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German Pages 109 [116] Year 1951
VEITS
K L E I N E
Fortgeführt
von
S C H A C H B Ü C H E R E I
Schachmeister
Kurt
R i c h t e r
POSITIONSSPIEL UND KOMBINATIONSSPIEL IM SCHACH VON
MAX E U W E
Mit 1 3 2 Diagrammen
BERLIN W A L T E R
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G R U Y T E R
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vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlurig • J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J . Trübner • Veit & Comp.
Deutsche Ubersetzung Positiespel
des holländischen en
Originals
Combinatiespel
von Kurt
Richter
Alle Rechte, einschließlich des Übersetzungsrechts, vorbehalten Archiv-Nr. 53 32 51 Printed in G e r m a n y / Satz: W a l t e r de G r u y t e r & Co., Berlin W 35 D r u c k : Sala-Uruck, Berlin N 65
Vorwort I n den Jahren 1937 und 1938 veröffentlichte ich in der bekannten englischen Schachzeitschrift „Chess" zwölf Artikel, die das Positionsspiel und Kombinationsspiel behandelten. Das Interesse, das diese Artikel fanden und das u. a. auch daraus hervorging, daß unsere niederländische Schachzeitschrift „ S c h a a k m a t " 1947 und 1948 eine Übersetzung der Arbeiten brachte, veranlaßte mich, dieses Buch zusammenzustellen. Ich habe die Artikel gründlich durchgesehen und, wo nötig, Verbesserungen und Neuerungen eingefügt. Außerdem schien es mir sehr wünschenswert, dem Leser neben dem theoretischen Stoff auch etwas Praxis zu bieten, und so habe ich deshalb zehn neuere Partien hinzugenommen, bei denen ständig auf die voraufgegangene Theorie verwiesen wird. Die Veröffentlichungen in „Chess" schlössen mit einer Zusammenfassung in der Form von Testfragen mit Antworten. Ich glaube gut zu tun, auch diesen Teil in das Buch mitaufzunehmen. Auf diese Weise bin ich zu der folgenden Einteilung gekommen: A. Theoretischer Teil, B. Zusammenfassung, C. Erläuternde Partien. Ich hoffe, daß diesem Werk dieselbe gute Aufnahme zuteil werden möge wie den Artikeln in .,Chess" und „ S c h a a k m a t " . J a n u a r 1949
Der
Verfasser
Inhalt A. Theoretischer Teil Einleitung I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X.
1
Das Bauerngerippe Bauernschwächen Die Ausnutzung von Bauernschwächen Der Kampf um offene Linien für die Türme Die Bedeutung einer offenen Linie Direkter Angriff auf den König. (Einige Winke) Etwas über Kombinationen Der Durchbruch Die Bauernmehrheit am Damenflügel Der Damenläufer im Damengambit
5 10 17 22 27 32 38 43 49 54
B. Zusammenfassung Testfragen Antworten
60 65 0. Zehn erläuternde Partien
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
W. Smyslow —S. Reschewsky V. P i r c - G . Stoltz P. K e r e s - D r . M. Euwe O'Kelly—L. Szab6 W. Smyslow—P. Keres Dr. M. Euwe—F. Kitto M. Botwinnik—W. Smyslow G. Stoltz—W. Ragosin L. Prins—A. Fuderer N.Rogsoljmo —A. Romanenko
69 75 77 83 86 90 93 98 103 106
A. Theoretischer Teil Einleitung Man spricht im Schachspiel oft vom Kombinationsspiel und vom Positionsspiel. Da erhebt sich zu allererst die Frage: welche Bedeutung haben diese eigentlich technischen Ausdrücke im Schach ? Die Beantwortung dieser Frage bildet den Ausgangspunkt der theoretischen Untersuchungen, wobei ich hauptsächlich die Methoden behandeln werde, die die Schaffung und Ausnutzung einer guten Stellung zum Ziel haben. Es braucht aber wohl kaum besonders hervorgehoben zu werden, daß kein klarer Einblick in einen der beiden Zweige des Schachspiels ohne ständige Vergleiche mit dem anderen möglich ist. Bei einer Kombination konzentriert sich der Kampf auf eine beschränkte Anzahl von Zügen in bestimmten Grenzen. Das kann z. B. der Fall sein, wenn die eine Partei die andere zu bestimmten Antworten zwingt, oder wenn im gegebenen Augenblick beide Gegner keine oder wenig Wahl haben, so daß sich eine Folge von beiderseits erzwungenen Zügen ergibt. Sehen wir hierzu Diagramm 1. Weiß ist am Zuge. Seine Dame ist durch den schwarzen T u r m bedroht, aber dieser Turm ist im Hinblick auf seinen eigenen König und Dame selbst so ungünstig postiert, daß dies fast einer Einladung an den weißen Läufer zu einer Fesselung auf c4 oder g4 gleichkommt. Wie kann Weiß aus diesem Umstand Nutzen ziehen ? Unmittelbar 1. Lg4 ergibt nichts; die Folge würde sein 1 . . . Te3:, 2. Ld7: T e l f . Auch 1. Lc4 ist nicht gut, denn 1
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Positionsspiel
Diagramm 1
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Weiß am Zuge Figurenschwächen—Kombination
Schwarz antwortet 1. . . . D d l f , 2. L f l Te3: und gewinnt. Ein sogen, „stiller" Zug der weißen Dame, um aus der Feuerlinie zu kommen, gibt Schwarz ebenfalls Gelegenheit, den Turm günstiger zu stellen. Nur eine Kombination löst das Problem: 1. D e 3 x e 6 t ! , Kf7xe6, 2. Le2—g4|, Ke6—e7, 3. L g 4 x d 7 , Ke7 X d 7 ; wenn Schwarz auf den ersten weißen Zug 1. . . . D d 7 x e 6 antwortet, so folgt 2. Le2—c4 mit Rückgewinn der Dame f ü r den Läufer, so daß auch in diesem Falle die weiße Kombination mit einem Qualitätsgewinn endet. Hier wurde also ein zeitlicher Vorteil (die ungünstige Stellung der schwarzen Figuren in den weißen Diagonalen, auf denen der weiße Läufer mit großem Effekt zur Geltung kam) von Weiß mit zwei zwingenden Zügen in einen entscheidenden materiellen Vorteil umgesetzt. Der erste Zug von Weiß 1.
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De6:f war deshalb zwingend, weil Schwarz nur zwei Antworten hatte (1. . . . Ke6: oder 1. . . . De6:), um den sofortigen Verlust zu vermeiden. Diagramm 2
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Diagramm 2 zeigt eine Kombination mit allerlei Abzweigungen. Es ist wohl anzunehmen, daß Schwarz soeben Se6 gespielt hat mit dem Gedanken, daß Weiß nach 1. Se6:, fe6: wegen der Bedrohung seiner Dame nicht 2. Te6: spielen darf; rettet Weiß jedoch zunächst die Dame, so kann Schwarz mit 2. . . . Lf2:|, gefolgt von 3. . . . L e i : , fortsetzen. Aber Weiß stellt fest, daß die schwarzen Figuren sich in einer (vorübergehend!) ungünstigen Position befinden: Dame und Turm sind so gestellt, daß unter gewissen Umständen ein Springer beide Figuren gleichzeitig angreifen kann. Nehmen wir an, der Se6 wäre weiß, dann würde er sowohl die schwarze Dame als auch den schwarzen Turm angreifen. Auf dieser Erkenntnis beruht die folgende vierzügige Kombination von Weiß: 1. Tel Xe6!, f7xe6, 2. D f 3 x f 8 | ! , Kg8 x f8, 3. S d 4 x e 6 t ,
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K beliebig, 4. Se0Xc7, und Weiß hat Figur und Bauer gewonnen. Bevor Weiß jedoch diese Kombination ausführt, muß er sich verschiedene wichtige Fragen vorlegen. Unterstellen wir einmal, daß wir diese Partie führen und gerade auf die Idee der vorgenannten Kombination gekommen sind. Es wäre dann verkehrt, anzunehmen, daß unser Gegner den Turm unbedenklich nehmen würde. Wir müssen auch andere Möglichkeiten prüfen. Was folgt z. B. auf 1. . . . Ld4: ? Aha, wir können mit 2. Sd4: antworten und weiter, wie in der Hauptvariante, nach 2 fe6: mit 3. Df8:f und schließlichem Figurengewinn fortsetzen. Was geschieht aber, wenn der Gegner sich noch immer weigert, den Turm zu schlagen und mit der Dame unseren Springer angreift? Auch darüber brauchen wir keine Sorge zu haben, denn wir sind in diesem Augenblick schon mit einer Figur in Vorteil und obendrein noch am Zuge. Es könnte sich folgende Variante ergeben: 1. Te6: Ld4:, 2. Sd4: Dd8, 3. Te4 f5, 4. Tf4 g5, 5. Tf5:, und wenn er nun unseren Springer schlägt, schlagen wir seinen Turm; wenn er jedoch unseren Turm nimmt, nehmen wir mit dem Springer wieder und bringen diesen gleichzeitig in Sicherheit, so die Mehrfigur behauptend. Es ist noch eine andere Möglichkeit, die wir untersuchen müssen: kann Schwarz etwa auf die eine oder andere Art Schach geben ? Dies ist außerordentlich wichtig; denn unsere ganze Kombination beruht auf der eigenartigen Aufstellung der feindlichen Figuren, und wenn unser Gegner auch nur eine dieser Figuren durch ein Schachgebot (den Gipfel eines „zwingenden Zuges") auf ein anderes Feld zu bringen vermag,
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kann unsere ganze Kombination zu Wasser werden. Glücklicherweise ist hier kein solches Schach vorhanden. Die Beispiele 1 und 2 wurden nur gezeigt, um zunächst eine deutliche Erklärung des Begriffes „Kombination" zu geben; wir können nun unser ursprüngliches Thema wieder aufnehmen. Kombinationen entstehen vornehmlich in Stellungen mit vielen offenen Linien und wenigen oder keinen blokkierten Bauern. Einen Bauern nennen wir „blockiert", wenn ein anderer Bauer unmittelbar vor ihm steht; wenn dieser Bauer von anderer Farbe ist, kann das Vorrücken erst vor sich gehen, wenn wir den Vordermann durch Schlagen beseitigt haben. Man t u t gut daran, sich zu merken, daß Kombinationen auf der Ausnutzung bald vorübergehender Möglichkeiten beruhen. Dagegen haben wir es bei dem Positionsspiel mit dem Entstehen und der Beurteilung bleibender Schwächen zu tun. Wir sprechen von „zeitlichen Schwächen" und ,,bleibenden Schwächen". Zeitliche Schwächen bestehen meistens in der ungünstigen (leicht anzugreifenden) Stellung einer oder mehrerer Figuren. Je größer der Wert dieser Figuren ist, desto mehr macht sich die Schwäche geltend. Bleibende Schwächen sind ausschließlich eine Frage der Bauernstellung. Diagramm 3 zeigt uns den Unterschied. Der schwarze Doppelbauer in der c-Linie ist eine bleibende Schwäche. Eine solche Schwäche ist mit einer unheilbaren Krankheit zu vergleichen, die ständige Sorgen verursacht; doch dürfen wir dabei nicht übersehen, daß 1*
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Weiß am Zuge: schwarze Bauernschwächen Schwarz am Zuge: weiße Figurenschwächen
manche Menschen mit einer unheilbaren Krankheit ein hohes Alter erreichen, während ihre gesunden Freunde durch einen Unfall ums Leben kommen. So müssen wir auch im Schachspiel begreifen, daß das Schaffen einer dauernden Schwäche bei unserem Gegner nur ein Schritt auf dem Wege zum Siege ist; Sie müssen hart arbeiten, um Nutzen aus dieser Schwäche zu ziehen, und obendrein stets auf der H u t sein, daß Sie nicht durch eine überraschende Kombination des Gegners die Partie in wenigen Zügen verlieren. Wenn Sie den Wert einer „bleibenden" Schwäche in der Bauernstellung Ihres Gegners feststellen wollen ^ müssen Sie sich zuerst vergewissern, ob diese Schwäche auch wirklich bleibend ist. So muß Weiß in Diagramm 3 sich beeilen, um zu verhindern, daß Schwarz sich mit 1. . . . c5 seiner Schwäche entledigt. Weiß am Zuge spielt also 1. Lb2— a3. I m weiteren Verlauf der Partie wird er danach streben, seinen Gegner auch auf einem anderen Teil des Brettes zu beunruhigen, etwa auf dem Königsflügel oder im Zentrum. Er kann z. B. ver-
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suchen, einen Freibauern zu bekommen, oder noch eine Linie f ü r seinen Turm zu öffnen; es wird sich dann bald herausstellen, daß der durch den Doppelbauer hervorgerufene Nachteil indirekter N a t u r ist, indem Schwarz mit seinem Turm nur begrenzt ziehen kann, wenn Weiß den Angriff auf den schwachen Bauern aufgibt. Bs besteht jederzeit die Gefahr, daß Weiß — nach genügender Vorbereitung natürlich — seinen Turm nach einem anderen Angriffsp u n k t dirigiert, ohne daß der schwarze Turm in der Lage ist, rechtzeitig zur Verteidigung herbeizueilen. Später werden wir diesen Gang der Dinge noch genauer untersuchen. Bei der Stellung des Diagramms 3 hängt alles davon ab, ob Weiß oder Schwarz am Zuge ist. Mit Schwarz am Zuge zeigt die Stellung eine zeitliche Schwäche auf Seiten des Weißen, denn Schwarz kann mit einer einfachen Kombination in Vorteil kommen. E r spielt 1. . . . c6—c5!, ein Zug, der praktisch n u r durch die im Augenblick ungünstige Stellung des weißen Läufers möglich ist. Weiß darf den vorrückenden Bauern weder mit dem Turm noch mit dem d-Bauern nehmen, denn in beiden Fällen kostet ihm die Antwort Tb6 x b2 «ine Figur. Jedoch welchen anderen Zug Weiß auch wählt, z. B. 2. La3, er kann nicht verhindern, daß Schwarz c5—cl spielt und damit seine zunächst „bleibende Schwäche" in einen „bleibenden Vorteil" (einen gedeckten Freibauern auf c4) verwandelt. Ein „Freibauer" ist ein Bauer, der keinen feindlichen Bauern vor sich hat, weder auf seiner eigenen noch auf den beiden angrenzenden Linien. Der Gegner muß also Figuren verwenden, um sich gegen das Vorrücken des Bauern zu schützen.
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Nachdem wir nun den Unterschied zwischen „zeitlicher" und „bleibender" Schwäche kennen, besteht keine Veranlassung mehr, die Auadrücke „Bauernschwäche" und „Figurenschwäche" nicht zu gebrauchen. Wir sehen, daß die erste bleibend ist und die zweite zeitlich. Ferner müssen wir berücksichtigen, daß die direkten Folgen einer Bauernschwäche meist weniger ernst sind als die einer Figurenschwäche. Die letztere kann unter Umständen eine Kombination ermöglichen, die geradewegs zum Verlust der Partie f ü h r t . (Siehe Diagramm 1 und 2.) Bauernschwächen sind der Schlüssel des Positionsspiels. U m eine Partie durch Positionsspiel zu gewinnen, muß man imstande sein, die Schwächen zu erkennen und auszunutzen. Das Schaffen einer Bauernschwäche ist eine Frage der Strategie; sie auszunutzen, eine Frage der Technik. Zu dem ersten ist Talent nötig; zum zweiten Energie und Ausdauer. I m Allgemeinen wird eine Partie positionell gespielt. Sie müssen aber unablässig die Stellung nach Zeichen von Figurenschwächen untersuchen, sowohl in Ihrem eigenen Spiel als in dem Ihres Gegners; denn anders ist die Gefahr einer unangenehmen Überraschung nicht zu bannen, und schließlich kann man auch eine gute Chance verpassen, die ganze Sache sofort zu beenden. Ein guter Positionsspieler m u ß zugleich ein guter Taktiker sein. Taktik ist das Suchen, Entdecken und Ausführen einer Kombination. Kombinationsspiel ist kein Gegensatz zum Positionsspiel, sondern sein Bundesgenosse. Positionsspiel k o m m t an erster Stelle, Kombinationsspiel an zweiter. U m nun die Prinzipien des Positions-
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spiels klarzulegen, müssen wir mit dem Studium einiger Beispiele von guten und schlechten Bauernstellungen beginnen. Das soll das Thema des ersten Buchabschnittes sein. Ich will diese Einleitung beenden (zugleich zur Vorbereitung f ü r das, was folgt), indem ich hier die wichtigsten Regeln verzeichne, die bei der Behandlung der Bauern beachtet werden müssen. 1. Der Wert der Bauern wechselt. I n der Eröffnung sind die Bauern am wichtigsten, die den meisten Einfluß auf das Zentrum haben. Das „ Z e n t r u m " besteht aus den Feldern d4, e4, d5 und e5. Ein Bauer gewinnt E i n f l u ß auf das Zentrum, wenn er a) auf einem der genannten vier Felder s t e h t ; b) nach einem dieser Felder vorgeschoben werden k a n n ; c) eines dieser Felder beherrscht; d) imstande ist, eines dieser Felder zu beherrschen. Vergessen Sie nicht, daß ein Bauer
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das Feld, auf dem er steht, nicht beherrscht. 2. Ein Bauer allein beherrscht nur weiße oder nur schwarze Felder. W e n n aber zwei Bauern nahebeieinander stehen, etwa auf d4 und e4, dann dehnen sie ihre Kontrolle auf vier angrenzende Felder aus, zwei weiße und zwei schwarze. Beide Bauern sind dann auf die denkbar beste Art aufgestellt und erzielen eine Maximalwirkung. Dies ist der Grund, weshalb ein Bauer, der seine beiden Nachbarn verloren h a t (ein „isolierter" Bauer), im allgemeinen schwächer ist als ein Bauer, der noch von seinen Brüdern umgeben ist. Aus demselben Grunde müssen alle Bauern, die die Möglichkeit eingebüßt haben, eine horizontale Position vom T y p d4—e4 einzunehmen (z. B. Doppelbauern), als schwach angesehen werden. 3. Seien Sie sparsam und vorsichtig mit Ihren Bauernzügen! Bedenken Sie, daß jeder Bauernzug eine unwiderrufliche Veränderung der Stellung bedeutet. Ein Bauernzug ist eine Verpflichtung f ü r die ganze'Partie!
I. Das Bauerngerippe Die Bauernformation ist das Rückgrat jeder Position; sie gibt ihr ihre Selbständigkeit und ihren Charakter. Schwäche und K r a f t der Figuren hängt von der Bauernstellung ab. Eine gute Bauernstellung kann die Aktivität der Figuren vergrößern, während eine schlechte Bauernstellung die Figuren machtlos machen kann. Wie beurteilen wir den Wert einer Bauernstellung? Das ist eine Frage, die eine wohlerwogene Antwort verdient. Lassen Sie uns zunächst die Anfangsstellung betrachten! Die Bauern stehen
in zwei Reihen und bestreichen jeweils zwei weiße bzw. schwarze Felder (resp. die 3. und 6. Reihe). Ein Randbauer (also ein a- oder h-Bauer) beherrscht weniger Terrain als die anderen Bauern; er bestreicht nur ein Feld, während seine Kollegen zwei auf ihre Rechnung nehmen. Demzufolge ist der Wert der Randbauern in der Eröffnung im allgemeinen geringer als der der anderen Bauern. Derselbe Nachteil macht sich im Endspiel geltend, wenn es sich d a r u m handelt, einen Bauern auf die 8. Reihe
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zur Umwandlung zu führen. Die Umwandlung eines Randbauern ist meist viel schwieriger als die eines anderen Bauern. Als Kompensation hierfür h a t er jedoch die Eigenschaft, daß er, wenn er auf der 7. Reihe steht und von seinem König unterstützt wird, unter Umständen imstande ist, gegen König und Dame remis zu machen. (Nur der cund f-Bauer können dies ebenfalls.) Ohne hierauf näher einzugehenx wollen wir uns merken, daß der Wert der Bauern variiert, und daß der gleiche Bauer im Laufe des Spiels ständig seinen Wert ändern kann. Wir haben dies auch bereits in der Einleitung feststellen können. Zu Beginn der Partie muß schleunigst ein Bauer gezogen werden; anders sind die Figuren nicht imstande, herauszukommen. E s ist logisch, einen derjenigen Bauern aufzuziehen, die der größten Anzahl Figuren R a u m geben. Das sind die beiden Zentrumsbauern (die d- und e-Bauern), und zu Beginn der Partie sind diese Bauern infolge dieser Eigenschaft am wichtigsten. Wenn wir aus der Grundstellung heraus diese beiden Bauern nach e4 bzw. d4 ziehen, ist die Entwicklung jeder Figur garantiert. We;in wir jedoch anstelle dieser zwei J a u e r n erso einen anderen Bauern vorrücken, sind mindestens drei und manchmal auch mehr Bauernzüge notwendig, um alle Truppen ins Gefecht f ü h r e n zu können. Die ersten Bauernzüge haben nicht nur den Sinn, für die Figuren Baum zu schaffen; die Bauern müssen auch imstande sein, die entwickelten Figuren gegen Angriffe feindlicher Bauern zu schützen. Dies letztere ist auf die Dauer nicht oder wenigstens beinahe nicht möglich,
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wenn die Zentrumsbauern nicht gezogen werden; die Springer haben in diesem Falle das meiste zu fürchten. Weil er hur kurze Sprünge macht, muß der Springer so schnell als möglich entwickelt werden, damit er nicht zu weit von der feindlichen Stellung entfernt steht und bei Bedarf zu einem Angriff auf diese verwendet werden kann. I n der Grundstellung h a t jeder Springer zwei Felder, auf die er ziehen k a n n ; sind die Zentrumsbauern aufgerückt, so k o m m t noch ein Feld hinzu. Eine kurze Untersuchung lehrt, daß f 3 und c3 die besten Felder f ü r die Springer sind. Von hier aus bestreicht jeder Springer zwei Zentrumsfelder (siehe die Einleitung), von denen eines sogar auf feindlichem Gebiet liegt, und außerdem noch zwei Felder auf den Flügel. Darum müssen wir danach streben, unsere Springer nach f3 und c3 (Schwarz nach f6 und c6) zu entwickeln und sie dort gegen Angriffe feindlicher Bauern zu schützen. D a ß dies nur nach der Bildung eines starken Zentrums möglich ist, mag das folgende Diagramm zeigen. Hier h a t Schwarz a n s t a t t der Zentrumsbauern seine b- und g-Bauern aufgezogen. Diese Züge können als Vorbereitung für die Entwicklung der Läufer nach der Seite (g6, gefolgt von Lg7, das sogen. Fianchetto) mitunter sehr gut sein; sie müssen aber stets mit einer darauf abgestimmten Formation im Zentrum zusammenhängen. Die Flankenentwicklung der Läufer ist eine Waffe, die schwierig zu handhaben ist und nur fortgeschrittenen Spielern empfohlen werden kann. I n Diagramm 4 sehen wir ein wenig glückliches Fianchetto. Schwarz h a t sein
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Schlechte Strategie von Schwarz : vernachlässigtes Zentrum
Zentrum völlig vernachlässigt; seine Springer können jeden Augenblick von feindlichen Bauern angegriffen werden. Ein Lehrbeispiel f ü r schlechte Strategie. Diagramm 5 Zentrumtyp 2
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Zusammenarbeit. Schwarz h a t n u r einen Zentrumsbauern; obendrein ist dieser nur ein Feld vorgerückt, so daß er keinen Einfluß auf die feindlichen Truppen ausüben kann. Demzufolge können die weißen Springer sich zunächst ohne Bedrohung durch feindliche Bauern frei bewegen, während die schwarzen Springer sich bereits in einer unangenehmen Lage befinden: die Drohung e5 oder d5 liegt in der L u f t . Weiß wird aber einen dieser Bauernzüge erst dann tun, wenn die Wirkung so groß wie nur möglieh ist; im Augenblick würden sie nur Zeitverlust bedeuten. Erst bringt Weiß seine schweren Figuren (das sind Dame und Türme) ins Spiel. Schwarz, der infolge seines Zent r u m s a u f b a u s nur wenig Terrain zum Manövrieren besitzt, wird mit jedem Zuge mehr Schwierigkeiten haben, eine befriedigende Fortsetzung zu finden. Und danach wird die Stellung bald f ü r ein wirksames Eingreifen der weißen Zentrumsbauern reif sein.
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Mangelhafte Strategie von Schwarz: schwaches Zentrum
Die Bauernstellung in Diagramm 5 ist •ebenfalls nachteilig f ü r Schwarz. Weiß h a t nicht nur zwei Bauern auf den Zentrumsfeldern, sondern sie befinden sich außerdem noch in einer idealen Position im Hinblick auf eine mögliche
Diagramm 6 Zentrumtyp 3
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Gute Strategie von Schwarz; Weiß hat nur einen kleinen Vorteil im Zentrum
I n Diagramm 6 treffen wir eine Situation im Zentrum an, die in der
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praktischen Partie oft vorkommt. Weiß h a t dort zwei Bauern und Schwarz sozusagen anderthalb. Wir nennen den schwarzen Bauern auf d6 nur einen „halben", weil er auf dem Wege zum Zentrumsquartett (e4—d4— d5—e5, dessen Bedeutung wir in der Einleitung unterstrichen haben) nur einen halben Schritt getan hat. Doch erfüllt dieser Bauer eine wichtige Funktion, er deckt u. a. den Zentrumsbauern auf e5. Wenn Weiß d4 x e5 spielt und Schwarz d6 X e5 antwortet, dann ist die Position im Zentrum völlig gleich. Wenn wir die Sicherheit der Springer betrachten, dann sehen wir, daß keiner der weißen Springer durch Bauern angegriffen werden kann, ebensowenig der schwarze Königsspringer auf f6. Dagegen kann der schwarze Springer auf c6 durch das Vorrücken des Bd4 vertrieben werden. Hierdurch h a t Weiß also einen kleinen Vorteil; aber die K r a f t des Aufmarsches d4—d5 darf nicht überschätzt werden. Der weiße Bauer auf d4 erfüllt eine wichtige Funktion, indem er den schwarzen e-Bauern angreift und so Druck auf das Feld e5 ausübt. Falls Weiß n u n zu f r ü h d4—d5 spielt, verschwindet der Druck auf e5; Schwarz braucht sich nicht länger Sorge um den Schutz seines Zentrums zu machen: feindliche Bauern können vorläufig nicht lästig werden, und Schwarz h a t gute Chancen auf beachtliches Gegenspiel durch Se7, Sg6, Le7, 0—0 sowie baldiges f7—f5. Geben Sie darum nicht den Druck auf das feindliche Zentrum auf, bevor Sie damit nicht einen klaren Vorteil erreichen! Deshalb muß Weiß in Stellung 6 danach trachten, seinen Gegner zu dem Zuge e 5 x d 4 zu bewegen.
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Diagramm 7 zeigt das Wesentliche der Situation, die dann entstehen wird. Diagramm 7 Zentrumtyp 4
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Das halbe Zentrum zum Vorteil von "Weiß Vorpostenfelder auf mm
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Weiß am Zuge
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— Hier h a t Schwarz seine Läufer nach beiden Seiten fianchettiert, aber er h a t wenig f ü r sein Zentrum getan; das Ergebnis ist, daß nun allein die schwachen Seiten der fianchettierten Läufer zur Geltung kommen, während von ihren Vorteilen nichts zu merken ist. Weiß- beginnt mit 1. h4 und droht durch 2. h5 nebst 3. hg6: die h-Linie zu öffnen. Hiergegen k a n n Schwarz wenig t u n . Auf 1. . . . h5 etwa wird Weiß bald mittels g2—g4 die Stellung aufbrechen.
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Diagramm 43
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Weiß am Zuge
I n Diagramm 43 ist die Sache weniger klar. E s ist f ü r Weiß sehr verlockend, das Opfer L h 6 : zu versuchen. I n vielen ähnlichen Stellungen schlägt das Opfer durch, aber hier ist der Ausgang zweifelhaft. Wohl erhält Weiß drei Bauern f ü r die Figur, aber sein Angriff k o m m t zum Stillstand: 1. L h 6 : gh6:, 2. D h 6 : Sh7 (sonst folgt 3. Sg5), 3. D g 6 | Kh8, 4. L f 7 : Df6 und Weiß muß die Dame tauschen. Der Schlüssel der Stellung liegt auch hier wieder einmal in einem Bauernsturm mit dem Ziel, eine offene Linie
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— f ü r die Türme zu bekommen: 1. g4. Die hauptsächlichste Drohung ist n u n g4—g5, aber auch die ursprüngliche Idee Lh6: liegt von neuem in der L u f t , denn n u n könnte Weiß den vorhin erwähnten Zug . . . Sh7 mit g4—g5 (drohend g5—g6) beantworten. Schwarz kann sich zäh verteidigen, indem er den Durchbruch g4—g5 solange als möglich zu verhindern sucht: 1 Le3:, 2. De3: Sh7, 3. 0—0—0 Le6, 4. T d g l Lc4:, 5. dc4: f6, 6. h4 und der weiße Angriff geht weiter. Anstelle von 5 . . . . f6 kann auch 5 . . . . Sg5 geschehen, wonach Weiß natürlich den Springer nicht nimmt, sondern ihn mit 6. h4 zurücktreibt, was außerdem gut in seinen Plan paßt. Auch hier muß der Angriff schließlich durchdringen. mit Wir schließen diesen Abschnitt der wichtigen Richtigstellung eines weitverbreiteten Irrtums, nämlich daß es nötig sein soll, die Partie durch direkten Königsangriff zu beenden.
Es ist absolut nicht nötig, die Brücken hinter sich zu verbrennen; das ist nur Verzweiflungstaktik, und ein gut fundierter Angriff auf den feindlichen König ist keine Verzweiflung, sondern ein logisches Glied in der Kette strategischer Oedanken. Unzählige Male haben wir die Chance, durch einen Königsangriff bleibenden positionellen Vorteil zu erhalten und danach die Entscheidung mittels ruhigen und langsamen Positionsspiels zu erzwingen. Die' Lehren, die wir aus den vorausgegangenen Abschnitten gezogen haben, können auch auf die heftigsten und unmittelbarsten Angriffe Anwendung finden.
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VII. Etwas über Kombinationen E s ist gebräuchlich, zwischen Kombinationsspiel und Positionsspiel einen scharfen Unterschied zu machen. Man n i m m t an, daß mit Kombinationsspiel ein ungestümer Angriff gemeint ist und daß ein Spieler mit einem kombinatorischen Stil bereits vom ersten Zuge an auf das Kombinieren ausgeht. Der Spieler, der eine Kombination nur nach gehöriger Vorbereitung ausf ü h r t oder der die rechte Gelegenheit dazu abwartet, ist kein Kombinationsspieler im eigentlichen Sinne des Wortes. Kombinationen sind f ü r den Positionsspieler unentbehrlich, denn ohne Kombination kann oft ein selbst ins Auge springender positioneller Vorteil nicht zum Gewinn verdichtet werden. J a , wir können sogar als Tatsache festhalten, daß die Kombination die natürliche Steigerung der positionellen Partie ist. Morphy, der König des Kombinationsspiels, war ebensosehr ein Meister im positionellen Manövrieren. I n letzterer Hinsicht war er seinen Zeitgenossen um J a h r e voraus. Anderssen, zum Beispiel, war ein prächtiger Kombinationsspieler, -wahrscheinlich ebensogut wie Morphy, aber in der Wahl des Partieaufbaus, in der positionellen Vorbereitung der Kombination war er dem Amerikaner unterlegen. Demzufolge hatte er in seinen Begegnungen mit Morphy weit weniger Chancen, sein Kombinationstalent zur Geltung zu bringen. I n den voraufgegangenen Abschnitten sind wir bereits zahlreichen einfachen Kombinationen begegnet. Dieses Mal wollen wir ein paar schwierige Beispiele untersuchen, unter besonderer Berücksichtigung der posi-
tionellen Vorbereitung, die erst die Kombination möglich machte. Ein Versuch, die verschiedenen Arten der Kombinationen zu klassifizieren, würde zu weit führen. F ü r unsere Zwecke eignet es sich mehr, einige P u n k t e wie Vorsprung in der Entwicklung, wirksame Aufstellung der eigenen Figuren bzw. unzweckmäßige der gegnerischen, usw. zu besprechen. Einen sehr wichtigen — eigentlich sogar den entscheidenden — Anteil an den meisten Fällen h a t die sogen, „überlastete" Figur, d. i. eine Figur, die schon eine besondere Aufgabe hat (z. B. Deckung eines Bauern) und plötzlich noch eine andere dazunehmen soll; oder die angegriffen wird und an die eigene Sicherheit denken muß, so daß sie ihren Posten verlassen muß und die Aufgabe nicht mehr erfüllen kann. Die folgenden Beispiele werden dies deutlicher als eine ausführliche Erklärung zeigen. Zu allererst eine kleine Partie, die zeigt, wie man nicht und wie man doch kombinieren soll. 1. e2—e4 e7—e5 2. Sgl—13 Sb8—c6 3. L f l — c 4 L(8—c5 4. L c 4 x f 7 t ? Ke8xf7 5. S f 3 x e 5 f Sc6xea 6. D d l — h 5 | Anfänger machen oft solche Kombinationen. Sie sind froh, wenn sie ihrem Gegner „ S c h a c h " bieten können. Und wenn ein Anfänger hier Schwarz hat, so kann er leicht in die Versuchung kommen, seinen materiellen Vorteil mittels 6. . . . K f 6 festzuhalten, während er damit doch nur unnötig seine Stellung in Gefahr bringen würde. Z. B. 6. . . . Kf6 ?, 7. d4, und Weiß steht ausge-
— zeichnet. E r droht nicht nur mit seinem d-Bauern eine Figur zurückzugewinnen, sondern auch durch 8. Lg5f die feindliche Dame zu erobern. 6. ... g7—g6! 7. D h 5 x e 5 d7—d6! So kombinieren Meister! Schwarz macht keinen Versuch, seinen materiellen Vorteil zu behaupten, sondern geht sogar noch weiter: er opfert selber Material, um dadurch ein dynamisches Übergewicht zu erlangen. Die schwarzen Steine in dieser Partie f ü h r t e kein geringerer als J . H . Blackburne. 8. D e 5 x h 8 9. 0—0
Dd8—h4
Ein geübter Spieler würde hier — koste es, was es wolle — 9. d4 gespielt haben, um seinen Damenläufer entwickeln zu können. 9. ... Sg8—!6 10. c2—c3 Auch hier noch war 10. d4 besser, eventuell gefolgt von 11. Sd2. I n kritischen Stellungen ist Schnelligkeit bei der Mobilisation Ihrer eigenen Truppen das erste Erfordernis. Nach dem Textzug ist Weiß verloren, denn eine gewaltige Ubermacht rückt n u n gegen seine Königsstellung an. 10. ... Sf6—g4 11. h2—h3 Lc5xf2f 12. K g l — h l Lc8—f5! 13. D h 8 x a S Dh4xh3f! 14. g 2 x h 3 Lföxe4f. Ein prächtiger Sieg! Die schlechte Behandlung der Eröffnung durch Weiß wäre vielleicht gegen einen minder geübten Spieler ungestraft geblieben, die Katastrophe in dieser Partie jedoch wirft ein deutliches Licht darauf. So ist es stets bei Kombinationen — das Geheimnis des Erfolges liegt in dem
39
— Erkennen des positionell schwachen Zuges. Schwarz sah hier, daß nach seinem Qualitätsopfer seine Figuren in eine gute Stellung kamen, während die weiße Dame vorübergehend eingeschlossen blieb. Das Sich-Vorstellen einer kommenden Situation und das Erkennen einer Kombination in einer bestimmten Stellung ist eine Kunst, die die Mühe der Entwicklung wert ist. Es folgen nun einige Stellungen aus Meisterpartien. Diagramm 44
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Stellung nach 9. Lfl—e2
Stellung 44 entstand in einer Partie zwischen Nimzowitsch und Alapin. Schwarz steht schlecht, denn seine einzige entwickelte Figur ist die Dame, während Weiß drei Figuren im Spiel hat. Es folgte: 9. ... Dd5xg2? Eine unverzeihliche Sorglosigkeit. Obwohl Schwarz in der Entwicklung weit zurück ist, geht er auf Bauernraub aus und verliert dadurch noch mehr Zeit. Der weiße Entwicklungsvorsprung wird nun so groß, daß seine Figuren bald von sich aus an das Kombinieren denken können.
40 in. Le2—f3 11. Ddl—d2 12. 0—0—0!
Diagramm 45
Dg2—g6 e6—e5
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Ein vollkommen korrektes Opfer! 12. ... 13. L e 3 x d 4
eö x d4
Gibt dem Gegner Gelegenheit einem hübschen Schluß. 14. Ld4—f6ü
zu
D r o h t 15. Dd8f nebst Matt. Auf 14. . . . Le7 oder 14. . . . gf6: spielt Weiß erst 15. L c 6 : f . 14. ... Dg6xf6 15. T h l — e l f Lf8—e7 keine
Oder 16. . . . Ld7, 17. Dd7:f K f 8 , 18. Dd8f und Matt in zwei Zügen. Ein Triumph der Entwicklung! 17. D d 2 — d 8 | 18. T e l — e 8 f
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Le7xd8
Das folgende Beispiel ist, wenn möglich, noch schöner. Stellung 45 entstand in einer Partie Rosanes—Anderssen. Mit seinem letzten Zuge 9. L c 4 — b 5 | gab Weiß einem Schachgebot den Vorzug vor der weiteren Entwicklung seiner Figuren. Schwarz findet n u n eine prächtige Methode, um sein dynamisches Ubergewicht am Königsflügel entscheidend zu verstärken.
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Werfen wir einmal einen Blick auf die Stellung. Weiß h a t alle Figuren im Spiel und beherrscht beide Zentrumslinien. Schwarz dagegen h a t nur die Dame entwickelt; seine Mehrfigur ist wertlos und sein erschreckender E n t wicklungsrückstand wird sich bald äußerst ungünstig bemerkbar machen. 18. ... Sb8—c6
' Schwarz kann das Matt auf Weise verhindern. 16. L f 3 x c 6 t Ke8—f8
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Stellung nach 9. Lc4—b5 +
9. 10. d 5 x c 6 11. S e ö x c ß 12. L b 5 x c 6 f 13. L c 6 x a 8
c7—c6 b7xc6 Sb8xc6 Ke8—18! Sh5—g3
14. T h l — h 2
Lc8—f5
Schwarz ist n u n einen ganzen Turm schwächer, aber man kann bereits sehen, wie richtig er die Stellung beurteilt h a t : auf dem Königsflügel ist alles „schwarz". Der weiße Königsturm ist lebendig begraben, so daß Weiß nur eine Figur im Spiel h a t : den. Läufer auf a8, der angegriffen ist und mit seinem Rückzug ein weiteres Tempo verlieren muß. Dadurch kann Schwarz auch die offene e-Linie mit seinem Turm besetzen und zugleich durch ein Schachgebot noch ein Tempo gewinnen. Man sieht also, daß das Opfer sich auf allgemeine positionelle Erwägungen gründete und es deshalb nicht nötig war, die unzähligen Möglichkeiten und Varianten auszuarbeiten. 15. La8—d5 Kf8—g7 16. Sbl—c3 Th8—e8f 17. Kel—12
— Schwarz muß n u n gewinnen; es handelt sieh f ü r ihn nur noch darum, den richtigen Zug zu finden. Anderäsen löst dieses Problem in prächtiger Weise. 17. ... Db8—b6! Verhindert 18. Ld2 und droht 18. . . . Le5. 18. Sc3—a4 Db6—a6! Greift den Springer an und droht m a t t durch 19. . . . D e 2 | . Falls Weiß nun 19. c4 spielt, dann folgt 19 . . . Da4:, 20. Da4: Te2f und m a t t in zwei Zügen (21. K g l , T e l f usw.). 19. Sa4—c3 Ld6—e5! Ein Problemzug. Der Läufer darf wegen 20. . . . Db6f nicht genommen werden. 20. a2—a4 Da6—flfü 21. D d l x f l Le5xd4f 22. Lei—e8 Te8xe3 nebst m a t t durch 23. . . . Te2, 23. . . . Tel oder 23. . . . Tf3, je nach dem 23. Zug von Weiß. I n dieser glänzenden Partie gewann Schwarz durch das auf geistreiche Weise herbeigeführte materielle Übergewicht auf dem wichtigsten Teil des Brettes. Er gab einen Turm her, um dies zu erreichen, erhielt aber dadurch Gelegenheit, den Königsturm seines Gegners einzuschließen und dessen ganzen Damenflügel lahmzulegen. Diagramm 46 entstand in einer Partie Kotrc—Weigl. Der schwarze König befindet sich in einem Mattnetz, so daß praktisch jedes Schach, das ihm gegeben werden kann, tödlich ist. Die Folge war sehr hübsch: 14. S f 3 x d 4 ! LhSxdl 15. S d 4 x c 6 b7xc6 16. T a l x d l Dd8—e7 17. Se4—g3 De7—ca 18. Tel—e3 !6—f5 19. Sg3—e4!
41
— Diagramm 46
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3 Kf8—e7 29. De3—f3 Ke7—d7 30. h2—h4 Weiß nimmt seinen ursprünglichen Plan wieder auf. 30. ... Kd7—c7 31. K g l — f l Um sich leichter bewegen zu können, bringt auch Weiß seinen König nach dem anderen Flügel. 31. ... Kc7—b7 32. Kfl—e2 Tc8—c7 33. TI2—h2
Df6—d8
Schwarz benutzt die Gelegenheit — da Weiß nicht mehr auf der f-Linie verdoppelt steht — seine Dame von der lästigen Blockade-Funktion zu entbinden und einen Bauern damit zu beauftragen. 34. g3--g4 f7—16 35. Th2—g2 Die Vorbereitungen sind in vollem Gange. 35. ... Tc7—c8 36. Tg2—g3 l)d8—d7 37. I)f3—d3 Dd7—f7 38. T d l - h l TcS—hS 6
E u w e,
Positionsspiel
81
—
Gegen gl—g5 gerichtet. Man wandertsich vielleicht, daß Weiß nicht bereits früher die Gelegenheit wahrnahm, um g4—g5 durchzusetzen, aber der Durchbruch an sich ist nicht die Hauptsache, sondern seine Folgen, und diese erfordern sorgfältige Berechnung und Abschätzung, sowohl an der Durohbruchsfront als auch an anderen Fronten. 39. Thl—h3
Tc6—cS
Schwarz kaun seinen d-Bauern ruhig stehenlassen, da 40. Dd(S:? Tcd8, 41. Dao, Td4 einen gefährlichen Gegenangriff hervorrufen würde. 40. g4—g5! Diagramm 101
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Endlich! Man beachte die merkwürdige Triplierung auf der 3. Reihe. 40. ... h6 x g5 41. h4 x g5 Df7—c7 Jetzt drohte das Schlagen auf do. 42. Dd3—d5f 43. Tg3—d3
Iib7-a7
Weiß manövriert sehr listig. E r drückt auf d6 in der Hoffnung, daß Schwarz sich dadurch gezwungen sehen soll, die h-Linie preiszugeben — und diese Taktik hat Erfolg. 43. ... ThS x h3>
—
Der entscheidende Fehler. Richtig war 43 fg5:!, um nach 44. Th8: Th8: 45. Dd6: Dd6:, 46. Td6: zu einem Turmendspiel zu kommen, das gute Remischancen geboten hätte (46. . . . Th4, 47. Ke3 Th3+). 44. T d 3 x h 3 45. Th3—1»7!
82
—
Um auf 43. De6 mit De6:, 49. fe6: Te7! fortzusetzen. 48. b B - b4! Diagramm 103
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Diagramm 102
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Ein vollständiger Erfolg der weißen Durch bruchsstrategie: der weiße Turm dringt auf der 7. Reihe in das schwarze Spiel ein. Der schwarze Mehrbaner auf g5 hat keine Zukunft und fällt darum auch nicht ins Gewicht. Vor allem droht nun 46. f6. 45. ... Dc7—e7 46. Ke2—!3 Tc8-!8 47. Kt'3—g4 Es ist stets ein Vorrecht der freier stehenden Partei, daß sie ihre Figuren in die bestmögliche Position bringen kann. Der weiße König ist auf g4 vollkommen sicher und steht bereit, nach dem Damentausch sofort in den Endkampf einzugreifen. Es droht bereits 48. De6 mit schnellem Gewinn. 47.
...
Tf8—f7
Nachdem seine Aktion auf dem Königsflügel gerade festgelaufen ist, nutzt Weiß die Gelegenheit, um auf dem anderen Flügel einen entscheidenden Durchbruch zu forcieren. Dieser Durchbruch ist von anderer Art als der vorhergehende, denn sein Zweck ist ausschließlich, den schwarzen König seiner Bauerndeckung zu berauben und ihn danach dem kombinierten Angriff von Turm und Dame auszusetzen. Wohl sind dann auch Dame und Turm des Gegners als Verteidiger zur Stelle, doch ist es eine bekannte Erfahrungstatsache, daß in dem Kampf ausschließlich der schweren Figuren im allgemeinen die exponierte Stellung des Königs der entscheidende Faktor ist. Der weiße König aber ist in seiner augenblicklichen Position unangreifbar und wäre nur dann in Gefahr gekommen, wenn Weiß die gegebene Durchbruchsaktion mit Th7—hl—bl vorbereitet hätte, wobei Schwarz Gelegenheit zu Tf7—f8—h8 (Th4f) erhielt.
— 48. ... 49. a4—a5t
a5 x M
Gestattet Weiß zwar, nacheinander eine ganze Reihe von Bauern zu erobern, bietet jedoch in jedem Falle noch eine kloine Chance, welche sich auf die Erhaltung des b-Bauern gründet. 50. a5 x b 6 f Ka7xb6 51. D d 5 x d 6 f Kbß—a7 52. D d 6 x c 5 b4—b3 53. Th7—hSt Die Entscheidung. Nun scheitert 53. . . . b2 an 54. Ta3f. Der schwarze b-Bauer ist nun doch unhaltbar geworden. 53. ... Ti7—f6
Nach dem Textzug ist es sofort aus. Schwarz gibt auf.
Partie Nr. 4 Aas dem Zonenturnier zu Hilversum 1 9 4 8
Weiß: A. O ' K e l l y Schwarz: L. S z a b ö Königsindisch:
Gegenfianchetto
1. d2—d4 2. c2—c4 3. Sbl—c3
Sg8—f6 d7—d6
Diese Aufstellung ist von vornherein auf die Bildung eines Zentrums d6—e5 gerichtet. Ein ganz anderes System besteht in 3. . . . d7—d5, wonach sieh Grünfeld-Indisch ergibt, dessen Zielsetzung wieder anders und insbesondere auf eine scharfe Zentrumsaktion gerichtet ist. 4. Sgl—f3 5. £2—g3 6. Lfl—g2 7. 0—0 8. e2—e4 Diagramm
Lt'8—g" 0—0 Sb8—d7 e7—e5 104
T f 6 - b6
Andere Möglichkeiten: 1) 54. . . . Ka6, 55. D a l f Kb6, 56. T b 3 : f usw. 2) 54. . . . Db6, 55. Dd7f 2a) 55. . . . Ka8, 56. Th8f, oder 2b) 55. . . . Ka6, 56. Da4f mit Eroberung des b-Bauern. 3) 54. Kb8, 55. Th8f Kc7, 56. Td8. 3a) 56. . . . Kc6, 57. e5! usw. 3b) 56. . . . De6, 57. Td5 und Schwarz hat keine genügende Verteidigung mehr. 6*
—
55. T h 3 x b 3
Die Konsequenz des vorigen Zuges. Die Hauptvariante lautet: 49. . . . ba5:, 50. D a 5 : f Kb7, 51. D b 4 : f Kc7, 52. Da5f und nun: 1) 52. . . . Kb7, 53. Th3 usw. 2) 52. . . . Kd7, 53. Da7f. 2a) 53. . . . Kd8 ? 54. Th8f Tf8, 54. Da8f usw. 2b) 53. . . . Ke8, 54. DbS| Kd7, 55. D b 7 | Ke8, 56. DcSf Dd8, 57. Th8f usw. 2c) 53. . . . Kc6, 54. Da6f Kc7, 55. Th8! Tf8, 56. Da7f. 49. . . . De7—b7
54. De5—d4-?-
83
Zentrumtyp 3 des Abschnitts I, zwei gegen anderthalb.
—
84
—
E s gibt nun drei Möglichkeiten: 1) Weiß spielt bald d4—d5: Vorstoßvariante. 2) Weiß tauscht a u f e 5 : Tauschvariante. 3) Schwarz tauscht auf d4: Russische Variante. Mit der Tauschvariante gibt Weiß seinen kleinen Zentrumsvorteil auf, und deshalb verdient diese Variante auch keine besondere Empfehlung.
Möglich war auch 13. cd5: Sbd5:, 14. Sd5: Sd5:, 15. Lb2, womit Weiß einen kleinen Entwicklungsvorsprung behielt. Mit dem Textzug verschafft Weiß sich die Bauernmehrheit am Damenflügel (siehe Abschnitt I X ) , und dies wird weiter zum 'Hauptmotiv dieser Partie.
Die Vorstoßvariante verschafft Weiß ein Übergewicht an Bewegungsfreiheit, wie wir das in Partie Nr. 3 auch bereits gesehen haben. Die Russische Variante schließlich erscheint auf den ersten Blick wenig günstig, denn danach entsteht Zentrumtyp 4, das halbe Zentrum. Dem steht jedoch gegenüber, daß die schwarzen Figuren — insbesondere Lg7 — an Aktivität gewinnen, und das hat sich in verschiedenen Partien — u. a. von Bronstein und Boleslawsky — als ein wichtiger F a k t o r erwiesen.
Ein hübscher Gegenstoß, welcher auf kombinatorischen Überlegungen beruht, jedoch nicht ganz befriedigend ist. Besser war 13. . . . Sbd7, obwohl Weiß auch in diesem Falle die besten Chancen hat.
8. ... 9 . h2—h3
c7—c6 e5xd4
Die dritte Möglichkeit, das Russische System. ' 19. S f 3 x d 4 Sd7—b6 Mit der Absicht, d6—d5 folgen zu lassen und so das gestörte Zentrumsgleichgewicht so bald als möglich wieder herzustellen. Faktisch verläßt Schwarz jedoch hiermit den Grundgedanken dieser Variante: Aktivierung der Figuren. Boleslawsky und Bronstein pflegen hier 10. . . . Sc5 oder 10. . . . a5 zu spielen. 11. b2—b3 12. c 4 x d 5 IB. c4—c5
d6—d5 c6xd5
Ein Versuch, das von Schwarz gewählte Sj'stem gründlich zu widerlegen.
13.
...
Sf6—e4
14. Sc3 x e 4 15. L e i — b 2 16. Lg2 x e4t
d5xe4 Sb6—dö
Zu Recht fürchtet Weiß den Tausch von Zentrumsbauer gegen Flügelbauer nicht. I n Verbindung mit der Realisierung der weißen Mehrheit auf dem Damenflügel war es sehr wichtig, die Linie g2—b7 zu öffnen. Die Schwächung des weißen Königsflügels ist dabei noch gerade auszuhalten. ... 16. 17. T f l — e l
LcSxh3
Diagramm 105
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— Die Karten liegen offen: Weiß hat eine klare Bauernmehrheit auf dem Damenflügel, Schwarz eine weniger klare Mehrheit auf der anderen Seite. 17. ... 18. Ddl—d2
Dd8—d7 Sdö—e71
Schwarz hat es nicht leicht, aber der Textzug ist sicher fehlerhaft. Schwarz kann sich keine passive Haltung erlauben, weil die weiße Mehrheit eine direkte Gefahr bedeutet. Das einzige war 18. . . . f5, um auf Gegenangriff zu spielen und so wenigstens einen Versuch zu unternehmen, ' aus der Mehrheit am Königsflügel Nutzen zu ziehen, wobei es schwierig ist, festzustellen, ob es bei dem Versuch geblieben wäre. Nach 19. Lg2, f4! erlangt Schwarz in der Tat eine ausgezeichnete Stellung, aber nach 19. Sf5:! Tf5:, 20. Lg7: Kg7:, 21. Tadl Td8 wird die Situation für ihn zweifelhaft, obschon die Korrektheit der weißen Kombination (beinahe zwei Jahre danach) noch nicht bewiesen ist. Pest steht allein, daß Schwarz nach dem schlappen Textzug langsam aber sicher zugrunde geht. 19. T a l — d l Tf8—d8 20. Dd2—b4 Mit zwei Drohungen: Bauerngewinn auf b7 und Figurengewinn nach 21. Sf5! 20. ... Se7-45 Schwarz hat nichts anderes. 21. Db4—c4 Ta8—c8 22. b3—M Sichert die Mehrheit und bereitet den folgenden Schlag vor. Zu bemerken ist, daß der Gegenstoß f7—f5 bereits nicht mehr geht (wegen S d 4 x f 5 und L e 4 x d 5 f ) . Schwarz muß also abwarten und das ist angesichts der vielen Schwächen in seiner Stellung
85
— verderblich (vornehmlich der Schwäche von Figuren, Bd5 und Dd7, siehe Einleitung). 22. ... Sd5—f6 23. Le4—f3 Diagramm 106
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Schwarz hat nun so gut wie keine Verteidigung mehr. Es droht 24. Sc6! mit Qualitätsgewinn. Auf 23. . . . Dc7 folgt 24. Sb5 Db8, 25. Te7! usw., und auf 23. . . . Sd5 entscheidet 24. Sb5 Lb2:, 25. Td5: mit Eroberung der schwarzen Dame. 23. ... Lh3—g4 Eine Gegenkombination, das einzige, was Schwarz noch versuchen kann. 24. Sd4—c6 Weiß führt seine Drohung aus. 24. ... Td8—e8 Die eigentliche Pointe. Wenn Weiß nun auf d7 schlägt, bekommt Schwarz ausreichendes Material für die verlorene Dame. 25. Sc6—c5! Die Widerlegung. zu vermeiden, muß Bauern geben. Das wöhnlicher Bauer, Bauer b7, dessen
Um Figurenverlust Schwarz nun ein^n ist jedoch kein gesondern es ist der Verschwinden die
—
weiße Mehrheit auf dem Damenflügel verdoppelt und damit unwiderstehlich macht. 25. ... Dd7—e6 Lg4 muß gedeckt bleiben. 26. Dc4 x efl Lg4xe6 27. L f 3 x b 7
86
—
Die Abwicklung. Das Spiel ist ;hwarz verloren. Es folgte noch 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46.
Diagramm 107
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Der Kampf ist entschieden. Die weiße Mehrheit ist praktisch zwei verbundenen Freibauern gleichzusetzen. 27. ... Tc8—c7 27. . . . Tb8, 28. c6 ist auch nicht besser. 28. Lb7—c6 Tc8—b8 Schwarz kann aus der kleinen vorübergehenden Schwäche in der weißen Figurenkette keinen Nutzen ziehen (Se5 deckt Lc6 und steht in der Linie von Lg7-I,b2). Auf z. B. 28. . . . Sd7 folgt 29. Sd7: Lb2:, 30. Sf6f mit Qualitätsgewinn, und nach 28. . . . Tec8 braucht Weiß seinen Läufer nicht einmal zurückzuziehen, wie aus der Variante 29. a3 Tc6: ? 30. Sc6: Tc6:, 31. T d 8 t Lf8. 32. Lf6: u|w. hervorgeht. 29. a2—a8 SI6—g4 30. Lc6—i3 h7—ho 31. Se5—c6
...
Sc6xb8 Tdl—d8f SbS—a6 Td8 x c8 Tel—al Tal—a2 b4—b5 L!3xg4 Ta2—d2 Sa6—c7 Sc7—e8f Se8—d6 b5—b6 c5xb6 b6—b7
Lg7xb2 Lb2xa3 Kg8-g7 Tc7—c8 Le6xc8 La3—b2 Lb2—c3 Lc3—d4 h5xg4 Ld4—£6 L£6—e7 Kg7—!8 Lc8—e6 a7 x b 6 Le7—g5
Schwarz gibt auf. Partie Nr. 5 Aua
dem
Turnier u m die "Weltmeisterschaft Moskau 1948, 17. Runde
Weiß: W. S m y s l o w Schwarz: P. K e r e s Orthodoxes Damengambit. Tauschvariante
1. d2—d4 2. c2—c4 3. Sbl—«3 4. Lei—gä 5. e2—c3
d7—dö e7—e6 Sg8—f6 c7—c6 SbS—d7
Die von Schwarz gewählte Aufstellung wird orthodoxes Damengambit genannt (siehe auch Abschnitt X). Schwarz erlangt damit zwar eine feste Stellung, doch seine Aussichten auf Initiative sind nur gering. Streng genommen mag man dies auch als SchwarzSpieler nicht wünschen, und da das orthodoxe Damengambit sich sehr gut dazu eignet, die weißen Chancen f ü r einen Eröffnungevorteil auf ein Minimum zu beschränken, liegt es auf der
— Hand, daß diese Eröffnung zu allen Zeiten Anhänger gefunden hat, auch unter den stärksten Spielern. 6. c4 x d 5
e6 x dö
Auf den ersten Blick ein sonderbarer Tausch: Weiß, der ein kleines Ubergewicht im Zentrum hat (etwa wie Typ 3 im Abschnitt I), verzichtet freiwillig darauf und macht außerdem noch die Linie f ü r den schwarzen Damenläufer frei (Abschnitt X). W a r u m diese Menschenfreundlichkeit ? Ausschließlich und allein um die c-Linie zu öffnen; wohl bekommt Schwarz demgegenüber die e-Linie, aber die Erfahrung hat gelehrt, daß man leichter auf einer Linie des Damenflügels als auf einer Zentrumslinie operieren kann. Was begreiflich ist, denn im letzteren Falle benötigt man eventuell auch die Bauern des Königsflügels, und diese haben eine andere Funktion zu erfüllen. Wir kommen hierauf in einer der folgenden Anmerkungen noch zurück. Es sei hier noch darauf hingewiesen, daß die c-Linie nicht offen, sondern halboffen ist (siehe Abschnitt IV), und ebenso die e-Linie. 7. Lfl— Lf8—1>4 Sb8—c6 d7—d6
Siehe auch Partie Nr. 3, wo Schwarz weniger stark mit 5. . . . 0—0 fortsetzte. 6. I c l — d 2 Mit der Absicht, den schwarzen Lb4 durch a2—a3 sofort zur Erklärung zu zwingen. Zwar war auch unmittelbar 6. a2—a3 möglich, aber nach 6. . . . Lc3 :f muß Weiß mit der Dame zurückschlagen und damit das Feld e4 freigeben, was dem Schwarzen neue Mög-
Schwarz möchte nicht warten, bis sein Sc6 durch b4—b5 vertrieben ist,
—
91
weil er dann nicht mehr zu e6—e5 kommt. Die Lage, die sich hier ergibt, ist charakteristisch f ü r das Züricher System: Schwarz h a t sein Zentrum in Übereinstimmung mit der F a r b e des verbliebenen Läufers formiert — Lc8 hat eine freie Linie, ist also viel besser als im gewöhnlichen Damengambit, siehe Abschnitt X —, und auch die übrigen schwarzen Figuren kommen auf befriedigende Weise ins Spiel. Außerdem h a t Schwarz noch einen kleinen Entwicklungsvorsprung. Dagegen verf ü g t Weiß über das Läuferpaar, und zufällig liegt in dieser Stellung eine kleine Abwicklung, die den Wert des Läuferpaars steigert. Betrachten wir die Stellung einmal vom S t a n d p u n k t des Weißen, dann können wir feststellen, daß 1) 10. d5 nicht in Betracht kommt, weil dieser Zug die Stellung abschließt, wodurch das Läuferpaar nicht zur E n t f a l t u n g käme, 2) 10. e3 ebensowenig zu empfehlen ist, da Schwarz darauf die Möglichkeit hat, der Stellung mit e5—e4 einen geschlossenen Charakter zu geben, 3) 10. b5 nach 10. . . . Sd4: 11. Sd4: ed4:, 12. Ld4: zu einer offenen Stellung f ü h r t , in der die weißen Läufer zwar Spielraum haben, Schwarz jedoch über einen Entwicklungsvorsprung verfügt, der Weiß lästig werden kann, z. B. 12. . . . Se4 (um Lf5 folgen zu lassen), 13. f 3 ? D h 4 f , 14. g3 Sg3:, 15. Lf'2 Df6! usw., 4) 10. de5: die richtige Fortsetzung ist, die dem Läuferpaar ohne besonderes Risiko Recht widerfahren läßt, wie auch aus der Fortsetzung ersichtlich ist. 10. d4 x e5!
— Die K r a f t dieses Zuges besteht besonders darin, daß Schwarz nicht 10. . . . de5: antworten kann wegen 11. b5! und Weiß gewinnt wenigstens einen Bauern oder die Qualität (z. B. nach 10. . . . de5: ?, 11. b5 e4, 12. bc6: ef3:, 13. Lb4). 10. ... Sc6xe5 11. e2—e3 Auch nach 11. Se5: de5: stünde Weiß befriedigend; aber der Textzug ist stärker, weil die Linie des Lc3 offen bleibt — d. h. nicht durch Bauern versperrt wird. Ferner braucht Weiß das Schlagen auf f 3 nicht zu fürchten, da dies den offenen Charakter der Stellung erhöhen und damit dem weißen Läuferpaar zugute kommen würde. 11.
...
Lc8—g4
Ein anderes System bestand in 11. . . . Ld7 nebst Lc6, um e4 zu besetzen. E s ist von Belang, als Barrikade gegen die weißen Läufer soviel Zentrumsfelder wie möglich zu besetzen. 12. L f l — e 2 Lgi x f3? Ganz gegen den Geist der Stellung. Erstens öffnet Schwarz das Spiel, und zweitens gibt er seinen einzigen Läufer her — im Kampf gegen die zwei Läufer sind Springer und Läufer im allgemeinen etwas mehr wert als zwei Springer. Richtig war 12. . . . Lh5, ev. gefolgt von Lg6 nebst Besetzung von e4. 13. g2 x f 3 14. T b l — g l !
De7—e6
J e t z t erst ist deutlich zu sehen, was Schwarz mit seinem 12. Zug angerichtet hat. Obwohl Weiß seine Entwicklung noch nicht vollendet hat, sind die anwesenden weißen Streitkräfte bereits so stark, daß sie mit eigener K r a f t den feindlichen König bedrohen können. Das zeugt u. a. sehr deutlich die Folge: 14. . . . Sc4: ?, 15. Lc4: Dc4:, 16. L f 6 : ü
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Diagramm 114
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Dc2:, 17. Tg7:f Kh8, 18. Tgl=J=. Zwei Läufer sind stark, aber wenn sie noch von Türmen unterstützt werden, sind sie unwiderstehlich. 14. ... Sf6—e8 Ein guter Verteidigungszug, womit erstens g7 gedeckt und zweitens f7—f6 ermöglicht wird, was eine Betonmauer gegen den fernwirkenden Lc3 aufrichtet. 15. f3—f4! Ein wichtiger Teil der Strategie des Läuferpaares: Bauernzüge, um die Springer von den nahegelegenen Feldern zu vertreiben. Dadurch wird diesen „kurzsichtigen" Figuren eine Betätigung sehr erschwert. Bauern und Läufer beherrschen zusammen eine Art vermintes Gelände, auf das sich kein feindlicher Springer wagen darf. 15. ... Se5—d7 Auf 15. . . . Sc4: folgt nun nicht 16. Lc4: Dc4:, 17. Lg7: Dc2:, 18. Lf6f wegen Dg6!, aber Weiß hat eine kleine Verstärkung in der folgenden Form: 15. . . . Sc4: ?, 16. f5! Dd5 (Sc4 muß gedeckt bleiben), 17. Lc4: Dc4:, 18. Lg7:! Dc2:, 19. Lf6f und gewinnt, denn jetzt ist die Linie c2—g6 versperrt.
92
— 16. 0—0—0 Die einfachste Manier, um auch den zweiten Turm zu mobilisieren. 16. ... a7—a5 Schwarz versucht eine Gegenaktion zu unternehmen, aber die Mittel dazu reichen nicht aus. Andererseits war es auch nicht möglich, ein befriedigendes Verteidigungssystem zu entwerfen. Auf etwa 16. . . . f6 würde sehr stark 17. Ld3! folgen. Darin besteht die Kraft des Läuferpaares: Granit (f6) für den einen Läufer erhöht die Aktivität des anderen. Nur eine doppelte Bauernkette könnte ein ausreichendes Bollwerk gegen zwei Läufer bilden. 17. Tdl—d5 Um den Turm über g5 oder h5 am Angriff beteiligen zu können. 17. ... Sd7—f6 18. Td5—g5 18. Ta5: kann natürlich nicht in Betracht: 18. . . . Ta5:, 19. ba5: Se4 und Schwarz kann wieder ein bißchen Atem holen. 18. ... a5xb4 19. a 3 x b 4 Sf6—e4 Diagramm 115
Selbstmord, aber was konnte Schwarz sonst tun ?
—
93
Untersuchen wir nacheinander: 1) 19. . . .
De4? 20. Tg7:f
Sg7: 21.
Tg7:f. l a ) 21. . . . K g 7 : 22. De4: usw. lb) 21. . . . Kh8, 22. Lf6: usw. 2) 19. . . . g6, 20. f5 De7 (20. . . . De4, 21. Ld3 kostet Schwarz nur Zeit), 21. Ld3 Sg7, 22. fg6: fg6:, 23. Lg6: hg6:, 24. Dg6: Tf7, 25. Lf6: und Weiß behält bei starker Stellung zwei Bauern mehr. 3) 19. . . . c6, 20. T g 7 : f ! Sg7:, 21. Db2 Sfe8 (sonst gehen beide Springer verloren), 22. Lg7: f6, 23. Lf6:f Kf7, 24. Lh5 m a t t . Vor allem diese Variante demonstriert deutlich die kombinierte Angriffskraft von L ä u f e r n und Türmen. 4) 19. . . . Ta6, 20. T g 7 : | Sg7:, 21. Db2 d5, 22. cd5: nebst 23. La6: usw.' 5) 19. . . . h6, 20. Tg7:f mit analoger Abwicklung.
entsteht, ist empfehlenswerter, weil dort das n u n folgende 4. Sd5 unschädlich gemacht ist. 4. Sc3—d5! Treibt Lb4 zurück, es sei denn, daß Schwarz den Tausch dieses Läufers zuläßt. Doch darf man den Wert dieses quasi-Tempogewinnes nicht überschätzen, denn die vorgeschobene Stellung des Sd5 in einem so frühen Stadium der Partie f ü h r t leicht zu Tauschwendungen, die den erlangten Vorteil wieder aufheben. 4.
...
Selbstverständlich. ... Se8xg7 . 20. 21. T g l x g 7 f Kg8—h8 22. T g 7 x f 7 f Schwarz gab auf, denn er kann nicht 22. . . . Sf6 ziehen wegen 23. Dh7:=f=, während 22. . . . Kg8, 23. Tg7f Kh8, 24. Te7f die Dame kostet. Partie Nr. 7 In Swerdlowsk 1943
Weiß: M. B o t w i n n i k Schwarz: W . S m y s l o w Dreispringerspiel
e7—e5 Sb8—c6 Lf8—b4
Die andere Form des Dreispringerspiels, das Russische Dreispringerspiel, das nach 1. e4 e5, 2. Sf3 Sf6, 3. Sc3 Lb4
Lb4—c7
Dieser Zug sieht nicht sehr zielbewußt aus: Schwarz verliert einen Zug, ohne den Tausch von Springer gegen Läufer zu vermeiden. Doch es besteht ein Unterschied zwischen dem Schlagen auf b4, wonach Sc6 aus dem K u r s gerät, und dem Schlagen auf e7, das die schwarze Entwicklung fördert. . 5. d2—d4
20. T g 5 x g 7 f
1. e2—e4 2. S g l — f 3 3. Sbl—c3
—
Zentrumtyp I I I 6. L f l — b 5
d7—d6 von
Abschnitt
I.
Die erreichte Stellung ähnelt sehr der Steinitz-Variante der Spanischen Partie, siehe Abschnitt IV, nur mit dem Unterschied, daß der weiße Springer auf d5 steht s t a t t auf c3. Das h a t nicht allein Vorteile, sondern auch Nachteile zur Folge. 6.
...
Lc8—g4
Wenn der Springer auf c3 gestanden hätte, wäre diese aggressive Fortsetzung nicht möglich gewesen wegen 7. d5! a6, 8. La4 b5, 9. Sb5:! ab5:, 10. Lb5: und Weiß gewinnt mindestens einen Bauern. 7. d4 x e5 Eine andere Art, den Druck gegen d4 zu verringern, bestand in 7. c3, worauf Schwarz mit Sf6 oder Lf6 seine Aktion
—
94
gegen das weiße Zentrum fortsetzen kann. Botwinnik, der im allgemeinen von undeutlichen Situationen im Zent r u m nichts hält, macht eine kleine Konzession — P a r i t ä t im Zentrum —, um besseren Nutzen aus der Stellung des Sd5 ziehen zu können. 7. ... d6xe5 8. h2—hB Lgi—d7 8. . . . Lh5 würde nach 9. g4 Lg6, '0. Se5: einen Bauern kosten. 9. Ddl —e2 Sg8—f6 10. L e i — g 5 Weiß h a t ein belangreiches räumliches Übergewicht, und Schwarz t ä t e gut, dagegen unmittelbar Maßregeln zu ergreifen. 10. ... 0—0 Schwarz läßt den Augenblick vorbeigehen, die vorgeschobene Stellung des Sd5 auszunutzen, und so hat er n u n nur unter den Nachteilen dieser Stellung zu leiden. Richtig und fast ausgleichend war 10. . . . Sd5:, 11. ed5: Lg5:, 12. dc6: bc6:, 13. D e 5 : t (13. Se5: 0—0! ist f ü r Weiß zu gefährlich), 13 De7, 14. D e 7 : | Le7:, 15. Ld3, und Weiß h a t zwar die bessere Bauernstellung, doch verfügt demgegenüber Schwarz über das Läuferpaar, siehe Abschnitt I I I , Diagramm 28. 11. L g 5 x f 6 U m die eben erwähnte Abwicklung ein f ü r allemal auszuschalten. 11. ... Le7 x f 6 12. 0—0—0! Mit der Drohung 13. S f 6 : f , wonach Schwarz mit dem Bauern zurücknehmen müßte. 12. ... Ld7—e6 Bringt den Läufer in Sicherheit. 13. L b ö x c ß b7xc6 14. S d 5 x f 6 f Dd8xf6
— Diagramm 116
&Mifci
I g
m.
Endlich ist die Lage geklärt. Wir sind hier mitten im Abschnitt I I I , und es ist nur die Frage, ob Schwarz f ü r seinen isolierten Doppelbauern eine Kompensation hat, und worin diese besteht, vgl. Diagr. 27, 28 oder sogar 29. Eine Tatsache ist deutlich: ohne Damen wäre Schwarz ohne jede Kompensation, denn seine einzige Chance besteht in Angriffsmöglichkeiten auf der b-Linie. Diese können nicht mit einem Augenblinzeln taxiert werden, und es ist wahrlich merkwürdig, daß Botwinnik mit einem einzigen Zuge allen Zweifeln ein Ende zu machen weiß, ein Beweis mehr f ü r seinen tiefen Blick f ü r diese Art Stellungen. 15. De2—eBÜ Unglaublich stark. Lassen Sie uns durchrechnen: 15. . . . La2:, 16. b3 (was sonst ?), 16. . . . a5, 17. Kb2 a4, 18. K a 2 : a b 3 : f . 1) 19. K b 3 : T f b 8 f , 20. Kc3 Ta3f usw. 2) 19. K b 2 bc2:, 20. Kc2: T a 2 f , 21. K b l Tfa8, 22. Dc3 De6. Alles dies sieht nicht besonders rosig f ü r Weiß aus; aber was war denn die Absicht des Anziehenden ? Ich werde es
— Ihnen sagen: 15. . . . La2:, 16. b3 a5 und nun 17. Dg5!. Läßt Schwarz den Damentausch zu mit 17. . . . a4, so folgt 18. Df6: gf6: 19. Kb2 ab3:, 20. ab3: und der schwarze Läufer wird auf die Dauer erobert. Vermeidet Schwarz dagegen den Damentausch durch 17. . . . De6, dann folgt 18. De5: Dc8, 19. Db2 und der schwarze Läufer wird unmittelbar konfisziert. Diese letzten Varianten sind bequem durchzurechnen, aber man muß erst auf die Idee kommen. 15.
...
95
— dem Schlagen auf e6 kann der Turm nach d7 eindringen. 19. D g 5 x f 6
g7 x f 6
Diagramm 117
Tf8—b8
Schwarz hätte den Ausfall der weißen Dame nach g5 mit 15. . . . h6 verhindern können; aber dann hätte Weiß mit 16. Dc5 einen Bauern erobert. 16. a2—a3 Es ist ein bißchen inkonsequent, daß Weiß hier nicht direkt 16. Dg5 spielt, aber vermutlich fürchtete der Anziehende Endspielkomplikationen nach 16. . . . La2:, 17. Df6: gf6: 18. b3 Lb3:, 19. cb3: Tb3:. Die Anwesenheit von soviel Türmen erhöht noch die Remischancen. 16. ... Tb8—b5 Nun würde 16. . . . h6 mit 17. Dc3 beantwortet werden. Nach dem Textzug „droht" Schwarz h6, doch nun läßt Weiß diesen Zug nicht mehr zu. 17. De3—g5! Schon früher wurde erwähnt, daß Damentausch dem Schwarzen endgültig die Möglichkeit nimmt, Kompensation für die geschwächte Bauernstellung zu erhalten. 17. ... Ta8—b8 18. b2—b3 h7—h6 Wenn er selbst tauscht, lädt Schwarz sich nur neue Schwierigkeiten auf den Hals: 18. . . . Dg5:, 19. Sg5:, und nach
Die erste Phase ist beendet. Es geht nun für Weiß darum, den erreichten positioneilen Vorteil zu materialisieren, was in diesem Falle nicht allzu schwierig ist. 20. Tdl—d3! Einerseits, um die Türme zu verdoppeln, andererseits, um den Turm seitlich einzusetzen (Abschnitt V). qany Sh4, um die nun folgende Auflösung des doppelten schwarzen f-Bauern zu verhindern, kam in Frage. Der Textzug geht jedoch geradeswegs auf das Ziel zu: Belagerung von c6. 20. ... f6—fö Ein guter Zug. Der Doppelbauer wird aufgelöst und der schwarze Läufer findet einen neuen Wirkungskreis. 21. e 4 x f 5 Leöxfä Die Abwicklung 21. . . . e4, 22. Tc3 ef3: (22 Lf5:, 23. Sd4), 23. fe6: fg2:, 24. Tgl Tg5, 25. Tg3 kostet einen Bauern. 1) 25. . . . Tg3:, 26. ef7:f Kf7:, 27. fg3: usw.
— 2) 25 fe6:, 26. Tg5:f hg5:, 27. Tg2: Tb5, 28. f4 usw. 22. Td3—c3 Lf5—d7 Auf 22. . . . T8b6 folgt 23. T d l und das Eindringen dieses Turms ist nicht mehr zu verhindern, da 23. . . . Td5 zwei Bauern kostet. 23. T h l — d l Ld7—e8 24. a3—a4 Tb5—a5 Das einzige Feld f ü r den Turm. Man sieht bereits, wie Schwarz an Händen und Füßen gebunden.ist; alles die Folge seiner schlechten Bauernstellung auf dem Damenflügel. 25. Sf3—d2 Söhafft neue Möglichkeiten, nicht allein f ü r den Springer (c4 u n d e4), sondern auch f ü r Tc3 (f3 und g3). 25. ... Ta5—d5 Schwarz n u t z t n u n die Gelegenheit aus, seinen Turm auf die d-Linie zu bringen. 26. Sd2—e4 Droht vor allem 27. Sf6f. 26. ... Td5 x d l f 26. . . . Kg7, 27. T g 3 | Kf8, 28. Sf6 Tdl 29. K d l : f ü h r t zur Partiefortsetzung. 27. K c l x d l Tb8—d8f 28. K d l — e 2 N u n droht wieder Bauerngewinn durch 29. Sf6f, 30. Se8: u. 31. Tc6:. 28. ... Kg8—g7 29. Tc3—g3f Kg7—18 29. . . . K h 8 wäre ein ernstlicher Fehler: 30. Sf6 (droht Matt), 30. . . . Ld7, 31. Td3 mit Figurengewinn. 30. Se4—f6 Wir haben hier ein gutes Beispiel f ü r die K r a f t des „horizontalen" Turmes. Der Schwerpunkt des Kampfes wird schnell von der einen auf die andere
96
— Diagramm 118
JJ §g i ; i ¡¡¡¡f II' Pif W§ Ii H l l ^ J I •1 A
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Seite verlegt, und der Verteidiger kann mit dem Tempo nicht Schritt halten. Schwarz hat n u n zwei Möglichkeiten: 1) 30. . . . c5, worauf Weiß mit 31. Tg8f und 32. Te8:f ein Bauernendspiel erreicht, wie es im Abschnitt 1 behandelt wurde. 2) 30. . . . Ke7, worauf Weiß mit 31. Sg8f einen Bauern gewinnt. „Eine schwere Wahl", denkt der Leser vielleicht. Nein, der routinierte Meister weiß, daß das Bauernendspiel mit dem isolierten Doppelbauern auf die eine oder andere Weise verloren gehen muß, und er wählt daher ohne Zögern die zweite Möglichkeit; aber es ist unsere Sache, gerade das Bauernendspiel sorgfältig zu untersuchen, also: 30 c6—c5, 31. T g 3 — g 8 | Kf8—e7, 32. T g 8 x e S f T d 8 x e 8 , 33. S f ö x e S K e 7 x e 8 , 34. Ke2—d3 KeS—d7, 35. Kd3—e4! (Auch Ko4 gewinnt, jedr>ch weniger systematisch), 35. . . . Kd7—eß. 36. g 2 - g 4 ! U m zu verhindern, daß der weiße König aus seiner zentralen Stellung vertrieben wird. Es geht n u n zunächst darum, die Bewegungsfreiheit des
—
97
—
Diagramm 119 (Analyse)
für diese Art Endspiele charakteristische Ressource, die es dem Weißen etwas schwerer macht: 37. ... c5—c4 38. b3 x c4 Auf diese Weise hat Schwarz das Feld c4 f ü r den weißen König unzugänglich gemacht und Weiß einen Doppelbauern verschafft. 38. ... Ke6—f6! Nun kann sich der schwarze König plötzlich bewegen. 39. g4—g5f h6xg5 40. h4 X g5f Kf6—e6
schwarzen Königs festzustellen. Unterstellen wir 36. . . . Kd6, 37. Kf5 Kd5, 38. h4 Kd4, 39. g5 hg5:, 40.h5u.gew. Untersuchen wir ferner 36. . . . Kf6, 37. Kd5 Kg5 (Schwarz darf diesen Zug nicht hinauszögern, weil Weiß sonst 38. h4 spielt und Schwarz dann in Zugzwang gerät), 38. Ke5: Kh4, 39. f4 Kh3:, 40. g5 hg5:, 41. fg5: Kg4, 42. Kf6 Kf4, 43. c4 Kg4, 44. Kf7: Kg5:, 45. Ke6 usw. Der schwarze König kann sich also im Augenblick nicht bewegen; erst muß dem weißen König das Feld d5 genommen werden, also:
40. . . . Kg5:, 41. Ke5: ist chancenlos f ü r Schwarz: der weiße König läuft zum schwarzen c-Bauern und Weiß erhält zuerst eine Dame. 41. a4—a5 a7—a6 42. f2—f3! Weiß muß das Tempo c2—c3 sorgfältig f ü r später aufheben. 42. ... f7—f6
36. ... c7—c6 37. h3—h4 Jetzt ist 37. . . . Kd6 wieder fehlerhaft wegen 38. Kf5, während 37 Kf6 an 38. Kd3 nebst 39. Kc4! scheitert, unter den gegebenen Umständen eine schnelle Gewinnführung (Weiß hat drei Tempozüge in Reserve: c3, f3 u. h5). Der schwarze König ist also immer noch unbeweglich, und wenn er weiter in dieser Lage bleibt, geht Schwarz ohne Gegenchancen zugrunde, z. B. 37. . . . a5, 38. f3! f6, 39. c4 Ke7, 40. Kf5 Kf7, 41. h5 usw. Schwarz verfügt aber noch über eine 7
Eu we,
Positionsspiel
Auf 42. . . . Kd6 gewinnt 43. Kf5 leicht (indem er den f-Bauern erobert), und nach 42. . . . c5, 43. c3 f6, 44. gf6: Kf6:, 45. Kd5 Kf5, 46. Kc5: Kf4, 47. Kd5 ist der Untergang ebenfalls besiegelt. 43. g 5 x f 6 Ke6xf6 44. f3—f4 e5 x f 4 45. K e 4 x f 4 Kf6—e6 46. Kf4—e4 Ke6—d(3 47. Ke4—d4 Weiß hat die Opposition, aber dies allein reicht nicht aus, er muß noch einen Tempozug frei haben (c2—c3). 47. ... Kd6—d7 Oder 47. . . . c5f, 48. Ke4 Ke6, 49. c3! Kd6, 50. Kf5 usw. 48. Kd4—c5 Kd7—c7 49. c2—c3! und gewinnt.
Haben Botwinnik und Smyslow das alles vorher berechnet ? Keinesfalls. Sie wußten, daß es eine Gewinnfortsetzung gab — auf Grund ihrer Erfahrung, Intuition, Positionsgefühl oder wie man es nennen mag. Kehren wir n u n zu Diagramm 118 zurück und setzen wir die Partie fort. 30.
...
KfS—e7
Besser einen Bauern weniger mit kleinen Chancen, als gleiches Material ohne jede Chance. 81. Sf6—g8f 32. S g 8 x h 6 33. Tg3—g7
Ke7—e6 f7—15
Immer noch ist Weiß im Angriff. Es geht lediglich noch darum, den Abtausch der Türme im richtigen Augenblick zu erzwingen. 33. ... 34. Tg7—gß-j-
Le8—d7 Keß—dö
Auch auf 34. . . . Ke7 käme sehr stark 35. g4. 35. g2—g4 36. Tg6—g8!
!5—f4
Dieser Tausch beruht auf dem Besitz der zwei verbundenen Freibauern. 36. ... 37. S h 6 x g 8 Nicht 37. . . . 38. Sg8—f6 39. f2—f3!
Td8xg8 Iid5—d4 e4 wegen 38.
Sf6|.
Id7—c8
E s ist sehr wichtig, e5—e4 zu verhindern, um Schwarz so jeder Gegenchance zu berauben. 39. ... 40. h3—h4!
Kd4—c3
Schwarz gibt auf, denn er kann den freien h-Bauern auf keine Weise mehr aufhalten (40. . . . Kc2:, 41. h5 L a 6 f , 42. K f 2 Ld3, 43. Se4! usw.).
Partie Nr. 8 Aus dem Turnier zu Saltsjöbaden 1948
Weiß: G. S t o l t z Schwarz: W. R a g o s i n Nimzoindisch
1. d2—d4 Sg8—f6 2. c2—c4 e7—e6 3. Sbl—c3 Lf8—b4 4. e2—e3 Siehe' die Partien 3 u. 6, wo 4. Dc2 geschah. Mit dem Textzug bekümmert Weiß sich nicht um den Doppelbauern, den Schwarz ihm auf c3 verschaffen kann, weil er d a f ü r das Läuferpaar erhält. Es ist sehr wichtig, daß man diese Faktoren in der praktischen Partie gegeneinander abzuwägen vermag. Dazu ist es nötig, daß man genau die Umstände kennt, unter denen die zu vergleichenden Größen, Doppelbauer und Läuferpaar, mehr oder weniger schwer wiegen. 4. ... c7—c5 Früher spielte man ausschließlich 4. . . . d5, welcher Zug f ü r Schwarz jedoch den prinzipiellen Nachteil hat, daß ein evtl. Tausch auf c3 keinen wirklichen Doppelbauern schafft. Nach etwa 5. a3 Lc3:f, 6. bc3: kann Weiß seinen Doppelbauern zu einem beliebigen Zeitp u n k t durch Tausch auflösen, so daß Schwarz seine Kompensation in anderer Richtung suchen muß. Mit dem Textzuge behält sich Schwarz die Möglichkeit eines Tausches auf c3 noch vor. 5. L f l — d 3 Sb8—c6 6. Sgl—e2 Ein in dieser Variante häufig gespielter Zug, womit Weiß den Doppelbauern vermeidet. Allerdings steht der weiße Springer auf e2 etwas weniger aktiv als auf f3, u. a. weil er von e2 aus das Feld e5 nicht bestreicht.
— 6. ... 7. 0—0
99
Diagramm 120
0—0 d7—d6
Analog der Strategie in der Züricher Variante (siehe Partie Kr. 3) spielt Schwarz hier auf die Bildung eines Zentrums d6—e5, wobei jedoch der L b l eine sehr ungeschickte Rolle spielen wird (dieser schwarzfeldrige Läufer wird dann in seinen Bewegungen ernstlich durch die eigenen Zentrumsbauern behindert — ähnlich wie der schwarze Damenläufer in Abschnitt X). Den Vorzug verdiente denn auch 7. . . . d5 mit völligem Ausgleich im Zentrum (etwa wie 2 y s —2'/.,, siehe die Zentrumstypen in Abschnitt I). Man beachte, daß 8. a3 darauf wie folgt beantwortet werden k a n n : 8. . . . cd4:! und nun entweder 1) 9. ed4: dc4:, 10. Lc4: Le7 mit befriedigendem Spiel f ü r Schwarz (Zent r u m t y p 6 aus Abschnitt I) oder 2) 9. ab4: dc3:, 10. bc3: dc4:, 11. Lc4: Dc7 und Schwarz h a t Kompensation f ü r das Läuferpaar in dem Sinne, daß c3 auf der offenen Linie schwach werden kann (rückständiger Bauer, Abschnitt II), und dieser Bauer außerdem die Entfaltung des L e i behindert. 8. Sc3—e4 Der Lb4 steht n u n vorläufig müßiger Zuschauer dabei.
als
8. ... Sf6xe4 9. L d 3 x e 4 Lb4—aS? L ä ß t die nun folgende f ü r Weiß vorteilhaft aussehende Fortsetzung zu. Richtig war 9 Dc7 (10. Da4 ? Ld7!). 10. d4 x c5 11. L e 4 x c 6 12. D d l x d 8
—
d6 x co b7xe,6 Tf8xd8
D a s Thema „Doppelbauer gegen Läuferpaar", das infolge der gewählten Va-
riante die Hauptrolle zu spielen schien, jedoch durch den 6. Zug von Weiß in den Hintergrund gerückt wurde, ist jetzt aufs neue aktuell geworden, und zwar mit verwechselten F a r b e n : nicht Weiß, sondern Schwarz h a t den Doppelbauern und das Läuferpaar. Man kann bereits ohne weiteres feststellen, daß die Begleitumstände f ü r Schwarz nicht ideal sind, denn erstens verfügen die Läufer nicht über lange Linien (c6 u. c5 stehen hindernd im Wege), und zweitens ist einer der Doppelbauern (c5) bequem angreifbar (durch Le3). 13. e3—e4 Zur Vorbereitung von Le3 mit Bedrohung von c5. 13. 14. L e i — e 3
e6—e5 Lc8—g4
Mit diesem Zuge provoziert Schwarz den Zug f2—f3, der Bedeutung haben kann, weil der Le3 einen Augenblick ungedeckt bleibt. 15. f2—f3 Lg4—e6 Der Angriff auf c5 wird so mit einem Gegenangriff auf c4 beantwortet. 16. b2—b3 La5—b4 Wegen des möglichen a2—a3 eine sehr unzuverlässige Deckung des Bauern
—
100
c5, aber infolge der ungedeckten Stellung des Le3 (s. Anm. zum 14. Z. v. Schw.) kann Weiß im Moment davon noch keinen Gebrauch machen. Z. B. 17. a3 Td3!, 18. K f 2 (nach 18. ab4: Te3: ist b3 bedroht), 18. . . . Lc3! 19. T a d l (19. Sc3: Tc3: verschafft Weiß praktisch keine Gewinnaussichten, weil ungleiche Läufer übrig bleiben und die schwarzen Türme besser stehen als die weißen) 19 T d l : , 20. T d l : Ld4!, und der schwache Bauer des Schwarzen ist bestens gedeckt („plombiert" heißt das, wenn wir uns in der Sprache des Zahnarztes ausdrücken wollen).
— Diagramm 121
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Ein sehr guter Zug. Es ist inzwischen klar geworden, daß das Läuferpaar U m f ü r Le6 entweder die Linie f5—c2 nicht zur Geltung kommen kann, und zu bekommen (falls Weiß tauscht), oder Schwarz, der Bauernverlust früher oder die Linie g4—e2 (falls Schwarz tauscht). später doch nicht vermeiden kann, Eine verständige Taktik f ü r den Beersinnt n u n einen großangelegten Retsitzer des Läuferpaares: Öffnen der tungsplan, der darin besteht, die weiße Stellung! Bauernstellung unter Bauernopfer so 18. Le3—g5! zu schwächen (isolieren oder verdopAuf diese Weise erobert Weiß die d- | peln — siehe Abschnitt II), daß die Linie f ü r seinen Turm, wobei er jedoch weißen Bauern ständig schutzbedürftig die Möglichkeit a2—a3 aus der Hand sind, wodurch die Realisierung des gibt. materiellen Vorteils unmöglich wird. 18. ... Td8 x dl Schwarz beabsichtigt zunächst a5— 19. Tal x dl f5xe4 a4.
17. Til—dl
f7—Í5
20. f 3 x e 4 21. Kgl—Í2 22. Kf2—e3 23. Lg5—e7
Le6—g4 Ta8—f8f h7—h6
Auf unmittelbares 23. Lh4 würde 23. . . . Le2:, 24. Ke2: Tf4! folgen.
23.
...
Tf8—e8
Oder 23. . . . Tf7, 24. Td8f Kh7, 25. Ld6 mit Verbesserung der weißen Stellung.
24. Le7—M N u n war 24. Ld6 weniger gut wegen der Fesselung 24. . . . Td8.
24.
...
a7—a5
25. h2—h3 Weiß h ä t t e selbst a2—a4 spielen können, doch damit den Bb3 ernstlich geschwächt und so einen großen Teil des weißen Übergewichts preisgegeben.
25. ... 26. Iie3xe2 27. b3xa4
Lg4xe2 a5—a4! g7—g5
Nicht sofort 27. . . . Ta8 ? wegen 28. Td8f Td8: 29. Ld8:, wonach die Umwandlung des weißen a—B nur durch Läuferopfer verhindert werden kann.
28. Lh4—g3 29. Tdl—d6
Te8—a8
—
Weiß stürzt sich auf die schwachen Bauern: drei sind zugleich angegriffen. Doch bleibt auch Schwarz nicht untätig. 29. ... Ta8 x a4 30. L g 3 x e 5 Ta4xa2f 31. Ke2—13 g5—g4f! Diagramm 122
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Die Pointe des von Schwarz angewandten Systems. Weiß hat nun die Wahl zwischen völliger „IsolierungsVerdoppelung" seiner Bauern oder Verlust von g2. 32. h3 x g4? Nein! Richtig war 32. Kg4: Tg2:f, 33. Kf5. In solchen Endspielen ist eine aktive — in diesem Falle sogar aggressive — Stellung des Königs wichtiger als ein Mehrbauer. 32. ... Lb4—d2 33. T d 6 x c 6 Weiß hat schon zwei Bauern mehr und ein dritter steht ein, jedoch ist die weiße Lage nicht uneingeschränkt günstig: seine Bauern sind sämtlich isoliert oder verdoppelt, und der König ist zwischen den Bauern eingeschlossen. 33. ... Ta2—a3f 34. Kf3—e2 Ld2—gö 35. Le5—f6?
101
—
Ein zweiter, ebenfalls prinzipieller Fehler. Turmendspiele mit isolierten Bauern bieten der schwächeren Partei große Remischancen, sogar bei einem Rückstand von 2 Bauern. Weiß mußte darum die Läufer auf dem Brett lassen und 35. Tc5: Te3f, 36. Kf2 Te4:. 37. Lg3 probieren. 35. ... Ta3—a2f Auch 35. . . . Te3f, 36. Kf2 Te4:, 37. Lg5: hg5:, 38. Tc5: Tg4: gab schon gute Remischancen, aber der Textzug ist sicherer. 36. Ke2—d3 Ta2—a3f 37. Kd3—c2 Lg5xf6 38. T c 6 x f 6 Diagramm 123
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Ein sehr schwieriger Partieabschnitt hat begonnen: ein Turmendspiel mit ausschließlich schwachen Bauern auf beiden Seiten. 38. ... Kg8—g7 39. Tf6—15 Ta3—e3 40. e4—e5 Kg7—g6 41. Kc2—d2 Te3—e4 42. Kd2—d3 Te4—d4f 43. Kd3—e3 Td4xg4! Schwarz macht es richtig: 43. . . . Tc4: verliert wegen 44. e6 Tel, 45. Ke2! und nun:
—
102
1) 45. . . . T a l ? 46. e7 Ta8, 47. Tf8 usw. 2) 45 Tc4, 46. Te5! Kf6, 47. e7 usw. 3) 45. . . . Tc2f, 46. K d 3 T e l , 47. Te5! T d l f , 48. Kc4 Td8, 49. e7 Te8, 50. Kc5: K f 7 , 51. K d 6 usw. 44. Tf5—f2 Diagramm 124
—
44.
...
Kg6—g7?
Ein unbegreiflicher Fehler. N u n kann Weiß doch noch gewinnen, indem er seinen c-Bauern freimacht und imstande ist, seinen König zu aktivieren. 45. e5—e6 46. Ke3—e4!
Tg4—g6
Der König im Angriff. 46. ... 47. Ke4—d5 48. Kd5 x c5
Tg6xe6| Te6—el
Diagramm 125
Weiß h a t nichts besseres. Schwarz kann n u n wie folgt Remis erzwingen: 44. . . . Tc4:! 45. e6 T e l ! 1) 46. e7 ? T e l f , 47. Te2 Te2:t, 48. Ke2: K f 7 usw. 2) 46. Kd2 Tc4, 47. K d 3 Td4f, 48. Ke3 Td6 usw. 3) 46. Ke4 c4, 47. K d 5 c3 3a) 48. Te2 T d l f 3a 1) 49. Kc4 Td8, 50. Kc3: Kf6, 51. Kc4 Ke7, 52. Kc5 Td6 remis. 3a 2) 49. Kc6 c2, 50. Tc2: Kf6, 51. Te2 Ke7 remis. 3a 3) 49. Ke5 Td2, 50. Te3 c2, 51. Tg3f Kh5, 52. Tc3 Tg2: usw. 3b) 48. e7 T d l f , 49. Kc6 T e l , 50. Kd7 T d l f , 51. Ke8 K g 7 ü (51. . . . Td2 verliert: 52. T f 3 c2, 53. Kf8), 52. T f 3 c2, 53. T g 3 | Kh7! 54. Tc3 Td2, 55. K f 7 Tf2f usw.
N u n kann der weiße König zum Schluß doch seine Endspielfunktion erfüllen. Der c-Bauer rückt unwiderstehlich vor. E s sind keine bedeutenden Hindernisse mehr zu überwinden. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57.
Kc5—c6 c4—c5 Iic6—c7 Tf2—c2 c5—c6 Kc7—b6 Kb6—c5 c6—c7 Tc2—c3|
Schwarz gibt auf.
Kg7-g6 Kg6—g5 Kg5—g4 Kg4-g3 h6—h5 h5—h4 Tel—blf Tbl—gl T g l X g2
— Partie Nr. 9 Aus dem Tuxnier zu Rogaska Slatina 1948
Weiß: L. P r i n s Schwarz: A. F u d e r e r Evans-Gambit
1. c2—e4 2. Sgl—13 3. Lfl—c4 4. b2—b4
e7—e5 Sb8—c6 L(8—c">
Ein Bauernopfer, das besonders in früherer Zeit viel Anhänger hatte. Die Absicht ist deutlich: Weiß will ein Tempo für die Bildung eines Zentrums c3—d4 gewinnen. 4. ... Lc5 x b4 5. c2—c3 Lb4—a5 6. d2—d4 e5xd4 In Betracht kam 6. . . . d6, womit Zentrumtyp 3 des Abschnitts I entsteht. Weiß kann darauf wohl mit 7. de5: de5:, 8. Dd8:f Sd8:, 9. Se5: seinen Bauern zurückerobern, steht dann aber nicht besonders gut. Gebräuchlich ist dann auch 7. Db3 oder 7. 0—0, wonach Weiß im Angriff Kompensation für den geopferten Bauern suchen muß. Der Textzug gewinnt einen zweiten Bauern, ist aber bedenklich, weil Schwarz noch mehr Zeit verliert und damit für Weiß die Voraussetzungen schafft, einen direkten Angriff auf den feindlichen König einzuleiten (Abschnitt V I : Entwicklungsvorsprung). 7. 0—0
d4—d3?
Das Schlagen auf c3 war stärker; der Textzug läßt Weiß zuviel Freiheit beim Aufbau seiner Angriffsstellung. In Betracht kam auch 7. . . . d6, obwohl dieser Zug es Weiß ermöglicht, mit 8. cd4: das ideale Zentrum (Typ 2 des Abschnitts I) zu bilden. 8. T f l — e l !
103
— Diagramm 126
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Dieser Zug ist gegen d7—d6 gerichtet; vgl. ähnlich Abschnitt VI, erstes Beispiel. Auf 8. . . . d6 folgt 9. Db3! (nicht sofort 9. e5 wegen 9. . . . d5) und nun 1) 9.. . . Dd7,10. e5! mit siegreiehem Angriff, da 10. . . . de5:, 11. Se5: Se5: 12. Teo :f eine Figur kosten würde. 2) 9. . . . De7, 10. e5!, de5: (bei 10. . . . Se5:, 11. Se5: de5:, 12. Db5f büßt Schwarz wieder eine Figur ein), 11. La3 Df6, 12. Se5:! (Auch 12. Sd2 ist sehr stark), 12. . . . Se5:, 13. Db5f, Kd8 (Oder 13. . . . Ld7, 14. De5:f De5:, 15. Te5:t nebst 16. Ta5:), 14. De5: (14. Te5: c6, 15. Da5f b6 ist für Weiß nicht günstig), 14. . . . De5:, 15. Te5: Lb6, 16. Lf8! usw. Aus diesen Varianten geht klar die große Bedeutung eines Entwicklungsvorsprungs hervor. 8. ... La5—bß 8. . . . Sf6 hat wegen 9. e5 Bedenken, und 8 Sge7 wird durch 9. Sg5! 0—0, 10. Dh5 mit gleichzeitiger Bedrohung von f7 und h7 widerlegt. 9. e4—e5
h7—h6
Schwarz ist in eine schwierige Lage geraten. Die einzige Möglichkeit, seine
—
104
Entwicklung fortzusetzen, bestellt in Sge7, und dazu muß vorerst Sg5'verhindert werden. Deshalb der Textzug. 10. Sbl—d2 11. Sd2—e4 12. D d l x d 3
Sg8—e7 0—0
Schwarz ist also doch zur Rochade gekommen, aber Weiß hat seine Stellung inzwischen gewaltig verstärkt. Ungefähr alle im Abschnitt VI genannten für den Angriff günstigen Faktoren sind vorhanden: Vorsprung in der Entwicklung, Übergewicht im Zentrum und am Königsflügel, organisch geschwächte Königsstellung (h7—h6). Es droht denn auch bereits durch 13. Lh6:! gh6:, 14. Sf6f nebst Matt eine unmittelbare Entscheidung. 12.
...
Sc6 x e5!
Schwärz muß gewaltsame' Maßnahmen ergreifen, um einer schnellen Katastrophe zu entgehen. Der Textzug bedeutet ein Schemopfer und führt zu sehr komplizierten Stellungen. 13. S f 3 x e 5
d7—da
Eine Gabel, mit der Schwarz die geopferte Figur zurück gewinnt. 14. L c l x h 6 ! Diagramm 127
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Es standen sicher noch nicht genug Figuren „en prise". Es ist merkwürdig, daß Schwarz keine der weißen Figuren schlagen kann, wie aus folgenden Varianten hervorgeht: 1) 14. . . . dc4:, 15. Sf6f gf6:, 16. Dg3| Sg6, 17. Sg6: usw. 2) 14. . . . de4:, 15. Dd8: (Dies ist stärker als 15. L f 7 : j Kh8), 15. . . . Td8:, 16. Sf7: Tf8 (falls 16. . . . Td5, so 17. Lg5!), 17. Te4: oder 17. Lg5 mit Vorteil für Weiß. 3) 14. . . . gh6:, 15. Sf6f Kg7, 16. Dh7f Kf6:, 17. Ld3! Nur dieser Zug erzwingt die Entscheidung. Es droht jetzt 18. Dh6:|; der schwarze Turm darf sich wegen des Schlagens auf f7 nicht bewegen. Zwei Möglichkeiten: 3a) 17. . . . Sf5, 18. Sg4| Kg5, 19. Lf5: Lf5: (wenn h6 gedeckt wird, entscheidet 20. Dg7f), 20. Dh6:f Kg4, 21. h3+. 3b) 17. . . . Lf5, 18. Lf5: Sf5:, 19. Sg4f Kg5, 20. Te5 Dd7, 21. Dh6:| und Matt. Eine spannende Verfolgung des Königs im offenen Feld, die genau berechnet werden mußte. Man vergleiche für diese und die folgenden Varianten Abschnitt V I I über Kombinationen. 14. ... Ic8—15 Die beste Verteidigung, welche die gefährliche Linie d3—h7 schließt. 15. Se4—f6f Kg8—h8 15 gf6:, 16. Dg3f Lg6 würde nach Tausch auf g6 und Schlagen auf f8 die Qualität kosten. 16. Dd3—g3 g7xh6 16. . . . Sg6 würde an 17. Sg6:t Lg6: oder fg6:, 18. Dh4! (und Weiß gewinnt mindestens die Qualität) scheitern.
— Außerdem muß Schwarz nun langsam daran denken, die im 12. Zug geopferte Figur zurückzugewinnen. 17. Dg3—!4 Droht 18. Dh6:t und Matt. 17. ... Kh8—g7 18. Se5—g4 Mit der gleichen Drohung. 18. ... Li5xg4 Auf 18. . . . Th8 folgt 19. Sh5f Kf8 20. De5, oder 19. . . . Kg6, 20, Sgf6!, in beiden Fällen mit schnellem Gewinn. 19. T e l x e 7 ! Diagramm 128
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Eine prächtige Fortsetzung! 19. Sg4: würde wegen 19.. . . Sg8! nichts ergeben. Nun scheitert aber 19. . . . De7: an 20. Dg4:f Kh8 (20. . . . Kf6:, 21. Dh4| Ke6, 22. T e l t kostet die Dame), 21. Dh4! Kg7, 22. Sh5f usw. . 19. ... d5 x c4 20. Sf6 x g4i Schade! 20. Dg4:f! hätte die weiße Angriffsführung gekrönt: 20. . . . Kf6:, 21. T a e l ! Dc8 (Es drohte 22. Tle6f, während 21. . . . De7: an 22. Dh4t scheitern würde) 22. Td7!, und Schwarz hat keine ausreichenden Zü^e mehr, z. B.
105
—
1) 22 Te8 ? 23. Df4f und 24. Df7:f. 2) 22. . . . Lc5, 23. Te4 Ld6 (Sonst 24. Tf4f). 24. Df3f Kg7, 25. Tg4t usw. 20. ... Dd8—d6 Nun kann Schwarz noch etwas standhalten. 21. Df4—e4 Ta8—d8 Etwas besser war 21. . . . Lc5, 22. Te5 b6. 22. h2—h4 Td8—d7 Auch jetzt kam 22. . . . Lc5 in Betracht. Der Tausch der Türme frischt den weißen Angriff auf. 23. Te7xd7 Dd6xd7 24. De4—e5f! Ein tückisches Schachgebot, daß die Verbindung d6—h6 unterbricht. 24. ... f7—16 25. De5—f4 Nun ist h6 nicht mehr zu decken, und dadurch gerät der schwarze König abermals in große Gefahren. 25. ... Dd7—e6 26. D f 4 x h 6 f Kg7—f7 27. Dh6—h5f KI7—e7 28. Tal—dl Hindert die weitere Flucht des schwarzen Königs. 28. ... De6—e2 Diagramm 129
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108
29. Dh5—h7f? In großer Zeitnot (12 Züge in wenigen Minuten!) versäumt Weiß die Gewinnfortsetzung 29. T d 7 t ! Kd7:, 30. Sf6:t Tf6:, 31. De2: Tf2:, 32. Dg4f usw. 29. ... 80. Tdl—d7f 31. D h 7 x f 7 f 82. D f 7 x f 6 f
Tf8—f7 Ke7xd7 Kd7—c6 Kc6—b5
Der schwarze König ist praktisch in Sicherheit und die Partie so ungefähr gerettet. Wohl sehen die weißen Bauern a m Königsflügel drohend aus, aber Schwarz wird bald auch über Freibauern verfügen, die nicht minder gefährlich sind. 33. Sg4—h2 Lb6—a5 Der Bauer c3 ist nun nicht mehr zu halten. 34. Sh2—fl De2—el 35. Df6—g5f Kb5—a4 36. Dg5—d2 Delxd2 37. Sil X d2 La5xc3 38. Sd2 x c4 b7—b5 39. Sc4—e3 b5—b4 40. Se3—do? Diagramm 130
—
aus der Hand gibt. Richtig war sofort 40. h5, gefolgt vom Vorrücken des gBauern. Der Textzug kostet ein wichtiges Tempo. Die Konsequenzen von 40. h5 würden z. B. sein: 40. . . . Ka3, 41. g4 Ka2:, 42. g5 b3, 43. Sc4 b2, 44. Sb2: Kb2:, 45. h6 a5, 46. g6 a4, 47. g7 a3, 48. g8D a2. Weiß kann die Umwandlung von a2 nicht verhindern. Remis. 40. ... Ka4—a3 41. h4—h5 Lc3—d4 42. h5—h6 c7—c5 43. g2—g4 Ka3xa2 44. Sd5—e3 Der Läufer ist in dieser Art Stellungen stärker als der Springer, weil der Läufer aus der Ferne die feindlichen Freibauern stoppen kann, während der Springer ständig herumspringen muß, um die Verwandlung zu hindern. 44. ... b4—b3 45. Se3—c4 b3—b2 46. S c 4 x b 2 Ka2xb2 47. g4—g5 Co—c4 48. g5—g6 c4—c3 49. g6—g7 c3—c2 50. g7—g8D c2—clDf und Schwarz gewann dank seines materiellen Übergewichts. Partie Nr. 10 Aus dem Turnier zu Bad Gastein 1948
Weiß: N. R o s s o l i m o Schwarz: A. R o m a n e n k o Sizilianische Verteidigung
1. e2—e4 2. Sgl—f3 3. Lfl—b5
Der letzte Zug vor dem Fallen der Flagge, welcher zugleich das Remis
c7—c5 Sb8—c6
Eine ungewöhnliche Fortsetzung; gebräuchlich ist 3. d4. Der Textzug kann aber nicht schlecht sein, denn nehmen wir an, Schwarz zieht nun 3. . . . «6 und
— 4. . . . d5 (zwei an sich plausible Züge), dann kommen wir in das Nimzoindisch (siehe z. B. Partie Nr. 8) mit verwechselten Farben, in welchem Weiß hier zwei Züge mehr hat — einen durch den Anzug und den anderen dadurch, daß er nicht mit e7—e6—e5 ein Tempo verloren, sondern direkt e2—e4 gespielt hat. Natürlich braucht Schwarz nicht e6 nebst d5 zu spielen, aber der weiße Läufer steht auf b5 entschieden nicht schlecht, denn ein eventueller Tausch auf c6 f ü h r t zu analogen Problemen wie in Partie Nr. 8: Läuferpaar gegen Doppelbauer. Und schließlich: wenn der schwarze Springer nach d4 geht, kann Weiß nach Tausch auf d4 mit c2—c3 fortsetzen, um die Bildung eines Zentrums c3—d4 anzustreben, welcher Plan überhaupt (also auch ohne Sc6—d4) in Betracht kommt. 3.
...
g7-g6
Gegen d4 gerichtet. 4. 0—0 Weiß vollendet so schnell als möglich seine Entwicklung in der Hoffnung — die sich auch tatsächlich erfüllt —, seinen Entwicklungsvorsprung zu einem Königsangriff ausnutzen zu können. In Frage kam aber auch 4. c3 (drohend 5. d4) und auf 4. . . . d5 (die natürliche Reaktion, da Weiß nach dem Tausch auf d5 nicht mehr mit Sc3 fortsetzen kann) der scharfe Ausfall 5. Da4!, welcher Schwarz zu einem Bauernopfer nötigt. 4. ... LI8—gl 5. T f l — e l Einerseits, um den Lb5 im Notfalle ein Rückzugsfeld auf f l freizumachen, und andererseits, um den Turm bei einer
107
—
eventuellen Öffnung der e-Linie (siehe Abschnitt IV) bereitzuhaben. 5. ... Sg8—f6 Dieser Zug hat kleine Bedenken, da doch e4—e5 ohnehin in der weißen Zielsetzung lag, welcher Vorstoß nun mit noch mehr Kraft geschehen kann. Wohl hat ein sofortiges 6. e5 wegen 6. . . . Sd5! nebst 7. . . . Sc7 noch keinen großen Zweck, aber Weiß kann das Vorrücken konsequent vorbereiten (vgl. hierzu noch Zentrumtyp 2 des Abschnitts I). 6. Sbl—c8 Um dem schwarzen Springer im Falle von e4—e5 das Feld d5 zu nehmen. 6. ... Sc6—d4 Die logische Fortsetzung: der schwarze Springer geht nach d4, nachdem Weiß c2—c3 selbst unmöglich gemacht hat. Doch hat der Textzug beträchtliche Schattenseiten. Weiß ist bereits in der Entwicklung voraus und das wird mit dem gewählten Zug nicht gerade besser. Die Chancen auf kombinatorisches Eingreifen steigen! (Siehe Abschnitt VII.) 7. e4—c5 Mit weiterer Vergrößerung des weißen Ent wicklungs vorsprunges. 7. ... Sf6—g8 Besser 7. . . . Sg4. 8.