edition bei Janson, Sp. 3556. Weiterer Druck: Nach Janson Linnebach, S. 376f. Krankheit. Bitte um Informationen aus der Kommission zum Militärerziehungswesen. Ansichten Scharnhorsts und des Königs.

Mein sehr verehrter Freund, ich bin eben auf der Genesung von einem Nervenfieber und muß mich noch zu Bette halten.1 Ihren mir werten freundschaftlichen Brief, den ich vor acht Wochen erhielt, kann ich nicht näher beantworten, da ich ihn nicht zur Hand habe. Mein heutiger Zweck gehet dahin, Sie zu bitten, mir von Zeit zu Zeit zu schreiben, wie es mit der Kommission gehet, welche zu unserer militärischen Erziehung einen Organisationsplan entwirft. Ich habe den überschickten Entwurf nach des Königs und meinen Ansichten aufgefaßt; ich habe mir dabei gedacht, daß für die ganze militärische Erziehung ein Direktorium, besonders in Hinsicht der Studien, organisiert würde, daß dies die Examinationsangelegenheiten leitete und mit der Sektion des Kultus in Verbindung stände, damit die militärische Bildung mit der nationalen in ein gehöriges Verhältnis käme. Dies wird jedoch erst nach und nach geschehen können. Der König scheint die Académie militaire zu den Unterrichtszimmern, zur Bibliothek und zum Modellhause des Hauptinstituts in Berlin bestimmt zu haben. Ob das Institut etwas mehr kostet, wird kein Objekt sein, welches der Ausführung Schwierigkeiten in den Weg legt. Sie sehen hier, bester Freund, aus diesem wenigen meine Ansicht. Teilen Sie mir die Ihrige mit und seien versichert, daß ich nicht aufhöre, Sie zu lieben und zu verehren. Ewig Ihr Freund Königsberg, den 2. Oktober 1809. v. Scharnhorst.

1

Zu dieser Krankheit Scharnhorsts im September und Oktober 1809 schrieb seine Tochter in einem bei Linnebach, S. 376, zitierten Brief: „Der Vater ist noch immer nicht besser, [...] wenn er nur nicht das Nervenfieber bekömmt [...]; ein Brief meiner unglücklichen Tante aus Wiesbaden hat Vaters Fieber vermehrt“.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

60. Scharnhorst an Lützow

Königsberg, 3. Oktober 1809

Nach der Edition bei Gottlieb Friedlaender: Die Königliche Allgemeine KriegsSchule und das höhere Militair-Bildungswesen. 1765–1813, Berlin 1854, S. 249, zit. Friedlaender.a Weiterer Druck: Klippel III, S. 556. Dank für Bericht der Kommission zu den Militärlehranstalten. Anweisung zu Anfrage bei Examinationskommission in Berlin.

Ew. Hochwohlgeboren ermangle ich nicht hierdurch ergebenst zu benachrichtigen, daß Ihr Bericht an Seine Majestät, worin Sie anzeigen, daß die Commission, welche den Entwurf zu der Einrichtung der neuen MilitairLehr-Anstalten in den drei Hauptstädten Berlin, Königsberg und Breslau machen soll, schon eine Versammlung gehalten hat, eingegangen ist.1 Damit nun diese Commission zur zweckmäßigen Ausführung des ihr gewordenen Auftrags gehörig vorbereitet werde, wird es nöthig sein, derselben auch von den Vorschriften Kenntniß zu geben, welche Se. Majestät den Militär-Examinations-Commissionen ertheilt haben. Euer Hochwohlgeboren ersuche ich daher ergebenst, der Berlinschen Examinations-Commission aufzugeben, daß sie diese Piecen der eingangs erwähnten Commission mittheile. gez. v. Scharnhorst. Königsberg den 3. Octbr. 1809. An den Königlichen General-Major Herrn v. Lützow Hochwohlgeboren. 61. Scharnhorst an Decken

Königsberg, 5. Oktober 1809

Familienarchiv v. der Decken, Hamburg, Nr. 31 (4 S.): Eigenhändig. Druck: Niemeyer, S. 153f.; Priesdorff, Soldatisches Führertum V, S. 260 (Zitat). Schwere Krankheit. Aussicht auf Übertritt in britische Dienste. Bitte um Anstellung des Sohns Wilhelm. Julies Hofstellung und Verlobung. Tod der Brüder Wilhelm und Heinrich.

Mein bester und innigst geliebter Freund1, Ihren Brief von 6. Aug. habe ich mit unbeschreiblicher Freude erhalten. Sie hören nicht auf, mir Ihr freunda

1

1

Laut Angabe einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs befand sich die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) zuletzt im Heeresarchiv, Rep. 13 A Gen.Insp. d. Mil.Erziehungs- u. Bildungswesens Tit. IIa Nr. ½ vol. I. Sie ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Diese durch Kabinettsorder vom 8. September 1809 (Druck: Friedlaender, S. 226f.) eingesetzte Kommission hatte sich am 22. September zu ihrer ersten Sitzung versammelt. Sie bestand aus Lützow, Kapitän Friedrich Meinert, Stabskapitän von Textor und den Professoren Ernst Gottfried Fischer, Stützer und Georg Ludwig Spalding. Zu General Johann Friedrich von der Decken vgl. Anhang 1 zum vierten Band.

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Nr. 62

schaftliches Herz zu erhalten, ich erkenne und empfindea dies mit den dankbarsten Gefühlen gänzlicher Hingebung. Eine schwere Krankheit hat mich zum 2ten mal 4 Wochen ins Bette geworfen, selbst diesen Brief schreibe ich in Bette, doch bin ich hergestellt und nur noch äußerst2schwach. Ich muß hier weg, das weiß ich, und ich gehe, so bald der Friede entschieden ist, ich muß dann bei Ihnen Unterkommen suchen und mich auf Ihre Freundshaft und die Gnade des Herzogs von Cambridge3 verlassen. Ich sehe in Ihren Briefe, daß Sie die Güte gehabt haben, an meinen August zu denken, er ist aber erst 14 Jahr alt. Wilhelm hat den Degen ergriffen, der Junge weiß viel, ist schon zu vielen Missionen gebraucht und will hier nicht bleiben. Könnten Sie ihn anbringen, Sie würden ihn und mich glüklich machen. Julchen ist Hofdame bei der Prinzessin Wilhelm, Gemahlin des Königsbruder[s], und seit 3 Monaten mit den Grafen Dohna, Capitän, verlobt, er ist nicht ohne Vermögen, er ist von einer Familie vortreflicher u. vermögender Leute.4 Dies ist meine Lage, mein Freund; sie wär gut genug, wenn ich dies Land nicht verlassen müßte. Aber auf alles gefaßt, werde ich mich in jeden Verhältniß finden können. Mein ältester Bruder ist in May gestorben5 und mein jüngster bei Wagram erschoßen. Ewig Ihr Sie verehrender dankbarer Freund [..........]b Königsberg, den 5. Oct. 1809. 62. Scharnhorst an [Nagler]

[Königsberg], 7. Oktober 1809

GStA PK, I. HA Rep. 131 Nr. 271 W fol. 155r (1 S.): Eigenhändig. Druck: Lehmann II, S. 304 (Auszug). Kritische außenpolitische Lage. a

Nach der Depeche von K.1 rückt man in den Unterhandlungen weiter, der Krieg wird für uns wahrscheinlicher und wir thun hier, als wenn wir davon a

b 2 3

4

5

a

1

Verändert aus einem durch dichte Schraffur unleserlich gemachten Wort, möglicherweise „fühlen“. Die Unterschrift wurde durch dichte Schraffur unlesbar gemacht. Offenbar in der Bedeutung „äußerlich“. Zu Prinz Adolph von Großbritannien, Herzog von Cambridge, vgl. Anhang 1 zum zweiten Band. Zu Prinzessin Marianne von Preußen und Friedrich Graf zu Dohna vgl. Anhang 1, ebenso zu Scharnhorsts Brüdern und Söhnen. Tatsächlich war Wilhelm Scharnhorst am 13. Juni gestorben. Oben ein Bleistiftvermerk Naglers: „Bei Rückgabe der neuesten Depêchen geschrieben.“ Karl Friedrich Freiherr von dem Knesebeck war Ende Juli zum österreichischen Hauptquartier entsandt worden. Zu ihm vgl. Anhang 1 zum vierten Band.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

nichts wüßten; wir thun nichts mehr für die Aufstellung unserer Streitmittel als vor mehreren Monaten, als zu die Zeit, wo wenige Wahrsheinlichkeit zum Kriege war. Wo wird dies hinführen – wir wiederholen uns[e]r Benehmen in Jahr 1806. Den 7ten Oct. 1809 v.Scharnhorst. 63. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Königsberg, 9. Oktober 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 72r–v (1¼ S.): Konzept, Schreiberhand, von Boyen unterschrieben. Konzept, Boyens Hand, ebda., fol. 69r-v (1¼ S.); Aktennotiz, Abschrift, Georges Hand: ebda., fol. 70r.a Anordnungen zur Durchführung der angeordneten Umschäftung von Gewehren.

Nahmens des Herrn Generalmajors von Scharnhort Hochwohlgebohr. Königsberg den 9n October 1809 An die Königliche 3te Division des Allgemeinen Kriegesdepartements allhierb Einer Königl. 3ten Division des allgemeinen Kriegesdepartements übermache ich hier angeschloßen die an das genannte und das Militair Oeconomie Departement gemeinschaftlich ergangene Kabinets Ordre vom 6n dieses Monathsc in Betreff der nach der Allerhöchsten Königl. Bestimmung von den Regimentern successive anzuschaffenden krummen Gewehr-Schaften, um darnach Ihrer Seits das weiter Erforderliche zu verfügen. Da die bey den Regimentern bereits schon befindlichen überzähligen Gewehre größtentheils krummgeshaftet sind, die Regimenter auch noch außerdem shon mehrere dergleichen krummgeshäftete Gewehre haben anfertigen laßen, so dürfte, da diese beyden Klassen für das 3te Gliedd benutzet werden können, die noch verbleibende Anzahl der zu zu verschaftenden Gewehre

a

b

c d

Gehört zu der Abschrift einer Kabinettsorder vom 6. Oktober 1809 zur Gewährung eines Vorschusses für das Holz zur Umschäftung der Gewehre des dritten Gliedes. Die von Scharnhorst unterzeichnete Notiz ist auf den 7. Oktober datiert, ebenso ein Eingangsvermerk Lottums. Datum und Adresse in der linken Spalte. Etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom 10. Oktober. Dazu am Rande ein schräger Strich mit dem Vermerk: „urschriftl.“ Vgl. auch Anm. a. Folgt gestrichen: „derselben“.

Nr. 64

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wohl nicht sehr bedeutend seyn, auch die Regimenter zur schleunigen Ausführung dieses Auftrages einen nicht sehr ansehnlichen Geldvorshuß nöthig haben. Königsberg den 9n Octob. 1809 Nahmens des Herrn General Majors v.Scharnhorst Hochwohlgeboren Boyen 9. 64. Scharnhorst an Prinz August

Königsberg, 10. Oktober 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Anordnung von Untersuchungen zu vereinfachten Festungslafetten und anderem Zubehör.

Königsberg, 10. Oktober 1809 Da mir vorgetragen worden ist, daß die Defensionsartillerie der Festung Graudenz eines sehr bedeutenden Retablissements, wohin unter anderm die Anfertigung mehrerer ganz neuer Affüten gehörtb, notwendig bedürfe, so habe ich in Rücksicht dessen, daß die Gelder unter den gegenwärtigen Umständen nicht so leicht zu beschaffen sind, in Überlegung genommen, ob nicht [da]durch einige Ersparnis zu bewirken sein möchte, wenn man den Affütagen der Defensionsgeschütze eine einfachere, ihrem Gebrauch angemessene Einrichtung gäbe und der Haltbarkeit unbeschadet die Eisenbeschläge in ihrer Anzahl und Stärke verminderte. Die Untersuchung und Bestimmung dieses Gegenstandes ist um so wichtiger, als wahrscheinlich die übrigen Festungen, deren Geschütze gleichfalls im Freien stehen, bald ähnliche Anträge wegen Ergänzung der unbrauchbar gewordenen Affütagen machen dürften. E. K. Hoheit haben bereits bei den Feldgeschützen eine ähnliche Untersuchung durch die Prüfungskommission unternehmen lassen und ich ersuche Höchstdieselben daher untertänigst, den vorerwähnten Gegenstand ebenfalls durch besagte Kommission prüfen und näher bestimmen zu lassen. Es werden sich hierbei zuförderst folgende Fragen an die Hand geben: 1. Welches ist die einfachste und dauerhafteste Affuitage zu sämtlichen Defensionsgeschütz, sowohl an Affuiten zu schweren und leichten Kanons und Haubitzen, als auch an Klötzen zu Mortiers?

a

b

Die Vorlage, eine von Prinz August am 18. Oktober an die Artillerieprüfungskommission gesandte Abschrift im Heeresarchiv Rep. 10A C I 34 Pak. 9, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Statt „gehören“.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

2. Welche Affuitage ist die zweckmäßigste für das Geschütz in den kasemattierten Batterien? 3. Welche Wagen sind zum Gebrauche in einer Festung erforderlich und wie muß deren Konstruktion beschaffen sein? 4. Wieviel Geschützzubehör und von welcher Gattung muß zu jedem Defensionsgeschütz in der Festung vorhanden sein? Nach gehöriger Erörterung dieser Frage wünschte ich, daß der Beantwortung derselben von seiten der Kommission bestimmte Zeichnungen beigefügt würden, damit, wenn es die Umstände erheischen, sogleich die Ausführung der Arbeiten darnach angeordnet werden könnte. Obgleich ein Teil des Defensionsgeschützes so eingerichtet sein muß, daß solches erforderlichen Falls auch zur Belagerung gebraucht werden kann, so halte ich doch dafür, daß es besser sei, für sämtliches zur Verteidigung einer Festung bestimmte Geschütz Defensionsaffuitagen machen zu lassen, als solche mit Feldaffuitagen versehen zum Festungsdienst zu gebrauchen, da solche hierin dergestalt abgenutzt werden, daß sie hiernächst zum Feld- oder Belagerungsdienst nicht mehr dauerhaft genug sind. Ich bin der Meinung, daß die Voratsaffuitage des Defensionsgeschützes zum Feld- oder Belagerungsdienst eingerichtet werden könnte, und da man sich derselben nur in dem Fall, wenn eine Affuite beschädigt worden und nur bis zu deren Wiederherstellung bedient, so werden diese Voratsaffuiten eine lange Zeit konserviert werden können. Sollte man es hiernächst für zweckmäßig und notwendig finden, noch mehrere Defensionsgeschütze, als Voratsgeschütze vorhanden sind, zum Feld- oder Belagerungsdienst aptieren zu lassen, so könnten die Affuiten nach und nach dazu angefertigt und so lange asserviert werden, bis man sich derselben bedienen will, in welchem Fall das zur Affuite gehörige Rohr nur dahinein gelegt werden darf. Ich schmeichle mir, daß E. K. Hoheit von der Wichtigkeit dieser Bestimmungen, welche zur Vervollkommung des Artilleriewesens ungemein viel beitragen, überzeugt sein werden, und muß daher sehr wünschen, daß solche für jetzt zu einem ausschließlichen Gegenstande der Beschäftigung der Artillerieprüfungskommission gewählt werden möchte, jedoch bitte ich, diesen Antrag als eine mir gnädigst erlaubte Privatmitteilung anzusehen und auf meine Ansichten nicht zu reflektieren, wenn sie nicht mit denen E.K.H. oder der Kommission übereinstimmen. v. Scharnhorst

Nr. 65

65. Allgemeines Kriegsdepartement an Götzen

79 Königsberg, 10. Oktober 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 42 fol. 55r–56r (2 S.).a Friktionen wegen Äußerungen Blumensteins über die 3. Division. Klarstellung der Kompetenzen.

Die dritte Division des unterzeichneten Departements hat uns angezeigt, wie derselben von Euer p. ein von dem Major von Blumenstein1 über die Salpeterfabrikation an Dieselben erstatteter Bericht mitgeteilt sei, welcher nach der Meinung derselben Ausfälle gegen sie enthalte, die von der Art wären, daß sie sich dadurch veranlaßt sehe, darauf anzutragen, sie bis zum Eintritt anderer Verhältnisse von aller Kommunikation in Dienstangelegenheiten mit dem Major von Blumenstein zu entbinden, weil sie bei dem Bewußtsein der Erfüllung ihrer Pflicht ohne alle Nebenabsicht sich keinen fernern Unannehmlichkeiten ausgesetzt zu sehn wünsche. Da wir uns nun überzeugt haben, daß die gedachte Division ganz recht gehandelt, wenn sie über die eigenmächtige Benutzung der der Festung gehörigen Braupfannen ihren Unwillen geäußert hat, und wir nicht zweifeln können, daß dieselbe ihn jene Benutzung ohne Anstand gewilliget haben würde, sobald dieserhalb bei ihr ein Antrag gemacht worden wäre, so können wir das Benehmen des Majors von Blumenstein nicht billigen, sondern bleibt es vielmehr unrecht, daß derselbe bei der dritten Division als seiner vorgesetzten Behörde nicht zuvörderst die Genehmigung nachsuchte, ehe er über Inventarienstücke disponierte, auf deren Erhaltung die Division zu wachen die Verpflichtung hat. Ferner ist es die Obliegenheit des Major von Blumenstein, der Division über den Fortgang der Salpeterfabrikation Bericht abzustatten, und er kann sich deren Surveillance umso weniger entziehen, als weder zu erwarten steht, daß dieselbe ihm Schwierigkeiten in den Weg legen wird, noch derselbe ein Beispiel aufzuweisen hat, daß solches bereits geschehen wäre, da die Rüge der eigenmächtigen Benutzung der Braupfannen als ein solches nicht angesehen werden kann. Der Major von Blumenstein kann es daher mit nichts rechtfertigen, wenn er sich in seinem Berichte so ausdrückt, daß er es sich zur Bedingung mache, einer kleinlichen Su[r]veillance von Männern, die nicht von dem Detail der Lokalität unterrichtet sind, überhoben zu sein. Euer p. ersuchen wir, dieses dem Major von Blumenstein zu erkennen zu geben und ihn anzuweisen, seinen Pflichten gegen die dritte Division in allen Punkten nachzukommen, damit dieselbe in den Stand gesetzt sein möge, stets eine vollständige Übersicht ihrer Geschäftsgegenstände zu behalten. a

1

Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv Rep. 3 O.K.K. Ing.Dep. XX c Nr. 41, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Wilhelm Freiherr von Blumenstein wurde im fünften Band vorgestellt.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Es bleibt jedoch unabänderlich bei den schon öfter gegebenen Erklärungen, daß bei allen militärischen, auf die Defension Bezug habenden Anordnungen, die einer augenblicklichen Entscheidung und Bestimmung bedürfen, der Major von Blumenstein sich unmittelbar an Euer p. zu wenden, von Denenselben die Entscheidung zu erwarten, hiernächst aber der dritten Division davon Anzeige zu machen hat. 66. Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher Königsberg, 14. Oktober 1809 GStA PK, IV. HA Rep. 15 A Nr. 5 fol. 80r (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung einer Kabinettsorder zu überraschenden Inspektionen.

Ew. Excellenz ermangeln wir nicht in der abschriftlichen Anlage zu Dero gefälliger Nachricht eine Cabinets-Ordre vom 13tn d. M.a ganz ergebenst zu übermachen, worinn des Königs Majestät die unvermuthete Bereisung der Garnisons und die Revision des dienstthuenden Standes durch die Herrn Brigade Generale und Brigadiers zu bestimmen geruht haben. Königsberg den 14tn October 1809. Königlich Preußisches Allgemeines Krieges Departement v.Scharnhorst Boyen An des Königlichen Generals der Cavallerie p. Herrn von Blücher Excellenz zu Stargardt 67. Scharnhorst an Bärsch

Königsberg, 18. Oktober 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich redigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Entlassung Bärschs aus dem Arrest.

Ew. Hochwohlgebohren erwidere ich auf Dero Schreiben vom 2ten October, dass Sr. Majestät der König unter d. 13ten d. M. dem General von der a

Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. die Abschrift der Kabinettsorder ebda., fol. 81r.

a

Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“), befand sich damals im Besitz des Verlagsbuchhändlers Karl Bädecker zu Leipzig. Die für den nicht ausgeführten Abdruck handschriftlich vorgenommenen Redaktionen werden hier nicht berücksichtigt.

81

Nr. 68

Cavallerie von Blücher aufgegeben haben, in Ansehung Ihrer Freilassung aus dem Arreste den Umständen nach zu verfügen, dagegen haben aber Sr. Majestät Ihre Bitte, nach Berlin gehen zu dürfen, nicht zu bewilligen geruhet.1 Königsberg, 18ten October 1809 Scharnhorst. An den Königl. Lieutenant und Regiments Quartiermstr. des aufgelösten 2ten Brandenburgischen Husar. Regts. Herrn Baersch Hochwohlgeboren in Colberg. 68. Scharnhorst an Prinz August

Königsberg, 20. Oktober 1809

Nach der Edition bei Fünf Briefe Scharnhorsts an den Prinzen August von Preußen, in: Militär-Wochenblatt, 77. Jg. (1892), Sp. 117–120, hier Sp. 120, zit. Fünf Briefe.a Weiterer Druck: Fünf Briefe Scharnhorsts an den Prinzen August von Preußen, in: Mitteilungen aus dem Archiv des Königlichen Kriegsministeriums, Heft III, IX, Berlin 1895, Sp. 1–5, hier Sp. 4f., zit. Fünf Briefe (1895); nach Fünf Briefe Linnebach, S. 378f. Gesundheitlicher Zustand. Erkrankung Clausewitz’. Außenpolitische Lage. Empfehlung der Veräußerung von Gütern.

Mit gerührten Herzen danke ich Ew. Königl. Hoheit für die hohe Gnade und Theilnahme an meiner Krankheit, und meine innigsten Dankesgefühle an den Tag legen zu können, würde mein größtes Glück seyn. Noch gehe ich nicht wieder in den Vortrag1, Hufland2 hat es mir noch 8 Tage untersagt, doch bearbeite ich alle wichtigern Gegenstände meines Geschäfts Kreises. 1

Der aus dem fünften Band bekannte Georg Bärsch war, nachdem er mit einem Teil des Schillschen Korps von Rügen über See nach Swinemünde entkommen war, inhaftiert worden.

a

Nach Angabe bei einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 42 fol. 95r, befand sich die Vorlage („Eigh. gez. v. Scharnhorst“) zuletzt im Heeresarchiv, Rep. 12 C Insp.d.Felda. Nr. 40. Wahrscheinlich ist sie 1945 verbrannt. Als Chef des Allgemeinen Kriegsdepartements ging Scharnhorst gewöhnlich zweimal wöchentlich zum Kabinettsvortrag beim König, vgl. Nippold, Boyen II, S. 30f. Christoph Wilhelm Hufeland (1762–1836), ehemaliger herzoglicher Leibarzt, Gründer des Weimarer Leichenhauses und Professor in Jena, wurde 1798 als Leibarzt Friedrich Wilhelms III. und erster Arzt der Charité nach Berlin berufen. Der 1810 zum Staatsrat und Universitätsprofessor ernannte Hufeland gründete in Berlin das poliklinische Institut und die Medizinisch-Chirurgische Gesellschaft. Zu seinen Werken gehören u. a.: Über die Ungewißheit des Todes, Halle 1791; Makrobiotik oder die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern, Berlin 1796 (8. Auflage 1860); Guter Rat an Mütter über die wichtigsten Punkte der physischen Erziehung der Kinder in den ersten Jahren, Berlin 1799 (13. Aufl. 1889).

1

2

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Der Cap. Klausewitz3, welcher zu früh ausgegangen, nach dem er ein Fiber gehabt, ist von neuen befallen. Hier weiß man noch nicht auf einen officiellen Wege, daß der Friede geschlossen, viel weniger noch die Bedingungen.4 Man muß nun die letztern erwarten, welche vielleicht Aufklärung über unsere Verhältnisse enthalten könnten. Bei diesen anscheinend ruhigen Zeiten bitte ich Ew. Königl. Hoheit gehorsamst, doch alles anzuwenden, einen Theil Ihres väterlichen Erbtheils in liegenden Gütern zu verkaufen, ich habe mit klugen Leute[n] über diese Angelegenheit gesprochen, und alle so wie ich halten es unverantwortlich bei sich selbst, wenn Sie nicht diese Gelegenheit benutzen wollten.5 Mit den tiefsten Respect bin ich Ew. Königl. Hoheit unterthänigster v. Scharnhorst Kb. den 20. Oct. 1809. 69. Zirkular

Königsberg, 22. Oktober 1809

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 332aa Nr. 1 Bd. 1 S. 121 (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Weitere Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben: ebda., Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 2416 fol. 45r (½ S.).a Berufung Dunkers in die 2. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements.

Da des Königs Majestät geruht haben, den Major von Dunckerb vom ehemaligen Regimente von Usedom Husaren1 vor jetzt die Besorgung der Cavallerie Angelegenheiten bei der zweiten Division des Allgemeinen Krieges Departements zu übertragen, so ermangeln wir nicht, Ew. Excellenz hiervon ergebenst zu benachrichtigen. Königsberg den 22tn October 1809. Königlich Preußisches Allgemeines Krieges Departement v.Scharnhorst 3 4 5

a b 1

Boyen

Zu Carl von Clausewitz vgl. Anhang 1. Der Friede von Schönbrunn wurde am 14. Oktober unterzeichnet. Vgl. Nr. 345 im fünften Band. Gerichtet an Altenstein, datiert „Königsberg den 3tn November 1809.“ Im Schreiben an Altenstein: „Dunker“. Friedrich Wilhelm von Dunker (1753–1830) war 1780 aus schwedischen Diensten in das preußische Husarenregiment Wuthenow (No. 10) eingetreten. Er wurde 1813 als Oberstleutnant verabschiedet und fungierte danach als Postmeister in Oppeln.

Nr. 70

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An des Königlichen wirklichen Geheimen Staats Ministers Grafen von Dohnac Excellenz alhier 70. Protokoll

Königsberg, 23. Oktober 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 42 fol. 105r–107r (2½ S.).a Verteilung der in Gleiwitz gegossenen Geschütze.

Der General von Scharnhorst eröffnete die heutige Sitzung1, indem er den Versammelten den Zweck dieser Zusammenkunft bekanntmachte. Die dritte Division des A.K.D. hatte nämlich unterm 19. Oktober c. an den General von Scharnhorst über die Anzahl und Gattung Geschütze berichtet, welche zu Gleiwitz in Schlesien bis Ultimo September c. gegossen, probiert und brauchbar befunden worden sind, und dabei angefragt, ob von diesen noch nicht disponierten Geschützen, die laut Konferenzprotokoll vom 18. August c. nach Spandau bestimmten 10 Stück 10pfündige Mortiers nach Spandau und, da Graudenz noch gar keine dergleichen Mortiers besitzt, nicht eine gleiche Anzahl von diesen Mortieren nach Graudenz beim Eintritt guter Winterwege geschafft werden sollten.2 Hierdurch sah sich der General von Scharnhorst veranlaßt, die obengenannten Personen zu versammeln, um mit ihnen gemeinschaftlich zu beratschlagen, wie die in Schlesien gegossenen und noch disponiblen Geschütze zu verteilen sein möchten. Nachdem die verschiedenen diesfälligen Verhältnisse der Festungen von allen Seiten beleuchtet worden waren, so resultierten aus dieser Beratschlagung folgende Beschlüsse: c

In der zweiten Reinschrift: „An des Königlichen Geheimen Staats-Ministers Herrn Freiherrn von Altenstein“.

a

Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 4 Fußart.Abt. A 5 Nr. 51, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Ihr zufolge wurde das Protokoll am 20. November unterschrieben. Der Kommission zur Bestückung der Festungen, vgl. Nr. 72. Vgl. die maschinenschriftliche Abschrift einer früher an gleicher Stelle archivierten Abschrift des Schreibens der 3. Division an Scharnhorst, ebda., fol. 80r–82r. Hiernach waren bis Ende September 1809 in Gleiwitz insgesamt 91 Geschütze gegossen worden: aus Metall (Bronze) 23 sechspfündige Feldkanonen und 13 siebenpfündige Feldhaubitzen, aus Eisen 18 zwölfpfündige Kanonen, 6 siebenpfündige Haubitzen und 31 zehnpfündige Mörser. Nach Abzug der bereits verplanten Stücke verblieben 61: aus Metall 17 Kanonen und 5 Haubitzen, aus Eisen 12 Kanonen, 6 Haubitzen und 21 Mörser. Dazu kamen noch 21 alte zehnpfündige Mörserrohre in Breslau.

1 2

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

1. Von den in Schlesien gegossenen und noch disponiblen Geschützen sollen zufolge der in der Konferenz vom 18. August c. gegebenen Bestimmung 10 Stück 10pfündige eiserne Mortiers nach Spandau geschafft werden. 2. Nach Graudenz sollen von diesen Geschützen ebenfalls 10 Stück 10pfündige eiserne Mortiere bestimmt und dagegen von Graudenz nach Kolberg 6 Stück 50pfündige Mortiers geschafft und dafür gesorgt werden, daß die Munition dazu vorhanden ist. 3. Alle übrige neu gegossene in dem Bericht der Division vom 19. Oktober c. genannten und noch disponiblen Geschütze sollen, da die Festung Neiße gegenwärtig sehr kärglich mit Geschützen versehen ist, sämtlich dergestalt nach Neiße bestimmt werden, daß ein Teil dieser gegossenen Geschütz-Röhre nach Cosel, einer nach Silberberg, einer nach Glatz und auch ein Teil nach Neiße geschickt und in diesen Festungen affuitiert, dagegen aber komplette Geschütze aus jenen Festungen nach Neiße von denjenigen Gattungen geschafft werden, an welchen es derselben am meisten fehlt. 4. Bei der Affuitierung dieser Geschütze soll dafür gesorgt werden, daß alle metallnen Geschützröhren mit Feldaffuiten affuitiert und die Mortierklötze nicht zu schwach gemacht werden. 5. Zur speziellern Verteilung dieser Geschütze in Betreff der Anzahl und Gattung soll die dritte Division des A.K.D. an des Königs Majestät den Vorschlag einreichen und übrigens dafür sorgen, daß auch die Munition zweckmäßig an Ort und Stelle verteilt werde. Weiter fand sich nichts zu erinnern, und wurde durch den General von Scharnhorst die heutige Konferenz hiermit geschlossen. 71. Scharnhorst an Ribbentrop

Königsberg, 23. Oktober 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 205 fol. 45r–50r (10½ S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von mehreren Händen, unterschrieben von Johann von Schmidt. Konzept, Johann von Schmidts Hand: ebda., fol. 43r–44r (2½ S.); Randnotizen, eigenhändiga: ebda., fol. 25r–28v (8 S.). Kritik am Bericht über das Mehlfuhrwesen. Anordnung von Versuchen zur Zugkraft. Gründe für größere Räder. Gewichtseinsparung bei den Beschlägen.

Noe. d.H. General v.Scharnhorst.b Königsberg d. 23. October 1809. An den Königl. wirkl. Geheimen Krieges a

b

In der linken Spalte eines Schreibens Ribbentrops an Scharnhorst (Königsberg, 18. Oktober 1809). Oben auf der ersten Seite steht eigenhändig: „Major von Schmidt, um es nach der Nebenschrift umständlich zu beantworten.“ Darunter ein Vermerk von Schreiberhand: „Zu Octbre. 1809 No. 4.“

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Rath u. General Krieges Commissair Herrn Ribbentrop Hochwohlgeb. hierc

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Die mir von Ew. Hochwohlgeboren mit Ihren gutachtlichen Bemerkungen eingereichten Verhandlungen zur Feststellung der zweckmäßigsten Einrichtung eines Train-Wagens für das Mehlfuhrwesen1 habe ich einer genauen Prüfung unterworfen und theile Ihnen meine hieraus hervorgegangenen Resultate mit, um Ihrer Seits nunmehr mit Berücksichtigung derselben weiter in die Sache einzudringen. ist es eine ganz richtige Bemerkung, daß das Mehl-Fuhrwesen die Bestimmung hat, einen 4tägigen Mehlvorrath den Truppen nachzuführen und bei bedeutenden Actionen die Abfuhre der Blessirten von dem Schlachtfelde zu unterstützen. Ein dritter Gebrauch ist mir nicht vorgekommen, und genügt es daher, bei Feststellung der Grundsätze über die Konstruction vollkommen, wenn auf jene beiden Zwecke gehörige Rücksicht genommen wird. Das vierspännige Fuhrwesen, welches Sie dem bisher in Gebrauche gewesenen sechsspännigen substituirt haben, hat den Vorzug vor jedes andere, und bin ich mit Ihren desfalsigen Anordnungen sehr wohl zufrieden. Die von dem Major v.Katte2 zur Erbauung eines Probewagens aufgestellten Grundsätze sind im Wesentliche ganz zweckmäßig. Um aber seiner unter No. 5 gemachten Forderung3 zu genügen, müßte man Karren haben, denn im Herzogthum Berg oder in Westphalen kann man außer [auf] einzelne[n] Straßend blos mit Karren durchkommen. Dies Datum und Anschrift in der linken Spalte, etwas weiter unten ein Mundierungsvermerk und ein Abgangsvermerk vom 26. Oktober. Darunter heißt es: „Das Mundum ist von Sr. Hochwohlgeb. des Königl. Generalmajors p. Herrn v.Scharnhorst vollzogen worden.“ Im eigenhändigen Konzept verändert aus „Heerstraßen“. Dem in Anm. a erwähnten Schreiben Ribbentrops waren in Abschrift beigelegt ein Schreiben Kattes an Ribbentrop (Breslau, 22. September 1809, ebda., fol. 29r–30r) mit den Denkschriften „Princips zur Erbauung eines Train-Wagens“ (fol. 31r), „Pro Memoria“ (Breslau, 19. September 1809, fol. 32r–33r) und „Benennung und Maaße aller Constructions-Theile eines 4spännigen Train-Wagens, der bis 1200 웩 nur wiegen darf“ (Breslau, 20. September 1809, fol. 34r–37r), sowie ein von Major Pfendner von Merkatz, Stabskapitän Karl Lehmann, Leutnant Georg Friedrich Gieseler sowie fünf hinzugezogenen Handwerkern unterschriebenes Untersuchungsprotokoll (Breslau, 21. September 1809, fol. 38r–42v). Gottfried Friedrich Bodo von Katte (1755–1833) hatte 1806 als Major und Traindirektor in Breslau gestanden, er starb als Oberst a. D. und Träger des Eisernen Kreuzes beider Klassen. Radhöhe und Spurbreite sollten es ermöglichen, „a) alle Wege Krümmungen, b) alle Defilees, c) alle Gebirgs- und Land-Wege ohne Kunst-Hülfe damit zu bestehen“.

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ist auch im Erzgebirge der Fall. Es kann jedoch von jener Forderung um so eher abstrahirt werden, als das Mehlfuhrwesen nicht alle (wie Major v.Katte meint) Gebirgs- und Landwege, sondern nur die bedeutenden Landstraßen zu passiren in den Fall kömmt. Die nach Ihrer Meinung als Maximum des Gewichts eines 4spännigen Trainwagens auf 1200 웩 anzunehmende Schwere möchte wohl hingehen, zumal mit Gewißheit anzunehmen ist, daß er in der Folge durchs Austrocknen des Holzes bald leichter werden wird. Es fehlt aber bei der Bestimmung des Gewichtes die Hauptsache, nemlich das Gewicht der eisernen Teile und deren Stärkee. Die Buchsen und die Achs-Eisen sind in dieser Hinsicht äußerst wichtige Gegenstände.f Um nun das Normal-Gewicht eines Fahrzeuges mit aller Genauigkeit zu bestimmen, wird unumgänglich erfordert, daß sämtliche Beschläge u. Eisentheileg nach ihren richtigen Dimensionen einzeln ausgearbeitet und gewogen werden. Auf diese Weise wird eineh Controlle der Schmiede erreicht und die dauerhafte Anfertigung der Fahrzeuge gesichert. Eben so müssen die Holztheile eines Wagens complett ausgearbeitet und gewogen werden. Die Producte von beiden werden sodann das ganze Gewicht des Wagens bestimmen. Ein zu vorerwähntem Behufe angefertigter Beschlag u. s. w. muß aufbewahret werden, um danach in der Folge bei neu anzufertigenden Fahrzeugen die Beschläge sorgfältig revidieren zu können, welches ganz besonders bei den Achseisen, Buchsen und überhaupt denjenigen Beschlägen, die zur Verstärkung des Fahrzeuges dienen u. die nach vollendeter Arbeit nicht in Augenschein genommen werden können, nothwendig ist. Die Attirail u. Utensilienstückei sind zu hoch angeschlagen. Wenn man bei 4 Wagen zwei Reserve Räder und bei 2 eine Nothachse hat, so ist dies hinreichend. Für jedes Pferd auf 3 Tage Fourage kann nur 60 웩 betragen. Die Utensilien rechne ich höchstens auf 200 웩, und mithin wird auf das Pferd eine Last von etwa 800 웩 kommen. Eine solche Last steht allerdings mit der Kraft eines Train Pferdes in einem richtigen Verhältniß, und dasselbe kann füglich dabei bestehen, wenn anders Ordnung bei dem Train herrscht. Folgt gestrichen die vom eigenhändigen Konzept herrührende Formulierung: „des Wagens in allen seinen Theilen.“ Folgt gestrichen: „Eine solche genaue Angabe des Gewichts gewährt auch noch den Vortheil, immer eine Controlle des Schmidts zu haben, die in mehr als einer Rücksicht zuträglich ist.“ Scharnhorst hatte ursprünglich geschrieben: „Auch ist dies Gewicht wegen der Controlle des Schmieds äußerst wichtig.“ Von Schreiberhand verändert aus „sämtliche Beschläge“. Verändert aus „jene“. Zug- und Werkzeugstücke. In Scharnhorsts erstem Konzept steht lediglich: „Die Utensilien“.

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Die Handwerker verstehen wohl, ob ein Wagen gut gemacht ist, ob die Materialien gut sind, aber von der Vollkommenheit der mechanischen Einrichtung eines Wagens wissen sie gewöhnlich nichts, daher es denn überflüssig war, daß man den in Frankenstein erbauten neuen Wagen den Breslauer Ouvriers zur Beurtheilung seiner Zweckmäßigkeit vorzeigte. Sie haben weder die Erfahrung mit verschiedenen Constructionen bei dem Gebrauch noch die Theorie. Sie bauen ihre Wagen nach einer und der nemlichen Construction und wissen daher nichts von dem Werthe oder Unwerthe anderer Constructionen. Mit den Artillerie Officieren ist es fast ebenso: Sie haben nur eine Art Construction im Gebrauche kennen gelernt. Was an dieser zu verbessern ist, wissen sie, aber andere zu beurtheilen, dazu fehlt ihnen Gelegenheit. Auch ist die Mechanik des Fuhrwerks in unseren Artillerie Academien nicht gelehrt und müssen ihnen daher auch die theoretischen Kenntniße abgehen. Um bestimmt zu beurtheilen, mit welchem Kraft-Aufwand ein Fahrzeug bewegt werden kann, muß die Vorrichtung getroffen werden, daß solches sowohl auf einer horizontal als schief liegendenj tief kotigen oder tief sandigen Fläche mittelst eines an dasselbe befestigten, über eine Rolle gehenden und am Ende mit Gewichten beschwerten Thaues vorwärts gezogen werde. Wenn nun zu diesem Versuche 2 übrigens ganz gleiche Fahrzeugek, eines mit niedrigen und das andere mit hohen Rädern versehen u. vollständig beladen, gewählt werden, so wird sich ganz deutlich zeigen, welchem von beiden der Vorzug gebühret. Man kann diese Versuche wiederholen, die Fläche mit allerlei Hindernissen belegen und die Fahrzeuge darüber hinweg ziehen. Durch bloßes Ansehen laßt sich immer nur ein oberflächliches Urteil bilden.l In Absicht des Geleises muß man sich nach der Artillerie richten; diese hat nur einen Geleis. Der Major v.Katte hat meine frühere Bemerkung hierüber jezt auch richtig gefunden. Die folgenden fünf Wörter von unbekannter Hand hinzugefügt. Von Schreiberhand verändert aus „2 Fahrzeuge“. Dieser Absatz ohne Gegenstück in Scharnhorsts erstem Konzept. Vgl. dazu auch die von Neander, Pullet, Schmidt und Leithold unterschriebene Anweisung der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Stabskapitän Spreuth zur Durchführung entsprechender Versuche für Artilleriefahrzeuge (Königsberg, 10. November 1809). Eine von Scharnhorst mit der Überschrift „Interessante Versuche mit Fuhrwerken“ versehene Abschrift ist in Nl Scharnhorst, Nr. 203, fol. 52r–53r, archiviert, ebda., fol. 54r–57r, auch eine des von Spreuth, Zeugkapitän Borchmann und Leutnant Macht unterschriebenen tabellarischen Versuchsprotokolls (Königsberg, 30. April 1810). Die verschiedenen Fahrzeuge (auf- und abgeprotzte Geschütze, Protzen, Munitions- und andere Artillerie- und Brückentrainwagen, darunter „der Wagen des General-Majors v. Scharnhorst“) wurden jeweils aus dem Stand auf einer horizontalen und einer ansteigenden Ebene bewegt, außerdem aus einem 1 Fuß 4 3/4 Zoll tiefen und 2 Fuß 11 Zoll breiten Graben heraus, in den sie einmal mit den Vorder- und einmal mit den Hinterrädern plaziert worden waren.

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Die Handwerker haben eine Verminderung der Höhe der Räder wohl blos deshalb verlangt, weil alle nordische Völker von der Elbe an das erbärmliche Fuhrwerk mit kleinen Rädern haben und daher hier der Scharwacht- oder Herrndienstwagen mit 4 Pferden nur 1200 웩, über der Elbe aber 2100 웩 fahren muß. Der Major v.Katte scheint indessen jezt von seinem Vorurtheil schon etwas zurück gekommen zu sein, indem er 5 Fuß 2 Zoll hohe Räder angenommen hat. Dies ist die Höhe unserer Artillerie Räder bei den leichten Wagen. Man könnte indessen doch wenigstens auf die Höhe von 5 Fuß 6 bis 8 Zollm hinten und mindestens 5 Fuß vorne bestehen, und um das Vorurtheil gegen die hohen Räder zu zerstören, einen Wagen mit 2 Fußn niedriger[n] Rädern machen lassen, um bei dem Gebrauche den auffallenden Unterschied darzuthun. Das Vorurtheil, welches gegen den Gebrauch der hohen Räder sich erklärt, begründet seine Behauptungen in der geringeren Haltbarkeit derselben gegen Räder mit geringerem Durchmesser. Die mehr oder mindere Dauerhaftigkeit eines Rades beruhet theils auf der Zahl der Speichen, teils darin, daß die letzteren mit ihrer ganzen Stärke hinreichend tief in die Nabe eingelassen sind und daß die Felgen eine gute Höhe haben. Dies gibt den Rädern freilich kein zierliches Ansehen, indem die Nabe an den Speichen, wenn solche wenigstens 1 Zoll tief mit ihrer ganzen Stärke eingelassen werden sollen, im Durchmesser verstärkt werden muß, es erleichtert aber unwidersprechlich das Fortkommen der Fahrzeuge, welches, wenn auch nicht schon die Erfahrung für die hohen Räder spräche, indem alle Lastwagen damit versehen werden, doch der obgedachte Versuch auf das bestimmteste dartun muß. Uebrigens ist es ausgemacht richtig, daß, wenn hohe Rädero nach einem richtigen Verhältniß und dauerhaft gemacht sind, solche weit mehr aushalten als niedrige Räder, indem nicht allein die Schienen derselben so wie auch die Achseisen sich länger conserviren, sondern die Räder auch weit weniger Schmiere erfordern.p Gesezt aber auch, der Einwand der geringeren Haltbarkeit der hohen Räder ließe sich nicht aus dem Wege räumen, so kann doch dieser Umstand nicht allein entscheiden, indem wir uns sonst 2½ Fuß hoher Räder wie in den Marken, in Polen u. in Rußland bedienen müßten, weil diese die dauerhaftesten sein würden. Noch ist wegen der Achsen zu bemerken, daß die cilinderformige Gestalt der Achsschenkel derselben von keinem besonderen Nutzen zu sein scheint. Der Achsschenkel hat am Stoß den größten Druck zu er-

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Verändert aus dem vom ersten Konzept herrührenden Wert „5 Fuß 8 Zoll“. Verändert aus dem im ersten Konzept herrührenden Wert „1 bis 1½ Fuß“. Folgt gestrichen: „gut“ Dieser Satz nachträglich von Schmidts Hand hinzugefügt.

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leiden u. bricht gewöhnlich auch an dieser Stelle. Er muß daher dort seine größte Stärke haben und kann sich nach vorne um 1 Zoll verjüngen.q Eine dergleichen Einrichtung der Achsen findet bei allen und selbst bei den schwersten Artillerie-Fahrzeugen statt.r Da ich aus der Zeichnung ersehen habe, daß die Achsschenkel abhängend gemacht werden sollen, so muß ich bemerken, daß diese Construction der Achsen bei Fahrzeugen, welche große Lasten transportiren sollen, durchaus fehlerhaft ist, und müßen vielmehr die untere Seite der Mittelachse und beider Achsschenkel eine vollkommen grade Linie bilden. Hiernach würden also die Achsen bei den neuen Wagen einzurichten sein. Der Meinung des Major v.Katte, den Mehlwagen nur mit 3 Fäßern Mehl zu beladen, kann ich auch nicht beitreten, sondern muß es bei dem Satze von 4 Fässern bleibens; jedoch scheint mir der Vorschlag, statt des 4n Fasses 3 Säcke mit Mehl, jeden à 2 Scheffel, zu subsituieren und dadurch der Bruch- und Spannkette entübriget zu sein, zulässig, und muß ich die nähere Prüfung dieser Beladungs Art, da mir solche nicht genau genug bekannt ist, Ew. Hochwohlgeb. überlaßen. Ich erinnere noch einmal an den eisernen Beschlag, indem dieser Gegenstand eine besondere Aufmerksamkeit verdient. Es muß durchaus ein eiserner, nicht aufgeschlagener Probe Beschlag, in allen Stücken untersucht u. gut eingerichtet, dem Schmidt als Modell gegeben werden, und der von ihm danach gefertigte Beschlag muß im Ganzen ungefähr dasselbe Gewichtt haben. Dies ist eine Hauptsache. Die Schmiede werden sich dagegensetzen und behaupten, sie müßten das Eisen einbrennen u. s. w., allein darauf muß man nicht reflectiren und ihre Einwendungen durch vernünftige Gegengründe zu entkräften suchen. Sämtliche Anlagen von A bis E nebst der Zeichnung erfolgen hierbei zurück.u Königsberg d. 23n Octbr. 9 v.Schmidt

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Verändert aus „nach vorne verjüngen.“ Der anschließende Rest des Absatzes von Schmidts Hand hinzugefügt. Verändert aus dem aus dem ersten Konzept herrührenden „dem alten Satze bleiben.“ Das anschließende Satzende in der Vorlage von Schmidts Hand nachträglich hinzugefügt. In Scharnhorsts erstem Konzept verändert aus „in allen dasselbe Gewicht“. Dazu am Rande der schräg geschriebene Vermerk: „Abschrift zu den Acten“. Vgl. Anm. 1. Von der Konstruktionszeichnung wurde keine Kopie angefertigt.

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72. Protokoll

Königsberg, 25. Oktober 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 42 fol. 127r–131r (5 S.).a Konferenz zur Bestimmung des Geschütz-, Munitions-, Mannschafts- und Pferdebedarfs der Festung Graudenz.

Nachdem der General von Scharnhorst die heutige Sitzung eröffnet hatte, wurde zuvörderst das Protokoll der Sitzung vom 10. August c.1 vorgelesen, um die darin enthaltenen allgemeinen Grundsätze wieder in Erinnerung zu bringen. Es war sodann der Zweck der heutigen Zusammenkunft, über die Bestimmung der Anzahl Geschütze, Munition und Besatzung der Festung Graudenz zu beratschlagen und dabei die angenommenen Grundsätze auf die besondern Lokalverhältnisse dieser Festung anzuwenden. Die Festung Graudenz, welche breite, tiefe, trockne, aber mit hohen Revêtementsmauern versehene Gräben hat, sollte demnach in die Kathegorie derjenigen Festungen gesetzt werden, für welche nach den angenommenen Grundsätzen gegen den gewaltsamen Angriff 4 Stück auf jedes Bastion zu rechnen sind; da aber die Anordnung der kasemattierten Flanken ihrer Bastions von der Beschaffenheit ist, daß wegen des weitläuftigen und umständlichen Transports aus den Kasematten und wegen der alsdann auch erforderlichen Veränderung der Affuiten nicht auf die Disponierung über die Flankengeschütze gerechnet werden kann, so war man einstimmig der Meinung, daß bei der Festung Graudenz eine Ausnahme von den festgestellten Grundsätzen stattfinden müsse, und man kam darin überein, bei der Bestimmung der Anzahl Geschütze gegen den gewaltsamen Angriff die Festung in die Kathegorie zu setzen, wo auf jedes Bastion 6 Stück Geschütz gerechnet worden sind, ferner bei der Bestimmung der Geschütze gegen den förmlichen Angriff diejenige Anzahl, die schon gegen den gewaltsamen Angriff auf die attackierte Fronte des förmlichen gerechnet worden war, hier bei Graudenz nicht von der ganzen Anzahl abzuziehen, sondern hier sie vielmehr beizubehalten und außerdem noch gegen den gewaltsamen Angriff auf jedes Bastion 1 Kanon mehr zu rechnen. Aus der Beurteilung des vorliegenden Plans resultierte, daß der Umfang von Graudenz mit Einschluß des Hornwerks, der Kontregarde und der Gorge2 zu 9 Bastions anzunehmen sei.

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Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 4 Fußart.Abt. A 5 Nr. 51, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Ihr zufolge wurde das Protokoll am 20. November unterschrieben. Nr. 11. Die Westfront der Festung war durch das Steilufer der Weichsel geschützt.

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Demnach wurde gerechnet: Gegen den gewaltsamen Angriff für die 9 Bastions 63 Stück Geschütz hiezu noch eine Reserve zum Gebrauch nach den eintretenden Umständen von 8 ⬙ ⬙ in Summa 71 Stück Geschütz. Gegen den förmlichen Angriff wurden nach Betrachtung der bei Graudenz vorhandenen Angriffsfronte und bei der Lage der Werke nach den festgesetzten Grundsätzen 30 Stück Kanons und Haubitzen und 15 Mortiers für hinreichend erklärt. Der 4. Teil hiervon, welcher als Reserve für den Abgang durch Demontierung und langen Gebrauch des Geschützes zu rechnen ist, beträgt 12 Stück Geschütz. Demnach wurde festgesetzt, daß für die Festung Graudenz zur Verteidigung gegen einen gewaltsamen und einen förmlichen Angriff die Anzahl von 128 Stück Geschütz mehr als hinreichend sein wird. Denn da sich gegenwärtig schon eine Menge Geschütz in Graudenz befindet und man den Überfluß anderweitig nicht ganz anwenden kann, so ist auch dies ein Grund, warum bei dieser Bestimmung so reichhaltig gerechnet worden ist. Die Lokalbeschaffenheit der Festung Graudenz eignet sich zur vorzüglichen Anwendung des leichten Wurfgeschützes bei ihrer Verteidigung. Deshalb wurde noch bemerkt, wie schon in der vorigen besondern Konferenz vom 23. Oktober c. festgesetzt worden ist, daß 10 Stück 10pfündige Mortiers von den in Schlesien neu gegossenen Geschützen aus Schlesien nach Graudenz, dagegen aber 6 Stück 50pfündige Mortiers von Graudenz nach Kolberg, wo das schwere Wurfgeschütz anwendbar ist, geschafft werden sollen. Auch soll dafür gesorgt werden, daß außer der oben bestimmten Anzahl Geschütz für Graudenz auch noch die dort schon befindlichen 4 Stein-Mortiers gerechnet werden sollen. In Betreff des Bedarfs an Munition wurde Graudenz nach darüber gepflogener Beratschlagung in die 3. Klasse der Festungen gestellt, welche die Tabelle in dem Konferenzprotokoll vom 10. August c. näher bezeichnet und wonach sich auf den Grund der vorstehenden Bestimmungen die Berechnung des Bedarfs an Munition von selbst ergibt. Zu den gefundenen Resultat kam man überein, noch 500 Zentner Pulver für den Minenkrieg bei Graudenz hinzuzurechnen. Jedoch wurde noch bemerkt, daß im allgemeinen bei den Geschützen von Graudenz keine starken Ladungen erforderlich sind, und deshalb beschlossen, für die Flankengeschütze und für das Wurfgeschütz hier mindere Ladungen anzunehmen. Die fernere Beratschlagung über die Bestimmung der zur Leistung einer guten Verteidigung erforderlichen Stärke der Besatzung von Graudenz ergab das Resultat, daß hier per Polygon 350 Mann Infanterie gerechnet werden sollen.

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Demnach wird nach den festgestellten Grundsätzen folgende Besatzung hinreichend sein, um die Festung gehörig verteidigen zu können: Infanterie .................................................................. 3150 Mann Artillerie gegen den gewaltsamen Angriff ............. 426 ⬙ gegen den förmlichen Angriff ................................ 513 ⬙ Jäger, die bei Graudenz besonders brauchbar sind 100 ⬙ Pioniers nach den Bestimmungen der Organisation dieses Korps ..................................................... 112 ⬙ Kavallerie .................................................................. 200 Pferde Summa 4501 Mann ohne Offiziere und Unteroffizers. Die Anzahl der Pferde für Graudenz ist deshalb so stark angenommen worden, damit man sich im Anfange, ehe die gänzliche sichtbare Annäherung des Feindes erfolgt, derselben zu Avisposten bedienen und hinlängliche Patrouillen ausschicken könne, um bei der Nähe der Grenze jederzeit vor Überrumpelungen und Überfällen gesichert zu sein, indem bei der Beschaffenheit der Lokalität dieser Festung die Infanterie dazu hier nicht anwendbar ist. Will man aber die Kavallerie nach Umständen noch etwas stärker annehmen, so muß dagegen die Infanterie um soviel schwächer gerechnet werden. Schließlich kam bei diesen Bestimmungen noch die Bemerkung in Anwendung, daß, wenn auch in der Festung Graudenz nicht alles in dem Umfange, wie es hier bestimmt worden ist, beim eintretenden Fall einer Verteidigung vorhanden sein sollte, sich diese Festung doch immer noch eine geraume Zeit wird halten und gut verteidigen können, weil hier besonders für dieselbe alles sehr vollständig gerechnet worden ist. Weiter fand sich nichts zu erinnern, und es wurde die heutige Konferenz durch den General von Scharnhorst hiermit geschlossen. 73. Scharnhorst an Altenstein

Königsberg, 25. Oktober 1809

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Vorschuß für Arbeiten an den schlesischen Festungen.

Königsberg, den 25. Oktober 1809. Um die schlesischen Festungen successive wiederum in den gehörigen Verteidigungszustand zu setzen und um die zu dem Ende nötigen Arbeiten, a

Oestreich verwendete die eigenhändig unterschriebene Reinschrift in GStA PK, I. HA Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 2853. Der Faszikel war bei der Kompilation dieses Bandes in einem nicht vorlegbaren Zustand.

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als die Instandsetzung der Bettungen, Aufführung neuer Pallisaden, Reparatur der Festungs-Affuitagen usw. vornehmen lassen zu können, hat der Brigadier, Oberst Graf v. Götzen, auf die Bewilligung einer angemessenen Vorschuß-Summe angetragen. Da nun die Ausführung der vorgedachten Arbeiten allerdings notwendig ist, so beehre ich mich, Ewr. Exczellenz ganz ergebenst zu ersuchen, zu diesem Behuf eine Summe von zehntausend Talern geneigtest anzuweisen und solche zur Disposition des Obersten Grafen v. Götzen stellen zu lassen, dem ich übrigens eine haushälterische Verwendung dieser Summe dringend empfohlen habe. v. Scharnhorst 74. Scharnhorst an Bellert

Königsberg, 25. Oktober 1809

GStA PK, I. HA Rep. 76 Kultusministerium VI Sekt. 1 Gen. bb Nr. 1 Bd. 1 fol. 142r (½ S.): Abschrift, Schreiberhand.a Verweisung an die Sektion für Kultus und Unterricht.

Abschrift. Auf das von dem Schullehrer Bellert an mich erlaßene Schreiben wegen Erstattung der von Ihnen vorgeschoßenen 232 rthl. 12 g. für Holz und Miethe für die Soldaten-Schule des ehemaligen 3ten Artillerie Regiments nehme ich auf die Demselben von der zweiten Division des Allgemeinen Krieges Departements ertheilteb Resolition1 Bezug, wonach Sie rücksichtlich Ihrer Forderung der Section des Kultus bestmöglichst empfohlen worden und von dieser weitern Bescheid zu erwarten haben. Königsberg den 25t October 1809 v.Scharnhorst An den Schullehrer H. Bellert zu Berlin2

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b 1

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Beilage zum Gesuch Bellerts an die Kultussektion (Berlin, 17. Januar 1810, ebda., fol. 140r-v). Statt „ertheilten“. Abschrift des Schreibens, unterschrieben von Dunker und Boyen (Königsberg 24. Oktober 1809) ebda., fol. 141r. Vgl. Nicolovius’ Konzept zur abschlägigen Antwort an Bellert im Namen Humboldts (Berlin, 23. Januar 1810, ebda., fol. 143r).

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

75. Allgemeines Kriegsdepartement an Prinz August

Königsberg, 1. November 1809

GStA PK, VI. HA Nl Johann Karl Ludwig Braun Nr. 7 fol. 31r (1 S.): Abschrift, Schreiberhand. Gedenktafeln in Kirchen der Garnisonen.

Abschrift. Nachdem Seine Majestät, der König, sich nunmehr dahin entschieden haben, daß die Namen derjenigen Leute, welche sich die goldne oder silberne Verdienst Medaille alter Art in den früheren Feldzügen erworben haben, nicht auf die Gedächtnißtafeln mit verzeichnet werden sollen, welche in Gemäßheit der in Betreff der neuen Verdienst Medaillen erlassenen Verordnung vom 30tn Septembr. 1806 in den Kirchen der verschiedenen Garnisonen aufgestellt werden müssen, so ermangele ich nicht, EKH. davon hierdurch ganz gehorsamst Anzeige zu machen, indem wir ehrerbietigst Höchstdenenselben anheimstellen, darnach die Brandenburgische und Schlesische Artillerie Brigaden Hochgeneigtest instruiren zu lassen, da die hiesigen [Befehlshaber?] ihre Befehle bereits aufgestellt haben. Königsberg d. 1t Novbr. 09. v.Scharnhorst. v.Hacke. An des Prinzen August v. Preußen Königl. Hoheit. 76. Instruktion

Königsberg, 6. November 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich redigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 43 fol. 13r–18r (6 S.).a Auszug: Scherbening II, S. 202f. 1.–3. Kompetenzen. 4.–5. Aufsicht über Bestände. 6. Aufgaben der 3. Division. 7.–8. Mögliche Ausnahmefälle. 9.–10. Haushalts- und Materialrevisionen.

Instruktion für die Artillerie-Abteilung der dritten Division des Allgemeinen Kriegsdepartments, den Geschäftsgang zwischen derselben, dem Brigadegeneral der Artillerie und den Kommandeurs der Brigaden betreffend.

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Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 2 Nr. 191, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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1. Im allgemeinen sind alle Artillerie-Geld und Materialiengegenstände und deren Verwaltung, alle Geldangelegenheiten und die zweckmäßige Verwaltung des Geldes ein Gegenstand der Komptabilität der dritten Division des Allgemeinen Kriegsdepartementsb. Es kann daher hierin von niemand ohne Wissen der Division etwas angeordnet, angewiesen oder abgeändert werden. 2. Die Verfassung, das Avancement und die Versetzung des personellen Teils der Artillerie, die Veränderungen an den Geschützen, Fahrzeugen, Maschinen, des Dienstes, der Übung, Kleidung pp. werden von dem Chef der Artillerie S.M. in Vorschlag gebracht. 3. Alle Gegenstände der Übung, Disziplin, Kommando-Sachen, sowie überhaupt die Vollstreckung der bestehenden Reglements, Verordnungen oder Befehle gehören zum Ressort des Chefs der Artillerie, insofern solche das Artilleriekorps betreffen. 4. Von sämtlichen Artilleriebeständen erhält der Chef der Artillerie und von den Artilleriebeständen in den Artillerie-Brigade-Bezirken jeder Kommandeur der Brigade eine generelle Übersicht. Diese Übersichten werden nach den weiter unten folgenden Bestimmungen gegeben. Da dergleichen Nachweisungen aber stets als Geheimnisse betrachtet worden sind, so machen S.M. die Inhaber derselben dafür verantwortlich, daß solche in keines andern Hände geraten, und verordnen dabei, daß nach Ablauf des Etatsjahres am Schluß des Monats Mai die alten Nachweisungen an die dritte Divisions ganz ohnfehlbar zurückgeliefert werden. 5. Die Revision der Bestände, das heißt: die Untersuchung, ob solche jederzeit der Vorschrift gemäß aufbewahrt und unterhalten werden, desgleichen ob solche Inhalts obiger Nachweisung der Zahl nach richtig befinden, liegt den Kommandeurs der Artilleriebrigaden vorzüglich ob; sie verfahren hierbei nach Anleitung der Instruktion zur Verwaltung der Artillerie-Depots d.d. Berlin den 15. November 1803. Nach jeder abgehaltenen Revision müssen die Kommandeurs der Artillerie dem Chef der Artillerie und der dritten Division des Allgemeinen Kriegsdepartements davon genauen Bericht erstatten, auch, wenn die gedachte Division es verlangt, zu jeder Zeit in dem von derselben besonders bezeichneten Depot die Revision unternehmen.

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Von Vaupel für seine Edition mit Bleistift verändert zu „des A.K.D.“, ebenso in der Folge.

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Wenn der Chef der Artillerie die Artillerie-Garnisonen bereiset, so hält derselbe zugleich da, wo Artillerie-Depots vorhanden sind, eine Hauptrevision, welche zugleich dazu dient, um die Brigade-Kommandeurs zu kontrollieren. 6. Im speziellen sind die Gegenstände, welche die dritte Division zu bearbeiten hat, folgende: Artillerie-Feldbedürfnisse. In dieser Hinsicht muß die Division mit allen Nachrichten versehen sein, welche auf das Personelle gedachter Truppen und deren Verpflegung Bezug hat, um die Verpflegungsetats derselben entwerfen, auch die Mobilmachungsetats anfertigen zu können. Zu diesem Behuf werden derselben nicht allein die Duplikate der monatlichen Rapporte eingereicht, sondern es muß dieselbe auch die Offizier-Rang- und Versetzungsliste besitzen, worin zugleich besonders bei der Artillerie die Kompagnien bezeichnet sein müssen, welche die Feldbatterien besetzen. Diese Nachrichten müssen von dem Brigadier an die Division eingereicht werden und können die letztern, im Fall die ersten sich damit säumig bezeigen sollten, solche zur Erfüllung ihrer Obliegenheiten unmittelbar auffordern. Artillerie-Bedürfnisse der Festungen. Alles, was hierauf Bezug hat, ist vorzüglich ein Gegenstand, womit die dritte Division sich zu beschäftigen und für die pünktliche Ausführung der darüber ihr zugekommenen Befehle zu sorgen hat. Sollte die Division es nötig finden, daß zur vollständigen Ausmittelung des Zustandes dieser Gegenstände an Ort und Stelle nähere Untersuchungen angestellt würden, so kann sie den Chef der Artillerie requirieren, zu dergleichen Prüfungen Kommissarien zu ernennen, wobei es derselben freistehet, einige oder alle Mitglieder dieser Kommission selbst namhaft zu machen. Einer jeden solchen Kommission muß von der Division eine Instruktion erteilt werden, wonach selbige bei ihrer Untersuchung verfährt. Fabrikation, Aufbewahrung und Verteilung der Waffen und die Aufsicht über die Instandhaltung derselben und Fabrikation des Geschützes, Pulvers und der sonstigen Munition. Alle hierzu gehörigen Gegenstände ressortieren einzig und allein von der dritten Division, und stehen in dieser Hinsicht unmittelbar unter derselben 1. die Gewehrfabriken, 2. die Stückgießereien, 3. die Pulverfabriken und Salpeterplantagen, wenn letztere königlich sind oder für königliche Rechnung bearbeitet werden, 4. die Artillerie-Handwerksstätte, 5. die sämtlichen Artillerie-Depots.

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Sie ordnet es an, wenn Waffen, Geschütze und Artillerie-Fahrzeuge angefertigt werden sollen, sorgt für die Vermehrung und Unterhaltung des Pulver- und Munitionsvorrats, ferner für die Unterhaltung der Artilleriefahrzeuge und Artillerie-Verwahrungsgebäude und führet stets ein genaues Verzeichnis aller und jeder Artillerievorräte. Es stehen daher die bei den Arsenalen angestellten Offiziere und übrigen Offizianten unmittelbar unter der Division und müssen deren Anordnungen und Anweisungen auf das pünktlichste Folge leisten. Die Verzeichnisse von den Vorräten jedes Depots, Artillerie-Materialien und Zeughausrechnungen genannt, sind als Geheimnisse zu betrachten und dürfen bei der größesten Verantwortlichkeit in keines andern Hände kommen, als dem die Einsicht derselben gebühret. Da indessen der Chef der Artillerie eine generelle Übersicht von den Königlichen Artillerie-Vorräten besitzen muß, auch die Artillerie-Brigade-Kommandeurs mit ähnlichen Übersichten der Artillerie-Depots ihrer Brigade-Bezirke versehen sein müssen, so sind die Artillerie-Depots von der Division anzuweisen, sowohl dem Chef der Artillerie als den betreffenden Kommandeurs die generellen Übersichten alljährlich zu der Zeit, wenn die vollständigen Materialien-Zeughaus-Rechnungen an die Division eingereicht werden, einzusenden. Damit aber der Chef der Artillerie mit allenc im Laufe des Jahres vorkommenden Veränderungen bekannt sein möge, so wird die Division demselben von jeder Veränderung Kenntnis geben. 6. Erfindungen in demjenigen Artilleriefache, welche zum Ressort der Division gehört, als Fabrikation des Pulvers, der Waffen usw. Diese gelangen entweder unmittelbar an die Division oder sie werden von einer militärischen Behörde geprüft und derselben zum gutachtlichen Bericht zugeschickt. Im erstern Falle wird die Division die derselben zweckdienlich scheinenden Prüfungen anordnen, damit die Nützlichkeit der Erfindungen nach aller Wahrscheinlichkeit ausgemittelt werde. Es stehet derselben frei, wenn sie es für gut findet, entweder einzelne Personen zur Abgabe ihres Urteils über das vorgelegte Projekt aufzufordern oder aber Requisitionen zur Ernennung von Prüfungskommissionen zu erlassen. Diejenigen Militär-Behörden, an welche die gleichen Erlasse gelangen, werden solchen sofort Folge leisten. 7. Anweisungen zu Verausgabungen können an die Depots nur von der Behörde, welcher die Komptabilität beigelegt ist, erlassen werden. Sollten aber in dringenden Fällen von dem Chef der Artillerie Anweisungen an die Depots erteilt werden, so muß dieses der Division ohne

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Statt „dem“.

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I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Verzug angezeigt werden. Den Kommandeuren der Artillerie-Brigaden steht es nicht zu, Anweisungen auf die Depots zu erteilen; sind sie aber als Kommandeure der Artillerie eines mobilen Korps Truppen angestellt, so können sie nötigenfalls, wenn es darauf ankommt, die Bedürfnisse des Armeekorps schnell zu ersetzen, die Artilleriedepots zur Verabfolgung derselben anweisen. Damit die kommandierenden Artillerieoffiziere wissen mögen, welche Waffen und Munitionsbedürfnisse zur Disposition der Armee stehen, wird die dritte Division selbige erforderlichenfalls darüber instruieren und ihnen Verzeichnisse mitteilen. 8. Da die dritte Division nur auf Allerhöchsten Befehl Geschütze, Waffen, Fahrzeuge und Munition fabrizieren oder etablieren lassen kann und die dazu erforderlichen Summen von des Königs Majestät erbitten muß, so stehet es weder dem Chef noch den Kommandeurs der Artillerie frei, Bestellungen dieser Art, ohne mit der Division darüber kommuniziert zu haben, zu erlassen. Sollte es dennoch geschehen, so ist die Division weder verpflichtet, die Kosten dazu zu erbitten noch für die Qualität der solchergestalt angeschafften Sachen responsabel zu sein. 9. Sollte die dritte Division Bestellungen zur Anfertigung neuer oder Reparatur alter Sachen erlassen haben, so darf nur dann zur Ausführung geschritten werden, wenn selbige die Anschläge davon revidiert und solche genehmiget hat. 10. Alle neuangefertigten oder reparierten Geschütze und Artilleriegeräte können nur dann in den Artilleriedepots als wirklich brauchbar aufgenommen werden, wenn sie nach den Vorschriften der Instruktion zur Verwaltung der Artilleriedepots revidiert und von den dazu bestimmten Kommissionen als solche anerkannt werden. Diese Kommissionen, welche von dem Chef der Artillerie ernannt werden, sind für diejenigen Stücke, welche ihre Revision passiert haben, verantwortlich.1

1

Die Sache wurde abschließend geregelt durch die bei Scherbening II, S. 212f., exzerpierte Kabinettsorder vom 12. Juli 1810.

Nr. 77

99

77. Scharnhorst an seinen Schwiegersohn Friedrich Graf zu Dohna [Braunsberg?, nach 10. November 18091] GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 4 fol. 5r–6r (3 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 379f. Gefühle bei der Rückreise nach der Hochzeitsfeier.

Mein lieber Sohn, ich muß Ihnen heute shreiben, um Ihnen zum erstenmal meinen Sohn nennen zu können. Sie waren sonst mein intimster Freund, für den ich kein Geheimniß hatte, der mein höchstes Vertrauen neben meiner herzlichsten Liebe besaß, und ich kann sagen, ich hatte nur Sie und Julchen zu vollkomm[ene]n Vertraut[e]n. Wie viel mehr werden Sie alle dies jetzt seyn, ich kann es mir kaum mehr denken, so groß ist meine Freude. Wir sind glüklich gereiset, wir haben uns angenehm unterhalten, sind immer frölich und gesund gewesen. Wir haben aber bis über Schlobitten heraus einen übeln Weg gehabt, es hat zwischen Finkenstein und Schlobitten viela geregnet; wir kamen erst gegen 7 Uhr in Schlobitten an; es kam uns von Schlobitten glücklicherweise ein Reitenterwegweiser mit einer großen Laterne entgegen, die uns sehr wichtig war.b Die Frau Kanzlern2 war indessen garnicht besorgtc und ängstlich, auch fuhren die Leute so gut, daß es niemals sehr schief ging. In Finkenstein habe ich altes, sehr wichtiges, seltenes militärisches Werk aufgefunden, Sie können also denken, daß ich so wohl Abend als Morgen gut angewandt habe. Wir haben heute von 7 Uhr bis 3 Uhr gefahren, und dabei auf der Mitte des Wegs eingekehrt und in den tiefen Defilee, zwishen hier und Mühlhausen eine kleine glükliche Affäre gehabt. Sie wurde mit den blanken Gewehr ausgemacht u. ich habe mich dabei sehr über August gefreut; als ich zum Degen griff, nahm er auch gleich Wiebel3 seinen und rükte schnelld ins erste Glied; es war ein lächerlicher Auftritt, alle

a b c d 1

2

3

Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „August“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „nahm er Wiebel seinen und rükte gleich“. Julie von Scharnhorst und Friedrich Graf zu Dohna heirateten am 10. November 1809 auf Schloß Finckenstein. Nach der Feier reiste Scharnhorst mit einem Teil der Hochzeitsgesellschaft zurück nach Königsberg. Im Brief beschreibt er die ersten zwei Etappen, von Finckenstein nach Schlobitten und von dort über Mühlhausen an den Ort, wo dieser Brief entstand. Da Scharnhorst den anschließenden Brief in Braunsberg datierte, liegt die Vermutung nahe, daß er auch den vorliegenden dort schrieb. Zu Karoline von Schroetter, geb. Burggräfin zu Dohna-Schlobitten (1770–1864), vgl. Anhang 1. Johann Wilhelm Wiebel (1767–1847) hatte 1784 als Kompaniechirurg begonnen und war 1807 zum Generalchirurg befördert worden. Der 1795 in Erlangen promovierte und 1827 geadelte Mediziner wurde 1814 zum königlichen Leibarzt, 1822 zum Generalstabsarzt und Chef des militärischen Medizinalwesens ernannt.

100 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) war[en] bei der Hand, auch selbst die Frau Kanzlern kam aus den Wagen; die Sache wurde indessen ohne viel Aerg[e]r und Schrek durchgesetzt; wir hatten aber auch großes Recht, indessene freilich nicht die Uebermacht auf unsr Seite, denn es warn über 15 Fuhrleute geg[e]n uns. Morgen denken wir 5 Uhr v[o]n hier abzufahren; umarmen Sie alle Lieben in meinem Namen. Ihr Sie zärtlich lieb[e]nd[e]r Vater Scharnhorst. 78. Scharnhorst an Friedrich Alexander Graf zu Dohna Braunsberg, 14. November 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 41 fol. 2r-v (1½ S.): Eigenhändig. Druck: Klippel III, S. 512; Linnebach, S. 380f. Dank für liebevolle Aufnahme.

Indem ich Ew. Excellenz1 unsere glückliche Ankunft in Braunsberg melde, wiederhole ich mit den innigsten und dankbarsten Gefühlen, daßa meine Anwesenheit in Finkenstein mich nicht allein wieder gesund, sondern auf meine übrige Lebenszeit dadurch glücklicher gemacht hat, daß sie mir die drückenste aller Besorgnisse für meine Julie abgenommen hat. Sie haben uns mit seltener Güte und Liebe aufgenommen, mit innigster tiefer und herzlichster Verehrung werden wir es ewig erkennen. Mögte doch der Himmel geben, daß wir noch alle eine Zeitlang lebten und nicht zu weit von einander wohnten, damit wir nur einige Tage das Vergnügen alle Jahr hätten, Sie alle so gut glüklich und zufrieden bei einander zu sehen. Indem ich mich Excellenz, der gnädigen Frau Gräfin und allen gehorsamst empfehle, bin ich mit der größten Verehrung Ew. Excellenz Braunsberg den 14. Nov. 1809.

gehorsamster v. Scharnhorst

e

Verändert aus „aber“.

a

Folgt gestrichen: „mich“. Zu Julies Schwiegervater, Friedrich Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten, und seiner Gattin Karoline vgl. Anhang 1.

1

101

Nr. 79

79. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna

Königsberg, 17. November 1809

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 299 B Nr. 1 Bd. 2 fol. 33r (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Konferenz über Errichtung einer Gendarmerie.

Da nunmehr die Zeit, welche Euer Exzellenz auf den 1ten d. M. zur mündlichen Conferenz wegen Errichtung einer Gens d’ Armerie nach Hochdero geehrtem, hierneben zurükkerfolgenden Schreibena bereits verstrichen ist, so bitte ich Euer Exzellenz ganz ergebenst, zur Abhaltung gedachter mündlicher Conferenz einen anderweiten Tag gefälligst festsetzen und mir solchen bekannt machen zu laßen.1 Königsberg den 17ten November 1809 An des Königl. wirklich Geheimen Staats Ministers Herrn Grafen zu Dohna Exzellenz Scharnhorst.b 80. Scharnhorst an Neander

Königsberg, 18. November 1809

GStA PK, IV. HA Rep. 4 Kriegsministerium Nr. 141 fol. 202r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Entwürfe zum neuen Etat für das Ingenieurkorps.

Euer Hochwohlgebornen remittire ich anliegend die Entwürfe zu dem Etat für das neue Ingenieur-Corps.a Ich glaube, man wird den Etat B nehmen müssen, nur scheinen mir zu den Übungen wohl 9000 rh., also für jede Bri-

a

b 1

a

Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das Schreiben Dohnas an Altenstein und Scharnhorst (Königsberg, 28. Oktober 1809, ebda., fol. 32r), auf dem sich u. a. ein eigenhändiger Vermerk Scharnhorsts befindet: „Daß ich jetzt die Bestimmung der Comission abwartete. S.“ Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. In einer Kabinettsorder an Altenstein, Dohna und Scharnhorst (Königsberg, 14. Oktober 1809, ebda., fol. 1r) hatte der König seine Unzufriedenheit mit dem Plan der Kommission zur Errichtung einer Gendarmerie bekundet. Vgl. den von Boguslawski, Friese, Hoffmann, Rhediger, Ribbentrop und Boyen unterzeichneten Immediatbericht der Kommission (20. September 1809, mit drei Anlagen, fol. 2r–7r) sowie ihren Entwurf einer „Verordnung wegen Errichtung einer Land-Garde“ (mit sechs Beilagen, u. a. Sondervoten Boyens und Ribbentrops und Bemerkungen der Mehrheit zu diesen, 25.–29. September 1809, fol. 8r–31v). Dazu am Rande ein schräger Strich.

102 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) gade 3000 rh., erforderlich zu sein, und selbst diese Summe halte ich für klein, wenn nicht die Übung mit der der Artillerie verbunden wird.1 Königsberg d. 18. Novbr. 1809. v.Scharnhorst.b Des Königl. Obersten p. Herrn v.Neander Hochwohlgeborn 81. Scharnhorst an Altenstein

Königsberg, 20. November 1809

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Vollmacht Götzens zu außerordentlichen Zahlungen. Rückkehr zum regulären Dienstweg bei Arbeiten an den schlesischen Festungen.

Königsberg, den 20. November 1809. Auf Ewr. Excellenz geehrtes Schreiben vom 9. d.M. ermangele ich nicht ergebenst zu erwidern, dass die zur Instandsetzung der schlesischen Festungen zur Disposition des Grafen von Götzen erbetene Vorschusssumme von 10.000 Rtlr. auf eine separate Anordnung des letztern, kraft der demselben von des Königs Majestät verliehenen Vollmacht, ohne Zuziehung der dritten Division des allgemeinen Krieges Departements, zur Sprache gekommen ist. Bei dem von Ew. Excellenz geäusserten Sentiment werde ich nun dem p. Grafen von Götzen aufgeben, jene Summe, falls die Ausgabe schon wirklich statt gehabt hat, aus dem zur Disposition habenden Quanto zu bezahlen, und wenn dies nicht ausreichen sollte, den erforderlichen Zuschuss nachzusuchen. Zugleich werde ich ihn darauf aufmerksam machen, dass wenn die beabsichtigte völlige Armirung der schlesischen Festungen etwa noch nicht wirklich erfolgt und daher bis jetzt auch noch keine oder nicht die ganze Ausgabe gemacht sein sollte, es in diesem Falle unter den gegenwärtigen Umständen wohl geratener sein möchte, mit der Anschaffung jener Erfordernisse einzuhalten, und nur die Kosten für das, was schon wirklich angeschafft worden, in Ausgabe zu stellen, sich aber wegen der künftigen succesb 1

a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Vgl. dazu die beiden Verpflegungsetats und die dazugehörigen „Bemerkungen“ der 3. Division (Königsberg, 15. November 1809, unterschrieben von Neander, Schmidt und Leithold), ebda., fol. 204r–208v bzw. 209r–210r. Etat A belief sich jährlich auf insgesamt 83.605 Taler und 47 Rationen, Etat B auf 77.387 Taler und 32 Rationen. Oestreich verwendete die eigenhändig unterschriebene Reinschrift in GStA PK, I. HA Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 2853. Dieser Faszikel war während der Kompilation dieses Bandes in keinem vorlegbaren Zustand.

Nr. 82

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siven Beschaffung der etwa darunter begriffenen unumgänglich notwendigen Artikel verfassungsmässig mit der dritten Division des Allgemeinen Krieges Departements zu einigen, damit selbige sodann die solchergestalt noch erforderlichen Gelder mit auf ihren Etat nehmen kann. v. Scharnhorst 82. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Königsberg, 20. November 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 205 fol. 51r (½ S.): Auszug, unbekannte Hand.a Die Geschützgießerei in Gleiwitz.

Extract. eines Schreibens an die 3t Division, worinn obige Anfrage mit beantwortet wird und wovon sich das Concept in Acte No. 88 befindet: Indem ich solches der p. bemerklich mache, erwiedere ich zugleich auf die mir unterm 28. v.M. gemachte Anfrage, wie es mit der Geschützgießerei in Gleiwitz ferner gehalten werden solle, daß die derselben zugekommene Kabinets Ordre vom 6. d.M. hierüber die nähere Bestimmungen Seiner Majestät enthält. Königsberg d. 20. Novb. 1809. gz. v.Scharnhorst 83. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Königsberg, 20. November 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 205 fol. 54r–55r (2¼ S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen Johann von Schmidts, eigenhändig unterschrieben. Verfügungen zur Bearbeitung einiger Schreiben des Prinzen August.

Noi. d.H. General v.Scharnhorst.a Königsberg d. 20. November 1809 An die Königl. dritte Division des allgemeinen Krieges Departementsb a

Auf einem von Neander, Pullett, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Königsberg, 28. Oktober 1809).

a

Darunter ein Vermerk von Schreiberhand: „Zu Novbr. 1809 No. 2.“ Datum und Anschrift in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungsvermerk und ein Abgangsvermerk vom 22. November.

b

104 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) Auf das Schreiben der Königl. dritten Division des allgemeinen Krieges Departements vom 4⬘ d.M. in Betref des derselben von des Prinzen August Königl. Hoheit zur Instruirung der Artillerie Depots mitgetheilten, von der Artillerie Prüfungs Commission entworfenen Aufsatzes,1 welcher die Einführung mehrerer Veränderungen an den Artillerie Fahrzeugen, GeschützZubehörs u. s. w. zum Gegenstande hat, erwidere ich hiermit, wie es keinesweges die Absicht ist, daß die Ideen der gedachten Commission als Vorschriften angesehen werden und ohne Höchste Sanction zur Ausführung gebracht, noch weniger aber von der Königl. Division im Namen der Commission zur Kenntniß der Unter Behörden gebracht werden sollen. Die der Königl. Division unlängst ertheilte Instruction giebt den Geschäftskreis derselben genau an, und ich verweise dieselbe hierunter lediglich auf jene, bei deren pünktlicher Nachlebung wohl keine Zweifel mehr eintreten können. Was nun den vorliegenden Fall anlanget, so wird die Abmachung der Sache vor der Hand wohl ausgesetzt und bis zur Rückkehr der Behörden nach Berlin auf sich beruhen müssen, wo alsdann die bisherigen Skrupel leicht zu vermeiden sein werden; ich trage jedoch der Königl. Division auf, über die Vorschläge des Prinzen August wegen Einführung verschiedener Abänderungen an den Geschützen an des Königs Majestät zu berichten und solchec mit Ihren gutachtlichen Bemerkungen und für oder gegen die Annahme der Vorschläge sprechenden Ansichten zu begleiten. Des Königs Majestät werden alsdann zu entscheiden haben, ob und inwieweit die Ausführung der beregten Abänderungend sogleich oder erst, nachdem die Utensilien alter Art verbraucht sind, Statt finden soll. Königsberg d. 20. Novbr. 9 v.Scharnhorst. 84. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Königsberg, 22. November 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 79r–80r (2½ S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand.

c

d

1

Verändert aus „Division auf, den gegenwärtigen Aufsatz an des Königs Majestät einzureichen, die sämtlichen darin gemachten Vorschläge gehörig zu beleuchten und“. Verändert aus „inwieweit die Ideen der Prüfungs Commission realisirt, auch ob die Ausführung derselben“. Vgl. das von Neander, Pullett, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division an Scharnhorst ebda., fol. 52r–53r, mit dem eigenhändigen Vermerk: „M. v. Schmid. Morgen Nachmittag 5 Uhr zum Vortrag bei mir. D. 17ten Nov. S.“

Nr. 84

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Konzept, Rauchs Handa: ebda., fol. 77r-v (2 S.); Aktennotiz, eigenhändigb: ebda., fol. 78r. Für die Berliner Bürgergarde bestellte Karabiner. Von den Gebrüdern Schickler angebotene Gewehrschlösser.

Nahmens des Herrn Gen. Maj. v. Scharnhorst. Koenigsberg den 22. Nov. 1809. An die Königl. dritte Division des Allgemeinen Krieges Departements hier.c Der Königl. dritten Division des Allgem. Kriegesdepartements erwidere ich auf die mir unterm 4n d. M. gemachte Anfrage1 wegen des Ankaufs der anfangs für die Bürger Garde zu Berlin bestimten gezogenen Bajonet-Karabiner, daß, da der allerhöchsten Intention zufolge die gedachte Bürgergarde mit Gewehren versehen werden soll, jene Karabiner ihrer anfänglichen Bestimmung gemäß wohl auch noch dazud verwendet werden dürften. In diesem Betracht sowohl, als auch weil diese Karabiner in der That theuere und zum Gebrauch für die Armée nicht ganz geeignet sind, ist es sehr gut, daß der Oberstlieutenant von Witzleben solche noch nicht angekauft hat, welches demnach auch für jezt noch ausgesezt bleiben muß. Was die 4000 sogenannten Nothhardtschen Gewehrschlösser betrift, welche die Gebrüder Schickler in Vorrath haben und die der Oberstlieut. von Witzleben vorläufig zum Ankauf in Beschlag genommen hat, so frägt es sich, ob selbige nicht mit Nutzen zu den Gewehrarbeiten in Schlesien zu gebrauchen seyn werden, da sie bey den hiesigen Gewehr Arbeitenf, der darüber eingezogenen Erkundigung zufolge, weder füglich zu gebrauchen, noch nöthig sind. Hierüber ist daher zuvor nähere Gewißheit zu verschaffeng, zugleich aber der Schicklerschen Fabricke zu eröfnen, daß, da jene Schlößer zu theuer befunden und nicht nothwendig gebraucht würden, selbige nur auf den Fall angekauft werden könten, daß von dem geforderten Ankaufspreis bedeutend abgelaßen würdeh.

a b

c d e f g h 1

In indirekter Rede geschrieben, datiert Königsberg, 21. November 1809. Auf dem von Neander, Pullett, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division (Königsberg, 4. November 1809) steht: „Das Ankaufen kann jetzt anstehen. S.“ Datum und Adresse in der linken Spalte. Das Folgende verändert aus „werden zu verwenden seyn.“ Im früheren Konzept: „würklich theuer“. Im früheren Konzept verändert aus „bei der hiesigen Gewehr Reparatur Anstalt“. Im früheren Konzept: „würde also zuförderst Erkundigung einzuziehen [...] sein“ Im früheren Konzept: „daß sie solche bedeutend wohlfeiler zu überlassen sich entschlöße.“ Vgl. Anm. b.

106 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) Dabey ist dennoch aber nicht aus der Acht zu laßen, daß von der erwähnten Anzahl von Schlössern noch so viel abzurechnen seyn werden, als die Schicklersche Fabricke noch fertige Nothhardtsche Gewehre abzuliefern im Stande ist, indem des Königs Maj. auf eine bey Allerhöchstdenselben geschehene Anzeige, daß in den Gewehrfabricken zu Potsdam u. Spandau noch eine bedeutende Anzahl von Nothhardtschen Gewehrläufen, Bajonetten und Ladestöcken vorräthig sey, schon vorläufig beschlossen haben, diese Gewehre ankaufen zu laßen, worüber die Divisioni den offiziellen Befehl erhalten wird. Dem obigen gemäß wird dieselbe nun den Oberstlieut. v. Witzleben näher zu bescheiden und demnächst die weiter erforderliche Einleitung zu treffen haben.j Koenigsberg den 22. Nov. 1809 Nahmens des Herrn Generalmajors von Scharnhorst v.Rauch 23. 85. Scharnhorst an Decken

[Königsberg?], 22. November 1809

Familienarchiv v. der Decken, Hamburg, Nr. 32 (3 S.): Eigenhändig. Druck: Niemeyer, S. 155. Annahme der Stelle in England, Überfahrt im Frühjahr 1810. Empfehlung des Überbringers, Graf Fabian zu Dohna.

Mein innigst verehrter Freund, Sie werden schon einen Brief von mir als Antwort auf Ihr Schreiben von 21. Sept. erhalten haben; ich habe darin angezeigt, daß ich die Stelle1 dankbara an nehme, aber erst dort in Frühjahr eintreffen kann, indem ich meine häußlichen Geschäfte erst ganz reguliren muß, wozu noch wenigstens der Dec. Monatb gehört. Der Graf zu Dohna2, welcher diesen Brief überbringt, zeichnete sich in den letzten Kriege mehrer Male aus, wurde schwer verwundet, der König machte ihn zum würklichen Capitän, bald darauf bekam er den Orden und nach her nahm er ihn bei sich als Flügeladjudant. Ohngeachte der Flügeladjudant hier viel vorstellt, sein Bruder hier Minister ist und viele andere

i j

a b 1

2

Folgt gestrichen: „nächstens“. Dieser Satz fehlt im früheren Konzept. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Dec.“ Die seit 1807 immer wieder ins Auge gefaßte Stelle als Chefinstrukteur am Royal Military College in High Wycombe, vgl. die betreffenden Schriftstücke im vierten und fünften Band. Zu Fabian Burggraf zu Dohna vgl. Anhang 1.

107

Nr. 86

Verhältnisse ihn hier feßelten, forderte er dennoch gleich bei den Anfang des Krieges zwischen Frankreich und Oestereich den Abschied, um im Kriege zu dienen, dieser wurde ihn endlich bewilligt, unterdes hatte ihn ein Nerven Fieber befallen, erst jetzt ist er hergestellt und will nun in englischen Dienst gegen die Feinde Deutschland[s] dienen. Es ist ein so bescheidener, stiller und zurükhaltender Mensch, daß man ihn nur kennen lernt, wenn er handelt. Parteiisch kann mein Urtheil scheinen, es ist der Bruder des Manns meiner Tochter, aber ich glaubec von ihm nichts als die Wahrheit gesagt zu haben. Ihr ewig dankbarer Freund v. Scharnhorst. Den 22. Nov. 1809. 86. Scharnhorst an Diericke

Königsberg, 23. November 1809

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Vorschläge Bülows zum Unterricht junger Offiziere und zu Portepeefähnrichen bei den Brigaden.

Königsberg, 23. November 1809. Ew. Exzellenz1 gebe ich mir die Ehre, anbei ein Schreiben des General-Major von Bülow zu übersenden, und ersuche Dieselben ergebenst zur Ausführung der darin gemachten Vorschläge mit mir gemeinschaftlich zu wirken. Nach meiner Meinung würde es indes hinreichend sein, der Oberschlesischen, Westpreußischen und Pommerschen Brigade einer jeden einen IngenieurOffizier beizugesellen, welche dem beiliegenden Schreiben gemäß die Bestimmung haben würden, den jungen Offiziers sowohl als denjenigen Militärs, die Portepee-Fähnrich zu werden wünschen, Unterricht in den militärischen Wissenschaften zu erteilen. Bei den drei übrigen Brigaden würde die Anstellung von Ingenieur-Offizieren zu diesem Behuf wohl nicht nötig sein, indem die Offiziere pp. derselben an den zu Berlin, Breslau und Königsberg etablierten Militär-Schulen ohne Schwierigkeit teilnehmen können.2 v. Scharnhorst.

c

Die folgenden zwei Wörter nachträglich eingefügt.

a

Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 13 A Ober-Milit. Prüf.Kommission Nr. 1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Generalleutnant Christoph Friedrich Otto von Diericke wurde im vierten Band vorgestellt. Bülow hatte Scharnhorst am 6. November ersucht, drei inaktive Ingenieure pro Brigade zum Unterricht der Portepeefähnriche und jungen Offiziere anzustellen. Scharnhorst und Diericke erklärten sich einverstanden und äußerten, man könne die Majore Lossau, Schöler und Seydel mit der Aufsicht in Stargard, Breslau bzw. Berlin beauftragen, vgl. Friedlaender, S. 319f.

1 2

108 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) 87. Scharnhorst an Götzen

Königsberg, 25. November 1809

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. Weitere Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert: GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 43 fol. 105r (1 S.).a Lage der schlesischen Festungen. Verstärkung Cosels.

Königsberg, 25. November 1809. Euer Hochgeboren danke ich ergebenst für die gefällige Mitteilung der in ihren Schreiben vom 4., 7. und 11. d. M. enthaltenen Nachrichten und Bemerkungen. Ich habe solche Seiner Majestät dem Könige vorgetragen, und soll ich darauf hiermit erwidern, daß in unsern äußern Verhältnissen keine solche Veränderungen eingetreten sind, die eine Besorgnis wegen unsrer Festungen nötig machen, indessen haben höchstdieselben, wie Euer Hochgeboren aus der heutigen Ordre ersehen werden, Sie autorisiert, die Garnison von Cosel mit einem Infanterie-Bataillon und einer Compagnie Artillerie zu verstärken, und werden Sie mich sehr verbinden, wenn Sie die Gefälligkeit haben wollen, mir von den Ihnen bekannt werdenden Vorfällen und Nachrichten aus dem Auslande fortwährend Kenntnis zu geben. Die von Ihnen geschehene Anzeige von der Waffensammlung in Polen bestätigt sich von allen Seiten her. Scharnhorst. 88. Scharnhorst an Götzen

Königsberg, 27. November 1809

Nach der Edition bei Linnebach, S. 381f., mit Korrekturen Gerhard Oestreichs.a Weiterer Druck: Pertz, Gneisenau I, S. 556f.; Klippel III, S. 513f. Abraten von Waffenkäufen im Ausland. Beurlaubungen in Schlesien. Prinz Biron von Kurland. Krusemarks Mission zu Napoleon. Bevorstehender Umzug nach Berlin.

Königsberg, den 27. Novbr. 1809. Ew. Hochgeb. Schreiben über die Armatur-Angelegenheit von 19. dieses1 ist an mich richtig eingegangen, ich habe auch über diesen Gegenstand von Sr. Majestät hierüber die Befehle eingeholt. In der jetzigen Lage würde der Ankauf von Armaturstücken wohl nicht gut stattfinden können, denn erstlich sind unsere Fabriken gut in Gange und zweitens wird man von Ausa

Die gemeinsame Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 87, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

a

Die eigenhändige Vorlage, zuletzt im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 88 Pak. 622, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Früher im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 87.

1

Nr. 88

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lande nie etwas Gutes für billige Preise erhalten. Unbedeutende Quantitäten oder Waffen von schlechter Qualität zu akquir[ir]en ist alles, was man von Auslande nach meiner Erfahrung und der Natur der Sache erwarten kann. Ich halte dafür, diese Sache ganz fahren zu lassen. Ueber politische Gegenstände bin ich nicht unterrichtet, mir scheint es aber, daß für erst in unsern Staaten und den nächst gelegenen alles ruhig sein werde. Freilich wird [sich] ein jeder in einen so guten wehrbaren Zustand setzen als möglich, dabei wird es aber auch vorerst bleiben, dies ist hier die allgemeine Meinung. Ew. Hochgeb. Schreiben von 16. und 17. dieses2 sind bei Sr. Majestät eingelaufen; Se. Majestät sind mit der geredeten Beurlaubung von 10 Mann zufrieden, allein Sie wollen, daß diese nach und nach ohne Unterbrechung geschehen soll, bis die Komp. auf ihren Etat kommen. Die Zeit wollen Sie nicht bestimmen, in der diese Beurlaubung ganz ausgeführt sein soll, sondern überlassen sie Ew. Hochgeb. Der Oberst Prinz Bironb wünscht von den zweiten schlesischen Husaren den Namen eines Chefs zu führen, des Königs Majestät wollen ihn zum Kommandeur in der Kategorie eines Chefs nach der neuen Verfassung anstellen, nach der er Rapport vom Regiment erhält,c darunter Revue halten kann, vom Regimente alle Honneurs erhält, ohne übrigens in Innern des Regiments etwas tun zu können. Se. Majestät wollen aber von Ew. Hochgeb. wissen, ob Sie diese Anstellung tunlich halten, ob dadurch keine Kollisionen entstehen könnten, und haben mich aufgetragen, hierüber Ihr Gutachten zu erbitten.3 Ueber die Aufnahme von den Obersten von Krusemark4 bei dem Kaiser Napoleon wird hier viel gesprochen; die wohlunterrichtesten behaupten, der Kaiser habe über unser Betragen, über manche Vorfälle in unsern Provinzen usw. sehr heftige und ungnädige Klagen und Aueßerungen geführt, aber dennoch einen sehr freundschaftlichen guten Brief [geschrieben], der mehr beruhigend sei, als daß er Unruhe erwecken könne.5 Ich sage dies in engsten Vertrauen, da ich zumal mich hierin irren könnte. Daß Krusemark einen schönen Ring von K. N.6 zum Geschenk erhalten hat, werden Sie wissen. b

c 2 3

4

5

6

Bei Pertz: „Byron“. Gustav Kalixt Fürst Biron von Kurland wurde im fünften Band vorgestellt. Die folgenden neun Wörter fehlen bei Linnebach und Pertz. Abschriften in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 43 fol. 57r bzw. 58r–63r. Bald darauf wurde Graf Götzen zum Chef des 2. Schlesischen Husarenregiments ernannt, der Prinz dagegen am 12. Dezember zum Chef des Schlesischen Ulanenregiments. Der im fünften Band vorgestellte Generalmajor Friedrich Wilhelm Ludwig von Krusemark war im Oktober als Brockhausens Nachfolger zu Napoleon entsandt worden, um ihn wegen der Haltung Preußens zu beschwichtigen und um günstigere Bedingungen für die Kontributionszahlungen zu bitten. Der Brief, der ein Glückwunschschreiben des Königs beantwortete, verlangte, daß dieser seine Residenz wieder nach Berlin verlegte. Kaiser Napoleon.

110 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) Nun noch meinen innigsten und herzlichen Dank für alles mir erzeigte Zutrauen, dessen ich mich würdig zu machen bestreben werde. Ich gehe den 13. von hier und komme den 24. nach Berlin, der König gehet den 15. ab und kömmt den 23. in Berlin an. Er siehet auf dem Wege keine Truppen, als die in den Oertern sind, welche er passiert. Mit innigster herzlicher Verehrung Ew. Hochgeb. ergebenster Freund v. Scharnhorst. 89. Scharnhorst an Valentini

Königsberg, 27. November 1809

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Weitere Abschrift: GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 43 fol. 108r (1 S.). Privates Willkommensschreiben. Bitte um Anfertigung von Plänen der Schlachten von 1809.

Königsberg, 27. November 1809 Mein lieber Valentini, die Beilage1 ist blos offiziell; jetzt meine herzliche Teilnahme an Ihrer glücklichen Zurückkunft.2 Alle Ihre Berichte, Urteile und Briefe haben meinen Beifall und, was Ihnen noch weit wichtiger sein wird, den Beifall Sr. Majestät in höchsten Grad gehabt. Ihre jetzige Muße bitte ich dazu anzuwenden, einige Plane von den Schlachten dieses Krieges mit ihren vorhergehenden Operationen zu entwerfen und sie mir für unsere Plankammer mitzuteilen.3 Sie würden mich hierdurch verbinden und der Plankammer dadurch nützlich sein. Überlegen Sie dies und teilen Sie mir hierüber Ihre Meinung mit. Ihr Sie herzlich liebender Freund v. Scharnhorst. 90. Scharnhorst an Valentini

Königsberg, 27. November 1809

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Weitere Abschrift: GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 43 fol. 109r–110r (1¼ S.). Offizielles Schreiben zur Rückkehr Valentinis aus Österreich. Aufenthalt in der Provinz zur Vermeidung französischer Beobachtung. a

1 2

3

a

Die eigenhändige Vorlage im Nachlaß Valentini 1 gelangte später ins Heeresarchiv und ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vgl. das folgende Dokument. Der erstmals im dritten Band vorgestellte Georg Wilhelm von Valentini verarbeitete seine Erfahrungen als Adjutant des Prinzen Wilhelm von Oranien in seinem „Versuch einer Geschichte des Feldzuges von 1809“. Valentinis Bericht über die Schlacht von Wagram ist archiviert in GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 99 fol. 4r–15r. Vgl. Anm. a zum vorangehenden Dokument.

111

Nr. 91

Königsberg, 27. November 1809 Auf Ew. Hochwohlgeb. geehrtes Schreiben vom 15. Nov. habe ich die Ehre zu erwidern: 1. daß Ew. Hochwohlgeb. keine Wiederanstellung bedürfen, indem Sie nicht außer Dienst getreten sind, sondern nur die Erlaubnis gehabt, bei der österreichischen Armee als Volontär zu dienen und hierzu einen Abschied bis zur Rückkehr erhielten. 2. daß es aber dennoch unter den gegenwärtigen Umständen gut sein würde, wenn Dieselben vorerst nicht zum Dienst angestellt würden und sich wohl nicht in Berlin aufhielten, sondern an einem andern Orte, wo Sie wenig bemerkt würden, weil auf alle Offiziere, welche bei der österreichischen Armee gewesen, von den französischen Agenten ein aufmerksames Auge gerichtet wird. In dieser Hinsicht würde es gut sein, soviel als möglich sich bei Verwandten und Freunden aufzuhalten. 3. Ihre Besoldung werden Sie von mir vollständig erhalten, auch werde ich, sobald ich nach Berlin komme, Ihnen die Reisekosten ersetzen. Alle diese Eröffnungen sind hier auf die Autorisation Se. Majestät des Königs von mir geschehen. v. Scharnhorst. 91. Scharnhorst an Altenstein und Alexander Graf zu Dohna Königsberg, 28. November 1809 GStA PK, I. HA Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 4975 (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Konstituierung der Servisregulierungskommission.

Euer Exzellenzien verfehle ich nicht gehorsamst anzuzeigen, daß zu Mitgliedern der Servis-Regulirungs Commißion von Seiten des Krieges-Departements der Geheime Finanz Rath Dreyer und der Major v.Boyen1 ernannt sind, und daß sich selbige morgen nachmittage zur bestimmten Stunde, um 4 Uhr, in der Wohnung Sr Exzellenz des Herrn Staatsministers Grafen zu Dohna einfinden werden, um der angesetzten Conferenz beizuwohnen. Königsberg den 28t Novbr. 1809.

1

Friedrich Wilhelm Dreyer wurde im fünften Band vorgestellt, zu Hermann von Boyen vgl. Anhang 1.

112 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) Sr Exzellenzien des Herrn Staatsministers Frh. v.Altenstein und des Herrn Staatsministers Grafen zu Dohna 92. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

v.Scharnhorst.a Königsberg, 28. November 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 205 fol. 57r-v (2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. Zusätzliche Versuche zur Erprobung in Gleiwitz gegossener Geschütze.

Noe. des H. Gen. v.Scharnhorsta Königsberg d. 28. November 1809 An den Königl. Major von der Artillerie Herrn Braun Hochwohlgeb. zu Neisse.b Aus den mir von den Geheimrath Karstenc mitgetheilten Protocollen über das Probieren der in Gleiwitz gegossenen metallenen und eisernen Geschütze habe ich ersehen, welche Resultate sich dabei ergeben haben, ich ersuche Sie unterdess[en], mehrered eiserne Kanonen mit 5 웩 Pulver und einer Kugel laden zu lassen, um zu erfahren, ob sie auch eine Ladung von dieser Stärke aushalten. Die Proben mit 2 Kugeln überzeugen mich nicht vollig von der Haltbarkeit, da zumal die Kartätschen auch ungefähr 2 Kugelschweren habene.

a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Vgl. auch die a. a. O. archivierten Schreiben Dohnas und Altensteins (Königsberg, 26. bzw. 28. November 1809); das Innenministerium entsandte die Staatsräte Friese und Dietrich in die Kommission, das Finanzministerium den Staatsrat Wilckens.

a

Darunter der Vermerk: „ad No. 179“. Datum und Anschrift in der linken Spalte, etwas darunter ein Vermerk des Majors von Schmidt vom 2. Dezember: „Da die 3⬘ Division des allg. Krieges-Departements dem Major Braun bereits unterm 18‘ Novbr. auf mündlichen Befehl des Herrn Gen. Maj. v.Scharnhorst aufgegeben hat, Versuche über die Haltbarkeit der eisernen Canonen anzustellen, so haben der H. General v.Scharnhorst heute befohlen, daß dieses Schreiben nicht abgehen sollte.“ Verändert aus „von Ew. Hochwohlgebohren“. Verändert aus „habe ich zwar ersehen, [...] ich ersuche Sie indessen, noch einige“. Verändert aus „bei Kartätschen der Körper auch ungefähr 2 Kugelschweren hat“.

b

c d e

113

Nr. 93

Ferner wünschte ich, daß mit einem eisernen Kanonf mit 1 Kugel und 3½ oder 4 웩g Pulver Ladung 40 bis 50 Schuß so geschwind als möglich hinter einander gethan werden. Bei diesem Versuch ist es aber nöthig, die Zeit, wä[h]rend welcher die erwähnte Anzahl Schüsse geschehen, genau anzugeben, um von der Brauchbarkeit der eisernen Geschütze eine genügende Ueberzeugung zu erlangen. Denn halten die eisernen Kanonen die 40 bis 50 Schuß mit 3½ oder 4 웩 nicht aus, so muß man für sie eine geringere Ladung, etwa von 3 웩 in der Folge bestimmen. Ich bin immer noch der Meinung, man müsse bei der Annahmeh den 12웩der mit 5 웩 u. 1 Kugel und den 6웩der mit 3 웩 u. 1 Kugel probiren, vorausgesetzt, daß die eisernen Kanonen 250 웩 oder drüber auf jedes 웩 wiegen. Königsberg d. 28. Novbr. 1809. 93. Generaladjutant an Grawert

Königsberg, 28. November 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 43 fol. 121r (1 S.).a Truppenverlegungen in Schlesien.

Euer p. zeige ich hierdurch gehorsamst an, daß der Oberst Graf von Götzen den Befehl erhalten hat, 1. das Schlesische Schützen-Bataillon nach Frankenstein zu verlegen und die dort stehende Eskadron anderweitig zu dislocieren; 2. das Schlesische Grenadier-Bataillon von Brieg nach Neiße rücken zu lassen, und dagegen soll 3. das leichte Bataillon des 2. Westpreußischen Infanterie-Regiments von Breslau nach Brieg marschieren, wozu Euer p. diesem Bataillon den Befehl zu erteilen geruhen werden. Auf den Fall, daß der Oberst Graf Götzen diejenige Artillerie-Kompagnie, welche die Garnison von Cosel verstärken soll, aus einer andern Festung genommen haben möchte, soll er eine Kompagnie von Breslau dahin verlegen, wo er jene Kompagnie abgezogen hat.

f

g h

a

Dazu die gestrichene eigenhändige Hinzufügung: „nach dem sie mit 5 웩 Pulv. probirt“. Verändert aus „und 4 웩“, entsprechend bei der nächsten Verwendung des Wertes. Verändert aus „Ich bin der Meinung, man müsse zum Versuch“. Die Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 2 Minüte, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

114 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) 94. Allgemeines Kriegsdepartement an Bülow

Königsberg, 28.November 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 43 fol. 122r (1 S.).a Bestimmungen zur Führung von Konduitenlisten.

Auf mehrere Anfragen im Betreff der einzureichenden Konduitenlisten haben S.M. der König zu bestimmen geruhet, daß jedes Regiment und Bataillon eine zweifache Konduitenliste von seinen Offizieren alljährlich zum Ende des Monats November an das unterzeichnete Departement, die Herrn Brigadegenerale aber eine Konduitenliste von den Stabsoffizieren ihrer Brigaden unmittelbar an S.M. zugleich mit dem monatlichen Rapport pro Dezember einzureichen haben; auch wollen S.M., daß, wenn die Herrn Brigadegenerale den durch die Regimenter und Bataillons einzusendenden Konduitenlisten, wovon sie sich Abschriften geben lassen, Bemerkungen beizufügen für nötig finden sollten, sie solche dem unterzeichneten Departement mitteilen. Das Departement beeilt sich, Euer p. von dieser Allerhöchsten Bestimmung hiermit zu benachrichtigen, indem es die danach an die Denenselben untergeordnete Brigade zu erlassenden Instruktionen Ihnen anheimstellet und Euer p. nur noch zum Schlusse ersucht, die in Rede stehenden Listen dem hier angebogenen Format und Schema1 genau anpassend anfertigen zu lassen, weil gesamte Listen eingebunden werden müssen. 95. Scharnhorst an [Altenstein und Alexander Graf zu Dohna] Königsberg, 1. Dezember 1809 GStA PK, I. HA Rep. 76 Kultusministerium VIII A Nr. 2 (1½ S.): Reinschrift, eigenhändig. Übersendung von Gutachten zur Reorganisation des Medizinalwesens.

Ew. Excellenzen lege ich hier bei der Zurüksendung des Entwurfs über die Organisation des Medicinalwesens1 gehorsamst vor 1. ein Gutachten von mir2, 2. einige Bemerkungen von den General-Chirurgus Görken3 vor.

a

1

1

2 3

Die Vorlage, eine von Scharnhorst und Hake unterschriebene Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 2 Nr. 310b, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Von Vaupel nicht vorgefunden. Zu dem „Plan zur Organisirung der Medizinal-Section im Ministerio des Innern“ (a. a. O., 17 S.) gehörten mehrere Beilagen, u. a. ein „Personal und Salarien Etat“. Vgl. das anschließende Dokument. Johann Görcke wurde im vierten Band vorgestellt, seine an Scharnhorst adressierte Denkschrift (Königsberg, 28. November 1809, 16 S.) befindet sich im selben Faszikel.

Nr. 96

115

Mein Gutachten bitte ich bloß als eine Aeusserung anzusehen, die ich privatim Denenselben vorzulegen mich verpflichtet halte und auf die ich selbst keinen Werth lege, wenn Excellenzen und der Geheime Rath Hufland nicht glauben, daß man nach derselben Veränderungen in der Organisation des Medicinalwesens zu machen Ursach hätte. Konigsberg den 1. Dec. 1809 Scharnhorst.a 96. Denkschrift

[Königsberg, nicht nach 1. Dezember 1809]

GStA PK, I. HA Rep. 76 Kultusministerium VIII A Nr. 2 (4 S.): Reinkonzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Veränderungen, eigenhändig unterschrieben.

Gutachten über den Entwurf der Organisation des Medizinal-Wesens.a Bei der neuen Organisation der Medizinal-Verfaßung ist kein militairischer Arzt in die Sectionb für das Medizinalwesen angestellt worden, sondern er soll nur dann zugezogen werden, wenn von Anordnungen des Militair Medizinalwesens die Rede istc, wobei den übrigen Mitgliedern die Entscheidung bleiben soll, welches überdies aus der Stimmenmehrheit folgen soll. Hat es aber seine Richtigkeit, daß der oberste militairische Arzt von der ersten Klaße der Aerzte seyn muß, daß er in dem chirurgischen Fache Erfahrungen, besonders im Kriege sammelt, die allen andern Aerzten abgehen, daß er überhaupt durch seine Verhältniße die geringern Klaßen der Aerzte und die Verpflegung und Kurart derjenigen Kranken, auf welche wenig gewandt werden kann, gewöhnlich beßer als die Civilärzte der ersten Klaße kennen lernt, so muß es für das ganze Medizinalwesen äußerst wichtig seyn, daß auch der oberste Militair Arzt Sitz und Stimme in der Sektion des Medizinalwesens habe, und es scheint sowohl für das Militair-Medizinalwesen, als auch für das uebrige vortheilhaft, daß sogar noch ein zweiter militairischer Arzt im Rathe der Aerzte Sitz und Stimme habe, wenn über militairische Gegenstände und über Gegenstände der 2ten und 3ten Klaße der Aerzte deliberirt wird, weil, wie schon gesagt, die militairischen Aerzte die Verhältniße der Aerzte der 2ten und 3ten Klaße, oder der empirischen Aerzted, beßer als die übrigen Aerzte kennen lernen. Die Klaße der empirischen Aerzte ist aber für a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

a

Überschrift in der linken Spalte. Eigenhändig verändert aus „Abtheilung“. Das anschließende Satzende eigenhändig hinzugefügt, dabei „den“ versehentlich verdoppelt. Das Wort eigenhändig hinzugefügt.

b c

d

116 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) das Land und selbst auch für die meisten Städte die wichtigste Klaße, weil bei der größten Anzahl der Menschen nur diese gebraucht werden können. Ich kann daher mit dem Entwurf nicht einverstanden seyn, nach welchem die Section des Medicinalwesens bloß ause auf Akademien gebildeten Civilärzte[n], welche in den meisten Fällen nicht aus der Hauptstadt werden gekommen seyn, bestehen soll, sondern ich glaube, daß man Männer der ersten Klaße der Aerzte, welche vorzüglich Gelegenheit gehabt haben, die Verhältniße des gemeinen Mannes und des empirischen Arztes kennen zu lernen, und welches nur militairische Aerzte sind, mit zuziehen muß. Ich darf diese Meinung hier um so mehr äußern, da die Section des Medicinal Wesensf auf die Medizinal-Einrichtung des Militairs, welcheg in mancher Hinsicht sich der der ärmern Klaße des Volks nähert, sehr nachtheilig wirken könnte. Wenn man von dem richtigen Gesichtspunkte ausgehet, daß es nur Aerzte verschiedener Klaßen in Hinsicht ihrer Kenntniße, aber nicht in Hinsicht auf Arzeneikunde und Chirurgie giebt, so fällt es in die Augen, daß es auch nur Bildungsanstalten für jene verschiedenen Klaßen geben kann und daß man also nicht Ursache habe, die Bildungsanstalten des Militairs von denen des Civils zu trennen. Da aber nur militairische Aerzte der ersten Klaße zur Bildung der geringern Klaße von Aerzten vorzügliche Kenntniße und Erfahrungen in sich vereinigen, da durch die chirurgisch-medizinische Pepiniere für die Bildung der 2ten und 3ten Klaße von Aerzten so viel geleistet ist, so scheint es, daß man die militairischen Anstalten zur Bildung der beiden letzten Claßen von Aerzten erweitern, zur algemeinen Bildungsanstalt dieser Klaße von Aerzten machen und die militairischen Aerzte bei dem algemeinen Medizinalwesen auf eine für die ärmere (bei weitem größere und also wichtigere) Klaße von Staatsbürgern benützen könne. Den nach würde es von großer Wichtigkeit seyn, ein oder zwei militärische Aerzte in der wissenschaftlichen Deputation zu haben, welches auch schon in Hinsicht ihrer weit größern Erfahrung in der Chirurgie zu wünshen wäre.h Demnach fände in der Folge keine Absonderung von militairischen und andern Aerzten und Bildungsanstalten für Aerzte Statt; die bei dem Militair angestellten Aerzte, welche in einigen Zweigen Erfahrungen haben, die den übrigen abgehen, wären aber dagegen mit in der Direktion des Medizinalwesensi und der wissenschaftlichen Deputation vorhanden. Daß diese Vereinigung für die Armee und also für das besondere Intereße Seiner Majestät vortheilhaft seyn und zur Ersparungen fürs Ganze führen würden, ist gar keinem Zweifel unterworfen; auch würde es sich nach und nach ohne e

f g h i

Eigenhändig verändert aus „nach welchem der alles ordnende Rath bloß aus Individuen der ersten Klaße der“, wobei das erste „der“ versehentlich stehenblieb. Eigenhändig verändert aus „da sonst die Beschlüße des Raths der ersten Aerzte“. Statt „welches“. Dieser Satz eigenhändig hinzugefügt. Die folgenden vier Wörter eigenhändig eingefügt.

Nr. 97

117

Schwierigkeit ausführen laßen, ohne daß dadurch ein vorübergehender Nachtheil für das Militair entstände. Die Pepiniere würde aus 2 Klaßen von Eleven bestehen; die eine erhielte sich selbst, die andere würde vom Staat erhalten und wäre dagegen verpflichtet, in den geringern, wenig einbringenden Stellen eine Zeit lang zu dienen. Beide würden nach der Einrichtung der militairischen Pepiniere zur Ordnung gewöhnt, unter Aufsicht gehalten und oft examinirt, damit man aus ihrem ganzen Betragen auf ihre Brauchbarkeit schließen könnte, wozu ein bloßes Examen nicht hinlänglich ist. Sie erhielten dagegen die Vortheile, daß sie eher als andere Individuen bei gleichen Kenntnißen angestellt würden. Dies wäre billig, da manj von der Brauchbarkeit der Eleven aus der Pepiniere in jeder Hinsicht, von der der anderswo gebildeten jüngern Aerzte der 2ten und 3ten Klaßen aber nur in Hinsicht derjenigen Eigenschaften, über die man examiniren kann, sich überzeugt hätte. v.Scharnhorst. 97. Scharnhorst und Lottum an Alexander Graf zu Dohna Königsberg, 2. Dezember 1809 GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 950 Nr. 10 Bd. 1 fol. 23r–v (1½ S.): Abschrift, Schreiberhand. Druck: Scheel/Schmidt, S. 506 (Zitat). Ansichten des Kriegsministeriums zu einem Regierungsblatt.

Euer Excellenz erwiedern wir auf das gefälligste Schreiben vom 7ten v. M.1, daß der Plan zu einem officiellen Regierungsblatt2, wovon uns die Grundsätze mitgetheilt sind, asehr zweckmäßig zu sein scheint, und, wenn die ad a3 in Absicht der Militair Gesetze angeführte Vorsicht beobachtet wird, die Militair Verwaltung sich für die Entstehung eines solchen Amts Blatts erklären muß.

j

Das Folgende eigenhändig verändert aus „die Brauchbarkeit [...] in jeder Hinsicht, die der anderswo [...] über die man examiniren kann, kennte.“

a

Ab hier bis zum Ende des Satzes die bei Scheel/Schmidt zitierte Passage. Abschriften dieses und der gleichzeitig an Altenstein, Beyme und das Außenministerium übersandten Schreiben befinden sich ebda., fol. 8r–10v. Einen Plan dazu hatte der von seiner Tätigkeit als weimarischer Hofrat nach Berlin zurückgekehrte Adam Müller dem König vorgelegt. Druck: Franz Rühl: Briefe und Aktenstücke zur Geschichte Preussens unter Friedrich Wilhelm III. vorzugsweise aus dem Nachlass von F. A. von Stägemann, I. Bd., Leipzig 1899, S. 121–129. Dohnas Schreiben detaillierte, was in dem zu schaffenden Organ zu publizieren wäre, beginnend „a) alle neuen Gesezze und allgemeinen Einrichtungen.“

1

2

3

118 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) Nur glauben wir ad d4 berühren zu müßen, daß zu einem Ausschluß der Anzeigen von den Ereignißen, Erfindungen und Einrichtungen des Inlandes keine Veranlaßung vorhanden zu sein scheint, vielmehr daß grade diese den Vorzug vor den Anzeigen über gleiche Ereigniße des Auslandes verdienen. Die Redaction dieses Blatts dürfte jedoch, um das Gouvernement auf keine Weise irgend einem Compromis auszusetzen, nicht eigentlich der Section für die Gesetzgebung, sondern einem Privatmann anzuvertrauen sein, wobey aber dennoch das Blatt der Leitung der Regierung unterworfen sein und unter ihrer Aufsicht stehen müßte. Das Publikum würde dies Verhältniß bald erfahren und es hiernach unbedenklich für ein officielles Amts Blatt halten, um so mehr, da ein solches Verhältniß auch bei andern öffentlichen Blättern als z. B. dem Moniteur statt findet, welcher überall für ein offizielles Regierungsblatt gilt, demohngeachtet aber von der Regierung in einzelnen Artikeln nicht dafür erkannt wird, sobald sie es den Umständen für angemeßen findet. Wahrscheinlich wird die Redaction eine allgemeine Instruction erhalten, nach welcher sie die Beiträge der einzelnen Departements anzunehmen hat. Diese Beiträge werden vorzüglich die zu A, b, c und e5 gehörenden Gegenstände in sich faßen, dagegen der Redaction für die Gegenstände ad d ein größerer Spielraum bleibt und alles, was in diese Cathegorie gehört, dürfte vor der Aufnahme von den intereßirenden Departements nachzusehen sein, in so fern von bedeutenden Begebenheiten des Innlandes die Rede ist. Euer Excellenz stellen wir ganz ergebenst anheim, in welcher Art dieselben von vorstehenden Bemerkungen Gebrauch zu machen belieben wollen. Königsberg den 2tn Dezember 1809 Scharnhorst.

Lottumb

An des Königl. Würklichen Geheimen Staats Ministers des Innern Herrn Grafen zu Dohna Excellenz.

b 4

5

Unterschriften mit Respektabstand. Nämlich „die politischen Verträge unseres Staats mit auswärtigen Mächten, insoweit sie bekannt werden können [...], merkwürdige Ereigniße, Erfindungen und Einrichtungen des Auslandes, welche entweder in wißenschaftlicher oder politischer Hinsicht ein Intereße für das Innland haben.“ Punkt b: „Extracte aus den den Gesezzen zum Grunde liegenden Verhandlungen“, c: „die das Königliche Haus betreffenden Nachrichten“ und e: administrative Verfügungen.

119

Nr. 98

98. Scharnhorst an Beyme

Königsberg, 2. Dezember 1809

GStA PK, I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46897 fol. 402r–v (1¼ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Verweigerung einer Auditeurstelle für das Ostpreußische Jägerbataillon.

Mit Euer Exzellenz gefälliger Zuschrift vom vom 20tn v. M.1 habe ich das an Dieselben und an mich gemeinschaftlich gerichtete Schreiben des Herrn General Auditeurs von Koenen vom 23tn October d. J. in Betreff der von dem Major von Lichtenhayn2 nachgesuchten Anstellung eines besondern Auditeurs bey dem Ostpreußischen Jaeger Bataillon zu erhalten die Ehre gehabt, und muß ich Euer Exzellenz mir beliebigst geäußertem Sentiment vollkommen dahin beytreten, daß unter den vorliegenden Umständen dem gedachten Bataillon kein besonderer Auditeur zugegeben werden kann, und die bey demselben vorkommenden Militair-Justitzsachen füglich durch den Auditeur der Brigade mitzuübernehmen seyn werden. Das mir von Euer Exzellenz mitgetheilte Original Schreiben des Herrn General Auditeurs von Koenena ermangele ich nicht mit seinen Beylagen hier angeschlossen gantz ergebenst zurück zu senden, und überlaße es Euer Exzellenz, den Herrn p. p. von Koenen hiernach beliebigst bescheiden zu wollen.3 Königsberg den 2ten December 1809. v.Scharnhorst An des Königlichen Groß Kanzlers Herrn Beyme Exzellenz zu Berlin. 99. Zirkular

Königsberg, 2. Dezember 1809

GStA PK, VI. HA Nl Johann Karl Ludwig Braun Nr. 7 fol. 37r–v (1¼ S.): Abschrift, Schreiberhand.

a 1 2

3

Dazu am Rande einige schräge Striche. Vgl. das Konzept dazu, ebda., fol. 305r-v. Georg Ludwig von Lichtenhayn war 1786 aus württembergischen Diensten in das Feldjägerregiment eingetreten und Ende 1808 zum Kommandeur des Bataillons ernannt worden. Er wurde im Januar 1810 als Oberstleutnant verabschiedet. Vgl. die Konzepte (Berlin, 15. Dezember 1809) zum Schreiben Beymes an Koenen und zum Antwortschreiben an Scharnhorst ebda., fol. 403r–404r.

120 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) Weitere Abschrift, Schreiberhand: GStA PK, IV. HA Rep. 12 Nr. 305 fol. 1r (1 S.).a Übersendung einer Bekanntmachung zu Soldatenehen. Listenführung. Keine Vergütungen für Neuverheiratete.

Abschrift

An des Prinzen August v. Preußen Königl. Hoheit.b

Ew.p. übermachen wir in der abschriftlichen Anlage ganz ergebenst zur Bekanntmachung an die Truppen eine Königl. Kabinets Order vom 27ten v. M.1, welche die nähern Bestimmungen enthält, unter welchen die Soldaten das Heurathen erlaubt sein soll. Diesen zufolge ersuchen wir Ewp. ganz ergebenst, uns vom 1t Januar a. s.c ab eine namentliche Liste von sämmtlichen unter Dero Befehlen stehenden verheuratheten Soldaten, vom Feldwebel und Wachtmeister abwärts, nebst ihren in Zahlen anzugebenden Kindern, einzugeben, indem diese verheuratheten Leute künftig hin nur allein Anspruch auf erhöhten Servis haben sollen. Von dieser Liste ist halbjährlich eine Abgangsliste, ingleichen auch eine Nachweisung des etwanigen Zugangsd, der jedoch nur allein dadurch entstehen kann, wenn schon gediente verheurathete Soldaten wieder in den Dienst treten, einzusenden, und damit so lange fortzufahren, bis diese besondere Klasse der Verheuratheten ausgestorben sein wird. In den halbjährigen Abgangslisten ist es hinreichend, wenn die Veränderung der Kinderzahl nur summarisch bemerkt wird. Alle übrigen Soldaten vom Feldwebel abwärts, die den 1tn Januar a. s. noch nicht wirklich verheurathet sind, ist es sogleich deutlich und ausführlich bekant zu machen, daß das Heurathen ihnen zwar keinesweges untersagt sein soll, daß sie aber künftig hin keine besondere Vergütigung als Verheurathete von Seiten des Staats, sie mögen Namen haben, wie sie wollen, zu erwarten haben und daß sie zu dem Ende hierauf bey der Wahl ihrer künftigen Frauen besonders in Anrechnung des Garnisonswechsels rücksichtigen müssen.

a

b

c d 1

Im Parolebuch des Neumärkischen Dragonerregiments. Diese Ausfertigung war gerichtet an Generalmajor von Kleist, der sie u. a. an den Regimentskommandeur Oberst von Jeanneret weiterleitete. Jeanneret wiederum leitete es an die einzelnen Eskadronen weiter (Reppen, 27. Dezember 1809, Abschrift des Begleitschreibens ebda., fol. 1r). Adresse nicht in der zweiten Abschrift, dafür am Ende: „Des Königl. General Majors Herrn v.Kleist H.“ In der zweiten Abschrift: „vom 1tn Jan. k. J.“ In der zweiten Abschrift: „Zuwachses“. Abschrift ebda., fol. 37v–38r.

Nr. 100

121

Ew.p. ersuchen wir, diese allgemeine Bekanntmachung auch noch bey jeder einzelnen Heurathgesuche dem Ansuchenden ausführlich wiederholen, und daß dies geschehen in dem Trauschein bemerken zu lassen, welchemnächst denn auch die Chefs und Commandeurs der Eskadrons und Komp. gehalten sein sollen, die Angaben der sich zum Trauschein meldenden Soldaten auf das sorgfältigste zu prüfen, ob sie sich auch ohne alle Königl. Unterstützung ernähren können, damit keine Ehe aus Leichtsinn eingegangen werde. Schließlich bemerken wir, daß in Hinsicht der verheuratheten Kantonisten die Königl. Kabinets Order bereits vorschreibt, daß solche, wenn sie eingezogen würden, ebenfalls keinen Anspruch zur Unterhaltung ihrer Frauen und Kinder machen können. Königsberg den 2t Dezember 1809. Königl. Preuß. allgemeine[s] Krieges Departement. 100. Allgemeines Kriegsdepartement an Bülow

Königsberg, 2. Dezember 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 44 fol. 10r (1 S.).a Status von Schützen und Karabiniers.

In Gemäßheit einer von uns gemachten Anfrage ist bestimmt worden, daß diejenigen Schützen, welche sich gegenwärtig im Dienst befinden, so wie es schon früher angeordnet ist, bis zu ihrem Avancement oder Abgang die Unteroffiziertroddel am Seitengewehr tragen sollen, daß aber die jetzt von aufgelöseten Regimentern noch einzustellenden Schützen künftig nur die Gemeinentroddel erhalten können.1 Da auch die ehemaligen Karabiniers bei der Kavallerie sonst nur immer die Troddel der Gemeinen getragen haben, so soll dies auch ferner Anwendung finden, und können demzufolge diejenigen Karabiniers, welche zur Ehrentroddel berechtigt sind, auch nur die für die Gemeinen bestimmten Ehrentroddeln tragen. Euer p. ermangeln wir nicht, zur Bekanntmachung an die Truppen Dero unterhabenden Brigade hiervon ergebenst zu benachrichtigen.

a

1

Die Vorlage, eine von Scharnhorst und Boyen unterschriebene Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 2 Nr. 310b, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Mit „Schützen“ sind hier die schon 1806 bei den Infanterieregimentern dienenden Scharfschützen gemeint.

122 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) 101. Scharnhorst an Prinz August

Königsberg, 3. Dezember 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 9r (1 S.): Konzept, Johann von Schmidts Hand.a Weiteres Konzept, dieselbe Hand: ebda., fol. 5r (½ S.).b Glencks Vorschläge zur Errichtung einer Salpeterfabrik in Breslau.

Namens d.H. General v.Scharnhorst Königsberg den 3ten December 1809 An des Prinzen August von Preußen Königl. Hoheit zu Berlin.c Ew. Königl. Hoheit erstatte ich für die Hochgeneigte Mittheilung des Höchstdenenselben von dem Major v.Schoeler überreichten Aufsatzes des Fürstl. Hohenloheschen Bauraths Glenck1 über die Anlegung einer Salpeter Plantage in und bei Breslau meinen unterthänigsten Dank ab.2 Nach dem gutachtlichen Bericht der dritten Division des allgemeinen Krieges Departements3 verdient die Sache, näher geprüft zu werden, und ich habe derselben aufgetragen, mit dem p. Glenck in nähere Unterhandlung zu treten und sich dabey des Majors v. Schoeler als Mittels-Person zu bedienen. Ew. Königl. Hoheit habe ich nicht anstehen wollen, hiervon vorläufige unterthänigste Anzeige zu machen. S. v.Schmidt 4.

a b

c

1

2

3

Auf demselben Blatt wie die erste Seite des Konzepts zum anschließenden Schreiben. Dieses erste, in indirekter Rede niedergeschriebene Konzept befindet sich auf demselben Blatt wie das zum anschließenden Dokument. Das Datum am Ende und Schmidts Unterschrift gelten für beide. Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk und ein Abgangsvermerk vom 6. Dezember. Johann Wilhelm Glenck (1753–ca. 1810) fungierte als Direktor der Hohenloheschen Herrschaften in Schlesien. Der gelernte Bäcker hatte Mathematik studiert und bei seinem Bruder, dem Kammerdirektor, Baurat und Salinendirektor Johannes Georg, das Bauwesen erlernt. In Clausewitz’ Auszug aus einem Schreiben „des Fürst. Hohenlohenshen Bau Rath Wilhelm Glenck zu Breßlau von 9. Dezbr. 1809“ (ebda., fol. 4r) heißt es: „Seine Königl. Hoheit der Prinz August haben mich zu meinem Vergnügen wissen laßen, daß Höchst Sie meinen Aufsatz über die einländishe Salpeter Erzeugung an Euer p. mit dem Ersuchen, mir Ihr Sentiment hierüber zu ertheilen, überschickt haben.“ Die von Neander, Pullett, Schmidt und Leithold unterschriebene Reinschrift und das Begleitschreiben an Scharnhorst (beide Königsberg, 28. November 1809) befinden sich im selben Faszikel, fol. 7r–8v bzw. 6r. Glenck hatte außerdem einen Aufsatz über eine transportable Feldbäckerei übersandt.

Nr. 102

123

102. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Königsberg, 3. Dezember 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 9v–10v (2¼ S.): Konzept, Johann von Schmidts Hand.a Weiteres Konzept, dieselbe Hand: GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 5r (½ S.).b Bearbeitung der Vorschläge Glencks zur Errichtung einer Salpeterfabrik.

An die Königl. dritte Division des allgemeinen Krieges Departementsc

⎧ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎨ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎩

Da nach dem gutachtlichen Bericht der Königl. dritten Division des allgemeinen Krieges Departements über den Aufsatz des Fürstl. Hohenloheschen Bauraths Glenck wegen Anlegung einer Salpeter Plantage in und bei Breslau1 die Sache näher geprüft zu werden verdient, so trage ich derselben auf, den Major v. Schoeler zu veranlassen, mit dem p. Glenck wegen Ausführung der projectirten Anlage in Unterhandlung treten und nicht allein die Kosten der Anlage, sondern auch die Betriebskosten mit Einschluß derjenigen Summe, welche der p. Glenck für sich rechnen mögte, auszumitteln. Die Anlage wird sich zuvörderst erst auf die in Vorschlag gebrachten Casematten-Plantagen beschränken, und wenn diese in der Folge nutzbar befunden werden, so wird alsdann nach Umständen zu der Anlage einer Salpeter Plantage im Freien geschritten werden können. Dem p. Glenck wird die Direction des ganzen Werkes anzuvertrauen und dem Major von Schoeler nur die Surveillance darüber zu übertragen sein. Letzterer muß sich nun zuvorderst erkundigen, ob die in Vorschlag gebrachten Casematten und Gewölbe disponibel sind, und sich mit der Orts Polizey gehörig besprechen, damit selbige wegen der sich durch eine solche Anlage verbreitenden übeln Gerüche hiernächst nicht Einwendungen dagegen mache. Von dem Erfolge erwartete ich von der Königl. Division Bericht, um demnächst Sr. Majestät dem Könige davon Vortrag machen zu können. Kgsbrg., d. 3n December 1809d S. a

b c d

1

Das Konzept hängt mit dem vorangehenden zusammen, die Überschrift „Namens d.H. General v.Scharnhorst“ und Mundierungs- und Abgangsvermerke dort gelten auch hier. Vgl. Anm. b zum vorangehenden Dokument. Die Adresse in der linken Spalte. Im früheren Konzept: „Kgsbg, 3. Xbr. 1809“, darunter Johann von Schmidts Unterschrift. Vgl. Anm. 3 zum vorangehenden Dokument.

124 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) 103. Scharnhorst an Stützer

Königsberg, 4. Dezember 1809

Nach der Edition bei Janson, Sp. 3556ff. Weiterer Druck: Nach Janson Linnebach, S. 382ff., danach Gersdorff, S. 317–321, und Usczeck/Gudzent, S. 278ff. Dank für Berichte aus der Kommission zum Militärbildungswesen. Krankheit, Rücktrittswünsche. Gleichheit der ersten Bildung. Beschränkung des Lehrstoffs des ersten Jahres.

Mein sehr verehrter Freund! Ihre Briefe von dem 14. Oktober und 25. November habe ich richtig erhalten. Ich danke Ihnen für Ihr freundschaftliches Andenken und für die Nachricht von den Arbeiten der Kommission. Ich bin jetzt, wie ich glaube, völlig hergestellt. Besorgnisse wegen unserer politischen Lage, Kampf gegen das Vorurteil, Verdruß und ununterbrochene Arbeiten hatten meinen Körper nach und nach so geschwächt, daß ich endlich einer Krankheit unterliegen mußte. Ich habe von meiner Seite hier geändert, was ich ändern konnte. Ich habe meine Stelle jetzt nur aus Liebe und Dankbarkeit für den König beibehalten und werde dies noch so lange tun, bis sich jemand findet, zu dem der König das Zutrauen hat, ihr vorstehen zu können. Einmal bin ich schon nahe am Ziel gewesen, allein die Sache hat eine andere Wendung genommen, vielleicht kommt mir Napoleon zu Hilfe. Ihre Ansichten, die Ansichten und Arbeiten der Kommission, sind im allgemeinen ganz die meinigen und in mehrer Hinsicht für mich belehrend. Daß in der ersten Bildung und Erziehung keine Verschiedenheit bei den Staatsbürgern eines Staats stattfinden müsse, ist auch meine innigste Ueberzeugung. Ich halte diesen Gegenstand sehr wichtig, weil durch die Absonderung die Erziehung und Bildung an sich von dem großen Ziel abweicht und in einen unnatürlichen Zustand kommt, den Gemeinzwist1 verbannt und die Uneinigkeit und den Streit der Stände (also den Mangel an Patriotismus) herbeiführt. Aber dennoch wird man mit dieser Sache nicht so leicht durchkommen, und ich verzweifle fast daran, daß man jetzt etwas ausrichten wird. Vielleicht wäre dies ein Gegenstand, den man sich vorbehielte, nachdem die Akademie im Gange wäre. Man muß anfangs nicht auf eine zu große Vollkommenheit bei der Organisation neuer Einrichtungen sein2, man kommt sonst mit nichts zustande. Es freut mich daher, daß die Kommission sich über die zu lehrenden Gegenstände vereint hat. Man muß nur einen Versuch machen und bessern, bis man das Werk der Vollkommenheit, soweit als Umstände und Vorurteil es erlauben, näher bringt. Mir kommt es vor, als hätte man zu viel in dem ersten Jahr gefordert, besonders für Ingenieure und Artilleristen. In jedem Fall wird es nötig sein, die Gegenstände, welche man hier von der genannten Wissenschaft vorgetragen haben will, sehr zu begrenzen und also genau zu bestimmen. Geschieht 1 2

Gemeint ist wohl: „Gemeingeist“. Gemeint ist wohl: „sehen“.

Nr. 103

125

dies nicht in allem, so werden in den Vorlesungen sich die Lehrer zeigen wollen, sich ein Verdienst daraus machen, einige eminente Köpfe mitzubringen, damit sie in den Examen den Lehrern Ehre machen, und im ganzen wird wenig erlernt werden und das Erlernte mehr dazu dienen, den Verstand zu unterdrücken, als ihn hervorzuprüfen oder vielmehr zu entwickeln, als ihm zu zeigen, daß er, wenn er die Sache recht umfaßt, sie immer zum Gegenstand eigener Hervorbringung aus sich selbst machen kann. Dem Jüngling Mut einzuflößen, daß er durch Anstrengung überall in das wahre Verhältnis der Dinge dringt, wird nur bei einer mäßigen Quantität der vorzutragenden Gegenstände möglich sein und bei dem Vortrag von vielem gerade das entgegengesetzte bewirken3, und dann ist die ganze wissenschaftliche Bildung den Soldaten nachteilig, alsdann leistet der fast rohe Mensch in seiner Kraft mehr als jener in dem geschwächten mutlosen Zustande. Selbst die Geschichte muß meiner Ansicht nach nicht zu sehr Sache des Gedächtnisses werden, nicht der ganze Wust unerheblicher, ewig in einem Kreise wiederkehrender Begebenheiten sein, sondern mehr die Erzählung wichtiger Ereignisse, die auf das Herza wirken, den jungen Mann mit sächlichen Gegenständen beiläufig bekannt machen; die Geschichte muß mehr Philosophie, Erfahrungslehre der Handlung der Menschen, als eine Anhäufung von Tatsachen sein. Mir scheint, man müsse die Theorie des Pulvers, die Wirkung desselben in Minen und Geschützen, die Lehre von den Projektilen unter der Benennung der theoretischen Artillerie für Ingenieure und Artillerie lehren; den Bau der Festungen und Minen bloß für die Ingenieure; die mechanische Einrichtung der Geschütze, Lafetten, Artilleriemaschinen, Organisation der Artillerie und des Fuhrwesens, die Verfertigung jener Gegenstände und der Munition und Feuerwerkskörper, die Probierung der Geschütze, Pulver und Maschinen, soweit sie das Detail und theoretische und praktische Detailuntersuchung betrifft, bloß für den Artilleristen lehren. Alle diese Bemerkungen sind nur flüchtig gemacht, und ich bitte, auf sie durchaus keine andere Rücksicht zu nehmen, als eben eine Veranlassung, die Sache zu überlegen. Die Instruktion für die Strategie und Taktik will ich gern, soweit ich es imstande bin, bearbeiten, sobald ich nach Berlin komme. Nichts befürchte ich mehr bei der Akademie, als den Nachteil einer zu großen Masse von Gegenständen, welche man dem Jüngling gewöhnlich aufdrängen will. Nun, mein innigster Freund, habe ich mich in den Schweiß geschrieben und bin für den Augenblick [zu] abgespannt, mehr zu tun. Ich werde einige Tage nach der Ankunft des Königs kommen, ich bereise Graudenz und Kolberg zugleich. Ihr Freund Königsberg, den 4. Dezember 1809. v. Scharnhorst. a 3

Unterstrichenes bei Janson durch Sperrdruck hervorgehoben. Gemeint ist wohl: „bewirkt“ oder „wird man [...] bewirken“.

126 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) 104. Zirkular

Königsberg, 5. Dezember 1809

GStA PK, VI. HA Nl Johann Karl Ludwig Braun Nr. 7 fol. 33v, 35r (1 S.): Abschrift, Schreiberhand.a Weitere Abschrift, Schreiberhand: ebda., fol. 42v (1 S.). Erläuterung einer Kabinettsorder zur Beurlaubung von Soldaten.

Abschrift Ew. pp. übermachen wir in der abschriftlichen Anlage ganz ergebenst zur Bekanntmachung an die Truppen der Brigade eine Königliche Cabinetts Ordre von gestrigen Dato1, worinnen Se. Majestät zu bestimmen geruhet haben, daß gegenwärtig in den Wintermonaten bey der Infanterie nur 3 Recruten per Compagnie monatlich eingezogen werden und dagegen von den ältern Leuten der Compagnie drey Mann, welche es ihrer häuslichen Verhältniße wegen wünschen, widerum beurlaubt werden sollen. Da in der Königlichen Order bestimmt worden ist, daß die auf Urlaub zu entlassenden Leute auch ihre kleinen Mondirungsstücke zur Einkleidung der neu einzuziehenden Recruten abgeben und überhaupt keine Kosten mehr desfalls liquidirt werden sollen, so haben die Regimenter dem zu Folge in der zweckmäßigsten Auswahl der zu beurlaubenden Leute zu verfahren und vom 1stn Januar a. s. ab für jeden Monath die Anzahl der ältern Soldaten auszumitteln, welche ihrer Verhältniße wegen an die Stelle der einzuziehenden Soldaten auf Urlaub entlassen werden können. Bey der Cavallerie sollen in der Regel keine Recruten mehr eingezogen werden, eine Ausnahme soll nur dan stattfinden, wenn etwa ein oder die andere Escadron die vorgeschriebene Anzahl der Ergänzungs-Mannschaft von 25 Mann pro Escadron nochmals ganz ausgearbeitet haben sollte, in welchem Fall alsdan nach und nach, und nach eben den Grundsätzen, wie solche hier für die Infanterie vorgeschrieben sind, Kantonisten zur Dreßur eingezogen und dagegen andere unter den oben bestimmten Bedingungen hinwiederum entlassen werden müßen. Wenn also die Augmentations-Mannschaft einer Escadron aus völlig exercirten Leuten besteht, so bedarf es für die Cavallerie keiner weitern Cantonisten-Erziehung. Königsberg den 5tn Decbr. 1809.b Scharnhorst. Circulair an sämtliche Brigade Generale a b 1

Die beiden Seiten befinden sich auf einem Bogen. In der zweiten Abschrift folgt in der nächsten Zeile vor der Unterschrift: „Allgem. Kr. Dep.“ Abschrift a. a. O., fol. 35r.

127

Nr. 105

105. Scharnhorst an Dietrich Ludwig Gustav Karsten

Königsberg, 5. Dezember 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 205 fol. 58r–59v (3¼ S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigem Zusatz. Früheres Konzept, Johann von Schmidts Hand: ebda., 56r-v (1½ S.).a Erprobung der in Gleiwitz gegossenen Geschütze.

Noe. d.H. General v.Scharnhorst.b Königsberg d. 5⬘ December 1809. An den Königl. Geh. Ober-Berg-Rath Herrn Karsten Hochwohlgebohren zu Berlin.c Ew. Hochwohlgebohren danke ich verbindlichst für die mittelst Ihres gefälligen Schreibens vom 5n v. M. verschaffte Uebersicht von den zu Gleiwitz gegoßenen metallenen und eisernen Geschützen. Wenn Dieselben in Absicht der Güte dieser Geschütze ein so vortheilhaftes Zeugniß abgeben, so ist mir solches sehr angenehm und ich bin auch ganz mit Denenselben einverstanden, daß Kristallisations nicht nachtheilig seien und der Annahme derselben kein Hinderniß in den Weg setze, insofern sie nemlich einzig und allein das Eigenthümliche der Kristallisation an sich tragen. Was jedoch die verworfenen 2 12웩gen eisernen Kanonen betrift, so findet sich, wie die bei der 3tn Division des allgemeinen Krieges Departements eingegangenen Protocolle über das Probiren der Geschütze ergeben, daß bey dem Kanon No. 13 sich noch poreuse Streifen in der Seele gefunden haben und bei dem Kanon No. 15 wirkliche Blasen und mehrere Löcher nach der Probe zum Vorschein gekommen sind. Bei diesen Umständen bleibt die Annahme dieser Kanons immer sehr bedenklich und es läßt sich auch von hier aus nichts darüber bestimmen. Uebrigens scheint es, so viel ich aus den gedachten Protocollen ersehen habe, daß die Proben mit aller Genauigkeit und nach den bei der Artillerie bestehenden Grundsätzen gemacht worden sind, und läßt sich nur in Rucksicht des Beschießens der Kanonen ebenfalls bemerken, daß, da aus jedem nur 3 Schuß 1/3 kugelschwere Ladung geschehen sind, dies noch keinen hinreichenden Grund abgiebt, solche als besonders stark zu betrachten.

a b c

Geschrieben in indirekter Rede, offenbar nach Scharnhorsts erster Instruktion. Darunter der Vermerk: „Zu N. 13 Novbr. 1809.“ Datum und Anschrift in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungsvermerk und ein Abgangsvermerk vom 7. Dezember. Ganz unten auf der ersten Seite die Unterschrift: „v.Schmidt“.

128 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) Eigentlich hätte die Probe bei den 12웩der mit 5, bei den 6웩der mit 3 웩 u. 1 Kugel geschehen sollen. Ich habe der 3ten Division aufgegeben, diese Proben bei einigen Kanonen nachzuholen; sollten sie diese Probe nicht aushalten, so würde man eine geringere Ladung für sie als gewöhnlich bestimmen. Es freuet, bei dieser Gelegenheit Ew. H. s[a]g[e]n zu können, daß auch ich aus den verschiedenen Berichten schließe, daß das Hüten Departement mit aller Einsicht u. Eifere diese Angelegenheit der Geschütze, Munition u. s. w. betrieben hat, woran Dieselben gewiß großen Antheil haben. Nur das Einzige, worüber wir uns beklagen könten, sind die hohen Preise. Kgsbg. d. 5. Decbr. 1809. 3⬘ Divis. des allg. Kr. Depts

d

106. Scharnhorst an Prinz August

Königsberg, 5. Dezember 1809

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 81r (½ S.): Konzept, Schreiberhand.a Aktennotizen, eigenhändig: ebda., fol. 84r.b Ernennung Hahns zum Direktor der Gewehrreparaturanstalt in Königsberg.

An den Prinzen August Ferdinand von Preußen Koenigl. Hoheitc Euer Koenigl. Hoheit gebe ich mir die Ehre unterthänigst anzuzeigen, daß Se. Majestät der Koenig bei dem Abgange der 3n Division des algem. Kr. Departs. dem Major v. Hahn1 von der Ost-Preuß. Artillerie-Brigade die Direction der hiesigen Gewehr Reparatur- u. Arbeits Anstalt unter der Leitung gedachter Division zu übertragen geruhet haben.

d e

a

b

c 1

Der hier einsetzende Absatz eigenhändig hinzugefügt. Verändert aus „Betriebsamkeit“. Auf einer Seite mit dem Konzept zum nachfolgenden Schreiben; das Datum, der Vermerk „Namens d.H. Gen. M. v. Scharnhorst“ und die Unterschrift Rauchs gelten auch für dieses. Auf einem von Neander, Pullett, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Königsberg, 27. November 1809). Oben steht: „M. v. R.“ (Major von Rauch), am Rande: „Major von Hahn“ und „Se. Majestät zum Vortrag.“ Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk Georges. Die Berufung des im vierten Band vorgestellten Carl Ludwig von Hahn an diese Stelle hing möglicherweise mit seinem seit 1784 andauernden Gichtleiden zusammen, das 1811 seine Verabschiedung als Oberstleutnant bedingen sollte.

Nr. 107

129

107. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Königsberg, 5. Dezember 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 81r (½ S.): Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Rauch.a Salutschüsse bei Einzug des Königs in Berlin.

An Eine Koenigl. 3. Division des algem. Kr. Departements.b Der Königl. 3n Division p. mache ich hiedurch bekannt, daß bei der Ankunft Sr. M. des Königs zu Berlin von der dortigen Artillerie die gewöhnliche 101 Kanonschüße geschehen sollen, wozu jedoch starke Ladungen von wenigstens 2 Pfund per Schuß auf jede 6Pfdge. Canon zu nehmen und daß dieserhalb nöthige schleunigst zu erlassen sein wird.1 Kbg. den 5t Decbr. 9. Namens d.H. Gen. M. v. Scharnhorst. v.Rauch 108. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Königsberg, 6. Dezember 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 83r–v (2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. Aktennotizen, eigenhändig: ebda., fol. 82r.a Ausgabe verbesserter Ladestöcke.

Noe. d.H. General v. Scharnhorst Königsberg d. 6. December 1809 An die Königl. dritte Division des algemeinen Krieges Departementsb

a b

1

a

b

Vgl. Anm. a zum vorangehenden Dokument. Adresse in der linken Spalte, darunter „Gänsefüßchen“, die sich auf den Mundierungsvermerk zum vorangehenden Schreiben beziehen. Vgl. den letzten Absatz von Nr. 88. Auf einem von Neander, Pullet, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Königsberg, 27. November 1809). Oben steht: „M. v. R.“ (Major von Rauch), am Rande: „Antwort nach eigner Ansicht. S.“, darüber gestrichen: „Recht gut. Jedoch wird diese Sache zum Vortrag kommen müßen. S.“ Datum und Adresse in der linken Spalte. Darunter Mundierungs- und Abgangsvermerke vom 6. bzw. 8. Dezember.

130 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) Wiewohl ich mit der Königl. dritten Division des allgemeinen Krieges Departements völlig darüber einverstanden bin, daß die nach der beigehend zurückerfolgenden Probe umgearbeiteten und leichter gemachten Ladestöckec einen entschiedenen Vorzug vor den alten haben, und so wenig ich daher auch Bedenken trage, die successive Einführung dieser verbesserten Ladestöcke bei den alten Infanterie Gewehren zu genehmigen, so muß ich doch der Königl. Division hierbei ausdrücklich zur Pflicht machen, nur lediglich solche Gewehre mit diesen verbesserten Ladestöcken versehen zu lassen, welche unumgänglich nothwendig mit neuen Schäften versehen werden müssen, da es wohl zu erwägen ist, daß wenn man, um den leichteren Ladestöcken Eingang zu verschaffen, die hierzu nicht geeigneten Schäfte, wenn sie auch übrigens noch brauchbar wären, verwerfen und sowohl diese als die Röhrchen, welche auch kleiner sein müssen, neu anfertigen lassen wollte, solches einen sehr beträchtlichen Kosten Aufwand verursachen würde, den man bei den alten Infanterie Gewehren um so mehr zu vermeiden suchen muß, als die Läufe u. übrigen Bestandtheiled derselben zum Theil sehr schlecht und die darauf zu verwendenden Kosten nicht werth sind. Königsberg d. 6. December 1809. Namens d.H. General v. Scharnhorst v.Rauch 7. 109. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Königsberg, 6. Dezember 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 251 fol. 85r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Rauch. Aktennotizen, eigenhändig: ebda., fol. 84r.a Direktoratswechsel bei der Königsberger Gewehrreparaturanstalt.

Noe. d.H. General v. Scharnhorst Königsberg den 6ten December 1809 An die Königl. dritte Division des allgemeinen Krieges Departements hieselbst.b c d

a

b

Dazu am Rande zwei schräge Striche. Verändert aus „als die Läufe“. Auf dem beantworteten Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Königsberg, 27. November 1809), vgl. Anm. b zu Nr. 106. Datum und Adresse in der linken Spalte. Darunter Mundierungs- und Abgangsvermerke vom 6. bzw. 12. Dezember.

131

Nr. 110

Da des Königs Majestät mittelst der an die Königl. dritte Division des allgemeinen Krieges Departements ergangenen Cabinets Order vom 5n d.M. zu befehlen geruhet haben, daß dem Major v.Hahn von der hiesigen Artillerie Brigade die obere Leitung bei der hiesigen Gewehr Reparatur Anstalt übertragen und der Capitaine Seydel von seinen bisherigen Geschäften entbunden werden soll, so ist hierdurch der Antrag der Königl. Division vom 27. v. M.1 erlediget, welches ich derselben auf Ihr desfallsiges Schreiben hiermit in Antwort eröfne. Kgsbrg. d. 6. December 9. Namens d.H. Generals v. Scharnh. v.Rauch 7. 110. Allgemeines Kriegsdepartement an Götzen

Königsberg, 7. Dezember 1809

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Munitionsbedarf der Festung Neiße.

Königsberg, 7. Dezember 1809. Auf Euer Hochgeboren Schreiben vom 25. v. M. ersehen wir, daß dieselben dem Major Braun aufgeben wollen, die Quantität des irgend entbehrlichen Pulvers und der Munition aus den Festungen Silberberg, Kosel und Glatz auszumitteln, um solche ohne Aufenthalt nach Neiße transportieren zu können. So viel Gerechtigkeit wir auch den Gründen, welche Euer Hochgeboren zu dieser Maßregel bestimmen, widerfahren lassen müssen, so können wir doch nicht umhin, dieselben ergebenst zu ersuchen, in dieser Sache nicht weiter vorzuschreiten, da bereits eine von des Königs Majestät ernannte, aus sachkundigen Männern bestehende Kommission unter meinen, des Generals v. Scharnhorst Vorsitze, damit beschäftigt ist, sowohl die für jede Festung zu ihrer Verteidigung erforderliche Besatzung, als den Bedarf an Geschützen und Munition auszumitteln und festzustellen. Diese Kommission hat schon mit Rücksicht auf die Verhältnisse der Festung Neiße ihren Bedarf reguliert und wird Euer Hochgeboren, sobald die erforderliche Bestätigung von des Königs Majestät erfolgt ist, das Weitere erhalten haben, das Weitere von Seiten der 3. Division des unterzeichneten Departements eröffnet werden. v. Scharnhorst v. Rauch. 1

Vgl. Anm. a. Die Division hatte beantragt, den im fünften Band vorgestellten Samuel Friedrich Seydel durch Kapitän Gottlieb Spreuth zu ersetzen, da Seydel als Lehrer an der Königsberger Kriegsschule künftig zu beschäftigt sein würde.

a

Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv Rep. 4 Nr. 59 Vol. 1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

132 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) 111. Scharnhorst an Friedrich Alexander Graf zu Dohna Königsberg, 7. Dezember 1809 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 41 fol. 4r–5r (3 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel III, S. 516; Linnebach, S. 385. Rührung bei der Abreise aus Preußen. Ankündigung eines Abschiedsbesuchs.

Ew. Excellenz habe ich noch nicht die Gefühle meiner innigsten Dankbarkeit und Liebe von hier, seit der Verheiratung unsr. Kinder, dargelegt. Sie machen jetzt meine ganze Freude aus und heben mich aus der Stumpfheit, in die überhäufte Geschafte mich niederdrücken. Ich verlasse nun Preussen, in den ich nach so vielen Leiden vielleicht das letzte glükliche Ereigniß meines Lebens genoß, nicht ohne innere Rührung. Ihre edle und noch mehr als dies, gute Familie, an die ich mich noch in meinen letzten Lebensjahren anshließen darf, wird nun zerrißen – und schwerlich werden wir uns alle wiedersehen. Ich komme daher mit sehr gerührten Herzen auf unsern Wege, ich hoffe den 14tn, zu Ihnen. Mein Besuch ist mehr eine Wallfahrt als ein Abschied, so liegt es in meinen Herzen, nehmen Sie diese Empfindung gütig auf. Ich werde die noch einmal sehen, die mit so vieler Innigkeit und Güte unter sich meine Julie, an die immer meine Freude in dieser Welt hing, aufgenommen haben, und Ew. Excellenz u. die gnädigste Frau Gräfin meine unauslöschliche Verehrung bezeugen. Königsberg den 7ten Dec. 1809. 112. Immediatbericht

Scharnhorsta Königsberg, 10. Dezember 1809

GStA PK, I. HA Rep. 76 Kultusministerium VIII A Nr. 2 (5½ S.): Konzept, Alexander Graf zu Dohnas Hand, eigenhändig unterzeichnet. Die Medizinalsektion des Innenministeriums und das Militärmedizinalwesen.

Koengsb. d. 10. Xb 9 An des Königs Majestäta

Sogleich

a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

a

Darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk.

Nr. 112

133

Zur gefälligen Mitzeichnung d.H. Staatsministers Freih. v.Altenstein Excellenz u. des H. Generals v. Scharnhorst Hochwohl.b In Gemäßheit E. K. M. Allerhöchster Cabinetsordre v. 24. 9b c.1 haben wir nochmal den Plan zur Organisation der Medicinal Section im Ministerio des Innern in Ueberlegung genommen. Zuförderst müßen wir bemerken, daß es nie die Absicht gewesen ist, der obersten Medicinalbehörde die eigentliche Administration des Militair Medicinalwesens übertragen zu sehn, es bleibt diese Administration, wohin auch die Ernennung der Militairärzte gehört, demjenigen General Chirurgo, welchen Allerhöchstdieselben zum Chef des Militair Medicinalwesens zu ernennen geruhet haben, lediglich überlassen. Es versteht sich ferner von selbst, daß die Administration der Pepiniere für Militairärzte gleichfalls vom Chef des Militair Medicinalwesens abhängt und daß die Mitglieder des aufzulösenden Colleg. med. chirurg., da sie Wartegeld empfangen, auch ihren bisherigen, überdieß nur geringen Verbindlichkeiten gegen dieselbe nachkommen müßen. Die Stellung, welche der Chef des Militair Medicinalwesens nach den von uns, den unterzeichneten Staatsministern, unterm 16. v. M. eingereichten Vorschlägen erhalten würde, ist von der bisherigen Stellung desselben im wesentlichen nicht verschieden, denn auch bisher geschahe die Prüfung der Militair Aerzte vom Collegio medico chirurgico unter Zuziehung des ersten Generalchirurgi, desgleichen ward der Lections Catalog der Pepiniere dem Geh.rath Hufeland zur Prüfung vorgelegt. Die Aufhebung des scharfen Unterschieds zwischen Ärzten und Wundärzten u. die Festsezzung einer vollendet wissenschaftlich u. einer nur bis auf einen gewissen Punct wissenschaftlich u. vorzugsweise practisch gebildeten Classe von Ärzten ist der einhellige Wunsch aller Personen vom Metier u. namentlich auch des General Chirurgi Goerke. Eine Unabhängigkeit des Militair Medicinalwesens in Hinsicht auf die oberste wissenschaftliche Leitung würde höcht unpassend seyn, von den dieserhalb in dem ofterwähnten Plan enthaltenen Vorschlägen ist auch um so weniger irgend eine Beeinträchtigung für das Militair abzusehen, da ohne Zustimmung des Chefs des Militair-Medicinalwesens u. der obersten Militairbehörden doch nichts zur Ausführung gebracht werden kann, was irgend auf das Militair Medicinalwesen irgend Bezug hat. Der von uns, den unerzeichneten Staatsministern, unterm 16. 9b c. eingereichte u. mit seinen Beilagen untertänigst anbei widerzurückerfolgende b 1

Datum, Adresse und dieser Vermerk in der linken Spalte. Gerichtet an Altenstein und Dohna, im selben Faszikel.

134 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) Planc zur Organisation der obersten Medicinalbehörde soll übrigens durchaus nicht als im Detail von Allerhöchstdenenselben zu gebende gesezliche Bestimmung gelten, sondern vielmehr nur im Allgemeinen die Hauptgrundsäzze bezeichnen, nach denen die Medicinalsection, sobald dieselbe organisirt seyn wird, die weiteren Reglementsentwürfe anfertigen u. zur Allerhöchsten Entscheidung einreichen soll.d Übrigens könnte auch der Chef des Militair Medicinalwesens zum Mitgliede der Section in Rücksicht aller Angelegenheiten derselben mit der Maaßgabe zu ernennen seyn, daß seine Stimme in allen auf das Militair Medicinalwesen Bezug habenden Gegenständen entscheidend u. in den übrigen Angelegenheiten nur consultativ wäre. Daß dasselbe Verhältniß in Hinsicht der übrigen Mitglieder in den andern als militairischen Angelegenheiten gleichfals statt fände. Nach dem § 13 des obenerwähnten Plans sollen in der wissenschaftlichen Deputation für das Medicinalwesen ohne Unterschied und nur mit Rücksicht auf ihre Geschicklichkeit Militair u. Civil Ärzte Plaz finden, u. gewiß wird der Sectionschef sich jederzeit sehr beeifern, ganz qualificirte Militair Ärzte in der wissenschaftlichen Deputation Plaz nehmen zu laßen, indem dieselben allerdings vorzüglich geeignet sind, um die Verhältniße der Ärzte zweiter Classe u. alles, was auf die Behandlung der Kranken aus der ärmern Volcksclasse bezug hat, genau zu kennen; für jezt schon den Sect. Chef durch nähere Bestimmungen hierueber die Hände binden zu wollen, würde jedoch sehr nachteilig seyn.e Inzwischen würde mindestens ein oder mehrere Militairärzte jedesmal in der wissenschaftlichen Deputation aufgenommen werden müßen. Offenbar scheint es uns am zweckmäßigsten, daß der Sectionschef auf den Grund des Gutachtens der Sections Mitglieder jährlich die Mitglieder für d. wissenschaftliche Deputation E. K. M. vorschlägt, bei dieser Verfahrungsart läßt es sich eher hoffen, daß die geschicktesten und für die Beförderung der Medicinalangelegenheiten eifrigsten Subjecte werden gewählt werden, als wenn das Loos oder irgend eine andere zufällige Bestimmung über den Aus oder Eintritt in die wissenschaftliche Deputation entscheiden sollte. Wir müßen daher nochmals E. K. M. untertänigst bitten, die in unserm Bericht v. 16. v. M. enthaltenen Anträge überall huldreichst zu genehmigen u. die Personal u. Salarien u. Pensions u. Wartegelder Etats zu vollziehn.2 Alt. /12

11

c d e 2

Dh. 10.

v.Scharnhorst.

Dazu am Rande einige schräge Striche. Der anschließende Rest des Absatzes nachträglich hinzugefügt. Der anschließende Satz nachträglich hinzugefügt. Vgl. die am 13. vom König vollzogenen Etats im selben Faszikel.

Nr. 113

113. Scharnhorst an Prinz August

135 Königsberg, 10. Dezember 1809

Nach der Edition bei Klippel III, S. 431ff.a Konzept, Clausewitz’ Hand, mit Abänderungen von Johann von Schmidts Hand: GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 205 fol. 62r–63v (4 S.); Abschrift von Aktennotizenb, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert: ebda., Nl Vaupel Nr. 42 fol. 157r–159r (3 S.). Weiterer Druck: Schöning III, S. 195ff.; nach dem Konzept Hahlweg I, S. 150–154. Kartuschwagen der Fußbatterien. Gründe gegen Verminderung der Munition in den Protzen. Kritik an Konstruktionsplänen neuer Steinmörser und Munitionswagen. Kürze bei der Abfassung von Berichten. Einhörner. Versuche mit neuen Haubitztypen.

Ew. Königl. Hoheit gnädige Schreiben vom 14ten, 21ten und 31ten November1 u. 2ten Decemberc habe ich die Ehre gehabt zu erhalten, und Höchstdieselben werden verzeihen, wenn überhäufte Geschäfte mich verhindert haben, sie früher zu beantworten. Beid Gelegenheit der beiden Kartuschwagene, welche Ew. Königl. Hoheit für die sechspfündigen Fußbatterien im Kriege wünschen, stand ich keineswegesf in dem Irrthume, daß diese Batterien überhaupt schon Kartuschwagen hätten, sondern der gebrauchte Ausdruck „noch“g bezog sich auf die Vermehrung der Artillerie-Fahrzeuge überhaupt, während man jene Kartuschwagen anderswoher nehmen konnte. Auch scheinen mir die Offiziere, welche dabei in Rücksicht der Geld- und Naturalverpflegung Schwierigkeiten finden, sich zu ängstlich an eingeübte Formen zu hängen; eigene Erfahrung hat mich belehrt, daß hier keine Schwierigkeiten vorhanden sind. Darumh werde ich der dritten Division aufgeben,i meiner Bestimmung gemäß jene beiden Kartuschwagen im Fall eines Krieges den Batterien vom Park der Artillerie zuzutheilen. Diese, sowie andere kleine Veränderungen werden keine Umarbeitung des Mobilmachungs-Plans nothwendig machen, a b

c

d e f g h i

1

Nach der anscheinend verlorengegangenen Reinschrift. Randbemerkungen Scharnhorsts zu einem Schreiben des Prinzen (Berlin, 31. Oktober 1809); Vaupels Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 2 Nr. 191, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Im Konzept: „vom 14t., 21t. u. 31t. v. M. und 2tn Dezbr.“, die letzten drei Wörter von Schmidts Hand hinzugefügt. Mutmaßlich wurde das Konzept noch im November angefangen, was zu den in Anm. 1 glossierten Fehldatierungen führte. Auf dem Konzept mit roter Tinte vermerkt, daß die Schreiben vom 14. Oktober und 2. Dezember beilagen. Statt „Die“, verbessert nach dem Konzept. Unterstrichenes bei Klippel und Schöning durch Sperrdruck hervorgehoben. Im Konzept: „befand ich mich keineswegs“, das letzte Wort verändert aus „nicht“. Im Konzept: „der Ausdruck noch“, bei Schöning: „gebrauchte Ausdruck noch“. Im Konzept verändert aus „hat mir diese Ueberzeugung gegeben. Indessen“. Das anschließende Satzende im Konzept verändert aus „den Battrien jene 2 Cartushwagen im Kriege v. d. Parkkoll[onne]n schon jetzt zuzutheilen und ich glaube nicht, daß“. Die Worte zwischen „Cartuschwagen“ und „schon“ mit Bleistift hinzugefügt. Gemeint ist der Oktober, vgl. Anm. b, c und 3.

136 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) daß man, das Wesentliche und Wichtige vor Augen habend, um einige Kleinigkeiten nicht wohl die ganze Arbeit verwerfen kann. Die Verminderung der Munition in den Protzen halte ich,j wie Ew. Königliche Hoheit wissen, gar nicht für gut.2 Ich würde diese Meinung höchstens aufgeben, wenn wir in einen Offensiv-Krieg als Hülfsmacht zögenk; allein in dem Falle augenblicklicherl Selbsterhaltung muß man alle Hülfsmittel mit Anstrengung aufbieten, und dahin gehört es, so viel Schuß als möglich bei der Kanone selbst mitzuführen.m Dies ist um so mehr der Fall, als es jetzt schon an Munitionswagen fehlt und durch jene Einrichtung also noch viel größerer Mangeln entstehen würde. In einem solchen Falle wird daher die Bepackung der Protze durchauso nothwendig; jetzt aber, wo man nicht weiß, welcher Fall eintreten wird, läßt man die Sachep bleiben, wie sie ist. Die Zeichnungen zur veränderten Construction der Affuiten sind an die dritte Division einzusenden, damit diese Behörde gehörig davon unterrichtet sey.q Die Proportionirung eisernerr Stein-Mortiere, welche die dritte Division an die Bergwerks-Administration eingesandt hat, ist fehlerhaft, wenn diese Mortiere nicht stärker als die metallenen werden sollten. Ueberdem ist dies ein Gegenstand, welcher Ew. Königlichen Hoheit vorgelegt und mit Höchstdenselben verabredet seyn müßte. In Rücksicht der neuen Construction unserer Munitionswagen behalte ich mir vor, mein näheres Gutachten abzugeben.3 Vorläufig will ich nur bemerken, daß die französischen Wagen eine Erfindung von 1765s sind, die damals freilich für gut gelten konnte, seitdem aber doch wichtige Fehler gezeigt hat, die besonders in den zu niedrigen Vorderrädern und dem Unterlaufen derselben bestehen. Nie habe ich den Fall erlebt, daß Wagen aus dem Grunde verloren gegangent, weil sie nicht umdrehen, desto öfter aber, weil sie in schlechten Wegen nicht weiter fortgebracht werden konnten. j k l

m

n

o p q r s t 2 3

Die folgenden fünf Wörter fehlen im Konzept. Im Konzept: „gingen“, verändert aus „gehn“. Im Konzept: „allein in dem Fall der augenbliklichen“, verändert aus „allein zur augenbliklichen“. Im Konzept: „bei jedem Kanon mitzuführen!“ Danach folgt dort gestrichen: „Da man nun nicht weiß, welche Fälle eintreten werden, so läßt man es lieber bei der jetzigen Anordnung“. Das Folgende bis „wie sie ist“ im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept: „Um so mehr, als [...] u. also noch viel größerer Mangel durch [je]ne Einrichtung“ (Textverlust durch Abriß). Nicht im Konzept, stattdessen gestrichen: „unbedingt“. Bei Schöning folgt: „lieber“. Dieser Satz im Konzept am Rande von einer anderen Hand wiederholt. Im Konzept: „der eisernen“. Im Konzept: „vom Jahr 1765“; bei Schöning: „vom Jahre 1765“. Im Konzept: „gingen“. Vgl. Nr. 119. Vgl. das Schreiben des Prinzen vom 2. Dezember 1809 (Nl Scharnhorst Nr. 205, fol. 60r– 61r, Auszug: Hahlweg I, S. 152) zu den am 21. Oktober übersandten Entwürfen für einen von der Artillerieprüfungkommission vorgeschlagenen neuen Munitionswagen.

Nr. 113

137

Das Bedenken, welches Ew. Königliche Hoheit wegen Anfertigung der sich drehenden eisernen Achsen für schwere Munitionswagen finden, halte ich für sehr gegründet. Die Anfertigung eines Munitionswagens für alle Arten von Patronen nach der neuen Constructionu halte ich mit Ew. Königlichen Hoheit für nothwendig, auch habe ich die mir zugesandten Zeichnungen nebst Beschreibung und Kosten-Anschlag der bereits von hier abgegangenenv Division zugefertigt und den Bau bei ihrer Ankunft in Berlin aufgegeben. Ich wünsche nur, daß zwei solcher Wagen und zwar von gleichem Gewicht angefertigt werden, davon der eine die 5 Fuß 3 Zoll hohen Vorder- und 6 Fuß hohen Hinterräder, der andere die Räder von gewöhnlicher Höhe hat. In Rücksicht der eisernen Affuiten-Achsen stimme ich ganz dem Urtheil Ew. Königlichen Hoheit bei. Ew. Königl. Hoheit Bericht über den Zustand der Schlesischen Artillerie ist in jeder Rücksicht vortrefflich; nur erlauben mir Höchstdieselben zu bemerken, daß er zu detaillirt war; es ist außerordentlich wichtig in der guten Geschäftsführungw, daß man nichts vor den König bringt, als was Ihm zur Entscheidung oder Uebersicht nöthig ist. x Was die 10 Centner schweren siebenpfündigen Haubitzen nach Art der russischen Einhörner4 betrifft, so halte ich dieses Geschütz für sehr gut in den Festungen und immer für besser als ein zwölfpfündiges Kanon, weil jenes leichter, seine Munition wohlfeiler und seine Wirkung ohngefähry dieselbe ist, vorausgesetzt, daß die Versuche keine zu große Verschiedenheit in der Wahrscheinlichkeit des Treffens geben. Die Affuite würde nicht schwererz zu machen seyn, sie könnte im Gegentheil allenfalls noch erleichtert werden. Ich werde übrigens meine Gründe in der Folge angeben, warum ich die russischen Einhörner für besser halte als unsere Haubitzen.5 u

v w x

y z 4

5

Der anschließende Rest des Absatzes im Konzept von Schmidt verändert aus „ist ohne Zweifel nöthig und wird daher von Euer K. H. zu veranlassen seyn; ich bitte aber diesen Wagen von gleichem Gewicht und mit den höhern Rädern, nehmlich das VorderRad zu 5¼, das hintere zu 6 Fuß anfertigen zu lassen.“ Im Konzept folgt: „3tn“, bei Schöning: „dritten“. Im Konzept: „denn zu einer guten Geschäftsführung gehört ganz gewiß“. Der hier einsetzende Schluß basiert auf Scharnhorsts Randbemerkungen zu dem in Anm. b erwähnten Schreiben, in dem der Prinz erklärte, er wolle Braun mit Versuchen mit verschiedenen experimentellen Haubitzen beauftragen. Dazu gehörten zwei nicht überlieferte Entwürfe Heinrich Voigts. Im Konzept: „weil sie leichter, ihre Munition wohlfeiler und ihre Wirkung ungefähr“. Dieses Wort bei Schöning nicht hervorgehoben. Das bezieht sich auf den ersten Entwurf Voigts. Heinrich Voigt, Feuerwerksleutnant bei der Brandenburgischen Artilleriebrigade und Lehrer beim Kadettenkorps, wurde 1810 zum Premierleutnant und 1814 zum Kapitän befördert. Er wurde 1819 als Oberstleutant pensioniert, unterrichtete aber bis 1832 weiter und starb 1852. Der Prinz meinte, die konische Kammer der Einhörner mache „die Würfe derselben kürzer, das Reinigen derselben unbequem“, auch verlören „die Kartuschen beim Transport leicht ihre Form“.

138 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) Sehr einverstanden bin ich mit Ew. Königlichen Hoheit über die Unzulänglichkeit der Versuche mit den Haubitzen ohne Kammer6, und daß es gut sein würde, neue Versuche mit diesem Geschütz anzustellen. Auch mit der leichteren Haubitze von 8 Centner 60 Pfund7 wäre ein Versuch der Mühe werth.aa ab Königsberg, den 10ten December 1809.ac v. Scharnhorst. 114. Scharnhorst an Decken

Königsberg, 10. Dezember 1809

Familienarchiv v. der Decken, Hamburg, Nr. 33 (1½ S.): Eigenhändig. Druck: Niemeyer, S. 156. Die Stelle in England. Verschiebung der geplanten Übersiedlung ins Frühjahr.

Dies ist nun der 5te Brief, mein bester aller Freunde, in den ich Ihnen anzeige, daß ich den Antrag angenommen, aber erst in Frühjahr von hier abgehen kann, weil ich meine oeconomischen Angelegenheiten erst reguliren aa

ab

ac

6

7

Im Konzept folgt darunter, gestrichen und zweimal mit dem Vermerk „fällt weg“ versehen, Clausewitz’ Konzept zu einem anderen Schreiben (mutmaßlich an Prinz Biron von Kurland): „E.D. sehr geehrtes Schreiben vom 20t. v. M. habe ich zu erhalten das Glük gehabt. Ob ich gleich nicht im Stand bin, S. M. Absicht in Rüksicht Hochdero Aktiven Anstellung in der Armee mit Bestimmtheit [verändert aus „Gewisheit“] auszudrücken, so gereicht es mir zum großen Vergnügen, Hochdenselben versichern zu können, daß S. M. ohne Zweifel Höchstihren früheren Äußerungen gemäß den Wünschen eines Prinzen entgegen kommen werden, welcher eine so warme u. thätige Anhänglichkeit an das Interesse des [verändert aus „höchstihres“] Staates an den Tag gelegt hat. Euer Durchlaucht wollen sich überzeugen, daß die Erfüllung Ihres Wunsches mir ein eben so lebhaftes Vergnügen mehren wird als die Hochachtung aufrichtig ist mit welcher ich verharre E. D.“ Im Konzept steht hier noch, von Schreiberhand hinzugefügt: „In Rüksicht der Beurlaubten muß ich Ekh. bemerklich machen, daß eigentlich gar keine Beurlaubten statt finden sollen und Beurlaubungen auf kurze Zeit nur als Ausnahme für diejenigen Individuen zugestanden sind, deren Lage oder Verhältniße dringend dazu auffordern; daher ist ganz gewiß, wenn auch kein Maximum festgestellt ist, die Anzahl von 10 bis 12 Mann per Compagnie, wie Ekh. richtig bemerken, wiel zu groß und auf 3 bis 4 Mann per Comp. einzuschränken. Dem Major v.Schuler das Commandeurs Gehalt zu erwirken, halte ich den Zeitpunkt noch nicht für angemeßen und er wird sich vor der Hand mit dem St. Officiers Gehalt begnügen müßen.“ Mit Major von Schuler ist der am 7. November definitiv zum Brigadier der Schlesischen Artilleriebrigade ernannte Moritz von Schöler gemeint. Datumszeile und Unterschrift nicht im Konzept, dieses ist zu Beginn der ersten Seite datiert: „D. 10. Dezbr. 9.“ Prinz August hatte die Ausführungen in Scharnhorsts, Handbuch der Artillerie II, S. 77ff. und (45)–(49), mit den ihm von Major Schultze ausgehändigten Tabellen über die 1792 und 1793 bei Berlin unternommenen Versuche verglichen. Er bemerkte dabei u. a., daß die verwendeten Geschütze mit einem Gewicht von 15 bzw. 18 Zentnern für den Felddienst zu schwer waren. Nach Voigts zweitem Entwurf einer Haubitze mit konischer Kammer.

139

Nr. 115

muß, und weil meine häußlichen Verhältnisse durch den Krieg gänzlich in Unordnung gekommen sind. Es war mir in jeder Hinsicht unmöglich, in Nov., als ich Ihren Brief von der Sicherheit der Anstellung erhielt,a noch vor dem Winter abzugehen. Ich gebe die Hofnung auf, das Continent wieder zu sehen, wenigstens mache ich darnach meine Einrichtung. Mit innigster Verehrung Ihr dankbarer Freund Scharnhorst.1 Königsberg, den 10. Dec. 1809. 115. Scharnhorst an Schön

Königsberg, 10. Dezember 1809

GStA PK, XX. HA Rep. 300 Dep. Brünneck I Nr. 8 fol. 25r–26r (3 S.): Eigenhändig. Druck: Schön I, Anlagena S. 108f., danach Linnebach, S. 378f. Abschiedsschreiben vor der Rückkehr nach Berlin. Enttäuschungen, Pläne und Hoffnungen.

Mit den innigsten Gefühlen der Dankbarkeit werde ich mich ewig der Güte und Freundschaft erinnern, mit der Sie1 mich in Ihrem Vaterlande aufnahmen. Der unruhigeb Zustand, die ungewisse Zukunft, die Reibung der Gemüther, die Hydra des Vorurtheils und die Verfolgung haben uns den wahren ruhigen Genuß der Freundschaft verbittert und entzogen. Unsere patriotishen Wünsche sind gescheitert und es bleibt uns höchstwahrscheinlich in dieser Welt nichts mehr übrig, als uns selbst zu leben. Sie sind nach allen, was a 1

a

b 1

Folgt ein durch dichte Schraffur unlesbar gemachtes Wort. In dieser Zeit erhielt Scharnhorst den in GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 22 fol. 21r–22r, archivierten Brief des früheren Verlobten seiner Tochter, August Cropp (Ricklingen, 1. Dezember 1809, Druck: Klippel III, S. 514ff.). Cropp meldete, er habe begonnen, „Ihre sämtlichen Bücher, Charten u. Manuscripte von Hannover u. Bordenau hieher bringen laßen und bin damit beschäftigt, solche zu ordnen, ein Verzeichniß davon aufzunehmen u. sie dann Ihrem Auftrage gemäß, resp. nach Berlin u. Bordenau zu schicken.“ Er grüßte auch „meinen guten lieben Wilhelm“ und erzählte, daß er als „Marsch-Commissair des Herzogs von Braunschweig-Öels“ dessen Marsch nach Elsfleth und Brake mitgemacht habe. Cropp erbot sich auch für weitere Aufträge: „Ich bin dazu wegen der Nähe von Bordenau villeicht am ersten im Stande, da der Herr Bruder in Steimbke [Friedrich Scharnhorst] seiner eigenen Geschäfte halber sich durchaus nicht um Bordenau bekümmern kann und seit dem Tode des seel. Hoffischers nicht wieder da gewesen ist. Uebrigens wird der Haushalt in Bordenau sehr gut besorgt, da Mamsell Meyer sich deßelben nach allen Kräften annimmt u. der Hofemeister auch ein rechtlicher fleißiger Mensch ist.“ In Band I stehen Haupttext und die beigefügten abgedruckten Dokumente auf separat numerierten Seiten. Danach die gestrichene Einfügung: „und ungewiße“. Theodor von Schön wurde im fünften Band vorgestellt.

140 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) ich höre, in Lithauen geachtet und geliebt, als ein Engel aus höhern Regionen betrachtet. Ich werde meinen Weg, den ich nun einmal betreten habe, noch nicht gleich verlaßen, ich werde versuchen, das militärische Gebäude zu vollenden und es in den Sturm, der ihm jetzt bevorsteht, zu erhalten. Die Dankbarkeit, die ich dem Könige schuldig bin, mein Pflichtgefühl fordern diese Aufopferung von mir. In jeden Fall muß ich indessen künftigenc Sommer meine Geschäfte aufgeben, meine Gesundheit erfordert durchaus ein ander Verhältniß. Wie alles dies geschehen wird, weiß ich nicht. In dem ich Ihnen hier die Resultate der Ueberlegung vorlege, kann ich nicht verbergen, das meine Gefühle mir noch immer die Hofnung lassend, Sie dereinst in Posten zu sehen, wo Talente und Tugenden glänzen und uns allen wichtig werden können. Ich fürchte immer, daß in unsern Civil noch große Veränderungen vorgehen. Wie? Wann? Unter welchen Umständen? Das weiß ich nicht. Dies schwebt mir in dunkeln Gefühlen vor. Nun leben Sie wohl, mein innigster Freund, genießen Sie die Freuden einer guten u. liebenswürdigen Familie und der Natur und vergeßen Sie, was geschehen ist. Ewig Ihr Freund Kb. den 10. Decb.e 1809.

c d e 2

v.Scharnhorst2

Verändert aus „muß ich diesen“. Statt „läßt“ (von Scharnhorst irrtümlich verändert aus „lassen“). Bei Schön: „Octobr.“ Scharnhorst verließ Königsberg am 12. Dezember, um über Kolberg und Treptow an der Rega nach Berlin zu reisen.

2.

Nicht genau datierbare Stücke

116. Randnotizen

[Königsberg, nicht vor 19. August 1809]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 204 fol. 1r–7v (14 S.): Eigenhändig.a Gutachten der Artillerieprüfungskommission.

Es ist von keinen Vorwürfen, welche die Division betreffen, die Rede.1 [...] Halte ich auch dafür2 [...] Sehr richt[i]g3 117. Scharnhorst an Albrecht von Hake

[Königsberg, nach 12. Oktober 18091]

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Weitere Abschrift: GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 42 fol. 62r (¼ S.). Keine Vermehrung des Garnisondienstes auf Kosten der Übungen.

Ich bitte, Se. Majestät darauf aufmerksam zu machen, daß bei der Vorstellung von dem Gen. v. Schüler2 man schon wieder anfängt, den Soldaten a

1

2

3

a

1 2

Auf der Denkschrift des Majors von Schmidt „Beantwortungen der von der Artillerie Prüfungs-Commission gemachten Bemerkungen über die von der 3tn Division des allgemeinen Krieges-Departements den Artillerie-Brigaden ertheilten Nachweisungen von den Erfordernißen zur Ausrüstung der Feld-Batterien“ (Königsberg, 16. August 1809). Zu Schmidts Bemerkung, die von der Prüfungskommission gerügten Mängel beträfen nicht die 3. Division (fol. 1v). Zum Satz „Da nun derselbe [d. i. der Mobilmachungsplan] bereits ausgearbeitet, auch die Gestellung der Knechte und Pferde, so wie die Beschaffung der übrigen Bedürfniße darnach ausgeschrieben ist, so wird für jetzt darin sich nichts abändern lassen.“ (fol. 2r). Zum Satz „Uebrigens ist die so große Nützlichkeit der verschiedenen Kartätschen bey einem Geschütz noch nicht erwiesen, und wenn gleich die Theorie dafür spricht, so läßt sich aus der Erfahrung doch Manches dagegen einwenden, und vorzüglich, daß zu der Zeit, wenn man die Kartätschen gebraucht, man ohnmöglich verlangen kann, daß der gemeine Mann die bestimmte Auswahl treffen soll.“ (fol. 3v). Die Vorlage, eine eigenhändige Bemerkung zur Immediateingabe Schulers vom 12. Oktober 1809 im Heeresarchiv Rep. 2 160a Pak. 15, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vgl. Anm. a. Der im vierten Band vorgestellte Stadtkommandant von Breslau, Generalmajor Ernst Julius Freiherr Schuler von Senden, meldete, daß die Bereitschaft der Breslauer, sich mit täglich 50 Mann an den Wachen zu beteiligen, stark nachließ. Besonders die Reichen ließen sich „durch Lohnwächter, meist elende Subjekte,“ vertreten. Schuler trug

142 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) bloß zum Garnisondienst zu bestimmen, wodurch er zum Felddienst eher verdorben als gut wird, und daß man nicht auf andere nützliche, einzelne auf den Felddienst sich beziehende Übungen hält. Scharnhorstb Man muß dasc Gesuch von Schüler abschlagen u. hieran erinnern. S. 118. Denkschrift

[Königsberg?, Ende November 1809?1]

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Examen zum Portepeefähnrich und zum Offizier.

Die Erfahrung hat gelehrt, wie wenig junge Leute, die sich zum Portepee-Fähnrich oder zum Offizier examinieren lassen, den Forderungen des Reglements entsprechen. Gleichwohl konnten diese fast nicht niedriger gestellt werden, und selbst wenn sie es wären, würde man dadurch vielleicht nichts gewonnen haben. Es liegt nämlich die Schwierigkeit offenbar darin, daß sich die allgemeine Bildung des Geistes, welche wir vom Offizier wünschen und fordern müssen, nicht durch eine Vorschrift so genau bezeichnen läßt, sondern daß den Examinatoren überlassen bleiben muß, sie durch eigenen Takt des Geistes zu erkennen und aus dem jungen Manne zu entwickeln! Durch besondere Vorschriften Euer Exzellenz2 für die Examinatoren kann diese Schwierigkeit vielleicht nie ganz gehoben, aber es kann ihnen dadurch der richtige Gesichtspunkt festgestellt werden. Als Gegenstände, welche den Examinatoren näher vor Augen gerückt werden könnten, betrachte ich folgende Punkte: Unter allgemeine Bildung verstehe ich den Umgang des Geistes mit irgend einem wissenschaftlichen Gegenstande, weil am Ende jede Übung des Denkvermögens in der wissenschaftlichen Form die Kräfte des Geistes bildet und den intellektuellen Menschen entwickelt. Dies ist das Allgemeine, ist

b c

a

1

2

deshalb darauf an, entweder eine Bürgerwache wie in Berlin zu formieren oder die Wachen ganz von dem dort garnisonierten 2. Westpreußischen Infanterieregiment übernehmen zu lassen. Vgl. die maschinenschriftliche Abschrift des Berichts in Nl Vaupel, a. a. O., fol. 62r–63r. Die Unterschrift und das „S.“ nach der Nachschrift fehlen bei Vaupel. Statt „den“, verbessert nach Vaupel. Die Vorlage („Von der Hand Greulichs, von fremder Hand mit Scharnhorst unterschrieben“) im Heeresarchiv, Rep. 13 A Ober-Milit.Prüf.Kommission Nr. 1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Für Oestreichs Datierung könnten die Beförderungen von drei darin genannten Fähnrichen zu Sekondeleutnants ab August 1809 sprechen. Mutmaßlich war diese Denkschrift für Diericke bestimmt.

Nr. 118

143

das, was wir bedürfen und also etwas vom allgemeinen Wissen sehr verschiedenes. Darum glaube ich, daß man dem Examinierenden die Wahl der Gegenstände freistellen müßte, so viel als dieses die Natur der Sache nur irgend verstattet. Die alten Sprachen dürfen als Geistesübung der Mathematik gleichgeachtet werden. Sie geben überdem den Vorteil, daß fast immer etwas alte Geschichte damit verbunden ist. Juristische und kameralistische Kenntnisse können nicht ohne Übung der Urteilskraft erworben werden und sind gewöhnlich mit etwas Geschichte, Statistik und mit Sprachkenntnissen verbunden; auch geben sie dem Individuum eine große Brauchbarkeit in mancherlei Verrichtungen, die im Militär vorkommen, ohne gerade militärisch zu sein. Die bürgerliche Baukunst ist dem technischen der Kriegskunst sehr nahe verwandt. Man kann diese Gegenstände nicht dem militärischen Wissen vollkommen gleichachten, und die Examinatoren dürfen nicht fürchten, daß man ihnen darin eine schulgerechte Prüfung verlangt. Dies würde ein ganz falsches Auffassen dieser Ansicht voraussetzen; aber je mehr man jene Zivilfächer in die Prüfung hineinziehen kann, um so weniger wird man sich der Gefahr aussetzen, ganz rohe und unwissende Menschen zu Offizieren nehmen zu müssen. Denn da es eine Unmöglichkeit, auch dem Geiste und Bedürfnis der Zeit ganz entgegen ist, daß alle Offiziere auf eigenen militärischen Schulen erzogen werden, so kann man auch auf keine bestimmte und präzise militärische Bildung rechnen, und wenn man nun die jungen Leute vom Offizierstande ausschließen wollte, die sich nicht gerade auf Mathematik, Planzeichnen und Fortifikation gelegt haben, so würde es an Subjekten fehlen und man wird bei dieser verringerten Konkurrenz, wie die Erfahrung gelehrt hat, in Gefahr kommen, die ganze Einrichtung scheitern zu sehen. Übrigens wird man jungen Leuten, welche das Recht zum Offizierstande mehr durch Kenntnisse aus dem Zivil- als Militär-Fach erworben hätten, das Nachstudieren der militärischen Gegenstände zur Pflicht machen. Wenn sie dieser Pflicht nicht nachkommen, so ist der Fall nicht verschieden von dem, wo ein junger Militär seine militärischen Kenntnisse nicht weiter ausbildet, in welchem Falle sie ihm schwerlich lange brauchbar bleiben und also für den Stand nicht mehr Nutzen haben werden als Kenntnisse aus Zivil-Fächern. Dies ist, was ich über die Gegenstände der Prüfung bei mir denke. Es schien mir vorzüglich darauf anzukommen, einen Geist der Liberalität bei den Examinatoren zu wecken, der die scharfen Grenzlinien oder gar Ängstlichkeit in den Ansichten vermiede und nur immer die große Ansicht vor Augen hätte, dem Offizier-Stande gebildete, geistesgewandte Subjekte zuzuwenden. Ein zweiter, nicht weniger wichtiger Punkt betrifft den Geist der Prüfungen in den vorgeschriebenen Gegenständen.

144 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) Jede Wissenschaft erhält einen durch unsern besondern Zweck modifizierten Charakter. In der Mathematik müssen wir vorzüglich auf Klarheit der Begriffe, in der Fortifikation auf praktische Fertigkeit in den darbei vorkommenden Berechnungen in der historischen Kenntnis aller Teile und der wichtigsten Dimensionen sehen. Große Ansichten kann man hier nicht fordern, sie gründen sich auf eine Übersicht des Ganzen, von der nicht die Rede sein kann. In dieser Rücksicht hat mir die dem Portepee-Fähnrich v. Bremer gemachte Frage, was sich Vauban bei den zusammenhängenden Feldverschanzungen gedacht hat, nicht zweckmäßig geschienen.3 In der Geschichte aber kommt es uns gerade auf große Ansichten, auf einen eine ganze Portion umfassenden Überblick an. Hätte der junge Mann die neuere Geschichte auf irgend eine Art in großen Gruppen aufgefaßt, z. B. die Macht der Araber, Karls des Großen, der katholischen Kirche, die Kreuzzüge, die Reformation, die Entdekkung der neuen Welt usw., so könnte man ihm das historische Detail erlassen, wobei man immer in Gefahr ist, dem Gedächtnis einen Vorzug vor dem Verstande zu geben. Ebenso ist es wichtig zu sehen, ob der Examinierte von den einzelnen großen Partien oder von dem Leben großer Männer eigentümliche Ansichten hat. In der Kriegeskunst endlich ist es vorzüglich die Urteilskraft und der vorurteilslose freie Gebrauch des natürlichen Verstandes, die zu prüfen sind. Noch möchte einiges über die Grenzen zu bestimmen sein, in welchen sich die Examinatoren in den einzelnen Fächern zu halten haben. Wenn sie in der Mathematik von dem Leichten zum Schweren fortgehen, in der Feldfortifikation mehr das Technische, was bei der Ausführung vorkommt, vor Augen haben und in der permanenten Fortifikation überhaupt bei den Elementen stehen bleiben, so werden sie nicht leicht zu viel von dem Examinierten fordern. In der Geschichte und Geographie ist die Bestimmung schwieriger. Vielleicht müßte man sich beschränken, von den Portepeefähnrichen einige Kenntnisse der alten Geschichte bis zur Teilung des römischen Reiches4 nach einem bestimmten Buche und von der vaterländischen Geschichte den Ursprung des Königlichen Hauses, die Vereinigung Preußens mit der Mark5, das Leben des großen Kurfürsten und Friedrichs 2. zu fordern. Für den Portepee-Fähnrich, der sich zum Offizier examinieren läßt, käme die Geschichte des Mittelalters hinzu. Ein Buch, nach welchem examiniert wird, zu bestimmen, scheint mir notwendig, teils weiß der Lehrer dann, wie weit er gehen kann, teils richtet 3

4 5

Karl Ludwig von Brehmer, 1806 Gefreiterkorporal beim Infanterieregiment Graf Kunheim (No. 1), wurde am 4. August 1809 zum Sekondeleutnant beim 2. Ostpreußischen Regiment ernannt. Er wurde 1817 zum Kapitän befördert und 1821 verabschiedet. Sébastien le Prestre, Marquis de Vauban, wurde im ersten Band vorgestellt. Im Jahre 395 n. Chr. Nach dem Tode des letzten Herzogs von Preußen, Albrecht Friedrich, erbte 1618 sein Schwiegersohn, Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg, das spätere Ostpreußen.

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sich der Geist der Prüfung nach dem Geiste des Buches. Bredow Darstellung der wichtigern Begebenheiten der allgemeinen Weltgeschichte6 wird jetzt von allen Schulleuten sehr geschätzt, vielleicht eignet es sich auch besonders für unsern Zweck. Es hat wenigstens einen großen Vorzug dadurch, daß eine gedrängte Einleitung dem Buche vorangehet und Tabellen mit demselben verbunden sind. Auch sind die Begebenheiten mehr zusammen gehalten und gruppiert, anstatt in einer charakterlosen chronologischen Ordnung nebeneinander aufgereiht zu sein. In der Geographie scheint man sich vorzüglich nach dem Examinierenden richten zu müssen. Mathematische Geographie wird noch nicht auf allen Schulen gelehrt, und oft gehen die wenigen mathematischen Begriffe, die dadurch in einen Kopf kommen, sehr bald wieder verloren, wenn er sonst keine Mathematik getrieben hat. Dagegen werden nicht leicht einem jungen Menschen, der auf Schulen gewesen, die allgemeinen Kenntnisse von der Einteilung der Länder, ihren Hauptstädten, der Volksmenge, dem Flächeninhalte und den Hauptflüssen fehlen. Die Kenntnis der Gebirgszüge, so interessant sie dem Militär ist, kann schon weniger gefordert werden. Dergleichen wird nur an wenig Orten gelehrt. Wenn man auf die Idee kommen sollte, daß die Forderungen dadurch gar zu sehr herabgestimmt und der Zweck aufgeopfert würde, so darf man nur an den Grad der Unwissenheit und Unerzogenheit denken, in welchem sonst die meisten Junker zu dem Regimente kamen, und man wird finden, daß man immer noch genug gewinnt. Die Kriegeskunst im engern Sinne ist eigentlich in dem Regulativ zur Bestimmung der Kenntnisse für den Portepee-Fähnrich, der Offizier werden will, nicht genannt, gleichwohl sind öfter dergleichen Fragen vorgelegt worden, z. B. in der Aufgabe, welche den Portepee-Fähnrichen v. Mansbach7 und v. Oettinger8 vorgelegt wurdeb, den Angriff und die Verteidigung einer mit wenig Strichen bezeichneten Stellung anzugeben. Ähnliche Fälle sind mir noch andere bekannt. Wenn es auch hierbei wirklich auf bloße natürliche Geisteskräfte und nicht auf erworbene Kenntnisse ankäme, so ist doch eine durch fortgesetzte Betrachtung des Gegenstandes erzeugte Vertrautheit des Verstandes mit demselben nötig, die man nicht von ganz jungen Leuten erwarten kann. Die richtige Antwort mag in ihnen liegen, aber wer gibt den jungen Leuten das b 6 7

8

Statt „wurden“. Vgl. Anm. i zu Nr. 433 im fünften Band. Ludwig Wilhelm Gustav von Mansbach hatte 1806 beim Regiment Manstein (No. 55) gestanden und wurde am 23. November 1809 zum Sekondeleutnant beim 3. Ostpreußischen Regiment ernannt. Bis 1830 diente er in der Linie, zuletzt als Kapitän beim 13. Infanterieregiment, 1841 wurde er verabschiedet. Otto Gustav von Oettinger vom 3. Ostpreußischen Regiment wurde am 14. September 1809 zum Sekondeleutnant ernannt. 1811 verabschiedet, diente er ab 1814 in der Kavallerie, zuletzt als Rittmeister beim 12. Husarenregiment.

146 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) Vertrauen zu ihrem Verstande, daß die natürlichste Antwort die beste sei. Er wird nach positiven Kenntnissen in sich suchen, die er nicht hat, und darüber in Verlegenheit geraten. Die weitläufige wortreiche Beantwortung dieser Aufgabe beweist dies. Wenn ich es daher auch nicht unzweckmäßig finde, daß man den jungen Leuten zur Prüfung ihrer natürlichen Fähigkeiten als Soldat einige Fragen aus der angewandten Taktik tut, so müßten diese doch so sein, daß sie nicht imponieren und dem Berufe eines subalternen Offiziers nahe genug liegen, um voraussetzen zu können, daß der junge Mann seine Aufmerksamkeit schon einmal auf Gegenstände der Art gerichtet hat. Zum Schlusse dieser Bemerkungen muß ich noch die eine machen, daß der Geist der Prüfungen unstreitig auf den Geist der Studien zurückwirkt. Je mehr man in diesen der geübtern Geisteskraft vor dem bloßen Gedächtnis den Vorzug gibt, um so mehr wird man die jungen Leute auffordern, mit dem Geiste und nicht mit dem bloßen Gedächtnis aufzufassen. Scharnhorst.

119. Scharnhorst an Prinz August [Königsberg, vor 10. Dezember 1809] Nach der Edition bei Klippel III, S. 427f. Bedenken gegen Erleichterung der Protzen.

Ew. Königlichen Hoheit bezeuge ich hierdurch ganz unterthänigst, daß ich von der Verfügung der dritten Division des Allgemeinen Kriegs-Departements zur Erleichterung der Protzen nichts gewußt habe. Ew. Hoheit darf ich es nicht verschweigen, daß ich unter den gegenwärtigen Umständen selbst für die geringe Erleichterung nicht bin; denn wenn es an Munitionswagen fehlen sollte, wie ich befürchte, so dürfte durchaus nicht an Erleichterung der Protzen gedacht werden, denn es würde in dem Falle sogar nötig seyn, sie wieder mit 100 Schuß zu beladen, da zumal die ganze Erleichterung nicht so dringend ist und wahrscheinlich andere Nachtheile mit sich führt, die weit größer seyn möchten als die dadurch bezweckten Vortheile. Ueberdieß ist, wie es der 2te Theil meiner Artillerie zeigt, die preußische Artillerie bei Weitem nicht so schwer auf jedes Pferd beladen als die übrigen, und dazu kömmt noch, daß bei der französischen die Last auf einer Achse, bei unserer auf 2 vertheilt ist. Auch hat die Erfahrung gelehrt, daß unsere 6Pfünder besser als irgend ein ander mir bekanntes Geschütz mit fortkommen können. Wir haben überdies die Wagen nicht erleichtert; was kann ein Geschütz nützen, wenn der Wagen nicht mit kommt? Ich glaube daher, daß man in der jetzigen Lage sehr wider die Verhältnisse anstoßen würde, wenn man die Protzen erleichtern wollte, da man aus eben dem oder noch einem weit triftigeren Grunde lieber kleinere Caliber nehmen könnte, um die Leichtigkeit zu bezwecken, wobei aber freilich auch Nachtheile eintreten; jedoch halte ich diese nicht so groß als die Verminderung der Munition unter 80 Schuß,

147

Nr. 120

d.h. unter eine Chargirung oder unter die nöthige Munition zu einer Actiona. Ich mache auf diesen Gegenstand Ew. Königl. Hoheit aufmerksam, weil ich fürchte, daß man der preußischen Artillerie grade das gute Eigenthümlicheb, welches sie nun in der schicklichen Munition zu der Protze hat, nehmen will. Scharnhorst. N. Sch.: Wenn kein Auditeur bei der Brigade wäre, so möchte ich den Auditeur Storch1 in Vorschlag bringen. 120. Aufzeichnung

[?, 1809?a]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 203 fol. 50r (½ S.): Eigenhändig.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Versuche mit Pappier ______ Sprengen der eisernen Kanonen1 ______ Zugkraft bei den Fuhrwerken2 ______ Formen der eisernen Kanonen ______ Zünden des Pulvers bei glü[h]enden Geschützen ______ Zähigkeit der eisernen u. metallnen Kanonen3 in Neisse ______ Buken von Decker4

a

Klippel setzte dazu: „(?)“ Unterstrichene Wörter bei Klippel durch Sperrdruck hervorgehoben. Gemeint ist mutmaßlich Ferdinand Stosch (1784–1857), ehemaliger Auditeur des Reitenden Artillerieregiments, hatte nach Auerstedt als Sekondeleutnant eines Reservebataillons gedient. Er wurde 1809 zum Auditeur der Brandenburgischen Artilleriebrigade ernannt, 1811 zum Justizrat und vortragenden Auditeur der Generalinspektion der Artillerie befördert und 1812 als Kreisjustizrat nach Goldberg versetzt. Als Landwehroffizier diente er ab Juni 1813 im Stabe Gneisenaus und wurde bei Leipzig mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Nach seiner Nobilitierung 1815 stieg er bis zum Generalleutnant auf, sein Sohn Albrecht (1818–1896) fungierte von 1872 bis 1883 als Chef der Admiralität.

b 1

a

1 2 3 4

Aufgrund des unterhalb des Textes mit Bleistift geschriebenen Vermerks von unbekannter Hand: „1809“. Derartige Versuche werden auch in Nr. 406 und 622 beschrieben. Vgl. dazu Nr. 71 und 621. Vgl. auch Nr. 398. Vgl. Nr. 417. Friedrich Wilhelm Heinrich von Decker wurde im fünften Band vorgestellt.

148 I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809)

Dienstkorrespondenz in aufwendigerer Ausfertigung: Das Schreiben Nr. 9 an General Blücher (Transkription auf S. 8 f.).

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–Juni 1810) 1.

Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge

121. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 27. Dezember 1809 Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 44 fol. 65r (½ S.).a Ton offizieller Schreiben.

Es ist meinerseits den beiden andern Divisionen des A.K.D. aufgegeben worden, ihre Bescheide usw. so schonend als möglich aufzusetzen. Die beikommende Einlage1 veranlaßt mich, diese Aufforderung auch an die dritte Division ergehen zu lassen. 122. Scharnhorst an Lepel

Berlin, 27. Dezember 1809

Privatbesitz (½ S.): Reinschrift, unbekannte Hand, eigenhändig unterschrieben.a Zusage der Berücksichtigung im Offizierkorps der Jäger.

Aus Euer Hochwohlgebohren gefälligem Schreiben vom 26t d. M. und aus den beigefügten Einlagen geht für mich allerdings die Nothwendigkeit

a

1

a

Die Vorlage („Eigh., gez. Scharnhorst“) im Heeresarchiv, Rep. 3 O.K.K. Ing.Dep. VI Nr. 106, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Im Schreiben der 3. Division an Blumenstein (Königsberg, 19. September 1809, Abschrift a. a. O., Nr. 41, fol. 75r–76r) heißt es, „daß wir uns [...] nicht darauf einlassen können, von Ihnen Belehrungen über Gegenstände anzunehmen, die wir sehr wohl verstehen müssen und worin sich Euer p. ganz und gar nicht unfehlbar halten sollten. Wir werden daher ferner von Euer p. wohl Berichte, keinesweges aber Disputationen, Belehrungen und solche Bemerkungen gewärtigen, die unsren gegenseitigen Verhältnissen ganz und gar nicht anpassend sind“. Nach einem vom AEGIS Buch- und Kunstantiquariat, Ulm, zur Verfügung gestellten Scan.

150

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

hervor, daß für Sie gesorgt werden müsse, und ich werde bei der Besetzung der Jäger-Kompagnien nicht unterlassen, Sie Seiner Majestät dringend zu empfehlen. Berlin den 27ten Dzbr. 1809. v.Scharnhorst An den Königlichen Hauptmann von Lepel1 Hochwohlgebohren, agregirt im Ostpreuß. Jäger Batt. hieselbst. Kronen Straße No 31. 123. Allgemeines Kriegsdepartement an Bülow

Berlin, 29. Dezember 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 44 fol. 70r (1 S.).a Verfügung zu Benennungen der Regimenter.

S.M. der König haben nun beschlossen, daß alle die Regimenter, welche noch Chefs haben, in keinen Dienstbriefen und Listen neben dem Provinznamen des Regiments den Namen des Chefs führen, sondern bloß auf erstern sich beschränken und letztern ganz weglassen sollen; so würde also z. B. nicht zu sagen sein 1. Ostpreußisches Infanterie-Regiment von Stutterheim, sondern nur 1. Ostpreußisches Infanterie-Regiment.1 Es dürften mithin bloß in der Konversationssprache die Regimenter mit dem Namen ihrer Chefs bezeichnet werden können.

1

Der vor Mainz zweimal verwundete Friedrich Wilhelm von Lepel (1774–1840) hatte als Füsilieroffizier an den Feldzügen gegen Frankreich 1792–1795 und 1806/07 teilgenommen und wurde danach den Jägern attachiert. Im April 1810 kam er als Adjutant zu Oberst Corswant, im März 1811 zu Oberst Roeder. Beim Feldzug von 1812 wurde er mit dem Pour le Mérite und der Ehrenlegion dekoriert, 1813 mit dem Eisernen Kreuz. Von März 1813 bis zu seinem Tod fungierte er als Adjutant des Prinzen Heinrich; er wurde 1825 als Generalmajor aus dem aktiven Dienst entlassen und erhielt 1838 einen Grafentitel.

a

Die Vorlage, eine von Scharnhorst und Hake unterschriebene Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 2 Nr. 310b, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Diese Verfügung betraf nicht die Einheiten der Garde oder diejenigen, die den König bzw. die Königin zum Chef hatten und keine Provinznamen trugen, nämlich die Leibregimenter und das Dragonerregiment Königin.

1

151

Nr. 124

Übrigens wird aber in den Ranglisten der Chef nach wie vor über den Kommandeur aufgeführet. Auf Befehl S.M. haben wir die Ehre, Euer p. von diesem Allerhöchsten Beschluß hierdurch zu benachrichtigen, um darnach die Regimenter zu instruieren. 124. Aktennotiz

[Berlin, 30. Dezember 18091]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 51r: Eigenhändig.a Salpeterversorgung.

Die 3te Division wird diese Gegenstände2, besonders in Hinsicht der Kaufleute, welche Salpeter liefern wolln, untersuchen u. mir demnächst Bericht u. Gutachten erstatten. Scharnhorst 125. Erlaß

Berlin, 31. Dezember 1809

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 44 fol. 2r–3r (2 S.).a Maßnahmen gegen die Desertion von als Soldaten dienenden Handwerkern.

Es ist von mehreren Regimentern darüber Klage geführt, daß jetzt häufig die Desertion solcher Soldaten, welche ein Handwerk erlernet haben, einzureißen anfange, weil dergleichen Leute durch die Leichtigkeit, womit sie im Auslande fortkommen, besonders zur Pflichtverletzung veranlaßt werden und diese dadurch erleichtert wird, daß nach der bisherigen Verfassung den Handwerksgesellen und Lehrburschen, um bei dem Kantonregimente den Wanderpaß nachzusuchen, das dazu erforderliche Attest von dem Magistrat ihres Aufenthaltortes ohne Schwierigkeit erteilet wird, worauf sie dann ohne besondern Regimentspaß wandern und sogar zuweilen die magistratualischen Bescheinigungen zu Erschleichen gewußt haben. a

1 2

a

Am Rande eines Schreibens des Ministers Dohna an Scharnhorst (Berlin, 30. Dezember 1809, fol. 51r–v, Präsentationsvermerk vom selben Tage). Vgl. Anm. a. Dohna übersandte einen Bericht des Staatsrats in der Sektion für Gewerbepolizei, Gottlob Johann Christian Kunth (1757–1829), „Ueber die Anschaffung des Salpeterbedarfs“ (Berlin, 22. Dezember 1809, Abschrift fol. 52r–54v) und einen Aufsatz des Chemikers Siegmund Friedrich Hermbstädt zur Gewinnung von Salpeter aus Pflanzen wie Dill, Borretsch, Gundermann, Sonnenblume und Schafgarbe (Berlin, 5. November 1809, Abschrift fol. 55r–66v). Die Vorlage, eine von Scharnhorst und Boyen unterschriebene Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 2 Nr. 310b, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

152

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Um diesen Mißbräuchen vorzubeugen, haben wir1 uns mit dem Ministerio des Innern über folgende Bestimmungen geeiniget, welche künftig in dieser Partie zu beobachten sind. 1. Die bisher einzeln von den Handwerksgenossen nachgesuchten Atteste sollen von Seiten der Magisträte nur dann erteilt werden, wenn der Ältermann des Gewerks dem Nachsuchenden vorher attestiert hat, daß derselbe nicht Soldat sei; 2. die solchergestalt von den Magisträten zu erteilenden Bescheinigungen sollen den Empfängern nicht offen, sondern in einem versiegelten Umschlag, der die Adresse an das Regiment führt, bei welchem der Wanderpaß nachgesucht werden muß, zugestellt werden; 3. jeder wandernde einländische Handwerksbursche, der nicht einen gedruckten Wanderpaß von seinem Kanton-Regimente bei sich führt, soll überall von den Polizeibehörden angehalten und an die Obrigkeit seines Geburtsorts zurückgesandt werden. Sämtliche Zivilbehörden sind dieserhalb auf das gemessenste instruiert, und ich bin beauftragt, Euer p.2 obige Bestimmungen zur Kenntnis zu bringen, um hiernach das nötige Verfahren zu beobachten und die Wachen in den Garnisonen zu instruieren, alle Handwerksburschen, die zwar Atteste von den Magisträten, nach dem 1. Januar d.J. datiert, aber keinen gedruckten Wanderpaß von dem Regiment, wozu sie gehören, bei sich führen, sofort beim Einpassieren an die Polizeibehörde zu senden, und wir ersuchen Euer p. ergebenst, diese Bestimmung den unter Ihren Befehlen stehenden Truppen ebenfalls bekannt zu machen. 126. Scharnhorst an [Prinz Wilhelm]

Berlin, 1. Januar 1810

HStAD, Abt. D 22, Nr. 12/59 fol. 4r–v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 386. Dank an Prinz und Prinzessin Wilhelm. Krankheit.

Ew. Königl. Hoheit lege ich meine innigste und tiefste Verehrung für die Huld und Gnade [zu Füßen?], mit der Sie mich immer, seitdem ich das Glück, hochdenenselben bekannt zu werden, beehrt haben. Dankbar fühle ich unaufhörlich, daß meine Tochter ihr jetziges Glük Ew. Königl. Hoheit edler erhabener Gemahlin zu verdanken hat. Ew. Königl. Hoheit legen mir dies nicht als eine Schmeichelei aus, die Erlaubniß der Aeußerung der Empfindung der Dankbarkeit ist eine Wohlthat für den, der sie lebhaft fühlt.

1 2

Das Allgemeine Kriegsdepartement. Das archivierte Exemplar war für Bülow bestimmt.

153

Nr. 127

Eine Rose am Kopfe, schon seit 14 Tagen, hält mich ab, Ew. Königl. Hoheit meine Gefühle der Ehrerbietung und Dankbarkeit persönlich darzulegen. In tiefer submissester Verehrung bin ich E. Königl. Hoheit Berlin den 1. Jan 1810

unterthänigster gehorsamst[e]r v. Scharnhorst.a

127. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 2. Januar 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Aufzeichnung, Johann von Schmidts Hand: GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 3r (1 S.).b Konstruktion von Feld- und Festungslafetten.

Berlin, 2. Januar 1810 Ew. Königlichen Hoheit habe ich die Ehre, hierbei die Sachen zu remittieren, welche Höchstdieselben mir über die neue Konstruktion der Festungsaffuiten mitzuteilen geruht haben. Ich habe dabei folgende Bemerkungen Ew. Königlichen Hoheit mitzuteilen mir die Freiheit nehmen wollen. Der große Gesichtspunkt, welcher bei allen unsern neuen Einrichtungen nicht zu vernachlässigen ist, betrifft den möglichst kleinsten Kostenaufwand; solange man noch die wesentlichen Zwecke erreicht, muß man sich aller kleiner Vorteile begeben, um ja den großen Vorteil nicht zu vernachlässigen, viel mit wenigem Gelde zu stande zu bringen. In wie fern in Rücksicht auf Affuitage sich dieser Zweck erreichen und das Wesentliche der Einrichtung erhalten läßt, sieht man an den englischen Schiffsaffuiten und hat es in Danzig gesehen.c Ich habe von dem Major v. Braun in Memel eine einfache englische Schiffsaffuite aufnehmen lassen und werde, da ich sie für den Gebrauch in Kasematten sehr gut halte, mir die Ehre geben, Euer Königlichen Hoheit diese Zeichnung, sobald die ausgepackt sein wird, zuzusenden.

a

Datum und Unterschrift mit Respektabstand.

a

Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv Rep. 10 A C I 34 Pak. 9, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Diese Niederschrift mündlicher Ausführungen Scharnhorsts ist mit einem Vermerk Greulichs, „29. Januar“ versehen. Gemeint ist wohl der 29. Dezember. In der Aufzeichnung heißt es: „Daß ohne viel Beschläge u. eine künstliche Einrichtung sich das Wesentliche des Zweks erreichen läßt, sieht man an den englishen Shifslaffeten u. hat es in Danzig gesehen.“

b

c

154

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Die von der Kommission angebotene Konstruktion ist zwar sehr gut durchdacht und ausgearbeitet, allein der Zweck, von welchem ich aberd geredet habe, so wohlfeil als möglich zu bauen, ist nicht gehörig berücksichtigt, da die neuen Wallaffuiten sogar teurer sind als die alten und der Eisenbeschlag davon so auffallend vermehrt ist, daß eine dreipfündige Wallaffuite statt 2 Centner 55 웩 Eisenbeschlag, wie sie sonst hatte, nach den neuen Anschlägen 3 Centner 36 웩 haben soll. Und so bei den übrigen Geschützen gleichfalls. Eisenbeschläge überhaupt sind nur nötig, wo etwas zusammengehalten werden soll, und können für diesen Zweck gewiß viel schwächer gemacht werden als bei uns der Gebrauch war. Ein weiter wichtiger Gegenstand ist bei Festungsaffuiten der Rham. Gribauvel und Montalembert2, die sonst im Affuitenbau ziemlich entgegengesetzte Zwecke verfolgten, haben beide den Rham um der unveränderlichen Richtung willen, die er verschafft, für die Hauptsache gehalten. Alle Artillerie[n] haben diese Idee in ihren Einrichtungen angenommen, in Rußland sogar findet man diese so nützliche Vorrichtung überall im Gebrauch, und wir sollten bei einer so allgemeinen Veränderung in dem Materiellen unserer Artillerie beharrlich keine Rücksicht darauf nehmen?e Die Unveränderlichkeit der Richtung ist ja beinah überall die Hauptsache, wie viel mehr noch in Kasematten, wo die Richtung ohnehin fast immer eine und dieselbe bleibt. Endlich muß ich noch bemerken, daß unter den vorgeschlagenen Affuiten keine wie die Gribauvelsche von der Einrichtung ist, über Bank oder vielmehr durch eine sehr flache Scharte schießen zu können; während es doch sehr nützlich ist, in jeder Festung einige dieser Art zu haben. Die Sache mit den Affuiten ist dringend, weswegen ich mich beeilt habe, sie Euer Königlichen Hoheit zu beantworten. Geruhen Höchstdieselben der Kommission aufzugeben, mit ihren Entwürfen über diesen Gegenstand baldmöglichst aufs Reine zu kommen. Vorzüglich scheint es für jetzt auf die Erfindung eines einfachen Rhams mit wenig Beschlägen für die Schiffsaffuite anzukommen, weil davon eine ziemliche Menge in Pillau und mehrern andern unserer Festungen vorhanden sind. Über die übrigen mir von Euer Königlichen Hoheit mitgeteilten Gegenstände werde ich in einigen Tagen gleichfalls die Ehre haben, meine Meinung Euer Königlichen Hoheit gehorsamst zu eröffnen. v. Scharnhorst

d e

2

Schreib- oder Lesefehler für „eben“ oder „oben“? In der Aufzeichnung heißt es u. a.: „Der Rham ist die Seele aller Wallaffuiten, u. der in allen Artillerien eingeführt ist, selbst in Rußland überall.“ Jean-Baptiste Vaquette de Gribeauval und Marc-René, Marquis de Montalembert, wurden im ersten Band vorgestellt.

155

Nr. 128

128. Allgemeines Kriegsdepartement an Koenen

Berlin, 2. Januar 1810

GStA PK, I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46898 fol. 160r (1 S.): Abschrift, Schreiberhand. Rechtlicher Status von Kommissariats- und Militärmedizinalbeamten.

Cop. Auf Ew. Hochwohlgeb. p. Anfrage vom 26. Octbr. v. J. benachrichtigen wir Dieselben, daß außer den bei dem unterzeichneten und bei dem MilitairOekonomie-Departement zur Dienstleistung commandirten Ober-Offiziern nur die in der Anlagea verzeichneten Offizianten des Krieges-Commissariats, und nächst diesen der General-Stabs-Chirurgus, die Divisions-GeneralChirurgen, die Regiments-, Bataillons- und Compagnie-Chirurgen des militairisch-chirurgischen Staabes, zu welchen auch die sämmtlichen während eines Krieges bei den Feld-Lazarethen anzustellenden Offizianten gehören, desgleichen die Pensionair-Chirurgen, die Ober-Chirurgen und Zöglinge der medizinisch chirurgischen Pepiniere nebst den bei diesem Institut im Dienst stehenden Offizianten zur Cathegorie der Militair-Personen gehören. Berlin den 2ten Januar 1810. Allgemeines Krieges-Departement v. Scharnhorst v. Hake An des Königl. KammergerichtsPräsidenten und GeneralAuditeurs Herren von Könen Hochwohlgeb. 129. Scharnhorst an seine Schwester Wilhelmine Müller

Berlin, 4. Januar 1810

Privatbesitz (1 S.): Eigenhändig.a Druck: Klippel III, S. 517f.; Linnebach, S. 386f. Genesung. Rückblick auf 1809.

Liebe Schwesterb, ich schreibe dies zwar auf den Bette, aber ich bin Gottlob bald hergestellt; ich freue mich Eurer Gesundheit und ich hoffe Euch alle a

Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. die „Personal-Liste der bei dem Krieges-Kommissariat konstituirten Beamten“ ebda., fol. 161r.

a

2011 von der Firma J. A. Stargardt versteigert. Als Vorlage diente eine 1994 von Heinz Stübig zur Verfügung gestellte Photokopie. Der Brief ist auf der Umschlagseite adressiert: „An Madam Müller zu Blumenau“.

b

156

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

noch ein mal diesen Sommer zu sehen. Ich war nahe am Rande des Grabes, ich habe mich aber noch einmal durchgeshlagen. Ich muß künftigen Sommer nach Drieburg. Gott, welch ein unglückliches Jahr war für uns das verfloßene. Nur die Heirath von Julchen das einzige Erfreuliche. Dein Dich innigst liebend[e]r Bruder Scharnhorst Berlin, den 4tn Jan. 1810 Küsse und umarme Deine Kind[e]r in mein[em] Namen. Ich liebe sie als von unsern Geblüt unbeschreiblich. 130. Scharnhorst an Bärsch

Berlin, 4. Januar 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 356 (1 S.), Greulichs1 Hand, eigenhändig unterschrieben. Bewerbung Bärschs um eine Stelle am Kadetteninstitut in Stolp. a Sobald Euer Hochwohlgeborenb die Decharge von der Behörde über die Ablegung der von Ihnen geforderten Rechnungen werden erhalten haben, überlaße ich Ihnen, mit Ihrem Gesuche in Betref einer Stelle beim Cadetten Institut zu Stolpe anderweit bei mir einzukommen, alsdann ich Seiner Majestät Ihre Bitte zur Entscheidung vorlegen werde. Ich erwiedere Ihnen solches auf Ihr gefälliges Schreiben vom 26ten v.M. Berlin den 4ten Januar 1810.

v.Scharnhorst. 131. Scharnhorst an Beyme

Berlin, 6. Januuar 1810

GStA I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46898 fol. 8r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Gerichtsbarkeit des Frankfurter Stadtgerichts über Militärpersonen. a

b

1

Oben rechts ein Vermerk des Empfängers: „beantwort. d. 27“ Janr. 10.” Darunter von unbekannter Hand mit Bleistift: „Handschrift des Feldg. Greulich“. Das Schreiben ist auf dem Umschlag addressiert: „An den Königl. Lieutenant und Regts. Quart. Meister im ehemal. 2ten Brandenbg. Hus. Regt. Herrn Baersch Hochwohlgeboren, Colberg“. Karl Friedrich Wilhelm Greulich (1782–1854), seit 1802 im reitenden Feldjägerkorps, wurde nach dem Frieden von Tilsit von Scharnhorst als Guide und Schreiber eingesetzt. Er begleitete ihn 1811/12 auf seinen geheimen Missionen nach St. Petersburg und Wien und 1813 im Felde. Bei Großgörschen mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, fungierte Greulich nach dem Kriege als Oberförster in Ostpreußen und von 1828 bis 1850 als Geheimer Oberrechnungsrat in Potsdam.

Nr. 132

157

Der von Euer Exzellenz in Dero gefälligem Schreiben vom 20ten Novbr. v.J. geäußerten Meinung stimme ich ganz dahin bei, daß das Stadtgericht zu Frankfurth a.d./Oder auch über das dortige Militair die Gerichtsbarkeit ausüben könne. Ich habe daher den gemeinschaftlichen Bericht an Seine Majestät mit unterzeichnet, auch denselben an Allerhöchstdieselben abgehen laßen und remittire das Concepta hierneben gehorsamst. Berlin den 6ten Januar 1810. An des Königl. Groß Canzlers p. Herrn Beyme Exzellenz Berlin

v.Scharnhorstb

132. Scharnhorst an das Militärökonomiedepartement

Berlin, 7. Januar 1810

Privatbesitz (1 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben.a Rücksendung von Berichten von Kriegskommissaren.

Die mir von Einem Königl. Hochlöblichen Militair Oekonomie Departement zur Durchsicht gefälligst kommunizirten Zeitungs-Berichte der Krieges Comißarien v.Putlitz und Jacobi 1ter pro September, Oktober und Novembr. a. pr. remittire ich in den Anlagenb mit dem ergebensten Dank und bitte gleichmäßig, mir die von den übrigen Kriegs Commißarien noch einzusendenden Berichte, wenn selbige eingegangen seyn werden, geneigtestens mitzutheilen.1 Berlin den 7ten Januar 1810. v.Scharnhorst An Ein Königl. Hochlöbliches MilitairOekonomie Departement hieselbst. a b

a

b 1

Daneben am Rand ein schräger Strich. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Nach einer vom Antiquariat Annelie Meixner, Würzburg, zur Verfügung gestellten Photokopie. Dazu am Rande einige schräge Linien. Die Kommissare Jacobi I und Putlitz wurden im fünften Band erstmals erwähnt.

158

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

133. Scharnhorst an Pontanus

Berlin, 9. Januar 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Randnotiz, eigenhändig: GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 1r–2v.b Termin für Treffen mit der Artillerieprüfungskommission.

Berlin, 9. Januar 1810 In bezug auf das unter dem 8. d.M. an mich gerichtete Schreiben der Artillerieprüfungskommission1 ersuche ich Ew. Hochwohlgebornen2 sowohl als sämtliche Herrn Mitglieder der Prüfungskommission ergebenst, mich den 12. d.M. nachmittags um 5 Uhr gefälligst zu besuchen. Scharnhorstc 134. Allgemeines Kriegsdepartement an Koenen

Berlin, 10. Januar 1810

GStA I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46898 fol. 167r–168r (2½ S.): Abschrift, Schreiberhand. Rechtlicher Status verschiedener Beamter, Handwerker usw.

Abschrift In Verfolg unseres Schreibens vom 2tn d. M., die Offizianten, so nicht Offiziere sind, doch aber nach der jetzigen Organisation des Militärwesens als würkliche Militär Personen betrachtet werden können, betreffend, ermangeln wir nicht, Denenselben ergebenst nachträglich anzuzeigen, daß 1) die Regiments, Bataillons und Compagnie Chirurgen, 2) die vorhandenen Regiments Quartiermeister, welche nicht würkliche Offiziere sind,

a

b

c

1

2

Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 10 A C I 34 Pak. 9, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Auf der letzten Seite eines von Pontanus, Schultze, Holtzendorff, Neander und Kräwel unterschriebenen Schreibens der Artillerieprüfungskommission (Berlin, 8. Januar 1810, 3½ S.). Darunter eine Notiz: „Z.N. Die sämtlichen Mitglieder der Artillerieprüfungskommission sind zufolge obenstehenden Schreiben eingeladen worden, sich den 12ten nachmittags ½ 5 Uhr bei mir, dem Obersten von Pontanus, einzufinden, um zum Herrn General hinzugehen. Berlin, 11. Januar 1810“. Vgl. Anm. b. Die Kommission antwortete hiermit auf das ihr von Prinz August übermittelte Schreiben Nr. 127. Oberst Johann Christian von Pontanus wurde erstmals im zweiten Band vorgestellt.

Nr. 134

159

3)

die noch vorhandenen oder bei den Brigaden angestellet werdenden Auditeure, so nicht würkliche Offiziere sind, 4) die bei den Brigaden angestellten Feldprediger, 5) die Büchsenmacher und Büchsenshäfter, 6) die Sattler und Riemer, 7)  Stallmeister, Bereiter und Fahnenshmiede, 8)  Garnison-Küster und Schullehrer, 9)  Zimmerleute, insofern sie nicht würkliche Soldaten sind, 10) alle bei den Garnison Lazarethen angestellte Subjecte, sie mögen Inspectoren, Aufwärter oder sonst dergleichen sein, mit in diese Cathegorie gehören. In Ansehung dieses sämmtlichen Personals sind wir der Meinung, daß selbiges shon zu Friedenszeiten der Militär Jurisdiction, so wie sie durch die neue Einrichtung bestimmt ist, unterworfen sein müsse, ohne Rücksicht, ob einige von diesen Subjecten, wie z. B. die Hautboisten, nur auf bestimmte Zeit engagiret oder auf Contracte angenommen sind, wie hin u. wieder bei den Büchsenmachern, Büchsenshäftern, Sattlern und Riemern der Fall sein soll. In der Bestimmung jener Personen hat uns theils das Cavanshe Krieges Recht1 § 9 und § 108, theils der Grundsatz zur Richtshnur gedient, daß alles, was bei den activen Truppen, ohne Offizier, Unteroffizier oder Soldat zu sein, angestellet ist, und die Verpflichtung hat, den Truppen ins Feld zu folgen, zu den Militär Personen zu rechnen sey und der Militär Jurisdiction untergeordnet sein müsse. Jener erwähnte Grundsatz findet beinahe auf alle angeführte Personen Anwendung, die Garnisonshullehrer und das bei den Friedens Garnison Lazarethen angestellte Personale etwa ausgenommen, von denen wir jedoch, wenn sie auch wirklich nicht der Armee zu Felde folgen sollten, dafür halten, daß sie im Frieden zur Zusammenhaltung des Dienstbandes unbedenklich für Militär Personen und der Militär Jurisdiction unterworfen zu erachten sind, so wie es gegentheils eine Classe von Personen giebt, derer wir oben nicht erwähnt haben und welche nur zu Zeiten des Krieges in so weit als Militär Personen ersheinen, daß sie der Militär Jurisdiction unterworfen sind. Wir meinen die Regiments Train Soldaten oder Knechte, als welche zwar shon in Friedens Zeiten vorshriftsmäßig designirt und vereidet werden, jedoch nach der von Seiten des Ministerii des Innern erlassenen Instruction zu Friedenszeiten der Civil Jurisdiction unterworfen bleiben.

1

Georg Wilhelm C. Cavan: Das Krieges- oder Militär-Recht, wie solches jetzt bei der Königlich Preußischen Armee besteht, 2 Bde., Berlin 1801 (Nachdruck: Bad Honnef 1982). Der Autor, ein Oberauditeur und Geheimer Kriegsrat, verfaßte auch: Beyträge zum Krieges- oder Militärrecht, Berlin 1802 (Neuauflage 1806); Erläuterungen der Kriegesartikel für die königlich preussischen Unterofficiere und gemeinen Soldaten von der Infanterie, Cavallerie und Artillerie, Berlin 1806.

160

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Ob übrigens die bei dem Cadetten Corps stehenden Gouverneure und andern Offizianten, die nicht Offiziere u. als eigentliche Militär Personen designirt sind, zu dieser Classe zu ziehen sein werden, müssen wir lediglich Euer pp. näheren Beurtheilung p. anheimstellen. Berlin den 10n Januar 1810 Königl. Preuß. Allgemeines Kriegs Departement. v. Scharnhorst. v.Hacke. An des Königl. General Auditeur pp. Herrn von Koenen Hochwohlgeboren. 135. Zirkular

Berlin, 12. Januar 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 12 Nr. 305 fol. 7v–8r (1 S.): Abschrift, Schreiberhand. Rangierung von Kompanien und Eskadronen.

Abschrift

1.

2.

3.

Des Königs Majestät haben vermittelst Cabinets Ordre vom 9n d.M. in Hinsicht der Benennung und Rangirung der Compagnien und Escadrons der Armeen nachstehendes zu bestimmen geruhet. Die Compagnien und Escadrons bleiben, wie sie gegenwärtig in den Bataillons und Regimentern rangirt sind, bei allen Veränderungen ihrer Chefs für immer unabänderlich stehen, und es soll der bisher beobachtete Gebrauch, wonach die Compagnie oder Escadron des ältesten Staabs Officiers auf dem rechten Flügel und die des zweiten auf dem linken Flügel stehet, gänzlich aufhören. Diesem zu Folge kann daher die Compagnie oder Escadron des jüngsten Capitains oder Rittmeisters auf dem rechten Flügel und die des ältesten Staabs Officiers in der Mitte des Bataillons oder Regiments stehen, ohne daß dadurch eine Vertauschung der Compagnie oder Escadron nothwendig wird. Die Compagnien oder Escadrons werden so wie sie jetzt stehen nach der Nummer z. B. 2te Compagnie, 2te Escadron 3te Compagnie, 3te Escadron benannt, jedoch können sie auch dabei die Namen ihrer Chefs führen, nehmlich: 2te Compagnie des Oberst N. N. 3te Escadron des Majors N. N. Uebrigens behält die erste Compagnie oder Escadron jedes Infanterie oder Cavallerie Regiments fortwährend den Namen Leib Compagnie oder Leib Escadron.

161

Nr. 136

Ewr. Hochwohl. ersuchen wir ergebenst, die Truppen Dero unterstehenden Brigade hiernach gefälligst instruiren zu wollen. Berlin d. 12n Januar 1810. Königl. Preuß. Allgemeines Kriegs Departement. v.Scharnhorst v.Boyen Dem Königl. General Major pp. Herrn v.Kleist1 Hochwohlgebn.a 136. Zirkular

Berlin, 13. Januar 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 12 Nr. 305 fol. 8v (½ S.): Abschrift, Schreiberhand. Katholiken in der Armee, katholische Seelsorge.

Absch. Ewr. p. ersuchen wir ganz ergebenst, uns folgende Nachrichten in Betref der sich jezt in Reih und Glied befindenden catholischen Unterofficiers und Soldaten zukommen zu laßen, 1. wieviel sich in jeder Garnison der Brigade gegenwärtig Catholiken befinden; 2. ob in der Garnison ein beständiger catholischer Gottes Dienst, ist, an welchem die Soldaten Teil nehmen können, u. wo dies nicht der Fall ist; 3. auf welche Art die Soldaten am leichtesten ihre Andacht befriedigen können, wobei hauptsächlich die Art zu berücksichtigen seyn würde, wie es in Hinsicht des catholischen Gottes Dienstes in solchen Garnisonen früher gehalten worden ist. Endlich 4. ob, u. welche außerordentliche Kosten hierbei ehedem nothwendig waren, u. aus welchem Fond diese bestritten wurden. Berlin d. 13n Januar 1810. Königl. Preuß. Allgemeines Kriegs Departement. v.Scharnhorst Boyen An den K. Gen. Maj. pp. H. v.Kleist Hochw.

1

Zu Friedrich Heinrich Ferdinand Emil von Kleist vgl. Anhang 1 zum vierten Band.

162

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

137. Scharnhorst an Boyen

Berlin, 13. Januar 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich ergänzten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Antrag des Prinzen von Hohenzollern auf Errichtung einer Soldatenschule.

Berlin, 13. Januar 1810 Euer Hochwohlgeboren übersende ich hierbei einen Antragb des Prinzen von Hohenzollern1 Durchlaucht zur Errichtung einer Soldatenschule nach Art der in Königsberg eingerichteten Pestalozzischen Normalschule2, wie solcher mir durch die Sektion des öffentlichen Unterrichts mitgeteilt ist. Euer Hochwohlgeboren überlasse ich diesen Gegenstand zur gefälligen Bearbeitung und Beantwortung an die Sektion des öffentlichen Unterrichts und erwarte Ihren gefälligen Vortrag darüber. Vorläufig will ich nur bemerken, daß ich gar nicht für besondere Soldatenschulen bin, die vorhandenen als eine Unterstützung betrachte, welche der König den jetzt so hilfsbedürftigen Soldatenfamilien angedeihen läßt, und deswegen auch mit der Sektion mich gegen jede neue Absonderung der Militärschulen von den Bürgerschulen abgeneigt fühle. v. Scharnhorst 138. Scharnhorst an Soltig

Berlin, 13. Januar 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 344 fol. 1r (1 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Von Joseph Baruch Kohn gerettete Kugelformen.

Euer Wohlgeboren zeige ich hiermit den richtigen Eingang der Quittung des Major von Schöler über Ablieferung der Kugelformen an, welchea der Schutzjude1 Joseph Baruch Kohn dem Staate unentgeltlich zurückgeliefert

a

b 1 2

a 1

Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A1 X.8.1.1. Vol. I, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Dazu ein Registraturvermerk: „Hat nicht beigelegen. Ackermann.“ Hermann Prinz von Hohenzollern-Hechingen wurde im fünften Band vorgestellt. Die von Süvern und Nicolovius initiierte, 1809 unter der Leitung von Karl August Zeller eröffnete Zentralnormalschule im ehemaligen Waisenhaus. Statt „welcher“. Inhaber eines abgabenpflichtigen Schutzbriefs, der für Juden in Preußen vor dem Emanzipationsedikt vom 11. März 1812 Voraussetzung für das Recht auf Wohnung und die Ausübung bestimmter Gewerbe war.

163

Nr. 139

hat, und verbinde damit meinen aufrichtigen Dank für die dabei gemachte Bemühung. Berlin den 13ten Januar 1810. v.Scharnhorst. An den Herrn Justiz-Kommissarius Soltig Wohlgeboren zu Glogau. 139. Scharnhorst an Boyen

Berlin, 17. Januar 1810

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) XIII a fol. 492r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Ernennung Boyens zum Mitglied der Generalordenskommission.

Euer Hochwohlgebohren benachrichtige ich hiermit, daß des Königs Majestät Sie zum Mitgliede der unter dem Vorsitze des Herrn General Lieutenants v.Diericke niedergesetzten Ordens-Kommission zu ernennen geruhet haben, und haben Dieselben Sich dieserhalb an gedachten Herrn General zu wenden und Sich dessen Befehle zu erbitten.1 Berlin den 17ten Januar 1810 v.Scharnhorst. An den Königlichen Major Herrn von Boyen Hochwohlgebohrn. 140. Scharnhorst an Beyme

Berlin, 18. Januuar 1810

GStA I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46898 fol. 38r (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung eines Schreibens an Koenen.

Auf die von des Herrn General Auditeurs p. v.Könen an Euer Excellenz und an mich gerichtete Vorschläge wegen Einführung der neuen Militair-Justiz ermangele ich nicht, Euer Excellenz zur gefälligen Kenntnißneh-

1

Vgl. die Kabinettsorder an Diericke zur Niedersetzung der Kommission (Berlin, 11. Januar 1810, Abschrift a. a. O., fol. 490r).

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

mung in der abschriftlichen Anlagea dasjenige ganz ergebenst mitzutheilen, was ich demselben über diesen Gegenstand ausführlich erwiedert und zur nähern Berücksichtigung überlaßen habe. Berlin den 18n Januar 1810 Scharnhorstb An des Königlichen Groß Kanzlers p. p. Herrn Beyme Excellenz 141. Scharnhorst an Koenen

Berlin, 18. Januuar 1810

GStA I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46898 fol. 39r–44r (10½ S.): Abschrift, Schreiberhand. Personalia und Details der Reorganisation der Militärjustiz. Stellenplan. Zu klärende Kompetenzfragen. Mögliche Weiterverwendung von Auditeuren in der Ziviljustiz.

Der durch die Reise von Königsberg hierher unterbrochenen Geschäftsgang hat veranlaßt, daß ich erst jetzt die nähere Prüfung der von Ew. Hochwolgeboren an des Herrn Großkanzlers v. Beyme Excellentz und an mich gefälligst eingegebenen Vorschläge wegen Einführung der neuen Militair-Justiz habe vornehmen können. Ich ermangele nun nicht, Ew. Hochwolgeboren meine Ansichten hierüber ganz ergebenst mitzutheilen, und werde dabey die von Denenselben gemachten Vorschläge der Reihe nach folgen. Da die von Ew. Hochwolgeboren gewünschten Zulagen für den Registrator Bré mit 60 rth. und für den Geheimen Secretaire Thiele mit 100 rth. von des Herrn Großkanzlers Excellentz bereits genehmiget sind, so ist diese Angelegenheit beseitigt und es würde nun noch darauf ankommen, daß Ew. Hochwolgeboren Ihrem Vorschlage gemäs den durch Kranckheit zum fernern Dienst untüchtig gewordenen geheimen Secretaire Gwallig zur Pensionirung vorzuschlagen beliebten. Was Ew. Hochwolgeboren Antrag betrift, den Kriegesrath Wach und den Geheimen Secretair Wagner für den Verlust an Gebühren aus demjenigen Theil des Gehalts des Geh. Secr. Gwallig, welcher nach Abzug der für ihn auszuwerfenden Pension übrig bleiben wird, zu entschädigen, so kann ich hiergegen nicht unbemerckt laßen, wie es in Berücksichtigung unserer Staatsverhältniße und der damit zu verbindena b

Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das anschließende Dokument. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Im Zwischenraum beginnt das Konzept zu Beymes Antwort an Scharnhorst und Koenen (Berlin, 29. Januar 1810, fol. 38r–v).

Nr. 141

165

den nötigen Oekonomie es mir nicht ganz rathsam zu seyn scheint, irgend jemand für den Verlust eines Theils seiner Emolumente noch besonders zu entschädigen, nachdem ihm die Arbeit, für welche derselbe diese Emolumente bezogen hat, abgenommen ist. Da die von Ew. Hochwolgeboren verlangte Bestimmung wegen Einsendung des Gebühren-Cassen-Extracts bereits von dem Justizministerio erfolgt ist, so bedarf dieser Punkt hier keiner weitern Erörterung. Von den Gründen, durch welche Ew. Hochwolgeboren sich veranlaßt fühlen, die Beibehaltung eines zweiten Ober-Auditeurs beim General-Auditoriat zu wünschen, scheint mir besonders der Fall einer Kranckheit oder sonstigen Abwesenheit des Ober-Auditeurs so wichtig zu seyn, daß ich unter Zustimmung des Herrn Großkanzlers Excellentz Ihrem Wunsche wegen Beibehaltung einer zweiten Justitzperson im General-Auditoriat völlig beitrete. Da indeßen für jetzt ein zweiter Ober-Auditeur noch vorhanden ist, so hat dieser Punkt bis zu deßen etwa erfolgendem Abgang keine weitern Schwierigkeiten, indem derselbe nur alsdann in Anregung zu bringen ist; dagegen scheint mir es aber nothwendig, den obigen Punckt wegen Anfertigung eines Etats für das General-Auditoriat, was daßelbe nemlich künftig nach Abzug der jezt noch bestehenden Pensions zur Erhaltung bedarf, jetzt gleich näher zu bestimmen und dabey zugleich auch diejenigen Aussichten in Erwägung zu ziehen, welche man den bey den Truppen angestellten Auditeurs geben könnte. Ew. Hochwolgeboren Vorschlag, daß zu den künftig anzustellenden Ober-Auditeurs hiesige Civil Justiz-Personen gewählt werden könnten, welche die Ober-Auditeur-Stellen als Nebenposten erhielten, kann ich aus mehreren Gründen nicht beitreten. Die Collisionen, welche nur zu häufig aus den Forderungen einer doppelten Dienstpflicht entspringen, sind bekannt, und es gehört ein gewiß nicht allgemein anzutreffender Grad von Diensteifer und eine partheilose Besonnenheit dazu, um bey den oft kreuzenden Ansprüchen, welche zwey verschiedene Berufskreise erzeugen, sich nicht ausschlüßlich auf einer Seite zu neigen und dieser, sey es aus Neigung oder conventioneller Berücksichtigung, nachtheilige Vorzüge bey der dem Geschäftsbetrieb zu widmenden Zeit zu[zu]gestehen. Giebt es ferner noch in der Ausübung der Militair und Civil Justitz und in dem Geiste, der beide beleben muß, einen nicht unbedeutenden Unterschied, ist es ausgemacht, daß die Militair Justitz jederzeit bereit seyn soll, das einzelne Intereße dem ganzen aufzuopfern, während der Civil-Richter mit humaner Nachsicht beides oft auf eine Linie stellen kann, und ist es anzunehmen, daß ein energisches und schnelles Aburteln eines Gegenstandes bey dem Militair oft dringender wird als die Beobachtung der zur Vermeidung jeder Willkühr aufgestellten Formen der Civil-Justitz, so würde dies alles den

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Beweis geben, daß es wünschenswerther seyn dürfte, zu Besetzung der Ober-Auditeur-Stellen im General-Auditoriat solche Männer zu nehmen, welche durch eine Reihe von Jahren, mit den besonderen Forderungen der Militair-Justitz vetraut, solche zum Gegenstand ihres Nachdenckens machten, als jene erwähnten Stellen durch Männer verwalten zu laßen, die ihre achtungswerthe Amtserfahrung in einem fremden Kreise gesammlet haben. Uebrigens würde hierbey noch ganz besonders zu berücksichtigen seyn, daß wenn die Stellen der Ober-Auditeurs an hiesige Civil Justiz-Personen geknüpft werden sollten, dies äußerst nachtheilig auf die bey den Truppen angestellten Auditeurs wirken würde, denn da der Staat nicht im Stande ist, solche so zu stellen, daß ihnen in ihrer dermaligen Lage kein Wunsch zu einer Verbeßerung übrig bleibt, so würden sie zur Erlangung der in ihrer Laufbahn liegenden höhern Posten keine Aussicht mehr haben, in ihrem Diensteifer zum Nachtheil des allgemeinen Besten erkalten. Unter diesen hier angeführten Gründen wünsche ich nicht, daß die Ober-Auditeur-Stellen im General-Auditoriat mit Civil Justiz-Personen verbunden werden, sondern ich halte es angemeßener, daß diese Posten eines dergleichen Ober-Auditeurs jederzeit als eine besondere Belohnung für den geschicktesten Brigade-Auditeur in der Armee angesehen und nur durch diesen besetzt werden. In Ansehung der künftigen Anstellung eines zweiten Ober-Auditeurs beim General-Auditoriat bin ich der Meynung, daß die dem p. Auditoriat nötige Personen-Zahl unter Berücksichtigung der möglichsten Ersparniße am sichersten dann zu erreichen seyn würde, wenn nur ein wirklicher Ober-Auditeur angestellt, demnächst aber dem Auditoriat ein Auditeur mit dem bey den Truppen noch zu bestimmenden Gehalte zugegeben würde, der sodann unter den Befehlen des GeneralAuditeurs und unter Anleitung und Aufsicht des Ober-Auditeurs die dem gewünshten 2ten Ober-Auditeur eigentlich zufallenden Arbeiten zu bestreiten hätte. Dieser Auditeur, der in diesem Wirkungskreise eine höhere Kenntniß des Geschäftsbetriebes erhält, könnte vielleicht am paßendsten die Anwartschaft auf die zunächst vacant werdenden Brigade-Auditeur-Stellen erhalten. Die Beibehaltung des Stadtgerichts-Assessor Schultz1 beim General-Auditoriat mit der Zulage von 200 rth. würde, insofern solche nicht durch die neueren Anträge d.H. Staatsminister Freiherrn v. Altenstein Excellenz einer Abänderung unterworfen seyn mögte, in den gegenwärtigen Verhältnißen fortdauern können, indem des Herrn Großkanzlers Excellentz solche bereits auch genehmiget haben.a

1

Mutmaßlich identisch mit dem 1818 als Oberauditeur und Justizrat aufgeführten Schultze.

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Wegen der von Ew. Hochwolgeboren gewünschten nachträglichen Bekanntmachung, daß die sonstige Befugniß der Militair Gerichte, Testamente und sonstige gerichtliche Handlungen der freiwilligen Gerichtsbarkeit aufzunehmen, als eina Theil der Civil-Gerichtsbarkeit nicht mehr Statt finden könne, werden Dieselben wohl, da des Herrn Großkanzlers Excellentz solches den Ober-Landesgerichten bekannt machen werden, die erforderliche Anweisung den bestehenden Militair-Gerichten zu geben belieben. Nach diesen Bemerkungen über die von Ew. Hochwolgeboren in Anregung gebrachten Punkte würde nun noch hauptsächlich die Feststellung der bey den Truppen und in den Festungen anzustellenden Auditeurs auszumitteln seyn. Da Ew. Hochwolgeboren die Anstellung zweier Gerichtspersonen bey jeder Brigade in Rücksicht der beibehaltenen Criminal-Justiz für zu gering halten und das Justitz-Ministerium Dero Aeußerung bedingungsweise beizutreten sheint, so glaube ich auch, daß diese Brigade-Gerichte nach gewißen, weiterhin noch anzugebenden Modalitäten aus drey Personen zusammen zu setzen sind, und mit denselben, wenn die Bestrafung der geringeren Vergehen bey den Truppen ohne Zuziehung eines Auditeurs durch ein von einem Officier gehaltenes Standrecht geschiehet, vollkommen ausgereicht werden könne. Dero Vorschlag, den Auditeurs so wie den Feldpredigern gewiße Sprengel in der Brigade anzuweisen, kann ich aus nachstehenden Gründen nicht beistimmen. Das Eigenthümliche der Militair-Justitz bestehet darinn, daß ihre Ausübung an eine durch ihren Rang ausgezeichnete Militair-Person geknüpft ist. Würden nun die Auditeurs in gewiße Sprengel angestellt und die Justiz sollte ohne einen Brigadier oder Commandeur ausgeübt werden, so müßten die Auditeurs entweder als eigenmächtige Richter und ohne alle Verbindung mit den Militair-Vorgesetzten angestellt werden, welches doch in mehrerer Hinsicht bedencklich seyn dürfte, oder die vershiedenen Regiments-Commandeurs würden bey eiligen Requisitions ihres Auditeurs in nachtheilige, dem raschen Militair-Geschäftsgang nachtheilige Collisions gerathen. Meiner Ueberzeugung nach ist es daher beßer, die einer Brigade zuzutheilenden drey Auditeurs bey der Person des Brigade-Generals zu vereinbaren und von dort aus, unter seiner Leitung, die Jurisdiction der gesammten Brigade besorgen zu laßen. Nach der vorhergehenden Bestimmung würden bey einer Brigade anzustellen seyn:

a

Statt „einen“.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

1.) Ein Brigade-Auditeur Derselbe erhält: a.) an Traktament jährlich ................................................ 600 rth. b.)  Reisekosten ............................................................. 100  c.) zu Schreibmaterialien für das Brigade-Gericht ......... 100  Summa ................. 800 rth. und 2 Rations in natura. 2.) Der erste Auditeur bekömmt a.) an Traktament jährlich ................................................ 300 rth. b.) zu den Reisekosten ..................................................... 100  Summa ................. 400 rth. und zwey Rations in natura. 3.) Der zweyte Auditeur erhält a.) an Traktament ............................................................. 200 rth. b.) zu den Reisekosten ..................................................... 100  Summa ................. 300 rth. und zwey Rations in natura. Diese Auditeurs müßen außer der von ihnen an dem Ort ihres Aufenthalts zu verwaltenden Militair-Justitz der Brigade auch zugleich die vorkommenden nötigen Local-Untersuchungen in den entfernten Garnisonen der Brigade an Ort und Stelle vornehmen, zu welchem Ende ihnen nicht allein Reisekosten, sondern auch Rations bewilligt werden. Nächst diesen Brigade-Auditoriaten würden nun noch die Gouvernements-Auditeurs zu berücksichtigen und diese, wie es scheint, in zwey Claßen einzutheilen seyn, nemlich: a) zur ersten Claße gehören die in den Hauptstädten, wo sich Gouverneurs befinden, und b) zur zweiten Claße die in den Festungen angestellte[n] Auditeurs. Da bey der ersten Claße außer den Gouvernements Streitigkeiten auch die Rechtsfälle der Artillerie, ferner die derjenigen Truppen, welche nicht in Brigaden eingetheilt sind, so wie auch die der inactiven Officiers vorkommen, so scheint es billig, die fünf Gouvernements-Auditeurs in Königsberg, Graudenz, Stargard, Berlin und Breslau jeden mit einem Gehalt von 400 rth. und 100 rth. zu Schreibmaterialien anzustellen. Ew. Hochwolgeboren näheren Ermeßen überlaße ich es, ob etwa einem jeden dieser Auditeurs noch ein Gehülfe mit 200 rth. Gehalt zuzugeben nötig seyn würde, welcher dann, wie die zweiten Auditeurs bey den Brigaden, auf Hofnung eines höhern Gehalts seinen Dienst hier anfangen und in dieser Hinsicht doch immer beßer stehen würde als die bey den Landeskollegien ohne Besoldung arbeitenden Referendarien.

Nr. 141

169

Ob übrigens diese 5 Gehülfen der Gouvernements-Auditeurs jetzt gleich anzustellen nötig seyn würde, da bisher außer Stargard nicht zwey Personen bey den Gouvernements angesetzt waren, überlaße ich, wie schon erwähnt, Ew. Hochwohlgeboren nähern Bestimmung und bemercke nur, daß wenn über diesen Gegenstand vielleicht nur erst die Erfahrung entscheiden könnte, es rathsam seyn dürfte, diese Gehülfen insgesammt auf den neuen Militair-Justitz-Etat mit aufzunehmen, dagegen aber nur soviel Subjecte wircklich anzusetzen, als das dringendste Bedürfniß es erfordert, und die dadurch erspart werdenden Gehälter zur Deckung der einstweiligen größern Ausgaben als vacant zu berechnen. Was die Besoldung der übrigen 7 Gouvernements Auditeurs oder Vestungs-Auditeurs, wie man sie zur beßern Unterscheidung vielleicht künftig nennen könnte, als nemlich in Pillau, Colberg, Spandau, Glatz, Neisse, Cosel und Silberberg, betrift, so dürfte es wohl hinreichend seyn, deren Gehalt, da ihr Wirkungskreis sich nur auf die in der Vestung befindlichen Truppen und Gefangenen erstreckt, nach Analogie des bey den Brigaden angestellten ersten Auditeurs auf 300 rth. jährlich, nebst 50 rth. zu Schreibmaterialien, festzustellen, wobey ich noch bemerke, daß weder diese, noch die Gouvernements Auditeurs Reisekosten noch Rations bedürfen. Nach diesen hier angenommenen Grundsätzen habe ich in der Beilage Ab den Besoldungs Betrag für die Zahl der anzustellenden Auditeurs berechnen laßen, wovon vielleicht noch, so wie ich schon bey dem 2t Auditeur des Gouvernements-Auditeurs vorgeschlagen habe, folgende Ersparungen zur Deckung der gegenwärtigen außerordentlichen Ausgaben zu beobachten seyn würden.a Von der Niederschlesischen Brigade stehet das erste Westpreußische Infanterie-Regiment in Berlin, das zweite Westpreuß. InfanterieRegiment in Breslau, an beiden Orten sind bey der neuen Einrichtung Auditeurs angestellt, welche die höhere Justitz dieser Regimenter wahrnehmen können, wodurch also der Wirkungskreis des Niederschlesischen Brigade-Auditoriats bedeutend verkleinert wird, und weshalb wohl zu glauben seyn dürfte, daß bey diesem Auditoriat die Stelle des 2t Auditeurs vorläufig unbesetzt bleiben und sein Gehalt als vacant berechnet werden könnte. Derselbe Fall tritt bey der Oberschlesischen Brigade ein, davon die Truppen größtentheils in Vestungen stehen, die shon ihren eigenen Auditeur haben, daher auch bei dieser Brigade die Anstellung des zweiten Auditeurs vor jezt nicht erforderlich seyn dürfte. b

Dazu am Rande ein schräger Strich und der Buchstabe „A“. Die Berechnung (Abschrift, ebda., fol. 45r) kommt bei insgesamt 35 Auditeuren auf eine Gesamtsumme von 15.270 Talern und 36 Rationen jährlich.

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1.)

2.) 3.)

4.)

a)

b)

c d

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Die von Ew. Hochwolgeboren in Deroselben Entwurfe vorgeschlagenen Auditeurs-Stellen bey dem Cadetten-Corps und InvalidenHause in Berlin würden wohl sehr gut unbesetzt bleiben können, da die dabey vorkommenden gerichtlichen Functionen dem Gouvernements-Auditoriat in Berlin zu übertragen seyn dürften; eben so können auch die in Vorschlag gebrachten Auditeurs für die 3 Artillerie-Brigaden wegfallen, da diese den Gouvernements- und Vestungs-Auditeurs zugewiesen sind. Durch die hiernach anzustellenden Auditeurs wird, wie ich schon früherhin erwähnt habe, die Militair Justiz gantz füglich wohl verwaltet werden können, wenn nemlich, wie dies schon bey der Reorganisations-Commission verabredet worden ist, die kleinen Vergehungen durch einen Officier untersucht werden und von demselben ein Standrecht abgehalten werden kann. Ich genemige zu dem Ende die von Ew. Hochwolgeboren entworfene, hierneben zurückgehende Instructionc für diejenigen Officiers, welche bey Verhören und Standrechten über Unter-Officiers und gemeine Soldaten die Stelle des Auditeurs versehen, und glaube, daß noch folgendes zu bestimmen seyn dürfte. Die Grentze, wie weit ein von einem Officier abgehaltenes Standrecht vorkommen kann, muß scharf bestimmt werden. Z. B.: Vier Wochen mittlern und 14 Tage strengen Arrest; was darüber ist, gehört zur Erkenntniß des Brigade-Auditoriats. Einzeln stehende Escadrons und Compagnien, können diese, wenn sie vom Staabe weit entfernt stehen, durch ein Standrecht auf eine kurze Strafe, z. B. auf 8 Tage mittlern Arrest erkennen laßen? Versetzungen in die zweite Claße; Urtheile über die an Civil-Personen verübten Beleidigungen sheinen, wenn die Strafe auch nur einen Arrest von wenigen Tagen erfordern sollte, dennoch zur Vermeidung von denkbaren Unannehmlichkeiten zur Kenntniß des Brigade-Auditoriats zu gehören. Die Oberaufsicht, welche die Brigade-Auditoriate über die Regiments und Bataillons Justiz fortdauernd zu führen haben, würde genau zu bestimmen seyn. Nach diesen hier angegebenen einzelnen Punkten dürfte der Gang der künftigen Militair-Justitz ungefähr folgender seyn. Wie weit die Commandeursd eines Regiments oder Bataillons, einer Compagnie oder Escadron nach ihrer Einsicht strafen können, ist bereits durch die Krieges-Artikel und die demnächst erschienenen Verordnungen festgesetzt worden. Inwieweit ein Regiments-Commandeur und ein Bataillons-Commandeur oder ein Compagnie und Escadron-Chef, wenn er allein in einer Garnison stehet, durch ein von einem Officier abgehaltenes Standrecht, Dazu am Rande ein schräger Strich. Statt „der Commandeur“.

Nr. 141

c)

e f

171

deßen Sentenz er bestätiget, bestrafen kann, würde nach der sub 2 hier aufgestellten Frage noch anzugeben und dabey zu berücksichtigen seyn, ob nicht bei eigentlichen Dienstvergehungen, die eine schnelle Bestrafung erfordern, diese Befugniß etwas weiter als bey den übrigen Criminal-Verbrechen auszudehnen seyn dürfte. Alle höhere Justiz-Verwaltung, wobey es auf längere Strafen und förmliche richterliche Untersuchungen ankömmt, wird nur allein von dem Brigade-General durch das Brigade-Auditoriat ausgeübt. Kommt ein Fall vor, der eine härtere Strafe erfordert als die ist, auf welche durch ein abgehaltenes Standrecht des Officiers anerkannt werden kann, so müßen die von demselben aufgenommenen Verhandlungen an den Brigade-General eingeschickt werden, und dieser hat nun unter Zuziehung des Brigade-Auditeurs zu bestimmen, ob nach den von dem Officier eingeschickten Akten sogleich gesprochen werden kann oder ob eine Local-Untersuchung durch einen dahin zu schickenden Auditeur nothwendig wird oder ob endlich der Angeklagte nach dem BrigadeQuartier zu transportiren ist, welchemnächst dann die Untersuchung ihren gewöhnlichen Fortgang hat. Ein Punkt würde noch einige Erwägung verdienen, und zwar, ob und unter welchen Bedingungen bey großen bedeutenden Verbrechen, z. B. Mord und dergl., oder bey sonstigen vom Militair und Civil-Personen gemeinshaftlich verübten Exzeßen, welche an solchen von dem Brigade-Auditoriat entfernten Orten vorfallen, der Civil-Richter des Orts zu der durch einen Officier zu führenden Untersuchung ex officio zugezogen werden könnee; ferner würde noch ein Näheres über die inactiven Offiziers und über die auf Urlaub befindlichen Soldaten, welche sich an Orter aufhalten, die von dem Brigade oder Gouvernements Auditoriat entfernt sind, in Hinsicht ihrer gerichtlichen Anrechnungen und Untersuchungen zu bestimmen seyn; meines Erachtens nach könnten solche bey minder wichtigen Fällen, wie ich schon vorher angegeben habe, durch einen Officier geführt werden. Bei den in den Festungen garnisonirenden Truppen verstehet es sich von selbst, daß die dort befindlichen Auditeurs nach dem Auftrage des Brigade oder Gouvernements-Auditoriats die gerichtlichen Untersuchungen und Stand und Kriegesrechte zu leiten haben; in Rücksicht der zerstreut stehenden Artillerie-Brigaden bedarf es aber noch der nähern Festsetzung, wer die bey denselbenf abzuhaltenden vorkommenden Stand- und Kriegesrechte jedesmal zu bestätigen hat wozu der Kürtze wegen die in der Provinz befindlichen Brigade-Generals sich am mehresten zu eignen sheinen.

Statt „können“. Statt „demselben“.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Die Justitz-Verwaltung derjenigen Invaliden-Compagnien, welche nicht in Vestungen, sondern an einzelnen kleinen Orten stehen, bedarf auch noch einer nähern Erörterung, und im Fall es mit zu großen Schwierigkeiten verknüpfte seyn sollte, die Militair-Justitz durch die bey den Invaliden-Compagnien angestellten Officiers in eben der Art wie bey den Feldtruppen bis auf einen gewißen Grad leiten zu laßen, so würde auch hier noch zu bestimmen seyn, auf welche Art die jedesmalige[n] Civil-Richter des Orts zur Leitung der Militair-Justiz bey gedachten Compagnien zu requiriren seyn dürften. Große Dienstoder Criminal-Verbrechen, welche bey den Invaliden-Compagnien vorfallen, werden durch die Brigade oder Gouvernements-Auditeurs, wie es hier früher für die übrigen Truppen bestimmt ist, geleitet. Daß übrigens sämmtliche Posten der Auditeurs im ErledigungsFalle entweder aus den noch nicht versorgten Auditeurs der aufgelöseten Regimenter oder aus den sich hierzu darbietenden Referendarien der Ober-Landesgerichte durch den jedesmaligen General-Auditeur wieder besetzt werden, ist wohl keinem Zweifel unterworfen; nächstdem wäre es aber noch zu wünshen, daß alle neu angehende Auditeurs behufs der zu ihrer Anstellung vorhergehenden Prüfung nach Berlin kommen müßten und dieses Examen von Seiten des General-Auditoriats abgehalten werden mögte. Da der größte Theil der übrigen angehenden Staatsbeamten sich ebenfalls zum Examen allhier einfinden muß, so würde es in gewißer Art der Würde des Auditeur-Standes nachtheilig seyn, wenn dies nach einem leichteren in der Provinz vollzogenen Examen zu ihren Posten gelangen sollten, wobey die verschiedenen Ansichten der zur Prüfung zu designirenden Brigade-Auditeurs allerdings nicht die Gleichmäßigkeit der Beurtheilung hervorbringen würden, die bey dem durch das General-Auditoriat bewirkten Examen mit Recht zu erwarten sind. Ob und inwiefern es möglich oder gerathen seyn wird, durch die abstufenden Gehalte des Ober-Auditeurs, Brigade-, Gouvernements als auch der ersten und 2ten Auditeurs sämmtlichen durch ihre Fähigkeit sich dazu eignenden Auditeurs eine Laufbahn zu eröfnen, durch welche ihnen die Außicht auf eine verbeßerte Besoldung als ein Sporn zu ihren Fleiß aufzustellen seyn dürfte, muß ich lediglich dem jedesmaligen Ermeßen Ew. Hochwolgeboren überlaßen; indeßen bemercke ich hierbey, daß die Gehalte der Auditeurs mit Rücksicht auf die bisherigen Kosten der Militair-Justiz haben ausgeworfen werden müßen. Die Beilage Bg zeigt das näher an und thut zugleich dar, daß noch ein plus von 1011 rth. jährlich nothwendig geworden ist. g

Dazu am Rande ein schräger Strich und der Buchstabe „B“. Die „Nachweisung, wie viel die Besetzung der Auditeur Stellen in der Armee nach den bisherigen Verhältnißen kosten würde“ (Abschrift, ebda., fol. 46r) kommt insgesamt auf 14.259 Taler im Jahr.

173

Nr. 142

Endlich würde, insofern es Ew. Hochwolgeboren für zuträglich halten, vielleicht noch zu erwägen seyn, ob bey dem Justiz-Ministerio nicht darauf angetragen werden könnte, daß die Auditeurs, wenn es nemlich ihr Wunsch wäre, eben so wie die Feldprediger das Recht erhielten, nach einer Reihe von Jahren nach Maasgabe ihrer Fähigkeiten im Civile versorgt zu werden, da dieses vielleicht dazu beitragen mögte, eine größereh Conkurrenz bey Bewerbung der Auditeur-Stellen hervor zu bringen. Dem von des Herrn Großkanzlers Excellenz gemachten Vorschlag, die jetzt ausscheidenden Auditeurs jetzt gleich mit ihrem Gehalt bey den Ober-Landes-Gerichten zu vertheilen, glaube ich vollkommen beistimmen zu müßen. Nach diesen Ew. Hochwolgeboren mitgetheilten Ideen erwarte ich nun hierüber Dero gefällige Meynung mit den dazu von Ihnen zu machenden, noch für nötig zu erachtenden Vorschläge[n], um auf den Grund dieser noch vorher genommenen Rücksprache mit des Herrn Großkanzlers Excellentz des Königs Majestät über diesen Gegenstand Vortrag machen zu können. Da auch Ew. Hochwolgeboren außerdem über die bey dem General-Auditoriat noch zu machenden Ersparungen durch das von des Herrn Großkanzlers Excellentz und mir unterzeichnete Schreiben vom 10n d. M. besonders aufgefordert worden sind, so würde diese Angelegenheit zugleich mit abzumachen und von Ew. Hochwolgeboren im Etat von dem, was das General-Auditoriat künftig kosten wird, nebst einer Balance von den für den Augenblick nötigen Pensionen gefälligst anzufertigen seyn. Berlin 18n Januar 1810. v. Scharnhorst. An des Königlichen Geheimen Ober-Justizraths und General Auditeurs pp. Herrn von Koenen Hochwolgeboren 142. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 18. Januar 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 23r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. Rücksendung eines Aufsatzes zu den Artillerieschulen. h

Statt „einer größeren“.

174

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Euer Königlichen Hoheit habe ich die Ehre, den mir gnädigst mitgetheilten Aufsatz über die Einrichtung der Artillerie Schulen gehorsamst zu remittiren. Es ist derselbe zwar mit großem Detail und vieler Sorgfalt ausgearbeitet und er zeugt von der wissenschaftlichen Ausbildung seines Verfassers, da er indessen nur die ohnehin schon im Umlauf befindlichen Ideen1 und keine auf die besondere Lage des Staats sich näher beziehenden Vorschläge enthält, so scheint mir kein spezieller Gebrauch davon zu machen zu seyn.a Berlin den 18ten Januar 1810. (gez.) v.Scharnhorst. Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen August von Preussen, Königlicher Brigade General der Artillerie pp. 143. Zirkular

Berlin, 20. Januar 1810

GStA PK, VI. HA Nl Johann Karl Ludwig Braun Nr. 7 fol. 40r (½ S.): Abschrift, Schreiberhand. Bestrafung von Unteroffizieren zu Degradierung statt strengem Arrest.

Abschrift. Verschiedene Anfragen scheinen zu beweisen, als den[n] auch hin und wieder die Vermuthung gehegt werde, daß Unteroffiziere zum strengen Arrest verurtheilt werden könten. Da dies aber grade zu wieder die Bestimmung des 55ten Krieges-Artikels ist, so glauben wir Ew. p. ersuchen zu müßen, die Regimenter der Brigade hierauf aufmerksam zu machen und dabey zu gleicher Zeit hinzuzufügen, daß da, wo die Bestrafung eines Unteroffiziers durch den mittlern Arrest nicht genügend vollzogen werden könte, in solchem Falle als dann, wie es auch die Krieges Artikel vorschreiben, nur die Degradation eintreten darf. Berlin den 20. Jannuar 1810. Circulaire Königl. Preuß. Allgemeines Kr. Departement an sämtl. Herrn Brigade-Generals. (gez.) von Scharnhorst von Boyen

a

1

Eigenhändig verändert aus „Verfassers, indessen enthält er nur [...] Vorschläge, es scheint mir demnach kein spezieller Gebrauch davon zu machen seyn.“ Vgl. z. B. den Entwurf der Artillerieprüfungskommission zum Unterricht der Feuerwerker, Unteroffiziere, Bombardiere und Kanoniere (Berlin, 15. Dezember 1809) ebda., fol. 3r–22r.

Nr. 144

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144. Allgemeines Kriegsdepartement an Grawert Berlin, 21. Januar 1810 GStA PK, VI. HA Nl Johann Karl Ludwig Braun Nr. 7 fol. 41r–v (2 S.): Abschrift, Schreiberhand. Beschränkung der Verfügbarkeit des Militärs zum Einsatz bei ländlichen Unruhen.

Abschrift Da schon der Fall statt gefunden hat, daß von dem Militair zur Ungebühr auf Ansuchen von Gutsbesitzern und Pächtern Exekutions-Kommandos gegen die Einsassen gegeben worden sind und durch solchen unbehutsamen Gebrauch der militärischen Hülfe große Unannehmlichkeiten entstehen können1, so haben wir eine genaue Bestimmung in Betref der Bewilligung des militarischen Beystandes notwendig erachtet und uns darüber mit dem Herrn Groß Kanzler in Schriftwechsel gesetzt. Nach dem mit demselben getroffenen Uebereinkommen fordern wir nun Euer Excellenz hierdurch ergebenst auf, den sämtlichen Militair Abtheilungen in Ihrem General Gouvernement zur Achtung bekannt zu machen, daß zwar nach wie vor jeder Privatperson erlaubt bleibet, gegen eine eben eintretende Gewalt die Hülfe der Wache nachzusuchen, und also in solchem Falle nicht nur jeder JustizBehörde, sondern auch selbst jeder einzelnen Person der benöthigte Beystand gleich geleistet werden müße, daß davon aber ganz der Fall verschieden sey, wo nicht von einem im Nothfalle zu leistenden augenblicklichen Schutze, sondern von der Durchsetzung einer noch zu vollziehenden Verfügung und von einem vorher nachzusuchenden Beystande des Militairs die Rede ist. In dem letztern Falle sind blos die Gerichte, nicht aber Guts-Besitzer, Pächter oder Verwalter befugt, militarische Hülfe nachzusuchen, und muß diese also hier nicht, wenn der Guts-Besitzer, Pächter und Verwalter sie in seinem Nahmen fordern, sondern nur dann zugestanden werden, wenn sie von dem Gerichts-Amte durch ein mit dem Gerichts-Siegel versehenes Anschreiben verlangt wird. Uebrigens bemerken wir, daß das Justiz Ministerium die sämtlichen Gerichtsstände gemeßenst angewiesen hat, bey eigenmächtiger Nachsuchung militarischen Beystandes mit größester Vorsicht zu Werke zu gehen, weil sie für die Beobachtung der gesetzlichen Vorschriften verantwortlich sind, und eine gleiche Verfügung ist von dem Ministerio des Innern an die Regierungen erlaßen worden.

1

Zu den Unruhen in Schlesien nach der Aufhebung der Erbuntertänigkeit vgl. auch Nr. 329 im fünften Band.

176

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Berlin, den 21ten Januar 1810. Königl. Preußisches Allgemeines Krieges Departement. Scharnhorst v.Hake An den Königl. General Lieutenant Herrn von Grawert Excellenz zu Breslau 145. Scharnhorst an Beyme

Berlin, 22. Januuar 1810

GStA I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46898 fol. 55r (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Rücksendung einer Kabinettsorder.

Euer Excellenz ermangele ich nicht, die an Dieselben und an mich gerichtete Cabinets-Order vom 17 d. M. wegen der von dem Stadtgericht zu Frankfurth an der Oder über alle daselbst sich aufhaltenden Eximirten, wie auch über die dort in Garnison stehenden oder sonst sich dort aufhaltenden Officiers in Civil Sachen auszuübende Gerichtsbarkeita anliegend ganz ergebenst zu remittiren, nachdem solche den ressortirenden Militair Behörden bekannt gemacht worden ist. Berlin den 22n Januar 1810. Scharnhorst An des Königlichen Groß Kanzlers p. Herrn Beyme Excellenz 146. Randnotiz

[Berlin, 22. Januar 1810]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 4r–v (2 S.): Eigenhändig.a

Dank, einverstanden. Was die gegoßenen Kartätshkugeln kosten? S.

a

Daneben am Rand ein schräger Strich. Die Kabinettsorder vom 11. Januar ist abgedruckt bei Gesetzsammlung 1806/1810, S. 629.

a

Auf der ersten Seite von Karstens Aufzeichnung der aktuellen Preise für Blei, Kupfer, Antimon und geschmiedete Kartätschkugeln für Scharnhorst (Berlin, 22. Januar 1810, Präsentationsvermerk vom selben Tage).

177

Nr. 147

147. Scharnhorst an Lottum

Berlin, 23. Januar 1810

StadtAH Autographensammlung, Sammlung Culemann: Scharnhorst Nr. 1946.7524 (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung der Instruktion zu den Generalkonferenzen des Kriegsministeriums.

Euer Hochgeboren sage ich verbindlichsten Dank für den mir gefälligst mitgetheilten Aufsaz über die General Conferenzen des Krieges Departements. Er hat meinen völligen Beifall und ich habe daher die beigehende Bestimmunga darnach ausfertigen laßen, welche Euer Hochgeboren die Güte haben wollen, den Direktoren der Divisionen Ihres Departements zuzufertigen, wie ich meinerseits dieselbe den Direktoren der Divisionen des Allgemeinen Krieges Departements zufertigen werde. Berlin den 23ten Januar 1810. v.Scharnhorst. An den Königl. Geheimen Staats Rath Herrn Obersten Gfen. v. Lottum Hochgeborenb 148. Scharnhorst an die Direktoren der drei Divisionen des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 23. Januar 1810 Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich redigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Übersendung der Instruktion zu den Generalkonferenzen.

Berlin, 23. Januar 1810 Euer Hochwohlgeboren beehre ich mich hierbei die Bestimmung einer wöchentlichen Generalkonferenz des Kriegs Departements1 zu übersenden, wie dieselbe auch an den Chef des Militär Ökonomie Departements Herrn Geheimen Staatsrat Oberst Grafen v. Lottum ausgefertigt ist, mit dem Ersuchen, davon Abschrift nehmen zu lassen und das Original contrasigniert an mich zu remittieren. v. Scharnhorst a b

a

1

Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. die anschließenden zwei Dokumente. Auf der Rückseite: „An den Königl. Geheimen Staats Rath Herrn Obersten Grafen v. Lottum Hochgeboren hieselbst“. Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 3 OKK. Ing. Abt. No. 6 Pak. 150, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vgl. das anschließende Dokument.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

149. Instruktion

[Berlin, 23. Januar 1810]

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich redigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a

Abschrift Festsetzung einer wöchentlichen Generalkonferenz beim Kriegs Departement. 1. Um die schriftlichen Verhandlungen des Krieges Departements abzukürzen, wird künftig wöchentlich eine Generalkonferenz bei mir gehalten werden, und zwar bestimme ich auf den Vorschlag des H. Geh. Staatsrats Obristen Grafen von Lottum dazu Dienstag Vormittag, unmittelbar nach dem Vortrage bei Sr. Majestät dem Könige. 2. Zu derselben sind eingeladen: der Chef des Militär Ökonomie Departements H. Geh. Staatsrat v. Lottum, die Herren Direktoren der Divisionen beider Departements und der General Auditeur Herr Geh. Rat v. Köhnen. 3. Was die in diesen Konferenzen abzunehmenden Gegenstände betrifft, so genehmige ich den mir eingereichten Vorschlag des H. Grafen von Lottum und es werden demnach unter meinem Vorsitz diejenigen Gegenstände verhandelt, welche entweder beide Departements oder einzelne Divisionen des einen und des andern Departements gemeinschaftlich berühren. 4. Und zwar werden alle Gegenstände, welche das Militär Ökonomie Departement zum Vortrag bringen will, auf einen gebrochenen Bogen nach laufenden Nummern zu verzeichnen und mir den Nachmittag vor der Konferenz mitzuteilen sein. Dagegen werden die drei Divisionen des Allgemeinen Krieges Departements die Gegenstände, welche sie in Vortrag zu bringen haben, auf eben die Weise den Chef des Militär Ök. Departements am Nachmittage vor der Konferenz mitteilen. 5. Im Vortrage werden diese Verzeichnisse dem des Protokolls führenden Expedienten übergeben, um die genommenen Beschlüsse neben den Veranlassungen niederzuschreiben. Dieses Protokoll wird nach dem Vortrage vorgelesen und, wenn nichts dagegen zu erinnern, von mir oder in meiner Abwesenheit von den Direktoren der Divisionen des Allgemeinen Krieges Departet. und vom Chef des Militär Ök. Departet. oder in seiner Abwesenheit von den Direktoren der Divisionen gedachten Departet. unterzeichnet. 6. Jedes Departet. teilt dem andern das Duplicat seines Vortrages-Protokolls mit, welches demnach die Materialien zu den Verfügungen enthält, die auf die vorgetragenen Sachen folgen und die in den betreffenden Departements ausgefertigt werden.

a

Vgl. Anm. a. zum vorangehenden Dokument.

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Nr. 150

150. Scharnhorst an Lottum

Berlin, 23. Januar 1810

Privatbesitz (1 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Anstehende Konferenz zum Konskriptionswesen.

Ew. Hochgeboren ersuche ich hierdurch ganz ergebenst, sich morgen Nachmittag gegen 4½ Uhr zu einer Conferenz in Betreff des Conscriptionswesens in meine Wohnung auf dem Prinz Heinrichschen Palais1 gefälligst zu bemühen; falls aber andere Umstände Sie behindern sollten, zu der angegebenen Zeit der Conferenz beizuwohnen, dies heute noch mich wissen zu lassen. Berlin den 23n Janr. 1810 Scharnhorsta Des Königl. Geheimen Staats Raths Herrn Obersten Gr.Lottum Hochgeboren 151. Zirkular

Berlin, 24. Januar 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 12 Nr. 305 fol. 11r (1 S.): Abschrift, Schreiberhand. Tragweise der Verdienstmedaille.

Absch. Des Königs Majestät haben bemerkt, daß Soldaten, welche sich die Verdienst-Medaille erworben, mit unter neben der goldenen auch die silberne beibehalten, und daß dieses Ehrenzeichen sogar, statt nach der Vorschrift an dem Mondirungs-Rocke, um den Hals, imgleichen, daß die Medaille mit dem Namenszuge des hochseeligen Königs Majestät1 nicht an einem ganz schwarzen, sondern an dem nur zu der Medaille mit dem Namenszuge Seiner jezt regierenden Majestät bestimten schwarz und weiß gestreiften Bande getragen wird. Höchstdieselben wollen aber diesen Abweichungen von der Vorschrift schlechterdings nicht nachsehen, und haben uns aufgetragen, solches der Armee bekannt zu machen. Wir ersuchen daher E.p. ergebenst, bei a 1

1

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Bei der Rückkehr nach Berlin hatte Scharnhorst die 1803–1806 vom damaligen vortragenden Generaladjutanten Kleist benutzte Dienstwohnung im Westflügel bezogen, zu der auch einige Büroräume gehörten. Er verblieb dort auch nach der Übergabe des Palais an die Universität. Vgl. Klaus-Dietrich Gandert: Vom Prinzenpalais zur Humboldt-Universität. Die historische Entwicklung des Universitätsgebäudes in Berlin mit seinen Gartenanlagen und Denkmälern, Berlin 2004. Friedrich Wilhelms II.; dieser hatte die Verdienstmedaille 1793 als Auszeichnung für Mannschaften gestiftet.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Ihrer Brigade darauf zu halten, daß die Compagnie und Escadronschefs die silbernen Medaillen der Leute, welche goldene erhalten haben, zurückgeben, in so fern solches nicht schon geschehen seyn solte, und daß niemand die Verdienstmedaille an dem Bande um den Hals, sondern im Knopfloche des Rocks trage. Und da es E.p. wünschenswerth seyn wird zu wißen, wie Sr. Majestät das Tragen der Medaille bei der Garde befohlen haben, so bemerken wir Folgendes: Es werden nach dieser Figur 1. auf der Uniform zwischen den beiden obersten Knopflöchern a_b und cd zwei ganz schmale Streifen blauen Tuchs ef und gh ungefähr 2 Zoll lang parallela mit den Knopflöchern in der Entfernungb von einem starken Finger breit von einander gesetzt und an beiden Enden an den Rock so befestigt, daß man das Medaillenband durch beide Streifen durchziehen kann, d. i. wie i_k. Das Band wird, nachdem daßelbe durch das Medaillenohr durch gezogen worden, zusammengenähet, sodann von unten auf zwischen dem Rock und den beiden Tuchstreifen so weit durchgezogen, daß das obere zusammengenähete Ende k des Bandes über die beiden Tuchstreifen herunter gebogen, und die bei dem untersten Streifen hängende Medaille Figur 2 durch das zusammen genähete Ende Band durchgezogen werden kann, wonach die Medaille wie in Figur 2 zu hängen komt. Diese Art, die Medaille zu bevestigen, gewährt den Vorteil, daß sie von einer Uniform an die andere angebracht werden kann, ohne sie anzunähen oder mit Nadeln zu befestigen. Berlin d. 24n Januar 1810. Königl. Preuß. Allgemeines Kriegs Departement. v.Scharnhorst Hacke An den Köni. General Major Herrn v.Kleist Hochwohlgeborn.

Zu Nr. 151: Erläuternde Zeichnungen auf dem zwischen fol. 10 und 11 einliegenden Blatt. a b

Statt „pararell“. Statt „in der Entfernung in der Entfernung“.

181

Nr. 152

152. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna

Berlin, 26. Januar 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 162 fol. 7r–10v (8 S.): Konzept, unbekannte Hand, mit Abänderungen von Rauch und Boyen. Früheres Konzept, Boyens Hand: ebda., fol. 2r–4r (5 S.). Kompetenzabgrenzung zwischen Berliner Gouvernement und der geplanten Polizeibehörde. Vorschlag einer Konferenz zur Regelung strittiger Fragen.

Berlin den 26. Januar 1810 Namens d.H. Generalmajors v.Scharnhorst Hochwgb.a An den Königl. wirklichen Geheimen Staats Minister Herrn Grafen zu Dohna Excelnz. alhierb Indem ich mir die Ehre gebe, Ew. pp. den dem allgemeinen Krieges Departement unterm 16. d.M. gefälligst mitgetheilten Entwurf eines Polizey Reglements für Berlin ganz ergebenst zu remittiren, ermangele ich nicht, diejenigen Bemerkungenc, welche bey der Durchsicht dieses Entwurfs sowohl von mir selbst, als auch von den Mitgliedern des allgemeinen Krieges Departements gemacht worden sind, und die eine nähere Erörterung der zweifelhaften Puncte in mehrerer Hinsicht nothwendig zu machend sheinen [mitzuteilen]. Wenn im allgemeinen das dem Regulativ zum Grunde liegende Prinzip, alles was auf die Polizey Bezug hat, in die Hände einer einzigen Person zu legen, in vershiedenen Rücksichtene auch als gültig anerkannt wird, so ist es doch nicht zu verkennen, daß die unbedingte Ausführung dieses Prinzips, gerade in unserm Staat, mit einigen Shwierigkeiten verknüpft ist, und daß die bisherigen Verhältniße der Gouverneurs wohl eine Berücksichtigung verdienen, die um so ernstlicher wird, da aus der Nichtbeachtung solcher Gegenstände nur zu oft höchst unangenehme Collisionen erzeugt werden dürften. Aus dieser Ursache würde es daher wohl nothwendig seyn, durch eine specielle Angabe alle die Gegenstände zu erwähnen, welche nach dem Entwurf des Polizey Regulativs von dem Gouvernement an die Polizey übergehen sollen, damit dann von Seiten des Krieges Departements nach vorhergegangener Prüfung der einzelnen Fälle über die Gränz Linie, welche künftig

a b c d e

Darunter der Vermerk: „ad Num. 217“. Darunter ein Mundierungsvermerk des Sekretärs Schmidt vom 29. Januar. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das anschließende Dokument. Verändert aus „seyn“. Verändert aus „verschiedener Rücksichten wegen“.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

zwishen dem Gouvernment und der Polizey Behörde stattfinden soll, etwas bestimmteres erwiedert werden könnte.1 Wenn auch ferner, ganz im Geiste des vorher erwehnten Regulativs, die Polizey als die ausführende, das Militair aber als die beshüzzende Macht, die nur im Fall der Noth zutritt, angesehen wird, sof geht hieraus die Nothwendigkeit hervor, es sharf zu bestimmen, wo und wie, es sey in den Augenblikken äußerer oder auch innerer Gefahr, die Leitung des Ganzen für jene Zeit in die Hände des Gouvernements übergehen soll. Diese in dem Polizeysystem aller neu organisirten Staaten aufgenommene Maaßregel zeugt aber zugleich das Bedürfnißg, daß das Gouvernement in einer fortdauernden Kenntniß der Polizey Anordnungen verbleibe, weil es sonst in dem Augenblick, wo es selbst handeln soll, in eine unbekannte Sphäre gerathen würde. Es wird also bey diesen zu treffenden neuen Verhältniß wohl noch darauf Bedacht zu nehmen seyn, daß die von Seiten der Polizey mit dem Gouvernement zu treffenden Verabredungen, welche zum Theil der § 13 des Polizey Entwurfs erwähnt, auf eine der Staatswürde des jedesmaligen Gouverneurs angemeßene Art statt findenh, weil nur eine genaue Berücksichtigung dieser Angelegenheit ein Heer von sonst unvermeidlichen Spannungen vermeiden kanni. Da auch das Gouvernement oft selbst in der Lage ist, der Militair Verhältniße wegen, z. B. wegen Aufsicht der Pulverhäuser, der königl. Militair Gebäudej, als auch wegen des Sheiben Schießens usw., Militair Polizei Gesezze zur Kenntniß des Publikums zu bringen, so sheint es sowohl in dieser Hinsicht, als auch des Allgemeinen wegen, nothwendig, für die Bekanntmachung allgemeiner Polizei-Verordnungen jederzeit eine Form zu bestimmen, die für alle Stände gleich verbindlich ist. Eben so wichtig ist auch der Gegenstand wegen Erteilung der Päße, der ebenfalls noch eine nähere Erörterung verdienen möchte, da mehrere, selbst aus der Verfaßung der benachbarten Staaten abgeleitete Verhältniße denkbar sind, welche die Unterzeichnung der Pässe von Seiten des Gouverneurs, auch für Civil Personen, nothwendig machen können. Wenn im § 13 des mehrerwähnten Entwurfs gesagt wird, daß die bisher von der Commandantur den Shiffern ertheilten Ausladungs Sheine jetzt von der Polizey gegeben werden sollen, so muß ich mich in Hinsicht der für die Commandantur noch auszumittelnden Entshädigung und die in meinem Schreiben vom 24. d.M. enthaltenen Gründe hier beziehen und zugleich wiederholen, daß es wohl unter keinen Umständen dem Militair zugemuthet

f g h i j 1

Das Folgende verändert aus „muß auch nun die Grenze sharf bestimmt werden“. Verändert aus „Maaßregel giebt aber auch zugleich die Nothwendigkeit“. Verändert aus „vollzogen (?) werden“. Verändert aus „unterdrücken kann.“ Statt „Gebäuden“. Vgl. die Aufzeichnungen Boyens und Rauchs zur Auflistung dieser Gegenstände (ebda., fol. 5r–6r bzw. 6v) sowie Nippold, Boyen II, S. 8–11.

Nr. 153

183

werden kann, die demselben dadurch zuwachsenden außerordentlichen Ausgaben zu übernehmen. Zur Vermeidung möglichster Mißdeutung würde es gut seyn, wenn im § 3 des Entwurfs auch erwähnt würde, daß der Polizey Behörde bei unangeseßenen Soldaten, wenn sich solche Polizey Contreventions zu Shulden kommen ließen, nurk die Anzeige des Factums und die darauf nach den Gesezzen der Polizey fallende Strafe, nicht aber die Verurtheilung selbst, obliege, weil sonst die Stelle, so wie sie jetzt abgefaßt ist, so verstanden werden kann, als wenn die Polizey auch die Geldstrafen über unangeseßene Militair Personen verhängen könne. Die hier angegeführten zweifelhaften Ansichten würden vielleicht am shnellsten zu beseitigen seyn, wenn es Ew. pp. gefällig wäre, von Seiten des Ministeriums des Innern jemand zu einer Conferenz zu benennen, wozu ich denn auch von Seiten des Militairs ein Mitglied bestimmen würde; welchernächst dann alle hier erwehnten, noch einer festen Bestimmung bedürfende Gegenstände gemeinshaftlich erwogen werden könnten, um hiernach dem Regulativ anpaßende Vorshläge zu entwerfen. Bey dieser Gelegenheit kann ich nicht unberührt laßen, wie es mir von der größten Wichtigkeit zu seyn sheint, wenn bey der definitiven Beendigung des Polizey-Regulativs zugleich auch über Einführung der Bürgergarden und der Gensd’armerie, wenigstens den Hauptpuncten nach, die nöthigen Bestimmungen festgesetzt und Sr. Majestät dem Könige mit vorgelegt werden könnten, weil alle diese Gegenstände nicht allein wechselseitig in einander greifen, sondern auch die Existenz der Bürgergarden und Gensd’armerie die Theilname des Militairs bey Verwaltung der Polizei in einen ganz andern Gesichtspunct darstellt. Berlin den 27. Jan. 10 Noe. d.H. General Maj. v.Scharnhorst Hochwgb. v.Rauch Boyen 28. 28. 153. Instruktion

Berlin, 26. Januar 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 4 Nr. 40 fol. 73r–74v: (4 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Scharnhorsts und einer fremden Hand. a

Instruktion für die Comandanten offener Oerter und Festungenb, Lermpläzze in den Garnisonen und Festungen, und die Anleitung der Besatzung in der Vertheidigung des Orts betreffend.

k

Verändert aus „Soldaten nur“.

a

Überschrift in der linken Spalte. Zunächst steht gestrichen: „Entwurf einer“. Der Rest der Überschrift nachträglich hinzugefügt, dabei die ursprüngliche Zwischenüberschrift „Lärmpläzze in den Garnisonen und Festungen“ eingebaut.

b

184

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Die Truppen jedes Ortes müßen gleich beim Einrükken wie im Kriege ihre Lärmpläzze haben, damit man sie in jeder Minute zusammen unter die Waffen bringen kann. In jedem Orte muß monatlich einmal Lermc, wozu der Generalmarsch dienen soll, geschlagen werden. Um zu sehen, ob die Leute an die Ordnung in der Ablegung ihrer Waffen, Tornister und Leibeskleidung, welche im Kriege unentbehrlich ist, gewöhnt sind, wird auch zu Zeiten in der Nacht Lerm durch den Generalmarschd geschlagen. Es ist hierbei darauf zu merkene, wie lang es dauert, bis die Compagnie, Eskadron[e]n, Bataillone u. s. w. zusammen sind, wo dann die Entfernung der Truppen von den Lermpläzzen mit in Betracht gezogen werden muß. Erst versammelt sich die Compagnie, dann das Bataillon und dann die ganze Garnison oder die Theile derselben. Der Befehlshaber der Garnison mußf mit diesem Lerm Postirungen (in dem er den Ort als einen Posten in einen gewissen Umkreise oder bei kleinern Oertern im ganzen Umkreiseg betrachtet) auch Manövre zur Uebung im Felde verbinden.h In Hinsicht der Festungen wird folgende Instruktion zur genauesten Befolgung ertheilti und den Garnisonen in den Städten, welche nicht Festungen sind, überlaßen, von dieser Instruktion den Gebrauch zu machen, welchenj sie für gut finden. Seine Majestät befehlen, daß die Garnisonen in der Vertheidigung der Festung geübt werden und zu dem Ende alle Monath durch ein Lermschlagen (wozu auch hier der Generalmarsch dienen soll)k ganz unerwartet auf ihre Lermpläzze sich stellen sollen. Gleich darauf soll der Commandant, Ingenieur des Plazzes und erste Artillerie Offizier nachsehen, ob alle Abtheilungenl schnell auf ihrem Posten sind, ob sie die Waffen, Munition etc. bei sich haben und ins besondere, ob die Geschüzze richtig besezt sind, die Munition (falls dergleichen bei den Geschütz sich befindet)m an der rechten Stelle ist u. s. w.

c

d

e f g h i j k l m

Von Scharnhorst verändert aus „Lärm“, die folgende Parenthese bis „dienen soll“ von ihm hinzugefügt. Von Scharnhorst verändert aus „in der Nacht Lärm“. Auch in der Folge „Lärm“ zu „Lerm“ geändert. Verändert aus „Es muß hier bemerkt werden“. Verändert aus „wird“. Von Scharnhorst verändert aus „einen Posten von einzelnen Punkten“. Zur Absetzung folgt ein nachträglich hinzugefügter waagerechter Strich. Verändert aus „Instruktion aufs genaueste befolgt“. Verändert aus „den“. Unterhalb des Absatzes ein gestrichener Spiegelstrich. Die Klammer und ihr Inhalt von Scharnhorst hinzugefügt. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Die Klammer und ihr Inhalt von Scharnhorst hinzugefügt. An der Stelle am Rand mit Bleistift: „NB.“

Nr. 153

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Ausserdemn müßen sie bei dieser Gelegenheit die Offiziere examiniren, ob sie wißen, was sie in den verschiedenen Fällen zu thun haben, auch müßen die drey obigen Offiziere den Artilleristen, die ihnen nicht recht in Ordnung zu seyn scheinen, befehlen, einen Schuß mit Exercir-Patroneno zu thun, um zu sehen, ob sie dazu gehörig bereit sind. Dies muß jedoch bei jedem Lerm in der ganzen Festung nur 1 oder 2 Schuß kosten. Außer das ein solcher Lerm alle Monath einmal bei Tage Statt findet, soll alle 2 Monath einmal auchp des Nachts Lärm geschlagen werden, und hierbei sollen der Commandant, Ingenieur des Places und erste Artillerie Offizier eben so verfahren als bei Tage. Neben diesen regelmäßigen Uebungen inq der Vertheidigung der Festung gegen einen Sturm soll monatlich wenigstens ein Manövre als Ausfall gegen einen die Festung einschließenden oder belagernden Feind gemacht werden, und dieses Manöverr bald bei Tage, bald bei Nacht Statt finden, auch dabei auf dems Rükzuge die Artillerie einige Schüße mit Exercir Patronent thun, um zu marquiren, wie sie den Rükzug dekket; zugleich wird die Festung mit den übrigen nicht zum Ausfall bestimmten Truppen gehörig besezt. Daß hier zu Zeiten der Feind marquirt wird (indem man dazu ein klein Detaschement vorher aus der Festung schikt, oder auch für kleine Ausfälle die 3te Parallele und die nähern Sappen marquirt, wozu eine nicht zu große Trace und wenige Besazzung hinlänglich ist), wird jeder Commandant von selbst einsehen. Wenn die Commandanten den gewöhnlichen Wachtdienst in der Festungu, durch den die Soldaten weder abgehärtet werden noch lernen, was ihnen im Belagerungs- und Feld-Dienst nüzlich ist, einzuschränken wißen, so werden sie sich Zeit genug zu der Uebung in den Belagerungs-Vorfällen und dem Felddienste verschaffen und die Garnison, indem sie sie zum höhern Zwekke bilden, auch zugleich zum Kriege abhärten. Seine Majestät erwarten von dem Ingenieur der Festung, daß er in allen Jahreszeiten die übrigen Ingenieurs in der umliegenden Gegend bis zu 1 Stunde von der Festung beschäftige, in Entwürfen von Angriffen und Vertheidigungen von Posten, Defileen u. s. w., damit sie die Gegend kennen lernen. Auch die Artillerie und übrigen Offiziere, vorzüglich die Staabs Offiziere und Capitains müßen die Gegend um die Festung kennenv und deshalb in allen Jahreszeiten besehen. Sollte sich der Fall ereignen, daß der Commandant und n o

p q r s t u v

Verändert aus „Insbesondere“. Von Scharnhorst verändert aus „einen Schuß“, zunächst mit Bleistift, dann mit Tinte nachgezogen. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „soll“. Verändert aus „auch hierbei soll beim“. Von Scharnhorst verändert aus „einige Schüße“, zunächst mit Bleistift, dann mit Tinte. Die anschließende Parenthese bis „nüzlich ist“ ursprünglich eingeklammert. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

die übrigen Befehlshaber der verschiedenen Gattungen von Truppen die Offiziere hierzu nicht angehalten hätten, so werden Seine Majestät Sich dann an diese halten.w Berlin d. 26. Januar 1810. 154. Zirkular

Berlin, 26. Januar 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 12 Nr. 305 fol. 11v–12r (½ S.): Abschrift, Schreiberhand. Beurlaubung nichtberittener Mannschaften.

Absch. Des Königs Majestät haben mittelst der abschriftlich anliegenden Cabinets Ordre vom 23n d.M.1 zu bestimmen geruhet, daß sämtliche Cavallerie Regimenter ihre gegenwärtige im Tractament habende unberittene Mannschaft auf einige Zeit beurlauben können. Indem wir E.p. hiervon benachrichtigen, ersuchen wir Dieselben dienstergebenst, die unter Dero Brigade stehend[e]n Cavallerie Regimenter und Escadrons hiernach gefälligst zu instruiren, mit der Anweisung, daß nur allein die bei den Escadrons sich befindenden effectiven Pferde die im Dienst zu behaltende Anzahl von Mannschaft bestimt, und daß daher auf keine gleiche Stärke bei den verschiedenen Escadrons gesehen werden darf, sondern daß solche so viel Leute beurlauben können, als unberitten sind, für welche die Regimenter das Tractament als vacant zu berechnen haben. Da übrigens Se. Majestät ausdrücklich vestzusetzen geruhet, daß diese Anordnung nur als eine vorübergehende sowohl zum Besten der Cassen, als auch dem häuslichen Verhältniß der einzelnen Leute angemeßene Erleichterungs Maaßregel anzusehen ist, und keinesweges fortdauernd seyn wird, so haben demnach auch die Regimenter da, wo es angehet, die Auswahl ihrer zu beurlaubenden Leute in der Art zu treffen, daß diejenigen, welche noch nicht in ihrer Dreßur vollendet sind, bei den Escadrons verbleiben, wogegen aber den völlig ausgearbeiteten Leuten, wenn sie Urlaub verlangen, der Vorzug gegeben werde, damit so, wie es der laufende Dienst oder der Anfang der größern Uebungen bei einem oder dem andern Regiment es erfordert, diese jezt beurlaubten Leute ohne Nachtheil des Dienstes auf dem üblichen Weg sogleich wiedereingezogen werden können. Berlin d. 26n Januar 1810. Königl. Preuß. Allgemeines Kriegs Departement. v.Scharnhorst Boyen An d.H. p. Gen. Maj. v.Kleist w

Verändert aus „so wollen Sich Seine Majestät an diese halten.“ Das anschließende Datum nachträglich hinzugefügt.

1

Abschrift ebda., fol. 12r.

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Nr. 155

155. Randnotizen

[Berlin, 27./28. Januar 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 7r–8v (4 S.): Eigenhändig.a Versuche mit zwei Haubitzentypen. Eigenmächtigkeit Götzens.

Die Einhörner sind in freien Felde bess[e]r als die Haub., Braun kennt sie nicht hinlänglich. Da Einhörner gegoßen, so könnte man mit diesen vorerst Versuche machen u. den Guß der Haub. ohne Kammer noch einstellen, da man ohnehin schon Versuche hierüber hat.2 Den Brief von Br[au]n an S. M.3 werde ich selbst übergeben und niemand wird Brauns Verdienste verkennen. Es war aber von Götz[e]n ein ungeheures Versehen, ein Gewehr seiner Invention auszuschicken u. zu sagen, nach diesen arbeite ich, das von S. M. gegebne Probegewehr gefällt mir nicht. Dies ist der Punkt, auf den es ankömmt u. den niemand vertheidigen kann.4 156. Denkschrift

Berlin, 28. Januar 1810

Nach der Edition bei Max Lehmann: Vier Denkschriften Scharnhorst’s aus dem Jahre 1810, in HZ 58 (1887), S. 54–105, zit. Lehmann, Denkschriften, hier S. 64–72.a Weiterer Druck: Nach Lehmann Gersdorff, S. 325–334. 1. Allgemeine militärische Lage Preußens. 2. Mögliche Vermehrung der Streitkräfte. 3. Verschanzte Lager und Maßnahmen zur Mobilmachung in den Provinzen. 4. Festungen. 5. Artillerie. 6. Gewehrproduktion. 7. Kosten.

Über unsere militärische Lage und Einrichtungen für die Zukunft.b

a

1

2

3

4

a

b

Auf den letzten zwei Seiten eines Schreibens des Prinzen August an Scharnhorst, Berlin, 20. Januar 1810 (Präsentationsvermerk vom 27. Januar). Prinz August beantwortete das auf dieser Notiz basierende Schreiben am 31. Januar (a. a. O., fol. 20r–v) unter Verweis auf Scharnhorsts „Schreiben vom 28ten d. M.“ Vgl. auch Anm. a. Der Prinz hatte einen Auszug eines Schreibens Brauns (1. Dezember 1809, ebda., fol. 9r–v) mit dessen Bedenken gegen die russischen Einhörner übersandt. Braun berief sich in dem Brief (13. Januar 1810) gegenüber Anschuldigungen wegen der von ihm geleiteten Gewehrproduktion auf einen Befehl Götzens und darauf, daß die neuangelegte Fabrik so schnell wie möglich ihre Produktion aufnehmen mußte. In der in Anm. 1 erwähnten Antwort schrieb der Prinz, er freue sich, daß der König Braun für gerechtfertigt halte, und dankte für Scharnhorsts Verwendung in dieser Sache. Die Denkschrift befand sich damals in GStA PK, VI. HA Nl Friedrich Wilhelm III. B X 5, der Verbleib ist nicht bekannt. In Lehmanns Edition steht die Überschrift in der Form: „1. Denkschrift Scharnhorst’s ‚über unsere [...] für die Zukunft‘. Berlin, 28. Januar 1810.“

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

1. Über die militärischen Verhältnisse des preußischen Staates im allgemeinen.c Ein Staat, welcher nicht in einer solchen militärischen Lage ist, daß er einen ihn anfallenden Feind, ohne alle seine Streitkräfte zu konsumiren, solange aufhalten kann, bis er Hülfe von einem andern bekömmt, kann nie für diesen einen Werth haben, und wird, isolirt, sehr bald verloren sein. Ein solcher Staat muß sich einem andern hingeben, aber ganz, damit dieser desto mehr Interesse hat, ihn zu erhalten. Gibt er sich nur halb hin, so ist er verloren. Will daher Preußen sich nicht ganz hingeben, nicht seine Streitkräfte in die Hand eines andern legen und für eignen selbständigen Gebrauch sie auf Null reduziren, will nicht die regierende Dynastie sich und die Nation der Diskretion eines andern mächtigeren Monarchen übergeben, glaubt man dieses nicht bei einer auf ehemalige Thaten stolzen, obgleich jetzt moralisch schwachen Nation thun zu können, so muß Preußen bei der jetzt eintretenden Nothwendigkeit, Ersparungen bei dem Militär zu machen, diese so einzurichten suchen, daß es dennoch, soviel es immer möglich, seine Streitkräfte vermehrt und in eine Lage kömmt, in der es, theils durch seine Festungen, theils durch verschanzte Läger und endlich durch die in’s Feld zu stellenden Truppen, den anfallenden Feind so lange aufhalten kann, ohne ganz konsumirt und aufgerieben zu sein, bis es Hülfe von einer andern Macht erhalten kann. Diese Position Preußens wird aber immer Inquietüde bei den einander entgegengesetzten größern Mächten erregen, und inwiefern aus dieser vortheilhafte oder nachtheilige Folgen, Achtung oder Verfolgung fließen werden, ist schwer vorher zu bestimmen. Unser jetziger militärischer Zustand, unsere sechs separirten Läger haben den Kaiser Napoleon inquietirt. Vielleicht hat dieses nachtheilige Folgen für uns, vielleicht verdanken wir aber auch unsrer militärischen Anstrengung, verbunden mit der Stimmung der Nation, die Rücksichten, mit denen Napoleon Preußen jetzt behandelt; und sollte nicht diese militärische Position, wenn Se. Majestät sich ganz an Frankreich hingeben wollten, jetzt die besten Konditionen bewirken? Napoleon weiß, daß es ein großer Unterschied ist, ob er die Streitkräfte Preußens ganz in seiner Gewalt hat, oder ob sie gegen ihn gekehrt sind. 2.

Über die Vermehrung der Streitkräfte und die Ersparungen, welche bei den stehenden Truppen zu machen. Wenn Se. Majestät sich nicht an Frankreich jetzt hingeben wollen, wenn eine Hingebung an Rußland, wegen Entfernung und innerer Schwäche dieses Reichs, dennoch eigne Streitmittel erfordert, so scheint kein anderer Weg für Preußen übrig zu bleiben als der bereits erwähnte: seine Kräfte, soc

Unterstrichenes bei Lehmann durch Sperrdruck hervorgehoben.

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weit es bei den unvermeidlichen Ersparungen möglich sein wird, zu vermehren, und zwar auf eine Art, die am wenigsten Aufsehn macht. Infanterie, Artillerie und Garnisons-Kompagnien. – 1. Man wird in dieser Absicht die Infanteriekompagnien bis auf 100 Mann beurlauben und die Unteroffiziere bis auf neun, die letzteren mit halbem Solde. Von den 100 Mann Dienstthuern wird man zehn Mann im Sommer auf drei und im Winter auf fünf Monat beurlauben. Man wird demnach nur für 100 Gemeine und neun Unteroffiziere Montirungen brauchen, und diese auch nur besolden, und während acht Monate auch noch Sold und Brod von zehn Mann ersparen. 2. Dagegen wird man aber dahin arbeiten, daß die Infanteriekompagnie 100 ausgearbeitete Leute im Kanton hat, welches schon jetzt beinahe der Fall sein wird, so daß jede Kompagnie 100 Mann bei der Fahne, 35 Mann ohne Montirungen beurlaubt und 100 Mann ausgearbeiteter Leute im Kanton hat. Die letzteren 100 Mann werden nicht ganz eingetheilt, sondern nur 38 von ihnen bleiben wie jetzt als Ersatzmannschaft eingetheilt. Man siehet also jetzt nur dahin, daß unvermerkt auf jede Kompagnie noch 62 Mann mehr ausgearbeitete Mannschaft in Masse für’s Regiment im Kanton ist. 3. Für die 38 Ersatzmannschaft sind die Montirungen vorhanden, für die 62 per Kompagnie müssen sie noch angeschafft werden. Alle Montirungen müssen gemacht werden, und zwar nach dem Maße der 100 dienstthuenden Mannschaft, um kein Aufsehn zu erregen. Diese Einrichtung von Nr. 1–3 findet bei der Feld- und Garnisoninfanterie und ganzen Fußartillerie statt. Kavallerie und reitende Artillerie. – 1. Bei der Kavallerie läßt man die Pferde bis zu 100 per Eskadron eingehn. 2. Man komplettirt sich aber mit der Pferdeequipage bis zu 150 per Eskadron, auch sind für 150 Mann die Montirungen da, und es müssen, wo diese fehlen, noch 25 neue gemacht werden. 3. Außer den 50 Beurlaubten per Eskadron muß noch eine Masse Rekruten von 50 Mann auf die Eskadron, also 200 für jedes Regiment, in dem Kanton sein, welche ausgearbeitet ist. Bei der reitenden Artillerie findet in Rücksicht der Mannschaft eben die Einrichtung statt, welche bei der Kavallerie erwähnt ist. Sollten noch größere Ersparungen nothwendig und unvermeidlich sein, so müssen noch andere Wege eingeschlagen werden. Die Vermehrung der Streitkräfte und Ausgaben gehen fort: 1. In der Anschaffung der Infanteriegewehre. 2. In der Anschaffung der Montirungen bis zu dem oben bestimmten Etat von Montirungen. 3. Bei der Dotirung der Festungen in Hinsicht des Geschützes u. s. w. (Die jetzt bestimmte Dotirung mit Lebensmitteln bleibt und wird in Salz vermehrt, die mit Geschütz wird die bereits angezeigten Kosten nicht bedeutend überschreiten.)

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4. In der Instandsetzung einer stärkern Feldartillerie an Geschütz und Wagen, und an Laffetten in den Festungen (dieser Gegenstand wird einige bedeutende Kosten verursachen). 5. In der Einrichtung oder vielmehr Vorbereitung verschanzter Läger: a) bei Pillau, b) bei Kolberg, c) bei Glatz. Die Kosten hiezu werden verhältnismäßig nicht bedeutend sein, weil an allen drei Orten schon viel gethan ist. 3. Defensiveinrichtungen in den Provinzen in Hinsicht der verschanzten Läger, des Zusammenkommens der Truppen u. s. w. In Hinsicht der Defensiveinrichtungen ist noch Folgendes zu bemerken: Die geographische Lage Preußens ist so unglücklich, daß eine jede der Hauptprovinzen durch die benachbarte Macht überfallen, und ehe die ihr zu Gebote stehenden Streitmittel aufgestellt sind, erobert werden kann. Es muß daher in jeder Provinz an einen sichern Versammlungspunkt gedacht werden, in welchem die unorganisirten Streitmittel geordnet werden. Diese Punkte müssen alle Vorräthe an todten Streitmitteln in sich schließen und wo möglich so gelegen sein, daß sie mit einander in einiger Verbindung stehen und also nicht einzeln eingeschlossen werden können. Solche Punkte sind nun, wie gleich unten weiter erörtert wird, Pillau, Kolberg und Glatz. Sie sind zu diesem Zwecke bereits einigermaßen eingerichtet oder vielmehr mit Vorbereitungsmitteln versehen. Pillau eignet sich zu einem Versammlungspunkte der ausgearbeiteten Kantonisten aus Ost- und Westpreußen. Aus Westpreußen gehn sie zu Wasser von Elbing nach Pillau ab; aus Ostpreußen kann ihnen der Rückzug dahin nicht abgeschnitten werden. Die todten Streitmittel und Lebensmittel können nach Pillau aus Königsberg, Elbing, Braunsberg u. s. w. geschafft werden. Soll aber Pillau zu einem verschanzten Lager dienen, in welchem sich wenige gegen viele vertheidigen können, soll aus diesem Lager die Kommunikation mit der See erhalten werden, so muß das Balgasche Tief, oder vielmehr die Nehrung Balga gegenüber, verschanzt werden. Die Breite der Nehrung beträgt hier nur 500 Schritt und kann also durch ein paar geschlossene Werke fest gemacht werden, wie dieses schon 1807 der Fall war. Man kann hier wohl voraussetzen, daß bei einem Kriege ein großer Theil der stehenden ost- und westpreußischen Brigade sich mit der pommerschen und brandenburgschen Brigade wird vereinigt haben; sollte dies aber nicht der Fall sein, sollte man bei Pillau, durch unglückliche Umstände veranlaßt, eine Armee von den jetzt vorhandenen Truppen vereinigen, so müßte man auch die Landenge von Lochstädt, 1500 Schritte breit, verschanzen. Man würde in diesem Fall nicht leicht vom Lande her eingeschlossen werden können, indem der Feind in einem Umkreise des frischen Haffs, vom Balgaschen Tief bis Lochstädt, auseinander stehen müßte; die Verschanzung

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vom Balgaschen Tief bleibt aber immer die Hauptsache, weil diese die Kommunikation mit der See sichert. Zu der Verschanzung bei Lochstädt und Balga ist vorzüglich nur Holz erforderlich, und dies ist bereits im vorigen Sommer größtentheils angefahren und liegt bei Pillau und Lochstädt. Man würde dies jetzt gelegentlich bei Pillau aus den königlichen Forsten ohne bedeutende Kosten vermehren, insgeheim die Entwürfe zur Anlegung der Werke machen und dann den Zeitpunkt abwarten, wo ihre Ausführung nöthig sein möchte. Kolberg eignet sich für einen Versammlungspunkt der pommerschen, neumärkschen und eines Theils der übrigen brandenburgschen Kantonisten, um hier organisirt und armirt zu werden. Damit aber nicht allein diese Mannschaft, sondern auch ein Theil der stehenden Truppen in Kolberg einen Zufluchtsort findet, so muß die Gegend um Kolberg verschanzt werden, und zwar so, daß man mit der See und also mit Pillau u. s. w. in Kommunikation bleibt. Die dringendsten dieser Verschanzungen sind schon angelegt; Holz zu andern ist bereits im vorigen Sommer angefahren; es dürfte dies indessen noch vermehrt werden, welches gelegentlich aus den königlichen Forsten geschehen könnte; auch möchte es nöthig sein, hier noch ein paar Blockhäuser, welche eine längere Zeit als Schanzen zum Bau erfordern, anzulegen. Glatz eignet sich wegen der Nähe bei Silberberg, der nicht zu großen Entfernung von Neisse und der übrigen Lokalität zu einem Zufluchtsort und verschanzten Lager, in welchem sich die ausgearbeitete Mannschaft von Oberschlesien und ein Theil von Niederschlesien vereinigen kann, um dort mehr ausgearbeitet, organisirt und armirt zu werden. Man wird von Glatz aus, wenn ein Theil der stehenden schlesischen Brigaden sich hier vereinigte, die Festung mit Rekruten und ausgearbeiteter Mannschaft verstärkt würde, mit einem dazu eingerichteten Corps aus dem Gebirge den Feind anfallen und, wenn er nicht mehrfach überlegen ist, in Verbindung mit den Festungen ihn hindern, eine Belagerung zu unternehmen. Das Lager bei Glatz ist bereits etwas verschanzt, jedoch nicht in dem Zustande, daß es, so wie es da ist, einem Endzwecke entspricht. Vorzüglich fehlt diesem Lager, so wie überhaupt den schlesischen Festungen, Holz; dieses kann ohne große Kosten aus den Forsten herbeigeschafft werden, wenn es jetzt sogleich gefällt und aus den Gebirgen geschafft würde. Ist dieses vorhanden, so lassen sich im Fall der Noth die fehlenden Werke bald aufführen. Die verschanzten Läger bei Pillau und Kolberg werden keine bedeutenden Vorbereitungen und Niederlage an Lebensmitteln erfodern, weil die Kommunikation mit der See hierin viel erleichtern würde. Die Nähe von Königsberg würde bei Pillau eine schleunige Versorgung möglich machen. Gleichwohl würde es dennoch nöthig sein, einigen Vorrath an Mehl und besonders eine große Quantität Salz zu haben, weil diese den Gebrauch des Fleisches von aus der Gegend zusammengetriebenen Vieh möglich machen.

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Auf beide Artikel habe ich bereits mehrmals angetragen, die Theuerung hat die Anschaffung des Mehls gehindert, jetzt aber fällt dieses Hindernis weg. Glatz bedarf den obigen Vorrath in einer größern Quantität, weil es in eine Lage kommen kann, wo ihm alle Kommunikation, sowohl nach außen, als nach innen, abgeschnitten werden kann. Wie von den ausgearbeiteten Leuten in den Kantons für die Brigaden, Festungen und verschanzten Läger Gebrauch gemacht wird, wo sie hingezogen, auf welche Art sie versammelt, wie sie organisirt, gekleidet und armirt werden, dieses alles erfordert noch manche Vorbereitungen und eine umständliche Instruktion für jede Provinz, die freilich ein Geheimnis bleiben muß. 4. Die Festungen. Die Festungen sind für Preußen in politischer Hinsicht sehr wichtig; so lange man bei einem Angriff des Feindes Meister von ihnen bleibt, wird Preußen eine gewisse Achtung bei Freund und Feind genießen. a) Ihre Dotirung mit Lebensmitteln ist noch sehr unvollkommen; man muß daher, da jetzt die Lebensmittel wohlfeil sind, nicht säumen, sie mit mehrerem Mehl und insbesondere mit mehrerem Salz zu versehen; ist dieses nebst gehörigen Gefäßen zum Einsalzen des Fleisches vorhanden, so kann man sich in einer Festung, sobald sie bedrohet wird, bald helfen; denn Vieh ist allerwärts gewaltsam zu haben, und mit Brod und Fleisch kann man den gemeinen Mann, wenn es auch an allem übrigen fehlt, erhalten. Wenigstens muß in Hinsicht des Mehls die Quantität für unsere Festungen doppelt so stark sein, als sie jetzt festgesetzt ist, und die größere Quantität des Salzes muß ebenfalls nach und nach herbeigeschafft werden. Alsdann muß für jede Festung eine Instruktion aufgesetzet werden, wie sich der Kommandant bei der Wahrscheinlichkeit einer Einschließung mit den noch fehlenden Lebensmitteln versieht. b) Dotirung der Festungen mit Geschütz und Munition. Unsere Festungen hatten einen großen Vorrath von Geschütz und Munition, es war aber alles schlecht oder man kann sagen gar nicht vertheilt. In Graudenz war zweimal so viel brauchbares Geschütz als in Kolberg, obgleich in jeder Hinsicht das umgekehrte Verhältnis zweckmäßiger gewesen wäre; in Kolberg waren fast gar keine Mörser, in Graudenz waren sie dagegen überflüssig vorhanden. Überall waren zu viel vierundzwanzigpfündige Kanonen und zu wenig kleine, nämlich zehnpfündige, Mortiere, die wenig Pulver erfodern, wenig Kosten verursachen und in der Belagerung äußerst wichtig sind. Es ist hier nicht von zweifelhaften Verhältnissen, sondern von allgemein anerkannten die Rede. Wie schlecht die Festungsangelegenheiten betrieben sind, kann man daraus abnehmen, daß im Jahre 1806 in Graudenz und Silberberg, in jedem dieser Orte (die gewissermaßen nur große Forts sind) mehr Pulver als in Danzig, Fahrwasser und Weichselmünde zusammengenommen war.

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Alle diese Fehler, welche bei Vertheidigung einer Festung sehr gefährliche Folgen haben konnten, sind zum Theil schon abgeholfen, und die ganze Veränderung wird in einem halben Jahr ausgeführt sein. Es fällt uns jetzt außerordentlich zur Last, daß alles, was seit Friedrich’s II. Zeit für die Festungen geschehen ist, nicht dem großen Plan ihrer Anlage entspricht; so ist z. B. bei Pillau ein Fort auf der Spitze der Nehrung nicht ausgeführt, und dadurch der Fehler entstanden, daß Pillau mit einer geringeren Anzahl von Menschen eingeschlossen werden kann, als selbst die Besatzung stark ist, und gleich die Kommunikation mit der See verloren gehet. Bei Graudenz findet derselbe Fehler statt, das tête de pont am linken Ufer ist nicht ausgeführt, wie es bestimmt war, und nun ist die Garnison weder Meister vom linken Ufer noch vom Übergange noch von der Fahrt auf der Weichsel. Dazu kommt, daß der Ort, da er nur einer kleinen halben Festung gleicht, mit wenigen Bataillonen eingeschlossen werden kann. Kolberg ist fast in eben der Lage. Für eine Kommunikation mit der See ist fast nichts geschehen, als was nach dem Kriege der Generalmajor v. Bülow unter der Hand gethan hat. Und dennoch hängt von der Kommunikation mit der See bei Kolberg so viel ab. Der Obrist v. Gneisenau hat sie zwar erhalten, aber sie wurde mit Blut erkauft, und wo hat man so ausgezeichnete, an Hülfsmitteln reiche Kommandanten wie Gneisenau? Man kann die gröbsten dieser Fehler in unserer Lage nur durch Verschanzungswerke, die alle vier bis fünf Jahre bedeutende Reparaturen erfodern, abhelfen. Zu diesem Zweck und zu den unter Nr. 2 genannten Verschanzungen werden bei der größten Ersparung außer dem bereits angewiesenen Holze noch gegen 100.000 Thaler erfodert. 5. Die Artillerie. Durch die große Thätigkeit des Grafen v. Götzen und den Diensteifer des Majors Braun und des Hüttendepartements sind bereits 132 Geschütze in Gleiwitz gegossen und gebohrt. Auch die eiserne Munition ist dazu angeschafft. Die Festungen Neisse und Spandau sind zum Theil schon mit Munition und Geschütz versehen, und wo noch etwas fehlt, da wird es in diesem Winter hingeschafft. Um den Guß mit der Zeit einstellen zu können, hat man aus den übrigen Festungen das überflüssige Geschütz genommen und es in den neu dotirten vertheilt. Das Pulver konnte nicht vermehrt werden, man hat aber auf eine andere Art den Mangel ersetzt. Man hat die Ladung, welche nach unserem Festungsreglement über ein Drittel stärker war wie bei anderen Artillerien und wie es nöthig ist, um ebenso viel heruntergesetzt. Durch diese und mehrere zweckmäßige Einrichtungen und Ersparungen ist man dahin gekommen, daß man nicht allein 168 Stück Feldgeschütz mit allem Zubehör, die Pferde ausgenommen, gleich in’s Feld stellen kann, sondern daß im Fall der Noth fast ebenso viel Feldgeschütz (130 Stück) aus den Festungen genommen werden kann, ohne sie zu degarniren. Dies ist dann eine Feldartillerie ebenso

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stark wie die östreichsche bei Aspern, welche nach der östreichschen Relation 288 Stück ausmachte. In unsrer Artillerie ist keine Partie schlechter als die der Festungslaffetten. Sie sind zum Theil verfault und im ganzen schlecht eingerichtet. Die neue Erfindung der Rahmlaffetten, welche in Frankreich und England schon seit 50 Jahren und selbst in den russischen Festungen allgemein eingeführt ist, blieb bei uns unbekannt. Da dergleichen Laffetten weniger als andre kosten, da so viele andre fehlen, da für die neuen Geschütze Laffetten gemacht werden müssen, da die Festungen nur bei dieser neuen Einrichtung der Artillerie gut vertheidigt werden können, so wird auf diese und auf die neuen Feldlaffetten in dem ersten Jahre eine Summe von 20.000 Thalern verwendet werden müssen. 6. Die Gewehrfabrikation. Unsere Gewehrfabrikation ist zu einem hohen Grade von Betriebsamkeit gebracht. In Königsberg werden jetzt monatlich reparirt .......... 1000 Gewehre, in Kolberg ...................................................................... 400  in Schlesien ungefähr .................................................... 400  welches zum Theil neue sind; in Berlin werden reparirt ............................................... 150  in Berlin neu gemacht ........................................... 800–1000  Also 2950 Gewehre. Die neuen kosten 10, die alten 3 bis 4 Thaler, das Ganze macht also monatlich eine Ausgabe von 18.000–20.000 Thaler, welche im ersten Jahre fortgehen müßten, wenn man in einen erträglich vortheilhaften Zustand kommen wollte. 7. Betrag aller außerordentlichen Ausgaben. Außer der Erhaltung der Armee, den gewöhnlichen Dotirungsgeldern aller Festungen und allen ordinären Ausgaben würde man nach dem Vorhergehenden eine extraordinäre Ausgabe von 600.000 Thalern rechnen müssen. 200.000 Thaler verschanzte Läger, vermehrte Verproviantirung der Festungen, 240.000 Gewehrfabrikation,  160.000 Laffetten in den Festungen, Geschützfabrikation,  Feldlaffetten u. s. w. 100.000 extraordinäre Vermehrung der Montirungen  600.000 Thaler [sic!]. Durch zweckmäßige, freilich harte Ersparungen wird man diese Summe von den gewöhnlichen Ausgaben gewinnen können. Übrigens ist noch zu bemerken, daß in dem bisherigen Etat der Ausgaben auch eine große Summe extraordinärer ist, die in der Folge wegfällt.

Nr. 157

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157. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 28. Januar 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 252 fol. 5r–v (2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. Produktion von Gewehren nach dem nun genehmigten Probegewehr.

Berlin den 28t Januar 1810. An die Koenigl. 3t Division des algemeinen Kriegs Departementsa Der Koenigl. dritten Division des algem. Kriegsdepartements mache ich hiedurch bekannt, daß Se. Majestät der Koenig nach Besichtigung der Allerhöchstdenselben von mir vorgezeigten neuen Infanterie Gewehre aus der Schicklerschen Fabricke1, nunmehr zu bestimmen geruhet haben, daß alle fernerhin in der gedachten Fabricke anzufertigenden neue Gewehreb nur allein nach dem beikommenden leichten Probegewehrc und den in der Anlage näher festgesetzten Bestimmungen über die die Beschaffenheit desselbend gearbeitet werden sollen. Der Koenigl. dritten Division trage ich dem gemäß auf, sogleich die dieserhalb nöthigen bestimmtesten Befehle sowohl an die Fabricke selbst als an diee zur Abnahme niedergesetzte Commission zu erlassen und streng darauf zu wachen und zu halten, daß keine Gewehre fernerhin angenommen werden, die nicht genau nach der jetzt gegebenen näheren Bestimmung angefertigt und von der dadurch festgesetzten Beschaffenheit sind. Zugleich beauftrage ich die p. drittef Division hierdurch,g so schleunig als möglich ein dergleichen neues Probegewehr aus der hiesigen Fabricke directe an den Major Braun nach Neisse zu senden und demselben dabei in meinem Namen aufzugeben, in der dortigen Gewehrfabricke alle neuen Gewehre nur allein genau nach diesem Muster anfertigen zu lassen, damit die a

b c d

e f g 1

Datum und Adresse in der linken Spalte. Darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk vom 28. Januar. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Dazu am Rande ein schräger Strich. Dazu am Rande ein schräger Strich. Zwei Konzepte für Rauchs „Nähere Bestimmung des neuen leichteren Infanterie Probegewehrs“ (Berlin, 28. Januar 1810) befinden sich a. a. O., fol. 3r–v bzw. 4r–v. Das hierin beschriebene Gewehr entsprach dem zweiten in Anm. 1 erwähnten. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „trage ich der p. dritten“. Folgt gestrichen: „sobald“. Das Schreiben Witzlebens an Scharnhorst (Berlin, 9. Januar 1810) und die beigelegte Aufstellung der Maße und Gewichte der Teile der Gewehre befinden sich a. a. O., fol. 1r–2r. Auf fol. 1r Schreiberhand vermerkt: „Zum Vortrage“. Das erste Gewehr wog 11 Pfund 5 Lot, das zweite 10 Pfund 13 Lot.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

nöthige Uebereinstimmung erreichth werde und alle neue Gewehre von einer und derselben Form u. Beschaffenheit sind. Berlin den 28t Januar 10. Namens d.H. Generals v. Scharnhorst v.Rauch 27. 158. Scharnhorst an Lottum

Berlin, 29. Januar 1810

StadtAH Autographensammlung, Sammlung Culemann: Scharnhorst Nr. 1946.7525 (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Absage eines Konferenztermins.

Euer Hochgebornen benachrichtige ich ergebenst, daß unsre auf morgen nach dem Kabinets Vortrage angesezt gewesene Conferenz nicht statt finden kann, weil ich einer andern Conferenz beiwohnen muß, welche die Herren Etatsminister morgen gegen 12 Uhr in der Wohnung Seiner Exzellenz v.Altenstein halten wollen. Berlin d. 29. Januar 1810. v.Scharnhorst.a Des Königl. Geheimen Staats Raths Herrn Obersten Gr. Lottum Hochgebornen. 159. Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher Berlin, 30. Januar 1810 GStA PK, IV. HA Rep. 15 A Nr. 5 fol. 86r (½ S.): Reinschrift, Schreiberhanda, eigenhändig unterschrieben. Entsendung von Kommandierten der Regimenter nach Berlin.

Da des Königs Majestät mittelst Cabinets Ordre vom 28tn d. M.1 anzuordnen geruht haben, daß von sämtlichen Regimentern und Bataillons Kommandirte nach Berlin geschickt werden sollen, um sich mit denjenigen Anordnungen geh

Das Folgende verändert aus „und alle Gewehre nach der eben und derselben Form u. Beschaffenheit sein mögen.“

a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

a

In der unteren rechten Ecke signiert: „Starck“. Abschrift im selben Faszikel, fol. 87r–v.

1

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Nr. 160

nau bekannt zu machen, welche Seine Majestät im Exerzieren und in den Evolutions befohlen haben, so beehren wir uns, Ew. Excellenz hiervon ganz ergebenst zu benachrichtigen, und fügen zugleich eine Abschrift von dem bei, was wir über diesen Gegenstand an die betreffenden Brigade Generals dato erlassen haben.b Berlin den 30tn Januar 1810. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement v.Scharnhorst Boyen An des Königlichen Generals der Cavallerie p. Herrn von Blücher Excellenz zu Stargardt. 160. Kabinettsorder

[Berlin?], 30. Januar 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 4 Nr. 40 fol. 85r–86r: (2½ S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Scharnhorsts und einer fremden Hand. Erstellung eines neuen Lehrplans für das Kadettenkorps.

Den 30st Januara An den Obersten v. Boguslawski1 u. den Direktor Snetlage2. b

Dazu am Rande ein schräger Strich.

a

Datum und Adresse in der linken Spalte. Karl Anton Andreas von Boguslawski wurde im fünften Band vorgestellt. Bernhard Moritz Snethlage (1753–1840) entstammte wie seine Schwester Franziska Christine, Großmutter Friedrich Engels’, einer Tecklenburger Pastorenfamilie. Nach Studium in Duisburg, Leiden und Utrecht begann er 1781 seine Lehrtätigkeit am Gymnasium in Hamm, fungierte ab 1789 als dessen Direktor und bewirkte die Gründung der dortigen Höheren Töchterschule. 1802 wurde Snethlage als Direktor des Joachimsthalschen Gymnasiums nach Berlin berufen, wo er Latein, Mathematik, Physik und Religion unterrichtete. Politisch und philosophisch konservativ, wirkte er für manche Reformen der Schulbildung, lehnte aber die Theorien neuerer Pädagogen ab. So führte sein Schulprogramm „Bemerkungen über Pestalozzi’s Lehrmethode“ (1804) eine längere publizistische Fehde nach sich. Snethlage wurde 1816 zum Konsistorialrat berufen und von der Berliner Universität 1817 mit dem Ehrendoktor der Theologie ausgezeichnet; 1826 trat er in den Ruhestand. Zu seinen Werken gehören: Frankreichs Revolution ist warnend und lehrreich für alle Nationen (2 Teile, 1794–1796); Über den gegenwärtigen Zustand der niederen Schulen und ihre zweckmäßige Einrichtung (1798); Ueber die Umschaffung der niederen lateinischen Schulen in den kleinen Städten in Realschulen (1800).

1 2

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Ich habeb unter dem GM. v. Lützow eine Commission niedergeseztc, die einen Organisationsplan für ein allgemeines Militär Lehrinstitutd, welches an die Stelle der bisherigen einzeln[en] Institute trit, ausarbeiten soll, und finde nöthig, den Unterricht in dem hiesigen Cadetten Institut mit dem in jener allgemeinen Lehr Anstallte in Uebereinstimmung bringenf, denselben auch von den übrigen Verhältnissen der Anstalt ganz absondern zu lassen, u. will ihn demnächst als für sich allein bestehend Eurer Direction unterordnen. Ich trage Euch demzufolge auf, einen vollständigen Studienplan für das Cadetten Institut in jener Hinsichtg zu entwerfen, zuvörderst aber mit dem Obersten v. Lingelsheim u. mit gedachter Commission Rücksprache zu nehmen und zwar, um durch jenen eine Uebersicht der innern Verhältniße der Anstalt zu erlangen, mit dieser hingegen in Ueberlegung zu nehmen, wie der von Euch auszuarbeitende Lehrplan dergestalt zu ändern sei, daß der Unterricht, welcher in den allgemeinen Institut ertheilt werden wird, in Zusammenhang kommen und gleichsamh eine Fortsetzung desjenigen werde, welcher in dem Kadetten Institute zu ertheilen ist. Daher ist dann auch hauptsächlich nöthig, nicht nur die Gegenstände, welche gelehrt werden sollen, genau festzusetzen, sondern zugleich eben so genau zu bestimmen, wie weiti der Lehrer darin gehen darf. Ich verspreche Mir von Eurer Einsicht, daß Ihr hierunter die Grenze richtig abmessen und darauf bedacht sein werdet, demj Knaben nicht zu viel und nicht zu hohe Wissenschaften aufzubürden, daß vielmehr der Unterricht sich auf diejenigen Gegenstände beshränke, welche den Begriffen und Alter desk Zöglings angemessen sind und zunächst auf seine künftige Bestimmung Einfluß haben. Alle policeiliche und sonstige nicht wissenschaftliche oder auf die Wissenschaften keine direkte Beziehung habende Verhältniße bleiben unver-

b c

d e f

g

h

i j k

Folgt gestrichen: „wie Euch schon bekannt sein wird“. Das Folgende von Scharnhorst verändert aus „welche einen Organisationsplan für die in allen Provinzial-Hauptstädten einzurichtenden Militär Unterweisungs Anstalten ausarbeiten soll, und finde zwekmäßig, nun auch den Unterricht in dem hiesigen Cadetten Institute abändern, denselben von den übrigen Verhältnißen der Anstalt ganz absondern, ihn mit dem jener Anstalten in Ubereinstimmung bringen zu lassen und ihn, als ganz für sich bestehend, Eurer Oberaufsicht u. Leitung anzuvertrauen.“ Folgt gestrichen: „welches allen Waffen“. Verändert aus „in jener Lehr Anstallt“. Folgt gestrichen: „zu lassen, und ich trage Euch hierdurch auf, die [folgt gestrichen: „Organisation u. Oberaufsicht“] Abänderungen in dem Unterricht, welche“. Das anschließende Satzende von der fremden Hand. Verändert aus „Euch demnach hierdurch auf, einen vollständigen Studienplan nach Eurer Sachkenntniß“. Verändert aus „Lehrplan, [welcher] in den Provinzial-Hauptstädten ertheilt werden wird, dergestalt gleichsam nur“. Statt „wieweit“. Verändert aus „daß dem Jüngling“. Verändert aus „den Begriffen des Kadet“.

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Nr. 161

ändert. Ich habe diese Verfügung dem Obersten v. Lingelsheim bekannt gemacht3 und sehe nun Eurem Studienplan sobald als möglich entgegen als Euer p. 161. Kabinettsorder

[Berlin?], 30. Januar 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 4 Nr. 40 fol. 86r–v: (1½ S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Scharnhorsts und einer fremden Hand.a Mitwirkung bei der Erstellung des neuen Lehrplans der Kadetten.

An den Ob. v. Lingelsheim. d. 30n Januarb M. l. p. Ich habe schon vor einiger Zeit unter dem Vorsitze des GM. v. Lützow eine Commission niedergesezt, welche für die sämtliche[n] Militar Lehr Anstalten in Meinen Staaten einen Organisationsplan ausarbeiten soll, u. will nun darnach auch den Unterricht in dem hiesigen Cadetten Institut abändern lassenc, damit die erforderliche Zusammenstimmung des Ganzen nicht verfehlt werde. Mir scheint aber nicht passend, daß der Unterrichtd mit den übrigen policeilichen u. andern Verhältnißen einer Lehranstalt in Verbindung stehe, und habe Ich daher beschloßen, ihn in dem Cadetten Institute ebenfalls von den andern Verhältnißen trennen u. ihn demnächst, als für sich allein bestehend, der Ober-Aufsicht u. Leitung des Ob. v. Boguslawski u. des Direktors Snetlage zu überweisen. Diese beiden Männer sollen auche, wie Ihr aus der an sie ergangenen, in Abschrift hier beiliegende Ordre das Mehrere ersehen werdet, einen vollständigen neuen Studienplan für das Institut dergestalt entwerfen, daß der Unterricht, welcher darnach zu ertheilen ist, mit dem, der in der Allgemeinen Lehranstaltf Statt finden wird, so in Zusammenhangg komme, daß dieser gleichsam eine Fortsetzung von jenem sein kannh. Um indessen diesem Auftragei im Ganzen gehörig zu genügen, ist es 3

Vgl. das anschließende Dokument.

a

Das Konzept hängt mit dem vorangehenden zusammen. Datum und Adresse in der linken Spalte. Das anschließende Satzende von Scharnhorst hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter von Scharnhorst hinzugefügt. Das Folgende verändert aus „mit den policeilichen u. übrigen Verhältnißen einer Lehranstalt in Verbindung stehe. Ich habe daher“. Die anschließende Parenthese bis „ersehen werdet“ nachträglich hinzugefügt. Dazu am Rande ein schräger Strich. Verändert aus „in den anderen Lehranstalten“. Verändert zu „Uebereinstimmung“ und zurück zu „Zusammenhang“. Verändert aus „gleichsam als eine Fortsetzung von jenem behandelt werden kann.“ Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt.

b c d

e

f g h i

200

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

nothwendig, daß der O. v. B. u. der D. S. eine genaue Ubersicht von der innern Verfaßung des Cadetteninstituts erlangen. Ich habe sie zu dem Ende an Euch gewiesen u. indem ich Euch solches bekannt mache, darf ich von Eurm stets bewährt gefundenen redlichen Eifer für alles, was der Anstalt nüzlich sein kann, erwarten, daß Ihr genannten zwei Commissarien zur zwekmäßigen Ausführung ihres Auftrags über alles, was sie zu wissen wünschen möchten, die nötige Auskunft geben werdet. Übrigens bemerke Ich, daß alle policeiliche u. andere Verhältniße unverändert Euch nach wie vor anvertraut werden u. daß Ich immer sein werde Euer 162. Scharnhorst an Nagler

Berlin, 30. Jamuar 1810

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6292 fol. 69r (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben.

Euer Hochwohlgebornen ersuche ich ergebenst um baldgefällige Beförderung der Einlage an d.Herrn Major v.Schöler1 zu Petersburg. Berlin d. 30. Januar 1810. Scharnhorst.a Des Königl. Geheimen Staats Raths Herrn Nagler Hochwohlgebornen 163. Scharnhorst an Lottum

Berlin, 31. Januar 1810

StadtAH Autographensammlung, Sammlung Culemann: Scharnhorst Nr. 1946.7526 (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Das gespannte Verhältnis zwischen Scharnhorst und Lottum.

Euer Hochgeboren bitte ich ganz ergebenst um eine gefällige Antwort auf mein wegen der General-Conferenzen an Sie gerichtetes zweytes Schreiben vom 28ten d. M. und J.1 Ich muß auf eine baldige Erklärung von Seiten Euer Hochgeboren darum dringen, weil dieses gespannte Verhältniß zwischen

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Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Links daneben ein Vermerk, daß die Einlage am 3. Februar durch die Post zu Baron von Schladen, dem preußischen Minister in St. Petersburg, befördert wurde. Der erstmals im dritten Band vorgestellte Friedrich von Schöler (Schöler II), Flügeladjutant und Sondergesandter des Königs. Anscheinend nicht überliefert.

Nr. 164

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Euer Hochgeboren und mir, meiner Ansicht nach, nicht ohne nachtheiligen Einfluß auf den Dienst fortdauern kann. Berlin den 31ten Januar 1810. An den Kö[n]igl. Geheimen Staats Rath Herrn Obersten Gfen. v.Lottum Hochgeboren

Scharnhorst.a

164. Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher Berlin, 31. Januar 1810 GStA PK, IV. HA Rep. 15 A Nr. 5 fol. 88r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung einer Kabinettsorder zur Ausbildung von Offizieren des Generalstabs und der Armee.

Ew. Excellenz ermangeln wir nicht in der abschriftlichen Anlage die Königliche Cabinets-Ordre vom 29tn d. M.a wegen einer neuen Einrichtung, wodurch die beim Generalstaabe und als active Offiziers von der Armee zu Dienstleistungen außerhalb der Linie angestellten Offiziers im Frieden auf eine zweckmäßige Art ausgebildet werden sollen, ganz ergebenst zu übermachen mit dem Ersuchen, die Offiziere vom Generalstabe oder von der Armée, welche bei Ew. Excellenz angestellt sind oder sich in der Provinz befinden, vom dem Inhalte der Königlichen Ordre genaue Kenntniß zu geben. Das Nähere über die in Gefolge dieser Anordnung statt findende Anstellung der gedachten Offiziere bei den Truppen selbst und deren Verwechselung wird zu seiner Zeit noch bekannt gemacht werden. Berlin den 31. Januar 1810. Königlich Preußisches Allgemeines Krieges Departement v.Scharnhorst v.Rauch An des Königlichen Generals der Cavallerie p. Herrn von Blücher Excellenz zu Stargard a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

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Dazu am Rande ein schräger Strich; vgl. die Abschrift der Kabinettsorder ebda., fol. 89r–v.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

165. Scharnhorst an Lottum

[Berlin], 3. Februar 1810

StadtAH Autographensammlung, Sammlung Culemann: Scharnhorst Nr. 1946.7527 (2 S.): Eigenhändig. Annahme von Lottums Rücktrittsgesuch durch den König. Ernennung Albrecht von Hakes zum Nachfolger.

Ew. Hochgeb. habe ich die Ehre ergebenst zu benachrichtigen, daß Se. Majestät Ihren Gesuch nicht allein bewilligt, sondern mit den Gefühlen der herzlichsten Dankbarkeit sich Ihrer ihm so viel geleisteten Dienste erinnert. Ich habe mich bei Sr. Majestät erbeten, die Differenz zwischen uns1 mit Ihnen selbst zu schlichten, wenn etwa dies zu der Ursach Ihres Gesuchs einigen Anlaß gegeben hätte. Er war aber von den Gegentheil überzeugt und fügte hinzu, wenn Ihre Gesundheit völlig hergestellt, so könne ja immer das geschehen, was Sie wünschen würdena. Der Oberst von Hak ist vorläufig zu Ihren Nachfolger bestimmt und der Major v. Boyn an seine Stelle2. Dies alles bitte ich als eine freundshaftliche Privat Benachrichtigung gütigst auf zu nehmen.b Den 3. Febr. 1810 166. [Scharnhorst an Prinz August]

Scharnhorst [Berlin], 3. Februar [1810]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 20r–v (1¼ S.): Regest, Schreiberhand.a Mörserschußversuche von 1805. Ein Gesuch um Wiederanstellung.

Antw. vom 3t Febr. Für die Mittheilu[n]g1 gedankt mit dem Bemerken, daß die Abweichung[e]n von der Seitenrichtung rücksichtlich der großen Schußweite nicht sehr groß wären, weil bei ei[ne]m Versuche, welcher im März 1805 hier mit ein[em] 10웩dg. eisern Mortier gemacht ist (bei 16 L. Ladung u. 45° Elevat.) folgende Steigerung der Seitenabweich[un]g mit zunehmend[e]r Weite Statt gefund[en] hat:

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Verändert aus „was Sie wünschten.“ Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift. Wie Nippold, Boyen II, S. 11f., berichtet, betraf der Streit in erster Linie die Konskriptionsfrage. Hake war bis dahin mit dem militärischen Vortrag beim König betraut. Auf einem Schreiben des Prinzen August an Scharnhorst vom 31. Januar 1810. Der Prinz hatte ein Schreiben Brauns mit dem Protokoll von Schußversuchen mit einem in Gleiwitz neu gegossenen zehnpfündigen eisernen Mörser übersandt.

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Entfernung 770 – Seitenabweich[un]g 5 Schritt 870 –––––––––––––––––– 50 –––––– 900 –––––––––––––––––– 62 –––––– 910 –––––––––––––––––– 75 –––––– 950 –––––––––––––––––– 40 –––––– 1000 –––––––––––––––––– 95 –––––– Man sehe hieraus, daß die Seitenabweichug nach dem Gesez der krummen Linie zunehme u. man könne sich wohl erklärn, daß bei zunehmender Progreßion bei 2000 Schritt Schußweite 250 ––– Seitenabweich. entstehe. Da den H. v.Bardeleben2 als ein kluger Capt. der H. Gen.3 kenne, so scheine deßenb Anst. bei der Art. keinesweges unangemeßen, da er sein[e] ihm etwa abgehenden theoret. u. prakt. Kent[n]iße bald ersez[e]n werde. Dem Prinz überlaßen, ob er oder der Gen. den Antrag zu sein. W. A.4 mit ganzen Gehalt bei der Artill. (oder beßer vor der Hand erst nur als agreg.) bei des KM. übernehme. Er hätte nirgend gedient u. seinen Abschied blos aus patriotischer Absicht genommen, seine W. A. würde also um so eher erfolgen dürfen. 167. Immediatbericht

Berlin, 4. Februar 1810

GStA PK, VI. HA Nl Friedrich Wilhelm III. B VI 26, fol. 2r–13r (23 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben.a Konzept, Altensteins Hand: ebda., Nl Altenstein A IV Nr. 1 fol. 56r–68v (26 S.). Druck: Scheel/Schmidt, S. 527–540. Bericht des Ministeriums zur Zahlung der Kontribution an Frankreich. Außenpolitische Optionen und Rücksichten. Geldbeschaffung und Sparpläne. Französische Forderungen einer Reduzierung der preußischen Armee. Mögliche Einsparungen. Die anderen Ressorts.

Die neuesten Pariser Depeschen und die uns in deren Verfolg von dem ehrerbietigst mit unterzeichneten Finanzminister vorgelegten Anträge bei Eur. Königlichen Majestät zur Berichtigung der Contribution verpflichten uns zu nachstehendem ehrfurchtsvollen Vortrag. Der Kaiser Napoleon fordert die pünktliche Bezahlung der Contribution, er drohet im Fall der Nichterfüllung unserer Verpflichtungen mit strenb 2

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Statt „desßen“. Prinz August hatte ein Anstellungsgesuch des verabschiedeten, aus dem fünften Band bekannten Stabskapitäns von Bardeleben übersandt. Zu den in Anm. 1 und 2 erwähnten Papieren wurde auf fol. 20r vermerkt: „Die beiden Anlagen remittirt.“ Scharnhorst. „Wieder Anstellung“ oder „weiteren Anstellung“. Laut Findbuch befand sich im selben Faszikel früher noch eine Denkschrift Scharnhorsts für den König vom 10. Januar 1810.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

gen Maasregeln und äussert, daß Eur. Königliche Majestät die Militär Macht beschränken mögten, theils weil sie ihm Besorgniße einflöße, theils aber auch, weil der durch sie veranlaßte Kostenaufwand die Mittel zu seiner Befriedigung erschweren. Die Drohungen des Kaisers Napoleon scheinen bei der Zusammenhaltung aller Umstände noch nicht ganz ernstlich, es läßt sich zur Abwendung des drohenden Ungewitters in diesem Augenblick dasjenige leisten, was die, welche die Verhältnisse genau kennen, für hinreichend halten, es ist Hofnung vorhanden, daß durch die holländische Anleihe noch mehr für diesen Zweck gethan werden kan und es können dem Kaiser Napoleon Gründe zur Widerlegung seiner Aeußerungen über die Militär Macht entgegengesezt werden, mit deren Darstellung der General Major von Krusemarck beauftragt ist. Es scheint uns inzwischen doch höchst wichtig, die sich uns Verstehenden ergebende Lage Preussens klar und ohne Täuschung zu durchschauen und nach dem Ergeben den Hauptgesichtspunkt für die ganze Staatsverwaltung und alle Hauptverwaltungs-Zweige so festzustellen, daß wir zusammen und jeder von uns in der ihm anvertrauten Parthie, indem wir uns solchen zur Richtschnur nehmen, Eur. Königlichen Majestät allerhöchste Willensmeinung zu befolgen versichert seyn können. Alle Aeußerungen des Kaisers Napoleon, sprechen sie auch nicht dessen offene Feindschaft gegen Preussen aus, zeigen doch, daß er gegen solches nichts weniger als freundlich gesinnt sey und Groll im Herzen trage. Das einzige Mittel, diesen vielleicht zu vertilgen, ein gänzliches Hingeben an Frankreich, erforderlichen Falls sogar ein aufdringen und das Entgegenbringen eines jeglichen Opfers, scheint uns nicht in Eur. Königlichen Majestät Planen zu liegen. Wir wagen auch nicht dazu zu rathen. Sollte dieses System von Nutzenb seyn, so müßte es ganz und gros ergriffen und auf das Unabläßigste verfolgt werden, kein fehlgeschlagener Versuch dürfte abschrecken und kein Mittel müßte unversucht bleiben, den Zweck zu erreichen, in nähere Verbindung mit Frankreich zu treten. Es dürfte nicht gescheuet werden, dem Kaiser Napoleon den größten Theil der vorhandenen Truppen anzubiethen und es müßte nötigenfalls sogar klar ausgesprochen werden, daß Ew. Königliche Majestät im Fall einer Collision die Freundschaft Rußlands hintenansetzen und ganz aufopfern würden. Eur. Königliche Majestät werden sich hierzu nicht entschließen. Auch bei der kühnsten Ausführung bleibt der Erfolg immer ungewis. Ein solches Hingeben an Frankreich ist mit unendlichen Schmerz verknüpft. Als halbe Maasregel wird dieser ohne allen Nutzen früher herbeigeführt, als später er freilich auch eintreten kan, wenn Frankreich geradezu fordert, was ihm jezt anzubieten Bedenken getragen wird. Wegen dieser leztern Möglichkeit, deren Eintritt unter den verschiedenen möglichen Fällen beinahe noch die am wenigsten nachteilige Auflösung des jetzigen gespannten Zustandes scheint, dürfte sich das obige System am b

In der Vorlage getrennt: „Nuz-zen“.

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allermeisten rechtfertigen lassen. Wir können pflichtmäßig nicht verschweigen, daß wir unbedingt dazu rathen würden, da wir überzeugt sind, daß nur die mit Frankreich bewirkte Vereinigung Preussens Existenz sichern kan, wenn wir hoffen könnten, daß solches ganz werde durchgeführt und das Ziel erreicht werdec und daß Preussen dabei den höhern Zweck verfolgte, sich nicht blos die Existenz kömmerlich zu sichern oder klein durch Theilnahme an Ungerechtigkeit zu gewinnen, sondern sich als eine Stütze für Recht und Wahrheit zu erhalten. Die Verfolgung dieses Zwecks unter solchen Verhältnissen ist unendlich schwer. Sie erfordert im Innern eine hohe Kraft, welche alles opfert, um das wahre Gute unter aller Verunreinigung zu erhalten. Eur. Königlichen Majestät System ist, das von Frankreich drohende Ungewitter so viel möglich zu beschwören und zu mildern, so viel möglich sich dabei von Frankreich unabhängig zu erhalten und sich an Rußland anzuschließen und sich, im Fall es früh oder spät zum Bruch zwischen Frankreich und Rußland komt, an lezteres ganzd anzuschließen. Das Mißliche dieses Systems ist einleuchtend. Preußen ist außer Stand, den Anforderungen Frankreichs, seine Verpflichtungen zu erfüllen, ein Genüge zu leisten, es hat auf keinen kräftigen Schutz Rußlands zu rechnen, ehe dieses aus andern Gründen mit Frankreich bricht, und es ist ungewiß, ob lezteres Preußen auf diesen Fall die Zeit läßt, im entscheidenden Augenblick Rußlands Sache zu theilen. Dieses System inzwischen einmal angenommen, dessen Gelingen blos von äusseren Zufällen abhängt und welches nur für sich hat, daß Zeit dabei gewonnen wird, muß solches möglichst consequent eingeführt werden. Dieses scheint uns folgendes zu erfordern. Es muß allen Anforderungen Frankreichs möglichst genügt werden, in Kleinigkeiten mit großer Zuvorkommenheit, in größeren Dingen so weit es geschehen kan, das ist, so weit es die physische[n] Kräfte erlauben und so, daß es das System nicht erschüttere. Die Erhaltung der innern Kraft und die Möglichkeit, im Fall der Noth sich kräftig zu widersetzen und sich an Rußland anzuschließen, darf nicht nohne die größte Noth aufgeopfert werden. Alles Nachgeben hierunter muß nur Schritt vor Schritt geschehen und die Meinung so viel möglich unter dem Schein der größten Willfährigkeit verstekt werden. Es läßt sich nicht ganz verhüthen, daß diese sonach verstekte Kraft und deren Schonung für die Selbständigkeit oder das Anschließen an eine andere Macht durchblicke. Es ist solches auf der einen Seite gefährlich, auf der andern Seite aber auch minder schädlich und beinahe notwendig, da solange nicht Zuneigung und gemeinschaftliches Interesse Frankreich gegen Preußen Gränzen sezt, blos Scheu vor solchen, so besonders dieses auch klingt, Napoleon einigermaßen in Schranken halten kan. Braucht diese Scheu auch gleich nicht auf Preussens Macht allein, sondern auf Umständen, die solche unterstützen, so bleibt die Sache doch immer wahr. Preußen darf dac d

Statt „werden“. Das Wort in der Vorlage nachträglich hinzugefügt.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

her bei diesem System nicht ganz als Null in Ansehung der Kraft und des Willens erscheinen, wenn diese Scheu, solches anzugreifen, fortdauern soll. Je weniger Preußen den Anforderungen an solches ganz genügen kan, desto wichtiger ist es, daß solches einiger Achtung in dieser Beziehung genieße. Aus diesen allgemeinen Gesichtspunkten, über deren Richtigkeit wir uns Eur. Königlichen Majestät ausdrükliche Willensmeinung als allgemeine Norm für unser Verfahren ehrfurchtsvoll erbitten, fließen die Regeln für die sämtlichen Verwaltungs-Zweige in dem gegenwärtigen Augenblick. Die Leitung der sämtlichen auswärtigen Verhältnisse bestimt sich durch diese allgemeine[n] Gesichtspunkte schon hinreichend. Das Wichtigste in solchen scheint uns die Sorge, die Bande mit Rußland so enge als möglich zu knüpfen, da Eur. Königliche Majestät fest entschloßen sind, Sich an solches durchaus fest zu halten und keine anderweite Verbindung als mit dessen Zustimmung und nach dessen System einzugehen. Bis jezt existiren für den Fall des gänzlichen Hingebens an diese Macht blos allgemeine, sehr beschränkte Zusicherungen. Es scheint uns wichtig, für diesen Fall im Voraus gewiße Bestimmungen zu treffen. Das System Preußens würde dadurch wenigstens eine feste Basis erhalten. Jezt steht es so isolirt und isolirter noch als 1806 und hat dem ersten Anfall nicht einmal die damalige Kraft entgegenzusetzen. Vielleicht könnte Rußland durch eine neue vorsichtige Anregung aufmerksam gemacht werden, für den Fall einer Aenderung seiner Verhältnisse mit Frankreich doch selbst einige Plane zu entwerfen, um Verbindungen zu seiner und Preußens Unterstützung einzugehen oder vorzubereiten, da eine solche Aenderung solches ausserdem überraschen und Preußen ganz als Opfer fallen dürfte. Nach den bisherigen Erfahrungen wird solches sehr schwer halten, inzwischen dürfte der Versuch doch immer zu wiederholen seyn. Es wird so durch Rußland vielleicht das Verhältniß mit England und Oesterreich berüksichtigt werden können, welches ganz zu vernachläßigen und aus den Augen zu verliehren uns bedenklich scheint. Ausserdem halten wir für wichtig, das Grosherzogtum Warschau oder vielmehr die Polen zu berüksichtigen. Da solche vor der Hand die Organe Frankreichs sind, so scheint es uns wichtig, sie genau zu beobachten. Es wird sich dabei ergeben, ob nach ihrer Stimmung und nach ihren Verhältnissen zu Rußland vielleicht mehr Sicherheit von dieser Seite für Preußen bewirkt werden kan. Es würde der Mühe lohnen, ein oder ein paar Personen für diesen Zwek im Herzogthum Warschau zu halten. Je schwieriger die Aufgabe des Auswärtigen Departements ist, wenn es das aufgestellte System überall durchführen soll, desto mehr bedarf solches angemeßener Hülfsmittel hiezu. Die Wahl des Personale und die Beischaffung der Hülfsmittel zur kräftigen Wirksamkeit für solches sind so wichtig, daß jede persönliche Rüksicht zur Schonung, so wie jede Ersparnis, die den Zwek erschweren könte, höchst nachteilig seyn müßte. Es hängt jezt mehr als je vielleicht von der Geschiklichkeit eines Gesandten, von den Hülfsmitteln, die ihm zu Gebote stehen, um sich Nachrichten zu verschaffen, und von

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seinen Connexionen ab, wo nicht dem Staate die Existenz zu sichern, doch wenigstens ihn Millionen zu ersparen. Die Finanz Parthie hat große Ressourcen herbeizuschaffen, um ungeheure Anstrengungen im Auslande und, was damit in der engsten Verbindung steht, auch im Innern zu machen und dadurch den manchfaltigen Anforderungen im Inn- und Auslande zu genügen. Daß sie dieser Aufgabe mit Aufopferung alles dessen, im Fall es nötig ist, was nur geopfert werden kan, ohne gänzlich zu zerstöhren, genüge, ist die solcher durch die politischen Verhältniße gegebene Regel. Die Grundsätze einer höhern Finanz-Wissenschaft, die allein solchen Aufforderungen genügen kan und die keineswegs bloße Haushaltskunst oder Hauswirthschaft ist, welche nur untergeordnete Dienerinnen derselben sind, ergiebt, so wie es das Beispiel aller Zeiten und Länder gleichfalls lehrt, daß in einer solchen Lage nur ein möglichst großes Faßen des Gegenstandes mehr das Erschaffen der Ressourcen durch Belebung und Erhebung des Credits und Gewerbes durch zwekmäßige Erhebung des Bedürfnißes und durch angemessene Leitung der Circulation in der Ausgabe als ein ängstliches und langsames Abmeßen der Hülfsmittel und als ein kleines Einspahren retten kan. Die Hülfe größtenteils vom letztern erwarten zu wollen macht, daß das Größere versäumt und gelähmt wird, indem die Hülfsmittel gespart werden. Mit gehörigem Ziel und Maas und nach richtigen Grundsätzen gehört solches zur Vollendung und Durchführung, zur Befestigung und Sicherung der Schöpfung einer größern Verwaltung und wird von solcher nie übersehen werden. Bey der Leitung eines solchen größern Finanzwesens und in solchen Bedrängnißen muß der Zwek klar vorschweben. Dieser allein giebt die Regel, welche in der Ausführung eine unendliche Beweglichkeit nach dem jedesmaligen augenblicklichen Bedürfen erheischt und nur mit solcher erreicht werden kan. Dieses augenblikliche Bedürfen schreibt die Maasregeln vor und giebt an, ob und in wie weit alle andern Rüksichten untergeordnet werden müßen, ob dem Vorurteil nachgegeben werden könne oder ob solchem getrozt werden müße. Die einzelnen Regeln laßen sich nur in dem Augenblik angeben, wo der Fall eintritt; sie fließen dann natürlich aus der allgemeinen Regel. Ihre Nothwendigkeit und Richtigkeit läßt sich aber größtenteils nur dadurch, daß man das Ganze durchschauet, prüfen und erkennen. Dieses Ganze ist eine Kunst, die blos aus dem Erfolge beurtheilt und nur von dem Eingeweihten in der Kunst ganz und richtig gewürdigt werden kan, wenn solcher auf den richtigen Standpunkt gestellt wird. Der Künstler muß für seine Operationen, bis sie aus dem Erfolge einigermaßen wenigstens beurtheilt werden können, so wie jeder Künstler für seine Arbeit, bis sie vollendet hervortritt, das vollste Vertrauen in Anspruch nehmen. Im Laufe der Operationen kan nur die vollständigste Bekantschaft mit der Kunst und ihr Besitz, so wie die Umfassung des Ganzen mit allen Verhältnissen einen Dritten zu Beurteilung in den Stand setzen. Das bloße Nehmen und das Nichts-Ausgeben ist durchaus keine Kunst und führt bei dem Bedürfen großer Ressourcen nicht zum Zweck. Sie bringt,

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

als Regel aufgestellt oder als Maasstab zur Beurtheilung der Operationen angewendet, den Untergang, indem die ganze Kraft und Aufmerksamkeit auf Kleinigkeiten gerichtet und verschwendet wird. Die ängstliche Sorgsamkeit und Ungeübtheit in Finanz Operationen stellen solches inzwischen auf der einen Seite häufig so sehr als einziges Rettungsmittel dar, als auf der andern Seite Leichtsinn und Verschrobenheit das Verschleudern mit vollen Händen, um wieder viel einziehen zu können, lobpreiset und jede noch so zwekmäßige Sparsamkeit tadelt. Die oben ehrerbietigst angegebene Regel wird mit voller Anerkennung dieser Wahrheiten der Finanz Parthie zur Richtschnur und als Maasstab zur Beurtheilung ihrer Operationen dienen müßen. Die augenbliklichen Verhältnisse mit Frankreich entziehen die Aufbringung einer bedeutenden Summe von 5 Millionen Francs zur Contributionszahlung in sehr kurzer Zeit. Der mitunterzeichnete Finanz-Minister hat Eur. Königlichen Majestät in einem besondern Bericht die Art der Aufbringung vorgeschlagen und wir sind von der Richtigkeit des Vorschlags so sehr überzeugt, daß wir kein Bedenken getragen haben, das Allerhöchstdenenselben zu diesem Behuf vorgelegte Edikt mit zu contrasigniren. Wir halten uns nur verpflichtet Eur. Königliche Majestät auch nach unser Überzeugung wegen der in solchem gedachten allgemeinen Ersparniße ehrfurchtsvollst näher auseinander zu setzen, da dieses ein Gegenstand ist, der an sich schon häufig bei Allerhöchstdenenselben zur Sprache gebracht worden ist und der noch vielfach in Anregung kommen wird. Das Vorstehende enthält schon größtenteils unsere Ansicht über diese Ersparniße im Allgemeinen in dem gegenwärtigen Augenblick. Die Gründe, welche veranlaßt haben, daß der Ersparniße bei den Civilund Militair-Ausgaben in dem Edikt erwähnt worden sind, um dadurch vorzüglich Frankreich einen Beweis der Größe der Anstrengung zu geben, zu verhüten, daß die neuen Auflagen nicht als zu ergiebig erscheinen, da dieses Frankreich veranlaßen könnte den Versuch zu wiederholen, neue Zahlungen auf die Contribution heraus zu zwingen, und Eur. Königlichen Majestät Geneigtheit und Willen, dem Lande alle möglichen Erleichterungen angedeihen zu lassen, im allgemeinen stärker auszudrücken. Rücksichtlich der Ersparniße bei dem Militär und Civile glauben wir im allgemeinen den Grundsaz annehmen zu müßen, daß alle Ersparniße durchaus schädlich sind, welche mit irgendeinem erheblichen Nachteil für einen an sich unentbehrlichen oder überwiegend, es sey directe oder indirecte, nüzlichen Gegenstand verknüpft sind. Es entsteht dadurch immer etwas Halbes oder Verkrüppeltes, was durchaus schädlich ist und was in der Regel beßer ganz aufgegeben wird, als daß man sich auf solches verlaße, ohne des Erfolgs gewis zu seyn. Nur diejenigen Ersparniße sind wohlthätig, welche das Überflüßige, scheine es auch noch so wichtig, treffen, und dazu gehört das, was blos zur Annehmlichkeit oder zu Bequemlichkeit ohne einen anderen wichtigen Nebenzwek diente. Dieser wichtige Nebenzweck wird

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aber nur gar zu leicht übersehen und seine Berüksichtigung erschwert jedes Urteil. Vorzüglich deshalb kan über die Ersparniße durchaus nur bei ganz genauer Kenntnis des Gegenstandes und mit Berüksichtigung des Ganzen geurteilt werden. In der Regel kan daher das Publikum hierunter gar keines Anteils fähig seyn. Es ist daher auch höchst mislich, bei solchem die Idee zu erwecken, als dürfe es sich ein Urteil erlauben, und solches wohl gar in den Stand zu setzen, sich ein Urteil anmaßen zu wollen. Was nun speciell die bei dem Hof und dem Civile betrift, da wir weiter unten der Ersparniße bei dem Militair gedenken werden, so sind wir des ehrerbietigsten Dafürhaltens, daß 1.) bei Eur. Königlichen Majestät Hofstaat im allgemeinen keine weitere Ersparnis ohne erheblichen Nachteil Statt finden könne. Allerhöchstdieselben haben bereits früher die sämtlichen Hofstaats-Ausgaben möglichst beschränkt und laßen diese Beschränkung auch hier noch fortdauern. Alles was noch hier und da an zu zahlreichem Personale p. zu ersparen seyn dürfte, wird erforderlich seyn und kaum zureichen, um das ganz Zerstöhrte oder doch noch Fehlende zu verbeßern und so weit herzustellen, daß der Anstand nicht leide. Die sämtlichen Ausgaben für alle Hofstaaten und zu allen HofAusgaben betragen monatlich inclusive aller Appanagen 51,908 rh. 18 g. 0e d., im Ganzen also nicht viel über eine halbe Million jährlich und gewis weniger als in irgend einem bestehenden Staat von der Größe wie Preußen, wenn man erwägt, daß hierunter alles begriffen ist, was in andern Staaten bei dem Civil-Etat verstekt noch auf andere Fonds verwiesen ist. Bei der Beurteilung aller Staats-Ausgaben in dem preuß. Staat darf nicht ausser Augen gelaßen werden, daß es schon längst das eifrigste Bestreben der Finanz-Verwaltung war, alle Ausgaben rein und vollständig übersehen zu können, während in andern Staaten ein großer Theil unter dem Titel von Emolumenten und Nebenvortheilen verstekt ist, und daß bey der jetzigen neuen Herstellung der Finanz-Verwaltung so wie bey der fortschreitenden Organisation des Civile und Militärs auch die lezte Verdunklung und Täuschung gar verschwindet, so, daß hierdurch die Ausgaben immer stärker hervortreten und auffallender erscheinen, als es in andern Staaten und früher selbst noch im preuß. Staate der Fall war.a Es scheint höchst wichtig, daß bei Eur. Königlichen Majestät Hofstaat bei der schon Statt findenden Einfachheit wenigstens der höchstmögliche Anstand herrsche und daß durch keine Ersparnis solchen directe oder indirecte zu nahe getretten oder dazu Veranlaßung gegeben werde. Es ist hierzu ein gewißer Wohlstand, der bei zu kleinlicher Sparsamkeit nicht statt finden kan, vor allen nötig. Es darf die leze

In der Vorlage ein kleines, einem Komma ähnliches Zeichen.

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2.)

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

tere nicht durchblicken, wenn sie auch wirklich herrscht, und soll dies der Fall seyn, so muß die Verwaltung nicht zu sehr beschränkt seyn. Nur dadurch wird die Einfachheit dann ehrwürdig. Dieses aber ist höchst wichtig, damit das in einer Monarchie so ausserordentlich wichtige Ansehen des Thrones nicht leide. Es ist doppelt wichtig in einer Zeit, wo sich unter so manchen Begebenheiten im Inn- und Auslande alle Bande so sehr gelößt haben und wo so manche unrichtige Ansichten und Gefühle entbunden worden sind, die durch fortdauernden, zum Theil noch zu erhöhenden Druck neue Nahrung erhalten. Die Wichtigkeit des Hofwesens wird unter diesem Gesichtspunkt gewöhnlich verkannt. Dem großen Haufen muß durchaus imponirt werden. Des Königs Friedrich des zweiten Majestät hat dieses und wie wenig ein größerer Aufwand bei Hofe, wenn er zugleich Fremde anzieht und das Gewerbe in Bewegung sezt, als Verlust zu betrachten sey, erkannt, und sind gleich die jetzigen Verhältniße des Staats etwas verschieden, so darf doch nach unserm ehrfurchtsvollsten Dafürhalten sein Beispiel nicht ganz aus den Augen verlohren werden, wenn es darauf ankommt, die Anschaffung größerer Ressourcen durch erhöhte Thätigkeit und Circulation im Innlande zu erleichtern und unschädlicher zu machen. Wir hegen nach diesem allen die pflichtmäßige Überzeugung, daß wir Eur. Königlichen Majestät keine größere Einschränckung bei Allerhöchstdero Hofstaat und Hof-Oekonomie ehrfurchtsvoll vorschlagen und im Gegenteil die vorstehenden Gesichtspunkte als die wichtigern anerkennen müßen. Es wird daher auch der Ersparniße, welche in dieser Hinsicht Statt gefunden haben, nur mit Vorsicht öffentlich gedacht werden können und einem nur theilweise auf einem sehr beschränkten Standpunkte herrschenden Vorurtheil nur mit Vorsicht geschmeichelt werden können. Bei dem Civile findet rüksichtlich des anscheinend größeren Aufwandes durch die bewirkte bessere Übersicht der Gehälter größtentheils alles Statt, was wir im Vorstehenden ehrerbietigst angeführt haben Daß der Vorwurf, den man der neuen Organisation macht, daß sie kostbarer sey als die frühere Einrichtung, ungegründet sey, ist Eur. Königlichen Majestät durch die Übersicht der Organisation der Regierungen bereits ehrfurchtsvoll nachgewiesen. Das weitere Fortschreiten der Organisation wird das nämliche Resultat geben. Wenn solches aber auch nicht der Fall wäre, so würde solches doch noch nichts entscheiden und keineswegs für einen Beweis, daß Ersparnisse Statt finden können, anzunehmen seyn. Eur. Königliche Majestät werden uns allergnädigst vertrauen, daß wir Allerhöchstdenenselben keinen erhöhten und namentlich keine erhöhte Besoldungen aus irgend einem andern Grund als aus der vollen Überzeugung der Nothwendigkeit vorschlagen und uns, daß wir solches richtig zu beurtheilen im Stande sind,

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gleichfalls allerhuldreichst zutrauen. Die specielle Rechtfertigung eines jeden einzelnen Falls ist allerdings schwierig, da der einzelne Fall größtenteils nur aus den Resultaten früherer Erfahrungen und bei einer ganz detaillirten Kenntnis des Wesentlichen der Administration beurtheilt werden kann. Um desto mehr halten wir uns verpflichtet, hierüber einiges im Allgemeinen anzuführen.a Der Hauptgrund des früher so sehr gesunkenen Zustandes der Administration hat gröstenteils in einer zu großen Zahl, zum größten Theil unzulänglich bezahlter Officianten bestanden. Dieses hat zum Theil vorzüglich nebst einigen Neben-Gründen, wie die Versorgung des Militärs im Civile, nicht wegen der Qualification des Anzustellenden, sondern um eine Pension zu ersparen, veranlaßt, daß das ganze Dienstwesen auch als Versorgungswesen betrachtet wurde. Die ganze Anstrengung war blos darauf gerichtet, sich Gehalt und Zulage zu verschaffen, da solche zu erhalten nicht auch zugleich feste Bedingung der Erhaltung des Geschäfts war und sich nicht von selbst verstanden hat. Nach der Bezahlung wurde großenteils nur der Dienst und nicht gänzliche Hingebung in solchen gefordert. Es war ein ewiges Handeln und Markten über Zulagen und Gehalt von den Dienern und ihren Vorgesezten für solche. Neue Mittel dazu aufzufinden, das Ganze zu verstecken, war ein Hauptbestreben und oft der Hauptgrund einer vorgeschlagenen neuen Einrichtung, die, wenn sich solche der Vorschlagende auch nicht klar gestanden hat, doch zum Grunde gelegen ist. Wo dieses weniger der Fall war und wo das Ganze eine festere Regel hatte, die Abweichung daher leichter entdekt und ernster gestraft wurde, wie bei dem Justizwesen, hat das Verderben nicht so sehr um sich gegriffen. Diesem Uebel kan nur durch eine feste Bestimmung ausreichender Besoldungen, eine strenge Auswahl des übrigens zu vermindernden Personals und eine ernste Anforderung an solches, sich dem Dienste ganz hinzugeben, vorgebeugt werden. Nur dadurch läßt sich das bloße Lohnarbeiten mit Gerechtigkeit abstellen. Nur dadurch läßt sich auch das Uebel gründlich heilen und ein beßerer künftiger Zustand begründen. Auf kurze Zeit läßt sich ohne solches durch fürchterliche Strenge auch ein Effekt hervorbringen, aber nur auf so lange bis die wenigen noch vorhandenen brauchbaren Subjekte ein Opfer geworden sind, da sich niemand einem solchen Dienst weihen wird, so lange ihm noch eine Wahl freysteht und die Schlechtern neue Schleichwege gefunden haben. Ganz andere Verhältnisse haben früher unter der Regierung des Königs Friedrich II. Majestät Statt gefunden. Die Besoldungen waren für die damalige Zeit auskömmlicher. Es wurde mit Nebenaccidenzien im Ganzen nicht so genau genommen und das ganze Geschäft war nach den Zeitverhältnissen und denf nach solchen möglichen Verhältnissen f

Statt „der“.

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weit einfacher, so, daß mit weniger gebildeten Individuen ausgekommen werden konnte. Der Staat war im Emporsteigen. Es wird hiebei getragen und läßt sich ausführen, was in einem schwankenden Zustande nicht möglich ist, da das allgemeine Band der Gemüther in solchem fehlt und künstlich ersezt werden muß. Bei einem emporsteigenden Staat hat der Diener mit dem Aufblühen des Ganzen, der Verbesserung seiner Lage, Hülfe für seine Zurükgelassenen und die Belohnung, welche in dem Gelingen liegt, zu erwarten. Von allen dem ist in einer zerrütteten ungewißen Lage für den Diener nichts zu haben und er muß täglich erwarten, sich mit dem Ganzen geopfert zu sehen. Wir sind pflichtmäßig bemüht, bei unsern Vorschlägen diese Zwecke zu erreichen. Wir haben mit dem Mangel an Individuen, mit der Erschöpfung des Privat Vermögens eines großen Theils derselben und mit unendlichen Hindernißen überhaupt zu kämpfen. Sollen wir in der einzigen Bedingung, die wir stellen können, den Administrationskosten, ängstlich beschränkt seyn, so würden wir den Schwierigkeiten erliegen müßen. Wir glauben der Aufgabe bisher möglichst genügt zu haben. Die größte Vollkommenheit können wir noch nicht erreicht haben. Es ist möglich, daß wirklich hier und da ein Fehlgrif nachgewiesen werden kan, allein er wird sicher von uns zwekmäßig gut gemacht werden, wenn wir freie Hand in der Wahl der Mittel behalten und blos für den Erfolg verantwortlich bleiben. Der Unverstand oder die Bosheit, welche einzelne Mängel zu Insinuationen und Declamationen über das Ganze benuzt, gewöhnlich um die eigene Blöße zu decken, darf uns nicht irre machen, wenn wir nicht schwach auf halbem Wege stehen bleiben sollen und Eur. Königlichen Majestät Vertrauen wird uns die Kraft geben durchzuführen, was wir angefangen haben. Die allgemeine Stimme der Einsichtsvollen, die nicht von Persönlichkeit blos geleitet werden und die auf einem Standpunkt stehen, von welchem sie einen solchen Gegenstand beurtheilen können, hat sich bereits für die Sache erklärt. Bei den Civil-Besoldungen verdient Erwägung, daß solche größtenteils nur nach einem von den Individuen für ihre Bildung aufgewendeten beträchtlichen Kapital und nachdem sie Jahre lang ganz umsonst gedient haben, erlangt wird, daß solche, wie wir sogleich weiter anführen werden, mit nicht unbedeutenden Abzügen belegt sind, daß auf die Besoldeten, da ihr Einkommen unverstekt vorliegt, bedeutendere Communal und Kriegs-Lasten, als beinahe kein anderer Stand zu tragen hat, ruhen, und daß in einem Zustand allgemeiner Erschöpfung auch der reichern Klassen der Staats Einwohner höhere Besoldungen der Staatsdiener beinahe das einzige Mittel sind, gewiße Gewerbe noch indirecte aufrecht zu erhalten, die ungleich wohlthätiger auf das Ganze wirken und wiederum das untere Gewerbe mehr unterstützen als der große Haufe, welcher den Zusammenhang nicht kennt, es einsieht, mithin wesentlich beitragen, das Ganze zu erhalten. In einem na-

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türlich blühenden Zustande ist solches ungleich weniger wichtig und erforderlich und der ganze Gegenstand der Besoldungen erheischt überhaupt weit weniger Rüksicht. Ohngeachtet wir sonach des pflichtmäßigen Dafürhaltens sind, daß die Organisation nicht aufgehalten und ein wesentlicher Punkt derselben, die Festsetzung angemessener Besoldungen, nicht gestöhrt werden darf, so wird sich doch bei deren Vollendung noch manche nicht unerhebliche Ersparnis durch Pensionirung älterer, nur halb beschäftigter Diener und Verminderung des zum Aufarbeiten noch erforderlichen Hülfs Personals ergeben. Wir haben aber bereits der bestehenden Besoldungsabzüge ehrerbietigst gedacht. Es bestehen solche, wie Eur. Königlichen Majestät allergnädigst bekant ist, in der Zurüklaßung von gewißen Procenten von den Besoldungen, und zwar 1 Procent von 300 bis 1000 rh. und sodann mit jedem 1000 1 Procent mehr. Allerhöchstdieselben haben solche behufs eines Fonds für die brodlosen Officianten bestimt, die in höherer Besoldung stehenden Diener haben bisher zum Theil bedeutend mehr an freiwilligen Abzug zu diesem wohlthätigen Zwek übernommen. Es würde sich der Abzug behufs der jetzigen Staats Bedürfnisse bei den höhern Klassen der Besoldung noch etwas ohne großen Nachtheil erhöhen lassen. Es würde keine Bedenken haben, den Abzug in jeder Klasse mit Freilaßung der ersten bis 1000 rh. um 1 Procent bis unter 5000, und mit 5000 und darüber um 2 Procent zu erhöhen, so, daß 5000 rh. künftig 7 p.Ct., 6000 rh. aber 8 Procent und so fortg entrichtete, allein es würde dadurch wahrscheinlich nicht mehr aufkommen, als durch die freiwilligen Abzüge, welche sodann wegfallen würden, aufkommt. Das Ganze würde also blos eine Täuschung des Publikums seyn. Zu stärkeren Abzügen können wir nicht rathen, da mit solchen alle die Nachtheile verbunden seyn würden, deren wir bei der Aussetzung unzureichender Besoldungen bereits ehrerbietigst gedacht haben. Sie scheinen uns überhaupt ungerecht, wenn die Staatsdiener zugleich mit zu anderen Abgaben directe und indirecte angezogen werden, wie solches der Fall ist, wenn jezt die indirecten Abgaben überhaupt erhöhet werden, das Einkommen der Staatsbürger aber nicht auch vom Staate mit Abgaben belegt wird.a Es könnte noch eine Ersparung dadurch bewirkt werden, wenn der Beförderte bei Avancements eine bestimmte Zeit sich mit dem Gehalt seiner vorigen Stelle begnügen müßte. Wir halten solches aber auch für verderblich. Gemeiniglich sind mit dem Avancement Einrichtungskosten veranlaßt, welche dem Beförderten ohnedies sehr schwer fallen. Wenn sonach alle Ersparniße bei dem Civil-Etat ausser denen, welche sich im Verfolg der Organisation von selbst und unschädlich ergeg

Statt „und sofort“.

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ben, nachteilig seyn würden, so konnte von solchen und ihrer öffentlichen Erwähnung blos noch aus nachstehenden Gründen die Rede seyn: a.) um Frankreich die Erschöpfung aller Ressourcen noch mehr zu belegen. Wir glauben, daß dieses durch die allgemeine Fassung des Edikts schon hinreichend geschieht und daß eine jede specielle noch anzugebende Ersparniß-Maasregel zu unbedeutend erscheinen würde, daß es den Eindruk eher mindern als erhöhen dürfte. b.) zu Beruhigung des Publikums. Wir halten es sogar für gefährlich, diesem irgend etwas specieller über die Ersparnisse anzugeben. Soll solchem Rechenschaft abgelegt werden, so muß es im Großen geschehen. Das Detail eignet sich nie für solches. In einer Monarchie muß wenigstens für dieses Detail der Administration, wenn auch nicht für das Ganze, das unbedingteste Vertrauen der Nation gefordert werden. Eine größere allgemeine Rechenschaft ist noch nicht möglich. Ein politisch so schwankender Zustand wie der gegenwärtige gestattet solches nicht ohne entweder der Wahrheit zu nahe zu tretten oder dem öffentlichen Credit zu schaden. Zu Unwahrheiten die Zuflucht zu nehmen, wie es in andern Staaten geschehen ist, scheint uns unwürdig und verfehlt den Zweck, da man die beabsichtigte Täuschung bald durchschauet. Durch einzelne Angaben über die Resultate der Verwaltung wird blos die Unbescheidenheit des Publikums aufgeregt. Weit entfernt, daß solches durch dergleichen Mittheilungen befriedigt würde, geht es in seinem Tadel und Anmaßungen immer weiter. c.) zur Beruhigung des Militärs insofern bey diesem Ersparniße für erforderlich gehalten werden sollten. Der ehrerbietigst mitunterzeichnete General-Major von Scharnhorst hält es für wichtig und wir sind mit ihm einverstanden, wenn der bei dem Militär theilweise herrschende Geist berüksichtigt werden soll. Inzwischen würde es denn immer besser seyn, solches nicht öffentlich bekannt zu machen, sondern es dem Militär nur allein mit Vorsicht besonders zu erwähnen. Diese Vorsicht halten wir für erforderlich, damit es nicht das Ansehen gewinne, als habe das Militär ein Recht, sich gegen Ersparniße bei solchem zu setzen, wenn solche nicht allgemein eintretten. Wir können nicht verschweigen, daß sich dieser Geist leider einzeln schon wieder regt. Es dürfte sich aber nicht rechtfertigen lassen, solchen zu schmeicheln und die Idée aufkommen zu lassen, als sey das, was diejenigen, welchen Eur. Königliche Majestät die Leitung des Militärwesens anvertrauen, vorschlagen und Allerhöchstdieselben genehmigen, das Werk des Hasses gegen das Militär. Wir glauben daher, daß zumal wenn Eur. Königliche Majestät unserer Vorschläge wegen der Civil-Ersparniße zu genehmigen geruhen, die Faßung des Edikts hierüber ganz genüge.

Nr. 167

215

Die Militär Angelegenheiten und die ganze Militair Parthie erhalten gleichfalls ihre Regel nach den allgemeinen Gesichtspunkt über die Lage Preußens. Der mitunterzeichnete Generalmajor von Scharnhorst hatte uns schon früher das anliegende Memoireh über die für die Militär-Parthie zu ertheilenden Grundsätze vorgelegt. Sie stimmen vollkommen mit dem von uns entwickelten Gesichtspunkt überein, nämlich die Erhöhung der verborgenen Streit-Kräfte, und zwar vorzüglich solcher, die nicht sogleich in Bereitschaft gesezt werden können, und die Deckung des hierzu erforderlichen Kostenaufwandes durch Verminderung der in die Augen fallenden Streitkräfte, in so weit sie im Fall der Noth bei gehöriger Vorbereitung schleunig in Bereitschaft gehalten werden können. Wir wagen, uns auf den Aufsaz selbst lediglich um so mehr zu beziehen, da das Detail eine Kunstsache betrift, über die wir uns kein Urteil anmaßen dürfen.a Es bleiben uns nur noch zwei Punkte übrig, die wir berühren müßen: 1.) Die Forderung Frankreichs, daß Eur. Königliche Majestät die Militair Macht beschränken mögten. Eur. Königliche Majestät haben Sich bereits zur Verminderung des Militärs durch längere Beurlaubungen p.p. aus dem Gesichtspunkt der Ersparnis bereit zu erklären geruhet. Wir müssen ehrerbietigst anheimstellen, ob Allerhöchstdieselben nicht gnädigst geruhen wollen, solcher den Namen und die Form einer Reduction zu geben. Die Verminderung der Dienstthuenden bei den einzelnen Escadrons und Compagnien könnte vielleicht zur Reduction einer ganzen Escadron oder Compagnie zusammengezogen und als solche angekündigt werden. Eine solche Reduction würde auch künftig bei einer Aufforderung Frankreichs zu einer militairischen Hilfsleistung zum Vorwand der Verzögerung gebraucht werden können. Deren Ankündigung würde mehr Eindruk im Inn- und Auslande machen als eine bloße Bekanntmachung der Ersparnisse. Es müßte alles so eingerichtet werden, daß die Herstellung der Escadronen und Compagnien leicht möglich wäre. 2.) Die Ersparungen an sich. Es finden hierbei ganz die allgemeinen Grundsätze wie bei den Hof- und Civil-Ersparnißen Statt. Sie müßen mit keinem erheblichen Nachtheil für das Wesentliche und Unentbehrliche verknüpft seyn. Wir haben den mitunterzeichneten Generalmajor von Scharnhorst aufgefordert, uns als Kunstverständiger die Data zu den speciellen Ersparungs-Vorschlägen zu geben, er glaubt sich aber verpflichtet, vorerst Eur. Königlichen Majestät allerhöchste Bestimmung über die allgemeinen Grundsätze und über den Umfang der Ersparniße erwarten zu müssen, und wünscht wohl mit Recht, daß Allerhöchstdieselben sodann dem ganzen Militair-Departement die bestimmteste Willensmeinung hierüber im allgemeinen zu erkennen zu geben und bestimmte Vorschläge zur Ausführung mit aller Strenge zu befehlen geruhen mögten, damit das Bemühen des gesamten Militairs h

Dazu am Rande ein schräger Strich. Gemeint ist mutmaßlich Nr. 156.

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dahin gerichtet sey, solche zu bewerkstelligen und sie nicht als erschlichen zu betrachten. Wir werden uns daher nur über einige Punkte nach seinen mündlichen Aeusserungen noch einiges beizufügen erlauben. Der ganze Aufwand für das Militär beträgt dermalen 7,038,000 rh. jährlich ohne die besondern Zuschüße und die Militär Brod und Fourage-Verpflegung, welche über 500,000 rh. aus Eur. Königlichen Majestät Kassen erfordert. Wir stellen Eur. Königlichen Majestät ehrfurchtsvoll anheim, ob es nicht rathsam seyn dürfte, daß Allerhöchstdieselben dem Militär Departement zur Pflicht machten, wenigstens 1 Million, welches noch nicht voll 1/7 des Kosten-Aufwandes ist, an Ersparnissen vorzuschlagen. Es sind davon sodann doch wieder im ersten Jahr zu den im Memoire besonders vorgeschlagenen neuen Ausgaben gegen 600,000 rthlr. erforderlich, so, daß eigentlich nur 400,000 rthlr. wirklich erspart werden. Wir stellen ferner Eur. Königl. Majestät ehrerbietigst anheim, ob nicht der Militär-Behörde folgende Ersparungs-Vorschläge bei dieser Ausmittlung über Ersparniße zur gutachtlichen Aeußerung zu empfehlen sein dürfte[n]: 1.) die größtmöglichste Beurlaubung mit Zurücklassung aller, auch der kleinen Montirungs-Stücke. Sie würde Entlassung in das Canton zu benennen seyn, um Frankreichs Verlangen mehr zu befriedigen, wenn Eur. Königliche Majestät nicht die Idee der Reduction zu verfolgen geruhen sollten. 2.) die Reduction der Escadrons auf 100 Pferde. 3.) die Bestimmung, daß die große Montirung um 1/3 länger getragen werden soll, und daß dagegen die Truppen im Sommer, wie es auch bei der französischen Armée stattfindet, in leinenen Kitteln exerciren. Es wird vorzüglich die theuere Cavallerie-Montirung geschont werden. 4.) auch die kleine Montirung und die Pferde-Equipage wird um 1/6 länger aushalten können als den bisher bestandenen Zeitraum. 5.) die Pensionirung aller ältern Officiere, welche nicht aktiv sind und ganze Besoldung haben. 6.) die Pensionirung der halb besoldeten Officiere, welche schon so alt sind, daß sie in wenigen Jahren keine Dienste mehr leisten können. 7.) die Festsetzung einer bestimmten, nicht zu überschreitenden Summe zu extraordinairen Gnaden-Bewilligungen. 8.) die Aufhebung oder wenigstens sehr starke Beschränckung des Cadetten-Instituts. Die Kosten sind bedeutend. Für die Bildung tüchtiger Officiere wird anderweit durch die militairische[n] Lehr-Institute gesorgt werden. Es wird Verlegenheit entstehen, sie in der Armée unterzubringen. Für die Kinder der Officiere kann durch Pensionen, bei welchen noch bedeutend gegen den jetzigen Kostenaufwand erspart wird, besser gesorgt werden. Die Militär Behörde dürfte die Zahl dieser Ersparungs-Mittel noch vermehren können. Es wird nur darauf zu sehen sein, daß das Wesentliche nicht leide. Aus den nämlichen Gründen wie bei dem Civile halten wir die Belegung der höheren Militär Gehälter mit stärkeren Abzügen und daß die Of-

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ficiere bei Avancement geringere Gehälter als die der Stelle erhalten, nicht für rathsam. Es erregt dieses leztere Unzufriedenheit und führt zu Nachtheilen, die mit dem Gewinn der Ersparnis nicht im Verhältnis steheni.a Die Verwaltung des Innern ausser den Finanzen wird nach den allgemeinen Gesichtspunkten über die Lage des Staats alles aufbieten müßen, um die innern Kräfte zu wecken und bey dem zunehmenden Druk Ordnung zu erhalten. Das Fortschreiten der Organisation ist für deren Wirksamkeit ganz vorzüglich wichtig. Es ist unerläßlich, daß kein Schritt zurük geschehe, wenn auch das Fortschreiten nur mit Vorsicht und größtmöglichster Ruhe und Festigkeit Statt finden darf. Ein jeder Rükschritt und jedes Wieder-Hervortreten des Alten, so wie selbst nur der Glaube, daß solches möglich und daß es mit der neuen Einrichtung nicht ganz Ernst sey, führet eine gefährliche, alle Kraft lähmende Auflösung herbey. Die ganze Kraft-Anstrengung zur Bewirkung der Umschaffung geht dann verlohren und es läßt sich für keinen Erfolg mehr einstehen. Es fordert dieser Verwaltungszweig in allen seinen Theilen beinahe erhöhten Kostenaufwand, da er früher so sehr vernachläßigt worden ist. Der Aufwand zur Beförderung des niedern Schulwesens und für alle Anstalten, welche auf die Förderung der Religion Bezug haben, wird nicht sehr bedeutend seyn und ist unerläßlich. Es wird dadurch der Nation geschaft, was sie allein für den Druck der gegenwärtigen Zeit entschädigen kan und ihr die Kraft erhalten wird, sich von solchem wieder zu erholen. Der Kostenaufwand für höhere Bildungs-Anstalten ist an sich nicht blos, sondern wegen seines Einflusses auf die Beiziehung von Fremden und zur Belebung und Vervollkommung höherer Gewerbe, welche auf alle Fabrikation und Produktion wohlthätig zurückwirken, höchst wohlthätig. Alle Anstalten, welche dazu dienen, für den Fall der Noth eine große Kraftanstrengung zu erleichtern, wozu unstreitig eine gute Policey-Organisation mit nicht zu sehr beengten Hülfsmitteln gehört, dürfen nicht aus den Augen verlohren werden und es ist wichtig, solche durchzusetzen, wenn sie auch Misvergnügen und Klagen über den Kostenaufwand und vermehrten Druck veranlaßen sollten. Je schwankender die politische Lage Preußens ist oder es werden kan, desto wichtiger ist es auch, daß die Policey in höchster Wirksamkeit sey, da sich bei einem solchen System leicht hier und da ein Geist bildet, der mit der wahren Absicht der Regierung im Widerspruch steht. Es ist solches um so wichtiger, je stärker der von den Zeitumständen im Innern herbeigeführte Druck lastet und je mehr sich früher schon bei der Nation oder einem Theil derselben die Idée von der Nothwendigkeit, ein eigenes politisches System zu verfolgen, festgesezt hatte. Die Verwaltung des Justizwesens erhält gleichfalls bei dem für die Lage des Staates aufgestellten Gesichtspunkt doppelte Wichtigkeit. Sie ist bei dem allgemeinen Schwanken in allen Verwaltungs-Parthien, welches mehr oder weniger durch die Zeitumstände herbeigeführt wird, das einzige fest Stei

Statt „steht.“

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hende, auf sich Beruhende, immer der wichtigste Grundpfeiler des Ganzen. Sie sichert unter dem augenbliklich eintretenden oder zunehmenden Druck jedem das Kostbarste, das Recht, und es erhält sich durch deren feste Uebung unter aller anderweiten Veränderung der Begrif und das Gefühl des Rechts, ohne welches Erziehung und Religion nicht wirksam seyn können. Die Verwaltung der Justiz wird unter den noch fortdauernden Zeit-Umständen schwieriger. Diese machen Ansprüche auf Veränderungen in der Rechtsübung, denen nachzugeben, so weit es das ganze erfordert ohne das Recht zu erschüttern und ohne die Rechtspflege ganz zu isoliren, die Schwierigkeiten sehr vermehren. Nur langsam können unter diesen Verhältnissen Reformen fortschreiten. Wo diese aber so wie die Verbesserung des Zustandes der Rechtspflege, damit sie nicht gegen andere Verwaltungszweige zurükgesezt erscheine, die Unterstützung des Staats in Anspruch nimt, da ist es wichtig, ihr solche ohne Schwierigkeit zu gewähren und der Ersparnis willen nicht einen so wichtigen Gegenstand der Staatsverwaltung an sich, der wegen der einer guten Policey von solcher zu Theil werdenden Unterstützung dermalen gewis doppelt wichtig ist, irgend einer Gefahr auszusetzen. Wir schmeicheln uns ehrerbietigst durch die Eur. Königlichen Majestät in Vorstehendem freimüthig vorgelegte Überzeugung über die wichtigsten Gegenstände der Staatsverwaltung, wenn Allerhöchstdieselben uns Allerhöchstdero Willensmeinung darüber zu erkennen zu geben geruhen, alle Ungewisheit, die uns zusammen oder jeden einzeln in der ihm anvertrauten Parthie das Verfahren erschweren dürfte, gehoben zu sehen. Wir werden mit ungleich mehr Kraft und Sicherheit in der uns übertragenen Verwaltung vorschreiten können. Vorschläge zu Maasregeln wie die des Zwangs-Darlehens und der Auflegung neuer Abgaben können wir nur wagen, wenn ein bestimmtes System uns die Sicherheit giebt, Eur. Königlichen Majestät Absicht nicht zu verfehlen, auf Allerhöchstdero kräftige Unterstützung rechnen und so für das Beste der Sache wirksam seyn zu können. Wir schmeicheln uns, durch unsern Vortrag Eur. Königlichen Majestät in den Stand zu setzen, einzelne Zweifel über die Richtigkeit und Nothwendigkeit einiger Haupt-Verwaltungs-Grundsätze und nothwendige Einrichtungen mit voller Überzeugung zu begegnen, wenn hier und da versucht werden sollte, solche bei Eur. Königlichen Majestät geltend zu machen, und zugleich Allerhöchstdero Beruhigung bei Eur. Königlichen Majestät landesväterlichen Bemühungen zum Wohl des Ganzen zu bewirken. Berlin, den 4ten Februar 1810.ja Goltz.

j

Altenstein

Dohna

Beyme

v.Scharnhorst.

Die anschließenden Unterschriften mit Respektabstand und Respektstrichen, die sich bei „1810“ vereinigen.

Nr. 168

168. Scharnhorst an Lottum

219 Berlin, 4. Februar 1810

StadtAH Autographensammlung, Sammlung Culemann: Scharnhorst Nr. 1946.7528 (2 S.): Eigenhändig. Gratulation zur Beförderung.

Eben habe ich die vollzogene Kabinetsordre zu Ew. Hochgeb. Bestimmung, welche ich diesen Morgen Sr. Majestät vorlegte, expediren lassen, ich gratulire von ganzen Herzen zu den Avancement zum Generalmajor und empfehle mich Ihr[er] Freundschaft und Güte angelegentlichst. Mit d[e]r größten Hochachtung Ew. Hochgeb. Berlin den 4. Febr. 1810 ganz ergebenst[e]r Die[ne]r v.Scharnhorst 169. Immediatbericht

Berlin, 5. Februar 1810

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. O Gen. Nr. 4 Bd. 1 fol. 27r–34r (15 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Konzept, eigenhändig, mit Zusatz von Boyens Hand: GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) 283 fol. 25r (1 S.)a; Konzepte, Boyens Hand: ebda., fol. 27r–v (1½ S.)b, 28r–33v (12 S.)c; 34r–35v (3½ S.)d. Druck: Max Lehmann: Preußen und die allgemeine Wehrpflicht im Jahre 1810, in: HZ 69 (Neue Folge 33, 1892), S. 431–461, zit. Lehmann, Wehrpflicht 1810, hier S. 432–437. Bericht der Konskriptionskommission. Begründung der Notwendigkeit einer Neuordnung der Wehrpflicht. Übersendung eines Entwurfs dazu. Ablehnung der Stellvertretung. Vierjährige Dienstzeit.

An des Königs Majestät.e Auf die Anzeige des Generals von Scharnhorst, daß Euer Königlichen Majestät den früher eingereichten Entwurf zu einer neuen Canton-Verfaßung nicht genehmigt, sondern in einigen Punkten geändert wißen wollen, haben wir1 nach den von Euer Königlichen Majestät gegebenen Ansichten a b c

d e 1

Eine hier als Konzept A bezeichnete Aufzeichnung zum ersten Absatz der Einleitung. Ein hier als Konzept B bezeichnetes Teilkonzept. Hier als Konzept C bezeichnet; es ist älter als die zu seiner Redaktion erstellten Konzepte A, B und D. Ein hier als Konzept D bezeichnetes Teilkonzept. Die Adresse am linken Rand. Die 1809 eingesetzte Konskriptionskommission, vgl. ihren Bericht vom 1. Juli 1809, Nr. 460 im fünften Band.

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diesen Gegenstand nochmals bearbeitet, da mehrere Verhältniße eine baldige Bestimmung über diese Einrichtung nothwendig machen.f g Die Unvollständigkeit der jezt noch bestehenden Canton-Gesezze, der auffallende Widerspruch, mit demh sie mit den übrigen neu getroffenen StaatsEinrichtungen und dem Geiste der Zeit stehen, so wie die ungleiche, nur vorläufig getroffene Canton-Vertheilung, durch die einzelne Gegenden gegen andere bedeutend belastet werden, erzeugen unaufhörlich Beschwerden, sowohl von Seiten des Civils als des Militairs bei den ausführenden Behördeni. Eine nochmalige Prüfung der gewöhnlich für und wider die Einführung der Conscription aufgestellten Gründe hat uns die übereinstimmende Ueberzeugung gegeben, daß die Beibehaltung der jezzigen Canton Exemptionen und ungleichen Eintheilungen von dem bedeutendsten Nachtheil nicht allein für die Armee, sondern auch für die Cultur des Landes u. s. w. seyn müßte.j Diese dem Reichthum oder einzelnen Gegenden zugestandenen Befreiungen, die die älteste preußische Canton-Verfaßung nicht kannte, haben jene Abf

g h i

j

In Konzept A steht eigenhändig: „Auf die Anzeige des G.v.S., daß Se. Majestät den ersten Entwurf der neuen Canton Verfaß[u]ng nicht genehmigt, sondern in manchen Punkten geändert wissen wollten, haben wir ein andern Entwurf gemacht, welch[e]r den Ansicht[e]n Sr. Majestät und der Lage der Sache, wie schon wir uns bestrebt haben, entsprechen sollte. Mehrere Umstände lassen hierin eine baldige Bestimmung wünshen.“ Daneben dann von Boyens Hand die endgültige Fassung. Darunter eigenhändig „Könnte nun wohl wegfallen“ (was sich mutmaßlich auf die nicht überlieferte ursprüngliche Fassung der Einleitung bezieht) und „Der ganze Aufsatz ist sehr schön und ich lege die Einlage nur bei, um etwa von ihr, wenn es irgendwie passend, einen Gebrauch davon zu machen.“ Hier setzt Konzept C ein. In Konzept C: „die wenige Übereinstimmung, in welcher“ In Konzept C folgt: „und haben uns so die Verpflichtung gegeben, diesen Gegenstand, dessen endliche definitive Vollendung in so vieler Hinsicht nothwendig ist, einer neuen Prüfung zu unterwerfen und mit Rücksicht auf die älteren darüber schon vorhandenen Entwürfe und auf E. Königl. Majestät Bestimmung Allerhöchstdenselben hier unsere ehrfurchtsvollen Vorschläge ehrerbietigst vorzulegen.“ An diese Stelle gehört auch der folgende Absatz in Konzept B: „Die von Seiten der Civil und Militair Behörden in Übereinstimmung mit dem Wunsch der cantonpflichtigen Einwohner durch die Nothwendigkeit dringend geforderte Abändrung der bisherigen provisorischen Cantons Eintheilung, durch welche einzelne Gegenden unverhältnißmässig bedrückt, andere wieder eben so begünstiget werden, legen uns die Verpflichtung auf, diesen Gegenstand, dessen Feststellung bey denen im Früjahr zu erwartenden Rekruten Aushebungen dringend nothwendig wird, bey Ew. Königl. Majestät ehrerbietigst in Anregung zu bringen und zu dessen endlicher Bestimmung Allerhöchst Denenselben die nöthigen Vorschläge ehrfurchtsvoll vorzulegen.“ In Konzept C lautet dieser Absatz: „Noch einmahl sind die Gründe für und wieder die Einführung der Conskription nach unserer besten Einsicht reiflichst von uns geprüft worden, und diese Prüfung hat das einstimmige Resultat gegeben, daß die Beybehaltung der jetzigen Canton Ausnahmen und Eintheilungen von dem bedeutensten Nachtheile für die Güte der Armee und so auch für die Existenz des Staats seyn dürften.“ Daneben steht dort am Rande die in der Reinschrift verwendete Fassung, beginnend: „Die nochmalige Prüfung“ und endend: „nicht allein für die Güte der Armee, sondern auch für die Cultur des Landes seyn muß.“

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sonderungen der Stände erzeugt, die sich in den entscheidensten Augenblikken oft so nachtheilig äußerten und in den niedern Claßen eine Abneigung gegen die ihnen ausschließlich aufgelegte Pflicht, das Vaterland zu vertheidigen, erregt, die, durch den Geist der Zeit nur zu reichlich genährt, wahrlich nicht abnimmt, sondern sich in den ungewöhnlichen Desertionen fortschreitend äußert. Ueberdem verdient es eine ernste Beherzigung, daß alle von Euer Königlichen Majestät zur neuen Organisation der Armee gegebenen Gesezze, die Art der Bestrafung, das Avanzement, die Abschaffung der zahlreichen Ausländer,k der zur Verhütung des Einbürgerns befohlene Wechsel der Garnisonen u. s. w. auf die Einführung einer allgemeinen Konskription berechnet sind und daß, wenn diese Einrichtung nicht realisirt werden sollte, die zu so vielen Hoffnungen berechtigende, neugebildete Armee entweder eine ganz abgeänderte Verfaßung bekommen – wodurch aber auch zugleich das Zutrauen zu der ganzen neu eingeführten Staats-Einrichtung erschüttert würde – oder sich unberechenbar verschlechtern müßte. Es wäre leicht, diese so wichtigen Gründe noch viel weiter auszuführen, wir haben indeßen geglaubt, uns hier beschränken zu können, da nach der von Euer Majestät sowohl bei Einführung der neuen Krieges Artikel gegebenen Erklärung vom 3tn August 1808, in dem ersten Artikel derselben, als auch in der Verordnung über die Militair-Strafen die allgemeine Conscription der Nation als beschloßen angekündigt ist, und hier nur die Rede davon sein kann, ehrfurchtsvolle Vorschläge zur Ausführung eines von Euer Majestät bereits sankzionirten Gesezzes vorzulegen, welches bei seiner Bekanntmachung keine allgemeine Unzufriedenheit erregte, sondern im Gegentheil von patriotischen Männern aus allen Ständen mit dankbarem Beifall aufgenommen wurde.l Die

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Diese anderthalb Absätze in Konzept C verändert aus „Nicht zu gedenken, das die nach den jetzigen Cantons Gesetzen aus dem Stand oder dem Vermögen abgeleiteten Exemptionen nothwendig die schlechtere Klasse zu den Vertheidigern des Vaterlandes hergeben, daß diese ärmeren mit einer durch den Zeit Geist nur zu reichlich genährten Unzufriedenheit auf die ihnen als Ungerechtigkeit erscheinende Exemptionen blicken, so verdient es eine ernste Behertzigung, das alle bey der neuen Organisation der Armee von Ew. Königlichen Majestät sankzionirte Einrichtung, die Art der Bestrafung, des Avanzements, die Abschaffung der zahlreichen Ausländer etc.“, danach folgt dort: „auf die Einführung einer allgemeinen Conskription berechnet sind, und das, wenn diese Einrichtung nicht realisirt werden sollte, die mit so günstigem Erfolg neu gebildete und zu so vieler Hoffnung berechtigende Armee unvermeidlich zusammensinken und sich bedeutend verschlechtern müßt[e].“ In Konzept C: „Diese einer viel weiteren Ausführung fähigen, in jeder Hinsicht so wichtigen Gründe glauben wir indeß hier beschränken zu können, da nach der von E.K. Maj. bey Einführung der neuen Krieges Artikel gegebenen Erklarung die allgemeine Conskription bereits in der Einleitung derselben der Nation als beschlossen angekündigt ist, und es daher hier nicht mehr die Rede davon seyn kann, über ein von Ew. Majestät öffentlich bereits sanktionirtes Gesetz zu delibriren.“

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Beilagem enthält daher auch nur die allgemeinen Haupt-Grundsäzze, welche bei Einführung der Conscription zuerst festzustellen sind, um darnach das noch nöthige Detail in besondern Instruktionen für die einzelnen Behörden und theilnehmenden Personen ausarbeiten zu können.n In dem anliegenden Entwurfeo ist der Ausdruck „Conscription“ vorläufig angenommen und submittiren wir es Euer Majestät, ob dieser Name gewählt oder die in Allerhöchstdero Staaten schon so lange übliche Benennung der Canton-Pflicht beibehalten und alle erforderliche Abänderungen nur als eine nothwendige Erweiterung der in dieser Hinsicht schon bestehenden Verfaßung angesehen werden sollen, um auf eine den gegenwärtigen Begriffen über Staats-Verfaßung angemeßene Art jene uralte preußische Verfassung in ihrer ersten Reinheit wieder herzustellen, die so kräftig zum Emporsteigen Euer Königlichen Majestät Staaten beitrug und von deren unverkennbaren Vortheile sich jetzt die mehresten Staaten durch die eigentlich dem alten preußischen Canton-System nachgebildete Conscription anzueignen suchen.p q Die in den §en 14 und 15 des Entwurfs berührte Frage, ob Stellvertreter zugelaßen werden sollen oder nicht, ist von uns auf das reiflichste und vielsei-

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In Konzept B steht noch folgender Absatz: „Uber die Art der Ergäntzungs Methode scheint uns nach Ew. Majestät Allerhochsten Äusserung in den unter dem 3. August 1808 publizirten Krieges Artikeln, worin die Einführung einer allgemeinen Conskription bereits als ein Gesetz der Nation angekündiget ist, keine weitere Diskussion nöthig zu seyn, und wir haben daher nur gesucht, die früher an Ew. Majestät gemachten Vorschläge nach den von Allerhöchstdenselben Äusserungen abzuändern.“ Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das folgende Dokument. Dieser Satz in Konzept C verändert aus „Wir haben daher geglaubt, uns nur auf die Vorschläge zur Einführung der Conskription bey Beseitigung der früher dagegen vermerkten Einwendungen beschränken zu müssen und legen diese E.K. Majestät in der Beylage zu Allerhöchstdero näheren Bestimmung ehrfurchtsvoll vor.“ Dazu am Rande ein schräger Strich. Dieser Absatz weitgehend identisch mit der revidierten Fassung in Konzept C, nur heißt es dort u. a.: „Canton Pflichtigkeit“, „schon bestehenden Gesetze“ und „[den] gegenwärtigen Zeiten [verändert aus „dem Zeit Geist“] angemessene Art“. Ursprünglich hieß es: „Es ist in diesem Entwurfe die Benennung Conskription vorläufig beybehalten worden, und submittiren wir es E.K. Maj. ob dieser Nahmen beybehalten werden oder die in Allerhöchstdero Staaten schon längst übliche Benennung „Canton Pflichtigkeit“ dieser Einrichtung gegeben werden und nur allgemeiner ausgedehnt angesehen werden solle, da es ausgemacht ist, das die erste Canton-Verfassung des preussischen Staates auf eine den [statt „dem“] damahligen Begriffen angemessene Art alle die Vortheile für den preussischen Staat erzeugte, die jetzt durch die ihr nachgebildete Conskription in andren Ländern vor unseren Augen hervor gebracht sind.“ Hier setzt Konzept D ein. In Konzept C folgt hier noch: „Dermahlen als in dem preussischen Staat kein Stand der Vertheidigung des Vaterlandes durch eine gesetzliche Exemption entzogen war, herrschte noch jene allgemeine, zur Erhaltung des Staates nothwendige Verbindung aller Stände, und selbst der, welcher dem Militair nicht sein gantzes Leben weyhte und nach der Dienstzeit von einigen Jahren sich eine andere Laufbahn wählte, behielt eine daurende Anhänglichkeit für einen Stand, den er selbst kennen gelernt hatte.

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tigste erörtert wordenr, und wir glauben daher, der Wichtigkeit des Gegenstandes wegen das Resultat unserer Diskussionen Euer Majestät hier ehrerbietigst vorlegen zu müßen. Wenn man der für die bemittelten Stände verlangten Begünstigung, sich durch Stellvertreter ersezzen zu lassen, die Bemerkung entgegensezt, daß bei einem neuen Gesez alle Staatsbürger, die überwiegende Mehrzahl der Armen so gut wie die kleinere Anzahl der Reichen, eine gleiche Vertheilung der Rechte und Pflichten aus der Einsicht und dem Willen ihres Regenten erwarten, so sind dies für alle Staaten gleich wichtige Gründe, bei deren Entscheidung die Regierung nur durch die eigenthümliche Lage des Staats und die in der Verwaltung herrschenden Prinzipien geleitet werden kann. Ein erobernder Staat wird hier vielleicht anderen Rüksichten folgen als der, deßen gerechter Fürst nur die Erhaltung deßelben beabsichtigt und zu diesem Zwecke alle Staatsbürger gleich verpflichtet. Eine Regierung, die in ihrer Verfaßungs nur einen Stand begünstigen will oder die bei dem Verfolgen egoistischer Zwekke über den Druk der unteren Claßen gleichgültig hinweg sieht, wird diesen Gegenstand anders beurtheilen als die, welche durch ihr Gesezbuch2 längst schon jedem Staatsbürger gleiche Rechte verlieh und so wiet König Heinrich IVte, wie alle ehrwürdigen Fürsten des preußischen Staates (mit gerechtem Stolze können wir dies sagen) in der Zufriedenheit des ärmsten Unterthans ihren schönsten Lohn findet3, ihre dauerndste Stüzze sucht! Doch dieses Alles und so viele hieran sich kettende Ansichten sind, wie gesagt, nur Fragen, deren höhere Entscheidung allein der erhabenen Person des Monarchen überlaßen bleibt, und es kommt eigentlich nur darauf an, den eigenthümlichen Gesichstpunkt dieser Angelegenheit für den preußischen Staat anzudeuten. Wenn der Staat die Vergünstigung, durch Stellvertreter sich dem Militärdienste zu entziehen, einem Theile seiner Unterthanen zuge-

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Die Beylage enthält übrigens nur die allgemeinen zur Einführung der Conskription erforderlichen Sätze, und werden, wenn Ew. Königl. Majestät solche genehmigt oder anders darüber zu bestimmen geruhet haben, das zur Ausführung nöthige Detail in besonderen Regulationen schnell ausgearbeitet werden können und wir beschränken uns nur, hier noch darauf folgende Bemerkungen zu dem beyliegenden Entwurfe ehrerbietigst beyzufügen. Die im § 7 des Entwurfs vorgeschlagenen Strafen für die, welche sich bey dem Aufrufe zur Cantonrevision nicht gestellen, würden vielleicht für die geringere Classe in einigen weniger gebildeten Gegenden noch zu schärfen und biß auf ein der Revisions Commission zu verleihendes bedingtes Züchtigungs Recht auszudehnen seyn.“ In Konzept D verändert aus „ist ein Gegenstand unserer weitläuftigen Diskussion geworden“. In Konzept D verändert aus „ihren Gesezzen“. In Konzept D lautet das anschließende Satzende: „Heinrich der 4. in der Zufriedenheit [verändert aus „dem Wohlergehen“] des ärmsten Unterthans ihren schönsten Lohn, ihre daurenste Stütze sucht.“ Das Allgemeine Landrecht von 1791. Gemeint ist Heinrich IV. von Frankreich, möglicherweise auch das ihm zugeschriebene Wort, er wolle, daß Sonntags jeder Ackersmann sein Huhn im Topfe habe.

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stehen will, so entsteht natürlich dabei die wichtige Frage, welchen Staatsbürger-Claßen diese nur allein durch Geld zu erlangende Begünstigung denn eigentlich zu statten kommen werde.u Der Adel in Euer Majestät Staaten war, mit Ausnahme weniger Familien (deren Edelsinn man überdem noch keine egoistischen Forderungen zutrauen darf), niemals reich, die lezten unglüklichen Zeiten haben ihn, im eigentlichen Verstande des Wortes, arm gemacht. Der größte Theil unserer ersten Staatsdiener, Offiziere, Räthe hinterläßt in der Regel seinen Söhnen kein oder doch nur ein geringes Erbtheil. Werden nun in der Conscription oder Canton-Verfaßung des preußischen Staates Stellvertreter zugelassen, so sind alle Söhne dieser eben genannten achtbaren Claßen durch ihre Armuth zum eigenen Dienst verpflichtet, während der wohlhabendev Bauer und Handwerker, alle die, welche durch das unerlaubte Benuzzen drückender Zeitverhältniße reich wurden, ihre Söhne vermittelst eines Stellvertreters loskaufen und mit Hohnlächeln auf den Gebildeten aber Unbemittelten herabblikken.w Wenn es daher auch Staaten geben könnte, die es ihrer Politik angemeßen fänden, durch Begünstigung der reichern Claße sich ihre Existenz zu sichern, so haben wir dagegen aus den vorangeführten Gründen geglaubt, für den preußischen Staat keinen Stellvertreter vorschlagen zu müßen, dafür aber in dem § 15 unter a und b für den gebildeten oder wohlhabenden Staatsbürger, u

v

w

In Konzept C steht: „Eine zweite in dem § 14 u. 15 enthaltene Frage, ob nehmlich Stellvertreter zugelassen werden sollen oder nicht, ist der Gegenstand einer ausführlichen Prüfung geworden und wir glauben Allerhöchstdenenselben das Resultat derselben zur Motivirung unseres entworfenen Vorschlages gedrängt vorlegen zu müssen. Alle Gründe, welche man für die Zulassung von Stellvertretern beybringt, gehen hauptsächlich darauf hinaus, daß man den höheren Ständen eine Befreyung von den Beschwerden des Soldatenstandes [verändert aus „des Krieges“] zugestehen müsse, diese zum Theil durch das Beyspiel anderer Mächte bestätigte Maaßregel hat sogar einige Gründe, die zum Theil sogar bey der Sorge für diejenigen, welche sich den Wissenschaften widmen, einen Schein des Rechtes erhalt[en], aber bey aller Rücksicht für diese einzelnen Individuen befiehlt die Gerechtigkeit es auch laut zu sagen, daß bey dem Entwurfe eines neuen Gesetzes, bey der Vertheilung der einem jeden Staats Bürger heiligen Pflicht, alle Unterthanen eine gleiche Vertheilung von dem Throhn ihres gerechten Königes erwarteten.“ In Konzept D heißt es anschließend: „Bauer, der durch Wucher reich gewordene Krämer seinen Sohn vermittelst eines Stellvertreters loskauft und mit Hohnlächeln auf den Gebildeten aber Unbemittelten herabblickt.“ Konzept D endet hier. In Konzept C lautet dieser Absatz: „Diese Bemerkungen sind von einer allgemeinen Gültigkeit, die folgende hat uns für den preussischen Staat doppelt bemerkenswerth geschienen. Der Gröstetheil des preussischen Adels ist mit Ausnahme weniger Familien nicht [folgt gestrichen: „begütert“] reich, viel durch den Krieg in die Klasse der Armen versetzt, viele der ersten Staatsdiener sind ohne Vermögen, daß Erbtheil, welches sie ihren Kindern hinterlassen, besteht oft nur in der Ueberzeugung, jeder Lockung trotzend rechtlich ihre Pflicht erfüllt zu haben; wollte man nun bey der Einführung der Conskription das Loskaufen und Ersetzen von Stellvertretern zulassen, so ist es einleuchtend, das alle wohlhabende Bauren, alle Söhne der Väter, die durch Wucher in dem Kriege reich wurden, sich loskaufen werden, während die Söhne unvermögender Räthe u. Offizianten von den nöthigen Mitteln entblößt dienen müssen.“

Nr. 169

225

der durch das Loos zum Militair kommt, solche erleichternden Bedingungen aufzustellen, die nicht allein der Militair Einrichtung des Staates nüzlich werden, sondern auch für die Kräfte und Verhältniße jedes Individii ausführbar sind.x Es erhält demnach derjenige, welcher nach Maßgabe eines frühern von Euer Majestät bereits genehmigten4 Vorschlages sich seine Bewaffnung, Montur und Unterhalt aus eigenen Mitteln selbst anzuschaffen kann, das Recht, sobald er ausexerzirt ist,y außer den großen jährlichen Übungen beurlaubt zu werden. Bei Annahme dieses Sazzes also, in welchem in außerordentlichen Fällen eine persönlich von Euer Majestät verliehene Begnadigung oder Beförderung die im Anfange etwa noch vorkommenden einzelnen Unbequemlichkeiten ausgleichen könnte, wurde also die ganze Dienstzeitz des jüngeren gebildeten oder begüterten Mannes auf wenige Monate beschränkt. Er diente nur unbedeutend gegen die Cadetten-Jahre, welchen sich in früheren Zeiten die Söhne der ältesten Familien, die berühmtesten Generale (die wir noch in öffentlichen Denkmälern bewundernaa) bei den Regimentern unterwerfen mußten, undab wenige Wochen mehr wie derjenige, welcher Portepee Fähnrich zu werden wünscht. Hierbei wird nun der wichtige Vortheil erzeugt, daß, ohne eine jederzeit Unzufriedenheit erzeugende, bloß auf Reichthum begründete Exemption zuzugeben, auch der ärmere Gebildete dieselben Begünstigungen erhalten kann, die sich der bloß Begüterte auf eine dem Staats-Intereße vortheilhafte Art zu verschaffen genöthigt wird. Nächst dieser Auseinandersezzung der in den §en 14 und 15 vorgeschlagenen Bestimmungen glauben wir noch Euer Majestät diejenigen Gründe angeben zu müßen, welche uns bewogen haben, in dem § 16 des Entwurfs eine vierjährige Dienstzeit ehrerbietigst in Antrag zu bringen.ac Will der Staat durch x

y

z

aa

ab

ac

4

In Konzept C lautet der Beginn des Absatzes: „Diese unvermeidliche Härte hat uns veranlaßt, keine Stellvertreter in dem Entwurfe anzunehmen, dagegen aber in dem § 15 für diejenigen aus den gebildeten Ständen, welche das Looß zum Dienst ruft, solche erleichternden Bedingungen zu stellen, daß die Unbequemlichkeit, welche ihm die Erfüllung seiner Pflicht machen dürfte, wahrlich bey näherer Ansicht von keiner Bedeutung ist.“ In Konzept C folgt: „ausser der grossen jahrlichen Übungszeit seine Beurlaubung nachzusuchen.“ In Konzept C folgt: „des jungen gebildeten und begüterten Mannes auf wenige Monate zusammengedrängt.“ In Konzept C: „die wir noch durch öffentliche Denkmähler verehren“, verändert aus „denen dankbare Könige öffentliche Denkmähler setzten“. In Konzept C folgt: „wenige Zeit mehr wie es jetzt schon ein jeder, der Port Epee Fähnrich werden will, thun muß, wobey dann noch der wichtige Vortheil erzeugt wird, das auch ärmere Gebildete nach den Bedingungen des § 15 b an diesen Begünstigungen theil nehmen können, ohne das dadurch den Begüterten eine nachtheilige Exemption eingeräumt würde.“ In Konzept C: „Den Dienst der durch das Looß eingestellten Conskribirten haben wir aus folgenden Gründen in dem § 16 biß zu E.K.M. weiteren Bestimmung auf vier Jahr angenommen.“ Fußnote Lehmanns: „Eine schriftliche Genehmigung ist nicht nachzuweisen.“

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

eine allgemeine Conscription den inneren Werth der Armee erhöhen, ohne die Cultur des Landes zu zerstöhren, so muß die Dienstzeit nicht zu lange angenommen werden, damit durch einen mehrjährigen Aufenthalt in der Garnison das Individuum nicht von seinem früheren Gewerbe ganz entwöhnt werde. Soll ferner die in mehrerer Hinsicht nothwendige Maaßregelad, daß kein verheirateter Soldat eine Unterstüzzung für seine Frau und Kinder bekommt, nicht dem Allgemeinen nachtheilig und in einzelnen Fällen höchst drükkend werden, so muß ebenfalls die Dienstzeit sich auf einen Zeitraum beschränken, in dem der größte Theil der Menschen gewöhnlich nicht zu heirathen pflegt. Ist es endlich der Zwek, das unabsehbare Heer der Invaliden zu vermindern, so kann dieses auch nur wieder durch eine Abkürzung der Dienstzeit erreicht werden,ae durch die, außer den soeben erwähnten Vortheilen, dann auch der dem Staate so wichtige Zwek zu erreichen ist, daß die Summe der in ihrer Heimath befindlichen ausexerzirten Leute unvermerkt vermehrt wird. Ueberdem muß eine ununterbrochene vierjährige Dienstzeit dem Soldaten eine größere militairische Bildung geben, als sie sonst der nach der früheren Einrichtung dem Namen nach 20 Jahre dienende beurlaubte Einländer erhalten konnte, da dieser in dem ersten Jahr seiner Einziehung ungefähr nur drei Monate, in den übrigen 19 Jahren seiner Dienstzeit aber jedes einen Monath, in allem also 22 Monate bei den Fahnen war. Da nach dieser Ansicht also bei der von uns vorgeschlagenen abgekürzten Dienstzeit keine bedeutenden militairischen Nachtheile zu besorgen sein dürften, indem in den freiwillig und mit dem Anspruch auf Versorgung fortdienenden Leuten die Regimenter immer den nöthigen Stamm von älteren Soldaten behalten werden, so haben wir darum besonders den Zeitraum von vier Jahren in Antrag gebracht, weil dieser mit den zur Uniformirung der Armee bestimmten zweyjährigen Terminen gerade zusammenfällt und so ohne Kosten nicht allein es gestattet, jeden Rekruten mit einer neuen Montirung einzukleiden, sondern auch den Vortheil gibt, daß jeder ausgediente Soldat mit seiner Uniform entlassen werden kann, deren Aufbewahrung für außerordentliche Fälle ihm unter einem schiklichen Vorwande leicht noch auf ein paar Jahre zur Pflicht gemacht werden könnte.af ad ae

af

In Konzept C: „Soll die durch das Staatsbedürfniß gebothene Maaßregel“. In Konzept C folgt: „die dann noch ob[endr]ein den so wichtigen Vortheil gewährt, daß sie die Summe der ausexerzirten Leute zum Nothbedarf in ausserorndlichen Fällen ohnbemerkt vermehrt.“ In Konzept C verändert aus: „Bey der von uns vorgeschlagenen Dienstzeit scheinen also keine bedeutenden militairischen Nachtheile zu besorgen zu seyn, und wir haben so gerade den Zeit Raum von vier Jahren in Antrag gebracht, weil dem zur jedesmahligen Uniformirung für die Armee angenommenen Termin von zwey Jahren dieß die wenigsten Unbequemlichkeiten macht und in den mehresten die ausgedienten Soldaten mit einer Mondirung entlassen werden könten, deren Aufbewahrung ihm noch für einige Jahre zur Pflicht zu machen wäre.“

Nr. 170

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Dies sind dieag Bemerkungen, welche wir dem beiliegenden Entwurfe beizufügen für Pflicht hielten, und über den wir uns jetzt zur definitiven Bearbeitung der ganzen Angelegenheit E. M. genehmigende oder abändernde Bestimmung ehrerbietigst erbitten. Berlin den 5ten Februar 1810. v.Scharnhorst Lottum v.Neander Boguslawski v.Massenbach Hake Friese Hoffmann5 Ribbentrop. v.Dunker Boyen 170. Denkschrift

[Berlin, nicht nach 5. Februar 1810]

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. O Gen. Nr. 4 Bd. 1 fol. 35r–38v (8 S.): Reinschrift, Schreiberhand. Druck: Scherbening II, S. 107–110.

Entwurf zur Ausführung der Conscription in den preußischen Staaten.a

1.)

2.)

ag 5

a

b

Die von Seiner Majestät dem Könige unterm 3ten August 1808 bei Einführung der neuen Krieges Artikel gegebene Bestimmung, „daß künftig jeder Unterthan des Staats ohne Unterschied der Geburt zum Kriegesdienst verpflichtet seyn soll“, ist die Grundlage des neuen Conscription- oder Canton-Gesezzes und sind bei Ausführung deßelben folgende Vorschriften zu beobachten: Für jeden Kreisb wird jährlich eine Commißion gebildet, die aus dem Landrath, einen Offizier und einem von dem Kreise gewählten Beisizzer besteht. Diese Commission versammelt sich zu einer bestimmten Zeit jährlich in dem Hauptorte des Kreises.

In Konzept C folgt: „erläuternden“. Johann Gottfried Hoffmann (1765–1847) hatte von 1792 bis 1798 die Pinnauer Fabrik bei Wehlau verwaltet und ab 1803 als Bauassessor bei der ostpreußischen Kriegs- und Domänenkammer fungiert, ehe er 1807 als Professor für praktische Philosophie und Kameralwissenschaften an die Universität Königsberg berufen wurde. 1808 wurde er zum Staatsrat im Innenministerium ernannt, 1810 auch zum Direktor des Statistischen Büros und Professor an der Berliner Universität. Von 1817 bis 1821 wirkte er als vortragender Rat im Außenministerium, danach bis 1838 wieder als akademischer Lehrer. Er verfaßte mehrere Werke zur Statistik des preußischen Staates sowie zur Theorie des Geldes und der Steuern. Die übrigen Unterzeichner des Berichts, darunter Karl Christoph Wilhelm von Massenbach, wurden bereits vorgestellt. Überschrift am linken Rand, darunter mit Bleistift vermerkt: „Gesetz über die Verpflichtung zum Kriegsdienste. Das Wort Conscription läßt sich überall vermeiden.“ Dazu am Rande mit Bleistift: „NB neue Eintheilung des Landes.“

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

3.) Alle männlichen Einwohner, welche in dem lezt verfloßenen KalenderJahre das zwanzigste Jahr vollendet haben, sind verpflichtet, vor ihr persönlich zu erscheinen. 4.) Die Tage, wenn dieses geschehen soll, werden jeder Ortschaft besonders bekannt gemacht. 5.) Von der Gestellung entschuldigt nur Krankheit oder Abwesenheit aus der Provinz. 6.) Was in Rüksicht dieser Kranken und Abwesenden zu beobachten ist, um frevelhafte Umgehungen der Conskriptionspflichtigkeit zu verhüten, wird in einem besonderen Regulativ bestimmt werden. 7.) Wer ohne einen solchen Grund, wie in § 5 angegeben ist, muthwillig ausbleibt oder sich wohl gar vor der Commißion des Kreises verheimlicht, verliert das Recht, Grundstükke zu erwerben, Bürger zu werden oder eine eigene Nahrung zu treiben, in irgendeiner Kommunal-Versammlung zu erscheinen oder seine Stimme dort abgeben zu laßen, ein öffentliches oder städtliches Amt zu bekleiden und irgendeine Erbschaft zu übernehmen oder Geburtsrechte geltend zu machen; überdem unterliegt er noch besonders da, wo die obigen Strafen nicht anwendbar sind, einer drey- bis sechsmonatliche[n] strengen Gefängniß-Strafe. 8.) Wer sich gestellt, bringt seinen Geburtsschein und ein Zeugniß der Orts-Obrigkeit über seinen Wandel bei und wird mit Vor- und Zu-Namen, Wohnort, Geburtstag, Stand der Eltern und erlerntem Gewerbe in eine Liste eingetragen. 9.) Die Commißion untersucht, ob das Individuum im Militair zu dienen durch physisches Unvermögen unfähig oder durch Verbrechen unwürdig sey, und vermerkt dieses in der Liste. 10.) Die Bestimmungen, wonach diese Unfähigkeit oder Unwürdigkeit zu beurtheilen ist, was dieselben für bürgerliche Folgen haben und wie namentlich der Staat wegen nicht geleisteter Militair Dienste von den Unfähigen oder Unwürdigen zu entschädigen ist, bleiben einer besonderen Instruktion vorbehalten. 11.) Aus den von der Commißion nach 8 und 9 vorgelegten Listen ergiebt sich die Anzahl der für das laufende Jahr disponibeln Mannschaft in den Kreisen, woraus die Regierungen und Provinzial-Militär-Behörden General Nachweisungen und endlich das Ministerium des Innern und das Allgemeine Krieges Departement gemeinschaftlich eine allgemeine Uebersicht ausziehen lassen. 12.) Sobald des Königs Majestät bestimmt haben, wieviel Mannschaft für das laufende Jahr durch die Conscription ausgehoben werden soll, ergibt sich, wieviel von jedem hundert disponibler Männer einzuziehen sind und was also jeder Kreis im Verhältnis seiner disponibeln Mannschaft zu gestellen hat.

Nr. 170

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13.) Die zu gestellende Mannschaft wird von der Commißion mit der größten Publicität durch das Loos ausgesondert und den Militair Behörden zur Vertheilung unter die verschiedenen Waffen übergeben.ca Wie diese Verloosung und Vertheilung geschehen soll, wird durch eine besondere Instruktion bestimmt werden. 14.) Jeder, den das Loos trift, muß persönlich dienen; eine Stellvertretung findet nicht Statt. 15.) Doch sollen in Friedenszeiten a.) alle diejenigen, welche sich aus eigenen Mitteln Montur, Bewaffnung und Unterhalt anschaffen können, jedesmal, sobald sie ausexerzirt sind, so wie es der Dienst gestattet, außer der Übungszeit beurlaubt werden. b.) Auch sollen alle diejenigen, welche sich den Wißenschaften und schönen Künsten gewidmet haben (wenn sie nach einer darüber besonders zu gebenden Vorschrift einen hinreichenden Grad von Fähigkeiten besizzen), in solche Städte in Garnisons gelegt werden, wo sie Gelegenheit finden, ihre Bildung fortzusezzen und selbst für den Fall, daß sie sich nicht Montur, Bewaffnung aus eigenen Mitteln anschaffen könnten, sollen sie doch gleich der vorigen Claße, so wie es der Dienst erlaubt, mit Urlaub begünstigt werden. 16.) Der Dienst des Conscribirten währt ein Jahr vom Tage der Einstellung. Nur, wenn der Staat mit Krieg bedroht oder darin verwickelt ist, sind sie zum längern Dienst verpflichtet. 17.) Wer freiwillig nach ausgedienter Conscription länger im Dienste bleiben will, erhält die Erlaubniß dazu von seinem Chef, falls er sich gut betragen hat und zur Fortsezzung des Dienstes fähig ist. Ueberdies wird er noch durch ein besonderes Zeichen an seiner Uniform ausgezeichnet und erhält einen etwas erhöheten Sold. Ein dergestalt freiwillig Fortdienender behält im Frieden das Recht, seinen Abschied zu fordern, jedoch muß er sein Gesuch jedesmal ein halbes Jahr vor der jährlichen Einziehung bei seinem Chef einreichen. Wer 20 Jahr gedient hat, bekömmt den Anspruch auf eine Versorgung; wer vor dieser Zeit verabschiedet wird, hat keinen Anspruch auf Versorgung. 18.) Diejenigen, welche das Loos nicht getroffen hat, sind in so weit des Anspruchs auf Militair Dienste entbunden, als der Staat nicht etwa Reserven aus ihnen bildet oder sie zu besondern Polizeidiensten zu benuzzen für nötig erachtet. Ob und unter welchen Bedingungen das geschehen soll, bleibt einer besondern Bestimmung vorbehalten.

c

Dazu am Rande mit Bleistift: „zuerst, u. vor der Verloosung müßte der Aufruf zur freiwilligen Einstellung hergehn.“

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

19.) Wer sich nach seinem zurückgelegten achtzehnten Jahre und ehe die Verloosung ihn trifft, freiwillig zum Militairdienste meldet und desselben weder unfähig noch unwürdig ist, muß angenommen werden und hat das Vorrecht das Corps zu wählen, unter dem er dienen will, vorausgesezt, daß seine körperliche Constitution ihn zu dem Corps, in das er aufgenommen zu werden wünscht, eigene. Seine Dienst-Verpflichtung dauert vier Jahre, und erfüllt er durch diesen Dienst auch zugleich die Pflichten der Conscription. 20.) Außerdem können Freiwillige in der Armee nur angenommen werden, wenn sie noch nicht über 36 Jahre alt sind und alle die Eigenschaften haben, welche sowohl in § 8 als im Allgemeinen von den Conskribirten gefordert werden. Das kürzeste Engagement ist vier Jahr. 21.) In welcher Ordnung die jetzt bei der Armee stehenden vormaligen Cantonisten allmählich entlassen und durch Conscribierte ersetzt werden sollen, wird eine besondere Instruktion bestimmen. 171. Scharnhorst an Bärsch

Berlin, 5. Februar 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich redigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Bewerbung Bärschs um eine Stelle am Kadetteninstitut in Stolp.

Ew. Hochwohlgebornen erwidere ich auf Ihr gefälliges Schreiben vom 27ten v. M., dass Sie wohl thun werden, sich in Betref Ihres Wunsches, die zweite Stelle des Cadetten Institutes in Stolpe zu erhalten, an den Obristen von Lingelsheim hieselbst zu wenden, indem von diesem die Vorschläge zur Besetzung dieser Stelle ausgehen müssen. Ich werde alsdann sehr gern, so viel in meinen Kräften stehet, Ihr Gesuch unterstützen. Berlin d. 5ten Februar 1810. Scharnhorst. An den Königl. Lieutenant des ehemaligen 2ten Brandenburgsch. Husar. Regiments Herrn Baersch Hochwohlgeboren Colberg.

a

Die handschriftlichen Veränderungen dienten dazu, die Abschrift orthographisch und formal Oestreichs Editionsrichtlinien anzupassen und wurden hier nicht übernommen. Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) befand sich damals im Besitz von Dr. h. c. Fritz Bädecker in Leipzig.

231

Nr. 172

172. Zirkular

Berlin, 6. Februar 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 12 Nr. 305 fol. 13r (¼ S.): Abschrift, Schreiberhand. Unteroffiziere in vorschriftswidrigen Übermänteln.

Abschrift S. M. der König haben neulich mit Mißfallen bemerkt, daß Unterofficiere, welche sich auf Commando befinden, Ueberröcke, mithin eine von der militairischen Vorschrift ganz abweichende Kleidung tragen. Höchstdieselben wollen aber solche verordnungswidrigen Abweichungen in dem militairischen Anzuge durchaus nicht gestatten und haben daher befohlen, d.H. Brigade Generalen solches bekannt zu machen und sie aufzufordern, streng darauf zu halten, daß auch die Unteroff. und Gemeinen von der vorschriftsmäßigen Kleidung im Dienst nicht abweichen, und also entweder in der bloßen Uniform oder mit dem Montirungs Mantel gehen. E.p. ersuchen wir daher, diesen Befehl Sr. Majestät der Brigade zur Befolgung bekannt zu machen. Berlin d. 6n Febr. 1810. Allgemeines Kriegs Departement v.Scharnhorst Boyen Des Königl. Generals p.p. Herrn v.Kleist Hochw. 173. Quittung

[Berlin], 8. Februar 1810

Privatbesitz (½ S.): Eigenhändig.

Erhalten aus der Bibliothek d[e]r Academie militairea und a 55 Scharnhorst Taschenbuch1, welches [ich] hierdurch bescheinige Den 8. Feb. 1810 v.Scharnhorst. 174. Scharnhorst an Grawert

Berlin, 11. Februar 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 238 fol. 30r (½ S.): Konzept, Rauchs Hand. Beschleunigung der Regelung zur Entfestigung Breslaus.

a

1

Folgt gestrichen: „d. No 7 le Febure Werk“. Gemeint ist der im vierten Band vorgestellte Simon Le Febvre. Gerhard Scharnhorst: Militairisches Taschenbuch zum Gebrauch im Felde, Hannover 1793 (3. Auflage Hannover 1794).

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Privatim An den Königl. Generallieutenant H. von Grawert Excellenz zu Breslau.a Mehrere bei Sr. Majestät dem Koenige fortdauernd einlaufende Gesuche und Beschwerden in Hinsicht auf das zu den Festungswerken von Breslau gehörenden Terrain machen es nicht allein höchst wünschenswerth sondern selbst nothwendig, daß die darauf Bezug habende[n] Angelegenheiten finaliter auf eine oder die andere Art entschieden werden. Euer Excellenz soll ich daher ganz ergebenst ersuchen, es gefälligst dahin vermitteln zu wollen, daß die zur Untersuchung ernannte Commission ihre Arbeiten beeilen und baldigst an Se. Majestät dem Koenige darüber berichten möge.1 Berlin den 11t Februar 10. v.Rauch 175. Altenstein, Alexander Graf zu Dohna und Scharnhorst an die Sektion für Allgemeine Gesetzgebung Berlin, 12. Februar 1810 GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 950 Nr. 7 Bd. 12fol. 29r (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung eines Entwurfs zum Servis- und Einquartierungswesen.

Es ist die allgemeine Reform des Servis und Einquartirungswesens dringend nötig; und für die neue Einrichtung das Regulativ entworfen, welchesa wir nebst den dazugehörigen Anlagen Einer Königlichen Section für die Gesetzgebung zum Gutachten mit dem Ersuchen, dieses, da die verbesserte Verfassung schon vom 1tn April d.J. eintreten soll, gefälligst zu beschleunigen, hierbey abschriftlich ergebenst übersenden. Berlin, den 12ten Februar 1810. Altenstein

a 1

a b

Dohna

v.Scharnhorstb

Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein mit „R.“ signierter Mundierungsvermerk. Grawert antwortete (Breslau, 17. Februar 1810, ebda., fol. 31r–v), die Kommission habe ihre Arbeit längst abgeschlossen, die Verzögerung läge daran, daß man zur Vermeidung von Betrug bei der Vergütung erst noch einen Kostenanschlag anfertigen müsse. Dazu am Rande ein schräger Strich. Unterschriften mit Respektabstand, Respektstrich zu der Dohnas.

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Nr. 176

Anc Eine Königliche Hochlöbliche Section für die Allgemeine Gesezgebung. 176. Scharnhorst an Hüser

Berlin, 13. Februar 1810

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Kaperung eines Schiffes auf der Kolberger Reede.

Berlin, 13. Februar 1810. Da es auffallend sein muß, daß sich die Wegnahme eines preußischen Handelsschiffes unter den Kanonen von Kolberg zutragen konnte, ohne daß von der Festung ein Schuß geschehen, so kann ich nicht umhin, hiervon Veranlassung zu nehmen und Euer Hochwohlgeboren auf diesen Punkt aufmerksam zu machen. Von einer armirten Hafenfestung muß man schlechterdings einigen Schutz für den Eingang des Hafens und die Reede erwarten. Sie sind als preußisches Gebiet zu betrachten und wenn Schiffe im Hafen oder an der Reede Zuflucht suchen, so müssen sie, welchem Herrn sie auch gehören, vor Gewalttätigkeiten beschützt werden. Fände sich, daß das eingelaufene Schiff auf diesen Schutz keinen Anspruch hätte, so wird das weitere von den Autoritäten bestimmt werden, welche von Seiner Majestät dem Könige dazu beauftragt sind. Da sich im Fort Münde einiges Geschütz befindet und die dort befindliche Wache ohnehin aus Artilleristen bestehet, so scheint es keine Schwierigkeit zu haben, daß man Schiffe, welche sich der Festung in Verfolgung eines anderen Schiffes zu weit nähern, durch Kanonenschüsse zurückweiset. Es ist dabei aber nötig, daß der Eingang des Hafens und die Reede gehörig beobachtet werden, wozu eine Unteroffizier-Wache auf dem Wolfsberge vorzüglich geschickt sein wird; daß immer etwas Munition im Münder Fort vorrätig ist und daß ein Stabs-Offizier oder Kapitän de jour sich bereit hält, beim ersten Signalement eines Schiffes, was einlaufen will und bedroht ist, sich nach dem Fort Münde zu begeben, um dort die nötigen Befehle zu erteilen. Da sich an Ort und Stelle am besten einsehen läßt, was in der Sache zu tun ist, so muß [ich] Euer Hochwohlgeboren ersuchen, sich mit dem Ingenieur de place, Hauptmann v. Kleist1, zu besprechen, um kleine Schwierigkeiten, welche dabei etwa stattfänden, zu beseitigen und in jedem Fall diesen Zweck c

Darüber einige Vermerke Rhedigers, zuletzt die Remittierung des Entwurfs „nebst einem Gutachten“ am 1. März.

a

Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 12 D Kommandantur Kolberg 155, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Der im fünften Band vorgestellte Wilhelm Franz von Kleist.

1

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

durch die vorhandenen Mittel so gut als möglich zu erreichen, demnächst aber mir sogleich davon eine gefällige Nachricht zu erteilen.2 Scharnhorst. 177. [Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements] [Berlin, 13. Februar 1810] GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 12r (1 S.): Regest, Schreiberhand?a Randnotiz, Clausewitz’ Hand?: ebda.b Maßnahmen zur Verstärkung der Graudenzer Festungsartillerie.

unt. 13. Febr. erw.1, daß in Betr. der Anfrage über das Retablißement der Defensions Artillerie von Graudz. erst durch anderweit. Bestimmung S.M. völlig entschieden werden könne, indeßen, da für Gr. doch etwas werde geschehen müßen, der Divis. aufgetrag., die nöthig[e]n Arbeiten einzuleit[e]n u. wenn sie für nöthig hielte, die Schmiede u. Stellmacher von der Kgbgsche. Handwerks Compag. nach Grdz. zu schicken, jedoch ersucht, keine großen Ausgaben zu veranlaßen.2 178. Scharnhorst an Beyme

Berlin, 15. Februar 1810

GStA I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46898 fol. 103r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Reform der Militärjustiz.

Unter ganz ergebenster Zurücksendung des mir von Euer Exzellenz mittelst Dero geehrtesten Zuschrift vom 29ten des vorigen Monats1 gefälligst mitgeteilten Schreibens des Herrn General Auditeurs von Koenen, die neue Militär-Justiz-Einrichtung betreffend, sage ich denenselben für dessen beliebige Mittheilung hiermit meinen verbindlichsten Dank. 2

Zu Hüsers Antwort vgl. Nr. 197.

a

Auf einem von Neander, Pullet und Schmidt unterschriebenen Schreiben der 3. Division an Scharnhorst über den zu erwartenden Bedarf an Festungsaffüten für Graudenz (Berlin, 6. Februar 1810). Sie lautet: „Vorläufige Einrichtungen, nicht ausgedehnt. Die Handw. könnten dann hingeshikt werden.“ „Erwidert“. Die 3. Division hatte daran erinnert, daß es bald zu spät sein würde, das für die neuen Affüten benötigte Nutzholz zu schlagen. Die erforderlichen Schmiede und Stellmacher könnte man von der Königsberger Artilleriehandwerkskompanie holen.

b

1 2

1

Konzept ebda., fol. 47r–v.

Nr. 179

235

Bevor ich im Stande bin, Euer Exzellenz gefälliges Anverlangen gemäß über den hier in Rede seienden Gegenstand mein Sentiment abgeben zu können, sehe ich mich genöthiget, noch zuvörderst die Antwort des Herrn General Auditeurs von Koenen auf mein an denselben in dieser Angelegenheit erlassenes Schreiben2 abzuwarten, da die darin von mir vorgeschlagene Grundsätze mit der ganzen Organisation der Armee übereinstimmend sind, und werde ich nach dessen Eingang nicht ermangeln, mit Euer Exzellenz wegen Bestimmung des Näheren in Conferenz zu treten. Berlin den 15t Februar 1810. An den Königlichen Groß Kanzler Herrn Beyme Exzellenz

Scharnhorsta

179. Allgemeines Kriegsdepartement an Beyme Berlin, 17. Februar 1810 GStA I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46898 fol. 126r–v (1½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Notwendigkeit von Geheimhaltung. Übersendung einer Dislokationsliste.

Ew. Excellenz sehr geehrtes Schreiben vom 5. v. M., welches wir allererst den 10. d. M. zu erhalten die Ehre gehabt haben, würden wir in seinem ganzen Umfange zu genügen nicht ermangeln, wenn nicht einige Bedenklichkeiten obwalteten, die uns davon verhinderten. Es sind nämlich verschiedene wichtige Gründe vorhanden, welche es nicht füglich gestatten, die gegenwärtige Dislocation der ganzen Armee so allgemein bekannt werden zu laßen, als dies der Fall sein dürfte, wenn solche allen Justiz Behörden unsererseits mitgeteilt würde. Im Fall aber diese Gründe nicht statt fänden, so würden wir dennoch nicht im Stande sein, Ew. Excellenz Verlangen zu erfüllen, weil uns nicht bekannt ist, welchen Justiz Behörden wir die Namen der Regimenter und deren Quartierstände bekannt zu machen haben. Ew. Excellenz ermangeln wir indeßen nicht, zu Deroselben alleinigen Kenntniß eine Abschrift von der neuesten Dislocationsliste der Armeea ganz ergebenst mitzuteilen, und fügen zugleich ein Verzeichniß der gegenwärtig kommandirenden Generals, Brigadiers und der Regiments und Bataillons Commandeursb, worin auch noch die Staabsgarnison eines a 2

a

b

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Vgl. das Schreiben Koenens an Scharnhorst (Berlin 18. Februar 1810, mit mehreren Beilagen) ebda., fol. 105r–124r. Dazu am Rande ein schräger Strich. Die Abschrift der Liste (Berlin, 10. Januar 1810) befindet sich a. a. O., fol. 127r–131r. Dazu am Rande ein schräger Strich; vgl. das undatierte Verzeichnis a. a. O., fol. 132r–135r.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

jeden Regiments p. bemerkt ist, ganz ergebenst bey, mit dem Ersuchen, den betreffenden Justizbehörden aus diesem Verzeichniß dasjenige im Extract gefälligst mitteilen zu laßen, was denselben daraus zu wißen nötig ist. Uebrigens benachrichtigen wir Ew. Excellenz ganz ergebenst, daß wir Dero Wunsche gemäß das abschriftlich anliegende Circularc an alle commandirende Generale erlaßen haben, um die Regimenter und Bataillons anzuweisen, daß sie bei ihren Zuschriften an die resp. Gerichte immer ihre Character und Namen ihres unterhabenden Regiments oder Bataillons ihrer Unterschrift hinzufügen. Berlin den 17. Februar 1810. Königlich Preußisches Allgemeines Krieges Departement Scharnhorst

v.Rauch

An des Königlichen Großkanzlers Herrn Beyme Excellenz 180. Scharnhorst an Albrecht von Hake

[Berlin, 17. Februar 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 164 fol. 2r–v (2 S.): Konzept, eigenhändig. Lagerung der Vorräte an Montierungsstücken in den Bezirken der sechs Brigaden.

An den Herrn Obersten von Hacke.a Aus dem Rapport über dieb vorräthigen Mondirungsstücke u. s. w. ersehe ich, daß in Berlin der größte Vorrath ist. Dies ist wied[e]r die Absicht Sr. Majestät, es solln in mehr[e]r Hinsicht die Vorräthe so bei den Brigaden vertheilt seyn, daß jede ungefähr immerc gleiche Vorräthe hat. Daß hiervon Ausnahmen statt finden können, verstehet sich von selbst, weil sonst nur unnöth[i]ge Kosten entstehen würden. Es ist aber dabei zu bemerken, daßd die Brnd.e Brigade und die Ostpr. an wenigsten eine größere Quandität als andre von solchenf Vorräthe[n] haben sollte, welche sich an Ort u. Stelle finden. Ich finde hier nicht die Vorräthe, c

Dazu am Rande ein schräger Strich.

a

Adresse von Schreiberhand, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk vom 17. Februar 1810. Verändert aus „Rapport [danach gestrichen: „welche“] der“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „die groß“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „eine größere Quandität dieser“. Datiert aufgrund des Mundierungsvermerks, vgl. Anm. a.

b c d e f 1

Nr. 181

237

welche etwa in Oberschlesien sind, aufgeführt, der Oberstl. u. Fl. Adj.g von Röder2 wird sie nachweisen können, wenn es nicht bereits geshehn ist. Für die Oberschlesische Brigade würden die Niederlagen in Glatz und Neisse, doch mehr in Glatz, für die Pommershe in Colberg, für die Westpr. in Elbing u. für die Nied[e]rshlesische in Berlin u. Frankfurt sich befinden können, doch können Localität und andre Umstände hierin Ausnahmen machen, über die ich aber mit mir Rücksprache zu machen bitte.h Was den Regimentern übergeben werden kann, kann immer wohl nirgend besser als in ihr[e]n Vorräthen seyn. Uebrigens ersuche ich Ew. Hochwohlgeb., mir alle 2 Monate eine Nachweisu[n]g der vo[r]ha[n]dn[e]n Montirungsstükei einzushicken. 181. Allgemeines Kriegsdepartement an die Sektion für Kultus und Unterricht Berlin, 18. Februar 1810 GStA PK, I. HA Rep. 76 Kultusministerium VI Sekt. 1 Gen. bb Nr. 1 Bd. 1 fol. 169r–v (1½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Reform des Militärschulwesens. Vorschlag einer Konferenz.

Des Königs Majestät haben vermöge der abschriftlich anliegenden Cabinets-Order vom 2n d.M.a uns einen Bericht des General Lieutenants Grafen von Tauentzien, die Einführung einer verbeßerten Einrichtung des hiesigen Militair Schulwes[e]ns betreffend, zugefertigt, um die darinn enthaltenen Vorschläge mit Einer Hochlöblichen Section im Ministerio des Innern für den Cultus gemeinschaftlich zu prüfen und demnächst allgemeine Grundsätze darüber festzustellen und zur Allerhöchsten Genehmigung vorzulegen. Einer Hochlöblichen Section übermachen wir daher in der Original Anlage den eingangs erwehnten Berichtb, und da die Prüfung der darinn enthaltenen Vorschläge zu einer gemeinschaftlichen Conferenz geeignet zu sein scheint, so ersuchen wir Eine Hochlöbliche Section solche anzuberaumen und das dazu bestimmte Mitglied uns nahmhaft zu machen, welchemnächst dann von hier aus und von Seiten des General Lieutenants Grafen v. Tauentzien die erforderlichen Mitglieder bestimmt werden sollen. In dieser Conferenz können alsdann auch die Angelegenheiten wegen Berichtigung der noch rückständigen Schulgelder und Wohnungs-Miethe des hiesigen Schullehrers Bellert und die Forderungen der Schulen in Fürstenberg, Lublinitz und Falkenberg, imgleichen den Vorschlag des Regieg h i 2

a b

Verändert aus „der Major“. Der anschließende Satz nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „eine solche Uebersicht vorzulegen“. Der im fünften Band vorgestellte Flügeladjutant Friedrich von Roeder. Dazu am Rande ein schräger Strich; vgl. die Abschrift a. a. O., fol. 170r. Dazu am Rande ein schräger Strich.

238

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

rungsraths Zeller1, die Verbreitung einer beßeren Lehr Methode betreffend, in nährere Erwägung gezogen und regulirt werden.2 Berlin den 18n Februar 1810. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement. v.Scharnhorst v.Rauch An Eine Hochlöbliche Section im Ministerio des Innern für den Cultus 182. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 19. Februar 1810

Nach der Edition bei Klippel III, S. 433f. Weiterer Druck: Schöning III, S. XXXIIIf. Ausstattung der Artilleriepferde mit Sielen.

Da heute die Königliche Antwort auf Ew. Königlichen Hoheit Bericht erfolgt, so halte ich mich mit Bezug auf diese Antwort verpflichtet, Ew. Königl. Hoheit unterthänigst anzuzeigen, daß der Major v. Holtzendorffa in seinem Bericht zwar der Sielen für die Reitpferde der Artillerie gedacht hat, daß aber in der Allerhöchstenb Antwort dieselben nicht erwähnt worden sind, weil Ew. Hoheit davon nichts in Höchstdero Schreiben angeführt hatten. Se. Majestät wünschen aber, daß die Artillerie-Reitpferde alle nach und nach, und zwar im ersten Jahre per Kanon nur zwei und so ferner, mit Sielen versehen werden möchtenc; jedoch sollten sie nicht in Friedenszeit, wohl aber im Kriege beständig, wie bei einigen andern reitenden Artillerien geschieht, angelegt und mit schwarzgefärbten, passend aufgewickelten Zugsträngen versehen werden, alsdann würden sie in dem Fall der Noth auch andere Fuhrwerke, feindliche Kanons etc. fortbringen können. Berlin, den 19ten Februar 1810. v. Scharnhorst. 1

2

a

b c

Karl August Zeller (1774–1846), ein schwäbischer Schüler Pestalozzis, hatte 1809 die Zentralnormalschule in Königsberg eröffnet, über die er aber bald mit der Kultussektion in Konflikt geriet. Er fungierte von 1809 bis 1816 als Schulrat in Königsberg. Das von Humboldt unterschriebene Konzept zur Antwort (Berlin, 23. Februar 1810, ebda., fol. 171r) kündigte an, er werde mit den Staatsräten Nicolovius, Süvern und Uhden erscheinen. Für die Konferenz schlug er den nächsten Mittwoch (28. Februar) und als Lokal entweder die Wohnung Scharnhorsts oder das Sitzungszimmer der Sektion vor. Unterstrichenes in beiden Editionen durch Sperrdruck hervorgehoben. Karl Friedrich von Holtzendorff wurde im vierten Band vorgestellt. Bei Schöning: „Höchsten“. Bei Schöning nur „Artillerie-Reitpferde“ und „mit Sielen versehen“ hervorgehoben.

Nr. 183

183. Allgemeines Kriegsdepartement an Prinz August

239 Berlin, 20. Februar 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 4 Kriegsministerium Nr. 142 fol. 40r–41r (2½ S.): Abschrift, Schreiberhand. Der neue Etat des Ingenieurkorps. Details der Reorganisation. Eingliederung des Pontonierkorps.

Abschrift Ew. p. geben wir uns die Ehre, hiermit anzuzeigen, daß Sr Majestät der König mittelst Cabinetsordre vom 12. d.1 eine neue Organisation des Ingenieur Corps anzubefehlen geruhet haben, in deren Folge das bisher bestandene Mineur und Pontonir-Corps gänzlich aufgelöset, aus den vorhanden gewesenen beiden Mineur und einer Pontonir Compagnie aber wiederum nur eben so viel Pionir Compagnien formiret und dem Ingenieur Corps einverleibet werden sollen.a In Folge dieses Allerhöchsten Befehls soll eine solche Pionir Compagnie dergestalt zusammengesetzt werden, daß ¼ der Mannschaft aus Mineurs, die Hälfte aus Sappeurs und ¼ aus Pontonirs bestehen wird. Bei jeder Compagnie sind 1 Compagnie Chef und 3 Subalternoffiziere effective angestellt, außer denselben aber noch mehrere Subaltern Offiziere zur Dienstleistung einzutheilen. Eine Pionir Compagnie besteht ferner aus: 1 Feldwebel 1 Portepeefähnrich 1 Capitain d’Armes 1 Chirurgus 8 Unteroffiziere 16 Gefreite ⎫ 24 Mineurs ⎪ 48 Sappeurs ⎬ 112 Gemeine 24 Pontonirs ⎭ = 124 Köpfe Die Uniform wird die bisherige Uniform des Ingenieur Corps bleiben, die Gemeinen erhalten dieselbe Art von Bekleidung und das Lederzeug wie bei den Füsilier Bataillonen der Armée und werden außer den erforderlichen verschiedenartigen Schanz- und Handwerkszeuge mit leichten Bajonet Carabinern bewaffnet. Von den drei Pionir Compagnien wird die 1te zur Ost- und Westpreußischen Ingenieur Brigade gehören und in Preußen garnisoniren, die 2te zur Pom1

Auf der Reinschrift (ebda., fol. 1(a)r–2r) befindet sich ein von Scharnhorst unterschriebener Vermerk vom selben Tage: „An die 3t. Division des algem. Kriegs Departs., um das hierauf erforderliche zu verfügen.“

240

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

mersch-Märkischen Ingenieur Brigade gehören und in benannten Provinzen garnisoniren und die 3te zur Schlesischen Ingenieur Brigade gehören und in Schlesien garnisoniren, wobei jedoch Ausnahmen von der Regel statt finden können. In Folge dieser Organisation des Ingenieur Corps haben Sr Majestät Sich die Ernennung eines Commandeurs des Corps noch vorbehalten, den Oberstlieutenant von Harroy2 als Brigadier in Schlesien und den Major von Engelbrecht3 als Brigadier in Preußen bestätigt, den Major Pullett4 mit Beibehaltung seiner Anstellung bei der dritten Division des allgemeinen Krieges Departements zum Brigadier in Pommern und der Mark ernannt und dem Major von Krohn5 und Hauptmann Markoff die Ausführung der Formation zu übertragen geruhet. Ferner haben Seine Majestät den Seconde Capitain Stierlein6 zum wirklichen Capitain, den Lieutenant von Poblotzky7 zum Staabs Capitain und die Lieutenants von Bronikowsky8, von Liebenroth9,

2

3

4 5

6

7

8

9

Der in Maastricht geborene Johann August von Harroy de Techreaux (1753–1820) war nach Ausbildung an der Militärschule in Namur 1767 beim niederländischen und 1768 beim preußischen Ingenieurkorps eingetreten. Nach dem Feldzug von 1778/79 wurde er 1787 zum Kapitän und Ingenieur vom Platz in Cosel ernannt. Während des Rheinfeldzugs 1792–1794 diente er vor Mainz und Landau und wurde mit dem Pour le Mérite dekoriert. Harroy nahm 1806/07 als Major an der Verteidigung von Neiße teil und wurde Ende 1808 zum Brigadier der schlesischen Festungen ernannt. 1811 zum Obersten und 1813 zum Kommandeur des Ingenieurkorps befördert, erhielt er 1816 das Eiserne Kreuz am weißen Band und wurde 1818 als Generalleutnant verabschiedet. Ludwig Philipp von Engelbrecht (1758–1818) war 1793 vor Mainz mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet worden, stand ab 1805 als Ingenieur vom Platz in Graudenz und arbeitete bei der Inbesitznahme Hannovers und 1806 im Felde mit Scharnhorst zusammen. Er wurde 1815 zum Obersten befördert. Samuel Pullet und Johann Ludwig Markhoff wurden im fünften Band vorgestellt. Der 1796 geadelte Johann Sigismund von Krohn (1760–1834) war 1780 aus seiner Stellung als Kondukteur bei der kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer als Sekondeleutnant in das Mineurkorps gewechselt. Außer in Glatz und Graudenz diente er sechs Jahre lang bei der Vermessung Südpreußens. Während der Verteidigung von Graudenz wurde er zum Major befördert, während der Befreiungskriege zum Obersten. Für die Reorganisation der Pioniere mit dem Eisernen Kreuz am weißen Band ausgezeichnet, wurde er 1820 als Generalmajor verabschiedet. Der Ansbacher Johann Stierlein erhielt im April das Kommando der Brandenburgischen Pionierkompanie, 1812 wurde er als Major verabschiedet und ging in bayrische Dienste. Karl Martin von Poblocki unterrichtete ab November 1810 an der Kriegsschule in Breslau und trat ein Jahr später als Major in Ruhestand. Der in Graudenz stationierte Carl Gottlob von Bronikowski (1770–1836) hatte u. a. am Rhein gedient und wurde am 20. Mai zum Kommandeur der Preußischen Pionierkompanie ernannt. Er wurde schon im November zum Stabskapitän befördert, 1816 zum Major und erhielt 1827 seinen Abschied. Karl Sigismund Wilhelm Gabriel von Liebenroth (1772–1857) war nach dem Dienst gegen Frankreich schon 1794 als Lehrer an der Ingenieurakademie eingesetzt worden. 1806/07 nahm er an der Verteidigung von Glogau teil, danach fungierte er als Ingenieur-

Nr. 184

241

von Borcke10 und von Böhn11 zu Premierlieutenants in Ingenieur Corps zu avanciren geruhet. Ew. pp. bitten wir zugleich, der Pontonir Compagnie zu Konigsberg die ihr so bevorstehende anderweitige Bestimmung und Auflösung vorläufig p. bekannt zu machen12, derselben aber auch dabei zu erklären, daß ihre bisherigen Verhältnisse noch so lange fortdauern würden, bis nach Maasgabe des Fortschreitens der Formation der Pionirs jene neuen Bestimmungen erfolgen können, wovon Euer pp. schuldige p. Anzeige gemacht werden wird, so wie wir uns auch noch vorbehalten müssen, Höchstdenenselben näher anzuzeigen, welche von den bisherigen Pontonir Offizieren auf Sr Majestät Allerhöchsten Befehl in das Ingenieur Corps einrangirt und welche mit Pensionen verabschiedet werden sollen. Berlin den 20t Februar 1810 Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement (gez.) v. Scharnhorst

von Rauch

An des Prinzen August von Preußen Königliche Hoheit 184. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna Berlin, 22. Februar 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 13r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Antrag zur Einfuhr von Stahl für die Gewehrproduktion.

10

11

12

offizier vom Platz in Neiße. Liebenroth wurde im Mai 1810 zur 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements versetzt, zunächst als Assistent, ab Juli 1811 als Assessor. Im November 1810 zum Stabskapitän befördert, unterrichtete er ab August 1812 an der Kriegsschule in Breslau Fortifikation, 1813/14 diente er als Kapitän beim Stabe Yorcks und wurde mit dem Eisernen Kreuz dekoriert. Nach verschiedenen Kommandos im Kriegsministerium und im Ingenieurkorps erhielt Liebenroth 1841 seinen Abschied mit dem Charakter eines Generalleutnants. Ernst Gottlieb Kurt von Borcke (1774–1838) war bei der Verteidigung Danzigs zweimal am Kopf verwundet worden. Seit Juli 1809 fungierte der Träger des Pour le Mérite als Ingenieuroffizier vom Platz in Kolberg, im September 1811 wurde er als Stabskapitän nach Pillau versetzt, 1814 wieder nach Danzig. Er erhielt 1838 seinen Abschied mit dem Charakter eines Generalmajors. Der im vierten Band erwähnte Franz von Böhn, ein Mitglied des „Tugendbunds“, wurde noch 1810 als Kapitän entlassen. Bis dahin gehörten die Pontoniere zum Artilleriekorps.

242

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

An den Kongl. Staatsminister Grafen Dohna Excell.a Euer Excellenz habe ich die Ehre, anliegend einen Antrag des Obl. von Röderb ganz ergebenst zu übersenden, welcher einen Paß zur freien Einführung von 30 Centner Hennebergerc Stahl betrift.d Ew. Ex. Ermessen muß ich anheim stellen, ob diese für unsere Gewehr Fabrication allerdings wichtige Bewilligung erfolgen kann. Berlin d. 22tn Februar 18101 185. Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher Berlin, 22. Februar 1810 GStA PK, IV. HA Rep. 15 A Nr. 5 fol. 90r (1 S.): Reinschrift, Schmidts Hand (signiert), eigenhändig unterschrieben. Übersendung einer Kabinettsorder zur Übung der leichten Truppen.

Ew. Excellenz beehren wir uns in der abschriftlichen Anlage eine Königliche Kabinets Order vom 17tn d. M.a, worinn Seine Majestät für den künftigen Sommer zur Uebung der leichten Truppen wiederum eigene Befehlshaber unter der Inspection des General Majors von Yorck1 ernannt haben, zu Dero gefälligen Nachricht ganz ergebenst mitzutheilen. Berlin den 22ten Februar 1810. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement. v.Scharnhorst v.Rauch

a b c

d 1

a 1

Adresse in der linken Spalte; oben der Vermerk: „ad No. 135 Febr. 10“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Diese Lesart wegen der undeutlichen Schrift nicht ganz sicher. Im Henneberger Land wurde Eisenerz zu Stahl verarbeitet, besonders im bekannten Waffenproduktionszentrum Suhl. Dazu am Rande ein schräger Strich. Altenstein übersandte einen „Freipaß auf 30 Zentner Inneberger [sic!] Stahl, behufs der Königl. Gewehr-Fabrikazion“ mit einem mit dem Vermerk „Cito!“ versehenen Begleitschreiben (Berlin, 1. März 1810, Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 22r). Auf letzterem befindet sich neben einem Präsentationsvermerk vom 4. März ein Vermerk, offenbar von Clausewitz’ Hand: „Die Einlage an den Oberstl. Roeder.“ Dazu am Rande ein schräger Strich; vgl. die Abschrift ebda., fol. 91r–92r. Hans David Ludwig von Yorck wurde im vierten Band vorgestellt.

243

Nr. 186

An des Königlichen Generals der Cavallerie pp. Herrn von Blücher Excellenz zu Stargardt in Pommern 186. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 22. Februar 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 274 fol. 1v (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Lokal für die Kassenkommission im Gebäude der Académie militaire.

An den Königl. G. St. Rath Herrn Obristen v.Hake Hochwohl.b Es scheint gar kein[e]n Schwierigkeiten unterworfen zu seyn,c nach Ew. pp. Vor[s]chlag vom 15t d. die Kassenkommission einstweilen ihr Lokale in der Akademie Milit. findet, worüber Ew. Hochw. nur gefälligst mit dem H. O. von Lingelsheim Rüksprache nehmen wollen. D. 22. Febr. 10 187. Allgemeines Kriegsdepartement an Prinz August

Berlin, 24. Februar 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 4 Kriegsministerium Nr. 142 fol. 42r–v (1¼ S.): Abschrift, Schreiberhand. Personalia bei der Eingliederung der Pontoniere in das Ingenieurkorps.

Abschrift Mit Bezug auf unser Schreiben vom 20tn d. wegen der neuen Organisation des Ingenieur Corps beehren wir uns Euer pp. ferner p. anzuzeigen, daß Sr Majestät der König über die noch vorhandenen Pontonir Offiziere in nachstehender Art zu bestimmen geruhet haben: 1. Die Premierlieutenants Modrach und Linde der 1te und der Secondelieutenant Linde der 2te, welche beide letztern inactiv waren, werden in das Ingenieur Corps dergestalt einrangirt, daß der Premierlieutenant a b

c

Auf dem ersten Blatt der Konzepte zu Nr. 188. Die Adresse in der linken Spalte verändert aus „An denselben“. Etwas darunter von Schreiberhand vermerkt: „Dies ist die Antwort auf No. 123 Febr. 1811“. Die folgenden Wörter bis „15t d.“ nachträglich hinzugefügt.

244

2)

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Modrach das volle Premierlieutenants Gehalt, die beiden andern aber nur Secondelieutenants Gehalt vom 1t Märtz an erhalten.1 Der Major Linde, welcher inactiv war, ist mit 400 rthlr. Pension, welche den bestehenden Vorschriften zu Folge jedoch vorjetzt nur zur Hälfte zahlbar ist, verabschiedet, der Premier Capitain von Leszynsky ist mit dem Character als Major und der vollen Pension von 300 rthlr., der Staabs Capitain Samuel Friedrich Schulz mit der vollen Pension von 150 rthlr. und der Secondelieutenant Hirte mit der vollen Pension von 96 rthaler. verabschiedet, welche Pensionirungen sämtlich vom 1tn März angehen.2 Ew. pp. bitten wir demnach pp., diesen Allerhöchsten Befehl den betreffenden Individuen p. bekannt machen zu wollen, wobei wir bemerken, daß denen in das Ingenieur Corps einrangirten vorbemerkten 3 Offizieren ihre nähere Bestimmung in Folge der erhaltenen Wiederanstellung durch die dritte Division des unterzeichneten Departements bekannt gemacht werden wird. Berlin den 24. Februar 1810 Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement (gez.) von Scharnhorst

von Rauch

An des Prinzen August von Preußen Königliche Hoheit 188. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 24. Februar 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 274 fol. 1r–2r (2¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Übersendung von Vorschlägen Ribbentrops zur Reorganisation des Lazarettwesens.

Konzept An den Geh. Staatsrath u. Obrsten Herrn v.Hake

1

2

Der 1766 geborene Johann von Modrach diente noch 1828 beim Ingenieurkorps. Christian Friedrich Linde (1775–1821) wurde 1814 als Stabskapitän verabschiedet, der zuletzt als Major dienende August Wilhelm (1783–1858) 1839. Johann Linde starb 1816, Wilhelm Leopold von Leszinski 1819, Samuel Schulz (oder Schultze) 1811. Johann Friedrich Hirte wurde als Polizeiinspektor in Hirschberg angestellt.

Nr. 188

245

Hochw. am 22tn Febr.a [...]b An denselbenc Ew. pp. beehre ich mich anliegend ein an uns gemeinschaftlich gerichtetes Schreiben des Gen. Kr. K. G. R. Ribbentropd zu übersenden, worin derselbe einen Antrag zur Vereinigung der Oekonomie und der Polizei in den Garnisonlazarethen unter eine Behörde macht, der im Allgemeinen mit meiner Ansicht sehr übereinstimt. Mir scheint diese Vereinigung nicht nur sehr heilsam, sondern auch nothwendig und ich wäre der Meinung, die Oberaufsicht und Kontrolle der Garnis. Lazarethe, sowohl was die Oekonomie als Polizei betrift, unter dase Kr. Komissariath zu stellen, vorzüglich aus dem Grunde, weil es im Kriege so ist u. jede Annäherung der Armeeverfassung an den Kriegs Zustand vortheilhaft u. wünshenswerth ist, wenn nicht bedeutende Nachtheile daraus entspringen. Die bisherigenf Verhältnisse des Medizinal-Wesens zur 2ten Division würden danng aufhören und dieselben nun wie in andern Zweigen der Militär Ökonomie die aus der Organisation der Armee hervorgehenden Bestimmungen über diesen Gegenstand behalten.

a

b c

d e f g

Verändert aus „am 20tn Febr.“ Etwas darunter links ein Mundierungsvermerk Georges. Dieser am 24. Februar ergänzt: „aber nicht abges., sondern nach dem auf umstehender Seite befindlichen Concepte abgeändert und abgeschrieben.“ Es folgt gestrichen das am 22. Februar abgeschlossene Konzept: „Ew. Hochw. beehre ich mich, einliegend ein an uns gemeinschaftlich gerichtetes Schreiben des Gen. Kr. Komiss. Geh. R. Ribbentrop zu übersenden, worin ein Antrag die Garnisonlazarethe betreffend gemacht wird, welchen ich genehmige u. wobei ich meine Meinung dahin erkläre, daß, da die Oberaufsicht u. Kontrolle der Garnisonlazarethe, sowohl was die Oekonomie als Polizei derselben betrift, unter einer Behörde stehen müsse, diese Behörde das Kriegs Komissariat seyn zu müssen sheint, hauptsächlich aus dem Grunde, weil im Felde diese Einrichtung statt findet u. jede Annäherung der Armeeverfaßung an den Kriegszustand vortheilhaft ist. Ich habe daher das Konzept des Schreibens an den Gen. St. Chir. v. Görke unterzeichnet u. werde, was die Unterordnung der Garnis. Laz. unter das Kr. Komiss. betrift, nachdem E. H. mir Ihr gefälliges Gutachten mitgetheilt haben, die Sache zum Vortrag bei S.M. bringen.“ Hier steht das Konzept zu Nr. 186. In der linken Spalte. Etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk vom 25. Februar 1810. Dazu am Rande ein schräger Strich mit dem Vermerk: „mit dessen Anlage“. Folgt gestrichen: „Gen.“ Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „dann in der bisherigen Art“.

246

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Da alles dieß noch einige Berüksichtigung u. anderweitig[e]n Bestimung[e]n erfordert, so ersuche ich Ew. pp. ergebenst, Ihre Meinung darüber zu fixiren und dann den Gegenstand bei der nächst[e]n Generalconferenz gefälligst zur Discussion zu bringen.h Sobald unsere Meinung darüber feststeht, würde ich die Sache S. M. dem Könige vortragen. Berlin d. 24. Febr. 10. 189. Allgemeines Kriegsdepartement an Alexander Graf zu Dohna Berlin, 25. Februar 1810 GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 330a Nr. 2 Bd. 1 (2½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Einstellung der Zahlung der Emolumente des Gouverneurs und Kommandanten von Berlin.

In ergebenster Erwiederung auf Euer Exzellenz geehrte Zuschrift vom 21n sind wir ganz mit Euer Exzellenz darinn einverstanden, daß die Beziehung der bisherigen Gouvernements und Commandantur Emolumente von Berlin von Seiten des General Feld Marschalls und Gouverneurs Grafen v.Kalckreuth und des Commandanten Oberst Lieutenants v.Brauchitsch1 fernerhin nicht mehr stattfinden könne. Und zwar bestimmen uns zu dieser Erklärung folgende Gründe: 1. Die Cabinetsordre vom 17ten März 1809 sagt ausdrücklich, „daß diejenigen Gouverneurs und Commandanten, welche bereits im Genuß der Vestungs Revenuen sind, selbige bis zu ihrem Abgange behalten sollen.“ Dieser Ausdruck kann nur so verstanden werden, daß, wenn ein Gouverneur oder Commandant von dem Orte oder der Vestung, wo er sich bisher im Genuß von dergleichen Revenuen befand, durch Tod, Verabschiedung oder Versetzung abgeht, diese Emolumente sodann nicht mehr auf seinen Nachfolger übergehen, sondern für Königl. Rechnung eingezogen und verwaltet werden sollen, wie dies auch bereits in mehreren Fällen von unserer dritten Division befolgt worden ist. Denn wollte man bei Versetzung oder Vertauschung hiervon eine Ausnahme stattfinden laßen, so würde öfters der Fall eintreten, daß die früheren Emolumente des Ortes oder der Vestung, wohin der Gouverneur oder Commandant versetzt wird, bereits für Königliche Rechnung eingezogen und verwaltet wären, wodurch sodann nicht zu beseitigende Verlegenheiten entstehen müßten

h

Folgt gestrichen: „Wenn dadurch“.

1

Zu Friedrich Adolf Graf von Kalckreuth vgl. Anhang 1 zum vierten Band. Ludwig Mathias Nathanael Gottlieb von Brauchitsch wurde im fünften Band vorgestellt.

Nr. 189

247

2.) Die in dem abschriftlich uns mitgetheilten Verzeichniße enthaltenen hiesigen Emolumente können schon vermöge ihrer Beschaffenheit sowohl in polizeylicher und andern Hinsicht, als auch wegen Berücksichtigung der anjezo bestehenden neuen Verhältniße und Anordnungen in ihrem ganzen Umfange fernerhin nicht zugestanden werden. 3.) Nicht allein dem General Feld Marschall und Gouverneur Grafen v. Kalckreuth haben Sr Königl. Majestät nur ganz kürzlich ein ansehnliches Gehalt festgesetzt, wobei bereits darauf gerechnet worden ist, daß derselbe keine weitern Emolumente beziehen würde, sondern auch bei Bestimmung des Gehalts für den Commandanten Oberst Lieutenant v. Brauchitsch ist demselben außer dem Gehalte eines Regiments Commandeurs eine Zulage von 500 rh., und zwar ausdrücklich aus den zu berechnenden Gouvernements Emolumenten, Allerhöchst bewilligt worden. Hieraus, so wie aus der oben angeführten Cabinets Ordre vom 17n März 1809 geht also deutlich hervor, daß es Sr Königl. Majestät Wille ist, diese Emolumente nunmehro für Allerhöchst Eigene Rechnung administriren zu laßen. Wenn jedoch von diesen bisherigen Emolumenten dem General Feld Marschall Grafen v. Kalckreuth die Gouvernements Jagd ferner zu belaßen seyn mögte, so würde es nur noch auf die nähere Bestimmung ankommen, welche von diesen Emolumenten ihrer Natur nach künftig ganz wegfallen und welche dagegen der Verwaltung für Königl. Rechnung unterzogen werden müßten. Um dieses auszumitteln scheint es uns nothwendig zu sein, daß eine gemischte Commission ernannt werde, wozu wir Euer Exzellenz ganz ergebenst ersuchen, Deroseits mit Rücksicht auf die polizeyliche Ansicht der Sache ein Mitglied geneigst zu bestimen. Wir werden sodann auch unsererseits das Nehmliche thun und glauben, daß es gut sein wird, hierbei auch den Gouvernements Baurath Friederici2 zu Rathe zu ziehen. Wenn auf diese Weise die feststehenden diesfälligen Emolumente ausgemittelt sein werden, so sind wir der Meinung, daß solche sodann in die Cathegorie der übrigen Gouvernements und Commandanten Emolumente der Vestungen gestellt und solchergestallt in eben der Art wie diese von unserer dritten Division in Verwaltung genommen werden.

2

Daniel Gottlieb Friderici (1767–1826) fungierte seit 1798 als Baurat in Berlin und am Hofbauamt in Königsberg. Er wurde 1809 zum Regierungsbaurat ernannt.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Ueber diese unserer Erklärung und Meinung erbitten wir uns Euer Exzellenz gefälliges Sentiment, um sodann gemeinschaftlich mit Euer Exzellenz das Weitere darinn verfügen zu können.3 Berlin den 25tn Februar 1810 Königl. Preuß. Allgemeines Krieges Departement. Scharnhorst

v.Rauch

Des Königl. Wirklichen Geheimen Staats Ministers des Innern Herrn Grafen v. Dohna Exzellenz hieselbst4 190. Scharnhorst an Prinz August

[Berlin], 25. Februar 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 27r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Erkundigungen zum neuen westphälischen Bespannungssystem.

An S. K. H. d. Pr. August Den 25t Feb. 10a Auf Ew. pp. gnädiges Schreiben vom 17tn betreffend die in Kassel wegen des neuen Artillerie-Bespannungs Systems zu machende Anfrage1 muß ich ganz gehorsamst erwidern, daß mein ganz unmaaßgebliches Dafürhalten 3

4

a

1

Ebenfalls am 25. Februar wurde Scharnhorst ein Schreiben des Platzmajors Gebhard Alexander von Pusch mit einem Zulagegesuch vorgelegt (Cosel, 23. Dezember 1809, ebda., VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 3r), das ein nicht überliefertes Schreiben Scharnhorsts vom 30. November 1809 beantwortete. Es wurde durch einen Vermerk Clausewitz‘ an Hake weitergeleitet. Vgl. das Konzept zu Dohnas Antwortschreiben (Berlin, 12. März 1810) im selben Faszikel. Adresse und Datum in der linken Spalte, das Datum verändert aus „Den 26t Feb. 10“, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom 26. Februar. Oben rechts der Vermerk: „ad No 214 Febr. 10“. Vgl. das Schreiben des Prinzen a. a. O., fol. 26r. Die Spenersche Zeitung hatte am 1. Februar 1810 über ein von General Jaques-Alexandre-François Allix, dem westphälischen Artilleriechef, erfundenes neues Fuhr- und Affütagesystem berichtet. Prinz August fragte an, ob es das preußische Verhältnis zu König Jérôme zulasse, daß der Gesandte Küster sich hierüber bei dessen Kriegsminister, General Jean-Baptiste Eblé, erkundigte.

Nr. 191

249

istb, die Sache könnte unsrer Seits blos auf dem Privatwege durch H. Geh. Leg. Rathc Küsterd zu erhalten gesucht werden. Verweigern die Kasselschen Autoritäten die Sache u. könnte sie nicht anders als officiel nachgesucht werden, so scheint es wohl nicht der Mühe zu lohnen, darin weiter zu gehen. Ich ersterbe in tiefster Ehrfurcht. 191. Allgemeines Kriegsdepartement an die Sektion für Kultus und Unterricht Berlin, 26. Februar 1810 GStA PK, I. HA Rep. 76 Kultusministerium VI Sekt. 1 Gen. bb Nr. 1 Bd. 1 fol. 195r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Konferenz zum Militärschulwesen.

Einer Hochlöblichen Section im Ministerio des Innern für den Cultus danken wir recht sehr für die in dem geehrten Schreiben vom 23. d.M. uns bewiesene Bereitwilligkeit zu Anberaumung einer Conferenz über die Einrichtung einer verbesserten Einrichtung des hiesigen Militair Schulwesens und erwidern Derselben ergebenst, daß der dazu auf den nächsten Mittwoch angesetzte Termin noch etwas weiter hinauszusetzen sein dürfte, weil noch zuförderst die ältern Mitglieder der hiesigen Militair-Schul-Commission, Major von Steinmetz1

b c 2

1

Verändert aus „wäre“. Verändert aus „Geh. Rath“. Johann Emanuel Küster (1764–1833) war nach dem Studium in Halle in den preußischen diplomatischen Dienst eingetreten und 1800 zum Geheimen Legationsrat befördert worden. Nach dem Frieden von Tilsit vertrat er Preußen am Kasseler Hof und wurde im Mai 1809 offiziell als Gesandter beglaubigt. Im Oktober 1809 zum Geheimen Staatsrat befördert, übernahm er 1810 die 2. Sektion des Außenministeriums und wurde 1811 nach Dresden entsandt. 1813 fungierte Küster als Zivilkommissar beim russischen Hauptquartier, danach als Gesandter in Stuttgart, Karlsruhe und München. Nach seiner Teilnahme am Wiener Kongreß wurde er mit dem Eisernen Kreuz am weißen Band ausgezeichnet, 1815 geadelt und 1832 zum wirklichen Geheimen Rat ernannt. Zu seinen Werken zählen: Kurze Geschichte der hessenkasselschen Occupation der Grafschaft Schaumburg Lippischen Antheils i. J. 1787, o. O. 1788; Darstellung des jetzigen Kriegs zwischen Deutschland und Frankreich, Berlin 1796; Darstellung des Benehmens der französischen Regierung gegen Preussen seit dem Tilsiter Frieden, Berlin 1813. Karl Friedrich Franziskus von Steinmetz (1768–1837) hatte als Leutnant im Füsilierbataillon Borcke (No. 5) am Rhein gekämpft. Ende 1805 zu den Kadetten nach Berlin versetzt, führte er diese 1806 nach Preußen. Nach Teilnahme an der Verteidigung von Kolberg wurde er als Gneisenaus Nachfolger zum Major und Kommandanten der Festung ernannt und mit dem Pour le Mérite dekoriert. Seit August 1808 befehligte er das Füsilierbataillon des Leibregiments, ab Juni 1810 das Kolbergsche Infanterieregiment. Steinmetz führte 1812 ein kombiniertes Regiment unter Yorck, im Verlauf des Jahres 1813 stieg er vom Major zum Brigadechef und Generalmajor auf. 1815 kämpfte er bei Belle-Alliance und wurde mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse und dem Eichenlaub zum Pour le Mérite ausgezeichnet, 1817 erhielt er seinen Abschied als Generalleutnant.

250

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

und Ober Consistorial Rath Nolte2 von dem Generallieutenant Graf von Tauentzien zu dieser Conferenz bestimmt werden müssen. Von seiten des allgemeinen Krieges Departements wird der Oberstlieutenant von Rauch der Conferenz beiwohnen und da Eine Hochlöbliche Section uns die Wahl gelassen hat, den Versammlungsort zu bestimmen, so haben wir hierzu das Sessionszimmer der Hochlöblichen Section gewählt.3 Berlin den 26. Februar 1810 Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement Scharnhorst v.Rauch An Eine Hochlöbliche Section im Ministerio des Innern für den Kultus 192. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 27. Februar 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 24r–25v (3½ S.): Reinkonzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Johann von Schmidts Hand, eigenhändig unterschrieben.a

2

3

a

Johann Wilhelm Heinrich Nolte (1767–1832) hatte ab 1791 als Professor am FriedrichWilhelms-Gymnasium, dazu ab 1798 als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Geographie an der Pépinière unterrichtet und mehrere Sprachlehrbücher verfaßt. 1804 wurde er zum Assessor an das kurmärkische Oberkonsistorium berufen, nach dessen Auflösung 1809 an die Potsdamer geistliche und Schulkommission versetzt und zum Regierungskommissar für das Militärschulwesen ernannt, dem neuen brandenburgischen Konsistorium gehörte Nolte ab 1816 als Oberkonsistorialrat an. Vgl. das von Humboldt und Nicolovius unterschriebene undatierte Antwortkonzept und Rauchs Replik vom 15. März (ebda., fol. 196r bzw. 200r). Die Verhandlungen mündeten in eine nicht überlieferte Denkschrift Scharnhorsts und Humboldts vom 6. Mai. In der darauf ergangenen Kabinettsorder (Potsdam, 11. Mai 1810, Abschrift ebda., IV. HA Rep. 4 Nr. 40 fol. 385r–386v) genehmigte der König ihre Vorschläge: 1. Schulfähige Kinder aktiver Militärpersonen konnten für ein Schulgeld von 2 Talern im Jahr alle Berliner Bürgerschulen besuchen. 2. Angehörige aufgelöster Formationen durften in den von ihnen bewohnten Kasernen bleiben, auch sollten dort Freischulen für ihre Kinder eingerichtet und leerstehende Kasernen als billiger Wohnraum auch für „ärmere Bürgerfamilien“ genutzt werden. 3. Den Lehrern der Schulen der aufgelösten Regimentern sollte sofort ihr Sold für Januar bis März 1810 ausgezahlt und die Kapitalien der Schulen u. a. für den weiteren Unterricht der Soldatenkinder verwendet werden. 4. Nach dem vorbereitenden Unterricht an den Bürgerschulen sollten die fähigeren Kinder die oberen Klassen der Garnisonschule besuchen. Wegen nachträglicher Veränderungen wurde diese Ausfertigung zu den Akten genommen, vgl. Anm. b und c.

Nr. 192

251

Auszug, Schmidts Hand: ebda., Nr. 253, fol. 18v.a Hermbstädts Vorschläge zur Salpeterproduktion. Guß von Einhörnern. Ladung von Haubitzen. Verschiedene Papiere. b

Auf Euer Königlichen Hoheit gnädiges Schreiben vom 16ten d.1 habe ich die Ehre, gehorsamst zu erwidern, daß ich das Memoir des Geheimen Rath Hermbstaedt über die neue Productions-Art des Salpeters der 3t. Divis. übermacht habe, um darüber ihr Gutachten einzuziehen.c Die gedachte Division hat indessen das Memoir noch nicht prüfen können2, sobald es an mich zurük eingegangen seyn wird, werde ich nicht verfehlen, es E. K. H. gehorsamst zu überreichen. Diese Erfindung, die als eine blos theoretische Spekulation zu betrachten ist, bis durch einen Versuch im Großen die Realität des Gegenstandes erwiesen seyn wird, würde alsdann aber von ungemeiner Wichtigkeit seyn. Was die Proportionirung der 7 웩digen Haubizzen nach Art der russischen Einhörner betrift, so komt es zuerst darauf an, die Wirkung des russischen Einhörners an sich kennen zu lernen, um sie mit unserm Geschüz zu vergleichen. Zu diesem Zwekke aber würde nichts besser seyn, als den russischen Einhörner ganz nach russischer Construktion mit demselben Caliber gießen, dazu eine rußische Affuite bauen, kurz alles so einrichten zu lassen, wie es in Rußland ist; man würde sonst nie gewiß seyn, ob nicht die gemachten Veränderungen Schuld an der geringern Wirkung wären, welche man beim Versuch etwa erhalten würde. Ich empfehle diesen allen Artilleristen bei Versuchen höchst wichtigen Saz Euer Königlichen Hoheit recht sehr, und zwar um so mehr, als es so wenig Offiziere in unserer Artillerie giebt, welche nicht in Theorie und Erfahrung auf dem halben Wege stehen geblieben wären, und deren Vorschläge nicht in die Gefahr sezten, etwas in der Sache zu verschlimmern. Ich will daher nur gelegentlich bemerken, daß der Vorschlag, die Grenade bei der Ladung umzukehren, um den Zunder gegen das Pulver zu bringen, schon in uralten Artillerie Büchern gemacht ist, sich aber nie brauchbar gefunden hat; der russische Einhörner aber ohnehin mit einer Kartusche geladen wird, an welcher die Grenade mit befestigt ist. Daß die Vorrichtung zum Visiren zwar im Ganzen zwekmäßig, aber dadurch wieder verschlimmert ist, daß der zum Herausziehen angebrachte Zylinder oben im Halbkreis

b c

1 2

Oben vermerkt: „Abgeschrieben und abgegeben d. 28. Febr. Graeulich.“ Verändert aus „habe ich die Ehre, anliegend das Memoir des Geheimen Rath Hermbstaedt über die neue Productions-Art des Salpeters gehorsamst zu überreichen.“ Der anschließende Satz nachträglich hinzugefügt. Davor gestrichen: „E. K. H. wollen“. Archiviert a. a. O., fol. 22r–23r. Vgl. dazu das von Neander, Pullet, Schmidt und Leithold unterschriebene Schreiben der 3. Division an Clausewitz (Berlin, 23. Februar 1810) im Faszikel Nr. 253, fol. 19r.

252

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

ausgeschnitten ist, weil es ja darauf ankommt, blos über eine Fläche weg zu visiren, um nicht eine Aufmerksamkeit zu fordern, die der Artillerist im Kriege nicht hat. Aus eben dem Grunde scheint es mir unthulich, das Korn wegzulassen und es durch einen bloßen Pfeil zu ersezzen; man hat im Dampf und in der Eile oft Mühe das Korn zu sehen. Endlich halte ich auch die Vergleichung der Haubizze für unzwekmäßig, denn wenn sie schon bei Kanonen blos aus dem Grunde unterblieben ist, weil man so äußerst selten eigentliche Horizontal Schüsse thut und im Gegentheil die beim Visir Schuß entstehende Elevation von 1° circa so vortrefflich zum Gebrauch des Geschüzzes im Felde sich eignet, so muß je dies bei Haubizzen auch viel mehr der Fall seyn, weil diese noch weniger horizontal gebraucht werden. Die wenigen Horizontal Schüsse, die man beim Rikoschettiren zu thun hat, bekömmt man hinreichend genau, wenn man das Geschüz auf 100 Schritt in die Erde richtet. Die mir gnädigst übersandte Bestimmung der Kenntnisse eines Kanoniers, Bombardiers pp. werde ich mit Nächstem die Ehre haben, Euer Königlichen Hoheit gehorsamst zu remittiren. Die die Construktion des Einhörners betreffenden Sachen und das Schreiben des Geheimen Raths Hermbstaedt erfolgen einliegend zurük.d Die Zeichnungen zur Construktion einer neuen Art von MunitionsWagen habe ich schon von Königsberg aus, wie ich damals die Ehre hatte, Euer Königlichen Hoheit unterm 10ten Dezbr. zu melden, an die dritte Division gesandt und ihr den Bau eines Munitions-Wagens zur Probe darnach aufgegeben;3 im Fall daher Euer Königlichen Hoheit noch etwas dabei zu erinnern hätten, würden Höchstdieselben wohl die Gnade haben, mit der dritten Division Rüksprache deshalb zu nehmen. Berlin den 27ten Februare 1810. Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen August v.Preußen v.Scharnhorst.f 193. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 27. Februar 1810 GStA PK, IV. HA Rep. 4 Kriegsministerium Nr. 142 fol. 45r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Personalia des Ingenieurkorps.

d e f 3

Dazu am Rande zwei schräge Striche. Verändert aus „26ten Februar“. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Vgl. Nr. 113.

Nr. 194

253

Der Königlichen Dritten Division des Allgemeinen Krieges Departements mache ich auf die Anfrage vom 15ten d. M. bekannt, daß, da der Posten des Commandeurs vom Ingenieur Corps noch nicht besezt ist, Dieselbe die bisher nur interimistisch angestellt gewesenen Ingenieurs de la Place, Premier Capitain Schultze 1te zu Silberberg1 und Stabs Capitain Streckenbach2 zu Graudenz, zu wirklichen Ingenieurs de la Place bey Seiner Majestät directe in Vorschlag bringen kann.a Berlin den 27ten Februar 1810. Scharnhorst. An die Königliche Dritte Division des Allgemeinen Krieges Departements hieselbst. 194. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Berlin, 27. Februar 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 29r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Auszug, Georges Hand: ebda., Nr. 42 fol. 6r (1 S.). Dank für Bericht.

Den 27tn Feb. 10. An den Knl. Major v. d. Pr. Artill. Herrn v.Braun Hochwohlgeb.a Die mir von E. H. gefälligst überstellte Uebersicht der unter Ihrer Aufsicht angefertigten Art. Arbeit habe ich mit Vergnügen erhalten u. ich sage Ihnen dafür verbindlichen Dank. Ich werde nicht umhin können, Ew. p. in kurzen hieher zu rufen, wovon ich Sie vorläufig habe benachrichtigen wollen, damit Sie sich dort nach jemand umsehn, dem Sie Ihre Geschäfte übertragen können. Berlin d. 27. Febr. 1810.

1 2

a

Johann Gotthilf Schultze stieg bis zum Oberstleutnant auf und wurde 1817 verabschiedet. Heinrich Ernst Streckenbach war 1807 mit dem Pour le Mérite dekoriert worden. Datum und Adresse in der linken Spalte, dabei ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom 27. Februar. Oben rechts der Vermerk: „ad No 217 Febr.“

254

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

195. [Scharnhorst] an Ribbentrop

Berlin, 27. Februar 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 274 fol. 50r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Dank für Eingabe zu Rangbestimmungen im Kriegskommissariat.

Den 27tn Febr. An den Geh. Kr. Rath Herrn Ribbentropp Hochwohlgeb.a Die Eingabe Ew. Hochwohlgeb. betreffend dieb Rangbestimmung etc. des Krieges Komißariats1 habe ich das Vergnügen gehabt zu erhalten; ich werde die Sache noch weiter untersuchen und dann die nöthigen Schritte bei S.M. dem Könige thun. 196. [Scharnhorst] an Görcke

Berlin, 27. Februar 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 274 fol. 50r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Anfrage zur Aufsicht der Garnisonlazarette.

An den Gen. St. Chirurgen u. Obersten H. D. Goerke Hochw.b Ew. Hochwohlgeb. würde mich sehr verbinden durchc eine gefällige Auseinandersetzung derjenigen Verhältniße, in welchen sich die Divis. Gen.

a

b

1

a b

c

Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges. Oben rechts von Schreiberhand: „ad 261 Febr. 10“ (Journalnummer der in Anm. 1 erwähnten Denkschrift). Verändert aus „den“, danach gestrichen: „Sr. Majestät dem Könige zu machenden Vorschlag ob“. Ein Konzept der Eingabe an den König (Berlin, 22. Februar 1810) und eine beigelegte Abschrift von Ribbentrops „Disposition des General-Krieges-Commissairs über den Betrieb der Militair-Oeconomie Geschäfte im Felde“ sind archiviert a. a. O., fol. 5r–8v bzw. 9r–49v. Unter dem vorangehenden Konzept, vgl. dort Anm. a. Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom 28. Februar. Verändert aus „Ew. Hochwohlgeb. ersuche ich ergebenst um“.

255

Nr. 197

Chir. als Oberaufseher der Garnison Lazarethed zu den Kriegskommissarien der Brigaden der Sache nach befinden, weshalb ich so frei bin, Sie darum ergebenst zu ersuchen. Berlin d. 27. Feb. 10. 197. Scharnhorst an Hüser

Berlin, 28. Februar 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich kommentierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Hüsers Bericht über die Kaperung eines Schiffes vor Kolberg.

Berlin, 28. Februar 1810. Euer Hochwohlgeboren Relation von der Wegnahme des schwedisch-pommerschen Handels-Schiffes Maria-Dorothea1 habe ich richtig erhalten und mit Vergnügen daraus ersehen, daß demselben und den militärischen Behörden dabei kein gar kein Versehen zu Last zu legen ist. Scharnhorst. 198. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 2. März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 32r–33r (2¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Randnotizen, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 28r–29v (4 S.).a Druck: Hahlweg I, S. 123ff.; Klippel III, S. 434f. (unvollständig); Scherbening II, S. 296 (Auszug); Schöning III, S. 197f. (unvollständig), danach Lehmann II, S. 222 (Zitat).b Grundsätze für Artilleriereglement. Vergrößerung der Artillerieprüfungskommission.

d

Verändert aus „der Lazarethe“.

a

Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 12 D Kommandantur Kolberg 155, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Der Bericht (Kolberg, 19. Februar 1810) war früher am selben Ort archiviert. Nach Oestreichs Zusammenfassung betonte Hüser darin, daß es sich nicht um ein preußisches Schiff gehandelt, und daß sich der Vorfall zwar an der Reede, aber nicht unter den Kanonen der Festung ereignet habe.

1

a

b

Auf dem beantworteten Schreiben des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 25. Februar 1810, Präsentationsvermerk vom 2. März). Kleinere Unterschiede sprechen dafür, daß die Fassung bei Klippel und Schöning auf einer nicht erhaltenen Rein- oder Abschrift basiert.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Berlin d. 2. März 1810c An des Pr. August K.H. den 2. März 1810.d Euer Köngl. Hoheit gnädiges Schreiben v. 25t. v. habe ich nebst den Einl[a]gen1 das Vergnügen gehabt zu erhalten. Indem ich mir vorbehalte E. K. H. meine Meinung über die Uebungen noch ausführlich mitzutheilen, will ich auf die andern Punkte Höchstdero gnädigen Schreibens folgendese gehorsamst erwidern.f Ein Exerzierreglement für Fuß u. reit. Artillerie wird nothwendig seyn, und ich zweifle nicht, daß die dazu v. E. K. H. gewählten H. Officiere2 ihren Auftrag nach den herschenden Begriffen selbst vorzüglich gut ausführen werden. Aber ich habe mich bereits gegen E. K. H. über die Ansichten ausgelassen, welche ich von dem Exerzice der Artillerie habe, und wie ich nahmentlich der Meinung bin, daß, wie bei der Infantrie u. Cavallerie, noch mehr bei der Artillrie dieser Theil mit Pedanterien überfüllt ist. Meine Begriffe von Geschützbedienung reduziren die Sache auf wenige wesentliche Dinge, u. alles übrige halte ich für schädliche Spielerei. Man geht bei der Manipulation viel zu sehr ins Detail, und indem man die geringe Summe derg Fähigkeiten des gemeinen Mannes darüber in Anspruch nimt,h wird es unmöglich, daß er das Wesentliche mit einer gewißen Ueberlegung auffaßt. Der Nachtheil, daß man dadurch den Artilleristen zu einem shlechten Automate macht, während man einen verständigen Werkmeister aus ihm bilden sollte, ist nicht der einzige; man erhält durch ein pedantisches Exerzice vielleicht eine größere Geschwindigkeit im Bedienen des Geschützesi

c

d

e f g h i 1

2

Datum von Schreiberhand, rechts vermerkt: „ad No. 14 Maerz“ (Journalnummer des in Anm. a erwähnten Schreibens). Verändert aus „den 28t Febr. 1810.“ Adresse und Datum links neben dem Text, darunter ein mit „Gr.“ signierter Mundierungsvermerk vom 2. März. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „daß ich“. Dieser Absatz fehlt bei Klippel und Schöning. Verändert aus „die geringen“. Folgt gestrichen: „bleibt“. Folgt gestrichen: „beim Exerzieren mit“. Der Prinz hatte Abschriften seiner Instruktion zur Einteilung der monatlichen Artillerieübungen (23. Dezember 1808) sowie seines im Sommer 1809 dem Könige unterbreiteten Aufsatzes „Über die Manöver der Truppen“ übersandt. Letztere ist archiviert ebda., fol. 30r–31v. Der Prinz hatte hierzu die Majore von Holtzendorff (reitende Artillerie) und Braun (Fußartillerie) bestimmt.

Nr. 198

257

in Zeughäusern u. auf Exerzierplätzen, und setzt sich im Gefechte den entscheidendsten Unglüksfällen aus, weil da nur das Einfache und Natürliche geschieht. Diese Ansicht von dem Exerzice möchte wohl hier wie in den meisten andern Artillerien für paradox angesehen werden; ich werde aber shwerlich je eine anderej haben. Es würde mir zum größten Vergnügen gereichen, siek Ew. K. H. ein Mal mündlich und wo möglich praktish beim Geschütz näher zu entwickeln, und ich behalte mir solches mit E. K. H. Erlaubnißl für eine schikliche Gelegenheit vor. Die Vermehrung der Prüfungskommission mit den drey genanntenm Migliedern halte ich für zweckmäßig, nur würde ich aus mehrern Gründen nicht rathen, die Mitglieder in gewißen Fächer einzutheileno, sondern beßer finden, wenn alle bei einer Arbeit concurrirten, so daß sie am Ende im Detaile dem zufällt, der sich unter allenp am meisten dazu eignet.3 Den mir durch den Capit. v. Clausewitz von E. K. H.q bekannt gewordenen Entschluß, die zum Unterricht anwesenden jüngern Leuthe während des Sommers zu den Feldübungen hier zu behalten, finde ich sehr zwekmäßig u. ich glaube nicht, daß weitere Anfragen darüber nöthig sind. Die Artillerie-Modelle der ehem.r Milit. Akd., welche E. K. H. für die Artill. zu haben wünshen, werdens bei der neuen allgem. Milit. Akad. verbleiben müssen; da aber die Art. Akad. einen Theil dieser Milit. Akad. ausmachen wird, so wird der Gebrauch derselben auch vorzüglich für die Artill. seyn.t

j k l m n o p q r s t 3

Verändert aus „ich werde mich aber shwerlich je eines andern“. Der Satz so umformuliert, daß der Teil bis hier an den Anfang kam. Verändert aus „behalte mir solches“. Verändert aus „den beiden vorgeschlagenen“. Verändert aus „die Glieder in“. Statt „ein einzutheilen“. Verändert aus „daß sie am Ende dem zufällt, der sich“. Folgt gestrichen: „gemachten Vorsch“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „müssen“. Bei Klippel folgt noch: „Berlin, den 2ten März 1810. v. Scharnhorst.“ Der Prinz wollte die Kommission in drei Sektionen teilen (1. Geschütze und Fahrzeuge, 2. Pulver und Munition, 3. Organisation und Gebrauch im Felde) und schlug die Kapitäne Streit und Perlitz als neue Mitglieder vor. Tatsächlich wurden 1810 die Kapitäne Johann Christoph von Neander, Perlitz und Ludwig dazu berufen. Vgl. Schöning III, S. 190.

258

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

199. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 2. März 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 21r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Randnotizen, eigenhändig: ebda., fol. 19r–20r (3 S.).a Druck: Hahlweg I, S. 128f., 131; Faksimiledruck des Konzepts (unvollständig): ebda., S. 130. Feststellung des Spielraums von Gewehrläufen.

Berlin d. 2t März 1810 An die 3te Division Allg. Krdep.b In demc von der 3t. Divis. d. K. A. K. mir eingereichten Gutachten über die Modifikationen, welche den Spielraum der Gewehre betreffend zuläßig wär[e]n, bin ich der Meinung der Division, daß die Größe des Calibres zwishen 71/100 u. 73/100 anzunehmen ist, so daß der Zilinder v. 73/100 sich nicht mehr, d[e]r v. 71/100 aber noch hineinsenken läßt. Die beste Art ein Calibre zu meßen schein mir ein Normal Schablon von der beystehenden Figur1 zu seyn, nach welchem die Stempel gemacht werden, u. welches ein abgekurzter Kegel ist, der unten mit etwas weniger als 71 /100 anfängt u. mit etwas mehr als 73/100 endigt. Die Franzosen haben einen Zilinder, der genau das Calibre hat u. etwas länger ist als der Lauf u. ganz hinunter gehen muß, woraus sie dann zugleich erkennen, ob das Gewehr gerade gebohrt ist. Allein in den jetzigen Umständen mochte diese Probe zu schwierigd, u. es wird zureichend seyn, wenn man bei dem von der Divis. angegebenen Grundsatz stehn bleibt. In Rücksicht der Schwere glaube ich kann man aufgeben, daß ein Gewehre 2½ Loth leichter oder 2½ Loth schwerer sey, als es eigentlich bestimmt ist, so daß 5 Loth Verschiedenheit statt finden können. Wollte man weiter gehen, so könnte man höchstens 6 Loth zugeben. Berlin d. 2. März 10.f

a

b

c d e f 1

Auf dem von Neander, Pullett, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 22. Februar 1810, Druck: Hahlweg I, S. 128–131). Datum und Adresse von Schreiberhand am linken Rand, darunter ein Mundierungsund Abgangsvermerk Georges vom selben Tage. Rechts oben der Vermerk: „ad 239 Febr.“ (Journalnummer des in Anm. a erwähnten Schreibens). Verändert aus „Das“. Verändert aus „mochten diese Proben zu schwierig seyn“. Verändert aus „Gewehrlauf“. Datum von Georges Hand. Clausewitz’ Skizze zweimal abgedruckt bei Hahlweg I, S. 130f.

259

Nr. 200

Zu Nr. 199: Eigenhändige Skizze Scharnhorsts für „Eine Normal Schablone, nach dem die Stempel gemacht werden“ (fol. 19v), bezeichnet mit „Grif“, „71“ und „73“. Darüber steht geschrieben: „Ich glaube aber auch, man muß ein[e] ander Art zu messen haben.“

200. Allgemeines Kriegsdepartement an Kleist

Berlin, 2. März 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 12 Nr. 305 fol. 21r (¼ S.): Abschrift, Schreiberhand. Rechtlicher Status von Beurlaubten.

Abschrift Um dem häufigen Anfragen, ob die auf Urlaub befindlichen Soldaten ohne Rücksicht auf ihre Abwesenheit der gewöhnlichen Jurisdiction des Un-

260

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

tergerichts der Garnisonstadt kommen müßen, für die Zukunft vorzubeugen, ist bestimmt und festgesetzt worden, daß wenn der Soldat an dem Orte, wo er sich zur Zeit des Urlaubs aufhält, sein Gewerbe treibt, oder, wenn sonst Gründe vorhanden sind, diesen Ort als seinen Wohnort zu betrachten, der Ort der Garnison nicht als sein Domicilium angesehen werden soll. Außer diesem Fall aber, wo der Ort des Urlaubs den eigentlichen Wohnsitz des Soldaten ausmacht, hat der Soldat und Unterofficier nach dem Inhalt der Allerhöchsten Cabinets Ordre vom 29tn July 1809 seinen Gerichtsstand vor dem Untergerichte der Garnisonstadt. Berlin d. 2tn Märtz 1810. Königl. Preuß. Allgemeines Krieges Departement v.Scharnhorst v.Boyen. An den Königl. Generalmajor p. Herren v.Kleist Hochwohlgebohrn 201. Bericht

Berlin, 4. März 18101

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 88 fol. 29r–v (2 S.): Konzept, eigenhändig. Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Verteidigung von Lübeck. Kapitulationen von Lüneburg, Wismar und Waren.

Auf den Befehl2 der hohen Commission zur Untersuchung der Capitulationen u. s. w.b habe ich die Ehre, folgendes ganz gehorsamst zu berichten.c a

b c

1 2

Nach der „Berlin, den 4. März 1810“ datierten Reinschrift. Die eigenhändig unterschriebene Vorlage (damals im Kriegsarchiv, Verz. 12 No. 55) ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. In der Abschrift: „Kapitulationen u. sonstigen Ereignisse des letzten Krieges“. Am Rande daneben eigenhändig: „Den 4ten Merz 1810 abgeg[ange]n“, wobei diese Deutung des letzten Wortes wohl etwas wahrscheinlicher ist als „abgeg[ebe]n“. Vgl. Anm. a. Die Immediat-Untersuchungskommission hatte am 16. April 1809 (Reinschrift, unterschrieben von Prinz Heinrich, Diericke, Stutterheim, Oppen, Twardowski, Pirch II und Pullet, ebda., fol. 21r) nach den zur Verteidigung des Burgtors an Natzmer, Oswald und den Herzog von Braunschweig-Öls erteilten Instruktionen gefragt, da der Herzog in seinem Bericht (Öls, 14. März 1809, Abschrift ebda., fol. 22r–25v) erklärt hatte, Generalmajor von Natzmer habe die Aufstellung der Truppen vor dem Tor befohlen. Mit einem weiteren Schreiben (vgl. Anm. 10 zu Nr. 370 im fünften Band) übersandte die Kommission Scharnhorst am 20. Oktober auch das Konzept zu ihrem Gutachten über die Kapitulationen von Lüneburg, Wismar und Waren mit der Bitte, sich dazu zu äußern. Beide Sachen blieben monatelang liegen, so daß die Kommission sie am 16. Februar 1810, nun von Berlin aus, anmahnte (Reinschrift, unterschrieben von Prinz Heinrich, L’Estocq, Diericke, Massenbach, Dolffs, Holtzendorff, Pullet und Tippelskirch, fol. 28r).

Nr. 201

1.

2.

261

Auf die Frage, ob der General von Natzmer3 das Commando vor den Burgthore geführt bis er zur Reserve gegangen, ist meine Antwort, daß der General von Natzmer das Commando allgemein von der Stadtd und Garnison geführt und daß ihn dies von den Generale von Blücher übergeben u. der General von Blücher nur nachher sich noch eine kurze Zeit in der Stadt verweilen wollte, um dief Befehle an dieg Divisions Comandant[e]n längst der Trave auszugeben, daß der G. v. N.h also in jeden Fall üb[e]r die Besatzung des Burg Thors das Comando geführt; daß ich aber dem ungeachtet nicht weiß, ob er den H. v. Oels den Befehl, vor das Thor sich mit seiner Besatzung zu stellen, gegeben habe, denn hätte ich diese unsinnige Maßregel, der ich schon vorher mich widersetzt hatte, gewußt, so hätte ich sie hintertrieben.4 i Die Capitulations Berichte von Lüneburg, Wismar und Wahren5 habe ich nachgesehen, ich habe sie, so weit mir die dabei vorgefallen[en] Umstände bekant sind, richtig gefunden, wo ich unbedeutende Fehler bemerkt, habe ich sie der Kürze halber corrigirt, doch sind diese nicht wesendlich, sonst würde ich mich dies nicht unterstanden haben. Über diej lang verzögerte Antwort bitte ich in Hinsicht meiner üb[e]rst[a]ndnen Krankheit u. Geschäft Nachsicht u. Verzeihung, ich hoffe nun auchk in 8 Tagen ein Tagebuch von den Operationen des Blüchersh[e]n Corps im Meklenburgish[e]n bis zur Capit. bei Lübek einreich[e]n zu könn[en].l

202. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 7. März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 36r–39r (6 S.): Konzept, Clausewitz’ und andere Hände, mit eigenhändigem Zusatz. Bemerkungen zu Konstruktionszeichnungen für neue Lafetten. d e f g h

i j k l 3

4 5

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. In der Abschrift: „General der Kavallerie“. Folgt gestrichen: „Parole auszugeben“. Folgt gestrichen: „Corps“. In der Abschrift ausgeschrieben „General v. Natzmer“, ebenso in der Folge „dem Herzog v. Oels“. Davor, irrtümlich nicht gestrichen: „Den Befehl“, auch in der Abschrift der Reinschrift. Folgt gestrichen: „zwischen“. Verändert aus „ich hoffe noch“. Der Abschrift zufolge stand darunter in der Reinschrift die Unterschrift: „Scharnhorst“. Der 1807 verstorbene Hans Christoph von Natzmer (1806 Stadtkommandant von Lübeck) und Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Öls wurden im vierten Band vorgestellt. Vgl. auch Nr. 266 im fünften Band. Teilverbände von Blüchers Korps kapitulierten am 1. November bei Nossentin unweit Waren, am 5. November bei Wismar und am 12. November bei Lüneburg, vgl. Nr. 226 im vierten Band.

262

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

a Eur Kongl. Hoheit danke ich unterthänig für die Mittheilung der Konstruktions-Entwürfe von Lafeten1, welche ich hierbei gehorsamst remittire und mit folgenden Bemerkungen zu begleiten mir erlaube:

Gribeauvalsche Walllafete Die Laffete hat zu viel Eisen und wirdb zu kostbar. Man kann ohne ihr[e]r wesentlich[e]n Daurhaftigkeit zu schaden, ihnen folgendes abnehmen:c 1. die Boltzen 1 und 2 scheinen mir ganz überflüßig; 2. der Boltzen 3; 3. das Blech 4 sowohl unten als oben auf der Lafete; 4. scheinen mir die Nabenbänder 5 ums Doppelt zu breit zu seyn; 5. sind die Schienen 6 auf den Rädern entbehrlich; 6. Die Achsbänder No. 7 zu breit, auch kann das Achsblech wahrscheinlich schwächer seyn. An den Rahm kann auch mehreres Eisenwerk erspahrt werden: 1. der Boltzen No. 1; 2. der Boltzen  2; 3. statt der Krampen und Boltzen No. 3 kann man sich einfacher Boltzen bedienen; 4.) statt der Boltzen No. 4 braucht man nur einen Boltzen in der Mitte der Boltzen No. 4. 5. Die Boltzen 5 5 kann man erspahren oder statt 2er nur einen hier brauchen. Alles Eisenwerk brauchtd nur schwach zu seyn, weil das geschmiedete Eisen eine ungeheuere Cohision hat. Auch die Protze zu[r] Gribeauvalshen Wall Lafete scheint einen zu starken Beschlag zu haben; die Eisen 1, 2 und 3 scheinen gäntzlich überflüßig zu seyn, so auch die Schienen 4, die Einfaßung des Sattels 5. Endlich scheinen die Nabenbänder auch breiter zu seyn, als es nöthig ist. Auch möchten die Boltzen 6 überflüßig seyn, da die Bänder 7 das Ganze hinlänglich verbinden und die Bänder 8 die Steife von selbst ergeben.

a

b c d 1

Der erste Absatz (mutmaßlich von Clausewitz’ Hand) in der linken Spalte hinzugesetzt. Darunter ein Mundierungsvermerk vom 7. März. Verändert aus „kömt“. Dieser Absatz und seine Überschrift von Scharnhorsts Hand. Statt „brauchen“; der Satzanfang verändert aus „Alle Eisenwerke brauchen“. Vgl. das diesbezügliche Schreiben des Prinzen (Berlin, 2. März 1810) ebda., fol. 34r– 35v.

Nr. 202

1. 2. 3. 4. 5.

263

Gewöhnliche Wall Lafete eines 12웩ders Die Bleche 1 und 2 sheinen überflüßig; der Boltzen 3; die Boltzen 4 und 5, wenn man den den Boltzen X und Y eine andre Richtung giebt; die Bleche 6 und 7 scheinen sowohl oben als unten überflüßig; die Nabenbänder 8 sheinen um ein Doppeltes zu breit zu seyn, auch die Achs-Eisen und Achs-Bänder scheinen überflüßiges Eisen zu haben. Kasematten Lafeten für einen 3웩der. Der Drehboltzen sollte eigentlich in einem 2n Riegel seyn, weil sonst dadurch Nachtheil entstehet, der hier auszuführen zu weitläuftig ist. In dieser Lafete ist das Eisenwerk auf eine geschickte Art gespahrt und alles zweckmäßiger als bey den Gribeauvalshen nachgeahmten Lafeten, indessen brauchten die Boltzen 1, 2, 3, 4 nur etwa ½ Zolle starck zu seyn, außer an den Köpfen und Schrauben, wo sie dann stärcker seyn muß. Ob die Block-Räder einen Beshlag brauchen, bin ich nicht im Stande zu bestimmen. Auch möchte man statt der beyden Boltzen b, b mit einem in der Mitte fertig werden, wenn man sich übrigens rechts und links eines hölzernen Nagels bediente. Die Achsbügel a und die Pfanne brauchen bey diesem 3웩der nur sehr schwach an Eisen zu seyn. Die Verbindung des Holtzes sheint sehr zweckmäßig zu seyn. Die Wall-Lafete u. derf Rahm für einen 3웩der scheint so zweckmäßig in Rücksicht auf Erspahrungg und überhaupt so gut eingerichtet zu seyn, daß sie besonders in Hinsicht des Einfachen den Vorzug vor der Gribeauvalschen verdient, zumahl da die Lafete auch ohne Rahm auf eine Bettung zur Noth gebraucht werden kann. Es würden daher vielleicht auch andere Kaliber auf dieser Lafete sowohl in den Flanken unter freyen Himmel, als auch sonst da gebraucht werden konnen, wo Rahm-Lafeten wichtig sind. Vielleicht könnte man bey einiger Erhöhung der Räder sie auch bey 12웩dern zu den Gebrauch bey flachen Schi[eß]sharten gleich den Gribeauvalshen anwenden; in dem Fall würde es aber nothwendig seyn, gleich eine solche Wall-Lafete und Rahm machen zu laßen, welches ohne weitere Anfrage

e f g

Verändert aus „1/3 Zoll“. Verändert aus „Die Wall-Lafete unter“. Verändert aus „zweckmäßig für die Erspahrung“, danach gestrichen: „die Verhältniße“.

264

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

von einem Mitgliede der p. Kommission gleich übernommen werden könnte, und eilig zu betreiben wäre, wo denn 8h Räder gemacht werden, 4 hohe und 4 niedrige. i Was die Bemerkung E. K. H. betrift, daß man keine zu große Geschiklichkeit in Shanz- u. Sapierarbeiten von der Artillrie fordern müsse, so muß ich aus Furcht mißverstanden zu seyn gehorsamst erwidern, daß bei der Art, wie ich die Theilnahme an diesen Uebungen bestimt, wohlj nicht zu fürchten ist, daß eine zu große Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand verwendet werde. Uebrigens ist die Artillrie früher hier zu Erdarbeiten besondersk bestimt gewesen, wie Ew. K. H. wißen, u. man kann ihr die Kenntniß davon auch wirklich nie ganz erlassen, theils weil Erdarbeit keinesweges ein der Artillrie selbst fremder Gegenstand ist, theils weil es oft an eigentlichen Pioniren fehlt u. man in solchen Fällen doch zunächst zum Artill. seine Zuflucht nehmen wird. Uebrigens bin ich sehr E. K. H. Meinung, daß der Artill. mit nichts fremdartigen beschäftigt werden müsse; nur was er als Artillerist zu wißen braucht, soll er erlernen; demgemäß ist auch zb. das Exerzice mit dem Gewehr v. S. K. M. durch frühere Verordnungen, wie E. K. H. wißen, ausdrücklich beschränkt worden. Wegen der Anweisung des Gehaltes für den St.Capt. v.Perlitzl, werde ich das Nöthige bei dem Milt. Oek. Dept. veranlaßen.2 m Uebrigens trete ich ganz der Meinung Ekh. bei, daß es zwekmäßig sey, wegenn Anfertigung der Festungslafeten sowohl als der Wagen die genannteno Mitglieder der Artillerie Prüfungs Commißion, als den Major Schulz, Capt. Heuser und Lieutenant Thiedeke3 zu beauftragen, u. werde ich deshalb an die 3te Divis. schreiben. Berlin den 7n Maerz 1810.

h i j k l m n o 2

3

Verändert aus „4“. Das Folgende von Clausewitz’ Hand. Folgt gestrichen: „keine zu große Ver“. Verändert aus „zu dergleichen Erdarbeiten nie“. Verändert aus „Was die [...] betrift“. Das folgende von einer anderen Hand. Zunächst gestrichen: „Was die“. Verändert aus „zur Ausführung der“. Verändert aus „der Wagen einige“. In seinem Schreiben erwähnte der Prinz, sein Adjutant Perlitz habe zwar schon die Anweisung für seine Fourage, aber noch nicht sein Gehalt erhalten. Johann Carl Schultze, Johann Heuser und Julius Heinrich Tiedecke wurden in früheren Bänden vorgestellt.

Nr. 203

203. Immediatbericht

265 Berlin, 8. März 1810

GStA PK, I. HA Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 4975 (4 S.): Abschrift, Schreiberhand. Übersendung des neuen Servis- und Einquartierungsregulativs. Die dabei beobachteten Grundsätze.

Copie Berlin den 8t März 1810. An des Königs Majestät

1.

1

Die bisherigen Einrichtungen des Servis und Einquartierungswesens sind bei den in der Militair Verfassung, so wie in dem Verhältnisse der Städte eingetretenen Veränderungen kaum nothdürftig hingehalten worden, da alles, was seit dem zum Theil besonders für die größern Garnisonstädte, namentlich Berlin, Breslau u. Königsberg i./Pr., zum Theil im Allgemeinen mit Rücksicht auf die früherhin gegebenen Verordnungen und das damalige Bedürfniß zur Verbesserung deßelben geschehen ist, keinen ganz befriedigenden Erfolg gehabt hat. Es werden vielmehr fortwährend von Seiten des Militairs über mannigfaltige Mängel, von Seiten der Communen in den Garnisonstädten über zu große Belästigung dringende Beschwerden geführt; und so wie sich durchaus die Ueberzeugung ergiebt, daß nur durch ein allgemeine gründliche Reform dieser Partie geholfen werden kann, so haben wir es für unsere Pflicht gehalten, den Gegenstand in seinem ganzen Umfange einer gemeinschaftlichen Berathung zu unterwerfen. Deren Resultate sind in dem Entwurfe eines Regulativs über das Servis u. Einquartierungswesen zusammengetragen, den Ew. Königl. Maj., wir, nachdem durch die Section im Ministerium des Innern für die Gesetzgebung ihr Gutachten darüber abgegeben hat, in der Anlage zur Allerhöchsten Genehmigung und Vollziehung ehrfurchtsvoll überreichen.1 Ueber unsere Absichten erlauben wir uns folgende kurze Rechenschaft: Bis jetzt hatte nicht nur fast jede Provinz ihre eigene Verfassung, sondern es bestanden auch daneben noch besondere, wieder ganz verschiedene Einrichtungen für einzelne Städte. Dabei gerieth einerseits das Militair durch Garnisonveränderungen, vorzüglich bei solchen, die mit einer Verlegung in eine andere Provinz verknüpft waren, in neue Verhältnisse, die, wenn sie Verbesserung gewährten, stillschweigend angenommen wurden, im entgegengesetzten Falle aber zu lauten Klagen Ein Exemplar der vollzogenen Fassung befindet sich im selben Faszikel: Allgemeines Regulativ über das Servis- und Einquartierungs-Wesen. De Dato Berlin, den 17ten März 1810. Nachdruck: Gesetzsammlung 1806/1810, S. 649–659.

266

2.

3.

4.

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

und Mißhelligkeiten Veranlassung gaben; und andererseits w[ur]de die Leistung nicht gleichmäßig vertheilt, indem die stärker belasteten Provinzen, da die aus Staats Kassen gezahlten Servis Zuschüsse nicht vollständige Ausgleichung bewirken konnten, mehr aufbringen mußten als die minder bequartirten. Wir haben deshalb der neuen Einrichtung, um diese Mängel zu vermeiden, bei Beobachtung der möglichsten Einfachheit, allgemeine Gleichförmigkeit gegeben und sämtliche Städte der Monarchie in eine Societät zusammen gezogen, so daß wenigstens in Ansehung des Geldbedürfnisses die Provinzen, in welchen viel Militair steht, von den andern, die minder belegt sind, übertragen werden. Es fehlt fast überall an erschöpfenden festen Bestimmungen über den Anspruch des Militairs, besonders rücksichtlich des Quartier Gelasses bei Natural Einquartierungen, imgleichen der Garnison Einrichtung; und die etwa vorhandenen Festsetzungen passen nicht mehr für das Bedürfniß nach der jetzigen Verfassung des Militairs. Deswegen sind darüber mit Rücksicht auf diese ausführliche Grundsätze festgestellt. Da die Staatskassen ferner weder Servis Zuschüsse gewähren, noch die Kosten für Garnison Einrichtungen, z. B. Wachen, Lazarethe pp. bestreiten können, so hat der Servisfonds auch für alle Erfordernisse in Anspruch genommen werden müssen. Die Quartier und Stall Servis Sätze sind mit Unterscheidung der Cavallerie u. Infanterie in zwei Abtheilungen, nemlich a.) für die großen -----------b. für die mittlern u. kleinen Städte anders regulirt, um sie zu einer angemessenen Entschädigung zu erheben. In der Ausführung ist die Servis u. Einquartierungs-Angelegenheit als Communal Sache der Städte dargestellt. Im ganzen haben wir übrigens bei der Zusammenstellung des ehrfurchtsvoll angetragenen Regulativs die früheren von Ewr. Königl. Maj. beifällig aufgenommenen Vorschläge der Militär Reorganisations Commission beachtet, und dürfen uns also um so mehr mit der Hoffnung schmeicheln, daß Allerhöchst Dieselben die projectirte neue Einrichtung danach huldreichst zu genehmigen geruhen werden, als die Haupt-Grundsätze auch bereits bei der vorläufigen Verbesserung des Servis und Einquartierungs Wesens für Königsberg i/Pr. in Anwendung gekommen sind. Berlin d. 8 März 1810. Altenstein. Dohna. Scharnhorst.



5.

Nr. 204

267

204. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 10. März 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 252 fol. 12r–v (1¼ S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. Beanstandung von an die Garde gelieferten Gewehren.

Privatim Berlin den 10t Merz 1810. An Eine Koenigl. 3t Division des algem. Kriegs Departements.a Se. Majestät der Koenig haben Höchst-Selbst mißfällig wahrgenommen, daß die dem Regiment Garde zu Fuß jetzt kürzlichb aus Potsdam gelieferten neuen Nothhardschen Gewehre nicht allein grader und schlechterc im Anschlage geschäftet sind als die älteren, welche das Regiment bereits gehabt hat, sondern daß auch mehrere der neueren wiederum von kleineren Caliber als festgesetzt, also unter 60/100 Zoll sein sollen Der Koenigl. Division trage ich demnach auf Allerhöchsten Befehl hiemit auf, sogleich genau untersuchen zu lassen, ob diese Gewehre durch die Gewehr Abnahme Commission nicht gehörig revidirt, oder warum dargleichen fehlerhafte Gewehre angenommen sind. Die zuletzt gelieferten neuen Gewehred würden sodann durch das Regiment Garde nochmals genau zu recherchiren und die fehlerhaft befundenen sogleich an die Fabricke zurück zu geben sein, um die gerügten Mängel abzuhelfen oder die ganz unbrauchbaren Gewehre gegen anderee von gehöriger Beschaffenheit auszutauschen.1 Berlin den 10t Merz 10. Namens d.H. Generals v. Scharnhorst v.Rauch 10.

a

b c d e 1

Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk vom selben Tage. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Die Gewehre“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Ein von Schmidt und Leithold unterschriebener Bericht der 3. Division über die abermalige Revision der Nothardtschen Gewehre der Garde (Berlin, 9. Juli 1810, ebda., Nr. 46 fol. 47r) wurde durch ein eigenhändiges „O. L. v. R.“ an Rauch weitergeleitet, laut Clausewitz’ Vermerk am 17. Juli.

268

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

205. Schuldenanerkennung

Berlin, 10. März 1810

Familienbesitz Gut Bordenau (1 S.): Abschrift von Julie Wallmann (verh. Kahle). Druck: Linnebach, S. 414.

Nachdem ich laut Testament meines seligen Bruders, des Fähnrich Wilhelm Scharnhorst, der Erbschaftsmasse mit einer Schuld von fünf tausend Thalern in Golde auf meinem Gut verhaftet bin und diese Schuld auf meinem Gut erkenne, so verspreche ich dem Erben meines seligen Bruders, des in darmstädtischen Diensten gestandenen Majors Heinrich Scharnhorst, den auf ihn laut Testament fallenden Antheil von zwölf hundert und fünfzig Thalern in Golde nach einer beiden Theilen freistehenden ganzjährigen Loosung in einer unzertrennten Summe durchs Gut auszuzahlen, bis dahin aber jährlich, und zwar vom heutigen Tage an, mit 4 pro Cent zu verzinsen.1 Zur Sicherheit auf die erwähnten 1250 rthr. in Golde nebst Zinsen und etwannigen Kosten sezze ich meinem Gläubiger mein zu Bordenau Amts Neustadt belegenes adliches Gut zur Hypotheke, weil nur auf dieses und nicht persönlich auf mich die Schuld haftet. So geschehen Berlin den 10ten März 1810.2 G. J. D. v. Scharnhorst. General-Major. 206. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 11. März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 39r–v (1½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Randnotizen, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 33r;a Abschrift, maschinenschriftlich mit handschriftlichen Korrekturen, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.b Druck: Hahlweg I, S. 154ff. Bemerkungen zu von der Artillerieprüfungskommission besprochenen Gegenständen.

1

2

a

b

Da von Heinrichs Erben nur im maskulinen Singular die Rede ist, ist mutmaßlich sein einziger Sohn Wilhelm Gerhard August gemeint. Zur Familie vgl. Anhang 1. Linnebach mißtraute dem Datum und meinte, die Vorlage sei „vielleicht“ 1811 geschrieben worden, doch spricht nichts gegen eine Entstehung 1810. Auf dem beantworteten Schreiben des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 7. März 1810, Druck: Hahlweg I, S. 154f). Zu Beginn heißt es: „Uebersendet die Gegenstände, die er der Prüf. Commißion aufgegeben.“ Die Vorlage, mutmaßlich ein Auszug aus der Reinschrift, befand sich im Heeresarchiv, Rep. 10 A K. 20 Pak. 28, und ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

Nr. 206

269

An den Prinz August K. H.c Euer Königl. Hoheit danke ich unterthänig für die Mittheilung der der Prüf. Commiss. vorgelegten Gegenstände1, die ich vollkomen zwekmäßig gewählt finde. Ich will dabei nurd gelegentlich mir einige Bemerkungen erlauben. Das franz. Hebezeug ist mechanisch das vortheilhafteste, allein es wirkt gar zu langsame. Die Franzosen kommen selbst davon zurük u. werden es abschaffen. Die Höhe der Räderf braucht sich meiner Ueberzeugung nach nicht anders nach dem Fahrzeuge zu richten, als daß sie von der Weite der Spur (des Geleises) und von der Höhe der Last, welche das Fahrzeug führen soll, abhängt. Die Kanonen Wischer beim Exerciren können mit Schaaffell überzogen seyn: das leistet hier die beabsichtigten Diensteg u. kostet äußerst wenig. Was die Congrevshen Raketen2 betrift, so halte ich sehr wenig von ihrer größern Wirksamkeit als Brandgeshoß u. als Wurfgeshoß, um sie abzufeuern würdeh eben so gut jede andere Rakete dienen, der man eine eiserne Spitze gäbei u. die man horizontalj abfeuerte.k Die für die reit. Art. vorgeshlagenen leichten Sielen der Reitpferde scheinen mir allerdings für alle Pferde nützlich zu seyn, denn theils kann man nicht berechnen, wie viel Pferde man in einzelnen Fällen zum Vorspannen nöthig hat, besonders wenn man die, welche ganz ermüden, eine Zeit lang ledig gehen lassen will, theils aber ist jene Einrichtung vorzüglich deswegen so wichtig, weil man gar nicht bespannte Geschütze u. Fahrzeugel in außerordentlichen Augenbliken damit fortshaffen kann. So wenn eine Battrie

c

d e f g h i j k l 1

2

Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom 11. März. Oben rechts vermerkt: „ad No. 99 Maerz“. Folgt gestrichen: „im V“. Verändert aus „allein es geht zu viel Zeit verlohren als die“. Folgt gestrichen: „kann“. In Oestreichs Abschrift: „den beabsichtigten Dienst“. Verändert aus „dient“. Folgt gestrichen: „denn einge gewöhnliche“. Folgt gestrichen: „abshöße“. Oestreichs Abschrift endet hier, es folgt nur noch die Unterschrift „von Scharnhorst“. Verändert aus „gar nicht bespannte Fahrzeuge“. Vgl. die dem Schreiben an Scharnhorst beigelegte Denkschrift des Prinzen (Berlin, 7. März 1810, ebda., fol. 34r–38v; Auszug: Hahlweg I, S. 154f.). Der britische Artillerist und Ingenieur Sir William Congreve (1772–1828) entwickelte 1804 neuartige Brandraketen, die erstmals 1806 bei der Beschießung von Boulogne zum Einsatz kamen und mit denen man 1807 Kopenhagen in Brand schoß. Gelegentlich wurden sie auch im Felde verwendet, so bei Leipzig und Waterloo. Congreve erfand außerdem Verbesserungen im Schleusen- und Kanalbau sowie ein Mehrfarbdruckverfahren.

270

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

schon ein Mal in Feindes Hände gewesen u. wieder erobert oder sons[t] stehn geblieben ist, so wenn man feindlich Geschütz erobert u. andre Fälle mehr. Uebrigens wird 1 Paar solche Sielenm vermutlich noch keine 5 rth. kosten. Berlin d. 11. März 10n 207. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Berlin, 11. März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 7r–8r (3 S.): Regest, Georges Hand.a

Resp.: In Rüksicht der von ihm angezeigten Gründe sehe man sich veranlaßt, ihn so lange als möglich nicht aus seiner jetzigen Stelle zu ziehen. Berlin d. 11. März 1810. 208. Scharnhorst an Roeder

[Berlin], 11. März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 11r–12r (2½ S.): Regest, Georges Hand.a

Geant.: In Rüksicht der angezeigten Gründe würde man den Major Braun so lange als möglich bey seinen jetzigen Geschäften belaßen. D. 11. März 1810. 209. Immediatbericht

Berlin, 12. März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Friedrich Wilhelm III. B VI 26 fol. 20r–21v (3¼ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Abschrift, Schreiberhand: ebda., Nl Hardenberg Nr. H 3½ Bd. I fol. 2r–3v (4 S.).a Druck: Scheel/Schmidt, S. 568ff. Ansichten des Ministeriums zur außenpolitischen Lage und zur Möglichkeit territorialer Konzessionen an Napoleon.

m n

Verändert aus „Uebrigens können diese Sielen keine 5 rth.“ Datum von Schreiberhand.

a

Auf der ersten Seite eines dreiseitigen Schreibens Brauns an Scharnhorst (Neiße, 3. März 1810), in dem der Major ausführte, warum er in seiner Position in Schlesien nicht zu ersetzen sei.

a

Auf der ersten Seite eines Schreibens Roeders an Scharnhorst (Breslau, 4. März 1810), in dem dieser sich für Brauns Verbleib in Schlesien einsetzte.

a

Mit Bleistiftmarginalien Hardenbergs.

Nr. 209

271

b

In der heute abgehaltenen Conferenz haben wir die letzten Eröfnungen Frankreichs und die Beschlüße, welche sie von Seiten Ew. Königlichen Majestät nothwendig zu erfordern scheinen, in nochmalige reifliche Erwägung gezogen, und wir eilen unserer Pflicht gemäß, Allerhöchstdenselben das Resultat unserer Berathschlagung in Folgendem allerunterthänigst vorzutragen. Ew. Königlichen Majestät geruhen Sich zurück zu erinnern, daß wir bereits in unserm letzten Berichte den Grundsatz aufgestellt haben, daß die Existenz des preußischen Staates nur durch die engste Verbindung mit Frankreich gesichert werden könne und für diesen Zweck jedes Opfer gerechtfertiget sei. Von diesem Grundsatze sind wir auch bei unserer gegenwärtigen Berathung ausgegangen. Der Kaiser Napoleon bestehet in Ansehung der Contributionen auf strenge Erfüllung der Tractate. Diese ist, zumal bei der durch die Conjuncturen mißlich gewordenen holländischen Anleihe1, deren Erfolg ganz in seinen Händen stehet, schlechterdings unmöglich. Daß Preußen das Verlangte in der Art, wie es verlangt wird, nicht zu leisten vermöge, kann dem französischen Hofe selbst nicht unbekannt sein. Wahrscheinlich war dessen geheime Absicht schon längst darauf gerichtet, Ew. Königlichen Majestät zu dem Anerbieten einer Territorial-Cession als letzten Auskunfts-Mittels zu bewegen. Wenigstens ist, daß jetzt diese Absicht obwalte, durch die mündlichen Aeußerungen des Herzogs von Cadore2 gegen den General von Krusemarck fast außer Zweifel gesetzt. Indessen bleibt doch noch die Möglichkeit des Gegentheils. Auf die sichere Erforschung dieses Punkts kommt alles an. Preußen hat weder durch sich selbst, noch durch seine politische[n] Verbindungen die Macht, jene Absicht, falls sie, wie wir besorgen, würklich vorhanden ist, zu vereiteln, denn Rußland, sein einziger Alliirter, wird es gegen Frankreich, welches den Schein des Rechts für sich hat, nicht in Schutz nehmen wollen und würde es nach unserm Dafürhalten auch nicht können. Ein Zerfallen dieser beiden Mächte wäre unter den gegenwärtigen Umständen für uns das größte Unglück. Ist nun aber einmal einer Loskaufung Preußens durch eine TerritorialAbtretung auf keine Weise auszuweichen, so scheint es uns von höchster Wichtigkeit,

b

1

2

In der Abschrift zunächst Datum und Adresse, darunter ein Mundierungsvermerk und die Angabe, daß die Eingabe zusammen mit „des v. Scharnhorst Schreiben vom 14t Merz“ abgesandt worden sei. Staatsrat Barthold Georg Niebuhr hatte in langwierigen Verhandlungen eine Staatsanleihe bei holländischen Banken zustandegebracht (Oktober 1809), die am 5. Januar 1810 das erforderliche Placet von König Louis erhielt. Zu weiteren Auslandsanleihen kam es vor den Befreiungskriegen nicht mehr. Jean-Baptiste Nompère de Champagny, französischer Außenminister von 1807 bis 1811, wurde im fünften Band vorgestellt.

272

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

1.)

alles aufzubieten, damit der Werth derselben den Betrag unserer Schuld möglichst wenig übersteige; wir sagen möglichst wenig, weil, so wie die Dinge sich zu gestaltn drohen, bedeutender Nachtheil wohl auf jeden Fall unabwendbar sein dürfte; 2.) sie dazu zu benutzen, die engste Verbündung mit Frankreich zu begründen und ein völlig reines Verhältniß Preußens nicht nur mit diesem Kaiser-Staate, sondern auch mit seinen Verbündeten, namentlich mit Sachsen und dem Herzogthum Warschau wieder herzustellen. Unter dieser Bedingung wäre eine Territorial-Cession, so wenig wir auch sonst dazu rathen könnten, allerdings sehr zu verantworten. Beides, sowohl die Erforschung der wahren Absichten des Kaisers als eventualiter die Erreichung der eben angeführten Zwecke erfordert aber die ganze Kunst eines geübten, besonnenen, von dem Gange der bisherigen Unterhandlungen gründlich unterrichteten, treu und gewißenhaft ergebenen Negociateurs. Nur einem solchen könnten Ew. Majestät mit Ruhe die uneingeschränkte Vollmacht anvertrauen, mit der er durchaus ausgerüstet sein muß, wenn er ohne Zeit-Verlust handeln, abschließen und retten soll, was bei der kritischen Lage, worin wir uns befinden, und der zu immer ausgedehnteren Benutzung derselben geneigten Sinnesart des Kaisers noch möglicher Weise zu retten ist. Wäre der Zweck der engsten Verbindung mit Frankreich, einer Verbindung, die ohne alle Ausnahme, also auch gegen Rußland, wenn es gefordert würde, geschloßen werden müßte, auf andere Bedingungen als der einer Territorial-Cession, z. B. durch Zahlungs-Modalitäten, Ministerial-Veränderungen, Armée-Reductionen p.p. zu erhalten, so würde dieses unbedenklich vorzuziehen, und also der Auftrag des Négociateurs hierauf mit zu richten sein. Immer wäre demselben aber die unbeschränkteste Authorisation und Vollmacht zu ertheilen. Zu diesem eminent wichtigen Auftrage, mit welchem jener, dem Kaiser zu seiner Vermählung3 Glück zu wünschen, leicht zu vereinigen wäre, können wir Ew. Königlichen Majestät niemand mit pflichtmäßiger Ueberzeugung in Vorschlag bringen als einzig unsern mitunterzeichneten Collegen, den Grafen von Goltz. Sollten Ew. Königlichen Majestät seine Sendung nach Paris zu beschließen geruhen, so würde in der dem Grafen von St. Marsan4 auf dessen Note vom 7ten Maerz zu ertheilende Antwort der Punct eines für die restirenden Contributions-Gelder zu gebenden Aequivalents gar nicht berührt, sondern auf jene Sendung blos hingewiesen und die weitere Verhandlung ganz dem Grafen von Goltz vorbehalten bleiben können. Wir legen einen in dieser 3 4

Die Hochzeit mit Erzherzogin Maria Luise fand am 2. April 1810 statt. Antoine-Marie Philippe Asinari, Graf von Saint-Marsan, der aus dem fünften Band bekannte französische Minister in Berlin.

273

Nr. 210

Voraussetzung abgefaßten Entwurfc zur Antwort zu Ew. Königlichen Majestät höchsten Prüfung allerunterthänigst hiebei. So sehr übrigens ich, der Cabinets Minister Graf von Goltz, durch das ehrenvolle Vertrauen meiner Collegen gerührt bin, so wenig kann ich verschweigen, daß ich die Uebernehmung jener Mission, deren Resultate sich nur zu leicht berechnen laßen, als ein dem Dienste Ew. Königlichen Majestät gebrachtes schmerzliches Opfer ansehen müßte. Mit Resignation werde ich dieses aber bringen, wenn Allerhöchstdero Befehl mich dazu beruft. Berlin den 12ten Maerz 1810d An Seine Königliche Majestät unsern allergnädigsten Herren. Goltz. Altenstein

Dohna

Beyme.e

Scharnhorst

210. Allgemeines Kriegsdepartement an die 2. Sektion des Außenministeriums Berlin, 13. März 1810 GStA PK, III. HA MdA Abt. I Nr. 524 fol. 60r–v (2 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Forderungen mecklenburgischer Schiffer wegen des erzwungenen Transports von Angehörigen des Schillschen Korps.

Einer Hochlöblichen zweiten Section des Ministerii der auswärtigen Angelegenheiten erwidern wir auf das geehrte Schreiben vom 6. d.1 in ganz ergebenster Antwort, wie wir zuvörderst mit der Hochlöblichen Section ganz dahin einverstanden sind, daß dem diesseitigen Gouvernement auf keine Weise die Zahlung einer so bedeutenden Summe für die Fracht und Entschädigung an diejenigen Schiffer aufgebürdet werden könne, welche im Hafen zu Warnemünde von den Ueberresten des Schillschen Corps gewaltsam gezwungen wurden, selbige mitzunehmen. Es würde diese Forderung vielmehr ganz in die Cathegorie aller derjenigen gehören, welche überhaupt von auswärtsher in Bezug auf den Streif-

c

d

e

1

Dazu am Rande ein schräger Strich. Eine Abschrift dieses Entwurfs befindet sich im Nachlaß Hardenberg, a. a. O., fol. 4r, dort vom Schreiber vermerkt: „NB. Diese Angabe ist eigenhändig vom Groß Kanzler Beyme geschrieben“. Das folgende mit Respektabstand am unteren Rande der letzten Seite. Ein Respektstrich verbindet die Jahreszahl mit der Unterschrift des Grafen von der Goltz. In der Abschrift sind die ersten vier Unterschriften auf den 13. März datiert. Vgl. das von Nagler unterschriebene Konzept ebda., fol. 59r–v. Es ging um die Entschädigungsansprüche mecklenburg-schwerinscher Schiffer, die von Schillschen Soldaten gezwungen worden waren, sie nach Swinemünde zu segeln.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

zug des Majors v.Schill2 entweder schon gemacht sind oder noch gemacht werden könnten; Forderungen, die unsererseits wohl niemals anerkannt werden dürften, da die Regierung die ganze Schillsche Unternehmung förmlich desavouirt hat und für alle daraus hervorgegangenen Unglücksfälle unmöglich Entschädigungen leisten kann. Die zu Swinemünde debarquirten Ueberreste Schillscher Mannschaften befanden sich in einem höchsttraurigen, hülfsbedürftigen Zustande, ohne Lebensmittel pp. und die Mecklenburger Schiffer können es noch als ein besonderes Glück betrachten, daß jene Unglücklichen die Landung in Swinemünde verstattet worden ist, weil sie sonst die Schiffer gezwungen haben würden, sie anderwärts ans Land zu setzen und noch länger mit ihnen in See herum zu kreuzen, wobei sie leicht noch mehr, ja vielleicht alles verloren haben würden. Die in Swinemünde gelandeten Militair Effecten, welche jene Mannschaft[en] mitgebracht haben, waren übrigens, wie die beigehende Nachweisunga näher besagt, nicht allein sehr unbedeutend, sondern selbst größtentheils völlig unbrauchbar und verdorben und bei weiten nicht den 4. oder 5ten Theil der Summe werth, welche die Mecklenburg Schwerinsche Regierung jetzt für Fracht und Entschädigungskosten fordert, dergestalt, daß an deren Verlust wenig oder gar nichts gelegen gewesen wäre. Einer Hochlöblichen zweiten Section des Ministerii der Auswärtigen Angelegenheiten remittiren wir demnach das uns gefälligst mitgeteilte Schreiben des Herzoglich Mecklenburg-Schwerinschen Ministeriib, indem wir Demselben zugleich die hierin weiter erforderliche Verfügung ergebenst anheim stellen.3 Berlin den 13. März 1810. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement. Scharnhorst v.Rauch. An Eine Hochlöbliche zweite Section des Königlichen Ministerii der Auswärtigen Angelegenheiten. hieselbst.

a

b

2 3

Dazu am Rande ein schräger Strich. Die von Oberst von Bömcken (Kolbergsches Infanterieregiment) unterschriebene Nachweisung der vorgefundenen Kanonen, Gewehre, Waffen und anderen Gegenstände ist archiviert ebda., fol. 61r. Dazu am Rande ein schräger Strich. Er verweist auf das vom leitenden Minister August Georg von Brandenstein unterschriebene Schreiben (Schwerin, 17. Februar 1810) ebda., fol. 57r–58r. Zu Ferdinand von Schill und seinem gescheiterten Unternehmen vgl. den fünften Band. Naglers Konzept zur Antwort an das Schweriner Ministerium (28. März 1810) befindet sich ebda., fol. 62r–v.

Nr. 211

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211. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 13. März 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 252 fol. 13r–v (1¼ S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. Lieferung krummgeschäfteter Gewehre an die Westpreußischen Grenadiere.

Privatim An die 3t Division des algem. Kriegs Departements.a Der General Major p. v. Kleist hat in dem letzten an Sr. Majestät dem Koenige abgestatteten 2monatlichen Bericht über den Zustand der Niederschles. Brigade angezeigt, „daß das West-Preuß. Grenadir Bataillon zu Crossen noch nicht krumm gekolbte Gewehr genug hätteb, um das 3t Glied damit versehen zu können, u. daß die dieserhalb beim Bataillon getroffenen Veranstaltungen nurc sehr langsam zum Zweck führen würden.“ Der Koenigl. 3t Division trage ich demnach auf, dem gedachten Grenadir Bataillon etwa 180 Stück dergleichen Infanterie Gewehre alter Art, welche jedoch gehörig gut im Stande sein und bequem im Anschlage liegen müßen (in so fern dergl. im hiesigen Depot vorräthig sind) fordersamst zuzusenden, und dagegen die im Bataillon befindlichen grade geschäfteten Gewehre einzutauschen. Es versteht sich jedoch dabei von selbst, daß diesed von dem Bataillon einzutauschenden Gewehre sonst in guten u. brauchbaren Zustande befindlich sein müßen. Berlin den 13t Merz 1810. Namens d.H. Generals v. Scharnhorst v.Rauch 13. e

Man wird vorher mit dem Bataillon sich einverstehen, ob es noch 180 Gewehre bedarf.

a

b c d

e

Die Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk vom selben Tage. Verändert aus „nicht mit genug krumm gekolbten Gewehr versehen wäre“. Folgt gestrichen: „erst“. Das Folgende verändert aus „einzutauschenden Gewehre in guten Zustande befindlich sein müßen.“ Das Folgende von der Hand eines anderen Schreibers, am Rande bezeichnet: „Eigenhändige Bemerkung im Mundo des Herrn General Majors von Scharnhorst Hochwohlgeboren.“

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

212. Scharnhorst an Diericke

[Berlin, 14. März 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 166 fol. 3r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand. Gelehrte Mitglieder von Prüfungskommissionen.

An den Gen. Leutn. von Dierke.a Auf Ew. p. geehrtes Schreiben v. 10t d. M.b erwidere ich ganz ergebenst, wie ich allerdings mit Ew. Ex. der Meinung bin, daß die zumc Officiers Examen bestimte Commission allerdings aus dem Gelehrten Stande einige dafür besonders salarirte Mitglieder haben müsse, weil diesem Geschäft viel Zeitd, Mühe u. Kenntnisse gewidmet werden müssen. Da es übrigens nur eine solche Kommission im ganzen Staate giebt, so würde dieß kein großes Objekt in der Ausgabe machen. Bei dene zum Portepeefähnr. Examen bestimmten Comiss. hingegen würde ein solches Honorar wohl shwerlich bewilligt werden können, weil ihrer mehrere sind, wodurch die Ausgabe bedeutend werden würde; übrigens werden Ew. p. vielleicht auch mit mir der Meinung seyn, daß es bei diesen Commißion[e]n weniger nöthig sey, weil von den Examinatis nicht soviel zu fordern seyn würdef. Der Beifall, womit Ew. p. die von mir überreichten beid[e]ng Aufsätze beehren, ist mir eben so angenehm wie shmeichelhaft. 213. Allgemeines Kriegsdepartement an Prinz August

Berlin, 14. März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Johann Karl Ludwig Braun Nr. 7 fol. 48r (1 S.): Abschrift, Schreiberhand. Ehrung von Trägern der Verdienstmedaille in ihren Heimatkirchen.

Abschrift. Auf die von verschiedenen Regimentern gemachte Anfrage, ob es den Gemeinden nicht erlaubt sey, die Nahmen derjenigen Soldaten, welche in ihrem Kirchspiele gebohren sind und sich durch ihr tapferes Benehmen die Verdienstmedaille erworben haben, eben so auf a

b c d e f g 1

Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom 14. März 1810. Oben rechts vermerkt: „ad No. 131 Maerz“. Verändert aus „10t März“. Folgt gestrichen: „zum Examen der“. Verändert aus „Geschäft Zeit“, danach gestrichen: „Auf“. Verändert aus „Die“. Verändert aus „soviel gefordert werden wird.“ Das Wort nachträglich hinzugefügt. Vgl. Anm. a.

Nr. 214

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dazu bestimmten Taffeln in der Kirche ihres Geburts-Orts oder Kirchsprengel aufzustellen, wie dies in den Garnison-Kirchen der Fall wäre, haben des Königs Majestät auf unsern dießfälligen Vortrag zu äußern geruhta, daß dieß allerdings Höchst Dero Wille und auch schon früher bestimmt worden sey. Ew. pp. zeigen wir solches hierdurch ganz ergebenst an mit dem Ersuchen, die unter Dero Befehle stehenden Artillerie Brigaden hochgeneigtest anzuweisen, den Gemeinden, welche gesonnen sind, ein dergleichen öffentliches Denkmal auf ihre Kosten aufzustellen, die Listen und Nachweisungen dieser Leute unweigerlich zu geben, um auf jede Art ein solches patriotisches Unternehm[en] zu befördern. Uebrigens sind deshalb unsererseits die erforderlichen Einleitungen bei den Ministerium des Innern getroffen worden. Berlin den 14ten März 1810. Königl. Preuß. Allgemeines Krieges-Departement von Scharenhorst.

von Boyen.

An des Prinzen August von Preußen Königliche Hoheit. 214. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements [Berlin], 14. März 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 30r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Dank für Zeichnungen von Einhörnern in Cosel.

An die 3t Division E. H. danke ich ganz ergebenst für die gefällige Mittheilung der Zeichnung von den in Cosel befindl. russ. Einhörn. u.b ermangele nicht, die Zeichnung zu remittirn. Uebrigens sind dies vermuthlich die ersten Geshütze dieser Art, welche die Russen gegossenc haben, denn die jetzigen sind, wie der Maj. Holzendorf wißen wird, von ganz and[erer] Art. Den 14. März 10d a

Statt „geruth“.

a

Auf dem beantworteten Schreiben Neanders an Scharnhorst (Berlin, 5. März 1810). Clausewitz wurde am 14. März zum Leiter des Ministerialbüros ernannt. Folgt gestrichen: „remittire solche“. Verändert aus „gemacht“. Datum von Georges Hand, dazu der Vermerk: „und dem Prinzen August nach einliegendem Concepte hiervon Nachricht gegeben. D. 15. März 10.“

b c d

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

215. Scharnhorst an Lingelsheim

Berlin, 14. März 1810

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Entschuldigung für falsche Titulatur.

Berlin, 14. März 1810. Es tut mir leid, aus Euer Hochwohlgeboren heutigen gefälligen Schreiben1 ersehen zu müssen, daß ein Versehen des Sekretärs bei Abfassung der Kabinets-Ordre in betreff der Auflösung der Militär-Akademie pp. Sie dadurch, daß er sie statt Chef, Kommandeur des Kadetten-Instituts genannt, so hat beleidigen können. Daß Euer Hochwohlgeboren nicht bemerkt haben, daß diese unrichtige Benennung ein bloßes Versehen sein mußte, ist mir nur dadurch erklärbar, daß Sie es nur in der Eile gelesen haben. Ich ergreife übrigens mit Vergnügen die Gelegenheit, Ihnen gegenseitig meine vollkommene Hochachtung zu bezeigen. v. Scharnhorst. 216. Zirkular

Berlin, 14. März 1810

Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum, Hs. 6407 (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Abschrift, Schreiberhand: GStA PK, IV. HA Rep. 12 Nr. 305 fol. 21v (½ S.).a Umbenennung der Leibulaneneskadron in Gardeulaneneskadron.

Ew. Excellenzb ermangeln wir nicht zu Dero eigener Kenntnis und gefälligen weitern Bekanntmachung an die unter Dero Commando stehenden Truppen ganz ergebenst zu benachrichtigen, daß Sr Königlichen Majestät mittelst Cabinets-Ordre vom 5. d. M. der Leib Ulanen Escadron die Benennung Garde Ulanen Escadron beizulegen und zu bestimmen geruht haben, daß sie auf dem Kragen zwey und auf den Aufschlägen eine solcher Litzen tragen soll, wie die Garde Artillerie hat. Berlin den 14.c März 1810.

a

1

a b c

Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv Rep. 13 A Gen.Insp. Tit. III a 1/2, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Oberst von Lingelsheim hatte sich über den falschen Titel in seinem Patent beschwert. An General von Kleist gerichtet. In der Abschrift: „Ew. p.p.“ In der Abschrift: „26.“

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Nr. 217

Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement. v.Scharnhorst

v.Rauchd

An des Königlichen Generals der Cavallerie pp. Herrn von Blücher Excellenze 217. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 15. März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 31r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Konstruktionszeichnungen für Einhörner.

An des Prinz August v.Pß. Kgl. Hoheita Euer Königlichen Hoheit mündliche Aeußerungen zu Folge habe [ich] mir Behufs des zu gießenden Einhörners die Zeichnung von den in Cosel unter diesem Nahmen befindl. beiden Gesch. v. d. 3t D. geben lassen, aber gesehen, daß diese wahrscheinlich von den 1ten Versuchen und von einer ganz von den jetzigen vershiedenen Construktion sind. Die 3te Division wird E. K. H. das Modell eines russ. Einhörners der neuesten Art geben können, da die aus Rußland erhaltenen Modelle angekommen sind.b Berlin d. 15. Maerz 1810.

d

e

a

b

Unter den Unterschriften ein Vermerk vom 19. März betreffend die Weiterleitung dieser Bekanntmachung an General von Bülow, das Gouvernement zu Kolberg und die Invalidenkompanie. Folgt gestrichen: „allhier“. In der unteren rechten Ecke die Paraphe des Schreibers. In der Abschrift lautet die Adresse: „An den Königl. General Major Herren v.Kleist Hochwohlgebohrn“. Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom 15. März. Oben rechts der Vermerk: „ad Maerz 17“. Verändert aus „Sollte die 3te Division E. K. H. kein Modell eines russ. Einhörners der neuesten Art geben können, so bitte ich unterthänigst, sich an den [folgt gestrichen: „Leutn.“] Hauptm. v. Pogwich zu wenden, der auf Befehl S. M. d. K. so viel ich mich erinnere ein Model mitgebracht hat.“ Gemeint ist mutmaßlich der 1809 zum Stabskapitän beförderte Julius Leopold von Pogwisch vom Garderegiment zu Fuß, der als Major bei Großgörschen fiel.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

218. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 16. März 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 41r–v (1½ S.): Konzept, eigenhändig. Bitte um Nachweisung von Gewehrgewichten, Konstruktionszeichnungen für Einhörner und Wiegen der Teile eines Wagens.

Berlin den 16t März 1810 An die Königliche 3t Division des Allgemeinen Kriegesdepartements.a Die 3te Division ersuche ich hiedurch, mir folgende Nachweisung zu geben: 1. Ein Verzeichniß des Gewichts folgender Gewehre: a. der neuen preussischen, so wie sie jetzt bestimmt sind; b. der französischen; c. der preussischen Nothardschen; d. der alten preussishen; e. der russischen gewöhnlichen; f. der russischen Jäger Flinten; g. der jetzigen oestereichschen Inf. Gewehre. Inb diesen Verzeichniß der Schwere wünsche ich speciel zu haben a. das Gewicht des Laufs, b. desc Schloßes, c. des Ladestoks, e.d des Bajonets. Ferner a. die Länge des Laufs, b. die Länge des Bajonets ohne Dille, c. die Länge des ganzen Gewehrs ohne Bajonet, d. mit Bajonet, e. den Caliber in Durchmesser und in Gewicht der Kugel. e 2. Ausser diesen wünsche ich zu haben a.f eine Zeichnung von den mitlern russischen Einhorn mit Laffete u. Protze, b. von den russischen 6웩digng Canon mit Laffete u. Protze, c.h von den russischen Munitions Karren. 3. wünsche ichi von den angekommenen Wagen, auf welchen die Sach[e]n hergefahren sind, das Gewicht, so wohl der einzelnen Theile, in so weit sie zu separiren, als des Ganzen, zu haben, und bitte ich ihn in Hinsicht dessen, was er gelitten,j untersuchen zu lassen. S.

a

b c d e f g h i j

Datum und Adresse von Schreiberhand in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk Georges. Verändert aus „Neben“. Verändert aus „das Gewicht des“. Ein Punkt „d.“ fehlt. Folgt gestrichen: „Ferner“. Nachträglich hinzugefügt, ebenso in der Folge „b.“ Folgt gestrichen: „u. russishen 12웩digen“. Verändert aus „d.“ Folgt gestrichen: „eine Zeichnung“. Verändert aus „in Hinsicht der Brauchbarkeit“.

Nr. 219

219. Immediatbericht

281 Berlin, 17. März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Friedrich Wilhelm III. B VI 26 fol. 22r–27v (11½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Druck: Scheel/Schmidt, S. 581–586. Ansichten des Ministeriums zum Projekt eines Staatsrats.

Ewr. Königlichen Majestät haben durch die beiden Allerhöchsten CabinetsOrdres vom 6ten December 1808 über die Ausführung des von Allerhöchstdenenselben im Allgemeinen genehmigten Plans zu einer veränderten Verfassung der obersten Verwaltungs-Behörden1 verordnet, daß die Einrichtung eines förmlichen Staats-Raths bis nach der Rückkunft nach Berlin ausgesetzt bleiben, die Vervollständigung des ganzen Plans aber, vorzüglich in der Hinsicht, dem Geschäftsbetrieb einen kräftigen und raschen Gang zu geben, von uns gemeinschaftlich erwogen und danach weiterer Vorschlag gemacht werden solle. Wir haben diese Befehle keinen Augenblick aus dem Gesichte verloren, aber die eingetretenen ausserordentlichen und verwickelten Verhältnisse, welche Ewr. Königlichen Majestät Rückkehr nach Berlin verzögerten und öftere und langwierige Trennungen der Minister veranlaßten, haben auch verhindert, daß wir früher als jetzt zu einem Resultate unserer gemeinschaftlichen Berathung haben gelangen können. Dagegen sind wir desto gewissenhafter beflissen gewesen, die Allerhöchsten interimistischen Vorschriften für den Geschäfts-Gang bey dem Staats-Ministerium, wonach diejenigen Geschäftsgegenstände, welche nur einzelne Departements betreffen, auch nur von den betreffenden Ministerien, diejenigen aber, welche in sämmtliche Ressorts eingreifen, von sämmtlichen Ministerien unter der Firma Staats-Ministerium berathen und geleitet werden sollten, soweit es unter den erwähnten Umständen nur irgend möglich gewesen ist, auf das genaueste zu befolgen. In einer auf einen festen Tag bestimmten wöchentlichen Conferenz sind die an jedem Orte anwesenden Minister über die gemeinschaftlichen Gegenstände zusammengekommen und ausserdem haben, so oft Veranlassung dazu vorhanden war, häufige ausserordentliche Conferenzen unter Zuziehung der Geheimen Staats-Räthe und Staats-Räthe, deren Geschäfte dabei vorkamen, statt gefunden, so daß wir oft in Verlegenheit gewesen sind, die dazu und zu den eigenen sehr überhäuften Geschäften der Ministerien nöthige Zeit gehörig einzuteilen. Wir haben indessen durch verdoppelte Anstrengung, unserer und der Räthe, was an Zeit fehlte durch Fleiß zu ersetzen gesucht, und wenn wir auf diese Weise nicht alles und so geleistet haben, als es zu wünschen gewesen wäre, so haben wir uns wenig1

Vom 24. November 1808.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

stens pflichtmäßig bestrebt, alles und so zu leisten, als es unter den obgewalteten Umständen nach dem Maasse unserer angestrengtesten Kräfte geleistet werden konnte. Jetzt sind die hauptsächlichsten Hindernisse der Geschäftsund Zeit-Eintheilung, die aus der Entfernung vom Sitze der Archive und der öfteren Trennung der Ministerien entstanden, überwunden. Die Ordnung in den Registraturen und in dem mechanischen Geschäftsbetrieb, der einen entscheidenden Einfluß auf die Geschäftsleitung hat, kehrt allmälig zurück und wir säumen keinen Augenblick, Ewr. Königlichen Majestät den befohlenen Bericht über die Vervollständigung des im Allgemeinen genehmigten Plans allerunterthänigst zu erstatten. Dieser Plan gehet von dem Satze aus: Des Königs Majestät ordnet einen Staats-Rath, der unter dessen Allerhöchstunmittelbarem Vorsitz, oder im Falle eintretender Hinderniße unter dem Vorsitz eines dazu ernannten Stellvertreters, die oberste Leitung sämmtlicher Regierungs-Geschäfte besorgt. Wir können unmöglich glauben, daß der Urheber dieses Planes2 in der That dasjenige bezweckt habe, was in dem Sinne und Ausdrucke dieses Satzes liegt. Nach der glücklichen monarchischen Verfassung des Staats sind Ewr. Königlichen Majestät der Gebieter und Beherrscher desselben. Dieser Satz beschränkt Allerhöchstdieselben nur auf den Vorsitz in einem Staats-Rathe, der selbst die oberste Leitung sämmtlicher Regierungs-Geschäfte besorgen soll. Es wird darinn der Vorsitz Ewr. Königlichen Majestät dem Vorsitze des dazu ernannten Stellvertreters gleich gesetzet, welches ebenfalls dem Geiste der monarchischen Regierungs-Form widerspricht. In den diesem Satze untergeordneten besonderen Vorschriften ist bestimmt, daß die Deliberationen ganz in collegialischer Form geschehen sollen, daß jedes Mitglied eine volle Stimme haben, die Mehrheit der Stimmen aber den Beschluß des Staatsraths ausmachen soll. Daß in dieser Einrichtung die Gewalt des Monarchen nicht bestehen konnte, mußte dem Urheber des Planes einleuchten. Gleichwohl hat er zur Rettung derselben nur festgesetzt, daß des Königs Majestät über den Beschluß des Staats-Raths entscheiden soll, im Fall der Anwesenheit mündlich, im Fall der Abwesenheit aber, wenn der Gegenstand die Allerhöchste Sanction bedarf, schriftlich. Diese vorbehaltene Entscheidung des Staats-Oberhaupts über die Beschlüsse des Staatsraths, zumal bey der schwankenden Bestimmung derjenigen Gegenstände, welche die Allerhöchste Sanction bedürfen, ist aber bei weitem nicht die dem Monarchen allein zustehende Regierung und Herrschaft im Staate. In Rücksicht dieser bleibt der obige Grundsatz des Planes höchstgefährlich. Im Widerspruche mit dem Wesen und Geiste der monarchischen Verfassung, wie er ist, kann er, wenn der Staatsrath einmal organisirt ist und 2

Zu Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein vgl. Anhang 1 zum fünften Band.

Nr. 219

283

wenn die Reichsstände, wie es in der Idee des Planes liegt, organisirt würden, zu den verderblichsten Auslegungen führen, wozu die Zeitereignisse eine Veranlassung über die andere darbieten könnten. Hiernach verbieten uns also unsre heiligsten Pflichten, Ewr. Königlich Majestät zu Anordnung eines förmlichen Staatsraths als oberste Behörde zu Leitung sämmtlicher Regierungs-Geschäfte zu rathen. Ueberdem aber sind wir vollkommen überzeugt, daß eine aus so vielen und ungleichartigen Mitgliedern componirte Behörde nicht geeignet ist, das Staatsruder im Sturme der Zeiten mit Kraft zu führen. Dies hat der Urheber des Planes früher auch wohl eingesehen, und darum ursprünglich durch die Vereinigung des Ministeriums des Innern und der Finanzen in einer Person dem Staatsminister, welcher diese Stelle bekleidete, eine so überragende Stellung gegeben, die ihn der That nach zum Premier-Minister gemacht und in den Stand gesetzt haben würde, den Staats-Rath nach seinen Absichten zu lenken. In dem jetzigen hieraus erwachsenen Plane ist diese Vereinigung durch die Trennung der gedachten beiden Ministerien aufgegeben und dadurch die überwiegende Kraft zerstört, welche allein vermögend ist, die Nachtheile und Beschwerden zu verhüten und zu überwinden, welche der Natur der Sache nach mit einer Geschäftstheilung verbunden sind, welche auf dem höchsten Standpuncte einem noch dazu aus verschiedenartigen Mitgliedern zusammengestzten Staats-Körper beigelegt wird. Wir dürfen hierbey nur auf einen Hauptpunct aufmerksam machen, daß nehmlich die Geheimen Staats-Räthe als SectionsChefs den Anordnungen der Staatsminister Folge leisten, als Mitglieder des Staatsraths aber mit den Ministern eine gleiche Stimme haben sollen. Diese Einrichtung allein müßte mit der Zeit das Grab aller Subordination werden und die ganze Kraft der Minister lähmen. Wir können also auch in dieser wichtigen, wenn gleich der erstern untergeordneten Rücksicht zu Anordnung eines Staats-Raths als oberster Staats-Verwaltungs-Behörde nicht rathen. Dagegen finden wir die Anordnung eines Staatsraths als berathendes Conseil für die Gesetzgebenung, für neue allgemeine Einrichtungen und Abschaffung oder Veränderung alter dergleichen Anordnung an und für sich sehr heilsam. Wenn eine solche Institution aber nicht auf bares Wortgepränge hinauslaufen soll, so müssen die Mitglieder dieses Conseils nicht blos aus der Classe der Staatsdiener, sondern hauptsächlich aus den aufgeklärtesten Männern der ganzen Nation und aller Provinzen gewählt werden. Denn die Berathung mit denjenigen Staatsdienern, deren Erfahrungen und Kenntnisse über die zu beratenden Gegenstände benutzt werden sollen, kann auf einem kürzeren und wohlfeileren Wege erreicht werden. Zur Versammlung der aufgeklärtesten Männer aus der ganzen Nation in ein berathendes Gesetzgebungs-Conseil aber halten wir die Sache nocht nicht reif. Denn noch sind nicht in allen Provinzen ständische Corporationen organisirt. Schlesien und Westpreussen haben noch gar keine ständische Verfassung.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Wo aber auch, wie in Preussen, den Marken und Pommern, ständische Einrichtungen existiren, bedürfen diese einer sehr wesentlichen Veränderung. Zu dieser Organisation und Reform der ständischen Verfassung sind von mir, dem Staatsminister Grafen zu Dohna bereits seit Anfang v. J. vorbereitende Einleitungen getroffen, die indessen unter den eintretenden ungünstigen Ereignissen nicht lebhaft haben verfolgt werden können, zumal die neue Organisation der Regierungen erst vollendet werden müßte, ehe man sich von denselben die unumgänglich nöthige Mitwirkung zu diesem Zweck versprechen könnte. Diese ist nun in allen Provinzen zu Stande gekommen und wir werden nun die Bildung und Reform der ständischen ProvinzialEinrichtungen zum Gegenstand unserer ununterbrochenen gemeinsamen Berathung machen. Bis dahin aber, daß mit Ewr. Königlichen Majestät Allerhöchsten Genehmigung diese Einrichtungen ausgeführt werden, bitten Ewr. Königliche Majestät wir allerunterthänigst, die Einrichtung eines ständischen Staatsraths als berathendes Gesetzgebungs-Conseil allergnädigst auszusetzen. Dagegen müssen Ewr. Königliche Majestät wir auf andere Unvollkommenheiten in der obersten Geschäftsführung allerunterthänigst aufmerksam und zu deren Abstellung ehrerbietigst Vorstellung machen. Die Festsetzung in der Allerhöchsten Cabinets-Ordre vom 6ten December 1808, daß nur diejenigen Gegenstände, welche in sämmtliche Ressorts eingreifen, auch von sämmtlichen Ministerien unter der Firma Staats-Ministerium gemeinschaftlich berathen, darüber verfügt und berichtet werden soll[en], ist für den Zweck, daß alles, was ein allgemeines Intereße für den ganzen Staat hat, von dem gesammten Staats-Ministerium in gemeinschaftliche Erwägung gezogen werden muß, zu beschränkt. Jene Festsetzung setzte die tägliche Versammlung der Minister in Ewr. Königliche Majestät Kabinet, wodurch sie in den Stand gesetzt wurden, von allen Gegenständen von allgemeinem Interesse Kenntniß zu nehmen, voraus. Diese tägliche Anwesenheit der Minister im Cabinet raubt ihnen zum Nachtheil der ihnen anvertraueten Administration zu viel Zeit und hat daher schon von Ewr. Königliche Majestät beschränkt werden müssen. Die Zeit nahet heran, wo Ewr. Königliche Majestät Ihren Aufenthalt nach Potsdam verlegen und für diese ist eine noch grössere Beschränkung der Cabinets-Vorträge der Staats-Minister nothwendig, wenn nicht durch das öftere Hin- und Herreisen noch mehr Zeit verloren gehen soll. Ueberdem aber konnten die Minister nur in den seltensten Fällen auf die nicht besonders zu eines jeden Ressort gehörigen CabinetsVorträge gehörig vorbereitet seyn, ohne diese Vorbereitung aber keinen gründlichen Rath geben. Wir bitten daher Ewr. Königliche Majestät allerunterthänigst zu genehmigen und zu befehlen, daß das Staats-Ministerium, wozu auch der Chef des Allgemeinen Kriegs-Departements zu rechnen, sich wöchentlich regelmässig

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an einem bestimmten Tage auf dem Königlichen Schlosse zur gemeinsamen Berathung über alle Gegenstände von allgemeinem Intereße für den ganzen Staat versammle, darüber gemeinschaftlich verfüge und berichte, und dazu diejenigen Geheimen StaatsRäthe und Räthe zuziehe, welche bey der Bearbeitung der vorkommenden Gegenstände concurriren. Welche Gegenstände namentlich dahin zu rechnen sind, kann dem pflichtmässigen Ermessen jedes Staatsministers überlassen werden. Als Regel aber dürften sämmtliche Geschäfte dazu gerechnet werden, welche im Plane dem Plenum des Staats-Raths zugewiesen werden. Von diesen Geschäften werden sich diejenigen, welche Gegenstände der Gesetzgebung und neue allgemeine Einrichtungen oder Abänderungen in der schon bestehenden dieser Art betreffen, der Regel nach zur Berathung mit sämmtlichen Geheimen Staats-Räthen eignen. Da diese aber nicht so oft vorkommen können, so wird es hinreichend, zugleich aber auch des Anstandes und der Ordnung wegen heilsam seyn, deswegen einen bestimmten Tag, etwa jeden ersten Montag in jedem Monathe auf dem Königlichen Schlosse zur Versammlung sämmtlicher Staatsminister und Geheimen Staatsräthe unter Zuziehung der betreffenden Geheimen Ober-Justiz- und StaatsRäthe ein für allemal auszusetzen, dabey aber anzuordnen, daß die Geheimen Staats-Räthe in den Angelegenheiten ihres besonderen Ressorts ein volles Votum, in den übrigen aber gleich den Staats- und Geheimen Ober-Justiz-Räthen nur ein Votum consultativum haben und die Ausfertigungen nur unter der Unterschrift der Staatsminister geschehen sollen. Diese Einrichtung wird eine gehörige Vorbereitung der Minister auf den Vortrag im Cabinet und zugleich eine für Ewr. Königliche Majestät und die Minister gleich wünschenswerthe Abkürzung und Zusammenziehung desselben möglich machen. Wir erlauben uns zu diesem Zwecke folgende allerunterthänigste Vorschläge: Ewr. Königliche Majestät lassen alle wichtige Angelegenheiten, besonders alle Berichte der Minister, durch die betreffenden Minister selbst oder in deren Gegenwart vortragen. Allerhöchstdieselben versammeln aber sämmtliche Minister in Höchstdero Cabinet nur über Gegenstände von gemeinsamen oder allgemeinem Interesse und lassen dabey die übrigen Staatsdiener, welche Vortrag im Cabinet haben, abtreten. In allen übrigen Fällen lassen Ewr. Königliche Majestät auch die Staatsminister nur einen nach dem anderen zum CabinetsVortrage zu. Dazu bestimmen Allerhöchstdieselben wöchentlich einen Tag, erlauben aber den Ministern, besonders dem des Auswärti-

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

gen Departements und dem Chef des Allgemeinen Krieges-Departements, in ausserordentlichen Fällen auch an anderen, besonders den gewöhnlichen Cabinets-Vortrags-Tagen, den Zutritt. Zum Vortrage der minder wichtigen Angelegenheiten mit Ausnahme der oben bestimmten erheblichen und der Stellen-Besetzungen beim Militair vom Commandeur aufwärts gerechnet wird für die Militairsachen der Director der ersten Division des Allgemeinen Kriegs-Departements auf dem bisherigen Fuß bestimmt. Für die Civil-Angelegenheiten aber wird ein Staats- oder Geheimer-Ober-Justiz-Rath bestellt. Letzterer besorgt auch die Ausfertigung der auf seinen Vortrag ergehenden Königlichen Befehle, legt aber solche, ganz unbedenkliche Fälle allein ausgenommen, dem betreffenden Minister vor der Vollziehung im Conzepte vor. Er führt endlich die Aufsicht auf den kleinen Geschäftsgang und über das Subalternen-Personale unter der Ober-Aufsicht der Minister. Zu Abkürzung der Ausfertigungen geruhen Ewr. Königlichen Majestät in den dazu geeigneten Fällen durch kurze Marginalien Ihre Bewilligungen oder Verwerfungen auf den Berichten der Minister zu setzen. Zur Vertheilung der eingehenden Cabinetssachen auf dem bisherigen Fuß unter Ewr. Königlichen Majestät Befehlen und zum Depechiren derselben an die Minister bestellen Ewr. Königliche Majestät einen Geheimen Cabinets-Secretair, der zugleich kleine Hoff-Sachen expediren kann. Der Director der ersten Division des Allgemeinen KriegsDepartements und der zum Vortrag im Cabinet bestimmte Rath und der Geheime Cabinets-Secretair befinden sich stets in der Nähe Ewr. Königlichen Majestät. Wenn Ewr. Königliche Majestät diese Vorschläge genehmigen, so wird mit der bestmöglichen Zeiteintheilung, selbst bey Veränderung Allerhöchstdero Aufenthalts, für einen bedachtsamen und doch raschen Geschäftsbetrieb gesorgt seyn. Zur Vervollständigung der ganzen Geschäfts-Organisation bis zur Einrichtung eines Staats-Raths als berathendes Gesetzgebungs-Conseil ist dann nur noch die Reorganisation der Gesetz-Commission unter dem Praesidio des Geheimen Staats-Raths von Klewitz nothwendig. Derselbe hat darüber und über die Organisation der Gesetzgebungs-Section schon längst seine Vorschläge übergeben. Wir konnten darüber vor Allerhöchster Entscheidung über den Staats-Rath Ewr. Königlichen Majestät keinen Vortrag machen. Wenn diese Entscheidung jetzt nach unsern allerunterthänigsten Vorschlägen erfolgen sollte, so werden wir unverzüglich über die Reorganisation der Gesetz-Commission berichten, wobey wir nur die musterhafte Einrich-

Nr. 220

287

tung der bisher bestandenen auf die neuen Anordnungen anzupassen und die Mitglieder aus der Zahl der augezeichnetesten Staatsdiener vorzuschlagen haben werden. Hierzu erbitten wir uns Ewr. Königlichen Majestät allergnädigste Erlaubniß und wagen zugleich den Vorschlag, den Plan zur veränderten Verfassung der obersten Verwaltungs-Behörde darinn abzuändern, daß die Gesetzgebungs-Partie nicht blos zum Ministerium des Innern und gewissermaassen der Justiz gerechnet werde, sondern unter das gesammte StaatsMinisterium gestellet werde. Auf den Fall, daß Ewr. Königlichen Majestät unsere allerunterthänigsten Vorschläge zu genehmigen geruhen sollten, legen Allerhöchstdenenselben wir einen Entwurfa zur Allerhöchsten Vollziehung vor. Berlin den 17ten Marty 1810.b An Seine Königliche Majestät, unsern Allergnädigsten Herrn

Goltz. Altenstein. Dohna Beyme v.Scharnhorstc

220. Scharnhorst an Dietrich Ludwig Gustav Karsten

[Berlin, 17./18. März 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 42r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a

Euer Hochw. danke ich ergebenstb für die mir gefälligst übersandte Beschreibung der beidenc Form-Metoden2, die mir äußerst intreßant gewesen sind.d

a b

c

a

b c d 1

2

Dazu am Rande ein schräger Strich. Von hier ein senkrechter Respektstrich. Das Folgende am unteren Rand der letzten Seite. Unterschriften in der Vorlage in einer Reihe. Am Rande der ersten Seite des beantworteten Schreibens Karstens an Scharnhorst (Berlin, 16. März 1810). Verändert aus „verbindlichst“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Georges vom 18. März. Das beantwortete Schreiben trägt einen Präsentationsvermerk vom 17., die Antwort einen Mundierungsvermerk vom 18. März, vgl. Anm. a und d. Karsten hatte eine Beschreibung zweier Formmethoden des Bronzegeschützgusses durch den Gleiwitzer Hütteninspektor Schulz übersandt.

288

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

221. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 18. März 1810

Nach dem Faksimiledruck in: Willy Andreas (Hrsg.): Die Neue Propyläen-Weltgeschichte, 5. Bd., Berlin 1943, nach S. 264 (3½ S.).a Druck: ebda.; Linnebach, S. 387ff., danach Gersdorff, S. 373–376. Verkleinerter Faksimiledruck: Linnebach, nach S. 392. Vorschlag eines Rücktritts aus außenpolitischen Rücksichten.

Der Minister Graf von Golz hat mir angezeigt, daß er von dem französischen Gesandten Grafen Marsan die Eröfnung erhalten habe, daß ich zu den Personen gehöre, welche dem Kaiser Napoleon mißfällig in ihren gegenwärtigen Posten sind. So unaussprechlich schwer mir es auch wird, so glaube ich doch aus innigster Dankbarkeit und höchster Ehrerbietung für Ew. Majestät Allerhöchste Person, den Wink des Gesandten Marsans folgen zu müssen, wenn auch Allerhöchstdieselben so huldreich und gnädig wärn, einen Versuch meiner Beibehaltung machen zu wolln. Denn entlassen mich Ew. Majestät jetzt von meinen Posten, so zeigen Höchstdieselben dadurch den Kaiser Napoleon eine gefällige Zuvorkommenheit in seinen Wünschen, geschiehet die Entlassung aberb später auf dringende Nachsuchen, so hat sie keinen Werth in den Augen Napoleons und vermehrt bis dahin noch die Erbitterung, wie das Exempel von dem Minister von Stein beweiset. Es ist möglich, daß hiermit die Verfolgungssucht einzelner Personen aufhört, obwol dies höchst wahrscheinlich nur erst dann erfolgen wird, wenn diejenigen in der Spitze der ersten Behörden sind, welche sich durch ihre Niederträchtigkeit die Freundschaft der Franzosen erworben oder durch ihr schlaffes Betragen und ihre Unbrauchbarkeit als unschädlich, wenn es aufs Handeln ankömt, von ihnen angesehen werden. Sollten Ew. Majestät aber nicht die allerunterthänigste Bitte, die mir die heiligsten Gefühle der Dankbarkeit auferlegen, jetzt gleich bewilligen, so würde ich submissest in Vorschlag bringen, den Kaiser Napoleon bei der jetzigen Sendung des Feldmarschals Grafen von Kalkreuth1 erklären zu lassenc, daß Ew. Majestät die Posten, welche mit ihm mißfälligen Personen besetzt wärn, mit andern in dem Laufe von einigen Monaten besetzen werden. Mein heran nahendes Alter und meine Kinder machen es mir zu Pflicht, ein Asyl irgend anderswo zu suchen. Da ich aber ganz ohne Vermögen, selbst ohne einen Noththaler bin, so bitte ich Ew. Majestät um die allerhöchste Gnade, mir bei meinen Abgange die bisherige Besoldung auf ein Jahr, in Hinsicht der besondern Veranlassung meines Abgangs, zahlen zu lassen. Ich werde alsdann meine häußlichen Angelegenheiten noch in den Schutz Ew. a

b c 1

Das eigenhändige Schreiben befand sich früher in GStA PK, VI. HA Nl Friedrich Wilhelm III. B VIIa 9; der Verbleib ist nicht bekannt. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Statt „zulassen“. Zur offiziellen Gratulation zu Napoleons Vermählung.

289

Nr. 222

Majestät Staaten ordnen und demnächst dahin gehen, von wo aus Ew. Majestät Hülfe erhalten könnten, wenn Napoleon Sie ganz unterdrücken wollte, und ich werde, wenn dieser Zeitpunkt eintreten sollte, nur für Ew. Majestät und für Ihr hohes Regentenhauß leben. Sollte ich aber dort nicht mein Unterkommen finden, sollte mich das Loos von Krankheit und Unvermögenheit treffen, so muß ich in einem abgelegenen Winkel Ew. Majestät Mil[d]thätigkeit anflehen, die ich mir dann, da sie andern in meiner Lage wiederfährt, von Ew. Majestät Huld und Gnade getröste. Mit tiefster und submissester Ehrerbietung werde ich, so lange ich lebed, seyn Ew. Majestäte Berlin den 18. Merz 1810.

allerunterthänigster v.Scharnhorst

222. Scharnhorst an Schachtmeyer

Berlin, 18. März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 273 fol. 8r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, Clausewitz’ Hand: ebda, fol. 6r.a Dank für Denkschrift zur Offiziersausbildung. b

Berlin d. 18 März 10

An denc Obersten von Schachtmeier1. Euer p. sage ich meinen ergebensten Dank für den mir unterm 22t. v. M. gütigst übersandten Aufsatz2, welchen ich mit Vergnügen gelesen habe. S.M. d e

a

b

c 1

2

Statt „leben“. Datum und Unterschrift mit Respektabstand. Auf der ersten Seite des beantworteten Schreibens Schachtmeyers an Scharnhorst (Johannisburg, 22. Februar 1810, fol. 6r–7r), das mit einem Präsentationsvermerk vom 9. März versehen ist. Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk Georges. Oben rechts „ad 92a Maerz“, die Journalnummer des in Anm. a erwähnten Schreibens. Folgt gestrichen: „Gen“. Benjamin von Schachtmeyer (1762–1818) war als Kommandeur des Füsilierbataillons No. 23 im Kriege 1806/07 mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet worden. Er hatte wegen eines Augen- und Blasenleidens den Dienst quittieren müssen und ersuchte nun nach erfolgreicher Kur um eine neue Anstellung. Im selben Faszikel, fol. 9r–10r, befinden sich auch Abschriften seines Gesuchs an den Königs (Johannisburg, 25. Februar 1810) und der beigelegten Bescheinigungen über Alter und Gesundheit. „Des Obristen von Schachtmeyer patriotisch redliche Wünsche für die Verbreitung der dem Königlich Preußischen Officier-Stande zu seiner so wichtigen als ehrenvollen

290

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

der König haben denselben sehr wohl aufgenommen u. ihn der Kommission übergeben, welcher die Einrichtung der militärischen Bildungsanstalten übertragen ist. 223. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 19. März 1810

Privatbesitz (1½ S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 389. Übersendung des Rücktrittsgesuchs.

Ew. Majestät allerhöchsten Befehl habe ich nun schuldigst befolgt, wie die Anlage1, welche ich hier unterthänigst überreiche, zeigt. Ich erkenne in Ew. Majestät Maßnehmung mit ehrerbietigster, unauslöschlicher Dankbarkeit die hohe Huld und Gnade, welche mir hierbei wiederfährt; ich darf aber dennoch nicht unterlassen, submissest hinzuzufügen, daß durch meinea andere Anstellung das Mißfallen Napoleons oder vielmehr die Verfolgungssucht der französisch gesinnten Preusen wenig gehoben seyn möchte, und daß ich, wenn ich nicht in meinen jetzigen Posten bleiben kann, ganz abgehen muß. Ich wiederhole es Ew. Majestät, daß ich dies auch nach meinen Gefühlen der Dankbarkeit und tiefsten Verehrung Allerhöchst Denenselben schuldig bin und daß ich bei dieser Ueberzeugung nicht anders handeln darf. Mit der tiefsten Ehrerbietung bin ich bis an meinen Tod Ew. Majestätb Berlin, den 19. Merz

unterthänigster

1810

v.Scharnhorst.

Bestimmung äußerst nöthiger Außbildung in mathematischen militairischen Kenntnißen, als auch deßen gleichmäßiger Vorschlag zur leichtmöglichen Gründung eines systematisch militairisch-wißenschaftlichen Unterrichts in jedem Regimente [...], Johannisburg im Januar 1810“, a. a. O., fol. 11r–22r. a b 1

Verändert aus „eine“. Das Folgende mit Respektabstand. Vgl. das anschließende Dokument.

291

Nr. 224

224. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 19. März 1810

Privatbesitz (1 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 390. Rücktrittsgesuch.

Schon vor mehreren Monaten bat ich Ew. Majestät um die allerhöchste Gnade, mich aus meinem jetzigen Dienstverhältniß in einen andern Posten zu setzen, indem meine geschwächte Gesundheit nicht erlaubt, den mir gnädigst anvertrauten länger vorzustehen. Diese Bitte muß ich leider jetzt submissest wiederholen, indem ich mich Ew. Majestät höchstera Huld und Gnade in tiefster Unterwerfung empfehle, mit der ich ewig seyn werde Ew. Majestätb Berlin den 19. Merz 1810

unterthänigster v.Scharnhorst.

225. Scharnhorst an Altenstein

Berlin, 19. März 1810

GStA PK, I. HA Rep. 151 I C Nr. 5605 fol. 127r–128r (2 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Heizmittelbedarf der Kadetteninstitute in Berlin und Stolp.

Die zweite Division des Allgemeinen Kriegesdepartements hat in Gefolge ihrer Reßortverhältniße schon einigemal bei der Section im Ministerio der Finanzen für Domainen und Forsten unter Anführung mehrerer Gründe darauf angetragen, den Cadetten-Corps zu Stolpe und Berlin die Feuerungsmaterialien so, wie es sonst gebräuchlich gewesen ist, unentgeltlich verabreichen zu lassen, welches aber von derselben aus dem Grunde abgelehnt worden ist, weil zur Erlangung einer reinen Uebersicht von dem Ertrage der Forsten alle Natural Holz-Verabreichungen aufhören sollten. Da indeßen die hiesige Garnison, wozu denn doch auch das CadettenCorps zu rechnen ist, das Holz entweder in natura oder für den Militair Preis erhält, so dürfte meiner unmaßgeblichen Meinung nach der von der Section für Domainen und Forsten angenommene Grundsatz nicht mehr in seinem ganzen Umfange erreicht werden, und ich finde mich daher veranlaßt, deshalb und weil durch den Ankauf des Holzes nach den höchsten Preisen die Etats der Cadetten Institute beträchtlich erhöhet werden, wodurch die Meinung, daß die Militair Etats gegen sonst erhöhet worden sind, ohne Grund a b

Statt „höchsten“. Das Folgende mit Respektabstand.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

unterhalten wird, Ew. Eczellenz ganz ergebenst und dringend zu ersuchen, gefälligst zu veranlaßen, daß den Cadetten Instituten zu Stolpe und Berlin, wenn es irgend möglich ist, die Feuerungsmaterialien an Holz und Torf verhältnißmäßig so wie sonst, von Trinitatis 1810/11 ab, wiederum unentgeltlich verabreicht werden mögen, weil dadurch die Etats eine ansehnliche Geldverminderung erhalten würden. Ew. Excellenz muß ich aber ergebenst bitten, von Dero genommenen Beschluß mich baldgefälligst zu benachrichtigen, weil es jetzt im Werke ist, den neuen Etat für die Cadetten Anstalten anzufertigen. Berlin den 19. März 1810. v.Scharnhorsta An des Königlichen Geheimen Staatsministers Herrn Freiherrn von Altenstein Excellenz hieselbst1 226. Scharnhorst an Neander

[Berlin, 19. März 1810]

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich kommentierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a

Die Befehle nach Schlesien in Hinsicht der veränderten Dislocation der Geschütze usw.1 bitte ich nocht nicht abgehen zu lassen, bis ich weitere Nachricht gebe. Montag Morgen 7 Uhr. v. Scharnhorst. 227. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna

Berlin, 21. März 1810

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 330a Nr. 2 Bd. 1 (1½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Zusammensetzung der Kommission zu den Emolumenten der Gouverneure und Kommandanten.

In ganz ergebenster Beantwortung Ew. Excellenz geehrten Zuschrift vom 12. d. und mit Bezugnahme auf das von dem Allgemeinen Krieges Departea 1

a

1

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Altenstein antwortete abschlägig (Berlin, 4. April 1810, Konzept ebda., fol. 129r). Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 Nr. 58 vol. 1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Am 16. März hatte Scharnhorst die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements angewiesen, die überzähligen schlesischen Geschütze unter Vermeidung allen Aufsehens auf dem Wasserwege nach Kolberg und Spandau schaffen zu lassen.

293

Nr. 228

ment an dieselben und des Herrn Staatsministers Freiherrn von Altenstein Excellenz gerichteten Schreiben vom 25. v. M. ermangele ich nicht, Ew. Excellenz hiemit anzuzeigen, daß ich von Seiten des Allgemeinen Krieges Departements den Oberstlieutenant v.Rauch und den Hauptmann v.Leithold zu der Commission ernannt habe, welche wegen Ausmittelung und künftiger Verwaltung p. sämtlicher Gouvernements und Comandanten Emolumente hier jetzt niedergesetzt werden soll.1 Es wird also jezt nur noch darauf ankommen, daß des Herrn Staatsministers Freiherrn v. Altenstein Excellenz ebenfalls Ihrerseits jemand dazu ernennen belieben, und daß sodann Ort und Zeit bestimmt wird, wo und wann sich die Commission zuerst versammeln soll, weshalb ich Ew. Excellenz ganz ergebenst ersuche, dies im Einverständniß mit des Herrn Staatsministers Freiherrn v. Altenstein Excellenz bestimmen zu wollen, zu dem Ende demselben von dem Inhalte dieses meines Schreibens gefällige Kenntniß zu geben, mich aber sodann weiter darüber zu benachrichtigen. Berlin den 21. März 1810. Scharnhorsta An des Königlichen Wirklichen Geheimen Staatsministers des Innern Herrn Grafen zu Dohna Excellenz hieselbst 228. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 21. März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 48r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Pulverversorgung für die Revue. Verlegung von Artillerie nach Schweidnitz.

An den Pr. August v. Pr. K. H.a

a

1

a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Auf dem Schreiben steht auch Dohnas erstes Antwortkonzept; im selben Faszikel befindet sich eine Abschrift des Schreibens Altensteins und Dohnas an das Allgemeine Kriegsdepartment (Berlin, 9. April 1810). In die Kommission entsandt wurden Staatsrat und Oberforstmeister Lemcke und Kontrolldirektor Menz vom Finanzministerium und die Staatsräte Dietrich und Borsche vom Innenministerium. Vgl. Nr. 189. Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom 21. März. Oben rechts vermerkt: „ad No. 240 März“.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Ew. K. H. gnädiges Schreiben1 v. 19t. habe ich Höchstdenselben nicht schon gestern nach Wunsch beantworten können, weil in Rüksichtb des Pulvers von Sr Majestät dem Könige Allerhöchstselbst entschieden wird, welche Quantitaetc die Artillerie zu ihrer großen Revü erhalten soll. Die Dislocirung der Feldartill. Compagnien u. ihrer Geschütze, welche in Neisse, Glatzd u. Silberberg stehen, nach Schweidnitz ist v. S. M. d. K. bereits bestimt und wird deswegen, abere auch in anderer Rüksicht nichtf geändert werden können. Uebrigens bemerke ich bei dieser Gelegenheit noch, daß diese neue Dislocation noch besondersg verfügt werden wird u. also bis dahinh noch unterbleibt. Berlin d. 21t März 1810 v.Sch. 229. Scharnhorst an Adolph von Hake

Berlin, 21. März 1810

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Dank für Aufsatz zu militärischen Erziehungsanstalten.

Berlin, 21. März 1810. Euer Hochwohlgeboren1 danke ich verbindlichst für den mir gefälligst mitgeteilten Aufsatz zur Verbesserung der militärischen Erziehungsanstalten. Ich finde die darin aufgestellten Fehler unseres Kadettenhauses vollkommen wahr und gut entwickelt, so wie ich auch übereinstimmend mit Ihnen denke in den zur Verbesserung dieses Gegenstandes aufgestellten Ansichten und hoffe, daß die zur Errichtung der neuen Erziehungs- und Bildungs-Institute niedergesetzte Kommission in ähnlichen Ansichten verfahren wird. Scharnhorst. b c d e f g h 1

a

1

Verändert aus „weil der Gegenstand“. Verändert aus „wie viel Pulver“. Verändert aus „Cosel“. Verändert aus „wird nicht wieder abgeändert werden können“. Folgt gestrichen: „woll“. Folgt gestrichen: „verführt“. Folgt gestrichen: „nicht“. Der Prinz hatte zwei auf den 19. März datierte Schreiben geschickt, die a. a. O., fol. 46r bzw. 47r, archiviert sind. Das Folgende erhellt, daß hier das erste gemeint ist, in dem er vorschlug, die schlesische Feldartillerie statt nach Schweidnitz nach Breslau zu verlegen und anfragte, ob man für die Übungen der Artillerie mehr Pulver bereitstellen könne. Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv Rep. 15 A Handschriften Nr. 1201, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Kapitän Adolph von Hake wurde im dritten und vierten Band vorgestellt.

Nr. 230

295

230. [Scharnhorst] an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 21. März 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 275 fol. 4r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Verweigerung der Anstellung eines zweiten Kalkulators.

[B]erlin d. 21n März 10 [An] die 3te Div.a Auf den unterm 14t d. an mich ergangenen Antrag der 3t Div. des A. Kr.D. wegen Anstellung eines zweiten Calculators mit 600 rth. Gehalt bei derselben1 erwidere ich ergebenst, daß diese Vermehrung der Etats-Ausgaben unter den jetzigen Umstände[n] von Sr. M. d. K. in keinem Falle gebilligt werden würde. Wenn daher die p. Division durchaus eines Gehülfen in der Calculatur nicht entbehren kann, so würde ich mich allerdings veranlaßt sehen, auf den zweiten Vorschlag einzugehn, wodurch dem Komissariats-Expedienten Eichstät eine monatliche Remuneration von 20 rth.b bewilligt wird. Die dritte Division weiß zu gut, wie sehr wir auf die strengste Oekonomie in allen Verhältnißenc sehen müssen, und ich darf daher erwarten, daß sied, sobald es die Umstände nur erlauben, trachten wird, die Calculatur Geschäfte durch das etatsmäßige Personale verrichten zu laßen, um dadurch, sobald es möglich, der extraordinären Ausgaben überhoben zu werden. Berlin den 21n März 1810e 231. Scharnhorst an Roeder

Berlin, 22. März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 16r–17v (3¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, Johann von Schmidts Hand: ebda., fol. 14r (¼ S.).a Druck: Hahlweg I, S. 179ff. Salpeterproduktion in Glatz.

a

b c d e 1

a

Datum und Adresse in der linken Spalte. Oben rechts der Vermerk: „ad No. 269 März“, die Journalnummer des beantworteten Schreibens. Textverlust durch Abriß. Verändert aus „eine Remuneration“. Folgt gestrichen: „zu halt“. Folgt gestrichen: „diese Remuneration so weit ermäßigen wird, als es die Umstände“. Darunter Mundierungs- und Abgangsvermerke Greulichs. Vgl. das von Neander, Pullet, Schmidt und Leithold unterschriebene Schreiben ebda., fol. 2r–3r. Auf der ersten Seite des beantworteten Schreiben Roeders an Scharnhorst (Breslau, 6. März 1809, fol. 14r–15v).

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Berlin den 22. März 10 An den Oberstlieutenant u. Flügel Adjutanten von Roeder zu Breslaub Ew. p. danke ich verbindlichst für den unterm 6t. d.M. mir gefälligst eingereichten Bericht von der Salpeter Fabrication zu Glatz.1 Ich habe aus der Relation des Maj. v.Blumenstein u. den beigefügten Akten entnommen, daß, obgleich der Nutzen, welchen diese Fabrication geleistet hat, den gemachten Hofnungen nicht entsprechend gewesen ist, und mir es scheint, daß bei den jetzigen Umständen auch in der Folge auf diesem Wege zu keinen bedeutenden Resultaten zu gelangen seyn wird,c es dennoch zwekmäßig u. dem Königl. Interereße gemäß seyn wird, im nächsten Jahre mit der Fabrication fortzufahren, theils um die Vorräthe zu verbrauchen, theils um die gemachten Anlagen so lange zu benutzen, bis sich etwa neue Schwierigkeiten hervorthun. Meine Meinung geht also dahin, im nächsten Jahr mit der Fabrication fortzufahrend, aber auf denselben Fuß wie im vorhergehenden, u. jede neue Anlage oder Erweiterung zu vermeiden, wodurch das in der Anlage stekkende Kapital vergrößert würde. Aus diesem Grunde bin ich gegen die Anlage eines eignen Fuhrwesens, denn so gering das Capital von 2000 rth. an sich ist, welches circa zu seiner Einrichtung erforderlich seyn würde, so kehrt es doch erst nach einigen Jahren wieder zu der Königl. Kasse zurük u. bei so unruhigen Zeiten kann man sich darauf nicht ohne Wahrsheinlichkeit des Verlustes einlassen. Ich habe weder aus den Akten noch aus der Relation des Maj. v.Blumenstein deutlich ersehen können, ob man bis jetzt schon das Salpeter Regale für die Fabrication in Glatz in Anwendung gebracht hat oder ob die salpeterhaltige Erde bis dahin noch auf den Grundstücken der Königl. Festungswerke genommen ist u. die Anwendung des Salpeter Regale erst im nächsten Jahr statthaben würde; ferner ob die zur Anführung der Lauge oder Erde nöthigen Fuhren im verflossenen Jahre vom Lande geleistet u. durch Zahlung entschädigt sind, oder ob der vorgeschlagene Modus, die Fuhre nach Art der Festungsbaufuhren zu requiriren u. zu vergütigen erst für das folgende Jahr eintreten soll. Auf diese Gegenstände komt in so fern viel an, als es sehr wünschenswerth wäre, die Sache so einzurichten, daß das Land u. die Civilbehörden nicht etwa zum Einspruch veranlaßt und dadurch Zögerungen u. Hinderniße herbei geführt würden. Unter Voraussetzung dieser

b

c d 1

Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs. In der rechten Spalte oben ein Vermerk: „ad Maerz 144“. Folgt gestrichen: „ich“. Folgt gestrichen: „wie im vorhe“. Vgl. Anm. a.

Nr. 231

297

Bedingunge scheint mir, da ich nicht für die Errichtung eines eigenen Fuhrwesens stimmen kann, der vorgeschlagene Wegf, Fuhren nach Art der Festungbaufuhren zu requiriren und mit 1 rth. täglich jede Fuhre zu vergütigen, der beste zu seyng. Was die Aufsicht betrift, so überlaße ich Ew. p., nach dem Vorshlag des Maj. v.Blumenstein einen inact.h Officir damit zu beauftragen, der diei Zulage genießt, welche der Rendant Mueller2 bisher genoßen hat. Auch können, wie im vorigen Jahr, die Ueberkompletten des schles. Inf. Regiments zu Salpeter Gräbern, diej Mineure zu Aufsehern u. die 10–12 M. von der Strafsection zu Arbeitern dabei wieder gebraucht werden. Ich überlasse nun Ew. p. Einsicht, die näheren Einrichtungen mit dem Maj. v.Blumenstein gemeinshaftlich zu treffen, u. bittek von Zeit zu Zeit um eine gefällige Nachricht von dem Fortgange. Berlin d. 22. März 10. NS. Zur Erstattung der von der Dispositions-Kasse hergenommenenl Summen ersuche ich Ew. H.m, der 3tn Divis. des K. Allg. Kr. D. von der SalpeterFabrication Rechnung abzulegen, damit die gedachte Divis. nach gehaltener Revision diejenigenn Summen, für welcheo Salpeter in den Magazinen abgeliefert, bei der Königl. Gen. Kriegskasse anweisen kann. Die mir gefälligst übersandten Aktenstückep erfolgen hierbei zurück.q

e f

g h i j

k l m n

o p q 2

Folgt gestrichen: „u. da es“. Verändert aus „die vorgeschlagene Art“; analog in der Folge „der beste“ aus „die beste“. Folgt gestrichen: „ich überlasse nun Ew.“ Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „dem Rendant Mueller“, dabei „dem“ versehentlich stehengelassen. Verändert aus „Auch die Ueberkompletten des schles. Inf. Regiments können zu Salpeter Gräbern, die im vorigen Jahr geb“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „hergegebenen“. Folgt gestrichen: „die sämtlichen Rechnungen über die Salpeter Fabrikation“. Verändert aus „von den für den gewonnenen Salpeter verausgabten Summen Rechnung abzulegen, damit die gedachte Divis. dieselben revidir[e]n und die Zahlung derjenigen“. Folgt gestrichen: „der“. Verändert aus „Akten“. Darunter von Greulich vermerkt: „nachgetragen.“ Münzrendant Müller war aufgrund seiner Chemiekenntnisse mit der Aufsicht der Salpeterfabrikation betraut worden und erhielt dafür eine monatliche Zulage von 30 Talern. Roeder hatte dann aber Blumenstein befohlen, Müller von seinem Posten zu entbinden, da dieser sein Geschäft „auf eine unverzeihliche Weise vernachläßigt“ habe.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

232. Scharnhorst an Lingelsheim

Berlin, 22. März 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Räumung des für die Allgemeine Kriegsschule bestimmten Gebäudes.

Berlin, 22. März 1810. Es ist in der Bestimmung, daß die jetzigen Bewohner des Militär-Akademie-Gebäudes dasselbe zum 1. Juni räumen sollten, damit Zeit gewonnen würde, alles einzurichten, übersehen worden, daß das Miets-Quartal erst mit Ausgangs [sic!] Juni abläuft und es also, um jene Männer nicht in Verlegenheit zu setzen, nötig gewesen wäre, ihnenb bis zum 1. Juli die Wohnung zu fristen. Euer Hochwohlgeboren ersuche ich in dieser Rücksicht ergebenst, den jetzigen Bewohnern des Milit. Akad. Gebäudes die Erlaubnis zu erteilen, bis zum 1. Juli a. c. in demselben zu verbleiben, indem ich zugleich mich verbindlich mache, diese Maßregel vor Sr. Majestät zu vertreten. 233. Scharnhorst an Neander

Berlin, 25. März 1810

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Sofortige Ausführung einer Kabinettsorder.

Berlin, 25. März 1810 Zur Vermeidung möglicher Mißverständnisse will ich nicht unterlassen, Ewr. Hochwohlgeboren noch besonders davon zu unterrichten, daß jetzt nach Ausfertigung der Kabinettsordre wegen Dislocierung der schlesischen Geschütze die Sache nicht weiter aufgeschoben, sondern daß sogleich zur Ausführung geschritten werden soll.1 Scharnhorst

a

b

a

1

Die Vorlage („Konzept v. Clausewitz o. Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 13 A Gen.Insp. Tit. III a 1/2, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Statt „Ihnen“. Die Vorlage („Sch[arnhorsts] Schreiber, eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 Nr. 58 vol. 1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Neander antwortete tags darauf, daß die Verfügungen schon am 22. abgegangen seien.

Nr. 234

299

234. Scharnhorst an Albrecht von Hake

[Berlin, 26. März 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 164 fol. 10r–v (1½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Verhandlungen mit Bronikowski wegen der Lager für Montierungsstücke.

An den Obersten von Hake.a Aus Ew. p. gefälligem Shreiben v. 18t d. ersehe ich, daß Dieselben mich vollkommen verstanden haben in Betreff der Einrichtungen, welche mit denb vorräthigen Lederzeug- u. Montirungsstücken zu treffen sind. Des Obrst. v.Bronnikowsky Memoire2 geht aber auf Antrage u. Zwecke, von denen nicht die Redec gewesen ist u. auch jetzt, wie Ew. richtig bemerken, nicht seyn kann. Ich habe mich shriftlich u. besonders mündlich über diesen Gegenstand so umständlich ausgelassen, daß ich dem nichts mehr hinzuzufügen weiß. Am deutlichsten habe ich mich gegen alle neu[e]n Ausgaben erklärt.d Wenn nun aber von gar keinene permanenten Depots in Rüksicht der Montirungs Stücke die Rede ist, sondern blos solche Einrichtungen getroffen werden sollen, daß die zur nächsten Bekleidung nach u. nach sich sammelnden Materialien nicht auf einem Punkte befindlich sind, sondern ungefährf nach Maaßgabe der in den Provinzen stehenden Truppen auch in den Provinzen gesammelt u. bis zur wirklichen Verausgabung aufbewahrt werden sollen, so kann dadurch auch keine einzige bedeutende neue Ausgabe veranlaßt werden und es bleibt der Obersteg von Bronnikofsky verantwortlich für jedeh dabei gemachte unnöthige Ausgabe. Ew. Hochw. ersuche ich, den H. Obersten v.Br. nach der Ansicht zu instruiren, die Siei selbst in Ihrem gefäll. Schreiben v. 18. auseinandergesetzt habenj, u. ihm gefälligstk aufzutragen, danach ohne weiteres zu verfahren.l a

b c d e f g

h i

j k l 1 2

Adresse in der linken Spalte, darunter Greulichs Mundierungs- und Abgangsvermerk vom 26. März 1810 sowie, von anderer Hand: „NB. Die Veranlaßung hierzu ist dem Herr Obrist von Hake abgegeben worden. 23. Juny.“ Oben rechts vermerkt: „ad 219 Mrz.“ Folgt gestrichen: „zufälligen Monti“. Folgt gestrichen: „ist“. Folgt gestrichen: „Wenn also“. Folgt gestrichen: „neuen“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Statt „Obersten“. Die Passage verändert aus „und ich trage kein Bedenken, den Obersten von Bronnikofsky als verantwortlich zu betrachten für die“. Das anschließende Satzende stark redigiert. Folgt ein überflüssiges „unnöthige“. Verändert aus „ersuche ich, den Obersten v.Br. dahin zu instruiren, daß er diese Absicht, wie Sie es“. Folgt gestrichen: „wodurch der beabsichti“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „damit“. Datiert aufgrund des Mundierungsvermerks, vgl. Anm. a. Vgl. Anm. a. Zu Karl Ludwig von Oppeln-Bronikowski vgl. Anhang 1 zum fünften Band.

300

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

235. [Scharnhorst] an Pullet

Berlin, 26. März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 275 fol. 1r–v (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Anstellung und Versorgung eines Leutnants.

Da Ew. p. früher den Lt. v.Bronnikowsky zur Anstellung bei der 3t. Div. AKD vorshlugen, so ist ihm bereits der Befehl ausgefertigt her zu komen, ich kann demnach jetzt nichts mehr zur Erfüllung der in Ew. gefäligen Schr. v. 19t. d. M. geäußert[e]n Vorshläg[e]n beitragen.1 Ueberdem ist ein[e] Civil Versorg. v. 7–800 rth. die Versorgung eines Obersten u. Ew. werden also einsehen, welche Shwierigkeit[e]n es haben müßte, dem p. Bronnik. eine solche zu vershaffen. B. d. 26. März 1810.b 236. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 26. März 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 24r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Salpeterproduktion in Glatz.

An die 3te Divisiona Die dritte Division des Königl. Allg. Kr. D. habe ich hiermit benachrichtigen wollen, daß ich denb Obl. v.Rhoeder als Antwort auf die mir eingesandte Relation von der in Glatz statt gehabten Salpeter Fabrication aufgegeben habe, dieselbe unt[e]r Leitung des Maj. v.Blumenstein auch im kommenden Jahre,c u. zwar auf demselben Fuß, fortsetzen zu lassen, um in jedem Fall die Vorräthed zu verbrauchen u. von den Anlagen so lange Gebrauch zu machen, bis sich etwa neue Shwierigkeiten hervorthun.e Auch habe ich dem Obl. v. a b 1

a

b c d e

Auf der ersten Seite des beantworteten Schreibens Pullets (Berlin, 20. März 1810). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Dieses Schreiben anscheinend nicht überliefert. Pullet berichtete (vgl. Anm. a), der nach 22 Dienstjahren invalide Bronikowski wolle sich nun zum Unterlehrer qualifizieren, doch würde das zu erwartende Gehalt von etwa 500 Talern für ihn als Familienvater mit „6 unerzogenen Kindern“ nicht ausreichen. Die Adresse steht in der linken Spalte, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk vom 26. März. Folgt gestrichen: „Maj.“ Die folgenden Worte bis „Fuß“ nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „in jedem Fall von den noch vorhandenen Vorräthen Gebrauch“. Folgt gestrichen: „Denn wenn auch der Erfolg den gemachten Ho Ich übersende der Division hierbei die mir dabei eingereichten Actenstücke, um sie bei sich niederzulegen.“

301

Nr. 237

Roederf aufgetragen, der 3t Divis. von dem im vorigen Jahre fabricirten u. abgelieferten Salpeter Rechnung abzugeben, u. ersuche ich die gedachte Divis., nach geshehener Revision die dafür verausgabten Summen bei der Gen. Kr. Kasse gefälligst anzuweisen. 237. Zirkular

Berlin, 28. März 1810

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 332h Nr. 1 Bd. I fol. 38r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Weitere Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben: ebda., III. HA MdA Abt. I Nr. 447, fol. 53r (1 S.).a Benennungen bei den Unterstäben der Gouvernements.

Euer Excellenz geben wir uns die Ehre, in der abschriftl. Anlage eine von des Königs Majestät an uns erlaßene Cabinets-Ordre vom 16n d. M.,b welche die nähere Bestimmung enthält, wie es künftighin mit den Unterschriften der von den Gouverneurs und Commandanten zu erlaßenden schriftlichen Dienstverhandlungen gehalten werden soll, mit dem Bemerken ergebenst zu übermachen, daß in Gefolge dieser Cabinetsordre im Vortrage des Kriegesministerii beschloßen worden ist, daß nunmehr die Gouvernements-Auditeurs, Gouvernements-Chirurgen und Gouvernements-Prediger, so wie es vor mehrern Jahren ihre ursprüngliche Benennung gewesen ist, wieder Garnison-Auditeurs, Garnison-Chirurgen und Garnison-Prediger genannt werden sollen. Ew. Excellenz ersuchen wir zugleich ganz ergebenst, von Ew. Excellenz ressortirenden Behörden hiervon geneigst benachrichtigen laßen zu wollen. Berlin den 28n März 1810. Königl. Preuß. Allgemeines Kriegs-Departements. Scharnhorst.

v.Neander

Des Königl. Wirklichen Geheimenc Staats-Ministers des Innern, Herrn Grafen zu Dohna Excellenz. f

Folgt gestrichen: „beauftragt“.

a

Gerichtet an Außenminister Graf von der Goltz. Dazu am Rande ein schräger Strich. Die Abschrift ist archiviert ebda., fol. 39r–v, die für das Außenministerium in der III. HA, a. a. O., fol. 54r–v. In der anderen Ausfertigung heißt es danach: „Staats- und Kabinets Ministers Herrn Grafen von der Goltz Excellenz.“

b

c

302

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

238. Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher Berlin, 28. März 1810 GStA PK, IV. HA Rep. 15 A Nr. 5 fol. 93r (½ S.): Reinschrift, Schmidts Hand (signiert), eigenhändig unterschrieben. Übersendung einer Instruktion zur Dienstleistung während der Übungen.

Ew. Excellenz ermangeln wir nicht in der abschriftlichen Anlage zu Dero gefälliger Nachricht eine von des Königs Majestät genehmigte Instruction für die zur Dienstleistung während der Exerzierzeit bey den Regimentern kommandirten Stabs und andern Offiziersa ganz ergebenst mitzutheilen. Berlin den 28ten Maerz 1810. Königlich Preußisches Allgemeines Krieges Departement v.Scharnhorst Boyen An des Königlichen Generals der Cavallerie pp. Herrn von Blücher Excellenz zu Stargard in Pommern. 239. Instruktion

Berlin, 27. März 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 15 A Nr. 5 fol. 94r–95r (3 S.): Abschrift, Schreiberhand.

Instruction für die zur Dienstleistung während der Exercierzeit bei den Regimentern commandirten Stabs und andern Officiers Seine Majestät der König haben die zur activen Armee gehörigen Stabs Officiere, Capitains, Rittmeister und Subaltern Officiere, welche keine bestimmte Anstellung haben, die Exerzierzeit hindurch zur Dienstleistung bei den Regimentern vertheilt und angewiesen, damit selbige im practischen Dienste, jeder nach seinem Chargen Verhältnisse in Uebung erhalten werden. Damit solches der höchsten Intention angemessen geschehe, zugleich aber auch unangenehme, dem Dienste nachtheilige Collisionen vermieden werden, so haben Seine Majestät der König hierüber folgendes zu bestimmen geruhet: § 1. Der Stabs Officier stehet in der Garnison und auf dem Marsch beim Stabe unter dem directen Befehle des Commandeurs. a

Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das anschließende Dokument.

Nr. 239

303

§ 2. Ein wirklicher Capitain und Rittmeister wird bei einer Stabs Officier Compagnie oder Escadron oder doch bei einer solchen Compagnie oder Escadron angestellt, wo der Chef ein älteres Patent besizt. § 3. Die Subaltern Officiere werden bei den Compagnien und Escadrons in die Regimenter eingestellt, wo die meisten Officiere fehlen oder commandirt sind. § 4. Die Subaltern Officiere sollen zu jedem innern Dienst gebraucht werden und zwar nach der Anciennität ihres Patents. § 5. Die Stabs Officiere und wirklichen Capitains oder Rittmeister haben dagegen mit dem innern Compagnie oder Escadron Dienste nichts zu thun, keine Anordnungen in den Detail Dienste des Regiments, der Kompagnie oder Escadron zu treffen und werden auf dem Exercierplatze oder zum Manoeuvriren mit der dienstmäßigen Berücksichtigung des Zwecks entweder als Bataillons, Compagnie oder Escadrons und Detaschementsführer abwechselnd angestellt oder sie geben aufmerksame Zuschauer ab. § 6. Die Stabs Officiere und wirklichen Capitains oder Rittmeister thun alle Dienste, welche im Regimente commandirt werden: du jour, Parolempfang, Verhör, Krieges und Standrecht pp. mit. § 7. Da die Compagnien und Escadrons im Regimente mit Chefs oder Führern besezt sind, so wird der Commandeur des Regiments befehlen, wenn der Stabs Officier, der wirkliche Capitain oder Rittmeister ein oder die andere Compagnie oder Escadron abwechselnda im Regimente führen soll. Der Compagnie oder Escadron Chef gehet oder reitet diesem alsdann zur Seite. Die Subaltern Officiere führen die Züge in der Compagnie oder Escadron nach ihrer Anciennität. § 8. Sollte in Abwesenheit des Compagnie oder Escadron Chefs oder Commandeurs ein zum Dienst angestellter Officier der ältste sein, hiernächst die Compagnie oder Escadron führen oder commandiren müssen, so geschiehet solches nur auf besondern Befehlb des Commandeurs; außerdem aber führt und commandirt der älteste wirkliche Officier die Compagnie oder Escadron und der zum Dienst angestellte ältere Officier bleibt Zuschauer. In diesem Fall hat aber der zeitige Commandeur dasjenige, was den Dienst im Ganzen betrift, dem angestellten ältern Officier dienstmäßig zu melden, damit der-

a b

Das Wort nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt.

304

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

selbe weiß, was mit der Compagnie oder Escadron oder der Garnison vorgenommen wird und wo er als Zuschauer zugegen sein kann. § 9. Das nemliche findet bei dem zum Dienst angestellten Stabs Officier, wirklichen Capitain oder Rittmeister auf dem Exercierplatz und in den gewöhnlichen Garnisions und Dienstverhältniß statt. § 10. Wenn der zum Dienst angestellte Stabs Officier nach dem Regiments Commandeur der älteste ist, so soll der Regiments Commandeur, falls ersterer schon ein Bataillon, eine Compagnie oder Escadron wohl zu führen versteht, ihn in der Exercierzeit auch in der Führung des Regiments bei dem Exerciren unter seiner Leitung üben und geschickt zu machen suchen. § 11. In der Abwesenheit des Commandeurs führt aber der älteste Officier im Regimente das Commando, exerciert selbiges u. s. w. Der angestellte Stabs oder ältere Officier ist alsdann Zuschauer und findet hierbey die Bestimmung des § 8 statt. § 12. Das Wort der Parole giebt stets der auf dem Platz anwesende älteste Officier, den Regiments Befehl aber der älteste wirkliche Officier im Regimente, so wie auch dem letztern alle Regiments und Garnison Verfügungen zu bestimmen überlassen bleiben. § 13. Bei Besichtigungen, es sei von dem Brigadier oder Brigade General pp., rapportirt der älteste Officier im Regimente über den Zustand des Regiments oder Bataillons, auch besorgt dieser alles, was zur Vorzeigung des Regiments, Bataillons, der Compagnie oder Escadron nötig ist, er commandirt und exercirt das Regiment, Bat., Comp. oder Escadron. Dagegen führt der zum Dienst angestellte ältere Officier, der bisher Zuschauer war, das Regiment, Bat., die Compagnie oder Escadron en parade vor und ersterer reitet ihm zur Seite. § 14. Der Brigadier wird bei der Revision eines Regiments bestimmen, ob und in welcher Art die zum Dienst angestellten Officiere im Regiment eingetheilt werden sollen. § 15. Sämtliche über den Dienst im Allgemeinen und im Regimente gegebenen Verordnungen und Bestimmungen müssen den angestellten Officieren zu ihrer Belehrung zur Durchsicht gegeben werden. § 16. Der Stabs Officier erhält täglich den Rapport vom Adjudanten, so wie der Capitain, Rittmeister oder Subaltern Officier den Compagnie oder Escadrons Rapport vom Feldwebel oder Wachtmeister, so wie auch alle anderweitige Dienstmeldungen und Honneurs nach den im Regimente eingeführten Dienst und subordinationsmäßigen Gebräuchen.

Nr. 240

305

§ 17. Sollte der Commandeur einer Compagnie, Escadron, Bataillons, Garnison oder eines Regiments auf lange Zeit commandirt oder abwesend sein und der zum Dienst angestellte Stabs oder Subaltern Officier nach ihm der älteste sein, so haben erstere bei dem Brigadier, letztere bei bei dem Regiments Commandeur anzufragen und die weitere Bestimmung zu gewärtigen. § 18. Die zum Dienst angestellten Officiere erhalten freies Quartier und auf dem Marsch etatsmäßige Hülfe zum Fortbringen ihrer Equipage gleich den Officieren in den Regimentern, sie erhalten aber weder ein Königl. Chargenpfand noch einen dienstfreien Aufwärter. Berlin den 27n Maerz 1810. 240. Allgemeines Kriegsdepartement an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 28. März 1810 GStA PK, IV. HA Rep. 4 Kriegsministerium Nr. 142 fol. 69r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Anciennität im reorganisierten Ingenieurkorps.

Der dritten Division des Allgemeinen Krieges-Departements erwiedern wir auf das Schreiben vom 18. d.M., daß Sr. Majestät auf die diesfällige Anfrage bestimmt haben, daß die Officiere des Ingenieur-Corps ihre jetzigen Patente unverändert beibehalten sollen, indem ihre Anciennität nach dem, wie sie einrangirt worden sind, festgesetzt ist und es also auf das Alter der Patente gar nicht weiter ankommt. Berlin den 28. März 1810. Allgemeines Krieges-Departement. Scharnhorst An die dritte Division des allgemeinen Krieges-Departements.

Boyen

306

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

241. Scharnhorst an Lingelsheim

Berlin, 28. März 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Räumung der Académie militaire. Pensionen der nicht mehr beschäftigten Lehrer.

Berlin, 28. März 1810. Auf Euer Hochwohlgeboren gefälliges Schreiben vom 26ten d.M. muß ich ergebenst erwidern, daß es noch nicht bestimmt ist, welche der bis jetzt angestellt gewesenen Professoren bei der künftigen Akademie wieder angestellt werden sollen, daher man auch noch nicht sagen kann, wer in dem Hause wohnen bleiben kann, und es also wohl nötig sein wird, daß mit dem ersten Juli d.J. sämtliche jetzt darin wohnenden Lehrer räumen. Über die Anstellung derjenigen Professoren, welche etwa bei beiden Anstalten, der allgemeinen Militärakademie und dem Kadettenkorps, zugleich stehen oder von der einen zur andern übergehen werden, werde ich die Ehre haben, mich in der Folge mit Euer Hochwohlgeboren mündlich zu verabreden. Da die Pensionen, welche bisher bei der Ecole-Militaire gezahlt worden sind, bleiben, so wird der Professor Emeritus Müchler1 seine 240 Rtlr. auch ferner ziehen. Was dagegen der Professor Palmier2 bei der neuen Militärakademie für ein Gehalt beziehen wird, hängt von der ganzen Einrichtung des neuen Etats ab, und es kann die Kabinettsordre vomb März 1800 dabei nicht mehr wirksam sein, weil sie in bezug auf ein Institut gegeben wird, welches durch eine spätere Verordnung ganz cessiert. Denn die allgemeine Militärakademie ist offenbar keine Modifikation der alten, sondern eine ganz neue Stiftung. Übrigens wird allerdings der Professor Palmier wegen seiner Adjunktion einigermaßen berücksichtigt werden. Was Euer Hochwohlgeboren in betreff des Inventariums der Militärakademie bemerken, finde ich vollkommen wahr und billig und ich danke Ihnen ganz aufrichtig für die der neuen Anstalt dabei bezeigte Gefälligkeit, ihr die notwendigsten Geräte, die Gemälde und Verzierungen zu lassen. Scharnhorst. a

b 1

2

Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 13 A Kommando des Kadettenkorps A.XIII Nr. 7 vol. II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Danach eine freigelassene Lücke. Johann Georg Müchler (1724–1819) hatte nach dem Studium in Greifswald und Göttingen am Gymnasium zum Grauen Kloster gelehrt und sich mit Lessing und Mendelssohn befreundet. Nach einer Zeit als Professor für Latein und Französisch am Gymnasium in Stargard (1759–1773) kehrte er als Privatgelehrter nach Berlin zurück, leitete ein Waisenhaus und unterrichtete seit 1785 Latein an der Académie militaire. Mutmaßlich Johann Michael Palmié (1768–1841), der spätere Direktor des Französischen Gymnasiums und Pastor der französischen Kirche auf dem Werder.

307

Nr. 242

242. Allgemeines Kriegsdepartement an Alexander Graf zu Dohna Berlin, 29. März 1810 GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 332h Nr. 1 Bd. I fo. 34r (1 S.): Reinschrift, Schmidts Hand (signiert), eigenhändig unterschrieben. Auffindung alter Mineure und Pioniere für die Neuformation.

Die zur Formation der Pionier Compagnien allerhöchst verordnete Kommission hat uns die anliegende Liste von mehrern seit 1806 ausgebliebenen ins Brandenburgische beurlaubten Mineurs und von Leuten der aufgelöseten Berliner Pontonier Kompagniena mit dem Wunsche zugesandt, daß diese Leute, deren wahrscheinlicher Auffenthalt in der Liste angegeben ist, zur Deckung des noch vorhandenen Manquements bei Formation der drey Pionier Kompagnien verwandt und zu dem Ende dergestalt hieher einbeordert werden möchten, daß sie wo möglich spätestens ultimo April c. hier in Berlin eintreffen. Wir beehren uns, Ew. Excellenz ergebenst zu ersuchen, den betroffenen Regierungen gefälligst aufzugeben, wegen der in Rede stehenden Leute sogleich die nötigen genauen Nachforschungen anzustellen und alle diejenigen, die sich von ihnen auffinden lassen, so nach Berlin zu beordern, daß sie bis ultimo April c. hier ankommen. Manche werden zwar, der Entfernung und Kürze der Zeit wegen, diesen Termin nicht halten können, doch bitten wir dergleichen Mannschaften so befehligen zu lassen, daß sie sogleich ihren Marsch antreten, um so bald als möglich nach dem 1ten May hier eintreffen zu können. Die Mannschaften sind übrigens anzuweisen, sich bei ihrer Ankunft hieselbst bey dem Gouvernement zu melden. Berlin den 29ten Maerz 1810. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement. v.Scharnhorst.

v.Rauch

An des Königlichen Wirklichen Geheimen Staats Minister des Innern, Herrn Grafen zu Dohna Excellenz.1

a

1

Dazu am Rand ein schräger Strich. Die „Namentliche Liste“ der gesuchten Mineure und Pontoniere ist archiviert ebda., fol. 35r. Die Konzepte zu Dohnas Schreiben an die Kurmärkische Regierung und zum Antwortschreiben (beide vom 6. April) befinden sich ebda., fol. 36r–37r.

308

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

243. Scharnhorst an Yorck

Berlin, 29. März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 165 fol. 60r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand. Randnotizen, eigenhändig: ebda., fol. 36r–58v.a Druck: Scherbening II, S. 248f. (Auszug).1 Bemerkungen zu Yorcks Instruktion für die leichten Brigaden.

Berlin d. 29. März 10 An den Gen. v.York.b Ew. p. danke ich ganz ergebenst für die gefällige Mittheilung Ihrer Instruktion für die leicht[e]n Brigaden.2 cSie ist so vorzüglich, istd so geschikt angeknüpft und so eng verbunden mit den Grundsätzen für den großen Kriege, u. diese sind in so wahren und richtigen Ansichten ausgesprochen, daß ich diesen vortreflichen Aufsatz mit eben so vieler Belehrung als Vergnügen gelesen habe. Nur eine Bemerkung erlauben mir Ew. Hochw.; ich fürchte, Sie werdenf im 32t § mißverstanden werdeng, wenn Sie sagen: „so wenig es bei Arrière Garden Princip ist, den Feind immer im Auge zu behalten“h;

a

b

c d e f g h

1

2

Mit Rotstift geschrieben am Rande von Yorcks „Instruction für sämtliche leichte Brigaden zu den Uebungen im Jahr 1810“ (fol. 36r–58v, Abschrift, Schreiberhand). Der Vermerk auf dem Titelblatt, „ad 256a Maertz 10“, verweist auf das Begleitschreiben Yorcks (Marienwerder, 17. März 1810, ebda., fol. 35r–v, Präsentationsvermerk vom 20. März). Das Konzept berücksichtigt zwei dieser Notizen nicht: Zum ersten Satz von § 5 („Vollkommenheit des Gewehrs ist aber die Grund Bedingung des guten Schießens, indem ohne sie alle Geschicklichkeit des Schützen fruchtlos ist.“) auf fol. 39r: „NB. Alle Füs. Gewehre mit krummen Kolben?“ Zu § 26 (Ausschwärmen der an der Spitze einer Kolonne reitenden Husaren) auf fol. 51r: „Ist nur zur Hälfte bestimt“. Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter Georges Abgangsvermerk. Oben rechts der Vermerk: „ad No. 256a“ (vgl. Anm. a). Scherbenings Auszug setzt hier ein. Verändert aus „vorzüglich, so eng verbunden und“. Verändert aus „den Grundsätzen der höhern Kriegskunst“, zunächst zu „den Ansichten“. Folgt gestrichen: „so, wie Sie sich ausgedrückt haben“. Bei Scherbening: „ich fürchte, daß Sie im 32. Paragraphen mißverstanden werden“. In der Instruktion, fol. 54v–55r, wurde dieser Satz mit Bleistift teilweise unterstrichen und am Rande mit „NB.“ markiert. Er lautet vollständig: „So wenig es bei Arrièr Garden Princip seyn muß, den Feind immer im Gesicht zu behalten, so sehr ist es bei Avant Garden in Verfolgung eines reterirenden Feindes.“ Laut Scherbenings Angabe war dieses Schreiben einer Kabinettsorder vom 29. März 1810 an Yorck beigelegt. Vgl. Anm. a. Dazu gehörten noch Noten für Hornsignale, ebda. fol. 63r–v.

Nr. 244

309

ich weiß, was Sie damit sagen wollen, und glaube mit Ihnen, daß man sich bei Rückzügen nicht unnöthig aufhalten muß. Allein von der andern Seite giebt es Fälle, wo man nicht mehr weichen muß, als eineni grade der Feind drängt; u. diese Fälle kommen bei den leichten Truppen sehr oft vor, weil sie als Vorposten den Feind auch auf ihr[e]m Rückzuge noch beobachten sollen. Nur zu oft habe ich gefunden, daß sie mit einem übereilten Rückzug vorkommen u. dann nichts vom Feinde zu sagen wissen.j Ich mache Ew. Hochw. diese Bemerkung u. überlaße Ihnen, sie zu würdigen u. davon einen beliebigen Gebrauch zu machen. 244. Zirkular

Berlin, 30. März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Johann Karl Ludwig Braun Nr. 7 fol. 49r (1 S.): Abschrift, Schreiberhand. Weitere Abschrift, Schreiberhand: GStA PK, IV. HA Rep. 12 Nr. 305 fol. 22r (1 S.).a Hausierende Soldaten.

Abschrift Nach der uns von dem Ministerio des Innern zugekommenen Benachrichtigung haben die Regierungen sich verschiedentlich darüber beschwert, daß von den Befehlshabern der Truppen den Soldaten öfters Pässe Behufs der Betreibung solcher Gewerbe, mit denen das Hausiren verbunden ist, ertheilt würden, welche die Soldaten als wirkliche Concessionen benuzten, ohne sich der Allerhöchsten Vorschrift gemäß darüber weiter mit einer Concession der bürgerl. Obrigkeit zu versehen. Um nun für die Zukunft den aus dem obigen Verfahren entstehenden Mißbrauch zu verhüten und die mit Gewerbs-Pässen versehenen Leute selbst außer Verlegenheit zu setzen, ersuchen wir Ew. Königl. Hoheit unterthänigst, die 3 Artillerie-Brigaden geneigtestb anzuweisen, von jezt an den Soldaten nur dann zur Betreibung ihrer mit Hausiren verbundenen Gewerbe Pässe zu ertheilen, wenn die darum ersuchenden Subjecte sich zuvor selbst oder durch ihre Befehlshaber eine vorschriftsmäßige Concession von der competentenc bürgerl. Obrigkeit verschafft haben.

i j

a b

c

Bei Scherbening: „wenn“. Scherbenings Auszug endet hier. Die erste Ausfertigung gerichtet an Prinz August, die zweite an General von Kleist. In der zweiten Abschrift: „ersuchen wir Ew. p., die unter Ihren Befehl stehenden Truppen gefälligst“. Das Wort fehlt in der zweiten Abschrift.

310

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Zugleich bitten wir den Truppen zu eröffnen, daß bey Unterlassung der obigen Maaßregel den hausirenden Soldaten von jeder Civil Obrigkeit, bey der sie sich nicht durch Vorzeigung ihrer Concession legitimiren können, ihr Gewerbe gelegt werden wird. Berlin den 30t März 1810. Allgemeines Kriegs-Departement von Scharnhorst. von Rauch.d 245. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 31. März 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 275 fol. 8r–9r (3 S.): Konzept, Schreiberhand. Pullets Mitwirkung nach seinem Ausscheiden aus der Division. Personalia.

Berlin den 31n März 1810. An die Hochl. 3t Division des Königl. allgemeinen Kriegesdepts.a Der 3n Divis. des Königl. Allgem. Krieges Departs. erwiedere ich auf Ihr Schreiben vom 26n d.M.1, daß es vollkommen den Sinn der K. Order vom 19. d.M.2 und der Absicht Seiner Majestät des Königes gemäß ist, „daß es der 3n Division und mir überlaßen bleibt, diejenigen Gegenstände zu bestimmen, bey welcher die Mitwürkung des Majors Pullett nöthig erachtet werden wird, und daß die Division in dergleichen Fällen des Sentiments des Majors Pullett einzuholen befugt sey,“ welches ich die Division ersuche, demselben gefälligst zu communiciren. Was die Anstellung des Lieuts. von Bronikowsky bey der 3t Division als Gehülfen des Hauptmanns v.Leithold betrift, so sollte es mir lieb seyn, wenn die Benachrichtigung desselben nicht schon geschehen wäre, und ich würde dann gerne auf die gemacht[e]n Vorstellungen Rücksicht nehmen. Allein da mir der p. Pullett den Vorschlag dazu gemacht und der Lieut. v. Bronikowsky bereits den Befehl erhalten hat herzukommen, so ist die Sache jetzt nicht d

In der zweiten Abschrift folgt noch die Adresse: „An den Königl. General Major pp. Herren v.Kleist Hochwohlgebohrn“.

a

Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Abgangsvermerk Georges und sein Vermerk zur Anfertigung eines Auszugs. Oben rechts der Vermerk: „zu März 329“ (Journalnummer des beantworteten Schreibens). Eine Abschrift des von Neander, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreibens ist archiviert a. a. O., fol. 6r–7v. Scharnhorst hatte diese mit einem Begleitschreiben vom 21. März an die Division weitergeleitet. Es ging um die Geschäftskreise Pullets und Leitholds bei der Ingenieurabteilung der 3. Division.

1

2

311

Nr. 246

mehr zu ändern. Uberdem betrachte ich das Übel nicht als so groß, denn da der p. v. Bronickowsky zum Dienste in den Vestungen seiner Füße wegen nicht mehr gebraucht werden kann und jedermann sich dafür intereßirt, daß er im Besitz des Gehaltes bleibe, so sehe ich dies als den einzigen Ausweg an, welcher übrig blieb. Auch sollte ich nicht glauben, daß er zu der untergeordneten Stelle eines bloßen Gehülfen so ganz unpaßend seyn könnte. Endlich hat mir der Major Pullett gesagt, er würde suchen, ihn den Unterricht zu verschaffen, welchen der Lieutenant Breese3 gegeben hat, wozu denn seine ökonomische Verhältniße auch einigermaß[e]n berücksichtiget seyn würde[n]. Berlin d. 31. März 10. Nahmens d. H. G.M. v. Scharnhorst 246. Scharnhorst an Altenstein

Berlin, 1. April 1810

GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 318 fol. 1r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Schulden des Generals Winning.

Der Generallieutenant v. Winning1 hat Sr. Majestät unterm 27. v. M. gebeten, ihm die seit 3 Jahren und 3 Monaten rükständigen Zinsen von dreizehnhundert Thalern auf das ihm von des hochseligen Königs2 Majestät aus der hiesigen Banque vorgeschossene Kapital der zehntausend Thaler noch auf eine Zeitlang zu erlassen. Sr. Majestät haben ihm seine Bitte gewährt, und zeige ich solches Ewr. Excellenz mit dem Ersuchen ganz ergebenst an, wegen der zu zahlenden Zinsen mit dem Generallieutenant v. Winning noch Nachsicht zu haben. Berlin den 1. April 1810. v.Scharnhorst. 3

Der Eleve Johann Leopold Ludwig Brese (1787–1878) war 1806 aus Spandau entkommen und hatte sich dann in Danzig ausgezeichnet. Im Juni 1807 wurde er zum Offizier ernannt und mit dem Unterricht der beiden ältesten Söhne des Königs in Fortifikation betraut. Brese ging 1810 als Schüler an die Allgemeine Kriegsschule und diente 1813/14 als Adjutant Pullets und im Stabe Tauentziens, ehe er 1816 ans Kriegsministerium versetzt wurde. Von 1819 bis 1832 leitete er dessen Ingenieurabteilung; als einer der Begründer der neupreußischen Festungsbauweise entwarf er u. a. die Befestigungen von Königsberg und Köln sowie das Fort bei Posen, dessen Name in seinen 1856 verliehenen Adelstitel „von Brese-Winiary“ einging. Brese wurde 1849 zum Chef des Ingenieurkorps und 1858 zum General der Infanterie ernannt, 1860 erhielt er den Schwarzen Adlerorden.

1

Christian Ludwig von Winning wurde im vierten Band vorgestellt. Friedrich Wilhelms II.

2

312

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

An des Königl. Geheimen Staatsministers Herrn Freiherrn v. Altenstein Excellenz. 247. Scharnhorst an die Immediat-Untersuchungskommission Berlin, 2. April 1810 Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a

Berlin, den 2. April 1810. Einer hohen Untersuchungskommission lege ich hier den Bericht der Verteidigung von Lübeck vor.1 Ein Tagebuch von den Operationen des Blücherschen Korps von Boitzenburg bis Lübeck werde ich nächstens einzureichen die Ehre haben.2 v. Scharnhorst. 248. Bericht

[Berlin, nicht nach 2. April 1810

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Konzept, eigenhändig, unvollendet: GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 90 fol. 16r–17v (4 S.).

Bericht der Verteidigung von Lübeck bis zu meiner Gefangenschaft. Beim Anbruch des Tagesb wurde die Disposition zur Verteidigung der Stadt gegeben. Nach dem Feinde am rechten Ufer der Trave führten 3 Tore, jedes Tor bekam sein Geschütz, seine Truppen zur Verteidigung u. eine Reserve wurde in der Stadt zur Unt[e]rstützung der Thore placirt.c Der General v. Natzmer wurde zum Kommandanten der Stadt ernanntd u. ihm der Befehl über alle darin befindlichen Truppen übertragen. Der Herzog von Oels bea

1

2

a b c d

Die Vorlagen für dieses und das folgende Dokument („Ausfertigung mit eigenhändiger Unterschrift“) im Kriegsarchiv, VII 54, gingen wahrscheinlich 1945 beim Brand des Heeresarchivs verloren. Vgl. das anschließende Dokument. Das abschließende Gutachten der Kommission über die Lübecker Kämpfe und die Kapitulation von Ratekau (Berlin, 5. April 1810) ist abgedruckt bei 1806. Das Preußische Offizierkorps und die Untersuchung der Kriegsereignisse, Berlin 1906, S. 258–268, zit. Offizierkorps. Dieses Tagebuch wurde offenbar nicht überliefert, vgl. aber Nr. 361–365. Vgl. Anm. a zum vorangehenden Dokument. Im Konzept verändert aus „der Nacht“. Dieser Satz im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept verändert aus „wurde zum Befehlshaber ernannt“, das anschließende Satzende lautet dort: „und ihn wurde die ganze Vertheidigung derselben übergeben.“

Nr. 248

313

kam die Vertheidigung des Burgtorese, er hatte dazu sein Regiment, das Batl. Ivernois u. 16 Kanonen.1 Die Verteidigung des Hüxter Toresf wurde dem Obersten v. Görtzke2 übergeben. Er hatte das Regiment Owstien u. 6 Kanonen unter seinem Kommando. Die Vertheidigung desg Mühlen-Tores bekam der Generalmajor v. Lettow3. Er hatte das Regiment Tschammer u. noch 1 Bataillon – ich weiß nicht von welchem Regimenth – und 14 Canonen.4 Der kommandirende General5 ordnete die Disposition der Verteidigung aller dieser Posteni selbst auf der Stelle an; er instruierte nicht allein die Befehlshaber, sondern er plazierte die Geschütze u. die Truppenj mit meiner Beihülfe. Es wurde bei jedem der größte Teil des Geschützes zur Verteidigung des Tores aufgestellt; 2 Geschütze u. 1 Bataillon standen außer den genannten Truppen hinter oder in dem Tore selbst, um im übelsten Falle die stürmenden Truppen, wenn auch alles verloren ginge, hier wieder zurückzuweisen. Die Anordnung der Verteidigung des Burgtores habe ich bereits in dem Berichte, welcher über das Benehmen des Leutnants Kühnemann von mir gefordert ist, der hohen Kommission vorgelegt.6 Kaum waren diese Anordnungen getroffenk, so fing der Feind an, die Stadt zu beschießen u. mit Bomben zu bewerfen, ohne daß jedoch dadurch Feuer auskam. Der kommandierende General hatte nun über die Verteidigung e f g h i j

k 1 2

3

4

5 6

Im Konzept verändert aus „Mühlenthors“. Im Konzept: „..... Thor“. Im Konzept folgt: „..... Thors bekam der Generalmajor .........“ Im Konzept: „1 Bataillon Regiment ....“. Die folgenden vier Wörter nicht im Konzept. Der anschließende Rest dieses Absatzes sowie der folgende fehlt im Konzept, stattdessen heißt es dort lediglich: „In der Beilage N. 1 siehet man die Vertheidigungs Anordnung des .... Thors.“ Im Konzept verändert aus „In dem Drucke geschah“. Infanterieregiment No. 12 und Füsilierbataillon No. 20. Friedrich von Görtzke (1757–1835), ehemaliger Page Friedrichs II. und Veteran des Bayrischen Erbfolgekriegs, wurde 1790 zum Quartiermeisterleutnant ernannt und im Krieg gegen Frankreich mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet. Danach diente er im Stettiner Infanterieregiment Owstien (No. 7), das er seit 1805 kommandierte. Der von Blücher belobigte Görtzke wurde bei der Erstürmung Lübecks schwer verwundet, 1813 wurde er kurzzeitig als Stadtkommandant von Brandenburg reaktiviert. Karl Ernst Ludwig von Lettow (1746–1826) war 1773 als Premierleutnant aus sächsischen Diensten in das Regiment Krockow (No. 51) eingetreten, mit dem er am Feldzug von 1778/79 teilnahm und zu dessen Kommandeur er 1802 ernannt wurde. 1804 wurde er zum Generalmajor und Chef des Mindener Regiments No. 41 befördert. Er kämpfte bei Auerstedt und Lübeck, wurde nach der Entlassung aus der Gefangenschaft auf halbes Gehalt gesetzt und 1814 verabschiedet. Die Untersuchungskommission befand sein Verhalten frei von Tadel. Lettows Infanterie bestand aus dem Regiment Tschammer (No. 27), dem Rest des Regiments Winning (No. 23) und dem halben Grenadierbataillon Rabiel, vgl. Offizierkorps, S. 262. Blücher. Vgl. Nr. 266 im fünften Band.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

der Stadt alle nötigen Befehle gegeben u. fürchtete auf diesem Punkte nichts. Desto besorgter aber war er wegen der Verteidigung der Trave. Er hatte dem Generalmajor v. Larisch7 mit seiner Division die Verteidigu[n]g der Trave zwischen Travemünde u. Lübek, insbesondre den Übergang bei der Fähre ohnweit Siems, schon den Abend vorher übertragenl u. nachher den Befehl erteilt, Travemünde zu besetzen. Der Major v. Ende8 wurde jetzt mit einer Eskadron von Pfalzbayern, einigen Eskadrons von Köhler9 u. ½ Batt. reit. Artillerie zu der Unterstützung der Detaschements, welche die Trave oberhalb Lübeck besetzt hatten, abgeschickt. Durch diese Vorkehrungen hoffte man die Trave, so weit das Lübeckshe Gebiet ging, in dem ersten Augenblick verteidigen zu können10; und wenn der Feind die Grenze von Holstein respektierte, som konnte der Übergang über die Trave dem Korps erst in der folgenden Nacht gefährlich werden. Der kommandierende General hatte daher den Befehl gegeben, daß die Regimenter nahe hinter Lübeck stehen bleiben sollten, um gleich auf den übergehenden Feind fallen zu können, u. mir aufgetragen, die Disposition u. den Parolbefehl an die Ordonnanzoffiziere auszugeben. Wir gingen nach einem Hause11 nicht weit von dem Mühlentor, in welchem der kommandierende General u. sein Generalstab die Nacht vorher einige Stunden logiert hatte.* Das Bombardement der Stadt war heftig, die Bomben fielen u. krepierten in allen Gassen. Auf einmal glaubte man Schießen auf der Straße zu hören.n Wir waren eine Treppe hoch, in meinem Zimmer nach der Straße zu. Der General v. Blücher, welcher das Schießen untersuchen wollte, fand, daß der Feind schon in die Stadt bis vor das Haus, in den wir uns befanden, vorgedrungen war; er schwang sich in Herunterstürzen von der Treppe auf ein ihm zur Hand stehendes Pferd eines Ordonnanzoffiziers, wie ich nachher von ihn erfahreno habe. Indem das Schießen in der Straße nahe vor dem Fenster gehört wurde, riefen mehrere Offiziere: „Der Feind ist da!“ Ich glaubte immer noch, daß es krepierte Haubitzgranaten wären, wies sie zur Ruhe u. diktierte ruhig fort.p Alle stürtzten aber aus der l m

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7 8 9

10

11

Das anschließende Satzende fehlt im Konzept. Im Konzept folgt: „so shien nun der Uebergang über die Trave neben Lübek den Corps den nächsten Tag gefährlich werden zu können.“ Der Absatz bis hier im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept folgt: „u. hieb sich so durch.“ Dies verändert aus „u. entging so der Gefangenschaft.“ Dieser Satz im Konzept nachträglich hinzugefügt. Nach „Haubitzgranaten wären“ folgt dort gestrichen: „welche schon seit geraumer Zeit in die Stadt geworfen wurden“. Balthasar Wilhelm Christoph von Larisch wurde im vierten Band vorgestellt. Friedrich Albrecht Gotthilf Freiherr von Ende wurde im ersten Band vorgestellt. Teile von Dragonerregiment No. 1 (seit Januar 1806 „König von Bayern“) und Husarenregiment No. 7. Also nach Westen bis zu dem Punkt, wo die holsteinische Grenze nördlich von Moisling auf die Trave traf. Das Haus zum Goldenen Engel stand schräg gegenüber dem Rathaus am Ort des heutigen Gebäudes Breite Straße 91. Vgl. Wilhelm Bremer: Lübeckische Häusernamen nebst Beiträgen zur Geschichte einzelner Häuser, Lübeck 1890, S. 25.

Nr. 248

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Türe; ich wollte nun meinen Hut aus den Zimmer holenq, in den ich logierter, u. lief, als ich in dem Hause Schüsse fallen hörte, nach der Treppe, um ein Pferd zu bekommen. Der Feind war aber schon in den Augenblik eingedrungen; die Ordonnanzoffiziere, die beiden Brigademajors Losfeld u. Uttenhovens, der Kapitän Gr. v. Golz12, Adjutant des Generals, usw. stürzten zurück, ein Ordonnanz-Offizier vont den Füsilieren wurde auf der Treppe erschossen, ein paar Bediente blessiert. Die Feinde stellten sich nun in großer Anzahl auf den Flur u. verteidigten sich gegen den Angriff, welcher von unserer Seite auf der Straße geschah. Die Offiziere im Hause wurden zerstreut, teils in den Stall, teils in die Zimmer.u Der Graf Golz, der Leutnant Pfuel vom Regiment Puttkammer13, ich u. mehrere andere hofften uns, wenn das Gefecht einen glüklichen Ausgang hätte, der Gefangenschaft zu entziehen, indem wir uns auf den Boden begaben, als der Feind in die zweite Etage kam. Der General v. Blücher war wirklich bis an das Haus, in dem wir waren, von neuem vorgedrungen,14 aber der Feind vertheidigte sich in demselben, sowie auch in den nächsten Häusern aufs hartnäckigstev u. kam endlich in Besitz der ganzen Stadt.w Obgleich wir nicht gefangen waren, so sahen wir doch kein Mittel zu entkommen. Das ganze Haus war auf dem Flurx u. in dem zweiten Stockwerk voller Feinde, die Straßen überall angefüllt; es blieb uns nichts übrig, als uns gefangen zu geben. Ausser den Ordonnanzoffizieren u. mir wurden noch der Kapitän Graf Golz, Leutnant v. Pfuel vom Regiment Puttkammer und diey beiden Brigademajore des Korps hier gefangen. v. Scharnhorst. * Bemerkung. Der General v. Blücher tat dies auf meine Vorstellung; er wollte seine Sachen, Pferde u. Wagen herausschicken; ich widerriet ihm, weil ich die Wegnahme von Lübeck an diesem Tage unmöglich hielt.z q

r s t u v w x y z 12

13 14

Im Konzept verändert aus „Ich stürtzte so aus der Thür; ich hohlte meinen Degen u. Hut aus meiner Stube“. Im Konzept folgt gestrichen: „hatte alles durcheinander“. Im Konzept: „die beiden Brigade Majors .....“. Im Konzept: „ein Officier von“, danach gestrichen: „der leichten Infanterie“. Dieser Satz im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept: „sich in den Hause, in den wir waren, so wie auch in andern in groß[e]r Anzahl“. Im Konzept folgt gestrichen: „Vergebens hatten wir“. Im Konzept verändert aus „der Diele“. Statt „den“. Diese Fußnote nicht im Konzept. Georg von Uttenhoven und Heinrich Graf von der Goltz wurden im vierten und fünften Band vorgestellt. Scharnhorsts Schüler Heinrich von Pfuel wurde im dritten Band vorgestellt. Vgl. auch Scharnhorsts „Bericht eines Stabs-Officiers des Blücherschen Corps über das Gefecht in und bey Lübeck am 6ten November 1806“ (Hamburgische Neue Zeitung, 14. November 1806, Nachdruck: Klippel II, S. 280ff.).

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

249. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 2. April 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 55r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Gelder für den Bau von Probelafetten.

An die 3te Divis. d. A.K.D.a Die 3te Div. d. K. A. K. D. ersuche ich, zum Behuf des Baus der Probe-Affuiten u. Munitions Wagen, welche dem Maj. Schultze, Hauptm. Heuser u. Leutn. Tiedeke aufgegeben sind, dieser Kommißion eine runde Summe v. 900 rth. vorschußweise und zur nachherigenb spezifizirten Berechnung anweisen zu lassen, weil bei dergleichen neuen,c zur Probe anzufertigenden Sachen die Preise durch Anschläge nicht wohl zu bestimmen, auch vielleicht hin u. wieder nicht vorherzusehende Abänderungen nöthig seyn werden.1 Berlin d. 2t Aprill 10.d 250. Scharnhorst an Pullet

Berlin, 2. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 275 fol. 10r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Leutnant von Bronikowski.

Ew. p. habe ich in meinem Schr. v. 26t v. M. bereits die Gründe angegeben, warum die gefeligst gemachtenb Vorschläge in Rüksicht auf d. Lt. v. Bronnikowsky zur Anstellung nicht mehr berüksichtigt werden könen, weil es dazu zu spät war, nachdem d.c v.Br. bereits den Befehl her zu komen erhalten hatte. Ihm ein[e] Remuneration v. 140 rth. aus dem Uebungsfond1 zu bewilligen ist nicht thunlich, weil es ein sehr übles Beispiele gäbe, wenn man je diesen a b c d 1

a

b c 1

Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk Georges. Folgt gestrichen: „detaill“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Das Datum von Georges Hand hinzugefügt. Vgl. auch Nr. 251. Das von Neander, Schmidt und Leithold unterschriebene Antwortschreiben der Division (ebda., fol. 56r) verwies darauf, daß sie über keinen disponiblen Fonds für einen derartigen Vorschuß verfügte und das Geld erst beim Finanzministerium beantragen müsse. Auf dem beantworteten, mit einem Präsentationsvermerk vom 29. März versehenen Schreiben Pullets (Berlin, 20. März 1810). Verändert aus „warum Ihre“. Folgt gestrichen: „Lt.“ Des Pionierkorps.

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Nr. 251

Fond zu anderweitigen Ausgaben benutzen wollte.2 Ew. p. machten sich anheischig, ihm den Unterricht zu vershaffen, den der Lt. Brese gegebend hat, wodurch ihm einigermaßen geholfen werden würde. Berlin den 2t Aprill 1810e N.d.G.v.S. C. 251. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 3. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 54r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Anfertigung von Probelafetten. Instruktion für reitende Artillerie.

Ew. K. H. Wunsch1 gemäß habe ichb unter heutigen Dato der 3t. Divis. aufgegeben, die 900 rth. zur Anfertigung v. Probe-Affuiten u. Munit. W. der Komißion, welche damit beauftragt ist, zur noethigen Rechnungsablegung vorschußweise einreichen zu laßen.2 Die Exerzir Instr. für die reit. Art. werde ich Ewr. K. H. zu remittiren nicht verfehlen, sobald es mir nur irgend möglich seyn wird, sie durchzulesen. Berlin d. 3. Aprillc 252. Scharnhorst an Beyme

Berlin, 4. April 1810

GStA I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46898 fol. 151r (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Kabinettsorder zu Vorladungen an Unteroffiziere und Gemeine.

Ewr. Excellenz gebe ich mir die Ehre, unter Rückgabe der Cabinetsordre vom 15. v. M., die Insinuation1 der Vorladungen der Unterofficiere und ged e 2

a

b c

1

2

1

Davor gestrichen: „gehabt“. Datum von Schreiberhand, darunter ein Mundierungsvermerk Georges. Pullet hatte diese weiteren Vorschläge, Bronikowsky „mit Frau und 5 Kindern“ besserzustellen, gemacht, u. a. weil die Lebenshaltungskosten in Berlin deutlich höher waren als in Graudenz. Am Rande des beantworteten Schreibens des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 31. März 1810). Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Das Datum von George hinzugefügt, darunter dessen Mundierungsvermerk vom selben Tage. Der Prinz hatte erklärt, daß die seitens der 3. Division von Schultze, Heuser und Tiedecke verlangten detaillierten Kostenvoranschläge für ihre Probewagen und -affüten nicht vorgelegt werden könnten. Vgl. Nr. 249. Hier mit der Bedeutung „gerichtliche Zustellung“.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

meinen Soldaten durch die Civilgerichte betreffenda, hiemit ganz ergebenst anzuzeigen, daß die Militair Behörden auch bereits von Seiten des Allgemeinen Krieges Departements nach dem Inhalt obiger Ordre instruirt worden sind. Berlin den 4. April 1810. Scharnhorstb An des Königlichen Groß Kanzlers, Herrn Beyme Excellenz 253. Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher Berlin, 4. April 1810 GStA PK, IV. HA Rep. 15 A Nr. 5 fol. 96r–v (2 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Kabinettsorder zu Truppenübungen und Beurlaubungen. Erläuterungen.

1)

a b

a

Die über die diesjährigen Truppen Uebungen und über die Beurlaubung der bei den Fahnen entbehrlichen Mannschaften der Königlichen Armee erlaßene Allerhöchste Cabinetsordre vom 2n d. ermangeln wir nicht Ew. Excellenz in abschriftlicher Anlagea ergebenst mitzuteilen, wobei wir Dieselben zugleich zu benachrichtigen uns die Ehre geben, daß das Königliche Militair Oeconomie Departement wegen der Verpflegung der zusammenzuziehenden Truppen, die 3te Division des Allgemeinen Krieges Departements wegen Anweisung des Pulvers und der scharfen Patronen und das Ministerium des Innern von dem Zusammenziehen der in verschiedenen Garnisonen dislocirten Regimenter, imgleichen von den übrigen dasselbe angehenden Bestimmungen der Königlichen Cabinets Ordre von uns bereits unterrichtet worden sind. Der Allerhöchsten Königlichen Intention gemäs bemerken wir nur noch, daß es den Herren Brigadegeneralen völlig überlaßen bleibt, das Zusammenziehen eines jeden Regiments in sich und die Revuen in der Art anzuordnen, daß die über das lezte Regiment abzuhaltende Frühjahrs Revue am 25. May c. geschehen und der Rückmarsch der von einem Daneben am Rand ein schräger Strich. Unterschrift mit Respektstrich. Dazu am Rande ein schräger Strich. Die Abschrift der Kabinettsorder befindet sich a. a. O., fol. 97r–98r.

319

Nr. 254

jeden Regiment zusammengezogenen einzelnen Teile nach den Garnisonen demnächst sogleich angetreten werden kann. 2) Ebenso ist es den Herren Brigade Generalen überlaßen, das Grenadier Bataillon ihrer Brigade mit dem nächsten Regiment derselben zusammen zu ziehen, in so fern das Grenadier Bataillon hiebei nicht mehr als einige Märsche zu machen hat. 3) Die Füselier Bataillone werden meistens in ihrem eigenthümlichen Dienste geübt. Sollte die Localität es daher in dieser Hinsicht nicht erlauben, das Füselier Bataillon mit seinem Regimente zur Uebungszeit zu vereinigen, wie dies z. B. in Graudenz der Fall sein dürfte, so werden die deshalb nötigen anderweitigen Anordnungen dem Herrn Generalmajor v.Yorck anheim zu stellen sein. 4) Da, wo mehrere Truppengattungen zusammenstehen, werden selbige zu den Manövers, die bei den Frühjahrsübungen im Ganzen gemacht werden sollen, mit zugezogen; von welchen Bestimmungen wir nicht verfehlen, Ew. Excellenz ganz ergebenst zu benachrichtigen. Berlin den 4. April 1810. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement v.Scharnhorst

Jasky1

Anb des Königlichen Generals der Cavallerie pp. Herrn von Blücher Excellenz zu Stargard 254. Allgemeines Kriegsdepartement an Alexander Graf zu Dohna und August Graf von der Goltz Berlin, 5. April 1810 GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 332aa Nr. 1 Bd. 1 S. 145–146 (1¼ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Weitere Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben: ebda., III. HA MdA Abt. I Nr. 447, fol. 55r–v (1¼ S.). Personalia der 3. Division.

Seinea Majestät der König, unser allergnädigster Herr, haben den Ingenieur Major Pullett, welcher durch seinen erweiterten Geschäftskreis als Brigadier b

1

Darüber vermerkt: „Dem General v. Bülow u. der Komandantur zu Colberg bekannt zu machen“, ergänzt von einer anderen Hand um: „u. beid. Regierungen“. Der am 12. Februar 1810 an Boyens Stelle mit der Leitung der Infanterieangelegenheiten bei der 2. Division betraute Major Andreas Ernst Köhn von Jaski wurde im fünften Band vorgestellt.

a

Statt „Seiner“.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

der Brandenburgsch-Pommerschen Ingenieur Brigade nicht mehr im Stande ist, die Arbeiten bei der Ingenieur Abtheilung unserer dritten Division im détail mitzuführen, auf sein Ansuchen von den laufenden Geschäften gedachter Division huldreichst zu dispensiren und zu bestimmen geruhet, daß der Major Pullett bei den Geschäften der Ingenieur Abtheilung künftig nur dann zugezogen werden soll, wenn es auf Beurtheilung und Untersuchung neuer Gegenstände ankömmt, dergestalt, daß es mir, dem General Major v. Scharnhorst, und der dritten Division überlaßen bleibt, diejenigen Gegenstände zu bestimmen, bei welchen die Mitwirkung des Major Pullett nöthig erachtet wird, in welchen Fällen sodann die Division befugt sein soll, das Sentiment des Major Pullett einzuholen. Alle laufende Geschäfte der Ingenieur-Abtheilung gedachter Division aber soll hinführo, wie es schon früher geschehen ist, der Hauptmann von Leithold wieder allein bearbeiten, mithin auch für die Ordnung in selbiger verantwortlich sein, und ist demselben zu diesem Behufe ein Ingenieur Officier zur Assistenz Allerhöchst bewilligt worden. Euer Excellenz geben wir uns die Ehre hiervon ganz ergebenst zu benachrichtigen. Berlin den 5ten April 1810. Königl. Preuß. Allgemeines Kriegs Departement. v.Scharnhorst. v.Neander Des Königl. Wirklichen Geheimen Staats Ministers des Innern Herrn Grafen von Dohna Excellenz hieselbstb 255. Scharnhorst an Roeder

Berlin, 5. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 27r (1 S.): Reinkonzept, Schreiberhand, mit ergänzendem Konzept von Clausewitz’ Hand. Abrechnung bei der Salpeterproduktion in Glatz. a

Auf Euer Hochwohlgebohren geehrtes Schreiben vom 25ten v.M.1 erwidere ich in ergebenster Antwort, wie ich zwar eingehe, daß der Major und Commandant v. Blumenstein von der Herbeischaffung der zur vorschriftsmäßib

Die zweite Reinschrift adressiert an: „Des Königl. Wirklichen Geheimen Staats- und Cabinets Ministers Herrn Grafen v. d. Goltz Excellenz hieselbst“.

a

Oben rechts der Vermerk: „ad No. 7 Aprill“ (Journalnummer in Anm. 1 erwähnten Schreibens). Der hier einsetzende Text von Schreiberhand. Archiviert ebda., fol. 25r–26r.

1

Nr. 256

321

gen Ablegung der Rechnung der Salpeterfabrikation noch fehlenden Justifikationen für jezt, da der H. p. v. Blumenstein die vorschriftsmäßige Form nicht kannte, dispensirt werde, jedoch ersuche ich Euer Hochwohlgeboren ergebenst, dafür gefälligst Sorge zu tragen, daß dergleichen Ausstellungen, die die dritte Division des Allgemeinen Krieges Departements doch auch nicht machen würde, nicht wieder auf diesem Wege auszugleichen seyn dürften. Berlin den 5ten April 1810. b

Der Gen. findet kein Bedenken, dem Maj. v.Blumenstein für die vorjährige Fabrication die Specification der verarbeiteten Materialien zu erlassen, da indeßen dieß doch immer gegen die allgemein eingeführte Geschäftsform ist, auch nicht nur der Kriegscommiss. Jacobi, sondern die 3te Division darüber moniren würden, so wünsht der Gen., daß d. Obl. Roeder den Maj. v. Blumenstein dahin vermöge, solche Einrichtungen zu treffen, daß er im künftigen Jahr den Ankauf u. die Verausgabung der Materialen detaillirt anweisenc könne. Berlin d. 5. Aprill 10d An den Königl. Oberstlieutenant und FlügelAdjutanten Herrn v.Röder Hochwohlgeboren Breslau. 256. Zirkular

Berlin, 6. April 1810

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 950 Nr. 2 Bd. 1 fol. 102r (1¼ S.): Abschrift, Schreiberhand, mit eigenhändig unterschriebenem Zusatz. Festungsarreststrafe gegen Staatsdiener. Geheimhaltungspflicht.

Friedrich Wilhelm p. Unsern pp. Ein Staats Diener hat sich vor kurzem erlaubt, in einer Gesellschaft ein den Staat betreffendes schädlich wirkendes Gerücht zu erzählen, und dadurch höchst wahrscheinlich zur weitern Verbreitung desselben und Beunruhigung des Publicums Veranlassung gegeben.

b

c

d

Die anschließende Einfügung von der Hand Clausewitz’. Daneben ein Mundierungsvermerk. Verändert aus „im künftigen Jahr die geforderte Specification der angekauften u. ausgegebenen Materialen einreichen“. Datum und Adresse von zwei Schreiberhänden.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Obgleich bei der nähern Vernehmung desselben nicht ausgemittelt worden ist, daß er solches in einer bösen Absicht gethan habe, so haben Wir dennoch Allerhöchst Selbst auf den Antrag Unsers Staats Ministeriums ihn mit einen 8tägigen Festungs Arrest bestrafen lassen, um ein warnendes Beispiel vor ähnlichen Vergehungen aufzustellen. Wir werden auch in Zukunft gegen alle Erfinder, Verbreiter und Erzähler von den Staat betreffenden schädlichen, das Publicum beunruhigenden Nachrichten und Gerüchten, insofern die Sache sich nicht zu einer förmlichen Kriminal-Untersuchung eignet, ähnliche außerordentliche Polizei Maaßregeln statt finden lassen und tragen Euch hiemit auf, sowohl dieses, als obigen Fall Euren Untergebenen bekannt zu machen und sie, welchen als Staatsdienern vielmehr die Pflicht obliegt, die Verbreitung von solchen Gerüchten zu hindern und alles aufzubiethen, um Anhänglichkeit und Vertrauen zur Regierung zu befördern, vor ähnlichen Vergehungen zu warnen. Seid pp. Berlin den 6ten April 1810. A. S. B. Goltz Altenstein Dohna Beyme Scharnhorst An sämmtl. Regierungs und Ober Landes Gerichts Praesidien. An das Praesidium des Kammer Gerichts hieselbst An die Polizei Praesidien, hieselbst, in Breslau und Königsberg in Pr.a Von vorstehender Verfügung Abschrift zur Nachricht und weitern Veranlassung. Berlin den 6ten April 1810. Goltz Altenstein. Dohna Beyme. Scharnhorst.b An des Königl. Geheimen Staats Raths Herrn von Klewitzc Hochwohlgebohrnen

a b

c

Hier endet fol. 102r, das Folgende auf fol. 102v. Diese eigenhändigen Unterschriften mit Respektabstand, Respektstrich zu der Dohnas. Darunter über eine halbe Seite freigelassen bis zur Adresse. Dabei Vermerke zur weiteren Vorlage der Verfügung an Staatsrat Rhediger, das königliche Kabinett und die Gesetzgebungskommission.

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Nr. 257

257. Scharnhorst an Chasot

Berlin, 6. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 252 fol. 20r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. Für die Berliner Bürgergarde angefertigte Karabiner.

Namens des Herrn Generals von Scharnhorst Hochwohlgebohrena Berlin den 6ten April 1810. Des Königlichen Majors Herrn Grafen von Chasot Hochgebohrnen hieselbstb Des Königs Majestät haben mittelst Allerhöchster Cabinetsorder vom 2ten d.1 das Allgemeine Kriegs Departement zum Ankauf der für die Berliner Bürgergarde in den Fabriken der Gebrüder Schickler angefertigten 1658 Stück gezogener Bajonet Carabiner zu authorisiren geruhet. Ew. Hochgebohrnen benachrichtige ich in ergebenster Erwiederung des Schreibens vom 27ten Februar c.2 daher hievon, und hoffe ich, daß Dieselben nunmehro nicht weiter von den Gebrüdern Schickler dieser Angelegenheit halber werden in Anspruch genommen werden. Berlin den 6ten April 1810 Namens des Herrn Generals von Scharnhorst Hochwohlgeb. v.Rauch 6. 258. Protokoll

Berlin, 9. April 1810

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 494 Nr. 1 Bd. 1 fol. 30r–31v (3¼ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterzeichnet.a Konzept, Alexander Graf zu Dohnas Hand: ebda., fol. 23r–25v (5¼ S.); Abschriften, Schreiberhand, ebda., fol. 72r–73v (4 S.); ebda., Tit. 950 Nr. 2 fol. 107r–108v (4 S.). Druck: Scheel/Schmidt, S. 645ff. Beratung des Staatsministeriums über die Bildung eines Staatsrats und die Konferenzen des Ministeriums. a

b

1 2

a

Darunter vermerkt: „ad N. 27“, die Journalnummer eines Schreibens des Königs an das Allgemeine Kriegsdepartment (Berlin, 2. April 1810, Abschrift a. a. O., fol. 17r). Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk vom 7. und ein Abgangsvermerk vom 20. April, dazu vermerkt: „wegen Abwesenheit des H. M. v. Chasot so spät insinuirt.“ Vgl. Anm. a. Archiviert a. a. O., fol. 18r–19r. Mit Randanmerkungen und Markierungen zur Anfertigung von Extrakten.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Actum Berlin den 9ten April 1810 In Gegenwart des Königl. Staats und Cabinets Ministers Herrn Grafen v. der Golz  Königl. Staats und Finanz Ministers Herrn Freiherrn von Altenstein    Ministers des Innern Herrn Grafen zu Dohna Groß Kanzlers Herrn Beyme Excellenzien   und des Herrn General Majors von Scharnhorst Hochwohlgeborenb

I.

II.

b c 1

In der heutigen Conferenz ward über die Ausführung der Allerhöchsten an das gesammte Staatsministerium gerichteten Cabinets-Ordre vom 31ten v. M. et praesent. den 7ten hujus betreffend die Vervollständigung des Planes zu der veränderten Verfaßung der obersten Verwaltungsbehörden1, berathschlagt. Die Bildung des Staatsraths ist bis nach erfolgter Reform und Organisation der Provinzial-Stände ausgesezt. Der Plan zur Reform und Organisation der Provinzial-Stände wird bereits beim Ministerio des Innern bearbeitet und dürfte im Verlauf des gegenwärtigen oder des nächsten Monaths zur gemeinschaftlichen Beratung des Staatsministeriums gebracht werden, bis nach erfolgter Feststellung dieses Plans laßen sich keine Einleitungen behufs der Einrichtung des Staatsraths treffen. Was dagegen die Reorganisation der Gesetz-Commission betrift, so werden dieserhalb die Vorschläge des Geheimen Staatsrats von Klewitz zu erfordern sein. Die in Gemäsheit der Allerhöchsten Cabinets-Ordre vom 31t v. M. wöchentlich einmal auf dem Königl. Schloße zu haltenden Conferenzen des gesammten Staatsministerii erstrecken sich über die in vorgedachter Cabinets-Ordre teils bestimmt erwähnten, teils angedeuteten Gegenstände der Administration, welche ein gemeinsames Interesse haben. Man ist übereingekommen, sich an jedem Montage umc Uhr vormittags zu versammeln. Einem jeden Minister bleibt überlaßen, diejenigen Geheimen Staats-, Staatsräthe und Geheimen Ober Justizräthe oder deren Stellvertreter in diese Conferenzen mitzubringen, welche derselbe zur Erläuterung oder zum Vortrag der vorkommenden Sachen nötig findet. Man überzeugt sich jedoch, daß die möglichste Vereinfachung auch hierin sehr wünschenswerth ist, man ist daher übereingekommen, in der Regel nur einen Staatsrath oder Geheimen Ober Justizrat aus jedem Ministerio mit zur Conferenz zu bringen.

Dieser Absatz am linken Rand ganz klein geschrieben. Danach eine Lücke freigelassen. Druck: Scheel/Schmidt, S. 629ff.

Nr. 258

325

Zum General Sekretair in dieser Versammlung wird der Kriegsrath Cunowsky2 bestimmt, welchem obliegen soll, das Journal und das Protokollbuch zu führen. Die vorzüglich wichtigen und verwickelten Sachen sollen, ehe sie zur Conferenz gebracht werden, circuliren, zu diesem Behuf werden dieselben an den Kriegsrath Cunowsky gesandt, welcher selbige ins Journal einträgt, in Umlauf sezt, jedoch der möglichsten Beschleunigung wegen nur erst wieder erhält, nachdem der Umlauf vollendet ist und sodann demjenigen Ministerio zustellt, welches die Sache in der gemeinschaftlichen Conferenz zum Vortrag bringen muß. Die minder wichtigen und verwickelten Sachen circuliren nicht vor der Conferenz, es ist genügend, daß ein Verzeichnis derselben von jedem Ministerio in 4facher Abschrift jeden Sonnabend Mittag an den Kriegsrath Cunowsky gesendet wird, welcher die darin aufgeführten Sachen journalisirt, den Vortrags-Zettel anfertigt und denselben eiligst unter sämtlichen Ministerien circuliren läßt. Dem Kriegsrath Cunowsky wird ein Kanzley Diener bewilligt. Außerdem giebt es kein Personal beim gesammten Staats-Ministerio. Ebensowenig giebt es außer dem Aktenstück über die Organisation des Staatsministerii, dem Journal und dem Protokoll-Buch irgendein gemeinschaftliches Aktenstück beim gesammten Staatsministerio, indem eine jede in der Conferenz vorgetragene Sache bei dem Ministerio, zu welchem sie gehört, bearbeitet wird, über die in einer dergleichen Sache gefaßten Beschlüsse des gesammten Staatsministerii werden die erforderlichen Concepte und Reinschriften bei dem concernirenden Ministerio besorgt und zur gemeinschaftlichen Revision und Vollziehung befördert. Die gründlichste und zweckmäßigste Führung des Protokolls ist ein Gegenstand von Wichtigkeit, und es ist erforderlich, daß am Tage nach der Conferenz das Protokoll zur Revision und Unterzeichnung bei allen Personen circulirt, welche in der Konferenz votirt haben. Extrakte aus diesem Protokoll werden alsdann sofort zu den Special Akten der concernirenden Ministerien gegeben. III. Von diesen für die oberste Leitung der Administation bestimmten Conferenzen des Staatsministerii werden nach der oftgedachten Allerhöchsten Cabinets-Ordre unterschieden die Zusammenkünfte mit sämtlichen Geheimen Staatsräthen, welche über Gegenstände der Gesetzgebung und neue allgemeine Einrichtungen oder Abänderung[en] alter Anordnungen dieser Art in der Regel am ersten Montag im Monat auf dem Königl. Schloße statt finden sollen. Diese Zusammenkünfte werden in die Stelle des Staatsraths bis zu deßen künftiger Organisation treten. 2

Georg Friedrich Kunowski (1759–1819), geheimer expedierender Rat im Justizministerium.

326 IV.

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Was endlich die in der Allerhöchsten Cabinets-Ordre vom 31ten v. M. enthaltenen Vorschriften über die Abkürzung und Zusammenziehung des Cabinets-Vortrags betrifft, so sind keine besondern Beschlüße zur Ausführung dieses Befehls für nötig erachtet worden. Glz.

Altn. 15.

Dhn. 15.

Beyme 15.

v.Scharnhorst 16.

259. Scharnhorst an Beyme

Berlin, 9. April 1810

GStA PK, I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46898 fol. 210r (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung des Plans zur Reorganisation der Militärjustiz.

Ew. Excellenz habe ich die Ehre, beikommend den, noch von den verstorbenen General Auditeur v. Könen1 geprüften und genehmigten und zu seiner Mitzeichnung bestimmt gewesenen Plana zur Organisation der Militair Justiz nebst den dazu gehörigen Beilagen ganz ergebenst zu übermachen und mir Dero erlauchtes Sentiment darüber zu erbitten. Es ist in diesem Bericht auf den Antrag des schon erwähnten verstorbenen General Auditeurs die Hülfsleistung der Civilrichter in einzelnen Fällen und die Versorgung der Auditeure nach einer gewissen noch zu bestimmenden Anzahl von Jahren aufgenommen worden, und ich hoffe, daß Euer Excellenz diesen beiden Punkten Ihre Zustimmung nicht versagen werden. Berlin den 9. April 1810. Scharnhorst.b 260. Immediatbericht

[Berlin, 24. März/9. April 18101]

GStA PK, I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46898 fol. 211r–215v (9½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, mit Veränderungen von Beymes Hand. Abschrift: ebda., VI. HA Nl Vaupel Nr. 47 fol. 72r–87r (14 S.).a Druck: Scherbening II, S. 393f. (Auszug).

a b 1

a

1

Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das anschließende Dokument. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Koenen war am 24. März verstorben. Die Vorlage, ein von Boyen und Koenen redigiertes und kommentiertes Konzept im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 72, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vaupel zufolge waren die Anmerkungen Koenens auf den 16. März datiert. Abgeschlossen nach dem Tode Koenens, vgl. die in Anm. g kommentierte Änderung.

Nr. 260

327

Plan zur Reorganisation der Militärjustiz. Vorschläge zu noch erforderlichen Detailverfügungen.

Durch die von Ew. Königlichen Majestät unter dem 19. Juli 1809 gegebene Bestimmung über den Wirkungs Kreis der künftigen Militair-Justiz2 ist uns3 die Verpflichtung geworden, das zur Verwaltung der Justiz, sowohl bei den Regimentern als auch bei den Gouvernements und Brigaden p., nöthige Personal in Uebereinstimmung mit den übrigen bei der Armee bereits getroffenen Einrichtungen auszumitteln, und wir legenb daher gegenwärtig Allerhöchstdenenselben den zu diesem Zweck entworfenen Plan Ew. Königlichen Majestät zu Dero erhabenen Prüfung und Genehmigung ehrerbietigst vor. Im Allgemeinen sind wir bei Berücksichtigung der gegenwärtigen besonderen Staatsverhältniße von dem Gesichtspunkt ausgegangen, daß so viel es sich nur immer mit dem Dienst vereinbar ließ, jede ausführbare Ersparniß eintreten müße, und wir haben diese durch die Zeitumstände gebotene Forderung sowohl in Rücksicht der Anstellung des Personals als auf die für dieselben zu fixirenden Gehälter möglichst zu erreichen gesucht. Dieser Ansicht also zu Folge glauben wir das künftige Personale des Generalauditoriats dahin beschränken zu können, daß solches für die Folge nur bestehen dürfe aus 1 General-Auditeur, 2 Ober Auditeuren, Von diesen wäre der eine Oberauditeur immer wie bisher aus den fähigsten Auditeuren der Armee zu wählen, zu der 2tn Stelle aber könnte zur Ersparung eine hier bereits angestellte Justizperson gegen eine auf 500 rh. zu bestimmende jährliche Zulagec vorläufig bestimmt werden. 1 Geh. expedirender Sekretair, 1 Registratord, der zugleich Journalist und Deposital Rendant ist, 2 Canzelei Sekretariene, wovon der eine zugleich zweiter Registrator ist, 1 Kanzelei Diener. b c

d

e

2

3

Die folgenden drei Wörter fehlen in Vaupels Abschrift. Vaupel zufolge stand im Konzept (wo der ganze Absatz gestrichen war): „eine hier bereits angestellte dazu geeignete Civiljustizperson gegen eine Zulage“; den genauen Betrag hatte Koenen vorgeschlagen. Außerdem hatte Koenen hinter den beiden Oberauditeuren noch einschieben wollen: „1 Assessor oder Hülfsauditeur“. Das Folgende Vaupel zufolge im Konzept hinzugesetzt von Boyen auf Vorschlag Koenens. Das Folgende Vaupel zufolge im Konzept hinzugesetzt von Boyen auf Vorschlag Koenens. Abschriften der Kabinettsordern an das Allgemeine Kriegsdepartement und an Beyme befinden sich im Nl Vaupel Nr. 39, fol. 269r–272r bzw. 274r–278r. Obwohl das Allgemeine Kriegsdepartement und Beyme gemeint sind, schreiben Scherbening und Vaupel den Bericht der Militärreorganisationskommission zu, unter deren Akten er sich befand.

328

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Die Beilagen zeigen, wie viel nach diesen Bestimmungen das General Auditoriat künftig kosten würde, nebst der Balance dessen, was es bisher gekostet hat und welche augenblickliche Ausgaben wegen des noch existirenden größern Personals für einige Zeit Statt finden müßten. Bei Einrichtung der künftigen Justiz-Behörden bei den Regimentern kann es die Frage seyn, ob man 1tens einem jeden Regimente und einzelnen Bataillon wie bisher einen eigenen Auditeur geben oder 2tens bei jeder Brigade ein angemessenes Brigade Gericht anstellen wolle, und wir glauben aus folgenden Gründen mit Bezug auf einen schon früher von der Reorganisations-Commission und dem General-Auditeur eingereichten Entwurf, die Einrichtung von Brigade Gerichten ehrerbietigst in Antrag bringen zu müssen. Giebt man jedem Regiment und Grenadier oder Füselier-Bataillon einen besondern Auditeur, so macht dies, da eine Erhöhung ihres Gehalts von 17 rh. monathlich nach dem Verlust aller und jeder Sporteln und sonstigen Zulagen nothwendig wird, einen bedeutenden Kostenaufwand, und es müßte dann doch außerdem noch bei jedem Brigade-General ein besonderer Brigade-Auditeur angestellt werden, wobeif es nächstdem Berücksichtigung verdient, daß jeder gewöhnlich vom Referendarius neu angesetzte Auditeur bei einem Regimente nach der bisherigen Verfassung sogleich einen ausgedehnten und selbständigen Wirkungs Kreis bekömmt, den er in den ersten Jahren seiner Dienstleistung bei den größeren und wichtigen Rechtsfällen aus Unerfahrenheit nur unvollkommen ausfüllen kann, während die Erfahrung und das Beispiel anderer Armeen es zeigt, daß die kleineren Rechtsfälle ohne Zuziehung eines Auditeurs durch ein von einem Offizier gehaltenes Verhör und Standrecht abgemacht werden könnten. Wir wagen es daher, bei Berücksichtigung aller dieser Unbequemlichkeiten zur Verwaltung der Justiz bei den Truppen folgende Vorschläge Ew. Königlichen Majestät ehrerbietigst vorzulegen. Bei jedem Cavallerie und Infanterie Regiment, Grenadier- und Füselier-Bataillon wird ein dazu sich eignender Subalternofficier ausgewählt, der nach der von dem verstorbenen General Auditeur von Koeneng vorläufig bis zur Genehmigung Ew. Königlichen Majestät angefertigten Instruktion über alle kleinere Vergehungen, deren Bestrafung nicht mehr als sechswöchentlichen Arrest erfordert, die Verhöre und Standrechte hält, welche sodann verfaßungsmäßig von dem Regiments oder Bataillons-Commandeur bestätigt werden. Als eine Entschädigung für Schreibmaterialien würde einem solchen Officierh eine monatliche Zulage von 6 rh. anzuweisen seyn. [Bei allen] gröberen Exzesse[n]i, die f g h i

Die folgenden zwei Wörter fehlen bei Vaupel. Verändert aus „von dem General Auditeur“. Im Konzept folgte Vaupel zufolge: „etwa“. Statt „Alle gröberen Excesse“, verbessert nach dem Konzept. Dort war der Satzanfang Vaupel zufolge von Boyen auf Vorschlag Koenens verändert aus „Alle gröbern Exzesse [...] untersucht zwar vorläufig der Offizier“.

Nr. 260

329

eine härtere als sechswöchentliche Arreststrafe verlangen, so wie Versetzungen in die 2te Klasse und den von Offizieren verübten Vergehungen nimmt zwar der Officier, welcher die Dienste des Auditeurs versieht, die ersten summarischen Vernehmungen, um dadurch die Untersuchung vorzubereiten, auf, die Acten werden aber sogleich durch den Commandeur an den Brigade-General zur weiteren Bearbeitung des Brigade-Auditoriats eingesandt. Sind in den entfernten Garnisonen gröbere Vergehungen, z. B. Mord pp., vorgegangen, die eine schleunige und richterliche Untersuchung nothwendig machen, so dürfte es vortheilhaft seyn, wenn Ew. Königliche Majestät allgemein zu befehlen geruhten, daß, wie dies bereits in den mehrsten kleinen Garnisonen der Fall ist,j der Civil-Richter des Orts auf Ersuchen der Militair-Behördek entweder die Untersuchung bis zur Abfassung des krieges- oder rechtlichenl Erkenntnißes führte und beendigte oder wenigstens alle diejenigen Ausmittelungen und Erörterungen, die am Orte und in der Nähe des verübten Verbrechensm erfolgen müssen, vornähmen, so daß nachhern der Verbrecher nach dem Wohnsitz des Brigadegerichtso gebracht und dort die Special Untersuchung, das Schlußverhör und der Vertheidigungspunkt mit ihm regulirt, hierauf aber sofort über ihn erkannt werden könne. Die Brigade-Auditoriate, welche also nach der obigen Ansicht die höheren bei den Truppen vorkommenden Rechtsfälle zu bearbeiten hätten, würden nach unserer unmaaßgeblichen Meinung jedes aus drei Personen auf folgende Art zu formiren und zu besolden seyn. 1) Ein Ober-Brigadeauditeurp mit 600 rh. Traktament, 100 – Reisezulage, 100 – zu Schreib Materialien für das Brigade Gericht 800 rh. und 2 Rationen. 2) Ein zweiterq Auditeur mit 300 rh. Traktament, 100 – Reisezulage, 400 rh. und 2 Rationen.

j

k l m n o p q

Vaupel zufolge im Konzept das Folgende von Boyen auf Vorschlag Koenens verändert aus „Civilrichter des Ortes die erste Untersuchung des Vergehens unternähmen“. Im Konzept folgte hier: „und in Gemeinschaft mit dem dazu bestimmten Offizier“. Im Konzept: „des kriegesrechtlichen“. Im Konzept folgte noch: „schleunig vor der Ankunft eines Brigadeauditeurs“. Im Konzept folgte: „wenn es für nötig erachtet wird“. Im Konzept: „Brigadegenerals“. Vaupel zufolge im Konzept von Koenen verändert aus „1 Brigadeauditeur“. Vaupel zufolge im Konzept von Koenen verändert aus „erster“, analog in der Folge „dritter“ aus „zweiter“.

330

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

3)

Ein dritter Auditeur mit 200 rh. Traktament, 100 – Reisezulage, 300 rh. und 2 Rationen.r Diese hielten sich in der Regel in dem Quartier des Brigade Generals auf und bearbeiten nun nach den von den Regimentern eingegangenen Ackten die einzelnen Rechtsfälle, insofern die eingegangenen Verhandlungen zur Abhaltung eines Stand- oder Krieges-Rechtes bereits hinreichend sind. Da, wo dieses nicht der Fall ist, läßt der Brigadegeneral den Angeschuldigtens entweder nach dem Staabe bringen oder es wird ein Auditeur zur Leitung der Untersuchung nach dem Aufenthaltsorte des Angeschuldigten gesendet, weshalb auch für die Mitglieder des Brigade-Auditoriats zur Vermeidung von kostspieligen Liquidationen ein für allemal eine Reisezulage und Rationen zur Bestreitung dieser Dienstreisen ausgeworfen sind. Wenn nun diese Ew. Königlichen Majestät hier ehrerbietigst gemachten Vorschläge den ganzen Umfang der Militair-Justiz bei den in Brigaden eingetheilten Truppen bezeichnen, da die Rechtsbefugnisse der Brigade Generäle, Regiments Commandeure und ihr Verhältniß zu dem Ober-Auditoriat in der bisherigen Verfassung bleiben, so dürften zur vollständigen Erörterung dieses Gegenstandes nachfolgende zwei Punkte eine nähere Berücksichtigung verdienen. 1) Durch die neueren Kriegsartikel und die dabei erschienene Verordnung über die Anwendung der Strafen ist es bestimmt, wie weit die Regiments und Bataillons Commandeure sowie die Compagnie und Eskadronchefs ohne ein Stand-Recht nach eigener Ueberzeugung mit Arrest strafen können. Da es nun aber Fälle geben könnte, wo bei einzelnt stehenden Eskadronen und Compagnien eine strengere und shnelle Bestrafung nothwendig wird, so wagen wir es, Ew. Königlichen Majestät ehrerbietigst vorzuschlagen,

r

s t

Vaupel zufolge hatte Koenen hierzu im Konzept bemerkt: „ich wiederhole, daß die Gehälter der Auditeurs mir zu niedrig bestimmt scheinen und meines Dafürhaltens das Gehalt des Brigadeauditeurs ohne die Schreibmaterialien auf 800 Rthlr., das des zweiten Auditeurs nach ihm auf 500 Rthlr. und das des dritten auf 400 Rthlr. überall mit Inbegriff der Reisezulagen zu bestimmen sein wird. Denn sonst wird es nicht möglich sein, gründliche und geschickte Männer für die Auditeurstellen zu gewinnen, da die Civilrichterstellen weit besser dotiert und in der Regel nicht mit der Verpflichtung, so weite und kostspielige Reisen zu unternehmen, als für die Auditeurs vorfallen werden, verknüpft sind. Lieber würde ich vorschlagen, nur zwei Auditeurs bei jeder Brigade anzustellen und gut und auskömmlich zu setzen, wenn ich nicht besorgte, daß die zu vielen Geschäfte der Civilrichter, wenn diesen auch die oben erwähnte Verbindlichkeit, sich den Militäruntersuchungen zu unterziehen, auferlegt wird, immer noch hinlängliche Arbeit für drei bei jeder Brigade angestellte Auditeurs übrig lassen und diese besonders zu öftern, Zeit versplitternden Reisen nach andern Garnisonen genötigt sein werden.“ Vaupel zufolge im Konzept von Boyen auf Koenens Vorschlag verändert aus „Beklagten“. Statt „einzelnen“.

Nr. 260

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den einzelnstehendenu Eskadron und Compagnie Chefs das Recht zu geben, die geringeren Vergehungen durch ein von einem Officier gehaltenes Verhör und Standrecht bis zu einem achttägigen strengen Arrest bestrafen laßen zu können. 2) In Hinsicht der Justiz-Einrichtung für die Artillerie bedarf es auch noch Ew. Königlichen Majestät besonderer Bestimmung. Bei der zerstreuten Lage dieses Corps durch alle Provinzen des Staats würde es den Geschäftsgang sehr erschweren, wenn alle bei der Artillerie vorfallende Vergehungen hier in Berlin abgemacht werden sollten, und wir glauben es daher bei Ew. Königlichen Majestät in Antrag bringen zu müßen, daß alle bei der Artillerie vorfallenden Vergehungen, welche eine längere Strafe, als sie der Regiments-Commandeur oder Compagnie-Chef durch ein Standrecht verhängen kann, erfordern, an dasjenige Gouvernements Auditoriatv, in dessen Bezirk sich die Artillerie-Compagnie befindet, zur weitern Untersuchung und Bestrafung eingesandt werden, wogegen es aber die Pflicht des Artillerie-Commandeurs bleibt, dem Chef derselben die nöthige Anzeige von allen vollzogenen Bestrafungen zu machen. Zur Besetzung des Gouvernements und Festungs-Auditeurs müssen wir nun noch Allerhöchstdenenselben folgende Anträge ehrerbietigst vorlegen: In den fünf Gouvernementsstädten Berlin, Königsberg, Graudenz, Stargardt und Breslau dürften in jeder derselben ein Gouvernements Auditeur mit 400 rh. Traktament und 100 rh. zu Schreibmaterialien anzusetzen und jedem derselben, insofern es die überhäuften Geschäfte (wie jedoch nur hauptsächlich hier, in Königsberg und in Breslau der Fall seyn wird)w unumgänglich nöthig machen, ein Gehülfe mit 200 rh. Gehalt und 50 rh. Zulage zu geben seyn, da diese nicht allein alle bei dem Gouvernement vorkommende Geschäftex, sondern auch die Rechtsfälle der inacktiven Officiere und die Justiz der nicht in Brigaden eingetheilten Truppen zu versehen haben. Für die Festungen Pillau, Colberg, Spandau, Neiße, Glatz, Silberberg, Cosel würden die Gehalte der anzustellenden Festungs Auditeure auf 300 rh. und jedem derselben 60 rh. zu Schreibmaterialen zu bewilligen und ihnen auch, wenn sie freie Wohnung, frei Holz oder andere lokale Dienst Emolumente bishery bezogen, solche zu laßen sein. Wenn die Gouvernements Auditeure nach den bei den Brigade Auditoriaten aufgestellten Grundsätzen die Justiz der nicht eingetheilten Truppen zu leiten haben, so versteht es sich doch von selbst, daß die Festungsauditeure außer den bei dem Gouvernement vorfallenden Geschäften auch die Bearbeitung aller bei der Garnison vorkommenden höu v w

x y

Im Konzept folgt noch: „Bataillonskommandeurs“. Verändert aus „Brigade Auditoriat“. Die Klammer und ihr Inhalt Vaupel zufolge von Boyen auf Vorschlag Koenens im Konzept hinzugefügt. Im Konzept: „Arbeiten“. Vaupel zufolge auf Koenens Vorschlag von Boyen verändert aus „freie Wohnung bisher“.

332

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

heren Rechtsfälle vorzunehmen haben. Die Beibehaltung eines besondern Auditeurs für das Kadettenhaus scheint uns unter den gegenwärtigen Umständen nicht erforderlich, da der hier anwesende Gouvernements-Auditeur jederzeit die bei diesem Institut vorkommenden Rechtsangelegenheiten zu betreiben im Stande seyn wird; für das Invalidenhaus aber glauben wir Ew. Königlichen Majestät die Beibehaltung eines Auditeurs mit den den Festungs Auditeuren bewilligten Emolumenten ehrerbietigst in Antrag bringen zu müßen, da derselbe zu gleicher Zeit die Civil-Gerichtsbarkeit im Innern des Hauses unter Oberaufsicht des Cammergerichts und außerdem die Regiments-Quartiermeister-Stellez zu versehen hat. Dies, Ew. Königliche Majestät, sind die allgemeinen Grundsätze, nach denen wir Allerhöchstdenenselben die Einrichtung der Militär Justiz ehrerbietigst vorshlagen zu müßen glauben. Durch eine längere Erfahrung wird sich es am besten beurtheilen laßen, welche etwanige Zusätze dieser Plan noch hin und wieder vielleicht bedürfen möchte, welche wir sodann nachträglich Ew. Königlichen Majestät anzuzeigen uns die Erlaubniß vorbehalten, wobei wir uns noch die Bemerkung erlauben müßen, daß für den gegenwärtigen Augenblick, solange die Geschäfte der aufgelösten Regimenter noch nicht ganz beendigt sind, es hin und wieder einzelner interimistish angestellter Auditeure noch für einige Zeit bedürfen würde. Die Gehalte, welche wir im Ganzen für die Auditeure ausgeworfen haben, sind im Verhältniß anderer Staatsbedienungen gering; wir haben aber mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Verhältnisse keine größern Ausgaben in Antrag bringen mögen, und würde die Ausgleichung dieser Angelegenheit einer bessern Zukunft zu überlaßen sein. Ew. Königlichen Majestät Großkanzler und Chef der Justizaa ist erbötig, die jetzt austretenden oder schon inacktiven Auditeure mit ihrem bisherigen Gehalte bis zu einer für sie passenden Civil-Anstellung bei den Oberlandes-Gerichten vorläufig zur Fortbildung ihrer Kenntniße in Thätigkeit zu setzen, und indem wir Ew. Königlichen Majestät die Genehmigung dieses Vorshlages ehrerbietigst anheimstellen, bitten wir um die Erlaubniß, daß der General-Auditeur aus sämmtlichen Auditeuren die für die Militair-Justiz passendsten auswähle und anstelle, die übrigen an das Justizministeriumab in obiger Beziehung überweise.

z

aa ab

Im Konzept: „die Stelle eines Regimentsquartiermeisters“. Die Passage Vaupel zufolge auf Koenens Vorschlag verändert aus „zu gleicher Zeit die Gerichtsbarkeit im Innern des Hauses“. Im Konzept: „Das Justizministerium“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt.

Nr. 261

333

Die künftige Prüfung, Anstellung und Beförderung der Auditeure würden am füglichsten dem jedesmaligen General-Auditeur zu übergeben seynac. Ob übrigens Ew. Königliche Majestät es zu genehmigen geruhen möchten, daß den Auditeuren nach dem Beispiel der Feldprediger, wenn sie eine Reihe von Jahrenad mit Zufriedenheit ihrer Vorgesetzten und vorausgesetzten Fortschreiten in ihrer Ausbildung mit den neuern Vorschriften der Gesetzgebung gedient hatten, die allgemeineae Anwartschaft, nach ihren Fähigkeiten im Civil placirt zu werden, gegeben werden möchte, müssen wir Ew. Königlichen Majestät ehrerbietigst submittiren, da dies die bessere Auswahl der Auditeure sehr befördern würde. Sollten diese Vorschläge Ew. Königl. Majestät Genehmigung erhalten, so würden wir ehrerbietigst darauf antragen, daß sie mit dem 1. Junyaf dieses Jahres bei der Armee in Ausführung gebracht würden. 261. Scharnhorst an Zieten

Berlin, 9. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 165 fol. 61r (½ S.): Konzept, unbekannte Hand. Dank an Zieten und Rottenburg für die Instruktion für die Tirailleure der Oberschlesischen Brigade. a

An den Obrst. von Zieten1. Euer Hochw. danke ich ganzb ergebenst für die gefällige Mittheilung Ihrer den Tirailleuren der Obshl. Brig.c bestimten Instruktion2, die ich mit Vergnügen gelesen habe u. died gewiß von großem Nutzen für die Uebungen seyn wird u. um so nöthiger war, als unsere Truppen in diesem Theil des Dienstes immer noch sehr zurük

ac

ad

ae af

a

b c d 1

2

Im Konzept folgte hier: „da es vorteilhafter erscheint, daß derselbe allein die erledigten Stellen besetze, die dazu sich meldenden Subjekte prüfe, als daß dies fortdauernd durch die Wahl von einzelnen Militärbehörden und ein Examen der in den Provinzen befindlichen Oberauditeure bewirkt werde.“ Die anschließende Passage bis „Vorschriten der Gesetzgebung“ von Beyme hinzugefügt. Von Beyme hinzugefügt. Im Konzept: „September“. Oben rechts der Vermerk: „ad 152 Maertz“, ein Verweis auf Zietens Begleitschreiben zu seiner Instruktion (Neiße, 10. März 1810, ebda., fol. 27r–28r). Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Ihrer Brig.“ Verändert aus „Instruktion, welche“. Wieprecht Hans Karl Friedrich Ernst Heinrich von Zieten, interimistischer Brigadier der Oberschlesischen Brigade, wurde im vierten Band vorgestellt. Eine Abschrift der „Instruction für die der Linien Infanterie attachirten leichten Truppen“ (Neiße, 2. März 1810) mit den dazugehörigen Skizzen befindet sich ebda., fol. 3r– 25v, 30r–34r.

334

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

sind. Da der Kapit. v. Rothenburg3 hierbei einen Beweise seiner Dienstkenntniße u. Fähigkeiten abgelegt hat, sof werde ich mich dessen gern bei einer Gelegenheit erinnern, wo ich ihm nützlich seyn kann. Berlin den 9n April 1810g 262. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 11. April 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 26r–27v (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Druck: Hahlweg I, S. 131. Gewehre des Garderegiments zu Fuß und des Leibinfanterieregiments.

Den von d. 3t Divis. d. K.A.K.D. mir unterm 3t. eingereicht[e]n Bericht der Untersuchung der gegen die neuen Gewehre von Seiten der Regtr. Garde u. des Leib. Inf. Regts. gemachten Beschwerden1 habe ich Sr Majestät dem e f g 3

a

1

Verändert aus „ein Zeugniß“. Verändert aus „hoffe ich wird“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Zieten hatte seinen Adjutanten, der ihm bei der Abfassung der Instruktion geholfen hatte, in dem in Anm. a erwähnten Schreiben empfohlen. Karl Wilhelm Sigismund von Rottenburg (1777–1837) hatte als Fähnrich im Regiment Borch (No. 49) am Rheinfeldzug teilgenommen und geriet als Leutnant bei Prenzlau in Gefangenschaft. Nach gelungener Flucht fungierte er als Götzens Adjutant und wurde bei der Verteidigung von Neiße erneut gefangen. Ausgezeichnet mit dem Pour le Mérite und zum Kapitän befördert, diente er seit Juni 1809 bei Zieten. 1812 fungierte er als interimistischer Kommandant von Kolberg, 1813/14 als Stabschef Tauentziens und wurde mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekoriert. Rottenburg diente 1831–1834 als Kommandant von Minden, danach als der von Wesel. Er erhielt 1837 seinen Abschied mit dem Charakter als Generalleutnant. Als Notiz am linken Rand der ersten Seite des von Neander, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreibens der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 3. April 1810) zur Beschwerde des Kommandeurs des Leibregiments, Oberstleutnant von Horn, über die aus dem Zeughaus gelieferten neuen Gewehre (12. März 1810). Nach Aussage des Regimentsbüchsenmachers Herrmann stünde zu befürchten, daß die Schlösser „beim ersten Abfeuern abspringen“ würden. Die hinzugezogene Gewehrrevisionskommission und der Büchsenmacher und Fabrikenkommissar Denisel befanden aber, die Schäden seien erst beim Regiment durch unsachgemäße Handhabung entstanden. Eine zweite Untersuchung befand die von Scharnhorst am 10. März weitergeleitete Klage über neue Gewehre beim Garderegiment zu Fuß (vgl. Anm. 1) für grundlos. Da der König sich für beide Beschwerden interessiert hatte, bat die 3. Division, auch ihn über diese Ergebnisse zu unterrichten. Vgl. den Untersuchungsbericht über die Beschwerden des Leibregiments (Berlin, 19. März 1810, ebda., fol. 28r–31v, Auszug bei Hahlweg I, S. 131), die des Hauptmanns von Block und des Stabskapitäns von Bülow über die neuen Nothardtschen Gewehre der Garde (Berlin, 21. bzw. 20. März 1810, fol. 32r und 33r–v) und die Bemerkungen der Gewehrrevisionskommission (Potsdam, 24. März 1810, fol. 34r–35v).

Nr. 263

335

Könige vorgelegt. [E]sb kann die Divisio[n] sich als vollkom[men] gerechtfertigt in den Augen S. M. betrachten. B. d. 11t April 1810c 263. Zirkular

Berlin, 12. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 44r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Bevorstehende Inspektionsreise des Prinzen August.

Concept. Berlin, den 12t Aprill 10. An den Gen. Major von Stutterheima Des Prinzen August v. Preußen Königl. Hoheit wird in der letzten Hälfte dieses Monatsb zur Inspizirung der Artillerie die sämtlichen Festungen und andern Artill. Garnisonen bereisen. Ich glaube, daß es für den Prinzen ein großes Interesse haben und ihm viel Vergnügen machen würde, wenn die Befehlshaber der Truppen, deren Garnisonen der Prinz berührt, ihm Gelegenheit geben, die Truppen vor sichc ein Mal exerziren zu sehn. Euer Hochwohlgeb. werden mir deshalb verzeihen, wenn ich so frei bin, Sie ganz ergebenst davon zu unterrichten u. Ihnen anheimzustellen, ob die Kommandeure der Regimenter von des Prinzen Reise zu benachrichtigen und durch sie die Befehlshaber in den einzelnen Garnisonen deshalb zu instruiren wären, damit sie dem Prinzen die Aufmerksamkeit erweisend, bei ihm anzufragen, ob er die Garnison einmale exerziren sehen wolle. Ich füge dem die Versicherung der vollkommensten Hochachtung u. aufrichtigsten Ergebenheit hinzu. f Eben so An den Gen. Maj. v.York –––––– –––––––  Kleist –––––– Oberst von Ziethen.g b c

a

b c d

e f g

Hier und in der Folge Textverlust durch einen Wasserfleck. Datum von Schreiberhand, dabei ein mit „S.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage. Adresse am linken Rand, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Greulichs („Graeul.“). Folgt gestrichen: „die gründlich“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Garnisonen zu instruiren wären, daß sie dem Prinzen jedesmal die Aufmerksamkeit erweisen möchten“. Verändert aus „vor sich“. Das Folgende in der Vorlage links neben dem vorletzten Absatz, Darunter Mundierungs- und Abgangsvermerke vom 12. bzw. 13. April.

336

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

264. Scharnhorst an Courbière

Berlin, 13. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 45r–v (1¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Bevorstehende Inspektionsreise des Prinzen August.

Berlin d. 13t Aprill 10. An den Feldmarschall von Kurbierea Des Prinzen August v. Pr. K. H. wird in der zweiten Hälfte dieses Monats zur Inspizirung der Artillerie die sämtlichen Festungen u. übrigen ArtillerieGarnisonen bereisen. Es würde dem Prinzen viel Vergnügen machen, wenn die Befehlshaber der Truppen, deren Garnisonen der Prinz berührt, ihm Gelegenheit geben, die Truppen einmalb vor sich exerziren zu sehn. Außerdem aber würde es zur Belehrung des Prinzen gereichen und ihm angenehm seyn, wenn in den Festungen die Garnisonen während seiner Anwesenheit ein mal durch Lärm shlagen versammelt und auf ihren Posten gerufen würden; dieß würdec übrigens auch den Nutzen haben, daß der Prinz das Benehmen der Artillerie, hierbei besonders aber der Offizier beobachten u. die ihn untergebenen Truppen genauer kennen lernen würde. Ew. Ex. werden mir gütigst verzeihn, wenn ich so frei bin, Hochdieselben von diesem Wunsh des Prinzen gehorsamstd zu unterrichten, wobei ich ese anheimstelle, ob derselbe bei der Ew. Ex. Befehle untergebenen Garnison von Graudenz in Erfüllung gehen kann. 265. Zirkular

Berlin, 13. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 45v–46r (1¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Abschrift, maschinenschriftlich, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.b Bevorstehende Inspektionsreise des Prinzen August. a

b c d e

a b

Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter Georges Mundierungs- und Abgangsvermerk vom 13. April. Guillaume René, Baron de l’Homme de Courbière, der Gouverneur von Graudenz, wurde im vierten Band vorgestellt. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „ohnehin“. Verändert aus „bin, Sie auf diesen Wunsch des Prinzen gehorsamst auf“. Folgt gestrichen: „Hochdenselben gehorsamst“. Das Konzept hängt mit dem vorangehenden zusammen. Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 12 D Kommandantur Kolberg 421, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

Nr. 265

337

An den Major v.Kampz1 Commandanten v. Kolberg.c Des Prinzen August v. Pr. Königl. H. wird in der letzten Hälfte dieses Monats zur Inspizirung der Artillerie sämtliche Festungen u. andern Artill. Garnisonen bereisen. Es würde dem Prinzen Vergnügen machen, wann die Befehlshaber der Truppen, deren Garnisonen erd berührt, ihm Gelegenheit geben, die Truppen einmale vor sich exerzieren zu sehen. In den Festungen aber würde es ihm noch besonders angenehm seyn, wenn die Garnison während seiner Anwesenheit einmal durch einen Allarm auf ihren Posten gerufen würde, wobei der Prinz Gelegenheit haben würde, das Benehmen der Artillerie, vorzüglich der Offiziere, kennen zu lernen. Euer p. habe ich hiervon ergebenst benachrichtigen wollen, um bei des Prinzen K. H.f deshalbg gefälligst anzufragen, und ich füge nur noch die Bemerkung hinzu, daß es gut seyn würde, die Garnison schon einmal vorher durch Lärmshlagen auf ihren Posten zu versammeln, damit nicht zufällige Irrungenh in Gegenwart des Prinzen entstehn, die ihm verhinderten, eine deutliche Ansicht von den dahingehörigen Anordnungen in der Festung zu bekommen.i Berlin d. 13n Aprill 1810.j Ebenso an den Maj. v.Blumenstein Kommandanten von Glatz. An den Oberstenk von Erichsen2 Kommandanten zu Kosel c

d e f g h i j k 1

2

Adresse in der linken Spalte, darunter Georges Mundierungs- und Abgangsvermerk vom 13. April für alle fünf Ausfertigungen. Folgt gestrichen: „pass“. Nachträglich hinzugefügt. In der Abschrift: „Ew. Hochwohlgeboren“ und „bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen“. Verändert aus „hierüber“. Folgt gestrichen: „die Belehrung“. In der Abschrift folgt hier die Unterschrift „v. Scharnhorst.“ Datum von Schreiberhand. Das Folgende in der Vorlage links neben dem letzten Absatz. Verändert aus „Major“. Der im fünften Band vorgestellte August Ernst von Kamptz fungierte seit dem 14. März 1810 als interimistischer Kommandant von Kolberg, ab 1811 als 2. Kommandant. Karl Gustav Samuel von Erichsen (1743–1827) war 1761 aus russischen in preußische Dienste gewechselt und wurde im Husarenregiment Werner (No. 6) im Siebenjährigen und Bayrischen Erbfolgekrieg mehrfach verwundet. Im Krieg gegen die Französische Republik wurde er mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet; er büßte bei Pirmasens seine Nase ein. 1802 zum Chef des Füsilierbataillons No. 10 und Brigadier der Oberschlesischen Füsilierbrigade ernannt, wurde er bei Jena schwer verwundet. 1809 wurde er zum Kommandanten von Cosel ernannt, 1811 zum Generalmajor befördert, 1813 wurde er als Generalleutnant verabschiedet.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

An den Obersten von Raumer3 Commandanten zu Neisse An den Maj. von Massow4 Kommandanten zu Silberberg An den Oberstleutnant von Treskow5, Kommandanten zu Pillaul 266. Denkschrift

[Berlin], 15. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 104 fol. 4r–5r (2¼ S.): Konzept, eigenhändig, mit Hinzufügungen von fremder Hand.

Promemoria, Artillerie, Festungs und Waffen Kosten I.

Unsere Gewehr Ausgaben

Monatlich – 1000 1000 80 300

l

3

4

5

neue Gewehre in Berlin reparirte in Königsberg ––––––– –– Graudenz ––––––– –– Colberg

–––– 11.000 –––– 5.000 –––– 300 –––– 1.500

Thl.   

Nach Oestreichs Angabe befand sich das letztgenannte Schreiben zuletzt im Heeresarchiv, Rep. 12 D Kommandantur Pillau 2. Der ehemalige anhalt-dessauische Page Eugen von Raumer (1758–1832) hatte im Infanterieregiment Hake (No. 8) am Feldzug von 1778/79 teilgenommen und war 1793 bei Kostheim mit dem Pour le Mérite dekoriert worden. Bei Auerstedt geriet er als Oberst des Regiments Malschitzki (No. 28) schwer verwundet in Gefangenschaft. Ende 1808 erhielt er interimistisch das Kommando von Brieg, im Juni 1809 das von Neiße. Raumer wurde im Mai 1815 als Generalleutnant verabschiedet. Karl Friedrich von Massow (1770–1851) hatte im Regiment Favrat (No. 33) den Feldzug 1794/95 in Polen mitgemacht und als Adjutant Grawerts bei Jena gekämpft. Gefangen durch die Kapitulation von Magdeburg, wurde er bald ausgewechselt und nahm 1807 an der Verteidigung Silberbergs teil. Ende 1807 wurde er zum Vizekommandanten, Anfang 1809 zum Kommandanten dieser Festung ernannt. In den Befreiungskriegen befehligte er das 4. Schlesische Landwehr-Infanterieregiment und wurde bei BelleAlliance mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Er erhielt 1821 seinen Abschied mit dem Charakter als Generalmajor. Der an der Académie militaire ausgebildete Ernst Christian Albert von Tresckow (1760–1831) war als Adjutant zweier Generale während des polnischen Feldzugs von 1794/95 mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet worden. Als Major im Regiment JungLarisch (No. 53) bei Halle verwundet, wurde der für den Frontdienst nicht mehr Verwendungsfähige Ende 1808 zum Kommandanten von Pillau ernannt. Er stieg bis zum Frieden von 1814 zum Generalmajor auf und fungierte von 1815 bis 1820 als Kommandant von Thorn, ehe er 1825 mit dem Charakter als Generalleutnant verabschiedet wurde.

339

Nr. 266

125 ––––––– –– Berlin ––– 625  400 ––––––– –– Neisse ––– 2.500  Monatlich ––––––– 20,092 a monatlich 20,925 (12 4 1850 jährlich 251,100 II. Järlich

Artillerie und Munition Defensions Laffeten, neue FeldLaffeten u. s. w. ––––––––––––––––––––––––– In Glatz zu 100 Centner Pulver noch Kosten 400 ––– ––– in Berlin Die Revue der Artillerie –––––––––––––––––– Reparatur der Artillerie Gebäude –––––––––– Fehlende Sachen bei der Feld Artillerie in Colberg ––––––––––––––––––––––––––––– Ausserordentliche Ausgaben Järlich –––––– c jährlich

24,000 Thl. 11,000 20,000 3,500 2,500 6,000b 12,000 74,000 69,000

III. Festungsausgaben. Järlich

– Dottierungs Fond der Festungen –––––––– Casernen Gelder ––––––––––––––––––––– In Graudenz bei den Ruinen ––––––––––– Minen –––––––––––– Colberg Anpflanzungen ––––––––––––––– ––––– Erhaltung der Schanzen –––––––– Extraordinäre Ausgaben der schlesishen u. ander Festungen –––––––––––––––––– Jarlich

27,000 17,000 2,000 600 800 2.000 30,000 79,400

399,500 rh.d Das Ganze macht eine Ausgabe von 394,000 Thaler, hierunter gehört eine jarliche extraordinäre Ausgabe für die Inf. Gewehre u. andere Wafa

b

c d

Die anschließende Summe und die folgende Multiplikation zur jährlichen Ausgabe von der fremden Hand nachträglich hinzugefügt. Darunter am unteren Rand der ersten Seite die Zwischensumme gebildet, von Scharnhorst: „Järlich 56,000“, von der zweiten Hand: „jährlich 57,000“. Diese Werte oben auf fol. 4v mit der Bezeichnung „Von voriger Seite“ wiederholt. Die hier einsetzende Zeile von der zweiten Hand hinzugefügt. Dieser Wert von der zweiten Hand hinzugefügt.

340

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

fen von 251,100 rh.e; es würden diese 3 Punkte also ohne diese 148,400f Thaler betragen. Den 15. April 1810 v.Scharnhorstg Die schon angewiesenen Kosten, oder die schon aus andern Kassen geleisteten, können nicht auf jene Summe fallen; jene Summe bezeichnet bloß die neuen Kosten.1 v.Scharnhorst 267. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements [Berlin], 15. April 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 16r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Untersuchungen an einem Wagentransport.

Der 3t. Div. d. K. A. K. D. danke ich verbindlichstb für die mir gefälligst übersandten Nachrichten von dem hieher transportirten Wagen.1 Es bleibt nur jetzt der Wunsch übrig, daß dieser Wagen womöglich aus ein ander genommen u. sowegen demnächst das Gewicht der einzelnen Theile und des Ganzen aufgezeichnet werde; ich ersuche die Division ergebenst, dieß gefälligst thun zu laßen, mir auch den Feuerwerker Pennecke, welcher bei demselben gewesen ist, herzuschicken. D. 15. Aprill – N.d.G.v.S. Cl.

e f g 1

a

b 1

Dieser Wert von der zweiten Hand verbessert aus „240,000“. Dieser Wert von der zweiten Hand verbessert aus „154,000“. Hier endet fol. 4v, das Folgende auf fol. 5r. Eine Kabinettsorder (Potsdam, 8. Juni 1810) in GStA PK, IV. HA Rep. 4 Nr. 23 fol. 22r, genehmigte Scharnhorsts Anregungen zu Maßnahmen zur Erhaltung von Lafetten, Palisaden usw. in den Festungen sowie die in den Konferenzen zum Thema festgelegte Bestückung der Hauptwerke. Darauf ein eigenhändiger Vermerk Scharnhorsts: „An die dritte Division“. Unterhalb der Unterschriften Neanders, Schmidts und Leitholds auf dem beantworteten Schreiben (Berlin, 29. März 1810). Verändert aus „danke ich recht sehr“. Auf Scharnhorsts Anordnung wurde bei der Fahrt seines mit 1800 Pfund Fracht beladenen Wagens von Königsberg nach Berlin (11. Februar bis 3. März) über dessen Verhalten und die Anstrengungen der vier Zugpferde genau Buch geführt. Die von Unteroffizier Müller (reitende Artilleriekompanie Nr. 1 der Ostpreußischen Artilleriebrigade, Preußisch Friedland, 26. Februar 1810) und Feuerwerker Pennecke (Gardefußkompanie) unterschriebenen Tabellen befinden sich a. a. O., fol. 17r–19v.

Nr. 268

268. Zirkular

341 Berlin, 17. April 1810

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 950 Nr. 2 fol. 104r–v (1¼ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Konzept, Schreiberhand, eigenhändig unterzeichneta: ebda., Tit. 494 Nr. 1 Bd. 1 fol. 32r–33r (2¼ S.); Abschrift, Schreiberhand: ebda., Tit. 494 Nr. 1 Bd. 1 fol. 74r–v (1½ S.). Die künftigen Ministerialkonferenzen.

Ew. Hochwohlgeborn geben wir uns die Ehre, die wegen Vervollständigung des Plans zu der veränderten Verfassung der obersten Staats Behörden unterm 31ten v. M. ergangeneb Cabinets-Ordre nebst dem über die Ausführung derselben unterm 9ten d. M. zwischen uns aufgenommenen Conferenz-Protokollc anliegend in Abschrift ergebenst mitzuteilen, um davon nicht allein selbst Kenntniß zu nehmen, sondern auch die Herrn Staatsräthe Ihrer Sectionen zu benachrichtigen.d Mit Bezug hierauf bemerken wir, daß unsere erste allgemeine Conferenz mit sämtlichen Herren Geheimen Staats Räthen auf den künftigen 7ten May vormittags ume Uhr in den Zimmernf auf dem Schloße statt finde[n] und damit regelmäßig jeden ersten Montag im Monath fortgefahren wird, wenn Gegenstände der Gesetzgebung oder allgemeine neue Einrichtungen zur Berathung vorliegen. In deren Ermangelung oder wenn anderweiter Behinderungen wegen diese Versammlung nicht gehalten werden kann, werden Ew. Hochwohlgeborn davon aus dem Ministerium des Innerng vorher benachrichtiget werden, so wie wir uns vorbehalten, bei vorkommenden Fällen Ew. Hochwohlgeborn zu den wöchentlichen Conferenzen besonders einzuladen.

a

b c

d

e f g

Im Konzept wurden weitere Ausfertigungen adressiert „An die Königl. Geheimen Staatsräthe Herrn von Quast, v. Heydebreck, L’Abaye, Staegemann u. Niebuhr Hochwohlgebohrn“ vom Finanzministerium, „An die Königl. Geheimen Staatsräthe Herrn Nagler u. Küster“ vom Außenministerium und „An des Königl. Geheimen Staatsraths u. Obristen Herrn von Hacke Hochwohlgebohrn“; vgl. Anm. g. Das Konzept hängt zusammen mit denen zu Nr. 269–272 und wurde am Ende von Nr. 272 für alle unterzeichnet. Darauf befinden sich einige Bearbeitungsvermerke vom 24. April 1810. Statt „ergangenen“. Dazu am Rande zwei schräge Striche. Vgl. Nr. 258. Eine Abschrift der Kabinettsorder befindet a. a. O., fol. 105r–106v. Hierzu im Konzept ein Randvermerk: „Abschriften hiervon, von der Cab. Ordre u. Protokolle sind sämtl. Ministerien zugestellt.“ Danach eine Lücke. Danach eine längere Lücke. Das Konzept vermerkt, daß in den drei anderen Ausfertigungen diese Stelle durch „aus dem Ministerium der Finanzen“, „aus dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten“ bzw. „von dem Chef des allgemeinen Kriegsdepartements“ ersetzt werden sollte.

342

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Wir fügen zugleich Abschrift des Rescriptsh bey, welches wir an sämtliche Landes-Kollegien erlassen haben, um in Hinsicht des Geschäftsganges bei denen in unsern gemeinschaftlichen Versammlungen gefaßten Beschlüßn gefälligst übereinstimmend zu verfahren. Uebrigens ersuchen wir Ew. Hochwohlgeb. die allerhöchste CabinetsOrdre vom 31ten v. M. zu sekretiren.i Berlin den 17ten April 1810 Goltz Altenstein. Dohna Beyme. v.Scharnhorstj An die Königlichen Geheimen Staats Räthe Herrn von Klewitz, Freiherrn von Humboldt1 und den Königl. Staats Rath Herren Nicoloviusk Hochwohlgeborn2 h i j k

1

2

Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Nr. 272. Dieser Satz im Konzept von einer fremden Hand hinzugefügt. Unterschriften mit Respektabstand, Respektstrich zu der Dohnas. Im Konzept wurde der im fünften Band vorgestellte Nicolovius von der zweiten Hand hinzugefügt, vgl. Anm i. Wilhelm Freiherr von Humboldt (1767–1835) hatte sich nach dem Studium in Frankfurt an der Oder und Göttingen auf mehreren Reisen weitergebildet. Von 1802 bis 1808 fungierte er als preußischer Ministerresident beim Heiligen Stuhl; im Februar 1809 wurde er zum Direktor der Sektion für Kultus und Unterricht im Innenministerium ernannt, reichte aber bereits am 29. April 1810 seinen Rücktritt ein. Seit September 1810 Gesandter in Wien, begleitete er 1813/14 das österreichische Hauptquartier und nahm an den Friedensunterhandlungen 1814 und 1815 sowie am Wiener Kongreß führend teil. Ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz 1. und 2. Klasse am weißen Band, wurde er 1817 zum Mitglied des Staatsrats und 1819 zum Minister für Ständische Angelegenheiten ernannt, wurde aber wegen eines Konflikts mit Hardenberg bald entlassen. Seit 1820 beschäftigte sich Humboldt als Privatgelehrter vor allem mit sprachwissenschaftlichen Fragen, 1830 wurde er mit dem Schwarzen Adlerorden ausgezeichnet. Von den in Anm. a genannten weiteren Adressaten gehörte der geheimer Oberfinanzrat und Generalintendant Otto Christoph Leopold von Quast (1765–1842) 1807/08 der Kombinierten Immediatkommission an. Friedrich August Staegemann (1763–1840) trat nach dem Studium in Halle und Königsberg der Regierung in Königsberg bei. Auf Vorschlag Steins wurde er als Leiter der Bank nach Berlin berufen, 1807 arbeitete er in der Kombinierten Immediatkommission und wirkte am Edikt zur Bauernbefreiung mit. 1808 sekundierte er Goltz bei den Verhandlungen mit Daru. Ende 1809 zum Geheimen Staatsrat im Finanzministerium befördert, wurde er zum Mitglied verschiedener Kommissionen ernannt, u. a. der zur Ausarbeitung von Hardenbergs Verfassungsentwurf. Staegemann gehörte dem „Tugendbund“ an, schrieb patriotische Gedichte und wurde 1812 mit der Anlegung geheimer Magazine betraut. Er assistierte Hardenberg bei den Unterhandlungen 1814 und 1815, wurde 1816 geadelt und 1817 in den Staatsrat aufgenommen. 1819/20 redigierte er die Preußische Staatszeitung, mit zunehmenden Alter neigte er sich konservativeren Auffassungen zu.

343

Nr. 269

269. Staatsministerium an Klewitz

Berlin, 17. April 1810

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 950 Nr. 5 Bd. 1 fol. 19r (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Konzept, Schreiberhand, eigenhändig unterzeichneta: ebda., Tit. 494 Nr. 1 Bd. 1 fol. 33r (1 S.); Abschrift, Schreiberhand: ebda., Tit. 494 Nr. 1 Bd. 1 fol. 74v (½ S.). Druck: Scheel/Schmidt, S. 652. Auftrag zur Erstellung eines Reorganisationsplans für die Gesetzkommission.

Mit Bezug auf das heute an Ewr. Hochwohlgeboren und des Herrn Geheimen Staatsrats Freiherrn von Humboldt besonders erlaßene Schreiben über die Vervollständigung der Organisation der obersten Staatsbehörde und die demselben beigefügte Cabinets-Ordreb ersuchen wir Ewr. Hochwohlgeboren, den vollständigen Plan wegen Reorganisation der Gesez-Commission gefälligst auszuarbeiten und uns einzureichen.1 Da auch der Entwurf einer verbeßerten ständischen Verfaßung, woran jetzt im Ministerium des Innern gearbeitet wird, seiner Vollendung nahe ist, so wird die bis dahin von des Königs Majestät ausgesezte vollständige Organisation der Gesetzgebungs-Section keinen erheblichen Anstand mehr erleiden. Berlin den 17tn April 1810. Goltz Altenstein. Dohna Beyme. v.Scharnhorstc An des Königl. Geheimen Staatsraths Herrn von Klewitz Hochwohlgeborn hieselbst.

Der Holsteiner Barthold Georg Niebuhr (1776–1831) war nach dem Studium in Kiel, London und Edinburgh 1800 in den dänischen Staatsdienst eingetreten und hatte bereits als Bankdirektor fungiert, als ihn Stein 1806 zum Wechsel nach Preußen bewegte. 1807 in die Kombinierte Immediatkommission berufen, wurde der Geheime Staatsrat 1808 nach Holland entsandt und Ende 1809 an die Spitze der Sektion für Staatsschuldenwesen und Geldinstitute gestellt, doch führten Differenzen mit Hardenberg 1810 zum Rücktritt. Danach hielt er Vorlesungen über römische Geschichte an der Berliner Universität, 1813 kehrte er in den Staatsdienst zurück. Nachdem er von 1816 bis 1823 als Gesandter bei der Kurie fungiert hatte, unterrichtete er an der Universität Bonn als Historiker und kam insbesondere durch seine dreibändige Römische Geschichte (Berlin 1811–1832) zu deutschlandweitem Ansehen. a b c 1

Vgl. Anm. a zum vorangehenden Dokument. Dazu am Rande: „Acta. Organisation der Gesetzgebungs Section“ Unterschriften mit Respektabstand, Respektstrich zu der Dohnas. Klewitz’ „Einrichtungsplan für die Gesetzkommission“ (Berlin, 30. Juni 1810) ist ediert bei Scheel/Schmidt, S. 784–806.

344

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

270. Staatsministerium an Seegebarth

Berlin, 17. April 1810

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 494 Nr. 1 Bd. 1 fol. 33r–34r (2 S.): Konzept, Schreiberhand, eigenhändig unterzeichnet.a Abschrift, Schreiberhand: ebda., fol. 74v–75r (1 S.). Verfügungen hinsichtlich der künftigen Ministerialkonferenzen.

An des Königl. General Postmeisters Herrn von Saegebarth1 Hochwohlgeb.b Ew. p. werden aus der extractsweise angeschloßenen Kabinetsorder vom 31t v. M.c gefälligst zu ersehen belieben, daß des Königs Majestät festzusetzen geruhet haben, daß alle nach der neuen Einrichtung der obersten Staatsbehörden zur Berathung im Staatsrath verwiesenen Gegenstände bis zu dessen vollständiger Organisation in einer regelmäßig alle Woche von dem Staatsministerium u. dem Chef des allgemeinen Kriegs Departements zu haltenden Versammlung erwogen, und je nachdem die Sache geeignet ist, entschieden oder zur unmittelbaren Entscheidung vorbereitet werden sollen. Welche Gegenstände hieher zu rechnen, bestimmt die Verordnung vom 24t Novbr. 1808,d wovon ein Exemplar anbei erfolgt, u. wir ersuchen daher Ew. p. ganz ergebenst, sich darnach Rücksichts des Postwesens gefälligst zu achten, und insonderheit Ihre ImmediatBerichte fortmehro an das Ministerium des Innern, welchem nach dem Publicando v. 16. X. 1808 u. Cabinetsordre v. 23. X. ej. a.e die Postparthie einverleibt ist, abgeben zu lassen, damit sie, ehe sie ins Kabinet gelangen, der gedachten Verordnung gemäß von dem Staatsministerium erwogen werden können. Was die Gegenstände der Gesetzgebung und neue allgemeine Einrichtungen anbetrift, so werden deshalb bis zur Organisation des Staats-Raths monatlich mit Zuziehung der Herren Geheimen Staatsräthe besondere Konferenzen gehalten werden und wir behalten uns vor, Ew. p. dem Befinden nach dazu besonders einzuladen. Wir fügen zugleich Abschrift pp. Uebrigens ersuchen wir Ew. Hochwohlgeb., den anliegenden Extrakt aus der allerhöchsten Kabinets Ordre vom 31. v. M. zu sekretiren.f Unterschrift wie vorher. a b c

d

e

f 1

Vgl. Anm. a zu Nr. 268. Das Datum auf fol. 32r gilt auch für dieses Schreiben. Adresse in der linken Spalte, daneben ein Bearbeitungsvermerk vom 24. April. Dazu am Rande ein schräger Strich mit dem Vermerk: „Abschrift bis zu den Worten ‚für das plenum des Staatsraths gegeben sind.‘“ Die anschließenden fünf Wörter und ein schräger Strich am Rande von Dohnas Hand hinzugefügt. Von Dohnas Hand verändert aus „nach der neuen Einrichtung“. Wie die Abschrift erhellt, ist jeweils der Dezember gemeint Dieser Satz nachträglich hinzugefügt von derselben Hand wie in Nr. 268. Johann Friedrich von Seegebarth wurde im fünften Band vorgestellt.

345

Nr. 271

271. Instruktion

Berlin, 17. April 1810

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 494 Nr. 1 Bd. 1 fol. 34r–35v (3 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Ergänzungen von Scharnhorsts und anderen Händen, eigenhändig unterzeichnet.a Abschrift, Schreiberhand: ebda., fol. 75r–76r (2 S.). Instruktionen zur Protokoll- und Geschäftsführung bei den Ministerialkonferenzen.

An den Kriegsrath Kunowsky hieselbst.b Se. Königl. Majestät p. haben beschlossen, daß regelmäßig alle Woche das Staatsministerium und der Chef des allgemeinen Kriegsdepartements sich versammeln, um bis zur vollständigen Organisation des Staatsraths diejenigen Gegenstände, welche nach der neuen Einrichtung der obersten Staats Behörden an denselben verwiesen sind, zu berathen, u. daß ferner alle Monath eine allgemeine Versammlung mit Zuziehnung sämtlicher Geheimen Staatsräthe zur Berathung über Gegenstände der Gesetzgebung und neue Einrichtungen gehalten werden soll. Die erste Versammlung wird alle Montagec Vormittags umd Uhr, die letztere jeden ersten Montag im Monat Vormittags ume Uhr statt finden, mit jener übermorgen den 19t d. M., mit dieser den 7tn May d. J. der Anfang gemacht, und die Versammlung übrigens in den Zimmernf auf dem Schloße gehalten werden. Zur Führung des Journals von diesen Konferenzen und des Protokollbuchs über die darin vorgekommenen Vota und Beschlüsse ist vorläufig der Kriegsrath Kunowsky bestimmt, und wird demselben zu seiner nähern Instruction ein Extract aus dem unterm 9t d. M. abgehaltenen Conferenz-Protocollg zugefertigt. Hiernach wird derselbe wöchentlich aus jedem Ministerium eine Nachweisung der aus demselben zum Vortrag bei der nächsten Versammlung des Staatsministeriums kommenden Sachen in 4plo1 erhalten, und nachdem er solche im Journal eingetragen, schickt er jedem der übrigen Minister ein Exemplar dieser Nachweisung zu. Ist darin kein anderer Referent ernannt, der

a b c d e f g 1

Vgl. Anm. a zu Nr. 268. Das Datum auf fol. 32r gilt auch für dieses Schreiben. Adresse in der linken Spalte, darunter ein Bearbeitungsvermerk vom 24. April. Nachträglich verbessert aus „Donnerstag“. Danach eine Lücke. Danach eine Lücke. Danach eine anderthalb Zeilen lange Lücke. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Nr. 258. In vierfacher Ausfertigung („in quadruplo“).

346

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

die Sache bei dem versammelten Staats-Ministerium vorlegen soll, so führt der Kriegsrath Kunowsky als solcher bei Sachen a) aus dem Ministerium des Innern den Staatsrath Frieseh, b) aus dem Finanz Ministerium den Staatsrathi , c) aus dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten den Geh. Staatsrath Naglerj, d) aus dem Kriegsministeriumk den Obersten u. Geh. St. R. von Hack, e) aus dem Justiz-Ministerium den Geheimen Oberjustiz Rath Diederichsl auf. Die wichtigern und erheblichern Sachen, welche bei mehrern Ministerien oder Sectionen circuliren müssen, werden demselben jedesmal mittelst besondern Dekrets zur Eintragung vorgelegt werden. Er sorgt für deren Circulation nach Anleitung des Dekrets und legt alle Monat eine Nachweisung der noch unabgemachten Sachen dieser Art vor. Wegen des Kanzleidieners wird der Kriegsrath Kunowsky mit dem Geheimen Kanzlei-Director Breithaupt2 im Ministerium des Innern die nöthige Abrede nehmen. Sig. A. S. B. 272. Reskript

Berlin, 17. April 1810

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 494 Nr. 1 Bd. 1 fol. 35v–36v (1½ S.): Konzept, Schreiberhand, eigenhändig unterzeichnet.a Abschriften, Schreiberhand: ebda., fol. 75r–76r (2 S.); ebda., Tit. 950 Nr. 2 fol. 109r–v (1¼ S.). Verfügungen hinsichtlich der Ministerialkonferenzen.

1) 2)

h i j

k l 2

a

An die Kurmärk. Regierung zu Potsdam und das pp. Kammergericht in Berlin die Neumärksche Regierung zu Königb. und das pp. Oberlandesgericht zu Soldin

Der Name von einer anderen Hand in eine freigelassene Lücke eingetragen. Danach eine Lücke freigelassen. Der Name von einer anderen Hand in eine freigelassene Lücke eingetragen, dabei „Geh.“ vor „Staatsrath“ ergänzt. Das Folgende bis „Hack“ von Scharnhorst eigenhändig eingetragen. Der Name von einer anderen Hand in eine freigelassene Lücke eingetragen. Der 1834 verstorbene Johann Georg Breithaupt, zuletzt Hofrat. Vgl. Anm. a zu Nr. 268, das Datum auf fol. 32r gilt auch für dieses Schreiben.

Nr. 272

3) 4) 5) 6) 7) 8)

347

die Pom. Regierung zu Stargard u. die pp. Oberlandesgerichte zu Stettin u. Coeslin die schlesische Regierung zu Breslau u. die pp. Oberlandesgerichte zu Breslau u. Brieg die schlesische Regierung zu Liegnitz u. das pp. Oberlandesgericht zu Glogau die Westpreußische Regierung u. das Oberlandesgericht zu Marienwerder die Ostpreußische Regierung u. das Oberlandesgericht zu Königsberg die litthauische Regierung zu Gumbinnen u. das Oberlandesgericht zu Insterburg.b

Friedrich Wilhelm p. Unsern p. Es ist mittelst Kabinettsorder vom 31t v.M. genehmigt worden, daß bis zur vollständigen Organisation des Staatsraths diejenigen Gegenstände, welche nach der neuen Einrichtung zur Berathung in demselben verwiesen sind, vom gesammten Staatsministerium und dem Chef des allgemeinen Kriegsdepartements gemeinschaftlich erwogen u. in Gefolge der bei diesen Versammlungen gefaßten Beschlüsse erlassenen Verfügungen von sämtl. Staatsministern u. dem Chef des allgemeinen Kriegsdepartments vollzogen werden sollen. Hierdurch wird indessen in dem eigentlichen Ressort der einzelnen Ministerien, deren Sectionen und Divisionen an sich und in Hinsicht der Ausführung der genommenen Beschlüße nicht das geringste geändert, vielmehr leitet derjenige Minister, Sections oder Divisionschef, zu dessen Ressort die Sache principaliter gehört, den weitern Gang derselben nach Maaßgabe der gefaßten Beschlüsse, weshalb Ihr auch alle Berichte, welche auf die vom gesamten Staatsministerium an Euch erlassene Rescripte zu erstatten sind, nicht an dasselbe, sondern an den betreffenden Minister, Sections oder Divisionschef zu richten habt. Indem wir Euch dieses zu Eurer Nachricht und Achtung bekannt machen, sind wir pp. A. S. B. #

b

Adressen in der linken Spalte, darunter jeweils Bearbeitungsvermerke. Die Schreiben gingen am 24. April ab.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

c

Similiter an die drei Polizei-Präsidenten Gruner1, v. Stein2 und Streit3. # Abschrift des Rescripts an die Landes Collegia den Herren Geheimen Staatsräthen von Auerswald4, Sack und von Massow zur Nachricht und Achtung.d Gz.

Altn. 19.

Dh. 18.

Bey. 18.

Sch.e 19.

273. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 17. April 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 66r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.

c

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e 1

2

3

4

Zum Folgenden am Rande ein Mundierungsvermerk vom 22. und ein Abgangsvermerk vom 24. April 1810. Dazu am Rande ein Bearbeitungsvermerk und ein Abgangsvermerk vom 24. April 1810. In der Abschrift: „Goltz. Altenstein. Dohna. Beyme. Scharnhorst.“ Der Jurist Justus Gruner (1777–1820) hatte in Osnabrück mehrere Werke über Strafrecht und öffentliche Sicherheit geschrieben, ehe er 1801 in Franken als Kammerrat in preußische Dienste trat. Danach wirkte er in Berlin für die Ansiedlung Deutscher in den neuerworbenen polnischen Gebieten und wurde 1804 zum Direktor der Kriegsund Domänenkammer in Posen ernannt. Nach dem Tilsiter Frieden arbeitete er zunächst in der pommerschen Landesverwaltung, 1809 wurde er zum ersten Polizeipräsidenten von Berlin ernannt, im Februar 1811 trat er als Geheimer Staatsrat an die Spitze der gesamten Staatspolizei. Gruner nahm an geheimen antifranzösischen Bestrebungen teil, schied 1812 aus dem Dienst aus und ging nach Prag zum Freiherrn vom Stein. Auf Anordnung Metternichs wurde Gruner ab August 1812 ein Jahr lang inhaftiert, nach seiner Entlassung organisierte er das preußische Generalgouvernement am Mittelrhein und fungierte als Generalgouverneur von Berg. 1815 amtierte er kurzzeitig als Chef der deutschen Polizei in Paris und leitete die Rückführung der Beutekunst. Wegen seiner national-deutschen und liberalen Gesinnungen wurde der 1815 Geadelte nur noch als Gesandter in der Schweiz verwendet. Der Geheime Rat Joseph von Stein hatte 1807 u. a. in Memel als Polizeidirektor gewirkt, ehe er mit dem Polizeipräsidium von Königsberg betraut wurde. Er fungierte von 1815 bis 1816 als Regierungspräsident von Bromberg und trat 1821 nach 40 Dienstjahren in den Ruhestand. Karl Konrad Streit (1747–1826), ehemaliger Hofmeister des Generals Bogislaw Friedrich von Tauentzien und Auditeur beim Breslauer Gouvernement, wurde 1778 zum Sekretär bei der dortigen Kriegs- und Domänenkammer ernannt. Seit 1785 leitete er die „Schlesischen Provinzialblätter“, von 1798 bis 1805 auch das Theater. Als Polizeipräsident Breslaus wurde er 1809 zum Regierungsrat befördert, 1823 verlieh ihm die Universität einen Ehrendoktortitel. Hans Jakob von Auerswald wurde im fünften Band vorgestellt.

Nr. 273

349

Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Druck: Hahlweg I, S. 156f. Gelder für Blumensteins Falkonette.

Berlin den 17. Aprill 10 An die 3te Division d. A. K. D.b Der Gr. v. Götzen hatte während seines Befehls über die Oberschl. Brigade auf den Grund hinreichender Vollmacht v. S. M. d. K.c dem Maj. von Blumenstein den Versuch aufgegeben, leichte Geschütze mit gezogenen Röhren nach einer von dem Maj. v.Blumenstein eingegebenen Konstruktion bauen zu lassen; nachdem died Versuche mit den zuerst gebauten den Gr. Götzen u. Maj.e v.Blumenstein von der Nützlichkeit solcher Geschütze überzeugt hatten, befahl der erstere, für Glatz 20 Stück dergleichen bauen zu lassen. Der Maj. v. Blumenstein erhielt von ihm einen Vorschuß v. 200 rth. drauf u. jetzt, nachdem 10 Stück, nehmlich 1 3pfündige u. 9 20löthige, fertig sind, betragen die Kosten 540 rth. so, daß der M. v.Blumenstein 340 rth. aus seinen Mitteln dazu vorgeschossen hat. Ich habe dem M. v. Blumenstein aufgegeben, jetzt erst ein nicht gezogenes Falconet der Art bauen zu laßen, und durch vergleichendef Versuche mit diesem u. einem gezogenen den Vortheil der letztern recht gründlich auszumitteln, bevor er in deng Bau der übrigen einzieht. Die dritte Div. d. K. A. K. D. ersuche ich, nach Uebernahme der fertig gewordenen 10 Falconets dem Maj. v.Blumenstein die Rechnungen darüber abzunehmen u. ihm die ausgelegten 340 rth. nach geschehener Rechnungsrevision anzuweisen.h Berlin d. 17. April.

a

b

c

d e f g h

Oestreichs Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 Nr. 59 vol. 2, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges. Oben rechts von Schreiberhand: „Ad Aprill No. 52“; vgl. Anm. a und b zum folgenden Dokument. Verändert aus „Der Gr. v. Götzen, welcher während seines Befehls über die Oberschl. Brigade Vollmacht v. S. M. d. K. hatte“. Folgt gestrichen: „ersten“. Verändert aus „gebauten dem Maj.“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Statt „dem“. In der Abschrift folgt die Unterschrift: „Scharnhorst.“

350

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

274. Scharnhorst an Blumenstein

Berlin, 17. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 67r–69r (5 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Randnotizen, eigenhändig: ebda., fol. 58r–65r (12¼ S.).a Druck: Hahlweg I, S. 157– 160; Lehmann II, S. 230 (Zitat aus den Notizen). Blumensteins gezogene Falkonette. Notwendigkeit von Versuchen.

Berlin den 17n Aprill 1810. An den Maj. v.Blumenstein, Comandanten v. Glatz.b Ew. gefälliges Schreiben v. 29t. v. M. betreffend Ihre mit gezogenen Falconets gemachten Versuche habe ich mit großem Vergnügen gelesen undc die wegen dieses Schreibens mir gemachten Entschuldigungen kann ich nicht besser beantworten als mit der Versicherung, daß Vorschläge u. Untersuchungen talentvoller u. geschikter Männer die einzige Erhellung sind, die mein jetziger Wirkungskreis mir giebt und wozu er mir die Zeit übrig läßt. Ew. p. handelten übrigens vollkommen in meinen Ansichten, wenn Sie gleich damit anfingen, die Sache zu untersuchen ohne vorher die Meinung von Personen zu sollicitiren. Es ist vielmehr edel, nicht eher über Ideend zu schreiben, bis man sich von der Ausführbarkeit überzeugt hat.e Die von der dabei verwendete[n] Summef restirenden 340 rth.g werden Ew. p. von der 3t. Div. d. A. K. D., welche von mir dazu angewiesen ist, gezahlt werden. Ew. p. ersuche ich demgemäß, derselben Ihre Rechnungen u. Belege zu presentiren. Was nun die Sache selbst betrift, so ist etwa folgendes, was ich dabei zu bemerken habe. Die gezogenen Feuergew. sind allerdings eine so vorzügliche Waffe, so weit wir sie bis jetzt kennen, d. h. bei kleinen Kalibern, daß es eine der wicha

b

c d e

f g

Auf dem beantworteten Schreiben Blumensteins an Scharnhorst (Glatz, 29. März 1810, Präsentationsvermerk vom 7. April; Auszug: Hahlweg I, S. 157). Auf fol. 62r stehen einige nicht klar zu entziffernde oder zuzuordnende Bleistiftnotizen. Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom 17. April. Oben rechts von Schreiberhand vermerkt: „Ad Aprill No. 52“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Folgt gestrichen: „Ew. haben so wenig“. Verändert aus „über eine Sache“. Das bezieht sich mutmaßlich auf Blumensteins Ausführungen auf fol. 63r–v, er hätte Scharnhorst seine Ideen vorher in einem Memoir vorlegen müssen. Scharnhorst schrieb dazu auf fol. 63r: „War nicht nöthig, es ist besser, daß man mehr auf die Sachen als auf den Mann siehet“ und auf fol. 63v: „Ist nach meiner Ansicht edel, nicht darüb[e]r zu shreiben, bis man weiß, ob die Idee ausführbar“. Verändert aus „von Ew. dabei verwendete[n]“ Folgt gestrichen: „sind“.

Nr. 274

351

tigsten Beschäftigungen eines denkenden und unterrichteten Militärs ist, die Vortheileh dieser Waffe allgemeiner zu machen, dieß könnte zu wichtigen Resultaten führen.i Zunächstj würde, wie Ew. ganz richtig bemerken, die Vertheidigung der Festungen dadurch ganz vorzüglich gewinnen, weil in Festungen manche Waffen gebraucht werden können, die für den Feldkrieg große Hindernisse haben, u. weil es in ihnen darauf ankomt, wie Sie sagen, dem Feinde mit den wenigsten Aufwand v. Munition den größten Shaden zu zu fügen. Allein ich weiche darin v. Ew. p. Meinung ab, daß ich nicht glaube, man könne mit Sicherheit von der Wirkung gezogener Büchsen auf die Wirkung gezogener Kanonen, wenn sie auch nur v. 1Pfundigen oder noch geringerm Kaliber, shließen. Ich halte in allen diesen Dingen auf die unmittelbare Erfahrung, d. h. ich erlaube mir nicht von m[e]in[e]r Erfahrungk von gewissen Resultaten auf ähnliche Resultatel bei veränderten Verhältnissen zu schließen. Erfahrung aber nenne ich in artilleristishen Sachen nichts als Versuche, die mit aller gehörigen Vorsicht u. Umständlichkeit angestellt sind. Die nothwendigsten Bedingungen bei Versuchen sind erstlich, daß mehrere sachkundige Männer und nicht derjenige, welcher damit etwas erzielen will, sie anstellen, ein genaues Protokoll darüber führen und die größte Gewissenhaftigkeit auchm in Kleinigkeiten beobachten. Zweitens, daß eine hinlängliche Menge von Schüssen geschehe, um sichere Mittelsummen zu erhalten; drittens, wenn es vergleichende Versuche sind, daß die vollkommenste Uebereinstimmung auf beiden Seiten statt findet. Ich würde also in unserm Fall für nöthig halten, erst durch Versuche auszumitteln, ob die gezogenen leichten Kanonen verhältnißmäßig eben so gut treffen wie die gezogenen Büchsen, u. dieß kann nicht beßer geschehen, als wenn ein glattes Kalibern mit einem gezogenen neben ein ander probirt u. dabei die genaueste Uebereinstimung so wohl in der Konstruktion der Röhren als Affuiten, als in andern äußern Umständen bei diesem Versuche statt finden läßt. Ew. p. würden also ein solches glattes Falconet gießen u. zu dem Versuche einrichten lassen, bis dahin aber mit Anfertigung der andern Falkonets es anstehen laßen. Nur wenn so die Versuche aufs Reine sind, wird man Vertrauen zu der Sache gewinnen. h i

j k l m n

Verändert aus „ist, diese Waffe mit Vortheile aller“. Dieser Satz basiert auf der von Lehmann zitierten Randbemerkung Scharnhorsts auf fol. 58r: „Die gezogenen Feuergewehre allgemeiner [verändert aus „mehr“] im Militär zu machen, ist eine [statt „eines“] der wichtigsten Beschäftigung[en] eines denken[den] und unterichteten Mannes in ganzen Militär Fach; diese Vervollkomnung könnte zu wichtigen Resultat[e]n führen.“ Verändert aus „Mehr“ und dann aus „Zuerst“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „unter“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „von eben dem“.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Ich glaube nun zwar nicht, daß die Wirkung so außerordentlich groß seyn werde, wie Ew. aus ihren bisherigen Versuchen schließen, und daß zb. auf 500 Schr. keine Seitenabweichung von mehr als 2 statt fände, so in einem Quadrat v. 4 alle Schüsse träfen; allein wenn auch diese Geschütze auf 800 u. 600 Schr. die Scharte noch oft verfehlten u. nur der 3te Theil der Kugeln träfe, so wäre damit schon sehr viel gewonnen.o Was nun die v. Ew. getroffene Einrichtung eines solchen Geschützes betrift, um es mit Bequemlichkeit zu laden, so kann freilich allein die Erfahrung darüber entscheiden, u. ich nehme meine Vermuthung dann gernp zurück.1 Die Erhitzung beim schnellen Feuern würde allerdings eine sehr große Unbequemlichkeit seyn, indeßen würde dieß doch den Gebrauch, zumal in Festungen, nicht hindern. Die für die Falconets gewählte Affuite des Gr. v. Bukeburg2 ist ohne Zweifel die vollkommenste für kleine Calibre, die mit Menschen bewegt werden. Eben so halte ich bei Anwendung der verticalen Richtschraube für sehr zwekmäßig u. glaube, daß die frzös. Richtmaschine überhaupt vielleichtq die beste für diese Geschütze wäre. Was die mit Blei überzogenen Kugeln betrift, so habe ichr Kugeln von zu kleinem Kaliber mit Blei überzogen brauchen sehen; allein der Erfolg sprach nicht für diese Erfindung, denn die nicht überzogenen Kugeln, die folglich ihren zu großen Spielraum behielten, trafen eben so gut. Man glaubte damals, das Blei ginge in der Seele ab oder löse sich auf. Es war indessen dieß der Fall mit 6Pfund. Beweisen indessen die Versuches auch mir von einem 1 pfündigen gezogenen Falkonet, daß es verhältnißmäßig gegen ein glattes eben so viel leistet wie eine Büchse gegen eine Flinte, so würde der Vortheil shon sehr wichtig seyn u. man könnte sich bei demselben der bleiernen Kugeln bedienen. Die Versuche mit den Kanonen von Blech sind mir unbekannt geblieben.t

o

p q r s t

1

2

Dies basiert auf einer Randbemerkung Scharnhorsts auf fol. 60r. Es folgt gestrichen der Anfang der weiter unten folgenden Passage zu mit Blei überzogenen Kugeln. Verändert aus „Vermuthung in solchem Fall gern“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „dergleichen gebrauchen sehen in einem Falle, wo man“. Verändert aus „Gelingt es indessen Ew. p.“ Scharnhorsts Randnotiz auf fol. 64r zu diesen Versuchen lautet stärker: „Von diesen verspreche ich mir nichts“. Scharnhorst hatte früher Bedenken geäußert, die Verbindung der zwei Teile des Laufs könnte nie dicht genug bewerkstelligt werden, um das Ausdringen von Pulverdampf zu verhindern. Zu dieser vgl. auch Nr. 85 im zweiten Band.

353

Nr. 275

Ueber denu Gebrauch des Knallsilbers im Kriege kann ich mir kein Urtheil erlauben, indem ich den Gegenstand nicht genug kenne.3 Ich schließe mit der aufrichtigen Versicherung, daß der Eifer u. die Uneigennützlichkeit, womit Ew. p. das Feld der Kr. Kunst zu erweitern bemüht sind, die wahre Hochachtung nochv vermehrt, die ich für Ihre Talente u. vorzüglichen Eigenschaften hege. 275. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 17. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 48r–v (1¼ S.): Konzept, Georges Hand. Auszug, Schreiberhand: ebda., Nr. 206 fol. 73r (½ S.). Planungen zur Übung von Belagerungsarbeiten. Blumensteins Falkonette.

Berlin d. 17 Aprill 1810 An den Prinzen August von Preuß. Königl. Hoheita E.K. Hoheit p. erwiedere auf das Schr. von 13n Aprill, daß in Betref der Übungen in den Belagerungs Arbeiten ich vollkommen einverstanden bin und es für zweckmäßig halte, selbst bey Nacht eine Tranchée eröffnen, Sappen machen und Batterien bauen zu laßen. Auch für die Ing. Officiere würde es von großen Nutzen seyn, diese Arbeiten zu leiten, indem die Jüngern derselben erst dadurch ihren Dienst recht kennen lernen werden.b Dem gemäß werde ich keine Zeit verliehren, diese Sache so wie den Lieut. v. Sovinsky1 betr. dem Könige vorzutragen, bin aber für jetzt noch nicht im u v 3

a

b 1

Verändert aus „Der“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Knallsilber bzw. Knallquecksilber wurde in den Zündhütchen von Perkussionsschlössern benutzt. Diese waren erstmals 1807 von Alexander Forsyth konstruiert worden, kamen aber in den Napoleonischen Kriegen nicht in nennenswerter Zahl zum Einsatz. Adresse in der linken Spalte, darunter zwei Abgangsvermerke. Oben rechts vermerkt: „ad 124 Aprill 10“. Neben diesem Absatz mit Bleistift: „Veranlaßung fehlt mir“. Józef Sowiński (1777–1831) hatte 1794/95 unter Dąbrowski gegen die Preußen gekämpft, war aber 1799 in die preußische reitende Artillerie eingetreten und wurde 1821 für sein Verhalten bei Preußisch Eylau nachträglich mit dem Pour le Mérite geehrt. 1810 zum Premierleutnant befördert, wechselte er 1811 in die Armee des Großherzogtums Warschau über, verlor 1812 bei Borodino ein Bein und wurde 1813 auf Betreiben des Prinzen August aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen. In der Armee Kongreßpolens fungierte er als Oberst und Kommandant der Artillerieschule, bis er sich dem Novemberaufstand von 1830/31 anschloß. Sein Tod bei der Verteidigung der Warschauer Vorstadt Wola am 6. September 1831 machte den Generalmajor zu einem der meistgefeierten Helden des Aufstands.

354

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Standec zu bestimmen, ob Se. Majestät die Theilnahme der Infanterie an diesen Arbeiten zu genehmigen geruhen werden. Die Vorschläge des v. Blumenstein in Betr. der Falconets sind höchst wahrscheinlich sehr anwendbar. Ich habe ihm bereits darüber geshrieben und veranlaßt, daß die Kosten berichtiget und neue Versuche über diesen Gegenstand gemacht werden.d Berlin d. 17. Aprill 10 Nahs. d.H. Gnls. v. Scharnhorst G. 276. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 18. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg Nr. H 3½ Bd. II fol. 36r–v (1½ S.): Eigenhändig, Fragment, ergänzt durch ebda., fol. 37r–38r (3 S.): Abschrift, Schreiberhand. Weitere Abschrift, Schreiberhand: ebda., BPH Rep. 192 Wittgenstein VI 1,2 fol. 36r– 38r (2½ S.).1 Finanzielle und mögliche territoriale Forderungen Frankreichs. Altensteins Verhältnis zu Hardenberg. a

Ew. Excellenz2 glaube ich hier meine Meinung über unsere Angelegenheiten als ein Zeichen meines unbegrenzten Vertrauens zu Ihrer Nachsicht vorlegen zu können. Unsere Lage scheint mir von der Beschaffenheit zu seyn, daß unsere innern Verhältniße uns nicht aus der Verlegenheit ziehen und das uns vielleicht bevorstehende Unglück abwenden können. Welche Mittel man auch ergreifen mag, immer wird man nicht die Zahlungen an Frankreich in der bestimmten Zeit leisten können, u. hierauf kommt doch alles an, wenn man den Vorwand, Provinzen zu nehmen, abwenden will. Da diese also (wie die unterrichtesten Männer versichern) bleiben wird, so kommt es nur zuvörderst darauf an, was man thun wolle, wenn Napoleon Schlesien oder andere Provinzen verlangt oder wenn er, um sie von neuem zu besetzen, Truppen marschiren läßt. Ob wir bei andern Mächten, Rußland, Oestreich und England nicht bestimmte Eröfnungen, was man denn zu thun entschloßen ist, machen müsse[n]? Und c d

a

1

2

Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Der Auszug in Faszikel Nr. 206 umfaßt nur diesen, mit der Unterschrift „subs. v.Scharnhorst“ versehenen Absatz. Zunächst nach der Abschrift, betitelt: „Abschrift eines Schreibens des Herrn GeneralMajor v. Scharnhorst an den Herrn Geheimen-Staats-Minister v. Hardenberg.“ Der Titel der Wittgensteinschen Abschrift gleichlautend. Übersandt von Hardenberg an Wittgenstein mit einem Begleitschreiben (Tempelberg, 22. April 1810, ebda., fol. 46r–47r). Zu Karl August Freiherr von Hardenberg vgl. Anhang 1.

Nr. 276

355

ob man nicht bestimmt frage, was auf diesen Fall jene Mächte thun würden? Lauliche, gewöhnliche Hülfsbitten bezeichnen schon den Geist der Unentschloßenheit und Schwäche und wecken nur diesen in andern Cabinettern. Schlagen wir nicht vielleicht den beßten Weg ein, uns ganz hinzugeben, so ist die Frage: was wollen wir bis dahin im Innern thun? In Hinsicht unserer Streitkräfte? In Hinsicht auf die Wirkung auf die Meinung des französischen Kabinets? Diese und mehrere Puncte müssen zuvor bestimmt werden. Werden sie nicht zuvor bestimmt, faßt man nicht einen solchen Plan fürs Ganze, überläßt man sich dem Zufall ohne die Befolgung der Regeln der Klugheit, welche allgemein anerkannt sind, so handelt man gegen sich selbst unverantwortlich, so gleicht man den einzelnen Fechter, der von 10 Fechtern sich umringen läßt, sein Schwerdt ausstreckt und ohne irgend einen Anspruch auf besondere Achtung, weder von Freund noch von Feind, seinen Gegnern sich hingiebt, von denen er nichts als alles Böse erwarten kann. Was die Sache des Herrn v. Altenstein betrift, so ist derselbe sehr bereit, sich mit Ew. Excellenz über die Prinzipien der Herbeischaffung der Hülfsmittel zu Bezahlung der Contribution zu einigen und Ihren Rath zu befolgen. Einen eigenen Finanzplan scheint er indeßen noch nicht entworfen zu haben. Er ist, wenn gleich nicht von leidenschaftlichen Ausbrüchen und andern Fehlern frei, in seinem Innersten ein rechtschaffener Mann, der bEw. Exzellenz liebt und ehrt und sich gewiß Ihre Achtung und Zufriedenheitc erwerben wird. Ich habe mir übrigens in diese Angelegenheit nicht tiefer eingelassen, als die wörtlichen Befehle des Königs Majestät mir auferlegten. Ich werde auchd immer das genau thun, was Ew. Excellenz mir in dieser Sache befehlen u. auftragen; die Verehrungene und die Dankbarkeit, welche ich Ihnen schuldig bin, sind meine heiligsten Gefühle. Ich kann es hierbei aber nicht unterdrücken, Ew. Excellenz zu sagen, daß manche Personen von beiden Seiten in einemf Geiste handeln, daß man sich sehnt, von ihnen sich weg wenden zu können.g Der Minister von Golz wird das Verlangte überschicken u. unter irgend einem Vorwandt Sie selbst nachherh besuchen, um nähere Auskunft über ein oder andere Punkte geben zu können.3 Berlin den 18. April 1810 v.Scharnhorst.i b c d e f g h i

3

Hier setzt das eigenhändige Fragment ein. In den Abschriften: „Zufriedenheit und Achtung“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. In den Abschriften: „Verehrung“. Verändert aus „von beiden Seiten so“. Dieser Satz fehlt in der Wittgensteinschen Abschrift. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Dem Antwortschreiben Hardenbergs (Tempelberg, 21. April 1810, Abschrift Nl Hardenberg, a. a. O., fol. 41r–45v) zufolge erhielt dieser das Schreiben am 19. durch seinen Mitarbeiter Scharnweber. Hardenberg wohnte damals auf seinem Gut in Tempelberg.

356

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

277. Scharnhorst an Altenstein

Berlin, 18. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 341 fol. 1r–v (1½ S.): Eigenhändig. Unterrichtung Hardenbergs über den zu erstellenden Finanzplan. a

Den Ew. Excellenz gestern morgen überbrachten allerhöchsten Befehl, einen Finanzplan für die Zukunft vorzulegen, um insbesondere das Gutachten des 3ten Manns1 einzuziehen, wünschen Se. Majestät sehr bald ausgeführt zu sehen. Die Gelegenheit, diesen Plan den dritten Mann zukommen zu lassen, ist Ew. Excellenz bekannt, der Kriegs Rath Scharnweber2 wird alle Zusendungen besorgen, wenn Sie nicht einen andern heimlichen Weg zu wählen für gut finden werden. Berlin den 18. April 1810 v.Scharnhorst.b 278. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna

Berlin, 18. April 1810

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 330a Nr. 2 Bd. 1 (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Vertreter des Kriegsministeriums in der Kommission über Gouvernementsemolumente.

Euer Excellenz erwidere ich auf das geehrte Schreiben vom 15ten d.1, welches ich erst gestern spät erhalten habe, daß der H. Oberstlieutenant v. Rauch und der p. Hauptmann v. Leithold, welche ich von Seiten des allgemeinen Krieges-Departements zu Mitglieder[n] der Commission über die Ausmittelung der für Königliche Rechnung zu verwaltenden hiesigen GouvernementsEmolumente ernannt habe, angewiesen sind, der über diesen Gegenstand ab-

a

b 1 2

1

Darüber eine Notiz Altensteins vom 19. April, daß er Scharnhorst eine Zusammenkunft mit Hardenberg vorgeschlagen habe; vgl. Nr. 292. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Hardenbergs. Der Hannoveraner Christian Friedrich Scharnweber (1770–1822) hatte, da sein Vater nach einer Unterschlagung verarmt starb, keine höhere Ausbildung genossen und als Kopist und Privatsekretär gearbeitet, ehe ihn Hardenberg als geheimen expedierenden Sekretär nach Ansbach mitnahm. 1798 folgte er ihm nach Berlin ans Fränkische Departement, seit 1802 leitete er auch Hardenbergs Güter. Scharnweber assistierte Hardenberg besonders bei der Agrarreform von 1811 und dem Gendarmerieedikt von 1812, was ihm den Haß der konservativen Opposition zuzog. 1813 geriet er mit Gneisenau über das Landsturmedikt in einen Streit, der bis zu einer Duellforderung eskalierte. 1817 wurde Scharnweber in den Staatsrat berufen; er starb in geistiger Umnachtung. Das Konzept dazu ist im selben Faszikel archiviert.

Nr. 279

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zuhaltenden Conferenz morgen Nachmittag um 5 Uhr als den 19ten d. in dem Sessions-Zimmer des Ministeriums des Innern beizuwohnen. Berlin den 18ten Aprill 1810 An des Königlichen Staats-Ministers des Innern Herrn Grafen zu Dohna Excellenz hier

v.Scharnhorsta

279. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 18. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 43r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Anlage von Breschbatterien zur Übung. Personalia.

Berlin d. 18. Aprill 1810.a An den Prinzen August.b Die v. E. K. H. getroffene Anordnung den diesjährigenc Uebungsbau der Breschbatterien betreffend finde ich sehr zweckmäßig u. glaube, daß der Anlage dieser Battr. an dem Ort ihrer wahren Bestimung auf dem Glacis nichts entgegen stehtd, wenn nicht eine Bepflanzung des Glacis oder andere besondere Umstände es verhindern; ich habe darüber an die 3te Divis. d. A.Kr.D. u. an die Kommandanten der Festungen geschrieben.1 Da der Sohn des Feldw. Schirmer nicht zum Artill. Dienst brauchbar ist, so wird nichts anderes übrig bleiben, als ihn zu verabschieden.2 Ich habe das darüber ausgestellte Attest dem Maj. v.Boyen3 übermacht, damit er S. M. d. K. davon unterrichtet, wenn Ew. K. H. die wirkliche Verabshiedung noch a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

a

Datum von Schreiberhand, rechts daneben vermerkt: „ad No. 93 Aprill 1810“, ein Verweis auf das beantwortete Schreiben des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 11. April 1810, a. a. O., fol. 42r–v). Adresse am linken Rand, darunter ein Mundierungsvermerk Georges. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „die Anlage [...] keine große Schwierigkeiten haben kann“. Vgl. Nr. 287 und 289. Wie das in Anm. a erwähnte Schreiben ausführt, hatte Scharnhorst am 28. Februar angezeigt, daß der König den Sohn des Feldwebels Schirmer vom Leibinfanterieregiment als Bombardier angestellt hatte. Bei dessen Eintreffen in Breslau wurde er vom dortigen Stabschirurgen für dienstuntauglich befunden. Boyen hatte im Februar bei Gelegenheit der Ernennung Hakes zum Chef des Militärökonomiedepartements die bis dahin von diesem wahrgenommene Stelle des Kabinettsvortrags übernommen.

b c d 1 2

3

358

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

einige Tage anstehn laßen, so würden Höchstdieselben davon unterrichtet seyn können im Fall S. M. d. K. etwas dagegen hätten. Das mir gnädigst übermachte Reglement für das Exerzize der reit. Artill.4 habe ich noch nicht Zeit gehabt zu lesen u. so unendlich leid es mir thut, den Wünschen E. K. H. nicht entsprechen u. die Rükgabe beshleunigen zu können, so bin ich doch außer Schuld, weil meine Beschäftigungen mir es nicht vergönnt haben. 280. August Graf von der Goltz, Alexander Graf zu Dohna, Beyme und Scharnhorst an Altenstein Berlin, 19. April 1810 GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 494 Nr. 1 Bd. 1 fol. 46r (1 S.): Konzept, Kunowskis Hand, eigenhändig unterzeichnet. Anstellung eines Kanzleidieners.

Berlin, den 19. April 1810. An des Königl. wirklichen Geheimen Staatsministers und Ministers der Finanzen, Herrn Freyherrn von Altenstein Excellenz. Namens der Königl. wirklichen Geheimen Staatsminister Herrn Grafen von der Goltz und zu Dohna und Groß Kanzler Beyme Excellenzien, wie auch des Königl. General Majors Herrn von Scharnhorst Hochwohlgebohrnen.a Ew. Excellenz ersuchen wir mit Beziehung auf den in der heutigen Ministerial-Konferenz1 mit denenselben gemeinschaftlich gefaßten Beschluß,

4

Vgl. dazu Nr. 372.

a

Datum, Adresse und Absenderangabe in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk vom 25. April. Da noch kein Raum im Stadtschloß bestimmt war, fand sie auf Vorschlag des Großkanzlers in Altensteins Wohnung statt. Auf Beymes entsprechendem Schreiben an seine Kollegen (Berlin, 18. April 1810, a. a. O., fol. 46r) befinden sich zusagende Vermerke von Goltz (18. April), Altenstein (19. April frühmorgens) und Scharnhorst: „Zur bestimmten Zeit mich einfinden. Scharnhorst 19. Ap.“

1

Nr. 281

359

die Anstellung eines Kanzley-Dieners zum Dienste des Königl. Geheimen Staats Ministerii mit einem Gehalte von 400 rth. in der Person des invaliden Feldwebels Schmidt2 betreffend, hierdurch ganz ergebenst, wegen der Anweisung und Auszahlung deses Gehaltes an den p. Schmidt vom 1sten . . . . d. J. an gerechnetb, das Nötige gefälligst zu verfügen und davon entweder den Schmidt unmittelbar oder durch den Kriegsrath Kunowski davon geneigtest benachrichtigen zu laßen. Uebrigens stellen Ew. Excellenz wir ergebenst anheim, ob Dieselben es übernehmen wollen, die allerhöchste Genehmigung Seiner Königl. Majestät wegen der Anweisung dieses Gehalts einzuholen, oder ob es deshalb eines Berichts des gesammten Staats Ministerii bedürfen werde. Berlin, den 19. April 1810. Gz. D. By. Sch. 23. 22. 24. 24. 281. Staatsministerium an Albrecht

Berlin, 19. April 1810

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 494 Nr. 1 Bd. 1 fol. 47r–v (1¼ S.): Konzept, Kunowskis Hand, eigenhändig unterzeichnet. Verfügung zur Aktenführung.

Berlin, den 19. April 1810. An des Königl. Geheimen OberJustiz Raths Herrn Albrecht1 Hochwohlgebohrnen zu Potsdam. Namens des gesammten Hohen Königl. Staats-Ministerii.a b 2

a

1

Statt „angerechnet“. Gottfried Schmidt, Sergeant des Regiments Oranien (No. 19) mit 28 Dienstjahren, war am 3. Mai 1808 als Invalide zur Versorgung mit einer Zivilstelle notiert worden und wurde Ende April 1810 angestellt. Datum, Adresse und Absenderangabe in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk vom 25. April. Daniel Ludwig Albrecht (1765–1835) hatte nach dem Studium in Halle am Berliner Stadtgericht gearbeitet, ehe er 1793 als Hofgerichtsrat nach Bromberg und 1794 nach Thorn ging. 1798 kehrte er als Kammergerichtsrat nach Berlin zurück, wo er seit 1804 als vortragender Rat am Justizministerium arbeitete. Albrecht wurde 1807 in die Friedensvollziehungskommission berufen, 1808 zum Kabinettsrat und 1809 zum zweiten Oberjustizrat im Justizministerium ernannt. Ab Dezember 1810 leitete er das Zivilkabinett des Königs, 1817 wurde er auch in den Staatsrat aufgenommen. In der Verfassungsfrage wandelte sich Albrecht vom Unterstützer Hardenbergs zum Konservativen.

360

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Nach einer in der heutigen Ministerial-Konferenz über den Geschäftsgang in Ansehung der zum Vortrage in den Versammlungen des gesammten Staats Ministerii geeigneten Angelegenheiten statt gehabten Berathschlagung haben wir, was diejenigen Sachen betrifft, welche an das Königl. Kabinet gelangt sind, über welche wir uns aber den Vortrag bey Seiner Königl. Majestät vorzubehalten wünschen, eine Einrichtung für zuträglich erachtet, von welcher wir nicht ermangeln, Ew. Hochwohlgeb. hierdurch Kenntniß mitzutheilen, mit dem Ersuchen, dem gemäß die nötige Anordnung gefälligst zu treffen. Es gehet nehmlich unsere Meynung dahin, daß alle diejenigen Sachen, welche bei dem Königl. Kabinet eingehen, und die wir uns zum eigenen Vortrage bey des Königs Majestät auswählen, in das Kabinets-Journal verzeichnet und mit einer Nummer versehen werden, hiernächst aber in das Journal, welches jedes Ministerium besonders anlegen lassen wird, übergehen und bey demselben asservirt werden sollen. Da die Nummer des Kabinets Journals jedesmal in den Journalen der Ministerien mit verzeichnet werden wird, die verschiedenen Journale also immer mit dem Kabinets Journal im Zusammenhange bleiben werden, so scheint es nicht möglich zu seyn, daß daraus irgend eine Unzuträglichkeit entstehen könne. bVielmehr wird diese Einrichtung gerade dazu dienen, daß über jede bey Sr. Maj. eingegangene Sache jederzeit die bestimmteste Nachweisung gegeben werden kann.2 Berlin, den 19. April 1810. Gz. Alten. D. Bey. Sch. 23. 24. 22. 24. 24. 282. Scharnhorst an August Graf von der Goltz

Berlin, 20. April 1810

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 528 fol. 35r (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Stubenarrest zweier Offiziere wegen eines schweren Zwischenfalls in Brandenburg.

Des Königs Majestät haben einen Bericht über die Sache des General Majors von Hirschfeld1, welcher samt dem Hauptmann von Glasenapp2 wegen

b 2

1

Der anschließende Satz von einer anderen Hand hinzugefügt. Auf der Rückseite von Albrechts Anwortschreiben (Potsdam, 28. April 1810, ebda., fol. 63r–v) ein eigenhändiger Vermerk: „Dieser Gegenstand betrift mich nicht. v. Scharnhorst 6. Apr.“ (gemeint ist Mai). Karl Friedrich Hirschfeld (1747–1818), Vater des im fünften Band erwähnten Eugen von Hirschfeld, hatte seit 1761 in allen Kriegen Preußens gekämpft. In Holland 1787 diente er als Adjutant des Herzogs von Braunschweig und wurde mit dem Pour le Mérite und der Nobilitierung ausgezeichnet. Der beim Sturm auf Bitsch verwundete Offizier wurde 1797 zum Kommandeur des 1. Bataillons Garde und Kommandanten

361

Nr. 283

des Vorfalls in Brandenburg noch Stuben-Arrest hat, von mir gefordert.3 Da jener Vorfall umständlich bey dem Königlichen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten vorgekommen ist, so bin ich so frey, Euer Excellenz ganz ergebenst um Mittheilung dessen, was Hochdieselben über die Befreyung der Schillschen Gefangenen Leute zu Brandenburg besitzen, und zugleich um Ihr geneigtes Sentiment zu bitten, ob der General von Hirschfeld und der Kapitain von Glasenapp ihres Arrests entlaßen werden können, ohne dabey einen politischen Verstoß zu machen.4 Berlin den 20n Aprill 1810.a An den Königlichen Staats und Kabinets Minister Herrn Grafen von der Goltz Excellenz

v.Scharnhorst.

283. Scharnhorst an [Prinz Wilhelm]

Berlin, 20. April 1810

HStAD, Abt. D 22, Nr. 12/59 fol. 7r (½ S.): Eigenhändig. Übersendung einer Denkschrift zur Truppeninspektion.

Ew. Königl. Hoheit lege ich hier ein Gutachten über einige Punkte, welche bei der Besichtigung der Truppen vorkommen, zu Füßen, ich bitte, es gnädigst u. nachsichtsvoll anzusehen. Berlin den 20. April 1810

2

a 3

4

a

Scharnhorst.a

von Potsdam ernannt, 1806 befehligte er die Gardebrigade und wurde bei Prenzlau gefangen. Hirschfeld führte 1813 eine Landwehrbrigade und wurde 1815 als General der Infanterie verabschiedet. Karl Ludwig August von Glasenapp, damals tatsächlich Major im Brandenburgischen Kürassierregiment, wurde 1813 als Oberstleutnant verabschiedet und danach als Postmeister versorgt. Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift. Vgl. den Schriftwechsel im selben Faszikel. Am 22. September 1809 war es nachts beim Abmarsch eines von 32 Polen und 22 Franzosen eskortierten Transports Schillscher Gefangener zu einem Zusammenstoß mit einigen Kürassieren der dortigen Garnison und Einwohnern gekommen. Eine nicht genannte Anzahl von Gefangenen nutzte die Gelegenheit zur Flucht. Glasenapp wurde im September 1810 aus dem Arrest entlassen. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

362

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

284. Denkschrift

[Berlin?, nicht nach 20. April 1810]

HStAD, Abt. D 22, Nr. 12/59 fol. 8r–10v (5½ S.): Eigenhändig. Richtlinien für Truppeninspektionen.

Promemoria Bei der Besichtigung eines Bataillons oder Regiments komt es auf folgende Punkte an. 1.

Bei dem ersten Rapport des Commandeurs in Hause S. Königl. Hoheit, wo gewöhnlich alle Officiere zugegen sind, werden Sie, ohne den Rapport zu besehen, fragena, a. ob das Bataillon complet ist? b. Wie viel davon krank sind? Welche Krankheiten herschen?b c. Wie viel Recruten dies Jahr eingestellt sind? Wie viel Recruten wol nach dem Kriege eingestellt sind? d. Ob viel alte Leute in Bataillon oder Regiment u. wie viel wol über 40 Jahre darin sind?c e. Der Oberstlieutenant von Röder wird S. Hoheit vorher von den Commandeur etwas gesagt haben, wo er etwa vorher gestanden, wo er im Kriege gewesen ist u. s. w. Dies wird Se. Hoheit Veranlassung geben, einige Worte mit den Commandeur so zu sprechen, daß Sie ihn eine Art Achtung erweisen. f. Wie es mit den neuen Strafen gehet? Ob die Officiere sich darin finden können, die Leute ohne Stokschläge in Ordnu[n]g zu halten? Ob in diesen Jahr bedeutende Insubordinationsfehler vorgefallen? g. Ob viele Desertion vorgefallen? Wie viel wohl seit ½ Jahr.

2.

Die 1ste Besichtigung eines Regiments. a. Se. Königl. Hoheit bestimmen anfangs nicht die Zeit, lassen hernach unerwartet etwa den Tag der Ankunft oder den andern Lerm schlagen. Hierbei befehlen sie, daß das Bataillon oder Regiment ausrückt. c.d Draussen marschirt es in Front auf, Se. Königl. Hoheit passiren die Front und den Rücken. Sie lassen die Recruten von d[e]n letzten beiden Monaten und die Invaliden vortreten und besehen sie.

a b c d

Verändert aus „1. Bei dem Rapport des Commandeurs im Hause S. Königl. Hoheit“. Die zweite Frage nachträglich hinzugefügt. Ebenso bei Punkt c. Folgt gestrichen: „Wie viel wol seit den Kriege“. In diesem Teil gibt es keinen Punkt „b.“

Nr. 284

d.

e.

f.

g.

h.

3.

e f g h i 1

363

Nach diesen erkundigen Sie sich nach dem Zustande der Gewehre? Ob das Bataillon preussische habe? Sie lassen sich eins vorzeigen? Sie fragen, ob man damit zielen könne, ob nicht die Kolben zu grade sind? Wie die Leute nach der Scheibe geschoßen? Sie fordern davon eine Tabelle, aus der man sehen kann, wie viel getroffen. Sie lassen einen Mann, den Sie selbst bezeichnen, austreten und ihn 15 bis 20 Patronen geben u. sie verfeurn lassen, um zu sehen, ob der Mann gut ladet und anschlägt und obe das Gewehr oft versagt. Auf die Zeit wird hier nicht gesehen. Nun erkundigen Sie sich nach den Montirungen, wie lange sie getragen? Sie besehen die Leute dabei. Sie fragen nun, wie viel Paar Schuhe die Montirungscommission bei dem Bataillon vorräthig habe? Ob diese Comission noch Baar Geldf in Casse [habe]? Jetzt befehlen Sie, daß das Bataillon en parade vorbei marschire, hierauf einige Evolution[en] ohne Rüksicht des Terrains und ohne daß das 3te Glied sich absondert mach[e]n, um zu sehen, ob es mit Ordnung sich bewegen könne. Hierauf ruhen die Leute und nachher befehlen S. H., daß das Bataillon nun einige Evolutionen mache, bei denen das 3te Glied vorgehet, so wohl wenn das Bataillon en Front stehet als wenn es Quarees od[e]r Massen formirt hat. Nachdem dies geendigt, marschirt das Bataillon in Feldmarsch vor Sr. Königl. Hoheit vorbei u. die Besichtigung ist geendigt.

Die 2te Besichtigung eines Regiments oder Bataillons a.g Bei dieser geben Se. Königl. Hoheit den Commandeur od[e]r den O. L. v. Klüx1 auf, daß das Regim. oder Bataillon ein Manöver mache, daß dabei der Feind representirt werde, daß dies Manöver nicht bloß in offenen, sondern auch in durchshnittenen Terrän stattfinde, daß Sie übrigens alle Anordnungenh den Commandeur überlassen. Ist Cav. und Inf. bei einem Orte zusammen, so werden diese zusammen das Manöver machen. b. Finden sich Gebüsche, Berge, Gehölze, Gräben, so lassen S. H.i nach den Manöver in diesen den Feind angreifen, durch dasselbe die Truppen gehen, um zu sehen, wie sie sich hierbei benehmen.

Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Verändert aus „Ob diese noch Geld“. Folgt gestrichen: „an“. Verändert aus „übrigens alles“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Joseph Friedrich Karl von Klüx, ein Flügeladjutant des Königs, wurde im fünften Band vorgestellt.

364

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

c.

4.

Nachher befehlen Sie, daß die Truppen in Feldmarsch ohne Gleichschritt sich setzen, gleich darauf lassen Sie unerwartetj von jeden Bataillon eine Quarree Masse formiren und darin geschwind, in kleinen Trott lauffend, avanciren u. angreifen, um bei dieser Gelegenheit zu sehen, wie die Ordnung in Bataillon erhalten wird.

Findet eine 3te Besichtigung statt, so lassen Ew. Königl. Hoheit von einen Regiment oder Bataillon 2 formiren und da stellt 1 Bataillon 2 vor, diese lassen Sie eink Manöver machen, so wie es der Commandeur vor gut findet. Nach jeden Manöver oder nach jeder Besichtigung wird gesagt, daß S. K. [H.] in Ganzen zufrieden, indes aber was Siel als nicht gut bemerkt wird genannt. Hierbei können Ew. K. H. die Beurtheilung der übrigenm, Roders etc., während des Manövers benutzen.

285. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 20. April 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 75r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Vorschuß an die Artillerieprüfungskommission.

An die 3te Division d. A. K. D.b Des Pr. Aug. K. H. haben gewünscht, daß der Artill. Prüf. Kommission ein Vorshuß von 100 rth.c zu[r] speziellen Berechnung gegeben werde, um davond kleine höchst nöthige Versuche bestreiten zu können ohne durch vieles Schreiben dabei aufgehalten zu werden.1 j k l m

a

b

c d 1

Das Wort nachträglich hinzugefügt. Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Herrn“. Auf demselben Blatt wie das Konzept zum anschließenden Dokument. Das Datum unter letzterem gilt auch für dieses. Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk Georges. Oben rechts von Schreiberhand der Vermerk: „Ad No. 163 Aprill 10“ (Journalnummer des Schreiben des Prinzen August an Scharnhorst vom 16. April, a. a. O., fol. 74r). Folgt gestrichen: „für Anordnung ganz kleiner Versuche“. Verändert aus „damit“. Vgl. das in Anm. b erwähnte Schreiben.

Nr. 286

365

Ich ersuche die dritte Division einen solchen Vorshuß anzuweisen u. sich nach Vorauszalung deßelbene von der Commission Rechnung darüber ablegen zu lassen. 286. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 20. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 75r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Vorschuß an die Artillerieprüfungskommission.

An des Pr. August K. H.b Ew. K. H. benachrichtige ich unterthänigst, daß ich der 3tn Divis. d. A. K. D. unterm heut. Dato aufgegeben habe, der Artill. Pr. Commission den gewünschten Vorschuß v. 100 rth. behufs kleiner Versuche anweisenc u. sich über die Verausgabung desselben in der Folge von der Komission Rechnung ablegen zu lassen. Die mir gnädigst mitgetheilten Briefe über den letzten Guß in Gleiwitz werde ich die Ehre haben Ew. K. H. zu remittiren, sobald ich Zeit gehabt haben werde, sie durchzusehen. Berlin d. 20. Aprilld 287. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 20. April 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 52r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand? Anlage von Breschbatterien zur Übung.

An die dritte Division des Allg. K. D.a Des Pr. Aug. K. H. haben für die dießjährigen Uebungen d. Art. den Breschbattrie Bau angeordnet und bei dieser Gelegenheit gewünscht, die Battrien

e

Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt.

a

Auf demselben Blatt wie das Konzept zum vorangehenden Dokument. Der dort in Anm. b zitierte Vermerk gilt auch für dieses. Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk Georges. Folgt gestrichen: „zu laßen“. Datum von Schreiberhand.

b c d

a

Adresse in der linken Spalte, darüber gestrichen: „An den Major v. Kampz, Komandanten v. Kolberg“. Oben rechts von Schreiberhand der Vermerk: „ad No. 219 Aprill.“

366

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

da, wo keine Hinderniße entgegen stehn, an der Stelleb auf dem Glacis der Festung anzulegen, wo sie im Kriege liegenc, um so mehr würden sie zur Instruktion beitragen. Ich glaube, daß wenn diese Anlagend auf dem Glacis mit der gehörigen Vorsicht geshehen, so daße jeder mögliche Shaden dabei vermieden wird, in Fällen, wo nicht etwa Anpflanzungen oder andere Umstände es verhindern, dem Vorshlage nichts entgegen steht, habe dem Prinzen August K. H. dieß geantwortet, an die Komandanten deshalb geshrieben u. unterrichte zugleich die 3te Div. d. K. A. K. D. von dieser Bestimmung. Berlin d. 20. Aprill. 288. Scharnhorst an Beyme

Berlin, 21. April 1810

GStA PK, I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46898 fol. 209r–v (1½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Jurisdiktion von Zivilgerichten über Militärpersonen.

Ewr. Excellenz habe ich die Ehre bei Zurückgabe der Anlagen auf dero gefälliges Schreiben vom 2. d.M.a und mit Bezug auf Ihre frühern in Betreff der Criminalgerichtsbarkeit der beurlaubten Militair Personen gemachten Bemerkungen ergebenst zu erwiedern, wie ich mit Denenselben dahin einverstanden bin, daß zur bessern Rechtspflege den Civilgerichten auch die Erkenntniß in allen gemeinen, den Dienst nicht betreffenden Criminalsachen gegen beurlaubte Unterofficiere und Gemeinen unter der Bedingung zu überlassen sey, daß sie in jedem vorkommenden Falle dem Regimente oder Bataillon, zu welchem der Inculpat gehört, von seiner Strafbarkeit Nachricht geben, und es von selbigem abhangen lassen, ob dasselbe ihn zur Untersuchung durch das Militairgericht und zur Bestrafung einziehen, oder solches dem Civilgericht überlassen will; im letztern Falle aber würde dieses Gericht allerdings doch immer nur solche Strafen verhängen dürfen, die nach dem Geiste der neuen Kriegesartikel und der Verordnung wegen der Militair Strafen zulässig sind, mithin keine körperliche Züchtigung oder andere beschimpfende Bestrafung anwenden können. Feldwebel und Wachtmeister würden unter allen Umständen den Militairgerichten unterworfen bleiben müssen.

b c d

e

a

Die folgenden fünf Wörter nachträglich eingefügt. Danach eingefügt und wieder gestrichen: „also an der Krete des Glacis.“ Die folgenden drei Wörter nach vorne verschoben, sie standen ursprünglich nach „Vorsicht“. Folgt gestrichen: „im Krieg Fall etwa dem Revettement der Contreescarpe“. Dazu am Rande zwei schräge Striche.

367

Nr. 289

Bei dieser Gelegenheit finde ich mich veranlaßt, Ewr. Excellenz ergebenst anzuzeigen, wie das Allgemeine Krieges Departement auch in Absicht der Policeygewalt der Civilbehörden über inactive Militair Personen bereits dem Herrn Staats Minister des Innern seine Meinung dahin abgegeben hat, daß die Soldaten Weiber und Kinder unter allen Verhältnissen der Civilpolicey untergeordnet sein könnten, in Ansehung der inactiven Soldaten selbst aber solche an denjenigen Orten, wo Militär Gouvernements oder Besatzungen sich befinden, unter der Militairpolicey zu belassen und nur die inactiven Unterofficier und gemeinen Soldaten der Policeygewalt der Civilbehörden zu unterwerfen sein würden, welche sich an Orten aufhalten, wo kein Militair steht, daß indessen auch hier keine beschimpfenden Strafen anwendbar wären und Feldwebel, Wachtmeister und inactive Offiziere unter allen Umständen der Militär-Policey untergeordnet bleiben müßten. Berlin den 21. April 1810. An des Königl Groß Kanzlers, Herrn Beyme Excellenz. 289. Zirkular

v. Scharnhorst.

Berlin, 21. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 51r–v (2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand? Abschrift, maschinenschriftlich, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Anlage von Breschbatterien zur Übung.

Berlin d. 21n Aprill 10b An den Major v. Kampz1 Komandanten v. Colberg.c Des Pr. August K. H. haben für die dießjähr. Uebungen der Artillerie den Bau der Breschbattrien angeordnet u. gewünscht, daß derselbe zur beßern

a

b c

1

Dort auf den 20. April datiert. Die an Kamptz gerichtete Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 12 D Kommandantur Kolberg 421, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Datum von Schreiberhand, rechts daneben ein Abgangsvermerk vom 21. April. Anschrift in der linken Spalte, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges für alle zehn Schreiben. Das Antwortschreiben Kamptz’ (Kolberg, 27. April 1810, a. a. O., fol. 55r–v) berichtete über die am 25. und 26. abgehaltenen Übungen. Der Prinz hatte hier wegen der besonderen Verhältnisse Kolbergs auf die Anlage von Breschbatterien verzichtet.

368

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Instruktion an demjenigen Orte auf dem Glacis der Festung geschehe, wo die Battrie im Ernst zu liegen kommen würde.d Ich finde, daß dieser Idee nichts entgegen steht unter der Voraussetzung, daß jeder mögliche Schaden dabei verhüttet wirde. Wo also eine Bepflanzung des Glacis oder andere Umstände derselben entgegen stehn, muß sie unterbleiben; sonst aber ersuche ich Ew. p.f, gemeinschaftlich mit dem Ingenieur des Platzes in diese Idee einzugehn u. der Artillerieg diese Anlage behufs ihrer dießjährigen Uebung zu erlauben.h Eben so an den Maj. v.Blumenstein Comnd. zu Glatz ––––––––––––––––– v. Massow ––––––––––––– Silberberg –––––––––––– Obl. v. Tresko –––––––––––––– Pillau –––––––––––––– Oberst v. Erichsen ––––––––– Cosel –––––––––––––––––––– v. Thümen2 Obercom[ma]ndant in Spandau –––––––––––––– Oberst v.Raumer Com[ma]ndant v. Neisse An den Feldm. v.Courbière. Bis zum Strich wie oben.3 Ew. p. habe ich ganz gehorsamst von dem Wunshe des Pr. unterrichten u. dabei ebenmäßig bemerken wolln, daß nach meinem Dafürhalten demselben nichts entgegen steht, mit der Voraussetzung, daß jeder mögliche Shaden dabei verhütet u. also, wo eine Bepflanzung des Glacis oder andere Umstände hinderlich ist, die Sache unterbleiben wird. Ew. Ex. hohem Ermessen stelle ich anheim, ob Hochdieselben in diese Idee einzugehn u. der Artill. die Erlaubniß zu einem solchen BreschbattrieBau ertheilen wollen.4 An den Gen. Leutn. v. Grawert. Bis zum Strich wie oben. Euer Ex. habe ich gehorsamst von dem Wunshe des Pr. unterrichten u. dabei ebenmäßig bemerken wolln, daß demselben für Breslau um so weniger ein Hinderniß im Wege zu stehen scheint, als die Werke zum Theil demolirt sind u. nicht wieder hergestellt werden solln, von der andern Seite aberi sich wohl noch Stellenj des bedekten Weges finden werden, wo nach der Absicht des Prinzen der Bau auf eine belehrende Art geschehn kann. d e f g h i j 2 3 4

Das Ende dieses Absatzes links mit einem waagerechten Strich markiert. In der Abschrift: „werde.“ In der Abschrift: „Euer Hochwohlgeboren“. Vorübergehend verändert zu „dem ältesten Artill. Offizier“. In der Abschrift folgt hier die Unterschrift „v. Scharnhorst.“ Verändert aus „solln, so daß“. Verändert aus „noch eine Tranche“. Heinrich Ludwig August von Thümen wurde im fünften Band vorgestellt. Vgl. Anm. d. Im selben Faszikel, fol. 56r, befindet sich das zustimmende Antwortschreiben Courbières (Graudenz, 30. April 1810).

Nr. 290

369

Doch stelle ich ganz Ew. Ex. Ermeßen anheim, in wie fern Hochdieselben in die Idee Sr. K. H. d. Pr. eingehn u. der Artill. die gewünschte Erlaubniß ertheilen wollen.5 An den Komandanten von Schweidnitz,k Gen. Major v.Kalckreuth6 wie oben. Ich finde, daß dieser Idee bei Schweidnitz um so weniger entgegensteht, als die Werke demolirt sind u. nicht wieder hergestellt werden solln, von der andern Seite aber sich wohl noch Stellen des bedekten Wegs finden werden, wo nach der Absicht des Prinzen der Bau auf eine belehrende Art geschehn kann. Ich ersuche daher Ew. Hochw., in diese Idee d. Pr. einzugehn u. der Artill. den Bau der Batterie an einer beliebigen Stelle des bedekten Weges zu verstatten.7 290. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 22. April 1810 GStA PK, IV. HA Rep. 4 Kriegsministerium Nr. 142 fol. 74r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Status der Kommandeure der Pionierkompanien.

Sr. Majestät der König haben bei Gelegenheit der vom Premier-Capitain Stierlein des Ingenieur Corps geschehenen Meldung, daß er Chef einer Pionnier-Compagnie geworden sey, zu erklären geruhet, daß es Allerhöchstihren Absichten nicht angemessen wäre, die Pionnier-Compagnien permanent zu vergeben, sondern es sollen die ihnen vorgesetzten Offiziere nur als Commandeure derselben betrachtet werden. Der Königlichen dritten Division des Allgemeinen Krieges-Departements mache ich diese Allerhöchste Willensmeinung zur Achtung hierdurch

k 5

6

7

Rang und Name des Kommandanten in der Folge von Schreiberhand nachgetragen. Im selben Faszikel, fol. 54r, befindet sich das zustimmende Antwortschreiben Grawerts (Breslau, 25. April 1810). Ernst Karl Rudolf von Kalckreuth (1745–1813), einstiger Page des späteren Friedrich Wilhelm II., hatte im Regiment Prinz von Preußen (No. 18) am Siebenjährigen und am Bayrischen Erbfolgekrieg teilgenommen. 1799 zum Kommandeur des Regiments Marwitz (No. 38) ernannt, nahm er an der Verteidigung von Neiße teil. 1809 wurde er zum Generalmajor befördert und interimistisch mit der Kommandantur von Schweidnitz betraut, 1813 trat er in Ruhestand. Kalckreuth plädierte in seiner Antwort (Schweidnitz, 24. April 1810, a. a. O., fol. 53r) dafür, die Batterien auf einem Exerzierplatz anzulegen, da die demolierten Festungswerke inzwischen beackert wurden und man dort mit zu hohen Ersatzforderungen der Pächter zu rechnen hatte.

370

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

bekannt, und trage derselben zugleich auf, den betreffenden Personen das dieserhalb Erforderliche zur Kenntniß zu bringen. Berlin den 22ten Aprill 1810. v.Scharnhorst. An die Königl. Dritte Division des Allgemeinen Krieges-Departements. 291. Scharnhorst an Rühle von Lilienstern

Berlin, 23. April 1810

Nach der Edition in: General-Lieutenant Rühle von Lilienstern. Ein biographisches Denkmal, in: Beiheft zum Militair-Wochenblatt für die Monate Oktober, November und Dezember 1847, S. 125–194, I–XXVII, hier S. 130f. Dank für eine Karte. Lob für Werke über den Feldzug von 1806.

Mein lieber Rühl, herzlichsten, innigsten Dank für die Carte, aber noch mehr für das Andenken an Ihren Sie immer liebenden Freund. Ihre Carte1 gibt mir eine klare Ansicht der großen Terrain-Verhältnisse Sachsens und ist in mehr als einer Hinsicht mir äußerst angenehm. Ich weiß im Allgemeinen bei dieser Carte nichts auszusetzen, ich weiß keinen andern Fehler darin als die ungleiche Haltung der Berge, die in allen gestochenen Karten unvermeidlich zu sein scheint. Ich habe mich über die Talente und den Fleiß gefreut, die Sie durch Ihre Werke an den Tag gelegt haben. Zwar sind Sie etwas partheiisch in dem, was Jena und Auerstädt betrifft, aber ich würde es an Ihrer Stelle, so glaube ich, auch gewesen sein.2 Grüßen Sie Ende und sein Sie meiner innigsten und herzlichsten Freundschaft, Liebe und Verehrung versichert. Ihr Freund (gez.) Scharnhorst. Berlin, den 23sten April 1810

1

2

Oro-hydrographische Uebersichtskarte vom Königreiche Sachsen und den angrenzenden Ländern. Zum Gebrauch als Post- und Reisekarte sowohl, als für Civilbeamte, und insbesondere für das Studium der Kriegsgeschichte. In zwei Blättern. Nach den besten Hülfsmitteln entworfen von R. v. L., Dresden 1810. Der Verfasser wurde im dritten Band vorgestellt. In Nr. 384 im vierten Band äußerte sich Scharnhorst privat weniger diplomatisch über Rühles „Bericht eines Augenzeugen von dem Feldzuge des Fürsten von HohenloheIngelfingen“, der 1809 in zweiter Auflage erschien.

Nr. 292

292. Scharnhorst an Altenstein

371 Berlin, 24. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Altenstein A IV Nr. 11 Bd. I fol. 64r–65v (4 S.): Eigenhändig. Hardenbergs Haltung zu Altensteins Finanzplanungen.

Der mit Ew. Excellenz genommenen Abrede gemäß habe ich gestern Se. Majestät gefragt, ob Allerhöchstdieselben mit Ihrem Plan zu den 3ten Mann1 zu reisen zufrieden wäre. Der König willigte ein, überließ Ew. Excellenz alles und fügte nur noch hinzu, daß er wünschte, daß die Sache beschleunigt und den 3ten Mann alle Nachweisungen und Plane vorgelegt würden, welche er verlangte. Wie ich gestern Abend ½ 10 Uhr zu Hauß kam, fand ich hier einen Brief von dem dritten Mann, worin er mir auf ein Schreiben, worin ich ihm Ew. Excellenz Absicht, zu ihm zu kommen, angezeigt hatte, antwortete, daß es jetzt noch gar nicht auf eine Berathung, sondern auf Vorfragen und ihre Beantwortung ankomme; daß er erst den Finnanzplan, der den 21sten Merz dieses Jahres von Ew. Excellenz gefordert sey, haben müße. Daß ihm dabei alle Data mitgetheilt würden, auf die der Plan gebaut sey, und dies seyen, soviel er einsehe, die in der Anlagea enthaltenen; sollten indessen von diesen noch einige fehlen, so möchte man das Vorhandene nicht darnach aufhalten, sondern das Fehlende nachschicken. Der dritte Mann fügt noch hinzu: Wollte der H. Minister von Altenstein sich mit mir über die Entwerfung eines solchen Plans berathen oder einen Entwurf mir vorlegen, der etwa nach einer mündlichen Rüksprache darüber hier und da modificirt werden sollte, so muß ich solches bestimmt ablehnen. Bin ich nach gesehener Prüfung des den 21. Merz d. J. verlangten Plans mit meiner Ansicht ins Reine und ganz informirt, so bin ich dann zu jeder nützlichen persönlichen Berathung gern bereit und modificire meine Meinung, so bald ich eine richtigere sehe. Uebrigens drükt sich der 3te Mann mit vieler Zartheit über die Freundschaft, Liebe und das Zutrauen zu Ew. Excellenz aus. Er sagt aber hinzub: Gefühle dürfen in dieser Sache nicht entscheiden und daher sind persönliche Zusammenkünfte hierbei nicht nur unnütz, sondern schädlich, sie könnten den Gesichtspunkt verrücken, nur bestimmte Daten und Berechnungen könnten hier entscheiden, wo es aufs Beste des Königs und Staats an käme. Er habe Ew. Excellenz wie seinen Sohn geliebt und liebe Sie noch eben so, wenn gleich einige Differenzen in den Meinungen stattfänden. Berlin den 24. April 1810 a b c 1

v.Scharnhorst.c

Dazu am Rande zwei schräge Striche. Verändert aus „dabei“. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Hardenberg.

372

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

293. Scharnhorst an [?]

[Berlin], 25. April 1810

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 299 B Nr. 1 Bd. 2 fol. 194r (1 S.): Eigenhändig. Vorgehen bei der Einrichtung einer Gendarmerie.

Da Se. Majestät sich für eine Gendarmerie bestimmt haben, da die Minister in der letzten Conferenz sich für die Einrichtung, welche theils in der Beilage von den Staatsrath Ribbentrop angegeben ist, erklärt haben, da einige neuere Eingaben u. namentlich die von der Lignitzer Regierung hiermit einstimmen, so scheint es jetzt nur auf einena Vorschlag hierüber bei Sr. Majestät anzukomen, in dem die Grundlinien der Einrichtung im Allgemeinen angegeben sind, so wie auch die anfängliche Stärke, die nicht sehr groß seyn dürfte.1 v.Scharnhorst den 25. April 1810 294. Scharnhorst an Beyme

Berlin, 25. April 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Schärfung der Desertionsgesetze. Vorschläge zu weiteren Maßnahmen.

Berlin, 25. April 1810. Die beim 2ten Leibhusarenregiment vorgekommene häufige Desertion hat eine Untersuchung und bei dieser Gelegenheit einen Vorschlag des Gen. Maj. v. York veranlaßt, die Desertionsgesetze zu schärfen. Der Major von Boyen hat mir geschrieben, daß des Königs Majestät darauf eingegangen wären und geäußert hätten, es würde gut sein, wenn Ew. Exzellenz den Gegenstand mit mir gemeinschaftlich prüften und alsdann darüber einen weiteren Bericht machten. Indessen ginge die Meinung S.M. mehr auf indirekte als direkte Schärfungsstrafen. Es solle z. B. der Gemein[d]e oder gar der Familie des Deserteurs der spezielle Ersatz desselben aufgelegt oder sie in Gelde, vielleicht auch die Familie durch eine demütigende Auszeichnung bestraft werden. Dadurch würden die einzelnen Gemeinden und Familien aufgefordert, der Desertion nach ihren besten Kräften entgegen zu wirken. a 1

a

Verändert aus „den“. Innenminister Graf Dohna übersandte mit einem Schreiben an seine Kollegen vom 26. März 1810 (ebda., fol. 169r) die Akten der Verhandlungen über die Gendarmerie und bat um einen Termin für die nächste Konferenz dazu. Scharnhorst vermerkte darauf: „K. Minist. Ich nehme künftig[e]n Donnerstag [29. März] an.“ Die Vorlage („Konzept v. Schöler: namens des Herrn General v. Scharnhorst. o. U.“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z D 19, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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Ew. Exzellenz wissen, wie ich mit Ihnen schon früher darin einverstanden gewesen bin, daß nichts heilsamer sein würde, als zuweilen die Todesstrafe eintreten zu lassen. Die Geldstrafe scheint mir nicht wohl mehr angewendet werden zu können, da dem Deserteur ohnehin schon das Vermögen konfisziert wird. Ein Ersatz des Desertierten durch die Gemeinde seines Aufenthaltsortes würde allerdings möglich sein, allein eine andere Kantoneinrichtung voraussetzen, wenn es die gehörige Wirkung haben sollte, denn daß man im Fall ein Soldat aus der Gemeine N.N. desertiert, hinschickt und einen der dortigen schon zur Einstellung notierten Kantonisten, die ohnehin unbedingt hätten Soldat werden müssen, ausheben läßt, wird keinen großen Eindruck machen. Ganz anders wäre es, wenn sich bei einer allgemeinen Konskription in einer Gemeinde eine gewiße Anzahl durch das Los vom Kriegsdienst frei gewordener Individuen befinden, aus welchen strafsweise der Deserteur ersetzt werden soll. Es würde also außer einer direkten Strafschärfung nur übrig bleiben, 1. ein allgemeines Publikandum zu erlassen, daß von nun an keinem Deserteur ein Pardon gegeben werden sollte, und diesen Grundsatz denn auch strenge zu beobachten; 2. den Namen des Deserteurs mit Angabe seines Verbrechens und der darauf verfügten Strafe an dem Orte, aus welchem er gebürtig ist, unmittelbar nach seiner Entweichung öffentlich an einen Galgen schlagen zu lassen oder, weil doch in jedem Dorfe dergleichen deshalb nicht zu errichten wäre, einen Galgen auf dem Anschlagzettel abbilden und den Namen des Verbrechers unter denselben setzen zu lassen. Wenn dergleichen auf Ehrgefühl und Scham berechnete Mittel auch wirklich auf die zur Zeit dienenden und von ihrer Gemeinde größtenteils abwesenden Soldaten nicht mit der gewünschten Stärke wirken sollten, so ist doch der Eindruck auf die Jugend um so sicherer und vielleicht ließe sich durch ein solches oder ähnliches Mittel ein wahrer Abscheu gegen das Verbrechen in die Nation pflanzen. Euer Exzellenz besserem Ermessen stelle ich dies alles anheim und ersuche dieselben ganz ergebenst, mir Ihre Meinung da[r]über geneigtest mitteilen zu wollen. 295. Allgemeines Kriegsdepartement an Kleist

Berlin, 26. April 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 12 Nr. 305 fol. 18v–19r (1½ S.): Abschrift, Schreiberhand. Remonte.

Absch. E.p. benachrichtigen wir ergebenst, daß des Königs Majestät in einer an das unterzeichnete Departement erlaßenen Cabinets Ordre vom 2n d.M. Nachstehendes wegen Remontirung der Cavallerie pro 1810/11

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1. 2.

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1

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und über die Stärke der Cavallerie Regimenter überhaupt zu bestimmen geruhet haben. Ein jedes Cavallerie Regiment der Niederschlesischen Brigade erhält ohne Ausnahme pr. Escadron 10 Remonte Pferde. Die anzukaufenden Remonte Pferde sollen aus Preußen von der dort befindlichen beträchtlichen Anzahl junger diensttauglicher Pferde entnommen werden. Die Art des Ankaufs der Pferde, die Uebernahme derselben durch eine Commission und der Transport der Pferde bleibt dem unterzeichneten Department überlaßen, um dies nach Maaßgabe der demselben bekannt gemachten Remontepreise auf die zweckmäßigste Art zu reguliren. Mit Zurechnung der zu erwartenden Remonte Pferde sollen sich die Cavallerie Regimenter auf ein Manquement von 25 Pferden pr. Escadron, mit Beibehaltung von 3 Krümpern pr. Escadron über diesen Etat, setzen. Von den nach dieser Anordnung übrig bleibenden alten Dienstpferden sollen die zum Cavallerie Dienst ganz unbrauchbaren nach beendigter Uebungszeit in der Staabs Garnison eines jeden Cavallerie Regiments, sobald wir solches bestimmen können, zum Besten der Remonte Casse verkauft werden. Diejenigen aber, welche nur noch auf kurze Zeit zu gebrauchen sind, werden von den bestellten Remonte Inspecteurs ausgewählt, davon die zum Dienst der Artillerie noch brauchbaren ausgesucht und auf die hierüber zu erwartende Anweisung an selbige abgegeben. Die nun noch zur Erreichung des vorbestimmten Etats von einhundert Pferden und drei Krümper per Escadron übrig bleibenden, zum Dienst der Cavallerie noch für einige Zeit brauchbaren Pferde sollen hiernächst, und sobald die Bestimmung erfolgt, an diejenigen Regimenter abgegeben werden, welchen nach Zurechnung der zu erhaltenden Remonte und nach Abzug der auszurangirenden Pferde noch Pferde zur festgesetzten Stärke fehlten.a Da Seine Majestät befohlen haben, daß die Regimenter bei diesen Abgaben sich sowohl in den Escadrons selbst als auch im Ganzen im Alter der Pferde möglichst ausgleichen sollen, so ersuchen wir E.p., uns zu dem Ende eine nach dem beigehenden Schema1 angefertigte Liste von dem Alter der Pferde in den Cavallerie Regimentern Dero unterstehenden Brigade baldgefälligst einzuschicken, auch künftighin eine dergleichen Liste dem jedesmaligen an Seine Majestät einzureichenden 2mo-

Abschrift ebda., fol. 19r. Anzugeben waren für jede Eskadron die Anzahl der Pferde, aufgeschlüsselt nach vier Altersgruppen (unter 5 Jahre, von 5 bis 8, von 8 bis 12, über 12) sowie die Zahl der nicht mehr zum Kavalleriedienst zu gebrauchenden.

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natlichen Bericht über den Zustand der Regimenter hinzuzufügen, welches Allerhöchstdieselben verlangt haben. Der Oberstlieutenant v.Goertz2 ist nun angewiesen, die Recherche der Pferde bei den Cavallerie Regimentern Dero unterhabenden Brigade während der bevorstehenden Exercier Uebungen vorzunehmen, und indem wir E.p. überlaßen, mit demselben wegen Bestimmung des Termins und Orts behufs dieser Remonte gefälligst zu concertiren, damit derselbe noch vor Beendigung der Exercier Zeit auch die OberSchlesische Brigade revidiren könne, ersuchen wir E.p., die Regimenter mit den diesfälligen Anordnungena bekannt machen zu wollen. Sobald diese Angelegenheit gehörig regulirt ist, werden wir E.p. wegen der Remontirung selbst das Nähere zu eröfnen die Ehre haben. Berlin d. 26. Aprill 1810. König. Preuß. Allgemeines Kriegs Departement. v.Scharnhorst. v.Dunker An den König. Gen. Maj. p. Herrn v.Kleist Hochw. 296. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 27. April1 1810

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg Nr. H 3½ Bd. II fol. 52r–59r (15 S.): Eigenhändig. Druck: Scheel/Schmidt, S. 658–662; Ernst Müsebeck (Hrsg.): Gold gab ich für Eisen, Berlin, Leipzig, Wien und Stuttgart 1913, S. 135ff. (unvollständig), danach Gersdorff, S. 377–381. Altensteins verzögerter Finanzplan. Außenpolitische Lage. Eintreten für Beibehaltung der amtierenden Minister. Warnung vor Wittgenstein. a

Ew. Excellenz sehr gnädiges Schreiben von den 21. dieses2 habe ich gestern richtig erhalten; ich habe so gleich den H. von Altenstein bekannt gemacht, daß Dieselben einen Finanz-Planb, wie ich ihm anfangs angezeigt, zu haben

a 2

a b 1 2

Statt „Andordnungen“. Karl Ferdinand von Görtz (1750–1813) hatte als Sekondeleutnant im Husarenregiment Rosenbusch (No. 3) am Feldzug 1778/79 teilgenommen und war auf dem in der Champagne 1792 mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet worden. Im Krieg von 1806/07 befehligte er als Major das zweite Bataillon seines Regiments. 1808 wurde er zum Inspekteur der Kavallerie in Schlesien ernannt, 1813 als Generalmajor verabschiedet. Oben ein bei Tempelberg datierter Präsentationsvermerk vom 28. April. Verändert aus „einen Plan“. Vgl. Anm. 3. Gedruckt bei Scheel/Schmidt, S. 654–658.

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wünschten, ehe Sie eine mündliche Unterredung nützlich finden.3 Er hat mir diesen Morgen geantwortet, daß er diesen mit den geforderten Beilagen in einigen Tagen Ew. Excellenz überschicken würde.4 Ich will den H. v. Altenstein über die verspätete Einreichung seines Plans nicht entschuldigen, doch muß ich bemerken, daß bei unsern schwankenden Verhältnissen von Aussen und nicht völlig organisirten in Innern ein solcher Entwurf mit vielen Schwierigkeiten verbundenc ist, um so mehr, wenn man fürchten muß, daß er kein Geheimniß bleibt und ein jeder Irrthum nachher den öffentlichend Vertrauen sehr schadet. In Ganzen genommen muß man unsern Ministerium die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß ese bei den vielen ausserordentlichen Ausgaben in Innern des Landes, bei der Wiederretablirung der Armee, die sehr viel gekostet hat, dennoch beträchtliche Summen an Frankreich abgetragen hat, und zwar von einenf durch Krieg erschöpften, von allen Hülfsquellen des Handels beraubten Lande. Hiermit will ich nicht sagen, daß nicht größere oder doch mehr die Meinung gewinnende Plane hätten stattfinden können, und daß der Herr von Altenstein nicht unrecht gethan hat, sich hierin der Leitung Ew. Excellenz zu entzieheng, und ich glaube sehr gern, daß er auf seine eigene Meinung einen zu hohen Werth gelegt hat; jedoch halte ich mich überzeugt, daß er in Hinsicht der Ew. Excellenz schuldigen Dankbarkeit nicht absichtlich, sondern durch das Ungewisse und Schwanken der Plane undh der Umstände gefehlt hat, und daß er, wo er gefehlt hat, seine Fehler gewiß gegen seinen Wohlthäter wieder gut machen wird, seine Aeuserungen und seine Stimmung, [die] bei allem, was jetzt vorgefallen, bürgt, hat mich hiervon überführt. i In Hinsicht der Politik unterstehe ich mich nicht eine Meinung zu haben, aber ein Bekenntniß meiner Ansichten werden Ew. Excellenz nicht ungnädig aufnehmen. Sollte ein Anschließen an Frankreich, ohne gänzliches unbedingtes Hingeben, ohne Aufgebung aller Selbständigkeit, ohne Beitrit zum Rheinbunde nicht eine halbe Maßregel und für Preussens Erhaltung äußerst

c d e f g h i 3

4

Verändert aus „ein solcher Entwurf sehr schwer“. Verändert aus „nachher seinem“. Statt „sie“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „unterlassen“. Verändert aus „das Ungewisse und den Drang“. Der von Müsebeck abgedruckte Auszug beginnt hier. Aus Nr. 292 ergibt sich, daß Scharnhorst das Schreiben Hardenbergs am Abend des 23. April erhielt und mutmaßlich am 25. das vorliegende Schreiben begann, da er noch die im anschließenden Satz erwähnte Antwort Altensteins abwartete. Altenstein übersandte eine Darstellung des Finanzwesens im April 1810, einen Plan zur Aufbringung der Kontribution an Frankreich und die Beantwortung mehrerer von Scharnhorst schriftlich gestellter Fragen. Diese Materialien trafen am 1. Mai bei Hardenberg ein, vgl. die bei Scheel/Schmidt, S. 713ff. und 743–759, abgedruckten Schreiben Hardenbergs an den König (Lichtenberg, 19. bzw. 28. Mai 1810).

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gefährlich seyn? Sollte K. N. bei unser geographischen und politischenj Lage, bei dem, was bisher vorgefallen ist, bei der Abneigung, welche er bei Hofe und in der Nation wahrnehmen wird, und welche unabänderlich ist, uns wohl ohne unbedingte Hingebung, ohne daß wir unsere Truppen in seine Gewalt geben (nach Spanien und so weiter schicken), ohne daß wir unsere bisherige Widersetzlichkeit bereuend erkennenk, ohne daß die Königliche Familie sich, wie die Fürsten des Rheinbundes in seine Gewalt begeben, aufrichtig annehmen? Dies zu glauben, scheint mir Täuschung zu seyn. Und wer kann dem König rathen, seine Person und Famille hinzugeben, nach dem man die Verhaftung der etrurschen und spanischen Regentenfamille gesehen hat? Hatten diese nicht mehrl für Napoleon gethan als wir? Hatte Napoleon nicht mehr Ursach, mit ihnen zufrieden zu seyn, als mit uns? Ist er nicht gegen unsern Hof mehr erbittert, als er gegen jene Höfe war? Eine Hingebung an Frankreich im ganzen Umfange des Wortes kann für die Erhaltung des Staats vielleicht die beste Partie sein, dann aber muß die Regentenfamille schlechterdingsm ihre Freiheit aufs Spiel setzen. Wer wird, ich wiederhole es, dazu dem König rathen, und wird er es ohne Rath, ohne dringendesn Bitten thun? Vielleicht hätte eine gänzliche Hingebung an Frankreich in diesen Augenblick, in den die Angelegenheiten in Spanien schlecht für Frankreich stehen, noch Werth für Kaiser Napoleon, werden aber Se. Majestät der König sich dazu auch selbst ohne Hingebung der höchsten Persono im ganzen Umfange entschließen? Die Minister haben dazu früherp gerathen, allein dieser Rath ist nicht gut aufgenommen. Diese Ansichten sind nicht bloß die meinigen, ich höre sie von alle den Männern, welche unsere Verhältnisse in Innern und Aeussern beobachtet haben, und ich begnüge mich nur noch, den Hergang der politischen Verhältnisse nach Ew. Excellenz Abgange kurz darzustellen. In Tilsit wuchs die Erbitterung, und ich glaube die persönliche, der Monarchen; Napoleon gab uns davon gleich nachher durch das Bulletin von Königsberg5, durch die Reden an die Landschaften (in denen er sich über des Königs Majestät auf eine ihm selbst unwürdige Art äuserte) die offenbarsten Beweise. Der Friede wurde nicht gehalten, die franz.q Truppen blieben an der Passarge stehen, die Grenzen wurden anders bestimmt. Ohngeachtet alle j k l m n o p q 5

Verändert aus „bei unser politischen“. Verändert aus „Widersetzlichkeit anerkennen“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Wer wird dazu den König rathen und wird er es ohne Rath, dringendes“. Verändert aus „werden Se. Majestät der König sich dazu“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Das 87. Bulletin der Grande Armée (Königsberg, 12. Juli 1807) schilderte ausgiebig das freundschaftliche Verhältnis zwischen Napoleon und Alexander I., erwähnte dagegen den Abschiedsbesuch Friedrich Wilhelms III. vor Napoleons Abreise aus Tilsit nur mit lapidaren Worten.

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mögliche Zahlungen geleistet wurden, so kam es doch nurr durch die gänzliche Auszehrung des Landes zwischen der Weichsel u. Passarge, durch den schreklichsten Mangel an Lebensmitteln und durch die daher entstandenen Epidemien dahin, daß die franz. Truppen das Land bis an die Weichsel einräumten. Nun wars keine weitere Evacuation mehr zu hoffen. Man bot damals Frankreich eine Verbindung an, so wie der Kaiser Napoleon sie dictiren würde. Stein arbeitete aus allen Kräften zu diesen Zwek, im Innern geschah nichts, was diesen Absichten nicht entsprach; man häufte aber von französische[r] Seite Forderungen auf Forderungen. Endlich sah der Kurzsichtigste ein, daß Napoleon Preussen noch durchaus in Besitz halten wollte. Dies verursachte im Innern den Gedanken, man müsse sich selbst helfen, Deputationen kamen nach Königsberg und forderten dazu auf. Der Gedanke sich endlich der Verzweifelung zu überlassen, verbreitete sich durch alle Klasse[n]. Dies brachte die Franzosen auf, den[n] es blieb ihn[en] natürlicher Weise kein Geheimniß. Der Krieg in Spanien, aber noch mehr, und hier halte ich mich von überzeugt, der Geist der Verzweifelung und des Muths in den preussischen Staaten, veranlaßten Napoleont endlich, unter der bekannten Convention den Truppen den Befehl zu geben, Preussen zu verlassen. Was nachher geschehen, werden die Pappiere des Gr. von Golz Ew. Excellenz darlegen. War aber Napoleons Plan vor der Convention von Paris und Erfurt, die preussischen Staaten in Besitz zu behaltenu, und wurde er nur durch die Umstände gedrungen gezwungen [sic!] sie zu räumen, so muß der Plan durch alles, was nachher geschehen ist, durch die Reise nach Petersburg, durch unser Benehmen während des oestereichschen Krieges u. s. w. noch mehr gereift und befestigt seyn und daher, so wie es die Umstände leiden, zur Ausführung kommen. Das ganze gegenseitige Benehmen in seinem Zusammenhange und Folgen kann uns nur in den Schlüßen auf die Zukunft leiten – und stehet bis jetzt in den Haupt Perioden in der genauesten Uebereinstimmung. Vor 6 bis 8 Wochen wurden Provinzen verlangt, mit Eindringen der Truppen, Entwafnung der unsrigen gedrohet; gleich darauf, als die Angelegenheiten in Spanien schlecht gingen, änderte sich der Ton. Vielleicht haben auch selbst die Holländer die Zurükkunft ihres Königs den spanischen Angelegenheiten zu verdanken.6 Durch diesen Hergang der Sache sind zwei Meinungen entstanden. Die eine, man müße sich dem Kaiser Napoleon unbedingt in die Arme werfen und r s t u 6

Das hinzugefügte Wort ersetzt ein oder zwei durch dichte Schraffur gestrichene. Verändert aus „schien“. Verändert aus „sie“. Folgt gestrichen: „so wird“. Napoleon hatte im März Holland durch französische Truppen besetzen lassen, um die dortigen Durchbrechungen der Kontinentalsperre zu unterbinden. Der Konflikt zwischen ihm und seinem Bruder, König Louis, endete Anfang Juli mit der Abdankung des letzteren und der Annexion seines Königreichs durch Frankreich. Louis, der sich nun Graf von Saint-Leu nannte, ging ins Exil nach Graz.

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übergeben, die andere, man müße sich mit Oestereich womöglich aufs innigste verbinden, durch innere Stärke und äußere Verbindungen es dahin bringen, daß Napoleon uns nicht in Besitz nehmen könne, ohne in die Gefahrv zu kommen, einen neuen Krieg, welchen er zu vermeiden suchen wird, anfangen zu müßen. Nur diese Gefahr, meint man, würde ihn zurückhalten, uns sogleich zu vernichten.w Alle Mittelwege werden für, zum Unglück Preußens führende, halbe Maßregeln erklärt.x Aus einer Stelle von Ew. Excellenz verehrten Schreiben schließe ich, daß Sie eine Beurtheilung der Minister bei der Uebergabe des neuen Finanzy Plans beabsichtigen. Wie dies auch ausfallen möge, so scheint es mir doch auf jeden Fall von der äusersten Wichtigkeit zu seyn, die jetzigen Minister in der jetzigen Crisis nicht allein beizubehalten, sondern das Vertrauen zu ihnen herzustellen und davon einen öffentlichen Beweis den Bewohnern des Landes zu geben. Sie sind das Band zwischen dem Volk und dem König, ihre Achtung und Authorität ist die des Königs. Ich halte es für meine heiligste Pflicht, Ew. Excellenz zu sagen, daß die jetzigen Mißverhältnisse zwischen den Ministern und dem König für die Ehrerbietungz des Königs eben so nachtheilig als die Achtung der Minister gewirkt haben. Nur eine politische Absicht könnte die Veränderung der Minister in den Fall, das man sich unbedingt an Frankreich hingeben will, rechtfertigen, indem man sagte, daß man nicht mit ihnen zufrieden wäre, weil sie nicht in der Herbeischaffung der Mittel zur Bezahlung der Contribution der Erwartung des Königsaa entsprochen hätten. Es schien mir, als wenn Ew. Excellenz der Meinung, ich meine selbst auf Angabe des Herrn von Altenstein oder Nagelers, wäre, daß der Graf Dohnaab weniger seinem Posten als der H. von Altenstein entspreche; Nageler hat zu mir selbst schon vor langer Zeitac in diesem Sinne gesprochen; auch habe ich gehört, daß diese Meinung bei Hofe existire. Ich muß aber Ew. Excellenz sagen, daß der Graf Dohna fastad immer der Meinung des Herrn von Altenstein gefolgt ist, weil Sie dies ihm in Marienwerder, bei dem Antritt seiner Ministerstelle, gerathen haben7, und also, um die Einheit zu erhalten, nichts ohne Altenstein in Hauptsachen gethan hat, und daß ich bei allen Conferenzen bemerkt habe, daß die Beurtheilungen des Grafen von Dohna und seine anspruchslosen und vorurtheilsfreien Ansichten, vergleichungsweise mit dem Herrn von Altenstein, durchaus mit jeder Meinung in Wiev w x y z aa ab ac ad 7

Das Folgende verändert aus „eines neuen Krieges auch verwickelt zu werden.“ Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Der bei Müsebeck abgedruckte Auszug endet hier. Nachträglich hinzugefügt. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „und Achtung“. Verändert aus „der Contribution [an] Frankreich des Königs Absicht“. Folgt gestrichen: „nicht“. Verändert aus „Nageler hat mir schon vor langer Zeit selber“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Vgl. das bei Scheel/Schmidt, S. 5f., abgedruckte Schreiben Hardenbergs an Altenstein (Neuenburg, 27. November 1808).

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

derspruch stehen. Wollte man sich nach dem Grade richten, so hat der Herr von Altenstein wohl mehr nachtheilige Beurtheiler als der Graf Dohna; ich könnte hierüber auffallendeae Aufschlüsse geben, wenn Dohna nicht mein Verwandter wäre und ich nicht mit dem größten Widerwillen von dieser Sache spreche, die in mehrer Hinsicht das Gefühl empört. Dohna hat sich keine Partei zu machen gesucht, Dohna hat keine Gefälligkeit mancher Leute von Einfluß auf die Hof und öffentliche Meinungenaf sich erlaubt, wo sie dem Interesse des Königs nur entfernt nachtheilig seyn können, Dohna ist bei Besetzung der Officianten mit einer Vorsicht, Auswahl und Unparteilichkeit zu Werke gegangen, wo von es selten Beispiele gibt, Dohna hat den höhern Ständen Trotz geboten, wenn sie zum Nachtheil der untern Forderungen machten; Dohna hat, ohne Rücksicht auf sich zu nehmen, die Ansichten und die Hülfe seiner Untergebenen genutzt und ist nur daran zuweilen durch andere gehindert. Dohna ist kein großer Kopf, aber sein Eifer, seine Kenntnisse, seine Aufopferung, seine Güte des Herzens machen ihn zu einem Staatsdiener, der die höchste Achtung verdient. Ew. Excellenz haben weit mehr Gelegenheit gehabt, Menschen kennen zu lernen, als ich, aber ich unterstehe mich dennoch, Sie auf Ihr Zutrauen aufmerksam zu machen; Ihr allzu gutes Herz reißt Sie hin; ich glaube z. B.ag, daß Sie von dem Fürst von Witgenstein8 eine zu gute Meinung haben, obgleich ich nichts andres von ihm weiß, als was man allgemein von ihm spricht; in jedem Fall ist er intrigant, und das ist schon sehr übel. Ich mag keine andern Personen nennen; ich fürchte, daß ich jemand Unrecht thue; so viel aber ist gewiß, daß unser König, von so selltener Güte des Herzens und so hellen Verstande, dennoch mit Cabale umgeben ist, und daß diese seit einiger Zeit bei uns zugenommen hat. Ich bitte Ew. Excellenz nicht zu glauben, daß ich irgend eine Absicht bei meinen Darstellungen gehabt hätte – ich muß ja ohnehin jetzt bald abtreten und noch mehr, ich freue mich dazu. Mit der innigsten Verehrung werde ich ewig seyn Ew. Excellenz Berlin den 27. April 1810

ae af ag 8

9

gehorsamster Diener v.Scharnhorst9

Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „auf die Meinungen“. Verändert aus „ich glaube“. Wilhelm Ludwig Fürst von Sayn-Wittgenstein-Hohenstein wurde im fünften Band vorgestellt. Eine Abschrift von Hardenbergs Antwortschreiben (Tempelberg, 29. April 1810, Zitat bei Scheel/Schmidt, S. 662) ist archiviert a. a. O., fol. 60r.

Nr. 297

297. Zirkular

381 Berlin, 27. April 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 12 Nr. 305 fol. 22v–23r (1¼ S.): Abschrift, Schreiberhand. Ankauf von Tuch beim Lagerhaus.

Abschrift Bey der veränderten Armee Verfaßung sind die Verhältniße derselben zu dem Lagerhause1 in Bezug auf die von demselben zu liefernden Tücher theils unberücksichtiget geblieben, teils nur in einem und dem andern Punkte interimistisch regulirt worden. Jetzt ist indeßen auch diese Angelegenheit von sämmtlichen dabey concurrirenden Behörden in gemeinschaftlichea Erwägung gezogen, und in Bezug auf die dem Lagerhause verliehenen Stiftungs Urkunden, so wie auch die demselben aufgelegte Verpflichtung zur Zahlung eines bedeutenden jährlichen Canons an das Potsdammsche Militair Waisenhauß, imgleichen, um den Zweck der möglichsten Egalität in der Bekleidung der Officiere zu erreichen, sind nun folgende Grundsätze festgesetzt worden, deren Wirksamkeit bey der Armee mit dem 1tn Juny d. J. eintreten soll. 1) Alles Tuch zu den Uniformen und Unterkleidern der Offiziere muß von erwähnten Dato an ohne Ausnahme von den Lagerhause entnommen werden. 2) Es hängt von einem jeden Regimente, Bataillon oder andern Truppen Abtheilung ab, zu welchen Preisen sie das Tuch nehmen wollen. Die dritte Division des Militair Oeconomie Departements wird diese Preise controlliren und die genauste Aufsicht über den Werth der dafür zu liefernden Tücher führen. Bey allen desfalls vorkommenden Differenzen müßen sich daher die Truppen an gedachte 3te Division wenden. Selbige wird alles hierauf Bezug Habende den Herren Generalen näher bekannt machen und die sämmtliche[n] Truppen Abtheilungen instruiren, ihnen auch die Proben der Tücher, sowohl in Ansehung der Farben als der Preise, zukommen laßen und die Art der Bezahlung bestimmen. 3) Das Ueberschlagen mit den Montirungen steht den Offiziren uneingeschrä[n]kt frei. Damit aber hieraus keine Mißbräuche entstehen und das Lagerhauß in Zeiten von dem zu liefernden Bedarf unterrichtet wird und sich darnach einrichten könne, so hat der Commandeur einer jeden Truppen Abtheilung eine monatliche Liste von denen Offiziren, welche überschlagen wollen, an die dritte Division des Militair Oeconomie Departements einzusenden, welche übrigens noch die Zeit[en] bestimmen wird, zu welchen die Listen eingegeben werden müßen. a 1

Statt „gemeinschaftlichen“. Das Königliche Lagerhaus, eine 1713 gegründete, staatlich geförderte Wollmanufaktur, hatte lange das Ausrüstungsmonopol für die preußische Armee besessen. Sein Hauptlokal, das Hohe Haus, befand sich in der Klosterstraße in Berlin.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

4)

Auch alles, was nicht bestimmt zu[r] Uniform gehört, als Futter, Ueberroks Tuch u. d. gl., was allso die Offiziere der activen Truppen kaufen können, wo sie wollen, ist das Lagerhaus auf vorhergehende Bestellungen ebenfalls in guter Qualitaet zu liefern bereit. Bestellungen außer der Zeit, welche die dritte Division des Militair Oekonomie Departements bestimmen wird, können nur unmittelbar mit dem Lagerhause abgemacht werden, und kann die dritte Division von solchen außer der Zeit gemachten Bestellungen keine Notiz nehmen. 5) Diese Festsetzungen betreffen blos die Lieferungen der Uniform Tücher für die Offiziere der activen Corps und für einzelne active Offiziere, als Adjutanten der Gouverneurs, Brigade Generale u. s. w. und sie finden folglich auf pensionirte und auf halbem Sold stehende oder mit Erlaubniß zur Tragung der Uniform verabschiedete Offiziere keine Anwendung, so wie auch die Offiziere der Invaliden Compagnien nicht verpflichtet seyn sollen, ihre Montirungsstükke aus dem Lagerhause zu nehmen. 6) Was die Lieferung der Tücher für die Unteroffiziereb, Spielleute und Gemeine betrift, so bleibt es bey dieser in der bisherigen Art und ist die Anschaffung derselben der 3tn Division des Militair Oeconomie Departements allein übertragen, welche alle nötige Einrichtungen treffen und das Erforderliche den Truppen bekannt machen wird. Ew. p. p. ersuchen wir ergebenst, diese Bestimmungen den unter Dero Brigade Befehlen stehenden Truppen zur genauesten Beobachtung vom 1ten Juny d. an zur Nachricht gefälligst bekannt zu machen. Berlin den 27tn Aprill 1810. Königl. Preuß. Allgemeines Krieges Departement v.Scharnhorst v.Rauch. An den Königl. General Major p. Herren v.Kleist Hochwohlgebohren 298. Beyme und Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna

Berlin, 28. April 1810

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 332aa Nr. 1 Bd. 1 S. 147 (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Ernennung Braunschweigs zum Generalauditeur.

Ewr. Excellenz ermangeln wir nicht, hierdurch dienstergebenst zu benachrichtigen, daß Seine Königliche Majestät an des mit Tode abgegangenen p. von Könen Stelle den bisherigen Ober-Landes-Gerichts-Präsidenten b

Statt „den Unteroffizieren“.

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Nr. 299

von Braunschweig1 zu Stettin zu Dero Geheimen-Ober-Justiz-Rath und General-Auditeur der Armée zu ernennen geruhet haben. Berlin den 28. April 1810. Beyme. Scharnhorst. An des Königlichen Wirklichen Geheimen StaatsMinisters des Innern Herrn Grafen zu Dohna Excellenz 299. Scharnhorst an Görcke

Berlin, 28. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 274 fol. 52r (¼ S.): Aktennotiz, Clausewitz’ Hand.a Bitte um Gutachten über für ihre Tätigkeit am Königsberger Lazarett Belobigte.

Den 28. April 10b An den Gn. St. Chir. D. Goerke Uebersendung d. Einlage1 mit Bitte um Remission. Der Gen. wäre durch die Ordenscomiss. aufgefordert, über die Verdienstlichkeit der v. G. K. R. Ribbentropp zur Belohnung empfohlen[en] Subjecte2 nähern Bericht zu geben. Er wende sich an d. G. St. C. Görke, weil derselbe über die bei den Lazarethen in Königsberg vorgekommnen außerordentlichen Umstände u. geleisteten Dienste die beste Auskunft werde geben könn[en]. Er ersuche ihn, die Sache so umständlich aufzuführen, als die vorhanden[en] Datis es erlauben. 1

Ludwig Wilhelm von Braunschweig (1758–1838) war 1781 zum Assessor bei der pommerschen Regierung, 1791 zum Kammergerichtsrat und 1799 zu ihrem Vizepräsidenten ernannt worden. 1803 wurde er als Präsident der Regierung nach Posen versetzt, Ende 1807 kehrte er als Chefpräsident nach Pommern zurück. Braunschweig wurde am 28. Juli 1810 auch zum Präsidenten des Oberappellationssenats des Kammergerichts ernannt, gab 1820 sein Amt als Generalauditeur ab und wurde 1836 pensioniert.

a

Am Rande der ersten Seite eines Schreibens Dierickes, des Präsidenten der Generalordenskommission, an Scharnhorst (Berlin, 12. April 1810, vorgelegt am 24.), fol. 52r–53v. Darunter noch das Konzept zum folgenden Schreiben. Darüber ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Rothes. Gemeint ist ein von Diericke übersandter, im Faszikel nicht enthaltener Bericht Ribbentrops an den König über „einige Commißariats- und Lazareth Officianten“, die er für Verdienste während des Krieges in Preußen 1807 zur Belohnung empfahl. Oberlazarettinspektor Kriegsrat Klöpper, Lazarettinspektor Schirmer (nun Kalkulator beim Kommissariat des Reservekorps in Berlin), Lazarettinspektor Schmidt (nun Registrator im Innenministerium), Lazarettinspektor Kühze, Lazarettaufseher Düring (nun Oberkrankenwärter im Berliner Garnisonslazarett) und Aufseher Pohlmann (Viktualienhändler in Königsberg).

b 1

2

384

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

300. Scharnhorst an Rüchel

Berlin, 28. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 274 fol. 52r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Bitte um Gutachten über für Tätigkeit am Königsberger Lazarett Belobigte.

Eine Abschrift der Einlage1 an d. Genlt. v. Rüchel2 mit folgendem Schreiben: Die p. Commission hat mich aufgefordert, über die in der abschriftlichen Anlage v. G. K. R. Ribbentrop zur Auszeichnung empfohln[e]n Subjecte ausführlicher zu berichten. Ew. Ex. als Gouvern. v. Konigsb. im J. 1806 u. 7b, obgleich die großen Geschäfte Hochderselben nicht erlauben mogten, sich um Detail Gegenstände des hier in Rede stehenden Gegenstandes zu bekümmern, haben doch eine so außerordentliche Aufmerksamkeit auf den unendlich wichtigen Gegenstand des Haupt Armee Lazarethes verwendet u. in die Verwaltung deßelben ein[en] so großen Eifer u. ein[e] so rege Thätigkeit zu legen gewußt, daß Ew. Exellenz bei Ansicht der Einlage auch vielleicht noch einzelne Umstände erinnerlich seyn werden, so daß Hochdieselbenc durch Ihr so gewichtiges Zeugniß mich geneigtest in den Stand setzen könnten, der p. Commision zu genügen. Ich bemerke nur noch, daß ich den G. St. Ch. Görke bereits um Bericht [.............]d habe. 301. Scharnhorst an Harroy

Berlin, 30. April 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 31r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Stellung von Mineuren für die Salpeterproduktion in Glatz.

An den Obl. Harroy zu Neissea Die Salpeter Fabrication in Glatz wird im künftigen Jahr auf denselben Fuß wie im vorigen unter der Leitung des Maj. v.Blumenstein fortgesetzt werden. Er hat sich im vorigen Jahre dabei zur Aufsicht mit Nutzen einiger Mineursb als Aufseher bedient, welche deshalb von andern Arbeiten frei geblieben a

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Vgl. Anm. a zum vorangehenden Dokument. Das Datum und der Bearbeitungsvermerk Rothes gilt für beide Konzepte. Verändert aus „im J. 1806“. Folgt gestrichen: „im Stande wären“. Textverlust durch Abrieb. Vgl. Anm. 1 zum vorangehenden Dokument. Zu Ernst von Rüchel vgl. Anhang 1 zum vierten Band. Die Adresse am linken Rand, darunter ein Mundierungsvermerk. Oben rechts vermerkt: „Aprill No. 252“, ein Verweis auf das Schreiben Roeders an Scharnhorst (Breslau, 21. April 1810) ebda., fol. 28r–29r. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt.

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Nr. 302

sind. Euer Hochwohlgeb. habe ich ersuchen wollen,c den Maj. v.Blumenstein ferner die im vorigen Jahr gehabte Anzahl Mineurs zu belassen u. solche Einrichtungen zu treffen, daß dieß ohne anderweitigen Aufshub geshehen könne. Berl. d. 30n Aprill 1810 302. Scharnhorst an das Staatsministerium

Berlin, 1. Mai 1810

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. O Gen. Nr. 4 Bd. 1 fol. 49r–50v (4 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Konzept, Clausewitz’ Handa: ebda., VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 276 fol. 3r–5v (5½ S.). Druck: Lehmann, Wehrpflicht 1810, S. 451–454, danach Usczeck/Gudzent, S. 300ff. Übersendung einer Denkschrift zur Konskription. Zu erwartende Aufnahme. Ablehnung der Stellvertretung.

Euer Excellenzien habe ich die Ehre, in der Anlageb die Entwickelung derjenigen Gründe ganz ergebenst zu überreichen, welche ferner für die allgemeine Verpflichtung zu Kriegesdienst auf dem von uns vorgeschlagenen Wege sprechen und wodurch die von Hochdenselben gemachten Bemerkungen vielleicht, wie ich wünsche, auf eine genügende Art beantwortet seyn werden. Ich habe nicht geglaubt, bei einem so wichtigen Gegenstande der Gesetzgebung mich auf mein eigenes Urtheil hinreichend verlassen und genügend berufen zu dürfen. Ich habe also den Gegenstand mit den mitunterzeichneten Herren1 reiflich überlegt, und das Resultat dieser Ueberlegung ist in dem beigelegten Aufsatz als unsere Ansicht der Sache, als unsere wahre feste Ueberzeugung enthalten. Es geht aus vielen Dingen, unter andern auch aus dem Vortrag des Präsidenten Stein2, unverkennbar hervor, daß das Publikum auf eine Veränderung der Kanton-Verfassung gefaßt ist. Man darf also gewiß auf eine günstige Aufnahmen rechnen, und wird ein Gegentheil, wenn man gar nichts für das Bedürfniß der Zeitumstände thun will, allgemeines Mißvergnügen erregen. Sollte man nicht auf eine große Stimmenmehrheit zählen können, wenn man bedenkt, daß die ganz entgegengesetzten Ansichten auf die moralische oder historische Nothwendigkeit der allgemeinen Verpflichtung zum Kriegesdienst c

Folgt gestrichen: „den Hauptmann von Rhade dahin zu instruiren, daß er“.

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Datiert Berlin, 30. April 1810, darauf am 1. Mai die Übergabe an Graf von der Goltz vermerkt. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. die anschließende Denkschrift. Hake, Rauch und Boyen. Joseph von Stein, der Polizeipräsident in Königsberg.

b 1 2

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

hinführen? Moralisch beic denjenigen, welche glauben, der Staat könne und müsse seine Unabhängigkeit erhalten, denn dazu sind außerordentliche Mittel nöthig; historisch bei denjenigend, welche glauben, der Staat könne nur unter dem Schutze eines größern Staates bestehen, denn dieser größere Staat wird die allgemeine Konscription wollen. Ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich hierin mit Euer Excellenzien übereinzustimmene meine und nur eine Verschiedenheit in Berücksichtigung der politischen Verhältnisse annehme. Allein ich gestehe, daß ich keine wahren Bedenklichkeiten finden kann. Alle Staaten, deren Eifersucht wir zu fürchten hätten, haben diese Maaßregel nicht allein ergriffen, sondern auch als etwas so Nothwendiges, in der Natur der gesellschaftlichen Verfassung tief Begründetes betrachtet, daß ohne Zweifel zu seiner Zeitf ein ironischer Tadel über uns ergehen würde, sie unterlassen zu haben. Ich sollte nicht glauben, daß es die mindeste Überraschung weder in den Kabinettern noch im Publico verursachen könnte, wenn wir erklärten, wir würden unsere Kanton-Verfassung verändern und Frankreich, Westphalen und die übrigen Rheinbündnerischen Staaten zum Muster nehmen, jedoch mit denjenigen Milderungen, welche die Localität veranlaßt. Außer dem Beispiel unserer Nachbaren würden wir noch durch vieleg andere Gründe dazu aufgefordert, die klar genug am Tage lägen, und von denen man nur den Zustand der Finanzen zu nennen braucht. Was die Einführung der Remplacements betrifft, so ist (außer denh berührten Nachtheilen, daß dadurch der Reiche dem Kriegesdienst entzogen wird und daß folglich der Kriegesdienst als eine Last und zwar als keine ehrenvolle erscheint, weil man sich von der Ehre doch nicht loskaufen kann) zu bemerken, daß das Remplacement in Frankreich selbst als ein Uebel betrachtet wird, welches man zwar duldet, dem man aber von Seiten der Regierung selbst allerlei Hindernisse in den Weg legt, wie aus den französischen Konscriptions-Gesezzen hervorgeht. Die große Menschenkonsumtion Frankreichs hat dort das Konscriptions-System verhaßt gemacht, nicht die Natur dieser Einrichtung selbst, und eben jene Ursache veranlaßt dort die Zuläßigkeit des Remplacements. Aber es ist notorisch gewiß, daß dadurch große Uebel entstehen; vor allem ein ordentlicher Seelenhandel, der nicht selten von Männern aus den achtungswürdigsten Ständen getrieben wird, von Kaiserlicheni Beamten und Predigern, weil sie gerade die beßten Notizen dazu in den c d

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Im Konzept verändert aus „Denn wer“. Im Konzept verändert aus „erhalten, werden eingestehen, daß außerordentliche Mittel nöthig sind, u. diejenigen“. Im Konzept verändert aus „übereinstimmend zu denken meine“. Im Konzept folgt gestrichen: „wenn es zu spät wäre uns dadurch einen Dienst zu erweisen“. Im Konzept verändert aus „hundert“. Im Konzept verändert aus „außer den in dem beigelegten, schon angeführten Grün“. Statt „Königlichen“; dieser Fehler schon im Konzept.

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Händen haben. Man kann diesj nur als ein Gift betrachten, was die Sitten und den Character der Nation angreift. Wahrlich in der allgemeinen Verpflichtung zur Vertheidigung des Vaterlandes ist kein unedler Zug enthalten, und wenn etwas das Herz einer Nation wieder erheben kann, so ist es diese Pflicht.3 In den schönen Zeiten der Römer war diese Pflicht nicht allgemein, aber sie war ein Vorrecht. Die ganzk geringe Volks-Classe war nicht würdig geachtet, zu Vertheidigern des Vaterlandes berufen zu seyn, und bei uns soll gerade diese Classe das Vaterland allein vertheidigen. Es liegt nichts in der Natur des Menschen und, nachdem uns so cultivirte Staaten wie Griechenlandl und Rom vorangegangen sind, nichts in der Verfassung der Gesellschaft, daß es nicht wieder so werden könnte. Die Nationen, welche das Abendländische Reich4 zertrümmerten, kannten keine höhere Pflicht als den Kriegesdienst; so ist es in Europa geblieben bis ins späte Mittelalter. Die Schweitz wurde frei und glücklich durch den Kriegesdienst aller jungen Mannschaft. Frankreich riß sich aus dem Abgrunde durch die Nationalbewafnung und hat die allgemeine Konscription unter allen Veränderungen seines Gouvernements als allgemeines Grundgesetz bestehen lassen. Holland, der ganze Rheinbund, Italien haben diese Verfassung. Es ist wahr, alle mit Modifikationen; aber die unsrige soll ja auch modificiret werden, und nach einer gründlichen Berechnung wird sie gelinder sein als alle anderen, aber freilich strenger in der Gerechtigkeit. Mir scheint daher das Gesetz einer allgemeinen Verpflichtung zum Dienst des Krieges, was schon oft bei rohen und kultivirten Nationen vorgekommen ist, auch bei uns ohne Besorgniß eingeführt werden zu können.

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Folgt gestrichen: „nicht“. Im Konzept: „ganze“. Verändert aus „Griechen“. Im Konzept steht: „Griechen u. Römer“. Am 2. März hatte Sack Scharnhorst den von Christian Freiherr von Ulmenstein (1777– 1840) für den König verfaßten „Versuch über das Konscriptionswesen, nebst einigen Vorschlägen über die Einführung einer neuen Verfassung in den Preussischen Staaten“ übersandt (Berlin, 9. September 1809, in GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 272 fol. 2r–52v, mit zusammenfassenden Marginalien von Clausewitz’ Hand). Ulmenstein, der ehemalige Landrat von Hamm, hatte bis 1808 als großherzoglich bergischer Beamter weitergedient und setzte sich als Praktiker sowohl mit dem französischen Konskriptionssystem als auch dem preußischen Kantonreglement von 1792 auseinander, wobei seine Ausführungen in vieler Hinsicht Scharnhorsts Gedankengänge unterstützten. Ulmenstein wurde später zum Regierungsrat in Potsdam ernannt, 1816 wurde er nach Arnsberg und 1827 nach Düsseldorf versetzt. Zu seinen Werken gehören: Ueber die unbeschränkte Theilbarkeit des Bodens, Berlin 1827; Die preußische Städteordnung und die französische Communalordnung, Berlin 1829; Über die Vorzüge und Mängel der indirekten Besteuerung, Düsseldorf 1831; Gegenbemerkungen zu der Schrift des Herrn Geheimen Ober-Regierungsrathes Streckfuß „Über das Verhältniß der Juden zu den christlichen Staaten“, Dresden 1833. Gemeint ist das Weströmische Reich, das 476 aufhörte zu bestehen.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Ich habe meine Meinung über diese Angelegenheit schriftlich vor Euer Excellenzien entwickeln wollen, weil ich geglaubt habe, sie auf diese Weise besser begründen und sicherer feststellen zu können. Berlin den 1ten May 1810. m

An die Königlichen Staatsminister pp. Herrn Grafen v.Goltz  Freyherrn v. Altenstein  Grafen zu Dohna und n  Großkanzler Beyme Excellenzien v.Scharnhorst 303. Denkschrift

Berlin, 5. April 1810

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. O Gen. Nr. 4 Bd. 1 fol. 51r–58v (16 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Konzept, Boyens Handa: ebda., VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) 283 fol. 38r– 47r, 49v–50v (22½ S.); weiteres Konzept, Boyens Hand, Fragmenteb: ebda., fol. 36r– 37v, 48r–49r (7 S.). Druck: Lehmann, Wehrpflicht 1810, S. 441–451. Beantwortung der Bemerkungen und Einwände der Minister zur vorgeschlagenen allgemeinen Konskription. Ablehnung von Stellvertretung und einer Miliz nach britischem Vorbild. Betrachtungen zur gegenwärtigen Kantonverfassung. Begründung der Notwendigkeit einer Reform.

An die Königlichen Staatsminister Herrn Grafen v.d. Goltz Herrn Freih. v. Altenstein Herrn Grafen z. Dohna Herrn Großkanzler Beyme Excellenzien.c Die von Euren Excellenzien zu dem entworfenen Vorschlage, die Einführung der Conscription betreffend, gemachten Bemerkungen1 sind von m n

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Die anschließende Adresse in der Vorlage am Rande. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Hier als Konzept A bezeichnet. Hier als Konzept B bezeichnet. Es handelt sich um Konzepte zu einzelnen Teilen, die mutmaßlich bei der Redaktion von Konzept A aus einer, bis auf einen auf fol. 48r–v erhaltenen Rest, nicht überlieferten früheren Fassung entstanden. Die Adresse in der Vorlage am Rande; in Konzept A ist sie knapper gefaßt. Gemeint sind die Äußerungen der Minister Altenstein, Dohna und Beyme zum Immediatbericht der Konskriptionskommission, Nr. 169.

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dend Unterzeichneten der Wichtigkeit des Gegenstandes gemäß auf das reiflichste erwogen worden, und wir beehren uns, hier diejenigen Ansichten dagegen aufzustellen, welche bei den erwähnten Einwendungen noch einige Berücksichtigung verdienen möchten, um auf diesem Wege bei einer alsdann anzusetzenden Conferenz den über diesen Gegenstand an Sr. Majestät den König einzureichenden Bericht definitiv entwerfene zu können.f Da in den unter N. 1 beiliegenden Anmerkungen Sr. Excellenz der Staatsminister Herr Graf v. d. Goltz Ihre schätzbare Zustimmung zu dem von der Commission angefertigten Entwurf gegeben haben, so erwidern wir nur auf die von denenselben zu dem Art. 8 gemachte Erörterungg, daß wir die vorgeschlagene Abänderung als eine zweckmäßige Verhütung denkbarer Verfälschungen2 anzunehmen bereit sind. Bei dem unter N. 2 von des Staatsministers Freiherrn v. Altenstein Excellenz gemachten Bemerkungen3 glauben wir folgende nachträgliche Erläuterungen unserer frühern Angabenh zu einer näheren Prüfung aufstellen zu können.i 1) sind wir mit der von Sr. Excellenz geäußerten Ansicht, daß die öffentliche Bekanntmachung der allgemeinen Grundsätzej nicht eher stattfinden könne, als bis sämmtliche in dem Entwurfe angeführten Instruktionen übereinstimmend mit den Hauptgrundsätzen ausgearbeitet sind, vollkommen einverstanden, und es ist hier bloß der Zweck, durch die einzelne Darlegung der Grundlagenk die Uebersicht des Ganzen zu erleichtern. d e

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Statt „dem“, korrigiert nach Konzept A und B. In Konzept A verändert aus „entscheiden“. Das Satzende lautet in Konzept B: „in einer allgemeinen Conferentz die Grundsätze ausmittlen zu können, nach denen über den Gegenstand endlich an Sr. Maj. den König zu berichten seyn würde.“ Dieser Absatz in Konzept B auf fol. 36r. Das gestrichene Fragment eines früheren Konzepts auf fol. 38r–v enthält eine nur unwesentlich abweichende Fassung dieses und des anschließenden Absatzes. In Konzept A verändert aus „Bemerkung“. In Konzept A verändert aus „glauben wir folgende Erwiederungen“. In Konzept B steht auf fol. 36r–v: „Da in den unter N. 1, 2, 3 u. 4 anliegenden erwahnten Bemerkungen die von 1 u. 4 mit Ausnahme von einigen [verändert aus „mit kleinen“] leicht zu berichtigenden Bemerkungen eine Zustimmung zu dem von der Commission entworfenen Vorschlage enthalten, so würden wir vorerst um die Erlaubniß bitten, die in den Bemerkungen 2 u. 3 aufgestellten Einwendungen beantworten zu können.“ Es folgt eine Zusammenfassung der Haupteinwände Altensteins, die mitten im fünften unvollendet abbricht. In Konzept A verändert aus „die Bekanntmachung der einzelnen Grundsätze“. In Konzept A verändert aus „es war bloß der Zweck, durch die einzelne Darlegung der Haupt Grundsätze“. Goltz schlug in seinem Gutachten (Berlin, 10. Februar 1810, im selben Faszikel, fol. 41r) vor, „die gedachten Zeugniße versiegelt und nicht durch die Cantonisten“ den Ortsobrigkeiten einzusenden, „da die Verlegenheit, ofne ungünstige Zeugniße selbst einzureichen, manchen zu Vergehen veranlaßen könnte“. Vgl. die Denkschrift Altensteins vom 12. Februar (a. a. O., fol. 42r–43v; Druck: Lehmann, Wehrpflicht 1810, S. 437–440).

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

2. Die Frage, ob es in Friedenszeiten mildere Conscriptions-Gesetze für die gebildeten Stände als im Kriege bedürfe, ist schon früher ein Gegenstand unserer Prüfung gewesen. Folgende Gründe haben uns veranlaßt, sie in dem Entwurfe verneinend aufzustellen. Wenn, durch einen langen Frieden entwöhnt, der Staat in einem Augenblicke der Gefahr außerordentliche Dienste von einem Theile seinerl durch mehrjährige Sitte verweichlichten Staatsbürger fordert, so wird, wie dies die Erfahrung häufig lehrt, nur ein sehr kleiner Theilm, von dem regen Gefühl der Ehre und Pflicht belebt, jene ungewöhnlichen Opfer freiwillig leisten, indeß die bei weitem größere Menge erst durch den Ernst der Gesetze gezwungen sich diesen neuen Anordnungen unterzieht. Die Regierung muß auf dem Wege also inn kritischen Augenblicken, bei dem Ausbruch eines Krieges, das Zutrauen, welches sie sich im Frieden erwarb, gegen die zur Ausführung nöthigen strengen Maßregeln aufs Spiel stelleno. Sie versetzt dann die durch das Gesetz so lang entbundenen Subjekte in eine neue Laufbahn und erregt da Mißvergnügen, wo sie, wären diese Forderungen durch friedliche Gewohnheit bereits geheiligt, kaum eines neuen Befehls bedürfte.p Ist es besser, den durch jede neue Einrichtung zu erzeugenden Unwillen im Laufe des Friedens zu beseitigen oder ihn bei dem Ausbruch des Krieges hervorzurufen? Sind die höhern verweichlichten Stände einer schonenden Ausnahme im Frieden benöthiget, so müßte sie ihnen auch die Billigkeit im Kriege zugestehen, wenn das Recht des Regenten, die Sitten der Nation in die gehörigen Schranken zu leiten, nicht höher als die Erfüllung jeder Privatforderung stehen sollte. 3. Allerdings ist das Bedürfniß des Militärsq, kräftige Menschen unter seinen Fahnen zu versammeln, in den vorliegenden Bemerkungen einsichtsvoll angedeutet. Aber diese Kraft muß nicht bloß als ein todtes Aggregat angesehen werden, die das Machtwort des Feldherrn ausschließlich allein in Bewegung setzt, sondern es bedarf auch eines moralischen Hebelsr, um sie in nutzbare Thätigkeit zu bringen, und in dieser Hinsicht kann der stärkere Wille des Gebildeten unendlich wichtiger für das Ganze sein als die leblose, rohe Kraft. Unsere Heere, die im Jahre 1806 dem Feinde entgegen gingen, waren in Hinsicht der mechanischen Kraft gewiß sowohl dem Einzelnen als auch dem Ganzen ihrer Gegner überlegen und wurden doch zersplittert, weil die Bande, welche die Mehrheit der Individuens der Armee an das Vaterland fesselten, nur höchst unvollkommen waren.t

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Die folgenden drei Wörter in Konzept A nachträglich hinzugefügt. In Konzept A verändert aus „nur der kleinere u. bessere Theil“. In Konzept A: „also in den immer“. In Konzept A verändert aus „Maaßregeln zu verscherzen.“ Der Rest des Absatzes ab hier in Konzept A nachträglich hinzugefügt. In Konzept A verändert aus „Wesen des Militairs und sein Erforderniß“. In Konzept A folgt gestrichen: „des Willens“. In Konzept A verändert aus „welche die einzelnen Individuen“.

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Die Conscription soll durch ihre Allgemeinheit nicht blos dem Staat eine größere Masse zur Disposition stellen, sondern sie soll auch die richtigern Begriffe der gebildeten Stände, vor allem das Princip der Ehre in den Reihen der Krieger verbreiten und so der Armee ein intelligentes Übergewicht geben, welches die roheste und muthigste Nation Europasu, wie dies eine schmerzhafte Erfahrung bestätigt, im Kampfe gegen Frankreichs Heere entbehrte.4 Die Hofnung, daß bei dem Ausbruch eines Krieges die höheren Stände freiwillig durch die Lockungen der Ehre zum Kampf für das Vaterland herbeieilen werden, ist der schöne Glaube eines edlen Mannes, nicht immer das Resultat der Erfahrung. Sind die häufigsten Beweise der bereitwilligen Aufopferung für den Staat in den letzten unglücklichen Zeiten aus den höheren oder niederen Ständen gekommen? Da, wo die Exemtionen die Pflicht, das Vaterland zu vertheidigen, als eine Last der unteren Stände bezeichnen, wo sich nach diesen Gesetzen die Erziehung der Reichen durch eine Reihe von Jahren friedlich und weichlich modelt, da wird die hochherzigste Regierung im Augenblicke der Gefahr vergebens einer allgemeinen Theilnahme entgegensehen. Unbekannt wäre die Stättev bei Thermopylä geblieben, wie Krämer die Überzahl ihrer Gegner berechnendw, hätte sich diese heilige Schar lange vor Ankunft der Perser zurückgezogen, wenn es im Frieden in Sparta eine Staatsbürger Klasse gab, die den Waffenspielen verächtlich zu sehen durfte.5

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In Konzept B steht auf fol. 36v: „Haben die Stände, welche man in Friedenszeiten ausnehmen will, jetzt eine Abneigung für den Dienst, so wird sie bey dem Ausbruch des Krieges aus tausend einleuchtenden Grunden zunehmen und die Regierung setzt sich in die Nothwendigkeit, in einem kritischen Augenblik eine Unzufriedenheit erregende Maaßregel durchzusetzen, die durch die Gewohnheit einiger vorher gegangenen Friedens Jahre ohne Anstoß beseitiget werden könnte. Sind die höheren verweichligten Stände eine schonende Ausnahme im Frieden benöthiget, so müßte sie ihnen die Billigkeit auch im Kriege zugestehen, wenn das Recht des Regenten, die Sitten der Nation in die rechten Schranken zu leiten, nicht giltig seyn sollte. Die körperliche Kraft ist’s nicht allein, die das Bedürfniß einer Armee ausmacht, von dieser Seite hatte sich unsere im Jahr 6 ins Feld rückende Armee wahrscheinlich mit allen ihnen entgegengestellten Heeren siegreich messen können. Anhänglichkeit an das Vaterland, eine durch Eigennutz gefesselte Treue und ein kräftiger Geist, den nur die Bildung der höheren Stände mittheilen kann, daß sind die Punkte, durch denen sich der Werth einer Armee bestimmen läßt und bey deren Mangel die überwiegendste Körper Kraft, selbst die muthige Roheit des Halbwilden, von einer besser gebildeten Armee besiegt wird, wie dieß ältere und neuere Erfahrung genügen[d] zeigen.“ In Konzept A verändert aus „die roh muthigste Nation des Erdballs“. Statt „Städte“, korrigiert nach Konzept A, wo vor dem Wort gestrichen steht: „heilige“. In Konzept A verändert aus „die Zahl ihrer Gegner schlau berechnend“. Das bezieht sich auf die russische Armee. Am Engpaß der Thermopylen stellten sich 480 v. Chr. verbündete Griechen dem Invasionsheer des persischen Großkönigs Xerxes entgegen. Hierbei wurde die Nachhut, in erster Linie 300 Spartiaten unter ihrem König Leonidas, bis auf den letzten Mann aufgerieben.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Es ist also wohl nicht die rohe körperliche Kraft allein, die der Staat, besonders nach den gegenwärtig über den größten Theil des Continents verbreiteten Begriffen, zur Ergentzung seiner Heere in Anspruch nehmen darf. Der ärmere, unbegüterte Theil der Nation kann selten nur eine dauernde Anhänglichkeit an das Vaterland haben, welches ihn so kärglich ausstattete; der geringste Unfall, die unbedeutendste Lockung zur Verbesserung seines Zustandes verweht ihn schnell wie eine Schneeflocke zu den Fahnen unserer Gegner, und der dem Ansehen nach kräftige Körper zerschellt bei dem ersten Stoß des Unglücks. Die Bande des Eigenthums, die geläuterten Begriffe der Pflicht, kurz alle jene Bindemittel der bürgerlichen Gesellschaft müssen auch in der Armee anzutreffen sein, wenn sie mehr als ein feiler Haufe von Miethsöldnern seyn soll. Allerdings lehrt uns die Geschichte, daß jede Heeresgestellung in dem Laufe friedlicher Jahre durch stillschweigende Begünstigungen oder gegebene Exemtionen nach dem Bedürfniß des Moments gemodelt ward; haben diese Exemtionen aber die Nation empor gehoben oder sind sie durch das schwache Unterliegen des Nationalgeistes erzeugt worden? In welcher Periode entfernten sich die römischen Ritter von dem Eintritt in die Kriegesdienste? Wann hörten die Lehnsträger auf, in Person bei dem Heerbanne zu erscheinen? Eine allgemeine Cantonverfassung ohne Exemtionen hat dem preußischen Staate jene glänzende Epoche von Fehrbellin bis zum Siege bei Torgau gegeben, und dagegen vor welchen Niederlagen haben uns die nach dem Siebenjährigen Kriege bewilligten Exemtionen geschütztx? Aber auch abgesehen hiervon, von diesem so wichtigen militärischen Grunde, so dürfte es doch wohl in mehrerer Hinsicht noch die Frage seyn, ob das vielleicht zufällig besser bebaute Feld des cantonfreien Sohnes eines Gutsbesitzers die Tagelöhnerfamilien, denen ihre einzigen Ernährer zum Soldatenstande genommen wurden, vor dem Verhungern gerettet habe? Ob das Gift der Desertionen, ein in früheren Zeiteny bei den Einländern unbekanntes Verbrechen, welches nur immer in dem Maaßstabe zunahm, als sich die Exemtionen häuften, durch alle in den neueren Zeiten von den höheren Ständen dem Vaterlande geleisteten Diensten vollgültig aufgewogen sey? Soll die allgemeine Verpflichtung, das Vaterland zu vertheidigen, den Forderungen der verweichlichten Stände weichen undz die körperliche Kraft ohne Rücksicht auf eine gleicheaa Vertheilung nur da genommen werden, wo man sie vorzüglich antrifftab; soll dieser Satz konsequent durch alle Zweige der Staatsverwaltung durchgeführt werden, so könnte der Tagelöhner mit Recht sagen: Nun gut, x y z aa ab

In Konzept A verändert aus „Kriege gegebenen Exemptionen gerettet?“ Die folgenden drei Wörter in Konzept A nachträglich hinzugefügt. In Konzept A verändert aus „Soll der Grundsatz, das man“. In Konzept A verändert aus „allgemeine“. In Konzept A: „wo man sie findet“; die folgenden drei Wörter dort nachträglich hinzugefügt.

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wenn ich allein meine Söhneac zur Vertheidigung des Vaterlandes hingeben soll, so nehmt mir dafür auch alle Steuern ab und legt sie ausschließlich auf den, bei dem ihr die Kraft des Reichthums findet.ad 4. Ueber die Frage, ob Stellvertreter zulässig sind, läßt sich mit besonderer Hinsicht auf den preußischen Staat nichts mehr sagen, als in dem Bericht der Commission an Sr. Majestät den König schon angeführtae ist. Will der Staat den Sohn des ansehlichsten Officianten, weil er unbemittelt ist, zur Selbsterfüllung seiner Pflicht anhalten, indem er den Sohn des Wucherers begünstigt?af Soll das arme Genie zum Selbstdienen verpflichtet sein, indeß der reiche Dummkopf sich loskauft? Dann ist gegen die Einführung von Stellvertretern wenig mehr einzuwenden. 5. Es scheint bei einer nähern Prüfung nicht, daß das für den preußischen Staat vorgeschlagene Conscriptions-System härter als eines der anderen Mächte sei. Eine fünfmonatliche, in dem Zeitraum von 4 Jahren vertheilte Dienstzeitag, dies würde ohngefähr das ganze Opferah derjenigen seyn, die die Bedingungen des Art. 15 des Entwurfs auf eine oder die andere Art erfüllten, [und letztere]ai dürften gewiß nicht mehr drücken als der Loskauf mit mehreren tausend Franken.6 Wir wollen es nicht wiederholen, daß der nachtheilige Eindruck, den jedes durch Ausnahme zerlöcherte Gesetz auf den Geist der Nation nothwendig hervorbringt, durch die von uns in Vorschlag gebrachten Formen ac ad

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In Konzept A: „meinen Sohn“. In Konzept B steht auf fol. 37r: „Wenn allgemeine Gesetze dem Geiste der Zeit untergeordnet werden, die Gesetzgebung die kraftvolle Lenkung desselben unterläßt, dürfte dieß wohl Gewinn werden? Alle Exemptionen, die der alten preussischen Cantonverfassung durch einseitige Ansicht im Laufe der Zeit abgetrotzt wurden, haben sie grosse wohlthatige Folgen für die Erhaltung des Staats erzeugt, haben jene eximirten Klassen mit dankbarer Erinnerung der ihnen zugestandenen Befreyungen sich in dem Tragen des Unglücks vorzugsweise um den Trohn des Monarchen zur Erhaltung des Vaterlandes gedrängt? Und dürfen wir nach dieser neuen grossen Erfahrung es hoffen, das sie zur Zeit eines neuen Krieges williger hinstrohmen werden, wenn nicht schon ein freundliches Gewöhnen sie auf diesen Punkt leitet? Sollen nicht allgemein geltende Begriffe des Rechts bey einer neuen Gesetzes Anordnung zu Grunde gelegt werden, sondern soll diese sich nach dem individuellen verwohnten Bedürfniß einzelner Stände modifiziren, so müßte dieser schonende Grundsatz auch wohl auf alle Zweige der Gesetzgebung, auf unsere Steuer Systeme sich ausdehnen.“ In Konzept A: „mehr anführen, als [...] schon gesagt ist“. In Konzept A: „Will der Staat den Sohn des Wucherers begünstigen, indeß der unbemittelte [verändert aus „arme“] Sohn des ansehlichsten Offizianten seine Pflicht persönlich [verändert aus „selbst“] erfüllen muß“. In Konzept A verändert aus „Eine 5 monatliche Dienstzeit“. In Konzept A verändert aus „Dienen“. Ergänzt nach dem Vorschlag Lehmanns. In Frankreich stiegen zu dieser Zeit die Preise für die Anmietung eines Stellvertreters, nicht zuletzt wegen der Verlustraten auf der Iberischen Halbinsel.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

nothwendigaj vermieden werde, aber bemerkenak müßen wir es, daß diese Anordnung keinesweges der Kultur irgend eines Menschen nachtheilig sein können. Vier Wochen, welche gewöhnlich zur Erlernung des Exercirens bei einem gebildeten Menschen hinreichen, und in jedem der folgenden vier Dienstjahreal die Theilnahme an einer monatlichen7 Uebungsperiodeam können, wenn man sie noch obenein für die studirenden Classen mit den Ferien in Verbindung setzt, unmöglich nachtheilig auf die Kultur und die Geistesentwicklung des jungen Mannes wirken. Alle diejenigen, welche nach den Vorschriften des Art. 15 sich dazu eignen, werden nur immer als Ueberkomplette bei den Truppen erscheinen. Es wird kein Aufsehen erregen, wenn man sie bei einem nicht vaterländischen Zwecke zur Vollendung ihrer Bildung zu den Reserven übergehen läßt, und es ist nach diesen Auseinandersetzungen wohl zu behaupten, daß die in dem Entwurfe vorgeschlagenen Bedingungen, nach denen durch das Loos nur immer ein zufälliger Theil der gebildeten Ständean an der Conscription Theil nimmt, eigentlich nur eine wohlthätige Form sind, um den so nothwendigen Glauben an die allgemeine Gültigkeit der Gesetze in allen Ständen zu erhalten.ao

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In Konzept A: „glücklich“. In Konzept A verändert aus „auseinandersetzen“ Statt „Dienstjahren“, korrigiert nach Konzept A. In Konzept A verändert aus „und in den folgenden vier Dienstjahren Beywohnen einer vierwochentlichen Ubung“. In Konzept A verändert aus „der Gebildeten“. Im Sinne von „einmonatigen“. In Konzept B steht auf fol. 37r–v, 48v–49r (die letzten beiden Seiten gestrichen): „Allerdings wird ein Staat, besonders bey einer beschränkten polit. Selbstständigkeit, Rücksicht auf die Anordnung seiner Mit Nachbahrn nehmen müssen, aber dieß dürfte wohl nur auf Anordnungen im Allgemeinen, nicht auf das Detail auszudehnen seyn, da diese jederzeit nur durch die lokalen Verhältnisse der Nation bestimmt werden, und hieran hängt sich nun die Frage, ob Stellvertreter zulässig sind oder nicht. Hat der Staat Grunde, den Reichen auf Kosten eines allgemeinen Grundsatzes zu begünstigen, so mag er daß thun, will er der ärmeren gebildeten Klasse einige schickliche Vortheile zuwenden, so wird er die im Vorschlage enthaltenen Bestimmungen annehmen. Sollte es nicht ein Vorzug des vorgelegten Conskriptions Entwurfs seyn, daß auch der armere gebildete Theil der Nation (nach Art. 15 b) mit den Begüterten gleiche Rechte und Vergünstigungen erhalt, die in andern Landern und Conskriptions Verfassungen nur allein dem Reichthum zu Theil werden? Und sind dann diese Opfer, welche bey dem angenommenen Vorschlage gefordert werden, so groß, das sie mit Recht die Zerstöhrung der nationalen Kultur besorgen lassen? Der gantze Dienst, so wohl derjenigen, welche nach Art. 15 a u. b sich selbst einkleiden können oder der, die der Wissenschaft wegen eine Begünstigung verdienen, würde bestehen a. aus einer Exerzier Zeit von etwa 1 Monat b. aus dem Beywohnen von 4 Ubungen in den 4 Dienstjahren jedesmahl 1 Monat 4 5  ,

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6. Die weiter unten folgende Auseinandersetzung unserer gegenwärtigen Cantonverfassung wird es zeigen, daß wir uns auf jeden Fall der Reibung, welche die Einführung eines neuen Gesetzes hervorbringt, bei der Cantonverfassung unterziehen müßen, da die bisherige ohne die größten sich mit jedem Jahre vermehrenden Nachtheile nicht mehr aufrecht zu erhalten ist. 7. Bei der beinahe über alle Staaten des Continents allgemein verbreiteten Einführung der Conscriptionsverfassung dürfte die Einführung dieser Anordnung wohl so angekündigt werden, daß sie durchaus kein Aufsehen erregte. 8. Ob die bisherigen Einwohner durch das Conscriptionsgesetz zum Auswandern bestimmt werden, Fremde vom Einwandern abgehalten werden dürften, dies wäre die Frage. Und da scheint es uns denn doch, wenn man die verschiedenen Stände und Lebensverhältniße überblickt, daß es nur einzelne, bereits sehr locker an das Vaterland geknüpfte Individuen geben würde, die um der obigen Bestimmung willen der Heimat zu entsagen sich geneigt fühlten; wogegen aber diejenigen Cantonisten, welche jetzt wegen der ungerechten Vertheilung und der ungewissen Dauer der Dienstzeit zur Desertion sich hinreißen laßen, bei einer allgemein verbreiteten Anordnung im Vaterlande bleiben und den etwanigen Austritt einer einseitig gebildeten Familie hundertfältig ersetzen werden. Das Einwandern Fremder endlich beruht wohl größtentheils auf der Garantie, die die inneren und äußeren Verhältniße eines Staates für die dauernde Existenz desselben leisten.ap

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die noch obenein in dem Laufe von 4 Jahren vertheilt ohne die geringste Beschwerde auf die Jahres Ferien vertheilt werden könten und in dieser Form, selbst wenn man es nicht zugeben wollte, daß sie wohlthätig auf die jungen Leute wirken müssen, was doch sehr sehr wahrscheinlich ist, doch gewiß nicht nachtheilig, besonders da die Wahl der Garnison ihnen freygelassen wird, auf die Kultur irgend eines jungen Mannes wirken. Diese [folgt gestrichen: „vorübergehenden kriegerischen Spiele“] vorrübergehenden Übungen gehen zu schnell vorrüber, als das der zarteste Geist durch das Mechanische ihrer Form verkrüppelt werden könte und der thätige Geist, der im Laufe einer Ubung sich entwickelt, kann nur Kraft in der Brust des jungen Mannes entflammen, ohne deren der Geistliche, der Richter, jeder Beamte kraftlos handelt. Da die Auswahl durchs Loos geschiehet, so wird ja selbst bey diesen milden Formen nur immer ein kleiner Theil der begüterten oder Gebildeten herbey gezogen werden. Sie werden nach ihrer ihnen durch den Art. 15 gegebenen Stellung immer nur als Über Complette erscheinen, die ohne Aufsehen bey einem nicht vaterländischen Zwecke zur Vollendung ihrer Bildung zu den Depots Reserven übergehen können, und man kann unter diesen Bedingungen ohne Übertreibung sagen, daß dieß von den Gebildeten und Begüterten durch das Looß geforderte Opfer eigentlich nur eine wohlthatige Form sey, um den nothwendigen Glauben an die allgemeine Gültigkeit der Gesetze in der Brust des gemeinen Mannes zu erhalten.“ Dieser Absatz in Konzept B gestrichen auf fol. 49r. Der letzte Satz lautet dort: „Daß Einwandern aber beruht wohl gröstentheils auf dem centralen und gerechten Geist, der bei Ausübung der Gesetze die Regierung leitet, vor allem aber auf der durch die äusseren und innren Verhältnisse des Staats erzeugten Garantie über die fortdauernd angestrebte Existenz desselben.“

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Die unter N. 3 beiliegenden Bemerkungen des Staatsministers Herrn Grafen zu Dohna Excellenz8 schienen darauf hinzudeuten, daß nach dem Beispiel Englands die Linien-Truppen nur aus den untersten Ständen der Nation gebildet und dagegen Militz und Bürgergarden durch eine besondere Verfassung ausschließlich begünstiget werden möchte[n]aq. Zwei Ansichten sind bei der Beantwortung dieser Aufstellung im allgemeinen denkbar: 1. dürfte es wohl die Frage seyn, ob, wenn man den jeden englischen Soldaten eigenen, durch die Constitutionar des Landes erzeugten und genährten persönlichen Muth, wie billig, bei dieser Untersuchung wegrechnet, die Verfassung dieser Armee dann ein solches Bild gebenas würde, daß andere Nationen sich veranlaßt fühlten, sie unbedingt zu ihrem Ideale zu wählen; und dann 2. würde die große politisch-militärische Frage entschieden werden müßen, ob die englischen Insular-Verhältnisse, welche das Militz-System dort unterstützen, ohne Nachtheil in ihrem ganzen Umfange und bei schlechten Linientruppen für eine Continental-Macht des zweiten Ranges anwendbar seyn dürften. Doch abgesehen von diesen interessanten Diskussionen, die wahrscheinlich sehr abweichende Resultate von den angedeutetenat Erwartungen geben würden, müßte es doch wohl die erste Frage sein: ist denn der preußische Staat in der Lage, ein zusammenhängendes Militz-System zu begründen? Und wenn er es nun nicht wäre, wenn die problematische Möglichkeit dazu in dem Schleier einer undurchdringlichen Zukunft läge, würde dann nicht, wenn man die Armee-Ergäntzung einer für den Augenblick unausführbaren englichen MilitzEinrichtung unterordnen wollte, dies gerade so viel seyn, als wenn man ein noch bestehendes Gebäude bei der Hoffnung, es einst besser aufbauen zu können, niederreißen und einige Jahre ohne Schutz und Obdach wohnen wollte? Denn zertrümmert würden die letzten besseren Reste der Armee werden, wenn nach dem unter N. 3 gemachten Vorschlage durchs Los nurau aus den gegenwärtigen Cantonpflichtigen die Armee ergäntzen sollte, da, auf die bisherigen rohen und unbegüterten Claßen beschränkt, die freie Auswahl, welche bisher noch in etwas die Uebel der Composition milderte, in die Hände des Zufalls mit vielem Nachtheil, ohne irgend einen wesentlichen Gewinn, gelegt würde. Die von des Herrn Großkanzlers Excellenz unter N. 4 gemachten Bemerkungen9 sind für uns eine zu ehrenwerthe, mit unserer innigsten Ueberaq ar as at au 8

9

In Konzept A verändert aus „sollten.“ In Konzept A verändert aus „Verfassung“. In Konzept A verändert aus „dieser Armee ein solches Bild aufstellen“. In Konzept A verändert aus „den hier aufgestellten“. Das Wort in Konzept A nachträglich hinzugefügt und unterstrichen. Vgl. die Denkschrift Dohnas vom 14. Februar (a. a. O., fol. 44r–45r; Druck: Lehmann, Wehrpflicht 1810, S. 440) sowie Nr. 153 im vierten Band. Vgl. die Denkschrift Beymes vom 8. März (a. a. O., fol. 46r–47r; Druck: Lehmann, Wehrpflicht 1810, S. 440f.).

Nr. 303

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zeugung übereinstimmende Bestätigung unserer geäußerten Ansichten, als daß wir hiebei noch einer weiteren Ausführung für nöthig halten sollten, und wir bemerken dabei nur noch, daß wir zu den von des Staatsministers Freiherrn v. Altenstein und des Großkanzlers Herrn Beyme Excellenzien gewünschteren festeren Bestimmungen des Art. 1 u. 5 des Entwurfs mit Vergnügen bereit sind. Wenn wir jetzt hier einzeln die uns gemachten Einwendungen zu beantworten versuchten, so wird es uns noch Pflicht, einige allgemeine Ansichten über den gegenwärtigen Zustand unserer Cantonverfassung zu entwikkeln. Daß es durch Europa ein allgemein gefühltes Bedürfniß sey, durch eine bessere Composition der Armeen ihnen einen höheren innerenav Werth zu geben, bedarf hier weiter keiner Auseinandersetzung und nur der Bemerkung, daß noch immer jede Nation, die sich einer allgemein fortschreitenden Verbesserungaw widersetzte, unter den Trümmern ihres Eigensinns begraben ward. Unbegreiflich aber würde es derax staunenden Nachwelt bleiben, wenn die preußische Nation, die früher als jede andere durch ein eigentliches Conscriptionssystem siegreich ward, jetzt dasselbe aus seinen Institutionen verbannen wollte. Der General v. York sagt in seinem letzten Berichte an Sr. Majestät den König über diesen Gegenstand sehr richtigay: „Der aufgestellte Grundsatz, so viel es ohne Nachtheil des Landes geschehen kann, wohlhabende Menschen einzuziehen, wird noch immer nicht gehörig beherzigt; das Canton-Reglementaz giebt jedem, der nicht ganz Vagabond oder Bettler ist, Schutz. Die Organisation der Armee macht es mehr als je nothwendig, die Wohlhabenden nicht vom Soldatenstande auszuschließen. Der arme Knecht, der den Hof seines wohlhabenden, gesunden, starken, sattgemachten Bauernjungen vertheidigen soll, ist ein schlechter Vaterlandsvertheidiger. Die Armee hatte 1740 fast durchgängig Bauer und Bürger-Söhne und stand bei Mollwitz fest, und der üble Feldzug von 44 verursachte nicht sogleich ein Auseinanderlaufen. Der Soldat hatte etwas zu verlieren, harrte aus, schlug sich selbst im Elend und Unglück gut und that bei günstigerer Einleitung Merveille. Das eben Gesagte bestätigt sich aus dem beygefügten amtlichen Bericht des Landraths von Schrötter an die Regierung, woraus hervorgeht, daß die Hälfte der Rekruten schon vor der Einstellung desertirt.“ av aw ax ay az

In Konzept A verändert aus „militairischen“. In Konzept A folgt, nachträglich hinzugefügt: „hartnäckig“. Die folgenden drei Wörter in Konzept A nachträglich hinzugefügt. In Konzept A verändert aus „sehr wahr“. In Konzept A folgt hier eine Anweisung an den Schreiber, von wo bis wo er aus Yorcks Bericht abzuschreiben hatte.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Und an einer anderen Stelle:ba „Die Disciplin-Vergehungen sind ohnerachtet aller Anstrengungen der Commandeurs noch immer sehr häufig, welches ebenfalls Folge der schlechten Composition der Truppen ist. Die Conscription allein kann nur einen besseren Geist bei den Truppen schaffen. Bei der Kavallerie ist die Desertion sehr stark, weil die Pohlen die Pferde gut bezahlen und dies den armseligen Bauernknecht reitzt, durch Verletzung seiner Pflicht einen Vortheil zu gewinnen. Es würden strenge Gesetze nothwendig sein, da die Deserteurs sogar Pferde stehlen, wie es aus dem angefügten Bericht bei dem Kommando des 2ten Leib-Husarenregiments in Graudenz der Fall gewesen ist.“ Solche, nur Wahrheit enthaltende Äußerungen bedürfen keines weiteren Commentars. Der Mißmuth der unteren Classenbb, nur allein dem Soldatenstande verpflichtet zu sein, die Frivolität des Zeitalters, die so vervielfachten Grenzen des preußischen Staats und der dadurch erleichterte Austritt in’s Ausland haben den Geist der Desertion auf eine bisher unbekannte, zu jeder Besorgniß berechtigende Höhe erhoben. In Schlesien begreift die Anzahl der in diesem Jahre Ausgetretenen mehrere Hundert. Es sitzen in diesem Augenblick an 200 für Desertionen bestrafte Soldaten in den Festungen.bc Dem Obristlieutenant v. Klüx sind im vergangenen Jahre von 109 Rekruten, die er zur Vertheidigung von Kosel ausschrieb, sieben Mann gestellt worden. Der Landrath v. Schrötter aus Westpreußen hat der Regierung von Marienwerder angezeigt, daß er der Desertion wegen immer noch einmal soviel Rekruten, als bestellt wären, ausschreiben müße und daß der Transport der Uebrigbleibenden zahlreiche Bedeckungen zum größeren Druck des Landes erfordere, ohne militärische Hülfe nicht zu vollführen sei. In Ostpreussen, wo die Desertion eines Einländers sonst zu den höchst seltenen Fällen gehörte, gehen jetzt 4–5 Mann in dem Laufe eines Monaths von einer Eskadron fort. Der General Stutterheim sowohl als die ostpreußische Regierung haben jeder für sich berichtet, daß trotz der [im Verhältnis]bd zu den Kantons so verminderten Truppenzahl sie nicht die Möglichkeit einsehen, aus den bis jetzt Cantonpflichtigen die Regimenter, der Abneigung der niederen Stände wegen, fortdauernd zu ergänzen, und des Prinzen August Königliche Hoheit haben eben diese Meinung in Hinsicht der sonst eben so ergiebigen Artillerie-Cantons zu äußern geruht. Derartige Angaben, die durch die in Händen habenden Berichte in jedem Augenblick bewiesen und noch erweitert werden können, möchten wohl die

ba

bb bc bd

In Konzept A folgt hier eine weitere Anweisung, von wo bis wo der Schreiber aus Yorcks Bericht abzuschreiben hatte. In Konzept A verändert aus „Stande“. Dieser Satz in Konzept A nachträglich hinzugefügt. Ergänzt nach dem Vorschlag Lehmanns.

Nr. 303

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Überzeugung geben, daß die zweckmäßige Abänderung der bisherigen Canton-Verfassung kein idealer Wunsch, sondern ein dringendes Bedürfnis sey. Auf welchem Wege soll nun aber eine größere Menge von Individuen zur Ergäntzung der Armee herbeigezogen werden, und kann das anders als durch eine allgemeine Conscription geschehen? Wollen wir die Exemtionen des Landmanns aufheben und den Städter begünstigen? Soll der Reichthum oder die Kultur befreyt werden? Sollen die cantonpflichtigen Gegenden stärker noch belastet [werden] und die kantonfreien nach wie vor eximirt bleiben? Will man einzelnen Klassen ihre Exemtionenbe laßen und sie den Bewohnern von Berlin nehmen? Und welche von diesen Modificationen (dies zu erwägen, müßen wir hier dringend bittenbf) wird ein geringeres Mißvergnügen erzeugen als die Einführung der von uns sehr mildebg auf die Lage der Individuen berechneten allgemeinen Conscription?bh Dies ist unsere Ansicht,bi die lebhaften Wünsche, daß diese für alle Verhältniße des Staats und seine Existenz so wichtige und dringende Angelegenheit aus dem höchsten Gesichtspunkt in allen Beziehungen betrachtet werde. Wir dürfen es nicht verschweigen, daß unsrer Ansicht nach es nun entschieden werden soll, ob die bereits durch ein königliches Gesetz bestätigte Conscription zum Nachtheil Königlichen Ansehens ohnausgeführt bleiben, ob die Armee, deren Verfassung nur auf die Conscription berechnet ist, wieder zurücktreten und eine neue Einrichtung bekommen sollbj, ob die Ueberreste von Friedrichs Heeren mit jedem Tage sich verschlechtern, immer tiefer herabsinken, oder ob ihre zweckmäßige Ergäntzung einen Geist in ihnen erzeugen soll, an dem sich die Hoffnung des Vaterlandes, wäre es auch nur für kommende Zeit, anknüpfen darf. Ferner müssen wir noch bemerken, daß durch die neue Canton-Einrichtung entschieden wird, ob durch dies Gesetz selbstbk ein ansehlicher Theil der Nation von den ersten seiner Pflichten bei einer neuen Organisation öffentlich entbunden werden darf; ob der Geist, der unsere Ahnherren aus allen Ständen auf den Schlachtfeldern von Mollwitz und Leuthenbl siegen lehrte, untergehen; ob der Name des Soldaten in den Grenzen des preußischen Staats durch das Heer von Exemtionen eingeengt, synonim mit einer be bf

bg bh

bi

bj bk bl

In Konzept A verändert aus „man dem Adel seine Prärogativen“. In Konzept A: „dieß müssen wir jeden, der darüber entscheiden will, auf’s Gewissen fragen“. Statt „milden“. In Konzept A: „als die Einführung einer allgemeinen Conskription? Wir wenigstens müssen uns nach unserer innigsten Überzeugung von allen Nachtheilen, welche so wohl durch die Beybehaltung der gegenwärtigen Cantonsverfassung oder durch eine einseitige Erweiterung derselben für die Armee und den Staat nothwendig entstehen, hier für die Gegenwart und Nachwelt feyerlichst lossagen.“ Konzept A folgt noch: „es sind nicht die durch Standes Vorurtheile erzeugten einseitigen Forderungen, wohl aber“. In Konzept A beginnt dieser Absatz: „Entschieden soll es nun also werden“. In Konzept A lautet der Satzanfang: „Entschieden soll es werden, ob durch unsere Gesetze“. In Konzept A verändert aus „von Fehrbellin und Mollwitz“.

400

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

drückenden Last bleibenbm und den Auswurf der Nation bezeichnen soll; oder ob die durch namenloses Unglück geläuterte Erfahrung heiligebn Pflichten und Rechte zu der allgemeinen gültigen Achtung erheben wird, ohne die die Existenz eines jeden Staats von einem inneren Krebs bedroht wird. Wie wichtig sind diese Fragen! Und es gibt wohl keine Anordnung, welche die künftige Stellung der Nation, ihren Geist, wesentlicher bestimmt als diese. Verzeihlich wäre daher ein wiederholtes Aufzählen der dringenden Gründe, ein ängstliches Besorgen vor einer verfehlten Entscheidung, wenn wir nicht die beruhigende Ueberzeugung hätten, unsere entwickelten Ansichten jetzt in dem Kreise von Männern niederzulegen, die, auch abgesehen von ihren staatsbürgerlichen Verhältnißen, durch ihre anerkannt patriotischen Gesinnungen zu den gerechtenbo Erwartungen berechtigen undbp die unsere hier mit der Wärme, welche die Wichtigkeit des Gegenstandes jedem einflößen muß, niedergeschriebenen Bemerkungen als einen Beweis des Zutrauens, den wir zu ihren aufgeklärten Ansichten hegen, ansehen werden. Mit Vergnügen werden wir daher Euren Excellenzien nähern Ansichten über diesen Gegenstand entgegensehen, der gewiß nicht vielseitig genugbq erwogen werden kann, da die hier zu fassenden Beschlüsse nicht allein dem strengenbr Urtheil der Gegenwart, sondern auchbs der kommenden Generationen entgegen sehen müßen. Berlin den 5. April 1810. v.Scharnhorst.

v.Hake.

v.Rauch Boyen

304. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna

Berlin, 1. Mai 1810

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Übersendung einer Denkschrift zur Organisation der Festungsarbeiten.

Berlin, den 1. Mai 1810. Es ist schon vielfältig die Rede davon gewesen, ob nicht eine andere Art, die nötigen Festungshandarbeiten und Fuhren zu beschaffen, eingeführt bm bn bo bp

bq br bs

a

Die folgenden sechs Wörter nicht in Konzept A. Das Wort in Konzept A nachträglich hinzugefügt, ebenso in der Folge „gültigen“. In Konzept A verändert aus „frohen“. In Konzept A folgt: „wir werden daher mit Vergnügen EE. Bestimmungen zu einer weitern Conferenz über diesen Gegenstand entgegen sehen, der gewiß nicht vielseitig genug erwogen werden kann“. Statt „genung“, korrigiert nach Konzept A. Das Wort in Konzept A nachträglich hinzugefügt. In Konzept A folgt noch: „dem Fluch oder Dank“. Oestreichs Vorlage, die eigenhändig unterschriebene Reinschrift, befand sich damals in GStA PK, I. HA Rep. 77 Tit. 330a Nr. 11.

401

Nr. 305

werden könnte. Gewiss ist, wie Euer Excellenz mit mir einverstanden sein werden, dass Arbeiter, welche auf dem Fuss der Frondienste gestellt werden oder überhaupt welche gezwungen für einen den gewöhnlichen Taglohn nicht erreichenden Lohn arbeiten müssen, dem Staate auf eine oder die andere Art mehr kosten als sie ihm durch ihre Arbeit verdienen. Der IngenieurCapitain Markof1, welcher über diesen Gegenstand das inliegende Memoir überreicht, ist sogar der Meinung, dass die zu dem Festungsbau gelieferten Arbeiter nicht einmal die 4 gg., welche der Staat ihnen vergütigt, verdienen. Ich lasse das sowie die Richtigkeit der übrigen Angaben dahin gestellt sein und glaube nur, dass die Sache an sich allerdings Berücksichtigung verdiene. Deswegen beehre ich mich, Euer Excellenz die deshalb gemachte Eingabe des Hauptmanns v. Markhof zu übersenden, und stelle anheim, ob jetzt in der Sache etwas zu tun sein wird. Ich verkenne keinesweges die Schwierigkeiten, die dabei obwalten, und will meinerseits nur die Bereitwilligkeit der Militärbehörden zu erkennen geben, zu einer Veränderung in der Sache die Hand zu bieten, während die Einleitung und Ausführung derselben, da es auf die Erleichterung einer Last für das Land ankommt, dem Königlichen hochlöblichen Ministerio des Innern zusteht. v. Scharnhorst 305. Scharnhorst an Boguslawski

Berlin, 1. Mai 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Ernennung zum Präses der Kommission zur Einrichtung der Allgemeinen Kriegsschule.

Berlin, 1. Mai 1810 Zur Übernahme des Akademiegebäudes mit Büchern, Karten, Modellen und denjenigen andern Gegenständen, welche der allgemeinen Militärakademie künftig als Eigentum zufallen sollen, ferner zur Einrichtung des Lokales, Anschaffung der nötigen Utensilien und übrigen Vorbereitungen, welche bis zur Eröffnung der Akademie getroffen werden müssen, wird die Ernennung einer Kommission notwendig. Ich wünschte, daß Euer Hochwohlgeboren sich als Präses dieser Kommission dem Geschäft gefälligst unterziehen möchten; und indem ich Sie ergebenst darum ersuche, benachrich-

1

Marckhoffs Denkschrift (Berlin, 27. April 1810, Abschrift in GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 330a Nr. 11 Bd. 1 fol. 5r–7v) forderte eine freie Ausschreibung der Arbeiten.

a

Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 13.B Kriegsakademie Mil.Dir. Nr. 2, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

tige ich Sie zugleich, daß ich den Hauptmann v. Borcke1, den Professor Stützer und Kriegesrat Mann ersuchen werde, als Mitglieder der Kommission sich demselben Auftrage zu unterziehen. Sie sind sämtlich bei der Ecole-Militaire angestellt gewesen und folglich mit den Verhältnissen dieser Anstalt genau bekannt. Ferner gehen mit dem Monat Mai die Etats zuende und es wird nötig sein, für die Hausoffizianten etc. ein interimistisches Gehalt zu bestimmen, wornach sie bis zur Einführung des neuen Etats bezahlt werden können. Ich will hierbei noch nachrichtlich bemerken, daß den Lehrern nach einem dem Oberst v. Lingelsheim zugestellten Verzeichnisse die rückständigen Gehalte in Summa mit 6916 Rtlr. gezahlt werden; ferner, daß der Prediger Scheffler2, Kriegesrat Mann, Regimentschirurgus Velzke3, Lehrer Hartung4, der Zeichenmeister Krüger5, der Tanzmeister Lauchery6, der Fechtmeister Felmy7 zu dem Kadettekorps übertreten. Euer Hochwohlgeboren ersuche ich, mit den übrigen Herren wegen Ihrer Zusammenkünfte gefällige Abrede zu nehmen und mich zur Zeit über den im Eingang genannten Gegenstand mit Ihren Ideen bekannt zu machen. Scharnhorst. 1

2 3

4

5 6

7

Karl August Ferdinand von Borcke (1776–1830) war 1790 beim Regiment Raumer (No. 36) eingetreten und 1802 als Gouverneur zur Académie militaire versetzt worden, deren Direktion er 1809 zur Abwicklung übernahm. Das ehemalige Mitglied der Militärischen Gesellschaft wurde noch 1810 als Major zum Pommerschen Infanterieregiment versetzt. 1812 wurde er bei Dahlenkirchen mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet, 1813 bei Lüneburg zum allerersten Träger des Eisernen Kreuzes. 1815 befehligte Borcke eine Brigade des III. Armeekorps, 1830 starb er, inzwischen Generalleutnant, bei einem Jagdunfall. Der auch beim Kadettenkorps tätige Scheffer wurde 1811 pensioniert und starb 1812. Johann Jakob Völzcke (1764–1836) hatte von 1784 bis 1793 als Kompaniechirurg beim Infanterieregiment Billerbeck (No. 17) gedient und sich u. a. an der Charité weitergebildet. Er begleitete Görcke auf dem Rheinfeldzug und wurde für die Betreuung von Kriegsgefangenen von Hardenberg belobigt. Nach der Beförderung zum Oberstabschirurgen 1801 unternahm er eine Studienreise nach Dänemark, Großbritannien und Frankreich. Ende 1803 wurde er zum Regimentschirurgen des Kadettenkorps und im Oktober 1805 zum vierten Generalchirurgen der Armee ernannt. Frisch promoviert nahm er am Feldzug von 1806/07 teil und betreute danach auch die Brandenburgische und Pommersche Brigade. Während der Befreiungskriege u. a. mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, erhielt Völzcke im September 1815 zu Versailles seinen Abschied. Albrecht Hartung (1774–1829) hatte an mehreren von seinem Bruder August geleiteten Schulen gearbeitet, ehe er 1798 an die Berliner Domschule berufen wurde. Seit 1800 unterrichtete er Geschichte und Deutsch an der Académie militaire, von 1810 bis 1818 wirkte er auch als Lehrer des Prinzen Karl von Preußen. Er verfaßte mehrere mathematische Lehrbücher. Krüger war bereits 1798 zum Professor beim Kadettenkorps ernannt worden; er starb 1826. Albert Lauchery war 1788 als Volontär-Zögling zur königlichen Tanzschule gegangen, wurde 1796 als Mitglied engagiert und übernahm 1815 ihre Leitung. Von 1803 bis 1826 arbeitete er als Solotänzer, er starb 1853. J. A. F. Felmy (1753–1832) hatte als Fechtmeister und Voltigierlehrer an der Académie militaire unterrichtet, beim Kadettenkorps wurde er zum Oberfechtmeister ernannt.

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Nr. 306

306. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 3. [Mai] 1810

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg Nr. H 3½ Bd. III fol. 3r–v (2 S.): Eigenhändig. Bevorstehendes Treffen.

Eben, ½ 2 Uhr Mittags, komme ich vom Vortrage zurük und finde Ew. Excellenz verehrtes Schreibena; Major v. Boyn, der jetzt bei Sr. Majestät den täglichen Vortrag in Potsdam hat, hat diesen Nachmittag noch eine Menge Geschäfte abzuthun. Diese Umstände berauben mich des Glüks, noch heute Ew. Excellenz meinen Respect in Lichtenberg bezeugen zu können. So bald wie ich hore, daß Ew. Excellenz von Tempelberg zurück sind, werde ich gleich bei Ihnen in Lichtenberg seyn, höchst wahrscheinlich ist gegen diese Zeit eine Depeche von Paris da, wo man jetzt (wegen der spanischen Angelegenheiten) sich sehr wohlwollend stellt. Ich setze voraus, daß Ew. Excellenz die letzte Pariser Depeche bereits haben werden. Mit der innigsten Verehrung Ew. Excellenzb Berlin den 3. April1 10

gehorsamster Dien[e]r v. Scharnhorst.

307. Kriegsministerium an Altenstein und Alexander Graf zu Dohna Berlin, 4. Mai 1810 GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 330a Nr. 2 Bd. 1 (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Zulage für den Stadtkommandanten von Berlin.

Mit Beziehung auf das Schreiben des Militär-Oeconomie-Departements an des Königlichen Geheimen Staats und des Innern Minister Herrn Grafen v.Dohna Excellenz vom 2t Febr c.1 betreffend die dem hiesigen Commandanten, Obersten v. Brauchitsch mittelst allerhöchster Cabinets-Ordre vom 20n Januar d. J. zu Bestreitung der vorkommenden außerordentlichen Ausgaben aus den Gouvernements-Emolumenten bewilligten Zulage von 500 rh. jährlich beehren wir uns, Ew. Excellenzien ganz ergebenst zu benachrichtigen, daß dem Obersten v. Brauchitsch in der Hinsicht, daß bis jezt noch nicht regulirt ist, auf welche Weise die bisherigen Commandanten-Emolua

b 1

1

Dazu ein Randvermerk Hardenbergs: „Worin ich ihn blos nach Lichtenberg zum Essen eingeladen hatte.“ Das Folgende mit Respektabstand. Tatsächlich ist der Mai gemeint. Archiviert im selben Faszikel, unterschrieben von Lottum.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

mente künftighin erhoben werden sollen, und er die ihm darauf angewiesenen 500 rh. jährlich nicht bis zur geschehenen Regulirung entbehren kann, der Betrag dieser Zulage auf die 4 Monate vom 1n Febr. bis ultimo May c. mit 166 rh. 16 gl. vorschußweise aus der General-Krieges-Caße gezahlt werden wird, auch daß oben bemeldete Caße dato angewieen worden ist, ihm, da die sonst aus der aufgehobenen Gouvernements-Bau Casse dem Commandanten unentgeltlich überlieferten Schreib-Materialien und gedruckte Sachen jetzt nicht mehr daraus bezahlt werden können, zu diesem Behufe 250 rh. jährlich vom 1n Febr. c. ab als ein Fixum zu zahlen. Berlin den 4n May 1810. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges und Militär-Oeconomie-Departement. v.Scharnhorst.

v. Hake

An des Königlichen Geheimen Staats und Finanz Ministers Herrn Freiherrn von Altenstein, Excellenz und des Königlichen Geheimen Staats und des Innern Ministers Herrn Grafen von Dohna, Excellenz 308. Scharnhorst an Tauentzien

[Berlin, 4. Mai 1810a]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 43 fol. 11r–13v (4¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand, eigenhändig verändert und ergänzt. Druck: Lehmann, Denkschriften, S. 63 (Zitatb). Tauentziens Kritik an der neuen Beförderungspraxis. c

Ew. Excellenz beschw[e]rt[e]n sich üb[e]r die Art des Avancements und erklärten es für ein System der Begünstigu[n]g. Ich wied[e]rl[e]gte dies1; diese Wid[e]rlegu[n]gd hat nun entwed[e]r Ew. Excell[e]nz genügt oder nicht.e Dies ist der Punkt, auf den alles in uns[e]r Correspondenz ankömmt. Ew.

a

b c d e

1

Tauentziens Antwort (Berlin, 7. Mai 1810, ebda., fol. 4r–v) beginnt: „Auf Ew. Hochwohlgebohren Schreiben vom 4t c. habe ich die Ehre zu erwiedern“. Nur der letzte Satz. Der Text beginnt eigenhändig auf einem Zusatzblatt, fol. 11r. Folgt getrichen: „richtig“. Folgt gestrichen: „Die Antwort hofte ich vergebens in der Antwort Ew. Excellenz zu finden.“ Vgl. Nr. 369–371.

Nr. 308

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Excellenzf äuser[n] sich aber hierüber in Ihren g[e]ehrt[e]n Schreiben2 nicht so bestimmt, wie ich es hoffen durfte; ich weiß dah[e]r nichts mehr hinzuzufügen, als daß [ich] nicht darnach gestrebt haben würde, auf Ihre Meinu[n]g einen Einfluß zu haben, wen[n] Dieselb[e]n [m]ich nicht durch Ihr geehrtes Schreib[e]n von 11tn Merz dazu gezwu[n]g[e]n hätten.g Dasselbe war, wie ich voraussetzen mußte, u. wie Ew. Exellenz in dem geehrten Schreiben vom 12t. diesesh selbst sagen, an mich als Chef des Allg. Kr. D. gerichtet3 u. also offiziel, und so war denn auch der von mir Hochdenselben als Antwort übermachte Aufsatz. Wenn nun aber in Euer Exellenz letztem geneigten Schreiben unmittelbar auf jene Erklerung ein ironishes Lob folgt, von welchem man nicht recht weiß, ob es die Armee-Verfassung oder meine Vertheidigung derselben treffen soll,4 so muß ich glauben, daß Hochdieselben überhaupt die Absicht gehabt haben, mich als Chef des Allg. Kr. D. privatim zurecht zu weisen, mich über meine Pflichten zu belehren. Ich muß aber Euer Exellenz bekennen, daß ich bei der Verschiedenheit unserer An-

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g

h 2 3

4

Folgt gestrichen: „umgehen ihn, in dem Sie“. Das Folgende verändert aus „und ich lasse daher übrigens Dieselben g[e]rn hierin denken, was Ihnen [verändert aus „Denenselben“] beliebet und ich würde nicht danach gestrebt haben“. Folgt gestrichen: „Daß ich Ew. Excellenz Verdienste achte u. shätze, habe ich in meinen Sc“. Danach der Rest dieser Seite (fol. 11r) und die ganze Rückseite (fol. 11v) unbeschrieben gelassen. Mit der anschließenden Seite, fol. 12r, beginnt das eigenhändig redigierte Konzept von Clausewitz’ Hand. Zunächst folgt gestrichen: „Von Euer Exellenz Verdiensten bin ich immer überzeugt gewesen, ich habe dies Geständniß Ihnen offen dargelegt, keine Schmeichelei, keine andere Absicht als die der wahren Hochachtung bestimmten mich hierzu. Aber dennoch [die Passage nach „überzeugt gewesen“ eigenhändig verändert aus „indeßen ist es mir sehr angenehm, daß Ew. Exellenz durch das geneigte Schreiben vom 12tn d. M. mich näher damit bekannt gemacht haben. Nur“] bitte ich Euer Exellenz ergebenst zu erlauben, daß ich von den Verdiensten der andern außer der Anciennetäts-Tour avanzirten Männer auch [folgt gestrichen hinzugefügt: „größtentheil“] eine vortheilhafte Meinung hege, und dieß ist der eigentlich in Rede stehende Punkt. Euer Exellenz überlasse ich gern darin zu denken, wie es Hochdenselben beliebt, und ich würde nie danach gestrebt haben, auf Euer Exellenz Meinung einen Einfluß zu haben, wenn Hochdieselben mich nicht durch das geehrte Schreiben vom [freigelassene Lücke] dazu gezwungen hätten.“ Eigenhändig hinzugefügt; gemeint ist aber der April. Berlin, 12. April 1810, ebda., fol. 10r–v. In dem in Anm. 2 erwähnten Schreiben heißt es: „Es war Zufall, daß ich mich über diesen Gegenstand äußerte; sonst hätte ich ihn, gleich vielen andern, mit Stillschweigen übergangen und geschahe es gegen Hochdieselben, so war es zufolge des Postens, welchen Sie bekleiden.“ Tauentzien hatte geschrieben: „Da in dem Aufsatz sich so vieles über die jetzige Verfaßung der Armée findet, was mir gänzlich unbekannt ist oder was ich nie gehört habe, so enthalte ich mich jeder Beantwortung und muß nur hinzufügen, daß, so wie [Voltaires] Candide in meinen jüngeren Jahren mich überzeugte, daß diese die beste der Welten sey, Ew. Hochwohlgebohren Aufsatz in meinen ältern mir den Wahn benimmt, daß die neue preußische Organisation nicht die vorzüglichste der Arméen wäre.“

406

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

sichten ganz darauf Verzicht thuei, Euer Exellenz Beifallj zu erwerben, u. also bitten muß, mir privatim nur über Privatgegenstände u. über offizielle Sachen nur offiziel zu schreiben. Offiziel werde ich mit Vergnügen die Vertheidigung unser Veränderung in Militär, wenn sie deren bedürfte, übernehmenk, privatim werde ich mich nie darauf einlassenl. Meine Ehre, d. h. lediglich mein Ruf als rechtschaffener Mann, ist das einzige meines öffentlichen Lebens, was ich privatim vertreten werde,m sobald mir hierzu jemand auf das entfernteste Veranlassung geben sollte.n 309. Aktennotiz

[Berlin], 4. Mai 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 238 fol. 112r (¼ S.): Regest, Clausewitz’ Hand.a Bevorstehendes Gespräch zur Entfestigung Breslaus.

Der Herr Oberstleutnant von Rauch mögte diese Sache1 in den nächsten Vortrag beim Herrn General mitbringen, der Herr General wollte sie gemeinschaftlich mit demselben überlegen u. wünscht, daß die Sache bald abgemacht würde.2 Clausewitz Den 4ten May 1810 i j k

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1

2

Eigenhändig verändert aus „gethan habe“. Eigenhändig verändert aus „Beifall“ zu „Nachsicht“, dann wieder zu „Beifall“. Eigenhändig verändert aus „Vertheidigung dessen übernehmen, was wir von unserer Armeeverfassung als geringer Antheil zu [heben durften?]“. Folgt gestrichen: „anderen den Glauben an meine geringen Einsichten aufzudrängen.“ Das Folgende eigenhändig verändert aus „und ich muß erwarten, auf welchem der beiden Wege Euer Exellenz mir Ihre Zweifel daran, im Fall Sie dergleichen haben sollten, deutlich zu erkennen geben wollen.“ Folgt gestrichen eigenhändig: „Ew. Excellenz sagen mir, daß Sie kein unv[e]rdient[e]s Avancement genoßen; ich habe keine Veranlassu[n]g zu dieser Erkläru[n]g gegeben, ich bin deren Ueb[e]rzeugu[n]g und habe diese mit derjenigen Achtu[n]g Ihnen dargelegt, die ich wahren Verdienst[e]n mich schuldig fühle; dage[ge]n wer[d]en mir ab[e]r Ew. Excellenz erlauben, daß ich von den[en] obiger extra ordiner avancirten auch eine vortheilhafte Meinung hege, wie dies der hier in Rede steh[e]nde Punkt ist.“ Auf der ersten Seite eines Schreibens des Ministers Graf Dohna an Scharnhorst (Berlin, 29. April 1810, fol. 112r–115r). Das in Anm. a. erwähnte Schreiben betraf die Arbeiten an den Befestigungsanlagen in Breslau, insbesondere um den steinernen Damm (genannt der „Bär“), welcher den westlichen Teil des Festungsgrabens von Oder und Ohle trennte. Die Eingabe einer Deputation Breslauer Fabrikbesitzer, die ihre Existenz durch die geplante Überlassung des Areals am Ohlauer Hof an den Tuchfabrikanten Jaeckel gefährdet sahen, (Berlin, 19. Mai 1810, Präsentationsvermerk vom 24. Mai, ebda., fol. 116r–117r) wurde Rauch gemäß Graf Friedrich Dohnas Vermerk „brivi manu zugestellt.“

Nr. 310

310. Allgemeines Kriegsdepartement an Beyme

407 Berlin, 5. Mai 1810

GStA PK, I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46898 fol. 276r–v (1½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Kriminalgerichtsbarkeit der Militärbehörden.

Mit Ewr. Exzellenz uns in dem gefälligen Schreiben vom 26. v.M. mitgetheilten Meinung in Betref des künftigen Wirkungskreises der Criminal-Gerichtsbarkeit der Militairbehörden sind wir ganz vollkommen dahin einverstanden, daß ad 1. alle bei der Armee oder deren Abteilungen angestellte Officiere, Unterofficiere und Soldaten der Militär-Criminal-Gerichtsbarkeit unterworfen bleiben müßen. In Absicht der beurlaubten Soldaten beziehen wir uns auf unsere über diesen Gegenstand bereits unterm 21. v.M. geäußerte Meinung.1 ad 2. So wie die Stallmeister, Bereiter, Fahnenschmiede, Hoboisten und Zimmerleute wird es auch zweckmäßig seyn, die Büchsenmacher und Büchsenschäfter ebenfals unter der Militair Criminal Gerichtsbarkeit zu belassen, weil diese Arbeiter den Regimentern ganz eigen zugehören, für die sie ausschließlich immer beschäftigt sind und ihnen auch bei Garnison-Veränderungen folgen. Sattler und Riemer dagegen werden nur insoweit unter der Militair-Criminal-Gerichtsbarkeit stehen, als sie nicht in der Garnisonstadt angesessene Bürger sind und ihre Arbeiten für das Militair nicht als Nebensache verrichten. ad 3. Alle bei den Militair Instituten angesetzten Personen, welche den Officier-Character haben, stehen unter der Militair Criminal Gerichtsbarkeit; dagegen die übrigen Mitglieder und Subalternen der Militair Institute, als des Kadettenhauses, Generalauditoriats, der Krieges-Canzelei, der Garnisonschulen und Lazarethe, in allen Criminalsachen unter den Civil-Criminal-Behörden. ad 4. In Betref der auf halben Sold oder in Pension stehenden Officiere und anderer Militair Personen beziehen wir uns auf das, was wir hierüber bereits früher bemerkt haben. ad 5. Alle der Armee im Kriege folgenden Personen, selbst Weiber und Marquetender, welche sich im Gefolge der Armee befinden, stehen unter der Militair-Criminal-Gerichtsbarkeit, so wie es auch rathsam zu seyn scheint, die acktiven General- und Regiments-Chirurgen darunter zu belassen, da diese jetzt einen bestimmten Officier-Rang haben. Ein Gleiches halten wir in Betref der Bataillons- und Compagnie-Chirurgen so wie der wirklich im Dienste stehenden Auditeure, Regimentsquartiermeister, welche nicht Officiere sind, und der Feldprediger für

1

Vgl. Nr. 288.

408

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

rathsam, weil sie stets mit dem Militair in ganz genauer Berührung stehen und demselben überall folgen müssen. ad 6. Festungs, Gouvernements, Proviant und Magazinofficianten bleiben auch in Criminalsachen unter dem Gouvernements-Gericht. Berlin den 5ten Mai 1810. Allgemeines Krieges-Departement Scharnhorst Boyen Des Königlichen Gros Kanzlers Herrn Beyme Excellenz.2 311. Zirkular

Berlin, 5. Mai 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 15 A Nr. 5 fol. 99r–v (2 S.): Reinschrift, Schreiberhanda, eigenhändig unterschrieben. Abschrift, Schreiberhand: ebda., Rep. 12 Nr. 305 fol. 23r–v (½ S.).b Bestimmungen zum Scheibenschießen der Truppen.

Des Königs Majestät haben unterm 3t d. zu befehlen geruhet, wie es mit dem veränderten Scheibenschießen bei den Truppen gehalten werden soll. Wir ermangeln nicht Euer Excellenz die deshalb erlassene Cabinetsorder nebst der dazu gehörigen Instruction und Schußtabelle in der Anlagec zur Bekanntmachung an die unter Dero Gouvernementsbefehl stehenden Garnison Compagniend ergebenst zu kommuni[ci]ren, wobei wir uns die Ehre geben, Denenselben noch zu eröffnen, daß die mit dem Scheibenschießen nach der Instruction verbundenen Kosten durch die Krieges Commissarien von den Regimentern und Bataillons besonders liquidirt werden sollen. Die Compagniene müssen aber alle Anstalten treffen, die verschossenen Kugeln durch aufgeworfene Erdwälle aufzufangen, um selbige sodann aufsuchen und auf2

Vgl. die Antwort Beymes (Berlin 12. September 1810) a. a. O., fol. 277r–278r.

a

Unten auf der zweiten Seite signiert: „St.“ Im Parolebuch des Neumärkische Dragonerregiments; ebda. fol. 23r das Begleitschreiben des Generalmajors von Heister (Freystadt, 14. Mai 1810). Dazu am Rande drei schräge Striche, die auf eine Abschrift der Kabinettsorder vom 3. Mai an das Allgemeine Kriegsdepartement (fol. 100r) und die anschließenden zwei Dokumente verweisen. Im Parolebuch heißt es „in den Anlagen“, die Abschriften der Dokumente folgen dort auf fol. 23v–24v. In der Abschrift: „an die unter Dero Brigade stehenden Truppen“. In der Abschrift folgt: „und Esquadrons“.

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409

Nr. 312

bewahren zu lassen, so wie die dritte Division des algemeinen Krieges Departements von der Summe des wiedergefundenen Bleies zu benachrichtigen. Hölzerne Kästen können aber zu diesem Kugelfange nicht gut gethan werden.f Die Garnison Compagnien schießen eben so wie die übrige Infanterie nach der Scheibe und erhalten dazu auf jeden Mann 25 scharfe Patronen. Die dritte Division des Algemeinen Krieges Departements ist bereits angewiesen, ihnen diese verabreichen und selbige auch mit krummgekolbten Gewehren, insofern sie solche noch nicht haben, versehen zu lassen, damit die Leute richtig schießen können.1 Exerzirpatronen erhalten diese Compagnien aber nicht, da sie aus lauter bereits gedienten Leuten bestehen. Wir ersuchen Ew. Excellenz dem zu Folge, die Truppen mit Dero Befehlen hienach geneigtest versehen zu wollen.g Berlin den 5t Mai 1810. Königliches Preußisches Allgemeines Kriegesdepartement Scharnhorst

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An des Königlichen Generals der Cavallerie p. Herrn von Blücher Excellenz in Stargardi 312. Instruktion

Berlin, 2. Mai 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 15 A Nr. 5 fol. 101r–103r (5 S.): Abschrift, Schreiberhand. Weitere Abschriften, Schreiberhand: ebda., Rep. 4 Nr. 40 fol. 362r–363r (2 S.) und Rep. 12 Nr. 305 fol. 23r–24v (1½ S.). Druck: Klippel III, S. 541 (Auszug). f g

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i 1

Der anschließende Rest des Absatzes fehlt in der Abschrift. In der Abschrift: „Wir ersuchen Ew. Hochwohlgeboren, hiernach die unter Dero Befehlen stehenden Truppen gefälligst instruiren“. Auf dem Schreiben von einem Mitarbeiter Blüchers vermerkt: „Den Garnison Compagnien bekannt zu machen und die Anlagen in Abschrift mitzutheilen“ (13. Mai) und „Die Instruction u. Schußtabelle in Abschrift für die Commandantur in Colberg.“ In der Abschrift: „An den Königl. General Major Herren v.Kleist Hochwohlgeboren“. Ein von Neander, Schmidt und Leithold unterschriebenes Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 14. [April] 1810, Präsentationsvermerk vom 20. April) in GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst fol. 49r, meldet, man habe der Artillerie auf Antrag des Prinzen August zehn Schuß pro Mann für das Scheibenschießen bewilligt. Clausewitz vermerkte darauf: „Der General wäre mit der Bestimung einverstanden.“

410

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Instruction zum Scheibenschießen. Die meisten Regimenter haben ihr Scheibenschießen sehr kurz abgehalten. Das ist eine Anzeige, daß die Leute dabei nicht ordentlich informirt sind. Es soll daher nach denen hier weiter unten angegebenen Vorschriften das Scheibenschießen in der Folge geschehen und es soll diese Uebung ein Hauptgegenstand der Sommerübung werden. a Auf 50 und 100 Schritt wird eine Scheibe 6 Fuß hoch und 4 Fuß breit gebraucht, 200 und 300 Schritt werden 2 der obigen Scheiben neben ein ander gestellt, dann ist die ganze Scheibe also 6 Fuß hoch und 8 Fuß breit; jeder Compagnie wird jährlich 1½ Scheibe gut gethan, sie lassen ihre Scheiben durch ihre Zimmerleute machen. Da man, ohne auf das gute Schießen einen Werth zu legen, nicht weit in der Vollkommenheit des Schießens kommen mögte, so sollen Prämien ausgeteilt werden, um die beßten Schützen auf mehr als eine Art auszuzeichnen. Der beste Schütze der Compagnie bekömmt 2 Thaler, der zweite 1½ Thaler und der dritte ½ Thaler Prämien. Nachdem das Scheibenschießen der Compagnie geendet, wird die Scheibe nach des Compagnie Chefs Quartier mit Musik gebracht und hier die Prämie ausgezahlt. Die drei beßten Schützen gehen vor der Scheibe mit einem Busch von Eichenlaub auf dem Czakot; in einem Zwischenraum von 4 bis 5 Schritt folgen die 6 Mann, die nächst den drei genannten am beßten geschossen haben; hinter der Scheibe die Hautboisten und dann folgt die übrige Compagnie. Von den Schüssen der Compagnie wird eine Tabelle formirt worinn angegeben, wie viel Schuß geschehen, und wieviel davon auf jede Distance getroffen. Der Brigade General formirt aus den verschiedenen Tabellen eine von der ganzen Brigade nach der in der Beilageb gegebenen Bestimmung und schickt diese Sr Majestät ein.c

a b

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Der „Beilage 2: Ueber das Scheibenschießen“ betitelte Auszug bei Klippel beginnt hier. Dazu am Rande ein schräger Strich. Das Schema a. a. O., fol. 104r, bzw. im Parolebuch des Neumärkischen Dragonerregiments, fol. 24v, enthält Spalten für „Namen der Compagnie“, „Anzahl der Mannschaften, die geschossen haben“, „Anzahl der Schüsse“ (unterteilt in „pro Mann“ und „in Summa“), „die Scheibe ist getroffen“ (unterteilt in „auf 30 Schritt à 4 Schuß pr. Mann“, „auf 100 Schritt à 5 Schuß pr. Mann“, „auf 200 Schritt à 8 Schuß pr. Mann“ und „auf 300 Schritt à 8 Schuß pr. Mann“), „Summa der Fehlschüsse“ und „Bemerkung“. In der letzten war zu notieren: „1) Mit was für Gewehren geschossen ist“, „2) Ob die Gewehre an den Fehlschüssen Schuld sind“, „3) Welche andre Hindernisse dem Treffen entgegen gewesen sind“ und „4) Ob sich die Leute seit dem letzten Scharfschießen gebessert haben?“ Darunter folgt noch die „Anmerkung: Bei der von dem Herren Brigade Generalen [sic!] an Seine Majestät den Könige einzureichenden Schußtabelle würden statt der einzelnen Compagnien nur die einzelnen Bataillone aufzuführen sein.“ Der Auszug bei Klippel endet hier, es heißt dort zuletzt: „nach der Beilage Nro. 3 und schickt diese Seiner Majestät.“

Nr. 312

411

Wenn nach der Scheibe geschossen werden wird, muß nur ein kleiner Theil der Compagnie, etwa 10 Mann, hinausgehen und dabei müssen die jungen Offiziere und Unteroffiziere nebst einem im Schießen wohl eingeübten Unteroffizier zugegen sein, welcher den Offizier, der den Unterricht ertheilt, darinn unterstützen kann. So wie die Leute bei der Scheibe ankommen, so werden zuförderst die Gewehre einzeln nachgesehn, ob sie frei vom Rost sind, ob sie einen guten Mechanismus haben, ob der Stein gut eingesetzt ist. Alle 10 Mann [um]stehen nun den Unteroffizier, der diese Untersuchung bei allen Gewehren eines nach dem andern macht. Hierauf läßt der Unteroffizier einen Soldaten das Gewehr laden und siehet dabei darauf, daß er das Pulver vollkommen aus der Patrone ausschüttet, daß er den Schuß angemessen ansetzt; bleibt Pulver in der Patrone, so wird der Schuß geschwächt, wird zu stark angesetzt, wird die Kugel platt gestoßen, das Gewehr stößt auch wohl zu Zeiten daran; wird zu wenig angesetzt, so wird der S[ch]uß schwächer, die Kugel kann sich sogar auf dem Marsch verschieben und es fällt nicht Pulver genug in die Pfanne. Alle diese und andere hierbei vorkommende Umstände muß man dem Soldaten sagen. Nunmehr läßt man den Soldaten einen Schuß auf 50 Schritt nach der Scheibe thun und wiederholt dieses mit noch einem Schusse, wobei immer bei der Ladung alle Fehler korrgirt werden weswegen sie auch langsam geshiehet. Das Abwischen der Pfanne muß hierbei von Zeit zu Zeit nicht vergessen werden. Versagt das Gewehr, so muß der Fehler am Schluß von dem Unter Offizier sorgfältig aufgesucht werden und allen Leuten gezeigt, vorzüglich wenn er an dem Aufsetzen des Steines oder den gesammten Mechanismus des Schusses durch zu starkes Anziehn einer Schraube oder Mangel des Einschmierens, kurz durch solche Fehler entstehetd, die der Soldat selbst gemacht oder abhelfen kann. Bei dem Anschlagen zeigt der Unteroffizier dem Soldaten die Vorteile einer guten Stellung, des Andrückens an die Schulter und Backe usw., dabei beobachtet er, ob der Soldat ins Feuer beim Abfeuern sieht und nicht den Kopf zurük ziehet; ist dieses der Fall, so corrigirt und belehrt er ihn. Nunmehr gehen alle nach der Scheibe und sehen wie getroffen worden, ist die Scheibe mit allen beiden Schüssen getroffen, so wird sich aus den Schüssen ergeben, ob sie zu niedrig oder zu hoch, zu weit rechts oder zu weit links gefallen sind. Hiernach wird er sich bei den beiden nächsten Schüssen richten. Sollte er mit beiden die Scheibe nicht getroffen haben, so hat er gar keine Idee vom Zielen, alsdann muß man ein Gewehr in zwei Gabeln legen, auf die Scheibe richten und ihn nun zielen lassen und sagen, daß er hinten und vorn über das Gewehr sehen und daß diese Puncte und das Ziel in einer Weisung

d

Statt „entstehen“.

412

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

sein müssen; hierauf muß man das Gewehr in der Gabel verrücken und ihn fragen, wohin es gerichtet sei, und nachsehen, ob seine Aussage richtig ist. Durch diese Uebung wird man mit der Zeit ihm eine Idée vom Richten beibringen. Bei allen diesen Anweisungen stehen immer die 10 Mann dabei und lernen dabei einen jed[e]n Fehler ihr[es] Kameraden oder des Gewehres desselben kennen, sie werden also durch die Ereignisse, welche bei 10 Mann und 10 Gewehren vorkommen, belehrt. Bei einem solche Unterrichte, der nun nach und nach auf 100, 200 und 300 Schritt ebenso versehen wird, können täglich nicht mehr als höchstens 20 Schuß geschehen. Es wird also diese Uebung, da doch die Compagnie nicht alle Tage nach der Scheibe schießen kann, eine geraume Zeit dauern, und dies ist sehr wichtig für die Unteroffiziere und jungen Offiziere, welche täglich dabei sein müssen, wenn kein anderer Felddienst geübt wird. Das Scheibenschießen soll von anderm Unterricht im Felddienst nicht abhalten, denn es kann nicht schaden, wenn die Compagnie dazu schwächer ausrückt. Uebrigens muß der Compagnie Chef in seiner Gegenwart oft durch junge Offiziere und Unteroffiziere einen Rekruten eine solche Anweisung im Schießen geben lassen, als oben der Unteroffizier erteilt; fehlt es ihnen hierinn an Geschicklichkeit und Uebung, so müssen ihnen Verweise gegeben werden. Bei dem Unterricht auf 100, 200 und 300 Schritt kommt es darauf an, ob niedriger oder höher gezielt wird u. s. w. Hier kommen eine Menge Observationen vor, die man in dieser Anweisung übergehet, die aber von selbst sich ergeben, wenn man so auf diese Distanzen den Unterricht ertheilt wie auf 50 Schritt. Auf 50 Schritt geschehen von dem Soldaten 4 Schuß ––– 100 - 5 - - ––– 200 - 8 - - ––– 300 - 8 - - Auf 200 und 300 Schuß werden 2 Scheiben, jede zu 4 Fuß breit und 6 Fuß hoch, gesetzt. Die Versuche auf 300 Schuß werden überzeugen, wie gering die Wirkung auf große Distancen ist. Diejenigen Schüße, welche durch kranke, beurlaubte und manquirende Leute bei dem Regimente gespart werden, fallen dem Füsilier Bataillon zu, welches in dem Zielschießen vorzüglich geübt sein muss. Berlin d. 2t May 1810.

Nr. 313

313. Scharnhorst an Stützer

413 [Berlin], 6. Mai 1810

Nach der Edition bei Janson, Sp. 3579f. Weiterer Druck: Nach Janson Linnebach, S. 390f. Zurückweisung des Anspruchs Borckes auf das Direktorat der Allgemeinen Kriegsschule.

Borke ist ein edler Charakter, hat gute Kenntnisse, ich schätze ihn, ich habe für meine Person das unbedingte Zutrauen zu ihm. Allein er hat Unrecht, wenn er Direktor dieses Instituts zu werden ein Recht zu glauben hat. Denn 1. war er nicht Direktor des vorigen, sondern nur Interimdirektor von den Ueberbleibseln des vorigen Instituts. 2. ist jetzt von einem fünf- bis sechsmal größeren und einem weit höheren und [in] aller Rücksicht ganz anderen Institut die Rede. Ich will indessen versuchen, daß er in der Armee plaziert wird; sollte er nicht Lust haben, sich bei der Artillerie aggregieren zu lassen und demnächst in dieses Korps zu treten? Ich folge meiner Pflicht und meinem Gefühl, wenn ich mich für Borcke äußerst interessiere. Ihr Freund Den 6. Mai 1810. Scharnhorst. 314. Protokoll

Berlin, 7. Mai 1810

GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 332h Nr. 1 Bd. I fol. 59r (1½ S.): Auszug, Schreiberhand. Mögliche Einsparungen beim Militär.

Extract aus dem Conferenz-Protocoll eines Hohen Königlichen Staats-Ministerii d. d. Berlin d. 7t May 1810. 1) eröfneten des Königl. General Majors u. Chefs des Allgemeinen KriegesDeparts. Herrn v.Scharnhorst Hochwohl. im eigenen Vortrage in Ansehung der möglichen Ersparungen bei der Armee Ihre Gedanken dahin, daß dergl. für jetzt und so lange der Zustand des Staats es erheische, statt finden könten: NB. Bei den Officieren und Unterofficieren. a) durch Nichtbesetzung der Vakanzen während eines gewissen Zeitraums, welcher auf ein Jahr festzusetzen sein dürfte, binnen welchem die erledigten Stellen offen bleiben würden; b) durch die bereits angeordnete Einbehaltung des halben Gehalts bei ertheiltem Urlaube, c) durch Abzüge von den Besoldungen in Ansehung desjenigen Theils derselben, welcher den Bedarf zum gewöhnlichen Lebens Unterhalt übersteigt, nach einer angemessenen Gradation bis zum

414

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Betrage eines Gehalts von 5000 rh., von welchem 12 Procent als das Maximum des Abzuges zu entrichten, jedoch mit der Maaßgabe, daß diese Abzüge den Abzügen des Civil-Personals gleich zu stellen. Es wurde bei dieser Veranlassung bevorwortet, daß Sr. Königl. Majestät ein Verzeichniß derjenigen Herren Generale, welche ihre Besoldungen und Rationen vollständig erhalten, ohne in Activität zu sein, desgleichen ein Verzeichniß derjenigen Offiziere, welche unter denen in halben Solde stehenden als zur Wiederanstellung nicht qualificirt, sondern als Invaliden zu betrachten sind, bloß zur Kenntnißmachung vorzulegen sein dürften. Goltz. Altenstein. Dohna. Beyme. Scharnhorst.

315. Scharnhorst an Kyckpusch

Berlin, 7. Mai 1810

Stadtbibliothek Trier, Autographensammlung, Autograph Scharnhorst (½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Dank für Notizen über die französische Armee.

Ewr. Hochwohlgebohren1 danke ich aufrichtig für die gefällige Mittheilung der Notizen über die französische Armee, womit Sie mir ein großes Vergnügen gemacht haben und die sehr intereßant sind.a Berlin den 7. May 1810. v.Scharnhorst An den Königlichen Major im GeneralStaabe Herrn von Kyckpusch Hochwohlgebohrn

316. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements

Berlin, 9. Mai 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 78r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Aktennotiz, Clausewitz’ Hand: ebda. Anfrage des Prinzen August zu Gewehren.

1

Scharnhorsts Schüler Major Ludwig Ernst Christian von Kyckpusch wurde erstmals im dritten Band vorgestellt.

a

Unter den Unterschriften Neanders, Schmidts und Leitholds auf dem beantworteten Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 4. Mai 1810).

Nr. 317

415

b Auf das mir von der 3t. Divis. d.K.A.K.D. unterm 4t. d. M. in Abschrift übermachte Schreiben S.K.H. d.Pr. August v.Pr.1 wird zu erwidern seyn, daß es bis jetzt, wie dieß die Division selbst weiß, noch an Füsilier Gewehren fehlet u. daß die der Artill. gegebenen Gewehre auch nur eine interimistishe Bewafnung für sie seyn sollten. Berl. d. 9n Mai 1810 N.d.G.v.S. Cl.

317. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements

Berlin, 9. Mai 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 9r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Aktennotiz, Clausewitz’ Hand: ebda. Zu pensionierende Fortifikationsunterbediente.

Der 3t Divis. d. K.A.Kr.D. remittire ich anbei die mir unterm 2t d. gefäligst übermachte Liste der zu pensionirenden Fortifications-Unterbediente[n] mit dem Ersuchen, die Pensionssätze, welche die Divis. für dieselben für billig hält, dabei zugleich mit auswerfen zu laßen u. dabeib Rüksicht darauf zu nehmen, ob sie seit dem Kriege wieder gedient haben oder nicht. Cl. D. 9t May 1810

318. Scharnhorst an die 2. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements

Berlin, 9. Mai 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 8r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 112. Exerzierinstruktion für die Kavallerie.

b 1

a

b

Darüber ein durch dichte Schraffur gestrichener erster Ansatz zum Beginn des Briefes. Der Prinz hatte der 3. Division geschrieben (Kolberg, 25. April 1810, Abschrift ebda., fol. 79r), daß es den vielen kleinen Leuten bei der Artillerie schwer falle, die langen Musketiergewehre zu handhaben und schlug vor, die Artillerie mit leichteren Gewehren auszurüsten. Am Rande des beantworteten Schreibens der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 2. Mai 1810, unterschrieben von Neander, Schmidt und Leithold). Folgt gestrichen: „diejenigen“.

416

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

An die 2te Divis. des K.A.Kr.D. Die einliegende K.O. ista nöthig gewesen, bevor derb fertige 1te Theil der Exerzir Instruktion für die Cavallerie an die Regimenter versendet werden konnte. Jetzt ist aber die Verteilung ohne Aufenthalt Nahmens des Allg. Kr. Departem[en]ts auszuführen. Bn. d. 9t May 1810 Sch.c 319. Scharnhorst an Altenstein

Berlin, 10. Mai 1810

GStA PK, I. HA Rep. 151 I C Nr. 5605 fol. 131r–132r (2 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Reparatur des Gebäudes der Kadettenanstalt in Stolp.

In Gemäßheit einer an den Generallieutenant v.Rüchel unterm 25sten Februar 1800 erlassenen Kabinettsordre haben Se. Majestät den Neubau der baufälligen Gebäude des Kadetten Instituts zu Stolpe genehmigt und den Staatsminister v.Voss1 autorisiert, hierzu 22,000 rth. auf den pommerschen Meliorations Fonds zu bringen. Die dazu erforderlichen Materialien sind auch angeschafft worden. Es ist hiervon aber nur der Bau der neuen Wohnung des Directors bis zum Dezember 1807 bestritten, indem der weitere Bau bei den damaligen Zeitumständen nicht fortgesetzt werden konnte; Sr. Majestät aber auch auf die damalige diesfällige Anfrage des Geheimen Finanzrats v.Borgstede zu bestimmen geruheten, daß dieser Bau nicht weiter fortgesetzt werden sollte, weil Allerhöchstdieselben über die künftige Verfassung der Kadettenanstalt in Stolpe noch nichts zu beschließen im Stande wären. Es sind daher die übrig gebliebenen Baumaterialien, welche nach einem Schreiben der pommerschen Regierung auf 3900 rth. abgeschätzt worden, noch vorhanden und sollten diesen Sommer verkauft werden. Die 3 Kadetten Gebäude in Stolpe befinden sich aber in einem dermaßen schlechten Zustande, daß sie täglich den Einsturz drohen und ohne Gefahr nicht weiter bewohnt werden können, indem die Eleven durch den

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b c

1

Dazu am Rand ein schräger Strich. Es folgt gestrichen: „durch den Oberstleutn. von Rauch veranlaßt worden, w“. Verändert aus „die“. Diese Paraphe nicht von Scharnhorsts Hand, sondern mutmaßlich von derselben wie auch der anschließende Mundierungsvermerk vom selben Tage. Otto Karl Friedrich von Voß-Buch und der weiter unten erwähnte August Heinrich von Borgstede wurden im fünften Band vorgestellt.

Nr. 319

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drohenden Einsturz der Zimmer Decken schon wirklich in Lebensgefahr gewesen sind. Auf Veranlassung des Directors der Anstalt, Oberstlieutenant v.Marschall2, hat die pommersche Regierung den Zustand der Gebäude untersuchen lassen und die Überzeugung erhalten, daß eine schleunige Reparatur unumgänglich nötig ist. Dieselbe hat darauf dem allgemeinen Kriegesdepartement angezeigt, daß sie die erforderlichen Reparatur Kosten aus dem Verkauf der noch vorhandenen Materialien, wenn solcher nach Wunsch ausfällt, zu decken gedenke; auf den Fall aber, daß der Verkauf nicht günstig wäre oder die Zahlung der Käufer zurück bliebe, dahin angetragen, ihr schleunigst 1000 rthlr. zur Disposition zu stellen, damit die Reparatur fördersamst angefangen werden könne. Da nun Sr. Majestät bereits zu bestimmen geruhet haben, daß das Kadetteninstitut in Stolpe fernerhin beibehalten werden soll, so beehre ich mich, Ew. Excellenz ganz ergebenst zu ersuchen, geneigtest verfügen zu wollen, daß der pommmerschen Regierung die zur schleunigen Reparatur der gedachten Gebäude verlangten 1000 rthlr. als einen Vorschuß zur Disposition gestellt werden, über deren Verwendung sie Rechnung zu legen hat. Von dem Verfügen erbitte ich mir einige gefällige Nachricht aus, um die Regierung bescheiden zu können. Berlin d. 10t Mai 1810. An des Königl. Geheimen Staats Ministers, Herrn Freiherrn von Altenstein Excellenz alhier

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2

v.Scharnhorsta

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Das Antwortschreiben Altensteins an Hake und Scharnhorst (Konzept ebda., fol. 133r–134r) bewilligte die 1000 Taler. Trotz der Reparaturen ging das Kadettenhaus in Stolp 1811 ein. Der ehemalige Page Hans Christian Friedrich Marschall von Bieberstein (1763–1842) war 1780 als Fähnrich beim Regiment Woldeck (No. 26) eingetreten und wurde 1793 als Stabskapitän zum Berliner Kadettenhaus versetzt. Als Major führte er 1806 die Kadetten mit nach Preußen. Er wurde 1809 zum Mitglied der Militärexaminationskommission und zum Direktor des Kadettenhauses in Stolp ernannt und erhielt im Februar 1810 den Charakter eines Oberstleutnants. Ab 1811 fungierte Marschall als Direktor des Kadettenhauses in Potsdam, von 1812 bis 1817 als Kommandeur der Berliner Anstalt, danach blieb er inaktiv und wurde 1833 als Generalmajor verabschiedet.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

320. Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher Berlin, 11. Mai 1810 GStA PK, IV. HA Rep. 15 A Nr. 5 fol. 106r (½ S.): Reinschrift, Schreiberhanda, eigenhändig unterschrieben. Übersendung des ersten Teils der Exerzierinstruktion der Kavallerie.

Euer Excellenz ermangeln wir nicht drei Exemplare von dem ersten Theile der von Seiner Majestät dem Könige mittelst Cabinets Ordre vom 7ten d. M. uns zugefertigten Exerzier Instruction für die Cavallerieb ganz ergebenst zu überreichen. Berlin den 11tn May 1810 Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement v.Scharnhorst

v.Dunker

An des Königlichen Generals der Cavallerie p. Herrn von Blücher Excellenz zu Stargardt 321. Scharnhorst an Decken

Berlin, 13. Mai 1810

Familienarchiv v. der Decken, Hamburg, Nr. 34 (5¼ S.): Eigenhändig. Druck: Niemeyer, S. 157ff. Empfehlung des Sohnes Wilhelm für die Königlich Deutsche Legion. Verzögerung des Abschieds aus preußischen Diensten. Französischer Druck und Intrigen preußischer Gegner. Bilanz der Armeereformen. Das Vertrauen des Königs. Plan einer Reise nach Bordenau.

Mein sehr verehrter Freunda, mein Sohn überbringt diesen Brief, ich empfehle ihn Ihrer Güte und Protection. Es ist nicht allein ein gut gebildeter junger Mann, sondern auch ein guthmüthiger patriotischer Deutscher. In der Artillerie ist er freilich nicht stark, er lernt aber alles in kurzer Zeit, da er eine

a b

a

Unten signiert: „St.“ Dazu am Rande drei schräge Striche. Der Umschlag ist adressiert: „A Monsieur Monsieur de Decken, General-Major et Aide de Camp de S.A.R. le Duc de Cambridge a Londres“.

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sehr gute wissenschaftliche Bildung genoßen hat. Er hat Sprachkenntnisse, vorzüglich lateinische und französische; die Staatswirthschaft und das Recht war sein eigentliches Studium auf Universitäten, die Statistik, Geographie und Geschichte seine Lieblingsbeschäftigung. Wenn er in die Artillerie durch Ihre Güte, mein sehr theurer Freund, gesetzt wird, so bin ich schon sehr glüklich, kann er anderswo gebraucht werden, so füge ich nichts hinzu, als daß er eine unerschütterliche Charakterstärke hat, und nicht alleine bei Aufträgen discret, sondern auch äußerst verschwiegen ist,b doch wünsche ich nicht, daß er jemals zu Spionerien gebraucht würde.1 Ich bin noch immer nicht verabschiedet, obgleich man mir die baldigec Ausfertigung des Abschieds endlich zugesichert hat, und ich sie schon der Armee bekannt gemacht habe. Was meinen Wunsch unterstützt, ist die Verfolgung der französisch gesinnten Preussen bei den Franzosen; der hiesige Gesandte M. Marsan dringt auf meine Entlassung oder Versetzung in eine andere Dienst Carriere, der Feldmarschal von Kalkreuth dbewegt Himmel und Hölle gegen mich. Meine Stelle ist schwer zu besetzen. Die Armee ist,e während ich der Stelle des Kriegesministers vorgestanden, gänzlich neu organisirt worden; sie hat eine andere oeconomische Verfaßung, andere Gesetze in Hinsicht der Bestrafungen und Belohnungen, eine andere innere Verfaßung in der Recrutirung, der Uebung, der Bewafnung, des Avancements u. s. w. erhalten. Die Stelle des Generaladjudanten war bei mir mit der des ehemaligen Kriegesministers2 vereinigt. Die Festungs und Artillerie Angelegenheiten sind von mir speciel dirigirt und nach ganz andern Grundsätzen als die, welche bis zu meiner Anstellung befolgt wurden. Das ganze militärishe Gebäude ist neu, zwar nach den eigenen Planen und den Willen des Königs aufgeführt, aber von den meisten ältern höhern Officieren angefeindet, vielleicht nur von einigen wenigenf begriffen. Dies alles macht die Besetzungg meiner Stelle unendlich schwierig, und mein Austritt wird nur dadurch mir erleichtert, daß der König jeneh Schwierigkeit nicht kennt, sondern mich mehr aus Vertrauen und

b c d

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f g

h 1

2

Das anschließende Ende des Satzes nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Ende des Satzes verändert aus einer etwa gleich langen, durch dichte Schraffur unlesbar gemachten Fassung, möglicherweise „drängt ebenso sehr darauf.“ Die ersten drei Wörter verändert aus einer etwa gleich langen, durch dichte Schraffur unlesbar gemachten Fassung. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Dieses Wort verändert aus einem durch dichte Schraffur unlesbar gemachten, ebenso in der Folge „mein Austritt“. Verändert aus „diese“. Wilhelm von Scharnhorst erhielt ein auf den 24. November 1809 vordatiertes Patent als Premierleutnant der Artillerie der Königlich Deutschen Legion und traf im Januar 1811 in Portugal ein. Gemeint ist mutmaßlich die des Vorsitzenden des Oberkriegskollegiums.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

gnädigen Gesinnungen, als aus der Ueberzeugung der Nothwendigkeit meiner Beibehaltung in Hinsicht der Stelle, welche ich bekleide, bisher zurük zu halten sucht. Mit der Zurükkunft des Feldmarschal Kalkreuth werde ich indesseni in jeden Fall abgehen und meiner Bestimmung unaufhaltsam folgen. Sollte erj aber lange in Paris bleiben, so werde ich auch diesen Termin nicht abwarten, denn in der jetzigen Lage kann ich es auf keine Art mehr aushalten. Dies sind nun die Mittheilungen, die der Freund dem Freunde macht, von dem er so viel Güte und Liebe genoß, auf dessen Freundschaft er einen größern Werth als auf etwas anders in der Welt setzt. Ich gehe in 8 Tagen nach Bordenau, um mein Gut zu verkaufen, ich kann es nicht halten und, da es unbedeutend ist, so kann ich nicht viel dabei verlieren. Sollte mein Sohn etwas bedürfen, so haben Sie die Güte es ihm zu geben, ich werde mit Dank alles ersetzen. Mit innigster herzlichster Liebe und Dankbarkeit ewig Ihr Freund Berlin den 13. May 1810. v. Scharnhorst. 322. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna

Berlin, 14. Mai 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 30r–v (1¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 181f. Landfuhren für die Salpeterproduktion in Glatz.

Berlin d. 14. May 10 An den Minister Dohna.a Es ist im vorigen Jahre zu Glatz eine Salpeter Fabrication auf Königl. Rechnung unter Aufsicht des Maj. v.Blumenstein angelegt worden, weil man unter den damaligen Umständen einen plötzlichenb Mangel an Pulver befürchtete u. es versuchen wollte, sich auf jegliche Weise zu helfen. Diese Fabrication hat mittelst Anwendung des Königl. Salpeter Regales auch wirklichc einige

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Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „doch“. Datum und Adresse in der linken Spalte, rechts daneben der Vermerk: „ad 252 Aprill“. Vgl. Anm. a zu Nr. 301. Verändert aus „gänzlichen“. Folgt gestrichen: „85 [verändert aus oder zu „80“] Centnr.“

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achtzig Centnerd Salpeter zu guten Preisen geliefert. Die Zufuhr der Laugene war aus der Gegend v. Glatz geshehen, u. zwarf anfangs von den Landleuthen freiwillig u. unentgeltlich, in der Folge aber gegen eine Vergütigung von 1 gl. bis 2 gl. pro Eimer. Ich würde es beig den Handelsverhältnissenh v. Europa allerdings für sehr vortheilhaft halten, die Salpeter Fabrication im Lande so hoch als möglich zu treiben, weil man doch nicht wissen kann, ob die Preise nicht plötzlich steigen u. im Nothfall ein wirklicher Mangel entsteht. Demzufolge würde ich auch diese Anlage zu Glatz fortgesetzt sehen wünshen, und zwar im nächsten Jahr um so eher also die gemachten kleinen Anlagen des vorigen Jahres ohne große Kosten noch ein Jahr zu benutzen und auch noch Vorräthe an Lauge u. andern Materialien vorhanden sind. Ew. Ex. ersuche ich also ganz ergebenst, zur Unterstützung dieser Sache die Königl. Regierung zu Breslau dahin zu instruiren, daß dem Maj. v. Blumenstein die zur Herbeiführung der Lauge aus dem Glatzer u. Frankensteiner Kreise nöthigen Landfuhreni gegen die bei Festungs Bauten gewöhnliche Entshädigung von 12 gl. pro Tag verabfolgt werden. Ber. d. 14n May 1810j 323. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 15. Mai 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 39r (1 S.): Auszug, Georges Hand. Feuer- und Seitengewehrvorräte der schlesischen Festungen.

Entwurf eines Schreibens an die 3te Division laut Concept No. 177 May 10. Ferner ersuche ich die 3t Division, sowohl die Feuer- als Seiten-Gewehre in Schlesien zu laßen und keine derselben aus den dortigen Vestungen herauszuziehen, und wird der hierüber gegebene Befehl zurückgenommen. Berlin d. 15. May 1810 gez. v.Scharnhorst

d e f g h i j

Folgt gestrichen: „guten“. Verändert aus „Laugen-Erde“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „der eingesperrten Seef[ahrt]“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Fuhren“. Darunter ein Mundierungsvermerk vom selben Tage.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

324. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Berlin, 15. Mai 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 49r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 140f. Anfrage zur österreichischen Rostschutzmethode für Gewehrschlösser.

Berlin d. 15. May 10a An den Major Braun v. d. Artillerieb. Euer Hochw. ersuche ich, gefälligst zu untersuchen, auf welche Weise die Oestreicher ihre Gewehrshlösser gegen den Rost durch das Anlöten oder Uberziehn mit einem Firniß sichern. Sie würden gut thun, wenn Sie sich ein östreichishes Shloß der Art kommen ließen und sowohl mit dem Shloß, als mit einem solchen Firniß, wiec dazu gebraucht worden ist, Versuche anstellten. Wenn Sie zu seine[r] Zeit mit sich völlig darüber aufs Reine sind, so haben Sie die Gefälligkeit, einen Bericht einzusenden, welchen ich Sr. Majestät dem Könige überreichen kann, der aber vorzüglich Beziehung auf das Verfahren der Oestreicher nimtd. N.d.G.v.S. Cl.

325. Randnotiz

[Berlin, 14./16. Mai 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 80r: Clausewitz’ Hand.a

Er mögte an den König schreiben u. sich die Entscheidung erbitten.2 Cl.b

a

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a

b 1 2

Von Georges Hand, ebenso oben rechts der Vermerk: „No. 178 May 1810“ und ein Mundierungsvermerk am linken Rand. Verändert aus „An den Major von Braun.“ Verändert aus „mit dem Firniß, welcher“. Verändert aus „auf die östreichische Art geschrieben ist.“ Auf dem beantworteten Schreiben Wedells an Scharnhorst (Berlin, 12. Mai 1810, fol. 80r–v, Präsentationsvermerk vom 14. Mai). Darunter ein Abgangsvermerk Greulichs vom 16. Mai. Vgl. Anm. a und b. Carl von Wedell, Hauptmann im Leibgrenadierbataillon, hatte gemeldet, „daß zwey der von mir gehorsamst angebotenen Kanonen-Röhren bereits in Spandau unter meiner Adreße angekommen sind und mehrere von größerem Kaliber folgen können“, und um Anweisungen gebeten.

Nr. 326

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326. Scharnhorst an seinen Bruder Friedrich Scharnhorst Berlin, 19. Mai 1810 Privatbesitz (3 S.): Eigenhändig.a Faksimiledruck: Katalog zur Autographen-Auktion am Samstag, den 27. März 2010, Axel Schmoldt, Krefeld, Los 21.b Vorschläge zu einem Treffen in Burg zur Regelung der durch den Tod der anderen Brüder entstandenen Erbschaftsfragen.

Lieber bester Bruder, endlich bin ich ganz gesund wieder und in Stande an meine Angelegenheit, an Dich, mein noch einziger innigst geliebt[e]r Bruder, zu denken. Aber schon stehet mir eine unvermeidliche lange Reise bevor, ich muß alle unsere Festungen inspiciren, weil ich meine jetzige Stelle als Chef des Kriegsdepartements niedergelegt habe und das Ingenieur Wesen dirigire. Ich muß gegen den 20sten Juniec von hier, meine Reise gehet durch Schlesien, Preussen u. daurt mehrere Monate. Ich muß daher Dir durchaus vorher üb[e]r unsere Angelegenheiten sprechen und diese Sache mit Dir ins reine bringen. Dies gehet nun nicht anders an, als daß wir zusammen kommen und esd ist mir nicht möglich, daß wir zu Bordenau zusammen kommen. Die Sache gehet schlechterdings nicht anders, als ich sie hier vorschlage. Ich muß Dich daher dringend ebitten, meinen Vorschlag anzunehmen, ja ich muß Dich auf unsere Liebe beschwören ihn nicht abzuschlagen. Mein Vorschlag ist nun dieser, Du reisest nach Bordenau, nimst da meine Schwester1, oder wenn ihre Gesundheit es nicht erlaubt, Wundram (mit einer völligen unbedingten Vollmacht, in ihren Namen die Angelegenheiten abzuthun) zu Dir und reisest mit dieser nach Braunschweig. Dort findest Du einen bedekten comoden Wagen, der Euch in 2 Tagen zu mir nach der kleinen Stadt Burg ohnweit Magdeburg bringt und der dich nachher, wenn wir unsere Sache abgethan, wieder nach Braunschweig zurück bringt. Die Reise auss[e]r bis Braunschweig soll Dir nichts kosten, und auch Wundram oder meiner Schwester nichts. Wollte Gott ich könnte es anders machen. Es ist aber kein ander Weg möglich. Der Wage soll den 8tn Junie in Braunschweig seyn, er wird in Hotel Angleterre, der Wirth heißt Brankendorf, zu erfragen seyn.2 Von Bordenau a b c d e 1 2

Nach einer 1994 von Heinz Stübig zur Verfügung gestellten Photokopie. Die letzten zwei Seiten. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „dies“. Hier setzt der Faksimiledruck ein. Zu den Familien Wilhelmine Müllers und Friedrich Scharnhorsts vgl. Anhang 1. Das Hotel d’Angleterre in der Breiten Straße 18 war damals das bekannteste Hotel und Restaurant der Stadt, zu seinen Gästen zählten Lessing, Knigge und Schopenhauer; der Große Club von 1780 hielt hier seine Versammlungen ab. Der Besitzer, der Kaufmann Röttger Heinrich Rönckendorff, hatte 1805 auch einen großer Landschaftsgarten anlegen lassen, aus dem die heutigen Bürger- und Kiryat-Tivon-Parks hervorgehen sollten.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

wirst Du alle Pappiere mit bringen und alles so gut Du kannst vorbereiten. Ich freue mich Euch noch ein mal zu sehen und bitte Dich dringend, mir mit der nächsten Post zu schreiben und meine Bitte, an der mir alles liegt, zu erfüllen. Dein Dich inigst liebend[e]r Bruder. Umarme Deine Frau in meinen Namen. Berlin den 19ten May 1810 v.Scharnhorst

327. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 20. Mai 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 11v (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Pensionierung von Festungsunteroffizianten.

An den Geh. St.R. u. Obersten von Hake.a Ew. p. übersende ich angeshloss[e]n eine Liste solcher auf halbem Gehalt stehenden Unter-Festungs Officianten, die nicht zur Wiederanstellung geeignet sind u. welche die 3t Division des Allg. Kr.D. zur Pensionirung vorgeshlagen hat. Wenn Ew. p. nichts gegen den Vorshlag der 3t Divis. in ökonomisher Rüksicht zu erinnern haben, so ersuche ich Sie ergebenst, die Pensionirung jener Officianten bei des Königs Majestät gefälligst in Antrag bringen zu wollen.1 N.d.G.v.S. Cl. B. d. 20n May 1810.b

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b

1

Oben rechts vermerkt: „ad May No. 170“, ein Verweis auf ein von Neander, Schmidt und Leithold unterschriebenes Schreiben der 3. Division des Allgmeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 13. Mai 1810, ebda. fol. 10r). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs und ein Vermerk Clausewitz’: „Dieses Schreiben muß dem Herrn General wörtlich vorgelesen werden, weil es ihm vielleicht nicht genehm ist, daß der Ob. v.Hake den Antrag zur Pensionirung thun soll.“ Hakes Antwortschreiben (Berlin, 30. Mai 1810, ebda., fol. 12r. meldete, daß er zwölf der fünfzehn Aufgelisteten für Pensionen vorgeschlagen habe, die übrigen drei wegen ihrer zivilen Einkommen (als Stadtbaumeister bzw. Schulhalter) aber nicht. Die Genehmigung dieser Pensionen durch den König meldete Oberst Heinrich Wilhelm von Schlieffen von der 4. Division des Militärökonomiedepartement am 13. Juni (ebda., fol. 14r).

Nr. 328

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328. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements [Berlin, 20. Mai 18101] GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 275 fol. 11r (1 S.): Konzept, Schreiberhand.a Beschwerde des Kriegsrats Knauff.

An die 3te Division.b Der bei der 3tn Div. des Königl. Allg. Kr. Dep. angestellt gewesene Kr. R. Knauf hat sich bei mir beklagt, daß er in einem Alter von 46 Jahren u. bei noch völliger Thätigkeit pensionirt worden wäre.2 Ich ersuche die gedachte Division, mir über die Verhältnisse des p. Knauf u. die Ursachen seiner Pensionirung gefällige Auskunft zu geben. N.d.G.v.S.

Cl.c

329. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna

Berlin, 23. Mai 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 21v (1 S.).: Konzept, Friedrich Graf zu Dohnas Hand.a Landfuhren für die Salpeterproduktion in Glatz.

An den Etatsminister Herrn Grafen zu Dohna Exc. allhierb E. E. sehr geehrtes Schreiben vom 19t d. M.1 betreffend die Stellung der nöthigen Fuhren zur Herbeischaffung der Laugen Behufs der Salpeter Fabrick zu Glatz habe ich erhalten, und bin mit der darin aufgestelleten An-

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1

Auf einem kleingeschnittenen Zettel. Adresse in der linken Spalte, etwas darunter von Schreiberhand: „Ad No. 215 Mai“ (Journalnummer des in Anm. 2 erwähnten Schreibens). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs. Angabe in der von Neander, Schmidt und Leithold unterschriebenen Antwort der Division (Berlin, 22. Mai 1810), a. a. O., fol. 14r–15r. Knauff erwähnte in seinem Schreiben an Scharnhorst (Berlin, 17. Mai 1810, ebda., fol. 12r–13r), daß er sich im 23. Dienstjahr beim Artilleriedepartement des Oberkriegskollegiums bzw. der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements befand. Der am 1. März 1810 zum Kapitän beförderte Graf arbeitete seit dem 14. Februar 1810 im Büro seines Schwiegervaters Scharnhorst. Rechts neben der Adresse der Vermerk: „ad No. 241 May“ (Journalnummer des beantworteten Schreibens). Im selben Faszikel, fol. 20r.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

sicht vollkommen einverstanden.2 Nur das dringende Bedürfniß des Augenblicksc konnte mich dazu vermögen, diese Maaßregel für das nächste Jahr zu wünschen. D. Berlin den 23n May 1810. An d. M. Gf. zu Dohnad 330. Immediatbericht

Berlin, 24.–25. Mai 1810

GStA PK, VI. HA Nl Altenstein A IV Nr. 11 Bd. II fol. 111r–114v (7 S.): Abschrift, Schreiberhand, von Schreiberhand redigiert.a Druck: Scheel/Schmidt, S. 727–731. Gutachten der Mehrheit des Ministeriums zum Finanzierungsplan Altensteins.

Eur. Königliche Majestät haben und mittelstb abschriftlich beiliegender Cabinets-Ordre vom 21. März c. Allerhöchstdero wegen der Contributionszahlung an Frankreich gefaßten Entschließung allerhuldreichst zu erkennen zu geben und uns aufzutragen geruht, den von dem Finanz-Minister zu entwerfenden Plan, wie die Contributions-Entrichtung sonach am sichersten und zwekmäßigsten zu bewirken sey, genau und sorgfältig zu prüfen und im Fall der Finanz-Minister die Ausführung des Planes nicht ganz sollte verbürgen können, Allerhöchstdenenselben die Mittel vorzuschlagen, welche außerdem noch vorhanden seyn dürften und zum Zweck führen könnten. Der ehrerbietigst mitunterzeichnete Finanz-Minister hat uns unterm 4. d. M. den beiliegenden Planc, wie er die Contribution nach Allerhöchstdero Befehl1 zu berichtigen gedenke, vorgelegt, uns von Allerhöchstdenen ihm in der Zwischenzeit ertheilten Befehl, den Staats-Minister von Hardenberg über die Lage des Finanzwesens zu unterrichten, den Plan zur Contributions Entrichtung ihm mitzutheilen und ihn im Zusammenhang der Gec d 2

a b c

1

Folgt gestrichen: „ließ mich“. Daneben ein Mundierungsvermerk vom 23. Mai. Der Minister gab zu bedenken, daß die Stellung von Zwangsfuhren für einen Teil der Bevölkerung eine neue Last bedeutete. Er forderte, staatliche Salpeterfabriken „auf den Fuß von Privatanstalten zu behandeln, auch schon deshalb, damit die Privat-Industrie nicht gelähmt werde“ und deshalb die Zwangsfuhren nicht über das nächste Jahr hinaus fortzusetzen. Die Abänderungen gehen zum Teil auf Scharnhorst zurück, vgl. Anm. 3. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Dazu am Rand ein schräger Strich. Der Plan ist archiviert ebda., fol. 1r–46v; Konzepte zum Begleitschreiben an die Minister und Scharnhorst sowie einem weiteren an Hardenberg (Berlin, 1. Mai 1810) ebda., fol. 161r bzw. 162r. Eine Abschrift der Kabinettsorder (Potsdam, 24. Mai 1810) ist archiviert ebda., fol. 110r.

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schäfte zu erhalten, benachrichtigt, und da er sich hierdurch zu einer auführlichen Darstellung über die Lage des Finanzwesens für den p. v. Hardenberg genötigt gesehen hatte, uns die für solche gefertigte Übersicht der Lage des Finanzwesens, welche wir gleichfalls ehrerbietigst beifügend, da sie mit dem Plan selbst in Zusammenhang steht, mitgetheilt. Die Gründe, welche veranlaßen, daß wir uns erst jezt in dem Stand sehen, Eur. Königlichen Majestät den befohlenen Bericht zu erstatten, gehen sonach aus der Sache selbst hervor und sind von dem Finanz-Minister in dem obigen Plan und der Darstellung schon berührt. Wir dürfen daher sogleich zu dem uns aufgetragenen Gutachten selbst übergehen, nachdem wir das Ganze theils einzeln,e nach den abschriftlich beiliegenden schriftlichen Abstimmungen2, theils uns in einer gemeinschaftlichen Conferenz die erforderliche Aufklärung über alles, wobei uns noch ein Bedenken obzuwalten schien, zu verschaffen gesucht und auch wirklich erhalten haben. Das Resultat unserer Prüfung ist, daß wir den allgemeinen Ansichten, von welchen der Finanz-Minister nach seiner Darstellung der dermaligen Finanz-Lage bei der bisherigen Leitung des Finanzwesens ausgegangen ist, und welche er consequent seinem neuen Finanzplan, in so weit nicht eine Veränderung derjenigen Verhältniße erst noch eintreten sollte, aus welchen solche notwendig gefloßen sind, abermals zu Grunde legt, durchaus beipflichten und uns zu solchen mit derjenigen Ueberzeugung bekennen, welche uns früher schon veranlaßt hat, uns dafür zu erklären und Ew. Königlichen Majestät in den wichtigsten Momenten unser auf solches gestüztes Gutachten abzugeben. Wir müßen daher auch mit der nämlichen Überzeugung allen Vordersätzen, worauf der Finanz-Plan gebauet ist, beytretten. Sie sind größtentheils notwendige Folge dieser Haupt-Ansichten und ausserdem in der Darstellung des Finanzwesens und dem Plan zur Contributions-Zahlung hinreichend gerechtfertigt. Was die einzelnen Vorschläge des Finanz Planes anbetrift, so sind wir mit solchen in den allgemeinen Umrissen, in welchen sie der Natur der Sache nach, wenn die ganze Ansicht über die Finanz-Leitung richtig ist, nur gegeben werden können, in so weit einverstanden, daß wir bei dem Vertrauen, auf welches sich der Finanz-Minister bei uns den vollsten Anspruch erworben hat, versichert sind, daß die Ausführung dem Zweck soviel möglich entsprochen werde, wenn ihm alle die Bedingungen gewährt werden, auf die jeder Finanz-Minister nach Billigkeit rechnen kann. Wir müßen uns aber gestehen, daß nach unserer Ueberzeugung die Vorschläge des Finanz-Ministers bis an die äußerste Gränze der Möglichkeit gehen und daß in dieser Hinsicht und nach allen äußern und innern Verhältd

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Dazu am Rand ein schräger Strich. Vgl. Altensteins „Darstellung des Finanz Wesens des Preussisch. Staates im Apr. 1810“ (Konzept a. a. O., Bd. 1, fol. 67r–89v). Die anschließende Parenthese bis „Abstimmungen“ nachträglich hinzugefügt. Vgl. das folgende Dokument.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

nissen auch nur das Vertrauen auf solchen, daß er nötigenfalls in eben diesem Geiste und nach diesen Grundsätzen, was der Plan an sich gestattet, neue Hülfsmittel finden werde, uns über die Besorgnis einigermaßen beruhigen kan, daß der Plan mehr verspreche, als zu leisten oder wenigstens zu verbürgen sey.f Wir würden gegen unsere Pflicht verstoßen, wenn wir Eur. Königlichen Majestät nicht unsere Überzeugung hier freimüthig wiederhohlten, daß Allerhöchstdieselben nie in der Möglichkeit der Contributions-Zahlung eine Sicherheit für Allerhöchstdero politische Verhältniße erhalten werden, daß aber diese, wenn Alerhöchstdieselben solche fest zu bestimmen geruhen, Allerhöchstdenenselben auch die möglichste Beruhigung über die Contributions-Zahlung gewähren dürften. Wir glauben es bei der Ausführlichkeit, mit welcher der Finanz-Minister das Ganze dargestellt hat, nicht wagen zu dürfen, in ein weiteres Detail einzugehen. Von der entschiedensten Wichtigkeit scheint uns in jeder Rücksicht die Holländische Anleihe. Zunächst nach solcher halten wir alle auswärtige Anleihe-Geschäfte, in so weit sie jener nicht schaden, für das Wichtigste und Wohlthätigste. Inzwischen glauben wir, daß das, was der Finanz-Minister auf solche gerechnet hat, nach der Lage des Geldverkehrs in allen Staaten, wo dergleichen Geschäfte zu machen sind, das Allerhöchste ist, was sich auf solche machen läßt. Das, was der Finanz-Minister auf Papiergeld gerechnet hat, scheint uns auch die äußerste Gränze der nur immer zuläßigen Emission desselben zu berühren. Die weitere Prüfung der einzelnen Vorschläge kan nur erfolgen, wenn Hand an die Einleitung selbst gelegt wird, da der Finanz-Minister erst bei solcher das Detail praktisch zu bearbeiten im Stande ist. Es bleibt solcher Eur. Königlichen Majestät inzwischen für die Ausführung, wenn nicht wesentliche Veränderungen sich ergeben, verhaftet.g

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Folgt gestrichen: „Es würde uns dieses nicht genügen und wir würden Eur. Königlichen Majestät pflichtmäßig schon ohne weitere Veranlassung und um so mehr nach der so ernstlichen Aufforderung in der allerhöchsten Cabinets-Ordre vom 21. März weitere Vorschläge zur Sicherung der Contributionszahlung machen, wenn wir nicht überzeugt wären, daß sich auf die von uns allein als richtig anerkannte Vordersätze kein anderer Plan bauen lasse und daß mit solchen im Widerspruch stehende grössere Plane nicht so viel und sicher als der vorliegende ohne Zerstöhrung leisten könne.“ Folgt gestrichen: „Früher ausgearbeitete detaillirte Plane sind blos Projekte, die wohl anscheinend für den, welcher solche Geschäfte nicht übersehen kan, einige mehrere Sicherheit zu versprechen scheinen, die aber den erfahrenen Geschäftsmann, welcher die Schwierigkeiten einer Administration unter den jetzigen Verhältnißen kennt, mistrauisch machen und die Besorgnis einflößen, daß es Projekte seyen, die nicht auf eine wirkliche praktische Ansicht gebaut, nachmals bei der Ausführung etweder wegen der sich erst alsdann zeigenden Schwierigkeiten nicht durchzuführen sind, daher ganz abgeändert werden müßen und ein ganz anderes Resultat geben, oder wenn sie ohne alle Rüksicht auf diese Schwierigkeiten durchgeführt werden, zerstöhrend wirken.“

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Wenn wir uns gleich nach allen diesem außer Stand sehen, Eur. Königlichen Majestät die Sicherung der Contributions-Zahlung weiter zu verbürgen oder nachzuweisen, als es der Natur der Sache nach, unserer Überzeugung zufolge, möglich ist, so würde uns dieses doch nicht beunruhigen, da wir uns mit der Hofnung schmeicheln, daß die politischen Verhältniße, wenn Allerhöchstdieselben Sich für ein festes System zu entscheiden geruhenh, das was auch bei dem besten Plan an Sicherheit für die Lösung aller Verpflichtungen gegen Frankreich fehlt, ersetzen werde[n].i Dagegen halten wir jeden

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Folgt, punktiert unterstrichen: „zu entscheiden geruhen“. Folgt gestrichen: „Dagegen beunruhigt uns die dermalige Lage der Finanz-Verwaltung in so hohem Grade, daß wir uns verpflichtet halten, Eur. Königlichen Majestät die Gefahr darzustellen. Wir haben uns aus dem, was uns der mitunterzeichnete Finanz-Minister über seine Verhältnisse und die Lage der Geschäfte mitgetheilt hat und was uns zum Theil aus allgemeinen Gerüchten bekandt geworden ist, überzeugt, daß in dem wichtigsten Theil der Finanz-Administration in der Beischaffung der größern Ressourcen ganz vorzüglich ein gänzlicher Stillstand schon seit geraumer Zeit eingetreten ist, daß eine Auflösung der Finanz-Administration sich theils schon zeigt, theils nahe bevorsteht, und daß die gänzliche Stockung der Contributions-Zahlung an Frankreich in den nächsten Monaten die unausbleibliche Folge des jetzigen Zustandes seyn muß, wenn nicht unverzüglich eine Aenderung eintritt und der Finanz-Minister nicht desjenigen Vertrauens sich erfreuen darf, was ihm zu seinem schweren Beruf durchaus im Inn- und Auslande erforderlich ist. Eur. Königliche Majestät haben zu befehlen geruhet, daß der Staats-Minister v. Hardenberg von der Lage der Finanz-Geschäfte unterrichtet und daß ihm der Plan zur Contributions Zahlung vorgelegt werde. Nur eine mündliche Rüksprache und die bestimmteste Abrede zwischen dem p. v. Hardenberg und dem Finanz-Minister konnte Eur. Königlichen Majestät alle Vortheile hiebei sichern, schnell, ohne Lähmung der Administration und ohne Aufsehen zum Zweck führen. Der p. von Hardenberg hat jede mündliche Rüksprache zurückgewiesen und es sind die unvermeidlichen Nachtheile eingetretten, daß der Finanz-Minister alle Zeit und Kraft, welche die Administration ungetheilt erfordern, ausführlichen schriftlichen Darstellungen opfern mußte, daß ohne alle Noth Rükfragen veranlaßt wurden, und daß nicht nur das Geheimnis litt, sondern daß auch Aufsehen, welches schädlich werden mußte, erregt wurde. Eur. Königliche Majestät hatten in der allerhöchsten Cabinets-Order dem Finanz-Minister die Vorlegung eines Planes aufgegeben, ihm aber zugleich zur Pflicht gemacht, alles aufzubiethen, um die Zahlung der Contribution im Gang zu erhalten. Der Staats-Minister v. Hardenberg hat den Finanz-Minister durch mich, den Generalmajor v. Scharnhorst, aufgefordert, die wichtigsten Einleitungen zur Ausführung seines Planes und zur Sicherung der Contributions-Zahlungen in den nächsten Monaten zu sistiren. Dieser Plan ist ein Ganzes, alle einzelnen Theile greifen in einander und stehen im innigsten Zusammenhang mit der innern Administration. Kein Theil läßt sich aussetzen, ohne daß das Ganze gestöhrt wird. Es muß daher nothwendig in den nächsten Monaten Stockung entstehen, wenn nicht schnell zu dem Plan des Finanz-Ministers zurückgekehrt und ihm volle Wirksamkeit gegeben oder ein ganz anderer Plan gewählt wird, der schnell Rath schaft. Nach den bereits vorliegenden Aeusserungen des Staats-Ministers v. Hardenberg über die neuen Auflagen, fordert er Gutachten und Erläuterungen über einen Gegenstand, mit dem er im Wesentlichen einverstanden ist, und macht von solchem die Vorlegung des Vorschlags bei Allerhöchstdenenselben abhängig. Auf den Weg schriftlicher

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

längern Verzug in dem gegenwärtigen Augenblickj für äußerst gefährlich, da wir nach allen inn- und äüßern Verhältnissen die ungestöhrteste und concentrirteste Kraftanstrengung für erforderlich halten, wenn nicht der größte Nachtheil enstehen soll.k Wir müßen daher Eur. Königlichen Majestät so dringend als ehrfurchtsvollest anheimstellen, nach Allerhöchstdero Weisheit zu entscheidenl und uns Allerhöchstdero Willensmeinung, damit wir, so viel an uns ist, mitwirken können, alles Uebel zu verhüten, und damit wir versichert sind, nicht gegen Allerhöchstdero Intention zu handeln, baldmöglichst allerhuldreichst bekannt zu machen. Berlin den 24. May 1810. v. Altenstein. Dohna. Beyme. Scharnhorst.m Allerunterthänigste Nachricht. Der Staats-Minister Graf v. d. Goltz hatte Bedenken getragen, an der vorstehenden ehrerbietigsten Berichterstattung Anteil zu nehmen. Nachdem er sich inzwischen in einer deshalb vorgewesenen Conferenz zu derselben nach der jetzigen Fassung bereit erklärt hatte, lehnt er jezt die Mitunterschrift der Reinschrift ab und theilt uns die Gründe, welche ihn hierzu veranlassen, in einem Schreiben mit, dessen Vorlegung er uns anheimstellt. Wir halten uns verpflichtet, solches Eur. Königl. Majt. anliegend abschriftlich ehrfurchtsvol-

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Communication kan die Discussion noch lange dauern und so lange der Finanz-Minister nicht zugleich mitauthorisirt ist, auch den Plan im Ganzen zu verfolgen, würde er sich bei der Ausführung eines Theils allerdings verantwortlich machen. Während der Staats-Minister v. Hardenberg eine Rüksprache mit dem Finanz-Minister verweigert, werden Conferenzen mit dessen Untergebenen in Lichtenberg gehalten, von solchen ohne Vorwißen des Chefs Nachrichten abgefordert und ertheilt, und Personen, die nicht in Allerhöchstdero Diensten stehen, rühmen sich der Wißenschaft um Dinge, die durchaus Geheimnis erfordern. Dieses veranlaßt Gerüchte, welche alles Vertrauen zur Administration rauben, den Credit erschüttern und den Finanz-Minister außer Stand setzen, irgend etwas Erhebliches vorzunehmen.“ Verändert aus „Wir halten diesen Zustand in dem gegenwärtigen Augenblick, was auch immer Eur. Königlichen Majestät Absicht seyn mag“. Folgt gestrichen: „Das öffentliche Vertrauen nicht blos zu dem Finanz-Minister sondern zu der ganzen Administration leidet, es muß dieses für jede Administration, die Eur. Königliche Majestät zu constituiren, und für jeden Plan, den Allerhöchstdieselben zu wählen geruhen sollten, höchst nachtheilig wirken. Das mit der Sache verknüpfte öffentliche Aufsehen kan der Sache nicht zuträglich seyn, und es werden bei solcher Leidenschaften mit in‘s Spiel kommen, welche bei einer andern Behandlung derselben gar nicht hätten erscheinen können.“ Verändert aus „Weisheit den gegenwärtigen Zustand zu beendigen“. Diese Zeile mit Respektabstand und Respektstrich. Darunter etwa ein Drittel von fol. 114r freigelassen, der Text wird fortgesetzt auf fol. 114v.

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Nr. 331

lest einzureichen.3 Es überzeugt uns nicht, da wir uns verpflichtet halten, den uns von Eur. Königl. Majt. in der Cabinets Ordre vom 21. März ertheilten und inzwischen nicht aufgehobenen Befehl genau nachzukommen. Berlin, den 25. May 1810. v. Altenstein. Dohna. Beyme. Scharnhorst.n 331. Denkschrift

Berlin, 9.–14. Mai 1810

GStA PK, VI. HA Nl Altenstein A IV Nr. 11 Bd. II fol. 50r–51v (4 S.): Abschrift, Schreiberhand. Druck: Scheel/Schmidt, S. 708ff. Gutachten zu Altensteins Plan der Finanzierung der Kontributionen an Frankreich.

P. M. betreffend den Plan zur Aufbringung der Contribution an Frankreich p. p. [...]a

1.)

2.) n

3

a

Ich unterstehe mich nicht, ein Urteil über den vorliegenden Finanzplan zu fällen; mir scheint es indessen, daß die GesichtsPunkte, welche der Herr Minister v. Altenstein aufstellt, sehr richtig genommen sind und daß der Geist der bisherigen Verwaltung nach der geschichtlichen Darstellung sich über die ehemaligen gewöhnlichen Ansichten, welche die alte Form ohne Rüksicht auf Verhältniße und Umstände verlangten, erhebt. Ich kan indessen die Bemerkung nicht unterdrücken, daß es mir scheint, daß der vorliegende Finanz Plan zuviel verspricht, daß nach der Darstellung der innern und äußern Verhältnisse es fast nicht möglich ist, daß die Contribution zur bestimmten Zeit fortdauernd geleistet werden könne, es sey denn, daß auf eine außerordentliche Weise durch politische Verhältnisse der auswärtige Kredit gehoben würde; daß bei der großen Anstrengung, der vielen Aufforderung zu Aufopferungen die Meinung öffentlich mehr bearbeitet werden müße, damit Diese Zeile mit Respektabstand und Respektstrich. Darunter fast die Hälfte von fol. 114v freigelassen. Das Schreiben Goltz’ vom selben Tage (Abschrift a. a. O., fol. 115r–v) beginnt: „So sehr ich auch die Wichtigkeit der Veranlassung zu dem hierbeiliegenden, nach des Herrn General Majors von Scharnhorst Hochwohlgeborn und meinen Vorschlägen abgeänderten Berichte, fühle [...]“. Goltz hielt es noch zu früh für einen Bericht des Ministeriums; man sollte erst noch Hardenbergs eigentliches Gutachten abwarten. Vor Scharnhorst äußerten sich die Minister Dohna (9. Mai 1810, fol. 50r–51r) und Beyme (12. Mai 1810, fol. 51r–v).

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

der Unmuth, das Mistrauen gegen die Regierung und die Unzufriedenheit mit den Folgen, welche diese Stimmungen hervorbringen, gemildert oder zum Theil vermieden werden können. Scharnhorst 14. May 10. 332. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 25. Mai 1810

GStA PK, VI. HA Nl Friedrich Wilhelm III. B VIIa Nr. 10 fol. 122r–123v (4 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Scheel/Schmidt, S. 733. Der Gegensatz zwischen Hardenberg und Altenstein.

Ohngeachtet ich alles angewand habe, die Minister von Hardenberg und Altenstein zu vereinigen, so bin ich doch in der Nothwendigkeit, Ew. Majestät unterthänigst zu berichten, daß dazu wenige Hofnung vorhanden ist. Der Minister von Hardenberg war, wie ich ihn das erste mal in Beeskow sprach,1 schon außerordentlich über das Benehmen des Herrn von Altenstein in Hinsicht der ihm gegebenen Rathschläge aufgebracht. Ich hofte, die Empfindlichkeit würde sich nach und nach legen. Dies ist aber nicht der Fall gewesen, sondern sie hat vielmehr zugenommen. Dazu kömmt nun noch, daß der Minister von Hardenberg mit dem Finanz-Plana des Herrn von Altenstein nicht zufrieden ist, daß er darin so große Abänderungen nöthig findet, daß ich beinahe glauben muß, daß nie eine Uebereinstimmung in den Ansichten statt finden wird. Hierzu kömt nun noch, daß der Herr von Altenstein auch sehr reitzbar ist, und daß die Männer, welche bald bei dem einen, bald bei dem andern kommen, dann der Fürst von Witgenstein mit seiner Partei, sowie die Gegenpartei, alles anwenden, um jede Annäherung unter beiden Ministern zu verhindern. Dies hat um so mehr Eindruck gemacht, da der Zwischenzustand so lange daurt und der Herr von Hardenberg so nahe bei Berlin ist. Eine Zusammenkunft beider Minister, wozu der von Hardenberg indessen noch nicht geneigt ist, würde der einzige Weg der Ausgleichung der Ideen seyn; da beide doch jetzt die ganze Finanz Angelegenheit in Detail zu einem Zwek bearbeitet haben, so kann die Sache nun mehr mündlich discutirt werden und dadurch am geschwindesten und sichersten eine Vereinigung stattfinden. Wenn Ew. Majestät dies den Minister von Hardenberg zu erkennen zu geben geruhen wollten, so würde vielleicht die Spannung aufhören,

a 1

Verändert aus „dem Plan“. Wahrscheinlich am 14. April bei einer geheimen Unterredung des Königs mit Hardenberg, der Scharnhorst beigewohnt hatte.

Nr. 333

433

die Gemüther beider sich besänftigen und die unberufenen Zwischenträger in die verdiente Verachtung beider fallen. Berlin den 25. May 1810 v.Scharnhorstb 333. Scharnhorst an Knauff

Berlin, 25. Mai 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 275 fol. 16r (1 S.): Konzept, Friedrich Graf zu Dohnas Hand. Knauffs Beschwerde über seine Pensionierung.

Berlin d. 25t Mai 10 An den Krieges Rath Knauf Wohlgeborhna Ew. Wohlgeboren gefälliges Schreiben vom 17t d.M.1 hat mich veranlaßt, nähere Erkundigungen über Ihre früheren Verhältnisse und die eigentliche Veranlassung Ihrer Pensionirung einzuziehen u. in Verfolg derselben ist mir von der dritten Division des A. K. D. ein Bericht eingesandt worden, aus welchen hervorgehet, daß geschwächt durch eine frühere Krankheit E. Wohlgeboren jetzt bei dem besten Willen nicht mehr im Stande sind, Ihren vorigen Posten ganz auszufüllen.2 Daß Ihre frühere Krankheit aus zu großer Anstrengung bei Verrichtung Ihrer Dienstgeschäfte entstanden sein kann, will ich gern glauben, dafür haben E. Wohlgeboren aber auch eine Pension von 500b rh. erhalten, ohnerachtet St. Offizier der Armee in der Regel nur mit 400 rh. pensioniret würden. E. Wohln. werden hieraus ersehen, daß ich ausser Stande bin, Ihn[en] eine gewünschte Antwort zukommen zu lassen, welches ich gewiß recht sehr bedaure. D. An den pensionirten K. R. Knauff Berlin d. 25t May 1810c b

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

a

Oben rechts von Schreiberhand: „ad Mai 259“, ein Verweis auf das in Anm. 1 zu Nr. 328 erwähnte Schreiben. Könnte auch „800“ gelesen werden. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs. Im selben Faszikel, fol. 12r–13r. In dem in Anm. a angesprochenen Schreiben heißt es, Knauff habe seit 1806 an einer nicht identifizierten Krankheit gelitten. Nach der Flucht aus Berlin habe sich diese als eine Art „Sinnes-Abwesenheit“ geäußert, weshalb er nicht mehr von Königsberg nach Memel weiterreiste und der damalige expedierende Sekretär Kräwel seine Aufgaben mit übernahm. Nachdem Kräwel im Frühjahr 1809 als Regimentsquartiermeister zur Brandenburgischen Artilleriebrigade versetzt wurde, kehrte Knauff zum Artilleriedepartement zurück, doch nach der Rückreise nach Berlin erlitt er einen Rückfall, der sich u. a. in eiternden Geschwüren im Gesicht äußerte.

b c 1 2

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

334. Scharnhorst an August Graf von der Goltz

Berlin, 26. Mai 1810

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 528 fol. 38r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Stubenarrest Hirschfelds und Glasenapps in Brandenburg.

Euer Exzellenz gebe ich mir die Ehre ganz ergebenst zu benachrichtigen, wie, in Bezug auf Dero geehrtes Schreiben vom 15ten d.M., den Vorfall in Brandenburg betreffend1, beschlossen worden ist, daß der Generalmajor v. Hirschfeld und der Hauptmann v.Glasenapp bis auf weitere Befehle noch arretirt bleiben sollen, ihnen aber der Arrest, so viel es die Umstände gestatten, erleichtert werden wird. Wenn aber der Zeitpunkt eintritt, daß die genannten Offiziere ihres Arrests entlassen werden können, ohne dadurch Anlaß zu Beschwerden von Seiten des Grafen v.St. Marcan zu geben, so ersuche ich Euer Exzellenz ganz ergebenst, mich gefälligst davon benachrichtigen zu wollen. Jedoch muß ich bemerken, daß des Königs Majestät bei dieser Gelegenheit ausdrüklich den Wunsch geäußert haben, Euer Exzellenz möchten die Sache bei dem Gfn. St. Marcan nicht auf’s Neue in Anregung bringen, damit sie wo möglich ganz vergessen werde. Das mir gefälligst übersandt Aktenstük, den erwähnten Vorfall betreffend, verfehle ich nicht anbei zu remittiren. Berlin den 26n May 1810.a Des Köngl. Geheimen Staats- und CabinetsMinister Herrn Grafen v.d. Goltz v.Scharnhorst. Exzellenz 335. Scharnhorst an Beyme

Berlin, 26. Mai 1810

GStA PK, I. HA Rep. 84 a Justizministerium Nr. 46898 fol. 185r–v (1½ S.): Abschrift, Schreiberhand. Kostenfreiheit der Offiziere in gerichtlichen Angelegenheiten.

Nach meiner Ansicht von den individuellen Verhältnissen des Officiers muß ich es für sehr wünschenswerth halten, daß denselben im allgemeinen das bisher genossene Beneficium der Kostenfreiheit in allen gerichtlichen Angelegenheiten nicht entzogen werden möge, und gebe daher auf Ew. Exzellenz geehrtes Schreiben vom 9. d.M. im gerechten Vertrauen zu Ihren liberalen Grundsätzen anheim, es bei der desfalls bisher bestandenen Einricha

1

Dazu am Rande ein schräger Strich. Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift. Konzept ebda., fol. 37r–v. Vgl. Nr. 282.

435

Nr. 336

tung ferner zu belassen, um so mehr als auch der vorgeschlagenen Mittelweg, nur von dem bemittelten Officier Gebühren einzuziehen, wegen der jedesmal nothwendig vorangehenden nähern Untersuchung seines Vermögenszustandes mancherley Unannehmlichkeiten herbey führen dürfte, daß dagegen aber in allen den Fällen, wo Civilgerichte auf Requisition der Regimentsgerichte Zeugenverhöre und andere gerichtliche Verhandlungen aufnehmen, die baaren Auslagen von dem dazu Veranlassung gebenden Officier einzuziehen sind, finde ich sehr billig. Berlin, d. 26. Maii 1810. v.Scharnhorst. An des Königl. Groß-Canzlers Herrn Beyme Excellenza 336. Aktennotiz

[Berlin, 26. May 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 275 fol. 5r–v (1 S.): Eigenhändig.a

Lt. Krävel Bei seiner neuen Anstellung Erhöhung des Grades.2 337. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna

Berlin, 27. Mai 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 23r (1 S.).: Konzept, Friedrich Graf zu Dohnas Hand. Aktennotiz, Friedrich Graf zu Dohnas Hand: ebda., fol. 22r (¼ S.).a Eingabe eines Franken zur Salpeterproduktion.

An den G.St.M. Graf Dohna Ex.b Berlin d. 26tn May 10 a

Dazu ein Vermerk Kircheisens vom 23. Juni, die Sache solle vorerst auf sich beruhen.

a

Auf der ersten Seite eines Schreibens Kräwels an Scharnhorst (Berlin, 19. Mai 1810, Präsentationsvermerk vom 26. Mai). Vgl. Anm. a. Der im fünften Band vorgestellte, gerade zum Aiden bei der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements vorgeschlagene Christian Friedrich David Kräwel hatte unter Berufung auf seine zwanzig Dienstjahre um „eine Erhöhung meiner jetzigen MilitärCharge“ gebeten.

1 2

a b

Auf dem beantworteten Schreiben des Ministers an Scharnhorst (Berlin, 22. Mai 1810). Rechts daneben vermerkt: „ad No. 283“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

E. Exlz. gebe ich mir die Ehre, die mir gefälligst zugesandte Immediat Eingabec des Unterthanen Grosh zu Heinersberg1 beiliegend ganz ergebenst zu remitiren, indem ich es Dero Ermessen gehorsamst anheim stelle, ob Dieselbend für gut finden werden, die Einlage dem M. v. Blumenstein ine Glatz zukommen zu lassen, indem die einzige Salpeter Fabrikation, die bis jetzt in den Königl. Staaten existiret, unter dessen Leitung stehet. An d. M. Dohna E. D. Berlin den 27ten May 1810.f 338. Scharnhorst an Pontanus

Berlin, 29. Mai 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 60r (1 S.): Konzept, Friedrich Graf zu Dohnas Hand. Übersendung von Prüfungsprotokollen.

Berlin d. 29t Mai 10a An d. Obst. v. Pontanus In Bezug auf Ew. Hochwohlgeb. gefälliges Schreiben u[n]t[e]r d. heutigen Dato1 übersende ich Ihn[en] beiliegend die mit d. 6 St. Capt. vorgenommene[n] Prüfung[e]n u. bemerke dabey, daß eine Unpäßlichkeit mich bisb zu mein[em] Bedaur. davon abgehalten hat, sie durchzusehen. In Betref der mir ebenfalls gefälligstc übersandten Bemerkungen u. Resultate über die im Jahr 1795 vorgenommenen Versuche, den dazu gehörigen Zeichnungen, so behalte ich mich vor, sie nach geschehener Durchsichtd E. Hw.e dieser Tage zukommen zu lassen. Berlin d. 29n May 10f D. c d e

f 1

a

b c d e f 1

Verändert aus „das mir gefälligst zugestellte Immediat Gesuch“. Verändert aus „ob Sie es“. Verändert aus „werden, daßelbe dem M. v. Blumenstein nach“. Auch der Rest des Satzes stark redigiert. Darunter ein Mundierungsvermerk vom 27. Mai. Anscheinend nicht überliefert. Dem Schreiben des Ministers zufolge betraf die Eingabe des Johann Nicolaus Grohs zu Heinersberg (bei Kronach) vom 16. April 1810 die inländische Salpeterfabrikation. Rechts daneben von Schreiberhand: „ad Mai No. 344“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Folgt gestrichen: „jetzt“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Gestrichen und durch gestrichelte Unterstreichung wiederhergestellt. Verändert aus „Ihnen“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs. Im selben Faszikel, fol. 59r. Pontanus bat um die Rücksendung der am 17. Mai mit einem Gutachten der Examinationskommission überschickten Papiere einer Prüfung von sechs Stabskapitänen der Artillerie. Vgl. auch das von Pontanus, Schultze und Heuser unterschriebene Begleitschreiben vom 17. Mai (fol. 58r).

437

Nr. 339

339. Scharnhorst an Gneisenau

Berlin, 29. Mai 1810

GStA PK, VI. HA Nl Gneisenau Paket 23 fol. 97r (½ S.): Eigenhändig. Druck: Pertz, Gneisenau I, S. 609, danach Linnebach, S. 391. Bewilligung einer Domäne in Erbpacht an Gneisenau.

Mein sehr verehrter Freund1, die gewünschte Erbpacht ist bewilligt, wie Sie aus der Einlage sehen werden.2 Was aus mir wird, ist noch nicht bestimmt, da ich Sie bald zu sehen hoffe, idem ich im Junie nach Schlesien gehe, so sage ich hier nichts, als daß es bei uns in jeder Hinsicht noch bei den Alten ist. Ihr Sie innigst liebender Freunda Scharnhorst Berlin den 29. May 1810 340. Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher Berlin, 3. Juni 1810 GStA PK, IV. HA Rep. 15 A Nr. 5 fol. 107r–108r (3 S.): Reinschrift, Schmidts Hand (signiert), eigenhändig unterschrieben. Verweigerung einer Vermehrung des Wachtdienstes der Soldaten. a

Ew. Excellenz haben uns unterm 27tn d. v. M. aufgefordert, unsere Meinung darüber abzugeben, ob es nicht zuläßig und besser wäre, wenn der Wachtdienst dergestalt regulirt würde, daß der Soldat nur 4 bis 5 Nächte vom Dienst frei bliebe und dadurch nicht allein den verschiedenen Beschwerden der Bürgerschaften, welche nach der algemeinen Beurlaubung mit daran Theil nehmen sollen, abzuhelfen, sondern auch dem Soldaten selbst dadurch für die nachtheiligen Folgen des Müssigganges zu bewahren. Wenn indeß Seine Majestät der König, wie Ew. Excellenz in Dero geehrten Schreiben auch selbst bemerkt haben, nicht allein öfters schriftlich und mündlich Sich ausdrücklich dahin erklärt haben, daß der Soldat schlechterdings wöchentlich nur einmal die Wache beziehen, und daß diese Allerhöchste Anord-

1

2

a

Gneisenau befand sich gerade in St. Petersburg, von wo aus er am 7. Juni nach Preußen zurückreiste. Gemeint ist die bei Pertz, Gneisenau I, S. 609, abgedruckte Kabinettsorder an Altenstein, durch welche Gneisenau eine Domäne mit einem Einkommen von nicht weniger als 1500 jährlich bewilligt wurde. Infolge der von den Behörden in Schlesien verursachten Schwierigkeiten zog sich diese Sache aber noch lange hin, vgl. Nr. 399. Oben von einem Mitarbeiter Blüchers vermerkt: „Dem Magistrat zu Pyritz anzuzeigen, wie man sich zwar für sie verwendet, um sie von dem geforderten Wachtdienst zu entbinden, jedoch sey dies abshlägig beschieden und man bedaure, daß die geschehene Verwendung von keinen bessern Erfolg gewesen sey“. Dazu ein Abgangangsvermerk vom 6. Juni.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

nung durch die Beurlaubung keine Aenderung erleiden solle, „weil die Bildung des Soldaten zum Felddienst und die dazu erforderlichen mancherlei Dienstübungen durch einen stärkeren Wachtdienst nur auf eine nachtheilige Art behindert werden würden“, wir nicht umhin können, den hiebei zum Grunde liegenden hohen Zwecken pflichmäßig vollkommen beizustimmen und uns aus diesen Gründen nicht für ermächtigt halten dürfen, Seiner Majestät dem Könige anderweitige hierauf Bezug habende Vorschläge in Vortrag zu bringen. Seine Majestät der König haben übrigens bei ähnlichen Vorstellungen selbige jedesmal zurückgewiesen und bereits mehrmals befohlen, daß die Bürgerschaft in denjenigen Städten, wo die Garnison zur Bestreitung des Wachtdienstes nach den gegebenen Bestimmungen nicht hinreichen sollte, mit hinzutreten und die policeilichen Wachten und Posten im Innern der Städte selbst übernehmen solle, welches sowohl der Pflicht einer jeden Bürgerschaft als auch dem Geiste der neuen Städte Ordnung vollkommen angemessen ist, wonach bereits in mehreren Städten und namentlich hier in Berlin verfahren wird. Ew. Excellenz wollen uns bei dieser Gelegenheit noch die allgemeine Bemerkung erlauben, daß wir bei ähnlichen Gelegenheiten fast immer die Erfahrung gemacht haben, daß die wegen des Wachtdienstes geführten Beschwerden auf eine unrichtige Ansicht der Dinge und dadurch entstehende zweckwidrige Anordnung beruhet haben, indem gewöhnlich überhaupt zu viel Tage Posten ausgesetzt werden, während man durch auszusetzende Nachtposten und fleißiges Patrouilliren oft viele Posten erspahren und die erforderliche öffentliche Sicherheit dennoch bewerkstelligen kann. Was übrigens den Punkt anbelangt, daß der Soldat durch den wenigen Wachtdienst zum nachtheiligen Müssiggange verleitet werden möchte, so glauben wir Ew. Excellenz nach unserer Ueberzeugung ehrerbietigst versichern zu dürfen, daß dieses wohl schwerlich statt finden könnte, wenn die Commandeurs der Regimenter und Bataillons die Truppen auf eine dem Sinne der hierüber erlassenen Allerhöchsten Instructions und der Intention Seiner Majestät des Königs überhaupt angemessene Art und Weise mit zweckmäßigen Dienstübungen zu beschäftigen wüßten, welches freilich leider nicht überall der Fall sein mag. Bei einem fortdauernden Bestreben der Brigade Generale und Brigadiers, dahin zu wirken, wird indeß der von Seiner Majestät beabsichtigte Endzweck mit der Zeit noch erreicht werden und die Armee und der Staat dereinst sicher die wohlthätigen Früchte davon einerndten. Wir haben übrigens durch Ew. Excellenz geehrtes Schreiben die Veranlassung genommen, den Minister des Innern Grafen zu Dohna zu ersuchen, die Magisträte in den Städten über die der Bürgerschaft obliegenden Pflichten, an dem innern Dienste Antheil zu nehmen, zu belehren und es dem Magistrate von Pyritz auf dessen anbei zurückerfolgende Vorstellungb zu verweisen, daß derselbe einer nicht ganz schicklichen Beurtheilung der von

b

Dazu am Rande ein schräger Strich.

439

Nr. 341

Seiner Majestät dem Könige hierüber höchstselbst gegebenen Befehle angemaßt habe. Berlin den 3ten Juny 1810. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement. v.Scharnhorst

Jasky

An des Königlichen Generals der Cavallerie pp. Herrn von Blücher Excellenz zu Stargardt in Pommern 341. Scharnhorst an Hardenberg

[Berlin, 4. Juni 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 75, fol. 1r–4r (7 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 391–394. Vorlage des Entlassungsgesuchs. Vorschläge zur heimlichen Weiterführung der Geschäfte. Französische Vorwürfe. Minister Graf Dohna und seine geschmälerten Kompetenzen.

Nach der gestrigen Abrede mit Ew. Excellenz2 lege ich hier einen abermaligen Entlassungsgesuch meines jetzigen Postens Sr. Majestät zu Füssen. Wenn es Sr. Majestät höchste Absicht ist, mir die heimliche Leitung des Krieges Departements in allen wichtigen Punkten so weit zu lassen, als es die Verhältnisse erlauben, so schlage ich unterthänigst vor, daß der Oberst von Hak an meine Stelle tritt und zwar unter folgender einfacher Bestimmung: „Da der General Major v. Scharnhorst mir abermals angezeigt, daß seine Gesundheitsumstände die Fortsetzung seiner bisherigen Geschäfte als Chef des a. K. D. nicht mehr gestatten, so will ich ihn der frühern gegebenen Verheißung gemäß hierdurch gnädigsta von diesen Posten entlassen und übertrage demselben hiermit den Obersten und geheime[n] Staatsrath von Hak, welchen ich zum Chef des a. K. D. ernenne, wobei er, da jetzt alle Directoren der Divisionen ihre Dienstverrichtu[n]gen genau kennen, seine jetzige Stelle beibehalten soll.“

a 1 2

Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. So von Linnebach datiert. Hardenberg wurde am 4. Juni 1810 zum Staatskanzler ernannt.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

In Absicht der Verhältnisse des Obersten von Hak zu dem a. K. D. würde in der an ihn gerichteten Cabinetsordre zu sagen seyn, „daß die Dienstverhältnisse der Directoren des a. K. D. zu ihn mehr bestimmt werden würden.“ Ich werde alsdenn hierzu eine nähere Bestimmung dieser Verhältnisse Sr. Majestät vorlegen; sie gehört wesentlich zu der beabsichtigten Veränderung. Ueber meinen fernern Einfluß auf die Geschäfte des a. K. D. würde den Obrsten von Hak von Sr. Majestät unter 4 Augen zu sagen seyn, „daß ich die Leitungb meines bisherigen Postens in allen wichtigen Gegenständen, so weit es heimlich geschehen könnte, beibehalten sollte. Die Verhältnisse, wie dies geschehen könne, solle er mit mir gemeinschaftlich festsetzen, damit sie von uns Sr. Majestät zur Genehmigung vorgelegt werden könnten. Daß er so wie ich verantwortlich gemacht würdec, diese Verhältnisse niemanden bekannt werden zu lassen und selbst dahin zu trachten, alle Vermuthungen davon zu entfernen.“ In der Cabinetsordre zu meinen neuen Dienstverhältniß würde zu sagen seyn: „In den neuen Dienstverhältniß des General Major von Scharnhorst als Chef des Ingenieur Corps hat er die Inspicirung der Festungen und die Anordnungen und Ausrichtungen, welche Bezug auf die Festungen, so wohl in Ingenieur als Artillerie Angelegenheiten haben, unter seiner Direction stehen und zwar in einem noch näher zu bestimmenden Verhältniß zur dritten Div. des a. K. D. und zu den Chef des Artillerie Corps. Ihm wird ein Bureau für seine künftigen Geschäfte in dem Verhältniß des jetzigen bewilligt und über die Personen, welche er von denen, welche in seinen jetzigen sind, in den neuen behalten will, wird er mit dem Obersten von Hak die nöthigend Verabredung[en] treffen. Seine Dienstreisen geschehen in den Verhältnissene der Officiere des Generalstabes. Mit dem, was ich hier vorzutragen, die Ehre gehabt habe, muß ich nun noch in genauer Beziehungf setzen, daß ich zwar aus Liebe, Gehorsam und Dankbarkeit gegen des Königs Majestät, den unangenehmen Verhältnissen, die oben bezeichnet sind, mich gern und willig unterwerfe, daß ich aber auch hierbei voraussetz[en] darf, daß meine Sache bei dem französischen Gesandten vertreten werden; daß nämlich ihn angezeigt werde, daß das Mißfallen des Kaisers Napoleon nur durch meine Feinde und Neider veranlaßt seyn könnte, indem ich nie dazu Gelegenheit gegeben hätte, daß ich ehemals in b c d e f

Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Statt „würden“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „hinzufügen“.

Nr. 341

441

hannövershen Dienst gestandeng, aber nie in England gewesen sey, daß ich ein paar Verwandte in der Hannövrischen Legion habe, daß aber mein Bruder in der Schlacht bei Aspern3 in der französischen Armee sein Leben verlohrn, mein Schwager4 Major bei einem französischen C[h]asseur Regiment sey, daß man ihn ersuche, ein Mißverständniß zu heben, daß in jeder Hinsicht ungerecht und für alle treue Staatsdiener niederschlagend sey. Seine Erklärung wird zeigen, was ich zu erwarten habe, denn wenn Se. Majestät sich nicht meiner ganz kräftig annehmen, wenn die Verfolgung, welche von preussisch[e]r Seite kömmt, nicht auf eine bestimmte Art entgegen gearbeitet wird, wenn die preussischen Verfolger immer ihren Zwek erreichen, wer kann dann einen Tag sicher seyn, nicht seinen Posten zu verliehren? Ew. Excellenz wissen, daß dies mir jetzt nicht ganz unglüklich machen, aber in einer andern Zeit, wo ich nirgend hin wußte, tief zu Boden drücken würde. Ich muß daher Sie dringend bitten, diesen unterthänigen Gesuch Sr. Majestät in seiner Beziehung zu Füßen zu legen. Mit blutenden Herzen lege ich hier die Erklärung des Grafen zu Dohna5 bei, alle mein Bitten hat bei ihm nicht gefruchtet. Er war nur in Staatsgeshäften glüklich und wird jetzt sehr unglüklich seyn. Man nahm ihn aus einer ruhigen Carriere; er arbeitete nunh in einen neuen Posten mit höchster Anstrengung und ließ sich seinen besten Gehülfen u. Freund, nämlich Schön, entfernen, um Ruhe und Einigkeit zu erhalten. Nun verlangte man von ihn Abgaben einzelner Fächer, Unterwerfung der Meinung, er that alles, unterdes untergrub man das Vertrauen seines Königs zu ihn; die eine Partei wolltei über ihn herschen, die andere wollte seine Stelle. Er that in der Constellation der Personen was er konnte, andere mit größern Talenten würden nicht mehr gethan haben. Ich kenne den ganzen Hergang der Sache, die innern Verkettungen, und sein Schiksal drükt mich tief nieder, weil ich weiß, daß er höchst unglüklich werden wird. v.Scharnhorstj k

N. S. Ich muß um Entschuldigung wegen mancher ausgestrichn[e]r Stellen bitten, ich binl heute nicht ganz von Fieb[e]r frei. g h i j k l 3 4 5

Nachträglich hinzugefügt. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „zu ihn; man wollte“. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Die anschließende Nachschrift in der Vorlage links neben dem Respektstrich. Statt „bitte“. Tatsächlich ist die Schlacht von Wagram gemeint. Zu August Scharlock vgl. Anhang 1. Dohna lehnte in seinem bei Scheel/Schmidt, S. 776ff., abgedruckten Schreiben an Scharnhorst ab, als Leiter der Sektionen für Kultus, öffentlichen Unterricht, Gesetzgebung und Medizinalwesen weiterzuwirken.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

342. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 4. Juni 1810

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. C Nr. 1 fol. 1r–v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 394f. Rücktrittsgesuch.

Ew. Königl. Majestät muß ich wegen meiner geschwächten Gesundheit submissest bitten, die mir gegebene allergnädigste Verheißung, für meinen Posten bald einen Nachfolger zu ernennen, huldreichst zu gewähren. Ich hoffe dann die Dienstverhältnisse, welche allerhöchst Dieselben mir zu bestimmen geruhen wollen, zur höchsten Zufriedenheit genügen zu können, da mehrere Reisen, welche meiner Gesundheit vortheilhaft seyn werden, damit verbunden sind. In der vollkomsten und tiefsten Ehrerbietung ersterbe ich Ew. Königl. Majestäta Berlin den 4. Jun. 1810.

alleruntertänigster v.Scharnhorst.

343. Allgemeines Kriegsdepartement an Prinz August

Berlin, 4. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Johann Karl Ludwig Braun Nr. 7 fol. 60r–v (1½ S.): Abschrift, Schreiberhand. Aufnahme der Anzahl der Militärpersonen in die Bevölkerungslisten.

Abschrift Es ist unumgänglich nothwendig, daß zu Anfertigung der BevölkerungsListen des Preußischen Staates auch eine vollständige Aufnahme der Seelenzahl der Militair Personen sowie es sonst geschehen ist, bewirkt werde. Ew. Königl. Hoheit verfehlen wir nicht, in der abschriftlichen Anlage ein Schema zu einer dergleichen Nachweisung1 unterthänigst zu überreichen, und ersuchen Dieselben, sich hiernach eine Liste von dem kommandirenden a

Das Folgende mit Respektabstand.

1

Ebda., fol. 62r. Militärpersonen wurden aufgeschlüsselt in „Ober Officiers“, „Unter Staab und Employes“ und „Unter Officiers, Gemeine und Spielleute“, dazu kamen Familienangehörige und Domestiken unterteilt nach Geschlecht. Militärpersonen wurden in vier Altersklassen gegliedert (unter 18, 18–45, 45–60, über 60), Familienangehörige und Domestiken in sechs (unter 7, 7–14, 14–18, 18–45, 45–60, über 60).

Nr. 343

443

Officier einer jeden Garnison der unter Dero Befehlen stehenden Artillerie einreichen zu lassen, und wenn solche zusammen sind, dergestalt an uns geneigtest abschicken zu wollen, daß sie spätestens den 15ten Januar jedes Jahres bey uns eingehen, damit wir von denselben den beabsichtigten Gebrauch machen können. Um bei Aufnahme dieser Listen, welche zu mehrerer Bestimmtheit im December jedes Jahres bewirkt werden muß, Errores dupli zu vermeiden, ist mit Uebereinstimmung des Ministerii des Innern festgesetzt worden: 1) Alle Militair-Personen, welche sich zur Zeit der Aufnahme der Seelen Liste auf Urlaub an einem Ort befinden, worinnen keine Garnison ist, werden mit dem Theil ihrer bei sich habenden Familie von der CivilPolicey Behörde ihres zeitigen Aufenthaltsorts consignirt. 2) In eben der Art wird es mit solchen Militair-Personen gehalten, welche noch nicht ganz entlassen, sondern nur vorerst außer Activität getreten sind. 3. Dagegen aber werden an Oertern, wo sich Garnison befindet, sowohl die eigentlich zur Garnison gehörigen Personen mit ihrer Familien und Domestiken als auch die auf Urlaub zur Zeit der Aufnahme im Orte sich befindenden Militair Personen mit dem Theil ihrer Familie und Domestiken, die sie bei sich haben, ferner der Theil der Familien auswärts beurlaubter Militairs, der am Garnison Orte zurückgeblieben ist, und endlich die am Orte lebenden inactiven, jedoch noch nicht entlassenen Militair Personen mit ihren Familien von der competenten Militair-Behörde der Garnison consignirt. Militairs im würklichen Dienst, welche nach Oerter innerhalb Landes, wo keine Garnison stehet, commandirt sind, werden bey der Garnison des Korps, wozu sie gehören, verzeichnet. Befinden sich dagegen dergl. Commandirte an Orten, wo Garnison ist, so consignirt sie die dortige Militair Behörde. EKH. stellen wir unterthänigst anheim, hiernach die Artillerie geneigtest zu instruiren und derselben die möglichste Genauigkeit bei Aufnahme dieser Listen anempfehlen zu wollen. Berlin den 4ten Juny 1810.2 Allgemeines Kriegs Departement. v. Scharnhorst v. Rauch.

2

Auf einer Kabinettsorder an das Allgemeine Kriegsdepartement zur Einrichtung der ehemaligen Artilleriekaserne für das Garderegiment zu Fuß (Potsdam, 4. Juni 1810, GStA PK, IV. HA Rep. 4 Nr. 23 fol. 7r) befindet sich ein eigenhändiger Vermerk Scharnhorsts: „An die zweite Division“.

444

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

344. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 5. Juni 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 13r (¼ S.): Konzept, Friedrich Graf zu Dohnas Hand. Weiterleitung eines Schreibens des Kommandanten von Kolberg.

Die Konigl. 3t Divisiona Berlin d. 4t Juni Einer 3t Divis. des K. A. K.D. übersende ich beieliegend ein Schreiben desb Major v. Kamptz zur weitern Verfügung über den darin berührten Gegenstandc, füge aber die Bemerkung hinzu, daß nach der neuen Verfassung eigentlich keine Adjuncten statt finden sollen. Berlin d. 5t Juny 1810. An die 3t Divisiond D. 345. Kabinettsorder

Potsdam, 6. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg Nr. H 3½ Bd. IV fol. 13r–v (3 S.): Konzept, Hardenbergs Hand, mit Veränderungen von Scharnhorsts Hand.a Konzept, Hardenbergs Hand: GStA PK, I. HA Rep. 74 O. C Nr. 1, fol. 3r–v (2 S.).b Druck: Scherbening II, S. 207f., Scheel/Schmidt, S. 780f. Offizielle Entlassung Scharnhorsts als Chef des Allgemeinen Kriegsdepartements.

Ostensible Cabinets Ordre Potsdam, den 6. Juny 1810c Mein lieber General Major von Scharnhorstd Mit vielem Bedauren habe ich aus Eurer Vorstellung vom 4 d. ersehen, daß Eure Gesundheits Umstände die Fortsetzung Eurer bisherigen Geschäfte als a

b c

d

a

b

c

d

Oben rechts von Schreiberhand: „ad No. 12. Juni 10“ (Journalnummer des in Anm. c erwähnten Schreibens). Folgt gestrichen: „Obrst“. Unter dem Konzept ein Vermerk von Schreiberhand; ihm zufolge betraf Kamptz’ Schreiben „das Gesuch, den Sergeanten Sponholtz dem kränkl. Schlüssel Major Wille zu adjungiren.“ Dabei ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Auf einem Doppelbogen zusammen mit den Konzepten Hardenbergs zur geheimen zweiten Kabinettsorder an Scharnhorst (fol. 13v) und der Kabinettsorder an Hake (fol. 14r) vom selben Tage. Dieses jüngere Konzept berücksichtigt bereits die an der Vorlage vorgenommenen Änderungen. Darunter (fol. 3v–4r) ein weiteres Konzept zur Kabinettsorder gleichen Datums an Hake. Überschrift und Datum oben am linken Rand. Im jüngeren Konzept steht: „An den General Major von Scharnhorst“, darunter ein Mundierungsvermerk. Im jüngeren Konzept: „Mein lieber p.“

Nr. 345

445

Chef des allgemeinen Kriegs-Departements nicht länger gestatten und daß Ihr daher wiederhohlt antraget, von diesem Posten entlassen zu werden, in dem Ihr Mir bisher zu meiner vollkommensten Zufriedenheit die nützlichsten Dienste geleistet habet. So ungern ich nun darin willige, so kann ich Euch doch die zu Eurer Herstellung nöthige Erleichterung nicht versagen; Ich bewillige Euch daher die gesuchte Entlassung und habee dem Obersten und Geheimen Staats Rath von Hak befohlen, die Geschäfte des Chefs des allgemeinen Krieges-Departements vorerst interimistish neben denen des Militair Oeconomie Departements mit zu übernehmen,f welches ohne Nachtheil des Dienstes wird geschehen können, da alle Divisions Directoren ihre Dienstverrichtungen genau kennen. Es ist aber nöthig, daß ihre Verhältnisse zu dem Chef noch näher bestimmt werden, wozu ich die Vorshläge von Euch erwarte. Ihr bleibet dagegen Chef [des]g Generalstabes und des Ingenieur Corps und habet in derh letztereri Eigenshaft die Inspection überj die Festungen. Die Anordnungen und Ausrichtungen, welche Bezug auf diese sowohl in Ingenieur als Artillerie Angelegenheiten haben, sollen in einem noch näher zu bestimmenden Verhältnis zur dritten Division des allg. Kr. Depts und zu dem Chef des Artillerie Corps, darüber Ihr Mir ebenfalls Vorschläge machen müssetk, unter Eurer Direction stehen. Ich bewillige Euch zu Euren künftigen Geschäften das erforderliche Geshäfts Bureau und überlasse es Euch, von den Personen, welche in Eurem jetzigen sind, diejenigen auszuwählen, welche Ihr dazu geeignet findet, auch mit dem Obersten von Hak darüber Abrede zu nehmen. Eure Dienstreisen geschehen in Euren Verhältnissen als Chefl des General Staabes.m Ich verbleibe p.1

e f

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1

Verändert aus „Ich habe also“. Das Folgende bis „erwarte“ verändert aus „und Euch die gesuchte Entlassung gnädigst zu bewilligen.“ Die folgenden zwei Wörter in der Vorlage von Scharnhorsts Hand hinzugefügt, das dabei versehentlich nicht verdoppelte „des“ nach dem jüngeren Konzept ergänzt. Verändert aus „als Folge“. Das Wort von Scharnhorsts Hand hinzugefügt. Im jüngeren Konzept heißt es: „in der letzteren“. Verändert aus „Inspicirung der“. Verändert aus „haben, sollen“. Im jüngeren Konzept heißt es: „allgemeinen Krieges Departements“. Verändert aus „Verhältnissen der Officiere“. Im jüngeren Konzept folgt: „Ich verbleibe Euer wohlaff. König Potsd. den 6 Juny 1810.“ Die Entlassung wurde am 7. Juni mit dem bei Lehmann II, S. 318f., abgedruckten Text in den Zeitungen gemeldet. Vgl. auch das Schreiben Hakes an Hardenberg (Berlin, 18. Juni 1810, a. a. O., fol. 35r) zu den von Scharnhorst vorgelegten Artikeln zum Amtswechsel.

446

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

346. Kabinettsorder

Potsdam, 6. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg Nr. H 3½ Bd. IV fol. 13v (1 S.): Konzept, Hardenbergs Hand. Druck: Scherbening II, S. 208f.; Linnebach, S. 395, Scheel/Schmidt, S. 781f. Auftrag zur geheimen weiteren Leitung des Militärressorts.

Geheime Cab. Ordre. Potsdam d. 6. Juny 1810a Mein lieber General Major von Scharnhorst Da ich wünsche, daß Ihr ohnerachtet Eurer Entlassung von dem Posten eines Chefs des allgemeinen Kriegs Departements dennoch fortfahren möget, Euch, so weit es ins Geheim geschehen kann, die Leitung aller wichtigen zu dem Ressort desselben gehörenden Gegenstände zu unterziehen, so gebe ich Euch auf, mit dem Obersten und Geheimen Staats Rath von Hake die Verhältnisse gemeinschaftlich festzusetzen, wie solches geschehen kann, und Mir solche zur Genehmigung vorzulegen. Ihr werdet beide einsehen, wie wichtig es ist, daß dieses niemand bekannt werde. Ichb muß Euch also dafür verantwortlich machen und vertraue zu Eurem beiderseitigen Patriotismus und Pflichtgefühl, daß Ihr das strengste Geheimnis darüber bewahrt und dahin trachten werdet, jede Vermuthung über das mit großer Vorsicht zu bestimmende Verhältnis zu entfernen. Ihr werdet dem Obersten von Hak den gegenwärtigen Befehl1 zu seiner Nachachtung mittheilen. Übrigens verbleibe ich p. p. 347. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 6. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg Nr. H 3½ Bd. IV fol. 12r (1 S.): Eigenhändig. Freude über Beibehaltung Dohnas als Innenminister.

Die Nachricht, welche Ew. Excellenz mir von der Beibehaltung des Ministers Dohna geben,a macht mir diesen Tag zu den glücklichsten den ich in

a

b 1

a

Überschrift und Datum am Rand, darunter von Hardenberg vermerkt: „Diese G. Cab. O. ist von mir selbst geschrieben und niemand bekannt worden.“ Die anschließende Passage bis „vertraue“ nachträglich hinzugefügt. Gemeint ist die Kabinettsorder an Hake, ebda., fol. 14r. Dazu von Hardenberg mit Bleistift vermerkt: „Der König beschloß, Graf Dohna das Min. des Innern zu lassen, jedoch unter der Bedingung, daß der G.St.R. v. Schoen die Sect. der allg. Policey und Gewerbe Policey als [unleserliche Abkürzung] vorstehe; Humbold nach Wien zu senden.“

447

Nr. 348

Berlin erlebt habe. Die Gefühle ewiger Dankbarkeit werden nicht aufhören uns zu begleiten.b Berlin den 6. Jun. 10 Scharnhorst 348. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna

[Berlin], 6. [Juni 18101]

GStA PK, VI. HA Fürstliches Hausarchiv Dohna-Schlobitten Karton 34 Nr. 166 (¼ S.): Eigenhändig.

Dies ist der glüklichste Tag, den ich in Berlin gehabt habe. Ich bitte den Brief zurük. Ich bin ganz außer mir. Scharnhorst 6. 349. Allgemeines Kriegsdepartement an die 2. Sektion des Außenministeriums Berlin, 6. Juni 1810 GStA PK, III. HA MdA I Nr. 476 (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Verletzung des Rayons von Glogau durch preußisches Militär.

Einer Hochlöblichen Zweiten Section des Königlichen Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten beehren wir uns auf das gefällige Schreiben Derselben vom 2ten d. und unter Remittirung der ihm beigefügten Anlagena in ergebenster Antwort zu erwiedern, daß es durchaus ohne unser Wissen geschehen ist, wenn in Neustädtel Einquartierungen oder Durchmärsche von preußischem Militair Statt gefunden haben. Von der Anstellung eines nach diesem Orte kommandirten Etappen Officiers haben wir erst in diesen Tagen durch den Bericht des General Lieutenants v.Grawert, daß er solchen auf die von dem französischen Commandanten zu Glogau1 hierüber geführteb Beschwerde sogleich wieder abgerufen habe, Kenntniß erhalten. b

Das Folgende mit Respektabstand und mit Respektstrich zur Unterschrift.

1

Vgl. das vorangehende Dokument.

a

Dazu am Rande zwei schräge Striche. Im selben Faszikel befindet sich Naglers Konzept zum erwähnten Schreiben sowie die Beilagen, ein Schreiben des Innenministers Graf Dohna an Außenminister Graf von der Goltz (Berlin, 26. Mai 1810) und die Abschrift eines Berichts der Militärdeputation der Liegnitzer Regierung vom 17. Mai über die Beschwerden Rheinwalds. Statt „geführten“. Der ehemalige Unteroffizier Julien-Charles-Louis Rheinwald (1760–1810) war in den Revolutionskriegen bis 1799 zum Brigadegeneral aufgestiegen und fungierte seit Februar 1807 als Kommandant von Glogau. Er starb am 12. Juni an einem Schlaganfall.

b 1

448

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Demnach ist gedachter General auch sogleich von uns an die abgeschlossenen Conventionen und namentlich daran erinnert worden, daß selbigen zu Folge kein preußisches Militair innerhalb der Rayons der besetzten Festungen kommen dürfe2 und mithin weder Durchmärsche durch selbige, noch weniger Einquartirungen ferner Statt finden können, wonach die Anstellung von Etappen Officiers in den zu solchen Rayons gehörenden Orten also auch von selbst wegfällt. Wir haben gedachten General zugleich aufgefordert, alle dergleichen und ähnliche Beschwerden für die Zukunft nach Möglichkeit zu verhüten, so wie wir uns selbst niemals der mindesten Unordnung, die den abgeschlossenen Conventionen zuwider wäre, schuldig gemacht haben.3 Berlin den 6ten Juni 1811 Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement. Scharnhorst v.Rauch An Eine Hochlöbliche Zweite Section des Königl. Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten hieselbst. 350. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 8. Juni 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 44r–v (2 S.): Konzept, Friedrich Graf zu Dohnas Hand. Aufzeichung, dieselbe Hand: ebda., fol. 40r–41v (1 S.).a Schußversuche mit russischen und preußischen Büchsen.

3te Division All.K.Dep.b Berlin d. 8t Juni 10 Einer 3. Divis. des K. A. K. D. erwidere ich auf das unter d. 31t v. M. an mich eingereichte Schreiben1, die russischen Büchse[n] betref[fe]nd, daß ich diese 2

3

a

b

1

Die am 28. November 1808 festgelegten Rayons um Stettin, Küstrin und Glogau hatten jeweils einen Radius von etwa 25 km. Das von Küster unterschriebene Konzept zu einem Schreiben der Sektion an Dohna in der Sache (Berlin, 11. Juni 1810) befindet sich im selben Faszikel. Auf der unbeschriebenen letzten Seite des beantworteten Schreibens der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 31. Mai 1810, unterschrieben von Neander, Schmidt und Leithold). Oben rechts der Vermerk: „ad No. 9 Juni“ (Journalnummer des in Anm. a erwähnten Schreibens). Das Schreiben (vgl. Anm. a) betraf einige im Armaturdepot in Königsberg vorgefundene russische Jägerbüchsenläufe, die man auf Anordnung des Königs geschäftet hatte.

Nr. 350

449

Sachec Sr. M. d. K. vorgetragen u. Allerhöchstdieselben sich von dem Ungrund der darüber geführten Beschwerden des Ostpreuß. Jäger Bataillons vollkommen überzeugt haben. Ich nehme mir indeß die Freiheit, folgendes zu bemerken: Die Unterschrift unter der Zeichnung der 4tn Scheibe, „Auf diesen beiden Distancen sind jedesmal aus 6 Büchsen mit russischen Läufen und 3 Jäger-Bataillons-Büchsen 18 Schuß geschehen“, ist nicht ganz deutlich, indem daraus nicht mit Bestimmtheit hervorgehet, ob im Ganzen oder aus jeder Büchse 18 Schuß geschehen sind.2 Ferner wünsche ich das Gewicht der jedesmaligen Ladung zu wissen, auch liegt mir daran in Erfahrung zu bringend, ob die Kugel das in der Liste angegebene Gewicht wirklich gehabt u. welche Büchsen gestoßen haben; wahrscheinlich werden es die mit den starkene Kugeln gewesen sein. Ich ersuche daher eine 3te D., mir über diese Punkte nähere Auskunft zu geben. Ubrigens danke ich einer K. 3t Div. recht sehr für die detaillirte Eingabe, welche mich äußerst interessirt hat. In Betreff der Rückgabe der russish[e]n Büchsen an das Ostpreuß. Jäger Batall. bin ich der Meinung, daß, da noch genug andre Büchsen vorhanden sind, diese russisch[e]n zum Gebrauch in den Festungen aufgehoben u. den erwähnt[e]n Bataillon dann verabfolget werden können, ersuche aber eine Kn. 3te D. im Namen des Departements ein Schreibenf an das Bataill. aufsetzen zu lassen, in welchen denselben der Ungrund der gemacht[e]n Eingabe zu zeigen undg dasselbe darüber auf eine derbe Weise zu recht zu weisen ist. D. An. d. 3te D. Divis. d. A. K. D. Berlin d. 8 Juni 1810.h

c d e f g h 2

Eine Kommission des Ostpreußischen Jägerbataillons hatte sie für zu mangelhaft befunden, um an das Bataillon ausgegeben zu werden, die 3. Division hatte daraufhin die 30 Büchsen durch eine Kommission des Gardejägerbataillons erproben lassen. Diese zweite Untersuchung überzeugte die Division, daß die Büchsen mit einigen Nachbesserungen noch gebraucht werden konnten. Verändert aus „dasselbe“. Verändert aus „daran zu wissen“. Folgt gestrichen: „Gewichten“. Verändert aus „eine Antwort“, dabei „eine“ versehentlich nicht verändert. Verändert aus „Eingabe auf eine derbe Weise zu“. Rechts darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. die „Tabelle, welche von Anfang der Versuche mit 30 neu geschäfteten und den 3 sogenannten Jäger-Corps-Büchsen aufgenommen wurden“ und die dazugehörige Aufzeichnung der Treffer bei den Schießversuchen auf 100, 150, 200, 250 und 300 Schritt, a. a. O., fol. 42r–43r.

450

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

351. Scharnhorst an Blumenstein

Berlin, 8. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 33r (1 S.).: Konzept, unbekannte Hand. Empfehlung eines Werks Chaptals zur Salpeterherstellung.

Berlin d. 8t Juni 10a Es ist mir kürzlich ein kleines Werk über die künstliche Erzeugung und Läuterung des Salpeters u. die beste Art Schießpulver zu verfertigen von Chaptal1, aus d. Französischen übersetzt von dem hiesigen Profesor Wolff2, Königsberg b. Nicolovius 18053, als vorzüglich in seiner Art bekannt geworden.4 Ohnerachtet ich vermutheb, daß es E. H. schon gelesen haben, so bin ichc demohnerachte[t] so frei, es in dem entgegengesetzten Falle Ihnend [zur]

a

b c d 1

2

3

4

Oben rechts: „ad No. 69 Juni“, die Journalnummer eines Schreibens des Ministers Dohna an Scharnhorst (Berlin, 2. Juni 1810, Präsentationsvermerk vom 6. Juni, a. a. O., fol. 32r). Auf letzterem ist vermerkt: „M. v. Blumenstein“. Verändert aus „vermuth[e]n kann“. Verändert aus „so nehme ich mir“. Folgt gestrichen: „zu empfehlen angelegentlich“. Jean-Antoine Chaptal (1756–1832) hatte als Arzt und Lehrer in Montpellier gearbeitet, ehe er 1793 die Leitung der Pulverfabrik von Grenelle übernahm. Er lehrte an der École polytechnique und fungierte während des Konsulats als Staatsrat und Innenminister (1800–1804). Napoleon ernannte ihn 1805 zum Großoffizier der Ehrenlegion und Senator, 1808 zum Grafen von Chanteloup und während der Hundert Tage nochmals zum Minister. Der 1819 in die Pairskammer aufgenommene Chaptal befaßte sich u. a. mit der Synthetisierung von Alaun, Schwefelsäure und Soda; zu seinen Werken gehören „Essai sur le perfectionnement des arts chimiques en France“ (1800), „Chimie appliquée aux arts“ (1807, 4 Bde., 21827, 5 Bde.) und „Chimie appliquée à l’agriculture“ (2 Bde., Paris 1823, 21829). Friedrich Benjamin Wolff (1766–1845) lehrte von 1800 bis 1831 am Joachimstalschen Gymnasium als Professor der Mathematik und Physik. Er wurde 1811 in die technische Gewerbe- und Handelsdeputation berufen und fungierte von 1820 bis 1845 als Professor der Logik und Mathematik an der Pépinière. Er verfaßte u. a. ein „Lehrbuch der Chemie“ (Berlin 1818–1821) und gab mit Klaproth zusammen das „Chemische Wörterbuch“ (5 Bde., Berlin 1807–1810) heraus. J. A. Chaptal: Ueber künstliche Erzeugung und Läuterung des Salpeters und die zweckmäßigste Art, Schießpulver zu verfertigen, Königsberg 1805. Es handelte sich um einen Auszug aus der 3. Auflage von Chaptals „Élémens de chymie“ (3 Bde., Paris 1796, Erstauflage 1790). Durch das in Anm. a erwähnte Schreiben, das Scharnhorst auch informierte, daß in Preußen außer der in Glatz noch acht weitere Fabriken Salpeter produzieren konnten. Von diesen waren sieben in Tätigkeit (Gesamtproduktion 1809: 242 Zentner), sechs befanden sich in Schlesien und eine in Ostpreußen.

Nr. 352

451

Durchsicht zu empfehlen, indem ich überzeugt bin, daß es Sie sehr interessiren wird. S. An d. Major v. Blumenstein Commandt. in Glatze 352. Scharnhorst an Görcke

Berlin, 8. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 274 fol. 54r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Clausewitz’ und Aktennotizen von Friedrich Graf zu Dohnas Hand. Dank für Gutachten zur Tätigkeit von Chirurgen und Beamten im Königsberger Lazarett. a

Die mir von Euer Hochwohlgeboren gefälligst zugesandten Berichte über mehrere Militer-Chirurgen u. Lazareth Oekonomie Offiziale, welche sich während den letzt[e]n Kriege vorzüglich auszeichnetenb, habe ich erhalten, danke Denenselben dafür und werde veranlassen, daß sie Seiner Majestät dem Könige vorgelegtc werden. Berlin den 8ten Juni 1810. d

Sobald die Antwort von dem General v. Rüchel eingegangen ist, will der General diese Aufsätze durchsehen u. selbst einen Bericht an den König darüber aufsetzen. D. Auch sollen sie alsdann erst der Ordens Commission zugestellt werden. D. Des Königl. General Staabs Chirurgus p. Herrn Dr Görcke Hochwohlgeboren.

e

Darunter ein mit „S.“ signierter Mundierungsvermerk.

a

Darüber von Schreiberhand: „Hiernach umgeschrieben d. 8. Junii“. Oben rechts vermerkt: „Zu No. 6. Juni 1810“. Von Clausewitz verändert aus „Die mir mit Euer Hochwohlgeboren gefälligem Schreiben vom 26n v.M. zugesandten Aufsäzze in Betref der Auszeichnung einiger MilitärChirurgen p. bei den Feldlazarethen in der lezten Campagne“. Verändert aus „daß diese Sachen Seiner Majestät dem Könige vorgetragen“. Die hier einsetzenden zwei Notizen von Dohnas Hand.

b

c d

452

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

353. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 8. Juni [1810] GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 275 fol. 19r (1 S.): Konzept, Friedrich Graf zu Dohnas Hand. Anstellung Leutnant Kräwels bei der Division.

Berlin d. 8t Junia Eine 3t Division des K. A. K. D. ersuche ich in Bezug auf dasb unter d. 8t d. M. an mich gerichtete Schreiben1, mir eine Erklärung des Lieutenants u. Regimentsquartiermeisters Kräwel einzusenden, daß die Anstellung als Expedient, Calculator u. Buchhalter bei der 3t Division mitc der Benennung Aide der Division u. dem Ausscheiden aus der Artillerie seinen Wünschend entspricht. Sobald ich diese Erklärung erhalten habe, werde ich mit Vergnügen, ohnerachtet ich nunmehr aus meinem bisherigen Verhältnisse trete, noch die Bestaetigunge der mir gemachten Vorschläge veranlassen.2 D. An die 3t Divisionf 354. Scharnhorst an Hardenberg

[Berlin?], 9. Juni 1810

GStA PK Rep. 74 Staatskanzleramt O. C Nr. 1 fol. 2r (1 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 395. Dank für Kabinettsbefehle.

Den Cabinnets Befehlen1 weiß ich nichts hinzuzusetzen, sie übertreffen meine Wünsche. Mein und unser aller Glük ruhet in den Händen der Vorsehung und dann zunächst in denen von Ew. Excellenz. Ich bitte den Himmel um Ihre Gesundheit.

a

b c d e f 1 2

1

Oben rechts von Schreiberhand: „ad No. 74 Juny“ (Journalnummer des beantworteten Schreibens). Verändert aus „erwidere ich auf das“. Verändert zu „zur“ und zurück. Folgt gestrichen: „wirklich angemessen“. Verändert aus „trete, die Genehmigung“. Rechts darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs. Das von Neander, Schmidt und Leithold unterschriebene Schreiben a. a. O., fol. 18r–v. Vgl. Kräwels entsprechende Erklärung (Berlin, 10. Juni 1810), a. a. O., fol. 21r. Nr. 345 und 346.

453

Nr. 355

Mit dankbarer Verehrung Ew. Exzellenz Den 9. Jun. 1810 gehorsamster Diener v. Scharnhorst.a 355. Scharnhorst an Altenstein

Berlin, 9. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Altenstein A IV Nr. 11 Bd. II fol. 202r–v (2 S.): Eigenhändig. Übersendung eines Gutachtens. Hardenbergs Haltung zu Altenstein. Reisepläne. Rücktritt als Chef des Allgemeinen Kriegsdepartements.

Ew. Excellenz erhalten hierbei das Gutachten über unsere Angelegenheiten.a Es ist mir aus der Seele geschrieben; ich wünsche, daß es falsche, schiefe und unrichtige Ansichten wären, welche hier aufgestellt sind. Gestern war ich bei den Herrn von Hardenberg, wir sprachen von Ihnen, er äußerte sich mit solcher Innigkeit und Liebe zu Ihnen, indem ihm die Thränen über die Wangen liefen, daß dies mir einer der glüklichsten Augenblicke war, die ich seit langem genoß. „Wir haben wie Freunde dem Staat Hand in Hand gedient, die Zeit, wo dies von neuenb geschiehet, wird gewiß wieder eintreten“, hiermit schloß er. Mit innigster Verehrung Ew. Excellenzc Berlin den 9ten Jun. 10

ganz gehorsamster Diener v. Scharnhorst

d

Ich gehe heute nach Burg, komme in 6 Tagen zurück u. hoffe dann noch Ew. Excellenz zu sehen. Ich lege meine Dienstgeschäfte ganz nieder, ich würde in halben Verhältnissen mich nicht allein compromittiren, sondern auch mir vielen Verdruß aussetzen und doch wahrscheinlich nicht nützlich seyn. Hak wird, glaube ich, ad interim an meine Stelle treten. Doch dies ist noch nicht ausgesprochen.

a

Unterschrift mit Respektabstand.

a

Dazu am Rand ein Vermerk Altensteins, er habe das Promemoria „über die politische Lage Preußens“ zu den Akten gegeben. Verändert aus „dies wieder“. Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zu „ganz“. Die anschließende Nachschrift in der Vorlage im durch den Respektabstand entstandenen Zwischenraum.

b c d

454

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

356. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 9. Juni 1810

Nach der Edition bei Fünf Briefe, S. 120.a Weiterer Druck: Fünf Briefe (1895), Sp. 5; nach Fünf Briefe Linnebach, S. 396. Rücktritt als Chef des Allgemeinen Kriegsdepartements.

Endlich ist meine Angelegenheit entschieden, ich lege meine Stelle gänzlichb nieder, Hak verwaltet sie ad interim. Auf halbem Wege würde ich [nicht] nützlich seyn können und nur mir noch mehr compromittiren. Dies sub rosa mit der innigsten Verehrung Ew. Königl. Hoheit unterthänigster Diener Scharnhorst Berlin, den 9.c Juni 1810. 357. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 15. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 75, fol. 5r–v (1½ S.): Reinschrift, eigenhändig. Rückkehr nach Berlin. Ein anstehendes Treffen.

Ew. Excellenz melde ich ganz gehorsamst, daß ich gestern Abend von meinem Uhrlaub zurückgekomen bin; da ich weiß, daß alle Personen, welche bei Ew. Excellenz aus und eingehen, beobachtet werden, so habe ich eine persönliche Meldung nicht rathsam gehalten; ich erwarte indessen eine nähere Bestimmung, zu welcher Zeit Ew. Excellenz mich zu sprechen befehlen? Wenn Ew. Excellenz es nöthig finden, daß die Einlage an Se. Majestät abgehet, so werde ich sie, wenn ich sie früh genug zurük erhalte, noch diesen Mittag nach Potsdam abgehen lassen.a Berlin den 15. Jun. 1810 v.Scharnhorstb

a

b c

a b

Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 48, fol. 166r, befand sich die Vorlage („eigh. gez. v. Scharnhorst“) zuletzt im Heeresarchiv, Rep. 12 C Insp. d. Felda. Nr. 40. Wahrscheinlich ist sie 1945 verbrannt. In der Vorlage durch Sperrdruck hervorgehoben. Verändert aus „10.“ Das anschließende Datum und die Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Auf der ersten Seite vermerkte Hardenberg, er habe Scharnhorst zwei Kabinettsordern geschickt und halte es für rätlich, die Einlage zur Besetzung der Küsten dem König vorzulegen und in der Sache eine Bekanntmachung zu erlassen. Zum Treffen schlug er den folgenden Sonntag (den 17.) vor.

Nr. 358

358. Scharnhorst an Hardenberg

455 [Berlin?], 16. Juni 1810

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Verstärkung der Besatzung der Küsten. Publizität.

Den 16. Juni 1810. Aus der Einlage1 werden Ew. Exzellenz sehen, daß die Vorschläge wegen Besetzung der Küsten von Sr. Majestät genehmigt sind. Eine Abschrift der erlassenen Befehle an die Brigadegenerale werde ich Ew. Exzellenz noch heute oder morgen früh vorlegen. Einen Entwurf zum Zeitungsartikel lege ich gehorsamst bei und sehe darüber Ew. Exzellenz weitern Befehlen entgegen.2 Scharnhorst. 359. Scharnhorst an die Direktoren und Mitglieder des Militärökonomiedepartements Berlin, 17. Juni 1810 Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Dankesbezeugung anläßlich des Rücktritts.

Bei Niederlegung meiner Stelle als Chef vom allgemeinen Kriegesdepartement danke ich alle[n] meinen Freunden beim Ökonomie Kriegesdepartement für die vielfältige Güte, welche sie mir durch Rat und Tat in meinen Dienstangelegenheiten erwiesen haben. Das gegenseitige Zutrauen, die gegenseitige Freundschaft, welche in unsern Konferenzen sich immer zeigte, wird so wie die Güte u. Nachsicht, die Sie mir erwiesen haben, unauslöschlich in meinem Andenken sein. Meine dankbare Verehrung wird Ihnen bleiben, wenn gleich das Geschick will, daß ich nun mit Ihnen aus allen Verhältnissen trete. Berlin den 17. Juni 1810. Scharnhorst. a

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2

a

Die Vorlage („Eigenhändig“) befand sich damals in GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. C Nr. 1, heute ist sie dort nicht mehr vorzufinden. Vgl. die von Rauch unterzeichneten, „Zur Allerhöchsten Vollziehung“ vorgelegten „Vorläufige Anordnungen zur Besetzung der ganzen preußischen Ost-See-Küsten“ in GStA PK, IV. HA Rep. 4 Kriegsministerium Nr. 42 fol. 48r–49r (Abschriften ebda., Nr. 23 fol. 53r–54v und Nr. 40 fol. 506r–v). Der Artikel zur Verstärkung der Küstenbesatzung angesichts verstärkter britischer Präsenz in der Ostsee erschien u. a. in der Spenerschen Zeitung Nr. 73, vgl. Lehmann II, S. 323. Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z 1 1552, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

360. Scharnhorst an die Direktoren und Mitglieder des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 17. Juni 1810 Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Weitere Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert: GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 48 fol. 173r–174r (2 S.).b Dankesbezeugung anläßlich des Rücktritts. Erinnerung an die Ausgeschiedenen.

Berlin, 17. Juni 1810 Eine Krankheit hat mich bei der letzten Generalkonferenz abgehalten, von Ihnen bei der Niederlegung meines Postens persönlich Abschied zu nehmen und Ihnen für so manche Hilfe und Zuvorkommenheit bei meinen Dienstverrichtungen den innigsten Dank abzustatten. Ohne Ihre Freundschaft und Güte, Ihre Geschicklichkeit und unermüdete Tätigkeit würde ich jetzt nicht mit so hoher Huld und Gnade von unserm gnädigsten und allergütigsten König von meinem Posten entlassen sein. Durch Einigung der Kräfte haben Sie neben den laufenden Geschäften Ihrer Behörden die unbeschreiblich große Schwierigkeit, die die Ausführung der neuen Organisation, die die Auflösung und Feststellung aller Verhältnisse der Armee mit sich führte, in dem Zeitraum überwunden, in dem Sie als neue Behörden selbst Ihre eigenen Verhältnisse ordnen mußten. Vielleicht haben Sie keinen Rückblick auf die Mittel, durch die Sie dieses Werk so glücklich ausführten, getan. Nur dadurch, daß Sie mit Zutrauen und Liebe sich untereinander und mich in allen Arbeiten unterstützten, daß oft einer für den andern selbst mit dem Interesse als für sich arbeitete, daß gegenseitige Nachsicht uns in allen Schritten leitete, daß wir uns ganz der Sache, ganz dem Interesse Seiner Majestät hingaben, nur allein dadurch ist in großer Zusammenstimmung so viel in unserm Geschäftskreise ausgerichtet, daß wir uns der allerhöchsten Zufriedenheit unsers gnädigsten Monarchen und aller derer, welche unsere Verhältnisse kennen und beurteilen können, getrösten dürfen. Es ist wohltätig, bei dem Beschluß einer Laufbahn den Geist, der uns auf ihr leitete, mit den umgebenden Gefühlen sich noch einmal im Überblick zu vergegenwärtigen. Ich habe dies in diesen Tagen getan und dieser Unterhaltung verdanke ich die angenehmsten Stunden meines Lebens. Das Feld, das wir durchlaufen, ist überall rein und offen. Keine Begünstigung von Anverwandten und von Freunden, keine Huldigung der Konnexion und a

b

Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv Rep. 4 A5 I.3.2.1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv Rep. 3 O.K.K. Ing. Dep. VI Nr 106, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

Nr. 360

457

Protektion, keine Furcht vor Verfolgungen bei Verfügungen, die Höheren nachteilig waren, kein Mangel an Energie und Standhaftigkeitc, wenn es darauf ankam, sich dem Vorurteil usw. entgegenzusetzen, nahm ich jemals unter uns wahr. Das Interesse Seiner Majestät, sein Allerhöchster Wille, der gute Zustand und die Ehre der Armee, dies war unser allerd alleiniges Bestreben. Ich darf nicht schließen, ohne das Andenken unserer ausgeschiedenen Freunde in Ihr Gedächtnis zurückzurufen, ich meine den Obersten von Gneisenau, Major von Grollmann1 und Capitain von Oppen. Sie haben großen Anteil an dem Geist, der in unsern Departements herrschte. Ihr edler Charakter, ihre hohe Haltung als Staatsbürger und Soldaten, ihr weit um sich blickender, freier und kühner Geist, ihre Hingebung für König und Vaterland, ohne auf sich Rücksicht zu nehmen, hat mir, ich muß es gestehen, ehrfurchtsvolle Hochachtung eingeflößt, wenn auch ihr Abgehen nicht meine Billigung hat. Bei nie unterbrochener Freundschaft scheiden wir nun als Freunde voneinander und sind entfernt innigst, was wir nahe waren. Ich bin zuversichtlich und stolz genug, mir von Ihnen die Gefühle zuzueignen, die mit dankbarer Verehrung bei mir selbst unauslöschlich sein werden. v. Scharnhorst.e

c d e 1

Bei Vaupel folgt hier: „mit“. Das Wort bei Vaupel unterstrichen. Datum und Unterschrift fehlen bei Vaupel. Karl Wilhelm Georg von Grolman war im Mai 1809 ausgeschieden, um in österreichischen und spanischen Diensten zu kämpfen, vgl. Anhang 1 zum fünften Band. Auch der aus den vorigen drei Bänden bekannte Karl Friedrich Wilhelm von Oppen war gerade in spanische Dienste getreten.

458

2.

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Die Untersuchung der Kriegsereignisse von 1806

361. Bericht

[Königsberg und Berlin?, 1809/18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 83 fol. 62r–66v (10 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet.a 1. Rückzug Blüchers mit der Artilleriekolonne von Nordhausen bis über die Elbe (17.– 23. Oktober 1806). 2. Übergabe der Nachhut an Blücher. Gliederung seines neuen Korps. Lage der Armee. Abmarsch am 26. Oktober.

Rükzug des Generallieutenants von Blücher von Nordhausen bis Lübek 1ste Abtheilung. Marsch bis über die Elbe Den 17ten Den 17ten Oct. erhielt ich in Nordhausen von den Fürst von Hohenlohe2 den Auftragb, einen Entwurf des Rükzugs über den Haarz zu machen, indem er voraussetzte, daß ich der Gegend kundig sey. Er gab auf meinen Vorschlag hierbei die Bestimmung,c daß die schwere Artillrie um den Haarz unt[e]r einer Bedeckung vond 800 Mann Cavalerie geführt werden sollte, weil die Wege des Harzes für schwer Geschütz, zumal in der Nacht, nicht practikabel sind. Der Entwurf des Rükzugs wurde dem Befehl des Fürsten gemäße aufgesetzt, wobei der Major von Knesebek mich unterstützte.3 Der General Graf von Kalkreuth bestimmte den Weg für die Reserve nach den ihn von mir mitgetheilten Bericht der Beschaffenheit der vershiedenen Wege.f Der Abmarsch der Truppen geschah u[n]gefähr um 4 Uhr nachmittagsg in 3 Colonnen. Als kaum die Colonnen in Marsch waren, a

b c d e

f

g 1 2

3

Konzept zu dem nicht überlieferten Tagebuch gleichen Titels, dessen ersten Teil Scharnhorst am 22. Januar 1810 einreichte und dessen zweiten er am 2. April noch ankündigte, vgl. Nr. 247. Die Immediat-Untersuchungskommission hatte es am 20. Oktober 1809 in dem zu Nr. 370 im fünften Band erwähnten Schreiben (a. a. O., Nr. 88 fol. 27r) angemahnt. Verändert aus „Befehl“. Verändert aus „Er bestimmte hierbei“. Folgt gestrichen: „7 bis“. Folgt gestrichen: „von dem Major von Knesebek u. mir ausgearbeitet, wobei die Colonne des Herrn General Gr. von Kalkreuth“. Folgt gestrichen: „Nach dem diese Disposition aufgesetzt war, bestimmte der Fürst die Escorte der schweren Artillrie u. trug mich auf, sie um den Haarz nach Magdeburg, oder wenn dies Schwierigkeit findn sollte, nach Tangermünde zu führen.“ Verändert aus „geschah um 4 Uhr“. Vgl. Anm. a. Zu den in diesem Kapitel erwähnten Ereignissen und Personen vgl. die diesbezüglichen Stücke im vierten Band. Vgl. die Disposition Nr. 215 im vierten Band.

Nr. 361

459

zeigte sich der Feindh und es entstand ein Arriergarden Gefecht. Ich ritt zu demselben, um den Ausgang zu sehen. Bald darauf erhielt ich die Nachricht, daß die schwere Artillerie sich zwar in Marsh gesetzt hätte, daß aber die bestimmte Bedeckung größtentheils ganz fehlte. Indem ich unter diesen Umständen die Rettung dieser Geshütze [für] äußerst schwierig hielt, wande ich mich an den General von Blücher.i Ich sagte ihn, daß die schwere Artillerie nicht durch den Haarz kommen konnte und auf den Wege nach Ellrichj sey, daß die zur Escorte bestimmten Truppn sich nicht bei derselben, so wie mir eben ein Officier berichtet, angefunden hätt[e]n, daß es 32 Stük 12웩der, die einzigen, welche die Armee hätte, wären u. s. w. Ich will sie, wenn es möglich, den König erhaltenk aber meine Truppen sind schon größtentheils im Harz war seine Antwort.4 Ich suchte verschiedene Corps u. Regiment[e]r noch aufzuhalten, um sie zur Escorte der Artillrie zu brauchen, allein nur wenige gaben meinen Vorstellungen Gehör, ich weiß mich nur des General Majors von Wobeser als einen solchen zu erinnern. Der Feind drang indes jetzt stärker aufl. Das Arriergarden Gefecht, welchesm jetzt sehr ernstlich wurde, hielt alle Truppen, welche noch nicht in den Harz warn, auf. Das Gr. Bataillon Rabiel formirte hierbei ein Quaree und hielt sich von Feinde umgeben so lange, bis der General von Blücher mit der Cavalerie es befreiete.5 Mit den wenigen Truppen, welche der General noch hatte, marschirten wir nach Ellerich; die Artillrie hatte deneselben Weg genommen, sich aber hier links auf Scharzfeld gewand. Wir folgten ihr und fanden sie auf einem steilen Berge im Walde; die Pferde waren müde und man mußte füttern. Der Feind hatte uns verloren und den Weg über Ellrich auf Wernigerode genommen. Den 18ten Oct.n Des Morgen mit Tagesanbruch kam diese jetzt äußerst schwe[r]fällige Artillerie in Scharzfeld an. Hier wurde gefüttert und

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j k

l m n 4

5

Verändert aus „drang der Feind auf“. Die letzten drei Sätze verändert aus „Ich ritt zu demselben und fand hier den General von Blücher.“ Folgt gestrichen: „aufgefahren“. Verändert aus „Ich will sie escortiren“, zunächst zu „Ich will sie gern decken“ und „Ich will sie nicht stehen lassen“. Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Das Folgende verändert aus „bis in die Nacht dauerte“. Folgt gestrichen: „Morg[e]ns 9 Uhr“. Zum Folgenden vgl. auch den in Offizierkorps, S. 127–138, abgedruckten Teil des Berichts Blüchers (Treptow an der Rega, 31. März 1808). Hiernach (S. 135) bestand die Kolonne aus „34 Piecen“, vgl. aber Anm. 1 zu Nr. 217 im vierten Band. Das Bataillon Rabiel bestand aus den Grenadierkompanien des Königsregiments (No. 18) und des Regiments Tschammer (No. 27). Blücher zufolge bestand die Kavallerie aus drei Eskadronen der Württemberg-Husaren (No. 4).

460

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

nun wurde um 9 Uhr (den 18ten) der Marsch nach Osterode angetreten.o Abends 8 Uhr kam die Artillrie bei Gitter u. Stauffenburg6 an.p Den 19tenq Nach Halberstadt abgeschikte Officier u. Couriere kamen nicht zurükr und nach allen in Sees[e]n erhaltenen Nachrichten war der Feind bis Halberstadt gestreift. Man mußte daher von den Entwurf, auf Halberstadt zu gehen, absehen und nun die Marsch Direction über Braunshweig auf Tangermünde nehmen. Den 19ten 1 Stunde vor Tagesanbruch setzte sich die Artillrie in Marsch u. die Arriergarde besetzte das Defilee bei Staufenburg. Es wurde an diesen Tage bis Beinum marschirts, weil man hier den Feind in den Defilee bei Salzgitter solange aufhalten konnte, bis die Artillerie den andern Morgen einen bedeutenden Vorsprung hätte gewinnen können. Den 20sten Den 20sten marschirte die Artillrie noch vor Tagesanbruch von Beinum über Braunschweig bis Lehr. Der General von Blücher ging für seine Person nach Wolfenbüttel, um mit den Herzog von Weimar7 über die weitern Bewegungen Rüksprache zu nehmen. Beide waren der Meinung, daß die Armee des Herzogs der Blücherschen Artilleriet in die Direction auf Stendal folgen müße, und daß man, da der Feind schon in Halberstadt war, nicht mit Sicherheit bei Tangermünde die nöthigen Vorbereitungen zum Uebergange wieder treffen könneu. Es wurde daher Sandow zum Uebergangspunkt gewählt, u. der Major Gr. v. Chassot und Lieutenant v. Thile wurde das wichtige Geshäft der Vorbereitung zum Uebergange übertragen.8 o

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r s t u 6 7

Folgt gestrichen: „In Harzburg u. Osterode waren von jeden Orte 200 Vorlege Pferde bestellt, von welchen aber nicht die Hälfte gestellt wurde. Die Anzahl der Geshütze belief sich auf 32 Stük, der Major von Höpfn[e]r comandirte sie. Es“. Folgt gestrichen: „Der General von Blücher blieb in Herrhausen. Er hatte schon früher einen Officier als Courier nach Halberstadt abgeschikt, welcher nicht zurükkam. Zugleich lief die Nachricht ein, der Feind sey in Halberstadt. Man hielt dies für unmöglich, da indes, als die Colonne den Morgen Seesen passirte, keine Nachricht Staffette von den Courier einlief, so wollte der General jetzt über Braunschweig auf Tangermünde seine Direction nehmen. Zu Seesen u. Lutter wurde an jeden Orte 200 Vorspann Pferde für die Artillerie bereitgehalten.“ Das Datum in der Vorlage versehentlich doppelt, dabei gestrichen: „des Morgens 1 Stunde vor”. Folgt gestrichen: „der Postmeister, die Beamten“. Statt „marschirte“. Verändert aus „den Blücherschen Corps“. Statt „können“. Gemeint sind wohl Gittelde und die Domäne Stauffenburg südlich von Seesen. Karl August von Sachsen-Weimar befehligte die Avantgardedivision der Hauptarmee, zu der am 16. Oktober ein von General Winning befehligtes Detachement des Rüchelschen Korps stieß. Die Verbände erreichten am 20. Schladen, Goslar, Salzgitter und Lutter am Barenberge.

Nr. 361

461

Den 21sten u. 22sten, 23. Den 21sten passirte die Artillerie den Drömling u. marshirte bis Sechow9, den 22. bis Deetz, den 23sten über Arneburg hinaus bis Dalchau, den 24. passirte sie die Elbe bei Sandau, wo sie an die Armee des Fürsten von Hohenloh abgeliefert wurde. Die Artillrie marshirte, als sie mit abgematteten Pferden bei No[r]dhausen ankam, dennoch in der Nacht von 17ten auf den 18ten bis Scharzfeld, den 18ten bis Staufenburg 4½ Meilenv, den 19ten bis Beinum 5, den 20sten bis Lehr 5½, den 21. bis Sechau (durch den Drömling) 6, den 22sten bis Deetz 4½ und den 23. bis Dalchau 4 Meilen, also in 7 Tagen 34 Meilen, ununterbrochen täglich 4 6/7 Meilen.w Bedenkt man, daß dieser Marsch in den Augenblik angetreten wurde, als die Artillerie Pferde seit den 13. bis wol den 17ten in Bewegung waren, und weder Ruhe noch gehöriges Futter gehabt u. also in der höchsten Abmattung waren, so wird man sich über die obigen forcirten Märsche mit schweren Geschütz wundern. Die getroffenen Anordnung[en] machten diese forcirten Märshe auch nur allein möglich. Der General v. Blücher suchte mit unglaublicher Energiex auf alle Art, es dahin zu bringen, daß auf allen Stationen von ungefehr 1½ Meile 200 Pferde Vorspann gestellt wurden; oft war freilich kaum die Hälfte da, zu Zeiten auch mehrere. Durch diese Anordnung konnten die Artillrie Pferde zum Theil ledig gehen. Dabei wurde für die gute Füttrung der Artillerie Pferde immer gut gesorgt, es wurde immer in Voraus diese in die Dörfer in deneny die Artillrie in der Nacht stand, gebracht u. ausgegeben.10 8

Blücher a. a. O., S. 135: „Den 20. October schickte ich aus der Gegend von Braunschweig den Lieutn. v. Thiele [d. i. Louis Gustav von Thile (Thile I)] nach der Elbe voraus, um einen schicklichen Punct zum Uebergange aufzusuchen und daselbst die nöthigen Voranstalten dazu zu treffen. [...] Ich versprach dem Herzoge, die Fähren an der Elbe nach meinem Uebergang so lange besetzt zu halten, bis das Corps des Herzogs, welches mir nach folgen wollte, die Elbe ebenfalls erreicht haben würde, der Major v. Chasot wurde noch dahin voraus geschickt.“ Die Offiziere zogen 14 Fähren bei Sandau zusammen.

v

Folgt gestrichen: „also nach dem sie schon vorher aufs höchste durch den Marsh von Auerstedt abgemattet und fast alle Pferde müde warn, dannoch in 24 Stunden in den gebirgigten Terrän in 24 Stunden 9 Meilen. Es ist nöthig, hierbei die Erkl”. Am Rande zwei Additionen. Am Rande dazu eine Addition und Division. Die Artillerie hatte in einer Woche etwa 257 km, pro Tag etwa 36 km zurückgelegt. Folgt gestrichen: „und Kunstgriffen“. Statt „der“. Sichau westlich bei Gardelegen. Blücher (S. 135) zufolge schickten er und Scharnhorst die Leutnants Thile I und Ludwig Wilhelm Otto Karl von Boyen nach Vorspannpferden voraus: „Diese Veranstaltung war von dem besten Erfolg. Der Major v. Hoepfner, der den Artillerie-Park commandirte, bewieß die größte Thätigkeit und ich legte auf diese Weise, obwohl mit großer Anstrengung, den Weg von Nordhausen bis Sandau an der Elbe, also gegen 45 Meilen, in 8 Tagen vom 17. bis zum 24. October zurück.“

w

x y 9 10

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

2te Abtheilung, Marsch bisz Boitzenburg Der Generallieutenant von Blücher wurde den 24sten beordert, nach den Haupt Quartier desaa Fürsten von Hohenloh in Neustadt an d[e]r Dosse zu kommen. Er kam dort aben[d]s 10 Uhr an.11 Der Fürst stellte ihn frei, ob er das Comando der Cavalerie der Haupt Armee übernehmen wolle oder das des Würtenbergshen Corps12, welches die Arriergarde machen sollte, der General wählte das letztre, weil bei dieser die Truppen bleiben sollten, welche mit ihn den höchst fatiganten Marsch um den Harz über Braunschweig durch den Drömling gemacht hatten. Der Fürst bestimmte dieses Corps nach der Disposition, die er in meiner Gegenwart den Generallieutenant von Blücher gab, zur Aufnahme des noch „an linken Ufer befindlichen Weimarshen Corps, jedoch mit der Bemerkung, daß das nunmehrige Blüchershe Corps nurab einen starken Marsch von den Hohenlohshen entfernt seyn sollte.“ Daß er den 25. noch nichts in dieser Anordnung, nach den der General von Blücher shon von ihn weg war, zu ändern dachte, erhällt aus der Disposition, welche er den Hauptmann von Liebhaber ertheilt hat u. in der ersten Beilage13 nachgesehen werden kann. Der General von Blücher ging den 25sten nach Ganzer14 und ordnete den Marsch, welcher den 26sten stattfinden sollte. Auch theilte er das Corps in Divisionen, welche auf den Marsch an 26sten formirt werden sollten u. auch wirklich formirt wurden. Hiernach bestand es aus 2 Divisionen und den leichten Truppen. 1ste Division Generalmajor von Natzmer Lieutenant von Boyn von Generalstaabe. 2 Bat. Natzmer 2 – Manstein 2 – Kaufberg z aa ab 11

12

13 14

Folgt gestrichen: „Lübek“. Folgt gestrichen: „Herzogs“. Verändert zu „zwei kleine oder“ und dann zurückverändert. Blücher auf S. 136: „Als ich erfuhr, daß der Fürst von Hohenlohe in Neustadt an der Dosse war, eilte ich am 24. Abends 7 Uhr, von dem Obersten v. Scharnhorst begleitet, zu ihm und überlieferte ihm das gerettete Geschütz. Ich sagte dem Obersten [Christian] v. Massenbach, auf welche Weise ich es so schleunig fortgebracht hatte und bat ihn dringend, auf gleiche Art zu verfahren, damit es bey Zeiten Stettin erreichte. Später habe ich erfahren, daß diese Artillerie mit 24 Mann Bedeckung kurz darauf dem Feinde in die Hände gefallen ist.“ Die Kolonne ergab sich am 30. Oktober bei Boldekow. Das am 17. Oktober bei Halle geschlagene Reservekorps des Herzogs Eugen von Württemberg stand seit dem 20. unter General Natzmers Kommando. Anscheinend nicht überliefert. Blücher übernachtete in dem von Fontane in den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ beschriebenen (1981 abgerissenen) Gutshaus der Familie Jürgaß.

Nr. 361

463

1 Battrie Lange 5 Esc. v. He[r]zberg ½ reit. Batterie v. Schulte15 2te Division Generalmajor von Larisch Lieut. von Hacke16 von Generalstab 2 Bat. Larisch 2 – Kalkreuth 5 Esc. Heuking Drag. 1 reit. Batterie Hahn.17 1.

2.

Leichte Truppen Generalmajor von Usedom Lieut. v. Thiele von Generalstabe. Husaren Regiment von Usedom18 Einige Geschütze reit. Art. Generalmajor von Oswald 1. Husaren Regiment von Blücher19 Die Reste der Grenadier Bataillons von Schmeling, v. Vierek20 und die Debris von mehrer[en] Fuselier Brigaden ac Einige Geschütze reit. Artillerie

Wie die Dislocation von 25sten u. 26. sowohl für die Armee des Fürsten von Hohenloh als für das Corps des Generallieutenants von Blücher, insoweit es aus den ehemaligen Würtenbergshen Corps bestand, entworfen wurde ist in der 2ten Beilage21 enthalten. Die Truppen, welche der General von Blücher um den Harz geführt hatte, warn noch weiter zurük. Sie standen noch zum Theil bis Sandau, wo das Bataillon Rabiel sich befand, der General Wobeser passirte mit seiner Cav. u. 1 Batt. reit. Artillrie erst den 26. die Elbe u. traf in der Nacht von 27. auf den 28sten in Ruppin ein. Diese Anordnung war ac 15

16 17

18 19 20

21

Davor gestrichen: „In der durch“. Infanterieregimenter No. 54, 55 und 51 sowie Dragonerregiment No. 9 und die Batterien Lange und Schulze. Adolph von Hake. Infanterieregimenter No. 53 (Jung-Larisch) und No. 4, Dragonerregiment No. 10 (Heyking) und die Batterie des Kapitäns Gustav Christoph Leopold von Hahn (Hahn II). Husarenregiment No. 10. Das erste Bataillon des Husarenregiments No. 8. Das Bataillon Schmeling bestand aus den Grenadieren der Regimenter Tresckow (No. 17) und Kauffberg (No. 51), das Bataillon Vieregg aus denen der Regimenter Kalckreuth (No. 4) und Natzmer (No. 54). Vgl. das anschließende Dokument.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

nöthig, damit den Weimarschen Corps nicht der Rükzug abg[e]schnitten u. die Schiffe zu der Ueberfahrt genommen wurd[e]n. Indessen wartete der Genral von Blücher nicht auf diese Trupp[e]n, sondern befolgte die ihn gegebene Ordre ganz nach den Buchstaben. Den 26sten Ocb. Der General von Blüch[e]r hatte die obenerwähnten Befehle des Fürsten von Hohenloh gemäß den Marsch nach Ruppin an dies[e]n Tage, wenn er keinen Ruhetag zu machen für gut fände, befohlen und d[e]rselbe wurde nach demselben ausgeführt. Die Truppen, welche zum Theil über 5 Meilenad zu marschiren hatten, traffen erst sehr spät in ihrn Quartiern ein, weil sie erst gegen Mittag ausmarschirten, um der Artillerie, welche noch sehr zurük war, Zeit zu lassen, nach kommen zu können, welche den 24sten nicht weiter als über die Elbe kommen konnte und den 25sten nur bis Studnitz22 gekommen war. Der Genral v[o]n Usedom erhielt den Befehl, die Brücken bei Fehrbelin u. s. w. zu ruinirenae, er befand sich zu Langen. Den 27sten. Den 362. Dislokation

[?, 25. Oktober 1806 und später]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 83 fol. 70r–71r (2½ S.): Reinschrift, Schreiberhand. Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen: ebda. fol. 68r–69r (3 S.).

Dislocation der fürst. Hohenlohschen Armee am 25ten Oktober 1806.1 Ite Colonne Brigade v. Böhmken in Lindow, Schönberg, Vielitz und Gühlen 2  Elsner  Wuthenow, Wulkow, Liedwerder und Lichtenberg a  Lützow  Alt Ruppin, Storbeck , Krangen und 3 Malchow

ad ae 22

a 1 2 3

Verändert aus „zum Theil 6 Meilen“. Folgt gestrichen: „und den 27sten über Alt Friesak auf [Lie oder Lu?]“. Stüdenitz bei Kyritz. Im Konzept: „Störbeck“. Anlage zum vorangehenden Dokument. Möglicherweise Nietwerder. Molchow.

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Nr. 362

Division v. Hirschfeld ⎫ in Neu Ruppin, Bechlin, Haupt-Quartier und ⎬ Krentzlin und v.w. Treschkow.4 Batterieb v. Sikorski5 ⎭ Cavallerie Brigade v. Beeren in Stöthinc, Dabergatz, Ketzlin6, Gottberg und Werder Rendezvous für diese Colonne Infanterie beid Schönermark7 Cavallerie  Herzberg (sie geht über Alt Friesack) Die leichte Brigade unter dem General v. Schimmelpfenige bestehend aus 10 Escadr. Königinnn 10 – Schimmelpfennig 10 – Köhler 10 – Würtemberg Schlesische Füsilier Brigade8 2 Compagnien Jäger von Werner und v. Valentini

⎫ ⎪ ⎪ ⎪ sie stand in der Gegend ⎬ von Liebenwalde in ⎪ Bergsdorf, Liebenberg &c. ⎪ ⎪ ⎪ ⎭

IIte Colonne Cavallerie Brigade v. Schwerin9 in Babitz, Gr. und Kl. Hasselau, Saatzke und Klienicke10 v. Wobeser in Techow, Biesen, Maulbeerwalde, Eisenfelde, Gabel11

b c d e 4 5

6 7 8

9

10 11

Statt „Bataillon“; im Konzept steht: „Battr.“ Im Konzept: „Stöffin“, so auch die korrekte Schreibweise. Im Konzept folgt gestrichen: „Finow“. Im Konzept: „Schmimmelfennig“, auch bei der weiteren Verwendungen des Namens. Kränzlin und vorwärts Treskow. Joseph von Sikorski befehligte 1806 eine Zwölfpfünderbatterie, trat 1808 dem Tugendbund bei und wurde 1812 als Major verabschiedet. Kerzlin. Schönermark bei Gransee. Dragonerregiment Königin (No. 5), Husarenregimenter Schimmelpfennig von der Oye (No. 6), Köhler (No. 7) und Prinz Eugen von Württemberg (No. 4) sowie die Oberund Niederschlesischen Füsilierbrigaden (Bataillone No. 7, 10, 13, 14, 15 und 22). Friedrich August Leopold Graf von Schwerin (1750–1836), Sohn eines Stallmeisters Friedrichs II., hatte auf dem Feldzug 1778/79 und 1794 als Major der Gensdarmes in Polen gedient. Seit 1805 Kommandeur en chef des Leibkürassierregiments (No. 3) wurde er 1806 als Generalmajor bei Prenzlau gefangen. Er wurde 1807 für vorwurfsfrei befunden, aber 1808 in den Ruhestand versetzt. Groß und Klein Haßlow, Zaatzke und Glienicke. Eichenfelde, Jabel.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Reserve Cavalr. G. v. Katt in Papenbrock, Liebenthal, Blandekow, Wernikow Infanterie Brigade v. Hagen12 in Wittstock leichte Brigade unter dem General von Bila13 bei Kyritz Quartier für das von Blüchersche Corps auf den 25. Oct. 1806f in Campehl, Köritz, Brügwitz, Metzelthin, Rohrlack, Barsikow, Nackel, Läsikow, Säglitz, Hoheofen, Gaartz und Vichel. (Rhino war besetzt von den Füsilieren.)g Anmerkung. Dies ist der Theil des v. Blücherschen Corps, welcher ehemals unter den Herzog v. Würtemberg gestanden, aber nicht der, welcher über die Elbe bei Sandow kam. Der General von Natzmer, der das Würtembergische Corps kommandirte, war in Metzelthin.h Dislocation der Armee auf den 26tn Oktbr. 1806. I Colonne Brigade v. Böhmken in Zehdenick, Kl. Mutz und Wesendorff in Buberow, Craatz, Osterne, Badingen,   Elsner Mesenberg. in Ribbeck, Zabelsdorff und Mildenberg   Lützow Division v. Hirschfeld nebst Haupt-Quartier in Gransee, Schönermark, Baumgarten und Ronnebeck. Cavall. Brigade v. Beeren in Vielitz, Glammbeck, Gr. Mutz, Herzberg, Schönberg te

Das leichte Corps unter dem General v. Schimmelpfennig hinter dem Finow Canal, hauptsächlich Joachimsthal. f

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12

13

Eine im Konzept angefangene eigenhändige Abänderung zu „für den Theil des Blücherschen Corps, welches über Magdeburg“ wurde wieder zurückgenommen. Die Klammer und ihr Inhalt im Konzept eigenhändig hinzugefügt. Gemeint sind u. a. Kampehl, Bückwitz und Segeletz. Die Anmerkung im Konzept eigenhändig und mit Signatur „v. S.“ hinzugefügt, sie ersetzt den früheren Text: „Anmerkung: ob von Seiten des General v. Blücher darin Abänderungen gemacht sind, weiß ich nicht.” Danach gestrichen und von Scharnhorsts Hand: “Es wurde keine Abänderung gemacht). Von Hohenofen bis Ruppin sind 5Meilen. Campehl _________ ___ 4 Studnitz bis Ganzer 5½. Oberst Johann von Hagen vom Regiment Treuenfels (No. 29) wurde wegen der Kapitulation von Pasewalk zum Tode verurteilt, danach zu lebenslänglicher Festungshaft begnadigt. Rudolf Ernst Christoph von Bila (Bila II).

467

Nr. 363

Anmerkung. Da man in Erfahrung brachte, daß der Feind schon bereits am Finow Canal sey, General v. Schimmelpfennig auch nicht bei Liebenwalde, sondern bei Zehdenick die Havel paßiren mußte, so beschloß der Fürst die versammelte Ite Colonne vom Rendezvous Schönermark ab nach Fürstenberg zu führen in der Voraussetzung, daß der General v. Schimmelpfennig sich im Unglücksfalle doch wenigstens bei Templin setzen und der Fürst so Zeit gewinnen würde, am folgenden Tage, den 27sten, Prenzlau durch einen forcirten Marsch zu erreichen. Die 1te Colonne bezog also nicht obig projektirte Quartiere, sondern sie bivouaquirte vor Fürstenberg. IIte Colonne Cavallerie Brig. v. Schwerin in Gr. Quassow, Userin und Alt Strelitz.   v. Wobeser in Zirtow, Drosdow und Kl. Quassow Reserve Cavallerie in Gr. und Kl. Trebbow, Vosswinkel und Below Inft. Brigade von Haagen in Wesenberg leichte Brig. G.M. v. Bila in Wustrow, Streesen14 und Diemitz Das Corps des Generals v. Blücheri am 26ten in der Gegend von Alt Ruppin. 363. Denkschrift

[?, nach Oktober 1806]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 90 fol. 3r–4v (3¼ S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. Lage am 28. und 29. Oktober 1806. Gründe für Blüchers Entschluß zur Wendung nach Westen. Beginn des Rückzugs nach Lübeck.

Den ...... Oct. Der General von Blücher war in der Nacht von ... bis zum ... a in Boitzenburg in einer der gefährlichsten militärishen Lag[e]n, in der sich nur ein Befehlshaber mit einem kleinen Corps befinden kann, vom Feinde umgeben. In dem Gehölze hinter dem Schloße von Boitzenburg daurte das Feuer abwechselnd die ganze Nacht und wo Patrouillen hingesand wurden traf man auf den Feind, so in den Häusern um Boitzenburg, so in den nächsten Dörfern als Birkholz1, Hardenbek u. s. w.

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1

Im Konzept das Folgende abgeändert aus „sollte am 26t [...] aufmarschiren“. Strasen. Das Folgende bis „vom Feinde umgeben“ nachträglich hinzugefügt. Es geht um die Nacht zum 29. Oktober 1806. Berkholz.

468

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Die Armee des Prinzen von Ponte Corvo2 war den Tag vorher mit unserb Arriergarde bei Lychem in Gefecht und gab den Abend unweit Hardenbek durch 3 fast perpendicular in die Luft geschoßene Haubitzgranaten, welche in einer großen Höhe crepirten, ein Signal ihrerc Ankunft. Von der Armee des Fürsten von Hohenloh wußte man nichts; nichts gewisses von der Stärke des Feindes u. s. w. In dieser Lage beschloß der General v[o]n Blücher, 3d Stunde vor Tage sein Corps zu versammeln, in einer geshloßenen Colonne grade aufe Prenzlow zu marschiren und alles, was sich ihn wiedersetzte, über den Haufen zu werfen. Schon war diese Colonne in Marsch, als er die Nachricht zuerst durch einen Soldaten von der Garde, hernach durch einen Trän-Corporal erhielt, daß der Fürst von Hohenloh den Tag vorher mit der Haupt Armee capitulirt habe. Welche Partie war jetzt zu nehmen?f Der General von Blücher wählte den Marsch nach der Elbe; er hofte, mit den Weimarshen Corps sicher diese passiren und dann in Verbindung mit Magdeburg und Hameln die Haupt Macht des Feindesg eine geraume Zeit beschäftigen zu können, und so den Russen und den ostpreussisch[e]n Truppen Zeit zu verschaffen, sichh mit unsern Festungen an der Oder in Verbindung u. die Streitkräfte in Schlesien in Thätigkeit zu setzen. Diesen gemäßi führte der die Tete der Colonne statt nach Prenzlow über Fürstenhagenj um den See3 bei Amtk Feldberg nach der Direction von Strelitz. Es wurden nun Feldjägerl u. Officiere nach allen Directionen ausgeschickt, um Nachricht von Feinde, von den Weimarshen Corps u. s. w. einzuziehen.m Auf diesen den entschloßensten Mann niederschlagenden b c

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2

3

Verändert aus „der“. Statt „seiner“; dieses Wort wurde übersehen, als „das Corps“ zu „die Armee“ geändert wurde. Folgt gestrichen: „Uhr des Morgens“. Folgt gestrichen „Prenzlau zu“. Folgt gestrichen: „Konnte diese Capitulation nicht einen kleinen Theil d[e]s Corps betroffen haben u. der übrige noch die Defileen auf dem Wege nach Stettin zu [sic!] vertheidigen? Aber ein Entschluß mußte genommen werden!“ Danach dicht schraffiert gestrichen: „Der General von Blücher schloß auf das Wahrscheinliche, [glaubte] wann der [...] der Feind, der so stark bei [........... ........ ...... ....wahr]“. Verändert aus „den Feind dort“. Folgt gestrichen: „an der Oder“. Folgt gestrichen: „marschirte“. Folgt gestrichen: „auf den Wege nach Neu“. Verändert aus „Alt“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Der Graf Chasot u. Capitän Thile erhielten den Auftrag, nach Boitzenburg zu gehen u. dort“. Das von dem Marschall Jean Baptiste-Jules Bernadotte, damaligem Fürsten von Pontecorvo, befehligte I. Korps. Gemeint ist wohl die Route zwischen dem Carwitzer und Schmalen Luzinsee einerseits und dem Breiten Luzinsee und Haussee andererseits.

469

Nr. 364

Marsch kamen die Soldaten von der Hohenlohsh[e]n Armee bei dem Corps haufenweise an und verbreiteten Unmuth und Unzufriedenheit. Der General von Blüchern ordnete Seiten Patrouillen an, sie zurükzuhalten u. in äußerst[e]n Fall sie zu ershießen, wenn sie nicht Folge leisten wollten. Ich bin hier Augenzeuge gewesen, daß Leute von diesen Capitulanten ausriefen: erschießt uns nur, wir wissen nichts anzufangen, wir sind doch unglüklich,o uns ist am Leben nichts gelegen. Auf den Marsch unt[e]rlag der com[man]dirende General seiner körperlichen Kräfte, er hatte ein Flußfieber, sein Muth u. Entschlußp wuchs aber mit der Gefahr, in der er sich befand. In der Lage, in der man weder von Feinde, noch von Freunde wußte, wurde das Corpsq 364. Denkschrift

[?, nach Oktober 1806]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 90 fol. 5r–v (1¼ S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. Strategische Ziele des Rückzugs Blüchers nach Westen. Gründe des Scheiterns.

Die Operationen des Blücherschen Armee-Corps waren auf den Uebergang der Elbe berechnet. Dort hofte er in Verbindung mit Magdeburg u. Hameln den Krieg eine Zeitlang führen und dadurch der russischen Armee Zeit zu verschaffen, die Oder zu erreichen.a Es waren alle Vorkehrungen zum Uebergang dafür getroffen, und die Lage, in der der General von Blücher auf Schwerin marschirte, ließ einen guten Ausgang hoffen.b Der General hatte den Ueberg[an]g weit[e]r unt[e]rwärts gewählt, weil er nahe nach Magdeburg das Soultshe, Neuesche1 u. andere nachrückende Corpsc fürchtete, welche die Anstallten zum Ueb[e]rgange hindern möchten.d Allein mehrere Umstände hinderten die glükliche Ausführung.

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Folgt, versehentlich nicht gestrichen: „befa[hl]“. Folgen mehrere dicht durchstrichene Wörter, anscheinend: „ihm [....]aus [...]thun durch den Tod glücklich”. Folgen mehrere dicht durchstrichene Wörter, anscheinend: „ob derselbe die Truppen“. Der Text bricht hier ab, die übrigen drei Viertel der letzten Seite blieben unbeschrieben. Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Unerwartete Umstände“. Verändert aus „nach Magdeburg das Soultshe und Neuesche Armee Corps zu begegnen“. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichene: „Er war in Boitzenburg, als“. Das IV. und VI. Korps unter den Marschällen Nicolas Soult und Michel Ney.

470

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

1. warene die abgeshikten Couriere nichtf glüklich in der Auffindung des Weimarsh[e]n Corps, welches diesen Plan gemäß gleich hätte umkehren müßen. Beide Corps trafeng den ....2 unerwartet zwischen Waren u. Strelitz auf einander. 2. kam das Soultsche Corps den Blücherschen in die linke Flanke und hinderte dasselbeh, nach Boitzenburg3 zu kommen, wenn esi eine[r] Schlacht ausweichen wollte. Sich aber in ein Gefecht einzulassen shien ihn gefährlich zu seyn, weil er das Bernadotshe Armee-Corpsj 365. Aufzeichnung

[?, 1808/1810?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 90 fol. 14r–15v (4 S.): Konzept, eigenhändig, Fragment. Verfassung des Blücherschen Korps zur Zeit der Kapitulation. Gründe zur Vermeidung einer Schlacht während des Rückzugs.

Um die Lage, in der sich der com[man]dir[e]nde General nach der Affäre von Lübek befand, recht darzustellen, so ist es nöthig, einen Blik aufa die inn[e]rn Verhältnisse seines Corps zu w[e]rfen. Dies Corps hatte seit den 13tnb Oct. bis zu den [.]tnc Nov. täglich forcirte Märsche gethan und war seit 7 Tagen ohne Brod. Die Leute hatte[n] in der Nacht gewöhnlich nur 3 bis 5 Stunden Ruhed. In dieser Zeit suchte[n] sie durch Kartoffeln, welche am geschwindsten zubereitet werden konnten,e und, wo es die Umstände gestatteten, durch Fleisch ihr Leben zu erhalten.f Da aber manche Regimenterg nur wenige

e f g h i j

2 3

a b c d e f

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Folgen mehrere durch dichte Schraffur gestrichene Wörter. Folgt gestrichen: „so“. Verändert aus „Man traf“. Das Wort nach der Redaktion dieses Satzes versehentlich doppelt. Folgt ein irrtümlich hineinkorrigiertes „nicht“. Der Text bricht hier oben auf der zweiten Seite (fol. 5v) ab, die bis auf vier Zeilen unbeschrieben blieb. 30. Oktober am Abend. Boizenburg an der Elbe, einer der vorgesehenen Übergangspunkte. Folgt gestrichen: „die vorhergehenden“ und „das, was vorgegangen war“. Verändert aus „14tn“. Die einstellig Zahl ist durch einen Tintenfleck nicht lesbar. Folgt gestrichen: „um sich mit den nöthigen Lebensmitteln zu versehen“. Die folgende Passage bis „durch Fleisch“ nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „und auch wohl mit wenig Fleisch.“ Die anschließenden zwei Sätze nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „in der Nacht kein Dorf“. Ein Zusammenhang mit der offiziellen Untersuchung der Kapitulationen von 1806/07 liegt nahe.

Nr. 365

471

Häuser oder ein einzelnes adeliches Gut zu ihren Nachtquartier erhielten, so fehlte es auch an Cartoffeln und ins Besondere an Gefaßen, sie zu kochen. Andre wurden in der Nacht allarmirt u. bivouaquirten auf den Rendevous ohne allen Lebensunterhalt. In Schwerin war Brantewein u. Brot bestellt u. geliefert, man konnte es aber wegen der Action, welche sich hier gegen Abendh ereignete, nicht empfangen. Der comandirende Generali konnte unter diesen Umständen nicht viel vonj den Leuten fordern; die Anzahlk derer, welche täglich liegen blieben und sich verloren, war sehr groß, so viel Mittel er auch anwandte, dies zu verhüten.l Hierzu kam, daß siem wußten, daß sie von ihren Vaterlande abgeshnitten und verlohren waren. Nur die Entschloßenheit, mit der der comandirnde General sichn in jeden Augenblik benahm, verhinderte die gänzliche Muthlosigkeit.o Er fodertep in einem Parolbefehle jeden auf, aus zu treten, wer nicht mehr Lust hätte, mit ihn zu fechten, und versprachq den Austretenden eine freie Rückkehr nach Haus. Als ein dumpfes Gerede durchs Corps lief, daß es eingeschift werden sollte, und bei dem Regimente Kaufberg es den General gesagt wurde, antwortete er: derjenige, welche[r] eine solche schändliche u. alberne Lüger glauben könnte, mußte der dumste Teufel seyn und verdiente, daß er so lange gehauen würde, bis er wieder seinen Verstand bekäme.s Diese Antwort benahm auf der Stelle alle Gedanken an Einschiffung.t Nimt man die gänzliche Ershopfung der physischen Kräfte durch so lange anhaltende Strabatzen ohne die nothwendigstenu Bedürfnisse des Lebens; die Ueberzeugung, von seinen Vaterlande abgeshnittenv u. verlohren zu seyn; nimmt man dazu noch die Stimmung, welche eine gänzlich verlorne Schlacht und einw unaufhörliche[r] Rükzug, immer in nachtheiligenx Gefecht, erregt,

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Folgt ein versehentlich hineinkorrigiertes zweites „hier“. Verändert aus „In Boitzenburg war Brod. Man“. Folgt gestrichen: „sein“. Folgt gestrichen: „der zurück“. Folgt gestrichen: „Es mußte“. Verändert aus: „Er durfte sich von ihren Muthe nicht Widerstand, um so weniger viel versprechen. Wußten sie“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Am Rand eine gestrichene Einfügung: „Gleich nach der Capitulation von Prenzlau schlichen sich Selbstranzionirte ins Corps ein, dies verbreitete einen übeln Geist.“ Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Das Folgende verändert aus „freie zu gehen wo er wolle ohne alles Hinderniß“, dabei „ohne alles“ versehentlich nicht gestrichen. Verändert aus „schändliche alberne Verläumdung“. Folgt gestrichen: „dies befriedigte die Soldaten“. Folgt gestrichen, zu Beginn der sonst freigelassenen nächsten Zeile: „2. Die“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt ein versehentlich nicht gestrichenes „zu“ und danach gestrichen: „seyn“. Statt „eine“. Folgt gestrichen: „Arriergarde“.

472

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

so wird jeder, der das menschliche Herz kennt, eingestehen müßen, daß der com[an]dir[en]de Gen[e]ral auch nach seiner Vereinigung mit dem Weimarschen [Corps] keine Ursach hatte, jetzt eine Schlacht mit zwei Armee Corps, den Soultschen u. B[e]rnadotshen, zugleich zu liefern. Ery wußte aus der traurigen Erfahrung, wie groß der Unterschied zwischen aguerrierten und des Kriegs unkundigen Truppen selbst dann ist, wenn jene noch von den besten Geiste u. Zutrauen zu sich beseelt werde[n]. Er glaubte daher, daß Einzige in der jetzigen Lage sey, wo möglich eine entscheidende Affäre so lange als möglich zu vermeiden, weil er sichz in der Lage kein glükliches Resultat von ihr versprechen durfte.aa Von der andern Seite durfte er hoffen, daß dadurchab, daß er die französische Macht wieder nach der Elbe zog, die russischen Armeenac Zeit gewannen, zur Vertheidigung der preussischen Provinzen herbeizukommenad. Er [er]reichte seinen Zwek nur halb, in dem er nicht über die Elbe kam.ae Hätte indes sich der Gen[e]ral von Blücher den 28. oder 29sten in der G[e]g[en]d von Pr[en]zlow in ein Gefecht eingelassen, in den er von Lanes, Berg2 u. Bernadotte gewiß geshlagen wäre, so wär wahrscheinlich Berg und Lanes denaf 30sten Oct. von Stettin nach der Weichsel aufgebrochen, und dann wären sie dort ungefähr 20 Tage früher angekommen, als es nach der Operation mit den Blüchershen Corps möglich war. Daß in dies[e]r Zeit die Russen noch nicht bis zur Weichsel heran waren, daß Danzig in dieser Zeit noch in der elendsten Verfaßung war,ag alles dies sind jeden bekannte Thatsachen u. ohne die Blüchershen Operation war höchstwahrsheinlich West Preussen und vielleicht auch Königsberg verloren.

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2

Folgt gestrichen: „hofte“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Zu diesen wurde“ und „Er war“. Verändert aus „daß durch die Bewegungen von dem“. Verändert aus „den russischen Armeen den Vortheil verschafte“. Verändert aus „herbeizueilen, welche dann auch ohne die Blüchershe“. Der Anfang des folgenden Satzes verändert aus „Wäre indes Murat u. Lanes den 29sten oder 30sten Oct. von Stettin nach der Weichsel“. Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Verändert aus „daß Danzig noch nicht in der Verfaßung war, in der es nachher kam“, dabei versehentlich „nicht“ stehengelassen. Gemeint sind das V. Korps unter Marschall Jean Lannes und die Reservekavallerie der Grande Armée unter Marschall Joachim Murat, damals Großherzog von Berg, seit 1808 König Joachim Napoleon von Neapel.

Nr. 366

366. Denkschrift

473 [?, 1808–1810?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 90 fol. 2r, 12r–13v (4½ S.): Konzept, eigenhändig, mit Veränderungen von Blüchers Hand, unvollendet?a Antwort auf öffentliche Kritik Massenbachs an Blüchers Verhalten vor der Kapitulation von Prenzlau. b

No 1 Bemerkung Von einen kleinen Tagemarsch, von so nahe bleiben, daß man sich sogleich v[e]reinigen könne, war gar nicht die Redec, sondern von einemd Tagemarsch ohne weitere Bezeich[nu]ng, auch fügte der Fürst hinzu, ich könnte, wenn ich wollte, auch den 26sten noch einen Ruhetag machen.e Der Fürst dachte sich nur den Feind hinter uns, dies war seine Ansichtf an 26sten des Abends. Hätte er ihn vor sich gedacht, so hätte er wohl nicht die Cav. Meiln weit von der Inf. entfernt. No. 2 Bemerkung Eine offenbare Unwahrheit. 1. ist es falsch, daß ichg den Truppen an 26sten einen Ruhetag gegeben, wie der Obrst von Massenbach selbst eingestehet, in dem er sagt, sie wärn den Nachmittag aufgebrochen. Haben Truppen einen Ruhe Tag, die den Tag zum großen Theil 5 Meilen marschiren?h a

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1

Der ursprünglich in der dritten Person geschriebene Text wurde abgeändert zu einem von Blücher in der ersten Person verfaßten. Mutmaßlich wurde das Konzept als Zeitschriftenartikel begonnen und dann zu einer Denkschrift Blüchers für die ImmediatUntersuchungskommission umgearbeitet, wofür auch der Verweis auf das für diese bestimmte „Journal“ Scharnhorsts spricht. Der Text beginnt auf fol. 12r. Oben links gestrichen eine Hinzufügung Blüchers: „Ich will hier die Anklage, die in den Lichtstralen in 2tn Heft gegen mich offentlich gedrukt ist, mit eigenen Anmerkungen begleiten, obgleich ich shon glaube, hinl[ä]nglich gezeigt zu haben, daß sie nicht allein falsch, sondern auch in sich wid[e]rsprechend sei.“ Von Blücher verändert aus „Von einen kleinen Tagemarsch”; es folgt, versehentlich nicht gestrichen: “war nie die Rede”. Folgt gestrichen: „Ruhetag, nemlich von einem M“. Folgt gestrichen: „Die erste [hier?] ist also“, zunächst verändert zu „Die erste, welche von einer so“. Diese Streichung wurde ersetzt durch die folgenden zwei nachträglich von Blücher eingefügten Sätze. Verändert aus „dies war die Tendenz seiner Rede den 24.“ Verändert aus „daß der General v. Blücher“. Von Blücher verändert aus „die den Nachmittag marschiren?“ Darunter folgt gestrichen: „Aber dies ist“. Der Text bezieht sich auf Christian von Massenbachs Vorwürfe im 2. Heft der 1808 erschienenen „Lichtstrahlen: Beiträge zur Geschichte der Jahre 1805, 1806, 1807“, aber auch auf Scharnhorsts am 2. April 1810 noch nicht abgeschlossene Darstellung der Operationen des Blücherschen Korps. Vgl. Anm. a und b.

474

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

2. ist es falsch, daß die Truppen nur den Nachmittag marshirt haben, sie haben shon den Vormittag marshirt, und sie sollten nach der Bestimmung des Fürsten nicht weiter als Ruppin den 26sten marschiren (weil ichi den 26. keinen Ruhetag annahm), daßj ich auf jeden Fallk nur nach Ruppin an 26stn marschiren sollte, wird der Fürst nicht leugnen, er hat es nicht allein nur in Gegenwart des General von Scharnhorst gesagt, sondern auchl die von den Fürsten ausgegebenen Marschtableaus, welche den Journal über die Operationen meines Corps vom General von Scharnhorst beigelegt sind2, beweisen dies.m Der Oberst von Massenbach giebt sich hier das Ansehen, als hette ich den Marsch nicht [un]unterbrochen fortgesetzt, das ist eine offenbahre Unwahrheit, meinen Truppen warn den 25stn marshirt u. machten den 26tn einen größerno Marsch als die des Fürsten an 25sten. Also ist jene Angabe, nicht ununt[e]rbrochen marschirt zu hab[e]n unwahr. Es sei denn, daß man darunter unausgeruhet verstünde. No 3 Bemerkung Wenn das Erforderniß eintrat, daß an 25. die Corps sich vereinigen sollten, so hätte es den 24stn befohlen werden müßenp, dann mußte ab[e]r ein Theil d[e]r Truppen meines Corpsq zurükbleiben, weil diese noch nicht heran warn. Mein Corps stand nicht bei Ganzer, sondern in Can[t]oniru[n]gen zerstreut, zum Theil 2r Meile von Ganzer zurük. Dies wußte d[e]r Oberst von Massenbach, denn ein Theil d[e]r Truppen, welche ich comandirte, stand unter den Fürst von Hohenloh, wo bei er Generalquartiermeister war. Aber ohngeachtet er dies weiß, so redet er dort immer von Ganzer als den Standpunkts meines Corps.

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k l m n o p

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Verändert aus „(da der General von Blücher“. Folgt gestrichen: „sie diesen Tag der Fürst“, das folgende „ich“ wurde nachträglich eingefügt. Folgt gestrichen: „beistimmte“. Verändert aus „er hat es nur in Gegenwart des General von Scharnhorst gesagt und“. Der anschließende Rest des Absatzes nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „die“. Verändert aus „einen eben so großen“. Verändert aus „hätte es befohlen werden müßen“. Hierzu am Rande die gestrichene Einfügung: „und dann konnte es doch in jeden Fall nur von ein[em] kleinen Theil der Trupp[e]n geschehen.“ Verändert aus „dann konnte ab[e]r ein Theil d[e]r Truppen des Corps des G. v. Blücher nicht“. Verändert aus „zerstreut, 2½“. Folgt gestrichen: „des“. Vgl. Nr. 361 (Anm. 13) und 362.

Nr. 366

475

t No 4.u (NB. Seinen soll unterstrichen werden u. einv eingeklammertes Fragezeichen hinter das Wort) Anderwärts heißt es, die Ordre könnte 7 Uhr abgeg[a]ngen seyn? Hier ist [von] 6½ Uhr ganz bestimmt die Rede.w Die Entfernung Ruppins von Ganzer ist nicht 2¼,x sondern 2¾ Meilen, wozu solche kleinliche Hilfsmittel?y Der Oberst von Massenbachz will hier zu verstehen geben, ich hätte wohl den Brief früher erhalten. In der Zeit des Abgangs des Briefs wiederspricht er sich, in der Entfernu[n]g der Oerter ist seine Angabe bald 2¼ bald 2¾, in der Zeit, in der der Briefaa angekommen, erlaubt er sich eine Beleidigu[n]gab ohne alle Veranlassu[n]g.

No. 5ac Der Ob. v. Massenbach nennt hier den Vormittag Ruhe einen Ruhetag! Man siehet in dieser und der vorhergeh[e]nd[e]n Anmerkung,ad daß der Oberst von M. selbst in kleinenae sich widerspricht u. den wahren Vorgang zu entstellen sucht. Uebrigens ist es falsch, daßaf ich gegen den ausdrüklich[e]n Befehl den Vormittagag den Truppen Ruhe gelassen habe. 1. Die hintern Truppen sind früher

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Ab hier (zu Beginn von fol. 13r) eine andere Linienführung, die für einen späteren Entstehungszeitpunkt spricht. Folgt gestrichen: „Seinen Generallieutenant? Warum das Seinen? So geringfügig dieser Ausdruck ist [verändert aus “die Sache ist”], so beweiset er doch, daß der Oberst von Massenbach mich in eine andere Categorie setzen will, [folgt gestrichen: “als”] in eine mehr als gewöhnlich[e] Unterwürfigkeit, denn sonst”. Statt „eine“. Dieser eingefügte Satz ersetzt die gestrichene Passage: „Vielleicht möchte ein Irrthum hierin. Die Uhren gehen nicht überein, aber“. Verändert aus „2½ Meilen ist Ruppin nicht von Ganzer“. Folgt gestrichen: „Daß der General der General“. Folgt gestrichen: „glaubt scheint zu“. Verändert aus „In der Zeit wiederspricht er sich, in der Entfernu[n]g ist seine Angabe falsch, in der Zeit, in der ich den Brief“. Folgt gestrichen: „die den Mann von“, dann „ihn“. Folgt gestrichen: „Ich habe bereits gezeigt, daß ich mich nicht geweigert, forcirte Märsche zu machen. [Folgt gestrichen: „Ich wiederhohle die Stelle“.] Der O. v. Massenbach [folgt gestrichen: „in der unterstrichenen Stelle aus meinen Briefe, ohne Zusammenhang“] sagt, ich habe keine Nachtmärsche machen wolln. Hier die Stelle meines Briefes, aus der er dies folgert“. Das Folgende verändert aus: „die kleinlichen Entstellungen”. Folgt gestrichen: „Detail“. Folgt gestrichen: „der“. Folgt gestrichen: „geruhet habe“.

476

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

aufgebrochen u.ah 2. hat der Fürst mir einenai ganz[e]n Tag zum Ruhe Tag gegeben, u. ich hätte also durchaj einen halben Ruhetag umso weniger gegen den Befehl gehandelt.ak

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Folgt gestrichen: „die vordern“. Hier endet fol. 13v, das Folgende wurde in der linken Spalte nachgetragen. Verändert aus „einen ganz[e]n Ruhe Tag erlaubt, u. es könnte also durch“; es folgt noch gestrichen: „den halben“. Hier schließt sich offenbar der folgende gestrichene Text auf fol. 2r an: „Die Angabe ist also in jeder Hinsicht falsch. No. 6. Es ist aus den Vorhergehenden bekannt, daß der Fürst, wenn er bei Gransee auf [folgt gestrichen: „den General“] mich gewartet hätte, [hätte] er ohne alle Ueberlegung gehandelt, und es ist ferner aus den Vorhergehenden bekannt, daß höchstwahrscheinlich andere Ursachen ihn hier aufhielten.“

477

Nr. 367

3.

Reglements-, Konskriptions- und Beförderungsfragen

367. Denkschrift

[Berlin?, vor 5. Februar 1810?]

GStA PK, VI. HA Nl Hermann v. Boyen (d. Ä.) 283 fol. 23r–24v (4 S.): Konzept, Schreiberhand und eigenhändig. Gründe für die Einführung der allgemeinen Konskription. a

1.)

2.)

a b c d e

Als Seine Majestät die Einführung gelinder Strafen, die Abschaffung der ausländischen Werbung, die ununterbrochene Veränderung der Garnisonen, die Abschaffung der Depot-Bataillonen und die Einführung einer großen Anzahl Reserve-Mannschaft befahlen, war immer vorausgesezt, daß eine allgemeine Conscription Statt finden würde, indem alle jene Maaßregeln mit derselben in der innigsten Verbindung stehen. Auch hatten Seine Majestät den 3ten August 1808 die allgemeine Conscription öffentlich dekretirt, indem der erste Kriegesartikel also anfängt: „Da künftig jeder Unterthan des Staats ohne Unterschied der Geburt unter der noch näher zu bestimmenden Zeit und den sonstigen Verhältnißen zum Kriegsdienst verpflichtet werden soll und hiernach die Armee fast gänzlich aus Einländer[n] bestehen soll, so erwarten Seine Majestät pp.“ Das ganze neue Militair Gebäude ist auf diesen Grundpfeilern gebaut und nimmt man sieb weg, nimmt man die gegebenen Befehle in diesem so wesentlichen Gegenstande der neuen Verfaßung zurük, so wird jeder, der diese Einrichtung nüzlich hält, kein ferneres Zutrauen auf die Erhaltung der übrigen neuen Einrichtungen sezzen. Von den Inkonsequenzen, welche hierdurch in so mancher Hinsicht entstehen würden, will ich hier nur ein Beispiel anführen: Durch die allgemeine Conscription entstehet nun die Möglichkeit, daß die Eingebornen eine gewiße Zeit zu dienen brauchen. Ist dieses festgestellt, so wird der Mann, welcher dient, sich erst etabliren und heiraten, wenn er ausgedient hat, und dann werden folgende Vortheile entstehen: wird die Desertion vermindert werden und die gelindere Behandlung erst den vorgesezten Zweck erreichenc, den Soldaten Standd Achtung zu verschaffen und die unaufhörliche Emigration der Blüte der jungen Männer zu verhindern. wird nun das Regiment keinen Troß von Weibern und Kindern haben und also zu der Garnison-Veränderung eingerichtet seyn, so daß der nicht zu berechnende Nachtheil der Einbürgerung vermieden werden kann.e Text zunächst von Schreiberhand. Statt „ihn“. Der Rest des Satzes ab hier eigenhändig hinzugefügt. Folgt, mit dichter Schraffur gestrichen: „nicht verachtet zu machen“. Das Folgende ganz eigenhändig.

478 3.

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

wird nun jeder Soldat nach einiger Zeit Familien Vater des Staats, der seinen Acker cultivirt oder sein Gewerbe treibt, statt daß er jetzt gar nicht heiraten kann oder Kinder in die Welt setzt, welche in Elend vergehen oder, wenn sie leben bleiben, von Staat erhalten werden müssen. Man sagt, die Sache werde Mißvergnügenf in Lande verursacheng. Sie ist aber schon bereits überh ein Jahr decretirt und hat so viel ich weiß weder in öffentlichen Blättern noch sonst in Publiko Anzeigen des Mißvergnügens verursacht. Wenn eine Last allgemein ist, wenn sie ohne alle Begünstigung jeden trift, wenn sie in reinen Sinn der Unparteilichkeit allgemein bleibt, so verursacht sie sehr sellten Unzufriedenheit. Das ganze Militär, alle conscriptionpflichtigeni Individuenj werden mit Recht unzufrieden werden, wenn eine gerechte, shon von Se. Majestät decretirte Maßregel nicht ausgeführt wird, sie werden bald sehen, daß hier die hoh[e]rn Stände eingewirkt und die Gerechtigkeit untergraben haben. Auch siehet ein große Theil des Civils die allgemeine Conscription als eines der wichtigsten neuern gut[e]n Einrichtung[en] an. Um Aufsehenk in politischer Hinsicht zu vermeiden, wird vorgeshlagen, daß S. M. verordnen, 1. daß zur Erleichterung der ärmern Klasse die eximirten mit zur Cantonverpflichtung gezogen werden, 2. daß man [sie] aber in den jetzigen bedr[än]gten Staatsbedürfnissen, wenn sie sich kleiden wollen, ausser den ersten ½ Jahr des Dienstes beurlauben wolle, in dem man nicht den vollständigen Stand des Militärs halten könne.

368. Scharnhorst an La Roche-Aymon

[Berlin, nicht vor 13. Februar 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 1r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Druck: Hahlweg I, S. 109f., 112. Richtlinien für das neue Kavalleriereglement.

f g h i j

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1

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „dies ist so“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „conscriptionfähigen“. Folgt, versehentlich nicht gestrichen: „und ein größer“ und danach gestrichen: „Theil der übrigen“. Verändert aus „Wegen des Aufsehens“. Auf dem bei Hahlweg I, S. 109f., abgedruckten Schreiben La Roche-Aymons an Scharnhorst (Berlin, 8. Februar 1810). Aufgrund des Präsentationsvermerks des beantworteten Schreibens, vgl. Anm. a.

479

Nr. 369

[...]b Antw. Nur das, was das Bedürfniß des Augenbliks eingiebt, indem man ein Regiment im Lauf des Krieges errichtet, ist das wahrhaft Nothwendige u. muß der Gegenstand eines Reglem[en]ts sein.2 Auf diese Einfachheit macht der General dringend aufmerksam. Ein Kapitel über das Exerziren in Gliedern u. andern Abtheilungen, ehe man von der Dressur des Einzelnen zur ecole d’escadron übergeht, würde nothwendig seyn. Der Graf Rochaymont wird die Regeln der Flankeurs nicht übergehen. 369. Scharnhorst an Tauentzien

Berlin, [nach dem 11.] März 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 43 fol. 7r–v (2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. Druck: Lehmann, Denkschriften, S. 62f. (unvollständig). Antwort auf Kritik an neueren Avancements. Rechtfertigung der Beförderung nach Verdiensten.

In Euer Exzellenz verehrten Schreiben vom 11ten dieses1 belieben Sie Sich über unsere Art zu avanziren folgendermaaßen zu äußern: „in Ansehung des Avanzements sehe ich sehr wohl ein, daß nur Begünstigung bey demselben entscheidet, indem bey einem die Anciennität vorgeschützt wird und bey andern sie nicht gilta, je nachdem die Umstände es leitenb; hieraus entstehet aber großer Mißmuth und übles Blut.“ Wenn Euer Exzellenz hier unter Umständen verstehen, daß derjenige, welcher nicht gefangen, oder, nachdem er gefangen war, sich selbst ranzioniret und also 6mahl länger als der, welcher das Unglück hatte gefangen zu seync, b

2

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Zunächst drei von Hahlweg edierte Marginalien Clausewitz’, die den Inhalt des in Anm. a erwähnten Schreibens sowie den beigelegten Gliederungsplan (ebda., fol. 2r–3v, Druck: Hahlweg I, S. 110ff.) zusammenfassen. Der aus dem fünften Band bekannte Oberst Karl Anton Graf von La Roche-Aymon und Oberst Karl Leopold Heinrich Ludwig von Borstell (vgl. Anhang 1 zum vierten Band) waren durch eine Kabinettsorder vom 1. Februar 1810 mit der Ausarbeitung eines neuen Exerzierreglements für die Kavallerie beauftragt worden. Nachdem sie sich über die zu bearbeitenden Themen geeinigt hatten, übersandte La Roche-Aymon seinen Gliederungsplan, vgl. Anm. a und b. In Tauentziens Schreiben heißt es genau: „bey selben entscheidet, indem bey dem einen die Anciennität vorgeschützt wird und bey dem andern sie nichts gilt“. Das anschließende Satzende fehlt bei Lehmann. Verändert aus „werden“. Tauentzien, der General der Brandenburgischen Brigade, hatte am 6. und 11. März 1810 geschrieben (eigenhändig, a. a. O., fol. 5r–v bzw. 6r), um sich im Rangstreit zwischen den Obersten von Corswant und von Borstell, Brigadiers seiner leichten Truppen bzw. seiner Kavallerie, für den dienstälteren Corswant einzusetzen.

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gegen den Feind gedient hat, oder daß der, welcher das Glück hatted, sich auszeichnen zu können, oder daß der, welcher eine vorzügliche Brauchbarkeit, großene Diensteifer u. s. w. auf eine Art hat an den Tag legen können, die von wesentlichem Nutzen für das Interesse Seiner Majestät war,f Vorzüge vor anderng bei gleicher Anciennetät hat, welche keine Gelegenheit hatten, ihre vorzüglichen Eigenschaften an den Tag zu legen, so habe ich hiergegen nichts zu sagen. Verstehen Euer Exzellenz aber unter Umständen etwas anders, so kann ich nicht mit Ihnen einverstanden seyn, und ich halte es für meine Pflicht, Ihnen zu sagen, daß Sie Sich gänzlich irren. Nur die ausgezeichnete Hochachtungh, welche ich für Euer Exzellenz Verdienste um den Staat habe, konnte mich veranlassen, Denenselben die Verhältnisse des Avanzements in dem beyliegenden Aufsatz2 näher zu entwickeln.i Mit der vollkommensten und aufrichtigsten Hochachtungj bin ich Euer Exzellenz Berlin den

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März 1810.

An den Königlichen Generallieutenant Herrn Grafen von Tauenzien Exzellenz. 370. Denkschrift

[Berlin?, nach dem 11. März 1810]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 43 fol. 16r–27v, 29r–31v (28 S.): Konzept, Schreiberhand, eigenhändig verändert und ergänzt. Konzept, eigenhändig, Fragment: ebda., fol. 8r–9r (2½ S.). Druck: Scherbening II, S. 195f., 370f. (Auszüge); Lehmann, Denkschriften, S. 90–102, danach Gersdorff, S. 356–368. 1. Beförderungspraxis 1809 und 1810. Verhältnisse im Ausland und in Preußens Vergangenheit. Haltung des Königs. Verwahrung gegen Verdacht persönlicher Begünstigung. Die öffentliche Meinung. Unzufriedenheit der Übergangenen. Zurückweisung von Kritik an den Kosten der Reformen. 2. Verhältnis zwischen Militär und Zivil bei Konflikten und hinsichtlich der Gehälter.

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Die Streichung dieses Wortes durch gepunktete Unterstreichung wieder aufgehoben. Es folgt gestrichen: „Gelegenheit zu haben“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „auf eine vortheilhafte Art, von wesentlichen gestifteten Nutzen für das Interesse Seiner Majestät hat an den Tag legen können“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt, dafür die gleichen Wörter vor „so habe ich hiergegen nichts zu sagen“ gestrichen. Folgt gestrichen: „und Verehrung“. Dieser Satz fehlt bei Lehmann. Verändert aus „Werthschätzung“. Vgl. das anschließende Dokument.

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a No 1 Daß Se. Majestät gewöhnli[c]h nach der Anciennetät avancir[en], istb jeden notorisch bekant; ich darf hier nur das Avancement in May von vorig[e]n Jahr anführen, wo 14 Ob.L. nach der Anciennetät zu Obrstenc und 15 Majors zu Obrstl. avancirtend, wobei nur eine Ausnahme stattfand. Auch in dem Avancement ine Febr. dieses Jahrs sindf 6 Majors zu Oberstl. nach ihrer Anciennetet avancirt und 4, Pirch, Rauchg, Horn u. Klüx1, auss[e]r derselben.h Es kommen also bei diesen Avancements unter 39 nach der Anciennetät Avancirt[e]n 5, die außerordentlich avancirt sind. Ich kann Ew. Excell[e]nz hierbei nicht verschweigen, daß das groß[e] Avancement nach der Anciennetet in May vorig[e]n Jahr[es] bei vielen derjenigen, die gewiß nicht ums Geld, um eitle Titelsucht, sondern aus Liebe für den König und Vaterland dienen, die kein eigenes Intereße dabei beeinträchtigt seheni, sehr übeln Eindruk machte. Denn es ist doch in der That dahin gekommen, daß manj besonders bei den Offic. von mitlern u. jüngern Jahren einsiehet, daß die Armee nicht da ist, um alte Män[n]er zu versorg[e]n, daß die Armee nicht der Individuen, sondern diese der Armee wegen da sind. Dazu kömmt noch, daß nicht allein in der franz., oestereichschen u. russish[e]n Armee das Anciennetätssystem, immer die altesten Mäner an die Spitzek der Armee, Corps, Regimenter zu hab[e]n, abgeschaft ist, sondern daß man auch in unser Nachbarschaft, z. B. in Sachsen und überall, davon zurük zu kommen gezwu[n]g[e]n wird, wenn man nicht gegen die, mit welchen man dienen muß, zurük gesetzt seyn will. Bei den Avancements zu Majors, Capitäns, Premier Lieutenants gehet esl nach der Anciennetät mit seltenen Ausnahmen, und hier kann man aufm 25 Avancements höchstens eine Ausnahme machen.

a

b c d e f g

h i j k l m 1

Der Beginn der Denkschrift eigenhändig auf zwei nachträglich hinzugefügten Blättern. Dabei mit Rotstift eine nicht genau entzifferbare Notiz; am Rand, ebenfalls mit Rotstift, fünf Namen übereinander: „Möllendorf“ (gestrichen), „Kakreuth“, „Tauenzien“, „Stutterheim“ und „Kleist“. Folgt gestrichen: „doch wohl“. Folgt gestrichen: „avancirten u. nur einer außer seiner Anciennetät“. Statt „Anciennetät“. Folgt gestrichen: „Jahr 18“. Folgt gestrichen: „zuerst“. Verändert aus „und 3, Rauch“; entsprechend im folgenden Satz „5“ verändert aus „4“. Dazu am Rande eine Addition. Folgt gestrichen: „Davon ist nur Horn in der Armee activ, Klüx als Flügeladjudant“. Verändert aus „dabei hatten“. Folgt gestrichen: „überall und“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Satzende verändert aus „ganz nach der Anciennität.“ Folgt gestrichen: „30“. Georg Dubislav Ludwig von Pirch (Pirch I) und Heinrich Wilhelm von Horn wurden im fünften Band vorgestellt.

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Ew. Excellenz sehn hieraus, daß Se. Majestät das Herkommen in unsr Armee in Hinsicht der Anciennetät, ungeachtet das Avancement nach der Anciennetät allerwärts abgeschaft istn oder vielmehr in den meisten Armeen nie stattfand, dennoch in wesentlich[e]n beibehält; daß also diejenigen, welche sich beklagen, aus Unkunde der Verhältnisse der Dinge eine Belehrung von den höheren Offizieren bedürfen.o Daß Se. Majestät bei niedern Offic. einige und bei Befehlshabern oft Ausnahmen in den Avancement nach der Anciennetät machen,p dieses war schon seit undenklichen Zeiten der Modus des Avanzements in unser Armeeq; ohne diese Ausnahmen unter den vorigen Regierungen hätten wir unsere vorzüglichsten und geachtetesten Befehlshaber nicht an der Spitze der Truppen, ich nenne hier nur Kalckreuth2, Tauenzien3, Stutterheim4 und Kleist5; und wenn die obenerwähnten Ausnahmen jezt häufiger vorfallen sollten, so haben besondere Umstände dem Könige höchstwahrscheinlich dazu Veranlassung gegeben. Er sah, daß seine Festungen von Männern, welche das bloße Anciennitätssystem zu den Posten der Gouverneure und Commandanten gebracht hatte, dem Feinde ohne Belagerung in die Hände geliefert wurden, n o

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Das Folgende verändert aus „und in den meisten Armeen nie stattfand“. Danach blieb die untere Hälfte von fol. 17r und die ganze Seite fol. 17v unbeschrieben. Auf fol. 18r beginnt das Konzept von Schreiberhand, zu Beginn steht: „No 1“, danach folgt gestrichen: „Ungeachtet die geschehenen außerordentlichen Beförderungen nicht auf meinen Vorschlag geschehen sind, weil des Königs Majestät die Offiziere Ihrer Armee viel beßer kennen als ich und beßer als die meisten Offiziere, die von Jugend auf dienten; ungeachtet ich also vor mir selbst mich von jeder Verantwortlichkeit über die geschehenen Beförderungen lossagen könnte, so stehe ich doch (da Euer Exzellenz mir Ihre Unzufriedenheit zu erkennen geben und ich andererseits von der Ueberzeugung durchdrungen bin, daß Seine Majestät bei den außerordentlichen Beförderungen nach Grundsäzzen verfahren, die zu den heiligsten Regenten-Pflichten gehören) keinen Augenblik an, meinen Meinung über den Geist der jezzigen Beförderungen, im Vergleich mit dem der ehemaligen, so unverholen auszusprechen, wie ich mich durch Pflicht und Wahrheit dazu aufgefordert fühle. ––––––– Beantwortung einer Beschwerde über die jezzige Art zu avanziren. Seine Majestät haben den Entschluß gefaßt, im Allgemeinen nach der Anciennität zu avanziren, bei Befehlshabern aber oft Ausnahmen zu machen.“ Der Satzanfang bis hier eigenhändig hinzugefügt. Eigenhändig verändert aus „in der preussischen Armee“. Der anschließende Nebensatz bis „Stutterheim und Kleist“ eigenhändig hinzugefügt. Gemeint ist wohl der Generalfeldmarschall, der als Adjutant des Prinzen Heinrich nach der Schlacht bei Freiberg, also schon nach zehn Dienstjahren, zum Major befördert worden war. Als Mitglied der Suite Friedrich Wilhelms II., Verbindungsoffizier und Gesandter wurde Tauentzien 1790 zum Major, 1795 zum Obersten und 1801 zum Generalmajor befördert. Auf welche Beförderung angespielt wird, ist nicht klar ersichtlich, möglicherweise die zum Kapitän 1778, fünf Jahre nach der zum Stabskapitän. Gemeint ist mutmaßlich die Beförderung Kleists zum Major 1795, drei Jahre nach seiner Beförderung zum Kapitän.

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daß eine Menge Staabs- und höhere Offiziere in der Armee nach dem Anciennitätssystem zu Posten gekommen waren, die sie wegen Alter nicht verstehen6 konnten, und daß dadurch seine Ehre und die Erhaltung des Staats litten. Da in keiner andern Armee die Anciennität so viel als in der unsrigen galt, und da in dem lezten Kriege in keiner Armee mehr als in der unsrigen den höhern Offizieren in den ohne Belagerung übergebenen Festungen (sowohl den Commandanten als andern von der Feldarmee) Unwißenheit und Unthätigkeit zur Last gelegt wurde, so läßt es sich wohl erklären, daß der König kein Zutrauen zu der Eigenthümlichkeit des Avanzements unserer Armee haben kann. Hierzu kam noch, daß der Krieg mehreren Individuen Gelegenheit gegeben hatte, sich auszuzeichnen, und daß der König diese, um Nacheiferu[n]g zu erregen, begünstigen wollte.r Auch darf ich Euer Exzellenz nicht verhehlen, daß das Avanzement ohne Ausnahmen nach der Anciennität immer diejenigen an die Spitze führen würde, welche die beste Gesundheit im hohen Alter haben. Nun aber werden Sie selbst gestehen, daß Lebhaftigkeit und Thätigkeit des Geistes, gänzliche Hingebung der Sache den Körper mehr consumiren als Mangel an Geist und Leidenschaften, als schläfrige Gleichgültigkeit, und daß also Männer von den leztern Eigenschaften im allgemeinen (und also mit Ausnahmen) die von den erstern überleben und daher bei dem Anciennitätssystem vorzugsweise an die Spizze der Regimenter u. s. w. kommen, wenn nicht häufig Ausnahmen in der Placirung zu Befehlshabern gemacht werden.s Vielleicht antworten mir Dieselben, diese Ausnahmen dürften nur bei ausgezeichneten Kriegesthaten stattfinden. Hierauf erwiederet ich, daß dies auch die Ansicht Sr. Majestät sei, wie ihre auserordentlichen Avancements beweisen; daß aber dies nicht die alleinige Norm des auserordentlichen Avancements seyn könne, weil nur wenige Officiere Gelegenheit haben, sich auszuzeichnen, und Diensteifer, Talente, Energie u. s. w. auch Eigenschaften bei dem Militär sind, die eine besondere Berüksichtigung verdienen. Hätte man auf diese Eigenschaften bei der vorigen u. der jetzigen Regierung nicht Rüksicht genommen, so ständen unser[e] geachtesten und geschiktesten Befehlshaber jetzt nicht an der Spitze unser Armee u. ihrer Abtheilungen. Ich bin weit entfernt, die Umstände alle anzugeben, welche den König bewogen haben können, so häufig, als es geschehen, Ausnahmen von der Regel des Anciennitäts-Avanzements statt finden zu laßen; ich führe hier nur an, daß er vor Jahr und Tag eine Cabinets Ordre erlaßen hat, worin er allgemein bestimmte: daß zu den Posten der Commandeure und Brigadiers das Dienstalter kein Recht haben soll. Wer nach dieser Zeit fortdient, hat kein Recht, sich zu beschweren, wenn er nicht zum Commandeur oder Brigadier r s t 6

Dieser Satz eigenhändig hinzugefügt. Der Rest des Absatzes ab hier eigenhändig hinzugefügt. Verändert aus „antworte“. Gemeint ist möglicherweise: „versehen“.

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nach dem Dienstalter placirt wird. Dies wird niemand und am wenigsten werden es Euer Exzellenz leugnen. Um die übrigen Verhältniße des Avanzements zu erörtern, muß ich noch bemerken, daß Seine Majestät festgesezt haben, daß die Einsezzung der Offiziere von aufgelöseten Regimentern nur bei jüngern Offizieren oder bei ausgezeichneten höhern dann statt finden könne, wenn die leztern noch nach einigen Jahren zum Felddienst brauchbar seyn würden, und daß jede Anstellung von diesen in gewißer Hinsicht eine Gnadenbezeugung sey. Hätten Seine Majestät nicht diesen Entschluß genommen, sondern die 3mal stärkere Anzahl der Offiziere der aufgelöseten Regimenter nach und nach einsezzen wollen, so würde die Armee in kurzer Zeit in Hinsicht der Offiziere ein Invaliden Corps geworden sein. Bei dieser Festsezzung ist übrigens bestimmt, daß diejenigen, welche, nachdem sie vorher gefangen, nachher dennochu nach Preußen oder Schlesien gekommen und wieder gedient haben, Vorzüge vor andern, und daß diejenigen, welche bis zum Frieden inactiv gewesen sind, in der Anciennität mit andern, welche ganz durch oder 2 mal gedient, nicht gleiche Rechte haben sollen. Eine Regel, welche seit Friedrich des Großen [Zeiten?] in der Armee statt fand. Ich lege hier eine Liste der Avanzements7 bei, welche nicht nach der Anciennität geschehen sind, mit den Bewegungsgründen, welche dazu Veranlassung gegeben haben. Ich zweifele, daß man in der Liste der vor dem Kriege außerordentlich avanzirten Offiziere, selbst von den Zeiten des großen Königs an, mit gleicher Wahrheit eben so gültige Motivirungen des Avanzements wird aufstellen können, und ich glaube mehrere Gründe zu haben, auf manchev ehemaligen Mißbräuche, die jetzt durchaus nicht statt finden, aufmerksam machen zu müssen,w ohne gerade den ehemaligen Generaladjudanten deswegen etwas Nachtheiliges beschuldigen zu woll[e]n. Gesezt aber der König hätte sich in den Ausnahmen hin und wieder in der Person geirrt, wer wird ihm darüber einen Vorwurf machen!? Erst wenn man die Menschen handeln siehet, lernt man sie kennen. Aus dieser Ursache vergiebt er auch jezt keine Befehlshaberstelle mehr, bevor das dazu angesezte Individuum sie eine Zeit lang ad interim verwaltet und seine Brauchbarkeit gezeigt hat, wie Euer Exzellenz aus den leztern Anstellungen sehen werden. Schmerzlich ist es mir, daß Euer Exzellenz eine Unzufriedenheit über das Avanzement gerade mir äußern; glauben Sie etwa, daß ich irgend eine Protektion, irgend eine Begünstigung im Vortrage mir hätte zu Schulden kommen laßen? So zeigen Sie mir diese, zeigen Sie mir den Fall an, wo nur ein Schein dazu vorhanden wäre, ich will den Irrthum dieser Beschuldigung u v w 7

Eigenhändig verändert aus „nachdem sie gefangen“. Eigenhändig verändert aus „gewiße“. Der Rest des Satzes ab hier eigenhändig hinzugefügt. Vgl. das anschließende Dokument.

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gleich aufdekken; ich will Ihnen beweisen, daß ich den größten Theil außerordentlich avanzirter Männer nie kannte, nichts von ihnen wußte als das, was sie bei Seiner Majestät empfahl; daß bei den übrigen mir bekannten Personen meistens gerade diejenigen außerordentlich avanzirt oder angestellt sind, mit denen ich in keinem guten persönlichen und freundschaftlichen Verhältniße stand, der Oberst von Gneisenau und der Major v.Grolman ausgenommen. Dies ist nicht etwa eine allgemeine Phrase, es ist die reinste Wahrheit, und ich würde keinem Menschen auf der Welt irgend einen Zweifel hierin, wenn ich ihn nur entfernt erführe, erlauben.x Es kann wohl sein, daß bei den ehemaligen Verhältnißen, als noch die Armee sehr groß war, als keine Einrichtung statt fand, daß Seine Majestät die Offiziere kennen lernen konnten – so wie es jetzt der Fall ist –, daß manche außerordentliche Avanzements mit von dem Vortrage abhingen. Dies laße ich jedoch unentschieden. Jetzt ist dieses aus dem Angeführten nicht der Fally. Es ist übrigens etwas Gewöhnliches, daß man das Unangenehme, welches uns im Laufe der Dinge trifft, aus persönlichen Verhältnißen erklären will. So hat man manche neue Einrichtung der Armee dem Könige als höchst nachtheilig darzustellen gesucht, weil man glaubte, sie kämen von andern her; man wußte aber nicht, daß die Hauptgegenstände der Reorganisation der Armee vom Könige aus eigener Bewegung, ohne irgend einen Einfluß, theils vorgeschrieben, theils mündlich verlangt waren, und man verrechnete sich daher hierin; wie denn auch die Erfahrung gelehrt hat, daß der König seine Ideen ungeachtet aller Widersprüche durchgeführt hat. Euer Exzellenz sagen in Ihrem geehrten Schreiben, daß über die Begünstigungen im Avanzement Mißmuth in unserer Armee entstände. Ich glaube, daß dieses von einigen dabei leidenden Individuen wohl der Fall ist; im Allgemeinen glaube ich aber bemerkt zu haben, daß grade dadurch, daßz Seine Majestät gesucht haben, Männer von Verdiensten und Brauchbarkeit hervorzuziehen, die Armee von Neuem mit Leben und Thätigkeit belebt werde, und daß von einem großen Theil des Militairs und der Nation diese Maaßregel als eine wichtige, mit der Erhaltung des Staates in sehr enger Verbindung stehende angesehen worden ist.aa Man muß über die Art des Avanzirens nicht nurab diejenigen zu Rathe ziehen, welche bei dem Avanzement nach der Anciennität interessirt sind oder welche, 40 Jahre an diese Art des Avanzements in den niedern Graden gewöhnt, jezt keine reine Ansicht von diesem Gegenstande mehr haben könx y

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Die anschließenden zwei Absätze von Schreiberhand hinzugefügt. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „und umso weniger, als ich die Offiziere der Armee nicht kenne.“ Eigenhändig verändert aus „zu haben, daß dadurch“. Die folgenden zwei Absätze von Schreiberhand in der linken Spalte auf fol. 22r–v hinzugefügt. Sie basieren auf dem eigenhändigen Konzeptfragment fol. 8r–9r. Im eigenhändigen Konzept: „nur nicht“.

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nen. Von solchen pflegt in andern Fällen das Urtheil gewöhnlich wenig geachtet zu werden. Daß man ohne alle Talente, mit dem gewöhnlichen Exzerziren und der Aufsicht der Disziplin, also mit den Eigenschaften eines Depot-Offiziers, zu der höchsten Stelle im Militair ebenso gut kömmt als mit aller Anstrengung des Geistes, mit Talenten und Energie, muß alle Emulation, sich durch diese Eigenschaftenac auszuzeichnen, niederdrükken. Dies ist wohl im Allgemeinen und vorzüglich von der Nation empfunden und hat wohl mit zu der wenigen Achtung unseres Militairs bei anderen Ständen seit einer geraumen Zeit beigetragen. Ich will Dieselben hier nicht an die Schriften eines Bülows8 und ähnlicher Männerad erinnern – sie verdienen nicht gelesen zu werden –, aber die eines Bärnhorstsae darf man doch nicht in diese Klasse sezzen, sie sind von der lesenden Welt geachtet.af Unser Avanzement nach der Anciennität ist übrigens von solchen Schriftstellern persiflirt, welche den Vorzügen unserer Armee in jeder Hinsicht Gerechtigkeit widerfahren lassen. Diese Persiflage ist, glaube ich auch, bei einem großen Theile der lesenden Welt nicht mit Widerwillen gelesen worden. Vielleicht sind Euer Excellenz Beispiele davon häufig genug vorgekommen, sonst sollte es mir nicht schwer werden, diese Dokumente der öffentlichen Meinung näher nachzuweisen.ag Ich lese dergleichenah Schriften selten, lege keinen Werth darauf; aber sie zeigen mir dennoch, daß die allgemeine Zufriedenheit mit dem Avanzement nach der Anciennetät nicht so groß ist, als Euer Exzellenz zu glauben scheinenai. Daß man hin und wieder unzufrieden ist, liegt in der Natur der Sache, und die höhern Autoritäten hätten darauf gefaßt seyn können. Denn diese ac ad

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Im eigenhändigen Konzept verändert aus „durch Geist und Thätigkeit“. Im eigenhändigen Konzept verändert aus „eines Bülows erinnern, er war ein halbtoller talentvoller Menschen [bundener?] Kopf“. Im eigenhändigen Konzept: „Bärenhorsts“. Georg Heinrich von Berenhorst wurde bereits im ersten Band vorgestellt. Im eigenhändigen Konzept folgt hier gestrichen: „Es ist die Lächerlichkeit unsers Avancements“. Dieser Satz von Schreiberhand anstelle eines langen durch dichte Schraffur gestrichenen Textes. Im eigenhändigen Konzept steht hier: „Vielleicht ist Ew. Excellenz das Avancements Lied Wer nur den lieben Gott läßt walten zu Gesicht gekommen oder der vorjährige Leibzig[e]r militärische Almanach, worin Gruppen von allen Militärs gut [verändert aus „schön“] gezeichnet dargestellt sind und wo unsers, zwar ohne genannt zu seyn, auch darin persiflirt wird, daß abgelebte Greise und Kinder (unsere ehemaligen 12jährigen Junker) neben einander in einer Uniform stehen.“ Das bezieht sich offenbar auf den im Verlag Georg Joachim Göschens erschienenen Militär-Almanach, an dem 1808/09 der Hannoveraner Maler und Karikaturist Johann Heinrich Ramberg (1763–1840) mitwirkte, vgl. Stephan Füssel (Hrsg.): Repertorium der Verlagskorrespondenz Göschen (1783 bis 1828), Berlin 1996. Das Wort von Schreiberhand verändert. Im eigenhändigen Konzept steht: „Ich lese diese und ähnliche“. Folgt ein durch dichte Schraffur gestrichenes Wort, im Konzept: „möchten.“ Gemeint ist der erstmals im dritten Band vorgestellte Dietrich von Bülow.

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Unzufriedenheit herrscht in einer Armee, die ohne Zweifel sich in dem angemeßensten Zustande befindet, in dem eine Armee seyn kann, ich meine in der französischen; wie viel natürlicher ist sie nicht in der unsrigen, wo einer falschen Ansicht über die Art des Avanzements unter höchst ungünstigen Bedingungen entgegen gearbeitet werden mußte. Der Kaiser von Frankreich kennt unstreitig den Krieg und seine Bedingungen und folgt weder Launen noch Vorurtheilen, wo es auf Handhabung und Leitung der militairischen Gewalt ankommt; gleichwohl ist nicht nur der größte Theil der geringern, sondern auch der höhern Offiziere bis zu dem höchsten hinauf, unzufrieden, und jeder glaubt, mit Unrecht einem mehr Begünstigten nachzustehen. Euer Exzellenz werden diese Bemerkung dort eben so gut gemacht haben9 als bei uns. Diesem Uebel ist übrigens zu allen Zeiten und in allen Ländern hinlänglich dadurch begegnet worden, daß die höhern Offiziere, wenn sie in der Wahl des Monarchen auch ihre Überzeugung nicht wieder finden, sich doch gegen ihre Untergebenen nie etwas davon merken ließen und so das Mißvergnügen unterdrücktenaj. Ich sollte glauben Euer Exzellenz würden mit mir der Meinung seyn, daß diese Forderung ferner an die höhern und vorzüglich an alle Staabs Offiziere gemacht und da, wo sie unbefriedigt bliebe, gerügt werden müße. Übrigens werden Euer Exzellenzak als Folge der obigen Bemerkung zugeben, daß bei Avanzements nicht auf die Zufriedenheit einzelner Männer, ja selbst nicht auf die allgemeine Meinung, wenn man ihre Mißleitung kennt,al von den Generalen und andernam höhern Offizieren, welche Vorschläge dazu einzureichen haben, Rücksicht genommen werden darf: dies wären interessirte Rücksichten desjenigen, der hierinan nicht nach seiner Ueberzeugung handelte. Dies führte zu der nicht vor dem Könige und der Nation zu verantwortenden Absicht, sich nur beliebt zu machen, sich nur in seinem Posten zu erhalten. Rein nach seiner Überzeugung zu handeln, weder Vorurtheile noch Verfolgung zu scheuen, wenn es nach dieser Ueberzeugung auf das allgemeine Beste ankömmt, ist nach meinen Gefühlen die Pflicht eines jeden Staatsdieners! Euer Exzellenz werden auch darin mit mir einverstanden seyn, daß die Beurtheilungen der höhern Offiziere in Hinsicht höherer Posten immer sehr verschieden ausfallen werdenao, und daß der König es daher unmöglich allen recht machen kann; zumal da oft nur wenige die Gründe kennen können, die aj

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Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „indem sie durch ihre eigene Haltung die [Aeußerung?] versagten.“ Die folgenden fünf Wörter eigenhändig hinzugefügt. Die anschließende Passage bis „dazu einzureichen haben“ eigenhändig hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Personen“. Eigenhändig verändert aus „hierüber“. Statt „wird“. Tauentzien hatte 1806/07 als Kriegsgefangener in Frankreich gelebt.

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ihn bestimmten. Dies findet vorzüglich bei einzelnen Fällen, aber auch im Allgemeinen statt. Avanzirte der König bloß nach der Anciennität, so würden alle alten Männer ihn segnen, die jüngern aber und ein großer Theil der Nation würden unzufrieden seyn und glauben, er mache es sich bequem, er compromittire seine Ehre, die der Armee und der Nation dadurch, daß er nicht Leute an die Spizze bringe, welche noch anhaltende Stärke des Körpers mit der Thätigkeit des Geistes verbänden. Wollte der König aberap ohne Hinsicht der Alters-Schwäche die ältern Personen an die Spizze stellen, welche sich ausgezeichnet, so würde er die Meinung der meisten Menschen so lange für sich haben, bis es zum Handeln käme; bei den Compromis, welche aber hier entstehen würden, würde man gleich sagen, der König beurtheile die Menschen nach dem, was sie in jüngern Jahren geleistet, aber nicht nach dem, was sie in Alteraq noch leisten könnten, dies sey ein unerhörter Fehler! Und könnte er einen solchen Fehler, nachdem ihn die Erfahrungen, die wir alle kennen, darauf geführt haben, gegen sich selbst verantworten? Euer Exzellenz werden aus allen diesem sich überzeugen, daß Seine Majestät im allgemeinen die Grundsäzze, welche sich dieselben beim Avanzement aufgestellt haben, befolgt, und daß es durchaus ein Irrthum sey, wenn man vorgiebtar, daß bei dem Avanzement nur Begünstigungen entschieden, und es werde bei dem einen das vorgeschüzt, was bei dem andern nicht gelte. Ehe ich schließe, bitte ich noch einen Gegenstand als eine freundschaftliche Mittheilung mir zu erlauben. Sie bestehet darin, daß eben so sehr falsche Angaben über die sächlichen Verhältnisse der Armee als über die persönlichen im Umlauf sind. So sagte mir zum Beispiel der Oberst v. Corswandt10 beiläufig, daß er gehört, daß die Armee jezt, ungeachtet sie nur sehr schwach wäre, dennoch eben so viel als ehemals kosten sollte. Dies ist aber gänzlich falsch! Ungeachtet der hohen Preise der Montirungen, der Pferde und so weiter in unsern Zeiten kostet sie doch nicht ganz, inklusive der Kosten aller Invaliden (also auch der[er] von der vormals starken Armee) noch nicht 1/3 von dem, was die ehemalige, in ganz andern Verhältnissen und ohne Einziehung der Beurlaubten, kostete. Ich will dies Euer Exzellenz dokumentirt vorlegen, wenn Sie den geringsten Zweifel daran haben sollten. Daß die Armee aber wirklich stärker im Verhältnis der Kosten als die ehemalige istas, wird daraus hervorgehen, daß sonst, außer 6 Wochen, überhaupt nur 70,000 Mann auf’s allerhöchste gerechnet im Dienst waren, und daß dagegen jezt 42,000 Mann beständig im Dienst sind. Und wenn es darauf an-

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Das Wort eigenhändig hinzugefügt. Die Wörter „in jüngern Jahren“ und „in Alter“ eigenhändig hinzugefügt. Eigenhändig verändert aus „wenn Dieselben in Ihrem geehrten Schreiben zu sagen belieben“. Eigenhändig verändert aus „daß die Armee wirklich aber stärker als zu der ehemaligen auf den Beinen ist“. Karl Friedrich von Corswant wurde im fünften Band vorgestellt.

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käme, ausgearbeitete Leute im Canton zu haben, so würde man jezt eben so viel als ehemals darin haben können. Wenn man eine richtige Vergleichung der ehemaligen und jezzigen Kosten der Armee anstellt und die ehemaligen so wie jezt ohne Beurlaubte annimmt, ihnen die Montirungen nach den jezzigen Preisen berechnet u. s. w., so kosten die jezzigen Truppen durchaus nicht mehr,at sondern weniger, als ehemals eben so viel unter den Umständen würden gekostet haben. Worin sollte der Unterschied auch liegen? Die Besoldung ist ungefähr dieselbe! Die Kosten der Werbung sind weggefallen, die höhern Offiziere sind vermindert, wodurch sollten also größere Kosten entstehen? Daß die inactiven Offiziere, die Offiziere auf halbem Solde,au die Pensionen u. s. w. jezt außerordentliche Kosten für das Militair verursachen (beinahe gegen 2 Mill. Th.),av liegt nicht in der neuen Verfassung der Armee. Uebrigens muß ich Euer Exzellenz bei dieser Gelegenheit die Bemerkung machen, daß die jezzigen Behörden weit mehr auf Ersparungen sehen, als die ältern es der Einrichtung wegen konnten. Ich will dies sogleich durch Thatsachen darthun. Im Jahr 1807 hatten wir eine Zeit lang nur 10,000 gegen den Feind und bei der höchsten Stärkeaw nur 15,000 Mann. Seine Majestät zahlten aber 48,800 Portionen und 29,100 Rationen. Nach der jezzigen Einrichtung der Armee hat eine Brigade im Kriege, wenn sie die bestimmte Stärke hat, in allen 7,158 streitbare Männer und erfordert, ungeachtet sie sehr stark an Cavallerie ist, dennoch nur 3,338 Rationen und 8,710 Portionen; nach der alten Einrichtung würde diese Brigade 4,384 Rationen und 9,230 Portionen erfordern. Dies macht eine Ersparung an Rationen und Portionen von ¼ des Ganzen, also eine sehr bedeutende. Ohne weiter in das Detail zu gehen, werden Euer Exzellenz gewiß der neuen Einrichtung die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie mehr auf Ersparung als die ehemalige abzwekt. Ich lege hierbei niemand von den ehemaligen Behörden etwas zur Last, aber ich glaube auch, daß es höchst ungerecht sey, wenn man der neuen, vergleichungsweise, die Gerechtigkeit, welche ihr gebührt, versagt. Es sind, wie bereits erwähnt, extraordinaire Ausgaben jezt nöthig geworden, die freilich den Staat drükken, die aber zum Theil dem ehemaligen Fehler der militairischen Verfassung zuzuschreiben sind; so verhält es sich z. B. mit der Bewaffnung und mit der Instandhaltung der Festungen. Ich will hier einen von diesen Gegenständen anführen, den ich gewissermaßen nur Euer Exzellenz ins Gedächtnis zu bringen brauche. Unsere Infanterie hatte bei dem Ausbruch des Krieges die schlechtesten Gewehre, die irgend eine bedeutende Macht in ganz Europa hatte, denn sie waat au av aw

Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Die Klammer und ihr Inhalt eigenhändig hinzugefügt. Folgt gestrichen: „aber“.

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ren an sich unzweckmäßig eingerichtet und dazu kam noch, daß der Compagnie Chef sie für eine gewiße monatliche Zulage erhalten mußte, oder daß sie ihmax vielmehr gehörten. Diese leztere Einrichtung machte nun vollends, daß die Gewehre in Hinsicht der Brauchbarkeit der Schlösser u. s. w. zum großen Theil fast ganz untauglich zum anhaltenden Gebrauch waren. Man nehme nur ein altes preußisches Gewehr und ein altes französisches, so wird man, wofern man auch nur einige Beurtheilung dieser Waffe hat, den großen Unterschied bald finden. Es war freilich sehr auffallend, daß die beste Armee in Europa die schlechtesten und, in gewißer Hinsicht, unbrauchbare Waffen hatte. Zwar hatte Seine Majestät gleich, nachdem Sie zur Regierung kamen, befohlen, beßere Infanterie-Gewehre fabriciren zu laßen, man hatte aber nur erst die Garde damit versehen.11 Was war nun nach dem Kriege mit diesen schlechten Waffen anzufangen? Sollte nun die von Neuem eingerichtete kleine Armee diese unbrauchbaren Waffen behalten? Dies wäre unverantwortlich gewesen! Se Majestät beschlossen daher, bessere Gewehre machen zu lassen, und obgleich die alten, so viel es anging, dabei benuzt wurden, so verursachte dies doch bedeutende Ausgaben, die aber, wie Euer Exzellenz selbst einsehen, kein Fehler der jezzigen eigenthümlichen Einrichtung der Armee, sondern der ältern Verfassung sind. Wenn man sich über die Activität und Brauchbarkeit der jezzigen Militair Behörden beklagt, so ist dieses eine offenbare Ungerechtigkeit; sie haben nach einer gänzlichen Auflösung der Armee und aller Verhältnisse derselben, aus einem Chaos eine neue Armee organisirt, alle Verhältnisse im Innern verändert und neue ordnen müßen, und dabei haben sie mit den zerstreuten Debris der ganzen ehemaligen Armee zu thun gehabt. Sie haben also weit mehr Arbeit als die ältern Behörden, und nicht in der gewöhnlichen Form, sondern solche gehabt, welche Ueberlegung, Beurtheilung und Kenntnisse erforderten. Wenn Euer Exzellenz erlauben wollen, Denenselben vorzulegen, was die jezzigen Behörden für die Herbeischaffung der Streitmittel, die Anordnung derselben in Hinsicht der Lage des Staats gethan haben, mit Rückblikken auf das, was ehemals hier geschehen ist, so darf ich miray schmeicheln, daß Sie den neuen Behörden Ihren Beifall nicht versagen werden.az

ax ay az

11

Statt „ihnen“. Eigenhändig verändert aus „nicht“. Darunter gestrichen: „S.“ Danach endet fol. 27v mit einem eigenhändigen „No 2“ als Anschluß. Der anschließende Rest des Textes ab fol. 29r ganz eigenhändig. Gemeint ist das Nothardtsche Gewehr, mit dessen Einführung 1801 begonnen wurde, das aber bedingt durch Probleme bei der Umstellung der Produktion bis 1806 lediglich bei dem Grenadiergardebataillon (No. 6), dem Bataillon und Regiment Garde (No. 15), dem Regiment König (No. 18) und dem Grenadierbataillon Rabiel ausgegeben wurde.

Nr. 370

491

No 2 Noch muß ich eines Umstands erwähnen, der mit zu der Unzufriedenheit mancher geachteten und von allen verehrten Militärs gehört. Es ist die Zurücksetzung des Militärs in Kollisionsfäll[e]n mit dem Civil und in Hinsicht der Besoldung gegen das Civil. Bei beiden Beschuldigungen findet offenbar ein Irthum statt. Se. Majestät haben, so lange ich das Portefeuille gehabt, nie bei einem Collisionsfall zwishen beiden Ständen eine andere Strafe gegen das Militär eintreten lassen, als die durch die Gesetze, durchs Kriegesrecht bestimmte, und haben hierin zu Zeiten sogar eine Milderung eintreten lassen; dahingegen aber bei den Civil in einem Collisionsfall ohne Rechtsspruch eine sehr strengeba Bestrafung von Sr. Majestät erfolgt ist. Uebrigens wird jetzt mehr wie ehemalsbb für das Militär in Collisionsfellen mit den Civil gesorgt, den[n] jetzt wird nie bei dem Militär die durch den Rechtsspruch bestimmte Strafe eh[e]r ausgeführt, bevor nicht die Bestrafung in Civil zugleich erfolgt. Wie ganz anders war dies ehemals, wie Ew. Excellenz wohl bekannt seyn wird; nur selten erfolgte bei den letzten wegen des umständlichern Rechtsgangs die Bestrafu[n]g, da sie bei erstern gewöhnlich sehr shnell ausgeführt wurde. Was die Besoldung[e]n betrift, so hat jetzt der erste Militair, Feldm. Gr. v. Kalkreuth, grade eine doppelt so hohe Besoldu[n]g als ein Minister.bc Die Minister stehen mit den Generallieutenants in ungefähr gleicher Besoldung und ich zweifele beinahe daran, daß ehemals die Generallieutenants mit den Ministern gleiche Einkünftebd gehabt haben. Die Geheimen Staatsräthe haben 800 Thaler mehr als die Generalmajors, wenn man die Rationen, Quartier und Feurungbe nicht rechnetbf; bringt man aber diese Artikel in Anshlag, so möchten wohl die Einkünftebg ungefähr sich gleich seyn; für ausserordentliche Repräsentation haben die Generalmajors Geschenke erhalten. Ob die ehemaligen Geheimen Finanz-Räthe sich durchgä[n]gig schlechter in ihren Einkünften als die Generalmajors gestanden, lasse ich dahingestellt seyn. Die Commandeurs der Regimenterbh haben mit den Staatsräthen gleiche Besoldu[n]g u. noch dazu Quartier, Feuru[n]g u. Rationen, also eine höhere. Die Stabsofficiere haben 18 und 1900, und mit Quartier, Feuru[n]g u. Rationen dienen siebi ungefähr so hoch als die Staatsräthe.bj ba bb bc

bd be bf bg bh bi bj

Verändert aus „eine bedeutende“. Verändert aus „sonst“. Folgt gestrichen: „Die 2te Klasse der Staatsdiener in Civil u. Militär stehet ungefähr in gleicher Besoldung.“ Am Rande hier und weiter unten einige Berechnungen. Verändert aus „Besoldung“. Verändert aus „Quartier, Portio[nen] Holz“. Statt „rechnen“. Verändert aus „möchte wohl die Besoldung dieselbe“. Verändert aus „Die übrigen Commandeurs“. Statt „sich“. Folgt gestrichen: „Die Compagnie Chefs haben ungefähr die Einkünfte der Räthe bei den Ober“.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Die Räthe bei den Kammergerichte, also bei den höchsten in Lande, haben eine geringre Besoldu[n]g als die Stabsoffic., die Räthe in den Regieru[n]gen eine geri[n]gre als die Compagnie Chefs. Mir scheint, daß man in Ganzen bei dem Militär nichtbk Ursach habe, bei dies[e]n Verhältniß sich zu beklagen. Eine Bemerkungbl, die wir Militärs ja nicht vergessen und übersehen dürfen, bestehet darin, daß in keinen Staat in Europa, selbst in den reichsten, den englischen, die Militär Besoldungen im Verhältniß der Besoldungen des Civils so hoch u. also so vortheilhaft fürs Militär gestellt sind.bm Hierzu kömt noch, daß in keinen Staat in Europa die Besoldu[n]g[en] des Militärs in Hinsicht der Generale, Stabsoffic. u. Compagnie Chefs so stark sind wie in preussischen. In Rußland und Oestereich sind sie kaum halb so hoch; selbst in den theuren England sind sie nicht höher. Was endlich die Vergleichung der jetzigen u. ehemal[i]g[e]n Besoldung in uns[e]rn Militär betrift, sobn muß ich hier bemerken, daß jetzt das Militär weit höher besoldet ist als vor dem Kriege. 1. Die Generale, Stabsofficiere u. Compagnie Chefs haben ungefehr die Besoldung in Frieden, welche sie ehemals hatten, wen[n] man das rechnet, was ihn[e]n das Gesetzt bestimmte; ich meine, wenn nicht mehr beurlaubt wurden, als fest gesetzt war. Die Comandeure u. Stabsoffiziere standen sich in manchen Garnisonnen schlechter als jetzt, die Capitäne und Rittmeist[e]r aber fast durchgehend bess[e]r. 2. Die Stabscapit. u. Lieutnants haben jetzt, wenn man den höhern Servies u. zumal die freie Feuru[n]g dazu rechnet, in Frieden ungefähr um 1/3 jetzt höher als vor den Kriege. Der Haupt Vortheil der jetzigen Besoldung gegen die ehemalige bestehet ab[e]r darin, daß jetzt der Officier in Kriege eine höhere Besoldung hat und beinahe eine doppelt so hohe als ehemals, daß er nicht seine Einkünfte verliert, wen[n] er die Beurlaubten in Frieden einziehet u. s. w. Je größer die Unthätigkeit in Militär war, desto besser stand sich ehemals der Comp. u. Esc. Chef, jetzt ist dies umgekehrt. Dieser Unterschied in der Anordnung der Besoldungenbo ist sehr wichtig und für das jetzige Militär sehr vortheilhaft; hierin werden Ew. Excellenz gewiß mit mir einverstanden seyn. bk bl bm bn

bo

Folgt gestrichen: „sehr“. Verändert aus „Sache“. Statt „ist.“ Folgt gestrichen: „haben zwar die Compagnie Chefs an einigen Oertern verlorn, wenn man ihre Einkünfte in solchen Zeiten berechnet, wo sie beurlauben konnten. Wo sie indessen nicht mehr, als das Gesetz bestimmte, beuhrlaubten, da hat ein Compagnie Chef sich nicht höher als jetzt gestanden. Die besondern Vortheile, die die Esc. Chefs an mehrern Oertern hatten u. die Localvortheile mancher Garnisonen wird man doch wohl nicht in Anshlag bei der allgemeinen Bestimmu[n]g der Besoldu[n]g bringen wollen.“ Folgt gestrichen: „muß ohne Zweifel auf den Geist d[e]r höhern Officiere vortheilhaft wirken, hierin“.

Nr. 371

371. Denkschrift

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[Berlin?, nach dem 11. März 1810]

Nach dem Auszug bei Scherbening II, S. 196f. Außerordentliche Beförderungen von Kommandeuren seit 1807.

1) General-Major von Yorka hat sich bei aller Gelegenheit ausgezeichnet und vorzügliche Dienstkenntnisse, Erfahrung, Geschicklichkeit und Entschlossenheit gezeigt.1 2) General-Major von Bülow, auch bei diesen gilt theilweise, was 3) General-Major von Kleist, eben gesagt ist. [...] 16) Oberst von Borstell ist avancirt, weil er als ein geschickter Kavallerie-Offizier von Sr. Majestät gekannt und in dem Feldzuge von Preußen sich ausgezeichnet hat. 17) Oberst von Zieten ist interimistischer Befehlshaber der Schlesischen Brigade, weil er ein geschickter Offizier und bei dem Kommando einer leichten Brigade in dem Feldzuge in Preußen sich verschiedentlich ausgezeichnet und von dem General von L’Estocq2 mehrere Male empfohlen ist. [...] 20) Oberst von Gneisenau wurde zum Kommandeur des IngenieurKorps ernannt und avancirt, weil er auf die ausgezeichnetste Art die Festung Colberg vertheidigt hat. [...] 22) Oberst-Lieutenant von Pirch war als ein Mann von vorzüglichen Dienst- und ausgezeichneten taktischen Kenntnissen Sr. Majestät und der Armee bekannt und hat die vorzügliche Geschicklichkeit zum Kommandeur bereits gezeigt, wie aus dem Bericht des General von Kleist hervorgeht, also seine Wiederanstellung3 gerechtfertigt. [...] 29) Oberst-Lieutenant von Rauch war früher von dem Obersten von Massenbach als ein geschickter, ganz vorzüglich brauchbarer Offizier empfohlen, hatte im letzten Kriege viele besondere Aufträge mit Zufriedenheit Sr. Majestät ausgerichtet, wurde wegen der Expedition nach Fahrwasser von dem General von Kaminski4 als ein ausgezeichneter Offizier empfohlen, und versieht seine Geschäfte mit unverändertem seltenen Eifer als Direktor der



a 1

2 3

4

Unterstrichenes in der Vorlage durch Sperrdruck hervorgehoben. Yorck wurde am 18. Juni 1807 zum Generalmajor befördert, die Patente von Friedrich Wilhelm von Bülow und Kleist waren auf den 21. bzw. 22. November 1808 datiert. Zu Anton Wilhelm von L‘Estocq vgl. Anhang 1 zum vierten Band. Major von Pirch I war 1806 durch die Kapitulation von Prenzlau in Gefangenschaft geraten und wurde nach seiner Rückkehr im Mai 1809 zum Oberstleutnant befördert. Rauch, ein Schüler Christian von Massenbachs, wurde von dem im vierten Band vorgestellten Nikolaj Mihailovič Graf Kamenskij, dem Führer des Vorstoßes auf Neufahrwasser, empfohlen.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

2. Division des Allgemeinen Kriegs-Departement. Wurde ohne Vorschlag von Sr. Majestät avancirt. 30) Oberst-Lieutenant von Horn hat sich in der Belagerung von Danzig ganz vorzüglich ausgezeichnet und als ein vorzüglicher Kommandeur gezeigt, wurde ohne Vorschlag von Sr. Majestät avancirt. [...] 37) Major von Katzler5 ist angestellt, weil er sich bei vielen Gelegenheiten ausgezeichnet hatte, ist auch von dem General von York als ein ausgezeichneter Kommandeur Sr. Majestät gerühmt worden. [...] Ich kann, wenn es Ew. Excellenz wünschen, von dem Avancement, welches außer den Kommandeuren außerordentlich geschehen ist, eine ebenso dokumentirte, motivirte Nachweisung geben, und ich kann beweisen, daß ich, wenn die angeführten Empfehlungen nicht mit andern Nachrichten übereinstimmen, mich jedesmal bemüht habe, die wahren Verhältnisse zu ergründen, damit, wenn Se. Majestät sich darnach erkundigen, ich redlich Auskunft geben konnte. 372. Randnotizen

Berlin, [nicht vor 30. März 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 40r–41r (¼ S.): Eigenhändig.a Anmerkungen zum Entwurf eines Artilleriereglements.

Sie ist erträglich, die franz. halte ich besser.2 nicht richtig3 vortheilhaft4 5

Der Westfale Andreas Georg Friedrich von Katzler (1764–1834) hatte als Junker im Husarenregiment Belling (No. 8) am Feldzug von 1778/79 teilgenommen und war 1793/95 unter Blücher mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet und zweimal befördert worden. 1799 wurde er zum Regiment Schultz (No. 3) versetzt. Als Major geriet er bei Ratekau in Gefangenschaft, nach seiner Rückkehr erhielt er 1808 das Kommando des Oberschlesischen Husarenregiments, 1809 das des Westpreußischen Ulanenregiments. 1813 führte Katzler die Vorhut des Yorckschen Korps, im Verlauf des Jahres stieg er zum Generalmajor auf, wurde mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekoriert und bei Leipzig schwer verwundet. 1815 befehligte er eine Brigade, 1818 wurde er zum Generalleutnant befördert und 1820 zum 1. Kommandanten von Danzig und Kommandeur der 2. Division ernannt. Er erhielt 1825 seinen Abschied.

a

Auf der ersten Seite des beantworteten Schreibens des Prinzen August an Scharnhorst (Berlin, 25. März 1810, Präsentationsvermerk vom 30.), mit dem dieser Holtzendorffs Entwurf für das Exerzierreglement der reitenden Artillerie übersandte. Vgl. Anm. a. Zur Bemerkung des Prinzen über die „Schlechtheit unserer Richtmaschiene“. Zur Bemerkung des Prinzen, es sei beim Laden der Kartusche nicht nötig, daß der Kanonier No. 2 einen Fuß vorsetzt. Nämlich daß auf Märschen die Artilleristen hinter dem Geschütz ritten.

1 2 3

4

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Nr. 373

373. Immediatbericht

[?, nach 26. April 18101]

Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 32 fol. 117r–120r (3½ S.).a Vorschläge Braunschweigs zur Reform der Militärjustiz.

Der Generalauditeur v. Braunschweig hat bei Gelegenheit der Organisation der Brigadegerichte zwei Punkte in Anregung gebracht, über welche wir uns E. K. M. Allerhöchste Vorbescheidung alleruntertänigst erbitten müssen. Der erste betrifft die Frage, ob E. K. M. Garden ihre eigenen Auditeure behalten oder dem Brigadegericht der Brandenburgischen Brigade untergeordnet werden sollen. Bei der Fußgarde steht der Kriegsrat v. Wallershausen2 als Auditeur und bei der Garde du Corps der Auditeur Schneider, welche, wenn die Garde zu dem Brigadegericht der Brandenburgischen Brigade verwiesen werden sollte, außer Tätigkeit gesetzt werden würden. Auch macht der Generalauditeur v. Braunschweig die richtige Bemerkung, daß, da der Brigadegeneral der Brandenburgischen Brigade nicht immer seinen Sitz dort haben werde, wo die Garden liegen, das Brandenburgische Brigadegericht von den Garden entfernt sein und dadurch die gerichtliche Geschäftsführung bei den letzteren erschwert werden würde. Diese Gründe scheinen uns für die Beibehaltung der bisherigen Garderegimentsgerichte zu sprechen; wir unterwerfen jedoch unsere Meinung E. K. M. Allerhöchster Bestimmung. Zweitens hat der Generalauditeur darauf angetragen, den Brigadeauditeuren das Recht zu erteilen, für den Fall eines Krieges und während desselben schriftliche und mündliche Testamente auf- und anzunehmen, wie auch Vollmachten, Schuldverschreibungen, Atteste und dergleichen einseitige gerichtliche Handlungen vorzunehmen. Wir bemerken hierbei alleruntertänigst, daß seit der Aufhebung der Militärgerichtsbarkeit in Civilsachen dies Recht, Testamente und andere einseitige Willenserklärungen aufzunehmen, den Militärgerichten nicht zusteht. Es erfordert indessen das Beste des Militärs, daß die Befugnisse der Militärgerichte im Falle eines Krieges erweitert werden. Die Gesetze haben zwar schon dafür gesorgt, daß die Erklärung[en] des letzten Willens von seiten der Militärpersonen während der Kriegsunruhen auf alle mögliche Weise erleichtert werden; sie haben zu dem Ende verordnet, daß ein solches Testament von allen sonst vorgeschriebenen Förmlichkeiten befreit sein solle, und insofern scheint es nicht einmal notwendig zu sein, daß die Militärgerichte das Recht zur Aufnahme von Testamenten erhalten. Allein es werden sich doch immer Personen finden, die es ihrer vermeintlichen Sicherheit wegen vorziea 1 2

Eine Provenienz wird nicht angegeben. Nach der Ernennung Braunschweigs zum Generalauditeur. Johann Karl von Waltershausen.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

hen, ein förmliches Testament zu errichten, wenn dazu Zeit und Gelegenheit vorhanden ist. Diese Personen würden aber, wenn sie, wie dieses im Kriege öfters der Fall sein kann, zu einem Civilgericht nicht leicht kommen können, ihren Wunsch nicht erfüllen können, welches ehemals, da die Militärgerichte noch mit vollständiger Jurisdiktion versehen waren, ohne Anstand geschehen konnte. Für solche dürfte daher in der Art gesorgt werden, daß ihnen Gelegenheit verschafft werde, vor einem kommandierten, aus einem Offizier und dem Auditeur bestehenden Gerichte ihren letzten Willen zu erklären. Die Befugnis, dergleichen Testamente aufzunehmen, würde indessen nur auf die Gerichte der mobil gemachten Truppen einzuschränken sein, und es würde solche mit der Mobilmachung ihren Anfang nehmen und mit der Demobilmachung wieder aufhören können. Noch unbedenklicher ist es, den Brigadeauditeuren bei mobil gemachten und zum Kriege gerüsteten Truppen das Recht zu erteilen, einseitige Handlungen der freiwilligen Gerichtsbarkeit, als Vollmachten, Schuldverschreibungen, Attest u. dgl. aufzunehmen, da häufig Fälle vorkommen können, in denen Militärpersonen dergleichen gerichtliche Handlungen vornehmen müssen, die aber von einem Civilgericht zu entfernt sind, um bei diesem das Geschäft abzumachen. E. K. M. stellen wir daher submissest anheim, Allerhöchst festzusetzen, 1) daß bei den mobil gemachten Truppen von der Zeit ihrer Mobilmachung bis zur Zeit ihrer Demobilisierung förmliche Testamente von einem kommandierten Kriegsgericht aufgenommen werden können, wobei es übrigens bei den gesetzlichen Vorschriften von den privilegierten militärischen Testamenten sein Bewenden behalte, 2) daß die Brigade- und übrigen Auditeure der mobil gemachten Truppen die Befugnis erhalten sollten, einseitige Handlungen der freiwilligen Gerichtsbarkeit solcher Militärpersonen, welche zu den gedachten Truppen gehören, ohne Zuziehung eines zu kommandierten Offiziers aufzunehmen und zu beglaubigen. 374. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

[?, nach dem 12. Juni 18091]

Nach dem Zitat bei Klippel III, S. 437. Übersendung einer Instruktion zu den Feldübungen.

Die Instructionen zu unseren Feldübungen sind noch sehr unzusammenhängend und unvollständig. Es ist zwar dadurch bereits viel Gutes bewirkt; von der andern Seite haben auch viele Mißverständnisse und falsche Anwendungen stattgefunden, und bei manchen Regimentern ist hierin wenig geschehen. 1

Vgl. Anm. 1 zum anschließenden Dokument.

Nr. 375

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Der vorstehende Entwurf ist ein Versuch, diesen wichtigen Gegenstand auf einen festen Fuß zu setzen; es ist darin alles benutzt, was bisher befohlen ist, und das wichtigste noch fehlende hinzugefügt.2 375. Denkschrift

[?, nach dem 12. Juni 18091]

Nach der Edition bei Klippel III, S. 437f.

Inspicirung der Regimenter in Hinsicht der Feldübungen.a Die gewöhnlichen Inspicirungen der Truppen gehen mehr auf das Aeußere, die Dressur der Leute, den Anzug und die Regelmäßigkeit in kleinen Bewegungen. Bei einer durch den Krieg und die Auflösung so vieler Regimenter desorganisirten Armee war jene Inspicirung nöthig, weil sowohl die Achtung des Militairs in sich selbst als bei dem Civil in mancherlei Hinsicht von seinem Aeußern und der Ordnung im Kleinen abhängt, und die Dressur der Leute und die innere Ordnung eine Vorbereitung zum militairischen Marsch, zu der Handhabung der Waffen und zu dem Felddienst ist. Gleichwohl darf die Regelmäßigkeit im Kleinen nicht weiter getrieben werden, als es der oben bezeichnete Zweck fordert. Die beiden Königsberger Regimenter und das Garde-Füsilier-Bataillon waren in dem Aeußern, der Dressur und der Ordnung im kleinen hinlänglich, man kann sagen mehr als hinlänglich zum Kriege ausgebildet. Erlaubt man, daß diese Gegenstände weiter getrieben werden, erweitert und vermehrt man die Vorschriften für die Dressur, die Elementar-Taktik und die Evolutionen, bleibt man nicht bei der von Sr. Majestät aus allerhöchst eigener Bewegung angefangenen Verminderung der Evolutionen, so ist es sehr zu befürchten, daß die Armee wieder in den Mechanismus voriger Zeit fällt, indem der Mechanismus den Geist tödtete und indem niemand sich in außerordentlichen Fällen zu helfen wußte, wie die Erfahrung gelehrt hat. Unsere Armee ist dazu noch geneigt, unter unseren höheren Offizieren sind weit mehrere, die durch die kleine Taktik mehr brilliren können als durch eine zweckmäßige Vorübung zum Kriege. Wird diesem Geiste nicht aus allen Kräften entgegengearbeitet, so triumphiren von neuem die mechanischen Köpfe über alles, was Geist und Gemüth hat.

2

Außer dem anschließenden Dokument war diesem Schreiben die „Vorläufige Instruction für die Uebung der Truppen“ beigelegt. Sie wurde aufgrund der Fassung vom 3. Juni 1808 als Nr. 76 im fünften Band ediert.

a

Die Überschrift bei Klippel gesperrt gedruckt. Nach der Umbenennung des leichten Gardebataillons zum Gardefüsilierbataillon.

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498

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

376. Instruktion

[?, nach dem 1. Dezember 18091]

Nach der Edition bei Klippel III, S. 523–544. Durchführung von möglichst kriegsnahen Manövern. Aufsicht. Sicher simulierte Gefechtsbewegungen. Programm der durchzuführenden Aufgaben.

Allgemeine Regeln zur Befolgung in den Uebungen.a Es sollen nachfolgende Regeln in der Zukunft bei den Manövern beobachtet werden. § 1. Suppositionen. In Hinsicht der Suppositionen setzen Seine Majestät ein für alle mal fest, daß bei den Manövern gar keine Voraussetzungen in Hinsicht des Terrains statt finden, weil diese ein Manöver unverständlich machen und nur dazu dienen, daß einer in einem Terrain, in dem er sich nicht zu helfen weiß, ein anderes supponiren kann. In einem Raum von 1½ Meilen um einen Ort, also von 3 Meilen im Durchmesser und von 6 bis 7 Quadrat-Meilen finden sich gewöhnlich alle Arten von Terrains. Wenn Felder mit Getreide bedeckt sind und also nicht passirt werden können, so sind sie, wie sich von selbst versteht, für ein inpraktikabeles Terrain anzunehmen. § 2. In Absicht der Stärke der Truppen finden da Suppositionen statt, wo durch eine sehr geringe Anzahl der Feind repräsentirt wird; auch wollen Seine Majestät, daß zu Zeiten aus einem Bataillon und aus einer Eskadron 2 formirt und dann auch als solche im Manöver angesehen werden. In allen andern Fällen werden die Truppen, sowohl der angreifende als vertheidigende Theil, nicht stärker und nicht schwächer angenommen, als sie sind. § 3. Nur in Hinsicht der Umstände, unter denen ein Krieges-Vorfall in einem Manöver vorgestellt wird, können Suppositionen statt finden. So wird z. B. das manövrirende Corps als ein vorgeschobener Posten einer Armee betrachtet, die an einem supponirten Orte stehet, so werden die Feldwachen bei den Manövern des dritten Gliedes als die Vorposten der Stadt, in der sie in Garnison stehen, u. s. w. angesehen. Je angemessener diese Suppositionen den wahren Krieges-Vorfällen sind, desto unterrichtender wird das Manöver für den Offizier seyn, weil es ihm durch die Suppositionen neben her Ideen vom Kriege im Allgemeinen a 1

Unterstrichenes bei Klippel durch Sperrdruck hervorgehoben. Die Umbenennung der leichten Bataillone der Linieninfanterie in Füsilierbataillone wird bereits berücksichtigt.

Nr. 376

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giebt. Es ist indessen hierüber zu bemerken, daß die Suppositionen auf das Gefecht im Manöver nie andern Einfluß haben müssen, als nur etwa auf die Bewegungen des einen oder andern Theils, um nicht von einer Gegend abgeschnitten zu werden. § 4. Dispositionen. Dispositionen sollen in der Folge nie als bei Schul-Manövern gegeben werden, und alsdann wird gar nicht auf das Terrain Rücksicht genommen. Dagegen muß bei allen andern die Idee des Kriegs-Vorfalls, welchen das Manöver vorstellen soll, im Allgemeinen gegeben werden; dies kann aber bei dem Abmarsch der Truppen und wegen der Namen der Oerter in gewöhnlichen Fällen schriftlich geschehen. Da bei den speciellen Dispositionen die Offiziere entwöhnt werden, von dem rechten Gebrauch des Terrains, der Benutzung der vortheilhaften Umstände, welche sich während des Gefechts ergeben, und von den Fehlern des Gegners Vortheile zu ziehen, und in keiner Hinsicht ihre Einsicht und Entschlossenheit zeigen können, so müssen Seine Majestät die Befehlshaber, welche wider ihre Befehle hierin handeln und Dispositionen ertheilen sollten, als zu schwach und unfähig zur zweckmäßigen Bildung der Truppen ansehen. Der kommandirende Offizier bestellt die Truppen zu einer bestimmten Zeit auf dem Rendez-vous. Hier stellen sie sich ein für alle mal in der eingeführten Schlachtordnung in Kollonnen auf. Soll eine andere Ordnung für das Rendez-vous stattfinden, so wird sie auf der Stelle befohlen. Nur wenn das Manöver in mehreren Kollonnen statt haben soll, die vom Hause aus verschiedene Rendez-vous haben, wird bei der Idee des Manövers die Anzahl und Marschordnung der Kollonnen angegeben, sowie der Weg, welchen sie im Allgemeinen nehmen sollen. § 5. Commando. Um allen Unordnungen, welche durch gegenseitiges unzweckmäßiges Benehmen bei dem Manöver entstehen können, vorzubeugen, befehlen Seine Majestät, daß in der Folge bei jedem Manöver ein höherer Offizier seyn soll als diejenigen, welche gegenseitig kommandiren. Dieser höhere Offizier ist zur Aufsicht des Manövers da und siehet dahin, daß die gegebenen Befehle in Hinsicht des gegenseitigen Verhaltens beim Manöver ausgeführt werden. Er macht die fehlerhaften von den Unterbefehlshabern genommenen Maaßregeln nach der Ausführung bemerklich und belehrt beide Theile. Wo er es gut findet, läßt er im Manöver von beiden Seiten halt machen, damit die Leute sich ausruhen oder die schicklicheren Stellungen des dargestellten KriegesVorfalls wieder hergestellt werden können, wenn z. B. ein Theil im Geschützfeuer zu stark aufgedrungen und nicht in einer schicklichen Entfernung ist; hätte ein anderer sich bloß und sichtbar aufgestellt, wo er gedeckt

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

oder von seinen Gegner ungesehen stehen könnte; hätte ein Theil das Geschütz nicht dahin gestellt, wo es den größten Effect leisten könnte u. s. w. Uebrigens ist es Regel, daß bei den Manövern nicht immer der älteste Offizier kommandirt, sondern zu Zeiten auch der 2te oder 3te. Wenn daher von einem Regiment 2 Bataillone gegen einander agiren, so befindet sich der Commandeur zur Inspizirung und Belehrung der beiden Theile. Bei den gegenseitigen Bataillonen kommandiren nicht immer die beiden ältesten Stabs-Offiziere, sondern auch zu Zeiten die beiden auf ihnen folgenden oder auch der 5te und 6te Offizier des Regiments, damit diese Gelegenheit haben sich auszubilden und der Commandeur sie kennen lernt. Es wird von dem Commandeur oder Brigade-General abhängen, wie oft er es nöthig findet, diese Abänderung des Commandos zu verfügen. Die Regel, daß immer ein höherer Offizier bei dem Manöver ist als die beiden gegenseitigen Befehlshaber, findet auch bei den kleinsten Patrouillen und Feldwachen Statt. Commandiren hier Unteroffiziere gegen einander, so inspicirt ein Offizier beide Theile; kommandiren Lieutenants, so inspicirt ein Rittmeister oder Capitain u. s. w. § 6. Gegenseitiges Benehmen im Gefecht. Ueber das gegenseitige Benehmen im nahen Gefecht setzen Seine Majestät folgende Regeln fest: Wenn ein Detaschement oder Corps ein gegenseitiges abgeschnitten, umzingelt, überfallen u. s. w. hat, so läßt der kommandirende Offizier dieses (des letzteren) Detaschements Appel blasen oder schlagen und das Gewehr bei Fuß nehmen und bei der Cavallerie das Gewehr einstecken. Wenn die Cavallerie die Infanterie angreift und nahe vor ihr ist, so macht die Cavallerie halt und steckt das Gewehr ein; bei Quarreen jägt sie nahe an demselben vorbei. Das Gewehr abnehmen oder einstecken ist eine Anzeige, daß der kommandirende Offizier glaubt, die Sache sey entschieden; es findet in gewöhnlichen Zeiten vorzüglich bei dem Theile Statt, welcher Vortheile errungen hat. § 7. Ein Melée der gegenseitigen Leute soll bei den Offizieren hart bestraft werden und vorzüglich bei den angreifenden. Nur bis zu 50 Schritt dürfen sich beide Theile nähern. § 8. Unordnungen, welche in einem Bataillon, Eskadron oder Detaschement vorgehen, werden bei den Offizieren bestraft; von einem Bataillon der Eskadron, durch welches nur ein Mann bei dem Gegner durch Steine, Bajonetstich oder Hieb u. s. w. beschädigt ist, wird der erste Befehlshaber bestraft, wenn nicht der Unterbefehlshaber, bei dessen Abtheilung der Exceß vorge-

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fallen ist, auszumitteln ist. Diese Bestrafung ist unablässig; das erste mal mit 2, das zweite mal mit 4 und das dritte mal mit 6tägigem Arrest, in einem abgesonderten Arrest-Hause auszuführen. Wird der Thäter herausgebracht, so wird dieser Exceß als eine vorsätzliche Widersetzlichkeit bestraft, d. i. als eine solche, wo der Soldat sich weigert, die ihm von seinem Offiziere gegebenen Befehle auf der Stelle zu vollführen. Das Bataillon, die Eskadron oder die kleinere Abtheilung, von denen der Exceß verübt worden ist, sollen das erste mal in den von der Exerzice freien Zeit, an Ruhetagen 2 Tage an Schanzen, Gräben u. s. w. zur Strafe den ganzen Tag arbeiten. Fallen keine Ruhetage ein, so sollen sie nach dem Manöver 3 ganze Nachmittage an Schanzen arbeiten. § 9. Nie soll in Dörfern geschossen werden, geschiehet es, so soll der Offizier dafür mit 3tägigem Arrest bestraft werden. Gefangene können nie gemacht werden. Der Cavallerist jägt in jedem Fall davon, der Infanterist ziehet sich mit Ordnung zurück. Die Truppen, welche dieses verhindern, hören auf thätig zu seyn, wie es im § 6 bestimmt ist. In dieser Lage wird derjenige Theil, der im Vortheil ist, glauben, er habe gesiegt, und der andere gewöhnt werden, durch Ordnung und Entschlossenheit aus einer nachtheiligen Lage zu ziehen, statt ein entgegengesetztes Benehmen einen sehr übeln Geist verbreiten würde. § 10. Militairischer Geist, Subordination, gegenseitige Ueberlegenheit, Ueberflügeln. Seine Majestät befehlen den Offizieren dahin zu arbeiten, daß das Manöver nicht auf eine nachtheilige Art auf den militairischen Geist wirke, sondern daß dieser dadurch vielmehr belebt werde. In dieser Hinsicht sollen in jedem Gefechte im Manöver die Subordinations-Verhältnisse des Krieges Statt finden und einem jeden Befehlshaber sollen ohne Verantwortung alle Mittel zu Gebote stehen, sich Gehorsam zu verschaffen, wie im Kriege und wie es in dem .... Kriegsartikel bestimmt ist. Der Soldat soll sich an diese Verhältnisse des Krieges im Frieden gewöhnen, denn nur dazu werden Truppen im Frieden gehalten. Treffen im Manöver Detaschements von einer Seite zusammen und erfordert ihre Bestimmung nicht, sich wieder zu trennen, so übernimmt, wie im Kriege, der älteste sogleich das Commando und der jüngere oder im Grade niedere muß seinen Befehlen auf das pünktlichste eben so folgen, als wäre er ihm vom Anfange der Expedition untergeordnet. Kommen die entgegengesetzten Corps oder Detaschements in Collision, so entscheidet der ältere oder höhere in eben der Kraft, als stünde der niedere bei seinem Detaschement; der niedere hat aber das Recht sich zu be-

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

klagen, wenn er glaubt, daß der höhere ihn in seinen Operationen auf eine dem Manöver nicht angemessene Art gehindert hat, und Seine Majestät wollen nicht, daß, wenn es irgend vermeidlich ist, der höhere oder ältere hier seine Autorität geltend mache. § 11. Da bei einem nahen Gefechte nur die Bravour entscheidet und man in dem Manöver diese nicht darstellen kann, so soll in demselben jedesmal ein Halt im Manöver gemacht werden, wenn die Truppen ganz nahe sind, und das Gewehr bei Fuß genommen werden. Es soll nun dem Offizier und durch diesen den Leuten gesagt werden, daß diejenigen, welche jetzt am tapfersten wären, gesiegt hätten. Alsdann soll nur deswegen, weil es der kommandirende, und wenn dieser nicht in der Nähe ist, der älteste Offizier beider Theile befiehlt, ein Theil zurückgehen. Der Rückzug soll also ein Befehl und nicht die Folge eines taktischen Nachtheils seyn. § 12. Da es einen höchst nachtheiligen Geist verbreitet, wenn man im Manöver annimmt, daß die Uebermacht entscheidet, so soll in der Folge von diesem Gegenstande nie die Rede seyn, sondern der Zurückzug, wie bereits bestimmt, von einem höheren Offiziere befohlen werden, ohne daß der Beweggrund in der Uebermacht angegeben wird. Im Gegentheil sollen die höheren Offiziere ihre Untergebenen oft über diesen Gegenstand belehren und ihnen sagen, 1) daß im Kriege der Feind fast beständig überlegen ausgegeben werde, und auch wo man ihn siehet, es zu seyn scheine, ohne es zu seyn, und daß man sich in Acht nehmen müsse, durch diese gewöhnlich falschen Nachrichten hintergangen zu werden, 2) daß im Kriege keine kleine Uebermacht entscheide, daß selbst bei einer doppelten Ueberlegenheit das Glück, die Entschlossenheit der Befehlshaber und die Bravour der Truppen den Sieg nicht selten davon trügen, und 3) daß in vielen Lagen, besonders da, wo man ein Gefecht nicht vermeiden, wo man den Feind unerwartet anfallen, wo man ihn in der Nacht angreifen kann u. s. w., ganz und gar von der gegenseitigen Anzahl nicht die Rede seyn dürfe. Der siebenjährige Krieg ist voll von Beispielen, wo die preußischen Truppen mit wenigen viele schlugen. Diese Gesichtspunkte müssen den jüngeren Offizieren von den höheren bemerklich gemacht werden, dazu müssen diese jede Gelegenheit ergreifen, weil der letzte Krieg gelehrt hat, daß in diesem Punkte, wahrscheinlich durch die Manöver, bei vielen eine falsche Ansicht herrschte.

1.

§ 13. Die Fälle, wo der Uebermacht gewichen wird, sind folgende: Wenn ein Detaschement von einer 2 bis 3fachen Uebermacht auf ein gegenseitiges trifft, welches einen freien Rückzug und nicht den Befehl hat, alles zu wagen.

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503

2.

Wenn ein Posten blos zum Avertissement ausgestellt ist oder den Befehl hat, sich bei jeder Uebermacht zurück zu ziehen. 3. Wenn wegen Angriffen von Neben-Posten die gegebene Anordnung einen Zurückzug erfordert. In diesen und ähnlichen Fällen kann immer ein Rückzug ohne höheren Befehl erfolgen und unter diesen Umständen wird er, wenn der Offizier seine Leute von der obigen Lage unterrichtet, keinen übeln Eindruck machen. § 14. Das Ueberflügeln muß allerdings für einen militairischen Vortheil gehalten werden, aber für keinen entscheidenden. Wenn eine Truppe gewöhnt wird, bei dem Manöver gleich davon zu gehen, wenn sie überflügelt und in Rücken genommen wird, so werden diese Manöver einen übeln Geist verbreiten. Hier muß der Ueberflügelte entschlossen den Angreifenden entgegen gehen, und wenn er dies auf eine angemessene Art ausführt, so muß der kommandirende Offizier den Befehl geben, daß beide Theile halt machen und das Gewehr abnehmen, indem er ihnen beide gleiche Vortheile zugestehet. Benimmt sich aber der Ueberflügelte nicht zur rechten Zeit determinirt, so muß er weichen; dann aber muß man den Fehler releviren2 und anzeigen, daß nur dieser Fehler den Rückzug veranlaßte; doch soll dergleichen selten Statt finden.a § 15. Der kommandirende Offizier muß bei jeder Gelegenheit solche Umstände herbeizuführen suchen, wo die Befehlshaber der Abtheilungen unerwartet in solche Lage kommen, indem man sich im Kriege nur durch Entschlossenheit, durch schleunige Mittel, determinirt ausgeführt, helfen kann, wo die gewöhnlichen taktischen Regeln und Verhältnisse aufhören. Hier muß er ihn beobachten und ihn, wenn er sich gut nimmt, anderen zum Beispiel aufstellen, sonst aber Verweise geben und zeigen, wie er sich hätte benehmen sollen. Nur durch diese Mittel wird der Befehlshaber die zum Commando vorzüglich brauchbaren Offiziere kennen lernen. § 16. Der höhere Befehlshaber muß jede Gelegenheit wahrnehmen, um seinen untergebenen Offizieren zu zeigen, wie alles im Kriege von der Entschlossenheit und Tapferkeit abhängt, und das geschickte Manövriren nur ein Hülfsmittel – und in gewöhnlichen Fällen nur ein geringes Hülfsmittel –, aber nicht das eigentliche, das Haupt-Mittel sey, wodurch man siege. Er muß ihnen bei dieser Gelegenheit Beispiele aus den älteren Kriegen erzählen, wo man nur allein durch den Entschluß zu gänzlicher Aufopferung gesiegt hat und nach allen taktischen Grundsätzen, nach aller Wahrscheinlichkeit verlohren war. 2

Gemeint ist „revelieren“, d. i. „enthüllen, offenbaren, entdecken“.

504

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Der Befehlshaber muß alles anwenden, den Offizier völlig zu überzeugen, daß nicht ihre Manövrirkünste, nicht ihr geschicktes, sondern ihr entschlossenes Benehmen und der Muth in der Haupt-Sache die Gefechte entscheiden, damit sie sich mit der Nothwendigkeit einer gänzlichen Hingebung von Jugend an famillärisiren und die Uebung ihren Ansichten nicht eine falsche Richtung gebe. Weil nun aber die taktischen Vortheile, welche die Geschicklichkeit des einen Theils herbeiführt, im Manöver wegen der obigen unerläßlichen Bestimmungen sich nicht immer im Erfolge zeigen können, so ist es, damit sie nicht ganz verlohren gehen, eine der wichtigsten Pflichten desjenigen Offiziers, der das Ganze leitet, diese Fälle durch sein Urtheil herauszuheben. Er muß sich deswegen schnell dahin begeben, wo er etwas Entscheidendes vorgehen siehet. Durchschnittenes Terrain; schlechte Witterung; überhaupt das Ungewöhnliche. Bei jedem Manöver muß man suchen, die Unterbefehlshaber und Offiziere mit den Mitteln zur Ueberwindung der Hindernisse des Terrains bekannt zu machen, die Truppen zu gewöhnen, diese nicht zu achten, und den Offizeren zu lehren, in unbekannten Gegenden zweckmäßig manövriren zu können. Auf alle diese Umstände, welche bisher wenig oder gar nicht berücksichtigt wurden, soll jetzt bei allen Uebungen ein besonderer Werth gelegt werden. 1. Es sollen Postirungen, Patrouillen u. s. w. in einem unbekannten Terrain gemacht und selbst mit größeren Truppenabtheilungen darin manövrirt werden. Bemerkung. Wie selten befindet man sich im Kriege in einem bekannten Terrain! Ein kommandirender Offizier, der sich nicht in einem unbekannten Terrain zu helfen und nur dann richtige Maaßregeln zu nehmen weiß, wenn er das Terrain und die zu demselben passenden Manöver künstlich ausstudirt hat, wird im Felde in den meisten Fällen wenig leisten. Ein Manöver in einem unbekannten Terrain wird den Mann, der sich in allen Lagen geschwind finden, in jedem Terrain geschwind orientiren kann, vorzüglich auszeichnen. Die Anordnung der Feldmärsche, welche in der Folge vorkömmt, wird zu dem Manöver in unbekanntem Terrain Gelegenheit geben, so wie auch die Uebungen mit dem dritten Gliede und den Flanqueuren. 2. Um die Offiziere mit dem Ungewöhnlichen vertraut zu machen, dient das Manövriren im durchschnittenen Terrain, wo aller Zusammenhang des Ganzen so wie im Einzelnen aufhört, wo Cavallerie und Artillerie versucht, Gräben, Hecken, Gebüsche und Berge zu passiren, die man ganz inpraktikabel hält, wo jene absitzen und wo bei dem Geschütze mechanische Mittel aller Art angewendet werden müssen.

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3.

4.

505

Die Offizere lernen ohne diese Manöver nicht, was die Truppen leisten können, sie halten, ohne diese, Passagen unmöglich, die mit der gehörigen Kenntniß und einigen Hülfsmitteln möglich sind, u. s. w. Wir haben traurige Beispiele davon im letzten Kriege erfahren. Die Infanterie muß lernen, die steilsten Berge zu erklettern, über Gräben und Hekken mit wenigen Hülfsmitteln wegzukommen. Infanterie sowohl wie Cavallerie muß im dicksten Gebüsch, Gehölz etc. die Ordnung zu erhalten, oder, wo sich das Dickigt öffnet, geschwind herzustellen wissen. Dieses ist die Uebung, die Seine Majestät als eine wichtige Sache den Regimentern zur Pflicht machen. Bei der Artillerie muß der Versuch Gräben, Berge etc. [zu überwinden] so weit getrieben werden, bis die Geschütze umfallen. Durch diese Uebung werden nicht allein die Truppen erst recht brauchbar, sondern die Staabs-Offiziere lernen auch, was sie von jeder Waffe fordern können; eine Kenntniß, an welcher es noch sehr fehlt. Se. Majestät wollen nicht, daß die Leute muthwilliger Weise die Montirungsstücke in schlechtem Wetter ruiniren, indessen setzen Sie dennoch feste, daß zu Zeiten auch einmal in schlechtem Wetter, im Sturm und Regen manövrirt werde, und daß die Leute auf den Märschen gewöhnt werden, eine kothige Stelle einer Straße, einen unbedeutenden Bach nicht für unpraktikabeles Terrain zu halten.ba Nichts ist wichtiger, als bei nächtlichen Ueberfällen u. s. w. die Ordnung zu erhalten, durch Zeichen sich zu erkennen sich nicht in Colonnen von einander zu trennen u. s. w. Es sollen daher zu Zeiten auch Kriegs-Vorfälle in nächtlichen Manövern dargestellt werden. Auch müssen zu Zeiten Manöver im hohen Schnee gemacht werden; man liefert darin Schlachten, man muß sich also darin zu finden wissen, es braucht indessen dazu keine sehr kalte Zeit gewählt zu werden.

Nächtliches Quartier außer der Garnison. Bei manchen Manövern, sowohl mit ganzen Bataillonen und Eskadronen, als mit kleinen Detaschements vom dritten Gliede und Flanqueuren, müssen die Truppen außer ihrer Garnison in einem entfernten Orte eine Nacht kantonniren, so, daß ein Manöver sich auf 2 Tage erstreckt. Hierdurch erhält man erst Gelegenheit, die Verhältnisse des Krieges ganz darzustellen und zu zeigen, wie man sich in aller Beziehung bei Krieges-Vorfällen verhält, wie man sich gegen Ueberfall sichert, nach Umständen die Wachsamkeit verdoppelt u. s. w.

b

Nach Klippel folgte in der Handschrift hier, von Scharnhorst später eingeklammert: „Bemerkung. Werden die Truppen dazu nicht in Friedenszeiten gewöhnt, so werden im Kriege dadurch die größten Unglücksfälle entstehen, wie denn jedem davon noch eins vom 14ten October 1806 im Andenken seyn wird.“

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Die Civil-Behörden in jedem Amte müssen angewiesen werden daß sie die Requisition der Einquartierung auf eine Nacht, wenn sie von einem Commandeur eines Bataillons oder einer Eskadron oder einem noch höheren Offizier verlangt wird, ein Genüge leisten. Diese Manöver können oft geringe Staabs-Offiziere, Capitains und Lieutenants kommandiren, wobei sie ganz nach ihrem Gutfinden agiren. Indessen muß hierbei immer ein höherer Offizier seyn, kommandiren Lieutenants, so muß ein Rittmeister oder Capitain zur Inspicirung mitgehen, kommandiren Capitains, so muß ein Staabs-Offizier zur Aufsicht dabey seyn u. s. w. Entwurf zu den Feldübungen. Feld-Marsch. § 17. Die Regimenter werden im Feldmarsch, wenigstens alle 14 Tage, bald bei Tage, bald bei Nacht, einmal geübt und zwar auf 2½ bis 3½ Meilen; zweimal des Jahrs aber in forcirten Märschen von 7 preußischen Postmeilen die Infanterie und 10 die Cavallerie. Bemerkung. Diese Uebung ist in mancher Hinsicht nöthig, 1. damit die Leute sich an den Feldmarsch ohne Gleichtritt gewöhnen und ohne diesen und genaue Richtung mit Ordnung marschierenc können. Wir sahen bei allen Manövern und selbst auf den Straßen, daß unere Leute ohne Gleichtritt nicht mit Ordnung marschieren können. Im Felde ist es aber weit wichtiger, ohne Gleichtritt mit Ordnung marschieren zu können als mit Gleichtritt, denn der letztere findet nahe vor dem Feinde und auf Märschen nie Statt. 2. Dann ist diese Uebung nöthig, damit die Regimenter sich an die gewöhnliche Cadance des Feldmarsches gewöhnen (d. i. alle 2 Stunden eine preußische Post-Meile). 3. Wenn Truppen nicht in Nacht-Märschen geübt sind, so entstehen in außerordentlichen Fällen die größten Unordnungen bei jedem Nachtmarsch. Die Hinteren verlieren die Vorderen und eine ganze Colonne zerstreut sich. Auf dem Marsche von Nordhausen und bei so vielen anderen haben wir davon die schrecklichsten Folgen gesehen. Die Truppen müssen bei den Nachtmärschen lernen, daß der vordere Zug oder das vordere Bataillon sich nach dem hinteren in der Geschwindigkeit des Marsches richten muß; und es kann bei dem Abreißen nicht dem vorderen Zuge oder dem vorderen Bataillon des zurückgebliebenen abgerissenen Theils etwas zur Last fallen, sondern der Befehlshaber des hinteren Zuges oder Bataillons des vorgekommenen Theils muß bestraft werden.

c

In der Vorlage folgt ein überflüssiges „zu“.

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4.

507

Diese Uebung ist endlich nöthig, die Truppen an forcirte Märsche zu gewöhnen. Man muß wissen, was man mit den Truppen leisten kann, es muß daher wenigstens alle Jahr einmal im Winter und einmal im Sommer ein forcirter Marsch, von 7 Postmeilen die Infanterie und 10 Postmeilen die Cavallerie, in einem Tage gemacht werden. Die allgemeine Meinung in der Armee, daß man nur täglich 2½ bis 3½ marschiren könne, wenn sie brauchbar bleiben soll, hat einen wichtigen Antheil an unseren Unglücksfällen gehabt. Selbst die Cavallerie hat geglaubt, sie könne nicht mehr als 3 bis 4 Meilen täglich marschiren, wenn die Pferde nicht ruinirt werden sollten, da doch ein Marsch von 6 preußischen Postmeilen mehrere Tage kein Pferd ruiniren muß, wenn es an Arbeit gewöhnt und gehörig behandelt wird. Mit den Märschen von 2½ bis 3½ Meilen werden Manöver verbunden; es erhalten z. B. eine oder mehrere Eskadrons, welche in der Gegend, nach der ein Bataillon marschirt, im Quartier liegen, von dem Brigade-General Befehl, das Bataillon auf dem Marsche anzufallen. Niemand von dem Bataillon weiß davon, alles geschieht unerwartet. Keine Disposition, keine Voraussetzung findet Statt. Da wo Infanterie und Cavallerie an einem Orte liegen, marschirt auch Infanterie und Cavallerie bei Zeiten zusammen, besonders in Nachtmärschen, um die Colonne so lang als möglich zu haben. Daß diese Märsche also mit Präkaution, mit Avant- und ArrierGarden und Seiten-Patrouillen geschehen, versteht sich von selbst.

Uebung im Felddienst. § 18. Alle Truppen müssen im Winter und in der Zeit im Sommer welche nicht ausschließlich zur Uebung im Felddienst bestimmt ist, von 8 zu 8 oder doch wenigstens von 10 zu 10 Tagen einmal in dem Felddienst wenigstens 6 Stunden geübt werden, es müßte denn eine große Kälte dies verhindern. Diese Zeit ist nicht bestimmt, die gewöhnlichen Evolutionen einzuüben, sondern sie anzuwenden. Damit die Staabs-Offiziere gezwungen werden, sich in den höheren Theilen ihres Dienstes zu üben, so kommandiren sie die kleinen Manöver, welche diese Uebung ausmachen. Einige Beispiele werden eine Idee von dieser Art Manöver geben. Man sehe Beilage 1.3 Bei diesen Manövern wird vom einfachen zum zusammengesetzten geschritten. Will man z. B. die Anordnung in der Vertheidigung und dem Angriff einer Postirung üben, so muß man Anfangs nur eine Gattung von Truppen hier anwenden, dann Artillerie hinzu nehmen und endlich Infanterie, Cavallerie und Artillerie zusammen nehmen. So werden z. B. von einem Husaren-Regimente den ersten Manöver-Tag 2 Eskadrons postirt und 2 be3

Von Klippel nicht aufgefunden.

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stimmt, diese Postirung anzugreifen; den zweiten Uebungstag haben diese, sowohl die postirten Eskadronen als die beiden übrigen, reitende Artillerie bei sich; den dritten haben sowohl die Postirten als Angreifenden außer der reitenden Artillerie auch Infanterie, wenn auch nur 1 Division des 3ten Gliedes. Eben so muß man in Absicht der Art der Manöver vom kleinern zum größeren fortschreiten. Bei Postirungen und Angriffen von Postirungen fängt das erste Manöver mit der Besetzung eines einfachen Defilées an und gehet dann zu weitläuftigern Postirungen in complicirtem Terrain über. Werden diese Manöver mit der Uebung in Feldmärschen verbunden, so wird es keiner Garnison an Mannigfaltigkeit des Terrains fehlen. Auch in der Anzahl der Truppen gehet man vom Kleineren zum Größeren. Anfangs agiren nur Bataillone und Eskadrone gegen einander, in der Folge Regimenter und stärkere Abtheilungen. Wo die Cavallerie-Regimenter bataillonsweise vertheilt sind, kann diese Uebung nur im Kleinen stattfinden. Zu den hier befohlenen Uebungen thut der Commandeur des Regiments dem Brigade-General, wenn er mit ihm an einem Orte ist, die Vorschläge, und dieser bewilligt sie oder befiehlt andere. Die Manöver selbst kommandiren die Stabsoffiziere vom ältesten bis zum jüngsten, und die beiden ältesten Capitains. Der Commandeur giebt nur die Idee des Manövers an und inspicirt nun beide gegeneinander agirende Theile seines Regiments und giebt dem Theil, welcher retiriren soll, den Befehl dazu und den, welcher zu sehr aufdrängt, hält er zurück, damit keine Unordnung bei dem Manöver entstehet. Zu Zeiten läßt er mitten im Manöver halt bei beiden Theilen machen, nimmt die Offiziere zusammen und zeigt ihnen die gemachten Fehler; in jedem Falle geschiehet dies nach dem Manöver, wobei er den Offizieren dann auch Belehrungen über das Verhalten im Felde giebt. Wenn ein Posten besetzt ist, so gehet er, ehe der Angriff geschiehet, die Stellung der Truppen durch, frägt die Offiziere oder detaschirte Unteroffiziere, was sie beim Angriff u. s. w. zu beobachten haben, welche Instruction sie von ihrem Befehlshaber erhalten haben u. s. w., um zu sehen, ob der kommandirende Staabs-Offizier sie gehörig instruirt hat. Ist der Brigade-General zugegen, und will er nicht blos Zuschauer seyn, so tritt er an die Stelle des Commandeurs; in jedem Falle instruirt er zu Ende des Manövers die Offiziere dadurch, daß er die gemachten Fehler bemerkt und ihnen Lehren giebt, wie sie sich vor dem Feinde in ähnlichen Fällen benehmen müssen. Sind bedeutende Fehler gemacht, so werden sie von dem Commandeur oder Brigade-General bestraft; denn nur wegen Fehler des Felddienstes und der Subordination muß der Offizier hart bestraft werden; bei Fehlern in der niedern Taktik, in den kleinlichen auf Parade Bezug habenden Gegenständen soll man sich der Verweise und der mildern Strafen bedienen. Anmerkung. Belegt man diese, wie vor dem Kriege, fast nur allein mit Strafen und übersiehet die übrigen, so wird der Offizier bald anfangen, auf

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die genannten kleineren Gegenstände einen großen Werth zu legen und die auf den Felddienst Bezug habenden nicht zu achten. Untersucht man zum Beyspiel die Gewehre einer Compagnie und findet, daß die Schlösser nicht gehörig eingeschmiert, oder die Steine nicht gehörig eingesetzt, oder daß ein Schloß fehlerhaft und deswegen das Gewehr versagt, oder daß einige Theile mit Rost belegt, wodurch das Gewehr Schaden leidet, so schicke man den Commandeur der Compagnie sogleich in Arrest; findet sich aber, daß bei einer Compagnie einige Gewehre nicht recht blank geputzt, aber übrigens fest sind, so gebe man dem Offizier einen gelinden Verweis. Bei den Manövern mit mehreren Waffen wird fest gesetzt, daß wenn der Commandeur eines Infanterie-Regiments ein Manöver macht, das CavallerieRegiment ihm, wenn er es verlangt, eine Eskadron geben muß, und daß, wenn der Cavallerie-Commandeur ein Manöver macht, das Infanterie-Regiment ihm die Division des 3ten Gliedes auf sein Verlangen stellen soll. Machen ganze Cavallerie- und Infanterie-Regimenter Manöver zusammen, so bestimmt dies ein höherer Offizier, ein Brigadier oder Brigade-General. Bei diesem Manöver gehen ganze Batterien mit, sonst aber nur ¼ oder ½ Batterie. Wöchentliche Uebung mit einem Theile des 3ten Gliedes oder den Flanqueurs bei der Cavallerie, im Felddienst der leichten Truppen. § 19. Die Offiziere und Unteroffiziere müssen wissen, wie eine Feldwache ausgestellt wird und wie sie sich verhält, wenn der Feind oder eine Patrouille oder ein Commando ankommt, wie die Meldungen von allem, was vorgehet, gemacht werden, wie die Patrouillen zur Untersuchung der Wachsamkeit der Schildwachen und des vorliegenden Terrains geschickt werden. Alle Offiziere und Unteroffiziere müssen die Gefreiten und Gemeinen instruiren und üben können, wie sie sich bei allen diesen Vorkommenheiten, wenn sie Schildwache stehen oder zur Patrouille gebraucht werden, verhalten. Die Offiziere müssen wissen, wie sie sich bei der Ankunft eines Parlamentairs verhalten, wie, wenn ein Mann desertirt, wie, wenn sie sehen, daß sie angegriffen werden, wenn sie erfahren, daß man sie überfallen und aufheben will. Bald werden mehrere Feldwachen neben einander, bald wird eine isolirt vorgeschoben, wo denn das Verhalten ganz anders ist. Alle diese Uebungen werden bald bei Tage, bald bei Nacht gemacht. Bei einer jeden Ausstellung oder Feldwache findet ein Angriff oder ein Ueberfall oder ein Abschneiden Statt. Ein ander mal werden große Patrouillen gemacht, welche eine Gegend durchsuchen, oder Schleich-Patrouillen, welche 1 bis 2 Meilen sich entfernen, dann wieder Recognoscirungen, Durchsuchung von Gehölzen u. s. w. Ein anderer Gegenstand dieser Uebung ist der Unterricht in der Führung der Avantgarde und der Seiten-Patrouillen in allen verschiedenen Terrains.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Diese Uebung muß mit aller Anstrengung und Geschicklichkeit geleitet werden; sie wird dann die jungen Offiziere und Unteroffiziere zum Felddienst brauchbarer machen und ihnen Begriffe von den am häufigsten vorkommenden Vorfällen des Krieges geben. Diese Uebung darf aber nicht ein abgeredetes Schau-Manöver von einigen Stunden werden, sondern es muß eine so vollkommene Darstellung eines Vorfalls im Kriege werden, als die Uebung im Frieden es gestattet. Die Leute müssen ohne Ausnahme nicht allein instruirt werden, sondern es müssen auch gleich Versuche gemacht werden, ob sie die Instruction verstanden. Die Bataillons und Eskadrons machen anfangs diese Uebung für sich, nachhehr geschiehet es von den Regimentern. Die Staabs-Offiziere, Capitains und Subaltern-Offiziere kommandiren diese Manöver. Die Commandeurs sowohl der Bataillons und Eskadrons als der Regimenter kommandiren sie seltener, sie inspiciren oder leiten sie aber gewöhnlich. Der Brigade-General leitet das Ganze durch Instructionen, welche er ertheilt, durch richtige Gesichtspunkte, welche er den Commandeurs, die solche nicht in ihren Uebungen zeigen, bemerklich macht, u. s. w. Er befiehlt von Zeit zu Zeit ein solches kleines Manöver mit Cavallerie und Infanterie, oder auch mit Cavallerie, Infanterie und Artillerie, indem er den Befehlshaber und die Anzahl der Leute bestimmt. In der Regel leitet er keines selbst, es sey denn, daß er den übrigen höheren Offizieren dadurch einen Unterricht ertheilen will. Lerm-Plätze in den Garnisonen und Festungen. § 20. [...]4a Scheibenschießen während des Sommers. § 21. Instruction zum Scheibenschießen. Die meisten Regimenter haben ihr Scheibenschießen sehr kurz abgethan. Dies ist eine Anzeige, daß die Leute dabei nicht ordentlich informirt sind. Es soll daher nach der 2ten Beilage5 das Scheibenschießen in der Folge geschehen, und es soll diese Uebung ein Hauptgegenstand der Sommer-Uebung werden. Bemerkung. Das gute Schießen ist doch immer die Hauptsache bei der Infanterie – es entscheidet immer das Gefecht. Wir haben vor dem Kriege die Leute geschwind, aber nicht gut laden, geschwind anschlagen, aber nicht zielen gelehrt. Wir sind hierin sehr unzweckmäßig verfahren; wir müssen daher aus allen Kräften arbeiten, diesen Fehler mit der Wurzel auszurotten. 4 5

Hier wird die Instruktion Nr. 153 wiederholt. Damit ist der bei Nr. 312 bemerkte, von Klippel edierte Auszug gemeint.

Nr. 376

511

In dieser Hinsicht wird es nöthig seyn, auf den Soldaten jährlich 18, und auf den Rekruten jährlich 27 scharfe Patronen gut zu thun. Hierzu werden etwa für die Infanterie 10,000 und für die Cavallerie 3,000 Pfund Pulver, in allem also 13,000 Pfund erforderlich seyn, welches mit dem Bley auf 8 bis 9000 Thlr. kommen wird, wozu nun noch die Kosten der Scheiben kommen. Uebung in der Aufwerfung einer Schanze. § 22. Geschwind, d. h. in 4 bis 5 Stunden ein Werk aufzuwerfen, es sey zur Deckung eines Defilées, einer Brücke, welche man hinter sich läßt, u. s. w. ist in vielen Vorfällen eine wichtige Sache, und ein jedes Bataillon soll jährlich eine solche Uebung mit seiner ganzen dienstthuenden Mannschaft vornehmen. Es sollen dazu mehrere Wagen von der Artillerie und 20 Pallisaden hergegeben werden, damit gezeigt werden kann, wie man sich der Wagen bedient, um eine Barrikade zu machen, und wie man die Palisaden setzt. Ein Offizier vom Ingenieur-Corps oder Generalstaabe wird die Arbeit leiten, auch werden dazu Leute vom Pionier-Corps hergegeben werden. Nachdem das Werk geendet, wird es an einem andern Tage von einer Truppen-Abtheilung angegriffen und von einer andern vertheidigt; und nun wird die Erde wieder in die Gräben geworfen. Herbstübungen im Felddienst. § 23. Seine Majestät wollen, daß die Truppen so wie im vergangenen Herbst alle Jahr geübt werden sollen. Es sollen vom 1ten bis zum 15ten Septbr. die leichten Truppen einer jeden Brigade, nemlich 2 Füsilier-Bataillone, 1 Husaren-Regiment und ½ Batterie reitender Artillerie unter einem eigenen von Seiner Majestät zu bestimmenden Befehlshaber so nahe zusammen gezogen werden, daß sie zusammen manövriren und im Felddienst sich üben können. Eben dieses wird mit der Linien-Infanterie einer Brigade und mit der Linien-Cavallerie derselben, jede für sich, geschehen. Die Infanterie wird nun für sich in den Evolutionen der Infanterie mit allen 5 Bataillonen geübt werden, die Cavallerie mit 8 Eskadrons, so daß beide in dieser Zeit lernen, alle Bewegungen u. s. w. in größeren Linien als die eines Regiments zu machen. Die Infanterie wird hierbei indessen einen Nachmittag um den andern mit dem dritten Gliede, welches an diesem Tage nicht den Vormittag geübt ist, in verschiedenem Terrain Uebungen machen, welche sich auf ihren Gebrauch im Felde beziehen.d d

Klippel zufolge hatte Scharnhorst hier noch einen mit Bleistift geschriebenen Satz hinzugefügt, der nicht mehr zu entziffern war.

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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Ebenso wird die Cavallerie mit ihren Flanqueuren agiren. Bei diesen Uebungen sind immer alle Offiziere zugegen, denn sie geschehen insbesondere zu ihrer Belehrung. Wenn auf diese Weise die einzelnen Waffen ohne Zusammensetzung gehörig eingeübt sind, so soll nachher die Brigade vom 15ten bis den 30ten September in so nahe Quartiere verlegt werden, daß die ganze Brigade zusammen manövriren kann. Den ersten Tag sollen die Schulmanöver bei den bestimmten Schlachtordnungen gemacht werden, ohne auf das Terrain Rücksicht zu nehmen. Den zweiten Tag marschirt die ganze Brigade, bald in Schlachtordnung, bald in Colonnen, indem sie durch ein Defilée vor und zurück gehet, so, als agirte sie in Gegenwart des Feindes, wo alle Vortheile des Terrains benutzt werden. An diesen beiden Tagen wird eine nicht zu lange Disposition ausgegeben; den dritten Tag ist Ruhetag. Den vierten fangen nun die Feldübungen an, wobei immer nach 2 Manövertagen ein Theil der Brigade Ruhe hat. Die Uebungen in den Feld-Vorfällen geschehen im Allgemeinen auf folgende Art: 1) An einem der beiden Manövertage wird mit der ganzen Brigade manövrirt und der Feind nur repräsentirt. Hierzu bedient man sich die Hälfte des dritten Gliedes eines jeden Bataillons und die Hälfte der Flanqueurs der Cavallerie; den zweiten Tag wird die Brigade in 2 Theile getheilt und beide agiren gegen einander. Demnach wird 4mal mit der ganzen Brigade und 4mal mit der halben Brigade gegen einander manövrirt 2) Der dritte Tag ist in jedem Falle kein Ruhetag für die Offiziere; an diesem Tage wird ein kleines Manöver zwischen den leichten Truppen zur Instruction für die Offiziere von den Linien-Truppen gemacht, die sonst nicht Gelegenheit haben, diesen Dienst kennen zu lernen. Es wird hierzu ein kleiner Theil der leichten Truppen von dem Manöver der vorhergehenden Tage dispensirt, damit das Manöver zur Instruction der Offiziere vollständig seyn kann. In Hinsicht der Manöver zur Uebung im Felddienst verordnen Seine Majestät Folgendes: 1) wird überall keine Disposition vorher ausgegeben; der Brigade-General bestimmt auf der Stelle das Manöver im Allgemeinen und sagt jedem der gegenseitigen Befehlshaber seine Idee, inspicirt nun bei der Ausführung die gegenseitigen Bewegungen, Stellungen u. s. w. 2) Nie wird eine Gegend anders supponirt, als sie ist, und an den Tagen, an den[en] die Brigaden in 2 Theile gegen einander agiren, wird auch keine Verschiedenheit der Stärke supponirt, an den[en] aber, wo die Brigade gegen den vom dritten Gliede und von den Flanqueuren repräsentirten Feind agirt, wird die supponirte Stärke desselben bestimmt.

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3)

4)

513

An den vier Tagen, an den[en] die Hälften der Brigaden gegen einander agiren, wird angenommen, daß sie 24 Stunden in Kriegeszustande gegen einander sich befinden – von Mitternacht zu Mitternacht – und in dieser Zeit alle Stunden gegenseitig angegriffen werden können. Auch muß jedem der beiden gegenseitigen Befehlshaber dieses frei stehen, sie müssen jedoch von dem Brigade-General die Genehmigung dazu haben, und dieser bey dem Manöver gegenwärtig seyn, um es zu inspiciren, auch dabei alle Unordnungen, welche wegen unvernünftig[en] gegenseitigen Benehmens entstehen könnten, verhindern. Bei allen Manövern ist der Brigade-General gegenwärtig, nie kommandirt er aber selbst, sondern einer unter ihm, den er dazu unter den Generalen, Commandeuren etc. bestimmt. Er leitet indessen dieses, wo er es nöthig glaubt oder gut findet; er siehet dahin, daß die gegenseitigen Theile nichts thun, welches wider die Verhältnisse des Krieges wäre, daß die Manöver in wilder Ungebundenheit ausarten und daß das Ganze in einer Art Haltung bleibt. Oft läßt er eine gewisse Zeit beide Theile sich ruhen und belehrt nun die Offiziere über die gemachten Fehler. Endet ein Manöver zu geschwind, so befiehlt er ein anderes gleich auf der Stelle. Seine Majestät erinnern schließlich noch einmal an den gegebenen Befehl, durchaus in den letzten 12 Tagen keine Disposition zu einem Manöver zu geben, sondern alles ohne diese machen zu lassen.

514

4.

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Verschiedene nicht genau datierbare Stücke

377. Randvermerk

[Berlin, Dezember 1809/Januar 1810?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 6r (1 S.): Eigenhändig.a Probegewehr der Gewehrfabrik in Neiße.

Das von König bestimmte Probe Gewehr soll bleiben.2 378. Scharnhorst an Prinz August

[Berlin, nicht vor 26. Januar 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 24r–27v (5½ S.): Vorkonzept, eigenhändig.a Bestrafung von Artillerieoffizieren wegen Insubordination. Ablehnung einer Ordensverleihung an Klaproth. Instruktion für die Artillerie. Unterstellungsfragen.

Eilig

Kap. v. K.2 Die Antwort sehr höflich und ohne alle Anmaßung.

1. 2.

a

1

2

a

1 2 3

Die Capitans müßen ihren Dienst nachthun. Sie brauchen nicht auf einmal in Arrest. Es würde einen übeln Eindruk auf Se. Majestat machen, wenn man jetzt durch kleinlichen Vorwandt sich der Strafe zu entziehen suchte u. Ew. Königl. Hoheit diesen annehme.3 Auf einem Schreiben Tiedemanns (Glatz, 18. Dezember 1809) „An den Königl. Preuß. General Major und Chef des General Staabes Herrn von Scharnhorst Hochwohlgebohren zu Berlin“. Es betraf die von Graf Götzen geteilte Besorgnis Major Brauns, das in Neiße hergestellte, dem König vorgelegte Probegewehr könnte, wenn es nicht gründlich genug geprüft werde, verworfen werden. Das Schreiben (vgl. Anm. a) wurde Scharnhorst erst nach seinem Umzug nach Berlin vorgelegt. Vom Januar auch ein Vermerk von unbekannter Hand „Zum Vortrage“ auf dem Schreiben, mit dem Karl von Witzleben Scharnhorst zwei neue Infanteriegewehre und eine Aufstellung ihrer Maße und Gewichte übersandte (Berlin, 9. Januar 1810, ebda., Nr. 252 fol. 1r–v bzw. 2r). In Form von Randnotizen auf dem beantworteten Schreiben des Prinzen August an Scharnhorst (Berlin, 25. Januar 1810, Präsentationsvermerk vom 26. Januar). Vgl. Anm. a. „Kapitän von Klausewitz“. Der König hatte in einer Kabinettsorder vom 22. Januar „die so unstatthafte Vorstellung der Staabs Capitains der Brandenburgischen und Schlesischen Brigade“ ganz wie der Prinz beurteilt und die 17 Offiziere mit Arrest bestraft. Da dies bei gleichzeitiger Durchführung den normalen Dienst beeinträchtigen würde, schlug Prinz August gewisse Erleichterungen vor.

Nr. 378

515

b Kein Gelehrter hat den Orden bekommen, der nicht patriotische Handlungen gezeigt, die weiß ich aber von Klaproth nicht.4 Klaproth lebt für die Wissenschaften, hat ab[e]r nie ein[e]n besondern Eif[e]r gezeigt, sie nützlich für die Art. zu machen, nie sich in die Anwendung derselben bei der Artillerie eifrig bezeigt, was man wol hätte von ihn bei so stark[e]r Besoldu[n]g in Hinsicht der Arbeit fordern können. Daß er sich willig bezeigte, wenn er gefragt wurde, ist wol natürlich. Ganz anders ist hierin Hermstädt. Sollte Klaproth einen Orden haben, so würd[e]n viele Gelehrte, die dem König wichtiger als Klaprot sind, sich zurükgesetzt fühlen u. mit Recht. Klaproth ist einer der ersten Chemiker, die Gelehrten Institute mögen ihnc belohnen mit Achtung u. s. w., der Staat belohnt erst diejenigen, welche ihn durch ihre Gelehrsamkeit auszeichnende Dienste leisten.

Der König kann jetzt nur belohnen, was für den Staat geschiehet, nicht was für die Wissenschaften. d

So viel ich weiß, hat er nur guten Will[e]n gezeigt u. für 26 Vorlesg. 600 rh. jährlich erhalten, also ungeheur hoch bezahlt. Er hat sich um die Artillerie nicht besondrs Verdienst gemacht.5 Dies wird schwer seyn zu bestimmen, der höhere Befehlshaber muß wissen, wie er die verschiedenen Waffen zusammensetzt und gebraucht. Die meisten Befehlshaber wissen nun freilich nicht, eine gute Combination der Waffene in Hinsicht der Artillerief zu treffen; aber die Artillerie Offic. wissen, einige wenige ausgenommen, noch weniger, von dieser Combinationen zu treffen, noch weniger von der wechselseitigen Unterstützung der Waffen. Es wär sehr gut, wenn die Befehlshab[e]r bei der Placirung des Geshützes sie zu Rathe zögen, in Detail ihnen alles überliessen u. weiter könnte der Befehl nicht gehen, der ihn gegeben würde.

b c

d e f 4

5

Die anschließenden vier Absätze durch senkrechte Linien gestrichen. Verändert aus „haben ihn“, das folgende „zu“ wurde bei dieser Veränderung versehentlich stehen gelassen. Die anschließenden Absätze nicht gestrichen. Folgt, versehentlich nicht gestrichen: „zu mach“. Verändert aus „Waffen“. Es geht um den auf fol. 24r–25v ausgeführten Vorschlag des Prinzen, den aus dem vierten Band bekannten Obermedizinalrat Martin Heinrich Klaproth für seine wissenschaftlichen Verdienste zur Verleihung des Roten Adlerordens 3. Klasse zu empfehlen. Es geht um die Mitwirkung Klaproths bei Verfahren zur Pulverfabrikation, zur Läuterung des Salpeters und zum Schmelzen von Metall zum Kanonenguß sowie seine Tätigkeit als Professor für Chemie an der Artillerieakademie seit 1791.

516

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Wenn Ew. K. Hoheit bei den Manövrn sind und auf die Verbindu[n]g der übrig[e]n Waffen u. Art.g sehen, so wird die Sache immer gut gehen, weil sie diese Gegenstande besser als ein and[ere]r kennen, so ist es aber z. B. nicht mit Decker, ohngeachtet seiner la[n]gen Dienstzeit. Nun gar die meisten Battrie Com[a]ndanten? Sind sie nicht zu bloßenh Artillristen erzogen? Wissen sie etwas von d[e]r angewandten Tactik? Von der Zusammenstimu[n]g einer der Waffen bei einen Gefecht?6 Klagt [er] hier7 über Schuler, so hat er ihni unrecht gethan. Merkatz verstehet von den wechselseitgen Gebrauch der Waffen selbst nicht[s], obgleich er brav undj brauchbar ist. Ist im Kriege immer der Fall gewesen u. sollte auch jetzt in Manöver der Fall seyn.8 Die Einheit erfordert, daß der Befehlshab[e]r jed[e]r Abtheilu[n]g seine Inf., Cav. u. Art. nach seinen Gutfind[e]n dirigirt. Aber auch er sollte den erst[e]n Offic. der Cav. u. Art. immer bei sich haben, wen[n] die Abtheilung nicht ganz klein ist.9 Verstehen die Artilleristen etwas, finden die Befehlshab[e]r bei ihnen Hülfe, so werden sie schon gehört werden; ist dies aber nicht der Fall, so ist gut, daß sie nicht gehört werden. Ebensowenig wie die Verhältnisse des Befehlshab. der Cav. zu den des allgem. Befehlshab. bestimmt sind, ebensowenig kan dies bei der Art. in Detail geschehen.

g h i j 6

7

8

9

Verändert aus „der Waffen“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „gut“. Diese auf fol. 26v einsetzende Notiz behandelt die ab fol. 25v vom Prinzen ausgeführte Notwendigkeit einer Instruktion zum Gebrauch der Artillerie. Es geht um die von dem seit dem dritten Band mehrfach erwähnten Major Karl Wilhelm Rudolf Pfendner von Merkatz an den Prinzen eingereichten Bemerkungen über die letzten Manöver in Schlesien, insbesondere darüber, daß der Artilleriekommandeur nicht immer vom General zu Rate gezogen wurde. Aufgrund von Manövererfahrungen forderte Prinz August, daß der kommandierende Stabsoffizier der Artillerie sich immer bei dem Brigadegeneral aufhalten solle. Der Prinz forderte eine allgemeine Bestimmung zum Verhältnis des Befehlshabers zum Artilleriekommandeur.

517

Nr. 379

379. Scharnhorst an Ribbentrop

[Berlin, 19. Februar/7. März 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 274 fol. 3r (¼ S.): Notiz, Scheels Hand.a Dank für Bericht zum Lazarettwesen in Königsberg 1806/07.

Noe. d.H. Generals v.Scharnhorst zu antworten: D.Herr danke für diese interessante Übersicht. Er habe sie S. M. vorgetragen u. es war Höchstdenenselben sehr lieb gewesen, diese merkwürdige Darstellung dessen, was im Kriege, bei dem Lazareth Wesen besondersb zu Königsberg geleistet worden sei, zu erhalten. D.H. G. Kr. Rath möchte d.H. General sowohl diejenigen Lazareth Officianten namhaft machen, welche sich um Belohnung verdient gemacht hätten. Scheelc 7. 380. Denkschrift

[Berlin, nicht vor 5. März 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 164 fol. 8r–9v (3¼ S.): Reinschrift, Schreiberhand. Lagerung der Vorräte und Montierungsstücke in den Bezirken der sechs Brigaden. Anordnung von Transporten. a

Seine Majestät haben schon vor 1½ Jahren befohlen, daß die Mobilmachungs-Depots in dem Bezirk einer jeden Brigade sich befinden. Dies ist bereits ausgeführt (durch den Grafen von Lottum, mich und im Detail durch den Staatsrath v.Ribbentrop und andere, wobei der letztere durch Thätigkeit und Geschiklichkeit in der Auffindung der Hülfsmittel, Seiner Majestät Intereße zu befördern und die gegebenen Befehle geschwind auszuführen, sich ausgezeichnet hat.) Die übrigen Streitmittel werden auf eine gleiche Art, so weit es die Umstände erlauben, nach den Provinzen und Brigaden vertheilt, so auch die Montirungs-Vorräthe. Dies anzuordnen erforderte meine Pflicht, sogar ohne Befehl dazu zu haben.

a

b c 1

a

1

Auf dem ersten Blatt des beantworteten Schreibens Ribbentrops (Berlin, 16. Februar 1810, fol. 3r–4v, Präsentationsvermerk vom 19. Februar). Das Wort nachträglich hinzugefügt. Rechts daneben ein Mundierungsvermerk. Aufgrund des in Anm. a erwähnten Vermerks und der „7.“ nach der Unterschrift des Konzipienten. Oben rechts von Schreiberhand: „ad No. 87 März“, ein Verweis auf das Antwortschreiben Hakes auf Nr. 180 (Berlin, 5. März 1810, ebda., fol. 4r–v). Aufgrund des Bezugs auf das in Anm. a erwähnte Schreiben.

518

1.)

2.)

3.)

2 3

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Die gegebene Anweisung2, daß nicht in Berlin die Montirungsund andere Vorräthe sich aufhäufen sollen, sondern succeßive, so wie es ohne große Kosten und Aufsehen geschehen kann, nach den Brigaden oder doch nach den Provinzen vertheilt werden müßen, muß daher ausgeführt werden. Diese Maaßregel ist übrigens im ganzen System der Militair-Anordnungen gegründet und kann daher bei niemanden Bedenken finden, sondern sie muß jedem einleuchten, der einen Blik auf unsere Anordnungen im Großen wirft, wenn auch nicht dazu der Befehl Seiner Majestät vorhanden wäre. Ich bin daher verpflichtet, auf die von dem Herrn Obersten v.Hake nach der Vorstellung des Herrn Obersten von Bronikowski eingegebenen Schwierigkeiten bei der Ausführung jener Maaßregel3 nicht Rüksicht zu nehmen, sondern, auf ihre eigene Verantwortlichkeit, auf die zwekmäßige, dem Intereße Seiner Majestät angemessene Ausführung zu bestehen. Ich kann auch nicht leugnen, daß es mir scheint, daß weniger Schwierigkeiten als gegeben sind in dieser Ausführung liegen. Denn müßen die Materialien und Vorräthe doch einmal nach den respektiven Brigaden transportirt werden und kosten also immer den Transport; und ist also unrichtig, diese als eine Koste der gegebenen Maaßregel anzusehen. müßen doch wohl in Koenigsberg und Breslau Niederlagen-Gebäude seyn, wenn sie auch in Colberg, Neisse, Glatz und Elbing fehlen sollten, welches jedoch in den 3 erstern Orten, wie ich gewiß glaube, nicht der Fall ist. Wäre aber auch dieses alles nicht, so könnte man ja auch wohl von der Servis-Commißion ein Gebäude verlangen. Die Aufsicht wird man den Commißären der Brigaden oder andern Offizieren und Unteroffizieren, die doch ihre Besoldung bekommen, auftragen können, wenn die Sachen nicht den Brigaden oder den Regimentern eingeliefert werden. Unmöglich kann ich die Einwendung, daß die Regimenter, welche Vorräthe haben, immer das Beste zuerst nehmen, als eine Schwierigkeit der Ausführung der Maaßregel ansehen; auch kann ich wegen der Umquartirung der Regimenter darin keine Schwierigkeit finden, daß die Regimenter der Ostpreußischen Brigade ihre Vorräthe in Königsberg, der Westpreußischen in Elbing, der Oberschlesischen in Neisse oder Glatz und der Brandenburgischen in Berlin haben.

Vgl. Nr. 180. Vgl. Nr. 180 sowie das Schreiben Bronikowskis an Hake (Berlin, 29. [sic!] Februar 1810, Abschrift ebda., fol. 4r–7v).

519

Nr. 381

[?, vor 12. März 18101]

381. Scharnhorst an Tippelskirch Nach der Edition bei Linnebach, S. 387.a Auftrag zur Anfertigung von Plänen zu Gefechten von 1807.

Lieber Tippelskirch2, ich bitte Sie, mir so bald als möglich drei kleine Plans in Königsberg machen zu lassen. 1. Die Gegend von Königsberg bis zum Nieder-Krug und den Windmühlen und den Wall vom einen Pregelufer zum andern. Also die Position auf dem Walle. 2. Die Gegend von Gollau bis Königsberg, also in kleinem Maßstabe. 3. Die Affäre bei Spanden, mit Durchschnitt der Schanze. Ich habe versprochen, in 3 Wochen diese jemand zu geben, der sie mir aber zurückgeben wird. Scharnhorst. 382. Scharnhorst an Gratz

[Berlin, nicht vor 29. März 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 52r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Gratz’ Angebot von 1000 Pfund Pulver. b

Die 1000 Pf. Pulver, welche Sie in Ihrem Schr. v. 24t. d. zum Kauf anbiethen, würden Ihnen gerne abgenommen werden können, alleinc nicht zu dem Preis v. 700 rth. Courant, denn da wir nach den Preisen, zu welchen wir den Salpeter hier kaufen, den hiesigen Centner zu 50 rth. circa haben können, so ist auch andern Lieferanten kein höhrer Preisd für probemäßiges Pulver zu bewilligen, welches ich Ihnen hiemit als Antwort habe eröfnen wollen. N.d.H.G.v.S. C.e a

1 2

a

b c d e 1

Linnebachs Vorlage (mit Eingangsvermerk vom 12. März 1810) befand sich im Kriegsarchiv VIII. 112. Vgl. Anm. a. Major Ernst Ludwig von Tippelskirch, der seit September 1809 die Geschäfte des Generalstabs beim Allgemeinen Kriegsdepartement besorgte, wurde erstmals im vierten Band vorgestellt. Auf der ersten Seite eines Schreibens von L. Gratz (Haus „No. 2037 in Breslau“) an Scharnhorst (24. März 1810, ebda. fol. 52r–v, Präsentationsvermerk vom 29.), dessen Inhalt Clausewitz wie folgt zusammenfaßte: „Hat eine Pulverbestellung für Gr. Götz[en] gehabt. Obl. Roeder hat sie abbestellt. 1000 Pf. sind angekommen, bittet sie ihm abzunehmen, Preis 700 rth.“ Darüber von Clausewitz’ Hand: „Der Preiß ist nicht zu acceptiren.“ Folgt gestrichen: „unmöglich“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Darunter eine mit Bleistift geschriebene Berechnung. Aufgrund des Präsentationsvermerks, vgl. Anm. a.

520

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

383. Gutachten

[Berlin, nicht vor 31. März 18101]

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich redigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Verlagerung von Munition aus Schlesien.

Der Major Braun hat mit großer Tätigkeit und Einsicht die neuen Artilleriearrangements in Schlesien eingeleitet und verdient sehr viel Lob. Seine Nachweisung nach der Beilage A kann hier nicht als ein Beweis aufgestellt werden, daß man zuviel Munition aus Schlesien habe wegnehmen wollen, denn es ist in dem Befehl mit klaren Worten gesagt, daß von der Munition nur eine verhältnismäßige Quantität gegeben werden solle, so daß auf jedes der abgezogenen Geschütze ebensoviel Schuß kommen als auf jedes der in der schlesischen Festung bleibenden, und hierbei muß es auch bleiben. Übrigens beweiset auch die Beilage A nicht, daß nach der Instruktion vom 28. Aug. 1809 es den schlesischen Festungen an Munition fehle. Der Major Braun hat sich in doppelter Hinsicht geirrt. 1. sind nicht alle hier aufgeführten Geschütze als eigentliche Defensionsgeschütze in den Festungen nötig und es kann ein Teil nur als Reservegeschütz angesehen werden. So sind nach der Instruktion auf Kolberg mit allen Werken und Schanzen zur Verteidigung der Kommunication der See nur 119 Geschütze nach der Instruktion von [28. August 1809]. In Glatz, Neiße und Kosel sind in jeder 30 bis 80 Geschütze mehr, als sie nach dem obigen Anschlage haben würden. Auf diese kann die obige Munition nicht so gerechnet werden wie in der Beilage A. 2. In der Beilage A sind die Geschütze zu gewaltsamem Angriff zu 500 Schuß gerechnet, in der Instruktion zu 300, wenn keine Munition im Überfluß vorhanden. 3. In der Beilage A sind alle Geschütze, nur die 3 und 6웩gen ausgenommen, zu 850 Schuß gerechnet, nach der Instruktion sollen nur die zum förmlichen Angriff bestimmten diese Anzahl haben, alle andern nur 300. Werden alle diese 3 Punkte gehörig in Betracht gezogen, so wird sich finden, daß die Festungen in Schlesien ungefähr nach den Grundsätzen der Instruktion mit Munition versehen sind und daß diese Grundsätze ganz wohl in der Ausführung stichhalten. Scharnhorst.

a

1

Die Vorlage, ein Konzept im Heeresarchiv Rep. 4 A5 Nr. 58 vol. 1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Nach dem von Oestreich angegebenen Datum des begutachteten Schreibens.

Nr. 384

521

384. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements [Berlin, nicht vor 31. März 18101] Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich redigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Anfrage zu Geschützen und Munitionsvorräten in Schlesien.

An die 3te Div. des Allg. Kr. Dep.b Ein Verzeichnis der Geschütze, welche nach der neuen Ordnung in Schlesien und in jeder Festung usw. sein werden, wie auch in anderen Orten, bitte ich mir mit dem Munitionsvorrat so bald als möglich zukommen zu lassen. S. 385. Notizen

[Berlin?, nicht vor 13. April 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 44 fol. 2v (½ S.): Eigenhändig.a Verhandlungen vor der Berufung Hardenbergs.

Kriegesrath Zyka2 ist bereits unterrichtet Kann mir zu Zeiten gehen. Niebur soll hin, nachdem der Plan eingeshikt Scharnweber Lichtenberg oder an liebsten auf dem Milch Bureau in Berliner Rathhause Spandauerstraße Montag 11 Uhr -

a b 1

a

1 2

Die Vorlage, ein Konzept, stand auf demselben Blatt wie das vorangehende Dokument. Von Oestreich gemäß seinen Editionsrichtlinien nachträglich geändert zu „A.K.D.“ Datiert nach dem vorangehenden Dokument, vgl. Anm. a. Mit Bleistift geschrieben auf die Rückseite eines Briefes des Königs (Charlottenburg, 13. April 1810), mit dem dieser Scharnhorst die Korrespondenz zwischen Hardenberg und Altenstein „über die bewußte Wittgensteinsche Angelegenheit“ sowie ein Schreiben Vinckes übersandte. Vgl. Anm. a. Zyka hatte als Geheimsekretär beim Fränkischen und expedierender Sekretär beim Auswärtigen Departement gearbeitet und Hardenberg 1807 nach Riga begleitet. Nach dem Krieg wurde er zum Legationsrat befördert.

522

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

386. Randvermerk

[Berlin, nach 13. April 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 37r (1 S.): Eigenhändig.a

Rödern Antwortb, die Artillerie Sache mir zurük. S. 387. Aktennotiz

[Berlin, nicht vor 21. April 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 50r (¼ S.): Eigenhändig.a

Der Vorschlag2 sheint mir verstandlich u. gut. Es müßte nur mehr über die Placirung u. Gebrauch des Geschützes drin vorkommen. S. 388. Etatüberschlag

[?, 1809/1810?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 104 fol. 1r–2r (2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigem Zusatz.

Ohngefährer Ueberschlag von den Unterhaltungs-Kosten der Armee mit Einschluß der inaktiven Offiziere und Unterstaabs Offizianten pro 1809/11. a

b 1

a

1 2

a

b

c d e f g

h

Auf einem Schreiben Roeders (Breslau, 13. April 1810), mit dem dieser die Rapporte Brauns für Februar und März über die Geschützgießerei in Gleiwitz, die Gewehrfabrikation in Neiße und Malapane, die Gewehrreparaturen in den schlesischen Depots und die Artilleriewerkstatt in Neiße übersandte. Das dazugehörige Begleitschreiben Brauns (Neiße, 11. April 1810) befindet sich ebda., fol. 38r. Oben links ein Vermerk Clausewitz’: „Der General dankt. Cl.“ Vgl. Anm. a. Auf dem beantworteten Schreiben des Prinzen August an Scharnhorst (Berlin, 20. April 1810, Präsentationsvermerk vom 21. April). Vgl. Anm. a. Nämlich der vom Prinzen übermittelte, offenbar nicht überlieferte Entwurf des Kapitäns Streit zu den Sommerübungen. Diese Zahl und ihr Gegenstück in der nächsten Taler-Spalte rechts jeweils bei der zweiten Ziffer verändert. Nach dieser Zeile werden in Vorlage als „Latus“ die Zwischensummen gebildet. Zu Beginn der folgenden Seite (fol. 1v) werden die drei Werte (6.897.203 Taler 3 Groschen 1 Pfennig, 6.490.032 Taler 11 Groschen 7 Pfennig und 5.616.049 Taler 22 Groschen 3 Pfennig) als „Transport“ wiederholt. Diese Addition in der Vorlage rechts neben der dritten Spalte auf fol. 2r. Eigenhändig hinzugefügt. Das Minuszeichen zur Verdeutlichung hinzugefügt. Das Folgende ganz eigenhändig. Darüber eine durch dichte Schraffur gestrichene Zahl. Die Addition müßte eigentlich 7.217.444 Reichstaler ergeben. Darüber eine durch dichte Schraffur gestrichene Zahl, darunter gestrichen: „Scharnhorst.“

523

Nr. 388 No. Benennung des Etats-Titels

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.

14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22.

Betrag der Kosten pro 1809/10 nach dem Etat der Casse, dem Etat für das Extraordinarium u. mit Einschluß der Ueberweisung des schlesischen Invalidenwesens und der Pensions aus den Hoff-Staats-Dispositions und Meliorations Cassen rthlr. gl. d.

Betrag der Kosten pro 1810/11 ohne Rücksicht auf die projektirten Ersparniße.

3,119,985 13,320 122,689 61,920

5 . 2 .

8 . . .

31,580 34,558 23,160

. . .

. . .

rthlr.

Betrag der Kosten pro 1810/11, wenn die projektirten Ersparniße ausgeführt werden.

gl.

d.

rthlr.

gl.

d.

3,150,321 18,700 129,416 76,652

5 . . .

8 . . .

2,854,14 18,700 129,416 76,652

. . . .

. . . .

34,441 40,626 23,334

. . .

. . .

34,441 40,626 23,334

. . .

. . .

100,423 19 11 50,000 . . 643,694 18 6 185,850 9 4 691,416a 2 2

100,423 50,000 416,110 185,850 570,293

Zur Verpflegung der Armee ................. An Gehalt für die General-Adjutantur    die Generalität ..............    den General Staab    die Offiziere von der Armee    das Corps de Genie    die Commandanten Für die Militair Erziehungs und Militair Medizinal Anstalten Zum Behuf der Remonte ...................... Für das Artillerie und Ingenieur Wesen   Proviant und Fourage Wesen Zur Bekleidung der Armee ................... Zur Verpflegung der Invaliden-Compagnien, imgleichen zu Pensionen für Invaliden und Militair Wittwen, auch zu halben Gehälter ................................. Zu Unterhaltung der Train und Lazareth Depots An Besoldungen für die KriegesDepartements     Krieges-Commissariats    das GeneralAuditoriat Besondere Appointements für chirurgische und medizinische Beamte An besonders bewilligte Gehälter für geistliche und Schul-Bediente An Besoldungen für die GeneralKrieges-Casse Zu Schreib-Materialien und Kanzlei-Bedürfnisse bei den Krieges-Departements Ad Extraordinario .................................

1,256,772

.

.

1,256,772

.

.

1,037,722

.

.

45,888

.

2

13,880

.

.

13,880

.

.

65,522

.

.

65,522

.

.

65,522

.

.

14,360

.

.

14,360

.

.

14,360

.

.

13,426

.

.

13,426

.

.

13,426

.

.

7,372

.

.

11,152

.

.

11,152b

.

.

1,100

.

.

8,500

.

.

8,500

.

.

14,673

.

.

14,673

.

.

14,673

.

.

6,000 120,000

. .

. .

6,000 120,000

. .

. .

6,000 120,000

. .

. .

Summa

7,038,976

3

1

6,639,205

11

7

5,765,222

22

3

– 78,468e 5,686,754 22

3

43,468 rth. Kleine Montirungs-Gelder der Augmentation 35,000  Kinder-Gelderc f Wegen der Feld Jäger, des neuen allgemeinen milit. Instituts, Reise Kosten, UebungsKosten rechnet man noch die runde Summe

100,423 95,920 643,552 816,445 430,308

19 11 . . 20 10 16 4 10 2

78,468d Bleibt 100,000 7,167,444g

19 11 . . 13 . 9 4 . .

100,000 5,786,754

22

3h

524

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–1810)

Werden in diesen Anschlägen die in der Folge nicht erforderlichen extraordinairen Ausgaben abgerechnet, so kostet das Militär mit Einschluß der inactiven Offic. u. Invaliden ungefähr 5½ Mill. Thaler. Scharnhorst.1a 389. Aufzeichnung

[?, nach 1807?]

Nach dem Zitat bei Klippel III, S. 437. Kritik des Garnisondienstes.

Der jetzige Garnisondienst dient gar nicht dazu, den Leuten das zu lehren, was sie auf Schildwache zu thun haben. Ich habe erfahren, wie übel man daran ist, wenn die Schildwachen nicht gehörig instruirt oder zu ihrem Dienst geübt sind. 390. Scharnhorst an Schön

[Berlin, Anfang Juni 18101]

GStA PK, XX. HA Rep. 300 Dep. Brünneck I Nr. 8 fol. 28r (1 S.): Eigenhändig.a Druck: Schön IV, S. 590, danach Linnebach, S. 396. Schöns Stellung nach der Berufung Hardenbergs.

Mein unschätzbarer Freund, schlagen Sie die Anträge, die Ihnen geschehen, nicht aus; in der Hoffnung, daß Sie sie annehmen, lebe ich jetzt.2 Sehen Sie über alle persönliche Verhältnisse weg. Sie finden hier Ihren Sie innigst verehrenden und liebenden Freund v.Scharnhorst

1

Im selben Faszikel, fol. 2v–3r, befindet sich eine von Schreiberhand gefertigte „Berechnung der Ersparnisse an die bei sämtlichen Truppen vom 1tn Juny 1810 ab zu entlaßenden Beurlaubten auf einen Monat.“ Sie ist aufgeschlüsselt nach Infanterie und Kavallerie und den sechs Brigaden der Armee und kommt auf eine Gesamtsumme von 29.618 Reichstalern.

a

Sehr kleines Blatt. Nach der Ernennung Hardenbergs zum Staatskanzler. Hardenberg wollte, daß Schön unter dem Minister Dohna die Sektion für allgemeine Polizei, Gewerbepolizei und Medizinalwesen übernahm, vgl. sein bei Schön IV, S. 119f., abgedrucktes Schreiben an Schön vom 8. Juni 1810.

1 2

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811) 1.

Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge

391. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 18. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 275 fol. 22r (1 S.): Auszug, Schreiberhand. Personalia der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements.

Abschrift Berlin den 18n Juny 1810. An Seine Majestät den König.a Antrag: Den Oberst v. Neander von der Direction der 3n Division des allg. Kriegesdepartements zu entbinden und diese Direction dem p. Majorb v. Schöler zu übertragen; dem Obrist v.Neander aber dagegen den Auftrag zu ertheilen, sämtl. Waffendepots, Zeughäuser, Munitions-Vorräthe alljährlich zu bereisen, sie zu untersuchen und für ihre Unterhaltung zu sorgen, und da fürc die Richtigkeit der Verzeichniße davon und der Rechnungen derd darauf verwandten Kosten verantwortlich zu machen. Der Obrist v.Neander würde sich bei dieser Veränderung nicht gekränkt fühlen und diese Anordnung würde vor der Hand eine Mehrausgabe nicht verursachen, außer einer kleinen Reisekosten-Entschädigung für den p. Major v.Schöler, der in kurzer Zeit 2mahl versetzt worden und durch die vorgeshlagene Veränderung nichts gewinnt. Nahmens d. H. G. M. Scharnhorst. eigenhändig1

a

b c d 1

Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Vermerk Georges: „Den 18. Juny unter Couvert den H. Major Boyen zugefertigt.“ Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „sorgen, auch für“. Verändert aus „darüber“. Eine Abschrift des zustimmenden Schreibens des Königs (Potsdam, 20. Juni 1810) befindet sich ebda., fol. 24r.

526

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

392. Vereinbarung

Berlin, 20. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 11 fol. 2r–v (2 S.): Abschrift, unbekannte Hand. Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs;aAbschrift, handschriftlich: GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 48 fol. 208r– 210r (2 S.). Druck: Scherbening II, S. 209f., danach Klippel III, S. 554f., und Linnebach, S. 399f. Scharnhorsts heimliche Leitung der Geschäfte. b

Verabredte Verhältnisse zwischen dem Generalmajor v. Scharnhorst und Obst. v. Hackec gemäß dem Befehl der allerh. Kabinetsordre von 6t d. M.d Der General Major v. Scharnhorst bleibt, soweit es heimlich geschehn kann, in Hinsicht der Anordnungen und Einleitungen der wichtigern Geschaftsgegenstände des allgemeinen Kriegs Departements in den nämlichen Verhältnissen zu dem jetzigen Chef des Kriegs Departements, in denen er bisher war,e die Ausführung ist aber unabhängig gänzlich ein Gegenstand des Obst. v. Hacke. Der Obst. v. Hacke wird dagegen in allen wichtigen allgemeinen Verfügungen, Verordnungen, Bestimmungen und Vorträge[n], wenn es die besondere Lage gestattet, d. i. wenn nicht die Eile der Sache es hindert, mit dem General v. Scharnhorst sich vereinigen und nicht ohne seine Zustimung hierin verfahren. Wichtige Nachrichten, Berichte pp.f wird der Obst. Hake dem Gen.g v. Scharnhorst mittheilen, damit dieser immer die Geschaftslage übersehn kann, auch zu allen wichtigen allgemeinen Verfügungen, Anordnungen u. Instruktionen, welche von dem Kriegs Departement ausgehn und kein Gegenstand der unmittelbaren Befehle Sr Majestät sind, wird die Zustimung des Gen. v. Scharnhorst erfordert; eben diese wird bei dem Entwurf der Sr Majestät vorzulegenden allgemeinen Verfügungen, neuen Bestimmungen oder Abanderungen der bisherigen Einrichtungen, wenn diese Gegenstände wichtig sind, erfordert. Haben Se Majestät diese Verfügungen befohlen und sind es also keine allerunterthänigste Vorshläge, so wird dennoch, wennh Zeit und Umstände es gestatten, das Concept des Entwurfes zu dem a

b c

d e f

g h

Die Vorlage („Ganz eigenhändig von Scharnhorst. Zusätze Friedrich Wilhelms eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 4 ZD 2, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Bei der Abschrift Vaupels lautet der Beleg: „Rep. 4 Chefsbüro St II d.“ Darüber in der Vorlage: „Correspondenz des Gen. v. Scharnhorst. Bogen No 45.“ In Oestreichs und Vaupels Abschriften: „Generalmajor von Scharnhorst und Obersten von Hake“, bei Klippel und Linnebach: „General von Scharnhorst und Oberst von Hake“. Bei diesen vier auch in der Folge immer die Schreibweise „Hake“. Bei Oestreich und Vaupel: „vom 6ten [bzw. „6.“] dieses.“ Bei Oestreich und Vaupel hier ein Punkt, bei Klippel und Linnebach ein Semikolon. Bei Oestreich: „und s.w.“, bei Vaupel: „usw.“, bei Klippel und Linnebach: „wichtige Nachrichten etc.“ Bei Oestreich und Vaupel: „Generalmajor“, bei Klippel und Linnebach: „General“. Bei Oestreich und Vaupel folgt hier: „die“.

527

Nr. 393

allerhöchsten Befehl dem Gen. v. Sch.i vor der Vollziehung vorgelegt, damit er über die Fassung selbst seine Zustimmung geben kann. Nur der Maj. v. Boyen wird von diesem geheimen Verhältniß vertraut gemacht, indem es zu seiner Kenntniß in jedem Falle bei der Ausführung kommen würde. Berlin d. 20t Juni 1810.j v. Scharnhorst

v. Hakek

Da obige Bestimmungen ganz meiner Absicht entsprechen, so genehmige ich sie hiermit. Friedrich Wilhelm Bleibt unter den gegenwärtigen Umständen suspendirt. 26. Aprill 12. Fr. W.l 393. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 21. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 75, fol. 6r–v (1½ S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 396f. Zusendung einer Rechtfertigungsschrift.

Ew. Excellenz lege ich hier eine Rechtfertigung gegen die mir von französischer Seite gemachten Beschuldigungen vor. Ich ersuche Hochdieselben, sich meiner gnädigst anzunehmen und meine Rechtfertigung den Grafen von Marsan zu übergeben. Das, was ich 1798, ohne irgende eine Hinsicht, habe drucken lassen, beweiset, daß ich schon früh einer von denen gewesen bin, der die großen Thaten des Kaisers in Deutschland auf eine ihm würdige Art verbreitet habe. Berlin den 21. Jun. 1810.

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a

Scharnhorsta

Bei Oestreich: „dem Generalmajor von Scharnhorst“, bei Vaupel: „dem Generalmajor v. Scharnhorst“, bei Klippel und Linnebach: „dem General v. Scharnhorst“. Das Datum bei Oestreich gemäß seinen Editionsrichtlinien unter die Überschrift gesetzt. Es fehlt bei Vaupel, ebenso die Unterschriften Scharnhorsts und Hakes. In der Vorlage folgt darunter: „Abschrift der eigenhändigen Abschrift des Gen. v. Scharnhorst Acta I 2.2.5. des Kriegsministerialarchivs. Eigenhändig steht auf den Original von Sr Majestät geschrieben:“. Bei Oestreich: „F.W.“ Fehlt bei Vaupel. Datum und Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

528

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

394. Denkschrift

Berlin, 21. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 75, fol. 7r–9r (4½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Druck: Linnebach, S. 397f. Rechtfertigung gegen französische Bedenken.

Der Herr Graf von Goltz zeigte mir vor einiger Zeit an, daß des Herrn Grafen von Marsan Exzellenz ihm bemerkt hätten, daß ich einer von den Personen wäre, welche das Unglük hätten, Seiner Majestät dem Kaiser Napoleon in ihren Posten zu mißfallen; ich bat sogleich Seinea Majestät den König, mir ein anderes Dienstverhältniß anzuweisen, indem ich meinen kränklichen Zustand zum Vorwand nahm. Ich wiederholte nachher diese Bitte und erhielt die Erlaubniß, meinen Posten niederzulegen. Ich bin es mir schuldig, über das Unglük, welches mich trift, dem größten Monarchen der Welt mißfallen zu haben, hier Folgendes zum Beweise meiner Unschuld darzulegen; und dabei Bezug auf eine Stelle im Journal de l’empire1 zu nehmen, wo es heißt, ich sey für einen Partisan d’Angleterre passirt. Ich bin schon vor 10 Jahren in preussische Dienste getreten, weil ich diese den hannöverschen vorzog.2 Nie war ich in England; Campagne- und Jugend-Freunde habe ich unter der brittischen Legion, aber nur einen Anverwandten3. Nur einer meiner Brüder und zwey meiner Schwäger dienten im Militair. Mein Bruder in der französischen Armee bei den hessen-darmstädtschen Truppen blieb bei Aspern vor dem Regiment, welches er kommandirte; mein Schwager ist Major bei dem französischen Regiment chasseur à cheval, welches im Hannöverschen unter dem Obersten Evers4 errichtet wurde; mein zweiter Schwager5 hat das Militair verlassen und eine Civilstelle nahe bei Bremen; nur einen Bruder habe ich ausser diesen noch im Königreich Westphalen, welcher eine Amtspachtung hat und Maire des Dorfes Schoningen bei Uslar ist. a 1

2 3 4

5

Statt „Seiner“. Die Pariser Zeitung war 1789 als „Journal des débats“ gegründet worden, unter welchem Namen sie bis 1944 weiter erschien. Auf Anordnung Napoleons trug sie vom 16. Juli 1805 bis zum Ende seiner Regierung den Namen „Journal de l’Empire“. Zum Folgenden vgl. auch Nr. 341. Vgl. Nr. 321. Carel Joseph (auf Französisch: Charles-Joseph) Evers (1773–1818) hatte 1788/89 bei den Truppen der belgischen Aufständischen gedient und war 1790 in französische Dienste getreten. 1792 zum Kapitän befördert, drang er 1794 als einer der ersten Franzosen in Menin ein. Seit Mai 1804 fungierte er als Oberst der Jäger zu Pferde der Hannoverschen Legion. Nach deren Auflösung 1811 befehligte der zum Offizier der Ehrenlegion und 1812 zum Baron ernannte Evers eine Brigade auf dem Feldzug in Rußland. Auf dem Rückzug erkrankt, geriet er in Königsberg in Gefangenschaft, 1814 trat er als Generalleutnant in die Armee des neuen Königreichs der Niederlande über. Zu Georg Scharlock vgl. Anhang 1.

Nr. 394

529

Hieraus gehet hervor, daß meine Familie in keiner besondern Konnexion mit England stehet, daß sie fast [ganz] Frankreich oder den Alliirten Frankreichs dient. Sollte man mir wegen Schill etwas zur Last legen, so muß ich hier anzeigen, daß ich es gerade gewesen bin, welcher Schill bei Seiner Majestät dem Könige zweimal als einen gefährlichen Unruhestifter denuncirt hat, daß auf die erste Denunciation er unter die Sürveillance der Berlinischen Ober-Militair-Behörden gestellt und auf die zweite den Befehl bekam, nach Königsberg zu kommen, den er aber nicht gehorchte. In der Gesellschaft der Tugendfreunde6 war ich nie, stand nie mit ihren Mitgliedern in Verbindung. So unbedeutend diese Gesellschaft auch in meinen Augen gewesen ist, so habe ich sie dennoch als eine solche Sr. Majestät dem Könige geschildert, die Aufsehen erregen könnte, obwohl ihr Zwek höchst unschuldig wäre. Als der Krieg 1806 ausbrach, war ich seit 1805 in Hannover bei dem Grafen v.Schulenburg7; ich bin erst in Naumburg ins Hauptquartier gekommen; ich habe weder in Memoirs zu dem Kriege gerathen noch sonst irgend eine Zeyle in dieser Angelegenheit geschrieben. Die großen Thaten seiner Majestät des Kaisers hat wohl nicht leicht jemand so gefolgt und bewundert als ich, der ich von jeher den Krieg und große Charaktere studirte. Schon 1798 habe ich im Journal „Denkwürdigkeiten unserer Zeit“, das ich damals schrieb, nachher aber nicht fortgesezt wurde, einen Aufsatzb drukken lassen, aus dem mehrere Stellen hier, in der Ursprache und übersetzt, beiliegen.8 Daß ich alles, was ich hier gesagt habe, Seiner Majestät dem Kaiser und meinem Könige verantworten muß, und der härtesten Strafe mich schuldig gemacht hätte, wenn ein unwahres Wort darin wäre, darf ich beim Schluße nicht unbemerkt lassen. Dabei darf ich aber hinzufügen, daß alles, was ich hier niedergelegt habe, Thatsachen sind, die hinlänglich darthun, daß ich das Unglük, welches mir widerfährt, nicht verdient habe. c Berlin den 21. Jun. v.Scharnhorst. 1810.

b c 6

7

8

Dazu am Rand ein schräger Strich. Das anschließende Datum und die Unterschrift eigenhändig. D. i. im „Sittlich-Wissenschaftlichen Verein“, dem sogenannten Tugendbund, vgl. dessen Erwähnungen im fünften Band. Zu Friedrich Wilhelm Reichsgraf von der Schulenburg-Kehnert vgl. Anhang 1 zum vierten Band. Ebda., fol. 10r–13r, befindet sich der „Auszug aus der von dem General Major von Scharnhorst herausgegebenen periodischen Schrift, unter dem Titel: „Militairische Denkwürdigkeiten unserer Zeiten“, 3ter Band, Hannover, im Verlage der Hellwingschen Buchhandlung, 1798“, ein Extrakt von Schreiberhand aus Deckens Artikel „Buonaparte“ (NMJ 9 (1798), S. 370–402).

530

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

395. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 26. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 75, fol. 14r–15v (3½ S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 399. Gesuch um Gewährung einer Domäne auf Erbzins. a

Ew. Excellenz verfehle ich nicht gehorsamst anzuzeigen, daß der Herr von Schön wegen seiner Gesundheit nun erst in den letzten Tagen dieser Woche kommen kann. Ew. Excellenz muß ich um die Erlaubniß bitten, eine mich betreffende Privat Angelegenheit vortragen zu dürfen und darin, wenn Hochdieselben sie billigen, um Ihre gnädige Unterstützung bitten. Ich habe in Hannöverschen ein kleines adeliches Gut, von dem ich nach Abzug der Zinsen auf das darauf schuldige Capital nur einige 100 Thaler habe; dies Gut war aber bisher ungeachtet seines geringen Werths ein Zufluchtsort in Alter für mich. Jetzt aber kann ich wegen der Conscription1 und anderer Umstände es nicht behalten. Ich wünsche nun dagegen irgend eine feste Besitzung in preussischen Staat zu haben, und glaube, diese durch eine Domäne auf Erbenzins, so wie andere gegeben werden, erhalten zu können. Jedoch würde ich dabei um einigeb Vorzüge Sr. Majestät bitten: 1. Daß die Annahme nach der Taxe geschehe und nicht meistbietend, so wohl in Hinsicht der Zinsen, als viel mehr des jährlichen Canons, als des Kaufgeldes. 2. Daß ich das letztere, falls ich es nicht gleich ganz bezahlen könnte, mit 5 p. C. verzinsen dürfte. Dann wünschte ich noch, daß das Ganze nicht zu klein wäre, sondern einen jährlichen Canon vonc nicht unter 2000 Thaler trüge. Diese Sache könnte kein Aufsehen machen, da ohnehin jeder dafür hält, daß der König mir wohl irgend eine Auszeichnung geben könnte, welche aberd nach meiner Beurtheilung gewiß jetzt unpassend seyn würde; überdies hätte sie auch keinen Werth für mich. Berlin2 den 26. Jun. 1810 a

b c d e 1 2

Scharnhorste

Oben auf der ersten Seite ein Vermerk von Hardenbergs Hand: „r. eod. 26/6. Ich würde seinen billign Begehr möglichst entsprechn – bäte nur sich zu gedulden, bis die neue Verauserungs Instruction gemacht seyn werde.“ Statt „eineinge“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Datum und Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Gemeint ist möglicherweise „Kontribution“. Statt im Prinz-Heinrich-Palais wohnte Scharnhorst nun an der Kreuzung von Charlottenstraße und Letzter Straße (ab 1822: Dorotheenstraße), vgl. den bei Hahlweg I, S. 627ff., edierten Brief Clausewitz’ an Gneisenau vom 24. Juni 1810.

531

Nr. 396

396. Scharnhorst an Kamptz

Berlin, 28. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 15r (¼ S.): Aktennotiz, Friedrich Graf zu Dohnas Hand.a Beförderungsgesuch des Majors von Kamptz. b

Der G. könne unter seinem jetzigen Verhältnisse ihn nicht geradezu in Vorschlag zu O.Lt. bringen, indeß habe er Ursache zu glauben, daß er ohnehin bald zu O.Lt. beförde[r]t werden wird.1 D. Berlin d. 28. Juny 10 397. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 29. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 94r (½ S.): Konzept, Friedrich Graf zu Dohnas Hand. Übersendung eines Schreibens an die Artillerieprüfungskommission.

Berlin d. 29t Juni 10a In Bezug auf Ew. Königl. Hoheit gnädiges Schreiben vom 19n d. M. habe ich unter dem heutigen Dato der Königl. Prüfungs Commission pp. ein Antwortschreiben zukommen lassen, welches ich nicht verfehle E. K. H. beiliegend in Abschrift ganz gehorsamst zu übersenden.b D. An. d. P. August K. H. 398. Scharnhorst an die Artillerieprüfungskommission

Berlin, 29. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 95r–96r (2½ S.): Konzept, Friedrich Graf zu Dohnas Hand.

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1

a

b

Am linken Rand des beantworteten Schreibens Kamptz’ an Scharnhorst (Kolberg, 17. Juni 1810). Zunächst ein Regest des Schreibens Kamptz’ von Dohnas Hand. Der interimistische Kommandant von Kolberg war inzwischen zum Offizier von der Armee ernannt worden und ersuchte nun Scharnhorst, ihn zur Beförderung vorzuschlagen. Kamptz bedankte sich nach seiner Beförderung für Scharnhorsts Verwendung für ihn (Kolberg, 8. Oktober 1810, ebda., fol. 28r). Rechts daneben ein Mundierungsvermerk Greulichs, darüber vermerkt: „Zu Juni 10 No. 202.“, ein Verweis auf das in Anm. a zum folgenden Dokument erwähnte Schreiben. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das anschließende Dokument.

532

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Randnotizen, eigenhändig: ebda., fol. 85r–86r (2½ S.).aAbschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.b Antwort auf Schreiben des Prinzen August. Anordnung von Versuchen. Einsatz eiserner Geschütze im Felde.

Berlin d. 29t Juni 10c Einer Königl. Prüfungs Commission pp.d gebe ich mir die Ehre, auf ein Schreiben Sr. K. H. des Prinß Auguste, welches ich beiliegend abschriftlichf übersende, nach erfolgter Abreise S. K. H. nachstehendes ergebenst zu erwidern: In Betref der anzustellenden Versuche mit der nunmehr angefertigten Walllaffüteg ersuche ich eine Königl. P. C. pp., vorläufig einigeh Artilleristen im Gebrauch dieser Lafütte üben zu lassen u. einige Proben damit zu machen; die Finalprobe wünsche ich mit beizuwohnen; die Versuche mit der Prolonge bei einem 12웩der könnten alsdann zur selben Zeit statt finden. Über die vorgeschlagenen Richtmaschinen eines 50웩d. Mortiers stimme ich der Meinung S. K. H. vollkommen bei u. halte dafür, daß sie aus dem in der Einlage angeführten Grunde1 nicht zu akzeptireni ist. Mit der Zersprengung eines metallnen Rohrs, um dadurch das Verhältniß der Cohäsion zwischen den eisernen u. metallnen Geschütze zu bestimmen zu können, bin ich gleichfalls vollkommen einverstanden. Gegen den Rost bei eisernen Geschützen ist mir zwar kein genügendes Verwahrungs Mittel bekannt, indeß bin ich der Meinung, daß derselbe dem Rohr nicht so nachtheilig ist, als man es gewöhnlich glaubt. Ferner halte ich es für sehr zweckmäßig, auch während des Winters Versuche, die Haltbarkeit des eisernen Geschützes betreffend, anzustellen.2

a

b

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d e f g h i 1

2

Am Rande des bearbeiteten Schreibens des Prinzen August an Scharnhorst (Berlin, 19. Juni 1810). Oestreichs Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 10A B I 14 Pak. 2, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Rechts daneben ein Mundierungsvermerk Greulichs, darüber ein Vermerk: „Zu Juni 10 No. 202.“ (Journalnummer des Schreibens in Anm. a). In der Abschrift: „Königlichen Artillerieprüfungskommission“, auch in der Folge. Folgt gestrichen: „v. Preu“; dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Anm. b. In der Abschrift: „in Abschrift“. In der Abschrift: „Wall-Affuite“ und weiter unten: „Affuite“. Folgt gestrichen: „Versuche“. Verändert aus „akkordiren“. Wie der Prinz schrieb, hatte die Maschine den Nachteil, „daß man Distancen unter 5 Grad nur durch Abbrechung der Ladung erhalten kann, welches bei Belagerungen doch mit großen Schwierigkeiten verbunden ist.“ Wie der Prinz ausführte, wurde Gußeisen bei Kälte spröder.

Nr. 399

533

Was die Probe mit doppelter Kugel oder doppelter Pulverladung betrifft, so glaube ich, daß man bei dem zu sprengenden Rohr erst doppelte Kugeln u. dann eine doppelte Pulverladung nehmen könnte; ich werde übrigens über diesen Gegenstand in Schlesien selbst Versuche anstellen lassen. Daß manj gut proportionirte eiserne Kanonen im Nothfall als Feldgeschütze gebrauchen kann, ist auch meine Meinung u. ich glaube, daß auch bei einem schnellen Feuer sich die eisernen Rohre nicht viel schneller als die metallenen erhitzt werden. Endlich bemerke ich noch, daß ich die Protokolle von den in Neisse angestellten Versuchen S. K. H. schon eingesendet u. über die Versuche, die Haltbarkeit der eisernen Achsen betreffend, mit Höchstdenenselbenk zu sprechen die Ehre gehabt habe.l D. An. eine Königl. Prüfungs Commission in Artillerie Angelegenheiten pp. 399. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 29. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 9 fol. 2r–3r (3 S.): Reinschrift, eigenhändig. Versorgung Gneisenaus.

Se. Majestät der König haben mir vorgestern mündlich aufgetragen, Ew. Excellenz zu benachrichtigen, daß Sie den Obersten von Gneisenau wegen seiner ausgezeichneten Dienste als Comandant in Colberg, dann als Mitglied der Reorganisations Commission der Armee u. s. w., obgleich er außer Dienst getreten, dennoch auf eine seinen Verhältnissen angemessene Art begünstigen wollen, so daß er, bis er in der Folge wieder angestellt werden könnte, seinen Unterhalt fände. Diese Anstellunga würde aber in den ersten Jahren nicht geschehen können. Der Oberst von Gneisenau bat früher um die Erbpacht einer Domäne von ungefähr 1500 Talern jährlichen Ertrags. Diese wurde ihm vermöge einer Cabinetsordre an den Minister von Altenstein bewilligt, ohne daß jedoch dabei von einer andern Begünstigung die Rede war, als daß ihm das Kauf Geld gestundet werden sollte. Ew. Exzellenz können vielleicht nun auf einem oder anderen Wege dem Gneisenau helfen,

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a

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „u. über die Haltbarkeit der eisernen Achsen Höchstdenenselben bereits mündlich“. In der Abschrift folgt (anstelle der Initiale des Konzipienten) die Unterschrift: „Scharnhorst“. Das Wort nachträglich hinzugefügt.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

damit er für den Dienst, da er einer unserer ausgezeichnetsten, geschicktestenb und braven Officiere ist, erhalten werde. Berlin 29. Juni. 1810

Scharnhorstc

400. Scharnhorst an Pentz

Berlin, 29. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 30 fol. 20r–21v (4 S.): Konzept, eigenhändig. Verweigerung der Bezahlung einer „doppelten“ Landkarte.

An den Inspector und Lehrer des Joachimsthalsh. Gymnasii Herrn Pentz Wohlgebohrn allhiera

Berlin d. 29. Juny 1810

Ew. Hochwohlgeb. glauben, daß ich Ihnen die Absicht beimessen wollte, mir Ihre Karte1 widerrechtlich aufzudrängen, dies ist aber nicht der Fall und ich erkläre, daß dies ganz und gar nicht meine Meinung sey. Dagegen werden Sie es mir zuglauben, daß ich nach meiner gegeben[en] Versicherung Ihre Karte erhalten und bezahlt habe und daß ich sie doppelt habe. Davon kann ich Sie überzeugenb. Sie haben also durch mich, sey es auf welchen Wege es wolle, die Karte verkauft. Sollten Sie mir hier antworten: „ja das ist wahr, ich will aber dieselbe an Sie noch ein mal verkaufen, weil sie darauf subscribirt und Sie keine Quitung haben, daß das subscribirte Exemplar an Sie abgeliefert ist.“ So antworte ich hierauf: „daß dies freilich nicht der Fall sey und daß ich keine solche Quitung besitze, nicht beweisen kann, daß meine Exemplare grade dies[e] Exemplare seyenc, daß Sie aber, wenn Sie scrupuleus und buchstäblich in dem Rechte seyn wollen, Sie mir die Karte, nachdem sie herauskam, sogleich hätten zuschicken müßen und nicht erst nach dem sie 3 Jahre heraus war, denn denen Subscribenten gehörn die ersten Exemplare, denn wär mir daran gelegen gewesen, so wartete ich ja nicht 3 Jahr auf ihre Zushickung,

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b c 1

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Adresse und Datum von Schreiberhand, ebenso ein Bearbeitungsvermerk vom 30. Juni unterhalb des Datums mit der Journalnummer „No. 237.“ Verändert aus „Davon können Sie sich überzeugen.“ Verändert aus „daß dies grade dies Exemplar sey“. Gemeint ist die von Pentz und dem waldeckischen Leutnant Ludwig Bennefeld (1776– 1824) aufgenommene Karte von Hannover und Umgebung im Maßstab 1 : 10.000, die 1807 im Verlag der Hahnschen Buchhandlung erschienen war.

535

Nr. 401

sondern kaufte sied mir, nachdem ich sie nicht zur rechten Zeit erhielt,e nachdem sie nicht die Bedingu[n]g der Subscription [....]f eines [er]sten Exe[m]plar so früh als [....] möglich [....] zuzuschicken erfüllt hatten. Haben Sie sie mir zur rechten Zeit zugeschikt, so habe ich sie bezahlt, ist dies nicht geschehen, so haben Sie die Bedingung[en] der Subscription nicht erfüllt und mich, da ich nun ein Exemplar habe shlechter u. theurerg kaufen müßen, keinen Gefallen gethan. Daß Sie sagen, Sie hätten keine Exemplare nach Königsberg in 3 Jahr schicken können, verdient keine Antwort; Subscriptionskarten gehn durchh ganz Europa. Sie verlangen von mir, ich solle dies Geld für dies Subscr. Ex. an die Armen Direction geben, ich bin aber nicht gewohnt, daß andre über Geld[e]r, die ich nicht schuldig bin, disponiren; warum wählen Sie diesen Ausweg; wenn Sie etwas an die Armen geben wollen, so braucht dies ja nicht auf diesen Wege zu geschehen.2 i Berlin d. 29. Juny 10 S. 401. Scharnhorst an Schütz

Berlin, 30. Juni 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 164 fol. 11r: Regest, Schreiberhand.a

Resol. Der H. Major v.Schütz1 habe sich dieserhalb an d.H. General Graf Lottum zu wenden. Berlin d. 30. Juny 1810

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f g h

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1

Statt „Sie“. Das folgende Satzende verändert aus „denn dies ist nun wirklich geschehen, Sie [statt „sie“] haben also den Absatz erhalten, ich kann dies Ihnen durch die Karte beweisen. Sie haben aber daran nicht genug, Sie begehen die Unbilligkeit und verlangen von mir, ich soll eine Karte, die ich an wohlfeilsten und besten von Ihnen hätte“. Hier und in der Folge Textverlust durch Abriß. Verändert aus „nun habe shlechter“. In der Vorlage versehentlich: „gehen durch gehen durch“. Das folgende Wort verändert aus: „ein[en] großen Theil von Europa.“ Das Folgende von Schreiberhand. Pentz insistierte in seiner Antwort (Berlin, 30. Juni 1810, a. a. O., fol. 22r–v) darauf, daß Scharnhorst die Karte annahm und bezahlte, schließlich habe er ihre Fertigstellung im Oktober und November 1807 in den Berliner und Hamburger Zeitungen bekanntgemacht. Vielleicht könne Scharnhorst sie beim Verleger gegen andere Sachen umtauschen. Auf der ersten Seite des beantworteten Schreibens an Scharnhorst (Johannisburg, 14. Juni 1810), fol. 11r–v. Der pensionierte Johann Friedrich von Schütz vom ehemaligen Füsilierbataillon Danielewicz fragte, an welche Behörde er sich wegen der Erstattung von Kosten für von den Kompaniechefs bezahlte Montierungsstücke zu wenden habe.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

402. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 2. Juli 1810

GStA PK, I. HA Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 5282 (2 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Studienreisen Schnakenbergs zu den preußischen Gewehrfabriken. Kostenbegleichung.

Des Königs Majestät haben im Aprill v. J. beschlossen, von einem jungen Mann namens Schnackenberg, welcher sich der Bergwissenschaft gewidmet und früher mit dem nunmehr verstorbenen Staatsrath Karsten eine wissenschaftliche Reise nach Oestereich, Böhmen, Bayern, Schlesien und einem Theile von Deutschland gemacht hat und mit brauchbaren Vorkenntnißen versehen ist, künftig bei der Gewehr-Fabrikation in den diesseitigen Landen Gebrauch zu machen, und ihn zu dem Ende nach Petersburg zu senden, um sich eine vollständige und detailirte Kenntniß von der russischen GewehrFabrikation zu verschaffen, welche gegenwärtig durch geschickte Engländer und Franzosen zu einem sehr hohen Grade von Vollkommenheit gediehen ist und große Sachen leistet, wovon ich mich bei meiner Anwesenheit in Petersburg durch den Augenschein selbst überzeugt habe.1 Zur gehörigen Vorbereitung auf die Reise nach Petersburg hat der Schnackenberg sich zunächst, ohne Aufsehen zu erregen, unter Anleitung des Staatsraths Karsten eine genaue Kenntniß von den Schicklerschen Gewehr-Fabricken in Potsdam und Spandau verschaffen müßen, sodann aber ist er nach Schlesien geschickt worden, um die Gewehr-Fabrikation zu Malapane und Neisse gründlich kennen zu lernen. Zur Bestreitung der Reise von Berlin nach Schlesien und zur Zehrung für den Schnackenberg während des Aufenthalts in gedachter Provinz, wozu ihm incl. des Quartiers täglich 1 rtlr. 8 gl. Diäten ausgesetzt sind, hat das Königl. Finanz-Ministerium auf meinen Antrag unter 9ten September a. pr. eine vorläufige Summe von 200 rh. angewiesen und an den Staatsrath Karsten zahlen lassen. Nach der mir seit des letztern Tode durch den Bergrath Karsten2 zu Gleiwitz zugekommenen Nachricht sind von obiger Summe die Reisekosten des p. Schnackenberg von hier nach Schlesien und die vorbemerkten Zehrungskosten bis ultimo April c. bestritten worden. Es steht ihm daher noch die rückständige Verpflegung pro May und Juny c. und, da der p. Schnackenberg sich noch einige Monate in Schlesien verweilen soll, um die ihm noch abgehenden Kenntniß des Eisens und seiner Behandlung im Feuer zu erlangen, so beehre ich mich, Euer Excellenz ergebenst zu ersuchen, inclusive des 2monatlichen Diäten-Rückstandes anderweit die Zehrungskosten auf 6 Monath für den jungen Schnakkenberg, überhaupt mit 240 rthlr. dergestalt geneigst anzuweisen, daß sie an den Bergrath Karsten in Gleiwitz gezahlt werden, der hiernächst die Verwendung nachweisen wird. 1 2

Vgl. Nr. 223 und 224 im fünften Band. Karl Johann Bernhard Karsten wurde im fünften Band vorgestellt. Sein Verwandter Dietrich Ludwig Gustav war am 20. Mai gestorben.

Nr. 403

537

Von der geschehenen Anweisung erbitte ich mir hiernächst einige gefällige Benachrichtigung. Berlin den 2ten July 1810. An des Königlichen Staats-Kanzlers pp. Herrn Freyherrn von Hardenberg Excellenz hier.

v.Scharnhorst.a

403. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 3. Juli 1810

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O.F Nr. 8 fol. 1r–2v (4 S.): Eigenhändig. Druck: Pertz, Gneisenau I, S. 612f. (unvollständig). Übersendung eines Tableaus der Armee. Die Napoleon gegenüber zu beobachtende Politik.

Ew. Excellenz lege ich hier den Entwurf eines Tableaus unser Truppen vor, welche freilich noch etwas stärker als angegeben sinda, indem die Entlassenen bei der Garnison von Berlin und Graudenz [nicht] mit aufgeführt, ohngeachtet sie nochb bei der Fahne sind. Uebrigens ist dies Tableau ganz nach der Vorshrift des Königs Majestät entworfen, jedoch mit Berücksichtigung eines Rechnungsfehlers. Der König hatte nemlich die Anzahl der Compagnien und die Anzahl der Beurlaubten pr. Comp., welche in dem Tableau als congediés angegeben sindc, benannt und sie zu ungefehr 15.000 angegeben, da doch nach der Berechnung seiner Angabe nur 12.860 heraus kommen. Man hat daher in den Tableau die congediés auch nur zu 12.860 angenommen, weil ein jeder den Rechnungsfehler bald würde aufgefunden haben.1 d Diese Eingabe mag immer gut seyn, ich bemerke aber dabei, daß der fr.e Gesandte dennoch von unsern Zustande wird unterrichtet seyn; denn unsere französishen Preussen werden ihm schon beßere Listen in die Hände schieben. a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Das Konzept zum Antwortschreiben der Immediat-Finanzkommission (Berlin, 15. Juli 1810) ist im selben Faszikel archiviert.

a

Verändert aus „welcher freilich noch um etwas höher als angegeben ist“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „so wie die Anzahl der Comp.“ Ab hier ediert bei Pertz. Nachträglich hinzugefügt. Vgl. dazu die bei Nippold, Boyen II, S. 345ff., gedruckte, vom König entworfene Übersicht der preußischen Streitkräfte vom 24. Juni 1810 zur Widerlegung französischer Beschwerden.

b c d e 1

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Mir scheint es, und dies war die allgemeine Meinung der klügern Männer, die ich über unsere Angelegenheiten urtheilen hörte, daß wir äußerlich alle Klagen Napoleons zu beseitigen suchen müßen, daß wir öffentlich als gänzlich abhängig und untergeordnet uns zeigen müßen, damit wir ihn auf keine Art beleidigen dürfenf, daß wir aber in Innern zeigen müßen, daß wir uns auf eineg Verzweifelungs-Anstrengung gefaßt machen und daß wir durchaus nicht fürchten dürfen, daß er dies erfahre. Nur durch diese Anordnung werden wir einen Werth in seinen Augen haben, es sey, daß wir gezwungenh für oder gegen ihn auftreten. Hier mit will ich gar nicht sagen, daß wir gegen ihn auftreten solln oder daß wir uns nicht näher mit ihm verbinden solln; es sheint im Gegentheil, daß bei einer gewißen innern Stärke eine nähere Verbindung nicht sehr gefährlich ist und zu großen Vortheilen führen könne. Berlin den 3. Jul. 1810

Scharnhorst.i

404. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements

Berlin, 5. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 46r (1 S.).: Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 45r (¼ S.).a Druck: Hahlweg I, S. 132f.b Beanstandete Ladestöcke. Gewehrversuche in Kolberg.

An die 3te Division des Allg. Kr. Deprt.c Einer hochl. dritten Division des Königlichen Allgemeinen Kr. D. danke ich ergebenst für die gefällige Mittheilung der zu Kollberg gemachtend, hierbei zurückgehenden Versuche.1 Was die Veranlassung dazu betrift, so glaube ich allerdings, daß der beste Ausweg, um die zu kurzen Ladestöcke zu gebrauchen, der seyn wird, f g h i

a

b c

d 1

Nachträglich hinzugefügt. Statt „einer“. Das Wort nachträglich hinzugefügt, davor noch gestrichen: „dazu“. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Vorkonzept auf der ersten Seite des beantworteten Schreibens (vgl. Anm 1), der letzte Satz mit Rotstift geschrieben. Dort auf den 15. Juli datiert. Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „ad 11a July 1810“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Mit dem von Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben (Berlin, 30. Juni 1810, ebda., fol. 45r–v) hatte die 3. Division Protokolle zu Versuchen mit Gewehren und Ladestöcken übersandt.

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Nr. 405

wenn man die längern Gewehre abnimte, so daß alle gleichlang werden, welches überhaupt gut seyn wird und wobei man an Schußweite gewiß nicht beträchtlichf verliehren wird.2 Was die Versuche selbstg betrift, so glaube ich, daß 3 Shuß nicht hinreichend sichere Mittelsummen geben; auch wäre es gut gewesen, wenn die einzelnen Shüsse in den Listen aufgeführt worden wärn, statt der Mittelsummen. Ich ersuche die höchl. Division gefälligst, diese einzelnen Schußweitenh noch einzufordern, sowie auch die Anzahl derjenigen Schüsse, deren ersten Aufschlag man nicht bemerkt hat. Die Versuche nebst der Instruktion erbitte ich mir gelegentlich zurük. N.d.G.v.S. Cl. Berl. d. 5. Juli 1810i 405. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 7. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 9 fol. 4r–5r (3 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 401. Öffentliches Ansehen Hardenbergs. a

Dankbarkeit und Verehrung veranlassenb mich, Ew. Excellenz eine Sache vorzutragen, deren Kenntniß Ihnen vielleicht nützlich sein kann. Die Meinung, daß Ew. Excellenz Männern Ihr Zutrauen geschenkt hätten, oder von Männern umgeben wärn, welche dasselbe nicht verdienten, wird täglich allgemeiner. Ich höre diese Meinung in Charlottenburg so wie in Berlin. Man sagt dabei, bei einem so gutmütigen, edlen Charakter wie der von Ew. Excellenz sei diese Stellung gefährlich; die beßern Menschen hätten zu gute Mei-

e

f g h i 2

a b

Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt anstelle der Streichung „damit sie samt wodurch sie sämtlich“. Verändert aus „gut seyn und die Schußweite gewiß nicht beträchtlich verkürzen wird“. Nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt anstelle von „noch einzu“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Die Kolberger Gewehrreparaturanstalt hatte bei der Gewehrfabrik in Potsdam 1300 Ladestöcke für schwedische Gewehre bestellt, die sich beim Empfang als 1¼ Zoll zu kurz erwiesen. Die Gebrüder Schickler verweigerten eine Rücknahme, da sie sie genau nach dem von Major Heinrich von Bülow, dem Kommandeur des Leibgrenadierbataillons, übersandten Musterladestock gefertigt hätten. Eine anschließende Untersuchung ergab, daß die schwedischen Gewehre des Bataillons ganz unterschiedliche Längen hatten. Um die Ladestöcke verwenden zu können, schlug man nun vor, die Gewehre passend zu verkürzen; Versuche hätten ergeben, daß die Schußleistungen dadurch nicht entscheidend vermindert würden. Oben auf der ersten Seite von Hardenbergs Hand: „Mündlich beantwortet.“ Statt „veranlassung“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

nungen von den Menschen und entdeckten ihren Irthum hierin immer später als andere. Verschiedenheit der Meinungen, Parteisucht und Neid mag an diesem Gerede großen Antheil haben oder mag auch die einzige Ursach desselben seyn, immer wird aber dennoch dasselbec Ew. Excellenz besondere Aufmerksamkeit verdienen, da es auch auf die Meinung des Publikums von den getroffenen Maßregeln einigen Einfluß haben kann. Es würde mich unendlich schmerzen, wenn Ew. Excellenz aus dieser Anzeige schlößen, daß ich glauben könnte, daß bei dem herrschenden Egoismus sich die Meinungen vereinigen ließen, sich irgend etwas Gutes thun ließe, welches ganzd anerkannt würde! Hier auf muß man renonciren; doch höre ich überall, in allen Klassen von Menschen,e daß Ew. Excellenz die allgemeine Liebe, Achtung und Zutrauen genießen, und daß man jetzt mit weit mehr Zutrauen der Zukunft entgegen siehet, als es vor Ihren Eintritt der Fall war. Wenn Ew. Excellenz in diesen Tagen einige Minuten übrig haben, so bitte ich um die Erlaubniß, Sie in denselben aufwarten zu dürfen. Berlin den 7. Jul. 1810

v.Scharnhorstf

406. Immediatbericht

Berlin, 8. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 107r–108v (4 S.): Konzept, eigenhändig. Versuche zum Guß von Eisen- und Bronzegeschützen.

Berlin d. 8. July 1810a An Seine Majestät den König Nahmens des H[e]rrn General Major von Scharnhorst. Ew. Majestät halte ich mich verpflichtet, einen Bericht ueber den Fortgang der Versuche, aus schlesischen Eisen brauchbare Geschütze zu gießen unterthänigst abzustatten.b Fast alle Versuche, welche vor dem Kriege gemacht c d e f

a

b

Verändert aus „immer wird dennoch die Sache“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Darunter ein Mundierungsvermerk vom 8. Juli. Datum und Adresse von Schreiberhand. Verändert aus „Ueber den Fortgang der Versuche, aus Eisen brauchbare Geschütze zu gießen, halte ich mir verpflichtet, Ew. Majestät einen aller unterthänigsten Bericht abzustatten.“

Nr. 406

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wurden, aus schlesischen und den Cüstriner Morast-Eisen1 brauchbare Geschütze zu gießenc, waren ohne Erfolg; die Stücke zersprangen größtentheilsd bei der Probe. Der Mangel an Geschützen, vorzüglich an Mortieren, machte bei der Wiederbesetzung von Neisse gleichwohle einen neuen Versuch nothwendig. Das Bergwerks Departement versprach beßeres Geschützf jetzt zu gießen und hielt sein Versprechen, nur ein kleiner Theilg des jetzt neugegoßenen zersprang bei der Probe. Der Major Braun hatte unter diesen Umständen zur Ersparung von Pulver bei der Probe eine geringere Pulver Ladung eingeführt als sonst gebräuchlichh, dagegen aber 2 Kugeln auf dieselbe gesetzt. Diese Ersparung konnte indessen um so weniger gebilligt werden, da die Artillerie durchaus kein Zutrauen zu den eisernen Geschütze hatte. Es wurde daher beschloßen, das eiserne Geschütz einer starken Probe in Gegenwart mehreri Artillerie Officiere zu unterwerfen, und zwar in Gegenwartj Sr. Königl. Hoheit des Prinzen August, der diesen Gegenstand mit dem größten Eifer zu untersuchen bemühet war. Die Probe geschahk mit einem eisernen leichten Kanon, an Gewicht den Feldkanonen gleich, damit man hierdurch auch zugleich erfahren möchte, ob man sich Geschütze von schlesischen Eisenl auch zum Feldgeschütz bei gleichen Gewicht mit den metallnen bedienen konnte. Ein eiserner 6웩der, 8 Centner schwer, wurde mit 2 웩 Pulver, als die gewöhnlichste stärkste Ladung, deren man sich jetzt in Festungen bedient, abgefeurt, dann geschahen 20 Cartätschuß mit 2½ 웩m schwere Ladu[n]g so schnell als man laden konnte, endlich fing man an, die Ladung zu verstärken bis die Kanone zersprengt wurde; sie hielt hierbei 4 웩 Ladung aus, ohne beschädigt zu werden, erst bei 5 웩 zersprang sien in mehre Stüke. Eino metallne[r], eben so schwerer 6웩der zersprang erst bei 11 웩, war inzwischenp bei 10 웩 schon unbrauchbar. Da die eisernen Canonen für die Festungen gewöhnlich weit schwerer als die hier probirte, und zwar zu 14 Centner schwer gegoßen werden, so folgt aus diesen Versuch, daß diese eine überflüc

d e f g h i j k l m n o p 1

Verändert aus „den Morast-Eisen, welches bei Zehdenik und Cüstrin gegoßen wurden“. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „eine geringere Ladung eingeführt“. Verändert aus „vieler“. Verändert zu „bei Anwesenheit“ und zurück. Verändert aus „Augusts, der befahl, daß diese Probe [...] gemacht wurde“. Verändert aus „man sich unser eiserne Geschütz wie bei der schwedischen Armee“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Statt „Eine“. Verändert aus „aber“. D. i. aus Raseneisenerz gewonnenes Eisen.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

ßige Stärke haben werden, da schon die 8 Centner schweren die Probe einer doppelten Ladung bestanden. Eine doppelte Ladung hält man immer für die stärkste Probe, und diese findet auch nur bei der Annahme der Infanterie Läufe stattq. Die Methode, metallne Geschütze im Sande oder Kapseln zu gießen, welche man in Rußland bei Ew. Majestät Anwesenheit in Petersburg einführte und welcher bei unsern eisernen Geschützens mit glüklichen Erfolg in Ausübung gebracht ist, wie Ew. Majestät hier bei Berlin in der Schmelzmühle zu sehen geruhetent, will durchaus bei dem metallnen nicht von statten gehenu. Der Guß fällt zwar äußerlichv sehr gut aus, allein bei dem Schießen löset sich das Zinn auf und ist also nicht gut mit den Kupfer verbunden. Wir haben gesehen, daß aus einem Offen zugleich gegoßene Geschützew in den Formen von Lehm und von Sande eine ganz ungleiche Metallverbindung bei dem Gebrauch zeigtenx und alle angewandte Mühe u. Versuche des verstorbenen G. St. Raths Karsten, die leichtere u. wohlfeilere Art in Kapseln zu formen bei den metallnen Geschütz anwendbar zu machen, sind bisher noch ohne Erfolg gewesen.y Indessen hat man aus allen unbrauchbaren 24 웩drn in Gleiwitz von unsern ehemaligen Stückgießer metallne Feldkanonen u. vorzüglich Haubitzen in den gewöhnliche[n] Lehmformen gegoßen, die in allen Proben sehr gut bestanden.z Berl. d. 8. Juli 1810.aa (gez.) v.Scharnhorst.2

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Verändert aus „bestanden, welche auch nur bei der Annahme der Infanterie Läufe statt finden.“ Verändert aus „Der Versuch, auch metallne Geschütze im Sande oder Kapseln zu gießen, welches man in Rußland eben einführte und welcher“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „bei Berlin gesehen haben“. Verändert aus „nicht glücken.“ Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „aus einem Offen gegoßene, bei einem und demselben Guß die Geschütze“. Das stark redigierte anschließende Satzende in einer anderen Schriftführung. Das Folgende in der Vorlage um 90 Grad gedreht am Rande der letzten Seite. Das Folgende von Schreiberhand. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. In seiner antwortenden Kabinettsorder (Charlottenburg, 14. Juli 1810, ebda., fol. 123r) lobte der König auch Scharnhorsts Maßnahmen zur Ausbildung der Stabsoffiziere und dankte für einen von diesen ausgearbeiteten Plan der Schlacht von Preußisch Eylau mit dazugehöriger Relation.

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Nr. 407

407. Scharnhorst an die Artillerieprüfungskommission Berlin, 8. Juli 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 104r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Aktennotiz, eigenhändig: ebda.b Druck: Hahlweg I, S. 160. Dank für Zusendung des Versuchsprotokolls zu eisernen Achsen.

Der hochlöblichen Artill. Prüf. Kommiss. dankec [ich] ergebenst für die gefällige abschriftl.d Mittheilung des Protokolls über die zu der Erprobung unserer eisernen Achsen nöthigen Verrichtung[e]n.1 Ich bin mit dem genommenen Beschluß vollkommen einverstanden u. will nur bemerken, daß es gut seyn wird, die Achsen auch nach französ. Maaß u. Gewicht zu machen. N.d.G.v.S. Cl. B. d. 8. Juli 1810e 408. Scharnhorst an Rauch

Berlin, 9. Juli 1810

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Anschaffung von Büchern für die Bibliothek der Allgemeinen Kriegsschule.

Berlin, 9. Juli 1810. Die in dem hier zur beliebigen Durchsicht angeschlossenen Katalogus aufgeführten Bücher, Manuskripte und Karten finde ich zum Gebrauche der Kriegesschule allhier sehr zweckmäßig und nützlich und würde deren Ankauf unter den verlangten Bedingungen sehr gerne sehen. Es kommt indessen hier noch darauf an, ob wir die zur Bezahlung dieser Bibliothek jährlich abzutragen geforderten 500 Rtlr. von dem bewilligten jährlichen Etatsbetrag der Schulanstalt werden erübrigen können. a

b

c d e 1

a

Auf einem von Pontanus, Schultze, Streit, Perlitz und Kräwel unterschriebenen Schreiben der Kommission an Scharnhorst (Berlin, 5. Juli 1810; Auszug: Hahlweg I, S. 160). Sie lautet: „Vollkommen einverstanden, nur müß[e]n die Achsen auch nach franz. Maaß u. Größe gemacht werd[en]. S.“ Folgt gestrichen: „ich Ew.“ Nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. die Abschrift des Protokolls (Berlin, 4. Juli 1810), ebda., fol. 105r–106v. Unterschrieben hatten es Pontanus, Schultze, Streit, Perlitz und Ludwig von der Kommission sowie Martins und Billerbeck vom Oberbergamt. Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 13A Gen.Insp. d. Mil.Erziehungs- u. Bildungswesens Tit. IIa No. 1 vol. I, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Euer Hochwohlgeboren ersuche ich demnach hiermit ergebenst, diese Sache gefälligst in Überlegung zu nehmen und mir ihre desfallsige Meinung mitzuteilen. Den Katalogus erbitte ich demnächst zurück. Scharnhorst. 409. Immediatbericht

Berlin, 10. Juli 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Revidierter Etat für die Allgemeine Kriegsschule. Etats für die Kriegsschulen in Breslau und Königsberg. Personalien.

Berlin, 10. Juli 1810. Euer Königl. Majestät haben die im Gefolge meines alleruntertänigsten Berichts vom 5ten v.M. überreichten Etats für die Kriegesschulen zu genehmigen und vollziehen geruhet. Da jedoch diese Etats, welche sich eigentlich mehr auf die generelle Verfassung und Einrichtung als auf das Detail erstreckten, durch die erst späterhin erfolgte wirkliche Besetzung der Lehrstellen, dadurch eine Abänderung erleiden mußten, daß die Gehaltsentschädigungszuschüße und die Pensionen der alten, nicht wieder angestellten Lehrer erst nach Anstellung der Personen definitiv reguliert werden konnten, so erdreiste ich mich, E.K.M. diese rektifizierten und vom 1. August c. bis zum 1sten Juni 1811 als dem Anfange des künftigen Etatsjahres, mithin auf zehn Monate festgestellten Spezialetats zur allerhöchsten Vollziehung zu überreichen. E.K.M. bitte ich zugleich untertänigst, diese vollzogenen Etats sodann dem p. Kriegesdepartement zufertigen zu lassen und demselben dabei aufzutragen, solche dem Etat der Generalmilitärkasse pro 1810/11 einzuverleiben und die sich danach als notwendig ergebenden Anordnungen zu treffen, indem sowohl verschiedene, jetzt als Lehrer auf den Etat gebrachte Personen, die ihnen zeither von E.K.M. extraordinair bewilligten Entschädigungszuschüße fernerhin nicht mehr erhalten werden, sondern auch die der ostpreußischen Artilleriebrigade bisher noch extraordinair bewilligte[n] Unterrichtsgelder bis auf diejenigen 3 Rtlr. per Kompanie monatlich herabzusetzen sein werden, welche E.K.M. der gesamten Artillerie als einen Unterrichtsfonds für die Unteroffiziere, Bombardiere und Gemeine bewilligt haben. a

Die Vorlage („Konzept von Rauch mit Verbesserungen Scharnhorsts“) im Heeresarchiv, Rep. 13A Gen.Insp. d. Mil.Erziehungs- u. Bildungswesens Tit. IIa No. 1 vol. I, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Ebda. auch die maschinenschriftliche Abschrift einer Abschrift des Konzepts aus dem Heeresarchiv, Rep. 4 A1 X 1.1.3.

Nr. 409

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Die beiden Spezialetats für die Kriegesschulen in Königsberg und Breslau sind ebenfalls bis zum Anfange des neuen Etatsjahres mit dem 1sten Juni 1811 auf zehn Monate berechnet und werden nunmehr keiner weiteren Veränderung unterworfen, obschon die Namen in selbigen noch nicht aufgeführt sind, weil die in Königsberg noch befindlichen 3 Lehrer des vorigen Lehrinstituts wieder angestellt werden und sonst an niemand eine Entschädigung weiter gezahlt wird. Es würde nunmehr noch darauf ankommen, daß E.K.M. die zu der militärischen Direktion der hiesigen Kriegesschule anzustellenden Personen zu bestimmen geruhen mögen, zu welchem Ende mir der Oberst v. Boguslawsky den originaliter beiliegenden Vorschlag eingereicht hat. Auf dem Grund desselben erdreiste ich mich, E. Königl. Majestät untertänigst zu bitten, 1. den zum Grenzbrigadier ernannten Hauptmann v. Rudolphi von dieser Bestimmung zu entbinden und denselben mit einem Gehalte von 900 Rtlr. als erstes Mitglied der Militärdirektion der Kriegesschule anzustellen.1 Ich habe mich nämlich überzeugt, daß der Oberst v. Boguslawsky zur zweckmäßigen Führung der ihm anvertrauten Direktion die tätige Hilfe eines verständigen, gewandten und entschlossenen Mannes unumgänglich notwendig bedarf, welche Eigenschaften der Hauptmann v. Rudolphi neben seiner Kenntnis aller hiesigen Verhältnisse besitzt. Zur Wiederbesetzung der dadurch vakant gewordenen Grenzbrigadierstelle in Oels bringe Euer Königl. M. ich den Stabskapitän v. Hake vom Generalstabe untertänigst in Vorschlag und bitte E.K.M. zugleich hiebei, denselben zum wirklichen Kapitain zu ernennen, indem ich ihm das Zeugnis eines guten und zuverlässigen Offiziers erteilen muß, der alle zu einem solchen Posten erforderliche[n] Eigenschaften besitzt, sich dagegen aber seiner Kenntnisse und übrigen Fähigkeiten wegen nicht zur Bekleidung eines höheren Postens im Generalstabe eignet, zu welchem derselbe nach gerade durch seine Dienstzeit hinaufrückt. Sein bisheriges Gehalt von 600 Rtlr. würde das dem Kapitain v. Rudolphi zu erteilende dergestalt decken, daß nur ein Zuschuß von 300 Rtlr. jährlich erforderlich sein würde. 2. Als 2tes Mitglied der Militärdirektion bitte Euer Königl. M. ich, den beim 1sten westpreußischen Inf. Regiment agregierten Hauptmann v. Herr1

Das geschah am 18. Juli. Nikolaus Ludwig von Rudolphi (1772–1837) hatte im Dragonerregiment Ansbach-Bayreuth (No. 5) im ersten Koalitionskrieg gedient, danach im Füsilierbataillon Wakenitz (No. 3). Seit 1805 Gouverneur an der Académie militaire, geriet er 1806 in französische Gefangenschaft; im Juli 1809 wurde als Kapitän dem Berliner Gouvernement zugeteilt. Auf Scharnhorsts Empfehlung wurde er 1811 zum Major und Vorsitzenden der Militärexaminationskommission ernannt. 1812 und im Frühjahr 1813 kommandierte Rudolphi ein Bataillon des 2. Westpreußischen Infanterieregiments; er wurde in Rußland mit dem Pour le Mérite dekoriert, danach kam er zum Stabe Yorcks. Mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet erhielt er 1835 seinen Abschied als Generalleutnant.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

mann2 anstellen zu dürfen, welcher sich vorjetzt mit dem vollen Gehalte eines Stabskapitains von 360 Rtlr. zu begnügen haben würde, welches E.K.M. demselben gnädigst zu bewilligen geruhen wollen. 3. Zum Adjutanten der Kriegesschule bringt der Oberst v. Boguslawsky den Premierleutnant v. Schätzel3 vom 3ten ostpreußischen Infant. Regiment in Vorschlag, welcher zu dem Ende hieher zu kommandieren sein würde, wenn Euer K.M. solches zu genehmigen geruhen sollten. Bei dieser Gelegenheit erdreiste ich mich, nun noch E.K.M. das öfter wiederholte Gesuch des Obersten v. Boguslawsky um Allergnädigste Bewilligung des Kommandeursgehalt[s] von 2500 Rtlr. jährlich vorzutragen, worauf derselbe wohl einigen gegründeten Anspruch zu machen hat, da er einer der ältesten Obersten der Armee ist und früherhin die sehr ansehnlichen Festungsrevenüen als Kommandant von Neisse bezogen hat. Wenn nun sein Nachfolger, der Oberst v. Raumer, diese Emolumente ferner nicht beziehen wird, sondern selbige für E.K.M. Rechnung verwaltet werden sollen, so werden die dafür einkommenden Gelder den Gehaltszuschuß, welchen E.K.M. jetzt dem Obersten v. Boguslawsky zu bewilligen geruhen mögten, vollkommen decken, da selbige sich auf mehr als das Doppelte, nämlich 12 bis 1500 Rtlr. jährlich belaufen dürften, in welcher Hinsicht E.K.M. ich die Gewährung dieses Gesuches alleruntertänigst anheimstelle. Indem nun solchergestalt die für die Kriegesschulen noch erforderlich gewesenen Hauptbestimmungen erfolgt sein werden, so wollen E.K.M. es allergnädigst zu genehmigen geruhen, daß ich die nach meiner bevorstehenden Abreise noch nötigen Anordnungen dem Oberstleutn. v. Rauch übertragen darf, welcher bbisher in dieser Angelegenheit gearbeitet, von dem Ganzen gehörig unterrichtet und mit meinen Ideen bekannt, während meiner Abwesenheit in Hinsicht dieses Gegenstandes meine Stelle am besten zu vertreten imstande sein und E.K.M. etwanige, sich hierauf beziehende Allerhöchste Befehle zu empfangen haben wird.4 S. b

2

3 4

v. Rauch.

Die folgenden fünf Wörter von Scharnhorst hinzugefügt (in der Vorlage durch rote Typen angezeigt). Der 1798 geadelte Johann Heinrich von Herrmann (1766–1849) hatte den Feldzug von 1806 im Regiment Graevenitz (No. 57) mitgemacht und stand seit 1809 auf halbem Gehalt. 1813 wurde er bei Luckau mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, mußte aber wegen seiner Gicht aus dem Felddienst ausscheiden und kehrte 1814 zur Allgemeinen Kriegsschule zurück. Er wurde 1833 mit dem Charakter als Generalmajor verabschiedet. Leopold von Schätzel wurde 1827 als Oberst verabschiedet. Im Juli redigierte Scharnhorst auch die bei Friedlaender, S. 287f., edierten „Fragen zur schriftlichen Beantwortung für diejenigen Offiziere, welche in die Kriegesschule zu Berlin aufgenommen zu werden wünschen.“ Diese und ein dazugehöriges Zirkular (Berlin, 12. August 1810) wurden gedruckt und an die Regiments- und Bataillonskommandeure versandt.

Nr. 410

410. Scharnhorst an Neander

547 Berlin, 10. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 102r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Zusendung eines Entwurfs zur Begutachtung.

An den Gen.Majora von Neanderb Euer Hochwohlgebohren beehre ich mich die Einlage ergebenst zu übermachen mit der Bitte, mir gefälligst Ihre Meinung über diesen Entwurf zu einer Königlichen Verfügung1 mitzutheilen, und demgemäß dasjenige darin abändern zu wollen, was Sie den Umständen nicht angemessen glauben; ich werde hierauf S. M. dem Könige diesen Entwurf vorlegen. N.d.G.v.S. Cl. Berlin d. 10n Juli 1810c 411. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Berlin, 12. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 110r–v (1¼ S.): Konzept, unbekannte Hand. Anordnung zum versuchsweisen Bau einer von Klauenflügel konstruierten Festungslafette.

An den königl. Artellerie Major Herrn Braun Hochwohlgeboren in H.d.S. Neissea

Berlin d. 12. July 1810

Der Oberfeuerwerker Klaunflügel1 von der 9t Fußkompagnie in Glatz hat ein Model zu einer Gribeauvalschen Wall Laffeteb eingeschickt. Da nun manches an dieser Laffete ist, was den denkenden Kopf verräth, so wünsche ich, daß eine dergleichen Laffete (nach seiner Ana b

c 1

a

b 1

Verändert aus „Obersten“. Neander war am 22. Juni befördert worden. Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „ad No. 233 – Juni.“ (Journalnummer des beantworteten Schreibens). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Nicht im Faszikel. Adresse in der linken Spalte, darunter ein mit „Kn.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage. Verändert aus „Gribeauvalschen Laffete“. Karl Ehrenfried Klauenflügel wurde 1813 zum Leutnant und 1816 zum Premierleutnant bei der Westpreußischen Artilleriebrigade ernannt. Nach seiner Verabschiedung 1819 erhielt er 1827 den Charakter als Kapitän.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

gabe) (nebst den sämmtlichen Zubehörc, d. h. daß unterzulegende Riegelholz, die Blockräder, die Wuchtmaschine zum Richten pp.) gebaut werde. Ich habe deshalb unter heutigen Dato dem Major v. Blumenstein aufgetragen, gedachten Oberfeuerwerker sogleich zu Ihnen nach Neisse zu schikken. Da ich die Laffete bei meiner Anwesenheit in Neisse sehen mögte, so ersuche ich Denselbend, alles so einzurichten, daß sie in dieser Zeite fertig ist. Zwei Veränderungen halte ich aber für nöthig. Einmal, er hat das Holz, worauf das Walzenrad läuft, bis vorn vorgeführt; dies ist unnütz u. kann fast bis 1/3 seiner Länge verlieren, wie Ew. Hochwohlgeb. selbst bald sehen werden. Ferner geht der Nagel, um welchen sich die ganze Unterlage drehet, durch den vordersten Riegel; das hat den Nachteil, daß bei einer etwas starken Seitenrichtung der Rahmen vornf von dem untergelegten Riegelholz herunter kömmt; es muß daher etwas weiter rückwärts ein zweiter Riegel angebracht werden, und durch diesen muß das zum Drehen bestimmte Loch gemacht werden. Berlin d. 12. Juli 10 S. 412. Scharnhorst an Blumenstein

Berlin, 12. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 110v (½ S.): Konzept, unbekannte Hand.a Versetzung Klauenflügels nach Neiße.

An den Königl. Major, Kommandanten u. Brigadier der Schlesischen Artillerie Herrn v. Blumenstein Hochwohlgebn. in H.d.S. Glatzb Das vom Oberfeuerwerker Klauenflügel eingeschikte Model einer abgeänderten Gribeauvalshen Walllaffete hat manches, was glauben c d e f

a b

Die anschließende Parenthese bis „Richten pp.“ nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „die Arbeit“. Verändert aus „daß in dieser Zeit alles“. Nachträglich hinzugefügt. Das Konzept hängt mit dem vorangehenden zusammen. Adresse in der linken Spalte. Darunter ein mit „Kn.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage.

Nr. 413

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macht, daß dieser Mann nicht ohne Ideen u. eigene Ansichten. Ich habe daher den Major Braun in Neisse aufgegeben, eine Laffete nach Angabe des p. Klauenflügel bauen zu lassen. Zu dem Ende ersuche ich E. H., den Oberfw. Klauenflügel sogleich nach Neisse zu schikken mit dem Befehl, sich dort beim Major Braun zu melden. Es muß dies aber ohne Aufenthalt geschehen, da ich die fertige Laffete bei meiner Anwesenheit in Neisse sehen mögte. Berlin d. 12t Juli 10. S. 413. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 12. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 111r–v (2 S.): Konzept, unbekannte Hand. Die von Klauenflügel entworfene Festungslafette.

Berlin d. 12tn July 1810 An den Prinzen August Königl. Hoheita

1ts 2ts

a

b c

Der Oberfeuerwerker Klauenflügel von der 9t Fuß Artillerie Kompagnie in Glatz hat, wie Ew. Königl. Hoheit bereits bekannt ist, ein Modell zu einer Gribeauval[s]ch[e]n Wall Lafette eingereicht, welches nach Höchstdero darüber geäußerten Sentiment, so ich völlig beytrete, einen denkenden Kopf verräth. Ich habe daher denb Major und Kommandanten v.Blumenstein zu Glatz unterm heutigen Dato aufgefordert, den p. Klauenflügel sogleich an den Major Braun nach Neiße abgehen [zu] laßen und diesen letztern aufgetragen, eine dergleichen Lafette nach der eigenen Angabe des Klauenflügel dergestallt baldigst anfertigen zu laßen, damit ich solche bey meiner nahe bevorstehenden Anwesenheit in Neisse in Augenshein nehmen könne. Nachstehende dabey nöthig erachtetec Abänderungen habe ich den Major Braun bemerklich gemacht, nehmlich: Das Holz, worauf das Walzenrad läuft, ist bis vorne vorgeführt. Dies scheint mir aber unnütz zu seyn und es kann solches fast um 1/3 tel seiner Länge verliehren. geht der Nagel, um welchen sich die ganze Unterlage drehet, durch den vordersten Riegel. Dieses hat den Nachtheil, daß bey einer etwas star-

Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom 13. Juli und ein Vermerk vom 17. über die Rücksendung des Entwurfs an Perlitz. Statt „dem“. Statt „erachteten“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

ken Seiten-Richtung der Rahmen vorne von den untergelegten Riegelholze herunter kömmt; es muß daher etwas weiter rückwärts ein 2ter Riegel angebracht werden, und durch diesen muß das zum Drehen bestimmte Loch gehen. Ew. Hoheit gebe ich mir die Ehre, hiervon unterthänige Anzeige zu machen, und werde nicht verfehlen, zu seiner Zeit Höchstdenselben über diesen Gegenstand meinen fernern Bericht unterthänigst zu erstatten. Berlin d. 12. July 1810 Nahmens d.H. G.M. von Scharnhorst 414. Scharnhorst an Kohn

Berlin, 12. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 345 fol. 1r (1 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Dank für Rücklieferung vor den Franzosen verborgener Kugelformen.

Euer Wohlgebohren benachrichtige ich hiermit, daß ich durch die mir zugekommene Quittung des Majors der Artillerie von Schöler die von Ihnen geschehene unentgeldliche Zurücklieferung der dem Staate geretteten Kugelformen mit vielen Vergnügen ersehen habe, und kann daher nicht unterlaßen, Ihnen für Ihre bey dieser Gelegenheit bezeigten patriotischen und uneigennützigen Gesinnungen hiermit meinen verbundenen Dank zu sagen und Ihnen dabey meiner vollkommenen Achtung zu versichern. Berlin den 12t July 1810. v.Scharnhorst. An den Schutz-Juden Herrn Joseph Baruch Kohn Wohlgebohren zu Glogau. 415. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 13. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 59r–60r (3 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen.a Konzept, eigenhändig: ebda., fol. 54r–55r (3 S.). Rückstoß der neuen Gewehre. Versuche zu Zielsicherheit und Durchschlagskraft der alten und neuen.

a

Schönschrift und Zierschnörkel zeigen, daß es sich ursprünglich um eine Reinschrift handelte. Die im eigenhändigen Konzept vorgenommenen Änderungen sind bereits berücksichtigt.

Nr. 415

An Seine Majestät.

551

Conceptb

Bei unsern neuen Gewehren hat man bemerkt, daß sie bei der halbkugel schweren Ladung stoßen; zwar höre ich von dem Oberstlieutenant von Horn und andern, daß man mit ihnen sehr gut geschossen hat. Ein Versuch und eine Vergleichung der Wirkung, Ladung u. s. w. derc verschiedenen Arten von Gewehren, welche bei der Armee Euer Majestät sind, schien mir darnachd durchaus erforderlich zu seyn. Denn hat es seine Richtigkeite, daß die neuen Gewehre stark stoßen, so würde dieses nur durch eine Verringerung der Pulverladung oder der Schwere der Kugel oder Versezzung des Zündlochs (welches auch bei schon fertigen Gewehren leicht geschehen kann) abzuhelfen seyn. Die Proben, welche schonf jezt mit diesen Gewehren gemacht sind, zeigen allerdings, daß manche unter ihnen stoßen und daß mit diesen nicht so richtig als mit den nicht stoßenden geschossen wirdg, weil die Leute nicht ruhig beim Abfeuern sind. Da indessen zu den ersten Probenh, die ich habe anstellen lassen, die engsten Läufe genommen sind, so entscheiden dieselben noch nicht. Ich hatte zugleich mit Läufen alter Art, welche aber ganz neu mit neuen krummen Kolben geschäftet wareni (also neue Gewehre alter Art mit krummen Kolben) bei der Ladung mit Kugelnj, welche zu den neuen Gewehren genommen sind, Versuche machen lassen; bei diesen haben die Gewehre nicht gestoßen; sie waren aber auchk etwas über 1½ 웩 schwerer als die neuen. Dagegen hatten die neuen schärfer als die nach alter Art auf bedeutende Distanzenl, ungeachtet des Stoßens, geschossen; auf 400 Schritt hatten von 400 Schuß eine bretterne Wand, 6 Fuß hoch, getroffen: Von den (neuen) Gewehren alter Artm, aber mit neuen krummen Kolben – 75 Kugeln. Von den neuen Gewehren neuer Art .................... 100  Von den erstern waren durch die 1 Zoll dikke bretterne Wand gedrungen 55 Kugeln, von den leztern 72 Stük. b

c d

e f g

h i j

k l m

Adresse und Titel von einem anderen Schreiber hinzugefügt, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk vom 15. Juli 1810. Im eigenhändigen Konzept verändert aus „und eine Vergleichung der“. Im eigenhändigen Konzept: „schien mir dennoch“; die letzten zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Im eigenhändigen Konzept verändert aus „Denn bewährt es sich“. Im eigenhändigen Konzept nachträglich hinzugefügt. Im eigenhändigen Konzept verändert aus „mit diesen weniger getroffen wird als mit andern“. Die folgenden fünf Wörter im eigenhändigen Konzept hinzugefügt. Im eigenhändigen Konzept verändert aus „und welche krumme Schäfte hatten“. Im eigenhändigen Konzept: „bei der Ladung und Kugel“, verändert aus „bei gleicher Ladung“. Im eigenhändigen Konzept folgt gestrichen: „beinahe 13/4“. Die folgenden drei Wörter im eigenhändigen Konzept hinzugefügt. Die folgenden fünf Wörter im eigenhändigen Konzept hinzugefügt.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Auf 300 Schritt hatten aber von eben so viel Schuß die erstern mit 137 und die leztern mit 127 Kugeln getroffen.n Die Gewehre alter Art mit graden Kolben, so wieo [die] Armee sie hatte, treffenp auch selbst eine bretterne Wand weit weniger wie die neuer Art, obgleich jene 1½ 웩 schwer[er] sind. Von 400 Schuß traf man auf die 6 Fuß hohe bretterne Wand auf 100 Schritt von den alten Gewehren mit 200 Kugeln von den neuen mit 290 200 Schritt von den alten Gewehren mit 128 Kugeln 157   neuen mit Ich hoffe in wenigen Wochen Euer Majestät über alle diese Gegenstände solcheq Resultate und Bestimmungen vorlegen zu können, wodurch dieser Gegenstand zur Allerhöchsten Zufriedenheit vollkommen auf’s Reine gebracht seyn wird, und ich habe diese vorläufige unterthänige Anzeige nur deswegen gethan, um Euer Majestätr den Zwek dieser Versuche im Voraus submissest zur Kenntniß zu bringen.s

冧 冧

Berlin den 13ten Juli 1810.t 416. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna

[Berlin], 13. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Fürstliches Hausarchiv Dohna-Schlobitten Karton 34 Nr. 166 (1 S.): Eigenhändig. Dohnas Abschiedsgesuch.

Nachdem ich die Sache mehr über denke, scheint es mir doch, daß Ew. Excellenz das Schreiben nicht gut anders einrichten können und daß es ganz der Sache angemeßen ist, vorausgesetzt, daß Sie bei dem einmal gefaßten Entshluß beharren. Wie sehr mich derselbe ershüttert hat, kann ich hier nicht ausdrücken, aber mit vollkommener Ueberzeugung kann ich bei den Gefüh-

n

o p q r s

t

Dieser Satz im eigenhändigen Konzept stark redigiert. Das Folgende bis einschließlich zu den Schußversuchen auf 100 und 200 Schritt in der Vorlage eigenhändig hinzugefügt. Folgt gestrichen: „sonst“. Verändert aus „schießt“. Die folgenden zwei Wörter im eigenhändigen Konzept hinzugefügt. Im eigenhändigen Konzept: „um Allerhöchstdenenselben“. Das Folgende mit Respektabstand, Respektstrich zur nicht ausgeführten Unterschrift. Im eigenhändigen Konzept folgt hier von Schreiberhand: „Berlin den 3tn [sic!] Juli 1810. (gez.) v.Scharnhorst.“ Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs. Darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk.

Nr. 417

553

len, welche Sie mir äußerten, nicht von dem beschloßenena Schritt abrathen, obgleich eine nähere Ueberlegung von einigen Tagen nicht nachtheilig sein kann.b Den 13. Jul. 1810 Scharnhorst.c 417. Scharnhorst an Decker

Berlin, 13. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 109r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Dank für Zusendung eines Versuchsprotokolls.

An d[e]n Ob. v.Dekr. Ew. Hochw. sage ich den verbindlichsten Dank für das mir gefälligst mitgetheilte Protokoll des Versuchs wegen des Bucken1 der Kanonen, welcher mir eine intereßante Unterhaltung gewährt hat. Ich bitte Ew. p., sich m[ei]n[e]r vorzüglichen Hochachtung versichert zu halten. N.d.G.v.S. Cl. Berlin d. 13. Juli 1810b 418. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 14. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 9r–10v (4 S.): Abschrift, Schreiberhand. Druck: Scherbening II, S. 244 (Auszug). Gutachten zum Entwurf des neuen Kavalleriereglements.

Berlin den 14. July 1810 An Seine Majestät d[e]n Königa a b c

a b 1

a

Das Wort nachträglich hinzugefügt. Statt „können.“ Unterschrift mit Respektstrich. Graf Dohna vermerkte auf dem Schreiben: „Note. Als ich schon am 13. July 1810 zum zweitenmal meinen Abschied fordern wollte, am 5. Juny 1810 hatte ich denselben bereits zum erstenmal mittelst einer Erklärung gefordert, welche ich durch Scharnhorst, welcher deshalb mit mir unterhandeln mußte, dem Könige und dem Staatskanz. abgeben ließ. Am 1. 9t 10 forderte ich zum drittenmal meinen Abschied und erhielt denselben am 2. 9t 10. Dohna.“ Auf dem beantworteten Schreiben Deckers (Berlin, 10. Juli 1811). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Es ging um das Verhalten von Kanonen, bei denen der Lagerpunkt zu nahe am Bodenstück lag. Datum und Adresse oben in der linken Spalte, etwas darunter der Vermerk: „eigenhändig v. H. G. [vom Herrn General] geschrieb. u. abg[e]sandt am nehml. Tage“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Ekm. haben durch den Major von Boyen mir die 3 letzten Abschnitte von dem Entwurf zum Kavalerie Reglement zuschicken laßen, um mein Gutachten darüber unterthänigst abzustatten. Ich habe erst jetzo dies thun können und lege es hier allerhöchstdenenselben zu Füßen.b Da die Obersten von Borstell und Graf La Roche Aymont sich nicht genau an Ekm. Befehl gehalten, in Verbindung mit den Major v.Krauseneck1 und v.Natzmer2 eine kurze Instruction ähnlich der, welche Ekm. der Infanterie gegeben haben, für die Cavalerie zu entwerfen, da sie aus der besten Absicht haben mehr leisten wollen und nicht die dabey eingetretenen Schwierigkeiten voraussahn und vielleicht auch nicht vorhersehen konnten, so ist nun die Sache sehr weitläuftig geworden. Bey der Differenz der Meynung und den Geist der Erbitterung, welche über tactische Einrichtungen bey der Cavalerie bisher geherrschet haben, wird es nicht leicht möglich seyn, die Meynungen zu vereinigen. Da nun überdies die hier vorliegende[n] 5te, 6t und 7t Abschnittec die Evolutionen und das Manövriren enthalten und den meisten Ausstellungen ausgesetzt seyn werdend, auch in Hinsicht der Form eine Umarbeitung erforderne, so schlage ich Ekm. submissest vor, den Obersten v.Borstell, Major v.K[r]auseneck und v.Natzmer den Befehl zu wiederholen, „eine Instruction für die Kavallerie-Exercice in den Evolutionen zu entwerfen, welche, wenn auch etwas weitläuftiger als die für die Infanterie, doch ähnlich eingerichtet werde, und worinn nichts wesentlich Neues enthalten, das Uberflüßige ausgelaßen und sowohl die KommandoWörter, als die Bewegungen selbst in Übereinstimmung gebracht werde.“ Durch die Befolgung dieses all[er]h. Befehls werden Ekm. Ihren Hauptzweck bey dieser Instruction, Einfachheit und Gleichheit in den Evolutionen der Cavalerie, erreichen. Die Reglements-Entwürfe des Obersten v.Borstell sind in höchster Eil bey sehr vielen andern Geschäften gemacht, sie können Verbeßerungen bedürfen, es ist aber dennoch alles geleistet, was unter den Umständen möglich war. Indessen wird es immer gut seyn, wenn sie von neuem mit Musse und Ruhe nach Ekm. Bemerkungen in der Form des französischen Reglements bearb c d e 1

2

Dazu links am Rand ein schräger Strich. Dazu links am Rand ein schräger Strich. Verändert aus „wird“. Verändert aus „erfordert“. Der im fünften Band vorgestellte Johann Wilhelm von Krauseneck, Kommandeur des Gardejägerbataillons. Der ehemalige Page Friedrich Wilhelms II., Oldwig von Natzmer, (1782–1861) hatte seit 1795 beim I. Bataillon Garde gedient, u. a. bei der Geländeaufnahme und als Bataillonsadjutant, und bei Auerstedt und Nordhausen gekämpft. Nach Tilsit stand er im neuen Garderegiment zu Fuß und wurde 1809 zum Flügeladjutanten des Königs ernannt. In den Befreiungskriegen mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet, wurde Natzmer 1815 zum Generalmajor befördert. Nach verschiedenen Kommandos wurde der Berater des späteren Königs Wilhelm I. 1839 zum Generaladjutanten und Mitglied des Staatsrats ernannt, 1840 zum General der Infanterie befördert und 1848 verabschiedet.

555

Nr. 419

beitet werden. Alsdann werden, ehe sie weiter ausgegeben, die Gegenstände derselben näher untersucht werden können, indem die vorhin genannte vorläufige Instruction bis dahin, daß ein eigentliches Reglement erscheint, die Einheit und Gleichheit bewürken wird. Berlin d. 14. July 1810 Nahmens d. Hern G.Majors v.Scharnhorst Hochw. 419. Scharnhorst an Schön

[Berlin], 14. Juli 1810

GStA PK, XX. HA Rep. 300 Dep. Brünneck I Nr. 8 fol. 27r (1 S.): Eigenhändig. Druck: Schön IV, S. 591, danach Linnebach, S. 401f. Einladung zum Essen bei Alexander Graf Dohna.

Bester Freund, ich bin bei Dohna gebeten, wo M. Scholer, Tiedemann u. also Ihre Bekante sind, ich bitte Sie, dort zu essen, es wird dem Minister so unendlich lieb sein, ich bitte Sie herzlich darum. v.Scharnhorst D. 14.a Jul. 1810 420. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 15. Juli 1810

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. B Nr. 2 Bd. 1 Nr. 1 (2 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Bevorstehende Dienstreise nach Schlesien.

Da ich kommenden Donnerstag als den 19ten d. M.a von hier nach Schlesien zur Inspicirung der dortigen Festungen abzugehen gedenke, so habe ich wegen Besorgung der Geschäfte meines Büreaus auf die Dauer meiner Abwesenheit die nöthige Einrichtung bereits getroffen. Euer Exzellenz gebe ich mir die Ehre davon ganz ergebenst zu benachrichtigen mit dem dienstlichen Ersuchen, die während dieser Zeit von Denenselben an mich zu erlaßenden Schreiben gefälligst an mein Büreau allhier abgeben zu laßen und die zu meiner alleinigen Kenntniß bestimmten Briefe mit der Bemerkung: zur eigenhändigen Eröfnung beliebigst bezeichnen zu wollen, da letztere sodann sicher uneröffnet an mich werden befördert werden. Berlin den 15. July 1810. a

Verändert aus „13“.

a

Verändert aus „Mittwoch als den 18ten d. M.“

556

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

An den Königlichen Staatskanzler Herrn Freyherrn von Hardenberg Exzellenz.

v.Scharnhorst.b

421. Scharnhorst an Pontanus

Berlin, 15. Juli 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Beschleunigung des Berichts der Artillerieprüfungskommission über die Lafetten.

Berlin, 15. Juli 1810 In Übereinstimmung mit Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen August von Preußen werde ich noch vor meiner bevorstehenden Bereisung der schlesischen Festungen meinen Bericht über die Laffeten in den Festungen an Seine Majestät abstatten. Bevor indessen solches geschiehet, wünschte ich annoch den Bericht der Königlichen Hochlöblichen Artillerieprüfungskommission über diesen Gegenstand abzuwarten. Dies veranlaßt mich, Euer Hochwohlgeboren um gefällige Beschleunigung dieses letztern hiermit ergebenst zu ersuchen. Scharnhorst 422. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 15. Juli 1810 Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Bevorstehende Inspektionsreise nach Schlesien.

Berlin, 15. Juli 1810 Die hochlöbliche dritte Division des Königlichen Allgemeinen Kriegesdepartement[s] benachrichtige ich hiermit, daß ich in Gemäßheit einer mir gewordenen höchsten Kabinettsordre vom gestrigen Dato in einigen Tagen meine Reise zur Inspizierung der schlesischen Festungen antreten und die b

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

a

Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 10A C I 34 Pak. 9, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

a

Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z1 VII 1552, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

557

Nr. 423

Neumark passieren werde. Ich ersuche dieselbe daher, mir diejenigen Gegenstände mit den dazu gehörigen notwendigsten Papieren mitzuteilen, welche bei dieser Bereisung der Festungen und Fabriken, der Geschütze und Gewehre in Schlesien eine nähere Untersuchung und Entscheidung erfordern dürften. Ich gedenke den nähesten Dienstag oder Mittwoch von hier dahin abzugehen und werde der hochlöblichen dritten Division noch vor meinem Abgang eine nähere Anzeige meiner Reiseroute zukommen lassen, damit dieselbe von meinem Aufenthaltsort immer unterrichtet sein möge. Scharnhorst 423. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 15. Juli 1810 Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 337 (1 S.). Geschäftsführung während der Inspektionsreise nach Schlesien.

Da ich kommenden Donnerstag als den 19ten dieses Monaths von hier nach Schlesien zur Inspicirung der dortigen Vestungen abzugehen gedencke, so habe ich wegen Besorgung der Geschäfte meines Büreaus auf die Dauer meiner Abwesenheit die nöthige Einrichtung bereits getroffen. Einer Hochlöblichen Dritten Division des Königlichen Allgemeinen Krieges Departements ermangele ich nicht, hiervon ergebenste Nachricht zu geben, mit dem dienstlichen Ersuchen, die von Derselben während meiner Abwesenheit von hier mir etwa zu machen nöthig findenden Anzeigen an mein Büreau allhier beliebig abgeben zu lassen. Berlin den 15t. July 1810 Scharnhorst. An Eine Hochlöbliche Dritte Division des Königlichen Allgemeinen Krieges Departements. 424. Immediatbericht

Berlin, 16. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Friedrich Wilhelm III. B VI 26, fol. 34r–36v (5½ S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Lehmann, Denkschriften, S. 72ff., danach Gersdorff, S. 334ff. Zusammenfassung der übersandten Übersicht der Streitkräfte.

Ew. Majestät lege ich in der Beilage eine Uebersicht der Streitkräfte unterthänigst vor, welche allerhöchst Denenselben bei wichtigen Angelegenheiten zu Gebote stehen. Aus derselben ergiebt sich,

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

1. daß jetzt die Anzahl der für die Infanterie brauchbaren Gewehre auf 75.000 Stück gebracht ist; daß von 1. Jan. 1809 bis Ende Merz 1810 aus unsern Fabricken und Reparatur Anstallten 44,329 Stük vollkommen brauchbare Gewehre, welche zum Theil ganz neu, zum Theil aus alten und neuen Stücken zusammen gesetzt, gekommen sind; daß der Gewehr Vorrath jetzt monatlich mit 1300 Stük neuen Gewehren und 1800 Stük aus alten und neuen Parcelen zusammengesetzt, also mit 3100 Stück Gewehren vermehrt wird, ungeachtet eine Anlage zur monatlichen Lieferung von 500 Gewehren nicht benutzt wird. Beym Frieden von Tilsit waren keine 10.000 Stük brauchbare Gewehre vorhanden; als das neuea Krieges Departement 5/4 Jahre später in Activität trat, waren kaum 500 Stük reparirte hinzugekommenb. Vor dem Kriege wurden nicht ganz 1000 Stük monatlich gemacht, jetzt 1800 neue, wenn es verlangt wird, und eben so viel aus neuen und alten Stücken zusammen gesetzte. 2. Ferner ergiebt sich aus der Beilage, daß in letzten Jahr das schwere Geschütz mit 234 Stük neuen Geschützen vermehrt ist und daß durch diese Vermehrung und eine zwekmäßige Vertheilung des Geschützes überhaupt die Festung[en] Spandau und Neisse von neuen armirt sind und daß dennoch eine Feldartillerie für die Armee von 40.000 Mann zu 144 Stük bereitstehet und noch eine Reserve von 167 Stük Feldgeschützen vorhanden und in den Provinzen vertheilt ist; daß zu allen diesen es nicht an Munition zu einem Feldzuge fehlt und dennoch die Festungen die nöthige Munitionc zur Vertheidigung haben. Da die Stükgießereien in Berlin und Breslau ruinirt und die Bohrmaschinen weggenommen waren, so wurden zu dem neu gegoßenen Geschütz auch neue Anlagen erfordert. Das Bergdepartement hat hierin das Kriegsdepartement auf eine thätige und geschikte Art unterstützt und die alten Stükgießereien übertroffen. 3. Ferner ergiebt die Beilage, daß die Festungen, in welchen nach dem Tilsitter Frieden die Lebensmittel verkauft wurden, unter dem jetzigen Kriegesdepartement von neuen theils auf 3, theils auf 4 und 6 Monate mit solchen versehen sind, welche nicht dem Verderben unterworfen. 4. Ferner ergiebt die Beilage, daß die Feldarmee unter den neuen Behörden nach der neuen Organisation complet wiederhergestellt, noch sehr durch die Uebercompletten vermehrt ist, daß sie in Hinsicht der Anzahl der brauchbaren Leute sehr bald bis zur Anzahl des Doppelten fortschreiten wird und daß in Canton 3 bis 4 mal so viel Mannschaft zwischen 20 und 25 Jahren vorhanden ist, als die Stärke der Armee beträgt. 5.d Daß die Mobilmachungs Anordnung so getroffen, daß die Feldarmee in wenigen Tagen marschiren kann, war eine alte Einrichtung, die bei a b c d

Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Geschütze“. Statt „6.“, ebenso in der Folge „6.“ und „7.“ statt „7.“ bzw. „8.“

559

Nr. 425

der neuen Einrichtung nach den jetzigen Verhältnissen modificirt ist und die, da sie brigadenweise ausgeführt wird, Einheit und Schnelligkeit vereinigt. 6. Ferner ergiebt die Beilage, daß nicht allein alle Truppen neue Mänteln haben, sondern daß auch noch für 38 Mann Uebercomplette pr. Comp. neue Montirungen und Manteln vorhanden sind. Durch diese Einrichtung kann man, wenn man die Soldaten ohne Manteln marschiren läßt, welches in und gegen den Sommer um so mehr angehet, da ehemals auch im Winter der Soldat keine Manteln hatte, gleich eine noch stärkere Reserve Armee als die jetzt vorhanden Feldarmee in Manteln, auch zum Theil in Montirungen aufstellen. Auch die Waffen und die Artillerie ist dazu in Bereitschaft. 7. Endlich ergiebt die Beilage, daß jede Provinz ein vershanztes Lager zum Defensiv Kriege hat, und insbesondere zur Organisation der nicht organisirten Streitkräfte bei unerwarteten Anfällen; daß diese Läger zum Theil schon verschanzt sind, zum Theil ab[e]r die Materialien der nicht vershanzten Theile dazu vorhanden sind und daß die Anordnung in Hinsicht der Vertheilung des Geschützes so getroffen, daß diese Läger geschwind in Vertheidigungsstand gesetzt werden können.e Berlin den 16. Jul. 1810 v.Scharnhorst. 425. Denkschrift

Berlin, 16. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Friedrich Wilhelm III. B VI 26, fol. 37r–47v (22 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Druck: Scherbening II, S. 343–350, 362 (Auszüge); Lehmann, Denkschriften, S. 74– 90, danach Gersdorff, S. 336–356. I. Vorhandene Infanterie- und Kavalleriewaffen. Gewehrproduktion. II. Artillerie. Produktion von Geschütz und Munition. III. Die Festungen und ihre Vorräte. IV. Truppenstärke. Maßnahmen zur Vermehrung; das „Krümpersystem“. V. Maßnahmen im Kriegsfall. Mobilmachung. Verschanzte Lager. Aufstellung von Reserveeinheiten, Miliz, freiwilligen Jägern. Vermehrung der Artillerie. Strategische Optionen.

I. Waffen für die Infanterie und Cavallerie. § 1. Stärke der Feldtruppen (exklusive der Augmentation) nach den Rapports pro Juni 1810.

e

Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift.

560 a.)

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Die Feldtruppen sind etatsmäßig stark, nach den kompletten Fuß, inklusive der Beurlaubten: Feldinfanterie (inklusive Jäger) 27,698 Combatt. ⎫ nemlich die OffiKavallerie ................................ 10,622 do ⎬ ziere, Spielleute und 1 ungefähr /3 der Artillerie ....... 2,058 do ⎪ Unteroffiziere mit ⎭ eingerechnet. 40,378 Combattanten

Hierunter befinden sich im Juni zusammen genommen 9,002 Beurlaubte, sowohl bei der Infanterie, der Cavallerie und dem einen Drittheil der Artillerie. b.)

c.)

Die Garnison Truppen sind stark wie oben: ungefähr 2/3 der Artillerie ........ 4,116 Comb. Garnison Compagnien ............ 1,140 do wirklich bewaffnete Invaliden 3,300 do 8,556 Combatt. Die Augmentations Mannschaften betragen: sämt⎧ bei der Feld-Infanterie lich ⎪ und den Jägern ..................... 6,684 Mann, montirt ⎨   Cavallerie ............... 1,800  und zum ⎪  den Garnison Truppen 1,170  größten ⎩  der Artillerie ................ 204  armirt, da nemlich 10 Mann per Compagnie ohne Waffen seyn sollen 9,858 Mann

Die Feldtruppen haben an kompletten Gewehren (nach dem Rapport pro Juni): die Feldinfanterie und Jäger ... 25,620 Gewehre 1  Artillerie ( /3) ..................... 1,560 27,180 Gewehre Die Garnison Truppen haben an kompletten Gewehren: die Artillerie (2/3) ..................... 3,120 Gewehre die Garnison Compagnien ..... 1,363 do (inklus. der Ueberdie Invaliden ............................ 3,300 do zähligen in Schlesien pp.) 7,783 Gewehre Die Augmentations Mannschaften haben an Gewehren, welche sich bei den Truppen und in den Depots besonders asservirt befinden: die Augmentations Mannschaft der Infant. 4,888 Gewehre die Garn. Trup. 1,170     6,058 Gewehre Summa = 41,021 Stük.

Nr. 425

561

§ 2. Ganze Anzahl der Feuergewehre für die Infanterie, komplet brauchbare. nach den ⎧ Büchsen und Karabiner .................. 4,879 Stük ⎫ inkl. der an Raporten ⎨ Infanteriegewehre ............................ 62,487 – ⎬ die Truppen pro April ⎩ Kavalleriekarabiner in den Depots) 2,909 – ⎭ ausgegebenen. Hiezu noch die im May und Juni angefertigten neuen und reparirten circa ...................... 5,170 – Mit Ende Juni in Summa = ........................................... 75,445 Stük, welche für die Infanterie gebraucht werden können. Hiervon ab: a.) für die Feldtruppen ................................... 27,180 Stük b.)   Garnisonstruppen ......................... 7,783 zusammen 34,963 Stk. Es bleibt also Ende Juni in Reserve circa .......................... 40,482 Stk., welche theils in den Depots, theils bei den Regimentern für die Augmentations Mannschaft asservirt sind. Rechnet man die Gewehre der Artillerie dazu, weil die Artillerie im Kriege bei dem Geschüz keine hat, so hat man 45,162 Stük. Da die Armee von 40,378 Kombattanten nur 25,620 bei der Infanterie braucht, so hat man beinahe eine doppelte Reserve. Außer diesen haben wir die Hoffnung, aus Schweden zu erhalten .............. circa 7,000 Stük Gewehre, die unsa gehören, und aus dem Oesterreichischen 2,000  do ,  welche bereits baar bezahlt sind, aber dort zurückgehalten wurden. Ferner sind noch reparaturfähige Gewehre, Büchsen und Carabiner (laut Rapport pro May) vorhanden ...................................... 20,101 Stük und an einzelnen Stükken zu neuen Gewehren circa .......... 6,368 zusammen 26,469 Stük Von dieser letzten Summe werden jedoch circa 1,600 Stük abzurechnen seyn, die im Juni reparirt und neu zusammen gesetzt worden sind. § 3. Waffen für die Kavallerie. Nach dem ⎧Die Kavallerie hat, mit den Waffen für die Augmentation Rapport ⎪ ......................................................... 3,852 Karabiner pro Juni ⎨ ................................................. und 11,025 PaarbPistolen. 1810 ⎩ a b

Statt „unser“. Statt „paar“, auch bei den folgenden zwei Verwendungen des Worts.

562

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Lezte 2 ⎧ In den Depots sind vorhanden ... 990 Paar Pistolen, Summen ⎨ außer diesen ................................... 3,445 Paar, nach dem Rapport ⎪ welche noch Reparatur bedürfen. pro May ⎩ Eine Reserve von Pistolen und Karabiner ist noch nicht vorhanden, da die Cavallerie letztere ganz entbehren kann und von den erstern jeder Cavallerist im Nothfall nur eine braucht. Nach den Rapporten vom May und Juni sind 19,937 ganz brauchbare Kavallerie Säbel und Degen theils bei den Truppen, theils in den Depots vorhanden, und noch ........................................ 1,309 Stük, welche einiger Reparatur bedürfen. § 4. Was die Gewehrfabriken jetzt monatlich an neuen Waffen liefern. Als die neuen Behörden im Juli 1808 die Waffen von dem zweiten Departement des damaligen Ober-Kriegs-Kollegii übernahmen, waren die FeuerGewehre der Armee in dem traurigsten Zustande. Es war so wenig an eine Reparaturanstalt als an die Fabrikation von neuen Gewehren gedacht. Ein Sekretair des ehemaligen zweiten Departments des Ober-Kriegs-Kollegii ließ bei einigen Büchsenmachern Gewehre repariren. Auf meinen Euer Königlichen Majestät gemachten Vorschlag wurde dieser Gegenstand dem Generalmajor von York übertragen; er fand aber so viel Widerstand, so viele Schwierigkeiten, daß die Fabrikation keine Fortschritte machte und ich am Ende diesen Gegenstand selbst zu übernehmen gezwungen war. Mit den neuen Behörden, Oberst v.Gneisenau und Oberstlieutenant von Rauch, auch Major v.Schmidt, wurde nun dieser Gegenstand mit der größten Anstrengung angegriffen. Wir etablirten eine Gewehrfabrike in Königsberg, eine andere, durch den General Major von Bülow, in Colberg; eine dritte, durch den Obersten Grafen von Götzen, in Neisse und eine vierte, durch den Major Grafen v. Chazot in Berlin. In allen diesen wurden nun bald monatlich eine große Menge Gewehre reparirt, d. h. da, wo die alten einzelnen Theile schlecht waren, mit neuen versehen und also theilweise fabrizirt, deren Anzahl zu Zeiten monatlich 2,100 Stük und drüber betragen hat. In Malapane in Oberschlesien wurde eine Gewehrfabrike angelegt, welche jetzt monatlich 300 Stük neue Läufe und Bayonette liefert. In der Gewehrfabrike zu Potsdam wurden monatlich 1,000 Stük geliefert und zu der Vermehrung bis auf 1,500 Stük sind jezt die Vorkehrungen getroffen, so daß aus diesen Gewehrfabriken, wenn die Finanzen es erlauben, 17- bis 1800c Stük neue Gewehre monatlich geliefert werden können.

c

Statt „18,00“.

Nr. 425

563

Dieser mit unbeschreiblichen Schwierigkeiten verbunden gewesene Betrieb hat es allein möglich gemacht, daß aus den neuen Gewehrfabriken, seit dem die neuen Behörden sie organisirt haben, allein in dem Zeitraum vom 1ten Januar 1809 bis Ende März 1810 gekommen sind .. 44,329 Stük Infanterie Gewehre oder Karabiner, und daß an schlechten, aber zur Noth noch in den Festungen brauchbaren Gewehren für die Invaliden angekauft sind .................................................................................. 4,841 49,170 Stük. An Pistolen aus den Fabriken vom 1n Januar 1809 bis Ende April 1810................................................................ 7,835 Paar Pistolen und Husaren Säbel und Cavallerie Degen in diesem Zeitraum ........................................................................... 3,571 Stük. Vor dem Kriege wurden nur monatlich 1000 Stük neue Gewehre gemacht, jezzo werden über 1,300 neue und 1,800 theilweise neue und reparirte überhaupt also ..... 3,100 Stük monatlich geliefert. § 5. Einrichtung unserer jezzigen Gewehre. Unsere jezzigen neuen Gewehre haben ein Kaliber und Gewicht, bei welchen wir noch die französischen, österreichischen und russischen Patronen und auch die unserer alten Gewehre gebrauchen können. Es ist also beides nach den Umständen bestimmt: das Schloß hat eine bessere mechanische Einrichtung als die Nothardschen, es ist ganz das französische; die Kolbe ist zum bequemen Anschlagen und Zielen eingerichtet; die Verbindung des Laufes ist so eingerichtet, daß man ihn geschwinde vom Schafft separiren und also reinigen kann; kurz das jezzige neue Gewehr hat eine verbesserte Einrichtung, bei welcher die Verhältnisse, in welchen wir uns befinden, sorgfältig in Betracht gezogen sind. ––––––––––––––––––––d II. Artillerie. § 1. Geschüz der Festungen. Wir haben an altem Geschüz 1597 Stück, wenn dazu 150 kleine Mörser gerechnet werden. Davon sind für die Festungen bestimmt 1,263 Stück, und da wir 8 Festungen haben, so bringt dies auf jede derselben 158 Stük, oder ohne die kleinen Mörser 140 Stük. d

Das unterste Viertel dieser Seite, fol. 39r, blieb unbeschrieben.

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Giebt man den kleinern Festungen Pillau, Spandau, Silberberg und Graudenz eine geringere Anzahl als den größern, so kommen auf jede Festung 80 bis 180 Stük. Dies ist die Norm, wie die Franzosen ihre Festungen mit Geschüz versehen. Manuel de l’Artillerie par Durtubie, General de Brigade etc., l’an 3 page 284.1 Um in den Festungen eine zweckmäßige Vertheilung in Hinsicht der verschiedenen Geschüzarten und Kaliber, an der es gänzlich fehlte, zu treffen, und um aus ihnen die Reserve des Feldgeschüzzes nehmen zu können, hat eine ganz neue Eintheilung des Geschützes für sie statt finden müssen. Diese neue Vertheilung trift außer dem Geschüzze sowohl die eiserne Munition als das Pulver und ist mit sehr bedeutenden Kosten verbunden. Sie wird erst ungefähr mit Mitte August ausgeführt seyn. Bei dieser Gelegenheit hat an die unsern Festungen fehlende Geschützart gedacht werden müssen, nemlich an 10zöllige Mörser. Colberg hat von jeher fast gar keine Mörser, Graudenz eine Menge großer, aber gar keine kleinen, und es sind in diesem Augenblik aus der Gießerei, ohne das bereits ausgeführte Geschütz, 10 Stük 10웩dige Mörser auf dem Transport nach Colberg, 10 – sind schon vor einiger Zeit hier angekommen, 10 – do auf dem Transport nach Graudenz, 10 – do eben so   Spandau. § 2. Geschüzze der Feldtruppen. Für unsere disponibele Armee ist eine Feld Artillerie marschfertig von 168 Stük (nämlich 56 Stük für jede Division von 14 Bataillonen). Von diesen werden aber nur 144 Stük marschiren, 24 Stük bleiben in Reserve, weil mit den 144 Stük eine Armee von 42,000 Mann stärker mit Artillerie versehen ist, als die Truppen anderer Armeen es sind. § 3. Reserve von Feld-Artillerie. Außer dem Vorbenannten ist noch eine Reserve von Feld Artillerie größtentheils in Königsberg, Breslau u. s. f. von 143 Stük Geschüz vorhanden, so daß die ganze Anzahl des Feldgeschüzzes jetzt 311 Stük beträgt, von welchen mit der Armee marschiren 144 Stük und in Reserve sind ................................ 167 – .

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Théodore-Bernard-Simon chevalier d‘Urtubie de Rogicourt: Manuel de l‘Artilleur, Paris 51795/96. Das Werk und sein Verfasser wurden im ersten Band vorgestellt.

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§ 4. Wie die Geschüzze herbeigeschafft worden sind. Um in Hinsicht der Artillerie in einen vortheilhaften Zustand zu kommen, sind im vorigen Jahre, vom letzten März 1809 bis 1810, in Gleiwitz 214 Stük neue Geschütze, unter welchen 109 Stük metallenes Feldgeschüz ist, gegossen, und außer diesen 214 Stük sind noch vor dem Kriege 20 Stük gegossene neu gebohrt worden, so daß also ein Zuwachs von 234 Stük dadurch entstanden ist, von dem aber erst 162 Stük als brauchbar an die Artillerie abgeliefert sind. § 5. Weitere Vermehrung des Geschüzzes. Bei meiner Anwesenheit in den Festungen Pillau, Graudenz und Colberg fand ich viele Geschüzze als unbrauchbar angegeben; in Colberg war die Anzahl derselben am größten und betrug 74 Stük. Da von ihnen noch ein großer Theil brauchbar ist, wie die Belagerung von Dantzig (wo auch das als unbrauchbar angegebene Geschüz in der Belagerung größtentheils gebraucht wurde) gelehrt hat, so kann man doch wohl annehmen, daß durch diese Geschüzze, dann auch die neuerlich gegossenen, noch nicht gebohrten 26 Stük, welche alle nicht in den vorhergehenden aufgeführten Beständen mit aufgenommen sind, unser Geschützbestand nach und nach noch ansehnlich vermehrt werden wird, so daß wir außer den Besazzungen der Festungen und der mit ihnen verbundenen verschanzten Läger (und ohne die 144 Stük Feldgeschüz bei der Armee, auch ohne 167 Stük Geschüzze für die Armee in Reserve) noch in den Festungen uns nach und nach eine neue oder zweite Reserve formiren können. § 6. Laffeten. Der größte Mangel in unserer Artillerie ist der der Laffeten, und zwar an solchen, welche in den Festungen mit Nuzzen gebraucht werden können. Die bisherigen waren schlecht eingerichtet, und es ist hier ein starker Kampf mit dem Herkommen und dem Vorurtheil unvermeidlich gewesen. Ungeachtet die zweckmäßigern, 1762 in Schweidnitz erfundenen Rahmlaffeten in Frankreich, England und selbst in Rußland schon eingeführt sind, so hat man sich hier doch nur nach vielen Debatten von ihrem Nuzzen überzeugt. Dieser Gegenstand muß noch mit großer Thätigkeit betrieben werden; es sind bereits alle Einleitungen dazu getroffen, aber noch ist ein großer Theil der neu gegossenen Geschüzze nicht mit Laffeten versehen; es sind jedoch die meisten in Arbeit oder doch die Materialien dazu an Ort und Stelle befindlich. § 7. Amunition. Die eiserne Munition ist durch unsere Gießereien in Schlesien und in den Marken sehr vermehrt worden; ich kann indessen davon keine genaue Nach-

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weisung in diesem Augenblik geben. Für die neuen 10웩digen Mörser sind aber allein gegen 20,000 Bomben gegossen; für 38 Stük neugegossene 7웩dige Haubizzen wenigstens 12,000 Stük Granaten u. s. w. Auch für die 50웩digen von Graudenz nach Kolberg und Spandau geschafften Mörser hat man hier die Bomben gießen lassen müssen. Der Vorrath an Pulver beträgt == 21,728 Centner == Um näher beurtheilen zu können, wie weit er reichen möchte, führe ich an, daß in Dantzig in der Stadt und auf dem Hagels- und dem Bischofs-Berge in der lezten Belagerung 1.) für die Artillerie .............................. 1,670 Centner 91 웩 2.) zu Patronen der Infant ................... 500 – – zusammen 2,170 Cent. 91 웩 Pulver verbraucht worden sind. Wenn wir unsern Festungen verhältnißmäßig ¼theil mehr Vorrath geben können, so werden sie sich nicht allein wie Dantzig, sondern noch länger bei einem förmlichen Angriff halten können. Wir haben acht Festungen, von denen 3, als Kolberg, Neisse und Glatz, ebenso viel als Dantzig brauchen möchten, also 6,512 Centn. 53 웩 Die übrigen fünf aber höchstens 2/3 so viel, also 7,235 – 86 2/3 Summa 13,748 Centn. 29 2/3 웩 Es blieben also von obigen 21,728 Centnern noch übrig 4,543 Centn. Nun rechnet man im Felde auf jeden Infanteristen auf den Feldzug höchstens 90 Schuß und auf den Kavalleristen 30 Schuß. Dies macht für 42.000 Mann Feldtruppen auf einen Feldzug 500 Centner Für 144 Stük Feldgeschüz auf jedes 200 Schuß, auf den Feldzug ............................................................. 900 -Da jedoch nie 200 Schuß in einem Feldzug gebraucht werden, da bisher nur höchstens 155 gebraucht sind, so kann man den Verbrauch nur auf ............................ 750 -anschlagen und für die ganze Armee also auf ............. 1,250 Pulver.  Es würden also hiernach für die Armee und für zwei ebenso starke Reserven, als der Vorrath bei der Armee ist, ....................................................................... 3,750 -erfordert, und demnach ein Vorrath von .................... 793 Centner Pulver übrig bleiben, wozu noch das kommen würde, was man jezt macht (800 Centner) und was man in einem Kriege von Alliirten durch Ankauf u. s. w. erhalten möchte.

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III. Die Festungen und ihre Verproviantirung. § 1. Als mir die Leitung der Geschäfte des Militairwesens anvertraut wurde, kamen die Festungen Neisse und Spandau leer in unsere Hände. Spandau ist nachher so weit befestigt worden, daß es jezt nicht ohne eine förmliche Belagerung genommen werden kann. Da durch eine zweckmäßige Vertheilung der Geschüzze in den Festungen ein Theil des bisherigen erspart werden konnte, und 125 Stük neues Defensions-Geschütz in Gleiwitz gegossen wurde, da man eine Menge eiserne Amunition von den französischen Behörden bei ihrem Abzuge heimlich ankaufte, so wurde es möglich, auch diese beiden desarmirten Festungen wieder zu armiren und in Vertheidigungsstand zu setzen, ohne daß der Staat dabei sehr große, obgleich immer noch bedeutende Aufopferungen machte. Es ist hierbei die größte Oekonomie beobachtet worden. Die neuen Defensions-Kanonen wurden aus vorräthigem Eisen gegossen, die angekaufte eiserne Amunition war wohlfeil, und die neuen Festungswerke wurden blos von Erde aufgeführt und durch Pallisaden u. s. w. gegen einen Sturm gedekt. § 2. Gleich nach dem Tilsitter Frieden wurden alle Vorräthe von Lebensmitteln in den Festungen verkauft; als ich aber bei meinem Antritt der Militairgeschäfte Euer Königlichen Majestät diese Lage darstellte, befahlen Allerhöchstdieselben, die Verproviantirung sogleich wieder herzustellen, weil Festungen, welche man aus Mangel des Lebensunterhaltes nicht vertheidigen kann, in der Lage Euer Königlichen Majestät Staaten und Verhältnisse mehr schaden als nüzzen. Jezt sind auf 3 Monate versehen: a.) Neisse für eine Besazzung von 7,000 Mann b.) Glatz     7,000 c.) Cosel     5,000 d.) Silberberg     2,000 auf 4 Monate sind versehen: a.) Spandau für eine Besazzung von 2,000 b.) Colberg     4,000 Für Spandau ist überdies in Potsdam und Berlin immer ein so großer Vorrath von Mehl, daß solches auf 6 Monate mehr sehr leicht damit versorgt werden kann. Kolberg wird nach und nach auf 6 Monate für 6.000 Mann proviantirt. Graudenz ist für eine Besazzung von 2,500 Mann auf 6 Monate und Pillau für eine Besatzung von 514 Mann auf 3 Monate mit Lebensmitteln versehen. Man hat bei Pillau auf die Vorräthe von Königsberg und Elbing gerechnet, welche nach diesem Orte zu Wasser sehr leicht gebracht werden können.

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Außerdem haben die schlesischen Festungen .. 1,300 Wispel Haber und nach Colberg wird nach und nach ein Vorrath von ................................................................................ 300 ––––––––––– in Graudenz von .......................................................... 150 ––––––––––– und in Spandau von ..................................................... 30 ––––––––––– niedergelegt. Alles, was ich hier von Lebensmitteln bei der Verproviantirung der Festungen gesagt habe, versteht sich nur von solchen, welche nicht leicht dem Verderben ausgesezt sind. IV. Stärke der Truppen und der ausgearbeiteten Leute. § 1. Die Truppen bestehen nach dem Rapport vom Monath März aus a.) Feldtruppen, als Infanterie Kombattanten 29,002 Mann Kavallerie do 10,018 Artillerie do 6,174 sind = 45,194 Mann. b.) Garnison Truppen Garnison Compagnien 1,372 Mann dienstfähige Invaliden 3,302  sind = 4,674 Mann. § 2. Die Bestandtheile zur Vermehrung der Truppen bestehen a.) in 38 Mann per Compagnie Infanterie und 25 Mann per Eskadron Cavallerie, welche montirt etc. sind; b.) in den Leuten von den aufgelöseten Regimentern, welche noch nicht invalide sind; c.) in den von den Regimentern ausgearbeiteten brauchbaren Leuten. Da von den Regimentern die Anzahl dieser schon geübten Leute noch nicht gefordert ist, weil man von dieser Sache noch nicht hat reden wollen, so kann ich nur die angeben, welche in dem zwei monatlichen Rapporte von dem Generalmajor von York von der westpreußischen Infanterie als solche, unter der Benennung Krümper, aufgeführt sind: bei dem dritten Ostpreußischen Regimente ⎫ kann aus dem lezten Regimente ⎬ 2monatlichen Rapport   vierten  tn 2 Ostpreußischen Grenadier ⎪ des Generalmajors von   Bataillon ⎭ York ergänzt werden. Da die Anzahl der Gemeinen der obigen Regimenter und Bataillone 3,780 beträgt, so sind ungefähr 2/3 so viel ausgearbeitete Leute, als die Brigade stark ist, vorhanden. Bei andern Regimentern und Brigaden wird dasselbe Verhält-

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niß ungefähr statt finden; bei einem mehr, beim andern weniger, und die Regimenter können in diesem Sommer sich so einrichten, daß sie eben so viel ausgearbeitete Leute im Kanton haben, als ihr Etat ist. § 3. Die Kanton-Revision ist noch nicht geendet; nach der vorläufigen Angabe ist die Summe der brauchbaren, ohne Exemption einzustellenden Leute zwischen 20 und 25 Jahren bei den Brigaden sehr verschieden. Der General Major von York giebt die ganze Anzahl der zur westpreußischen Brigade gehörenden Kantonisten von 20 bis 25 Jahren und über 5 Fuß groß zu 41,075 Mann an, und der davon ohne Exemption einzustellenden auf 19.457 Mann. Der Oberst Graf von Götzen giebt die Anzahl der Kantonisten von 20 bis 25 Jahren für Oberschlesien zu 34,391 und der davon ohne Exemption einzustellenden zu 20,359 Mann an. Der General Major von Kleist gibt dagegen die obigen Kantonisten von über 5 Fuß groß und zwischen 20 bis 25 Jahren von der niederschlesischen Brigade nur zu 28,037 Mann und die einzustellenden gar nur zu 5,046 Mann an. So sehr sind die Ansichten verschieden! Wahrscheinlich hat der General von Kleist blos auf große, schöne Leute gesehen, sonst würden wenigstens, wie bei andern Brigadiers, bis gegen die Hälfte, als 12- bis 14,000 Mann, brauchbar zur Einstellung seyn. Wäre aber auch dieses nicht der Fall, so halte ich mich dennoch aus dem Angeführten überzeugt, daß die Kantons für die Brigaden im Durchschnitt 15,000 bis 20,000 Kantonisten über 5 Fuß groß und zwischen 20 bis 25 Jahren bei den bisher bestandenen Exemptionen liefern würden; mithin 3 bis 4 mal so viel 20 bis 25 jährige Mannschaften nach den bisherigen Grundsäzzen der Kantonverfassung haben, als die Brigaden selbst stark sind.a § 4. Die große Anzahl der ausgearbeiteten Mannschaft ist dadurch entstanden, daß monatlich 5 Mann eingezogen und 5 Mann wieder beurlaubt wurden. Diese Maaßregel, zu der mir der Oberst von Below2 die Idee gab, als ich sie Euer Königlichen Majestät vor 2 Jahren vorschlug, hat viele Feinde; die, welche in unserer Schwäche unsere Erhaltung suchen, vereinigen sich mit denen, welche zu faul sind, beständig Leute auszuarbeiten und welche aus Pedanterie nicht gerne gut ausgearbeitete Leute beurlauben und mit unansehnlich weniger geübten sich zeigen wollen. Man hat schon manche Versuche gemacht, diese wichtige, allmählige, unmerkliche Vergrößerung der Armee, welche nichts kostet, zu vernichten, und jezt ist schon die Zahl der monatlich Einzuziehenden von 5 Mann per Compagnie auf 3 gesezt. Ich befürchte, daß nach meinem Abgange mein Nachfolger, wer er auch sey, bald darauf gebracht werden wird, Euer Majestät vorzustellen, daß diese Einrichtung Kosten erfordere oder andere Schwierigkeiten in der Ausführung habe und daher aufgehoben werden müsse. 2

Der im fünften Band erwähnte Hans Karl Friedrich Franz von Below, 1808 Kommandeur des 2. Ostpreußischen Regiments.

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V. Ausrüstungs-Einrichtungen auf den Fall des Ausbruchs eines Krieges. § 1. Mobilmachung der Feldtruppen. Die Mobilmachung der Feldtruppen geschiehet brigadeweise; sie ist förmlich organisirt; die dazu erforderlichen Pferde 10,365 und Knechte 3,598 sind ausgeschrieben; für 38 Mann per Compagnie bei der Infanterie und 25 per Eskadron bei der Cavallerie Augmentation sind geübte Leute und Bekleidungen und Waffen vorhanden und die Remontepferde im Lande bestimmt; das ganze Militär hat Feldmäntel; die Fuhrwerke zur Mobilmachung, die Pferde-Equipage, das Feldgeräth u. s. w. sind sowohl für die Truppen als die Lazarethe u. s. w. vorhanden. § 2. Es ist die Einrichtung getroffen, daß die Infanterie, Cavallerie und Artillerie innerhalb 2 Tagen mobil seyn, die Augmentation der Cavallerie ihre Remonte aber erst in 12 Tagen haben soll. Das Brodfuhrwesen und fliegende Lazareth muß in 8 Tagen, das Mehlfuhrwesen und die Bäkkerei in 14 Tagen nach der getroffenen Einrichtung ausmarschiren können. § 3. Eine jede Brigade erfordert: Knechte Rationen Portionen nach der jezzigen MobilmachungsEinrichtung ........................................ 444 3,338 8,170 nach der Mobilmachung vor dem lezten Kriege ...................................... 981 4.384 9.230 Bei der neuen Mobilmachung hat man dennoch mehr Cavallerie als bei der alten angenommen, auch hat die neue 450 Kombattanten mehr und 1,046 Rationen, d. i. den dritten Theil ihrer ganzen Anzahl weniger. § 4. Wie man bei unerwarteten Invasionen sich hilft und in wenigen Tagen alle Mobilmachungsbedürfnisse und todte Streitmittel in Sicherheit bringt, auch dazu sind besondere Einrichtungen getroffen, die aber freilich gewaltsame Maaßregeln erfordern würden. § 5. Vertheidigung einer jeden der drey Hauptprovinzen. Verschanzte Läger. Eine jede Provinz hat ihre eigene Vertheidigung, wenn die Monarchie in einen Krieg verwickelt oder angegriffen wird. Zu dieser werden im ersten Augenblik die mobilen Truppen gebraucht, während die übrigen Streitkräfte in verschanzten Lägern organisirt werden.

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§ 6. Schlesien. Die verschanzten Läger in Schlesien sind bei Glatz und Neisse, und die Festungen, welche in Schlesien mit zur Organisirung der unorganisirten Streitkräfte gebraucht werden, sind Neisse und Glatz. In Breslau ist eine starke Reserve von Feldgeschütz, welches hier geschwind mobil gemacht werden und demnächst nach Neisse und Glatz oder nach andern Direktionen gebracht werden kann. Man hat es aus den schlesischen Festungen genommen, theils weil es dort nur langsam mobil gemacht werden konnte, theils aber auch, weil man fürchtete, es könnte bei unglüklichen Abtretungen in den Festungen mit verloren gehen. Damit es in Schlesien nicht an Mitteln, die zur Vertheidigung erforderlich werden, und vorzüglich nicht an Holz fehle, welches in schleunigen Fällen nicht herbeigeschafft werden kann, so ist hier die Anordnung zur Herbeischaffung eines Vorraths bereits getroffen. § 7. Pommern. Bei Colberg ist ein verschanztes Lager außerhalb der Festung so angeordnet, daß dadurch zugleich die Communikation mit der See erhalten worden. Es sind bereits 4 Schanzen und Blokhäuser erbaut und in dem besten Zustande erhalten; es würden aber noch mehrere erfordert werden. Um diese geschwind erbauen zu können, liegen 2,000 Stük 30füßige Bauhölzer in Colberg zu dieser Bestimmung bereit. In Colberg fehlte es an Geschüz, Waffen und Munitionsbedürfnissen für ein solches Lager. Diese sind nun zum Theil schon aus andern Festungen und Oertern, wo sie entbehrlich waren, hingeschaft, zum Theil aber sind dazu die neu gegossenen Geschüzze und die in Berlin gemachten oder abgegebenen Gewehre angewandt. § 8. Preussen. In Preußen ist der größte Vorrath an todten Streitmitteln vorhanden; ein sicherer Ort, sie zu organisiren, ist daher äußerst wichtig. Die Gegend der Festung Pillau bietet einen schönen Platz zu einem verschanzten Lager dar; sie ist dazu ausersehen und vorläufig schon mit allem versehen, was zur geschwinden Befestigung und zur Vertheidigung des Lagers erfordert wird. Wenn die Nehrung bei dem Balgaschen Tief und die Halbinsel, auf der Pillau liegt, bei Lochstädt verschanzt wird, so ist man Meister von der Ausfuhr aus dem Haff in’s Meer, Meister von dem Haff und stehet mit der See, Königsberg, Elbing u. s. w. in Kommunikation. Die zu verschanzenden Linien betragen zusammen genommen überhaupt nur einen Raum von 2,000 Schritten. Die Verschanzungen sind bald gemacht, das Holz dazu, welches wegen der langsamen Herbeischaffung

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Aufenthalt verursachen könnte, ist bereits bei Lochstädt und Pillau niedergelegt, nämlich 2,000 Stük 30füßige Balken. Die Festung Pillau ist in Hinsicht der Vertheidigung dieser Verschanzungen mit mehreren Geschüzzen versehen (die aus Graudenz genommen), als sonst nöthig wären. Sie hat 188 Geschüzze und bedarf zu ihrer Vertheidigung nicht die Hälfte. Auch in Königsberg sind noch 26 Stük Geschüzze und in Memel 11 zur Disposition. Die Niederlage an Waffen, Munition u. s. w., welche sich in Königsberg befindet, ist für dieses Lager bestimmt. § 9. Wie die Streitkräfte bei der Bedrohung eines feindlichen Angriffs geschwind aufgestellt werden. Die verschanzten Läger bei Glatz, Colberg und Pillau werden, sobald Gefahr eines Angriffs auf irgend eine Provinz vorhanden, in Stand gesetzt, mehr verschanzt, mit Geschütz, Munition, Lebensmitteln und Feuermaterialien versehen. § 10. Die jezzigen Infanterie Regimenter werden per Compagnie 48 Mann ausgearbeiteter Mannschaft (dies sind die 38 Mann Augmentation und die 10 Mann, welche als überkomplett beim Ausmarsch eintreten sollen) vermehrt, welche gleich in die für sie vorhandene Montirung und Bewaffnung treten, sobald entfernte Gefahr vorhanden ist. Außerdem ziehen sie per Compagnie 20 Mann rohe Mannschaft ein, diese bekommen eine Feldmüzze und einen Mantel von der montirten Mannschaft. Sie werden mit langen leinenen Beinkleidern versehen. Sie treten an die Stelle der Kranken und der bei der Bagage Kommandirten und nehmen die Waffen der Kranken. Sind nicht 20 Kranke da, können daher jene 20 Mann nicht alle Waffen bekommen, so erhält der übrig bleibende Theil Seitengewehre. § 11. Jede Compagnie giebt 1 Offizier, 4 Unteroffiziere und 43 Mann ab. Diese formiren eine neue Compagnie aus den ausgearbeiteten Leuten des Regiments, ferner aus den Leuten der aufgelöseten Regimenter so stark, als es die Umstände leiden. Sie bekommen die noch übrigen 130 Mäntel und Feldmüzzen der Compagnie und lange leinene Beinkleider. Die 4 Detaschements von einem Bataillon formiren also wieder 4 Compagnien und daher 1 Bataillon, zu dem der Befehlshaber vom Bataillon mitgegeben wird. Dies heißt nun das Reserve-Bataillon und das Ganze bildet die Reserve-Brigade. § 12. Auf ähnliche Art wird eine Cavalleriereserve formirt. Von den vorhandenen 150 Mann per Eskadron marschiren 120, es bleiben daher per Eskadron 30

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Mann, bei denen 2 Unteroffiziere und 1 Offizier sind, zurük; dies macht von 2 Eskadrons 2 Offiziere, 4 Unteroffiziere und 56 Gemeine. Diese formiren eine Reserve-Eskadron; es bekömmt daher jede Brigade sechs Reserve-Eskadrons, welche von 60 Mann bis zu 120 Mann vermehrt werden. § 13. Eine jede Provinz, Litthauen, Ostpreußen, Westpreussen, Pommern u. s. w., formirt eine Miliz. Alle Forstbedienten gehören zu dieser, alle Unverheiratete zwischen dem vollendeten 16ten und dem noch nicht angetretenen 41ten Jahre. Ihre Bewaffnung mag eine Pike sein, wo es an andern Waffen fehlt. Diejenigen, welche sich Pferde anschaffen können, dienen zu Pferde. Sie formiren und organisiren sich in den Kreisen; sie wählen sich ihre Offiziere. Die Miliz dekt das Land gegen Streifereien, agirt mit den Reserven oder andern Truppen in Gemeinschaft, besezt die Festungen, verschanzte Läger u. s. w. § 14. Bei jedem Kavallerie Regimente und jedem Infanterie Bataillone wird 1 Eskadron oder 1 Compagnie freiwilliger Jäger errichtet. Sie bewaffnen, kleiden und montiren sich selbst. Sie bekommen keine Besoldung als Naturalien. Niemand kann in der Folge zu einem öffentlichen Amte, zu irgend einer Auszeichnung, zu irgend einem Ehrenamte kommen, der nicht bei diesen Jägern oder den Feldtruppen gedient hat, wenn er bei ihrer Errichtung noch nicht das 26te Jahr erreicht hat und nicht unter 16 Jahre alt ist. § 15. Jede Reserve bekömmt sogleich ihre Artillerie, und es ist also für jede Provinz eine Reserve-Feld Artillerie angeordnet. Die in’s Feld rükkenden Truppen haben per Brigade 1 Batterie reitende und 2 Batterien Fuß-Artillerie bei sich. Es bleibt also in jeder Provinz noch 1 Batterie reitende Artillerie zurük. Aus dieser werden für die Reserve Armee der Provinz 2 Batterien errichtet, alsdann werden für sie 4 Fußbatterien mobil gemacht, so daß auch jede Reserve-Brigade 2 Fußbatterien und 1 reitende Batterie bekömmt. § 16. Die zurük gebliebenen 4 Compagnien Artillerie in jeder Provinz werden zu 8 vermehrt; aus 1 werden also 2 gemacht. Ferner giebt von den 8 mobil gemachten Compagnien jede 1 Offizier, 2 Unteroffiziere, 4 Bombardiere und 25 Mann ab, die durch Rekruten ersezt werden. Diese Abgabe von 2 Compagnien, also 2 Offiziere, 4 Unteroffiziere, 8 Bombardiere und 50 Kanoniere, formiren eine neue Artillerie Compagnie. Es bekömmt also jede Provinz in den Festungen 8 Compagnien Artillerie ohne die, welche bei der Reserve und Feld Armee sind.

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§ 17. Jede der zurük gebliebenen 24 Compagnien Artillerie und dann die Garnison-Compagnie werden bis zu 150 Gemeinen vermehrt. Diese und die 3,000 dienstfähigen Invaliden geben für jede unserer Festungen 1,000 Mann Besazzung. Nach dem die Umstände es erfordern, wird diese Besazzung anfangs von der Reserve-Armee und in der Folge von der Miliz verstärkt. In eine Festung, die in Gefahr kömmt, belagert zu werden, werden immer einige Truppen der Reserve-Armee geworfen. § 18. Jede Provinz betrachtet sich als das Material einer Streitmasse, die bestimmt ist, gegen den Feind zu agiren, der sie oder eine andere Provinz angreift. In Pommern sieht man dahin, daß man nicht von Colberg, in Preußen, daß man nicht von Pillau, in Schlesien, daß man nicht von Neisse, Glatz und dem Gebürge abgeschnitten wird. Die Erhaltung der Kommunikation mit der See bei Colberg und Pillau und mit der österreichischen Monarchie in Schlesien (wenn man nicht mit Oesterreich in den Krieg kömmt) ist der wichtigste Gegenstand aller Defensiv-Anordnungen. § 19. Ob die brandenburgische Brigade sich nach Schlesien oder Pommern wendet, müssen die Umstände und die politischen Verhältnisse entscheiden. Ob die westpreußische sich [nach] Pommern oder nach Ostpreußen oder nach einer dritten Gegend wendet, hängt ebenfalls von jenen Umständen und Verhältnissen ab. § 20. Das vorzüglichste Augenmerk der Operationen einer jeden Brigade muß dahin gehen, daß sie die Aufstellung der neuorganisirten Streitmassen ihrer Provinz vorerst dekt. Ihre Offensivoperationen gegen den angreifenden Feind hängen von den Umständen ab. § 21. Jede Provinz muß ihren Befehlshaber und Landes-Präsentanten mit unbeschränkter Macht haben. (Schlesien: General v.Blücher; Pommern: General v.Bülow; Preußen: General v. York.) Berlin den 16. Jul. 1810

v.Scharnhorst.

Nr. 426

426. Immediatbericht

575 Berlin, 16. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 114r–115v (4 S.): Konzept, eigenhändig. Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Vorteile der Gribeauvalschen Festungslafetten. Maßnahmen zur Anschaffung neuer Lafetten für die preußischen Festungen.

Concept An Seine Majestät den Königb

Berlin d. 16n July 10

Ew. Majestät bitte ich unterthänigstc, hier einen Vortrag über die Laffeten in den Festungen ehrerbietigst niederlegen zu dürfen. Die bisherigen Canonen Laffetend bestanden in den Festungen aus Feld und Wall oder Defensions-Laffeten. Die letztern unterschieden sich von den erstern nur darin, daß sie niedrige Räder, mehr Holz in den Laffetenwänden und wenigre eiserne Beschläge hatten. Schon in 7jährigen Kriege erfand in der Belagerung von Schweidnitz 1762 ein französischere Ingenieur und Artillerist namens Gribeauval eine Laffete, welche die Vorzüge vor den bekannten hatte, 1. daß man bei ihrf fast keine Schießsharten brauchte und man bei ihr den Platz der Geschützeg in den Festungswerken in jedem Augenblik verändern konnte; 2. daß auf ihr das Geshütz, wenn es einmal die rechteh Richtung hatte undi das Ziel traf, bei [denj] folgenden Schüßen nicht weiter brauchte gerichtet zu werden und man auf ihrk sich also des Geschützes mit gutem Effect auch in der Nacht bedienen konnte, wenn bei Tage die rechte Richtung gefunden war; 3. daß bei ihr wenigere Mannschaft zu Bedienung des Geshützes als bei andrn Laffeten erfordert werdel. Diese Gribeauvalshenm

a

b

c

d e f g h i j k l m

Oestreichs auf den 15. Juli datierte Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 10A C I 34 Pak. 9, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Überschrift, Datum und Adresse von Schreiberhand, darunter von George vermerkt: „d. 17n abgs. an Major v.Boyen unter couvert gesandt.“ Bei Oestreich nur: „Berlin, 15. Juli 1810“. Bei Oestreich: „Ew. Königl. Majestät bitte ich alleruntertänigst.“ Dort auch in der Folge: „Ew. Königl. Majestät“ oder „E.K.M.“ Verändert aus „bisherigen Laffeten“. Folgt gestrichen: „berühmter“. Bei Oestreich: „derselben“ und in der Folge „gebrauchte“. Verändert aus „und man mit ihnen den Platz“. Bei Oestreich: „erste“. Verändert aus „daß auf ihr, wenn sie einmal die rechte Richtung hatte, das Geschütz“. Ergänzt nach Oestreichs Abschrift. Bei Oestreich: „nicht weiter gerichtet zu werden bedarf und man auf derselben“. Statt „werden.“ Bei Oestreich steht: „worden.“ Verändert aus „Art“.

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Laffeten, die man auch wohl Rahmenlaffetenn nennt, weil die Rader in einen beweglicheno Rahmen, welchen man sich bei ihnen statt der Bettungen bedient, [sich] zurük und vorwärts bewegenp, wurden nun in Frankreich eingeführt u. leisteten in der Belagrung von Valenciennes, le Quenoy u. Landrecy große Dienste. Schon vorher hatte man sich ihr[e]r in Gibraltar mit großem Nutzen bedient.q Der verstorbene Gen. v. Scheel shlug E. Majestät im Jahr 1801 vor, sie auch hier einzuführen, der General v. Merkatzr war dagegen. Der G. v. Tempelhof1 erklärt sich indessen für dieselbens, indem er behauptete, eine Festung mit Gribeauvalshen Laffeten sei in Hinsicht des Gebrauchs der Artillrie doppelt so stark als eine mit den gewöhnlichen andrnt. Ew. Majestät befahlen damals die Einführu[n]g; es wurden Proben gemacht. Die ersten Laffet[e]n warn aber in Hinsicht der Dimensionen nicht gut eingerichtet und die Ausführung gerieth in Stocken. Unterdes wurdeu in allen Artillrien der Vorzug dieser Art Laffeten anerkannt. Sie wurden nun auch so eingerichtet, daß man sich ihr[e]r hinter Shießscharten und in Casematten mit Nutzen bedienen konnte. Ew. Majestet haben in Riga und Kronstadt fast keine andrn als Rahmenlaffeten auf den Wällen gesehen. Als jetzt bei uns der Fall eintrat, daß neue Festungslaffeten gemacht werden mußten, war so wohl des Pri[n]z[e]n Augustv K. H. als ich der Meinu[n]g, daß man zu den, was von nun anw an Laffeten für die Festu[n]gen gemacht werden mußte, Rahmlaffeten nehmen müßtex. Die ersten Entwürfe, die die Artillrie Comissiony den Prinzen übergab, entsprachen noch nicht der Absicht, weil nach ihnen die Laffeten zu viel gekostet haben würden; nach vielen Conferenzenz, bei den[en] des Prinzen K. H. sich der Sache äußerst eifrig angenommen, hat man Zwekmäßigkeit und Wohlfeilheit mit einand[e]r vereinigt u. vorgestern u. gestern sind von der Artillerie Prüfungscomissionaa die

n o p q r s t

u v w x y z

aa 1

Verändert aus „Rahmlaffeten“. Nachträglich hinzugefügt. Bei Oestreich: „sich vorwärts und zurückbewegen“. Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Bei Oestreich: „einführen zu lassen, der General Merkatz aber“. Bei Oestreich: „für diese Laffeten“. Verändert aus „als eine andre.“ Der anschließende Satz verändert aus „Proben wurden gemacht.“ Verändert aus „Unterdes fand man in allen Ländern“. Bei Oestreich folgt: „von Preußen“. Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Bei Oestreich: „Rahmenlaffeten zu nehmen haben würde.“ Bei Oestreich: „Artill. Prüfungskommission“. Die anschließende Parenthese bis „angenommen“ nachträglich hinzugefügt; bei Oestreich beginnt sie: „bei welchen Se. Königl. Hoheit“. Verändert aus „vereinigt u. gestern sind von der Prüfungscomission“. Zu Generalleutnant Georg Friedrich von Tempelhoff, Generalleutnant Johann Friedrich Ludolf von Merkatz und Generalmajor Heinrich Otto von Scheel vgl. den dritten Band.

Nr. 427

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beigehende[n] Berichte2 abgestattetab. Ich habe selbst gestern den Proben beigewohnt. Aus allen gehet nun hervor, daß diese neuen Rahmlaffeten völlig den Zwek entsprechen und also großeac Vorzüge vor den gewöhnlichen Walllaffeten haben. Des Prinzen August K. H. haben mich, falls die Probe gut ausfiele,ad vor der Abreise aufgetragen, Ew. Majestät gemeinschaftlich um die Autorisation unterthän[i]gstae zu bitten, daß die für die Festu[n]g[e]n neu zu machenden Laffeten in der Folge aus Rahmen-Laffeten für den größt[e]n Theil der Canonen bestehen dürfen u. die Volstreku[n]gaf dem A. K. D. gnädigst aufzugeben.3 ag Berlin d. 16. July 1810 gez. von Scharnhorst. 427. Denkschrift

Berlin, 16. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 75, fol. 17r–18r (3 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Hardenbergs Hand.1 Rechtfertigung gegenüber französischen Vorwürfen.

Son Excellence,a Monsieur le Comte de Goltz me fit connaître, il y a quelque tems, que S. E. Mr. le Comte de St. Marsan lui avait observé que j’étais du nombre des personnes qui – dans le poste où elle[s] se trouvent – avaient le malheur de déplaire à S. M. l’Empereur Napoleon. Il n’en fallût pas plus pour ab

ac ad

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ag 2

3

a 1

Bei Oestreich folgt: „worden“. In der Vorlage am Rande ein schräger Strich mit dem Vermerk von Schreiberhand: „ist das von der Prüf. Komiss. eingereichte orig. Protokoll.“ Nachträglich hinzugefügt. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Bei Oestreich: „Der Prinz August Königl. Hoheit hat mir vor dessen Abreise“. Nachträglich hinzugefügt. Bei Oestreich: „gemeinschaftlich mit ihm um die allergnädigste Autorisation alleruntertänigst“. Verändert aus „bestehen möchten u. solches der 3ten D.“ Bei Oestreich lautet diese Passage: „neu zu machenden Laffeten für den größten Teil der Kanonen- und Rahmenlaffeten bestehen dürfen und daß dem Allgemeinen Kriegs-Departement die Ausführung dieses Vorschlages allergnädigst aufgegeben würde.“ Das Folgende von Schreiberhand. Das von Pontanus, Schultze und Kräwel unterschriebene Protokoll („Berlin, hinter dem Louisenbade“ und „Polygon“, 13.–14. Juli 1810) befindet sich im selben Faszikel, fol. 116r–122v. Das geschah durch eine Kabinettsorder an das Allgemeine Kriegsdepartement (Charlottenburg, 26. Juli 1810). Vgl. dazu die Mitteilung des Königs an Scharnhorst vom selben Datum, a. a. O., fol. 129r. Die ersten beiden Wörter von Hardenberg hinzugefügt. Es handelt sich um die französische Übersetzung von Nr. 394, vgl. dort die Sachanmerkungen. Die Denkschrift wurde am 17. Juli Graf Saint-Marsan übergeben, vgl. Nr. 431, Anm. a.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

me hâterb de supplier S. M. le Roi de daigner m’assigner un autre sphère d’activité, en prétextant la faiblesse de ma sante et ayantc, depuis, renouvelé ma prière, j’obtins la permission de me démettre de mon emploi. Le malheur que j’éprouve d’avoir déplû au plus grand Monarque du monde, ne peut que m’inspirer le désir d’exposer tout ce qui peut servir à prouver mon innocence; tel est le but que je me propose ici en me référant à un endroit du Journal de l’Empire qui me fait passer pour un Partisan de l’Angleterre. Il y a déjà dix ans que j’entrai au service de Prusse end lui donnant la préférance sur celui d’Hannovre. Jamais je ne vis l’Angleterre ; j’y ai des amis de jeunesse dans les troupes allemandes britanniquese, mais je n’y ai qu’un seul parent. Unf de mes frères et deux de mes beau-frères portèrent les armes ; le premier – servant avec l’armée française dans les trouppes de Hesse-Darmstadt – fût tüé à la bataille d’Aspern à la tête du régiment sous ses ordres, l’ung de mes beau-frères est Major dans le régiment français de chasseurs à cheval levé dans le Hannovre sous les ordres du Colonel Evers ; le second de mes beau-frères a quitté le service et occupe une place près de Brème. Du reste, je n’ai plus qu’un frère dans le Royaume de Westphalie, quih est maire de Schoningen près d’Uslar. Ce que je viens de dire doit prouver que ma famille n’est guère en relation avec l’Angleterre et qu’elle sert plutôt la France ou ses alliés. Pour prévenir ce qu’on voudrait peut-être mettre à ma Marge touchant l’équipée de Schill, je crois devoir dire que c’est précisément moi quii ai dénoncé cet officier à Sa Majesté, à deux reprises, comme un homme dangereux par son inquiette turbulence, que ce fut à ma première dénonciation qu’il fut mis sous surveillance, et qu’à la seconde il reçût l’ordre de se rendre à Koenigsberg, auquel il desobéït et deserta avec son régiment. Je ne fus jamais de cette association, qui se donna le nom d’amis de la vertu, je n’eus pasj même la moindre liaison avec ses membres. Quelqu’in-

b c d e

f g

h i

j

Von Hardenberg verändert aus „Napoleon; je me hâtai“. Verändert aus „sante. Ayant“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „l’Angleterre; quant à la légion brittanique, j’y ai des amis de campagne et de jeunesse“. Folgt, von Hardenberg gestrichen: „seul“. Verändert aus: „Le premier – servant dans l’armée française, parmi les trouppes de Hesse-Darmstadt – resta sur le champ de bataille près d’Aspern, à la tête du régiment sous ses ordres. L’un“. Verändert aus „Westphalie, lequel a affermé une terre et“. Das Folgende verändert aus „l’ai dénoncée à Sa Majesté, et même à deux reprises, [...] qu’il fut mise sous la surveillance de la haute administration militaire, et qu’à la seconde il eut l’ordre de se rendre à Koenigsberg, sans juger cependant à propos d’obéïr.“ Verändert aus „Je ne fus jamais de cette société, qui se donna le nom d’amis de la vertu, sans avoir“.

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Nr. 428

signifiante que cette société fût d’ailleurs à mes yeux, je ne laissai pas cependant de la représenter à Sa Majesté comme pouvant devenir misible.k À l’ouverture de la guerre en 1806, je me trouvai depuis 1805 à Hannovre chez le Comte de Schulenbourg etl ce ne fut qu’à Naumbourg que je me rendis au quartier-général ; jamais mémoire conseillant la guerre, jamais aucune lignem tracée dans cette vue – ne sortirent de ma plume. La guerre et les grand caractère[s] ayant toujours fait mon étude favorite, personne au monde peut-être n’ai ni suivi ni admiré autant que moin les grandes actions de S. M. l’Empereur. Déjà en 1798 je fiso insérér dans le Journal qu je poubliai alors sous le tître de „choses mémorables de nos tems“ un article dont je joins ici plusieurs passages traduits en françois.2 Je crois devoir observer finalement quep je me ren[d]s responsable à S. M. l’Empereur et au Roi mon maître de tout que je viens de dire et que je crois pouvoir prouver à l’évidence que je n’ai point mérité l’opinion qu’on a malheureusement à mon égard. à Berlin le 16 de Juillet 1810q 428. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 16. Juli 1810

GStA PK, I. HA Rep. 151 IC Nr. 5617 fol. 1r–2r (2½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Reparatur des Gebäudes der Allgemeinen Kriegsschule. Bedarf an Heizmitteln.

Das Gebäude der ehemaligen Academie Militaire hieselbst, welches von Seiner Majestaet dem Könige zum Gebrauch der neuen Krieges-Schule bestimmt ist, bedarf einer wesentlichen Reparatur, da in den letzten vier Jahren k l m n o

p

q 2

Verändert aus „pouvant donner l’éveil, bien que son but fût des plus innocent.“ Verändert aus „trouvais depuis 1805 à Hannovre chez le Comte de Schulenbourg“. Verändert aus „jamais mémoire visant à la guerre, jamais ligne“. Verändert aus „admiré comme moi“. Das Folgende verändert aus „imprimer – dans le Journal que je poubliais alors sous le tître de „choses mémorables de nos tems“ mais sans le continuer depuis – un article dont je joins ici plusieurs endroits en original et traduits.“ Das Folgende verändert aus „je reste responsable [...] de tout que je viens de dire ici et que – pour la moindre infidélité à la vérité m’exposerait à la plus sévère punition, mais j’ôse ajouter aussi que le tout sont des faits qui prouvent à l’évidence que je n’ai point mérité le malheur que j’éprouve.“ Datum von Hardenbergs Hand. Vgl. das von Hardenberg korrigierte Konzept der Übersetzung des in Anm. 8 zu Nr. 394 erwähnten Auszugs aus Deckens Artikel „Buonaparte“, ebda., fol. 19r–21v. Hardenberg hatte darin auch einige lobende Sätze gestrichen, die nun wohl nicht mehr opportun erschienen, u. a.: „Il est, ce qu’il y a de plus rare, un modèle de fidélité conjugale. [...] Bonaparte, enfin, renonce sans regret à un pouvoir auquel il doit le dévouement de l’armée et se soustrait, dans une existence paisible et sans éclat, aux applaudissemens des ses concitoyens.“

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

der ungünstigen Zeitumstände wegen hierauf nichts hat verwendet werden können und solches auch noch zu seiner gegenwärtigen Bestimmung eingerichtet werden muß. In dem von mir Sr. Majestät dem Könige eingereichten und von Allerhöchstdenenselben vollzogenen Etat für die Krieges-Schule pro 1810/11 habe ich zu Bestreitung dieser Kosten, da solche nicht permanent sind und nicht zum Etat gehören, keine Rücksicht nehmen, auch zu Bewilligung derselben keinen Antrag deshalb machen können, weil ich erst jetzt den Reparatur-Kosten-Anschlag, welcher auf Veranlassung des Staats-Minister Grafen zu Dohna und des Geheimen Staatsrats Sack von dem Baurath Friederici angefertigt und hiernächst gehörig revidiert worden ist, erhalten habe. Euer Excellenz beehre ich mich, denselben mit einer Haupt-Specification der summarischen Kosten in den Originalanlagena unter ganz ergebenster Zurückerbittung hierneben zu übermachen, und da hiernach zu Bestreitung derselben die sehr mäßige Summe von 2099 rthlr. 14 gl. 6 d. erforderlich ist, so stelle ich ganz ergebenst anheim, ob Euer Excellenz die Geneigtheit haben wollen, diese Summe auf die zu Dero Disposition stehenden Fonds anzuweisen, wobey ich zugleich bemerke, daß zum Vortheil der Königlichen Kasse die Bezahlung in der Art regulirt werden wird, daß jetzt gleich zum Anfange des Baues 800 rthlr. und gegen den ersten October c. wieder 800 rthlr. erfoderlich, der Rest aber erst im Frühjahr kommenden Jahres zu bezahlen ist. Euer Excellenz ersuche ich ganz ergebenst, mir Dero Entscheidung hierüber baldgefälligst zugehen zu lassen, indem mit der Reparatur unverzüglich vorgeschritten werden und das Gebäude bis zum 15ten October c. völlig in Stand gesetzt sein muß, weil mit diesem Termin der Unterricht seinen Anfang nimmt, wozu bereits die nötigen Einleitungen getroffen sind. Bei dieser Gelegenheit ermangele ich nicht, Euer Excellenz ganz ergebenst anzuzeigen, daß ich auch die zum Ankauf der Feuerungs-Materialien erforderliche Geldsumme im Etat für die Krieges-Schule um deswillen nicht mit aufgenommen habe, weil ich einestheils den Etat dadurch nicht erhöhen wollte und ich andernteils die Hofnung hegte, die nicht bedeutenden Feuerungs-Materialien so, wie es sonst für dergleichen Anstalten üblich gewesen ist, in natura zu erhalten. Es wird indessen nötig, jetzt in Zeiten für die Anschaffung dieser Materialien zu sorgen, und indem ich mir die Ehre gebe, Euer Exzellenz eine Bedarfsnachweisung pro 1810/1 ganz ergebenst zu übermachenb, ersuche ich zugleich dieselben, gefälligst veranlassen zu wollen, daß die darin designirten Haufen Holz und Torf der Krieges-Schule in natura verabreicht werden mögen, da es jetzt im Wercke seyn soll, ähnlichen Königlichen Anstalten ihren Feuerungs-Bedarf so wie sonst wiederum in natura zu überweisen. Berlin den 16ten July 1810.c a b c

Dazu am Rande zwei schräge Striche. Dazu am Rande ein schräger Strich. Das Folgende mit Respektabstand, Unterschrift mit Respektstrich.

Nr. 429

An den Königlichen Staats-Kanzler p. Herrn Freiherrn von Hardenberg Excellenz hier.

581

v.Scharnhorst1

429. Scharnhorst an Sasse und Tiedecke

Berlin, 16. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 58r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 133. Bestmögliche Verwendung vorhandener Gewehrteile.

An den Zeugkapitän Herrn Sasse u. an den Leutnant d. Artillerie Herrn Tiedeke.a Ew. Hochwohlgeb. gefälliges Shreiben v. 5t d.M. nebst dem Gewehr und der Kostenberechnung1 habe ich das Vergnügen gehabt zu erhalten. Ich bin aber im Ganzen der Meinung, daß der Staat vortheilhafter verfährt, wenn er, anstatt aus den Bestandtheilen von Gewehren alter Art Gewehre neuer Art zusammenzusetzen, die Bestandtheile lieber so verwendet, wie sie vorhanden sind, weil man dann mit viel geringern Kosten ein Gewehr erhält, was in jedem Fallb brauchbar ist, und die Veränderung[en]c, die man mit den Bestandtheilen vornehmen kann, doch in der Regel nicht das wesentliche des Vorzugs der neuern Gewehre auszumachen pflegen. In Königsberg erhalten wir auf diese Art ein brauchbares Gewehr für 4–5 Thl. Aus diesen Gründen werden Ew. p. sich überzeugen, daß ich in den von Ihnen gemachten Vorschlag nicht eingehen kann. Berlin d. 16. July 1810. 1

Vgl. die Konzepte zu Hardenbergs Antwort und zu einem Schreiben Sacks an die Sektion für Domänen und Forsten (beide vom 27. Juli 1810, ebda., fol. 5r–v bzw. 6r–7r).

a

Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom 16. Juli. Oben rechts von Georges Hand: „ad No. 58 Juli 1810“, ein Verweis auf das ebda., fol. 56r–57r, archivierte „Pro Memoria“ Rauchs (Berlin, 12. Juli 1810). Verändert aus „was wenigstens“. Folgt gestrichen: „in manchen“. Das Schreiben Sasses und Tiedeckes (Berlin, 5. Juli 1810; Auszug: Hahlweg I, S. 133) und ihre „Vergleichung der Kosten eines Infanterie-Gewehrs neuer Art mit den Kosten eines Infanterie-Gewehrs, welches in der hiesigen Gewehr-Reparatur-Anstalt aus Debris zusammengesetzt und nach der Façon der Gewehre neuer Art aptirt worden ist“ (Berlin, 4. Juli 1810) befinden sich a. a. O., fol. 51r–52r bzw. 53r–v. Mit 8 Taler 10 Groschen kostete demnach ein aptiertes Gewehr 2 Taler 14 Groschen weniger als ein neues. Rauchs Randbemerkungen mündeten in die in Anm. a erwähnte Denkschrift.

b c 1

582

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

430. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 17. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 125r–v (1¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 161f. Neue Richtmaschine für Mörser.

Berlin d[e]n 17. July 1810 An den Königa Es war bisher die Einrichtung bei unsern Mortieren so getroffen, daß man durch lose Keile dem Geschütz 30°, 45° u. 60° Elevation geben konnte. Eine andere Elevation war nicht möglich, und wenn diese zu der Entfernung nicht paßte, so mußte man die Ladung schwächen oder verstärken, woraus mancherlei Nachtheile enstanden. Es hat mir daher immer zwekmäßig geshienen, hierin dem Beispiel aller übrigen Artillerie zu folgen und den Mortieren eine Richtmaschine zu geben, dieb jede Elevation möglich machte, so daß man die Schußweitenc wie bei den übrigen Geschützen durch die Elevation auf einem sicheren u. leichten Wege erhalten könnte. Eine solche Einrichtung ist jetzt ausgemittelt worden, wie Ew. K. M. aus der Einlaged zu ersehene geruhen wollen, und es komt nurf darauf an, daß Allerhöchstdieselben mich zu dieser Veränderung allergnädigst authorisiren, worum ich hiermit unterthänigst bitte, indem ich nur noch bemerke, daß die Kosten einesg Mortier-Klotzes mit der neuen Richtmaschine wenig von den Kosten des alten Klotzes differiren werden, weil einige unnütze Eisenbeschläge von der andern Seiteh weggelasen werden. Die Einlage erbitte ich mir unterthänigst zurük.1 N.d.G.v.S. Cl. Berlin d. 17n Juli 1810.i

a

b

c d

e f g h i 1

Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Abgangsvermerk Georges vom 19. Juli. Oben rechts: „ad Juli 84“, ein Verweis auf das in Anm. d erwähnte Schreiben. Die folgenden zwei Wörter gestrichen und durch gestrichelte Unterstreichung wiederhergestellt. Verändert aus „Entfernungen“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Gemeint ist ein von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenes Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 15. Juli 1810, ebda., fol. 124r–v; Auszug: Hahlweg I, S. 161). Verändert aus „entnehmen“. Verändert aus „blos“. Verändert aus „Bau eines“, es folgt gestrichen: „Affuiten“. Folgt gestrichen: „erspart“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Eine Abschrift der Antwort des Königs (Charlottenburg, 26. Juli 1810) befindet sich ebda., fol. 128r.

Nr. 431

431. Scharnhorst an Hardenberg

583 Berlin, 17. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Daniel Ludwig Albrecht Nr. 75, fol. 16r (1 S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 402. Dankbezeugung und Bitte um Gespräch.

Ew. Excellenz kann ich nicht genug für die große Güte danken, die Sie in Hinsicht der französischen Angelegenheit für mich haben. Da ich gern uebermorgen früh von hier nach Schlesien abginge und ich gestern bei den König gewesen bin und von ihm einiges gehört, was ich Ew. Excellenz gern bekannt machen möchte, so bitte ich einige [Zeit?] mir zu schenken, und gewogentlichst die Zeit zu bestimmen. Berlin den 17. Jul. 1810 Scharnhorsta 432. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 17. Juli 1810

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt M VIII Gen. Nr. 11 fol. 1r–v (1¼ S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Die an Gneisenau verliehene Amtshauptmannschaft.

Euer Exzellenz wollen aus der Anlage1 geneigtest entnehmen, daß der Oberst von Gneisenau, welchem des Königs Majestät im Jahre 1807 die Amtshauptmannschaft Zehden verliehen hat, seit seiner Entlassung aus dem MilitärDienst keine Einkünfte davon erhalten hat. Da die Verleihung dieser Amtshauptmannschaft ohne Zweifel eine Belohnung der Dienste hat sein sollen, welche der Oberst von Gneisenau dem Staate bis dahin geleistet hatte, und in ähnlichen Fällen dergleichen Einkünfte nie von dem gewöhnlichen Friedens Dienst abhängig gemacht werden, vielmehr von Seiner Majestät selbst da zum Teil oder ganz bewilligt worden sind, wo der Inhaber seine Stelle und sein Gehalt verlor (so wie beim General von Le Coq2), glaube ich beinahe nicht zweifeln zu dürfen, daß der Oberst von Gneisenau die fernere Beziehung seiner Einkünfte mit Recht erwarten darf. a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Am Rande von Hardenbergs Hand: „Die Memoire, wie sie hierin liegen, habe ich d. 17t Julius dem franz. Gesandtn übergeben. Hbg.“

1

Ein Schreiben Gneisenaus an Scharnhorst (Mittel-Kauffung bei Schönau, 9. Juli 1810, ebda., fol. 2r). Zu Karl Ludwig Jakob Edlem von Lecoq vgl. Anhang 1 zum zweiten Band.

2

584

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Euer Exzellenz Ermessen muß ich indessen, was in der Sache zu tun ist, ganz ergebenst anheim stellen; nur kann ich nicht umhin, einen so vorzüglichen Offizier wie Herr v. Gneisenau ist, Ihrem Wohlwollen hierbei dringend zu empfehlen. Berlin den 17t Juli 1810 Des Königlichen Staats Canzlers Herrn Frhrrn. von Hardenberg Exzellenz

v.Scharnhorst.a

433. Scharnhorst an Boyen

Berlin, 17. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 12r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 113. Blüchers Haltung zum Entwurf des neuen Kavalleriereglements.

Berlin d. 17. July 1810 An den Major von Boyen. Ich habe aus der Anlagea ersehn, daß der H. Gen. v.Bluecher im Ganzen mit dem Exerz. Regl. der Cavallerie einverstanden ist, und ob er gleich daßelbe mit einigen sehr praktischen und vortreflichen Bemerkungen begleitet hat, so scheint er mirb doch nicht grade dagegen eingenommen zu seyn.1 N.d.G.v.S. Cl.

a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

a

Links am Rand ein schräger Strich, darunter ein Abgangsvermerk vom 19. Juli. Das Folgende verändert aus „doch keineswegs dagegen zu seyn.“ Die nicht überlieferte Denkschrift wird im „Verzeichniß der Aufsätze, welche im Jahre 1810 über Organisation und Exerzis der Cavallerie eingegangen sind“, als „5) Bemerkungen des Generals v.Blücher über die von dem Obersten v.Borstel entworfene Exerzier und Fecht-Anweisung für die Cavallerie“ geführt. Die Liste und das dazugehörige Begleitschreiben Boyens an Scharnhorst (Berlin, 24. Januar 1811, Präsentationsvermerk vom 26. Januar) mit dem eigenhändigen Vermerk: „Bescheinigung des Empfangs“ befinden sich a. a. O., fol. 16r bzw. 15r. Zu den fünf Aufsätzen gehörte auch: „3) Ueber die Instruktion für das Exerzieren der Cavallerie vom Generalmajor von Scharnhorst.“

b 1

585

Nr. 434

434. Scharnhorst an die Artillerieprüfungskommission

Berlin, 17. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 113r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Abschrift, maschinenschriftlich, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Weiterarbeit am Entwurf der neuen Festungslafetten.

Berlin d. 17. July 1810 An die Artillerie Prüfungs-Comissionb Der hochlöbl. Kongl. Art. Pr. Komission habe ich die Ehre, auf das gefällige Schreiben v. g. d.c zu erwidern, daß ich die Allerhöchste Genehmigung über die neuen Defencions-Affuiten einhohlen werde und daß ich die hochl. Komiss. ersuchen muß, nur gleich an der Ausarbeitung der Zeichnungen etc. arbeiten zu lassen, um solche demnächst der 3tn Divis. d. Allg. Kr. Dep. einzureichen, damit keine Zeit verlohren geht. Die hochl. Komiss. wird hiervon S. K. H. d. Pr. August die gehörige Meldungd thun. Während dem Fortschreiten dieser Arbeit wird dann die Allerhöchste Genehmigung eingehn.e N.d.G.v.S. Cl. 435. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Breslau, 27. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 238 fol. 131r (1 S.): Abschrift, Schreiberhand. Zu beobachtende Rücksichten bei der Entfestigung Breslaus.

Abschrift An des Königs Majestät.1 a Breslau den 27n Juli 1810.b a

b

c

d e

a b 1

Oestreichs Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 10A C I 34 Pak. 9, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Datum und Adresse in der linken Spalte; etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom 19. Juli. Oben rechts vermerkt: „ad No. 83 July“ (Journalnummer des in Anm. c erwähnten Schreibens). Bei Oestreich ausgeschrieben: „vom gestrigen Dato“. Das von Pontanus, Schultze und Kräwel unterschriebene Schreiben (Berlin, 16. Juli 1810) ist archiviert ebda., fol. 112r. Statt „Meeldung“. Bei Oestreich folgt als Unterschrift: „Scharnhorst.“ Davor gestrichen: „Cudow“. Darunter ein Abgangsvermerk vom selben Tage. Am 19. Juli starb Königin Luise in Hohenzieritz. Scharnhorsts in diesen Tagen verfaßter Kondolenzbrief an Friedrich Wilhelm III. wurde nicht überliefert, das Dankschreiben des Königs (Charlottenburg, 14. August 1810, Reinschrift a. a. O., Nr. 10 fol. 15r) ist abgedruckt bei Klippel III, S. 560.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

(Eigenhändig von dem Herrn General p. v.Scharnhorst geschrieben.)c E.K.M. lege ich hier den mir gnädigst befohlenen Bericht über die Demolirung der Festungswerke von Breslau zu Füßen.d Ich habe in diesem Bericht zweyer Punkte nicht erwähnt, die ich hier nicht übergehen darf und die mein alleruntert. Gutachten mit motiviren. Wollte man alle Werke Breslaus demoliren oder es sich ganz begeben, die Festungs-Werke wieder herzustellen, so würden daraus große Nachtheile entstehen, wenn durch politische Ereignisse die jezzigen Festungen ganz oder zum Theil abgetreten werden. In dem unglüklichen Fall würde man Breslau durchaus wieder zu einer Festung machen müssen, und aus diesem Grunde hat man keine Ursache, die Demolirung auch auf der pohlnischen Seite auszudehnen. Eben so nachtheilig würde es aber auch seyn, wenn man die Festung jetzt herstellen wollte oder sich nur das Ansehen dazu gebe. Denn daß der Kaiser Napoleon auf die Demolirung einen Werth legt, zeigt der Befehl zu derselben. Und könnte sehr leicht seyn, daß durch Schritte zur Herstellung der Festungswerke Breslaus die Herausgabe Glogaus2 verzögert würde und daß sie auf den Kaiser in jeder Hinsicht die nachtheiligsten Eindrükke machte. (gez.) v.Scharnhorst. 436. Immediatbericht

Breslau, 27. Juli 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 238 fol. 132r–134v (5¼ S.): Abschrift, Schreiberhand. Überlassung des Terrains der demolierten Festungswerke an die Stadt Breslau. Zusammenfassung der Gründe gegen und für die Entfestigung. Zu verfügende Maßnahmen.

Abschrift

An des Königs Majestät

Unterthänigster Bericht über die Demolirung der Festungs Werke von Breslaua Euer Majestät haben der Deputation der Stadt Breslau in Memel auf ihr unterth. Gesuch um das Terrain der demolirten Festungswerke c d 2

a

Bis hier in der linken Spalte. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das anschließende Dokument. Der Vertrag von Tilsit koppelte die etappenweise Rückgabe Stettins, Küstrins und Glogaus an den Fortgang der Kontributionszahlungen durch Preußen. Tatsächlich sollte Napoleon im August 1811 die anstehende Herausgabe Glogaus unter Berufung auf die wachsende Spannung mit Rußland verweigern. Die Überschrift in der linken Spalte.

Nr. 436

1.)

2.)

3.)

4.)

b c

587

gnädigst mündlich zu erkennen gegeben, daß Allerhöchstdieselben dies Gesuch zu erfüllen geneigt wären. In der auf dies Gesuch erlassenen allerhöchsten Cabinetsorder heißt es, daß das Terrain der demolirten Festungswerke der Stadt überlassen werden sollteb, wenn über dasselbe zu keinen andern gemeinsamen Zwekken disponirt würde. Die Bürgerschaft hat aus diesen allerhöchsten Resolutionen angenommen, daß ihnen die demolirten Festungswerke von Seiner Majestät überlassen seyen; alle ihre nachherigen schriftlichen und mündlichen Aeusserungen bezeugen dieses und alle einsichtsvollen Männer, welche die Stimmung der Bewohner Breslaus kennen, glauben, daß es einen höchst nachtheiligen Eindruk auf dieselben machen würde, wenn man diese, freilich nicht unbedingte Bewilligung wieder zurüknehmen wollte. Anfangs waren mehrere einsichtsvolle Männer vom Militair für die Erhaltung der Festung, insbesondere der Generallieutenant v.Grawert; seine Gründe sind bekannt. Es läßt sich für die Erhaltung der Festungswerke Folgendes mit Grunde sagen: Nur der Besitz einer mit allen Bedürfnissen, zur Ausrüstung des Soldaten versehenen Stadt ist einer Armee wichtig. In Breslau kann man 20,000 Mann in 14 Tagen kleiden, mit Schuhen u. Stiefeln versehen und auf allenfalls mehrere Monate erhalten.c Man hat sie während dieser Zeit beisammen und kann sie in dem Gebrauch der Waffen üben und diszipliniren. Eine leere Festung mit Kasernen dient zu nichts, als den Platz zu behaupten. Der Feind (z. B. die Pohlen) können, wenn Breslau offen ist, gleich beim Ausbruch des Krieges eine kleine Armee in Breslau kleiden, in den Stand zum Felddienst sezzen und überdies ansehnliche Contributionen sich zahlen lassen. Man habe aus diesen Gründen von jeher große Städte befestigt und vertheidigt. In unsern Zeiten Lille, Maynz, Strasburg, Genua, Dantzig, Cadix, Coppenhagen u. s. w. Mit dem Fall Magdeburgs sey der vortheilhafte Frieden, den uns Napoleon versprochen, wieder zurük genommen. Königsberg als Festung bei dem Frieden 1807 in unsern Händen würde sehr wichtig gewesen und große Kontributionen erspart haben. Wegen der Geschüzze und Munition könne man nicht in große Verlegenheit kommen, man brauche nur 1 oder 2 der übrigen 4 Festungen Schlesiens eingehen zu lassen; eine für Glatz und eine für Oberschlesien sey mehr als hinlänglich für diese Provinzen, alsdann fehle es nicht an den Bedürfnissen der Armirung. Nicht ohne Grund läßt sich aber auch von der andern Seite Mehreres gegen diese Behauptungen einwenden: Statt „sollten“. Der anschließende Satz nachträglich hinzugefügt.

588 1.)

2.)

3.)

4.)

1.)

2.) a.) b.)

c.)

d

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

daß eine große Stadt eine bedeutende Besazzung erfordere und daß dieses bei Breslau, obgleich wegen der Wassergreben in einem geringern Grade, doch in einiger Hinsicht der Fall sey, und es uns hieran fehlen würde. daß man eine großed Stadt, welche nicht aufs hartnäkkigste vertheidigt werden kann, kein[em] Bombardement aussezzen könne, weil nachher bei weniger Anstrengung des Feindes sie dann fallen würde, nachdem man sie vorher der Vernichtung Preis gegeben habe. daß die großen Städte in unsern Zeiten, um sie keiner Gefahr auszusezzen, sehr oft nicht vertheidigt seyen, wenn sie auch fest gewesen sind, wie Wien, Turin und so viele andere, daß dagegen nicht befestigte große Städte, wenn die Lage des Krieges es mit sich gebracht, dennoch gerettet und ihre Hülfsmittel benuzt seyen, wie z. B. von Königsberg im Februar 1807. daß man Breslau nicht sogleich würde wieder stärker befestigen können, als diese Stadt im siebenjährigen Kriege befestigt war, wo sie nach der Bataille bey Breslau sogleich an die Oesterreicher und nach der von Leuthen sogleich an die Preussen wieder überging und keinen bedeutenden Widerstand für sich leistete. Diese Verhältnisse erzeugen große Bedenklichkeiten bei jeder Parthei, welche man in dieser Angelegenheit ergreift. Wenn man indessen alle für und wider, und dann die anderswo angeführten politischen Rüksichten in Erwägung ziehet, so scheint folgende Bestimmung der jezzigen besonderen Lage des Staats zu entsprechen: Die Festungswerke der pohlnischen Seite bleiben in ihren bisherigen Zuständen. Der Stadt ist nur das Terrain der demolirten Werke, d. i. das der teutschen Seite versprochen. Ueberdies haben und machen die Dom- und die geistlichen Stifte auf das der pohlnischen Seite den größten Anspruch, weil sie es größtentheils hergegeben haben. Das Terrain der demolirten Festung, d. i. das der teutschen Seite, wird der Stadt zu Gärten, Promenaden u. s. w. übergeben. Jedoch mit folgenden Bedingungen: daß es nicht bebaut werde, daß ein Graben, ungefähr nach dem Laufe des Hauptgrabens, so breit und tief erhalten werde, daß ihn niemand durchwaden, und daß er den Unrath der Stadt, wie ehemals, aufnehmen und abführen könne, den Brunnen die nöthige Speisung gebe und bei dem Anschwellen der Oder und Ohlau eine Ableitung wie ehedem sey; daß die Höhe des Hauptwalls einigermaaßen erhalten werde, um die Stadt gegen Ueberschwemmung zu sichern;

Statt „einer großen“.

Nr. 436

d.)

e.)

3.)

e 1

589

daß die Pläzze, welche zu öffentlichen Gebäuden, etwa zu einer Vieharzneischule, Entbindungshause, Exerzierplatz, Holzniederlage oder über die, über welche schon von Seiner Majestät disponirt sey, [von] der Ueberlassung des obigen Festungs Terrains ausgenommen seyen, wenn sie nicht anderswo ohne Schwierigkeit genommen werden können; daß Seine Majestät sich die Disposition der Materialien der Festungswerke zu solchen Gebäuden oder andern Anwendungen zu gemeinsamen Zwekken vorbehalte. Eine Commission von königlicher und städtischer Seite würde das Detail dieser Bedingungen bestimmen. Bei dieser hier unterthänigst vorgeschlagenen allerhöchsten Dezision würden die Bürger beruhigt und man bliebe in der Lage, in der Folge immer noch die Einrichtung zu treffen, welche man nach den eintretenden politischen u. übrigene Verhältnissen für gut fände: entweder die Werke der Stadt ganz zu rasiren oder die der teutschen Seite wieder herzustellen. Das mit vieler Kenntniß und Einsicht entworfene Projekt des Generals v.Grawert, die Vorstadt durch Redouten und Forts zu dekken, kann jezt nicht zur Ausführung kommen und bedarf vor der Hand nicht Eur. K.M. allerhöchsten Entscheidung. Sollte für gut befunden werden, die innere Mauer der Stadt wieder herzustellen, zu ergänzen und zu repariren, so wird dazu von Seiten der Stadt auf alle Art die Hand geboten, die Mauerarbeiten an sich werden indessen auf Königliche Kosten mit den Materialien der Festungswerke verrichtet. Die Aufbrechung und Herbeischaffung der obigen Materialien ist aber die Sache der Stadt. Diese Mauer würde sowohl in polizeilicher als anderer Hinsicht wichtig seyn und wahrscheinlich nicht viel kosten. Die Ziehung einer Mauer, welche von dem General v.Grawert vorgeschlagen, würde, da sie mehrere tausend Schritt ausmacht, bei den jezzigen Finanzverhältnissen nicht ausführbar seyn; die Erhaltung einiger Bastionen der Festungswerke ist wegen politischer, anderswo angeführter Verhältnisse bedenklich; die Anlegung einer Schleuse in den Graben, die Instandsezzung des Grabens zu einem Hafen und schiffbaren lebendigen Kanal ist neben andern der Stadt gemachten Bedingungen vielleicht zu hart, da doch die Ueberlassung des Terrains ein Geschenk seyn soll, wodurch E.K.M. die Stadt in Hinsicht der Schuldenlast unterstüzzen wollen, sonst würden sie allerdings wünschenswerth seyn.1

Verändert aus „politischen“. Ein Schreiben Grawerts an Scharnhorst (Breslau, 5. September 1810, ebda., fol. 137r– 138r) meldete, der König habe durch Kabinettsorder vom 31. August die Sache vorgeschlagenermaßen bestimmt.

590

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Breslau d. 27tn Juli 1810 gez. v.Scharnhorst.f 437. Notizen

Brieg und Mollwitz, 29. [Juli 1810]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 154 fol. 22r–v (1½ S.): Eigenhändig.a Druck: Lehmann II, S. 330 (Zitat). Beobachtungen in Brieg und auf dem Schlachtfeld von Mollwitz.

Bemerkungen auf der Reise nach Schlesien Den 29. Brieg1 13 Falconets, 1 gezogenes – ½ bis 4 웩. Caliber Munition von [B.......b], einige aus geschoßenen Cürasse u. Harnische – 340 von ersteren Zeughauß sehr gut Die Gebäude schon den Civil übergeben?2 Ganz mit einer Mauer umgeben, noch ein Grabe, ziemlich tief, aber nicht immer Wasser, der Wall eben, aber hoch, ganz bebaut. Br. u. Br.3 sind wichtig, wenn vielleicht die Festungen in Oberschlesien durch irgd. Umstände abgegeben würden. Molwitz4 Der Bach bei Panpitz, Langwitz nicht morastig, der König irrt sich hierin5 Die Gegend fast ganz eben, so sehr als man nur eine finden kann, doch soll vor Molwitz, vielleicht 2000 Schritt ein Grabe mit der preussischen Front parallel existirt haben, der aber doch nicht über 3 Fuß tief gewesen.

f

Darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungs- und Abgangsvermerk vom selben Tage.

a

Oktavzettel, eingelegt in das im vierten Band als Nr. 49 edierte Heftchen. Unleserliches Wort. Scharnhorst kam zu Beginn seiner Inspektionsreise am 29. Juli 1810 nach Brieg, wo er den zur Kur abgereisten Major von Thiesenhausen, Kommandeur des Schlesischen Grenadierbataillons, nicht antraf, vgl. dessen zu Nr. 443 angeführtes Schreiben. Das bereits unter Friedrich II. teilweise entfestigte Brieg hatte am 16. Januar 1807 kapituliert. Die bayrisch-französischen Besatzungstruppen sprengten beim Abzug die Festungswerke. Breslau und Brieg. Mollwitz liegt etwa 7 km westlich von Brieg. Gemeint sind Pampitz, Laugwitz und die Ortsbeschreibung durch Friedrich II.

b 1

2

3 4 5

Nr. 438

438. Scharnhorst an Rottenburg

591 Landeck, 4.[? August? 1810?1]

Bayerische Staatsbibliothek München, Autogr. Scharnhorst, Gerhard von (1¼ S.): Reinschrift?, unbekannte Hand. Kuraufenthalt. Bitte um Lesestoff. a

Mein lieber Rothenburg!

Es geht mir hier so weit gut, daß ich mich wohler befinde als in Glatz, obgleich ich erst einige Male Wannen Bäder genommen habe. Im Ganzen ist es hier auch amüsant, nur kommt dann und wann ein Stündchen, die man für sich allein mit Lesen hinbringen möchte; da man aber nur lesen kann, wenn man Bücher hat, und mir es an ihnen fehlt, auch in ganz Landeck so wenig eine Buchhandlung als Lesebibliothek existiret, so bitte ich Sie mir mit der Erlaubniß des Grafen2, die Bände von Reisebeschreibungen zu schicken, die in des Obersten seinem Zimmer unbenutzt umher liegen. Übrigens wünsche ich Ihnen Gesundheit, frohen Muth und Lust zum Arbeiten, und bitt, mich den drei p. anderen H. Adjutanten zu empfehlen. L. d. 4tn Juli 9. Ganz der Ihrige Scharnhorst. Verteb Wenn Tiedemann die Güte hätte, mir die Braut v. Messina3 mitzuschicken, so würde ich ihm sehr vielen Dank sagen.

a

b 1

2

3

Auf dem gesiegelten Umschlag adressiert: „Herrn Hauptmann v. Rothenburg Hochwohlgeb., Glatz im Gouvernement.“ Oben auf der ersten Seite ein Vermerk: „exped. Gl. d. 6t. Juli“ [ d. i. August], der sich möglicherweise auf die Absendung der Antwort durch Rottenburg bezieht. Das Folgende auf der Rückseite des Blattes. Das angegebene Datum, 4. Juli 1809, ist offensichtlich falsch. 1809 hielt sich Scharnhorst im Sommer in Königsberg auf, 1811 in Berlin, Pommern und Preußen. 1812 wurde der (inzwischen zum Major beförderte) Adressat im März nach Kolberg versetzt, während Tiedemann im Mai nach Rußland abreiste. Der Brief muß also im Sommer 1810 entstanden sein; wenn an einem 4., dann am 4. August, denn Anfang September wurde Scharnhorst vom König in Anspruch genommen und hatte seine Kur schon hinter sich, während er hier noch von ihrem Beginn spricht. Gemeint ist mutmaßlich Oberst Graf Götzen, der wegen verschlechterter Gesundheit am 12. Dezember 1809 von allen Dienstleistungen entbunden worden war und sich seitdem meistens in Bad Kudowa aufhielt. „Die Braut von Messina, oder Die feindlichen Brüder“, 1803 uraufgeführtes Trauerspiel von Schiller.

592

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

439. Scharnhorst an Hardenberg

Glatz, 5. August 1810

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 3 fol. 6r–7v (4 S.): Eigenhändig. Politische Stimmung und wirtschafliche Lage in Schlesien.

Ew. Excellenz Befehl zufolge berichte ich Hochdenenselben einige Wahrnehmungen von der Provinz Schlesien, welche den Zustand der Provinz im Allgemeinen schildern. Ich darf erinnern, daß sie nur flüchtig aufgenommen [sind] und daher keine große Aufmerksamkeit verdienen. In Frankfurt bemerkte ich ein großes Intereße an allem, was in Berlin, im Ministerio und bei Hofe vorgehet, in Schlesien nimt dies ab, je weiter man sich von der Haupt Stadt Berlin entfernt. Die Vornehmsten nehmen nur hieran einigen Antheil und marquiren ein großes Zutrauen zu Ew. Excellenz; übrigens sagt mir fast jeder, daß der Geist des Adels und der Kaufmannschaft nicht gut sey, daß aber dagegen alle übrigen Bürger und Bewohner Schlesiens viele Anhänglichkeit an den Staat und auch an die Person des Königs hätten, und dies glaube ich auch selbst bei jeder Gelegenheit bemerkt zu haben. Der Policei President Streit und einige andere sagte[n] mir, daß in den höheren Behorden der Provinz Schlesien ein Centralpunkt fehle, wodurch der Geist der Einheit und der Geneigtheit eingeleitet und erhalten würde; eine jede Behörde handele nur für sich, denke nur an sich; ein Stadthalter oder Minister würde für diese Provinz wichtig seyn. Bei einem Stadthalter würde abera, wie es mir scheint, ohne Zweifel der Geist der Intrigue, Protection und s. w. eintreten, dagegen glaube ich, daß ein höher Commissarius, nemlich ein Minister, der unparteiisch in dem Geist des jetzigen Ministeriib handelte, hier in kurzer Zeit viel bewirken könnte; litten die weitläuftigen Geschäfte Ew. Excellenz, daß Sie sich 3 bis 4 Wochen in dieser Provinz aufhielten und eine Revision aller Gegenstände vornehmenc, Menschen aus allen Klassen hörten, so würde dies gewiß von der äußersten Wichtigkeit seyn. Jetzt herrscht die Meinung, man vernachläßige diese Provinz und mitunter glaubt man auch, sie werde benachbarten Staaten zum Theil werden. Ew. Excellenz sehen aus allem diesen, wie wichtig es wäre, wenn Se. Majestät der König noch diesen Herbst die Provinz bereiseten; freilich müßte jemand bei Sr. Majestät seyn, der sich auch zugleich um die innern Angelegenheiten bekümmerte, damit diese Reise nicht eine bloße militärische Reise würde. Daß die Ernte überall, vorzüglich in Winter Getreide, gesegnet, daß diese Provinz in einem beßern Zustande als irgend eine andere ist und daß nirgend die Folgen des Krieges sichtbar sind, wissen Ew. Excellenz; indessen hat der Krieg doch Schulden, vorzüglich für einige Städte herbeigeführt; so ist z. B. a b c

Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Statt „Ministerio“. Verändert aus „hielten“.

593

Nr. 440

die Klein Stadt Patschkau mit 61.000 Thalerd Schulden, weil sie solange das Haupt Quartier des General van Damme1 gehabt hat, belastet.e Glatz den 5. Aug. 1810 v.Scharnhorst 440. Scharnhorst an Hardenberg

Kudowa, 13. August 1810

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 3 fol. 12r–13v (4 S.): Eigenhändig. Schlesische Festungsanlagen. Die Unruhen nach der Aufhebung der Erbuntertänigkeit.

Nachstens werde ich einen Bericht über das Festungs Terrän in Breslau an Se. Majestät abstatten, damit derselbe hierüber in Breslau selbsta entscheiden kann. Ich habe die noch bestehenden Festungen im besten Zustande gefunden, obgleich zu ihrer Erhaltung einige Kosten erfordert werden. Ich suche indessen diese Forderungen zu mildern, die selbst nach ehemaligen Verhältnissen unverantwortlich und im höchsten Grade übertrieben warn, wovon ich mich nur an Ort und Stelle überzeugen konnte. Ich sehe überhaupt bei dieser Gelegenheit wie wichtig es ist, an Ort und Stelle alles selbst zu sehen, indem bei dem Hin- und Herschreiben das Privat Intereße und Formwesen, aus dem niemand sich losreißen kann, freies Spiel haben. Ich habe mich bemühet, die Ursachen der Widersetzlichkeiten, welche hier von Seiten der Dörfer von jeher stattfanden, zu ergründenb, weil sie mir selbst bedenklich zu seyn scheinen. Die größere Lebhaftigkeit der Schlesier, die größere Bevölkerung, die die Menschen nahe beieinander bringt, und der armselige Zustand, in dem die geringere Klasse der Bewohner Schlesiens, wie es mir nach ihren Kleidungen u. s. w. scheint, sich befindet, mag wol neben andern mir nicht bekannten Ursachen diese Widersetzlichkeiten veranlassen. d e 1

a b

Verändert aus „so hat z. B. die Klein Stadt Patschkau 61.000“. Das Folgende mit Respektabstand, Unterschrift mit Respektstrich. Dominique-René Vandamme (1770–1830) hatte von 1788 bis 1790 auf Martinique gedient, zuletzt als Sergeant. 1792 errichtete er in seiner Heimatstadt Cassel eine Jägerkompanie und befehligte 1793 ein Freiwilligenbataillon. Nach der Schlacht von Hondschoote zum Brigadegeneral befördert, diente er bei der Nordarmee, am Rhein und in der Schweiz und trug 1799 zu den Siegen von Bergen und Castricum bei. Der nach Austerlitz mit dem Großkreuz der Ehrenlegion ausgezeichnete Vandamme diente 1806/7 unter Jérôme Bonaparte in Schlesien. Seit 1808 Graf von Hüneburg, kommandierte er 1809 das VIII. Korps. Wegen Differenzen mit König Jérôme nahm der Divisionsgeneral nicht am Rußlandfeldzug teil, wohl aber an der Rückeroberung der Hanseatischen Departements im Frühjahr 1813. Als Kommandeur des I. Korps geriet Vandamme bei Kulm in Gefangenschaft, 1815 führte er das III. Korps bei Ligny und Wavre, danach blieb er als Bonapartist bis 1824 verbannt. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „gesucht“.

594

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Soviel ist gewiß, daß sie seit Aufhebung der Erbunterthänigkeit zugenommen hat, und zwar deswegen, weil die meisten revoltirenden Dörfer geglaubt haben, daß mit dieser Aufhebung auch die der Frohndienste verbunden sey. Es ist hierbei das Uebelste, daß immer der Aufstand nur durch Gewalt, durch die Ueberlegenheit des Militärs gestillt ist. Jedesmal hat man sich zuerst dem Befehle von der Regierung widersetzt, ein kleineres Executionscomando maltraitirt und dann erst ein überlegenes großes, weil es wegen der Anzahl nicht zu bezwingen war, respectirt. Der General von Schuler, Oberst Graf von Götzen und mehrere ruhige, gut denkende Männer haben mir diese Lage als gefährlich geschildert, wenn einmal sich der Fall ereignen sollte, daß eine große Anzahl Dörfer zugleich aufständen oder einander im Aufstande folgten.1 Es ist ohne Zweifel ein großer Fehler gewesen, daß man die Widersetzlichkeit gegen ein Klein Comando oder vielmehr eine eigentliche Rebelion nicht als solche bestraft hat, und daß man sich gleichsam herunter gelassen hat, mit diesen Menschen einen Krieg zu führen, in dem bloß die Ueberlegenheit entschied. Man müßte jetzt bei der ersten Veranlassung die Menschen, bei welchen die obenerwähnten Mißverständnissec herrschen, auf das umständlichste belehren, dann aber auch die fernere Widersetzlichkeit an ein paar Individuen auf das strengste bestrafen und Gelegenheit nehmen, den übrigend die Größe des Verbrechens, welche durch die Widersetzlichkeit gegen die Obrigkeit begangen wird, darzustellen. Bisher hat man die Strafen gar nicht gehörig verhängt oder gemildert oder man hat auch die Verbrecher begnadigt. Man hat mir gesagt, nur bloß die Knechte und Dienstmägde, aber nicht die Bauern, welche Grundstücke besitzen, hätten durch die Aufhebung der Erbunterthänigkeit gewonnen; ich kenne die innern Verhältnisse derselben nicht, ich glaube aber hier auch bei einem Theil des Adels keine humanen Gesinnungen in Hinsicht der Verhältnisse der Herrn zu den Unterthanen wahrgenommen zu haben, nur erst nach und nach werden diese sich bei den Jüngern zeigen. Cudowa den 13. Aug. 1810

c d 1

Scharnhorst

Verändert aus „Menschen, welchen Mißverständnisse“. Verändert aus „nehmen, ihnen“. Im Sommer 1810 wurde Militär gegen aufständische Bauern in der von Scharnhorst bereisten Grafschaft Glatz eingesetzt, im Herbst erfaßten Unruhen die Kreise Glogau und Löwenberg sowie das Fürstentum Trachenberg. Am 24. Oktober erging die „Verordnung wegen der in Schlesien entstandenen Mißverständnisse über die Dienstleistungen der Bauern gegen ihre Gutsherrschaft“ (Gesetzsammlung 1806/1810, S. 735f.). Vgl. auch Nr. 144.

Nr. 441

441. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

595 [Kudowa, 17. August 18101]

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. C Nr. 1, fol. 5r–v (1½ S.): Abschrift, Schreiberhand. Verwahrung gegen Verdächtigungen der Teilnahme an einer Verschwörung gegen den König.

Abschrift. Allerdurchl. Großmächtigster pp. Das unbeschreibliche, gnädige Vertrauen, womit Euer Majestät mich zu beehren geruht haben, hat den wiederlichen Eindruck, den die Krockowsche Untersuchung in Hinsicht meiner auf mich machen mußte, ausgelöscht;2 und ich befinde mich in der Gnade Euer Majestät so glücklich als irgend einer Ihrer andern Unterthanen. Aber darum kann mir die Stimme des Publikums nicht gleichgültig sein. Der Feldmarschal Graf v. Kalckreuth hat jene Beschuldigung als wahr dem Printzen Biron erzählt. Er hat zwar mich nicht als Haupt-Person in der Sache genannt, wodurch denn Euer Majestät höchste Familie noch mehr kompromittirt wird. Er und einige andere Staatsdiener beneiden die Allerhöchste Gnade, die ich von Euer Majestät zu genießen das Glück habe. Höchst wahrscheinlich sind es diese, die durch ihre Äußerungen Nachrichten aussprengen, die an sich kindisch, aber darum doch nachtheilig sind. Auf diese Weise erneuert man jezt die Krockowsche Anklage; man scheut sich nicht, meiner Reise nach Schlesien Plane gegen Euer Königl. Majestät zuzuschreiben, und hat die Frechheit, sie mit der Reise des Prinzen Wilhelm Königl. Hoheit3 in Verbindung zu setzen. Diese Aeußerungen bedeutender Personen wirken auf andere Leute. Meine Briefe sind zum Theil zurückgehalten, zum Teil erbrochen, ebenso die Briefe meiner Kinder. Ich wage es daher, Euer Majestät unterthänig zu bitten, mir den Schutz gnädigst angedeihen zu lassen, der vom Throne so leicht für jeden Privatmann ausgeht und Kränkungen von mir zu entfernen, wie die, einem zweideutigen und verdächtigen Menschen gleich, von der geheimen Polizei verfolgt und ausgespürt zu werden. Bei dem Zutrauen, womit Euer Majestät mich über alle Beschreibung beglücken, und welches ich nur von Seiten meines Charakters zu verdienen glaube, sind jene Maßregeln gewiß ein unschicklicher Eifer, der mehr von Privat Leidenschaften als von dem Interesse des Staats geleitet wird. Sollte es Euer Majestät zu viel Unannehmlichkeiten verursachen, auf eine oder die andere Art dergleichen absichtlich ausgesprengte Gerüchte vor1 2

3

Datiert nach dem Antwortschreiben, vgl. Anm. 4. Die Grafen Reinhold und Albert von Krockow hatten behauptet, Scharnhorst stünde an der Spitze einer Verschwörung, die Prinz Wilhelm auf den Thron bringen wolle, vgl. Anm. 1 zu Nr. 128 im fünften Band. Vgl. Nr. 283 und 284.

596

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

zubeugen, die dem Namen der Königlichen Familie und wahrscheinlich auch anderweitigen politischen Verhältnißen des Staats zum großen Nachteil gereichen werden, so bitte ich Allerhöchstdieselben nicht ungnädig aufzunehmen, wenn ich die Mittel ergreife, welche mir als Privatmann gegen den Muthwillen schlechter Menschen zu Gebote stehen, sie vor den Augen der Welt in ihr wahres Licht zu setzen, wodurch sie sich gewiß bestraft fühlen und von Niederträchtigkeiten der Art in der Folge abgehalten werden. Auf dem bisherigen Fuß alles über mich ergehen zu laßen, kann ich auf keine Weise ferner dulden; die Pflichten, welche ich Euer Majestät, Ihren allerhöchsten Verwandten und mir schuldig bin, fordern mich auf, hervorzutreten, um nicht durch mein Stillschweigen gerechten Verdacht gegen mich zu erwecken. Ich habe indessen nichts eher tun wollen, bis ich weiß, daß Euer Majestät hierin nichts zu tun zu beschließen geruhen, und mir nicht die Allerhöchste Gnade der Selbstvertheidigung versagen, um deren Erlaubniß ich hier fußfälligst bitte. Mit der tiefsten Submission ersterbe ich v.Scharnhorst.4 442. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Kudowa, 17. August 1810

GStA, I. HA Rep. 94 Nd. 34 (3½ S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Hinzufügungen. Reisezulagen für Generalstabsoffiziere.

Concept In Hinsicht der Zulage für die vom Generalstaab reisenden Offizier habe ich die Ehre ergebenst zu bemerken, daß nach der jetzt bestehenden Einrichtung 4

Der König antwortete in einem in GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst, Nr. 10 fol. 16r, archivierten Schreiben (Berlin, 27. August 1810): „Ich habe aus Eurem Schreiben vom 17ten August mit Bedauren ersehen, daß Ihr durch Gegenstände beunruhigt werdet, wovon Ich nicht füglich eher Kenntniß nehmen kan, als bis solche mit unwidersprechlichen Zeugnißen belegt sind. Ich muß Mich daher für jezt auf die Versicherung einschräncken, daß Ich gern bereit bin, Euch gegen eine jede Anfechtung, welcher Ihr ausgesetzt seyn köntet, in Schutz zu nehmen; auch daß Ich mit Vergnügen die Gelegenheit wahrnehmen werde, Meine wohlwollenden Gesinnungen für Euch an den Tag zu legen. Ich hoffe, daß dadurch die falschen Ansichten und Meinungen, welche Ihr besorget, widerlegt und beseitiget werden, kan aber Erörterungen darüber von keiner Seite zuläßig finden. Zu Euer Genäsung, die Ich aufrichtig wünsche, würde es Mir lieb seyn, wenn Ihr möglichst absehen woltet von alle dem, was nachtheilig auf Euer Gemüth und Eure Gesundheit wircken könnte, und völlige Beruhigung in dem Besitze Meiner Königlichen Huld fändet, auf die Ihr Euch durch treue Dienste einen gerechten Anspruch erworben habt, und wovon ich Euch die Versicherung gern erneuere als Euer wohlaffecktionierter König.“

Nr. 442

597

der Generalquartiermeisterlieutenant 100, der Quartiermeister 70, der Quartiermeisterlieutenant 60 und der Adjoint 50 rthlr. monatlich bekömmt und daß ihnen dieses jährlich auf 6 Monate bis zu dem Kriege ausgezahlt ist. Ich habe nachher hierin die Anordnung getroffen, daß nur diejenigen, die in Geschäften des Generalstaabes reisen, für die Zeit, die sie wirklich in Aktivität sind, jene Zulage ausgezahlt wird, weil ich glaube, daß dieses der Geist der ersten Bestimmung erfordert. Aber von einer Aufhebung dieser Zulage oder einer Verringerung derselben kann nur für die Zukunft die Rede seyn, weil die bestehenden Gesetze doch so lange gelten müssen, bis sie von Seiner Majestät aufgehoben sind; und weil bei den Reisen durchaus eine außerordentliche Zulage erfordert wird, indem auch bei Vorspann die Meile für Botenlohn auf 3 gg. Courant und ebenso hoch das Trinkgeld kömmt, und die Offiziere nicht anders als in Wirthshäusern, wo alles theuer ist, logiren, indem sie immer darauf angewiesen werden. Hierzu kömmt noch, daß die Offiziere vom Generalstaabe jetzt nur ungefähr die halbe Besoldung der ehemaligen haben und daß nur ein sehr geringer Theil die königlichen Tischgelder bekommen; nicht ein Dritteil so viel, als ehemals die Marschallstafel hatten. Übrigens habe ich es so eingerichtet, daß nur die beiden Staabsoffiziere Tippelskirch und Steinwehr1 Quartiermeisterlieutenants-, die übrigen aber Adjoints-Zulage bekommen. Ich selbst nehme keine, weil ich diesesmal in andern Verhältnissen reise. p.v.Tippelskirch macht eine Reise erst nach Schlesien, jezt nach Preussen; er wird wahrscheinlich nicht mehr als 2 Monate Zulage erhalten, das ist in allem für diese beiden bedeutenden Reisen 120 rthlr., die übrigen, die eine geringere Zulage haben, werden also noch weniger erhalten, da schwerlich jemand über 2 Monate reisen wird. Die Ausgaben werden demnach nicht bedeutend sein. Euer Hochwohlgeboren sehen also hieraus, daß ich alle mögliche Ersparung in dieser Sache zu treffen gesucht habe; weiter aber Vorschläge zu thun, möchte ich nicht gerna, da die Offiziere vom Generalstaabe aus den schon angeführten Gründen glauben, daß ich gar nicht für sie sorge, und es wäreb mir daher eine jede direkte Bestimmung hierin weit angenehmer. Da indessen Se. Majestät es befohlen, so schlage ich vor, daß man einen Grad bei der Zulage herunterrükt, daß der Generalquartiermeisterlieutenant 70 Thaler, die Staabsoffic. 50, die Capitains 40 und die Stabscapitains u. Lieutenants 30 rh. monatlich auf ihrer Reise für außerordentliche Kosten bekommen.c

a b c

1

Das Wort eigenhändig hinzugefügt. Eigenhändig verändert aus „ist“. Dieser Satz eigenhändig hinzugefügt anstelle der Streichung „da zumal nach meiner Überzeugung hierin wenig ohne Unbilligkeit erspart werden kann.“ Major Wilhelm Ludwig Bogislav von Steinwehr wurde im dritten Band vorgestellt.

598

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Der Premier Lieutenant v.Stieler2 wird nach meiner Überzeugung zu der dritten Division sich sehr gut schikken: er ist ein geschickter und solider Mann. Cudowa den 17ten August 1810.3 Scharnhorst. Des Königl. Geheimen Staats Raths Herrn Obersten von Hake Hochwohlgeboren Berlin 443. Scharnhorst an Thiesenhausen1

Kudowa, 17. August 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 64r (¼ S.): Regest, unbekannte Hand.a Gewehre des Schlesischen Grenadierbataillons.

Antw. Es solle geschehen, H. Gn. müßte indessen erst nach Berlin zurükkommen, ehe er darüber Vorstellung an S. M. machen könnte.2 v.S. Cudowa d. 17n Augst. 1810b 2

3

a

b 1

2

Der seit 1792 bei der preußischen Artillerie dienende Sachse Christian August Stieler (1777–1839) hatte 1807 in Danzig gekämpft und stand nun bei der reitenden Artillerie in Preußen. Nach seinem Dienst bei der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements fungierte er ab 1813 vor allem als Adjutant des Prinzen August, bis er 1817 zum Brigadier der 1. Artilleriebrigade ernannt wurde. Er wurde 1831 als Oberst pensioniert und 1832 unter dem Namen Stieler von Heydekampf geadelt. Scharnhorst wurde in Kudowa am 15. August ein Bericht Schmidts (Berlin, 7. August 1810, GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 62r–v) vorgelegt, wonach sich die veränderte Schwanzschraube des Infanteriegewehrs im Versuch bewährt hatte. Scharnhorst notierte dazu eigenhändig: „Ich bitte, einen Bericht an Se. Majestät aufzusetzen“, damit dieser die allgemeine Einführung der Änderung genehmigte. Am 22. August erhielt er ein Schreiben Blumensteins (Glatz, 21. August 1810, ebda., Nr. 239 fol. 20r), der anläßlich eines Konflikts mit der Polizeideputation der Breslauer Regierung forderte, in Fragen der öffentlichen Ruhe müßte in Glatz der Kommandantur die höchste Autorität zustehen. Auf dem Schreiben wurde vermerkt: „nach der Aeußrung des H. Generals v.Scharnhorst mündlich abgemacht. Glatz d. 28t Septr. 1810.“ Möglicherweise verfaßt vom Geheimen Kriegsrat Scheel, der Scharnhorst auf seiner Reise nach Schlesien begleitete. Die Aufzeichnung steht auf dem beantworteten Schreiben Thiesenhausens an Scharnhorst (Brieg, 12. August 1810). Darunter ein Abgangsvermerk Greulichs vom selben Tage. Friedrich Wilhelm von Thiesenhausen hatte beim Regiment Tauentzien (No. 31) gedient und wurde 1807 als Major zum Interimskommandeur des Regiments Plötz (No. 42) ernannt, seit 1809 kommandierte er das Schlesische Grenadierbataillon. 1811 als Oberstleutnant pensioniert, starb Thiesenhausen 1812. Scharnhorst hatte die Ersetzung der schlechten Gewehre des Schlesischen Grenadierbataillons durch neue versprochen, der Major erinnerte ihn nun daran.

599

Nr. 444

444. Scharnhorst an Hardenberg

Kudowa, 23. August 1810

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 3 fol. 14r–15v (3½ S.): Eigenhändig. Die Stimmung in Schlesien. Mögliche Maßnahmen zu ihrer Hebung.

Ew. Excellenz muß ich noch ein paar Worte über Schlesien schreiben und das sagen, was ich bemerkt habe. Ohne besonders unzufrieden zu seyn, scheint mir auch niemand recht zufrieden zu seyn. Die Officiere auf halben Sold sind üb[e]r ihre Lage unzufrieden und verbreiten daher keine Zufriedenheit, keine gute Stimmung; die Gutsbesitzer leiden in unsern Zeiten überall und sind daher nicht recht zufrieden, theils über die Aufhebu[n]g der Erbunterthänigkeit, theils weil sie an den Staat mehr als sonst haben geben müßen; so glauben manche auch, daß das Landa mehr für Glogau hätte geben müßen, als für diese Festung nöthig gewesen wäre, und daß dies anderswo verwendet würde; und daß diese fremde Verwendungb doch wenigstens hätte gesagt werden müssen u. d. gl. m. Die Baurn erkennen diec Vortheile der Aufhebung der Erbunterthänigkeit nicht; an einigen Orten glaubt man die Aufhebung der Dienste wäred nach des Königs Intention damit verbunden gewesen, an andern, die Sache sei durch die Franzosen bewirkt, und in eineme größten Theil von Obershlesien, überall am rechten Ufer der Oder, sind die Schlesier, so sagt man, in der Bildu[n]g noch hint[e]r die Polen zurük und in Hinsicht an Meinung und Stimmung nichts. Außer daß die gebildetere Klasse glaubt, Schlesien werde vernachläßigt, man verfüge über diese Provinz manches, ohne seine innere Verfaßu[n]g, die ohne hin in den Provinzen Schlesiens sehr verschieden sey, zu kennen, herrscht glaube ich keine allgemeine Stimmung, weder von Zufrieden noch Unzufriedenheit. Ich habe an Major von Boyn geschrieben, daß zu wünschen wäre, daß die höh[e]re catholische Geistlichkeit und auch die Landräthe mit einiger Aufmerksamkeit, wo sich Geleg[e]nheit darböte, begegnet würden. Ferner glaube ich, daß es gut ist, daß der Monarch sich mit vieler Representation zeigt, ich meinef mit dem Pomp, der mit der jetzigen Lage nicht zu sehr in Widerspruch stehet. Mir scheint es, daß dies bei den Schlesiern mehr als bei den Bewohnern derg andern Provinzen am rechten Orte und in ihrem Geiste ist. Cudowa den 23. Aug. 1810 v.Scharnhorsth a b c d e f g h

Verändert aus „daß sie“, in der Folge steht, versehentlich nicht verändert: „hätten“. Verändert aus „dies ihnen“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „dem“. Folgt gestrichen: „so etwas“. Verändert aus „mehr als in“. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

445. Scharnhorst an Blumenstein

Kudowa, 23. August 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 130r (¼ S.): Regest, unbekannte Hand.a Artillerieversuche in Glatz.

Im hohlen Wege.1 Da H. Gen. dem König nach Frankenstein entgegen gehen müßte, so würden alle diese Versuche bis Mitte Septbr. anstehen müssen, bis der König aus Schlesien zurük gegang[e]n wäre. Cudowa d. 23n Aug. 10. nom.d.H.Gen. v.Scharnhorstb 446. Scharnhorst an Zeschau

Kudowa, 30. August 1810

Nach der Edition bei: Erinnerungen an Heinrich Wilhelm v. Zeschau, Dresden 21866, S. 35–38, zit. Zeschau. Weiterer Druck: nach Zeschau Linnebach, S. 403ff. Bewegte Gefühle beim Erhalt von Zeschaus Brief. Bericht über private und dienstliche Verhältnisse.

Cudova in der Grafschaft Glatz, den 30. August 1810. Mein innigst verehrter und mein ältester Freund1, eben erhalte ich Deinen Brief, als mich eine Morgenmusik in eine angenehme wehmüthige a b 1

1

Auf der ersten Seite des beantworteten Schreibens Blumensteins (Glatz, 21. August 1810). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. Anm. a. Blumenstein schlug vor, die aufgetragenen Versuche mit 24pfündigen Kugeln und siebenpfündigen Granaten im Hohlwege vor der Schanze No. 7 auszuführen. Ein Plan des Ortes ist ebda., fol. 131r, beigelegt. Der aus altem sächsischen Adel stammende Heinrich Wilhelm von Zeschau (1760–1832) war in Bückeburg u. a. von Herder erzogen worden und hatte mit Scharnhorst zusammen die Militärschule auf dem Wilhelmstein besucht. 1778 trat er als Unterleutnant in das sächsische Infanterieregiment Kurfürst (Nr. 1) ein, arbeitete aber weiter an Scharnhorsts „Militärischem Journal“ und der von ihm unternommenen Übersetzung der Werke Warnerys mit. Zeschau nahm im kursächsischen Kontingent an den Feldzügen 1793–1796 teil, wurde 1804 zum Major befördert und befehligte sein auf ein Bataillon zusammengeschmolzenes Regiment bei Jena. 1808 wurde er zum königlichen Flügeladjutanten ernannt, 1809 zum Generalstabschef des sächsischen Kontingents der Grande Armée. Bei Wagram befehligte er eine Brigade und wurde mit der Ehrenlegion dekoriert, 1810 wurde er zum Kommandeur einer Division ernannt. 1813 erhielt er nach der Schlacht von Dennewitz den Oberbefehl der sächsischen Armee, bemühte sich bei Leipzig vergebens, den Übertritt seiner Truppen auf die alliierte Seite zu verhindern und begleitete König Friedrich August in die Gefangenschaft. Nach dem Friedensschluß wurde Zeschau zum Staatssekretär und Präsidenten der Kriegsverwaltungskammer ernannt, von 1821 bis 1830 fungierte er auch als Gouverneur von Dresden.

Nr. 446

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Stimmung versetzt hatte; meine Freude war unbeschreiblich, als ich Deinen Namen sah, ich hatte in diesem Augenblicke genug, ich war unbeschreiblich glücklich, ich las jetzt kein Wort und steckte das Heiligthum in meinen Busen. Ich bin nicht mehr an so glückliche Gefühle gewöhnt, ich bedarf Zeit, sie aufzunehmen, wenn sie mich nicht bedrücken sollen.a Weiter habe ich gestern Morgen nicht geschrieben, ich hatte mich ganz meinen Empfindungen überlassen und wollte mir diese seligen Augenblicke nicht rauben. Heute nun, mein innigst geliebter Freund, danke ich Dir für die Freude, die mir Dein Andenken, Dein Schreiben, gemacht hat. Zuerst nun meine inneren Verhältnisse, die Du von Deinem Freunde wissen wolltest. Ich habe ein böses Nervenfieber gehabt, von dem ich nur sehr langsam hergestellt bin. Gegenwärtig bin ich aber wieder gesund. Ich habe einen Körper, der noch alle Fatiguen des Krieges vertragen kann, auch habe ich ein glücklicheres Temperament als die meisten Männer meines Alters; Musik, Lektüre, schöne Gegenden, muntere Gesellschaft genieße ich ebenso herzlich als ehemals. Ich habe jetzt noch drei Kinder, das älteste, ein Sohn, ist 22 Jahre und dient im Kriege, das zweite, eine Tochter, verheirathet an einen Grafen Dohna, und mein jüngstes Kind ist ein Sohn von 15 Jahren und zum Soldaten bestimmt. An ihnen hängt meine ganze Glückseligkeit. Du kannst daher urtheilen, mit welcher herzlichen Theilnahme ich das gelesen habe, was Du über Deine Familie mir geschrieben hast. Nach meiner Krankheit schrieb ich an Dich, mein Zeschau, allein der Brief wurde nicht beendet. Bald nachher hatte ich die große Freude, in einer Nachricht von der Organisation der sächsischen Armee zu sehen, wie Du so schnell emporgekommen warst.2 Dies und die Organisation selbst geben mir eine günstige Meinung von den neuen Einrichtungen. Ich wollte Dir meine Theilnahme bezeigen, aber ein Tag nach dem andern verstrich in überhäuften Geschäften; denn auch selbst nachdem ich meinen Posten abgegeben, bin ich Chef des Generalstabes, des Ingenieur-Corps, Inspecteur der Festungen und des Materiellen der Artillerie. Du sprichst von Deinem Avancement mit einer seltenen Bescheidenheit, Deine angeborenen Fähigkeiten, Deine Kenntnisse und Dein Benehmen im Kriege geben Dir den gerechtesten Anspruch zu Deinem jetzigen Posten. Daß Du Dich bei Saalfeld ausgezeichnet, wußte ich von unseren gewiß nicht für die Sachsen parteiischen Offizieren. Du kannst bei Deinen Talenten noch etwas für den Staat, die Ehre der Armee leisten. Die Geschichte meiner Dienstzeit bei der preußischen Armee werde ich Dir nächstens schicken. Ich bin von Anfang bis jetzt mit unbeschreiblicher Güte von meinem König

a 2

In der Vorlage Gedankenstriche statt Absätzen. Zeschau wurde 1808 zum Oberstleutnant, 1809 (auf Empfehlung Bernadottes) zum Generalmajor und 1810 zum Generalleutnant befördert.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

behandelt worden und Dankbarkeit hat mich gehalten, sonst wär’ ich nach dem Frieden von Tilsit nach England gegangen, wo ich sehr vortheilhafte Anerbietungen hatte. Ich mache Dich aufmerksam auf das Werk „die Grundsätze der höheren Kriegskunst für die Generale der österreichischen Armee, Wien 1808.“3 Auch die „memoires de Montecuculi“4 empfehle ich, sie sind mein beständiges Taschenbuch. Man versteht aber den guten Mann nur dann erst ganz, wenn man die vorgetragenen Gegenstände schon kennt. Ich bin hier mit meiner Tochter im Bade und gehe den 1. September dem König entgegen. Wie gern hätte ich die Freude, Dich noch einmal zu sehen, vom Herzen zum Herzen zu reden. Scharnhorst. 447. Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna Glatz, 3. [September 1810] GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 22 fol. 31r (½ S.): Eigenhändig. Druck: Klippel III, S. 564; Linnebach, S. 405. Treffen mit dem König.

Meine liebe Julie, so müde ich auch bin, so will ich doch an Dich arme Verlassene ein paar Zeilen shreiben, ich [bin] heute den 3ten hier mit den Könige zurückgekomen.1 Der König ist wohl, er ist mir unbeshreiblich gnädig gewe[se]n; den einliegenden Brief habe ich durch Albrecht erhalten, behalte ihn bis ich zu Dir komme; Adieu meine liebe beste Julie, Glatza den 3ten abends 10½ Uhr. v.Scharnhorst

3

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a 1

Erzherzog Karl von Österreich: Grundsätze der höheren Kriegskunst für die Generäle der österreichischen Armee, Wien 1806 (Nachdruck Osnabrück 1974, Bibliotheca Rerum Militarium XXXII). Gemeint ist wohl die von Lancelot Graf Turpin de Crissé herausgegebene kommentierte Ausgabe: Commentaires sur le mémoires de Montecuccoli, Paris 1769. Turpin und Raimondo Graf von Montecuccoli wurden bereits im ersten Band erwähnt. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Der König war am 1. September aus Berlin abgereist, erreichte am 2. Liegnitz und am 3. Glatz, von wo aus er am 5. nach Neiße weiterfuhr.

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Nr. 448

448. Aktennotiz

[?], 5. September 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 69r: Unbekannte Hand.a

An den p. Schnackenberg zur Einsicht und darüber sein Sentiment abzugeben.1 d. 5. Sep. 10. 449. Scharnhorst an Harroy

Neiße, 6. September 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 26r: Aktennotiz, Schreiberhand.a Vergütung der Wallmeister in den Festungen.

Betr. die Vorstellung, die Wallmeister in den Festung[e]n auf einen bessern u. bestimmt[e]n Etat zu sezzen, da sie einen schweren Dienst hätt[e]n. Antw. Eine Erhöhung des Etats für die Wallmeister sey nicht möglich, aber vorgeschlagen, ob dies[e]n nicht durch ein Stük Gartenland geholfen werden könne, wenn solches vorhanden sey. Neisse d. 6n Septbr. 1810. nom. Gen.v.S. Cl.b

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1

a

b

Auf der ersten Seite eines von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreibens der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 1. September 1810). Es geht um die Ansichten der 3. Division zu der Denkschrift über die unterschiedliche Bearbeitung des Gewehrlaufs und des Bajonetts in Spandau und Malapane, die Schnakenberg Scharnhorst in Malapane überreicht hatte. Schnakenbergs Antwortschreiben an Scharnhorst (Malapane, 17. September, ebda., fol. 80r) ist mit zwei Präsentationsvermerken versehen, der erste (gestrichen) datiert Liegnitz, 20. September 1810, der zweite vom 26. Oktober. Scharnhorst notierte darauf eigenhändig: „An den Major p. Braun zur Beurtheilung.“ Auf der ersten Seite eines Schreibens Harroys an Scharnhorst (Neiße, 30. August 1810, fol. 26r–27r, Präsentationsvermerk vom 6. September). Darunter von Greulich vermerkt: „einget. Berlin d. 11n Okbr. 1810.“

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

450. Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna Neiße, 7. September 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 22 fol. 32r (1 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel III, S. 564f.; Linnebach, S. 405f. Reisepläne.

Meine liebe Julchen, ich bin in Begrif von hier abzufahren nach Kosel1, ich bin wol, ungeachtet wir viel Fatiguen haben; nur der Gedanke, daß Du nicht wohl seyn köntest, daß Dir etwas begegnen könnte, macht mich besorgt, so gar träume ich davon. Ich werde von Breslau2 gleich zu Dir zurükkehren, hier hat es gestern geregnet und auch heute wird es der Fall seyn, wie es scheint. Adieu, meine beste Julch[e]n, ich werde bald bei Dir seyn. v.Scharnhorst Neisse den 7. Sept. 1810 a

Ich habe Klausewitz bei mir3, fahre aber immer mit Boyn u. Klausewitz mit Scheel. 451. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Neiße, 7. September 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 238 fol. 140r–v (1½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Entfestigung Breslaus. Rationen der Ingenieuroffiziere. a

Euer Hochwohlgebohren geehrtes Schreiben vom 1ten v. M.1 habe ich das Vergnügen gehabt zu erhalten. Meinem Berichte an Se Majestät wegen derb Bresl. Fest. Werke habe ich in der That nichts hinzuzufügen gewünsht, sonst würde ich nicht unterlassen haben, Ew. Hochw. meine Meinung darüber zu eröfnen. Die getroffene Maaßregel wegen Ernennung einer Komission finde a 1 2

3

a

b 1

Das Folgende am Rande nachgetragen. Gemeinsam mit dem König. Der König reiste am 8. September von Cosel nach Breslau und von dort am 11. zurück nach Charlottenburg. Vorher war man anscheinend einige Zeit getrennt gereist, der Heiratskonsens für Clausewitz und Marie Gräfin von Brühl (Charlottenburg, 29. August 1810, Abschrift in GStA PK, IV. HA Rep. 4 Nr. 41 fol. 122v) war nach Landeck geschickt worden, die Benachrichtigung Scharnhorsts darüber nach „Clodowa“. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 14l Sept.“, ein Verweis auf das ebda., fol. 139r–v, archivierte Schreiben Hakes an Scharnhorst (Berlin, 1. August 1810). Folgt gestrichen: „schlesischen“. Vgl. Anm. a.

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Nr. 452

ich den Umständen auf das vollkommenste angemessen. Der Oberst v. Harroy hat an mich geschrieben, daß in Shlesien Zweifel obwalteten, ob den Officieren des Ingen. Corps die schweren Rationen zukommen, wie im Rat. Etat v. 30t. Apr. d. J. festgesetzt istc, oder leichte, weil es in dem Ing. Organ. Plan heißt, daß die Ing. im Frieden den Etat der Inf. beziehen soll[en]. Mird sind zwar die Verordnungen nicht alle gegenwärtig, doch scheint mir die Forderung der shwern Rationen für die Ing. Off. nicht unbillig u. der Rat. Etat eine unmittelbarere u. folglich mehr zu berüksichtigende Bestimmung als d. Organis. Plan, welches ich jedoch Ew. Hochw. Ermeßen anheimstelle. Zugleich beehre ich mich, E. H. den monatlich[e]n Rappo[r]t nebst der Nachweisung der vorhand. Waffen vom Pion. Corps pro August ganz ergebenst zu übersenden. Neisse den 7t Septbr. 10.e N.d.G.v.S. Cl. An d. Ob. u. G.St.R. v. Hake. 452. Scharnhorst an Prinz August

Breslau, 10. September 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 143r–v (2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Randnotizen, unbekannte Hand: ebda., fol. 142r.a Artilleriereglement und -signale. Beförderungsfragen. Französischlehrer an der Kriegsschule in Berlin.

An Prinz August.b Ew. Konigl. Hoheit gnädiges Schreiben v. 31. v.M.1 habe ich die Ehre gehabt zu erhalten. Die von E. K. H. dem Maj. Braun wegen des Reglements gemachten Bemerkungen werden berüksichtigt werden. Die Signale halte ich gleichfalls für sehr gut, allein ich muß E. K. H. bekennen, daß ich eine große Scheu für Signale habe, weil ich sie so sehr mißbrauchen sehe; u. um diesen Mißbrauch zu verhüten, würde ich der Meinung c d e

a

b

1

Verändert aus „wie im Organisat. Plan steht“. Folgt gestrichen: „ist das ganze“. Darunter ein Mundierungsvermerk vom selben Tage. Auf der Vorderseite des beantworteten Schreibens des Prinzen (Berlin, 31. August 1810). Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand ein Verweis auf die Nummern 39 und 38a vom September, wobei mit letzterem das in Anm. a erwähnte Schreiben gemeint ist. Vgl. Anm. a.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

seyn, daß nicht mehr als 3 Signale seyn müßten, deren das nothwendigste das Signal zum Aufhörn des Feuers seyn würde. Ich beehre mich, Ew. K. H. ein Shreiben des Hauptm. v.Hahn aus Glatzc zu übermachen, welcher gewünscht hat, daß ich seine Bitte um das Avanc. zum Maj. bei Ew. K. H. bevorworten mögte. Da ich aber aus der Rangliste gesehen habe, daß d. Hptm. Hahn noch 2 zum Major vor sich hat, worunter Stancker ist, der auch sehr gut gedient hat, so kann ich, ungeachtet der Hauptm. Hahn recht gut gedient zu haben scheint, doch zu diesem Avancement bei Ew. K. H. kein Vorwort einlegen, da mir kein Grund eines eigentlichen Vorziehens vorhanden zu seyn scheint; ich begnüge mich also, Ew. K. H. die Einlage gehorsamst zu übermachen u. Höchstdenenselben das Uebrige anheim zu stellen.2 Dagegen kann ich nicht umhin, den Hauptmann Mars[ch]3 bei seinen jezig[e]n Aufenthalt in Berlin E. K. H. Gnaden zu empfehlen; er hat sich um die Shul-Anstalt in Elbing sehr verdient gemacht u. ist in mehrern Shreiben von daher sehr gelobt worden. Bei der Kr. Sh. zu Berlind sind 3 Lehrer der französ. Sprache eingestellt worden, deren der eine eigentlich nicht zur Kr. Schul. gehört, sondern für die Artill. insbesondre bestimmt ist, weil ich gefunden habe, daße die jungen Leuthe derselben in dieser Sache gewöhnlich mehr zurük sind, als dief von den andern Waffen. Ich habe Ew. K. H. hiervon unterthänigst benachrichtigen wollen, damit Höchstdieselben, wenn Sie es für nöthig halten, diesen Lehrer mit Ihrer besondrn Instruktion versehen können, wovon ich auch den Obl. v.Rauch benachrichtigt habe. Ich kann Ew. K. H. ab[e]r den Nahmen dieses Lehrers nicht nennen, weil er mir entfallen ist. Er ist derjenige, welcher vorher zu Culm beim dortig[e]n Cadetten Institut angestellt gewesen ist, wonach der Obl.v.R. Ew. K. H. nähere Auskunft wird geben können. N.d.G.v.S. Cl. Breslau d. 10. Sptbr. 1810g

c

d e f g 2

3

Dazu am Rande ein schräger Strich mit einem Vermerk zur Weiterleitung von Hahns Schreiben. Folgt gestrichen: „werden“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Gustav Leopold von Hahn (1806 „Hahn II“, nun „Hahn I“) hatte bei Jena seine reitende Batterie dadurch gerettet, daß er der sich zur Flucht wendenden Bedeckung androhte, sie mit Kartätschen zu beschießen, und danach an Blüchers Zug nach Lübeck teilgenommen. Der Chef der Fußkompanie Nr. 9 wurde 1811 als Major zu einer Garnisonkompanie versetzt. Johann Gottlieb Stanckar wurde im vierten Band vorgestellt. Ernst Gottlieb Marsch erschoß sich im April 1812.

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Nr. 453

453. Scharnhorst an Bartsch

Breslau, 10. September 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 238 fol. 135r (¼ S.): Konzept, unbekannte Hand.a Verweisung von Bartschs Gesuchs an das Allgemeine Kriegsdepartement. b

Er müßte sich an das Allg. Kr. Dep. wenden, übrigens würde es doch noch eine nähere Begründung der Umstände erfordern, welche ein solches Geshenk veranlaßen könnten.1 Breslau d. 10n Septbr. 1810. v.Sch. 454. Scharnhorst an Gneisenau

Schmiedeberg, 24. September 1810

GStA PK, VI. HA Nl Gneisenau Paket 23 (alte Signatur A 37) fol. 98r (1 S.): Eigenhändig. Druck: Pertz, Gneisenau II, S. 5, danach Klippel III, S. 565, und Linnebach, S. 406. Ersuchen um Treffen in Hirschberg.

Schmiedeberg den 24. Sept. 1810. Unschätzbarer Freund, ich muß Sie sehen und kann doch nicht, wenn nicht meine ganze Reise Anlage derangirt werden soll, nach Kaufung1 kommen; ich bitte Sie daher inständigst, noch heute nach Hirschberg oder in übelsten Fall doch morgen früh dorthin zu kommen, in dem ich morgen Mittag von Hirschberg nach Polkenhayn2 gehen muß. Ich habe versprochen, den 4ten, spätesten[s] den 5ten Nov.3 in Berlin zu seyn, und noch in Schweidnitz viel zu thun. Ihr Sie innigst liebender u. ver[e]hr[en]d[e]r Freund Scharnhorst.

a

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1

1 2 3

Auf der ersten Seite eines Schreibens von Johann Bartsch an Grawert (Breslau, 8. September 1810, fol. 135r–136r). Auf der zweiten Seite ein eigenhändiger Vermerk: „Anweis. v. 300 rth., die er nicht erhalten“. Darüber gestrichen: „Da der General se“. Rechts daneben ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. Anm. a. Bartsch, Vater von vier Kindern, ersuchte Grawert, sich beim König für die Überlassung eines Platzes am Ziegeltor an ihn zu verwenden, wo er eine Schmiede errichten wollte. Er erinnerte bei dieser Gelegenheit daran, daß ihm vier Jahre zuvor von „der hochseeligen Königin“ eine Anweisung von 300 Talern versprochen worden sei, die ihn aber infolge der Kriegsereignisse nie erreicht habe. D. i. auf Gneisenaus Gut Mittel-Kauffung zwischen Hirschberg und Jauer. Bolkenhain. Gemeint ist offenbar der Oktober.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

455. Scharnhorst an Prinz August

Hirschberg, 24. September 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 211 fol. 2r (1 S.): Konzept, Greulichs Hand. Auszug, Schreiberhand: ebda., Nr. 206, fol. 147r (½ S.). Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Übersendung von Entwürfen zur Festungsartillerie.

An den Prinz August v. Pr. Ekh. habe ich [die Ehre]b einige Vorschläge zu thun, welche, wie ich aus öftern sehr gnädigen Aeußerungen wahrgenommen habe, Ideen von Hochdenenselben sind und welche die materiell[e]nc Festungs-Artillerie-Angelegenheiten betreffen, daher mit zu meinem Ressort gehören. Da die meisten, wie bereits erwähnt, Ideen von Ekh. sind, so habe ich den Vorschlag wegen Ernenung eines Art. Off. de Place in einend Bericht an S. M. sogleich eingekleidete. Ich übersende ihn Ekh. mit der gehorsamst[e]n Bittef, darin dasjenige zu ändern, was Hochdieselben für gut finden, wo alsdann nachher mit beiderseitiger Unterschrift der Bericht an S.M. gehen könnte.g Ekh. lege ich hier fernerh eine Instruktioni wegen Ersparung des Pulvers beij den Festungen1 vor, sollte siek Ekh. Beifall haben,l so würde sie mit dem bei

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b c d e

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i j k l

1

Oestreichs Vorlage, die Reinschrift („Scharnhorsts Schreiber; eigenhändige Unterschr.“) im Heeresarchiv, Rep. 12C Insp. d. Feldart. 29 Pak. 21, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Ergänzt nach Oestreichs Abschrift. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „den Vorschlag in einen“. Folgt gestrichen: „und sollten Hochdieselben“. Dazu am Rande ein schräger Strich mit dem Vermerk: „Siehe Oct. No. 195a“. Verändert aus „Ich bitte“. Danach setzt der Auszug in Faszikel Nr. 206 ein. Das Folgende war ursprünglich als separates Schreiben konzipiert, in der Vorlage folgt zunächst gestrichen: „An den Pr. August v. Pr.“ Das Wort nachträglich hinzugefügt. In Oestreichs Abschrift lautet der Satzanfang: „Ferner lege ich Euer Königlichen Hoheit“. Dazu am Rande ein schräger Strich mit dem Vermerk: „Siehe Octb. No. 190a“. In Oestreichs Abschrift folgt noch: „Belagerungen in“. In Oestreichs Abschrift: „sollte diese Instruktion“. Oestreichs Abschrift lautet anschließend: „so würde dieselbe mit dem gleichfalls beiliegenden Anschreiben, letzteres von uns gemeinschaftlich unterschrieben, Seiner Majestät zur Allerhöchsten Vollziehung vorzulegen sein. Ich erbitte mir hierüber Euer Königlichen Hoheit weitere Befehle.“ Vgl. Nr. 456 und 457.

Nr. 456

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gelegten Anschreiben Sr M.m zur allerhöchsten Vollziehung von uns gemeinschaftlich unterschrieben vorgelegt werden müssen; ich bitte mir hierüber Ekh. weit[ere] Befehle aus.2 Hirschberg d. 24n Septbr. 1810. vom Gen.v.Scharnhorst.n 456. Immediatbericht

Kudowa, 29. August 1810/Hirschberg, 24. September 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 211 fol. 3r–5r (5 S.): Konzept, Schreiberhand. Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Vorschläge zur Ernennung von Platz-Artillerieoffizieren für die Festungen, zur Verteilung der schlesischen Exerzierbatterien und zur Rekrutierung von Handwerkern für die Artillerie.

Au Roi.b Die neueren Krieges-Erfahrungen dringen uns die Ueberzeugung auf, daß man niec mit Zuversicht auf einen zweckmäßigen Gebrauch der Artillerie bei Vertheidigung der Festungen wird rechnen können, wenn nicht schon im Frieden in jeder Festung ein Artillerie-Offizier zu Leitung dieserd Waffe während einer Belagerung besonders bestimmt und dieser Bestimmung gemäß gehörig gebildet wird. Diese Ueberzeugung nun veranlaßt unse, Ewr. Königl. Maj. allerunterthänigst vorzuschlagen, für eine jede Festung im Staate auch jetzt schon unter der Benennung Artillerie-Offizier de place einen Artillerie Offizier allergnäm n

2

a

b

c d e

Im Auszug: „würde solche mit dem beigelegten Anshreiben S. Majestät dem Könige“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage sowie ein Vermerk, daß die beiden Berichte am selben Tage auch zum Gutachten an Neander verschickt wurden. Im selben Faszikel, fol. 6r–v, befindet sich ein Schreiben des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 26. Oktober 1810), mit dem dieser die Abschriften von zwei Kabinettsordern vom 25. Oktober übersandte, durch die der König die vorgeschlagene Ernennung von Artillerieoffizieren de Place und die Instruktion zur Pulverersparung genehmigte (erstere Abschrift ebda., fol. 7r–8v). Die Vorlage, ein von Scharnhorst und „später“ von Prinz August unterschriebener „Entwurf“ von Schreiberhand (Kudowa, 29. August 1810; Heeresarchiv, Rep. 12C Insp. d. Feldart. 29 Pak. 21), ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Rechts daneben gestrichen: „Cudowa den 29ten August 1810“, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage, der sich offenbar auf die in Anm. a erwähnte Fassung bezieht. In der linken Spalte von Greulich vermerkt: „Dieser Bericht ist dem Könige vom Prinzen August den 15. Oktbr. übergeben worden.“ Verändert aus „nicht“. Verändert aus „ihrer“. Verändert aus „mich“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

digstf zu ernennen, demg die Oberaufsicht über die materielle Artillerie des Platzes anvertraut wird, und unter welchem daher alle Artillerie Vorräte sowohl in Hinsicht auf deren Erhaltung im Frieden, als der Gebrauch bei einer Belagerung stehen, wofür er aber dann auch verantwortlich ist. Ein solcher Artillerie-Offizier de place kann aus einer Artillerie-Brigade genommen und als commandirt betrachtet werden. Doch möchte es rathsam seyn, ihn in Friedenszeiten nicht über 5 Jahre in diesem Posten zu lassen, damit er von dem practischen Militairdiensteh nicht zu sehr entwöhnt wirdi. Obgleich es sehr gut wäre, wenn der älteste Artillerie-Offizier in einer Festung und der Artillerie-Offizier de place stets in einer Person vereinigt wären, so läßt sich dennoch erwarten, daß grade dies zu verfügen nicht immer rathsam sein möchte. Wenn daher der Artillerie-Offizier de place nicht zugleich der älteste Artillerie-Offizier der Festung ist, so muß er dennoch das Materielle der Artillerie leiten und in dieser Hinsicht während einer Belagerung lediglich dem Commandanten subordiniert seyn. Uebrigens muß aber eine besondere Instruktion1 seine Dienstverhältnisse gegen den ältesten Artillerie Offizier feststellen. Es wird daher auch gleichgültig seyn, welche Charge der Artillerie-Offizier de place in der Artillerie-Brigade bekleidet. Nur würde die Wahl zu diesen Posten solche Offiziere treffen müssen, welche bereits einige Erfahrungen im Belagerungskriege gemacht haben oder doch einige Vorkenntnisse darinn besitzen. Um letztere gehörig zu bilden, müssen sie ein Collegium über den Belagerungskrieg hören, wozu sich in Berlin die Gelegenheit darbietet.j Um diese Artl. Offizier de place wegen der manchen Aufopferungen, welche sie in ihrem Posten zu machen haben, da sie entfernt von ihrer Compagnie leben müssen, zu entschädigen, würde ihnen wohl eine kleine monatliche Zulage von 10 rh.k zu bewilligen seyn.2 Ein anderer ebenfalls sehr wichtiger Gegenstand betrifft die zweckmäßigste Vertheilungl der Exerzierbatterien zur Uebung der detachiertenm Arf g h i j k l m 1

2

Bei Oestreich: „gnädigst“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Dienste“. Bei Oestreich: „werde“. Der anschließende Rest des Absatzes nachträglich hinzugefügt. In Oestreichs Vorlage folgte, von Prinz Augusts Hand hinzugefügt: „sowie eine Ration“. Verändert aus „Benutzung“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Ebda., fol. 9r bzw. 10r–18v, befinden sich ein von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenes Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements und ein Scharnhorst damit übersandtes Druckexemplar der „Instruction für die Artillerie-Offiziere der Festungen“ (Berlin, 12. Februar 1811). Eine Kabinettsorder an Scharnhorst (Potsdam, 22. November 1810, Abschrift in GStA PK, IV. HA Rep. 4 Nr. 41 fol. 291r) ernannte auf dessen Vorschlag folgende Artillerieoffiziere vom Platz: Major von Schmidt (Graudenz), Kapitän Marsch (Pillau), Major von Strampff (Kolberg), Stabskapitän König (Spandau), Kapitän Jacobi (Neiße), Stabskapitän Liebe (Glatz) und die Premierleutnants von Rosenzweig (Silberberg) und Gieseler (Cosel).

Nr. 456

611

tillerie-Compagnien. Da Ewr. Königl. Majestät bereits allergnädigst zu befehlen geruhet haben, daß die Pferde der reitenden Exerzier-Batterien auch bei dern Uebung der Fußartillerie gebraucht werden sollen, so submittire icho ehrfurchtsvoll, ob Allerhöchstdieselben folgende Verteilung zweckmäßig finden und huldreichstp verordnen wollen. In Neisse ½ Fuß-Exerzirbatterie, in Cosel ½ desgleichen, in Glatz 1 reitende Batterie für die 6 Sommermonathe; in Breslau exerziert dann die Fußartillerie mit den Pferden der dort bleibenden zweiq reitende[n] Batterie[n], in Elbing und Graudenz ½ Fuß-ExerzirBatterie, welche dergestalt zwischen beiden Orten wechselt, daß sie das ganze Jahr hindurch immer 2 Monate in Elbing und dann eben so lange in Graudenz garnisonirt.r Endlich glauben wirs auch noch des Mangels an solchen Handwerkern bei den Artillerie-Compagnien erwähnen zu müssen, welche die gehörige Kenntnis von den bei den Artilleriefahrzeugent im Felde vorkommenden Arbeiten besitzen. Um diesen in der Folge gewiß höchstdrückenden Mangel zu heben, ist es am rathsamsten, wenn eine jede Artillerie-Compagnie jetzt schon 2 gelernte Schmiede und 2 Stellmacher zur Handwerks Compagnie der Brigade kommandirtu, welche sich daselbst in ihrem Handwerke, besonders inv Anfertigung von Artillerie-Sachen vervollkomnen, worauf sie wieder nach ihren Compagnien zurück gehen. Weil jedoch manche Compagnie jezt nicht einmal die geforderte Anzahl Schmiede und Stellmacher besizt, nachdem fast alle Handwerker an die Handwerks-Compagnien abgegeben worden, so müßte bei der nächsten Rekruten Aushebung auf Gestellung der noch fehlenden Handwerker Rücksicht genommen werden.w n o p q r

s t u v w

Die anschließenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Bei Oestreich: „submittieren wir“. Verändert aus „Vertheilung als zweckmäßig huldreichst genehm“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Diese Aufstellung in Oestreichs Vorlage von Prinz Augusts Hand ersetzt durch: „In Neiße die Fußexerzierbatterie. Diese würde jährlich 2 Monat nach Kosel gehen und einen Monat nach Silberberg, wenn dort ein Terrain zum Exerzieren ausgemittelt werden kann. In Glatz eine reitende Kompanie für die 6 Sommermonate.“ Verändert aus „glaube ich“. Verändert aus „bei der Artillerie“. Verändert aus „sendet“. Folgt gestrichen: „der“. Bei Oestreich steht: „bei der“. In Oestreichs Vorlage folgte, von Prinz Augusts Hand hinzugefügt: „Da es höchstwahrscheinlich, daß bei den Regimentern mehrere dergleichen Handwerker schon befindlich, die Regimenter sich aber vielleicht nicht gern zur Abgabe verstehen mögten, so bitten wir E.K.M. alleruntertänigst, durch das A.K.D. die Maß- und Stammrollen nachsehen zu lassen, wieviel dergleichen Handwerker die Regimenter haben, und deren Abgabe an die Artillerie allergnädigst zu befehlen.“

612

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Die eigentliche Handwerks-Compagnie aber muß dergestalt organisirt seyn, daß sie sobald es die Umstände erfordern in jeder Festung ein Detachement, welches aus allen Gattungen nothwendiger Handwerker zusammengesetzt ist, schicken kann, um daselbst die vorkommenden Artillerie-Arbeiten zu fertigen.x (gez.) v.Scharnhorsty Zur Mitunterzeichnungz an den Pr. August Pr. u. den Gen. v. Neander zum Gutachten Hirschberg d. 24n Septbr. 1810aa 457. Immediatbericht

[Kudowa, Hirschberg und Berlin, 27. August/24. September/15. Oktober 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 150r–v (1¼ S.): Konzept, unbekannte Hände.a Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.b Übersendung einer Instruktion zum Gebrauch der Artillerie in den Festungen.

Au Roic Die Vertheidigung mehrerd Festungen in dem verflossenen Kriege hat bei den darinnen kommandirenden Artillerie-Offizieren eine unverzeihliche Unwissenheit im Gebrauch ihrer Waffe an den Tag gebracht. Besonders trifft dies den verschwenderischen Gebrauch des Pulvers, und es ist nicht zu leugnen, daß die getroffenen Anordnungen bei einigen das Ansehen habene, als

x

y z

aa

a b

c

d e 1

Bei Oestreich folgen die Unterschriften „August“ und „Scharnhorst.“ Das Folgende von Greulichs Hand. Rechts daneben ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Greulichs vom 29. August. Diese zwei Wörter nachträglich hinzugefügt, gestrichen und durch geschlängelte Unterstreichung wiederhergestellt. Unter diesem Datum, das für die von Prinz August abgeänderte Fassung gilt, ein Abgangsvermerk Greulichs vom selben Tage. Das Konzept hängt mit dem zum folgenden Dokument zusammen. Oestreichs Vorlage, ein „Entwurf“ (Kudowa, 27. August 1810; wie in Anm. a zum vorangehenden Dokument), ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Von Schreiberhand in der linken Spalte. Darunter von Schreiberhand: „Dieser Bericht mit dr. Instrukt. ist vom Pr. August den 15. Oktbr. S.M. abgegeben worden.“ Oben rechts: „No. 190a Octb. 1810“, darunter gestrichen: „Cudowa den 27ten [verändert aus „26ten“] August 1810“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs. Verändert aus „der mehresten“. Verändert aus „Ja bei den getroffenen Anordnungen mancher hat es das Ansehen“. Vgl. Anm. a und c.

Nr. 458

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wenn sie alles Pulver nur darum hätten verschießen wollen, um recht bald keines mehr zu haben. Wenn es nun aber keines Beweises bedarf, daß die Erhaltung der Festungen von der sorgfältigen Erhaltung des Pulvers und dessen möglichst[er] Ersparniß beim Gebrauche abhängt, besonders auch aus dem Grunde, weil für jezt nur der Nothbedarf an Pulver vorhanden ist und noch keine Mittel zur Anschaffung einer bedeutenden Quantität sich darbieten, so haben wir unsf hierdurch veranlaßt gefühlt, beiliegende Instruction2 über die mögliche Ersparniß des Pulvers beig Defension der Festungen aufzusetzen, und stelle[n] es Ew. Königl. Majestät ehrfurchtsvoll anheim, ob Allerhöchstdieselben solche den in den Festungen kommandirenden Artillerie Offizieren zur Norm huldreichst ertheilen wollen.h (gez.) Scharnhorst. An den Pr. August zur Mitunterzeichnung u. Gutacht[e]n 458. Instruktion

Hirschberg, 24. September 18101

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 150v–152v (5 S.): Konzept, unbekannte Hände und Clausewitz’ Hand.a

Instruction über die anzuwendende möglichste Pulverersparniß bei Vertheidigung einer Festung. Die Erfahrungen des letzteren Krieges bezeugen sehr klar, daß mehr[e]re damalsb in den Festungen kommandirendec Artillerie-Offiziere durchaus keine richtigen Begriffe von der Anwendung ihrer Waffe zur Vertheidigung der Festung und insbesondred vom räthlichen Gebrauche des Pulvers hatten. In verschiedenen übergebenen Festungen hat eine unverantwortlichee Verschwendung diese wichtigen Vertheidigungs Mittels statt gefunden. Dies giebt daher die Veranlaßung, daß von nun an ein jeder in einer f g h

2

a

b c d e 1

Verändert aus „habe ich mich“. Verändert aus „beim Gebrauche“. Das Folgende von anderer Hand. Bei Oestreich folgen die Unterschriften „August. v. Scharnhorst“. Vgl. das anschließende Dokument. Die von Oestreich erwähnte, von Prinz August unterschriebene Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 12C Insp. d. Feldart. 29 Pak. 21, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Verändert aus „daß viele“. Statt „kommandirenden“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „und wahrscheinlich absichtliche“. Vgl. Anm. a und c zum vorangehenden Dokument.

614

1)

f g h i j k l

m n o p

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Festung kommandirende Artillerie-Offizier für jeden eintretendenf Pulver-Mangel, welcher als ein Motivg bei einer Uebergabe der Festung gebraucht werden möchte, streng verantwortlich gemacht wird. Sollte es sich daher alsdannh finden, daß das Pulver nicht grade zu der Zeit verbraucht worden, als es zu Erhaltung der Festung am meisten beitragen konnte, so soll die Verantwortlichkeit deshalbi gedachten Artillerie-Offizier treffen, dieses soll auchj selbst dann der Fall seyn, wenn das Pulver im Anfange einer Belagerung nicht ohne Nutzen verschossen worden, nachher aber weit nützlicher zur Vertheidigung der Festung hätte angewendet werden können. Nur allein ein schriftlicher Befehl des Commandanten kann ihn von seiner Verantwortlichkeit bei einem zweckwidrigen Gebrauchek eines bedeutenden Theil[s] des Pulvers entbinden! Hieraus folgt nunmehr, daß der erste Artillerie-Offizier in einer Festungl sowohl bei Einschließung als bei förmlicher Belagerung derselben nicht zugeben darf, daß das Pulver ohne Nutzen verschossen wird oder daß der aus solchem Feuer etwa entspringende geringe Nutzen doch den Nachtheil nicht aufwiegt, der daraus entsteht, wenn das Pulver in der Folge bei nöhtigeren Momenten mangeln solltem, wofern ihn nicht ein expresser Befehl des Commandanten verpflichtetn, wider seine Ueberzeugung schießen zu lassen. Sämmtliche Artillerie Offiziere und Gemeine in der Festung stehen demnach in dieser Rücksicht lediglich unter seinen Befehlen, und kein anderer Offizier hat das Recht, irgend eine Order zum Feuern an die Artilleristen zu ertheilen. Nur allein bei einem unerwarteten schnellen feindlichen Sturm ist es den Befehlshabern eines besonderen Postens erlaubt, den Artilleristen die Order zum Feuern zu ertheilen. Zur Ersparung des Pulvers beim Gebrauch müssen abero folgende Regeln genau befolgt werden: muß die Ladung jederzeit nach dem Zwecke eingerichtet werden, welchen man so eben durch das Schießen erreichen will. So z. B. wenn man in der Nacht mit Kugeln gegen feindliche Arbeitenp feuern will, so ist 1 /6 bis 1/5 kugelschwere Ladung hinreichend. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Vorwand“. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „aber“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „daß es dem ersten Artillerie-Offizier in einer Festung gänzlich überlassen bleibt“. Verändert aus „Belagerung derselben schießen zu laßen wann und wie er will“. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Gebrauch sind übrigens“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt.

Nr. 458

2)

3) 4) 5)

6)

7)

q r s t u v w

615

Wenn der Feind bisq zur zweiten Parallele gekommen ist, können die Kartätschladungen der 3웩der und 6웩der zu 1/3, die der 12웩der aber zu ¼ kugelschwer und die der 24웩der höchstensr zu 5 웩 stark gemacht werden.s Aus diesen Gründen muß man vermeiden, zu viel vorräthige Kartätshen zu haben. Kartuschbeutel können u. müssen vorräthig seyn. Erlaubt es der Zustand der Eisen-Munition und es fängt an, Pulver zu fehlen, so muß man sich der kleinen Caliber, vorzüglich aber der Haubitzen und 10웩gen Mortiere bedienen. Fängt gegen das Ende der Belagerung das Pulver noch mehr an zu mangeln, und es ist noch Eisenmunition vorhanden, so können die Ladungen auch mehr, als es oben bestimmt ist, heruntergesezt werden. ist bei jeder förmlichen Belagerung ganz besonders dahin zu sehen, daß es den Steinmortieren nicht an Ladungen fehlt, besonders da hierzu überhaupt nur wenig Pulver erfordert wird. Fehlt es an Steinen, so werden die Straßenpflaster aufgenommen, welches bekanntlich ohnehin eine Vorsichtsmaaßregel in belagerten Orten ist.t muß ein unterrichteter Artillerie-Offizier es wissen, wie er es einzurichten hat, daß er mit seiner Munition sich vortheilhafter dahin beschränkt, die Annäherung des Feindes und die Errichtung neuer gefährlicher Batterien zu verhindern, als dem ganzen feindlichen Feuer entgegen wirken und es gar zum Schweigen bringen zu wollen. Denn bei der leztern Art wird er sein Pulver nuru mit Kanonen gegen die feindlichen Demontirbatterien verschwenden, um grade dann davon entblößt zu seyn, wenn der Feind nahekommt, und er wird ihn nicht aufhalten können in einem Momente, wo dazu nur sehr wenig Pulver hinreichend wäre. Hiervon ist nur der einzige Fall ausgenommen, wo eine Festung dergestalt mit Pulver versehen wäre, daß man überzeugt seyn kann, es werde bis zu Ende der anhaltendsten Belagerung nicht an Pulver fehlen. muß jedoch ein kommandirender Artillerie-Offizier eine solche überlegte Combination zwischen den Pulver und Eisen Munitions Vorräthen anstellen, daß nicht etwa die Pulverersparung dahin führt, daß beim Schluße der Belagerung zwar Pulver erspart ist, aber Mangel an Eisenmunition eintritt. Derselbe muß vielmehr es so einzurichten suchen, daßv obige beiden Gegenstände verhältnißmäßig zugleich consumirt werden, wobei freilich wieder dahin zu sehen [ist], daß für die Steinmortiere die gehörigen Ladungen bleiben.w Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Der anschließende Rest des Absatzes von Clausewitz’ Hand hinzugefügt. Dieser Satz von Clausewitz’ Hand hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „der Aufwand die“. Der anschließende Absatz von Clausewitz’ Hand hinzugefügt.

616 8.

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Uebrigens muß es ein tiefes Geheimniß bleiben, wie lange die Munition noch ausreichen mögte. Der Komandant u. der älteste Art. Offiz. müssen dieses nur allein wissen, denn theils macht die Vorstellung, daß es an Munition fehlen wird, einen üblen Eindruk auf die Besatzung, theils kann die Nachricht davon dem Feinde, wenn er sie erfährt, von der höchsten Wichtigkeit seyn.2

An den Pr. August v.Pr.x [zum] Gutacht[en]y u. den Gen. v.Neander zum Gutacht[e]n3 Hirschberg d. 24n Septb. 1810.z 459. Scharnhorst an Harroy

Schweidnitz, 28. September 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 30r (¼ S.): Aktennotiz, Schreiberhand.a Pensionsgesuch des Wallmeisters Hille in Schweidnitz.

Bei dem H. Obstlt. v. Harroy anzufragen, ob dieser Hilleb in Hinsicht seiner dürftigen Umstände einer Pension zu seinem Lebensunterhalte bedürftig sey, in diesem Falle würden aber noch Atteste über dessen Dürftigkeit herbeizuschaffen seyn. Schweidnitz d. 28n Septbr. 1810 (gz.) v.Sch.c 460. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 10. Oktober 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 20r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand, eigenhändig unterschrieben. Aktennotizen, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 19r–v.a Verabschiedung eines Ingenieur-Portepeefähnrichs.

x y z 2 3

a

b c

a

Folgt gestrichen: „zur Mitunterschrift u.“ Darüber ein Mundierungsvermerk Greulichs und ein Abgangsvermerk. Darunter ein Abgangsvermerk vom selben Tage. Die Instruktion wurde durch eine Kabinettsorder vom 25. Oktober genehmigt. Neanders Gutachten (Berlin, 8. Oktober 1810) befindet sich ebda., fol. 148r–149v. Auf der letzten Seite eines Gesuchs des Wallmeisters Michael Hille an Scharnhorst (Schweidnitz, 29. August 1810, fol. 29r–30r, Präsentationsvermerk vom 28. September). Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Auf einem Schreiben Pullets an Scharnhorst (Kolberg, 31. Juli 1810), das mit einem in Kudowa datierten Präsentationsvermerk vom 15. August versehen ist.

Nr. 461

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An den Königb Der Portepeef. v. Treskow v. Ingenieur-Corps, welcher vor dem Kr. in der untersten Klasse der Ing. Ak. als Eleve angestellt gewesen u. jetzt bereits 22 Jahr alt ist, ist mit Bewillig. seines Vaters durch den Brigad. Maj. Pullet um den Abschied eingekommen; da dem Ing. Corps in ihm kein vorzügliches Subject entgegen zu rufen scheint, so lege ichc E. K. M. seine Bitte unterthänigst vor und stelle ebenmäßig anheim, ob Allerhöchstdieselben esd angemeßen finden, seinen Wunsh, als Offic. verabschiedet zu werden,e allergnädigst zu berücksichtigen.1 v.Scharnhorst. Be. d. 10n Okbr. 10.f 461. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 10. Oktober 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 20r–v (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Aktennotizen, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 19r–v.b Pensionsgesuch des Wallmeisters Scheidemann in Kolberg, Bestimmung seines Nachfolgers.

An die 3te Division.c Der Wallmeister Scheidemann zu Collberg hat durch den Brig. Maj. Pullet um seine Pension. gebeten. Er ist 67 Jahr alt, hat 51 Jahr, nehmlich 11 J. als Soldat in andern Provinz[e]n, 40 in Colberg als Wallmeister gedient, als Soldat die Belag[erung]en v. Colb. u. Schweidnitz u. die Schlacht bei Freiberg mitgemacht u. ist als Wallmeister beim Erweiterungs Bau v. Colb. 70–74 u. bei der letzt[e]n Belagrung 1807 gewesen; dazu geben ihm die Vorgesetzten ein gutes Zeugniß. Alle diese Umstande veranlaßen mich, ihn der hochlobl. 3t. Div. d. allg. Kr. Dep. zur Erfüll. sein[e]s Wunshes u. zur möglichst[e]n Berücksichtigung zu empfehlen. Wenn auch sein Gesuch um das ganze Gehalt v. 10 rth. als Pension nicht bewilligt werden kann, so scheint seine Dienstzeit doch auf eine etwas höhere als die ganz gewöhnliche Pension Anb

c d e

f 1

a b c

Oben rechts ein Vermerk von Schreiberhand: „ad No. 24c Aug. 10“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Verändert aus „wage ichs“. Folgt gestrichen: „den Umst“, dabei „den“ versehentlich stehengelassen. Das anschließende Satzende verändert aus „zu gewähren“, zunächst zu: „allergnädigst geruhen wollen“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Karl Wilhelm von Tresckow wurde am 13. Oktober als Leutnant verabschiedet. Das Konzept hängt zusammen mit dem zum vorangehenden Dokument. Vgl. Anm. a und b zum vorangehenden Dokument. Darunter gestrichen: „Der Brig. Major Pullet hat“.

618

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

spruch zu geben, welche Umstände die hochlobl. Division dem Königl. Milit. Oek. Depart. gefälligst zur Berüksichtigung vorlegen wird. Der Maj. Pullet wünscht zugleich, den in Spandau angestellten Wmstr. Bütow an des Scheidemann Stelle gesetzt zu sehen, theils weil dieser bereits früh[e]r in Colb. als Wallmeister gestanden hat u. also die Detail-Oertlichkeiten kent, theils weil er in Colb. ein kleines Ackerstück besitzt. N.d.G.v.S. Cl. Berl. d. 10. 8tbr. 10.d 462. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna Berlin, 10. Oktober 1810 GStA PK, I. HA Rep. 77 MdI Tit. 330a Nr. 11 Bd. 1 fol. 49r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Anstellung von Soldaten zu Befestigungsarbeiten.

Auf Euer Exzellenz unter 25ten Juni a. c. an mich geneigtest erlassene Anfrage, ob und in wie fern künftig zu den Festungs-Bauten und FortifikationsArbeiten das Militair wird in Anspruch genommen werden können, habe ich die Ehre zu erwidern, dass nach meinem Privat-Dafürhalten die Anstellung des Militärs zu solchen Arbeiten, unter Voraussezzung eines billigen Lohnes, keine Schwierigkeit haben würde. In diesem Augenblick, wo das Beurlaubungssystem den Etat so bedeutend geschwächt hat, würde indessen nicht viel von dem Militair zu erwarten sein; daher es mir zweckmäßig scheint, die ganze Sache lieber vor der Hand in ihrer alten Verfassung zu lassen, bis ein besserer Zeitpunkt eintrit. Berlin den 10 Oktbr. 1810. An des Königl. Geheimen Staats Ministers Herrn Grafen zu Dohna Exzellenz Scharnhorsta

d

Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

Nr. 463

463. Scharnhorst an Boyen

619 Berlin, 10. Oktober 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 76r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotizen, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 75r–v.a 1. Imprimatur für ein Buch Seydels. 2. Bedenken gegen erneute Anstellung des Generals Lahr. 3. Außerordentliche Anstellung eines Lehrers beim Kadettenkorps.

An den Maj. v.Boyen.b Ew. p. habe ich die Ehrec auf Ihr gefäll. Schr. v. 7t. d.M. ergebenst unter Remittirung der Einlagend zu erwiedern, 1t. daß ich nichts gegen den Druk des Buchs dese Major Seidel1 als eine Privat-Unternehmung einzuwenden finde; 2t. daß ich den Gen. Lahr2 wegen dessen, was er zur Kapitul. v. Neisse beigetragen hat u. wegen des äußerst bösen Rufs, der in Shlesien allgemein über ihn hersht,f zu irgend einer Anstellung zu empfehlen mich auf keine Weise entshließen könnte3;

a b

c

d

e f 1

2

3

Auf dem beantworteten Schreiben Boyens (Potsdam, 7. Oktober 1810). Oben rechts von Schreiberhand: „ad No. 17 Oct. 10“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Verändert aus „Ew. p. erwiedere ich“, dabei die ursprüngliche Fassung versehentlich nicht gestrichen. Dazu am Rande zwei schräge Striche. Boyen hatte Scharnhorst ein Manuskript Seydels über Flinten und Büchsen und Schreiben des Generals Lahr und des Obersten von Lingelsheim übersandt. Folgt gestrichen „Hauptm.“ Folgt gestrichen: „nicht“. Gemeint ist mutmaßlich Seydels „Abhandlung über Einrichtung und Gebrauch des kleinen Gewehrs“ (Berlin 1811). Heinrich von der Lahr (1734–1816), ein Veteran des Siebenjährigen Krieges, war 1789 als Oberstleutnant zum Chef des Mineurkorps ernannt worden und wurde 1793 nach der Belagerung von Mainz mit dem Pour le Mérite dekoriert. 1799 zum Generalleutnant befördert, trat er bald danach der Militärischen Gesellschaft bei. 1810 wurde er mit halber Pension in den Ruhestand versetzt. Der nicht zum Kommando Neißes gehörige Lahr hatte krankheitshalber kaum Anteil an der Leitung der Verteidigung genommen. Nach Eduard von Höpfner: Der Krieg von 1806 und 1807, Berlin 1850–1851, IV, S. 270f., unterschied sich seine Position auf dem der Kapitulation vorangehenden Kriegsrat nicht von der der anderen Teilnehmer; nur ein Stabsoffizier sprach sich für die Fortsetzung des Kampfes aus. Das Gutachten der Immediat-Untersuchungskommission vom 8. Dezember 1808 bezeichnete die Neißer Offiziere als völlig gerechtfertigt, vgl. Offizierkorps, S. 43.

620

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

3t. daß ich den Antrag des Obrsten von Lingelsheim nur unter der Bedingung für zuläßig halten würde, daß daraus keine Ansprüche auf Einrangirung in das Officier-Corps des Cadettenhauses folgern sollten.4 N.d.G.v.S. Cl. Berlin den 10 Oktbr. 1810.g 464. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 11. Oktober 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 101 fol. 3r–v (1¼ S.): Eigenhändig. Manöverkritik des Königs. Übersendung einer Denkschrift.

Ew. Majestät haben die Armee dahin gebracht, daß jetzt Manöver ohne schriftlichea Disposition gemacht werden können. Sie haben allerhöchst selbst große Fehler, von zu auffallender Vertheilung, von übertriebener Furcht des Umgehens oder in Flank nehmen und andere, durch Gegen Manöver oder wörtliche Rüge bemerklich gemacht; dies wird hier wirken, aber in andern Provinzen wird man zurük bleiben, und es wird nöthig seyn, auf einige Fehler von Zeit zu Zeit die Truppen, vorzüglich die Stabsofficiere aufmerksam zu machen. Ich habe hier einige Materialien dazu gesammelt1, doch erfordern wohl einige der hier Ew. Majestät zu Füßen gelegte[n] Punkte eine nähere Untersuchung, wenn Allerhöchstdieselben darauf reflectiren sollten.b Berlin den 11. Oct. 1810 v.Scharnhorst

g 4

a b 1

Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Lingelsheim wollte Leutnant Gustav von Schmeling (1790–1832) mit halbem Gehalt dem Kadettenkorps zuteilen, was dann auch geschah. Schmeling hatte 1806/07 bei einem Reservebataillon gedient, das nicht mehr zum Einsatz kam, 1813/14 diente er beim 2. Garderegiment zu Fuß, wurde verwundet und mit dem Eisernen Kreuz dekoriert. Er starb als Major an einer Gehirnentzündung. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Das Folgende mit Respektabstand, die Unterschrift mit Respektstrich. Vgl. die anschließende Denkschrift.

Nr. 465

465. Denkschrift

621

[Berlin?, nicht nach 11. Oktober 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 101 fol. 4r–8v (10 S.): Schreiberhand, mit Randbemerkungen von der Hand Friedrich Wilhelms III. Abstellung der in den letzten Manövern vorgekommenen Fehler. 1. Verbergen der Truppen. 2. Verwendung der Prolonge bei Rückzügen. 3.–4. Verwendung des dritten Glieds. 5. Vorkehrungen gegen feindliche Flankeure beim Rückzug. 6.–7. Bestimmungen zur Gefangennahme und zu Rückzugsbefehlen. 8.–9. Wechselseitige Unterstützung bei Rückzügen und im Gefecht. 10. Anordnungen bei Engpässen und zur Vermeidung von Zersplitterung. 11. Kavalleriekommandos zur Unterstützung der Infanterie. 12. Beobachtung der Umgebung. 13. Bataillonsmassen. 14. Fester Standort des Befehlshabers.

Bemerkung einiger Fehler bei den Uebungen. 1.)

In jeder Lage im Kriege ist es eine allgemein anerkannte Regel, seine Truppen wo möglich so lange verstekta zu halten, bis man sie auf eine decisive Art braucht. Diese Regel scheint man in den Manövern zwar auch befolgen zu wollen, thut es aber fast nie ganz; vorzüglich sündigt man gegen diese Regel bei der Artillerie und Cavallerie.b

2.)

Bei der Retraite, wo der Feind immer einbrechen will, ist das Geschütz an der Prolonge das beste Mittel, das nahe Verfolgen zu verhindern, zumal auf einer Chaussee; ich habe dieses Mittel selten und den 8ten d. gar nicht angewandt gefunden. Die Artillerie war entweder nicht am rechten Orte oder machte von diesem Mittel keine Anwendung.c

3.)

Das dritte Glied agirt bald zu regelmäßig, bald aber auch ganz unregelmäßig und wild. Es ist bestimmt, daß in den gewöhnlichen Fällen nur der dritte Theil des dritten Gliedes tirailliren soll; besonders sollte diese Anzahl nicht überschritten werden, wenn das dritte Glied eine bedeutende Distanz von dem Bataillon entfernt ist. Das dritte Glied entfernt sich bei fast allen Manövern gegen Cavallerie in der Ebene zu weit von den Bataillonen. Im Kriege würden aus dieser großen Absonderung Unglüksfälle entstehen. Unsere Cavallerie ist nicht aufmerksam genug, diesen Fehler der Tirailleure zu bestrafen; einigemal ist es indessen geschehen.

a b

c

1

Dazu vom König notiert: „u. gesichert“. Dazu vom König notiert: „Derselbe Fehler geschieht auch mehrentheils, wenn die Infanterie defensive Positionen zu nehmen hat.“ Dazu vom König notiert: „Bey der Artillerie des Tauentzienschen Corps ist diese Regel mehr in Anwendung gebracht worden als von dem andern.“ Die Denkschrift wurde zusammen mit dem vorangehenden Schreiben übersandt.

622

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

4.)

Die größten Fehler des Gebrauches des dritten Gliedes werden bei dem Agiren en Masse gemacht. Man könnte festsezzen, a. daß bei den Bataillonsmassen, wenn es vorwärts gehet, das dritte Glied immer zwischen den Bataillonsmassen oder vor denselben sich befinden, b. daß bei einzelnen Massen das dritte Glied der ersten Division vor der ersten Division, das dritte Glied der zweiten Division in der rechten Flanke, das dritte Glied der dritten Divisiond in der linken Flanke, und das dritte Glied der vierten Division hinter der hintern Flanke, mit einem Drittheil oder auch nach den Umständen mit der ganzen Anzahl tirailliren soll. Wird nur eine Flanke bedrohet, so agirt das dritte Glied dieser oder der anstoßenden Flanken gegen den Feind. Gegen Cavallerie Flanqueure bleiben immer 2 Züge in einem Glied, gegen Infanterie Tirailleure können 2 Züge von einer Division tirailliren. Hier kommt es auf Dekkung gegen feindliche Kugel[n] und gutes Schießen in der Entfernung an, dort mehr auf vereinte Wirkung in der Nähe. Das dritte Glied des 4ten Zuges muß immer vor dem ersten Gliede seyn, wenn das Bataillon in Masse stehet. Beim Formiren der Front trit es durch, wenn es nicht gleich gebraucht wird. Es muß dem Soldaten gleichviel seyn, ob er im dritten oder im ersten Gliede ficht, es kann also durch diese Verwechselung der Glieder kein Nachtheil entstehen.

5.)

Bei dem Rükzuge, wenn die feindlichen Flanqueure ganz nahe sind, muß eine andere Ordnung statt finden wie die gewöhnliche, in der das Bataillon oder die Masse davon gehet, so geschwind als sie kann, ohne weitere Anordnungen zu treffen. Ich weiß aus der Erfahrung, daß bei dieser Sorglosigkeit ganze Bataillone durch 30 Flanqueur-Reuter zerstreut sind. Man muß in einem solchen Falle ein abwechselndes Feuer haben; viele Erfahrungen haben davon überzeugt. Dies erhält man in dem angenommenen Fall durch den Rükzug en echequier gegen Flanqueure auf folgende Art:

d

In der Vorlage angezeigt mit einem waagerechten Strich unterhalb des Wortes „Division“ zwei Zeilen darüber.

Nr. 465

623

Zu Nr. 465: Die erste eigenhändige Skizze (fol. 5r) zeigt eine „Chaussé“, „Bataillons Massen im Rückzuge“ und „Feindliche Cavallerie“.

aa der erste Zug des 3ten Gliedes ⎫ der 4ten bb  zweite   ⎬   Division ddd  dritte  , welcher tiraillirt ⎭ Ein Zug feuert, der andere läuft unterdeß zurük, und so abwechselnd.

624

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Es wird hierdurch die Bewegung nicht bedeutend aufgehalten, da in jedem Fall die Leute stehend feuern und laden müssen. Die Stellung en echequier hat in der Nähe des Feindes Vorzüge vor der vollen Linie.

Auf der zweiten Skizze (fol. 5r) ist „Ein kleiner Trupp feindlicher Flanqueure“ zu sehen.

Ist es nicht dringend nöthig zu feuern, so gehet man in dieser Ordnung zurük, wie in aa, bb und ccc, die Division in drei Zügen und die Entfernung der beiden im ersten Gliede stehenden Züge ab nicht unter 50 und nicht über 150 Schritt. Fällt der Feind nun auch mit seinen Flanqueuren oder Tirailleuren über den Zug bb her, so ist doch nicht gleich der Zug aa zerstreut, und dieser feuert nun nicht gleich, sondern dekt den Rükzug des Zuges bb. Wären beide in der Linie bbc, so feuerten sie ab und würden nun im Zurüklaufen wahrscheinlich genommen, denn die Cavallerie-Flanqueure brechen nur dann ein, wenn alles abgefeurt hat, wenn sie bei dem Einbruch kein nahes Feuer mehr fürchten. Eben diese Art der Stellung kann auch seitwärts statt finden. aa Bataillons Massen bb Züge des dritten Gliedes der ersten Division cc      zweiten  dd      vierten  Bei dieser Stellung en echequier siehet man nicht auf Künsteleien, z. B. nicht darauf, daß die vordern und hintern Züge mehrerer Divisionen in einer Linie sind u. s. w.

Nr. 465

Die dritte Skizze (fol. 5v) zeigt eine „Chaussee“ und „feindliche Cavallerie“.

625

626

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Es würde danach die Regel statt finden, a.) daß nur 1/3 des dritten Gliedes in gewöhnlichen Fällen besonders gegen Cavallerie tiraillirt; b.) daß 1/3 in einem Zuge zunächst hinter ihnen und 1/3 in einem Zuge 50 bis 150 Schritt weiter rükwärts ist; c.) daß bei dem Rükzuge diese Ordnung nie verlezt werde und sowohl ein abwechselndes Feuer, als eine abwechselnde Bewegung statt finde, nach dem Umstände und Zeit es erlauben.ea Sind geschlossene Eskadrons nahe, hat man keine Infanterie gegen sich, so wird man in vielen Fällen nur einen Zug des dritten Gliedes tirailliren lassen und die übrigen in der Masse behalten; dann müssen die Tirailleure nahe seyn, damit sie die Masse nicht im Feuern stören, wenn die Cavallerie einbrechen will. 6.)

Es kömmt jezt oft vor, daß man Leute, Geschüzze u. s. w. gefangen nimmt. Dies könnte einen nachtheiligen Geist verbreiten. Man kann hierüber, um dem Uebel vorzubeugen, festsezzen, a.) daß die Truppe, welche glaubt, daß sie eine andere Truppe gefangen macht, das Gewehr abnimmt oder einsticht und nun seinen Gegner gehen läßt, wohin er will, aber die Thatsache an den obern Befehlshaber meldet; b.) daß Cavallerie unter keine Bedingung sich gefangen nehmen lassen, sondern zerstreut davon jagen muß, wenn nichts Anders mehr zu thun ist; c.) daß Infanterie sich nicht von Infanterie gefangen nehmen lassen, sondern, wenn sie ungebrochen ist, zerstreut davon laufen muß; d.) daß von der reitenden Artillerie, wenn sie umgeben wird, die Leute wenigstens zerstreut wegjagen müssen.f

7.)

Es wirkt ohne Zweifel sehr nachtheilig auf den Geist, wenn der Zurükzug durch das Umgehen, in Flank Nehmen und die Ueberlegenheit des Feindes motivirt wird. Es sind im Kriege oft so viele Ursachen zum Rükzuge, die eine entfernte Beziehung haben, so daß man wohl, ohne die Sache unnatürlich darzustellen, den Rükzug durch einen nicht motivirten Befehl in jeder Lage antreten kann.

e

f

Dazu vom König notiert: „Alle diese Regeln für Tirailleure mögen theoretisch richtig seyn, obgleich sie mir etwas dunkel vorkommen, und werden sie in jedem Fall noch zu simplifiziren seyn? Denn mit jeden einzeln möglichen Fall, der im Gefecht vorkömmt, spezielle Regeln geben zu wollen würde die Instructionen u. deren Anwendung nur noch mehr embrouilliren.“ Dazu vom König notiert: „Bey den Uebungen würde dieses nicht zu empfehlen seyn, weil wenn sich der gefangene Theil zerstreuen soll, es der andere auch sogleich thun würde u. hierdurch einzelne Rauffereyen entstehen würden, die freylich im Ernst vorkommen, hier aber unausbleiblich unangenehme Folgen haben könnten.“

Nr. 465

627

In partiellen Gefechten hängt auch in der That eben so oft der Rükzug von andern Umständen als von dem Gefechte an sich ab. Es lassen sich merkwürdige Beispiele aufstellen, wie nachtheilig es ist, wenn die Offiziere gewöhnt sind, jeder Ueberzahl, jedem Flankenangriff auszuweichen. 8.)

Wir haben in den Manövern gesehen, daß die Truppen einander nicht gehörig bei dem Rükzuge souteniren, daß ein Theil ganz weggehet und den andern umringen läßt oder daß auch ganze Bataillone im Feuer stehen bleiben und nicht avertirt werden, daß die andern zu ihnen gehörigen zurückgehen. Diese Fehler sind im Kriege häufig und schon hier nicht zu verzeihen. Was soll man aber dereinst im Kriege erwarten, wenn dergleichen Fehler jezt im Frieden bei dem Manöver vorgehen? Ich glaube, bei solchen Fehlern muß man sich auch an den Offizier des Generalstaabes halten, vorausgesezt, daß er bei dem General das ist, was er seyn sollte, seinen Dienst verstehet und die gehörigen Gehülfen hat.

9.)

In den Gefechten selbst fehlt es fast bei jeder Gelegenheit an wechselseitiger Unterstüzzung der verschiedenen Waffen. Jede Waffe agirt für sich, wenn nicht gerade der Befehlshaber des Ganzen bei den einzelnen Gefechten ist, wo er niemals lange seyn sollte. Etwas würden diese Fehler abgeholfen werden, wenn bei jedem Manöver gewisse Abtheilungen der Truppen von Cavallerie, Artillerie und Infanterie einzelne Befehlshaber erhielten, d. i. wenn etwa für die Mitte und für jeden Flügel ein Befehlshaber vorhanden wäre, der aber demungeachtet nicht eine gewisse Anzahl von Truppen kommandirte, sondern auf die Zusammenstimmung des Ganzen sein Augenmerk richtete, damit das Ensemble des kommandirenden Generals nicht gestört werde; dieses ist die Idee des Majors von Boyen.

10.) Wir haben bei fast allen Manövern gesehen, daß die Truppen, wenn sie im Rükzuge an ein Defilee kommen, hier so lange stand halten, bis der Feind nahe und nun kein Rükzug ohne großen Verlust mehr möglich ist. Dies ist der größte Fehler, den man bei dem Rükzuge machen kann. Eben so hat man bei vielen Manövern bemerkt, daß die Truppen in vielen kleinen Abtheilungen in weiten Entfernungen zersplittert werden; man weiß, daß im Kriege ganze Corps auf diese Art zersplittert wurden und auf keinem Punkte mit Kraft agiren konnten. Diese beiden Fehler verdienen sehr bemerkt zu werden, sie sind fast allgemein. Die Contrelekzion, welche Seine Majestät in dem lezten Manöver hierüber gegeben, wird freilich hier wohl wirksam seyn; indessen erfährt das nicht jeder.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

11.) Die Infanterie-Brigaden müssen immer, wenn sie keine Cavallerie bei sich haben, einige kleine Cavallerie Commandos haben. Diese agiren im offenen Terrain, im hohen Getraide mit den Tirailleuren gemeinschaftlich oder auch vor ihnen; im vermischten sind sie bald vor, bald hinter den Infanterie-Tirailleuren, nach dem das Terrain ist; im durchschnittenen sind sie hinter den Infanterie-Tirailleuren. Sie imponiren die feindlichen Tirailleure oder Flanqueure, unterstüzzen abgesonderte Theile unserer Tirailleure geschwinder, als die Infanterie es könnte, und bestrafen die Wagehälse der feindlichen. Die Franzosen hatten diese Methode im Revolutionskriege und wir wurden in Flandern, nachdem wir dadurch großen Verlust erlitten, noch zulezt gezwungen, sie auch einzuführen. 12.) Es ist ein großer von Seiner Majestät bemerkter Fehler, der leider! in dem vorigen Kriege erst in den lezten Zeiten nicht mehr so häufig statt fand, daß die Befehlshaber nicht die Gegend rechts und links in großer Distanz beobachten lassen, daß sie nicht wissen, wo kein Feind und wo einer ist. Mit einem Commando von 12 Mann Cavallerie kann ein Offizier eine ganze Meile in der Breite beobachten, wenn das Terrain nicht durchschnitten ist. Dies verstehen aber die Offiziere nicht, weil sie nicht dazu gebraucht und also angelernt worden. In den lezten Zeiten sind dazu im Kriege immer Offiziere vom Generalstaabe gebraucht, weil die Sache zu wichtig ist und wir damals keinen Mangel daran hatten. Sie geben von Zeit zu Zeit Rapporte auf Karten. 13.) Der Gebrauch der Bataillons Massen ist besonders in den Provinzen nicht recht gefaßt. Man sollte immer in Masse stehen und agiren, bis man durch’s Feuer wirksam seyn will; nur einige besondere Umstände und durchschnittene Gegenden können hiervon eine Ausnahme machen. Sind mehrere Waffen2 neben einander im Avanziren, so müssen die Divisionen des dritten Gliedes zwischen ihnen oder vor ihnen seyn. Alles dieses ist bereits bestimmt, es wird aber nicht immer befolgt.a 14.) Es ist ohne Zweifel ein großer Fehler in einer Affäre, wenn der kommandirende General nicht auf dem Flek rükwärts ist, wo er so viel möglich das Ganze übersehen kann und wo ihn jeder zu finden weiß. Wo des hochseeligen Königs Friedrich desg zweiten Majestät von dieser Regel abging, wie in der lezten Hälfte der Schlacht bei Frankfurt3, ging auch alles schlecht. Der Befehlshaber muß auf einem gewissen Punkte oder bei einer gewissen Colonne seyn, und gehet er von dieser, so muß g 2 3

Statt „der“. Gemeint sind wohl „Massen“. Alternativer Name der Schlacht von Kunersdorf.

Nr. 466

629

sonst jemand hier seyn, der für ihn die Befehle austheilt, die Fragen beantwortet u. s. w. Gewöhnen sich die Befehlshaber und Truppen nicht an diese Regel, so ist der Mangel des Zusammenhanges der gegenseitigen Unterstüzzung u. s. w. unvermeidlich und die Folge davon ist die gänzliche Auflösung der Ordnung. 466. Scharnhorst an [?]

[Berlin?], 11. Oktober 1810

Nach einem Zitat bei Friedlaender, S. 289.a Teilnahme an der Allgemeinen Kriegsschule.

[...] Meine Absicht ist zu dem Ende dahin gerichtet, daß aus der ganzen Anzahl der aufgenommenen Offiziere1 mit Rücksicht auf ihre Verhältnisse und Fähigkeiten eine bestimmte Zahl ausgewählt werde, welche den ganzen Unterricht der Kriegsschule beiwohnen, wogegen die übrigen nur einen Theil desselben und zwar die hier im Orte befindlichen, ihren übrigen Dienstverhältnissen unbeschadetb, beiwohnen würden.2 467. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun Berlin, 12. Oktober 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 1r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Einladung nach Berlin.

Auf Ew. gef. Schr. v. 22. v.b M.1 habe ich die Ehr zu erwidern, daß es mir sehr angenehm seyn würde, wennc Sie auf eine kurze Zeit hieher kommen; ich

a b 1

2

a

b c 1

Friedlaender zufolge handelte es sich um eine Antwort Rauchs im Namen Scharnhorsts. Das Unterstrichene bei Friedlaender durch Sperrdruck hervorgehoben. Es geht um die außerordentliche Zulassung von 17 Offizieren zusätzlich zu den 68 bis dahin an der Allgemeinen Kriegsschule aufgenommenen. Vgl. die Liste der für 1811 eingeschriebenen Schüler bei Friedlaender, S. 358–361. Die Studiendirektion berichtete am 20. Oktober, die 17 zusätzlichen Schüler dürften nur Kurse besuchen, in denen nach den Meldungen der 68 noch Plätze frei blieben. Auf der ersten Seite des beantworteten Schreibens Brauns an Scharnhorst (Neiße, 22. September 1810, Präsentationsvermerk vom 3. Oktober); dabei noch Clausewitz’ Aktennotiz: „Auf eine kurze Zeit herkommen.“ Verändert aus „d.“ Folgt gestrichen: „Dieselben“. Vgl. Anm. a. Braun antwortete hierin u. a. auf ein Schreiben Scharnhorsts vom 15. September, und bat ihn um ein Treffen, um zusammen „die Praeliminarien zu dem Artillerie Reglement festzustellen.“

630

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

mache Ihnen diesen Vorshlagd und überlaße es Ihrem Gutdünken, ob Sie ihn ohne Nachtheil ihre[r] dortig[e]n Geschäfte ausführen können. N.G.v.S. Cl. Berlin d. 12 Oktbr. 1810.e 468. Scharnhorst an Weiss

Berlin, 12. Oktober 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 238 fol. 130r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a

Da der König der Stadt Breslau die sämtl. Fest. Werke geschenkt, so müße er sein Grundstük v. d. Stadt zu kaufen suchen.1 Cl. nom.Gen.v.S. Berlin d. 12n Oktr. 1810b 469. Aktennotizen

Schweidnitz, 28. September, und Berlin, 12. Oktober 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 32r: Greulichs Hand.a Weitere Aktennotiz: ebda., fol. 31r: Schreiberhand.b Anstellungsgesuch des Bauschreibers Schültzke.

An die 3e Division eod. d. zum Gutachten.1 Schweidnitz 28. Septr. 10. nom. G.v.Sch. Gr.

d e

a b 1

a

b

1

Folgt gestrichen: „indem ich Sie zugleich ersuche“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Auf der Vorderseite von Weiss’ Schreiben an Scharnhorst (Breslau, 28. Juli 1810). Darunter ein Abgangsvermerk Greulichs vom selben Tage. Der inaktive Wachtmeister und Zeugwärter Christoph Weiss (45 Dienstjahre) bat um Hilfe beim Erwerb seines lange bewohnten Quartiers in einem bisher dem Ingenieurdepartement gehörenden Gebäude. Auf der ersten Seite eines Gesuchs des auf halbes Gehalt gesetzten Fortifikations-Bauschreibers Schültzke um eine Stelle mit vollem Traktament (Schweidnitz, 28. August 1810, fol. 32r–33r). Inhaltsgleich mit der zweiten hier edierten Notiz, auf einem von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 4. Oktober 1810). Zur Antwort vgl. Anm. b.

631

Nr. 470

Daß ihn die 3te Division zur nächsten Vacanz notirt hätte. Mögte sich so lange gedulden. Berlin d. 12. Okbr. 1810 nom.d.H.Gen.c 470. Scharnhorst an Kuhfahl

Berlin, 14. Oktober 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Ernennung Kuhfahls zum Sekretär der Studiendirektion der Allgemeinen Kriegsschule.

Berlin, 14. Oktober 1810 Euer Wohlgeboren1 beehre ich mich hierdurch zu benachrichtigen, daß Sie zum Sekretärb der Studiendirektion der hiesigen Kriegesschule mit einem Gehalte von jährl. 200 Rt. gewählet worden sind. Es soll mir sehr angenehm sein, wenn Euer p.p. diese Stelle annehmlich und darin eine kleine Entschädigung finden für die Zeit und Kräfte, welche sie den militärischen Wissenschaften bei so vielen Gelegenheiten mit großer Uneigennützigkeit geopfert haben.2 Namens des H. G.M. von Scharnhorst 471. Immediatbericht

Berlin, 15. Oktober 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 145r–v (2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Randnotiz, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 144r (¼ S.).a Antrag auf Bewilligung einer Sonderprämie für Blumenstein. Versetzung Brauns nach Berlin im Winter.

c

Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

a

2

Die Vorlage, eine Abschrift des Konzepts im Heeresarchiv, Rep. 13A Gen.Insp. d. Erziehungs- u. Bildungswesens Tit. IIa No. 1 vol. II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. In der Vorlage verändert aus „Sekretair“. Otto Christian Friedrich Kuhfahl wurde im dritten Band vorgestellt. Vom selben Tage datiert eine Aktennotiz Georges („Den Major für die Einsendung des Gewehrs gedankt.“) auf dem Schreiben, mit dem Major von Koschitzky Scharnhorst „eines der schwersten von denjenigen Gewehren, welche die hiesigen Invaliden zum Gebrauch haben,“ übersandte (Silberberg, 27. September 1810, GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 74r).

a

Auf einem Schreiben Blumensteins an Scharnhorst (Glatz, 22. September 1810).

b 1

632

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

An des Königs Majestätb Berlin, d. 15n Oktbr. 1810. Der Major v. Blumenstein soll sich der Verfassung gemäß als Komandeur der shles. Artill. Brig. in Breslau aufhalten, und es ist ihm v. E. K. M. bis jetzt der Aufenthalt in Glatz nur interimistish gestattet. Diß wird auf seine ökonomish[e]n Verhältniße einen nachtheiligen Einfluß äußern und hat uns bewogen, E. K. M. unterthänigst diejenigen Gründe vorzulegen, aus welchen wir Allerhöchstdieselben um ein Geschenkc für den Maj. v.Blumenstein unterthänigst zu bitten nicht Anstand nehmen können: Erstlich hat er mit seinen Falkonets, mit der Salpeter Fabrication und in noch vielen andern Sachen Versuche mit einer großen Uneigennützigkeit und mit beträchtlichen Aufopfrung[e]n angestellt, von denen er glaubt, daß sie dem Dienste zum Besten gereichen würden. Er hat zur Verfertigung der Falkonets, deren jetzt 10 ganz fertig sind und 10 andere mit viel geringern Kosten fertig werden können, auf 900 rth., welche sie kosten, 727 rth. eigenes Vermögen zugesetzt. Zweitens vereinigen sich jetzt in ihm die St[e]llen eines Komandeurs einerd Artill. Brig. u. des Komandanten von Glatz, während er nur das Gehalt eines St.O.1 genießt. Drittens komt zu den Geschäftsreisen, die er in der 1tn Qualität hat machen müssen, die Versetzung nach Breslau, welche ihn nothwendig derangiren wirde. Alle diese Gründe werden unser unterthänigstes Gesuchf bei E. K. M. um so mehr entshuldigen, als der Maj. v.Blumenstein zu uneigennützig ist, um sich E. K. M. mitg einer solchen Bitte zu näh[e]rnh. N. d. Pr. August v. Pr. u. G.v.Scharnhorst Cl.2 Berlin d. 15n Okbr. 1810i Wegen vershiedener Arbeiten in Hinsicht allgemeiner Bestimmung[e]n in der Artillerie wird es nöthig seyn, den Major Braun aus Neiße im diesen Winter auf mehrere Wochen hierher kommen zu lassen; wir bitten E. K. M. unterthänigst um Allerhöchstdero Erlaubniß dazu.j b

c d e f g h i j

1 2

Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu 130a Sept. 10“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Verändert aus „eine Remuneration“, dabei „eine“ versehentlich unverändert gelassen. Verändert aus „der“. Folgt gestrichen: „während er nur das Gehalt eines Stabs Officiers genießt.“ Verändert aus „werden uns“. Verändert aus „um Allerhöchstdieselben“. Verändert aus „thun.“ Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Darunter von Schreiberhand: „(zugetragen)“. Etwas weiter unten von einer anderen Hand: „Vorstehender Bericht ist dem Prinzen August von Preußen K. H. zur Mitvollziehung und danach zur Remittir[un]g zugesandt worden. D. 15. Oct. 10“. Im selben Faszikel, fol. 146r, ein Schreiben des Prinzen an Scharnhorst, mit dem er den Bericht zurücksandte. Stabsoffiziers. Vgl. Nr. 613.

633

Nr. 472

472. Scharnhorst an Karl Johann Bernhard Karsten

[Berlin, 15. Oktober 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 70r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Druck: Hahlweg I, S. 133f. Abnahmegarantie für die Gewehrfabrik in Malapane.

An den G. O. Bergr.2 Karsten Auf Ew. p. gefelliges Schr. v. 12t v.M. habe ich die Ehre zu erwidern, daß ich allerdings billig finde, daß der Malap. Fabrik über die Dauer unsrer Gewehrabnahme eine beruhig[e]nde Versichrung werde; ich habe auch deshalb unterm heutgen Dato an d. K. M. berichtet u. werde nicht verfehln, Ew. den Erfolg mein[e]s Antrags mitzutheiln. Dieß giebt uns, denke ich, die Hofnung, daß die Fabrik anderseits auch alles anwenden werde, die noch vorhandenen Unvollkommenheiten zu beseitigen. Ich habe, als ich in Malap. war, die große Klugheit u. Oekonomie in den Anlagen aufrichtig bewundert, u. muß gestehen, daß ich eben deswegen eine so große extraordinaire Ausgabe nicht vermuthet hätte. N.d.G.v.S. Cl.b 473. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 15. Oktober 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 70r–v (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.b Druck: Hahlweg I, S. 134f.c Antrag auf Abnahmegarantie für die Gewehrfabrik in Malapane.

An S.M.d. König. Ew. K. M. haben sich selbst zu überzeugend allergnädigst geruht, wie die Neisser Gew. Fab. eine Anlage ist, die dem Staate nützliche Resultate liefert.e a

b 1 2

a b

c d e

Auf dem mit einem Präsentationsvermerk vom 22. September versehenen Schreiben Karstens an Scharnhorst (Breslau, 12. September 1810, fol. 70r–71v; Auszug: Hahlweg I, S. 134). Auf demselben Blatt befinden sich zwei kurze Notizen Clausewitz’ sowie das Konzept zum anschließenden Schreiben, dessen Datum auch für dieses gilt. Rechts daneben ein Mundierungsvermerk, unten links ein angefangenes Datum: „Ber“. Vgl. Anm. a. Karsten war lediglich Bergrat, Clausewitz verwechselte ihn mutmaßlich mit dem verstorbenen Geheimen Oberbergrat Dietrich Ludwig Gustav Karsten. Vgl. Anm. a zum vorangehenden Dokument. Oestreichs auf den 16. Oktober datierte Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z D 101, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Dort auch Clausewitz’ erste Notiz für dieses Schreiben. Statt „überzeugt“. Folgt gestrichen: „Darum scheint der Wunsh der Bergw. Direction Berüksichtigung zu verdienen, wenn sie wegen der zu Malapane, wo die Läufe u. Bajonnette für“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Zu Malapane werden die Läufe u. Bajonnette geschmiedet, welche diese Fabr. verarbeitet. Die Bergw. Direkt. hat trotz der weisen Oekonomie, welche sie dahin angewandt, doch nicht umhin gekonnt, einige Anlagen zu mehren, deren Kapital sich wegen der genau eingerichtet[e]n Preise erst in vielnf Jahren abwerfen wird; sie hat daher den nicht unbilligen Wunsh geäußert, über die Abnahme eines gewissen Quantum[s] versichert zu seyn. Da sie nicht mehr als zwischen 3 u. 400g Gew. monathlichh liefern kann, da das Gewehr daselbsti schon jetzt einen Thaler weniger kostet als in der Spandauer Fabrik u. in der Folge nochj geringer zu stehn kommen wird, da es endlich eine Königl. Anlage ist, der man den Absatz um so eher zuwenden u. ihn der Priv. Fabrik entziehen muß, so mache ich kein[e]n Anstand, E. K. M. unterthänigstk zu bitten, der Malapaner Fabrik den Absatz ihrer Gewehre an E. K. M. Armee auch für die Folge allergnädigstl in der Art zusichern zu wollen, daß im Fall die Armee keines größern Quantums als des oben erwähnten bedarf, solches gantz von der Malapaner Fabrik genommen werde. N.d.G.v.Scharnhorst Cl. Berlin d. 15n Oktbr. 1810.m 474. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 15. Oktober 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Bitte um Stellungnahme zur vorgeschlagenen Beförderung Lingelsheims.

Berlin, 15. Oktober 1810. Ew. H. werden aus der Anlage gefälligst entnehmen, daß der Ob. v. Lingelsheim den Wunsch hat, v. S. M. d. K. mit dem Gen.M.-Charakter beehrt zu werden. Er ist unzufrieden mit den jetzigen Verhältnissen u. insofern man ihn dadurch zufrieden stellen wollte, er auch dem Gehalte entsagt, mit der Armee außer aller unmittelbaren Verbindung u. auch wirklich einer der ältef g h i j k l

m

a

Verändert aus „in mehrern“. Verändert aus „3 u. 4000“. Nachträglich hinzugefügt, in der Vorlage nach „liefern“. Verändert aus „da diese“. Folgt gestrichen: „wohlfeiler seyn wi“. Folgt gestrichen: „darauf anzutragen, daß“. Folgt gestrichen: „zusichern zu wollen.“ Das anschließende Satzende von Schreiberhand hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage und ein Abgangsvermerk vom 17. Oktober. Die Vorlage („Konzept v. Clausewitz o. Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 13A Gen. Insp. d. Erziehungs- u. Bildungswesens Tit. IIIa 1/2, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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Nr. 475

sten Obersten ist, so scheinen mir wohl die Rücksichten, die seinem Wunsche entgegenstehen könnten, nicht allzu groß, ich wäre daher nicht abgeneigt, S. M. d. K. diesen Wunsch zu erkennen zu geben, bin aber so frei, mir vorher Ew. H. Sentiment darüber ergebenst auszubitten. 475. Immediatbericht

Berlin, 16. Oktober 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Grawerts Antrag auf Anstellung Dietrichs beim Generalstab.

Berlin, 16. Oktober 1810. Ew. K. M. unterstehe ich1 mich in der Einlage ein Schreiben untertänigst zu übermachen, worin des H. Generalleutnant von Grawert Ex. den Wunsch äußert, den St. Kapitän v. Diederich2 in den Generalstab angestellt zu sehn. Er hat bereits 2 mal als Adjoint bei demselben gedient u. ist bei Verminderung des Gen.-Stabes als jüngster ausgeschieden. Ich selbst habe wenig Gelegenheit gehabt, denselben kennen zu lernen, indes ist an seiner vorzüglichen Brauchbarkeit in topografischen Arbeiten nicht zu zweifeln, da d. H. Gen. Lt. v. Graw. darin ein so kompetenter Richter ist. In dieser Hinsicht habe ich den Wunsch des Herrn. G.L. v. Grawert E.K.M. vorzutragen nicht unterlassen wollen und stelle dem allerhöchsten Ermessen anheim, ob solcher gewährt werden kann. 476. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 16. Oktober 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 34r–v (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Bedenken gegen Anstellung für den Felddienst untauglicher Offiziere als Festungskommandanten. Fall des Majors von Cosel.

Auf Ew. p. gef. Shr. v. 10t. d. M., dessen Einlage1 ich die Ehre habe hierbei zu remittiren, kann ich nicht umhin, ergebenstb zu erwiedern, daß man sich a

1 2

a b 1

Die Vorlage („Konzept v. Clausewitz, von Gneisenau gezeichnet“, d. i. wohl eher von George oder Greulich mit einem Vermerk versehen) im Heeresarchiv, Rep. 15A Kap. 48 Nr. 19, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Der Bericht wurde in Scharnhorsts Namen konzipiert. Der aus dem fünften Band bekannte Christian Karl Dietrich wurde tatsächlich zu Grawerts zweitem Adjutanten ernannt. Auf dem beantworteten Schreiben Hakes an Scharnhorst (Berlin, 10. Oktober 1810). Nachträglich hinzugefügt. Ein Schreiben Yorcks an Hake sowie die Abschrift eines Kabinettschreibens vom 9. Dezember 1808 an Major von Cosel, das diesem eine Kommandantenstelle in Aussicht stellte.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

nach meiner Meinung sehr in Acht nehmen mußc, in Rüksicht der Commandaturn sich den alten Grundsätzen wieder zu nähern, denn man läuft Gefahr, in den alten Fehler zu verfallen, ohne es selbst zu müssen. Die Invalidität, die körperliche Dienstfähigkeit eines Offic. hat so unendlich viel Grade u. Abstuffung[e]n, daß man von dem Augenblik an, wo man anfängt Officiere aus dem Grunded dabei anzustelen, weil sie bei den Truppen nicht mehr tauglich sind, immer in Gefahr ist, unter Zeite unfähige Comandant[e]n zu haben. Man muß sich also hüten, solche Offic. zu den Komandantenstel[le]n zu wählen, die man nachher nicht wieder wegnehmen, die man nicht in dief Linie wieder berufen kann. Dies letztere kann aber beim Maj. Kosel2 nicht der Fall seyn, so kräftig u. brav er sonst ist, denn ist er jetzt nicht mehr recht bei den Truppen zu berufen, so könnt er in der Folge noch weniger wieder bei denselben angestellt werden. Ich habe diesen Grundsatz imer als einen der wichtigsten meiner Geschäftsverwaltung angesehn, u. Ew. werden mir Recht geben, wenn Sie bedenken, daß ohne die nöthigen Komandanten der prß. Staat unter ganz andern Bedingung[e]n existirn würde. N.d.G.v.S. Cl. Berlin d. 16. Oktbr. 1810.g 477. Gutachten

Berlin, 17. Oktober 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 61v (½ S.): Abschrift, Schreiberhand.a Vorschlag zur Vergabe von Prämien bei Schießübungen der Artillerie.

P.M.1 Meine Meynung ist, man müße für die besten Schüße, für die, welche in der Scheibe am nächsten bey dem Mittelpunkt fallen oder in die Mitte der Schießscharte treffenb, oder für den Wurf, von den die Bombe am nähesten bey dem Ziele fällt, die Prämie an den Mann geben, welcher gerichtet hat. c d e f g 2

a

b 1

Verändert aus „daß es nach meiner Meinung sehr gefährlich seyn würde“. Verändert aus „wo man nicht ganz active Officiers dazu gebraucht“. Verändert aus „in Gefahr ist, ganz“. Statt „der“. Darunter Mundierungs- und Abgangsvermerke vom 16. bzw. 17. Oktober. Der im fünften Band erwähnte Dietrich Christoph Gotthold von Cosel (1752–1825) hatte 1807 eine berühmte Attacke bei Heilsberg angeführt und diente 1810 beim 2. Leibhusarenregiment. Auf der Rückseite des beantworteten Schreibens Hakes an Scharnhorst vom selben Tage (fol. 61r–v). Verändert aus „trift“. Das Schreiben beantwortet Hakes Anfrage (vgl. Anm. a) bezüglich des Immediatantrages des Prinzen August, der Artillerie Prämien für das Scheibenschießen zu gewähren.

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Nr. 478

Treffen viele die Schießscharte, so belohnt man die, welche sie 2 oder mehrere mahle oder vielmehr am meisten getroffen haben. Mit dem Raisonnement der Kommißion2 bin ich gar nicht einverstanden. Man giebt übrigens der Artillerie Kompagnie das für das Geschütz, was die Infanterie Kompagnie bekömt.3 Berlin 17. Oct. 10 gez. v.Scharnhorst 478. Spezialbefehl

[Berlin?], 18. Oktober 1810

Nach dem Zitat bei Friedlaender, S. 290.

[Stabsrittmeister von Hedemann1 wird gestattet,] einigen Vorlesungen über Taktik und Mathematik beiwohnen zu dürfen, wie dies einigen andern Offizieren auch gestattet worden ist [...] 479. Scharnhorst an Boyen

[Berlin], 19. Oktober 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 101 fol. 11r–12r (3 S.): Eigenhändig. Abschrift, Schreiberhand: ebda., Nr. 163 fol. 13r–v (2 S.). Bemerkungen des Königs zu Scharnhorsts Aufsatz über die letzten Manöver. a

Die Bemerkung[en] Sr. Majestät des Königs über das Manoeuvriren bei Gelegenheit meines Aufsatzes sind nach meiner Ansicht sehr richtig.1 Es ist

2 3

Hake hatte auch die Artillerieprüfungskommission konsultiert. Der König verfügte, wegen der Schwierigkeiten der Anwendung bei der Artillerie keine Prämien beim Scheibenschießen vergeben zu lassen, vgl. das Schreiben Hakes an Scharnhorst vom 25. Oktober (a. a. O., fol. 62r).

1

August von Hedemann (1785–1859) hatte seit 1799 beim Leibhusarenregiment Gökkingk (No. 2) gedient und wurde 1806 bei Lübeck gefangen. Von 1807 bis 1821 Adjutant des Prinzen Wilhelm, wurde er 1809 zum Premierleutnant befördert und für das Gefecht von Crivitz mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet. In den Befreiungskriegen wurde er mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes und dem Eichenlaub zum Pour le Mérite dekoriert, 1815 heiratete er Adelheid von Humboldt, eine Tochter Wilhelms. Seit 1821 mit verschiedenen Kommandos betraut, erhielt Hedemann 1852 seinen Abschied mit dem Charakter als General der Kavallerie.

a

In der Abschrift steht zunächst: „Berlin den 19tn October 1810 An den Königl. Major p. p. Herrn v.Boyen Hochwohl. zu Potsdam“. Darunter ein Abgangsvermerk vom 20. Oktober. Gemeint sind die Randbemerkungen des Königs zu Nr. 465 und seine weiteren Notizen ebda., fol. 9r–v.

1

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

mein Vorschlag in Hinsicht der Tirailleure immer noch zu künstlich, Aendrungen müßen aber dennoch in dieser Sache getroffen werden. Aeusserst wichtig ist die Bemerkung des Königs, daß nie eine Position förmlich angegrifen wird, welches doch immer in Kriege vorkömt, wenn sich ein Theil nicht zu schwach hält; eben so wahr ist es, daß man immer bei einer Position dahin trachten muß, in die Offensive übergehen zu können, daß man darnach die Stellung nehmen muß, damit durch die Benutzung des Terräns mit der Combination der Truppen und Vorspiegelungen, welche das Terrain, die Witterung, Tageszeit u. s. w. an die Hand geben, der Feind überlistet oder unerwartet angegriffen werde. Gut würde es allerdings seyn, wenn alle die Bemerkungen übers Manövriren gesammelt und bei einem allgemeinen Reglement ein Abschnitt von den Uebungen gegeben würde, das würde mehr wirken als alle beiläufige Befehle, die doch immer zerstreut nicht recht in Zusammenha[n]g kommen. Den 19. Oct. 1810 v.Scharnhorst 480. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 20. Oktober 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 38r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von unbekannter Hand.a Früheres Konzept, Clausewitz’ Hand: ebda, fol. 35r (¼ S.); Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 36r.b Gehaltserhöhung für Wallmeister. c

Einer Hochlöblichen dritten Division des Königlich Allgemeinen Krieges Departements erwiedere ich auf das gefällige Schreiben vom 16. d. M., betreffend die Verbesserung der Wallmeister pp. in den Festungen Glatz, Silberberg und Neisse1, in ergebenster Antwort, daß ich dem Oberstlieutenant von Harroy früher geschrieben habe, ob es nicht vielleicht thunlich wäre, die in Rede stehenden Wallmeister durch ein Stük Gartenland – welches von einer Benuzzung der Gräserei sehr verschieden ist – zu entschädigen, wie a b

c

1

Es handelt sich um eine nachträglich veränderte Reinschrift. Auf der ersten bzw. letzten Seite eines von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreibens der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 16. Oktober 1810). Das Konzept ist in indirekter Rede geschrieben, die eigenhändige Notiz lautet: „Stimme bei und finde, daß die 3. Div. in Hinsicht der Entschädigung durch Graß durchaus recht hat.“ Oben rechts von Schreiberhand vermerkt: „ad No. 115 Octb. 10“, ein Verweis auf das in Anm. b erwähnte Schreiben. Die Division äußerte sich zu den von der Glatzer Kommandantur und Harroy vorgetragenen Begehren einer Gehaltsaufbesserung oder anderen Vergütung für die Schlüsselmajore und Wallmeister. Dazu gehört ebda., fol. 37r, ein Vergleich der Gehälter der Wallmeister der drei Festungen mit denen ihrer besser bezahlten Kollegen in Cosel.

Nr. 481

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z. B. die Commandanten auch bei der neuen Verfassung solches behalten.2 Indessen scheinen ihn die Gründed, welche Eine Hochlöbliche Division angeführt hat, auch auf die Ueberlassung eines Stücke Gartenlandes zu passen; ich trete daher der Meinung der hochlöblich[e]n Div. bei und ersuche dieselbe für das nächste Jahrf die Erhöhung der Gehalte der in Rede stehendeng Wallmeister zu seiner Zeit bei mir in Antrag zu bringen. Berlin d. 20ten Oktbr. 1810. gez. v. Sharnhost.h An Eine hochlöbliche dritte Division des Königl. Allgemeinen Krieges Departements. 481. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 21. Oktober 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 79r–v (2 S.): Abschrift, Schreiberhand. Verfahrensfragen bei Neuerungen in der Bewaffnung.

Berlin d. 21. Oktbr. 1810 An den Geh. Staatsrath p. Herrn Obrist v.Hake Hochwg.b

Abschrifta

Es war nie mein Gedanke, daß Euer Hochwohl. jetzt noch Seiner Majestät dem Könige den Vortrag machen sollten, mir ein Probeschloß zum Gutachten zuzuschicken; ich habe mich nur dahin geäußert, daß der Befehl, ein solches Probe-Schloß machen und einreichen zu laßen, an mich nach der festgesetzten Einrichtung ergehen muß, indem diese Sache gantz und gar nicht eilig war; denn ob 8 Tage früher oder später diese Anordnung geschah, das war doch immer gleichgültig. d

e

f

g h 2

a

b

Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „in Betref des Wiesenwachses und der Vernachläßigung der Dienstpflichten“. Verändert aus: „Gründe bey Benuzzung der Gräserei hiergegen angeführt hat, auch auf die Benuzzung des“. Verändert aus „daher derselben Meinungen ganz bei und ersuche die Hochlöbliche Division ergebenst, im nächsten Jahre“; dabei „Jahre“ versehentlich unverändert. Verändert aus „seyenden“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. Nr. 448. Rechts daneben vermerkt: „ad No. 152 Oct.“, ein Verweis auf das beantwortete Schreiben Hakes an Scharnhorst (Berlin, 20. Oktober 1810, fol. 78r). Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter von George vermerkt: „eigenhändig“ und „abgegeben d. 21. Oct. mit einem neuen Gewehrschloß.“

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Ich kann es aber nicht leugnen, daß es mir in der Folge lieb sey, wenn Euer p. bey einer andern Waffen Einrichtung von einiger Bedeutung mich zum Gutachten in Vorschlag bringen wollen. Ich weiß, worauf unsere jetzige Waffen Einrichtung sich gründet, habe mit diesem Gegenstande mich immer abgegeben, viel Erfahrung, obwie und obzu ist mir die ganze Fabrikation übergeben. Uebrigens ist die vorliegende Sache von gar keiner Wichtigkeit, und ich erwähne sie in keiner Neben Absicht, als um die bisherige Einrichtung, so viel es an mir liegt, aufrecht zu erhalten. Ich gehe nun einige Tage von hier, vielleicht morgen, in diesen Fall besuche ich Sie noch heute. Berlin den 21t Octb. 1810. 482. Scharnhorst an Sack

Berlin, 21. Oktober 1810

GStA PK, I. HA Rep. 151 IC Nr. 5617 fol. 13r–v (1½ S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Heizmittelbedarf für die Kriegsschulen in Breslau und Königsberg.

Ew. Hochwohlgebohren haben schon die Güte gehabt, den Bedarf an Holz für die hiesige Krieges Schule gefälligst anzuweisen, wofür ich Ihnen außerordentlich verbunden bin. Da jedoch auf den Etats für die Krieges Schulen der Portepee-Fähnriche in Breslau und Königsberg zum Ankauf des Holzes ebenfalls keine Summen ausgeworfen worden sind, so befinden sich dieselben bei dem herannahenden Winter in großer Verlegenheit, weil ihre diesfälligen Anträge von den respectiven Regierungen abgelehnt worden sind. Die Krieges Schule in Breslau hat ihren Holzbedarf für diesen Winter auf 4 Stoß angegeben, von der Krieges Schule in Königsberg ist mir solcher nicht bekannt geworden, indessen läßt sich solcher ungefähr auf ebenso hoch annehmen. Ew. Hochwohlgebohren beehre ich mich daher ganz ergebenst zu ersuchen, den beiden genannten Instituten das erforderliche Holz für diesen Winter ebenso wie der hiesigen Krieges Schule unentgeltlich verabreichen zu lassen und dadurch Ihrerseits zur Unterstützung dieser für den Staat so nüzlichen Anstalten gefälligst mitwirken zu wollen. Von dem, was Ew. Hochwohlgebohren dieserhalb zu verfügen belieben, erbitte ich mir einige gefällige Nachricht, um die Directoren beider Krieges Schulen davon unterrichten zu können. Berlin den 21tn October 1810. Scharnhorst.a a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.

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Nr. 483

An des Königlichen Geheimen Staatsraths p. Herrn Ober Präsidenten Sack Hochwohlgebohren hieselbst1 483. Scharnhorst an [Boyen?]

[Berlin], 22. Oktober 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 101 fol. 13r–14v (4 S.): Eigenhändig. Vorschläge zur Verlautbarung der Kritik des Königs am letzten Manöver der Brandenburgischen Brigade. Reisepläne.

Wenn Se. Majestät der König jetzt einige Bemerkungen über das Manövriren der Brandenburgshen Brigade geben will, so scheint es mir zwekmäßig zu seyn, daß zu erst die Zufriedenheit im Allgemeinen, so weit als es der König will, geäußert werde und daß alsdann die Bemerkungen folgen, zu welchen die Manöver bei dieser Brigade Veranlassung gegeben haben.a 1. Ueber den fehlerhaften Gebrauch des 3ten Gliedes könnte man glaube ich nur dies sagen, daß es zu gewagt in der Ebene gebraucht würde, daß in der Ebene gegen Cavalerie Flankeureb 2/3Theil der Division des 3tn Gliedes immer zusammen seyn müßte. 2. Ueber den Gebrauch der Artillerie würde ich sagen, daß sie zuviel gebraucht und bei jed[e]r Gelegenheit gleich sich decouvrirte, und die Bemerkung No 2 in der Beilage1 hinzufügen. 3. Ueber den Gebrauch der Cavalrie könnte wohl gesagt werden, daß sie sich a. immer den andern Truppen so sehr näh[e]re, daß sie nachherc keine Bewegung unbeobachtet machen könne, und daß sie sich nicht verdekt stelle oder so in Colonne, daß man ihre Stärke nicht beobachten könne; b. daß sie nicht, wo sie Infantrie hinter sich hätte, vor ihnen Dörfer u. Gebüsche angreifen dürfte (wie dies die Ulanen bei des Prinzen2 Corps, als es von Zehlendorf aus den Morgen in Nebel angrif, thaten)d, doch hiervon die Fälle ausgenommen, wo man Unordnung bei dem Feinde bemerke. 1

Das Konzept zu Sacks Antwortschreiben (Berlin, 27. Oktober 1810) befindet sich ebda., fol. 14r–v.

a

Es folgen fünf durch dichte Schraffur gestrichene Zeilen, beginnend mit der Nummer „1.“ Es geht darin um „die Bemerkung No 1 in der Beilage“. Die anschließenden Nummern 1 bis 3 jeweils von 2 bis 4 herunternumeriert. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Gemeint ist Nr. 465. D. i. der vom Prinzen von Hessen-Homburg kommandierte Verband.

b c d 1 2

642 4.

5. 6.

7. 8. 9.

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

In Hinsicht des Ganzen würde die Bemerkung zu machen seyn, welche der König No. 1 am Ende der Beilage gemacht hat3, sie muß indessen bedingt gestellte werden, weil wir, die wir immer das Terrän kennen, den Feind umgehen undf den Befehlshaber, der sich umgehen läßt, dies zur Last legen. Dies übertriebene Umgehen würde wegfallen, wenn mang, wie im Kriege, die Gegend nicht kennte, nicht genau wüßte, was man vor sich hätte u. s. w.h Recht angewand ist das Umgehen indessen sehr wichtig. Die Bemerku[n]g des Königs No 2 am Ende des Aufsatzes ist vortreflich u. allgemein; man könnte mit ihr die No 1 gleich vorn in Aufsatze verbinden.4 Die Bemerkung No 6 halte ich doch nöthig, man könnte das Zerstreuen weg lassen, obgleich ich in deni angeführten Fälln davon keine großen Nachtheile fürchtej, wenn der Überwi[n]der gleich das Signal zu ralliren giebt, doch gebe ich gern zu, daß man vielleicht bess[e]r thut, wenn man nur die Bemerk[u]ng No 6 a nimmt und b, c, d weg läßt. Zu der Bemerkung No. 10 hat die Brandenburgsche Brigade Veranlassung gegeben. Auch hat die Brandenburgshe Brigade Veranlassung zu der Bemerkung No 12 gegeben, die der König schon von den letzt[e]n Manöver machte. Daß die Brigaden sich zu sehr theilen, nicht ihre Gewalt bei einander haben, würde in Kriege, wo alles ungewiß, gefährlich seyn, wie der König den letzten Tag selbst bemerkt hat.

Diese Gegenstände würde niemand kürzer und denk Ideen des Königs angemessner aufsetzen können als Sie, da Sie dieselben kennen u. täglich Gelegenheit haben, daß zu verändern, was nicht mit seinen Ansichten übereinstimmt. Den 22. Oct. 1810 v.Scharnhorst

e f g h i j k 3

4

Verändert aus „aufgestellt“. Das anschließende Satzende verändert aus „alles hiernach beurtheilen.“ Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Der anschließende Satz nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „bestimmt“. Verändert aus „keine Nachtheile einsehe“. Statt „dem“. Die Bemerkung 1 des Königs auf fol. 9r–v beginnt: „Man hat in dieser ganzen Uebungsperiode gänzlich außer Acht gelaßen, daß man Stellungen nimmt, um sich darinn zu schlagen, u. selbst von der Defensive zur Offensive überzugehen. Keine einzige Stellung ist gehörig vertheidigt worden.“ Auf fol. 9v: „2.) Ferner müßten Fälle in Anwendung gebracht werden, wo ein Corps aus einem paßiven in einen activen Zustand übergeht, wodurch die Pläne des Gegners vereitelt werden, da sich das Gefecht auf einem Punkt engagirt, auf den er unvorbereitet seyn wird.“

Nr. 484

643

l

Ich habe meinen Urlaub, auf einige Tage nach Magdeburg zu gehen, nicht benutzt, weil ich keine Nachricht habe, daß meine Anverwa[n]dte[n] dort kommen, wahrsheinlich ist mein Bruder krank. S. 484. Immediatbericht

Berlin, 23. Oktober 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Empfehlung Lingelsheims zur Beförderung.

Berlin, 23. Oktober 1810. Der Oberste von Lingelsheim hat gegen mich den Wunsch geäußert, durch meine untertänigste Verwendung bei Ew. K.M. mit dem Charakter des Gen.M. von Allerhöchstd. beehrt zu werden. Er hat nur zwei Vorderleute, die Obersten von Erichsen und v. Dalwig1, in der Armee u. macht auf keine Gehaltsvermehrung Anspruch. Da er diese Auszeichnung als eine Art von beruhigender Entschädigung zu betrachten scheint, wegen der Verkleinerung des Kadetten-Korps und des dadurch verengten Wirkungskreises, so habe ich meinen Gefühlen nach seinen Wunsch nicht ablehnen können und bitte E. K. M. es allergnädigst zu verzeihen, wenn ich mich unterstehe, die Bitte des Obersten von Lingelsheim Allerhöchstdenenselben vorzutragen.

l

Die anschließende Nachschrift um 90 Grad gedreht in der linken Spalte der letzten Seite.

a

Die Vorlage („Konzept v. Clausewitz“) im Heeresarchiv, Rep. 13 A Gen.Insp. d. Erziehungs- u. Bildungswesens Tit. IIIa 1/2, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Georg Ludwig Friedrich Freiherr von Dalwig (1762–1832) war als Fähnrich im Leibkürassierregiment im Bayrischen Erbfolgekrieg und als Rittmeister im Husarenregiment Wolfradt (No. 6) im Revolutionskrieg verwundet und mit dem Pour le Mérite dekoriert worden. Als Major im Dragonerregiment Rouquette (No. 13) geriet er bei Preußisch Eylau verwundet in Gefangenschaft, seit 1809 war er für die Remonte in Preußen zuständig. Dalwig wurde am 1. November 1810 zum Generalmajor befördert und 1813 verabschiedet.

1

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

485. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 23. Oktober 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 2r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Druck: Hahlweg I, S. 162. Richtklötze für Steinmörser. b

Euer Königlichen Hoheit habe ich die Ehre in der Anlage das mir übersandte Gutachten der A. P. C.1 wegen der Klötze zu Steinmortirn nebst den 3 Zeichnungen ganz gehorsamst zu remittiren. Ich habec über die Proportionirung desd Klotzes Tab. III nichts zu erinnern, nur muß ich die Frage aufstellen: sind bei Steinmortiren Vorrichtu[n]g[e]n nöthig, um die Elevation zu verändern? Ich glaube nicht. Nach meiner Erfahrung läuft man mit 60° Elev. bei Steinen Gefahr, sie auf diee Battrie zum Theil zurükfallen zu sehen, wie mir mehr als ein Mal begegnet ist; überdem gibt 45° die größte Schußweite und man erspart also Pulver, wenn man diese allen vorziehet; endlich ändern sich die Schußweiten unter den Umständen, wo man Stein Mortiere braucht, wenig oder gar nicht. Die Franzosen gießen einen eisernen Fuß daran und stellen den Mörser auf eine bloße Bohle. Wir würden, glaube ich, auch gut thun, unsere Steinmortieref in der Folge so gießen zu lassen. Vielleicht ließe sich aber beim gewöhnlichen Klotz die Sache auf eine einfache Art so einrichten, daß der Mortier ein Lager von 45° bekäme ohne alle Anwendung von losen Keilen. Berlin d. 23n Oktbr. 1810. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl.g 486. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 24. Oktober 1810

GStA PK, IV. HA Rep. 4 Kriegsministerium Nr. 142 fol. 85r (1 S.): Reinschrift, Clausewitz’ Hand, eigenhändig unterschrieben. Einwände gegen eine Wiederanstellung von der Lahrs.

a

b c d e f g 1

Oestreichs Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 10A B.I.12 Pak. 3, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu N. 121 Oct.“ Folgt gestrichen: „gegen“. Verändert aus „der Affuite“. Statt „der“. Verändert aus „Mortiere“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Artillerieprüfungscommission.

Nr. 487

645

Euer Hochwohlgebohren habe ich die Ehre, auf das gefälligst mir unterm heutigen Dato gerichtete Schreiben unter Zurüksendung der Einlagea ergebenst zu erwidern, daß ich schon früher auf Allerhöchsten Befehl meine Meinung betreffend die Anstellung des Generalleutnants von Lahr in irgend einem Dienstzweige dahin abgegeben habe, daß ich, bei dem, was derselbe zur Kapitulation von Neiße beigetragen, und bei dem äußerst bösen Ruf, den er in Schlesien sich gemacht habe, mich nicht entschließen könnte, ihn Sr Majestät dem Könige zu irgend einer Dienstanstellung zu empfehlen.1 Berlin den 24tn Oktober 1810 v.Scharnhorst. Des Königlichen Obersten und Geheimen Staatsraths Herrn von Hake Hochwohlgebohren 487. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 25. Oktober 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 41r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Pensionsberechtigung des Wallmeisters Hille. a

Die hochlöbl. 3te Divis. d. A. K. D. wird vom Gen. ersucht, ihm Nachricht zu geben, ob der p. Hille in die Kategorie derjenig[e]n Offic.b gehöre, welche keine Pension zu erwarten haben, wie der Gen. fast glaube, und aus welchen Gründen. Aus dem beigefügten Schreiben des Obl. v.Harroy1 würde sonst die Divisi[o]n ersehn, daß er gut gedient häte. nom. H. Gen. v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 25t Oktbr. 1810.c

a

1

a

b c 1

Dazu am Rande ein schräger Strich. Gemeint ist das Anstellungsgesuch von der Lahrs an Hardenberg (Neiße, 16. Oktober 1810, ebda., fol. 86r–v), das dieser am 22. an Hake weitergeleitet hatte. Vgl. Nr. 463. Oben rechts von Schreiberhand vermerkt: „ad No. 182 Octb. 10“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. An Scharnhorst (Neiße, 20. Oktober 1810, a. a. O., fol. 39r–v). Beigelegt war ein Schreiben des Magistrats von Schweidnitz vom 9. Oktober zur Pensionsbedürftigkeit des 65jährigen Maurermeisters (ebda., fol. 40r).

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

488. Spezialbefehl

[Berlin?], 25. Oktober 1810

Nach dem Zitat bei Friedlaender, S. 290.

[Major von Krockow1 wird die Aufnahme in die Allgemeine Kriegsschule gewährt, weil er] bei Auerstädt tapfer gefochten hata 489. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 26. Oktober 1810

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. B Nr. 2 Bd. 1 Nr. 2 (3 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Empfehlungsschreiben für Scheel.

Euer Exzellenz erlauben gütigst, daß ich Hochdenselben einen Mann zur geneigten Berücksichtigung empfehle, der lange mit mir in Dienstverhältnissen gestanden hat, den ich daher vollkommen kennen gelernt habe, und der sich durch seine fleißige und zuverläßige Geschäftsführung ein Recht auf diesen Beweiß meiner Dankbarkeit erworben hat. Es ist der Geheime Krieges Rath Scheel. Derselbe ist bei der ersten Division des Allgemeinen Krieges Departements als erster Expedient der Königlichen Cabinetsschreiben angestellt und hat mehr alsa Jahre vorher schon bei der General-Adjutantur diese Stelle bekleidet. Er hat schon früher und zur Zeit, da ich in die Geschäfte trat, eine anderweite Anstellung gewünscht und würde solche gewiß auch schon erhalten haben, wenn ich es damals nicht verhindert hätte, weil ich glaubte, er sei bei meiner Geschäftsführung wegen seiner Kenntniß aller ehemaligen Verhältnisse unentbehrlich, wie dieses dann auch wirklich der Fall war. Jetzt, nachdem der neue Geschäftsgang mehrere Jahre statt gefunden hat, ist der Grund, ihn in seiner Stelle zurük zu halten, nicht mehr vorhanden, und er hat von Neuem den Wunsch zu einer anderweiten Anstellung geäußert. Der Tod des Staats-Raths Heyde1 von der Sektion der Finanzen erledigt eine Stelle bei dem Kassenwesen, zu welcher der geheime Krieges Rath Scheel zu gelangen wünscht. Der Oberst und Geheime Staats Rath von Hake hat ihn auch bereits Euer Exzellenz dazu in Vorschlag gebracht. Ich kann nicht unterlassen, bei dieser Gelegenheit Hochdenselben auch meiner1

Wohl der Kommandeur des Füsilierbataillons des Kolbergschen Infanterieregiments, der 1812 verstorbene August Julius Gneomar Graf von Krockow. Er hatte auf dem Rheinfeldzug bei verschiedenen Generalen gedient, ehe er 1796 zum Regiment Langen (No. 17) versetzt wurde.

a

Folgt eine freigelassene Lücke. Friedrich Christian Heyde war von Hardenberg aus der Ansbacher Kammer ins Fränkische Departement übernommen und zu Beginn des Ministeriums Dohna-Altenstein zum Staatsrat befördert worden.

1

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Nr. 490

seits den Geheimen Krieges Rath Scheel als einen Mann zu empfehlen, dessen außerordentliche Zuverlässigkeit, dessen Ordnung und Fleiß in Geschäften ihn ganz vorzüglich zu einer Stelle bei dem Kassenwesen eigen machen, und ich halte mich überzeugt, daß Euer Exzellenz keinen bessern dazu finden würden.2 Außer dem aufrichtigen Wunsche, dem Geheimen Rath Scheel nützlich zu sein, veranlaßt mich auch noch der Grund zu seiner Empfehlung, daß, wenn er seine jezzige Stelle verläßt, man Gelegenheit haben wird, dem Staate ein bedeutenderes Gehalt zu ersparen; denn da er jährlich 2500 Rthler. hat und man die Stelle allenfalls mit 1000 Rthler. besolden könnte, so würden 1500 Rthler. erspart werden. Übrigens muß ich dabei bemerken, daß der p. Scheel wirklicher Geheimer Krieges Rath ist, folglich einer vorhandenen Königlichen Bestimmung gemäß den Rang eines Staats Raths hat; er würde also sowohl wegen seines Ranges als wegen seines Gehaltes immer Ansprüche auf eine ähnliche Stelle haben und man könnte die oben angeführte Ersparung nie anders als unter dieser Bedingung machen. Euer Exzellenz geneigtem Ermessen muß ich nun ganz ergebenst anheim stellen, ob Hochdieselben nicht durch andere notwendige Rücksichten abgehalten werden, meine Bitte und den damit verbundenen Vortheil zum Besten der Königlichen Cassen zu berücksichtigen. Berlin d. 26ten Oktober 1810 An den Königlichen Staats Canzler pp. Herrn Freiherrn von Hardenberg Exzellenz 490. Scharnhorst an Rauch

v.Scharnhorstb Berlin, 26. Oktober 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Übersendung eines Entwurfs zu einem Regulativ für die Kriegsschulen in Breslau und Königsberg.

Berlin, 26. Oktober 1810. Ewr. Hochwohlgeboren übersende ich hier angeschlossen den von der Studiendirektion mir mittelst des gleichfalls anliegenden Schreibens vom geb 2

a

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Scheel wurde in der Rangliste vom 1. Januar 1813 auf seinem alten Posten geführt. Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 13 A Gen.Insp. d. Erziehungs- u. Bildungswesens Tit. IIa No. 1 vol. II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

strigen Dato1 zugekommenen Entwurf eines Regulativs zur näheren Bestimmung des Organisationsplans der Kriegesschulen zu Königsberg und Breslau mit dem ergebensten Ersuchen, solchen gefälligst durchzusehen und mir mit Zurücksendung desselben Ihr Sentiment darüber beliebigst mitzuteilen. Scharnhorst 491. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 26. Oktober 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 12r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 162f. Drei fehlerhaft gegossene Mörser. Vergleich schwedischen und einheimischen Eisens. a

Der hochlob. 3t Div. d. K. A. K. D. erwiedere ich unter Zurüksendung der Anlagenb auf das gefälige Shreib[e]n vom 17t d.M.1 ergebenst, daß nach meinem Dafürhalten die von der Kommission verworfenen 3 Stein Mortiere, da sie nach 22 Tagenc an den poreusen Stellen feucht geblieben sind, allerdings als fehlerhaft zu verwerfen seyn werden, weil dieß langsame Verdunsten der Feuchtigkeit auf ein Zellgewebe von Poren im Innern des Eisens deutet, welches diese Mortiere den Einwirkungen des Rostes viel mehr als andere aussetzen würde. Was den Versuch zur Vergleichung des schwedischen und hiesigend Eisens betrift, so halte ich denselben allerdings für nützlich und würde in der Folge denselben auch veranlaßen; in diesem Augenblik aber haben andere Versuche schon zu viel gekostet, um diesen neuen machen zu können. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 26t Oktbr. 1810.e

1

Früher am selben Orte archiviert.

a

Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 202 Oct. 10“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Dazu am Rande drei schräge Striche. Verändert aus „22 Tage lang“. Verändert aus „schlesishen“. Datum von Schreiberhand, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Das von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebene Schreiben (ebda., fol. 10r–11v, Auszug bei Hahlweg I, S. 162) betraf vier für Kolberg gegossene eiserne Steinmörser, von denen die Artillerieprüfungskommission drei verworfen hatte.

b c d e

1

649

Nr. 492

492. Immediatbericht

Berlin, 28. Oktober 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Antrag auf Guß von Mörsern und Anschaffung von Nutzholz für die Festungen.

Berlin, 28. Oktober 1810 Euer Königlichen Majestät melde ich alleruntertänigst, daß ich den Zustand des Materiellen der Artillerie in den sämtlichen Festungen, soweit ich ihn gesehen, ganz gut gefunden habe. Nur darf ich nicht unbemerkt lassen, daß nach allen mir gemachten Anzeigen und eigenen Ansichten die vorhandenen Lafetten durch die Länge der Zeit, welche sie der Witterung ausgesetzt gewesen sind, sehr gelitten haben. Auch fehlen überall die von Euer Königlichen Majestät allergnädigst zur Einführung genehmigten Rahmenlafetten, zu deren Anschaffung jedoch bereits die erforderlichen Anstalten getroffen sind. Außerdem habe ich wahrgenommen, daß es in den Festungen überhaupt noch an 10웩gen Mortieren fehlt. Da dieses Geschütz eine Hauptwaffe bei Verteidigung der Festungen gegen einen förmlichen Angriff ist, da ihr Gebrauch verhältnismäßig nur wenig Pulver kostet, dessen Ersparung gewiß alle nur mögliche Rücksicht verdient, so darf es bei keiner Festung hieran fehlen. Obgleich schon 47 Stück solcher Mortiere in Schlesien gegossen worden und die schlesischen Festungen gehörig damit versehen sind, so ist dieses dennoch bei den Festungen in den andern Provinzen keineswegs der Fall. Z.B. Pillau hat nur 3 Stück dergleichen und überhaupt nur 9 Mortiere, obgleich es wenigstens 12 Stück 10웩dige bedarf. Hiernach wage ich nun alleruntertänigst vorzuschlagen, daß noch für Pillau 9 Stück  Graudenz 5  8  Kolberg  in Summa 22 Stück eiserne 10웩dige Mortiere nebst der erforderlichen Munition dazu gegossen werden. Obgleich für diese Ausgabe in dem diesjährigen Etat kein Geld ausgeworfen worden, so halte ich dennoch dafür, daß sich dieselbe noch wird auf eine oder andere Art übertragen lassen. Sollte dies aber nicht sein, so würde das Bergamt den Betrag wohl bis zum kommenden Etatsjahre kreditieren. Ein anderer, nicht minder wichtiger Punkt für das Materielle der Artillerie ist die Versorgung der Festungen mit dem notwendigen Artillerie Nutzholze. Da dieses Nutzholz nicht, nachdem es geschlagen worden, sofort verbraucht a

Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z D 102, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

werden kann, sondern erst austrocknen muß, so ist die baldige Anschaffung, welche in den Forsten der Artillerie überwiesen würde, so wie es in Schlesien bisher schon geschehen ist, um so notwendiger. Ich glaube nicht zu fehlen, wenn ich als Prinzip hierbei aufstelle, daß in jeder Festung außer dem zum Ersatz schadhafter Lafetten jetzt schon erforderlichen Holze noch so viel Nutzholz vorrätig niedergelegt wird, als zu den Lafetten von 1/10 aller Defensionsgeschütze, ohne ihre Protzen zu rechnen, erfordert wird. Außerdem aber würde in jeder Provinz wenigstens noch so viel Nutzholz vorrätig sein müssen, daß zwei Feldbatterien vollständig mit neuen Lafetten versehen werden können, weil man sonst gar nicht imstande sein würde, abgegangene Feldlafetten im Kriege zu ersetzen. Hierbei ist zugleich notwendig, daß die für jede Festung zu bestimmende Anzahl Rahmlafetten festgesetzt werde. In betreff der Gribeauwalschen Rahmlafetten, mit denen über Bank gefeuert wird, würde ich für eine große Festung 12 Stück, für eine kleine aber 6 Stück untertänigst in Vorschlag bringen. Was hingegen die Art von Rahmlafetten anbetrifft, deren man sich sowohl in Kasematten als auch auf den Flanken zum Feuern durch Scharten bedient und zu welchen man alle Geschütze mit Ausschluß der 24웩der und Mortiere gebrauchen kann, so halte ich 2 Stück auf jede Flanke der Hauptwerke für ausreichend. Jedoch verdient bemerkt zu werden, daß in jeder Festung 8 bis 12 Stück 3웩ge oder 6웩ge Kanonen nebst einigen 7웩gen Haubitzen zum Gebrauch bei Ausfällen mit feldmäßigen Lafetten versehen sein müssen. Diese können im Notfall auch zum Ersatz für Feldgeschütze dienen. Übrigens versteht es sich von selbst, daß nach Euer Königlichen Majestät Bestimmung nur da Rahmlafetten gemacht werden, wo überhaupt neue Lafetten erforderlich sind. Da die Bettungen nun auch schon seit mehreren Jahren in der freien Luft gelegen und von der Witterung sehr gelitten haben, so ist ein Teil davon bereits unbrauchbar geworden. Das Holz zu deren Ersatz könnte bei dem Schlagen des andern Nutzholzes gleichfalls mitgeschlagen und nach den Festungen transportiert werden, wo es dann die Artilleristen, so wieb es ihre Zeit gestattet, zu Ribben und Bohlen zerschneiden. Mein alleruntertänigster Antrag gehet also dahin, daß 1. die hier vorgeschlagene Vermehrung der zehnpfündigen Mortiere und 2. die Anschaffung des Nutzholzes und die Ausführung der Rahmen- und andern Lafetten von der dritten Division des Allgemeinen Kriegesdepartements ausgeführet werde. Noch hat die eben genannte Division bei mir angetragen, aus nicht ganz brauchbaren 24웩gen Kanonen eine Batterie 12웩der Feldkanonen von 6 Stück 12웩dern und 2 Stück 10웩gen Haubitzen, welche auch in den schlesischen Festungen und zu den Übungen der Artillerie gebraucht werden b

Statt „sowie“.

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Nr. 493

könnten, gießen zu lassen. Mir scheint dieser Vorschlag in mehrerer Hinsicht vorteilhaft zu sein, weil es in den schlesischen Festungen an 12웩gen metallnen Feldkanonen fehlt, und da dieser Vorschlag keine bedeutenden Kosten erfordert, so trage ich alleruntertänigst auf einen allerhöchsten Befehl zur Ausführung dieses Vorschlages an. Scharnhorst 493. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 29. Oktober 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 44r–45r (2½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 43r (¼ S.).a Körperliche Tauglichkeit des Oberstleutnants von Putlitz für seine neue Stelle.

An d[e]n Ob. v.Hakeb Ew. p. erlauben mir gütigst, auf Ihr gefälig[e]s Shreiben v. 22t. d. M.1 wegen des Obl. v.Puttlitz2 zu beantworten. 1. Der Obl. v.Puttlitz hat nie wie Cosel um eine Stelle gebethenc, bei der er weniger körperl. Aktivität bedürfe. Er hat eine Anstellung als Comandantd gewünsht, um aus seinen ehem. Dienstort zu treten. 2. Wenn auf diesen Wunsch reflectirt ist, so geshah es aus einem Grunde, der einzig war: er hatte als Major eines dritten Battaillons gegen die Kapitulation von Glogau protestirte; er vertheidigte sich vor Glatz in einem a b

c

d e

1

2

Auf dem beantworteten Schreiben Hakes an Scharnhorst (Berlin, 23. Oktober 1810). Adresse in der linken Spalte, rechts daneben von Schreiberhand: „Zu No. 252 Octb. 10“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Verändert aus „hat sich nicht um einen Posten beworben“, dabei „einen“ versehentlich unverändert. Verändert aus „Anstellung aus andern Gründen, nahmentlich“. In der eigenhändigen Notiz wird noch hervorgehoben: „einzig von allen, welche jetzt zu Festungscomandanten angesetzt sind“. Vgl. Anm. a. Hake meldete, er habe die Anfrage Yorcks gemäß Nr. 476 beantwortet, und fragte, warum Scharnhorst, abweichend vom Grundsatz junge Offiziere zu ernennen, den 60 Jahre alten Putlitz im Mai zum neuen Kommandanten von Graudenz bestimmt hatte. Oberstleutnant Friedrich Wilhelm Ludwig Otto Gans Edler von Putlitz (1750–1828) war 1765 beim Regiment Prinz Ferdinand (No. 34) eingetreten, hatte am Feldzug von 1778/79 teilgenommen und war dann bis 1786 in niederländische Dienste gegangen. 1793 wurde er als Kapitän im Füsilierbataillon Thadden (No. 13) beim Sturm auf Bitsch schwer verwundet, danach zum Major und 1797 zum Chef des Bataillons No. 22 ernannt. Wegen der Verwundung wurde er 1800 zum III. (Depot-)Bataillon des Regiments Graevenitz (No. 57) versetzt, kämpfte aber 1806/07 im Felde. Von 1809 bis 1810 kommandierte Putlitz das Schlesische Schützenbataillon, 1810 wurde er mit dem Pour le Mérite dekoriert. 1813 befehligte er eine Division Landwehr unter Tauentzien; er wurde bei Hagelberg verwundet und mit dem Eisernen Kreuz dekoriert, ehe er 1815 mit dem Charakter als Generalleutnant seinen Abschied erhielt.

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3t.

f g

h i

j k l m n 3

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Quarré, bis er mit Wunden bedekt zur Erde fiel;f das erste muß bei uns einen hohen Werth haben u. erhält durch das andere den höchsten.g glaube ich auch nicht, daß durch die Anstellung des Obl. Puttlitz dem angenommenenh Grundsatz entgegen gehandelt ist. Er hat in dem letzten Kriege es an körperlicher Anstrengung dem Gemeinen zuvorgethan, er hat im Gebirge den Dienst der leichten Infantrie zu Fuß verrichtet. Man müßte also voraussetzen, daß er im Kriege vorzüglich brauchbar seyi u. dabei konnte er doch nicht als invalide für den Friedensdienst angesehn werden. Er eignet sich freilich nicht zu einem Komandeur desj Schützen Battaillons im Frieden, allein Ew. p. werden die Erfahrung gemacht haben, daß das oft in andern Dingen liegt. Ich würdek, wenn es v. mir abhinge, keinen Augenblik anstehn, ihm im Kriege eine Vorpostenbrigade zu geben u. ihn also wieder in der Linie anzustellen, u. ich glaube nicht, daß man es vor sich selbst hätte verantworten könn[en], ihn von den Truppen zu entfernen, wenn er nicht grade durch sein Benehmen gezeigt hätte, daß er sich zum Komandanten besser eignet als zum Comandeur. Ew. werden mir diese Entwiklung mei[ne]r Ansicht nicht als Streitsucht auslegen u. sie mir darum zu Gute halten, weil ich mit Leib u. Seele an gewiss[e]n Verwaltungsprinzipien gehangen habe u. imer in ihr[e]m Sinn gehandelt zu haben glaube. Ich kann mich irren wie jederl, allein dieser Fall hatte das Ansehn, als hätte ich meine eignen Grundsätze umgangen, und dessen bin ich mirm nicht bewußt.3 N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 29t Oktbr. 1810.n Folgt gestrichen: „und nur durch die Treue seines Jägers, der sich auf ihn warf, ihn rettete“. Darunter gestrichen eine mehrfach redigierte Passage: „3. Aber die Anstellung des Obl. v.Puttlitz ist auch dem angenommenen Grundsatze nicht entgegen, denn er hat im Kriege so viel körperliche Kräfte gezeigt, daß er es in Fatiguen den Gemeinen zuvorgethan hat, er hat im Gebirge zu Fuß den Dienst der leichten Infantrie gethan. Also mußte vorausgesetzt werden, daß der Oberst Puttlitz im Kriege noch ein sehr vorzüglicher Offizier seyn würde. Wer aber im Kriege vorzüglich ist, kann doch nicht im Frieden als invalide angesehn werden. Der Obl. Puttlitz war kein vorzüglicher Comand[e]ur des Schützen Battaillon[s], das ist wahr, allein das würde er auch in seinen jüngern Jahrn nicht gewesen seyn, und indem man ihm eine andere Stelle anweist, glaubte man ihn blos zwekmäßiger zu gebrauchen, nicht aber ihn für den Liniendienst als unbrauchbar anzuerkenn[en]. Ich würde kein Bedenken tragen, dem Obl. Puttlitz im Kriege eine Vorpostenbrigade zu geben.“ Darunter noch gestrichen: „5tn.“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „und wenn er sich nicht besonders eignet [statt „eignent“], das Schützen Battl. im Frieden zu befehligen, so werden Ew. p. wohl mit mir einverstanden seyn, daß bei“. Verändert aus „eines“. Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „aber ich habe nie gesucht, meine eigenen Grundsätze“. Folgt gestrichen: „wenigstens“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Putlitz dankte Scharnhorst anläßlich seiner Beförderung zum Obersten für seine Unterstützung (Graudenz, 11. Februar 1811, ebda., fol. 59r).

Nr. 494

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494. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 29. Oktober 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Beförderung des Obersten von Erichsen.

Berlin, 29. Oktober 1810. Ew. Hochwohlgeboren habe ich die Ehre, auf Ihr Schreiben vom 29. d. ergebenst zu antworten, daß der Oberst von Erichsen sich seiner Verdienste wegen zu dem für ihn projektierten Avancement qualifiziert, wenn ich gleich nicht in Abrede sein kann, daß er sich der Invalidität nähert. 495. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 29. Oktober 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 82r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Anordnungen zu den eingesandten Probegewehren.

An die 3te Div. Der Gen. dankt für die Mittheilung d[e]r Tabelle zur Vergleichung des Probgew. mit dem neu[e]st[e]n von der Schikl. Fabrik u. den v. Maj. Braun eingesandten.1 Da die Gew. Fabric. zum Ressort des Gen. gehört, sob hält er sich für ermächtigt, der hochlobl. 3tn Divis. die Abstellung der vorgefundenen Vershiedenheit[e]n aufzugeben, ohne daß deshalb vorher an das K. M. zu bericht[e]n sey. Er ersuche die Divis. ihn auchc in der Folge von Bemerkungen der Art zu unterricht[e]n. N.d.G.v.Sch. Cl. Berlin d. 29. Oktbr. 1810d

a

Die Vorlage, ein Konzept im Heeresarchiv, Rep. 13 A Gen.Insp. d. Erziehungs- u. Bildungswesens Tit. IIIa 1/2, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

a

Auf dem beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division (Berlin, 25. Oktober 1810). Folgt gestrichen: „muß er die 3t Div. ersuchen“. Nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs. Die von Tiedecke unterschriebene „Tabelle von der Vergleichung der Proportion nachstehender preußischer Infanterie-Gewehre neuer Art“ (Berlin, 8. Oktober 1810, a. a. O., fol. 83r–v) verglich das vorgegebene „Probe-Gewehr“ mit je einem aus der Fabrik zu Neiße und aus der Schicklerschen Fabrik.

b c d 1

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

496. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 29. Oktober 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 13r: Regest, Clausewitz’ Hand.a

Der hochl. Div. erwidert der Gen., daß er selbst die Bemerkung schon früher gemacht habe u. also mit dem Vorshlag der Div. vollkomm[en] übereinstimme.1 Cl. nom.d.G.v.Scharnhorst. Berl. d. 29. Oktbr. 1810.b 497. Aktennotiz

Berlin, 29. Oktober 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 35r (¼ S.): Schreiberhand.a Ankauf von Salpeter.

Es wird genehmigt, daß die von d[en] Lieferanten der früher geliefert[e]n 350 Ct. Salpeter aufs neue angebotene Quantität von 60 Ct. zu p. 45 rh. pro Ct. angekauft werd[en] könn[en]. d. 29. Oct. 10. 498. Scharnhorst an Boguslawski

Berlin, 30. Oktober 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Randnotiz Scharnhorsts, Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert: ebda.b Druck der Randnotiz: Friedlaender, S. 289. Teilnahme am Unterricht an der Allgemeinen Kriegsschule.

a

b 1

Auf der ersten Seite des beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreibens der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 25. Oktober 1810, Präsentationsvermerk vom 29. Oktober). Daneben ein Abgangsvermerk Greulichs vom selben Tage. Das in Anm. a erwähnte Schreiben betraf die Erhöhung des Klotzes am 50pfündigen Mörser um drei Zoll, welche die Division nach erfolgreichen Versuchen nun einführen wollte.

a

Auf einem von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 20. Oktober 1810).

a

Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 13 B Kriegsakademie Mil. Dir. Nr. 20 vol. I, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Die dem Schreiben zugrundeliegende eigenhändige Notiz (29. Oktober) befand sich auf dem wahrscheinlich 1945 verbrannten Anfrageschreiben Boguslawskis an Scharnhorst (25. Oktober 1810) im Heeresarchiv, Rep. 13 A Gen.Insp. d. Mil. Erziehungs- u. Bildungswesens Tit. IIa No. 1 vol. II.

b

655

Nr. 499

Berlin, 30. Oktober 1810. Da es sich nunmehr ergeben hat, daß die Verhältnisse der Kriegesschule es nicht gestatten, die Einteilung der Stunden dergestalt zu bewerkstelligen, daß mehrere Offiziere, ihrer übrigen Dienstverhältnisse unbeschadet, einen Teil des Unterrichts mit Nutzen beiwohnen können, so habe ich die Ehre, Euer Hochwohlgeboren in Beantwortung des gefälligen Schreiben vom 25. d.M.1 hiedurch ergebenst zu antworten, daß diejenigen Offiziere, welche von dem ordinairen Dienst bei dem Regimente nicht befreiet werden können, von dem Unterricht der Kriegesschule ausgeschlossen und solchem nach zurückgewiesen werden müssen. Scharnhorst. 499. Scharnhorst an [Albrecht von Hake?]

[Berlin], 31. Oktober 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Übersendung einer Liste der Schüler der Kriegsschule.

31. Oktober 1810 Ew. Hochwohlgeb. überschicke ich hier eine vorläufige Liste von den Offizieren der Kriegesschule, sowie auch von den Portepeefähnrichen. Es werden von diesen Offizieren noch einige zurücktreten müssen, teils weil sie vom 2ten westpreußischen Regimente nicht vom Dienst befreiet werden können, teils aber auch, weil es sich wegen der großen Anzahl in manchen Lehrstunden nicht so einrichten läßt, daß alle gerade das lernen können, was sie am ersten bedürfen. Sollte des Königs Majestät sich nach der Anstalt erkundigen oder sollten Sie sonst Gelegenheit haben, davon Se. Majestät zu benachrichtigen, damit der König weiß, warum noch keine Liste eingegeben, so würde mir das lieb sein. Scharnhorst

1

Vgl. Anm. b.

a

Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z D 66, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

500. Scharnhorst an Lingelsheim

Berlin, 2. November 1810

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Gratulation zur Beförderung. Erklärung der Verzögerung.

Berlin, 2. November 1810. Ew. Hochwohlgeboren gratuliere ich von Herzen zu dem Avancement; daß Se. Majestät der König erst jetzt auf Ihre Ansprüche zu diesem Avancement aufmerksam gemacht sind und nicht gleich, als dieselben mir diese Angelegenheit übergaben, werden Sie mir verzeihen. Es mußte erst ausgemacht werden, ob Se. Majestät den Obersten von Erichsen mit avancieren konnten. Mit der vollkommensten Hochachtung bin ich Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebenster Diener Scharnhorst. 501. Scharnhorst an Gerhard

Berlin, 3. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 15r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Bevorstehende Gußversuche in Kapseln.

An den Staatsrath u. Berghauptmann Gerhard1 hierselbst; in sein[e]r Abwesenheit zur Erbrechung des Herrn Bergrath Kluegel. Berlin d. 3n Novbr. 1810a b

Da hier jetzt ein neuer Versuch gemacht werden soll, metallenes Geschütz in Kapseln zu gießen, und zwar auf einem doppelten Wege, ein Mal nach derc bei uns schon gebräuchlichen, und dann auch nach der in Rußland eingea

Die Vorlage („eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 13 A Kommando des Kadettenkorps A XIII Nr. 7 vol. II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

a

Datum von Schreiberhand in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Zunächst gestrichen: „Ew. p.“ Folgt gestrichen: „hier“. Johann Carl Ludwig Gerhard (1768–1835), Sohn des ersten Leiters der Berliner Bergakademie, Carl Abraham Gerhard, trat nach dem Studium in Berlin und Freiberg als Assessor beim Oberbergamt Rothenburg ein und wurde schon 1792 zum Bergrat und 1793 zum Oberbergmeister ernannt. Er bereiste 1799 und 1801 verschiedene Reviere, schlug Verbesserungen vor, und wurde 1806 zum Geheimen Oberbergrat und Leiter des magdeburgisch-halberstädtischen Oberbergamts befördert. Nachdem er 1807 die westphälische Bergverwaltung eingerichtet hatte, kehrte er nach Preußen zurück und wurde 1810 mit der Leitung des Berg-, Hütten- und Salinenwesens betraut. Nach den Befreiungskriegen förderte Gerhard den Blei- und Kohlebergbau in Oberschlesien, den Eisensteinbergbau und die Stahlherstellung in Siegen, sowie den Saarbrücker Kohlebergbau.

b c 1

Nr. 502

657

führten Art, so würde es mir sehr angenehm seyn, mit einem in dieser Sache unterrichteten Mitgliede des Kongl. Oberbergamts Rüksprache nehmen zu können, ob es zwekmäßiger sey, diesen Guß hier zu veranstalten oder ob man besser thun würde, ihn in Gleiwitz geshehen zu lassen.2 Ew. p. würden mich dah[e]r sehr verbinden, wenn Sie die Gefälligkeit hätten, mir ein solches Mitglied des Kogl. Oberbergamt[s]d zuzuweisen u. denselben in meinen Nahmen zu ersuchen, mich Sonntag3 früh, etwa um 9 oder 10 Uhr mit seinem Besuch in meiner Wohnung zu beehrn.4 N.d.G.v.S. Cl. 502. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 4. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 16r–17r (2½ S.): Konzept, eigenhändig. Bestimmung von Berlin als Lokal für die Gußversuche mit Kapseln. Hinzuziehung von Experten aus Schlesien. Einsetzung einer Kommission. Beschaffung von Gußmetall.

Berlin d. 4n Novbr. 1810 An Seine Majestät den König.a Ew. Majestät haben mir gnädigstc zu befehlen geruhetd, eine Auskunft zu geben, ob die beabsichtigten Versuche, metallne Geschütz in Kapseln zu gie-

b

d 2

3 4

a

b

c d

Verändert aus „Bergdepartementes“. Vgl. dazu die entsprechende Anfrage des Königs an Scharnhorst (Berlin, 2. November 1810) ebda., fol. 14r. Gemeint ist der folgende Tag. Karsten hatte am 20. August aus Breslau geschrieben, Scharnhorst möge vom König die Genehmigung für drei weitere Probegüsse einholen (a. a. O., Nr. 206 fol. 133r–135v, auf der letzten Seite vermerkt: „Der General würde es thun.“) Dabei befand sich ein „Pro Memoria, die Versuche, metallene Geschütze in eisernen Form Capseln und Maße zu gießen, betreffend“ über die ab April 1809 in Gleiwitz unternommenen Versuche (fol. 136r–141r). Die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements übersandte am 19. Oktober einen Kostenvoranschlag Ludwigs für die neuen Güsse in Höhe von 1200 Talern (Berlin, 17. Oktober 1810, a. a. O., Nr. 207 fol. 9r–v). Auf dem von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebene Begleitschreiben (fol. 8r) ist von Clausewitz’ Hand vermerkt: „Der General hatte ihn erhalten und dankt.“ Datum und Adresse von Schreiberhand in der linken Spalte, etwas darunter ein Vermerk Greulichs: „abgeshr. und abges. unter Couvert an H. M. Boyen, d. 4. Novb.“ Zunächst gestrichen: „Ew. K. [Textverlust durch Tintenfleck] höchsten Befehl zufolge lege ich hier die befohlne Auskunft über die Ausführung des Versuchs mit den vershiedenen Formarten bei den shweren Geschütz unterthänigst ab. Diese Versuche werden sich mit beinahe eben den Kosten in Berlin machen lassen, welche sie in Gleiwitz erfodern würden, wenn man gleich hier die Reparaturen des Ofens und einige ander Gggstnde.“ Verändert aus „allergnädigst“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

ßen, hier in Berline oder in Gleiwitz vortheilhafter zu gießen seyn würden.1 Ich habe hierüb[e]r mit den Berghauptmann Gerhard, mit den Stükgießer Meidinger2 undf der 3tn Divis. d. A. K. Rüksprache genomen; die Meinung dieserg Männerh und die meinige gehet dahin, daß der Guß hier am besten geshehn könne, denn obgleich die Kosten der Herstellu[n]gi der Gießerei sich auf 1200 Thal[e]r belaufen würden, so ist dies dennoch nicht bloß für den Versuch verwandj, in dem die Gießerei, da hier eine Bohrmashine ist, auch zu andern Güßen gebraucht werden kann. Es wird aber nach der Rüksprache, welche ich mit den Berghauptmann Gerhard genommenk, nöthig seyn, aus Schlesien einige Hütten Leute, welche die Arbeit bei den bisher gemachten Versuchen verrichtet, hierher kommen zu lassen. Auch schlage ich Ew. Majestät zur baldigen Beendigung dieser Gesuche gehorsamst vor, daß einer Comission die ganze Ausrichtung übertragen wird. Die Mitglieder dazu könnten seyn: 1. einige Officianten vom Bergwerks- u. Hütten Wesen,l welche der Berghauptman Gerhard ernenen würde, 2. aus einigen Artillerie Offic[i]ern, nemlich den Major v.Schmidt, Captain Takmann3 u. Lieut. Tiedeke, u. 3. aus den Gießdirectorm Meidinger. Zugleich ersuche ich Ew. M. submissestn, den A. Kriegesdepartement die Autorisation zu ertheilen, alte Geschütz zum Umgießeno hierher kommen zu lassen und die Kosten, welche sonst erfordert würden, nachweisen zu dürfen, damit der Fortgang der Arr[an]gements u. Arbeiten, welche der befohlene Versuch erfordert, durch nichtsp aufgehalten wird. Da die Leitung dieser Versuche zu den Ressort gehört, welche Ew. M. mich zu übertr[a]g[e]n e f g h i j k l m n o p

1 2

3

Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „u. den Major v. Schm“. Davor gestrichen: „beider“, danach gestrichen: „Herrn“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „des Ofens“. Verändert aus „so ist dies Geld nicht weggeworfen“. Verändert aus „Es wird aber hierbei“. Die folgenden sechs Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Stükgießer“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ertheilen, die Geschütz“. Verändert aus „damit die Arr[an]gements zu diesen Versuch durch nichts“, dabei blieb danach versehentlich ein überflüssiges „nicht“ stehen. Vgl. Anm. 1 zu Nr. 501. Hier und bei der nächsten Erwähnung ist Johann Georg Reisinger (1755–1838) gemeint, der nach seiner Lehre an der königlichen Stückgießerei in Berlin 1775 seine Gesellenprüfung abgelegt und sich später als Rotgießer etabliert hatte. Reisinger, der seit 1768 auch die Oberaufsicht über die öffentlichen Feuerlöschanstalten Berlins führte, wurde 1805 zum Direktor der Stückgießerei ernannt und nahm 1809/10 zeitweilig an der Geschützproduktion in Gleiwitz teil, wo er auch während der Befreiungskriege arbeitete. Nach dem Pariser Frieden kehrte er nach Berlin zurück, wo er neben Kanonen auch Denkmäler und Glocken goß. Ferdinand Friedrich Tackmann wurde 1823 zum Oberstleutnant und Artillerieoffizier des Platzes Koblenz ernannt.

Nr. 503

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die höchste Gnade gehabt haben, so übernehme ich dieselbe, ich werde hierbei die Befehle des Pr[i]nz[e]n August K. H. befolgen. Berlin d. 4. Novbr. 1810. nom. H. Gen.v.Scharnhorst.q 503. Scharnhorst an Boyen und Albrecht von Hake

Berlin, 4. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 18r–19r (2½ S.): Konzept, Schreiberhand. Einsetzung einer Kommission zur Durchführung der Gußversuche mit Kapseln. Personalia.

Berlin d. 4n Novbr. 1810 An den Königl. Major von Boyen Hochwohl. zu Potsdam Ebenso An den Geh.St.R. Obrist v.Hake mit dem Zusatz: daß der Major v.Boy. davon ebenfalls benachrichtigt wäre.a In einem unterm heutigen Dato an S.M. den König erstatteten Bericht über die beabsichtigt[e]n Versuche, metallene Geschütze in Kapseln zu gießen, habe ich darauf angetragen, eine Komission dabey zu ernennen und dazu außer bereitsb bestimmten Bergwerks Offizianten den Major von Schmidt, den Kapitain Tackmann und den Lieutenant Tiedekec zu Mitgliedern in Vorschlag gebracht; erstern als Mitglied des all. Kriegs Departements, den zweiten, weil er mit dergl. Gußarbeiten schon bekannt, da er bey den früher[n]d Versuchen dieser Art mit gebraucht worden ist, und den Lieutenant Tiedeke, weil derselbe bey der hiesigen Gewehr Fabrike angestellt und man auche überhaupt immer nicht genug Offiziere bey der Armee haben kann, welche mit dem Geschütz-Gußwesen hinlänglich bekannt sind.

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Die letzten beiden Zeilen von Schreiberhand, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

a

Datum und Adressen in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom selben Tage. Oben rechts ein Verweis auf das vorangehende Dokument: „Zu Novbr./1810 N. 44.“ Nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „und bey den früher angestellten“. Verändert aus „Gewehr Fabrike und man“

b c d e

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Euer Hochwohlgebohren habe ich nöthig erachtet, von meinen Gründen zu der Wahl dieser genannten 3 Offiziere zu benachrichtigen, um davon bey dem Vortrage beliebigen Gebrauch zu machen. Berlin d. 4. 9br. 10 Nahmens d.H. G.M.v.Scharnhorst. Hochwohl. N. S. Da es indeßen möglich seyn kann, d[a]ß weil der Major Braun schon anhero berufen worden ist, der p. Tackmann dorten nicht gut gemißt werden kann, so wünschte [ich], daß in diesen Fall S.M. den p. Major Braun an des p. Tackmann Stelle zum Mitglied dieser Komission ernennen möchte, und würde es daher wohl gut seyn, wenn in der desfalls zu erlaßend[en] Kabinetsordre gesagt würde, daß, wenn durch die Abwesenheit des p. Braun die Anwesenheit des p. Tackman dorten nöthig erachtet würde, der Major Braun an die Stelle des p. Tackmann bey gedachter Komission treten solle. d. 4. 9br. 10 504. Scharnhorst an das Militärökonomiedepartement

Berlin, 4. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 47r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Pensionsberechtigung des Wallmeisters Hille.

An das Kongl. Milit. Oek. Departementa Das hochl. K. M. O. D. wird aus den Einlagenb, die ich mir zurükerbitte, gefelligst entnehmen, daß dem ehem. Wallmeister Hille zu Schweidnitz die Pensionirungc, von welcher derselbe bis jetzt ausgeshlossen gewesen ist1,

a

b

c 1

Rechts daneben von Schreiberhand: „Zu No. 26 Mon. Novbr“, ein Verweis auf das in Anm. b erwähnte Schreiben. Dazu am Rande einige schräge Striche. Gemeint ist u. a. das von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebene Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 30. Oktober 1810, ebda., fol. 46r–v). Verändert aus „eine Pension“. Die 4. Division des Militärökonomiedepartements hatte das damit begründet, daß Hille als Stadtmauermeister von Schweidnitz auf den Ziviletat gehöre.

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Nr. 505

nicht wohl versagt werden kann. Ich begnüge mich, dem hochl. Depart. die Einlagen zur Einsicht zu übernehmen u. die Entscheidungd demselbene ergebenst anheim zu stellen. N.d.H.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 4. Novemb[e]r 1810.f 505. Immediatbericht

Berlin, 5. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 63r–v (1½ S.): Abschrift, Schreiberhand. Abstellung von Übungsbatterien nach Graudenz, Elbing und Pillau.

Berlin d. 5. Novb. 10 An Seine Majestät d. Königa

Abschrift

Um die in den verschiedenen Garnisonen in Preußen vertheilten Fuß Artillerie Kompagnien gehörig in den Bewegungen mit dem bespannten Geschütze üben zu können, so stellen wir es EKM. ehrfurchtsvoll anheim, ob All[er]h[öch]stdieselben es zweckmäßig finden und all[er]g[nä]d[ig]st geruhen wollen, 1. daß eine reitende Batterie von Königsberg alljährlich auf 3 Monathe nach Graudenz dislociret würde, damit die dortigen FußKompagnien mit bespannten Geschützen exerciren können. Diese reitende Batterie könnte dann in der Folge den Übungen der Westpreuß. Truppen Brigade mit beywohnen, indem sie sich zu der Zeit zu derselben verfügte. 2. daß die Fußexerzier Batterie von Königsberg alljährlich auf 2 Monathe nach Elbing und danach auf eben so lange Zeit nach Pillau zur Uebung der in diesem Orte stehenden Kompagnie verlagert werden darf. Berlin d. 5. November 1810. Nahmens des Prinzen August von Pr. und H. Gen. Major von Scharnhorst.

d e f

a

Verändert aus „weitere Verfügung“. Folgt gestrichen: „ganz“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Vermerk vom 6. November: „unter Couverd a.d.H. Major von Boyen gesandt“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

506. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 6. November 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Konzept, eigenhändig: GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 24r–v (2 S.).b Beschläge von Feldlafetten. Fragen eiserner Achsen und höherer Räder.

Berlin, 6. November 1810 Ehe es mir möglich ist, die Beschläge nach einer Zeichnung zu beurteilen, muß ich zuvor E.K.H. in Gemäßheit des hochgeneigten Schreibens vom 5ten d.M.1 ganz gehorsamst bittenc, mir eine Nachweisung von dem Gewicht und den Dimensionen eines jeden Stückes dieses Beschlages der 12웩gen Feldlaffete hochgefälligst zukommen zu lassen.d Ich sehe die jetzigen Veränderungen von den Beschlägen nur als eine vorläufige Einrichtung an, da nun aber in der Folge noch für jede Provinz 2 Reservebatterien mit Laffeten, sowie auch eine 12웩ge mit Laffeten versehen werden müssen, so scheint mir jetzt der Zeitpunkt zu sein, eine Untersuchung anzustellen, ob wir nicht allgemeinere Veränderungen in unsern Laffeten und Wageneinrichtungen treffen können. 1. Ob wir nicht eiserne Achsen einführen, wie dieses E.K.H. schon früher gewünscht haben? 2. Ob wir nicht die Räder höher machen lassen? Besonders würde dieses bei den Protzen notwendig seine. Zugleich müßten hierbei die Dimensionen eines jeden Teiles des Holzes und des Beschlages mit dem Gewichte derselben für alle Geschütze, Fahrzeuge und Maschinen bestimmt werden.f Indem ich Ew. p. diese Vorschläge zur weitern Verfügung gehorsamst übergebe, remittiere ich zugleich die mir gnädigst übersandte Zeichnung von einer 12웩gen Feldlaffete. v. Scharnhorst

a

b c d

e f

1

Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 10A C 36 Pak. 7, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Oben links auf der ersten Seite ist vermerkt: „M. v. Kl.“ (Major von Klausewitz). Statt „bittend“. Im Konzept: „Es ist unmöglich, die Beschläge nach ein[e]r Zeichn[un]g zu beurtheilen. Ich müßte hierzu von dem Gewicht u. den Dimensionen eines jeden Stük[s] des Beshlags eine Nachweisu[n]g haben und ersuche hier nun Ew. K. H. ganz gehorsamst.“ Im Konzept: „Besond[e]rs wird dies bei den Protzen nothwendig.“ Das Konzept endet hier, darunter steht von Schreiberhand: „Die Zeichnung remittirt“, dann das Datum, der Vermerk „nom. H. Gen. Scharnhorst“ und ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk vom 6. November. Im selben Faszikel wie das Konzept, fol. 23r.

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Nr. 507

507. Scharnhorst an Schmidt

Berlin, 9. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 21r–v (2 S.): Konzept, Schreiberhand.a Ernennung Schmidts zum Vorsitzenden der Kommission zum Guß mit Kapseln.

Berlin d. 9. Novbr. 1810 An des Königl. Majors von der Artillerie Herrn von Schmidt Hochwohlgeb.b Nachdem des Königs Majestät die von mir vorgeshlagenen Versuche zum Gießen metallener Geshütze in Kapseln in Berlin genehmigt, auch mich authorisirt haben, zu diesen Versuchen eine besondere Commissionc niederzusetzen, so habe ich Ew.p. als 1tes Mitglied dieser Commission gewählt, und indem ich Ihnen daher zu Ihrer Nachricht in der abschriftlichen Anlage die Willensmeinung Sr Majestät in Bezug auf diese Angelegenheitd mittheile, ersuche ich Sie, sofort die zur Ausführung obgedachter Versuche nöthigen Maßregeln gefälligst einzuleiten, den übrigen Mitgliedern der Commission, welche aus dem Staabscap. Tackmann u. Lieut. Thiedeke von der Artillerie u. dem Gießdirector Meidinger1 bestehene u. an Sie verwiesen sind, die nöthigen Anleitungenf zu dem, was jeder bei der Sache seiner Seits zu thun hat, zu ertheilen, u. auch mit dem Berghauptmann Gerhard sich wegen der von ihm zu bestimmenden Offizianten, welche den bei durch die Commission zu veranlassenden Arbeiten sich unterziehen sollten, in Correspondence zu setzen. Derselbe ist bereits von mir aufgefordert worden, allen von Ihnen ihm zugesandten Weisungen zu genügen. Da auch des Königs Majestät erlaubt haben, alte Geshütze zum Umgießen nach Berlin kommen zu lassen, so überlasse ich Ew.p., auch hierüber mit der 3n Div. des Allg. Kr. Depts näher zu concertiren.

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b

c d

e f 1

Die Konzepte zu diesem Schreiben und zu Nr. 508–510 stehen alle auf demselben Doppelbogen. Datum und Adresse in der linken Spalte. Oben rechts von einer anderen Hand: „Zu No. 52a Novbr.“; ein Verweis auf die in Anm. d erwähnte Kabinettsorder. Folgt gestrichen: „aus den von mir in Vorschlag gebrachten Mitgliedern“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. die Reinschrift der Kabinettsorder an Scharnhorst (Potsdam, 6. November 1810) ebda., fol. 20r. Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Anweisungen“. Gemeint ist Reisinger.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

508. Scharnhorst an Prinz August

[Berlin, 9. November 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 21v–22r (1¼ S.): Konzept, Schreiberhand. Fortgang der Vorbereitung der Gußversuche mit Kapseln in Berlin.

An des Prinzen August v. Preußen K. H.a Ew. Königl. Hoheit verfehle ich nicht, die von des K. Maj. unterm 6 d. M. an mich erlassene Cab. Ordre abschriftlich ganz gehorsamst mitzutheilen.b Höchstdieselben werden daraus das Nähere zu entnehmen geruhen, welchergestallt S. Maj. Ew. K. H. Wünsch[e]n gemäßc genehmigt haben, daß zum Gießen metallner Geshütze in Kapseln in Berlin Versuche angestellt werden können. Zu der dazu niederzusetzenden Commission sind nach Ew. K. H. Genehmigungd außer dem Major v. Schmidt u. dem Gießdirector Meidinger2 noch der Staabs Capit. Tackmann u. der Lieutenant Thiedeke zu Mitgliedern erwählt. Ew. Königl. Hoheit ersuche ich daher gehorsamste, die beiden letzern Offiziere damit Hochgeneigt bekannt zu machen u. anzuweisen, daß sie über ihre Functionen von den Major v.Schmidt die nöthigen Anweisungen erhalten werden. Bevor ich übrigensf zur Ausführung der Versuche selbst schreiten lassen werde, wollen Ew. Königl. Hoheit gnädigst erlauben, daß ich mir dazu erst noch die besondern Befehle von Höchstdenenselben erbitteng u. bei den Versuchen selbst nach Dero Hohen Ansichten mich richten darf. 509. Scharnhorst an Gerhard

[Berlin, 9. November 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 22r–v (1 S.): Konzept, Schreiberhand. Zusammensetzung der Kommission zu den Gußversuchen mit Kapseln.

An den Königl. Berghauptmann Herrn Gerhard Hochwohlgeb.a a b c d e f g 1 2

a 1

Adresse in der linken Spalte. Danach gestrichen: „Indem“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Anm. d zum vorangehenden Dokument. Verändert aus „was S. Maj. auf meinen Vorschlag“. Verändert aus „Commission habe ich“. Verändert aus „erwählt, u. indem ich nun unterthänigst“. Verändert aus „aber“. Das Folgende bis auf „darf“ nachträglich hinzugefügt. Vgl. Anm. a zum vorangehenden Dokument. Gemeint ist Reisinger. Adresse in der linken Spalte. Vgl. Anm. a zu Nr. 507.

Nr. 510

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Ew.p. werden bereits von des Königs Majestät den Auftrag erhalten haben, zu den durch eine unter meiner Leitung niederzusetzende Commission in Berlin anzustellenden Versuchen mit Gießen metallner Geshütze in Kapseln einen Offizianten des Bergwerks- u. Hüttenwesensb als Mitglied der Comission u. einige Hüttenleute aus Schlesienc zu den Arbeiten anherozusenden. In Folge dessen habe ichd den Major v. Schmidt von der Art. als 1tes Mitglied gedachter Commission angewiesen, sich mit Ew.p. wegen dieser Offizianten in nähere Correspondence zu setzen, u. Ew.p. ersuche ich, denen von diesem Major v. Shmidt in Beziehung hierauf Ihnen zugehenden Anweisungen gefl. zu genügen. 510. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements [Berlin, 9. November 18101] GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 22v (½ S.): Konzept, Schreiberhand. Die zur Durchführung der Gußversuche mit Kapseln eingesetzte Kommission.

An E. Hochlöbl. 3te Division des Königl. Allgemeinen Kriegs Depts.a E.p. Division communicire ich in der abschriftlichen Anlage, was des Königs Majestät wegen der mit dem Gießen metallner Geshütze in Kapseln in Berlin anzustellenden Versuche bestimmt habenb, u. ersuche dieselbe, dem Major v. Shmidt v. d. Art., welcher zum 1 Mitgliede der zur Ausführung dieser Versuche unter meiner Leitung niedergesetzten Commission ernannt ist, in den von ihm in dieser Beziehung bei der Division zu machenden Anträgen sich willfährig zu bezeigen. Zu den übrigen Mitgliedern der Commission sindc der St. Cap. Tackmann, Lt. Thiedeke u. Gießdirector Meidinger2 gewählt, u. ersuche ich die Division, die beiden letztern wegen der weiter nöthigen Instruction an den Maj. Shmidt zu verweisen.

b c d

a b c 1 2

Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Sie hiermit ersuchen wollen, allen denen Aufforderungen u. Weisun“. Adresse in der linken Spalte. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Anm. d zu Nr. 507. Verändert aus „habe ich“. Vgl. Anm. a zu Nr. 507. Gemeint ist Reisinger.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

511. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 9. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 36r–37r (2½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Konzept, eigenhändig: ebda., fol. 33r, 34r, 35v (1 S.).a Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.b Druck: Hahlweg I, S. 163–166. Gründe für festen Elevationswinkel bei Steinmörsern.

An des Prinz[e]n August v.Preußenc Berlin, d. 9n Novbr. 1810.

1.

2.

3.

a

b

c

d e f g 1

Euer Königl. Hoheit werden gnädigst erlauben, daß ich infolge Hochdero Schreibens vom 3t. d. M.1 meine Gründe darlegen darf, welche mich für die unveränderliche Elev. v. 45° bei den Steinmortieren bestimmt hatten. Daß man sich bei dem Werfen der Steine überall des 45.° bedient hat, schien mir daher seinen Ursprung zu haben, daß, wenn die Elevationen bedeutend größer oder kleiner sind, stärkere Ladungen erfordert werden und stärkere Ladungen ein Weiterauseinandergehn und Zersprengen der Steine verursachen.d Steine, die unter 45° herunterfallen, verletzen hinlänglich, um den Mann für das Gefecht außer Stand zu setzen. Es shiene mir folglich nicht nötig, deshalb einen höhern Winkel u. stärkere Ladungen zu nehmen.f Wäre es wirklich so wichtig, mit Steinen unter höhern Elevationen zu schießen, so würde man immer 60° elev. müssen und dann wäre der Winkel von 45° wiederg überflüssig, denn nach dem zweiten Punkt in Auf der ersten und letzten Seite des in Anm. 1 erwähnten Gutachtens sowie der Umschlagseite des beantworteten Schreibens des Prinzen August. Oestreichs Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 10A B I Nr. 122 Pak. 3, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Rechts unter der Adresse von Schreiberhand (nach der „K. H.“ zu ergänzen wäre) ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben: „Zu No. 79 Novbr. 10“. Das folgende Datum in der linken Spalte von derselben Hand. Folgt gestrichen: „2. Daß man, wo man mit weniger Pulver dieselbe Wirkung erhält“. Verändert aus „scheint“. Folgt gestrichen: „Wenn aber“. Nachträglich hinzugefügt. Im selben Faszikel, fol. 32r (Auszug: Hahlweg I, S. 163); der Prinz übersandte hiermit ein von Pontanus, Schultze, Perlitz und Tiedecke unterschriebenes Gutachten der Artillerieprüfungskommission (Berlin, 29. Oktober 1810, Abschrift, fol. 33r–34r; Druck: Hahlweg I, S. 163ff.). Auf dem Schreiben steht, mit „G.“ signiert und wohl irrtümlich auf den 4. November datiert: „nach dem einliegenden Dekret beantwortet“ mit einem Abgangsvermerk. Mit dem „Dekret“ sind die in Anm. a erwähnten Aufzeichnungen gemeint.

Nr. 511

4. 5.

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n o p

2

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dem Shreiben der Komission komt es bei der geringen Wurfweite nicht in Betrachtung, ob man sich eines größern Winkels bedienen kann oder nicht.h Wenn sich hier nicht widersprechende Vorstellungen eingeschlichen haben (was zuweilen dem Besteni im Raisonement begegnen kann), so muß die Komission gemeint haben, daß man auch auf größere Weiten, also auf der 2tn Parallelle,j in denk Fall kommen könnte, mit Steinen zu werfen, welcher Fall mir noch nichtl vorgekommen ist. Daß man mit 45° nicht nahe genug treffen könnte, habe ich mir nicht vorgestellt, [dam] die Steine bei dieser Elev. zum Theil sehr nahe fallen. Was die Spiegel-Granaden betrifft, so ist ihre Wirkung beim Zerspringen nach meinen Erfahrungen sehr unbedeutend, und was sie noch schaden sollen, muß durch den Fall selbst geschehn. Indeßen, wenn sie auch die volle Wirkung hätten, die man sich davon verspricht, so muß ich Ew. K. H. doch aufmerksam machen auf die entsetzliche Mühe und Zeit, die dieses Geschoß kostet. Bei einem Schuß 60 Zunder wegzuschießen, die doch eingeshlagen und dann weiter mit der gehörigen Sorgfalt behandelt werden müßten! Sollten E. K. H. nicht mit mir der Meinu[n]g seyn, daß dergleichen nicht oft vorkommen würde, weil mann vor einen Schuß mit Spiegel-Granaden leicht 10 Steinschüsse thun kann. Und dies bestettigt, wie mir scheint, auch dieo Erfahrung. Indeßen, ungeachtet ich glaube, daß diese Bemerkungen die geäußerte Meinung der Komission noch in einem u. dem andern Punkte berichtigen, so nehme ich doch meine Meinung gern zurück, wenn die beiden Keile (nach meiner Idee brauchte gar keiner da zu seyn), wie die Komission sagt, wenig kosten, u. stimme dann sehr gern mit E. K. H. für die beiden Keile.2 p Berlin den 9n Novbr. 1810. nom. d.H. General v.Scharnhorst aufgesetzt vom H. Maj. v.Clausewitz

Verändert aus „Winkels bedient.“ Folgt gestrichen: „In diesem zweiten Punkt“. Verändert aus „(was einem jeden“. Bei Oestreich: „(also zur Zeit der 2ten Parallele)“. Statt „dem“. Bei Oestreich: „nie“. Ergänzt nach Oestreich. Das Folgende verändert aus „die Steine zum Theil auffällig nahe fallen.“ Folgt gestrichen: „lieber“. Bei Oestreich folgt: „statt eines Schußes“. Verändert aus „Und so ist es, wie mir scheint, auch in der“. Das Folgende von Schreiberhand, darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage. Der Prinz antwortete am 15. November (Auszug ebda., fol. 41r), er habe der Artillerieprüfungskommission aufgetragen, die Zeichnungen der Steinmortierklötze nach Scharnhorsts Angaben abzuändern.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

512. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 10. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 90r–v (2 S.): Konzept, eigenhändig. Gutachten zu einer neuentwickelten Büchse.

Berlin den 10tn Novbr. 10 An Seine Majestät den König.a Ew. Königl. Majestät lege ich hier in tiefste[r] Unterthänigkeitb die Versuche vor, welche mit der Büchse gemacht sind, die derc Diederich1 von Hanz eingeschikt hat.d Diese Büchse untersheidet sich von allen andrn Büchsen darin, 1. daß bei ihr eine neue ovale Kugel gebraucht werden kanne, und 2. daß sie keine eigentliche Büchsenzüge hat, sondern, daß eine gerundene ovale Durchschnittsflächef sichg ganz in der Büchse herum windet. Die Büchse ist daher inwendig ganz glat und es ist zu hoffen, daß sie vor allen andern den Vorzug hat, daß sie nicht so ofth vermittelst Wasser gereinigt zu werden braucht, welches bei jenen nach ungefähri 20 Schuß geshehen muß, wie die hiesigen Proben mit dem kleinen Gewehr uns gelernt haben. Bei diesen Vorzügen shießt sie weit beßer als unsere Corps Büchsen, wie die Beilage auf eine ganz auszeichnende Art zeigt. Um indessen die Vorzüge dies[e]r Büchse[n] näher zu erproben, um zu erfahren, ob sie unter allen Umstände[n] sich bewähren, so schlage ich Ew. K. M. gehorsamst vor, von diesen Büchsen 4 inj Potsdam machen und nachher damit Versuche anstellen zu lassen. Die Verfertigung wird keine Schwierigkeit haben, ich habe auch

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b c d e f g h

i j 1

Datum und Adresse von Schreiberhand in der linken Spalte, etwas darunter ein Abgangsvermerk Greulichs („Graeul.“). Oben rechts vermerkt: „Zu No. 101 Novbr. 10“. Folgt gestrichen: „die glatte“. Verändert aus „Versuche vor, welcher der“; danach eine kleine Lücke. Dazu am Rande ein schräger Strich. Verändert aus „darin, daß sie 1. eine ovale Kugel hat“. Verändert aus „gerundene ovale Seite“. Folgt gestrichen: „einmal“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt, davor außerdem ein überflüssiges „durch“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Span“. Ferdinand Dietrichs. Mit einem in GStA PK, IV. HA Rep. 4 Nr. 41 fol. 27r, abschriftlich überlieferten Schreiben (Charlottenburg, 14. Juli 1810) hatte Boyen names des Königs das „von einem gewissen Dietrichs, der Bergwissenschaften Beflissenen“, konstruierte Probegewehr an Scharnhorst mit dem Auftrag zur Erprobung übersandt.

Nr. 513

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bereits mit denk Handwerkern dazu und der Gewehr Comission die Abrede genommen.2 l Berlin d. 10t Novbr. 1810. nom.d.H.Gen.v.Scharnhorst.m 513. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 12. November 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 88r (¼ S.): Regest, Schreiberhand.a Transport von Gewehren nach Kolberg.

Citissime geantwortet, daß, da das vorgeschlagene zurükgehende Artillerie Gespann nur höchstens 5 bis 600 Gewehre mitzunehmen im Stande [ist], so würde genehmigt, daß diese Anzahl Gewehre aus dem hiesigen Artillerie Depot genommen und damit nach Colberg transportirt werde.1 D. 12. 9br. 10. Nahes.d.H.G.M.v.Scharnhorst 514. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 12. November 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 316 fol. 1r (1 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Aussetzung der Verteilung der Pionierdetachements.

Einer Königlichen hochlöblichen 3ten Division des Allgemeinen Krieges-Departements erwidere ich auf deren geehrten Antrag vom 6ten d., daß ich die Vertheilung der Pionnier-Detaschements in sämtliche Festungen für den bevorstehenden Winter gern noch bis zum Frühjahr ausgesezt hätte, damit die jetzt vereinigten Compagnien, da selbige erst zum Theil neu formirt sind,

k l m 2

a

1

Statt „dem“. Das Folgende von Schreiberhand. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Eine Abschrift der entsprechenden Kabinettsorder an Scharnhorst (Potsdam, 12. November 1810) befindet sich a. a. O., fol. 267v. Auf dem beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen und mit dem Vermerk „Citissime!“ versehenen Schreiben der 3. Division (Berlin, 12. November 1810). Die Division fragte an, ob man einem Gespann, das zwei 24pfünder aus Kolberg zum Umgießen nach Berlin holen sollte, auf der Hinreise „bei dem sich häufenden Vorrath von Gewehren im hiesigen Artillerie-Depot“ eine solche Fracht mitgeben solle.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

sowohl in der militairischen als ihrer eigenthümlichen Dienst-Dressur mehr geübt und befestigt werden können. Dieserhalb wünsche ich, daß besonders die Preußische und die hiesige Pionnier-Compagnie noch bis dahin zusammen bleiben mögen, habe jedoch in Erwägung, daß die Vertheilung der Pionnier-Detaschements in den 3 übrigen schlesischen Festungen sehr nothwendig ist, bestimmt, daß die dahin gehörigen Detaschements bald dahin abgehen, der ganze Ueberrest der Compagnie aber für jezt noch in Glatz bleiben solle. Was ich dieserhalb an d.Herrn Major v. Krohn erlassen habe, wolle Eine Königl. Hochlöbl. dritte Division aus dem abschriftlich beigehenden Schreiben an denselben näher zu ersehen belieben.a Berlin den 12ten November 1810. An Eine Königliche hochlöbliche dritte Division des Allgemeinen KriegesDepartements.

v.Scharnhorst.

515. Scharnhorst an die Studiendirektion der Allgemeinen Kriegsschule Berlin, 12. November 1810 Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Das Regulativ für die Kriegsschulen in Breslau und Königsberg.

Berlin, 12. November 1810. Einer Königl. Studiendirektion erwidere ich hiermit auf deren unterm 25ten d.v.M. an mich gerichteten Antrag wegen eines zu erlassenden Regulativs zur nähern Bestimmung des Organisationsplans in Beziehung auf die Kriegesschulen zu Breslau und Königsberg, daß, obgleich der Herr Oberstleutnant v. Rauch während meiner Abwesenheit bereits den beiden Direktoren jener Anstalt[en]1 im wesentlichen fast ganz dasselbe bekannt gemacht hat, ich es dennoch für nützlich und notwendig erachte, ein dergleiches Regulativ für beide Anstalten zu erlassen.

a

Dazu am Rande ein schräger Strich.

a

Die Vorlage („Konzept von Rauch“) im Heeresarchiv, Rep. 13 A Gen.Insp. d. Erziehungs- u. Bildungswesens Tit. IIa No. 1 vol. II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Rode und Seydel, vgl. Nr. 527.

1

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Nr. 516

Indem ich nun mit dem Inhalte des anbei zurückerfolgenden von mir unterzeichneten Entwurfs völlig einverstanden bin und nur noch die erforderlichen Punkte wegen Verwaltung des Kassen- und Rechnungswesens hinzugefügt habe, ersuche ich eine Königl. Studiendirektion dieses Regulativ dreifach ausfertigen und mir solches sodann zur Unterschrift zukommen zu lassen, damit die Kriegesschulen in Königsberg und Breslau jede ein Exemplar davon erhalten und ich eins davon zu meinen Akten nehmen kann. Namens d. Herrn Gen. v. Scharnhorst 516. Scharnhorst an Koschitzky

Berlin, 12. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 49r (¼ S.): Konzept, unbekannte Hand.a

An den Major Koshitzky.1 Es wäre höchst wahrscheinlich, daß er in Silberberg bliebe, indeßen könte ihn der General in dieser Angelegenheit noch nichts ganz fest Bestimtes darüber sagen.b Berlin d. 12. 9br 10.c 517. Scharnhorst an Gerhard

Berlin, 13. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 29r–v (1½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 166f. Kosten eiserner Achsen in Preußen und Hannover.

An den Staatsrath u. Berghauptmann Gerhard.a Das Königl. Oberbergamt hat die Kosten eingereicht für 3 eiserne Achsen, welche für einen Munit. Wagen bestellt waren. Es ergiebt sich daraus, daß die

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b c 1

a

Auf der ersten Seite des beantworteten Schreibens Koschitzkys an Scharnhorst (Silberberg, 1. November 1810, fol. 49r–50r). Folgt gestrichen: „Er würd sein Gesuch indeß unterst“. Darunter ein Abgangsvermerk Georges. Vgl. Anm. a. Der interimistische Platzmajor von Silberberg bat mit Rücksicht auf seine zahlreiche Familie um die Bestätigung seiner Stellung. Rechts daneben von Schreiberhand: „Zu Novbr. 10 No. 76“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Achse ungefähr 52 rth. kostet.1 Dieser Preis ist so ungeheuer, daß wir nicht daran denken können, unsere Art. Fahrzeuge mit eisernen Achsen zu versehen, wenn nicht eine beträchtliche Herabsetzungb dieses Preises statt finden kann. Zwar ist von 4 Achsen eine gesprungen, welches wohl nicht immer anzunehmenc seyn würde, und wodurch der Preis etwa um 10 rth. gestiegen ist, allein auch 40 rth. ist ein noch viel zu hoher Preis.d Ich erinnere mich ganz bestimt, daß die Franzosen, als sie das Hannov. besetzt hatten, im Solling eiserne Achsen machen ließen, deren das Stück, nachdem es die Probe bestanden hatte u. gut gefunden war, nicht über 16 rth. kostetee; ein Bergoffiziant nahmens (Dffengelstnf), welcher jetzt in Gleiwitzg angestellt ist, wird sich dessen noch erinnern u. vielleicht nähre Notizen mittheiln könn[en], denn entwed[e]r er selbst oder sein Bruder befand sich damals im Solling. Obgleich ich nun nicht mehr weiß, ob dieß Achsen für Kanonen oder andere Fahrzeuge waren u. welche Dimensionen sie hatten, so scheint mir doch ein so großer Unterschied des Preises noch auf andre Shwierigkeiten hinzudeuten, die bei uns obwalten müssen. Es frägt sich nun, welches sind diese u. lassen sie sich gar nicht heben? Ew wäre doch sehr verdrießlich, darin andern Fabriken und Armeen, die uns so nahe liegen, nachstehn zu müssen. Zu Ew. Hochw. großer Sachkenntniß, zu Ihrem warmen Eifer für das allgemeine Beste des Staates, für die Fortschritte in allen Zweigen habe ich das Vertrauen, daß Sieh diesen Gegenstand ihre Aufmerksamkeit auf eine Art widmen werden, davon auch das Milit. Wesen das Beste zu erwarten hat. Ich gestehe, daß ich die Ursachen dieses Untershiedes nicht einsehe, und von der andern Seite den lebhaften Wunsh habe, daß unsere technishe Einrichtung bei der Armee nicht denen andere[r] Armeen nachstehen mögte. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 13 Novbr. 1810.i

b c d

e f

g h i

1

Verändert aus „Minderung“. Verändert aus „nicht so häufig der Fall“. Links neben dem Absatz von unbekannter Hand: „Stünkel“. Vgl. dazu Anm. 1. zu Nr. 556. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Der Name offenbar für Clausewitz oder Greulich nicht mehr lesbar und deshalb nachträglich in Klammern gesetzt. Verändert aus „Malapane“. Folgt gestrichen: „ohne Vorurtheil“. Datum von Schreiberhand, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Zu einem Schreiben des Prinzen August an Scharnhorst (Berlin, 7. November 1810; ebda., fol. 25r–26r, Auszüge: Hahlweg I, S. 166ff.) gehört als erste Beilage die Abschrift der von Martins und Billerbeck unterschriebenen Abrechnung des BrandenburgischPreußischen Oberbergamts (Berlin, 22. Oktober 1810, fol. 27r–v). Die drei aus schlesischem Eisen gefertigten Achsen kosteten zusammen 156 Taler 1 Groschen 6 Pfennige.

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Nr. 518

518. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 13. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 30r–31r (2½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Druck: Hahlweg I, S. 167ff. Durchzuführende Gußversuche und andere Fragen. Höhe der Räder.

An den Pr. August K. H.b Auf E.K.H. gnädiges Schreiben v. 7t d. M. habe ich die Ehre gehorsamst zu erwidern: 1. Wegen der eisernen Achsen habe ich an den Staatsrathc und Berghauptmann Gerhard geschriebend. e 2. Ich glaube, wir werden bei dem Versuch in Kapseln nichts als Haubitzen gießen können. Es wird nehmlich nöthig sein, um der Vollständigkeit des Versuches willen zu gießen: a. 2 Haubitzen nach der neuen russ. Manier, weil bei der einen ein Zufall obwalten könnte; b. 1 Haubitze nach der in Gleiwitz bis jetzt versuchten Manier; c. 1 –––––––– nach denjenigen Vorshlägen, zu welchen die Versuche der Kommission und dem Bergamte etwa Veranlassung geben könnte[n]. Denn wenn man doch einmal diesen ziemlich bedeutenden Versuch hier anstellt, so wird es zwekmäßig seyn, diejenigen Ideen, auf welche man dabei geführt wird, im Fall es der Mühe werth ist, durch einen Versuch sogleich zu prüfen. d. 1 Haubitze endlich nach der alten Manier ohne Kapseln. Dieß würden 5 Haubitzen seyn und man ist nicht gewiß, ob sechs in der Damgrube aufgenommen werden können. Aus diesen Gründen werden wir also nicht d[a]zu kommen, Canonen zu gießen, u. folglich wird von den 1ten 3 der von E. K. H. der Prüfungs-Kommission aufgegeben[en] Fragen nur die 2te durch denf Guß selbst ausgemacht werden, nehmlich, ob die Achse der Schildzapfen die Achse der Seele kreutzen dürfe.1 a

b

c d

e f 1

Oestreichs Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 10A K 20 Pak. 28, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Rechts daneben von Schreiberhand: „Zu Novbr. 76“, ein Verweis auf das in Anm. 1 zum vorangehenden Dokument erwähnte Schreiben. Verändert aus „das hiesige Oberberg-Amt“. Bei Oestreich steht: „Geheimen Staatsrat“. Verändert aus „1. daß ich [...] geschrieben habe“, dabei das letzte Wort versehentlich nicht gestrichen. Vgl. das vorangehende Dokument. Folgt gestrichen: „daß ich“, ebenso in der Folge nach „3.“ und „4.“ Folgt gestrichen: „Versuch“. Auf einem weiteren Schreiben des Prinzen (Berlin, 9. November 1810, Präsentationsvermerk vom 12., ebda., fol. 38r) mit Fragen zu den bei den Probegüssen zu unternehmenden Versuchen ist eigenhändig notiert: „Welche Versuche sind das, ich bitte den Brief des Pri[n]zen aufzusuchen. S.“

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Was den 3tn Punkt, nehmlich den Spielraum betrift, so glaube ich, wir werden, wenn wir uns entschließen ihn zu verkleinerng, eher veranlaßt seyn die Munitionh als die Geschütze zu verändern. 4. Mir scheint, man könne die Sache mit dem Aufsatz am Geschütz als abgemacht betrachten, weil wir sonst nicht von der Stelle kommen würden, wenn wir neue Discussionen darüber anstellten. 5. Wegen der von E. K. H. der Prüf. K. aufgegebenen Frage betreffend die Affuitage, die ich vollkommen zwekmäßig finde, will ich nur gehorsamst bemerken, a. daß mir die Frage wegen Höhe der Räder am besten so gestellt zu seyn scheine: wie weit kann man die Höhe der Räder ohne zu große anderweitigei Nachtheile treiben? und b. daß vorzüglich unsere Protzen höhere Räder bedürfen.j Die mir von E. K. H. gnädigst mitgetheilten Maneuvre Dispositionen habe ich die Ehre Höchstdenselben hierbei mit unterthänigem Dank zu remittiren.k Ich habe sie mit vielem Vergnügen geles[e]n u. sehr zwekmäßig gefunden. E. K. H. Bemerkungen über die pr. Festungen habe ich noch nicht durchlesen können, werde aber nicht verfehlen, solche E. K. H., sobald ich sie gelesen habe, unterthänigst zu remittiren. Berlin den 13. Novbr. 1810. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl.l 3.

519. Scharnhorst an Boyen

Berlin, 14. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 92r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Übersendung experimenteller Büchsen für Schußversuche. b

g h i j k l

a

b

1

2

An den Maj. v. Boyen, er möchte die Güte haben, die Büchse mit dem ovalen Calibre, nach welcher zufolge der Cab. O. v. 12.1 4 Büchsen in der Potsdamer Fabr. gemacht werden sollten, an den Maj. von Witzleben2 senden. Verändert aus „verändern“. Folgt gestrichen: „umzugießen“. Statt „anderweitigen“, das Wort nachträglich hinzugefügt. Oestreichs Abschrift endet hier, es folgt dort nur noch die Unterschrift. Dazu am Rande zwei schräge Striche. Darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage. Auf demselben Blatt wie das anschließende Konzept; dessen Datum und Abgangsvermerk gelten für beide. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Novbr. No 111“, ein Verweis auf die in Anm. 1. erwähnte Kabinettsorder. Die Kabinettsorder (Potsdam, 12. November 1811, fol. 91r) beantwortete das Schreiben Nr. 512. Karl von Witzleben war am 7. Oktober als Inspekteur der Gewehrfabriken in Potsdam und Spandau wiederangestellt worden.

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Nr. 520

520. Scharnhorst an Karl von Witzleben

Berlin, 14. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 92r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Anfertigung experimenteller Büchsen.

An den Maj. v.Witzleben, der Gen. ersuche ihn, die schon besprochene Anfertigung der 4 Büchsen nach dem Muster der Dietrichsschen ovalen Büchse zu besorgen u., wenn sie fertig wären, solche dem General sogleich zuzusenden, ohneb davon anderweitige Anzeigen zu machen. Cl.c Berlin den 14t November 1810. nom.d.H.Gen.Scharnhorst.d 521. Scharnhorst an Diericke

Berlin, 14. November 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Anforderungen für Ingenieurschüler.

Berlin, 14. November 1810. Der Major von Steinwehr hat auf eine Bestimmung wegen der Examination derjenigen Subjekte angetragen, welche bei dem Ingenieur- und Pionier-Korps Portepeefähnriche werden wollen. Ich halte dafür, daß man von diesen Subjekten noch keine eigentlichen Ingenieur-Kenntnisse bei dem Examen fordern könne, daß sie sich aber für dieses Fach durch das Studium der Mathematik besonders vorbereitet haben müssen, weswegen die Prüfung in der Mathematik auszudehnen und von ihnen darin dasjenige zu fordern sein würde, was bei andern Waffen ein Offizier wissen muß, also die Mathematik bis zu den Gleichungen vom 2. Grade. In allem Übrigen würden sie examiniert wie diejenigen Examinanden, die bei der Infanterie und Kavallerie Portepeefähnriche werden wollen. Euer Exzellenz ersuche ich ganz ergebenst, mich gefälligst zu benachrichtigen, ob dieselben dieser Meinung beizutreten geneigt sind. v. Scharnhorst.

a b c d

a

Vgl. Anm. a und b zum vorangehenden Dokument. Folgt gestrichen: „etwas“. Das Folgende von Schreiberhand. Darunter ein Abgangsvermerk Greulichs für beide Schreiben. Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 13 A Ober-Milit. Prüf.Kommission Nr. 1 Tit. IIa Nr. 1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

522. Scharnhorst an Blumenstein

Berlin, 14. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 40r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 39r.a Druck: Hahlweg I, S. 169f. Dank für Bericht über Schießversuche. Weiterführende Fragen.

An den Maj. v.Blumensteinb c

Ew. p. danke ich ergebenst für die sehr gute und zwekmäßige Ausführung der Versuche, welche ich in Glatz gemacht zu haben wünshte u. deren Mittheilung mir sehr viel Vergnügen gewährt hat.1 Zugleich ersuche ich Ew. um eine gefällige Mittheilung einigerd Gegenstände, welche noch drauf Bezug haben. 1. Beim zweiten Versuch wünschte ich zu wissen, ob die Haubitze, aus welcher die 24Pf. massive Kugel gegen die Mauer geshoßen wurde, eine leichte Haubitze war, wie ehemals die reit. Artill. hatte. Wie shwer sie war, wie shwer die Lafete war. 2. Bei dem Versuch gegen das Blokhaus wünshte ich die Entfernung zu wissen, in welcher sich der Mörser v. d. Redute befand, u. die Größe der Redute, am liebsten wäre mir ein kleiner Plan davon mit einem Maaßstabe. 3. Bei dem Breshe-Shießen gegen das Poligon ist die Ladung der 10pf. Haubitze u. des 24Pf. Kan[on]s nicht bemerkt, um der[e]n Mittheilung ich noch bitte. Berlin d. 14 Novbr. 1810. N.d.G.v.Scharnhorst Cl.e

a

b

c d e 1

Auf der ersten Seite des beantworteten Schreibens Blumensteins an Scharnhorst (Glatz, 6. November 1810; Auszug: Hahlweg I, S. 169f.), steht: „Danke für die gute und zwekmässige Ausführung. Frage nach was bemerkt.“ Mutmaßlich befanden sich weitere Notizen auf den in Anm. 1 erwähnten Protokollen. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Novbr. No. 110“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Darüber gestrichen: „Der Gen. dankt Ew.“ Verändert aus „folgender“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Blumenstein übersandte mit seinem Schreiben vier Versuchsprotokolle, die sich nicht im Faszikel befinden. Beim ersten Versuch hielt er sich selbst in einem Blockhaus auf, als auf dem Dach eine 50pfündige Granate gezündet wurde.

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Nr. 523

523. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun

Berlin, 16. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 93r (¼ S.): Regest, Schreiberhand.a Anstellungsgesuch eines Fachhandwerkers.

An d. Major v.Braun mit Zufertigung des Org. Schreib[e]n[s] des Gerhard1, um anzuzeigen, ob ihm von den eben benannt[e]n Schneider aus Zella bey Suhl etwas bekannt geworden, und warum derselbe derzeit nicht acceptirt worden ist? Berlin d. 16. Novb. 10b 524. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 18. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 89r: Aktennotiz, Clausewitz’ Hand.a Abnahmegarantie für die Gewehrfabrik in Malapane. b

Bei demc Obrsten von Hake wegen der Sache nachzufragen, ob darüber noch keine Resolution ergangen.1 Berlin d. 18t Novbr. 1810. nom.d.H.G.v.Scharnhorst.d

525. Scharnhorst an Boyen

Berlin, 18. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 95r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand. Aktennotiz, unbekannte Hand: ebda., fol. 94r.a Mögliche Anstellung eines Büchsenkonstrukteurs. a

b 1

a b c d 1

a

Auf einem von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst (Berlin, 10. November 1810). Darunter ein Abgangsvermerk vom 17. November. Gerhards Schreiben an Scharnhorst (Berlin, 5. November 1810, ebda., fol. 126r) betraf das Gesuch des „gewissen Schneider“ um eine Anstellung als Rohrschmied in Schlesien. Darauf befindet sich ein eigenhändiger Vermerk für Clausewitz: „M. v. Kl. Es muß etwas davon in den Acten bei uns oder d[e]r 3tn Div. enthalten seyn. S.“ Auf einem Schreiben Karstens an Scharnhorst (Breslau, 31. Oktober 1810). Darüber ein erster Vermerk: „Ob etwas ergangen“. Verändert aus „An den“, es folgt gestrichen: „Maj. v.Boyen den wegen“. Darunter ein mit „G.“ signierter Abgangsvermerk. Karsten hatte wegen einer offiziellen Resolution zu der von Scharnhorst am 15. Oktober gegebenen Versicherung hinsichtlich der Fabrik in Malapane angefragt. Auf dem beantworteten Schreiben Boyens (undatiert, Präsentationsvermerk vom 17. November 1810).

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

An den Maj. Boyen.ba Ew. Hochwohlgeb.c beehre ich mich im Betref des Dietrich ergebenst zu erwidern, daß es mir scheint, als wenn derselbe ein junger Mann von Kenntnissen u. vielem Patriotismus wäre.d Da er jetzt noch gar kein[e]n Post[e]n bekleidet, so glaube ich, daß es nicht schwer seyn würde, eine Anstellung für ihn zu finden.1 e Berlin d. 18. Novbr. 1810. nom. d.H.Gen.Scharnhorst.f 526. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 18. November 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 96r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Probebüchse für Dragoner und Kürassiere.

Der General habe die Büchse1, mit einigen Vorshlägen zu wesentlichen Veränderungen an derselben begleitet, an S. M. d. K. zurükgesandt. Einige dieser Vorshläge hätten S. M. d. K. auf der Stelle genehmigt, üb[e]r andere sich aber noch nicht entschieden. Es wäreb also wohl eine fernere Allerhöchste Bestimung in der Sache abgewartet werden müssen. Cl. Berlin den 18 Novbr. 1810. N.d.H.G.v.Scharnhorst.c

b

c d e f 1

a

b c 1

Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 123 Novb. 10“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Folgt gestrichen: „habe ich“. Folgt gestrichen: „Ich glaube daher, daß sich leicht eine“. Das Folgende von Schreiberhand. Darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage. Boyen fragte, ob man dem Büchsenkonstrukteur Hoffnung auf eine Anstellung machen könne; der König sei der Idee nicht abgeneigt. Auf dem beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division (Berlin, 12. November 1810). Statt „wären“. Darunter ein mit „G.“ signierter Abgangsvermerk vom selben Tage. Gemäß einer Kabinettsorder vom 10. Oktober 1810 (Abschrift a. a. O., fol. 97r) sollten bei jedem Kürassier- und Dragonerregiment 48 kurze Büchsen ausgegeben werden. Die 3. Division hatte eine Probebüchse, die als Muster für die Produktion in Neiße dienen sollte, an den König gesandt, der sie zur Begutachtung an Scharnhorst gegeben hatte.

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Nr. 527

527. Scharnhorst an Seydel und Rode

Berlin, 18. November 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Erläuterungen zur Organisation der Kriegsschulen in Breslau und Königsberg.

An die Direktoren der Kriegesschulen für Portepee-Fähnriche zu Königsberg und Breslau1. Berlin, 18. November 1810. Der Organisationsplan ist zwar zunächst nur für die allgemeine Kriegesschule in Berlin ausgearbeitet worden, weil sich bei dieser die Lokal- und übrigen Verhältnisse vollständig übersehen und bestimmen ließen, allein die Kriegesschulen für Portepee-Fähnriche in Königsberg und Breslau haben dem Wesentlichen nach eine mit jener völlig gleiche Organisation, indem es von großer Wichtigkeit ist, daß alle Abteilungen der allgemeinen Kriegesschule einen gemeinschaftlichen Plan verfolgen. Es finden demnach, mit der durchgängigen Voraussetzung, daß die Kriegesschulen in Königsberg und Breslau die erste oder untere Klasse der allgemeinen Kriegesschule in Berlin bilden, 1. die Paragraphen des Organisationsplans, welche von dem Zweck der Anstalt handeln, ihre volle Anwendung auch bei den Kriegesschulen in Königsberg und Breslau. 2. Die Paragraphen des zweiten Abschnitts mit der Überschrift Äußere Einrichtung der Akademie erleiden nur einige von selbst in die Augen fallende Modifikationen, indem nur §§ 5, 7 u. 8 für dieselben passen. 3. Die höhere Behörde der allgemeinen Kriegesschule zu Berlin führt die Oberaufsicht auch über die Kriegesschulen in Königsberg und Breslau. An die Stelle der unmittelbaren Untersuchung, welche der Chef des Generalstabes entweder selbst oder durch die militärische und wissenschaftliche Direktion über den Geist der Anstalt zu Berlin in Hinsicht des Unterrichts und der polizeilichen Ordnung veranstaltet, treten bei den Kriegesschulen in Königsberg und Breslau die vollständigen Berichte, welche die Direktoren derselben über den Gang und Gehalt des Unterrichts, sowie über die Fortschritte der Lehrlinge alljährlich an die

a

1

Die Vorlage, ein eigenhändig unterschriebenes Konzept von Kuhfahls Hand im Heeresarchiv, Rep. 13 A Gen.Insp. d. Erziehungs- u. Bildungswesens Tit. IIa No. 1 a vol. II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Seydel bzw. der aus dem fünften Band bekannte Johann Philipp von Rode.

680

4.

5.

b

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Studiendirektion der allgemeinen Kriegesschule zu Berlin erstatten, damit diese aus denselben und ihren eigenen Materialien einen das Ganze aller Abteilungen der Kriegesschule umfassenden Bericht an die höhere Behörde anfertigen kann. Diese Berichte der Direktoren müssen außer ihren eigenen den Geist der Institute betreffenden Bemerkungen enthalten a) eine von den Lehrern selbst aufgesetzte Übersicht derjenigen Gegenstände, welche sie in dem Kursus vorgetragen haben; b) eine Abschrift von den gehaltenen Zensuren. Die Direktoren der Kriegesschulen in Königsberg und Breslau haben die militärische Direktion mit eben der Ausdehnung wie der militärische Direktor der allgemeinen Kriegesschule zu Berlin, und die §§ 12, 13, 14 und 77–82 des Organisationsplans finden auch bei ihnen ihre Anwendung, außer daß es von ihnen abhängt zu bestimmen, wie weit sie eine Unterstützung bei den Inspektionsgeschäften von Seiten der militärischen Lehrer für notwendig erachten, indem die bei der Kriegesschule in Berlin besonders angestellten Aufseher der Klassen dort wegfallen. Was die Funktionen der Studiendirektion betrifft, so gehen diese nur in so weit auf die Direktoren der Kriegesschulen in Königsberg und Breslau über, als der Gang und die Natur der currenten Geschäfte nach Anleitung der §§ 83–97 notwendig machen. Da aber für das Ganze aller Abteilungen der allgemeinen Kriegesschule das Prinzip der Einheit souteniertb werden muß, so darf die Initiative aller Anordnungen und Einrichtungen, die zum wissenschaftlichen Geschäftskreis gehören, nur von der Studien-Direktion der Kriegesschule zu Berlin ausgehen, und die Direktoren in Königsberg und Breslau haben sich vorläufig an alles das zu halten, was im Organisationsplan festgesetzt ist. Jedoch bleibt es diesen Direktoren unbenommen, ihre Vorschläge und Bemerkungen einzusenden, damit sie von der Studien-Direktion zu Berlin mit Hinsicht auf das Ganze geprüft und demnächst der höhern Behörde zur definitiven Entscheidung vorgelegt werden können. Insbesondere haben die Direktoren in Königsberg und Breslau für die Anlegung einer Bibliothek zu sorgen und die unmittelbare Aufsicht über dieselbe zu führen. Die Auswahl der Bücher muß freilich nach Maßgabe der etatsmäßigen Fonds, die zu diesem Behuf unbeschadet der übrigen Bedürfnisse ihrer Anstalten verwandt werden können, und mit Hinsicht auf den Zweck der Institute nur auf das Notwendige und für den Elementar-Unterricht Passende beschränkt werden. Die allgemeine Kriegesschule in Berlin ist im Besitz einer sehr ansehnlichen Bibliothek, und die Studien-Direktion hat schon den Auftrag bekommen, mit dem Entbehrlichen diese Spezial-Bibliotheken zu dotieren. Statt „soutemiert“.

Nr. 527

6.

7.

8.

c

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In Ansehung der Lehrer gilt dasjenige, was in dem Organisationsplan §§ 68–76 enthalten ist, und es bedarf außer dem, was teils hier, teils in den Instruktionen für die spezielle Einrichtung des Unterrichts gesagt ist, keiner weiteren Bestimmung, sondern die Direktoren haben lediglich für die zweckmäßige Ausführung derselben zu sorgen. Die Wahl der Grammatiken und übrigen Kompendien, die beim Unterricht zum Grunde gelegt werden, geschieht zunächst von den Lehrern und wird von den Direktoren, so fern sie zweckmäßig und der Ankauf für die Lehrlinge nicht zu kostbar ist, für diesmal ohne weitere Nachfrage approbiert. Doch wird es gut sein, wenn ein Verzeichnis derselben an die Studien-Direktion in Berlin übersandt wird. Wenn es zweifelhaft sein könnte, von wem der praktische Unterricht auf dem Felde, im Messen, Schanzenbau, Schießen pp. erteilt werden solle, so wird hiermit zur nähern Erläuterung des § 69 festgesetzt, daß die Offiziere, welche in den militärischen Wissenschaften unterrichten, auch die vorgenannten praktischen Arbeiten übernehmen müssen. Sollte jedoch der Fall eintreten, daß ein sonst guter theoretischer Lehrer nicht hinlängliche Fertigkeit in diesen praktischen Beschäftigungen hätte, so haben die Direktoren bei dem Chef des Generalstabes darauf anzutragen, daß von dem Artillerie- und Ingenieur-Korps tüchtige Offiziere zu diesem Geschäft kommandiert werden, welche alsdann zu diesem Behuf von ihren übrigen Dienstgeschäften im Korps auf die Dauer dieses Unterrichts befreit, aber für denselben nicht besonders besoldet werden. Die Verwaltung der Kassen von den beiden Kriegesschulen zu Königsberg und Breslau ressortiert allein von den beiden Direktoren derselben, indem ihnen kein besonderer Rendant untergeordnet ist. Es steht ihnen jedoch frei, sich dabei der Hülfe eines im Rechnungswesens erfahrenen Mannes besonders zu den Kassen-Abschlüssen und Jahres-Rechnungen zu bedienen, und diesen dafür eine kleiner Remuneration zu bewilligen, welche aus dem Extraordinario zu bestreiten und dabei in Rechnung zu bringen ist. Die Verwaltung der Kassen geschiehet nach der den Direktoren beider Anstalten bereits darüber zugekommenen Anleitung und Vorschrift des Allgem. Krieges-Departements. Die Direktoren übersenden der 2. Division dieses Departements alle 3 Monate, und zwar den 1. September, den 1. Dezember, den 1. März und den 1. Juni eines jeden Jahres, einen Kassen-Abschluß nach dem schon erhaltenen Schema, im gleichen die gewöhnliche Jahres-Rechnung nach Ablauf des Etats-Jahres, jedoch noch im Laufe des Monats Juni, und werden von allen, was auf das Rechnungswesen sowohl als auf die etatsmäßigen Einnahmen und Ausgaben Bezug hat, von dem allgem. Krieges-Departement oder dessen Zweiterc Division Statt „Zweiten“.

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9.

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

die erforderlichen Bekanntmachungen und Verfügungen erhalten, welche gehörig zu befolgen sind. Die eigentliche Bestimmung des jeder Kriegsschule überwiesenen Extraordinarii ist: a) die Bestreitung kleiner nicht besonders im Etat aufgeführter Ausgaben als Anschaffung und Erhaltung der nötigen Utensilien der Bücher, Karten, Instrumente pp.; b) Besorgung der Erleuchtung, des Kleinmachens und des Anfuhrlohnes des Brennholzes; c) kleine bei den praktischen Übungen im Schießen, im Schanzenbau und Aufnehmen pp. vorfallende Ausgaben; d) Remunerationen an einen Gehülfen beim Rechnungsführen, Schreiben usw., imgleichen das Gehalt des Klassen-Dieners, welches jedoch künftig besonders auf den Etat gebracht und also dann nicht mehr aus dem Extraordinarii bezahlt werden soll. Die Disposition über das im Etat ausgeworfene Extraordinarium ist zwar dem Gutbefinden des Direktors überlassen, um die vorgedachten extraordinairen Bedürfnisse des Instituts daraus zu bestreiten, es versteht sich jedoch von selbst, daß dasselbe nicht überschritten werden, noch über schon vorhandene anderweitige Ersparnisse bei der Kasse ohne vorherige Anfrage bei der vorgedachten Behörde verfügt werden kann, so wie denn auch der Direktor keine Verbindlichkeit einer fortlaufenden Zahlung auf das Extraordinarium im voraus übernehmen darf, ohne zuvor die Approbation darüber von Seiten der oberen Direktion der allgemeinen Kriegesschulen eingeholt zu haben. v. Scharnhorst.

528. Immediatbericht

Berlin, 21. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 98r–102r (9 S.): Konzept, eigenhändig. Untersuchungen zu verschiedenen Einrichtungen von Korn und Visier bei Infanteriegewehren.

Bericht an Seine Majestät den König über die 6 hiermit übergebenen Gewehre Berlin d. 21. 9br. 10.a

a

Überschrift und Datum von Schreiberhand in der linken Spalte, etwas darunter ein Abgangsvermerk Georges; oben rechts die Nummer: „Novbr. 1810 151.“

Nr. 528

1.e

2.

b c d

e f g h i j k l m

n o p q r s

683

Ew. Majestät lege ich hier die verschiedenen Einrichtungen vor, welche demb Korn und Viesier des Schießgewehrs statt finden; um die verschiednen Arten höchstselbstc prüfen zu könnend. Bei dem Gewehr No 1 ist ein Korn auf dem Lauf und ein Viesier auf der Schwanzshraube angebracht. Dieses Viesier ist auf der Schwanzschraube, nachdem auf ihr ein Einschnitt gemacht war,f gelöthet u. kann also bei allen schon fertigeng Gewehren sehr leicht angebracht werden, falls man es nöthig fändeh. Ich bemerke nur, daß diei Oefnung hier zu tief gemacht ist. Ferner hat das Gewehr No 1 ein Korn auf den Lauf gelöthet, welches ebenfalls bei allen shon gemachten Gewehren angebracht werden kann, wenn man das vorhanden[e] auf dem vordern Ring oder Bandej abfeilet. Man kann auch bei den auf den Lauf gelötheten Kornk den Lauf aus dem Schaft nehmenl. Es geschiehet, indem man das obere Bandm abnimmt, die Schwanzschraube löset, die andern Bänder verschiebt, nun den Lauf verrüktn, bis das Korn über den Schaft herauf ist, u. darauf die beiden hinterno Bänder abnimmt. Diese Art, den Lauf beim Korn aus den Schaft herauszunehmen, hat der Generalmajor von York angegeben; früher war schon eine andere Methode, das Korn auf den Lauf anzubringen, von dem Majorp Braun vorgeshlagen. Bei dem Gewehr No 2 hat der Major von Schmidt ein Viesierq angebracht, welchesr in willkührlicher [Weise?] hervorgezogen u. durch eine Schraube fest gehalten werden kann. Man kann sich also seiner, in welcher Höhe man es zuträglich hält, bedienens oder, wenn man seinen Gebrauch nicht gut findet, auch das Gewehr ohne Viesier gebrauch[e]n. Um die Höhe der Klappe des Visiers auf verschiedene Distanzen für Verändert aus „bei der Corps“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „weil die Meinungen über diesen Gegenstand so sehr verschieden sind, daß es sehr schwer ist, eine“. Verändert aus „2.“, ebenso in der Folge „2.“ und „3.“ verändert aus „3.“ bzw. „4.“ Folgt gestrichen: „fest“. Verändert aus „gemachten“. Verändert aus „Gewehren angebracht werden.“ Verändert aus „der Einschnitt hier zu tief“. Verändert aus „vordern Bande“. Der Anfang dieses Absatzes verändert aus „Bei diesen Korn kann man dennoch“. Folgt gestrichen: „der General Major von York, indem man die Schraube vorher l“. Verändert aus „den obern Ring“, dabei „den“ versehentlich unverändert. Das folgende „Bänder“ verändert aus „Ringe“. Verändert aus „verschiebt“. Verändert aus „die andern“. Folgt gestrichen: „von“. Verändert aus „Korn“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt.

684

3.

4.

5.ai

t u v w x y z aa ab ac ad ae

af ag ah ai

aj

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

andere Gewehre derselben Art zu bestimment, ist diese Einrichtung, die sich übr[i]g[e]nsu bei allen Gewehren anbringen läßt, sehr zwekmäßigv und dazu hat sie eigentlich der Major von Schmid bestimmt. Das langew G[e]wehr No 3 hat ein Viesier mit Klappen und ein gewöhnliches Korn auf dem vordern Ring oder Bandex, welches hier durch einen Stift oder Vorstand festgehalten wird, damit das Korn immer genauy in der Mitte bleibt. Das kurze Gewehr No 3 ist ein kaiserlich oestereichsches Jägergewehr. Ich muß hier beiläufig bemerken, daß die oestereichschen Jägerz Regim. nur zum Theil aus gelernten Jägern bestehen und daß nur 1/3 derselben Büchsen wie die mit No 4 bezeichnete, die übrigen 2/3 Theil des Regiments aber das kurze Infantrie Gewehr No 3 hat. Bei den hier unterthänigst vorgelegten la[n]gen Inf. Gew[e]hr No 3 mußaa das Korn sowohl als das aufgelöthete Viesier zwekmässig[e]r eingerichtet werden, wenn man dergleichen bei den neuen Gewehrn in der Folgeab anbringen wollte; diese Probe ist von einem Büchsen Meister nur unvollkommen aufgesetzt, um zu zeigen, daß diese Einrichtu[n]g sich auch bei unsern bereits fertigen Gewehren anbringen ließe. Das Gewehr No 5ac ist ein neues oestereichshe[s] Infanterie Gewehr, es ist nichtad gut gearbeitet u. schon abgenutzt. Man macht jetzt die Garnitur von Eisenae, weil esaf an Messing fehlt. Bei diesen Gewehr so wohl als bei den der österreichsh[e]n Jager No. 3ag ist das Bajonet auf eine eigene Art befestigt, welche einfacherah und zwekmässiger wie die unsrige oder die französische zu seyn scheint. Bei unsern neuen Gewehrn ist kein Viesier und das Korn auf den obersten Bandeaj oder Ringe, welcher zur Verbindung des Laufs und Schafts dient. Dies ist auch die Einrichtu[n]g bei dem französischen u. oeVerändert aus „Um die Höhe des Visiers zu bestimmen“. Nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „vordern Bande“. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Bataillone“. Verändert aus „Bei unsern la[n]gen Inf. Gew[e]hr ist“. Verändert aus „Gewehrn oder den schon gemachten fertigen“. Verändert aus „4“. Folgt gestrichen: „sehr“. Verändert aus „Man hat daran jetzt die Veränderung gemacht, daß man die Garnitur jetzt von Eisen macht“. Folgt gestrichen: „den Staat“. Von einer anderen Hand verändert aus „als bei den der Jäger“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „1.“ Der Absatz wurde bei der Redaktion von seiner ursprünglichen Position auf der ersten Seite hierhin (fol. 99v) verschoben. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt.

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stereichschen Inf. Gewehrak, und zwischen den Korn von unsern und dem französischen u. oestereichschen Inf. Gewehr findet kein andr[er] Unterschied statt, als daß das Korn bei unsernal hin und wieder gröb[e]r als das bei den französischen ausgefallenam ist. Dies ist indessenan kein Fehler, denn es wird bei dem Zielen nicht obenao über das Korn weg gesehen. Gleichwohl wird jetzt darauf gesehen, daß das Korn bei unsern Gewehren eben so fein als bei den französischen gearbeitetap wird.aq Bei dem Gebrauch des Infanterie Gewehrs gegen geschloßne Linienar kann von denas Korn wenig oder gar keinat Gebrauch gemacht werden, weil man da nicht zur Seite vorbeischießen kann; da nun die geshloßnen Bataillone nicht auf einzelne Leute, sondern auf geschloßene Abtheilu[n]gen feuern, so scheintau bey den Gewehren der beiden vordern Glieder des Bataillons das Korn in jedem Fall keiner vollkommenern Einrichtung zu bedürfen.av Das Viesier dientaw zu 2 Absichten, 1. um das Gewehr genau zu richten, daß es nicht rechts od[e]r links vorbei schießt, 2. dem inern Theil des Laufs eine Elevation zu geben, damit esax die Kugel etwas weiter trägt, als wenn sie horizontal abgeschoßen würde. In Hinsicht des ersten Punkts würde es bei der geschloßen[en] Infanterie aus schon vorhinay bemerkten Gründen überflüßig seyn, in Hinsicht des 2ten Grundes kannaz es einigen Nutzen haben, da zumal bei unsern ak al

am an ao ap aq

ar as at au

av

aw ax ay az

Verändert aus „dem französischen Gewehr“. Verändert aus „Bei unsern Gewehren findet hierbei gar kein Unterschied statt, als daß das Korn“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „eigentlich“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „gemacht“. Danach ein Hinweis für den Schreiber: „Hier folgt die roth angestrichene Stelle“. Der Text wird nun auf fol. 99v fortgesetzt. Verändert aus „in geschloßner Linie“, dabei „geschloßner“ versehentlich nicht verändert. Folgt gestrichen: „Viesier und“. Statt „keinen“. Das anschließende Satzende von Schreiberhand verändert aus „das Korn überhaupt kein wichtiger Gegenstand bei den geschloßenen Bataillon zu seyn; ist aber dies, so kann eine vollkommener Einrichtu[n]g des Korns“. Danach noch gestrichen: „bei diesen Korn, welches die französisch[e]n u. oestereichschen Inf. Gewehre haben, keine andere Einrichtung zu bedürfen.“ Es folgt gestrichen: „Nachdem ich nun die verschiedenen Einrichtu[n]g[en] Ew. Majestät ge Ew. Majestät haben veschiedene Vorschläge von der Einrichtu[n]g des Viesiers u. Korns erhalten, es ist zu erwarten, daß deren von Zeit zu Zeit noch mehrere einkommen. Sollten Allerhöchstdieselben geneigt seyn, eine“. Verändert aus „ist“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „genau“. Von einer anderen Hand verändert aus „könnte“.

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Gewehrn die Dille und der Ring des Bajonets das Gewehr vorn sehr erhöhen, sodaß die Visierlinie überba den obern Theile des Gewehrs weg fast parallel mit der Seele des Laufs läuft und daher die Kugel nurbb auf 150 Schritt ungefähr auf den Punkt trift, auf den man richtet.bc Auf großen Distanzen schlägt der größere Theil der Kugeln vor den Ziele auf die Erde oder trift das Ziel niedriger. Bis zu 250 Schritt ist der daraus entstehendebd Nachtheil nicht so groß als man glauben möchte, wie unsere Erfahrungen beweisen. Beim Schießen auf 3 u. 400 Schritt wird er aber allerdi[n]gs, zumal in unebenen Terrän, wo die Kugel[n] nicht ricochettiren, merklich. Das Einzige, was man gegen dieses Viesier oder vielmehr gegen die Erhöhun[n]g auf der Schwanzshraube sagen kann, bestehet darin, daß man, wen[n] der Fe[in]d nahe, den Ueberhinshießen eh[e]r ausgesetzt seyn könnte. Die Vortheile der Anbringung werden daher nicht sehr überwiegend seyn. Bisher war nur von den Gewehren für die geschloßene Infanterie die Rede, mit denen für das 3te Glied, welche[s] zerstreut auf einzelne Leute feuert, dürftebe die Einrichtung des Viesiers u. Korn ein größeres Intereße haben; zwar glaube ich aus vielen Erfahrung[e]n schließen zu können, daß die Einrichtu[n]g des Viesiers den Vortheil nicht ganz leistet, denbf man sich von ihrbg verspricht. Die Meinung für den Nutzen derselben ist aber, wie ich glaube bemerkt zu haben, ziemlich allgemein u. sie verdient dah[e]r, da sie das Vertrauen auf die Waffe vermehrt, eine besondre Rüksicht; sollten Ew. Majestät demnachbh geneigt seyn, für die G[e]wehr[e] des 3tn Gliedes das Korn fester stellen und ein Viesier anbri[n]gen zu lassen, so bringe ich das an den oestereichsh[e]n Jäger Gewehr No 3 unterthänigst in Vorschlag, alsdan[n] kann es wie bei unsern Gewehr No 3, jedoch niedriger und feiner als die Probebi, angebracht werden. Die Erfahrung eines jeden zeigt, daß die Viesiere, 6 bis 8 Zoll, wie bei den Büchsen, von der Schwanzschraube vorwärts angebracht,bj eine etwasbk größere Geshwindigkeit in Zielen leisten, als ba bb bc

bd be bf bg bh bi bj bk

Die folgenden fünf Wörter von einer andern Hand hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Der anschließende Rest des Absatzes nachträglich hinzugefügt anstelle der Streichung „Nachher muß man höher zielen, auf bedeutende Distanzen, nemlich auf 300 Schritt, schlagen die Kugeln aber“. Verändert aus „ist dieser“. Verändert aus „möchte“. Von Schreiberhand verändert aus „das nicht leistet, was“. Statt „ihnen“. Verändert aus „daher“. Verändert aus „jedoch nicht so hoch u. grob“. Folgt gestrichen: „leichter [verändert zu „geshwind[e]r“] zu nehmen“. Nachträglich hinzugefügt.

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die, welche auf der Schwanzshraube sich befinden, und daß die erstern also den letztern vorzuziehen sindbl, wenn man ganz streng bei der Wahl seyn will. Sollten Ew. Majestät aber dennoch ein Viesier auf der Sch[w]anzschraube vorziehen, so würde man es auch hier sehr leicht mit einer Klappe einrichten können, diese wird in jeden Fall dazu erfordert, wenn man auf größere Distanzen mit etwas mehr Gewißheit als bei den Gewehren ohne Visier treffen will. Die Ausführu[n]g dieser Einricht[u]ng würde theils durch die Rüstmeist[e]r bei den Regiment[e]rn geschehen könen, wenn man ihn[en] die Viesiere aus den Gewehr Reparaturbm Anstallten in Königsberg, Colberg, Berlin u. Neisse zushikt.bn Sollte die oestereichschebo Methode die Bajonets zu befestigen Ew. Majestät Beifall haben u. Allerhöchstdieselben den Nutzen vor so bedeutend halten, daß man siebp in der Folge bei unsern neuen Gewehren annehme, sobq könnte man gleich einen Versuch machen, ob dabei irg[en]d eine Schwierigkeit, welches ich jedoch nicht glauben kann, statt fände. br Berlin d. 21. Novbr. 1811[sic!]. Nahmens d.H. G.M.v.Scharnhorst. 529. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 21. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 105r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Das Privileg der Schicklerschen Fabrik von 1720.

Ew. p. werden aus der Einsicht des Shiklershen Priv. die Ueberzeugung erhalten, daß die Einsprüche dieser Fabrik gegen andere Etablißements1 nichtb stark begründet seyn würden, da Shlesien der Pr. Krone noch nicht zugefalbl bm bn bo bp bq br

a

b 1

Folgt gestrichen: „indessen ist dieser Vortheil auch nicht so sehr bedeutend“. Verändert aus „den Reparatur Depots“. Darunter gestrichen: „Ew. Majestät werden gnädigst bemerken, daß das oestereichshe“. Folgt gestrichen: „Anbringung“. Folgt gestrichen: „hinführo“. Folgt gestrichen: „bitte ich darüber eine“. Das Folgende von Schreiberhand. Auf der ersten Seite des beantworteten Schreibens Hakes (Berlin, 21. November 1810). Darauf befindet sich auch die dem Konzept zugrundeliegende kurze Aktennotiz von der Hand eines anderen Mitarbeiters. Folgt gestrichen: „unumstößlich“. Wie Hake bei seinem Vortrag beim König erfahren hatte, stand der erwünschten Abnahme von Gewehren der Fabrik in Malapane das „Privilegium exclusivum“ der Schicklerschen Fabrik im Wege.

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len war, als jenes Priv. in J. 1720c ertheilt wurde,d auch glaube ich nicht, daß die Gebrüder Schikler sich durch eine solche Protestation einer neuen Untersuchung und Beurtheilung dieses Gegenstandes aussetzen werden, welches ich Ew. auf das gefäll. Shr. v. 21. Nvbr. 10 vorläufig habe ganz ergebenst erwidern wollen. N.d.G.v.S. Cl.e Berlin d. 21 Novbr. 1810. nom.H.G.v.Scharnhorst.f 530. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 21. November 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 41r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Jagdrecht der Festungskommandanten.

Die Division würde aus der Anlage entnehmen, auf welche Weise die Jagdangelegenheit der Fest. Komm. in der Gen. Conf. der Ministerien abgemacht sey, u. danach die vorlieg[e]nd[e]n Fälle bestimen.b Gen. scheine es, daß durch dasc Conclusum v. 30t. May die ehem. Jagdgerechtigkeiten der Fest. Coman. nicht beschränkt worden wären.1 Cl. Berl. d. 21n Novbr. 1810. nom.H.G.v.Scharnhorst.d

c d e f

a

b c d

1

Verändert aus „als jenes Priv.“ Folgt gestrichen: „u. die Armee seitdem beträchtlich“. Das Folgende von Schreiberhand. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Auf dem beantworteten Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 27. Oktober 1810). Folgt gestrichen: „Den“. Folgt gestrichen: „abgefaßte“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Weiter unten ein früherer Vermerk von Schreiberhand: „Den H. Minister G.Dohna unt. 31n c. [Oktober] um Nachricht gebeten, woran sich die Beendigung dieser Sache akkrochire. Berlin nom. G.v.Scharnhorst“. Danach ein Abgangsvermerk Greulichs. Mit ihrer Antwort (Berlin, 27. November 1810, ebda., fol. 55r) sandte die 3. Division ein Schreiben Sacks an Scharnhorst (Berlin, 6. November 1810, fol. 56r) und eine Abschrift des auf Scharnhorsts Antrag erlassenen Conclusums, das es Festungskommandanten gestattete, weiterhin im Umkreis von 800 Schritt zu jagen (30. Mai 1810, fol. 57r), zurück.

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531. Scharnhorst an Zeschau

Berlin, 22. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 45 fol. 2r–3v (4 S.): Abschrift, Schreiberhand. Druck: Linnebach, S. 407–410, danach Gersdorff, S. 383–389. Private und dienstliche Verhältnisse. Gang der Armeereform. Die Freundschaft zu Zeschau. Vorschläge zu einem Treffen.

Abschrift Mein lieber Zeschau, ich antworte Dir erst, nachdem ich Deinen lezten Brief schon 5a Wochen vor mir liegen habe. Ich wollte einen Augenblik der Ruhe und Gemüthlichkeit dazu abwarten, aber der Arbeiten, die auf mich warteten, waren so viele, daß ich bis jezt nicht dazu gekommen bin. Vergieb mir diese Vernachläßigung, mein freundschaftlich liebendes Herz verdient Deine liebevolle Nachsicht. Ich bin nicht nach Hannover gereist, wie mein Plan war, und ich werde nun gar nicht hingehen, ich habe mein Gut1 meiner Tochter überlassen, die mir aus dem Vermögen ihres Mannes es bezahlt. Ich übernehme dagegen jezt hier eine Domäne2 käuflich, um doch einen so genannten Ruhesitz zu haben, nach dem sich jeder sehnt, auf dem aber niemand ruhig ist, wenn er es nicht schon vorher war. Die lezte Periode des Lebens ist ein Nachhall derb vorhergehenden. Nun, mein lieber bester Zeschau, muß ich Dich auffordern, die Zeit unserer Zusammenkunft zu bestimmen. Dies ist nun die große Freude, die ich noch mit Gewißheit genießen werde. Ich rechne hierbei auf nichts als auf die einfache Freude Dich zu sehen, nicht auf manches Interessante, welches Du mir aus Deiner Lebenserfahrung sagen könntest und welches in Verbindung unserer ersten Ansichten, der Entwikkelung unserer Geisteskräfte, unser Art von Jugend auf zu empfinden und zu denken, das wichtigste ist, was mir noch in der Welt vorkommen kann. Was Dir Rühl von meiner niedergelegten Stelle gesagt, ist falsch; ich war nie Kriegesminister, ich verrichtete die Dienste desselben und hatte den Vorsitz in der Organisations Commissionc unserer Armee. Die lezte ist aufgehoben, weil die Organisation vollendet ist und die Verrichtung der erstern Stelle habe ich niedergelegt, weil der hiesige französische Gesandte zu unserm Minister der auswärtigen Angelegenheiten gesagt, ich sey in dem Interesse Englands; indessen hat man in Paris nie ein Mißfallen über mich geäußert, da dieses auch über viele andere der Fall gewesen, und ich bin fast gewiß, daß neidische Preußen mich hier dem Gesandten denunzirt haben, um mich aus meiner Stelle zu verdrängen. Sie dachten, nach meinem a b c 1 2

Bei Linnebach: „fünf“, gesperrt gedruckt. Bei Linnebach: „des“. Bei Linnebach: „Reorganisations-Kommission“. Bordenau. Dollstädt bei Elbing.

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Abgange würden die Greuel, welche in der Armee ehemals herrschten, als z. B. das Freiwächtersystem, die Besorgung der Waffen und kleinen Montirungen durch die Compagnie-Chefs, die Besezzung der höhern Stellen im Militair und der Commandanturen durch abgelebte Greise, so wie der niedern durch Kinder u. s. w., sich wieder einführen lassen; sie wußten aber nicht, daß alle diese Mißbräuche nach den eigenen Ideen des Königs abgeschafft waren, daß ich nur diese Ideen zwekmäßig und streng zur Ausführung brachte und daß man, wenn man die neue Organisation der Armee angrif, man die Ansichten des Königs angrif. Unterdessen haben sie nun einigermaaßen ihre Rache befriedigt, und die Sache wird wohl geendigt seyn. Sollte dies nicht der Fall seyn, so reise ich nach Paris und agire offensiv gegen diese Verläumder, denunzire sie selbst und beweise, daß ich, was die Person des Kaisers betrift, immer ein Verehrer seines großen Charakters und seiner seltenen Talente war, wie dies zufällig durch einige gedrukte Aufsäzze von mir sich überzeugend darthun läßt. Du kannst nicht glauben, wie schändlich diese Intriganten mich verfolgt haben, mich mehreremale bei dem Könige der abscheulichsten Dinge angeklagt; da aber die Unwahrheit der niederträchtigen Verläumdung aufgedekt wurde, so wuchs das gnädige Zutrauen des Königs dadurch und hatte die entgegen gesezte Wirkung von der bezwekten. Zulezt haben sie nun den Versuch bei den französischen höhern Behörden mich zu schaden, freilich nicht ohne Erfolg, gemacht, mit demd sie sich aber auch, wie es scheint, begnügen wollen. Ich mußte mich, als ich die Stelle des Kriegesministers antrat, auf die unversöhnlichste Verfolgung gefaßt machen, und ich famil[i]arisirte mich gleich mit der Idee, auf das gewaltsamste behandelt und verdrängt zu werden. Aus einem Aufsazze, welchen der König mit eigener Hand geschrieben hatte3, sahe ich, daß er eine totale Veränderung in der Armee vorhatte, ich wußte, daß dieses fast alle ältern Offiziere aufbringen würde, daß man Schwierigkeiten ohne Zahl der Sache in der Ausführung entgegenstellen würde. Dabei sah ich voraus, daß ein großer Theil der höhern Offiziere außer Aktivität kommen müßte, das Beschränkungen des Einkommens unvermeidlich würden, daß alle Familien und andere Connexionen aufhören müßten und daß die nächsten Umgebungen des Königs aus allen diesen und 100 andern Ursachen gegen mich aufgebracht seyn würden. Alles dieses lag vor mir, dabei mein isolirter Stand, ohne Verwandschaft, ohne Connexion, ohne alles. Selbst diejenigen, welche in Hinsicht der Ansichten mit mir stimmten, nemlich 2 Mitglieder unter den 6 der Organisations-Commission4, schienen mich aufzugeben, und einer schien sich sogar von mir entfernt zu halten, um nicht ganz mit mir zu fallen. Mit der Vermehrung der Schwierigkeiten wuchs aber mein Muth. Eitelkeit mischte sich mit ein. Ich faßte den festen Entschluß, die Ideen des Königs im ganzen Umfange d 3 4

Statt „der“. Gemeint sind die bei Vaupel I, S. 8–15, abgedruckten Richtlinien vom Sommer 1807. Gemeint sind wohl Gneisenau und Grolman.

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durchzusezzen, und lieber zu fallen, als dieses in irgend einem wichtigen Punkte aufzugeben. Ich wußte, daß der König eine Menge dieser Veränderungen schon vor dem Kriege vorhatte, daß damals ihm unübersteigliche Schwierigkeiten gemacht wurden, daß mir es zur Ehre gereichene mußte, wenn ich den Kampf bestände oder nur den Muth hätte, (meine ruhigen angenehmen Verhältnisse aufzuopfern und)f ihn zu beginnen. Vergieb mir diese weitläufige Auseinandersezzung meiner Verhältnisse, Du bist mein Jugendfreund, Du weißt sie an meine ehemaligen Empfindungen zu knüpfen, und daher finde ich ein unbeschreibliches Vergnügen darin, sie Dir zu erzählen. Jezt bin ich Chef des Generalstabs und Ingenieur Corps und Inspekteur der Festungen und der Fabrikation der Geschüzze, Laffeten und Waffen aller Art, ich habe einen angenehmen Wirkungskreis, wenig mit Personen dagegen viel mit wissenschaftlichen Sachen zu thun. Der Befehlshaber der Artillerie ist ein junger Prinz, nemlich der Prinz August, der ein unbedingtes Zutrauen zu mir hat und der Kenntnisse mit gutem Willen vereinigt, so daß die Ingenieur und Artillerie Angelegenheiten in vollkommenster Übereinstimmung sehr gut, wie ich glaube, geführt werden. Ich bin Generalmajor und habe erst seit einem Jahre eine angemessene Besoldung und mich in meinen ökonomischen Verhältnissen bis jezt sehr einschränken müssen, doch habe ich meine Kinder gut erziehen lassen und keine Schulden. Ich habe auch jezt wenige Bedürfnisse, Caffee und Bücher ausgenommen. Ja, mein theurer, innigst geliebter Zeschau, mein Herz ist noch der Freundschaft, der innigsten Liebe und Anhänglichkeit für Freunde fähig, aber diese Liebe ist nur lebendig bei meinen Kindern und ältern Freunden, von den[en] Du nur der einzige bist, der mir übrig geblieben ist, von den[en] Du der einzige warst, der mich zu höhern Gefühlen erhob, von dem ich nur allein erwarten konnte, daß er mir alle Vergehen, zu den[en] überspannte schwärmerischeg Empfindungen unbezwungener Leidenschaft verleiten, vergeben würde, dem ich die schreklichsten Uebelthaten, wenn ich sie begangen hätte, erzählen könnte. Ich habe Bekannte, den[en] ich sehr gut bin, aber es sind nur Freunde späterer gleicher Ansichten, mehr Freunde des Geistes als des Herzens, es sind Freunde der Lebensphilosophie. In Deinem Briefe vom 9n Septbr. fand ich den Freund der Zeit, wo man mit nichts in der Welt als mit dem Herzen, mit den ursprünglichen Leidenschaften zu thun hat, wo man die übrigen Verhältnisse der Welt nicht achtet, wo man seine Gefühle, den Menschen, alles aufopfern kann, wo man groß genug ist, die übrigen Verhältnisse der Welt, an die man nachher so kindisch und sklavisch klebt, für nichts zu achten, wo man alles in sich sucht. Dieser glükliche Zustand wird uns durch die Verhältnisse, in dieh wir in unserer Laufbahn kommen, entrissen. e f g h

Verändert aus „gereichte“. Bei Linnebach Kommata statt Klammern. Statt „überspannten schwärmerischen“. Statt „der“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Deine große Lebhaftigkeit der Gefühle, Deine ersten Anlagen zur Schwärmerei hebeni Dich vielleicht über das elende Machwerk, was wir Glük und Ehre nennen, wo nicht immer doch sehr oft; ich kann dies nicht immer ganz von mir sagen. Nur wenn ich im Unglük bin oder zu kommen glaube, wenn außerordentliche Verhältnisse bei mir das Andenken der Zukunft und Vergangenheit hervorrufen, bei manchen Stellen der Geschäfte und sehr oft bei der Musik komme ich in jene glükliche Stimmung. Außer diesen Perioden gleiche ich dem Lastthier, welches den Zug der andern folgt, unbekannt mit seiner innern [Bestimmungj], mit seinem Werthe. Das unbeschreibliche Vergnügen, welches ich bei dem Schreiben an Dich empfinde, reißt mich hin, Dir so weitläufig mein ganzes Wesen darzulegen. Jezt aber muß ich schließen, denn so gütig Du auch die Schwäche Deines alten Freundes aufnehmen möchtest, so wird es doch diesmal zu viel werden. Ich habe Dich gebeten, Zeit und Ort unserer Zusammenkunft zu bestimmen, ich habe – ich will es Dir gestehen – dabei die Absicht, Dir zu persuadiren, ein paar Tage inkognito mit mir von dem Orte, den Du bestimmtest, nach Berlin zu gehen, indem ich Dich holte und zurük brächte. Ich sage Dir diesen Plan vorher, weil dazu ein Civil-Oberrock gehört. Es würde mir unbeschreiblich viel Vergnügen machen, wenn Du ihn nicht verwürfest, und ich würde es so einrichten, daß es dem Zwekke unserer Zusammenkunft nicht schadete. Ueberlege dies, mein innigst geliebter Freund, und schlage dies nicht ganz den ältesten Deiner Dich zärtlich liebenden Freunde ab. Berlin den 22n Novbr. 1810.k (gez.) v.Scharnhorst. 532. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 22. November 1810

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. O Gen. Nr. 4 Bd. 1 fol. 77r–v (2 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Konzept, Schreiberhand: ebda., VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 276 fol. 7r (1 S.). Anforderung der Akten zu den Verhandlungen über die Konskriptionsfrage.

In den Ministerial Conferenzen etwa im Monath März oder Aprill d.J. ist über die Conscription deliberiret, und es sind hierzu die Vorschläge der von Seiner Majestät dem Könige festgesetzten Kommission und andere sich darauf beziehende Papiere von mir dem Königlichen Hochlöblichen Ministerioa übergeben worden. Ich habe sie nicht zurückerhalten.

i j k

a

Statt „hebt“. Textverlust durch Einriß, ergänzt nach Linnebach. Bei Linnebach: „Berlin, 12. November 1810.“ Im Konzept: „dem Ministerio“.

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Nr. 533

Da indeßen die Kanton Angelegenheiten und viele andere Umstände hierin einen Entschluß erfodern, so ersuche ich Euer Exzellenz gehorsamst, mir diese Papiere zurückzuschicken, damit ich Hochdenselben die Vorschlägeb zur Beendigung dieses wichtigen Gegenstandes so bald als möglich einreichen könne. Berlin den 22tn November 1810c An den Königlichen Geheimen Staats Kanzler, Herrn Freyherrn von Hardenberg Exzellenz

v.Scharnhorst.

533. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 26. November 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 103(a)v (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Aufzeichnung, eigenhändig: ebda. (½ S.).b Druck: Hahlweg I, S. 135f., 138; Faksimiledruck: ebda., S. 137. Erprobungsstandards für Bajonette und Schlösser.

Der hochl. 3t. Div. d. Allg. Kr. D. erwidere ich auf das gef. Schr. v. ––––– mit Rükgabe der beiden Einlagen.1 Meiner Meinung nach würde man unrecht thun, den Arbeitern durch Auswerfung brauchbarerc Bajonette ihren Unterhalt zu ershweren. Kleine Langrisse können wohl in den wenigsten Fällen dem Gebrauch des Bajonetts u. seiner Haltbarkeit hinderlich seyn, auch kann das Auge dadurch nicht beleidigt werden, was übrigens eine Nebensache ist. Man muß also eine Probe angeben, welcher dergleichen zweifel-

b c

a

b

c 1

Im Konzept folgt gestrichen: „über diesen“. Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift. Auf der Rückseite des beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreibens der 3. Division (Berlin, 15. November 1810; Druck: Hahlweg I, S. 135f.). Sie beginnt mit dem in Clausewitz’ Konzept nicht übernommenen Satz hinsichtlich der in Anm. 1 erwähnten acht Probebajonette: „Mir sheint 6 und 7 seien allenfalls zu verwerfen, die übrigen aber nicht.“ Folgt gestrichen: „Sachen das Brodt“. Dem in Anm. a erwähnten Schreiben war eine Vorstellung der Bajonettschmiede der Spandauer Gewehrfabrik gegen die ihrer Ansicht nach zu strenge Qualitätskontrolle durch die Gewehrrevisionskommission sowie ein Bericht der Kommission beigelegt. Auf dem Schreiben vermerkte George am 4. Dezember die Rückgabe von acht zur Ansicht übersandten Bajonetten.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

hafte Bajonette unterworfen; bestehn sie diese, so können sie unbedenklich angenommen werdend. Böge man das Bajonet krum u. dann wieder grade, um zu sehn, ob der Langriß sich erweitert hate, so würde die Probe dem Gebrauch des Bajonets entsprechen und so hinlänglich seyn. Was man hier nachgebe, dürfte man dann strenger seyn bei Untersuchung des Shloßes. Ob die Verstählung[en] des Pfanndeckels des Mechanismus des Shlosses gehörig daurhaft sind, ist eine äußerst wesentliche Sache. Eine gründliche Probe ist also sehr nothwendig. Ueber diese müßte man sich einigen. Meine Ideen hierüber würden folgende seyn: Manf nimt von einer bedeutenden Quantität Gewehre eine gewisse Anzahl, zb. v. 1000 5 Stück. Mit diesen thut man einige hundert Shuß und siehtg nach, ob dieh Wirkung des Shlosses in keiner Rüksicht gelitten hat, vorzüglich ob der Pfandeckel noch gehörig Feuer giebt. Haben sichi diese 5 Gewehre gut u. daurhaft gefund[e]n, so nimt man die ganze Quantität als gut u. daurhaft an; sind unter den probir[et]n Gewehrn aber einige schlecht gefunden, so nimt manj eine neue Anzahl, etwa doppelt so viel, u. probirt diese gleichfalls. Wäre nun von allen probirten Gewehren eine beträchtliche Anzahl unbrauchbar geworden, so verwirft man die ganze Ablieferung In jedem Fall scheint es mir wichtig, darin etwas zu thun, weil man sonst bei aller Mühe, welche wir auf die Waffen-Fabrication verwenden, Gefahr läuft, über das wesentlichste, über die gutek Bearbeitung des Shlosses völlig in Ungewißheit zu seyn. Die Sache bedarf einer nähern Ueberlegung und ich ersuche die hochl.l te 3 Divis. d. A. K. D. mir ihre Meinung gefälligst mitzutheilen. Berl. d. 26. Novbr. 1810 N.d.H.G.v.Sch. (nicht datirt) N.d.G.v.S. Cl.m

d e f g h i j k l m

Verändert aus „so sind sie gut.“ Folgt gestrichen: „Diese Probe“. Verändert aus „ohne daß der Langriß erweitert würde“. Folgt gestrichen: „wählt von“. Statt „sieth“. Folgt gestrichen: „total“. Verändert aus „Sind“. Verändert aus „wählt man [...] aus“. Verändert aus „in dem wesentlichst[e]n Stücke, in der guten“. Nachträglich hinzugefügt. Darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk.

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Nr. 534

534. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 28. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 64r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Anträge auf Zulagen für Tackmann und Braun.

An den Prinzen. Auf E. K. H. gn. Schr. v. 23t d.M.1 habe ich die Ehre unterthänigst zu erwidern, daß ich wegen einer Zulage für den Hauptm. Takmann bereits an die 3t Div. d. A.K.D. geshrieben habeb u. nicht glaube, daß die Sache Schwierigkeiten haben wird, weil man diese Ausgabe mit Recht zu den Guß-Kosten shlagen kann. Was den Maj. Braun hingegenc betrift, so weiß ich nicht, aus welchem Grund ihm eine Zulage bewilligt werden könnte. N.d.G.v.Scharnhorst. Berlin, d. 28t Novbr. 1810d 535. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 28. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 212 fol. 4r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Rekrutierung von Handwerkern bei der Artillerieaugmentation.

An den Pr. Aug. Mit E. K. H. gnäd. Schr. v. 15. d.M.1 bin ich vollkomm. über dieb Nothwendigkeit einverstanden, Handwerker bei den Battrien zu haben, und zwar müssen sie Augmentation u. also über den bisherigen Etat der Battrien ange-

a

b c d 1

a

b 1

Auf dem beantworteten Schreiben des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 23. November 1810). Folgt gestrichen: „Was aber den Maj. Braun betrift“. Verändert aus „Wegen des Maj. Braun hingegen muß“. Darunter ein mit „Gr.“ signierter Mundierungsvermerk Greulichs. Vgl. Anm. a. Prinz August ersuchte darin Scharnhorst um seine Bemerkungen zum neuen Artillerieexerzierreglement sowie darum, für den gerade aus Schlesien nach Berlin versetzten Major Braun und Hauptmann Tackmann die Gewährung einer Zulage einzuleiten. Am Rande der ersten Seite des beantworteten Schreibens des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 23. November 1810, fol. 4r–v). Verändert aus „Mit E. K. H. bin ich vollkomm. wegen der Handw“. Vgl. Anm. a. Prinz August zitierte darin ein Schreiben Blumensteins vom 10. November zur Frage der Handwerker bei den Batterien, hierzu am Rande von Clausewitz’ Hand: „Der Gn. seiner Meinung, er mögte es in Anregung bringen bei Veränderungen der Mobilmachung.“ Der Prinz erwähnte auch, daß Major Braun für jede Batterie 4 Schmiede, 4 Sattler, 2 Stellmacher, 4 Zimmerleute und 2 Klempner und Bürstenbinder für hinlänglich erachtete.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

nommen seyn. E. K. H. wollen aber die Gute haben, bei der Untersuchung der Mobilmachung der Artill. diesen Punkt zur Berüksichtigung aufzugeben. N.d.H.G.v.Scharnhorst Cl. Berlin d. 28. Novbr. 1810.c 536. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 28. November 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 238 fol. 192r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Bedenkenlosigkeit der Zuschüttung eines Breslauer Festungsgrabens.

Der hochlöbl. 3. Div des. A. K. D. erwiedere ich auf das gef. Shr. v. 20t d. ergebenst, daß ich nichts gegen die Ausschüttung des Grabens zu bemerken finde, welcher den Bürgerwerder zu Breslau v. der Bürgerwerder-Wiese trenntb, wenn dadurch keine Kost[e]n verursacht werden. N.d.G.v.S. Cl. Berlin d. 28t Novbr. 10c 537. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 30. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 43r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Rücksendung der Zeichnung zum Richtklotz für Steinmörser.

An den Pr. Ew. K. H. habe ich die Ehre, die Zeichnung zum Steinmortier Klotz gehorsamst zu remittirn, indem [ich] zugleich bemerke, daß ich nichts mehr dabei zu erinnern finde. Dieb Festungs Armirungs Grundsätze werden E. K. H. v. d. 3tn Div. zugeschikt erhalten, an welche ich deshalb unterm heutig[e]n Dato geschrieben habe. N.d.G.v.Scharnhorst Cl. c

Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

a

Auf der Vorderseite des beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreibens der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 20. November 1810). Das folgende Satzende nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

b c

a

b

Auf dem beantworteten Schreiben des Prinzen August an Scharnhorst (Berlin, 28. November 1810). Auf demselben Blatt befindet sich das Konzept zum folgenden Schreiben, dessen Datum und Mundierungsvermerk auch für dieses gilt, vgl. dort Anm. e. Folgt gestrichen: „Festsetzung wegen der“.

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Nr. 538

538. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 30. November 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 43r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Ersuchen um Zusendung der Grundsätze zur Festungsarmierung an Prinz August.

An die 3t Div. d. A. K. D. Die hochl. 3te Div. ersuche ich ergebenstb, S. K. H. dem Pr. Aug.c die in Königsberg geshehene Feststellung der Grundsätze für die Armirung der Festungen zur Einsicht S. K. H. u. um deren Abschrift nehmen zu lassen gefälligstd zu übersenden, weil ich das mir gehörige Exemplar nicht missen kann. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 30n Novbr. 1810.e 539. Scharnhorst an Roeder

Berlin, 30. November 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 36r–v (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Fortsetzung der Salpeterfabrikation in Glatz. Die dazu nötigen Fuhrwerke. Zulage für Leutnant von Vogel.

Antwort Ew. habe ich die Ehre auf d. gef. Schr. v. 18. d. M. mit Rükgabe der Einlage1 ergebenst zu erwiedern, daß wir allerdings suchen werden, die Fabrication des Salpeters im künftigen Jahre fortzusetzen u. zu erweiternb, um so mehr, da der Preis von 41 rth. im Grunde immer noch annehmlichc ist und wir uns schmeicheln, diesen in der Folge bei mehr Ausdehnung noch wohlfeiler zu bekommen. Ueber die Anschaffung eines Fuhrwerks läßt sich jetzt noch nicht entscheiden, da der G.St.R. Sack als Chef der Section der Allgem. Polizeid die Idee hat, überhaupt u. in allen Prov. ein königl. Fuhrwehsen anzulegen, um die königl. Arbeiten zu verrichten; er hat nichts dagegen, daß dies eine Militär

a b c d e

a

b c d 1

Vgl. Anm. a zum vorangehenden Schreiben. Verändert aus „gefälligst“. Folgt gestrichen: „ein Exemplar der“. Nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage für „beide Schr.“ Auf dem beantworteten Schreiben des Flügeladjutanten an Scharnhorst (Breslau, 18. November 1810). Verändert aus „fortzsetzen“. Verändert aus „noch immer sehr gut“. Verändert aus „Section für [Lücke] und [Lücke]“. Eines Berichts Blumensteins über die Salpeterfabrikation in Glatz.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Einrichtung erhielte u.e vorzüglich auch zur Bestreit. der Milit. Transporte angewendet werde. Alsdann würde man durch dieses Kriegs-Fuhrwesen auch die Salpet. Fabr. v. Glatz in Gang setzen können, und man würde dadurch den Schwierigkeit[e]n ausweichen, welche die Einrichtung eines kleinen Fuhrwesens für diesen Zweck häte, denn einmal läßt es sich höchst wahrsheinlich mit der angegebenen Summe v. 2100 rth. nicht bestreiten, weil mancher Artikel, zb. Einkl. der Knechte, Unterbringung v. Pferden u. Wagen etc.f übergangen ist, andere theurer seyn werden als sie angenommen, zweitens geht das Geld ziemlich spät wieder ein, da von den 333 rth., welche das Fuhrwesen monatlich verdient, 187 rth. für dessen Unterhaltung abgezogen werden müsseng, 3tens würde man es im Winter nicht immer beshäftigen können. Wir werden also noch einige Zeit abwarten müssen, ob die Idee des G.St.R. Sak nichth in Ausführung kommt, ehe wir etwas in der Sache thun. Was die Zulage des Ltn. v.Vogel2 betrift, so sehe ich nicht ein, warum derselbe während des Winters monatlich 15 rth. ziehen soll, da er nichts zu thun hat u. vermuthlich ohnehin dienstfrei ist. Hat er wirklich ein Pferd u. muß er eins halten, so würde[n] immer 10 rth. eine sehr reichliche Zulage seyn; kann man sie aber nicht im Winteri ganz einziehn, so hat man imj Sommer wohlfeilern Salpeter, welches doch der Zweck des Obl. v.Blumenstein ist. Berlin d. 30. Novbr. 1810. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl.k 540. Immediatbericht

Berlin, 5. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 238 fol. 195r–196v (4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 182ff. Grawerts Vorschlag zur Einbehaltung von Grundstücken zur späteren Anlage von Schanzen zur Sicherung Breslaus.

An den König Berlin den 5tn Dezember 1810a Ew. K. M. haben allergnädigst geruht, mir einen Antrag des Herrn Gen.Lt. Grawert zufertigen zu lassen, zufolge dessen von den jetzt zu e f g h i j k 2

a

Folgt gestrichen: „demnächst“. Verändert aus „Einkleidung der Knechte“. Folgt gestrichen: „3tns müßte für Stellung u. s. w. auch besonders gesorgt“. Nachträglich hinzugefügt. Nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Wilhelm Karl Georg Ernst von Vogel wurde 1829 als Major verabschiedet. Datum und Adresse in der linken Spalte.

Nr. 540

699

verkaufend[e]n geistlichen Gütern diejenigen Grundstück[e] reservirt werden sollten, auf welchen dereinstb feste Werke angelegt werden könnten, um Breslau gegen einen Coup de Main zu sichern.1 Ich verfehle nicht, Euer Königlichen Majestät meine Ansicht über diesen Gegenstand unterthänigst vorzulegen. Es ist nicht zu leugnenc, daß die Stadt Breslau der wichtigste Theil von Shlesien genannt werden kann. In ihr sind eine große Menge Hülfs Mittel zum Kriegführen durch den Handel u. Reichthum der Einwohner vorhanden, auch macht es auf den Geist der Einwohner allemal einen nachtheilig[e]n Eindruk, wenn die Hauptstadt der Provinz sich in den Händen des Feindes befindet. Eine Reihe von festen Punkten um den Ort herumgelegt würden ihn, bei übrigens starken Vertheidigungs Mitteln, gegen den ersten Anfall decken. Warschau hat mit einer solchen Verschanzung viel geleistet. Wien war im letzten Kriege von einer ähnlichen umgeben, und wenn sie gar nicht vertheidigt worden ist, so kann man das gewiß nicht der Unmöglichkeit zuschreiben, daß sie hätte vertheidigt werden können. Vielmehr haben die meisten Stimmen von Militärs u. andern Personen den Erzh. Maximilian2 getadelt, daß er den Ort so shnell verlassen. Meiner Ueberzeugung nach liegt also dend Vorshlag des Hern Gen. Lt. v.Grawert eine richtige Idee zum Grunde. Von der andern Seite scheint aber zu bedenken, daß man nicht weiß, unter welchen Umständen man sich in einem neuen Krieg verwickelt sehen wird, daß nicht alle Umstände und Verhältniße im gleichen Maaße geeignet sind, den Zweck zu erreichen, welchen man sich mit einer solchen Befestigung Breslaus vorsetzt, daß nachmalich sehr bedeutende Streit Kräfte an Menshen u. vorzüglich an Waffen erfordert werden, um diese festen Punkte zu vertheidigen und daß ohne Mitwirkung der Bürgerschaft kaum daran zu denken ist. Das Beispiel von Warschau3 führt zuerst auf diese Meinung.

b c d 1

2

3

Verändert aus „welche dereinst dienen könnten“. Verändert aus „verkennen“. Folgt gestrichen: „Idee de“. Vgl. das Schreiben Grawerts an Scharnhorst (Breslau, 20. November 1810, ebda., fol. 193r–v). Im Gefolge des Finanzedikts vom 27. Oktober und durch das drei Tage später erlassene „Edikt über die Einziehung sämmtlicher geistlicher Güter in der Monarchie“ wurden vor allem in Schlesien viele Klöster und Stifte säkularisiert und zur Sanierung der Staatsfinanzen veräußert. Erzherzog Maximilian Josef von Österreich-Este (1782–1863) hatte Wien am 12. Mai 1809 aufgegeben. Er fungierte später als Artilleriebrigadier und seit 1835 als Hochmeister des Deutschen Ordens. Gemeint ist wohl die von Kościuszko befehligte erfolgreiche Verteidigung der Stadt gegen die preußische Belagerungsarmee Friedrich Wilhelms II. (13. Juli bis 6. September 1794).

700

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Es scheint also, daß man sich wohl Umstände denken könnte, in denen es nachtheilig wäre, Breslau so befestigt zu haben, und daß man mithin wohl thue, die Ausführung dieser Idee bis zum vorkommenden Fall aufzuschieben, welches ja ohnehin aus andern Rüksichten geshehen würde. Von der andern Seite sind wichtige Nachtheile mit den vorgeshlagenen Reservationen verknüpfte, erstlich daß man Gelegenheit zum Verdacht u. Mißtrauen geben würde, zweitens daß die finanzielle Absicht, welche beim Verkauf der Stiftsgüter zum Grunde liegt, dadurch um so mehr beschränkt werden würde, weil grade bei Breslau, einer großen u. reichen Handelsstadt sich am meisten Käufer für die zu veräußernden Grundstücke finden, u. diese folglich hier grade am besten bezahlt seyn werden. Bedenkt man dabei, daß die Ausführung der vom H. Genlt. v.Grawert beabsichtigt[e]n Befestigung sich zur Zeit des Krieges noch thun läßt, ohne daß man dazu ein Grundeigenthum hatf, so scheint es um so weniger dringend, sich jenen Nachtheiln jetzt auszusetz[e]n. Die Besorgniß, daß kostbare Anlagen dann dieserg Maaßregel sich entgegen stellen könnten, ist wohl nicht so sehr zu berücksichtigen, denn theils werden dergleichen Anlagen nicht so shnell in großer Menge entstehn, u. einzelneh können der Befestigung einzelner Punkte nicht leicht im Wege seyn, theils wirdi im Augenblik eines Krieges, wo so große Opfer nothwendig werden, die Rüksicht auf einzelne Anlagen der Art nicht so wichtig seyn. Nach allen diesen Betrachtungen kann ich nicht umhin, es für rathsamer zu halten, bei dem Verkauf der Stifts Güter die beabsichtigten Reservationen nicht zu machen, welche Meinung ich E. K. M. allerhöchstem Ermessen hiermit unterthänigstj unterwerfe. Berl. d. 5. Dezbr. 1810. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl.k

e

f g h i j k

Verändert aus „Wenn man nun von der andern Seite die Nachtheile bedenkt, welche aus den vorgeshlagenen Reservationen fließen werden“. Verändert aus „des Krieges noch ausführen läßt und“. Verändert aus „diesem Pr“. Verändert aus „zu berücksichtigen, da einzelne Anlagen“. Verändert aus „im Wege stehen werden u.“ Folgt gestrichen: „anheim“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

Nr. 541

541. Scharnhorst an Gerhard

701 Berlin, 5. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 124r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Anstellungsgesuch eines Fachhandwerkers.

An den Berghauptmann Gerhardb Der v. Ew. in ihrem gef. Schr. v. 5t. Novbr. d. J. erwähnte Schneider aus Zelle bei Suhl ist von dem Maj. Braun als Dirigentc der Neißer Fabrique nicht berüksichtigt worden, weil er eigentlich Garniseur1 ist u. nur nebenher seiner Fertigkeit im Rohrschmieden gedacht hat. Allerdings ist es für unser Bedürfniß wichtiger, geschickte Rohrschmiede zu erhalten, da der Schneider indessen auch in diesem Fach gearbeitet hat, so stelle ich es ganz Ew. nähern Erkundigung u. Ermessen anheim, ob derselbe für Malapane zu engagiren ist. Was die Bedingung[e]n betrift, unter welchen derselbe anzunehmen seyn würde, so würde ich rathen, sie so zu stellend, daß man ihn nur bedingt annehme, damit man ihn, wenn er den Erwartungen ganz u. gar nicht entsprächee, wieder gehn lassen könnte. Berlin d. 5. Dezbr. 1810. N.d.G.v.Scharnhorst.Cl.f 542. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 7. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 212 fol. 6r–v (2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 5r (¼ S.).a Auswahl und Ausbildung der für die Artillerieaugmentation eingezogenen Handwerker.

An den Pr. August.b Ew. K.H. habe ich die Ehre auf ihr gnädiges Shreiben v. 29t v. M.1 betreffend die in den Festungen u. bei den Feldbattrien nöthig[e]n Handwerk[e]rc mit a

b c d e f 1

a

b

c 1

Auf der ersten Seite eines Schreibens Brauns an Scharnhorst (Berlin, 3. Dezember 1810, fol. 124r–125r). Darüber eine dem Konzept zugrundeliegende kurze Aktennotiz von Clausewitz’ Hand. Verändert aus „Maj. von Braun als Direktor“. Statt „so sozustellen“. Folgt gestrichen: „nicht“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Zu den Aufgaben eines Garniseurs gehörten u. a. die Anbringung von Korn und Visier. Auf der ersten Seite des beantworteten Schreibens des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 29. November 1810, fol. 5r–v). In der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Novbr. 224,“ ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Dazu am Rande einige schräge Striche. Vgl. Anm. a. Der Prinz meldete, er habe wegen der anstehenden Verstärkung der Artilleriehandwerker an die Festungskommandanten geschrieben.

702

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Remittirungen der Einlagen2 zu erwidern, daß nach meiner Meinung die zweckmäßigste Einrichtung die seyn würde, wenn man von sämtlichen Artill. Kompagnien nach u. nach Leuthe zu den Handwerks-Kompagnien detashirte, um sie dort in den nöthigen Handwerken entweder ganz von vorn unterrichten oder mehr einüben zu lassen. Hätte eine jede Artill. Kompagnie auf diese Weise eine gewisse Anzahl Handwerkerd, so würde sie im Augenblik des Krieges durch eben so viel Rekruten augmentirt und die Handwerker treten außer Reih u. Glied, um bei den Arbeiten eingesetzt zu werden. Da nun auf diese Weise jede Festung schon durch ihre Artillerie Besatzunge mit einer gewißen Anzahl Handwerker versehen seyn würde, und man da, wo diese nicht hinreichten, wie Silberberg, Spandau u. Pillau, diese von den Handwerks-Kompangnie noch einige Leuthe hinschicken könnte, weil man doch nicht die ganze Handwerks Compagnief einer jeden Provinz mit ins Feld nehmen wird, so würde die Absicht, die Festungen brauchbarer Handwerker zu versichern, durch eine solche Einrichtung vielleicht am sichersten erreicht. Uebrigens bin ich, was dieg Art u. Zahl der Handwerker betrift, so wohl für die Festungen als für die Feldbattrien mit Ew. K. H. u. dem Maj. Braun übereinstimmender Meinung. Rüksichtlich der Maurer u. Böttcher3 so würde wohl für Pillau, Graudenz u. Silberbergh dergleichen gut seyn; in den andern Festungen glaube ich kann man sie entbehren, weil man unter den Bürgern viel dergleichen Handwerker antrift u. sie doch im Grunde nur wenig braucht. Berl. d. 7t Dezbr. 1810 N.d.G.v.Scharnhorst Cl.i 543. Scharnhorst an Schmidt

Berlin, 7. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 44r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Aktennotiz, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 46r.b Beschränkung der Gießversuche auf die unbedingt nötigen. d e f g h i 2

3

a

b

In der zugrundeliegenden Aktennotiz heißt es: „eine gew. Anzahl Arbeiter“. Verändert aus „ihre Artillerie“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Gattungen der Handwerke und die Anzahl von jeder“. Verändert aus „für Pillau, Graudenz, Silberberg u. Span“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Das aufgrund der Gutachten der Festungskommandanten erstellte Promemoria des Majors Braun. Die der Prinz im Gegensatz zu Braun für nötig hielt. Das Konzept steht auf demselben Doppelblatt wie die folgenden zwei. Alle drei fußen auf derselben Aktennotiz. Auf der ersten Seite des beantworteten Schreibens Schmidts an Scharnhorst (Berlin, 4. Dezember 1810).

703

Nr. 544

An den Major von Schmidt.c Auf Ew. gefällig[e]n Antrag v. 4t. d. M. erwiedere ich ergebenst, daß ich allerdings der Meinung bin, den bevorstehnd[en] Gießversuch auf 2 Haubitzen nach Angabe des Prinzen Abimelek1, 2 dito nach der alten Form Art in Lehm zu beschränken,d denn da die Verfahrungs Art des Pr. Abimelek keine besondern Kosten verursacht, so würde man sehr unrecht thun, eine bedeutende Ausgabe um eines bloßen Nebenversuchs willen zu machen, den man in Gleiwitz umsonst haben kann. Ich ersuche Ew., die Herrn Mitglieder der unter Ew. Vorsitz niedergesetzten Komission hiervon gefälligst unterrichten zu wolln. Brl. d. 7. Dzbr. 1810. N.d.G.v.Scharnhorst Cl.e 544. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 7. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 44r–v (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Beschränkung der Gießversuche auf die unbedingt nötigen.

An den Pr. August. Der Versuch des Pr. Abimelek erfordert zufolge sein[e]r Erklärung u. nach dem, was die Komission in ihrem Protokoll v. 30t. v. M. bemerktb hat, keine besondern Vorrichtungen u. Kosten; die in Gleiwitz bisher versuchte Gußmethode in Kapseln aber erfordert eine besondere Dörrkammer und würde, wenn solche neben dem Versuch des Pr. Abimelek angewandt werden c

d

e 1

a b

Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Decbr. No. 37“, ein Verweis auf das in Anm. b erwähnte Schreiben. Folgt gestrichen: „theils weil man sich die beträchtlichen Kosten hier ersparen u. die weiteren Versuche“. Datum von Greulichs Hand, darunter sein Mundierungsvermerk vom selben Tage. Bei dem Artilleriespezialisten handelte es sich um den späteren Generalmajor Ivan Semjonovič Fürst Abamelik (1768–1828), den Kaiser Alexander mit Modellen zu den Veränderungen der russischen Artillerie und einer Warnung vor einem möglichen französischen Überfall an König Friedrich Wilhelm III. entsandt hatte. Wie Nippold, Boyen II, S. 113f., berichtet, gestaltete sich die Verständigung schwierig, da der georgische Oberst weder Deutsch noch Französisch sprach. Dem Fürsten wurde auch ein neues preußisches Infanteriegewehr übergeben, auf dem diesbezüglichen Schreiben des Majors Karl von Witzleben (Potsdam, 18. November 1810, a. a. O., Nr. 46 fol. 104r) vermerkte Clausewitz unter dem 25. November: „Der Genral hätte es erhalten u. dankte.“ Vgl. Anm. a zu Nr. 543. Verändert aus „erfordert nach dem, was mir der Maj. von Schmidt darüber geshrieben“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

sollte, einen Kosten Aufwand vonc fast 1000 rth. erfordern,d während man in Gleiwitz diesen Versuch ohne diese besondern Kosten wiederhohlen kann. Ueberdem geht aus den Arbeiten des Prinzen hervor, daß er seiner Haubitze einen verlohrnen Kopf geben will, welcher der Länge des Geshützes fast gleich komt, auch daß er sie so stark machen will, daß sie förmlich auch abgedreht werden könne; man würde also befürchten müssen, nicht genug Metall zu haben, wenn man dem Versuch die Ausdehnung gebe, welche ich anfangs für zwekmäßig hielt. Ich habe daher der Kommission aufgegeben, den Versuch auf 2 Haubitzen nach Angabe des Pr. Abimelek u. 2 nach der alten Form Methode in Lehm zu beshränken, und schmeichle mir, daß Ew. K. H. diese Aenderung des Plans nicht unzwekmäßig finden werden. Brl. d. 7n Dzbr. 10. N.d.G.v.Scharnhorst Cl.e 545. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 7. Dezember 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 44v–45r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Beschränkung der Gießversuche auf die unbedingt nötigen.

An die 3t Division d. A. K. D. Da der Pr. Abimelek zu seinem Gieß-Versuch keiner Dörrkammer bedarf, wie ich aus dem Protokoll der für diesen Gießversuch niedergesetzten Komission v. 30t v. M. ersehe, die Dörrkammer aber, welche zu dem Versuch in Gleiwitzer Manier nöthig seyn würde, mit den übrigen Ausgaben einen Kostenaufwand von fast 1000 rth. verursachen würde, die man erspart, wenn man die Fortsetzung der Gleiwitzer Versuche, im Fall man sie für nöthig hält, in Gleiwitz geshehen läßt; da ferner der Pr. Abimelek mehr Metall zu seiner Haubitze braucht, als wir ursprünglich geglaubt hatten, weil er den verlohrnen Kopf größer, auch die Haubitze so stark macht, daß sie abgedreht werden kann; so habe ich es auf Vorshlag des Maj. von Schmidt zwekmäßig gehalten, den bevorstehenden Versuch zu beshränken auf 2 Haubitzen nach Angabe des Pr. Abimelek, 2 dito nach der alten Form Methode in Lehm. c d e

a

Folgt gestrichen: „920 rth.“ Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage. Das Datum von derselben Hand. Vgl. Anm. a zu Nr. 543.

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Nr. 546

Ich habe solches S. K. H. d. Pr. Aug. angezeigt und beehre mich, hierdurch die hochl. 3te Div. d. K. A. K. D. gleichfallsb zu benachrichtigen. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin, d. 7t Dezbr. 1810.c 546. Scharnhorst an Schöler

Berlin, 8. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 47r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Besichtigung von Festungslafetten.

An den Maj. v.Schoeler. Zufolge Ew. gefällig[e]n Schreib[e]n v. 4t d.M.1 werde ich Sontag2 um 12 Uhr bereit seyn, die beshlagenen Fest. Affuiten zu besehen. Ich erwarte, daß die H. die Gefaligkeit haben, mich um dieser Stunde von mein[e]r Wohnung abzuhohlen. N.d.G.v.S. Cl. B. d. 8. Dzbr. 10.b 547. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 11. Dezember 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a

Berlin, 11. Dezember 1810 Ew. Hochwohlgeboren überschicke ich hier die Bemerkungen, welche ich über ihre vortreffliche Ausarbeitung der Landesbewachung gemacht habe. Ich rede hier nicht von den militärischen Zwecken der Zukunft, dies ist ein Gegenstand, der in diesem Augenblick ruhen muß. Scharnhorst. b c

a

b 1

2

a

Nachträglich hinzugefügt. Darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk vom selben Tage. Auf dem beantworteten Schreiben Schölers an Scharnhorst (Berlin, 4. Dezember 1810). Auf diesem von Clausewitz vermerkt: „Sontag früh um 12 Uhr den Gen. abhohlen.“ Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. Anm. a. Schöler bat Scharnhorst und die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements zur Besichtigung zweier Wallafetten, davon einer Gribeauvalschen, die von Hauptmann Stanckar mit weniger starken Beschlägen versehen worden waren. Den 9. Dezember. Die Vorlage („Eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z 1 Adhibenda V. 4.11.1. Heft 1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

548. Denkschrift

[Berlin, nicht nach 11. Dezember 1810]

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Die künftige Gendarmerie. Rekrutierung der Offiziere. Kompetenzen, Subordinationsverhältnisse gegenüber anderen Behörden, Aufgaben.

Einige Bemerkungen über den Vorschlag des Herrn Obersten von Hake zur Organisation der Gens d’Armerie. Diese Ausarbeitung ist ohne Zweifel die beste, für uns anwendbarste, welche wir über die Gens d’Armerie erhalten haben. Das Detail enthält auf richtige Sachkenntnisse, richtige Beurteilung unserer Verhältnisse gegründete Bestimmungen. In der Anordnung des Ganzen finde ich aber einige nähere Bestimmungen nötig. 1. scheint es, als wenn bei dieser Einrichtung mehr auf die Unterbringung der Offiziere auf halbem Solde gesehen sei als auf eine gut eingerichtete Gens d’Armerie. Man müßte daher dem Ganzen eine andere Stellung in dem Aufsatze über die Organisation geben, ohne deswegen bei der Anstellung der Offiziere etwas zu ändern. Eine interimistische Einrichtung hat immer etwas Unangenehmes. Der Trieb, ihre Verhältnisse gut zu ordnen, sie zu verbessern u. s. w. fällt bei den höhern Behörden ganz weg. Ich glaube, man könnte festsetzen, daß an die Stelle der Offiziere auf halbem Solde in der Folge Offiziere, Unteroffiziere und Gens d’Armen der aktiven Armee treten. Ich werde in der Folge anzeigen, wie dieses geschehen kann. 2. Die Gens d’Armerie ist vorzüglich zu polizeilichen Zwecken bestimmt. In Frankreich und in Westphalen, wo sie wie bei uns militärisch in Hinsicht der Einrichtungen des Korps selbst ist, hat sie nicht allein die Vollstreckung der Befehle der polizeilichen Behörden, sondern sie ist auch in gewißer Hinsicht selbst eine Polizeibehörde, sie inspiziert in gewißer Hinsicht die übrigen Unterpolizeibehörden. Soll sie bei uns nur bloß zur Handhabe der polizeilichen Obern der Kreise bestimmt sein, so würden die höhern und wichtigern Zwecke einer Gens d’Armerie ganz verfehlt. Mir scheint die französische Einrichtung der Gens d’Armerie, die auf Erfahrung gegründet ist, nun schon ohne Rücktritte in so vielen Ländern eingeführt ist, verdiene unsere Berücksichtigung, soweit es unsere innern und äußern Verhältnisse zulassen.

a

Die Vorlage („Scharnhorsts Schreiber, eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z 1 Adhibenda V. 4.11.1. Heft 1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Die in der Vorlage durch rote Typen angezeigten Veränderungen und Hinzufügungen von Scharnhorsts Hand werden hier kursiv gedruckt.

Nr. 548

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Man würde sich ihr nähern, wenn man bei dem Vorschlage des Herrn Obersten von Hake noch folgende Bestimmungen stattfinden ließe: a) Die ganze Gens d’Armerie stehet in Hinsicht der innern Verhältnisse unter dem Minister des Innern (oder der Polizei). Ihr Verhältnis zu den Landräten ist ungefähr das von dem Herrn Obersten von Hake bestimmte; ihr Verhältnis zu den Landesregierungen ist noch näher zu bestimmen. b) Die Gens d’Armerie stehet in Rücksicht der äußern Verhältnisse, der Beobachtungen der Grenzen, in militärischer Hinsicht und der öffentlichen Aufstände unter dem Kriegesminister und dem Gouverneur der Hauptstadt der Provinz. c) Jede Provinz (1. Oberschlesien, 2. Niederschlesien, 3. Ostpreußen, 4. Westpreußen, 5. die Mark und 6. Pommern) hat einen Oberkreishauptmann, unter dem alle Kreishauptleute der Provinz stehen. d) Der Oberkreishauptmann berichtet dem Minister des Innern, dem Gouverneur und dem Kriegesminister monatlich, wenn nicht besondere Veranlassungen es auch zu andern Zeiten erfordern. Der Oberkreishauptmann ordnet die Verteilung der Gens d’Armerie auf den Grenzen und im Innern nach Rücksprache mit den Regierungen, den Landräten usw. e) Zu der Besetzung der erledigten Stellen hat der Minister des Innern den Vorschlag; über die Kollisionsfälle zwischen der Gens d’Armerie und den Zivilbehörden entscheidet der Minister des Innern. f) Der Oberkreishauptmann tritt in Hinsicht der innern militärischen Verfassung der Gens d’Armerie, Disziplin u. s. w. in die Verhältnisse des Brigade Generals, der Kreishauptmann in die der Kommandeure der Regimenter. Der Oberkreishauptmann stehet in Hinsicht der innern militärischen Ordnung der Gens d’Armerie unter dem Gouverneur der Provinz. g) Es würde danach in jeder der 6 angenommenen Provinzen folgende Gradation der Befehlshaber der Gens d’Armerie stattfinden.b Jeder hat zur Hilfe zwei Mann von der stehenden Armee bei sich. (Zu den Brigadiers werden vor der Hand Leutnants auf halbem Solde genommen.) h) Der Oberkreishauptmann bekömmt 1200 RTaler, die Kreishauptleute 600, die Unterkreishauptleute 300, die Unteroffiziere 100, die Gens d’Armen 50 RTaler, alle Quartier und Brot, dazuc Pferde, auch Fourage. Wo Offiziere auf halbem Solde angestellt werden, erhalten sie die obige Besoldung als Zulage zu dem halben Sold, welches ungefähr mit den Bestimmungen des Herrn Obersten von Hake übereintreffen wird. i) Solange Offiziere vorhanden sind, werden diese zu den Brigadiers genommen, nachher aber solche Subjekte aus den aktiven Regimentern, b c

Danach in der Vorlage eine etwa zehn Zeilen lange Lücke. In der Vorlage verändert aus „die“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

a) welche nie Strafe gelitten, b) welche unter 40 Jahre sind, c) welche natürliche Fähigkeiten besitzen, d) welche schreiben können, e)d welche 100 Taler eigenes Vermögen besitzen, oder wo es sich tun läßt, in dem Bezirk, in dem sie dienen, Besitzungen haben. Man ist hierin den französischen Bestimmungen gefolgt. Diese Organisation ist wohl in der Einteilung und Stellung, aber nicht in der innern Einrichtung bedeutent von der des Herrn Obersten von Hake verschieden, wie man bei einer nähern Erwägung bald finden wird. Nur durch eine genaue Bestimmung des Dienste, des Zweckes der Errichtung der Gens d’Armerie kann bei der innern Einrichtung eine Vereinigung der Meinungen herbeigeführt werden. Ich glaube daher den Dienst der Gens d’Armerie näher auseinandersetzen zu müssen. Ein jeder Kreishauptmann aller drei Gradationen und Brigadier führt ein Dienstbuch, in dem er täglich einträgt, was ihm in Hinsicht seines Dienstes vorgekommen und wo er gewesen ist. Auf Reisen und Patrouillen müssen die Brigadiers den Bürgermeistern und Schulzen derjenigen Örter, welche sie passieren, ihr Buch vorlegen, damit sie in dasselbe ihren Namen und das, was ihnen in polizeilicher Hinsicht vorgekommen, mit ein paar Worten bemerken können. Ist ihnen nichts vorgekommen, so bemerken sie auch dieses. In Hinsicht der gerichtlichen Polizei hat die Gens d’Armerie sehr viele Verrichtungen. Ich bemerke hier nur folgende: 1) Sie macht in ihrem Bezirk Patrouillen und Reisen, besucht die Wirtshäuser und hält alle nicht angesessenen Leute, Vagabunden, Bettler, Personen, die keine bestimmten Geschäfte und Erwerbszweige haben, alle Fremden und Reisenden ohne gültige Pässe an und führt sie zu der nächsten Obrigkeit oder zu dem Kreishauptmann. 2) Sie spürt auf den obigen Reisen und Patrouillen den Tätern aller ihre bekannt gewordenen Verbrechen nach. Es sei, daß diese ihr privatim bekannt geworden oder daß die Gerichte ihr die Signalements gegeben oder daß sie insgeheim auf gewisse Personen durch die Gerichte u. s. w. aufmerksam gemacht worden wäre. 3) Sie bemächtigt sich aller Personen, die auf frischer Tat irgend etwas verbrochen oder als Verbrecher hinlänglich bezeichnet worden oder durch Mordgewehr oder Effekten, welche sie nicht in dem gewöhnlichen Laufe der Dinge besitzen können, bei sich haben, und liefertf sie an die Gerichte ab. d e f

Statt „c)“. Statt „ihnen“, auch bei den folgenden zwei Verwendungen des Wortes. Statt „liefern“.

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4) Wo Schlägereien, tumultarische Zusammenläufe sind, treibt sie die Menschen auseinander, verhindert ferneres Vergehen und liefert die Personen, welche die Ruhestörer sind, an die Gerichte ab. Auf allen Märkten, bei Feuersbrünsten, bei allen Zusammenkünften vieler Menschen müssen Gens d’Armen gegenwärtig sein und für die Ruhe und Sicherheit der einzelnen sorgen. 5) Alle Ruhestörer, es sei im Gotteshause, auf öffentlicher Straße, im Wirtshause u. s. w., alle Menchen, welche sich den bekannten Polizeigesetzen widersetzen oder sie freventlich nicht beobachten, werden von den Gens d’Armen den Zivilbehörden, oder wenn es Militär ist, den Militärbehörden übergeben. 6) Wo die Gerichte sie requirieren, um Zwangsmittel, Exekutionen u. s. w. zu verfügen, verfährt sie nach den Vorschriften, die ihr die Gerichte schriftlich geben. Wo die Gerichte wegen Unanständigkeit, Widersetzlichkeit der vor’s Gericht Geforderten oder auf eine andere Art ihres Schutzes bedürfen, verfahren sie nach der Requisition der Gerichte. Wenn ein Gericht in peinlichen Fällen eine Verhaftung nötig findet, muß der Gens d’Arme sie, sobald er dazu aufgefordert wird, vollstrecken. 7) Wo die Gens d’Armen Bestechungen und Unterschleife der Gerichte, der Gerichtsdiener u. s. w. erfahren, forschen sie diesen nach und melden sie an die Kreishauptleute; der Oberkreishauptmann gibt, wenn er es nötig findet, hiervon den Obergerichten oder dem Justizminister Nachricht. 8) Die Gens d’Armen transportieren die Übeltäter, Verbrecher u. s. w., wenn sonst das Verbrechen von Bedeutung ist. Aus diesem Allem gehet hervor, daß der Justizminister und die höhern Gerichte in Verbindung mit der Gens d’Armerie auf manche Weise stehen und deswegen muß jeder Oberkreishauptmann monatlich einen Bericht von den vorgekommenen gerichtlichen Polizeiangelegenheiten im allgemeinen an den Justizminister abstatten und jede Befehle des Justizministers in Hinsicht der gerichtlichen Polizei befolgen. Es ist klar, daß dem Justizminister und den höhern Gerichtshöfen die Gens d’Armen zu einer Art Inspizierung der Untergerichte dienen. In finanzieller Hinsicht oder in Hinsicht der allgemeinen Polizei hat die Gens d’Armerie folgenden Dienst: 1) Die Gens d’Armen patrouillieren täglich die Grenzen, um alle Defraudationen und Kontrebande zu hindern. Sie treten hierbei in Verbindung mit den Akzise- und Zollbedienten. Die Forstbedienten, die Magistratspersonen, die Schulzen und das Militär sind verbunden, sie hierbei zu unterstützen, so weit sie es können. 2) Die Gens d’Armerie ist verbunden, den Akzise-, Zoll- und Forstbeamten Hilfe zu leisten, wo eine polizeiliche notwendig ist.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

3) Ebenso ist sie verbunden, in polizeilicher Hinsicht, wo es verlangt wird, den Weghauseinnehmern, den Einnehmern von Steuern und allen Arten von Abgaben Hilfe zu leisten. 4) Die Gens d’Armerie ist verbunden, der Dislokation, welche der Minister des Innern gut findet, Folge zu leisten. 5) Die Kreishauptleute treten mit den Landräten in Hinsicht aller polizeilichen Anordnungen und Ausrichtungen in Verbindung und sind verpflichtet, ihren Requisitionen Folge zu leisten. 6) Die Gens d’Armerie muß alle Aufträge, alle Befehle der Regierungen ausführen, auch wo die Regierung eine Zusammenziehung von mehreren Kreishauptmannschaften verlangt. 7) Die Gens d’Armerie hat nicht allein die Verpflichtung, auf den Grenzen und im Innern alle Arten von Defraudationen zu verhindern, sondern auch die Bestechungen, Nachlässigkeiten und Dienstverletzungen der Akzise-, Forst- usw. bedienten zu erforschen und anzuzeigen. Diese Anzeige gehet an die Oberkreishauptleute und von diesen an die Oberbehörden und den Minister des Innern. Bei den Dienstleistungen der Gens d’Armerie in militärischer Hinsicht kömmt folgendes vor: 1) Sie achten bei ihrem täglichen Patrouillieren auf alle Militärs, um die Deserteure zu entdecken. Diese müssen sich also mit Pässen, welche sie berechtigen, in der betroffenen Gegend zu reisen oder sich aufzuhalten, legitimieren können. 2) Sie müssen auf die ausgetretenen und widerspenstigen Kantonisten acht geben, um sie zu ergreifen u. s. w. 3) Sie müssen alle militärische oder auf das Militär bezug habende Vorgänge auf der Grenze im Auslande zu erforschen suchen und davon den Bericht an den Kriegesminister und den Gouverneur der Provinz abstatten. 4) Alle aufrührerische[n] Auftritte oder eine sich verbreitende Stimmung oder Gärung, die zum Aufruhr führen könnte, ist die Gens d’Armerie verbunden, sowohl an den Gouverneur der Provinz als den Minister des Innern schleunig zu melden und so weit sie es imstande ist zu hintertreiben. 5) Wo die Gens d’Armerie dies nicht zu hintertreiben imstande ist, muß sie es in schleunigen Fällen an die nächsten Militärbehörden, Festungs- und andern Kommandanten u. s. w. anzeigen. 6) In Festungen oder solchen Städten, welche als Festungen angesehen werden, muß die Gens d’Armerie dem Kommandanten alle polizeilichen Nachrichten u. s. w. anzeigen, insofern diese zum Ressort des Kommandanten gehören, und ihn hierin als ihren Vorgesetzten ansehen. 7) Militärgefangene werden von der Gens d’Armerie, wo es nicht von aktiven Truppen geschehen kann, transportiert. 8) Alle Unterschleife und gesetzwidriges Verfahren, welches bei der Aushebung von Rekruten in den Kantons, bei der Beurlaubung, Lieferung von

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Fourage u. s. w. zu der Kenntnis der Gens d’Armerie kommen möchte, ist sie verbunden nachzuforschen und an das Kriegesministerium zu melden. Schon aus diesen sehr unvollständigen Bezeichnungen des Dienstes der Gens d’Armerie wird man sehen, wie wichtig dieses Korps der Regierung sein kann und wie von ihr gewißermaßen die innere Ruhe und Aufsicht des Landes abhängt. Sie ist die einzige Behörde, die selbst an Ort und Stelle erfährt, was vorgehet, die den innern Zustand der Landesbewohner und Städter und die Veranlassung der Vorfälle an Ort und Stelle erforscht und siehet. Keiner unserer Regierungszweige hat dazu in dem Grade und Umfange die Gelegenheit. So groß und wichtig dieser Dienst werden kann, so schwer ist er auch und vorzüglich im Anfange. Es ist zu fürchten, daß weder die einzelnen der Gens d’Armerie noch der Zivilbehörden den Geist auffassen, in dem die Gens d’Armerie gebraucht werden muß. Es werden daher mehrere sehr umständliche Instruktionen erfordert werden. 1) Eine Instruktion ihrer innern militärischen Verhältnisse oder ihrer innern Verfassung, Ökonomie, Disziplin, Aufsicht auf die Konduite der Mitglieder, auf ihre Dienstverrichtungen, Kontrolle, welche hier stattfinden muß, Bestrafung, Belohnung, Besetzung der Stellen, Verabschiedungen, Verhältnis mit Kommandierten von den Regimentern. 2) Eine Instruktion über ihr Verhältnis im allgemeinen. Hierin muß die Grenze ihrer ausführenden Gewalt ganz genau angegeben werden. Es muß darin festgesetzt werden, a) daß sie keine andere Gewalt habe als die, welche die Polizeibehörde jetzt schon hat; b) daß sie bei den Requisitionen ihre ausübende Gewalt nur der requirierenden Behörde genügeg, wenn sie schriftliche Aufforderungen von kompetenten Behörden in Händen hat; c) daß sie für sich selbst nur das Recht der Arretierungen gegen einen angesessenen Bewohner des Landes, welcher in seinem Geschäftsbezirk ist, bei öffentlichen Unruhen und Schlägereien hat und daß nur Beschuldigungen in schweren Kriminalfällen hier eine Ausnahme machen (ebenso wie dies bei der übrigen Polizei sei).a d) Ferner muß sie verpflichtet werden, daß kein Brigadier, kein Kreishauptmann aller 3 Gradationen, wenn er seine Gewalt gemißbraucht, im Dienste bleiben kann, sondern scharf bestraft, verabschiedet, oder wenn das Vergehen unbedeutend ist und Nachsicht verdient, in jedem Fall unter nachteiligen Umständen von der Gens d’Armerie versetzt werde. e) Dagegen muß aber auch die Gens d’Armerie als der heiligste Arm der Regierung betrachtet werden; wer sich ihr widersetzt, welches Standes, welches Ranges er auch sei, muß so bestraft werden, als begänge er eine Widersetzung gegen seinen respektiven Obern, und keine Unannehmlichkeit, welche ihn g

Statt „genügen“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

von Seiten der Gens d’Armen nach der Widersetzlichkeit träfe, muß klagbar sein. 3) Eine Instruktion in Hinsicht der gerichtlichen Polizei, der Führung eines Protokolls, des Verhältnisses mit dem Justizminister, den Justizbehörden u. s. w. 4) Eine Instruktion in Hinsicht der allgemeinen Polizei, der Grenzbesetzung, des Verhältnisses mit den Akzise-, Zoll-, Forst- usw. beamten, mit den Ministern des Innern und der Finanzen. 5) Eine Instruktion in Hinsicht des Dienstes, welcher auf das Militär bezug hat und nicht die innere Einrichtung der Gens d’Armerie (welches bereits [in] No.1 erwähnt ist) betrifft; die Verhältnisse mit dem Kriegesminister, dem Gouverneur der Hauptstadt der Provinz, den Kommandanten der Festungen und andern Befehlshabern u. s. w. Alle diese Instruktionen müssen von einer Kommission entworfen werden, damit Zusammenstimmung und Einheit in der Ausrichtung der verschiedenen Zweige des Dienstes der Gens d’Armerie komme. Scharnhorst. 549. Scharnhorst an Harroy

Berlin, 12. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 29r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Abschrift des Konzepts, Greulichs Hand, unterzeichnet von Clausewitz: ebda., fol. 58r (¼ S.).b Pensionierung des Wallmeisters Hille in Schweidnitz.

An Obstlt. v. Harroy Durch ein Schreiben des K. M. O. Dep. v. 9t. d. M. bin ichc benachrichtigt worden, daß dem ehem. Wallmeister Hille zu Glatz auf den Grund ein[e]r Vorstellu[n]g eine Pension v. monatlich 3 rth. von Seit[e]n des gedachten hochl. Depart[e]m[en]ts bewilligt worden ist1, davon ich Ew.d hiemit erge-

a b

c d 1

Auf der ersten Seite des Gesuchs Hilles, vgl. Nr. 459. Auf einem Schreiben Hakes an Scharnhorst (Berlin, 1. Dezember 1810), signiert „Graeul.“ In der Abschrift: „Durch das Milit. Oekonomiedepartement bin ich unterm 9. d. M.“ Folgt gestrichen: „zu benachrichtig[e]n die Ehre“. Vgl. das in Anm. b erwähnte Schreiben. Hake hatte noch am 9. November 1810 geschrieben (a. a. O., fol. 54r–v), daß die Pensionierung Hilles weiter abzulehnen sei. Obwohl die Stelle des Stadtmaurermeisters demnächst eingehen sollte, sei Hille weiterhin als Maurermeister tätig.

713

Nr. 550

benst benachrichtige mit dem Ersuchen, dem Hille davon Kennt[n]iß zu geb[e]n. N.d.G.v.S. Cl. B.d. 12t Dzbr. 10e 550. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 13. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 132r–v (1½ S.): Konzept, Schreiberhand, mit Hinzufügung von Clausewitz’ Hand.a Aktennotiz, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 129r (¼ S.).b Übersendung eines Gewehrschlosses mit außen angebrachter Schlagfeder.

Concept

Berlin, d. 13. Dzb. 10c

Euer Königlichen Majestät verfehle ich nicht, hierbei das Schloßd mit der auswärts angebrachten Schlagfeder nebst einem in der Potsdammer Fabrike genau nach diesem Model nachgemachten unterthänigst zu überreichen. Ich erlaube mir dabei die Bemerkung, daß es scheint, die hier gearbeiteten Schlösser könnten eben so gut gerathene, wenn man geschikte Meister wählte und diese sich Mühe geben. Denn in der That scheint das nachgemachte Schloß dem Vorbilde auf keine Weise nachzustehen. Der Unterschied der Kosten würde auch wohl nicht bedeutend seyn. In Rücksicht der hier auswärts angebrachten Schlagfeder ist zu bemerken, daß eine solche Feder schwerer zu arbeiten ist als zwey von einander abgesonderte seyn würden. Ferner hat der Meister, welcher das in Potsdam gemachte Schloß gearbeitet hat, sein Gutachten dahin abgegeben, daß das Federstiftsloch im Schloßblech zu nahe an der Schloßschraube sich befinde, weshalb zu fürchten sey, daß, wenn einmal eine andere Feder eingesezt oder eine Schraube mit stärkerm Gewinde gemacht werden sollte, nachdem das Schloßblech schon gehärtet ist, dieses leicht ausbrechen könnte; endlich leidet nach der Meinung eben dieses Meisters die Schlagfeder im langen Theile

e

Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

a

Wie die Schönschrift mit Schnörkeln usw. zeigt, handelte es sich ursprünglich um eine Reinschrift. Auf der ersten Seite des ebda., fol. 129r–131r, archivierten Schreibens Witzlebens an Scharnhorst. Auf derselben Seite oben eigenhändig: „den[n] es ist denn es ist wolle dem sei wie ihn wahr ist da den[n] es ist den[e] es ich will es so sei dem sei wie ihm wolle wie ihm wolle So ist es dem sei wie so ist freilich dem Ich will es so dem Ich habe es denn es ist“. Überschrift und Datum von einer anderen Hand hinzugefügt. Dazu am Rande ein schräger Strich. Witzleben hatte die beiden Schlösser mit dem in Anm. b erwähnten Schreiben übersandt. Folgt gestrichen: „wie die in den französischen Fabriken“.

b

c d

e

714

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

zu sehr und würde leicht Härte-Sprünge bekommen oder wohl gar zerspringen. Dieses leztere scheint sich bei genauerer Besichtigungf, besonders wenn der Hahn gespannt ist, wirklich schon an beiden Schlößern zu zeigen. Wenn Euer Königlichen Majestät wegen dieses Schlosses nichts weiter zu befehlen geruhen, so werde ich beide Schlösser mit dem Gutachten des Meisters bei der Gewehr Commission bis zum dereinstigen weitern Gebrauche niederlegen.g Berlin den 13n Dezbr. 1810.h nom.H.Gen.v.Scharnhorst1 551. Scharnhorst an Karl von Witzleben

Berlin, 13. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 129r (¼ S.): Regest, Clausewitz’ Hand.a Dank für die Übersendung von Probegewehren und -schlössern.

An den M. v.Witzleben. Der Gen. habe die Gewehre u. Schlößer nebst dem Shreiben v. 3t d. M.1 richtig erhalten, danke für dieb Uebersendung u. genehmige die vorgeshlagene Vergütigung für die Arbeiter der letzt[e]n beid[e]n Shlösser.2 Berlin d. 13. Dzbr. 1810. no.Gn.v.Scharnht. Cl.c

f g h 1

a b c 1

2

Die folgenden sechs Wörter von Clausewitz’ Hand hinzugefügt. Das Folgende mit Respektabstand, Respektstrich zur Unterschrift. Darunter ein Abgangsvermerk Greulichs vom selben Tage. Der König antwortete (Potsdam, 18. Dezember 1810, ebda., fol. 133r), er wolle vor neuen Versuchen mit den Schlössern erst die Resultate gleichartiger Versuche im Großen in Rußland abwarten. Scharnhorst vermerkte darauf: „Dies der Comission anzuzeigen. B. d. 24. Dezb. 1810. S.“ Vgl. Anm. b zum vorangehenden Dokument. Folgt gestrichen: „Mitth“. Darunter ein Abgangsvermerk Greulichs vom selben Tage. Gemeint ist mutmaßlich das im vorangehenden Schreiben erwähnte Gutachten des Potsdamer Meisters. Zufolge einer Aktennotiz von Schreiberhand wurde es an Witzleben zurückgesandt. Ein von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenes Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements (Berlin, 14. Dezember 1810, ebda., fol. 134r) fragte, ob Scharnhorst die Einführung eines veränderten Gewehrseitenblechs nach einem von Witzleben zugesandten Muster genehmigen wolle. Dazu auf der Umschlagseite (fol. 135r) eigenhändig: „Ganz einverstanden. B. d. 24t Dzbr. 10. S.“ sowie ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk.

Nr. 552

552. Scharnhorst an Prinz August

715 Berlin, 14. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 50r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Rücksendung verschiedener Akten.

An den Pr. August.a Ew. K. H. habe ich die Ehre, in der Anlage die drey Protokolle, dasb Schreiben der Art. Pr. Komission u. die 4 dazugehörigen Zeichnungenc unterthänigst zu remittiren.1 Ich bin in allen Punkten mit der Artill. Pr. Kom. einverstanden und will nur bemerken, daß demzufolge auch bei den Ausbohren der Haubitzen auf einen verringerten Spielraum Rüksicht genommen werden könne. N.d.G.v.Scharnhorst Cl. Berlin d. 14. Dezbr. 1810.d 553. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 14. Dezember 1810 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 51r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Wallprotze, Mörserklotz.

Der hochl. 3t Div. d. A. K. D. erwiedere ich auf das gef. Schr. v. 7t d.M. mit Rückgabe der Zeichnungen1, daß ich bei der Wallprotze nichts zu bemerken gefunden habe u. daß wegen des Steinmörserklotzes shon mündlich Rüksprache genommen ist. N.d.G.v.Sch. Cl. B. d. 14. Dezbr. 1810.b a

b c

d 1

a

b 1

Rechts daneben von Schreiberhand: „Zu Decb./1810 No. 79“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Verändert aus „die beiden Protokolle nebst dem“. Dazu am Rande vier schräge Striche. Dazu am Rande einige schräge Striche. Unterhalb des Konzepts vermerkte ein Schreiber, die Zeichnungen seien am 14. Dezember Major von Schmidt übergeben worden. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Die mit dem Schreiben des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 7. Dezember 1810, ebda., fol. 49r) übersandten Schriftstücke betrafen die Hinterlastigkeit („Hinterwichtigkeit“) der preußischen Kanonen und Haubitzen und die Möglichkeiten ihrer Behebung. Auf dem beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division (Berlin, 7. Dezember 1810). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Mit dem in Anm. a erwähnten Schreiben war die Zeichnung einer Wallprotze und die des Klotzes für den auf der Berliner Eisenhütte gegossenen Steinmortier übersandt worden.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

554. Scharnhorst an Sack

Berlin, 14. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 276 fol. 8r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Einladung zu Gespräch zu Konskriptionsfragen.

Ew. p. ersuche ich auf das geehrteb Schr. v. 6t Dzbr.1, mir gefälligst einen Tagc u. eine Stunde bestimmen zu wollen, an welchem Sie die Güte hätten, mit mir die Konskriptions Verhandlungen durchzugehn. Es würde mir dieß ein großes Vergnügen seyn, und ich hätte dabei die Gelegenheit, Ewr. durch manche mündliche Erläuterung died vorgekommenen Verhandlungen, in deren Besitz ich mich befinde, verständlicher zu machen. Berlin d. 14. Dzbr. 1810. N.d.G.v. Scharnhorst. Cl.e 555. Scharnhorst an Karl von Witzleben

Berlin, 14. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 128r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 138f. Erprobung der österreichischen Bajonettbefestigung.

An den Maj. von Witzleben.a S. M. d. K. haben mittelst Allerhöchst[e]nb K. S. v. 6t. Dzbr.1 sich dahin zu erklärn geruht, daß Allerhöchstdieselben die oestr. Art, das Bajonnet mittelst einer zwischen Shaft u. Lauf angebrachten Feder zu befestigen, für sehr vortheilhaft halten u. mir aufgetragen, einen Versuch damit machen zu lassen, um, im Fall sich keine anderweitigen Schwierigkeiten dabei zeigen, diese Einrichtung bei der Armee einzuführn.

a

b c d e 1

a

b 1

Auf dem beantworteten Schreiben Sacks an Scharnhorst (Berlin, 6. Dezember 1810, Präsentationsvermerk vom 12. Dezember). Verändert aus „gefällige“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „bisher“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.“ Vgl. Anm. a. Der Chef der Sektion für Allgemeine Polizei beantwortete ein Schreiben Scharnhorsts vom 25. November und ersuchte ihn um Informationen über die Verhandlungen zur Einführung der Konskription. Oben rechts von Schreiberhand: „1810_Decbr. 41“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Nachträglich hinzugefügt. Das Kabinettschreiben an Scharnhorst ist archiviert ebda., fol. 127r; Auszug: Hahlweg I, S. 138.

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Nr. 556

Ew. übersende ich hierbei 2 österreichischec Gew., woran diese Einrichtung befindlich, mit der Bitte, danach 4 oder 5 Gewehred einrichten zu lassen u. mir solche sodann mit Ihren dabei gemachten Bemerkungen gefälligst zu übersenden.2 Berl. d. 14t Dezbr. 1810. N.d.G.v.Scharnhorst Cl.e 556. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 17. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 52r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Übersendung eines Schreibens Gerhards zu den Kosten eiserner Achsen.

An den Pr. August.a Ew. K. H. habe ich die Ehre, anliegend die Antwort des Geh. St. R. Gerhard1 mit der Bitte um gnädigsteb Rükgabe ganz gehorsamst mitzutheilen. Ich habe demselben geshrieben, daß trotz der angeführten Gründec noch eine sehrd merkliche Differenz der Preise statt finde. Berlin d. 17. Dezbr. 1810. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl.e

c d e 2

a

b c d e 1

Verändert aus „franz.“ Folgt gestrichen: „mach[e]n“. Darunter ein Abgangsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. die illustrierten Erläuterungen zum österreichischen Infanteriegewehr Modell 1798 bei Hahlweg. Darüber gestrichen: „Das anliegende Schreiben.“ Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 89 Decbr. 10“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „daß demungeachtet“. Nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Das Schreiben Gerhards an Scharnhorst (Berlin, 10. Dezember 1810) im selben Faszikel, fol. 55r–56r, beantwortete die Anfrage zu den eisernen Achsen mit Hilfe von Informationen des Clausthaler Oberinspektors Johann Georg Stünkel. Die niedrigeren Preise der vor 1806 auf dem Solling hergestellten Achsen (nach Größe der Kanonen zwischen 17 und 21½ Reichstaler) erklärten sich zum Teil daraus, daß die Preise in Kassenmünze angegeben waren und daß die gelieferten Achsen noch nicht abgedreht waren. In Westphalen führte der Artilleriechef Allix nun eiserne Achsen ein, sein Vorgänger Eblé habe sie aber entschieden abgelehnt, da man die billigeren hölzernen überall reparieren könne.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

557. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 17. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 65r–v (1¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Druck: Hahlweg I, S. 125ff. Brauns Aufsatz zur Ausbildung der Artillerie. Bedenken gegen Anstellung Kühnemanns. Scharnhorsts Aufsatz zum Wissen der Kanoniere.

E. K. H. habe ich die Ehre auf das gnädige Schreib[e]n1 v. 15n gehorsamst zu erwidern, daß ich den Aufsatz des Maj. Braun mit Ew. K. H. sehr zwekmäßig finde, die von Höchstdenselbenb bemerkten Gegenstände waren mir nicht aufgefallen; indessen kann ich nicht anders als Ew. K. H. Meinung beizupflichten. Höchstdieselben werden wohl so gnädig seyn,c dem Maj. Braun diese Bemerkungen mitzutheilen. In Rüksicht des Lt. Kuhnemann2 muß ich bemerken, daß ich allerdings nicht für seine Anstellung in der Art. seyn kann, da er nach meiner Ueberzeugung sich bei Lübeck große Fehler hat zu Schulden kommen lassen,d von der andern Seite hat er freilich nicht mehr oder vielmehr nicht soe sehr gefehlt als viele andere, gegen ihn also besonders strenge zu seyn glaube ich ist keine Veranlaßung, dazu komt, daß ich die Unruhe gestehen muß, die ich habe, eben darum, weil er durch meine Anzeige in den Fall der Bestrafung gekommen ist, womöglich etwas für ihn zu thun; ich wünschte sehr, daß er eine Zivil-Versorgung erhielte, können E. K. H. dafür etwas thun, so werde ich es gänzlich als einen großen Beweis Ihrer Gnade für mich betrachten.3 Gegen die Einsendung meines Aufsatzes über das, was ein Kanonier wissen muß, an S. M. d. K. kann ich natürlich nichts einzuwenden haben, E. K. H. erweisen mir vielmehr dadurch eine große Ehre.4 N.d.G.v.Sch. Cl. Berl. d. 17t Dzbr. 1810f a

b c d e f 1

2

3

4

Am Rande des beantworteten Schreibens des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 15. Dezember 1810, fol. 65r–66r, Auszüge bei Hahlweg I, S. 126f.). Folgt gestrichen: „gemachten Bemerkung[en] waren mir entgangen ist E“. Folgt gestrichen: „sich mit“. Folgt gestrichen: „ich habe ihn selbst deshalb“. Das Wort versehentlich doppelt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs. Vgl. Anm. a. Prinz August übersandte damit Brauns Entwurf zur Ausbildung der Artilleristen mit seinen eigenen Kommentaren. Der König hatte durch eine Kabinettsorder vom 14. Dezember es dem Prinzen überlassen, Vorschläge zur Anstellung des Leutnants Kühnemann zu machen. Vgl. Scharnhorsts Bericht, Nr. 266 im fünften Band. Karl August Kühnemann war am 5. April 1810 im Abschlußbericht der Immediat-Untersuchungskommission zur Kapitulation von Lübeck als mitverantwortlich für die am Burgtor vorgefallenen Fehler bezeichnet worden; er wurde am 12. Januar 1811 entlassen und auf Wartegeld gesetzt. Der Prinz wollte mit Hilfe des Aufsatzes Nr. 637 den König überzeugen, das Chargieren mit der ganzen Kompanie bei der Artillerie abzuschaffen.

719

Nr. 558

558. Scharnhorst an [Albrecht von Hake?]

Berlin, 19. Dezember 1810

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Der Plan des Prinzen August für Brigadeschulen der Artillerie.

Berlin, 19. Dezember 1810 Der Prinz scheint seinen Diensteifer dem Monarchen zeigen [zu wollen], sein Eifer, seine Betriebsamkeit ist sehr groß. Ich kenne den Entwurf1 en gros, allein ich halte ihn zu detailliert, auch ist zu viel in ihm gefordert, obgleich übrigens der Plan nach meiner Beurteilung sehr gut ist. Wäre es nicht am besten, wenn des Königs Majestät sagten, Sie genehmigten den Plan, wollten die Ausführung auch in etwas durch Kostenersatz unterstützen, da aber der Unterricht mit dem der Portepeefähnriche in Verbindung stünde, so geben sie ihm auf, mit mir en detail sich zu vereinigen. Ein paar gute Worte der Anerkennung seines Eifers für das Beste der Artillerie würden ihn glücklich machen. Scharnhorst. 559. Scharnhorst an Gerhard

Berlin, 21. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 62r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. Umfang der anstehenden Gußversuche.

Concepta Aus Ewr. Hochwohlgebornen sehr geehrten Zuschrift vom 16ten dieses1 habe ich ersehen, wie Dieselben wünschen, daß ein Probeguß nach allen a

1

a

1

Die Vorlage („eigenhändig“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z D 66, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Prinz Augusts „Plan zur Einrichtung der Schulen für die drei Artilleriebrigaden“ (Berlin, 8. Dezember 1810). Von einer anderen Hand hinzugefügt, rechts daneben vermerkt: „Zu Decbr. No. 140“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Wie die Schönschrift und Zierschnörkel des folgenden Konzepts zeigen, handelte es sich dabei ursprünglich um eine Reinschrift. Im selben Faszikel, fol. 58r–59r. Dazu gehören ein „Anschlag von den erforderlichen Gußwaaren zur Vorrichtung des Probe Abgusses zweier metallner 10웩igen Haubitzen nach hüttenmännischer Art“ (Eisengießerei bei Berlin, 26. November 1810, fol. 60r) und ein „Anschlag zur Anfertigung eines neuen Gewölbes im Innern des bereits feuerfesten Raumes, woselbst die Geschütz-Formen im Königlichen Gießhause getrocknet werden sollen“ (Berlin, 14. Dezember 1810, fol. 61r) in Höhe von 696 Talern 11 Groschen bzw. 104 Talern 17 Groschen 9 Pfennigen.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

3 Methoden auf einmal gemacht werden möge. Die Ursach, warum ich den Probeguß gegen die frühere Bestimmung nur auf zwei Methoden, nemlich die des Fürsten Abimelick und der bisherigen oder alten Formart beschränkt hatte, beruhet in unseren jetzigen Verhältnissen, wo man bei jeder Ausgabe die Beobachtung der möglichsten Oeconomie im Auge haben muß, und zwar um so mehr, wenn, wie in dem gegenwärtigen Fall, die kostspieligen Vorrichtungen nur zum Behuf dieses Versuches dienen, indem wahrscheinlich davon kein weiterer Gebrauch zu machen steht. Da Ewr. Hochwohlgebornen aber sich nicht allein zur Uebernahme eines Theils der Kosten, so wie auch zur Rücknahme des zum Probeguß anzuschaffenden Gußeisens gefälligst zu erklären beliebt haben, sob fällt nun mehr das Hinderniß der Ausführung weg. Mich macht dies sehr glüklich, da ich nichts mehr wünsche, als daß ich Gelegenheit hätte, Ew. Hochwohlgeb. Beweise meiner Hochachtung und Verehrung zu geben. Ewr. Hochwohlgebornen stelle ich ergebenst anheim, das weiter Nötige in dieser Angelegenheit zu veranlassen. Berlin, den 21ten December 1810. (gez.) v.Scharnhorst.c An des Königlichen Berghauptmanns p. Herrn Gerhardt Hochwohlgebornen. 560. Scharnhorst an Prinz August

[Berlin?], 24. Dezember 1810

Nach dem Zitat bei Schöning III, S. 184f. Inspektion der Handwerkskompanien.

Es würde vielleicht gut sein, wenn der Major Braun zum Inspekteur über die Handwerks-Kompagnien ernannt würde, damit Einheit in diese Sache käme; dies scheint mir noch zur Vollkommenheit dieser Einrichtung, die E. K. Hoheit ihr Dasein verdankt, nöthig zu sein.1

b

c

1

Das Folgende bis „Verehrung zu geben“ eigenhändig verändert aus „will ich, um Denenselben einen Beweis meiner Bereitwilligkeit zur Erfüllung Ihres geehrten, zur vervollkommenden Aufklärung dieser Gießmethode abzweckenden Wunsches möglichst beizutreten, an den Tag zu legen, die Kosten des Gegenversuchs, ob zwar selbige sich auf 5 bis 600 rtlr. belaufen, übernehmen lassen, und habe ich den Major von Schmidt deshalb bereits instruirt.“ Von Schreiberhand, darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Der König genehmigte den entsprechenden Vorschlag des Prinzen am 12. Januar 1811.

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Nr. 561

561. Scharnhorst an Grawert

Berlin, 27. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 238 fol. 198r–199r (1¼ S.): Konzept, unbekannte Hand. Aktennotiz, unbekannte Hand: ebda., fol. 197r.a Übersendung von Aktenstücken zur Entfestigung Breslaus.

Berlin den 27ten Dezemberb 1810 An den Königlichen General Lieut. Herrn v.Grawert Exzellenz zu Breslauc In ganz ergebenster Erwiederung Euer Excellenz geehrtesten Schreiben vom 12t dieses Monaths ermangele ich nicht, Demselben hiermit zu vermelden, daß ich bey meiner Zurückkunft aus Schlesiend allhier ein Schreiben des Herrn Geheimen Staatsrath von Massow vom 15t Septb. currentis, wovon ich hier eine Abschrift beylegee, vorfand, womit derselbe mir ein Paquet Acten übersandte, welche sich mit unter denjenigen befundenf haben sollen, so der Herr Staatskanzler Freyh. v. Hardenberg bey seiner Abreise von dort an ihn abgeben laßen. Bey Durchsicht dieser Acten-Stücke fand es sich, daß es diejenigeng in der Anlage specifirten waren, welche, wie Euer Exc. sich gefälligst zurückzuerinnern belieben wollen, ich Ihnen unterm 9t July d.J. mit dem Ersuchen zu übersenden die Ehre hatte, solche bis zu meiner Ankunft in Breslau daselbst aufbewahren zu laßen. Unter mehreren andern losen Piecen, welche das mir von dem p. v.Massow übersandteh Paquet enthielt, befanden sich nun auch 2 geheftete Acten Stücke, wovon das einei zu einem von Euer Excellenz und dem Herrn Geheimen Staatsrath v. Massow immediate erstatteten Bericht

a

b c

d e f g

h i

Mit Bleistift auf der Vorderseite eines Schreibens Grawerts an Scharnhorst (Breslau, 12. Dezember 1810). Verändert aus „den 26ten Dezember“. Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom 30. Dezember. Oben rechts: „Zu No. 132 Dcbr. 10“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Folgt gestrichen: „das hier in Ab“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Dazu am Rande ein schräger Strich. Verändert aus „das gedachte“. Verändert aus „Acten Stücke, welche“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

vom 18t Febr. d.J.j, die Überlaßung des Terrains der demolirten Vestungswerke zu Breslau an die dortige Bürgeschaft betr., gehöret. Wenn esk nun gleich nicht wahrscheinlich zu seyn scheint, daß diese beyde Actenstücke diejenigen seyn könnten, welche nach Euer Exzellenz gefälligem Schreiben dort vermißt werden, so habe ich nicht Anstand nehmen wollen, Denenselben solche hierbeykommend ganz ergebenst zu übermachenl mit dem dienstlichen Ersuchen, mir solchem geneigtest zurücksenden zu wollen. Berlin d. 27. Dcb. 10 562. Aktennotiz

Berlin, 27. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 54r: Eigenhändig.a

Den Major Braun zu mir zu bescheiden. Den Prinz, daß ich alles beso[r]gen werde.1 S. B. d. 27t Dzbr. 1810.b 563. Aktennotiz

Berlin, 27. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 63r (½ S.): Unbekannte Hand. a

Das Schreiben des Staatsrath Gerhard ist an den Majorb Braun zu schicken mit der Bemerkung, er möchte alles dazu thun, was möglich wäre. B. d. 27t Dzbr. 1810. Pl. no. H.G.v.Scharnhorstc

j k l

m

a b 1

a b c

Die folgende Parenthese bis „betr.“ nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „mir“. Dazu am Rande zwei schräge Streiche mit den Vermerken „42 fol.“ und (gestrichen) „81 fol.“ Folgt gestrichen: „in jedem Falle“. Auf einem Schreiben des Prinzen August an Scharnhorst (Berlin, 19. Dezember 1810). Darunter ein Abgangsvermerk Greulichs vom selben Tage für beide Schreiben. In dem in Anm. a erwähnten Schreiben bat der Prinz Scharnhorst, ihm die versprochenen Instruktionen für die Artillerieoffiziere der Plätze zu übersenden. Oben rechts von Schreiberhand: „ Zu Decb. 173.“ Verändert aus „Capitän“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

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Nr. 564

564. Scharnhorst an Karl von Witzleben

Berlin, 29. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 139r (¼ S.): Konzept, unbekannte Hand.a Klarstellung zur Anfertigung von Probebajonetten.

Eh. [m]uß ich ergebenst bemerken, daß die zu machenden Bajonets in Hinsicht der Klinge auf unsere Art u. nur in Hinsicht der Befestigung auf österreichische Art eingerichtet werden sollen. Ich mache dieses Eh. nochmals bekannt, weil ich aus Ihrm Schreib[en] v. 27tn d.M. beinahe einen Mißverstand vermuthe. Ber. d. 29tn Dezbr. 1810. nom.d.H.G.v.Scharnhorstb 565. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 31. Dezember 1810

GStA PK, VI. HA Nl Hardenberg F 1 fol. 101r (1 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Französische Truppenbewegungen in Nordwestdeutschland.

Eben kommt der Major von Tippelskirch zu mir und sagt, daß er erfahren, daß der Capitain Brockmann, welcher eben aus Westphalen angekommen, ausgesagt, daß eine Menge französischer Truppen, und zwar vierte Bataillone1, durchs Hannöversche marschirten und nicht ihre Marschbestimmung wüßten; es seyen wahrscheinlich gegen 30,000 Mann. Eine andere Nachricht eines Mannes aus Minden, der sehr zuverlässig ist, enthält den Durchmarsch vieler Truppen und Geschüzze. Auch hier wird gesagt, daß die Truppen ihre Bestimmung nicht gewußt hätten. In wie weit diese Nachrichten gegründet sind, bin ich nicht im Stande zu beurtheilen, man fürchtet aber in Westphalen, daß etwas Neues im Werke sey, welches aber doch nicht wahrscheinlich.a B. den 31. Dec. 1810 a b

a 1

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Scharnhorst.2

Auf dem beantworteten Schreiben Witzlebens (Potsdam, 27. Dezember 1810). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Das Folgende eigenhändig und mit Respektabstand, Unterschrift mit Respektstrich. Gemäß den Vorschriften von 1808 bestand ein französisches Infanterieregiment aus vier Feldbataillonen und einem (fünften) Depotbataillon. In der Praxis wurden einige Regimenter auf bis zu acht Bataillone verstärkt. Zum Jahreswechsel schrieb Scharnhorst dem König, der in seiner Antwort (Potsdam, 2. Januar 1811, GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 10 fol. 17r) seine Wertschätzung bekundete und u. a. schrieb: „Die Gesinnungen, welche Sie in Ihrem zu dem Antritt des neuen Jahres Mir gewidmeten Gratulationsschreiben äußern, bestätigen einer Seits eben so sehr Ihre Mir werthe treue Anhänglichkeit für Mich und Mein Haus, als sie andrer Seits den von ächten Religionsgefühlen beseelten Mann bezeichnen.“

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

566. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 3. Januar 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 146r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aufzeichnung, eigenhändig: ebda., fol. 142r (½ S.).a Vorschriften und Methoden zur Erprobung und Abnahme neuer Gewehre.

An die 3te Divis.b Der hochl. Div. danke ich für die gefäll. Mittheilung des Entwurfs zur Probe der Gewehre.1 Ich bin im Ganzen damit einverstanden, behalte mir aber vor, denselben noch mit einigen Bemerkungen zu begleiten.c Ich wünshte überdem, daß diese Instruktion nicht eher erlassen werde, bis wir mit den Proben ganz fertig sind, welches, wenn die große Kälte nicht zu anhaltend ist, in einigen Wochen der Fall seyn wird. Einstweilen könnte die Gewehr-Komission bereits üb[e]r den Punkt der Bajonette instruirt werden, um fernern Klagen vorzubeugen. Da das französ. Shloß bei unsern neuen Gewehren zum Muster genommen worden ist, so müssen auch die Shlösser in der Folge ganz genau wie das franz. Schloß gemacht werden. Die französ. Mitteld zur Untersuchung des Schlosses sind allerdings nicht zu verwerfen, sondern, wenn sie nicht gradezue eingeführt werden können, wenigstens zu benutzen. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. N.B. Die Einlage geht nicht mit. Berlin d. 3. Janur 1811.f

a

b

c

d e f 1

Auf der letzten Seite des von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreibens der 3. Division (Berlin, 13. Dezember 1810, fol. 141r–142r). In der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Decbr. 1810 No. 210“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. In der eigenhändigen Aufzeichnung steht noch: „Das Pulv[e]r zu[r] Probe ist kein Object u. man muß die Probe dah[e]r auf diese Art machen.“ Verändert aus „Hülfsmittel“. Nachträglich hinzugefügt. Darunter ein mit „G.“ signierter Mundierungsvermerk. „Nachtrag zu der der Königlichen Gewehr-Revisions-Commission zu Potsdam erteilten Instruction de dato Königsberg, den 13ten October 1809, wegen Revision der neuen Infanterie-Gewehre“ (Berlin, 13. Dezember 1810, unterschrieben von den in Anm. a genannten Offizieren, fol. 143r–145v).

Nr. 567

567. Scharnhorst an Prinz August

725 Berlin, 4. Januar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 66r–v (1¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 67r.a Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs.b Regelung von Detailfragen der neuen Artillerieformation.

An den Pr. August.c Auf Ew. K. H. gnädiges Shreiben v. 19. v. M. u. J.1 habe ich, unter Rükgabe der beiden Einlagen,d die Ehre gehorsamst zu erwidern, daß ich nichts über die Einlagen zu bemerken finde u. mit Ew. K. H. über die von Höchstdenselben gemachten Bemerkungen vollkommen einverstanden bin. Ich glaube nicht, daß dieser Gegenstand mit der Ausführlichkeit an S. M. d. König zu gehn braucht, weil es nicht möglich ist, daß Allerhöchstdieselben in die Detail Gegenstände eingehn. Es scheint mir daher nur nothig zu seyn, Allerhöchstdenselben anzuzeig[e]n, daß die neue Formation der Artillerie einen veränderten Feldetat veranlaßt hätte, der, weil er früher in der Eil entworfen, jetzt von neuem revidirt worden seye, wobei man S. M. die wesentlichst[en]f Veränderungen, wie zb. die beiden Munitions Wagen, die Abschaffung der Vorraths-Affuit[e]n u. der Train Wagen, anzeigte u. um Allerhöchste Genehmigung bitte. Berlin d. 4. Januar 1811. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl.g

a

b

c

d e f g 1

Auf dem beantworteten Schreiben (vgl. Anm. 1) steht: „Nichts zu bemerken. Nicht an den König.“ Oestreichs Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 12 C Insp. d. Feldart. Nr. 43,9, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 209 Decbr. 10“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Dazu am Rande zwei schräge Striche. Folgt gestrichen: „daß man dabei einige Veränderungen nöthig gefunden habe“. Textverlust durch Abriß. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Im selben Faszikel, fol. 67r–68r. Es betraf die Beschlüsse einer gemeinsamen Sitzung der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements und der Artillerieprüfungskommission beim Prinzen über Veränderungen beim Feldetat der Artillerie.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

568. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 4. Januar 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 65r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Schabracken der reitenden Artillerie.

Der hochl. 3n Div. d. A. K. D. habe ich die Ehre, auf das Schr. v. 21. v. M. zu erwidern, daß ich es für nothwendig halte, wegen der Chabracken der fahrnden Artill.1 zuerst bei S. M. d. Könige anzufragen. Berlin d. 4. Janr. 1811.b N.d.G.v.Scharnhorst Cl. 569. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 7. Januar 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 1r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Richtkeil für die dreipfündige Festungslafette.

Der hochl. 3tn Div. erwiedere ich auf das gef. Schreiben v. 29t. v.M. u. J.1, daß ich nichts gegen den Shrauben Keil bei der 3pfünd. Rahmlaffete für Kasematten einzuwenden habe, wenn die Kosten deßelben nur ein Unbedeutendes mehr als die des vorgeshlagenen Keils betragen sollt[e]n. N.d.G.v.Sch. Cl. B. d. 7. Jan. 11.b 570. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 8. Januar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 212 fol. 9r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Vorschläge der 3. Division zu den Handwerkskolonnen. a

An den Pr. August. Ew. K. H. habe ich die Ehre in der Anlage Vorshläge der 2tn Divis.1 des Allgem. Kr. Dep. originaliter mit der unterthänigen Bitte um geneigte Rükgabe a

b 1

a

b

1

a

1

Auf der ersten Seite des beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreibens der 3. Division (Berlin, 21. Dezember 1810). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Die Umstellung von deutschen auf ungarische Sättel erforderte größere Schabracken. Auf dem beantworteten, von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Divison an Scharnhorst (Berlin, 29. Dezember 1810). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage und ein Vermerk zur Rücksendung der Zeichnung an die 3. Division. Vgl. Anm. a. In der linken Spalte. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu 208 Decbr. 10.“, ein Verweis auf das in Nr. 569 Anm. a erwähnte Schreiben der 3. Division. Gemeint ist die 3. Division, vgl. Anm. a und b.

Nr. 571

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zu überreichen,b welche ich den Umständen ganz angemessen finden würde; Ew. K. H. wollen so geneigt seyn, mir Höchstihre Meinung drüber mitzutheilen. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 8n Januar 1811.c 571. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 8. Januar 1811 Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Geschützbedarf in Silberberg und Glatz.

Berlin, 8. Januar 1811. Der hochlöblichen dritten Division des Königlichen Allgemeinen KriegesDepartements erwidere ich auf das gefällige Schreiben vom 16. v. M., daß ich glaube, man tut wohl, die Haubitzen in Silberberg zu lassen, weil 400 Granaten für jede vorhanden, 600 aber und einige Kartätschschüsse nur notwendig sind, in einer Bergfestung auch Wurfgeschütz einen vorzüglichen Wert hat. In Glatz, wo weniger Munition zu diesen Haubitzen vorhanden ist und wo überdem einige schlecht zu sein scheinen, möchte es wohl passend sein, einige der schlechtesten umzugießen und dafür solche Geschütze zu gießen, zu denen man Munition hat. Vorzüglich 7- und 10-pfündige Feldhaubitzen. v. Scharnhorst. 572. Scharnhorst an Itzenplitz

Berlin, 8. Januar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 170 fol. 3r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand. Übersendung von Akten zur Organisation des Jägerkorps.

Berlin d. 8. Jan. 1811

b

c

a

Dazu am Rande ein schräger Strich. Weiter unten ein Vermerk von Schreiberhand: „Nota Die obgedachte[n] Vorshläge der 3t Divis. betreffen die Handwerkskolonn[e]n.“ Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 Nr. 59 Vol. 2, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

An den Geheim Staats Rath Herr von Itzenplitz1 Hochwolgeb.a Euer p. bezeigten Verlangen gemäß gebe ich mir die Ehre, Ihnen hier diejenigen Verhandlungen in Abschrift zu übermachen, welche ich in Betreff der Organisation des Jaeger Korps und der deshalb von den GM.v.York gemachten Vorschläge besitze.b Die vonc Yorckschen Vorschläge selbst aber habe ich nicht und bin auch nicht im Stande, Euer p. solche zu verschaffen. Berlin d. 8. Jan. 1811 Nahs.d.H.G.M.v.Sharnt. 573. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 12. Januar 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 3r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Randnotiz, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 2r.a Versuche zur Pfanndeckelverstählung von Gewehrschlössern. b

An die 3te Divis. Der hochl. 3t. Div. d. K. A. K. D. erwiedere ich auf das gef. Schr. v. 3t. d.M.1, daß die von der Gew. Kommission eingesandt[e]n

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b c 1

a b

1

Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Abgangsvermerk vom 9. Januar 1811, der auch die vier Beilagen verbucht: das Schreiben der Militärreorganisationskommission an Stein vom 16. November 1808, Steins Antwort darauf, den Immediatbericht der Kommission vom 11. Dezember 1808, sowie die daraufhin ergangene Kabinettsorder vom 19. Dezember 1808. Vgl. dazu Nr. 179 und 195 im fünften Band. Dazu am Rande einige schräge Striche, vgl. Anm. a. Statt „vom“. Peter Alexander von Itzenplitz (1768–1834) war 1792–1794 als Kriegs- und Domänenrat zu landwirtschaftlichen Studien nach Holland und England gereist. Danach fungierte er bis 1804 als Landrat des Havelländischen Kreises und von 1810 bis 1814 als Generalintendant der Domänen und Forsten; 1815 wurde er zum Grafen ernannt. Ihm gehörte das Schloß Kunersdorf, auf dem Chamisso 1813 den „Peter Schlemihl“ schrieb. Auf der ersten Seite des beantworteten Schreibens, vgl. Anm. b. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Januar 11 No. 50“, ein Verweis auf ein von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenes Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 3. Januar 1811, ebda., fol. 2r–v). Vgl. Anm. b. Die Division hatte vier von Major von Witzleben eingesandte Infanteriegewehre sowie ein fünftes übersandt. Die ersten vier unterschieden sich hinsichtlich der Stahlteile durch das Material („Schwerdtmassen-Stahl“ bzw. „Füßchen-Stahl“) und die Befestigung (gelötet oder geschweißt); zum fünften vgl. das folgende Schreiben.

Nr. 574

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4 Gewehre dem H. Maj. von Schmidt zu übergeben sindc, welchen ich hiermit ersuche, mit denselben Versuche anzustellen, um zu erfahren, welche Art der Pfandekel Verstählungd das Versagen am wenigsten befürchten läßt. Der Herr M. v.Schmidt wird die Güte haben, mich zuvor mit seinem Besuch zu beehren. N.d.G.v.Scharnhost Cl. Berlin d. 12t Januar 1811.e 574. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 12. Januar 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 3r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Notiz, Clausewitz’ Hand: ebda., fol. 2v.b „Äscherigte“ Stellen an Gewehrläufen.

An ebendieselbe Da man beim bloßen Anblik des mir mittelst Schr. v. 3t. d. M., übermachten Gewehrs mit äscherigten Stellen1 unmöglich entscheiden kann, ob diese Fehlerc Einfluß auf die Brauchbarkeit des Laufs haben, so muß ich die hochl. Divis. ersuchen, die Gewehr Kommission zu befragen, ob nach ihren Erfahrungen Gewehre mit solchen Stellen häufiger dem Zerspringen ausgesetzt sind als andere. Mir scheinen allerdings diese Brüche die Folge einer weniger guten Bearbeitung beim Schmieden des Laufs zu seyn, und wenn dem so wäre, so hätte man schon deswegen Ursach, solche Gewehre auszustoßen; wäre aber dieß nicht u. prüfen sich dergl. Gewehre beim Probiren nicht shlechter als die andernd, so könnte der bloße Anstoß, welchen die Truppen daran nehmen mögten, kein Grund zu ihre Verwerfung abgeben. Berlin d. 12t Januar 1811. e N.d.G.v.Scharnhost Cl.

c d e

a b

c d e 1

Folgt gestrichen: „und mit“. Folgt gestrichen: „das Meiste Fe“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Auf derselben Seite wie das vorangehende Konzept, vgl. dort Anm. b. Auf der zweiten Seite des beantworteten Schreibens, vgl. Anm. a zum vorangehenden Dokument. Folgt gestrichen: „der Dauerhaft“. Verändert aus „u. hielten sie ebenso die Proben aus“. Rechts unten ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Vgl. Anm. 1 zum vorangehenden Dokument.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

575. Scharnhorst an Gerhard

Berlin, 12. Januar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 207 fol. 64r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Aktennotiz, eigenhändig: ebda.b Anstehende Aufträge für die Gleiwitzer Gießerei.

Auf Ew. gefälliges Shr. v. 28t. v. M. u. J.1 habe ich die Ehre zu erwidern, daß in Gleiwitz bereits 22 10pf. eisern Mortire bestellt sind, welche noch nicht gegossen sind, mit 13.200 dazugehörigen Grenaden, daß noch 3 Stein Mortire, 6 12pfündige metallene Kanonen u. 2 10pfündige metallene Haubitzen bestellt werden sollen. Diese Gegenständec sind bereits auf d[e]n Etat v. 1811/12 gebracht. Vielleicht werden auch noch andere Arbeiten im Laufe des Jahrs vorkommen, wozu Wahrsheinlichkeit vorhanden ist, obgleich sie sich jetzt noch nicht bestimmt angeben lassen. Die drei Steinmortire, deren ich eben gedacht habe, könnt[e]n hier gegoßen werden, da sie für Colb. bestimt sind. N.d.G.v.Scharnhst. Cl. Berlin d. 12t Jaur. 1811.d 576. Scharnhorst an August Graf von der Goltz Berlin, 14. Januar 1811 GStA PK, III. HA MdA I Nr. 447 fol. 58r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung der gedruckten Sammlung der die Armee betreffenden Verordnungen.

Auf allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Königes habe ich zu der Zeit, als mir die Leitung der Geschäffte des Krieges Departements übertragen war, einen Auszug aus den Verordnungen, die Verfaßung der Königlichen Armee seit dem Frieden zu Tilsit betreffend, anfertigen und drukken lassen.1 Nachdem derselbe nunmehr die Presse verlassen hat, gebe ich mir die Ehre, Euer Excellenz hier beikommend ein Exemplara davon zu Dero beliebigen a b

c d 1

a

1

Auf dem beantworteten Schreiben Gerhards (Berlin, 28. Dezember 1810). Versehen mit einem Bearbeitungsvermerk vom 28. Dezember 1810 steht dort: „H. Maj. von Scholer ich bitte, mir die Bestimmungen der Geschütze u. Munition, welche in nächsten Jahr gegoßen werd[e]n müßen, so weit darüber entschied[e]n, zu geben, und wo der Guß an paßlichsten. v. Scharnhorst.“ Verändert aus „Sachen“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Gerhard wollte für die Haushaltsplanung wissen, welche Aufträge für die Hütte in Gleiwitz zu erwarten seien. Dazu am Rande ein schräger Strich und der mit Bleistift geschriebene Vermerk: „ist nicht zu den Acten gekommen.“ Auszug aus den Verordnungen über die Verfassung der Königlich Preußischen Armee, welche seit dem Tilsiter Frieden ergangen sind, Berlin 1810.

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Nr. 577

Kenntniß und Gebrauch zu übermachen, mit der ganz ergebensten Bemerkung, daß der als Anhang dieses Auszuges darin befindliche 13te Abschnitt, welcher die Mobilmachung der Königlichen Armee betrift, wie Euer Exzellenz selbst zu ermeßen belieben werden, nicht zur allgemeinen Bekanntmachung geeignet ist u. wohl die möglichste Geheimhaltung desselben nothwendig machen dürfte. Berlin den 14t Januar 1811 v.Scharnhorst.b An des Königlichen Geheimen Staats und Kabinets Minister, Herrn Grafen von der Goltz Excellenz. 577. Scharnhorst an Götzen

Berlin, 14. Januar 1811

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Übersendung der gedruckten Sammlung der die Armee betreffenden Verordnungen.

Berlin, 14. Januar 1811. Zufolge allerhöchsten Befehls Seiner Majestät des Königs habe ich zu der Zeit, wie mir die Leitung der Geschäfte des allgemeinen Krieges-Departements als Chef desselben übertragen war, einen Auszug aus den ergangenen Verordnungen, die Verfassung der Königlichen Armee betreffend, anfertigen und drucken lassen. Nachdem dieser Auszug nunmehr die Presse verlassen hat, habe ich keinen Anstand nehmen wollen, Euer Hochgeboren ein Exemplar davon zu Ihrer beliebigen Kenntnisnahme hier angeschlossen zu überschicken, mit dem ergebensten Bemerken, daß der als Anhang dieses Auszuges darin befindliche 13. Abschnitt, welcher die Mobilmachung der Königlichen Armee betrifft, wie Euer Hochgeboren selbst gefälligstb ermessen werden, nicht zur allgemeinen Bekanntmachung geeignet ist und wohl die möglichste Geheimhaltung desselben notwendig machen dürfte. v. Scharnhorst.

b

Unterschrift mit Respektstrich.

a

Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 88, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Statt „selbstgefälligst“.

b

732

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

578. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 14. Januar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 5r–v (1½ S.): Abschrift, Schreiberhand. Richtkeil für die dreipfündige Festungslafette.

Abschrift Berlin d. 14. Januar 1811 An den Prinzen August von Preussen Königliche Hoheit hiera Nahmens des Herrn General Majors von Scharnhorst Die dritte Division des Königlichen allgemeinen Krieges Departements hat die von Ew. Königlichen Hoheit genehmigte Rahm Casematten Laffete für 3웩ge eiserne Canons mitgetheilt; sie bemerkt indeß bei der Anordnung des dazu gewählten Richtkeils, an dessen oberen Theil ein Zapfen befindlich ist, der in verschiedene Löcher des Unterkeils eingesetzt und dadurch die Elevation bestimmt werden kann, daß es für eine allgemeine Anwendung dienlicher scheine, auch diese Laffete mit einem Schrauben Richtkeil zu versehen. Da dies weiter keinem Zweifel unterworfen, und jener mit Löchern und einem Zapfen versehene Richtkeil von mir in der Voraussetzung, daß er weniger kosten werde, gewählt ist, so beehre ich mich, Ew. Königlichen Hoheit zu benachrichtigen, daß nach einem Erbieten des Majors Braun, die Schrauben in Neisse in einer bedeutenden Menge für den nicht beträchtlichen Preis von 1 bis 1½ rthlr. anfertigen zu lassen, ein Schraubenrichtkeil nunmehr in Verhältniß seiner Größe [und] Zweckmäßigkeit nicht bedeutend theurer zu stehen kommen werde als der mit einem Zapfen versehene, und stelle Höchstdenselben ganz ergebenst anheim, ob es rathsam sey, daß die in Rede stehende Rahm Casematten Laffeten sämmtlich mit Schraubenrichtkeilen versehen werden, um so mehr, da nicht alle Casematten allein auf die Vertheidigung der vorliegenden Gräben eingeschränkt sind. Berlin den 14. Januar 1811

a

Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter vermerkt: „mundirt Michaelis den 19. Januar 1811.“

733

Nr. 579

579. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 19. Januar 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Übersendung einer Denkschrift zur Instruktion für die Festungsartillerieoffiziere.

Berlin, 19. Januar 1811 Euer Königlichen Hoheit lege ich hier einen Umriß der Instruktion für die Festungsoffiziere vor; sie bezeichnet ihre Bestimmung im allgemeinen. Ich glaube, daß man noch mehr ins Detail gehen muß; ich halte es aber sehr nachteilig, in den Bestimmungen zu weit zu gehen; einesteils muß man erst sehen, wie sich die Verhältnisse durch die Natur der Sache einleiten, andernteils ist es auch nicht gut, allen Spielraum zu nehmen. Die Sache hat übrigens gar keine Eile und man kann sie daher, nachdem die Prüfungskommission ihre Entwürfe angegeben hat,b nachträglich überlegen; vorläufig würde es gut sein, den Artillerieoffizieren den Rat zu geben, den Belagerungskrieg und die innern Verhältnisse der Festung, in der sie angestellt sind, zu studieren. Scharnhorst. 580. Denkschrift

[Berlin, nicht nach 19. Januar 18111]

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a

Instruktion für die Artillerieoffiziere der Festungen. Die Artillerieoffiziere der Festungen haben die zur Artillerie gehörenden materiellen Dinge der Festung unter ihrer Aufsicht. Hierzu gehören die Geschütze, Laffeten, Bettungen, Artilleriemaschinen, die Munition aller Art, die rohen Materialien für die Artillerie, die Infanteriegewehre und andere Waffen, welche in der Festung niedergelegt sind, und alles, was zum Zeughause gehört. Ferner führen sie die Oberaufsicht über die Arbeiten der Artillerie, über die Verfertigung von Laffeten, Artilleriemaschinen, Munition u. s. w.

a

b

a

1

Die Vorlage („Schrnhr. Schreiber, eigenhd. Unterschr.“) im Heeresarchiv, Rep. 12 C Insp. d. Feldart. 29 Pak. 21, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Folgt ein überflüssiges „sie“. Die Vorlage („Schreiberhand; ohne Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 12 C Insp. d. Feldart. 29 Pak. 21, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Sie wurde mit dem vorangehenden Schreiben zusammen versandt.

734

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Die Feldartillerie- und Zeugoffiziere sind die ausführende, die Artillerieoffiziere der Festungen die inspizierende Behörde in den oben erwähnten Gegenständen. Die Artillerieoffiziere der Festungen ordnen das Einschneiden der Schießscharten, das Legen der Bettungen u. s. w. im Allgemeinen. Bei der Plazierung des Geschützes, der Munitionsniederlage, dem Gebrauch des Geschützes gehen durch sie die Anordnungen des Kommandanten. Mit der Disziplin der Artillerie, dem eigentlichen Dienste der Artillerie, der Übung derselben und den persönlichen Verhältnissen der Artillerie haben sie nichts zu tun. Sie haben aber die Verpflichtungen, mit dem Platzingenieur gemeinschaftlich in Belagerungen alle Anordnungen zum zweckmäßigsten Gebrauche der Artillerie den Kommandanten vorzuschlagen und die Befehle desselben hierin zu vollstrecken, soweit ihre Kräfte und Einsichten reichen. Da die Artillerie bei der Verteidigung einer Festung das wichtigste und vorzüglichste Mittel zur Erhaltung derselben ist, so werden sie gleich den Platzingenieuren für die gute Verteidigung der Festung, soweit ihr vorhin bestimmter Wirkungskreis reicht, verantwortlich gemacht. Daß die aufgestellten Geschütze und Batterien gehörig bedient werden, daß die Munition zur rechten Zeit herbeigeschafft werde, daß die Befehlshaber der Batterien und die übrigen Offiziere, Unteroffiziere und Leute ihre Schuldigkeit tun und, wann dieses nicht der Fall ist, ernsthaft bestraft werden, kurz der eigentliche Dienst der Artillerie ist die Sache des ältesten Offiziers der Artillerie und er ist dafür verantwortlich. Der Offizier der Festung ist dem nach dem Kommandanten zur Hilfe bei den Anordnungen der Plazierung des Geschützes, der Artilleriearbeiten u. s. w. bestimmt; der älteste Artillerieoffizier ist bestimmt, diese Anordnungen nach den gegebenen Befehlen ausführen zu lassen. 581. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 19. Januar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 274 fol. 56r (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Auszeichnung von Beamten für die Verwaltung des Königsberger Lazaretts 1806/07. a

1. An den Obersten von Hake. Der Statsrath Ribbentrop empfall im März v. J. einige Militär Oekonomie Beamten, welche sich um die Verwaltung der Königsbergshen Lazarethe

a

Oben rechts vermerkt: „Zu Jan. No. 78“, ein Verweis auf das Schreiben Hakes an Scharnhorst (Berlin, 13. Januar 1811) ebda., fol. 55r.

Nr. 582

735

während des Krieges verdient gemacht hatten, zur Auszeichnung. Die Sache ist von mir S. Majestät dem Könige eingesandt und von Allerhöchstdenselben der Ordens Commission übergeben worden. Diese hatte sich dann wieder an mich gewendet und um nähere Auskunft und anderweitige Nachrichtenb gebethen; ich habe draufc den Gen. Leutn. von Ruechel und Gen. St. Chir. Goerked die Sache mitgetheilt und um ihree Gutachten und Zeugniß gebethen. Der Erstere hat bis jetzt nicht geantwortet, der andere hat ein Aktenstück zur Berührung der ersten Eingabe und zur Empfehlung einiger Chirurgen eingesandt, welches ich in Erwartung der Antwort des H. Gn.Lt. von Ruechel bis jetzt nicht an die Ordens-Commission eingesandt hatte; ich habe derselben aber solches unterf dem heutigen Dato übermacht,g wovon ich die Ehre habe,h in Antwort auf Ihr gefalliges Schr. v. 13t. d. M. ergebenst zu benachrichtigen. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 19n Janur. 1811.i 582. Scharnhorst an die Generalordenskommission

Berlin, 19. Januar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 274 fol. 56v–58r (4 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Auszeichnung von Beamten für Verdienste bei der Verwaltung des Königsberger Lazaretts.

An die Ordenscommissiona Auf Veranlaßung des von der hochlobl. Königl. Ordenscommiss. unterm 3t. Jan. an d. K. A. K. D. gerichtet[e]n gefäll. Schreiben[s] und in Antwort auf ein früheres an mich unterm 12t Apr. v. J. gerichtetes Schreiben habe ich die Ehre, der hochl. Ordens Commiss.b die mir damals mitgetheilte Eingabe des Staatsraths Ribbentropp nebst Beilage ergebenstc zurükzusenden und dabei folgendens zu bemerken:d b c d e f g h i

a

b c

d

Verändert aus „Beweise“, zunächst zu „Ausku“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „den Gen. St. Chir Goerke und den Gen. Leutn. von Ruechel aufge“. Folgt gestrichen: „Mein“. Verändert aus „mit“. Folgt gestrichen: „u. habe“. Folgt gestrichen: „Ew. gefall. Schr. v.“ Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs. Verändert aus „An den Gen. Leutn. von Diercke“, dabei „den“ versehentlich nicht gestrichen. Verändert aus „die Ehre, Ew. Ex. ganz ergebenst“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Am Rande ein mit Buntstift gezogener schräger Strich. Vgl. Anm. i. Verändert aus „dabei zu bemerken, daß ich, ehe ich“.

736

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Auf Veranlassung des Schreib. v. 12t. Apr. v. J. habe ich die mir übersandten Sachene sogleich demf Gen. Leutnant von Ruechel und dem Gen. St. Chir. Dr. Goerke mitgetheilt und beide gebethen, die Eingabe des Staatsraths Ribbentrop zu prüfen, sieg mit ihren Bemerkungen zu begleiten und demjenigen, was in der Sache sich wirklich Verdienstliches findet, ihr Zeugniß nicht zu versagen. Der Gen. Leutnant von Ruechel war Gouverneur v. Königsberg gewesen, u. da er sich grade um die Lazarethe besonders bekümmert hatte, so glaubte ich um so eher von ihm einige die Sachen weiter bestimmende Mittheilungen erwarten zu können. Bis jetzt aber ist keine Antwort erfolgt, u. ich zweifle, daß eine erfolgen würdeh. Gen. St. Chir. Dr. Goerke, dem ich die Mittheilung als Chef sämtlicher Medizinal-Anstalten der Armee gemacht hatte, hat darauf mit beigehendem Actenstücki geantwortet. Ich kann dabei nicht umhin zu bemerken, daß wenn die Wohlfeilheit der Krankenpflege zu Koenigsberg in Vergleich mit der am Rhein durch sein Zeugniß außer Zweifel gesetzt ist, das Verdienst daran wohl ganz vorzüglich auf die Oekonomie Beamten u. deren Chef fallen muß und daß, ohne den Einrichtungen, welche der Gen. Stabschir. Dr. Goerke gemacht hat, im Mindesten dasj Verdienst abzusprechen, man doch sagen muß, daß Einrichtungen in solchen Sachen nicht alles ausmachen, sondern auch der Geist der Beamten; wenn diese eigennützig, schlaff, unordentlich sind, so wird der König trotz allen Vorschriften betrogen, die Kranken werden schlecht gepflegt werden. Ein Geist tr[eu]er Uneigennützigkeit u. Reinheit in Geld u. Verpflegungs Parthien ist nicht hoch genug zu schätzen, u. von diesem scheinen offenbar die Milit. Oek. Beamten der Königsbergshen Lazarethe durchdrungen gewesen zu seyn. Ueber die Verhältnisse der einzelnen Oekonomie-Beamten u. ihr sonstiges Dienstbetragen wird ein anderer als der Staatsrath Ribbentr., der ihr Chef war, nicht wohl Auskunft geben können, auch gebürth seinem Zeugniße gewiß eben die Glaubwürdigkeit, die dem Urtheilek eines Vorgesetzten über seine Untergebenen in andern Fällen gegönnt wird, da er ein unbestechlicher, sehr reiner patriotischer Mann ist, womit ich übrigens keinesweges sagen will, daß anderweitigel Nachfragen überflüßig wären; ich halte diese vielmehr für sehr wesentlich und würde der hochlobl. Ordenscomis.m gern, wenn ich eine Behörde wüßte, die darüber bestimte Auskunft geben könnte, e f g h i j k l m

Folgt gestrichen: „dem Gen. St. Chirur.“ Folgt gestrichen: „H.“ Folgt gestrichen: „zu berichtigen“. Verändert aus „daß ihm eine der Gen. von Ruechel antworten würde.“ Dazu am Rande ein mit Rotstift gezogener schräger Strich. Verändert aus „das mindeste“. Verändert aus „Vorschlage“. Folgt gestrichen: „Recherchen“. Verändert aus „für nothwendig und würde Ew. Ex.“

737

Nr. 583

solche anzeigen, stelle auch deshalb anheim, bei dem Herrn Gen. Maj. von Lottum als Chef des Feld Verpfl. Departementsn noch ein Urtheil über die Sache einzuhohlen. Ueber das Verdienst deso Staatsraths Ribbentroppp bei dieser Sache kann ich freilich kein competentesq Urtheil abgeben, über seinen rechtlichen Charakter, seine Geschäftsführung u. seine Verhältnisse aber steht [mir]r vielleicht um so mehr ein Urtheil zu, als ich zu einer Zeit Chef dess Kr. Dep. war, da die neue Geschaftsführung eingerichtet wurde und der p. Ribbentropp Gelegenheit hatte, seine Thätigkeit, seine Geschaftskenntniße, seine großen Fahigkeiten zu zeigen; als einen solchen Officianten kann ich ihn daher auch mitt Ueberzeugung empfehlen u. als einen reinen, von patriotischem Sinn auf eine seltene Art belebten Mann. Seine oekon. Lage kenne ich zwar nicht genauu, da ich ihn nie diese Seite habe berühren sehn, ich glaube aber, daß er bei vielen Kindern ohne Vermögen u. also in keiner großen Wohlhabenheit ist, wenn ihn auch sein Gehalt von 2500 rth. gegen Noth shützt. Ich muß es der hochl. Ordenscommission überlaßen, das Weitere in der Sache mit den respect. Behörden zu verhandeln. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 19t Januar 1811.v 583. Scharnhorst an Gerhard

Berlin, 19. Januar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 4r (¼ S.): Auszug, Schreiberhand. Weiterer Auszug, Schreiberhand: ebda., Nr. 42 fol. 14r (¼ S.).a Abnahmegarantie für Gewehre der Fabrik in Malapane.

Antwort auf Vorstehenden1 n o p q r s t u v

a 1

Verändert aus „der Feld Verpfl. Commission“. Verändert aus „Ueber den“. Folgt gestrichen: „selbst“. Verändert aus „kann ich [unleserliches Wort] nicht ein bestimmendes“. Folgt gestrichen: „steht mir als ehem. Chef des Allg. Kr. Dep. mit“. Folgt gestrichen: „Allg. Kr. D.“ Folgt gestrichen: „fester“. Folgt gestrichen: „glaube aber nicht“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Eine andere Hand vermerkte, daß der Ordenskommission mit dem Schreiben ein Bericht Ribbentrops vom 10. Mai 1810 sowie Abschriften zweier seiner Schreiben (das erste vom 16. Februar 1810) und der Bericht Görckes an Scharnhorst vom 26. Mai 1810 übersandt wurden. Beide Auszüge jeweils unterhalb eines Auszugs des beantworteten Schreibens. Auszug aus dem Schreiben Gerhards vom 13. Januar 1811 zur Reise Schnakenbergs und des Hüttenbaumeisters Moritz. Gerhard erklärte sich bereit, Moritz’ Reisekosten aus der Bergwerkskasse zu bezahlen, wenn auf mehrere Jahre die Abnahme von jährlich 4000 Gewehrgarnituren garantiert würde.

738 p.

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Auch die Sache der künftigen Abnahme einer gewißen Anzahl Gewehre habe ich von neuem in Anregung gebracht, die hier bey dem Herrn Staatskanzler liegen geblieben ist. Berlin d. 19. Januar 1811

584. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 19. Januar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 4v (1 S.): Abschrift, Schreiberhand. Auszug, Schreiberhand: ebda., Nr. 42 fol. 14v (½ S.).a Abnahmegarantie für die Fabrik in Malapane. Kündigung des Vertrags mit den Gebrüdern Schickler.

An den H.Obristen v. Hake Ew. Hochwohl. ersuche ich ergebenst, die beym Staats Kanzler liegende Sache wegen der unserer schlesischen Fabrique zuzusichernden GewehrAbnahme gefälligst wieder in Anregung zu bringen. Das Bergwerks- und Hüttendepartement befindet sich bey Anlegung seines Planes fürs Jahr 1811 wegen dieser mangelnden Bestimmung in Verlegenheit und erinnert mich deshalb daran.b Ferner bin ich so frey, Euer p. zu ersuchen, gefälligst eine Kabinets Ordre zur Kündigung des Contractes mit den p. Schicklers zu veranlaßen, aber auch zugleich die Allhst. Bestimmung zu bewürcken, daß das Allgemeine Krieges Departement authorisirt sey, mit meiner Zuziehung einen neuen Contract abzuschließen. Berlin d. 19. Januar 1811 gez. v.Scharnhorst 585. Scharnhorst an das Allgemeine Kriegsdepartment

Berlin, 21. Januar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 14r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Druck: Hahlweg I, S. 113f. Bitte um Zusendung des neuen französischen Infanteriereglements.

a b

a

Jeweils auf der Rückseite des vorangehenden Auszugs. Der Auszug in Faszikel Nr. 42 endet hier. Das Konzept hängt mit denen zu den folgenden zwei Schreiben zusammen.

739

Nr. 586

An das A. Kr. Dep.b c Zum Entwurf der Reglements, welche, wie dem hochl. A. K. D. bekannt seyn wird, durch eine Komission unter meinem Vorsitz1 abgefaßt werden sollen, bedarf dieselbe unter andrn auch des neu[e]n französischen Reglements2, welches S. M. d. König dem gedachten hochl. Dep.d bei einer andrn Gel[e]genheit zu übersenden geruht haben. Ich bin daher so frei, daßelbee um eine gefällige Mittheilung dieses Reglements zu dem angegebenen Zweck ergebenst zu ersuchen, indem ich bemerke, daß ich Sorge tragen werde, dem hochl. Depart. daßelbef nach Beendigung der Arbeit wied[e]r zuzustellen. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berl. d. 21n Janur. 1811.g 586. Scharnhorst an Borstell

Berlin, 21. Januar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 14r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 114. Bitte um Zusendung des neuen französischen Kavalleriereglements.

An den Obrsten von Borstel. Euer Hochwohlgebohren besitzen das neue franz. Kav. Rglem.1 von mir; da jetzt eine Komission unter meinem Vorsitz mit Bearbeitung sämtl. Reglements beauftragt ist, so ersuche ich Ew. ergebenst, mir das gedachte Werk gefälligst zurüksend[e]n zu wollen. Berlin d. 21. Janur. 1811. N.d.G.v.Scharnhrst. Cl.a

b

c d e f g 1 2

a 1

Oben rechts von Schreiberhand die Nummer „No. 144 Januar 11“, darunter von einer anderen: „Kab. Ordre vom 14/1. 1811 in No 123“. Zunächst gestrichen: „S.M. d. König haben“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „das hochlöbl. Departement ergebenst“. Verändert aus „werde, demselben das gedachte Werk“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Eingesetzt durch Kabinettsorder vom 14. Januar 1811. Das „Règlement concernant l’exercice et les manoeuvres de l’infanterie“ (Erstdruck: Metz 1792) war auch ins Deutsche übersetzt worden: Reglement, das Exercitium und die Manövres der französischen Infanterie betreffend, vom 1sten August 1791, Straßburg 1807. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Instruction, concernant l’exercice et les manoeuvres des troupes à cheval, Paris an VII (1799); Ordonnance provisoire sur l’exercice et les manoeuvres de la cavalerie [...]. Du 1er vendémiaire an XIII, Paris 1804.

740

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

587. Scharnhorst an Kurprinz Wilhelm von Hessen

Berlin, 21. Januar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 14r–v (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Druck: Hahlweg I, S. 114f. Bitte um Zusendung des kurhessischen Reglements für die leichte Infanterie.

An denb Kurprinzen von Hessen.1 c Mit Curialien d Durchlauchtigere Kurprinz, Gnädiger Fürst u. Herr! Ew. Durchlaucht werden es gewiß gütigst verzeihen, wenn ich so frei bin, Höchstdieselben unterthänigst zu bitten, mir das Reglement für die hessische leichte Infantrie2, fwenn Ew. Durchlaucht es besitzen, auf einige Zeit zu erlauben, weil ich von dem praktischen Werthe deßelben eine so hohe Meinung habe u. es darum bei einer vorliegenden Arbeit benutzen wollte. Ich werde gewiß nicht verfehlen, es Höchstdenselben unbeshadet u. mit Gewissenhaftigkeit wiederzuzustellen, und ich werde mich stets dieser Gnade sehr dankbar erinnern. Mit der tiefsten Verehrung verharr ich E. Durchlaucht Berl. d. 21. Janur. 1811. Cl. N.d.G.v.Scharnhorst.g unterthäniger S.

a b c d

e f g 1

2

Auf demselben Blatt wie das Konzept zu Nr. 585. Folgt gestrichen: „Erbprin“. Zunächst gestrichen: „S.M. d. K.“ Zunächst gestrichen: „S.M. d. K. haben die Gnade gehabt, unter meinem Vorsitz eine Kommi“. Folgt gestrichen: „Prinz“. Davor gestrichen: „auf einige Zeit gnädigst verabfol“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Prinz Wilhelm (1777–1847), Gemahl von Prinzessin Auguste, einer Schwester Friedrich Wilhelms III., war seinem Vater Wilhelm I. ins Exil nach Holstein und Prag gefolgt, ehe er sich 1809 in Berlin niederließ. Er diente 1813 zunächst bei der preußischen Armee, nach dem Ende des Königreichs Westphalen bei der Neuerrichtung der kurhessischen Armee und an der französischen Ostgrenze. Nach dem Tod seines Vaters 1821 regierte er als Kurfürst Wilhelm II. Die Volksunruhen von 1830 zwangen ihn zur Gewährung einer Verfassung, nach weiteren Unruhen zog er sich 1831 mit seiner Mätresse, der Gräfin von Reichenbach-Lessonitz, nach Hanau zurück und übergab die Regentschaft seinem Sohn Friedrich Wilhelm. Wilhelm des IX. Landgrafen zu Hessen etc., etc. Militär-Reglement für die Infanterie, 2 Bde., Kassel 1802, behandelte auf S. 229–249 den Dienst der leichten Truppen.

741

Nr. 588

588. Scharnhorst an Diericke

Berlin, 21. Januar 1811

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Für ein bevorstehendes Examen relevante Mitteilungen.

Berlin, 21. Januar 1811. Euer Exzellenz unterlasse ich nicht, die mir von dem Major Rode aus Breslau gemachte Anzeige ganz ergebenst mitzuteilen, daß die Portepeefähnriche Riemer, v. Bomsdorff und v. Flotow1 des zweiten westpreußischen InfanterieRegiments, welche zum Offizier-Examen hierher abgegangen sind, sich keinesweges auf der dortigen Kriegesschule ausgezeichnet haben, er es vielmehr ihrer wenigen Kenntnisse wegen für unmöglich hielte, daß sie beständen. Der Major von Rode macht zu gleicher Zeit auf die Nachteile aufmerksam, welche die während des Kursus abgehaltenen Prüfungen zum Offizier haben, insofern diejenigen Portepeefähnriche, welche vermuten, gewählt zu werden, sich mehr mit einer dürftigen Erlernung der zu ihrem Examen gehörigen Gegenstände, als mit den Gegenständen des Lehrvortrages beschäftigen. Ich verkenne zwar diese Nachteile nicht, fürchte aber daß, wenn man den auf den Kriegesschulen befindlichen Portepeefähnrichen nicht die Erlaubnis geben wollte, sich während des Kursus zum Offizier prüfen zu lassen, dies die Folge haben würde, daß viele die Kriegesschule nicht besuchten. Ich halte es daher für besser, die Freiheit hierin bestehen zu lassen und sich einem kleinern Übel zu unterwerfen. v. Scharnhorst. 589. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 22. Januar 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 6r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Richtkeil einer dreipfündigen Festungslafette.

An die 3t. Divis. S. K. H. d. Pr. Aug. haben mir unterm 21. d. mitzutheilenb geruht, daß Hochdieselben nichts gegen den Schraubenrichtkeil bei der 3 pfündigen Rahm Kasemata

1

a b

Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 13 A Ober-Milit. Prüf.Kommission Nr. 1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Georg Friedrich Ludwig von Flotow wurde im April 1811 zum Sekondeleutnant ernannt. Er wurde 1819 als Kapitän und Platzmajor in Glatz verabschiedet und arbeitete danach als Salzfaktor in Pless. Auf einem Schreiben des Prinzen August an Scharnhorst (Berlin, 21. Januar 1811). Verändert aus „haben mich unterm 21. Jan. 1811 mitgetheilt“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

ten Laffette zu bemerken hätten, welches ich der hochl. Div. in Verfolg m[e]i[ne]s Schreibens v. 7. d. habe bekannt machen wollen. Berlin d. 22. Janur 1811. N.d.G.v.Sch. Cl.c 590. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 24. Januar 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Sitzungstermin der Reglementskommission.

Berlin, 24. Januar 1811. Euer Hochwohlgeboren beehre ich mich hierdurch ergebenst zu benachrichtigen, daß die unter meinem Vorsitz niedergesetzte Kommission zur Ausarbeitung der Reglements Sonnabend den 26. um 11 Uhr vormittags sich zu ihrer ersten eigentlichen Sitzung versammeln wird. Im Fall Euer Hochwohlgeboren sie beiwohnen wollen, so frage ich an, ob wegen Ihrer Gesundheit die Sitzung nicht bei Ihnen gehalten werden könne?1 v. Scharnhorst. 591. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 27. Januar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 5r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Kurze Büchsen für die Kavallerie. a

An den Obersten Hake

Ewr. übermache ich in der Anlage u. unter Weiterleitung ganz ergebenst die an mich erlassene Allerh. C. O. wegen der kurzen Büchsen, welche S. M. für die Kav. genehmigt haben. Ich ersuche Ewr., in Folge dieser C. O. gefälligst der 3t. Div. des K. A. K. D. aufzugeben, mit der schlesischen Fabrique wegen Anfertigung der für die Kav. nöthigen Anzahl solcher Büchsen abzuschließen. Berlin d. 27t Januar 1811. N.d.G.v.Scharnhorst Cl.b c

Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

a

Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 Z D Nr. 57, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Dazu eine Fußnote Oestreichs: „Hake lehnte die Teilnahme an den Konferenzen für jetzt ab.“

1

a b

Oben rechts von Schreiberhand vermerkt: „Zu Januar 11 No. 155.“ Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage.

743

Nr. 592

592. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 27. Januar 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 41r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Nachfrage nach einem Aufsatz des Prinzen August zur Salpeterfabrikation.

An die 3te Divis. d. A. K. D. S. K. H. d. Pr. August hat mich an einen Aufsatz erinnert, welchen Höchstderselbe mir im J. 1809 nach Königsberg zugeschikt hatte u. der die einländishe Salpeter Fabrikation betrift. Unter meinen Papiern findet er sich nicht, ich vermuthe deshalb, daß ich ihn der hochl. 3t Divis. zugestellt habe, u. ersuche dieselbe, gefälligst in ihrer Registratur nachsehen zu lassen.1 N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 27. Januar 1811.b 593. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 2. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 253 fol. 48r–49r (2½ S.): Konzept, eigenhändig. Ankauf und Produktion von Salpeter für den anstehenden Bedarf.

Berlin den 2t Februar 1811 An Seine Majestät den König.a Ew. Majestät lege ich hier aller unterthänigst einen Vorschlagb zum Ankauf von Salpeter für die Pulv[e]rfabrikation unterthä[ni]gst zu Füßen.c In Ew. Majestät Magazinen sindd jezt noch 21.800 Centnere. Nach den Grundsätzen des ehemaligen Artillerie u. Ingenieur Departementsf rechnet man auf eineg Festu[n]g erst[e]r Klasse 8 bis 10.000 Centn[e]r und auf die übrigen a b 1

a

b c

d e f g

Auf einem Schreiben des Prinzen August an Scharnhorst (Berlin, 12. Januar 1811). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Die 3. Division übersandte mit einem von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben vom 31. Januar (a. a. O., fol. 50r) die in Nr. 43 und 44 erwähnten Schriftstücke. Datum und Adresse von Schreiberhand in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom 3. Februar. Folgt gestrichen: „zu der Fabrik“, dabei „zu“ versehentlich stehengelassen. Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Es folgt gestrichen: „Ew. Königl. Majestät habe ich schon vor einiger Zeit unsere Vorräthe von Pulver vorgelegt.“ Verändert aus „Wir haben“. Folgt gestrichen: „da nun Dantzig“. Verändert aus „Nach den ehemaligen Grundsätzen“. Folgt gestrichen: „große“.

744

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

6.000. Die nach dies[e]n G[r]u[n]dsätzen gemachte[n] Fordru[n]genh von vershiedenen Comandanten u. Artillrie Officierni, welche mir vorgelegt wurd[e]n, waren sehr beunruhig[e]nd, denn nach denselben hatten wir nicht die Hälfte des zu der Vertheidigungj der Festungen nöth[i]gen Pulvers. Es würde dah[e]r die Erfahru[n]g bei der nähern Beurtheil[un]g dieses Geg[en]standes zurathe gezogen, u. da fand sich nun, daß in Dantzig, in Fahrwasser u. Weichselmünde währ[en]d der letztenk Belageru[n]g u. Einschließ[un]g des Orts nur 2700 Centnr Pulv[e]r, zu den Schüßen u. Würfen und den Infantrie Feur der Festu[n]g Schweidnitz 1762 währ[en]d einer 61 tägigen Belageru[n]g 3000 Centnr und in d[e]r Belagru[n]g von Valenciennes 1793 in 6 Wochenl 2900 Centnr verbraucht warn. Nach diesen Erfahrungssätzen sind nunm unsre Festungen mit Pulver versehen; dien größern mit 3000 und die kleinern [mit] 2000 Centn[e]r, so das ungefähro noch 2800 Centr. für die Feldarmee übrig bleiben.p Von diesen gehet ab[e]r jährlich das ab, was zur Uebu[n]g erfodert wird u. gegen 400q Centnr beträgtr. Uns[e]r Vorrath für die Feldarmee würde bald zu Ende gehen, wen[n] wir nicht wenigstens das zu der Ueb[un]gs erforderliche Pulver jährlich anschaften. Aus diesen Gründen nun bitte ich Ew. Königl. Majestät unterthänigst, es zu genehmigen, 1. daß die 3te Division d. a. K. D. währ[en]d diesen Sommer nach und nach 800 Centn[e]r Salpeter aufkauf[e]n darf, um daraus Pulv[e]r machen zu lass[e]n, 2. daß die Salpeterfabrikationt in Glatz unt[e]r den Major von Blumenstein, welche ungefähr 3000 Thal[e]r Vorschuß erfordert, fortgesetzt werde. Sie giebt jährlich 250 bis 300 Centnr Salpet[e]r. Diese Ausgab[e]n für diese Geg[e]nst[ä]nde würdenu in diesen Somm[e]r über 50.000 Thal[e]r betrag[e]n, dageg[e]n würden aber unsre Pulv[e]r Vorräthe mit 1300 Centner vermehrt werden.

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Verändert aus „Berechnu[n]g[en]“. Verändert aus „Artileristen“. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „in Dantzig währ[en]d der ganzen“. Folgt gestrichen: „nur ungefähr“. Verändert aus „Es wurden hiernach die“. Folgt ein überflüssiges „die“. Nachträglich hinzugefügt. Darunter gestrichen: „Diese reichten nun zu einen Feldzuge für zwei Armeen hin, allein“. Dazu am Rande eine Berechnung. Verändert aus „366“. Folgt ein überflüssiges „ab.“ Darunter gestrichen: „Es ist dah[e]r durchaus nothwendig, unsre Pulv[e]rvorräthe nicht zu ver“. Verändert aus „Revue“. Verändert aus „Pulverfabrikation“. Dazu am Rande ein schräger Strich, möglicherweise ein Verweis auf Blumensteins Denkschrift „Ueber die Fortsetzung der königl. Salpetersiederey bey Glatz“ (Glatz, 15. Januar 1811, ebda., fol. 43r–46r). Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt.

Nr. 594

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Die 3.000 Thal[e]r Vorschuß der Salpet[e]r Fabrik zu Glatz werden für die Anshaffung eines kleinen Fuhr-Trainsv zur Herbeischaffu[n]g der Salpet[e]rw Erde erfordert. Dieser Fuhr Tränx wird nöthig, weil die Naturalfuhrleistung in der ganz[e]n Monarchie aufgehört hat.y Berlin d[e]n 2t Februar 1811 gez. v.Scharnhorst. 594. Scharnhorst an Schmidt, Johann Karl Ludwig Braun und Tiedecke Berlin, 2. Februar 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 6r (½ S.): Regest, Schreiberhand.a Einsetzung einer Kommission zur Prüfung der österreichischen Bajonettbefestigung.

An die Major v.Schmidt u. Braun und Lieut. v.Tiedicke Es wäre beschlossen, eine Kommission zu ernen[ne]n, um untersuchen zu laßen, ob die neue Art, die Bajonetter zu befestigen, welche der König bey den Österreich. so zweckmäßig gefu[n]den, gut sey, und zu dieser Commission wärn obig. 3 Herrn bestimt. Sie würd. ersucht, Montag d. 4. dieses um ½11 Uhr sich hier dazu einzufind. Berlin d. 2. Feb. 11 595. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 2. Februar 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 16r (½ S.): Konzept, unbekannte Hand. Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 15v.a Verkürzung von Karabinern für die Kavallerie.

v w x y

Verändert aus „kleinen Trains von Wagen u. Pferde“. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Diese Anstallt“. Das Folgende von Schreiberhand.

a

Auf einem die Sache betreffenden Schreiben Witzlebens an Scharnhorst (Potsdam, 28. Januar 1811). Am Rande ist von unbekannter Hand notiert: „Schmidt, Braun, Tiedecke, ein Büchsenmacher. Montag um 11 Uhr.“

a

Am Schluß des beantworteten Schreibens. Sie lautet: „So viel als kurze Carabiner verlohren gehn, können längre verkürzt werden, mehr aber nicht. S.“

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Der Hochlöbl. 3n Division des Königl. Allgem. K. D. ertheile ich bei Zurüksendu[n]g der 3 glatten Karabin[e]rb auf die gefäl. Anfr.1 vom 26. Jan. 11 die Bestimm[un]g im Allgemein[en], daß eben so viel lange Karabiner verkürzt werden können, als der Bedarf der Kavallerie an kurzen Karbiner[n] beträgt, es würde hiedurch das Verkürzen nur genau als die zu ersetzende Anzahl kurzer Karabin[e]r Anwendu[n]g finden könn[e]n.2 Berlin den 2n Februar 1811. An die Hochl. 3e Division d[e]s K. Allg. Kriegs-Dept. Mit Zurücksend. dreier Karabn. 596. Scharnhorst an Schöler

Berlin, 2. Februar 1811

Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Bevorstehende Sitzung zu Gießereifragen.

Berlin, 2. Februar 1811 Euer Hochwohlgeboren übermache ich die Einlage1 mit der Bitte, solche bei unserer nächsten Session zum Vortrag zu bringen, um die Angelegenheit wegen der Munitionsbestellung zu besprechen. Was den zweiten Punkt des Briefes betrifft, so sehe ich wohl, daß Gerhard gleichfalls gegen die Anlegung von Gießereien in den Festungen ist, und bei der großen Unwahrscheinlichkeit, die wir haben, mit dieser Sache durchzukommen, fürchte ich b

1

2

a

1

Dazu am Rande drei schräge Striche; darunter ein Abgangsvermerk Georges vom 5. Februar. Das von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebene Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (ebda., fol. 15r–v) meldete, daß aus Mangel an kurzen Karabinern einige Husaren das 1787 eingezogene Vorgängermodell trugen, das länger als das neuere, aber kürzer als das der Dragoner und Kürassiere war. Die Division übersandte zur Ansicht je ein Exemplar der drei Modelle. Die 3. Division übersandte am 9. Mai 1811 (ebda., fol. 44r–v, Präsentationsvermerk vom 12.) zwei weitere Probekarabiner, einen mit gerader, einen mit gebogener Stange. Sie schlug vor, zur praktischen Erprobung einige Exemplare beider Modelle herzustellen und an die Normaleskadron auszugeben. Scharnhorst notierte dazu: „Genehmige ich. S.“ Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift“) im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 IX 1.4.1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Dazu eine Fußnote Oestreichs: „Schreiben des Berghauptmanns Gerhard vom 24. Januar 1811. Antwort Scharnhorsts im obigen Sinne vom 4. Februar.“

Nr. 597

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mich vor den gewaltigen Kosten, die uns die angeordnete kommissarische Untersuchung der Örtlichkeiten verursachen wird. Ich wünsche daher, daß dem Geh. St.R. Gerhard auf diesen Punkt sogleichb geantwortet werde, daß man bei den Schwierigkeiten, welche er in der Sache sähe, nicht geneigt wäre, der Besichtigung der Lokalität wegen beträchtliche Ausgaben zu machen. Man könnte ihm dabei sagen, daß ich diese Besichtigung nicht mit so vieler Umständlichkeit verknüpft geglaubt, und was die Sache selbst betrifft, auch nicht gedacht hätte daß sie mit einem so beträchtlichen ökonomischen Nachteil verknüpft wäre, da ich den Fall in Hameln gesehen hätte, wenn die Munition, welche dort aus alten eisernen Kanonen gegossen wurde, teurer zu stehen gekommen wäre, solche leicht im nahe gelegenen Solling oder im Harz hätte umgießen können. Scharnhorst 597. Scharnhorst an Gebhard Leberecht von Blücher

Berlin, 4. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 18r–v (1¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Druck: Hahlweg I, S. 115f. Ersuchen um gutachterliche Mitarbeit am neuen Kavalleriereglement.

Berlin d. 4. Feb. 11b An den Gen. v. Blücherc Sr. Majestät der König habend eine Komission zu ernennen geruht, welchee unter meiner Leitung die sämtlichen Dienstbestimmungen, dief in unsern verschiedenen Reglements und einzeln vorhanden sind, zusammenzutragen und auf diese Weise ein neues Reglement, sowohl für die Infantrie als Kavallerie bilden soll. Für die Kavallerie sind dazu der Oberste von Ziethen,

b

Statt „solgleich“.

a

Das Konzept hängt zusammen mit dem zum anschließenden Schreiben. Dessen Datum und Unterschrift gilt auch für dieses. Datum von Schreiberhand. Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungsvermerk Georges. Folgt gestrichen: „beshlos“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „sämtlichen vorhandenen Dienstbestimmungen, welche“.

b c d e f

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Oberstleutnant von Dolfs1 und Rittmeister v. Golz vom ostpr. Kürassier Regiment2, für die Infantrie die Majors von Krauseneck, von Natzmer und von Clausewitz ernannt. Ungeachtet nun hierbei von keinen neuen Bestimmungen die Rede ist, so wird doch bei dem Zusammenstellen des Vorhandenen manche Lücke auszufüllen, manches Zweifelhafte näher festzusetzen seyn. Euer Exellenzg haben mir stetsh so viel Freundshaft erwiesen, daß ich bei dieser Gelegenheit dem Gefühl meiner hohen Achtung für Sie folgen und mich zutrauensvoll mit der Bittei um die Erlaubniß an Sie wenden darf, mich bei der Leitung dieses Geschäfts in zweifelhaften, den Kavallerie-Dienst betreffenden Fällen Ihres gütigen Rathes bedienen zu dürfen. Euer Exellenz werden mir gewiß diesen Beweis Ihrer Freundschaft und ihres Wohlwollen[s] nicht versagen, und ich darf hoffen, auf diese Weise die Absichten S. M. d. Königs besser zu erfüllen.3 598. Scharnhorst an Yorck

Berlin, 4. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 18v (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand, eigenhändig unterschrieben. Druck: Hahlweg I, S. 116. Ersuchen um gutachterliche Mitarbeit an den neuen Reglementen.

g h i 1

2

3

Verändert aus „Hochwohlgebohren“, auch bei der nächsten Verwendung. Nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Florenz von Bockum gen. Dolffs (1769–1813) war nach Dienst bei anderen Regimentern 1798 zur Garde du Corps gekommen und wurde 1803 zum Major und 1810 zum Regimentskommandeur befördert. Im November zum Interimsbrigadier der Brandenburgischen Kavallerie ernannt, wurde er 1813 mit dem Eisernen Kreuz dekoriert, ehe er am 27. Mai bei Haynau fiel. Alexander Wilhelm Freiherr von der Goltz (1774–1820) hatte seit 1789 beim Dragonerregiment Rohr bzw. Auer (No. 6) gedient, wurde bei Heilsberg mit dem Pour le Mérite dekoriert und kam bei der Teilung des Regiments zu den Kürassieren. 1811 zum 1. Schlesischen Husarenregiment versetzt, erbat er 1812 seinen Abschied und trat zur Russisch-Deutschen Legion über und wurde 1813 an der Spitze ihres 1. Husarenregiments an der Göhrde verwundet. Nach seiner Rückkehr nach Preußen wurde er 1818 zum Generalmajor befördert. Das zu Nr. 433 erwähnte Verzeichnis nennt seinen Aufsatz „Ueber die Dressur der Kavallerie p.“ Ebenfalls unter dem 4. Februar 1811 verschickte Scharnhorst 14 Aufgaben an die Ingenieuroffiziere. Fünf daraufhin eingesandte Arbeiten sind archiviert a. a. O., Nr. 171 fol. 1r–39v; die ersten vier stammen von Kapitän Keibel (Glatz, 24. Februar), Stabskapitän Fritsche (Glatz, 5. März), Kapitän Markhoff (Spandau, 20. Februar) und Kapitän Schultze II (Neiße, 10. März), die fünfte ist ohne Datum und Unterschrift.

Nr. 599

749

An den Gen. v. Yorck wie oben.a Bei der Güte und Freundschaft, welche Ew. Hochw. mir bezeigen, darf ich Sie wohlb um die Erlaubniß bitten, mich in allen zweifelhaften Fällen, die den Dienstc der leichten Truppen u. der Infantrie überhaupt betreffend, zutrauungsvoll an Ew. zu wenden, um mich Ihres gütigen Rathes zu bedienen. Ew. werden mir dadurch einen Beweis Ihrer Freundschaft geben, den ich nicht genug schätzen kann und zu erwidern jederzeit bereit seyn werde. Berlin d. 4. Febr. 11.e N.d.G.v.S. Cl. Scharnhorst.f 599. Scharnhorst an Jagow

Berlin, 5. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 22r–v (1½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, Clausewitz’ Hand?: ebda., fol. 8r.a Anordnung von Versuchen mit experimentellen Ovalbüchsen. b

Euer Hochw.1 übersende ich hierbei zwei Oval Büchsen, welche derjenigen nachgemacht worden sind, die Ew. durch einen frühern Versuch erprobt ha-

a

b c d e f

a

b 1

Das Konzept hängt zusammen mit dem zum vorangehenden Schreiben, dessen Anfang hier übernommen werden sollte. Links neben dem anschließenden Absatz ein Mundierungsvermerk Georges. Verändert aus „darf ich mich wohl zutrauungsvoll an Sie wenden“. Verändert aus „den leichten Infantrie Dienst“. Verändert aus „betreffenden“. Datum von Schreiberhand. Mit Rotstift geschrieben. Auf einer von Schmidt und Tiedecke unterschriebenen Denkschrift zu den Spezifikationen der 134 neu herzustellenden Jägerbüchsen (Berlin, 28. Januar 1811, fol. 8r–9r). Dazu heißt es: „Dankt, Kugelform, würde sie weiter untersuchen.“ Oben rechts von Schreiberhand: „Febr. 35.“ Am linken Rand ein Mundierungsvermerk. Friedrich Wilhelm Christian Ludwig von Jagow (1771–1857), Bruder des im dritten Band vorgestellten Flügeladjutanten, war 1785 beim Regiment Prinz von Preußen (No. 18) eingetreten, hatte 1806 als Adjutant des Generals Arnim gedient und war bei Prenzlau in Gefangenschaft geraten. Im Juni 1807 zum Major befördert, fungierte er seit Ende 1809 als Kommandeur des Gardejägerbataillons und Sous-Inspecteur des Ostpreußischen Jäger- und Schlesischen Schützenbataillons. In den Befreiungskriegen erhielt er nach seiner Verwundung bei Großgörschen das Kommando einer Brigade unter Kleist, wurde mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekoriert und zum Generalmajor befördert. Als Brigadegeneral unter Zieten kämpfte er bei Ligny und BelleAlliance und wurde mit dem Pour le Mérite mit Eichenlaub ausgezeichnet. Jagow wurde 1832 zum General der Infanterie befördert und trat 1836 in Ruhestand.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

ben, ferner eine neue runde Büchse nebst Kugelformen, mit der Bittec, einen Versuch mit diesen 3 Buchsen anstellen lassen zu wollen. Euer Hochwohlgebohren ersuche ich, zu dem Ende wenigstens zwei der besten Büchsen des Jäger-Korps auszuwählen und mit diesen und den 3 übersandten Büchse[n]d nach einer 12 Fuß langen und 12 Fuß breiten Scheibe schießen zu lassen. Ich überlasse Euer Hochwohlgebohren die anderweitige Anordnung des Versuchs, bitte aber darum, daß auf 300 Schritt wenigstens 20 Schuß mit jeder geschehen, nachdem man sich vorher völlig auf diese Distanze eingeschossen hat. Ich halte diese Anzahl von Schüssen für nöthig, um zu einem bestimten Resultat zu kommen, und die Höhe und Breite der Scheibe, um die Shüsse mit großer Abweichung noch beobachten zu können. Wenn Sie mir das Resultat dieses Versuchs einsenden, so bitte ich zugleich die Kosten gefälligste zu liquidiren Berlin den 5tn Febr.f 1811. An den Königl. Major und Kommandeur des Garde Jagerbataillons Herrn von Jagow Hochwohlgebohren Nachschrift Euer p. übermache ich auch noch hierbeykommend die Original Büchse mit dem ovalen Kaliberg und ersuche Sie ergebenst, auch mit dieser den umstehenden Versuch machen zu laßen, damit die beyden nach diesem Modell angefertigten Büchsen um so beßer mit jener verglichen werden können. Die Kugelform, welche in der Potsdamer Gewehr Fabrique zurükgeblieben ist, soll so bald sie hier einkommt, Euer p. zugesandt werden.h Berlin d. 5. Febr. 11. N.d.H.G.M.v.Scharnhorst 600. Scharnhorst an Karl von Witzleben

Berlin, 6. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 17v (¼ S.): Konzept, unbekannte Hand.a c

d e f g h

a

Bis hier verändert aus „Euer Hochwohlgebohren übersende ich hierbei eine neue, runde u. ovale [verändert aus „eine“] Büchse nebst dazu gehöriger Kugelform mit der Bitte“. Verändert aus „und der neuen Büchse“. Nachträglich hinzugefügt, versehentlich vor „Kosten“. Verändert aus „2tn Febr.“ Dazu am Rande ein schräger Strich. Dazu am Rande von Schreiberhand: „ist, nachdem sie eingekomm., dem M.v.J. 6. M. zugestellt word[en].“ Auf der Rückseite des beantworteten Schreibens, vgl. Anm. 1.

Nr. 601

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Dank für Zusendung einer experimentellen Büchse. Anforderung der Kugelform.

Indem ich E. p. den richtigen Eingang der mir am 3tn d.M. durch eine Gelegenheit übersandtenb, zum Model gedienten Oval Büchse ergebenst anzeige1, ersuche ich Sie ebenmäßig, die Remittirung der zu derselben noch fehlenden Kugelformc gefälligst zu besorgen. Berlin d. 6n Febr. 11. An den K. Major p. Herrn v.Witzleben Hochw. Potsdamm. 601. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 8. Februar 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 19r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand. Aktennotiz, unbekannte Hand: ebda., fol. 18r.a Ergänzung des Waffenbestandes der Jäger und Schützen. Erprobung eines neuen Büchsenmodells. b

Das aus den remittirenden drey Einlagenc hervorgehended Manquement der Augmentations Waffen und die nöthig werdende beßere Bewaffnung des Schlesischen Schützen Batl. sind allerdings Gegenstände, welche eine baldige Abhülfe nöthig machen; ich muß indeßen die Hochl. 3 Div. des A. K. Dep. im Verfolg des Schreibens [vom] 29. Jan.1 in ergebenst[e]r Antwort auf

b c

1

a b

c

d 1

Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „die Nachschickung“, zunächst zu „die noch fehlende Kugelform zu derselben“. Vgl. das dazugehörige Begleitschreiben Witzlebens (Potsdam, 3. Februar 1811, fol. 17r). Auf dem beantworteten Schreiben, vgl. Anm. b. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 20 Febr. 1811“, ein Verweis auf ein von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenes Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 29. Januar 1811, Präsentationsvermerk vom 6. Februar). Dazu am Rande drei schräge Striche. Es ging um Berichte über von den beiden Jägerbataillonen als unbrauchbar abgelieferte schadhafte Büchsen sowie eine Anzeige des Kommandeurs des Schlesischen Schützenbataillons über dessen mangelhafte Bewaffnung mit Büchsen sehr verschiedener Kaliber. Statt „hervorgehenden“. Vgl. Anm. b. Die Division ersuchte Scharnhorst, die Anfertigung neuer Büchsen in die Wege zu leiten.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

die Oval Büchsen aufmerksam mach[e]n, welche so viele Vorzüglichkeit zu versprechen schein[e]n; es werdene, um üb[e]r ihre wahre Brauchbark. näher urth. zu kön[nen], gegenwärtig die nöthig[e]n Versuche mit denselben angestellt; sollt[e]n di[e]se ein genügendes Resultat ergeb[e]n, so dürften sie vielleicht Einfluß auf die ferner[e] Bewaf[n]u[n]g der Jäg. u. Schü. haben. Ich ersuche demnach die Hochl. 3. Division, die Anfertig. der neuen Jaeger Büchsen noch bis dahin auszusetzen. Berlin d. 8. Febr. 11. An die Hochl. 3. Division des Königl. Allgem. Kr. Depts. 602. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, 9. Februar 1811 GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 208 fol. 9r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand. Aktennotiz, unbekannte Hand: ebda., fol. 8v (¼ S.).a Anmerkungen zu Konstruktionszeichnungen für einen Mörserrichtklotz. b

Aus den mir von der Hochl. 3t Division des All. K. Dep. unter 2t d.M.1 übersendeten Zeichnungen ersehe ich die bei dem 50웩 Mortier Klozze angebrachten Veränderungen. Im Ganzen finde ich diese sehr zweckmäßig, nur scheint es mir, als ob 2 verticale Bolzen für jede Pfanne hinläng. sind; eben so bin ich nicht von der Nothwendigkeit überzeugt, daß es sechs horizontaler Bolzen bedürfe, ich glaube vielmehr, daß 3 dergl. Bolzen hinreichend wärn, den Zweck zu erfülln. Durch die Erfahrung bei verschiedenen andern Artillrien bin ich fern[er]c zu der Ueberzeugung gelangt, daß auch der Beschlag, welcher vorne u. hinten die Wände einschließt, nicht erforder. u. mithin überflüßig sey, welches ich auch schon oft geäussert habe. Den am Mort. Kl. angebracht[en] Schrauben Richtkeil finde ich sehr zweckmäßig; ob übrig[en]s an demselb[en] noch einiges Eisenwerk zu ersparn

e

Die anschließende Parenthese bis „kön[nen]“ nachträglich hinzugefügt.

a

Auf der Rückseite eines von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreibens der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 2. Februar 1811). Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Febr. No. 27“, ein Verweis auf das in Anm. a erwähnte Schreiben. Nachträglich hinzugefügt. Vgl. Anm. a.

b

c 1

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Nr. 603

wäre, überlasse ich der Hochl. Division. Die 3 Zeichn. remittir ich in beifolgd. Stelle. Berlin den 9. Feb. 11. An die Hochl. 3t Division des K. Al. Kr. Dptmt. 603. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 12. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 7r–v (1½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 139f. Einsetzung der Kommission zur Prüfung der österreichischen Bajonettbefestigung.

Berlin d. 12. Febr. 1811.a An den König.b Auf Ew. K. M. Befehl habe ich einige Gewehre in der Potsdammer Fabrik mit einer Befestigungsart des Bajonets dem oestereichishen Gewehr nachmachen lassen, woc eine zwishen Shaft u. Lauf angebrachte Feder das Bajonet festhält, dessen Tülle mithin ohne Einschnitt,d dagegen mit einem Vorstand versehen ist. Bei dieser Gelegenheit hat die Gewehr-Komission mir in dem in der Anlagee befindlichen Shreiben ihre Bedenklichkeiten über diese Einrichtung zu erkennen gegeben. Ungeachtet mir dieselben nichtf erheblich scheinen, so wollte ich doch mit Sicherheit zu einem festen Urtheil in der Sache kommen, u. lud daher die Majore Braun u. v.Schmidt und den Leutn. Tideke, sämtlich von der Artillerie u. in dieser Partie sehr erfahrn, zu einer Konferenz ein, in welcher wir nach beigehendem Protokollg dahin einig geworden sind, daß die gemachten Einwendungen die Vorzügeh der östr. Befestigungsart nicht aufzuheben scheinen.

a b

c

d e f g h

Rechts daneben von Schreiberhand: „Zu No. 177 Jan. 11.“, vgl. Anm. a. zu Nr. 594. Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter gestrichen: „An die 3te Divis.“ Noch weiter unten ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom 14. Februar. Folgt gestrichen: „durch“. Dazu am Rande die gestrichene Einfügung: „sie ohne Inf. Büchs in das Baj. mit d[e]r Fed[e]r gehalten wird.“ Das anschließende Satzende verändert aus „sowie der Gewehrlauf ohne Heft ist.“ Dazu am Rande ein schräger Strich. Folgt gestrichen: „sehr“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Verändert aus „Vortheile“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Es ist also wohl sicheri, daß diese Art einigej Vorzüge hatk. Ob diese Vorzüge Ew. K. M. wichtig genug scheinen, uml diese Befestigungsart bei den Gewehrn, welche wir machen lassen, anzubringen, d[a]rüber wollen E. K. M. allergnädigst geruhen, mich ferner zu besheiden. N.d.G.v.S. Cl. 604. Scharnhorst an Hardenberg

Berlin, 12. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 19r–v (2 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. Druck: Hahlweg I, S. 147f. Benötigter Raum für Rüstungsbetriebe in Neiße und Magazin in Kolberg.

Berlin d. 12. Febr. 1811a An den Staatskanzler Unsere Gewehrfabrique u.b Artill. Werkstätten in Neisse sind in dem Raum, welchen sie bis jetzt einnahmen, ziemlich beschränkt, so daß einige der Arbeitenc unt[e]r freiem Himmel haben geshehen müßen, welches bei großer Kälte in shlechtem Wetter Aufenthalt verursacht; auch hat es ihnen an hinlänglichem Raum zur Unterbringung aller Materialien gefehlt.1 Von der andern Seite ist vorauszusehn, daß das Staatsintereße uns darauf führen wird, die Gewehrfabrik in Neisse noch zu erweitern, weil wir dort die Sache mehr in unserer Hand haben, Verbesserungen in der Fabrication anbringen können u. s. w. und dabei die Gewehre umd 20 bis 30 Prozent wohlfeiler haben. Es ist also eine Erweiterung des Raumes sehr zu wünschen, und da jetzt Gelegenheite seyn mögte, dazu königliche Gebäude bestimmen

i j k l

a

b c d e

1

Verändert aus „Es scheint also wohl sicher zu seyn“. Folgt gestrichen: „wiewohl nicht bedeutende“. Folgt gestrichen: „und ich stelle es ganz Ew. K. M. allerhöchstem Ermessen anheim ob“. Folgt gestrichen: „bei unsern neuen Gew“. Datum von Schreiberhand, etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges. Oben rechts vermerkt: „Zu No. 64 Febr. 11“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Verändert aus „in Neiße ist in dem“. Verändert aus „Verrichtungen“. Statt „unm“. Verändert aus „Veranlassung“. Das folgende „mögte“ verändert zu „könte“ und wieder zurück. Vgl. dazu das Schreiben Hakes an Scharnhorst (Berlin, 7. Februar 1811, ebda., fol. 15r). Beigelegt waren ein Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Hake (Berlin, 31. Januar 1811, fol. 16r–v) und ein Extrakt aus einem Schreiben Brauns an die 3. Division (Neiße, 18. Januar 1811, fol. 17r–18r).

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Nr. 605

zu können, die sonst von geringem Werth seyn würdenf, u. folglich diese Raum Erweiterung mit den geringsten Aufopferungen zu erkaufen, so habe ich Ew. Exellenz ganz ergebenstg ersuchen wollen, diesem Wunsch so viel als möglich zu willfahren u. unsern Fabrikanlagen in Neisse die Abtretung einiger königl. Gebäude bewirken zu wollen. Der Maj.h Braun, der Direktor dieser Anlagen, bringt dazu das alte Regierungs Gebäude in Vorschlag, welches bis jetzt nicht benutzt gewesen zu seyn scheint. Einen gleichen Antrag thue ich bei Ew. Ex. für die Festung Kolberg, welche gar keinen Raum zur Unterbringung ihrer Waffen hat u. in welcher wir ihrer Lage wegen doch veranlaßt seyn könnten, in der Folge etwas mehr Waffen niederzulegen als jetzt da sind. Wenn Ew. Ex. diese Anträge zu genehmigen geneigt wären, so würde durch anderweitige Aufträge das Nähere an Ort u. Stelle überlegti u. in Vorshlag gebracht werden müssen. N.d.G.v.S. Cl. 605. Scharnhorst an Jagow

[Berlin], 12. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 84r (1 S.): Auszug, Schreiberhand. Ersuchen um Gutachten zu einem neuem Gewehr.

Extract eines Schreibens an den Major v.Jagow vom 12. Febr. 11. Siehe Concept unter No. 10 Febr. 11 Außerdem werden Euer [p.] noch an beykommenden, in der Anlage specificirten Gewehr die behufs dieses Zweckes in der Gewehr Fabrique zu Potsdam verschiedentlich angestellten Versuche, welche in dem beyliegenden Aufsatze des Thile1 beschrieben sind, zu ersehen belieben und mir über das Ganze Ihr gefälliges Sentiment mittheilen. Nahm.d.H.G.M.v.Scharnhorst

f g

h i

1

Verändert aus „möchten“. Verändert aus „so trage ich bei Ew. Exellenz ganz ergebenst darauf an, diesem Wunsche so viel als möglichst willfahren zu wollen.“ Folgt gestrichen: „von“. Verändert aus „bestimt werden“. Gemeint ist mutmaßlich Zivilkommissar Thiele von der Gewehrfabrik in Spandau.

756

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

606. Scharnhorst an Friedrich von Clausewitz

Berlin, 12. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 24r (1 S.): Konzept, Carl von Clausewitz’ Hand. Aktennotiz, Clausewitz’ Hand?: ebda., fol. 23r.a Anordnung von Versuchen mit experimentellen Ovalbüchsen.

Berlin d. 12. Feb. 11.b An Major und Kommandeur v.Clausewitz1 Hochwohlgbohr. zu Frankfurt O Auf Befehl S.M. des Königs habe ich in der Potsdamer Gewehrfabrique die hier beykommenden Oval Büchsen nach einem bey Allhstdselben. eingekommenen Modell anfertigen laßen. Um Werth beurtheilen zu können, ist es nöthig, damit Versuche anstellen zu laßen.c Euer p. übersende ich daher die beyden Büchsen mit ihren Kugelformen und ersuche Sie ergeb[en]st, die in der Anlaged benannten Versuche damit durch einige geübtee Schützen Ihres unterhabenen Jäger Bataillons machen zu laßen. Euer p. überlaße ich zwar die anderweitige Anordnung dieser Versuche, bitte aber dabey, daß auf jeder der beiden vorgeschriebenen Distanzen wenigstens 20 Schuß mit jeder Büchse gemacht werden. Ich halte diese Anzahl Schüsse für nöthig, um zu einem bestimten Resultat zu kommen, und die Höhe und Breite der Scheibe, um die Schüsse mit großer Abweichung auch beobachten zu können. Nach beendigten Versuchen ersuche ich Euer p.,

a b

c d

e 1

Auf einem Schreiben Witzlebens an Scharnhorst, vgl. Anm. b. Datum und Adresse in der linken Spalte, darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 51 Febr. 11“, ein Verweis auf ein Schreiben Witzlebens an Scharnhorst (Potsdam, 9. Februar 1811, ebda., fol. 23r). Dazu am Rande drei schräge Striche mit dem Vermerk: „i. 1 Kiste“. Dazu am Rande ein schräger Strich mit dem Vermerk: „ist die umstehnde Instruction“. Vgl. das anschließende Dokument. Statt „geübten“. Friedrich von Clausewitz (1771–1854), der zweitälteste Bruder des Konzipienten, war 1787 beim Füsilierbataillon Pollitz (No. 14) eingetreten und hatte 1794/95 in Polen und 1806/07 in Schlesien gekämpft. 1807 mit dem Pour le Mérite dekoriert, kam er 1809 als Major zum Schlesischen Schützenbataillon, nun kommandierte er das Ostpreußische Jägerbataillon. 1812 diente er im preußischen Hilfskorps vor Riga, 1813/14 wurde er als Kommandeur des 4. Ostpreußischen Regiments zweimal verwundet und mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes und dem Eichenlaub zum Pour le Mérite ausgezeichnet. Er erhielt 1830 seinen Abschied als Generalleutnant.

Nr. 607

757

mir gefälligst die Schuß Tabellen einzusenden und dabey zugleich die dadurch verursachten Kosten beliebigst zu liquidiren. Berlin d. 12. Feb. 11. N.d.G.M.v.Scharnhorst 607. Instruktion

[Berlin, nicht nach 12. Februar 1811?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 24v (1 S.): Konzept, eigenhändig. Versuche zur Erprobung der Ovalbüchsen.

An das Ostpr. Jgr. Bataillon 1.

Instruction Es werdena zum Versuch a.b die beiden überschikten Ovalbüchsen genommen, b. zwei der besten Corpsc Büchsen.

2.

Es werden, nachdem man sich auf 200 u. 300 Schritt mit dend 4 Büchsen vollkommen eingeschoßen hat, auf jede Distanz 20 Schuß gethan, und es wird genau angegeben, wie sie getroffen, wie viel von dem Mittelpunkte der Scheibe rechts oder links, zu hoch oder zu niedrig getroffen, ob die Kugeln, welche nicht getroffen, üb[e]r weg gegangen sind oder wo sie geblieben.

3.

Wenn die 20 Schuß aus jeder Büchse geshehen, so dürfen keine dazwishen nicht getroffene Schüße ausgelass[e]n werden, sondern sie müßen, wie bereits erwähnt, mit bemerkt werden.

4.

Die Scheibe ist 12 Fuß hoch u. 12 Fuß breit; die Schritte 2 Fuß 4 Zoll groß.

5.

Es wird in den Protocol die Ladu[n]g und das Gewicht der Kugel in Loth, das Gewicht der Büchsen und die Lä[n]ge des Laufs bemerkt. Wie das Wetter gewesen, wie oft die Büchse versagt.

6.

Es wird bemerkt, welche Büchsen sich an leichtesten laden lassen, welche an meisten schmutzen und was sonst bei den Versuchen vorgekommen ist.e

a b c d e

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „1.“, ebenso danach „b.“ aus „2.“ Verändert aus „Jäger“. Verändert aus „allen“. Am Rande steht: „Die Kosten liquidirt“. Darüber gestrichen: „Der bereits gemachte Versuch wird comunicirt.“

758

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

608. Scharnhorst an Hardenberg

[Berlin?], 14. Februar 1811

GStA PK, III. HA MdA I Nr. 6306 fol. 3r–v (2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Mission des Rittmeisters von Bornstedt nach St. Petersburg. Eigene Reisepläne.

Ew. Excellenz a verfehle ich nicht gehorsamst zu benachrichtigen, daß Se. Majestät eine Reise nach Petersburg durch den Rittmeister von Bornstädt1 in der bewußten Absicht und den beabsichtigten Vorwand genehmigen. Ich schreibe heute an den Grafen Lieven2 und bitte für ihn um ein[en] Paß, der leider aber erst von Petersburg erwartet werden muß. Die Reise des Falkenhausen würde gewiß sehr wichtig seyn, ich bitte Ew. Excellenz, diese Angelegenheit nicht aus dem Gesichte zu lassen. Morgen Mittag reise ich von hier auf 6 Tage, um einen Freund und Verwandten auf der sächsishen Grenze in häußlichen Angelegenheiten zu sprechen, wenn Ew. Excellenz nicht besondere Befehle für mich haben. Den 14. Febr. 1811.

a

b 1

2

Scharnhorst.b

Am Rande des anschließenden Absatzes steht, mit Rotstift geschrieben: „Falkenhausen“. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Rittmeister von Bornstedt unternahm 1811 zwei geheime Missionen nach St. Petersburg; es handelt sich bei ihm wahrscheinlich um Franz Eugen von Bornstedt (1782– 1820), vormals beim Kürassierregiment Reitzenstein (No. 7), den Schill 1809 von Dömitz aus nach London entsandt hatte. Er hatte diese Mission abgebrochen, als er in Hamburg von Schills Tod erfuhr. Bornstedt diente 1814 im Lützowschen Freikorps und 1815 als Major im 6. Ulanenregiment. Christoph Heinrich Baron Lieven (1774–1839), Sohn der Gouvernante der Kinder des Thronfolgers Paul, war als Spielkamerad der Großfürsten Nikolaus und Michael aufgewachsen. Er hatte 1790 als Artillerist im Krieg gegen Schweden gedient, 1794 als Beobachter im österreichischen Hauptquartier in den Niederlanden und dann als Dragoneroffizier im Kaukasus gegen Persien. Zar Paul I. ernannte Lieven 1797 zu seinem Flügeladjutanten, 1798 zum Generalmajor und Chef der Feld-Kriegszugskanzlei und 1799 zum Grafen. Unter Alexander I. zum Generaladjutanten befördert, fungierte Lieven ab dem Jahreswechsel 1809/10 als Gesandter in Berlin und ab September 1812 in London. In der Diplomatie spielte auch seine Frau Dorothea geb. von Benkendorf eine damals vielbeachtete Rolle. Lieven erhielt 1826 den Fürstentitel, als Nikolaus I. seine Mutter Baronin Charlotte zur Fürstin erhob, 1834 wurde er als General der Infanterie und Erzieher des Thronfolgers Alexander in die Heimat zurückberufen. Lieven starb in Rom während dessen Kavalierstour.

759

Nr. 609

609. Scharnhorst an Grawert

Berlin, 14. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 238 fol. 202r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen.a Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 201r.b Anfrage zur Verzögerung der Entfestigung Breslaus.

Conceptc Mehrere Anfragen und Nachsuchungen von Breslauer Bürgernd sprachen den Wunsch der Stadt Commune dringend aus, daß die Demolirung der Festungs Werke daselbst Behufs der Benutzung des dadurch entstehenden Grundes baldigst unternommen werden dürfe. Wenn nun des Königs Majestät mittelst Allerhöchster Kabinets Ordre vom 31sten October und 30stn September v.J.1 bereits Ihre Deklaration sowohl wegen des Terrains der demolirten als der noch zu demolirenden Werke dahin abgegeben haben, daß das Gesuch der dortigen Bürgere hierdurch gehoben zu sein scheint, so bin ich so frei, Euer Exzellenz um gefällige Benachrichtigung gehorsamst zu ersuchen, welcher Gegenstand in gedachter letzter Kabinetsordre etwa noch einer Erörterung oder nähern Bestimmung zur Beendigung dieser Angelegenheit bedürfe, und wodurch das dieserhalb eingelegte Gesuch dasiger Communef begründet sey.2 Berlin den 14n Februar 1811.g An des Königlichen General Lieutenants pp. Herrn von Grawert Exzellenz in Breslau.

a b c

d e f g 1

2

v.Scharnhorst.

Es handelte sich ursprünglich um eine Reinschrift. Auf einem Schreiben Hakes an Scharnhorst (Berlin, 8. Februar 1811). Nachträglich hinzugefügt. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu No. 55 Feb. 11“, ein Verweis auf das in Anm. b erwähnte Schreiben. Verändert aus „des Königlichen Magistrates zu Breslau“. Mit Rotstift verändert aus „des Königlichen Magistrats“. Mit Rotstift verändert aus „des Magistrats“. Das Folgende mit Respektabstand, die eigenhändige Unterschrift mit Respektstrich. Eine Abschrift der letzteren, gerichtet an Grawert und Massow, befindet sich ebda., fol. 203r–204r. Grawert antwortete Scharnhorst (Breslau, 26. Februar 1811, ebda., fol. 205r), der von ihm und Massow zu erstattende Bericht verzögere sich dadurch, daß noch die Berichte der Regierung, des Proviantamts und anderer Zivilbehörden abzuwarten waren. Zugleich sandte er die mit Nr. 561 an ihn geschickten gehefteten Aktenstücke zurück.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

610. Scharnhorst an Gerhard

Berlin, 15. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 42 fol. 20r (¼ S.): Regest, Georges Hand.a Abnahmegarantie für die Gewehrfabrik in Malapane.

Den p. Gerhard geantw.: Vorläufig, daß er sich auf 400 monatlich rechnen könne, doch erfodre dies die bes[on]dr[e] Autorisation des König[s].1 Berlin d. 15n Febr. 11. v.Claus. md. abgs. George d. 15. 611. Scharnhorst an Zeschau

Berlin, 19. Februar 1811

Nach der Edition bei Zeschau, S. 38f. Weiterer Druck: Nach Zeschau Linnebach, S. 411. Freude auf Treffen in Lübben. Maßnahmen zur Geheimhaltung.

Berlin, den 19. Februar 1811. Mein bester Zeschau, Du machst mich unendlich glücklich durch Deinen letzten Brief; ich werde nun die Freude haben, Dich noch ein Mal zu sehen, noch ein Mal mit einem Freunde auf unsere Lebensbahn zurückzublicken, den Gang derselben zu übersehen. Du bist mein innigster Freund und der interessanteste Mensch zugleich mir immer gewesen. Ich habe immer geglaubt, die Carriere, in die Du durch Umstände gekommen bist, beschränke Deine Talente, Deine Art zu denken, zu fühlen, zu handeln. Eine andere würde Dir höheren Flug und Glanz gegeben haben, den Du nach Deinen Anlagen fähig wärst. Jetzt müssen wir nun in dem Gleis, in das wir, wie viele Millionen gekommen sind und kommen werden, fort wandeln. Der Tod Deiner sanften guten Frau1, wie ich sie mir immer gedacht habe, stimmt mich in eine sanfte Traurigkeit. Ich komme zu Dir nach Lübben als ein Doctor Schmalz2; die Menschen möchten sonst unsere freundschaftliche Zusam-

a

1

1

2

Auf der Vorderseite des beantworteten Schreibens Gerhards an Scharnhorst (Berlin, 11. Februar 1811). Es ging um die voraussichtliche Abnahme von Produkten der Gewehrfabrik in Malapane durch die Armee. Karoline geb. von Brause, die seit 1781 mit Zeschau verheiratet war, starb am 11. Februar 1811. Also unter dem Geburtsnamen seiner verstorbenen Frau. Zu ihr und ihrem Bruder Theodor Schmalz vgl. Anhang 1.

761

Nr. 612

menkunft mißdeuten. Ich warte mit Sehnsucht Deiner weiteren Bestimmung. Lasse sie mir bald zukommen, Deinem Dich innigst liebenden Scharnhorst. 612. Scharnhorst an Sack

Berlin, 21. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 276 fol. 10r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Dank für Übersendung von Sacks Eingabe zur Konskriptionsfrage.

An d. G. St. R. Sak Euer Hochw. danke für die gefällige Mittheilung Ihrer an den H. Staatskanzler gerichteten Eingabe unsere Kanton Verfassung betreffend.1 Ich bin vollkommen mit Ewr. einverstanden und es gereicht mir zum größten Vergnügen, meine eignen Ansichtenb u. Wünsche durch Ewr. auf diese Art in Anregung gebracht u. vertreten zu sehn. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 21. Februar 1811.c 613. Scharnhorst an Albrecht von Hake

Berlin, 22. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 21r (¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Blumensteins Sonderprämie.

Ew. habe ich die Ehre auf Ihr gef. Schreiben v. 11. d. M. ergebenst zu erwidern, daß ich glaube, die v. S. M. d. Könige den M. v.Blumenstein als Entshädigung bewilligten 727 rth. werden keiner speziellen Berechnung zu unterwerfen seyn u. da die früher als Vorschuß erhaltenen 200 rth. auf eben den

a

b c 1

a

Auf dem weitgehend beantworteten Schreibens Sacks an Scharnhorst (Berlin, 26. Januar 1811, Präsentationsvermerk vom 3. Februar). Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Die mit dem in Anm. a erwähnten Schreiben zusammen versandte Abschrift der Eingabe Sacks (Berlin, 26. Januar 1811, ebda., fol. 12r–15v) bezog sich auf einen Bericht der Militärdeputation der Littauischen Regierung (Gumbinnen, 22. Dezember 1810; Abschrift ebda., fol. 11r–v, 16r). Auf dem beantworteten Schreiben Hakes, Berlin, 11. Februar 1810.

762

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Gegenstand vorher verwendet worden sind, so wird man auch woll diese in dieselbe Kategorie setzen können.1 N.d.G.v.S. Cl. Berlin d. 22. Febr. 1811.b 614. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 22. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 75r–v (1½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Druck: Hahlweg I, S. 127f. Angabe der eventuell zu bearbeitenden Punkte des Unterrichts für Artilleristen.

E. K. [H.] habe ich die Ehre, auf das gnädige Shr. v. 11t. d. M.1 gehorsamst zu erwidern, daß ich vom 7tn Abschnitte des Unterrichts für Artilleristen2 die Punkte C. Shätzen der Distancen D. Schuß u. Wurftabellen E. Wahrscheinlichkeit des Treffens F. Effekt der Geshoße G. Ursachen der Fehlshüsseb im 8tn Abschnitte3 die Punkte A. Gebrauch der Kanonen, Haubitzen u. Mortiere B. Placirung der Geshütze C. Gebrauch der reit. Artillerie b 1

a

b 1

2

3

Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Es ging um Zahlungen für die Herstellung eines Falkonetts durch Major von Blumenstein. Hake hatte unter Übersendung eines Schreibens Roeders angefragt, ob man die vorgeschossenen 200 Taler von den nun vergüteten 727 Talern abziehen und zurückfordern solle. Die Rücksendung der Papiere Roeders an Hake wurde am 21. Februar vermerkt. Auf dem beantworteten Schreiben des Prinzen an Scharnhorst (Berlin, 11. Februar 1811, Auszug bei Hahlweg I, S. 127). Diese Punkte sind im Entwurf auf fol. 79v am Rande mit Buntstift markiert: „G. M. v. S.“ Vgl. Anm. a. Der Prinz hatte Scharnhorst am 27. Januar zur Sitzung der Artillerieprüfungskommission zu diesem Thema am folgenden Tage mit eingeladen. Auf diesem Schreiben (ebda., fol. 71r) ist unter dem 28. von Schreiberhand vermerkt: „Geant.: Der General könne dringender Geschäfte halber der Conferenz nicht beywohnen und böte deshalb um Entshuldigung.“ „Allgemeiner Entwurf zu einem Unterricht für Artilleristen“, ebda., fol. 76r–81v. Die verschiedenen Kapitel sind darin verteilt unter Oberst Pontanus, Major Holtzendorff, den Kapitänen Heuser, Ludwig, Perlitz und Streit, sowie Leutnant Tiedecke; der Prinz bat Scharnhorst, diejenigen Kapitel über den Gebrauch der Artillerie im Felde und bei Belagerungen zu wählen, die er bearbeiten wolle. Die 7. Abteilung handelt „Vom Schießen“. „Gebrauch der Artillerie im Felde“.

Nr. 615

763

D. Angrif u. Vertheidigung der Shanzen mit Geshütz E. Verhalten der Artillerie im Gefechtc bearbeiten werde. Außerdem werde ich vielleicht auch, wenn es meine Zeit erlaubt, vom 11tn Abschnitt4 die Punkte B. Placirung der Geschütze gegen einen gewaltsamen Angrif C. Gegen einen formlichen Angrif etc.d bearbeiten, bitte aber Ew. K. H. diese beiden Punkte demungeachtete von einem andern dennoch bearbeiten lassen zu wollen. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin den 22. Februar 1811.f 615. Scharnhorst an Yorck

Berlin, 22. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 163 fol. 19r–v (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand, eigenhändig unterzeichnet.a Druck: Hahlweg I, S. 116f. Berücksichtigung des Verhältnisses zwischen den Brigadieren der Infanterie und der leichten Truppen im neuen Reglement.

Auf Ew. sehr geehrtes Shreiben v. 11. d. M.1 erwiedre ich mit den Empfindungen des lebhaftest[e]n Dankes für dies mir darin bezeigte gütige Vertrauen, daß ich über den ganzen von Ew. berührt[e]n Gegenstand vollkommen denke wie Sie und daß ich es mir sehr angelegen seyn laßen werde, beib der aufgegebnen Reglementsausarbeitung in einem Geiste zu verfahrn, der Ew. Beifall verdient. Da ich weiß, wie wenig man bei vielsäzig[e]n Gegenständ[e]n seiner eignen Absicht alleinc trauen darf, so ist mird das Urtheil erfahrungsreicher, vorurtheilsloser Offizier etwas sehr achtungswerthes. Ew. kenne ich als einen solchen u. ich gestehe Ihnen, daß ich sonst nur wenige in unserer Armee kenne,e um so mehr Vergnügen würde es mir machen, wenn c

d

e f 4

a

b c d e 1

Diese Punkte, die den ganzen Abschnitt umfassen, sind im Entwurf auf fol. 80r am Rande mit Buntstift markiert: „G. M. v. S.“ Diese Punkte sind im Entwurf auf fol. 80r am Rande von Scharnhorst mit Buntstift markiert: „Werde ich vielleicht bearbeiten, bitte es von andern zu bearbeiten“. Folgt gestrichen: „auch“. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. „Gebrauch der Artillerie bey Vertheidigung einer Festung.“ Auf den ersten beiden Seiten des beantworteten Schreibens Yorcks an Scharnhorst (Marienwerder, 11. Februar 1811, fol. 19r–20v). Folgt gestrichen: „dem bevorstehenden“. Verändert aus „seinen eignen Urtheil“. Folgt gestrichen: „die Ansicht“. Folgt gestrichen: „Meine Ansprüche auf Ihrn Beistand“. Es beantwortete Nr. 598.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Ew. michf durch eine aufrichtige freundschaftliche Mittheilung Ihrer Meinung unt[e]rstützen wollen. Das Verhältniß des Infant. Brigadiers zu der leichten Inf. der Brigade, der Wirkungskreis, welcher ihn in Rüksicht auf Exerzice und Uebung anzuweisen ist, bedarf durch uns einer festern u. angemeßenern Bestimung u. ich werde such[e]n, sie bei dieser Gelegenheit herbeizuführn, u. mich mit Ew. Erlaubniß alsdann vielleicht auf den Ew. vorgekommenen Fall2 beziehn. Das Exerzice wie dasg Dienst Reglement der Infantrie überhaupth wird natürlich einen groß[e]n Theil v. Gegenständen enthalten, welche die leichte Infantrie mittreffen; dagegen wird dasjenige, was über das Exerziern u. den Dienst der leichten Infant. insbesonderei shon bestimt ist, zusammengefaßt u. so viel als nothwendig ist vervollständigt werden, um einen besondrn Theil des Inf. Reglemns. auszumachen. Ehe ich diese Arbeit höhern Ortes vorlege, werde ich Sie Ew. mittheilen u. mir Ihr freimüthiges Urtheil u. Ihre Bemerkung[e]n darüber ausbitten. Was Ew. bereits über das Reglement der leichten Inf. selbst aufgesetzt haben, würde uns außerordentlich willkom[me]n seyn, wenn Sie die Güte hätten, es uns mitzutheilen. N.d.G.v.Sch. Cl. B. d. 22. Febr. 1811.j Sch.k 616. Scharnhorst an Schuckmann

Berlin, 22. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 164 fol. 12r–v (1 S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a Tuchfabrikation für die Armee. Verweisung der Sache an Hake.

f

2

Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Exerzice u.“ Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Exerziern der leichten Infant.“ Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Mit Rotstift geschrieben. Yorck berichtete, das Füsilierbataillon des 1. Ostpreußischen Infanterieregiments habe sich bei den letzten Übungen auf Befehl des Brigadiers Oberst von Below „vorzugsweis viel mit Einstudirung idealer und nach der eigenen Aeusserung sehr complicirter Evolutions beschäftigt, dadurch aber das Wesentliche, die Übung des praktischen Felddienstes versäumt“. Beigelegt waren ein Bericht des Majors von Rochelle an Yorck (Memel, 1. Februar 1811) und eine Abschrift von Belows „Instruktion für den Dienst der Tirailleur“ (Königsberg, 1. November 1810), a. a. O., fol. 21r–v bzw. 22r–30r.

a

Am Rande des beantworteten Schreibens Schuckmanns an Scharnhorst.

g h i j k

Nr. 616

765

Auf Ew.1 gefälliges Schreib[e]n v. 4tn. Feb. d. J.2 habe ich die Ehre ergebenst zu erwied[e]rn, daß ich mit Vergnügen den Vorschlag der Sektion für Gewerbe-Polizei im Ministerio des Innern unterstützen und überhaupt derselben in allem, was sie für die Verbeßrung unsrer Montir Tücher thun kan[n], sehr an die Hand biethen würde, wenn ichb nicht seit meinem Austrit aus dem Kr. Departementc mit diesen Gegenständen ganz u. gar außer Berührung wäre. Der Oberste von Haake, welcher interimistish in meiner ehem. Stelle dem Allg. Kr. Dep. als Chef vorsteht u. überdem Chef des M. O. Dep. ist, wird alleind im Stande seyn, dasjenige in der Sache zu thun, was unter den jetzigen Umständen thunlich ist. Meine Ansicht ist es im[m]er gewesen, daß wie es früher zwischen dem M. v. Stein und der Reorganisat. Komiss. verabredet u. in den vorläufigen Bestimungen über diesen Gegenstand ausgesprochen war, die Sekt. für die Gewerbe Polizei der Armee das Bkleid. Material liefern solle, u. ich muß gestehn, daß ich auche nicht einsehe, warum man nicht diese Idee auch in diesem Augenblik ausführen wollte. Ich muß es nun Ew. ergebenst überlassen, ob Sie in der vorliegenden Sache sich vielleichtf an den Herrn Oberst[e]n von Hake wenden oder auch überhaupt etwas thun wollen, um die oben angeregte Idee von neuem zur Sprache zu bringen. N.d.H.G.v.S. Cl. Be. d. 22. Febr. 1811g

b c d e f g 1

2

Folgt gestrichen: „mich noch in meinen ehemalig[e]n“. Folgt gestrichen: „von dieser Partie nicht ganz u. gar entfernt“. Verändert aus „wird am ersten“. Folgt gestrichen: „in diesem Augenblik noch“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Kaspar Friedrich von Schuckmann (1755–1834) war nach dem Studium in Halle 1779 als Referendar beim Kammergericht in Berlin eingetreten, 1786 kam er als Rat nach Breslau, 1795 holte ihn Hardenberg als Kammerpräsidenten nach Bayreuth. Als designierter Kammerpräsident von Pommern wurde er im Mai 1807 von den Franzosen ein Jahr lang inhaftiert. Schuckmann, der ihm angebotene Ministerposten in Baden, Württemberg und Hessen-Darmstadt abgelehnt hatte, kehrte im November 1810 als Staatsrat im Innenministerium nach Preußen zurück und stand den Abteilungen für Handel und Gewerbe sowie für Kultus und Unterricht vor. Er entwarf für Hardenberg 1811 die Edikte über die bäuerlichen Verhältnisse und die Gemeinheitsteilungen und wurde 1814 zum Innenminister ernannt. Nachdem er 1830 einen Schlaganfall erlitt, gab er einen Teil seiner Geschäfte ab und erhielt 1834 unter Verleihung eines Freiherrentitels seinen Abschied. Vgl. Anm. a. Es betraf Vorschläge der Sektion für Gewerbepolizei zur Verbesserung der Fabrikation von Tüchern für die Armee. Beigelegt waren Abschriften von einem Schreiben Schuckmanns an Bronikowski (Berlin, 15. Januar 1811) und dessen Antwort (Berlin, 25. Januar 1811), ebda., fol. 13r–14v bzw. 17r–v.

766

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

617. Scharnhorst an Schmidt

Berlin, 27. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 21r (½ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand. „Äscherigte“ Stellen an Gewehrläufen.

An den Major v.Schmidt.a Ich werde Sr Majestät dem Könige einen Vortrag wegen der Gewehre mit äsherichten Stellen thun, damit wir, wenn Allerhochstdieselben es genehmigen, daß auf diese im wesentlichen gar nicht nachtheiligen äußern Flecken ferner keine Rüksicht genommen werden soll, wir von Seiten der Regimenter keine Schwierigkeiten zu erwarten haben. Ich ersuche Ew., mir ein solches Gewehr zu übersenden, um es Sr. Maj. zu diesem Behuf einsenden zu können.b N.d.H.Gen.v.Sch. d. 27. Febr. 11.c 618. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.

Berlin, 27. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 47 fol. 21r–v (1¼ S.): Konzept, Clausewitz’ Hand.a „Äscherigte“ Stellen an Gewehrläufen.

An den König. Mit dem obigen Gewehr.1 Euer Königl. Majestät überreiche ich hierbei in tiefster Unterthanigkeit ein Gewehr der Spandauerb Fabrike, welches an dem Aeußern des Laufs einige sogenannte äsherigte Stellen hat. Die 3te Divis. des K. All. Kr. Dep. hatte bei mir angefragt, ob dergleichen Gewehre in Hinsicht des äußern Uebelstandes zu verwerfen wären. Ich antwortete, die Division möchte bei der Gewehr Komission zu Potsdammc fragen, ob dergleichen Gewehre sich nach ihren Erfahrungen in den Proben shwächer, dem Springen leichter ausgesetzt, gezeigt hättend, u. daß, wenn dies der Fall wäre, es auf E. K. M. All. Bestimung ankommen würde, ob solche Gewehre angenommen werden sollt[e]n oder a

b c

a b c d 1

Oben rechts auf der Seite „Zu No. 23 Febr. 11“, ein Verweis auf das von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebene Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements an Scharnhorst vom 3. Februar 1811 (ebda., fol. 20r–v) zur Erprobung des in Nr. 574 angesprochenen Gewehrlaufs. Der Text bis hier nachträglich gestrichen. Rechts daneben ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Auf demselben Blatt wie das vorangehende Konzept, vgl. dort Anm. a. Verändert aus „Gewehr unsr[e]r“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Verändert aus „Ich ließ hierauf der Gewehr Komission zu Potsdamm aufgeben“. Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Vgl. das vorangehende Schreiben.

Nr. 619

767

nicht. Die Antwort der Division, welchee ich unterthänigst beizulegen nicht verfehlef, unterrichtet mich, daß dergleichen Gewehre bisher von der Gew. Kom. jedesmal zweimal probirt worden sind u. daß nie eins gesprungen ist, daß der zur näherng Beurtheilung eingesandte Lauf sogar 4mal, u. zwar das letztemal mit einer Ladung von ½ Loth Pulver mehr als vorgeshrieben, erprobt worden sey. Auch stimt das Urtheil der Kommissarien u. Arbeiter dahin überein, daß das äsherigte Eisenh grade das zäheste sey. Ew. Königl. bitte ich nun um eine Allerhöchste Bestimung, ob dergleichen Gewehre angenommen werden dürfen, denn es ist zu fürchten, daß die Truppen in der Folge Ausstellungen wegen des äußern Ansehns machen werden, dai sie seit Einführung der neuen Gewehre sehr häufig Vorstellung[e]n der Art gemacht haben. Vor dem Kriege ist von dem Inf. u. Art. Dep. auf die äußern Fehler nie Rüksicht genommen worden. N.d.G.v.Scharnhorst. Cl. Berlin d. 27. Februar 1811.j 619. Scharnhorst an Prinz August

Berlin, 28. Februar 1811

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 210 fol. 74r (½ S.): Abschrift, Schreiberhand. Übersendung eines Entwurfs zu den Übungszeiten. a

Indem ich Euer Königl. Hoheit den richtigen Eingang des Organisations Plans für die Allgemeine Kriegesschule hiemit ganz gehorsamst anzeige,1 verfehle ich nicht, Höchstdenenselben in der Einlage den von der Artillerie Prüfungs Kommission über die Einteilung der Zeit beim Exerciren verfaßten Entwurfb, welchen Euer König. in dem Hohen Schreiben von 13. d.M. verlangen, submissest zu übersenden. Berlin den 28st Febr. 11.

An Sr Königliche Hoheit den Prinzen August von Preußen. e f

g h i j

a

b 1

Folgt gestrichen: „in der Anlage enthalten ist“. Dazu am Rande ein schräger Strich. Gemeint ist das in Anm. a zum vorangehenden Dokument erwähnte Schreiben. Nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „zäher sey als“. Der anschließende Rest des Absatzes nachträglich hinzugefügt. Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom selben Tage. Oben rechts von Schreiberhand: „Zu Febr. 11 No. 72“, ein Verweis auf das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Dazu am Rande ein schräger Strich. Der Prinz hatte diesen mit dem im selben Faszikel, fol. 73r, archivierten Schreiben (Berlin, 13. Februar 1811) an Scharnhorst zurückgeschickt.

768

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

620. Scharnhorst an Valentini

Berlin, 28. Februar 1811

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Valentinis gegenwärtige Verhältnisse.

Berlin, 28. Febr. 1811 Lieber Valentini, ich habe bei den an des Königs Majestät geschickten Briefe[n] auch einen kleinen von Ihnen erhalten und dann einen Auftrag für Sie durch den O.L. von Schöler. Den letztern habe ich nach unsern Ansichten nicht ausführen können. Sollten Sie aber Ma. O.b erhalten, so würde sich die Sache wohl durchsetzen lassen. Für den Brief an den König habe ich den Auftrag, Sie zu danken, er ist sehr interessant gefunden. Ihre Verhältnisse sind die wesentlichen, die sie immer waren, Ihre Besoldung ist pünktlich ausgezahlt. S. M. der König sehen Ihre Verhältnisse genauso an wie Sie. Sie haben also nicht die mindeste Ursache besorgt zu sein. Bei uns ist nichts Neues, unsere politischen und innern Verhältnisse sind noch ganz dieselben. Leben Sie wohl und vergessen Sie nicht Ihren Sie herzlich liebenden Freund v. Scharnhorst.

a

b

Die Vorlage befand sich früher im GStA, I. HA Rep. 92 Nl Valentini 1. Der Verbleib ist nicht bekannt. Dazu in der Abschrift: „[?]“.

769

Nr. 621

2.

Nicht genau datierbare Stücke

621. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements Berlin, [23./28. Juni 18101] GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 103r (¼ S.): Konzept, eigenhändig.a Dank für Versuchsprotokoll zur Zugkraft.

Die Versuche behalte ich, ich danke der Division für dieselb[e]n.2 Sie sind sehr wichtig und geben eine große Aufklärung über viele Artillerie Geg[e]nst[ä]nde in Hinsicht des Fuhrwerks, sie enthalten auch für mich viel belehrendes.b 622. Notizen

[Berlin, 24. Juni/10. Juli 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 206 fol. 97r, 101v (1 S.): Clausewitz’ Hand und eigenhändig, unvollendet.a Erprobung einer eisernen Kanone.

Der Gen. hat richtig erhalten u. dankt für die Mittheilung.2 Cl.b [...] Diesec Proben sind freilich etwas stark, wenn man in der Folge nur ¼ kugel shw[e]r Pulv. nehmen wollte, doch finde ich sie nicht zu stark. Daß mit dem 3tn Schuß 3 Stück, so gar erst mit den 4tn Schuß 1 3웩dr gesprungen, ist eine a

b 1

2

a

b

c 1 2

Auf dem von Schmidt und Leithold unterschriebenen Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Berlin, 23. Juni 1810). Darunter ein Mundierungsvermerk Greulichs vom 28. Juni. Aufgrund des Datums des beantworteten Schreibens und des Mundierungsvermerks bei der Antwort. Die 3. Division hatte Scharnhorst das Protokoll und die Instruktion zu einer Versuchsreihe übersandt, um zu ermitteln „mit wieviel Kraft ein jedes Artillerie-Fahrzeug in Bewegung gesetzt werden kann“. Auf einem Doppelbogen, auf dessen erster Seite (fol. 97r) sich ein Schreiben des Majors von Schmidt an Scharnhorst (Berlin, 24. Juni 1810) befindet. Diese Notiz von Clausewitz’ Hand unterhalb der Anrede von Schmidts Schreiben. Es folgt ein Mundierungsvermerk Greulichs vom 10. Juli 1810. Das Folgenden eigenhändig auf fol. 101v. Folgt gestrichen: „Versuche“. Vgl. Anm. a und b. Schmidt hatte die Abschrift des Protokolls der Probe eines eisernen Kanonenrohrs zu Kolberg übersandt.

770

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

neue Erscheinung. Dem nach sollte man ja glauben, daß der Probeshuß bei dem eisernen Geschütz nicht die Stärke bewährte. Ich bitte die Probirungscommission zu fragen 1.d 623. Scharnhorst an Rauch

[Berlin?, Juni/Juli 1810?1]

Nach dem Zitat bei Friedlaender, S. 286. Vertraulichkeit hinsichtlich der Aufsätze von Bewerbern für die Allgemeine Kriegsschule.

Die Bestimmung, daß von diesen [eingehenden] Aufsätzen und ihren Verfassern niemand außer Ew. Hochw. unterrichtet sein darf, beruht zu sehr auf den Grundsätzen der Delicatesse, als daß sie näher motivirt zu werden braucht. Sollte der außerordentliche Fall statt finden, daß ein Offizier, für welchen die Genehmigung zur Aufnahme in die Kriegsschule von mir ertheilt ist, unbeschadet der Dienstverhältnisse bei den [Truppentheilen] nicht abwesend sein kann, so ersuche ich Ew. Hochw., dies spätestens bis zum 10. October mir anzuzeigen. 624. Scharnhorst an [Kalckreuth?]

[Berlin?, nach 8. Juli 18101]

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Fragen der Remonte von 1809 und ihres Eindrucks auf Frankreich.

Ew. Excellenz hatten die hohe Gnade mir zu sagen, daß die vor der Schillschen Desertion von dem Kriegesdepartement verfügte Remontierung der Kavallerie2 Aufsehen erregt habe, 1. weil sie Eile verlangt habe, wodurch dann auch nur die schlechten Pferde in die Kavallerie gekommen wären, u. 2. weil sie verlangt habe, daß Pferde ohne Unterschied des Alters, u. also alte unbrauchbare, die nur für den Augenblick brauchbar gewesen wären, dabei zuzulassen befohlen hätte. Ew. Excellenz fügte bei meiner Verwunderung über diese Bemerkung hinzu, daß Hochdenenselben eine Verfügung an ein

d

Die Notiz bricht hier mitten auf der Seite ab.

1

Das Schreiben ist bei Friedlaender nach der Zirkularverordnung vom 5. Juni eingeordnet; die hier zitierte Bestimmung ging ein in das Zirkular an die Truppen vom 1. August 1810.

a

Die Vorlage („Eigenhändiger Entwurf“) im Kriegsarchiv, Verz. 12 Nr. 1a, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vgl. Anm. 4. Gemeint ist mutmaßlich der Erlaß des Allgemeinen Kriegsdepartements vom 19. März 1809; vgl. Scherbening II, S. 365, auch zu den in der Folge erwähnten Verordnungen.

1 2

Nr. 624

771

Regiment angezeigt sei, u. daß Sr. Majestät dem Kaiser Napoleon diese Maßregeln äußerst aufgefallen seien.3 Ew. Excellenz werden nun aus den Beilagen4 Nr. 1, 2, 3. u. 4 ersehen, 1. daß die Verfügung der Remontierung nicht allgemein gewesen, sondern 4 Regimenter betroffen u. nur den Ersatz der Hälfte des Manquements zum Gegenstand hatte. Eine allgemeine Remontierung ist erst den 30. Juni 1809, also 2 Monat nach der Desertion von Schill, wie Ew. Excellenz aus der beiliegenden Nr. 5 ersehen werden, von Sr. Majestät u. auch nur zur allmähligen Ausführung gegeben worden. 2. werden Ew. Excellenz aus den Beilagen Nr. 3 u. 4 ersehen, daß die Remontierung vor dem Abgange von Schill ganz u. garnicht das Schillsche Regiment betroffen, u. daß die Gelder zum Ankauf der Pferde nur 4 Regimenter vor der Desertion erhalten haben, u. daß sie den übrigen erst nachher zugeschickt sind. Aus dem Detail der Befehle u. Verfügungen Nr. 1 u. 25 werden Hochdieselben gnädigst bemerken, 1. daß die Remontierung nicht eilig verordnet war, indem in beiden Befehlen buchstäblich steht, daß der Ankauf gelegentlich u. nicht übereilt, einzeln, sukzessive geschehen soll. Wie also gerade die Eile, welche vorgeschrieben sein sollte, wie Hochdieselben mir selbst sagten, verboten war. Ew. Excellenz können aus den Vorschriften Sr. Majestät u. den Verfügungen des Kriegsdepartements von der Falschheit des Hochdenenselben vorgezeigten Dokuments nun sich vollkommen überzeugen u. auch davon, daß das Vorgeben der Regimenter durch diese Verfügung mit schlechten Pferden versehen zu sein, wie Hochdieselben mir zu sagen beliebten, so falsch als unwahr sei, u. daß Hochdieselben die gerechte Ursache haben, solche Unwahrheiten, die doch für Hochderen Person eine offenbare Beleidigung ist, zu bestrafen. 2. Ferner werden Ew. Excellenz in den Abschriften Nr. 1 u. 2. gnädigst bemerken, daß man sich erfrecht hat, Hochdenselben auch Unwahrheiten in Hinsicht der Verordnungen über das Alter der Pferde vorzubringen, indem man Ihnen gesagt, daß auf das Alter keine Rücksicht genommen u. dadurch alte unbrauchbare Pferde in die Regimenter gekommen, da doch in den Befehlen an die Regimenter bestimmt gesagt ist, daß kein Pferd über 8 Jahre angekauft werden solle, u. daß der Ankauf sukzessive u. einzeln geschehe, damit man Pferde zwischen 3 u. 8 Jahren erhalten könne.

3 4

5

Graf Kalckreuth kehrte Ende Juni von seiner Gratulationsmission aus Paris zurück. Rauch hatte Scharnhorst die von Boyen besorgten Abschriften und eine „Rechtfertigung wegen des Pferde Ankaufs bei der Cavavallerie im Jahre 1809“ mit einem im Nl Scharnhorst, Nr. 30 fol. 23r–24r, archivierten Schreiben (Berlin, 8. Juli 1810) übersandt. Mutmaßlich die Kabinettsorder vom 15. und der erwähnte Erlaß des Allgemeinen Kriegsdepartements vom 19. März 1809.

772

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

3.

Aus der allgemeinen Verfügung über die Remontierungen nach dem Abgange von Schill6 werden Ew. Exzellenz ferner wahrnehmen, daß die Grundsätze der Remontierung nach seinem Abgange nicht anders wie vor demselben waren. Aus allem diesem gehet nun hervor, daß diejenigen unter uns, die eine Verbindung zwischen der Remontierung unserer Kavallerie u. dem Abgange von Schill Ew. Excellenz haben hinterbringen wollen, sich nicht entblödet haben, die Tatsachen zu entstellen, um ihren falschen Angaben einige Wahrscheinlichkeit zu geben. 625. Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna

[Kudowa?, August 1810?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 23 fol. 13r (1 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel III, S. 562; Linnebach, S. 402f. Gruß von Krankenbett zu Krankenbett.

An die liebe kranke Tochtera, von den lieben kranken Vater, ein Gedicht von ihm selbst gedichtet. Victoria Victoria Das Fieber ist nicht wieder da, Nun wolln wir leben für unser bischen Geld, Wie es uns am besten gefällt. – Denn kömtb es immer so wieder an So ist es doch um uns arme Wichter bald gethan. Denkt so oft an mich, als ich an Dich Und verliehr mirc nicht das schöne Gedicht. Der kranke, aber nun fast gesunde Vater Scharnhorst.

6

Kabinettsorder vom 30. Juni 1809.

a

Auf der Umschlagseite, fol. 13v, adressiert: „An die Hochgeborne, jedoch auch ehrbare und tugendhafte Frau Gräfin zu Dohna Zur Eröfnung mit den schönen eigenen Händen.“ Ebda. auch einige Kritzeleien, mutmaßlich von Julie zu Dohnas Hand, darunter dreimal der Name „Schill“. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Nachträglich korrigiert aus „mich“.

b c

Nr. 626

626. Aufzeichnung

773 [Breslau, Sommer 1810?]

Nach dem Auszug bei Scherbening II, S. 360f. Schlesische Festungen.

[...] eine Organisation zur Vertheidigung der Festungen, für jede 1 Bataillon Linientruppen, Cosel ausgenommen, für jede 1 Kompagnie leichte Infanterie und ein Detaschement Jäger. Aus dem Linien-Bataillon und dem Garnison-Bataillon werden 4 neue Bataillone, jedes zu 800 Mann Gemeine formirt; dies giebt für jede Festung 3200 Mann Linien-Truppen und 800 Mann leichte Infanterie. Aus dem Jäger-Detaschement 1 Kompagnie Jäger zu 150 Mann. 3200 800 150 6 Kompagnien Artillerie 900 Hierzu Kavallerie

5050 150

5200. So würde ich es organisiren. Dies würde für Schlesien 20,000 Mann ausmachen, durch welche dann die Feldtruppen nach Umständen verstärkt werden; dagegen würde die oberschlesische Brigade nur 3 Bataillone behalten. 627. Scharnhorst an Schack

[Berlin, nach 17. November 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 239 fol. 53r (½ S.): Konzept, unbekannte Hand. Zulagen für Platzmajore.

An den Major Schack2 Sämtliche Platz Majors erhielten nicht mehr als 30 Thaler u. für den Verlust seiner Zulage würde er einigermaß[e]n durch die Position entshädigt, die Se. Majestät neuerlich dem Platz Major in der Verfügung zugelegt hätte.a a

1

2

Folgt gestrichen: „Der General hätte demohngeachtet seyn Gesuch [folgt gestrichen: „beim allgem“] zu unterstütz[e]n gesucht. Ich würde daher unter diesen Umständen schwerlich sind“. Ebda., fol. 48r (½ S.) eine mit einem Abgangsvermerk vom 11. November 1810 versehene Notiz: „Beym Oberst Hake anfragen, wie sich die Sache mit dem Major Schack verhält u. welches Gehalt die Platzmajore in den Festungen beziehen.“ Hakes Antwort (Berlin, 15. November 1810, ebda., fol. 51r–v) wurde am 17. November vorgelegt. Datiert nach den Vermerken auf dem Schreiben Schacks an Scharnhorst (Neiße, 3. November 1810, ebda., fol. 52r–v) sowie den in Anm. a erwähnten Schreiben an und von Hake. Johann Schack, Platzmajor von Neiße.

774

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

628. Randnotiz

[?, nach 4. September 1810]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 62r: Eigenhändig.a

u. obb man nach dieser Ausmittelung beßer als bisher trift.1 629. Aufzeichnung

[?, Sommer/Herbst 1810?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 222 fol. 17r (½ S.): Eigenhändig. Unterschiede der Gewehrfabrikation in Malapane zu der in Potsdam.

Malapane Man kann hier in Somer monatlich 600 Stük machen, ich rechne daher in Durchshnitt des ganzen Jahr[es] doch nur 3–400. Es finden hier und in Potsdam Vershied[e]nheit[e]n statt, 1. wird hier nach den Anfang, den man gemacht, der Lauf abgedrehet u. nicht abgeshliffen, 2. die Bajonetsdikte abgedrehet, 3. wird hier bloß durch Handarbeita der Lauf geshmiedet, in Spandau hat man dazu eine Hülfe durch eine Maschine. Die Spandauer Rohrschmiede sind geschikter. 630. Randnotizen

[Berlin, nicht vor 30. November 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 107r–108v (½ S.): Eigenhändig.a Gewehrversuche beim Westpreußischen Grenadierbataillon. a

b 1

a 1

a

1

Auf der letzten Seite der von Schmidt unterschriebenen Aufzeichnung „Verzeichniß der mit Gewehren im Sommer 1810 angestellten Versuche“ (Berlin, 7. August 1810, fol. 66r–68v). Verändert aus „wie“. Als Ergänzung zu Abschnitt III („Besondere Versuche“) Punkt 6: „Versuch mit neuen Gewehren zur Ausmittelung der Höhe eines Visiers für die Distancen von 200, 300 und 400 Schritt.“ Verändert aus „Rohrschmiede“. Mutmaßlich während der Inspektionsreise in Schlesien entstanden, vgl. Nr. 448. Auf dem von Hauptmann Platen und Leutnant von Schleinitz unterschriebenen Bericht der Revisionskommission des Westpreußischen Grenadierbataillons über die Ungleichheit seiner Gewehre. Dazu gehört die tabellarische „Specielle Beschreibung über den Zustand der Gewehre des 1ten Westpreußischen Grenadier Bataillons“ ebda., fol. 109r–118r. Beide Dokumente sind datiert Frankfurt/Oder, 27. Oktober 1810. Das von Schöler, Schmidt und Leithold unterschriebene Begleitschreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements zu den in Anm. a erwähnten Berichten (Berlin, 5. November 1810, ebda., fol. 106r–v) ist mit einem Präsentationsvermerk vom 30. November versehen.

Nr. 630

775

Sehr richtig, und es muß hierin eine Abänderu[n]g gemacht w[er]den. Die angegebene Methode ist übrigens auch nur unvollkommen. S.2 Sehr richtig. Aber wie ist das zu erreichen? Doch müßen die Fehler möglichst verkleinert werden.3 Ich bitte die Versuche mit verschieden[em] Spielraum mir einzuschicken.4 Hier können nur Erfahrungen etwasb beweisen. S. Immer gut für die Tirailleure.5 Wer wehrt ihn dieses?6 Ohnehin7 Ist ein Fehler, der anderswo seinen Grund hat.8 Allerdi[n]gs An die Gewehr Comission zur Beantwortu[n]g.9 S. Die Gewehr Comission zu beantwort[e]n.10 S.

b 2

3

4

5

6 7

8 9

10

Nachträglich hinzugefügt. Platen und Schleinitz hatten die Läufe der Gewehre mit gepflasterten Kugeln erprobt, da ihnen die übliche Methode mit stählernen Zylindern nicht geeignet erschien, Unebenheiten im Innern eines Laufes festzustellen. Zur Beschreibung, wie bei der Probe leicht verschieden große Kugeln (13 Kugeln auf ein Pfund Blei) verschieden weit in einen senkrecht gestellte Lauf hineinfallen können, ehe sie steckenbleiben. Es geht um im Bericht erwähnte Versuche bei dem ebenfalls in Frankfurt stationierten Ostpreußischen Jägerbataillon. Die Verwendung von etwas kleineren Kugeln (14 auf das Pfund Blei), die man zur Erhöhung der Treffsicherheit pflastern könne. Nämlich den Tirailleuren die Verwendung gepflasterter Kugeln. Mit den etwas größeren Kugeln könnten Tirailleure auch im Liegen laden. Dazu auch das „Allerdi[n]gs“ weiter unten. Wenn beim Schuß nur das Pulver in der Pfanne, nicht aber im Lauf entzündet wird. Zu den möglichen Folgen der festgestellten unterschiedlichen Länge der Schwanzschrauben. Zur unterschiedlichen Bohrung der Zündlöcher.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Ich bitte von den H. L. Tiedeke hierüber einec Aufklärung.11 S. Sehr richtig. Die Gewehr Comission muß hiervon benachrichtigt werden; die Gewehre ab[e]r müßen zurük geschikt werden. S. An die Comission zur Beantwortu[n]g.12 S. An die Comission.13 S. Gew. C.14 S. Die Gew. Com.15 S. Das ist nicht möglich16 Solln mir zurük geschikt werden.17 S.

c 11

12

13 14 15

16

17

Folgt gestrichen: „Erklärung“. Zu Klagen über stärkeres Stoßen bei einigen Gewehren (einige Grenadiere hatten sich an der Backe verletzt), wofür man das Gewinde vor der Hohlkehle der Pfanne verantwortlich machte, die das Beschütten mit Pulver erschwerte. Zu diesem als wichtig bezeichneten Punkt auch die folgende Notiz. Zur Klage über die Zerbrechlichkeit der Anbringung des Feuerschirms am Schloß (mittels Schrauben). Zur Klage, die Hahnschrauben sprängen häufig. Die Revisionskommission befürwortete eine etwas schwächere Feder am Schloß. Zur bemängelten Qualität der Kugelzieher, bei deren Herstellung zuwenig Stahl verwendet worden sei. Die Kommission bemängelte, „daß sämtliche Gewehre nicht durchaus gleiches Caliber haben und in sich nicht alle ganz kugelgleich sind“. Unterstreichungen von Scharnhorsts Hand. Ein Gewehr war beim Scheibenschießen zersprungen, zwei weitere irreparabel beschädigt.

Nr. 631

631. Denkschrift

777

[Berlin?, nach 30. November 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 119r–121v (5 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen und Zusätzen, unvollendet.a Zur Erreichbarkeit exakt gleicher Kaliber auf ganzer Rohrlänge. Für die Praxis anwendbare Veränderungen. Anordnung weiterer Versuche.

1.)

a

b c d e f g

h 1

Beantwortung der Bemerkungenb über die neuen Gewehre, welche von dem 1ten Westpreußischen Grenadier Bataillon eingeschikt sind. Man siehet aus diesen Bemerkungen, daß das Grenadier Bataillon die neuen Gewehre mit großer Sorgfaltc untersucht hat, und mir ist diese Untersuchungd, da mir die Vervollkommenung der Fabrikation der Gewehre aufgetragen ist, sehr angenehm. Die Fehler, welche das Grenadier Bataillon an den neuen Gewehren findet, sind folgende: Die Ungleichheit der Caliber. Wenn die Gewehr Commission des Bataillonse eine völlige Gleichheit der Caliberf in allen Theilen des Laufes verlangt, so geht sie zu weit in ihrer Forderung. Die besten Fabriken von Infanteriegewehren, die französischen, erfordern dennoch, daß ihnen eine bestimmte Ungleichheit bei den verschiedenen Läufeng gestattet wurde. (Die französischen Läufe fallen doch auch verschieden aus, wir haben deren zu 68 bis 70 Theilen des Zolls).h Denn sollten die Läufe in ihren Cali100 bern durchgehends gleich seyn, so würden so viele ausgeworfen werden müssen, daß der angenommene Lauf ungeheuer theuer käme. Es kömmt daher hier darauf an, wie groß die obige Ungleichheit gestattet werden könne und ob bei unserer Annahme diese Verschiedenheit nicht zu groß gesezt ist oder ob von der Annahme-Commission hierin Fehler gemacht sind. Bei uns darf der kleinste Lauf nicht unter 71/100 des Zolles und der größte nicht über 72/100⬙ halten. Es wäre allerdings zu wünschen, daß wir diese Verschiedenheit einschränken, oder vielmehr verringern

Das Konzept basiert auf einem Teil der vorangehenden Randnotizen, vgl. die Anmerkungen dazu. Verändert aus „Zu der Beantwortung der Bemerkung“. Folgt gestrichen: „und Beurtheilung“. Verändert aus „und ich bin dafür“. Folgt gestrichen: „wie es scheint“. Die folgenden fünf Wörter eigenhändig hinzugefügt. Verändert aus „Fabriken von Kommißgewehren sind die französischen, erfordern dennoch darin eine bestimmte Ungleichheit der verschiedenen Läufe“. Der eingeklammerte Satz eigenhändig hinzugefügt. Vgl. Anm. a.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

könnten. Allein die neuen Garde Gewehre2, welche vor dem Kriege gemacht sind, haben noch eine größere Verschiedenheit des Calibers (man hat eine Verschiedenheit von 73/100 bis 78/100 Theile gefunden, also von 5 /100 Theilen)i und bei der Einschränkung derselben hat uns die Gewehrfabrike große Schwierigkeiten gemacht, indem ihr dadurch so viele Läufe ausgeworfen werden. Was die Gleichheit des Calibers in allen Theilen des Laufes betrift, so hat auch hier die Gewehrcommission des Grenadierbataillonsj mehr verlangt, als bis jetzt die Fabrik leisten kann, wenn nicht die Gewehre, welche schon jetzt 11 Thalr. kosten, noch theuer[er] kommen sollen.k Unser[e] Fabrik ist noch in der Mashinerie und in jeder Hinsicht hinter andern vorzüglichenl Fabriken zurük; man hat von Seiten der Militar Behörden diese Angelegenheitm vor dem Kriege nicht gut geleitet, und man ist daher jetzt bemühet, der Fabrik eine beßere Einrichtu[n]g zu geben. So unvollkommen die Fabrik auch noch in ihrer Einrichtu[n]g ist, so erhält man dennoch Gewehre, welche den französischen nicht sehr nachstehen. Auch bei diesen habe ich eine sehr merkliche Verschiedenheit des Calibers in einem Laufe gefunden. Gleichwohl gestehe ich gern, daß sowohln die Verschiedenheit der Caliber bei verschiedenen Läufen, als die Verschiedenheit desselben in einem Laufe bei unsern Gewehren noch größer als bei denen der besten französischen Fabriken ist, indessen stehen unsere Gewehre doch denen der übrigen mir bekannten Infanterie Gewehr Fabriken nicht nacho. Was den Spielraum bei unsern Gewehren betrift, so ist er allerdings noch größer, als er seyn sollte, wenn die Fabrikation der Gewehre zu einer größern Vollkommenheit bei uns gekommen wäre. Man hat ihn bei den Gardegewehren einzuschränken gesucht, allein dieses hat in und nach dem Kriege so viele Unannehmlichkeiten gehabt, daß wir einen Theil der engern Läufe vor kurzer Zeit haben nachbohren lassen müssen, indemp das Gewicht der Kugel nicht verändert werden konnte.q i j

k

l m n o

p q 2

Die Klammer und ihr Inhalt eigenhändig hinzugefügt. Das anschließende Satzende verändert aus „das Unmögliche verlangt, wenn nicht die Gewehre außerordentlich theuer kommen sollen.“ Die anschließenden zwei Sätze und der Beginn des Satzes danach bis „habe ich eine“ eigenhändig hinzugefügt anstelle des gestrichenen: „Ich habe französische Läufe aus den besten Fabriken untersucht und ebenfalls eine“. Verändert aus „guten“. Verändert aus „diesen Gegenstand“. Verändert aus „Indessen gestehe ich gern, daß“. Verändert aus „denen der meisten übrigen Fabriken nicht nach und wir sind jezt bemühet [verändert aus „beschäftigt“], die Vollkommenheit der besten französischen zu erreichen.“ Verändert aus „einen Theil der kleinern haben nachbohren lassen müssen, weil“. Der anschließende Rest der Denkschrift ganz eigenhändig. Gemeint sind die Nothardtschen Gewehre.

Nr. 631

779

Die Garde Gewehre hatten 6/100, unsre jetzigen 7/100 Zoll Spielraum. Wenn die Commission des Grenadier Bataillons den kleinsten Spielraumr verla[n]gt, so müßen auch die Calib[e]r der Gewehre völlig gleich seyn; das letztere ist aber eine Sache der Unmöglichkeits, wenn man die Gewehre nicht ungeheur theur bezahlen will; dazu setzt der kleine Spielraum eine große Gleichheit bei den Patronen so wohl in Hinsicht des Gusses der Kugeln als des Pappiers voraus, welche, wo so viele Millionen Kugeln gegoßen u. Patronen von gemeinen Soldaten gemacht werden, nicht statt findet.t Wenn die Comission die Erfahrungen vor sich hätte, die hierin im Großen sich bald darbieten, so würde sie von der Unausführbarkeit ihrer Wünshe sich bald überzeugen.u Die Tirailleure oder das 3te Glied müßen die Gewehre haben, deren Caliber an kleinsten sind, um den Spielraum soviel als möglich zu vermindern, und um das Pulver alle an Boden zu bring[e]n müssen die Leute, nach dem das Pulver ausgeshüttet ist, das Pappier zurück um die Kugel biegen, dann gehet sie drange in diev Seele des Laufs, und nach den hier gemachten Erfahrungen leistet diese Umwicklung die Vortheile eines jeden andern Pflasters, auch die einer größern Kugel. Größere Kugeln vors dritte Glied od[e]r besondre Pflaster der Kugeln für dasselbe einzuführen würde in Großen Schwierigkeitenw mancher Art haben. Die Comission berichtet, daß selbst ein Jäger mit dem glatten Gewehrx bei den jetzigen Spielraum nicht habe treffen können. Sie führt aber nicht an, in welchem Maße er mit größern Kugeln oder mit gepflasterten Kugeln getroffen habe, und darauf kömt es doch an. Ich ersuche das Bataillon, mit den Gewehren von kleinsten Calibern mity den oben beshriebenen umwickelten Pappier einen Versuch zu machen und die Wirkung, welche bei diesen erhalten wird, mit der bei ordinären Caliber Kugeln und der bei mit Leder gepflasterten zu vergleichen, und mir den Bericht des Versuchsz einzuschicken, die verschoßenen Patronen werde ich ersetzen lassen. Diesen Gegenstand habe ichaa zwar bereits sehr umständlich untersuchen lassen, da aber die Sache wichtig ist und das Bataillon glaubt, hier neue Aufklärung geben zu können, so glaube ich dennoch, daß ein Versuch nicht unnöthig seyn würde, wenn er unparteiisch und mit gehörigerab Circomspection und Sorgfältigkeit angestellt würde. r s t u v w x y z aa ab

Folgt gestrichen: „gleiche Caliber bei allen Gewehren“. Folgt gestrichen: „selbst bei den Canonen“. Folgt gestrichen: „Ueberhaupt darf man nicht“. Darunter gestrichen: „Es bleibt“. Folgt gestrichen: „Mündung de“. Folgt gestrichen: „haben“, danach gestrichen hinzugefügt: „die auszuführen zu weitläu“. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „umgelegten“. Verändert aus „mir den Versuch“. Statt „ist“; der Satzanfang verändert aus „Dieser Gegenstand ist“. Verändert aus „aller“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Wenn die Comission glaubt, daß dies Pulver nur dann, wenn man liegend ladet, sich in den Unreinigkeiten des Gewehrs setze, oder wenn sie meint, daß um das Pulver in den Fall herunter zu bringen, ein Pflaster oder eine große Kugel erfordert werde, so irrt sie in beiden Fälle[n]. Auch stehend geladenac bleibt das Pulv[e]r in der Unreinigkeit des Laufs hä[n]g[e]n und Leute von Leib Regiment, durch welche ich hier Versuche machen ließ, bewickelten alsdann die Kugel mit dem Patron Pappier, wie bereits oben angeführt, eine Methode, die ich von jeher überall bemerktad habe. Die Comission des Bataillons führt an, daß die nicht abgestoßenen Schwanzschrauben Gewinne anae der Hohlkehle des Zündlochs nicht abgestoßen wärn u. dadurch ein Rükstoß des Gewehrs entstanden wäre, sie führt aber doch nicht an, daß sie daß Abstoßen thun lassenaf u. nachher wahrgenommen hätte, daß nun das Stoßen aufgehört. Dadurch würde die Sache ins Licht gesetzt seyn. Ich bitte, dies noch zu thun, vorher aber noch einmal mit andern Patronen zu untersuch[e]n, ob die Gewehre noch jetzt stoßen. Alle wiederholte u. erdenkliche Mühe hatag 632. Instruktion

[Berlin, nicht nach 6. Dezember 18101]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 46 fol. 136r–v (1½ S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. Vergleich von vier Gewehrtypen durch mehrtägige Versuchsreihen.

1.) 2.)

ac ad ae af ag

a b c 1

Der Versuch wird angestellt auf folgende Art: Mit 2 Gewehren jeder Art 50 Schuß hinter einander. Es wird insbesondere beobachtet: Hizze des Laufs, Versagen, Treffen und Durchdringen. Die Arten der Gewehre sind:a I. 2 französische, II. 2 ordinaire, wie wir sie zu unsrn Versuchen gebraucht haben, 71 /100b, III. 2 anders gestählte und mit französischen Pfannenc, IV. zwei ordinäre preussische von den größten Calibern der neuen Gewehre. Nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „wahrgenommen“. Verändert aus „nicht abgestoßenen Gewinne vor“. Verändert aus „Abstoßen vorgenom“. Der Text bricht hier oben auf fol. 121v ab. Die anschließenden Zahlen „I.“ bis „III.“ verändert aus „a.)“ bis „c.)“. Verändert aus „wie wir sie haben“. Der anschließende Punkt „IV.“ eigenhändig hinzugefügt. Vgl. Anm. o.

Nr. 632

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3.)

Damit die Sache geschwinde geschiehet, so wird jedesmal das Treffen u. s. w. von andernd als den Schützen beobachtet und aufgeschrieben. Die Versuche geschehen also a.) auf 200 Schritt mit 2 Gewehren No IIe, mit jedem 50 Schüße mit ordinairen Kugelnf; b.) mit 2 Gewehren No. III; mit jedem 50 Schüsse mit Kugeln, die drange herein gehen und überleimt sindg, auf 200 Schritt; c.) mit den französischen Gewehren No. I und ordinairen französischenh Patronen, 50 Schüsse mit jedem auf 200 Schritte. i Die Leute zielen auf einen Punkt der Scheibe und schießen so geschwind, als sie beim ordentlichen Zielen können. 4.j Den zweiten Tag werden die Versuche des ersten Tags nun auf 300 Schritte wiederholt; die Gewehre No II bekommen aber jezt überleimte Kugeln ohne Spielraum und die von No III ordinairek. 5. Den dritten Tag geschehen diese Versuche auf 200 Schritt, a.l mit 2 Gewehren mit großen Kugeln, die drang hinein gehen, b. mit 2 Gewehrn von unsern kleinsten Spielraum oder Calib[e]r und mit 2 von unserm größten Spielraum od[e]r Calib[e]rm; wo möglich werden die Gewehre a und b No 3n hier angewendet. 6. Es werden darnach folgende Patronen erfordert: 200 Patronen ordinaire Kugeln, umhüllt mit Leimpapier; 400 ordinaire Patronen; 100 Patronen mit großen Kugeln; 200 Patronen mit französischen Kugeln.o

d e

f

g

h i j k

l m

n o

Die folgenden drei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Verändert aus „mit 2 ordinairen Gewehren, wie wir sie haben, von gleichem Caliber, etwa zu 71/100 Zoll“. Verändert aus „ordinairen Kartuschen zu 7 oder 8 Zoll Spielraum.“ 100 Verändert aus „2 anders gestählten und mit französischer Pfanne, mit jedem 50 Schüsse mit Patronen, die drange herein gehen“. Verändert aus „französischen Gewehren und ordinairen“ Davor gestrichen: „4.)“ Eigenhändig hinzugefügt, ebenso die Nummern der folgenden Absätze. Verändert aus „werden die Versuche auf 300 Schritte wiederholt; a bekommt aber jezt Kartusche ohne Spielraum und b ordinaire.“ Eigenhändig hinzugefügt. Verändert aus „gehen, dann mit 2 mit unserm kleinsten und 2 mit unserm größten Spielraum“. Verändert aus „Gewehre a und b“. Unten links ein Vermerk Schmidts, er habe diesen Aufsatz am 6. Dezember 1810 von Scharnhorst erhalten.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

633. Aufzeichnung

Berlin, [1810?1]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 254 fol. 1r–5v (9¼ S.): Konzept, eigenhändig. § 1. Rückstoß des französischen Gewehrs. § 2. Bewaffnung eines Zehntels der Infanterie mit Piken. § 3. Reduzierte Ausstattung der Kavallerie mit Feuerwaffen. § 4. Laden mit zwei Kugeln statt einer. § 5. Reduzierter Spielraum. § 6. Schießübungen. a

Vorschläge zur Ersparu[n]g des Feuergewehrs, Mittel demselben eine größere Wirksamkeit zu gebenb

§ 1. Bei der Einführung des französischenc Infanterie Gewehrs in den russischen Armeen bemerkt man, daß dies Gewehr, wenn es mit 3/4 Loth Pulver u. 20 Kugeln auf das Pfund (Berliner Gewicht)d geladen werden soll,e das Gewehr sammt dem Bajonett 10½ 웩 Berliner Gewicht wiegen muß und daß die französischen Fabriken seit 1806 den Gewehren dieses Gewicht geben. Werdenf diese Gewehre leichter gemacht, wie es vor 1806 in Frankreichg geschah, so stoß[e]n manche von ihnen (bei den Pulver, welches jetzt stärk[e]r als ehemals war)h im Abfeuern bei der obigen Ladung. Verringert man aber die obige Ladung, so verliert man in der Wirkung. Man kan sich auf die Versuche, welche hierüber in Frieden [ge]macht sind, nicht verlasseni, weil bei diesen nicht so viel Pulver bei den Beschütten der Pfanne wie in der Hitze des Gefechts verlohren gehet.j

a b

c d e

f g h

i

j

1

Davor gestrichen: „Ein Mittel die“. Diese Überschrift ersetzt zwei angefangene sowie die folgende vollendete Fassung: „Bewafnung der Infanterie u. Cavalerie; ein Mittel, Feur Waffen zu ersparen.“ Verändert aus „Die Einführung des französischen Feuerge“. Verändert aus „Pfund“. Folgt gestrichen: „daß ist mit der besten Ladung, welche die wirksamste Schußweite giebt“. Verändert aus „Sind“. Verändert aus „wie es in der Revolution“. Die Klammer und ihr Inhalt nachträglich hinzugefügt, in der Vorlage irrtümlich nach „manche“. Das Folgende verändert aus „beim Abfeuern, wenn man nicht die obige Ladung“. Verändert aus „verliert man, dazu mal in Kriege bei den Beschütten der Pfanne viel Pulver verloren gehet, die der Wirkung etwa“. Folgt gestrichen hinzugefügt: „Nur bei dem konishen Zündloch hat man das Vershütten des Pulvers nicht zu befürchten. Daher wird man bei den französishen Gewehren, wen[n] man bei ihnen das gewöhnliche Zündloch beibehelt, nie die Ladu[n]g“. Die Instruktion zum Scheibenschießen war zur Zeit der Abfassung bereits im dritten Jahr in Gebrauch.

Nr. 633

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§ 2. Man kann bei der stehende[n] Armeek den 10ten Theil der Inf. Gewehrel ersparen, ohne daß dadurch irg[en]d ein Nachtheil entstünde Bei jeder Infantrie ist, wen[n] die Armee 4 bis 8 Wochen agirt hat, die Compagnie um den 12tn Theil an Gemeinen schwächer geworden, einige si[n]d gestorben, geblieben u. als Invalide abgega[n]g[e]nm, wenn dies ab[e]r nicht ist, so ist doch immer der 15te krankn, ja so gar zu Zeit[e]n der 8te. Für diese Kranke und Gestorbene wird das Infanterie Gewehr u. die Munition nun nicht gebraucht. Dazu kömmt noch, daß zur innern Bewachung, zu Krankenwärtern, zum innern Transport, policeilichen Bewachungen, bei welchen keino Feuergewehr erfordert wird,p die Leute mit Picken dienen können. Wenn demnach die Compagnie 150q Feurgewehre stark ist, so werden davon nur 135r bis höchstens 140 gegen den Feind gebraucht, weil man in jeden Fall auf Kranke oder Abgehnde 10 bis 15 Mann rechn[e]n mußs. Giebt man daher nur 138t Mann Feuergewehre und den übrigen 12 jed[e]n eine Picke, 12 Fuß lang mit einer eisernen Spitze, so wird man 12 Feurgewehre ersparen und in Gefecht dennochu nicht we[n]ig[e]r Feuergewehre haben. Für jeden Kranken oder sonst Abgehenden würde aus der Se[c]tion mit den Picken ein Mann das Gewehr nehmen u. in Reih u. Glied[e]r treten. Die Section mit den Pikken würde schon beim Ausmarsch nur 5 bis 6 Mannv stark seyn, weil die Compagnie nie ohne Kranke ist. Die Section würde zum Theilw zur Bewachu[n]g der Bagage, der Polizei Wachen in den Quartieren, zu Comandos rükwärts so la[n]ge gebraucht, als noch Leute von ihr vorhanden sind. Es wird aber nicht genug seyn, auf jedes Feuergewehr eine Ueb[e]rzahl in der Picken Section zu haben, au[c]h für den übrigen Bestand der Compagnie wird diese Ueb[e]rzahl nothig seyn,x bei ei[ne]r Comp. von 150 Feurgewehrn betr[ä]gt die Anzahl der Spielleute, Unte[r]officiere, Knechte bei den Brotw[a]g[e]n, den Officiern u. s. w. noch leicht gegen 30 Köpfe, für diese muß auch ein Ersatz der Kranken u. s. w. seyn, sonst ist zu befürchten, daß er den Feurgewehrn abgehet. Man kann diesen auf 2 bis 3 Man[n] rechnen, dak l m n o p q r s t

u v w x

Folgt gestrichen: „viel“. Verändert aus „der Gewehre“. Verändert aus „geblieben u. ander“. Verändert aus „der 12te bis 15te krank, oft der 10te“. Folgt gestrichen: „Infantrie“. Das Folgende verändert aus „der Soldat es entbehrn könnte.“ Folgt gestrichen: „Gemeine“. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Abgehnde auf andre Art“. Verändert aus „135“, entsprechend in der Folge zweimal „15“ zu „12“ verändert. Dazu am Rande eine Berechnung. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „würde beim Ausmarsch schon auf 6 bis 8“. Verändert aus „Sie würde“. Folgen die überflüssigen Worte: „und da“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

durch würde die Picken Section also um 3 Mann stärke[r] u. bestünde also bei den Ausmarsch aus 15 Mann.y Diese Ersparung an Feurgewehren beim Ausmarsh ist Sr. Königl. Majestät bereits vorgeshlag[e]n u. von Allerhöchstdenenselb[en]z zwekmäßig gefunden.aa § 3. Bei der Cavalerie hat jed[e]r Reuter 2 Pistolen u. 1 Carabiner. Man ist allgemein der Mei[n]u[n]g, daß die Carabiner nur den Flanqueuern unentbehrlich u. die Pistolen überhauptab von sehr geringen Nutzen sind. Man wird also, wie es bereits von Sr. Königl. Majestät bestimt ist, nur für den Flanqueur, also 12 Mann pr. Esc.,ac einen Carabiner und für jeden Reut[e]r nur eine Pistole bedürfen. Dadurch würdead nun eine große Ersparnisse bei dem Cavalrie Feuergewehre stattfinden. Man wird die Hälfte der Pistolen ersparen und die beibehaltenen in brauchbaren Stand setzen u. erhalten können.ae § 4. af Man kann bei den 12 웩 schwere[n] Infanterie Gewehren, d. i. bei den bisher gebräuchlichen, die Wirkung gegen den nahen Feind sehr dadurch vermehren, daß man 2 Kugeln statt einer ladete.ag Bei dem Gebrauch einer Kugel gehen eben so viel durch die Zwischenräume der feindlichen Soldaten, besonders bei der Cavalrie, verlohren, als den Feind treffen; bei zwei Kugeln trift fast jeder Schuß, der in die Front kömt, denn wenn die eine Kugel auch

y

z aa

ab ac

ad ae

af ag

Dieser Absatz nachträglich hinzugefügt für die Streichung „Wäre die Compagnie 200 Feurgewehre stark, so würde man 20 Feurgewehre ersparen, die Compagnie würde alsdann 180 Feurgewehr und die Section mit Picken würde 20 Mann stark [danach gestrichen: „Da aber immer der 15te Infantrist, so bald die Armee activ wird, krank ist oder Schaden an den Füßen u. s. w. hat, so würde“] beim Ausmarsch, wenn kein Mann fehlte u. keiner krank wäre, stark seyn.“ Es folgt noch gestrichen hinzugefügt: „Hätte die Compagnie 180 Köpfe incl. Unteroffic., Spielleute u. s. w.“ Folgt gestrichen: „vortheilhaft gefunden“. Dieser Satz nachträglich hinzugefügt anstelle der Streichung Man kann bei der steh[e]nd[e]n Armee, wenn es an Feurgewehrn fehlt, bei jedem Regiment eine Compagnie Pikkeniere haben, welche bloß zu den einbrechenden Angriff bestimmt sind. Sie müßen einen Brustharnish u. Helm zur Defensiv Waffe und“. Verändert aus „nur den Flankeuern u. die Pistolen nur“. Verändert aus „also ungefähr den 12ten Theil der Cavalrie“. Es folgt gestrichen hinzugefügt: „oder wenn man auf das Absitzen u. Gefecht zu Fuß sich einrichten wollte, für die Hälfte der Escadron“. Statt „würden“. Das folgende Wort verändert aus „dan[n]“. Folgt mit dichter Schraffur gestrichen: „Unsere Cavalerie hat im Kriege in Preussen pr. Esc. nur 12 Carabiner gehabt. Die Pistolen sind wenig oder fast gar nicht gebraucht, weil sie in den schlechtensten Zustande waren.“ Zunächst gestrichen: „Aus der Beilage No 1 gehet hervor“. Folgt gestrichen hinzugefügt: „wie die nachstehnde[n] Versuche zeigen werden.“ Der anschließende Satz nachträglich hinzugefügt und stark redigiert.

Nr. 633

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den Zwischen Raum zweier Männer trift, so trift doch die andre gewiß einen Mann. In freien Felde entstehet zwar der Nachtheil bei der Führu[n]g der Patronen mit 2 Kugeln, daßah die Munition, welche der Soldate trägt, dadurch schwerer wird und zwar in den Verhältniß von 2 zu 3ai. Dieser Nachtheil ist aber in Festungen für nichts zu achtenaj und da ist also der Gebrauch der Patronen mit 2 Kugeln von entschiedenen Nutzen.ak In freien Felde kömmtal das größere Gewicht der Patrone allerdings in Betracht, dagegen ist aber auch der Vortheil der Patronen mit 2 Kugeln wieder sehr überwiegend, weil die Wirkung, wenn der Feind in der Nähe, bei diesen Patronen doppelt so groß als der bei einer ist. Man sehe die 1ste Beilage. Und es sollte wenigstens jeder Soldat, welcher mit den 12 웩 schweren Gewehren bewafnet ist, ¼ der Anzahl der Patronen mit 2 Kugeln zum Gebrauch gegen einen sehr nahen Feind bei sich führen.am Diese Festsetzung würde in der Ausführung um so weniger schwierig seyn, da es weniger an Blei als an Pulver fehlt. Bei 30 Patronen kann hier das ganze Gewicht der Patrontasche um ungefähran 1½, bei 60 Stück um ungefähr 3 웩 und bei 12 um ½ bis 5/8 웩 vermehrt [werden]. Bei den neuen Gewehren, wo der Rükstoß bei zwei Kugeln sehr empfindlichao ist, wo man 3/4 Loth Pulverladung, also die stärkste Pulverladung nimmt, ist der Vortheil von 2 Kugeln nicht so überwieg[en]d als bei den alten, bei den[en] der Rückstoß, wenn man sich 2 Kugeln bedient, wegen ihrer größern Schwere geringer ist, und es ist zu befürchten, daß die Soldaten bei den neuen Gewehren, wenn man sie mit 2 Kugeln ladet, aus Furcht vor den Rükstoß nicht gut zielen werden. § 5. Ein ander Mittel, das Infanteriefeur zu verstärken, bestehet darin, daß man den Kugeln einenap kleinern Spielraum, als sie bisher hatten, giebt. Man hat hierzu 2 Wege, 1. größere Kugel, 2.aq eine Umhüllung der Kugel mit Pappier, welches um dieselbe festgeklebt ist. ah ai aj ak

al am

an ao ap aq

Verändert aus „der Nachtheil, daß“. Folgt gestrichen: „wie die Beilage zeigt.“ Verändert aus „Nachtheil findet aber in Festungen nicht statt“. Die folgenden zwei Sätze nachträglich hinzugefügt anstelle der Streichung „Ob bei den Gebrauch in freien Felde der Vortheil, zumal gegen Cavalrie, auf die man nur dann feurt, wenn sie nahe ist, weit großer als der Nachtheil ist“. Das Wort bei der Redaktion versehentlich zweimal geschrieben. Der Rest des Absatzes ab hier nachträglich hinzugefügt anstelle der Streichungen „scheint problematisch zu seyn. Wenn man die folgenden Versuche betrachtet, so scheint man sehr für den Gebrauch“ und „nehme, so würde man in den meisten Fällen einen bedeutenden Vortheil ziehen können, ohne daß dadurch ein Nachtheil entstehen könnte, der diesen Vortheil aufwöge.“ Verändert aus „etwa“. Verändert aus „wo der Rükstoß zu groß“. Statt „einem“. Verändert aus „die größere Kugel oder“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Es ist natürlichar, daß man bei den geringern Spielraum eine etwas längereas Zeit zum Laden braucht als bei den größern, doch ist diese Verschiedenheit nicht beteudent, und da gewöhnlich die Patronen zu geschwind verschoßen werden, so würde dieser Nachtheil in einzelnen Fällen, wen[n] er auch bedeutend wäre, dadurch nur gemildert. Vorzüglich wichtig ist die Einschränku[n]g des Spielraums bei den Soldaten, welche man als Tirailleure braucht, diesen muß man die Gewehre aussuchen, welche den kleinsten Caliber haben, bess[e]r aber ist es, ihnen Patronen zu geben, welche einen kleinen Spielraum haben. Die Beilage No 2 wird die Vortheile der Einschränku[n]g des Spielraums durch Versuche überzeugend darthunat. § 6. Die Wirkung des Feuergewehrs h[ä]ngtau vorzüglich von den Gebrauch desselben und also von der Uebung ab. Es ist nicht genug, daß der Recrutav eine kurze Zeit nachaw dem Ziele schießt oder das der Soldat jährlich einmal einige Schuß nach dem Ziele thut, die Uebung des Schieße[n]s muß die Haupt Uebung, die wichtigste aller Uebungen des Infanteristen werden.ax Man sagt, daß diese Uebung zu vielay koste, als daß es ausgeführt werden könne.az Was hülft aber die Menge der Munition, die Menge der Soldaten in Felde, wenn sie nicht mit Nutzen ihre Patronen verschießen? Dann sind auch die Kosten nicht so groß, vorausgesetzt, daß man das Feurn mit Exercir Patron[e]n ohne Kugeln einshränkt. Wennba jeder Soldat jährlich 21bb scharfe Patronen verfeurt, so wird dazu doch nicht mehr als ½ 웩 Pulver erfordert, welchesbc der Regieru[n]g, wenn sie es hier in Berlin kaufte, nur 1/6 Thaler, sonst aber wohl nicht mehr als 1/9 Thaler kosten wird. Die Beilage No 3 enthält die Instruction der Uebung für die Infantrie wie sie Se. Majestät der Kö[ni]gbd gegeben hat und sie nun schon ins 3te Jahr ausgeführt ist. Es werden alle Herbst die Tabellen von den Schießen der Regimen-

ar as at au av aw

ax ay az ba bb bc bd

Verändert aus „Es ist allerdings wa[h]r“. Verändert aus „größere“. Verändert aus „überführend zeigen.“ Verändert aus „Die Verstärkung des Feuergewehrs kann aber vorzüglich“. Statt „Recruten“. Folgt gestrichen: „der Scheibe“, auch in der Folge „nach der Scheibe“ verändert zu „nach dem Ziele“. Folgt gestrichen: „Dazu“. Verändert aus „Man sagt freilich, daß diese Uebung viel“. Folgt gestrichen: „Ich bin indessen“. Folgt gestrichen: „der Mann“. Verändert aus „24“. Dazu am Rande eine gestrichene Berechnung. Folgt gestrichen: „der Krone wohl nicht über“. Verändert aus „Se. Majestät“.

Nr. 634

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ter u. Compagnien Se. M. den Könige vorgelegt, aus den[en] sie sehen können, welche Compagnien u. Regiment[e]r an besten geschoßen. 634. Immediatbericht

[Berlin, nach 22. November 18101]

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. O Gen. Nr. 4 Bd. 1 fol. 21r–25r (8½ S.): Reinschrift, Schreiberhand. Druck: Lehmann, Wehrpflicht 1810, S. 454–457, danach Usczeck/Gudzent, S. 306– 309. Vorlage der Akten der Verhandlungen über die Reform des Kantonwesens. Vorschläge zur Einführung der Wehrpflicht.

Ewr. Königlichen Majestät lege ich die Verhandlungen vor, welche seit 2 Jahren über eine Veränderung in dem Canton-Wesen vorgekommen sind. Die Nachtheile der fortdauernden jetzigen interimistischen Canton-Vertheilungen vermehren sich täglich und hindern sowohl den guten Zustand des Militairs, als sie für einzelne Districte des Landes sehr drückend sind, während andere und die eximirten Städte und Districte gar nicht herbeigezogen werden. Der erste Entwurf, welchen eine zu der Bearbeitung dieses Gegenstandes niedergesetzte Commission den 1ten July 1809 E. K. M. zu Füßen legte2, entsprach nicht in allen Punkten Euer Königlichen Majestät Absicht bey dieser Einrichtung. Allerhöchstdieselben gaben ihn mir zwei Tage vor der Abreise nach Berlin im Dezember v. J. zurück. Ich forderte nach unserer hiesigen Ankunft die Mitglieder des Militairdepartements und der vorher schon zu dieser Absicht ernannten Commission auf, einen neuen Entwurf zu machen und ihn Euer Königlichen Majestät vorzulegen. Dieser ist in der ersten Beylagea enthalten. Er wurde damahls den Ministern mitgetheilet, um diejenigen Veränderungen in demselben zu treffen, welche nach ihren Ansichten nöthig wären, falls sie mit denen der Commission sich vereinigen ließen. Die Minister gaben ihre Meinungen nach der Beylage No. 2 ab.b Der Minister Graf von der Golz und der Großkanzler Beyme waren unbedingt für die Genehmigung des Entwurfes; die Ministers Freyherr von Altenstein und Graf zu Dohna machten dagegen Ausstellungen; ich legte diese der Commission vor, welche sie in der Beylage No. 3 beantwortete.c Diese Beantwortung gab ich mit dem beygefügten Anschreiben den Ministern.d Diese setzten nun eine Ministerial Conferenz an, in der die Sache gemeinschaftlich discutirt a b c d 1 2

Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Nr. 169 und 170. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. die Sachanmerkungen zu Nr. 303. Dazu am Rande ein schräger Strich. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Nr. 302 und 303. Nach dem Schreiben Nr. 532, in dem er den Schriftwechsel des Frühjahrs zurückerbat. Nr. 460 im fünften Band.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

wurde. Das Resultat derselben war, daße nun auch die Minister Freiherr von Altenstein und Graf zu Dohna mit den Vorschlägen der Kommission einverstanden waren, daß sie aber in einigen beschränkten Fällen Stellvertreter zulassen wollten. Da die andern beyden Ministers auch hiergegen waren, so wurde eine andere Conferenz angesetzet, um sich gänzlich zu einigen; diese kam aber wegen des Abganges der Ministers von Altenstein und Beyme nicht zu stande. Jetzt erhalte ich beym Abgange des Ministers Grafen zu Dohna die Acten zurück und säume daher nicht, diese Angelegenheit zu Euer Königlichen Majestät Bestimmung Höchstdenenselben vorzulegen. Zur Uebersicht der bisherigen Conscriptions-Einrichtungen habe ich in der Beylage No. 4 einen kurzen Auszug aus der preußischen, westphälischen, französischen und österreichischen Conscriptions Einrichtung beigefügt.f Der Gegenstand ist nun so viel und so mannigfaltig discutirt worden, daß selbst bei der größten Verschiedenheit der Ansichten dennoch alle Meinungen sich dahin vereinigen, daß bei der Einführung der allgemeinen Canton-Verpflichtung nur 2 Punkte noch zur nähern Entscheidung kommen müßen. 1ts Ob man Stellvertreter zulaßen könne? 2tens Ob die politischen Verhältniße nicht Bedenklichkeiten bey der Einführung einer allgemeinen Canton-Verpflichtung erregen könnten? In Absicht des 1ten Punkts muß ich hier bemerken, daß die Commission sowohl als die Mitglieder des Kriegsdepartements diese Zulassung als eine den Hauptzwecken der größern Allgemeinheit der Canton-Verpflichtung gerade entgegenlaufene Maaßregel hielten, wie die Beilage No 1 u. 3 bezeugt, und daß selbst die Mehrheit der Stimmen im Ministerio dieser Meynung beytrat, wenn meine damahls in der Eigenschaft als Kriegesminister in Anschlag kam. Die Commission hatte auch vom Anfange an gesucht, die Vortheile, welche eine Stellvertretung hat, auf einem andern Wege, der nicht die Nachtheile derselben zuließ, zu erreichen. Die 5te Beylage3 wird über diesen Punkt eine nähere Auskunft geben.g In Hinsicht des 2ten Punktes bemerke ich allerunterthänigst, daß unsere neue Canton-Verfaßung 1ts schon vor 3 Jahren von Euer Königlichen Majestät bestimmt, allen Behörden bekannt gemacht und auf ihr die jetzige militairische Verfaßung gebaut ist, 2ts daß sie mit der westphälischen im wesentlichen übereinstimmt und daß wir daher sagen können, daß wir bei unserer bisherigen Canton-Verfaßung e f g 3

Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. dazu das anschließende Dokument. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Nr. 636.

Nr. 634

789

die Verbeßerungen angebracht, welche in dem Königreich Westphalen eingeführt sind, wobey wir das Drückende der Stellvertreter für die ärmere gebildete Classe der Staats-Bewohner abzuhelfen gesucht hättenh. Es ist gar nicht zu fürchten, daß die französische Regierung eine Maaßregel, die sie in mit ihr verbundenen fremden Staaten einführt, mißbilligen wird; es ist im Gegentheil wahrscheinlich, daß sie es sehr gut aufnehmen würde, wenn wir unser Militair ganz auf den Fuß des westphälischen einrichteten. Sollten Euer Königlichen Majestät die Vorschläge der Commission, welche zu dem Entwurf der Canton-Verfaßung niedergesetzt ist, im Wesentlichen zu genehmigen geruhen, so würde nun von der Commission und dem Kriegesdepartement ein detaillirter Entwurf zu machen sein, worin man dasjenige von der Verfassung der westphälischen Militair Conscription (welche von der französischen nicht wesentlich verschieden ist) aufnähme, welches mit dem Entwurf der Kommission vereinbar wäre. Die Stellvertretung, wodurch jetzt das westphälische Militair nur aus den ganz ärmern Leuten oder aus Vagabonden, die sich kaufen lassen und wo sie können gleich davonlaufen, besteheti, würde fast die einzige wesentliche Verschiedenheit sein. Nach der bisherigen Einrichtung muß bey uns der eingezogene Cantonist 20 Jahre dienen und wird dem Staate auf immer als producirendes Mitglied entzogen. Bei der vorgeschlagenen Canton-Verfassung dient er nur vom 20tn bis zum 25tn Jahre und kann also, wenn er das Alter, in dem der Mann sich häußlich nieder zu laßen pflegt, erreicht hat, ein nützlicher Staats-Bürger werden. Bey unserer bisherigen Canton-Verfaßung diente nur die ärmste Classe der Bewohner des Staats, ohne Hoffnung vom Militair, zu dem er gezwungen wurde, befreyet zu werden. Desertion und Verachtung des Soldaten-Standes ist die Folge. Bey der vorgeschlagenen Canton-Verfaßung wird die Exemtion aufhören und auch der wohlhabende Bürger dienen. Die Cavallerie wird nur bemittelte Leute haben, und auch selbst bey der Infanterie wird die Desertion vermindert, und überall der Soldatenstand mehr geachtet werden. Es sind Leute, welche glauben, daß unsere neue Einrichtung im Civile und Militair Unzufriedenheit erregen, und deswegen es immer gerne bei dem Alten ließen. Diese möchten auch etwas gegen die vorgeschlagene neue Canton-Verfaßung haben. Sie bedenken aber nicht, daß gerade über das Alte eine 10mal größere Unzufriedenheit als über das Neue sowohl im Volke als in allen Flugzeitungen und anderen Schriften herrschte. Sie wissen nicht, daß unsere innere Thätigkeit in Verbesserungen, in zweckmäßigern Einrichtungen (der Zeit, dem Ort und den Verhältnissen unserer Lage gemäß) das Precaire, welches unsere äußern Verhältniße sowohl im In- als Auslande fühlbar machen, benimmt und überall Zutrauen und Achtung erweckt und verbreitet. h i

Statt „häbten“, verändert aus „haben.“ Statt „bestehen“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Noch vor wenigen Tagen sagte mir ein völlig unparteiischer und gelehrter Mann vom Auslande, „man bewunderte und verehrte, wo ich hinkam, Ihre Thätigkeit im Innern, den großen Geist, den Sie – sich Ihrer Wichtigkeit für Deutschland, für das, was Sie waren und ferner sein müßten, bewußt – fortarbeiten. Man vergleicht Sie mit einem Unglücklichen, der Muth und Kraft hat, sich übers Unglück zu erheben, und im höheren Geiste forthandelt.“ Mehrere Schriften des Auslandes, leider wenige des Inlandes, reden in eben dem Geiste. So liest man in dem letzten Quartal des Nordischen Sehers4 einen Aufsatz „Über Preußens Gestirn“, der ganz in diesen Ansichten mit dankbaren Gefühlen gegen das hohe Regenten-Haus und die Regierung, welchen die deutschen Völker, welchen die Bildung und Achtung der Deutschen so viel verdankt und mit dem sie zu Grabe gehen dürfte, geschrieben ist. 635. Denkschrift

[Berlin?, nach 22. November 1810]

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. O Gen. Nr. 4 Bd. 1 fol. 60r–63v (8 S.): Reinschrift, Schreiberhand. Druck: Lehmann, Wehrpflicht 1810, S. 457–461, danach Usczeck/Gudzent, S. 309–312. Geschichte der preußischen Kantonpflicht. Negative Folgen der Ausnahme der bürgerlichen Klasse für den Staat.

Uebersicht der Geschichte der Kanton-Einrichtung im preußischen Staate. Kurfürst George Wilhelm warb zuerst 1620 300 Mann Cavallerie und 1000 Mann Infanterie als stehendes Militär freiwillig an. Die erstern wurden von den Prälaten und der Ritterschaft, die letztern von den Städten erhalten. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, nahm nach einem Aufgeboth 1631, 32 und 33 die Mannschaft aus dem Lande, forderte 1656 die Lehnpferde und 20 Mann von jeder Stadt, wodurch seine Armee [um] 14,000 Mann verstärkt wurde.1 Kurfürst Friedrich der 3te, nachheriger König Friedrich der 1te, fand 1688 bei dem Tode des großen Kurfürsten eine Armee von 28,500 Mann, worunter 4800 Pferde. Er schickte 1689 nach dem Rhein 26,858 Köpfe.2 4

„Der nordische Seher. Ein Blatt für den Weltbürger“ erschien in Halle an der Saale.

1

Letzteres geschah während des schwedisch-polnischen Krieges (1655–1657). In dem als Pfälzischer Erbfolgekrieg oder Neunjähriger Krieg bezeichneten Konflikt unterstützte Brandenburg das britisch-niederländisch-österreichisch-spanische Bündnis gegen Frankreich.

2

Nr. 635

1.) 2.) 3.)

3 4

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Friedrich der 1te erhielt seine Rekruten theils durch freiwillige Werbung, theils durch Aushebung. 1704 beschloß er, die Armee mit 12,000 Mann zu vermehren, wozu das Edikt vom 11tn März 1704 wegen gewisser Mannschaft, so von den Unterthanen und Handwerkern aufzubringen, gegeben wurde. Diese Vermehrung hemte den Ersaz der vorhandenen Regimenter und veranlaßte neue Regulirungen.3 Die Provinzen sollten nun nach der Volksmenge die Rekruten liefern und für den fehlenden Rekruten 50 Rthlr. zahlen, wofür ausländische Stellvertreter geworben wurden. König Friedrich Wilhelm der 1te änderte Manches an dieser Einrichtung. Allein die Nachtheile der unbestimmten Aushebung oder Lieferung der Rekruten waren, daß die Unterthanen, wenn sie befohlen wurde[n], austraten, in der Hoffnung, nach der Ausnahme der Mannschaften zurückkommen zu können; daß die Aushebung geraume Zeit erforderte und sehr ungleichmäßig in den einzelnen Örtern geschahe; daß dabei Unterschleife, Unordnungen und Gewaltthätigkeiten aller Art unvermeidlich waren. Indessen bestand diese Art, die Armee zu rekrutiren, in vielen Ländern noch bis zu dem Revolutionskriege, in andern findet sie in einiger Hinsicht noch jezt statt. König Friedrich Wilhelm 1te führte im Jahre 1733, der erste in ganz Europa, die allgemeine Conscription ein.4 Die Ausnahmen von der Stellung waren in der Totalität fast gar nicht zu rechnen; nur der Adel, die Söhne der Oberoffiziere und ein Vermögen von 10,000 Thalern begründeten eine Kantonfreiheit. Wenn man bedenkt, wie klein damals der Adel und die Anzahl der vermögenden Männer von 10,000 Thalern waren, so wird man diese Conscription wohl für eine allgemeine gelten lassen; denn die Ausnahme der Söhne der Oberoffziere war keine, da der Vater diente. Zwischen dem ersten schlesischen und dem siebenjährigen Kriege wurde festgesezt, daß die wirklich angesessenen Bauern und Bürger die Kantonfreiheit haben sollten; den einzelnen Söhnen alter, wirklich angesessener Bauern wurde 1748 mit dereinstiger Berüksichtigung getröstet, vor der Hand sei es nicht thunlich. Mit einem so zusammen gesezten Heere und mit diesem Rekrutirungssystem eroberte Friedrich 2te Schlesien und erhielt sich im Sie-

Dies geschah während des Spanischen Erbfolgekriegs. Lehmann merkte hier an: „Überhaupt braucht es kaum der Bemerkung, daß der erste Theil der ‚Übersicht‘ weder vollständig noch korrekt ist; aber als ein Stück des Scharnhorst’schen Beweises mußte sie ganz vorgelegt werden.“

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benjährigen Kriege gegen eine mehrfach größere Uebermacht in dem Besizze desselben. Schon nach dem ersten schlesischen Kriege hatte König Friedrich 2te den Städten Berlin, Potsdam und Brandenburg sowie auch den Söhnen der königlichen Beamten und den Kapitalisten, die 6000 Thaler im Vermögen hatten, die Kantonfreiheit gegeben. Nach dem siebenjährigen Kriege wurden die Eigenthümer von bürgerlichen und Bauer-Höfen und auch die einzigen Söhne alter Väter, welche wirklich ansässige Bürgerhäuser oder Bauerhöfe hatten, entlaßen. Auch fanden einige andere Exemptionen statt. Das ganze Kantonwesen wurde im Jahre 1764 regelmäßiger eingerichtet; die damals eingeführten Inspekteure bekamen die Aufsicht auf dasselbe, um zu verhindern, daß vom Militair keine Bedrükkungen und von dem Militair und Zivil keine Unterschleife statt finden konnten. In dieser Lage blieb das Kantonwesen bis zum Jahre 1792, wo des hochseeligen Königs Friedrich Wilhelm Majestät ein neues Kanton Reglement gab, in dem alle Verhältnisse der Kanton Einrichtung genauer bestimmt, aber auch eine so große Anzahl von Exemptionen zugelassen wurden, daß nunmehr das erste Institut fast gänzlich verändert war. Man sehe nur in den Listen die Anzahl der Eximirten, und man wird sie sehr groß finden, wenn man dazu die Städte Berlin, Potsdam und Brandenburg und die befreiten Distrikte in Schlesien rechnet. Diese Einrichtung, welche nur den ärmsten Bewohnern und den ärmern Adel, also den Theil desselben, der am wenigsten gebildet, zu dem Soldatenstande brachte, sonderte die ganze mittlere, nemlich die bürgerliche gebildete Klasse von dem Militair gänzlich ab. Es war nichts natürlicher, als daß sie das Militair wegen des äußern Glanzes, den dasselbe hat und haben muß, wegen der ihm eigenen Vorrechte beneidete; daß sie wegen des Elendes, in dem der gemeine Mann sich befand, und der Ungebildheit eines großen Theils der Offiziere verachtete, und daß sie wegen der Ausschließung, in ihm eine der Bildung angemessene Stelle bekleiden zu können, es haßte. Da nun aber die bürgerliche gebildete und reichere Klasse der Bewohner des preußischen Staates sehr zahlreich ist, überdies bei weitem den größern Theil der gebildeten Bewohner ausmacht und auf die Meinung des gemeinen Mannes, besonders in den Städten, am meisten wirkt, so war es denn auch natürlich, daß die Armee gehaßt und verfolgt wurde; daß man nicht gestimmt war, Antheil an ihrem Glük oder Unglük zu nehmen; daß in den meisten großen Städten, in vielen Distrikten des Landes kein lebhaftes Gefühl für die Erhaltung des Staates gezeigt wurde; daß so viele Schriftsteller aufstanden und der Regierung und der Armee alle Achtung, alles Zutrauen zu benehmen, sie lächer-

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lich und verächtlich zu machen suchten; daß diese schändlichen Schriftsteller mit Begierde vom Bauer und Bürger gelesen wurden, und daß die Nation dadurch noch uneiniger wurde, alle Liebe zur Regierung und zur Verfassung aufhörte. Hätte die bürgerliche, die gebildete unadeliche Klasse der Bewohner des Staats mit gleichen Rechten zu höhern Stellen in der Armee gedient oder dienen können, hätten ihre Söhne, Brüder u. s. w. das Unglük der Armee getheilt, so wären die oben geschilderten unglüklichen Verhältnisse der Opposition der Stände im Staate nie in dem Grade oder vielleicht auch gar nicht eingetreten. Die Verkettung aller Bewohner in dem Vereinigungspunkte der Armee wäre wirksamer für die innere Harmonie, das Interesse der Erhaltung des Staats u. s. w. gewesen. Man werfe hier nur einen Blik auf das menschliche Herz. Ein Mann, der als Jüngling eine Zeitlang in einem Regimente gedient hat, hört, so lange er lebt, die Schiksale dieses Regiments mit Wohlgefallen. Ein Mann, der irgend einem Metier ohne Niederdrükkung und Demüthigung sich eine Zeit lang gewidmet hat, behält, so lange er lebt, eine Vorliebe für dasselbe. Die Armeen, in denen unsere nächste Anverwandten dienen, haben für uns eine vorzügliche Wichtigkeit. Wir sind geneigt, ihnen in Unglüksfällen das Wort zu reden. Ihre Ehre, die Ehre unserer Anverwandten eignen wir uns unvermerkt zu. Die Eigenliebe kommt bei diesen Verkettungen auf so manche Art ins Spiel, daß sie bald eine große Wirkung auf die Stimmung des Ganzen bekömmt. So wie die innern Verhältnisse der Kantonverfassung und die Bestimmung des Adels zu den Offizieren eine Spaltung in der Nation erzeugte, so war diese auch in einiger Hinsicht in der Armee. Die Klasse der Offiziere war von der der Unteroffiziere und Gemeinen ganz verschieden. Diese waren von der niedrigsten Klasse des Volks, glaubten sich unterdrükt und bevortheilt; die Zukunft, die überall so reizend ist, so wenig sie auch giebt, versprach ihnen weder Verbesserung, noch Ehre, noch Ruhe. Der ärmere Soldat, der nichts zu verlassen hatte, konnte auf den Rükzügen es ohne Gefahr wagen, die Fahne zu verlassen; wie dies denn haufenweise, selbst noch auf dem Rückzuge von Königsberg nach der Memel, geschah.5a

5

Im selben Faszikel folgen, von Schreiberhand: „Auszug des Codex der Militair Conscription für das Königreich Westfalen, Gesetz-Bülletin No. 48“ (fol. 64r–68r); „Auszug der Verordnung über das Conscriptions- und Rekrutirungs-System de dato Wien den 25sten Oktober 1804“ und „Gesezbuch für die Kaiserlich Königliche Armee, Auszug der Bestimmungen über die Conscription“ (fol. 69r–70v).

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636. Denkschrift

[Berlin?, nach 22. November 1810]

GStA PK, I. HA Rep. 74 Staatskanzleramt O. O Gen. Nr. 4 Bd. 1 fol. 72r–76r (9 S.): Reinschrift, Schreiberhand, mit eigenhändigen Veränderungen. Druck: Lehmann, Denkschriften, S. 102–105, danach Gersdorff, S. 368–372, und Usczeck/Gudzent, S. 302–305. Unnötigkeit, Ungerechtigkeit und Nachteiligkeit einer Zulassung der Stellvertretung.

Unzuläßigkeit der Stell-Vertreter

1tens

2tens

Zuvörderst muß man den Grund der Zulaßung der Stellvertretung untersuchen und in Erwägung ziehen, ob er bei unserer Canton-Verpflichtung stattfinde. „Man will durch die Stellvertretung den jungen Mann, welcher sich den Wissenschaften und Künsten widmet und welcher ihnen entzogen würde, wenn ihn das Loos trift, ins Militair zu treten, Gelegenheit geben, seinen Lebensplan verfolgen zu können.“ Bey unserer Canton-Verpflichtung wird er, wenn er auch als Soldat eintritt, im Frieden nicht den Wissenschaften und Künsten entzogen; er dient nur einige Monathe und folgt nachher seinen Lebensplan. Nach 5 Jahren, wenn er 25 Jahre alt ist, erhält er seinen Abschied und kann nun ohne alle fernere Verpflichtung sich verheiraten, häußlich niedersetzen u. s. w. Bey uns wird also niemand in der Fortsetzung seines Lebens-Plans, er sey Civil-Officiant, Künstler, der Wißenschaften Beflissener u. s. w., im geringsten gehemmt, vorausgesetzt, daß er eine gewisse Bildung habe und also nicht die gewöhnliche militairische Disciplinar-Erziehung u. s. w. bedürfe. Im Kriege findet zwar diese Milderung des Dienstes nicht statt, wer wird sie aber auch da, bey einem Staate, bey dem seiner Stellung nach das Militair nur Erhaltung des Staates, der Regenten-Familie, Unabhängigkeit der Nation und nicht Eroberung seyn kann, verlangen? Der Stand, die Classe der Nation, die sie unter den Umständen verlangte, wäre die verachtungswürdigste, die es je gegeben, wäre des Vaterlandes nicht werth, und kein Zwangs-Mittel wäre hart genug, sie zum warnenden Beispiel der Übrigen bestrafend herbey zu ziehen! „Man will durch die Stellvertretung dem gebildeten jungen Mann von höheren Ständen und höherer Bildung ein Mittel geben, durch welches er sich der Herabwürdigung, neben dem gemeinen Mann ein paar Monathe in Reih und Glied als Gemeiner zu dienen und die Commißmontirung tragen zu müßen, entziehen kann.“ Wenn in einem Staate, in einem Volke es nach der allgemeinen Meynung eine Schande ist, Soldat zu sein, so fehlt die richtige Ansicht des Soldaten-Standes; wenn sonst der Staat eine Lage hat, in der er nur an

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seine Erhaltung, aber nicht an Eroberungen denken kann, so ist wenig Hoffnung seiner Erhaltung, seiner Fortdauer vorhanden, so wird er bald der Raub einer benachbarten, vielleicht schwächeren, vielleicht rohen Nation werden. Bey uns ist man nicht in dieser Stimmung; bei uns dient bereits jeder, der sich dem Soldaten-Stande widmet, 3 Monathe als Gemeiner, dann tritt er, wenn seine Bildung es gestattet, in die Classe der Portepeefähnriche. Wir sehen täglich, daß Söhne von allen Classen der gebildeten und reichsten Bewohner des Staates diese Laufbahn wählen, und wenngleich einige ältere Männer, aus Vorurtheil oder durch beschränkte philosophische Ansichten mißleitet, in diese Anordnung, die alle Menschen von gesundem Verstande und vorzüglich alle jungen Männer gerecht und zweckmäßig halten, sich nicht finden können, so verdient dies wohl keine weitere Rücksicht, denn diese Vorurtheile reden ja gegen das, was bey uns bereits alle Tage geschiehet. Der Sohn des Ministers, des Generals u. s. w. macht jetzt bei uns diese Carriere; schon seit 2 Jahren hat diese Anordnung der Dinge bestanden, und ein junger Mann der gebildeten Classen der Staatsbewohner, welcher der Cantonpflichtigkeit unterworfen und nicht den Soldaten-Stand ergreifen will, wird, wenn ihn das Loos trift, nicht viel länger wirkliche Dienste als Gemeiner thun als jeder gebildete Mann dieser Klassen, der den Soldaten-Stand freywillig ergreifen will. Verliehret dieser dadurch nicht in seiner Achtung, warum sollte es der Fall bey jenem seyn? Will jener aber länger dienen oder muß er im Kriege länger dienen, so bringt ihn seine Bildung nach der Verfaßung gleich zum Portepeefähnrich und zum Offizier. Man braucht sich bei dieser Anordnung nicht zu fürchten, daß im Kriege die Anzahl der gebildeten Männer in der Armee so groß werde, daß sie nicht zum Offizier kommen könnten. Noch immer fehlte es im Kriege an gebildeten und zugleich brauchbaren Subjecten zu Offizieren, und die geringe Anzahl der gebildeten jungen Männer, welche das Loos zum Eintreten im Kriege treffen kann, wird hierin wenig ändern, wiewohl dies zu wünschen wäre. Wir haben nun gesehen, daß der Grund, welcher die Stellvertretung bey andern Armeen herbeigeführt hat, bey uns nicht statt findet; daß das Drückende der Selbsteinstellung ins Militär in den gebildeten Ständen bei uns theils durch die Zeit und Art der Einstellung, theils durch die innere Verfaßung des Militärs, welche den gebildeten Cantonnistena auf einen seiner Bildung angemessenen Posten stellt (wenn er im Kriege herbeigezogen werden müßte),b gehoben ist. Es wird nun noch nöthig seyn, die Nachtheile der Stellvertretung hier darzulegen.

a b

Folgt gestrichen: „im Militair“. Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt.

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1tens Es ist ohne Zweifel eine außerordentlich harte Sache für die gebildetere Classe, welche keinen Stellvertreter stellen kann, für die ärmern Familien der Adlichen, der Offiziere, der höhern Civildienerschaft, daß sie da, wo es keine Ehre ist, als Soldat einzutreten, sehen müssen, daß der reichere ungebildete Bauer, Wirth, Pächter, Bäcker, Brauer, Krämer, Wucherer u. s. w. einen Stellvertreter von der schlechtesten Herkunft, neben ihrem Mitglied, neben ihren Söhnen und Geshwistern stellt. 2tens Bey der Stellvertretung dient nur die geringere, die am wenigsten geachtete Classe der Bewohner des Staates, die bey einem Verbrechen wenig zu verlieren hat. Desertion, Dieberey u. s. w. wird daher bey ihnen gemein. Dadurch wird aber das Militair noch mehr verachtet, als es schon durch die Herkunft seiner Bestandtheile war. Wie kann ein Stand geachtet seyn, in den der Reichere, der Gebildetere sich zu treten schämet, in den er den ärmsten Knecht, den Bettler für sich einstellt? Die Behauptung, daß der Vagabonde, der Gekaufte, der moralisch Schlechtere, der Verachtete sich ebenso brav als der Wohlhabende und Geachtete schlage, eine ebenso gute Armee als die geachtetere Classe bilde, ist im allgemeinen nicht durch die Erfahrung bestätiget. Wenn große Männer eine Armee mit Muth und Zutrauen beseelten, wenn lange Krieges-Erfahrungen einerc Armee besondere Vorzüge vor der des Gegners gab, mag dies wohl zu Zeiten der Fall seyn. In unsern Tagen war es aber ganz anders. Friedrich der 2te trat zuerstd 1741 mit einer im Innern geachteten Armee, bey der fast gar keine Exemption bey der Stellung der Cantonnisten, bey der keine Stellvertretung statt fand, auf. Sie siegte in der Schlacht bey Molwitz, Soor und Kesselsdorf nicht durch Friedrichs Genie. Man weiß, was ihm in der ersten begegnete1, unter welchen unglücklichen Verhältnissen die 2te anfing2, und daß er bei der 3ten gar nicht zugegen war. Der Geist der Armee, erzeugt durch die hohe Achtung, welche das Militair unter Friedrich Wilhelm den 1ten genoß, verbunden mit einer strengen Disciplin und einer damals vorzüglichen Übung, hat wohl den vorzüglichsten Antheil an den Siegen der ersten schlesischen Kriege. Im 7jährigen Kriege wußte der nun mehr gebildete Feldherr diese Vorzüge durch sein Genie zu heben. Der Geist des Soldatene in der französischen Revolution, der Enthusiasmus desselbenf wäre doch wohl nicht zu der Höhe c d e f 1

2

Verändert aus „der“. Das Wort eigenhändig hinzugefügt, ebenso in der Folge „auf“. Verändert aus „Geist der Armee“. Eigenhändig hinzugefügt. Nach dem unglücklichen Beginn der Schlacht ergriff der König die Flucht und kehrte erst um, als ihn die Nachricht einholte, daß die Armee unter der Führung von Generalfeldmarschall Graf Schwerin doch noch den Sieg errungen hatte. Die zahlenmäßig fast doppelt überlegene österreichisch-sächsische Armee des Prinzen Karl von Lothringen hatte in der Nacht vor der Schlacht unbemerkt die den rechten preußischen Flügel beherrschende Graner Koppe besetzt.

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gestiegen, welchen die Armeen 1793 und 1794 zeigten, wenn Stellvertretung, Exemptioneng, wie bei uns, ohne Zahl stattgefunden, wenn die Regierung durch ihre Zulaßung der Armee Mangel an Achtung zu erkennen gegeben, wenn nicht die Regierung die höchste Ehre in der Vertheidigung des Vaterlandes unter allen Umständen, in allen Verhältnissen gesetzt hätte. Nicht die größern Talente der französischen Generale führten den Sieg herbey, den[n] alle siegten. In Holland, in Deutschland, in Italien, in Spanien, in der Vendee, überall siegte der Geist des Militärsh und die große Menge der gebildetern einzelnen Anführer, die Vereinigung aller Stände, aller Stuffen von Bildung in den Armeen. Man hat in den letzten Jahren anerkannt, daß der Geist der Armee von der Behandlung derselben abhinge, und der Beweis davon möchte nicht schwer zu führen seyn; man hat dafür gehalten, daß man in unserer Armee diesen Punkt ganz außer Augen und zu großen Werth auf die materiellen Bestandtheile gesezt habe, und das Gegentheil möchte schwer darzuthun seyn; es ist die Bemerkung gemacht, daß man an die materiellen Bestandtheile der Armee verhältnismäßig ungeheure Summen verwendet und nicht auf das, was nichts kostet, auf die Erzeugung eines hohen militairischen Geistes der Nation gesehen, sondern solche Anordnungen theils getroffen, theils beybehalten habe, welche die Stände der Nation trennen und die Armee verächtlich machen müßten. Die Bemerkung am Ende der Abhandlung über das preußische Kantonwesen in der 4ten Beylage macht diese Behauptung wahrscheinlich. Diese Punkte mögen immer verschiedene Ansichten haben, sie verdienen aber gewiß bei unserm Militair und vorzüglich bei der neuen Canton-Verfaßung die höchste Aufmerksamkeit. [?, vor 18. Dezember 18101]

637. Denkschrift Nach der Edition bei Scherbening II, S. 270–279. Aufsatz über die Ausbildung der Artilleristen.

Kapitel I. Worin muß der Kanonier geübt werden?a § 1. Man wagt hier nicht zu sagen, der Kanonier muß das wissen, worin er geübt wird; man glaubt schon, sich damit begnügen zu müssen, daß er in dieg h

a 1

Die folgenden drei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Eigenhändig verändert aus „der Armee“. Unterstrichenes in der Vorlage durch Sperrdruck hervorgehoben. Die Denkschrift wurde dem König mit einem Begleitschreiben des Prinzen August vom 18. Dezember 1810 übersandt.

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sen Verrichtungen so viel geübt sei, daß er dazu unter Auffsicht und Anleitung von seinem Offiziere und Unteroffiziere mit untermischten Rekruten sogleich gebraucht werden könne, so daß die Ausrichtung in dem Wesentlichen des Dienstes der Artillerie nicht durch Ungewißheit und Ungeübtheit leide. Der Kanonier muß in allen Verrichtungen, welche der Artillerie-Dienst im Felde und in Belagerungen fordert, aus mehreren in die Augen fallenden Gründen unterrichtet werden. 1) weil er bald im Felde, bald vor Festungen, bald in denselben gebraucht wird, wie die Umstände und die Zufälle es fügen. 2) weil man insbesondere in und vor Festungen nie so viel Artilleristen hat als man braucht und neben ihnen die Rekruten oder die von der Infanterie gegebenen Leute gebraucht werden müssen. Hier muß er die Hauptfunktion bei der Bedienung übernehmen und die Rekruten und Infanteristen als Handlanger gebrauchen. Selbst die reitende Artillerie muß in und vor Festungen dienen können. Die österreichische und hannöversche bediente 1793 in den Belagerungen in Belgien die Batterien in den Trancheen gleich der Artillerie zu Fuß; ein Theil von unserer reitenden Artillerie hat Danzig und Colberg 1807 mit vertheidigt. 3) Wollte man eine Absonderung von reitender Artillerie, von FeldArtillerie zu Fuß und von Festungs-Artillerie in der Bildung machen, so würden auch die Offiziere, Unteroffiziere und Bombardiere nur für diese einzelnen Zweige der Artillerie ausgebildet werden, denn nur durch die tägliche Uebung der Kompagnien bilden sich die Offiziere, Unteroffiziere und Bombardiere, und ohne diese Uebung erlangen sie nie die Fertigkeit, welche zum praktischen Dienst gehört. 4) Ueberdies stehen die Dienstverrichtungen der Artilleristen in so naher Verbindung, daß der Offizier und Unteroffizier nicht die einen ohne die andern erlernen können. Ein Offizier und Unteroffizier der reitenden Artillerie, welcher nicht in dem Bombenwerfen praktisch unterrichtet ist, wird die Haubitzen in besonderen Vorfällen, wenn der Feind auf einem hohen Berge steht, wenn ein Fort auf einem hohen Berge beworfen, wenn eine Festung, eine Verschanzung bombardiert werden soll, nicht gehörig zu gebrauchen und unter allen Umständen sich nicht zu helfen wissen. Die französische reitende Artillerie bombardierte 1794 das Fort Crevecoeur, baute Batterien vor demselben etc. Auch wurde sie 1806 zum Bombardement von mehreren Festungen gebraucht. Der Kanonier der Fuß-Artillerie muß geübt werden: 1) in der Bedienung der 6- und 12pfdgen [Kanonen] und der 7- und 10pfdgen Haubitzen der Fuß-Artillerie; 2) in der Bedienung der 10- und 50pfdgen Mörser, der 12- und 24pfdgen Kanonen auf Defensions- oder Belagerungs-Laffetten;

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3) in dem Ab- und Aufprotzen der 7- und 10pfdgen Haubitzen und der 6- und 12pfdgen Kanonen, in den Bewegungen der Fuß-Artillerie oder den Evolutionen einer Batterie; wenigstens müssen die länger Gedienten wissen, was auf jedes Kommando geschieht; 4) in dem Marschiren mit militairischem Anstande, einer guten geraden Positur unterm Gewehr in den Wendungen, Schwenken, halb rechts, halb links zu marschiren; 5) das Gewehr auf- und abnehmen, auseinander zu nehmen, zu reinigen, zu präsentiren und laden, nach dem Ziele zu schießen und was auf Wachen als Schildwache zu beobachten ist; 6) die Haupttheile des Geschützes, sowohl der Kanonen, Haubitzen und Mörser, als der Laffetten und Munitions-Wagen nennen zu können, sowie auch die Haupttheile einer Batterie und Bettung; 7) in dem Verpacken der Munition und der Unterscheidung der verschiedenen Arten von Kartätschen. 8) Der gedientere Theil der Mannschaft der Kompagnie muß geübt werden in der Verfertigung der scharfen Schüsse, sowohl mit Kugeln als Kartätschen, in der Verfertigung der Zünder zu den Bomben, in dem Einschlagen derselben, dem Laden der Bomben und in der Verfertigung der Schlagröhren, Stoppinen und Infanterie-Patronen. Ferner müssen wenigstens den älteren Kanonieren die Ladungen für die Kanonen und das Gewicht der Granaten und Bomben bekannt sein. 9) Der gedientere Kanonier muß wissen, was zu einer Kanone an Ladezeug, Hebebäumen etc. gehört, um sie bedienen zu können. 10) Die älteren Kanoniere müssen geübt werden in dem Gebrauch des Hebezeuges, der Anbringung einer Nothachse, der Hülfsmittel bei einer zerbrochenen Deichsel, einer Bracke u. s. w., wenn keine Reserve-Achsen u. s. w. vorhanden; das Ein- und Auslegen der Geschütze aus der Laffette, das Fortbringen der Geschütze auf der Protze u. s. w. 11) Die ganze Kompagnie muß geübt werden in der Behandlung der Geschütze im unebenen Terrain, als in dem Heraufbringen desselben auf einen steilen Berg, Herabbringen von demselben, Durchbringen durch einen Graben oder kleinen Fluß, in der Behandlung des Geschützes auf engen Dämmen, in dem Umwenden desselben in Hohlwegen, in der Behandlung desselben, wenn es im Morast versinkt und wenn es umgeworfen hat, in dem Durchbringen desselben durch einen Wald voll Bäume und Gebüsche, wo kein Weg ist. 12) Der fähigere Theil der gedienteren Kanoniere muß einige Begriffe von den Schuß- oder Wurf-Weiten bei verschiedenen Elevationen und Aufsätzen haben und in den Schußweiten der verschiedenen Arten der Schüsse nicht unbekannt sein. 13) Der gedientere Kanonier muß einige Fertigkeit in Beurtheilung der Distancen in allen verschiedenen Gegenden auf Bergen u. s. w. haben. Diese Uebung muß, da sie lange Zeit erfordert, gleich mit dem Rekruten angefangen und mit ihm so lange er dient fortgesetzt werden.

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14) Eine jede Kompagnie muß geübt werden in der Stellung des Geschützes: a) auf einem Damm, b) auf einem Berg, c) zur Vertheidigung eines Defilees, eines Thors, einer Brücke u. s. w. 15) Die ganze Kompagnie muß oft geübt werden im Schießen nach dem Ziele mit Kanonen und Haubitzen und in dem Werfen mit Bomben auf verschiedene Distancen. 16) Die ganze Kompagnie muß in der Verfertigung der Schanzkörbe und Faschinen, in dem Batterie-Bau, dem Bau der Bettungen und dem Einschneiden einer Schießscharte geübt werden. 17) Ein Theil der Kompagnie muß, wenigstens eine kurze Zeit, die Stall-Arbeit thun und beim Exerziren der Geschütze fahren. 18) Zu Zeiten, wenigstens alle Jahre ein mal, muß man den Leuten zeigen, wie eine vernagelte Kanone, ein verstopftes Zündloch wieder geöffnet und ein geladenes Kanon ausgeladen wird, auch wie ein Geschütz vernagelt und unbrauchbar und wie eine Laffette unbrauchbar gemacht wird. Uebung der Kanoniere der reitenden Artillerie. § 2. Der reitende Artillerist hat kein Infanterie-Gewehr, braucht also mit demselben nicht geübt zu werden. Dagegen muß er den Säbel ziehen, einstecken, tragen und mit der Pistole schießen, sein Pferd warten, bepacken und im Reiten führen können. Ihm gleich der Kavallerie reiten oder gar den künstlichen Gebrauch des Seitengewehrs zu lehren ist überflüssig. Kann er sein Pferd pariren, abreiten und rechts und links führen, so ist das zum Gebrauch hinlänglich. Dagegen muß er aber eine große Fertigkeit im Auf- und Absitzen an beiden Seiten des Pferdes besitzen. Die Behandlung des Pferdes, der Stalldienst findet sich von selbst, da die Leute beständig damit zu thun haben. Uebrigens muß, wie bereits erwähnt, der reitende Artillerist ebenso wie der Artillerist zu Fuß geübt werden.ba Die Vieh-Arzneikunde ist dem Offizier entbehrlich; es würden sonst die Offiziere aller Waffen noch mehr Ursach haben, die Menschen-Arzneikunde zu lernen.

b

Hierzu eine Randnotiz von der Hand des Königs: „Nur nicht zu eigentlichen Belagerungs-Arbeiten. Allerdings giebt es mögliche Fälle; es giebt deren aber auch, daß man unberittene Kavalleristen als Infanteristen gebraucht, ja selbst als Artilleristen, deswegen werden sie aber doch nicht im Frieden hierzu gebildet, es sind dieses nur außerordentliche Fälle.“

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Kapitel II. Ueber die Grundsätze, auf welchen die Bestimmung des ExerzirReglements und der übrigen Instruktionen zur Uebung der Artillerie beruht. § 1. 1) Ueber die allgemeinen Grundsätze. Wenn man die hier geforderte Uebung, soweit sie dem Artilleristen in Hinsicht seiner Bestimmung und seines Gebrauchs im Felde und bei Belagerungen wesentlich nöthig ist, bestimmt, wenn man dabei die Zeit, die er zu den Wachen, Ordonnanzen, der Wartung der Pferde, des Putzens der Montirungs- und Equipagesachen, der Artillerie-Arbeiten (als Trocknen der Munition, Zeughaus-Arbeiten aller Art) abrechnet, und dann die übrigbleibende berechnet, das Wichtigere gegen das weniger Wichtige abmißt, alsdann kann man erst urtheilen, wie weit man in jeder dieser Uebung[en] ins Detail gehen kann, wie weit sie simplificiret werden müsse, welchen Grad an Vollkommenheit man in jedem vorhergehenden der 18 Punkte zu erreichen im Stande ist, und nur auf diese Weise kann die Bildung des Artilleristen zweckmäßig geordnet werden. § 2. Geht man nun hiernach die meisten Exerzir-Reglements durch, so findet man sie in dem mechanischen Exerziren viel zu weitläuftig; so fordert man eine Regelmäßigkeit in einer Menge Verrichtungen, die zwar auf dem ebenen Exerzirplatze ein Ansehen von Geschicklichkeit und Fertigkeit für den, der die Artillerie nach der niedern Taktik der Infanterie und Kavallerie beurtheilt, geben, die aber dennoch ohne bedeutenden Nachtheil entbehrt werden können und welche abhalten, die Artilleristen in den Verrichtungenc zu üben, welche wesentlich zum geschwinden Behandeln und wirksamen Gebrauche des Geschützes nöthig sind. § 3. Der Mechanismus, der bei der Linien-Infanterie in der Behandlung des kleinen Gewehres und der Bewegungen herrscht, hat, obgleich noch zu weit getrieben, dennoch hier einen unverkennbaren Nutzen, ist aber nicht auf die Artillerie anwendbar. Die Verrichtungen des Artilleristen sind wenigstens von einer ganz andern Art. Bei ihnen wird Besonnenheit und Ueberlegung in fast allen Arbeiten, allen Dienstleistungen, besonders aber in der Behandlung und dem Gebrauch des Geschützes erfordert. Der Mechanismus kann, da der Kanonier hundert Verrichtungen hat, von denen der Infanterist nichts weiß, da seine Verrichtungen so weitläuftig und von so verschiedener Natur sind, bei ihm nicht wie bei der Infanterie das eigene Denken ersetzen.

c

Statt „Vorrichtungen“.

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Man muß die Kanoniere daher lehren, wie sie in den verschiedenen Umständen mit Besonnenheit handeln, ihre Vernunft gebrauchen müssen; man muß sie bei der Bedienung und dem Gebrauch des Geschützes etc. auf den Zweck und auf die Mittel der Erreichung desselben führen, sie dabei an Aufmerksamkeit gewöhnen, sie oft für sich agiren lassen und zur Ueberlegung, wo sie fehlen, zurückführen, man muß sich bemühen, ihnen eine Ambition für die Geschicklichkeit in dem Gebrauch des Geschützes (sowohl im freien Felde als bei Belagerungen) beizubringen suchen. Man wird diesen Zweck Anfangs nur bei einigen Leuten einer Kompagnie erreichen, man wird aber immer, wenn man erst einmal diesen Weg einschlägt, darin weiter kommen und zuletzt dies Ansicht zu dem herrschenden Geist im Korps erheben. Bei den Infanteristen und Kavalleristen kann der zur Natur gewordene Mechanismus die eigene Ueberlegung einigermaßen ersetzen. Das Laden und Abfeuern des Gewehres, in Reih und Glied zu bleiben, wenn der Zug, in dem er steht, sich bewegt, dazu wird keine besondere Besonnenheit und Ueberlegung erfordert.d Wie ganz anders ist es aber mit dem Artilleristen. Man nehme die Verrichtungen einer Nummer bei einem Geschütz, dann die verschiedenen Nummern bei demselben, dann die verschiedenen Geschütz-Arten, wo jede Nummer immer etwa andere Verrichtungen hat, man denke sich nun die außerordentlichen Fälle, welche bei dem Geschütz vorkommen, und endlich die übrigen Verrichtungen des Artilleristen, welche wir vorher in 18 Punkte abgetheilt hatten, so wird man sich bald überzeugen, daß bei der Artillerie eine bloße mechanische Einübung ganz unmöglich ist, daß man hier wenig von dem maschinenmäßigen Handeln der Menschen erwarten darf, daß in der Artillerie ein ganz anderer Geist als in den übrigen Waffen in diesem Punkte herrschen muß. Man hat zwar gesehen, daß die Mannschaft einer Batterie so weit gebracht war, daß sie maschinenmäßig mit der größten Geschwindigkeit das Geschütz bediente, auf- und abprotzte und bewegte. Aber man erinnere sich, was der Kanonier außerdem wissen muß! Man vergesse nicht, daß man diese maschinenartige Fertigkeit auf Kosten der ihm unentbehrlichen Uebungen zu seinen übrigen Verrichtungen sich erworben hat. Hierzu kommt noch, daß diese Angelegenheit ohne eigene vernünftige Wahl, ohne Ueberlegung zu handeln, auch selbst in dem angenommenen Fall, wo der Kanonier nur bei einem Geschütz und vielleicht nur zu einer Verrichtung bei demselben dienen könnte, dennoch im Felde nicht anwendbar ist, und daß eine Batterie, welche maschinenmäßig auf das Vollkommenste einexerzirt ist, im Felde dadurch noch nicht brauchbar wird. Man frage jeden erfahrenen Artilleristen, welcher mit Aufmerksamkeit seine Batterie in den Vord

Hierzu der König: „Nach der jetzt eingeführten Fechtart ist diese Bemerkung ganz unrichtig. Einer reell geführten Infanterie oder Kavallerie darf es nicht an eigener Ueberlegung und Besonnenheit fehlen.“

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fällen vor dem Feinde beobachtete, ob im Felde die gewöhnliche Regelmäßigkeit nicht bald verloren geht, ohne daß der Offizier es hindern kann? Ob auf den meisten Terrains, an Bergen, im gepflügten Lande, tiefem Sande, in Gebüschen, auf einem Deiche, in Gräben, tiefem Schnee u. s. w., in der Unordnung, die jedes Gefecht unvermeidlich herbeiführt, die abgemessenen Tritte, Griffe u. s. w.nicht von selbst aufhören? Ob man in dem hier angenommenen Fall nun nicht mit Leuten zu thun hat, welche an die maschinenmäßige Art zu handeln gewöhnt sind, sich nicht zu helfen, nicht ihre Vernunft zu gebrauchen wissen?e 2)

Ueber das Exerzier-Reglement insbesondere. § 4. Bei der Uebung in der Bedienung des Geschützes muß man in Erwägung der vorhergehenden Gründe sich das unverbrüchlichste Gesetzt machen, nur allein auf dasjenige zu sehen, was vor dem Feinde von Nutzen sein kann. Entfernt man sich erst einmal von diesem Wege, so verfällt man bald in eine Menge unzweckmäßiger Beschäftigungen. Die Erfahrung lehrt, daß dieser Fall bei allen bekannten Artillerien den Fortschritten zu einer größeren Vollkommenheit viele Hindernisse in den Weg legt. Der Grund ist nicht schwer einzusehen. Zuerst verliert man gemeiniglich den Hauptzweck des Exerzirens dadurch aus dem Auge, daß man in Friedenszeiten bei den Revuen vor dem unkundigen Zuschauer glänzen will. Diese Umstände haben bei mehreren Artillerien Perioden veranlaßt, in denen das Exerciz mit dem kleinen Gewehr zwei Drittel der Zeit wegnahm, welche den Truppen jährlich zu ihrer Uebung bestimmt war. Ich habe dies in Hannover erlebt. Selbst der einsichtsvollere Offizier ist gezwungen, hierauf Rücksicht zu nehmen, weil man ihn vielleicht nur nach dem, was man an diesen Tagen sieht, beurtheilt. Man übt z. B. die geschwinde Chargirung, ohne das Geschütz jedesmal zu richten, obgleich gerade dies die größeste Uebung erfordert und der wichtigste Gegenstand der ganzen Bedienung ist. § 5. Ein anderer Mangel des Exerzirens bei dem Geschütz hat seinen Ursprung in der Art und Weise, wie das Reglement dazu entworfen wird. Gemeiniglich sind die Exerzir-Bücher ein altes Gebäude, an dem man beständig bessert. Der eine fügt dies hinzu, der andere jenes. Nur selten wird dabei auf den großen Zweck gesehen. Die Vorschriften vermehren sich. Die geringsten Kleinigkeiten werden nach und nach bestimmt, ohne daß dabei bedacht wird, daß dagegen nur die Zeit, andere wichtige Gegenstände zu üben, verloren geht. So entsteht zuletzt ein zusammenhängendes2, zum Theil zweckloses e

2

Hierzu der König: „Daher müssen die Kanons nicht zu nahe nebeneinander aufgefahren werden und das Fahren im starken Gallop unterbleiben.“ Gemeint ist möglicherweise „unzusammenhängendes“.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

Arbeiten, ein Mechanismus, der sowohl für das Nützliche nachtheilig, als für den Geist drückend ist. § 6. Nur dann, wenn man das ganze Gebäude der bisherigen unzweckmäßigen Exercize und anderer Uebungen gleichsam vergessen hat, und sich die Verrichtungen der Artillerie im Felde, vor dem Feinde, auf Märschen, dann in Belagerungen, in der Vertheidigung und dem Angriff der Festungen u. s. w. lebhaft darstellt, ist man im Stande ein dem wahren Bedürfnisse der Artillerie entsprechendes Exerzir-Reglement zu entwerfen. § 7. Auch bei der Bestimmung der Art und Weise, wie man die Leute in der Bedienung des Geschützes üben will, muß man vor Allem auf die dazu bestimmte Zeit Rücksicht nehmen. Ist diese sehr beschränkt, so muß man auf die größte Einfachheit sehen und nur die Hauptsachen anweisen, ohne sich in ein zu großes Detail einzulassen, ohne darauf zu sehen, ob im Detail ein Griff auf diese oder jene Art geschieht. Hierbei wird man vielleicht etwas in der Geschwindigkeit und auch in der Genauigkeit verlieren, dies wird aber unvermeidlich sein. Wollte man hier alle Vortheile bei jeder Bewegung lehren, die genaueste Uebereinstimmung in jedem Griff und Tritt einführen, die größten Kleinigkeiten nach eigenen Kommandos und bestimmten Bewegungen anweisen, so würde dies in dem angenommenen Fall so viel Zeit wegnehmen, daß das Ganze nicht geendigt und mit Fertigkeit erlernt werden könnte und die Uebung also ein Stückwerk würde. § 8. Es muß in der Bedienung die größte Uebereinstimmung bei den verschiedenen Kalibern herrschen. Die 3pfdge Kanone muß mit wenigen Ausnahmen wie die 6- und 12pfdge und die 7- und 10pfdge Feldhaubitze bedient werden; der 10pfdge Mörser wie der 50pfdge, die Haubitze wie die Kanone. Gleiche Nummern der Mannschaft müssen bei allen Kalibern gleiche Funktionen haben. Dies erleichtert den Unterricht bei dem gemeinen Mann und macht es ihm möglich, die Bedienung eines jeden Geschützes zu erlernen. Wird aber die 12pfdge Kanone anders als die 3pfdge oder die Feldhaubitze, und der 10pfdge Mortier anders als der 50pfdge bedient, d. h. haben dieselben Nummern bei allen Kalibern von Kanonen und Feldhaubitzen und dann wieder bei allen Mörsern nicht immer dieselben Verrichtungen, so wird es dem gemeinen Manne unmöglich, diese bei den verschiedenen Geschützen zu erlernen. Selbst die Offiziere und Unteroffiziere werden gezwungen, sich mit überflüssigen Sachen das Gedächtniß zu beschweren. Nun besteht ein großer Theil der Geschicklichkeit des Artilleristen in einem sinnlosen Gedächtnißkram. Das Nützlichere wird zurückgesetzt und verliert seinen Werth. Der Mechanismus wird herrschend und zum eigenen Denken und Urtheilen ist keine Zeit und Gelegenheit. Die Erfahrung lehrt, daß in der Aktion alle Funktionen ganz einfach auf dem kürzesten Wege, ohne die oft eingeführten kleinern Vortheil, welche

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man sich dabei machen kann, ausgerichtet werden. Es ist daher unnöthig, diese zu üben. Sie führen in der That nur zu Verwirrungen, indem dadurch die Bedienung in der Aktion von der in der Uebung verschieden wird. Zu diesen überflüssigen, wenn auch an sich nicht ganz unnützen Ceremoniell gehören die bestimmten Wendungen, die Veränderung der Fronten, der vertheilten Leute u. s. w. § 9. Nichts verursacht in der Aktion mehr Unordnung und Verwirrung als die Zusammenwirkung vieler Leute zu einer Verrichtung. Man muß daher bei der Festsetzung der Bedienung a) so wenig Menschen als nur möglich anstellen und die übrigen zur Ersetzung oder zu Hülfsnummern bestimmen; b) soviel als möglich die Zureichung vermeiden. Haben 4 bis 6 Menschen die Bedienung des Geschützes, so wird es in Aktionen geschwinder und mit mehrerer Ordnung feuern, als wenn 12 dabei zugleich angestellt sind und die verschiedenen dabei nöthigen Verrichtungen unter sich getheilt haben. Da man aber Abgang hat, da das Herbeitragen der Munition Hülfe erfordert, so gebe man den dirigirenden Nummern Gehülfen. Dies wird die ganze Bedienung vereinfachen. § 10. Das Auf- und Abprotzen und das Anlegen der Pferde zum Avanciren und Retiriren muß auf die einfachste Art angeordnet werden. Man muß andere Vortheile dem Einfachen aufopfern. Denn die Verbindung der Manövers mit Menschen und Pferden und die Unordnung, welche die Pferde bei allen Manövern verursachen, leiden durchaus keine Künsteleien. Bei dem Uebergange vom Avanciren zum Retiriren oder umgekehrt kommt es nicht so sehr auf die Zeit an, als man gewöhnlich glaubt, weil diese immer unbedeutend ist und nicht sehr in Betracht kommt. Wichtiger ist aber die Einfachheit der Methode des Auf- und Abprotzens, des Avancirens und Retirirens, weil die Unordnung, welche durch die künstlicheren Mittel entsteht, immer das Gefährlichste im Gefecht ist, weil nur die Unordnung hier zu befürchten ist. § 11. Man wird bei einigem Nachdenken über das hier Vorgetragene und über die Exerzir-Einrichtungen in den Artillerien der meisten bedeutenden Armeen die Bemerkung machen, daß die umständlichsten Exerzir-Reglements, die, welche alle Verrichtungen ins Kleinliche genau bestimmen, gerade dazu dienen, ein zweckmäßigeres Exerziren zu verhindern, daß sie dazu dienen, die Menschen zu Maschinen zu machen und das Auge mit der Regelmäßigkeit auf Kosten der übrigen unentbehrlichern und wichtigern Uebungen zu belustigen.3a Scharnhorst. 3

Der König antwortete dem Prinzen am 3. Januar 1811 zustimmend bis auf die in den Marginalien erwähnten Vorbehalte.

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III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811)

638. Scharnhorst an [?]

[Berlin?, Januar 1811?]

Nach dem Zitat bei Friedlaender, S. 292. Mathematikunterricht an der Allgemeinen Kriegsschule.

Die Prüfung, welche jetzt die Officiere und Portepéefähnriche der unteren Klasse bestanden haben, hat mir einen Maaßstab an die Hand gegeben, wie weit die jungen Leute den Lehrern gefolgt sind und welche Früchte der Vortrag hervorgebracht hat. Bei den Zuhörern Ew. Hochw., Hobert’s1 und des Hauptmann Textor2 findet vor dem Schlusse keine Prüfung statt und es fehlt mir also jenes Mittel, den Fleiß und die Aufmerksamkeit der jungen Leute kennen zu lernen. Von der andern Seite setze ich in das gründliche Studium der Mathematik einen sehr hohen Werth, ich betrachte dasselbe als die Grundlage aller ferneren Geistesausbildung und aller andern Kenntnisse [...].3 639. Randbemerkung und Gutachten

[Berlin?, nicht vor 24. Februar 18111]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 279 fol. 49r–50v (1¼ S.): Eigenhändig.a Beurteilung einer Arbeit des Prinzen Karl von Mecklenburg-Strelitz. Neue Aufgabe.

oder auch sich den Feind entgegen zu stellen, welcher unerwartet in der Flanke erscheint.b Diese Aufgabe ist sehr systematisch beantwortet; überall ist der rechte Gesichtspunkt getroffen und ich weiß nichts hinzuzufügen, als daß man allen1

2 3

a

b

1

Der Mathematik- und Physiklehrer Johann Philipp Hobert (1759–1826) von der Berliner Realschule hatte auch an der aufgelösten Militärakademie der Artillerie unterrichtet. Er verfaßte: Grundriß des mathematischen und chemisch-mineralogischen Theils der Naturlehre, Berlin 1789; Plan zu einer Handlungsschule, Berlin 1790. Johann Christoph von Textor wurde im dritten Band vorgestellt. Diese Äußerung veranlaßte indirekt Textors Bericht vom 22. Januar 1811 über den von ihm erteilten Unterricht. Auf der Ausarbeitung „Aufgabe Bestimmung einer Schlacht-Ordnung im Allgemeinen ohne Hinsicht auf das Terrain“ (Berlin, 24. Februar 1811, fol. 49r–50r) des im dritten Band vorgestellten Prinzen Karl von Mecklenburg-Strelitz. Es ging um die Aufstellung einer Armee von 35 Bataillonen, 48 Eskadronen und 20 Batterien. Auf fol. 50r schrieb der Prinz, die Reserve sei 1000 Schritt hinter dem zweiten Treffen aufgestellt, „um den entscheidenden Schlag am aufgefundenen wirksamen Fleck zu geben oder um die Geschlagenen aufzunehmen und dem Sieg Einhalt zu thun.“ Die anschließende Beurteilung auf fol. 50v. Vgl. Anm. a.

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falls bei den Füselieren einer jeden Brigade bis zu einem gewissen Zeitpunkte ein Husaren Regiment lassen könnte; doch würde dies nicht allgemein statt finden können. Ich bitte mir diese Ausarbeitung wieder zurück. Zweitec Aufgabe Eine Armee gleich der in der obigen Aufgabe soll eine Position zwischen den Fahrlandschen See und Golmer Damm nehmen, ihre eigentliche Position soll von Eiche auf Bornim gehen, also den Kahlenberg, Herzberg und Zachlensberg besetzen. Die Gegend von Bornim bis zur Fahrlandshen See soll beobachtet werden.1 Es kömmt insbesondere darauf an, wie hier das Terrain benutzt wird, von den äußern Beziehungen der Position solld hier gar nicht die Rede seyn. Außer der Aufstellung der Truppen wird ein kurzer Entwurf des Verhaltens bei deme Angriff des Feindes gemacht. – v.Scharnhorst Der Humbertsche Plan2 wird zum Grunde der Ausarbeitung gelegt. S.

c d e 1 2

Verändert aus „Neue“. Verändert aus „kann“. Danach hinzugefügt und gestrichen: „wahrscheinlichen“. Die hier skizzierten Positionen liegen in der Umgebung Potsdams. Der Mathematiker und Geograph Abraham von Humbert (1689–1761), Sohn eines hugenottischen Berliner Kaufmanns, hatte nach seiner Ausbildung in Flandern zunächst als sächsischer Dragonerfähnrich gedient, ehe er 1711 als Leutnant in das preußische Ingenieurkorps eintrat. Nach Kommandos in Memel und Stettin wurde er 1740 als Geheimer Rat im französischen Direktorium nach Berlin versetzt und dort 1744 in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Von seinen Werken ist insbesondere die auch ins Deutsche übersetzte „L‘art du génie pour l‘instruction des gens de guerre“ (Berlin 1755) zu nennen.

Anhang 1: Lebensläufe

a. Persönlichkeiten im Umkreis Scharnhorsts Karl Freiherr vom Stein zu Altenstein (1770–1840) trat nach dem Studium in Erlangen und Göttingen in die preußische Verwaltung in seiner Heimatstadt Ansbach ein und wurde 1793 zum Kriegs- und Domänenrat ernannt. 1799 berief ihn Hardenberg nach Berlin, wo er bis 1803 zum Geheimen Oberfinanzrat im Generaldirektorium aufstieg. Im Juli 1807 in die Kombinierte Immediatkommission berufen, assistierte Altenstein Hardenberg bei der Abfassung seiner Rigaer Denkschrift. Auch Stein unterstützte er zunächst, schloß sich aber später dessen Gegnern an. Nach Steins Rücktritt leitete er vom 24. November 1808 an gemeinsam mit Innenminister Alexander Graf zu Dohna das Ministerium. Altenstein förderte die Gründung der neuen Berliner Universität, doch insgesamt geriet der Reformprozess ins Stocken und die vom Minister gewählten Mittel reichten angesichts des Widerstandes der finanziell Privilegierten nicht aus, die Zahlung der von Napoleon auferlegten Kontribution zu erfüllen. Altensteins Vorschlag, zur Lösung dieses Problems Gebiete abzutreten, schwächte seine Stellung, so daß er am 4. Juni 1810 zurücktreten mußte. Nachdem er sich mehrere Jahre mit dem Studium der Botanik und der Philosophie Fichtes beschäftigt hatte, wurde Altenstein 1813 reaktiviert. Als Zivilgouverneur Schlesiens (März–Juni 1813) reüssierte er nicht und die ihm danach angetragene Stelle in dem von Stein geleiteten Verwaltungsrat trat er nicht an. 1815 leitete er mit Wilhelm von Humboldts Unterstützung die Verhandlungen zur Rückführung der von Napoleon geraubten preußischen Kunstschätze. 1817 wurde er zum ersten preußischen Kultusminister berufen; in diesem Amt verblieb er bis zu seiner krankheitsbedingten Entlassung Ende 1838. In diese Zeit gehören der Erlaß des Unterrichtsgesetzes von 1819, aber auch größere Schwierigkeiten in wichtigen Bereichen der evangelischen und katholischen Kirchenpolitik. Friedrich Wilhelm Heinrich August, Prinz von Preußen (1779–1843), wurde nach seinem Vater Prinz Ferdinand (1730–1813, jüngster Bruder Friedrichs II.) auch Prinz August Ferdinand genannt. Als Prinz des königlichen Hauses diente er ab 1796 gleich als Hauptmann in den Berliner Infanterieregimentern Alt-Larisch (No. 26) und Arnim (No. 13). 1801 kam Prinz August durch den Eintritt in die Militärische Gesellschaft in Kontakt mit Scharnhorst. 1803 erhielt er als Major das Kommando eines Berliner Grenadierbataillons (1/13), dessen drittes Glied er schon damals zum Tirailleurgefecht

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ausbildete. Als Oberstleutnant zog Prinz August 1806 mit seinem Bataillon ins Feld und kämpfte nach der Schlacht von Auerstedt meist bei der Nachhut. Nach dem Gefecht bei Prenzlau (28. Oktober) geriet er in Kriegsgefangenschaft, die er zusammen mit seinem Adjutanten Clausewitz in Frankreich verbrachte. In Nancy vollendete er im Juni 1807 seine „Vorschläge zur Verbesserung der preußischen Militärverfassung“, nach dem Frieden von Tilsit kehrte er über die Schweiz nach Preußen zurück. Im November 1807 zum Generalmajor befördert, wurde er im August 1808 zum Chef des Artilleriekorps ernannt. Das sollte nicht zuletzt die Waffengattung aufwerten, aber der Prinz vertiefte sich in seinen neuen Aufgabenbereich und arbeitete zur Zufriedenheit des Königs und Scharnhorsts. Im März 1813 wurde er zum Generalleutnant befördert und erhielt das Kommando über die mobile Artillerie, führte aber im Herbstfeldzug eine Brigade im II. Armeekorps, mit der er sich besonders bei Kulm und Leipzig auszeichnete. Nach dem zeitweiligen Ausfall General Kleists übernahm er im April 1814 das Kommando des ganzen Korps und wurde noch im selben Jahr zum General der Infanterie befördert. 1815 leitete er im Gefolge des Sieges von Belle-Alliance die Belagerung und Eroberung mehrerer nordfranzösischer Festungen. Während des Friedens fungierte er als Generalinspekteur der Artillerie und Kurator der Artillerie- und Ingenieurschule. Nachdem schon 1806 sein älterer Bruder Louis Ferdinand bei Saalfeld gefallen war, wurde Prinz August durch den Tod seines Vaters 1813 zum reichsten Grundbesitzer in Preußen, u. a. gehörten ihm die Schlösser Bellevue und Rheinsberg. Da er aber nie die Erlaubnis zu einer legitimen Heirat erhielt, fiel der Besitz zum größten Teil an den König, nachdem der Prinz auf seiner letzten Inspektionsreise in Bromberg starb. Mehr als für seine militärischen Verdienste blieb er für sein Liebesleben in Erinnerung, in erster Linie für seine im Briefwechsel gepflegte Fernbeziehung zu Juliette Récamier. Mit drei Frauen unterhielt Prinz August mehrjährige Verhältnisse, aus denen insgesamt zwölf Kinder hervorgingen. Karl Friedrich Beyme (1765–1838), zu Königsberg in der Neumark geborener Sohn eines Regimentschirurgen, bestand 1784 nach dem Jurastudium in Halle das Referendariatsexamen. Mit 23 Jahren nahm er an der Redaktion des Allgemeinen Landrechts teil, 1791 wurde er zum Kammergerichtsrat ernannt. Als Vertrauter Friedrich Wilhelms III. wurde er 1798 zum Kabinettsrat ernannt und spielte eine zentrale Rolle in der preußischen Innenpolitik. Beyme beförderte die erste Ernennung Steins zum Minister, doch kam es zum Zerwürfnis und Stein forderte im August 1806 Beymes Entlassung und stellte ihn als leitender Minister 1807/08 kalt. Nach Steins Rücktritt übernahm Beyme im Ministerium Dohna-Altenstein als Großkanzler bis Juni 1810 das Justizressort. Für seine Tätigkeit als Zivilgouverneur von Pommern 1813/14 erhielt er das Eiserne Kreuz am weißen Band, 1816 wurde er geadelt und erneut zum Minister ernannt. Gemeinsam mit Boyen und Wilhelm von Humboldt verfaßte er eine Denkschrift gegen die Karlsbader Beschlüsse und

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schied Ende 1819 gemeinsam mit diesen aus dem Ministerium aus. Danach lebte er in seinem Schloß in Steglitz; 1830 verlieh ihm die von ihm mitinitiierte Berliner Universität ein Ehrendoktordiplom. Ludwig Leopold Hermann Gottlieb von Boyen (1771–1848) trat 1784 als Freikorporal in das Infanterieregiment Anhalt (No. 2) ein und wurde Ende 1786 als Fähnrich zum Bartensteiner Regiment Wildau (No. 14) versetzt. Er kehrte aber bald nach Königsberg an die dortige Militärschule zurück und besuchte 1788 auch Universitätsvorlesungen von Immanuel Kant, Christian Jakob Kraus und Theodor Schmalz. Nach Dienst als Adjutant während des polnischen Feldzugs von 1794 stieg er bis 1799 zum Stabskapitän auf. Anfang 1803 trat er als korrespondierendes Mitglied der Militärischen Gesellschaft bei und erhielt 1804 ihren ersten Preis für die Beantwortung der Frage über die Ausbildung der Linieninfanterie zum aufgelösten Gefecht. Die vieldiskutierte Frage, ob Offiziere auch zu Fuß dienen könnten, erprobte er aufs Exempel, indem er 1805 mit einem Kameraden von Bartenstein aus zu Fuß zum Herbstmanöver in Berlin und Potsdam marschierte. Infolge der günstigen Aufnahme seiner Denkschrift „Gedanken über den Krieg mit Frankreich“ durch Geusau und Kleist wurde Boyen 1806 in den Generalstab und zum Hauptquartier der Hauptarmee versetzt. Von Scharnhorst als Kurier eingesetzt, wurde Boyen in der Schlacht von Auerstedt schwer verwundet und ausgeplündert. Von Weimar aus trat er Ende März 1807, getarnt als wandernder Gärtnergeselle Hermann Beyer, die Reise über Böhmen nach Ostpreußen an. Von Ende April bis zum Friedensschluß diente er als Verbindungsoffizier bei der russischen Armee am Narew, danach hielt er sich in Memel auf. Boyen wurde am 31. Januar 1808 zum Major und Mitglied der Militärreorganisationskommission ernannt, im selben Jahr trat er in Königsberg dem Tugendbund und der Freimaurerloge „Zu den drei Kronen“ bei. Nach der Reorganisation der obersten Staatsbehörden leitete er die 2. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements, im Februar 1810 übernahm er die 1. Division. Nach Abschluß des Bündnisses mit Frankreich nahm Boyen 1812 als Oberst seinen Abschied und reiste nach Österreich und Rußland. Im folgenden Jahre kehrte er zurück und fungierte zunächst als Verbindungsoffizier zur russischen Armee; nach der Niederlage von Großgörschen wurden ihm die märkischen Rüstungen und die Verteidigung Berlins übertragen. Nach dem Waffenstillstand diente Boyen als Stabschef Bülows beim III. Armeekorps und stieg zum Generalmajor auf. Nach dem Friedensschluß 1814 wurde er zum ersten preußischen Kriegsminister ernannt, als der er die Organisation der Landwehr vollendete und im Dienstpflichtgesetz vom 3. September 1814 die allgemeine Wehrpflicht einführte. 1818 zum Generalleutnant befördert, nahm er zum Jahresende 1819 im Protest gegen den antireformerischen Kurswechsel seinen Abschied und beschäftigte sich mit wissenschaftlichen Studien. Unter Friedrich Wilhelm IV. kehrte Boyen in den Dienst zurück und übernahm von März 1841 bis November 1847 wieder

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das Amt des Kriegsministers, um als Generalfeldmarschall und Gouverneur des Invalidenhauses seine Tage zu beschließen. Er schrieb eine Reihe militärhistorischer und biographischer Werke, darunter die von Nippold herausgegebenen posthumen „Erinnerungen aus dem Leben des Generalfeldmarschalls von Boyen“ (Leipzig 1889–90). Gemeinsam mit Gneisenau, Clausewitz und Rauch bemühte sich Boyen um die Errichtung des Grabdenkmals für Scharnhorst auf dem Berliner Invalidenfriedhof, wie Rauch ist auch er in dessen unmittelbarer Nähe begraben. Carl Philipp Gottfried von Clausewitz (1780–1831) nahm schon als dreizehnjähriger Fähnrich im Neuruppiner Infanterieregiment Prinz Ferdinand (No. 34) an der Belagerung von Mainz teil. Er kam 1801 als Leutnant an Scharnhorsts Akademie für junge Offiziere und schloß sich der Militärischen Gesellschaft an, die ihn im April 1804 zu einem ihrer Redakteure wählte. 1803 wurde Clausewitz dem Prinzen August von Preußen als Adjutant zugeteilt, beide gerieten im Gefecht bei Prenzlau am 28. Oktober 1806 in französische Kriegsgefangenschaft. Clausewitz kehrte erst Ende 1807 wieder nach Preußen zurück, wo er seit 1809 als Mitarbeiter Scharnhorsts wirkte und später auch an der Allgemeinen Kriegsschule unterrichtete. 1810 heiratete er Marie Sophie Gräfin von Brühl (1779–1836), Oberhofmeisterin der auch von ihm selbst verehrten Prinzessin Marianne von Preußen. Als absehbar wurde, daß Preußen auf Napoleons Seite am Krieg gegen Rußland teilnehmen würde, nahm Clausewitz im März 1812 seinen Abschied und trat in die russische Armee ein. Er diente in den Stäben verschiedener Generale, zuletzt bei der Armee des Grafen Wittgenstein, für dessen Stabschef Diebitsch er als Unterhändler am Abschluß der Konvention von Tauroggen am 30. Dezember mitwirkte. Auch den anschließenden Frühjahrsfeldzug machte Clausewitz in Wittgensteins Stab mit. Zu Beginn des Herbstfeldzugs 1813 kam er an die Niederelbe zum alliierten Korps des Generals Ludwig Georg Thedel Graf von Wallmoden-Gimborn (Sohn des Feldmarschalls, dessen Stab Scharnhorst 1794–1801 geleitet hatte). Erst im April 1814 kehrte er als Oberst in preußische Dienste zurück und kämpfte im folgenden Jahr als Stabschef des III. Armeekorps bei Ligny und Wavre. 1818 wurde er zum Generalmajor und Direktor der Allgemeinen Kriegsschule ernannt, 1827 erhielten er und seine Brüder die offizielle Bestätigung ihres zweifelhaften Adels. 1831 wurde er als Generalstabschef Gneisenaus zur Observationsarmee gegen Polen berufen. Nach dessen Tod an der Cholera führte er das Kommando bis zum Ende des Aufstandes weiter, starb aber noch im selben Jahr in Breslau. Clausewitz hatte schon zu Lebzeiten kleinere Schriften publiziert, doch erlangte er seine Bedeutung als Schriftsteller und Militärtheoretiker erst mit der posthumen Veröffentlichung seiner hinterlassenen Schriften. Sein Hauptwerk „Vom Kriege“ (Erstauflage in drei Bänden mit einem Vorwort seiner Witwe, Berlin 1832–1834) prägte nicht nur Generationen von Offizieren, sondern beeinflußte z. B. auch Marx, Engels und Lenin. Zu seinen weiteren Schriften

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gehören u. a.: Über das Leben und den Charakter von Scharnhorst, in: Historisch-politische Zeitschrift, 1. Bd. (1832); Der Feldzug von 1812 in Rußland, der Feldzug von 1813 bis zum Waffenstillstand und der Feldzug von 1814 in Frankreich, Berlin 1835; Der Feldzug von 1815 in Frankreich, Berlin 1835. Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) bestieg mit dem Tode seines Vaters Friedrich Wilhelm II. am 16. November 1797 den preußischen Königsthron. Der emotional gehemmte junge Mann war als dereinstiger Thronfolger unter Aufsicht seines Großonkels Friedrich II. erzogen worden. 1792 führte der Kronprinz sein Infanterieregiment No. 18 in den Krieg gegen Frankreich und nahm an der Belagerung von Frankfurt teil. Anfang 1793 wurde er zum Generalmajor befördert und lernte seine spätere Gattin, Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776–1810), kennen. Die noch im gleichen Jahr geschlossene Ehe wurde als eine für seinen Stand untypische Liebesehe gerühmt. 1794 diente der Kronprinz einige Monate auf dem Feldzug in Polen, danach führte er ein quasi bürgerliches Familienleben mit Luise. Von ihren zehn Kindern überlebten sieben ihre Mutter, darunter die späteren Könige Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) und Wilhelm I. (1797–1888, seit 1871 Deutscher Kaiser). Die Regierung Friedrich Wilhelms III. kennzeichnete eine gewisse Zwiespältigkeit; er ließ oft genug Vertreter konträrer Positionen gleichzeitig gewähren. Auf militärischem Gebiet erarbeitete sich z. B. Scharnhorst sein Vertrauen, doch wirkten gerade einige dem König nahestehende hohe Offiziere, etwa die Generaladjutanten Köckritz und Knesebeck, Scharnhorsts Reformprojekten entgegen. Innenpolitisch war Friedrich Wilhelm III. Reformen zunächst abgeneigt, außenpolitisch verfolgte er eine Politik der Neutralität, die 1805 jedoch auf einen gefährlichen Schlingerkurs zwischen Frankreich und der 3. Koalition geriet. Als es im Sommer 1806 zur Konfrontation mit Napoleon kam, war Preußen zunächst isoliert und seine Armee wurde bei Jena und Auerstedt geschlagen, ehe ein Bündnis mit Rußland und Großbritannien abgeschlossen werden konnte. Trotz seines starken Interesses an Militärangelegenheiten war der König als Befehlshaber unbedeutend, so daß seine Anwesenheit beim Hauptquartier des Herzogs von Braunschweig das Führungschaos nur verschlimmerte. Nach der Niederlage gab er notgedrungen einer Phase umfassender Reformen Raum, die im zivilen Bereich mit den Namen Stein, Hardenberg und Humboldt verbunden sind, im militärischen mit dem Scharnhorsts. Den militärischen Kurswechsel leitete der König durch das Ortelsburger Publikandum (1. Dezember 1806) und die Einsetzung der Militärreorganisationskommission selbst ein. Die Reformen blieben jedoch letztlich unvollendet, da Friedrich Wilhelm III. nach dem Sieg über Napoleon auf einen Kurs der Restauration im Zeichen der Heiligen Allianz mit Rußland und Österreich (1815) und der Karlsbader Beschlüsse (1819) zurückschwenkte. Insbesondere das Verfassungsversprechen vom 22. Mai 1815 wurde nicht eingelöst. Doch auch einige der späteren Neuerungen seiner Herrschaft sollten den weiteren Gang der preußischen

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und deutschen Geschichte prägen, so die Friedrich Wilhelm besonders am Herzen liegende Stiftung der Union zwischen lutherischer und reformierter Kirche (1817) und die Gründung und stetige Erweiterung des Deutschen Zollvereins ab 1819. Privat lebte der König seit 1824 in morganatischer Ehe mit Gräfin Auguste von Harrach, Fürstin von Liegnitz (1800–1873). August Friedrich Ferdinand, Graf von der Goltz (1765–1832) war nach dem Studium in Frankfurt an der Oder und Leipzig 1787 als Legationsrat in den preußischen diplomatischen Dienst eingetreten. Nacheinander fungierte er als Gesandter in Warschau, Kopenhagen, Mainz und Stockholm. Seit 1802 am Hofe Alexanders I. akkreditiert, begleitete er den Zaren 1807 auf dem Feldzug in Preußen. Nachdem Napoleon Hardenberg von den Friedensverhandlungen ausgeschlossen hatte, erhielt Graf Goltz im Juli 1807 das Portefeuille des Außenministers. Gemeinsam mit Graf Kalckreuth schloß er für Preußen den Frieden von Tilsit ab, danach fungierte er als Bevollmächtigter auf dem Kongreß von Erfurt und verlegte 1808 seinen Amtssitz nach Berlin. Goltz wirkte auch an den Verhandlungen zum Abschluß des am 24. Februar 1812 unterzeichneten Bündnisvertrags mit Frankreich mit, 1813/14 präsidierte er der Regierungskommission in Berlin. Nach dem ersten Pariser Frieden zum Oberhofmarschall ernannt, diente er von 1816 bis 1824 als Gesandter beim Bundestag in Frankfurt; 1817 wurde er in den preußischen Staatsrat berufen. Albrecht Georg Ernst Karl von Hake (1768–1835), ein früherer Page Friedrichs II., wurde 1785 zum Fähnrich beim Regiment Garde (No. 15) ernannt. 1793 wurde er in den Generalquartiermeisterstab versetzt und nach der Schlacht von Pirmasens mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet. Hake, der seit 1799 als Inspektionsadjutant der Berliner Infanterieinspektion fungierte, unternahm 1801 als Major zusammen mit Scharnhorst und anderen die formelle Konstituierung der Militärischen Gesellschaft. 1804 wurde er Prinz Heinrich, dem Bruder des Königs, als Adjutant zugeteilt; er stand ihm auch im Frühjahr 1807 bei der Aufstellung der Reservebataillone in Ostpreußen zur Seite. Im Juni 1807 zum Oberstleutnant befördert, wurde Hake im Mai 1809 als Grolmans Nachfolger zum Direktor der 1. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements und zum Obersten ernannt. Im Februar 1810 übernahm er das von Graf Lottum abgegebene Militärökonomiedepartement, im Juni desselben Jahres wurde er nach Scharnhorsts Entlassung auch zum interimistischen Chef des Allgemeinen Kriegsdepartements ernannt. Auch da Hakes Autorität durch die geheimen Sonderbefugnisse Scharnhorsts eingeschränkt wurde, gestaltete sich die Zusammenarbeit für beide schwierig. Hake wurde im Mai 1812 zum Generalmajor befördert, erhielt sein Patent aber erst im März 1813. Nachdem er im Frühjahr 1813 an der Organisation der Mobilmachung und den Kriegsvorbereitungen mitgewirkt hatte, machte er die folgenden Feldzüge im Hauptquartier des Fürsten Schwarzenberg mit. 1815

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befehligte Hake eine Brigade in Bülows IV. Korps und nach der Schlacht von Belle-Alliance das Norddeutsche Bundeskorps bei der Belagerung mehrerer Festungen. Mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekoriert und 1814 zum Generalleutnant befördert, erhielt Hake 1816 das Kommando des im Rheinland stehenden Armeekorps. Nach Boyens Rücktritt wurde er 1819 zum Kriegsminister ernannt und 1825 zum General der Infanterie befördert und mit dem Schwarzen Adlerorden ausgezeichnet. Nachdem er sein Amt 1833 aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt hatte, reiste Hake durch Italien und starb 1835 in Neapel. Karl August Freiherr von Hardenberg (1750–1822) stammte aus Kurhannover; sein Vater, Feldmarschall Christian Ludwig von Hardenberg (1700– 1781), hatte 1778 als kommandierender General der Armee Scharnhorsts Übertritt aus schaumburgischen Diensten befördert. Der jüngere Hardenberg unternahm im selben Jahr nach Tätigkeiten als Kammerrat in Wetzlar, Regensburg, Wien und Berlin eine Bildungsreise nach Frankreich, Holland und England, an deren Ende er das Amt des hannoverschen Gesandten im Haag übernahm. Wegen des Skandals um die Affäre seiner ersten Ehefrau mit dem Prinzen von Wales trat Hardenberg 1782 in braunschweigische Dienste und wurde 1787 zum Präsidenten des Kammerkollegiums ernannt. 1786 überbrachte er das bei Herzog Karl Wilhelm Ferdinand hinterlegte Testament Friedrichs II. an dessen Nachfolger, der ihn 1790 dem Markgrafen Christian Friedrich Karl Alexander von Ansbach und Bayreuth als Minister empfahl. Als dieser im Jahr darauf seine Regentschaft zugunsten Friedrich Wilhelms II. niederlegte, trat Hardenberg in preußische Dienste. Als Minister unterzeichnete er 1795 den Baseler Frieden. Als Haugwitz das auswärtige Portefeuille abgab, wurde Hardenberg 1803 provisorisch und ab April 1804 definitiv damit betraut. 1804 trat auch Scharnhorst erstmals mit Denkschriften an ihn heran. Im Rahmen der preußischen Neutralitätspolitik versuchte Hardenberg auf eine Annäherung an Großbritannien hinzuarbeiten, im November 1805 nahm er auch an den Verhandlungen über eine Intervention Preußens zugunsten der 3. Koalition teil. Die politische Kehrtwende im Gefolge der Schlacht von Austerlitz und das Mißtrauen Napoleons führten aber im Februar 1806 zu seinem Sturz. Nach der Niederlage von Jena und Auerstedt folgte Hardenberg dem König nach Ostpreußen, wo er im April 1807 zum leitenden Minister ernannt wurde, dem neben der Außenpolitik auch die mit der Führung des Krieges zusammenhängenden Fragen außer der eigentlichen Armeeführung oblagen. Nach dem Frieden von Tilsit mußte Friedrich Wilhelm III. auf Druck Napoleons Hardenberg erneut entlassen (14. Juli 1807), drei Jahre später holte er ihn aber wieder an die Spitze der Regierung zurück und ernannte ihn zum Staatskanzler (4. Juni 1810). Hardenberg setzte die von Stein initiierten Reformen trotz verschiedener Widerstände fort. Nach dem Ersten Pariser Frieden wurde er zum Fürsten erhoben und vertrat Preußen auf dem Wiener Kongreß. Das Verfassungsversprechen

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des Königs im Edikt vom 22. Mai 1815 ging auf ihn zurück. 1817 organisierte Fürst Hardenberg den Staatsrat und wurde zu dessen Präsident ernannt, auch auf den europäischen Kongressen der folgenden Jahre versuchte er die preußischen Interessen wahrzunehmen. Den zunehmend restaurativen Tendenzen im Deutschen Bund setzte er keinen effektiven Widerstand entgegen; sein Tod auf einer Erholungsreise in Italien markierte das Ende der preußischen Reformära. Johann Georg Gustav von Rauch (1774–1841) kam als Dreijähriger mit seinem Vater, dem braunschweigischen Ingenieurkapitän Johann Bonaventura von Rauch (1740–1814) nach Preußen. Dieser arbeitete seit 1788 als Lehrer und seit 1798 als Direktor der Ingenieurakademie in Potsdam; als Generalmajor und Vizekommandant von Stettin wurde er 1809 wegen seiner Rolle bei der Kapitulation dieser Festung zu lebenslanger Festungsstrafe verurteilt. Gustav von Rauch trat 1788 als Eleve in die Ingenieurakademie ein und wurde 1790 zum Leutnant ernannt; seitdem diente er in Schlesien und den in der zweiten Polnischen Teilung annektierten Gebieten. Auf dem Feldzug von 1794/95 nahm er u. a. an der Belagerung Warschaus teil, Ende 1796 wurde Rauch zum Adjutanten des Generalquartiermeisters Levin von Geusau, 1802 zum Quartiermeisterleutnant und Ende 1803 zum Kapitän ernannt. Seine 1802 geschlossene Ehe mit Geusaus Tochter Karoline Christiane Amalie (1780–1867) wurde 1815 geschieden. Rauch trat früh in die Militärische Gesellschaft ein und wurde nach der Reform des Generalquartiermeisterstabs in dessen von Christian von Massenbach geleitete 2. Brigade versetzt. Das enge Verhältnis zu diesem sollte ihn allerdings 1810 nicht davon abhalten, den Auftrag zur Vernichtung des vierten Bandes der Memoiren Massenbachs zur vollen Zufriedenheit des Königs durchzuführen. Nach seiner Beförderung zum Major im Oktober 1805 assistierte Rauch dem vortragenden Generaladjutanten Kleist und begleitete 1806 den König ins Feld. Nach der Schlacht von Auerstedt gelangte er nach Ostpreußen, wo er als Stabschef des Generals Kamenskij an dem vergeblichen Versuch teilnahm, Danzig von See her zu entsetzen. Ausgezeichnet mit dem Pour le Mérite und zwei russischen Orden stand Rauch am Ende des Feldzugs beim Stabe des Generalgouverneurs Rüchel. Nach dem Frieden von Tilsit wurde er besonders bei der Reorganisation des Ingenieurkorps und des Militärbildungswesens verwendet, ab Oktober 1808 auch als Direktor der Plankammer. Im März 1809 übernahm Rauch die Direktion der 2. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements, 1810 wurde er zum Oberstleutnant, 1812 zum Obersten und als Nachfolger Scharnhorsts zum Chef der Ingenieure befördert. Im Frühjahr 1813 fungierte er als Stabschef Yorcks, nach Scharnhorsts Tod wurde er zum Generalmajor ernannt und zum Stabe Blüchers versetzt. Als Träger beider Klassen des Eisernen Kreuzes wurde er Ende 1813 zum Chef des Allgemeinen Kriegsdepartements und Militärökonomiedepartements ernannt und im Juni 1814 zum Generalinspekteur der Festungen. 1815 beaufsichtigte er die Festungsbauten im Rheinland,

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1817 wurde er zum Generalleutnant und 1830 zum General der Infanterie befördert. Seit 1831 Mitglied des Staatsrats und seit 1837 Kriegsminister, wurde Rauch mit den höchsten Orden Preußens und Rußlands sowie dem Ehrenbürgerrecht Berlins ausgezeichnet, ehe er 1841 in Ruhestand trat. Aus Rauchs zweiter Ehe mit Rosalie Wilhelmine Charlotte von Holtzendorff (1790–1862) stammte u. a. Rosalie (1820–1879), die spätere Gräfin von Hohenau und morganatische Gemahlin des Prinzen Albrecht von Preußen. Friedrich Wilhelm Karl, Prinz von Preußen (1783–1851), der vierte und jüngste überlebende legitime Sohn Friedrich Wilhelms II., wurde zur Unterscheidung von seinem Neffen, dem späteren Kaiser, auch Prinz Wilhelm Bruder genannt. Er trat 1799 als Stabskapitän in das I. Bataillon Garde ein und wurde 1801 zum Regiment Garde du Corps versetzt. 1804 verheiratete er sich mit Marie Anna (Marianne) von Hessen-Homburg (1785–1846); von den aus dieser Ehe hervorgehenden Kindern überlebten zwei Söhne und zwei Töchter ihre Eltern, darunter Königin Marie von Bayern, die Mutter der Könige Ludwig II. und Otto. Mehrere Brüder der Prinzessin dienten in den gegen Napoleon kämpfenden Armeen, sie selbst stand der „Kriegspartei“ nahe, zu der man auch ihren Gemahl rechnete. Prinz Wilhelm kommandierte als Oberstleutnant bei Auerstedt die Kavallerie der 1. Division, ihm wurde ein Pferd unter dem Leib erschossen und er selbst verwundet, doch gelang es ihm, sich nach Ostpreußen durchzuschlagen. Die Prinzessin gebar auf der Flucht eine Tochter, die nach zwölf Tagen starb, und verlor im November ihre einjährige Tochter Amalie. Prinz Wilhelm leitete seit Dezember 1806 die Organisation der Kavallerie in Königsberg, im März 1807 wurde er zum Obersten und Chef des späteren Brandenburgischen Dragonerregiments (Nr. 5) ernannt. Scharnhorst trat spätestens in Memel in ein engeres Verhältnis zum Prinzenpaar und unterstützte Wilhelm bei seinen militärischen Studien. Der zum Generalmajor beförderte Prinz reiste im Dezember 1807 als Sondergesandter des Königs nach Paris, wo er Napoleon durch das Angebot überraschte, sich persönlich als Geisel zu stellen. Nach dem weitgehenden Scheitern dieser Mission begleitete er, zusammen mit Scharnhorst fahrend, die königliche Familie auf ihrer Winterreise 1808/09 nach St. Petersburg. Julie von Scharnhorst diente von 1808 bis zu ihrer Heirat 1809 als Hofdame der Prinzessin Marianne, die in jenen Jahren auch Bildnisse Julies und ihres Vaters zeichnete, von denen allderdings das vom Porträtierten gelobte Bild Scharnhorsts nicht erhalten ist. Die Prinzessin verkehrte und korrespondierte mit Stein und Hardenberg und wurde nach dem Tode der Königin Luise für viele patriotisch Gesinnte gewissermaßen zu deren Ersatzfigur. Im März 1813 initiierte sie den „Frauenverein“, besuchte Hospitäler und erließ gemeinsam mit den anderen Prinzessinen einen Aufruf zur Abgabe von Wertsachen zum Wohle Preußens, der mit der Parole „Gold gab ich für Eisen“ verbunden wurde. Prinz Wilhelm diente in den Befreiungskriegen zunächst in verschiedenen Stäben, nach der Schlacht von Leipzig als Brigade-

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chef unter Yorck. Seit März 1814 General der Kavallerie, befehligte er bei Belle-Alliance die Reservekavallerie des IV. Armeekorps. Prinzessin Marianne, die für ihre patriotischen Verdienste 1814 zur Großmeisterin des neugestifteten Luisenordens ernannt wurde, zog sich danach aus der Öffentlichkeit zurück, sie und ihr Gemahl lebten meist auf ihrem nach dem Kriege erworbenen Schloß Fischbach bei Schmiedeberg in Schlesien. Prinz Wilhelm fungierte dabei noch als Gouverneur der Provinzen Niederrhein und Westfalen (1830–1832) und als Kommandant (1824–1829) bzw. Gouverneur (1834– 1839, 1844–1849) der Bundesfestung Mainz. b. Scharnhorst und seine Familie Gerhard Johann David (1802: von) Scharnhorst (* Bordenau, 12. November 1755, † Prag, 28. Juni 1813) erhielt ab 1773 seine militärische Ausbildung auf der Kriegsschule des Grafen Wilhelm von Lippe-Schaumburg-Bückeburg. 1778 trat er als Fähnrich in hannoversche Dienste, zunächst beim Estorffschen Dragonerregiment (seit 1783: 8. Kavallerieregiment), in dessen Regimentsschule zu Northeim er unterrichtete. Im benachbarten Göttingen trat er 1779 in die Loge „Zum goldenen Zirkel“ ein und blieb seitdem bis an sein Lebensende als Freimaurer aktiv. Im Juli 1782 wurde Scharnhorst zur Artillerie und deren neuer Schule in Hannover versetzt. Im folgenden Jahrzehnt machte er sich als Lehrer und Fachschriftsteller über die Grenzen des Kurfürstentums hinaus einen Namen, erreichte aber bis zum Beginn des Revolutionskrieges lediglich den Rang eines Titularkapitäns ohne eigene Kompanie. 1793 befehligte er in seinem ersten Feldzug in Flandern zunächst eine Batterie, doch bekam er schon bald Stabsaufgaben übertragen. 1794 fungierte er de facto als Stabschef des Generals von Hammerstein und war maßgeblich am weithin beachteten Ausbruch der Garnison von Menin beteiligt. Hieraufhin wurde er zum Major befördert und zum Stab des späteren Oberbefehlshabers, des Grafen von Wallmoden-Gimborn versetzt, dessen wichtigster Stabsoffizier er bis zum Ende der Feindseligkeiten blieb. 1796 zum Generalquartiermeister des hannoverschen Korps in der Observationsarmee ernannt, die unter preußischer Leitung zum Schutz der Neutralität Nordwestdeutschlands aufgestellt wurde, beteiligte er sich in der Folgezeit auch an Initiativen zur Reform der hannoverschen Armee, insbesondere im Bereich der Generalstabsarbeit und der Artillerie. Die Unsicherheit seiner Karriereaussichten in Hinblick auf Gage und Beförderungen (nicht zuletzt die fehlende Perspektive, einmal Regimentschef zu werden) veranlaßte Scharnhorst jedoch dazu, auch nach seiner Ernennung zum Oberstleutnant 1797 mit preußischen Offizieren über einen Übertritt zu verhandeln. Er erhielt schließlich seinen Abschied und ging im Mai 1801 nach Berlin, wo er in das 3. Artillerieregiment eintrat und im Herbst die Direktion der neugegründeten Akademie für junge Offiziere übernahm, welcher als Vorbereitungsan-

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stalt bald das Lehr-Institut für die Berlinische Inspektion angegliedert wurde. Neben dem Unterricht an der Akademie nutzte Scharnhorst auch die „Militärische Gesellschaft“, die er bei seiner Ankunft als informellen Verein einiger meist jüngerer Berliner Offiziere vorgefunden hatte, als Forum zur Verbreitung modernerer militärischer Vorstellungen. Nachdem die Gesellschaft am 24. Januar 1802 formal neu gegründet worden war, zog sie rasch neue Mitglieder an. Zahlreiche Vorträge Scharnhorsts und anderer wurden nun regelmäßig in den „Denkwürdigkeiten der Militärischen Gesellschaft“ veröffentlicht. Scharnhorst, seit dem 14. Dezember 1802 zusammen mit seiner Familie geadelt, wurde im Frühjahr 1804 zum Generalquartiermeisterleutnant ernannt und zum Obersten befördert; als Chef der 3. Brigade des Generalquartiermeisterstabes oblag ihm u. a. die Ausbildung von Generalstabsoffizieren und die militärische Aufnahme der westdeutschen Landesteile. Bei der Mobilmachung der preußischen Armee während des 3. Koalitionskrieges wurde Scharnhorst zum Generalquartiermeister der Niedersächsischen Armee des Herzogs von Braunschweig ernannt, die nach dem Sieg Napoleons bei Austerlitz nicht mehr zum Einsatz kam. Als infolge des Friedens von Schönbrunn Scharnhorsts alte Heimat Hannover von einer preußischen Armee besetzt wurde, fungierte er als Generalquartiermeister des Befehlshabers, General Graf von der Schulenburg-Kehnert. Bei der erneuten Mobilmachung im August 1806 diente er zunächst im Korps des Generals Rüchel, Ende September wurde er aber zum Herzog von Braunschweig versetzt, der den preußischen Oberbefehl führte und die Hauptarmee in Thüringen kommandierte. Als Chef des Generalstabs des Herzogs erlebte er die Niederlage von Auerstedt, während des Rückzuges schloß er sich dem Korps des Generals Blücher an, bis französische Truppen ihn am 6. November bei der Erstürmung Lübecks gefangennahmen. Sofort ausgetauscht, reiste er von Hamburg nach Ostpreußen zum Hauptquartier Friedrich Wilhelms III., der ihn dem letzten preußischen Feldkorps unter General L’Estocq zuteilte. Als dessen faktischer Generalquartiermeister nahm er u. a. an der Schlacht von Preußisch Eylau (7./8. Februar 1807) teil, wofür er mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet wurde. Nach dem Friedensschluß beförderte der König ihn zum Generalmajor (17. Juli 1807) und betraute ihn mit dem Vorsitz der Militärreorganisationskommission (25. Juli 1807). Mit der Gründung des neuen Kriegsministeriums wurde ihm das Allgemeine Kriegsdepartement unterstellt, als dessen Chef er aufgrund außenpolitischer Rücksichten im Juni 1810 zurücktrat. Auf seinem Posten als Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps leitete er die Reorganisation der preußischen Armee insgeheim weiter und bereitete die Erhebung gegen die Napoleonische Herrschaft vor, bis er im Zuge der preußisch-französischen Allianz von 1812 kaltgestellt wurde. 1813 ging er als Generalleutnant und Chef von Blüchers Generalstab wieder ins Feld und wurde in der Schlacht von Großgörschen (2. Mai 1813) verwundet. Noch bevor die Wunde auskuriert war, trat er als Unterhändler eine Reise nach Österreich an, starb aber in Prag an den Folgen der Verwundung.

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Scharnhorsts Eltern Ernst Wilhelm Scharnhorst (* Bordenau, 7. Oktober 1723, † Bordenau, 5. August 1782) war Quartiermeister in dem Dragonerregiment gewesen, in dem später auch sein Sohn Gerhard diente. Danach ließ er sich als Landwirt 1759 in Hämelsee und 1765 in Bothmer nieder, bis er nach einem langwierigen Erbschaftsprozess 1772 das von seinem Schwiegervater hinterlassene ritterschaftliche Gut in Bordenau erhielt. Hierdurch wurde der Sohn eines Brinksitzers Mitglied der calenbergischen Landschaft und verfügte über die Mittel, seinen ältesten Sohn zum Offizier ausbilden zu lassen. Friederike Wilhelmine Scharnhorst geb. Tegtmeyer (* Bordenau, 10. Juli 1728, † Hannover, 10. Januar 1796), war die jüngste der drei Töchter des Freisassen Johann David Tegtmeyer (1687–1759), dem das ritterschaftliche Gut in Bordenau gehörte. Am 31. August 1752 heiratete sie den sozial weit minder geachteten Ernst Wilhelm Scharnhorst, doch gelang das erst nach einer sechsjährigen heimlichen Beziehung und der unehelichen Geburt der Tochter Wilhelmine. Nach dem Tode ihres Mannes lebte sie im Hoffischerhaus in Hannover bei ihrem Schwager. Heinrich Caspar Scharnhorst (1720–1787), seit 1779 Hoffischer zu Hannover, wurde 1782 Vormund der noch unmündigen Kinder seines verstorbenen Bruders. Er selbst blieb kinderlos und wurde von seiner Frau Klara Sophie Juliane Scharnhorst überlebt. Scharnhorsts Geschwister Wilhelmine Scharnhorst (* Detbergen, 1752, † Blumenau, 8. August 1811) heiratete 1776 den Mühlenpächter Heinrich Ludolf Müller (1745–1807) in Blumenau. Ernst Wilhelm Scharnhorst (* Hämelsee, 10. November 1760, † Bordenau, 13. Juni 1809) hieß in der Familie seit seiner Dienstzeit beim hannoverschen 6. Dragonerregiment „der Fähnrich“. 1787 übernahm er das durch den Tod seines Onkels freigewordene Amt des Hoffischers in Hannover. Der zeitlebens unverheiratete Wilhelm kümmerte sich während der Abwesenheiten seines Bruders Gerhard um dessen familiäre Belange und die Bewirtschaftung des Gutes in Bordenau. Er starb mit 48 Jahren an einer Lungenentzündung. Heinrich Friedrich Christopher Scharnhorst (* Hämelsee, 5. Juni 1763, † Bordenau, 18. November 1831) wurde Landwirt, zunächst als Pächter der Domäne Steimke bei Uslar, ab 1811 als Verwalter des Gutes in Bordenau. Seit etwa 1797 war er verheiratet mit Justine Rolfs (1773–1840).

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Heinrich Dieterich Christian Scharnhorst (* Bothmer, 25. November 1770, † Ebersdorf, 12. Juli 1809) trat 1784 als Kadett in die hannoversche Artillerie ein, wechselte aber als Sekondeleutnant in hessen-darmstädtische Dienste, zunächst ins Leichte Infanteriebataillon. Anfang 1794 kam er als Hauptmann mit seinem Bataillon nach Flandern, im Herbst wurde er bei der Kapitulation von Crevecoeur auf Ehrenwort entlassen. 1796 wurde er zum Stabskapitän im Regiment Landgraf befördert und heiratete Karoline Thilemann (1771– 1826), die Tochter eines niederländischen Obersten. Nach dem Beitritt Hessen-Darmstadts zum Rheinbund diente er in den Armeen Napoleons und wurde 1807 zum Major und Kommandeur des 2. Bataillons des hessendarmstädtischen Leibregiments befördert. Zwei Jahre später wurde er in der Schlacht von Wagram tödlich verwundet. Zwei weitere Geschwister starben als Kinder – Johann Heinrich (1768–1771) und Dorothea Christine Luise (1774–1776). Scharnhorsts Ehefrau und Schwäger Klara Christiane Johanna (von) Scharnhorst (* 1762, † Berlin, 12. Februar 1803), genannt Kläre, heiratete Gerhard Scharnhorst am 24. April 1785 in Bordenau. Sie und ihr älterer Bruder Theodor waren Kinder des Kanzlisten an der Kriegskanzlei Friedrich Wilhelm Schmalz (1724–1763). Ihre Mutter Clara Justine Luise Schmalz, geborene Völckenig, heiratete 1769 in zweiter Ehe Christian Scharlock. Theodor Anton Heinrich Schmalz (1760–1831), Klara Scharnhorsts älterer Bruder, studierte in Göttingen Philologie (1777–1780) und Jura (ab 1783). Nachdem er an der Universität Rinteln als Doktor der Rechte promoviert hatte, lehrte er dort 1785/86 als Privatdozent, 1787 als Extraordinarius und ab 1788 als ordentlicher Professor Staatsrecht und Kameralistik. 1789 folgte er einem Ruf an die Universität Königsberg. Er stieg 1801 zum Kanzler und Direktor der Universität auf, 1803 folgte die Ernennung zum Geheimen Justizrat und der Wechsel an die Universität Halle als Ordinarius und Direktor. Nach der Schließung der Universität zog Schmalz 1807 dem König nach Memel nach. Im Herbst 1808 erregte er das Mißtrauen der französischen Besatzung wegen einer Schrift zur publizistischen Begleitung der Reformen und kam zeitweilig in Haft. Dann wurde er 1809 zum Mitglied des Oberappellationssenats des Kammergerichts und 1810 zum Gründungsrektor der neuen Berliner Universität ernannt. Seit 1815 sollte Schmalz sich vor allem als altkonservativer Theoretiker und Verfolger von „Demagogen“ einen Namen machen, weshalb seine Bücher 1817 auch auf dem Wartburgfest verbrannt wurden. Er war verheiratet mit Luise Schmalz, geborene Edelmann. Von seinen Werken seien genannt: Denkwürdigkeiten des Grafen Wilhelms zu

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Schaumburg-Lippe, Hannover 1783; Darstellung des reinen Naturrechts, des natürlichen Staatsrechts und des natürlichen Familien- und Lehnsrechts, 3 Teile, Königsberg 1795–1804; Ueber Erbunterthänigkeit; ein Commentar über das königlich Preussische Edikt vom 9ten Oktober 1807, ihre Aufhebung betreffend, Berlin 1808; Handbuch der Staatswirthschaft, Berlin 1808; Berichtigung einer Stelle in der Bredow-Venturinischen Chronik für das Jahr 1808. Ueber politische Vereine und ein Wort über Scharnhorst’s und meine Verhältnisse zu ihnen, Berlin 1815. August Scharlock, genannt „Gustel“, diente als Fähnrich der Regimentsartillerie beim hannoverschen 10. Infanterieregiment und geriet 1794 bei der Kapitulation von Nieuport in französische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr gründete er eine Familie, während der Besetzung Hannovers trat er als Kapitän in das Ende 1803 errichtete Kavallerieregiment der französischen Légion Hanovrienne ein. Nach Garnisondienst in Avignon wurde dieses 1806/07 zur Besetzung Neapels und ab Herbst 1807/08 bei der Besatzung Potsdams eingesetzt, ehe es ab November 1808 am Krieg auf der Iberischen Halbinsel teilnahm. August Scharlock fiel am 22. August 1810 bei Ladoeiro in einem Vorpostengefecht gegen britische und portugiesische Kavallerie. Georg Scharlock, genannt „Schorse“, diente zunächst im hannoverschen Artillerieregiment und half während des Feldzugs 1794/95 seinem Schwager als Schreiber, bis er Anfang 1795 in französische Kriegsgefangenschaft geriet. Nach seiner Rückkehr kam er als Regimentsquartiermeister zum 9. (später 8.) Infanterieregiment. Nach der Auflösung der kurhannoverschen Armee diente er offenbar 1806/07 kurzzeitig bei der Königlich Deutschen Legion, um dann eine Zivilstelle bei Bremen zu übernehmen. Dort trat er 1813 als Hauptmann in das Bataillon Bremen-Verden der in Hannover zum Kampf gegen Frankreich neuformierten Freiwilligenverbände ein. Kinder von Gerhard und Klara Scharnhorst Heinrich Wilhelm Gerhard (von) Scharnhorst (* Hannover, 16. Februar 1786, † Ems, 13. Juni 1854) wurde seit 1794 als hannoverscher Kadett ausgebildet, später studierte er in Halle und Göttingen die Rechte. Er trat 1808 bei der Kriegs- und Domänenkammer zu Königsberg ein, ergriff aber 1809 zu Beginn des französisch-österreichischen Krieges das Kriegshandwerk. Im Mai 1810 reiste der frischernannte preußische Husarenleutnant nach England, ab Januar 1811 kämpfte er zwei Jahre lang als Artillerieoffizier der Königlich Deutschen Legion in Spanien und wurde bei Salamanca verwundet. 1812 fungierte er als Adjutant Wellingtons, 1813 kehrte er nach Preußen zurück, um in Blüchers Hauptquartier zu dienen. Nach dem Kriege setzte er

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seine Karriere in der preußischen Artillerie fort. Er heiratete 1818 Agnes Kunigunde Antoinette Gräfin Neidhardt von Gneisenau (1800–1822), Tochter eines Mitarbeiters seines Vaters. Wilhelm von Scharnhorst befehligte 1849 die Artillerie der gegen die Revolution in Baden eingesetzten Truppen und erhielt 1850 seinen Abschied als General der Infanterie. Klara Sophie Juliane (von) Scharnhorst (* Hannover, 28. Juli 1788, † Düsseldorf, 20. Februar 1827), genannt Julie, diente 1809/1810 als Hofdame der Prinzessin Wilhelm von Preußen (Maria Anna von Hessen-Homburg). Sie heiratete am 10. November 1809 Karl Friedrich Emil Burggraf zu DohnaSchlobitten (s. u.). Juliane gebar sechs Kinder, davon die Söhne Adalbert (1811–1877) und Balduin (1813–1843) noch zu Lebzeiten ihres Vaters. Sie starb im Alter von 38 Jahren an einer Brustkrankheit. Sophie Ernestine Scharnhorst (* Hannover, 3. Juni 1791, † Hannover, 5. März 1792) starb an den Blattern. Friedrich Gerhard August (von) Scharnhorst (* Hannover, 20. April 1795, † Berlin, 11. Oktober 1826) reiste etwas später als sein älterer Bruder nach England und diente im 1. Husarenregiment der Königlich Deutschen Legion. Er heiratete Johanna Gräfin von Schlabrendorf-Gröben und starb als Major im preußischen 8. Ulanenregiment. Anna Sophie Emilie (von) Scharnhorst (* Hannover, 29. Dezember 1796, † Hannover, 9. Juli 1804) starb an einer Kopfkrankheit. Scharnhorsts Schwiegersohn und seine Familie Karl Friedrich Emil Burggraf zu Dohna-Schlobitten (1784–1859) stammte aus einer der angesehensten alten Familien Preußens. Er trat 1793 als Junker beim schwarzen Husarenregiment No. 5 ein, 1798 kam er als Fähnrich zum Dragonerregiment Werther (No. 6). 1803 unternahm er mit seinen Brüdern Ludwig und Fabian längere Reisen durch Deutschland, 1804 und 1805 besuchte er als Sekondeleutnant die Akademie für junge Offiziere in Berlin. Bei der Mobilmachung 1805 wurde der Graf zum Generalquartiermeisterstab versetzt und arbeitete im Hauptquartier Rüchels und danach einige Monate unter Schulenburg in Hannover. Im Krieg 1806 wurde Dohna bei Halle verwundet und geriet in französische Gefangenschaft. Nach seiner Auswechslung am 1. März 1807 diente er unter Scharnhorst bei L’Estocqs Hauptquartier; noch im selben Jahr wurde er mit dem Pour le Mérite dekoriert und zum Stabskapitän befördert. Am 10. November 1809 heiratete er Julie von Scharnhorst, im Februar darauf wurde er in das Büro seines Schwiegervaters versetzt und zum Kapitän befördert. Später nahm er seinen Abschied, um in

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der russischen Armee zu dienen. Nachdem er 1812 bei Borodino gekämpft hatte, wurde er zur Russisch-Deutschen Legion versetzt und assistierte beim Abschluß der Konvention von Tauroggen. Im April 1813 erhielt der das Kommando über das 2. Husarenregiment der Legion, das 1813 an der Niederelbe kämpfte und mit dem zusammen er im Juni 1814 als Oberst zurück in preußische Dienste trat. 1815 führte Graf Dohna das aus der Russisch-Deutschen Legion hervorgegangene 8. Ulanenregiment ins Feld und wurde nach der Schlacht von Wavre mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet. Bis 1837 stieg er zum Generalleutnant auf, dann befehligte er nacheinander das II. und das I. Armeekorps. 1848 zum General der Kavallerie befördert, erhielt er 1854 seinen Abschied als Generalfeldmarschall. Graf Friedrichs Vater, Friedrich Alexander Burggraf zu Dohna-Schlobitten (1741–1810), Herr auf den Schlössern Schlobitten und Finckenstein, trug sämtliche preußischen Orden. Den Pour le Mérite hatte er 1762 als Adjutant des Herzogs Ferdinand von Braunschweig nach der Schlacht von Wilhelmsthal erhalten. Das 1807 zeitweise von Napoleon bewohnte Schloß Finckenstein hatten er und seine Frau, Gräfin Luise Amalie Karoline (1746– 1825), von ihrem Vater, dem Generalleutnant Friedrich Ludwig Graf Finck von Finckenstein, gekauft. Der Graf stellte 1790–1793 den jungen Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher als Hauslehrer für seine Kinder an und hob 1802 die Erbuntertänigkeit seiner Bauern auf; 1803 wurde er zum Obermarschall des Königreichs Preußen ernannt. Von den elf Geschwistern des Grafen Friedrich lebten zur Zeit seiner Hochzeit noch drei Schwestern und fünf Brüder; von diesen erscheinen drei im vorliegenden Band: Katharina Sophie Albertine Karoline Freifrau von Schroetter (1770–1864) hatte 1797 Karl Wilhelm Reichsfreiherrn von Schroetter (1748–1819) geheiratet. Ihr Mann wurde 1803 zum Kanzler des Königreichs Preußen ernannt, ab November 1806 fungierte er als interimistischer Justizminister. Im Reformministerium Stein leitete Schroetter das Justiz-, Lehns- und geistliche Departement und hatte u. a. Anteil am Oktoberedikt. 1809 übernahm er das Präsidium des ostpreußischen Oberlandesgerichts. Friedrich Ferdinand Alexander Burggraf zu Dohna-Schlobitten (1771– 1831) trat 1790 in den Staatsdienst und fungierte 1794–1801 als Kriegs- und Domänenrat in Berlin. Als Kammerdirektor in Marienwerder besorgte er 1806 die Verproviantierung von Graudenz und Danzig. Nach Steins Rücktritt leitete er als Minister des Innern gemeinsam mit Altenstein das neue Ministerium. Bald nach der Ernennung Hardenbergs zum Staatskanzler trat Graf Alexander unter Protest gegen die Reduzierung seines Portefeuilles zurück und kehrte als Generallandschaftsdirektor nach Ostpreußen zurück.

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1813 betrieb er die Bewaffnung der Provinz (Theodor von Schön erklärte später, Dohna, nicht Scharnhorst habe die Landwehr geschaffen) und fungierte bis 1814 als Zivilgouverneur der Provinz Preußen. Danach gehörte Dohna mehrmals dem Provinziallandtag an. Alexander Fabian Burggraf zu Dohna-Schlobitten (1781–1850), ein Offizier im Infanterieregiment Schöning (No. 11), kam 1804 zusammen mit seinem Bruder Friedrich an die Akademie für junge Offiziere. 1807 diente er unter Scharnhorst beim Feldkorps in Preußen, im Sommer 1808 wurde er zum Kapitän und Flügeladjutanten des Königs ernannt. Im Mai 1809 erhielt er den erbetenen Abschied, doch machte eine Krankheit seinen Plan, auf österreichischer Seite in den Krieg gegen Napoleon zu ziehen, zunichte. Anfang 1810 reiste er zusammen mit Scharnhorsts Mitarbeiter Grolman und Leopold von Lützow, einem Sohn des Generals, über England nach Spanien, wo er im April als Kompaniechef in die spanische Fremdenlegion eintrat, mit der er bei Albuera und Sagunt kämpfte. Im März 1813 kehrte er als Major in den preußischen Generalstab zurück, wurde aber in der Schlacht von Großgörschen und den nachfolgenden Gefechten so schwer verwundet, daß er im Oktober 1814 seinen endgültigen Abschied nehmen mußte. 1831 erbte er Schloß Finckenstein.

Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe Académie militaire

1765 von Friedrich II. gestiftete Offiziersakademie für Adlige. accrochieren anhängen. Adjoint Adjunkt, Gehilfe. Adjutant mit dem Bürodienst betrauter, einem Befehlshaber attachierter Offizier. Affüte (Affuite) Lafette. aggregieren ein aggregierter Offizier gehörte einer militärischen Einheit in der Regel nur administrativ an; erhielt er eine tatsächliche Kommandostelle (etwa als Kompaniechef), so wurde er „einrangiert“. Allgemeine die am 15. Oktober 1810 in Berlin eröffnete OffizierKriegsschule schule ersetzte die Académie militaire von 1765, die Ingenieurakademie von 1788, die Militärakademie der Artillerie von 1791 und die Akademie für junge Offiziere von 1801. Dazu gehörten als Vorinstitute die Kriegsschulen für Portepéefähnriche in Berlin, Breslau und Königsberg. Allgemeines Kriegs- für Militärverfassung und Armeekommando zuständepartement dige Abteilung des preußischen Kriegsministeriums. Anciennität Rangfolge nach dem Zeitpunkt der Beförderung, (Ancienneté) Dienstalter. approvisionieren verproviantieren. Arrièregarde Nachhut. Artilleriebrigade in Preußen von 1808 bis 1850 Bezeichnung der regimentstarken administrativen Verbände der Artillerie. Attirailzum Ziehen bestimmt. Auditeur Militärgerichtsbeamter. Aufsatz verstellbare Auflage, mit der man die Elevation eines Geschützrohrs bestimmen konnte. Avancement Beförderung. avancieren 1. vorgehen, vorrücken; 2. befördern bzw. befördert werden. Avanciertau mittels eines Hakens an der Lafette befestigtes Tau, mit dem man ein Geschütz bewegte ohne aufzuprotzen. Avantgarde Vorhut. Avertissement Nachricht, Vorwarnung. Avisoposten Beobachtungs- und Verbindungsposten.

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Bank

Bastion Bataillon

Bataillonsmasse Batterie Bereiter Blockhaus Bombardier Bombe Brigade

Brigadegeneral

Brigademajor

von der Brustwehr eines Walls oder einer Schanze gedeckte erhöhte Plattform, für Geschütze auch Barbette genannt. Über Bank feuern bedeutete, daß sich das abgefeuerte Geschützrohr oberhalb der Krone des Walls befand. hervorspringendes Bollwerk einer Festung. taktische und administrative Grundeinheit vor allem der Infanterie; je nach Armee bestand ein Infanteriebataillon aus vier bis zehn Kompanien. Im 18. Jahrhundert gab es auch bei anderen Waffengattungen Bataillone, jedoch erfüllten sie nur bei großen Kavallerieregimentern (acht oder mehr Eskadronen) taktische Funktionen. zum Gefecht in Kolonne formiertes Bataillon, siehe Kolonne. taktische Einheit der Artillerie, in Preußen mit acht Geschützen, gewöhnlich sechs Kanonen und zwei Haubitzen, ausgestattet. Reitlehrer beim Militär. im Befestigungswesen ein fest gebautes Unterkunftsoder Wachtgebäude aus Holz oder Stein. in Preußen niedrigster Unteroffiziersrang der Artillerie. Haubitz- oder Mörsergranate. 1. taktischer Verband, bestehend aus zwei oder drei Regimentern bzw. einer entsprechenden Anzahl von Bataillonen oder Eskadronen; 2. administrative Unterteilung, z. B. wurde das (bataillonstarke) preußische Ingenieurkorps in drei regionale Brigaden unterteilt; 3. siehe Füsilierbrigade; 4. in Preußen ab Ende 1806 Bezeichnung für regimentstarke Neuformationen, siehe Artilleriebrigade; 5. in Preußen ab 1808 ein divisionstarker administrativer und taktischer Verband aus allen Waffen, der wiederum in drei Brigaden (der leichten Truppen, Linieninfanterie bzw. -kavallerie) unterteilt wurde. 1. (général de brigade) während der Französischen Revolution eingeführter Rang, der den maréchal de camp (Generalmajor) des Ancien Régime ersetzte; 2. in Preußen ab 1808 Funktionsbezeichnung für Befehlshaber einer (divisionstarken) Brigade, im Unterschied zu den ihm unterstellten Brigadieren. Funktionsbezeichnung für einen Adjutanten, der Verlustlisten, Lagerpläne und Verpflegungsberichte vorlegte.

Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Brigadier

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1. Befehlshaber einer (taktischen oder administrativen) Brigade; 2. in einigen Armeen ein Rang zwischen Oberst und Generalmajor; 3. in Frankreich der niedrigste Unteroffizersdienstgrad einiger Waffengattungen; 4. in Preußen ab 1808 ein einem Brigadegeneral unterstellter Befehlshaber der Infanterie, Kavallerie oder leichten Truppen. Brouillon roher Entwurf, Skizze. Büchse Gewehr mit gezogenem Lauf, das dadurch erheblich höhere Treffsicherheit auf weitere Entfernungen als die Muskete erzielte, aber längere Übungs- und Bedienungszeit erforderte. Bürgergarde kommunale Miliz zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung. C siehe auch K Charakter Durch die Verleihung eines militärischen Charakters erhielt der Empfänger Titel, Abzeichen und Ehrenrechte eines Ranges, nicht aber die damit verbundenen Befugnisse, Pflichten und Bezüge. chargieren 1. laden; 2. angreifen, attackieren. Chasseur siehe Jäger. Chef 1. höchster Offizier eines Regiments oder Korps, gewöhnlich im Range eines Obersten oder darüber; 2. siehe Kompaniechef. citissime eiligst. cito eilig. Contrelaction Gegenmaßnahme. Corps d’armée siehe Korps. Corps du génie Ingenieurkorps. Courant (Kurant) vollwichtig ausgemünztes Silbergeld, im Gegensatz etwa zu Rechenwährungen, Gold- oder Speziesmünzen. Couvre-Face nur für Infanterie eingerichtete Kontergarde. Crête (Krete) Kante einer Brustwehr oder eines Glacis. Defensionsartillerie, Geschütze, die unmittelbar zur Verteidigung einer DefensionsFestung dienen, im Gegensatz zum dort gelagerten geschütz Feld- und Belagerungsgeschütz. Defilee Engpaß. Demilune (Demilün) siehe Ravelin. demolieren abreißen, niederreißen, zerstören. demontieren ein Geschütz durch Artillerietreffer unbrauchbar machen. Departement 1. Abteilung einer Verwaltungsbehörde, auch Bezeichnung für ein Ministerium (als Abteilung des Staats-

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

deployieren Depot

Detachement detachieren Division

Divisionsgeneral (général de division) Dragoner dritten Gliedes, Züge des Dukaten en echelon

en echiquier Einhorn Elevation Emulation eodem (die) Equipage

ministeriums); 2. Verwaltungsbezirk in Frankreich und seinen Satellitenstaaten. eine Einheit von der Marsch- zur Gefechtsformation überführen. 1. Lager für Munition und andere militärische Bedürfnisse; 2. Teil einer Einheit, der während eines Krieges in der Garnison zurückblieb, um den Ersatz auszubilden. Truppenabteilung für besondere Aufgaben. einen Teil einer Truppenformation für spezielle Aufgaben absondern. im 18. und 19. Jahrhundert benutzte man das Wort für die verschiedensten Unterteilungen, darunter u. a.: 1. taktischer Teilverband im Gefecht, z. B. nach 1808 die aus je zwei Pelotons zusammengesetzten vier Divisionen eines preußischen Bataillons; 2. fester taktischer Verband aus Truppen mehrerer Waffengattungen (Armeedivision), speziell einer aus zwei oder mehr Infanterie- bzw. Kavalleriebrigaden mit dazugehöriger Artillerie (Infanterie- bzw. Kavalleriedivision); 3. Abteilung des Allgemeinen Kriegsdepartements oder des Militärökonomiedepartements. während der Französischen Revolution eingeführter Dienstgrad, der den Generalleutnant des Ancien Régime ersetzte. ursprünglich berittene Infanterie, im 18. und 19. Jahrhundert in der Regel mittlere oder schwere Kavallerie. aus den Soldaten des dritten Gliedes zusammengestellte Verbände, die als Gefechtsreserve und Tirailleure eines Infanteriebataillons dienten. Goldmünze im Nennwert von 2 2/3 Reichstalern. in Staffeln, gestaffelt, d. h. die Unterformationen einer Einheit (z. B. Eskadronen eines Regiments, Bataillone einer Brigade) sind wie die Stufen einer Treppe in Breite und Tiefe versetzt. schachbrettartig, d. h. die Unterformationen einer Einheit sind wie die gleichfarbigen Felder eines Schachbretts gegeneinander versetzt. russischer Haubitzentyp mit langem Rohr. Neigungswinkel eines Geschützrohrs. Wetteifer, Nacheiferung. (am) selben (Tage). 1. Wagen; 2. Ausrüstung, Gepäck.

Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Eskadron (Schwadron) Evolution Exercice Exerzierreglement expedieren Fahnenschmied Fähnrich Falkonett Faschine fatiguieren Feldjäger Feldwache

Feuerwerker Flanke Flankeur (Flanqueur) Flesche Flügeladjutant forcieren förmlicher Angriff Fort Fourage Freikorps

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administrative und taktische Formation der Kavallerie; ein Regiment bestand aus mehreren Eskadronen. Bewegung eines Truppenkörpers zum Wechsel der Formation oder der Front. 1. Übung; 2. Exerzierreglement. Vorschrift, nach der einzelne Soldaten und Formationen in ihren Bewegungen usw. ausgebildet wurden. befördern, absenden. Hufschmied, dem auch die Heilung von Pferdekrankheiten oblag. bis 1807 der unterste Offiziersdienstgrad (bei der Kavallerie auch: Kornett). leichtes Geschütz mit langem Rohr. zusammengeschnürtes Reisigbündel zur Bekleidung von Verschanzungen, zur Überwindung von Bodenhindernissen usw. ermüden, erschöpfen. siehe Jäger. mit der Überwachung eines bestimmten Bereichs betraute Abteilung, die wiederum Unterabteilungen (Patrouillen, Vedetten, Gefreitenposten, Schildwachen usw.) vorschob. Unteroffiziersdienstgrad der Artillerie, entsprach dem Sergeanten anderer Waffengattungen. 1. Seite einer Aufstellung, im Gegensatz zu Front und Rücken; 2. abgeknickter Seitenwall einer Befestigung. Plänkerer der Kavallerie; im engeren Sinne ein speziell für das aufgelöste Feuergefecht bestimmter und ausgebildeter schwerer oder mittlerer Kavallerist. Schanze oder Ravelin in Pfeil- bzw. V-Form mit dem Feind zugekehrter Spitze. Adjutant eines Monarchen. 1. zwingen, 2. im Angriff nehmen. im Festungskrieg eine systematische Belagerung durch die Anlage von Parallelgräben und Minengängen. kleinere dauerhaft angelegte Befestigung, selbständig oder als größeres Außenwerk einer Festung (Außenfort). Verpflegung, im engeren Sinn Pferdefutter. aus Freiwilligen, in der Regel für die Dauer eines Krieges aufgestellte Truppenformationen außerhalb der Organisation eines stehenden Heeres. Bewährte Einheiten konnten zu regulären umgewandelt werden,

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

so 1807/8 das Schillsche Freikorps zum 2. Brandenburgischen Husarenregiment und zum leichten Bataillon des Leibinfanterieregiments. Freiwächter ursprünglich vom Wachtdienst Befreite, in Preußen bis 1806 beurlaubte Mannschaften, die in ihrer Garnison ein bürgerliches Gewerbe ausübten, wofür sie einen Anteil ihres Verdiensts an den Kompaniechef abgaben. Friedrichd’or preußische Goldmünze im Nennwert von fünf Talern. Füsiliere 1. in Frankreich Bezeichnung für gewöhnliche Soldaten der Linieninfanterie; 2. in Preußen 1723 bis 1787 für Infanterieregimenter, die aus kleineren Mannschaften mit etwas kürzeren Musketen bestanden; 3. in Hessen und Preußen (ab 1787) für eine mit Musketen (manchmal mit gezogenem Lauf) ausgerüstete leichte Infanterie; 4. in Preußen ab Dezember 1809 für die leichten Bataillone der Infanterieregimenter. Der Name ist abgeleitet von frz. „fusil“ (Steinschloßgewehr). Füsilierbrigade In der preußischen Armee 1787–1807 ein administrativer Verband aus drei Füsilierbataillonen unter ihrem ranghöchsten Bataillonschef (Brigadier). Fuß Längenmaß, das in 12 Zoll zu jeweils 12 Linien unterteilt war. In Kurhannover war der 29,1 cm lange Calenberger Fuß verbindlich, in Preußen vor allem der 31,4 cm lange Rheinländische. Garde ursprünglich die Leibwache eines Monarchen, bald aber vergrößert und im Feld eingesetzt, seit dem 18. Jahrhundert in fast allen Armeen ein Elitekorps. Garde du Corps Name von schweren Gardekavallerieregimentern in verschiedenen Armeen. Generaladjutant 1. Adjutant eines Monarchen, im Range über einem Flügeladjutanten stehend. In Preußen bildeten die drei oder vier Generaladjutanten seit 1787 eine eigene Behörde (Generaladjutantur), durch die alle militärischen Vorgänge und Eingaben zum König gelangten. Eine Schlüsselstellung kam bis 1807 dem vortragenden Generaladjutanten zu, der das Militärkabinett leitete. 2. Adjutant eines Generals, im Gegensatz z. B. zu Inspektions- oder Regimentsadjutanten. Generalauditor oberster Militärjustizbeamter. Generalintendantur Verwaltung des Verpflegungswesens einer Armee. Generalmarsch von den Trommlern gegebenes Alarm- und Versammlungssignal.

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Generalquartiermeister Generalquartiermeisterleutnant Generalquartiermeisterstab gewaltsamer Angriff Glacis Glied Gorge Gouvernement Gouverneur Grenadiere

Groschen Großkanzler Guide (Feldguide) Haubitze

Hornwerk

hujus Husaren

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im 18. und frühen 19. Jahrhundert übliche Bezeichnung für den Chef des Generalstabs. Stellvertreter eines Generalquartiermeisters. Generalstab. im Festungskrieg ein überraschender Sturm bzw. Handstreich ohne den oder vor Abschluß des langwierigen förmlichen Angriffs. glattes, nach außen hin flach abfallendes Vorfeld einer Befestigung, das einem anrückenden Feind weder Sichtschutz noch Deckung bieten sollte. in einer Formation nebeneinander stehende Soldaten. Schlucht, Engpaß. oberste militärische Behörde einer Festung, größeren Stadt oder eines Gebiets. 1. Offizier, der ein Gouvernement verwaltete; 2. Erzieher eines Prinzen oder von Offizierschülern. nach Körpergröße und Kampfkraft ausgesuchte Mannschaften der Infanterie (z. T. auch der Dragoner), die äußerlich von den übrigen abgehoben wurden. Die Grenadierkompanien zweier Regimenter wurden oft zu besonderen Grenadierbataillonen zusammengestellt. Manche Eliteregimenter wurden insgesamt als Grenadiere bezeichnet. der 24. (in Preußen ab Dezember 1811 der 28.) Teil eines Talers (guter Groschen, Gutergroschen); ein guter Groschen enthielt 12 Pfennige. in Preußen 1746–1810 Titel des ersten Justizbeamten, danach Justizminister genannt. berittener Soldat, Unteroffizier oder junger Offizier zur Unterstützung der Kommandeure bei Erkundungen und anderen Stabsaufgaben. Kammergeschütz, das Granaten, Brandkugeln, und Leuchtkugeln (im Bogenschuß) sowie Kartätschen verschoß. In der Regel waren ihre Rohre wesentlich kürzer als Kanonenrohre vergleichbaren Kalibers. Vorwerk, etwa zum Schutz eines Festungstor, das aus zwei durch eine Kurtine verbundenen halben Bastionen bestand; es hatte also zwei „Hörner“, deren Flanken die Kurtine von beiden Seiten bestrichen). dieses (Monats). leichte Kavallerie, deren Uniform auf der ungarischen Volkstracht basierte.

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

ImmediatUntersuchungskommission Ingenieure

Inspektion

Jäger

Journal Kabinett

Kommission zur Untersuchung der Kapitulationen und zur Ermittlung unehrenhaften Verhaltens preußischer Offiziere während des Krieges von 1806/07; sie bestand von Ende 1807 bis Sommer 1812. das Ingenieurkorps bestand aus Ingenieuroffizieren und Pioniersoldaten (Sappeure, Mineure und Pontoniere, wobei es in manchen Armeen gesonderte Mineur- und Pontonierkorps gab). Der Aufgabenbereich der Ingenieuroffiziere umfaßte auch den Bau von Festungen, Verschanzungen und Zivilbauten, die Landvermessung und die Kartographie. administrativer Verband unter Aufsicht eines Inspekteurs oder Generalinspekteurs. Inspektionen konnten eine ganze Waffengattung umfassen, bei größeren Armeen wurden Infanterie und Kavallerie in mehrere regionale Inspektionen unterteilt. 1. (Feldjäger, Jäger zu Fuß, chasseurs à pied) leichte Infanterie, in deutschen Armeen in der Regel Büchsenschützen; 2. (Feldjäger zu Pferde) in Preußen zur Stellung von Kurieren und Guiden unterhaltenes kleines Truppenkorps; 3. (Jäger zu Pferde, chasseurs à cheval) reguläre leichte Kavallerie in Frankreich und einigen mit ihm verbündeten Staaten; 4. in Rußland die übliche Bezeichnung für leichte Fußtruppen. 1. Zeitschrift oder Zeitung; 2. Tagebuch; 3. Geschäftstagebuch einer Behörde, in dem insbesondere die einund ausgehenden Schreiben verbucht wurden. zu Beginn des 19. Jahrhunderts bezeichnete das Wort in Preußen das Geschäftszimmer des Königs und die mit der Besorgung seiner zivilen und militärischen Geschäfte betrauten Beamten und Offiziere. unmittelbarer schriftlicher Befehl eines Fürsten.

Kabinettsorder (Kabinettsbefehl) Kabinettschreiben Schreiben eines Fürsten. Kabinettvortrag Termin eines hohen Beamten oder Offiziers beim Monarchen zur Berichterstattung über die jeweiligen Dienstgeschäfte, Entgegennahme von Befehlen usw. Kadett jugendlicher Zögling einer Erziehungsanstalt zur Heranbildung von Offizieranwärtern (Kadettenhaus). Kammer 1. für die Pulverladung bestimmter, gewöhnlich zylinder- oder kegelförmiger, verengter Raum am hinteren Ende des Rohres einer Haubitze oder eines Mörsers; 2. kurz für Kriegs- und Domänenkammer.

Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Kampagne (Campagne) Kanone Kanonier Kanton kantonfrei Kantonierung Kantonist Kapitän (Capitain) Kapitän d’armes (Capitaine d’armes) Karabiner Karabinier Karree (Quarree) Kartätschen Kartusche Kasematte (Casematte) Kassenmünze Knecht Kolonne

Kombattanten Kommissariat (Kriegskommissariat) Kompanie (Compagnie)

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Feldzug. Geschütz zum Verschießen von Vollkugeln und Kartätschen. Gemeiner der Artillerie. Rekrutierungsbezirk. von der Kriegsdienstpflicht befreit. Einquartierung von Truppen in einem Ort. in Preußen ein inländischer Kriegsdienstpflichtiger. Hauptmann. für die Waffen zuständiger Unteroffizier. Feuergewehr berittener Truppen, deutlich kürzer als die Musketen der Infanterie, einige Modelle so kurz, daß sie mit einer Hand abgefeuert werden konnten. 1. in verschiedenen Armeen eine Art schwerer Kavalleristen; 2. in Preußen vor 1808 ein Gefreiter der Kavallerie. Rechteckige Gefechtsformation der Infanterie mit Front nach vier Seiten zur Abwehr von Kavallerieattacken Streugeschosse der Artillerie zur Bekämpfung von Truppen auf kurze Distanz; sie enthielten in einer Hülse eine Vielzahl kleinerer Kugeln. 1. in Stoff oder Papier verpackte Pulverladung für Geschützgeschosse; 2. Munitionstasche der Kavallerie. bombenfest überwölbter Raum in einem Festungswerk. Rechenwährung in Hannover, Braunschweig und Thüringen; 14 Reichstaler Kassenmünze entsprachen 15 Reichstalern in Gold (also 3 Friedrichd’or). Fuhrmann beim Militär, u. a. Fahrer der Artillerie. 1. Gefechtsformation mit mehreren in Linie aufgestellten Untereinheiten (Pelotons, Kompanien usw.) hintereinander, 2. (Marschkolonne) Marschformation, deren Breite meist vom verwendeten Weg abhing. kämpfende Truppen. Verpflegungs- und Proviantwesen einer Armee. administrativer (bei der Infanterie auch taktischer) Verband mit einer nach Armee und Waffengattung variierenden Sollstärke von etwa 70 bis knapp 200 Mann. Bei der Artillerie stellte meistens eine Kompanie die

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Bedienung einer Batterie, manchmal auch die von zweien oder einer halben. Bei der Kavallerie entsprach in Preußen die Eskadron der Kompanie, in Frankreich bestand eine Eskadron aber aus zwei Kompanien. Kompaniechef höchster Offizier einer Kompanie im Range eines Hauptmanns. Bis 1806 bezog er einen Teil seiner Einkünfte aus der „Kompaniewirtschaft“, d. h. aus Gewinnmargen bei pauschal abgegoltenen Beschaffungsleistungen, durch die Einbehaltung des Soldes von Beurlaubten usw. Konduitenliste Führungsliste. Königlich Freiwilligenkorps, das 1803 in Großbritannien aus Deutsche Legion Soldaten und Offizieren der aufgelösten kurhannover(The King’s schen Armee aufgestellt wurde. German Legion) Kontereskarpe auf der Verteidigerseite liegende Böschung eines (Contreescarpe) Grabens. Kontergarde Vorwall zum Schutz der Facen eines Bastions oder (Contregarde) Ravelins gegen direktes Feuer. Konventionsgeld nach dem im österreichisch-bayrischen Vertrag von (Konventions1753 festgesetzten Fuß geprägtes Geld. Eine Kölnische münze) Mark Feinsilber wurde dabei als 20 Gulden, 10 Speziestaler oder 13½ Kuranttaler ausgemünzt. Korporal niedrigster Unteroffiziersdienstgrad. Korps 1. administrativer Verband bei manchen Waffengattungen (z. B. Ingenieurkorps); 2. autonom operierender taktischer Verband verschiedenster Größe; 3. fester taktischer Verband aus zwei oder mehr (Armee-)Divisionen (Armeekorps, Corps d’Armée, seit 1803). Kriegsgericht Tribunal der Militärjustiz, bei dem ein Auditeur die (Kriegsrecht) Untersuchung leitete. Kriegsministerium für die Landstreitkräfte, in einigen Staaten mit sehr kleiner Marine auch für diese zuständiges Ministerium. Das 1808/09 eingerichtete preußische Kriegsministerium (Kriegsdepartement) war unterteilt in Allgemeines Kriegsdepartement und Militärökonomiedepartement. Kronwerk Vorwerk, bestehend aus zwei bastionierten Fronten, also ein verdoppeltes Hornwerk mit einer ganzen Bastion in der Mitte und zwei halben Bastionen außen. Krümper (Kremper) überkomplette Mannschaften zum Ersatz für laufenden Abgang. Nach 1807 wurde in Preußen die schnelle

Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

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Ausbildung und baldige Beurlaubung von Rekruten als Krümper („Krümpersystem“) dazu benutzt, um Soldaten über die Höchstgrenze von 42.000 Mann hinaus auf den Krieg vorzubereiten. Das Wort soll auf „krümpfen“ (auch „krumpfen, krempen“), d. i. „zusammenschrumpfen“, zurückgehen. Krümperpferde überkomplett unterhaltene Pferde zum Ersatz für den laufenden Abgang. kugelschwer Gewichtsverhältnis von Pulverladung zu Geschoß. Külasse (Culasse) Bodenstück eines Geschützes, Schwanzschraube eines Gewehrs. Kürassiere schwere Kavallerie, benannt nach ihrem Brustpanzer (Küraß); preußische Kürassiere trugen 1787–1814 keinen Panzer. Kurtine (Courtine) Wall zwischen zwei Bastionen. Lärm Alarm. Leibkompanie die erste Kompanie eines Regiments, deren Chef ursprünglich der Regimentschef war. Leibregiment Name von Regimentern, deren Chef der Monarch war, die aber nicht zur Garde gehörten. leichte Brigade in Preußen nach 1808 eine aus leichter Infanterie und Kavallerie sowie reitender Artillerie bestehende Unterformation einer (divisionstarken) Brigade. leichte Infanterie Oberbegriff für Infanterieeinheiten, die zumindestens theoretisch im aufgelösten Gefecht kämpfen konnten; in der Praxis verschwamm die Grenze zur schweren oder Linieninfanterie. Zur leichten Infanterie rechnete man u. a. Jäger zu Fuß, preußische Füsiliere (seit 1787), österreichische Grenzer und die Tirailleur- und Voltigeurregimenter der französischen Garde. leichte Kavallerie Oberbegriff für Kavallerieeinheiten, die mehr zu Aufklärungs- und anderen Aufgaben als zu geschlossenen Attacken benutzt werden sollten, insbesondere Chevaulegers, Husaren, Jäger zu Pferd, Kosaken, Leichte Dragoner und Ulanen. Leutnant siehe Premierleutnant, Sekondeleutnant; im preußischen (Lieutenant) Sprachgebrauch bezeichnete das einfache Wort „Leutnant“ einen Sekondeleutnant, im französischen, britischen und hannoverschen dagegen einen Premierleutnant. Linie 1. die reguläre Truppe einer Armee, im Unterschied zur Garde, aber auch zu Freikorps, Milizen, Garnisontruppen, Invalidenkorps usw.; 2. in Frankreich unterschied man seit der Revolution innerhalb der

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

regulären Fußtruppe zwischen Regimentern der Linien- und der Leichten Infanterie, was aber nur die verschiedenen historischen Wurzeln der Einheiten reflektierte; 3. Längenmaß, der zwölfte Teil eines Zolls. Lot der 32. Teil eines Pfundes, in Preußen 1 Lot = 14,4 g. Louisd’or Goldmünze im Nennwert von 20 Livres bzw. fünf Reichstalern, entsprach dem preußischen Friedrichd’or und dem imperialen Napoléond’or. Lünette nach hinten offene Schanze oder Ravelin, deren Form (zwei Facen und zwei Flanken) an eine Mondsichel erinnerte. Manquement Fehlbestand, Fehlbetrag. Meile Längenmaß: Deutsche oder geographische Meile: 7420,4 m; Preußische Meile: 7532,5 m; Calenberger Meile (Hannover): 7419,2 m; britische Meile: 1609,3 m. Melée Handgemenge. Militärökonomie- für Finanzen und Versorgung zuständige Abteilung departement des preußischen Kriegsministeriums. Mine in einer unterirdischen Kammer angelegte Sprengladung. Mineur auf den Bau unterirdischer Gänge spezialisierter Pioniersoldat. Ministerium (Staats- im Preußen der Reformzeit Bezeichnung für die ministerium) Gesamtheit der amtierenden Minister. Mörser Steilfeuergeschütz mit sehr kurzem Rohr und verengter Kammer, das im Festungskampf Granaten, Brandund Leuchtkugeln oder auch Steine (Steinmörser) verfeuerte. Mortier Mörser. Muskete Gewehr der Fußtruppen mit ungezogenem Lauf. Oberkriegskolle1787 eingerichtete, 1807 aufgelöste Verwaltungsgium behörde der preußischen Armee, die 1796 in drei Departements unterteilt wurde. Orden im preußischen Sprachgebrauch vor 1813 war mit „der Orden“ der Verdienstorden („Pour le Mérite“) gemeint. Ordonnanz für Kurierdienste verwendeter Soldat oder Offizier. Palisaden oben zugespitzte Schanzpfähle; sie waren in der Regel eingegraben und über- und unterirdisch miteinander verbunden. Parallelen von den Belagerern einer Festung parallel zum Wall angelegte Gräben zur Aufnahme von Batterien und der Sturmstellung der Infanterie. Parole 1. Erkennungswort; im engeren Sinne die erste von zwei zur Gegenprobe ausgegebenen (Parole und

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Peloton Pépinière pflastern Pfund Pike

Plankammer Plänkerer Platz (place) Polygon Pontonier Portepee (Porte-épée) Portepeefähnrich Portion Post, freie Premierkapitän Premierleutnant Prolonge Protze Quarree Quartiermeister

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Feldgeschrei); 2. (Paroleausgabe) Versammlung der Offiziere und Unteroffiziere zur Ausgabe von Parole, Feldgeschrei und Befehlen des Tages. Diese wurden im Parolebuch der Einheit verzeichnet. in Preußen eine halbe Infanteriekompanie. „Pflanzschule“, ärztliche Bildungsanstalt, insbesondere die 1795 in Berlin für das Militär errichtete. eine Gewehrkugel zur Erhöhung der Zielgenauigkeit in ein Lederstückchen einschlagen. Gewichtseinheit; in Preußen 1 Pfund = 467,4 g. zum Stoß verwendete Stangenwaffe der Infanterie, im 16. und 17. Jahrhundert gewöhnlich 5–6 m lang. Die 1789–1815 gelegentlich verwendeten Modelle waren in der Regel kürzer. Einrichtung zur Herstellung von Terrainaufnahmen und militärischen Karten in Potsdam, 1742 von Friedrich II. begründet, dem Ingenieurkorps verbunden. in aufgelöster Ordnung kämpfender Soldat. Festung, größere Garnison usw. Befestigung, deren gerade Wälle ein geometrisches Vieleck bilden. Das Wort wurde auch als Synonym für Teilbefestigungen wie Bastionen benutzt. auf den Brückenbau spezialisierter Pioniersoldat. silberner oder goldener Faustriemen am Degen oder Säbel als Abzeichen der Offiziere und höheren Unteroffiziere. Offiziersanwärter im Unteroffiziersrang. von der Armee gestellte tägliche Nahrungsmittelmenge für einen Mann. das Recht, in Postkutschen zu reisen, ohne selbst dafür zu bezahlen. beim preußischen Ingenieurkorps übliche Bezeichnung für einen wirklichen Kapitän, um ihn vom Stabskapitän abzusetzen. Offiziersrang, entspricht dem damaligen österreichischen (und heutigen deutschen) Oberleutnant. Tauschlaufe zur Befestigung eines Geschützes an der Protze ohne das eigentliche Aufprotzen. Zweirädriger Zugwagen für ein Geschütz, an dem das hintere Ende der Lafette zum Transport auf dem Protznagel aufgehakt wurde. siehe Karree. 1. für die Bekleidung, Waffen, Munition und Verpflegung einer Einheit zuständiger Offizier bzw. Unter-

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ralliieren Ranzionierte

Ration Ravelin Recul Redoute Regiment

reitende Artillerie

Remonte Rendant retirieren Retraite Retranchement revettieren Revue Rheinbund (Confédération du Rhin) Rikoschettschuß

Rittmeister

offizier; 2. Dienststellung im preußischen Generalstab; sein Stellvertreter wurde Quartiermeisterleutnant genannt. (ausgeschwärmte Plänkler oder in Unordnung geratene Truppen) sammeln, wieder vereinigen. losgekaufte bzw. ausgewechselte Kriegsgefangene; bei „Selbstranzionierten“ handelte es sich um aus der Gefangenschaft entwichene Soldaten. Das Wort ist abgeleitet von Ranzion (Lösegeld). von der Armee gestellte tägliche Futtermenge für ein Pferd. hinten offenes Außenwerk vor dem Wall einer Festung. Rückstoß. geschlossene Feldverschanzung. administrative Grundeinheit einer Armee; in der Regel bestand ein Infanterieregiment aus zwei oder mehr Bataillonen, ein Kavallerieregiment aus zwei oder mehr Eskadronen. leichte Artillerie, bei der zur größeren Beweglichkeit die Bedienungsmannschaft beritten war (z. B. in Preußen und Frankreich) oder auf den Geschützlafetten aufsaß (z. B. in Österreich und Hannover). Letzteres System wurde auch als fahrende Artillerie bezeichnet. Auffrischung des Pferdebestandes der berittenen Truppen. Kassenverwalter, Rechnungsführer. (sich) zurückziehen. Rückzug. Feldverschanzung. einen Festungswall bekleiden bzw. mit Futtermauern (Revettements) versehen. mit einigen Übungen verbundene Musterung der Truppen, Heerschau. Bündnis deutscher Klein- und Mittelstaaten unter dem Protektorat Napoleons, begründet durch die am 17. Juli 1806 unterzeichnete Rheinbundakte, umfaßte 1811 36 Staaten. flacher Kanonenschuß mit verminderter Ladung, um bei einer Belagerung durch die mehrfach aufspringende Kugel in der ganzen Länge eines Wallgangs Schaden bei Menschen und Material anzurichten. Hauptmann der Kavallerie; in vielen Armeen wurde aber bis weit ins 19. Jahrhundert bei den Dragonern die Bezeichnung „Kapitän“ benutzt.

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Saillant Sappen Sappeur Scheffel Schildwache Schildzapfen Schlagröhre Schritt

Schütze (Scharfschütze) schwere Kavallerie

Seele Seitengewehr Sekondeleutnant Sektion Sergeant Servis

soutenieren Spiegel

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ausspringender Winkel einer Befestigung, besonders im Tenaillensystem gebräuchlich. Laufgräben, auch Bezeichnung für die verschiedenen Arten, sich bei der Anlegung eines Grabens vor feindlichem Feuer zu schützen. auf den Bau von Laufgräben und Hindernissen spezialisierter Pionier. Getreidehohlmaß, in Preußen 1 Scheffel = 54,96 Liter. Einzelposten der Infanterie. seitliche Auswüchse am Kanonenrohr, mit denen es auf der Lafette gelagert wurde. mit Pulver oder einem Brandsatz gefüllte Röhre zur Entzündung der Ladung eines Geschützes. Längenmaß, insbesondere für militärische Zwecke; in der preußischen Armee wurde ein Schritt von 2 Rheinländischen Fuß 6 Zoll = 78,4 cm benutzt, in der französischen einer zu 0,4 Toisen = 77,6 cm. für das aufgelöste Gefecht bestimmter leichter Infanterist, der nicht mit einer Jägerbüchse ausgerüstet war, dessen Gewehr aber oft einen (weniger stark) gezogenen Lauf aufwies. Oberbegriff für Kavallerie, deren Hauptaufgabe es war, in Schlachten Attacken in enger Formation zu reiten. Man rechnete dazu Kürassiere, Reiter, Karabiniers und die französischen Grenadiere zu Pferd, meistens auch die Dragoner. innerer Hohlraum einer Kanone oder Handfeuerwaffe. Oberbegriff für Degen, Faschinenmesser, Hirschfänger, Pallasche und Säbel. Offiziersdienstgrad, entspricht dem damaligen österreichischen Unterleutnant und heutigen deutschen Leutnant. Unterteilung kleinerer Abteilungen, z. B. eines Pelotons. Unteroffiziersdienstgrad (ohne Portepee). Geldvergütung für Unterkommen von Militärpersonen, -pferden usw. Das Servisreglement regelte die mit der Einquartierung in Friedenszeiten zusammenhängenden Fragen. unterstützen. Metall- oder Holzscheibe zwischen einem Artilleriegeschoß (z. B. einer Granate) und der dazugehörigen Kartusche.

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Stabskapitän, Stabsrittmeister Stabsoffizier Standgericht (Standrecht) Sternschanze Stoppine Subalternoffizier sub rosa Tete (tête) Tête de pont Tirailleur Tracierung Train Tranchee Treffen

überkomplett (supernumerär) Ulanen vernageln Visierschuß Vortrag Wachtmeister Wallafette Wallgranate Wallmeister Wiesenwachs Wispel

preußischer und sächsischer Dienstgrad zwischen Premierleutnant und Kapitän bzw. Rittmeister. Offizier im Range eines Majors, Oberstleutnants oder Obersten. Tribunal der Militärjustiz für weniger gravierende Delikte, bei dem ein Offizier die Untersuchung leitete. Fort mit sternförmigen Grundriß. zur Entzündung von Geschützladungen oder Minen dienende kurze Zündschnur in Papierhülse oder Rohr. Offizier im Range eines Fähnrichs/Kornetts, Sekondeleutnants oder Premierleutnants. „unter der Rose“, in aller Verschwiegenheit. Spitze einer Marschordnung oder eines im Bau befindlichen Laufgrabens. Brückenkopf. in aufgelöster Ordnung kämpfender Soldat. Abstecken der Umrißlinien zur Anlage einer Befestigung o. ä. Nachschubfuhrpark. Lauf- oder Schützengraben. in der Schlachtordnung nebeneinander aufgestellte Einheiten; im 18. Jahrhundert stand eine Armee in der Regel in zwei oder drei Treffen hintereinander, wobei das zweite (und dritte) als Reserve des ersten diente. über die im Etat vorgesehene Zahl (von Offizieren, Mannschaften oder Pferden) hinaus. mit Lanzen bewaffnete leichte Kavallerie nach polnischem und letztlich tatarischem Vorbild. ein Geschütz durch Einschlagen eines starken Nagels ins Zündloch (vorübergehend) unbrauchbar machen. Schuß mit waagerechtem Geschützrohr. siehe Kabinettsvortrag. Feldwebel der berittenen Truppen. Lafette speziell für Geschütze, die fest auf dem Wall einer Festung positioniert waren. Handgranate zum Einsatz bei der Festungsverteidigung. in der Verwaltung einer Festung tätiger Unteroffizier im Feldwebelrang. Ertrag einer zur Heugewinnung genutzten Wiese. norddeutsches Getreidemaß; in Preußen und Mecklenburg 1 Wispel = 24 Scheffel, d. i. etwas über 1300 Liter, dazu meistens ein (bei Hafer: zwei) Scheffel „Draufgabe“.

Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Wurf Zoll (frz.: pouce, engl.: inch)

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Bogenschuß einer Granate oder Kugel aus Haubitzen oder Mörsern. zwölfter Teil eines Fußes; nach Calenberger Maß (Hannover) 24,2 mm, nach Rheinländischem (Preußen) 26,2 mm.

Anhang 3: Thematischer Wegweiser zu den Stücken Außenpolitik: 14, 68, 355 Bündnisfragen, Landesverteidigung: 62, 156, 167, 209, 296, 357, 358, 403, 424, 425, 435, 436, 608, 626 Fremde Streitkräfte auf preußischem Gebiet und vor den Küsten: 28, 176, 197, 282, 349, 358, 439 Verhältnis zu Frankreich (incl. Kontributionen): 62, 88, 167, 209, 221, 223, 224, 276, 277, 292, 296, 315, 321, 330, 331, 334, 341, 342, 349, 393, 394, 403, 427, 431, 435, 565 Festungen (incl. Waffen- und Materialbedarf): 11, 17, 21, 34, 55, 70, 72, 73, 81, 87, 110, 156/3–4, 177, 226, 228, 233, 266, 304, 323, 383, 384, 424, 425/ II–III, V; 437, 440, 458, 462, 492, 513, 538, 571, 593, 626 Entfestigung Breslaus: 174, 309, 435–437, 440, 451, 468, 536, 540, 561, 609 Finanzen der Armee: 45, 46, 48, 73, 81, 156/7, 167, 203, 231, 255, 266, 273, 274, 285, 286, 305, 314, 370/1, 388, 401, 402, 409, 428 Formalia (Benennungen, Uniformierung, Auszeichnungen usw.): 12, 26, 100, 107, 123, 135, 139, 151, 172, 183, 195, 213, 215, 216, 237, 240, 256, 290, 299, 300, 568 Instruktionen (incl. Exerzierreglements): 576, 577 Artillerie: 16, 56, 57, 198, 251, 279, 372, 452, 455–458, 465, 477, 483, 562, 579, 580, 614, 619, 637 Infanterie und Kavallerie: 243, 261, 311, 312, 318, 320, 368, 376, 389, 418, 433, 465, 479, 483, 585–587, 590, 597, 598, 615 Inspektionen: 263–265, 275, 279, 283, 284, 287, 289, 375 Truppenführung (einschließlich Übungen): 9, 29, 41, 57, 66, 88, 104, 107, 117, 144, 153, 154, 159, 185, 198, 238, 239, 253, 311, 312, 374–378, 387, 464, 465, 479, 483, 505, 615, 619 Kriegsereignisse 1806/07: 13, 51, 75, 138, 201, 247, 248, 291, 299, 300, 352, 361–366, 379, 381, 406 Anm. 1, 436, 463, 493, 557, 581, 582 Kriegsereignisse 1809: 28, 67, 89, 90, 114 Anm. 1, 210, 282, 341, 394, 427, 624 Militärbildungswesen: 14, 32, 59, 60, 74, 86, 103, 137, 142, 160, 161, 164, 167, 181, 191, 222, 229, 305, 409, 466, 490, 498, 499, 515, 527, 558, 619 Lehrpläne, Prüfungen: 15, 19, 103, 118, 160, 161, 192, 212, 338, 409 Anm. 4, 521, 557, 588, 597 Anm. 3, 623, 637–639 Schulgebäude, Lehrmittel: 3, 59, 173, 186, 198, 225, 232, 241, 305, 319, 408, 428, 482 Militärjustiz: 4, 5, 52, 53, 58, 98, 119, 125, 140, 141, 143, 144, 178, 179, 259, 260, 294, 298, 310, 335, 373

Anhang 3: Thematischer Wegweiser zu den Stücken

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Rechtsstatus von Militärpersonen: 7, 8, 23, 48, 99, 125, 128, 131, 134, 136, 145, 200, 244, 252, 288, 310, 335, 370/2 Ministerium (Interna und Personalia): 97, 158, 219, 258, 268–272, 276, 277, 280, 281, 292, 296, 306, 330, 332, 341, 347, 348, 355, 385, 390, 416 Öffentliche Meinung: 97, 144, 370, 405, 439–441, 444, 634 Organisatorisches: 58, 179, 378, 572 Artillerie: 19, 24, 25, 56, 57, 65, 76, 116, 198, 378, 455, 456, 567, 570 Ingenieur- und Pionierkorps: 80, 183, 187, 240, 242, 514 Militär- und Militärjustizbehörden: 19, 42, 56, 65, 76, 116, 121, 141, 147–149, 260, 341, 346, 354, 392, 420, 423 Militärmedizinalwesen: 95, 96, 112, 188, 196 Personalia (incl. Listenführung, Versetzungen, Beförderungen, Emolumente, Pensionen usw.): 94, 119, 136, 189, 227, 278, 284, 307, 308, 343, 369–371, 425/V, 442, 531, 581, 582; zu Einzelfällen vgl. den Personenund Formationsindex Artillerie: 24, 25, 378, 452, 456 Anm. 2, 467, 471, 560 Festungen: 17, 193, 317, 327, 344, 449, 456 Anm. 2, 476, 480, 493, 530, 627 Ingenieure und Pioniere: 183, 187, 193, 451, 461, 480 Militärbehörden: 68, 69, 150, 165, 230, 245, 254, 298, 321, 341, 342, 345, 346, 353–356, 359, 360, 373, 391 Militärbildungswesen: 14, 74, 129, 241, 305, 313, 409, 452, 463, 470, 499 Rüstungsbetriebe: 6, 10, 24, 25, 33, 36, 42, 54, 65, 106, 155, 207, 208, 231, 402, 411–413, 425/I, 534, 539 Polizeiliche Einsätze und Kompetenzen, Gendarmerie: 79, 117, 144, 152, 293, 340, 409, 440, 442 Anm. 3, 547, 548 Truppenergänzung, Mobilmachung, Truppenverlegungen, Remonte: 37, 40, 56, 93, 116, 156, 242, 294, 295, 380, 424, 425/IV–V, 456, 505, 514, 535, 542, 576, 577, 624, 626 Allgemeine Wehrpflicht: 31, 150, 169, 170, 302, 303, 367, 532, 554, 612, 634–636 Verpflegung, Serviswesen usw.: 27, 71, 91, 128, 132, 175, 180, 188, 195, 196, 203, 297, 343 Anm. 2, 370/1, 380, 424, 616 Waffen und Munition: 133, 228, 382, 425/I, 481, 511, 604, 633 Ausländische Produzenten und Händler: 1, 2, 10, 35, 45, 46, 49, 50, 88, 184 Geschützguß und -erprobung, Munitionsguß: 70, 82, 92, 105, 113, 120, 138, 146, 155, 156/5, 166, 192, 194, 214, 217, 218, 220, 266, 273–275, 325, 386, 397, 398, 406, 414, 417, 424, 425/II, 445, 491, 492, 501–503, 507–510, 518, 522, 543–545, 552, 559, 596, 622 Geschützzubehör, Lafetten, Fuhrwerk: 30, 37–40, 47, 56, 57, 64, 71, 83, 113, 119, 120, 127, 182, 190, 192, 194, 202, 206, 218, 249, 251, 266, 267, 274, 372, 397, 398, 407, 411, 413, 421, 425/II, 426, 430, 434, 485, 496, 506, 511, 517, 518, 537, 546, 553, 556, 569, 575, 578, 589, 602, 621

844

Anhang 3: Thematischer Wegweiser zu den Stücken

Gewehrproduktion, -erprobung und -reparatur: 10, 22, 33, 35, 36, 54, 63, 84, 106, 108, 109, 155, 156/6, 157, 184, 199, 204, 211, 218, 257, 262, 266, 274, 316, 324, 350, 370/1, 377, 386, 402, 404, 415, 424, 425/I, 429, 442 Anm. 3, 443, 448, 470 Anm. 2, 472, 473, 495, 512, 513, 519, 520, 524–526, 528, 529, 533, 550, 551, 555, 564, 566, 573, 574, 583, 584, 591, 594, 595, 599–601, 603, 605–607, 610, 617, 618, 628–633 Salpeterproduktion und -ankauf: 43, 44, 65, 101, 102, 124, 192, 231, 236, 255, 301, 322, 329, 337, 351, 497, 539, 592, 593

Personen- und Formationsindex Die Zahlen entsprechen den Nummern der Dokumente, bei längeren folgen hinter einem Schrägstrich die der Unterteilungen. Abamelik, Ivan Semjonovič, Fürst (1768–1828), russ. Artillerieoffizier, später General: 543, 544, 545, 559 Albrecht Friedrich (1553–1618), seit 1568 Herzog von Preußen: 118 Albrecht, Daniel Ludwig (1765–1835), preuß. Beamter: 281, 447 Alexander I. (Aleksandr Pavlovič, 1777–1825), Kaiser von Rußland seit 1801: 296, 543, 608 Alexander II. (Aleksandr Nikolaevič, 1818–1881), Kaiser von Rußland seit 1855: 608 Allix (de Vaux), Jaques-AlexandreFrançois (1776–1836), Graf von Freudenthal, westph. und frz. General: 189, 556 Altenstein, Karl Freiherr vom Stein zu (1770–1840), preuß. Minister, 1808–1810 leitender Minister: 22, 33, 35, 36, 42, 53, 54, 69, 73, 79, 81, 91, 95, 96, 97, 112, 141, 158, 167, 175, 203, 209, 219, 225, 227, 246, 256, 258, 268, 269, 270, 271, 272, 276, 277, 280, 292, 293, 296, 302, 303, 307, 314, 319, 330, 331, 332, 339, 355, 399, 634, Anhang 1 Arnim, Alexander Wilhelm von (1738–1809), preuß. General: 599 Auerswald, Hans Jakob von (1757– 1833), preuß. Oberpräsident: 272 Friedrich Wilhelm Heinrich August (August Ferdinand) von Preußen, Prinz (1779–1843), preuß. General, später Generalfeldmarschall: 16, 19, 24, 25, 30, 37, 38, 39, 40, 43, 44, 47, 51, 56, 57, 64, 68, 75, 76, 83, 99, 101, 106, 113, 119, 127, 133, 142, 155, 166, 182, 183, 187, 189, 192, 198, 202, 206, 213, 214, 217, 228, 244, 251, 263, 264, 265, 275, 279, 285, 286, 287, 289, 303, 311, 316, 341, 343, 345, 356, 372, 378, 387, 397, 398, 406, 413, 421, 426, 434,

442, 452, 455, 456, 457, 458, 471, 477, 485, 502, 505, 506, 508, 511, 517, 518, 531, 534, 535, 537, 542, 544, 545, 552, 556, 557, 558, 560, 562, 567, 570, 578, 579, 580, 589, 592, 614, 619, 637, Anhang 1 Auguste von Hessen (1780–1841), Kurprinzessin, geb. Prinzessin von Preußen, seit 1821 Kurfürstin: 587 Bardeleben, Karl Moritz Ferdinand von (1777–1868), preuß. Offizier, später General: 166 Bärsch, Georg Friedrich (1788–1866), preuß., russ. und hanseat. Offizier, später Beamter: 67, 130, 171 Bartsch, Johann, Schmied in Breslau: 453 Beeren, Karl Friedrich Hermann von (1749–1817), preuß. General: 362 Bellert, Schullehrer in Berlin: 74 Below, Hans Karl Friedrich Franz von (1764–1840), preuß. Offizier, später General: 425/IV, 615 Bennefeld, Ludwig (1776–1824), waldeck. Offizier: 400 Berenhorst, Georg Heinrich von (1733– 1814), dt. Militärschrifsteller: 370/1 Berg, Großherzog von: siehe Joachim I. Napoleon Bernadotte, Jean-Baptiste Jules: siehe Karl Johann von Schweden Beyme, Karl Friedrich (1816: Graf von, 1765–1838), preuß. Kabinettsrat, Großkanzler und Minister: 3, 4, 5, 20, 52, 53, 97, 98, 131, 140, 141, 144, 145, 167, 178, 179, 209, 219, 252, 256, 258, 259, 260, 268, 269, 270, 271, 272, 280, 288, 293, 294, 298, 302, 303, 310, 314, 330, 331, 335, 634, Anhang 1 Bila (Bila II), Rudolf Ernst Christoph von (1743–1808), preuß. General: 362

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Personen- und Formationsindex

Billerbeck, Ernst Konstantin Ferdinand von († 1838), preuß. Bergbeamter: 407, 517 Biron von Kurland, Gustav Kalixt Fürst (1780–1821), russ. und preuß. Offizier, später General: 88, 113, 441 Block, Karl Heinrich Stephan von (1781–1839), preuß. Offizier, später General: 262 Blücher, Gebhard Leberecht (1814: Fürst Blücher von Wahlstatt, 1742–1819), preuß. General, später Generalfeldmarschall: 9, 41, 66, 67, 159, 164, 185, 201, 216, 238, 247, 248, 253, 311, 312, 320, 340, 361, 362, 363, 364, 365, 366, 371, 425/V, 433, 452, 597 Blumenstein, Wilhelm Johann Maria Freiherr von (1768–1835), frz. und preuß. Offizier, später General: 65, 121, 231, 236, 255, 265, 273, 274, 275, 289, 301, 322, 337, 351, 411, 412, 413, 442, 445, 471, 522, 535, 539, 593, 613 Boguslawski, Karl Anton Andreas von (1758–1817), preuß. Offizier, später General: 79, 160, 161, 169, 305, 409, 498 Böhn, Franz Wilhelm Heinrich Reinhold Ernst von, preuß. Ingenieuroffizier: 183 Bömcken, Melchior Leberecht von († 1810), preuß. Offizier: 210, 362 Bomsdorff, von, preuß. Portepeefähnrich: 588 Borchmann, Friedrich, preuß. Artillerieoffizier: 71 Borcke, Ernst Gottlieb Kurt von (1774–1838), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 183 Borcke, Karl August Ferdinand von (1776–1830), preuß. Offizier, später General: 305, 313 Borgstede, Albrecht August Heinrich (1803:) von (1757–1824), preuß. Historiker, Jurist und Beamter: 319 Bornstedt, Franz Eugen von (1782– 1820), preuß. Offizier: 608 Borsche, Samuel Gottfried (1767–1821), preuß. Beamter: 227 Borstell, Karl Leopold Heinrich Ludwig von (1773–1844), preuß. Offizier, später General: 368, 369, 371, 418, 433, 586

Bourbon, span. Königshaus: 296 Boyen, Ludwig Leopold Hermann Gottlieb von (1771–1848), preuß. Offizier, später Kriegsminister und Generalfeldmarschall: 3, 8, 22, 23, 24, 25, 32, 35, 42, 54, 58, 63, 66, 69, 79, 91, 100, 125, 135, 136, 137, 139, 143, 152, 159, 165, 169, 172, 200, 213, 238, 240, 253, 260, 279, 302, 303, 306, 310, 391, 392, 418, 426, 433, 444, 450, 463, 465, 479, 483, 502, 503, 505, 512, 519, 525, 543, Anhang 1 Boyen, Ludwig Wilhelm Otto Karl von (1780–1845), preuß. Offizier, später General: 361 Brandenstein, August Georg von (1755–1836), mecklenburg-schwerin. Minister: 210 Brauchitsch, Ludwig Mathias Nathanael Gottlieb von (1757–1827), preuß. Offizier, später General: 189, 307 Braun, Johann Karl Ludwig (1771– 1835), preuß. Artillerieoffizier, später General: 6, 8, 17, 24, 25, 57, 92, 110, 113, 127, 155, 156/5, 166, 194, 198, 207, 208, 324, 377, 383, 386, 406, 411, 412, 448, 452, 467, 471, 495, 503, 523, 528, 534, 535, 541, 542, 557, 560, 562, 563, 578, 594, 603, 604 Braunschweig, Ludwig Wilhelm von (1758–1838), preuß. Generalauditeur und Richter: 298, 373 Braunschweig-Öls, Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel, (seit 1805:) Herzog von (1771–1815), seit 1806/1813 reg. Herzog von Braunschweig: 28, 114, 201, 248 Freikorps des Herzogs von Braunschweig-Öls (1809–1814): 28 Bré, preuß. Registrator: 141 Bredow, Gottfried Gabriel (1773–1814), dt. Historiker: 118 Brehmer, Karl Ludwig von († 1865), preuß. Offizier: 118 Breithaupt, Johann Georg († 1834), preuß. Beamter: 271 Brese, Johann Leopold Ludwig (1856: von Brese-Winiary, 1787–1878), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 245 Britische militärische Einheiten: Royal Military College: 85, 114 Marine (Royal Navy): 358

Personen- und Formationsindex

Brockhausen, Karl Christian von (1766–1829), preuß. Diplomat: 88 Brockmann, Offizier und preuß. Informant: 565 Bronikowski, Carl Gottlob von (1770–1836), preuß. Ingenieuroffizier: 183, 235, 245, 250 Bronikowski, Karl Ludwig von Oppeln- (1766–1842), preuß. Offizier, später General: 234, 380, 616 Bülow, Adam Heinrich Dietrich von (1757–1807/08), preuß. und k.k. Offizier, Militärschriftsteller: 370/1 Bülow, Friedrich Wilhelm von (1814: Graf Bülow von Dennewitz, 1755–1816), preuß. General: 29, 48, 58, 86, 94, 100, 123, 125, 156/4, 216, 371, 425/I, V Bülow, Carl Johann Heinrich von (1769–1813), preuß. Offizier: 404 Bülow, Karl Wilhelm von († 1851), preuß. Offizier, später Landrat: 262 Bütow, preuß. Wallmeister: 461 Cambridge, Adolph Friedrich, Herzog von (1774–1850), Graf von Tipperary, Baron von Culloden, hann. General, später Vizekönig, brit. Feldmarschall: 61, 321 Castillon, Friedrich von (1747–1814), Philosoph, Professor in Berlin: 32 Cavan, Georg Wilhelm C. († 1805), preuß. Oberauditeur: 134 Chamisso, Adelbert von (Louis-Charles-Adelaïde de, 1781–1838), preuß. Offizier, Dichter und Naturforscher: 572 Champagny, Jean-Baptiste Nompère de (1756–1834), 1807–1811 frz. Außenminister, 1808 Herzog von Cadore: 209 Chaptal, Jean-Antoine Claude, (1808:) Graf von Chanteloup (1756–1832), frz. Chemiker und Minister: 351 Chasot, Ludwig August Friedrich Adolf Graf von (1763–1813), frz. und preuß. Offizier, russ. General: 46, 49, 257, 361/1, 363, 425/I Clausewitz, Carl Philipp Gottfried von (1780–1831), preuß. und russ. Offizier, später preuß. General und Militärschriftsteller: 17, 68, 101, 113,

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177, 184, 188, 189, 192, 194, 195, 196, 198, 199, 202, 204, 206, 214, 217, 220, 222, 228, 230, 231, 232, 234, 235, 236, 249, 251, 255, 262, 263, 264, 265, 267, 273, 274, 279, 285, 286, 287, 289, 299, 300, 301, 302, 308, 309, 316, 317, 322, 324, 325, 327, 352, 368, 378, 382, 386, 404, 407, 410, 417, 429, 433, 434, 449, 450, 451, 452, 458, 460, 461, 467, 468, 471, 472, 473, 474, 476, 480, 484, 485, 486, 487, 491, 493, 495, 496, 501, 504, 506, 511, 517, 518, 519, 520, 522, 523, 524, 526, 529, 530, 533, 534, 535, 536, 537, 538, 539, 540, 541, 542, 543, 544, 545, 546, 549, 550, 551, 552, 553, 554, 555, 556, 557, 566, 567, 568, 569, 570, 573, 574, 575, 581, 582, 585, 586, 587, 589, 591, 592, 597, 598, 599, 603, 604, 606, 612, 613, 614, 615, 616, 617, 618, 622, Anhang 1 Clausewitz, Friedrich Volmar Karl Heinrich von (1771–1854), preuß. Offizier, später General: 606, 607 Clausewitz, Marie Sophie von (1779– 1836), geb. Gräfin von Brühl, preuß. Oberhofmeisterin und Schriftstellerin: 450 Congreve, Sir William (1772–1828), brit. Artillerieoffizier und Ingenieur: 206 Corswant, Karl Friedrich von (1754– 1824), preuß. Offizier, später General: 122, 369, 370/1 Cosel, Dietrich Christoph Gotthold von (1752–1825), preuß. Offizier, später General: 476 Courbière, Guillaume René, Baron de l’Homme de (1733–1811), ndl. Offizier, preuß. Generalfeldmarschall: 264, 289 Cropp, August, hann. Offizier und Amtschreiber: 114 Dąbrowski, Jan Henryk (1755–1818), poln. General: 275 Dalwig, Georg Ludwig Friedrich Freiherr von (1762–1832), preuß. General: 484 Daru, Pierre-Antoine-Noël-MathieuBruno (1809:) Graf (1767–1829), frz. Minister und Historiker: 268 Decken, Johann Friedrich (1833: Graf) von der (1769–1840), hann. General: 61, 85, 114, 321, 394, 427

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Personen- und Formationsindex

Decker, Friedrich Wilhelm Heinrich (1819: von, 1744–1828), preuß. Artillerieoffizier, später General: 120, 378, 417 Denisel, preuß. Büchsenmacher: 262 Diederichs, Franz Christoph Leopold (1816: von, 1772–1839), preuß. Beamter: 5, 271 Diericke, Christoph Friedrich Otto von (1743–1819), preuß. General: 86, 118, 139, 201, 212, 299, 521, 582, 588 Dietrich, Christian Karl (1774–1848), preuß. Offizier, später General: 475 Dietrich, Ludwig August († 1838), preuß. Beamter: 91, 227 Dietrichs („Diederich von Hanz“), Ferdinand, Erfinder einer Büchse: 512, 519, 520, 525 Dohna-Schlobitten, Friedrich Ferdinand Alexander Burggraf zu (1771–1831), preuß. Beamter, 1808–1810 leitender Minister: 7, 20, 23, 69, 79, 85, 91, 95, 96, 97, 112, 124, 152, 167, 175, 184, 189, 203, 209, 219, 227, 237, 242, 254, 256, 258, 268, 269, 270, 271, 272, 278, 280, 293, 296, 298, 302, 303, 304, 307, 309, 314, 322, 329, 330, 331, 337, 340, 341, 347, 348, 349, 351, 390, 416, 419, 428, 462, 530, 634, Anhang 1 Dohna-Schlobitten, Fabian Burggraf zu (1781–1850), preuß., zeitweise span. Offizier: 85, Anhang 1 Dohna-Schlobitten, Karl Friedrich Emil Burggraf zu (1784–1859), preuß., zeitweise russ. Offizier, später Generalfeldmarschall, Scharnhorsts Schwiegersohn: 7, 20, 61, 77, 85, 111, 329, 333, 337, 338, 344, 350, 352, 353, 396, 397, 398, 446, 531, Anhang 1 Dohna-Schlobitten, Friedrich Alexander Burggraf zu (1741–1810): preuß. Obermarschall: 78, 111, Anhang 1 Dohna-Schlobitten, Julie (Klara Sophie Juliana) Burggräfin zu (1788–1827), Tochter Scharnhorsts: 20, 59, 61, 77, 78, 85, 111, 114, 126, 129, 441, 446, 447, 450, 531, 625, Anhang 1 Dohna-Schlobitten, Luise Amalie Karoline Burggräfin zu (1746–1825), geb. Gräfin Finck von Finckenstein: 78, 111, Anhang 1 Dolffs, Florenz Ludwig von Bockum gen. (1769–1813), preuß. Offizier: 201, 597

Dreyer, Friedrich Wilhelm (1757–1841), preuß. Beamter: 91 Dunker, Friedrich Wilhelm von (1753–1830), preuß. Offizier, später Postmeister: 69, 169, 295, 320 Düring, preuß. Krankenwärter: 299 Eblé, Jean-Baptiste (1812: Graf, 1758– 1812), frz. General, westph. Kriegsminister: 189, 556 Eichstädt, preuß. Kommissariatsexpedient: 230 Elsner, Karl Christian von (1753–1815), preuß. General: 362 Ende, Friedrich Albrecht Gotthilf Freiherr von (1765–1829), hann., preuß. und weimar. Offizier, später preuß. General: 248, 298 Engelbrecht, Ludwig Philipp von (1758–1818), preuß. Ingenieuroffizier: 183 Erichsen, Karl Gustav Samuel von (1743–1827), russ. Offizier, preuß. General: 265, 289, 484, 494, 500 Eugen Friedrich Heinrich, Herzog von Württemberg (1758–1822), preuß. General: 361/2, 362 Evers, Carel Joseph (Charles-Joseph, 1812: Baron, 1773–1818), belg. und frz. Offizier, später frz. und ndl. General: 394, 427 Falkenhausen: 608 Felmy, J. A. F. (1753–1832), preuß. Fechtmeister: 305 Ferdinand von Preußen (August Ferdinand), Prinz (1730–1813), preuß. General: 68 Finckenstein, Friedrich Ludwig Graf Finck von (1709–1785), preuß. General: Anhang 1 Fischer, Ernst Gottfried (1754–1831), Mathematiker und Physiker, preuß. Professor: 60 Flotow, Georg Friedrich Ludwig von, preuß. Fähnrich, später Offizier und Beamter: 588 Forsyth, Alexander John (1768–1843), brit. Pfarrer und Erfinder: 274 Französische Verbände: Artilleriekorps: 637 Hannoversche Legion (Légion Hannovrienne): 341, 394, 427

Personen- und Formationsindex

Gendarmerie: 548 Nordarmee: 439 Grande Armée (1805–1807): I. Korps: 363, 364 IV. Korps: 364 V. Korps: 365 VI. Korps: 364 Reservekavallerie: 365 Grande Armée (1809): II. Korps: 446 VIII. Korps: 439 Friderici, Daniel Gottlieb (1767–1826), preuß. Baubeamter: 189, 428 Friedrich I. (1657–1713), König in Preußen seit 1701, seit 1688 Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg: 635 Friedrich II. der Große (1712–1786), König in bzw. von Preußen seit 1740: 118, 156/4, 167, 248, 362, 370/1, 437, 465, 635, 636 Friedrich Wilhelm (der Große Kurfürst, 1620–1688), Kurfürst von Brandenburg seit 1640: 118, 635 Friedrich Wilhelm von Hessen (1802– 1875), Prinz, 1847–1866 Kurfürst: 587 Friedrich Wilhelm I. (1688–1740): König in Preußen seit 1713: 635, 636 Friedrich Wilhelm II. (1744–1797), König von Preußen seit 1786: 151, 246, 370/1, 418, 540, 635 Friedrich Wilhelm III. (1770–1840), König von Preußen seit 1797: 5, 9, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 20, 22, 28, 29, 32, 33, 34, 36, 37, 41, 42, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 59, 60, 63, 66, 67, 68, 69, 70, 75, 76, 79, 82, 83, 84, 85, 87, 88, 89, 90, 94, 99, 103, 104, 106, 107, 112, 113, 115, 123, 131, 135, 139, 145, 149, 151, 152, 153, 154, 155, 156, 157, 159, 160, 161, 162, 164, 165, 167, 168, 169, 170, 172, 174, 176, 177, 180, 181, 182, 183, 184, 185, 187, 188, 189, 191, 193, 195, 198, 202, 203, 204, 209, 211, 219, 221, 222, 223, 224, 228, 230, 232, 237, 238, 239, 240, 245, 246, 253, 254, 256, 257, 258, 260, 262, 266, 268, 269, 270, 271, 272, 273, 275, 276, 277, 279, 280, 281, 282, 290, 292, 293, 295, 296, 298, 302, 303, 307, 311, 312, 314, 319, 320, 321, 324, 325, 327, 330, 332, 334, 339, 340, 341, 342, 343, 345, 346, 350, 352, 354, 357, 358, 360, 361/1,

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367, 368, 369, 370, 371, 373, 374, 375, 376, 377, 378, 380, 385, 391, 392, 394, 395, 399, 402, 403, 406, 409, 410, 415, 416, 418, 421, 422, 424, 425, 426, 427, 428, 430, 431, 432, 434, 435, 436, 438, 439, 441, 442, 443, 444, 445, 446, 447, 450, 451, 453, 455, 456, 457, 458, 460, 464, 465, 468, 471, 473, 474, 475, 476, 477, 479, 481, 483, 484, 486, 489, 492, 499, 500, 502, 503, 505, 507, 508, 510, 512, 519, 525, 526, 528, 531, 532, 540, 543, 550, 555, 557, 558, 560, 565, 567, 572, 576, 577, 581, 585, 587, 591, 593, 594, 597, 603, 606, 608, 609, 610, 613, 617, 618, 620, 624, 627, 633, 634, 635, 636, 637, Anhang 1 Friedrich Wilhelm von Preußen (1795–1861), Kronprinz, seit 1840 König Friedrich Wilhelm IV.: 245 Friese, Karl Ferdinand (1769–1837), preuß. Beamter: 79, 91, 169, 271 Fritsche, Johann Christoph (1755– 1813), preuß. Ingenieuroffizier: 597 Georg Wilhelm (1595–1640), Kurfürst von Brandenburg seit 1619: 635 George, Louis David (1754–1839), preuß. Beamter: 30, 37, 40, 43, 45, 46, 47, 63, 106, 188, 194, 195, 196, 199, 207, 208, 214, 218, 220, 222, 243, 245, 249, 250, 251, 264, 265, 273, 274, 275, 279, 285, 286, 289, 323, 324, 391, 413, 426, 429, 430, 434, 470, 475, 481, 503, 516, 528, 533, 561, 593, 595, 597, 598, 604 Gerhard, Carl Abraham (1738–1821), Mineraloge und preuß. Beamter: 501 Gerhard, Johann Carl Ludwig (1768– 1835), preuß. Bergbeamter: 501, 502, 507, 509, 517, 518, 523, 541, 556, 559, 563, 575, 583, 596, 610 Gieseler, Johann Georg Friedrich (* ca. 1772), preuß. Artillerieoffizier, später Zollbeamter: 71, 456 Glasenapp, Karl Ludwig August von († 1838), preuß. Offizier: 282, 334 Glenck, Johannes Georg (1751–1802), Hohenlohischer Baurat und Kammerdirektor: 101 Glenck, Johann Wilhelm (1753-ca. 1810), Hohenlohischer Baurat: 101, 102 Gneisenau, August Wilhelm Anton (1814: Graf) Neidhardt von (1760–

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Personen- und Formationsindex

1831), ansbach. und preuß. Offizier, später Generalfeldmarschall: 13, 119, 156/4, 191, 277, 339, 360, 370/1, 371, 399, 425/I, 432, 454, 475, 531 Goellner, Gottlieb Albrecht, Gewehrfabrikant in Suhl: 45 Goethe, Johann Wolfgang (1782:) von (1749–1832), dt. Dichter, weimar. Beamter: 20 Goltz, Alexander Wilhelm Freiherr von der (1774–1820), preuß. und russ. Offizier, später General: 597 Goltz, August Friedrich Ferdinand Graf von der (1765–1832), preuß. Minister: 2, 167, 209, 219, 221, 237, 254, 256, 258, 268, 269, 270, 271, 272, 276, 280, 282, 293, 296, 302, 303, 314, 330, 334, 349, 394, 427, 531, 576, 634, Anhang 1 Goltz, Karl Friedrich Heinrich (1789:) Graf von der (1772–1822), preuß. Offizier, später General und Diplomat: 248 Görcke, Johann (1750–1822), preuß. Generalchirurg: 95, 112, 188, 196, 299, 305, 352, 581, 582 Görtz, Karl Ferdinand von (1750–1813), preuß. Offizier, später General: 295 Görtzke, Friedrich von (1757–1835), preuß. Offizier: 248 Göschen, Georg Joachim (1752–1828), Verleger in Leipzig: 370/1 Götzen, Friedrich Wilhelm Graf von (1767–1820), preuß. Offizier, später General: 17, 18, 65, 73, 81, 87, 88, 93, 110, 155, 156/5, 261, 273, 377, 382, 425/I, IV; 438, 440, 577 Gratz, L., Pulverfabrikant in Breslau: 382 Grawert, Julius August Reinhold von (1746–1821), preuß. General: 28, 93, 144, 174, 265, 289, 349, 436, 453, 475, 540, 561, 609 Greulich, Karl Friedrich Wilhelm (1782–1854), preuß. Feldjäger, später Offizier und Beamter: 118, 127, 130, 192, 198, 206, 212, 217, 228, 230, 231, 234, 235, 261, 263, 325, 327, 328, 333, 338, 344, 350, 353, 397, 398, 404, 406, 407, 410, 415, 417, 430, 443, 445, 449, 452, 453, 455, 456, 457, 458, 459, 460, 461, 463, 467, 468, 469, 471, 473, 475, 480, 485, 487, 491, 493, 495, 496, 501,

502, 504, 512, 517, 520, 522, 529, 530, 534, 535, 536, 538, 539, 540, 541, 542, 543, 546, 549, 550, 551, 552, 553, 554, 555, 556, 557, 559, 562, 563, 564, 567, 568, 569, 570, 573, 574, 575, 582, 585, 586, 587, 589, 591, 592, 612, 613, 614, 615, 616, 617, 618, 621, 622 Gribeauval, Jean Baptiste Vaquette de (1715–1789), frz. Ingenieur und Artilleriegeneral: 127, 202, 411, 412, 413, 425/II, 426, 492, 546 Grohs, Johann Nicolaus, Untertan im Amt Lichtenberg: 337 Grolman, Karl Wilhelm Georg (1786:) von (1777–1843), preuß. und span. Offizier, später preuß. General: 360, 370/1, 531 Gruner, Karl Justus (1815: von, 1777– 1820), preuß. Beamter, später Diplomat: 272 Hagen, Johann von († 1817), preuß. Offizier: 362 Hahn, Carl Ludwig von († 1835), preuß. Artillerieoffizier: 106, 109 Hahn, Gustav Christoph Leopold von (1756–1822), preuß. Artillerieoffizier: 361/2, 452 Hahnsche Buchhandlung (Heinrich Wilhelm und Dietrich Hahn), Hannover: 400 Hake, Adolph Friedrich Konrad von (1778–1862), preuß. Offizier, später General: 229, 361/2, 409 Hake, Albrecht Georg Ernst Karl von (1768–1835), preuß. Offizier, später General und Kriegsminister: 52, 53, 94, 117, 123, 128, 134, 144, 165, 169, 180, 186, 188, 189, 234, 268, 271, 279, 302, 307, 319, 327, 341, 345, 346, 355, 356, 380, 392, 442, 451, 474, 476, 477, 481, 486, 493, 494, 499, 503, 524, 529, 547, 548, 549, 558, 581, 584, 590, 591, 604, 609, 613, 616, 627, Anhang 1 Hamann, preuß. Artillerieunteroffizier: 51 Hannoversche militärische Einheiten: Artillerieregiment und Artillerieschule: 30, 637 Königlich Deutsche Legion (King’s German Legion): 321, 341, 394, 427 Artillerie: 321

Personen- und Formationsindex

Hardenberg, Karl August Freiherr (1814: Fürst) von (1750–1822), preuß. Minister, ab 1810 Staatskanzler: 4, 268, 276, 277, 292, 296, 305, 306, 330, 332, 341, 345, 346, 347, 354, 355, 357, 358, 385, 390, 393, 394, 395, 399, 402, 403, 405, 416, 420, 427, 428, 431, 432, 439, 440, 444, 486, 489, 532, 561, 565, 583, 584, 604, 608, 612, 616, Anhang 1 Harroy de Techreaux, Johann August von (1753–1820), ndl. und preuß. Ingenieuroffizier, später General: 183, 301, 449, 451, 459, 480, 487, 549 Hartmann, Gottfried Ludwig Mathias von (1738–1807), preuß. General: 55 Hartung, Albrecht (1774–1829), preuß. Lehrer: 305 Hartung, August (1762–1829), preuß. Lehrer: 305 Hedemann, August Georg Friedrich Magnus von (1785–1859), preuß. Offizier, später General: 478 Heinrich IV. (1553–1610), seit 1562 König von Navarra, seit 1589 König von Frankreich: 169 Friedrich Heinrich Ludwig von Preußen (1726–1802), Prinz, Bruder Friedrichs II., preuß. General: 150, 370/1, 395 Friedrich Heinrich Karl von Preußen (1781–1846), Prinz, Bruder Friedrich Wilhelms III., preuß. General: 122, 201 Heister, Levin Karl von (1757–1816), preuß. Offizier, später General: 311 Herder, Johann Gottfried (1802:) von (1744–1803), dt. Prediger und Schriftsteller: 446 Hermbstädt, Siegmund Friedrich (1760– 1833), Chemiker, preuß. Beamter: 124, 192, 378 Herrmann, Johann Heinrich (1798:) von (1766–1849), preuß. Offizier, später General: 409 Herrmann, preuß. Büchsenmacher: 262 Hessen-Homburg, Ludwig Wilhelm Friedrich, Prinz von (1770–1839), preuß. General, seit 1829 reg. Landgraf: 29, 483 Heuser, Johann († 1827), preuß. Artillerieoffizier: 16, 202, 249, 251, 338, 614 Heyde, Friedrich Christian († 1810), ansbach. und preuß. Beamter: 489

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Heydebreck, Georg Christian Friedrich von (1765–1828), preuß. Beamter, später Oberpräsident: 268 Hille, Michael (* ca. 1745), preuß. Wallmeister und Maurer: 459, 487, 504, 549 Hirschfeld, Karl Dietrich Eugen (1787:) von (1784–1811), preuß. und span. Offizier: 282 Hirschfeld, Karl Friedrich (1787:) von (1747–1818), preuß. General: 282, 334, 362 Hirte, Johann Friedrich, preuß. Pontonieroffizier, später Polizeibeamter: 187 Hobert, Johann Philipp (1759–1826), Mathematiker und Physiker, preuß. Professor: 638 Hoepfner, Gotthilf August von (1747–1807), preuß. Artillerieoffizier: 361/1 Hoffmann, Johann Gottfried (1765–1847), preuß. Beamter und Dozent: 79, 169 Hofmeister von Bordenau: 114 Hohenlohe-Ingelfingen, Friedrich Ludwig Fürst (bis 1796: Prinz) von (1746–1818), preuß. General: 291, 361, 362, 363, 366 Hohenzollern, preußisches Königshaus: 156/1, 221, 296, 441, 634 Hohenzollern-Hechingen, Hermann Friedrich Meinrad Joseph Johann Nepomuk Antonius von Padua Spiridon Kamillus Fidelis Xaverus Johannes Prinz von (1777–1827), preuß. Offizier, später General: 137 Holtzendorff, Karl Friedrich von (1764–1828), preuß. Artillerieoffizier, später General: 16, 37, 57, 133, 182, 198, 201, 214, 372, 614 Horn, Heinrich Wilhelm von (1761– 1829), preuß. Offizier, später General: 11, 262, 370/1, 371, 415 Hufeland, Christoph Wilhelm (1762– 1836), weimar. und preuß. Mediziner und Leibarzt: 20, 68, 95, 112 Humbert, Abraham von (1689–1761), preuß. Ingenieuroffizier, Beamter, Mathematiker und Geograph: 639 Humboldt, Aurore Raphaela Adelheid Freiin von (1800–1856), verh. von Hedemann: 478 Humboldt, Karl Wilhelm Freiherr von (1767–1835), preuß. Beamter,

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Personen- und Formationsindex

Diplomat, Minister und Privatgelehrter: 181, 191, 268, 269, 347, 478 Hundt, Christian Friedrich (1760–1841), preuß. Hauptbankdirektor: 45, 46, 49 Hüser, Johann Eberhard von (1750– 1835), preuß. Artillerieoffizier, später Postmeister: 11, 13, 57, 176, 197 Itzenplitz, Peter Alexander (1815: Graf) von (1768–1834), preuß. Beamter: 572 Jacobi (Jacobi I), Adolph Friedrich Theodor (1764–1835), preuß. Beamter: 132, 255 Jacobi, preuß. Artillerieoffizier: 456 Jaeckel, Tuchfabrikant in Breslau: 309 Jagow, Friedrich Wilhelm Christian Ludwig von (1771–1857), preuß. Offizier, später General: 599, 605 Jagow, Ludwig Friedrich Günther Andreas von (1770–1825), preuß. Offizier, später General: 599 Jaski, Andreas Ernst Köhn von (1768–1846), preuß. Offizier, später General: 253, 311, 340 Jeanneret, Friedrich Wilhelm von (1764–1828), preuß. Offizier, später General: 99 Jeetze, Johann Heinrich Julius von († 1836), preuß. Offizier: 54 Jérôme Napoléon (Hieronymus Napoleon, 1784–1860), vorher Jérôme Bonaparte, frz. General, später Marschall, 1807–1813 König von Westphalen, später Graf von Montfort: 189, 439 Joachim I. Napoleon (1767–1815), König von Neapel 1808–1815, Großherzog von Berg 1806–1808, geb. Joachim Murat: 365 Johann Sigismund (1572–1619), seit 1608 Kurfürst von Brandenburg: 118 Jürgaß, Familie von Wahlen-: 361/2 Kalckreuth, Ernst Karl Rudolf von (1745–1813), preuß. General: 289 Kalckreuth, Friedrich Adolf (1786:) Graf von (1737–1818), preuß. Generalfeldmarschall: 189, 221, 321, 361/1, 370, 441, 624 Kamenskij, Nikolaj Mihailovič Graf (1776–1811), russ. General: 371

Kamptz, August Ernst von (1757–1817), preuß. Offizier, später General: 265, 287, 289, 344, 396 Karl I. der Große (742–814), König der Franken seit 768, röm. Kaiser seit 800: 118 Karl Alexander, Prinz von Lothringen und Bar (1712–1780), k.k. Feldmarschall: 636 Karl Friedrich August von Mecklenburg-Strelitz (1785–1837), Prinz, ab 1816 Herzog, preuß. Offizier, später General: 639 Karl, Erzherzog (Karl Ludwig Johann, Erzherzog von Österreich, 1771– 1847), k.k. und Reichsfeldmarschall, 1812 Herzog von Teschen: 446 Karl von Preußen, Prinz (1801–1883), preuß. General: 305 Karl August (1757–1828), Herzog von Sachsen-Weimar seit 1758, preuß. General, seit 1815 Großherzog: 361/1 Karl Johann von Schweden (1763– 1844), Kronprinz seit 1810, geb. Jean-Baptiste Jules Bernadotte, frz. Marschall, 1806–1810 Fürst von Pontecorvo, seit 1818 König Karl XIV. Johann: 363, 364, 446 Karl Wilhelm Ferdinand (1735–1806), reg. Herzog von BraunschweigWolfenbüttel seit 1780, preuß. Generalfeldmarschall: 282 Karsten, Dietrich Ludwig Gustav (1768–1810), preuß. Bergwissenschaftler und Beamter: 36, 92, 105, 146, 220, 402, 472 Karsten, Karl Johann Bernhard (1782– 1853), preuß. Berg- und Hüttenkundler und Beamter: 402, 472, 501, 524 Katte, Gottfried Friedrich Bodo von (1755–1833), preuß. Trainoffizier: 71 Katte, Johann Friedrich Heinrich Christoph Wilhelm von (1740–1813), preuß. General: 362 Katzler, Andreas Georg Friedrich von (1764–1841), preuß. Offizier, später General: 371 Keibel, Gotthilf Benjamin (1770–1835), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 597 Kircheisen, Friedrich Leopold (1798:) von (1749–1825), preuß. Richter, später Minister: 4, 5, 335

Personen- und Formationsindex

Klaproth, Martin Heinrich (1743–1817), Chemiker und Mineraloge, preuß. Professor: 351, 378 Klauenflügel, Karl Ehrenfried, preuß. Oberfeuerwerker, später Offizier: 411, 412, 413 Kleist, Friedrich Heinrich Ferdinand Emil von (1814: Graf Kleist von Nollendorf, 1762–1823), preuß. General, später Generalfeldmarschall: 99, 135, 136, 150, 151, 154, 172, 200, 211, 216, 244, 263, 295, 297, 311, 312, 370/1, 371, 425/IV, 599 Kleist, Wilhelm Franz von (1765–1817), preuß. Ingenieuroffizier: 176 Klewitz, Wilhelm Anton (1803:) von (1760–1838), preuß. Beamter, später Minister und Oberpräsident: 31, 219, 256, 258, 268, 269 Klöpper († 1832), preuß. Beamter: 299 Klügel, preuß. Bergbeamter: 501 Klüx, Joseph Friedrich Karl von (1774–1814), preuß. Offizier, später General: 284, 303, 370/1 Knauff, L. K. († 1832), preuß. Beamter: 328, 333 Knesebeck, Karl Friedrich Freiherr von dem (1768–1848), preuß. Offizier, später Generalfeldmarschall: 62, 361/1 Knigge, Adolf Franz Friedrich, Freiherr von (1752–1796), dt. Schriftsteller: 326 Koch, preuß. Schreiber: 57 Koenen, Johann Friedrich (1802:) von (1766–1810), preuß. Richter: 4, 5, 52, 98, 128, 134, 140, 141, 149, 178, 259, 260, 298 Kohn, Joseph Baruch, Schutzjude in Glogau: 138, 414 König, Rudolph Erdmann (ca. 1768– 1841), preuß. Artillerieoffizier: 456 Köpken, Friedrich von (* 1770), preuß. Beamter: 10 Koschitzky, Friedrich Heinrich Bogislav von († 1835), preuß. Offizier: 470, 516 Kościuszko, Tadeusz Andrzey Bonaventura (1746–1817), poln. General und Staatsmann: 540 Krauseneck, Johann Wilhelm von (1775–1850), ansbach-bayreuth. und preuß. Offizier, später General: 418, 597

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Kräwel, Christian Friedrich David (1826: von, 1776–1841), preuß. Beamter und Offizier: 16, 37, 57, 133, 333, 336, 353, 407, 426, 434 Krockow zu Krockow, Albert Graf von (1783–1823), preuß. Gutsherr: 441 Krockow, August Julius Gneomar Graf von († 1812), preuß. Offizier: 488 Krockow, Wilhelm Joachim Reinhold Graf von (1767–1821), preuß. Offizier: 441 Krohn, Johann Sigismund (1796:) von (1760–1834), preuß. Ingenieroffizier, später General: 183, 514 Krüger († 1826), preuß. Zeichenlehrer: 305 Krusemark, Friedrich Wilhelm Ludwig von (1767–1822), preuß. General und Diplomat: 88, 167, 209 Kuhfahl, Otto Christian Friedrich (1768– 1838), Professor in Berlin: 470, 527 Kühnemann (Kühnemann II), Karl August († 1813), preuß. Artillerieoffizier: 248, 557 Kühze, preuß. Lazarettinspektor: 299 Kunowski, Georg Friedrich (1759– 1819), preuß. Beamter: 258, 271, 280, 281 Kunth, Gottlob Johann Christian (1757–1829), preuß. Beamter: 124 Küster, Johann Emanuel (1815: von, 1764–1833), preuß. Diplomat: 189, 349 Kyckpusch, Ludwig Ernst Christian von (1774–1827), preuß. Offizier, später General: 315 L’Abaye, Jean Baptiste (1749–1831), preuß. Beamter: 268 Lahr, Heinrich von der (1734–1816), preuß. General: 463, 486 Lange, Friedrich (ca. 1748–1832), preuß. Artillerieoffizier: 361/2 Lannes, Jean (1769–1809), frz. Marschall, 1808 Herzog von Montebello: 365 Larisch (Jung-Larisch), Balthasar Wilhelm Christoph von (1743–1823), preuß. General: 248, 361/2 La Roche-Aymon, Karl Anton Stephan Paul, Graf von (1814: Antoine-Charles-Étienne-Paul, Marquis de, 1772– 1849), frz. und preuß. Offizier, später preuß. und frz. General: 368, 418

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Personen- und Formationsindex

Lauchery, Albert († 1853), preuß. Balletmeister: 305 Lecoq, Karl Ludwig Jakob Edler von (1754–1829), preuß. General: 432 Le Febvre, Simon (1712–1771), preuß. Ingenieuroffizier und Militärschriftsteller: 173 Lehmann, Johann Karl (ca. 1766–1824), preuß. Artillerieoffizier: 71 Leithold, Karl Friedrich Andreas (1799:) von (1770–1819), preuß. Ingenieuroffizier: 10, 11, 16, 21, 22, 24, 33, 34, 54, 55, 71, 80, 82, 83, 84, 101, 106, 108, 192, 199, 204, 227, 230, 245, 249, 254, 262, 267, 278, 316, 317, 327, 350, 353, 404, 430, 448, 456, 469, 480, 491, 495, 496, 497, 501, 504, 513, 523, 526, 533, 536, 551, 553, 566, 568, 569, 573, 592, 595, 601, 602, 617, 621, 630 Lemcke, preuß. Oberforstmeister: 227 Leonidas I. († 480 v. Chr.), spartan. König seit 488: 303 Lepel, Friedrich Wilhelm (1838: Graf) von (1774–1840), preuß. Offizier, später General: 122 Lessing, Gotthold Ephraim (1729– 1781), dt. Schriftsteller, braunschw. Bibliothekar: 241, 326 L’Estocq, Anton Wilhelm von (1738– 1815), preuß. General: 201, 371 Leszinski (Leszynsky), August Wilhelm Leopold von († 1819), preuß. Pontonieroffizier: 187 Lettow, Karl Ernst Ludwig von (1746–1826), sächs. Offizier, preuß. General: 248 Lichtenhayn, Georg Ludwig von († 1811), württ. und preuß. Offizier: 98 Liebe, preuß. Artillerieoffizier: 456 Liebenroth, Karl Sigismund Wilhelm Gabriel von (1772–1857), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 183 Liebhaber, Carl Friedrich von (1773– 1826), preuß. Offizier: 361/2 Lieven, Charlotte (1799:) Gräfin (vorher Baronin, 1826: Fürstin, 1743–1828), geb. von Gaugreben, russ. kaiserl. Gouvernante: 608 Lieven, Christoph Heinrich (Hristofor Andreevič Liven) (1799:) Graf (vorher Baron, 1826: Fürst, 1774–1839), russ. General und Diplomat: 608

Lieven, Dorothea (Dar’ja Hristoforovna Liven) (1784–1857), geb. von Benkendorf, russ. Hofdame: 608 Linde (Linde II), August Wilhelm (1783–1858), preuß. Ingenieuroffizier: 187 Linde (Linde I), Christian Friedrich (1775–1821), preuß. Ingenieuroffizier: 187 Linde, Johann († 1816), preuß. Pontonieroffizier: 187 Lingelsheim, Friedrich von (1755–1835), preuß. General: 14, 32, 160, 161, 171, 186, 215, 232, 241, 305, 463, 474, 484, 500 Losfeld, Offizier: 248 Lossau, Johann Friedrich Konstantin von (1767–1848), preuß. Offizier, später General: 86 Lottum, Karl Friedrich Heinrich Graf von Wylich und (1767–1841), preuß. General, später Minister: 27, 42, 63, 97, 147, 148, 149, 150, 158, 163, 165, 168, 169, 401, 582 Louis Napoléon (Lodewijk Napoleon, 1778–1846), vorher Louis Bonaparte, König von Holland 1806–1810, danach Graf von Saint-Leu: 209, 296 Ludwig, Johann Emanuel (1758–1823), preuß. Artillerieoffizier: 10, 19, 22, 33, 42, 54, 198, 407, 614 Luise (Auguste Wilhelmine Amalie Luise, 1776–1810), geb. Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, Königin von Preußen seit 1797: 435, 453 Luthner, Christian († 1820), preuß. Offizier: 49 Lützow, Johann Adolf von (1748–1818), preuß. General: 15, 60, 160, 161, 362 Macht, Jakob († 1818), preuß. Artillerieoffizier: 71 Mann († 1824), preuß. Kriegsrat: 305 Mansbach, Ludwig Wilhelm Gustav von († 1867), preuß. Offizier: 118 Marck, Wilhelm von der († 1849), preuß. Beamter: 10, 35, 45, 46, 49 Marianne (Marie Anna) von Preußen, Prinzessin (Prinzessin Wilhelm, 1785– 1846), geb. Prinzessin von HessenHomburg: 29, 61, 126, Anhang 1 Maria Luise (Marie-Louise) von Österreich, Erzherzogin (1791–

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1847), 1810–1814 Kaiserin von Frankreich und Königin von Italien, danach Herzogin von Parma, Guastalla und Piacenza: 209 Markhoff, Johann Ludwig (1761–1831), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 183, 304, 597 Marsch, Ernst Gottlieb († 1812), preuß. Artillerieoffizier: 452, 456 Marschall von Bieberstein, Hans Christian Friedrich (1763–1842), preuß. Offizier, später General: 319 Martins, Hans Otto Philipp (1777– 1861), preuß. Berg- und Hüttenbeamter: 407, 517 Massenbach, Christian Karl August Ludwig Freiherr von (1758–1827), preuß. Offizier: 361/2, 366, 371 Massenbach, Karl Christoph Wilhelm von (1752–1821), preuß. General: 169, 201 Massow, Dettloff Otto Ernst von, preuß. Offizier, später Postmeister: 54 Massow, Ewald Georg von († 1820), preuß. Beamter, Oberpräsident: 18, 272, 561, 609 Massow, Karl Friedrich von (1770– 1851), preuß. Offizier, später General: 265, 289 Maximilian Josef von Österreich-Este (1782–1863), Erzherzog, k.k. General: 540 Meinert, Friedrich (1757–1828), preuß. Ingenieuroffizier und Professor: 60 Mendelssohn Bartholdy, Fanny (1805–1847), verh. Hensel, dt. Komponistin: 20 Mendelssohn Bartholdy, Felix (1809– 1847), dt. Komponist: 20 Mendelssohn, Moses (1729–1786), dt. Philosoph: 241 Menz, Johann Christian Ferdinand, preuß. Beamter: 227 Merckel, Friedrich Theodor (1828: von, 1775–1846), preuß. Beamter, später Oberpräsident: 18 Merkatz, Johann Friedrich Ludolf (1770:) von (1729–1815), preuß. Artilleriegeneral: 426 Metternich, Klemens Lothar Wenzel Graf (1813: Fürst) von (1773–1859), k.k. Diplomat und Minister, später Staatskanzler: 272

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Meyer, Mamsell, Haushälterin? in Bordenau: 114 Michael (Mihail Pavlovič), Großfürst (1798–1848), später russ. General: 608 Modrach, Johann Gotth. Wilhelm von (* 1766), preuß. Ingenieuroffizier: 187 Möllendorff, Wichard Joachim Heinrich, Graf von (1724–1816), preuß. Generalfeldmarschall: 370/1 Montalembert, Marc-René, Marquis de (1714–1800), frz. Offizier und Militärschriftsteller: 127 Montecuccoli, Raimondo Graf von (1609–1681), Reichsfürst und Herzog von Melfi, k.k. Feldmarschall: 446 Moritz, preuß. Hüttenbeamter: 583 Müchler, Johann Georg (1724–1819), preuß. Philologe: 241 Müller, Adam Heinrich (1816: Müller Ritter von Nitterdorf, 1779–1829), preuß., weimar. und österr. Beamter, Publizist und Diplomat: 97 Müller, Wilhelmine (1752–1811), Scharnhorsts Schwester: 129, 326, Anhang 1 Müller, preuß. Münzrendant: 231 Müller, preuß. Artillerieunteroffizier: 267 Murat, Joachim: siehe Joachim I. Napoleon Nagler, Karl Ferdinand Friedrich (1823: von, 1770–1846), preuß. Beamter, Diplomat und Minister: 1, 2, 50, 62, 162, 210, 271, 296, 349 Napoleon I. (Napoléon Bonaparte, 1769–1821), Kaiser der Franzosen 1804–1814, 1815, König von Italien 1804–1814, Erster Konsul 1799– 1804: 88, 103, 156/1, 167, 209, 221, 223, 276, 296, 341, 351, 370/1, 393, 394, 427, 435, 436, 439, 531, 624 Natzmer, Hans Christoph von (1743– 1807), preuß. General: 201, 248, 361/2, 362 Natzmer, Leopold Anton Oldwig von (1782–1861), preuß. Offizier, später General: 418, 597 Neander, Johann Christoph (1801:) von (1760–1821): preuß. Artillerieoffizier: 198

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Neander von Petersheiden (bis 1806: Neander), Johann Friedrich Wilhelm (1743–1817), preuß. Artillerieoffizier, später General: 10, 11, 16, 21, 22, 24, 33, 34, 54, 55, 71, 80, 82, 83, 84, 101, 106, 108, 133, 169, 177, 192, 199, 214, 226, 230, 233, 237, 245, 249, 254, 262, 267, 316, 317, 327, 350, 353, 391, 410, 455, 458 Ney, Michel (1769–1815), frz. Marschall, 1808 Herzog von Elchingen, 1813 Fürst von der Moskowa: 364 Nicolovius, Georg Heinrich Ludwig (1767–1839), Theologe, eutin. und preuß. Beamter: 137, 181, 191, 268 Nicolovius, Matthias Friedrich (1768– 1836), Verleger in Königsberg: 351 Niebuhr, Barthold Georg (1776–1831), dän. und preuß. Beamter, Diplomat und Historiker: 209, 268, 385 Nikolaj Pavlovič, Großfürst (1796– 1855), seit 1825 Kaiser Nikolaus I. von Rußland: 608 Nolte, Johann Wilhelm Heinrich (1767–1832), preuß. Professor und Beamter: 191 Nortmann, preuß. Büchsenmacher und Kommissar: 10, 54 Nothardt, Friedrich Magnus von († 1804), preuß. Offizier und Kammerdirektor: 84, 204, 262, 370/1, 425/I, 631 Oppen, Joachim Friedrich Wilhelm von (1747–1815), preuß. Artillerieoffizier, später General: 11, 21, 34, 55, 201 Oppen, Karl Friedrich Wilhelm von (1778–1814), preuß. und span. Offizier: 360 Österreichisches Artilleriekorps: 637 Oswald, Friedrich Gottlieb von (1743–1828), preuß. General: 201, 361/2 Palmié, Johann Michael (1768–1841), preuß. Lehrer und Pastor: 241 Paul I. (Pavel Petrovič, 1754–1801), Kaiser von Rußland seit 1796: 608 Pennecke, preuß. Artillerieunteroffizier: 267 Pentz, A., preuß. Lehrer und Kartograph: 400

Perlitz, Johann Friedrich von († 1814), preuß. Artillerieoffizier: 198, 202, 407, 413, 511, 614 Pestalozzi, Johann Heinrich (1746– 1827), schweiz. Pädagoge und Schriftsteller: 137, 160, 181 Pfendner von Merkatz (bis 1797: Pfendner), Karl Wilhelm Rudolf (1759–1823), preuß. Artillerieoffizier, später General: 71, 378 Pfuel, Friedrich Heinrich Ludwig Ferdinand von (1781–1846), preuß. Offizier, später General: 248 Pirch (Pirch I), Georg Dubislav Ludwig von (1763–1838), preuß. Offizier, später General: 370/1, 371 Pirch (Pirch II), Otto Carl Lorenz von (1781–1824), preuß. Offizier, später General: 201 Platen, Friedrich Heinrich von († 1831), preuß. Offizier: 630, 631 Poblocki (Poblotzky), Karl Martin von († 1823), preuß. Ingenieuroffizier: 183 Pogwisch, Julius Leopold von († 1813), preuß. Offizier: 217 Pohlmann, Viktualienhändler in Königsberg: 299 Pontanus, Johann Christian (1801:) von (1742–1813), preuß. Artillerieoffizier, später General: 16, 37, 55, 57, 133, 338, 407, 421, 426, 434, 511, 614 Pontecorvo, Fürst von: siehe Karl Johann von Schweden Preußische Behörden: Ministerium (Staatsministerium): 158, 167, 209, 219, 256, 258, 268, 269, 270, 271, 272, 280, 281, 296, 314, 439, 530, 532, 634 Außenministerium: 97, 167, 169, 268, 271, 282, 385 2. Sektion: 189, 210, 349 Finanzministerium: 43, 44, 167, 227, 249, 268, 271, 330, 402, 489 Sektion für Domänen und Forsten: 225, 428 Sektion für Staatsschuldenwesen: 268 Immediat-Finanzkommission: 402 Innenministerium: 8, 43, 44, 144, 152, 167, 169, 181, 227, 244, 253, 258, 268, 269, 270, 271, 278, 293, 304, 341, 347, 548, 616 Bergwerk- und Hüttendepartement (und nachgeordnete Behörden):

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113, 156/5, 406, 407, 424, 473, 501, 502, 503, 509, 517, 518, 583, 584 Sektion für Allgemeine Gesetzgebung: 31, 175, 203, 219, 256, 258, 269, 341 Sektion für Gewerbepolizei: 347, 390, 616 Sektion für Allgemeine Polizei: 347, 390, 539, 554 Sektion für Kultus und Unterricht: 59, 74, 137, 181, 191, 268, 341, 616 Sektion für Medizinalwesen: 95, 96, 112, 341, 390 Justizministerium: 141, 144, 167, 258, 268, 271, 281, 548 Generalordenskommission: 139, 299, 300, 352, 581, 582 Kombinierte Immediatkommission: 268 Preußische Behörden (Militär): Oberkriegskollegium: 321, 328, 425/I 2. Departement: 425/I Generalkriegskasse: 35, 54, 231, 236, 388 Immediat-Untersuchungskommission: 201, 247, 248, 361, 362, 366, 463, 557 Militärreorganisationskommission: 141, 203, 260, 399, 531, 572, 616 Kriegsministerium (Kriegsdepartement): 147, 148, 149, 163, 167, 188, 237, 271, 307, 321, 360, 388, 424, 425, 495, 531, 548, 576, 634 Allgemeines Kriegsdepartement: 7, 8, 9, 23, 41, 43, 44, 48, 52, 53, 58, 65, 66, 69, 75, 94, 99, 100, 104, 110, 123, 125, 128, 134, 135, 136, 143, 144, 147, 148, 149, 151, 152, 154, 159, 164, 179, 181, 183, 185, 187, 189, 191, 200, 210, 213, 216, 227, 237, 240, 242, 244, 252, 253, 254, 257, 260, 270, 271, 272, 288, 295, 297, 307, 308, 310, 311, 312, 320, 326, 340, 341, 342, 343, 345, 346, 349, 355, 356, 359, 360, 381, 392, 394, 425/III, 426, 446, 453, 502, 527, 576, 577, 582, 584, 585, 616, 624 1. Division: 219, 489 2. Division: 69, 74, 225, 253, 318, 343, 371, 527 3. Division (bis 1809: Artillerie- und Ingenieurdepartement): 10, 16, 19, 22, 24, 25, 33, 35, 37, 40, 41, 42, 44, 47, 49, 54, 56, 57, 63, 65, 70, 71, 76, 81, 82, 83, 84, 92, 101, 102, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 113, 116, 121, 124, 157, 177, 183, 189,

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192, 193, 199, 204, 211, 214, 217, 218, 226, 230, 235, 236, 240, 245, 249, 251, 253, 254, 255, 262, 266, 267, 273, 274, 279, 285, 286, 287, 290, 311, 316, 317, 323, 327, 328, 333, 341, 344, 345, 350, 353, 384, 391, 404, 422, 423, 430, 434, 442, 448, 456, 461, 469, 480, 487, 491, 492, 495, 496, 497, 501, 502, 504, 507, 510, 513, 514, 523, 526, 530, 533, 534, 536, 537, 538, 545, 546, 551, 553, 566, 567, 568, 569, 570, 571, 573, 574, 578, 589, 591, 592, 593, 595, 601, 602, 603, 604, 617, 618, 621, 630 Militärökonomiedepartement: 27, 41, 58, 63, 128, 132, 147, 148, 149, 253, 307, 341, 345, 359, 461, 504, 549, 616 2. Division: 188 3. Division: 297 4. Division: 327, 504 Artillerieprüfungskommission: 37, 38, 39, 40, 47, 57, 64, 83, 116, 127, 133, 142, 198, 202, 206, 285, 286, 397, 398, 407, 421, 426, 434, 477, 485, 491, 511, 518, 552, 567, 614, 619 Kommission zur Bestückung der Festungen: 11, 21, 34, 55, 70, 72, 110, 538 Kommission zur Errichtung der Allgemeinen Kriegsschule: 305 Kommission zum Geschützguß mit Kapseln: 502, 503, 507, 508, 509, 510, 543, 544, 545 Kommission zum Militärbildungswesen: 60, 103, 160, 161, 222, 229 Konskriptionskommission: 169, 170, 303, 532, 634 Militärexaminationskommission (Obermilitärexaminationskommission): 319, 409 Reglementskommission: 585, 586, 587, 590, 597, 598 Servisregulierungskommission: 91 Preußische militärische Einheiten: Infanterieregimenter: No. 1: Kunheim (1792–1798), Graf Kunheim (ab 1798): 118 No. 4: Kalckreuth (ab 1797): 361/2 No. 6: Kronprinz (1711–1713), Garde (1713–1740), ab 1740 Grenadiergardebataillon: 54, 370/1

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No. 7: Herzog von BraunschweigBevern (1741–1781), Owstien (ab 1790): 248 No. 8: Fürst August von AnhaltZerbst (1714–1747), Hake (1769–1785), Scholten (1786– 1791), Ruits (1795–1806), vac. Ruits (ab 1807): 265 No. 10: Petersdorff (1768–1781), Romberg (1788–1800), Wedel (ab 1804): 29 No. 12: Wunsch (1763–1788), Kleist (1788–1800), Prinz Friedrich Wilhelm von Braunschweig (1800–1805), Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Öls (ab 1805): 248 No. 15: Kronprinz (1731–1740), Garde (ab 1740; eingeteilt in 1. Bataillon Garde und Regiment Garde (2. und 3. Bataillon)): 282, 363, 370/1, 418 No. 17: Billerbeck (1772–1785), Langen (1795–1801), Tresckow (ab 1801): 305, 361/2, 488 No. 18: Prinz von Preußen bzw. vac. Prinz von Preußen (1742–1787), Regiment von Preußen (1787– 1790), Kronprinz (1790–1797), Regiment des Königs (ab 1797): 289, 361/1, 370/1, 599 No. 19: Markgraf Karl (1731–1763), Goetze (1794–1806), Prinz von Oranien bzw. Oranien-Fulda (ab 1806): 280 No. 21: Erbprinz von Braunschweig (1773–1780), Regierender Herzog von Braunschweig (ab 1780): 54 No. 23: Forcade (1748–1765), Winning (ab 1797): 248 No. 26: Wedel (1758–1761), Woldeck (1778–1789), Larisch (1795–1800), Alt-Larisch (ab 1800): 319 No. 27: Prinz Leopold von AnhaltDessau (1715–1747), Stojentin (1764–1776), Knobelsdorff (1776–1800), Tschammer (ab 1800): 248, 361/1 No. 28: Klinckowström (1795–1799), Malschitzki (ab 1799): 265 No. 29: Stechow (1764–1778), Wendessen (1782–1797), Treuenfels (ab 1797): 362

No. 31: Lestwitz (1746–1763), Tauentzien (1763–1791), Kropff (ab 1805): 443 No. 33: Favrat (1794–1804), Alvensleben (ab 1805): 265 No. 34: Prinz Ferdinand von Preußen (ab 1742): 493 No. 36: Kleist (1766–1780), Raumer (1786–1793), Puttkamer bzw. vac. Puttkamer (ab 1793): 248, 305 No. 38: Marwitz (1796–1800), Pelchrzim (ab 1800): 289 No. 41: Graf Wied (1746–1765), Woldeck (1782–1792), Schladen (1792–1804), Lettow (ab 1804): 248 No. 42: Markgraf Heinrich von Brandenburg (1741–1788), Plötz (ab 1796): 443 No. 49: Borch (1788–1795), Müffling (ab 1800): 261 No. 51: Krockow (1773–1786), Hanstein (1786–1803), Kauffberg (ab 1803): 361/2, 365 No. 53: Jung-Larisch (ab 1800): 265, 361/2 No. 54: Mosch (1795–1799), Natzmer (ab 1799): 361/2 No. 55: Manstein (ab 1795): 118, 361/2 No. 57: Graevenitz (ab 1795): 493 Infanterieregimenter der Reorganisation ab 1808: Nr. 1 (1. Ostpreußisches): 123, 615 Nr. 2 (Pommersches): 305 Nr. 3 (2. Ostpreußisches): 118, 425/ IV Nr. 4 (3. Ostpreußisches): 118, 409, 425/IV Nr. 5 (4. Ostpreußisches): 425/IV, 606 Nr. 6 (1. Westpreußisches): 141, 409 Nr. 7 (2. Westpreußisches): 93, 117, 141, 409, 499, 588 Nr. 8 (Garderegiment zu Fuß, bis 1808: Bataillon Garde bzw. Garde zu Fuß): 123, 204, 217, 262, 343, 373, 375, 418 Nr. 9 (Leibinfanterieregiment, bis 1808: 1. Brandenburgisches): 123, 191, 262, 279 Nr. 10 (Kolbergsches, bis 1808: 2. Pommersches): 191, 210, 488 Nr. 11 (1. Schlesisches): 231

Personen- und Formationsindex

Nr. 12 (2. Schlesisches): 231 Garnisonkompanien: 425/I, V Grenadierbataillone vor 1808: 4/54: Vieregg (seit 1800): 361/2 17/51: Schmeling (ab 1799): 361/2 18/27: Rabiel (ab 1800): 248, 361/1, 370/1 Grenadierbataillone 1808–1814: 2. Ostpreußisches: 425/IV Westpreußisches: 211, 630, 631 Leibgrenadierbataillon: 123, 325, 404 Schlesisches: 93, 443 Leichte Infanterie: Feldjägerregiment zu Fuß (ab 1808: Jägerkorps): 98, 122, 425/I, 572 Gardejägerbataillon: 45, 123, 373, 418, 599, 601 Ostpreußisches Jägerbataillon: 98, 122, 350, 599, 601, 606, 607, 630 Schlesisches Schützenbataillon: 93, 493, 599, 601, 606 Magdeburgische Füsilierbrigade: No. 5: Borcke (1787–1797), Graf Wedel (ab 1797): 191 Niederschlesische Füsilierbrigade: 362 No. 13: Thadden (1787–1794), Rabenau (ab 1794): 362, 493 No. 14: Pollitz (1787–1794), Pelet (1794–1807), Schuler von Senden (1807–1808): 362, 606 No. 15: Schurf (1787–1788), Forcade (1788–1791), Rühle (ab 1791): 362 Oberschlesische Füsilierbrigade: 265, 362 No. 7: Rosen (ab 1800): 362 No. 10: Diebitsch (1788–1791), Prinz zu Anhalt-Pless (1793– 1802), Erichsen (ab 1802): 265, 362 No. 22: Putlitz (1797–1800), Boguslawski (ab 1800): 362, 493 1. Ostpreußische Füsilierbrigade: No. 3: Thile (1787–1795), Wakenitz (ab 1797): 409 2. Ostpreußische Füsilierbrigade: No. 23: Yorck (1797–1800), Schachtmeyer (ab 1800): 222 1. Warschauer Füsilierbrigade: No. 9: Borel du Vernay (1802– 1807), Danielewicz (ab 1807): 401 Westfälische Füsilierbrigade: No. 20: Ivernois (ab 1798): 248

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Kürassierregimenter: No. 3: Leibregiment bzw. Leibkürassiere: 362, 484 No. 7: Manstein (1762–1777), Kalckreuth (1784–1788), Ilow (1788–1792), Borstell (1792– 1804), Reitzenstein (ab 1804): 608 No. 10: Gensdarmes: 362 No. 13: Garde du Corps: 597 Kürassierregimenter der Reorganisation: Nr. 3 (Regiment Garde du Corps): 123, 373, 597 Nr. 4 (Brandenburgisches): 282 Dragonerregimenter: No. 1: Normann (1755–1761), Graf Lottum (1774–1795), Prinz Ludwig von Preußen (1795– 1797), Herzog von Pfalz-Zweibrücken (1797–1800), Kurfürst von Bayern bzw. Pfalz-Bayern (1800–1806), König von Bayern (1806), Prinz Wilhelm von Preußen (1807): 248 No. 5: Markgraf Friedrich von Bayreuth (1735–1763), Markgraf Karl Friedrich Alexander von Ansbach-Bayreuth (1769–1806), Königin (ab 1806): 362, 409 No. 6: Schorlemer (1741–1760), Meyer (1760–1777), Posadowsky (1777–1787), Rohr (1787–1790), Werther (1790–1803), Auer (1803–1807), Zieten (ab 1807): 597 No. 9: Graf Herzberg (ab 1798): 361/2 No. 10: Manstein (1801–1806), Heyking (ab 1806): 361/2 No. 13: Rouquette (err. 1802): 484 Dragonerregimenter der Reorganisation: Nr. 1 (Dragonerregiment Königin): 123 Nr. 6 (Neumärkisches, bis 1808 Dragonerbrigade Wedell): 311, 312 Husarenregimenter: No. 2: Leibhusarenregiment Zieten (1741–1786), Göckingk (1795– 1805) bzw. Rudorff (ab 1805): 478 No. 3: Rosenbusch (1777–1785), Keoszegy (1785–1788), Schultz (1797–1803), Pletz (ab 1803): 295, 371

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Personen- und Formationsindex

No. 4: Prinz bzw. Herzog Eugen von Württemberg (1782–1807): 361/1, 362 No. 6: Werner (1757–1785), Wolfradt (1792–1800), Schimmelpfennig von der Oye (1800–1806), Fürst von Anhalt-Pleß (ab 1807): 265, 362, 484 No. 7: Köhler (ab 1796): 248, 362 No. 8: Belling (1759–1779), Goltz (1787–1794), Blücher (ab 1794): 361/2, 371, 597 No. 10: Wuthenow (1780–1787), Glaser (1800–1804), Usedom (ab 1804): 69, 361/2 Husarenregimenter der Reorganisation (Numerierung ab 1809): Nr. 1 (1. Leibhusarenregiment): 123 Nr. 2 (2. Leibhusarenregiment): 123, 294, 303, 476 Oberschlesisches (bis 1808 1. Husarenbrigade Corvin-Wiersbitzky, später Dziengel): siehe Nr. 6 Nr. 6 (2. Schlesisches): 88, 371 2. Brandenburgisches v. Schill (aufgelöst 1809): 67, 130, 171, 210, 282, 624 Ulanenregimenter: Nr. 1 (Westpreußisches): 371 Nr. 2 (Schlesisches): 88 Nr. 3 (Brandenburgisches): 483 Gardeulaneneskadron (bis 1810: Leibulaneneskadron): 123, 216, 373 Normaleskadron: 595 Artilleriekorps und Inspektion der Artillerie: 15, 16, 19, 24, 25, 30, 37, 38, 39, 55, 56, 57, 76, 103, 119, 120, 142, 177, 182, 213, 228, 244, 263, 264, 265, 266, 275, 279, 287, 303, 311, 321, 341, 345, 372, 378, 383, 388, 406, 417, 425, 446, 456, 457, 458, 477, 492, 502, 505, 506, 513, 535, 542, 557, 558, 567, 568, 580, 603, 637 1. Artillerieregiment: 55 3. Artillerieregiment: 74 Reitendes Artillerieregiment: 119 Pontonierkorps: 183, 187, 242 Militärakademie der Artillerie: 19, 32, 198, 378, 638 Artillerieformationen der Reorganisation:

Ostpreußische bzw. Preußische Artilleriebrigade: 75, 106, 267, 409, 442, 505 Brandenburgische Artilleriebrigade: 55, 75, 113, 119, 333, 378 Gardefußkompanie: 216, 267 Reitende Gardekompanie: 216 Schlesische Artilleriebrigade: 17, 24, 25, 51, 75, 93, 113, 378, 411, 413, 452, 471 Ingenieurkorps: 17, 80, 103, 183, 187, 240, 254, 275, 290, 341, 345, 388, 446, 449, 451, 460, 461, 468, 521, 531, 580, 597, 639 Pionierkorps, Pionierkompanien: 72, 183, 242, 250, 290, 451, 514, 521 Plankammer: 89 Mineurkorps, Mineure: 17, 183, 231, 242, 301, 463 Generaladjutantur: 15, 26, 28, 93, 150, 321, 388, 489 Generalstab (Generalquartiermeisterstab): 164, 238, 239, 315, 341, 345, 361, 381, 388, 406, 409, 442, 446, 465, 475, 527, 531 Generalauditoriat: 5, 52, 53, 141, 260, 298, 388 Feldjägerkorps zu Pferde: 130, 363, 388 Invalidenhaus, Invalidenverbände: 141, 216, 260, 297, 388, 425/I, 470 Kadettenkorps: 14, 113, 130, 141, 160, 161, 167, 171, 191, 225, 229, 241, 260, 305, 319, 388, 452, 463, 484 Adlige Militärakademie (Académie Militaire): 3, 32, 59, 173, 186, 215, 232, 241, 265, 305, 313, 409, 428 Allgemeine Kriegsschule für Offiziere (err. 1810): 3, 14, 19, 32, 59, 60, 103, 160, 161, 167, 198, 232, 241, 245, 305, 313, 388, 408, 409, 428, 452, 466, 470, 478, 482, 488, 490, 498, 499, 515, 527, 619, 623, 638 Kriegsschule (für Portepeefähnriche) in Berlin: 60, 482, 499, 638 Kriegsschule in Breslau: 55, 60, 183, 409, 482, 490, 515, 527, 588 Kriegsschule (Junkerschule) in Königsberg: 60, 109, 409, 482, 490, 515, 527 Militärmedizinalwesen: 112, 128, 134, 196, 299, 352, 388, 425/V

Personen- und Formationsindex

Medizinisch-chirurgische Pépinière: 96, 112, 128, 351 Kriegskommissariat: 128, 188, 195, 196, 299, 388 Freiwillige Jäger: 425/V Lützowsches Freikorps (err. 1813): 608 Miliz: 425/V 4. Schlesisches Landwehr-Infanterieregiment: 265 Hauptarmee (1806): Avantgardedivision: 361/1, 363, 364 Reservearmee: 361/1 (Hannoversches) Korps Rüchel (1806): 361/1 (Westpreußisches) Reservekorps: 361/2 Preußische Armee auf dem Rückzug: 361, 362, 363 Artilleriekolonne nebst Bedeckung: 361 Blüchersches Korps (Rückzug nach Lübeck): 247, 248, 361, 362, 363, 364, 365 1. Korps (ehemals Weimarsches): 361/1, 363, 364, 365 2. Korps (ehemals Württembergisches): 361/2, 362 Feldkorps in Preußen (1806/07): 635 Brigaden 1808–1812: Brandenburgische Brigade: 23, 29, 156/3, 180, 305, 369, 373, 380, 425/V, 465, 483, 597 Niederschlesische Brigade: 141, 156/3, 180, 211, 295, 425/IV Oberschlesische Brigade: 8, 73, 86, 141, 156/3, 180, 261, 273, 295, 380, 425/IV, 626 Ostpreußische Brigade: 29, 41, 156/3, 180, 380 Pommersche Brigade: 41, 58, 86, 156/3, 180, 305 Westpreußische Brigade: 41, 86, 156/3, 180, 380, 425/IV, V Preußische Bürgergarden (Bürgerwachen): 117, 152 Berliner Bürgergarde: 84, 117, 257 Preußische Gendarmerie: 79, 152, 293, 547, 548 Preußische Vereine: Berliner Singakademie: 20 Berliner Liedertafel: 20

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Militärische Gesellschaft: 19, 305, 463 Sittlich-wissenschaftlicher Verein („Tugendbund“): 183, 268, 362, 394, 427 Prühtley, Rechtsbeistand in Berlin: 22 Pullet, Samuel (1770–1825), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 54, 71, 82, 83, 84, 101, 106, 108, 177, 183, 192, 199, 201, 230, 235, 245, 250, 254, 460, 461 Pusch, Gebhard Alexander von († 1827), preuß. Offizier: 189 Putlitz, Friedrich Wilhelm Ludwig Otto Gans Edler zu (1750–1828), preuß. Offizier, später General: 493 Putlitz, Karl Friedrich Freiherr Gans Edler zu (1756–1825), preuß. Offizier und Kriegskommissar: 132 Quast, Otto Christian Leopold von (1765–1842), preuß. Beamter und Generalintendant: 268 Ramberg, Johann Heinrich (1763–1840), dt. Maler und Radierer: 370/1 Rauch, Johann Georg Gustav von (1774–1841), preuß. Offizier, später General und Kriegsminister: 1, 2, 9, 10, 11, 21, 22, 23, 24, 25, 30, 32, 33, 34, 35, 37, 40, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 49, 50, 54, 55, 84, 106, 107, 108, 109, 110, 152, 157, 174, 179, 183, 185, 187, 189, 191, 204, 210, 211, 216, 227, 242, 244, 257, 278, 297, 302, 309, 318, 343, 349, 358, 370/1, 371, 408, 409, 425/I, 429, 452, 466, 490, 515, 623, 624, Anhang 1 Raumer, Eugen von (1758–1832), preuß. Offizier, später General: 265, 289, 409 Reichenbach-Lessonitz, Emilie Gräfin von (1791–1843), geb. Ortlepp, Mätresse Wilhelms II. von Hessen: 587 Reisinger, Johann Georg (1755–1838), preuß. Gießdirektor: 502, 507, 508, 510 Rhade, Friedrich von (1784–1827), preuß. Ingenieuroffizier: 301 Rhediger, Karl Niklas Wilhelm Freiherr von (1764–1826), preuß. Beamter: 31, 79, 175, 256 Rheinwald, Julien-Charles-Louis (1760–1810), frz. General: 349

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Personen- und Formationsindex

Ribbentrop, Friedrich Wilhelm Christian Johann (1823: von, 1767–1841), preuß. Beamter: 46, 49, 71, 79, 169, 188, 195, 293, 299, 300, 379, 380, 581, 582 Riemer, preuß. Portepeefähnrich: 588 Rochelle, Karl Wilhelm von (1824 Roux de Rognon von Rochelle, * ca. 1764), preuß., später frz. Offizier: 615 Rode, Johann Philipp (1798:) von (1758–1834), preuß. Ingenieuroffizier, später General: 515, 527, 588 Roeder, Friedrich Erhard Leopold von (1768–1834), preuß. Offizier, später General: 122, 180, 184, 208, 231, 236, 255, 284, 301, 382, 386, 539, 613 Roeder (Röder), Gebrüder, Kaufleute in Leipzig: 10, 35 Rönckendorff, Röttger Heinrich, Kaufmann in Braunschweig: 326 Rosenzweig, Ludwig Balthasar von (1782–1860), preuß. Artillerieoffizier: 456 Rothe, preuß. Kanzlist: 299, 300 Rottenburg, Karl Wilhelm Sigismund von (1777–1837), preuß. Offizier, später General: 261, 438 Rüchel, Ernst Friedrich Wilhelm Philipp von (1754–1823), preuß. Ge neral: 300, 319, 352, 361/1, 581, 582 Rudolphi, Nikolaus Ludwig von (1772–1837), preuß. Offizier, später General: 409 Rühle von Lilienstern, Johann Jakob Otto August (1780–1847), preuß. Offizier, später General: 291, 531 Russisch-Deutsche Legion (RossijskoGermanskij Legion): 597 Sächsisches Infanterieregiment Kurfürst (seit 1807: König): 446 Sack, Johann August (1764–1831), preuß. Beamter, Oberpräsident: 10, 45, 272, 302, 428, 482, 530, 539, 554, 612 Saint-Marsan, Antoine-Marie Philippe Asinari Graf von (Filippo Antonio Asinari Marchese di San Marzano, 1767–1828), sard. Minister, frz. Diplomat: 209, 221, 321, 334, 341, 393, 394, 403, 427, 431, 531 Sasse, Johann Friedrich († 1834), preuß. Artillerieoffizier: 57, 429

Schachtmeyer, Benjamin von (1762– 1818), preuß. Offizier: 222 Schack, Johann († 1820), preuß. Offizier: 627 Scharlock, August († 1810), Schwager Scharnhorsts, hann. und frz. Offizier: 341, 394, 427, Anhang 1 Scharlock, Georg, Schwager Scharnhorsts, hann. Offizier: 394, 427, Anhang 1 Scharnhorst, Friedrich Gerhard August (1802:) von (1795–1826), Sohn Scharnhorsts, später hann. und preuß. Offizier: 61, 77, 441, 446, 531, Anhang 1 Scharnhorst, Heinrich Friedrich Christopher (1763–1831), Bruder Scharnhorsts, Landwirt: 114, 326, 394, 427, 483, Anhang 1 Scharnhorst, Gerhard Johann David (1802:) von (1755–1813): passim Scharnhorst, Heinrich Dieterich Christian (1770–1809), Bruder Scharnhorsts, hessen-darmstädt. Offizier: 61, 205, 341, 394, 427, Anhang 1 Scharnhorst, Julie (1802:) von: siehe Dohna-Schlobitten, Julie Burggräfin zu Scharnhorst, Justine (1773–1840), geb. Rolfs, Ehefrau Friedrichs: 326, Anhang 1 Scharnhorst, Karoline (1771–1826), geb. Thilemann, Ehefrau Heinrichs: 59, Anhang 1 Scharnhorst, Klara Christiane Johanna (1802:) von (1762–1803), geb. Schmalz, Ehefrau Scharnhorsts: 611, Anhang 1 Scharnhorst, Ernst Wilhelm (1760– 1809), Bruder Scharnhorsts, Hoffischer zu Hannover: 61, 114, 205, Anhang 1 Scharnhorst, Heinrich Wilhelm Gerhard (1802:) von (1786–1854), Sohn Scharnhorsts, hann. Offizier, später preuß. General: 18, 20, 61, 114, 321, 394, 427, 441, 446, 531, Anhang 1 Scharnhorst, Wilhelm Gerhard August (1799–1815), Sohn Heinrichs, hessen-darmstädt. Offizier: 205 Scharnweber, Christian Friedrich (1770–1822), preuß. Beamter: 276, 277, 385

Personen- und Formationsindex

Schätzel, Leopold von, preuß. Offizier: 409 Scheel, Heinrich Otto von (1745–1808), dän. Artillerieoffizier, preuß. General: 426 Scheel, preuß. Beamter: 379, 443, 450, 489 Scheffer († 1812), preuß. Prediger: 305 Scheidemann (* ca. 1743), preuß. Wallmeister: 461 Schickler, Gebrüder, Berliner Bank-, Handels- und Fabrikunternehmen: 10, 22, 33, 35, 36, 42, 54, 84, 157, 257, 404, 495, 529, 584 Schickler, Johann Ernst (1762–1801), Berliner Bankier und Unternehmer: 22 Schickler, Johann Georg (1793–1843), Berliner Unternehmer, preuß. Generalkonsul: 22 Schill, Ferdinand Baptista von (1776– 1809), preuß. Offizier: 46, 67, 210, 282, 394, 427, 608, 624, 625 Schiller, Johann Christoph Friedrich (1802:) von (1759–1805), dt. Dichter und Historiker: 20, 438 Schimmelpfennig von der Oye, Christian Ludwig (1738–1812), preuß. General: 362 Schirmer, preuß. Feldwebel: 279 Schirmer, preuß. Bombardier: 279 Schirmer, preuß. Beamter: 299 Schladen, Friedrich Heinrich Leopold (1813: Graf) von (1772–1845), preuß. Diplomat: 162 Schleinitz, Wilhelm Franz Egon von († 1813), preuß. Offizier: 630, 631 Schlieffen, Heinrich Wilhelm (1812: Graf) von (1756–1842), preuß. Offizier, später General: 327 Schmalz, Theodor Anton Heinrich (1760–1831), Jurist und Kameralist, preuß. Professor und Rektor: 611, Anhang 1 „Schmalz, Dr.“, Deckname Scharnhorsts: 611 Schmeling, Gustav von (1790–1832), preuß. Offizier: 463 Schmidt, Gottfried (* 1761), preuß. Unteroffizier und Beamter: 280 Schmidt, Heinrich (Hinrich), Bediensteter Scharnhorsts: 20 Schmidt, Jette, Ehefrau des Vorigen: 20

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Schmidt (Schmidt I), Johann Otto Heinrich (1792:) von (1758–1841), preuß. Artillerieoffizier, später General: 10, 11, 16, 21, 22, 24, 30, 33, 34, 54, 55, 71, 80, 82, 83, 84, 92, 101, 102, 105, 106, 108, 113, 116, 127, 177, 192, 199, 204, 230, 231, 245, 249, 262, 267, 316, 317, 327, 350, 353, 404, 425/I, 430, 442, 448, 456, 469, 480, 491, 495, 496, 497, 501, 502, 503, 504, 507, 508, 509, 510, 513, 523, 526, 528, 533, 536, 543, 545, 551, 552, 553, 559, 566, 568, 569, 573, 592, 594, 595, 599, 601, 602, 603, 617, 621, 622, 628, 630, 632 Schmidt, preuß. Kanzleibeamter: 35, 42, 52, 54, 238, 242, 340 Schmidt, Beamter im preuß. Innenministerium: 299 Schnakenberg, preuß. Berg- und Hüttenkundler: 36, 402, 448, 583 Schneider, preuß. Auditeur: 373 Schneider, Gewehrhandwerker aus Zella: 523, 541 Schöler (Schöler II), Reinhold Otto Friedrich August von (1772–1840), preuß. Offizier und Diplomat, später General: 162 Schöler (Schöler I), Moritz Ludwig Wilhelm von (1771–1855), preuß. Offizier, später General: 17, 24, 25, 56, 86, 101, 102, 113, 138, 294, 391, 414, 419, 430, 448, 456, 469, 480, 491, 495, 496, 497, 501, 504, 513, 523, 526, 533, 536, 546, 551, 553, 566, 568, 569, 573, 575, 592, 595, 596, 601, 602, 617, 620, 630 Scholl, Schreiber in Scharnhorsts Büro: 22, 33 Schön, Heinrich Theodor von (1773– 1856), preuß. Beamter, später Oberpräsident und Minister: 115, 341, 347, 390, 395, 419 Schopenhauer, Arthur (1788–1860), dt. Philosoph: 326 Schroetter, Karl Wilhelm Reichsfreiherr von (1748–1819), Kanzler des Königreichs Preußen: Anhang 1 Schroetter, Katharina Sophie Albertine Karoline Reichsfreifrau von (1770– 1864), geb. Burggräfin zu DohnaSchlobitten: 77, Anhang 1 Schroetter (Schrötter), von, preuß. Landrat: 303

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Schuckmann, Kaspar Friedrich (1834: Freiherr) von (1755–1834), preuß. Beamter, später Minister: 616 Schulenburg-Kehnert, Friedrich Wilhelm (1786:) Reichsgraf von der (1742–1815), preuß. General und Minister: 394, 427 Schuler von Senden, Ernst Julius Freiherr (1753–1827), preuß. General: 117, 378, 440 Schultze (Schulte, Schulze), August († 1814), preuß. Artillerieoffizier: 361/2 Schultze, Johann Carl († 1831), preuß. Artillerieoffizier: 16, 37, 57, 113, 133, 202, 249, 251, 338, 407, 426, 434, 511 Schultze (Schultze I), Johann Gotthilf (1759–1817): preuß. Ingenieuroffizier: 193 Schultze (Schultze II), Karl Friedrich Benjamin (1766–1818), preuß. Ingenieuroffizier: 597 Schultze (Schulz), Samuel Friedrich († 1811), preuß. Pontonieroffizier: 187 Schultze (Schultz), preuß. Justizbeamter: 141 Schültzke, preuß. Bauschreiber: 469 Schulz, Hüttenbeamter in Gleiwitz: 220 Schütz, Johann Friedrich von († 1817), preuß. Offizier: 401 Schwerin, Friedrich August Leopold (1787:) Graf von (1750–1836), preuß. General: 362 Schwerin, Kurt Christoph von (1684– 1757), preuß. Generalfeldmarschall: 636 Seegebarth, Johann Friedrich (1797:) von (1747–1823), preuß. Generalpostmeister: 270 Seydel, Samuel Friedrich († 1840), preuß. Offizier und Militärschriftsteller: 86, 109, 463, 515, 527 Sikorski, Josef von († 1822), preuß. Artillerieoffizier: 362 Snethlage, Bernhard Moritz (1753– 1840), preuß. Pädagoge und Theologe: 160, 161 Snethlage, Franziska Christine, verh. van Haar (1758–1846), Großmutter von Friedrich Engels: 160 Soltig, preuß. Justizkommissar: 138

Soult, Nicolas-Jean de Dieu (1769– 1851), frz. Marschall, 1808 Herzog von Dalmatien, später Minister: 364 Sowiński, Józef Longin (dt.: Josef von Sowinsky, 1777–1831), poln. und preuß. Artillerieoffizier, später poln. General: 275 Spalding, Georg Ludwig (1762–1811), Philologe, preuß. Professor: 60 Sponholtz, preuß. Unteroffizier: 344 Spreuth, Gottlieb (ca. 1761–1829), preuß. Artillerieoffizier: 71, 109 Staegemann, Friedrich August von (1763–1840), preuß. Beamter und Schriftsteller: 268 Stanckar, Johann Gottlieb († 1823), preuß. Artillerieoffizier: 452, 546 Starck, preuß. Kanzleischreiber: 159 Stein, Joseph von, preuß. Beamter: 272, 302 Stein, Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum (1757–1831), preuß. Staatsmann und Minister, 1807–1808 leitender Minister: 219, 221, 268, 272, 296, 572, 616 Steinmetz, Karl Friedrich Franziskus von (1768–1837), preuß. Offizier, später General: 191 Steinwehr, Wilhelm Ludwig Bogislav von (1774–1857), preuß. Offizier, später General: 442, 521 Stieler (1832: Stieler von Heydekampf), Christian August (1777–1839), preuß. Artillerieoffizier: 442 Stierlein, Johann Emanuel (* 1759), ansbach., preuß. und bayr. Offizier: 183, 290 Stosch, Theodor Ferdinand (1815: von, 1784–1857), preuß. Auditeur, später General: 119 Strampff, Anton Christian von (1754– 1822), preuß. Artillerieoffizier, später General: 55, 456 Streckenbach, Ernst Heinrich (1770– 1813), preuß. Ingenieuroffizier: 193 Streit, Friedrich Ludwig (1762–1813), preuß. Artillerieoffizier: 19, 198, 387, 407, 614 Streit, Karl Konrad (1747–1826), preuß. Beamter, Publizist und Theaterdirektor: 272, 439

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Stünkel, Johann Georg, braunschw., westph. und hann. Hüttenbeamter: 517, 556 Stutterheim, Ludwig August von (1751–1826), preuß. General: 29, 123, 201, 263, 303, 370/1 Stützer, Christian August (1765–1824), Professor in Berlin: 14, 59, 60, 103, 305, 313 Süvern, Johann Wilhelm (1775–1829), preuß. Philologe und Beamter: 137, 181 Syring, Luise, geb. Zelter: 20 Tackmann, Ferdinand Friedrich († 1830), preuß. Artillerieoffizier: 502, 503, 507, 508, 510, 534 Tauentzien, Bogislaw Friedrich von (1710–1791), preuß. General: 272 Tauentzien (1814: Graf Tauentzien von Wittenberg), Friedrich Bogislaw Emanuel (1792:) Graf von (1760– 1824), preuß. General: 23, 26, 181, 245, 261, 308, 369, 370, 465 Tempelhoff, Georg Friedrich (1784:) von (1737–1807), preuß. General und Militärschriftsteller: 426 Textor, Johann Christoph von († 1811), preuß. Artillerieoffizier: 60, 638 Thiele (Thile), preuß. Zivilkommissar: 33, 54, 605 Thiele, preuß. Geheimer Sekretär: 141 Thiesenhausen, Friedrich Wilhelm von († 1812), preuß. Offizier: 437, 443 Thile (Thile I), Louis Gustav von (1781–1852), preuß. Offizier, später General und Minister: 361, 363 Thümen, Heinrich Ludwig August von (1757–1826), preuß. Offizier, später General: 11, 289 Tiedecke, Julius Heinrich (1767–1828), preuß. Artillerieoffizier: 37, 202, 249, 251, 429, 495, 502, 503, 507, 508, 510, 511, 594, 599, 603, 614, 630 Tiedemann, Karl Ludwig von (1777– 1812), preuß. und russ. Offizier: 17, 377, 419, 438 Tielke, Johann Gottlieb (1737–1787), sächs. Offizier und Militärschriftsteller: 17 Tippelskirch, Ernst Ludwig von (1774–1840), preuß. Offizier, später General: 201, 381, 442, 565

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Tresckow, Ernst Christian Albert von (1760–1831), preuß. Offizier, später General: 265, 289 Tresckow, Karl Wilhelm von (* ca. 1788), preuß. Ingenieuroffizier: 460 Turpin de Crissé, Lancelot Graf (1716–1795), frz. General und Militärschriftsteller: 446 Twardowski, Konstantin Twardowa von (1760–1830), preuß. Offizier, später General: 201 Uhden, Johann Daniel Wilhelm Otto (1834: von, 1763–1835), preuß. Diplomat, Beamter und Altertumswissenschaftler: 181 Ulmenstein, Heinrich Johann Anton Christian Freiherr von (1777–1840), preuß. und bergischer Beamter: 302 Urtubie de Rogicourt, ThéodoreBernard-Simon Durtubisse ou Dhurtebize, dit le chevalier de († 1807), frz. Artilleriegeneral: 425/II Usedom, Friedrich Leopold Karl Bernhard Ludwig von (1756–1824), preuß. General: 361/2 Uttenhoven, Karl Friedrich Ludwig Georg von (1778–1834), preuß. Offizier, sachsen-coburg. Jägermeister, zuletzt preuß. General: 248 Valentini, Georg Wilhelm von (1775– 1835), preuß. Offizier, später General: 89, 90, 362, 620 Vandamme, Dominique-René (1770– 1830), frz. General, seit 1808 Graf von Hüneburg (comte d’Unebourg): 439 Vauban, Sébastien le Prestre, Marquis de (1633–1707), frz. Marschall, Festungsbaumeister und Ingenieur: 118 Vincke, Friedrich Ludwig Wilhelm Philipp Freiherr von (1774–1844), preuß. Beamter, später Oberpräsident: 385 Vogel, Wilhelm Karl Georg Ernst von († 1837), preuß. Offizier: 539 Voigt, Heinrich († 1852), preuß. Artillerieoffizier: 113 Voltaire, François-Marie Arouet de (1694?–1778), frz. Schriftsteller und Philosoph: 308 Völzcke, Johann Jakob (1764–1836), preuß. Generalchirurg: 305

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Voß-Buch, Otto Karl Friedrich von (1755–1823), preuß. Minister: 319 Wach, preuß. Kriegsrat: 141 Wagner, preuß. Geheimer Sekretär: 141 Waltershausen, Johann Karl Walter von, preuß. Auditeur: 373 Warnery, Charles Emanuel von (1720–1786), schweiz. Offizier in wechselnden Diensten, Militärschriftsteller: 446 Wedell, Carl von, preuß. Offizier: 325 Weiss, Christoph, preuß. Unteroffizier: 468 Werner, preuß. Jägeroffizier: 362 Westphälische militärische Verbände: Artilleriekorps: 189, 556 Gendarmerie: 548 Wiebel, Johann Wilhelm (1827: von, 1767–1847), preuß. Militärchirurg, später kgl. Leibarzt und Generalstabsarzt: 77 Wiegand, Karl († 1823), preuß. Offizier: 6 Wilckens, Heinrich Albert von (1772– 1835), preuß. Beamter: 91 Wilhelm I. von Hessen (1743–1821), Kurfürst seit 1803, vorher Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel seit 1785, Graf von Hessen-Hanau seit 1760: 587 Wilhelm von Hessen (1777–1847), Kurprinz, bis 1803 Erbprinz von Hessen-Kassel, seit 1821 Kurfürst Wilhelm II.: 587 Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau (1772–1843), Prinz, 1806 Fürst von Oranien-Fulda, 1815–1840 König Wilhelm I. der Niederlande: 89 Friedrich Wilhelm Karl von Preußen, Prinz (1783–1851), preuß. General: 12, 61, 126, 283, 284, 441, 478, Anhang 1 Wilhelm von Preußen, Prinz (1797– 1888), König Wilhelm I. seit 1860, dt. Kaiser seit 1871: 245, 418 Wilhelm von Preußen, Prinzessin: siehe Marianne von Preußen Friedrich Wilhelm Ernst, Reichsgraf zu Lippe-Schaumburg-Bückeburg (1724–1777), regierender Graf seit 1748: 17, 274 Wille, preuß. Schlüsselmajor: 344

Winning, Christian Ludwig von (1736–1822), preuß. General: 246, 361/1 Wittgenstein-Hohenstein, Wilhelm Ludwig Fürst (bis 1804: Graf) von Sayn- (1770–1851), preuß. Beamter und Diplomat, später Minister: 276, 296, 332, 385 Witzleben, Ernst Heinrich Johann von († 1818), preuß. Offizier, später Oberforstmeister: 10, 22, 33, 35, 42, 45, 46, 49, 84, 157 Witzleben, Karl Friedrich Heinrich Günther von (1755–1825), preuß. Offizier, später General: 54, 377, 519, 520, 543, 550, 551, 555, 564, 573, 594, 600, 606 Wobeser, Karl Georg Friedrich von (1750–1821), preuß. General: 361, 362 Wolff, Friedrich Benjamin (1766–1845), preuß. Wissenschaftler und Beamter: 351 Wundram, Johann Christian, Kondukteur: 326 Xerxes I. (Chschajarscha I., ca. 519–465 v. Chr.), pers. Großkönig seit 486: 303 Yorck, Hans David Ludwig von (1814: Graf Yorck von Wartenburg, 1759–1830), preuß. und ndl. Offizier, später preuß. Generalfeldmarschall: 183, 185, 191, 243, 253, 263, 294, 303, 371, 409, 425/I, IV–V; 476, 493, 528, 572, 598, 615 Zeller, Karl August (1774–1856), preuß. Schulbeamter: 137, 181 Zelter, Karl Friedrich (1758–1832), preuß. Baumeister und Komponist: 20 Zeschau, Heinrich Wilhelm von (1760–1832), sächs. General: 446, 531, 611 Zeschau, Karoline Christiane von (1765–1811), geb. von Brause: 611 Zieten, Wieprecht Hans Karl Friedrich Ernst Heinrich (1817: Graf) von (1770–1848), preuß. Offizier, später Generalfeldmarschall: 261, 263, 371, 597 Zimmer, preuß. Büchsenmacher und Kommissar: 10, 54 Zyka, preuß. Beamter: 385

Ortsindex Die Zahlen entsprechen den Nummern der Dokumente, bei längeren folgen hinter einem Schrägstrich die der Unterteilungen. Altfriesack: 361/2, 362 Alt Ruppin: 361/2, 362, 366 Altstrelitz: 362, 363, 364 Amerika (Nord- und Südamerika): 118 Anhalt-Dessau (Fürstentum): 265 Ansbach (Fürstentum, bis 1791 Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach): 4, 183, 277, 489 Ansbach (Stadt): 277 Arabien, Araber: 118 Arneburg: 361/1 Arnsberg: 302 Aspern: 156/5, 341, 394, 427 Auerstedt: 119, 248, 265, 291, 361/1, 418, 488 Austerlitz (Slavkov u Brna): 439 Babitz: 362 Baden (Großherzogtum, bis 1806 Kurfürstentum, bis 1803 Markgrafschaft): 616 Badingen: 362 Balga (heute: Vesjoloe): 156/3, 425/V Barsikow: 362 Baumgarten: 362 Bayern (Königreich, bis 1805 Kurfürstentum): 36, 183, 248, 289, 402, 437, 484 Bayreuth (Fürstentum, bis 1791 Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth): 4 Bayreuth (Stadt): 616 Bechlin: 362 Beeskow: 332 Beinum: 361/1 Belgien: 394 La Belle-Alliance: 191, 265, 599 Below: 362 Berg (1806–1813 Großherzogtum, davor Herzogtum): 71, 272, 302, 365 Bergen (in Nordholland): 439 Bergsdorf: 362 Berkholz: 363

Berlin: 3, 4, 10, 14, 20, 22, 32, 33, 35, 36, 37, 42, 45, 46, 47, 49, 54, 56, 57, 59, 60, 67, 68, 74, 76, 83, 84, 86, 88, 90, 98, 101, 103, 105, 107, 113, 114, 121–345, 347–361, 367–372, 377–380, 382–387, 390–434, 438, 439, 441, 442, 447, 449, 451, 452, 454–458, 460–624, 627, 628, 630–636, 638, 639 Bielefeld: 29 Biesen: 362 Bitsch (Bitche): 282, 493 Blandikow: 362 Blumenau: 129 Böhmen (Königreich): 36, 402 Boitzenburg (in der Uckermark): 51, 247, 361/2, 363, 364, 365 Boizenburg (Boizenburg (Elbe)): 363, 364 Boldekow: 361/2 Bolkenhain (Bolków): 454 Bonn: 268 Bordeaux: 22 Bordenau: 114, 205, 321, 326, 395, 531 Bornim: 639 Borodino: 275 Boulogne (Boulogne-sur-Mer): 206 Brake (Brake (Unterweser)): 114 Brandenburg (Mark Brandenburg, auch: die Marken): 118, 183, 191, 219, 242, 254, 425/II, 517, 548 Brandenburg (Kurfürstentum): siehe Preußen (Königreich) Brandenburg (Brandenburg an der Havel): 248, 282, 334, 635 Braunsberg (Braniewo): 77, 78, 156/3 Braunschweig (Stadt): 326, 361/1 Breiter Luzinsee: 363 Bremen (frz.: Brême, bis 1810 Freie Stadt, bis 1806 Reichsstadt, ab 1813 Freie Hansestadt): 394, 427 Breslau (Wrocław): 18, 55, 60, 71, 86, 93, 101, 102, 117, 141, 144, 174, 183, 203, 208, 228, 231, 255, 256, 260, 272, 279, 289, 301, 309, 322, 380, 382, 386, 409,

868

Ortsindex

424, 425/II, V; 435, 436, 437, 440, 442, 450, 451, 452, 453, 456, 468, 471, 482, 490, 501, 515, 524, 527, 536, 539, 540, 561, 588, 609, 616, 626 Brieg (Brzeg): 93, 265, 272, 437 Bromberg (Bydgoszcz): 272, 281 Buberow: 362 Bückeburg: 446 Bückwitz: 362 Burg: 326, 355, 357 Cadiz (Cádiz): 436 Carwitzer See: 363 Cassel: 439 Castricum: 439 Champagne: 295 Charlottenburg: 385, 405, 426, 430, 435, 450, 512 Clausthal: 556 Cosel (Koźle): 70, 87, 93, 110, 141, 183, 189, 214, 217, 228, 260, 265, 289, 303, 383, 425/III, 450, 456, 480, 514, 626 Crevecoeur: 637 Crivitz: 478 Dabergotz: 362 Dahlenkirchen (Dole): 305 Dalchau: 361/1 Dänemark (Königreich): 268, 305 Danzig (Gdańsk, bis 1793 Freie Stadt, 1807–1813 Republik): 127, 156/4, 183, 365, 371, 425/II, 436, 442, 593, 637 Deetz: 361/1 Dennewitz: 446 Deutschland (bis 1806 Deutsches Reich): 36, 85, 190, 272, 321, 393, 402, 427, 436, 634, 636 Diemitz: 362 Dollstädt (Alt und Neu Dollstädt, Stare und Nowe Dolno): 531 Dömitz: 608 Dosse: 361/2 Dresden: 190, 446 Driburg (Bad Driburg): 129 Drömling: 361/1 Drosedow: 362 Duisburg: 160 Düsseldorf: 302 Edinburgh: 268 Eiche: 639 Eichenfelde: 362

Elbe (tschech.: Labe): 71, 361, 362, 363, 364, 365 Elbing (Elbląg, Stadt): 156/3, 180, 380, 425/III, V; 452, 456, 505, 531 Ellrich: 361/1 Elsfleth: 28, 114 England: 28, 394, 427, 446, 572, siehe auch Großbritannien Erfurt (Stadt): 29, 296 Erlangen: 77 Erzgebirge: 71 Etrurien (1801–1807 Königreich): 296 Europa: 114, 303, 322, 370/2, 400, 635 Fahrlander See: 639 Fahrwasser: siehe Neufahrwasser Falkenberg (Niemodlin): 181 Fehrbellin: 303, 361/2 Feldberg: 363 Finckenstein (Kamienec): 77 Finckenstein, Schloß (Pałac Finckensteinów): 77, 78 Finow: 362 Finowkanal: 362 Flandern: 465/11, 639 Franken (preuß. Teile): 272, 277, 385, 489, siehe auch Ansbach, Bayreuth Frankenstein (Zabkowice): 71, 93, 322, 445 Frankfurt an der Oder: 37, 43, 56, 57, 131, 145, 180, 268, 439, 465/14, 606, 630 Frankreich (1792–1804 Französische Republik): 11, 16, 20, 36, 55, 57, 85, 88, 89, 90, 113, 122, 156/1–2, 167, 169, 183, 190, 206, 209, 218, 221, 223, 248, 265, 272, 276, 282, 296, 302, 305, 315, 321, 330, 331, 341, 349, 361–365, 370/1, 393, 394, 402, 403, 425/I–III, 426, 427, 431, 437, 439, 465/11, 485, 517, 528, 531, 543, 548, 550, 565, 566, 585, 586, 587, 616, 624, 631–637 Freiberg: 370/1, 461, 501 Freystadt (Kożuchów): 311 Friedland (heute: Pravdinsk): 267 Frisches Haff (poln.: Zalew Wiślany, russ.: Kaliningradskij zaliv): 156/3, 425/V Frische Nehrung (poln.: Mierzeja Wiślana, russ.: Baltijskaja kosa): 156/3 Fürstenberg (Fürstenberg (Oder), sorb. Pśibrjog, heute Teil von Eisenhüttenstadt): 181

Ortsindex

Fürstenberg (Fürstenberg (Havel)): 362 Fürstenhagen (in der Uckermark): 363 Ganzer: 361/2, 362, 366 Gardelegen: 361/1 Garz: 362 Genua (Genova): 436 Georgien: 543 Gibraltar: 426 Gittelde: 361/1 Glambeck: 362 Glatz (Kłodzko, Stadt): 16, 17, 70, 110, 141, 156/2–3, 180, 183, 228, 231, 236, 255, 260, 265, 273, 274, 289, 301, 322, 329, 337, 351, 377, 380, 383, 411, 412, 413, 425/II–III, V; 436, 438, 439, 442, 445, 447, 452, 456, 471, 480, 493, 514, 522, 539, 549, 588, 593, 597 Glatz (Grafschaft): 440, 446 Gleiwitz (Gliwice): 24, 25, 70, 82, 92, 156/5, 166, 220, 286, 386, 402, 425/ II–III, 501, 502, 517, 543, 544, 545, 575 Glienicke (bei Wittstock): 362 Glogau (Głogów): 138, 183, 272, 349, 414, 435, 440, 444, 493 Göhrde: 597 Goldberg (Złotoryja): 119 Gollau (heute: Poddubnoe): 381 Golm: 639 Goslar: 361/1 Gostyn (Gostyń): 55 Gottberg: 362 Göttingen (Stadt): 241, 268 Gransee: 362, 366 Graudenz (Grudziądz): 19, 64, 70, 72, 103, 141, 156/4, 177, 183, 193, 250, 253, 260, 264, 266, 289, 303, 403, 425/II–III, V; 456, 492, 493, 505, 542 Graz: 296 Greifswald: 241 Griechenland, Griechen: 302, 303 Großbritannien und Irland, Vereinigtes Königreich von: 1, 2, 36, 57, 61, 85, 114, 127, 156/5, 167, 206, 274, 276, 303, 305, 321, 341, 358, 370/2, 394, 402, 425/II, 427, 446, 635 Großgörschen: 130, 599 Groß Haßlow: 362 Großmutz: 362 Groß Quassow: 362 Groß Trebbow: 362 Gühlen: 362 Gumbinnen (heute: Gusev): 272, 612

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Hagelberg: 493 Halberstadt (Stadt): 361/1 Halberstadt (Fürstentum): 501 Halle (Halle an der Saale): 18, 190, 265, 268, 361/2, 616, 634 Hamburg (bis 1810 Freie Stadt, bis 1806 Reichsstadt, ab 1813/14 Freie und Hansestadt): 400, 439, 608 Hameln: 363, 364, 596 Hamm (Hamm in Westfalen): 160, 302 Hanau: 587 Hannover (Kurhannover, offiziell: Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg): 30, 61, 183, 277, 341, 394, 395, 427, 465/11, 517, 565, 637 Hannover (Stadt): 114, 370/1, 394, 400, 427 Hanseatische Departements: 439 Hardenbeck: 363 Harz: 361 Harzburg (Bad Harzburg): 361/1 Haussee: 363 Havel: 362 Havelländischer Kreis: 572 Haynau (Chojnów): 597 Heilsberg (Lidzbark Warmiński): 476, 597 Heinersberg: 337 Henneberg (Grafschaft): 184 Herzberg (bei Neuruppin): 362 Hessen (Kurfürstentum, bis 1803 Landgrafschaft Hessen-Kassel): 190, 587 Hessen-Darmstadt (Großherzogtum, bis 1806 Landgrafschaft): 205, 394, 427, 616 Hessen-Homburg (Landgrafschaft): 29 Hirschberg (Jelenia Góra): 187, 454–458 Holstein (Herzogtum): 248, 268, 587 High Wycombe: 85 Hohenofen: 362 Hohenzieritz: 435 Holland (1806–1810 Königreich, bis 1795 Republik der Vereinigten Niederlande, 1795–1805 Batavische Republik, 1805–1806 Bataafs Gemenebest): 209, 296, 302, 330, 636 Holland (Provinz): 282, 572 Hondschoote: 439 Iberische Halbinsel: 303 Insterburg (heute: Černjahovsk): 272

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Italien (1805–1814 Königreich, 1802– 1805 Italienische Republik, 1797– 1802 Cisalpinische Republik): 302 Italien (Landschaft): 636 Jabel: 362 Jauer (Jawor): 454 Jena: 51, 68, 265, 291, 446, 452 Joachimsthal: 362 Johannisburg (Pisz): 222, 401 Kampehl: 362 Karlsruhe: 190 Kassel: 190, 587 Kauffung (Wojcieszów): 454 Kaukasus: 608 Kerzlin: 362 Kesselsdorf: 636 Kiel: 268 Kirchenstaat: 268 Klein Haßlow: 362 Kleinmutz: 362 Klein Quassow: 362 Klein Trebbow: 362 Koblenz: 502 Kolberg (Kołobrzeg): 11, 13, 34, 55, 67, 70, 72, 103, 115, 130, 141, 156/2–4, 6; 171, 176, 180, 183, 191, 197, 216, 226, 260, 265, 266, 287, 289, 316, 344, 371, 380, 383, 396, 399, 404, 425/I–III, V; 438, 456, 460, 461, 491, 492, 513, 604, 622, 637 Kolin (Kolín): 55 Köln (frz.: Cologne, ehem. Reichsstadt): 245 Königsberg (Königsberg in Preußen, heute: Kaliningrad): 1–77, 79–119, 121, 137, 141, 156/3, 6; 169, 177, 181, 183, 189, 192, 201, 203, 245, 256, 260, 266, 267, 268, 272, 296, 299, 300, 302, 333, 350, 351, 352, 361, 365, 375, 379, 380, 381, 394, 400, 409, 425/I–III, V; 427, 436, 438, 482, 490, 505, 515, 527, 566, 581, 582, 592, 615, 634 Königsberg in der Neumark (Chojna): 272 Kopenhagen (København): 206, 436 Köritz: 362 Kostheim: 265 Kraatz: 362 Krangen: 362 Kränzlin: 362 Kronach: 337

Kronstadt (Kronštadt): 426 Krossen (Krosno Odrzańskie): 211 Kudowa (Bad Kudowa, KudowaZdrój): 435, 438, 440–446, 450, 456, 457, 625 Kulm (Chlumec): 439 Kulm (Chełmno): 452 Kunersdorf (Kunowice): 465/14, 572 Kurland (bis 1795 Herzogtum): 88 Kurmark: 23, 183, 191, 242, 272 Küstrin (Kostrzyn): 349, 406, 435 Kyritz: 361/2, 362 Landau: 183 Landeck (Bad Landeck, Lądek Zdrój): 438, 450 Landeshut (Kamienna Góra): 54 Landrecies: 426 Langen (bei Fehrbellin): 361 Läsikow: 362 Laugwitz (Łukowice-Brzeskie): 437 Lehre: 361/1 Leiden: 160 Leipzig: 10, 35, 67, 119, 206, 370/1, 371, 446 Leuthen (Lutynia): 303, 436 Lichtenberg (im Niederbarnim): 306, 330, 385 Lichtenberg (bei Neuruppin): 362 Liebenberg: 362 Liebenthal: 362 Liebenwalde: 362 Liegnitz (Legnica): 272, 293, 349, 447, 448 Ligny: 439, 599 Lille: 436 Lindow: 362 Littauen (Preußisch-Litauen): 115, 272, 425/V, 612 Lochstädt: 156/3, 425/V London (frz.: Londres): 85, 268, 321, 608 Löwenberg (Lwówek Sląski): 440 Lübben (sorb.: Lubin): 611 Lübeck (bis 1810 Freie Stadt, bis 1806 Reichsstadt, ab 1813 Freie und Hansestadt): 201, 247, 248, 361, 365, 439, 452, 478, 557 Lublinitz (Lubliniec; 1941–1945: Loben): 181 Luckau: 409 Lüneburg (Stadt): 201, 305 Lutter am Barenberge: 361/1

Ortsindex

Lüttich (frz.: Liège, ndl.: Luik): 35 Luxemburg (frz.: Luxembourg, letzeb.: Lëtzebuerg, Stadt): 29 Lychen: 363 Maastricht: 183 Magdeburg (Stadt): 265, 326, 361/1, 362, 363, 364, 436, 483 Magdeburg (Herzogtum): 501 Mainz (frz.: Mayence, Stadt): 122, 183, 436, 463 Malapane (heute: Ozimek): 25, 36, 386, 402, 425/I, 448, 472, 473, 524, 529, 583, 584, 610, 629 Marienwerder (Kwidzyn): 243, 272, 296, 303, 615 Martinique: 439 Maulbeerwalde: 362 Mecklenburg-Schwerin (Herzogtum): 201, 210 Mecklenburg-Strelitz (Herzogtum): 201 Memel (Klaipe˙da, Stadt): 127, 272, 333, 425/V, 639 Menin (ndl.: Menen): 11, 394 Meseberg: 362 Messina: 438 Metz: 14, 585 Metzelthin: 362 Mildenberg: 362 Minden (Stadt): 248, 261, 565 Mittel-Kauffung (Gut): 432, 454 Moisling: 248 Molchow: 362 Mollwitz (Małujowice): 303, 437, 636 Montpellier: 351 Mühlhausen (Młynary): 77 München: 190 Nackel: 362 Namur (ndl.: Namen): 183 Naumburg: 394, 427 Neapel (Königreich, 1799 Parthenopäische Republik): 365 Neiße (Nysa, Stadt): 6, 17, 36, 70, 92, 93, 110, 120, 141, 156/3, 5; 157, 180, 183, 207, 228, 260, 261, 265, 266, 289, 301, 377, 380, 383, 386, 398, 402, 406, 411, 412, 413, 424, 425/I–III, V; 447, 449, 450, 451, 456, 463, 467, 471, 473, 480, 486, 487, 495, 514, 541, 578, 597, 604, 627 Neuenburg (Neuenburg/Weichsel, Nowe): 296

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Neufahrwasser (Nowy Port): 156/4, 371, 593 Neumark (Kammer- bzw. Regierungsbezirk): 272, 422 Neuruppin: 361/2, 362, 366 Neustadt (Neustadt am Rübenberge): 205 Neustadt (Neustadt (Dosse)): 361/2 Neustädtel (Nowe Miasteczko): 349 Neustrelitz: 363, 364 Niederkrug (später Schönbusch, jetzt Stadtteil von Kaliningrad): 381 Niederlande, Republik bzw. Königreich der Vereinigten: 183, 282, 394, 493, 608, 635, siehe auch Holland Niederlande: siehe auch Österreichische Niederlande Niedersachsen: 10 Niederschlesien: 156/3, 548 Nietwerder: 362 Nordhausen (bis 1803 Reichsstadt): 361/1, 376, 418 Nossentin: 201 Oberschlesien: 156/3, 180, 425/I, IV; 436, 437, 444, 501, 548 Oder (poln.: Odra): 309, 363, 364, 436, 444 Ohle (poln.: Oława): 309, 436 Öls (Oleśnica, Stadt): 409 Oppeln (Opole): 69 Osnabrück (Stadt): 272 Osterne: 362 Osterode (am Harz): 361/1 Österreich (Habsburgische Monarchie, ab 1804 Kaisertum): 28, 62, 85, 89, 90, 156/5, 167, 218, 268, 276, 296, 324, 360, 370/2, 402, 425/I, V; 436, 446, 528, 555, 564, 603, 608, 634, 635, 636, 637 Österreich (Erzherzogtum): 36 Österreichische Niederlande: 608 Ostpreußen (Provinz): 130, 156/3, 351, 363, 425/V, 548 Ostpreußen (Kammer- bzw. Regierungsbezirk): 169, 272, 303, 425/V Ostsee: 34, 67, 156/3–4, 176, 197, 357, 358, 365, 383, 425/V Pampitz (Pępice): 437 Papenbruch: 362 Paris: 22, 209, 272, 296, 306, 321, 351, 394, 502, 531, 586, 624

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Ortsindex

Pasewalk: 362 Passarge (poln.: Pasłęka, Fluß): 296 Patschkau (Paczków): 439 Persien (incl. achämenidisches Reich): 303, 608 Pfalz (Kurpfalz): 635 Pillau (heute: Baltijsk): 127, 141, 156/2–4, 183, 260, 265, 289, 425/II– III, V; 456, 492, 505, 542 Pinnau (Piniewo): 169 Pirmasens: 265 Pless (Pszczyna): 588 Polen (bis 1795 Königreich): 19, 167, 265, 272, 275, 282, 303, 362, 435, 436, 444, 606, 635, siehe auch Warschau (Großherzogtum) Pommern (preuß. Provinz): 183, 185, 219, 238, 254, 272, 298, 340, 425/V, 438, 548, 616 Portugal (Königreich): 321 Posen (Poznań): 245, 272, 298 Potsdam: 10, 33, 36, 54, 84, 130, 204, 262, 272, 281, 282, 297, 302, 306, 319, 330, 343, 345, 346, 357, 391, 402, 404, 425/I, III; 456, 463, 479, 503, 507, 512, 519, 520, 543, 550, 551, 564, 565, 566, 594, 599, 600, 605, 606, 607, 618, 629, 635, 639 Prag (Praha): 272, 587 Pregel (russ.: Pregolja): 381 Prenzlau: 51, 261, 282, 362, 363, 365, 366, 371, 599 Preußen (Königreich, bis 1701 Kurfürstentum Brandenburg): 10, 11, 14, 29, 30, 31, 32, 35, 38, 41, 55, 59, 62, 69, 75, 76, 79, 80, 83, 84, 95, 96, 97, 104, 112, 113, 118, 125, 134, 138, 141, 151, 153, 156, 159, 160, 161, 164, 167, 169, 170, 176, 178, 179, 180, 183, 185, 187, 188, 190, 195, 198, 203, 206, 209, 210, 213, 216, 218, 219, 221, 223, 229, 234, 239, 243, 248, 256, 258, 260, 265, 268–272, 276, 277, 281, 288, 289, 292, 293, 294, 296, 297, 298, 302–306, 308, 310–314, 318, 320, 321, 326, 330, 331, 332, 335, 339, 341, 342, 343, 345, 346, 347, 349, 354–373, 375, 376, 378, 388, 390, 392–395, 399, 403, 408, 409, 414, 418, 424–429, 435, 436, 441, 442, 444, 446, 455–458, 462, 464, 466, 483, 485, 491, 492, 498, 499, 501, 502, 503, 506–510, 514, 515, 518, 521, 526–535, 537–540, 542, 543, 547, 548, 551, 552,

554, 555, 557, 558, 562, 565, 566, 567, 575, 576, 577, 580, 582, 585, 586, 587, 590, 591, 593, 597, 598, 603, 608, 614, 616, 619, 623, 624, 631–638 Preußen (Landschaft): 111, 183, 191, 219, 299, 326, 370/1, 371, 425/V, 438, 442, 484, 505, 517, 633 Preußen (ehem. Herzogtum): 118 Preußisch Eylau (heute: Bagrationovsk): 275, 406, 484 Pyritz (Pyrzyce): 340 Le Quesnoy: 426 Ratekau: 247, 371 Ravensberg (Grafschaft): 5 Reppen (Rzepin): 99 Rhein (frz. Rhin, ndl. Rijn): 29, 183, 191, 261, 272, 305, 439, 488, 635 Rheinbund (frz.: Confédération du Rhin): 296, 302 Rhinow: 362 Ribbeck: 362 Riga (Rı¯ga): 385, 426, 606 Rohrlack: 362 Rom, Römisches Reich: 118, 268, 302 Rom (Roma, Stadt): 268, 608 Rönnebeck: 362 Rügen: 67 Ruppin: siehe Alt Ruppin, Neuruppin Rußland (Kaiserreich): 113, 155, 156/2, 5; 167, 190, 192, 209, 214, 217, 218, 265, 276, 303, 350, 363, 364, 365, 370/2, 394, 406, 409, 425/I–II, 435, 438, 439, 501, 518, 543, 550, 559, 608, 633 Saalfeld (in Thüringen): 446 Saarbrücken: 501 Sachsen (Königreich, bis 1806 Kurfürstentum): 209, 248, 291, 446, 608, 636, 639 Sachsen-Weimar (Sachsen-WeimarEisenach, Herzogtum): 68, 361/1 Saint-Leu (Saint-Leu-La-Forêt): 296 Salzgitter: 361/1 Sandau: 361, 362 St. Petersburg (Sankt-Peterburg): 36, 162, 296, 339, 402, 406, 608 Scharzfeld: 361/1 Schaumburg-Lippe (Fürstentum, bis 1807 Grafschaft): 16, 190, 274 Schladen: 361/1

Ortsindex

Schlesien (preuß. Provinz): 17, 18, 24, 25, 28, 36, 70, 72, 73, 81, 84, 93, 101, 144, 156/6, 183, 207, 208, 219, 226, 228, 233, 266, 272, 276, 295, 303, 323, 326, 351, 363, 370/1, 378, 383, 384, 386, 398, 402, 406, 420–423, 425/II– III, V; 431, 436, 439, 440, 442, 444, 445, 451, 463, 486, 491, 492, 502, 514, 517, 523, 529, 534, 540, 561, 591, 606, 626, 629, 635, 636 Schlobitten (Słobity): 77 Schmaler Luzinsee: 363 Schmiedeberg (Kowary): 454 Schönau (Swierzawa): 432 Schönberg: 362 Schönbrunn: 68 Schönermark (bei Gransee): 362 Schoningen: 394, 427 Schwaben: 181 Schweden (Königreich): 69, 404, 406, 425/I, 491, 608, 635 Schwedisch-Pommern (SchwedischVorpommern): 197 Schwedt: 56 Schweidnitz (Świdnica): 228, 289, 425/ II, 454, 459, 461, 469, 487, 504, 593 Schweiz (1798–1803 Helvetische Republik): 272, 302, 439 Schwerin: 210, 364, 365 Seesen: 361/1 Segeletz: 362 Sichau: 361/1 Siegen: 501 Siems: 248 Silberberg (Srebrna Góra): 70, 110, 141, 156/3–4, 193, 228, 260, 265, 289, 425/ II–III, 456, 470, 480, 514, 516, 542 Soldin (Myślibórz): 272 Solling: 517, 556 Soor (Ždár): 636 Spandau: 11, 21, 33, 36, 54, 55, 70, 84, 141, 156/5, 226, 245, 260, 289, 325, 402, 424, 425/II–III, 448, 456, 461, 473, 519, 533, 542, 597, 605, 618, 629 Spanden (Spędy): 381 Spanien (Königreich): 296, 306, 360, 635, 636 Sparta: 303 Stargard (Stargard in Pommern, Stargard Szczeciński): 9, 66, 86, 141, 159, 164, 185, 238, 241, 253, 260, 272, 311, 320, 340 Stauffenburg: 361/1

873

Steimke: 114 Stendal: 361/1 Stettin (Szczecin): 248, 272, 298, 349, 361/2, 363, 365, 435, 639 Stöffin: 362 Stolp (Słupsk): 130, 171, 225, 319 Storbeck: 362 Strasen: 362 Straßburg (Strasbourg): 436, 585 Stüdenitz: 361/2, 362 Stuttgart: 190 Südpreußen: 183, 272 Suhl: 45, 46, 49, 184, 523, 541 Swinemünde (Swinouście): 67, 210 Tangermünde: 361/1 Techow: 362 Tecklenburg (Stadt): 160 Tempelberg: 276, 296, 306 Templin: 362 Thermopylen (Thermopylai): 303 Thorn (Toruń): 265, 281 Tilsit (heute: Sovetsk): 130, 190, 272, 296, 418, 424, 425/III, 435, 446, 576 Torgau: 303 Trachenberg (Żmigrod, Stadt und Fürstentum): 440 Trave: 201, 248 Travemünde: 248 Treptow an der Rega (Trzebiatów): 115, 361/1 Treskow: 362 Troitschendorf (Trójca): 28 Turin (Torino): 436 Userin: 362 Uslar: 394, 427 Utrecht (Stadt): 160 Valenciennes: 11, 426, 593 Vendée: 636 Verdun: 55 Versailles: 305 Vichel: 362 Vielitz: 362 Voßwinkel: 362 Wagram (Deutsch-Wagram): 61, 89, 341, 394, 427, 446 Waldeck (Fürstentum): 400 Waren (Waren (Müritz)): 201, 364 Warnemünde: 210

874

Ortsindex

Warschau (Großherzogtum, 1807–1814): 72, 87, 167, 209, 275, 282, 303, 435, 436 Warschau (Warszawa, frz.: Varsovie, Stadt): 275, 540 Waterloo: 206 Wavre: 439 Wehlau (heute: Znamensk): 169 Weichsel (poln.: Wisła, frz.: Vistule): 72, 156/4, 296, 365 Weichselmünde (Wisłoujscie): 156/4, 593 Weimar (Stadt): 68 Weimar (Herzogtum): siehe SachsenWeimar Werder (bei Neuruppin): 362 Wernikow: 362 Wesel: 29, 261 Wesenberg: 362 Wesendorf: 362 Westfalen (Landschaft): 5, 71, 371, 565 Westphalen (Königreich, 1807–1813): 71, 190, 302, 394, 427, 501, 548, 556, 565, 587, 634, 635

Westpreußen: 156/3, 219, 272, 303, 365, 425/V, 548 Wien: 190, 268, 347, 436, 540, 635 Wiesbaden: 59 Wilhelmstein: 446 Wismar: 201 Wittstock: 362 Wolfenbüttel: 361/1 Wulkow: 362 Württemberg (Königreich, bis 1806 Kurfürstentum, bis 1803 Herzogtum): 616 Wustrow: 362 Wuthenow: 362 Zaatzke: 362 Zabelsdorf: 362 Zehden (Cedynia): 432 Zehdenick: 362, 406 Zehlendorf: 483/3 Zella: 523, 541 Zirtow: 362

Stückeverzeichnis I. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Königsberg (August–Dezember 1809) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge 1. 2.

4. 5.

1809 August 2 [1809 nicht nach August 2] [1809 nicht nach August 2] 1809 August 3 1809 Juli 25

6. 7. 8. 9.

1809 1809 1809 1809

3.

August 3 August 3 August 3 August 8

10.

1809 August 9

11.

1809 August 10

12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21.

1809 1809 1809 1809 1809 1809 1809 1809 1809 1809

22. 23.

1809 August 18 1809 August 18

24.

1809 August 18

25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

1809 1809 1809 1809 1808 1809 1809

August 11 August 11 August 12 August 12 August 14 August 15 August 17 August 17 August 17 August 18

August 18 August 18 August 18 August 19 August 21 August 23 August 26

Scharnhorst an [Nagler] .................................... Denkschrift zu benötigten Waffen ................... Aktennotiz zum Gebäude der Académie militaire ............................................................ Scharnhorst an Beyme ....................................... Scharnhorst und Beyme an Koenen und Kircheisen ........................................................... Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun .... Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna ...... Zirkular an die Brigadegeneräle ........................ Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher ...................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Protokoll der Kommission zur Bestückung der Festungen ..................................................... Scharnhorst an [Prinz Wilhelm] ....................... Scharnhorst an Hüser ........................................ Scharnhorst an Stützer ....................................... Generaladjutant an Lützow .............................. Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Götzen ...................................... Scharnhorst an Götzen ...................................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Zelter ......................................... Protokoll der Kommission zur Bestückung der Festungen ..................................................... Scharnhorst an Altenstein ................................. Allgemeines Kriegsdepartement an Alexander Graf zu Dohna ................................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Generaladjutant an Tauentzien ......................... Generaladjutant an Lottum ............................... Generaladjutant an Grawert ............................. Kabinettsorder an Stutterheim .......................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Klewitz .....................................

1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 11 16 17 17 18 19 20 21 22 23 26 27 29 30 31 32 32 32 33 35 37

876

Stückeverzeichnis

32. 33.

1809 August 27 1809 August 29

34.

1809 August 30

35. 36. 37. 38.

40.

1809 August 30 1809 August 30 1809 September 1 [1809 nicht nach September 1] [1809 nicht nach September 1] 1809 September 1

41.

1809 September 2

42. 43. 44.

1809 September 2 1809 September 6 1809 September 6

45. 46. 47.

1809 September 7 1809 September 7 1809 September 7

48. 49.

1809 September 8 1809 September 9

50. 51. 52. 53. 54. 55.

1809 1809 1809 1809 1809 1809

[September] 12 September 19 September 26 September 26 September 30 September 30

56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63.

1809 1809 1809 1809 1809 1809 1809 1809

September 30 Oktober 1 Oktober 2 Oktober 2 Oktober 3 Oktober 5 Oktober 7 Oktober 9

64. 65. 66.

1809 Oktober 10 1809 Oktober 10 1809 Oktober 14

67. 68. 69. 70.

1809 1809 1809 1809

71.

1809 Oktober 23

39.

Oktober 18 Oktober 20 Oktober 22 Oktober 23

Scharnhorst an Castillon ................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Protokoll der Kommission zur Bestückung der Festungen ..................................................... Scharnhorst an Heinrich von Witzleben .......... Scharnhorst an Altenstein ................................. Scharnhorst an Prinz August ............................ Gutachten zu Mobilmachungsplan .................. Gutachten zu veränderter Sechspfünderlafette ................................................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Gebhard Leberecht von Blücher ......................................................... Scharnhorst an Lottum ...................................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Heinrich von Witzleben .......... Scharnhorst an Ribbentrop ............................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Erlaß zur Kantonpflicht von Soldatensöhnen .. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Aufzeichnung zu Probewaffen ......................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Allgemeines Kriegsdepartement an Beyme ..... Allgemeines Kriegsdepartement an Altenstein Immediatbericht zur Gewehrproduktion ........ Immediatbericht zur Bestückung der Festungen ............................................................ Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Prinz August ............................ Allgemeines Kriegsdepartement an Bülow ...... Scharnhorst an Stützer ....................................... Scharnhorst an Lützow ..................................... Scharnhorst an Decken ...................................... Scharnhorst an [Nagler] .................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Allgemeines Kriegsdepartement an Götzen .... Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher ...................... Scharnhorst an Bärsch ....................................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Zirkular des Allgemeinen Kriegsdepartements Protokoll der Kommission zur Bestückung der Festungen ..................................................... Scharnhorst an Ribbentrop ...............................

38 38 40 42 44 45 47 48 49 50 50 52 53 54 55 56 57 57 58 58 59 60 61 63 65 68 71 73 74 74 75 76 77 79 80 80 81 82 83 84

Stückeverzeichnis

72. 1809 Oktober 25 73. 1809 Oktober 25 74. 1809 Oktober 25 75. 1809 November 1 76. 1809 November 6 77. [1809 nach November 10] 78. 1809 November 14 79. 80. 81. 82.

1809 1809 1809 1809

November 17 November 18 November 20 November 20

83. 1809 November 20 84. 1809 November 22 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91.

1809 1809 1809 1809 1809 1809 1809

November 22 November 23 November 25 November 27 November 27 November 27 November 28

92. 93. 94. 95.

1809 1809 1809 1809

November 28 November 28 November 28 Dezember 1

96. 1809 [nicht nach Dezember 1] 97. 1809 Dezember 2 98. 1809 Dezember 2 99. 1809 Dezember 2 100. 1809 Dezember 2 101. 1809 Dezember 3 102. 1809 Dezember 3 103. 1809 Dezember 4 104. 1809 Dezember 5 105. 1809 Dezember 5 106. 1809 Dezember 5 107. 1809 Dezember 5 108. 1809 Dezember 6

Protokoll der Kommission zur Bestückung der Festungen ..................................................... Scharnhorst an Altenstein ................................. Scharnhorst an Bellert ........................................ Allgemeines Kriegsdepartement an Prinz August ....................................................... „Instruktion für die Artillerie-Abteilung“ ...... Scharnhorst an seinen Schwiegersohn Friedrich Graf zu Dohna ................................... Scharnhorst an Friedrich Alexander Graf zu Dohna ................................................... Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna ...... Scharnhorst an Neander .................................... Scharnhorst an Altenstein ................................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Decken ...................................... Scharnhorst an Diericke .................................... Scharnhorst an Götzen ...................................... Scharnhorst an Götzen ...................................... Scharnhorst an Valentini .................................... Scharnhorst an Valentini .................................... Scharnhorst an Altenstein und Alexander Graf zu Dohna ................................. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun ..... Generaladjutant an Grawert ............................. Allgemeines Kriegsdepartement an Bülow ...... Scharnhorst an [Altenstein und Alexander Graf zu Dohna] ............................... „Gutachten über den Entwurf der Organisation des Medizinal-Wesens“ .............. Scharnhorst und Lottum an Alexander Graf zu Dohna ................................. Scharnhorst an Beyme ....................................... Zirkular des Allgemeinen Kriegsdepartements ...................................................... Allgemeines Kriegsdepartement an Bülow ...... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Stützer ....................................... Zirkular des Allgemeinen Kriegsdepartements Scharnhorst an Dietrich Ludwig Gustav Karsten ................................................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements .....................

877 90 92 93 94 94 99 100 101 101 102 103 103 104 106 107 108 108 110 110 111 112 113 114 114 115 117 119 119 121 122 123 124 126 127 128 129 129

878

Stückeverzeichnis

109. 1809 Dezember 6 110. 1809 Dezember 7 111. 1809 Dezember 7 112. 113. 114. 115.

1809 1809 1809 1809

Dezember 10 Dezember 10 Dezember 10 Dezember 10

Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Allgemeines Kriegsdepartement an Götzen .... Scharnhorst an Friedrich Alexander Graf zu Dohna ................................................... Immediatbericht zum Militärmedizinalwesen Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Decken ...................................... Scharnhorst an Schön ........................................

130 131 132 132 135 138 139

2. Nicht genau datierbare Stücke 116. [1809 nicht vor August 19] 117. [1809 nach Oktober 12] 118. [1809 November Ende]

Randnotizen zu einem Gutachten der Artillerieprüfungskommission .......................... Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Denkschrift zu Fähnrichs- und Offiziersexamen ................................................. 119. [1809 Dezember vor 10] Scharnhorst an Prinz August ............................ 120. [1809?] Aufzeichnung zu Versuchen .............................

141 141 142 146 147

II. Das Allgemeine Kriegsdepartement in Berlin (Dezember 1809–Juni 1810) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge 121. 1809 Dezember 27 122. 123. 124. 125. 126. 127. 128. 129.

1809 Dezember 27 1809 Dezember 29 [1809 Dezember 30] 1809 Dezember 31 1810 Januar 1 1810 Januar 2 1810 Januar 2 1810 Januar 4

130. 1810 Januar 4 131. 1810 Januar 6 132. 1810 Januar 7 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139. 140. 141. 142.

1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810

Januar 9 Januar 10 Januar 12 Januar 13 Januar 13 Januar 13 Januar 17 Januar 18 Januar 18 Januar 18

Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Lepel ......................................... Allgemeines Kriegsdepartement an Bülow ...... Aktennotiz zur Salpeterproduktion ................. Erlaß zur Bekämpfung der Desertion .............. Scharnhorst an Prinz Wilhelm .......................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Allgemeines Kriegsdepartement an Koenen .... Scharnhorst an seine Schwester Wilhelmine Müller ............................................. Scharnhorst an Bärsch ....................................... Scharnhorst an Beyme ....................................... Scharnhorst an das Militärökonomiedepartement ........................................................ Scharnhorst an Pontanus ................................... Allgemeines Kriegsdepartement an Koenen .... Zirkular des Allgemeinen Kriegsdepartements Zirkular des Allgemeinen Kriegsdepartements Scharnhorst an Boyen ........................................ Scharnhorst an Soltig ......................................... Scharnhorst an Boyen ........................................ Scharnhorst an Beyme ....................................... Scharnhorst an Koenen ...................................... Scharnhorst an Prinz August ............................

149 149 150 151 151 152 153 155 155 156 156 157 158 158 160 161 162 162 163 163 164 173

Stückeverzeichnis

143. 144. 145. 146. 147. 148.

1810 Januar 20 1810 Januar 21 1810 Januar 22 [1810 Januar 22] 1810 Januar 23 1810 Januar 23

149. [1810 Januar 23] 150. 151. 152. 153.

1810 1810 1810 1810

Januar 23 Januar 24 Januar 26 Januar 26

154. 1810 Januar 26 155. [1810 Januar 27/28] 156. 1810 Januar 28 157. 1810 Januar 28 158. 1810 Januar 29 159. 1810 Januar 30 160. 161. 162. 163. 164.

1810 1810 1810 1810 1810

Januar 30 Januar 30 Januar 30 Januar 31 Januar 31

165. 166. 167. 168. 169.

1810 1810 1810 1810 1810

Februar 3 Februar 3 Februar 4 Februar 4 Februar 5

170. [1810 nicht nach Februar 5] 171. 1810 Februar 5 172. 1810 Februar 6 173. 1810 Februar 8 174. 1810 Februar 11 175. 1810 Februar 12 176. 1810 Februar 13 177. 1810 Februar 13 178. 179. 180. 181.

1810 Februar 15 1810 Februar 17 [1810 Februar 17] 1810 Februar 18

Zirkular des Allgemeinen Kriegsdepartements Allgemeines Kriegsdepartement an Grawert ... Scharnhorst an Beyme ....................................... Randnotiz zu Kartätschkugeln ......................... Scharnhorst an Lottum ...................................... Scharnhorst an die Direktoren des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Instruktion zur wöchentlichen Generalkonferenz des Kriegsdepartements ..... Scharnhorst an Lottum ...................................... Zirkular des Allgemeinen Kriegsdepartements Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna ...... „Instruktion für die Comandanten offener Oerter und Festungen“ ...................................... Zirkular des Allgemeinen Kriegsdepartements Randnotizen zu einem Schreiben des Prinzen August ................................................... Denkschrift „Über unsere militärische Lage und Einrichtungen für die Zukunft“ ................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Lottum ...................................... Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher ...................... Kabinettsorder an Boguslawski und Snethlage Kabinettsorder an Lingelsheim ......................... Scharnhorst an Nagler ....................................... Scharnhorst an Lottum ...................................... Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher ...................... Scharnhorst an Lottum ...................................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Immediatbericht des Staatsministeriums ......... Scharnhorst an Lottum ...................................... Immediatbericht der Konskriptionskommission ........................................................ „Entwurf zur Ausführung der Conscription in den preußischen Staaten“ .............................. Scharnhorst an Bärsch ....................................... Zirkular des Allgemeinen Kriegsdepartements Quittung für entliehene Bücher ........................ Scharnhorst an Grawert .................................... Altenstein, Alexander Graf zu Dohna und Scharnhorst an die Sektion für Allgemeine Gesetzgebung ..................................................... Scharnhorst an Hüser ........................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Beyme ....................................... Allgemeines Kriegsdepartement an Beyme ..... Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Allgemeines Kriegsdepartement an die Sektion für Kultus und Unterricht ...................

879 174 175 176 176 177 177 178 179 179 181 183 186 187 187 195 196 196 197 199 200 200 201 202 202 203 219 219 227 230 231 231 231 232 233 234 234 235 236 237

880

Stückeverzeichnis

182. 1810 Februar 19 183. 1810 Februar 20 184. 1810 Februar 22 185. 1810 Februar 22 186. 1810 Februar 22 187. 1810 Februar 24 188. 1810 Februar 24 189. 1810 Februar 25 190. 1810 Februar 25 191. 1810 Februar 26 192. 1810 Februar 27 193. 1810 Februar 27 194. 195. 196. 197. 198. 199.

1810 1810 1810 1810 1810 1810

Februar 27 Februar 27 Februar 27 Februar 28 März 2 März 2

200. 201. 202. 203.

1810 1810 1810 1810

März 2 März 4 März 7 März 8

204. 1810 März 10 205. 206. 207. 208. 209. 210.

1810 1810 1810 1810 1810 1810

März 10 März 11 März 11 März 11 März 12 März 13

211. 1810 März 13 212. 1810 März 14 213. 1810 März 14 214. 1810 März 14 215. 1810 März 14 216. 1810 März 14 217. 1810 März 15 218. 1810 März 16 219. 1810 März 17

Scharnhorst an Prinz August ............................ Allgemeines Kriegsdepartement an Prinz August ....................................................... Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna ...... Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher ...................... Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Allgemeines Kriegsdepartement an Prinz August ....................................................... Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Allgemeines Kriegsdepartement an Alexander Graf zu Dohna ................................. Scharnhorst an Prinz August ............................ Allgemeines Kriegsdepartement an die Sektion für Kultus und Unterricht ................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun .... Scharnhorst an Ribbentrop ............................... Scharnhorst an Görcke ...................................... Scharnhorst an Hüser ........................................ Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Allgemeines Kriegsdepartement an Kleist ....... Bericht über den Rückzug nach Lübeck .......... Scharnhorst an Prinz August ............................ Immediatbericht Altensteins, Alexander Graf zu Dohnas und Scharnhorsts ................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Schuldenanerkennung Scharnhorsts ................. Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun .... Scharnhorst an Roeder ...................................... Immediatbericht des Staatsministeriums ......... Allgemeines Kriegsdepartement an die 2. Sektion des Außenministeriums ................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Diericke .................................... Allgemeines Kriegsdepartement an Prinz August ....................................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Lingelsheim .............................. Zirkular des Allgemeinen Kriegsdepartements ...................................................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Immediatbericht des Staatsministeriums .........

238 239 241 242 243 243 244 246 248 249 250 252 253 254 254 255 255 258 259 260 261 265 267 268 268 270 270 270 273 275 276 276 277 278 278 279 280 281

Stückeverzeichnis

220. [1810 März 17/18] 221. 222. 223. 224. 225. 226. 227. 228. 229. 230. 231. 232. 233. 234. 235. 236. 237. 238. 239. 240. 241. 242. 243. 244. 245. 246. 247. 248. 249. 250. 251. 252. 253. 254. 255. 256. 257. 258.

Scharnhorst an Dietrich Ludwig Gustav Karsten ................................................... 1810 März 18 Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. 1810 März 18 Scharnhorst an Schachtmeyer ............................ 1810 März 19 Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. 1810 März 19 Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. 1810 März 19 Scharnhorst an Altenstein ................................. 1810 März 19 Scharnhorst an Neander .................................... 1810 März 21 Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna ...... 1810 März 21 Scharnhorst an Prinz August ............................ 1810 März 21 Scharnhorst an Adolph von Hake .................... 1810 März 21 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... 1810 März 22 Scharnhorst an Roeder ...................................... 1810 März 22 Scharnhorst an Lingelsheim .............................. 1810 März 25 Scharnhorst an Neander .................................... 1810 März 26 Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. 1810 März 26 Scharnhorst an Pullet ......................................... 1810 März 26 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... 1810 März 28 Zirkular des Allgemeinen Kriegsdepartements 1810 März 28 Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher ...................... 1810 März 27 „Instruction für die zur Dienstleistung [...] commandirten Stabs und andern Officiers“ .... 1810 März 28 Allgemeines Kriegsdepartement an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ...... 1810 März 28 Scharnhorst an Lingelsheim .............................. 1810 März 29 Allgemeines Kriegsdepartement an Alexander Graf zu Dohna ................................. 1810 März 29 Scharnhorst an Yorck ......................................... 1810 März 30 Zirkular des Allgemeinen Kriegsdepartements 1810 März 31 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... 1810 April 1 Scharnhorst an Altenstein ................................. 1810 April 2 Scharnhorst an die ImmediatUntersuchungskommission .............................. [1810 nicht nach April 2] „Bericht der Verteidigung von Lübeck bis zu meiner Gefangenschaft“ ......................... 1810 April 2 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... 1810 April 2 Scharnhorst an Pullet ......................................... 1810 April 3 Scharnhorst an Prinz August ............................ 1810 April 4 Scharnhorst an Beyme ....................................... 1810 April 4 Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher ...................... 1810 April 5 Allgemeines Kriegsdepartement an Alexander Graf zu Dohna und August Graf von der Goltz ............................... 1810 April 5 Scharnhorst an Roeder ...................................... 1810 April 6 Zirkular des Staatsministeriums ........................ 1810 April 6 Scharnhorst an Chasot ....................................... 1810 April 9 Protokoll des Staatsministeriums .....................

881 287 288 289 290 291 291 292 292 293 294 295 295 298 298 299 300 300 301 302 302 305 306 307 308 309 310 311 312 312 316 316 317 317 318 319 320 321 323 324

882

Stückeverzeichnis

259. 1810 April 9 260. [1810 März 24/April 9] 261. 262. 263. 264. 265. 266. 267. 268. 269. 270. 271. 272. 273. 274. 275. 276. 277. 278. 279. 280. 281. 282. 283. 284. 285. 286. 287. 288. 289. 290. 291. 292. 293. 294. 295. 296. 297. 298.

Scharnhorst an Beyme ....................................... Immediatbericht zur Reorganisation der Militärjustiz ........................................................ 1810 April 9 Scharnhorst an Zieten ........................................ 1810 April 11 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... 1810 April 12 Zirkular zur Inspektionsreise des Prinzen August ................................................... 1810 April 13 Scharnhorst an Courbière ................................. 1810 April 13 Zirkular zur Inspektionsreise des Prinzen August ................................................... 1810 April 15 „Promemoria, Artillerie, Festungs und Waffen Kosten“ .................................................. 1810 April 15 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... 1810 April 17 Zirkular des Staatsministeriums ........................ 1810 April 17 Staatsministerium an Klewitz ........................... 1810 April 17 Staatsministerium an Seegebarth ....................... 1810 April 17 Instruktion für Kunowski ................................. 1810 April 17 Reskript des Staatsministeriums ....................... 1810 April 17 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... 1810 April 17 Scharnhorst an Blumenstein .............................. 1810 April 17 Scharnhorst an Prinz August ............................ 1810 April 18 Scharnhorst an Hardenberg .............................. 1810 April 18 Scharnhorst an Altenstein ................................. 1810 April 18 Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna ...... 1810 April 18 Scharnhorst an Prinz August ............................ 1810 April 19 August Graf von der Goltz, Alexander Graf zu Dohna, Beyme und Scharnhorst an Altenstein ............................................................ 1810 April 19 Staatsministerium an Albrecht .......................... 1810 April 20 Scharnhorst an August Graf von der Goltz .... 1810 April 20 Scharnhorst an Prinz Wilhelm .......................... [1810 nicht nach April 20] „Promemoria“ zur Truppeninspektion ............ 1810 April 20 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... 1810 April 20 Scharnhorst an Prinz August ............................ 1810 April 20 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... 1810 April 21 Scharnhorst an Beyme ....................................... 1810 April 21 Zirkular zur Anlage von Übungsbatterien ...... 1810 April 22 Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... 1810 April 23 Scharnhorst an Rühle von Lilienstern .............. 1810 April 24 Scharnhorst an Altenstein ................................. 1810 April 25 Scharnhorst an [?] .............................................. 1810 April 25 Scharnhorst an Beyme ....................................... 1810 April 26 Allgemeines Kriegsdepartement an Kleist ....... 1810 April 27 Scharnhorst an Hardenberg .............................. 1810 April 27 Zirkular des Allgemeinen Kriegsdepartements 1810 April 28 Beyme und Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna .................................

326 326 333 334 335 336 336 338 340 341 343 344 345 346 348 350 353 354 356 356 357 358 359 360 361 362 364 365 365 366 367 369 370 371 372 372 373 375 381 382

Stückeverzeichnis

299. 300. 301. 302. 303. 304. 305. 306. 307.

1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810

April 28 April 28 April 30 Mai 1 April 5 Mai 1 Mai 1 [Mai] 3 Mai 4

308. 309. 310. 311. 312. 313. 314. 315. 316.

[1810 Mai 4] [1810 Mai 4] 1810 Mai 5 1810 Mai 5 1810 Mai 2 1810 Mai 6 1810 Mai 7 1810 Mai 7 1810 Mai 9

317. 1810 Mai 9 318. 1810 Mai 9 319. 1810 Mai 10 320. 1810 Mai 11 321. 1810 Mai 13 322. 1810 Mai 14 323. 1810 Mai 15 324. 1810 Mai 15 325. [1810 Mai 14/16] 326. 1810 Mai 19 327. 1810 Mai 20 328. [1810 Mai 20] 329. 1810 Mai 23 330. 1810 Mai 24/25 331. 1810 Mai 9/14 332. 333. 334. 335. 336. 337. 338. 339. 340.

1810 Mai 25 1810 Mai 25 1810 Mai 26 1810 Mai 26 [1810 Mai 26] 1810 Mai 27 1810 Mai 29 1810 Mai 29 1809 Juni 3

341. 1810 [Juni 4]

Scharnhorst an Görcke ...................................... Scharnhorst an Rüchel ....................................... Scharnhorst an Harroy ...................................... Scharnhorst an das Staatsministerium .............. Denkschrift der Konskriptionskommission .... Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna ...... Scharnhorst an Boguslawski ............................. Scharnhorst an Hardenberg ............................. Kriegsministerium an Altenstein und Alexander Graf zu Dohna ................................. Scharnhorst an Tauentzien ................................ Aktennotiz zur Entfestigung Breslaus ............. Allgemeines Kriegsdepartement an Beyme ..... Zirkular des Allgemeinen Kriegsdepartements „Instruction zum Scheibenschießen“ ............... Scharnhorst an Stützer ....................................... Protokoll des Staatsministeriums ..................... Scharnhorst an Kyckpusch ................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an die 2. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Altenstein ................................. Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher ...................... Scharnhorst an Decken ...................................... Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna ...... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun .... Randnotiz zu einem Schreiben Wedells ........... Scharnhorst an seinen Bruder Friedrich Scharnhorst ........................................ Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna ...... Immediatbericht des Staatsministeriums ......... „P. M. betreffend den Plan zur Aufbringung der Contribution an Frankreich p. p.“ ............. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Scharnhorst an Knauff ....................................... Scharnhorst an August Graf von der Goltz .... Scharnhorst an Beyme ....................................... Aktennotiz zur Beförderung Kräwels ............. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna ...... Scharnhorst an Pontanus ................................... Scharnhorst an Gneisenau ................................. Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher ...................... Scharnhorst an Hardenberg ..............................

883 383 384 384 385 388 400 401 403 403 404 406 407 408 409 413 413 414 414 415 415 416 418 418 420 421 422 422 423 424 425 425 426 431 432 433 434 434 435 435 436 437 437 439

884

Stückeverzeichnis

342. 1810 Juni 4 343. 1809 Juni 4 344. 1810 Juni 5 345. 346. 347. 348 349.

1810 Juni 6 1810 Juni 6 1810 Juni 6 [1810 Juni] 6 1809 Juni 6

350. 1810 Juni 8 351. 1810 Juni 8 352. 1810 Juni 8 353. 1810 Juni 8 354. 355. 356. 357. 358. 359.

1810 1810 1810 1810 1810 1810

Juni 9 Juni 9 Juni 9 Juni 15 Juni 16 Juni 17

360. 1810 Juni 17

Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Allgemeines Kriegsdepartement an Prinz August ....................................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... „Ostensible Cabinets Ordre“ an Scharnhorst „Geheime Cab. Ordre“ an Scharnhorst ........... Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna ...... Allgemeines Kriegsdepartement an die 2. Sektion des Außenministeriums ................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Blumenstein .............................. Scharnhorst an Görcke ...................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an Altenstein ................................. Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an die Direktoren und Mitglieder des Militärökonomiedepartements ................... Scharnhorst an die Direktoren und Mitglieder des Allgemeinen Kriegsdepartements ..............

442 442 444 444 446 446 447 447 448 450 451 452 452 453 454 454 455 455 456

2. Die Untersuchung der Kriegsereignisse von 1806 361. [1809/1810] 362. [1806 Oktober 25 und später] 363. [nach 1806 Oktober] 364. [nach 1806 Oktober] 365. [1808/1810?] 366. [1808/1810?]

Bericht „Rükzug des Generallieutenants von Blücher von Nordhausen bis Lübek“ ....... „Dislocation der fürst. Hohenlohschen Armee am 25ten Oktober 1806“ ......................... Denkschrift zur Lage am 28. und 29. Oktober 1806 .................................. Denkschrift zum Rückzug Blüchers ................ Aufzeichnung zum Rückzug Blüchers ............ Denkschrift zu Vorwürfen gegen Blücher .......

458 464 467 469 470 473

3. Reglements-, Konskriptions- und Beförderungsfragen 367. [vor 1810 Februar 5?] 368. [1810 nicht vor Februar 13] 369. 1810 März [nach 11] 370. [1810 März nach 11]

Denkschrift zur Einführung der allgemeinen Konskription ...................................................... 477 Scharnhorst an La Roche-Aymon .................... 478

Scharnhorst an Tauentzien ................................ Denkschrift zur Beförderungspraxis und zur Heeresreform ............................................... 371. [1810 März nach 11] Liste außerordentlicher Beförderungen ........... 372. [1810 nicht vor März 30] Randnotizen zum Entwurf eines Artilleriereglements ...........................................

479 480 493 494

Stückeverzeichnis

373. [1810 nach April 26] 374. [nach 1809 Juni 12] 375. [nach 1809 Juni 12]

Immediatbericht zur Reform der Militärjustiz Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Denkschrift „Inspicirung der Regimenter in Hinsicht der Feldübungen“ .............................. 376. [nach 1809 Dezember 1] Instruktion „Allgemeine Regeln zur Befolgung in den Uebungen“ ...........................

885 495 496 497 498

4. Verschiedene nicht genau datierbare Stücke 377. [1809 Dezember/ 1810 Januar?] 378. [nicht vor 1810 Januar 26] 379. [1810 Februar 19/März 7] 380. [1810 nicht vor März 5] 381. [1810 vor März 12] 382. [1810 nicht vor März 29] 383. [1810 nicht vor März 31] 384. 385. 386. 387. 388. 389. 390.

Randvermerk zu einem Probegewehr .............. 514

Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Ribbentrop ............................... Denkschrift zur Lagerung von Vorräten .......... Scharnhorst an Tippelskirch .............................. Scharnhorst an Gratz ......................................... Gutachten zur Verlagerung von Munition aus Schlesien ....................................................... [1810 nicht vor März 31] Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... [1810 nicht vor April 13] Notizen über Verhandlungen vor der Berufung Hardenbergs ...................................... [1810 nach April 13] Randvermerk zu einem Schreiben Roeders ..... [1810 nicht vor April 21] Aktennotiz zu einem Schreiben des Prinzen August ................................................... [1809/1810?] „Ohngefährer Ueberschlag von den Unterhaltungs-Kosten der Armee [...] pro 1809/11“ ..... [nach 1807?] Aufzeichnung zum Garnisondienst ................. [1810 Juni Anfang] Scharnhorst an Schön ........................................

514 517 517 519 519 520 521 521 522 522 522 524 524

III. Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps (Juni 1810–Februar 1811) 1.

Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge

391. 1810 Juni 18 392. 1810 Juni 20 393. 1810 Juni 21 394. 1810 Juni 21 395. 396. 397. 398.

1810 1810 1810 1810

Juni 26 Juni 28 Juni 29 Juni 29

399. 1810 Juni 29 400. 1810 Juni 29 401. 1810 Juni 30

Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. „Verabredete Verhältnisse zwischen dem Generalmajor v. Scharnhorst und Obst. v. Hacke“ .................................................. Scharnhorst an Hardenberg .............................. Denkschrift zur Rechtfertigung gegen französische Vorwürfe ....................................... Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an Kamptz ..................................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an die Artillerieprüfungskommission ........................................................ Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an Pentz ......................................... Scharnhorst an Schütz .......................................

525 526 527 528 530 531 531 531 533 534 535

886

Stückeverzeichnis

402. 1810 Juli 2 403. 1810 Juli 3 404. 1810 Juli 5 405. 1810 Juli 7 406. 1810 Juli 8 407. 1810 Juli 8 408. 1810 Juli 9 409. 1810 Juli 10 410. 411. 412. 413. 414. 415. 416. 417. 418. 419. 420. 421. 422.

1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810

Juli 10 Juli 12 Juli 12 Juli 12 Juli 12 Juli 13 Juli 13 Juli 13 Juli 14 Juli 14 Juli 15 Juli 15 Juli 15

423. 1810 Juli 15 424. 1810 Juli 16 425. 1810 Juli 16 426. 427. 428. 429. 430. 431. 432. 433. 434.

1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810

Juli 16 Juli 16 Juli 16 Juli 16 Juli 17 Juli 17 Juli 17 Juli 17 Juli 17

435. 436. 437. 438. 439. 440. 441. 442. 443. 444. 445. 446.

1810 Juli 27 1810 Juli 27 [1810 Juli] 29 [1810 August?] 4 1810 August 5 1810 August 13 [1810 August 17] 1810 August 17 1810 August 17 1810 August 23 1810 August 23 1810 August 30

Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Hardenberg .............................. Immediatbericht zu Gußversuchen .................. Scharnhorst an die Artillerieprüfungskommission ........................................................ Scharnhorst an Rauch ........................................ Immediatbericht zu den Etats der Kriegsschulen ..................................................... Scharnhorst an Neander .................................... Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun .... Scharnhorst an Blumenstein .............................. Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Kohn ......................................... Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna ...... Scharnhorst an Decker ...................................... Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Scharnhorst an Schön ........................................ Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an Pontanus ................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Immediatbericht zur Übersicht der preußischen Streitkräfte ..................................... Denkschrift zur Übersicht der preußischen Streitkräfte .......................................................... Immediatbericht zu Rahmenlafetten ................ Französische Fassung von Nr. 394 ................... Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an Sasse und Tiedecke .................. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an Boyen ........................................ Scharnhorst an die Artillerieprüfungskommission ........................................................ Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Immediatbericht zur Entfestigung Breslaus .... Notizen über Brieg und Mollwitz .................... Scharnhorst an Rottenburg ............................... Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Scharnhorst an Thiesenhausen .......................... Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an Blumenstein .............................. Scharnhorst an Zeschau .....................................

536 537 538 539 540 543 543 544 547 547 548 549 550 550 552 553 553 555 555 556 556 557 557 559 575 577 579 581 582 583 583 584 585 585 586 590 591 592 593 595 596 598 599 600 600

Stückeverzeichnis

447. [1810 September] 3 448. 1810 September 6 449. 1810 September 5 450. 1810 September 7 451. 452. 453. 454. 455. 456.

1810 1810 1810 1810 1810 1810

September 7 September 10 September 10 September 24 September 24 September 24

457. 1810 September 24 458. 1810 September 24 459. 1810 September 28 460. 1810 Oktober 10 461. 1810 Oktober 10 462. 463. 464. 465. 466. 467. 468. 469. 470. 471.

1810 Oktober 10 1810 Oktober 10 1810 Oktober 11 [1810 nicht nach Oktober 11] 1810 Oktober 11 1810 Oktober 12 1810 Oktober 12 1810 September 28 und Oktober 12 1810 Oktober 14 1810 Oktober 15

472. [1810 Oktober 15] 473. 474. 475. 476. 477. 478.

1810 1810 1810 1810 1810 1810

Oktober 15 Oktober 15 Oktober 16 Oktober 16 Oktober 17 Oktober 18

479. 1810 Oktober 19 480. 1810 Oktober 20 481. 482. 483. 484. 485.

1810 1810 1810 1810 1810

Oktober 21 Oktober 21 Oktober 22 Oktober 23 Oktober 23

Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna ....................................... Aktennotiz zu einem Schreiben der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ...... Scharnhorst an Harroy ...................................... Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna ....................................... Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Bartsch ...................................... Scharnhorst an Gneisenau ................................. Scharnhorst an Prinz August ............................ Immediatbericht des Prinzen August und Scharnhorsts ................................................ Immediatbericht des Prinzen August und Scharnhorsts ................................................ „Instruction über die anzuwendende möglichste Pulverersparniß bei Vertheidigung einer Festung“ .................................................... Scharnhorst an Harroy ...................................... Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna ...... Scharnhorst an Boyen ........................................ Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Denkschrift „Bemerkung einiger Fehler bei den Uebungen“ ............................................ Scharnhorst an [?] .............................................. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun .... Scharnhorst an Weiss ......................................... Aktennotizen zu einem Anstellungsgesuch ..... Scharnhorst an Kuhfahl ..................................... Immediatbericht des Prinzen August und Scharnhorsts ....................................................... Scharnhorst an Karl Johann Bernhard Karsten ................................................................ Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Immediatbericht zu Personalien ....................... Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Gutachten zu Schießübungen der Artillerie .... Spezialbefehl zur Zulassung zur Allgemeinen Kriegsschule ................................. Scharnhorst an Boyen ........................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Scharnhorst an Sack ........................................... Scharnhorst an [Boyen?] ................................... Immediatbericht zu Beförderungen ................. Scharnhorst an Prinz August ............................

887 602 603 603 604 604 605 607 607 608 609 612 613 616 616 617 618 619 620 621 629 629 630 630 631 631 633 633 634 635 635 636 637 637 638 639 640 641 643 644

888

Stückeverzeichnis

486. 1810 Oktober 24 487. 1810 Oktober 25 488. 1810 Oktober 26 489. 1810 Oktober 26 490. 1810 Oktober 26 491. 1810 Oktober 26 492. 493. 494. 495.

1810 1810 1810 1810

Oktober 28 Oktober 29 Oktober 29 Oktober 29

496. 1810 Oktober 29 497. 498. 499. 500. 501. 502. 503.

1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810

Oktober 29 Oktober 30 Oktober 31 November 2 November 3 November 4 November 4

504. 1810 November 4 505. 1810 November 5 506. 507. 508. 509. 510.

1810 1810 1810 1810 1810

November 6 November 9 November 9 November 9 November 9

511. 1810 November 9 512. 1810 November 10 513. 1810 November 12 514. 1810 November 12 515. 1810 November 12 516. 517. 518. 519. 520. 521. 522. 523. 524. 525.

1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810

November 12 November 13 November 13 November 14 November 14 November 14 November 14 November 16 November 18 November 18

Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Spezialbefehl zur Zulassung zur Allgemeinen Kriegsschule ................................. Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an Rauch ........................................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Immediatbericht zum Bedarf der Festungen ... Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Aktennotiz zum Salpeterankauf ....................... Scharnhorst an Boguslawski ............................. Scharnhorst an [Albrecht von Hake?] .............. Scharnhorst an Lingelsheim .............................. Scharnhorst an Gerhard .................................... Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Scharnhorst an Boyen und Albrecht von Hake ............................................ Scharnhorst an das Militärökonomiedepartement ........................................................ Immediatbericht des Prinzen August und Scharnhorsts ....................................................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Schmidt ..................................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Gerhard .................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an die Studiendirektion der Allgemeinen Kriegsschule ................................. Scharnhorst an Koschitzky ............................... Scharnhorst an Gerhard .................................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Boyen ........................................ Scharnhorst an Karl von Witzleben .................. Scharnhorst an Diericke .................................... Scharnhorst an Blumenstein .............................. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun .... Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Scharnhorst an Boyen ........................................

644 645 646 646 647 648 649 651 653 653 654 654 654 655 656 656 657 659 660 661 662 663 664 664 665 666 668 669 669 670 671 671 673 674 675 675 676 677 677 677

Stückeverzeichnis

526. 1810 November 18 527. 528. 529. 530.

1810 1810 1810 1810

November 18 November 21 November 21 November 21

531. 1810 November 22 532. 1810 November 22 533. 1810 November 26 534. 1810 November 28 535. 1810 November 28 536. 1810 November 28 537. 1810 November 30 538. 1810 November 30 539. 540. 541. 542. 543. 544. 545.

1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810

November 30 Dezember 5 Dezember 5 Dezember 7 Dezember 7 Dezember 7 Dezember 7

546. 1810 Dezember 8 547. 1810 Dezember 11 548. [1810 nicht nach Dezember 11] 549. 1810 Dezember 12 550. 1810 Dezember 13 551. 1810 Dezember 13 552. 1810 Dezember 14 553. 1810 Dezember 14 554. 555. 556. 557. 558. 559. 560. 561. 562.

1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810 1810

Dezember 14 Dezember 14 Dezember 17 Dezember 17 Dezember 19 Dezember 21 Dezember 24 Dezember 27 Dezember 27

563. 564. 565. 566.

1810 1810 1810 1811

Dezember 27 Dezember 29 Dezember 31 Januar 3

567. 1811 Januar 4

Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Seydel und Rode ...................... Immediatbericht zu Visieren ............................. Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Zeschau ..................................... Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Roeder ...................................... Immediatbericht zur Entfestigung Breslaus .... Scharnhorst an Gerhard .................................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Schmidt ..................................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Schöler ...................................... Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Denkschrift zu Hakes Organisationplan für die Gendarmerie ........................................... Scharnhorst an Harroy ...................................... Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Scharnhorst an Karl von Witzleben .................. Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Sack ........................................... Scharnhorst an Karl von Witzleben .................. Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an [Albrecht von Hake?] .............. Scharnhorst an Gerhard .................................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Grawert .................................... Aktennotiz zu einem Schreiben des Prinzen August ................................................... Aktennotiz zu einem Schreiben Gerhards ....... Scharnhorst an Karl von Witzleben .................. Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Prinz August ............................

889 678 679 682 687 688 689 692 693 695 695 696 696 697 697 698 701 701 702 703 704 705 705 706 712 713 714 715 715 716 716 717 718 719 719 720 721 722 722 723 723 724 725

890

Stückeverzeichnis

568. 1811 Januar 4 569. 1811 Januar 7 570. 1811 Januar 8 571. 1811 Januar 8 572. 1811 Januar 8 573. 1811 Januar 12 574. 1811 Januar 12 575. 576. 577. 578. 579. 580.

1811 Januar 12 1811 Januar 14 1811 Januar 14 1811 Januar 14 1811 Januar 19 [1811 nicht nach Januar 19] 581. 1811 Januar 19 582. 1811 Januar 19 583. 1811 Januar 19 584. 1811 Januar 19 585. 1811 Januar 21 586. 1811 Januar 21 587. 1811 Januar 21 588. 1811 Januar 21 589. 1811 Januar 22 590. 1811 Januar 24 591. 1811 Januar 27 592. 1811 Januar 27 593. 1811 Februar 2 594. 1811 Februar 2 595. 1811 Februar 2 596. 1811 Februar 2 597. 1811 Februar 4 598. 599. 600. 601.

1811 1811 1811 1811

Februar 4 Februar 5 Februar 6 Februar 8

602. 1811 Februar 9 603. 1811 Februar 12 604. 1811 Februar 12

Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Itzenplitz .................................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Gerhard .................................... Scharnhorst an August Graf von der Goltz .... Scharnhorst an Götzen ...................................... Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Prinz August ............................ „Instruktion für die Artillerieoffiziere der Festungen“ .......................................................... Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Scharnhorst an die Generalordenskommission ........................................................ Scharnhorst an Gerhard .................................... Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Scharnhorst an das Allgemeine Kriegsdepartement ............................................. Scharnhorst an Borstell ...................................... Scharnhorst an Kurprinz Wilhelm von Hessen .......................................... Scharnhorst an Diericke .................................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Scharnhorst an Schmidt, Johann Karl Ludwig Braun und Tiedecke ............................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Schöler ...................................... Scharnhorst an Gebhard Leberecht von Blücher ......................................................... Scharnhorst an Yorck ......................................... Scharnhorst an Jagow ........................................ Scharnhorst an Karl von Witzleben .................. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Scharnhorst an Hardenberg ..............................

726 726 726 727 727 728 729 730 730 731 732 733 733 734 735 737 738 738 739 740 741 741 742 742 743 743 745 745 756 747 748 749 750 751 752 753 754

Stückeverzeichnis

605. 1811 Februar 12 606. 1811 Februar 12 607. [1811 nicht nach Februar 12] 608. 1811 Februar 14 609. 1811 Februar 14 610. 1811 Februar 15 611. 1811 Februar 19 612. 1811 Februar 21 613. 1811 Februar 22 614. 1811 Februar 22 615. 1811 Februar 22 616. 1811 Februar 22 617. 1811 Februar 27 618. 1811 Februar 27 619. 1811 Februar 28 620. 1811 Februar 28

891

Scharnhorst an Jagow ........................................ 755 Scharnhorst an Friedrich von Clausewitz ........ 756 Instruktion zu Schießversuchen ....................... 757 Scharnhorst an Hardenberg .............................. Scharnhorst an Grawert .................................... Scharnhorst an Gerhard .................................... Scharnhorst an Zeschau ..................................... Scharnhorst an Sack ........................................... Scharnhorst an Albrecht von Hake .................. Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Yorck ......................................... Scharnhorst an Schuckmann ............................. Scharnhorst an Schmidt ..................................... Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III. ............. Scharnhorst an Prinz August ............................ Scharnhorst an Valentini ....................................

758 759 760 760 761 761 762 763 764 766 766 767 768

2. Nicht genau datierbare Stücke 621. [1810 Juni 23/28] 622. 623. 624. 625. 626. 627. 628. 629. 630. 631.

632. 633. 634. 635. 636. 637. 638. 639.

Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ..................... [1810 Juni 24/Juli 10] Notizen zur Erprobung einer Kanone ............. [1810 Juni/Juli?] Scharnhorst an Rauch ........................................ [1810 nach Juli 8] Scharnhorst an [Kalckreuth?] ........................... [1810 August?] Scharnhorst an seine Tochter Julie Gräfin zu Dohna ................................................ [1810 Sommer?] Aufzeichnung zu den schlesischen Festungen [1810 nach November 17] Scharnhorst an Schack ....................................... [1810 nach September 4] Notiz zu Gewehrversuchen .............................. [1810 Sommer/Herbst?] Aufzeichnung zu den Gewehrfabriken in Malapane und Potsdam ................................. [1810 nicht vor Randnotizen zu Gewehrversuchen .................. November 30] [1810 nach „Beantwortung der Bemerkungen über die November 30] neuen Gewehre, welche von dem 1ten Westpreußischen Grenadier Bataillon eingeschikt sind“ .................................................................... [1810 nicht nach Instruktion zu Gewehrversuchen ..................... Dezember 6] [1810?] „Vorschläge zur Ersparu[n]g des Feuergewehrs“ .................................................... [1810 nach November 22] Immediatbericht über die Verhandlungen zur Konskriptionsfrage ..................................... [1810 nach November 22] „Uebersicht der Geschichte der KantonEinrichtung im preußischen Staate“ ................. [1810 nach November 22] Denkschrift „Unzuläßigkeit der Stell-Vertreter“ ................................................... [1810 vor Dezember 18] Denkschrift zur Ausbildung der Artilleristen [1811 Januar?] Scharnhorst an [?] ............................................... [1811 nicht vor Beurteilung einer Arbeit des Prinzen Februar 24] Karl von Mecklenburg-Strelitz .........................

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777 780 782 787 790 794 797 806 806