Private und dienstliche Schriften 4: Generalstabsoffizier zwischen Krise und Reform (Preußen 1804 - 1807) 9783412271053, 3412271055


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Private und dienstliche Schriften 4: Generalstabsoffizier zwischen Krise und Reform (Preußen 1804 - 1807)
 9783412271053, 3412271055

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Gerhard von Scharnhorst Private und dienstliche Schriften Band 4

VERÖFFENTLICHUNGEN AUS DEN ARCHIVEN PREUSSISCHER KULTURBESITZ

Herausgegeben von Jürgen Kloosterhuis und Dieter Heckmann

Band 52,4

Scharnhorst und die Siegesgöttin in der Schlacht von „Preußisch Eylau, den 8. Februar 1807" Relief vom Grabdenkmal Scharnhorsts auf dem Invalidenfriedhof in Berlin. Der Fries mit seinen Lebensstationen wurde nach Entwürfen Karl Friedrich Schinkels (1781-1841) von Christian Friedrich Tieck (1776-1851) ausgeführt und 1833 vollendet.

Gerhard von Scharnhorst Private und dienstliche Schriften Band 4 Generalstabsoffizier zwischen Krise und Reform (Preußen 1 8 0 4 - 1807)

Herausgegeben von

Johannes Kunisch in Verbindung mit

Michael Sikora Bearbeitet von

Tilman Stieve

§ 2007 B Ö H L A U VERLAG K Ö L N WEIMAR WIEN

Die Drucklegung wurde durch Mittel der Dr. Helmuth Leusch-Stiftung ermöglicht.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2007 by Böhlau Verlag G m b H & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Satz: Punkt für Punkt G m b H , Düsseldorf Druck und Bindung: Strauss G m b H , Mörlenbach Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-412-27105-3

Inhalt Vorwort Einführende Bemerkungen Abkürzungen und Siglen Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge 2. Aus der Tätigkeit beim Generalquartiermeisterstab 3. Militärische Gesellschaft und Fachpublizistik 4. Aus der Arbeit am Handbuch der Artillerie

VII IX XV XIX

1 232 248 284

II. Der Krieg gegen Napoleon (August 1806-Juli 1807) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge 2. Aufzeichnungen aus dem Krieg und erste Ausarbeitungen darüber

508

III. Der Beginn der Militärreorganisationskommission in Memel (Juli-Dezember 1807) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge 2. Nicht datierbare Stücke

572 749

Anhang 1: Lebensläufe Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

775 801

Personen- und Formationsindex

826

Ortsindex

862

Stückeverzeichnis

883

316

Vorwort Der hier vorzulegende vierte Band der Scharnhorst-Edition umfaßt die im Nachlaß überlieferten Dokumente von März 1804 bis Ende 1807. Sie sind gegliedert in drei Kapitel und behandeln die Tätigkeit Scharnhorsts im Generalquartiermeisterstab und im Feldzug gegen Napoleon in Ostpreußen. Die hier größtenteils erstmals veröffentlichten privaten Briefe und amtlichen Schriften führen den Leser hinein in die entscheidenden Monate nach der Niederlage Preußens bei Jena und Auerstedt (14. Oktober 1806), die Wiederaufnahme der Kämpfe gegen die Grande Armée an der Seite Rußlands und den mühevollen Beginn der Reformmaßnahmen. Der Band führt demnach von den Kampfhandlungen bei Preußisch Eylau (7./8. Februar 1807) und Friedland (14. Juni 1807) bis zum Frieden von Tilsit (9. Juli 1807), durch den Preußen unter demütigenden Bedingungen alle seine westlich der Elbe gelegenen Territorien einschließlich Magdeburgs und die Erwerbungen aus der zweiten und dritten Teilung Polens einbüßte. Er endet mit den Anfängen der „Militärreorganisationskommission" in den letzten Monaten des Jahres 1807. In den Gesamtzusammenhang nicht nur der Biographie, sondern auch der reichs- und welthistorischen Ereignisse führt auch die Einleitung der beiden Mitherausgeber ein. Der nächste Band der Edition wird hier anknüpfen und dann die Zeit der großen Reformen in Preußen zum Gegenstand haben - Reformen an Haupt und Gliedern, die weit über den Rahmen des Heerwesens hinausgriffen. Die Anordnung der Schriftstücke erfolgte in chronologischer Reihenfolge oder - bei undatierten Dokumenten - nach der zu vermutenden Entstehungszeit; die Einrichtung der Texte orientierte sich wiederum an den im ersten Band erläuterten Richtlinien. Während der Förderung der Scharnhorst-Ausgabe durch die Gerda Henkel Stiftung konnten einige Vorarbeiten für den hier vorzulegenden Band bereits erledigt werden. Im übrigen sind dankenswerterweise die Annemarie und Helmut Börner-Stiftung Köln, die NordLB Hamburg und die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, ebenfalls Hamburg, mit namhaften Zuschüssen eingesprungen, um die Weiterführung des Editionsvorhabens zu gewährleisten. Allen diesen Stiftungen sei für ihr Engagement und ihre Großherzigkeit gedankt. Ferner hat die Fürsprache von Herrn Dr. Christian Olearius vom Hamburger Bankhaus M. M. Warburg unser Vorhaben nachhaltig gefördert. Auch ihm möchte ich an dieser Stelle meinen herzlichen Dank sagen. Herr Dr. Tilman Stieve, der Bearbeiter der Texte, war mit Unterstützung dieser Zwischenfinanzierungen in der Lage, ohne Zeitverlust mit der Erfassung, Kollationierung und Kommentierung der Dokumente fortzufahren. Ihm zur Seite stand Herr Privatdozent Dr. Michael Sikora, der bei der historischen Ein-

VIII

Vorwort

Ordnung und der quellenkritischen Bewertung der Texte mit seiner Editionserfahrung und Sachkompetenz mitgewirkt hat. Beiden gebührt für ihre Umsicht und Beharrlichkeit der herzliche Dank des Herausgebers. Erfreulich ist, daß durch eine erneute Förderung durch die Gerda Henkel Stiftung Düsseldorf auch die Finanzierung des fünften Bandes der Scharnhorst-Edition gesichert ist. Damit dürften sich schon heute Perspektiven für eine Vollendung des gesamten Editionsvorhabens eröffnen. Köln, im Januar 2007

Johannes Kunisch

Einführende Bemerkungen Genau zwei Jahrhunderte liegen die Umwälzungen zurück, die mit dem nunmehr vierten Band der Edition aus der Perspektive der handschriftlichen Hinterlassenschaften Gerhard von Scharnhorsts dokumentiert werden. In den ersten Kriegen des französischen Kaiserreichs erfuhr die Welt, in deren vertrauten Rahmen Scharnhorst seinen Weg gegangen war, eine grundstürzende Umgestaltung. Seine alte Heimat Hannover wurde zum Spielball der Mächte und ging 1807 in das neu geschaffene Königreich Westphalen ein. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation fand, gerade als es im Reichsdeputationshauptschluß scheinbar zur Ruhe gekommen war, im Gefolge der Schlacht von Austerlitz ein abruptes Ende. Preußen erreichte Anfang 1806 mit der Annexion Kurhannovers seine bis dahin größte Ausdehnung, doch nur 18 Monate später stand es selbst fast gänzlich unter feindlicher Besatzung und mußte im Friedensvertrag von Tilsit auf etwa zwei Fünftel seines Territoriums und seiner Bevölkerung verzichten. Im Strudel dieser Ereignisse wurde Scharnhorst seiner gewohnten Sicherheiten beraubt und stand nun vor einer gänzlich ungewissen Zukunft. Die Gliederung des vorliegenden Bandes behandelt die Katastrophe des Krieges weder als Ende noch als Anfang, sondern als Krise, die im Mittelpunkt eines Dreischritts aus Spannung, Auflösung und Neuordnung steht. Sie gibt damit einer Einheit des Erlebens Raum, deren Kontinuität auch zum Zeitpunkt ihrer tiefsten Zäsur in jenem analytischen Blick besteht, mit dem Scharnhorst den Krieg wahrzunehmen und zu bewältigen gelernt hatte. Der Dreischritt erlaubt es aber auch, die Tragweite der Zäsur kritisch zu reflektieren. Schlagartig schienen die Fäden gekappt, die ihn bislang einem mitunter mühsam errungenen, aber vorhersehbaren Karriereplan folgen ließen. Selbst abgesehen von den realen Gefahren für Leib und Leben schien für einen Moment die eigene Existenz wie auch die Preußens auf dem Spiel zu stehen. Und am Ende fand er sich in einer Position wieder, die wie die geradlinige Konsequenz des ganzen Lebens erscheint und doch noch wenige Wochen vorher praktisch undenkbar gewesen war. Scharnhorsts Versetzung in den Generalquartiermeisterstab im Frühjahr 1804 verlief noch in geraden Bahnen und bedeutete eher eine Erweiterung als eine Umstellung seiner Tätigkeiten. Er leitete weiterhin die Akademie für junge Offiziere, auch bei der Artillerie wirkte er noch einige Zeit weiter und die meisten Offiziere, mit denen er dienstlich zu tun hatte, waren ihm aus seiner früheren Lehrtätigkeit und der Militärischen Gesellschaft bekannt. Auch mit der hinzugekommenen Anleitung der Stabsoffiziere bewegte er sich theoretisch so wie auch praktisch auf wohlbekanntem Terrain. Die neue

X

Einführende Bemerkungen

Stellung erweiterte aber auch Scharnhorsts Einfluß: 1804 richtete er erstmals eine Denkschrift an Hardenberg, einen der führenden Minister. Scharnhorst versuchte nun, Einfluß auf die Debatte über Preußens Außenpolitik und militärische Zukunftsplanung zu nehmen, die durch die Wiederaufnahme des Krieges zwischen Frankreich und Großbritannien immer größere Bedeutung gewann. Gegen Vorstellungen, Neutralität zu wahren oder ein Bündnis mit Napoleon einzugehen, warb er für seine Uberzeugung, daß ein Waffengang gegen das kaiserliche Frankreich unausweichlich sein würde, wollte Preußen nicht seinen Status als selbständige Großmacht kampflos aufgeben. 1805 brach auf dem Festland der Krieg wieder aus und schien Preußen eine Gelegenheit zu bieten, entscheidend einzugreifen. Zeitweise sah es so aus, als würde Preußen auf der Seite der dritten Koalition sein Gewicht in die Waage werfen, doch die Erfolge Napoleons überholten die zaghaften Ansätze. In den anschließenden Verträgen von Schönbrunn und Paris bekam Preußen zwar Hannover zugeschlagen, aber nur um den Preis territorialer Verluste im Süden und Westen und der Feindschaft Großbritanniens. Scharnhorsts Analyse fiel vernichtend aus, überdies erwies sich diese Regelung als höchst instabil. Scharnhorst wurde durch den Verlauf der Krise zutiefst beunruhigt, zumal sich bei der Mobilmachung 1805 überall Mängel der Heeresorganisation offenbart hatten. Obwohl er nach dem Friedensschluß neben seiner normalen Unterrichts- und Generalstabstätigkeit auch mit vielen Aufgaben bei der Inbesitznahme und Integration des Kufürstentums Hannover beauftragt war, verfaßte er eine Flut von Denkschriften zur Abstellung erkannter Mängel und zu grundlegenden Reformen bis hin zur Schaffung einer Nationalmiliz. Die der Geschichtsschreibung geläufige „Aprildenkschrift" war nur eine von vielen. Doch die Struktur der Armeeführung und die veränderte politische Konstellation wirkten Scharnhorst entgegen; er selbst vermutete, daß seine an König Friedrich Wilhelm III. gerichteten Denkschriften nicht weiter als zum Schreibtisch des vortragenden Generaladjutanten gelangten. Schlecht vorbereitet zog Preußen wenig später doch noch gegen Napoleon in den Krieg, Scharnhorst blieb dabei auf die ungeliebte Rolle als Generalquartiermeister ohne eigene Kommandogewalt beschränkt. Das schwindelerregende Tempo der Ereignisse zeigt sich schon daran, daß er zwischen August 1806 und Juli 1807, in welche Zeitspanne noch seine Gefangenschaft fiel, nacheinander unter nicht weniger als fünf Generälen diente. Das schlägt sich im vorliegenden Band auch darin nieder, daß der biographische Anhang deutlich umfangreicher als bisher ausfallen mußte. In bemerkenswerter Weise wurden Scharnhorsts Felderfahrungen 1806 überdies von dem beeinflußt, was die angelsächsische Welt als den „Nebel des Krieges" bezeichnet. Falschmeldungen und Ungewißheit über die Positionen eigener und gegnerischer Verbände sind immer zu erwarten, doch waren sie in diesem Feldzug besonders ausgeprägt. Aus den unmittelbar danach niedergeschriebenen Auße-

Einführende Bemerkungen

XI

rungen ist zu erkennen, wie die Beteiligten sich noch tage- und wochenlang erarbeiten mußten, was eigentlich geschehen war. Angesichts der offen zutage liegenden Mängel der Armeeführung schon zu Beginn des Feldzugs in einer pessimistischen Stimmung, wurde Scharnhorst durch den Verlauf des Krieges in tiefe Verzweiflung gestürzt. Paradoxerweise erlebte er aber gerade in den Tagen der Katastrophe auch Momente größter Genugtuung. Als während der Schlacht bei Auerstedt der Befehlshaber des preußischen linken Flügels tödlich verwundet wurde, sprang Scharnhorst ein und kam zum ersten und einzigen Male in die Lage, einen größeren Verband selbständig im Felde zu kommandieren. Wie man aus seinen Briefen ersehen kann, blickte er mit spürbarer Befriedigung darauf zurück. Auf dem Rückzug von Jena und Auerstedt gestaltete sich die Zusammenarbeit mit seinem damaligen Befehlshaber Blücher, dessen Charakter er ohne Abstriche bewunderte, so harmonisch wie höchstens noch im Falle des Generals Hammerstein 1794. Daß Blücher auch auf Scharnhorst hörte, trug ein übriges dazu bei. Geradezu zum Gegenteil dieser Erfahrung entwickelte sich aber der Dienst unter dem Befehlshaber der letzten preußischen Feldarmee, General von L'Estocq. Scharnhorsts Verdruß über Mißachtung und verpaßte Gelegenheiten steigterte sich zur Verbitterung, die auch seine zunehmende Anerkennung höheren Orts nicht mildern konnte. Für seine Verdienste in der Schlacht bei Preußisch Eylau, dem bis dahin größten Erfolg gegen eine von Napoleon persönlich befehligte Armee, erhielt er seinen ersten Orden, doch über die Verleihung schrieb er an seine Tochter: „Kein Tag ist mir fataler gewesen". Bei aller Unruhe brachte Scharnhorst in diesen Zeiten viele seiner Gedanken zu Papier. Nach der Gefangennahme in Lübeck am 6. November 1806 und dem bald darauf erfolgten Austausch nutzte Scharnhorst seine Zeit zur Analyse der durchlebten Ereignisse. Noch in Hamburg verfaßte er neue Denkschriften und Berichte und fuhr damit nach seiner Ankunft in Ostpreußen verstärkt fort. Zugleich schrieb Scharnhorst für die breite Öffentlichkeit. Anders als in seinen Artikeln von 1793/94, als es um Verteilungskämpfe zwischen Hannoveranern und Verbündeten um aktuelle Lorbeeren gegangen war, suchte er jetzt die öffentlichen Meinung zugunsten Preußens zu beeinflussen und der quasi allgegenwärtigen Napoleonischen Propaganda entgegenzuwirken. Am Ende der Kampfhandlungen drohte wahr zu werden, was Scharnhorst seit langem befürchtet hatte: der institutionelle Zusammenhalt von Staat und Armee schien auf dem Spiel zu stehen. Deshalb erwog er weiterhin ernsthaft die Option einer Anstellung in England. Doch kurz darauf rückte er in das Zentrum der Neuordnung, als ihm der König den Vorsitz der neueingesetzten Militärreorganisationskommission übertrug. Die Dokumente vergegenwärtigen die Fülle von elementaren Problemen, die sofort gelöst werden mußten. Dazu zählen die Anordnungen zur Wiedereinnahme der von den Franzosen geräumten Landstriche, der Umgang mit den heimkehrenden und

XII

Einführende Bemerkungen

nun oft überzähligen Offizieren, die Verteilung von Truppenresten auf die Verbände der reduzierten Armee und so fort. Federführend wirkte Scharnhorst nun an den Richtlinien mit, aufgrund derer das Verhalten der Offiziere im zurückliegenden Kriege untersucht werden sollte. Und schon jetzt nahm er Maß für die Grundzüge einer nationalen Reservearmee und eröffnete eine Diskussion, die mit wechselnden Geschick zur Landwehr und zu den Freiwilligen Jägern von 1813 führen sollte. In dem durch den Aufenthalt von Hof und Staatsregierung beengten Städtchen Memel gewann die Reformagenda im Dialog zwischen Kommission und König nach und nach Konturen, bis sie Friedrich Wilhelm III. in einem am 21. Dezember übermittelten Verzeichnis der zu bearbeitenden Gegenstände festlegte. Doch gleichzeitig durchlief die Kommission noch teilweise heftige interne Konflikte und Umstrukturierungen. Hier zeigt sich allerdings bei näherer Betrachtung, daß die Auseinandersetzungen nicht auf ein Ringen zwischen Reformbefürwortern und -gegnern reduziert werden können. Vielmehr scheint es nicht nur um zentrale Fragen der Heeresreform gegangen zu sein, sondern auch um die Eitelkeiten ob der Rollenverteilung in der Kommission und wohl auch um persönliche Antipathien. Immerhin läßt sich sagen, daß die Entlassung Borsteils und seine Ersetzung durch Götzen am 16. Dezember 1807 die Autorität Scharnhorsts festigte und ihm auf Dauer eine Mehrheit der Kommission sicherte. Das wurde noch unterstrichen, als im folgenden Jahre nach dem Umzug nach Königsberg zu seinen engsten Mitarbeitern Gneisenau und Grolman als neues Mitglied Hermann von Boyen hinzutrat. Damit hatte sich ein Kreis gefunden, der zwar nicht in jedem Punkt übereinstimmte, aber in vertrauensvollem Einvernehmen den gewaltigen Stapel anstehender Aufgaben angehen konnte. Die besonderen Lebensumstände in diesen Jahren haben auch die Überlieferung beeinflußt. Im Felde stehend hatte Scharnhorst vermehrt Anlaß, Brief an seine Familie zu schreiben. Während des Krieges von 1806/07 war es bei der Unsicherheit der Postverbindungen und der französischen Besetzung Bordenaus, Halles und Göttingens ohnehin tunlich, öfter zu schreiben, damit wenigstens ein Teil der Briefe ihre Empfänger erreichte. Nach dem Tod seiner Frau Klara rückte dabei seine Tochter Julie immer mehr in die Rolle einer Vertrauten. Kontinuierlich und ausführlich schrieb Scharnhorst auch an seinen alten Freund Friedrich von der Decken, der seit der Besetzung Kurhannovers 1803 in England lebte. Diese privaten Briefe erweitern die dienstliche Uberlieferung um eine deutlich offenere Perspektive und werfen gelegentlich auch Schlaglichter auf seine Empfindungen und sein privates Umfeld. So berichtete Scharnhorst 1804 Decken neben vielem anderen über ein von der Literaturwissenschaft noch zu erschließendes aktuelles Gespräch mit Schiller über Napoleon. Die Umstände des Krieges haben es andererseits mit sich gebracht, daß viele wichtige Papiere aus der Stabsarbeit verloren gegangen sind. Manches entscheidende Schriftstück ist nur in den Broschüren tradiert worden, mit

Einführende Bemerkungen

XIII

denen nach Jena und Auerstedt publizistische Debatten über begangene Fehler und Verantwortlichkeiten geführt worden sind. Auslassungen, Zusammenfassungen und Interpolationen wurden dabei oft genausowenig gekennzeichnet wie die Urheberschaft der Vorlagen. Andere Dokumente sind im Zweiten Weltkrieg vernichtet worden. Manche sind zwar durch die Abschriften früherer Forscher und Editoren bekannt, aber der Vergleich mit ihren Abschriften von noch erhaltenen Dokumenten zeigt, daß es zu Unsicherheiten in der Zuschreibung kommen konnte. Ähnliches gilt für die chronologische Einordnung undatierter Schriften. So wurde die Lehrschrift „Nutzen der militärischen Geschichte", die Ursula von Gersdorff zuletzt in ihrer Scharnhorst-Anthologie herausgegeben hatte, ebendort in die Zeit unmittelbar vor dem Krieg von 1806 eingeordnet, inhaltliche Kriterien zeigen jedoch, daß sie tatsächlich aus der Mitte der 1790er Jahre stammt; sie wird deshalb erst unter den Nachträgen im letzten Band dieser Edition erscheinen. Manchmal sorgte Scharnhorst selbst für Verwirrung, etwa dadurch, daß er, wie bei einigen im Sommer 1805 niedergeschriebenen Notizen, einen undatierten Text nachträglich mit einer falschen Jahreszahl versah. Beginnend mit der Einsetzung der Militärreorganisationskommission ermöglicht es ein früheres Editionsprojekt, die während des Weltkrieges gerissenen Lücken teilweise zu schließen, nämlich Rudolf Vaupels unvollendet gebliebene Aktenedition zur militärischen Seite der preußischen Reformära. Die Überschneidung mit dessen ersten Band betrifft nur einen Teil der Dokumente, doch sind in Vaupels Nachlaß im Geheimen Staatsarchiv noch viele Abschriften erhalten, die für den nicht mehr erschienenen zweiten Band vorgesehen waren. Dabei befinden sich überdies Transkriptionen, die in den ersten Band nicht oder nur auszugsweise aufgenommen worden sind. Es besteht so Grund zu der Hoffnung, daß mit der Fortsetzung des Projekts die eigentliche Reformära endlich durchgehend erschlossen werden kann. Tilman Stieve, Michael Sikora

Abkürzungen und Siglen

7br. 8br. 9br. a. c. AKO A° B. BA Bat., Batl., Battl. Batt., Battr. brit. Btl. bückeb. c. C., Comp. Centr., Ct., Ctr. Crt. d. DMGB d.M., d.Mts. do. dt. E. E., Ew. Ex. E. H., Ew. H. E. Hochf. Durchlaucht, Ew. Hochf. Durchlaucht eigh. E. K. H. E. K. M. Esc. Ew. Ew. G. F. f.

Fuß Zoll September Oktober November anni currentis (des laufenden Jahres) Allerhöchste Kabinettsorder Anno (im Jahre) Bataillon Bundesarchiv Bataillon Batterie britisch Bataillon bückeburgisch (schaumburg-lippisch) 1. currentis, d. i. des laufenden (Jahres); 2. circa Compagnie Zentner (Centner) Courant (Kurantmünze) 1. Pfennig (denarius); 2. ditto; 3. dieses (Monats) Denkwürdigkeiten der Militärischen Gesellschaft zu Berlin dieses Monats ditto deutsch Eure Exzellenz Eure Hoheit, Eurer Hoheit, Euer Hochwohlgeboren Eure Hochfürstliche Durchlaucht eigenhändig Eure Königliche Hoheit Eure Königliche Majestät Escadron Eure(n), Euer Eure Gnaden Fähnrich (bei Literaturangaben): und folgende Seite

XVI F. Art. ff. fl. F.M. fol. Frd., Frdor. frz. G. geb. gen. Genlt. gg-> gg r -

G.L. glG.M. G.Q.M. G.Q.M.L. G.Q.M.S., G.Q.M.St. G.R. Gr. gr-

Gr. Bat. GStA GStA PK H. HA h. hann. holl. H.Q. HStAH H.V. I.K.H. IUK JgK. k.,kgl. KA K.H. k.k. K.M. KO Komb. Komm.

Abkürzungen und Siglen

Fußartillerie (bei Literaturangaben): und folgende zwei Seiten Gulden (Florin) Feldmarschall folium (Blatt) Friedrichd'or französisch 1. General; 2. Graf geborene genannt Generalleutnant gute Groschen (Gutegroschen) Generalleutnant Groschen Generalmajor Generalquartiermeister Generalquartiermeisterleutnant Generalquartiermeisterstab Geheimrat 1. Graf; 2. Groschen Groschen Grenadierbataillon Geheimes Staatsarchiv (bei Signaturen vor 1945) Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz 1. Herr; 2. Hauptmann; 3. Herzog Hauptabteilung hommes hannoversch holländisch Hauptquartier Hauptstaatsarchiv Hannover Herr Verfasser Ihre Königliche Hoheit Immediat-Untersuchungskommission Jäger Kapitän königlich Kriegsarchiv Königliche Hoheit kaiserlich königlich (österreichisch) Kassenmünze Kabinettsorder Kombattanten Kommandant

Abkürzungen und Siglen

L.

U

Ld'or, Louisd. Leut. Lit. Lt. M. m. g. H. mgr. M1 Mr., Msr. MRK Mrs. Msgr. N. B. ndl. Nl NMJ N. S. O. OKK O.L. o.U. P. Pp , pp. p.C. P.M. poln. Pr. pr. praest. preuß. P.S. Q.M.L. R. r r. Art. Rat. Reg., Regt. rh., rt., Rthlr., Rtlr.

XVII

Lieutenant, Leutnant Pfund (libra) Louisd'or Leutnant littera (Buchstabe) Lieutenant 1. Major; 2. maréchal, Marschall; 3. monsieur; 4. Mann mein gnädiger Herr Mariengroschen maréchal monsieur Militärreorganisationskommission messieurs monseigneur nota bene niederländisch Nachlaß Neues militärisches Journal Nachschrift Oberst, Obrist Oberkriegskollegium Oberstleutnant ohne Unterschrift Paar per, pro und so weiter (auch zum Ersatz einer längeren Anrede) Prozent (pro cento) pro memoria (zur Erinnerung) bzw. Promemoria (Denkschrift, Eingabe) polnisch Prinz 1. pro; 2. Paar; 3. preußisch praesentatum (vorgelegt) preußisch post scriptum Quartiermeisterleutnant Regiment (bei Folienangaben): recto (Vorderseite) reitende Artillerie Ration Regiment Reichstaler

XVIII russ. S. ß Sa S.D. Se., S e Sek. S. Ex., S. Exc., S. Exz. S. K. H. S. K. M. S. M., S. Maj. Sr., S r StadtAH th. u.d.g.m., u. dgl. m. und s.w. usw., U.S.W. V

vac., vak. verh. verw. v.J. v.M. westph. z.E.

Abkürzungen und Siglen

russisch 1. Seite; 2. Schritt Summe Summa Seine Durchlaucht Seine Sekunde Seine Exzellenz Seine Königliche Hoheit Seine Königliche Majestät Seine Majestät Seiner, Seine Stadtarchiv Hannover Taler (Thaler) und dergleichen mehr und so weiter und so weiter (Bei Folienangaben): verso (Rückseite) vacat verheiratete verwitwete vorigen Jahres vorigen Monats (königlich) westphälisch zum Exempel

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur Adreß-Kalender der Königlich Preußischen Haupt- und Residenz-Städte Berlin und Potsdam, besonders der daselbst befindlichen hohen und niederen Collegien, Instanzien und Expeditionen, auf das Jahr [1801-1806]. Mit Genehmigung der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin (1800-1805). Königlich allergnädigst privilegirtes Altonaisches Adressbuch für das Jahr [1805, 1806, 1807], Altona und Hamburg 1804-1806. Aus RüchePs Nachlaß. Ein Beitrag zur Geschichte seiner Zeit, in: Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine 27 (1878), S. 181-214, 312-325. Georg Heinrich von Berenhorst: Betrachtungen über die Kriegskunst, über ihre Fortschritte, ihre Widersprüche und ihre Zuverlässigkeit, Leipzig 3 1827 (Faksimilenachdruck Osnabrück 1978 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. XXVIII, 1)). Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Im Verlag der Haude- und Spenerschen Buchhandlung, Jahrgang 1804. Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen. Im Verlage Vossischer Erben und Unger, Jahrgang 1804. Franz Bertram (Hrsg.): Aus der Korrespondenz des Generalleutnants v. Scharnhorst mit der Helwingschen Buchhandlung in Hannover, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 77 (1910), S. 52-54. Michael Bienert: Schiller in Berlin oder Das rege Leben einer großen Stadt, Marbach 220 05 (Marbacher Magazin 106). Michael Bienert: Berlin 1806. Das Lexicon von Johann Christian Gädicke, Berlin 2006. Erich Botzenhart (Hrsg.): Freiherr vom Stein. Briefwechsel, Denkschriften und Aufzeichnungen, 7 Bde., Berlin 1931-1937. Dietrich von Bülow: Geist des neuern Kriegssystems, Hamburg 1798.

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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

Dietrich von Bülow: Der Feldzug von 1800, militärisch-politisch betrachtet, Berlin 1801. Dietrich von Bülow: Lehrsätze des neuern Krieges, oder reine und angewandte Strategie, aus dem Geist des neuern Kriegssystems hergeleitet, Berlin 1805. Dietrich von Bülow: Neue Taktik der Neuern, wie sie seyn sollte, 2 Teile, Leipzig 1805. David G. Chandler: The Campaigns of Napoleon, New York 4 1974 ( 1 1966). Carl von Clausewitz: Ueber das Leben und den Charakter von Scharnhorst. Aus dem Nachlasse des General Clausewitz, in: Historisch-politische Zeitschrift, 1. Bd. (1832), S. 175-222. [Eberhard Kessel (Hrsg.):] Carl von Clausewitz: Uber das Leben und den Charakter von Scharnhorst, Berlin 1935 (Kriegsgeschichtliche Bücherei, Bd. 1). Carl von Clausewitz: Nachrichten über Preußen in seiner großen Katastrophe, Berlin 2 1908 (Kriegsgeschichtliche Einzelschriften hrsg. vom Großen Generalstabe Kriegsgeschichtliche Abteilung II, Heft 10). Johann Friedrich von der Decken: Betrachtung über das Verhältnis des Kriegsstandes zu dem Zwecke der Staaten, Hannover 1800 (Faksimilenachdruck Osnabrück 1982 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. XLVI)). Denkwürdigkeiten der Militärischen Gesellschaft zu Berlin, 5 Bde., Berlin 1802-1805 (Faksimilenachdruck, mit einer Einleitung von Joachim Niemeyer, Osnabrück 1985 (Bibliotheca Rerum Militarium XXXVII)). Deutsches Biographisches Archiv. Eine Kumulation aus 254 der wichtigsten biographischen Nachschlagewerke für den deutschen Bereich bis zum Ausgang des neunzehnten Jahrhunderts, hrsg. von Bernhard Fabian, 1431 Mikrofiches und 2 Beilagen, München, New York, London und Paris 1982. Siegfried Fiedler: Scharnhorst. Geist und Tat, Herford und Bonn 1958. Richard Wayne Fox: Conservative Accomodation to Revolution: Friedrich von der Decken and the Hanoverian Military Reform, 1789-1820. An Inquiry into the Role of the Military in State and Society, Dissertation, Yale 1972.

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

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Ursula von Gersdorff (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Ausgewählte Schriften, Osnabrück 1983 (Biblitheca Rerum Militarium, Bd. X L I X ) . Colmar Freiherr von der Goltz (Hrsg.): Militärische Schriften von Scharnhorst, Berlin 1881 (Militärische Klassiker des In- und Auslandes). Colmar Freiherr von der Goltz: Von Roßbach bis Jena und Auerstedt. Ein Beitrag zur Geschichte des preußischen Heeres, Berlin 2 1906. Martin Guddat: Kanoniere, Bombardiere, Pontoniere. Die Artillerie Friedrichs des Großen, Hamburg 1992. Werner Hahlweg: Preußische Reformzeit und revolutionärer Krieg, Berlin und Frankfurt a.M. 1962 (Beiheft 18 der Wehrwissenschaftlichen Rundschau). Werner Hahlweg (Hrsg.): Carl von Clausewitz: Schriften - Aufsätze - Studien - Briefe. Dokumente aus dem Clausewitz-, Scharnhorst- und GneisenauNachlaß sowie aus öffentlichen und privaten Sammlungen, 1. Band, Göttingen 1966 (Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts. Herausgegeben von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45). Georg Christoph Hamberger und Johann Georg Meusel (Hrsg.): Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, 19 Bde., Lemgo 5 1796-1823. Hamburgischer Staats-Calender auf das Jahr Christi [1805-1810], darinn ein richtiges Verzeichniss aller itztlebenden Durchlauchtigen der Höchst- und Hohen Häuser in Europa, imgleichen der gegenwärtige Staat der Stadt Hamburg befindlich ist. Mit eines Hochedlen und Hochweisen Raths SpecialPrivilegio, hrsg. von Peter Heinrich Christoph Brodhagen (bis 1805) bzw. Friedrich Peter Nuppnau, Hamburg (1806-1809). [Johann Heinrich Hermann (Hrsg.):] Hamburgisches Adress-Buch auf das Jahr [1806 und 1807]. Mit eines Hochedlen und Hochweisen Raths Privilegio, Hamburg o. J. Handbuch über den königlich preußischen Hof und Staat für das Jahr [1801— 1806], Berlin o . J . Jonas Ludwig von Heß: Hamburg topographisch, politisch und historisch beschrieben, 3 Bde., Hamburg 2 1810-1811. Otto Heuscheie (Hrsg.): Deutsche Soldatenbriefe aus zwei Jahrhunderten, Leipzig (1935).

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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

Reinhard Höhn: Scharnhorsts Vermächtnis, Bonn 1952 (3. Auflage unter dem Titel: Scharnhorst. Soldat - Staatsmann - Erzieher, München und Bad Harzburg 1981). Eduard v. Höpfner: Der Krieg von 1806 und 1807. Ein Beitrag zur Geschichte der Preußischen Armee nach den Quellen des Kriegs-Archivs bearbeitet, 4 Bde., Berlin 1850-1851, 2. Auflage 1855. Werner Hubatsch (Hrsg.): Freiherr vom Stein. Briefe und amtliche Schriften, 10 Bde., Stuttgart 1957-1974. Max Jähns: Geschichte der Kriegswissenschaften, vornehmlich in Deutschland, 3 Bde., München und Leipzig 1891 (Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit, 21. Band). Curt Jany: Geschichte der Königlich Preußischen Armee bis zum Jahre 1807, 3 Bde., Berlin 1928-1929. Georg Heinrich Klippel: Das Leben des Generals von Scharnhorst. Nach größtentheils bisher unbenutzten Quellen, 3 Bücher in 2 Teilen, Leipzig 1869, 1871. Richard Knötel: Handbuch der Uniformkunde. Die militärische Tracht in ihrer Entwicklung bis zur Gegenwart. Grundlegend überarbeitet, fortgeführt und erweitert von Herbert Knötel d. J. und Herbert Sieg, Hamburg 101971 (1. Auflage 1937). Königlich Groß-Britannisch- und Chur-Fürstl. Braunschweig-Lüneburgischer Staats-Kalender auf das Jahr [1760-1803], 44 Bde., Lauenburg 1759-1802. Johannes Kunisch: Fürst - Gesellschaft - Krieg. Studien zur bellizistischen Disposition des absoluten Fürstenstaates, Köln, Weimar und Wien 1992. Johannes Kunisch und Herfried Münkler (Hrsg.): Die Wiedergeburt des Krieges aus dem Geist der Revolution. Studien zum bellizistischen Diskurs des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, Berlin 1999 (Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Bd. 110). Max Lehmann: Scharnhorst, 2 Bde., Leipzig 1886-1887. Oscar von Lettow-Vorbeck: Der Krieg von 1806 und 1807, 4 Bde., Berlin 1891-1896. Thomas Lindner: Ergebnis der Sichtung, Erfassung und Beurteilung von Archivalien, Büchern und anderen persönlichen Besitztümern Scharnhorsts

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

XXIII

in seinem Geburtshaus in Bordenau a. d. Leine, unveröffentlichtes Manuskript, Bonn 1987. Karl Linnebach (Hrsg.): Scharnhorsts Briefe, Bd. 1: Privatbriefe, München und Leipzig 1914 (Neudruck mit einem Kommentar und Anhang von Heinz Stübig, München 1980). [Christian Freiherr von Massenbach:] Lichtstrahlen: Beiträge zur Geschichte der Jahre 1805, 1806, 1807. Eine Zeitschrift in freien Heften von einer Gesellschaft wahrheitsliebender Militärpersonen, Zivilbeamter, Gelehrter. Heft 1-5, Hamburg und Leipzig (recte: Berlin) 1808. Christian Freiherr von Massenbach: Historische Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Verfalls des preußischen Staats seit dem Jahre 1794 nebst einem Tagebuche über den Feldzug 1806 von dem Obristen von Massenbach, Generalquartiermeisterlieutenant und Ritter des Verdienstordens, 2 Bde., Amsterdam 1809. (Nachdruck, mit einem Nachwort von Hans-Werner Engels, Frankfurt a. M. 1979, 2 1984). [Karl von Müffling:] Operationsplan der Preußisch-Sächsischen Armee im Jahr 1806, Schlacht von Auerstädt und Rückzug bis Lübeck. Nebst Beilagen, einer Operationscharte, und Plan der Schlacht bei Auerstädt, von C.v.W., Weimar 1807. Namens-Register zur Rangliste der Königl. Preußischen Armee für das Jahr 1806 mit Nachrichten über das nachherige Verhältniß der darin aufgeführten Officiere und Militair-Beamten (Angefertigt im März 1835), Berlin 1835. Correspondance de Napoléon 1er, publiée par ordre de l'empereur Napoléon III, 32 Bde., Paris 1858-1869. Franz Heinrich Neddermeyer: Topographie der Freien und Hanse Stadt Hamburg, Hamburg 1832. Friedrich Nicolai: Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam, aller daselbst befindlichen Merkwürdigkeiten und der umliegenden Gegend, 3 Bde., Berlin 3 1786 (Faksimilenachdruck Berlin 1968). Joachim Niemeyer: Scharnhorst-Briefe an Friedrich von der Decken 18031813, Bonn 1987. Heinz G. Nitschke: Die Preußischen Militärreformen 1807-1813, Berlin 1983 (Kleinere Beiträge zur Geschichte Preußens, Bd. 2).

XXIV

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

Friedrich von Ompteda: Die Überwältigung Hannovers durch die Franzosen, Hannover 1862 (2. Auflage: Hannover 1866). Friedrich von Ompteda (Hrsg.): Politischer Nachlaß des hannoverschen Staats- und Cabinets-Ministers Ludwig von Ompteda aus den Jahren 1804 bis 1813, 3 Bde., Jena 1869. Ludwig Freiherr von Ompteda: Ein hannoversch-englischer Offizier vor hundert Jahren. Christian Friedrich Wilhelm Freiherr von Ompteda, Oberst und Brigadier in der Königlich Deutschen Legion. 26. November 1765 bis 18. Juni 1815, Leipzig 1892. Eckardt Opitz (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Vom Wesen und Wirken der preußischen Heeresreform. Ein Tagungsband, Bremen 1998. (Schriften des Wissenschaftlichen Forums für Internationale Sicherheit e.V. (WIFIS) Bd. 12). Georg Heinrich Pertz: Das Leben des Ministers Freiherrn vom Stein, 2. Bd.: 1807 bis 1812, Berlin 21851. Georg Heinrich Pertz: Das Leben des Feldmarschalls Grafen Neithardt von Gneisenau, 1. Bd.: 1760 bis 1810, Berlin 1864. Karl von Plotho: Tagebuch während des Krieges zwischen Rußland und Preußen einerseits, und Frankreich andererseits, in den Jahren 1806 und 1807, Berlin 1811. Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum, 10 Teile, Hamburg (19371942). Kurt von Priesdorff: Scharnhorst, Hamburg 41943. Rangliste der Königl. preußischen Armee für das Jahr [1794-1806], Berlin o. J. Rangliste der Königlich Preußischen Armee für das Jahr 1806 mit Nachrichten über das nachherige Verhältniß der darin aufgeführten Officiere und Militair-Beamten, Berlin 21828 (Erstausgabe Berlin 1827). Leopold von Ranke (Hrsg.): Denkwürdigkeiten des Staatskanzlers Fürsten von Hardenberg, 5 Bde., Leipzig 1877. Heinrich Wilhelm Rotermund (Hrsg.): Das gelehrte Hannover oder Lexikon von Schriftstellern und Schriftstellerinnen, gelehrten Staatsmännern und Künstlern [...], 2 Bde. (unvollendet?), Bremen 1823.

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

XXV

[Johann Jakob Otto August Rühle von Lilienstern:] Bericht eines Augenzeugen von dem Feldzuge der während den Monaten September und October 1806 unter dem Commando des Fürsten zu Hohenlohe gestandenen Königl. preußischen und Kurfürstl. sächsischen Truppen. Von R.v. L., Tübingen 1807. (2. Auflage, 2 Bde., Tübingen 1809). Sammlung der für die Königlich Preußischen Staaten erschienenen Gesetze und Verordnungen von 1806 bis zum 27sten Okober 1810. Als Anhang zu der seit dem Jahre 1810 edierten Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten, Berlin 1822. Gerhard Scharnhorst (Hrsg.): Militair-Bibliothek, 4 Stücke, Hannover 17821784. Gerhard Scharnhorst (Hrsg.): Bibliothek für Offiziere, 4 Stücke, Göttingen 1785. Gerhard Scharnhorst: Handbuch für Offiziere in den anwendbaren Theilen der Krieges-Wissenschaften, 3 Teile, Hannover 1787-1790. Gerhard Scharnhorst (Hrsg.): Neues militärisches Journal, Bd. 1-7 ( 1 14. Stück), Hannover 1788-1793. Gerhard Scharnhorst: Militärisches Taschenbuch zum Gebrauch im Felde, Hannover 3 1794 (Faksimilenachdruck Osnabrück 1980 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. XXXI)). Gerhard Scharnhorst (Hrsg.): Unterricht des Königs von Preußen an die Generale seiner Armee. Vermehrt mit den Instructionen, welche der König nach der ersten Ausgabe des obengenannten Unterrichts für seine Armee nach und nach bis an seinen Tod aufgesetzt hat und erläutert durch acht Pläne und durch viele Beispiele aus dem siebenjährigen Kriege, Hannover 1794. Gerhard von Scharnhorst (Hrsg.): Militärische Denkwürdigkeiten unserer Zeiten, insbesondere des französischen Revolutions-Krieges, Bd. 1-6 (= Neues militärisches Journal, Bd. 8-13), Hannover 1797-1805 (Faksimilenachdruck Osnabrück 1985 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. XXXVII)). Gerhard von Scharnhorst: Die Verteidigung der Stadt Menin und die Selbstbefreiung der Garnison unter dem Kgl. Großbrittann.-Kur-Hannöverschen Generalmajor von Hammerstein im April 1794. Hannover 1803. Gerhard von Scharnhorst: Nothwendige Randglossen zu den Betrachtungen über einige Unrichtigkeiten in den Betrachtungen über die Kriegeskunst,

XXVI

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

über ihre Fortschritte, ihre Widersprüche und ihre Zuverlässigkeit, in: Militärische Denkwürdigkeiten, Bd. 5 (1804, = NMJ, Bd. 12), S. 344-358. Gerhard von Scharnhorst: Handbuch der Artillerie, 3 Bde., Hannover 18041814. Gerhard von Scharnhorst: Ueber die Preisschriften und den gegenwärtigen Zustand der militärischen Gesellschaft, in: DMGB, Bd. 5 (1805), S. 1-10. [Gerhard von Scharnhorst:] Bericht Sr. Excellenz des Generals Blücher über die Operationen seines Armee-Corps. An Se. Majestät den König, in: Hamburgischer Correspondent Nr. 181 (12. November 1806). [Gerhard von Scharnhorst:] Bericht eines Stabs-Officiers des Blücherschen Corps über das Gefecht in und bey Lübeck am 6ten November, in: Hamburgische Neue Zeitung, St. 182 (14. November 1806). [Gerhard von Scharnhorst:] Acht und fünfzigstes Bülletin der großen Armee von der Schlacht bei Eylau; mit Berichtigungen von einem Officier, welcher Augenzeuge dieser Schlacht war, in: Königsberger Zeitung (11.-21. Mai 1807), S. 500f., 519f., 535, 548f. [Gerhard von Scharnhorst:] Relation der Gefechte, welche das Königl. Preuß. Armee-Corps unter dem Befehl des General-Lieutenants v. L'Estocq am 8. Februar d. J. von seinem Abmarsch von dem Rendezvous bei Hussehnen bis zu seiner Vereinigung mit der Kaiserl. Russischen Armee bei Althof mit dem Feinde gehabt hat, so wie von dem Antheil, welchen dasselbe an der Schlacht bei Preuß. Eylau nahm, Königsberg 1807. [Gerhard von Scharnhorst:] Auszug aus den Verlust-Listen, von den Schlachten bey Auerstädt und Jena, bis jetzt nur noch unvollständig privatim gesammelt. (Eingesandt von zuverlässiger Hand), in: Minerva, Bd. 65 (1808 Bd. 1), S. 50-58. [Gerhard von Scharnhorst:] Widerlegung einer den General-Lieutenant v. Blücher betreffenden Stelle im ersten Heft, der Zeitschrift, Lichtstrahlen, in: Minerva, Bd. 65 (1808 Bd. 1), S. 274-283. Gerhard von Scharnhorst: Uber die Wirkung des Feuergewehrs, Berlin 1813. [Scherbening und v. Willisen (Hrsg.):] Geschichte der Reorganisation der Preußischen Armee nach dem Tilsiter Frieden. Beiheft zum Militair-Wochenblatt für Oktober bis einschließlich Dezember 1854, und für Januar bis

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel u n d Literatur

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einschließlich Juni 1855. Redigiert von der historischen Abteilung des Generalstabes, Berlin 1854-1855. Karl Schwartz: Leben des Generals Carl von Clausewitz und der Frau Marie von Clausewitz geb. Gräfin von Brühl. Mit Briefen, Aufsätzen, Tagebüchern und anderen Schriftstücken, 2 Bde., Berlin 1878. Bernhard Schwertfeger: Geschichte der Königlich Deutschen Legion 1803— 1816, 2 Bde., Hannover und Leipzig 1907. Louis von Sichart: Geschichte der Königlich-Hannoverschen Armee, 3. Band (2 Halbbände) und 4. Band, Hannover 1870, 1871. Rudolf Stadelmann: Das Duell zwischen Scharnhorst und Borstell im Dezember 1807, in: Historische Zeitschrift 161 (1940), S. 263-276. Rudolf Stadelmann: Scharnhorst. Schicksal und Geistige Welt. Ein Fragment, Wiesbaden 1952. Stammliste aller Regimenter und Corps der Königlich-Preussischen Armee für das Jahr 1806, Berlin 1806 (Faksimilenachdruck Osnabrück 1975 (Altpreussischer Kommiss, Heft 28)). Tilman Stieve: Schriftstücke aus dem Kriege von 1806/07 im Familienarchiv von der Goltz, in: Goltz Briefe 2006, S. 44-53. Christian August Stützer (Hrsg.): Militairischer Kalender auf das Gemeinjahr 1804, Berlin 1803. Georg Friedrich von Tempelhoff: Geschichte des Siebenjährigen Krieges in Deutschland zwischen dem Könige von Preußen und der Kaiserin-Königin mit ihren Alliirten. Vom General Lloyd. Aus dem Englischen aufs neue übersetzt mit verbesserten Planen und Anmerkungen von G. F. v. Tempelhof, kgl. preuß. Oberst bei dem Feldartillerie-Corps, 6 Bde., Berlin 1783-1801 (Faksimilenachdruck Osnabrück 1986 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. XXIX)). Georg Tessin: Die Regimenter der europäischen Staaten im Ancien Regime des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts, Teil 1: Die Stammlisten, Osnabrück 1986. Hansjürgen Usczeck: Scharnhorst. Theoretiker, Reformer, Patriot. Sein Werk und seine Wirkung in seiner und für unsere Zeit, Berlin (Ost) 1972. Hansjürgen Usczeck und Christa Gudzent (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Ausgewählte militärische Schriften, Berlin 1986 (Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der D D R ) .

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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel u n d Literatur

Rudolf Vaupel (Hrsg.): Die Reorganisation des Preussischen Staates unter Stein und Hardenberg, Teil 2: Das Preussische Heer vom Tilsiter Frieden bis zur Befreiung 1807-1814, Bd. 1 (mehr nicht erschienen), Leipzig 1938. Verfassung und Lehreinrichtung der Akademie für junge Offiziere und des Instituts für die Berlinische Inspektion, Berlin 1805. Aleksandr Vasil'evic Viskovatov: Istoriceskoe opisanie odezdy i vooruzenija rossijskih vojsk [Historische Beschreibung der Bekleidung und Bewaffnung der russischen Truppen], 30 Bde., St. Petersburg 1841-1862 (2. Auflage, 34 Bde., St. Petersburg, Novosibirsk und Leningrad 1899-1948), engl. Ubersetzung des Bandes 10a (Changes in the Organization and N o menclature of All Forces, St. Petersburg 1851) von Mark Conrad, 1993: http://home.comcast.net/~markconrad/). Charles Emanuel von Warnery: Des Herrn Generalmajor von Warnery sämtliche Schriften. Aus dem Französischen übersetzt und mit Planen und Erläuterungen vermehrt, 9 Teile, Hannover 1785-1791. Charles Edward White: The Enlightened Soldier. Scharnhorst and the Militärische Gesellschaft in Berlin, 1801-1805, New York, Westport und London 1989. Georg Winter (Hrsg.): Die Reorganisation des Preussischen Staates unter Stein und Hardenberg. Erster Teil: Allgemeine Verwaltungs- und Behördenreform, Band I (mehr nicht erschienen): Vom Beginn des Kampfes gegen die Kabinettsregierung bis zum Wiedereintritt des Ministers vom Stein, Leipzig 1931.

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804-Juli 1806) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge

1. Scharnhorst an Decken

Berlin, 16. und 18. März 1804

Familienarchiv v. der Decken, Hamburg, N r . 3 (12 S.): Eigenhändig. Druck: Niemeyer, S. 4 8 - 5 7 . Krankheitsfälle. Kosten der Einquartierung in Bordenau. Deckens Aussichten in England. Kritik am hannoverschen Offizierskorps. Bekämpfung der französischen Expansion. Neue Stellung im reformierten Generalquartiermeisterstab. Generalstab als Schule. Rechtfertigungsschrift Wallmodens. Tagespublizistik zur Besetzung Hannovers. Arbeit am Handbuch der Artillerie und am neuen Band der Militärischen Denkwürdigkeiten. Bitte um Fachartikel. Militärische Gesellschaft, Projekt einer Buchhandlung und einer Zeitschrift für die Öffentlichkeit. Lecoqs Karte von Westfalen. Ende und Ziehen in preußischen Diensten. Verwendung für Hassebroick. Erfolg der Akademie für junge Offiziere. Sorge wegen heranziehender Krise.

Berlin den 16ten März 1804. Lieber bester Decken,' ich3 bin an den Folgen der Verkältung krank gewesen; dies, mein lieber Decken, ist die Ursach, daß ich Ihre mir so einzigen Briefe nicht beantwortet habe. Zwar bin ich schon eine Zeitlang wieder hergestellt, aber meine Arbeiten hatten sich so gehäufetb, daß ich fast unter der Last derselben erlag, auch wolte ich gern viel und recht in Ruhe an Sie schreiben; so sind denn beinahe 7 Wochen nach meiner Herstellung bis jetzt verfloßen. Mein Haus ist, seit ich von meinen Uhrlaub zurük bin, nie ohne einen und wenig ohne zwei Kranke gewesen, noch jetzt ist meine jüngste Tochter 2 betlägerig, aber doch auf der Beßrung. So häuft sich oft mehr Unangenehmes. Von Bordenau erhalte ich auch gewöhnlich sehr traurige Nachrichten. Ich bin eine Zeitlang nicht mit 70 Rthl. monatlich zugekommen, die Einquartierung3 kostet mir allein gewöhnlich 50 Rthl. Meine Einnahme leidet dies, aber wie viel andre0 ohne Einnahme werden dadurch in die drückenste Armuth gestürtzt. Alles, was Sie mir über Ihre Lage, mein bester Freund, geschrieben "

Die folgenden sechs Wörter nachträglich

1

Zu Friedrich von der Decken vgl. Anhang 1. Emilie, vgl. Anhang 1. In Bordenau lagen also Soldaten der französischen Besatzungsarmee.

2 3

eingefügt.

2

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

haben, habe ich sehr lebhaft gefühlt. Das Verhältniß, in welchen Sie waren, mußte eine Menge von Unannehmlichkeiten bei den eingetretenen Ereignißen für Sie herbeiführen. d Sie kennen aber die Verhältniße der Welt und die Menschen zu gut, als daß dies Sie befremden könnte, freilich ist man sich nicht immer gleich. Sie haben bei diesen allen doch für sich und für andere die besten Wege gewählt. Ich rechne dahin die Abgabe der Legion, 4 die Annahme einer Obersten Stelle u. s. w. Ich bin mit dem Betragen unser Officiere e bei den Unglük, welches Hannover betroffen, gar nicht zufrieden. Ihre anfängliche Abneigung gegen eine Einschiffung nach England, ihr Vegetiren unter den Franzosen 1 zeigt Mangel an militärishen Geist u. Ambition an. Ich nehme davon arme Teufel mit Frauen und Kindern aus. Welche Veränderung in einer so kurzen Zeit! Wie unaufhaltsam ziehet sich das von Westen nach Osten fort! Wird es jetzt aufhören? Oder welche schreckliche Stöße werden die Völker zwishen Italien und der Halb Insel Jütland, rechts u. links dieser Linie, noch erdulden müßen? Aber sie wollen es nicht beßer. Von der einen Seite lassen sie sich tiranisieren, bald unter dieser, bald unter jener Form das Joch überwerfen. Von der andrn Seite Unthätigkeit, Unzufriedenheit 8 mit allem, was zur Erhaltung des Staats und der National Ehre abzwekt. Genießen, nichts aufopfern. Sollte Frankreich eine Veränderung in den Regierungen and[ere]r Staaten oder durch den immer zunehmenden Druck11 eine Regeneration der innern Kräfte veranlassn, nur dann erst würde der Herrsucht [sie!] der Franzosen 1 Grenze gesetzt werden. Man muß sich in Acht nehmen, wenn man die Ursachen der jetzigen Verhältnisse aufsucht, daß man nicht alles den Regierungen zur Last legt. Die Menschen sind in Masse eben so wie die Regierungen gesinnt. Sie waren nicht immer so, was man auch sagen mag. Vaterlandsliebe, Nationalehre, Selbstständigkeit haben keinen Werth für unsre gebildete Klassen. Lesen Sie die Fluth von Schriften, welche järlich erscheint. Sie finden von dem nichts als etwa in den englischen und in den elenden Brochurn, welche die französische Regierung aufsetzen läßt, um alle Dumköpfe' nach ihren Absichten zu lenken. Meine Lage ist hier immer noch dieselbe, doch jetzt gänzlich ohne allen Verdruß von Seiten des alten grobn Generals. 5 Dazu habe ich die Gnade des

d

' f 8 h 1

' 4

5

Folgen zwei durch dichte Schraffur unlesbar gemachte Wörter. Verändert aus „ mit unsern Officieren ". Folgen mehrere durch dichte Schraffur unlesbar gemachte Wörter. Verändert aus „ unthätig, unzufrieden ". Statt „Druckt". Folgt ersatzlos gestrichen: „ eine". Folgt gestrichen: „ bei etwas ". Die in Großbritannien errichtete Königlich Deutsche Legion (King's German Legion), mit deren erster Organisation Decken unmittelbar nach der Auflösung der kurhannoverschen Armee im Juli 1803 beauftragt worden war. Gemeint ist mutmaßlich Georg Friedrich von Tempelhoff (1737-1807), Chef des 3. Artillerieregiments, welchem Scharnhorst seit 1801 angehörte. Die ersten drei Bände enthalten seine Biographie im jeweiligen Anhang 1.

Nr. 1

3

Königs in hohen Grade u. das Zutrauen der gebildetest[e]n Militärs. Man hat mir eine Stelle in dem Genraistabe angetragen. Es sindk nach der neuen Einrichtu[n]g nemlich 3 Generalquartirmeist[e]r-Lieutenants, jeder hat eine gewiße Anzahl von Officiern, ungefähr 12, unter sich; zwei Stellen sind durch Pfui und Massenbach besetzt, die 3te sollte ich haben. 6 Ein jeder hat 2500 Gage u. 600 rh. Reise Geld jährlich. Da mir dies nicht entschädigte, so habe ich mich nicht willfährig dazu gefunden. Man sagt mir ab[e]r jetzt von einer Amtshauptmannsstelle, die gewöhnlich 500 bis 800 rh. abwirft. Ich weiß nicht was geschiehet und verhalte mich leident.7 Sie glauben nicht, was die Einrichtung einer neuern u. beßern Organisation des Generalstabes hier [für] Schwierigkeiten gefunden hat. Pfui hätte sicher den Dienst verlassen, hätte ich ihn nicht durch meine freundschaftliche Verhältnisse erhalten. Als er austreten wollte, erkannte man erst seinen Werth. Der König betrug sich bei allen diesen sehr edel. Aber glauben Sie mir, lieber Decken, die Menschen sind so egoistisch, so unruhig und inconsequent in unsern Zeiten, daß nichts mit ihnen anzufangen ist, so lange man nicht alle1 Mittel ä la Bonaparte erlauben will. Der Major Bergen ist"1 verrükt gewesen, Lossow halb. 8 Nun ist indes alles ins Gleiß gekommen. Ich sehe den Generalstab in Friedenszeiten als eine practische Schule der höhern Taktik an. Hier ist er bestimmt, die verschiedenen Gegenden sich bekannt zu machen, wo Preussen Krieg führen könnte, und Plane in" denselben zu entwerfen. Dies billige ich, doch würde ich erst die jungen Officiere in Planen der Art in der Gegend von Berlin oder Potsdam einige Jahr üben, dann mit ihnen die Operationen des 7jährigen Krieges und die Position[en] auf der Stelle studieren und darüber Memoirs auf setzen lassen. Auf diese Weise lernten sie diese Gegenstände practischer u. beßer als durch die Ausarbeitung von supponirten Operationen. Diese mögen zur Prüfung des Erlernten nützlich seyn, bestehet in ihnen aber allein die Arbeit, so überträgt der Lehrer wohl Ideen auf die Schüler, aber das Ganze kömt nicht weiter. Der jüngere Officier bekommt keine Gelegenheit, sich selbst auf einen höhern Standpunkt zu erheben. Vor 3 Wochen erhielt ich einen Brief von den Feldmarschal v. Walmoden nebst einen Memoir - Darstellungen dessen, was vorgegangen war, und Wunsch, über meinen Abgang den Publikum einige Aufklärung zu geben.

*

Die folgenden vier Wörter nachträglich Statt „aller". m Folgt gestrichen: „ halb ". " Verändert aus „auf".

1

6 7

8

eingefügt.

Zu König Friedrich Wilhelm III., Massenbach und Phull vgl. Anhang 1. Im Sinne von „passiv, abwartend". Tatsächlich sollte Scharnhorst erst im August 1807 eine Amtshauptmannschaft, nämlich die von Rügenwalde, erhalten. Die Generalstabsmajore Karl L u d w i g von Bergen ( 1 7 6 9 - 1 8 2 6 ) und J o h a n n Friedrich Konstantin von Lossau ( 1 7 6 7 - 1 8 4 8 ) wurden im dritten Band vorgestellt.

4

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804-Juli 1806)

I c h w e r d e dies in w e n i g W o r t e n in d e r M i n e r v a t h u n . 9 D e r F e l d m a r s c h a l ist in B ü c k e b u r g 1 0 und, wie m a n m i r schreibt, sehr niedergeschlagen. A u s e i n e m Briefe v o n O m p t e d a 1 1 sah 0 ich, daß er n i c h t w i e d e r auftreten w ü r d e , w e l c h e s m i r d a n n aus I h r e n Briefe e r k l ä r b a r e r w u r d e . I c h h a b e alle B r o s h ü r e n ü b e r die h a n n ö v r i s h e n A n g e l e g e n h e i t e n m i t vieler M ü h e g e s a m m l t . Sie k o m m e n in keiner anders als n u r beiläufig v o r u n d d e r H e r z o g v o n C a m b r i d g e 1 2 fast p i m m e r auf eine vortheilhafte A r t , die f r a n z ö sische R e l a t i o n a u s g e n o m m e n , die aber, w i e Sie sich e r i n n e r n w e r d e n , ü b e r h a u p t ein G e d i c h t war. M e i n e A b s i c h t war, die g a n z e G e s c h i c h t e in d e r A l l g e m e i n e n L i t t e r a t u r z e i t [ u n ] g a n z u z e i g e n . N u n finde ich aber eine einzelne Anzeige von den historischen Berichtigungen,13 ungeachtet Schütz14 meinen A n t r a g a n g e n o m m e n . I c h d a c h t e die g e m ä ß i g t e n A n s i c h t e n darzustellen, vielleicht geschiehet es n o c h , w e n n es m e i n e Z e i t leidet. M e i n Artillerie W e r k 1 5 ist d u r c h die U n o r d [ n ] u [ n ] g d e r B u c h d r u c k e r e i in K ö n i g s l u t t e r in S t o c k e n g e r a t h e n . D i e P l a n e sind fertig, a u c h das M a n u s c r i p t des

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Verändert aus „sehe". Das Wort nachträglich am Zeilenende eingefügt, dabei in die Zeile darunter geraten. Zu Wallmodens Schreiben vgl. Scharnhorsts Antwort darauf, Nr. 59 im dritten Band. Der erste und zweite Band enthalten eine kurze Biographie des Reichsgrafen Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn (1736-1811) in ihrem Anhang 1. Im Jahrgang 1804 der von Johann Wilhelm von Archenholz in Hamburg herausgegebenen „Minerva" findet sich kein Artikel zu Scharnhorsts Ubertritt aus hannoverschen in preußische Dienste. Als 1787 Graf Georg Wilhelm von Schaumburg-Lippe (1784-1860) an die Regierung gelangte, bestimmte seine Mutter, Gräfin Juliane (1761-1799), Wallmoden zu seinem Mitvormund. In der Zeit zwischen 1802 und 1806 studierte der junge Graf in Leipzig Jura und unternahm Bildungsreisen in die Schweiz und nach Italien. Nach Meinung Niemeyers ist Christian von Ompteda gemeint, Scharnhorst verkehrte aber auch mit dessen Bruder Ludwig, dem damaligen hannoverschen Gesandten beim preußischen Hof. Beide wurden bereits in früheren Bänden vorgestellt. Vgl. die kurze Biographie des 1801 zum Herzog von Cambridge ernannten Prinzen Adolph von Großbritannien (1774-1850) in Anhang 1 zum zweiten Band. Historische Berichtigungen des öffentlichen Urtheils über die durch die französische Occupation des Churfürstenthums Hannover daselbst veranlaßten militairischen Maßregeln, 2 Hefte, Niedersachsen (Helmstedt) 1803. Nebst einem Anhange dazu, Februar 1804. Der Verfasser dieser anonymen Schrift, Dr. jur. Karl Wilhelm Koppe, ehemaliger Garnisonssekretär in Hameln, wurde 1805 Wallmodens Privatsekretär, trat aber schon im folgenden Jahr als Assessor in die Dienste der preußischen Seehandlung. Nachdem er 1808-1810 in Frankreich inhaftiert worden war, diente er 1813 als Kriegsfreiwilliger und Leutnant, 1814 als Polizeidirektor von Halberstadt. Nach Anstellungen bei den Regierungen in Aachen und Minden fungierte er 1828-1832 als Generalkonsul in Mexiko. Professor Christian Gottfried Schütz (1747-1832), der bereits aus dem dritten Band bekannte Herausgeber der Allgemeinen Litteraturzeitung. Gerhard von Scharnhorst: Handbuch der Artillerie, 3 Bde., Hannover 1804, 1806, 1814, zit. Scharnhorst, Handbuch der Artillerie. Bis zum Johannistag, dem 24. Juni.

Nr. 1

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fertig zu sehen. V o n den Denkwürdigkeitn w i r d der 4te Band 1 7 gedrukt, Ziehen und ein hiesiger Hauptman v. Schöler 1 8 haben das meiste daran gethan. Das Memorial topographique 1 9 und Toulongons Werk 2 0 verdienen gelesen zu werden, die übrigen neuen seit 1 Jahr erschienen Schriften sind elend. Verschaffen Sie mir, w e n n es Ihnen möglich ist, bald eine Nachricht v o n den Versuchen, welche in The Bombardier 2 1 etc. unter den Artikel Chambre nur oben hin erwähnt sind. 22 Es müßen aber q die einzelnen W ü r f e und alle übrigen Umstände in dieser Nachricht angegeben seyn. Dieser Gegnstand kann kein Geheimniß seyn, er ist ja ohne hin schon in The Bombardier bekannt gemacht. Unser[e] militärische Gesellschaft nimmt immer noch zu. 23 Die ältern Mitglieder w e r d e n indes laulicher, die neuern aber nehmen dann wieder desto l e b h a f t e m Antheil. Jetzt ist ein neues Project v o n mir und Knesebek 2 4 entw o r f e n , und wahrscheinlich k ö m m t es zur Ausführung, da schon alles bewilligt ist. Die Gesellschaft etablirt durch ein königl. Privilegium eine militärishe Buch u. Verlagshandlung, in der die Ranglisten, andre Listen, geheimen Reglements u. dann r andere militärische W e r k e gedrukt werden. Sie hat alle i

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Verändert aus „ Es muß aber der Mortier ". Bis hierhin verändert aus „Die Gesellschaft etablirt eine militärishe Buch u. Verlagsbuchhandlung, in der die Ranglisten, andre Listen, geheimen Reglements u. s. w. gedrukt und". Militairische Denkwürdigkeiten, 4. Band (= NMJ, 11. Band (1803)); der Zusammenhang legt nahe, daß sich die Fertigstellung verzögert hatte. Dieser Band enthielt u. a. Deckens Artikel „Ursachen der wenigen Unterstützung, welche die Verbundenen von den Einwohnern der eroberten Länder erhielten" (S. 56-68) und Scharnhorsts „Die Verteidigung der Stadt Menin und die Selbstbefreiung der Garnison unter dem Generalmajor von Hammerstein" (S. 173-320). Es ist nicht zu ersehen, welcher der Brüder Moritz und Friedrich von Schöler gemeint ist; beide wurden im dritten Band vorgestellt. Mémorial topographique militaire, rédigé au dépôt-général de la guerre, par ordre du ministre. Es handelte sich um ein auf fünf Bände angelegtes Sammelwerk, dessen erster und zweiter Band von Johann Christoph von Textor und Karl Wilhelm Georg von Grolman in DMGB 3 (1803), S. 376ff. bzw. 378-382, besprochen wurden. François-Emanuel, Vicomte de Toulongeon: Histoire de la France, depuis la révolution de 1789, écrite d'après les mémoires et manuscrits contemporains, récueillis dans les dépôts civils et militaires, 4 Bde., Straßburg und Paris 1801-1810. Der Verfasser (17481812) hatte sich 1789 als adliger Abgeordneter in der Nationalversammlung dem Dritten Stand angeschlossen. Nach kurzem Dienst beim Militär demissionierte er 1791, seit 1802 gehörte er dem Corps législatif an. Ralph Willet Adye: The Bombardier and Pocket Gunner. Nach dem ersten Druck von 1798 wurde das Werk mehrfach neu aufgelegt. Nach Ansicht Niemeyers ging es hier um die Versuche des britischen Artilleristen Henry Shrapnel (1761-1842) zur Verbesserung des Granatzünders. Shrapnel entwickelte eine später nach ihm benannte Granatkartätsche, die während der Napoleonischen Kriege jedoch nur bei der britischen Artillerie zum Einsatz kam. Bis August 1804 wurden 162 Mitglieder aufgenommen. Zu den ersten drei Jahren vgl. Denkwürdigkeiten der Militärischen Gesellschaft zu Berlin, 5 Bde., Berlin 1802-1805 (Nachdruck Osnabrück 1985), Charles Edward White: The Enlightened Soldier, New York, Westport und London 1989, sowie die relevanten Stücke im dritten Band dieser Edition. Vgl. auch den undatierten Brief Nr. 146. Zu Karl Friedrich Freiherr von dem Knesebeck (1768-1848) vgl. Anhang 1.

6

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

militärische Werke zum Verkauf. Es war diese Einrichtung nöthig, u m die jüngern Officiere s der milit. Gesellschaft für ihre Arbeiten entschädigen zu können, auch [um] 1 für den Secretär und den Redacteur der Denkwürdigkeiten eine kleine Besoldung zu haben. Die Denkwürdgkeitn werden jetzt (außer den Abhandlungen, die Bezug auf den preussischen Staat haben) fürs große Publikum gedrukt." Es erscheint vierteljährig ein Band von 20 Bogen u. 2 Planen. 25 Ein Verlagsartikel der neuen Buchhandlung. Der General v. Lecoq" läßt die von ihn zusammengetragene Karte von Westphalen nach dem Kassinischen Mastabe 26 stechen. Es sind 5 Blat in Arbeit. Es werd[en] 20. Der König hat 12.000 rh. dazu geshenkt. Er nimt für die 20 Blatt 6 Friedrichsd'or, 2 werdn pronumerirt. 2 7 Er profitirt wenigstens die 12.000 Rthl. Wollen Sie für den Herzog von Cambridge u. andre Exemplare, so schreiben Sie es mir, so sollen Sie dieselben erhalten, so bald sie abgedruckt sind. Auß[e]r diesen Geschenk von 12.000 rh. hat Lecoq freie Wohnung, eine Amtshauptmannschaft und seyn Bataillon, 28 daß ihn immer 5000 rh. einbringt, und doch glaubt er sich nicht besonders belohnt. So gehet es hier her, mein lieber Decken, wie wenig kan Ihnen dies jetzt intereßiren!, da die Gegenstände, welche Sie umgeben, von ganz anderfer] Art sind. Aber ich muß Sie doch, mein einziger und innigstr Freund, noch ein mal in meinen Kreis zurükführen. Ende befindet sich hier ganz glüklich, der König hat ihn versprochen, er wolle ihn bald placiren. Er passirt für einen geschickten Officier und ich glaube, daß er hier ziemlich angenehm auf den ordinären Wege dienen wird. Ziehen wollte nach Rußland, ich habe ihm davon abgerathen und ihn hier eine Stelle ausgemacht. Er wird erst Capitän von der Armee mit 500 rh. Gehalt u. einr Lehrstelle bei meinen Institut von

Die folgenden drei Wörter nachträglich eingefügt. ' Vor „auch" steht gestrichen „Um « " • • ' • • • 'außer einigen Abhandlungen,

5

v 25

26 27

28

Verändert aus „ Der Oberste Lecoq

die Bezug auf den

preussischen

Genaugenommen erfolgte die Zählung der Bände nach Halbjahren, die vierteljährlich erscheinenden Teile galten als 1. bzw. 2. Stück des jeweiligen Bandes. Insgesamt erschienen fünf Bände (1802-1805). César-François Cassini de Thury wählte für seine bereits mehrfach erwähnte Karte Frankreichs (1744-1793) den Maßstab 1 : 86.400. Karl Ludwig Jakob Edler von Lecoq: Topographische Karte in 22 Blättern, den größten Theil von Westphalen enthaltend, so wie auch das Herzogthum Westphalen und einen Theil der Hannoverschen, Braunschweigischen und Hessischen Länder, nach astronomischen und trigonometrischen Ortsbestimmungen auf Befehl Sr. Maj. Friedrich Wilhelm III., Königs von Preußen, herausgegeben, Berlin 1805. Eine Biographie Lecoqs befindet sich in Anhang 1 zum zweiten Band. Lecoq war 1796, also im Jahr der Ernennung zum Generalquartiermeister der Observationsarmee in Westfalen, die Amtshauptmannschaft zu Ragnit übertragen worden, die ihm jährlich 420 Reichstaler einbrachte. 1802 wurde er zum Kommandeur en Chef des Grenadiergardebataillons (No. 6 in der Stammliste der Infanterieregimenter von 1806) in Potsdam ernannt, das auf die bekannte Riesengarde König Friedrich Wilhelms I. zurückging.

Nr. 1

7

300 rh. 29 Alsdann soll er in die Artillerie oder den Genraistab placirt werden. Er hat also eine sehr gute Carriere vor sich. So wohl Ende als Ziehen habe ich erst dann hierhergezogen, als ich sah, daß Sie mit Gewißheit andre Dienste wählen würden. Können Sie meinen alten Hassebroik 30 nicht unterbringen? Er soll gleich zu Ihnen kommen, so bald dies möglich ist. Ich lasse ihn hier kommen, allein ich kann ihn nicht anbringen. Mein Lehr Institut hat einen seltenen glüklich[e]n Fortgang. Es sind aus denselben 10 Offic. in den Genraistab versetzt und außerdem sind zwei Inspectionsadjutanten geworden. Ungeachtet alles dies hat das Institut doch für mich das Intereße nicht mehr, welches es anfa[n]gs hatte. Ich habe aber nun sehr gute Lehrer bei demselben. Auch die militärische Gesellschaft intereßirt mich nicht so wie sonst. So gehet es mit uns unbestendigen Menschen. Seit einigen Tagen ist Vink hier, er ist ein Anverwandter von den Minister Rek 31 u. noch ganz so wie sonst. Hier mit, mein herzlich geliebter Freund, muß ich nun schließen; für einige Minute mündliche Unterredung hätte ich gerne diesen Brief und noch mehr gegeben. Aber dazu haben wir vorerst keine Hofnung, aber dagegen" sollen Sie von mir oft Briefe erhalten, dies verspreche ich Ihnen heilig. Ich fühle es, was es ist, ein Schreiben von* seinem innigsten Freu[n]de zu erhalten, wenn ich Ihre Adreße nur sehe. Diese Freude haben auch Sie bei meinen Briefen. Vergeßen Sie ja nicht, diese Freude Ihr[e]m besten Freu[n]d oft zu erneuern. Der Himmel behüte ihn, wenn außerordentliche kriegerische Vorfälle in England, die ich jedoch nicht erwarte, eintreten sollten. Für y allen Dingen erhalten Sie Ihre Gesundheit und arbeiten Sie nicht zu viel. Ihr Sie zärtlich und herzlich liebender Fr[e]u[n]d v. Scharnhorst. Den 18ten März. Obgleich bei uns alles ruhig und, ich fürchte, in zu tiefen Schlummer ist, so sheint es mir doch, daß ein Gewitter auch gegen Norden sich wendet. In Westen umwölkt es sich, so gehet es ewig in dieser unglüklichen Welt. Ihr Fr[e]u[n]d S. w x y 29

30

31

Verändert aus „ bald aber". Folgt ein durch dichte Schraffur unleserlich gemachtes Wort. Verändert aus „ Vor",

Die aus den ersten drei Bänden bekannten Offiziere Friedrich Albrecht Gotthilf Freiherr von E n d e und Christian Ziehen hatten durch die Auflösung der kurhannoverschen A r m e e 1803 ihre Stellung verloren. Ziehen hatte von 1800 bis 1803 als ordentlicher Lehrer an der Artillerieschule in Hannover gearbeitet. Julius Hassebroick hatte beim Stab des hannoverschen Observationskorps in Westfalen als Scharnhorsts Adjutant fungiert. E r trat um diese Zeit in die Königlich Deutsche Legion ein, begleitete Decken 1808 auf einer diplomatischen Mission und starb 1814 in London. Eberhard Friedrich Christoph Ludwig Reichsfreiherr von der Recke ( 1 7 4 4 - 1 8 1 6 ) war von 1785 bis 1806 als preußischer Staatsminister vor allem für Finanzfragen zuständig, 1815 fungierte er als Gouverneur in Sachsen. Mit Vincke ist mutmaßlich Wallmodens alter Adjutant Ernst Idel Jobst Friedrich Freiherr von Vincke ( 1 7 6 8 - 1 8 4 5 ) gemeint.

8

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

2. Scharnhorst an Christian Dietrich Helwing

Berlin, 30. M ä r z 1804

N a c h der Edition Heinz Stübigs im Anhang zu: Karl Linnebach (Hrsg.): Scharnhorsts Briefe, Bd. 1, Neudruck München 1980, zu S. 249, zit. Linnebach/Stübig, unvollständig. 1 b

E w . W o h l g e b o r e n 1 w e r d e n aus m e i n e m l e t z t e n B r i e f e 2 g e s e h e n h a b e n , d a ß

i c h e i n i g e B e d e n k l i c h k e i t e n h a t t e , das M a n u s k r i p t m e i n e s W e r k s z u ü b e r s c h i c k e n . I c h h a b e m i c h j e t z t e n t s c h l o s s e n , es d e n n ä c h s t e n P o s t t a g a b g e h e n z u lassen. N u r m e i n e V e r s e t z u n g v o n d e r A r t i l l e r i e in d e n G e n e r a l s t a b h a t m i c h a b g e h a l t e n , es d i e s e n P o s t t a g z u t u n . [...] v. S c h a r n h o r s t

3. S c h a r n h o r s t a n Knesebeck

Berlin, 3. A p r i l 1804

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs/ Aussichten auf gemeinsame

Arbeit im Generalquartiermeisterstab.

Verhältnis zu Phull. B e r l i n , 3. A p r i l 1 8 0 4 .

M e i n lieber K n e s e b e c k , ich danke ihnen für Ihre gütige Teilnahme an mein e r V e r s e t z u n g . 1 I c h f r e u e m i c h h e r z l i c h , d a ß w i r ein K r i e g e s t h e a t e r z u b e a r b e i t e n h a b e n . 2 W i r w o l l e n u n s das L e b e n n i c h t d u r c h u n n ü t z e A r b e i t e n v e r bittern und d e n n o c h unsere Pflichten erfüllen. Ich habe n o c h keinen Plan

" h

1

2

" 1

1

Ohne Angabe zur Provenienz der Vorlage. Zu Beginn steht bei Stübig noch: „An Buchhändler Helwing", wobei nicht klar ist, ob es sich um die (unvollständige) Adresse auf der Außenseite des an Helwing verschickten Briefes oder um eine Notiz auf einem Konzept oder einer Abschrift aus Scharnhorsts Papieren handelt. Helwing, bei dessen Hofbuchhandlung in Hannover Scharnhorst die meisten seiner Druckwerke veröffentlichte, wurde in den ersten drei Bänden vielfach erwähnt. Vgl. Nr. 54 im dritten Band. Die damals im Heeresarchiv Potsdam befindliche Vorlage („eigenhändig") ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. Scharnhorst war am 26. März zum Generalquartiermeisterleutnant und Leiter der 3. Brigade des Generalquartiermeisterstabes ernannt worden, welcher auch Major von dem Knesebeck zugeteilt wurde. Die drei Brigaden des Generalstabs sollten jeweils ein bestimmtes Gebiet im Hinblick auf mögliche Kriege bearbeiten, Phulls 1. Brigade im Osten, Massenbachs 2. im Süden und die 3. Brigade im Westen der Monarchie. Sie sollten ihre geographischen Bereiche alle drei Jahre reihum vertauschen, doch kam es infolge des Krieges von 1806 nicht mehr dazu. In GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 152, fol. 2r-14v, befindet sich ein Plan Massenbachs für die Arbeiten seiner Brigade mit Ausblick auf das nächste Jahrzehnt („Skizze der Arbeiten der zweiten Brigade des Generalquartier-Meisterstaabes in den Jahren 1804, 1805"), basierend auf einem hypothetischen Krieg Preußens, Sachsens, Frankreichs, der Türkei und Schwedens gegen Rußland und Österreich (fol. 5 r l l r ) . Zu Beginn der Schrift (fol. 3r-v) beschrieb Massenbach seine Vorstellung von der

Nr. 3

9

zu unseren Sommerarbeiten entworfen, ich wollte erst gern den H . General v. L e c o q s p r e c h e n u n d eine A r t i l l e r i e A r b e i t h a t m i c h a b g e h a l t e n , n a c h P o t s d a m z u k o m m e n u n d w i r d m i c h a u c h n o c h diese W o c h e d a r a n v e r h i n d e r n . 3 I c h h a b e d e n g u t e n O b e r s t e n P f u i seit 3 T a g e n n i c h t g e s p r o c h e n . I c h bin i h m a u s g e w i c h e n , u m n i c h t m i t i h m v o n einer S a c h e z u s p r e c h e n , die u n s beid e gleich e m p f i n d l i c h w a r , die indes n i c h t u n s e r gegenseitiges Verhältnis, s o n d e r n das, in d e m w i r m i t e i n e m 3 . s t e h e n , z u m G e g e n s t a n d h a t t e . 4 M i ß v e r s t ä n d n i s s e s t ö r e n m e h r die R u h e u n d das G l ü c k d e r M e n s c h e n als das e i g e n t l i c h e Ü b e l . D e r H i m m e l g e b e , d a ß Sie, m e i n i n n i g s t g e l i e b t e r u n d v e r e h r t e r F r e u n d , bald völlig w i e d e r hergestellt sein m ö g e n . Ihr aufrichtigster und treuester F r e u n d v. S c h a r n h o r s t .

3

4

zu leistenden Arbeit so: „Unter einem vollkommenen Officier des GeneralquartierMeisterstaabes verstehe ich denjenigen, der sich durch mehrere und öfters wiederholte Bereisungen der Krieges-Theater alle diejenigen Kenntnisse von den Provinzen des Staates erworben hat, welche auf kriegerische Operationen Bezug haben. Es ist ein ebenso grosses als schädliches Vorurtheil, wenn man glaubt, der Officier des General-Staabes könne durch Studium der militärischen Wissenschaften auf seinem Zimmer gebildet werden. Nur das Studium des Krieges auf dem Kriegesschauplazz selbst bildet sie. Die Lehre von den Wirkungs- oder Verpflegungs-Kreisen der Festungen und die Sammlung der in den Tabellen verzeichneten topographischen Notizen scheinen dazu geeignet zu sein, die Aufmerksamkeit des Officiers vom Generalquartier-Meisterstaabe auf diese Gegenstände zu heften und ihm das Einsameln der Krieges-Materialien zu erleichtern. Indem der Officier des General-Staabes alle Stellungen aufsucht, welche sich in dem Wirkungskreise einer Festung befinden und unter mancherlei Voraussezzungen bezogen werden können, lernt er das Krieges-Theater auf die vollständigste Art kennen. Man muß also die in den Verpflegungskreisen der Festungen aufgesuchten und aufzusuchenden Stellungen, sowohl die dies- als jenseitigen, die sie verbindenden Colonnen- und Communications-Wege als Elemente der Operations-Entwürfe betrachten, welche Elemente unter der Aufsicht des Brigadiers und Quartier-Meisterlieutenants und Adjoints bearbeitet werden." Eine Spitze am Schluß (fol. 14v) gegen einen Lehrer der Akademie für junge Offiziere legt es nahe, Massenbachs Bemerkungen über im Zimmer gebildete Offiziere als Seitenhieb gegen die von Scharnhorst geleitete Ausbildung zu interpretieren: „Erworbene Local-Kenntnisse sind dem Feld-Herrn wichtiger als alle Weisheit der Kants und Kiesewetters. Der Officier des Generalstaabes muss auf dem Kriegesschauplazz gebildet werden. E r wird ein verdrehter Kopf, wenn er sich in den Hör-Säälen der Philosophen zu bilden glaubt. Der Kriegesschauplazz ist die Wiege des künftigen Feld-Herrn, der Hör-Saal des Philosophen sein früher Sarg." Gemeint sind die Arbeiten zur Geschützmetallerprobung, insbesondere mutmaßlich die Abfassung der Denkschrift Nr. 9. Vgl. aber auch Nr. 56, 57, 60 und 61 im dritten Band. Gemeint ist möglicherweise das etwas heikle Verhältnis zu Massenbach, vgl. Nr. 7 und 11.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

4. Scharnhorst an Wallmoden

Berlin, 3. April 1804

N a c h einer A b s c h r i f t G e r h a r d Oestreichs. 1 Verzögerung eines Artikels in der Allgemeinen Literaturzeitung durch die neue Stellung. Anteilnahme zu Wallmodens Lage. Hoffnung auf Widerstand gegen Frankreich und Großbritannien.

Ew. Excellenz gnädiges Schreiben vom 25. März habe ich den 30. richtig erhalten. Für die mir darin gegebenen Notizen danke ich gehorsamst, ich werde sie auf die bemerkte Weise, bei der Anzeige der Schriften über die hannövrischen Angelegenheiten in der allgemeinen Literatur Zeitung benutzen und die falschen Gesichtspunkte, so viel ich kann, berichtigen.1 Dies wird aber erst diesen Sommer geschehen, in dem ich jetzt in den Generalquartiermeisterstab versetzt bin und mich auf eine doppelte Art mit Arbeit überhäuft sehe. Die Lage, in der Ew. Excellenz sich befunden, ist schaudernt.2 Möchte dies Beispiel doch lehren, daß halbe Maaßregeln nachteiliger als gar keine sind. Möchte dies doch das letzte Unglück sein, welches die Herschsucht der englischen und französischen Regierung über Europa verbreitet. Nur die Armut der unterjochten Völker wird am Ende im Innern einen erbitterten energievollen Feind erzeugen - und die nicht unterjochten Nationen retten. Aber wann, dies ist für uns eine sehr beunruhigende Frage. Mit dem tiefsten Respekt bin ich Den 3. April Ew. Excellenz ganz gehorsamster Diener 1804. v. Scharnhorst

5. Scharnhorst an Christian Dietrich Helwing

[Berlin], 10. April 1804

N a c h der E d i t i o n H e i n z Stübigs in Linnebach/Stübig, zu S. 249, unvollständig." Übersendung eines Manuskripts zum ersten Band des Handbuchs der Artillerie.

10. April. Ew. Wohlgebo. erhalten hier den größten Teil des lten Bandes.1 Der 2te Abschnitt, welcher ungefähr den 5ten Teil des Ganzen ausmacht, ist noch hier, aber völlig fertig und wird in einem der nächsten Posttage " 1 2

" 1

Die Vorlage („ganz eigenhändig") befand sich in HStAH, Dep. 14 (v. Wallmoden), VI A Nr. 66, und ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1943 verbrannt. Vgl. N r . 1. Zu Wallmodens Verhalten als Befehlshaber der hannoverschen Armee bis zu Kapitulation von Artlenburg am 5. Juli 1803 vgl. N r . 49, 50 und 59 im dritten Band. Lehmann I, S. 337f., erwähnt noch (wie so oft ohne Angabe zur Provenienz) eine Aufzeichnung Scharnhorsts darüber, wie man in „Hannover im vorigen Jahr" der französischen Invasion hätte begegnen können. Sie konnte von späteren Autoren nicht aufgefunden werden. Ohne Angabe zur Provenienz Vgl. N r . 2.

der Vorlage.

11

Nr. 6

überkommen. Ich wünsche, daß der Druck so bald als möglich angefangen wird. [...]

6. Scharnhorst an Geusau 1

Berlin, 13. April 1804

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs.®

Generalstabsprüfung

Schlotheims.

Berlin, 13. April 1804. Da ich noch nicht die Verfassung und Einrichtung des Generalstabes kenne und nicht mit dem Detail des Examens bekannt bin, so unterstehe ich mich auch nicht, ein Urteil über die Prüfung des H. H. v. Schlotheim zu fällen. 2 Ich darf übrigens bemerken, daß man gegenwärtig bei ihm nur auf die Fähigkeit zum Quartiermeisterleutnant, wie ich meine, zu sehen hat und daß in Absicht der weitern Kenntnisse die Zukunft entscheiden muß. v. Scharnhorst.

7. Scharnhorst an Massenbach

Berlin, 27. April 1804

Nach der Abschrift in G S t A PK, VI. H A Nl Massenbach Nr. 7, fol. 36r. a Druck: Beiheft zum Militär-Wochenblatt 1891, S. 217.

Empfehlungsschreiben

anläßlich des Eintritts in den

Generalquartiermeisterstab.

Nehmen Sie mich, bester Herr Obrister, mit der Güte und Gewogenheit in den Generalstaab auf, welche Sie mir sonst erzeigten; ich werde mich bemühen, sie zu verdienen und mich Ihrer Nachsicht und Freundschaft werth zu machen. Mit wahrer Verehrung und größter Hochachtung bin ich Ihr treugehorsamster Berlin am 27. April 1804 Scharnhorst.

" Die damals im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 45 Nr. 78 Pak. 499, befindliche aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. 1 2

Vorlage ist

Zu Levin von Geusau (1734-1808), dem damaligen preußischen Generalquartiermeister, vgl. Anhang 1. Scharnhorst beantwortet eine Anfrage vom 11. April betreffend die schriftliche Prüfung des im dritten Band vorgestellten Hauptmanns von Günther Wilhelm von Schlotheim (1777-1829) zur Aufnahme in den Generalstab. Schlotheim diente 1804 bei Scharnhorsts 3. Brigade, wurde aber bereits 1805 verabschiedet.

" Im Text eines ungedruckten

Memoirenwerks

Massenbachs.

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

12

8. Scharnhorst an das 1. Departement des Oberkriegskollegiums Berlin, 2. Mai 1804 Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs." Übersendung einer Denkschrift zur Metallerprobung. Berlin, 2. Mai 1804 b Unterzeichneter gibt sich die Ehre, Einem hochlöblichen Ersten Departement des Königl. hohen Ober-Krieges-Kolleg. 1 beiliegendes Promemoria über die Versuche zur Erforschung des Kanonen-Metalls gehorsamst vorzulegen. v. Scharnhorst.

9. Denkschrift

Berlin, 3. Mai 1804

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs.a 1. Mögliche Methoden zur Erprobung des Geschützmetalls. 2J3. Probelegierungen und ihre physikalische Erprobung. 4. Feuerprobe. 5. Meßgerät für Erweiterung der Seele. 6. Bestimmung eines Grenzwerts für die Seelenerweiterung. 7. Rolle von Experten. 8. Bestimmung der Dimensionen der zu erprobenden Geschütze durch die Kommission. Berlin, 3. Mai 1804. Promemoria: Ü b e r die Versuche zur Erforschung der Beschaffenheit des Geschützmetalls. §1D e r Zweck dieser Versuche bestehet darin, dass man eine Methode ausmache, wie man die Brauchbarkeit der vorhandenen Geschütze erfahre und die zu giessenden so einrichte, dass sie brauchbar sind. In jedem Fall ist die " h

1

*

Die damals im Heeresarchiv, Rep. 3 OKK No. 22, 13 Pak. 423, befindliche Vorlage ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. Es handelt sich um ein Begleitschreiben zur anschließenden Denkschrift. Dabei ein Randvermerk: „Ist vor der Hand noch zu reponieren. Berlin 7. Mai 1804 v. Pontanus, v. Neander." Oberst Johann Christian von Pontanus wurde erstmals im zweiten Band vorgestellt, Oberstleutnant Johann Friedrich Wilhelm von Neander im dritten. Das 1. Departement des Oberkriegskollegiums war zuständig für die Angelegenheiten der Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Feldbäckereien, sowie das Feldlazarett- und Fuhrwesen der Armee, das 2. Departement für das Armatur- und Montierungswesen (d.h. für Waffen und Bekleidung), das 3. Departement für das Invalidenversorgungswesen. Die damals im Heeresarchiv, Rep. 3 OKK No. 22, 13 Pak. 423, befindliche Vorlage („ Schreiberhand; Datierung und Unterschrift eigenhändig") ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt.

Nr. 9

13

Probe der Brauchbarkeit der erstere Hauptgegenstand unserer Beschäftigung. Denn wir bedürfen dies Probe sowohl bei den schon gegossenen als neuen Stücken. Worin besteht sie? Uber diese Frage müssen wir uns bestimmen. Unter allen bisherigen Proben kann hier nur die physische (die Untersuchung der Härte und Kohäsion) und die Feuerprobe in Betracht kommen. §2. Die Anwendung der erstem erfordert aber einen Maasstab, ein Probeoder Normalmetall (welches die erforderlichen Eigenschaften hat), um hiernach die andern Metalle zu beurteilen. Dies fehlt uns gegenwärtig. Wir werden es aber erhalten, wenn wir die bekannte beste Komposition aus reinen Metall für diese einstweilig annehmen. Diese fällt nach unbezweifelten Erfahrungen zwischen 9 bis 12 Teile Zinn auf 100 Teile Kupfer. Giessen wir daher 4 Stücke Metall von 4 verschiedenen Kompositionen, nämlich von 9, 10, 11 und 12 Teilen Zinn auf 100 Teile Kupfer, und nehmen unter diesen diejenige, welche die größte Härte und Kohäsion miteinander vereinigt, so werden wir höchstwahrscheinlich ein brauchbares Metall, also ein Probe- oder Normalmetall haben, nach welchen wir einigermassen die Güte anderer Metalle beurteilen können. §3. Unsere Beschäftigung muss in Absicht der Proben im Kleinen also zuerst darin bestehen, dass wir 1. eine Vorrichtung b zu einer physischen Untersuchung des Metalls, d.i. der Härte und Kohäsion, treffen, 2. dass wir 4 Metallstücke von der obigen Zusammensetzung giessen und aus diesen dasjenige Metall, welches die grösste Härte und Kohäsion vereinigt, zum Probemetall annehmen. §4. Haben wir uns auf diese Weise einen Masstab von der Güte des Metalls bei der von uns eingerichteten Maschine verschafft, so kömmt es nunmehro darauf an, nach diesen die verschiedenen neuen, aus alten Metall gegossenen schweren Stücke zu untersuchen. Hierin liegt ohne Zweifel die grösste Schwierigkeit; da es indess bei dieser Untersuchung mehr auf die Erfahrung der Härte als Kohäsion ankömmt, so würden der Untersuchung vielleicht nicht unüberwindliche Hindernisse entgegenstehen. Diejenigen Geschütze (es kann hier nur insbesondere von 24fidern die Rede sein), welche bei dieser Untersuchung die geringste Härte (und Kohä-

k

Statt „ Verrichtung ".

14

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804-Juli 1806)

sion, falls man ein Mittel fände, diese bei neuen, schon fertigen Geschützen zu erforschen) zeigten, unterwürfe man nun der Feuerprobe. §5.

Da die Feuerprobe den Gebrauch eines Instruments zur Untersuchung der Weiten der Seele erfordert, so würde dies vorläufig gemacht werden müssen, damit hierdurch kein neuer Aufenthalt entstände. §6.

Es würde hierbei zu bestimmen sein, wie gross die Abweichung eines Geschützes in der Seele von dem vorgeschriebenen Maass höchstens sein könnte? Wie die Feuerprobe anzustellen ist und welche Versuche zur Aufklärung der Artillerie mit derselben verbunden werden könnte? §7.

Damit aber die Eigenschaften der verschiedenen Metallkompositionen so genau als möglich erforscht werden, so müssten die Herrn Räthe Klaproth 1 und Hermstädt 2 aufgefordert werden, sich dieser Gegenstände ganz besonders in Verbindung mit dem Direktor der Giesserei3 zu unterziehen und der Kommission 4 über diesen Punkt Vorschläge zu Proben zu tun.

1

2

3 4

Der aus Wernigerode gebürtige Chemiker und Mineraloge Martin Heinrich Klaproth (1743-1817) erwarb 1780 die Apotheke „Zum Bären" in der Spandauer Straße in Berlin. E r wurde 1782 zum Mecfizinalassessor am Obercollegium medicum ernannt, danach zum Professor der Chemie an der Schule bzw. Militärakademie der Artillerie sowie zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften. 1810 erhielt er die erste Professur für Chemie an der neugegründeten Universität zu Berlin. Bekannt wurde er durch eine Forschungsreise durch Rußland, noch mehr aber durch seine Bedeutung in der chemischen und mineralogischen Analyse. Klaproth entdeckte vier Elemente als erster (1789 Zirkonium und Uran, 1792 Titan, 1798 Tellur), vier weitere entdeckte er unabhängig von früheren Entdeckern. E r schrieb: Beiträge zur chemischen Kenntnis der Mineralkörper, 6 Bde., Berlin 1795-1815. Nach dem Studium der Medizin widmete sich Siegmund Friedrich Hermbstädt ( 1 7 6 0 1833) in Langensalza und Hamburg der Pharmazie und übernahm schließlich eine Apotheke in Berlin. 1791 wurde er zum Professor der Chemie und Pharmazie am medizinisch-chirurgischen Kollegium und zum Administrator der Hofapotheke ernannt. Er gehörte auch dem Obersanitätskollegium, dem Manufaktur- und K o m merzienkollegium sowie der Salzadministration an. A b 1819 lehrte er als Professor der Chemie und Technologie an der Berliner Universität, ab 1820 auch an der Kriegsschule und am Bergwerkseleveninstitut. E r schrieb u. a.: Systematischer Grundriß der allgemeinen Experimentalchemie, 4 Bde., Berlin 1791—93 (3. Auflage, 5 Bde., 1812-1827); Grundriß der Technologie, Berlin 1814; Elemente der theoretischen und praktischen Chemie für Militärpersonen, 3 Bde., Berlin 1822. Johann Georg Manlasch, Direktor des Gießhauses zu Berlin. Gemeint ist die im März eingesetzte Untersuchungskommission, vgl. Nr. 61 im dritten Band. Außer Klaproth, Hermbstädt und Mankisch gehörten ihr die Artillerieoffiziere Oberst Georg Friedrich Boumann, Major Schultze, Kapitän Johann Heuser, Stabskapitän Johann Emanuel Ludwig und Sekondeleutnant Tiedecke an.

N r . 10

15

Wäre man auf diesem Wege zu gewissen Bestimmungen gelanget, alsdann würde es darauf ankommen, nach ihrer Angabe Geschütze aus reinen und aus alten Metall zu giessen und mit diesen Untersuchungen anzustellen. §8.

Die Kommission würde das Gewicht und die Dimensionen für diese Geschütze, so wie die damit anzustellenden Proben vorläufig bestimmen, damit die Form gemacht und die übrigen Zubereitungen so getroffen würden, dass gleich nach der obigen Bestimmung zum Werke geschritten werden könnte. 5 v. Scharnhorst.

10. Scharnhorst an Christian Dietrich Helwing

Berlin, 5. Mai 1804

Nach einer Abschrift Gerhard Oestreichs.3 Druck des Handbuchs

der Artillerie.

Reisepläne.

Berlin, 5. Mai 1804 Ich bin mit den ungarischen Didotschen Lettern 1 einverstanden; das Druckpapier ist zwar nur sehr ordinär, hat man aber kein anderes, so muß man es freilich nehmen; dann bitte ich unter den 3 überschickten Sorten das weißeste zu nehmen. Ich wünsche, daß der Druck bald angefangen werden möchte. Bis den 15ten Junius werde ich in Berlin bleiben; nachher gehe ich nach dem Harz und von da nach Driburg. Ich werde immer 14 Tage im voraus meinen Aufenthalt bestimmen, sodaß durch diese Veränderung keine Hindernisse des Drucks entstehen. Mit aller Hochachtung bin ich Ew. Wohlgeb. dienstwilligster Diener v. Scharnhorst

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A m 24. Mai fand eine Beratung in der Artillerieabteilung des 1. Departements über die Gutachten Scharnhorsts und Boumanns statt. Ein Schreiben des 1. Departements an Scharnhorst, Boumann u.a. vom 11. Mai 1804 und das Protokoll der Sitzung am 24. Mai waren am gleichen O r t wie diese Denkschrift archiviert, wurden aber anscheinend nicht überliefert.

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Die damals im Heeresarchiv, Rep. 4 ZI. VII No. 1552, befindliche Vorlage („eigenhändig") ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. Gemeint sind mutmaßlich die Ungerschen Lettern, also die von Friedrich Gottlieb Unger (1753-1804) entwickelten, in Stahl geschnittenen Drucktypen, die mit den von Frangois-Ambroise Didot (1730-1804) erfundenen gegossenen Antiquatypen (Didotsche Lettern) konkurrierten. Unger, der auch die „Vossische Zeitung" verlegte, lehrte seit 1801 als Professor für Holzschneidekunst an der Berliner Akademie.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

11. Scharnhorst an Geusau

[Berlin, vor 15. Mai 1804 1 ]

Nach einer Abschrift, mutmaßlich von Karl Linnebach, im Nachlaß Gerhard Oestreichs. a

Leitlinien bei Planung der Generalstabsreise der 3. Brigade: 1. Bereisung des gesamten Gebiets durch alle Beteiligten. 2. Orientierung an im Kriegsfall zu erwartenden Aufgaben. 3. Gewinnung von Material für Karte und Beschreibung des Gebiets. b Ich

habe bei den Arbeiten der 3. Brigade des Generalquartiermeisterstabes 1 dahin getrachtet, 1. daß alle Individuen das Land zwischen der Elbe und Leine im allgemeinen kennen lernen. Ein jeder durchreiset die ganze Gegend. Mir schien es eine Hauptsache zu sein, daß die Arbeiten (selbst der Adjoints) so geleitet werden, daß sie nicht bloß den abgesonderten bearbeiteten Teil, sondern das Ganze zu sehen bekommen. 2. ist mein Bestreben dahin gegangen, daß ein jeder vorerst einige Übung in den Arbeiten erhält, die ihn in der Stelle, in der er sich befindet, bei baldigen Ausbruch des Krieges aufgetragen werden könnten. Auch in dieser Hinsicht habe ich beschlossen, ihnen eine praktische Anweisung auf dem Terrain zu geben, sobald es die Früchte zulassen. 3. Endlich suche ich durch diese Arbeiten der Plankammer eine für den Generalstab brauchbare Karte zu verschaffen, welche nebst dem kurzen Berichte von dem, was nicht in einer Karte ausgedrückt werden kann, ungefähr das enthält, was man vorerst wissen muß, wenn man Kantonierungen, Märsche u. Operationen im Ganzen entwerfen will. 0 v. Scharnhorst.

" Die Vorlage („eigenhändig") befand sich zur Zeit der Abschrift im KA. V. 67, später fand sie Oestreich im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 45 Nr. 85 Pak. 500; sie dürfte 1945 verbrannt sein. h Präsentationsvermerk: „Pr. den 15. Mai 1804 v. Rauch." Der bereits im dritten Band vorgestellte Johann Georg Gustav von Rauch (1774-1841) war 1796 zum Adjutanten Geusaus ernannt worden und heiratete 1802 dessen Tochter Karoline Christiane Amalie. c Aktenvermerk: „ Mit diesem Anschreiben hat der Oberst v. Scharnhorst dem Genlt. v. Geusau die Instruktionen für seine Brigade zur Durchsicht eingereicht, welche letztere ihm unterm 28. Mai ohne weiteres Anschreiben remittiert worden sind, nachdem selbige zur vollkommenen Zufriedenheit des H. Genlt. v. Geusau abgefaßt waren. Berlin den 29. Mai 1804 ad acta Rauch." 1 2

Datierung aufgrund des Präsentationsvermerks, vgl. Anm. b. Scharnhorsts Brigade hatte innerhalb der nächsten drei Jahre die deutschen Territorien zwischen Elbe, Rhein und Main zu bearbeiten.

Nr. 12

12. Scharnhorst an Decken

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Berlin und Potsdam, 5.-25. Mai 1804

Familienarchiv v. der D e c k e n , H a m b u r g , N r . 4 - 6 (15 S.): Eigenhändig.' D r u c k : Niemeyer, S. 5 8 - 6 8 .

[1.] Dank für Briefe. Deckens und die eigene Gesundheit. Die neue Stellung beim Generalquartiermeisterstab. Deckens Aufgaben und sein Verhältnis zum Herzog von Cambridge. Scharnhorst und Phull über Massenbachs Instruktion. Bevorstehende Kur in Driburg, Erkundungsreise durch Hessen, Endkorrektur des ersten Bandes des Handbuchs der Artillerie, Generalstabsreise mit der 3. Brigade. Hassebroick und Ende. Lecoqs Arbeit an seiner Karte Westfalens. Scharnhorst und Phull gegen Massenbachs und Lecoqs Generalstabsvorstellung. Akademie und Militärische Gesellschaft. Neue Fachliteratur. Montesquieu-Lektüre. Politische und militärische Lage Großbritanniens. [2.] Lecoqs Schwierigkeiten wegen französischer Kontakte. Gespräch mit Schiller über Napoleon und Revolution. [3.] Empfehlung Hassebroicks. Eigener Ehrgeiz. Endes Fortkommen in Preußen. [4.] Frühjahrsrevue. Zunehmender Mechanismus der Armeen. Geldsorgen und Karriereaussichten. [5.] Gedränge der Geschäfte und Besuche. Untersuchungen bei der Artillerie. Regierungskrise in London. Kriegsvorbereitungen. Politik und Kriegführung. Friedrich Wilhelm III. und das Kabinett. Berlin den 5ten May 1804. [1.] Innigsten und herzlichen Dank, mein bester Decken, für Ihre mir ganz unschätzbaren Briefe. Sie vergeben es mir, daß ich so lange an Sie nicht geschrieben habe, Sie vergeben es mir eh[e]r als ich es mir selbst vergebe, das weiß ich. Schon vor ungefähr 4 Wochen habe ich an Sie einen langen Brief geschrieben, den Sie wahrscheinlich kurz nach dem Abgange Ihres letzten Briefes vom 21ten April erhalten haben. 1 Sie werden, mein bester Freund, aus demselben ersehen haben, daß ich das vergangene Jahr mit einer shweren Krankheit beschloßen habe, es freuet mir aber Ihnen sagen zu können, daß ich jetzt recht gesund bin; möchtn Sie es doch auch seyn; ich fürchte fast, daß Sie den Arbeiten und Unruhen aller Art unterliegen. Sorgen Sie doch zuerst für Ihre Gesundheit, für ein heiteres Gemüth, so viel Sieb können. Ueberrechnen Sie, wie lange Sie noch zu leben haben, wie kurz die Zeit des beßern Alters dahin fließt. Seit meiner Krankheit habe ich diesen Calcul getrieben und derselbe hat einen großen Antheil an meiner Versetzung in den Generalstab, welches vor 4 Wochen erfolgt ist. Es ist nemlich bei den Generalstab die Einrichtung, daß die Officiere desselben alle Sommer eine militärische Reise

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Obwohl sie getrennt numeriert (und von Niemeyer separat ediert) wurden, gehören die drei Teile vom 5. und 17. (8 S.), 18. und 19. (3_ S.) und 25. Mai 1804 (3 3/4 S„ Kleinformat) offenbar zusammen. Dafür spricht der Inhalt und daß der dritte Teil mit der Bemerkung beginnt, Scharnhorst müsse nun seinen „ langen Brief an den einzigen meiner Freunde endigen." Folgt gestrichen: „ es ". Hiermit könnte der lange Brief Nr. 1 gemeint sein, der allerdings mindestens sechs Wochen vor dem 5. Mai abgeschlossen worden war.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

machen. Ich bekome dazu freie Reise Kosten und noch außerdem jährlich 600 Rthl. c Ihre Lage hat viel Unangenehmes, besonders wegen der hannövrischen Officiere, gehabt. Alle Angelegenheiten, bei den[en] man mit dem Privat Intereße der Menschen zu thun hat, sind gewöhnlich mit Verdrießlichkeiten verbunden. Aber wann wird ihre Lage ruhiger werden? Kommen Sie ein mal mit dem Herzoge 2 nach Hannover, so haben Sie einen neuen Feldzug. Ich rathe Sie nicht dazu. Mir scheint es fast, daß es für Sie beßer wäre, in englishen Diensten zu bleiben und sich in Hannover bei dem Herzoge auf zu halten, falls er nach dem Frieden das Comando des hannövrischen Militärs übernehmen sollte. Doch ich kann Ihre Verhältnisse nur aus einem entfernten Gesichtspunkte beurtheilen. Meine Anstellung im Generalstabe ist eigener Wunsch des Königs, der mir sehr gnädig, und ich kann wohl behaupten, aus persönlicher Zuneigung ist. Ich habe hier wiederum eine neue Wegräumung von Unannehmlichkeiten. Da ich indes einer derd drei Brigade Chefs des Generalstabes bin und als ein solcher mit niemand als mit den mir untergebenen 12 Officieren meiner Brigade zu thun habe, so läßt sich hier noch wohl durch kommen. Das gegenwärtige Unangenehme besteht in einer Instruction, die allen 3 Brigade Chefs für ihre Arbeiten zur Befolgung gegeben ist.3 Siee auszuführen ist unmöglich, sie übern Haufen zu schmeißen führt zu vielen Unannehmlichkeiten. Eine Süspension der Ausführung ist das Mittel, welches ich f mit Pfull einschlage. Man muß sich Ruhe verschaffen. Ich werde den 15ten Jun. von hier nach den Haarz gehen, von da nach Driburg, dort den Brunen trinken, dann nach Kassel und vielleicht nach Frankfurt reisen und so über Halle wieder zurückkommen. Da der lste Band meines Artillerie Werks diesen Somer gedrukt wird u. Helwing mich die Correctur Bogen zu shikt, so kann ich durch denselben 8 Ihre Briefe, mein bester Deken, am sichersten und geschwindesten erhalten. Ich habe meiner Brigade die Instructionen zu ihren Sommerarbeiten shon gegeben, in Septemb. werde ich bei meiner Zurük Kunft aus den Hessischen ihr einigen Unterricht auf den Felde in Hildesheimshen ertheilen und ihre Arbeiten nach sehen. Dies Wesen werde ich 3 Jahr in Westphalen und am Rhein, dann 3 Jahr in Schlesien u. Sachsen und dann eben so lange in Preussen u. Polen treiben,

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Verändert aus „Reise Kosten und 600 Rthl." Danach folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „Außerdem". Folgt eine hinzugefügte überflüssige „3". Folgt gestrichen: „zu befolgen ". Die folgenden zwei Wörter nachträglich eingefügt. Statt „demselben". Von Cambridge. Die auf Massenbachs Entwürfen fußende „Instruction für den General-Quartiermeister-Stab" vom 26. November 1803 und die von Massenbach verfaßte „Erläuterung der Allerhöchsten Instruction für den General-Quartiermeister-Stab" vom 20. Januar 1804.

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wenn ich so lange leben sollte und keine andere Arbeiten und Auftritte11 etwas anders herbei führen. Hassebroik ist seit 5 Wochen hier, er gehet in 8 Tagen ab, um sich Ihrer Güte zu empfehlen. Es freuet mich, daß Sie sich seiner annehmen. Er beurtheilt richtiger als Ziehen und hat einen guten Fond militärischer Kenntnisse. Ziehen ist seit 8 Tagen hier, er ist als Capitän von der Armee eingesetzt u. erhält 750 rh.4 Er ist aber noch immer so besonders wie sonst, wankelmüthig, ohne Plan, von unverdauten Kenntnissen überladen, so daß ich nicht recht weiß, wie er sich' debruilliren5 wird. Er könnte hier, wenn er sich nach den Verhältnissn fügen könnte, bald in dem Generalstab oder auch bei der Artillrie eingesetzt werden und daher nach hiesigen Mastabe seyn Glück geshwind machen. Der General von Lecoq hat den General Dessoll' so lange mit Briefen zugesetzt, bis er erlaubt hat, eine Copie der hannövrishen Charten zu nehmen. Lecoq hat in dieser Absicht 4 Zeichner nach Hannover geschikt. Lecoq u. Massenbach waren k sehr geneigt, den ganzen Generalstab zu einen Bureau topographique zu machen, ich und Pfull haben dies hintertrieben und die jetzige Einrichtung ist, wie es mir scheint, sehr gut. Dieser Gegenstand ist seit einiger Zeit hier1 in mancher Rücksicht untersucht, aber noch immer fehlt es an einer zwekmäßigen Eintheilung der Armee im Allgemeinen. In Absicht der litterarischen Arbeiten bin™ ich jetzt auf mein Artillerie Werk und mein Institut reducirt. Das letztere habe ich behalten und ich habe die Freude, daß es jetzt auf einen soliden Fuß, unter der Benenung von Militär Academie11 für Officiere 6 , kömmt und nicht mehr von Personen und Umständen abhängig ist. Ziehen wird an diesen Institute jetzt 0 sehr thätig seyn können, wenn er Lust dazu hat. Die militärische Gesellschaft vermehrt sich noch immer und der Zufluß der Aufsätze ist sehr groß, aber leider sind diese Aufsätze nicht von bedeutenden innern Werth. Unter den in deutscher Sprache erschienenen neuen militärih

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Dieses hinzugefügte Wort ersetzt eine durch dichte Schraffur vorgenommene Streichung. Verändert aus „ wie sich die Sache". Verändert aus „ Dessolle ". Der schon im dritten Band erwähnte Divisionsgeneral Dessolles führte Anfang 1804 interimistisch das Kommando der französischen Besatzungsarmee in Hannover. Verändert aus „ Lecoq war". Folgen etwa zwei durch dichte Schraffur unlesbar gemachte Wörter. Verändert aus „ Von litterarischen Arbeiten ist". Verändert aus „ Academie milita". Folgt gestrichen: „ gar". Ziehen unterrichtete in der Folge Artillerie, Fortifikation, Belagerungskrieg, Taktik und Strategie an der Akademie für junge Offiziere. Entwickeln. Vgl. Verfassung und Lehreinrichtung der Akademie für junge Offiziere und des Instituts für die Berlinische Inspektion, Berlin 1805, abgedruckt Bei Klippel III, S. 2 3 7 - 2 5 5 , U s c z e c k / G u d z e n t , S. 1 9 8 - 2 1 7 . V o n 1801 bis 1804 hieß die Akademie offiziell „ L e h r Anstalt für junge Infanterie- und Kavallerie-Offiziere in den militärischen Wissenschaften".

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

sehen Werken ist keines, welches einige Aufmerksamkeit verdiente. Der zweite Theil von den Porbekschen Werke mag für einen oder andern Intereße haben, er ist in demselben etwas gemäßigter als in den ersten.7 Ich habe mit vieler Aufmerksamkeit das 3te Capitelp von den Montesquieuschen Werk8 noch einmal, und beiläufig das ganze Buch, durchgelesen. Leider ist in der moralishen so wie in der physishen Welt ein ewiger Kreislauf, eine gewiße unabänderliche Folge des moralischen Zustandes und der politishen Ereignisse. Der, welchr sie nicht entdekt, welcher nur einen so kleinen Raum übersiehet, das ihm immer alles neu u. unerwartet ist, ist vielleicht am besten daran. Unbeshreiblich nachtheilig ist es für das englische9 Intereße, daß die ganze Welt gegen diese Nation ist, daß sier nicht, wie ihre Feinde, den Geist der übrigen Nationen bearbeiten. Dieser Umstand s erzeugt eine gewisse Verachtung und Mißtrauen, welches, wenn es fortdaurt, die Erbitterung aufs höchste treiben wird. Bei uns hält man fast allgemein dafür, daß die englishen Angelegenheiten sehr schlecht geleitet werden, daß die Unthätigkeit der Flotten u. Armeen dem Mangel an Einsicht und Thätigkeit zuzuschreiben sind u. daß jetzt das Guvernement das nicht sey, was es bei den letzten Friedensshluße war. Allgemein haßt man die beiden Krieg führenden Mächte fast gleich stark. Ich habe mich einigemal schon vorgenomen, keine Zeitung mehr zu lesen und mich um nichts zu bekümmern, aber ich kann es nicht halten. Nach und nach werde ich noch dazu kommen. [2.] Den 17tenc May. Der König hat die Unterhandlung des Generals Lecoq gemißbilligt, ich weiß nicht, was daraus wird. Die neuen Veränderungen in Frankreich haben unter den Gelehrt[e]n große Aufmerksamkeit erregt. Schil-

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Verändert aus „3te Theil". Folgen zwei durch dichte Schraffur unlesbar gemachte Wörter. Verändert aus „ Sie Das Folgende bis einschließlich „Bei uns hält" wurde hinzugefügt, es ersetzt eine eineinhalb Zeilen lange Streichung mittels dichter Schraffur. Verändert aus „16ten". Gemeint ist Heinrich Philipp Reinhard von Porbeck (1771-1809) und sein Werk: Kritische Geschichte der Operationen, welche die Englisch-combinierte Armee zur Vertheidigung von Holland in den Jahren 1794 und 1795 ausgeführt hat, 2 Bde., Königslutter und Braunschweig 1802, 1804. Porbeck hatte als hessen-kasselscher Offizier am Mittelrhein und in den Niederlanden gedient und gab mit anderen die in Leipzig erscheinende „Neue Bellona" heraus; er fiel als badischer Generalmajor in der Schlacht bei Talavera. Zu seinen Werken gehört: Über die Ursachen der vielen Siege und des Kriegsglücks der Franzosen auf dem Festen Lande in diesem Revolutionskriege; besonders in Hinsicht der flandrischen Feldzüge, in: Neue Bellona 1/1 (1801), S. 385-406,1/2 (1802), S. 126-179,293-377, II/2 (1802), S. 225-274,421-440; 3 (1806), S. 152-186, 335422; Instruction zur Abrichtung der Scharfschützen nebst Anmerkungen und vorausgeschickten Winken über die Tendenz der Taktik des Fußvolkes u n a d i e Geschichte der leichten Infanterie seit Erfindung des Schießpulvers, Leipzig 1807 (2. Auflage 1822). Welches Werk gemeint ist, ist nicht klar ersichtlich. Scharnhorst hat sowohl den „Esprit des lois" als auch die „Considérations sur les causes de la grandeur des Romains et de leur décadence" gelesen.

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ler, der hier jetzt ist u. mit dem ich vorgestern hier inu Potsdam in Gesellshaft war, 9 sagte, es sheine ihn, daß die Nachstellungen des ersten Consuls durch die Kayserwürde vermehrt werden möchten 1 0 und daß diese Würde ihn in den He[r]zen der übrigen Kayser u. Könige Abneigung erregen würde, es käme ihn vor, als wenn seit einiger Zeit die Schritte des ersten Consuls nicht

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Verändert aus „ vorgestern in ". Friedrich von Schiller war mit seiner Frau und zwei Söhnen von Leipzig aus nach Berlin gereist, wo er nach einer Übernachtung in Potsdam am 1. Mai eintraf. Der Dichter wurde bei mehreren Aufführungen im Königlichen Nationaltheater enthusiastisch gefeiert und u. a. von Prinz Louis Ferdinand und von Königin Luise empfangen. J e nachdem, ob man von dem zuerst hingeschriebenen oder dem korrigierten Datum ausgeht, müßte das Gespräch zwischen Schiller und Scharnhorst am 14. oder 15. Mai 1804 stattgefunden haben. Am 14. ist sowohl aus Schillers spärlichen Kalendernotizen als auch aus anderen Überlieferungen lediglich der abendliche Besuch einer Vorstellung von „Wallensteins T o d " im Nationaltheater mit August Wilhelm Iffland in der Hauptrolle belegbar. Es ist nicht auszuschließen, daß Schiller vorher nach Potsdam fuhr, wo die mehrtägige Truppenrevue auch bei Hofe viele in- und ausländische Gäste anzog. Hierfür könnte eventuell sprechen, daß Karl Friedrich Beyme in einem 1830 veröffentlichten Zeitungsartikel angab, Schiller sei „einige Tage" in Potsdam gewesen. Im Kalender Schillers ist nur ein Tagesaufenthalt auf der Rückreise nach Weimar dokumentiert: am 17. Mai traf er sich mittags mit Kabinettsrat Beyme, um über eine Anstellung in Berlin zu verhandeln, abends sah er eine für den H o f veranstaltete Vorstellung der Operette „Fanchon oder das Leiermädchen" von Kotzebue und Himmel, danach übernachtete die Familie bei Schillers ehemaligen Mitschüler Massenbach. Sollte aber der 15. Mai gemeint sein, so wäre es wahrscheinlicher, daß das Gespräch nicht in Potsdam, sondern in Berlin stattgefunden hat. An diesem Tage besuchte Schiller eine Probe der Singakademie und aß bei ihrem Direktor Karl Friedrich Zelter zu Mittag. Zelters Wohnung befand sich im selben Haus wie die von Scharnhorst, Münzstraße 1. An diesem Mittagessen nahmen u.a. der Bildhauer Johann Gottfried Schadow (der bis 1805 im Haus Münzstraße 12 wohnte) und Ifflands Sekretär Michael Rudolph Pauly teil. Vgl. die beiden Berliner Zeitungen aus diesem Zeitraum; Schillers Werke. Nationalausgabe. Begründet von Julius Petersen, fortgesetzt von Lieselotte Blumenthal, Benno von Wiese und Siegfried Seidel. Hrsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach, 41. Bd., Teil 1: Lebenszeugnisse I: Schillers Kalender, Schillers Bibliothek, Weimar 2003, S. 234ff„ 527f„ 42. Bd.: Schillers G e spräche, Weimar 1967, S. 384-390; Gero von Wilpert: Schiller-Chronik. Sein Leben und Schaffen, Stuttgart 1958; Walter Hoyer (Hrsg.): Schillers Leben dokumentarisch in Briefen, zeitgenössischen Berichten und Bildern, Köln und Berlin 1967; Michael Bienert: Schiller in Potsdam, Frankfurt an der Oder 2005 (Frankfurter Buntbücher 39); ders.: Schiller in Berlin oder Das rege Leben einer großen Stadt, Marbach 2 2005 (Marbacher Magazin 106), zit. Bienert, Schiller in Berlin; Karin Wais: Die Schiller Chronik, Frankfurt a. M. und Leipzig 2005. Napoleon Bonapartes Bemühungen zur Festigung seiner Stellung mündeten nach der Ernennung zum Konsul auf Lebenszeit (2. August 1802) in den Senatsbeschluß vom 18. Mai 1804, der ihm die erbliche Kaiserwürde übertrug. Beiden Proklamationen waren Plebiszite vorangegangen, die Krönung erfolgte am 2. Dezember 1804. „Nachstellungen" spielt wohl auf verschiedene Verschwörungen gegen Bonaparte an, wahrscheinlich auch auf das Aufsehen erregenden Sprengstoffattentat vom 24. Dezember 1800. Anfang 1804 wurde in Paris eine größere royalistischen Verschwörung aufgedeckt, dabei kam es zu den Verhaftungen Cadoudals (9. März) und Pichegrus (vgl. Nr. 149). Der Erste Konsul ließ damals den (tasächlich unbeteiligten) Herzog von Enghien aus dem neutralen badischen Euenheim entführen und ihn nach einem Schauprozeß vor einem eigens zusammengestellten Kriegsgericht am 21. März 1804 hinrichten.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

den Character seiner anfänglichen Regierungsperiode hätten. Er verspricht Europa vorerst keine Haupt Veränderung. Revolutionäre Veränderungen sind freilich auch wohl nicht zu erwarten, das Beispiel von Frankreich ist zu niedershlagend. Es führt zur Verachtung der Menshheit - Hinrichtung der edelsten Menshen, scheußliche Mord Scenen, Vernichtung der heiligsten Verhältniße, Aristocratie, das shönste Bild der Monarchie, Despotie, wieder v Aristocratie, anscheinend gemäßigte Monarchie, Despotie. Welche Verändrung! Menschen, den[en] alles recht ist, die jedes Verhältniss glücklich finden, in das w der Zufall sie wirft, sind des Glüklichern nicht werth. Man kann die Menshen aus keinen andern Gesichtspunkte betrachten als aus den sie Voltair ansiehet, so sehr man sich auch dagegen sträubt." [3-] Potsdam den 18ten M a y 1804. Lieber bester Decken, mein Schreiben an Sie bleibt nun liegen bis Hassebroik abgehet. Dies giebt mir Gelegenheit, noch ein paar Zeilen hinzuzufügen. Hassebroik kann ich nicht genug Ihrer Güte empfehlen, er hat Kentnisse und urtheilt ruhig, mit vieler Rüksicht auf die besondern Umstände. Ich dachte ihn hier so lange zu behalten, bis sich Gelegenheit darböte, ihn anzubringen. Jetzt aber habe [ich] ihn gerathen, nach England zu gehen; Sie haben eh[e]r Gelegenheit als ich ihn anzubringen. Ich bin nun mit meinen neum Verhältniß wieder in Reine, ich habe mich ganz frei gemacht und die Verhältniße, welche Reibung verursachen könnten, aufgehoben. Ich habe alles vermieden, was mir eine besondre Aussicht eröfnete. Was kann mir dabei heraus kommen? Ich bin zu alt, y noch zu etwas zu kommen, und zu ehrgeitzig, um in kleinen Vorzügen etwas Befriedigendes zu finden. Die Revolution hat alle Ehrgeitzige verstimmt, über die gewöhnlichen Grenzen hingehoben. Ehemals hätte ich viel darin gefunden, daß eine Armee durch meine Einleitung einen guten Plan befolgt, daß durch meine Anordnung als Generalquartiermeister eine Schlacht gewonnen wäre. Jetzt aber reitzt mich dies höchste, kaum zu erreichende Ideal nicht besonders. Vielweniger noch die kleinern Ziele. Es wär mir übrigens sehr leicht, wie ich glaube, zu alle dem zu kommen, was man hier für mich eine große Rolle nennen würde. Die Gnade des Königs und die übrigen Verhältnisse bieten dazu alle mögliche Gelegenheit. Ende ist hier sehr zufrieden und von der andern Seite ist man es mit ihm. Sein 2 Glük ist hier indes nicht groß, in ein oder 2 Jahren eine Escadron und im Alter einmal ein Regiment.

Verändert aus „ wird", ebenso das anschließende „ anscheinend". Statt „den". * Hier endet der als Nr. 4 archivierte Teil. y Die folgenden fünf Wörter nachträglich eingefügt. z Statt „Seit". v w

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[4.] Berlin den 1 9 t e n M a y . D i e M a n o e u v e r n e h m e n hier viel Z e i t w e g , 8 bis 10 volle Tage m u ß ich ihnen opfern. 1 1 A u c h d e r H e r z o g v o n B r a u n s c h w e i g u. [der v o n ] W e i m a r sind w i e g e w ö h n l i c h hier. 1 2 D i e s e M ä n n e r glauben, sie seien d e m p r e u s s i s h e n Staate d a d u r c h nützlich. Sie sind es aber nicht. Sie verhindern, daß d e r K ö n i g seinen gesunden V e r s t ä n d e folgt u n d das u n z w e k m ä ß i g e U e b u n g s s y s t e m abändert. W i e sich alles z u m M e c h a n i s m u s w e n d e t , w e n n n u r Z e i t u. Gelegenheit d a z u ist, das siehet m a n j e t z t bei den F r a n z o s e n , die ihr[e] n e u e militärishe E i n r i c h t u n g " in die alte F o r m bringen, o h n g e a c h t e t sie sich g a n z z u ihren C h a r a c t e r schikte u n d in d e r N a t u r d e r Sache a b g e g r ü n d e t war. "" Folgen zwei durch dichte Schraffur unleserlich gemachte Wörter. "h Statt „Seite". 11 Die Übungen im Frühjahr und Herbst stellten ein Mittelding zwischen Truppenaufmarsch und Manöver im heutigen Sinne dar. Die größere und wichtigere Veranstaltung, offiziell als „Revue" bezeichnet, wurde alljährlich im Mai mit den unmittelbar aufeinander folgenden Manövern bei Potsdam und Berlin eröffnet, danach folgten die in den Provinzen. Vor der dreitägigen eigentlichen Revue wurden eintägige „Spezialrevuen" vor dem Gouverneur (Rücnel bzw. Möllendorff) und dem König abgehalten. Den beiden Berliner Zeitungen (Haude-Spenersche und Vossisch-Ungerscne) ist zu entnehmen, daß die königliche Spezialrevue der Berliner Infanterie (Regimenter Graf Kunheim (No. 1), Arnim (No. 13), Goetze (No. 19), Winning (No. 23), Möllendorff (No. 25) und AltLarisch (No. 26) mit den von ihnen gestellten Grenadierbataillonen Prinz August (1/13), Knebel (19/25) und Reinbaben (23/26)) am 12. Mai stattfand, die der Berliner Kavallerie (Kürassierregiment Gensdarmes (No. 10) und Leibhusarenreeiment Rudorff (No. 2), möglicherweise auch die in Potsdam, Charlottenburg und Berlin stationierte Garde du Corps) am 13. und die der zur Revue nach Berlin gezogenen auswärtigen Regimenter (Infanterieregimenter vac. Prinz Heinrich (No. 35, Garnison: Königsberg in der Neumark und Pyritz), Prinz Ferdinand (No. 34, Ruppin), Prinz Wilhelm von Braunschweig (No. 12, Prenzlau) und Zenge (No. 24, Frankfurt an der Oder) mit den Grenadierbataillone Gaudi (24/35, Soldin) und Hülsen (12/34, Templin), Kürassierreeiment Schleinitz (No. 2, Stabsquartier: Kyritz) und Dragonerregiment Kurfürst von Pfalz-Bayern (No. 1, Schwedt)) am 20. Mai. Am 19. Mai trafen die III. (Depot-)Bataillone der Regimenter Prinz Ferdinand (Garnison: Nauen), Prinz Wilhelm von Braunschweig (Angermünde), Graf Kunheim (Strausberg), Goetze (Küstrin) und Arnim (Spandau) ein, um während der eigentlichen Revue den Wachtdienst in Berlin zu versehen. Der König reiste am 25. Mai zur pommerschen Frühjahrsrevue nach Stargard ab. Für Scharnhorst bedeutete die Versetzung in den Generalstab hier eine bedeutende Vermehrung seiner Pflichten; die Berliner Artillerie nahm keinen Anteil an den Übungen im Mai und September, sondern hielt alle zwei Jahre im Juni eigene Revuen und Manöver ab. 12

Die Spenersche Zeitung No. 61 (22. Mai 1804) meldet ihre Ankunft aus Potsdam. Zu Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig vgl. Anhang 1. Sein Neffe Karl August von Sachsen-Weimar (1757-1828) war während der Felazüge von 1792 und 1793 bekanntlich von seinem Freund und Minister Goethe begleitet worden. Karl August hatte zwar 1795 als Generalleutnant und Chef des Kürassierregiments No. 6 seinen Abschied genommen, blieb aber weiter der preußischen Armee verbunden. Er trat 1804 der Militärischen Gesellschaft bei, mutmaßlich geschah dies bei Gelegenheit dieses Aufenthalts. Karl August und seine Mutter Anna Amalie (1739-1807) standen im Zentrum des für die europäische Kulturgeschichte so bedeutsamen Weimarer Geisteslebens. Im Feldzug von 1806 führt er die Avantgarde der Hauptarmee, schloß dann nach den Schlachten von Jena und Auerstedt Frieden und trat dem Rheinbund bei. Nach der Schlacht bei Leipzig befehligte er ein alliiertes Korps in Belgien und wurde dort zeitweilig Statthalter. 1816 gab er seinem auf dem Wiener Kongreß vergrößertem und zum Großherzogtum erklärten Land eine landständische Verfassung.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Ich bin nun von allen diesen genanten30 Arbeiten frei, aber ich werde mit der Zeit meine Kompagnie 13 verlieren, die mir monatlich 280 rh. einbrachte, statt meine Gage beim Generalstabe nur 258 rh. beträgt. Man vertröstet mich aber auf eine Amtshauptmannschaft, und dann hat der Generalstab den Vortheil, daß die Gage in Kriegen größr ist als im Frieden, statt die der andern Stabsofficiere geringer wird und nur monatlich 100 rh. beträgt. Daß ich jetzt Oberster werde, (ich bin in den Avancement, welches den 23sten publiciert wird, der älteste, wenn nicht Pontanus mit avanciert werden sollte, worum ich heute noch dringend gebeten) hat für mich nicht das geringste Angenehme.14 Wenn der König mich eine Amtshauptmannschaft giebt und ich, wenn der General Tempelhoff abgehen oder sterben sollte, dazu die Artillerie Academie 15 mit 900 rh. bekomme, so hätte ich eine gute Besolldung. Für die Direction des Instituts für die Officiere bekomme ich auch noch nichts, ich kann also auf Vermehrung der Besoldung hoffen, ohngeachtet der König mir in Generalstabe ad schon jetzt dieselbe mit 50 rh. monatlich vermehrt hat, denn statt der jährl. bestimmten Gage von 2600 erhalte ich 3100. ae [5.] Berlin den 25sten May 1804. Morgen gehet Hassebroik von hier, und nun muß ich meinen langen Brief an den einzigen meiner Freunde endigen. Ich bin in diesen Tagen nicht recht zu mir selbst gekommen, mein Schwager von Halle 16 ist hier gewesen, dazu die Revue, die hier immer so viel Fremde herbei führt, mit denen ich [in] einiger Verbindung stehe, dazu meine veränderte Lage. Ich wünsche erst von hier zu seyn, um ein mal mich sammlen zu können. Ich werde auf meiner Reise mein Artillerie Buch weiter bearbeiten, damit daran unaufhörlich fort gedrukt werden kann. Sollte es ohne Umstände geschehen können, so verschaffen Sie

"c Wie die Verwendung lateinischer Buchstaben für dieses Wort unterstreicht, ist französisch „genant", d. h. „quälend, lästig, in Verlegenheit bringend" gemeint. ad Die folgenden drei Wörter hinzugefügt; sie ersetzen das gestrichene „ zu meiner Gage ". "e Hier endet der als Nr. 5 archivierte Teil. Auf der letzten Seite sind nur dreieinhalb Zeilen beschrieben. 13 14

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Beim 3. Artillerieregiment. Die große Liste der jährlichen Beförderungen wurde zum Abschluß der Berliner Revue öffentlich bekanntgegeben. Scharnhorst und Pontanus wurden beide mit Wirkung vom 20. Mai 1804 zum Obersten befördert, ersterer beim Generalstab, letzterer bei der Artillerie. Die Militärakademie der Artillerie ( U n t e r den Linden und im Gießhause) stand seit ihrer Gründung 1791 unter Tempelhoffs Direktion. 1798 wurden zusätzliche Institute in Königsberg und Breslau für den ersten U n t e r r i c h t der dortigen Artillerieoffiziere und -Unteroffiziere eingerichtet; die abschließende erste Klasse wurde aber nur in Berlin abgehalten. T h e o d o r Schmalz, vgl. Anhang 1.

N r . 12

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mir die Einrichtung der englischen reitendenaf Artillerie. Vielleicht hatag aber dort dergl. ebenso viel Schwierigkeiten wie hier und dann bemühen Sie sich nicht. 17 Endlich bin ich so weit gekommen, daß ich hier eine Artillerie Untersuchung über mehrere Gegenstände in Gang gebracht habe, 200 Centner 18 sind dazu jährlich bewilligt. Auch eine neue Bohrmaschine wie die englische wird eingerichtet und sofort ah gemacht. Diese Gegenstände habe ich bisher wegen meiner Verhältniße mit dem Art. Corps nicht betreiben können. Jetzt kann ich es und nun fehlt mir die Zeit dazu. Sie haben sonst für mich viel Anziehendes. Tempelhof vegetirt nur noch. Wie geht es Ihnen, mein innigster, mein bester Freund? Sie werden nicht so ruhig diesen Sommer seyn als ich dazu die Aussicht habe. Welche Umständeai auch eintreten, so scheint es mir doch, daß die jetzige Regierungs Verändrung in Frankreich für England und Europa sehr leicht vorteilhafte Ereignisse herbeiführen kann. Die Entschuldigung des englishen Ministers über die hannövrishen Angelegenheiten ist sehr schlecht ausgefallen und könnte H. Fox nicht befriedigen, wenn er Zeit u.s.w. calculirte.19 Bei der Führung des Krieges kömmt es aufa' Vorbereitungen an, die nach der Zeit, die zur Ausführung erfordert wird, nach u. nach getroffen werden müßen. Je richtiger man die Umstände, welche bei der Ausführung vorkommen, beurtheilt, desto geschickter wird man sie einleiten u. die Hindernisse überwinden können. Unternehmungen aus dem Stegreife gerathen seltenak und eine nicht vorausgesehene feindliche Unternehmung gelingt gewöhnlich. Man kann den Männern, welche im Cabinette arbeiten, nicht genug sagen, daß sie bei allen ihren Unterhandlungen die Kunst den Krieg zu führen zu Rathe ziehen müssen. Dies thun allein die Franzosen. Sie vereinigen die Politik u. die Kriegeskunst. Europa bietet jetzt ein ganz eigenes Tableau dar, die Behutsamkeit und gewiss[e]rmassen die Furchtsamkeit aller Frankreich umgebendn Staaten ist bis zu einen höhern Grad gestiegn als in neuern Zeiten uns die Geshichte irgend ein Beispiel liefrt. Dies ist Bonaparte sehr unrichtig beurtheilt. Ein bravr und untrnehmendr Mann achtet nur den, der gleiche Eigenschaften ihn entgegenstellt.

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18 19

Dieses Wort nachträglich eingefügt. Folgt, bei der Redaktion des Satzes versehentlich stehengelassen: „das". Der Anfang lautete ursprünglich: „ Vielleicht hat das aber dort Schwierigkeiten, so wie hier". Statt „so fort". Verändert aus einem durch dichte Schraffur gestrichenen „ Ereigniße Folgt gestrichen: „ lange ". Folgen einige durch dichte Schraffur unlesbar gemachte Wörter.

In Scharnhorst, Handbuch der Artillerie II, S. 604, wird auch über die britische reitende Artillerie berichtet. Schießpulver. Charles James F o x bezeichnete in der Unterhausdebatte v o m 23. April 1804 die Regierung als unfähig, die Verteidigung des Landes zu organisieren. Bala darauf stürzte das Kabinett Addington und William Pitt der Jüngere wurde erneut zum Premierminister ernannt.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Ich liebe meinen König persönlich ganz außerordentlich, sein richtiger Verstand u. seine vorurtheilsfreie Ansicht erhebt sich über das Gewöhnliche. Aber das Benehmen un[sere]s Cabinets 2 0 ist nicht in dem Geiste, welchr zur Erhaltung der preussischen Monarchie sich schikt. Es muß den Krieg vermeiden, dies erfordert seine Lage, es muß sich aber nicht die Mittel denselben zu führen nehmen lassen. D o c h über alles dies denken Sie wie ich.

13. Scharnhorst an Pontanus

Berlin, 25. Mai 1804

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs. a Versuchsbedingungen zur Geschützerprobung. Terminplan. Berlin, 25. Mai 1804. Die Mitglieder der Kommission zur Untersuchung des Geschützmetalls wurden vorläufig aufgefordert, Vorschläge zu tun, wie die Versuche, welch sie in der letzten Zusammenkunft mit den 2 4 & der notwendig hält, am zweckmässigsten gemacht werden können. Welche Ladung und Elevation man hierbei nimmt? Wie geschwind die Schüsse nacheinander folgen? O b mit oder ohne Spiegel geladen? u.s.w. Ferner würden sie anzeigen, wie etwa diese Versuche zur Aufklärung anderer problematischer Punkte in der Artillerie angewandt werden könnten? Diese Vorschläge würden spätestens den 7ten Jun. eingegeben, den 12ten wäre wieder Deliberation, um über die verschiedenen Meinungen sich zu vereinigen. v. Scharnhorst. 1

20

Es ist nicht klar ersichtlich, ob Scharnhorst hier das „Kabinett" im engeren Sinne oder auch die zuständigen Minister meint. In Preußen bezeichnete das Wort bis 1806 gewöhnlich das Geheime Kabinett des Königs, welches mit vielen Friktionen dessen Kommunikation mit den im Generaldirektorium zusammengefaßten Ministern sowie den Leitern der sonstigen Zivilbehörden abwickelte. An der Spitze dieses Beraterstabes standen die Geheimen Kabinettsräte Beyme und Lombard, zuständig für die Referate Justiz und Inneres bzw. Außenpolitik; bei militärischen Fragen übte Generaladjutant von Köckritz eine analoge Funktion aus. Die Überwindung der ineffizienten „Kabinettswirtschaft" und ihre Ersetzung durch ein System von Fachministern war ein vornehmes Ziel von Reformern wie dem Freiherrn vom Stein.

"

Die damals im Heeresarchiv, Rep. 3 OKKNo. 22, 13 Pak. 423, befindliche Vorlage ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt.

1

Eine entsprechende Anweisung des 1. Departements an die Kommissionsmitglieder erging am 30. Mai 1804. Sie war am gleichen Ort archiviert.

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Nr. 14

14. Scharnhorst an Christian Dietrich Helwing

Berlin, 9. Juni 1804

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs.® Korrekturen. Reisepläne.

Berlin, 9. Juni 1804. Mit nächster Post erfolgt der Tabellenbogen. Ich gehe hier den 16ten ab und werde den 25sten in Braunschweig sein. Meine Briefe gehen, bis ich eine weitere Anzeige tue, nach Braunschweig poste restante. Höchstwahrscheinlich werde ich von Braunschweig auf 4 Wochen nach meinem Gute gehen, dort erwarte ich dann durch Boten die Korrekturbogen. Ich werde sie immer frei zurückschicken. Mit aller Hochachtung bin ich Scharnhorst.

15. Scharnhorst an das 1. Departement des Oberkriegskollegiums Berlin, 10. Juni 1804 Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs. 3 Ubersendung einer Denkschrift zur Geschützerprobung.

Berlin, 10. Juni 1804. Einen hochlöblichen lten Departement des Ober Krieges Koll. lege ich hier gehorsamst einen Vorschlag über die mit den 2 4 i i d e r zu machenden Versuche vor. Ich bemerke hierbei, dass die Versuche als sehr nützlich und höchst nötig betrachtet werden müssen, obgleich sie nicht über den Hauptgegenstand der Untersuchung entscheiden, weil die zu den Versuchen bestimmten Kanonen wahrscheinlich nicht aus alten Metall gegossen sind. In jeden Fall geben sie aber wichtige Aufklärung und zeigen inwieweit unsere aus reinen Metall gegossenen Kanonen brauchbar sind. v. Scharnhorst.

Die damals im Heeresarchiv, Rep. 4 ZI. VII1552, befindliche Vorlage („eigenhändig") ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. "

Die damals im Heeresarchiv, Rep. 3 OKKNo. 22, 13 Pak. 423, befindliche Vorlage ist aller 'Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. Es handelt sich um ein Begleitschreiben für die anschließende Denkschrift.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

16. Denkschrift

Berlin, 10. Juni 1804

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs.® Praxisnahe Geschützerprobung. Rückgriff auf ausländische Erfahrungen. Messungen und Versuchsbedingungen. Protokollführung. Nutzung der Versuche für andere Gegenstände: 1. Haltbarkeit verschiedener Arten von Schießscharten. 2. Verschiedene Geschützbettungen. 3. Wirkung auf Schießscharten auf verschiedene Distanzen. 4. Notwendige Größe der Ladung. 5. Einfluß des Spielraums. 6. Wirkung fortgesetzten Feuers auf Richtkeile. 7. Stärke der Bedienung. 8. Lagerung der Lafette. 9. Boumannsche Wallafette.

Versuche mit den 24 Ü dem. Berlin, 10. Juni 1804. Wenn man wissen will, ob ein Geschütz dauerhaft ist, so muss man es einer dem Gebrauche ähnlichen Probe unterwerfen. Aus dem Defensionsund Belagerungs-Geschütz feuert man langsam, man tut gewöhnlich in 1 Stunde 5 Schuss und in 12 Stunden also 60b. Es würde zwar gut sein, wenn man in dieser Zeit doppelt so viel Schuss tun könnte und in einer Batterie von 10 Schiessscharten statt 10 Geschütze nur 5 hätte. Allein die geringe Dauer der Geschütze lässt dies nicht zu. Bei den Proben, welche in Frankreich und Spanien mit dem Belagerungsgeschütz gemacht sind, hat man indes in einem Tage 90 Schuss getan, weil man angenommen, dass bei Mangel an Geschütz doch Fälle der Art sowohl vor als in Festungen oft vorkommen könnten. Ich glaube daher, dass wir diesem Beispiel folgen und jeden Tag, zu 12 Stunden gerechnet, 90 Schuss, also in 8 Minuten 1 Schuss tun müssen. Bevor dies geschiehet, muss die Seele der Kanone untersucht und nach '/12 Linien 1 bestimmt werden, wie weit sie in den verschiedenen Teilen ist. Die Ladung beträgt nach der Festsetzung fürs Defensionsgeschütz 9 U , die Kugeln werden bei einer Kanone mit einem Spiegel und bei einer andern, in Fall man mit zweien Versuche macht, ohne Spiegel in die Seele gebracht, um zu sehen, ob man des Spiegels entbehren könne. Es wird in den ersten Tagen mit einem Reaumürschen Thermometer 2 in der Mündung die Hitze des " h

1 2

Die damals im Heeresarchiv, Rep. 3 OKK No. 22, 13 Pak. 423, befindliche Vorlage („Schreiberhand. Datierung und Unterschrift eigenhändig") ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. Statt „100". Es handelt sich mutmaßlich um einen Schreibfehler Scharnhorsts, seines Schreibers oder Oestreichs, denn weiter unten im gleichen Absatz werden 90 Schuß in zwölf Stunden als höherer Wert dargestellt. Legt man den in Preußen üblichen Rheinländischen Zoll zugrunde, bedeutet das eine Genauigkeit von 0,18 mm. Der Physiker und Zoologe René-Antoine Ferchault de Réaumur (1683-1757) hatte ein Weingeistthermometer mit einer eigenen Skala entwickelt; deren Nullpunkt stimmt mit dem der sogenannten Celsius-Skala überein, doch entsprechen 100 Grad Celsius 80 Grad Réaumur.

Nr. 16

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Geschützes von 20 zu 20 Schuss observiert. Täglich wird das Geschütz nach dem Gebrauch mit dem Parallellineal untersucht, um zu sehen, ob es in der Seele beschädigt ist, ob die Seele da, wo die Kugel liegt, sich erweitert hat. Dies muss sowohl in der Horizontal- als auch vorzüglich in der Vertikallinie geschehen und es muss wenigstens eine Veränderung von V )2 Linie genau angegeben werden. Damit man von der guten Beschaffenheit des Pulvers versichert sein kann, so muss man bei der Probe jeden Transport Kartuschen mit dem Probe-Mortier untersuchen, auch muß man einige Kartuschen von Zeit zu Zeit nachwiegen, weil hier leicht ein Versehen stattfinden kann. In dem Protokoll der geschehenen Schüsse wird noch folgendes angeführt: 1. das Gewicht des Geschützes und der Lafette, 2. die Länge des Geschützes, 3. der Spielraum der Kugeln, 4. der Rücklauf des Geschützes und 5. die Floration desselben. Das Geschütz muß die Einrichtung haben, dass man mit demselben 7 4 , V2, 3 / 4 , 1, 1V 4 und 1V 2 Grad genau und scharf durchs Uberhinvisieren nehmen kann. Die dazu nötige Einrichtung erfordert eine besondere Vorrichtung an den höchsten Friesen 0 und der Abnahme des Kornes. Da bei diesen Versuchen es blos auf die Dauer des Geschützes angesehen ist, so kann man sie auf mannigfaltige Art zur Aufklärung der Artillerie anwenden und in dieser Rücksicht werden sie einen doppelten Nutzen haben. Einige der vorzüglichsten Anwendungen werde ich hier anführen, andere werden mir erlaubt sein, in der Folge noch nachzutragen. 1. Die Untersuchung der Dauer der verschiedenen Arten von Schiesscharten. nämlich der von Faschinen, von Horden und von Schanzkörben. In dieser Rücksicht ist es nötig, eine Brustwehr mit 2 Schiessscharten und Bettungen aufwerfen zu lassen. Man observiert hierbei, wie viel Schuss die verschiedenen Arten von Schiessscharten aushalten, bis das Geschütz nicht mehr durch sie feuern kann. Hat man die verschiedenen Arten von Schiessscharten erprobt, so fängt man an, die beste vorne enger zu machen, zuerst von 8 und dann von 7 Fuss, um zu sehen, ob nicht eine geringere Weite als die, welche man angenommen hat, stattfinden könne. Es ist noch nicht untersucht, wie eng bei einer Mauereck die Schiesscharten sein können. Man hat sie bei eine 6 Fuss breiten Mauer für den 24 Ii der vorne 5 und inwendig 1V2 Fuss breit gemacht. Ist diese Dimension erprobt bei vielen Schüssen? Ich glaube nicht. Man lasse daher hier eine Schiessscharte nach dieser oder andern Dimension ausmauren und erprobt nun ihre Dauer.

Statt „Frieden".

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

2. Die Untersuchung der verschiedenen Arten von Bettung. Man lasse einen Rahm wie der der Gribeauvalschen Lafette 3 verfertigen und sehe nun, welche Vorteile dieser bei den ordinären Belagerungslafetten gewährt, a. in Absicht der Konservation der Bettung, b. der leichten Bedienung des Geschützes oder der bleibenden Richtung und c. der Vorteile bei Nacht nach jeder beliebigen Richtung feuern zu können. Man bringe an diesen Rahm ausser einigen Bolzen kein Eisenwerk an, um alles so zu haben, wie man es bei Belagerung haben kann. 3. Die Untersuchung der Wirkung des Geschützs gegen Schiessscharten und Brustwehren. Man lege vor der Batterie auf 600 Schritt einen Kasten mit 3 Schiesscharten ganz in der gewöhnlichen Grösse an, feure nun auf die mittlere Schiesscharte und observiere, wieviel Schüsse in dieselbe täglich kommen und wie lang gefeuert wird, ehe sie so ruiniert ist, bis man nicht mehr durch sie mit entgegenstehenden Kanonen feuern könnte. Man lege, nachdem die Schiesscharten hergestellt sind, eine Bettung auf 300 Schritt und eine auf 900 Schritt von den obigen Aufwurf an und wiederhole den gemachten Versuch, um die Wirksamkeit des Belagerungsgeschützes auf verschiedene Distanzen zu erproben. Um einen Masstab von den treffenden Kugeln gegen bestimmte Fläche auf diese Distanzen zu haben, so setze man vor diese supponierte feindliche Batterie auf die Barren eine bretterne Wand, 50 Fuss breit und 10 hoch, und lasse auf diese die dahinterliegende Schiessscharten bezeichnen. Man wird dem ohnerachtet die Wirkung der Kugeln in der Schießscharte selbst sehen. 4. Könnte man nicht eine geringere Ladung, statt 9 U Pulver 7 oder 8 H nehmen, ohne merklich an der Wirkung zu leiden? Man untersucht dies auf eine mittlere Distanz auf 600 Schritt. 5. Man separiert die Kugeln in 2 Klassen, nämlich die von den kleinsten und von den grössten Spielraum. Man bemerkt das Maass des Spielraumes und bedient sich dann einen Tag die eine und den andern Tag die andere Sorte und beobachtet, ob diese Verschiedenheit eine Differenz in der Genauigkeit des Schusses oder den Eindringen verursacht. 6. Dieser Versuch ist nicht bloss ein Versuch für die Dauer der Kanone, sondern auch für die der Lafetten. In dieser Rücksicht bedient man sich einer Belagerungslafette von der bei uns angenommenen vollkommsten Einrichtung. Man bringt hierbei den gewöhnlichen Richtkeil an, weil dies eine höchst wichtige Sache bei Belagerungen ist, und erprobt nun seine Dauer u.s.w., damit dieser Keil sich nicht bei mehreren Schiessen verstellt, so treffe man eine solche Einrichtung, dass man die Umdrehung der Schraube hemmen kann. d 3

Statt „Auswurf". Der bereits mehrfach erwähnte General Jean Baptiste Vaquette de Gribeauval (1715— 1789) leitete nach dem Siebenjährigen Krieg das französische Artillerieausrüstungswesen. Die von ihm entwickelten Belagerungslaffeten wurden von Scharnhorst verschiedentlich beschrieben.

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Nr. 17

7. Man stelle einen Versuch an. wie viel man am mindesten zur Bedienung, sowohl auf ordinären Bettungen als auf den Rahmen bedürfe. 8. Da noch immer die Meinung herrscht, dass die Lage der Bettung sehr grossen Einfluss auf die Wirkung und Richtung des Schusses habe, so lege man einen Tag mit Hülfe einer getroffenen Vorrichtung einen befestigten Klotz hinter ein Rad, damit dasselbe sich nicht bewegen kann, während das andere sich kreisförmig beim Abfeuern herumdrehet. Ein andermal erhebe man den Schwanz der Lafette, stütze ihn durch einen Bolzen, so dass er sogleich beim Abfeuern niederfällt. Bei jeder dieser Vorkehrungen] tue man wenigstens 20 Schüsse mit der besten Richtung und beobachte den Erfolg. 9. Sollte man sich wegen der Lafetten zum Überbrustwehrfeuern noch nicht bestimmt haben, so könnte man mit der Boumannschen Walllafette einige Versuche mit und ohne Rahm machen, dae ohnehin der H. G. v. Tempelhof die Gribeauvalsche nicht bei 24fidern brauchbar hält. Die Sache ist ohne Zweifel wichtig. Man muss aber hier die Rahmen mit starken Unterlagen ohne Bettungen nicht ausser acht lassen. Man erhält eine sichere Richtung, braucht keine geschickte und wenigere Mannschaft zur Bedienung und kann in der Nacht feuern. v. Scharnhorst.

17. Protokoll

Berlin, 13. Juni 1804

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs. a Beratung der Gutachten der Artillerieoffiziere und Scharnhorsts. 1./2. Versuchsbedingungen. 3.14. Anlage einer Verschanzung zur Untersuchung der Geschoßwirkung. 5. Ladung bei Probeschüssen. Messungen, Entnahme von Materialproben. Pulver. Bettungen. Bretterwände zur besseren Bestimmung der Einschlage. Richtkeile. Lagerung.

Wegen Bestimmung der Feuerproben zur Erforschung des besten Geschütz-Metalles hatten sich die Unterschriebenen heute wieder versammelt und gingen die von den Herrn Artillerie-Offiziers und von dem Herrn Obersten von Scharnhorst darüber abgegebene Gutachten gegen einander durch, wornach als Resultat folgendes festgesetzet worden ist: Über das Gutachten der Herrn Artillerie-Offiziers wurde bestimmt, ad 1. dass diese Untersuchung bei Ankunft der 24 U gen Canons geschehen soll, ad 2. sollen aus jedem Canon 60 Schuss täglich und zwar in 5 Stunden geschehen, f

Statt „die".

"

Die damals im Heeresarchiv, Rep. 3 OKK No. 22, 13 Pak. 423, befindliche Vorlage ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

ad 3.

soll ein Kasten von 30 Fuss Länge, 12 Fuss H ö h e und 18 Fuss Tiefe gebauet und an selbigen die vordere Seite faschiniert werden; nach diesem Kasten soll auf den Distanzen b von 800, 600 und 400 Schritten mit resp. 9, 8 und 7 [ í ¿ ] Ladung mit gezeichneten Kugeln solange geschossen werden, bis von jeder Distanze 0 und Ladung 10 Stück Kugeln getroffen haben. Sodann soll der Kasten ausgegraben und untersucht werden, welche von den obigen Kugeln am tiefsten eingedrungen sind. Nach Beendigung dieser Versuche will man mit 9, 8 und 7 [Ü ] Ladung auf vorerwähnten Distanzen so lange nach fachinierten und ausgepfählten Schiesscharten schiessen, bis solche gänzlich ruiniert sind, um dadurch zu erfahren, auf welchen Distanzen d und mit welchen Ladungen die Zerstörung der Schiessscharten am sichersten zu bewirken ist. Dieser nämliche Versuch soll auch gegen Scharten von Schanzkörben geschehen. Auf einer der vorerwähnten Distanzen sollen die Canons in gewöhnlichen Batterien mit 2 Schiesscharten, wovon die eine 7 Fuss und die andere 9 Fuss vorne weit, und die Kasten 18 Fuss stark sein sollen, gestellt werden, um dadurch zu erfahren, welche von beiden Scharten sich am besten konserviere.

ad 4. ad 5.

Ist schon durch vorstehendes beantwortet. Alle Schüsse sollen mit Spiegeln geschehen, die Kugeln sollen sämtlich zuvor geteeret und die Geschütze sollen in allen ihren Teilen, bevor man zu den Versuchen schreitet, gehörig untersucht werden, ob sie keine Fehler haben, sodann sollen sie, wenn sie gut und zu den Versuchen qualifiziert befunden worden sind, nach jedem beendigten Schiessen rein ausgewaschen und jedesmal wieder mit den nötigen Instrumenten genau untersucht werden, ob und welche Veränderungen die Schüsse in ihren Seelen oder sonst wo an ihnen bewirket haben. In den ersten Tagen soll nach jeden 20 Schüssen mit einem Reaumurschen Thermometer in der Mündung der Geschütze die Hitze derselben observiert werden. Das Abschneiden der V 2 Zoll starken Scheiben von den Schildzapfen der zu den Versuchen zu nehmenden E Canons und die chemische Untersuchung des Metalls derselben ist schon in den vorigen Protokollen bestimmt; zur Vergleichung des Resultats dieser Untersuchung sollen aber auch, nachdem aus gedachten f Canons die in dem Protokoll vom 24ten v. M. bestimmten 2000 Schüsse geschehen sind, Stücke aus ihren Bodenstücken, Zapfenstücken und langen Feldern herausgeschnitten, daraus ebensolche Cylinder, wie in den vorigen Protokollen erwähnt, geschnitten, und diese durch gewaltsames Zerschlagen mit der Ramme, sowie auch durch Zerreissen, ebenfalls untersucht werden.

h c d 1

f

Statt „Distanier". Statt „ Distanie ". Statt „Distanien", so auch bei der nächsten Verwendung des Worts. Statt „ zunehmenden Statt „ ausgedachten

Nr. 17

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Das zu den Versuchen zu nehmende Pulver soll von demjenigen des laufenden Jahres sein und es soll demnächst aus den monatlichen Rapports vom Pulver-Probieren genau ausgezogen und bemerket werden, wie weit es mit der Eprouvette mit 6 Lot Ladung die metallene Kugel geworfen hat. Ferner ist beschlossen worden, mit den zu den Versuchen bestimmten Geschützen solche Einrichtung zu treffen, dass man mit selbigen '/ 4 , V 2 , 3 / 4 , 1, l ' / 4 und 1V2 Grad genau und scharf visieren könne. In Ansehung der Bettungen ist 5 man dahin übereingekommen, dass die Anschaffung eines Rahmens für jedes Canon mit Schwierigkeiten verbunden, und dass es durchaus unmöglich sein dürfte, ein 24i£ges Canon im Angesicht des Feindes auf den Rahm zu bringen. Der Herr Oberst Boumann 3 übernahm es, solche Vorrichtungen*1 zu treffen, wodurch ebenso wie durch den Rahmen beabsichtiget wird, die Richtigkeit sowohl des Tages- als auch der Nachtschüsse erreicht werden kann und wobei jene Inconvenienzen nicht stattfinden. An einem Tage, wo nach Scharten geschossen wird, sollen sowohl vor, als auch hinter den Scharten Bretterwände von 10 Fuss hoch gestellet und auf der vorderen Wand die dahinter liegende Scharten genau gezeichnet werden, um dadurch zu erfahren, an welchen Orten die Kugeln diese Scharten getroffen haben. Bei dem einen Canon sollen Richtkeile zum Unterstecken und bei dem zweiten der Richtkeil mit Schrauben, wie ihn die Feldgeschütze haben, zu allen vorstehenden Schüssen genommen werden. Da bei einigen Artilleristen das Vorurteil herrscht, dass die Lage der Bettung sehr grossen Einfluss auf die Wirkung und Richtung des Schusses habe, so ist beliebt worden, einen befestigten Klotz hinter einem Rade, damit dasselbe sich nicht bewegen könne, zu legen, wärend das andere sich kreisförmig beim Abfeuern herum drehet. Ein andermal will man den Affuiten Schwanz' erheben, ihn mit einem Bolzen stützen, sodass er beim Abfeuern gleich niederfallen muss. Bei jeder dieser Vorrichtungen sollen 20 Schüsse mit der besten Richtung geschehen und der Erfolg soll genau beobachtet werden. Schliesslich ist die Kommission der Meinung, zur Ersparung der Kosten alle vorstehenden Versuche vorläufig nur mit einem Canon zu machen, dabei aber mit den Untersteck-Richtkeilen und mit dem gewöhnlichen Feld-Richtkeil abzuwechseln, wobei alle an gedachten Richtkeilen vorgekommene Veränderungen genau bemerkt werden sollen. « h

' 3

Statt „iat". Statt „ Verrichtungen Statt „ Atjuiten Schwanz ". Der Offizier wurde im dritten Band vorgestellt.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Womit dieses Protokoll geschlossen worden ist. a. u. s. Boumann Heuser4

v. v.

v. Schmidt5

\ Scharnhorst v. Ludewig' J6 Tiedecke7

18. Scharnhorst an Müffling

v. Neander Schultze8

Berlin, 13. Juni 1804

N a c h der Edition bei Linnebach, S. 249. a Glückwunsch

zur Beförderung.

Reisepläne.

Berlin, den 13. Juni 1804 Ew. Hochwohlgeboren1 gratuliere ich von ganzem Herzen zu dem Avancement von Stabskapitän und wirklichen Quartiermeisterleutnant. Was Dieselben mir von ihrer Lage schreiben, stimmt ganz mit meiner Ansicht. Vor

4

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1

Kapitän Johann Heuser ( f 1827) vom 3. Artillerieregiment, früherer Feuerwerksleutnant des 4. Regiments, wurde in der Rangliste für 1802 als Feuerwerksmeister des Artilleriekorps geführt. Bei Auerstedt kommandierte er die Zwölfpfünderbatterie No. 22. Zum Major Defördert, fungierte Heuser zuletzt als Mitglied der Artillerieprüfungskommission. Der 1792 geadelte Stabskapitän Johann Otto Heinrich von Schmidt (1758-1841) war 1799 zum 1. Departement des Oberkriegskollegiums versetzt worden und befehligte 1806 eine reitende Batterie. 1809 wurde er zum Assessor bei der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ernannt, 1814 zu ihrem Direktor. Beim Rußlandfeldzug 1812 befehligte er die mobile preußische Artillerie, 1813 wurde er mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Er erhielt 1824 seinen Abschied als Generalleutnant. Johann Emanuel Ludwig (oder Ludewig) wurde in der Rangliste für 1795 als GießLeutnant geführt, für die Jahre 1803 und 1804 als Feuerwerksmeister. Er gehörte der Militärischen Gesellschaft an und starb 1823 als Oberstleutnant. Feuerwerksleutnant im 1. Artillerieregiment. Nach seiner Beförderung zum Major fungierte Tiedecke 1828 als Präses der Gewehrrevisionskommission in Neiße. Höchstwahrscheinlich Major Johann Carl Schultze vom 3. Artillerieregiment, der in der Rangliste für 1795 als Stabskapitän Schultz der lste, Feuerwerksmeister und bei der Rheinarmee dienend, und in der für 1805 als Major Schulze aufgeführt wurde. Der Scharnhorst spätestens seit seiner Reise durch Deutschland 1783 bekannte Offizier wurde 1812 als Oberst entlassen. Die Vorlage befand sich zur Zeit Linnebachs im Freiherrlich v. Müfßingsches Familienarchiv in Ringhofen in Thüringen. Der Nachlaß Müfflings wurde spater ins Geheime Staatsarchiv überführt, doch fehlen darin die früher dort befindlichen Briefe Scharnhorsts jetzt sämtlich. Karl von Müffling genannt Weiß (1775-1851) hatte als Füsilieroffizier im 1. Koalitionskrieg gedient und 1797-1802 an der von Lecoq unternommenen Vermessung Westfalens teilgenommen. Er diente während der Mobilmachung von 1805 und im thüringischen Feldzue von 1806 beim Hauptquartier des Herzogs von Braunschweig, auf dem Rückzug danach mit Scharnhorst unter Blücher. Nachdem er 1808 in die Dienste des Herzogs von Sachsen-Weimar getreten war, kehrte er 1813 zurück nach Preußen und diente unter Blücher 1813/14 als Generalquartiermeister der Schlesischen Armee und 1815 als Verbindungsoffizier beim Herzog von Wellington. Seinen anschließenden

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Nr. 19

jetzt läßt sich indeß hierin keine Aenderung treffen. Die Offiziere vom Generalstabe haben einen ehrenvollen, aber auch einen schweren Dienst, wenn sie ihre Pflichten auch nur einigermaßen erfüllen wollen. Sie müssen sich daher demselben ganz widmen und auf keinem Nebenwege ihre Kräfte und Zeit verschwenden. Ew. Hochwohlgeboren werden zu den vorzüglichsten Köpfen des Generalstabes gerechnet, und es wird daher für Sie keine Schwierigkeit haben, sich bald einige Fertigkeit in den Verrichtungen desselben zu erwerben, und ich werde suchen, daß Sie dazu Gelegenheit bekommen. O b ich in die dortige Gegend kommen werde, weiß ich noch nicht. Der Herr Major von Knesebeck wird in jedem Fall nach Erfurt kommen. Meine Adresse ist bis zum 25. Juni nach Braunschweig, dann bis zum 25. Juli nach Hildesheim, dann bis zum 16. August nach Driburg im Paderbornschen, allerwärts poste restante. Den 24. August werde ich nach Halberstadt mit den meisten Offizieren 2 zusammenkommen. v. Scharnhorst.

19. Scharnhorst an Geusau

Halle, 26. Juni 1804

N a c h einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs. 3

Zwischenbericht von der Reise. Überschwemmung Behandlung von Knesebecks Armverletzung.

an der Elbe, schlechte Ernte.

Halle, 26. Juni 1804. Ew. Excellenz zeige ich hierdurch ganz gehorsamst an, daß ich in meiner Dienstreise an der Havel herunter und an der Elbe herauf bis an den Ausfluß der Saale gekommen bin und nun von der niedrigsten Gegend nach der höchsten, also nach dem Harze mich gegeben werde. Ich gehe morgen über Mansfeld dorthin ab. In Blanckenburg 1 werde ich erfahren, wo ich den

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Dienst als Gouverneur von Paris nutzte er in Zusammenarbeit mit französischen Gelehrten zur Verlängerung seiner bereits früher von der Sternwarte auf dem Seeberg aus unternommenen Gradmessung bis nach Dünkirchen. Danach wurde er 1820 zum Chef des Generalstabs der Armee, 1837 zum Gouverneur von Berlin und 1841 zum Präsident im Staatsrat ernannt, bevor er 1847 seine Entlassung als Generalfeldmarschall erhielt. Müffling gehörte Akademie der Wissenschaften an, von seinen unter dem Kürzel „C. v. W . " (Carl von Weiß) erschienenen Schriften sind u.a. zu nennen: Die preußisch-russische Kampagne im Jahr 1813, Breslau '1813, Leipzig 2 1815; Geschichte des Feldzugs der englisch-hannöversch-niederländischen und braunschweigischen Armee unter dem H e r z o g von Wellington und der preußischen unter dem Fürsten Blücher im Jahr 1815, Stuttgart 1815; Beiträge zur Kriegsgeschichte der Jahre 1813 und 1814, die Feldzüge der schlesischen Armee, 2 Bde., Berlin 1824. Der 3. Brigade des Generalquartiermeisterstabs.

Die damals im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 45 Nr. 95 Pak. 500, befindliche Vorlage („eigenhändig") ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. Blankenburg (Harz) im Herzogtum Braunschweig.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Herzog 2 treffe. Ich werde nicht verfehlen, hierüber Ew. Excellenz weitern Bericht abzustatten. Sollten dieselben etwas an mich zu befehlen haben, so bitte ich die Briefe nach Hildesheim poste restante zu addressieren. Die Elbbewohner sind dies Jahr von Magdeburg aufwärts sehr unglücklich. Durch einen Wolkenbruch in Böhmen ist der Fluß ausgetreten und zwar zu einer Höhe, welche nicht in 2 Jahren stattgefunden hat. Alle Marschheu, alle Kornfrüchte sind verloren. Auch habe ich den Roggen durchgehends schlecht gefunden, sowohl im Sande als schweren Boden, dagegen scheint der Weizen und die Sommerfrüchte gute Ernte zu versprechen. Ich habe heute mit dem berühmten Hofrat Looder, der hier von d. H. Maj. v. Knesebeck wegen seines Arms konsultiert ist, gesprochen.3 Der Arm ist nicht wieder eingesetzt und kann nie wieder eingesetzt werden, indem dies in den ersten 14 Tagen hätte geschehen müssen. Dennoch verspricht der H. L. Besserung, aber nie völlige, nie ganz freie Bewegung und vorherige Stärke. Der Vorspann ist mir ohne Aufenthalt geleistet, Fourage habe ich zum erstenmal heute hier verlangt und erhalten. In dem ich mich Ew. Excellenz fernem Gnade empfehle, bin ich mit dem größten Respekt v. Scharnhorst.

20. Scharnhorst an Decken

Bordenau, 13. Juli [1804]

Familienarchiv v. der Decken, Hamburg, N r . 7 (4 S.): Eigenhändig. Druck: Niemeyer, S. 6 9 - 7 2 . Sorge um Deckens Gesundheit. Tod der Tochter Emilie. Druck des Handbuchs der Artillerie und des 5. Bandes der Militärischen Denkwürdigkeiten. Treffen mit Bekannten. Verhalten Wallmodens und Hammersteins. Bruder Wilhelm in Bordenau.

Bordenau den 13ten Jul. Mein innigst geliebter Freund, wie gehet es mit Ihrer Gesundheit, seit einiger Zeit bin ich wegen derselben beunruhigt, suchen Sie doch, mein lieber Decken, sich zu erhalten, von der Gesundheit des Körpers hängt die Heiterkeit der Seele, das einzige den Menshen zugetheilte Glük dieser Welt ab. Ich 2 3

Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig. Professor Dr. Justus Christian Loder (1753-1832), der 1778-1803 an der Universität Jena gelehrt hatte und zum weimarischen Geheimen Hofrat ernannt worden war, trat 1804 als Geheimrat in preußische Dienste, um an der Universität Halle Anatomie, Chirurgie, Geburtshilfe und Gerichtsmedizin zu unterrichten. Der Verfasser zahlreicher Lehrbücher und Schriften ging später nach Königsberg, wo er 1808/09 als Leibarzt der königlichen Familie fungierte. Nach seiner Nobilitierung 1809 zog er nach Moskau, wo er als Leibarzt des Zaren und Ehrenprofessor wirkte, und 1812-1817 bei der Betreuung von Verwundeten sowie 1830 bei der Bekämpfung der Choleraepidemie hervortrat.

Nr. 20

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bitte Sie inständigst, denken Sie hieran, berechnen Sie die kurze Zeit, die Sie noch leben, lassen sich diese nicht entreißen, rufen Sie sich in sich selbst zurük. Ziehen Sie sich nach und nach aus dem zu großen Gewirr von Geshäften. Mit einer gewissen Politik kann man dies. Ob das, was man gethan hätte, nun ein bischen schlechter geführt wird, macht nichts fürs Ganze. So denke ich jetzt, mein innigst geliebter und in dieser Sache einziger vertrauter Freund. Niemand hätte jetzt mehr Gelegenheit zu einem weit um sich greifenden Wirkungskreise als ich, aber ich vermeide ihn. Das unruhige damit verknüpfte Gedränge, die unaufhörlichen Ershütterungen und Reitzungen benehmen uns die ruhigem Gefühle und selbst die Ruhe des Geistes, die für den Körper so wohlthätig ist, wie das hohe Alter der Gelehrten beweiset. Ein traurige Periode in meiner Familie hat mich auf diese Ansicht aufmerksamer gemacht, als ich ohne dieselbe seyn würde. Meine jüngste Tochter, ein Kind voller Zärtlichkeit, ist, nachdem sie diesen Winter eine schwere Krankheit überstanden und völlig gesund war, bei meiner Ankunft in Hannover von einer unheilbaren Kopfkrankheit befallen und in 10 Tagen ungeachtet der Hilfe des geschikten Arz[t]es Stieglitz gestorben. 1 Mein Werk wird jetzt gedrukt, die Kupfer sind fertig und der erste Band wird etwa in 6 Wochen die Presse verlassen. Der zweite wird diesen Winter gedrukt, auch zu diesen sind die Kupfer shon gestochen. 2 Immer fürchte ich noch, daß äußere Abhaltungn mir in den Weg komen, wie wohl ich auf diesen Winter gesichert zu seyn glaube. Von den Denkwürdigkeiten ist denn endlich noch ein 5ter Band erschienen, einige arme Teufel wollten gern einen Groschen verdienen. 3 Ich halte es kaum werth, Ihnen denselben zu überschicken, doch werde ich es mit den lsten Band von meinen Werke thun. Ich habe in Hannover mehrere unsr alten Bekanntn und Freunde gesprochen und bin mit den G. K. R. Wense 4 nach Nendorf gewesen, wo der Feldmarschal 5 grade war. Hannover ist in einer traurign Lage. Die Menschen sind verstimmt. Sie gleichen umgerückten Pflanzen. Schwerlich wird das alte Verhältniß Zufriedenheit und Glük zurück bringen. Auch die vaterländische Anhänglichkeit nimt ab. Doch kann ich mich irren. Der Feldmarschal schiebt alles auf die Regirung, er behauptet, sie habe nicht zu geben wollen, daß die Truppen mobil gemacht würden, sie habe ihn unbestimmte An[t]worten gegeben, wie dies auch wohl nach einigen mir gezeigten Pappieren der Fall wirklich gewesen ist. Mir scheint es immer, daß der Herr von Lenthe 6 die 1

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Emilie v o n Scharnhorst starb am 9. Juli 1804 in Hannover. Der königliche Leibmedikus D r . Johann Stieglitz verfaßte u. a.: Versuch einer Prüfung und Verbesserung der jetzt gewöhnlichen Behandlungsart des Scharlachfiebers, Hannover 1807. Tatsächlich erschien der zweite Band des Handbuchs der Artillerie erst 1806. Militärische Denkwürdigkeiten unserer Zeiten, 5. Band (= N M J , 12. Band); vgl. dazu auch Nr. 1 5 0 - 1 5 2 . Geheimer Kammerrat Georg Friedrich August v o n der Wense ( 1 7 4 4 - 1 8 1 1 ) , hannoverscher Minister (seit 1802 Leiter des Justizdepartements) und Präsident des Oberappellationsgerichts in Celle. Wallmoden.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Sache so einleitete, daß es unmöglich war, auf den ordinären Wege etwas zu thun, daß das hannövrische Ministerium sich nicht in dieser Lage auf eine außerordentliche Art zu helfen wußte und daß der Feldmarschall sich hier wie immer benahm. Der alte General Hammerstein 7 begnügt sich mit den Diäten und einigen Flatterien 8 , die ihn die Franzosen sagen. Ein großes Relief 9 würde es ihn gegeben haben, wenn er sich ganz zurükgezogen in Hannover gehalten und keine Gemeinshaft u. Höflichkeit von ihnen angenommen hätte. Ramdor 10 ist bei ihn, eine unglükliche Wahl. In den eitlen Hofnungen gleichen die Hannoveraner völlig den Emigranten. Ich sehe wirklich nicht ein, wie dies unglükliche Land wieder geholfen werden kann. Auffallend haben sich die Menshen hier überall in ihren Verhältnissen eingeshränkt und sich aufrecht erhalten. Die Lage der Familien ohne Vermögen shien mir in vorigen Jahre weit gefährlichr zu seyn, als ich sie in diesen gefunden habe. Auch muß man den Franzosen das Zeugniß geben, daß sie3 menschlich, wenn gleich nach ihren Grundsätzen, verfahren. Das Resultat bleibt aber immer arme oder doch vermögenlose Privat Leute und ein Land mit Schulden u. voller armer Unterthanen. Mein Bruder 11 arbeitet auf meinen Gute mit einer Theilnahme an der Hervorbringung desselben, die ich beneide. Es ist ein neues Viehhaus gebauet u. s. w. Ich habe kaum noch Intereße an meinen Bäumen, obgleich ich sie in einen meine Erwartung übertrefendn Zustande fand. Wie glüklich ist der Mensch, der in einem ruhigen Hinstreben mit kleinen Zwecken sich begnügt. Das hiesige hannövrishe Militär hat seine Besoldung bisher erhalten, es wird in Materialien freilich immer daseyn. b Diesen Brief, mein innigst geliebter Decken, werde ich auf die Post geben, es mag dann auch aus ihm werden, was der Zufall herbei führt. Ihr treuester und aufrichtigstr Fr[eun]d v. Sch.

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11

Die folgenden drei Wörter nachträglich eingefügt. Verändert aus „freilich erhalten ". Ernst Ludwig Julius von Lenthe (1744-1814), 1802-1805 hannoverscher Staatsminister und seit 1795 Leiter der Deutschen Kanzlei in London. Generalleutnant Rudolph Georg Wilhelm, Freiherr von Hammerstein (1735-1811), der 1794 beim Ausbruch aus Menin kommandiert hatte, vgl. Anhang 1 zum ersten bzw. zweiten Band. Schmeicheleien. Glanz, Ansehen. Nach Niemeyer Friedrich Wilhelm Basilius von Ramdohr (1757/59 ?-l 822), vormals vom Oberappellationsgericht in Celle. Der Jurist verfocht das Anrecht des Adels auf die ersten Staatsämter, betätigte sich aber auch als Schriftsteller in Kunstsachen, doch stießen seine ästhetischen Theorien sowohl auf die Ablehnung Schillers und Goethes als auch auf die der Romantiker. Die hannoversche Regierung entsandte ihn 1803/04 zweimal zu Napoleon, jedoch ohne Erfolg. Nach der Besitznahme von 1806 trat er in preußische Dienste, was ihm in Hannover verübelt wurde. Er starb als preußischer Gesandter in Neapel. Wilhelm Scharnhorst, vgl. Anhang 1.

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Nr. 21

21. Grabinschrift

[Bordenau, 1803/1804]

Begräbnisplatz des Gutes Bordenau. D r u c k : Klippel III, S. 81. 1

[1.] [Südwestseite]b C. L.c CHR. v. SCHARNHORST GEB. SCHMALZ GEB. 1762 GEST. 18031 SIE LIEBTE N I C H T DIE WELT, ABER DIE LEID E N D E N MENSCHEN. [2.] [Südostseite] EMILIE v. SCHARNHORST GEB. 1 7 9 7 GEST. 1 8 0 4

AN SCHÖNHEIT U. AN INNERER GÜTE DES HERZENS DAS EBENBILD DER NEBEN IHR R U H E N D E N MUTTER [3.] [Nordwestseite] EIN DENKMAHL EWIGER LIEBE U. ZÄRTLICHKEIT [4.] [Nordostseite] SCHARNHORSTSCHES ERB BEGRÄBNIS.

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Nach Ansähe Klippels bestimmte Schamhorst den Text. Die Inschriften befinden sich auf einem Grabmal, dessen vier Ecken nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet sind. Von Klippel stillschweigend korrigiert zu „ C. J." Vgl. Nr. 45 im dritten Band und Anhang 1 in diesem.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

22. Scharnhorst an Christian Dietrich Helwing

Bordenau, 20. Juli 1804

Nach einer Abschrift Gerhard Oestreichs.a Abschluß der Korrektur des Handbuchs der Artillerie. Kurreise nach Driburg. Bordenau, 20. Juli 1804 Ew. Wohlgeb. überschicke ich hier den vorletzten Korrekturbogen, den letzten habe ich heute erhalten. A m Dienstage werde ich nach Hannover kommen und das übrige Manuskript zu dem lsten Bande abliefern. Ich werde den Mittwochen nach Driburg abgehen. Es würde mir sehr angenehm sein, wenn ich von Demselben noch vor meiner Abreise 50 Rtlr. erhalten könnte. Die noch hier habenden Bücher werden am Dienstag zurückerfolgen. Wegen der Korrektur, während ich zu Driburg [bin], werde ich mündlich Abrede nehmen. v. Scharnhorst

23. Scharnhorst an Geusau

Driburg, 28. Juli 1804

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs.3 Vorbereitung des nächsten Kursus an der Akademie für junge Offiziere. Manöver im September, Anstellung weiterer Lehrer. Empfehlung Ziehens. Notwendigkeit wechselnder Lehrer für angewandte Strategie und Taktik. Empfehlung Textors als Lehrer für mathematische Geographie. Französische Vermessungsgeräte. Reiseplan. Größe der Klassen. Driburg, 28. Juli 1804 Ew. Excellenz sehr gnädiges Schreiben vom 3ten Juli habe ich erst heute, den 25sten, wegen meines unbestimmten Aufenthalts erhalten. In Absicht des Anfangs der Akademie für Offiziere wird man dies Jahr keine Änderung treffen können und Ew. Excellenz werden mir daher eine Gewogenheit erzeigen, wenn die Offiziere auf den lsten Okt. einzukommen beschieden werden. In den folgenden Jahren wird man im Sept. den Offiziern Unterricht auf dem Felde erteilen können. Da diese Zeit nur einen angemessenen praktischen Unterricht erlaubt, w o werden die Offiziere außer den großen

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Die damals im Heeresarchiv, Rep. 4 Zl. VIINo. 1552, befindliche dig") ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt.

Vorlage

(„eigenhän-

" Die damals im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 45 Nr. 95 Pak. 500, befindliche Vorlage („ eigenhändig") ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. Es handelt sich o f f e n bar um denselben Brief auf den sich Höhn, S. 134, bezieht, wo es um das von Scharnhorst bewirkte Ausscheiden Phulls aus der Offiziersakademie geht.

Nr. 23

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Manövertagen vom Dienst zu dispensiren sein. Als Zuschauer werden sie überdem bei den Hauptmanövern mehr profitieren als im Bataillon. 1 Den Unterricht in den praktischen, sich auf das Feld beziehenden Ausarbeitungen werde ich auch in diesem Kursus, so wie bisher, erteilen, weil dies ein Gegenstand ist, der einige Routine erfordert. Nun aber sind noch für 2 Vorlesungen Lehrer anzustellen, 1. für die Artilleriefortifikation und den Belagerungskrieg und 2. für die angewandte Taktik und die Strategie. Zu der ersten habe ich bereits bei [Ew.] Excellenz den Kapitain v. Ziehen 2 in Vorschlag gebracht. Auch zu dem zweiten hat derselbe Kenntnisse und Geschicklichkeit. Sollten Ew. Excellenz für gut finden, demselben diese Vorlesung zu übertragen, so bitte ich, es nicht auf immer, sondern nur für diesen Kursus zu tun. Der Kapitain v. Ziehen wird sich von diesem Auftrage gut entledigen, davon halte ich mich überzeugt; da aber die angewandte Taktik und Strategie noch gar nicht auf reine übereinstimmende Grundsätze gebracht sind, da die Ansichten hier sehr voneinander abweichen, so wär es nicht zu wünschen, daß dieser Gegenstand auf immer einem Lehrer übertragen würde. Der Oberst von Pfui hat in dem vorigen Jahr über einige Gegenstände der Strategie seine Ansichten vorgetragen. Ich hoffe, daß unter den Offizieren des Generalstabes sich noch ein oder andrer zu ähnlichen, mit ihren Dienst in so naher Verbindung stehenden Arbeiten verstehen wird, wenn auch gleich dies nicht in den ersten Jahren möglich wäre. In jeden Fall wär es nicht gut, diesen Gegenstand, der in unserer Akademie der wichtigst ist, einem Individuum für immer zu überlassen. Der Leutnant von Textor3 ist ein geschickter Offizier und es wird niemand so zweckmäßig in dem von Ew. Excellenz erwähnten Fach, nämlich in der mathematischen Geographie und dem Gebrauch der Instrumente, welcher man sich zu einem astronomischen und trigonometrischen Netze einer Aufnahme bedient, Unterricht in der Akademie erteilen können. Dies könnte aber doch nur in dem letzten Jahr des Kursus geschehen. Teils fehlen in den ersten Jahren den Offizieren zu diesem Unterricht die nötigen mathematischen Kenntnisse, teils ist diese Aufnahme auch ein Gegenstand, mit der er sich nicht auf Kosten der militärischen Wissenschaften so lange beschäftigen darf, wenn diese nicht sehr darunter leiden sollen. Ich wage daher, Ew. Excellenz den Vorschlag zu tun, den Leutnant v. Textor über jene Gegenstände ein Kollegium im 3ten Jahr des Kursus für das gewöhnliche Honorarium zu übertragen. Diese Kosten würden aus den extraordinären Ausgaben wohl zu bestreiten sein. 1

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Mitte September w u r d e das „Manöver" als zweite jährliche Übung der Berliner Garnison abgehalten; w i e bei der „Revue" im Mai gehörten drei Großmanövertage dazu. Anschließend nahmen einige Berliner Truppen noch am Herbstmanöver der Potsdamer Inspektion teil. Vgl. Nr. 12. Ziehen hatte allerdings kein „von" im Namen. Der im dritten Band vorgestellte Premierleutnant Johann Christoph v o n Textor w u r d e 1 8 0 4 als Mathematiklehrer an der A k a d e m i e f ü r junge O f f i z i e r e angestellt und starb 1 8 1 1 als Kapitän in der Brandenburgischen Artilleriebrigade.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Ich habe Gelegenheit gehabt, die französischen Meßinstrumente zu sehen. Sie haben zu dem gewöhnlichen Triangulieren einen 7zolligen Sextanten, welcher 97 Rtlr. kostet und 20 Sek. eingibt. Zu den Haupttriangeln bedienen sie sich des Bordaschen Kreises.4 Er hat 13 Zoll im Durchmesser, gibt 3 Sek. an und kostet 600 Rtlr. Er mißt also weit genauer, dazumal bei ihm die Winkel bis zu V2 Sek., wie man gegen mich behauptete, geschätzt werden können, läßt keine Fehler des Instruments zu und erleichtert die Repetition der Messung der Winkel. Ein solches Instrument wär dem Generalstabe vielleicht nützlich, befählen Ew. Excellenz einen machen zu lassen, so muß darauf gerechnet werden, daß zur Verfertigung 1 Jahr erfordert wird. Bis zum 16ten August denke ich in der hiesigen Gegend zu bleiben und dann das Eichsfeldsche bis an den Harz zu untersuchen, so daß ich eine genaue Kenntnisse von dem Terrain zwischen dem Harz, Solling und dem Lippischen Walde, nebst der Verbindung in dem dasselbe mit der Werra, Fulda u.s.w. stehet, bekomme. Bis zum 16ten dieses bitte ich etwanige Befehle von Ew. Excellenz nach Driburg poste restante zu adressieren, nachher aber nach Halberstadt. v. Scharnhorst Wenn die Anzahl der gemeldeten Offiziere nicht 45 bis 48 übersteigt, so wird jede Klasse nicht über 20 haben, weil [man] wohl annehmen kann, daß die Hälfte aus jüngern Subjekten bestehet, welche die Inspektionsschule 5 frequentieren müssen. 5 bis 10 beträgt etwa der Abgang im ersten Jahr. v. Scharnhorst.

24. Scharnhorst an Geusau

Wernigerode, 23. August 1804

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs. a Erwerb von Meßgeräten. Vorschau auf Arbeiten der 3. Brigade. Aktivitäten der französischen Besatzungsarmee in Hannover, Vorbereitung der Anlage von Brücken bei Nienburg und Uelzen. Mißernte in Westfalen und Niedersachsen.

Wernigerode, 23. August 1804 Ew. Excellenz Befehl gemäß habe ich einen Sextanten bestellt. Er ist zum celestischen und terrestrischenb Gebrauch, er hat nämlich ein 2tes Fernrohr, welches die Objekte aufrecht darstellt. 4

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Gemeint ist der von dem Mathematiker, Seefahrer und Generalmajor Jean-Charles de Borda (1733-1799) entwickelte Reflexions- und Repetitionskreis, vgl. sein Werk: Description et usage du cercle à réflexion, 2 Bde., Paris 1778. Das der Akademie für junge Offiziere angegliederte Lehrinstitut der Berliner Inspektion. Die damals im Heeresarchiv, Ret). 15 A Kap. 45 Nr. 95 Pak. 500, befindliche („eigenhändig") ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. Statt „ ternestischen

Vorlage

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Nr. 25

Den Bordaischen Kreis habe ich noch nicht bestellt, indem ich erst Erkundigung einziehen wollte, ob er nicht in England gemacht wird. Wäre dies, so würde man ihn dort ohne Zweifel vollkommener erhalten. Von dem 24sten dieses an werde ich mit der 3ten Brigade die von [Ew.] Excellenz genehmigte Arbeit anfangen, wir werden uns um den Harz nach Ahlefeld1 ins Leinetal hinarbeiten und dort ungefähr den 2ten oder 3ten Sept. eintreffen. Wie lange unsere Übungsarbeit dauert, kann ich noch nicht bestimmen, indem es von Wetter und Umständen abhängt. Eine sehr wichtige Sache, welche ich Ew. Excellenz zu melden habe, bestehet darin, daß die Franzosen sich jetzt im Hannöverischen mehr in marschfertigen Stand setzen und mit Munition versehen wie dies bisher geschehen ist. Auch haben sie vor 5 Tagen die Herbeischaffung des Holzes zu einer Schiffbrücke über die Weser und Elbe verlangt. Das erste wird nach Nienburg und das 2te nach Ulzen geliefert. Sie haben dem Holze zwar eine andere Bestimmung gegeben, ich habe aber ein Verzeichnis gesehen, daß es die Balken und Bohlen zu Schiffbrücken enthält und zwar die für die Elbe zu 2600 Fuß und die für die Weser zu 850. Sie haben übrigens 36 Pontons und sind völlig mobil. Sollte ein Krieg entstehen, so würde man Ursach haben, bei Zeiten auf den Lebensunterhalt zu denken. Die genauesten und umständlichsten Untersuchungen haben gezeigt, daß in den meisten Gegenden in Westfalen und in Niedersachsen, selbst im Halberstädtschen und Magdeburgschen, der Roggen keine halbe Ernte, so wenig in Korn als in Stroh gibt. Das übrige Korn gibt nur eine sehr mittelmäßige Ernte und ersetzt den Mangel des Roggens nicht. v. Scharnhorst.

25. Scharnhorst an Geusau

Halberstadt, 27. August 1804

N a c h einer maschinenschriftlichen Abschrift G e r h a r d Oestreichs." Beihilfegesuche

zweier

Schüler.

Halberstadt, 27. August 1804 Ew. Excellenz lege ich hier 2 Briefe von Offizieren vor, welche die Akademie für Offiziere betreffen.1 Der Gesuch des Leutnants von Hohendorf 2 ist

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Alfeld.

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Die damals im Heeresarchiv, Ret). 15 A Kap. 45 Nr. 95 Pak. 500, befindliche Vorlage („eigenhändig") ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. Die beiden Schreiben sind anscheinend nicht überliefert. Leopold Heinrich von Hohendorff gehörte dem Regiment Zenge (No. 24) in Frankfurt an cfer Oder an. Nach Begutachtung seines Aufsatzes „Erörterung der Frage: Sind Reserven durchaus nöthig?" wurde er 1804 in die Militärische Gesellschaft aufgenommen, vgl. D M G B 5 (1805), S. 150. E r starb 1813 als Major an seinen im Krieg erhaltenen Wunden.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Denenselben bekannt und ich meine, daß Dieselben sich dahin gegen mich geäußert hätten, daß man ihm bei der größern Einnahme unserer Kasse gleichsam unter der Hand mal monatlich 10 Rtlr. oder überhaupt 60 Rtlr. während des Winters geben könnte. In den Fall wäre es nicht nötig, den Brief an den König weiter zu befördern. Was die freie Post für den Leutnant von Bourdeau3 betrift, so würde dies um so weniger Schwierigkeiten haben, da der H. Major von Kleist4 geäußert, daß Se. Majestät bei jedem Nachsuchen dieser Offiziere um die freie Post dieselbe zu bewilligen versprochen hätten. Es würde also nur auf eine Anzeige bei dem H. M. v. Kleist ankommen. v. Scharnhorst.

26. Scharnhorst an Geusau

Alfeld, 5. September 1804

Nach einer Abschrift Karl Linnebachs im Nachlaß Gerhard Oestreichs." Fortgang der Arbeiten der 3. Brigade. Bevorstehende linskis, Schölers und Schlotheims. Rückreisepläne.

Einzelarbeiten

Knesebecks,

Zie-

Ahlefeld, den 5. Sept. 1804. Ew. Exzellenz zeige ich hierdurch ganz gehorsamst an, daß unsere Übungsarbeiten den besten Erfolg haben. Die Offiziere der 3ten Brigade werden sich Ew. Exzellenz gewiß ganz vorzüglich durch ihren Fleiß empfehlen; ich habe mehr Ursach, sie in ihren Arbeiten zurückzuhalten, als sie zu denselben zu encouragieren. Wir haben seit 12 Tagen alle zwei Tage ein neues Lager u. eine neue Position gewählt und immer die Gegend der Position bis auf 1 Meile vor- und seitwärts rekognosziert und die Hauptwege von einem Lager zum andern sowie die Position an sich zum Teil krokiert. Alle sind vom Morgen früh bis den Abend spät zu Pferde gewesen, um grade so zu arbeiten wie im Kriege bei richtigen Operationen. Der Major von Knesebeck und Kapitain von Zielinsky 1 werden, sobald wir unsere Arbeit hier beschlossen haben, ihren Rückweg durch die Altmark

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Gemeint ist möglicherweise Leutnant Badereau, den die Rangliste für 1804 beim Regiment Prinz Ferdinand ( N o . 34) in Ruppin führt. E r wurde 1807 aus dem Dienst entlassen. Zu Friedrich Heinrich Ferdinand Emil von Kleist ( 1 7 6 2 - 1 8 2 3 ) , dem damaligen vortragenden Generaladjutanten, vgl. Anhang 1.

Die Vorlage („ eigenhändig") befand sich zur Zeit der Transkription im KA. V. 67, später kam sie ins Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 45 Nr. 85 Pak. 500, wo sie 1945 verbrannt sein dürfte. Karl Heinrich von Zielinski ( 1 7 7 2 - 1 8 1 6 ) war 1785 als Kadett in die preußische Armee eingetreten und hatte als Sekondeleutnant der Infanterie am Revolutionskrieg teilgenommen. F ü r sein Verhalten im Gefecht von Edenkoben wurde er 1794 mit dem P o u r le Mérite ausgezeichnet. E r besuchte 1802 und 1803 Scharnhorsts Vorlesungen und wurde am 20. März 1804 zum Stabskapitän und Quartiermeisterleutnant befördert. Im Krieg 1813/14 diente der spätere Generalmajor als Brigadekommandeur, zeitweise auch als Yorcks Stabschef, und wurde mit dem Eisernen Kreuz erster und zweiter Klasse ausgezeichnet.

Nr. 27

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auf den Grenzen Mecklenburgs nach Potsdam nehmen. Ich habe ihnen einige sich auf die Nieder-Elbe und auf das Mecklenburgsche beziehende Arbeiten aufgegeben, um im Notfall doch einige Auskunft von den dortigen militärischen Verhältnissen geben zu können. Der Kapitän v. Schöler 2 hat das Eichsfeld rekognosziert, es bleibt ihm noch übrig, die allgemeine Gebirgsverbindung dieser Provinz über Kassel nach der Diemel zu untersuchen. Er wünscht bei dieser Gelegenheit noch einmal seinen alten Vater3 zu sehen, welches Ew. Exzellenz ihm gewiß verstatten. Der Kapitän v. Schlotheim hat das Mansfeldscheb rekognosziert und wird um den Harz durchs Thüringsche zurückgehen. Überall sind die Rückreisen so geordnet, daß ein jeder noch nicht gesehene Terrains kennen lernt. Nur die Adjoints werden im Ausgange Septembers, ich im Anfange Oktobers und die übrigen Offiziere noch später zurückkommen. Einen vollständigen Rapport von unsern diesjährigen Arbeiten werde ich Ew. Exzellenz erst nach meiner Rückkunft abstatten können. 4 v. Scharnhorst.

27. Scharnhorst an Decken

Driburg und Braunschweig, 6. August und 29. September 1804

Familienarchiv v. der Decken, Hamburg, N r . 8 (6 S.): Eigenhändig. Druck: Niemeyer, S. 7 3 - 7 9 . [1.] Deckens letzter Brief. Gespräch mit Minister von der Decken. Hannoversche Bekannte. Nachwirkungen des Todes der Tochter Emilie. Kur in Driburg mit Julie. Sorge um Deckens Gesundheit. Gespräche mit Gelehrten auf der Reise. Wirtschaftliche Folgen der Besatzung Hannovers. Neue Schriften zur Invasion 1803. Deckens neue Stellung und Aussichten. Beurteilung von Artillerieoffizieren für die Königlich Deutsche

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Statt „ Maasfeldsche ". Moritz von Schöler, seit März Kapitän und Quartiermeisterleutnant in der 3. Brigade. Generalmajor Johann Friedrich Wilhelm von Schöler (1731-1817) hatte als Ingenieurund Freikorpsoffizier den Siebenjährigen Krieg in Westdeutschland mitgemacht und war 1769 geadelt worden. 1796 wurde er zum Brigadier der Festungen in der Mark, Magdeburg und Westfalen ernannt, 1805 auch zum Kommandanten der Festung Wesel, wo er den größten Teil seiner Dienstzeit verbracht hatte. Nach der Abtretung Wesels kam er 1806 als Kommandant nach Hameln. Wegen seiner Rolle bei der Kapitulation dieser Festung wurde er zu lebenslanger Festungshaft verurteilt, 1814 aber begnadigt. Mutmaßlich aus dem Kontext dieser Generalstabsreise stammen zwei Denkschriften, die auf den 10. Januar 1805 datierte „Militärische Beschreibung von der Altmark und des daran grenzenden Teils des Herzogtums Magdeburg bis zur Straße MagdeburgBraunschweig [...] nach einer Recognoscirung im Jahre 1804" von Leutnant von Oppen und die von einem anderen herrührende „Recognoscirung der Bruchgegenden der Jaeglitz, der Dosse und des Rhins" von 1804 in GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 295 bzw. 296.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806) Legion. Arbeit am Handbuch der Artillerie. Kleinigkeitsgeist bei den Armeen. [2.J Weiterer Besuch in Hannover. Verheerende Kosten der Besatzung. Strategie zur Bekämpfung einer französischen Landung in England. Mögliche Feindseligkeiten in Norddeutschland. Empfehlung Kuhlmanns und Hassebroicks.

[1.] Driburg den 6ten Aug. 1804 Mein lieber bester Decken, Ihren Brief vom lOtn Jul. habe ich hier den lten Aug. erhalten. Herzlichen Dank für alles. Nie kam mir ein Brief angenehmer als diesmal der Ihrige, mein inniger und einzigster Freund. Ich habe ihn im Vertrauen den Minister Decken, 1 der hier nebst vielen andern Hannoveranern ist, mitgetheilt. Ich habe viele Achtung für diesen Mann, nach dem ich ihn näher3 kennen gelernt. Er hält außerordentlich viel von Ihnen und bewundert Ihre Thätigkeit und Ihre Talente. Busch Münch mit Frau, Tochter u. Sohn, Busch Forstmeister, Bush des Oberstallmeisters Sohn und viele andereb von alten ächten Schrot und Korn bilden hier eine Art abgesonderte Gesellshaft, diec ohne Ursach Mißfallen erregt. 2 Sie werden von mir einen Brief durch Hedemann 3 erhalten haben, den ich in Hannover geschrieben habe. 4 Ich ging hierher, mehr um mich zu zerstreuen, als die Brunnen Cur zu brauchen, ob gleich auch diese mit in meinen Plan war und mich sehr gut bekömmt. Der Tod meiner jüngsten Tochter Emilie hat alle meine Arbeiten zerrüttet. Ich fange hier erst an, mich zu sammeln. Meine älteste Tochter ist bei mir, mein jüngster Sohn ist in Hannover bei meinen Bruder 5 u. der älteste in Berlin. Ich bitte Sie, mein bester Decken, sorgen Sie für Ihre Gesundheit, sie ist mehr werth als alles übrige d ; Ihre Arbeiten sind für den Körper sehr nachtheilig, da sie meistens mit Affecten, mit Verdruß oder doch Widerwillen verbunden sind. Ganz anders ist es mit rein wissenschaftlichen Gegenständen, die selten das Gemüth irritiren. Wollen Sie recht zu sich selbst kommen, so müßen Sie sich einige Zeit isoliren, nichts thun, wenn auch in den ersten Tagen die Langeweile sie quälen sollte. Sie sind sich dies schuldig, Ihre Geistesarbeiten werden dadurch nichts v[e]rlieren. Der unbebaute Acker

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Folgt durch dichte Schraffur gestrichen: „ habe ". Folgt ein durch dichte Schraffur unlesbar gemachtes Wort. Die folgenden zwei Wörter nachträglich eingefügt. Das Wort nachträglich eingefügt. Klaus von der Decken (1742-1826) wirkte seit Beginn der französischen Besatzung als Leiter der im „Untergrund" weiterwirkenden kumannoverschen Verwaltung. Gemeint sind Philipp Clamor von dem Bussche, gen. von Münch (1728-1808), seine Frau, Wilhelmine Louise geb. von Steinberg (1752-1831), und zwei ihrer damals fünf lebenden Kinder, sowie der Oberforstmeister Ernst Ludwig Clamor von dem BusscheLohe (1784-1843), Sohn des Vize-Oberstallmeisters Friedrich August von dem Bussche-Lohe (1747-1806). Hartwig Johann Christoph von Hedemann (1756-1818) war im April von der hannoverschen Exekutivkommission nach England geschickt worden, um König Georg III. von den Zuständen im Kurfürstentum zu unterrichten. 1813 wurde er als Oberst zum Stadtkommandanten von Hannover ernannt. Wenn nicht der aus Bordenau datierte Brief Nr. 20 gemeint ist, wurde er nicht überliefert.

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giebt, nachdem er geruhet/ in einen Jahr mehr als immer bebaut in zweien. Ihre Entschuldigung wegen der Umstände nichts für Ihre Gesundheit thun zu können, befriedigt mich nicht. Sie ist die gewöhnliche. Sie werden dies finden, wenn Sie sich einen Augenblik über sich selbst erheben. Ich spreche hier [zu Ihnen] als Freund, den ich innigst und herzlich liebe und so gern behielte. Ich lerne auf meinen Reisen viele Gelehrte kennen, dies macht mir viel Vergnügen. Die verschiedenen Gesichtspunkte, die sehr differente Stimmung, die wir bei andern wahrnehmen und die bald' eine locale, bald eine individuelle persönliche geheime Ursach hat, macht zwar, daß uns fast alle Meinungen gleichgültig werden und nun kein großes Intereße mehr haben, sie schmeichelt aber dennoch unsere Eigenliebe mit den Gedanken einer höhern und weitern Umsicht. Von hier gehe ich nach Kassel, von da nach den Ausfluß der Eder, dann nach Göttingen, g dem Harze, erst den lten Oct. komme ich in Berlin zurük. Ich verbinde11 meine militärish[e]n Absichten mit meinen Vergnügen, so gut ich kann. Ich mag nichts von Hannover sagen, ich fürchte noch harte Bedrückungen; die Ausgaben übersteigen die Einnahme bis beinahe zu 1 '/ 2 Million Thalr; wo solin diese herkommen? Und sie müßn' doch da seyn? Ich befürchte, daß eine andre Administration gesetzt wird. Wie sollen es die Franzosen machen? Truppen zurükshicken? Das werden sie wohl bleiben lassen! Geld aus Frankreich kommen lassen? Das wird auch nicht geschehen und' das kann man auch nicht fordern, wenn man von ihrm falschen Gesichtspunkt ausgehet. Es sind wieder ein Paar Shriften über die hannövershen Angelegenheitn erschienen, die erste, welche aus 2 Heften bestehet und a[l]phabetisch geordnet ist, enthält viel Persönliches. 6 Wense,*1 Meyr, 7 Hartmann, 8 Heise 9 u. viele ' f 8 h

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7

8 9

Verändert aus „ nach her". Verändert aus: „Stimmung, die immer bald Das Wort und das dazugehörige Komma nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „ hier". Verändert aus „ es muß". Folgt gestrichen: „ darin ". Der Name nachträglich in die Auflistung eingefügt. Wilhelm Scharnhorst. Zu den Kindern Scharnhorsts vgl. Anhang 1. Hannover wie es war, ist und werden wird, eine Gallerie der bey der Gelegenheit der Besitznahme durch die Franzosen merkwürdig gewordenen Personen und Sachen, in alphabetischer Ordnung, aus den Briefen des D. B. an seinen Freund B. in London, 2 Hefte, o. O. 1804. Mutmaßlich Landesökonomierat Johann Georg Meyer, Amtmann in Koldingen, Mitglied des 1803 von Marschall Mortier eingesetzten Exekutivkommittees. Mutmaßlich H o f - und Kanzleirat Hartwig Gottlieb Wilhelm Hartmann. Niemeyer, S. 11, meint, daß hiermit Kriegssekretär O t t o Wilhelm David Heise gemeint ist, der auch 1813 kurzfristig verhaftet wurde, weil er sich unter französischer H e r r schaft „kompromittiert" hatte. Es dürfte wahrscheinlicher sein, daß Scharnhorst hier Oberzollinspektor O t t o Christoph Heise (ca. 1 7 5 0 - 1 8 1 9 ) meinte, den er als Kriegskommissar des hannoverschen Observationskorps gekannt hatte (vgl. den zweiten Band). Letzterer Heise trug zur Debatte über die Besetzung Hannovers auch eine Broschüre bei: Erläuterungen zu des Advokat J. C . H . Müllers Schmähschrift: Hannover, wie es war, ist und werden soll, Hannover 1804.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

andre kommen darin übel weg, mehrere1, wie der Minister Decken u.s.w., werden sehr gelobt. Ein Advocat Müller 10 soll der Verf. seyn, es scheint mir aber, daß™ sie von zwei Verf. ist. Die Schild[e]ru[n]g, wie d[e]r innere Gang der hannoverschen Geschäfte und der herrsh[e]nde Geist der hannövrish[e]n Regierung entstanden ist, nebst einigen politischen und andrn Artikeln, verdienten mit Aufmerksamkeit gelesen zu werden. Diese Schrift gehört zu den besten dieses Gegenstandes. Sie unterscheidet sich auch dadurch von andrn, daß sie die jetzigen Verhältnisse shildert. Die 2te Schrift bestehet aus einem Anhange zu den historischen Berichtigungen," der nicht sehr viel bedeutet. 11 Ich bewundere die Leichtigkeit, mit der Sie sich in andere Fächer werfen können, mit mir gehet es viel shwerfälliger. Geben Sie die specielle Aufsicht über die Ingenieure u. die Artillerie nicht auf, sie haben niemand, der Ihnen hierin übersieht und die Einrichtung u. Uebu[n]g diesr Waffe 0 ist weit angenehmer als die der übrigen. Die Einrichtung eines Depot topographique scheint mir für die englischen Armeen äußerst wichtig zu seyn; niemand könnte dies so gut als Sie, da es den Englandern an Kenntnisse u. Conexion mit dem Auslande fehlt. Keine Stelle könnte für Sie ruhiger u. angenehmer seyn. Hierzu würde ichp in Ihr[e]r Stelle alle Kräfte auf bieten, die Sache zu Stande zu bringen. Sie würde ja in keinen Fall auf die Directorstelle dieses Depots beschränkt. In jeden Fall hätten Sie hierbei eine angenehme Retraite. O b ich gleich es nicht ganz vortheilhaft für Sie finde, daß Sie die Gen. Adjudanten Stelle des hannoverschen Corps jetzt abgeben, 12 so rathe ich Sie doch, q sich von den Geschäften derselben so viel es möglich ist, durch Anstellung von Gehülfen [zu] debarassiren. Hierzu haben Sie Gelegenheit, aber Sie müßen einen Plan machen u.r ernstlich daran arbeiten, sich die Arbeit vom Halse zu shaffen, ohne die Leitung ganz aufzugeben. Wollen Sie für die hannövershe Artillrie einen Major haben, so nehmen Sie Ludewig, er schickt sich dazu am besten und nimmt auch diese

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12

Verändert aus „ andre ". Folgt gestrichen: „ noch Verändert aus „Zu den historischen Berichtigungen ist ein Anhang erschienen". Verändert aus „ ühersiehet und die Sache selbst". Folgt gestrichen: „ Sie Folgt gestrichen: „ in der Folge ". Folgt gestrichen: „ erst Der in Hannover ansässige und beim Oberappellationsgericht in Celle immatrikulierte Advokat Johann Christian Heinrich Müller wurde jedenfalls später gerichtlich wegen dieses Werkes belangt. Es handelte sich um eine im Februar 1804 erschienene, um einen Anhang vermehrte Neuauflage der Broschüre: Historische Berichtigungen des öffentlichen Urtheils über die durch die französische Occupation des Churfürstenthums Hannover daselbst veranlaßten militairischen Maßregeln, 2 Hefte, Niedersachsen [= Helmstedt] 1803. Verfasser war Dr. Karl Wilhelm Koppe. Tatsächlich blieb Decken bis zur Auflösung der Königlich Deutschen Legion 1816 deren Generaladjutant.

N r . 27

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Stelle wahrscheinlich an.13 Röttger ist ein gut[e]r und vortreflicher Officier, besonders vor dem Feinde, aber ob ers sich ganz zu dem Comandeur schikt, das weiß ich nicht. 14 Hassebroik wird Ihnen nützliche Dienste leisten, wenn Sie ihn erst recht kennen. Ihre Instruction für den Generalquartiermeisterstab bitte ich mich, wenn sie gedrukt seyn sollte, so bald als möglich zu shicken. Sie konnten für die Engländer nichts nützlicher schreiben und Sie haben wohl gethan, sich auf diese Weise der Armee bekannt zu machen. Man muß nicht viel shreiben, aber von Zeit zu Zeit etwas, wenn man sich in einen vortheilhaften Andenken erhalten will. Mein Art. Werk wird nun unaufhörlich gedrukt. Die ersten beiden Theile sind bloß für Artillristn, die letzten beiden für Tactiker. Meine Generalstabsarbeitn u. die Direction des Instituts hält mich ab, daran1 zu feilen und umzuformen, wie ich es möchte. Der Kleinigkeitsgeist ist durch die stehenden Armeen zur Tagesordnu[n]g geworden, er herrscht jetzt so gar bei d[e]r französishen in Hannövershen. Die wissenschaftliche Bildung der Officiere kann ihn bei einem glüklich[e]n Kriege überwinden, aber in Frieden wird der Kampf gegen dieses Ungeheuer zu nichts führen." Wer kann mehr über diesen Gegenstand als ich nach gedacht haben? [2.] Braunschweig den 29sten Sept. So lange hat nun Ihr Brief in meiner Schreibtasche geruhet, aber nun soll er auch so fort abgeschikt werden. Ich bin seit dem wieder in Hannover gewesen. Unser Vaterland wird arm, sehr arm. Die französische Armee kostet dem Lande eben soviel, wie eine zweimal so starke von andere Truppen ihm kosten würde, weil erstlich der Sold, dann die starke Natural Lieferung an Fleisch und Brod u.v endlich noch die w Quartier Verpflegung, die durchgehends täglich auf 1V2 Gulden gerechnet wird, neben einander statt findet. Die Ausgabe übersteigen die Einnahme jährlich gegen l ' / 2 Mill. Thaler. Für Hungersnoth sichern" nun freilich wohl die Kartoffeln, dies ist aber auch der ein-

' ' "

Statt „ober". Folgt gestrichen: „ mehr". Verändert aus „gegen dieses Ungeheuer nicht viel ausrichten v Folgen zwei durch dichte Schraffur unlesbar gemachte Wörter. "" Davor gestrichen: „H." * Die folgenden drei Wörter nachträglich eingefügt. 11

14

D e r aus den ersten drei Bänden bekannte Daniel Ludowieg ( 1 7 6 8 - 1 8 4 7 ) trat 1 8 0 5 als Major und Kommandeur der reitenden Artillerie in die Königlich Deutsche Legion ein, verließ sie aber 1806 wieder. Der aus den ersten beiden Bänden bekannte August Theodor Röttiger ( 1 7 6 6 - 1 8 5 1 ) war 1803 in die Legion eingetreten und hatte das K o m m a n d o ihrer 2. reitenden Batterie übernommen. E r wurde bald z u m Oberstleutnant befördert, 1816 z u m Generalmajor und Chef des Artillerieregiments. E r starb als General in Pension.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

zige Trost. Der Marschal Bernadot 15 hat einige Ersparniße eingeführt und sich als ein sehr vernünftiger Mann betragen. Allein dies macht aufs Ganze nichts. Uebrigens ist es zu bewundern, daß die französischen Armeen, bei denen so wenig Discipline, so wenige zwekmäßige Einrichtungen statt finden,'' Europa so haben in Furcht und Schrecken jagen können? Mir scheint jetzt eine Landung höchst unwahrscheinlich; 16 sollte sie aber glüklich ausgeführt werden, so sehe ich doch nicht ein, wie sie einen weitrn glüklichen Erfolg haben könnte, wenn die Engländer sich auf keine Haupt Schlacht einlassen, sondfejrn [die Franzosen] mit einem großen Theil der Volontairs verbunden mit 20 bis 30.000 Mann Linien Truppen von allen Seiten umgeben und mit ihnen sich ohne Aufhören herumschießen und so 2 ihre Kräfte, Munition und Mannschaft consumiren, während eine andere Armee von Linien Truppen sich der Haupt Macht auf dem Wege nach der Haupt Stadt entgegenstellt. In durchshnittenen Terrän kann die Ausführung dieses Plans bei der großn Uebermacht, welche die Engländer haben, keine Schwierigkeit haben. In offenen Terrain aber jägt die englische Cavalerie alles zu Grund und Boden. Ist die englishe Flotte im Stande, die Comunication der gelandeten Truppen mit Frankreich zu unterbrechen, so sehe ich nicht ein, warum man eine Landung so außerordentlich zu fürchten hätte? Decisive Gefechte könnten freilich den Engländern gefährlich werden. Eine verlorne Schlacht könnte die Nation decouragiren. Die Klugheit erfordert diese, da sie auf einen andrn Wege den Feind vernichten können, nicht einzugehen. Jede Lage des Krieges erfordert ihre eigene Masregeln.

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Folgt gestrichen: „ solche ". Verändert aus „ herumschießen, bis".

15

Er war am 14. Mai 1804, fünf Tage vor seiner Beförderung zum Marschall, zum Befehlshaber der Besatzungsarmee bestimmt worden und residierte seit dem 17. Juni in Hannover. Jean-Baptiste-Jules Bernadotte (1763-1844), Sohn eines Advokaten in Pau, war 1780 in die französische Armee eingetreten. In den Feldzügen in den Niederlanden und am Rhein brachte er es bis 1794 vom Feldwebel zum Divisionsgeneral. Als Kriegsminister tat er nichts, um den Staatsstreich vom 18. Brumaire zu verhindern; dieser kam seiner weiteren Karriere zustatten, da er durch seine Ehe mit Desirée Clary, der Schwägerin von Napoleons Bruder Joseph, in die weitere Familie Bonaparte eingeheiratet hatte. 1800 kommandierte Bernadotte in der Vendée, in den Fernzügen 1805-1807 befehligte er das I. Korps der Grande Armée bis zu seiner Verwundung bei Spanden am 5. Juni 1807. Im Juni 1806 verlieh ihm Napoleon das kleine Fürstentum Pontecorvo. 1809 zog sich der Marschall durch ein öffentliches Lob seiner sächsischen Truppen die Ungnade des Kaisers zu. Im August 1810 wurde er zum schwedischer Kronprinzen gewählt und nahm nach seinem Ubertritt zur lutherischen Kirche und seiner Adoption durch Karl X I I I . den Namen Karl Johann an. Danach leitete er die schwedische Politik, zunächst auf der profranzösischen Linie seiner Wähler, 1812 vollzog er jedoch den Wechsel ins Bündnis mit Rußland und Großbritannien. Karl Johann befehligte 1813/14 die aus alliierte Nordarmee und verwirklichte die Annexion des bis dahin dänischen Norwegens. Als Karl X I V . Johann bestieg er 1818 den schwedischen Thron.

16

Seit Frühjahr 1803 bereitete man in Frankreich eine Landung in England vor; Napoleon hatte gerade am 16. August 1804 eine große Heerschau der Invasionsarmee abgehalten und Dei dieser Gelegenheit die ersten Auszeichnungen der neugestifteten Ehrenlegion verliehen.

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N r . 28

Alles, was die Franzosen im Hannövershen machen, scheint mir Demonstration zu seyn, dennoch aber kann ein Krieg in Norden ausbrechen. Die Franzosen müßen dies wünschen, weil sie auf diesen Wege den englishen Handel schaden, die Hülfsquellen zum Kriege von dieser Seite den Engländern nehmen und Armeen auf fremde Kosten erhalten können. Das Frühjahr wird neue Piene entwickeln. Schreiben Sie mir ja bald wieder, mein innigst geliebter Freund, Ihre Briefe sind immer für mich ein Festtag, ich lese sie nicht, ich studiere sie. Ihr Sie herzlich liebender und verehrender treuester Freund S. Erzeigen Sie mir die Freundschaft u. sorgen Sie für Kuhlmann 17 und Hassebroik. Der letzte hat mir geschrieben, daß er Capitän wäre u. dies Ihnen allein zu verdanken hätte. Herzlichen u. innigen Dank auch von mir, S.

28. Scharnhorst an Geusau

Halberstadt, 29. September 1804

N a c h einer Abschrift Karl Linnebachs im N a c h l a ß Gerhard Oestreichs. 1 Verzögerung

der Rückreise nach Berlin. Französische Kriegsvorbereitungen

in

Hannover.

Halberstadt, den 29. Sept. 1804. Ew. Exzellenz zeige ich hierdurch ganz gehorsamst an, daß ich erst den 7. Okt. in Berlin eintreffen werde, indem ich vor der Abreise des Herzogs von Braunschweig Durchl. nicht gern von hier abgehen möchte. Die Franzosen fahren fort, sich im Hannoverschen in einen wehrbaren Zustand zu setzen. Sie haben 1200 Infanteriegewehre kommen lassen, die Bataillone werden vollzählig gemacht, das Holz zu der Elbbrücke ist bei Ulzen zum Teil angekommen, das zu der Weserbrücke ist bereits bei Nienburg. Dieser Ort wird befestigt, es arbeiten täglich 800 Mann daran, die Holzlieferung zu den Palisaden ist zu 10.000 Taler angeschlagen. In Hannover werden Zwieback gebacken. Kurz, es werden eine Menge Zurichtungen, aber doch alle nur im Kleinen, getroffen. v. Scharnhorst.

17

Der aus den ersten Bänden bekannte Heinrich Jakob Kuhlmann ( f 1830) war am 16. Juni 1804 als Kapitän 1. Klasse in die Königlich Deutsche Legion eingetreten. Die Vorlage („eigenhändig") ter kam sie ins Heeresarchiv, sein dürfte.

befand sich zur Zeit der Transkription im KA. V. 67, späRep. 15 A Kap. 45 Nr. 85 Pak. 500, wo sie 1945 verbrannt

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

29. Protokoll

[Berlin, nach 7. Oktober 1804? 1 ]

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs." Beglaubigung eines Auszugs aus den Protokollen zur Prüfung des Geschützmetalls. Nachrichtlich. Der Herr Obrist v. Scharnhorst hat auf dieses Schreiben 2 nicht geantwortet, sondern bei Rükkunft von seiner Reise mündlich erkläret, dass es verloren gegangen, er aber mit allen in demselbigem beigefügt gewesenen Extrakt enthaltenen Punkten völlig einverstanden sei, weshalb er auch das hiergebliebene Exemplar dieses Extraktes mit unterschrieben hat. v. Pontanus

30. Scharnhorst an Geusau

Berlin, 14. Oktober 1804

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs.1 Gesuch um Erstattung der Reisekosten eines Schülers. Berlin, 14. Oktober 1804. Ew. Exzellenz zeige ich hierdurch an, daß der Leutnant v. Sarnowsky 1 vom Bataillon Schachtmeyr 2 aus Johannesburg, also über 100 Meilen, mit der Post frei, jedoch mit der Bedingung gereiset ist, daß er einen freien Postpaß herbeischaffte, im entgegensetzten Fall aber das Postgeld nachzahlte. Der Leutnant v. Sarnowsky ist ohne Vermögen, Ew. Excellenz würde ihm daher eine große Gnade erzeigen, wenn Sie ihm einen solchen Paß verschafften. Vielleicht könnte er auf die Rückreise und auf die 4 übrigen Reisen zugleich ausgestellt werden. v. Scharnhorst.

* Die damals im Heeresarchiv, Rep. 3 OKKNo. 22, 13 Pak. 423, befindliche aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. 1 2

Vorlage ist

Nach Scharnhorsts Rückkehr von der Generalstabsreise. Es geht um das Schreiben des 1. Departements an Scharnhorst (Berlin, 2. Juli 1804), dessen Konzept am gleichen Ort archiviert war. Eine maschinenschriftliche Abschrift befindet sich im Nachlaß Gerhard Oestreichs. Hierin wurde Scharnhorst aufgefordert zu bestätigen, daß der vom 1. Departement für den König angefertigte Extrakt aus den schriftlichen Eingaben und Protokollen zur Prüfung des Gescnützmetalls alles Wesentliche enthalte.

" Die damals im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 45 Nr. 95 Pak. 500, befindliche („eigenhändig") ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. 1

2

Vorlage

Premierleutnant Helden von Sarnowsky wurde 1806 zum Stabskapitän befördert und kam 1807 zum Stab des von L'Estocq befehligten Feldkorps. Er starb 1813 als Major im Generalstab. Das zu Johannisburg in Masuren garnisonierte Bataillon Schachtmeier (No. 23) gehörte zur 2. Ostpreußischen Füsilierbrigade.

53

Nr. 31

31. Aufzeichnung

[Berlin?, vor November 1804?"]

G S t A P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 12 fol. 36r (1 S.): Eigenhändig?

Berechnung der Kosten 1) 2)

3)

4) 5)

6)

rh. Zu Drucken ä 5 rh. 16 gl. macht wol 11 Bogen 62 (Ist sehr billig - Ander forderte 6 rh.) Drukpapier zu 1500 Exemplaren (inclus. der für den gewöhnlichen Abgang erforderlichen Anzahl Bogen) eine gute Sorte Rosen Median1 - 3'/ 2 Ballen2 a 25 rh. 87 Papier zu den Planen - 1500 Bogen Aus jeden Bogen 2 Plane - 3 Ries 3 Buch ä 38 rh. 120 Wohlfeiler war kein gutes, reines und weißes Papier zu diesem Behuf zu bekommen. Der Bedarf an Papier erhöhet sich übrigens durch die bedeutende Länge der einen Kupferplatte. Kupferstecher für beide Platten 40 Die Platten abzudrucken 15-20 Dieß ist eine ungefähre Schätzung, genau habe ich den Preiß noch nicht erfahren können. Censur pro Bogen 2 gl. - kleine Douceurs an die Buchdruckergesellen und Träger bei der Ablieferung 2 Summe aller Kosten

32. Scharnhorst an [Christian Dietrich Helwing] 3

gl. 8

12 —

— —

4

332 Rthr. 3

Berlin, 24. November 1804

Stadt A H Autographensammlung, Sammlung Culemann: Scharnhorst N r . 1936.147 (3 S.): Eigenhändig.

"

1 2

3

*

Unten ist mit Klebe film ein Vermerk von fremder Hand befestigt: „ 1804 im November überreichte Scharnhorst Sr. Maj. Fr. W. III. sein Werk über Artillerie, der König dankte dafür 6/11 1804. Aus der Zeit vor den Druck sein untersichtlicher Kostenüberschlag sowie die Geldforderungen v. Salomon Michael David und Söhne." Möglicherweise gemeint ist das Format Groß Median (578 mal 444 mm). Ein Ballen Papier bestand aus 10 Ries von 20 Buch mit je 24 Bogen Schreib- bzw. 25 Bogen Druckpapier. Dreieinhalb Ballen enthielten also 17.500 Bogen Druckpapier. Im gleichen Faszikel, fol. 38r, befindet sich ein undatierter Brief von Salomon Michael David und Söhne (vgl. Nr. 58 im dritten Band), der einen Brief Scharnhorsts vom 10. November beantwortet. Es heißt darin: „haben wir damit 329 rh. 6 gl. auf Hofbuchhändler Helwing Neujahr 1805 zahlbar erhalten und werden Ihr Conto bey Eingang dafür gutschreiben. In der ersten Voraussetzung, daß wir den Betrag, der uns noch gutkömmt, auf Ostern 1805 bestimmt erhalten werden, wollen wir bis zu diesen Zeitpunkt uns noch gedulden." Ostersonntag fiel 1805 auf den 14. April. Vgl. die Denkschrift

Nr. 33.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

D r u c k : Bertram, N r . I X ; Linnebach, S. 249f.

Ausstehende Geldforderungen. Bestellung von Büchern zum Weiterverkauf. Anzeige des Handbuchs der Artillerie in Zeitungen und Zeitschriften. Freiexemplare für zwei Bekannte. Berlin den 24sten Nov. 1804 Ew. Wohlgeb. Schreiben von 14ten Nov. habe ich nebst den 13 Louis d'or erhalten. Aus den beigelegten Promemoria werden Dieselben meine Abrechnung sehr leicht machen können und dann werden Sie finden, daß ich noch mehr als 329 rh. zu fordern habe. Ich bitte daher recht sehr die Anweisung zu acceptiren und mir bald eine Abrechnung, in der unser Verhältniß genau bestimmt ist, zu übershicken. Daß mit den Verlag eines wichtigen und weitläufigen Werks Auslagen verknüpft sind, kann Ew. Wohlgeb. nicht befremden und ist eine Sache, die mir nicht zur Last gelegt werden kann. Ich werde, so bald ich weitere Nachricht von Denselben erhalte, die Ueberschickung des Manuscripts zum zweiten Bande besorgen. Eine Anzeige in den hiesigen Zeitungen 1 werde b ich auf Ihre Kosten veranstallten. Die Subscription bei der Artillerie ist noch nicht bewerkstelligt. Ich bitte aber vorläufig an den Lieutenant Perlitz 2 zum anderweitigen Verkauf zu schicken: 20 Exemplare des lsten Bandes des neuen Werks, 20 Exempl. des Tashenbuchs, 20 Exemplare des Unterrichts des Königs von Preussen an seine Generale u. 20 Ex. des 3ten Theils des Handbuchs. 3 Der Preiß so wohl netto als brutto wird den L. P. zugleich bekannt gemacht. Ich wünsche sehr, daß eine Anzeige in den Freimüthigen 4 und vorzüglich in der allgemeinen Litteraturzeitung, so wohl in die Haller als oberdeutshe, 5 gerükt würde. Auch werde ich eine für die allgemeine deutsche Bibliothek 6 h 1

2

3

4

5

6

Statt „ werden ".

In Berlin erschienen damals zwei Zeitungen, die „Berlinische Zeitung" (Vossische Zeitung) und die „Berlinischen Nachrichten" (Spenersche Zeitung), beide mit drei Ausgaben in der Woche. Johann Friedrich von Perlitz, ein Lehrer an der Akademie für junge Offiziere, der 1814 als Major und Adjutant des Prinzen August starb, wurde im dritten Band vorgestellt. Es geht um folgende bei Helwing verlegte Werke Scharnhorsts: Scharnhorst, Handbuch der Artillerie I; Militairisches Taschenbuch zum Gebrauch im Felde, Hannover 3 1794, zit. Scharnhorst, Militärisches Taschenbuch; Unterricht des Königs von Preußen an die Generale seiner Armee, Hannover 1794; Handbuch für Offiziere in den anwendbaren Theilen der Krieges-Wissenschaften, Dritter Theil von der Tactik, Hannover 1790, zit. Scharnhorst, Handbuch für Offiziere. Die Zeitschrift „Der Freimütige" wurde bis Oktober 1806 in Berlin von August Friedrich Ferdinand von Kotzebue und Garlieb Merkel herausgegeben. Mit der ersten ist die von Christian Gottfried Schütz redigierte Allgemeine Litteraturzeitung (1785-1803 in Jena, danach bis 1849 in Halle als „Hallische Litteraturzeitung") gemeint, mit der zweiten möglicherweise die nach Schütz' Weggang gegründete Jenaische Litteraturzeitung (1804-1834). Die von Christoph Friedrich Nicolai gegründete Allgemeine deutsche Bibliothek erschien 1765-1792 in Berlin, 1792-1796 in Kiel und Hamburg. Gemeint ist hier die Neue allgemeine deutsche Bibliothek, Kiel 1793-1801, Berlin 1802-1806.

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Nr. 33

b e s o r g e n , w e n n Sie es w ü n s c h e n . D e r R e i c h s a n z e i g e r 7 gehet ins R e i c h , w o wenige

andre

Zeitungen

hinkommen.

Versäumen

Sie keine

Anzeigen.

Schicken Sie ein E x e m p l a r n a c h C a r l s r u h an den M a j o r v. P o r b e k , aber n i c h t in m e i n e n N a m e n . F e r n e r e r s u c h e ich Sie, v o n den 4 E x e m p l a r e n , w e l c h e Sie n o c h d o r t h a b e n , eins an d e n R a t h W e h r s 8 in m e i n e n N a m e n zu shicken u n d m i c h seiner F r e u n d s c h a f t z u empfehlen. M i t aller H o c h a c h t u n g Ew. Wohlgeb. dienstwilligster D i e n e r v. S c h a r n h o r s t .

33. Denkschrift

Berlin, 24. November 1804

Stadt A H Autographensammlung, Sammlung Culemann: Scharnhorst N r . 1936.147 ( l ' / 4 S.): Eigenhändig. 3 Druck: Bertram, N r . X ; Linnebach, S. 250f. Aufstellung

der Forderungen

an

Helwing.

Promemoria A m l s t e n J a n . 1 8 0 3 hatte H . H e l w i n g keine w e i t e r e F o r d e r u n g an m i c h u n d ich keine an ihn; alle ältern F o r d e r u n g e n sollten v e r m ö g e einer schriftlichen U e b e r e i n k u n f t v o n beiden Seiten auf g e h o b e n w e r d e n . A u s s e r d e r R e c h n u n g , w e l c h e ich an 2 4 . Sept. 1 8 0 4 an d e n H . H e l w i n g ü b e r geben habe, habe ich n o c h z u f o r d e r n 1. F ü r A u s l a g e n an K u p f e r s t e c h e r n

63 Rthl.

2 . F ü r den l s t e n B a n d meines W e r k s ä Bogen 2 Louis d'or 36V2 Bogen u. 13 Plane ä 2 L o u i s d o r m a c h t

7

8

"

495

"

Dieses 1791-1832 in Gotha verlegte überregionale Intelligenzblatt war von dem Schriftsteller Rudolf Zacharias Becker als „Anzeiger" gegründet worden und erhielt nach der Verleihung eines kaiserlichen Privilegiums 1792 den Namen „Reichsanzeiger" bzw. „Allgemeiner Reichsanzeiger". Nach dem Ende des Reiches wurde es 1806 in „Allgemeiner Anzeiger der Deutschen" umbenannt. Der Advokat und Notar Georg Friedrich Wehrs (ca. 1750-1818) fungierte als Agent der Reichsstadt Bremen und des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz; als letzterer führte er den Titel eines geheimen Legationsrats. Aufgrund seiner Schriften zu verschiedenen ökonomischen Fragen wurde Wehrs 1805 als korrespondierendes Mitglied in die Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften aufgenommen. Sein bekanntestes Werk war: Vom Papier und von den Schreibmassen, derer man sich vor der Erfindung desselben bediente, Hannover 1779 (erweiterte Ausgabe 1788). Es handelt sich um die Einlage zum vorangehenden

Schreiben.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Was ich erhalten habe, weiß H. Helwing, außer 18 rh. 16 gr., welche von den Lieutenant Perlitz an mich abgegeben. Die 10 Exemplare auf Drukpappier, so ich von meinen Werk erhalten, können mir zu 20 rh. berechnet werden. Da ich indes zugegeben habe, daß der Druk des Werks weit kleiner ist, als abgeredet war, so glaube ich, daß die Billigkeit erfordere, daß dies nicht geschiehet. Berlin den 24sten Nov. v. Scharnhorst. 1804

34. Scharnhorst an Geusau

Potsdam, 25. November 1804

Nach einer Abschrift Karl Linnebachs im Nachlaß Gerhard Oestreichs. 3

Bitte um Zugang zu Materialien in der

Plankammer.

Potsdam, den 25. Nov. 1804 Ew. Exzellenz ersuche ich hierdurch ganz gehorsamst um eine Anweisung an die hiesige Plankammer, mir alle sich auf das westliche Kriegestheater beziehende Papiere, insbesondere die von dem Herzog Ferdinand 1 sich auf den 7jährigen Krieg beziehende, gegen Empfangschein mitzutheilen. v. Scharnhorst. 2

35. Scharnhorst an Hardenberg

Potsdam, 2. Dezember 1804

G S t A PK, VI. H A Nl Hardenberg Nr. E 5 fol. 2 0 2 r - v (1V 2 S.): Eigenhändig.

Ubersendung

einer Denkschrift. Angebot mündlicher

Eläuterungen.

Hochgeborner Freiherr, Gnädiger und hochzuverehrender Herr Staatsminister! 1 Ew. Excellenz lege ich hier ganz gehorsamst ein Memoir über unsere jetzigen militärischen Verhältniß mit Frankreich vor. 2 Die Zeitumstände und meine

" Die Vorlage („eigenhändig") befand sich zur Zeit der Transkription im Kriegsarchiv, V. 67, undkam später ins Heeresarchiv, Ref. 15 A Kap. 45 Nr. 85 Pak. 500, wo sie 1945 verbrannt sein dürfte. 1

2 1 2

Gemeint ist der in den ersten drei Bänden vielfach erwähnte Herzog Ferdinand von Braunschweig (1721-1792), der im Siebenjährigen Krieg die mit Preußen verbündete Alliierte Armee in Westdeutschland befehligt hatte. Geusau genehmigte diesen Antrag am 27. November 1804. Zu Karl August Graf von Hardenberg vgl. Anhang 1. Vgl. Nr. 36 und die dazugehörige Beilage Nr. 37.

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Nr. 36

Anstellung zu der Bearbeitung der militärishen Verhältnisse der westlichen Länder der preussischen Monarchie veranlaßten mich dasselbe auf zu setzen. Wenn Ew. Excellenz diese Mittheilung als ein Zeichen meiner höchsten Verehrung ansehen und meinen Aufsatz einiger Durchsicht würdigen, so ist meine Absicht erreicht. Etwanige Erleuterungen könnte ich, da ich bald nach Berlin zurükkomme, mündlich geben. Mit dem größten Respect bin ich Ew. Excellenz a Potsdam den 2ten Dec. 1804.

36. Denkschrift

gehorsamster v. Scharnhorst.

Berlin, 2. November 1804

GStA PK, VI. H A N1 Hardenberg N r . E 5 fol. 2 0 3 r - 2 0 8 v (12 S.): Eigenhändig. Druck: Lehmann I, S. 3 4 0 - 3 4 3 (Zitate). [1.] Optionen bei einem möglichen Krieg. Wahrscheinliche Folgen eines Beitritts zum Bündnis gegen Frankreich oder fortgesetzter Neutralität. Napoleons Entschlossenheit zum schnellen Handeln. [2.] Notwendigkeit einer frühen Mobilmachung zur Vorbeugung eines Verlusts der Gebiete westlich der Elbe. Sofortige Konzentration zur Besetzung Hannovers nach französischer Überquerung der Maas. Heranführung der Truppen aus dem Osten. [3.] Nachteile eines Abwartens auf dem rechten Elbufer. Französische Versorgung aus Nordwestdeutschland, Vertrauensverlust Preußens bei möglichen Bundesgenossen, Erschwerung britischer Unterstützung, Verlust von Ressourcen und Selbstvertrauen.

Uber unsere jetzigen militärischen Verhältnisse mit Frankreich. [1.] Tritt ein Krieg auf den festen Lande ein, so vereinigt sich Preussen mit andern Mächten oder es behauptet das bisherige glükliche System des Friedens und der Neutralität. In beiden Fällen hat es viel von Frankreich zu fürchten. Im ersten wird Frankreich vor dem Ausbruche des Krieges Preussen zur Neutralität oder Allianz durch einen unerwarteten Angriff zwingen wollen und im zweiten wird Frankreich dahin trachten, daß Preussen in eine solche Lage versetzt werde, in welcher es nicht ohne grosse Gefahr sich mit den Feinden Frankreichs vereinigen oder irgend eine decisive Stimme führen kann. Wenn man über die Maasregeln zur Führung des Krieges gegen Frankreich urtheilen will, so muß man vor allen Dingen auf den Character des Mannes an der Spitze der französischen Nation sehen. Bei allen seinen Unternehmungen ging er schnell und decisiv zu Werke. Immer war er auf Danach

Respektabstand.

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diesem Wege glücklich, er wird daher höchst wahrscheinlich auch jetzt denselben betreten. Man muß sich also hierauf gefaßt machen und, ehe er anfängt seine Plane auszuführen, ihm mit Standhaftigkeit solche Maßregeln entgegen setzen, welche ihm von seinen Entwürfen keinen glüklichen Erfolg hoffen lassen. Nur dadurch darf man sich schmeicheln den Frieden zu erhalten. Bey ernsthaften Auftritten zwischen Frankreich und Preussen sind daher die anfänglichen militärischen Masregeln von der äußersten Wichtigkeit. U m die obigen Bemerkungen noch mehr zu erörtern, werfen wir einen Blik auf die Lage, in der wir uns bei den etwa eintretenden Kriegsereignissen in Norden befinden. Es können hier zwei sehr verschiedene Fälle stattfinden. Entweder man fängt erst an, seine militärischen Masregeln auszuführen, nach dem die Franzosen auf den Grenzen Westphalens mit ihren Truppen angekommen sind, oder man setzt seine Truppen vorher in Bewegung. Diese Verschiedenheit scheint im ersten Augenblick nicht sehr bedeutend zu seyn und dennoch kann von ihr der Erfolg eines ganzen Feldzuges oder so gar des ganzen Krieges abhängen. Wir wollen die Lage betrachten, in der wir in ersten Fall, d. i. dann kommen werden, wenn die Franzosen die Operationen anfangen und wir uns erst nachher zusammenziehen. Schicken die Franzosen den größten Theil ihrer Hannoverschen Armee ins Lauenburgsche, in dem sie zugleich mit den auf den Gränzen Hollands und am Rhein versammelten Truppen nach Westphalen marschieren, so können sie in ungefähr 14 Tagen in Magdeburgschen und Halberstädtschen ankommen. Wir können in dieser Zeit kaum 60.000 Mann hinter der Elbe versammeln. Denn wir erfahren in Berlin ihren Marsch erst in 4 bis 5 Tagen, nachdem sie ihn angetreten haben; wir brauchen 2 Tage, um den Truppen die Marsch Befehle zuzuschicken; diese wieder 3 bis 5 Tage, um ihre Beurlaubten einzuziehen und sich mobil zu machen. Die französischen Truppen setzen sich daher 15 Tage früher in Marsch als die preussishen. Nun hat die Berliner Garnison bis Magdeburg wenigstens 4 Tagemärsche. Wenn man daher annimmt, dass man mit den westphälischen und fränkischen Truppen bei Magdeburg 40.000 in dem Augenblick zusammenbringt, in den die Franzosen bei Halberstadt und Helmstädt eintreffen, so nimmt man den vortheilhaftesten Fall für Preussen an. Es werden zwar von der Zeit an, daß jene Truppen bei Magdeburg versammelt sind, in 5 Tagen noch gegen 20.000 Mann an der Havel zusammen kommen, gleichwohl wird man dennoch jetzt in einer höchst drückenden Lage sich befinden, denn auch von Mayn aus werden französische Armeen sich in Bewegung gesetzt haben. Man wird sich nachtheiligen Arrangements gefallen lassen oder eine Schlacht vielleicht selbst am rechten Ufer der Elbe wagen müßen, mit der, wenn sie verloren gehet, die Erhaltung und Achtung der preussischen Monarchie dahin ist. Es ist dem nach hier die Frage, ob man dieser großen Gefahr ausweichen kann? Man darf hier mit völligster Ueberzeugung antworten, dass dies möglich sey. Mann muss aber den Plan des französischen Cabinets, wie schon erwähnt, in

N r . 36

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der Ausführung zerrütten, ihn die gehoften Vortheile, noch ehe es zu Feindseligkeiten kömmt, nehmen und hierbei die friedfertigsten Anerbietungen thun. [2.] Sobald man erfährt, dass ahnsehnliche Truppencorps die Maas passiren oder sich nach Holland ziehen oder so gar der Issel nähern, muß man unerwartet eine Armee von 50.000 an der Weser auftreten lassen und die aus dem Magdeburgschen und der Mark gezogene[n] Truppen durch andere von der Oder ersetzen, so daß jene von einer eben so starken Armee in kurzer Zeit ersetzt werden können. Bei wohlgetroffenen Masregeln muß die Nachricht von dieser unerwarteten Truppen Bewegung erst in 9 bis 11 Tagen nach Paris kommen. Von dort gehen die Befehle nun freilich sehr geschwind nach den Truppen an der Maas und in Holland, 1 allein diese können nicht sogleich in Masse marschiren, weil es ihnen sonst an Lebensmitteln fehlen würde. Rechnet man auf die Ertheilung der Befehle und die Zeit bis zum Aufbruch noch 3 Tage, so hat man 11 bis 14 Tage, dazu nun noch der Marsch bis an die Weser zu 8 Tage, macht 19 bis 22 Tage. Wir können aber, wenn wir auch 5 Tage zur Mobilmachung rechnen, dennoch in 12 bis 15 Tagen mit 50.000 Mann über der Weser seyn, während an der Havel und Elbe eine ebenso starke Armee auftritt. Rechnet man zu diesen 50.000 Mann 20.000 Hessen, so würde man jenseit der Weser 70.000 Mann den Feind entgegenstellen können, welche in wenigen Tagen noch durch 20.000 Mann verstärkt werden könnten, so daß man dann an der Weser mit den hessischen Truppen zwei Armeen hätte, die eine von 40 und die andere von 50.000 Mann. Gibt man bei der Ausführung dieser Truppenbewegung dem französischen Cabinet die freimüthige Erklärung, daß man, so bald die französischen Truppen in ihre Garnisonnen zurükgingen, auch so fort die preussischen Truppen zurükgehen lassen würde, daß aber in entgegengesetzten Fall die Sicherheit des preussischen Staats durchaus erfordere, daß die Hannövershe Armee so fort Hannover verlasse und daß die nachrückenden preussishen Armeen in Begriff wären, schon jetzt gemeinschaftlich Besitz von diesem Lande zu nehmen, so wird höchst wahrsheinlich daß erstere geschehen; sollte aber dies der Fall nicht seyn, so hätte Frankreich große Plane auf die Abhängigkeit Preussens und dann wär man glüklich genug, seinen Feind zuvorgekommen zu seyn. Durch diese Schritte würde das französische Cabinet und ganz Europa sehen, dass unser gnädigster Monarch eben so entschlossen zum Kriege ist, wenn es die Umstände erfordern, als er bisher zur Erhaltung des Friedens arbeitete. Diesen Beweis der Welt vor Augen zu legen ist für die Achtung des Monarchen und die Ruhe des Nordens gleich wichtig. [3.] Aus den obigen siehet man, daß Preussen bei den französischen Truppen Bewegungen in zwei sehr verschiedene Lagen komen kann. Die Nachtheile der ersten, wo es an der Elbe, ja so gar auf den rechten Ufer sich vielleicht Mutmaßlich eine Anspielung auf die optischen Telegraphenverbindungen zwischen Paris und den Grenzen Frankreichs.

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schlagen müßte, können unabsehbare unglükliche Folgen nach sich ziehen und verdienen hier einer nähern Erwägung. 1. Setzen die Franzosen sich zuerst in Bewegung, so brauchen sie keine Magazine, so können sie sicher seyn, daß sie an der Weser und zwishen der Elbe und Weser Unterhalt für ihre Armeen finden. Dagegen fehlt es uns nun an allem. Treten wir dagegen zuerst an der Weser auf, so fehlt es uns nicht an Unterhalt und die Franzosen sind ohne Magazine in Westphalen der Hungersnoth ausgesetzt. 2. Die große Menge Pferde in Niedersachsen setzt die Franzosen, wenn sie uns zuvorkommen, in den Stand, uns den Vortheil einer überlegenen Cavalerie zu nehmen. Unser Artillerie fehlt es alsdann an Bespannung, unser Cavalerie an Remonte, denn bloß aus Niedersachsen kann jene jetzt kommen. Nehmen wir sie unserm Lande, so liegt der Ackerbau darnieder. 3. Ganz Westphalen, Hessen, das Magdeburgsche und Halberstädtsche, Bremen, Hamburg und Lübek müssen den Feind Contribution zahlen, die er anwendet uns zu bekriegen. Wir geben also die Mittel, mit denen wir uns vertheidigen können, ihm zu unser Vernichtung in die Hände. 4. Neben diesen großen und vielleicht entsheidenden Nachtheilen verliert Preussen, sobald die Franzosen an der Elbe auftreten, alle Hülfe, die es von Hessen, Sachsen und vielleicht Dänemark erwarten könnte. Diese Mächte arrangiren sich jetzt mit Frankreich, da sie, sich selbst überlassen, der größten Gefahr ausgesetzt sind, vernichtet zu werden. Aber nicht allein diese, sondern auch die übrigen verlieren nun das Zutrauen zu Preussens Macht und Hülfsmitteln. Ein Staat gleicht einem Handelshause, hat er den Credit verloren, so ist er seinen Fall nahe. Preussen befindet sich mehr als irgend ein Staat in dieser Lage. Preussen muss also mehr als irgend ein ander seine Achtung und eine Art von Ascandant über seine Nachbaren zu erhalten bemühet seyn. Wie kann man aber Zutrauen erwecken, wenn man einen überlegenen Feind, ohne sich zu wiedersetzen alle Hülfsmittel zu unser eigenen Vernichtung gleichsam überliefert? Und nun noch vor der Hauptstadt unterhandeln will. 5. Das Kriegestheater ist in taktischer und strategischer Hinsicht an der Elbe Preussen weit nachtheiliger als an der Weser. Führt Preussen an der Weser oder zwischen der Weser und Holland Krieg, so hat es wenigstens den Ausfluß der Elbe oder auch selbst der Weser. Dies sichert seine nahe Verbindung mit England und Dänemark und setzt Rußland in den Stand, ohne die preussische Monarchie zu betreten, Antheil am Kriege nehmen zu können. Ein englishes Corps, ein retablirtes hannoversches kann nun die preussishen Armeen verstärken und Kriegesbedürfnisse aller Art darf man hier auf den kürzesten Wege aus England erwarten.

Nr. 36

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Wenn man an der Weser Krieg führt, so darf man nicht für streifende Corps besorgt sein und kann sich frei bewegen, ohne die Schiffahrt der Elbe zu verlieren. Führt man aber an der Elbe und auch selbst auf den linken Ufer der Elbe Krieg, so ist dies ganz anders, so muß man immer an der Nieder-Elbe ein Corps zur Defensión dieses Flußes haben. Führt man an der Weser Krieg, so leitet man die Operationen so ein, als es die Kunst mit sich bringt; führt man aber an der Elbe Krieg, so fehlt es hierzu an Raum, Zeit und Gelegenheit, man kann die günstige nicht abwarten, weil ein[e] jede retrograde Bewegung den Feind ins Herz der Monarchie bringt. Ein Krieg an der Weser verstattet daher die Vortheile der Taktik, ein Krieg an der Elbe lässt sie nicht zu. 6. Die Hülfsmittel zur Führung des Krieges, Pferde und Lebensmittel, die Hülfe von benachbarten Staaten und endlich ein vorteilhaftes Kriegestheater, alles dies verliert Preussen, wie wir eben gesehen haben, wenn es einen Krieg an der Elbe führt. So groß, so entscheident diese Nachtheile aber auch sind, so kommen sie doch nicht gegen einen noch größern, hier nicht angeführten in Betracht, gegen das Mißtrauen, welches in den Armeen und in der Monarchie über die Anführung der Armeen entstehen könnte. Die preussische Armee ist gewohnt, den Krieg auswärts zu führen, die geographishe und militärische Lage der Monarchie macht dies nothwendig. Die ehemaligen Kriege rufen bei ihr den Gedanken hervor, nur auf diesen Wege ihren Ruhm und ihre Achtung erhalten zu können. Diese Stimmung wird erst dann recht herrschend werden, wenn sich die Armee in einer ängstlichen Lage im Innern der Monarchie den Feind entgegenstellen soll. Das Vertrauen zu der Führung wird nun geschwächt und der gute Wille wird bei dem ersten widrigen Vorfall in Mismuth ausarten. Schon jetzt behauptet man durchgehends, es sey ein großer politisher Fehler, daß Preussen zugegeben habe, daß die Franzosen eine Provinz in der Mitte seiner Staaten 2 in Besitz genommen. Es ist hier nicht von bloß freundschaftlichen Aeußerungen die Rede, sondern von öffentlichen, sehr arroganten, selbst in Berlin gedrukten. Wird unter diesen Umständen durch irgend ein Unglük das Land zum Kriegestheater, so wird man sagen, man habe es so haben wollen, man habe den Feind bis ins Innere des Landes kommen lassen, ehe man sich ihm entgegengesetzt, man wird sich der vorigen Kriege erinnern und sich verloren halten. Diejenigen, welche den Entwurf machen, an der Elbe sich zu schlagen und ihn damit vertheidigen, nur hier schlage man sich zur Vertheidigung seines Vaterlandes und Eigenthums, nur hier dürfe man eine vorzügliche Aufopferung erwarten, irren sich gänzlich. Man schlägt sich nur dann für die Erhaltung seines Eigenthums, wenn man sich den Feind, der ein angreifen will, eh[e]r entgegenstellt, ehe er dasselbe erreicht. Hier kömmt der Ort auf keine Art in Betracht. Und [gejhört Magdeburg, Halberstadt, Hohnstein, Hildes2

Das K u r f ü r s t e n t u m Hannover lag ja zwischen den westdeutschen Landesteilen Preußens und seinen Kerngebieten.

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heim, Eichsfeld u. s. w.3 nicht zur preussischen Monarchie? Wenn man zu den westphälischen Provinzen 4 jene noch den Feind Preis giebt, so kann man jenes Argument, dass man sich bloß für seine eigene Erhaltung brav schlägt, nur noch halb anwenden. Glaubt man aber, die größere Gefahr erzeuge größere moralishe Anstrengung, so hat man die Erfahrung wider sich. Die preussischen Regimenter, welche bei Prag, Collin u. s. w. im Auslande Wunder der Tapferkeit thaten, wichen bei Zorndorf, ehe sie einen bedeutenden Verlußt hatten. Die Oestereicher zeigten in Oestereichschen und Salzburgschen nicht den Muth, mit den sie in den Niederlanden und am Rhein fochten. 5 Die holländischen, sardinishen und neapolitanischen Truppen schlugen sich braver außer als innerhalb ihres Landes, die Hannoveraner rebellierten in Lauenburgschen, an der holländischen Grenze hätten sie sich durch Bravour unsterblich gemacht.6 Der militärische Geist der stehenden Heere wird durch das Vertrauen zur Anführung, durch Zuversicht in den Hülfsmittel des Krieges und durch Sicherung gegen Mangel an Unterhalt erhalten. Verlußt der Länder, welche nie ein Feind in Besitz hatte, schlägt ihn so wie eine verlorne Schlacht nieder und erzeugt Mißmuth und Ungehorsam. Berlin den 2ten Nov. 1804 v. Scharnhorst. 37. Denkschrift

Potsdam, 2. Dezember 1804

GStA PK, VI. H A N l Hardenberg N r . E 5 fol. 209r-21 l r (5 S.): Eigenhändig. [1.] Strategische Optionen gegen das französische Korps in Hannover. Schnelle preußische Konzentration zur Erzwingung des französischen Rückzugs. [2.] Gefahren eines Festsetzens französischer Truppen an der Elbe. Sicherung von Hilfsquellen und Operationsraum für Preußen im Westen. Notwendigkeit geheimer Kundschaftertätigkeit. Rolle der Diplomatie. 3

4

5 6

Bis auf die 1780 ererbte Grafschaft Mansfeld und die 1803 angegliederten hildesheimischen und kurmainzischen Territorien gehörten diese Gebiete seit mehr als 120 Jahren zu Brandenburg bzw. Preußen. Der rechtsrheinische Teil des Herzogtums Kleve, die Fürstentümer Minden und Ostfriesland, die Grafschaften Lingen, Mark, Ravensberg und Tecklenburg, das ehemalige Fürstbistum Paderborn, die ehemaligen Reichsabteien Elten, Essen und Werden sowie der preußische Anteil am ehemaligen Fürstbistum Münster. Abgesehen von den im Reichsdeputationshauptschluß annektierten geistlichen Gebieten und dem 1744 ererbten Ostfriesland reichte der brandenburgisch-preußische Besitz hier über ein Jahrhundert zurück, in Kleve, Mark und Ravensberg sogar bis 1614. Das bezieht sich wohl auf die schnellen Friedensschlüsse nach dem Vordringen der Italienarmee nach Leoben 1797 und nach dem französischen Sieg von Hohenlinden 1800. 1796 kapitulierte die sardische Armee kurz nach Beginn der französischen Invasion im Piemont. Neapel wurde Anfang Januar 1799 erobert, nachdem seine Armee noch November 1798 die französische Besatzung aus Rom vertrieben hatte. Als Pichegrus Armee die Rheinlinie überwand, brach Anfang 1795 der Widerstand der niederländischen Streitkräfte rapide zusammen. Der Konvention von Artlenburg gingen Unruhen im hannoverschen Kavallerielager bei Lauenburg voran, vgl. Nr. 49 im dritten Band.

Nr. 37

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Beilage' [1.] Die französische Armee im Hannövershen kann uns keine Bedenklichkeiten bei den oben proponirten Vormarsch verursachen. Man denke sich nur an die Stelle des französischen Generals. Er erhält die Nachricht, daß die preussischen Truppen 1. bei Magdeburg, 2. bei Havelberg und 3. an der Oberweser in Bewegung sind. Seine Armee ist von Cuxhafen bis Münden vertheilt, d.i. auf 50 Meilen. 2 Die preussishen Truppen übertreten anfangs nicht die preussische Grenze, passiren nirgends das Hannoversche und gehen durchs Braunschweigsche bei Holzminden über die Weser. Der französische Befehlshaber kann keinen Befehl geben, sich den Bewegungen der preussischen Truppen innerhalb der preussischen Länder zu wiedersetzen. Ein Fall, der sich unter keinen Verhältniß in der angenommenen Lage denken läßt. Was wird er nun vorläufig thun? Er wird alles anwenden, einen Theil seiner Armee bei Hameln und den übrigen an der Nieder-Elbe zu versammeln. Wir können mit 20.000 Mann an eben den Tage von Magdeburg abmarschieren, an dem er die sichere Nachricht von unsern Truppenbewegungen erhält. Wir sind in 4 bis 5 Tagen bei Ahlefeld 3 an der Leine, eine Zeit in der er höchstens 12.000 Mann bei Hannover zusammen haben kann. Da er nicht weiss, welchen Weg unsere Armee nimmt, so wird er sehr wahrscheinlich sich mit diesen nach Hameln wenden und dort ungefähr in eben der Zeit ankommen, in der wir bei Holzminden über die Weser gehen. Er kann sich aus schon ausgeführten Gründen unsern Marsch in Hildesheimschen nicht widersetzen. Sollte aber dieser Fall eintreten, so hätte man 20.000 Preussen gegen 12.000 Franzosen. Versammeln sich die an der Nieder-Elbe stehenden französischen Truppen bei Lüneburg oder Lauenburg, so kann dies nicht früher geschehen, als ein preussisches Corps von 20.000 Mann beim Ausfluß der Havel in die Elbe auftritt. Dieses passirt die Elbe und marschirt nach Salzwedel. Um jetzt nicht abgeschnitten zu werden, müssen die französischen Truppen an der NiederElbe nach der Weser und Aller zurück. Blieben sie an der Elbe, so liefen sie Gefahr, von diesen Korps aufgerieben zu werden. [2.] Nichts kann Frankreich mehr zum Kriege reizen als eine Aussicht, den Krieg an und über die Elbe spielen zu können. Haben sich die französischen Armeen Meister von dem durchshnittenen Terrain gemacht, welches den3 Harz bis an die Saale und Werra umgiebt, so leben sie aus Hessen und dem Lande zwischen dem Mayn und der Saale. Ihre überlegene Infanterie ist inb * h

1 2

3

Statt „dem". Statt „im". Zu Nr. 36. Etwa 375 k m . Alfeld.

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diesem Terrain zu Hause und weder unsere zahlreiche Kavallerie, noch unsere Vorzüge im Manoeuvriren können hier entscheiden. Während sich jetzt eine feindliche Armee an der Mittel-Elbe festgesetzt hat, tritt eine andere an der Nieder-Elbe auf. Sie hat eine reiche Gegend an der See, von der Ems bis an die Elbe und das ganze Land zwischen der Ems und Elbe zu ihrem Unterhalt. Der Feind kann von nun an 150.000 Mann aus fremden Mitteln erhalten, remontieren u. s. w. Seine Fortschritte an der See,0 der jetzt bald folgende Besitz von Sachsen setzen ihn in dend Stand, gegen die Oder operiren zu können, ohne daß das Mutterland dazu etwas hergiebt. Preussen hat keine Mittel im Innern einen Krieg zu führen. Es muß sie sich bei dem Kriege verschaffen; Preussen hat keine militärische Grenze, keine Festungen, die den von Holland und den Rhein kommenden Feind aufhalten, es muß sich daher einen Operations Raum verschaffen, der nicht in dem Gebiet seiner Hülfsquellen liegt. Dies ist die militärische Lage Preussens, die Friedrich der Ute bei seinen politischen Unterhandlungen nie aus dem Auge verlor. Der Plan, sich erst an der Elbe zu concentriren, dann den Feind mit Nachdruk anzugreifen, kann uns nur einen glüklichen Erfolg versprechen, wenn der Feind selbst nicht offensiv gehet und Gelegenheit giebt, ihn mit Vortheil angreifen zu können. Dürfen wir aber auf einen solchen unwahrscheinlichen Fall unsere Erhaltung gründen? Aus allen diesen Betrachtungen gehet hervor, daß wir solche Veranstaltungen treffen müßen, welche uns in den Stand setzen, an der Weser mit dem Feinde zugleich oder noch früher auftreten und das Kriegestheater nach Westphalen spielen zu können. Dies ist aber ohne die Aufstellung einer Observationsarmee nur dann möglich, wenn man den Feind im Innern heimlich beobachtet. Dergleichen Beobachtungen fanden von jeher statt, sie können hier, wo sie von so überaus großer Wichtigkeit sind, um so weniger Bedenken finden. Man darf sie aber nicht erst in der Noth anordnen wollen. Ihre Leitung und Ausführung erfordert Vorbereitung und einen Mann, der Klugheit und List verbindet und sich allein diesem wichtigen Geschäft widmen kann. Ein ander Resultat dieses Memoirs bestehet darin, daß man die diplomatischen Unterhandlungen wo möglich dahin einleiten muß, daß Preussen in keine Lage kömmt, welche es verhindern, seine Armee unerwartet und den Feind zuvorkommend an der Weser auftreten zu lassen. Potsdam den 2ten Dec. 1804. c d

Folgt gestrichen: Statt „dem".

v. Scharnhorst. „gegen

den Ausfluß der

Oder".

65

Nr. 38

38. Scharnhorst an Geusau

Berlin, 22. Januar 1805

Nach einer Abschrift Karl Linnebachs im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Bitte um Informationen

für Beschreibung

der 1804 erkundeten

Gegenden.

Berlin, den 22. Jan. 1805. Ew. Exzellenz zeige ich hierdurch gehorsamst an, daß der dritten Brigade bei der Ausarbeitung der rekognoszierten Gegenden die Feuerstellen und Pferde-Anzahl der im Magdeburgschen, Halberstädtschen, Hohnsteinschen, Mansfeldschen, Hildesheimschen und Eichsfeldschen liegenden Orter b fehlen. Ich lasse nämlich so viel als möglich in die Karte alles eintragen, was bei den Bewegungen der Truppen zu wissen nöthig ist. Daß die Bemerkung der Feuerstellen und Anzahl der Pferde bei jedem Ort den Offizier vom Generalstabe bei Märschen, Kantonierungen usw. sehr wichtig ist, darf ich hier nicht ausführen. Von den fremden Provinzen in Westfalen sowie auch vom Hannoverschen habe ich mich diese Angaben verschafft.1 Von den obengenannten preußischen habe ich sie aber nicht erhalten können. Ich ersuche daher Ew. Exzellenz gehorsamst, diese Nachricht der 3ten Brigade zu verschaffen, indem sie nicht eher ihre Arbeiten fertig abliefern kann. v. Scharnhorst. 39. Scharnhorst an Decken

[Berlin1], 6. Februar 1805

Familienarchiv v. der Decken, Hamburg, N r . 10 (12 S.): Eigenhändig. Druck: Niemeyer, S. 8 0 - 8 9 (ungenau). Bedauern der fortgesetzten Trennung. Deckens und die eigene Lage. Nachlassendes Interesse an der Militärischen Gesellschaft. Rückzug aus den Artilleriefragen. Disziplinarische Probleme bei der Königlich Deutschen Legion. Anwachsen des Egoismus. Einschätzung Friedrich Wilhelms III. Personalia hannoverscher Offiziere. Vergleich verschiedener Geschützmodelle. Handbuch der Artillerie. Mißhelligkeiten in der Militärischen Gesellschaft wegen des Zeitschriftenprojekts. Neue Veröffentlichungen Dietrich von Bülows. Fortgang des Krieges. Strategie bei französischer Invasion in England. Ziehens neue Stellung. Militärische Theorien und die Fehde zwischen Phull und Massenbach. Familiennachrichten. Reiseplanung. Nachrichten vom Hofe. Ernennung Steins zum Minister.

" b 1

Die Vorlage („ eigenhändig ") befand sich zur Zeit der Transkription im Kriegsarchiv, V. 67, später im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 45 Nr. 85 Pak. 500, und ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. Statt „Örtern". Das betrifft u. a. Lippe, Schaumburg-Lippe und die Landesteile Kurhessens, die nach damaliger Diktion zu Westfalen bzw. dem Westfälischen Kreis gehörten. Scharnhorst hatte diese z. T. bereits im Rahmen seiner Arbeiten beim Stabe der Observationsarmee 1796-1801 erkundet, vgl. den zweiten Band. Die Militärische Gesellschaft in Berlin wird als die „hiesige" bezeichnet.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Den 6ten Febr. 1805 Lieber bester Decken, wie viele Tage sind nicht abermals verschwunden, in denen ich mich nicht mit Ihnen, meinem innigsten und geliebtesten Freund, unterredet habe! So wird uns daß kurze Leben entrißen, ohne daß wir wissen wie? Wenigstens gehet esa uns beiden so. Ihr unschätzbares Schreiben vom 14ten Nov. erhielt in Dec. in Potsdam. Nichts heitert mich mehr auf, nichts kann mich mehr in mich selbst zurük führen als Ihre Briefe. Wäre doch die Entfernung nicht so groß! Die Auswechselung der Ideen nicht einem so langsamen Gange unterworfen! Unsere Gesichtspunkte, unsere Empfindungen können nur durch ihre große und seltene Uebereinstimmung daß Intereße unser Correspondenz erhalten, und dies wird gewiß noch die wenige Jahre, welche wir zu leben haben, der Fall seyn. Meine jetzige Lage ist glüklicher wie die Ihrige, daß fühl ich [bei?] allen Ihren Briefen. Ihre ist von der Beschaffenheit, daß sie durchaus in Verdruß verwickeln muß. Sie haben aber den Trost, daß Sie darin gleichsam durch den Drang der Umstände geschoben sind und daß Sie nicht von den Billigern und den Klügern verkannt werden. Ich lebe hier ruhig hin, wie woll mir die große Ausbreitung der militärischen Gesellschaft und die persönliche Zuneigung des Königs doch auch Neider zuziehet, die anfangen hin und wieder, jedoch nur entfernt, sich zu zeigen. Ich habe daher beschloßen, bei der ersten schiklichen Gelegenheit die militärishe Gesellschaft ganz zu verlassen. Nur 10 Jahre kann das Leben für mich noch einigen Werth haben und die will ich so viel als möglich ohne Verdruß hinbringen. Aus diesen Grunde laß ich auch die Artillerie in Ruhe, wo ich in Einzelnen viele Verbeßerungen bewirken könnte. Sie leiden durch die besondere Lage des Hannoverschen Corps. b Das hannoversche 0 Corps 2 hatte zwar eine militärische Stimmung durch den Krieg erhalten, aber der Geist der Subordination und der Aufopferung fand in ihm nicht in dem Grade statt, in dem er in vorigen d Zeiten die stehenden Heere karacterisirte. Daher war mit ihm, ohne eine andere Stimmung, nicht viel im Unglük anzufangen. Denn es ist wahr, daß es sich wahrscheinlich der Einschiffung nicht unterworfen hätte, eine Sache, die es ehemals für ein Glük ansah. Dies trift nicht allein den Gemeinen, sondern noch mehr die Officiere. Da bei der Legion e anfänglich kein Plan zu einen größern Corps statt fand, da man grade die Officiere nehmen mußte, die ankamen, so mußten f Inconvenienzen aller Art nachher entstehen, die bei jener Stimmung um so mehr Unzufriedenheit nothwendig erzeugten. Ein fester Karacter an der

" h c d e { 2

Statt „gehetes". Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Folgt ein durch dichte Schraffur unlesbar gemachtes Wort. Folgt gestrichen: „ Kri[egen]". Folgt gestrichen: „ zu ". Statt „müßten". Gemeint ist die 1803 mobilisierte Feldarmee.

Nr. 39

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Spitze hätte durch harte und strenge Ausübung der militärishen Formen das Uebel einigermaßen unschädlich, wenigstens auf die Folge machen können. Dies ist meine Meinung. Uebrigens gehet es in der ganzen Welt fast auf eine Art zu. In unser Zeit herrscht überall der Egoismus stärker als ehemals. Auch hier arbeitet er, um alle zu verwirren. Der König haßt durchaus strenge Masregeln, siehet alle Handlungen aus einen eigenen Gesichtspunkte, als Mensch, nicht als Monarch an. Hier aus entstehet eine Art Erschlaffung, bei welcher der Eigendünkel freies Spiel hat. Glüklicherweise treibt er sein Wesen so offenbar, daß der König darüber schon jetzt erbittert wird, und es ist zu hoffen, daß ihn eigene Erfahrung 8 lehren wird, daß man den Menschen in Masse nur durch Furcht in seinen Schranken erhalten und durch Mittel, welche die Politik, aber nicht das Herz des gutmüthigen Manns vorschreibt, nach seinen Planen lenken muß. Welch ein Beispiel giebt uns hier Frankreich. Aber es war immer so, nur bei den weniger lebhaften Nationen war das Gemälde in den Ubergängen sanfter. Preussen ist jetzt sehr glüklich, der König nimmt von Zeit zu Zeit mehr Antheil an den Geshäften, so wohl in Rüksicht der Armee als der Regierung des Landes. Bei seinen vorurtheilfreien und richtigen Blik beurtheilt er in Hinsicht des Wohls der Unterthanen die ihn vorkommenden Gegenstände sehr richtig und obgleich keine bedeutende Veränderungen11 in der Armee gemacht werden, so werden doch manche Vorurtheile vernichtet und die ausserordentlichen Avancements allein nach wahren Verdiensten gemacht. Dabei wird die Discipline sehr gut gehandhabt und die Bildung der jungen Officiere u. Junker mehr als je mals befordert. Ein erobernder oder auch seinen Nachbaren gefährlicher Staat kann Preussen unter den jetzigen König nie werden. Auch glaube ich nicht, daß Preussen zu einem Kriege unter vortheilhaften Umständen kommen wird, denn der König wird nicht nach diesem, sondern nach der Art, wie man ihn behandelt, höchst wahrsheinlich seine Maasregeln nehmen. Hält man ihn nicht, was man ihn versprochen, trit man ihn zu nahe, so wird er unerwartet mit aller Aufopferung loßschlagen und nun alles aufs Spiel setzen. Dies liegt in seinem Character und dies hat sich auch in seiner vollen Kraft bei Gelegenheit gezeigt. Dies ist unsere Politik, die leider jeden in Europa' vor Augen liegt. Sie ist aber so feste und unwandelbar, daß sie durch diese Eigenschaft gewiß in der Folge Achtung und Zutrauen einflößen wird. Ich weiß nichts von politishen Angelegenheiten, als was in den Zeitu[n]g[e]n stehet, dies setzt mich in die Lage, frei über dieselbe meine Meinung sagen zu können. Das B K sich nicht zu benehmen weiß, hätte ich nicht geglaubt, daß man aber über ihn auf gebracht ist wegen der Convention, darin hat man nicht unrecht. L. u. Es. waren nicht in Felde gewesen und shikten sich in keiner Rüksicht zu g h

' '

Statt „ Erfahrungen ". Die folgenden drei Wörter nachträglich eingefügt. Verändert aus „ die jeden Menschen ". Niemeyer liest: „ BA ".

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

ihren Posten. C.A., 3 H. 4 , k Off. 5 u. Ompt. 6 mußte man hervor ziehen; die Wahl mit Linsing 7 billige ich; Sie hatten sonst niemand unter den Höhern, den Sie auf der Stelle gebrauchen konnten. Zu den Batterie Comandeurs haben Sie eine gute Wahl getroffen. 8 Daß Sie selbst die erste Stelle behalten, billige ich auch ganz, denn bei der Artillerie kömmt es unter den dortigen Umständen gar nicht darauf an, daß sie einen Comandeur hat, sie agirt nie zusammen. Die leichten 6 U der sind doch in der That das beste Geschütz für die reit. Artillerie, wiewohl 600 U schwere 3 U der nicht zu verwerfen sind. Doch ziehe ich 900 U shwere 6 H der vor. Auch haben die Engländer nicht unrecht, daß sie dies Geschütz 1 zum Lieblings Geschütz machen, doch setze ich voraus, daß esm 150 Ü auf jedes Ü der Kugel wiegt u. V3 kugelshwere Ladung verträgt. Auf den festen Lande, wo man ehr auf 12&>der u. 8fctder bei dem Feinde calculiren muß, habe ich 1050 Ü schwere 6 i i d e r allen vorgezogen, weil sie bei 3 / 8 kugelshwere Ladung ungefähr die Wirkung der" ordinären franz. 8 0 der und beinahe die der leichten Uli der haben. 9 Es ist wohl nicht möglich, daß die dortigen Haubitzen beßer werfen; vielleicht haben sie concentrishe Bomben oder vielleicht leiden sie in Verhältniß des Gewichts der Bombe keine 0 so starke Ladung als die hannoverschen; in beiden Fällen würden sie richtiger werfen, aber in letzten nicht so weit. Mein Artillerie Werk ist heraus, nemlich der lste Band. Ich schicke Ihnen kein Exemplar zu, ich werde es aber bei den 2ten Bande, welcher Johanny 10 fertig wird, thun.p Erst der 3te wird den Gebrauch im Felde, meinen Lieblings Gegenstand, enthalten. Die hiesige militärishe Gesellschaft wird nun ein JourDavor gestrichen: „und [die.,.]". Folgt gestrichen: „ zu ihr". m Verändert aus „ dies Geschütz ". Die folgende Zahl wurde ebenfalls verändert. " Das Folgende verändert aus „ 8$der und leichten 12$der haben." ° Folgt gestrichen: „ geringe ". p Folgen mindestens vier durch dichte Schraffur unlesbar gemachte Wörter. k

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9 10

Mutmaßlich Carl (Karl) von Alten, der O b e r s t der leichten Infanteriebrigade der Königlich Deutschen Legion. E r und viele der anderen hier Genannten s i n d a u s den ersten beiden Bänden bekannt. Mutmaßlich Heinrich von Hinüber ( 1 7 6 7 - 1 8 3 3 ) , der Oberst des 3. Linienbataillons der Königlich Deutschen Legion. E r wurde 1811 zum Generalmajor befördert, vor B a y o n ne verwundet und starb als Generalleutnant. Gemeint ist mit großer Wahrscheinlichkeit Wilhelm Offeney, Oberstleutnant im 7. Linienbataillon der Königlich Deutschen Legion. Christian von Ompteda, Major im 5. Linienbataillon der Königlich Deutschen Legion. Gemeint ist mutmaßlich Friedrich von Linsingen ( 1 7 5 5 - 1 8 0 8 ) , der 1804 zum Verteter Deckens in dessen Eigenschaft als Generaladjutant der Königlich Deutschen Legion ernannt worden war. Es gab allerdings noch acht weitere Linsingens in den Reihen der Legion. Die Königlich Deutsche Legion verfügte über zwei reitende Batterien (Kapitäne Julius H a r t m a n n und Röttiger) und vier zu Fuß (Kapitäne Brückmann, Kuhlmann, Ludwig Heise und Ruperti). Eine der Fußbatterien war mit Neunpfündern bestückt, die übrigen fünf Batterien mit Sechspfündern. Vgl. die Tabellen in Scharnhorst, H a n d b u c h der Artillerie II. A m Johannistag, dem 24. Juni.

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nal herausgeben, der General v. Rüchel hat deswegen sein Präsidium aufgeben wollen und an den König geschrieben. 11 Dies verwickelt mich in Unannehmlichkeiten. Wenn es herauskömmt, so wird es gewiß gut werden, es sind hier eine große Anzahl sehr geshickter junger Officiere, die seit der militärishen Gesellschaft große Fortschritte in den höhern Theilen der Kriegeswissenshaften gemacht haben. Es sollten vierteljährig 15 Bogen u. 2 Plane ersheinen. Bülow schreibt gewaltig für die Franzosen und in allen Journalen gegen die Engländer. Er hatte in seinen Lehrsätzen der Strategie, 12 die nichts als die altern Elementar-Ideen aus den Geist des neuen Kriegssystems enthalten, so wie auch in den Napoleon 13 auf die preussishe Lage u. Militär Verfaßung loßgezogen. Man hat ihn kurz vorher den hiesigen Dienst abgeshlagen. Wegen Anspiel[u]ng auf den König wurde die Schartecke bekannt. Der König laß sie und sagte, sie soll nicht verboten werden, sie enthält nichts Beleidigendes für andere Staaten; für Preussen können die darin enthaltenen] Anspielungen nicht nachtheilig seyn. Jetzt läßt er hier einen Anti-Saldern drucken, doch hat er den Titel abändern müßen; es ist eine Critik über die jetzign stehendn Armeen u. ein Ideal einer beßern. 14 Pfull und Massenbach sind noch immer im Kriege, es ist ein Krieg q wie der, welchen die deutshen Edelleute vor mehren 100 Jahren mit einander führten, wo nur bei Veranlassung eine Fehde eintrit. Ich bin dabei" unser Politik getreu, ich bin streng neutral. Rüchel macht bisweilen einen s verwegen[en], oft tollkühnen Sturm, um in andern Gebiet sich festzusetzen, er gewinnt aber kein Terrain. Sagen Sie mir einmal, mein bester Decken, was wird aus dem Kriege werden? Ich sehe jetzt gar kein Ende, ich kann 1 mich von der Zukunft nichts gutes versprechen. Der Gedanke, das Hannover von England getrennt werden müße, herrsht jetzt allgemein, doch dies ist eine Kleinigkeit des Ganzen. Die Engländer scheinen jetzt das System der Franzosen anzunehmen und alles mit Gewalt an sich zu ziehen. Kurz jedes Mittel, was zum Haupt Zwek führt, zu ergreifen. 15 Mit großen Vergnügen habe ich Ihr Raisonnement über alle q

Die folgenden vier Wörter anstelle einer Streichung eingefügt.

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Folgt gestrichen: „ein treuer". Statt „einem".

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15

Verändert aus „ weiß ". Vgl. N r . 1 4 7 und 148. Zu General Ernst Friedrich Wilhelm Philipp v o n Rüchel vgl. A n h a n g 1. Dietricn v o n Bülow: Lehrsätze des neuern Krieges, oder reine und angewandte Strategie, aus dem Geist des neuern Kriegssystems hergeleitet, Berlin 1805. W i e der Titel angibt, basiert das Buch auf dem früheren Werk: Geist des neuern Kriegssystems, Hamburg 1798. Vgl. u. a. N r . 154. Der Verfasser wurde bereits im dritten Band vorgestellt. Bülows 1 8 0 4 erschienene Broschüre „Napoleon Bonaparte". Dietrich v o n Bülow: Neue Taktik der Neuern, w i e sie seyn sollte, 2 Teile, Leipzig 1805. Der Titel sollte ursprünglich lauten: A n t i Saldern und Anti Laszy. Das bezieht sich möglicherweise auf die nach der Besetzung Hannovers verhängte britische Elbblockade, die auch mit Übergriffen auf die Rechte Neutraler verbunden war, z. B. im Fall der A u f h e b u n g eines Matrosen eines amerikanischen Schiffes in hamburgischen Gewässern bei Cuxhaven (5. Juni 1803), vgl. A d o l f W o h l w i l l : Neuere Geschichte der Freien und Hansestadt Hamburg, Gotha 1914, S. 272ff.

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diese Gegenstände gelesen, und ich darf sagen, gewiß 10 mal gelesen. Ueb[e]r die Landung wird seit der Krönung des Kaysers 16 nichts mehr gesprochen. Mir scheint, daß sie nie aus geführt wird. Gesetzt aber, sie würde glüklich ausgeführt, wozu könnte sie führen? Wenn sonst die englishe Nation Lust hätte, die übergegangenen Franzosen aufzureiben. In den Fall müßte sich die englishe Haupt Armee der französishen durchaus nicht näh[e]rn, sondern in einer Entfer[n]u[n]g von 10 bis 18 Meilen von der Küste, wo die französische gelandet hätte, stehen bleiben und nun sieu von allen Seiten und von vorn täglich harzeliren, so bald sie vorginge/ auf beiden Flügeln unaufhörlich in Gefecht erhalten und ihr die Comunication sperren. Hierbei nie sich mit der Haupt Armee ein lassen, sondern auf diese Weise sie zwingen, ihre Krieges und andern Bedürfnisse zu consumiren und ihre Streitkräfte in jeder Rücksicht zu erschöpfen.™ Dies ist bei der Ueberlegenheit an Mannschaft u. an Pferden von english[e]r und bei den Mangel der Pferde und der Comunication mit Frankreich von französischer Seite der sicherste Plan, x welcher nicht anders als mit der gänzlichen Aufreibung des Feindes enden kann. Man muß ihn aber im Lande, damit es nicht intimidirt, sobald die Landung ausgeführt wird, bekannt machen. Ein jeder Krieg hat sein Eigenthümliches, wer nach alter Weise zu Werke gehet, [kommt?] dabei schlecht weg. In andern Lagen muß man den Franzosen Haupt Schlachten liefern. Sie waren selten darin glücklich. Die meisten ihrer gewonnenen Schlachten bestehen in Postengefechten. Ziehen wird jetzt hier etwas zufriedener, er schikt sich aber nicht für den practishen Dienst, er setzt seinen ganzen Werth auf die Menge der Kenntnisse. Ich bin gar nicht für die größre y Masse, sondern für die Kunst, wenige recht zu gebrauchen. Ueberall zeigt mir die Erfahrung, daß es2 für die Officire besser ist, wenig zu lernen und die Geschichte und Welt zu studiren, als die Kriegeskunst in ihren Detail zu ergründen. Ich sehe es bei Massenbach und Pfull. Ihr[e] Ansichten scheinen mir eben so unvollkommen oder vielmehr einseitig zu seyn als die Kunst, nemlich als die Grundsätze u. Regeln derselben. Lecoq folgt der von jenen betretenen Bahn, Massenbach hat alle Operationen an Faden, Pfull siehet sie aus einen höhern Gesichtspunkte, aber seine Basis ist der 7jährige Krieg. Meine Lage ist in Rüksicht des Zutrauens, welches ich hier genieße, sehr angenehm, dazu habe ich noch meine Artillerie Compagnie; die Academie für Officiere ist völlig organisirt und es fehlt dabei an nichts. Kurz ich habe " v w

x y 2 16

Folgen zwei oder drei durch dichte Schraffur unlesbar gemachte Wörter. Folgen ein oder zwei durch dichte Schraffur unlesbar gemachte Wörter. Verändert aus „Nie sich aber mit der Haupt Armee ein lassen, sondern sie auf diese Weise ihre Krieges und andern Bedürfnisse consumiren und ihre Streitkräfte so wohl in jeder Hinsicht aufreiben [versuchen]," Das Folgende verändert aus „ zu der gänzlichen Aufreibung des Feindes." Dieses Wort nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. In der Kathedrale Notre Dame de Paris am 2. Dezember 1804.

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einen angenehmen Wirkungskreis und, sollte es jetzt z u m Kriege kommen, so würde ich gewiß vortheilhaft angestellt. A b e r alles dies vermehrt meine Zufriedenheit nicht sehr, es sichert mich indeß für Unannehmlichkeiten. Mein ältester Sohn ist zu Halle, meine T o c h t e r " u. der jüngste ist bei mir. D e r letztere wird bei Königsregiment 1 7 kommen. E n d e ist bei das Dragoner Regiment Pfalz Bay[er]n gesetzt, 1 8 als wirklicher Stabsofficier ohne Escadron, da aber der C o m m a n d e u r 1 9 zum Regimente stehet, wird er auch bald eine E s c . erhalten. E r ist hier sehr beliebt und stehet 5 Meile von hier. Ich werden den lsten April v o n hier gehen und zwar über Halle nach Bordenau, ich [hatte] anfangs einen andern Plan, ich werde aber jetzt bis Mitte oder auch E n d e M a y in Bordenau bleiben und dann nach Erfurt u. von da nach Oberhessen gehen; in Anf[a]ng a b August zu Driburg das dortige Wasser trink[e]n und dann mit meiner Brigade die Vorfälle um Kassel u. die Operationen in Paderborn auf der Stelle untersuchen. 2 0 M ö c h t e n Sie doch, mein einziger und innigst geliebter Freund, so ruhig als ich, Ihren Gang folgen können. Das aber leiden Ihre Verhältnisse nun einmal nicht. Sie werden aber viel K u m m e r sich ersparn können, wenn Sie auf ac die Vermeidung der Collisionen hinarbeiten, wenn Sie alle Ursachen soweit als möglich wegräumen. Dies ist für mich ein glükliches Mittel bisher gewesen. D e r verwitweten Königin hat der Schlag gerührt, sie ist seit 4 Tagen sprachlos, der König nimmt großen Antheil an den Leiden seiner Mutter. 2 1 Die Königin ist nach diesen Wochenbette ungemein gesund und schön. 2 2 Sie "

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Das Folgende verändert aus „ bei mir. Er wird". Dieses Wort nachträglich hinzugefügt. Statt „dauf". Der Status dieses Potsdamer Infanterieregiments (No. 18) kam dem der Garde nahe, da seit 1742 immer der Thronfolger oder der König sein Chef war. König Friedrich Wilhelm III. hatte es 1790 als Kronprinz erhalten. Bis dahin hatte man ihn dem Regiment Garde du Corps zugeteilt. Zum Kommandeur en Chef des in Schwedt und Umgebung garnisonierten Dragonerregiments No. 1 wurde 1803 Generalmajor Friedrich Wilhelm Heinrich von Pelet ernannt. Pelet war 1762 nach Studium in Königsberg in das Dragonerregiment Bayreuth (No. 5) eingetreten und hatte es während des Revolutionskrieges mit Auszeichnung kommandiert. Zu Beginn des Feldzugs von 1806 befehligte er die Kavallerie der Avantgarde der Hauptarmee, später nahm er an Blüchers Rückzug nach Norden teil. Wegen der Umstände seiner Kapitulation bei Lüneburg am 11. November 1806 wurde ihm später eine Pension verweigert. Gemeint sind Operationen der Alliierten Armee im Siebenjährigen Krieg, vgl. insbesondere die Aufzeichnungen über die Schlachten von Warburg und Wilhelmsthal, die Belagerung von Kassel (1761) und die Gefechte bei Lutterberg in den früheren Bänden. Friederike Luise, zweite Gemahlin Friedrich Wilhelms II. und Schwester des Landgrafen Ludwig X . von Hessen-Darmstadt, starb am 25. Februar 1805. Luise (1776-1810) war in Hannover als Tochter des damals bei der hannoverschen Armee dienenden Prinzen Karl von Mecklenburg-Strelitz geboren worden, der 1792 als Herzog Karl II. an die Regierung seines Landes kam. Während des ersten Revolutionskrieges lernte sie im März 1793 den damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen kennen, den sie noch im selben Jahr heiratete. Am 13. Dezember 1804 gebar Königin Luise in ihrer siebenten Schwangerschaft Prinz Ferdinand (1804-1806). Von ihren insgesamt zehn Kindern überlebten sie sieben.

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fürchtete sich, darin zu sterben, weil ihre Mutter in den 8tenad blieb.23 Der König ist jetzt wieder sehr gesund und heiter. Beide genießen die Liebe des Publikums im höchsten Grade und welcher Monarch verdient sie auch mehr. Stein24 ist für Struensee25 Minister, er folgt ae seinen System, in den Bureau Geshäften ist er ihn überlegen. Er hat wie Struensee das ganze Accise etc. Departement, das größte aller Minister. Wenn Sie mir bald wieder schreiben^, so erhalte ich Ihren Brief hier, ist dies nicht der Fall, so addressiren Sie ihn an Ziehen. Dieser weiß immer wo ich bin. Nun, mein lieber Decken, werden wir uns noch einmal wiedersehen? Die Gewißheit w[ü]rde mich sehr glüklich machen. Wir wollen hier das Beste der Menschen, die Hofnung, uns nicht nehmen lassen. Ewig Ihr Fr[eu]nd Scharnhorst. 40. Vortrag

[Berlin?, nicht nach 5. März 1805?1]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 120 fol. 59r-64r (10'/ 2 S.): Konzept, eigenhändig. 3 Erstürmung von Schweidnitz 1761. Entblößung der Festung durch Friedrich II. Verteilung der Truppen in den Werken. Laudons nachahmenswerte Anordnungen für seine Sturmkolonnen. Wege, die preußischen Fehler zu vermeiden.

Laudon nimmt Schweitnitz durch einen Sturm in der Nacht vom lsten auf den 2ten Oct. 1761. Friederich verließ die Gegend von Schweitnitz den 23ten Sept. Man kann es ihn nicht glauben,b daß ihn die Verpflegung dazu zwang.2 Er war nur 7 Meiad

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Folgen zwei durch dichte Schraffur gestrichene Wörter. Statt „erfolgt". Statt „ wiederschreiben ". Friederike Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz (1752-1782), eine Prinzessin von Hessen-Darmstadt und Kusine der Königin Friederike von Preußen, starb kurz nach der Geburt ihres zehnten Kindes. Zu Karl, Reichsfreiherr vom und zum Stein (1757-1831), vgl. Anhang 1. Der in den früheren Bänden vor allem als Verfasser militärischer Fachwerke wiederholt erwähnte Karl Gustav von Struensee war am 17. Oktober 1804 gestorben. Im gesamten Text viele dichtschraffierte und nicht mehr zu entziffernde Streichungen. Verändert aus „ Man kann nicht sagen ". Nachdem die Militärische Gesellschaft sich im Winter 1802/1803 mit den Feldzügen von 1756 und 1757 in Preußen, Böhmen und Sachsen und 1803/1804 mit denen von 1758 und 1759 befaßt hatte (vgl. Nr. 127-132 im dritten Band), nahm sie im Winter 1804/1805 die Feldzüge von 1760 und 1761 durch. Scharnhorst referierte im Rahmen dieser Veranstaltung am 12. Februar 1805 über das verschanzte Lager von Bunzelwitz, am 5. März über die Eroberung von Schweidnitz durch Laudon und am 12. März über das verschanzte Lager bei Kolberg im Jahre 1761; vgl. DMGB 5 (1805), S. 185ff., 194ff., 200-204. Beim vorliegenden Text handelt es sich offenbar um die zweite genannte Abhandlung, er entspricht der in den „Denkwürdigkeiten" abgedruckten Zusammenfassung, insbesondere in Hinsicht auf den Vergleich von Schweidnitz mit Nimwegen.

N r . 40

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le von Breslau, seiner großen Niederlage, entfernt und hatte ein Proviant Train, welcher auf 9 und mit den Brodwagen auf 15 Tage in einem Transport die Armee mit Mehl und Brod versorgen konnte. Eine veränderte Stellung, einige Bewegungen, welche die Deckung des Transports erleichterten, würden ihn in den Stand gesetzt haben, eine hinlängliche Provision an sich zu ziehen und Schweitnitz von neuen damit zu versehen, welches ohnehin noch ein Magazin auf ein Monat für die ganze Armee hatte. Wenn eine Armee in Sept. in dem fruchtbarsten Lande zwischen 3 Festungen, 3 welche nicht über 2 bis 3 Tagemärshe von einander entfernt sind0 und alle 3 die Armee mit Lebensmittel auf mehrere Monate versorgen können, wenn eine Armee dann bei einem zahlreichen Proviant Trän Mangel an Lebensmittel litte, so müßten bei ihr die Maßregeln äußerst fehlerhaft getroffen seyn, und das kann man hier nicht voraussetzen. Die wahre Ursach der Entfernung des Königs von Schweitnitz bestand darin, daß er 1. nicht glaubte, daß Schweitnitz durch Sturm genommen werden könnte, und daß er 2. sich versichert hielt, daß ihn Laudon nach Obershlesien folgen würde. Er irrte sich hierin - große Männer sind auch Irthümern, aber weniger als andere, unterworfen und nur diejenigen, welche eine falshe Vorstellung von menschlicher Größe haben, nehmen lieber ihren Verstand gefangen, als daß sie dies zugeben. Schweitnitz war mit nicht ganz 4000 Mann zu schwach besetzt; zu einer nur einigermaßen kräftigen Vertheidigung des Orts würden wenigstens 6 bis 7000 Mann erfordert, denn der Umfang der Werke beträgt in einer Kreislinie, welche die Forts begrenzt, 5000 Schritt, eine regulaire Festung von dieser Größe wird gewöhnlich mit 8000 Mann besetzt. 4 Zwar behauptet man, eine stärkere Besatzung würde sich dennoch ergeben haben, der Sturm selbst scheint aber das Gegentheil zu beweisen. Das Fort N e l 5 hielt sich gegen 2 Angriffe, selbst bei der schwächern Besatzung; man hätte also bei einer stärkern noch mehr erwarten können. Auch die ver' 2

3 4

5

In der Vorlage steht: „ sich ". Oeuvres postumes de Frédéric II, Roi de Prusse, Bd. IV, Berlin 1788, S. 134f.: „Si les subsistances avoient permis à l'armée du R o i de se soutenir dans le camp de Bunzelwitz, la campagne se seroit écoulée en Silésie, sans que les formidables apprêts des ennemis eussent produit d'événements remarquables. Mais le magasin de Scnweidnitz, qui avait fourni aes vivres à l'armée pendant une grande parti de cette campagne, tiroit à sa fin. Les provisions qu'il y avoit encore, ne pouvoient suffire que pour un mois. [...] Les grands dépôts se trouvoient à Breslau, & il ne falloit pas moins de 10,000 hommes d'escorte pour conduire de là en sûreté des convois au camp. Ces raisons mûrement examinées firent résoudre à s'approcher avec l'armée de Neisse, où l'on trouveroit des provisions & des fourrages en abondance, & d'où l'on pouvoit donner de la jalousie à l'ennemi, tant sur le comté de Glatz que sur la Moravie, p o u r attirer M r Laudon de ce côté & éloigner par là les Russes Se les Autrichiens de Scnweidnitz." Schweidnitz, Breslau und Brieg. Schweidnitz war nach Friedrichs eigenen Plänen mit einem neuartigen Befestigungssystem versehen worden, dessen auffälligstes Merkmal fünf große sternförmige Forts an der Wallinie waren. A u c h Galgenfort genannt.

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hältnismässig am stärksten besetzten Ravelins hielten sich am längsten. Das Wasserfort 6 ergab sich erst nach Uebergabe der Festung. Eine hinlängliche Besatzung, eine angemessene Vertheidigung würde also wahrscheinlich den Ort erhalten haben. Daß man die Festung nicht mit dieser versehen habe, weil man keine Ursach hatte, einen Sturm zu befürchten, scheint eine sehr gesuchte Entshuldigung eines unleugbaren Fehlers zu seyn. Ohne in eine unbillige Kritik zu fallen, kann man behaupten, daß der ausgeführte Sturm bei einer so geringen Besatzung und bei so schlechten Werken um so mehr zu erwarten war, da die Festung schon zweimal durch Sturm war genommen worden, freilich erst nach einen vorherigen Bombardement, aber dagegen auch bei stärkern Besatzungen. 7 Und es scheint, daß der General von Zastrow 8 den größten Fehler beging, daß er nicht den König d die Lage der Sache freimüthig darstellte. Er würde gewiß Gehör gefunden haben. Das Gefühl seine Pflicht gethan zu haben, mußte hier die Furcht einer Übeln Aufnahme seiner Vorstellung verdrängen. Die Garnison war auf folgende Art vertheilt: 560 auf den Wall und an den Thoren der Stadt, 270 in jeden Fort, 36 in jeden Ravelin, 36 an jeder Barriere, 1400 als Reserve zwishen der Stadt u. den Forts. Von den 270 eines jeden Forts waren 100 in den Fort selbst, 140 in der Enveloppe, 10 in den bedeckten Wege und 20 im Graben, um die Leitern umzustoßen. Der ganze Angriff bestand aus 4 Haupt Angriffscolonnen, welche auf die 4 Forts N 2 1 - I V gerichtet waren. Eine jede Colonne bestand aus 1V2 Grenadier Bataillonen u. 3 bis 4 Bataillone Linien Inf. u. 1 Esc. Cav. Ueberdies hat jede 20 Art., 16 Pioniers, 40 Zimmerleute, 140 Leiterträger. Noch folgten jeder 4 Haub., 4 Stück 6Ü dige Kanonen. Die Grenadier einer jeden Colonne sollten das Fort stürmen, ein Bataillon Linien Inf. die Werke rechts u. links, u. die beiden übrigen zur Reserve dienen. Der Angriff sollte ohne Schießen, bloß mit dem Bajonet geschehen. Diese u. alle übrigen Anordnungen des Angriffs waren so nachahmungswerth als die hier erwähnten u. verdienen daher unsre ganze Aufmerksamkeit. Die Artillerie und Cav. war da, in unvorhergesehenen Fällen von ihr Gebrauch zu machen. Die Haubitzen, um in die Werke Bomben zu werfen, die Kanonen, um sie gleich besetzen zu können oder um mit ihnen gegen die Reserven zu agiren. Die Cavalerie, um sie nach Umständen zwischen der d 6 7

8

Folgt gestrichen: „ der in diesem Zweige des Krieges nicht stark war".

Auch Fort No. V genannt. Wie weiter unten ersichtlich, wurde es beim Sturm zunächst nicht angegriffen. Schweidnitz war am 24. Oktober 1757 von den Österreichern unter Nädasdy, am 19. April 1758 von den Preußen unter General Tresckow erobert worden. Friedrich II. (a. a. O.) stellt den Überfall als völlige Überraschung dar; ein kriegsgefangener österreichischer Offizier habe die Festung ausgekundschaftet und Lauaon informiert. Der Überrumpelung kam ein gleichzeitiger Aufstand von Kriegsgefangenen in Schweidnitz zugute. Generalmajor Karl Anton Leopold von Zastrow (1702-1779) wurde 1763 wegen seines Verhaltens von einem preußischen Kriegsgericht zu zwei Jahren Festung verurteilt.

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Stadt und den Forts zu gebrauchen. Die Reserve setzte sich den Feind entgegen, der zur Unterstützg der Forts kam, oder sie erneuerte auch den fehlgeschlagenen Angriff. Sie bis zu einen gewissen Zeitpunkt nicht in Activität zu bringen war eine sehr kluge Maßregel und verhinderte die allgemeine Unordnung, die sonst so leicht zu befürchten war. Nicht so musterhaft ist die Anordnung der Vertheidigung. 1. War es ein Fehler in derselben, daß die Forts nicht durch einen starken Tambour und noch überdies durch Palisaden geschloßen wurden. Nur wenn dies geschah, konnten sie sich halten, nachdem Angriff rechts oder links durchgedrungen war. 2. Ohne den Feind nahe vor den Werken Hindernisse des Zugangs in den Weg zu legen, kann man von unsern Feuer wenig erwarten. Es mußten daher in dem bedekten Wege oder auf dem Glacis eine doppelte Reihe Palisaden angebracht werden - woran es hier nicht fehltet 3. Die Vertheilung der Besatzung eines Forts auf den Hauptwall, in der Enveloppe, in den Graben u. den bedekten Weg mußte zu Unordnung führen. In dem die Leute aus dem bedekten Wege in die Enveloppe sich zurükzogen, und diese wieder nach den Haupt Wall, verbreiteten sie jedesmal Verwirung, Furcht u. Schrecken, und dies geschah nun grade da, wo der größte Widerstand geleistet werden sollte. Feuerte die Besatzung in den Haupt Werke über die in der Enveloppe weg, so litten diese mehr durch den Freund als den Feind. Man hätte daher nur die Enveloppe besetzen sollen, alsdann hätte man hier statt 140 Mann 270 gehabt u. die ganze Brustwehr garniren können. Man mußte zu der Haupt Vertheidigung die Enveloppe vorzugsweise richten, weil nur sie eine flankirende' Vertheidigung gab. N u r dann, wenn man auf den bedekten Wege und auf den Glacis zwei Reihe von Pallisaden, zwischen diesen Glacis 3 Reihen Wolfsgruben u. vor ihnen starke Holzstöße, im welche einige Brandkugeln sich befanden, um sie sicher in Brand setzen zu können, hatte, konnte man von den Forts eine kräftige Vertheidigung erwarten, welche aber bei der getroffenen Anordnung sich durchaus nicht denken ließ. Beßer als die Palisaden sind allerding ein mit Dorn Hecken bewachsenes Glacis, aber dies konnte der Comandant nicht herbei shaffen. 4. Die Besatzung der Comunikationslinien u. Raveline war in der Nacht schädlicher als nützlich. Einige Canonen in den Forts, welche die Zwishen Linien mit Kartätshen bestrich[en], u. einige von den Stadt Wall auf jedes Ravelin gerichtete Geschütze könnten den Feind mehr hindern, sich hier festzusetzen, als eine schwache Besatzung, welche jenes Kartätshfeur anzubringen verhindert. 5. Die Reserve, welche zwischen der Stadt u. den Forts sich befand, konnte die Forts nicht unterstützen, ohne mit den rechts u. links durchgedru[n]gnen ' '

Dieser Absatz hinzugefügt, Statt „ßankirkende".

der folgende

entsprechend

von „ 2." zu „3."

umnumeriert.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Feind sich zu vermishen; da dieser aber immer stärker als sie supponirt werden mußte, und da über dies vorauszusehen war, daß der Angriff auf alle Werke zugleich geschehen wü[r]de, so ließ sich von dieser Reserve wenig erwarten. Nur dann, wenn ein Werk ruinirt 8 ist und einen Angriff ausshließlich befürchten muß, sind nächtliche Reserven vortheilhaft. Aus diesen und mehrern Gründen mußten die Forts und der Stadtwall durch die zu der Reserve und den Ravelinen u. Comunicationen bestirnten Mannschaft während der Nacht v[e]rtheidigt werden u. nur eine kleine Reserve von etwa 400 Mann müßte in der Stadt bleiben, um sich den hier durchgedrungenen Feind entgegenstellen zu können. Die Werke von Nimwegen 9 hatte mit den von Schweitnitz einige Ähnlichkeit, daher hier ein[i]ges von der Vertheidigungsanordnung derselben währ[en]d der Einshließung u. Belagerung. Der General von Tempelhoff will eine Grabenvertheidigung in den Forts ohne Casematten anbringen. Er theilt aber seine Idee nicht mit. Montalembert hat dies durch einen Tambour h gethan, welche[n] er in den eingehenden Winkel anbrachte. Ein Gang durch die Brustwehr führt zu demselben. Vauban shlägt in dieser Absicht vor, eine unterirdishe Gallerie durch den Wall in der Flanke zu führen, die Maure zu durchbrechen u. hier eine Canone in eine hölzerne Casematte zu stellen. Bei den Forts konnte dies nicht gut anders als in den eingehenden Winkeln geschehen, dazu würden 4 Gallerien, 8 kleine Casematten u. eben so viel Canonen in jeden Fort erforderlich seyn. Dies würde hier viel Arbeit veranlassen. Der Graf von Schaumburg Lippe ließ bei der Brückenschanze beim Rükzug über Rhein unweit Wesel 1760 den Graben mit dem Holze von ein Dutzend nieder gerissen Häusern füllen u. ließ die dazwischen liegenden Brandkugeln anzünden, als der Feind aufdrang. Daß das Feuern der Besatzung, bevor der Angriff geschah, einen bedeutenden nachtheiligen Einfluß auf die Vertheidigung, wie verschiedentlich behauptet ist, gehabt habe, gehet nicht aus den Hergang des Sturms hervor. Der Mangel der Artilleristen war allerdings groß, denn bei 222 Stük Geschütze waren nur 73 Unteroffic. u. Canoniere ohne 6 Officiere. Das Geshütz konnte dahr nicht gut bedient werden. Bei einer guten Besetzung des Geschützes u. bei zwekmäßigen Anordnungen zu seinen Gebrauch hätte man allerdings von der Menge des hier vorhandenen einen großen Vortheil ziehen

8 h 9

Verändert aus „ demolirt". In der Vorlage: „ Tambours", davor gestrichen:

„seine".

Scharnhorst Dezieht sich hier auf die Verteidigung von Nimwegen (bis zur Aufgabe der Stadt in der N a c h t z u m 8. N o v e m b e r 1794), an der er selbst teilgenommen hatte; vgl. den ersten Band.

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können. Obgleich sie bei einen nächtlichen Sturm das nicht leistet, was man sich von ihr gewöhnlich verspricht. 1 Bei einer förmlichen Belagerung und bei einem gewaltsamen Angriff bei Tage ist sie dagegen die Seele der Vertheidigung und wenn es an ihr in einer Festung fehlt, so wird sie auch bald fallen. Man [hätte] in Schweitnitz von den Artilleristen einen Vortheil ziehen können, wenn man, so bald der Feind in den Graben an kam, 7, 10 u. 2 5 l i d i g e Bomben in denselben rollen ließ. Dies mußte insbesondere an den ausgehenden Winkel geschehen. Man konnte einige Rinnen dazu auf die Brustwehr vorher anbringen. Mit Pulver, Bomben, Brandkugeln und Granaten kann man bei einen Sturm, ohne daß man sie grade bei dem Geschütz braucht, viel machen, wenn die Anordnung gehörig vorbereitet, eingeleitet und mit den übrigen Vertheidigungsmitteln in guter Uebereinstimmung gebracht wird. Es gehet aber hier mit wie mit Scanderbegs Schwerd. 10 Dieser Gegenstand erfordert übrigens eine besondere Abhandlung, die hier nicht am rechten Orte seyn würde. Wenn gleich die Besatzung durch falsche Ansichten u. unzwekmäßige Anordnungen ihren Gegner unterlag, so geshah es doch auf eine für sie ehrenvolle Art. Der Feind war 4 bis 5 mal so stark als sie, er mußte in 3 Stunden mehr' Aufopferung leisten, als der Angriff in den vorhergehenden Belagerungen u. Stürmen in so vielen Wochen kostete. Sein Verlußt betrug an Todten u. Verwundeten 1600 Mann. Wir haben in neuern Zeiten keine Vertheidigung der Art, welche in der Nacht einen solchen Widerstand geleistet u. dem angreifenden Theil einen so großen Verlußt bei der geringen Anzahl von Streiter bei gebracht hätte.11

' ' 10

"

Folgt eine fast eine ganze Seite lange gestrichene Passage, dabei einiges dicht schraffiert. Folgt gestrichen: „ bluten ". D e r albanische Nationalheld Skanderbeg ( 1 4 0 3 - 1 4 6 8 , geboren als Gjergj Kastriota) führte seit 1443 einen Krieg gegen die Türken und erreichte, daß Sultan Mehmed II. ihm 1461 das Land überließ. Nachdem Skanderbeg 1464 als einer der Führer des v o n Papst Pius II. ausgerufenen Kreuzzugs den Frieaen gebrochen hatte, eroberten die Türken 1479 Albanien erneut. Möglicherweise bedeutet die Anspielung auf Skanderbegs Schwert, daß die herabrollenden Granaten mehr die K a m p f m o r a l der Angreifer beeinträchtigen würden als ihnen Verluste an Toten und Verwundeten zu bereiten. In der albanischen Volksballade „Skanderbeg und der Tod" sagt der Held, als er seinen Tod herannahen sieht, seinem kleinen Sohn, er solle sich über das Meer retten. Bei der A b f a h r t solle er aber das Pferd des Vaters an eine Zypresse binden, darüber die Fahne entfalten und mitten in der Fahne sein Schwert befestigen. Im wilden N o r d w i n d w ü r de das Pferd wiehern, die Fahne flattern und das Schwert gegen den Baum schlagen: „Mit Schaudern hört's der Türke/und wird euch nicht folgen/denn er denkt an den Tod/der in meinem Schwert schläft." (Ubersetzung v o n Joachim R ö h m f ü r die A u s stellung „Albanien - Reichtum und Vielfalt der Kulturen" im Staatlichen Museum f ü r V ö l k e r k u n d e in München). Das Schwert und der Helm Skanderbegs werden in der Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums in W i e n aufbewahrt. Dagegen erlitten die Österreicher nach der Darstellung Friedrichs II. nur geringe V e r luste, hauptsächlich durch die zufällige Explosion eines Pulvermagazins.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

41. Scharnhorst an Friedrich Graf zu Dohna

Berlin, 22. März 1805

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 4 fol. 4r (1 S.): Eigenhändig. 3

Untern Linden N a 59.1 Der Hrn. Graf v. Dohna 2 Regim. Auer 3 wird gebeten, morgen gegen 11 Uhr zu mir zu kommen. Den 22stn. März 1805 v. Scharnhorst Neue Münzstraße 4 No. 1 42. Quittung

Berlin, 30. März 1805

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 12 fol. 39r (1 S.): Vorgedrucktes Formular mit eigenhändigen Ergänzungen des ausstellenden Offizianten. 3 b sign, worin der Angabe nach 100 rter. in Daß dato ein Brief mit Gelde Ducate nach Darmstadt & Leipzig an H. Hptm. Scharnhorst1 in dem Königl. Hof-Post-Hause wohl eingeliefert worden, attestiret hiemit. Berlin, den 30t Marz 1805. 9 rh. 10 gr. [Unterschrift]c

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Es handelt sich um ein kleines Billet mit einem geprägt dekorierten Rand. Das Haus, in dem Graf Dohna wohnte, stand an der östlichen Ecke zur Neustädter Kirchstraße. Friedrich Burggraf zu Dohna-Schlobitten (1784-1859), Scharnhorsts späterer Schwiegersohn, vgl. Anhang 1. Das in Königsberg, Alienburg, Labiau, Gerdauen, Wehlau und Darkehmen stationierte Dragonerregiment Auer (No. 6). Gemeint ist die Münzstraße in der Spandauer Vorstadt (Sophienstadt); das auch im Adreß-Kalender der Königlich Preußischen Haupt- und Residenz-Städte Berlin und Potsdam verwendete „neue" bildete keinen Teil des offiziellen Straßennamens. Es bezog sich auf die dort 1752 erbaute Neue Münze. Scharnhorsts Wohnung befand sich auf der südlichen Straßenseite, im Haus an der Ecke zur Neuen Schönhauser Straße, gegenüber dem Eingang zur heutigen U-Bahnstation Weinmeisterstraße. Von hier aus war es nicht weit zur Kaserne des 3. Artillerieregiments, deren Haupteingang sich in der Straße Auf der Konterskarpe am Stelzenkrug (heute: Memhardtstraße) Defand. Vgl. Friedrich Nicolai: Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam, aller daselbst befindlichen Merkwürdigkeiten und der umliegenden Gegend, 3 Bde., Berlin 3 1786, hier I, S. 53f., zit. Nicolai, sowie den bei Bienert, Schiller in Berlin, beigegebenen faksimilierten Straßenplan. Die handschriftlichen Ergänzungen sind kursiv gesetzt. Die Lücke wurde in der Vorlage mit einem Federstrich ausgefüllt. Unleserlich. Für Scharnhorsts Bruder Heinrich, der 1803 eine Kompanie im 2. Bataillon des hessendarmstädtischen Regiments Landgraf erhalten hatte, wurde das Jahr 1805 von dem Verlust seiner Töchter Antoinette (* 1802) und Louise (* 1803) überschattet.

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Nr. 43

43. Scharnhorst an Decken

[Berlin?, vor April 1805]

Familienarchiv v. der Decken, Hamburg, N r . 9 (4 S.): Eigenhändig. Druck: Niemeyer, S. 90ff. Überlastung mit Geschäften. Reiseplanung. Hannoversche Unterhändler in Berlin. Mißliche politische Lage, Wirkung der französischen antibritischen Propaganda in Deutschland. Erwartung eines Krieges Rußlands gegen die Türkei. Deckens Stellung. Verstärkung der Königlich Deutschen Legion.

Vor ungefähr 3 Wochen hatte ich die große Freude, Ihren Brief, mein innigst geliebter Decken, zu erhalten. Mein Vornehmen, ihn gleich zu beantworten, ist bis heute leider unausgeführt geblieben. Meine Arbeit und meine Verhält niße haben mich diesen Winter zum Sklaven gemacht. Zu der Arbeit mit dem Institute, mit der Brigade, mit meinen Buche haben sich eine Menge fremdartiger vergesellschaftet, um mich ganz nieder zu drücken. In der Mitte April gehe ich von hier, ich will erst nach Sachsen, dann nach Bordenau, dann nach Hessen bis an den Mayn. Man quält sich zu Todte, ohne daß man weiß warum? Ich habe mich fest vorgenommen, mich nicht in1 viele Arbeiten einzulassen, und doch gehet es mir beinahe wie Ihnen. b Seit einiger Zeit ist Spilker,1 Heise 2 und der junge Rudlof 3 hier, wegen Geld Negocen, die Ihnen ohne Zweifel bekannt sind. Der Gedanke an die hannövershen Angelegenheiten, an die ehemaligen und die zukünftigen Verhältnisse0 hat sich bei mir erneurt, aber mit so unangenehmen Eindrücken, daß ich mich Mühe geben muß, dies alles zu vergessen. Auch die politischen Angelegenheiten haben für mich jetzt d viel Unangenehmes. Fast ganz Deutschland läßt sich von Sophistereien der Franzosen hinreißend und da die politischen Angelegenheiten in fast ganz Deutschland nur aus den französishen Blättern genommen und die englishen Verteidigungen nicht bekannt werden, so müßen die Engländ[e]r in der Meinung der Deutschen immer tiefer fallen. Sie haben unrecht, sich hieraus nichts zu machen, sie werden den Nachtheil schon erfahren. Die öffentliche Meinung hat in gebildeten Nationen und aufgeklärten Staaten einen entsheidenden Einfluß auf den Gang der * h c

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Das eingefügte Wort ersetzt ein längeres, durch dichte Schraffur unlesbar gemachtes. Das Satzende verändert aus „ beinahe, wie es Ihnen gehet." Der Beginn des Satzes verändert aus „Die hannövershen Angelegenheiten, die ehemaligen Verhältnisse, alles das". Folgt gestrichen: „ sehr". Folgt ein durch dichte Schraffur unlesbar gemachtes Wort. Das Folgende verändert aus „französischen Angelegenheiten nur aus den französischen Blättern genommen werden und die". Burchara Christian von Spilcker (1770-1839), hannoverscher Hof- und Kanzleirat, Verfasser der Flugschrift: Uber den Hannoverischen Adel und die Hannöverischen Secretarien, o. O . 1803. Mutmaßlich Otto Wilhelm David Heise, der ehemalige hannoversche Kriegssekretär. Karl August Rudioff (1786-1862), Sohn des hannoverschen Geheimen Sekretärs Wilhelm August Rudioff (1747-1823).

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

politishen 5 Angelegenheiten. Uebrigens glaube ich doch, daß Sie sich, mein lieber Decken, in demh irren, was Sie mir bei der Gelegenheit sagen, wo sie von unser alten Wette reden. Dazu wird es nie kommen. Rußland 1 wird wahrscheinlich im Süden, so denke ich es mir, bald Antheil am Kriege nehmen. Es scheint,' daß die Türkei in die Lage kömmt, in der ehemals Polen in Rüksicht Rußlands war. Sollten nicht alle Bewegungen des russishen Cabinets hier auf hin arbeiten? 4 Und würde dadurch nicht den Franzosen ein derber Streich beigebracht? Den Engländern könnte dies nur als ein kleineres Uebel für ein größer zu befürchtendes angenehm seyn. 5 Man spricht11 hier viel von den p o l i t i s c h e n Angelegenheiten, aber es ist sonderbar, daß man fast keinen lebhaften Antheil daran nimmt, höchstens schilt man auf die Engländer, weil die Franzosen alle Zeitungsleser überreden, daß diese Insulaner blutgierig wären, die Elbe ohne Veranlassung gesperrt hätten und dergleichen ungereimtes Z]eug' mehr. Daß diese bei den Nationen die deu[tsche?] m nicht achten, weil sie unter sich selbst [ ] n und shwach ist, weil sie sich von ihnen Nasen [macjhen läßt, darauf denkt niemand. A[lles? wa?]s Ihre Person angehet, mein einziger und bester [Freunjd, intereßirt mich sehr; wollte Gott, daß Sie da[s] Anerbieten, von dem Sie mir shreiben, annehmen könnten. Sie wären bei gute und ich glaube auch glükliche Leute gekommen, die aber freilich gerade deswegen eine große Rolle in der Welt spielen können. Was Sie mir über die Befestigung der großen Stadt sagen, wundert mich gar nicht. Die Kunst pflegt hier alle Köpfe mechanisch

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Verändert aus „ auf die öffentlichen ". Folgt ein durch dichte Schraffur unlesbar gemachtes Wort. Vor diesem Wort eine halbe, durch dichte Schraffur unlesbar gemachte Teile, danach zwei auf die gleiche Weise gestrichene Wörter. Verändert aus „ Mir scheint es ". Verändert aus einem durch dichte Schraffur unlesbar gemachten Wort. Hier und in der Folge Textverlust durch einen Ausriß im zweiten Blatt. Niemeyer kennzeichnete in seiner Edition seine Ergänzungen nicht als solche. Folgt ein durch dichte Schraffur gestrichenes Wort, möglicherweise „ deswegen ". Niemeyer ergänzt hier: „ uneins", doch sieht der Rest des letzten Buchstaben nicht eindeutig wie ein „s" aus. Nachdem der Krieg gegen Rußland und Österreich (1788-1792) für die Türkei einigermaßen glimpflich Deendet worden war, versuchte Sultan Selim III. das Osmanische Reich zu reformieren, stieß aber auf den Widerstand konservativer Kräfte und regionaler Herrscher. Frankreich hatte bereits 1798 versucht, die inneren Konflikte des Reiches in der ägyptischen Expedition auszunutzen. Rußland verhielt sich in dieser Phase abwartend, Paul I. hatte im 2. Koalitionskrieg sogar eine Flotte und ein Hilfskorps nach Konstantinopel entsandt. Scharnhorst erwartet hier, daß Rußland, dessen Truppen im letzten Krieg die Donau überschritten hatten, sich nicht mit der 1792 erreichten Grenze am Dniestr begnügen würde. Tatsächlich hielt der Frieden bis zum 30. Dezember 1806, als aie Türkei auf französischer Seite in den Krieg gegen Rußland eintrat. Mutmaßlich ist ein Festsetzen französischer Streitkräfte im Raum des Osmanischen Reiches gemeint. Schon die Expedition nach Ägypten hatte ja den Zweck verfolgt, die britische Verbindung nach Indien zu stören.

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zu machen. 0 Uebrigens gefällt mir die Idee im Ganzen nicht. Es scheint mir überhaupt hierin eine unrichtige Ansicht von der Führung des Krieges zu liegen. Unaufhörliche, aber immer kleine Gefechte u. Schlachten müssen die gelandeten französischen Armeen zu Grunde richten. Keine örtliche Vertheidigung. Ist es wahr, daß die deutshe Legion ums doppelte verstärkt wird? Dies würde Ihre Arbeit vielleicht ums doppelte vermehren. Dar[um wü]nschte p ich es nicht. So bald ich von Potsda[m, wojhin ich in einigen Tagen gehe, weg bin, we[rde ich?] Ihnen weitläufiger und umständlicher schreiben,] heute geschieht es in großer Eil. Ihr [Sie?] immer herzlich und innigst liebendr Freund S. Meine Briefe werden immer nach Berlin addreßirt.

44. Scharnhorst an König

[Berlin?], 2. April 1805

Privatbesitz Dr. Hans Steinebrei, Kaiserslautern, (1 S.): Eigenhändig. Anweisungen

zur Anfertigung von Tabellen zum

Unterricht.

Ich ersuche Sie, mein lieber König, 1 in d[e]r zweiten Tabelle am Ende noch zwei Vertikalspalten zu ziehen, die eine für die in der Stunde u. die andere für die zu Hause gemachten Aufgaben u. darin summarish die Art der A u s l o sung3 anzuzeigen, so wie es in der ersten shon geschehen, doch so, daß der summarishe Extract auf beide Tabellen oder alle Aufgaben gehet. Zugleich ersuche ich Sie noch einmal, die gegebenen Themas nach zu sehen, in dem ich diese Tabelle sonst noch jemand vorleg[e]n wollte. Den 2tn April 1805 Scharnhorst.

Dieser Satz verändert, wobei die ursprüngliche Formulierung durch zwei dichte furen unlesbar gemacht wurde. Ebenso der folgende. In der Folge wieder Textverlust durch den erwähnten Ausriß.

Schraf-

Rudolph E r d m a n n König, Sekondeleutnant beim 3. Artillerieregiment, unterrichtete Mathematik an der Akademie für junge Offiziere und an der Militärakademie der Artillerie, an letzterer außerdem Fortifikationszeichnen. 1828 fungierte er, inzwischen z u m Major befördert, als Mitglied der Artillerieprüfungskommission.

Folgen zwei durch dichte Schraffur unlesbar gemachte

Wörter.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

45. Scharnhorst an Christian Dietrich Helwing Berlin, 4. Mai 1805 Nach der Edition bei Klippel III, S. 108. a Weiterer Druck: Nach Klippel Linnebach, S. 251f. Korrekturarbeit am Handbuch der Artillerie. Weiterverkauf eigener Werke. Bevorstehende Reise nach Hannover.

Ich überschicke hier den Correcturbogen, 1 ich ersuche Sie dringend, 1) bei dem nächsten mir einen Abdruck von diesem zurückzuschicken; 2) die Tabellen erst zu besorgen, weil ich diese zum Nachschlagen bei dem Text gebrauche. Wegen des Lieutenants Perlitz ist nichts zu befürchten, auch hat er mir schon einen Theil des Geldes ausbezahlt, übrigens aber alles in preußischen Courant berechnet, welches nicht viel von der Conventions-Münze verschieden ist. Da ich von hier bald abreise und nach Hannover komme, in Bordenau ungefähr 6 bis 8 Wochen bleibe, so wird unterdes die Correctur geschwind besorgt werden. Ich werde nächstens anzeigen, wann ich hier weggehe. Das Manuscript zu einem Theile der Denkwürdigkeiten ist fertig. Da hierzu ein Plan schon gestochen ist und also benutzt werden muß, so wäre es mir lieb, wenn dieser Band aufs fordersamste gedruckt würde. Es könnte bei meiner dortigen Anwesenheit geschehen. In dem Fall würde ich sofort das Manuscript überschicken. Ich habe meine Artillerie in der Berlinischen Ungerschen Zeitung 2 anzeigen lassen - ich werde es noch weiter in Verbindung des 2ten Theils beider thun. Ich habe gar nicht gesehen, daß Sie Ihren Verlag in den gelehrten Zeitungen ankündigen lassen. Ich fürchte, daß Sie dies Ersparung bereuen werden. Berlin, den 4ten Mai 1805 v. Scharnhorst. 46. Aufzeichnungen

Thale [u. a.?], 5. Juni 1805 [und später]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 154 fol. l r - 4 v (7V 2 S.): Eigenhändig.» [1.] Unterricht in Kriegsstatistik. Notizen für das Handbuch der Artillerie: Bestand, Organisation, Regimentsartillerie. [2.J Unterricht der Taktik. Stellung. Umstände bei der Einleitung von Operationen.

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„ Wir verdanken denselben der gefälligen Mittheilung eines Freundes, des Herrn Senators Fr. Culemann in Hannover." Zum 2. Band des Handbuchs der Artillerie. Gemeint ist die Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen, besser bekannt als Vossische Zeitung. Scharnhorst benennt sie hier nach dem am 25. Dezember 1804 verstorbenen Professor Johann Friedrich Gottlieb Unger, der Ende 1801 als Gesellschafter von Marie Friederike Lessing geb. Voß das Zeitungsprivileg ersteigert hatte. Oktavformat.

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Bemerkungen auf meiner Reise Juni 1805. [1-] -

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Thale den 5ten Jun. Ich könnte ein Compendium zum Vorlesen im Institut so wie ungefähr Kriegsstatistik schreiben. Es enthielte das Skelet, Gedächtnißsache, Hinweisung. Artillerie. Capitel in meinen Werk - b Bestand der Artillerie, a. Feld, b. Belagerungsartillerie (zum Angriff), c. Defensionsartillerie. Bestimmung im Allgemeinen, dann in einem Beispiel. In den Beispiel wird die Bestimmung der Artillerie für einen kleinen Staat gegeben, wie Hannover. Dies[e]r hat 24 Bat. Linieninf. in 6 Brig. (also jede zu 4 Bat.) und in 3 Divisionen, jede zu 2 Brigaden getheilt. 6 Bataillons Füseliere 6 Reg. Linien Cav., jedes zu 5 Esc. ^ ^ 3 Regim. Hus., jedes zu 5 Esc. 6 Compagnien Jäger.1 Ordinäre Eintheilung; dann die Eintheilung in Div. a. ordinäre: erste Linie Linien Inf., 2te Lin. Lin. Cav., Vorposten leichte Truppen, b. In Div.: jede Division 2 Brig. Inf. erstes Treffen 1 Regim. Cav. 2tes Treffen, wozu noch in der Folge 2 Bat. Füseliere u. 1 Comp. Jäger kömt. 3 Regim. Cav. Reserve, zu den noch die 3 Regim. Husaren stoßen, wenn es zur Schlacht kömmt. So daß sie dann 30 Esc. stark ist. Zwey Systeme der Artillerie, a. das leichte, b. das schwere. Das leichte giebt bei jeden Linien Bat. 2 Stück 3Ü dr, bei jed[e]r Brigade Inf. 1 Batterie 6ti der, 1 Batt. 12 Ü dr u. 1 Batrie Haub. in Reserve. Das schwere Ausrüstungs System fodert bei jeden Linien Bataillon 2 Stück 6 fedr, bei jeder Brigade 1 Batt. 12&dr, in Reserve 1 Batt. 12&dr u. 1 Batt. Haub. Reit. Art. 2 Batt. in der Linie en Reserve 2 Batr., bei der Cav. Reserve 1 Batt. bei den leichten Tr. 1 Batt. Also überhaupt Batt. zu Fuß 8 j " " Pferde 4 J Jede Batt. 2 Haub., 6 Kanonen - Uhrsach

Folgt gestrichen: „Bestand. Ausrüstuni oder Mobilmachung der Artillerie". Die beschriebene Einteilung ist weitgehend eine Übertragung des preußischen Systems. Die Scharnhorsts eigenen Vorstellungen entsprechende Einteilung in Brigaden und Divisionen war in Hannover bereits während des Übungslagers von Liebenau erprobt worden, vgl. den zweiten Band.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Nahe Reserve entf[e]r[n]te Reserve

Die Hälfte der Batt. in der Linie, unbespannt V3 aller Geschütze, kein reit. Art.

Organisation des Artilleriecorps Die Abtheilung des Geschützes bestimmt die Abtheilung in Corps - 1 Bat. eine Compagnie, Uhrsach. In der Linie 6 Batt. 6 Comp. 96 Mann besetzn die Batt., 72 die Regim. Kanonen. Der Befehlshaber der Art. ei[ne]r Brigade, ein Capt. der Batt. an sich, 1 Pr. Lieut. u. 1 See. der Regim. Kanonen, 1 See. Lieut. Jede[s] Gesh. 1 Unteroffic., also 16 Unteroffic. Eben so viel, die ihren Platz ersetzen können - Bombardiere. Sie sind vertheilt bei jedr Kanone, treten f[ü]r die Kranken, Verwundeten u.s.w. ein. Also jede Kanone der Batt. 1 Unteroffic. 1 Bomb. 12 Canon. Jede Regim. Kanone 1 Unt., 1 Bomb., 9 Canonier. 96 168 Can., 16 Bomb., 16 Unt. 200c M. Man kann noch zur Noth ein Batt. Can. mit 8 M. u. 1 Reg. Can. mit 6 M. bedienen, kömt also bei einen nicht ersetzten Abg[an]g nicht in Verl[e]g[en]heit. Die beiden Reservebatt. geben 1 Offic., 2 Unt.offic., 8 B. u. 72 M. zum Depotgeschütz. Die reit. Art. machen so viel Comp, als Batt. Sie haben mit den andrn eine Stärke. Es werdn für die Batt. auf die Hälfte der Unt. u. Bomb. u. 64 Can. 2 Offic., 8 Unt., 8 Bomb., 104 Can. sind bestimmt, die Artillrie Reserve zu comandirn. Diese bestehen aus 2 Hauptabtheilungen, jede wird also von 2 Offic. comandirt. Nur die reit. Art. kann diese Reserve comandiren, weil sie die Behandlung d. Pferde u.s.w. kennt, worauf hier alles ankömmt. Die reit. Art. kann nur junge agile Leute gebrauchen. Sie kann demnach nur zum Theil vor dem Feind gebrauch machen. Sie wird detashirt, sie muß also ein[e] Auswahl unter ihren Leuten treffen können. In Friedn sind alle Offic. u. die Hälfte der Batt. beritten. Man hat ehemals die Artilleristen nach Regimentern als Regimentsartillerie detashirt. Daraus entstanden viele Unbequemlichkeiten. Nachher d

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Darüber gestrieben eine Addition von 168 und 32. Folgt ein überflüssig gewordenes „ nahm ".

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wurden die Leute von den Regimentern dazugenommen. Daraus entstanden andre Schwierigkeiten. Bei unser Einrichtung treten die Nachtheile beidr Fälle nicht ein. Der Entwurf wäre also dieser Regimentsartillerie a. Nachtheile der Bedienung der Regim. Art. durch abgesonderte Detashements, wie es ehemals geshah b. Nachtheile der Bedienung der Reg. Art. durch die Inf., wie es jetzt geschiehet c. Eine Einrichtung, bei dere diese Nachtheile vermieden werden. (NB. Mein System von Comp., Batt. u. Reg. Art. in Brigade). Ein jeder Staat muß ausser der Feldartillerie auch eine Festungs u. Belager[un]gs Artillerie haben. Sie dient zu zwei Absichten, erstlich, das Geschütz u. die Laffeten, Pulver u.s.w. in Aufsicht zu haben und die Festungen mit den Depot Bataillonen gegen einen unerwarteten Angriff zu vertheidigen, zweitens, um mit den Belagerungsgeshütz zu Belager[un]g feindl. Festu[n]g[e]n gebraucht zu werden. Diese Art braucht nur shwach zu seyn. Sie ist aber unentbehrlich, denn außer der erw ä h n t e n Besetzung der Fest[un]gen, w[en]n die Feldartillerie bei der Armee in freien Felde ist, wird bei einer Belager[un]g so wohl unsr[er] Festu[n]g[e]n als der feindlichen mehr Artillerie gebraucht, als die dabei befindliche Inf. hat. Entwurf Stärke der Art. überhaupt. 1. Für die Feldarmee 2. Für die Festu[n]g[e]n, Verschanzu[n]g[e]n u. Küsten und die Belagerungen Man macht die Art. überall zu schwach, man errichtet lieb[e]r ein Inf. Reg., dann man schätzt die gege[n]seit. Stärke der Armeen zweier Staaten nach der Stärke der Bat. u. Esc. a. Holland vor dem Rev. Kriege nahm nicht Rüksicht auf die Festungen Nimwegen, Herzogenbush b. Frankreich vorher zu schwach. Wuchs im Rev. Kriege. 12 R. F. Ar. 12 R. R. Ar.2 Wurde nachher auf 8 u. 6 reducirt. Wurde beim jetzigen Kriege gezwu[n]g[e]n, wieder sofort zu vermehren, ohne die übrige 10.000, nemlich die Küstenart. c. Hannover im 7jährigen Kriege, nachher im Revol. Kriege d. England, nahm hessische Art. e. Oestreich hat dies[e]n Theil weniger gewürdigt, mit Frankreich in Parallele in dies[e]n Kriege. Nachher ein Regiment errichtet. ' 2

Statt „ denen ". D . i . 12 Regimenter Fußartillerie u n d 12 Regimenter reitende Artillerie.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

[2-] N g 1. Stellung Tactik (angewandte)' Wo stellt man sich am besten? In a u. bb oder a dd hätte man zwar gedekte Flügel ab[er] [k]eine 6 Comunication in der Position u. wenig Nutzen von den Seen. h In efg hat man die Seen vor sich u. der Feind muß sich also beim Angriff theilen, man hat in sich Comunication, große Vortheile.1 Man läßt den angreif[en]den Theil in h anrüken u. greift mit der Armee den Theil an, da er aus ik kömmt. 1 Die Anwendung dieses Satzes ist allgemein. Man sehe N a 2. Die Einleitung der Operationen, der Stellungen, der Schlachten u. s. w. hängt mehr von den besondrn Umständen ab, als von allgemeinen Regeln der Kriegeskunst. 1. Wie sich eine Armee verhielte, wenn die Frnz. in England landeten, a. bei der jetzigen Stimmu[n]g des Volks, b. bei der entgegengesetzten, welche 1793 u. 94 herrschte. In dieser Zeit mußte man schlagen, so bald man konnte. Es mußte also alles auf den Angriff, auf Bravour, auf v[e]reinigte höchste Anstrenung calculirt werden. 2. Wie sich die englische Armee, welche in Holland landete, verhalten mußte. 3 (Vom Ueb[e]rfall, von ersten Anfall alles erwarten, zugleich kommen, gleich entscheidende Schläge thun. Wirkung auf die Holländer. Erste Eroberungen.[)] 3. Gegen vereinigte Armeen. Ferdinand 1761. Friedrich 1761. 4. Rüksicht auf die Art, wie die Generale zu Werke gehen. 5. In Hinsicht der Lage, in der man wegen der verschiedenen Waffen der gegenseitigen Armeen ist! Geschiklichkeit in Manoeuvriren. 6. In Hinsicht der Unterhaltung der Armeen, der Art, wie sie mobil ist. 7. In Hinsicht der Hülfsmittel zum Kriege. 8. In Hinsicht der Stimmung der Armee u. der Nation, die Krieg führt. 9. In Hinsicht der gegenseitigen Stärke, der gegenseitigen Ressourcen. Die Hannovraner, als die Franz. eindra[n]gen. ' s h

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Dabei eine Skizze zu möglichen Stellungen bei zwei länglichen Seen, deren obere Enden der „feindl. Seite" zugewandt sind. Der erste Buchstabe des Wortes durch einen Tintenfleck unlesbar. Beide skizzierte Positionen sind recht weit vorne und jeweils durch einen der beiden Seen getrennt. Der Abschnitt „a" ist zwischen den beiden Seen, „bb" ist rechts des rechten und „ dd" links des linken. Die Position ist unterhalb der Seen, „e" ist hinter dem vom Feinde entfernten Ende des linken Sees, „g" hinter dem des rechten. Der Punkt „ h " liegt vor „f" zwischen den Seen, „ i" und „k " sind rechts des rechten Sees. Gemeint ist die britisch-russische Landung 1799.

Nr. 46

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Es kömmt hier darauf an, das Eigenthümliche der Lage und die von den besondern Umständen abhängenden Maßregeln aufzufinden; dem Genie wird dies mit weniger Erfahrung und Kenntnisse freilich leicht, aber auch jeden gut organisirten Kopf wird hier es, so bald Kenntnisse u. Erfahrung sich vereinigen, nicht schwer werden, wenn er sonst diesen Gegenstand mit der Wichtigkeit und Anstrengu[n]g behandelt, welche er verdient. Niemand hat den Herzog Ferdinand (oder auch die Männer, welche er um sich hatte), weder vor noch nach dem Kriege, für einen großen Mann gehalten, gleichwohl wird man gestehen müßen, daß er die besondern Verhältnisse, in denen er sich befand, sehr richtig zu beurtheilen und von ihnen die größten Vortheile zu ziehen wußte. Eben dies war der Fall mit Laudon. Mit vielen 100 freilich nicht - weil sie aber bloß des w[e]gen nicht Ansicht von den werden, werden nicht zu den Haupt Gegenstand ihrer Untersuchung u. ihrer Entwürfe wählen, weil sie sich nicht über die Kunst oder die Nachahmung zu erheben kühn genug waren. k



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Zu Nr. 46: Eigenhändige Skizze (fol. 4v).

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Davor gestrichen: „ Das Genie findet bei weniger Erfahrung und wenigrn Kenntnissen das Eigenthümliche seiner Lage und die von den besondern Umständen abhängenden Maasregeln." Danach eine anderthalb Zeilen lange durch dichte Schraffur unlesbar gemachte Stelle.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

N° 2 Stellung, auf den Fluß ä cheval Griffe der Feind an, so gehet der Theil B nach A u. in B bleibt nur wenig, den Feind zu amüsiren, Art., Cav. u. leichte Truppen. N a 3 Stellung. Auf ein Gebirg ä cheval Greift der Feind an, so gehet der Theil B nach A und in B bleibt nur wenig, den Feind zu amüsiren, Art., Cav. u. leichte Truppen. 47. Scharnhorst an Geusau

Goslar, 8. Juni 1805

Nach einer Abschrift Karl Linnebachs im Nachlaß Gerhard Oestreichs." Bericht aus dem Harz. Hohe Getreidepreise. Erlebnisse der Reisegesellschaft des Königs. Französische Bergwerkskommission.

Goslar, den 8. Juni 1805. Ew. Exzellenz zeige ich hierdurch gehorsamst an, daß ich hier in Goslar angekommen bin und diesen Ort einige Wochen zu meinem bleibenden Quartier machen werde. Ich werde während dieser Zeit den Harz noch näher untersuchen und Reisen nach Hannover und Braunschweig machen. Hierauf werde ich nach Erfurt gehen, ich werde nicht verfehlen, den Weg Ew. Exzellenz genauer anzuzeigen. Alle Gegenden, welche ich passiert bin, versprechen eine sehr gute Ernte, dennoch gilt in Wernigerode der Berliner Scheffel1 Roggen 4V2 rh., der Hafer 2 rh. 17 gr. und der Weizen 4 rh. 20 gr. An Getreide fehlt es nicht, die reichen Beamte, Pächter und Gutsbesitzer wollen nur nicht verkaufen. Der König hat schlechtes Wetter auf dem Brocken gehabt2 und der Major von Jagow 3 ist mit dem Wagen umgeworfen, ohne jedoch bedeutend verletzt zu werden. Eine französische Bergwerks-Kommission untersucht den Harz, die Art, wie er benutzt wird usw., doch treffen die " 1 2

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Die Vorlage („ eigenhändig") befand sich zur Zeit der Transkription im Kriegsarchiv, V. 67, später im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 45 Nr. 85 Pak. 500. Sie ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. Ziemlich genau 55 Liter. Nach der Frühjahrsrevue trat das preußische Königspaar am 25. Mai 1805 eine längere Reise durch das Gebiet des Harzes, Thüringen und Franken an. Von Wernigerode aus, wo am 30. Mai in der Orangerie ein großes Bankett gehalten wurde, besuchte man auch den Brocken. Den größten Teil der Reise verbrachten Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise in der Begleitung u. a. von Hardenberg und Luises Schwester Friederike von Solms-Braunsfels im Fürstentum Bayreuth, wo sie im Bayreuther Schloß (9.-13. Juni) und im Kurort Sichersreuth (heute: Alexandersbad) im Fichtelgebirge (13. Juni5. Juli) ihr Quartier nahmen. Letzterer Aufenthalt wurde u.a. verewigt durch die Umbenennung der nahegelegenen Luxburg in Luisenburg. Der im dritten Band vorgestellte Ludwig Friedrich Günther Andreas von Jagow (17701825) fungierte seit 1792 als Adjutant Friedrich Wilhelms III., seit dessen Thronbesteigung in der Position eines Flügeladjutanten.

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Nr. 48

Kommissäre keine Veränderungen, auch gehet ihre Meinung dahin, daß man vom Harz kein Holz verkaufen dürfe. Jetzt ist man beschäftigt, die Höhe der Berge zu bestimmen und eine richtige Bergwerkskarte zu entwerfen. v. Scharnhorst.

48. Scharnhorst an Decken

Bordenau, 11. Juni 1805

Familienarchiv v. der Decken, Hamburg, N r . 11 (4 S.): Eigenhändig. Druck: Niemeyer, S. 9 3 - 9 6 . Empfehlung Ludowiegs. Mißliche wirtschaftliche Lage im besetzten Hannover. Wunsch nach eigenem Kommando im Kriegsfalle. Unwahrscheinlichkeit eines größeren Krieges wegen anderweitiger Beschäftigungen Frankreichs und Rußlands. Deckens Perspektiven bei einer Rückkehr nach Hannover. Familiennachrichten. Neue militärische Veröffentlichungen und eigene Studien.

Bordenau den Ilten Jun. 1805. Lieber bester Deken, da der Cap. Ludewig einen Brief nach England schikt, kann ich auch auf einen sichern Wege an Sie, mein innigst und einzig geliebter Freund, einige Zeilen schreiben. Ihren Brief von lOten April habe ich richtig erhalten, hören Sie nicht auf, Ihren Freund fernerhin mit Ihren Briefen zu erfreuen. Zum 3ten mal bin ich nun Hannover passirt, mit den traurigsten Andenken. Es ist mir sehr tröstlich, daß die Menschen hier ihr jetziges und künftiges Unglük weniger empfinden, als man1 glauben sollte und als ich selbst es fühle. Ludewig hat mich um Rath gefragt, ob er nach England gehen solte? Ich habe es mir zum Gesetz gemacht, niemand hier in einen Rath zu ertheilen. Ludewig ist übrigens ein vortreflicher Dienstofficier, der den Artillerie Dienst kennt, auf Ordnung, Disciplin, Anstand und Ehre hält. Ich habe immer dafür gehalten, daß er von oben an im Artillerie Regiment der erste war, der sich zum Staabsofficier schikte. Die hannövershen Officiere sind in einer traurigen Lage. Sie haben schon 9 monatl. Besoldungen zu fordern und werden in kurzer Zeit nichts mehr bekommen. Und welche Aussicht. Wie man die Bedürfnisse, selbst für die Franzosen, noch 4 Wochen ferner herbeischaffen kann, ist jetzt eine schwere Aufgabe für die jetzige hannövrshe Regierung und Landschaft. Sollen die Pächter noch '/ 2 Jahr die Pacht vorauszahlen, so werden viele ihr Inventarium verkaufen und ihre Pacht aufgeben müßen. Noch nie traf ich eine solche Armuth auf dem Lande als diesmal. Der Marshai Bernadot ist ein wirklich energievoller edler Mann, der manche Einschränkung gemacht hat und mit einem guten Beispiel von Einshränkung lebt. Aber dies hilft fürs Ganze

Folgt gestrichen: „ es".

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

nichts. Die Ersparung[en] sind unbedeutend und die Mißbräuche sind b in der Haupt Sache nicht abgestellt. Meine Lage ist noch immer die alte, ich bin sehr zufrieden und habe es Ursach im höchsten Grade zu seyn. Der Herzog von Braunschweig hat mir gesagt, daß man, wenn einmal etwas vorfiele, auf mich ganz besonders rechnete. Er glaubte wahrscheinlich, daß mir diese Aeußerung auf einige Tage sehr glücklich machen würde. Aber er irrt sich hierin. Ich versichere Sie, daß ich, so viel es irgend möglich ist, verhindern werde, als Generalquartiermeister bei ein[e]r Armee angestellt zu werden. Ich werde suchen, nur [wie bisher] e gebraucht zu werden, und mir dann bemühen, ein kleines eigenes Comando zu bekommen. Aber sehr unwahrsheinlich werde ich einen Krieg erleben. Mir sheint, daß theils die innere Lage, theils die äußern Verhältnisse Preussens uns auf lange keinen Krieg versprechen. Die beiden großen Mächte in Norden und Westen scheinen für jetzt sich in Süden beschäftigen zu wollen. Was Frankreich in Italien thut, wird Rußland in der Türkei vornehmen. Was dann zuerst wieder geschiehet? Darauf bin ich sehr neugierig. Ich rathe Sie, mein bester Decken, nie in der Folge sich in Ruhe zu begeben, aber auch nicht aus dem englischen Dienst zu treten. Der hannövrsche würde, wenn auch der Friede bald zurükkehrte, ein unangenehmer Dienst für Sie und für jeden seyn. Und wer sichert für ähnliche Catastrophen. Gehet der Herzog 1 , wie man in Hannovr hoft und wünscht, bei dem Frieden nach Hannov. zurük, so begleiten Sie ihn, aber als englisher General und so viel als möglich ohne bestimmte Anstellung, ohne Geschäfte. Wer sich ewig mit den Menshen herumplakt, ohne es nöthig zu haben, ist ein Thor. Wo die Belohnung? Dies sind meine Grundsätze, die ich mich alle Tage mehr zu eigen mache. Erst gestern Abend bin ich zur Bordenau angekommen und so blühend und schön für mich hier alles in diesen Augenblik ist, so bin ich doch nicht ohne wehmüthige Augenblicke. Mein ältest[e]r Sohn ist in Halle, meine Tochter u. mein jüngstr Sohn bei mir. In der Folge bleibt der letzte zu Potsdam; er ist bei des Königs Regiment als Junker 2 angesetzt, ohngeachtet er erst 11 Jahr alt ist. Ich bin sehr mit meinen Kindern zufrieden und jetzt gesünder wie jemahls. Mein 2ter Band des Artillerie Buchs wird gedrukt. Ich werde in Herbst Ihnen beide Bände überschicken. Bülow hat neuerlich wiedr etwas über Taktik geshrieben, es verdient aber nicht gelesen zu werden. 3 Ein neues französishes b c 1 2 3

Das anschließende „ in der Haupt Sache " nachträglich eingefügt. Statt „beiher". Gemeint der Herzog von Cambridge. D. h. Fahnenjunker. Gemeint sind die „Lehrsätze des neuern Krieges", welche Scharnhorst in Nr. 39 unter ihrem ursprünglich geplanten Titel „Anti-Saldern" erwähnt hatte, oder aber das zweibändige Werk: Die Taktik der Neuern, wie sie seyn sollte, Leipzig 1805. Dietrich von Bülow begann damals außerdem seine „Militärische Monatsschrift" und veröffentlichte: Prinz Heinrich von Preußen. Kritische Geschichte seiner Feldzüge, 2 Teile, Berlin 1805.

Nr. 49

91

O e c o n o m i e R e g l e m e n t in 2 B ä n d e n , 4 ein Traité élémentaire d ' A r t militaire et de F o r t i f i c a t i o n p. V e r n o n , 2 B ä n d e in Q u a r t , 5 habe ich n i c h t g a n z o h n e B e l e h r u n g gelesen. A u c h die l e t z t e n g e h e i m e n I n s t r u c t i o n e n F r i e d r i c h s des 2 t e n habe ich endlich erhalten; sie sind äußerst intereßant, b e s o n d e r s für den, d e r die G e s h i c h t e dieses M a n n e s studirt, a b e r w e n i g [ e ] r b e l e h r n d als m a n glauben sollte. 6 A e u ß e r s t i n t e r e ß a n t ist m i r das A r c h i v d e r G e s h i c h t e des 7jährigen K r i e g e s v o n d e n H e r z o g F e r d i n a n d g e w e s e n . W e s t p h a l 7 h a t alles geleitet u n d ist ein seltener K o p f g e w e s e n . Sie erhalten v o n m i r bald einen w e i t l ä u f t i g e r n Brief. S c h o n e n Sie ihre G e s u n d h e i t , m e i n lieber D e c k e n . B e folgen Sie diesen R a t h v o n I h r e n Sie inigst liebenden F r [ e u ] n d Scharnhorst.

49. Aufzeichnungen

[?], Sommer [1805?]

G S t A P K , V I . H A N1 Scharnhorst N r . 154 fol. 5 r - 2 1 v (26'/ 2 S.): Eigenhändig.» [1.] Notizen zum Handbuch der Artillerie. Bestand und Organisation. [2.] Artilleriekorps verschiedener Nationen. [3.] Gewichte der Ladung von Fuhrwerken. Futterbedarf der Zugpferde. [4.] Geplantes Werk über Kriegslisten der angewandten Taktik. Gliederung. [5.] Beispiel: Die Kunst zu detachieren. [6.] Beobachtungen auf der Reise von Hannover nach Hanau. [7.] Kriegslisten: Demonstrationen. [8.] Vernichtete Bemerkungen auf der Reise. [9.] Lehrsätze der Kriegeskunst. [10.] Kriegslisten: Vorrede. [11.] Organisation des dritten Gliedes und der Scharfschützen. [12.] Vorschläge zur Artillerie. [13.] Kriegslisten. Vorliegende Posten. [14.] Angriff auf eine in mehreren Korps postierte Armee.

4

5

6

7

"

Zum Thema vgl. François-Xavier Audouin: Histoire de l'administration de la guerre, 4 Bde., Paris 1811. Simon-François, Baron Gay de Vernon: Traité élémentaire d'Art militaire et de Fortification, à l'usage des élèves de l'École Polytechnique et de l'École Militaire, 2 Bde., Paris 1805. Der Verfasser hatte als Ingenieuroffizier 1792 am Rhein und 1793 in der Nordarmee gedient. Kompromittiert durch seine Freundschaft mit den hingerichteten Generalen Houchard und Custine wurde er bis zum 9. Thermidor inhaftiert. Er lehrte 1798 bis 1813 an der École polytechnique, danach diente er als Kommandant von Torgau. Gemeint sind mutmaßlich: Geheime Instruction des Königs von Preußen an die Officiere seiner Armee, hauptsächlich von der Cavallerie. Bei Gelegenheit des jeztigen Kriegs, Prag 1778; Geheime Instruction des Königs von Preußen an die Officiere seiner Armee, besonders von der leichten Infanterie, Prag 1780. Vom Titel her wären die „Geheimen strategischen Instructionen Friedrichs des Zweyten an seine General-Inspecteurs" noch näherliegend, doch scheint Scharnhorst dieses Werk bereits 1801 erworben zu haben, vgl. Nr. 19 im dritten Band. Philipp Westphalen (1724-1792), der sich bis 1749 wie sein Vater Westphal nannte, diente seit 1751 als Sekretär Herzoe Ferdinands von Braunschweig. Für seine bemerkenswerten Dienste als dessen inoffizieller militärischer Planungsleiter und politischer Berater während des Siebenjährigen Krieges begnügte er sien mit dem Titel eines Geheimsekretärs und der Nobilitierung als Edler von Westphalen. Seine Enkelin Jenny heiratete bekanntlich Karl Marx. Es handelt sich um ein kleines Oktavnotizheft

mit

Fadenbindung.

92

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Bemerkung im Sommer 1806.b [IJ Abschnitt Bestand u. Organisation der Artillerie I.

Bestand einer Artillerie in Hinsicht des Materiellen (des Geschützes, der Munition u.s.w.)

.. Capitel Feldartillerie A. Geschütz a. Caliber b. Bestand0 c. Regim. Art. d. Batterie, Park, Brigade Geshütz etc. Reserve Geshütz e. Reit. Art. f. Reserve, Depot. B. Munition u. übrige Bedürfnisse a. Munition b. übrige Bedürfnisse c. Park, Reserve, Parkkolonnen D. Mannschaft zur Bedienung .. Capitel Belagerungs Artillerie A. Geshütz a. Caliber b. Bestand B. Munition C. Mannschaft zur Bedienung .. Capitel Defensions Artillerie A. Geshütz B. Munition C. Mannschaft zur Bedienung II. Bestand und Organisation des Artillerie Corps A. Bestand allgemein B. Qualität d[e]r Offic., Untroffic. u. Gemeine C. Abtheilung a. der Feldartill. b. " Festungsart. d b

c d

Diese Überschrift auf einem eigenen Titelblatt, fol. 5r-v. Es scheint sich bei der Jahreszahl um einen Fehler zu handeln, denn während sich Scharnhorsts Reise von Hannover nach Hanau im Sommer 1805 anhand seiner Briefe belegen läßt (vgl. die Anmerkungen zu Teil [6.] und [8.]), findet sich in dort kein Hinweis auf eine Reise nach Franken und Hessen im Sommer 1806. Die Uberlieferung weist zwar Ende Juni bis Anfang August 1806 eine Lücke auf, doch wäre es wenig plausibel, daß Scharnhorst seine Reiseroute von 1805 wiederholt hätte, zumal bei den außenpolitischen Bedenken 1806 gegen Erkundungen außerhalb des preußischen Einflußbereichs, vgl. Nr. 132 und 134. Nr. 135 erwähnt jedenfalls nur den Plan einer Reise durch Westfalen und nach Erfurt. Man beachte auch die Parallelen des ersten Abschnitts dieses Textes mit dem von Nr. 46. Folgt gestrichen: „ c. übrige Bedürfnisse " und „ d. Kosten ". Folgt gestrichen: „ c. Depot".

N r . 49

III.

93

Beispiel des Bestands u. der Organisation der Artillerie eines Staats

[2.] Der letzte Abschnitt Einrichtung verschiedener Artillerien Absicht bei diesen Abschnitt: Die Zurückweisung auf die Kritiken' in dem Allgemeinen, nur feine entf[e]rnte Bemerkungen, Lob, wo Gelegenheit ist. 1. oestereichshe, 2. preußishe, 3. englishe, 4. franz., 5. sächsishe, 6. hannövrshe, 7. dänishe, 8. holländische. Für Holland war die Festungsartillerie wichtig, sie konnte 1794 den Staat erhalten, war übrigens erste Sie6 Oestereichshe

Das Systematishe der Feldartillerie " Belagerungsart. Erleichterungssystem Lichtenstein 1 Feldart. Reserveart. Regim. Art. Einrichtung R. Art. Einrichtung Munitionsversorgung Gießereien, Pulverfabriken, Gußwesen, Zeughaus in Wien

h

e

f 8 h

1

2

Pr. Art. Zu erst Erleichterung, zu erst eine eigentliche Feldartillerie. Die Eintheilung der Batterien bei den Brigaden. Die Einführung der reit. Artillerie. Dann Artillerie Corps, die innere Einrichtung in Hinsicht des Geistes, der Discipline u. s. w., welche bei den andern Waffen stattfinden. Zeichnete sich durch Bravour aus, denn sie litt durch zu weites Vorgehen bei Molwitz u. Zorndorf. Friedrich der 2te vermehrte sie ganz außerordentlich. 2 Folgt, versehentlich nicht gestrichen: „ von Statt „ Krititiken ". Die letzten zwei Wörter schwer leserlich. Auf dieser und der folgenden Seite (fol. 7r-v) einiger mit Bleistift hingekritzelter Text, der bis auf die Worte „Absicht entspringt", „Pyrmasens, Kaiserslautern" und „ Oest. Absicht" nicht gut zu entziffern ist und aussieht, als sei er in einer fahrenden Kutsche o. ä geschrieben worden. Joseph Wenzel Fürst von Liechtenstein (1696-1772), der General-Land-, Feld- und HausArtilleriezeugmeister, unter dessen Präsidium die österreichische Artillerie vor dem Siebenjährigen Krieg reformiert wurde, u. a. durch die Einführung des auch in den Napoleonischen Kriegen verwendete „System Liechtenstein" des Materials der Feldartillerie. Friedrich übernahm von seinem Vater ein Feldartilleriekorps von sechs Kompanien, das er 1741 auf zwölf verdoppeln ließ. A m Ende des Siebenjährigen Krieges bestand die Feldartillerie aus sechs Bataillonen mit insgesamt 30 Kompanien, beim Tode Friedrichs aus vier Regimentern mit insgesamt 40 Kompanien sowie aus einem reitenden Artilleriekorps von 180 Mann. In 46 Jahren wuchs die Friedensstärke der Feldartillerie also etwa von 630 auf 10.300 Mann an. Im selben Zeitraum stieg die Gesamtstärke der Armee von ca. 75.000 auf ca. 200.000 Mann.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Sächsishe Zurückweisung auf die Tabellen Entstehung nach den 7jährigen Kriege. Die Einführung der 4 u. SUdr statt der 3 u. 6&dr scheint französishefr] Abkunft. Die Länge von 16 Kaliber ist oestereichschen Einfluß zu[zu]shreiben. Die konischen Kammern der Mortiere. Die vorzüglichen Richtmashin[e]n. Die einzige existirende Art des Durchfallens bei dem Laden des 4 Ü dr. Hannoversche Artillerie' Sie bestand 'in dem Kriege 1742 bis 48 am Rhein und in den Niederlanden nur aus 3iidign Regim. Geschütz. Es war in den Festu[n]g[en] aber schwer Geschütz. Im 7jährigen Kriege wogen die 3 f i d r 800, die 6 i i d e r 1500 U. Diese Geschütze warfen] 24 bis 27 C. lang. Man fing an, sie zu 21 Calib. zu giessen. Immer war die Artillerie noch sehr schwer. Man hatte 16 u. 30 ii dge Haub., die mit in Felde geführt werden solltn. 1778 führte man Prot[z]kastn für die 3 H dige Kanon zu 60 Schuß ein, 1785 fing man an, die Artillerie zu erleichtern. Die Geshütze wurden mit einer leichter Laffete versehn, es wurde eine neue Stükgießerei angelegt u. eine englishe Bohrmashine. Man wollte die Canonen erleichtern, fürchtete aber, daß sie in d. Schußweite verloren u. machte nun bei allen Can. Versuche, endlich bestimmte man so wohl die Dimensionen des Geschützes als der Laffeten. Hier nun A. Gewicht u. Länge der Kan. B. " " " " der Laffete. Es wurden 7H H. eingeführt, doch nahm man noch 4 Stük 30 Ii dige mit nach d[e]n Niederlanden. Warum man sie abschaffte. Neure Einrichtungen nach der Reise, Versorgung mit Munition. Die Stärke des Holzes bei den Laffeten k bei gleichen Längen verhält sich wie die Durchshnittsflächen, wenn die Fläche in der Breite u. nicht in der Höhe zu nimmt. Findet aber der letzte Fall statt, so nimt die Stärke des Holzes weit stärker als die Fläche zu. Die Laffete1 eines 12iidr brauchet also in der Fläche nicht doppelt so stark zu seyn als die von 6Ü dr u. also auch nicht doppelt so schwer. a. Pulver Proben, b. Metallproben und wie das zuging, c. Erleichterung von neuen, d. Protzkasten allgemein, f.m höhre Räder. Kart, statt Traubn. Concentrishe Bomben. ' i

Folgt gestrichen: „Vorrede Muß die Angabe von den Artillerien nur da w". e Formulierung „ in dem

k

' m

Statt „Laffeten". Es gibt keinen Punkt „ e."

Oestereichshen

Nr. 49

95

im 7jährigen Kriege 2 Brigadn 6"tt dr, 1 " " 12 jetzt ungefähr so nur die Haub. 2. Reit. Art. Errichtung, V[e]rändrung 3. Regim. Art. Ausrüstungssystem a. wie es in Niederlandn, wie 1796. "Diejenigen Artillerien, welche eigenthümliche Einrichtungen hatten, welche nicht bloß Nachahmung einer andern waren, konnte ich hier nur aufführen, ich kannte als solche, außer der französischen, die preussishe, oestreichshe, hannövrshe und sächsische u. dänische. Die schwedishe u. russische war mir nicht hinlänglich bekannt, die spanishe, neapolitanishe, holländishe sind in Wesentlichen Nachahmungen der französischen, die bayrshe der oestreichshen u. s. w.

(

[3 ; ] Ein 2späniges Fuhrwerk, welches 700 Ü wiegt, kann 1100 Ii fahren, davon der Fuhrmann 150, die Fourage 64 u. der Tornistr des Fuhrmanns 36, also = 250, bleibt Munition 850 Ü , also auf jedes Pferd 425 U . Hierbei ist der Vortheil, 1. daß das Fuhrwerk leicht in Rüksicht des Bodens u. zur Seit shaffen, 2. daß kein Pferd einen Mann trägt u. es also länger aushält. Ein Pferd ziehet 900. Man wird hierbei 1. die Räder vorn 5V 2 u. hinten 6 Fuß hoch machen können. Ein 4späniges Fuhrwerk wiegt 1100 u. trägt 1900 H, davon 150 ti ein Mann, 128 Ü Fourage, 72 Ü Tornister = 350 Munition also 1550, also auf das Pferd 387V 2 U . Ein Pferd ziehet 750 U . Hier trägt nur 1 Pferd einen Mann. 0 Die Rationen - stärkste 15 Ü Hab[e]r, 5 Ü Heu 12 H Rocken, 5 Stroh, 5 U Heu Mittlere

Kleine

12 U Hab[e]r, 5 Ü Heu 9 U Rocken, 5 U Heu, 5 U Stroh 10 U H., 5 Ü H. 8 Ü

" , 10 "

»

8 Ü Roken, 5 Ü Heu, 3 U Stroh Ein jedes Pferd verzehrt nach seiner Größe einp gewisses Gewicht an Futter. Je mehr dies aus Körnern bestehet, desto mehr Kräfte giebt [es]. Daher bekommen die Pferde bei starken Arbeiten nur wenige rauhe Fourage. " 0 p

Davor die gestrichene Überschrift „Entwurf." Auf der folgenden Seite (fol. 9r) zunächst die gestrichene Überschrift „Preussishe Art." Statt „eine".

96

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Das Gewicht der Ration eines großen u. starken Pferdes beträgt ungefähr 20, eines mitlern 16, eines kleinern 12. Bei der stärksten Arbeit bestehet der 3 / 4 Theil aus Körnern, bei mittlerer Arbeit 2/3 u. bei weniger Arbeit die Hälfte, also

Ü Bei starker Arbeit Körner Fourage Bei mittlerer Arbeit Körnr Fourage Bei weniger Arbeit Körn. Fourage

Ein großes Pferd

ein mittleres Pferd

ein kleines Pferd



— —

— —

9 3

— —

6 6

15 5

2 4

14 6 —

10 10

11 5 — —

8 8

Bei mittlerer Arbeit kann ein großes Pferd mit der Ration eines mittlem Pferdes bei starker Arbeit auskommen u.s.f. Hieraus entstehet folgende Bestimmung: Bei mittlerer Arbeit, wenn es an Fourage Ein starkes Pferd

Ein mittleres Pferd

Ein kleines Pferd

bei großer Arbeit. wenn es an Fourage fehlt 11 5

Körnr Fourage

— —

12 4

| Körn. [Fourage

— —

9 3

8 4

Körner Fourage

— —

7 3

6 3q

[4.] Die Kriegeslisten der angewandten Taktik Unter diesen Titel will ich etwa 4 bis 6 (geschriebene) Bogen schreiben und dabei die Plane, nur ganz obenhin gezeichnet, geben oder auch gestochene Plane.

i

Nach dieser Seite (fol. 9v) der unbeschriebene Rest eines ausgerissenen Blattes. Die folgenden zwei Seiten (fol. 10r-v) sind unbeschrieben.

Nr. 49

97

Der Inhalt lter Abschnitt. Kriegeslisten der angewandten Taktik, bei den der Feind angreift 2ter Abschnitt. Kriegeslisten der angewandtn Taktik, wo man selbst angreift Ausführung des lsten Absh. 1. Capitel Allgem. Regel 2. Capitel Man gehet zur Seite u. vor 3. " Man gehet vor 4. " Man gehet zurük. lts Capitel Allgemeine Regeln lste Regel. Stellung. Man muß sich immer zum Theil verdekt stellen, nur einen ausgebreiteten Theil sehen lassen, den andern verdekt lagern oder stellen, damit man ihn, es sei bei Tage auf eine kurze Weite oder in der Nacht auf einen Tagemarsh fortshicken, ohne daß d[e]r Feind es beobachten kann. 2. Regel. Gefecht. Soviel als möglich muß man sich nicht mit den Linien Truppn allgemein engagiren. Nur die Kanonen und in durchshnittnen Terrän die Kanonen, die Schützen u. das 3te Glied engagiren sich. Die geschloßnen Bataillone siehet man immer als Reserve zum Durchbruch, zum Angriff mit den Bajonet u. den Umgehen oder in Flank Fallen an. 2tes Capitel r Man stellt einen Theil verdeckt und den andern so, daß ihn der Feind, es sei von fern oder erst beim Angriff, sehen kann, oder man verschanzt sich proforma oder giebt sich auf andre Art das Ansehen, in dem man Verhacke macht u.s.w., als wollte man sich auf der Stelle vertheidigen. Wenn aber der Feind angreifft, so gehet man mit den verdek[t] gestandenen Theil rechts oder links u. greift den Feind in Flank an oder fällt doch auf den Theil, der uns darin angreifen will, mit Uebermacht, schlägt ihn und nimmt dann den übrigen in Flank. Hier können manche L[a]gen vorkommen, zur Erläuterung mögen einige Beispiele dienen. lstes Beispiel [5.] Die Kunst zu detashiren 1.

7

Wenn man stark ist, so detashirt man ein Corps in die Flanke des Feindes, ein anderes in die Comunicationen desselben, ein 3tes auf seine Zufuhr, ein 4tes auf seine Festungen. Keines bleibt unbeweglich, keines nimmt die Defensive, keines hält sich lange auf. Der Feind darf nicht Davor gestrichen: „ lste Regel".

98

2.

3.

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Zeit haben, mit Uebermacht über dasselbe herzufallen. Unterdes macht man mit der Armee Bewegungen, um eine entscheidende Schlacht zu verzögern. Wen alles wohl angelegt ist, so wird der Feind auf diese Weise zum Rükzuge gebracht. Ein Beispiel Bourcet 3 lste Bd. S. 282. Wenn man schwach ist, so detashirt man weniger. Theilt [man] sich aber dennoch, thut der Feind dasselbe, so fällt man auf einen Theil. In diesen Fall gehen die Gros der Detachements nicht weit, nur die kleinern Parteien. Schnell fort, schnell zurük u. vereinigt ist hier ein wesentlicher Umstand. Wenn man den Feind angreifen oder sich in einer vortheilhaften Lage angreifen lassen will, so detaschirt man zum Schein u. kömt

[6.] Journal der Reise von Hannover bis Hanau u. zurük 4 Den 12. bis Marienburg 3V2 Meilen " 13. Bokenem 2V2 bis Seesen 2, also 4V2 Zwischen Bokenem u. Seesen finden sich mehrere Stellungen AA gegen einen von Hildesheim kommenden Feind. Bornhausen in Rücken u. Meister des Bergs bei Rhüden Wenn ein Feind über Lutter u. über Hildesheim käme, so ist erstlich eine Stellung BB bei der Ahnhauser Ruinen Kirche, dann müßte der Schildberg zwischen Seesen u. Bornhausen stark besetzt seyn. 5 Zweitens eine Stellung C C auf den Anhöhen von Waldstein, 6 w o dann der Sonnenberg (nahe an Seesen) stark besetzt seyn müßte. 3.

3 4 5 6 7

Eine Stellung DD auf den Anhöhen, w o Waldstein vor der Front und Münchhof 7 vor den rechten Flügel. Der linke besetzte die Straße nach Nordheim.

Pierre-Joseph Bourcet: Mémoires historiques sur la guerre en Allemagne depuis 1757 jusqu'en 1762, Paris 1792. Scharnhorst teilte am 17. Juli 1805 Geusau seinen Plan einer Reise nach Frankfurt, in die Wetterau und nach Oberhessen mit, vgl. Nr. 51. Gemeint sind Adenhausen und der Große Schildberg (276 m). Gemeint ist wohl die Ruine Wohlenstein. Münchehof.

Nr. 49

99

7.u Nr. 49: Eigenhändige Skizze (fol. 13r).

[7.] Eine Sache, welche zu der feinrn angewandten Taktik gehört u. gewöhnlich nicht systematisch gelehrt, bestehet in Scheindemonstrationen. Hierbei kömmt vor 1. die Kunst sich selbst zu verstecken u. nicht zu entdecken, 2. die Kunst, den Feind in unsr Stärke durch entferntre Anstallt[e]n zu v[e]rführen, 3. die Kunst, den Feind am Tage des Gefechts in der Stärke irre zu führen. N 2 3 wird ausgeführt a. dadurch, daß man aus ein Bataillon 3 macht u. alles in ein Glied stellt, b. eine Esc. 2 oder 3 u. alles in ein Glied, c. in Marsch die Züge von einem Gliede u. ganze Distanzen, d. Kanonen viel zeigt u. die Munitionswagen viel stehen läßt, um sie für Kanonen auszugeben. Viel schießen auf große Distanzen macht den Feind glaub[en]d, man habe viel Geschütz. Wo man viel Artillerie hat, werden auch viel Truppen gemuthmaßt. N Q 1. Diese Kunst bestehet darin, a. das man sich verdekt stellt, hinter Anhöhen, Gehölze, Büshe u. s. w., b. daß man an einen Orte in sehr großen oder etwa in Kleinen campirt, c. daß man beständig die Stärke der v[e]rshiedenen Corps verändert, daß ein[s] hier, daß a[n]der[e] dahin marschiren läßt, immer durch einander, so daß der Feind nie weiß, was hier oder da ist, wie stark es ist u.s.w. N 2 2. Diese Kunst ist sehr ausgedehnt - das gemeinste ist ein Lager da aufzustellen, wo man nicht hin will. Man muß das umgekehrte also thun,

100

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

muß da, wo man stark seyn will, eine Anstallt für viele Truppn machen, anderwärts aber, w o man nicht hin will, Anstalltn zur Verpflegung treffen lassen, doch so, daß der Feind es erfährt. Man muß ein andermal andrs zu Werke gehen und so den Feind wenigstens 8

wäre]' ] ]us u Prefecte ] Lettres de Cachet 8 chtig] ]z zum Vortheil die] Engl, mit ] ] Sensation ldes] - Luxus ....] ungeheur [ ] 9.] 1. 2. 3.

4.

5.

v Sätze

der Kriegeskunst

Man muß sich schlagen, wenn man dadurch große Absichten erreicht.™ Man muß sich schlagen, wenn es mit Vortheil geschehen kann. Man muß sich in Fall 1 nicht schlagen, wenn sich nicht der Fall 2 ereignet, es sei denn, daß man dazu wegen der Umstände (ehe er eintritt) gezwungen wird. Der Fall 2 findet in übrigens gleichen Umständen, gleicher Kunst, gleicher Vorsicht, gleicher Stärke u.s.w. öfter bei den stehenden als bei den angreifenden statt. Der angreifende Theil muß also suchen, seine Absicht zu erreichen, ohne zu shlagen, bis der Fall N e 2 eintritt.

'

Ein großer Teil der folgenden Seite ( f o l . 14r) wurde herausgerissen, der Rest blieb unbeschrieben. ' Der Text auf dieser Seite ( f o l . 14v) ging durch den erwähnten Ausriß größtenteils verloren. " Folgt gestrichen: „ 2. " v In aer Vorlage sind die hier einsetzenden Seiten ( f o l . 15r-16v) als „1" bis „4" numeriert. w Folgt gestrichen: „ wenn der Feind Blößen giebt 8

Möglicherweise basiert der dritte Absatz des Briefes Nr. 52 z. T. auf diesen fragmentarisch erhaltenen Notizen. Dort werden jedenfalls die (während der Revolution eingeführten) Präfekten mit den lettres de cachet des Ancien Regime in einem Satz und Zusammenhang erwähnt, während sie hier in aufeinanderfolgenden Zeilen stehen.

101

N r . 49

1. 2. 3. 4.

5.

6.

Man soll sich den Feind in einen Lande entgeg[en]stellen Die Defensive Man verlegt sich so, daß man sich bald zusammenziehen kan Man ziehet sich anfangs in kleinen Corps von allen Waffen zusammen Erst auf des Feindes Bewegu[n]g zieht man die Corps" zusammen Dies geschiehet an den vortheilhaftesten Ort. An einen solchen an welchen der Feind gezwungen wird, uns zu vertreiben, ehe er sonst etwas unternimmt. Dies geshiehet an einen Ort, der so gelegen ist, daß wir die Armee mit den g[e]ringsten Kosten u. auf das leichtste bei den Oprationen unterhalten könnten. Verdek[t] gestellt u. den angekommnen Feind angegriffen oder offen mit sichtbaren Blößen, die dem Feind, wenn er sie benutzen will, durch eine veränderte Stellung oder einen Angriff in nachtheilige Lage bringen, hierauf kömmt es im Defensiv Kriege mehr an als auf die Positionen in gewöhnlichen Sinn.

Z« Nr. 49: Eigenhändige x

Statt „ Corf".

Skizze (fol. 16r).

102 7.

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Den in mehrern Colonnen in ein L[a]nd rückenden Feind auf eine vereint gefallen, dann sich gegen die andre gewandt, und, wenn nun der Feind ausweicht, sich das Ansehen des Kühnen gegeben, ihn in beständiger Unruhe wegen Angriffe, wegen Abschneidn der Comunication oder Lebensmittel u.s.w. erhalten u. so ihn von einer Bewegung zu ander zwingen, bis er irgend Blößen giebt, die wir früh ge[n]ug entdecken u. durch eine Schlacht benutzen können, ist die vortheilhafteste Art, den Krieg zu führen. Setzt aber ungleiche Talente des Feldh[e]rrn u. der Armee voraus.

8.

a.

Soll die Schlachtordnung ausgedehnt in 2 Linien oder soll man sich mehr in der Tiefe stehen?

b.

Soll die Cav. in 2tn, die Inf. in ltn stehen? oder die erstere auf den Flügeln u. die zweite in 2 Treffen in der Mitte? Es giebt hier eigentlich gar keine Vorschrift, wenn man die Entwürfe N 2 6 befolgt. Finden diese nicht statt, so hängt die Schlachtordnung von den Terrän, den Verhältniß der Gattungen der Truppen in einer Armee u. s. w. ab. Stehet man hinter einander u. der Feind AB greift parallel an, so ist der andre Theil durch x u. y umzingelt u. zurükgeworfen. Positionen

1.

2.

3.

9

Wenn man auf den Flügel gedekt ist u. vor der Front Hindernisse des Zugangs hat, so kann man mit einigen vielen in freien Felde widrstehen u. der Cavalerie zum Theil entbehren. Nach Maaßgabe des Mangels der Flügeldeckung u. der Hindernisse vor der Front wird der Vortheil shwinden. Wenn man keine gute Position finden kann, keine geschickte Strategems einzuleiten Gelege[n]heit findet, so muß man sich offenbar verschanzen oder doch das Ansehen geben, als wolle man sich behaupten. Wenn der Feind nun die Vorposten zurükgetrieben oder man aus allen schließt, daß er den andern Mo[r]g[e]n angreifen will, so marshirt man rechts oder links ab, die Vorpostn bleiben stehen u. nun trift man auf eine sein[er] angreif[en]d[en] Colonnen mit der Haupt Macht. Des Königs 9 Methode in den Grund zu stellen ist nicht anwendbar od[e]r erfordert ganz andere Verhältniß, als er angeführt. Die Sache kömmt darauf an, daß man einen Theil in offenen Lager zeigt u. man den andern verdekt stehet, verdekt wegmarshiren kann und man glaubt, er war noch da. Friedrich II. dürfte gemeint sein.

Nr. 49

4.

103

Eine General Regel bei allen Lägern u. Positionen ist, verdekt zu stehen oder doch zum Theil. So wie beim Ree. als Angriff muß der Feind uns übersehen können.

[10.] Die Kriegeslisten der angewandten Taktik sind nie 7 als System, sondern nur hier und da zufällig einmal in Ausübung gebracht. Wenn es geschah, so führte die äußere Lage oder das Bedürfniß zu Unternehmung. Die Erfahrung, welche diese wenigen Fälle aufstellen, beweisen, daß bei dieser einer systematischen Einübung der Erfolg in den meisten Fällen sicher ist. Schon seit 20 Jahren habe ich diesen Gegenstand von allen Seitfen] betrachtet u. bei meinen Studium, bei meiner Bereisung von Schlachtfeldern, bei den Entwürfen, die ich in so manchen Situationen zu machen hatte, erschien er mir immer derselbe. Im Jahr 1800 that ich in einer Abhandlung Sr. Majestät den König den Vorshlag, diesen Gegenstand als einen, der wichtigsten (u. noch nicht bekamen) der Taktik ausarbeiten zu lassen.10 Jetzt habe ich, da ich mich zu dieser Ausarbeitung zu schwach halte, einen Entwurf zu machen versucht. Er betrift nur jetzt die Listen der angewandten Taktik, die der Strategie werde ich in künftigen Jahr bearbeiten. 11 [11.] Entwurf zu einer andern Organisation des 3ten Gliedes u. der Scharfschützen. 12 Jedes Bataillon - eine Compagnie, welche* aus 48 Scharfschützen u. dann so aus a[n]d[e]r[n] Soldaten bestehet, wie die übrigen Compagnien. Es hat aber 4 Offic. u. ist in 4 Plotons, jedes zu 12 Schützen u. ungefähr 24 andern Soldaten [geteilt]. Die Schützen haben Büchsen, die andern ord. Inf. Gewehre. Die Compagnie hieße die Schützen Comp. u. die Leute würden in die Büchsen u. ordinäre Schützen getheilt. Diese Comp, wird zu alle den bestimmt, wo zu in meinen andrn Plan das 3te Glied u. die Schützen bestimmt waren. Die ordinär[en] Schützen stehen in 2 Gliedern, also 48 Rott., die Büchsenschützen hinter ihnen.

y z 10

11 12

Folgt ein überflüssiges „ in ". Folgt ein überflüssiges „ die Gemeint ist mutmaßlich die Denkschrift „Ueber die Einführung eines gewißen Mechanismus in der Führung der Armee, den jetzigen Zustande der Kriegeskunst angemeßen", Nr. 214 im zweiten Band. Dem Inhalt nach zu urteilen handelt es sich bei diesem Abschnitt um den Entwurf einer Vorrede. Das Thema beschäftigte Scharnhorst seit langem, vgl. die früheren Bände. Zuletzt hatte er auf den Sitzungen der Militärischen Gesellschaft am 18. und 27. Dezember 1804 einen „vor mehreren Jahren und unter andern Verhältnißen" ausgearbeiteten Aufsatz „Ueber Scharfschützen, ihren Dienst und ihre Bewaffnung" verlesen, vgl. den Protokollauszug in DMGB 5 (1805), S. 164-170.

104

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Das Bataillon rangirt nun in 2 Glieder; nimmt man jede Compagnie zu 150 Mann, so machen 5 Comp. 250 Rott u. da von jeder für 12 Schützen 4 Rott abgehen, 230 Rott. Jetzt machen die 4 Cop. in 2 Gliedrn 300 Rott. Eine Brigade also in ersten Fall 920 u. in andr 1200 Rott. 13 Die Front gewinnt also hierdurch in den Verhältniß von 3 zu 4.aa Diese Aufstellung kann man der preussischn Inf. ohne Bedenken geben, denn ihre Artillrie Feuermasse ist beinahe ums Doppelte größer als bei andrn Armeen 1. in dem die preuss. Inf. ordinäre 6 i i d e r zu 2'/2 U Ladung hat u. die übrige Inf. 3 oder 4 oder doch ganz leichte Git der, welche nur mit 1V2 Ü geladen werden u. verhältnißmäßig kürzr shießen u. mit weniger Cartätshen geladen werden, 2. weil die preussischn Inf. Brigaden 12 i i dige Batt. haben, statt die der übrigen Mächte meistens nur 6 oder 8 U dige haben. Wenn man sich defensiv verhält, so ist die preussische Linie stark g[en]ug, durchs Feuer bei ihrer Art. u. 2 Glieder Widrstand zu leisten u. stärker als andre. Wenn es auf den Angriff ankömmt, so muß ohnehin auf eine verfielfachte Macht gedacht werden. Die Vortheile des Gebrauchs des 3ten Gliedes u. der Schützen zu einr shiklichen, allen Umstä[n]d[en] angemeßenen Fechtart habe ich in den damals übergebenen Memoir 1 4 auseinandergesetzt, ich bemerke nur hier, daß die Formiru[n]g einr Comp, zu diese Absicht nichts hierin ändert und sich von der erstem nur darin untersheidet, 1. daß die Front jetzt viel größer wird, wogegen aber die Feuerlinie, welche sonst auf 230 Rott. 230 Mann u. 48 Schützen betrug, also 278 Feuergewehre, jetzt nur 150. 2. Daß jetzt die Schützen u. also die Leute, welche zum zerstreuten Gefecht gebraucht u. abgerichtet werden sollen, unter der Aufsicht eines Capitäns u. 4 Offic. stehen, welche sich ganz diesen Gegenstand widmen, welche als ein sich besser organisirtr Haufen anzusehen sind. 3. Würde man bei diesr Einrichtu[n]g die Canonen den Commando des Schützen Capitäns mit anvertrauen u. festsetzen, daß er seinen Dienst zu Felde zu Pferde verrichtete. Dies würde eine gute Vereinigung zwischen den Geschütz u. Schützen Compagnie u. mehr Einheit bei ihrn Agirn zu Wege bringen. 4. Der Major des Bataillons könnte jetzt ganz auf die Bewegung des Bataillons sehn, indem die Canonen u. Schützen ihre Befehlshaber hätten, die sie nach seinen Befehl führten.

" Darunter eine Skizze der Aufstellung eines „Bataillon in 2 Gl.wobei compagnie" 100 Schritt hinter dem Zentrum der Bataillonslinie steht. 13 14

die „Schützen-

Man beachte, daß hier zwischen Rotten zu drei und zwei Mann abgewechselt wird. Gemeint ist möglicherweise Nr. 2 7 0 im zweiten Band.

Nr. 49

105

[12.] Der Vorschlag mit der Artillerie 1. 2. 3.

Den 12 U der abgeänderte Laffeten Schwänze Protzkasten Zwei Pferde neben den beiden hintern, der Knecht zu Fuß. Die Canonier sindab ja auch zu Fuß. Im Manoeuvr abgespannt. 4. Den Rücklauf verhindern. Entweder Hake u. Ketten oder Baum. N. 3 wird wegen des Knechts Schwierigkeit haben, weil er auch nicht bei seinen Pferden ist. Wegen der Breite würde keine Schwierigkeit entstehen, in dem die Colonnenwege gewöhnlich breit ge[n]ug sind. Man müßte den hintern Knecht alle 4 Pferde anvertrauen u. den gehenden ihn nur zur Hülfe geben. Man müßte so geschwind, ohne selbst einmal zu fallen, an u. abspringen können. [13.] Vorliegende Posten, bei Bergen zu' c Kriegslisten

Die Sache erklärt sich am besten durch die in der Schlacht bei Bergen versch. Bataillons u. die Stadt Amoeneburg. 1. Die erstem waren näher, d. i. innerhalb eines Kanonshußes der Armee, 1500, 2. sie konnten gedekt unterstützt werden, 3. ihre Flanken konnten nicht angegriffen werden, ohne daß der Feind dabei in Flank genommen wurde. Wie ganz anders war es mit den Posten Amoeneburg in der Affäre bei Brückermühle? 15 Man vergleiche hier. Die Posten in der Schlacht bei Rocoux lag[en] zu weit vor. In der Schlacht bei Prag wer er nicht unterstützt. In der Schlacht bei Freiberg war er nicht unterstützt. Ein vorliegender Posten kann unter manchen Umständen von großen Nutzen seyn. Man liefert hier die Schlacht successive. Man erneuert das Gefecht und hat dabei den Vortheil, 1. daß man des Angreifenden Kräfte mehr aufreibt als er die unsrigen, 2. daß man, wenn der Poste erobert ist, noch nichts verlorn hat. Es muß hierzu aber das Terrän u. Kunst die Hand bieten. Durch einen vorliegenden Posten kann man oft den Feind verhindern, vor uns eine vortheilhafte Position zu nehmen. Amoeneburg, N B . wenn alles dazu eingerichtet gewesen wäre. Wenn man eine Position nehmen kann, wo man den Feind zu einen Postengefecht verleiten kann, da hat man den Vortheil, das Uebrige nach seinen angelegten Plan gebrauchen zu können. Dann muß aber alles dazu angelegt u. zu bereitet werden. 'b 15

Folgt ein überflüssiges „ auch ". Statt „zum". Vgl. Scharnhorsts Aufzeichnung zu diesem Gefecht (21. September 1762), Nr. 17 im ersten Band.

106

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

[14.] Angriff einer in Corps postirten Armee Sie wird einen Fluß vor sich haben, oder einen Bach u.s.w. 1.

2.

3. 4. 5. 6.

Man allarmirt sie mehrere Tage, bald hier, bald dort, mit Anbruch des Tages, aber nur mit leichten Truppen, damit der Feind es als Neckerei an siehet Man allarmirt sie am Tage des Angriffs an mehreren Oertern und concentrirt auf einen seine Haupt Macht. Schnelligkeit ist hier die Haupt Sache. U m den Feind desto mehr zu verführen, verschanzt man sich, giebt sich das Ansehen des Defensiven. Während des Haupt Angriffs daurn falshe Angriffe immer noch fort. Man schikt zugleich ein Corps in des Feindes Flank u. Rücken, um ihn überall in Ungewißheit zu setzen. Man berechnet die Zeit, welche der Feind braucht, sich unsern Haupt Angriff von den vielen Truppen entgegenzustellen.

Ein ander mal marshirt man ihn mit der Hauptmacht in die Flank oder auf einen Flügel, während man die ganze Front noch amusirt, die Zelte stehen läßt u.s.w. Man setzt sich hier Bewegungen vor, auf die d[e]r F[ein]d nicht calculirte, die schnell in den nächsten Tagen einander folgt.

50. Scharnhorst an seine Tochter Julie von Scharnhorst

Nordhausen, 15. Juli 1805

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 21 fol. 22r (1 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel III, S. 109f.; Linnebach, S. 252f.

Reise im Harz. Zustand der Pferde.

Familiennachrichten.

Nordhausen den 15ten Jul. 1805 Meine liebe Julchen% ich bin bis hier ganz glüklich gereiset und habe meine Reise Disposition sehr genau ausgeführt. Meine Gesundheit ist sehr gut und Schmid und die Pferde sind sehr muthig. Wir könnten shon weiter seyn, wenn ich nicht darauf rechnete, daß das große Pferd noch nicht an das Laufen gewöhnt wäre. Denn auf das geschwind Gehen kömmt es nur an, weil der Wage so leicht gehet, daß die Pferde es kaum merken, daß sie ihn hinter sich

Auf der Umschlagseite ( f o l . 22(a)v) addressiert „An die Fräulein v. Scharnhorst" „Bordenau, Amt Neustadt, 2 Meile v. Hannover".

in

107

N r . 51

haben. Sag alles dies den Onkel. 1 Sorge für August und vorzüglich sage an den Onkel, daß August nicht anders als mit ihm den Hengst bei den Fliegen reiten darf, in dem er bei dem Fliegen ganz außerordentlich ungestüm wird. Wenn Heinrich 2 zu der Hochzeit, und zu seinem Zeug Geld haben muß, so gieb es ihn u. leihe es von dem Onkel. Nun lebe wohl, beste Julchen, ich muß fort, es ist schon 37 2 Uhr Nachmittags u. ich will noch bis Sondeshausen. Dein Dich herzlich liebend[er] Vater Scharnhorst

51. Scharnhorst an Geusau

Erfurt, 17. Juli 1805

N a c h einer A b s c h r i f t K a r l L i n n e b a c h s im N a c h l a ß G e r h a r d O e s t r e i c h s . a D r u c k : L e h m a n n I, S. 3 4 5 (Zitat).

Bevorstehende Reise durch Nordfranken und Oberhessen. schaftliche Misere im besetzten Hannover.

Hohe Getreidepreise.

Wirt-

Erfurt, den 17. Juli 1805. Ew. Exzellenz sehr gnädiges Schreiben1 habe ich richtig erhalten. Ich werde den fränkischen Fürstentümern 2 keine Kosten verursachen, sondern mich von hier nach dem Main in die Gegend von Würzburg 3 wenden, dann an diesem Fluß bis Frankfurt gehen und nun die Wetterau und Oberhessen besehen.4 Alsdann kenne ich das Land zwischen der Elbe und dem Rhein von dem Meer bis an die Saale und den Main so ziemlich im Zusammenhange. Die Offiziere der 3. Brigade klagen fast alle über die Teuerung, sie ist überall sehr groß; der Berliner Scheffel hat in der Gegend des Harzes 7 rh. oder 6V3 rh. hannoversches Geld gekostet, ist aber jetzt gefallen.5 Ein in Bremen 1 2

Wilhelm Scharnhorst. B z w . Hinrich, wohl der zuletzt in N r . 22 im dritten Band erwähnte Knecht Scharnhorsts.

"

Die Vorlage („eigenhändig") befand sich zur Zeit der Transkription im Kriegsarchiv, V. 67, später im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 45 Nr. 85 Pak. 500. Sie ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt.

1

Das Schreiben Geusaus an Scharnhorst v o m 14. Juni 1805 war am gleichen O r t archiviert. E s betraf eine Anfrage des Fränkischen Departements des Generaldirektoriums zur Reise Scharnhorsts nach Franken. Gemeint sind die 1791 an Preußen übergegangenen ehemaligen Markgrafschaften Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Bayreuth. Sie gehörten z u m damaligen Arbeitsbereich von Massenbachs 2. Brigade des Generalquartiermeisterstabes. Die Stadt und der größte Teil des ehemaligen Fürstbistums waren im Reichsdeputationshauptschluß an Bayern gekommen. D e r Main markierte die südliche Grenze des von Scharnhorsts 3. Brigade zu bearbeitenden Gebietes. Linnebach zufolge antwortete Geusau am 23. Juli, der Scheffel koste in Schlesien 9 bis 10 Taler.

2

3

4

5

108

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

angekommener Vorrat von Korn aus der Ostsee und die Vorräte von Frankfurt am Main haben dort die Hungersnot glücklich verhindert. In München und Kassel kostet der hannoversche Himbte jetzt V2 Friedrichsdor; l 2 / 3 hannöv. Hbt. machen 1 Berliner Scheffel. Auch das ist der Preis in der hiesigen Gegend. Eine reiche Ernte wird aber in Niedersachsen und auch in Franken die Wunden heilen. Der Zustand im Hannoverschen ist noch derselbe, außer daß die Armut nun allgemeiner wird. Die Schuldenlast während der Okkupation hat sich mit 25 Mill. Franken vermehrt, so ist der dokumentierte Bericht an den Kaiser, 6 das H o l z will niemand mehr kaufen, die Anzahl der abgemeierten Bauern 7 ist in diesem Jahr größer wie sie b sonst in 12 zu sein pflegte, die Reichen verlassen das Kurfürstentum und die Armen bitten um Hülfe, ein kleiner Teil abgehender Truppen würde zu nichts dienen, ohne das Zurückziehen des größern ist das Land der drückendsten Armut ausgesetzt. Die Antwort hierauf wird alle Tage erwartet. Die Deichdurchbrüche im Dannenbergschen sind noch nicht gemacht und das Projekt von 22.000 rh. Anleihe zu diesem Bau ist fehlgeschlagen. Wenn Euer Exzellenz noch vor dem 1. August etwas zu befehlen haben, so bitte ich, die Briefe nach Nordhausen poste restante zu adressieren, nachher nach Driburg und vom lsten Sept. an nach Warburg. v. Scharnhorst.

52. Scharnhorst an Geusau

Hanau, 26. Juli 1805

Nach einer Abschrift Karl Linnebachs im Nachlaß Gerhard Oestreichs. 3 Druck: Lehmann I, S. 345f. (Zitate).

Müfflings Vermessungsarbeiten in Thüringen. Bessere Versorgungslage am Main. Stimmung an Main und Rhein. Kontrolle der Unzufriedenen durch französisches Uberwachungssystem. Reisekostenerstattung für Schüler. Reiseplan. Hanau, den 26. Juli 1805. Ew. Exzellenz haben ohne Zweifel von der Vermessung in Thüringen von dem Herrn von Müffling die genauesten Nachrichten und Berichte. 1 Ich kann diesen hinzufügen, daß ich die Arbeiten vortrefflich gefunden habe und daß Herr von Müffling dies Geschäft nicht allein zweckmäßig, sondern auch

h 6 7

Statt „er".

Damit dürfte Franz II., nicht Napoleon gemeint sein. D. i. der Bauern, denen man ihren Meierhof (ihr Pachtgut) entzogen hatte.

" Die Vorlage („ eigenhändig") befand sich zur Zeit der Transkription im Kriegsarchiv, V. 67, später im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 45 Nr. 85 Pak. 500. Sie ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. 1

Müffling arbeitete an einer Gradmessung in Thüringen.

Nr. 52

109

sehr tätig betreibt. Daß der Herr von Zach2 verreiset gewesen, hat der Arbeit geschadet; er hat mir indeß gesagt, daß er nun zur Vollendung des geographischen Netzes Hand ans Werk legen würde. Die Gegenden am Main sind sehr glücklich; vom Harz bis an den Main nimmt der Getreidepreis beständig ab, so daß an diesem Fluß es nur halb so viel als am Harz gilt; wenn man dort, am Harz, täglich im Auslande mit 2 Pferden 7 bis 8 Taler verzehrt, so wird man hier mit 4 bis 5 fertig und hat dabei alles viel besser. Ungeheure Quantitäten von Branntwein werden vom Main nach Sachsen transportiert und man sagt, er sei größtenteils aus Kartoffeln gebrannt. In Aschaffenburg 3 war man sehr über den Rückgang der Friedensnegotiationen betroffen. 4 Man glaubte (ich spreche hier von der gemeinen Meinung), es würden nun auch in diesen Gegenden bald wieder Veränderungen vorgehen. Ein sehr wohl instruierter Mann sagte mir, der Kaiser der Franzosen wolle einige Kurfürsten unter sich haben und, da er einen großen Teil von Deutschland hätte, auch Deutscher Kaiser sein; da man es soweit, als es jetzt sei, habe kommen lassen, so müßte es nun auch ganz anders erst werden, ehe die Lage bleibend genannt werden könnte. Übrigens fürchtet man sich vor der französischen Herrschaft. Die franz. Untertanen sind am linken Ufer des Rheins, obgleich sie keine Zehnten bezahlen, bei weitem nicht so glücklich als die am rechten und werden dabei immer ärmer; die Kantoneinrichtung und noch mehr als alles die Despotie der Obern in den Departements ist sehr drückend. H.v.Z. 5 sagte mir, die Unzufriedenheit wäre überall groß, welches aber freilich bei den Franzosen nicht viel sagt. Die geheime Polizei ist sehr tätig und da vier Autoritäten in Hinsicht der Unruhigen da sind, so kömmt die Regierung nicht leicht in Verlegenheit. Der Präfekt, der Militär-General, der Gensdarmes und die geheime Polizei sind alle Autoritäten, die nieman2

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4

5

Franz Xaver Freiherr von Zach (1754-1832), Bruder des in den ersten zwei Bänden erwähnten österreichischen Generals, war 1786 in die Dienste Herzogs Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha-Altenburg getreten; 1 7 8 7 - 1 8 0 6 wirkte der Astronom und Geograph als Direktor der eigens für ihn auf dem Seeberg bei Gotha erbauten Sternwarte, später begleitete er als Oberhofmeister die 1804 verwitwete Herzogin Marie Charlotte auf ihren Reisen. Das Fürstentum Aschaffenburg war im Reichsdeputationshauptschluß für Erzbischof und Kurerzkanzler Karl Theodor Anton Maria Freiherr von Dalberg (1744-1817) aus einem Rest seines Kurfürstentums Mainz, dem Bistum Regensburg und den Reichsstädten Regensburg und Wetzlar geschaffen worden. Dalberg nahm nach der Auflösung des Reiches den Titel eines Fürstprimas an, sein Gebiet wurde 1810 bei gleichzeitiger Abtretung Regensburgs an Bayern zum Großherzogtum Frankfurt abgerundet. Das Verhältnis zwischen Frankreich einerseits und den seit dem 6. November 1804 verbündeten Großmächten Osterreich und Rußland verschlechterte sich zusehends. Rußland verbündete sich nun auch mit Schweden (19. Januar) und Großbritannien (11. April), Napoleon krönte sich am 26. Mai 1805 zum König von Italien, annektierte in den folgenden Monaten Genua, Parma und Piacenza an Frankreich und setzte seine Schwester Elise als Fürstin von Lucca und Piombino ein (21. Juli). A m 9. August vollendete Osterreich durch Beitritt zum britisch-russischen Bündnis die 3. Koalition. Gemeint ist wohl der eingangs erwähnte Freiherr von Zach.

110

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

den 6 (wie ehemals durch ein Lettre de Cachet 7 ) arretieren lassen können. Unruhen können daher auf keine Art in Frankreich entstehen. Ew. Exzellenz wollten sich um die freie Post für verschiedene der zum Institut 8 kommenden Offiziere gütigst interessiren; darf ich hierauf Dieselben erinnern; da die Offiziere die Anweisung vor der Abreise haben müssen, so möchte es jetzt bald Zeit sein, hierum nachzusuchen. 11 Wie lange ich im Hessischen noch zubringen werde, weiß ich nicht, ich hoffe aber den 12. August in Driburg zu sein, den 1. Sept. kömmt die Brigade in Warburg zusammen, wie dies mit Ew. Exzellenz Erlaubnis bestimmt ist. 9 v. Scharnhorst.

53. Scharnhorst an Knesebeck

Driburg, 20. August 1805

N a c h der Edition bei Linnebach, S. 253. a

Abänderung des Reiseplans. Mögliche Ubergabe der Betreuung der Generalstabsreise an Knesebeck. Wahrscheinliche Folgen aktueller Ereignisse. Driburg, den 20. August 1805. Mein lieber Knesebeck, ich gehe morgen von hier nach Braunschweig; ich bin sehr ungewiß, ob ich den 1. September wieder zurück und in Warburg sein werde. In dieser Hinsicht bitte ich Sie, vorläufig sich darauf gefaßt zu machen, meine Arbeit bei der Brigade zu übernehmen. 1 Das Unglück hat es gewollt, daß ich hier 8 Tage später gekommen bin, als es meine Absicht war. Eine Stafette von Berlin hat mich daher verfehlt und ist an den M a j o r Kamptz 2 gegangen, indem sie an denselben, im Falle sie mich nicht träfe,

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Der Absatz am Rande markiert mit dem Vermerk: „Pro Not. Von der inclarirten Stelle ist Abschrift u. darauf der nötige Antrag unterm 25. August 1805 bei des Königs Majestät gemacht worden, vide Acta Vol. V Nr. 34 betr. das Berlinsche Lehr-Institut."

6

Gemeint ist offenbar: „jeden". Königlicher Verhaftungsbefehl im vorrevolutionären Frankreich. Hierdurch konnten Menschen ihres Wohnorts oder des Landes verwiesen oder auch ohne Urteil in ein Staatsgefängnis gebracht werden. Gemeint ist die Akademie für junge Offiziere, deren Schüler aus ganz Preußen kamen. Es ist möglich, daß Scharnhorsts undatierte Aufzeichnungen zu den hessischen Schlachtfeldern von Amöneburg, Bergen und Dettingen (Nr. 17 bis 21 im ersten Band) aus dem Kontext dieser Reise stammen und nicht aus dem seiner Reise durch Deutschland von 1783.

7

8 9

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2

Linnebachs Vorlage befand sich im Kriegsarchiv, V. 285. Sie dürfte später ins Heeresarchiv gelangt und 1945 mit diesem verbrannt sein.

Knesebeck war nach Scharnhorst und dem unabkömmlichen Kamptz der rangälteste Offizier in der 3. Brigade des Generalquartiermeisterstabes. Major Adolf August von Kamptz von der 3. Brigade befand sich im Hauptquartier des Generals von Blücher in Münster.

111

Nr. 54

gerichtet war.3 Ich habe bei den hessischen Angelegenheiten geglaubt, daß irgend militärische Anstalten vorfallen können, und dies hat meine Reise nach Braunschweig bestimmt, ohne weiter von irgend einer politischen Angelegenheit etwas zu wissen - auch scheint es mir ganz und gar nicht, daß auf uns die hessische Gesandten-Geschichte eigentlich Bezug hat.4 Mit wahrer Hochachtung Ihr Freund Scharnhorst. Die an mich abgeschickte Stafette betrifft wahrscheinlich unsere Zusammenkunft in Warburg.5 Man wird fürchten, daß dies in dem gegenwärtigen Augenblicke Veranlassung zu falschen Gerüchten geben möchte, und ich glaube, daß wir daher vorerst in die Gegend von Büren 6 und Steinheim auswandern müssen.

54. Scharnhorst an Knesebeck

Braunschweig, 24. August 1805

N a c h der Edition bei Linnebach, S. 254.' Weiterer Druck: Lehmann I, S. 346 (Zitat). Rückruf Scharnhorsts nach Berlin. Politische Rücksichten.

Übergabe

der Betreuung

der

Generalstabsreise.

Braunschweig, den 24. August 1805. Mein lieber Knesebeck, da ich nach Berlin gehe, so überschicke ich Ihnen hier alle Sachen, welche ich für unsere Arbeit gesammelt habe. Ich habe mich auf unsere gemeinschaftlichen Untersuchungen der sehr interessanten Operationen der Alliirten und französischen Armeen im Jahre 1761 und 62 sehr gefreut und es tut mir leid, daß ich nun nicht Teil daran nehmen kann. Sagen Sie dies auch den übrigen Herren Offizieren der 3. Brigade und empfehlen Sie mich ihrer Freundschaft. Wie vorzüglich ich die Freundschaft, die Sie,

3

4

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"

Nach Linnebachs Ansicht sollte die Staffette Scharnhorst nach Berlin rufen, wo man über die nun immer deutlicher auf einen Krieg zutreibende Lage beriet. Napoleon hatte, nachdem er von der Bildung der 3. Koalition aus Großbritannien, Österreich, Rußland und Schweden erfahren hatte, Preußen Hannover angeboten. König Friedrich Wilhelm III. hatte dieses Angebot auf Rat von Haugwitz zwar nicht angenommen, doch begann man in Berlin nun damit, eventuell zum Schutz der preußischen Neutralität zu ergreifende militärische Vorkehrungen zu besprechen. Das bezient sich auf den preußischen Vermittlungsversuch, nachdem Napoleon die Ausweisung des britischen Gesandten in Kassel, Sir Brook Taylor, gefordert hatte. Der vereinbarte Treffpunkt der 3. Brigade lag hart an der kurhessischen Grenze. Bei Lippstadt. Linnebachs Vorlage befand sich im Kriegsarchiv, V. 285. Sie dürfte später ins Heeresarchiv gelangt und 1945 mit diesem verbrannt sein.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

mein lieber Knesebeck, mir sonst bewiesen, schätze, wissen Sie aus meinen ungeheuchelten Aeußerungen. Verschiedene Meinungen werden immer bei Männern, die selbst denken, stattfinden, und wir können sieb einander zu Gute halten.1 Seien Sie daher immer mein Freund so wie2 ich der Ihrige bin und gewiß beständig sein werde. Scharnhorst. Ich überlasse Ihnen, ob Sie es nöthig finden, bei unseren Arbeiten Rücksicht auf die Kasseischen Gesandtschaftsangelegenheiten zu nehmen. Ich weiß von keinen politischen Verhältnissen und rate Ihnen nur, soviel wie möglich in unserm Lande zu bleiben. S.

55. Scharnhorst an Knesebeck

Berlin, 8. September 1805

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs." Reisekostenerstattung

für 3. Brigade.

Berlin, 8. Sept. 1805. Ew. Hochwohlgeb. wollen den Herrn Offizieren der 3. Brigade des Generalstabes, welche unter Ihren Befehl stehen, anzeigen, daß die Reisezulagen für den 6. Monat auf Befehl des Herrn Generalleutnant von Geusau ausbezahlt werden soll[en]. Ferner ersuche ich Ew. Hochwohlgeb. und die übrigen Herrn Offiziere der 3. Brigade, die Rechnung der etwanigen Postauslagen an mich in Berlin einzuschicken, damit ich den Befehl der Ausbezahlung von des Herrn Generalleutnant von Geusau Exzellenz bewirken kann. v. Scharnhorst.

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Statt „Sie". Statt „sowie". Das bezieht sich mutmaßlich auf Scharnhorsts ablehnende Haltung zu Knesebecks Denkschrift „Grundlinien zu einem allgemeinen Terrainbilde des französisch-preußischen Kriegstheaters und Resultate daraus zu dessen militärischer Bedeutung", das die Anschauung vertrat, das Land rechts der Elbe sei für die preußische Kriegführung am günstigsten, vgl. N r . 138. Die damals im Heeresarchiv Potsdam befindliche Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt.

Vorlage („eigenhändig")

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113

Nr. 56

56. Scharnhorst an Geusau

Berlin, 19. September 1805

N a c h einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs. a Eintreffen der 3. Brigade in

Magdeburg.

Berlin, 19. September 1805 [Ew.] Exzellenz verfehle ich nicht, hierdurch gehorsamst anzuzeigen, daß die 3te Brigade außer den detaschierten Offizieren in Magdeburg angekommen ist; nur der Leutnant Gaugrebe 1 wurde noch erwartet, da er bei den Pferden zurückgeblieben war. v. Scharnhorst.

57. Scharnhorst an Kleist

Berlin, 24. September 1805

N a c h einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs.' Marschroute für Korps in Pommern. Empfehlung

Ziehens.

Berlin, 24. September 1805. Mein sehr werter Freund, noch heute mittag wird die Marschroute für das Pommersche Corps an das Kriegeskollegium abgehen.1 Haben Sie die Güte, für den Hauptmann Ziehen zu sorgen. Könnte man ihn nicht auf den Fuss der Quartiermacherleutnants 2 mobil machen u. ihn irgendwo zu einen ähnlichen Dienst ansetzen, ohne ihn grade in den Generalquartiermeisterstab zu setzen? Mit seinen 500 Talern könnte er nicht leben. Sorgen Sie doch, mein würdiger Freund, für Ziehen, er verdient es. v. Scharnhorst.

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Die Vorlage („eigenhändig") befand sich damals im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 45 Nr. 87 Pak. 500. Sie ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. Baron von Gaugreben war 1798 aus pfalz-bayrischen Diensten in das preußische Infanterieregiment Klinckowström (No. 28) übergetreten. Das Mitglied der Militärischen Gesellschaft starb 1822 als britischer Ingenieurhauptmann. Die Vorlage („eigenhändig") befand sich damals im Heeresarchiv, Rep. 2 Mil. Kab. 1 P. 12 148c. Sie ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. Am 8. September begann mit dem Einmarsch österreichischer Truppen in Bayern der Dritte Koalitionskrieg in Deutschland. Am 19. September beriet sich Friedrich Wilhelm III. in Charlottenburg mit seinen Ministem und dem Herzog von Braunschweig und ordnete die Mobilmachung der gesamten Armee zum Schutz der preußischen Neutralität an, dabei sollten etwa 80.000 Mann an der Weichsel konzentriert werden. In Pommern beobachtete eine kleinere Armee unter General Graf Kalckreuth, zu dessen Stab auch Scharnhorst und Kamptz gehörten, die in Schwedisch-Vorpommern versammelte russisch-schwedische Armee. Gemeint ist wohl „Quartiermeisterleutnants".

114

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

58. Scharnhorst an Kleist

Berlin, 25. September 1805

Nach einer Abschrift Gerhard Oestreichs. a Marschrouten für Truppen in Pommern. starke Winde.

Einschränkung

der Ostseeschiffahrt

durch

Berlin, 25. September 1805. Die mir mitgeteilte Bemerkung habe ich angebracht, so gut ich es in meinen Verhältnis konnte. Mit Stargard u. Pirch 1 ist ein Schreibfehler, der blos in Ihrer Nachricht von Kamz b gemacht ist. Ein anderer Fehler, wo ich die vorhergemachten Marschrouten zu Grunde gelegt hatte, wurde noch zur rechten Zeit entdeckt und es ist also alles in Ordnung. Der General von Kalkreuth 2 sagt, dass die Ostsee seit den 22. dieses nicht mehr mit Transportschiffen von Osten nach Westen hätte befahren werden können, indem der starke Westwind es verhindert habe und es gewöhnlich in späten Herbst es durchaus unmöglich mache. v. Scharnhorst.

59. Quittung

Berlin, 1. Oktober 1805

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 12 fol. 43r (1 S.): Vorgedrucktes Formular mit Ergänzungen von unbekannter Hand. a

Empfangen von den Herrn Obrist v. Scharnhorst Hochgeboh. für Rechnung den Herrew Sal. Michael David & Sa in Hannover die Summa von ein hundert & fünfzig Reichs-Thaler in Friedr. d'or. Welches hiemit bescheiniget wird. Berlin, den 1. Octob. A° 1805. Für Rh. 150 Frd'or pr. M. Oppenheim1 & Wolff

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2

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Die Vorlage („ eigenhändig") befand sich damals im Heeresarchiv, Rep. 2 Mil. Kab. 1P. 12 148c. Sie ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. Das Wort in der Abschrift verändert und ergänzt zu „Kanzflisten]". Gemeint ist entweder das Infanterieregiment Pirch (No. 22) oder sein Chef, Generalleutnant Franz Otto von Pirch. Zu General der Kavallerie Friedrich Adolf Graf von Kalckreuth (1737-1818) vgl. Anhang 1. Die handschriftlichen Ergänzungen sind kursiv gesetzt. Mendel Oppenheim wurde in der Rechnung Salomon Michael Davids vom 2. März 1804, Nr. 58 im dritten Band, anläßlich einer Überweisung von 102 Talern von Hannover nach Berlin erwähnt.

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Nr. 60

60. Scharnhorst an seinen Bruder Wilhelm Scharnhorst

Berlin, 8. Oktober 1805

G S t A P K , V I . H A N1 Scharnhorst N r . 21 fol. 1 4 r - 1 5 v (3'/ 2 S.): Eigenhändig. 1 D r u c k : Klippel I I I , S. 120f.; Linnebach, S. 254ff.

Arbeitslast durch Mobilmachung. Russische Armee in Schwedisch-Pommern. Verletzung der preußischen Neutralität durch französische Truppen. Mögliches britisch-russisches Vorgehen in Niedersachsen. Anforderung eines Pferdes. Ziehen Adjutant beim Herzog von Braunschweig. Persönliche Verhältnisse. Zurückgelassene Papiere. Lieber Bruder, ich habe noch nicht die Zeit gehabt, Dir mit Ruhe schreiben zu können, bisher geschah es immer im Fluge. Fast jede Stunde bin ich auf dem Sprunge gewesen, von hier zu reisen, und immer ist es noch dabei geblieben. Wir sind mobil gemacht, um uns gegen diejenigen zu vertheidigen, welche durch unser Land marschiren wollen. Von den Russen sind wir befreiet, sie wollen mit uns keinen Krieg. Es stehet eine Armee in Schwedisch Pommern grade gegen der über, bei der ich Generalquartiermeister bin. Sie geben aber die friedfertigsten Erklärungen, und man kann die Wahrheit derselben nicht im geringsten bezweifeln. Eine beunruhigende Nachricht ist hier eingelaufen; Bernadot ist durch die preussishen Länder in Franken marschirt, die Sache ist höchst insultirend, man muß die Folgen erwarten. 2 Nach aller Wahrscheinlichkeit werdet Ihr dort bald die Engländer oder Russen haben, denn diese werden, da der Krieg auf den festen Lande erklärt ist, gewiß nun auch im Niedersachsen auftreten. 3 Dies habe ich länger vermuthet und aus dis[e]r Ursach shreib ich Dir. Du solltest mir das beste Pferd schicken. Die Sache ist noch verwickelt und ich sehe noch nicht, welchen Ausgang sie neh-

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Im gleichen Faszikel fol. 20r-21r (3 S.) wird ein aus Hannover, 26. Januar 1805 datierter Brief Wilhelm Scharnhorsts an seinen Bruder in Berlin aufbewahrt. Hierin wird anläßlich der Ankunft Heinrichs (des Knechts) aus Berlin berichtet, daß er (Wilhelm) im Winter die meiste Zeit in Bordenau gewesen sei und was es auf dem Gut im vergangenen Jahr für Schwierigkeiten gegeben hatte. Den größten Teil des Briefes machen dann Vorschläge zur zukünftigen Bewirtschaftung und zur Ertragssteigerung aus. Die von Napoleon angeführte Grande Armée war gerade in dem Uberflügelungsmanöver zur Donau begriffen, das zur Einschließung der von Feldmarschalfeutnant Mack kommandierten österreichischen Armee in Schwaben führte. Das von Bernadotte angeführte und größtenteils aus der Besatzungsarmee in Hannover zusammengestellte I. Korps hatte hierbei den längsten Weg. Um diesen abzukürzen, durchquerte es am 3. Oktober das Gebiet von Ansbach, indem es die dortigen preußischen Patrouillen aus dem Wege drängte. Preußen reagierte, indem es nun den Durchmarsch russischer Truppen durch Schlesien gestattete. Tatsächlich war Hannover bis auf die Festung Hameln von den französischen Besatzungstruppen geräumt worden. In der Folgezeit wurde das Kurfürstentum von der schwedisch-russischen Armee aus Vorpommern sowie der aus Großbritannien angelandeten Königlich Deutschen Legion besetzt.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

men wird; doch ist unser König zu friedfertig gesinnt, als daß er nicht den Krieg, wenn man ihn nicht zu sehr compromittirt, vermeiden sollte. Der Hauptman Ziehen ist Adjoudant beim Herzog von Braunshweig, er hat aber noch einen ältern, den Obersten von Kleist. 5 Meine Bestimmungen verändern sich oft, jetzt bin ich noch bei der Pommershen Armee, ich werde aber glaube ich nicht dabei bleiben. 128 Mit meinen Pferde bin ich in besten Stande, wiewohl ich noch eines, wenn wir thätig werden, sollte bedürften. Ich habe 2 Reitknechte mit Heinrich u. einen Wagen Knecht, die beiden neuen sind mir geliefert u. recht gut. Ich bin endlich mit allem fertig, und so, daß ich vorerst nichts Neues anzushaffen brauche, auch bin ich gesund und außer einigen Katzbalgereien hat mich nichts gedrükt, als die unangenehme politische Lage, an der ich unglüklicher Weise mehr Theil nehme, als ich es sollte und brauchte. Wie ich es mit Julchen und August mache, weiß ich jetzt nicht, denn ich muß durchaus erst wissen, wie sich die Sachen lenken, welche Wendung die jetzigen neuen Angelegenheiten nehmen - und welche Bestimmung ich erhalte. Vielleicht bin ich in 8 Tagen schon im Stande, hierüber nähere Anordnungen zu machen. Sag Julchen, daß die Knoppen seit ein paar Tagen ihr eigen Logis bezogen, aber hier shläft und daß hier übrigens alles in dem gewöhnlichen Geleise ist. Ich spare mich jetzt Fourage, damit ich einen Vorrath habe, wenn wir etwa wieder unerwartet auf den Friedensfuß gesetzt werden sollten, wozu freilich, besonders für mich, keine Hofnung ist. Die ganze Armee ist auf den Feldfuß und nur die Berliner, Potsdamer, Magdeburger Garnisonen sind nicht ausgerükt, alle übrigen stehen in Corps in nahen Quartiern oder Läg[e]rn. Meine militärishen Pappiere bitte ich wohl zu verwahren oder sie in den ledernen Mantelsak mit den zurükgelassenen Büchern nach Hildesheim an den Gastwirth Lauenstein zu schicken, der sie mir mit Gelegenheit zuschicken kann. Lebe wohl, lieber Bruder, umarme Julchen u. August in meinen Namen und seit versichert, daß ich oft mit Sehnsucht an Euch denke. Berlin den 8ten Oct. 1805 Scharnhorst

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Friedrich Wilhelm von Kleist (1752-1822), der im Frieden als Inspektionsadjutant der Magdeburger Infanterieinspektion fungierte, war auf dem Feldzug in Holland 1787 mit dem Pour le mérite ausgezeichnet worden. Er gehörte der Militärischen Gesellschaft seit dem ersten Jahre ihres offiziellen Bestehens an und wurde 1807 verabschiedet. A m 13. O k t o b e r wurde der größte Teil von Kalckreuths T r u p p e n der Niedersächsischen A r m e e des H e r z o g s von Braunschweig zugeteilt und Scharnhorst als Generalquartiermeister z u m herzoglichen Hauptquartier versetzt.

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Nr. 61

61. Scharnhorst an Geusau

Berlin, 15. Oktober 1805

Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs. 3

Probleme mit der

Besoldung.

Berlin, 15. Oktober 1805 Ew. Exzellenz zeige ich hierdurch an, daß weder die Kriegeskasse noch die übrigen Kassen mir meine Besoldung auszahlen wollen. Der beiliegende Brief scheint anzuzeigen, daß über meine Besoldung keine Anweisung gegeben ist. Da ich wahrscheinlich den ersten Tag von hier gehe, so ersuche ich Euer Exzellenz gehorsamst, jene Anweisung gnädigst zu geben. 1 v. Scharnhorst.

62. Scharnhorst an Ludwig Freiherrn von Ompteda

Hildesheim, 29. Oktober 1805

Nach der Edition bei Friedrich von Ompteda (Hrsg.): Politischer Nachlaß des hannoverschen Staats- und Cabinets-Ministers L u d w i g von Ompteda aus den Jahren 1804 bis 1813, 3 Bde., Jena 1869,1, S. 94f., zit. Ompteda, Nachlaß; ergänzt nach dem A u s z u g in: Katalog 651 des Antiquariats J. A. Stargardt, Berlin ( M ä r z 1992), S. 552, und der ebda, S. 553, faksimilierten ersten Seite." Weiterer Druck: nach Ompteda Klippel III, S. 121f., Linnebach, S. 256f.

Preußischer Einmarsch in Hannover. Verhalten der französischen Hameln. Fortgang des Krieges in Süddeutschland.

" Die Vorlage („eigenhändig") befand sich damals im Heeresarchiv, Vol. I. Sie ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. 1

Besatzung

von

Rep. 124 q I 3

Das Problem entstand, weil der bislang aus dem Etat des 3. Artillerieregiments besoldete Scharnhorst nun zu dem des Generalquartiermeisterstabs überstellt worden war. Der König hatte das Generaldirektorium einen Monat zuvor angewiesen, das durch den Tod des Oberstleutnant von Francken freigewordene Gehalt eines Generalquartiermeisterleutnants (2000 Reichstaler) und eine jährliche Zulage von 500 Reichstalern auf die Generalkriegeskasse anzuweisen (Charlottenburg, 17. September 1805, maschinenschriftliche Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs).

* Hiernach umfaßt der Brief zwei Seiten. Der Brief erschien wieder im Katalog 683 (März 2006) und wurde in gleicher Art abgedruckt auf S. 498f. unter dem falschen Datum 29.X. 1808.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Ew. Exzellenz Schreiben 0 von Schwerin habe ich erhalten. 1 Ich hoffe, daß die Kolonnen der Russen und Preußen sich weniger kreuzen, als man glauben sollte. Wir marschiren aus der Altmark und von Lenzen nach der Gegend von Celle und komen dort den 8ten bis lOten Nov. an. Hannov[e]r, das Amt Coldingen, Calenberg, Blumenau u. Langenhagen wird von uns ebenfalls belegt. In Hannov[e]r stehen 3 Bat., im Amt Calenberg 5 Esc., Grohn-de, Coppenbrügge, Ohs[e]n 2 u. Springe sind mit 3 Füselier-Bataillonen besetzt. s Die Franzosen haben sich in Hameln gezogen. Sie sind 3.200 Mann stark. Barbou 3 will gern unterhandeln, bald nimt er diesen, bald jenen Vorwandt dazu. Der Ort ist auf 3 Monat verproviantirt. Man hat in diesen Tagen in Hannover den Herzog von Cambridge erwartet, meine Nachrichten sind jedoch unsicher. Die preußischen Truppen werden in Hannover mit vielen Freudensbezeigungen c empfangen. Die Sachen [in] Schwaben, Bayern der Oesterreicher f stehen schlecht. Alles marschirt in Niedersachsen, u. 8 der Feind ist in Franken, Schwaben u. Bayern. Wo will das enden, wenn kein Concert entstehet?11 Der Herzog von Braunschweig ist in Berlin, wir erwarten ihn alle Tage zurück. Hildesheim, den 29. Oktober 1805.' Scharnhorst. b

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2 3

Die erste Seite transkribiert nach der Photographie im Katalog 651 des Antiquariats ]. A. Stargardt. Die folgenden zwei Wörter fehlen hei Klippel und Linnebach. Ab hier nach der Edition bei Ompteda, korrigiert nach der textnäheren Teiltranskription des Katalogs 651. Bei Ompteda: „Freudensbezeugungen". Im Katalog wurde hier transkribiert: „Die Sacsen, Schwaben, Bayern u. Oesterreicher". Das ergibt für den Oktober 1805 keinen Sinn, da Sachsen seine Neutralität wahrte und Württemberg (sollte sich „Schwaben " auf die württembergische Armee beziehen) und Bayern auf der Seite Frankreichs standen. Bei deutscher Schrift können„h" und langes „s" leicht verwechselt werden. Bei Ompteda: „aber". Die im Katalog gedruckte Teiltranskription endet hier. In Omptedas Edition befindet sich das Datum am Kopf des Briefes, da es sich aber nicht auf der Photographie der ersten Seite befindet, wurde es hier an den Schluß versetzt Nach Angabe Friedrichs von Ompteda befand sich sein Vater Ludwig von Ompteda am 29. bereits auf dem Weg nach Hildesheim. Gemeint ist Hagenohsen und/oder Kirchohsen bei Hameln. Divisionsgeneral Gabriel Barbou Descourieres (1761-1816), der Befehlshaber der nach dem Abmarsch des I. Armeekorps nach Süddeutschland zurückgebliebenen Besatzungstruppen in Hannover, hatte bei den Feldzügen in den Niederlanden während des ersten und zweiten Koalitionskrieges gekämpft. Er geriet 1808 durch die Kapitulation von Bailen in spanische Gefangenschaft, nach seiner Auswechselung diente er 1809 bei der Verteidigung Venedigs und 1810-1814 als Gouverneur von Ancona.

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Nr. 63

63. Scharnhorst an Knesebeck

Hildesheim, 2. November 1805

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. 3 Vertretung des Herzogs durch General von Kleist. Besetzung hannoverscher Gebiete durch Preußen. Französische Garnison in Hameln. Täuschungsmanöver Barbous? Fortgang des Krieges in Süddeutschland und Italien. Verlegung dreier Batterien. Verpflegungsfragen.

Hildesheim, den 2. November 1805 Ew. Hochwohlg. verfehle ich nicht, den richtigen Eingang Ihres geehrten Schreibens vom 27. Oktober ergebenst anzuzeigen. Da Se Durchlaucht der Herzog auf Befehl Sr. Majestät des Königs unter dem 26. Oktober nach Berlin abgereist,1 so habe ich das Schreiben Sr. Churfürstl. Durchlaucht, 2 welches zugleich erfolgte, ungesäumt per Estafette dorthin abgesandt u. zweifle nicht, daß die Beantwortung so schnell als möglich erfolgen wird. Nach einem Schreiben Sr Durchlaucht des Herrn Herzogs an mich wird derselbe Berlin nicht vor dem 1. oder 2. November verlassen u. demnach ist dem General v. d. Inf. v. Kleist 3 aufgetragen worden, sich hierher zu begeben u. das Kommando über die hiesigen Truppen bis zur Rückkehr Sr Durchlaucht zu übernehmen. Die Ankunft des Herrn Generals v. Kleist wird wahrscheinlich diesen Morgen noch erfolgen. Für die mitgeteilten Nachrichten, sowohl in Ansehung der Truppenverteilung als des Verhältnisses der kriegführenden Mächte, danke ich ganz ergebenst u. reprocire erstere durch die beigefügte Dislokation 4 sämtlicher zur Niedersächsischen Armee gehörigen Truppen, letztere durch nachfolgendes Detail über die Lage von Hameln u. der österreichischen Armee, wie selbige nach den neuesten offiziellen Nachrichten aus dem Bayreuthschen u. Ansbachschen bis zum 23. Oktober gewesen ist.

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Die Vorlage („letzter Absatz und Unterschrift eigenhändig") der mutmaßlich von Linnebach angefertigten Abschrift befand sich zur Zeit der Transkription im Kriegsarchiv, 57 V. 285. Sie dürfte später ins Heeresarchiv gelangt und 1945 mit diesem verbrannt sein. Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, der Befehlshaber der Niedersächsischen Armee, sollte an den Konferenzen in Berlin teilnehmen. Der in den ersten beiden Bänden als Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel erwähnte Fürst trug seit 1803 den Titel eines Kurfürsten von Hessen. Knesebeck stand beim Stab des von Wilhelm I. befehligten preußisch-hessischen Korps. Der bei Zorndorf verwundete Franz Kasimir von Kleist (1736-1808) hatte zu Zeiten Friedrichs II. als königlicher Flügeladiutant und Adjutant des Thronfolgers gedient. 1788 wurde er zum Generalmajor und Chef des Infanterieregiments No. 12 ernannt, 1800 zum Gouverneur von Magdeburg und Chef des Regiments No. 5. Nachdem er 1801 die Besetzung Hannover befehligt hatte, wurde er 1802 zum General der Infanterie befördert. Wegen seiner Rolle bei der Kapitulation Magdeburgs wurde Kleist Ende 1806 aus der Armee entlassen und 1809 durch ein posthum eingesetztes Kriegsgericht zum Tode verurteilt. Anscheinend nicht überliefert.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Seit dem 24. u. 25. Oktober zog der französische Divisionsgeneral Barbou alle Truppen im Hannövrischen nach Hameln, in welchem nach zuverlässigen Nachrichten sich jetzt gegen 3120 Mann u. nicht völlig 40 Stück Geschütz befinden sollen. Am 26. Oktober ließen des Herzogs Durchlaucht hierauf Hannover durch 3 Batls. (Grenadiere von Hanstein 5 u. Regiment v. Kleist), die Amter Coldingen u. Kalenberg durch das Regiment von Reitzenstein-Kürassiere 6 u. die Ämter Eldagsen, Koppenbrügge u. Springe durch die Magdeburgische Füsilier-Brigade 7 besetzen. In letzterem Orte befand sich noch ein kleiner Posten der Franzosen, der sich aber auf die Vorstellung des Obristen Gr. Wedell, 8 daß Springe seinem Bataillon zur Kantonnierung angewiesen sei, entfernte u. seitdem in unbedeutender Stärke zu Hachmühlen postiert ist. Ein anderes kleines Detachement von einigen 30 Grenadieren u. 40 Pferden sowie ein Rekrutentransport von 200 Mann, ersteres in der Gegend von Lauenau u. letzterer zu Nienburg, sind zufolge unserer Nachrichten nicht nach Hameln gekommen, sondern haben sich gegen die holländische Grenze zurückgezogen. Bei dieser Besetzung des Hannövrischen wurde der Grundsatz befolgt, jede Art von Hostilität sorgfältig zu vermeiden, in u. hinter jeder Kantonierung alle Arten von Requierungen zu verhindern u. einen Durchmarsch durch die Kantonierung, u. zwar kraft der allgemeinen bestehenden Vorschriften für preußische Kantonierungen. nicht zu gestatten, auch in dem Sinne dieses Grundsatzes jede Anfrage von französischer Seite sowie jede Hülfesuchung der hannövrischen Behörden beantwortet. Aus der neueren - hier beigefügten - Dislokation werden Ew. [Hochwohlgeb.] leicht wahrnehmen, daß man den Bezirk um Hameln möglichst beengt hat, ohne jedoch die Attitüde einer wirklichen Einschließung anzunehmen; es hat dennoch nicht verhindert werden können, daß die Approvisionierung der Festung noch immer fortgesetzt u. die bei ihr nahe liegenden Ortschaften sehr mitgenommen werden. An dem Bulletin über die Begebenheiten an der Donau, welches der General u. Komm. Barbou bekannt machte, war als von dem Kriegsminister Berthier herrührend der Zusatz hinzugefügt:

5 6 7 8

Das Bataillon bestand aus den Grenadierkompanien der Infanterieregimenter Kleist (No. 5) und Prinz Ludwig Ferdinand (No. 20). Kürassierregiment No. 7. Füsilierbataillone Carlowitz (No. 1), Bila (No. 2) und Graf Wedel (No. 5). Erhard Gustav Graf von Wedel (1756-1813), der im Revolutionskrieg mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet worden war. Der Ostfriese wurde 1806 bei Lübeck gefangen und trat nach seiner Entlassung aus preußischen Diensten 1809 in königlich holländische Dienste. Durch die Annexion von 1810 zum französischen General geworden, nahm er 1812 am Rußlandfeldzug teil und starb auf dem Rückzug am 8. Februar 1813 in Dresden.

Nr. 63

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„Es heißt, daß die Russen u. Schweden gelandet sind, wahrscheinlich werden diese Truppen Sie angreifen. Sie müssen jetzt approvisioniert sein u. sich aufs äußerste wehren. Aus beigehenden Details werden Sie sehen, daß der Kaiser bald imstande sein wird, ein Corps d'armée auf Hannover zu senden;" es ist aber nicht unwahrscheinlich, daß dieser Zusatz erst in Hameln geschaffen ist, um eine doppelte Wirkung - dort u. in Hannover, wohin man nicht verfehlt hat, eine Abschrift an den Gen. Lt. v. Larisch 9 gelangen zu lassen hervorzubringen. Bei dem starken Frost war am 30. Oktober die Garnison beschäftigt, auf der Berme Sturmpfähle zu setzen; das eigene Vermögen der Offiziere daselbst soll - in Effekten - gegen 1V2 Millionen betragen, die Stimmung nicht die beste sein etc. etc. Hiernach würden nun Ew. Hochwohlgeboren zunächst von der Lage u. Absichten der russischen u. schwedischen Truppen unterrichtet zu sein wünschen; indessen alles, was ich davon sagen kann, beschränkt sich darauf, daß Lüneburg von ihnen den 1. Nov. besetzt wurde u. daß sie Absicht auf Bremen zu haben scheinen. Der Entwickelung von diesem sowie von manchem andern haben wir noch entgegenzusehen. In Ansehung der Lage der österreichischen Armee ist in den fränkischen neuesten Berichten ungefähr folgendes enthalten: „Die Franzosen verfolgten den Erzherzog Ferdinand 10 bis Creußen, der auf der großen Heerstraße - anfangs - in der Richtung gegen Sachsen sich zurückzog u. dann plötzlich gegen Eger wandte. Die Kaiserlichen betrugen sich gut auf dem preußischen Territorio u. bezahlten bar, auch

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Johann Karl Leopold von Larisch ( 1 7 3 4 - 1 8 1 1 ) war 1752 in das Infanterieregiment Bonin (No. 5) eingetreten und hatte in seinen Reihen am Siebenjährigen und Bayrischen Erbfolgekrieg teilgenommen. Nach seinem Dienst als Kommandeur des Regiments Braunschweig (No. 21) im Krieg gegen Frankreich 1792-1794 erhielt er das Regiment No. 14. Larisch wurde 1795 zum Generalmajor und Chef des Infanterieregiments No. 26 ernannt, 1801 zum Generalleutnant. Er trat früh in die Militärische Gesellschaft ein und befehligte im November 1805 die Reserve der Niedersächsischen Armee. 1806 stand er bei der preußischen Armee in Hannover, nach Rücheis Verwundung bei Jena übernahm er das Kommando über dessen Korps, kam aber auf dem Rückzug vom Weg ab. Nach seiner Gefangennahme in der Kapitulation von Erfurt wurde er nicht wieder angestellt. Erzherzog Ferdinand Karl Joseph von Este (1781-1850), zu Beginn des Feldzugs Befehlshaber des in Schwaben aufgestellten 3. österreichischen Korps, war mit zwei Bataillonen und elf Eskadronen der französischen Umzingelung und damit der Kapitulation von Ulm entkommen. Er erreichte am 23. Oktober mit weniger als 2000 Mann Eger. Danach zog er in Böhmen etwa 10.000 Mann zusammen, die aber nicht mehr an der Schlacht von Austerlitz teilnahmen. Der Erzherzog befehligte 1809 ein Korps gegen das Großherzogtum Warschau und wurde 1830 zum General- und Zivilgouverneur von Galizien ernannt.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

die Franzosen unter P r i n z M u r a t " gaben w e i t e r keine Veranlassung z u r Beschwerde, n u r w o l l t e n sie, was auch natürlich war, sich d u r c h P r o t e stationen, w e l c h e die B e h ö r d e n auf die Neutralität begründeten, nicht abhalten lassen, den Feind überall zu verfolgen, w o er sich hinzöge. D i e russisch-österreichische A r m e e , w e l c h e an d e m Inn dem Kaiser N a p o leon das f e r n e r e V o r d r i n g e n v e r w e h r e n soll, w i r d gegen 7 0 . 0 0 0 M a n n geschätzt. 1 2 M a n hatte die aber freilich nicht zuverlässige Nachricht, daß in Italien die österreichischen W a f f e n glücklicher w a r e n u. E r z h e r z o g K a r l in das Mailändische eingedrungen sei usw.["] 13 D i e J ä g e r - K o m p a g n i e n v o n C h a r r o t u. K a l k r e u t h 1 4 in Elze u. A h l f e l d haben v o n S r D u r c h l a u c h t dem H e r r n C h u r f ü r s t e n den Befehl erhalten, nach N o t teln zu gehen, den sie ohne A n s t a n d befolgen w e r d e n . Dagegen ist gestern ein Brief v o n d e m G e n . Lt. v. Blücher an den M a j o r v. M e n t z , 1 5 der die 3 nach W e s t f a l e n bestimmten Fußbatterien f ü h r t , wahrscheinlich ebenfalls mit einem seine f e r n e r e Bestimmung enthaltenden Befehl eingetroffen, dem er aus zweifachen G r u n d e f ü r den A u g e n b l i c k nicht d ü r f t e befolgen können. 11

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Joachim Murat (1767-1815), der Befehlshaber der französischen Kavalleriereserve, verdankte seinen Prinzentitel seiner Ehe mit Napoleons Schwester Karoline. Der Sohn eines Gastwirts und ehemalige Theologiestudent war zu Beginn der Revolution in die französische Armee getreten und hatte es rasch zum Kommandeur eines Kavallerieregiments gebracht. Wegen seiner Unterstützung Marats und Robespierres zeitweilig inaktiv, lernte er den damals ebenfalls in Ungnade befindlichen General Napoleon Bonaparte kennen, dem er bei der Niederschlagung des royalistischen Aufstandes am 13. Vendémiaire IV (5. Oktober 1795) vor der Kirche von Saint-Roch entscheidend half. Er begleitete ihn daraufhin nach Italien und Ägypten und machte sich nicht zuletzt durch seinen persönlichen Mut einen Namen. Auch beim Staatsstreich vom 18. Brumaire (9. November 1799) spielte er eine prominente Rolle. 1801 ernannte Napoleon ihn zum Gouverneur der Cisalpinischen Republik, 1804 zum Marschall, Prinzen und Großadmiral. Im März 1806 bestieg er als Joachim I. den Thron des neugeschaffenen Großherzogtums Berg, 1808 vertauschte er ihn mit dem des Königreichs Neapel. 1812 und 1813 kommandierte er noch einmal die Kavallerie der Grande Armée, schloß aber im Januar 1814 einen Sondervertrag mit Osterreich und wechselte die Front. Da der Wiener Kongreß den Erhalt seines Thrones trotzdem infragestellte, schlug er 1815 erneut los, unterlag aber den Österreichern und mußte fliehen. Sein anschließender Versuch einer bewaffneten Rückkehr nach Neapel scheiterte kläglich und endete mit seiner standrechtlichen Erschießung als „Usurpator". Die am 25. August von der Grenze Galiziens aufgebrochene russische Armee des Generals der Infanterie Kutuzov erreichte am 9. Oktober Braunau am Inn. A m 23. traf unerwartet Mack mit der Nachricht von der Kapitulation seiner in Ulm eingeschlossenen Armee in Kutuzovs Hauptquartier ein. Da aber auch mit dem aus Schwaben entkommenen Korps des Feldmarschalleutnants Kienmayer bis zum 26. nur etwas unter 50.000 Mann an der Innlinie zusammengebracht werden konnten, gab Kutuzov sie am 29. auf. Die Gefechte bei Caldiero (30. und 31. Oktober 1805) endeten nicht ungünstig für die von Erzherzog Karl kommandierte österreichische Armee in Italien, doch mußte sie sich infolge der französischen Erfolge an den anderen Fronten zurückziehen. Die Kompanien des Majors Michael von Charcot und des Kapitäns Friedrich Heinrich Wilhelm von Kalckreuth. Andreas Friedrich von Mentz (f 1814) vom 1. Artillerieregiment, einer der wenigen Offiziere, die nach der Kanonade von Valmy mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet wurden. Zu Gebhard Leberecht von Blücher (1742-1819) vgl. Anhang 1.

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N r . 64

Fürs erste haben Se Durchlaucht der Herzog über diese 3, vor der Hand seinen Befehlen untergeordneten Batterien ebensowenig als über die andern im gleichen Fall befindlichen Batterien u. Eskadronen keinen Befehl zum Abmarsch zu ihrer fernem Bestimmung nach Westfalen zurückgelassen, u. fürs zweite sind durch die übereilte Mobilmachung oder aus andern Ursachen die Bespannungen dieser 3 Batterien so schlecht, daß sie von hier bis Minden, wohin sie seit dem 31. Oktober in Marsch gesetzt sind u. wo sie den 6. November eintreffen werden, 70 Pferde Vorspann gebraucht haben u. von der Mindenschen Kammer noch erst - wenigstens notdürftig - mit andern Pferden versehen werden sollen. Demzufolge wird es der Major v. Mentz nicht zugerechnet werden dürfen, falls er dem ihm zugekommenen Befehl nicht augenblicklich Folge leisten kann. Da, im Fall ein Krieg für Preußen ausbrechen sollte, die Bewegungen seiner Armeen doch zunächst gegen Süden gerichtet sein dürften, so gibt man sich hier alle Mühe, Vorräte anzuschaffen, um so zu disponieren, daß diese erwähnte Bewegung dadurch möglich werde; indessen hoffe [man] mit Zuversicht, daß dieses auch bei Euer Hochwohlgeboren, der obigen Voraussetzung unbeschadet, geschehen wird, weil sonst, wenn es nötig werden sollte, zur Unterstützung der hessischen Truppen in dortige Gegend vorzugehen, diese Maßregel, zu welcher man außerdem gewiß sehr bereitwillig sein wird, lediglich aus Mangel der Subsistenz unausführbar werden dürfte. Wie ich eben erfahre, so werden die Kav. Regimenter sich zu des Churfürsten Armee sofort in Bewegung setzen, die Batterien werden aber freilich erst mit Pferden komplettiert werden müssen. v. Scharnhorst.

64. Scharnhorst an Knesebeck

Hildesheim, 4. November 1805

N a c h einer A b s c h r i f t im N a c h l a ß G e r h a r d O e s t r e i c h s . 1

Schwierigkeiten bei der Verlegung einzelner Einheiten. Erwartung der Rückkehr des Herzogs. Aufschub des Abmarsches einer Batterie.

Hildesheim, den 4. Nov. 1805 Euer Hochwohlgeboren habe ich die Ehre, ergebenst im Verfolge meines Schreibens vom 2. d. zu benachrichtigen, daß nun auch die reitende Batterie K. Lehmann 1 bis zum 10. in die Gegend von Minden eintrifft, die Bäckerei u. Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift") befand sich zur Zeit der Transkription im Kriegsarchiv, 57 V. 285. Sie dürfte später ins Heeresarchiv gelangt und 1945 mit diesem verbrannt sein.

Stabskapitän Gottlieb Peter Lehmann ( 1 7 6 2 - 1 8 2 4 ) war 1793 für seinen Anteil am Rheinübergang bei Bingen mit dem P o u r le Mérite ausgezeichnet worden. E r bewährte sich auch später und wurde in den Befreiungskriegen mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekoriert. Lehmann kommandierte 1815 die Artillerie des I. Armeekorps und wurde 1823 aus gesundheitlichen Gründen als Generalmajor entlassen.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

der Proviant-Fuhrwesen-Train hingegen vor der Hand noch in hiesiger Gegend stehen bleiben muß, da bei den äußerst schlechten Wegen hierher die ohnehin schon elende Bespannung in einem solchen Zustande ist, daß schlechterding einige Einrichtungen zu seinem ferneren Fortkommen vorher noch getroffen werden müssen. Der Herr General v. Kleist würde nicht verfehlen. S r Kurfürstlichen Durchlaucht hiervon offiziellen Bericht abzustatten, da wir aber von heute an der Rückkunft Seiner Durchlaucht des Herzogs mit jedem Augenblick entgegensehen, zugleich aber in Ansehung der Batterien u. Eskadronen, die zum westfälischen Corps d'Armée 2 von dem hiesigen abmarschiern werden, noch keine bestimmte Ordre des Abmarsches hier eingetroffen ist, so bleibt nicht anderes als diese konfidentielle Eröffnung an Euer Hochwohlgeboren mir übrig, um die Lage der Sache, wie sie im Augenblick ist, zur Kenntnis Sr. Churfürstlichen Durchlaucht zu bringen. v. Scharnhorst. P. S. Da die Ankunft des Herrn Herzogs Durchlaucht so nahe zu sein scheint u. der Marsch der reitenden Batterie Lehmann ohne Bedeckung zufolge der Euer Hochwohlgeboren bekannten Befehle einen so weiten Umweg (über Hannover) erfordern würde, daß sie wohl erst den 10. bei Minden, folglich ganz von ihrer ferneren Marschroute detourniert, anlangen würde, so ist jetzt der Abmarsch dieser Batterie wieder suspendiert worden, um sie den Kavallerie-Regimentern zu attachieren u. bei dem wahrscheinlich bald erfolgenden Abmarsch dieser Regimenter die jetzige Versäumnis auf den bessern Wegen, der kürzern Marsch-Disponierung zu ihrer Bestimmung mit Wucher einzubringen. v. Scharnhorst.

65. Scharnhorst an Knesebeck

[Hildesheim, 5. November 1805 1 ]

Nach der Edition bei Linnebach, S. 257ff. a Weiterer Druck: Nach Linnebach Gersdorff, S. 173-177. Vertrauliche Nachrichten. Zusammenhalten der Armeen zur Gewährleistung schneller Bewegungen. Glänzende Möglichkeit eines Eingreifens in den Krieg gegen Frankreich. Magazine. Strategische Lage nach Kapitulation von Ulm.

2

Unter Blücher.

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Linnebachs Vorlage befand sich im Kriegsarchiv, V. 286. Sie dürfte später ins Heeresarchiv gelangt und 1945 mit diesem verbrannt sein. Datierung nach Linnebach, S. 493, aufgrund der Bezüge zwischen diesem Schreiben und den vorangehenden vom 2. und 4. November sowie der hier im sechsten Absatz angekündigten, tatsächlich am 7. November erfolgten Rückkehr des Herzogs von Braunschweig.

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Nr. 65

125

Mein lieber Knesebeck, ich danke Ihnen für die mir mitgeteilten Nachrichten; ich fürchte, daß Sie von dem Herzog nichts bestimmtes und Umständliches erfahren haben, dies veranlaßt mich, an Sie eine Stafette abgehen zu lassen. Das einliegende Schreiben 2 ist von der Art, daß Sie es werden vorzeigen können, aber es ist immer nur als eine Privatnachricht, die ich Ihnen als Freund mitteile, auszugeben. Sie sehen aus allem, daß der Herzog seine Armee zusammenhält, um mit ihr b nach Göttingen, Mühlhausen usw., sobald es erfordert wird, marschieren zu können. 3 Aus diesem Grunde würde ich immer raten, auch die Armee des Kurfürsten zusammenzuhalten und nicht nach Wesel hin zu eparpillieren, dort ist kein Feind, keine drohende Gefahr. Sobald der Kaiser der Franzosen weitere Fortschritte macht oder sobald wir uns nur entfernt fürchten müssen, von ihm angegriffen zu werden, müssen wir ihm entgegengehen und ihn angreifen, wo wir ihn finden. Die Sächsische Armee, die Reserven, die Niederschlesische und die des Kurfürsten sind dazu hinlänglich stark. 4 Zaudern wir, werden wir über die Elbe manövriert, so sind wir schon halb verloren, so gewinnt der Kaiser Ressourcen und wir verlieren sie - so gehet uns Sachsen, Hessen usw. verloren. Welch einen Ruhm könnte sich jetzt die preußische Armee erobern, wenn sie die Franzosen über die Rheingrenze zurückjüge. Die österreichische Monarchie müßte ihr ihre Erhaltung verdanken - dazu ist aber keine Hoffnung. Ich bitte Sie, machen Sie nur, daß der Kurfürst seine Macht zusammen behält und sie nicht nach dem Niederrhein, der ohnehin durch die Russen gedeckt wird, zerstreut. 5 Eskadrons Husaren und 3 Bataillone ins Münstersche ist alles, was dort erforderlich ist. Aber Magazine an der Werra und Fulda, darauf beruhet alles. Ich habe diesen Punkt in dem beiliegenden Schreiben berührt, bringen sie diese Idee doch in Umlauf, nur dadurch kann sich der Kurfürst von uns Hülfe versprechen. Wir leben hier auf die gewöhnliche Weise. Der General von Kleist ist eben angekommen, der Herzog wird in 2 Tagen kommen.

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Statt „ihnen".

2

O f f e n b a r ist nicht das vorangehende Schreiben gemeint, da es sich nicht auf Magazine an W e r r a und Fulda bezieht. Zwei Denkschriften des Herzogs v o m 1. N o v e m b e r 1 8 0 5 über zu treffende militärischen Maßregeln sind abgedruckt bei Leopold v o n Ranke (Hrsg.): Denkwürdigkeiten des Staatskanzlers Fürsten von Hardenberg, 5 Bde., Leipzig 1877, hier II, S. 3 1 7 - 3 2 4 , zit. Ranke, Hardenberg. Mit der Sächsischen A r m e e ist offenbar die Niedersächsische des Herzogs von Braunschweig gemeint, mit der Niederschlesischen die in der Folge als Fränkische A r m e e bezeichnete des Fürsten v o n Hohenlohe.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Alles dies ist in größter Eile geschrieben. Grüßen Sie meinen alten Freund Ochs. 5 Ihr Freund Scharnhorst. Ich werde alles anwenden, daß die Regimenter expediert werden, nur die Batterien müssen erst von neuem mobil sein. Eben erhalte ich Ihren Brief vom 30. Okt. Ich habe aber nicht den Brief des Kurfürsten gelesen, indem ich jetzt, nachdem Kleist angekommen ist, nicht mehr die Briefe des Herzogs erbrechen kann. Die Sache bei Ulm kann wohl nicht schändlicher sein und verspricht auf die Zukunft wenig. 6 Ich bleibe dabei, wir haben jetzt die beste Gelegenheit, uns eine große Reputation zu erwerben. Aber wir müssen sterbelustig sein! Und dann rasch Friede machen, dazu gehört Entschlossenheit, dabei muß man sich mit niemand einlassen. Rußland und Österreich sind ohnehin unsere gezwungenen Alliirten und können nicht anders. Die Russen sind 14.320 M. in Pommern stark, die Schweden 8000; sie geben sich zwar zu 12.000 M. aus. Ein ander Korps Russen, welches jetzt in Lübeck landet, ist nicht bedeutend; man gibt die schwedisch-russische Armee überhaupt zu 36.000 Mann an, es fehlt aber an Kavallerie. Sie soll, der Angabe nach, durch Hannover marschieren und zugleich Bremen besetzen. Das Letzte wird geschehen, da wir mit dieser Besetzung zaudern. Dies ist aber übel, indem wir nun nicht Meister unser aus der Ostsee kommenden Vorräte sind. Wären alle so eifrig für das preußische Interesse als wir beiden, so würde das Ding rascher gehen. Man kann aber nicht mehr tun, als die Umstände es mit sich bringen. Auch hoffe ich, daß jetzt ein besseres Konzert zustande kömmt. Es hat bisher viel anders sein können, die Lage hat es so mit sich gebracht. Ich habe hier Zielinsky, Schöler 7 und Oppen 8 bei mir, und wir werden gut mit einander fertig; Ziehen ist in Hannover bei den General Larisch und hält die Pourparlers 9 mit den Franzosen. Ihr Sie herzlich liebender Freund Scharnhorst.

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Oberstleutnant Adam Ludwig von Ochs hatte mit Scharnhorst in der Englischen Armee gedient, vgl. den ersten Band. Ochs war 1798 zum hessen-kasselschen Generalquartiermeisterleutnant ernannt und 1802 geadelt worden. Harsche Kritik erregte nicht nur das passive Verharren Macks in Ulm während der Überflügelung durch die Grande Armee, man verurteilte besonders, daß Mack die Stadt und seine Armee schon am 20. Oktober, fünf Tage vor dem am 17. Oktober vereinbarten Termin, übergab. Napoleone konnte so die Grande Armée schneller gegen die Armee Kutuzovs am Inn in Marsch setzen. Gemeint ist wohl Kapitän Moritz Ludwig Wilhelm von Schöler, der wie die beiden anderen Genannten zu Scharnhorsts und Knesebecks 3. Brigade gehörte. Allerdings war sein jüngerer Bruder Friedrich im Oktober zu einem Adjutanten des Herzogs von Braunschweig ernannt worden. Leutnant Karl Friedrich Wilhelm von Oppen. Unterhandlungen, Besprechungen.

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Nr. 66

66. Scharnhorst an Knesebeck

[Hildesheim, vor 6. November 18051]

Nach der Edition bei Linnebach, S. 259f. a Unterhandlungen in Berlin. schweig. Strategische Lage.

Verzögerung

der Rückkehr

des Herzogs

von

Braun-

D u r o c 2 hat sich in Berlin e m p f o h l e n , 3 der E r z h e r z o g A n t o n 4 ist d o r t a n g e k o m m e n . M i t der R ü c k k u n f t des H e r z o g s hat es sich bis jetzt v e r z o g e n , ich befürchte, daß er erst d e n 6 . o d e r gar den 7. hier eintreffen w i r d . 5 U m die beiden Kav. R e g t . L e i b k ü r a s s i e r e u n d Q u i t z o w in M a r s c h z u s e t z e n , h a b e ich die M a r s c h r o u t e n für diese d e m H e r z o g z u g e s c h i c k t . 6 D e r H e r z o g h a t d e n ersten r u s s i s c h e n O r d e n 7 mit B r i l l a n t e n b e s e t z t erhalten; die R u s s e n g e h e n erst in diesen T a g e n ü b e r die E l b e ; d e r K a i s e r ist länger in B e r l i n geblieben,

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Linnebachs Vorlage befand sich im Kriegsarchiv, V. 285. Sie dürfte später ins Heeresarchiv gelangt una 1945 mit diesem verbrannt sein. Datierung aufgrund des zu Beginn angesprochenen Termins der Rückkehr des Herzogs von Braunschweig. Michel Duroc (1772-1813), der 1796-1799 Adjutant des Generals Napoleon Bonaparte gewesen war, galt vielen als dessen intimster Vertrauter. Nach dem 18. Brumaire auch mit vielen diplomatischen Missionen betraut, wurde er zum Divisionsgeneral, 1804 anläßlich der Kaiserkrönung zum Großmarschall des Palastes und 1807 zum Herzog von Friaul ernannt. Er befand sich fast stets in der unmittelbaren Umgebung Napoleons und führte eine Vielzahl von militärischen und diplomatischen Sonderaufgaben durch, bis er schließlich am 22. Mai 1813 in einem Vorpostengefecht nach der Schlacht von Bautzen fiel. Am 31. Oktober trug Duroc Napoleons Angebot vor, Preußen das Kurfürstentum Hannover als Gegenleistung für eine Hilfestellung gegen die 3. Koalition zu überlassen. Der achte Sohn Kaiser Leopolds II. sollte ein Bündnis mit Preußen in die Wege zu leiten. Erzherzog Anton (1779-1835), der wegen der durch die Revolutionskriege verursachte Unsicherheit 1801 die Wahl zum Erzbischof von Köln und Bischof von Münster nicht angenommen hatte, war seit 1804 Hochmeister des Deutschen Ordens und als solcher Inhaber des Regiments Hoch- und Deutschmeister. Trotz seiner militärischen Titel (zuletzt wurde er zum Feldzeugmeister ernannt) widmete er sich fast ausschließlich wissenschaftlichen Studien. 1816-1828 fungierte er als Vizekönig des neugeschaffenen Lombardisch-Venetischen Königreichs. Tatsächlich traf der Herzog erst am 7. November abends ein, vgl. Ompteda, Nachlaß I, S. 95. Eine Denkschrift des Herzogs vom 5. November, abgedruckt bei Ranke, Hardenberg II, S. 336ff., empfahl den Bruch mit Napoleon auf den 15. Dezember hinauszuschieben. Die Kürassierregimenter No. 3 und 6 gehörten zur Magdeburgischen Inspektion. Den Orden des heiligen Andreas des Erstberufenen; seine Verleihung war mit dem Rang eines Generalleutnants und der gleichzeitigen Verleihung der Ehrenzeichen des Aleksandr-Nevskij- und des Annenordens verbunden.

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

128

als er b e s t i m m t hatte. 8 E s soll eine A r m e e a m I n n v o n beinahe 1 0 0 . 0 0 0 M a n n R u s s e n u n d O e s t e r r e i c h e r stehen. 9 Tolstoi 1 0 ist z u Berlin. I h r F r e u n d Scharnhorst.

67. Scharnhorst an Knesebeck

Hildesheim, 9. November 1805

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs." Anfragen

betreffend

französischer

Kriegsmaßnahmen. H i l d e s h e i m , d e n 9. N o v . 1 8 0 5 mittags

I h r e n B r i e f habe ich richtig erhalten, ich d a n k e I h n e n r e c h t sehr dafür, n o c h m e h r des H e r z o g s D u r c h l a u c h t . D i e s e r hat m i r a u f g e t r a g e n , I h n e n aufzugeben, alle N a c h r i c h t e n v o n einiger W i c h t i g k e i t sobald als m ö g l i c h einz u s c h i c k e n . Sich z u e r k u n d i g e n , o b die F r a n z o s e n v o n M a i n z n a c h d e m N i e d e r r h e i n b e s o n d e r s auffallend T r u p p e n z u W a s s e r s c h i c k e n ? F e r n e r , o b es g e g r ü n d e t , d a ß m a n in j e d e m D e p a r t e m e n t ein B a t a i l l o n v o n 1 8 0 0 M a n n N a t i o n a l g a r d e n e r r i c h t e ? Alle Gelegenheit, w e l c h e Sie ergreifen, uns diese u. alle N a c h r i c h t e n z u k o m m e n z u lassen, w e r d e n sehr a n g e n e h m sein. Sie m ü s sen aber H ü l f e haben, das w e i ß ich u. ich k o n s e n t i r e sehr gerne, daß Müffling u. B o y e n 1 zu I h n e n k ö m m t . I n d e r g r ö ß t e n E i l m u ß ich dies auf A u f t r a g des H e r z o g s v o n Br. D u r c h l a u c h t schreiben, i n d e m ich den A b g a n g der E s t a f e t t e z u spät erfuhr. Scharnhorst.

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Alexander I. von Rußland war am 25. Oktober in Berlin eingetroffen und schloß am 3. November zusammen mit dem österreichischen Gesandten Graf Metternich den russisch-österreichisch-preußischen Allianzvertrag von Potsdam ab. Tatsächlich hatte sich Kutuzov mit seiner (weniger als halb so großen) Armee schon am 29. Oktober vom Inn zurückgezogen. Am 31. November hatte seine von Fürst Bagration kommandierte Nachhut ein Gefecht bei Lambach an der Traun, am 4. November erreichten die Franzosen die Enns. Auch diese Verteidigungslinie mußte infolge des durch widersprüchliche Befehle verursachten Abzugs einer österreichischen Abteilung unter Graf Merveldt aus Steyr sofort aufgegeben werden. Am 9. November erreichte Kutuzovs Armee bei Krems das Nordufer der Donau. Generalleutnant Pjotr Aleksandrovic Graf Tolstoj (1769-1844) hatte unter Suvorov in den Kriegen gegen die Türkei und Polen gedient und führte 1805 den Oberbefehl der an der deutschen Ostseeküste gelandete russische Armee. 1812 war er bei der Aufstellung der russischen Landwehr tätig, im Herbstfeldzug 1813 führte er ein Korps bei den Belagerungen von Dresden und Hamburg. Der 1814 wurde zum General der Infanterie beförderte Tolstoj fungierte unter Nikolaus I. als Leiter der Militärkolonien und Präsident des Militärdepartements im Reichsrat. Die Vorlage („ eigenhändig") befand sich zur Zeit der Transkription in Kriegsarchiv, 57 V. 285. Sie dürfte später ins Heeresarchiv gelangt und 1945 mit diesem verbrannt sein. Der aus dem dritten Band bekannte Leutnant Ludwig Wilhelm Otto Karl von Boyen, seit 1804 Adjoint im Generalstab und seit 1805 in der 3. Brigade.

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Nr. 68

68. Scharnhorst an Massenbach

Hildesheim, 11. November 1805

N a c h einer Abschrift im N a c h l a ß G e r h a r d Oestreichs. a Vorbereitung Entsendung

der Verschiebung Zielinskis.

der Niedersächsischen

Armee

zum Thüringer

Wald.

S1 Durchl. der Herzog von Braunschweig haben mir aufgetragen, Ew. Hochwohlgeb.1' seine Intenzion über die Vorrückung und Kantonirungsquartiere hinter dem Thüringer Wald bekannt zu machen.1 1. wünschen S1 Durchlaucht zu wissen, auf welchen Wegen die bisherige Niedersächsische Armee in die Cantonirungen zwischen Meiningen und Coburg rücken könne c ? O b diesed Armee nicht auf den Wegen über Gotha nach Schmalkalden und über Eisenach, Salzungen nach Meinungen marschiren könne? 2.) O b die Armee S1 Durchlaucht des Fürsten von Hohenloh 2 die Straße über Arrstadt, Ilmenau und Schlausingen 3 brauche und sie also nicht von der Niedersächsischen Armee benutzt werden könne e ? 3.) O b die Niedersächsische Armee zwischen Meinungen und Coburg, ohne das Bambergsche 4 zu betreten, solche Cantonirungs Quartiere finde, als es die Gesundheit und die Erhaltung des Soldaten erfordere? O b dabei die Pferde unter Dach und Fach zu bringen wären? 4.) O b es möglich sei, die Armee in diesen Quartieren eine Zeit lang zu verpflegen? O b nemlich die Wege eine nicht allzubeschwerliche Zufuhr erlaubten? O b rückwärts ein Theil der Fourage und des Getreydes zur Erhaltung der Armee sich finde? "

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2

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Die Vorlage befand sich zur Zeit der Transkription im Geheimen Staatsarchiv, I. HA Rep. 92 Massenbach VII. 46. 1115ff. Es handelt sich um eine anscheinend von Linnebach bearbeitete Transkription eines Mitarbeiters, bei der hier die von Linnebach gestrichenen textkritischen Anmerkungen mit berücksichtigt werden und die von Linnebach vorgenommenen editorischen Veränderungen (moderne Rechtschreibung, Verrückung des Datums an den Beginn des Dokuments) wieder rückgängig gemacht werden konnten. Das Wort war in der Vorlage gestrichen, aber nicht durch eine Anrede ersetzt worden. Der Bearbeiter setzte stattdessen „ g." („ Gnaden "?). In der Vorlage ist der Brief mit der Uberschrift versehen: „Der Obrist von Scharnhorst an den Obristen von Massenbach". Statt „können". Statt „dieser". Statt „können". Massenbach fungierte als Generalquartiermeister Hohenlohes, dessen hauptsächlich aus schlesischen Truppen bestehende Armee zu Beginn der Mobilmachung in Südpreußen gegen Osten aufgestellt worden war. Nach der Neutralitätsverletzung durch Bernadottes Korps wurde sie nach Thüringen befohlen und seitdem als Fränkische Armee bezeichnet. Zu General der Infanterie Fürst Friedrich Ludwig von Hohenlohe-Ingelfingen vgl. Anhang 1. Arnstädt, Ilmenau und Schleusingen. Seit dem Reichsdeputationshauptschluß gehörte das ehemalige Fürstbistum Bamberg zu Bayern, das als Verbündeter Frankreichs am 3. Koalitionskrieg teilnahm.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Um von allen diesen Umständen nähere Nachricht einzuziehen, als schriftlich es geschehen könnte, ist der Capitän von Zielinski abgeschickt. Ewr. Hochwohlgeb.' werden von S1 Durchlaucht ersucht, dem Hauptmann diejenige Nachricht mitzutheilen, welche Sie sich über jene Punkte verschafft haben, und ihm die Anweisung zu geben, wie er sich die übrigen verschaffe. Sollte der 3 - u. 4 - Punkt verneinend beantwortet werden, so fragen S r Durchlaucht der Herzog, wie weit, um diese Punkte zu erreichen, man mit den Cantonirungs Quartieren ins Bambergsche vorrücken müßte? Eine baldige Nachricht über den 31411 und 4101 Punkt würde S r Durchlaucht äußerst angenehm seyn. Hildesheim, den II1511 Novbr. 1805. Scharnhorst.

69. Scharnhorst an Knesebeck

[Hildesheim], 11. November 1805

Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.3 Mahnung zur Trennung dienstlicher und privater Korrespondenz. Verzögerte Verlagerung der Niedersächsischen Armee. Verschiebung von Einheiten zwischen den Armeen. Britisch-hannoversche Landung im Norden. Neue Briefroute.

11. November morgens Euer Hochwohlgeboren verfehle ich nicht, den richtigen Eingang von dreien Ihrer Briefe, wovon der 1. vom 3. oder 4. d. über Münster gekommen ist u. die beiden andern vom 6. u. 7. d. waren, mit ergebenem Danke anzuzeigen. In Ansehung Ihrer Briefe muß ich zuvörderst die Bemerkung machen, daß Sie gefälligst bei denselben dasjenige trennen wollen, was ich zur Kenntnis S r Durchlaucht bringen soll, von demjenigen, was Sir mir als freundschaftliche Mitteilung, für mich allein, bestimmen, u. demnach letzteres besonders beilegen, indem ich bei Ihrem Schreiben vom 6., aus welchem ich einen für nötig gehaltenen Auszug übergab, sehr deutlich wahrnehme, daß dieses ungenau gesehen wurde, wodurch ich dann in die Alternative versetzt wurde, Ihre Briefe im Original produzieren oder jede von Ihnen erhaltene Notiz mit Stillschweigen übergehen zu müssen. Gleich nach der am 7. des Abends erfolgten Rückkehr S r Durchlaucht wurden für die ganze Armee neue Kantonierungen festgestellt, welche ganz Ihren Wünschen entsprechend sind, u. auch sogleich die sämtlichen Marschrouten entworfen, worauf in Übereinstimmung mit der Ankunft der Truppen an die

f g 4

Das Wort war in der Vorlage gestrichen, aber nicht durch eine Anrede ersetzt worden. Der Bearbeiter setzte stattdessen „g." Davor ein gestrichenes „ v." Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift") befand sich zur Zeit der Transkription im Kriegsarchiv, 57 V. 285. Sie dürfte später ins Heeresarchiv gelangt und 1945 mit diesem verbrannt sein.

Nr. 69

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Aller der Aufbruch den 11. u. nächstfolgenden Tagen anberaumt wurde. Bis in diesen Augenblick (den 11. vormittags) ist aber die Vollziehung suspendiert geblieben u. es wird demnach der Aufbruch wenigstens um 2 Tage später erfolgen müssen. Das Regiment Prinz Ferdinand 1 hat die Bestimmung an die untere Weser erhalten, welche bisher suspendiert war, u. würde nach dem oben erwähnten Aufbruchsdatum den 19. dort eingetroffen sein. Für dieses Regiment ist das Regiment Renouard 2 von der Fränkischen Armee zur Niedersächsischen b gezogen u. für das Grenadierbataillon Gaudi 3 , welches nebst dem Regiment vak. Puttkamer 4 in die Gegend von Hameln zu stehen kommen soll, das Grenadierbataillon Braun, 5 so daß also jene Armee um 5 Bats. vermindert, ohne daß die Niedersächsische verstärkt worden, indem man die Bestimmungen der 5 Bataillone, die ich Ihnen andeutete, für separirt u. länger dauernd annehmen kann. (NB. Das Bat. Gaudi bleibt nicht bei Hameln). Von der Fränkischen Armee ist eine Dislokation eingetroffen, nach welcher sie vom 28. November bis zum Anfange des Dezembers zwischen Eisenach u. Saalfeld anlange. Das Hauptquartier kommt nach Erfurt. Von dem hiesigen Hauptquartiere kann ich Ihnen weiter nichts sagen als daß es nicht nach Hannover geht u. vor der Hand hier bleibt. Zufolge gestern eingegangener Nachrichten sind nicht allein die hannoverschen, sondern in S3 17.000 Mann aus England an der Elbmündung u. im Begriff ausgeschifft zu werden. Das hannoversche Ministerium ist beauftragt, schleunig die Reorganisation der hannoverschen Truppen zu bewerkstelligen. Ich bin im Begriff, eine Briefroute von hier - über Mahlerten, Elze, Ahlfelder Wirtshaus, Zollhaus beim Neuen Kruge, Eimbeck, Hohnstedt 6 , Nordheim, Weende, Dransfeld, Münden, Landwehrhagen - nach Kassel zu etablieren, doch kann ich den Zeitpunkt, in welchem selbige benutzt werden kann, bis jetzt nicht bestimmen. v. Scharnhorst.

h 1 2 3 4 5 6

Statt „ Niederschlesischen ". Das Ruppiner Infanterieregiment No. 34. Infanterieregiment No. 3, dessen Heimatgarnison sich in Halle befand. Das Bataillon Gaudi bestand aus den Grenadierkompanien der Regimenter Zenge (No. 24) und vac. Prinz Heinrich (No. 35). Das Brandenburger Infanterieregiment No. 36. Es bestand aus den Grenadierkompanien der Regimenter Renouard (No. 3) und Herzog von Braunschweig (No. 21) und hieß seit 1805 genaugenommen Alt-Braun. Hollenstedt

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

70. Scharnhorst an Knesebeck

[Hildesheim], 12. November 1805

N a c h der Edition bei Linnebach, S. 260f. a Weiterer Druck: Lehmann I, S. 355 (Zitat).

Bedeutung Knesebecks im kurfürstlichen Hauptquartier. Verschiebung der Niedersächsischen Armee. Verbindung zu Hohenlohe. Alliierte Truppenbewegungen an der Niederelbe. Hameln. Franzosen bei Regensburg. Den 12. November 1805 morgens 6 Uhr. Ich kann Ihnen nicht genug für Ihren Briefe, mein lieber Knesebeck, danken, und als heute die Rede von einer andern augenblicklichen Anstellung Ihrer Person war, sagte der Herzog: „Der darf dort nicht weg, er ist an der rechten Stelle." Sie werden bald viel Neues erfahren, bis jetzt kann ich mich noch nicht näher auslassen. Ihre Ansichten sind ganz auch die meinigen. Sie sind übrigens von mir überzeugt, daß ich nichts unterlasse, was meine patriotischen Gefühle mir eingeben, daß ich nichts scheue, was Pflicht erfordert. Ich muß aber auch hier nicht vergessen zu bemerken, daß der Herzog alles tut, was möglich ist. D e r Zusammenfluß der Umstände erlaubt nicht, daß er immer nach seinen Ansichten handeln kann. Die Armee des Herzogs rückt nun bis Münden vor, doch bleiben die letzten Truppen noch bis Hannover stehen, so daß die Armee zwischen Münden, Osterode und Hannover stehet. Den 18. kommen die meisten Regimenter an O r t und Stelle, den 21. das letzte. Möchte doch unser Hauptquartier nach Göttingen verlegt werden. Wenn wir nicht den Oesterreichern in kurzer Zeit Luft machen, so dient aller unser Marschrumor, wie ihn Berenhorst in dem beiliegenden Briefe nennt, 1 zu nichts, so kann er uns teuer zu stehen kommen. Dies ist mein Gesichtspunkt. Ihr Herr Kurfürst wird und kann jetzt völlig beruhigt sein. Wegen der Wege bitte ich so lange nichts vorzunehmen, bis wir dort sind, alsdann will auch ich es betreiben, soviel ich es kann. Gestern ist Zielinski und Steinwehr 2 nach Erfurt abgegangen, um mit Massenbach Abrede zu nehmen. Gehen wir indes nicht vor, geschiehet dies nicht bald, so dient, ich wiederhole es, unser Marsch mehr zu unserm Verderben als Glück, und unsere Winterquartiere dienen dazu, dem Feind unsere Absichten so früh bekannt zu machen, daß er die beste Anordnung treffen kann, sie zu vereiteln und uns zu vernichten. Gestern traf hier ein Brief aus Leidenburg 3 vom 9. dieses ein, worin es hieß: eben bekömmt hier das russische Musketier-Regiment den Befehl, mor* 1 2

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Linnebachs Vorlage befand sich im Kriegsarchiv, V. 285. Sie dürfte 1945 mit dem Heeresarchiv verbrannt sein. Der Brief war Linnebach zufolge nicht aufzufinden. Premierleutnant Wilhelm Ludwig Bogislav von Steinwehr gehörte der 2. Brigade des Generalquartiermeisterstabes an. Es dürfte Lauenburg gemeint sein.

N r . 71

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gen die Elbe zu passiren. Der Herzog hat den Hauptmann Kornberg 4 zur russischen Armee geschickt und erwartet alle Tage einen Officier von dort. Gen. Decken ist in Bremerlehe5 angekommen und nach Stade abgegangen; wie viel Engländer angekommen, wissen wir noch nicht. Mit Hameln ist es noch auf dem alten Fuß, man hat gestern gehört, daß sie, man weiß nicht was, gesprengt haben. Ich glaube nicht, daß sie das Fort demolieren und abziehen.6 Auch ich fürchte, daß wir durch Unterhandlungen hingehalten werden und dann, wie schon zweimal erwähnt, in die übelste Lage kommen. Die Nachricht von dem Anrücken der Franzosen bei Regensburg ist hier 8 Stunden von dorther später angekommen als von Ihnen. Es sind nach den dorther gekommenen Nachrichten 7000 Mann unter dem General d'Hilliers.7 Ihr Freund Scharnhorst.

71. Scharnhorst an Massenbach

[?, vor 17. November 1805 1 ]

Zitat nach L e h m a n n I, S. 355f. Notwendigkeit

einer Intervention

gegen

Frankreich.

Bringen wir nicht diesen Winter die Franzosen wieder aus Deutschland, so haben wir eine schlechte Zukunft zu erwarten. Sie werden uns dann im Frühjahre von allen Seiten kommen und Oestreich vielleicht bei der ersten Eröffnung des Feldzuges zum Frieden zwingen. Auch jetzt müssen wir eilen, damit wir Oestreich retten; geht es verloren, so fällt die ganze Macht jetzt und in Zukunft auf uns. Wir müssen daher jetzt schnell und decisiv zu Werke gehen.

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Wohl der in der Stammliste für 1806 beim Infanterieregiment Kleist ( N o . 5) geführte Major von Cornberg (j" 1811), der später beim 1. Westpreußischen Infanterieregiment (Nr. 6) diente. Der Flecken wurde später in Lehe umbenannt und ist heute ein Stadtteil von Bremerhaven. Die französische Armee hatte zu Beginn des Feldzuges Hannover bis auf die Festungsstadt Hameln und das nahegelegene F o r t Georg (Fort Luise) geräumt. Divisionsgeneral Louis Baraguay-d'Hilliers ( 1 7 6 4 - 1 8 1 2 ) war, da er 1793 Custines Stab angehört natte, bis zum Sturz Robespierres eingekerkert worden. E r gilt als Verfasser des aus Custines Korrespondenz zusammengestellten Werks: Mémoires posthumes du général français comte de Custine, rédigées par un de ses aides de camp, 2 Teile, H a m burg und Frankfurt a. M. 1794. Nach Kommandos in Frankreich, Ägypten, am Rhein und in der Schweiz wurde Baraguay-d'Hilliers 1804 zum Generaloberst der französischen Dragoner ernannt. Im Feldzug 1805 kommandierte er die Dragoner zu Fuß, sieben Jahre später starb er auf dem Rückzug aus Rußland in Berlin. Der undatierte Brief wurde nach dem 12. November geschrieben, Massenbach fand ihn bei seiner Ankunft in Erfurt vor, die spätestens am 17. erfolgte, vgl. Lehmann I, S. 355.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

72. Scharnhorst an Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig Berlin, 23. November 1805 G S t A P K , V I . H A N1 Scharnhorst N r . 27 fol. 3 r - 4 v (6 S.): Eigenhändig. Druck: Lehmann I, S. 357 (Zitat). Neue Truppenverteilung. Konferenzen wegen möglichem Kriegseintritt Preußens. Reisevorbereitungen des Königs. Rüchel auf Durchreise nach Kassel. Hilfeleistung für Generaladjutant Kleist. Ablösung der Besatzung Bremens. Möglichkeit einer Einschließung Hamelns. Verbindung mit Decken.

Gleich nach meiner Ankunft in Potsdam1 ist die neue Truppen Vertheilung gemacht, und alle Befehle, Marschrouten u.s.w. sind gleich darauf entworfen. Schon vorgestern sind diese Arbeiten Sr. Majestät dem Könige vorgelegt. Auf meine Anfrage, ob ich vorgestern abgehen könnte, erhielt ich den allerhöchsten Befehl, noch hierzubleiben. Heute soll der Generaladjudant,2 der Oberst v. Pfui und ich zu Sr. Majestät kommen, weil Sie uns noch über einige Gegenstände jenes Plans sprechen wollen. Ew. Durchlaucht Plan ist übrigens von Sr. Majestät in allem genehmigt und von jeden als der zwekmäßigste in der gegenwärtigen Lage befunden. Eine vorgestern und gestern statt gefundene Conferenz bei den H. Minister v. Hardenberg zwischen den russischen, oestereichschen und englischen Gesandten,3 den Generaladjudanten von Kleist, Obersten v. Pfui und mir hat uns mit der gegenseitigen Stärke, der disponibeln Truppen, den vorhabenden Planen und übrigen Ansichten bekant" gemacht. Da hier der oestereichsche General von Grenville4 und der englische Oberst von Anstruter 5 gegenwär" 1

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4

5

Statt „bestant". Scharnhorst hatte Hildesheim verlassen, um in Potsdam an den Beratungen teilzunehmen, in denen mit Vertretern der Koalition ein gemeinsamer Operationsplan entworfen werden sollte. Oberstleutnant von Kleist. An den Konferenzen am 21. und 22. November nahmen teil der russische Gesandte in Berlin, Baron von Alopäus, sein österreichischer Kollege Graf Metternich sowie der britische Sonderbotschafter Baron Harrowby. Metternichs Bericht (Berlin, 22. N o vember 1805) ist abgedruckt bei Ranke, Hardenberg V, S. 198-209. Der Lothringer Marineleutnant Ludwig Graf Folliot de Crenneville (1765-1840) emigrierte 1791 aus Frankreich und trat 1793 in die österreichische Kavallerie ein. 1801 wurde er zum Generaladjutanten des Erzherzogs Karl und zum Chef des Marinedepartements ernannt. 1805 diente der Generalmajor zunächst unter Mack, dann als Verbindungsoffizier beim russischen Hauptquartier. Für spätere Dienste wurde Folliot de Crenneville 1814 mit dem Maria-Theresia-Orden ausgezeichnet. Wegen angegriffener Gesundheit wurde er 1817 in den Ruhestand versetzt, er starb als General der Kavallerie. Robert Anstruther (1768-1809) hatte als Hauptmann der 3rd Foot Guards am Feldzug in den Niederlanden 1793/1794 teilgenommen und danach 1795 als Verbindungsoffizier beim österreichischen Hauptquartier gedient. Nachdem er die Offizierspatente bis hin zum Oberstleutnant erworben hatte, diente er 1797 in Westindien und 1799 bei der britisch-russischen Landung bei Den Helder. 1800 segelte er als Abercrombys Generalquartiermeister nach Ägypten, für seine Rolle bei diesem Feldzug wurde er mit dem

N r . 72

135

tig waren, so konnte über die Art, wie der Krieg in Hinsicht der allgemeinen Grundsätzen von den verbundenen Mächten geführt werden könnte, discutirt werden. Diese Gegenstände sind in einem skizirten Entwurf zu Pappire gebracht und enthalten nur ganz gewöhnliche, aber freilich vernachläßigte Regeln. Se. Majestät lassen ihre Feldequipage auf das schleunigste in Stand setzen, gleich abgehen zu können, auch haben Allerhöchstdieselben dies ihrer Suite angezeigt. Der Herr General von Rüchel ist gestern Abend hier angekommen und wird nach Cassel über Hildesheim abgehen und dort alles auf eine höchst dringende Art in Bewegung setzen, es sind hier neben den inponirenden Mitteln zugleich auch die reitzenden angewandt. Der Generaladjudant und Oberstlieutenant von Kleist ist so mit Arbeit überhäuft, daß ich, da der Major von Rauch auch in diesen Tagen nicht ganz wohl gewesen ist, ihn habe helfen müßen. Dies wird es entschuldigen, wenn ich einige Briefe Ew. Durchlaucht hier beantworte. Se. Majestät der König genehmigen es vollkommen, was Ew. Durchlaucht der Stadt Bremen geantwortet haben. Sie wollen indes das Regiment Ferdinand nicht dort lassen, sondern statt desselben ein Depot Bataillon 6 dorthinlegen, und damit der Rükzug des Regiments nicht aufgehalten werde, so soll daß Regiment dort vorerst ein Comando lassen und so fort nach der Gegend von Hannover zurük marschiren. Se. Majestät wünschen, daß Ew. Durchlaucht eine Uebereinkunft mit den Engländern über die vorläufige Besetzung von Bremen treffen möchten, und daß diese Nation dort wenigsten ein Bataillon ließe. Wenn von der combinirten russischen Armee 7 oder den Engländern Hameln eingeschloßen werden könnte, so würde dies ganz nach dem Wunsch Sr. Majestät des Königs sevn. zumal da Dieselben jetzt ihre Truppen anderswo bestimmt haben. Se. Majestät ersuchen daher Ew. Durchlaucht, diese Ablösung so bald als möglich zu veranstallten. Da in den Conferenzen bei den Minister v. Hardenberg ausgemacht ist, daß der englische General Don 8 oder einer seiner vertrauten Officiere nach Hildesheim zu Ew. Durchlaucht kommen soll, um wo möglich dort so lange zu bleiben, bis der General Tolstoy ankörnt, damit beide von Ew. Durchlaucht

6

7

8

türkischen O r d e n v o m H a l b m o n d ausgezeichnet. D a n a c h diente er in verschiedenen Stabsfunktionen in England und Irland, bis er 1807 z u m Brigadier befördert wurde. Im Verlauf des 1808 begonnenen Krieges auf der Iberischen Halbinsel zeichnete sich Anstruthers leichte Infanteriebrigade bei Vimeiro und auf d e m R ü c k z u g nach L a C o r u n a aus, doch starb der General z u m Ende der letzteren Operation an der Ruhr. Die III. oder Depotbataillone der Infanterieregimenter wurden im Kriegsfall vor allem zur Besetzung preußischer Festungen benutzt. D i e A r m e e wird mutmaßlich deshalb als „combinirt" bezeichnet, weil auch schwedische T r u p p e n dazugehörten. Sir G e o r g e D o n (1752-1832), Scharnhorst noch als Generaladjutant des H e r z o g s von Y o r k (1794) bekannt, war 1805 z u m K o m m a n d e u r der Königlich deutschen Legion bei ihrer Expedition nach Deutschland ernannt worden.

136

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

die n ä h e r n P l a n e u n d I n s t r u c t i o n e n erhalten, so s c h i c k e ich hier einen B r i e f an d e n H e r r n G e n e r a l v o n D e c k e n , w e l c h e r ü b e r H a n n o v e r pr. E s t a f f e t t e gehen k ö n n t e , u m den H e r r n v o n D e c k e n v o n diesen E n t s c h l u ß z u b e n a c h richtigen, i n d e m ich f ü r c h t e , d a ß der englische G e s a n d t e 9 n i c h t s o g l e i c h an den G e n e r a l D o n schreiben m ö c h t e . B e r l i n d e n 2 3 s t e n N o v . 1 8 0 5 . v. S c h a r n h o r s t ^

73. Scharnhorst an Decken

Berlin, 23. November 1805

Familienarchiv v. der Decken, Hamburg, N r . 12 (1 S.): Eigenhändig. Druck: Niemeyer, S. 97. Verbindungsaufnahme

zwischen Preußen und Alliierten

in

Niedersachsen,

M e i n lieber D e c k e n , es ist hier in einer C o n f e r e n z z w i s c h e n uns, den englishen, russischen u n d oestereichschen G e s a n d t e n ausgemacht, daß der General T o l l s t o y u n d D o n o d e r v e r t r a u t e O f f i c i e r e v o n diesen G e n e r a l e n so s c h l e u nig als m ö g l i c h n a c h d e m H a u p t Q u a r t i e r des H e r z o g s v o n B r a u n s c h w e i g k o m m e n sollen, w e l c h e s g e g e n w ä r t i g in H i l d e s h e i m ist. 1 D a d e r G e s a n d t e J a c k s o n 2 nicht den A u f f e n t h a l t des G e n e r a l s D o n weiß, so b e n a c h r i c h t i g e ich Sie, m e i n innigster u n d bester F r e u n d , v o n diesen E n t s c h l u ß . I c h w e r d e w a h r s c h e i n l i c h in d e r N a c h t v o m 2 4 s t e n auf den 2 5 s t e n dieses hier a b g e h e n u n d in 4 8 a S t u n d e n n a c h her in H i l d e s h e i m eintreffen. Berlin den 2 3 s t e n N o v . morgens v. S c h a r n h o r s t .

h 9

" 1

2

Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Wie der anschließende Brief an Decken zeigt, ist hiermit offenbar Francis James Jackson gemeint. Verändert aus „ in 8 Stunden ". Vgl. das vorangehende Schreiben. Francis James Jackson (1770-1814) war 16jährig in den diplomatischen Dienst eingetreten und hatte ab 1789 als britischer Legationssekretär in Berlin und Madrid fungiert, ehe er 1796 zum Botschafter in Konstantinopel und ab Dezember 1801 zu dem in Paris ernannt wurde. Als Gesandter war er seit November 1802 in Berlin tätig, hatte dort aber schon 1790/91 kommissarisch die Botschaftsgeschäfte geführt. Er verlangte am 5. Mai 1806 seine Pässe. 1807 wurde er zu einer Sondermission nach Kopenhagen entsandt, 1809-1811 diente er als Gesandter in Washington. Während seiner gelegentlichen Krankheiten wurde Jackson von seinem Bruder und Legationssekretär, George Jackson (1785-1861), vertreten. Dieser wurde 1805 zu einer Sondermission nach Kassel geschickt, nahm 1806/07 an verschiedenen Missionen nach Preußen teil und fungierte zwischen November 1806 und August 1807 zeitweise als Geschäftsträger beim preußischen Hauptquartier.

137

Nr. 74

74. Disposition

[?, Ende November 1805? 1 ]

G S t A P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 125 fol. 2 7 r - 2 8 r ( 2 7 2 S.): Eigenhändig. Verlagerung

der Niedersächsischen

Armee.

Entwurf zu einen Cantonnement zwischen der Werra und dem Harze. 2 1.

Die Avantgarde Eisenach, Berka, 3 Marksuhl und Ruhla nebst den zwischen diesen Oertern belegenen Dörfern Die Linien Inf, in Eisenach, Berka, Marksuhl und Ruhla Die 5 Esc. Dragoner zwischen Kreutzburg 4 und Eisenach Die 10 Esc. Husaren in den Dorfern zwischen Kreutzburg, Eisenach, Berka, Marksuhl und Ruhla. Die Füselier u. Jäger Salzungen und s. w.

2.

Die übrigen Truppen, außer der Reserve. Heiligenstädt, Duderstadt, Stadtworbis, 5 Nordhausen, Langensalza, Sondershausen Mühlhausen, Dingelstädt, Keula u.s.w. Die Infanterie in die obigen Städte Die Cavalerie auf die dazwischen liegenden Dörfer

3.

Reserve: Münden, Hedemünden, Landwernhagen, Lutternberge u.s.w. Bei der Reserve sind alle 12 £fc dige Batterien

4.

Der Proviant Trän und die Bäckerev. auser einer weiter vorn befindlichen Division Gegend längst der Leine, zwischen Göttingen u. Einbek. Ein Theil der Truppen marschiert über Scharzfeld auf Nordhausen, ein ander Theil und die Avantgarde über Dingelstädt, Mühlhausen nach Eisenach u.s.w., die Reserve und das Proviant Fuhrwerk über Münden, Cassel rechts lassend, auf Cappel 6 nach Eisenach.

1

2

3

4 5 6

Vgl. Nr. 70, wo das Vorrücken der Armee in die Gegend zwischen Münden und Hannover bis zum 21. angekündigt wird, und Nr. 77, wo bereits von einem Weitermarsch nach Bamberg die Rede ist. Zur detaillierten Gliederung der Niedersächsischen Armee vgl. die anschließende Disposition. Gemeint ist mutmaßlich Berka an der Werra, nicht das nordöstlich von Eisenach gelegene Berka vor dem Hainich. Creuzburg. Worbis. Gemeint ist wohl Cappel bei Fritzlar.

138

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Marschrouten für diese. lste 2te 3te den ..tn Münden den ...ten Lutternberge den ...ten Münden — ..— Kauffungen — Wickerode, Helsa ,.— Heiligerode, Waldau 7 — ..— Cappel — Wichmannshaus . . — Lichtenau 8 Ruhe - Eisenach . . — Sontra — Berka Kreutzburg Hier kann man einen RuheHier kann man einen Ruhetag Marksuhl tag zu Wickerode geben zu L i c h t e n a u g e b e n

75. Disposition

Hildesheim, 29. N o v e m b e r 1805

G S t A P K , VI. H A N l Scharnhorst N r . 125 fol. 33r-34r (3 S.): Reinschrift, eigenhändig?, unvollendet. der

Eintheilung Niedersächsischen A r m e e unter von Braunschweig Durchlaucht.

dem

Befehl

des

regierenden

Herzogs

Hildesheim den 29 ! m N o v e m b e r 1805.

Avantgarde unter dem Befehl des General-Lieutenants von Blücher N a h m e n der Befehlshaber Infanterie Brigade LinienInfanterie unter dem H e r z o g von Braunschweig Öls. 2

N a h m e n der T r u p p e n

Datum Quartiere der Ankunft

' 2 Battls. Regt. v. Borck 1 2 Herzogvon Braunschweig O l s 1 Battr. 6 & d e r des Capt. v. Pritzelwitz 3

Heute ein Stadtteil von Kassel. Hessisch Lichtenau. Das Stettiner Infanterieregiment Borcke (No. 30). Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg (1771-1815) trat 1789 in preußische Kriegsdienste und nahm am Krieg gegen Frankreich teil. 1800 erhielt er das Prenzlauer Infanterieregiment N o . 12, danach wurde er zum Generalmajor befördert. Das Mitglied der Militärischen Gesellschaft hatte von seinem gerade verstorbenen Onkel Friedrich August den Titel eines Herzogs von Braunschweig-Öls geerbt. 1806 wurde er nach dem Tod seines ältesten Bruders Karl Georg August (20. September) zum Erbprinzen bestimmt und erhob so nach dem Tod seines Vaters Karl Wilhelm Ferdinand (10. November) Anspruch auf das Herzogtum Braunschweig. Da sein Land dem neuen Königreich Westphalen zugeschlagen worden war, setzte er den Kampf gegen Napoleon im Exil fort. 1809 brach der „Schwarze Herzog" mit seinem Freikorps von Sachsen bis zur Küste durch und entkam nach England. 1814 kehrte er als regierender Herzog nach Braunschweig zurück, doch bereits im folgenden Jahr fiel er zu Beginn des letzten Feldzuges der Napoleonischen Kriege in der Schlacht von Quatre Bras. Stabskapitän Joachim von Pritzelwitz vom 1. Artillerieregiment, Träger des Pour le Mérite, starb 1812 als Kapitän in der Brandenburgischen Artilleriebrigade.

Nr. 75 Brigade Fiiselier unter dem Gen. Maj. v. Bila. 4

139

1 Füsel. Bat. v. Bila v. C a r l o w i t z 1 v. Wedel 1 1 Bat. vom Regt. Fußjäger

Cavallerie 6 10 Eskadr. Ansbach Bareuth Dragoner 10 Regt. v. Rudorf Husaren 1 reit. Battr. d. Capt. v. H o l z e n d o r P 5 Eskadr. v. Gettkandt Husaren

4

5

6

7

Generalmajor Karl Anton Ernst von Bila (1741-1820, auch Bila I genannt), Chef des Füsilierbataillons No. 2 und Brigadier der Magdeburgischen Füsilierbrigade, war als 16jähriger bei Leuthen verwundet worden. Im Herbst 1806 Kommandant von Hannover, zog er nach der Niederlage von Jena und Auerstedt mit einigen Truppen nach Nordosten und kapitulierte schließlich am 30. Oktober bei Anklam. Nach aem Kriege wurde er auf halbes Gehalt gesetzt, 1813 pensioniert. Hans David Ludwig von Yorck (1759-1830) war 1780 als Infanterieleutnant wegen Insubordination kassiert worden. Nach Verbüßung seiner einjährigen Festungshaft trat er in niederländische Dienste und diente während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges in der Kapkolonie und mit der französischen Marine. Erst nach dem Tode Friedrichs II. durfte er in preußische Dienste zurückkehren und kämpfte als Füsilieroffizier in Polen. 1799 wurde er zum Kommandeur, 1805 zum Chef des Feldjägerregiments zu Fuß ernannt. 1806 bewährte er sich bei verschiedenen Rückzugsgefechten, bis er am 6. November in Lübeck verwundet in Gefangenschaft geriet. Yorcks bald angebahnte Auswechselung verzögerte sich, so daß er erst im Juni 1807 zum König gelangte, der ihn zum Generalmajor beförderte und mit dem Pour le Mérite auszeichnete. Yorck gehörte der Militärischen Gesellschaft seit 1802 an, mokierte sich aber auch über „Theoretiker" wie Scharnhorst. Er wurde 1810 zum Generalinspekteur der leichten Truppen bestimmt. Als Befehlshaber des preußischen Feldkorps gegen Rußland schloß er am 30. Dezember 1812 die Konvention von Tauroggen ab. Für seine Verdienste als Korpskommandant in den Feldzügen 1813/14 wurde er mit dem Titel eines Grafen Yorck von Wartenburg ausgezeichnet. Er erhielt 1821 seinen Abschied mit dem Charakter eines Generalfeldmarschalls. Sie bestand aus dem Dragonerregiment Ansbach-Bayreuth (No. 5, Stabsquartier Pasewalk), dem ehemals Zietenschen Leibhusarenregiment Rudorff (No. 2, Berlin) und einer Hälfte des niederschlesischen Husarenregiments Gettkandt (No. 1, Wohlau). Karl Friedrich von Holtzendorff (1764-1828) trat zu Beginn des Bayrischen Erbfolgekriegs ins preußische Artilleriekorps ein, für seinen Anteil an den Kämpfen vor Warschau 1794/95 wurde ihm der Pour le Mérite verliehen. Beim Gefecht von Halle 1806 verwundet, schlug er sich mit 180 reitenden Artilleristen nach Danzig durch, wo er sich während der Belagerung 1807 auszeichnete. Er wurde 1808 zur Immediat-Untersuchungskommission über die Kriegsereignisse 1806/07 bestimmt, 1809 übernahm er das Kommando der reitenden Artillerie der Brandenburgischen Artilleriebrigade. In den Befreiungskriegen wurde er vielfach ausgezeichnet und im Dezember 1813 zum Generalmajor befördert. 1814 erhielt er das Kommando der Gardeartillerie, 1815 wurde er als Artilleriebefehlshaber im 1. Armeekorps bei Ligny verwundet. Holtzendorff wurde 1818 zum Generalleutnant und 1825 zum Generalinspekteur des Militärerziehungsund Bildungswesens ernannt.

140

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Haupt-Corps I'e Abtheilung oder die des rechten Flügels unter dem Befehl des General-Lieutenants von Pirch.' Datum Nahmen der Befehlshaber N a h m e n der Truppen Quartiere der Ankunft Infanterie

1

2 Battis. Regt. v. Kunheim 2 y. A r n i m

unter Gen. Lieutenant von Kunheim 1 0

Cavallerie Unter Genr. Lieutenant von Katte 14

8

9 10

11

12

13

14

15

' 5 5 5 1

1 Battr. 1 2 & d e r Capt. v. Riemer 9 2 Battis. Regt. v. Larisch Eskadr. 2 Leibregimenty. Tschammer 1 1 w Cürassier 1 Regt. Battr. v.1 2QÜudi et zr oCapt. Wilckens 1 2 v. Katte Dragoner 1 3 Battr. reit. Art. des Capt. von Neander 1 5

Franz Otto von Pirch (1733-1813) hatte der sächsischen Armee angehört, die 1756 bei Pirna zur Kapitulation und zum Übertritt in preußische Dienste gezwungen worden war. Im Gegensatz zu den meisten seiner ehemaligen Kameraden blieb der Offizier bei der Fahne und diente Preußen auch in späteren Feldzügen. Er wurde 1806 noch zum General der Infanterie befördert, kurz vor dem Ausbruch des Krieges aber vom Felddienst entbunden. Stabskapitän Johann Ferdinand Riemer (f 1814) vom 1. Artillerieregiment befehligte bei Auerstedt eine Batterie der 1. Division. Er wurde 1814 pensioniert. Johann Ernst Graf von Kunheim (1730-1818) war 1748 in die Armee eingetreten und hatte im Siebenjährigen und Bayrischen Erbfolgekrieg gedient. 1790 wurde er zum Kommandeur, 1792 zum Chef des Infanterieregiments No. 1 bestimmt. Als Generalmajor diente er im polnischen Feldzug, 1798 wurde er zum Generalleutnant und zum Grafen ernannt. Im Feldzug 1806 unterstand ihm die 1. Reservedivision der Hauptarmee; er erhielt am 25. Oktober 1806 aus gesundheitlichen Gründen seinen Abschied unter gleichzeitiger Verleihung des Schwarzen Adlerordens. Bei der Infanterie von Kunheims Abteilung handelte es sich um drei Berliner Regimenter (No. 1,13 und 26) und das in Stendal und Gardelegen garnisonierte Regiment Tschammer (No. 27). Stabskaptän Karl Theodor Wilckens (oder Wilkins) vom 1. Artillerieregiment befehligte 1806 die 12pfündige Batterie No. 1, die bei Hassenhausen kämpfte und bis zum 20. Oktober ihr gesamtes Geschütz verlor. Bis zu seiner Pensionierung 1810 diente Wilckens als Kapitän bei der Brandenburgischen Artilleriebrigade. Zu Kattes Abteilung gehörten das Leibregiment (Kürassierregiment No. 3, Schönebeck), das Kürassierregiment Quitzow (No. 6, Aschersleben) und das Dragonerregiment Katte (No. 4, Landsberg an der Warthe). Johann Friedrich Heinrich Christoph Wilhelm von Katte (1740-1813) war im Leibregiment vom Beginn des Siebenjährigen Krieges bis 1789 zum Kommandanten aufgestiegen. 1792 wurde er zum Generalmajor und Chef des Dragonerregiments No. 4 ernannt, 1793 wurde er bei Pirmasens verwundet, 1798 zum Generalleutnant befördert. Nach dem Kriege von 1806/07 erhielt er kein Kommando mehr. Der 1801 zusammen mit seinem Bruder Johann Friedrich Wilhelm geadelte Stabskapitän Johann Christoph von Neander (f 1821) kommandierte auch in der Schlacht bei Jena eine reitende Batterie und wurde später als Oberst zum Direktor der Artillerieund Ingenieurschule ernannt.

Nr. 75 I I " Abtheilung oder die des Centrums unter Obr. v. Eisner 17 3 Batls. Obr. v. Magusch 1 8 3 Batls.

dem Befehl des General-Lieutenants von Götze. 1 6 2 Batls. Regt. Herzog von Braunschweig 2 v. Owstien 2 v. Pirch 19 1 Battr. 12feder Lt. Eberti 2 0

I I I " Abtheilung oder die des linken Flügels unter dem von Owstien. 2 1 Nahmen der Befehlshaber Nahmen Infanterie 22 Gen. Major f v. Renouard 2 3 l 1 2 Brigade
Das Folgende eigenhändig verändert aus „ der Division abstatten." k Das untere Drittel der letzten Seite blieb unbeschrieben. 1

Der Text bezieht sich auf Einheiten der preußischen Besatzungsarmee, die im Januar 1806 in Hannover einmarschierte, wobei u. a. auf die im März vom Dragonerregiment Brüsewitz (No. 12) Abkommandierten verwiesen wird. Dagegen ergibt sich aus dem Kontext, daß er noch vor der am 9. August 1806 angeordneten Mobilmachung entstand.

Nr. 143

239

Ueber diea zu trefenden Veränderungen in der Organisation der Armee Die Lage des Staats erlaubt jetzt keine wesendliche Veränderungen in der Organisation der Armeen. b Diese würde[n], wenn ein Krieg dazwishen käme, nur Unordnungen und Zerüttungen verursachen. Die größten Fehler, welche sich bei der letzten Mobilmachung gezeigt haben, abzuhelfen, jedoch nur solche, welche die Mobilmachung selbst angehen oder keine innere Veränderungen bezwecken und dennoch zu wesentlichen Verbeßerungen führen, dies ist alles, was man in diesen Augenblik thun kann. I. Vermehrung der Combattanten, Verminderung der Bagage u. Pferde. Unter den bei unser jetzigen Mobilmachung entdekten Fehler ist ohne Zweifel der größte die geringe Anzahl der Combattanten gegen den ungeheuren Troß, den die Armee führt. Unter Combattanten rechnet man bei der Infanterie bloß die Feuergewehre, bei der Cav. alles was in Reih und Glieder gegen den Feind ausrükt. U m die Lage, in der sich die preussishen Armeen in Hinsicht dieses Gegenstandes befinden, recht übersehen zu können, will ich hier den Zustand des Corps in Hannoverschen vorlegen. Die Cavalerie, 25 Escadrons, soll stark seyn an Combattanten 3903, ist stark 3181 Rücket aus nach allen Comandirten, Kranken u.s.w. mit 2703 Das Regiment Brüsewitz soll stark seync Officiere, Unteroffic., Tromp. u. Gemeine 745 Pferde. Ist stark 554 Pferde. Hiervon gehet noch ab, was auf Relai Commando, was auf Ordonanz und was detaschirt ist, welches d im März grade 78 Mann ausmacht; so daß das Regiment damals nur mit 476 Pferde und an Gemeinen mit 412 gegen den Feind hätte ausrüken können. Mit den andern Regimentern findet fast eben dasselbe Verhältnis statt. Das obige Regiment erfordert ohne seinen Proviant Trän u.s.w. 1078 Rationen u. 1175 Portionen, es kommen also auf einen Combattanten beinahe 2'/ 2 Rations u. eben soviel Portio[nen.] e Die 23 Bataillone Inf. sollen stark seyn 15,800 Gewehre, sind effective zum Dienst stark 13.869. f " h

' d e

f

Folgt gestrichen: „ in der jetzigen Lage des Staats ". Folgen zwei sehr gründlich durchstrichene Zeilen. Folgt gestrichen: „37 [Officiere], 75 Unteroffic." Am Rande steht eine durchstrichene Berechnung. Folgt gestrichen: „jetzt". Die Seite ist an der unteren Ecke eingerissen, dadurch etwas Textverlust, Davor gestrichen eine Berechnung („ 14,006 - 1137"), folgt gestrichen: „Diese erfordern 2785 Rationen u. 18.151 Portionen, also jeder Combattant ohne die Inf. Genrale, die Proviant".

240

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Das Regiment Larisch 2 soll stark seyn 1667 Feuergewehre, ist stark 1243; und hat nur 36 Kranke, also mit diesen 1279 Feuergewehre. Davon gehen nun noch ab, was v. Regimente comandirt und außerhalb detashirt ist. Das Regiment erfodert 275 Rationen u. 1813 Portionen. Die Cavalerie u. Inf. machen also 16,672 Combattanten aus.

1.

2.

8

2 3

Das Corps erfordert in Allen 12.651 Rationen u. 28,732 Portionen, es kommen auf jeden Combattanten Inf. u. C. also beinahe 1 Ration u. 2 Portionen. Dieses unerhörte Mißverhältniß zwishen Combattanten u. Rationen u. Portionen ist ohne Krieg eingetreten. Was würde entstehen, wenn durch Fatiguen, Schlachten u. Actionen ein bedeutender Abgang statt gefunden hätte? Um diese Einrichtung, welche die Kassen erschöpf[t] u. den Staat u. die Ehre der Truppen untergräbt (denn was kann ein Regiment ausrichten, wenn ihn die Combattanten fehlen) und die Armee allen Unglüksfallen aussetzt, so viel als möglich abzuhelfen, wird erfordert, 3 daß die Cavalerie nach ihren jetzigen Bestände ganz complet marshire, nemlich die Esc. mit 132 Gemeinen; daß sie per Escadron beim Ausbruch des Krieges noch mit 10 Gemein, vermehrt wird (diese können aus den vorhandenen Uebercompleten genommen werden) und daß im Kriege alle 3 Monat der Abgang ersetzt wird. Durch diese Einrichtungen wird die Cavalerie auf jede Escadron gegen 30 Pferde stärker werden und also um '/ 3 ihrer jetzigen effectiven Stärke vermehrt. Der Troß wird dabei nicht vermehrt. Friedrich der 2te rükte in 7jährigen Kriege mit 200 Pferden pr. Escadron ins Feld u. hatte dennoch auf jede Escadron nicht mehr Troß, als wir jetzt haben; und in Verhältniß der Combattanten um die Hälfte weniger. Es können bei der Vermehrung der 10 Pferde pr. Escadron keine besondern Schwierigkeiten eintr[e]ten, denn da die Leute dressirt u. disciplinirt sind, so werden die Pferde von den Offic. u. Unteroffic. in 6 bis 7 Wochen so weit gebracht, daß sie dem Regiment dienen können. 8 Bei der Infanterie wird eine Vermehrung von 10 Mann pr. Compagnie nicht die mindeste Schwierigkeit haben, die Vermehrung der Feuerge-

Folgt gestrichen: „Die 2te ganze Batterie einer jeden Comp, der reit. Art. bestehet ganz aus den angerittenen Pferden u. muß dennoch gleich dienen, obgleich die Pferde derselben eben so viel dressirt [. ]". Das in Nr. 95 erwähnte Infanterieregiment Alt-Larisch (No. 26). Zum Folgenden vgl. die ähnlichen Vorschläge zur Vermehrung der Observationsarmee in Westfalen und der kurhannoverschen Armee, Nr. 103, 104, 151, 152 und 154 im zweiten Band.

241

Nr. 144

3.

wehre wird dennoch Vi2 der gewöhnlichen effectiven Feuergewehre betragen u. der Troß wird dadurch nicht im geringsten vermehrt. Eine andere Hauptsache bei der Infan[terie] h bestehet darin, daß der Armee ein fliegendes Depot folgt, welch[es] in der nächsten Festung ist.

144. Denkschrift

[?, Sommer 1806? 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 130 fol. 2 r - 5 v (8 S.): Reinschrift, mehrere Schreiber, mit eigenhändigen Korrekturen. Militärische Beschreibung der Gebiete westlich der Elbe. § 1. Niedersachsen. 5 2. Westfalen. § 3. Zwischen Rhein, Maas und Mosel. 5 4. Zwischen Rhein, Ijssel und Ems. § 5. Rheinmündung.

Ubersicht der militairischen Beschaffenheit des Kriegstheaters gegen Westen. Hierbei die Charte No. 1.' Das Kriegstheater gegen Westen wird durch den Werra-Fluß, den Weser-, Elb-, Rhein- und Ems-Strom durchschnitten. Der Theil des Kriegstheaters, welcher sich zwischen der Republik Holland2 und der Elbe befindet, kann füglich in das ebene und gebirgige Land, in das sehr und nur abwechselnd fruchtbare eingetheilt werden. Der untere oder niedere Theil ist eben, der obere gebirgigt, der mittlere sehr, und der untere und obere abwechselnd fruchtbar. In der beiliegenden Charte No. 1 ist das gebirgige Land roth, das fruchtbare gras-grün, das weniger fruchtbare gelblichgrün und die Heide und das Meer gelb illuminirt. Bey einer nähern Beurtheilung des westlichen Kriegstheaters wird eine specielle Eintheilung nothwendig; die Ströme geben folgende Absonderungen: 1. das Land zwischen der Elbe, Werra und Weser, 2.) das Land zwischen der Werra, Weser, Ems und dem Rhein, 3.) das Land zwischen der Maas und dem Rhein und 4.) den östlichen Theil der Republik Holland. Man bemerkt hier, daß man bey der Bezeichnung der Ems erst neben Münster diese Fluß in Erwägung zieht.

h

Textverlust, da das Blatt unten eingerissen ist, auch in der Folge.

' '

Die Karten liegen im Faszikel nicht bei. Die Denkschrift entstand möglicherweise im Zusammenhang mit der Generalstabsreise der 3. Brigade im Sommer 1806. Es ist die Rede davon, daß an der Befestigung Nienburgs gearbeitet wird. Seit Anfang 1796 Batavische Republik, seit April 1805 Bataafs Gemenebest, seit Juni 1806 Königreich Holland.

2

242

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

S1: Das Land zwischen der Werra. Weser und Elbe: Niedersachsen. Hierbey die Charte No. 2. Es ist im allgemeinen sehr fruchtbar und obgleich das Lüneburgsche und Bremensche in den von den Flüßen und Meer entfernten Theilen größtentheils aus Heide, Wald und Geestland (d. i. mageres) bestehet, so ist dagegen das Flußthal, d. i. die Marsch oder das Marschland, wieder desto fruchtbarer. Das Land zwischen der Elbe und Weser kann mit einiger Anstrengung eine Armee von 100.000 Mann eine Zeitlang erhalten, ohne selbst in Hungersnoth versetzt zu werden. Es ist dabey reich an Hornvieh u. Pferden (zwey für eine operirende Armee äußerst wichtige Gegenstände). Außer den beiden Hauptflüßen sind in dem ganzen angenommenen Bezirk nur die Aller und Leine bis Hannover und Celle und die Saale bis Halle schiffbar. Das Terrain ist in dem oberen Theil gebürgig und durchschnitten, in dem untern aber größtentheils offen. Eine Linie über Halle, Halberstadt, Braunschweig, Hildesheim, Hannover und Nienburg scheidet im Westlichen diese beiden Terrainarten. In diesen großen Landabschnitten sind nur wenige Festungen: an der Elbe die Festung Magdeburg und an der Weser die Festung Hameln. Rinteln ist nur noch zum Theil befestigt und an der Befestigung Nienburgs wird gearbeitet. Beide Orter sind aber klein und selbst Hameln eignet sich zu keinen Waffenplatz, wenn nicht neue ansehnliche Verschanzungen hinzugefügt werden. Die beigehende Charte No. 2 enthält theils in ihrer Illumination, theils in der Erklärung übersichtlich die natürliche, militairische und statische Beschaffenheit dieses Abschnitts des westlichen Kriegestheaters. S2: Das Land zwischen der Werra. Weser, der Ems und dem Rhein: Westphalen. Hierbey die Charte No. 3. Die Länge dieses Landes zwischen Coblenz und Emden beträgt ungefähr 45 Meilen und die Breite in der untern Hälfte zwischen Bremen und Leer (oder Minden u. Rheine) ungefähr 15, in dem obern aber zwischen Münden und Wesel ohngefähr 30 Meilen. Keine Provinz dieses Landes, außer Oldenburg und Ostfriesland, hat in dem niedern Theil Uberfluß an Getreide, und der Mangel deßelben in dem obern kann kaum durch den mittlem fruchtbaren ersetzt werden. Der Rhein ist fast in jeder Jahreszeit, die Ems nur bis Rheine in gewißen Jahreszeiten, die Fulda bis Hersfeld, die Werra bis Wanfried, die Lippe bis Lünen, die Ruhr oder Roer bis Herdicke, 3 die Lahn bis Limburg schiffbar. Die übrigen Flüße sind nur bey ihren Ausfluß auf eine sehr kurze Weite für bedeutende Transportschiffe fahrbar. Ein Canal zwischen Münster und Clemenshafen (ein Ort neben Rheine) ist nur für kleine 3

Herdecke bei Witten.

Nr. 144

243

Schiffe in naßen Jahreszeiten zu gebrauchen. Das obere Land ist sehr gebirgig, das untere eben. Eine Linie über Duisburg, Lüne, Soest, Paderborn, Bilefeld, Tecklenburg, Osnabrück auf Minden scheidet den gebirgigen Theil von dem ebenen. Der ebene ist größtentheils offen, doch weniger in Ostfriesland, einigen Gegenden des Oldenburgschen und zwischen Münster und Hamm als in den übrigen Gegenden. Der obere oder gebirgige Theil ist im Osnabrückschen, Lippeschen, Paderbornschen und Churheßischen mit offenen Gegenden und Ebenen vermischt. Die unwegsamsten Gebirge werden durch eine Linie von Duisburg über Soest auf Warburg, von da zurück über Stadtbergen, 4 Dillenburg auf Coblenz und dem Rhein von Coblenz bis Duisburg eingeschloßen. Kein Land ist ärmer an Festungen als das hier beschriebene. Wesel. Ziegenheim. Giesen und das Schloß Marburg sind die einzigen, aber freylich nicht unterhaltenen, befestigten Orter. s 3. Das Land zwischen den Rhein und der Maas, von der Mosel aufwärts. Hierbey die Charte No. 1. Die Länge dieses Landes beträgt von der Mosel bis Nimwegen ungefähr 30 Meilen, die Breite zwischen Lüttich und Cöln 15 und zwischen Venlo und Ruhrort aber kaum 4-5. Es ist in den obern Theilen bis ins Limburgsche nur abwechselnfd] fruchtbar, in den mittlem und untern hat es einen großen Überfluß an Getreide, Fourage und Hornvieh, obgleich auch von den Flüßen entfernte Gegenden in Sandland und Heide bestehen. Sowohl der Rhein als die Maas sind schiffbar. Die Franzosen haben außer der großen Festung Luxenburg noch die Festungen Namür. Mastricht und Venlo an der Maas, die neue Festung Jülich zwischen der Maas und den Rhein, die Holländer haben hier die Festung Grave an der Maas und die Festung Nimwegen an der Waal. Nur Luxenburg. Mastricht und Jülich eignen sich zu Waffenplätzen. Mastricht und Grave liegen zwar am linken Ufer der Maas, haben aber am rechten bedeutende Tête de ponts.

Der östliche Theil der Republik Holland. Hierbey die Charte No. 4. Dieses Land wird durch die Yßel 5 in 2 Abschnitte getheilt; der erste begreift den Theil, welcher zwischen der Yßel, den Rhein, der Ems und dem Meer sich befindet, der zweite aber den, welcher am linken Ufer des Rheins und der Yßel liegt, Herzogenbusch, Gertrudenberg, Nimwegen und Narden mit einschließt. 4 5

Das heutige Niedermarsberg. Ijssel.

244

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Der erste Abschnitt ist von Emmerich bis Groningen 20 Meilen lang und von Münster b bis Zütphen oder von Lingen bis Zwoll ungefähr 12 Meilen breit. Er ist an den Flüßen und ganz vorzüglich an dem Meer (Friesland und Groningen) fruchtbar. Der übrige Theil besteht aber aus Heiden, Morästen u. Sand oder doch nur vermischten Boden. Bios Friesland, Drenthe und Groningen hat Uberfluß an Getreide, Hornvieh und das erstere auch an Pferden. Das Terrain ist überall eben und nur an den Flüßen und Meer mit Gräben durchschnitten, übrigens aber wechseln Heiden, Moräste, Gebüsche, Gehölze und offene Felder mit einander ab. Die Yßel ist für größere, die Vechte aber nur für kleinere Schiffe fahrbar. Groningen und Friesland hat mehrere Canäle. Die Yßel kann durch eine Überschwemmung am rechten Ufer unzugänglich gemacht werden, sie hat überdem die Festungen Doeburg, Zütphen und Zwoll: auch Deventer ist mit einem Wall umgeben. Friesland, Groningen und Drenthe sind mit Moräste, Überschwemmungen, Festungen und Forts umbgeben. Die nicht bedeutende kleine Festung Winschoten und mehrere Forts decken den Weg zwischen bem Burtanger 0 Morast und dem Dollart, das Burtanger Fort liegt auf einem durch diesen Morast führenden Weg. Die kleine aber starke Festung Koevorden liegt zwischen den Burtanger Morast, den Mören und Überschwemmungen, welche sich von hier bis Zwoll erstrecken. Dieser Ort hat mehrere Überschwemmungen vor sich. Man muß aber bedenken, daß die meisten dieser Überschwemmungen nur in gewißen Jahreszeiten sich bewerkstelligen laßen und daß die hier genannten Moräste jetzt größtentheils in trockenen Zeiten practicable sind.

Der zweite Abschnitt dieses Landes macht ein verschobenes Viereck aus, deßen Spitzen Nimwegen, Zwoll, Narden und Gertrudenberg sind. Jede Seite dieses Vierecks beträgt ungefähr 10 Meilen. Die Betuve oder die Insel zwischen den Rhein, Leck und der Waal und dann der Theil, welcher nahe an der Yßel und der Südersee 6 gelegen ist, sind sehr fruchtbar und haben einen großen Überfluß an Getreide und Fourage. Der übrige und bei weiten größere Theil bestehet dagegen aus sandigen und wenig angebauten Boden. Wenn man von Uterecht über Amersfort nach Hatten u. über Scherpenzel nach Zütphen reiset, so ist man fast beständig in unfruchtbaren Sandgegenden und mitunter in nicht angebaueten Heiden. Dieser Abschnitt ist übrigens voller künstlicher militairischer Gegenstände, von Festungen und Überschwemmungen.

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Statt „ und von Münster und von Münster". Statt „Burlanger", so auch bei den nächsten zwei Verwendungen Zuiderzee.

des Worts.

Nr. 145

245

Die erste Vertheidigungslinie gehet von Nimwegen über Arnheim, Doeburg, Zütphen, Deventer bis Campen an derd Südersee. Diese Linie hat außer Zwoll 5 Festungen (Nimwegen, Arnheim, Doesburg, Zütphen, Deventer), welche aber nach der Seite von Holland nur aus dem Hauptwall bestehen. Die zweite Vertheidigungslinie gehet von der Grep (bey Rehnen 7 ) über Amersfort bis an die Südersee. Sie hat das feste Amersfort und bei Rehnen die Linien von der Grep. Sie bestehet übrigens aus einer Überschwemmung, in der die Zugänge verschanzt sind. Die dritte Vertheidigungslinie gehet von Gertrudenberg über Gorcum, Lerdam, Schonhoven, Oudenwaler,8 Woerden bis Muiden. Diese Linie wird dadurch ums doppelte stärker, daß von Lerdam nach Kuilenburg und von Vyanen nach Uterecht eine vorspringende Vertheidigung stattfindet, welche von Utrecht durch die Vechte bey Wenerstein sich mit der Hauptlinie verbindet. In dieser Linie sind eine Menge verschanzter Forts und Posten, die Festung Gertrudenberg ist auf dem rechten und die starke Festung Narden auf dem linken Flügel. Zur Deckung gegen Süden hat dieser Abschnitt die Maas, die Waal und den Leck, hierzu kömmt eine Linie von Festungen und Überschwemmungen, welche an der Maas bey Asch anfängt, über die Festungen Herzogenbusch. Heusden. Gertrudenberg u. Breda läuft. Wenn die Überschwemmungen alle bewirkt, die Festungen gehörig besetzt, so sind diese Vertheidigungslinien von großer Wichtigkeit; aber nur die Überschwemmungen zwischen Narden u. Gertrudenberg verstatten die erforderliche Tiefe. v. Scharnhorst.

145. Denkschrift

[?, vor 22. August 1806? 1 ]

Nds. StA Wolfenbüttel, 1 Alt 22 Nr. 1960 fol. 2 r - 3 v (5 S.): Konzept, eigenhändig. Disposition für Krieg gegen Frankreich. Zwei Armeen bei Hameln und Erfurt, zwei Reservearmeen an der Elbe. Bedeutung der Beherrschung Thüringens und Niedersachsens. Details der Armeen.

Pro memoria Bei einem Kriege mit Frankreich stellt Preussen in der ersten Linie 2 Armeen auf, jede ungefähr von 40 Bataillonen Linien Inf., 6 Bat. Füs. und 60 Escadronen. Die erste versammelt sich an der Weser, die 2te in Thüringen; diese hat Erfurt, jene Hameln zum Waffenplatz. d 7 8

1

Statt „dem". Rhenen. Oudewater. Es handelt sich offenbar um das bei Lehmann I, S. 401, angesprochene „'Promemoria' ohne Datum", dessen Gedankengänge in die Denkschrift des Herzogs von Braunschweig vom 22. August 1806 eingingen, vgl. Nr. 177.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Zwei Reserve-Armeen, jede von 46 Bat. u. 45 Escadronen, versameln sich unterdes an der Elbe, die eine in der Gegend von Magdeburg und die andere in der von Torgau; ein Corps Sachsen von 25,000 Mann in der Gegend von Gera. 3 Dies giebt eine Truppenmasse von ungefehr 200.000 Mann, die der französischen Macht eine Zeitlang Widerstand leisten kann. Die Armee an der Weser wird vom Tage ihres Ausmarsches an größtentheils in 12 Tagen und die in Thüringen in 11 Tagen bei Leipzig und in 16 Tagen bei Erfurt versammelt seyn. Man wird die Reserve Armeen an beide Ufer der Elbe dislociren und die übrigen beiden Armeen ebenfals in Divisionen in Westphalen, Thüringen u. s. w. so lange als die Umstände erlauben cantoniren lassen. Auf diese Weise können sie leicht verpflegt werden und dabei kann der Feind weder die Armee beobachten, noch ihre Stärke richtig erfahren. Die Bewegungen und Stellungen des Feindes bestimmen die Bewegungen unser Armee. Dirigirt er z. B. seine größte Macht auf Thüringen, so operirt hier die Thüringsche Armee, das sächsische Corps und die Reserve Armee, welche bei Torgau stehet, gegen ihn, so bald er bis zu gewissen Punkten vordringt. Die Reserve Armee bei Magdeburg dient jenen beiden Armeen zu einer neuen Reserve und cooperirt mit ihnen, nach dem es die Umstände erfordern. Man fingirt b anfangs die größte Furchtsamkeit bei allen Schritten, und fängt erst da, wo mann zur Offensive übergehen kann, an schnell und kühn zu operiren. Wir müssen unsere Veranstalltungen und Maßregeln so treffen, daß wir auf jeden Fall bei dem Anfange des Krieges Meister von Thüringen und Niedersachsen sind. 1. Weil wir nur hier mit geringen Kosten die Armeen aus den fremden Ländern, in denen wir alsdann stehen, zum großen Theil unterhalten können, ohne die innern Provinzen der Monarchie zu erschöpfen. 2. Weil wir dann nur durch zwei verlorne Schlachten bis an die Oder, sonst aber durch eine bis dorthin gedrängt werden können. 3. Weil die Franzosen, wenn sie Meister des Landes zwischen Rhein und der Elbe sind, sich nun der Hülfsmittel zum Kriege, die wir verloren haben, gegen uns bedienen. Ein doppelter Nachtheil. 4. Weil wir nur auf die Hülfe der Sachsen und Dänemark rechnen können, wenn wir bei dem Anfang des Krieges von Thüringen und Niedersachsen Meister sind.

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Danach eine Skizze der Entfernungen - oben Erfurt und Hameln (in Entfernung „22 Meilen"), darunter Gera und Torgau („10" bzw. „20" von Erfurt) bzw. Magdeburg („ 22 " von Hameln, „15 M. von Torgau "). Statt „fignirt".

247

Nr. 145

I.

Die Weser Armee. 1. Truppen aus Westphalen 2. - - Hildesheim, 3. Märkische Inspection 4. Berlinische _ 5. Pommersche 6. Magdeburgsche .

- - - Hannov. - - - - _ _ _ - - - . . . .

17 Bat. 17 143 .

15 Esc. 20 -

20 5

3 .

54 --60 Jäger 4 Comp. Davon in Hameln 5 Bat., Nienburg 1, Bremen 2, die übrigen 46 Bat. u. 60 Esc. formiren 5 Div., jede zu 8 Linien Bataillonen und 10 Esc. Die Avantgarde bestehet aus 1 Divis, verstärkt durch 10 Esc. u. 6 Füsel. Bat. und 4 Comp. Jäger. II.

Die Thüringshe Armee 1. Truppen in Erfurt, Baireuth, Mühlh. 2. Magdeb. Inspection - - 3. Potsdamsche _ _ . 4. Berlinische - - 5. Aus der Neu-Mark - - - - 6. Aus Pommern - - - -

7 Bat. 14 " 12 18 -11 62

- - -

5 Esc. 15 30 10

-

60

Davon in Erfurt 5 Bat., Magdeburg 6, Berlin 4 und Spandau 1; die übrige Eintheilung wie oben. III. Die Reserve Armee bei Magdeburg

46 Bat. 45 Esc. 4 Comp. Jäger

IV.

46 Bat. 45 Esc. 4 Comp. Jäger

Die Reserve Armee bei Torgau -

Es bleiben demnach noch in Schlesien und Preussen ungefähr 30 Bat. und 36 Escadron. Wozu jetzt noch die Miliz kommen würde.

248

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804-Juli 1806)

3. Militärische Gesellschaft und Fachpublizistik 146. Scharnhorst an [Knesebeck]

[Berlin?, 1804? 1 ]

N a c h einer maschinenschriftlichen Abschrift Gerhard Oestreichs. a Gedanken

zum Projekt einer Zeitschrift der Militärischen

Gesellschaft.

Mein unschätzbarer Freund, ich bin mit Ihnen in den, was Sie mir über die Herausgabe einer militärischen Monatsschrift schreiben, ganz einstimmig. Aber wir müßten doch noch einige gute Mitarbeiter haben, z. B. Massenbach. Man müßte ihn mit zur Redaktion nehmen. Wollen Sie mit ihm sprechen oder soll ich auch an ihn schreiben? Mitarbeiter fänden sich noch wohl hin und wieder mehrere, aber gute? Daran wird es immer fehlen. Wenn wir uns einmal über diese Sache unterreden könnten! Das wär wohl das beste. Wir könnten ja zu Zehlendorf 2 zusammen kommen? Ich überlasse indes dies Ihren Gutfinden; lassen Sie uns aber nicht die Sache übereilen. Die Monatsschrift mit unser militärischen Gesellschaft zu vermischen, hat einige Bedenklichkeiten, wie es mir scheint. Ohne einen guten Vorrat von Materialien anzufangen, ist sehr nachteilig. Lassen Sie uns ja alles wohl überlegen. Das schwerste ist, dahin zu arbeiten, daß unsere Schrift vorzugsweise in unser Armee gelesen wird. Vielleicht könnte man die Bedingung mit den Buchhändler machen, daß sie in der preußischen Armee nur [auf] 2/3 des ordinären Preises käme. Lassen Sie uns aber ja langsam zu Werk gehen. Scharnhorst

147. [Kommittee der Militärischen Gesellschaft] an Rüchel 1 [Berlin?, vor 17. Januar 1805 2 ] GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 147 fol. 6 r - v (2 S.): Konzept, eigenhändig, mit Abänderungen von fremder Hand. 3 Druck: H ö h n , S. 154 (Zitat).

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Die damals im Heeresarchiv Potsdam befindliche Vorlage („eigenhändig") ist aller Wahrscheinlichkeit nach 1945 verbrannt. Dem Inhalt nach zu urteilen aus der Frühphase der Beratungen über das Monatsschriftprojekt, mutmaßlich noch vor der in den anschließenden Texten dokumentierten Kontroverse. Knesebeck lebte in Potsdam, zunächst als Inspektionsadjutant, seit Dezember 1803 als Offizier des Generalquartiermeisterstabes. Hier kursiv gesetzt. Rüchel war Präsident der Militärischen Gesellschaft. Die hier behandelte Frage wurde schließlich von Rüchel dem König vorgelegt, der sie durch einen Kabinettsbefehl dieses Datums entschied, vgl. Anm. 4.

249

Nr. 147 Rücktrittserklärung Rücheis. Darlegung Öffentlichkeit bestimmten Zeitschrift.

der Grundsätze

bei Gründung

einer für die

Ew. Excellenz Erklärung über die Niederlegung des Präsidiums der militärishen Gesellshaft hat die Comittee sehr traurig gemacht; sie siehet bei der Beharrung in diesem Entschluß den Verfall der Gesellshaft und fühlt es schmerzhaft, ein Vertrauen verloren zu haben, welches ihr von so großem Werth war. Nach der genauesten u. sorgfältigsten Untersuchung glaubt die Comittee, daß hier Mißverständnisse statt finden, und sie ersucht Ew. Excellenz hierdurch gehorsamst, sich die Protocolle vom vorigen Jahre vorlegen zu lassen, um über diesen Gegenstand die nöthige Aufklärung im ganzen Umfange zu erhalten. In der Ueberzeugung, daß Ew. Excellenz in denselben weder in Hinsicht des gesetzmäßigen Ganges der Gesellshaft, noch in Absicht ihrer Arbeiten und Unternehmungen Ursach finden werden, Ihr Präsidium niederzulegen, hat die Comittee Dero Erklärung nicht der Gesellshaft vorgelegt. Die Gesellschaft verlangt keine allgemeine Publicität b /«r alle Gegenstände, womit sie sich beschäftigt, sie wünscht nur eine gesetzmäßige, wohlerwogene und, dem Interesse des Staats keinesweges widerstreitende Publicität, als Verleger einer periodishen Schrift, die in der Folge bei den Buchhändler Böhr herauskommen soll. Die Gesellshaft will nicht diese periodishe Schrift selbst herausgeben, sie will nur die Mäner ernennen, die die Herausgabe besorgen sollen, und ihnen als Norm bei diesem Geschäft die nöthigen Instructionen über die Publicität u.s.w. mittheilen. Die Aufsätze, welche die Schrift enthalten wird, kommen theils von den Verfaßern, welche bisher für andre Journale arbeiteten, theils aber giebt die Gesellschaft dazu diejenigen Aufsätze, welche fürs große Publikum sich eignen, und über dies läßt sie von Mitgliedern Auszüge aus wichtigen Büchern, neue Bücher anzeigen u. s. w. Das Journal wird übrigens keine Schrift, welche einen bedeutenden Einfluß auf die Vervollkomnu[n]g der Kriegeskunst haben kann, es ist mehr für den Anfänger und besonders für den bestimmt, der sich nicht die militärishen Bücher anschaffen kann. Die Gesellschaft sucht durch diese Unternehmung nur den Mitgliedern und der preußischen Armee nützlich zu seyn, cund es ist ihre vollkommenste Ueberzeugung, daß auf diesem Wege keine für den preussischen Staat nachtheilige Publicität entstehen kann. Die Beilage3 wird über die beiden letzten Punkte diejenige Auskunft geben, die Ew. Excellenz mit Recht von uns erwarten können, indem Denenselben die literarishen Verhältniss nicht so h

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3

Das Folgende verändert aus dem Beginn eines zweiten Satzes: „Sie will aber der Verleger einer periodishen Schrift seyn, [...]." Der Rest des Satzes verändert aus: „ und sie bezwekt nach ihrer vollkomsten Ueberzeugung keine für die preussische Armee nachtheilige Publicität." Vgl. das anschließende Dokument.

250

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

gegenwärtig,d s e y n w e r d e n , w i e vershiedenen M i t g l i e d e r n ] v o n uns, die sich seit e i n e r g e r a u m e n Z e i t m i t dem Gange der Literatur* beshäftigt haben. Die Hochachtung und dankbare Verehrung der Comittee für Ew. Excellenz u n d d i e U e b e r z e u g u n g , i h r e s V e r t r a u e n s n i c h t u n w ü r d i g z u s e y n , h a t sie v e r anlaßt, sich hier f r e i m ü t h i g u n d u n b e f a n g e n z u erklären. Sie darf sich dabei einer gnädigen A u f n a h m e u n d des Vertrauens getrosten/ welches die Verh ä l t n i ß e d e r G e s e l l s c h a f t u n d E w . E x c e l l e n z G n a d e u . W o h l w o l l e n sie h o f f e n lassen. 4

148. Denkschrift

[Berlin?, z w e i t e J a h r e s h ä l f t e 1 8 0 4 ? 1 ]

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 147 fol. 5r-v, 7 r - 9 v (8 S.): Konzept, unbekannte (Schreiber-?) Hand, mit Abänderungen von fremden Händen und a e r H a n d Scharnhorsts. 1 Druck: Höhn, S. 154 (Zitat). 5 1- Projekt einer für die Öffentlichkeit bestimmten Zeitschrift und einer Buchhandlung. §2. Zu erwartender Nutzen für die der Militärischen Gesellschaft. $3. Nutzen für Bildung junger Offiziere außerhalb der Gesellschaft. § 4. Ausschluß für die Sicherheit Preußens bedenklicher Aufsätze. $ 5. Notwendigkeit größerer Publizität innerhalb der Armee zum Nutzen des Staates. Zu erwartende geringe Beachtung außerhalb der Armee. § 6. Die unter Friedrich II. beobachteten Publikationsgrundsätze. § 7. Unbedenklichkeit der neuen Zeitschrift.

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Verändert aus „bekannt". Verändert aus „ ihnen ". Folgt eine etwa zwei Zeilen lange, durch dichte Schraffur unleserlich gemachte Passage. Rüchel gab daraufhin seine Bedenken weitgehend auf, wollte aber das neue Journal und überhaupt alle in Preußen erscheinenden militärischen Veröffentlichungen durch den Generalstab zensieren lassen. Friedrich Wilhelm III. lehnte das ab, der zu weit gehende Vorschlag könnte den Generalstab von seinen eigentlichen Aufgaben abhalten. Sein Kabinettsbefehl vom 17. Januar 1805 machte es aber zur Pflicht, möglicherweise bedenkliche Aufsätze nur mit einer Genehmigung durch Geusau oder Rüchel aufzunehmen. Der Plan der neuen Zeitschrift, die den Namen „Berlinisches militärisches Journal" tragen sollte, wurde am 16. April 1805 auf einer Mitgliederversammlung der Gesellschaft beraten. Am 1. Juli 1805 erließ die Himburgsche Buchhandlung in Berlin eine „Ankündigung, betreffend den Plan und die Herausgabe eines Berlinischen militärischen Journals", dessen erstes Stück im Januar 1806 erscheinen sollte. Aufgrund der Ereignisse im Sommer 1805 und danach, welche die Mitglieder der Militärischen Gesellschaft stark in Anspruch nahmen, kam es aber nicht mehr dazu, selbst die „Denkwürdigkeiten" mußten eingestellt werden. Vgl. Lehmann I, S. 326ff. Größere Abänderungen anderer sind hier kursiv gesetzt, erkennbar von Scharnhorst herrührende kursiv und fett. Aus dem ersten Paragraphen ergibt sich, daß der Text mindestens zwei Jahre nach der Gründung der Militärischen Gesellschaft entstanden ist. Da er im Zusammenhang mit dem vorangehenden Schreiben entstanden sein dürfte, kann man dessen Datierung (vor dem 17. Januar 1805) übernehmen.

Nr. 148

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Ansichtenh der m. G. über die Grenzen der mil. Publicität.Q § l. d Schon vor zwey Jahren hatten einige Mitglieder den Gedanken, daß die Gesellschaft ihre Schriften gemeinnütziger machen würde, wenn sie dieselben in einem militärischen Journal für das große Publikum herausgäbe. Der Gegenstand kam nicht zur Proposition. Nachher, als die Gesellschaft einen Fond zur Anschaffung von Charten und neuen militärischen Büchern bedurfte und die Materialien sich anhäuften, kam das Project von neuem in Anregung. Der Herr Generallieutenant v. Rüchel proponirte hierauf dasselbe am vorletzten Stiftungstage2 in Verbindung mit einer zu etablirenden militärishen Buchhandlung. 3 Die Gesellschaft nahm diese Proposition nach mehreren Berathschlagungen an.

§ 2. Sie glaubte, daß durch eine vermehrte Veranlassung zu Arbeiten (nemlich in Hinsicht auf rein wissenschaftliche Aufsätze und vorzüglich Auszüge aus militärischen Schriften) die wissenshaftliche Bildung bei ihren Mitgliedern befördert werden würde. Mehrere Mitglieder der Gesellschaft wußten aus eigener Erfahrung, daß durch diese Art Arbeiten sich der junge Officier, der die Kriegeswissenschaften ernstliche studiren will, indem er sich dabei zu eigenen Untersuchungen und Betrachtungen gewöhnt, am sichersten den Weg einer gründlichen Bildung einschlägt. § 3. Von der andern Seite glaubte sie durch die allgemeine Publicität auch den jüngern Officieren, welche nicht in der Gesellschaft waren, nützlich zu seyn. Sie hielt diesen Gegenstand um so wichtiger, da das öffentliche Journal, wie erwähnt, hauptsächlich Anzeigen und Auszüge von Büchern enthalten und sich daher nur für junge Officiere, welche dergleichen nicht anschaffen können, eignen sollte. § 4. Wegen der Schädlichkeit der Publicität war sie nicht besorgt, in dem sie alle Aufsätze, welche nicht rein wissenschaftlich seyn mögten und nur entfernt dem preußishen Staat nachtheilig seyn können, ganz aus den

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Die obere Hälfte dieses 'Wortes ist abgeschnitten. Diese Überschrift ersetzt die durch dichte Schraffur unleserlich gemachte: „Rechtfertigung der militärischen Gesellschaft gegen die Beschuldigung der Beförderung einer schädlichen Publicität". Die Einteilung in Paragraphen wurde nachträglich vorgenommen. Hierzu wurden in einigen Fällen einzelne Absätze aufgespalten, wobei die letzten Worte einer Zeile gestrichen und zu Beginn der Anfangszeile eines Paragraphen neu geschrieben wurden. Verändert aus „ gründlich Die Jahreshauptversammlung der Militärischen Gesellschaft wurde am 24. Januar abgehalten, dem Datum der offiziellem Stiftung (1802) und Jahrestag der Geburt Friedrichs 11.(1712). Vgl. die Erwähnung letzteren Projekts in Nr. 1.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Kreis ihrer Arbeiten ausgeschloßen,f wichtigere aber allein für die Denkwürdigkeiten (welche forthin blos für die Gesellshaft gedrukt werden) bestimmt hat. Für diejenigen, welche wegen einer ungebundenen Publicität besorgt sind, darf man hier bemerken, daß das obige Journal sie mehr einschränken als befördern wird. Denn mehrere preußishe Officiere, welche in fremden militärischen Journalen Aufsätze drucken laßen, werden durch das Journal mit der Gesellschaft wahrscheinlich 8 vereinigt und also einer hiesigen Censur unterworfen. Dies wird um so weniger Schwierigkeit haben, da unser Journal durch das größere Honorar, durch das vorzüglichere Aeußere und durch seinen größern Absatz in der preußishen Armee wenigstens den preußischen Officier an sich ziehen wird. § 5. Gewöhnlich fürchtet man,h daß die öffentlichen Schriften der Officiere einer Armee zugleich auch fremde Armeen (die davon gegen den Staat Gebrauch machen könten) belehren. Dies kann aber nur der Fall seyn, wenn darin eigenthümliche Einrichtungen der Armee, Local Verhältnisse, Dislocationen der Truppen, wichtige strategische Kenntnisse und militärische Entscheidungen oder Verbeßerungen von einigen Werth vorkommen'. Mit gewöhnlichen historishen und wissenschaftlichen Aufsätzen verhält es sich ganz anders, diese können nur dann für einen Staat nützlich seyn, wenn sie in der Armee desselben eine Menge Leser finden. Eine gleiche Anzahl Leser auch in fremden Armeen anzunehmen stimmt weder mit der bisherigen Erfahrung, noch ist es an sich wahrscheinlich; theils verhindert die Sprache, theils die übrigen Verhältniße. Noch nie ist ein deutshes militärisches Journal in fremde Sprachen übersetzt, selbst nicht die militärishe Monatsschrift, welche unter der Regierung Friedrichs des zweiten in Berlin erschien.4 Diese Ehre wiederfährt oft nicht einmal solchen Werken, welche Epoche in irgend einem wissenschaftlichen Zweige machen. In den deutschen fremden Armeen, z. B. der oesterreichschen, finden zwar nicht die Hindernisse der Sprache, aber andere, fast ebenso entscheidende, statt. Hier lieset der Officier überall nur wenig, die Einführung fremder Bücher ist mit großen Schwierigkeiten verknüpft, sie sind daher dort nur selten zu haben und daher theuer. Selbst Gelehrte, denen die ausländischen

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Diese Einfügung wurde mit Bleistift geschrieben und hat eine etwas andere Linienführung, was dafür spricht, daß sie zu einem anderen Zeitpunkt als die Redaktionen in Tinte vorgenommen wurde. Sie ersetzt die vorherige Formulierung „ verwiesen hat". Mit diesem getrennten "Wort endet fol. 5v bzw. beginnt fol. 7r. Verändert aus „hält man dafür". Es folgt eine durch dichte Schraffur unleserlich gemachte Zeile, deren erste vier Worte lauten: „so man jene Meinung". Gemeint ist die bereits früher erwähnte, von 1785 bis 1787 in Berlin verlegte Militärische Monatsschrift. Die ersten vier Bände wurden redigiert von Heinrich Wilhelm von Stamford, der fünfte und letzte von Massenbach.

Nr. 148

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Werke unentbehrlich sind, überwinden nicht immer diese Schwierigkeiten.' Dies ist keine bloße Muthmaßung; die Lagerbücher der preußischen Buchhändler zeigen, daß der Absatz militärischer wissenshaftlicher Bücher in den oesterreichschen Staaten unbedeutend ist. Aber nicht allein mit militärischen, sondern auch mit einer Menge anderer Schriften treten die obige Verhältniße in geringem Grade aus ungefähr gleicher Ursache ein. Ueberall wird ein militärisches Werk, welches nicht durch seinen großen historischen Werth sich erhebt und bloß rein wissenschaftliche Gegenständ& enthält, in der Armee, in der es geschrieben ist, am meisten gelesen. Ein solches Werk gehet von den Ansichtspuncten und Ansichten aus, die in der Armee im Umlauf sind, und erregt daher hier mehr Interesse^ als auswärts, es wird bekannter, die Anschaffung ist wenigeren Schwierigkeiten unterworfen, die persönlichen Verhältnisse des Verfaßers und eine Menge ander Ursachen der Verbreitung vereinigen sich hier, um den Absatz und die Verbreitung zu befördern. Man siehet dies nirgends deutlicher, als bey den auswärtigen Zeitschriften. Ungeachtet in der preußishen Armee mehr als in irgend einer andern gelesen wird, so kann man doch hier mehrere französishe und österreichsche militärische Journale nennen, von denen es äußerst schwer ist, ein Exemplar aufzutreiben; nur von zweien sind 4 oder 5 Exemplare in öffentlichen militärischen Leseanstalten verkauft. Man halte eine Revision der öffentlichen und Privat Bibliotheken und man wird sich von dem, was wir eben gesagt haben, überzeugen. Uebrigens findet hier ein großer Unterschied zwischen den französishen und andern militärischen Schriften statt. Die Deutshenm lesen die französischen, weil sie ehemals ihre Lehrmeister in allen Theilen der Kriegeskunst waren und die Sprachkentniss ihnen nicht in Wege stehet, die Franzosen aber lesen und übersetzen nur sehr selten unsere* Schriften; selbst das wichtigste historische Werk unserer Zeit, ich meine das Tempelhofshe,5 ist noch nicht einmal übersetzt. Wir können daher mit aller Ueberzeugung voraussetzen, daß unser militärisches Journal, welches blos historishe Fragmente und rein wissenschaftliche Gegenstände enthält, nur ins besondere von den preußischen Officieren und höchstens von den angrenzenden Militärkorps, welche mit Preussen in näherer Verbindung stehen, gelesen werde. Eine gemäßigte Publicität in einer Armee hemmen hieße also ihrer eigenen '

Verändert aus „Nur Gelehrte [...] überwinden diese Schwierigkeiten." Folgt eine längere dicht schraffierte Streichung. ' Folgt eine dicht schraffierte Streichung von vier Zeilen. '" Verändert aus „ Wir", in der Folge auch „ihre" aus „unsere" und „ihnen" aus „uns". " Verändert aus „ übersetzen keine unsere ". 5 Georg Friedrich von Tempelhoff: Geschichte des Siebenjährigen Krieges in Deutschland zwischen dem Könige von Preußen und der Kaiserin-Königin mit ihren Alliirten, 6 Bde., Berlin 1783-1801. h

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wissenschaftlichen Bildung Hindernisse in den Weg legen, ohne daß dazu ein Grund vorhanden wäre. Die oesterreichsche Armee hat dies Schiksal gehabt - der Erfolg hiervon auf die Bildung der Officiere und auf die Art der Führung des Krieges ist uns allen bekannt. § 6. Obgleich die Gesellschaft sich nur auf ihren engen Wirkungskreis beschränkt, so hat sie dennoch bey dieser Unternehmung es für ihre Pflicht gehalten, einen Blik auf die bisherige militärishe Publicität des preußischen Staats zu werfen. Sie hat dabei bemerkt, daß sie eine eingeschränktere Publicität verlange, als vom Anfange der Regierung Friedrich 2® stattfand.0 Unter diesem Monarchen sind die beiden größten militärischen Journale, welche in Deutschland bisher ershienen sind, das eine in Breslau, die Krieges-Bibliothek. 6 und das andere in Berlin, die militärische Monatschrift, gedrukt. Beide sind von preußishen Officieren herausgegeben und haben ohne Schaden in der preußischen Armee Nutzen gestiftet.p Friedrich der 2 E wollte die Grundsätze seiner Manöver und einige andere nur seiner Armee eigenen Einrichtungen nicht bekannt gemacht wissen und die ihm vorgelegten militärishen Erfindungen und Vorshläge von einigem Werth nur allein benutzen. Aber in keinen Fach der militärischen Wissenschaften unterdrückte er übrigens die Publicität; er erlaubte dem Major le Febure sein Epoche machendes Werk über den Angriff und die Vertheidigung der Festungen und einen Minen Tractat, welcher sich blos auf in preußishen Staaten gemachte Versuche bezog, zu publiciren und das erstere ihm zu dediciren.7 In allen Fächern der militärischen Wissenschaften wurden unter ihm die vorzüglichsten Werke jener Zeit von seinen Officieren verfaßt und zum Theil mit specieller Erlaubniß des Monarchen publicirt. Auch selbst in seinen letzten Jahren blieb er dieser Regel im Ganzen getreu, wie die Erscheinung 1 mehrerer Epoche machender Werke von preußischen Officieren (unter ihren Namen) beweisen. Woher würde es auch sonst kommen, daß diese Armee eine so große Anzahl geschickter Officiere hat? Daß wir in dieser ganz andere Begriffe und Grundsätze von der Führung des Krie-

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Folgt

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dicht schraffierte Streichung von zweieinhalb Zeilen: „[. ] [ganz? weisen?][. ]preußischen Monarchie vorgegangen ist. " Folgt eine dicht schraffierte Streichung von zwei Zeilen. Verbessert aus „ Erfahrung ". Die 1755-64 von dem späteren Generalleutnant Georg Dietrich von der Gröben herausgegebene „Krieges-Bibliothek, oder gesammlete Beyträge zur Krieges-Wissenschaft". Simon Le Febvre (1712-1771) trat aus französischen in preußische Dienste. Der Anhänger Bélidors wurde in die Berliner Akademie der Wissenschaften aufgenommen, verlor aber als Ingenieur-Oberstleutnant durch seine Unentschlossenheit bei der Belagerung von Schweidnitz 1762 das Vertrauen Friedrichs II. Die hier erwähnten Werke sind: L'art d'attaquer et de défendre les places, Berlin 1757; Versuch über die Minen, Neiße 1764.

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Nr. 149

ges wahrnehmen, als die sind, welche wir in denjenigen Armeen angenommen und ausgeführt sehen, in welchen die Publicität unterdrückt ist} Wir müßen uns hier übrigens an das halten, was wirklich geschehen ist, an die Ursachen u. Wirkungen. Es kann ganz wohl seyn, daß jener Monarch sich zu Zeiten anders äußerte, doch muß er keine wichtige Werke unterdrükt haben, denn nach seinem Todte sind keine schon vorher ausgearbeitete ershienen. Wir nehmen hier die von den Winterpostirungen u. Blokhäusern aus, die der König für eine Erfindung u. eigentümliche Anordnung der preussishen Armeen hielt, und die als solche betrachtet auch nach unsern angenommenen Grundsätzen das Imprimatur nicht erhalten mußten.8 § 7. Die Natur der Sache, die bisherige Erfahrung und das Beyspiel Friedrichs des zweiten, alles sprach für die Meinung der Gesellschaft. Wäre aber auch dies nicht, so würde dennoch die Gesellschaft, nachdem man kein Bedenken getragen hat, in den hinterlassenen Werken Friedrichs des zweiten9 die politischen und militärischen Verhältniße der preußischen Monarchie ohne alle Rücksicht der Welt vor Augen zu legen, nachdem in so vielen andern gleichzeitigen Schriften die Einrichtungen der preußishen Armeen und die Grundsätze ihrer Art Krieg zu führen von preußishen Officieren entwickelt sind, kein Bedenken tragen, eine unbedeutende Zeitschrift, die blos rein wissenschaftlichen Aufsätzen und vorzüglich Auszügen aus Büchern bestimmt ist, dem öffentlichen Druck zu übergeben. Dies sind die Ansichten, welche die Gesellschaft leiteten; sie glaubte hierbei sich blos an Thatsachen halten zu müssen und sie hoft, daß sie hierin den sichersten Weg zur Wahrheit betreten hat.

149. Rezension

[?, nicht vor 18021]

GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 282 fol. 6 r - 8 r ( 4 ' / 4 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. Französische Militärgescbichtsscbreibung.

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9

Biographie

Pichegrus.

Das bezieht sich auf das zunächst nur als Manuskript zur ausschließlichen Verwendung durch preußische Offiziere gedruckte Werk: Karl Friedrich von Lindenau: Über Winterpostirungen, Potsdam 1785. Der im ersten Band vorgestellte Verfasser trat 1788 in österreichische Dienste und brachte das Buch in einer Neuauflage (Leipzig 1789) an die allgemeine Öffentlichkeit. Oeuvres posthumes de Frédéric II, roi de Prusse, 15 Bde., Berlin 1788, darauf basierend erschien: Friedrich II. Königs von Preußen hinterlassene Werke, 15 Bde., o. O. 17881789. Diese Ausgaben enthielten nur einen Teil der von Friedrich II. hinterlassenen Einzelschriften und Korrespondenzen. In diesem Jahr erschien das rezensierte Buch.

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Histoire du General Pichegru, précédée d'une Notice sur sa Vie politique et militaire etc. Paris 1802. 232 S. in Kl.8. 2 Die französischen Schriftsteller haben, wie die officiellen Berichte dieser Nation, etwas Eintöniges. Es sind poetische Darstellungen der Vorfälle, bei denen die Franzosen immer die Helden, immer im Lichte und die übrigen Nationen in Schatten stehen. Eine ruhige Erzählung der Thatsachen, welche die Berichte der Engländer karakterisirt, a sucht man bei ihnen vergebens. Nur einige Geschichtsschreiber, welche mehr ins Detail gehen, wie z. B. Dedon 3 , Jourdan und Scherer, nähern sich der Darstellungsart der Engländer. 4 Die Schrift, welche wir hier anzeigen, gehört nicht zur letzten Klasse und enthält überdem fast nichts, was nicht schon bekannt und in andern Schriften vollständiger enthalten wäre. Pichegru wurde 1764 zu Arbois in der ehemaligen Franche-Comté geboren. Seine Herkunft zeichnet sich weder durch hohe Würden, noch durch Reichthum aus. Männer von wahren Talenten bedürfen nicht des Glanzes ihrer Vorfahren, um uns verehrungswürdig u. groß zu erscheinen. Er erhielt seine erste Bildung in den hohen Schulen zu Arbois und studirte die Philosophie bei den Minioniten 5 dieser Stadt. Diese bemerkten bei ihn eine seltene Fähigkeit in den Studium der abstracten Wissenshaften und beredeten ihn nach Brienne 6 zu gehen, um hier die Mathematik u. Philosophie in den höhern Theilen zu studiren.

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3

4 5 6

Statt „karakterisiren". Charles-Yves Cousin: Histoire du général Pichegru, précédée d'une notice sur sa vie politique et militaire et suivie des anecdotes, traits intéressans, et répons remarquables de ce général, Paris 1802. Der auch als Cousin d'Avallon bekannte Verfasser arbeitete 1793-1797 in der Redaktion des „Postillon aux armées". Sein erfolgreichstes Werk war die Anekdotensammlung „Pironica" von 1800. François-Louis Dedon-Duclos (1762-1830), ehemaliger königlicher Artilleriehauptmann, wurde in den Révolutions- und Napoleonischen Kriegen dreimal verwundet. 1793/94 wurde er als Adliger zeitweise vom Dienst suspendiert, seit 1795 kommandierte er Pontonierabteilungen, so bei den Rheinübergängen bei Kehl im Juni 1796 und bei Dienheim im April 1797. 1799 unterstand ihm die Flotille auf dem Bodensee, die zum Sieg bei Zürich beitrug. Uber alle diese Operationen veröffentlichte er Berichte. Nachdem er 1805 den Bau der vier Rheinbrücken der Grande Armée geleitete hatte, wurde er zum Kommandanten der Artillerieschule von La Fère ernannt. 1806 übernahm er als Divisionsgeneral das Kommando der Artillerie des neugekrönten Königs Joseph von Neapel. Als der ältere Bruder Napoleons 1808 auf den spanischen Thron versetzt wurde, folgte er ihm und wurde zum Generaloberst der spanischen Artillerie ernannt. 1813 kehrte er als Artilleriechef des IV. Armeekorps auf den deutschen Kriegsschauplatz zurück, wo er zuletzt bei der Verteidigung von Mainz diente, 1815 quittierte er den Dienst. Vgl. die in Nr. 151 erwähnten Schriften dieser drei Autoren. Minoriten. Hier bestand von 1776 bis 1790 eine Militärschule, deren bekanntester Schüler Napoleon Bonaparte war (April 1779 bis Oktober 1784).

N r . 149

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Nach geendigten Cursus 1783 b engagirte er sich unter das lte Artillerie Regiment. Die Officiere dieses Corps bemerkten bald die vorzüglichen Kentnisse, welche er sich in der Mathematik u. Artillerie erworben hatte. Er wurde 1785 zum Sergenten u. 1789 zu Sergent-Major ernannt. Dies war für einen Mann ohne Herkunft das Ultimatum des Avancements. In den ersten Jahren der Revolution befand sich ein Bataillon der Nationalgarden zu Besançon ohne Chef. Die Volks-Societät, bei der Pichegru presidirte, brachte ihn zu diesen Posten in Vorshlag und das Bataillon nahm ihn an. Bei der Rheinarmee bahnte er sich bald durch Tapferkeit und Talente den Weg zu höhern Avancement. In der Crise, welche auf diec Wegnahme der Weissenburger Linien folgte, ernannten die Volksrepresentanten Lebas 7 u. Saint-Just ihn zum Chef der Rhein-Armee, indem sie ihm aufgaben, mit Hoche, 8 Chef der Mosel Armee, vereinigt zu agiren. Beide Armeen befreieten Landau und zwangen die Coalirten, sich nach Maynz zurückzuziehen. D a der Wohlfahrtsausschuß aber nach dieser Zeit eine gewiße Rivalität zwischen Pichegru und Hoche wahrnahm, so entfernte er Pichegru und gab ihn das Commando über die Nord u. über die Maas u. Sambre Armee, welche letztere unter den speciellen Befehle des General Jourdans blieb. Er eroberte hier die Niederlande u. Holland 9 und wurde im Jahr III nach Paris gerufen, um die Pariser Nationalgarde zu befehligen. Nachdem er hier die Ruhe herstellt hatte, 10 wurde er zum Befehlshaber der Rhein u. Mosel-Armee ernannt. Die Rhein u. Maasarmee passirte den Rhein, bemächtigte sich Düsseldorf u. a. O . u. schlug den Feind zu Altenkirchen. 11 Pichegru war mit der Rhein Armee nicht so glücklich und jene also nun auch ihm Fortschritt[e]n unterbrochen. Pichegru kam nach Paris u. gab seine Demission. Er wurde zum Ambassadeur in Schweden ernannt, schlug aber diese Stelle aus. Er zog sich zurück u. lebte in der Abtei Bellevaux in dem Departement der O b e r Saone. Seine Retraite wurde als ein Unglück fürs allgemeine Beste angesehen, und seine Ernennung zum Gesetzgebenden-Corps wurde für eine Erkenung der gegen ihn begangenen Ungerechtigkeit und Undankbarkeit gehalten. 12 Statt „1793". '- Statt „ der". h 7

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12

Philippe-François-Joseph Le Bas ( 1 7 6 5 - 1 7 9 4 ) , Freund und späterer Schwager Robespierres, unternahm ab September 1793 als Mitglied des Nationalkonvents und des Sicherheitsausschusses mehrfach Missionen zu den Armeen. E r erschoß sich während des Staatsstreiches am 10. Thermidor. Lazare H o c h e und L o u i s - A n t o i n e - L é o n Saint-Just wurden in den ersten beiden Bänden vorgestellt. Also die Osterreichischen Niederlande und die Vereinigten Niederlande. Es geht um die Niederschlagung des Volksaufstandes am 12. Germinal des Jahres III (1. April 1795), in dem die Sansculotten der Pariser Vorstädte unter dem M o t t o „Brot und die Verfassung von 9 3 " auf die Straßen gingen. Gemeint ist der Sieg des von General Kléber befehligten linken Flügels von Jourdans A r m e e über eine österreichische A r m e e am 4. Juni 1796. Pichegru wurde 1797 in den Rat der 5 0 0 gewählt und auch zu dessen Präsident.

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N a c h einem im J a h r V zu Venedig in der Brieftasche eines Emigranten d'Entraigues 1 3 gefundenen Pappiers 1 4 hatte Pichegru schon im J a h r III in U n t e r handlung mit den P r i n z e n v o n C o n d e e 1 5 gestanden. Er habe den ihn v o r g e legten Plan der Verrätherei v e r w o r f e n u n d dagegen einen w e i t sichern vorgschlagen. D a aber der P r i n z durchaus nicht v o n seiner ersten Idee sich hätte zurückbringen lassen, so w ä r e n die weitern U n t e r h a n d l u n g e n auf gehoben w o r d e n . 1 6 A n d r e N a c h r i c h t e n sagen, er habe sich 9 0 0 Louis v o n den A g e n t e n L u d w i g s des X V I I I . 1 7 zahlen lassen. Eine kleine S u m m e f ü r den Erober[e]r der Niederlande und Hollands. Im J a h r V w u r d e er mit m e h r e r n seiner C o l l e g e n arretirt, nach dem Tempel 1 8 gebracht u. nach G u i a n a d e p o r tirt. 1 9 N a c h der A r r e t i r u n g zeigte auch der G e n e r a l M o r e a u an, daß er in der Equipage eines Emigranten namens Rieglie Briefe gefunden habe, w e l c h e b e w i e sen, daß Pichegru mit den Feinden des Vaterlandes correspondirt habe.

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Louis-Emmanuel-Henri-Alexandre de Launai, Graf d'Antraigues (1753-1812), hatte im Ancien Régime als Kapitän seinen Abschied genommen, angeblich aus Angst vor einem Duell. Nach ausgedehnten Reisen, die ihn bis nach Kairo brachten, nahm er am Pariser Geistesleben teilund verkehrte u. a. mit Voltaire, Rousseau und Mirabeau. Politisch wechselte er mehrmals die Fronten; 1789 wurde er als Abgeordneter des Adels von Villeneuve-de-Berg in die Generalstände gewählt. Nach seiner Emigration wirkte er zunächst an der spanischen Botschaft in Venedig, ab 1795 an der russischen, zugleich arbeitete er als Geheimagent des Grafen der Provence. General Bonaparte ließ ihn im Mai 1797 in Triest ausheben und verhörte ihn selbst. D'Antraigues gelang kurz darauf die Flucht nach Osterreich, er wurde 1803 zum russischen Staatsrat ernannt und ging 1807 nach England, wobei er in den Verdacht kam, die Geheimklauseln des Tilsiter Vertrages verraten zu haben. Zusammen mit seiner Frau, der Opernsängerin SaintHuberty, wurde er am 22. Juli 1812 von einem kurz zuvor entlassenen Domestiken ermordet, der sich daraufhin selbst erschoß; ob das Tatmotiv privat oder politisch war, blieb ungeklärt. Vgl. Corps législatif. Conseil des Cinq-Cents. Pièces trouvées à Venise dans le portefeuille du d'Antraigues et écrites entièrement de sa main, Paris fructidor an V. Louis V. Joseph de Bourbon, Prinz von Condé (1736-1818), ein Teilnehmer des Siebenjährigen Krieges und Vater des Herzogs von Enghien, war 1789 aus Frankreich geflohen und hatte 1792 in Koblenz eine Emigrantenarmee gebildet, die in den Reihen der Alliierten kämpfte. Er trat 1797 in russische, 1800 in österreichische Dienste, und lebte seit dem Frieden von Lunéville im britischen Exil, aus dem er erst 1814 nach Frankreich zurückkehrte. Pichegru hatte allerdings seine Offensive derart verlangsamt, daß es Mißtrauen erregte und er von seinem Kommando abberufen wurde. Der Graf der Provence hatte sich nach dem Tode des Dauphins Karl Ludwig („Ludwigs XVII.") am 8. Juni 1795 unter diesem Namen zum König von Frankreich erklärt. Der Tour du Temple diente während der Revolution als Gefängnis, u. a. 1792/1793 für die königliche Familie. Dies geschah im Gefolge des Staatsstreichs des Direktoriums gegen die monarchistische Kammermehrheit am 18. Fructidor V (4. September 1797). Pichegru entkam 1798 aus Cayenne (Französisch-Guayana) nach England, wo er seine royalistischen Kontakte wieder aufnahm. Offenbar als Beteiligter an Georges Cadoudals Verschwörung gegen Bonaparte ging er 1804 nach Paris, wo er aber erkannt und verhaftet wurde. Er starb unter ungeklärten Umständen noch vor Eröffnung des Prozesses.

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Nr. 150 150. A u f z e i c h n u n g

[?, 1 8 0 4 ? 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 283 fol. 4 r - v (2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Veränderungen. Konzept, eigenhändig: ebda. fol. 6 r - v (2 S.). a Künftiger Inhalt der Militärischen bEntwurf

Denkwürdigkeiten.

zu der Fortsetzung der militärischen D e n k w ü r d i g k e i t e n . 2

Es w i r d alle Quartal 1 Band v o n 1 6 bis 2 0 Bogen und 1 bis 3 Planen erscheinen. D e r Inhalt w i r d bestehen: 1. In A u f s ä t z e n und A u s z ü g e n aus militärischen W e r k e n 2. In N a c h r i c h t e n v o n den jetzigen A r m e e n . H i e r z u gehören a. die O r d o n nanzen, w e l c h e ü b e r die f r a n z ö s i s c h e in den M o n i t e u r 3 erscheinen, b. der Bestand der A r m e e n aus den militärischen A l m a n a c h e n , c. die N a c h r i c h t e n v o n der neuen Organisation der kaiserlichen, englischen u. s. w. (nur nicht preußischen) A r m e e n , d. C o r r e s p o n d e n z Auszüge c 3. In Recensionen u. Nachrichten v o n militärischen und andern den O f f i c i e r intereßirenden Büchern. Es w e r d e n hier alle diejenigen militärishen Bücher,

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Die hier vorgenommenen Veränderungen wurden im späteren Konzept fol. 4r^v bereits berücksichtigt. Im früheren Konzept davor gestrichen:.. Entwurf zu den Fortsetzungen der militärischen Denkwürdigkeiten Die militärischen Denkwürdigkeiten erschienen bisher sehr langsam, die Verhältnisse der Verfaßer ließen dies nicht anders zu. Jetzt glauben sie indes in einer andern Lage zu seyn ". Verändert aus „Nachrichten" (so noch im früheren Konzept). Vgl. Anm. 2. Von den „Militärischen Denkwürdigkeiten" erschienen 1797 und 1798 der 1. und 2. Band (= 8. und 9. Band des Neuen militärischen Journals), die folgenden vier Bände erst 1801, 1803 (vgl. aber Nr. 1, Anm. 17), 1804 und 1805, wobei mutmaßlich Scharnhorsts Arbeiten an der hannoverschen Armeereform, seine preußischen Verhandlungen, der Wechsel nach Berlin und die preußische Besetzung Hannovers 1801 verzögernd wirkten. Die Aufzeichnung steht mutmaßlich im Zusammenhang mit der neuen Richtung ab dem 5. Band (= 12. Band des NMJ), die nicht zuletzt durch Deckens Übersiedlung nach England erforderlich wurde, da er nun nicht mehr als Mitarbeiter zur Verfügung stand. Die ersten vier Bände waren fast ausschließlich mit eigenständigen Abhandlungen Scharnhorsts und Deckens bestritten worden. Dies endete nun abrupt - auch Scharnhorsts „Geschichte des Feldzugs der verbundenen Armeen in Flandern im Jahre 1794" wurde nicht fortgesetzt - und ab dem 5. Band füllte man die Zeitschrift, ganz wie hier beschrieben, im Wesentlichen mit Auszügen aus Werken fremder Autoren und Rezensionen. Vgl. auch Nr. 20. Pariser Zeitung, gegründet 1789 als „Gazette nationale, ou le Moniteur universel", seit 1800 Amtsblatt der französischen Regierung.

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welche während des Revolutions Krieges erschienen sind, und jetzt von Zeit zu Zeit erscheinen, aufgenommen^ e Von den neuen mathematischen Werken, welche den Ingenieur, Artilleristen und Officier überhaupt wichtig seyn können, und Von den stati[sti]schen und politischen Werken, welche ein besonderes Interesse6 der Zeit haben, werden kurze Nachrichten gegeben. 4.h Recensionen und Nachrichten von Land-Charten'. wozu die Nachrichten kommen, welche über die französischen Aufnahmen in' dem Moniteur sich befinden, die Nachrichten von den Aufnahmen der Kaiserlichen Monarchie u. s. w.k 'In N . 3 u. 4 wird man in Absicht der statistischen u. mathematischen Bücher und der Charten nicht durch eigene Ausarbeitungen die Vollständigkeit erreichen können, welche zu wünschen wäre, selbst der Raum wird dies nicht zu laßen. Es bleibt daher kein Mittel übrig, als das Fehlende durch kurze historische Notizen aus kritischen Journalen zu ersetzen.

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Im früheren Konzept lautet dieser Absatz: „3. In Recensionen der militarishen neuen Werke, welche während des Revolutions Krieges erschienen sind u. von Zeit zu Zeit erscheinen." Es folgt dort gestrichen: „Hier finden folgende Unterabtheilungen statt, a. Wissenschaftliche Bücher, b. Bücher, welche die Geschichte der Feldzüge betreffen, c. Bücher, welche die Organisation der Armeen betreffen." Davor gestrichen: In kurzen Nachrichten". Im früheren Konzept beginnt hier der Absatz: „4. In kurzen Nachrichten von den neuen mathematischen Werken, welche den Ingenieur, Artilleristen u. Officier überhaupt intereßiren können". Davor gestrichen: „ 5. Kurze Nachricht". Im früheren Konzept steht hier: „3. Kurze Nachrichten". Im früheren Konzept endet der Satz hier mit „ haben." Verändert aus „ 6." Verändert aus „ Charten ". Statt „ und"; verbessert nach dem früheren Konzept. Im früheren Konzept folgt gestrichen: „ Bei diesen Artikel wird man die Geographischen Ephemeriden u. die Correspondenzen von Zach benutzen." Das bezieht sich auf die von Franz Xaver von Zach gegründeten Zeitschriften „Allgemeine geographische Ephemeriden" (seit 1798) und „Monatliche Korrespondenz zur Beförderung der Erd- und Himmelskunde" (seit 1800). Der hier folgende Satz lautete im früheren Konzept: „Na 4, 5 u. 6 wird man nicht durch eigene Ausarbeitungen die Vollständigkeit] geben können, welche zu wünschen wäre, selbst der Raum wird dies nicht zulassen".

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Nr. 151

[?, 1804? 1 ]

151. Aufzeichnung

GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 283 fol. 2 r - v (2 S.): Konzept, Schreiberhand,

mit eigenhändigen Zusätzen."

Konzept, eigenhändig, unvollendet: ebda., fol. 5 r - v (1 '/ 2 S.). Bücher und Artikel zur Exzerpierung digkeiten.

und Rezension in den Militärischen

Denkwür-

Gegenstände, welche zu bearbeiten. I. b

Bücher, aus denen kurze Auszüge neben einer Recension zu machen. 1. Précis historique des Campagnes de l'armée de Rhin et Moselle pendant l'an 4 et 5 p. Dedon, 2 die Rheinübergänge müßte man aus Gründen, welche unten angeführt werden, übergehen. 2. Précis des opérations de l'armee du Danube. 3 Jeder dieser Auszüge und Recension dürfte doch nur etwa 1 bis höchstens 2 gedruckte Bogen ausmachen. Es müßten hier diejenigen Vorgänge, welche umständlich beschrieben sind und ein besonderes Interesse haben, vorzüglich ausgehoben werden. Das übrige müßte jedoch im Ganzen erzählt werden, um den Faden der Geschichte zu erhalten. Vielleicht könnte man aus deutschen Schriften Vergleichungen beibringen. Doch kenne ich keine. Die gewöhnlichen französischen 0 Pralereien müßte man weglaßen das, was sich nicht ohne Plan verstehen läßt, müßte man so viel als möglich nicht berühren.

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sehen Zahlen. Das Wort eigenhändig hinzugefügt, nicht im früheren Konzept. Die ersten der hier geplanten Aufsätze erschienen im ersten Teil des Jahrgangs 1804 des NMJ, von den später hinzugefügten einige erst 1805. François-Louis Dedon: Précis historique des campagnes de l'armée de Rhin-et-Moselle pendant l'an IV et l'an V, contenant le récit de toutes les opérations de cette armée sous le commandement du général Moreau, Paris 1799; vgl. den Auszug in: NMJ 12 (1804 = MD 5), S. 1-120. Jean Baptiste Jourdan: Précis des opérations de l'Armée du Danube sous les ordres du général Jourdan, Paris 1799; vgl. den Auszug in: NMJ 12 (1804 = MD 5), S. 121-194.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

II.

Ein Auszug, als Aufsatz, über den Rheinübergang 1796 Jahr 4 und 1797 Jahr 5. Aus Dedon 4 und aus des Obersten von Miller seinen Nachrichten. 5 Dazu würde ich 1 Plan zeichnen laßen.6 1V2 bis 2 gedruckte Bogen. Zuerst die Postirung aus Miller, darauf den Uebergang selbst/

III.

Einen Auszug aus der Belagerung von Peschiere,7 ich würde dazu 1 Plan zeichnen laßen. Es wäre vorzüglich das auszuheben, was ich vorgestrichen - was auf die Belagerung an sich Beziehung hat.8 1 bis 2 gedruckte Bogen.

IV.

Der Ubergang über den Limath aus Dedon 9 1 gedruckten Bogen Ich würde 1 kleinen Plan dazu stechen laßen. Die Recension des Werks müßte hiermit verbunden seyn.

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Der letzte Satz nicht im früheren Konzept. Außer dem bereits erwähnten Werk Dedons vgl. Mémoires militaires sur Kehl, contenant la relation du passage du Rhin, par l'armée du Rhin-et-Moselle, sous le commandement du général Moreau, et celle du siège de Kehl, par un officier supérieur de l'armée, Straßburg 1797; Relation du passage du Rhin, effectué le 1er floréal an V, entre Kilsett et Diersheim, par l'armée de Rhin-et-Moselle, sous le commandement du général Moreau, Straßburg 1797. Ein Exemplar des letzteren Werkes befindet sich in der Bibliothek des Scharnhorst-Hauses in Bordenau. Vgl. Franz Georg Anton von Miller: Betrachtungen über den von den Franzosen bei Kehl unternommenen Rheinübergang, Frankfurt a. M. 1796. Der bereits im ersten Bande vorgestellte Miller, ein Oberst des Schwäbischen Kreises, schrieb auch für das „Magazin der neuesten Kriegsbegebenheiten". Vgl. Die beiden Rhein-Uebergänge der Rhein- und Mosel-Armee am 6sten Messidor IV (24sten Juni 1796) und lsten Floréal V (20sten April 1797) nach dem Précis historique etc. des ältern Dedon bearbeitet, in: NMJ 13 (1805 = M D 6), S. 101-172. Etienne-Félix Hénin de Cuvillers: Journal historique des opérations militaires du siège de Peschiera, et de l'attaque des retranchements de Semnione, commandée par le général Chasseloup-Laubat, accompagné de cartes et de plans; suivi de notes archéologiques sur la maison de campagne du poète Catulle sur la presqu'île de Semnione, dans le lac de Garda, Genua 1801. Der Verfasser (1755-1841), ein ehemaliger Diplomat, war bei Arcole verwundet worden, gehörte 1797-1802 verschiedenen Stäben in Italien an und nahm an den Feldzügen von 1806/07 und 1809 teil. Er wurde von Napoleon zum Baron, nach seiner Entlassung von Ludwig XVIII. noch ehrenhalber zum Maréchal de Camp ernannt (1819). Der Leiter der Belagerung, der Ingenieuroffizier François Chasseloup-Laubat (1754-1833) hatte 1794 die Belagerung von Maastricht befehligt und sich beim Italienfeldzug Bonapartes mehrfach ausgezeichnet. Als Ingenieurchef der Italienarmee ermöglichte er 1799 den Rückzug über die Apenninen nach Genua und wurde zum Divisionsgeneral befördert. Er leitete auch cfie größeren Flußübergänge im Feldzug 1806/07 und befehligte die Ingenieurarbeiten bei der Belagerung von Danzig. Nachdem er am Rußlandfeldzug 1812 teilgenommen hatte, wurde er im Sommer 1813 zu Senator ernannt, während der Restauration zum Marquis. Scharnhorst stellte das Werk auf der Sitzung der Militärischen Gesellschaft am 18. Mai 1803 vor (vgl. DMGB III, S. 403f.), eine Rezension erschien 1804 in: NMJ 12 (= MD 5), S. 337-343. Vgl. François-Louis Dedon: Relation detaillée du passage de la Limât effectué le 3 vendémiaire an VIII, suivie de celle du passage du Rhin du 11 floréal suivant et de quelques autres passages de fleuves, Paris 1801.

Nr. 151

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V.e

Ein Auszug aus Toulongons Werk, die Schlacht bev Valmv mit einem Plan, etwa 2 Bogen10

VI.

Uebergang übern Rhein beim Eichelnkamp, die Beschreibung nebst einem Plan von Wiebeking.11

VII.

Kanonade bei Coppenhagen. aus den beiden darüber erschienenen Schriften, nebst einen kleinen Plan.12

VIII. Dohna 13 über den Feldzug von 1793. das Knobelsdorfer Corps 14 betreffend. '/ 2 gedrukten Bogen. IX. X.

' 10

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16

Auszug aus Massena 15 1 l Habe ich in einem Bande. Auszug aus Scherer16 J

Hier endet das frühere Konzept, etwas über die Hälfte der zweiten Seite blieb unbeschrieben. Gemeint ist wohl das in N r . 1 erwähnte Werk Toulongeons. Ein entsprechender Artikel erschien im NMJ aber nicht mehr, ebensowenig solche, die den folgenden drei Punkten entsprächen. Karl Friedrich Ritter von Wiebeking: Der Übergang der Franzosen über den Rhein am 6. September 1795, Frankfurt 1796, Düsseldorf 1796, Leipzig 1797. Gemeint ist mutmaßlich die Seeschlacht vor Kopenhagen am 2. April 1801, in der ein britisches Geschwader unter Admirai Sir H y d e Parker und Vizeadmiral Sir Horatio Nelson Dänemark zur Aufgabe seiner Teilnahme am Bündnis der „Bewaffneten Neutralität" zwang. An der dänischen Küstenverteidigung war Scharnhorsts Brieffreund Ezechias Gustav von Mechlenburg (1742-1804) als Oberst der Artillerie beteiligt. Albrecht Wilhelm Leopold, Burg- und Reichsgraf von Dohna-Schlodien: Der Feldzug der Preußen gegen die Franzosen in den Niederlanden in dem Jahr 1793, 4 Teile, Berlin 1793-1798. Von demselben Autor rührt auch her: Instruction für Commandeurs der Infanterie, Berlin 1802. Das preußische Hilfskorps in Flandern unter dem Befehl des Generalleutnants Alexander Friedrich von Knobelsdorff. Louis Marès: Précis historique de la campagne du général Masséna dans les Grisons et en Helvétie depuis le passage du Rhin jusqu'à la prise de la position d'Albis, ou Receuil des rapports qui contiennent les détails des opérations de cette campagne, Paris 1799. Vgl. die Rezension in: N M J 13 (1805 = M D 6), S. 209ff. Der Verfasser hatte als Ingenieuroffizier bereits bei der Sambre-und-Maas-Armee gedient. Barthélemy-Louis-Joseph Schérer: Précis des opérations militaires de l'armée d'Italie, depuis le 21 ventôse jusqu'au 7 floréal de l'an VII, Paris 1799. Das Werk, mit dem der General auf öffentliche Angriffe reagierte, wurde rezensiert in: NMJ 13 (1805 = M D 6), S. 212-215.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

XI.

Recension von Cafarelli17

XII.

Recension Desaix18

• aus den Cosin19

XIII. Ree. von Kleber20

[?, nach Januar 18031]

152. Notizen

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 283 fol. 3r (V2 S.): Eigenhändig. Material für die Militärischen

Denkwürdigkeiten.

Notitzen 1. Zu den Auszügen aus den Moniteur von den Bureau topographicke kann man sich der Uebersetzung aus den Geograph. Ephemeriden 2 Jan. 1803 bedienen

17

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20

1 2

Joseph-Marie de Gérando: Vie du Général L. M. J. M. Cafarelli du Falga, Paris 1801; vgl. die Rezension in: NMJ 13 (1805 = MD 6), S. 216-222. Der Verfasser der Biographie nannte sich zur Zeit der Revolution und des Kaiserreichs Degérando; er ging im Verlaufe der Revolution zweimal außer Landes und wurde unter Napoleon zum Staatsrat und Baron ernannt. Zu seinen zahlreichen Werken gehörte u. a. die dreibändige „Histoire comparée des systèmes de Philosophie" (1804). Der Gegenstand der Biographie, Louis-Marie-Joseph-Maximilien Caffarelli du Falga (1756-1799), hatte bei den Feldzügen am Rhein sein linkes Bein verloren, ging aber trotzdem 1798 als Brigadegeneral und Chef der Ingenieure der Orientarmee nach Ägypten. Er wurde bei der Belagerung von Akko tödlich verwundet. General Louis-Charles-Antoine Desaix de Voygoux (1768-1800) trat 1783 als Unterleutnant in die französische Armee ein und wurde 1793 wegen seines Anteils an der Verteidigung der Weissenburger Linien zum Brigadegeneral ernannt. 1794 zum Divisionsgeneral befördert, kämpfte er in den folgenden Feldzügen am Rhein, 1798 befehligte er die Vorhut der Orientarmee. Das Eingreifen seiner Division entschied die schon verloren geglaubte Schlacht von Marengo, Desaix selbst fiel dabei. Charles-Yves Cousin: Histoire des Généraux Désaix et Kléber, avec des notes et remarques, suivie des anecdotes et pièces concernant ces deux généraux, Paris 1802, rezensiert in: NMJ 13 (1805 = MD 6), S. 225f. Lecoq hatte das Buch bereits rezensiert in: DMGB I, S. 100-105. Der Elsässer Jean-Baptiste Kléber (1753-1800), der an der Kriegsschule in München ausgebildet worden war, trat 1776 in die österreichische Armee ein, ging aber 1783 in die Heimat zurück. Aus seiner Stellung als Bauinspektor in Beifort trat er 1792 in ein Freiwilligenbataillon ein und zeichnete sich bei der Belagerung von Mainz so aus, daß Custine ihn zum Brigadegeneral ernannte. Er führte danach Kommandos in der Vendée, in der Nordarmee und am Rhein. 1798 ging er mit der Orientarmee nach Ägypten und übernahm deren Oberbefehl nach der Flucht Bonapartes. Nicht lange nach dem Sieg bei Heliopolis (20. März 1800) wurde er ermordet. Es wird auf eine Zeitschriftenausgabe von diesem Monat verwiesen. Gemeint sind die 1798 von Franz Xaver Freiherr von Zach in Weimar begründeten „Allgemeinen Geographischen Ephemeriden", von denen bis 1816 51 Nummern erschienen.

Nr. 153

2.

3.

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Bei den Auszügen über die Verfaßung des französischen Militärs aus den Moniteur kann man sich der Europäischen Analen 3 in einigen Artikeln bedienen.4 Die Schrift über die Operationen von 1797, worin beide officiele Berichte, kann man abdrucken lassen, nur muß die französische Relation weg bleiben und statt derselben die Uebersetzung neben der deutschen geschrieben werden. Beide müßen aber erst nachgesehen werden.

153. Zeitschriftenartikel?

[?, 1800/1805? 1 ]

G S t A P K , V I . H A N1 Scharnhorst N r . 310 fol. 2 r - 9 v (16 S.): K o n z e p t , unbekannte Hand, mit eigenhändigen Abänderungen."

Britische Landstreitkräfte. [1.] Außerordentliche Vermehrung zu Beginn des Krieges. Begrenzter Wert der Freiwilligen- und Milizformationen. [2.] Nachteile der gegenwärtigen Organisation der Freiwilligen auf dem Lande. Forderung nach Berücksichtigung ländlicher sozialer Strukturen. Reform des Offizierskorps. Allgemeine Wehrpflicht. Verringerung der Bagage. [.3.J Miliz nicht mehr Gegengewicht zur regulären Armee. Unzweckmäßige Organisation. [4.] Reservearmee. Schaden für Landesverteidigung durch Operationen in Westindien. Antrieb zum Eintritt in die Reservearmee. Organisation. [5.] Notwendigkeit einer größeren regulären Armee für Krieg in Europa. Fehlende Vorkehrungen zum Ersatz von Verlusten. Reform durch den Herzog von York. Nachteile der lebenslänglichen Dienstverpflichtung, des Dienstes in den Kolonien und häufiger Leibesstrafen. Vorschläge zur Reform. [6.] Garden. [7.] Zu niedriger Sold der Offiziere. [8.] Auszeichnungen. [1.] Die heterogen[en] Theile der Militair-Macht dieses Reichs begreift man unter die Nahmen Volontäre, Militz, Reserve Armee und regulirte Truppen. b Die außerordentliche Energie der Nation bewafnete 500.000 Mann zur Ver3

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Die von Ernst Ludwig Posselt herausgegebenen „Europäischen Annalen" erschienen seit 1795 bei Cotta in Tübingen und Stuttgart. Gemeint sind mutmaßlich die im N M J 12 (1804), S. 321f., besprochenen neuen französischen Reglements, Ordonnanzen und Instruktionen.

U. a. wurden mit lateinischen Buchstaben geschriebene Fremdwörter und Orts- und Personennamen gestrichen und in deutschen Buchstaben neu geschrieben. Es handelt sich offenbar um die gekürzte Übersetzung einer englischen Schrift. Bei einigen kritischen Wörtern und Formulierungen steht das englische Original dabei, gegen Ende wandelt sich der Text von einer Übersetzung zur Inhaltsangabe. Möglicherweise war er für die „Militärischen Denkwürdigkeiten" vorgesehen. Folgt gestrichen: „ (reguläre) ". Aufgrund der Bezüge auf Marengo und die Einkommenssteuer. Sollte es sich bei den im Abschnitt zur Reserve-Armee genannten Garnisonsbataillonen um die nach dem Wiederausbruch der Feindseligkeiten im Mai 1803 aufgestellten britischen Formationen handeln, spräche dies für eine Entstehung während der Vorbereitungen Napoleons zu einer Landung in England (1803-1805). Die Invasionsgefahr wurde weitgehend beseitigt durch den Sieg der britischen Flotte unter Nelson über die vereinigten französischen und spanischen Flotten bei Kap Trafalgar am 21. Oktober 1805. Der mögliche Bezug auf die Entführung Rumbolds im Oktober 1804 (vgl. Anm. 18) würde auch zu diesen Zeitraum passen. Vgl. auch Scharnhorsts Briefe Nr. 27 und 39 an Decken.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

theidigung des Landes im Fall eines Angriffs. 3 Auf den 0 ersten Anblick scheint es also, daß in Rücksicht dieser großen Anzahl kein Anfall mehr gewagt werden dürfe, wenn er auch nur allein den Landungsversuchen entgegengesetzt werden sollte. Die glänzenden Erfolge der französischen Nationaltruppen im Anfange des Streits haben bei den großen Haufen aller Nationen falsche Begriffe von der Tapferkeit des bewafneten Volks erweckt. Die französischen Freiwilligen und Conscribirten wurden aber unter einer regulirten Armee von 250.000 Mann eingeschoben, wovon nur einige Bataillons den republikanischen Dienst verließen, und die Volontär-Bataillone wurden daher bald sehr gut organisirt. Demungeachtet bekamen die Nationaltruppen im Anfang viele Stöße, und es wurden von den Alliirten bald Landstrecken überzogen, die größer waren als die Entfernung des äußersten Landungspunktes in England von London. Und wodurch wurde der Rückzug des Herzogs v. Braunschweig endlich bewirkt? Gewiß nicht durch Gewalt noch irgendendeine entscheidende a Gefahr. 4 Würde wohl Frankreich trotz der guten Meinung, die es von der Bravour der Engländer hat, und trotz der furchtbaren Folgen einer Niederlage anstehen, mit seiner Armee zu landen/ wenn die Passage des Canals gesichert wäre? Glücklicherweise hat unsere Regierung selbst kein zu großes Vertrauen auf die Unüberwindlichkeit der Landes-Vertheidigung, wie die fortdauernden Biokaden beweisen. Es stehet zu erwarten, daß wenn, unerachtet unserer Flotte die Franzosen landen sollten, der Ausspruch des Turenne wahr werden wird, daß nehmlich der gute Gott allezeit auf die Seite der zahlreichen Heere tritt. Sollten sich die Franz. verschanzen, so würden die Volontäre ihren Muth mit der sichern Aussicht auf den Sieg entwickeln, indessen würden bewaffnete Bauern bei einer gehörigen Disposition und einer Unterstützung der regulairen Armee das nehmliche gegen Schanzen thun. Aber in freien Felde, wo Bewegungen mit Ordnung ausgeführt werden müssen, wenn gleich im Anfange ein großer Verlust stattfindet/ da sind tapfere und erfahrene Officiere, die das Zutrauen der Truppen besitzen, durchaus nöthig. Ohne eine schlechte Meinung von den Volontär-Officieren zu haben, kann man voraussetzen, daß sie bei der Ungewohnheit der Gefechte mit ihrem eignem Verhalten werden zu thun haben, und daß man sie nicht wegen des Commandos ihrer Untergebenen wird verantwortlich machen können. Unwissenheit kann nicht die Huldigung verlangen, die der Erfahrung gebührt. c d

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Statt „dem". Statt „ irgendeiner entscheidenden ". Verändert aus „ debarquiren ". Verändert aus „gleich ein augenblicklich großer Verlust vorfällt". Zu Beginn der Revolutionskriege meldeten sich weit mehr Freiwillige, als man sofort bewaffnen konnte, so daß ein Teil von ihnen zunächst nur mit Piken ausgestattet wurde. Gemeint ist der Rückzug der alliierten A r m e e n nach der Kanonade v o n V a l m y (20. September 1792), in der die preußische A r m e e den Verlust einiger hundert Mann hingenommen hatte.

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Die Geschichte beweißt, daß der mächtige Sporn des Beispiels nöthig ist, um die Menschen mit thätigen Muth der Gefahr entgegenzuführen, wenn nicht ihre natürlichen Leidenschaften in Bewegung sind, und daß die lange Gewohnheit der Disciplin und des Gehorsams nur die Standhaftigkeit der Masse im gefährlichen Augenblicke erzeugen. Thätiger Muth und Hingebung zum unvermeidlichen Tod sind sehr verschiedene Gemüthsanstrengungen. Die verworfensten Menschen sterben wohl mit Ruhe und anscheinender Gleichgültigkeit; Völker haben sich der Sklaverey, ja sogar der Ausrottung ergeben, ohne gegen die geringe Zahl ihrer Unterdrücker aufgestanden zu seyn. 8 Die Geschichte ist reich anh Beispielen, daß selbst kriegerische Völker durch kleine, aber wohl disciplinirte Heere unterjocht worden sind. Mancher, mit den Kriegsoperationen unbekannt, steht in der Meinung, daß die1 eigentliche englishe Waffe', das Bayonet, den Mangel der Kriegsübung ersetzen wird. Diese Meinung ist indeß falsch. Ein geschickter und thätiger Feind wird in eingeschloßenen Gegenden solche Versuche verlachen, die Erfindung des Pulvers hat die Ueberlegenheit der Menge sehr eingeschränkt, und wenn die Franzosen im Vertrauen auf ihre Geschicklichkeit die Ebene von Salisbury oder eine andere große Straße gewinnen, so können die Volontäre nur nach einem fürchterlichen Verlust ihre Versamlungsörter erreichen. Wird nun die nöthige Unerschrockenheit und Gleichgültigkeit sogleich erlangt sein? Werden die Gemächlichkeiten des Lebens, die sie eben verlassen haben, sogleich vergessen seyn? Begabt das Anlegen der brittischen Uniform auch sogleich mit glänzender militairischer Tugend? Die Aufstellung einer Amphibien Macht zur Zeit der Gefahr ist nur ein Kunstgrif, durch Menge zu imponiren, in der That aber nicht zur wirklichen Beschützung des Staats. Bey einer hinreichend stehenden Macht wird die Volks-Bewaffnung eine entscheidende Superiorität hervorbringen, aber solange jene nicht vollzählig ist, werden alle einzelne Bewaffnungen dem Zweck entgegenwirken und die Schwierigkeit einer wirksamen Vertheidigung vermehren. Ueberdem ist ein Volontär-System der National Industrie sehr nachtheilig, da gegentheils letztere durch eine hinlängliche regulaire Defensif-Kraft beschützt werden könnte. Bleibt man aber bei diesem Systeme, so ist es nöthig, auf Verbesserungen zu denken und die Fehler, welche man abhelfen kann, k müssen nicht länger geduldet werden. [2.] Alle bisherige Anordnungen für die Errichtung der Volontär-Macht haben sich ausschließlich auf große Städte bezogen, ohne im geringsten auf s h

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Verändert aus „ aufzustehen." Verändert aus „ von ". Folgt gestrichen: „ wahre ". Verändert aus „daß das wahre engl. Waffen". Statt „welche man abgeholfen kann," verändert kann

aus „ welchen abgeholfen

werden

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

die Unterschiede zu achten, die eine verschiedene Classe von Menschen und Local Umstände hervorbringen. Die Volontäre von London können leicht formirt werden. Ganz anders1 ist, wenn Leute 10 (engl.) Meilen 5 marschiren sollen, um zu ihrem Regiment zu gelangen; was werden sie dann noch für Neigung haben, um sich in den Waffen zu üben? Es entstehen ferner noch mehrere™ Uebel aus einer solchen Formirung. "Da die Volontär-Officiere in Rücksicht des Ranges so sehr begünstigt werden, so werden wenige Herren unter Staabs Officiers Rang in die Regimenter treten wollen. Wenn im Gegentheil ein jeder große Landbesitzer seine Pächter und sonstige von ihm abhängige Leute versammelte, so würde dieß zu seiner Zufriedenheit gereichen, indem er hier gleichsam als Hauptmann aufträte, und seine Untergebenen würden es nicht unter ihrer Würde halten, 0 einen geringen militairischen Rang anzunehmen. Werden aber die ländl. Volontäre in Regimenter formirt, so kann die Achtung und die Zuneigung zu ihren Officieren nicht stattfinden, die sie gegen Leute haben würden, die sie schon immer als ihre Obern anerkennen. p Die Leute halten sich nicht sehr verantwortlich, vernachlässigen die Zusammenkünfte und zuletzt stellt sich keiner mehr ein (withdraw altogether). q Es ist besonders, daß bei der Einrichtung der Volontär-Macht diejenigen Vorsichtsmaßregeln so offenbar vernachläßigt sind/ die durch die Erfahrung so nothwendig zur Regulirung aller Armeen befunden werden. Ein Officier muß 6 Jahr in der brittischen Armee dienen, bevor er den Rang eines Staabs Offiziers s erhält und qualificirt ist, die Verantwortlichkeit zu übernehmen, die mit seinem Posten verbunden ist, aber ein Volontär erhält auf einmal1 den Rang eines Obersten, vermöge dessen er beinahe jedes Regiment in des Königs Dienst commandirt. Die Volontairs von London und großen Städten sollten allein in Regimenter formirt werden; die Volontäre vom Lande sollten nur in Companien

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Verän dert aus „ Ein an der es ". Verändert aus „Auch entstehen mehrere". Das Folgende verändert aus „ Da der Rang so vergünstigt wird, so werden wenige Herren ohne einen Feld-Officiers Rang zufrieden seyn, da im Gegentheil ein jeder große Landbesitzer seine Pächter und Abhängige versammelte, [folgt gestrichen: „könnte"] dieß zu seiner Zufriedenheit gereichen müßte, indem er [...]". Verändert aus „finden ". Verändert aus „ Werden aber die ländl. Volontairs in Regimenter formirt, so geht der Respect und die Zuneigung von ihren Officiren durch die Erweiterung verlohren." Verändert aus „ Die Herren finden sich ohne Verantwortlichkeit und begeben sich nach und nach hinweg." Verändert aus „ werden ", dafür umgekehrt am Satzende „ werden " aus „ sind." Verändert aus „Feld-Officiers", offenbar eine wörtliche Übersetzung von „field officer", dem englischen Wort für „Stabsoffizier" im Sinne von Major, Oberstleutnant oder Oberst. Verändert aus „ nimt mit eins ". Gut 16 Kilometer oder etwas mehr als zwei Meilen nach deutschem Maß.

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formirt und durch diejenigen commandirt werden, auf deren Güter oder durch deren Einfluß sie errichtet sind," und nur bey wirklichen Dienstverrichtungen sollten die Compagnien nach Bedürfniß in Regimenter vereinigt und vom ältesten Officier mit dem Rang eines commandirenden Majors (major commandant) befehligt werden. Wenn es erforderlich würde, sollten höhere Officiere von der Armee bestirnt seyn, diesev Corps gegen den Feind zu führen. Diese höhern Officiere müßten bevollmächtigt seyn, fähige Officiere von den Volontären zu besondern Aufträgen zu benutzen. Keiner muß von der Vertheidigung des Vaterlandes befreiet seyn:w dieses Prinzip ist in den freiesten Republicken anerkannt worden und wird bei unseren Marine Bewaffnungen angewendet.6 Jeder Hauswirth müßte verbunden sein, die vollständige Armatur eines Mannes anzuschaffen" und in guter Ordnung zu halten. Jede Mannsperson müßte im Gebrauch derselben unterrichtet seyn. Militairischer Diensteifer wird leicht eingeflößt, aber der Unterricht muß nicht mit großer Unbequemlichkeit und Unkosten verbunden seyn. Gleichförmigkeit der Bekleidung 7 ist bei einer solchen Macht unnöthig oder, wenn sie gewünscht wird, müßte so beschaffen seyn, daß sie die gewöhnliche Bekleidung der Landleute werden kann. Die Volontäre müssen keine Zelte haben. Jede Compagnie hat jetzt vier Bagage Wagen. Was für ein persischer Zug wird ihre Marschcolonne seyn? Das Gepäcke ist für eine Armee eine Last und keine Wohlthat. Alle Bewegungen werden erschwert und ein Drittel der Armee ist zur Bedeckung desselben2 nöthig. Würde Frankreich so große Eroberungen gemacht haben, wenn die Officiere mehr Bagage gehabt hätten, als sie auf ihren Rücken tragen konnten? Würde die Capitulation bey Morengo 7 geschlossen worden seyn, wenn die Erhaltung der Bagage nicht den Festungen und der Ehre vorgezogen worden wäre?

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Folgt gestrichen: „Alle Vol. sollten nach einem System exercirt, und die Compagnien in jeder Grafschaft numerirt werden, damit alle Rangstreitigkeiten wegfallen." Das Folgende schloß als eigenständiger Satz an, beginnend: „ Bey wirklichen Dienstverrichtungen". v Verändert aus „solche". " Verändert aus „ Es müssen keine Ausnahmen stattfinden " Verändert aus „ eine Bewaffnung anzuschaffen ". y Verändert aus „ Uniformirung ". 1 Statt „ derselben ". 6 Die britische Marine komplettierte ihre Mannschaften durch das Pressen von Matrosen vor allem in Hafenstädten. 7 Gemeint ist die am 15. Juni 1800, dem Tage nach der Schlacht von Marengo, geschlossene Konvention von Alessandria, durch die sich die österreichische Armee unter Melas zum Rückzug hinter den Tessin und zur Ubergabe der noch gehaltenen Festungen im Piemont und der Lombardei verpflichtete.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Die Yeomanry (eine Cavallerie aus Guthsbesitzern, yeoman - Pächter) 8 ist derselben Verbesserung fähig. Diese sollte ihrer ursprünglichen Einrichtung nach aus Eigenthümern bestehen, vereinigt," um die innere Ruhe zu erhalten und diejenigen Dienstverrichtungen auf sich zu nehmen, welche die reguläre Cavallerie in den Stand setzen, bloß Offensif-Operationen gegen den Feind vorzunehmen. Nach der Parlaments Acte sind sie den militärischen Strafgesetzen nicht unterworfen. Wenn aber das Parlament gewußt hätte, daß diese Yeomanry größtentheils aus den Dienstleuten und niedrigsten Tagelöhnern der Pächter bestände, so ist zu bezweifeln, daß es die Vergünstigung so weit getrieben haben würde. So wie die Yeomanry jetzt eingerichtet ist, kostet sie die Nation eine sehr große ab Summe, anstatt daß, wenn wirkliche Grundbesitzer dazu genommen würden, solches der Nation nur einige Fourage Lieferungen kosten würde. Eine so constituirte Yeomanry würde ein respectables Corps seyn und ein Beispiel abgeben, daß der Bürger und der Soldat mit gleicher Fähigkeit zum Dienst des Staats vereint werden können, ohne Nachtheil der regulairen Armee. ac Niemand wird zweifeln, daß in England verschiedene Yeomanry-Regimenter zum Cavalleriedienst tauglich sind,ad aber das Eintheilen dieser Regimenter in unabhängige Schwadronen wird ihre Stärke und Regimentszucht nicht schwächen. Die Schwadronen würden sich willkührlich in denjenigen Gegenden versammeln, wo Cavallerie in Linie agiren kann, undae vielleicht öfter als beym jetzigen System wie Regimenter exerciren. In den Gegenden, wo blos einzeln exercirt werden kann, ist die unabhängige Organisation kleiner Trupps shon an sich zweckmäßiger. Die Erhaltung tüchtiger Officier und die Entfernung untauglicher Subjecte sind wichtige af Gegenstände, welche allein durch diese Verbesserung erhalten werden können. 18

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Bis hier verändert aus „Die Grundbesitzer (Yeomanry) sind derselben Verbesserung fähig. Diese sollte aus Eigenthümern bestehen, die zusammen vereinigt sind". Verändert aus „ungeheure", vorher aus „enorme". Hier endet fol. Sv. Ab der folgenden Seite, fol. 6r, wird der Text von einer anderen Schreiberhand fortgesetzt. Verändert aus: „Daß in England verschiedene Yeomans Regimenter sind, welche zum Cavalleriedienst tauglich sind, wird niemand in Abrede seyn". Das Folgende verändert aus „als Regimenter vielleicht öfter exerciren, als es beym jetzigen System geschieht. Und in den Grafschaften, wo blos die regulären Dienstverrichtungen möglich sind, ist die unabhängige Organisation kleiner Trupps zweckmäßiger." Verändert aus „ große Statt „kann." Im Mittelalter bedeutete das Wort „Gemeinfreier" (d. h. Angehöriger des Standes zwischen Hörigen und Leibeigenen einerseits und Rittern andererseits), später wurde es zu einem Oberbegriff für größere Pächter und kleine Grundbesitzer.

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[3.] Die Miliz. 9 Eine Untersuchung über die Tauglichkeit der Miliz, wenn es darauf ankömmt, so wol ihre Untauglichkeit als ihre Abweichung vom primitiven Zweck zu beweisen, muß von vielen als ein neidisches und anmaßendesah Unternehmen angesehen werden, besonders da die Hauptargumente gegen die Tauglichkeit der commandirenden Officiere gerichtet werden müsten. Die jetzigen Zeiten sind aber zu wichtig und der Kampf zu fürchterlich, um persönliche Rücksichten zu nehmen. Die Miliz ward ursprünglich als ein Gegengewicht der stehenden Armee angesehen. Die Eifersucht auf monarchische Eingriffe hat eine Achtung für diese Einrichtung erzeugt, ob sie gleich aufgehört hat, die ursprüngliche Eigenschaften zu besitzen. Im Allgemeinen findet sich mehr Wohlstand, Grundeigenthum und hohe Verbindung in den Regimentern der Armee als in der Miliz. Auch ist von beiden die Miliz 1 ' am meisten lohnpflichtig (mercenary 10 ), indem die Officiere des Königs große Summen für die bloße Ehre, zum Metier zu gehören, bezahlen u. die Besoldung nicht die jährliche Zinsen für den Einkaufspreis einträgt.11 Die Miliz beschützt die Freiheit des Volks nicht mehr als es die Armee des Königs 3 ' thut. Nur ein unwissender Beobachter unserer Zeit kann kann befürchten ak , daß das Bayonet je zur Erweiterung der königl. Macht über ihre Grenzen angewendet werden wird. al Eisen ist nicht das Metall, von welchem seit Cromwells Zeiten der Hauptschlüssel zum Heiligthum der Freiheit zusammengesetzt ist.12 Die Organisation der Miliz ist den ersten Grundsätzen einer Militäreinrichtung zuwider. Kann der Miliz-Offizier ammeine besondere Achtung von dem Soldaten wegen seines Dienstes und wegen sein Betragen am Tage der Schlacht verlangen? Kann jene gegenseitige Zuneigung entstehen, die nur die Folge gemeinschaftl. Beschwerden und Gefahren ist? Muß nicht der Dienst durch hohe Officier leiden, welche nicht zu anwenden verstehen, da sie nie eine Gelegenheit gehabt haben, den praktischen Theil ihrer Pflichten auszu-

"h Statt „ amnaßendes ". Das Folgende verändert aus „am einträglichsten, da die Officiere". Verändert aus „ Krieges ". "k Verändert aus „ befehlen ". Der hier beginnende Satz nachträglich eingefügt. "m Das Folgende verändert aus „ einige Achtung für seine Dienstjahre und die sein Betragen in der Schlacht er Soldat verlangen?" 9

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Bei der Miliz handelte es sich um Einheiten aus gesetzlich zur Heimatverteidigung Verpflichteten, wobei das L o s entschied, wer antreten mußte. Denen, die es sich leisten konnten, stand es frei, sich einen Stellvertreter zu mieten. D u r c h die Militia Acts von 1802 und 1803 wurden insgesamt 7 6 . 5 0 0 Milizionäre ausgehoben. Das W o r t bedeutet als Substantiv „Söldner", als Adjektiv „söldnerisch, Söldner-" aber auch „geldgierig". In der britischen A r m e e mußten Offizierspatente in der Regel bezahlt werden; auch die meisten Beförderungen wurden gekauft. Das „Eisen" spielt möglicherweise auf die als „Ironsides" bekannten Reiter Oliver Cromwells an.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

üben? Wenn diese Fragen keinen Widerspruch leiden, so wende man hier noch die bei den Volontären gebrauchten Argumente an, und zwar um so strenger, da die Miliz eine weit kostbarere Einrichtung ist. Wenn französische Besatzungen in unsern Städte[n] liegen, was für Beruhigung werden wir alsdann aus der Erinnerung schöpfen, daß der Geist der Unabhängigkeit die Aufstellung einer brittischen Armee verhindert hat? England durch Engländer unterjocht wäre noch unser Vaterland, unterdrückt aber nicht unwiederbringlich 3 " entehrt? Wer aber könnte die Herrschaft eines fremden Feindes ertragen? and that dominion held by France? ao Wenn wir die Vertheidigung des Reichs der Miliz und den Volontairen anvertrauen, werden wir zum wenigsten*? sehr nachtheilige Unglücksfälle erleben, denn dieß ist die traurige Würkung dieses Systems, daß persönliche Tapferkeit von wenigen Nutzen ist, und wiewohl würdig des Siegs, würden Niederlagen und Schande die wahrscheinlichen Katastrophen seyn. Wenn aq aber die Miliz nicht ganz und gar aufgehoben werden kann, so muß der beste Nutze daraus gezogen werden. Man hat schon das Principe einer Veränderung anerkannt, aber so wie bei Abschaffung des Sclavenhandels13 ist der Fortgang darin zu langsam. Wenn eine Armee ins Gefecht kommt, von der noch keiner im Feuer gewesen ist,as wer kann dafür stehen daß nicht beim ersten Versuch alles davon läuft? Wenn aber eine alte Armee zum Weichen gebracht wird, so ist gewiß Widerstand geleistet worden und der Verlust des Feindes verhältnißmäßig. Kriegern kann man nur Krieger entgegensetzen. When Greek meets Greek, then comes the tug of war.14

"" Verändert aus „ unabhülßich ". Dieser Satz nachträglich vom Schreiber hinzugefügt. "p Das Folgende verändert aus „aufreihende Unglücksfälle erleben, wiewohl würdig des Siegs, würden Niederlage und Schande die wahrscheinliche Katastrophe seyn. " "i Verändert aus „ Da ". " Das Folgende verändert aus „ der Veränderung anerkannt, aber so wie bei Abschaffung des Sclavenhandels geht es zu allmählig damit. " Verändert aus „ Wenn eine Armee in Action kommt, wenn keiner ein Gewehr abschießen kann ". 13 Im britischen Parlament wirkte seit 1788 William Wilberforce (1759-1833) gegen den Seehandel mit Sklaven und erreichte 1792 den Beschluß, daß er bis 1795 abgeschafft werden sollte. Infolge der Kriegsereignisse wurde er jedoch ausgesetzt und es erforderte ein 1807 verabschiedetes zweites Gesetz, das zum 8. Januar 1808 in Kraft trat. Von den anderen Kolonialmächten hatte Dänemark 1792 ein entsprechendes Gesetz verabschiedet und durchgeführt. Frankreich hatte durch Gesetz vom 16. Pluviôse II (4. Februar 1794) die Sklaverei in seinen Kolonien abgeschafft, sie (und den Sklavenhandel) unter dem Konsulat aber wieder legalisiert (20. Mai 1802). Die Vereinigten Staaten verboten den überseeischen Sklavenhandel 1807. 14 Das Zitat aus der Tragödie „The Rival Queens, or the Death of Alexander the Great" (1677) von Nathaniel Lee (ca. 1655-1692) lautet korrekt: „When Greeks joined Greeks, then was the tug of war!"

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[4.] R e s e r v e A r m e e . 1 5 Solange die E r o b e r u n g 3 1 d e r westindischen Inseln ein H a u p t g e g e n s t a n d u n s e rer K r i e g e s m a c h t ist, ist es w e s e n t l i c h n o t h w e n d i g , u n s e r e Minister, die das w a h r e Interesse u n s e r e r N a t i o n auf eine so unglückl. Weise nicht a u verstehen, etwas e i n z u s c h r ä n k e n . W a n n sie ü b e r die g a n z e M a c h t des R e i c h e s d i s p o n i ren k ö n n e n , so kann das M u t t e r l a n d leicht bei einem Streite u m Z u c k e r i n s e l n e n t b l ö ß t w e r d e n , deren einzelne E r o b e r u n g soviel B l u t u n d Schätze kostet, u. die bei e i n e m F r i e d e n bis jetzt d e m F e i n d e i m m e r w i e d e r z u r ü c k g e g e b e n w o r d e n sind. 1 6 E i n e M a c h t , die auf den G r u n d s a t z einer b e s t i m m t e n D i e n s t z e i t e r r i c h t e t ist, die d e n Militairgeist liebet, die die reguläre A r m e e e r g ä n z e n u n d d u r c h erfahrene O f f i c i e r e dirigirt wird, a v ist sicher eine befriedigendere E i n r i c h t u n g als eine Miliz. I n dieser Schule d e r V o r b e r e i t u n g g e w ö h n e n sich die L e u t e auf eine v o r t h e i l hafte A r t an gewiße D i n g e . a w D i e U n r u h e , w e l c h e bei einer s o g r o ß e n V e r ä n Verändert aus „Acquirirung". "" Dieses Wort nachträglich eingefügt. *v Bis hier verändert aus „ Eine Macht, errichtet auf den Grundsatz einer bestimmten Dienstzeit, wobei dem Militairgeist geschmeichelt wird, und dirigirt durch erfahrene Officiere aw Verändert aus „In dieser Schule der Vorbereitung erlangen die Leute besondere Gewohnheiten." 15 Hiermit scheinen in erster Linie die Fencibles gemeint zu sein, für die Dauer des Krieges errichtete Freiwilligenverbände zur Verteidigung der Heimat („fencible" wurde abgeleitet von „defensible"). Sie wurden infolge des Friedens von Amiens aufgelöst, bei Wiederausbruch des Krieges wurden an ihrer Stelle Garnisonsbataillone aufgestellt. 16 Um die Inseln der Karibik war z. B. während des Siebenjährigen und des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges hart gekämpft worden, doch war die dortige Plantagenproduktion so lukrativ, daß Frankreich 1763 auf seine Ansprüche auf dem kanadischen Festland verzichtete, um Guadeloupe und Martinique zurückzuerhalten. Großbritannien begann im Herbst 1793, Truppen auf französischen Inseln zu landen, doch banden die folgenden Kämpfe große Truppenverbände, und trotz der Überlegenheit ihrer Marine kam es zu ernsthaften Rückschlägen. Die Aufhebung der Sklaverei ermöglichte es Frankreich, ehemalige Sklaven zu rekrutieren und so 1794 Guadeloupe und 1795 Sainte-Lucie (Saint Lucia) zurückzuerobern. Das britische Landungskorps auf SaintDomingue wurde 1798 zur Räumung der Insel gezwungen, gleichzeitig mußten Truppen in den eigenen Kolonien eingesetzt werden, wo Aufstände von Sklaven (Jamaica 1795, Grenada 1795/96) und Kariben (Saint Vincent 1795/96) ausgebrochen waren. Nachdem die Batavische Republik 1795 und Spanien 1796 Bündnisse mit Frankreich eingingen, weiteten die britischen Streitkräfte ihre Operationen auf die Besitzungen ihrer enemaligen Verbündeten aus, 1801 besetzten sie auch die neutralen dänischen Jungferninseln. Die dafür erforderlichen Truppenverbände waren bedeutend, so segelten Anfang 1796 etwa 30.000 Mann (mehr als 1794 in den britischen und Emigrantenverbänden in den Niederlanden gedient hatten) unter General Abercromby in aie Karibik. Durch den Frieden von Amiens (25. und 27. März 1802) kamen fast alle Territorien wieder an ihre alten Besitzer zurück, lediglich Trinidad wurde formell von Spanien an Großbritannien abgetreten; kurz darauf erkämpfte sich Saint-Domingue als Haiti seine Unabhängigkeit. Nach Wiedereröffnung der Feindseligkeiten 1803 kam es erneut zum Krieg um die Kolonien, der aber, da Napoleon inzwischen die Sklaverei wiedereingeführt hatte, unter anderen Bedingungen geführt wurde. Frankreich gelang es lediglich, Martinique und Guadeloupe bis 1809 bzw. 1810 zu halten.

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derung des Civil-Standes in den Militär Stand entstehet, ax höret auf; eine kameradschaftliche Zuneigung macht, daß die alten Bekanntschaften vergessen werden u. daß sie ein Gewerbe ergreifen, wozu sie sich sonst nicht würden entschlossen haben. Der Hauptanstoß beim Eintritt aus der Reserve-Armee in die reguläre Armee ist die Zuneigung, welche die Soldaten gemeiniglich gegen ihre Officiere erhalten haben, wie sich dieses bei der letzten Rekrutirung gezeigt hat; ay wenn aber ein Bataillon der Reserve-Armee das 2te Bat. eines regulären Regiments würde, 17 welches den Namen desselben Distrikt führte," so würde das Unangehme der Trennung beträchtlich vermindert werden. ba Es sollten demnach 100.000 Mann zur Vertheidigung von Großbritannien ausgehoben werden, bb welche eben so lange dienen müßten, wie die Leute der regulären Armee. In Friedenszeiten treiben sie ihre Geschäfte; sie müßte[n] jedoch jährlich 2 Monate versammlet seyn und jeden Sonntag müßte jeder Soldat in Uniform erscheinen bc und an diesem Tage sollte ihnen auch Sold gegeben werden. Die Officiere und der Stab eines jeden Regiments müssen beständig in Sold stehen. Der Standort der verschiedenen Regimentsstäbe müßte bd soviel wie möglich unverändert bleiben. Die Officiere müßten von der regulären Armee und der Stab von den Garnison Bataillonen und von den Linien Regimentern genommen werden. be Das Eintreten in die reguläre Armee müßte verstattet seyn, vorausgesetzt, daß die Reserve Armee immer noch 70.000 Mann stark bliebe. bf Die Districte bezahlten der Regierung daß, was ihnen jezt die Miliz kostet. Diese Summe müßte bg zum Recrutirungsstand der Reserve Armee geschlagen werden u. s. w. Der Verfasser gehetbh diese Anordnung Punkt für Punkt durch und zeigt den Nutzen, welcher daraus für die Vertheidigung von England anrechnen würde.

Verändert aus „ Veränderung entstehet ". Verändert aus „Der Hauptanstoß beim Eintritt in der regulären Armee aus der Reserve Armee ist die Zuneigung, welche die Soldaten gemeiniglich gegen ihre Officiere nach und nach eingehen, welche sich bei der letzten Recrutirung veroffenbaret hat". 42 Verändert aus „desselben [sie!] Grafsch. trüge". ha Folgt gestrichen: „ wie folgende Vorschläge zeigen. " hh Verändert aus „Es sollten 100.000 Mann ausgehoben werden zur Vertheidigung von Großbritannien ". hc Das Folgende verändert aus „um die Besoldung zu empfangen." Dabei wurde „die" versehentlich nicht gestrichen. hd Verändert aus „ Die Hauptquartiere müßten ". he Verändert aus „Die Officiere sind von der regulären Armee zu nehmen, und der Stab von den Garnison Bataillons und von den Linien Regimentern. " bf Verändert aus „Das Enrolliren in der regulären Armee ist verstattet, vorausgesetzt, daß die Reserve Armee noch 70.000 Mann stark bleibt. " hg Verändert aus „Die Grafschaften bezahlten der Regierung daß, was ihnen jetzt die Miliz kostet, welche Summe". hh Verändert aus „ Hienächst geht der Verfasser". ay

17

Die meisten britischen Infanterieregimenter bestanden aus lediglich einem Bataillon.

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[5.] Reguläre Armee. England hat noch nicht seit langer Zeit eine disponible Macht gehabt, die ihm als einer militärishen Macht Achtung 1 " verschaffen konnte. Daß es aber einen seinem Range, seiner Seemacht und Reichthum b ' angemessene Armee aufstellen sollte, ist zuletzt auch von einem derjenigen Staatsmänner bk behauptet worden, die gegen alle Continental-Verbindungen sind. Wenn England je eine disponible Armee von 40.000 Mann aufstelltebl, so würde es seinen vormaligen Einfluß wieder erhalten u. ein Uebergewicht auf dem Continent bekommen, dasbm es nie hatte. Seine Gesandten1"1 würden dann nicht insultirt,18 seinen Feindseeligkeiten nicht Trotz geboten, u. seine Vermittlung nicht mit Verachtung verworfen werden. Es ist kein Land in der Welt, wo bessere Krieges Materialien bo aufgebracht werden könnten. Tapferkeit ist der Nationcharakter und der Freiheitsgeist hebt diese Tugend noch mehr.bp Das Volk ist wohlgebauet, thätig und muskulös.1"5 Die Pferderace br ist die beste in der Welt für die Cavallerie, diese und derbs große Wohlstand des Landes verstatten die vollständigste Ausrüstung. Bei jedem neuen Kriege muß jetzt eine neue Armee geschaffen werden, da doch ein Zuwachs von mehr als ein Viertel der shon vorhandenen Armee allen guten Grundsätzen 1 " zuwider ist. Mehrere Jahre vergehen, ehe so viele Truppen zusammen gebracht werden können, bu um Offensif-Maaßregeln zu ergreifen, u. die bisher durch einen fruchtlosen Kampf ermüdete Nation verlangtebv gerade zu einer Zeit Frieden, wo eine Armee formirt war, welche die vorher gegangenen Unglücksfälle

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Verändert aus „England hat seit langer Zeit keine disponible Macht gehabt, die ihm einigen Respect und militärisches Gewicht". Verändert aus „seinem Range und seiner Seemacht". Statt „Staatsmännern". Der Teilsatz verändert aus „ist schon von denjenigen Staatsmännern ". Verändert aus „ aufstellen sollte Statt „den". Verändert aus „Ambassadeur". Verändert aus „ Krieges Bedürfnisse ". Die letzten zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ wohlgestaltet und thätig muskulös." Verändert aus „Pferdezucht". Verändert aus „ Cavallerie, dieß der", in der Folge „verstatten" aus „verstattet". Verändert aus „ muß jedoch eine neue Armee geschafft werden, da dann alles außer ein Viertel der originellen Armee allen Grundsätzen ". Verändert aus „ ehe so viel zusammen gebracht wird". Das Folgende verändert aus „Frieden gerade, da eine Armee formirt war, die vorher gegangenen Unglücksfälle wieder gut zu machen, solange die Westind. Inseln". Das spielt möglicherweise an auf Sir Georg Berriman Rumbold, den britischen Botschafter beim Niedersächsischen Kreis, der in der Nacht zum 25. Oktober 1804 durch ein Kommando der französischen Besatzungsarmee in Hannover aus seinem Landhaus bei Hamburg (auf neutralem Gebiet) entführt wurde. Rumbold kam nur durch eine diplomatische Intervention Preußens, das als Mitglied des Niedersächsischen Kreises mitbetroffen war, frei.

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wieder gut zu machen im Stande wäre. Solange die Westindishen Inseln besezt seyn müssen, ist keine Hoffnu[n]g, eine große Macht für den europäishen Dienst zusammenzubringen, vorhanden. bw U m desto mehr müßte das, was da ist, in der bestmöglichen Verfassung seyn. Unsere Expeditionen sind auf eine gewisse Anzahl von Truppen berechnet, aber es fehlet an einer Einrichtung, den erlittenen Verlust augenblicklich zu ersetzen, wodurch öfters die errungenen Vortheile verlohren gegangen sind.bx Als der Herzog von York seine jezige Stelle (Commandirender General der englischen Landmacht) bekam, 19 war der Charakter der Armee unter das Mittelmäßige hinabgesunken, jeder Mißbrauch war vorhanden, welcher das Metier herabwürdigte, und das englishe Militär in den Augen von Europa unbedeutend wegen seiner Schwäche und verächtlich wegen seiner schlechten Einrichtung machte. by Der Herzog unternahm das kühne Werk, die eingerissenen Uebel auszurotten, u. er hat es durch Standhaftigkeit u. gute Einrichtungen uebr alle Erwartung ausgeführt. U m den vorgeschlagenen Plan bz zu würdigen, müssen die Hindernisse der Recrutirung" zuerst beseitigt werden, u. ich zweifle cb nicht, daß diese in cc der jetzigen Art, auf Lebenszeit sich zu enrolliren u. in der häufigen Anwendung der Leibesstrafen liegen. Es ist befremdend, daß diese Mißbräuche noch in einem Freistaate bestehen, nachdem sie schon fast bei allen europäishen Nationen abgeschafft sind, wo es doch wohl nicht allein der Menschlichkeit wegen,cd sondern nur des für die Regierung dar[a]us entstehenden Nutzens wegen geschehen ist. Nach Abschaffung des lebenslänglichen Enrollements würde eine bessere Klasse von Menschen das Soldatenmetier" ergreifen, u. die, welche am Ende ihrer Capitulation den Abschied nehmen, sind nicht allein fähig u. bereit, ihre Heimath zu vertheidigen, sondern können auch gewissermaßen als Werber für die Armee angesehen werden. - Der Nachtheil eines lebenslänglichen Enrollements wird cf von dem Verf. hier noch weiter ausgeführt. bw hx hy

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19

Das letzte Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ verlohren gingen." Verändert aus „Als der Herzog von York seine jetzige Charge bekam, war der Charakter der Armee unter das Mittelmäßige, jeder Mißbrauch war da, welcher das Metier herabzusetzen, das engl. Militär in den Augen von Europa unbedeutende Schwäche, verächtlich durch schlechte Einrichtung machen konnte." Statt „Plane". Verändert aus „Dem [vorgeschlagenen Plane gemäß müssen die Hindernisse der Recrution Statt „zweifen". Das Folgende verändert aus „ das jetzige System, auf Lebenszeit zu enrolliren u. in die häufige Anwendung der Leibesstrafen begriffen sind." Verändert aus „ doch wohl mögte allein der Menschlichkeit". Verändert aus „ Metier". Die folgenden drei Wörter nachträglich eingefügt. 1798.

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Es stehet indeß zu hoffen, daß die Colonien endlich^ aufhören, unsere Bevölkerung in Anspruch zu nehmen. Dieses Beinhaus muß für die brittischn Truppen gänzlich verschlossen werden. Der Soldat, welcher im Felde fällt, wird mit dem Mantel der Ehre bedeckt, aber in einem Kampfe gegen das Clima wird die Energie des Menschen aufgerieben, ehe sein Leben zu Ende geht, u. er kommt auf eine jämmerliche und unrühmliche Art um.20 Das 2te und gleichfalls wirksame Hinderniß zur Recrutirung ist die Häufigkeit der Leibesstrafen. Ich bin überzeugt, ch sagt der V., daß so sehr auch der commandirende Genrai seine Autorität diesem Mißbrauch entgegensetzen mag, doch die Abschaffung desselben nicht allein von seinem Verbot abhängt, sondern es muß diese Materie öffentlich zur Sprache gebracht werden. Das gegenwärtige Zeitalter01 ist eine merkwürdige Epoche der Weltgeschichte. Die Civilisation c| macht täglich schnelle Fortschritte u. die Menschlichkeit siegt stündlich über die Feinde der Menschheit. ck Es ist keine unanständigere und mit dem militärishen Charakter weniger verträglichere Strafe als Schläge, wenn cl sie gewissermaßen den moralishen Tod des Verbrechers zur Folge haben. Wie manch[e]r Soldat, der sich während seiner Dienstzeit™ untadelhaft aufgeführt hat, ist für ein geringes, zufälliges Versehen geschlagen worden. Die Officiere sind zu sehr gewohnt, die Soldaten als bloße Maschienen zu betrachten, die gegen eine gute Behandlung unempfindlich sind und bei denen keine Vernunftgründe haften. Sie sollten ab[e]r doch wenigstens erst versuchen, ob die Fehler d[e]r Soldaten nicht durch gelinde Maßregeln bei den mehresten könnten verbessert werden. Ich bin überzeugt, sagt der V., daß die Selbstliebe erweckt u. der Ehrgeiz geregt werden kann. Leibesstrafe sollte im englishen Dienst so selten seyn, daß ihre Anwendung auffallend u. alsdann d[e]r Eindruck sehr stark wäre. cn Jetzt aber ist das Auge so daran gewöhnt, daß der Anblick weder Unwillen noch Mitleid erregt, u. durch diese Gleichgültigkeit ist alle Hoffnung der Besseru[n]g verlohrn. Es ist keine Maxime richtiger als daß Feigheit Grausamkeit erzeugt u. Menschlichkeit von Muth unzertrennlich ist co . D[e]r Verfasser fügt noch mehres cp LesensFolgt gestrichen: „ werden ", das Wort dafür nach dem anschließenden Wort eingefügt und dann wieder gestrieben. ch Die folgenden drei Wörter nachträglich eingefügt, so auch beim nächsten Auftauchen der Phrase. " Verändert aus „Alter". q Verändert aus „ Civilivatas". ck Verändert aus „ Menschlichkeit." d Verändert aus „ und wenig cha[r]akterverträgliche Strafe als Schläge, da". ™ Verändert aus „ sich seine Dienstzeit". Verändert aus „ auffallend wäre, da alsdann d[e]r Eindruck vortheilhaft seyn würde." co Das Wort versehentlich gestrichen, v Dieses Wort nachträglich eingefügt. 20 Von 1792 bis 1796 zählten die britischen Streitkräfte in der Karibik 40.000 Tote und weitere 40.000 Dienstunfähige, hauptsächlich infolge von Gelbfieber und anderen Tropenkrankheiten. cg

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

werthes über die Schädlichkeit der Leibesstrafe hinzu. Vorzüglich scheint ihm d[e]r Umstand nachtheilig, daß der so gestrafte Soldat die Achtung für sich selbst verliert. Er macht mehrere Bemerkungen über den Mißbrauch der Leibesstrafen, wobei auch die Kriegesgerichte (court martial) auf keine vortheilhafte Weise erwähnt werden. cq Folgende Einrichtungen scheinen dem Verf. wesentlich zur Vermindru[n]g der Leibesstrafen beizutragen: kein Officier, der nicht das gehö[ri]ge Alter hat, sollte" einem Kriegesgericht beiwohnen, alle Zeugen müßten schwören. Kein command. Officier dürfte" eine Sentenz zurückschicken, um die Strafe vermehren zu lassen. Ueberhaupt aber sollten die commandirenden Officiere soviel wie möglich die Kriegesgerichte wegen kleiner Vergehungen vermeiden." Zu gewissen, bestimmten Zeiten sollte eine Nachweisung von den Vergehungen, den Sentenzen der Kriegesgerichte u. von den vollzogenen Strafen in den Hauptquartier eingereicht u. hier die nöthigen Bemerku[n]g[e]n dazu gemacht werden. Wenn das lebenslängl. Enrollement abgeschafft u. eine andre Art zu strafen eingeführt wäre, so würde bald ein Ueberfluß von Recruten vorhanden seyncu besonders wenn die Miliz abgeshaft oder doch wenigstens die Leute die Erlaubnis hätten, in die reguläre Armee zu treten bis die Miliz auf 40.000 M. reduzirt wäre. Da die Militäranordnungen nicht von der Executivgewalt ausgehen, sondern Gegenstände eines Tribunals sind, wo eine Vorliebe oder ein Vorurtheil gegen einzelne Sachwalter herrscht, wo die Majorität, gar keine militärwiss. Kenntnisse besitzt,cv so müssen nothwendig große Schwierigkeiten bei neuen Vorschlägen entstehen, die vielleicht nie gänzlich gehoben werden können. Bei der Infanterie sollte das erste Engagement 0 " auf 10 Jahre, das zweite und dritte aber auf 6 Jahre festgesetzt seyn. Das der Kavallerie u. Artillerie sollte diese Zeit auf 14 Jahr für das erste u. auf 8 Jahr für das zweite Engagement ausgedehnt werden." Verändert aus „ Er macht mehr Bemerkungen über die Art, wie es bei den Strafen hergeht, wobei auch an die Kriegesrechte keine vortheilhafte Erwähnung geschieht." Verändert aus „kann". " Verändert aus „ darf. a Verändert aus „die command. Officiere müssen soviel wie möglich die Kriegesgerichte wegen kleinen Versuchungen zu vermeiden suchen." m Das folgende verändert aus „ Wenn die Miliz reducirt würde, so könnte die Armee von der Wirkung der neuen Bill Nutzen ziehen, aber diese höchstens nur eine halbe Maßregel, die nicht den Bedürfnißen der Zeit entspricht." Verändert aus „ Da gleichwohl die Militäranordnungen nicht von der Executionsgewalt ausgehen, sondern Gegenst. eines Tribunals sind, wo eine Vorliebe oder ein Vorurtheil egen einzelne Sachwalter herrscht, wo die Majorität die Grundsätze des Militärs nicht ennt". ™ Folgt gestrichen: „nur". " Verändert aus „Alle Partheyen scheinen indeßfür eine kürzere Dienstzeit gestimmt zu seyn, und das erste Engagement für die Infanterie sollte nicht über 10 Jahre seyn." cq

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Nr. 153

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Der Verf. setzt seine Meinung, wie es mit dem Enrollement der Infant, u. Kavall., ferner in Rücksicht Handgelder u. s. w. cy zu erhalten wäre, weiter auseinander, und erwähnt die V e r b e s s e r u n g des Zustandes der verabschiedeten Soldaten, welches durch den Herzog von York bewirkt worden ist. [6.] Garden. Die Garden scheinen dem Verfasser bei der Reorganisation der Armee eine besondre Aufmerksamkeit zu verdienen, zumal da dieselben die außerordentliche u. unverhältnißmäßige Stärke von mehr als 100,000 Mann haben. 21 Er führt verschiedene Nachtheile an, welche daraus für die übrige Armee entstehen." [7.] Sold. Ueber den Sold macht der Verfasser sehr richtige Bemerkungen, der Sold der Officiere sey durchaus unzulänglich, da er seit der Zeit der Königin Anne 22 nicht erhöhet worden ist, während doch alle übrigen Staatsdiener verhältnißmäßige Gehaltszulagen bekommen haben u. findet es daher sehr auffallend/ 2 daß die Officiere noch 5 pr.C. für Einkommentaxe 23 bezahlen müssen. Die Nachtheile, welche hieraus für die Armee entstehen müssen, setzt der V. hier umständlich auseinander. db Ob die sogenannte Commissionsstellen dc der Officierstellen verkäuflich seyn sollten oder nicht, hält der Verfasser für eine nicht leicht dd zu entscheidende Frage, lobt aber de die jeztige Einrichtu[n]g, daß die Officiere nur diejenigen Commissionsstellen verkaufen können, die

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Verändert aus „Hier setzt nun der Verf. seine Meinung, wie es mit dem Enrollement der Infant, u. Kavall. sowohl in Ansehung der Zeit als auch dr Handgelder". " Verändert aus „ welche aus der gegenwärtigen stärke der hrittischen [Lücke] entstehen." ^ Verändert aus „ Unter Dingen macht der Verfasser sehr richtige Bemerkungen über die Unzulänglichkeit des Soldes der Officiere, die seit der Zeit der Königin Anna nicht erhöhet worden ist, da doch alle übrigen Staatsdiener verhältnißmäßige Gehaltszulagen bekommen haben u. findet es auffallend". dh Verändert aus „ Er setzt die Nachtheile umständlich auseinander, welche hieraus für die Armee enstehen müssen." dc Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Das englische Wort „ commission " hat u. a. die Bedeutung „ Offizierspatent". di Dieses Wort nachträglich hinzugefügt. de Folgt gestrichen: „ doch 21 Es dürfte „10,000" gemeint sein. Die britische Garde bestand zu dieser Zeit aus drei Infanterieregimentern (allerdings zu mehreren Bataillonen) und drei Kavallerieregimentern, war also ähnlich groß wie die Gardeformationen größerer Armeen wie der preußischen (Grenadiergardebataillon (No. 6), 1. Bataillon und Regiment Garde (No. 15), Kürassierregimenter Gensdarmes und Garde du Corps) oder der französischen (1805: zwei Infanterieregimenter, ein Bataillon Marinesoldaten, zwei Kavallerieregimenter, eine Eskadron Mamelucken, eine Eskadron leichte Artillerie), kam aber nicht im entferntesten an eine Stärke von 100.000 heran, selbst wenn man die nominell zur Garde gerechneten sieben Regimenter Dragoon Guards mitzählt. 22 Sie regierte von 1702 bis 1714. 23 Die Einkommenssteuer wurde in Großbritannien am 9. Januar 1799 eingeführt.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

sie selbst gekauft haben. B i t t e t äußert sich der Verfasser gegen die Vorzüge, welche die Reichen genießen. [8.] Auszeichnungen. Den Beschluß macht der Verf. mit einigen Betrachtungen über die militärischen Auszeichnungen und thut Vorschläge, wie es mit den Ehrenzeichen in England gehalten werden könnte.

154. Aufzeichnung

[?, nicht vor 1805?1]

GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 24 fol. 32r-33v (3 S.): Eigenhändig. Anmerkungen bei der Lektüre Bülows in Hinblick auf den Feldzug von 1800. a

1.

2.

3. 4.

Sätze aus dem Geist des neuen Kriegessystems:2

Daß die Festungen, aus denen man den Unterhalt ziehet, ge[ge]n dem Punkte, auf den man operirt, eine solche Lage und Ausdehnung haben müßen, daß die nach demselben gezogene Endlinie einen Winkel bilden, welcher nicht unter 90 Gr. falle.b c Moreau verfuhr aber 1800 doch nicht nach diesen Grundsätzen Friedrich der 2te 1756. Daß man sich beständig den Feind zur Seite stelle, daß man ein Land nicht dann dekt, wenn man sich vor dasselbe stellt, sondern dann, wenn man eine solche Stellung nimmt, wodurch man die Flanke des Feindes bedrohet, der in dasselbe dringt. Daß man die Parallelstellung vorzüglich in Vertheidigungskriege vermeiden müße. Daß der Angriff concentrirt und der Rükzug excentrisch seyn müße. Daß man immer dadurch, daß man sich den Feind in die Flanke wirft, eine Schlacht vermeiden könne.

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f Verändert aus „ Vorzüglich ".

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Die folgende Uberschrift ersetzt das gestrichene „Resultate oder Sätze". Folgt ein skizziertes Dreieck, wobei die Grundlinie als „Basis" bezeichnet ist und die obere Spitze als „ Object". Der hier einsetzende Absatz ist eine Randbemerkung. Wegen des anscheinenden Bezuges auf die in Anm. 2 genannte Schrift. Gemeint ist mutmaßlich: Dietrich von Bülow: Lehrsätze des neuern Krieges, oder reine und angewandte Strategie, aus dem Geist des neuern Kriegssystems hergeleitet, Berlin 1805. Das Buch basierte auf dem früherem „Geist des neuern Kriegssystems" (Hamburg 1798) und enthielt eine Neuausgabe von: Der Feldzug von 1800, militärischpolitisch betrachtet, Berlin 1801.

281

Nr. 155

Die Bemerkungen des Verf. enthalten folgende Resultate 1. Die Kayserlichen hatten zu diesem Feldzuge keinen Plan, der auf die besondern Umstände u. Lage berechnet war. S... 2. Sie hätten die Schweiz angreiffen müßen, diese war ihnen ein höchst gefährlicher hervorstehender Theil des Feindes 3. In Defensiv Kriege hätten sie durch den Besitz des linken Ufers der Donau u. von Tirol den Feind aufhalten können. 4. In den italiänischen Feldzuge billigte er das Vordringen durchs Genuesische und auf Nizza u. alle Bewegungen bis zur Schlacht von Marengo/ Besondere Meinungen des Verf. Daß es nicht gefährlich sei, wenn im Gefecht oder bei dem Rükzuge die Mitte durchbrochen werde - (Ist in Kleinem höchst gefährlich, in großen nicht, wenn man auf den Fall gefaßt ist. Ist unter gewissen Umständen ein vortrefliche Kriegeslist. [)] Daß gute Special Karten fast zu nichts deuten.c

1.

2.

Eigene weitläuffige Bemerkungen über vershiedene Gegenstände der Kriegeskunst, zu welchen der jetzige Krieg Veranlassung giebt. 1.

Ueber das Tirailliren S.

2.

Ueber die Fechtart, f Gebrauch der Cav. S.... Fechtart (bei der Schlacht bei Marengo) 8

155. Notizen

[?, Jahreswechsel 1805/06? 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 287 fol. 6 r - v (V 2 S.): Eigenhändig, Fragment. 3 Notizen zu einer Replik auf Garat.

Plan Garats Parallele, hierauf von mir eine übersichtliche, dann eine bestimmtere - zuletzt, das Resultat des Buchs, also die Parallele u. die übrigen Bemerkungen Fri b

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Das untere Drittel Die untere Hälfte Folgt gestrichen: Die untere Hälfte

dieser Seite (fol. 32v) blieb unbeschrieben. dieser Seite (fol. 33r) blieb unbeschrieben, „Anbringung". dieser Seite (fol. 33v) blieb unbeschrieben.

Durch Abriß ist nur etwa ein Viertel der Seite erhalten. Der Rest dieser Seite (fol. 6r) ist nicht erhalten. Es geht um die in Nr. 98 angesprochene geplante Replik auf Garat.

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I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Titel Friedrich der 2te und Napoleon 0 von den Senateur Garat u.d einem Deutschen 6 [ nd wüthen] [ fen den Großen räthig] [ len] [ befehlen] [ den] [ hligkeit] [ lebenden] [

ls]

156. Vortrag?

[?, nach 1794, vor 1807?1]

GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 271 fol. 8 r - 9 v (3V 2 S.): Reinschrift, Schreiberhand, unvollendet.

Nachteilige Folgen nationaler Rivalitäten in verbündeten Armeen am Beispiel der Feldzüge in den Niederlanden 1793/94. Abhilfe durch Trennung. Mittel gegen die Uneinigkeit bev Armeen, welche von Truppen verschiedener Staaten. 2 In den Niederlanden im Jahr 1793 und 1794 waren die Nationen gegen einander aufgebracht, jede glaubte, sie thäte mehr, als sie zu thun schuldig wäre. Trug sich einmahl mit einer ein Unglück zu, litt ein Posten oder Detaschement derselben, so wurden die Klagen allgemein. Durch die Vermischung der Nationen mit einander hofte man endlich dem Übel abzuhelfen, aber nun ging kein Unglück vor, wo nicht die Nationen über die Ursach derselben sich einander Vorwürfe machten. Unterstützte eine die andere, und setzte die erste nun dadurch die zweite in den Stand, sich halten zu können, so schrieb jene sich einen besondern Werth vor der erstem zu, indem sie nun glaubt, etwas gethan zu haben, was die letztere nicht im Stande gewesen c d

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2

Verändert aus „ Napoleon und Friedrich der 2te ". Folgt eine lange, dicht schraffierte Streichung. Vom Folgenden durch den Abriß nur ein Rest erhalten, der auch noch gestrichen ist. Ereignisse im Revolutionskrieg werden als „zu neu" bezeichnet, als daß Beispiele erwähnt werden könnten, dagegen findet sich keine Anspielung auf Probleme bei alliierten Armeen während der Napoleonischen Kriege, etwa zwischen Österreichern und Russen 1805 oder zwischen Russen und Preußen 1806/07. Von der Form her könnte es sich um einen unvollendeten Vortrag für die Militärische Gesellschaft handeln. Es wäre durchaus möglich, daß Scharnhorst diesen Aufsatz, der offensichtlich Erfahrungen während des Fernzugs des Englischen Armee wiederspiegelt, für den Zeitraum ab Mitte 1805 verfaßt hat, der aufgrund der Einstellung der D M G B nicht durch Protokollauszüge dokumentiert ist.

Nr. 156

283

wäre. Die Veranlaßungen zum Zank bey diesem Vermischungs System waren mannigfaltig. Außerordentliche Dinge, große Aufopferungen wollte niemand thun, weil er voraussah, daß unter diesen Umständen die Ehre nicht seiner Nation allein zufiel - ich darf hier keine Beispiele anführen, die Sache ist zu neu. Man hätte nach den Bemerkungen, welche man zu der Zeit so oft hörte, diesem Übel abhelfen können, wenn man 1.) jede Nationen bey einander gelaßen und 2.) wenn man eine Schlachtordnung gleich zu Anfange des Krieges entworfen, und die Nationen von einem Flügel nach dem andern einen gewissen Platz angewiesen, und nun nach dieser Ordnung die detaschirten Corps. Garnisonen etc. bestimmt hätte. Stand z. B. eine Nation auf dem rechten Flügel, so muste sie auch, wenn auf dem rechten Flügel der Armee eine detaschirtes Corps oder eine Garnison gegeben wurde, dieselbe geben und so in andern Fällen. Am übelsten ist es mit den von verschiedenen Nationen zusammengesetzten Armeen, wenn der Feldherr zugleich General bey einer dieser Nationen ist. Die hannövrischen Corps unter dem F.Z. Gr. Clerfaye glaubten, wo ihnen ein Unglück allein traf, der Feldherr habe sie allein exponirt, habe ihre mißliche Lage gekannt und daher an den Ort, wo sie gestanden, nicht kaiserliche Truppen gestellt. 3

3

Vgl. z. B. die Bemerkungen des Feldguiden Rummel über Clerfait und die Österreicher in Nr. 268, 291 und 450 im ersten Band.

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

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4. Aus der Arbeit am Handbuch der Artillerie 157. N o t i z e n

[?, ? ]

G S t A P K , V I . H A N1 Scharnhorst N r . 2 8 7 fol. 4 r - v (2 S.): Eigenhändig.

Wirkung der Artillerie in verschiedenen Schlachten. -

Bataille bev Lüttich od. Lier oder Rocoux 1 Die Holländer standen in 24 u. 12ii Canon Feur von 10 U h r morgens bis 2 U h r nachmittag; sie hatten nur 3&der dagegen. Sie hatten hier 498 Gemeine todt 388 blessirt.

-

Wenn man wie die Kayserlichen in der Schlacht bey Sohr2 die Artillerie in einer großen Entfernung vom Feinde auffuhr u. die Wirkung und Entscheidung von ihr verlangt, so wird man sich Bey Molwitz hatte die preussishe Infanterie 60 Canonen u. die kayserliche 16 vor sich. Die erste war zu weit vorgerükt - und lit dadurch

-

-

Kesselsdorf hatten die Sachsen 30 Kanonen. Fürst von Dessau - der Schlüßel Kesselsdorf In der Schlacht bey Kollin stand die Kayserl.Inf. noch in 4 Glied[er]n S. Verhaltniß zwishen Oestreich u. Pr. 2ten Band

-

Seit 1741 hat jedes Bataillon 1 Canone bey den Franzosen

-

Die Canonen blieben in dem Brab[a]ndsh[e]n Kriege 3 nicht bey den Bataillonen 17d

1

2

3

Bei Rocourt besiegte am 11. Oktober 1746 das französische Heer des Marschalls von Sachsen die alliierte Armee des Feldmarschalls Fürst Batthyäny, zu der auch ein Kontingent der Vereinigten Niederlande gehörte. Bei Soor besiegte am 30. September 1745 die preußische Armee Friedrichs II. die österreichische Armee des Prinzen Karl von Lothringen. Hiermit ist mutmaßlich der Aufstand in den Osterreichischen Niederlanden gegen Joseph II. gemeint, der 1788 an der Universität Löwen begann und nach dem militärischen Sieg bei Turnhout (26. Oktober 1789) zur Räumung Brüssels durch die Osterreicher führte. Am 11. Januar 1790 erklärten die „Vereinigten Belgischen Staaten" ihre Unabhängigkeit, jedoch kam es dann zu einer Spaltung der Bewegung in eine demokratische und eine klerikal-aristokratische Partei, die es der kaiserlichen Armee erleichterte, das Gebiet bis Ende November 1790 wiederzuerobern.

285

Nr. 158

158. Notizen

[?, nach 1798? 1 ]

G S t A P K , V I . H A N1 Scharnhorst N r . 144 fol. 1 2 r - 1 3 r (3 S.): Eigenhändig. Gliederung

und Notizen für ein artilleristisches

Werk.

Sammlungb von Versuchen und Erfahrung in der Artillerieb I. II.

Abschnitt Betrachtungen über Versuche u. Erfahrungen in der Artillerie Abschnitt Samlung von Versuchen u. Erfahrungen in der Artillerie0

In dem Texte des Tashenbuchs werden bei den Capiteln die Erfahrungen u. Versuche angegeben, welche sich in der Samlung befinden u. auf den abgehandelten Gegenstand Bezug haben.d 1 . Capitel 'Versuche u. Erfahrung, bloß zur Erforschung der Wirkung des Pulvers angestellt. a. Rumfort 2 " b c

d

e

f 1

2

Statt „Sallumg". Folgt gestrichen: „ mit dem Pulver". Diese beiden Punkte ersetzen die gestrichene, unvollendete Überschrift „1. Versuche und Erfahrungen, aus denen man die Wirkung des Pulvers". Folgt gestrichen: „ Man hat sie des gleichen Maaßes u. vorzüglich des Geschützes u. Pulvers wegen nach den Nationen rangirt." Dazu am Rande die gestrichene Einfügung: „ Wäre es nach der Sache geschehen, wie man es zu thun anfing, so hätte man außer jenen Unbequemlichkeiten noch die gehabt, daß ein Versuch in mehreren Rubriken hätte aufgeführt werden müßen." Darüber gestrichen: „ Nachweisung, wo welche Erfahrung u. Versuche zu treffen." Davor gestrichen: „ 1." Es handelt sich mutmaßlich um Vorarbeiten zum „Handbuch der Artillerie", dessen erster Band 1804 erschien. Scharnhorst erwähnt die Versuche des Grafen Rumford, deren Ergebnisse erstmals 1797 veröffentlicht wurden. Angespielt wird auch auf Versuche, die „wir" unternommen hatten, d. h. aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Versuche im Rahmen der Tätigkeit der hannoverschen Artilleriekommission 1799-1801. Der in Massachusetts geborene Lehrer Benjamin Thompson (1753-1814) erhielt 1776 eine Anstellung beim britischen Kriegsministerium und 1782 das Kommando über ein Reiterkorps in Amerika. Als Ritter (Sir Benjamin) und Staatsrat ging er 1784 nach PfalzBayern, wo er eine vielbeachtete Reformtätigkeit entfaltete, Manufakturen und den Kartoffelanbau förderte, im Armenwesen wirkte (er erfand Sparöfen und die „Rumfordsche Suppe") und den Englischen Garten in München anlegen ließ. Auch militärisch wurde er tätig, u. a. bewirkte er 1789 die Vereinigung der Mannheimer Hauptkriegsschulde mit dem Münchener Kadettenkorps zur Militärakademie. 1792 ernannte Kurfürst Karl Philipp Theodor ihn zum Grafen von Rumford und zum Generalleutnant der Artillerie, in welcher Stellung er sich um die Verbesserung des Artilleriematerials bemühte. 1799 ging er nach England, wo er die Thermodynamik durch Versuche zur Umsetzung von Arbeit in Wärme, welche er erstmals beim Bohren von Kanonenrohren bemerkt hatte, weitertrieb und zum Vizepräsidenten der Royal Society ernannt wurde. Seit 1802 lebte er in Frankreich. Die von Scharnhorst erwähnten Versuche fanden 1792 in München statt; die Ergebnisse wurden auf Englisch veröffentlicht in den „Philosophical Transactions for 1797", deutsch erschienen sie als: Versuche über die absolute Kraft des Pulvers, in: Benjamin Thompson, Graf von Rumford: Kleine Schriften, Weimar 1805.

286

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

b. Antoni 3 c. Arcy 4 d. Unsere Versuche mit den kl. u. gr. Mortier e. Belidor mit den Mortieren von dessen Canon f. Minen-Head g. Moria, 5 h. Joh. Müller,6 i. Ziehen und ich Nach der Zeitfolge dies alles, mit kurzen Erklärungen. 5

h

Utes Capitel Versuche. zur Untersuchung des Canonen Metalls angestellt 1. Scheel7 2. Böhms Magazin 8 3. Moria 4. Urtubie 9 5. Antoni

Capitel Erfahrungen, die Stärke u. Schwere der Canonen, Haubitzen u. Mortiere betreffend. 1

s h

' 3 4

5

6

7

8

9

Das restliche Viertel von fol. 12r blieb unbeschrieben. Davor gestrichen: „2." Der hier einsetzende Absatz am Rande hinzugefügt.

Vgl. z. B. Nr. 117 im dritten Band. Gemeint ist Patrice d'Arcy (1725-1779), genannt der Chevalier d'Arcy, ein in Irland geborener französischer Ingenieur und Physiker. Nach Studium in Paris diente er 1746 in Flandern. Nach seiner Entlassung aus britischer Gefangenschaft wurde er 1749 in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen, 1757 nahm er als Oberst an der Schlacht bei Roßbach teil. Seine Versuche betrafen vor allem die Entzündung des Pulvers und die Mündungsgeschwindigket, zu seinen Werken gehören: Observations et expériences sur la théorie et la pratique de l'artillerie, auxquelles on a joint les réponses qu'a faites M. de Saint-Auban, Paris 1751; Essai sur l'artillerie, Paris 1760. General D o n Tomás Moria (1752-1820) kommandierte 1792/93 im Roussillon, 1809 wurde er zum Chef der Junta von Cadiz ernannt. Vgl.: Tratado de Artilleria, Segovia 1784 (deutsche Übersetzung: Leipzig 1795). John Müller (1699-1784), ein in Deutschland gebürtiger Mathematiker, der 1729 Bélidors Versuchen in La Fère beigewohnt hatte, unterrichtete von 1741 bis 1766 an der Royal Military Academy in Woolwich die Fächer Artillerie, Fortifikation und Ingenieurwissenschaften. Er schrieb: Treatise on Artillery, London 1780. Vgl. Heinrich O t t o von Scheel: Mémoires d'artillerie, contenant l'artillerie nouvelle; ou, Les changemens faits dans l'artillerie française en 1765 avec l'exposé et l'analyse des objections, qui ont été faits à ces changemens, Kopenhagen 1777,2. Auflage Paris 1795, englische Ubersetzung: Philadelphia 1800. Professor Andreas B ö h m (1720-1790) unterrichtete an der Universität Gießen und wurde 1788 zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt. Er gab seit 1777 das „Magazin für Ingenieurs und Artilleristen" heraus. Théodore-Bernard-Simon Durtubisse ou Dhurtebize genannt der Chevalier d'Urtubie de Rogicourt, Verfasser von: Manuel de l'Artilleur, Paris 2 1787.

Nr. 158

287

IHtes Capitel 'Versuche, zur Untersuchung des Eisens zu den Kugeln und Bomben angestellt. a. Unsre Versuche mit den Bomben b. Französische (aber wo umständliche Nachrichten) IV. Capitel Versuche über den Spielraum Antonie V. Capitel Versuche, zur Erforschung der Abweichung der Kugeln u. Bomben angestellt.1' 1. Unsre Haubitzen 2. Unsere Büchsen u. Gewehre Andere, welche bey den Bomben Wurfweitn u. Schußweiten vorkommen - vor[z]iehen 3. Die Tabelle der Wahrscheinlichkeit des Treffen IV. Capitel 'Erfahrungen über die Beladung der Fuhrwerke. Pakpferde" u.s.w. 1. Was ich habe 2. Was die Frachtfuhren laden 3. Die Bauren 4. Kayserliche 5. Hildesheimshe Bauren von Hameln nach Cassel 22 Centnr 6. (Tragen der Pferde) Wir - Cavaleriepferd. 7. Pontons8. Französishe Caissons - Canonen V. Capitel "Versuche über die Schußweiten bey den kleinen Gewehr. a. Antoni b. wir VI. Capitel 6. Versuche über die Shußweiten mit den Canonen Nach den Artillerien vershiedner Staaten geordnet i

Davor gestrichen: „3." Verändert aus: -Versuche über die Abweichung der Kugeln u. Bomben". Bei der Redaktion wurde nach „ Versuche" zunächst noch das Wort „ bloß" eingefügt. 1 Davor gestrichen: „ 4." Dieses Wort nachträglich hinzugesetzt. " Davor gestrichen: „ 5." k

288

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804-Juli 1806)

VII. Capitel 7. Versuch über die Wurfweiten mit den Morser Nach den Artillerien vershiedner Staaten geordnet. VIII. Capitel Wurf- u. Schußweiten mit den Haubitzen. IX. Capitel Versuche mit Cartätshen

159. Aufzeichnung

[?, vor 1806?1]

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 203 fol. 13r-15v (5V2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. Versuche d'Antonis an Flintenläufen zum Einßuß des Spielraums auf und Reichweite von Kugeln.

Geschwindigkeit

Versuche, welche den Einfluß des vershiedenen Spielraums auf die Geschwindigkeit der Kugel u. die Schußweite zeigen1 lter Versuch: Dieser Versuch ist aus:b Antoni: Physikalisch-Mathematische Grundsätze der Artillerie2 S. 339 u.s.f. genommen^ „ d Um zu zeigen, wie viel das Gewicht der Kugel und der Raum, welcher zwischen der Kugel und der innern Oberfläche der Seele bleibet, und den man den Spielraum nennt, dazu beytragen, um die Geschwindigkeit der Kugel zu verändern, so bediente ich mich dreierley Arten von Kugeln zu dem großen Musqueten-Lauf und zweyerley zu den Flinten-Lauf, dessen Länge 2 Fuß 1 Zoll 7 Linien war.3 Der Kaliber der ersten Art von Kugeln zu dem großene MusquetenLauf war 3V2 Unze, und der Diameter der Kugeln 7 Linien 5 " " (die 5 " " " h c d

' 1

2

3

Statt „zeigt". Verändert aus „Diese Versuche sind aus", wobei versehentlich „ diese" stehenblieb. Bis hier wurde der Text eigenhändig hinzugefügt. Davor gestrichen: „§ 169." In der Vorlage getrennt: „gros-sen". Der Text paßt thematisch zum 2. Band des Handbuchs der Artillerie (1806), kommt dort selbst allerdings nicht vor. Es gibt dort aber eine Tabelle zu d'Antonis Versuchen mit Kanonen. Allessandro Vittorio Papacino d'Antoni: Artigleria teoretica, 2 Bde., Turin 1765-1780, bzw. die von Tempelhoff verfaßte kommentierte Übersetzung des ersten Bandes: Physikalisch-mathematische Grundsätze der Artillerie, in denen die Natur und Eigenschaft des Pulvers untersucht wird, Berlin 1768. Legt man den in Piemont gebräuchlichen piede manuale (34,25 cm) zugrunde, entsprächen das recht genau 73 cm.

Nr. 159

289

standen nicht in der Ueb[e]rsetz[u]ng) f ohngefähr, und eine jede wog ohngefähr 82V2 bis 83 Denar. 4 Der Kaliber der Kugeln von der zweiten Art war etwas über 3 Unzen, ihr Diameter war 7 Linien 1" " und ihre Gewicht 70 bis 71 Denar. 5 U n d endlich war der Diameter der Kugeln von der 3ten Art 7 Linien 5 " " wie bey den Kugeln von der ersten Art, sie wogen aber nur 70 bis 71 Denar, wie die Kugeln von der 21™ Art. U m sie so leicht zu bekommen, wurde beym großen38 ein kleiner leichter Stein in dieselbe gebracht. Die Kugeln der ersten Art zu den Flinten-Lauf waren 8 von 1 Unze im Kaliber. Die von der 2 ^ Art aber waren von eben dem Kaliber, von dem die Kugeln h zu dem gezogenen Rohre waren, und wogen 6/8 Unzen '(In der Uebersetzung stand Denar). U m endlich noch eine dritte Art von Kugeln zu bekommen, so wikelte man die Kugeln zu dem gezogenen Lauf in Papier, so wie die Patronen vor die Infanterie, so daß sie von sich selbst bis auf den Boden des Laufs gingen, wenn derselbe rein war. Zu dem großen Musqueten Lauf nahm man 30 Denar Fein Pulver zu jeder Ladung und bey den Flinten 9 Denar (In der Uebersetzung stand 8 Gran 7 ) von eben dem Pulver. Dadurch bekam man folgende anfängliche Geschwindigkeiten bey dem mittlem Zustande der Luft in Absicht auf die Dünste. Kugeln Großer Musquetenlauf

1 - Art 2* " 3- "

Anfängliche Geschwindigkeit 1050 Fuß 1100 " 1227 "

Aus diesen Erfahrungen siehet man also, daß die Kugeln von der zweiten Art eine größere Geschwindigkeit erhalten haben, als die Kugeln von der

• s

h

' 4

5

6 7

„5 """ und die anschließende Parenthese eigenhändig hinzugefügt. Folgt gestrichen: „ die (§ 166 N. 4) beschriebenen ". Folgt gestrichen: „ (§ 166 N. 3) " Die hier einsetzende Parenthese eigenhändig hinzugesetzt. Im Königreich Sardinien wog der in 24 Gran unterteilte Denaro 1,28 Gramm, er entsprach der Skrupel (24. Teil einer Unze) des Apothekergewichts. Die Kugeln hatten also einen Durchmesser von etwa 17,6 mm und wogen 105 bis 106 Gramm. Der Durchmesser entspräche nach Piemonteser Maß etwa 16,8 mm, das Gewicht etwa 90 bis 91 Gramm. Gemeint ist mutmaßlich „Gießen". Ein Gran entsprach in Hannover und Preußen 61, in Sardinien 53 Milligramm.

290

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

ersten Art, ohngeachtet die flüßige Materie 8 wegen den größern Spielraum häufiger neben der Kugel durchstreichen konnte. Man siehet auch hieraus, daß, indem man durch die Kugeln von der dritten Art den Spielraum kleiner gemacht, und also verhindert, daß die flüßige Materie nicht durch wischen können und den Kugeln selbst ein kleiner Gewicht gegeben, man dadurch die größte anfängliche Geschwindigkeit erhalten."' Anmerkung Daß die Kugeln von der 2 ten Art eine größere Geschwindigkeit als die von der erstem hatte[n], giebt in Rücksicht des Spielraums keine große Aufklärung.11 Denn die Kugeln der 2™ Art waren leichter und hatten also eine verhältnißmäßige stärkere Ladung, indem bey beyden Arten von Kugeln eine gleiche Quantität Pulver genommen wurde. Man kann indes in Rücksicht des Spielraums mit den beiden ersten Arten von Kugeln die Folge ziehen, daß1 der größere Spielraum bey den Kugeln der 2ten Art nicht verhindert hat, daß hier die größre Ladung eine verhältnißmäßige größre Wirkung hervorgebracht hat. O b aber durch diesen größern Spielraum nicht etwas von der Wirksamkeit verloren ist, bleibt ungewiß. Die größere Geschwindigkeit der Kugeln der Art gegen die von der ersten ist eine Folge der stärkern Ladung "jener gegen dieser, wenn man nemlich die Ladung nach den Verhältniß des Gewichts der Kugel beurtheilt. Dagegen scheint aber der Unterschied der Geschwindigkeit der 2™ und 3101 Art von Kugeln durch den Unterschied [des]" Spielraums erzeugt zu seyn, indem hier die Kugeln gleiche Schwere und gleiche Ladungen hatten. Und es scheint hier, daß der kleinere Spielraum der Kugeln der 3— Art die Ursach sey, daß ihre Geschwindigkeit größer als bey denen von der 2™ Art war.

>

Das untere Viertel dieser Seite (fol. 14v) blieb unbeschrieben. Eigenhändig verändert aus „ nicht die mindeste Aufklärung." 1 Der Rest des Absatzes ab hier eigenhändig verändert aus „die durch die größere Ladung erzeugte Geschwindigkeit bey der Art von Kugeln nicht durch den größern Spielraum verlobren gegangen ist. Ob aber durch denselben etwas oder gar nichts von jener verlohren ist, bleibt ungewiß." Der Rest des Satzes ab hier eigenhändig verändert aus „ der erstem gegen die letztere, wenn man nemlich die Ladung nach den Verhältniß des Gewichts der Kugel, wie es in solchen Fällen erforderlich ist, abmißt." " Das Wort ist durch die Bindung des Faszikels nicht lesbar. k

8

Gemeint sind die bei der Explosion des Pulvers entstehenden Gase.

291

Nr. 160

160. Deckblätter G S t A P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 192 fol. 36r, 48r, 49r, 53r (4 S.): Eigenhändig. 1 [1.]

[fol. 3 6 r ]

Versuche mit Kugelschüße z u N e u e n h a g e n 2 u.s.w. meine Bearbeitung [2.]

[fol. 4 8 r ]

K u g e l s c h ü ß e n in A r b e i t [3.]

[fol. 4 9 r ]

Materialien, W a h r s c h e i n l i c h k e i t des Treffens b [4.]

[fol. 5 3 r ]

V e r s u c h mit d e n eisernen u. m e t a l l n e n K a n o n e n , w o n a c h E i n d r i n g e n d e r Kugel

[?, nicht nach 1806?1]

161. Aufzeichnung

G S t A P K , V I . H A N l Scharnhorst N r . 192 fol. 15r-16r ( 2 7 4 S.): Reinschrift, Schreiberhand, mit eigenhändigen Veränderungen. Konzept, eigenhändig: ebda., fol. 17r-v (2 S.). Ergebnisse nen.

preußischer

Kartätschschußversuche

1781-1782

mit sechspfiindigen

Kano-

Versuche, w e l c h e m i t d e n leichten 6 i t d i g e n C a n o n e n b e y d e r p r e u ß i s c h e n Artillerie i m J a h r 1 7 8 1 - 1 7 8 2 g e m a c h t sind.

" h 1

2 1

Darüber gestrichen: .. Wurfweiten der Haubitzen bei verschiedenen Längen und Ladung es fehlt". Darunter gestrichen: „ zur Wirkung der Kugeln und Bomben." Die Deckblätter gehören zu den offenbar für das „Handbuch der Artillerie" gesammelten Materialien im Faszikel 192. Von diesen Aufstellungen, hauptsächlich zu Schießversuchen der preußischen Artillerie, werden diejenigen, die erkennbar von Scharnhorst verfaßt oder bearbeitet wurden, hier als Nr. 161-170 abgedruckt. Gemeint ist mutmaßlich Neuenhagen bei Berlin, östlich von Marzahn. Mutmaßlich handelt es sich um eine Vorarbeit zum „Handbuch der Artillerie".

292 Elev. Gr.

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806) Cartätsche

Ladung Ü

Anzahl der Schüsse

Wand

durchgegangen

angeJeder Schuß schlagen durchangegegschl.'

Auf 800 Sehr. 3

2 V2

3

3

2

58 St. 4löthige, eiserne Sp.2, gegoß. Kugel 42 St. 6löth-, geschm. 42 St. 6löth., hölz. Sp., geschm. 58 St. 4löth., gegoß. 42 St. 6löth., geschm. 41 St. 6löth., geschm. 27 St. 6löth., geschm.

2 3

unbestimmt

1 3 3

2 8

15 18

3

1

7 4'/j b 6

3 4

6 4

3 4

6 4d

6

12

2

4

14 8 9

15 3 3

7 8 8 [sie!]

7V2 3< 3

2

14

13

7

6'/ 2

1

7

2

7

2

3

5

3

5

3

2

3

2

13

1

13

1

100 F. br. 8'

1

6

13 18

1 1

1

1 2z/3

Auf 600 Sehr. 3 1

3

1 1 1

3 2V4 21/2

1

2'/,

55 St. 4löth., gegoß. 42 St. 6löth., geschm. 41 St. 6löth., geschm. 41 St. 6löth., geshm. 41 St. 6löth., hölz. Sp., geschm. 41 St. 6löth., eis. Sp., geshm.

2 2 1 1

unbestimmt 100 F. 8 hoch

Auf 700 Sehr.

l'/2

3

41 " Sp., 27 »

1

27;

41 n

1

2'/ 2

2 '/ 2

3

41 n . , hölz. Sp., 58 " 4löth., » gegoß. 41 «6löth., « geschm.

V/2

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1

214 F. br. 8' hoch

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8

3

1

100 F. br., 8 "

2

3

2

3

1

„ „

8

5

8

3 [sie!]

In der Vorlage und im Konzept sind die letzten beiden Spalten versehentlich falsch bezeichnet (erst „angeschl.", dann „durchgeg."); auf der ersten Seite (fol. 15r) wurden die Spaltentitel radiert, aber nicht neu hingeschrieben. Statt „ 4 3/3" (in der Vorlage und im Konzept). Im Konzept: „ 100 F. br. 8 Im Konzept folgt eine gestrichene weitere Zeile für einen Schuß mit einer Kartätsche mit 41 geschmiedeten sechslötigen Kugeln bei 2 Grad Elevation und 2'/2 Pfund Ladung ohne Werte in den übrigen Spalten. Im Konzept folgt eine gestrichene weitere Zeile für einen gleichartigen Schuß, bei dem 13 Kugeln die Wand durchschlugen und 6 sie anschlugen, Verbessert nach dem Konzept; In der Vorlage steht: „100 F. 8 br." Ebenso beim nächsten Vorkommen dieser Werte. Spiegel.

Nr. 161 Elev. Gr.

Ladung

Cartätsche

Ü

Anzahl der Schüsse

293 Wand

durchgegangen

angeJeder Schuß schlagen durchangeschl. geg-

Auf 500 Sehr. s

2'/ 2

1

3

1

2'/ 2

41 „ 6löth., hölz. Sp., geschm. 41 ,, 61öth., eise. » Sp„ n eis. Sp., ii , holz. » Sp., ,1 II eis. ,i Sp., II 1, eis. Sp., 27 6löth.,

,,

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13

6

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8

7

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1

10

1

12

1

12

1

3

43

3

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1

3



2

II

24

8

17 16

8'/ 2 8

2



33

1

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2

214 F. br. 8' hoch

22

4

11

2



18

1

9

2 2 1



1 1

II

4

i,

1



19

h

-

2 -

9'/ 2

20 11

4

10 11

2

15

2

15

2

11 [sie!]

38

22

9'/ 2

4'/2'

6

1

6

1

9

22

4'/2

11

21

27

7

9

, hölz. »



3

214 F. br. 8 hoch

,i ii

3

„ „

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„ „

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3

1

, hölz.

H

41 . Sp.,

Auf 600 Sehr.

'

,, „



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2

h

,

1

Auf 650 Sehr.

s

"

41 St. 6löth., eis. Sp., geschm. ,i 27 „ 6löth., 41 „

1

2

eis. »

3

238 F. br. 8' hoch

Im Konzept steht an dieser Stelle: „ 0 ". In der Vorlage endet hier die erste Seite, fol. lir. Auf der folgenden wird die Tabelle mit der Uberschrift „Fortsetzung" und der Wiederholung der Spaltenköpfe fortgeführt, ebenso beim Seitenwechsel zwischen fol. 15v und 16r. Die Werte für „ durchgeschlagen " in der Vorlage eigenhändig verändert aus nicht mehr lesbaren Werten. Im Konzept stehen in dieser Zeile in den letzten vier Spalten die Werte „39", „15", „10" und„3 7/*. Diese Zahl im Konzept aus einem nicht mehr erkennbaren Wert verändert. Es handelt sich mit großer Sicherheit um einen Schreibfehler, da dieser Wert das dreifache des höchsten anderen beträgt.

294 Elev. Gr.

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804-Juli 1806) Ladung Ü

Cartätsche

Anzahl der Schüsse

Wand

durch gegangen

angeJeder Schuß schlagen durchangeschl. geg-

Auf 400 Sehr. 0

2'/ 4

41 n





v2

2V4

28 r,



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3

42 „





3 1

2

48

unbestimt

1

»

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2

A

13

13

19

19

Auf 300 Sehr.



v2

2 1 /,

28 „



'/2

3

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0

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41 f,



1

unbestimt



1 »

2

228 F. br. 8 hoch

1

unbestimt

16

16

20

20

31

15'/ 2

Auf 200 Sehr. '/2

2V4

28 «

» 14

14

Resultat im guten Terrain, bei der besten Richtung 800 Sehr. 2

2'/,

41 St. 6löth., eis. Sp., geschm. 1

1

8 F. hoch

4

4

8™



1

»

6

4

10"

1

8 F. hoch

9

5

14

2

16

700 Sehr. l'/2

27 4

41 »

»

600 Sehr. 1

27 4

41 6löth., eis. Sp., geschm.

500 Sehr. V,

27 4

41 6löth., „

1



14°

1

„ „

20

,

400 Sehr. '/2

2V4

41 6löth., „ »



20 p

Erst auf 60 Schritt treffen alle Kugeln, und dann ist der Durchmesser ihres Streuungskreises 7 bis 8 F. k 1

" 0

r

Statt „15", verbessert nach dem Konzept. Im Konzept steht lediglich: „41 6loth." Ah dieser ¿.eile steht in der Vorlage in der letzten Spalte die Summe aus „ durchgeschlagen " und „ angeschlagen ". In der Vorlage endet hier die zweite Seite, fol. 15r. Mit Beginn der folgenden Zeile hat der Rest der Tabelle links eine Spalte mehr für die Entfernung. Sie wird hier aber wie bisher in Form von Uberschriften wiedergegeben. Die Werte in den letzten Spalten ab hier sind im Konzept aus nicht mehr lesbaren verändert worden. Im Konzept folgt eine nicht ausgefüllte Zeile für 300 Schritt Entfernung.

Nr. 162

295

M a n kann in u n e b e n e n Terrain die Wirkung u m V 4 geringer u n d in sehr hügeligten oder bergigten u m V3 geringer als o b e n annehmen." 1 G e g e n Infanterie, die 6 F u ß h o c h ist, treffen auf 800 Schritt 3 + 3 Kugeln r 700 4V 2 + 3 600 7 +3S 500 12 400 14

[?, n i c h t n a c h 1806? 1 ]

162. A u f z e i c h n u n g

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 192 fol. 19r-20r (3 S.): Reinschrift, Schreiberhand, mit eigenhändigen Korrekturen. Konzept, eigenhändig: ebda., fol. 21r-v (2 S.). Ergebnisse preußischer Kartätschschußversuche Kanonen.

1783 mit drei- und

zwölfpfündigen

Versuche, w e l c h e b e y der preußischen Artillerie mit d e m 3 H der im Jahre 1783 gemacht sind. Elev. Gr.

Ladung Ü

Cartätsche

Anzahl der Schüsse

Wand

durchgegangen

angeschlagen

21

10

durchg e g-

Jeder Schuß angeSumma schl.

Auf 605 Sehr1

q

' ' '

1

IV,

24 St. 4löthige eis. Spiegel

3

228 F. 8

7

3

10

Eigenhändig verändert aus „Man kann unter manchen Fällen die Wirkung um V, geringer annehmen." Das Konzept hat die frühere Fassung. Die Zahlen im Konzept verändert aus „ 6". Im Konzept verändert aus „10'/2". Im Konzept folgt gestrichen eine mutmaßlich aus Nr. 164 gewonnene Aufstellung: -Dänische Versuche 260 S.. '/2 [Grad,] 2% [Pfund,] 50 Stük 4löth. [Kugeln,] 2100 F. 100'[breite], 8'[hohe Wand:] 42-21 Dänische Versuche in 8' hohe Wand, 100' breit, 50 St. 4 löth. l'/2 Gr.: [auf] 520 [Schritt trafen] 24 2 » 685 12 2'/2 859 3 100 St. 2 loth. V2 260 39 l'/4 520 26". Mutmaßlich handelt es sich um eine Vorarbeit zum „Handbuch der Artillerie"

296 Elev. Gr.

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804-Juli 1806) Ladung

U

Auf 400 Sehr. 0

V/t

Auf 300 Sehr. 0

IV,

Cartätsche

Anzahl der Schüsse



3



2

Wand





„„

durchgegangen

angeschlagen

durch-

Jeder Schuß angeSumma schl. g e g-

22

3

7'/,

1

8'/,

22

1

11

v3

11'/,

6 5

4 6 1

10 11 1 1

Versuche, welche bei der preußischen Artillerie mit dem 12 t i d e r eemacht sind. Auf 800 Schrtt. 2

5

2 0 0 2

5 4 4 4

41 St. 12löth. eis. Sp. 27 St. 12löth. 24 » 24 „ 27 , hölz. Sp.

1 1 1 1 2

100 F. 8

„„ „ ,,

,„

4 6 1 1

1 [sie!]

4a

4

2

2

4

7 7

2

7 7

2

9 7

6 5

Auf 700 Shr. I1/,

5

l 1 /, 0

5 4

0 0 1

4 4 4

1 1

4 4

•1

4

2

4

41 St. 12löth. eis. Sp. 27 St. 24 St. 12löth. hölz. Büchse, eis. Sp. b 24 St. „ „ 24 St. „ „ 41 St. 12löth. hölz. Sp. 41 St. eis. Sp. 84 c St. 6löth. eis. Sp. d 27 St. 12löth. eis. Sp. 84' St. 6löth.

1 1

1 1 1 1 1 1

4 4 4 4

1

4

1

5

24 St. 12löth. 24 „ 41 St. 12 " » 41 St. »1. hölz. Sp. 41 » » hölz. Büchse eis. Sp. 41 » 12 „ eis. Sp.

„„

1 1

100 F. 8

1 1 1

„„

Auf 600 Sch. 0 0 1 1

,, „„ „,, „„ ,, „ „„ „ „ „ „

1 1 1

„ ,

„ „ „„ „

„ „

2

2

7 1

2 1] 9J

4

5

9

2 5

4 4

2 5

4 4

6 9

1

8

1

8

9

6 2

4 10

6 2

4 10

10 12

3 11 15

1

1

1

3 11 15

1

4 11 16

5

6

5

6

11

7

2

7

2

9

11

11

11

" Statt „ "; verbessert nach dem Konzept. b Im Konzept folgt gestrichen eine Zeile für einen Schuß einer Kartätsche mit 41 zwölflötigen Kugeln und einem eisernen Spiegel bei 1 Grad Elevation und 5 Pfund Pulverladung. Hierbei durchschlugen 11 Kugeln die Wand. c Im Konzept verändert aus „ 64 Dort steht in der ersten Spalte: „ 2 d Im Konzept wurde in der Spalte ab hier immer die Verwendung eines eisernen Spiegels explizit vermerkt, wo kein hölzerner benutzt wurde. e In der Vorlage werden hier zu Beginn der neuen Seite ( f o l . 19v) die Spaltenköpfe unter dem Titel „Fortsetzung" wiederholt, f Statt „48 "; verbessert nach dem Konzept. Dort verändert aus „ 64

297

Nr. 162



Elev. Gr.

Ladung Ü

Cartätsche

Anzahl der Schüsse

Auf 500 Shr. 0 1 0 1 V, 1 l'/2

„„; „ „

1 1

„„„ „„„ » .„, »,,

1 1 2 2 2

4

41 » »

4

41 » 121. holz. Sp.

4 4

Wand

„ „ » ,,„ ,,„ 214 F. 8

„ „ »

durchgegangen

angeJeder Schuß schlagen durchangeSumma schl. geg-

13 10

1

13 10

1

14 10

10 12 22 31 18

3 3 2 1

10 12 11 16 9

3 3 1

13 15 12 16 9

Resultat bey dem l2Üdl mit 41 Stück 12löthigen Cartätsh-Kugeln im Ganzen durchgeg. angeschl. getroffen 800 Schritt 2 Grad 5 4 9 600 » l'/2 » 12 2 14 500 » l'/2 » 14 2 16

Resultat bey dem 3 fader mit 24 Stück 6löthigen Cartätsh-Kugeln. 600 Schritt 1 Grad 7 durchgegangen 400 » 0 Gr 7'/j . 300 » 0 „ 11 »

3 angeschl. 10 im Ganzen 1 » 8'/, V3 » ll'/j »

Hierin liegen Widersprüche, die Anzahl der Schüsse ist zu gering, die Elevation ist auch vielleicht nicht die passendste. Folgende Angabe wird nicht sehr von der Wahrheit abweichen. 600 Schritt 1 Grad 5 durchgegangen 400 „ '/ 2 7 .. 300 h 0 » 11 " Auf 650 Schuss Elev. Ladung

2

4

2 2

4 4

Cartätsche

41 St. 12löth. eis. Sp. hölz. Sp. 27 St. 12löth. eis. Sp.

2 angeschl. 7 im Ganzen 2 » 9 1 . 12 Anzahl der Schüsse

Wand

durchgegangen

angeschlagen

6 2

4 2

214-8 dieselbe

50 30

1

dieselbe

5

Jeder Schuß durchangegegschl.

\2'/1 15 5

1 v2 1

in allen

14 16 5

Es ist hier zu bemerken, daß die 4 Schuß bei dem 12 ii der für jeden Schuß die Wirkung von . . . 12V2 durchg. u. 1V2 angesch. Kug. = 14 geben, bei dem leichten 6ttdr war unter gleichen Umständen von 5 4 Schuß für jeden Schuß der Effect 97, " h 61/? " " =15. Der 6iidr hatte 2 Gr. Elev., 2V2fa Ladung, 41 St. 6löth. Kugeln. 8 h

Eigenhändig verbessert aus „ vor". Im Konzept steht: „ aus Im Konzept verändert aus „5'/2

298

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804-Juli 1806)

163. Aufzeichnung

[?, nicht nach 1806? 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 192 fol. 28r, 31r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand. Konzept, eigenhändig: ebda., fol. 29r (1 S.). [1.] Ergebnisse von Kartätschschußversuchen 1786 mit 24pfündigen Kanonen. [2.] Ergebnisse von Kartätschschußversuchen mit siebenpfündigen Haubitzen.

[1.] Versuche mit dem 24&der, den 2 4 ^ Juny 1786. Elevation

Ladung

Cartätsche

Auf 1200 Sch.

2

10

25 Stück 1tidr1 6

Anzahl der Schüsse

„ 12löth. J

Wand

durchgegangen

angeschlagen

in allen getroffen

1

200' 8'

4

3

7

1000 Sch.

iv2

10

dieselben

1

dieselbe

7

2

9

1200 Sh.

2

10

4 Stück 1 iidr 1 49 n >/2Ü j

1

dieselbe

0

4

4

1000 Sch.

1

10

dieselben

1

dieselbe

4

4

8

Resultat. Mit 1 iidigen Kartätschen bey dem 24&der 2 Gr. Elev. 1200 Sehr. 6 treff. Kugeln. l ' / 2 ,, „ 1200 8 «

[2.] Versuche mit der Zfedigen Haubitze. Elevation

Ladung

0

4

41 ,

1 3

2 2

400 Sehr.

v2

2

300 Sehr.

0

2

dieselben

500 Sehr.

0 0 1 1

2 2 2 2

20 27 20 27

Auf 600 Sehr. 600 Sehr.

* 1

Cartätsche

Anz. der Schüsse

Wand

durchgegangen

angeschlagen

auf jeden Schuß angein allen durchschl. geg-

1

„ „

13

1

13

1

64 St. 6löthige 70 » 6 „

3 2

228-8 unbestimt

17 3

45 15

5 / l'/2

r/2

20 2 / 3 9

64 » 6

3

228-8

52

14

17'/,

473

22

2

dieselben

48

2

24

1

25

2 2 1 1

214' 8'

7 3 6 3

11 15 7 7

3V 2 l'/2 6 63

5V 2 7V 2 4 4

St. » » »

t,

»

'/ 2 iidige » » » » » »

2 3

15

14

9k 9 10 10

Die untere Hälfte dieser Seite sowie die Rückseite dieses Blattes (fol. 28r-v) blieben unbeschrieben. Die folgende Tabelle steht auf einem anderen Blatt (fol. 31r); im Konzept stehen beide Tabellen aber auf einer Seite. Mutmaßlich handelt es sich um eine Vorarbeit zum „Handbuch der Artillerie".

299

Nr. 164

Hiernach mag die Wirkung geschätzt werden wie nach der folgenden Tabelle: 600 Schritt l ' / 2 G r a d Elev. 5 d u r c h g . 10 angeshl. 15 in allen getroffen. 400 » 1 » « 15 » 5 » 20 » 300 » '/ 2 » » 20 » 5 » 25 »

[?, nicht nach 1806?1]

164. Aufzeichnung

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 192 fol. 18r-v: Konzept, eigenhändig. 3 Ergebnisse dänischer Kartätschschußversuche 1795 mit sechspfündigen b

Kanonen.

Versuche. welche in Dänemark mit dem 6 Ü der im Jahr 1795 gemacht sind. In die h o h e Scheibenwand 100 Stück 2löthigen Elev. Gr.

Treff. Kug.

'/ 2

30

50 Stück 4löth. Elev. G.

Treff. Kug.

'/ 2

2 21+6

2' 260 Schritt . Kartätschen

In die niedrige Scheibenwand 100 Stück 21öth. Elvt. Gr.

1'/,

4 10



2 8(8)

50 Stück 4löth. Elev.

IV,

2 11 31 47 d 2 9'

1° 50'

4 17(14)

l1/,

26 (21)

2V,

10 2 7(6) 4

1° 56

V2('/2)

2V 2

IV, 1 '/ 2

520 Schritt Kartatsch

Treff. K.

In die niedrige Scheibenwand

Treff. Kug.

IV,'>

2 10

l/'/2

2 23

25 Stück 81öth. Kugel E[l]ev.

Treff. Kugeln

2 6 (5'/ 2 )

Z

685 -

2

2 8

1'/,

2 3(3)

1 2

859-





4

l'/2

2 12 4 13(9) 4 3 (2'/ 2 )

IV,

2 6 ' / j (6'/ 2 )

2

4'/ 2 (4)

b

Die Werte in dieser Zeile im Konzept verändert. Ursprünglich standen hier 4 durchgeschlagene und 6 angeschlagene Kugeln, die Mittelwerte und ihre Summe entsprechend.

"

Das zu Nr. 161 gehörende fol. 17 und fol. 18 gehören zu einem Bogen. Davor gestrichen: „ Dänische ". Die Unterstreichung dieser und der anderen unterstrichenen Zahlen hat in die Vorlage die Gestalt einer nach oben offenen Klammer. Es handelt sich hierbei um die in der Erklärung unter der Tabelle erwähnten „ kleine[n] Ziefer[n]". Links am Rande dieser Zeile gestrichen: „ Trauben " und einige geschweifte Klammern, welche auch die folgenden Zeilen mit umgreifen. In den folgenden Zeilen stehen gestrichen weitere Werte, links bezeichnet mit „ Trauben für 100 Kugeln. In die hohe Wand trafen bei '/2 Grad Elevation 30 (mit einer „2" darüber), in die niedrige bei 1 '/H Grad 16 (mit einer „2" darüber), bei 1 Grad 16 und bei '/2 Grad 27. Mutmaßlich handelt es sich um eine Vorarbeit zum „Handbuch der Artillerie".

b

' d

'

1

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

300

Resultate der Wirkungen G e g e n eine 100 F u ß breitfe] u. 8' hohe 1 Wand

G e g e n eine 6 Fuß hohe 100' breite Wand

_

A u f 859 Schritt

2lothige 4 „ ,, „ 8

4° 2 V 2

- '/ 2 treffende Kugeln - 3 „ « « „ - 4V 2

2 1 /, 3'/ 4

A u f 685 Sch.

2löth. 4 ,, 8

2V 4 ° l'/2° 1V 4

-

6'/ 2

- 13 - 6

9'/ 4 4'/,

520 S.

2loth. 4 ,, 8-

1'/, l'/2 V,

- 21 19 6

15'/ 2 14'/ 2 4V 2

260

2

'/ 2

- 47

35

9

» » «

» »

Erkläru[n]g. In diesen Versuchen waren 2 bretterne Wände, jede 100 Fuß la[n]g u. 8' Fuß hoch. Die oberste stand 14' höher als die niedrigste von der Erde an gerechnet. 8 Die Ladung 2V 2 Die Kanone 22 Kalib. la[n]g. Das Terrain völlig eben. Die h kleine Ziefer, welche [über]1 verschiedenen Ziefern stehet, zeigt an, aus wie viel Schüßen die Mittelzahl gezogen. Die eingeschloßene 2 Zahl zeigt an, wie viel Kugeln durch die Bretter ganz durchged r u n g e n ; bloß angeschlagene gar nicht gerechnet. Bei dem Vergleich der Wirkung der Kartätshen,' welche mit dem dänishen und preußischen Geshütz gemacht ist, ist zu bemerken, daß bei dem dänishen alle Kugeln, welche nicht einen V2 Diameter tiefen Eindruck gemacht, nicht gerechnet sind. Nur aus dieser Ursach sheinen die Versuche auf der größern Distanz etwas verschieden zu seyn.

f 1 h

' ' 2

Statt „hoch", welches Wort bei der Änderung aus „Gegen eine Wand, 100' breit u. 8' hoch" nicht abgeändert wurde. Statt „ angerechnet." Folgt gestrichen: „ obere ". Statt „ oben "; es folgt gestrichen: „ stehet". Folgt ein bei der Redaktion versehentlich nicht gestrichenes „ bei". D . i. eingeklammerte.

301

Nr. 165

165. Aufzeichnung

[?, 1795/1806?']

G S t A P K , V I . H A N1 Scharnhorst N r . 192 fol. 5 2 r - v (2 S.): K o n z e p t , eigenhändig."

Ergebnisse preußischer Kugelschußversuche mit drei-, sechs- und zwölfpfündigen Kanonen. Bei diesen Versuchen b war die Absicht, durch den ersten Aufschlag oder in Bogen zu treffen, und das Resultat ist, daß gegen eine 80 Fuß breite, 6 Fuß hohe Blendung Auf 800 Schritt' von nachstehender Anzahl von Schüßen in die Blendung trafend

beidem3fi2 105 6

leicht. 6t£ 3 8 6

schw. 6 t t d r

Auf 1200 Schritt von nachstehender Anzahl von Schüßen in die Blendung trafen

10 2

10 5

10 3

Auf 1500 Schritt von nachstehendr Anzahl von Schüßen in die Blendu[n]g trafen

10 1

10 0

10 2

h

c 1 2

3

4

5

schwer 12fidr

10 3

10 5

10 6

10 2

10 5

Auf 1000 Schritt von nachstehender Anzahl von Schüßen in die Blendung trafen

"

ordi. 12Ü'

Möglicherweise gehört dazu das Deckblatt fol. 36r, vgl. Nr. 160. Scharnhorst bezieht sich allem Anschein nach u. a. auf Schießversuche, die zwischen dem 27. und 31. August 1795 unternommen worden waren. Die Reinschrift eines Protokolls dazu befindet sich im gleichen Faszikel, fol. 50v-51r. Hierbei wurden die Zielwände in ein Raster von je 4 Quadratfuß großen Quadraten unterteilt und immer eingetragen, in welches Quadrat die Kugeln enschlugen. Unten am Protokoll stehen die Namen der beteiligten Offiziere: „A.E.v.d. Lochau. Boumann. Prosch. Schramm. Pontanus. Hertig. Lehmann. Kühn. Mencelius. Höpfner. Butendach. v. Winkelmann. v. Stankar. Schreiber. " Scharnhorst verarbeitet hier aber noch weitere Ergebnisse, da das erwähnte Protokoll nur jeweils eine Art von Sechs- und Zwölfpfündem erwähnen und auch nicht alle der von Scharnhorst aufgeführten Distanzen enthalten. In der Vorlage diese Angabe versehentlich doppelt. Vgl. Anm. b. Es handelt sich mutmaßlich um eine Vorarbeit zum „Handbuch der Artillerie". In dieser Spalte vermerkte Zahlen stimmen mit den Ergebnissen eines im gleichen Faszikel erhaltenen Protokoll (fol. 50v-51r) für dieses Kaliber auf 800, 1000 und 1200 Schritt (27., 28. und 31. August 1795) überein. In dieser Spalte vermerkte Zahlen stimmen mit den im erhaltenen Protokoll aufgezeichneten Ergebnissen für dieses Kaliber auf 800 und 1200 Schritt (27. und 29. August 1795) überein. In dieser Spalte vermerkte Zahlen stimmen mit den im erhaltenen Protokoll aufgezeichneten Ergebnissen für dieses Kaliber auf 1000 und 1500 Schritt (28. und 29. August 1795) überein. Im Protokoll sind zum Versuch mit einem Dreipfünder auf 800 Schritt allerdings insgesamt 15 Schüsse vermerkt.

302

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

Auf 1800 Schritt von nachstehendr Anzahl von Schüßen in die Ble[n]du[n]g trafen

beidem3!i

leicht. bU

schw. 6 & d r

10 0

10 0

10 1

Auf 2000 Schritt von nachstehendr Anzahl von Schüßen in die Blendung trafen

ordi. 12fr

schwer

10 0

Utidr

10 0

Abweichung 6 der Kugeln von der Mittellinie beim ersten Aufschlage '/ 5 der Anzahl der Schüße Schritt'

'/ 2 der Anzahl der Schüße Schritt«

bei d[er] ganzen Anzahl der Schüße Schritt

Auf 1000 Schritt ord. 12i*der* schw. 12i4dr

1 3

4 4

6 11

Auf 1200 Schritt h i t d r leichte 6 & d r * schw. 6 & d r *

3 3 6

9 12 10

25 19 15

Auf 1500 Schritt 3 l i d r * leichte 6i4dr schw. bUdr ord. \2Üdr schw. 12 iidr

14' 3 5 5 3

20 6' 11 6 8

45 29 58 13 6

Auf 1800 Schritt 3 fedr leichte 6 i t d r schw. 6i4dr

18k 9 15

31 31 22

70 76 58

Auf 2000 Schritt ordin. 12fcidr** schw. \2Ü

15' 4

18 24

53 46

* **

Die Kanonen standen nicht in der Schußlinie, welches 1 " bei einigen Schüßen eine etwas größere Abweichung erzeugen kann. Die Abweichung der Kugeln ist bei den" ordinairen 1 2 i i d r bei den 12 Schüßen auf diese Distanz durchaus rechts, u. zwar 9 bis 53 Schritt.

Verändert aus „ treffen ", ebenso bei den folgenden Wiederholungen der Formulierung bis auf die letzte, f Verändert aus „Ausbreitung". s Verändert aus „Fuß", davor aus „Schritt". h Daneben gestrichen eine nicht ausgefüllte Spalte für „3/s der Anzahl der Schuß". h Davor gestrichen: „ ord." ' Verändert aus „15 ". ' Verändert aus „3". k Verändert aus einer nicht mehr lesbaren Zahl. 1 Verändert aus einer nicht mehr lesbaren Zahl. m Folgt gestrichen: „einen kleinen Untershied". " Verändert aus „Die Abweichung bei den 12rtidr ist rechts bei allen". J

Nr. 166

303

166. A u f z e i c h n u n g

[?, n i c h t n a c h 1 8 0 6 ? 1 ]

GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 192 fol. 32r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand. 3 Konzept, eigenhändig: ebda., fol. 30r (1 S.). Ergebnisse von Kartätschschußversuchen

mit zehnpfündigen

Hauhitzen.

Versuche mit der lO&digen Haubitze. Ele- Ladung vation Auf 800 Sehr.

Cartätschen

Anzahl der Schüsse

4 Stück 6löth. 3

»

60

»

12

»

J

56



16

«

1

4



12

»

J

45

»

12 n

6

«

12

»

1

36

n

16

»

j

12

»

J

.. |

»

600 Shr. 57,

3 60

47, 500 Sch.

7,

v/ 2

3 3'/ 2

3

18

49

6

16'/j

12

41

4

137,

27

39

9

13

11

27

37,

9

1

Jeder Schuß durchangeschl. geg-

3

„ „ „ „

3

,, „

6

„ „

21

1

7

11 4 10 6 3 3

3 2 1 3 5 1

11 4 10 6 3 3

3 1 1 1 1 1 1

27 Stück 1 Udig K.

„ „

3

dieselben

»

angeschlagen

200' 8'

3

20 Stück 1 itdige dieselben

20

durchgegangen

1

3

»

»

Wand

204' 8'

2

3 3 1 3 5 1

Hdig

Resultat. Auf 800 Schritt 3 Gr. 45 oder 64 St. b 6 durchg. 12 angeshl. 18 in allen " 500 " 7, " 15 " 9 " 24 " "

G e g e n eine 2 0 0 F u ß l a n g e u . 8 ' h o h e W a n d , w e l c h e a u f e i n e m 4 2 F u ß h o h e n C a v a l i e r stand. 600 Sehr

" h 1

4 7 , Gr.

4 Stück 6 1 3 i4 L. I löthige Kugeln 3 Schuß durchg. 21 ang. jeder 7 60 Stück 12 J

37, "

" " " dieselben

"

3

" 1 0

"

"

27j

d u r c h . 7 , angsh. "

73

"

Diese Tabelle steht mutmaßlich in einem Zusammenhang mit Nr. 163, sie rührt auch von der Hand desselben Schreibers her. Im Konzept verändert aus „ 64, 45 St. 12 loth." Mutmaßlich eine Vorarbeit zum „Handbuch der Artillerie".

304

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

[?, nicht nach 1806?1]

167. Aufzeichnung

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 192 fol. 33r-v (1V4 S.): Konzept, eigenhändig. Ergebnisse von Granatschußversuchen

mit zehnpfündigen

Haubitzen.

Wurfweite der lOfodigen Haubitzen' Ladung

Elev.

Anzahl der Würfe

Größte u kleinste Wurfweite

Mitlere Wurfweite

gänzliche Wurfweite

15 15 15 15 15 15 15 15 15 36V2 36V2

5 5 5 5 5 5 5 5 5 15 8

450- 286 1176-1045 1723-1414 455- 400 1213- 102' 1966-1585 2208-2000 2532-2115 2800-2112 1945-1648 1175- 998

386 1091 1615 430 1085 1771 2058 2357 2471 1809 1040

430 1190 1686 460 1160 1789 2100 2380 2480

15 12 15 12 15 12 15 12 15 12 15 12

5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5

780- 469 480- 421 928- 710 785- 676 1390-1026 1310-1023 1580- 1370 1485- 1075 1696- 1474 1779- 1727 2180- 1831 2340- 1800

526 455 810 743 1225 1109 1491 1309 1594 16528 2024 1969

N«ll

'/2 Ü 1 Ü IV, v2 u i i'/2 2 2V2 3 d 27Loth

•/2 h

Anzahl der Würfe welche welche welche unter unter unter 50 Schritt 100 Schritt 150 Schritt Seiten Ab- Seiten Ab- Seiten Abweichung weichung weichung haben haben haben

0 2 1 5 8

1 2 2 9

3 5 5 13

N" 2 V2

-

Vj 3

-

/, -

7„ 1 1 1'/, IV, 1 /2 1 >i — 2 2 -

" h

c d

e

f

8

1

12 Schritt größte Abweichung I I S . größte Abweichu[n]g 37 S. größte Abweichu[n]g » 15 S. „ // ,1 u 52 42 3 5 5' 5 4 5 2 2 2 5 3

„ „ „,, „,,„ „

Darunter gestrichen: „ bei '/2 Ü Ladung und Grad". Diese Überschrift in der Vorlage mit geschweifter Klammer am linken Rand angebracht. Die Klammer wurde verändert, ursprünglich ging sie noch zwei Zeilen weiter nach unten. Hier fehlt mutmaßlich eine Ziffer. Ab dieser Zeile wurden in der Vorlage die Spalten für Ladung und Elevation vertauscht, dabei wurde die erste mit „ Grad" und die zweite mit ~ Ladung" neu bezeichnet. Zur Beseitigung dieser Verwirrung werden hier weiterhin die Zahlen für die Ladung in der ersten und die für die Elevation in der zweiten Spalte abgedruckt. Diese Uberschrift in der Vorlage mit geschweifter Klammer am linken Rand angebracht. Verändert aus „30 Sehr, größte Abw." Dieser Mittelwert kann so nicht aufgehen, mutmaßlich war die niedrigste Wurfweite hier tatsächlich kleiner. Mutmaßlich eine Vorarbeit zum „Handbuch der Artillerie".

305

Nr. 168 Ladung

Elev.

Anzahl

Größte u

Mitlere

gänzliche

der

kleinste

Wurf-

Wurf-

Würfe

Wurfweite

weite

weite

205h

A n z a h l der W ü r f e welche

welche

welche

unter

unter

unter

5 0 Schritt

100 Schritt 150 Schritt

Seiten A b -

Seiten A b -

Seiten A b -

weichung

weichung

weichung

haben

haben

haben

2024

1

4

4

2 '/ 2 2V2

-

15

5

2605-

12

5

2456-1800

2151

3

3

5

3

-

15

5

2988-2140

2527

3

4

5

3

-

12

5

2534-2130

2270

0

5

0

3'/2

-

15

5

2900-2240

2676

2

3

4

3 '/ 2 4

-

12

5

3075-2111

2450

2

3

4

15

5

2900-2421

2633

1

3

5

4

-

12

5

3130-2375

2584

0

5

Die wenige Uebereinstimmung der Versuche von N. 1 u. 2 kömt höchstwahrsheinlich von Pulver, die von N 2 1 wurden noch mit den ehemaligen Pulver gemacht, die von No. 2 mit den jetzigen. Bis zur Ladung von 2 H haben fast alle Granaten, der 8 / 9 Theil,' bei 12 Grad Elv. immer außer der angegeben Weite ein Paar, zu Zeiten auch 3 bis 4 kurze Sprünge gemacht. Bei den Ladu[n]gen über 2 Ü haben aber nur' seilten die Granaten noch einen Sprung gemacht. Bei 15 Grad Elev. hat man nur bei der Ladu[n]g von V2 U einige Sprunge, nachher nur seilten einen u. bei der Ladu[n]g übr 2 H fastk gar keine mehr gehabt.

168. Aufzeichnung

[?, nicht nach 1806? 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 192 fol. 34r-35r (3 S.): Konzept, eigenhändig. [1.] Ergebnisse von Kugelschußversuchen mit dreipfündigen Kanonen. [2.] Ergebnisse von Kugelschußversuchen 1799 mit sechspfündigen Kanonen. [3.] Ergebnisse von Kugelschußversuchen 1799 mit zwölfpfündigen Kanonen.

[1.] Anzahl der getroffenen Schüße bev dem 3 fader, auf 400 Schritt gegen eine 12 Fuß breite und 10 Fuß hohe Scheibe.'

h

' > k

1

"

Hier fehlt mutmaßlich eine Ziffer. Verändert aus „ haben alle Granaten ". Folgt gestrichen: „ höchst". Dieses Wort nachträglich eingefügt. Mutmaßlich eine Vorarbeit zum „Handbuch der Artillerie". Verändert aus „ nach einer 12 Fuß breiten und 10 Fuß hohen Scheibe."

306

I. Im Generalquartiermeisterstab ( A p r i l 1804—Juli 1806) Tag

Anzahl der Schüße, so geschehen

Nachmittags Den 30ten Sept. Den lten Oct. In eine Schießscharte, welche 8' weit u. 5' hoch treffen, also auf 400 '/,

Das Treffen auf 400 Schritt zum Treff, auf 650 also 7 , : '/2 = 14 : 94

Summa Also getroffen'/,' der ganzen Anzahl Auf 650 Schritt gegen eine 24 Fuß breite u. 10' höh« Scheibe Den 6ten Sept. vorm. Nachmittags Summa Also getroffen beinahe die Hälfte der ganzen Anzahl.

Getroffen die Scheibek

«12 16 13 20 24

8 12 13 16 18

88

67d

30 30

12 16

60

28

[2.] Anzahl der getroffenen Kugeln bevmg 6 Et der auf 600 Schritt gegen eine 12 Fuß breite und 10 Fuß hohe Scheibe. Anzahl der Schüße Jahr 1799h Den 4ten Sept. Den 5ten Sept. 6ten Sept. Nachm. • Den 7ten Sept.

Vormitt. Nachmitt. Vorm. Nachm. Vorm. Vorm. Nachm.

Den 9ten Sept. Den 30ten Sept. Den lten Oct. Summa

Anzahl der Kugeln, welche die Scheibe getroffen'

12 16 16 14 12 12 1 14 14 10 12

6 7 7 2 4 8 2 2 3 1 3

144

45

Also getroffen ungefähr' V3 der ganzen Anzahl. Bey den Schüßen von 6ten, 7ten und 9ten Sept. befanden sich 300 Schritt hinter der auf 600 Schritt stehenden Scheibe, also auf 900 Schritt von der Verändert aus „ Getroffene der Kugel[n]". In der Spalte davor gestrichen: „Nachmittags". In der Zeile darüber gestrichen: „Den 4ten Sept. vormittags / 24 [Schüsse] / 9 [Treffer]". d Die Gesamtsummen verändert aus „112" bzw. „76", zur Berücksichtigung der unter Anm. c vermerkten Streichung. " Darüber einige Berechnungen f Verändert aus „2/,". 1 Verändert aus.. bey einem". h Darüber gestrichen: „ Tag ". ' Verändert aus „Anzahl aer getroffenen Schüße". i Dieses Wort nachträglich eingefügt. k c

307

Nr. 169

Canone noch k 2 Scheiben (eine Fläche von 24 F. breit u. 10 F. hoch)1 nebeneinander. In diese sind bey den an diesen Tagen gethanen 64 Schüßen 6 Kugeln gekommen, statt durch die erste Scheibe von denselben 19 gefahren sind. [3.] Anzahl der getroffenen Kugeln beym 12iider gegen eine 12 Fuß breite u. 10 Fuß hohe Scheibe, auf 800 Schritt. Anzahl der Schüße Jahr 1799 Den 4ten Sept. Den 5ten Sept. Den 6ten Sept. Den 7ten Sept.

Vorm. Nachmitt. Vorm. Nachmitt. Vorm. Nachm. Vorm. Nachm.

Den 9ten Sept. Den 30ten Sept. Den lten Oct. Summa

Anzahl der Kugeln, welche die Scheibe getroffen" 1

12 16 16 14 12 12 12 14 14 10 12

0 3 1 0 2 3 4 1 2 4 0

144

20

Es hat also ungefähr" der 7te Theil der Kugeln die Scheibe getroffen. Den 6ten, 7ten u. 9ten Sept. befanden sich 300 Schritt hinter der auf 800 Schritt entfernten einfachen Scheibe eine doppelte, 24' breit u. 10 hoch; in diese waren durch die an diesen Tagen gethane 64 Schüßen 6 Kugeln gekommen, statt die erste mit 12 getroffen war.

169. Aufzeichnung

[?, nicht nach 1806? 1 ]

G S t A P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 192 fol. 38r (1 S.): Konzept, eigenhändig. Ergebnisse von Kartätschschußversuchen

mit sechs- und zwölfpfündigen

Kanonen.

Es treffen in eine 50 Fuß a breite u. 6 Fuß hohe Wand bei 2löthigen b Kugeln von

k 1 m

" " h

1

Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Diese Parenthese nachträglich eingefügt. Verändert aus „ Anzahl der getroffenen Schüße". Dieses Wort nachträglich eingefügt. Verändert aus „ Schritt". Verändert aus „ 6löthigen Mutmaßlich eine Vorarbeit zum „Handbuch der Artillerie".

308

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806) 10 Schuß bei dem 6 & d r

Auf

300 Schritt 400 „ 500 „ 600 „ 700 „ 800 „

300 400 500 600 700 800 900 1000

-

305 239 140 95

von 5 Shuß bei dem 12iAdr mit 2 lothigen Kugeln -



396 268' 197 142 62

-

-

mit 6löthigen 10 Schuß 156 65 49 48' 23 g 27 19 10 h

mit 61othign 10 Shuß

134 96 85 40' 7fidige Haub. mit 6löthgen

-

-

-

,, „ „ „ „ „ „

von 5 Schuß bei dem 12&dr mit 3löthigen

-

130 92 63

170. Aufzeichnung

134 75 32

[?, nicht nach 1806? 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 192 fol. 37r (1 S.): Konzept, eigenhändig. Erläuterung der Ergebnisse von Kartätschschußversuchen

Erklärung der

1799.

ten Tabelle. 2

Die Versuche, welche in dieser Tabelle enthalten sind, wurden im Jahr 1799 bei Berlin angestellt und gaben Veranlaßung zur Einführung der geschmiedeten eisernen Kartätschkugeln, in dem man bis dahin gegoßene hatte. 3 Bei diesen Versuchen mit gegoßenen und geschmiedeten Kartätsch-Kugeln ist nach einer bretternen Wand gefeuert, welche wahrscheinlich 8 Fuß hoch war. Das Geschütz bestand aus 18 Caliber langen leichten 6 H dern. Die gegoßenen eisernen Kugeln haben, wenn die Angaben der Tabelle richtig sind, eineb bedeutend geringere Wirkung als die geschmiedeten gezeigt. Ob c

c d

' 1

« h

* h

c 1 2

Diese und die folgenden zwei Werte in dieser Spalte nachträglich verändert. Diese Zahl nachträglich verändert. Davor gestrichen: „ (57)", darunter eine weitere gestrichene eingeklammerte zweistellige Zahl. Verändert aus „195". Verändert aus „91". Das untere Viertel der Seite blieb unbeschrieben. Dieser Satz nachträglich eingefügt. Der Satzanfang verändert aus „Die gegoßenen Kugeln haben eine". Folgt gestrichen: „geringe". Folgt gestrichen: „ der Mangel die ". Mutmaßlich eine Vorarbeit zum „Handbuch der Artillerie". Die dazugehörige Tabelle befindet sich nicht im Faszikel.

Nr. 171

309

die hier gebrauchten Kugeln d aber nicht v o n spröden Eisen gewesen und und andere v o n beßrn weniger zerspringen würden, ist immer die Frage. e A u c h ist bei den Versuchen nicht angegeben, ob man hölzerne oder eiserne Spiegel gehabt? Wahrsheinlich hat man hölzerne gehabt, da erst 1781 Versuche mit den eisernen gemacht sind. f Bei den letztern würden die gegoßenen Kugeln vielleicht weniger 6 den Zerspringen unterworfen geweßen seyn. Es sind hier über den Verf. keine Versuche bekannt. 11 Bei den mit einem * bezeichneten Schuß hat man sich bleierne Kugeln bedient, welche 1 nach Angabe der Tabelle eine gute Wirkung gezeigt haben.

171. A u f z e i c h n u n g

[?, ?]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 198 fol. 4v (1 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. Gewichte von Kanonen, Lafetten und Protzen. "Canon Centr.

schwerer mitler

-

25'/ 2 18 18

Laffete b Centr.

19 16 16

Protze c Centr.

67, 67, 7

Munit. d Centr.

5

Summa' Centr. _

55'/, 4074 48

Beschpannufn]^ Pferde

10 8 8

Gewicht auf jedes Pferd 5% 5 Centr. 6

d

Folgt gestrichen: „ganz von besonders"; die folgenden zwei Wörter wurden nachträglich eingefügt. ' Das Satzenae verändert aus „ ist dem Verfaßer nicht bekannt." f Dieser Satz nachträglich eingefügt. s Verändert aus „ würden die gegoßenen weniger". h Dieser Satz nachträglich eingefügt. ' Die folgenden vier Wörter nachträglich eingefügt. "

Darüber gestrichen eine unvollendete frühere Fassung dieser Tabelle, bei der diese Spalte leer blieb. In der gestrichenen Tabelle wurden die Werte in dieser Spalte nicht gerundet. Sie betragen dort: 19 Zentner 1 Pfund; 16 Zentner 5 Pfund; 11 Zentner 98 Pfund; 11 Zentner 62 Pfund; 8 Zentner 16 Pfund; 7 Zentner 52 Pfund. ' In der gestrichenen Tabelle betragen die Werte in dieser Spalte: 6 Zentner 71 Pfund; 6 Zentner 71 Pfund; 6 Zentner 36 Pfund; 6 Zentner 36 Pfund; 7 Zentner 2 Pfund; 6 Zentner 93 Pfund. d In der gestrichenen Tabelle fehlt diese Spalte. ' In der gestrichenen Tabelle betragen die Werte in dieser Spalte: 25 Zentner 72 Pfund; 22 Zentner 6 Pfund; 18 Zentner 24 Pfund; 17 Zentner 98 Pfund; 15 Zentner 18 Pfund; 14 Zentner 35 Pfund. Die übrigen Zeilen wurden nicht ausgefüllt, stattdessen stehen dort einige Berechnungen. f Rechts daneben eine nicht ausgefüllte Spalte für „Hohe der Räder", unterteilt in Kolumnen für „Laffete oder Hint[e]r Raa" und „Protz oder Vord[e]r Rad". g In der gestrichenen Tabelle werden die drei verschiedenen 12pfünder bezeichnet als „ Brumer [verändert aus „ schwerer"]", „ mitlerer" und „ leichter". b

310

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806) Canon Centr.

6 Ii der

schwerer leichter

-

iÜdr 7Udigc

Haubitze ordinaire leichte lOitdige Haubitze ¡5 Centr. 1'/, Pferd Ankauf 9 Pistolen 9/4 " " Knecht Erhalt[un]g k l Wagn auf 6 Stük

14 8'/„ 5'/ 4

Laffete Centr.

Protze Centr.

Munit. Centr.

ll5/6 8 1 /, 7V2

6'/, 7 6'/ 2

8h 4V»

Summa Centr. _

Beschpannu[n]g Pferde

32V,. 31' 23%

6 6 4

Gewicht auf jedes Pferd 5'/, 5V 6 Cent. 6 Cent.

-

172. Aufzeichnung

[?, ?]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 225 fol. 89r (1 S.): Konzept, eigenhändig.

Ideen des Verfaßers des schwedishen Aufsatzes 1.

Leichte 6 Ii der für leichte Inf. V 4 Cal. am Boden, Hälfte an Kopf - lOOOii Der braunschw. leichte 6&dr 18 / 24 = V 4 an Boden und 8 Center = 900 U shwer. a Für die leichte Inf. 18 Cal. la[n]g Metal an Boden 19/24, vorn 8 / 24 Schildzapfn 2 / 2 4 unter der Axe der Seele, Canon druk mit 7QH auf die Schraube hintn G[e]wicht 1000-1100 Ü

2.

Lafete soll 7[00] bis 800 wiegen, soll kurz seyn, damit sie mit einen großen Winkel an die Erde kömt u. nicht stößt. Versuche mit den leichten 6Ü, alle Pferde bespannt. a. Anschirrn u. Anzuspannen 8 Min. b. 500 Schritt u. 1 bis V2 Schuß 1 "

3.

Verändert aus „6 '/2". • Verändert aus „ 29 7/s". i Dartiber gestrichen: „35 Schuß 5 Cent[n]er" k Davor gestrichen: „ 6 Stük h

"

Das Folgende bis zum Beginn von Abschnitt 2 in der Vorlage am Rand.

311

Nr. 173

Zu Nr. 172: Eigenhändige Skizzen mit „Spiegel", „Cal." und „Brandsatz 4/s"(fol.

89r)

c. d. e. f.

400 " " 3 Schuß, ehe die Cavalerie angekomen Abprotzen, Laden u. Richten 15 See. Aufprotzen 12 Mit der Prolonge retirirt 400 Shrit u. 3 bis 6mal Halt u. jedesmal 3 - 4 Schuß 4V 2 Min. g. 5 / 4 Deutsche Meile 48 Min. Schußweite bey V / 4 U 1V4 Gr. 800 2 « 1200 5 " 2600 in der Scheibe 38 Stük Kartätshen nach einr Escadronswand 600 Sch. 14-16 800 7-9 1000 4-6 Kugelschüße mit Richtu[n]g 5 pr. Min. Kartatshschüße mit Auswischen 7-8 » »

173. Denkschrift

[?, nach 1803? 1 ]

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 203 fol. 9 r - 1 0 v (4 S.): Konzept, eigenhändig, Fragment.' Gebrauch siebenpfündiger Haubitzen auf verschiedene Distanzen in gebirgigem rain und gegen Schanzen.

Ter-

Regeln bei dem Gebrauch der 7!i>dgnb Haubitzen

" h 1

Es gibt keinen Punkt 2. Der Text war möglicherweise für das Handbuch der Artillerie bestimmt, vgl. den letzten Absatz. Das Kaliber nachträglich hinzugesetzt. Bei den im letzten Absatz erwähnten Versuchen zum Steilbahnschießen mit Haubitzen scheint es sich um die im dritten Band unter Nr. 118, Abschnitt [10.], und Nr. 119, Abschnitt [4.], erwähnten zu handeln.

312

a.

b.

c.

c d e

f 8 h

' '

k

1 m

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

1. In solchen gebirgigen Lande, wo keine Rollschüsse statt finden, und gegen Schanzen c Wenn der Feind auf 2000 bis 2500 Schritt entfernt ist, so bedient man sich der Elevation von 14d bis 18 Grad und beobachtet, so viel als möglich, ob e der größere Theil der Bomben hinter oder vor den Gegenstand niederfallen, und nimmt in ersten Fall wenigere und in letztern mehr Elevation. Befindet der Feind sich auf 16[00] bis 2000 Schritt, so bedient man sich ungefähr 8 bis 12 Grad 8 Elevation u. beobachtet dann das Treffen d[e]r Granaten, um sich nach den Fall derselben in der Elevation zu corrigiren. Hat man auf dieser Distanz aber Zeit genug (wie z. B. vor und in Versch[a]nz[u]ng[en] u. Festungen), die Ladung verändern zu können, so bedient man sich einer kleinern Ladu[n]g als die gewöhnliche von l 3 / 4 £i, u. nimmt 1 bis l ' / 4 i i . und 15 Grad. h Bei allen Elevationen unt[e]r 15 Grad richochettirt die Granate nach den ersten Aufschlage1, und wenn daher der Feind auf den Berge stände, so würde die Granate von Berge herunter hint[e]r demselben ricochettiren u. dort crepiren, ohne ihn zu schaden, und die zu kurz gegangene würde [dar]unter liegen. 'Bei Bewerfung einer Schanze darf man nie unter 15 Grad El[e]vation nehmen u. hier ist also eine kleinere Ladu[n]g als die gewöhnliche schlechterdings erforderlich. Auf 12 [00] bis 1600 Schritt darf man bei der gewöhnlichen Ladu[n]g von V/4Ü nicht mehr als 7 bis 9 Grad k nehmen, bei diesen erreicht die Granate ungefähr den Gegenstand, ricochettirt aber alsdann 300 bis 6001 Schritt weiter und crepirt also hint[e]r den Feinde. Stehet hier keine 2te Linie oder Reserve, so ist die Wirkung der Haubitzen auf diese Distanz sehr gering."1 Wirft man unt[e]r diese Elevation nach Schanzen, Dörfern u.s.w., so erhält man ebenfalls keine Wirkung, weil die Granaten in einen hohen Sprunge 3 bis 600 Schritt weiter gehen, ehe sie crepiren.

Verändert aus ..In gebirgigen Lande". Diese Zahl mehrfach verändert, sie lautete vorher „16" und bereits einmal„14". Dieses Wort in der Vorlage versehentlich doppelt, davor gestrichen: „ den Aufschlag der". Verändert aus „ 18[00] bis 2000 Schritt". Es folgt gestrichen: „in gebirgigen Terrän, wo man nicht ricochettiren kann Verändert aus „ ungefähr 12 Grad". Folgt gestrichen: „weil bei 8 bis 12 Grad die Granate noch weiter ricochettirt u. also, wen[n] der Feind auf dem Schrittberge stände [...]". Der Beginn des folgenden Satzes ist größtenteils neu eingefügt. Folgt, versehentlich nicht gestrichen: „ und wenn der Feind". Der hier einsetzende Satz nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ 8 bis 10 Grad". Verändert aus „ 500 ". Folgt gestrichen frühere Fassung: „Lassen es die Umst[ä]nde zu, auf dieser Distanz 3/4 bis 1 ii Ladung zu nehmen

Nr. 174

313

Auf diese Distanz muß man dah[e]r in den angenommenen] Fall" / 3 bis 3 / 4 ii Ladu[n]g und 15 bis 20 Grad Elevation 0 nehmen. Auf 800 bis 1200: Wenn man auf diese Dist[a]nz sich d[e]r gewöhnlichen Ladu[n]g bedienen will, so muß man die Haubitze als Canone brauchen und mit ihr unter 3 bis 6 Graden auf eine fein[d]liche Linie schießen?; da wird die Granate erst weit hint[e]r die Feinde crepiren u. nur durch das Treffen mit der ganzen Granate wird man einigen Effect erhalten. Gegen eine Schanze, ein Dorf, wird man mit den Schießen gar keinen Effect erhalten, und da wird man eine geringere Ladu[n]g nehmen müßen, um eine solche q Elevation von 15 bis 20 Grad wählen zu können, bei welcher die Granat[e]n da liegen bleiben, wo sie hinfallen und crepiren; ungefähr V8 bis 5 / s U.' 400 bis 1200 Schritt Will man einen Thurm, eine Kirche, s einen horizontalen 2 Gegenstandt bewerfen, so trift man mit den Haubitzen nur bei geringen Ladungen u. großen Elevationen.' Hierzu gräbt man für den Schwanz der Laffete eine starke Vertief[u]ng, so daß man der Haubitze eine Elevation von 45 Grad geben kann, als dann wirft man mit Schritt und mit Der Verfaß[e]r hat hierüber Versuche gemacht, welche sich in 9ten Kapitel des lsten Abschnitts befinden und aus welchen sich ergiebt, daß man mit die Haubitze ungefähr eben so genau als mit dem Morser bei kleinen Ladungen w i r f t /

2

d.

e.

174. Tabelle GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 203 fol. l l r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. 1

"

Folgt gestrichen: „ 20 bis 30 Loth ". Verändert aus „15 Grad Elevation", folgt gestrichen: „so wird man eine weit größere Wirku[n]g erhalten". p Das Folgende verändert aus „so wird man nur eine ger[in]ge Wirku[n]g erhalten und". q Verändert aus „ so große ", vorher aus „ so hohe ". ' Verändert aus „ V2 U bis 1 Ü ", danach „ % bis die 80". Es folgt gestrichen: „ Befindet der Feind sich auf einen hohen Berge, so muß man bei". ' Verändert aus „ ein hohes". ' Verändert aus „bedeutender Elevation". Es folgt gestrichen: „Alsdann wird die Haubitzgranate". " Folgt gestrichen: „ Ich habe hierüb ". * Das untere Drittel der letzten Seite blieb unbeschrieben. 2 Gemeint ist wohl eher „vertikalen". 0

Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit dem Handbuch der Artillerie.

314

I. Im Generalquartiermeisterstab (April 1804—Juli 1806)

W i e aus d e n 4 G a t t u n g e n d e r F e l d S t ü c k e m i t K u g e l n u n d C a r t a e t s c h e n , H a u b i t z G r e n a t e n u. S c h r o t h B ü c h s e n n a c h v e r s c h i e d e n e n D i s t a n c e n , die H a u b i t z e mit verschiedenen Pulver Ladungen, gegen den Feind im Felde operirt wird.3 Pulver

Aus Feld Geschütz und zwar

Ladung Ü Aus einen 3ftgen 6

"

12"

Mit Granaten

Mit Kugel Patronen "

Cartaetsch

"

Kugel

"

Cartaetsch

"

Kugel

"

Cartaetsch

"

121ötigen

"

43lötigen

"

32

"

"

24

"

"

16

"

"

24

4

3

2

v/2

550

5

4V 2

1800

2

l3/
in N e u R u p p i n J

Inf. R g t . v. K a u f b e r g in K r e n z l i n , 6 in D a r r i t z u. W o l t e r s d o r f D r a g . R g t . v. H e r z b e r g in B e c h l i n 2-

Division7 Inf. R g t . v. L a r i s c h

1

reit. B a t t e r i e H a h n 8

J

!• in A l t R u p p i n Inf. R g t . v. K a l k r e u t h in S t o r b e i k u n d M o l c h o w Bataillion v. S c h ü t z 9 n a c h K r a n g e n D r a g . R g t . v. H e u k i n g in Z e r m ü t z e l

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Sie stand unter dem Kommando des Generalmajors Hans Christoph von Natzmer (1743-1807), der vom 20. bis 24. Oktober auch das ganze Korps befehligte, nachdem der Herzog von Württemberg sein Kommando niedergelegt hatte. Zur Division gehörten die Regimenter Natzmer (No. 54, Garnison: Graudenz), Manstein (No. 55, Bromberg und Gnesen) und Kaufberg (No. 51, Danzig) und das Dragonerregiment Graf Herzberg (No. 9, Stabsquartier: Riesenburg). In einem Schreiben an Blücner (Metzelthin, 25. Oktober 1806, in: GStA PK, VI. HA Familienarchiv v. d. Goltz Nr. 27 fol. 7r7(b)r (3'/ 2 S.)) übersandte Natzmer die letzte Dislokation und Ordre de Bataille des Korps „mit dem Bemerken, daß die meisten Bataillons einen Mangel an Munition leiden, da ihnen in Magdeburg nicht ersetzt werden konnte." Laut Natzmers Dislokation standen die Verbände der 1. Division am 25. Oktober in Bückwitz, Metzelthin, Barsikow und Vichel. In seiner Ordre de Bataille (a. a. O., fol. 7(b)r-v) bemerkte Natzmer mit Blick auf das Gefecht von Halle: „Alle Regimenter haben viel gelitten, besonders aber das Inf. Reg. Natzmer, deßen erstes Bat. beinahe ganz aufgerieben ist, das zweite aber ebenfalls sehr viel verloren hat, weshalb dieses Regiment kaum für ein Bat. zu rechnen ist." Nach Natzmers Angabe stand sie am 25. in Garz. Kapitän Lange, dessen Zwölfpfünderbatterie No. 36 bei Hassenhausen zersprengt worden war, befehligte auf dem Rückzug eine provisorische Batterie aus leichten Sechspfündern der Regimentsartillerie, die bei der Erstürmung Lübecks am 6. November verloren ging. Vgl. seinen Bericht in Offizierskorps, S. 367-372. Kränzlin. Sie stand unter dem Kommando von Generalmajor Balthasar Wilhelm von Larisch, jüngerem Bruder des Generals Johann Karl Leopold von Larisch. Zur Division gehörten die Infanterieregimenter Jung-Larisch (No. 53, Thorn) und Kalckreuth (No. 4, Elbing) und das in Ostpreußen und Neu-Ostpreußen rekrutierte Dragonerregiment Heyking (No. 10, Osterode). Nach Natzmers Dislokation standen sie am 25. Oktober in Rohrlack, Garz und Vichel. Kapitän Gustav Leopold von Hahn (Hahn II) kommandierte zu Beginn des Feldzugs die Reitende Batterie No. 5 in der Hohenloheschen Armee. Seine Batterie stand am 25. Oktober in Segeletz. Wahrscheinlich eine aus den Resten der Füsilierbataillone Borel du Vernay (No. 9, Garnison: Pultusk) und Hinrichs (No. 17, Ptock) zusammengestellte provisorische Formation. Natzmer (a. a. O., fol. 7(b)r-v) merkte an, daß die drei Bataillone der 1. Warschauer Füsilierbrigade bei Halle so sehr gelitten hatten, „daß die ganze Brigade nicht ein Bataillon beträgt." Die Füsiliere standen am 25. Oktober in Hohenofen.

376

II. Der Krieg gegen Napoleon (August 1806—Juli 1807)

Leichte Truppen 10 Rgt. v. Usedom in Stoeffin u. Buskow (in Stoeffin der General) Füs. Batt. v. Knorr in Treschow 11 Grd. Batt. v. Viereik v. Schmeling reit. Batterie v. Graumann Die sächsishen Dragoner 12 unter Obrist Barner in Ligfeld 13

Rgt. v. Blücher Husaren in Walsleben, Pahlzow, Kanto. Lego 14 Daselbst V2 reit. Batterie — in Lego Die 90 Pferde des Trains sind an die Batterie Lange attachirt. Gen. v. Roeder 15 stößt zu Gen. v. Wobeser 16

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13 14 15

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Die leichte Abteilung stand unter dem K o m m a n d o des Generalmajors Friedrich L e o pold Karl Bernhard Ludwig von U s e d o m ( 1 7 5 6 - 1 8 2 4 ) . Zu ihr gehörten das in W a r schau und U m g e b u n g stationierte Husarenregiment U s e d o m ( N o . 10), das Bielsker Füsilierbataillon K n o r r ( N o . 12) und die Grenadierbataillone Vieregg (4/54, Marienburg) und Schmeling (17/51, Danzig). Letztere beide waren nach Natzmers Angabe (a. a. O . , fol. 7(b)r-v) infolge des Gefechts von Halle zusammen „nicht über 800 Mann stark". A m 25. O k t o b e r standen diese Truppen in Nackel, H o h e n o f e n und Köritz. Treskow. Sachsen hatte am 17. O k t o b e r Verhandlungen über einen separaten Waffenstillstand eingeleitet, die schließlich in den Friedensvertrag von Posen (11. Dezember) mündeten. D i e noch bei der preußischen A r m e e marschierenden sächsischen Truppen wurden Ende O k t o b e r ausgesondert und in die Heimat entlassen. Lüchfeld. Walsleben, Paalzow, Kantow, L ö g o w . Generalmajor Heinrich Dietrich Christoph von Roeder ( 1 7 4 2 - 1 8 2 1 ) , ein Veteran des Siebenjährigen Krieges, kommandierte bei Auerstedt das zur 3. Division gehörige Kürassierregiment Heising ( N o . 8). E r geriet bei der Kapitulation bei Pasewalk am 29. O k t o b e r 1806 in Gefangenschaft, wurde nach dem Frieden von Tilsit auf halbes Gehalt gesetzt und erhielt 1813 seinen Abschied. Karl G e o r g Friedrich von W o b e s e r ( 1 7 5 0 - 1 8 2 1 ) war 1765 beim Dragonerregiment Alvensleben ( N o . 3) eingetreten, mit dem er am Feldzug 1778/79 teilnahm. N a c h dem polnischen Feldzug von 1794/95 wurde er zum Oberstleutnant befördert, 1797 zum Kommandeur des der Leib-Carabiniers, 1803 z u m C h e f des in den neuerworbenen westfälischen Territorien aufgestellten Dragonerregiments N o . 14 und zum Generalmajor. 1806 kommandierte er ein Detachement im Rücheischen Korps, das bei den Rückzugsgefechten von Weimar und Nordhausen kämpfte. A m 24. O k t o b e r stand seine Abteilung bei Arneburg, u m die Verbindung z u m Korps des Herzogs von Weimar zu halten, am 25. erreichte sie Havelberg, am 27. Rheinsberg und am 30. schloß sie sich bei M i r o w dem Korps Blücher an. W o b e s e r geriet bei der Kapitulation von Ratekau in Gefangenschaft und wurde 1809 als Generalleutnant verabschiedet. In den Befreiungskriegen kämpfte er als Befehlshaber einer Landwehrdivision bei Großbeeren und D e n newitz, 1815 erhielt er seinen endgültigen Abschied.

Nr. 220

220. Gebhard Leberecht von Blücher an Hohenlohe

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Ganzer, 26. Oktober 1806

Nach der Edition in Christian Freiherr von Massenbach: Historische Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Verfalls des preußischen Staats seit dem Jahre 1794 nebst einem Tagebuche über den Feldzug 1806, Frankfurt a. M. 2 1984, S. 430, zit. Massenbach, Denkwürdigkeiten. 3 Weitere Drucke: Höpfner II, S. 156f., Lettow-Vorbeck II, S. 243f.; als Auszug in: [Gerhard von Scharnhorst]: Widerlegung einer den General-Lieutenant v. Blücher betreffenden Stelle im ersten Heft der Zeitschrift, Lichtstrahlen, in: Minerva, Bd. 65 (Februar 1808), S. 274-283, S. 281, b zit. Scharnhorst, Widerlegung, danach Christian Freiherr von Massenbach: Des Obersten Massenbach, Generalquartiermeisterlieutenants, drei Sendschreiben an die Herren Generallieutenants von Blücher und von Rüchel und an den Geheimen Cabinetsrath Herrn Lombard, Frankfurt und Leipzig [d. i.: Berlin] 1808, S. 35f., zit. Massenbach, Sendschreiben. Unmöglichkeit einer sofortigen Vereinigung mit der Hauptkolonne. Blücherscben Korps und Vorgehensweise beim Marsch.

Unterteilung

des

E u e r Durchlaucht Schreiben v o m 26sten morgens halb 7 U h r c habe ich erhalten. 1 Ich kann heute nicht weiter als bis Alt-Ruppin und Storbeck d mit meinem C o r p s kommen. Ich werde morgen sehr früh von dort aufbrechen; durch Nachtmärsche zerstreuen sich unsere Truppen, ich fürchte sie mehr als den Feind. e D a es den Truppen an allem fehlt, so bleibt mir nichts übrig, als sie, so viel möglich, alle 24 Stunden einige Stunden unter D a c h und Fach zu bringen, w o sie wenigstens einige N a h r u n g erhalten können. Ich habe, um die Gefahr bei der Entfernung der Truppen in diesen Quartieren zu vermindern, das Corps in Divisionen, von der jede aus allen Waffen besteht, getheilt, damit jeder Haufe in jedem Terrain gegen den nicht zu sehr überlegenen Feind bis zur allgemeinen Versammlung agiren kann. E u e r Durchlaucht er-

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Es handelt sich um einen Neudruck des unter dem gleichen Titel 1809 in Amsterdam erschienenen Werkes. In der Erstauflage des Werks steht das Schreiben in Teil II, 1, S. 179, als Vorlage diente eine Abschrift der damals im Besitze des Fürsten Hohenlohe befindlichen Ausfertigung. Scharnhorsts Vorlage dürfte ein von ihm aufbewahrtes Konzept des Klippel III, S. 170, zufolge von ihm selbst verfaßten Schreibens gewesen sein. Bei Schamhorst, Widerlegung: „ Ew. Durchlaucht Schreiben vom 26sten October morgens halb 7 Uhr", bei Massenbach, Sendschreiben: „Ewr. Durchlaucht Schreiben vom 26sten Oktober morgens 6'/2 Uhr", bei Höpfner: „Ew. Hochfürstliche Durchlaucht Schreiben morgens '/ 2 7 Uhr", bei Lettow-Vorbeck: „Ew. Hochfürstlichen Durchlaucht Schreiben vom 26. morgens '/27 Uhr". Bei Schamhorst, Widerlegung: „Narbeck", mutmaßlich ein Lesefehler beim Setzen (bei deutscher Schrift können „ St" und „N" relativ leicht verwechselt werden), der bei Massenbach, Sendschreiben, korrigiert wurde. Schamhorst, Widerlegung, läßt die folgenden Sätze aus bis einschließlich: „bis zur allgemeinen Versammlung agiren kann." Hohenlohe hatte geschrieben, Blücher möge alle Kräfte anwenden, um noch am gleichen Tage bis über Ruppin und am 27. nach Fürstenberg zu marschieren, vgl. LettowVorbeck II, S. 239.

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II. Der Krieg gegen Napoleon (August 1806-Juli 1807)

suche i c h / mein C o r p s lieber zu exponiren, als es durch allzu forcirte 8 Märsche u n d den damit verbundenen Mangel an Kräften und Lebensunterhalt in einen Zustand z u bringen, in d e m es gar nicht mehr fechten kann. h M e i n Gedanke ist, d e m Feinde 3- bis 500 Pferde' entgegenzustellen u n d ihn damit z u beobachten oder, w e n n er nicht zu überlegen ist, zurückzuhalten. Gantzer,' den 26sten O k t o b e r 1806, v. Blücher. k 1 halb 11 Uhr.

221. Disposition

[Dambeck?, 30. Oktober 1806?]

Nach der Edition in Müffling, Operationsplan, S. 95f.a Weiterer Druck: H ö p f n e r II, S. 244f.; nach Müffling Lettow-Vorbeck II, S. 348f. Marsch an die Niederelbe. Verfahren bei Marsch und

Unterbringung.

b

D i e A r m e e wird in 2 Corps, jedes C o r p s in 3 D i v i s i o n e n eingetheilt. 1 Sie wird viel stärker ausgegeben, damit ihr der Feind mit seiner ganzen 0 Macht folgt.

f

Bei Scharnhorst, Widerlegung, und Massenbach, Sendschreiben: „Ich ersuche Ew. Durchlaucht". Bei Scharnhorst, Widerlegung, und Höpfner: „durch allzuforcirte", bei Lettow-Vorbeck: „ durch forcirte". h Der hier beginnende Satz wurde in Scharnhorst, Widerlegung, ausgelassen. 1 Bei Höpfner: „360 - 500 Pferde", bei Lettow-Vorbeck: „300 bis 500 Pferde". > Bei den anderen Fassungen: „ Ganzer". k Die Unterschrift fehlt bei Schamhorst, Widerlegung, bei Höpfner auch das Datum. 1 Bei Schamhorst, Widerlegung: „ Morgens halb 11 Uhr", bei Massenbach, Sendschreiben: „ Morgens 10'/2 Uhr." Nach Lettow-Vorbeck II, S. 252, erhielt Hohenlohe dieses Schreiben erst am Morgen des 27. Oktober (vor 9 Uhr 30) während des Marsches von Fürstenberg nach Lychen. 1

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Eingeleitet mit dem auch bei Lettow-Vorbeck zitierten Satz: „Nach diesen Ansichten wurde folgende Disposition entworfen", dann aber ohne Anführungszeichen, wodurch nicht klar ist, ob es sich um ein Zitat oder eine Inhaltsangabe handelt. Eine Mitwirkung Scharnhorsts bei dieser Disposition Blüchers ist sehr wahrscheinlich. Bei Lettow- Vorbeck: „ wurde ". Das Wort fehlt bei Lettow-Vorbeck. Die preußische Hauptkolonne unter Hohenlohe kapitulierte am 28. Oktober bei Prenzlau, wovon Blücher am folgenden Tage erfuhr. Nach Beratung mit Scharnhorst entschloß er sich zu einem Marsch an die Elbe und erreichte am Abend des 29. die Gegend von Strelitz. Am 30. Oktober marschierte sein Korps über Neustrelitz nach Dambeck. Abends kam es zur Berührung mit dem ehemals Weimarschen Korps, das nach der Abreise des Herzogs am 29. Oktober von General Winning nach Norden geführt worden war. Die beiden Verbände wurden nun unter Blüchers Befehl vereinigt, wobei Winnings Korps als das 1. und Blüchers altes Korps als das 2. bezeichnet wurde. Das 1. Korps bestand aus den („schweren") Divisionen des Generals Pelet und des Herzogs von Braunschweig-Öls sowie einer leichten Abteilung (Avantgarde) unter General Pietz.

Nr. 221

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Der Marsch geht nach Lauenburg. Major von Chazot 2 und Lieutenant v. Thiele I.3 gehen dahin voraus, um Verpflegungs-Anstalten zu treffen und Schiffe zusammen zu treiben, damit das Corps bei Artlenburg über die Elbe gehen kann. Die Umstände werden ergeben, was alsdann weiter geschehen kann, ob Magdeburg zu entsetzen oder sich zwischen Hameln und Nienburg mit dem General L e C o q zu vereinigen. D a wir wegen Mangel an Lebensmitteln, Fourage und Winterbekleidung für den d Infanteristen nicht bivouaquiren können, so wird nach folgendem System verfahren. Beide Corps haben ihre Division leichter Truppen, welche die Arriergarde machen. Morgens erhält jedes Corps ein Rendez-vous an dem Quartier, welches am weitsten vom Feind abliegt. Die Truppen marschiren auf den nächsten Wegen dahin, von der zugleich aufgebrochenen Arriergarde gedeckt. Bis 12 U h r Mittags wird in Colonnen fortmarschirt. Fällt bis dahin nichts Bedeutendes vor, so theilen sich die Truppen in die Quartiere aus einander (wenn die Arriergarde nicht stark gedrängt wird), wo sie beim Dunkelwerden ankommen/ d

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Bei Lettow- Vorbeck: „ die ". Hier endet mutmaßlich Müfflings Wiedergabe, denn der folgende Absatz besteht aus dem Satz: „Der Marsch wurde nach Beilage E angetreten." Bei Beilage E handelt es sich um eine Schlachtordnung des vereinigten Blücherschen und Winningschen Korps mit Symbolen für die einzelnen Einheiten, die wohl zu säuberlich und detailliert ist, um zu diesem Zeitpunkt angefertigt worden zu sein. Lettow-Vorbeck ließ diesen Satz weg, ohne die Tilgung zu vermerken, die vier in dieser Anmerkung folgenden Absätze werden dadurch so behandelt, als ob sie eindeutig Teil der Disposition wären: „General von Wobeser [bei Lettow-Vorbeck folgt: „(auf dem Marsche nach Rostock)"] wird beordert, wieder zur Armee zu stoßen. Den 31ten [bei Lettow-Vorbeck folgt: „wird"] um 6 Uhr aufgebrochen. Das lste Corps cantonirt zwischen Waaren und Alt-Schwerin, Arriergarde Federow und Gegend. Das 2te Corps zwischen Torgelow und Alten-Garz [Alt Gaarz], Arriergarde Groß-Dratow. Hauptquartier Waaren." Höpfner gibt die Disposition folgendermaßen wieder: „Die Richtung des weitern Marsches wird auf Lauenburg genommen. Der Major Graf Chasot und Lieutenant Thile I. gehen voraus, um die Verpflegungsanstalten anzuordnen und um die Schiffer und Fähren zu dem beabsichtigten Uebergang bei Lauenburg und Boitzenburg [Boizenburg an der Elbe] zusammen zu treiben. Man hat von dort die Wahl, Magdeburg zu entsetzen oder sich zwischen Hameln und Nienburg mit dem General Lecoq zu vereinigen. Die Armee wird in 2 Korps getheilt, das ehemalige Winningsche und Blüchersche Korps, jedes Korps in eine leichte und 2 schwere Divisionen. Die leichten Divisionen sollen die Generale Pietz und Oswald, die schweren Divisionen die Generale Pelet, Herz, v. Braunschweig-Oels, Natzmer und Jung-Larisch befehligen. Der General Wobeser erhält den Befehl, bei der Armee zu verbleiben. Die Stärke des Korps wird viel bedeutender angegeben, um den Feind zu täuschen." Ludwig August Friedrich Adolf Graf von Chasot (1763-1813) war 1780 aus französischen in preußische Dienste getreten, hatte aber schon 1790 seinen Abschied genommen. 1804 ernannte ihn Friedrich Wilhelm III. zu seinem Flügeladjutanten, am 1. Oktober 1806 wurde er mit der Leitung des sechs Personen starken Nachrichtendienstes betraut. 1807 diente er beim Stab des zur Landung in Schwedisch-Pommern bestimmten Korps Blüchers. Chasot trat 1812 in russische Dienste und wurde mit der Bildung der Russisch-Deutschen Legion betraut. Er starb im Januar 1813 zu Pskov an Nervenfieber. Louis Gustav von Thile.

380

II. Der Krieg gegen Napoleon (August 1806-Juli 1807)

222. Parolebefehl

[Waren?, 1. November 1806]

G S t A PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 85 fol. 20r: A u s z u g , unbekannte Hand.»

Marschdispositionen. Im Fall eines Angriffs von vorne und von der Seite, von Plauen 1 , auf die Winningsche Division 2 versammelt sich diese bey Hahnenhorst, die Vereinigung aller vier Divisionen 3 geschiehet alsdann bey Kirchkogel. Die Truppen werden wiederhohlend erinnert, sich möglichst mit einem Tage Lebensmittel und Fourage zu versehen, weil es seyn kann, daß die Armee auf 24 Stunden zusammengezogen wird und sie alsdann ohne Lebensmittel in größter Noth und Verlegenheit kommen würde. Die Regimenter, so noch vorräthiges Geld haben, werden zum allgemeinen Besten ihren Bestand anzeigen, diejenigen, so Noth haben, werden ihre größten Bedürfnisse auf den Geldtag einrech[n]en. Die Artillerie soll den nöthigen Vorspann für sich requiriren. Keine Truppen sollen eher Vorspann vor ihre Bagage nehmen, bis die Artillerie damit versehen ist, und werden die Truppen verantwortlich gemacht, im Fall es der Artillerie fehlen sollte. Das Rendezvous l161 Division ist zu Glave um 9 Uhr, der 2ten zu Serrahn um 9 Uhr, 4 der leichten Truppen unter General von Ostwald 5 zu Garz 6 um 10 Uhr, unter General von Usedom 7 zu Klocksien um 10 Uhr. 8 " Teil der undatierten „ Beyträge zur Geschichte des Blücherschen Corps" (gleicher Faszikel, fol. lr-28r) von Adolph von Hake, der bis zur Kapitulation von Ratekau als Generalstabsoffizier unter Blücher gedient hatte. Der vorliegende Text erscheint dort unter der Überschrift „Parole Befehl vom P* Novemberer wurde 12 Uhr Mittags in Lütgendorf und Gaarz ausgegeben. Daß Schamhorst an der Abfassung dieses Befehls Blüchers beteiligt war, ist sehr wahrscheinlich, vgl. auch Anm. a zu Nr. 218. 1 2

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Gemeint ist mutmaßlich Plau am See. Der in der Disposition Nr. 221 als Korps bezeichnete Verband bestand aus den Divisionen des Generals Pelet und des Herzogs von Braunschweig-Ols und einer leichten Abteilung unter General Pietz. Gemeint sind offenbar die vier Liniendivisionen (Pelet, Braunschweig-Ols, Natzmer und Jung-Larisch) der zwei Unterkorps. Gemeint sind die 1. Division (Natzmer) und 2. Division (Larisch) des von Blücher selbst kommandierten 2. Korps. Friedrich Gottlieb von Oswald (1743-1828) diente seit 1761 bei der preußischen Armee, zunächst im Ingenieurkorps, dann bei der Infanterie. Als Chef des Füsilierbataillons No. 16 erwarb er sich im polnischen Feldzug 1794/95 den Pour le Mérite, 1800 wurde er zum Brigadier der 2. Warschauer Füsilierbrigade und 1801 zum Generalmajor ernannt. Nach seiner Gefangennahme bei Ratekau wurde er 1807 auf halbes Gehalt gesetzt und erhielt 1813 seinen Abschied. Alt Gaarz und Neu Gaarz. Friedrich Leopold Karl Bernhard Ludwig von Usedom (1756-1824) trat 1768 aus schwedischen Diensten in preußische und diente bei den Husarenregimentern Lossow (No. 5) und Prinz Eugen von Württemberg (No. 4) in den Feldzügen von 1778/79 in

Nr. 223

223. Parolebefehl

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[Gadebusch, 4. November 1806]

G S t A P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 85 fol. 22r: Auszug, unbekannte Hand. 3 Marschdispositionen. D i e D i v i s i o n e n v. N a t z m e r 1 u n d v o n L a r i s c h 2 stehen m o r g e n f r ü h 6 U h r auf d e m W e g e v o n G a d e b u s c h n a c h R o g g e n d o r f , die 1 K D i v i s i o n an d e r Tete u n d der Q u e u e d e r 2 t e n e t w a 1 0 0 0 Schritt v o m T h o r e v o n G a d e b u s c h . D i e D i v i sion des G e n e r a l s Pellet 3 u m 7 U h r z w i s c h e n Klein Salitz u n d R o g g e n d o r f , die D i v i s i o n des H e r z o g s v o n O e l z b e y Klein T u r o 4 , die Tete auf d e m W e g e v o n G a d e b u s c h n a c h R o g g e n d o r f . D i e leichten T r u p p e n u n t e r den G e n e r a l v. O s t w a l d m a r s c h i r e n v o n R o s s n o w 5 u n d den ü b r i g e n b e s e t z t e n O r t e n u m 6 U h r ab, g e h e n d u r c h G a d e b u s c h , u n d b e s e t z e n die H ö f e g e g e n d e n A u s gang d e r Stadt, bis d e r Q u e u e d e r 2 — D i v i s i o n V 2 Stunde v o n ihnen entfernt ist, d a n n folgt alles den D i v i s i o n e n des B l ü c h e r s c h e n C o r p s . D a s R e g i m e n t

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Böhmen und 1794/95 in Polen. Seit 1795 fungierte er als Kommandeur der Württemberg-Husaren, Ende 1804 wurde er zum Chef des Husarenregiments No. 10 ernannt, im Mai 1805 zum Generalmajor. Auf dem Rückzug befehligte Usedom unter Oswald einen Teil der Avantgarde des 2. Korps. Höpfner II, S. 253, faßt die wahrscheinlich von Alt Schwerin aus erteilte Disposition für den 2. November 1807 zusammen. Hiernach sollte sich das 1. Korps morgens um 7 Uhr bei Passow (Division Pelet) und Grambow (Braunschweig-Ols) versammeln, das 2. bei Medow (Natzmer) und Kleesten (Larisch). Die leichten Abteilungen Pietz und Oswald sollten um 2 Uhr Morgens aus ihren Postierungen bei Alt Schwerin bzw. Goldberg zurückziehen, um sich aus den umliegenden Dörfern zu versorgen. Vgl. Anm. a zu Nr. 222. Hake führt den vorliegenden Text unter der Überschrift .. Parole Befehl vom November" auf. Hans Christoph von Natzmer (1743-1807), ein ehemaliger hessen-kasselscher Gardeoffizier, trat 1773 als Kapitän in preußische Dienste. Im polnischen Feldzug wurde er 1794 mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet, 1799 wurde er zum Generalmajor ernannt. Blücher machte ihn später mit für der Niederlage von Lübeck am 6. November verantwortlich. Eine nach Natzmers Tod (Graudenz, 1. Oktober 1807) durchgeführte offizielle Untersuchung kam zu keinem Ergebnis. Generalmajor Balthasar Wilhelm Christoph von Larisch (Jung-Larisch, 1743-1823) war 1761 in die preußische Armee eingetreten und hatte bei der Belagerung von Schweidnitz gedient. 1770-1773 fungierte er als Salderns Adjutant, im polnischen Feldzug wurde er 1794 mit dem Pour le Mérite dekoriert, am 6. November 1806 wurde er verwundet. Nach dem Frieden setzte man ihn auf halbes Gehalt, Larisch wurde aber 1810 noch zum Generalleutnant befördert, ehe er Ende 1813 seinen Abschied erhielt. Generalmajor Friedrich Wilhelm Heinrich von Pelet (1745-1820) war 1762 nach einem Studium in Königsberg bei den Bayreuth-Dragonern (No. 5) eingetreten. Er nahm am Feldzug von 1778/79 in Böhmen und später an denen in der Champagne und am Rhein teil. Pelet wurde 1792 mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet, 1801 zum Generalmajor und 1803 zum Kommandeur en Chef des Dragonerregiments Kurfürst von Bayern (No. 1) ernannt. Klein Thurow. Rosenow.

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II. Der Krieg gegen Napoleon (August 1806—Juli 1807)

v. Irwing, die Fuis. und Jäger unter Commando des Obristen von York 6 stehen um 7 Uhr des Morgens bey Gros-Salitz und folgen den Divisionen Oelz und Pellet, wenn diese weit genug entfernt sind. 224. Scharnhorst an seinen Sohn Wilhelm von Scharnhorst Gadebusch und Lübeck, [4. und?] 5. November 18061 G S t A P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 21 fol. 45r-46r (2V 4 S.): Eigenhändig. D r u c k : Klippel III, S. 176f.; Linnebach, S. 291. Schlacht von Auerstedt. Rückzug mit Blücher.

Mein lieber Wilhelm, in einen Wirbel von unaussprechlichen Arbeiten, Unruhen und Fatiguen habe ich seit 21 Tagen auch nicht einen Augenblik Zeit gehabt, an Dich, mein innigst geliebt[e]r Sohn, zu shreiben. Eine unglükliche Shlacht an 14ten und eine Menge Arriergarden Gefechte und 21 Märsche, jeden von 5 bis 7 Meilen, zum Theil in der Nacht, habe ich glüklich überstanden. In der Schlacht habe ich einen Schuß in die Seite bekommen, der in 8 Tagen geheilt seyn wird, ein andre Kugel ging durch die Chenille an der Schulter, wo sie watirt war, und streifte mich nur.2 Ein Pferd verlor ich auf der Stelle, das andre wurde mir verwundet u. trug in der Noth den Prinzen Heinrich aus der Schlacht, nachdem sein Pferd ershoßen war und er nicht gehen konnte. Ich schlug mich mit einer Mousquete in der Hand mit den letzten Mousquetiren durch. Ich hatte viel Glük. Der linke Flügel, den ich dirigirte, siegte u. nur als der rechte geschlagen u. der Feind den linken in Rücken kam, wurde der rechte3 gezwungen, sich zurük zu ziehen. Das a schlechte Betr[a]gen mehrer Cavalerie Regimenter, die Confusion im Comando, 4 das Zurükhalten des Reserve Corps, 2 / 5 der Armee unter Kalkreut, entzog uns den Sieg. Ich war rasend, klagte bei den König, als ich aus der Schlacht kam, alle die an, welche es verdienten.

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Oberst Yorck befehligte die Infanterie der Avantgarde Winnings: Füsilierbataillone Kayserlingk (No. 1), Bila (No. 2) und Graf Wedel (No. 5) sowie 6 Kompanien Jäger. Das Dragonerregiment Irwing gehörte zur Division des Herzogs von BraunschweigÖls.