Novalis indogermanica: Festschrift für Günther Neumann zum 80. Geburtstag 3701100322


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German Pages 562 [288] Year 2002

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Table of contents :
Balles, Irene: Air. barae, gr. φρένες, gr. πραπίδες und die Vertretung von idg. *-k̂u̯- im Griechischen. Bammesberger, Alfred: Altenglisch æt hēafdum und der elliptische Dual. Bolatti-Guzzo, Natalia: Note in margine alla costituzione di un segnario geroglifico anatolico del II mill. a.C. Brixhe, Claude: Achéens et Phrygiens en Asie Mineure: approche comparative de quelques données lexicales. Carruba, Onofrio: Cario Natri ed egizio n t r "dio". Dunkel, George E. Mycenaean a-ke-ra2-te and E-Ice-ra2-wo. Egetmeyer, Markus: Nachtrag zu kyprisch za. Eichner, Heiner: Lateinisch hostia, hostus, hostīre und die stellvertretende Tiertötung der Hethiter. Forssman, Bernhard: Kretisch OMOTAI und das Futur von ὄμνυμι. Fritz, Matthias: Von Katzen und Griechen, Wieseln und Germanen. García Ramón, José Luis: Mykenisch o-ti-na-wo /Ortināwos/ und vedisch íyarti nā́vam homerisch Ὀρτίλοχος / Ὀρσίλοχος, *ὦρσε λόχον und λοαχον εἷσε. Gusmani, Roberto: Zum Genus der Teufelsbezeichnung im ‘altsächsischen’ Taufgelöbnis. Hajnal, Ivo: Mykenisch e-we-pe-se-so-me-na und die Frage eines frühgriechischen Umlauts. Hettrich, Heinrich: Syntax und Wortarten der Lokalpartikeln des R̥gveda. III: pári. Janda, Michael: War Minos ein Minoer? Ein namenkundlicher Beitrag zur Frühgeschichte Kretas. Lühr, Rosemarie: "Allgemeine Anaphora“. Zum Artikelgebrauch bei der Fügung "Substantiv und adnominaler Genitiv" im Heliand. Marazzi, Massimiliano: Segni, segnari e manifestazioni scrittorie nell’Egeo e nell’Anatolia del II millennio a.C. Meier-Brügger, Michael: Zu griechisch χορός. Melchert, H. Craig: Sibilants in Carian. Neu, Erich: Zur Morphologie und Syntax einer mythologischen Erzählung aus althethitischer Zeit. Nowicki, Helmut: Lateinisch -īna als Motionssuffix. Oettinger, Norbert: Die Lautentwicklung mel › mil und wel › wil im Hethitischen. Panagl, Oswald: Ein Verbum - drei Perfektstämme. Zur Morphologie von lateinisch pango. Peters, Martin: Aus der Vergangenheit von Heroen und Ehegöttinnen. Plath, Robert: Der mykenische Männername a-ne-ra-to. Poetto, Massimo: A New Hjieroglyphic Luwian Inscription from Ereğli. Rieken, Elisabeth: Ein Lautgesetz und der Obliquusstamm des uridg. Personalpronomens der 1. und 2. Person Plural. Rix, Helmut: Oskisch niir kulupu. [b]Schmidt, Karl Horst: Zur Differenzierung der Attribute im Altgeorgischen und Altarmenischen. Schmitt, Rüdiger: Bemerkungen zu den Namen des Thrakerkönigs Rhesos und seines Vaters. Schuhmann, Roland: Zur Runeninschrift auf dem Schildbuckel von Thorsberg und urgerm. *arga-. Soysal, Oğuz: Zum Nomen šuwaru-. Tischler, Johann: Bemerkungen zur Urheimatfrage. Untermann, Jürgen: Das Perfekt der Sekundärverben im Oskisch-Umbrischen. Wachter, Rudolf: Griechisch δόξα und ein frühes Solonzitat eines Töpfers in Metapont. Wagner, Norbert: Wann schwand der Fugenvokal nach langer Silbe in voralthochdeutschen Personennamen? Wilhelm, Gernotz: Ein hethitisches Tontafelfragment des Martin von Wagner-Museums der Universität Würzburg. Zeilfelder, Susanne: Komplexe Hypotaxe im Hethitischen. Ziegler, Sabine: Altirisch íaru, das ‘flinke’ Eichhörnchen. Index. Verzeichnis der Mitarbeiter.
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Novalis indogermanica: Festschrift für Günther Neumann zum 80. Geburtstag
 3701100322

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Matthias Fritz - Susanne Zeilfelder (Hg.)

Novalis lndogermanica Festschrift für Günther Neumann zum 80. Geburtstag

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LEYKAM

NOVALIS INDOGERMANICA

Festschrift für Günter Neumann zum 80. Geburtstag

Herausgegeben von

Matthias Fritz und Susanne Zeilfelder

l.eykam Graz2002

Grazer Vergleichende Arbeiten

Vorwort

Hrsg. von Frit"t.: Lochncr von Hüttenbach, Hermann Mittelberger, Christian Zinko, Michaela Zinko Vormals ,,Arbeiten aus der Abteilllilg 'Vergleichende Sprachwissenschaft' Graz" - - - - - - - -- -- - Band 17

Günter Neumann, Professor Emeritus für Vergleichende Indogermanische Sprachwissenschaft an der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität, vollendet am 31. Mai 2000 sein 80. Lebensjahr. Verantwortliche Redaktion: Christian Zinko Textverarbeitung und Erstellung der Druckvorlage durch die Herausgeberlnnen

Gedmckt mit der Unte~tüt:7.uog der Akademie der Wissenschaft und Literatur zu Göttingen

C by Leykam Buchverlagsgesellschaft m.b.H., Graz. 2002 Druck: WB-Druck, Rieden ISBN 3-7011-0032-2

Seine Verdienste um die Indogermanistik sind 1,ahlreich: So hat er insbesondere zur Vertiefung der Kenntnis der im 20. Jahrhundert der indogermanischen Sprachfamilie neu hinzugewonnenen anatolischen Sprachen ebenso beigetragen wie zur Erforschung des neu entdeckten Mykenischen. Daneben ist es sein großes Verdienst, als langjähriger Herausgeber von Kuhns Zeitschrift vielen Fachgenossen zur Veröffentlichun g ihrer neuen Forschungsergebnisse verholfen zu haben. Neben dem Anatolischen, Griechischen und Germanischen ist das Lateinische ein Forschungsgegenstand Günter Neumanns. So soll hier der große Gelehrte der römischen Antike Marcus Terentius Varro zu Wort kommen: In seinem wichtigen Werk zur lateinischen Sprachwissenschaft De Lingua Lalina bietet er als Etymologie a novando novalis ager. Da Günter NeumaOJls Name nkht ohne die Namenforschung zu denken ist, sei Novalis als Name dieser Festschrift gewählt, der neuen Zeit gemäß im Genus Femininum: Novalis Indogermanica, Günter Neumann ist als Wissenschaftler dem Neuen stets aufgesch lossen gewesen und hat als Indogermanist auch Neuland novafis terra - betreten. Zur Zeit der Romantik war die Indogermanistik selbst noch Neuland. Damals erschien das neuartige Buch des Romantikers Friedrich Schlegel Über die Sprache und Weisheit der Indier, das den späteren Begründer der Indogermanistik, Franz Bopp, zur Beschäftigung mit dem Indischen bewog. Friedrich Schlegel gab als Philologe auch eine neue Zeitschrift heraus, das Athenaeum. In dessen erstem Heft erschien ein Beitrag namens Blütenstaub des mit ihm befreundeten Romantikers Friedrich von Hardenberg, der hier erstmals unter dem Namen Novalis schrieb. Z u dieser Zeit widmete sich Novalis dem Studium an der km-sächsischen Bergakademie zu Freiberg, wo auch Silberbergbau betrieben wurde. In Freiberg wurde Günter Neumann vor 80 Jahren geboren. Und Novalis sagt in seinem Roman Heinrich von Ofterdingen über

Inhaltsverzeichnis

seinen Freiberger Professor: Er war ein Mann aus der alten Zeit nach dem Herzen Gottes. Mit tiefen Einsichten war er begabt .. So hoffen wir, lieber Herr Professor Neumann, in Ihrem nun beginnenden neunten Lebensjahrzehnt noch viel Neues aus Ihren tiefen E insichten lernen zu dürfen und überreichen Ilrnen als kleine Gabe diese Festschrift mit den herzlichsten Wünschen zu Ihrem Geburtstag.

BALLES, Irene: Air. barae, gr. qipive *b"ar-en, daraus mit Anfügung des verde utlichende n Nominativzeichens -s *b"arens > '"-b"ar-is > barae (Stüber 1998, 12 f.). Dagegen erheben sich jedoch folgende E inwände: Erstens bleibt die semantische Entwicklung von 'spalten' zu 'Erregung, Ärger' unklar. Stüber zufolge sei die Bedeutung 'fury' leicht aus 'fighting, row' herzuleiten, der Bedeutung der slaw. Ableitungen dieser Wurzel (z.B. aksl. brati). Doch der semantische Zusammenhang bleibt dabei dunkel. Ein zweiter Einwand muß in Hinblick auf die Morphologie des Wortes erhoben werden. Stüber macht keinen Versuch, zu erklären, warum ausgerechnet ein n-Stamm und hysterokine tische F lexion vorliegen. Es gibt kein weiteres Wort zur Bezeichnung einer Gemütserregung, das so flektiert. Stattdessen lassen sich fast alle Beispiele dieses Typs in zwei semantische Klassen einordnen, nämJich (a) Tiernamen und (b) Körperteilbezeichungen:

'Mä nnchen', arm. ain, Gen. afut 'Widder', ahd. ür, aisl. 01re < -urzan-. Jav. ariän- erklärt sich unschwer durch Einfluß von UXSän- (Peters 1993, 393, vgl. Anm. 2). *yrlt,-en• 'Lamm': ai. tirä, ASg. ,irar;iam ~V 2,14,4 (mit unklarem Akzent); gr. Q'.()T)v, arm. gaflJ; zu toch . yriye, NPI. yrilJl 'Lamm' s. Pinault 1997, 185 ff., dessen Rekonstrukt *y.erhiln jedoch m.E. weniger wahrsche inlich ist als d ie von Peters (brieft.) angenommene Assimilation von urtoch . .,,yarin < *y0iin zu *yerin. •kas-en- 'der Graue': ahd. lwso, ae. hara 'Hase'< .,,xazan- < *_xasÖ; apr. sasins < .,,kas-in-s mit derselben Sigmatisierung wie im Kelt. und Lat.; lat. cänus < *kas-

(a) Tiernamen wie z.B.

*h;illk!~'s-en- 'männl iches Jungrind' (so Hoffmann 1982, 84); ai. ulqdn-, kym.r. ych, PI. ychen, bret. oc'hen. Av. u.tsän- kann auf Verallgeme inerung des geläufigeren -on- beruhen, was dann auch für toch. B okso 'Zugochse' gilt?

*h,Y!'S-en- 'Männchen': ai. v&an- 'Bulle', lat. ven-es 'Widder' < "!!!'Se+s, a hd. riso, nhd. Riese < *yresan (für *yirsin?), lit. vefsis 'Ochse', toch. B kattJ~e. A kayur~ 'Stier' < *g"ott•(hz)y,:si+s.3 *hµ,-en- 'Männchen': gr. dial. Epoir.i, ai. r,rabhd- 'Bulle', ap. qrSan-/jav. ariän"flfl)-d- deriviert. Weitere Llt. bei Frisk, noch älteres bei Boisacq.

Andcrs' jedoch Peters 1~93, 394 f.'~, der annimmt, daß sich ursp rgl. amphildnet. *h,;..(i )!(.(H!s-on- und hysterokinct . ...hif,(e)rs-2(n) gegenüberstanden. Durch Einwirkung des ersteren sind Abweichungen wie ai. u~d,:i- oder av. arliin- (zu "h 1[s-en- s. gleich) zu erklären. Toch. ok.so ist dann ursprünglich, nicht jedoch kymr. ych, ychen (das ai. u~dn- entspricht). Auch got. auhsa, ahd. ohso < urgcrm. *ia.san- muß dann nicht mit Jasanoff ( 1980, 377) als analogisch erklärt werden gegenüber aisl. w.i, oxi, sondern ist alt, während das Nordgenn. bei diesem Wort wie auch bei gumi 'Mensch' geneuert hat (etwa nach ~wurzln-, s. gleich?). Für unsere Sammlung ist die Frage aber irrelevant, da die Zugehörigkeit der Lexeme i;u einer gemeinsamen semantischen und formalen Gruppe, auf die es hier ankommt, gerade durch solche Ausgleichserscheinungen bestätigt wird. Nach Peters 1993, 395 ff. liegt Evidenz für Wurzelbetonung und eine Hochstufe *hif,irs-l (wo nach Jasanoff 1989, 138' lautgesctzlicher Schwund des auslautenden -n eintrat) vor. Dies deutet auf eine wortfeldbedingte Umbildung eines ganz ursprgl. amphikinetischen *h,eirs-(')n-, die durch *hlJ-inausgelöst worden sein könnte. - Zur Auslautsentwid p"renes > p•ras[

> q,pivti;

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'W""'

Der DPI. wird später ersetzt durch cppt:aC Zur Bezeugung von qipa.o1 vgl. Watklns 1995, 281 und Dellori 1996, 294 ff., zum Namensstamm 1'pcwi- Neumann 1994, 6 f. Ob die lautgesetzliche Entwicklung von un betontem -,:n- zu -r~n- oder zu -;mi- (so Bcekes 1969, 279) hätte fü hren müssen, ist hier oboe Belang, da erstens ohnehin Ausgleich nach den Das heute gebrii.uchliche Wort für Zwerchfell ist scaitt [ 'Glückshaube, Häutchen', dann auch 'Herz., Mut'. 'Zwerchfell' in der Verbindung.rcairrcfiib i..B.RosaAngL 236.15 (15.Jh.). Dies ist Verbalabstr. zu scamid 'ab.,palten, trennen'. Benennungsmoüv is1 das Schinden, vgl. lat. corium 'Fell, Dalg' zu r ,clbcn Wz... (LW 505) und 8T"· ~ zu Sipw, lit. dml 'abhäuten, schinden', wenn auch das air.

Verbum diese Bedeu1ung nicht (mehr) hat. '

Air. barae, gr. qiplvEi;, gr. ,qicmt3cc; und die Vertretung von idg. •-~- im Griechischen

Ich danke Gisbert Hemprich (Jena) herzlichst fiir die Hilfe beim Auffinden der irischen Textstellen, ,owie für die lebha{le und fruchtbare Diskussion viel& damit zusammenhingender Fragen.

10

Die Wönerbilchcr veneichnen auch noch ein barn 'FJut; Bewegung' (LEIA B-16, DTL, Contrib. ), das nur an wenigen Stdlen bucugt ist. Im Neuirischen existiert baro C. 'Absicht, Intention'. Während LEIA beide Laeme zu baroe 'acds de colere• stdlt, vertritt Gwynn (1935, 58) die Ansichl, mir. bara bedeute 'Flut' und gehöre zu fopor 'Quelle' und commar 'Zusammenlluß'. Da das Problem für uns nw:b.t relevant .ist, soll es hier nicht weiter diskutiert werden.

Air. barae, gr. qiplva;, gr. 11:pa.11:Ukl; und die Vertretung von idg.

I RENE BALLES

"So, Menclaos, wurde dir dein Sinn in den rppi11E,:; erwärmt.•

starken Kasus erfolgte, der in beiden Fällen denkbar erscheint, und zweitens Liqllldasequenzen generell zu Metathesen tendieren.

Air. barae setzt hingegen die Undemanform •b"'rin > baren etc. fort, Auch hier ist innerparadigmatischer Ausgleich eingetreten, wobei die Form des NSg. ausschlaggebend war, unterstützt vermutlich durch G/DSg., wo •bar-11• lautgesetzlich aus *b"'r-n-V- resultierte (vgl. Stüber 1997, 230): NSg. ASg. GSg.

D/LSg.

•b 1rin ' b1rbi'!"

> 'buren +s > •brenen

"bA,:,1-ls •bA,:en-i



~bamah > •baren'

> .. .. >

•bari.s •bareN' •baraN •bair'

0 366: cl r~ tyC:, Ta& fi&' M wui 11:ruKOAlµnat11 •Häll' ich doch dies gewußt in meinen verständigen (?) 11 q,pi11t,:;!• (ii) Die tppE11Ec; sind schwan.: A 103 r.: µ€:vEO,:; Bt µiya q,pi11Ec; O'.µqi! µEAm1100. / ntµdavr' "Seine schwärzlichen ptvf:c; sich füllen oder gefüJlt werden. Zu Recht bemerkt schließlich Onians (1951, 23):

•·la.f· iro Griechischen

Es ist jedoch fraglich, inwieweil man diese S1elle wörtlich verstehen darf, wie es Onians tut Staltdesseo könnte >..wK6c; in Verbindung mit einem blutdurchströmten Organ metaphorisch gebraucht sein im Sinn von 'blutleer', also 'ungesund, krankhaft'. 11 Hesychs Glossen >..wxol q,pivti;; • µaw6µt.11111, ).aµ,i:pa(, &.ya3ai, ijµ4)W. und >..w1e.Civ ,i:pa.,i:l6w11 · KC1KW11 6! µna.OTpt~ivn µmuppiv~ tv 6optl x~EY / Wµwv µcocrrrr UpivE.!a-r,t;) o 1ltiJJ(l 'sarcofago; cista' ( < Bbtw; '!). SuUa possibilitil ehe 111 rappre.,enti pure Jic. dd, cfr Carruba 1969, :3 ls., anche in riferimento a fltewe/ddewe, di cui sopra. Qui dovrebbe trattarsi della fonologia licia de! termine cario ntro, ciOC non 'licizzato' in natri.

t

Bibl in Carruba

10

Questo vale anche ncl caso ehe 8upl;t6; s.ia l'interpretazione corTetta di turaJJSall in 44 c 48 (vd. sopra) e ehe questo tcnnine s.ia attributo di natri (cfr. Schürr, 1998, 1.SSS.), essendo l'attributo determinanle piU giustilicato ncl caso di ua tennine generico ehe viene cos( pcecisato ('il dio Thurseo') ehe non del nome prcciso di una grande divinitl, a prescindere da piU tarde interpretu.ioni greche.

tm, 183 n.14. Su nalri nelle iscriz.ioni licie e miliache, vd. anche SchOrr 1998, 1S5.ss.

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0NOFRIO CARRUBA

Cario Nlltri cd cgizio n t , 'dio'

Avevo presentato (1977, 282s.) una proposta etimologica del nome fondata su et. nai- 'condurre; volgere; volgersi' e il suffisso dei nomi d'agente •-t~r, ma il sigoificato, se non mi sembra de! tutto idoneo aUa figura di ApoUo, lo e meno ancora per quella di un generico 'dio'. D'altra parte il suffisso dei nomi d'agente e molto raro in eteo, quasi per nulla doeumentabile in Juvio. Si tenga presente poi ehe in licio il nome di Apollo appare come 'prestito' patronimico, Pulenjda, so1o nei nomi propri, ed e, in quanto tale, corrente solo nelJa piu tarda onomastica greco-licia11 • Ll'a1tra parte la massima divinitä maschile licia (e miliaca) e Trqqas, l'antico *Tarhunls. 6. Per l'identificazione del nome, oltre alla molteplicitä dei rüerimenti d ivini e quindi aUa genericit:\ poss ibile del significato, e tuttavia rilevante, a mio parere, anehe l'estrern a variabilita fonologiea del nome fra le singole scritture e/o lingue, ma anehe all'interno cli eiaseuna di esse. Un nome anatolico e diffieilmeDte cosi variabile, se non per ehiare eontrazioni (cfr. per es. luv. muwa > (-)µ00t;, (-)µwc;, (-)µU µa.YCX.- e sim.;purihimeti > 1tuptµa.TL-OC; ecc.), ma e pur sempre una variabilit~ di riferimento 'greca', non licia. Ma se, oltre all'ipotesi poco verosimile di un nome preanatolico, si guarda al contesto culturale del moodo cario, l'unica ipotesi di derivaziooe del nome e queUa di un prestito dall'egiziano, dove i Cari sono presenti da ll a 1• meta del VI secolo, come mereenari e eornmerciaoti. Ci0 significa ehe gran parte di questi soldati e comrnereianti, quando tornavano in patria, vi portavano usi, costumi e termini egizi11 • Fra questi uJtimi un termine ehe poteva faeilmente divenire popolare come invocazione (o imprecazione) era certo un termine geDerico come 'dio', in egiziano n t r, ehe in patria, o almeDo a Kaunos, diveone Ja desigDazione, se non ancora il nome, della maggiore divinit3.. E noto ehe la variabilitä morfologica e derivazionale del camito-semitico si fonda in parte notevole su una grande variabilitä fonologiea, fatto ehe si riscontra appunto anche nelle attestazioni de! nome nelle diverse seritture e lingue. Penso ehe un rapporto fra i due mod i di rappresentazione debba esserei, pur non essendo noi

in grado ancora di precisare Ja funzione delle forme attestate: al di 13. delt'ovvio nom inativo (o del puro tema), de! gen itivus adjectivi (Nwrpaoou;; ntros ?), e forse il dat. in ntro (vd. sopra). Ovviamente non si possono comparare le forme fonologiche . egizie coo quelle 'carie', poiehC quelle S0DO state certamente assimilate alla nuova lingua, tuttavia \a variabilit3. originaria sembra essersi conseivata, o attraverso la variabilitä di recezione di.fferenziata da parte dei Cari, o a eausa della osciUazione della marcatezza vocalica nel variare delle forme morfologiebe e derivate. Mi auguro un riesame del problema da parte di UD egittologo, nella speranza ehe possa darei chiarimenti idoDei ad una migliore iuterpretazione de! prestitou. 7. Per concludere dunque possiamo riassumere qui quanto detto sopra. 1) Il termine ,iatri- nelle attestazioni delle varie tingue e scritture della Caria propria e dell'Egitto, della Lieia, della Pisidja, della Mesopotamia sembra riferirsi in base alla traduzione greca di natrbbijemi come 'An:oAAo&TTcx; appunto al dio ben noto. In realtä questa identificazione si configura ora come fittizia, essendo uD tentativo di dare un nome greco a un termine generico per 'dio', entrate nel cario, Ja eui designazione era usata io antroponimi, ehe venivano tradotti da interpreti Cari per i Greci. L'identificazione con Apollo infatti dovrebbe essere evidenziata da UDa maggiore diffusione di Natri- nell'onomast:ica greco-caria, fatto ehe non si verifica (cfr. gli elenehi onomastiei in Blümel 1990 e 1992a). 2) La diffusione del termine nell'onomascica sembra aversi intorno aUa meta de! IV° sec. a Kaunos. La datazione sicura pill alta e comunque quella del nome di Borsippa (517 a.C.). Le !eggende sugLi oggetti erratici egiziani, cosi come i graffiti di Abu Simbel risalgono certo al VI" sec. 3) La piU aDtica funzione siDtatcica del nome in questo significato e rintracciabile in 34* dove si pu0 vedere con molta cautela un dativo 'al dio', ehe in questo ex-voto sicuramente templare non necessitava di precisazione onomastica. Una indicazione di un dio speeifico poi dovrebbe essere esclusa in Egitto da! fatto ehe esso si sarebbe u In una breve anatisi del deciframento dcl cario (Carruba 1998, 54), avevo fatto presentc ehe Ja

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11

Cfr. n. 4, e Addendum.

11

Se non andiamo errat~ i Cari avrcbbero adottato il nome ehe gli Egiziani davano loro come mercenari, mudon, mdawn, da •m(a)da-wtflini•, con riferimenlo ai Mädä, i Medi (ciC>e ai Persiani), ehe verosimilmente vc li avevano portati in maggior quaniitA e piu a Jungo. Anche se commcrcianti, artigiani e mercencri cari frequentavano certamente l'Egitto gia prima (Carruba 2000a). Sull'~imilazlone dei mercenari cari in Egitto, specialmente in ambito religioso, cfr. per es. di rccente, Schiirr 1996, 63.

scrittura presenta una notazione sostan-.tialmente consonantica deUa parola, segnalando quasi soltanto Je vocali lungbe sccondo una strultura generale di tipo 'semitico' (o 'egiziano'). La notazione deUe vocali lunghe C un fatto eccezionale in Anatolia, tranne forse nella Lldia del 1 milleonio (ma con altri meu.i: Eichner 1993, 114-126 c bibl. precedentc) e sembra addirittura ricalcarc quella delle matru kclioni.r.11 fatto, ehe potrebbe essere limitato aUe iscrizioni provenicnti dall'Eg.itlo, o dovuto a scn'bi educati per Jo piii tn Egitto, dovd essere studiato a deciframento completalo proprio, e sopraltutto, delle vocali (dr. sopra. f§ 3 e 4, per il gruppoflt). Jntanto rilev:iamo ehe il termincnatri, con Je numerose varianti riprodotte in alfabeto greco (e forse anche cario), sembra tradire chiaramente Je origi.ni egiziane.

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0NOFRl0 CARRUllA

Carlo Natri ed egizio n t , 'dio'

confuso con il termine generico egiziano per 'dio'. Che l'assunzione del nome geoerico avvenisse in Egitto mi pare quindi sicuro, ma C inverosimile ehe esso fosse adottato gia allora per la divinitä solare egea, trascurando Ra'. D passai&io aUa designazione di ApoUo o di un dio cario equivalente, se mai c'C stato, puO essere avvenuto soJo in Caria, no n in Egitto. Penso comunque ehe Natrbbijimi sia la resa lieia del nome cario corrispondente a un lieio Mahanapijimi, luvio •massanapijami~. La "traduzione" con gr. Apollodotos puö essere stata voluta da Pixodaros per rendere chiaro al "lettore" Jjcio ed eventualmente greco, cui una forma come Natrbbijimi non diceva nulla, l'importanza della divinitä caria. 4) Pur tra qualche iocertezza sembra comunque farsi chiaro ehe i1 nome del dio cario sia stato portato dall'Egitto in patri a e qui diffuse particolarmente a Kaunos giä in epoea molto antica.

'god'? Could natr be a loan-word fro m Egyptian?" e ricorda i rapporti degli Egiziani con i Lukka. Suggerisce ehe i Liei avrebbero reso il nome in modo da farne l'equivalente di 'Theodotos', cioe con natr termioe geoerico per 'dio'. Si ehiede poi se il personaggio ehe porta quel nome teoforo, essendo messo in carica da} cario Pixodaros non sia cario esso stesso. Siamo lieti ehe Keen si sia posto anch.'egli l'interrogativo sull'essenza reale del termine e ehe abbia visto argomenti, come la possibile 'nazionalitä' caria del portatore del nome {vd. n.4); o il rapporto fin dal Il millennio fra Egiziani e Lukka, ma certamente, gfä allora, anehe Cari, eui non si dimeotiehi di aggiungere i rapporti nel I millennio con mercenari e mercanti eari ehe andavano in Bgitto, restaudovi a lungo (cfr. le tombe con iscrizioni digrafe o bilingui) e piü spesso ritorn ando in patria, eertamente dopo aver assimilato molti elementi di eultura egiziana (efr. Carruba 2000).

Bibliografia

Addendum Solo quando l'artieolo era giä. pronto bo potuto vedere il libro di Keen suUa Llcia (1998), ehe oel cap. su "Lycian CuJts" tratta anche di Apollo e Natrbbijemi, di eui evidenzio gLi aspetti interessanti i nostri temi. a) La figura di Apollo non avrebbe reale attestazione diretta in Licia (p. 197) neppure quando si ricorda Leto e i figli, nonostante Keen lo vogLia eomunque vedere in uno di questi figli {p. 196), ma cfr. qui sopra, accanto ad Artemide, 1:J1trpty, ehe nel significato di base ('Signore') non sembra un attributo specifico di Apollo. L'autore, e itre al mito di Leto, porta a sostegno anche Je fonti greehe ebe associerebbero il dio con la regione, come i titoli AUx.aoc; e AUX..T)Ytvii~. ehe tuttavia non si riferiscono n.ecessariamente all a regione, ma al 'lupo' o alla 'luce' (cfr. lo stesso Keen 198s.). La situazione per quanto possiamo constatare non ci sembra diversa in Caria, dove peraltro in etä tarda viene ricordato un 'A1t6A.Awv K(l{l(t)t.oc; (Ceylan-Ritti

1997). b) Per quanto riguarda Natrbbijimi poi Keen esprime l'opinione ehe "This seems to be the translation of the name, rather than a transcription" e dubita ehe si tratti di una equazione con Apollo, come generalmente ammesso. L'autore tratta l'argomento da un punto di vista licio, solo verso la fine si chiede: "Could there be any possible significance here to the Egyptian word ntr, which was their word for

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83 82

0NOPR10 CARRUBA

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Wegen der morphologischen Probleme und der großen semantischen Kluft zwischen lat. hostia und der uridg. Wurzel *g'as 'verzehren' ist diese etymologische Verbindung h eute zumeist aufgegeben. An ilue Stelle ist die versuch,sweise Anknüpfung von hostia an hostus '(bei einem Arbeitsgang) erzielte Ölmenge' und hostire 'ausgleichen, vergelten' (für Literatur s. Fn. 2) getreten . Diese Wörter fehlen freilich dem klassischen Latein und sind auch im Altlatein sowie bei den daraus schöpfenden Antiquaren und Lexikographen nur spärlich belegt. Sicherlich h at dieser Umstand dazu beigetragen, daß hosfire in der Etymologie des Latein ischen lange Zeit kaum beachtet worden ist. Außerdem sind die Textzeugnisse mit nicht wenigen Problemen interpre tatorischer und überlieferungsgeschichtlicher Art belastet, deren A uswirkungen auf die Bedeutungsansätze aus der bisherigen knappen Behandlung in den Lexika sowie den Besprechungen von Thurneysen 18, Benveniste 19, 20 und Hilt-

"ius neben -i-Stamm nur ganz vereinzelt (bei Grammatikern) und sprachgeschichtlich nicht verwertbar in 111011/ius 'turn Berg gehörig' (1hl,L vm 1459, 65•71) sowiefo11tius 'zur Quelle gehörig' (Thl.L VI 1028, 56). H

A. Walde1 (s. Fn. 2) 290. Vgl. ai. -gdhn.• (in agdhiid- 'Ungegessenes essend'), in dem allerdings die Aspiration wie sonsl bei den -ta•Verbaladjektiven von der Wurlel aus neubezogen (falls ind. Neubildung) oder restituiert (falls uirdg. Erbwort) und dann entsprechend Bartho-lomaes Gesetz behandelt ist (*(s- + ./a• > •gzd'a- > ai. •gdha-).

11

E. R. Thurneysen, Über Herkunft und Bildung der lateinischen Verba auf .fo der drillen und vierten Conjugation und über ihr gegenseitiges Verhällnis. Phil.-Diss. Leip1.ig 1879, 68 p.; s. S. 5-7.

1'

E. Denveniste, Problemes de linguistique gf.nfrale, vol. 1, Paris 1966, 315-326: Don et echange dans Je vocabulaire indoeuroJ>Cen (Abdruck aus L'AnnCe sociologigue, 3• $Cr. t. II, 1951), speziell 320 L

10

Id., Le vocabulairc des institutions indo-europtenncs, voL 1, Paris 1969, 92-96.

106

1

brunner2 nicht voll erkennbar sind. Um eine unter den gegebenen Umständen noch möglichst abgesicherte und tragfähige Beurteilungsgrundlage für hostia zu gewinnen, erscheint es deshalb geboten, die spärlichen Belege der Reihe nach in näheren Augenschein zu nehmen. Dabei soll zuerst das morphologisch einfachere und nur bei Z\Vei Autoren bezeugte Substantiv hostus (§ 4) - möglicher Ausgangspunkt der Wortfamilie - und anschließend das zweifellos denominale Verb hostlre nebst seinen Ableitungen (§§ 5-6) geprüft werden. § 4 P hilologische Untersuchung von hostus

Cato, De agri cultura (ca. 154 v. Chr.) 6, 2, macht folgende Vorschrift zu der für eine bestimmte Olivensorte erforderlichen Bodenbeschaffenheit: qui ager frigidior et macrior erit1 ibi oleam licinianam seri oportet. si in loco crasso aut calido seueris, hostus nequam erit et fe1undo arbor peribit et muscus ruber molestus

erit. "Auf einem Acker, der kälter und magerer ist, do1t gehört licinianischer Ölbaum gepflanzt. Wenn du ihn auf einem fetten und warmen Bodenstück pflanzest, wird der hostus schlecht" sein und der Baum wird durch (übermäßiges) Fruchttragen 21

0. Hiltbrunner, Hostis und EJvöc; in: Studien zur Relig;on und Kultur Kleinasiens, Festschrift für F.K. Dörner, ed. S. ~ahin/E. Schwertheim/J. Wagner, Bd. 1, Leiden 1978, p. 424-446, speziell p. 431 mit Fn. 15•17.

:u

nequo.m (•ior, -irsimus) wird als attributives oder prädikatives Adjektiv im Altlatein zunächst ganz überwiegend in moralisch wertendem Sinn ('nichtsnutzig, nichtswürdig') auf Lebewesen (Personen und Tiere) angewandt. Noch ganz selten begegnet bei Plautus die Übertragu ng auf Abstrakta und Sachen in ideell oder materiell wertendem Sinn, so in Trinummus 439 Nequam illud uerbumst 'bene uolt' 11isi qui be11e facit "wetllos/unnütz ist jene Rede 'jemand ist wohlgesonnen', es sei denn, daß er einem auch Gutes erweist", in Mostellaria 113 Nequior factus iam a t usus aedium "schon ist das Haus schlechter zu bewohnen" (korrespondiert mit nequam homo von 105) sowie in Asinaria 178 quasi pisci.r itidemst amalor lenae: nequam est nisi recmr "Der Fre ier ist der Kupplerin gleich einem Fisch: Schlecht ist er, wenn er nicht frisch (gefangen) ist• ('Fisch' hier als leblose Ware genommen). In dem nachplautinischen Prologstück Casina 9 f. heißt es dann: Nam nunc 11011ae quae prodeum comoediae / Mufto su/11 nequio,es q11am m1111mi noui ' Denn die neuen Komödien, die jetzt herausgebracht werden, sind noch viel schlechter als d ie neuen Münzen". Bei Lucilius 1220 Marx ( = 1244 Krenkcl) r,equam aurum est, auris quouis uehemenrius ambit "etwas Böses ist das Gold: Gellender als alles andere buhlt es um unser Gehör" (Üs. Krenkel} ist das Gold zwar personifiziert gedacht, doch schwingt auch d ie Bedeutung 'wertlos' als beabsichtigter Gegensatz zu dem hohen Wert des Goldes indirekt mit. Bei Cato bietet unsere Stelle den einzigen Beleg filr nequam, s. die Indices von R Krumbiegel (in: H. Keil, M. Porci ca1onis de agri cultura_,, 3 uol., Leipzig 1884-1902, uol. ID 2 p. 157 b) und H. Jordan, M. Catonis praeter librum de re rustica quae e.utant, Stul!gart 1860 (neu 1957), p. 126.

107

Lat. hostia, hostus, hoslire und die stellvertretende 1iertötung

H E.lNER EICHNBR

ruiniert werden und rotes Moos wird lästig fall e n."

Da d ie licin(ian)ische Sorte nicht zu· den typischen Speiseoliven zu rechnen ist, sondern zur Ölherstellung dient - gilt doch ihr Öl sogar als das besten -, wird man anzunehmen haben, daß Cato mit hosius ill er nicht den 'Ertrag'~ an geernteten Oliven meint, sondern in archaischer Knappheit auf das bei dieser Sorte Wesentlict\_e alnielt: D as E ndprodukt an gepreßtem Öl25 • Nun ist zu frage n, ob sich Ca tos Formulierung auf die Q uali tät oder die Quantität des Öls bezieht. Das große Lexikon von Forcellini16 bat die E ntscheidung zwischen 'dürftig, spärlich, knapp bemessen' und 'von schlechter Qualität' offen gelassen. Nicht so die neuer e n Übersetzer27• Sie verstehen nequam einhellig als Bewertung der Qualität des Produkts - seien es die Oliven oder das Öl. Gründe für diese E ntscheidung geben sie freilich nicht an. Wie spricht Cato so nst über die Beschaffenheit des E rtrags an gekeltertem Öl? Läßt sich hier aus e in E ntscheidungs~ kriterium gewinnen? Meiste ns macht er Angaben zm Quali tät, so an den fo lgende n Stellen: 3, 3 oleum uiridius et melius fiet ~grüneres und (somit) besseres Öl wird gewonnen werden"; 3, 4 oleum fetidum fiet "übelriechendes Öl wird gewonnen

u

;,°iumella, Res rustica V 8, 4: okum optimum lidnia dal; s. auch Plinimi d.Ä. , Naturalis historia XV

:i.

-ie produit ne vaudra rien" Ubersetzt R. Gouja rd, Caton, De l'agdcult ure, Pa ris 1975 (C.OJJ. Bude), p. 17 u_n~ läßl damit die gena ue Bedeutung offen. lm Kommenlar zur Stelle p. 140 aagt er "hostlu est deftm par Ua rron l, 24, 3: hos~m uocant quod ex uno facto olti reficitur; ici (d.h. bei CatoJ sens plus_ gCnC~al". J_. Hcu rgon, Uarron: Economie rurale, livre prcmier, Paris 1978, p. 54 (Os.) und p. 149 .schließt s•ch d•es~r Auffassu ng an: "Hostu.J n'cst a ttestC que dans ccs dcux pusages de Caton et Uan:on; Caton l~t donne Je scn.s gCnCral de 'produit d'u ne oliveraie', Uarrnn, scmble-t-il, celu~ plus precis, d: 'p~u1t d'un prcssuragc'". - Die Konstatiei:ung eines Bedeutungsunterschieds gegenüber Uarro wirft Jedoch d_as P~obl7m auf, _daß Uarros D efinition gerade 7.Wecks Erlllu terung unserer Catostelle gegeben wird, eme ms Gewicht fallende D ifferenz also gar nicht beabsich tigt sein kan n. - Auch W.D. H ooper/ H. B. Ash, Marcus Porcius Cato on Agricultu re, Lond on/Cambridge 1935 (zuletzt 1960; Loeb), p. 19 il bersetzen "the yield will be worthl ess'. - Nicht zugä nglich war mir die Ubcrsctzung von B. Drehaut, Cato the Censor on Farming. New York 1933. Vgl. noch Fn. 25.

2:1

"(:--] wird d~ gckellertc Ö l nichts 1auge11• übersetzt P . Thiclscher, Des Marcus Calo Belehrung über ?•c LandwmschaO,, Berli n 1963, p. 41 mit klarer E ntscheidung hinsichtlich des Gemeinten; s. dazu

~ : : : i : td~~ei;;'n!:; 1'

iJ1a~~'? 3066, 46-47

lxingt keine Interpretation, sondern lediglich einen

werden\ 3, 4 olewn uiridius eJ bonwn fieri polest "grüneres und (somit noch) gu tes Öl kann gewonne n werden"; 65, 1 quam acerbissima olea oleum facies, tam olewn optimum eril "je herber die Oliven sind, aus denen du Öl pressest, desto vorzüglicher wird das Öl sein"; 64, 3 nam oleu.m quam diu.tissime in amurca et in fracibus erit, tarn deterrimum eril "denn je länger sich das Öl auf dem Fruchtwasser und der Ölhefe befinde n wird, desto schlechter wird es seinn. Weiter kann noch bedingt eine Stelle vergliche n werde n, wo von der Vorratshaltung die Rede ist, 100, 2 m etreta oleum non bibtt et oleum melius faciet ~so wird (das Gefäß) metrela kein Öl aufsaugen und das Öl besser machen". Von der Q uantität des Öls ist bei Cato nur zweimal die R ede, d avon einmal in Verbindung mit der Qualität: 58, 1 oleae caducae quam plurimum condito. p ostea oleas tempestiuas, unde minimum olei fieri poterit, eas condito "Mache eine möglichst große Me nge an Falloliven ein. D anach die jeweils28 hocbreifen Oliven, woraus die geringste Menge Öl gewonnen werden kann, die sollst du e inmachen". 64, 2 totidem modis collecta eJ plus olei efficiel et melius (Üs. s. unte n p. 116) Aus den Belegen ist klar zu ersehen, daß Cato in Quali tätsaussagen allgemein die Ausdrücke oleum bonum (lx) bzw. melius (3x) bzw. optimwn (lx) bzw. deterius (lx) bzw. deteT1'imum (lx) verwendet und daneben noch speziell Farbe (oleum uiridius 2x) und Geruch (oleum fetidum lx) eIWähnt. In Quantitätsaussagen gebraucht er die Ausdrücke plus o/ei (lx) bzw. olei minus (lx) bzw. minimum olei (lx). Wenn davon abweichend im Zusammenhang mit der licinianischen Sorte der Ausdruck hostus 11equam erscheint, so ist zu vermute n, daß eine andere Art von Aussage beabsichtigt ist. Die licin(ian)ische Olive benötigt nach Cato wenig Sonne und kargen Boden. Hat sie mehr Sonne und besseren Boden, so verausgabt sich der Baum in einer kurzzeitigen Ü berproduktion und büßt danach seine Fruchtbarkeit ein . Während der kurzen Spanne der Ü berproduktivität erhält man natürlich eine große Menge an Oliven und deme ntsprechend sicherlich auch nicht gerade wenig ÖL Daß dieses Öl schlecht oder völlig unbrauchbar wäre, ist nicht notwendig anzunehmen®, denn einerseits gibt gerade diese Olivensorte sonst das beste Öl (vgl. F n. 23) und

2.1

:i,

:a

108

Wiedergabe des Plu ralsoleae '(die herausgelesenen) e inzel ne(n) Früchte' (olea bei Cllto sonst meisl Als kollektiver Singula r).

Forcellini et al. (s. Fn. 10) 11 684 b "hoc est 'il prodotto sarili scarso', aut 'di cattiva qua.liti'". Hooper/ A&h, Ooujard (s. Fn. 24) und 1hiel5Cher (s. Fn. 25).

Bine sachliche Überpnifu ng war mir nich1 möglich. Nach Forcellini ist die olm Uciniana "[arr(asse) llod(ie) /aurlna a~lklta-.

109

HEINER EICHNER

Lat. ho.stia, /wsws, hosfire und die stellvertretende Tiertötung

andererseits gilt für Cato ja ganz allgemein der Satz: 3, 4 ex quauis olea o/eum 1Liridius et bonum fieri potest, si temperi facies "aus jeder Olivenart kann einigermaßen grünes und (somit) gutes Öl gewonnen werden, wenn du sie rechtzeitig verarbeitest".

zeicbnet:31 man (das), was man auf einmal (an Oliven) verarbeitet3 (conficiunt). Die einen Gewähnleute geben an, er belaufe sich auf 160 Scheffel (ca. 14 H ektoliter33), die anderen als in dem Maß geringer, daß er bis auf die 120 Scheffel (ca. 10 \.i Hektoliter) herabsinken könne, je nachdem, wieviele und wie große Keltergefäße„

Vielmehr hat es de n Anschein, daß das wuchernde Fruchttragen negative Auswirkungen auf den durchschnittlichen Ölgehalt der Oliven hat, der sich normalenveise bei dem - im Altertum für die Ölgewinnung allein verwerteten - Fruchtfleisch a_uf über 50% beläuft. So erhält der Landwirt zwar eine reiche Ernte und dementspreche nd auch nicht gerade wenig ÖJ, wohl auch nicht unbedingt schlechtes. Aber abgesehen davon, daß die Ölbäume ruiniert werden, macht er einen "schlechte n", einen "m iesen Schnitt". Die Menge des ausgepreßten Ö ls steht "in gar keinem Verh!iltnisn zu dem, was man sonst aus einem Preßgang erhält. Solche Beachtung des Quotienten aus verurbeiteter Oliven- und gewonnener Ölmenge spielt auch sonst eine Rolle: 64, 2 quam citissime conficies, tam maxime expediet, et totidem modis colle'cta

1

sie haben, mit denen sie jenes verarbeiten". Die Definition des hoslus als derjenigen Ölmenge, die aus Ci nem factus gewonnen wird, stellt implizit den Umfang der Ölproduktion dem Umfang der Preßmasse gegenüber. Man wird also kaum fehlgehen, wenn man die Bedeutung von ho.stus als "bei eine m Arbeitsgang gewonnene Ölmenge im Vergleich zum Volumen (n icht: zur Stückzahl) der dabei verwendeten O livenmenge" bestimmt. Dieser auf philologischem Wege gewonnene Bede utungsansatz weist uns die Richtung, in der .Anschluß an die schon mehrfach aufgrund etymologischer Interpretation erschlossene Grundbedeutung 'Ersatz, Ausgleich' zu suchen ist. Wir brauche n uns nicltt mit der

plus olei efficiet et melius. o/ea, quae diu fuerit in terra aut in tabularo, inde o/ei minus fiel e1 deterius "Je schneller du an die Verarbeitung gehst, desto günstiger wird es sein, und in der gleichen Anzahl ScheffeJ gesammelte Oliven werden mehr Öl ergeben und besseres. Aus Olive n, die lange Zeit auf dem Erdboden oder im Schuppen gelegen haben, daraus wU:d weniger Öl gewonnen werden und schlechteres". Läge hier nicht eine mit einer Qualitätsangabe gekoppelte Aussage vor, in der plus und me/ius bzw. minus und deterius dasselbe Bezugswort oleum haben, so wäre vermutlich Gelegenheit zur Anwendung des einschlägigen F achausdrucks hostus gewesen. In das so gewonnene Bild de..,; mit hostus nequam bei Cato Gemeinten läßt sich auch eine Angabe Uarros einfügen, der im ersten Buch seiner Res r usticae (Kap. 2325) das gesam te sechste Kapitel von Catos Werk über de n Ackerbau durch seinen fiktiven Gesprächspartner Licinus Stolo wortgetreu referieren läßt. Dabei wird folgende Erläuterung zu hostus eingeschoben: I 24, 3 hostum uocant quod ex w10 facto olei reficitur. factum dicunt quod uno tempore conficiunl, quem alii CLX aiunt esse modiorum, alii ita minus magnum ut ad CXX

descendat, exinde

ut

dicunf hier wohl wie z.B. m 16, 19 nunc fuas dico, q11at in .siluutribus Iods pa.scitaut "als wilde (sc.. api.s 'Bienen') beu.ic.hne icb nun (diejenigen), die auf Waldgelände ihre Nahrung suchen•, abo nicht "fac/Uf sagt ma n, weil man (das damit Be:z.eidmete) auf einmal verarbeitet•; q11od wird durch illut (am Satt.ende) wieder au rgenommen.

n

Bei conjlctrt. 'die Verubei.lung dufchffihren' richtet sich das Augenmerk n_ich t auf ~as ?I ~ effu.iertes Objekl, sondern auf die Oliven als affiziertes Objekt der menschlichen Tit1gke1t. Di~ Oliven werden zum Zwttke der Entkernung zunäclut 2erstoßen (vermahlen) und dann gep reßt M,c der sprachliche n Bezeichnung durch das Kompositum ist also gemei_!'lt 'v~ra r~ilcn; aufarbeiten; bearbeiten, bi.s nur noch die Abflille übrig sind'. Die Hers1ellung des Ols w1td e inf~ch du rch/actre 'machen' oder pnmen 'pressen' bezeichnet. Bier hat man nicht auf ctmficen 'verferugen, h~rstellen, vollenden o.i.' zurOckgegrüfen, weil offenbar der einfache Preßvorgang als d~s Wesentliche _der Ölgewinnu ng und die anschließende komplizierte Reinigungsprozedur lediglich als zusAtz.Lic!1e Behandlung des P rodukts aufgefaßt worde n ilt. Fiir diese Auffassung kann außer der Stelle oben im Text noch Ua rro ib. I 55, 6 herangezogen werden: ofta ltcta si nimium d/11 fuit in actruf.l ... o/tum fotridum fit. itaqut si nequmr mature co11fietrt, in actniis iactando umtilare oporttt. ex olta frnc/11,1 d11.plcx: ... oltum ... t t amurca ... "wenn die eingesammelten Oliven zu lange in den Haufen gelegen haben ... wird übelriechendes ÖL gewonnen. Deshalb mußt du (sie), wenn du (sie) nicht beizeiten vemrbtlttn kannst in den Haufen durch Riitteln lilften. Aus den Oliven erhält ma n :i:welerlei Produkte: Das und das Fruchtwasser ...". Ebenso ist Cato 64, 2 quam cftis.sfmt ctmftdu (sc.. o/tam), 1am maxime txptditt aufzufassen (obwohl oleum zufällig im ~atz vorher steht), Üs. s. oben p. 103 nach Thielschcr (s. Fn. 25) 95. Die gegenteilige Auffassung w1rd von Heurgo n (s. Fn. 24) 54 vert reten: "1.ln factus, c'cst la mesure d' huile qu'on fabrique (ctmfidun t) en une scule fo is".

R

/l(lsa olearia quot et quanta habeant quibus conficiunt ifllll. "hostus

öl ...

nennt man, was aus einem factus an Öl30 (zurück)gewonne n wird. AJs factus be-

u •

110

Zur evenm~en Konstruklion quod _ olei vgl. gegebenenfalls die Beispiele bei CE. Bcnnct, Syntax of Earty Laun, vot ll. Boston 1914 (Nachdruck Hildesheim 1966) 33 (z.B. Cato 1.56, 6 quod uoltt cibi; 12, 4 quod Iod supuerit)

s. F. Hultzsch, Griechische und römische Metrologie, 2. Aufl ., Berlin 1882 (Neudruck Graz 1971),

104. )1

uas oftarium ist nicht Öl•, sondern Keltcrgefäß. Vgl. Calo 10, 2; J. Hörlc RE XVI (1937) 1728, 46

r. 111

HEINER EJCHNER

Lat. hostia, hostw, hosfire und die stellvertretende Tiertötung

etwas vagen Vermutung ''redi1us als Ausgleich für die aufgewandte Arbeit"" zu begnügen. Es handelt sich nicht um eine beliebige Kompensation für den Produktionsaufwand - hie Kosten, hie Erlös -, sondern um die konkrete Gegenüberstellung zweier stofflicher Größen: Die festgelegte Anzahl von Scheffeln der verarbeiteten Oliven und die zu messende Anzabl von Scheffeln36 des daraus gepreßten Öls. Man gibt die Oliven in die Kelterei und erhält gewissermaßen im Austausch das gepreßte Öl. Es ist denkbar, daß hostus wsprünglich einen weiteren Anwendungsbereich gehabt und beispielsweise in der Müllerei die Menge des gemahlenen Mehls im Vergleich zum Mahlgetreide bezeichnet hätte. Da aber in der Ölkelterei die Relation zwischen Preßgut und gewonnenem Öl je nach Olivensorte und dem Ausfällen der Ernten stärkeren Schwankungen unterliegen mußte, hätte sich der Begriff hostu.s wegen seines höheren praktischen Relevanzgrades in der Ölkelterei besser gehalten als anderswo. ' Die Beurteilung des bei Uarros Definition von hostus im Definiens erscheinenden Substantivs factus macht sehr große Schwierigke iten. Rein deskriptiv gesehen siod dabei zwei verschieden flektierende Wörter zu unterscheiden, nämlich einerseits ein zwischen maskulinem37 und neutralem38 Genus schwankender 0 •

Stamm39 und andererseits ein maskuliner u-Stamm-40. A ls Bedeutungen sind '(die einzelne) Ölpressung'41 und 'die bei einem Preßgang verarbeitete Olivenmenge' 42, 43

"

• n

112

So Walde/Hofmann~ (s. F~. 2) 66 1 im Anschluß an Thurneyscn (s. Fn. 18) 6. Thurneysen hatte entsprechend auch die Göttin Hostilina als die 'Göttin des Ertrags, die dem Landmanne das Gesäte ~.am t dem Lohne für seine Arbeit wieder einbringt" interpretiert. Er konnte sich dabei auf eine Außerung Uarcos stützen, Res rustiClle I 2, 8 duo in primis spectasse uidenmr Jtulici homine.s colendo prustnrne fructus pro impcnsa ac Labore redire et utrum saluber lccu.r wet an - non ... nemo tni"; sam.u debet uelle inpensnm ac sumptum facere in c11/turam, si uidtt, non passe ref,c( nec, si polest refiarefrudus, si ~idet ~os fore ut peslile11tm dispereant-Pür die Feldbestellung scheint man in Italien vor allem auf zwei Ges1chtspunk1c geachtet zu haben, ob närnJich für Material und Arbeitsaufwand eine (hinreichende) Menge an Feldfrüchten wiedci- einkommen würde und ob die Örtlichkeit seuehenfrei wä~ oder nicht ... Niemand, der im Vollbe:l'itz seiner Denl.iähigkeit ist, dad sieh unt~rfangen, Mittel und Kosten für die Landbestellung auf,:uwenden, wenn sie voraus-sichtlich nicht zurücke.rhal~cn werd~n können, oder, falls er (entsprechend) Frikhte zurückerhalten kann, diese vorauss1chtl1ch an emer Seuche zugrunde gehen werden." - Thurneysens Interpretation des Göt~erna.m_ens ließe die bei August Ums, De ciuitate del IV 8 erschein~nde Formulie ru ng c11m segetes 110111s arn·hs aequrmtur als "wenn die Saaten durch die neuen Ahren ausgeglichen ( erreicht, wettgemacht) werden' (sc. ist Hostiüna Schutz-patronin) verste hen, würde aber allerdings schlecht ;~~eeu7 ;~~~::~n;~n~_pas~en, in den diese Angabe bei Augustinus (bzw. seiner Quelle Uarro)

~~~h~er Messung

des Öls nach dem Volumen gibt es allci-dings auch d ie Messung nach dem

Eindeutig an der im Text zitierten Uarrostelle Res rusticae 1, 24, 3 an der Wiederaufnahme durch quem erkennbar. In den Lexika ist der Sachverhalt ungenau dargestellt (ThLL VI 128, 3 J und OLD ID 670_ c), doch findet sich das Richtige in den einschlägigen philologischen Arbeiten, s. R. Krumb,egel (s. Fn. 22), W.D. Hooper/H.D. Ash (s. Fn. 24) AS. Pease (s. Fn. 52), R. Goujard (s. Fn.

24), J. Heurgon (s. Fn. 24). 31 :i,



Columella Xß 52, 22 N.-A. Pl. n.focla, s. Fn. 43, b). Sg. Gen.facti Columella XJI 52, 19 (s. Fn. 43, b); Abi.facto Uarro, Re.,; mslicae I 24, 3 (s. oben im Text); PI. n.fac.ta (s. Fn. 38). PI. Akk./actu.r bei Cato 67, l (s. Fn. 41) und Ptinius d.Ä., Naturalis historia 15, 23 (s. Fn. 46). Cato De agricultura 67, 1 factorib1.u det in fac/11.S olei sextarios et ir1 luccma quod opus siet "den }lreßkn~chten (Ölkelterern) gebe er für d ie einzelnen Pressungen je einen Sextar (0,54 Liter) Öl und für die Öllampe, was dafür etwa nötig sein dü rfte". S. noch Fn. 47. Vgl. K Ahrens, Columella über Landwirtschaft, Berlin 1972, 459: "facrwn oder factus bezeichnet die Menge, die bei einem Arbeitsgang unter die Presse kommt".

,u

a) Uarro Res rus1icae I 24, 3 factum dicunt q11od u,10 tempore conftci11nt •AJs Preßquantum (focrus) bezeichnet man, was man auf einmal (sc. an Oliven) verarbeitet". Vgl. oben im Text, wo aus der Gegenüberstellung mit ilos/11S der Bez.ug des fac/us auf die vera rbeitete Olivenmenge (und nicht auf die gewonnene Ölmenge) deutlich hervorgeht. b) Catotestimonium bei Columella XII 52, 18-19 (p. 71, 18-19 Hedberg): p/erique agric.o/arum credidemnt, si sub tecto baca depo11atur, olcum in tabulato crescere, quod 1am fa/Jum est quam in area fnmrenta gmndcscere. idquc me11dacium illc Porcius Cato sie rcfellit: (19) ait enim in tabulato co11rugtlri aliuam minorcmqm: ficri; proptcr quo, wm facti unius mtnsumm mslicus sub tecto reposuerit el post multos dies eam malere uolucrit, oblitus prioris mensume, q11am inwlerat, a alio aceruo, similiter seposito, quantum q11e men.mrae defuil, supplet; eoque facto uide wr plus semi11ietae quam recen/es bacae reddere, cum lange plures modios acceperit. "Die meisten Landwirte haben geglaubt, wenn die Beer1:.n (e rst) unter Dach gelagert würden, so vermehre sich (während der Lagerung) im Schuppen der Olgehalt. Das ist gen11uso fa lsch wie der Glaube, das Getreide wachse noch auf der Tenne weite r, und der bekannte Poreius Cato hat diesen Irrglauben wie folgt zurückgewiesen: Er sagt nämlich, im Schuppen schrumpften d ie Oliven ein und würden kleiner. Deshalb ergänzt ein Landwirt, wenn er das Maß (d.h. die abgemessene Olivcnmenge in der Höhe) eines Preßqumrtums unter Dach gelagert und sich viele Tage später entschlossen hat, die Oliven zu mahlen, von einem anderen, gleichermaßen gesondert gespeicherten Haufen soviel, wic jewcils dem (vollen) Maß fehlte, und denkt dabei nicht mehr an das erste Maß (Höhe des Oliven-quantums), das er eingelagert hatte. Dadurch scheint es ihm, als gäben halbvertrocknete Beeren mehr als frische, da er ja bei weitem mehr Scheffel (Öl) erhalten hat." (Das Zitat bezieht sich auf C11to 64, 1-2, doch scheint Columella seine eigene Inteqiretation zu bringen, vgl. E. HingstfP. Thielschcr, Bonner Jahrbücher 157, 19S7, 58'). Sachlich wäre hier die Übersetzung "das Maß (d.h. die abgemessene Olivenmenge) für eine Pressu11(' genausogut möglich, doch weist die Dcklinationsldasse - unt·er der Voraussetzung, d11ß kein altlateinischci-1-Genetiv vom u-Stamm vorliegt- auf 'Prcßquantum'. c) Columella XIl S2, 20 (p. 71, 140..72, 144 Hedberg): A1tame11, ur maxime id uerum esse, 11ihil minus a pretio uiridis olei pliu quam multitudinc mall nummorum con1,ahitur. sed er Cato dicit: ec sie quidem quidquam ponderis auf mensurae o/eo accedit, si portionem uelis in factwn adiectae bacae computare. quapropter dubitore non debemus /ectam o/iuam primo quoque tempore comnolere preloque subicere. "Doch angenommen, diese Meinung (gelagerte Oliven ergäben mehr als frische) wäre völlig richtig, so wird doch aufgrund des (höheren) Preises des (aus frischen Oliven

113

Lat. hostia, hostus, hos//re und die stellvertretende Tienötuog

H.EiNER EICHNER

zu verzeichne n. Öfters fä llt die Entscheidung zwischen beiden Möglichkeiten schwer"\ auch eine zusätzliche Bedeutung 'je bei einem Preßgang erzielte Ölmenge>4S ist in Betracht zu ziehen*. Eine gewisse, wenn auch nich t voll ausgewonnenen) grünen Öls (damit) mehr Geld erlöst als durch d ie (größere) Menge des schlech1en. Denn auch Cato sagt weiter: Und so nimmt das Öl freilich keinen Deut an Gewicht oder Volumen zu, wenn du den Anteil der zum (ursprilnglich schon einmal vollen) Preßqua11tum (nach träglich) hinzugefügten Oliven mit anrechnen willst. Deshalb dürfen wir nicht anste hen, die gepflückten Oliven z um jeweils frühestmöglichen Zeitpunkt zu vermahlen und unter den Kelterbaum zu brin gen.• Ebenso übersettt Ahrens {s. Fn. 42) 377 "Anteil der zu der ursprünglich. vorgesehenen Menge zugefügt en Beeren". Hier wäre die Auffassung "den Anteil der für das Pressen h.inzugefügte n Oliven• ebenfalls möglich (vgl. Jün gs t/Thlelscher Lc. 'beim Keltern'), doch muß dieser Beleg in Zusammenhang mit dem bei Columella unmittelbar vorhergehendem Beleg b) gese hen werden. d) Columcl!a XII 52, 22 {p. 72, 154•161 H edberg): fisci.r autem non i.rdem probum et c/barium o/e11111

premi oportebil: nam ueteres ad caducam olirwm, 11oui autem ord/11ario t1pturi oleo, semperque, cum expruserbzt facto, stat/111 feme rztissima debenl aqua bi.r am ter elui, dei11de, si sit profluew, i1(ppsitis /apidibus, w pondere preJsi detineamur, i11mergi, uel, si nec flumen est, in /neu aut in piscina quam purissimac aqune macerari er postea 11i,gis uerberari, ut sordes faecesque decldrmt, et iterum elui siccarique ."Sodann wird das minderwertige Öl nicht un ter Verwendung derselben Kcherbeutel wie das gute Öl zu pre.~scn sein. Die alten (vom Vorjahr stamm enden) Beutel müssen närnüch für die Falloliven, di e neuen aber für das regulifre Öl bereitgestellt werden und stc1s mii.ssen sie, nachdem die Preßquanten (sc. an FaU• bzw. Leseoliven) ganz ausgepreßt worden sind, sofort mit gam: heißem Wasser zwei- oder dreimal ausgewaschen werden. D anach müssen sie mit Steinen, deren Gewicht sie (am Grund nieder• und) festhalten soU, beladen und in ein fließeodcs Gewllsscr, falls vorhanden, niedergelassen werden. Oder sie milssen, falls kein Fl uß da isl, in einem möglichst sauberen Sec oder Weiher gewässert werden. AnschJießend müssen sie, damit Schmutz und R l1cksländc abfallen, mit Rut en ausgeklopfl, abe rmals ausgewaschen u nd dan n getrocknet werden•. Man kann hier schwanken, ob die 'Preßquanten' auf die Oliven oder das Öl z.u beziehen sind und außerdem auch

~~~

:7!'

8

~~~:~~~~;~ng-l;~~r i::r;~!e~:e~~~rin~~k~i~;~:!~:e::!: u~~ä~::~u:;~ konkrete Augenvermerk des Verfassers hier auf die Kelter-beute[ (zu m Begriff s. E. Jfings t/ P. 'Thielscher, Donner Ja hrbücher 154, 1954, 87-90) mit ihrem Olivenquan tum gerich tet ist und sich au[ die volle Zeitspanne von der Bereitstellung der leeren Beutel bis zu ihrer gründlichen Rein igung von den letctc n Preßrückständen der cingefüll!en Olivenquanten erstreckt. So können alle Belege bel Co!umella einheitlich als o..S ta mm factum 'Preßquantum {an Oliven)' au fge fa ßt werden (a nders ThLL VI 144, 14). S. noch Fn. 48. 44

s. Fn. 43, b)-d); Fn. ,17.

1

Vg.1. ThLL Vl 128, 29 (Jac/um) "metonymice de mensura olet'' und OLD m 670c (oben) sub uoce factum , -r 11. 4 ' ... (spec.) the qua ntity of oil pressed at one tin1e, a pressing' und Ill 670 c (M itte) sub uoccfactus'- -11s m. 'A press ing cf olives, the quantity pressed at one ti me'.

"'

Pl.inius d. Ä., NaLura lis historia X:V 23 postca inue11tum w lauare111ur utique fcruenti aqua, prorinus prelo subicerenr11r solidac - ita cnim amurca exprimilllr - , mox trapctis fracta t prcmcrc,uur iterum. prtml plus quam centenos modios 11011 proba11t: fac/u:; 11ocat11r. quod uero post molam primum apresswn esr, f/01. facou tres gemino foro a quatemis hominibus noctc e1 die premi ilutum cst. "Später ist man darauf gekommen, die Oliven mi t möglichst heißem Wasser zu waschen, sie um geh.end



unzerk.leinert in die Presse zu geben - so wird nä mlich das Fruchtwasser (der Ölschaum) herausgepreßt - und sie bald darauf, nachdem sie in Kollergängen zerstoßen worden sind, abermals zu pressen. Man hält es nicht för tunlich, mehr als jeweils hunder1 Scheffel zu pressen: Das wird ein

114

reichende Entsche idungshilfe ergibt sich bei Berücksichtigung der Morphologie. facws, -iis 'Pressung' (Fn. 40) ist gewöhnliches tu-Abstraktum, dem die geläufige Wendung oleum facere oder die seltene oleam facere 41 zugrunde liegt. Wie häufig bei . Abstrakten darf mit einer zusätzlichen konkreten Bedeutung 'Preßquantum' gerechnet werden. Nur konkret kann ein substantiviertes Partizip factum 'das Gepreßte' = 'Preßquantum' aufgefaß t werden48 . Wenn bei Uarro statt des envar teten Neutrums ein maskuliner o-Stamm erscheint (ex uno facto ... factum quem ...), so kann Beein-flussung durch den Korrelatbegriff hoslus vorliegen, der in diesem Falt als O· Stamm zu bestinlmen wäre. Andererseits könnte Uarro, der kein Agrarfachmann war, die beiden Wörter factus, -ils 'Pressung, Preßquantum' und Jactum, -i 'Preßquantum' verwechselt haben, umso leichter, als im Altlateinischen u-Stämme teilweise auch nach der 2. Deklination gebildete Formen aufweisen. Daher ist bei der von Uarro abgeführten Definition auch damit zu rechnen, daß ursprllnglich gemeint gewesen ist quod ex uno "'factu olei reficitur "was aus einer Ölpressung wiedergewonnen wird". Für die Bedeutungsbestimmung von hoslus hätte das keine gravierenden Konsequenzen, da der Vergleich zwischen den Preßquanten an Oliven und Öl immer noch impliziert ist. Es sind nuo noch zwei konkurrierende etymologische Vorschläge z.u erwähnen. A. Walde stellt KZ 34, 1897, 489 lwstus 'Ertrag' als ursprünglich INIES (etrusk, Inschrift) 'Hosinii' zu erschließeode parallele Namensform *hosis < •GHOSJ.os (Ableitung von *G"osos) ist im Hinblick auf beth. kassas besonders hervorzuheben. Die für tat. hostia usw. und heth. kassas vorauszusetzende uridg. Wurzel •g'e/as oder •fe/as 'Ausgleich leiste n, zurückerstatten, ersetzen' scheint zunächst offenbar anderweitig unbezeugt zu sein . Versuche, auch •g"6stis 'Gast, Fremdling' (reflektiert im Lateinischen, Venetiscben, Germanischen und Slavischen) als den 'Gleiches mit Gleichem Vergeltenden, Geschenkhandel Treibenden'w oder als den 'gleichartige Rechtsstellung Innehabenden' 210 hier anzuschließen, würden den Kreis der beteiligten Sprachen etwas erweitern, doch können sie schwerlich überzeugen. Jedenfalls besteht hier die alternative Möglichkeit, ebenso wie bei dem gleichbedeutende n, wenn auch morphologisch anders strukturie1tem •ksJn!J,o-s211 (in griech. ~Ev0..oüµru ßO'..Athm < •--eomai -eetai beruhen9 • c. Oder das eo-Futur sei bei der Wurzel omo zwar sekundär; seine Einführung sei aber hier doch schon so früh erfolgt, daß 0µE1°'Tm bei Homer echt, 6µoüµm dagegen attizistischer Ersatz für ein *0µriiµm sei, aufgrund von att. Oµoüµm (belegt AI. Nu. 246) neben att. öµtl'.'tru (belegt E. Fr. 151,16). - Zu e inem ähnlichen Ergeb10 nis wie unter c kam nach einge hender, geistreicher Beweisführung auch Ruiperez • Gegen die Deutung c erhob jedoch wiederum Cowgill11 den gewichtigen E in-wand, daß hom. IJ.µ /i/ vor Velar) neben /u/ in occup.ire < • /okk:Jpiisi/ (zu cäpere mit • /a/ > /u/ vor Labial).22 Für die Assimilation des Sproßvokals an den umgebenden Vokalismus gemäß (Zb) bis (4b} sei auf das Althochdeutsche verwiesen. Dort entwickelt sich ein Sproßvokal etwa in • f"r/° / oder */" rh "/, dessen Realisierung danach vom Vokalismus der Folgesilbe abhängt: vgl. etwa bei Tatiao das Nebeneinander von bife'lhan (ohne Sproßvokal) neben bifilihit neben bifalah neben bifuluhun.:o

Z ugrunde liegt beiden Szenarien d ie Genese eines Sproßvokals: also

*/#H,CV,'/ > "/#H;,CV,' /. D as Szenario (2a) bis (4a} fü hrt in der Folge zur (für das Griechische charakteristischen) Dreifachvertretung der Larynga le (wie sie mit • /#h 2c· / > * /#ac• / auch in den in § 5 genannten Lautungen hom. [&.v-]

*/#II,,,cv,·;. (3a) Entwicklung des Sproßvokals zum Vollvokal: es resultiert • / #I-Ixf::CV, • /. (4a) Ausfall des Laryngals: es resultiert* J#i:J:CV," /. Alternativ hierzu wird Szenario (Zb} bis (4b) myk. Je1:t:epse/o-/ und analogen Lautungen (wie den in § 5 genannten hom. EE:Bva., Upyw oder Upo1)) gerecht. (2b) Ass imilation des Sproßvokals an den umgebenden Vokalismus: also

'/#fl;,CV, '/ > '/#H;,,CV,"/. (3b) Entwicklung des Sproßvokals zum Vollvokal: es resultiert"' /#H„V~cv,• f. (4b) Ausfall des Laryngals: es resultiert* /#J/",CV,"/ . Identische Szenarien können für die Entwicklung von inlautendem, interkonsonantischem Laryngal (etwa im Falle der in § 5 genannten myk. me-re-ti-ri-ja oder µlye:-&oc;) bzw. von interkonsonantischem Sproßvokal (im Fa lle der in Anm. 19 genannten Formen) angenommen werden. Die Frage, welche Bedingungen jeweils Entwicklung (2a) bis (4a) oder (2b) bis (4b} begünstigen, kann an dieser Stelle nicht eindeutig bea ntwortet werden. 21 Beide Entwicklungen sind jedenfalls typologisch u nbedenklich: Für die Assimilation eines Sproßvokals an ein umgebendes nichtsitbisches Segment gemäß (2a) bis (4a) sei auf das Lateinische verwiesen. Dort entsteht durch die Schwächung der Kurzvokale in Mittelsilben ein Redulctionsvokal • /Jj, dessen Realisierung in der Folge von der Artikulationsart des folgenden nichtsilbischen Segments abhängt; vgl. etwa /i/in lat. conficiö < "'/konfekiö/ (zu

11

210

Die Assimilation des Spraßvakals an den Laryngal gemäß Szenario (2a) bis (4a) ist jedenfalls besser dokumentiert: in wortanlautender Position findet sich /#li!!e' / aus */fl:h;y!._u;' / so etwa in a1€(c.> 'wehre ab' < •/h./ekre/o-/, &~Sw 'beraube' < "/h-pterde/o•/, C!ftC()yw 'pßOcke ab, ernte' < * /ht11u'ge/o•/ oder &.€(c.:i ' mehre' < /hi.fekse/o-/. Ferner exis1ieren zu Farmen, die sich gemäß Szenario (2b) bis (4b) entwickelt haben (so etwa ü:Bva. bzw. Üpol)) vielfach Nebenformen nach (2a) bis (4a) (so etwa 'fu:8vov oder l¼>oav). Dies aUes spricht dafOr, daß Behandlung (2a) bis (4a) den Normalfall darstellt.

§ 7. Die Resultate unserer Untersuchung las.sen sich folgendermaßen zusammenfassen: Das mykenische Hapax e-we-pe-se-so-me-na ist mediales Futurpartizip zu einem Verbum /eyepse/o•/. Die der se/o-Ableitung /e!jepse/o-/ zugrundeliegende Verbalwurzel *'/eyebh-/ geht auf die idg. Wurzel "'Hyebh- 'weben' zurück, wie sie in griech. ll[flolvw, ahdt. weban, toch A wäp·/B Wllp- u.a.m. vorliegt. Zu idg. "'Hyeb"· ist ferner heth. lJ.uppiii-/!Juppila- zu ziehen. Dieses reflektiert ein nasalinfigiertes Präsens */!}u-m-b-/, wie es nach Ausweis von ved. wwbhbzw. umbh- für idg. 'weben' charakteristisch ist. Dam it ist für *Hyeb"anlau tcndes *#h 2 " (das beißt eine Wurzelgestalt *hz!ell'-) gesichert. Ein eiweitertes Verbum* / hz!et/'-se/ o·/ sollte im Griechischen durch• /ayepse/o-/ fortgesetzt sein. Für eine abweichende Lautentwicklung von • /#h,;Je·; beziehungsweise jünger • / hi:Ji:!:e~ / zu griech. */#'eye • / finden sich jedoch ausreichend Parallelen. Die Interpretation von e-we-pe--se-so-me-na als /eyepslsomena/ '(Wolle) zum Weben/zur Herstellung von Textilien' wird desha lb auch unter einem revidierten Wurzelansatz "'hz!ebh- nicht in Frage gestellt.

n

Vgl. für Einzelheilen zur lateinischen Mittelsilbenschwächung die Dars1d!u ng bei Rix 1966 (vor allem S. 160 ff.).

u

S. wm Althochdeulschen Braune-Mitzka 1967, 69.

211

Ivo HAJNAL

Myk. e-we-pe-se-so-me-na und die Frage eines frübgr. Umlauts

literatur

STRUNK 1986: K. Strunk, Kypr. (e)U für bt(: eine vox nihili?, in: o-o-pe-ro-si, Festschrift für Ernst Ri.sch zum 75. Geburtstag, ed. A. Etter, Berlin-New York 1986, 253-269. VENTRIS-CHADWJCK 1973: M. Ventris-J. Chadwick, Documents in Mycenaean Greek, Second Edition by J. Chadwick, Cambridge 1973. WERBA 1997: CW. Werba, Verba Indoarica: die primären und sekundären Wurzeln der Sanskritsprache. Ps. 1 Radices primariae, Wien 1997.

AURA JORRO 1985-93: F. Aura Jorro, Diccionario MicCnico (Diccionario Griego-Espafiol, Anejo I). Volumen I, Madrid 1985; Volumen II, Madrid 1993. BADER 1969: F. Bader, Etudes de composition nominale en mycinien. I: Les prefixes melioratifs du grec, Roma 1969. BECKMANN 1983: G.M. Beckmann, Hittite Birth Rituals. Second rcvised cdition ( = StBo'f Heft 29). Wiesbaden 1983. BEEKES 1969: R.S.P. Beekes, 'The Development of the Proto-Indo-European Laryngeals in Greek, The Hague-Paris 1969. BRAUNE-MlTZKA 1967: W. Braune, Althochdeutsche Grammatik. 12. Auflage bearbeitet von W. Mitzka, Tübingen 1967. DEBRUNNER 1955: A Debrunner, Das altindische Wort für die Spinne, in: Corolla Linguisti1m su/ik uuillio, godes, famndien uuäsu11.

'"

238 1 f. ac ge11g lmu tM the g6do e11di is iungaron mid imu, / frillubam godu,

,.

450 f. unllllal thnJ frillubarn godu fiartig l,abda / dago e1ulj nahto. 760 (. 17,ar 111111 frl/Jubam godu / 1monoda an uuilleon 1166 f. Thar sie thal fn'lfubarn godes / bi 1/,es stes stalle selbo gr6tta 2099 TM spruc Im eft 1haJ fril111bam godes 1078 f. Thal frill1.1barn tholode / 1mrMes uuil/eon 3022 Thd g/Mrde that frillubam godu 3836 f. that sie ina farfuigi,~ huand imu thoJ frilJubam godu / uuardode uui/J the u1uMor1 3943 1716 sprak that frlllubam godu: 4494 [. 'Than uul.ue thaJ frillubam godes 5349 Thuo sprac eft thal frillubarn godes:

Nur ganz vcrein1.ell ftnd ct sich bei einem voran- und nachgestellten Oeni1iv ein artike.lloscs Akkusativobjekt, Die Filgung umfaßt einen Halbvccs: 5142 ff. Pilatus antfeng / at tlu:m u11amsca6un uualdandes bam, / simdea l&en. 3883 f. Thö gifmgn lk that sie frdgode fril!ubam godu, / aflaro g111110110 bat 834 f. habdun im te gistlfea sunu drohti11es, / aflaro bamo bezta Vgl.auch: l entü fundun s411 folco drolltin, / lil.Uko hlrron.

:.o

2208 ( F~/t siu tM te fuotun Oistes endi lhena folco drohtin / loboda for thuo liutko muiigi 'Da fid aae ihm zu Fllßcn, und den Volkslcönig lobte sie voc der Leutcschar'. Demgegcnilbcr ist /andu uuard in: 22A6 f. Thuo da /andu uuard / uudddwi mid iro uuordon wohl, wie Pipcr vorscltligt, in tllana landes uuard zu verbessern.

260

Uuänom up ostuod that sie im uualdand 14, / thaJ frllfubam

"

61,7 f. /hat sie lhal frillubam godes fundui habdun, / hliagnn hebencuning.



3898 [. hulJ sie u11ordheti / uuilf thal fri/Jubam godu frwnmien ~tin.

lhemu fltkk n4hor.

u,

•AJtgemeine Anaphora". Zum Artikelgebrauch im Heliand

ROSEMARIE LOHR

fri6ubarn godes, fuor im thuo thar hie uuelda •Glänzend auferstand (das) Friedenskind Gottes, ging dann, wohin er wollte• Doch gibt es einen Sonderfall: Nur bei der Fügungfri6ubam godes belegt, fehlt der Artikel einmal am unmittelbaren Beginn eines Kapitels: (27) 4526 f. Friil'ubam godes geng imu th8 eft gisittie11 under thaJ gestöo folc •(Das) Friedenskind Gottes kam dann wieder zurück, um sich unter die Anhängerschar zu setzen" Läßt man diese Ausnahme im folgenden außer Betracht, fügt sich auch der Artikelgebrauch der seltener belegten, den Gottessohn bezeichnenden komplexen Fügungen, der nach Behaghels Auflistungen regellos erscheint, diesen R egeln: Die Phrase erscheint als Subjekt, Akkusativobjekt und hinter Präposition be i voran- und nachgestelltem Genitiv mit defi uitem Artikel (Regel 1): (28) 1189 uuero an thesero uueroldi. ThO giuu€t im the uualdandes sw1u, "... wahrlich in dieser Welt. Da zog der H errschers Sohn ... " und zwar auch in Verbindung mit dem schwachen Adjektiv (Regel Sa): (29) 3058 'thu bist the uutiro uualdande.s s1mu •du bist der wahre Herrschers Sohn• (30) 2688 ni s6 uureöen uuilleon, thal sie mahlin them: uua/danda sunu •... eine so böse Gesinnung. daß sie den Herrschers Sohn konnten ...• (31) 2284 SO deda lhe drohtines sunu dago gehui/iku •So handelte der Herrschers Sohn jeden Tag• (32) 1222 uueros thurh inan uuilleon: swne sOhtun sie 1h01 zmaldandes barn "... Männer mit einem Willen: einige suchten das Herrschers Kind auf' (33) 989 uuonoda im otxzr them uualdandes bame. Aftar quam thar uuord fon himile41 "... verweilte über dem Herrschers Kind. Danach kam das Wort vom Himmel~ (34) 5926 f. Sia ni uuissa, that sia thie su110 drohtines g1uotta mid godaro spriicun: "Sie wußte nicht, daß sie der Sohn Gottes mit gütigen Worten ansprach" (35) 2289 f. thes sie thar that geuuin dribun uuiö sell'xm lhene sunu drohtines. ThO he im mid is ges16on giuu€t •daß sie dort Streit anzettelten gegen den Sohn Gottes. Da ging er mit seinen Gesellen"

Demgegenüber fehlt der Artikel in der Apposition (Regel 4b): (36) 2694 f. for imu th6, thar he uuelde, 42 a,z €ne uuöstunnie uualdandes sw1u, •er ging dann, wie er wollte, in eine Wüste, (der) Herrschers Sohn• und beim nachgestellten Subjekt (Regel 2): (37) 962 Uuas im thuo an is uuastme uualdandes barn'°. "Er war nun erwachsen, (das) Herrschers Kind•

2.2. Gottes Engel Nicht so einfach wie bei dem eindeutig identifizierbaren Denotat Gottes Sohn liegt der Fall bei Gottes Engel, denn anders als bei dem Wort S0/111 handelt es sich bei Engel um ein sortales Nomen. Doch findet sieb auch bei dieser Fügung Voran- und NacbstelJung des adnominalen Genitivs. Im FaUe eines vorangestellten Genitivs tritt der definite Artikel dabei auf, wenn der bezeichnete Engel eindeutig identifizierbar ist, wie bei der Bezeichnung des namentlich genannten Erzengels Gabriel als Subjekt. Das funktionale Konzept e nth ält dann ein semantisches Definitum: (38) 444 ff. s6 it the godes 01gil Gabriel gisprac uuliron 1uwrdu.n 01di them uwöe gibod. bodo drohtines, thO siu irist 1hat bam antfeng uudnum te thesero uuuoldi. "wie es der Gottes Engel Gabriel mit wahren Worten sagte und der Frau gebot, (der) Bote (des) Herrn, sogleich als sie das Kind empfing herrlich in dieser Welt• Ohne Namensnennung fehlt der Artikel der als Subjekt gebrauchten Fügung jedoch am Satzende (Regel 2); vgl. mit drohtin als Synonym für 'Gott': (39) 315 ff. 7716 ni uuas langte thiu, tltat im thar an drOma quam drohti11a engil, he'l>anczminges bodo "doch es war nkbt lange danach, daß ihm da im Traum (der) Herrschers Engel erschien, (der) Himmelskön igs Bote•

1049 f. Than habda he ls hugi fasto / uui6 thana uuam.rca&m, u.u.afdtmdu bam. 0



1

262

3126 f. liomon stddun / 11u4namo fan themu uuaJdandu borTM,· uuart1is reuu4di sd hufl.

Doch folgt bei einem 1r1ikellosen Subjekt auch einmal da.s Prädikat am Ende du SalZeS: 2028 ff. Thall thoh gitrt2oda siu uud / an iro hugisiceftiun, hllog thiorne, / thoJ U oftar them uuonlwl uualdandu bam, / hlft4ndoro bul hefpa,r uueldi.

263

ROSEMARIB LOHR

•Allgemeine Anaphora". Zum Artikelgebrauch i.m Heliand

Steht das Bezugswort voraus, findet sich wiederum der definite Artikel, wenn, ohne einen Namen zu nennen, der Engel Gabriel gemein t ist; vgl. beim Subjekt: (40) 256 ff. idis antheli, Thar sie Jhe engil godes an Nazarethburg bi namon selbo grOUe geginuuarde •... die fromme Frau. Da sprach sie der Engel Gottes in Nazaretb mit ihrem e igenen Namen direkt an" Vgl. dagegen das Akkusativobjekt mit einem anaphorischen definiten Artikel: {41) 269 f. Th6 sprac im eft thiu magalJ angegin, uuilJ tha,,a engil godes idiso scOniost •oa antwortete füm wiederum die Jungfrau, dem E ngel Gottes {die) schönste (der) Frauen''

gihueritiida an halba; ~, endi im uppan them hliuue gisat diurlic drohtines bodo. "Es lagen die W ächter, die Gesellen, besinnungslos. Zur Seite glitt alsbald der Felsblock von dem Grab, als ihn der Gottes Engel zur Seite wegwälzte, und auf das Grab setzte sich (der) glänzende Herrschers Bote." Und anaphorisch: (45) 5812 ff. all uuurow, Jan them grurie thiu fri an forahlon mikilo,i, fiuffor ,ie gidorstwt te themo grabe gangan, €r sia thie godes engil, uualdandes bodo uuordon gruotta "da ergriff sie Schrecken, die Frauen wagten nicht weiter aus Furcht zu dem Grabe zu gehe n, bis der Gottesengel, des H erre n Bote, sie mit Worten

Doch kann auch dann, wenn der Name eines E ngels nicht weiter genannt wird, der definite Artikel erscheinen, etwa im Falle der Bezeichnung des E ngels, der den Hirten auf dem Felde die Geburt Jesus' verkündet. Während der althochdeutsche Übersetzer des Tatian die latein ische Fügung a11gelus domini mitgotes engil wiedergibt und es bei Luther des Huren Engel heißt, hat der Heliand-Dichter so: {42) 427 f. Habda im the engil godes al giuutsid torhtun t€c11wt

"Es hatte der Engel Gottes ihnen {den Hirten] alles gewiesen mit deutlichen Zeichen" Das Denotat wird hier aber ebenfalls eindeutig identifiziert, und zwar, wie es bei den pragmatischen Definita der Fall ist, kontextuell durch die Verbindung mit anderen Entitäten: Es handelt sich eben um den Engel, der in der Nacht, in der Jesus geboren wurde, für die Verkündigung zuständig ist. D agegen febJt der definite Artikel bei Voranstellung des Genitivs in Verbindung mit einem sta rke n Adjektiv (Regel Sb}, wenn Bezug auf denselben E ngel vorliegt: {43) 394 f. gisfilwn thar mahligna godes engil cuman, the im tegegnes sprac "sie sahen dort {den) mächtigen Gotte.s Engel komme n, der zu ihnen sprach" Auch die Bezeichnung des E ngels, der bei Jesus' Auferstehung den Felsblock vor dem Grab wegwälzt, drückt der Dichter mit bestimmtem Artikel und vorangestelltem Genitiv aus:

begrüßte" Vgl. Luther der Engel des Herrn (Mattb. 28,2} gegenüber Tatian 217,1 gotes engil (angdus ... domini). · Ohne Artikel wird dagegen derjenige Engel bezeichnet, der Joseph und seine FamiLie zur Flucht vor Herodes auffordert - der Genitiv steht voraus: (46} 699 ff. 7716 uuar6 sdn aftar thiu uualdandes, godes engil cwnen Iosepe te sprdcun, sagde im an suuefne sltipandium an naht, bodo drohtines "Bald darauf war des Herren Gottesengel gekommen, dem Joseph zur Verkündung, er sagte ihm im Schlaf, dem Schlafenden in der Nacht, der Bote des Herrn ... " (47) 767 ff. 7716 1warlJ uuord cuman lhar an Egypti effiliun mannei that he lhar te Iosepe, godes e,1gil sprac, bodo drolltirtes

"Da erreichte das Wort dort in Ägypten den edlen Mann, das er dort zu Joseph, der E ngel Gottes sagte, der Bote des Herrn." Zwar könnte die Fügung godes engil in (46) deswegen artikeUos venvendet worden sein, weil ein adnominaler Genjtiv (uualdandes) davorstebt; und auch das Fehlen des Artikels in der Apposition (47) hat Parallelen (vgl. auch 446, 7CT2, 770 bodo drohtines;

{44) 5802 ff. Läg,m tha uuardos, thia gisiffos sdmquica: sdit up ah/€d thie grOlo sten fan them grabe, sO ina thie godes engil 264

265

ROSEMARlE LüHR

•A1Jgemcine Anaphora•. Zum Artikelgebrauch im Heliand

5815 uualda11de.s bodo; und mit starkem Adjektiv 5806 diurllc drolllines bodo44); daß jedoch dieser Engel unbestimmt gelassen wird, geht daraus hervor, daß der damit wohl identische Engel, der nach Darstellung des Dichters den drei Weisen aus dem Morgenland die Rückkehr zu Herodes verbjetet, auch nur artikellos godes engil genannt wird: ( 48) 679 f. Thar im godes engi/ sl.ipandiwi an naht suuelxm gilßgde "Aber Gottes Engel scb..ickte in der Nacht den Sch lafenden ein Zeichen" Bei Bezug auf diesen Engel findet sich bei vorangestelltem Bezugswort unmittelbar darauf der definite Artikel; d.h., der Artikel ist hier zur Kennzeichnung einer "direkten Anapher" eingesetzt. (49) 693 ff. Tho f6rw1 eft thie mall thanan, er/os 6stronie, al sO im lhe engil godes uuordun giuufsde:

"Schrecken erfaßte ihn, E ntsetzen im Tempel: er sah danach einen Engel Gottes in dem Heiligtum innen'"' Man sieht, bei eigentlich sortalen Nomina in Verbindung mit einem adnomi nalen Genitiv kommt bei Voranstellung des Genitivs der bestimmte Artikel vor, wenn die mit dem Bezugswort bezeichnete Entität ohne Kontext eindeutig identifiziert werden kann. Feblt in einem solchen Fall der Artikel liegt eine Ausnahme nach den angegebenen Regeln vor. Bemerkenswert ist, daß die Fügung "adnominaler Genitiv - Substantiv" daneben artikellos vorkommt, und zwar wenn das Denotat als nicht weiter identifizierbar vorgestellt wird. Dagegen findet sich dann, wenn das Bezugswort voraussteht, stets ein Artikel, und zwar der bestimmte oder der unbestimmte Artikel. Von rein anaphorischen Verwendungen abgesehen, steht der definit~ Artikel hier sowohl bei semantischen als auch bei den kontextuell zu identifizierenden prag• matische n Definita.

"Darauf gingen die Männer wieder weg. (die) Männer aus dem Osten, genau so, wie es ihnen der Engel Gottes mit Worte n verkündet hatte• Unbestimmt bleibt weiterhin der Engel, der Jesus auf dem Ölberg Mut zuspricht: (50) 4789 ff. Godes engil quam hilag Jan himile, is hugi fastnode, beldide te them bendiWJ. "Da kam Gottes Engel, heilig, vom Himmel, und gab seinem Her.ten Kraft, Festigkeit für die Fesseln." Vgl. Luther Es erschien ihm aber ein Engel und slärkte ihn (Luk. 22,43). Ein mal, und zwar bei der Schilderung der VerJ..iindigung Johannes' des Täufers durch den Engel, wählt der Dichter auch den unbe.stimmten Artikel, um zu bezeichnen, daß dieser Engel für Zacharias nicht weiter identifizierbar war'5: (51) 112 ff. grurios qufim1m im, egison an them a/afte: hie gisah thar aftar thiu Clma engil godes an lhem uuihe llman

2.3. (des) Himmels H errsche r usw. Nach der Betrachtung des Artikelgebrauchs bei relationalen und sortalen Bezugswörtern ist noch von Interesse, ob sich auch Fügungen, die aus einem funktionalen Basiswort und einem Genitiv bestehen, mit dem Artikel verbinden. Im Kontext eines Genitivs sind hier die Synony me für den Begriff "Gott" einschJägig, nämlich die schon angeführten Wörter drohtin, uualdand. Diese können nämlich wie das Wortgod selbst artikellos vorkommen und fungieren dann als einstellige funktionale Konzepte47: (52) 681 f. also il drohlin seif, uualdand uuelde "wie es (der) Herr selbst, (der) Herrscher wollte" (53) 2336 ff. qulllfun /hat imu uualdand seif, god alomahtig fargetxm habdi

.i

,u

266

4'

fdlsuuiue

:t/:/;ieB::ug auf Johannes: 3046 f. sum sagad that thu Johamiu .rf.r, / diurlic drohlinu bodo, the Nach Disle-Milller (1991: 116) signalisiert der indefinite Artikel "nicht :speziell Unbe-stimmtheit" ~i~e.hr liege. •~ine Funktion im Bereich der anderen Numeralia. Doch seine Verwendung IDlpliziere naturlich, "daß S[precherJ•H(örer]-Bestimmtheit nicht thematisiert wird, da {der) S(precher) aufgrund der Bxidusivitltsbedingung [Hawldns 1978: 17S ff.: -ia refcr to not-al11 gerade voraussetzt, daß :wsltzliche Referenten auch möglich wlren.•

Vgl. in der Apposition (Regel 4b): 139 f. Zacharias IM gimaltatda end/ imit! selbem sprac / droh 1inu engl/, e11di Im 1/aero dAdeo bigan. U nd bei vorausgestelltem Bezugswart: 249 (f. TM uuart! is ,wlsbodb / an Galilealand, Gabriel cuman, / engil thu a/ouualdon, thar he tne Ebenso be.i Naclllltellung des Subjekts (Regel 2): 170 ff. 7M u11ar6 il s411 g{lbtid sd, / giuuort!an te uu4ron, sd thar an lhun uuilw gisprak / eng{/ tha

alouunldon: uuar6 afd gumo. Doch fehlt der Artikel bei der Bezeichnung dieses Engels auch beim Dativ: 159 f. TM uuar8 lhat hebencunf11gu bodon hatm an is m&k, / llaal hc is giuuuku ~

47

=

uundron

LObner 1985: 299.

267

ROSEMARIB LOHR

müonma/Ui "sie sagten, daß ihm (der) Herrscher selbst, (der) allmächtige Gott, größere Macht gegeben habe" In Verbindung mit einem vorangestellten adnominalen Genitiv, also zur Bezeichnung eines komplexen funktionalen Konzepts, findet sich wiederum der definite Artikel: (54) 1315 thie lu:bbiad iro herta gihre/Jod: thie mOtw1 thane hetJenes uua/dand "... die ihr Herz gereinigt haben: die sollen den Himmels Hemcber .. : (55) 3025 f. Mikil is th'in gilobo an thea mahl godes, an thene liudio drohtin. Al uuiröid gilistid sO "Groß ist dein Glaube an die Macht Gottes, an den Volks Herrn. Alles wird so vollbracht ..." (56) 5932 thiu /Chmia an thena folko drohtin, no'lxln that iro friöubam godes "... die Frau den Volks Beherrscher, nur daß ihr (das) Friedenskind Gottes ... Der Artikelgebrauch stellt sich hier zu den Fügungen, deren funktionales Grundwort allein keine Bezeichnung für Christus darstellt; vgl. mit vorangestelltem Genitiv: (57) 1382 f. lüde tlte lande.s uuard liudi sine mid hluttro. hugi. • "der Landes Beschützer lehrte seine Leute mit reinem Herzen" {58) 3711 f. lol>odun thcne landes uuard liudio menegi, barno that bezte 49 "viele Leute lobten den La ndes Beschützer, (das) beste (der) Kinder" (59) 3665 themu landes hirdie te lobe: sö d6d. im 110h liudio bam "dem Landes Hirten zum Lobe: so handeln auch (die) Menschenkinder . •

10S2 1681

r. Uuar im t~ IDtuiu uuard /

an fastunneo. jiortig nahto

r. irlfl uu4dit tJlt! IDIUUJ u11a/dand / hü fa11 hcbenu uuange.

2838 Th(} sprak cft tl~ landu uuard 31SS TM geng im t(J t/~ Ju,ldu uuard 3247 1716 spmk cft the land.es uuard 3786 f. ltnod@ im thca ltm, thc IM /andi!s uuard / a/ be biti6hm sprak. 4019 r. S(J IM tl~ landu uuard / geng an /l!iu gnrrun S658 r. S(J thuo 1/Jie landu 1mard / sua/t an thcm stmon; vgl. die Bezeichnung eines Bngcb: cndi gn11gid imu diubtll /er,/ uurMa uuihti c,ldi tlu! uuardgtJdu / n4hor mikitu. nahlu cndl

::,ff,

~~- ihm bleibt der Tcufcl fern, böse Geistcc, und der HOter Gottes isc um vieles niher, Nacht und



101:3 f. thatgi s(J libbeanda lhano landu uuan:t/sctbongu4hun. SS98 f_ lk uui/liu thor fltdbia11 ruo; qua/hie, 'urdi uuil/iu thcla landu uuard, / 1hc,1a godu suno gemobiddüm.

268

•AIJgemeine Anaphora•. Zum ArtikeJgcbraucb im H eliand

Fehlt der ArtikeJ hier, sind die angegebenen Ausnahmen verantwortlich; vgl. das nachgestellte Subjekt (Regel 2): (60) 2298 ff. uuas im bötono tharf, that ina gelteldi he1Je11es uualdand, 50 ma,mo ,mmdboro •er hatte ein Bedürfnis nach Heilung. daß ihn (der) Himmels Herrscher, (der) Menschen Beschützer gesund mache" (61} 3706 f. Giuuil imu thö mid theru me11egi. ma11no drolllin an thea berhton burg, "darauf zog mit der Menge (der) Menschen Herr zu der glänzenden Stadt" und die Apposition, gegebenenfa Us mit starkem Adjektiv und nachgestellte m Genitiv (Regel 4b): (62) 4240 f. hua11d he an themu uu'ilte st6d, liudio drohtin, s6 lioht 6stene quam •denn er stand in dem Tempel, {der) Menschen Herr, als das Licht von Osten kam• (63) 3758 f. Stod. imu th6 fora themu uuihe uualdandeo Crist, liof landes uuard, e11di imu thero liudio hugf1 •er stand da vor dem Tempel, (der) waltende Christus, (der) liebe Landes Beschützer, und der Leute Gedanken .. : (64) 2838 ff. Thö sprak eft the Landes uuard e11di frdgode sie firiuuilllco, 52 manno drohtin "darauf sprach wiederum der Landes Beschützer und fragte sie wißbegierig. (der) Menschen HerrM (65) 3891 f. Tito sprak eft uualdand Crist,

Vgl. mit Bezug auf Herodes: 2743 tc uu11niun gifrcmidl

r. Uaas thu an /ustu11

/a11du hirdi, / lmat hc lhemu uutrodt mt.st ·

625 ft 1/uJt scoldi fon BcthlwN bwgo hirdi, / liof Jandu uuord a11 lhü liohl cuman, / tfki rddgc&o.. 1052 ff. Uuas im lhe lo.ndu uuard / an f@UMM fwrlig nahto, / mcmno drohti11, nlantblt 332 [ tlwh ht habdi aaft plu, / "10nno drohtin. 1har sat thiu m&Jar blforan

sd hc thar matu

84S r. /Mt ht stlbo Ulw.t / Oll thuoro middilgord manno drohtiTL 28S3 f. undar /hiu ht thurh l.s selbu craft, / ma11no droflli11, thc11c mcti uuViilU.

269

ROSEMARJE LOHR

"Allgemeine Anaphora". Zum Artikelgebrauch im Heliand

drohtin ma11no: 'ne ik thi geth 11i deriu 11eouuiht~ qua8 he!3. •d a sprach wiederum Ch.ristus, (der) He.rt (der) Menschen: "Auch ich werde dir nichts zuJeide tun•, sagte er" In den Genitivsyntagmen des Typs (des) Himmels H emcher sind also auch uualdand und drohtin nicht als einstellige Eigennamen, sondern als zweisteUige funktiona le Konzepte gebraucht. 3. Interpretation des DatenmateriaJs Sucht man nun für alle diese Verwendungsweisen nach Erklärungen, so ist zunächst festzuhalten, daß die von Behaghel fü.r die Fügung "adnomina ler Genitiv - Substantiv'' angenommene These von dervorwiegeoden Artikellosigke it ebendieser Wortfolge, was die Beispiele Gotles Sohn , Gottes Engel, (des) Himmels H errscher angeht, nicht aufrecht erhalten werden kann. Sowohl bei sortalen, relationa len und funktionalen Bezugswörtern (Engel, Sohn,Hemcher) erscheint im Falle eines vorangestellten wie auch eines nachgestellten Genitivs in der Mehrzahl der syntaktischen Relationen der definite Artikel. Da hier stets Defirutheit vorliegt und sich Identifizierungen auch kontextuell ergeben können, etablieren somit semantische wie auch pragmatische Definita die komplexen funktionalen Konzepte. Dabei besteht eine Opposition "Definitheit- Indefinjtheit": Bei der ein sortales ~zugsw~rt enU1altenden Fügung i tma e11gil godes (51) wird gegenüber J/ze engil godes emmal die lndefin itheit durch den indefiniten Artikel explizit gemacht. Darüber hinaus gibt das Vorhandensein oder Fehlen des definiten Artikels bei der Fügung godes engil darüber Auskunft, ob ein definites oder indefinites Konzept (the godes engil vs. godes engil) gegeben ist, wie des weiteren unter den Fügungen mit relationalem Bezugswort - von fri8ubam godes zu Beginn eines Kapitels abgesehen (27) - einmal bezeugtes artikelloses bam godes in (23) s6 scoldi habbie11 bam godes "wie ihn ein Go ltessohn haben sollte" indefinit zu ver.slehen und semantisch an den neuhochdeutschen Typ "indefiniter Artikel + Eigenname" wie in: (66) Ein Tucholsky häue das ganz anders beschrieben.

»

!=

Sd gifragn ilc d1at thar an themu uulht

UU4/dandeo

Out/ allaro dago gt.Jmilika,

5445 f. that hie muosti quic libbian, / drol1tin manno • hk uuas fu than

270

u: d4IJe glsarld.

drohtin

an2uscbJießen ist. In (66) wird auf eine unbestimmte Menge von E ntitäten mit gemeinsamen Merkmalen verwiesen.s-i Anders ist der uneinheitliche Artikelgebrauch bei der Apposition zu begründen, ein Phänomen, das mit dem öfters bezeugten Fehlen des Artikels in der als Subjekt fungierenden Fügung am Satzende in Zusammenhang steht. Denn wenn das Prädikat dem Subjekt vorausgeht, e nthält es deswegen, wei.l ein Prädikat im Altsächsischen auch ohne pronominalen Subjektsausdruck auftreten kann, bereits implizit das Subjekt, so daß ein am Satzende stehender Ausdruck des Subjekts wie eine Apposition gehandhabt werden kann. Darf man mithin für das gelegentliche fehlen des definiten Artikels bei einem am Satzende stehenden Subjekt und für die potentielle Artikellosigkeit in der Apposition nach einer gemeinsamen Erklärung Ausschau halten, so spiegelt d ie artikellose Fügung hier die semantische Leistung der Apposition wieder, die sich aus der grundsätzlichen Dichotomie "Referenz vs. Prädikation" ergibt - durch den Sprechakt der Referenz wird auf eine bestimmte Situation verwiesen, die durch die Prädikation näher spezifiziert wird:5-1 Als Attribut referiert eine Apposition nicht, so ndern sie charakterisiert die mit dem Bezugswort bezeichnete Entität. D amit aber kann man indirekt auf e inen Wesenszug des bestimmten Artikels bei der Fügung "adnominaler Genitiv + Substantiv" schließen: Wenn gegenüber dem schwankenden Artikelgebrauch in der Apposition der definite Artikel bei einer aus einem relationalen, sortalen und funktionalen Bezugswort stehenden Fügw1g in der Verwendung als Subjekt, Akkusativobjekt, Dativobjekt u~-w. im Altsächsischen erscheint, so hat der Artikel in dieser Sprache die Aufgabe anzuzeigen, daß das Syntagma als referierend zu interpretieren ist. Erscheint der Artikel auch in der Apposition, also in nicht.referierender Position, liegt hier bereits eine Ausweitung des Artikelgebrauchs und damit eine Redundanz vor. Doch kommt im Altsächsischen nicht nur dem definiten Artikel die semantische Leistung der Referenzanzeige zu, sondern auch der ein starkes Adjektiv entha ltenden Fügung, wie sie (in der Apposition und auch) einmal referierend auftri tt: (43) 394 f. gislihun thar mahtigna godes engil cuman, the im legegnes sprac

k

Vgl. dazu Engd 1988: 527.

is

Vogel 1996: 110. 271

ROSEMARlE LÜHR

"Allgemeine Anaphora•. Zum Artikelgebrauch im Heliand

Gegenüber der Verbindung "definiter Artikel - schwaches Adjektiv - Substantiv", eine

steht, muß das Fehlen des Artikels beim Prädikatsno men in der Fügung 'ef thu s'is godes sunu' durch die Voranstellung des Genitivs bediogt sein. Dies ist in der Tat möglich. Denn ein voranstehender Genitiv rückt eine nominale Fügung semantisch in die Nähe von Determ.inativkomposita, in denen ja der Bedeutungsumfang des Grundworts ebenso durch das erste Element e ingeschränkt wird. Grundsätzlich erfolgt zwar auch bei nachgestellten Genitiven e ine Begriffsreduzierung; wesentlich ist jedoch, daß bei der Voranstellung das Gemeinte in der Sprachproduktion früher fixiert wird, als wenn das determinierende Element nachfolgt. Wenn sich nun beim Prädikatsnomen als einer nichtreferierenden Position der definite Artikel im Falle eines nachgestellten Genitivs findet, läßt sich eine zweite Aufgabe dieses Artikels im Altsächsischen erschließen: Bei einem vorausgehenden Bezugswort weist der Artikel in der nichtreferierenden Fügung that barn godes darauf hin, daß auf barn eine wiederum ein funktionales Konzept etablierende Begriffsreduzierung folgt, während bei Voranstellung von godes in godes sunu ein solcher Hinweis überflüssig ist. Ist aber dies tatsächlich eine Aufgabe des bestimmten Artikels im Altsächsischen, wird deutlich, warum gegenüber dem überwiegenden Artikelgebrauch bei der Bezeichnung komplexer funktionaler Konzepte die ebenfalls eindeutig ident ifizierenden E inzelwörter uualdand und drohlin ebenso wie das Wort god artikellos auftreten: Werden Wörter als Namen verwendet, erübrigt sich jede Begriffseinschränkung. Damit wären also fo lgende semantische Leistungen des definiten Artikels bei den untersuchten komplexen funktionalen Konzepten Gottes Sohn, Gottes E ngel, (des) Himmels Herrscher im Altsächsischen festzuhalten: Neben der Anzeige einer anaphorischen Referenz macht der Artikel in erster Linie kenntlich, wenn bei diesen Konzepten Referenz stattfindet. Kommt lediglich eine Charakterisierung zustande, wie in der Apposition, kann der definite Artikel aucb fehlen. Ebenfalls in nichtreferierender, sondern charakterisierender Position, im Prädikatsnomen, dient der definite Artikel bei· einem voranstehenden relationalen Bezugswort (swm) dazu, darauf hinzuweisen, daß durch den folgenden Genitiv (godes) eine ein eindeutiges funktionales Konzept ergebende Begriffsreduzierung stattfindet. Bei der ein sortales Bezugswort (Engel) enthaltenden F ügung Gottes Engel wird durch das Vorhandensein oder FehJen des definiten Artikels (bzw. durch die Verwendung des indefiniten

in allen altgermaruschen Sprachen bezeugte Kombination,S6 fehlt in Verbindung mit einem starken Adjektiv stets der definite Artikel. D aher kann man sagen, daß der definite Artikel und das starke Adjektiv im Altsächsischen hinsichtHch der Anzeige der Referenz eine komplementäre Distribution zeigen. Des weiteren fä llt folgende Artikeldistribution auf, die ebenfa lls mit dem Gegensatzpaar "Referenz Präd ikation" einhergeht: Je nach Stellung des adnominalen Genitivs wird beim Prädikatsnomen, also wie bei der Apposition in einer Position, in der keine Referenz vorliegt", der definite Artikel unterschiedlich verwendet: So !eh.lt bei Voranstellung des Genitivs der ein semantisches Definitum repräsentierenden Fügung godes sunu der Artikel, während es bei Nachstellung ebenfa lls in der Vezwendung als Prädikatsnomen stets that bam godes lautet. Im heutigen Deutsch kann der definite Artikel beim Prädikatsnomen nur verwendet werden, wenn die mit dem Subjekt und dem Prädikatsnomen bezeichnete Menge identisch sind: (67) Diese Frau ist der Boßss, was dem Artikelgebrauch in der altsächsischen Fügung (20) ... ef he uu8ri that barn godes entspricht. Doch stim mt auch der artikeUose Gebrauch bei dem vorangestellten Genitiv mit der heutigen Venvendung überein: (9) ... 'ef lhu sis godes sunu' während man z.B. in der Verwendung als Subjekt eher Gottes Sohn ist geboren als mit Artikel Der Gottes Sohn ist geboren sagt. D.h., im Neuhochdeutschen fungiert der vorangestellte, einen Eigennamen enthaltende Genitiv als Determioatot9 und macht daher in referierender (z.B. als Subjekt) wie in nichtreferierender Position (z.B. als Prädikatsnomen) keinen definiten Artikel erforderlich. Wenn es nun im Altsächsischen eine Asymmetrie derart gibt, daß referierend sowohl bei voran- als auch bei nachgestelltem Genitiv der definite Artikel erscheint, in prädikativer und damit nichtreferierender Position der Artikel aber nur dann, wenn das Bezugswort voraus$i

Nach Braune/Ebbinghaus (1981: 86) steht die Form des schwachen Adjektivs bereit.s im Gotischen hinter so, .r6, J>ata, während die s1arke Flexionsform in andccen Flll.en erscheint. Auch im Alth~deutschen findet sich dieschwacheAdjektivflexion in der Regel hinter dem definiten Artikel; zu emer Ausnahme vgl. Beleg (89).

"'

Vogel 1996: 200.

.Y

Engel 1988: 528.

"

Genaueres dazu bei Denukc 1999: 175 ff.

272

273

ROSEMARJE L ÜH R

•Allgemeine Anaphora•. Zum Artikelgebrauch im Heliand

Artikels) darüber hinaus das Konzept •nefinitheit - Indefinitheit• zum Ausdruck gebracht.'°

fehlt im Gotischen stets der Artikel, also sowohl in referierender wie ia nicht-

Ausblidc

Versucht man nun die semantischen Leistungen des defin iten Artikels im AJtsächsischeo in dje Entwicklungsgeschichte seines Artikelsystems einzuordnen, so sind hierfür sicher die gerade herausgearbeiteten Markierungen der Referenz, der Begriffsreduzieruog zur HersteUung eines funktionalen Konzepts und der Definitheits-, Iodefinitbeitsopposition, wie sie je nach Syntax und Semantik der komplexen Nominalphrase herrschen, auszuwerten. Auch die komplementäre Verteilung "Artikellosigkeit - starkes Adjektiv" : "definiter Artikel - schwaches Adjektiv" muß berücksichtigt werden. Wichtiger aber ist das Nebeneinander von Vorhandenseh1 und Fehlen des Artikels in der Apposition, weil eine in nichtreferierender Position eigentlich redundante Setzung des Artikels einen Entwiclc.lungszug in Richtung Verallgemeinerung des definiten Artikels darstellt. Vgl.: (21) 2665 f. s6 thar uuas lhe helago Krist, giboren that bam godes, si ni uueldun is gibodskepi thoh

vs.:

referierender Position: (68) 2 Kor 1,19 unte gudis sunus Ies1ts Xri.st1ts, saei in izwis jJairh WJS merjada (ö ... a: spunli e rißessioni per una su1 definirione, Scriuura e Civilli 151

Una serie di oucrvazioni e di confronti fra i due sistcmi sono stati espressi in Scritture "geroglifiche• e scritture •Jineari" fra l'Egeo e l'Anatolia dcl II millennio a. C., AJON/Sez. Ling, 20, 1998 [951), pp. 1ss., quali notc in margine alla pubblicazione de! cmc.

" Su quest'aspetto, oltre a Ugerogli.fico anatolico, cit. nota 16 e Scritture •gcroglifiche", cit. no1a 17, si veda anche 11 geroglifico anatolico: problemi e scelte, in Dgeroglifico anatolico. Sviluppi della ricerca a vent'anni daUa sua "ridccifru.ione", Atti CoU. lnL Napoli-Procida 199.S, M. Marazzi. ed., Napoli 1998 (99], pp. Vss. "

A tal proposito si rinvia a quanto gi3 considerato in La Creta minoka e il Viclno Oriente: qualche rißessione sull'uso dcl sigillo, in Studi in onore di S. M05C1.ti, Roma 1996, pp. 285 ss. La peculiariti sfragistica dc1 gero&,lifico minoico i s1ata a suo tempo sottolinca1a da L Godart in Le pouvoir de l'&:rit, Paris 1990, e ripresa da T.G. Palaima, con riferimen10 alle peculi1ritl formali dci supporti

d'archivio, in Orig.in, Developmcnt, Transition and Tansformation: The Purposcs and Techniques of Administratioo io Minoan and Myccnaeao Society, in Aegean ~ Scalings and Administration, Procc.. NEH-Dicbon Con[ Austin/fcxu 1989, T.G. Palaima ed., ~gc 1990 {• Aegeum 5), pp. 8l ss., in particolare p. 83.

289

MASSThiILIANO MARAZZI

Segni, segoari e manifestazioni scrillorie

contempo, sia quella significativitä metaforica, sia Ja pratica deH'applicazione sulJa superficie glittica.70 Ciö ehe mi sembra unire idealmente i due sistemi nelle rispettive fasi di massima •fioritura geroglifica• sono due atteggiamenti (sui quali abbjamo avuto modo di discutere recentemente) ehe potremmo definire l'uno Hesterno", l'a ltro "interno• al sistema. Per atteggiamento "esterno" intendo il rapporto fra apparato segnico e superficie scrittoria: la libertä topica (quindi non necessariamente lineare e non finalizzata a11a composiziooe di un testo strictosensu) e morfologica di cui dfapongono i grafemi e in grado di mettere in ca mpo dispositivi espressivi ehe rispondono a una resa segnica fortemente iconografica e non necessitante di ll11 aggaocio a qualsivoglia codice lingu.istieo. La libertA d'orien tamento, la pratica della reiterazione ehe sfocia nella composizione araldica, la dilatazione o Ja riduziooe dimensionale, I'allusione iconica dei grafemi a nodi concettuali della tassioomia culturale rompono il concetto di "Jetrura seriale" e superano Ja mera comunicazione lioguistica. Per Ja messa in atto di tali dispositivi - e veniamo cosi al suioclicato atteggiamento "interno".- appare cenb:ale l'adozione di uo concetto di ''variante segoica" profond amente diverso rispetto a quello al quaJe siamo normalmente adusi quando tracciamo la pa leografia sincronica o diacronica cbe sia - di uo sistema lineare.11 La variante, infatti, dovendo rispoodere alle necessitA piu proprie di una composizione araldico~iconografica e spesso all'espressione di un significato attraverso processi connotativi di tipo metonimico o metaforico, non si caratterizza necessariamente per Je rnodificazioni de! tratto di uno stesso "modello" grafemico, bensi si esprime attraverso una gamma grafemica ehe puö andare dall'accentuazione iconica (processo di referenz.ializzazione

del segno), alla scelta rappreseotativa di un solo specifico particolare (pars pro toto), fino alla messa in campo di un grafema tutt'affatto differente quanto alla forma (ma non quanto al conteouto concettuale trasmesso al "lettore" comparteeipante dello stesso milieu culturale}. Le ragioni deUe selezioni operate di volta in volta dipendono da necessitii compositive e dalle diverse associazioni mentali ricbieste per la compreusione del messaggio. A tale riguardo, piU ehe Ja definizione di ''variante segnica" finalizzata all'espressiooe di un sign.ificante, si adatterebbe quelJ a di "coniugaz.ioni segniche" ruotanti attorno a un significato. 11 ehe, naturalmente, implica l'adozione di c.riteri specifici nel momento in cui si vuoJe giungere alla definizione e delimitazione del rispettivo segnario. Per concludere, quindi, mi chiedo se J'adozione de! termine "geroglifico" - Ja eui origine ed etimologia hanno ben altre storie - non possa essere adottato, in sintonia con una pratica giA di fa tto diffusa, quale elemento oppositivo a "lineare" per nominare questa specifica tipologia di espressione scrittoria.

:ia

21

Per quanto ~~~me il ~o~e non pi~ 5:"illorio dei scgni presenti sulla glittica di etA nco-hittita, et C. Mora, I s1gilli "p0sl•h1tt1tc" con lSCl'izione geroglifica, in: M. Marazz~ II gerog.lilico anatolico. Problemi di analis.i e prospettive di ricerca, Roma 1990, pp. 443ss. Mentre per quanto conceme il gcroglifico anatolico l'individuazione di "variante" cosi come definita in questa sede (e nei contributi eilt. alle note 17 e 18), C fätto ormai acccttat~ e canonizzato dai prin~ipi st~i _ehe .informan? Ja compilazionc, l'organizzazione e la numeraz.ione dcl segnario (cf. le cons1d_eraz.1o_m ep.1stemolog1che contenute in: ll geroglifico anatolico: problemi e sceltc, in: Atci ~apoh•Procida, c1t. nota 18), per il gerog.lifioo minoico la situazione appare piu complessa. Basti ncordare ehe Je scelle ~rate da_gli ~ensori dcl recente corpus (CH1C. eil. nota 12) escludono completamente .dal s~gn~o prowJSOno_ quel ~mplesso di segni, presenti essenzialmente su glittica, ehe non c_ompuon,o ~ stnnghe grafem1_che riJ~vate sui supporti piu strettamente archiviari (come Je barre, 1 medaglioru e1c.) e ehe consistono m gran parte con quelle manües1azioni identi.ficate ~all'Evans .nel s~o Scc:ipt~ Minoa (Oxford 1909) come 'badges". Si vedano in ques10 senso Je mteressanh oons1deraz10ru espresse da J. Weigarten, The Minoan Hieroglyphic Deposits at Ma.Uia c: dC~~h: :a;S~oens et Myeeniens, IV" Symp. Tot. Clcrmont•Ferrand 1992, Berlin 191)5

t,

290

Addendum Questo contributo era giä stato steso nelle sue parti essenziali quando, durante una visita presso i magazzini del Museo Archeologico di Agrigento, il Direttore, Prof. G. casteUana, mi moströ un nuovo ritrovamento proveniente dagli scavi de! sito di Montegrande, centro di produzione dello zolfo di etä castellucciana (XVIIl-XVI sec. a.C.), intrattenente intensi contatti con il coevo mondo egeo. Si tratta del framrnento dell'orlo di un grosso contenitore di forma aperta, verisimilmente di fattura grecoegea, recante l'incisione di un'imbareazione. Ripono qui di seguito la nota tecnica (corredata dell'i.mmagine riprodotta alla fig. 3) gentilmeote fornitami dallo stesso G. Castellana: "Sulla superficie interna de! frammento di un orlo pertinente un recipiente globulare di forma aperta, owero di uno scodellone proveniente daUo strato 1 di Monte Grande (per il quale cf. per tutti G. castellaoa, ll santuario castellueciano di Mootegrande e l'approwigionamento dello zolfo nel Mediterraneo dell'etA del Bronzo, Palermo 1998; ibid. ancbe per i riferimenti alle elassi di ceramiche egee coarse d'importazione rinveoute nel sito), e raffigurata, con la tecnica dell'incisione profonda, un'imbarcazione. D tipo d'impasto e di trattamento della superficie de! vaso lo caratterizzano come appartenente alla classe MG XIII (ceramicbe di tipo grezzo relative a grandi contenitori). L'imbarcazione si caratterizza per Ja chiglia quasi rettilinea e la prua e poppa di eguale altezza. Quasi al centro della nave, pil.l spostato verso la prua, e collocato l'albero maestro, alquaoto inclinato, ehe appare sostenuto 291

Segni, segnari e manifostazioni scrittorie

MASSIMILIANO MARAZZI

da due stragli, l'uno fissato a meta della prua, l'altro direuo verso l'angolo ehe la ehiglia forma con la poppa. Lo scafo della nave sembra indicato da una seconda linea rettilinea ehe corre parallela a quella della ehiglia. Sembrerebbe acccnnato anche il remo servile sotto la poppa a mezzo d i un incavo. Tipologicamente, la nave di Monte Grande, pur nella sua schematieitii, richiama le rappresentazioni di navi presenti su sigilli minoici di etä proto• e neopalaziale. Rinviando ad altra scde una trattazione esaustiva su questo nuovo ritrovamento, ricordiamo qui soltanto il ruolo ehe i1 sito di Monte Grande deve aver avuto nell'ambito dell'approwigionamento dello zolfo nel Mediterraneo del XVll•XVI secolo a.C. e i contatti transmarini, attesta ti da un a vasta gamma di prodotti d'importazione qui messi in luce ehe la sua popolazione doveva necessariamentc intrattenere. Si tenga infine presenle l'esistenza su un vaso proveniente dalla Neero.poli di Thapsos (Siracusa) di un ulte riore graffito raffigura nte un'imbarcazione (cf. P. Orsi, Thapsos, Mon.Ant. Lincei vol. VI' l 895' col. 102 e tav. IV ; LA. Stella, La civill'A micenea nei documenti contemporanei, Roma 1965, p. 221, fig. 97)".

FIG.1 Segni ratflguranll II motlvo dell'lmbarcazlon1 n1I princlpall slsteml scrittorl eg1i

Palil:ogn,foa Mllil: ancswiom MI Kinoi,t,rna~c n. ♦O~lcd.

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EKmpidisigilli prOlo.cneopaluial i ripottantiilsc&,n0ikll,,naYC:quak proNbilil: bad~. Lascdta npttndc(dadcstrl~rso ,,n1SU11c dlll°alloi11bas.$o)cscmp1 M Sllpo(A•E)dilfflbarcuiollc odmlif1CM1 dl L Ba,ch, lA •wh -of!IOOU'C.CN (Al,86.C2,0I.E2;

ibid. ,nff.b,bl.) .. •

k--~--cc====:-f"c.;,.:,·;,"""""'"'-" Segnopcrna~d•ldisco di f cstOS (sceondo l'I UIOlflfi•diCodan ,11 ducodl f 'a10,ci1.• KIJIO n, 2S)

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AllUlllion idel K&nopt,r navc n. 16 (con1prai i cd. Kgni comp lcni) Jui documcnti inscrinur11 linrearc A (da CORILA)

Sev,on 2S9Mllasc11nu~lmcare:B. 1dcnur1e11odlTG P1la1m1ocomt:

ll'Mlic.an«lanaV11.

292

293

M ASS IMILI ANO M ARAZZ I

Segni, scgnari c manifcs1az.io ni scriuoric

FIG.2

S i l ~ n 16dclll $Clll'ln l1MVC;On1ffi1unn1cl1navc (V1iot'e ronc1ico non anc:on K«nato). dirfflamCIIIClfflfJWCIIUilOeonilscp A. ma onmwo in sc11SO oppo,,10.

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E_jlll • M l a t . ~ ......... ~--opp,Mldoo'll•Mlun__.,__... iflcOl'>Of'l!Au• • 1 --""""~ • ~tt,.____...~ .... ~ , c)....la__.,....., .,lfWIII . . . . . .

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LF.01

§

~

~

CAPRA

CAPRA 1

CAPRA ...,

-

~ BOS•MI

CF.RVUS

~ BOSMf

CER VUS1 CERVUS1

~ 8~.MI

- auch dem Griech. zuerkennt. 24 Zu letzteren: Setzen wir das bereits genannte urgerm. Adjektiv •ger-na- ins Griech., ergibt sich ein •xq:iv61

Bc.ide Belege i.n mü11-SAlZcn. In Verbindung mit 1TIQ/I kann du Wortelement -ldci auch fehlen. Wohl eher aus Raumgrilnden crgfnzt E. Larochc 1965, 8S am Zeilenende von B [V 1 J; Jcu-e-d(a•m1, doch hltte bei VOflicgcn von (lcu-c-da-ni-ik-Ja] teilweise der Ko!umnentrenner zur Beschriftung gedienL Zur Deutung von IX-an vgl KBo 13.115,4'-6' (mit ood!. unvcc6ffenllichtem Duplikat): -Wettcrgottl X6nig dea Himmels! Alles gab ich 9-facb (IX-a,i): _ 9 Ummer, 9 Adler, 9 Falken-·•

323

ERICH NEU

2. -Si: 3. -zi:

Zur Morphologie und Synt.o.: einer mythologischen Erzählung

34. 25

e-ep•Si (le) B I 41, !Jar-Si B I 36, ku-u-Si B I !Jar-zi BI 14, 31, !Jar-QS-zi BI 30, te-ez-zi BI 17, 23, 34, IV 10, te-ri-ip-zi B I 30; i-e-ez-zi AI 5, !Jar-ni-e-ez-zi B IV 24, mu-mie-ez-zi A I 8, 9, Sa-mi-Si-iz-zi A IV 6, 11,26 (jedoch:) sa-me-Seez-zi B IV 37, 41; zi-in-ni-iz[-zi] B IV 35; na-ak-ke-cl-zi {-cl-) B IV 9, ti-in-nu-zi (-nu -) BI 11, 13, 15, ti-nu-zi (-riu-) BI 27, tar-as-ki-iz-zi (.Jki-) AI 2 (erg.), 11, B I 39 (erg.), 42 (nicht belegt ist tar-Si-ki-iz-zi). ak-ku-US-ki-it-ta-ni (-.fki-) I 18, az-zi-ik-ki-ta-ni (-Ski-) BI 18. i-jp-an-zi A I 17 (erg.), B I 7,17 U-e-mi-ia[-an-zi) B I 22, aap-pa "wieder" !Ju-is-nu[-an-zi] (-nu-) BI 6, Sa-an-be-ei-kdn-zi (-!ika -) BI 22 (älter sa-an-!!i-;!f- ' ).

PI. 2. -tani: 3. -(a)nzi:

-l.ii-Konjugation Sg. 1. -bi: 2. -ti: 3. -i:

PI. 2. -ten: 3. -ir: -[ii-Konjugation

25

SU-u!J-!Ja-a!J-!Ju-wi B IV 5, da-ab-!Ju-un B IV 4, 5 (erg.), te-e!J!Ju-un B IV 7. !J.al-za-is AI 7, B I 38, na-iS B IV 1, da-is I 8; is-ga-ra-ak-ka 4as (?) B IV 6, ;!f-ta-ap[-pa-aJ) AI 13 oder is-ta-ap[-ta] nach

-Sta: PI. 3. -ir:

me-m[i-is-ta] AI 19. a-ki-ir B I 32, 33, 35. da-i-e-er (mit Supinum) AI 6.

der -mi-Konjugation?

Mediopassiv, Präsens

Sg. 3. .-.ari: -ta: Pl. 3. -nta:

Indikativ des Präteritums, Aktiv -mi-Konjugation

Sg.1. -un: 3. -t:

Sg.1. -!Jun:

-er: [me-Jma-a[t-l# B IV 10. a-ut-ti B I 42, fpa-i]t-ti B fV 12, pf-iS-Ja-at-ti B I 34.28 na-a-i B I 30, Ja-a-ak-k[i] B I 20.

!Jar-ni-in-ku-un B IV 8. pa-it AI 12, 16, [te-]e-et AI 14, te-et BI 16; ga-ri-e-et AI 13, pl-eJ-Si-i-e-et B IV 2,pf-i-e-et BI 21, 25, Si-i-e-et B IV l;'l'i !Jaat-nu-ut (-nu-) BI 8, ti-in-nu-ut (-nu-) BI 12 (erg.), 20, ti-µu-

Von H.A. Hoffner 1990, 27 mlt "you kill" übersetzt, die sch.wundstufige Wurzel des Verbums k11enim Singular wäre jedoch eine sprachliche Härte. Man hätte voUstufiges ku-en-ti oder ku-e.Ji bzw. kue-ti erwarten soUen.

ut (-nu-) BI 8; •e-ep-ta (!~-BAT) BI 37, bar-ak-ta BI 25, ista-ma-OS-ta A I 7. kap-pu-!,!a-at-tln(-ma-ya-za) BI 19, U-e-mi-.{a[-at-tin] BI 23. [p ]a-a-ir B I 22, da-me-en,-kir B I 40.

NA4pe-ru-lu-u-ya-ri B I 31.30 ik-Ja-a-i-is-ki-iHa [ ] (-Ski-) AI 10.31 a-a-a11-taJ 2 B 1 24 (wohl thematische Bildung).

Präteritum

Sg. 3. .-.ati: .-.at:

*altt.anza!J!J.ati (UJ;J.-!Ja-ti) 33 B IV 4, 5. ki-Sa-at B I 16.

Imperativ, Aktiv -mi-Konjugation Sg. 2. - wil im Hethitischen

ein l ist16• Da im Hethitischen eine sporadische Verengung von we zu wi vor Dental existiert17, die unserer Entwicklung wel > wil ähnlich ist, dürfte der Grund für all diese Entwicklungen im dentalen (und nicht etwa in einem potentiell palatalen) Charakter von l zu suchen sein.

4. Diese Annahme einer heth. Entwicklung *mel > mil und *wel > wil (außer vor Konsonant) kann durch die Beobachtung gestützt werden, daß · ein *i in der Position vorl selbst dann nicht zu a geöffnet wird, wenn dem l ein Konsonant (außer "'hi}13 folgt. Vgl. zwar: "'inT > heth. *dnT (*indo > anda 'darin') *etw > hetb. *dss (*dinsu- > dassu- 'massiv') *irC > heth. *dRC vor dunklem Vokal (*kirs-1!1- > karsun 'ich schnitt'), aber: *ilC > heth. *ilC (>ilC) ("'wilk'u-• > wilkuwa(n) 14 'Halm') 15 5. Zusammenfassen läßt sich also für das Hethitische vorerst soviel sagen: Vermutlich schließt l vorausgehendes e zu i, wenn diesem e die labialen Laute w oder m vorausgehen. Weiterhin wird die Öffnung von e zu a, die vor der Gruppe Resonant + Konsonant ansonsten einzutreten pflegt, dann verhindert, wenn dieser Resonant

346

13

Der Wandel von {kurzem) e zu a vor Resonant haben; vgL Melchert, AHP 83 f.

1-1

Vgl. H. Eichner, Sprache 21, 1975, 158 A.4.

15

Zu diesen vier Regeln s. Melchert, AHP 134-137 {mitLit.). Vielleicht sollte man die nur in einem spä_te~~n Text bezeugte Variante meltessw von nonnalem maltessar 'Ritual' als hyperkorrekte (oder assimilierte) Form betrachten. Sie kann analog nach Fällen mit altem •e (wie welkuwan usw.) gebildet sein (anders Melchert p. 136), während maltessar korrekt die *o..Stufe des zugrundeliegenden Verbums mafd- 'aufsagen, geloben' (hi-Konjugation) bewahrt haben dürfte.

+ h 2 dürfte bereits im Urnnatolischen stattgefunden

16

Typologisch nicht vergleichbar ist m.B. die Erscheinung, daß velarer bzw. palataler Charakter von 1 einen vorausgehenden Vokal beeinflußt, wie sich das etwa im Lateinischen in Fällen, wiefamulu.r, Sicu/us gegenüber familia, Sicilia zeigt. Hier war nämlich (ebenso wie z.B. im Lydischen) der paJatale bzw. velare Charakter des ! seinerseits vorher durch den dem I folgenden Laut hervorgerufen worden, was für das Hclhitische offenbar nicht zutriffl. Vgl. zum Lateinischen jetzt G. Meiser, Historische Laut- und Formenlehre der lateinischen Sprache, 1998, § 42,6 und zum palatalen). im Lydischen R. Gusmani; Lydisches Wörterbuch, 1964, 33 und H.C. Melchert, AHP 362 f.

17

H.C. Melchert, AHP 144 f.

347

Ein Verbum - drei Perfektstämme Zur Morphologie von lateinisch pa11go Qui nihil se plus existimat debere, quam pepigi1, ingratus est (Sen.Ben. 6,17.1}

Oswald Panag~ Salzburg

1. Problemstellung - Beleglage Das Verbwn pango dient mit seinen drei unterschiedlichen Perfektbildungen (pepigi, pigi, pänxi) in Handbüchern zur lateinischen Grammatik. wie im akademischen Unterrich t als willkommenes Demonstrationsobjekt. Zeigt es doch exemplarisch, daß das Verbalsystem dieser Sprache ganz dem "Word-and~Paradigm"~Modell verpflichtet ist und konkurrierende Besclueibungsmuster cnrtem and Arrangement", "ltem and Process") nur in besonders gilnst:ig gelegenen Nischen der produktiven Wortbildung

(Kausativa der ersten und vierten, Zustandsverben der zweiten Konjugation) sinnvoll angewendet werden können. Die Norm hingegen läßt keinen zwingenden SchJuß von der Präsensklasse auf den Perfektstamm zu (vgl. domo - domui, tondeo - totondi,

aperic - aperui, venio - vini), und vor allem die hybride Gruppe der sogenannten dritten Klasse nötigt den beschrejbenden und erklärenden Wissenschaftler ebenso wie den Adepten der philologischen J>raxis dazu, für jedes Paradjgma die Korrelation von Präsens- und Perfektstamm besonders zu begründen bzw. zu erlernen, wobei man - wie im Falle des Kandidaten 1xmgo - nicht einmal auf eine eindeutige Korrespondenz zurückgreifen kann. Doch vergegenwärtigen wiI uns für dieses Beispiel einmal die Beleglage: AJs den gleichsam unmarkierten Normalfall dürfen wir die Perfek:tbildung mit Reduplikation, aJso pepigi, buchen, die so häufig, ja schier regelmäßig begegnet, daß wiI uns auf wenige illustriere nde Beispiele beschränken wollen: Jll. Bac. 879: ducentis Philippis rem pepigi; Per. 767•: cedo parem quem pepigi; Cat. 62, 28: quae pepigere viri1

pepige,unt ante parentes. Ganz anders steht es mit der (ihrem Ursprung nach noch nicht restlos, einhellig und widerspruchsfrei erklärten) Perfek:tbildung mit Längung des Wurzelvokals pegi. Während bei den Komposita zahlreiche Beispiele registriert sind, finden wir für das Simplex nur zwei sichere Belege, nämlich Pac. trag. 218 (Fest. p. 356 M.): Acces eam, et tosillampegi laelo in lilore; Cic. Leg. 1, 56: terminos, quos Socrates pegeril 349

OSWALD P ANAGL

Ein Verbum - drei Perfcktstämme. Zur Morphologie von lat.pango

(varia Jectio: pepigerit bzw. peregerit) - wobei diese Lesart durch den nachstehenden Kontext (praeclare a te verba uswpantur civilis iuris et legum) gestützt wird. D ie Geläufigkeit dieser Bildungsweise bei Komposita mögen die folgenden Plautusstellen erhärten: Am. 155: quid faciam nunc si tresviri me in carcerem compegerint?; Cur. 60: ubi savium oppegit, fugit (vgl. weiters d ie Belege für impegi bei Livius 27, 18, 14 u.ö.). Dürftig ist die Bezeugung der sigmatischen ("schwachen") Perfektbildungpa"nxi zu nennen, denn es lassen sich für die ganze antike Latinität nach Ausweis des Thesaurus lioguae Latinae nur zwei Belege ausmachen: E nn. var. 16 (bei Cic. Tose. 1, 15, 34): hie vestrum panxit (v.l. pinxit) maxima [acta patrom; Col. 11, 2, 42: novissima positio est olearis taleae, eamque oportet, cum panxeris, fimo et cinere mix:tis oblinere. Wohl stellt die dreifache Perfektbildung im Paradigma von pango einen Extremfall dar, doch sind auch sonst zumindest alternative Formenpaare im Late inischen nicht unüblich, man vergleiche nur teneo - tetini/temli; cano - cecinijoccinui; pungo - pupugi/intetpunxi; allicio - allexi vs. elicio - elicui; adimo - adimi vs. dimo-dempsi. AJs Parallele einer dreifachen Variation läßt sich dagegen m.W. nur d as Verbumparco beibringen:peperci (PI. Aul. 381)/ parcui (Naev.)/ parsi (PI., Ter., Cato).

Entfaltung zu konstatieren. Im ersten Muster verzweigt e ine abstrakte Grundbedeutung 'festmachen, fügen' in die drei Stränge a) 'befestigen, e inschlagen, pflanzen'; b) ' unternehmen; verfassen, dichten'; c) 'festsetzen, bestimmen, versprechen'. D as konkurrierende Schema rechnet mit einer konkreten Ausgangsbedeutung 'einschlagen, pflanzen', die auf einer ersten Ebene kontextuell präzisiert wird (z.B. 'pflanzen', '(eine Grenze) bestimmen') und sich io den folgenden Stufen durch Übertragung, Abstraktion, a oalogische Schritte, aber auch durch formelhafte Erstarrung sukzessive zur belegten Bedeutungsvielfalt hinentwickelt ('verfassen', 'ausbedingen', 'verabreden', 'Ehe schließen' usw.). Immerhin kann sich dieser Ansatz sogar auf das antike Zeugnis von Paul. Fest. p. 212 M . berufen: pangere figere, unde plantae pangi dicu.ntur, cum in terra demittuntur; inde etiam versus pangi vel figi in cera dicuntur.

II. Bedeutu.ogsstränge - semantische Felder In allen Fällen mehrfacher Perfektbildung finden sich, soweit ich die Sekundärliteratur überschaue und auf meine eigene philologische Kompetenz zurückgreifen kann, ke ine Spuren e iner prinzipiellen funktionalen oder kategorialsemantischen Differenzierung, etwa nach Aspekt oder Aktionsart, die z.B. R este der ursprünglichen, vorlate in ischen Scheidung zwischen genuiner Perfektbildung und e hemaligem Aoriststamm erkennen ließen. Auch im Falle des Paradigmas von pango ist das nicht anders. Dagegen lassen sich dabei sehr wohl individ uelle semantische Merkmale ausmachen, was heißt, daß die konkurrierenden Perfekttypen wenigstens tendenziell zur Bezeichnung verschiedener Bedeutungsstränge bzw. bestimmter Lexikalisierungsrichtungen genützt werden. Läßt man die semantische Beschreibung des Lemmas von pango nach strukturellen, lexikologischen (deduktiven wie induktiven), historisch-chronologischen (Richtungen des Bedeutungswandels) und etymologisch-vergle ichenden Parametern in den führenden Wörterbüchern (ThLL, OID, Klotz, Georges; Walde-Hofmann, Ernout-MeiUet) Revue passieren, so sind zwei kommensurable, vielle icht auch kompatible Modelle der Bedeutungsentwicklung, der konkreten sema ntischen

350

m. Verkappter Suppletivismus: paciscor - pepigi Die bereits angesprochene V ielzahl von Belegen, denen ein reduplizierter Perfektstamm (pe-pig-) zugrundeliegt, hat neben dem offenbar unmarkierten Charakter dieser Bildung noch e inen weiteren Grund. Das Deponens pacTscor mit inkohativer Funktion seiner suffix.alen Ausstattung hat neben dem systemkonforme n analytischen Perfe kt pactus sum auch ein aktives pepigi zum Ausdruck der Vergangenhe it benützt und sich damit dem Typus eines Semideponens (vgl. reminTscor - memini) angenähert. Relikte eines aktiven Präsensstammes (vgl. den altlateinischen Imperativ pacTsce) könnte n darauf hinweisen, daß sich ein zunächst ausgeprägter Diathesenunterschied (etwa 'für andere festlegen' vs. 'in1 eigenen Inte resse vereinbaren', vgl. auch mereo: mereor) später verflüchtigt habe bzw. zugunsten d er mediopassiven Form aufgegeben worden sei. Daß pepigi etc. tatsächlich in eine suppletive Beziehung zu pacTscor eingetreten ist - nicht aber ein Formenpaar pango - pepigi und paclScor - pactus sum synonymisch miteinander konkurriert -, läßt sich heuristisch zweifach motivieren. Zunächst finde n sich innerhalb eines Textcorpus, nicht selten auch in engerer Nachbarschaft, häufig Korrelationen zwischen einem PräsensstammpacTscorund dem perfektischen Pendantpepigi (d.h. ohne flankierendes pact11s sum bzw. pango), man vgl. nur das fol gende Stelle nensemble bei Livius: esse .. tria genera foedemm, quibus inter se paciscerentur amicitias civitates (34, 57, 7); ne societatem quidem 111/am pacisci nisi o: auctoritale Romanomm (35, 46, 13) - duplex stipendium ... , quam quantum a Turdetanis pepigissent (34, 19, 4); cum Philippo ... non sodalitatem solum, sed .,. adfinitatem etiam ... pepigisti (34, 32, 17). 351

OSWALD PANAGL

Ein Verbum - drei Perfektstämme. Zur Morphologie von lat.pango

Weiters lassen sich auch Testimonia anführen, die bereits ein Bewußtsein antiker Grammatiker für diese forma le Korrespondenz belegen, vgl. Probus (G. L. IV 38, 25): Quidam pepigi defectivum tempore putant esse, ut odi novi memini, alii praesentis, alii praeterili aestimant. Eine ähnliche grammatikalische Einsicht resultiert auch aus Servius zu Verg. Aen. 8, 144: Paciscor facit et pepigi et pactus sum, sicut placeo et placui et placitus sum; pago enim, unde multi venire volunt pepig1~ nusquam est lectum. Ausdrücklich wird der Ersatz eines erwartbaren pactus sum dwch pepigi von Quintilian (l, 6, 10 f.) erwähnt und gerechtfertigt. Das Empfinden lateinischer Sprachbenützer für eine Zusammengehörigkeit des Perfektstammes pe-pig- mit dem Ableitungsparadigma päc-/pac- erweisen Stellen mit quasi-etymologischen F iguren (Liv. 9, 11, 7: pacem nobiscum pepigistis) ebenso wie die referentielle Entsprechung zwischen dem Perfekt vonpango und einer periphrastischen Wendung mit einem von pac"fscor derivierten Verbalabstraktum (Cic. Qu. Rose. 26: die pactionem fecisse ut absolveretur! non pepigit.). Auch ein Wortspiel, das die nachstehende Passage aus Plautus enthält, in der der Autor ein bereits phraseologisch erstarrtes qu.ö pactO 'wie' mit substantiviertem paclwn 'Vertrag, Übereinkommen' und partizipialem päctum 'festsetzen, abmachen' (zu pango) zu einer wirbelnden Tirade vermengt, gibt m.E. im Sinne externer Evidenz wertvollen sprachpsychologischen Aufschluß (Aul. 259f.): at scio quo vos soleatis pacto proplexarier, pactum non pactum est, non pactum pactum est, quod vobis lubet.

ut cecidi. Für die lautlichen und/oder graphischen Varianten bieten sich m.E. konkurrierende Erklärungsmöglichkeiten an: - Da wir wissen, daß erst im 3. Jahrhundert ein Sp. Carvilius Ruga dwch Beifügung einer Haste den Buchstaben G von C unterschieden und damit die Opposition in der Stimmbeteiligung auch für die Tektale ausdrückbar gemacht hat, könnte die Schreibung paco ein besonders altertümliches Relikt darstellen. - Geht man wegen pactScor, piix u.a. von der stimmlosen Alternative paco aus, so ist eine sporadische Lenisierung des k zu g in stimmhafter Umgebung nicht ganz auszuschließen, wie sie sich im Lateinischen vor allem im WUI7.elauslaut nach Nasal zeigt (angulus neben dem Glossenwort ancus "" 'qui aduncum brachium habet' Paul. Fest.; ungulus neben uncus u.a.). In unserem Beispiel mag intraparadigmatische Analogie vorliegen, indem das g aus der nasalinfigierten Präsensbildung (pango) in die unerweiterte Parallelform übertragen wwde. Damit erscheint die phonologische Opposition im lateinischen Wortbildungsparadigma (pax., päco, paClscor, paco vs. pango, pepigi, compäges, pägina etc.) auf artikulationsphonetischem Wege erklärbar und mit (wenigstens mittelbaren) Parallelen zu erhärten zu sein, auch wenn bestimmte Daten (lat.pingo - gr. 1toucO..oc;) wegfallen, da sie sich leichter analogisch (nachfingo, so Schulze; Kleine Schriften, S. 260) rechtfertigen lassen.

IV. Der Sonderfall paco (pago)

V. Der Befund der vergleichenden Rekonstruktion

In einem noch nicht ganz aufgeklärten bzw. unterschiedlich beurteilten Verhältnis zu den bisher behandelten Stämmen und Wortformen steht das defektive Präsensparadigma paco bzw. pago. Über den archaischen Charakter der Bildung besteht schon wegen der frühen Bezeugung des verstreuten Materials in den Zwölf• tafelgesetzen kaum ein Zweifel. Die mittelbare Überlieferung dieser Stellen beschert uns auch das Problem variierender Graphien (Tenuis vs. Media), vgl. Lex XII (Font. iur. p. 19): rem ubi pacunt, orato; (p. 29): ni cum eo pacit, talio esto; dagegen Rhet. Her. 2, 20: Pacta sunt, quae legibus observanda sunt, hoc modo: rem ubi pagunt, orato, ni pagunt ... Die Bedeutung 'vereinbaren, (rechtlich) beilegen' ergibt sich kontextuell und läßt sich auch gut in das etymologische Gefüge einordnen. Quintilian äußert sich spekulativ über den Status dieser Formen, und sein Testimonium stellt eine Korrelation paco -pepigi an den Beginn der Entwicklung: inde prima positio, eliamsi vetustate exoleverat, apparebat paco ut cado, unde non erat dubium sie pepigi nos dicere

D ie ältere, teils noch vorlaryngalistische etymologische Forschung, deren Ergebnisse in den Lexika von Walde-Hofmann und Ernout-Meillet, von Frisk und Chantraine vorliegen und sich im Sammelbecken von Pokornys großem Wörterbuch nachschlagen lassen, rechnet durchwegs mit gemeinsamem Ursprung der abgehandelten lateinischen Wortformen und des griechischen lexikalischen Materials (nf)yvuµt, 1errrvUc..:i, 1ef)ooc..:i, Pf. 1tfa'Y}ya., Aor. 'J'tcra.yol'Y}v), wozu sich noch Daten aus germanischen Sprachen stellen (got.fähan, an.fo., nhd.fahen, fangen) . D er Wechsel zwischen nasalem Infix und Suffix (pango: 1n)y,.iuµi.) wird einem vertrauten Muster zugeordnet (vgl. iungo: ,wrroi-u), sofern man nicht auch für das Lateinische von einem *pag-n-ö (> pango wie •patnO > pando, vgl. 1tLTVT)µt) ausgeht. Der Wechsel zwischen kurzem und langem a wird auf Ablaut zurückgeführt; die Alternation im Wurzelauslaut entweder mit dem beliebten Konzept einer Dublette (•pale- /*päg-) gerechtfertigt oder als paradigmatische Aufspaltung von kontext-

352

353

OSWALD PANAGL

Ein Verbum - drei Perfektstämme. Zur Morphologie von Jat.pan.go

bedingten Lautvarianten begründet (also *päd-mi, •pa/C.-si, *piik-ti usw.) Anders geht das Autorenkollektiv um Helmut Rix im "Lexikon der indogermanischen Verben" (UV) vor: Die lemmatisierung dieses Werkes sieht zwei lautlich und semantisch differenzierte Ansätze vor. Die eine Wurzel (•pak 'festmachen') präsentiert sich mit Nasalinfix. (*pa-ne/n-k), u.a. in got. fohan, als thematisches Präsens in a ltlat. pacunJ und klassiscb-lat. paciscor, weiters in jungavcstisch paiJi auua.pasät 'soll zusammen fesseln', in der Gestalt •pak-J.e- mit ka usativ-iterativer Funktion etwa in altsächsischfogian 'fügen'. A ls weiteren, konkurrierenden Ansatz verbucht das neue Lexikon eine Verbalwurzel •pehJ, also mit dem zweiten Laryngal und palatale r Media in der lautlichen Ausstattung u nd eiuer Bedeutungsangabe 'fest werde n', d.h. mi t lntra nsitiv-fie ntivem Verbalcharakter. für Aoriststa mm *pihi-/*ph,i- zeigt sich in arm. s-p •acaw 'um gürtete sich', das Präsens mit Nasalinfix bzw. -suffix (*phrnl/11-i-) liegt z.B. in lat. pango bzw. griecb. 1rf)yvuµl vor, die inkohative Ausprägung *phJ-ehi/h1 erscheint u.a. im griechischen Aorist h6:r'I') 'wurde fest'. E in Problemwort stellt a i. pajnf- (dazu ausführlich EWAia Il, 65) dar. Schon die Bedeutung dieses vedischen Adjektivs, das auch a ls Eigenname vorkommt, ist umstritten: neben 'fest, solide, zuverlässig, treu', das a n die hier behandelte Wune! denken läßt, gibt es auch Argumente für eine semantische Fesdegung 'glänzend, feurig' und damit eine Verbindung mit piijas'Oberfläche, AntJitz'. Doch auch wenn man sieb für die erste Variante entscheidet, bleiben zwei Detailfragen zu klären: Gehört paia- m. 'Band, Schlinge, Kette' auch in diesen etymologischen Verband, ist also innerhalb des Iodo-lranischeo doch mit einer Wurzelauslaut-Dublette zu rechnen? Vor allem aber erscheint unklar, warum pajrdohne paradigmatische Not in der schwundstufigen Wurzelsilbe nicht die erwartbare Vertretung eines Laryngals aufweist. Bei allem Verstä ndnis für widerspruchsfreie Ansätze und formal korrekte Lösungen ber(ihit es den semantisch argume ntierenden Sprachwissenschaftler doch seltsam, daß zwei in der lexikalische n Bedeutung so nah ve iwandte, ja schier paenidentische Merkmaiaggregate ('festmache n', 'fest werde n') auf unterschiedliche Lemmata verteilt werde n.

Die wenigen Belege von piinxi (s.o.) mögen analogisch gesteuert sein, wobei für die Ennius-Stelle ein quasi-synonymesfinxiJ (fingo), in der ColumeUa-Passage aber ein denkbares fixeris (figo) a ls lokales Vorbild de.r sigmatiscben Bildung assoziativ denkbar wäre, zumal dieses Verbum auch im Testimonium bei Paul. Fest. p. 212 M. zum Zwecke der G lossierung herangezogen wird. Will man auch für pigi und seine zahl.reichen Belege in Komposita mit einer analogischen Erklärung arbeiten, so wäre durchaus an das antonymefrigi (zufrango) zu denken, zumal ja semantische Gegensätze im Verbalbereich durchaus analogiestiftend wirken können (vgl. lat. orituros statt •ortwus nach perilwus). U nd destruktives 'brechen' Hegt allemal als gedankliche Assoziation zu konstruktivem 'befestigen, fügen' nahe.

Nacbbcmcrkung: Dieser kleine Beitrag bat seine F ragestellung aus der Praxis der akademischen Lehre bezogen. Da der Autor das wache Interesse des Jubilars für lateinische Morphologie kennt, ist aus den Notizen und Überlegungen ein bescheidener Aufsatz geworden, der sich fast aussch1icßlich auf Tatlektüre und konsultierte Wörterbücher .stützl Daher wird bewußt auf einen Apparat von Fußnoten verzichtet. Die Benützung der zu.ständigen deskriptiven ('Thesaurus linguac Latinae, O.t!ord Latio Dictionary, Klotz, Georges u.a) uod etymologischen (WaldcHofmann, Ernout-MeiUet, Pokomy, Mayrho(er) LeJrika sowie der einschlägigen Handbuchliteratur fällt unter die unau.sgcsprocheocn Voraussetzungen. Ausdrücklich zitiert .seien: Rix, H elmut u.a. (Hrsg.): Lexikon der indogermanischen Verben. Die Wurzeln und ihre Prä.sens.stammbildungcn, Wiesbaden: Reichert 1998. SchuJzc, Wilhelm: K1cine Schriften. 2.Auß. v. W. Wis.smann, Göttingen: Vandcnhoeck-Ruprccht 1966. (~ocharisch tseJa pekc', S. 257-261).

V. Zwischensumme der Übe.rleguogeo. Als vorläufiges, vielleicht nicht endgültiges Resultat haJte ich fest, daß pepigi als .reguläres Perfekt zu pango auch deshalb quantitativ vorherrscht, weil es suppletiv das weitgehend obsolet gewordene pacltts .rum von paclScor ersetzt.

354

355

Aus der Vergangenheit von Heroen und Ehegöttiooen Martin Peters, Wien

Günter Neumann verdanken wir unzählige entscbeidetide neue Erkenntnisse aus bewundernswert vielen Teilbereichen der Indogermanistik. Von diesen werden im

folgenden nur drei gestreift: die altgriechische Etymologie und Onomastik sowie die Mykenologie.

Das griech. Wort 1)pwi; hat bislang keine überzeugende bzw. allgemein anerkannte Deutung gefunden, und ein nämliches gilt auch für den Götternamen "Hpa / myken. e~ra, den man in der Regel und gewiß a priori nicht unplausibel mit 1)pwi; etymologisch verknüpfen möchte 1• 'l')pwr:; hat in der llias ausschließlich die Bedeutung 'Krieger; kriegeri.sch'1 ; da das Wort hier voiwiegend von griechischen Teilnehmern am Trojanischen Krieg (von

bisweilen durchaus geringer Prominenz3) gebraucht wird uod die Expedition des griechischen Heeres nach Troja ansprechend als raid eines Jungmännerbundes gedeutet worden ist', mag man als wsprünglicbe Bedeutung auch präziseres 'junger Krieger' ansetzen. D iese semantische Bestimmung wird auch noch dem Gebrauch des Wortes bei Hesiod zw Gänze gerecht\ während die Verwendung von T)pu.x; in der Odyssee offenbar eine (sprachwirk.liche) Bedeutungseiweiterung hin zu einem bloßen

l

a. für frilhere Erklärungsversuche Moreschlni Quattordio 1979; Adams 1987; Pötscher 1987: 2 f., 149; O'Brien 1993; 113 ff.; Häussler 1995: 86; Kazansky 1995: 158ff.; Aloni-Ronen 1998: 13' Geweils mit we iterer Llt.); non vidi: Sauzeau 1999. - Zu angeblichem inschriftlichen 8.pfaowu; nun enlscheidend Dubois 1985; 45 ff. So völlig überzeugend Wes t 1978: 190, 370 (danach Singor 1991: 47'1; ebenso offenbar unabhängig Pölscher 1998: 28; ähnlich, aber i.w. nur auf Grund einer von mir u. in Anm. 42 angefochtenen etymolog. Deutung von -i)p-, tp(11p(o)-, Crevatin 1977: 232 ff. und Moreschini Quattordio 1979: 195); die säkulare Bed. de.s Wortes in der älteren Epik haben auch Ehrlich 1905: 67 ("der heros war also wirklich nur 'der starke, der held'"), Brown 1982: 307u und Burkert 1992: 547 f. hervorgehoben. Auch der "H~ genannte thrak. Reitergott ist iibrigens von kriegerischer Natur gewesen, d. Werner 1999: 100. Schon erkannt von Ar.istarch; cf. etwa auch Moreschlni Quattordio 1979: 188 mit Lit

4

Cf. Bremmec 1978 und 1982: 142, Fuchs 1993, Miller 1998. - Zu idg. und grie.ch. Jungmännerbünden grundlegend Bremmer 1982 und McCone 1987; cf. auch Versnel 1993; 313 ff. und zuletzt Graf 1999.

' a. zu diesem zuletzt Koenen 1994: 4 f. ("these engaged in evil wa r and dreadfol battle"). 357

MAATIN PETERS

Aus der Vergangenheit voo Heroen und Ehegöttinnen

Ehrentitel reflektiert6. Der später usuelle Gebrauch von l)pW 'A,r6llwv, bzw. etwa auch di e ganz schlagende Deutung der mutmaßlichen myken. DiooysosEpiklese di-ri-mi-jo /Drimüos/ als assimiliert aus *Drwnüo- durch Maddoli 1962-63: 62 und den Jubilar apud Palaima 1998: 224. Hierhergehörig im ilbri&en viclleicht auch der (u.a. böot.) ON 'B9x,quv&; > 'OpX,oµt.VIX, wenn als 'der Kommende' ursprllnglich Chiffre für Dionysos; man vgl. die vorwiegend auf den böot.-aU. Raum konzentrierten ONN auf -at des Typs 'EAco&tpa.(, ')..ltlxoµcva( bzw. (mit offenkundiger Bezugnahme auf eine weibliche Erdgottheit) MEAmva(,

20

Eine (bloße) Assoziation ti-ri-se-ro-e - Tpui:r6).qwc; auch schon bei Dievski 1989: 75, aus dec dort freilich keine weitere Konsequenz für die Bedeutungsbestimmung des Hintergliedes von ti-ri-st-ro-e gezogen wird. - Zu -xr- cf. Peters 1989a: 27P mit Lit. - Zu TpLxr6M:µor; in sehr geistvoller Weise gänzlich anders jetzt Janda 2000: 17 ff„ 290 ff.

:u

Cf. Wehrli 1934: 93 f., Magnicn 1938: 90, Aravantinos 1999: 67.

22

Cf. Adams 1982: 158 f. mit Llt., und dort jnsbes. die 'ltoAqtci'v betreffende Anm. 5, sowie Montero Cartclle 1991: 73 ff., 211 ff,

" a. Zunino 1997: 319 f. mit üt. :i-o

:tS



~;~;~!7:~~i;:1~~r~ll;;;\:~JS~~~lt!:~~~:~~t;;s~:::!~"~~:::::r:::~ee: ::~no~~; weniger auch die Amazonengr!iber beschränkt (Dowde n 1997: 117 ff., 121). 17

McDevitt 1970: Nr. 364 (..O.l)µ'l}'Tpl xal K6(,n xal .t.\ro'llO'tlJ uA.).

1 •

Cf. auch Rizakes(Touratsog.lou 1985: Nr. 15 3t~ .O.to71'0'tlJ m .0U'f(,)V1. (t.ur Affinitlit von Dion)'$0$ und Hades s. zuletzt Osbome 1997: 4211 mit Li.t.).

1 '

Cf. das Dossier bei. Henrichs 1976 und zusätzlich Tod 1949: 114 r. (Kyzikos). (Wofeme auch andere Göttinnen - wie Artemis, Athene - ..0.bi7l'OLVO: genannt wurden, mag diese Epilde.se just auf deren Angleichung an di.e am besten durch Dcmcter re0ektiecten vorgriech. Muttergottheiten beruht haben; zu letzterer Problematik s. weiter unten im Text, insbes. Anm. 52.)

360

n

er. Solmsen 1909: 88. Cf. Olai71'00I; in der Deutung von Protts (1906: 88). - Ma n beachte auch dieAnrufungPoseidons als 'Stier' (s. zuletzt. Bremmer 1987: 37) und Poseidon-Epilclescn wie (Godart/Sacconi 1998: 900 ff.) mit schon analogischem -Cl anstatt eines noch im 1. Jahrtausend regulär fortgesetzten ursprünglicheren *-oi(e)i.

eine dialektale Zuordnung bei Peters 1989: 143.)

362

g~:or~~st~~:~~I

Tu:p herrschend' und cnthilt in dieser Verwendung wohl ein Wurzelnomen •J!lr- 'Schutz {für andei:e)', du $Onst auch noch in l)pWY 'Gra bb0gel' (zur Bed. s. zulelzt Giangrande 1993: 239 ff.) reflektiert sein dürfle (das später aJs b:4fipaVOI; bttcugte unkomponierte ljpo.Y~ von Hsch. enbprechend mit ßa.oLAt(x;, /4JX,(,)Y. oxo1t6c;:, cpUAaJ; glossiert, wird wohl erst aus b:Lljpo..,.oc;: hernusgeJöst sein); wenn das Wort 343 vielmehr mit 'gefällig' zu Obersetzen ist, hat der Odysseedichter vermutlich dessen Semantik an ein für ihn synchronisch 'geffillig sein' bedeutendes ep. Syntagma t'!tl ~pa q,Ep- angepaßt - oder liegt hier etwa gar ein alte3 faktitivisches Bahuvrihi •r:pi!}lr- 'Schutt (für sich selbst von einem anderen, Ranghöheren) herbeischaffend > (dem Ranghöheren) gefallend, gefällig' zugrunde, das theore1isch naturgemlß auch in A 572, 578 BDO{PA q,tp- YOrgelegen und in diesem Syntagma prinzipieU soga r ab bloß anaJogix.ber Ausgangspunkt vermittels syntaktischer Reaoalyse ft1r du eindeutig unkomponierte iJp'Gefilligkcit' fungiert haben kOO nte? Aber das posthomcrische b:h)PO(: (cf. dazu insbes. Traglia 1952: 17) 'gefallig o ..l..' erweckt nun einmal partout keinen archailcbcn Eindruck. cf. Sommer 1948:



fibersetzen)fxia

dann 1m Rahmen_ dieser Auffassung YOn großem Interesse fOr eine etymologische Analyse des Namens ~er 9ottm A th,ene,_ YOn _dem zumindest die Variante auf -u1i.ll als innergriech. Ableitung v?m 0~ A-&ijYO.our;; l.~Yn: wxi'ja.i; 3 296 entspricht genau der Definition mdtifpit,;rahito yogo gillldharval_t ViSmt 24, 23, cf. Jamison 1997: 154); nur diese beiden Arten von Eh~u.ng ~ten als i~I fiir den ai Krieger (cf. Hara 1974, Jamison 1994: 9: "Most marrj 1 ge types explicitly 1nvolve the gift of the girl by her fäther, and it UI contrary to the warrior'a codc to a ~ t gifts") biw. wohl•~ schon @r das Mitglied eines idg. kriegerischen Jungmlnncrbundcs (filr den Jungen Zeus ~ göttlichen Prototyp des An.fuhrers eines solchen cf. McCone 1986: 126, 139 [.), wlhrend andcccrse.,.ta Frauenraub mit wr Initiation junger Krieger gehöne (cf. Bremmer 1978: 23 mit Lit., Nico.lai 1992: 170 ff.).

AndO 1996: 61 fUr die Verwendung des Wortes als Bezeichnung von -anderem - Verborgenen, und we iters KaAmj1W bzw. /\7JTW, letzterer GN ursprünglich vielleicht Ableitung von einem •ldhrtO• 'Verborgenheit' - oder etwa zu l.1jµ71 'Augenbutter' gehörig und ursprtlnglich ein weiteres Wort der Bcd. 'die Feuchte', das für eine Erdgöttin gebraucht wurde? Cf. in jedem Fall für Lcto als Initiationagottheit Bremmer 1992: 194 mit Llt. und für Leto als Vertreterin einer vorgriech. "d6esse• mCfe• Capdcville 1995: 243) und ebendort von im wahrsten Sinn des Wortes "dahergelaufenen" Jungmännern aus anderen Stimm en entjungfern ließen, wobei Dionysos offenbar die göttliche Personifizierung eines denrtigen Waldläufers aus der Fremde reprisent.ierte, wie nicht nu r dessen -vermutlich sekundfir cntscxualisicrte (cf. den cha.raktcrislischen Titel von J11mcson 1993) - Rolle beim Mlnadentum, sondern auch die "heilige Hochzeit" der Frau des alt Basileus Archon mit Dion)'SO$ bei den Anthestcrien (s. wletzt Nocl 1999: 140 ff.) oder das Auftreten dea Dionysos Aisymnetea in Patrai. (s. zuleu:.t Daudy 1998) mutmaßen Jißt, dessen Abeptanz schlußendlich den Zorn der ArternUI Ober eine endogame (1) Gändharva-Hochzeit zu besinfiigeo vermochte; cf. schon Sea[ord 1988: 126 ff., 1993: 135 [. und 1996: 44 f. (der Dionysos-Kult "a form of proteat" und Reilex von "male-female tension within the polis"). Die ursprüng.liche Bedeutung der von mir in Petm 1989: 217 fL &1s •Dihe/o-lu1üso- rekonstruierten Vorform des ON (•DiJu/o• mit •·/1· aus •.,r. wegen lcsb. &.w--, doch cf. zu dieser Geminate nun Lcukart 1999: 360 [.) ist dann vielleicht entgegen meinen Ausführungen l.c. sowie deren Obcra.us scharfsinniger Weitcrentwicldung durch Janda 2000: 260 ff. chu 'der durch die Blume, den Wald eilt' gewesen; cf. des Jubilars Obcneugende Deutung von myken. di-ri-mi-jo (s.o. Anm. 27) und zur Bedeutung des Waldea fQr die Initiation in vorhi.stoc. Zeit insbes. Capdeville 1993; zu Dionysos als - wie Apollon - •Archetypus des mlinnlichen Initianden" cf. schon Brcmmer 1992, Baudy 1998: 1564 mit Lit.

ror'

st

Hera gcwlhrte Zeus sogar die Freuden jener figura Veneris, filr die sich ein US.Prlsident auf von ihm beruflich abhlngig~ Frauen verwiesen fühlte, cf. Pötscher 1987: 13-4, 139. Mit Recht hebt ergo Pötschcr 1987: 138 l emen •Jmt-..oüen• Aspekt der Verbindung von Hera und Zeus hervor.

'" Dic.s ein sogar aus voreinzcJsprachlicher Zeit ererbter Zug Heras laut Dunkel 1991: 18 IO

9.

370

r.

Soweit wie hier skizziert, können Artemis und Hera als reine Projektionen einer patriarchalisch gep rllgten Kultur gelten; die anderen (mütterlichen usw.) ZOge dieser beiden Göttinnen werden dann wohl erst sekundär vom (matriarchalisch-matrilinear 11usgedchtcten, cf. z.B. Kornemann 1927, Okum11 19~7) vorgricch. Substrat hinzugefügt worden sein (so für Hera schon Pötscher 1961: 31'74', 32~. D ~cses S~bstrat vermochte im übrigen offenbar noch lilngere Zeit an seinen al ten lmt111t1onmten für Junge Mädchen festzuhalten bzw. sich die idg, Traditi on des Frauenraubs durch junge Krieger (s.o. Anm. S7) anzuverwandcln: Das Mänadcntum (dazu grundlegend Bremmcr 1984) bzw. der ~azonen-Mythos (et Dowden 1997 bzw. auch schon Komcmann 1927: 39 und Sergen! 1996: 29 mit_ kelt. Paralleleo; zur Frage italischer Amazonen cf. Capdeville 1m und 199S: 39S ff.; zum Parallelismus Amazoneo-Milnaden Barringer 1996: 59 f. mit Lit), der Mythos von den lüsternen !iY~Ph~ im Wald~ m!t (u.a.) Dionysos als Liebespartner (cf. ruletit Larsoo 1997), FIUe von mst1tu1Lonel1er Prostitution namentlich gegem1bcr Fremden im Kontext von weiblichen lnitialionsrit~ (l!rclich 1969: m ff., Graf 1978: 73 C.) u.i.m. weisen darauf hin, daB sieh wr gCIChlcchtlichen Reife gelangte Mldchen dereinst wohl vorwiegend io Gruppen in Wildem bzw. aufBcrgesh6hen (sc. vor den Mlnncm des eigenen Stammes) verbargen {-..iipqrl) urspr. wohl 'die sich Verbergende', cf.

H

Cf. Watkins 1978: 160, Burkcrt 1999: 61.

'2

FOr nichtgriech. Herkunft dieses ON zuletzt Rasmussen 1998: 6S f., Ivanov 1999: 205 ff., aber ohne durchschlagende Argumen te.

"

Weitere Beispiele für eine Umbildung von Adjektiven auf Solmsen 1912/13: 462 ff., Bile 1989: 44.

•Ot;

zu entsprechenden auf -fit; bei

.. Cf. Schindler bei Hollifield 1980: 24 und Pinault 1980, zusätzlich jav. huziimit- 'mit leichter Geburt' • jav. huz8mi- 'leichte Geburt' und nun auch noch ein weiteres, dem Jubilar verdanktes Beispiel aua dem Altgricch., sc. )J,:. 'mit Glätte, d.h. glatt' .... Wz.-Nomen •ff. 'Glätte' (Neumann 1999: 83 ff.); hierhergchörig m.E. auch X/xfi+,tt· (Peters 1989: 214 f.), aber nicht die kreL Athene-Epiklese .O.tpaµm gemäß Neumann 1985: 269. "

Cf. zu von a-.Adjektiven abgcJeitetcn i-Abstrakta zuletzt Weiss 1996: 20-4 ff„ Balles 1999: 8, Mdchcrt 1999: 365 ff., Nussbaum 1999: 399.

371

MARTIN PETERS

eine ursprüngliche Bed. 'mit Unversehrtheit', d,b. eben wieder 'unversehrt' rekonstruierbar wird. Bei solcher Bezeichnung einer distinktiv jungfräulichen Göttin liegt dann natürlich weiters auf der Hand, in 'Unversehrtheit' eine Metapher für 'Jungfräulichkeit' zu vermuten; trifft diese Hypothese zu, ist Artemis aber wirklich aus griech. Sprachmaterial nach jenem ihrer Wesenszüge benannt gewesen, der sie entscheidend von Hera abgehoben hat66. Nach dem eben Ausgeführten ist also a priori zu erwarten, daß aUch der Name Heras auf einem (zumindest virtuellen) Appellativum des Urgriechischen beruht, und überdies auch noch, daß sich dieses Wort irgendwie auf Heras charakteristische Eigenschaft bezogen hat, im Gegensatz zu Artemis (vorehelich) entjungfert worden zu sein. Solcher E rwartung entspricht nun voll und ganz eine Weiterbildung von urgriech. *ser- 'gewaltsames Nehmen, Raub', denn dann setzt der GN - woferne nicht etwa ein dereinst suffixal ablautendes Kollektivum *sirii-/*serä- 'Raub, Beute'67 - zweifellos eine exozentrische o-Ableitung "'ser-o- 'gewaltsames Nehmen/Raub habend' oder 'zu gewaltsamem Nehmen/Raub gehörig' fort68, d.h. Hera ist in diesem Fall tatsächlich als ein Mädchen bezeichnet gewesen, das 'gewaltsam genommen/geraubt worden' oder '(gut) zu nehmen/rauben' ist- und ergo nach dem oben in Anm. 57 Erwähnten die ideale Braut für einen idg. Qungen) Krieger (ijpu.x;) verkörpert hat"'. Treffen diese Spekulationen zu, so haben also einerseits die Heroen eine krimineUe etymologische Vergangenheit besessen, ist aber andererseits auch die E hegöttin Hera angesichts ihres etymologischen Vorlebens als Räubersbraut keine sehr glaubwürdige Verfechterin von family values gewesen. Mögen diese Resultate den Jubilar erheitern, der in exemplarischer Weise die Lebensverhältnisse im vorhistorischen Griechenland auf der Grundlage von in historischen Zeiten bezeugten Personennamen erschlossen hat! ~ Cf. schon Peters 1989: 214 ff., wo ich die Semantik: von •artemit- freilich anders und wohl weniger

plausibel beurteilt habe.

fl

S.o. Anm. 46 (Ende).

63 Cf. die Funktionsbestimmung für exOZentr.i:sches auch Balles 1997: 220).



372

"'-o- durch Schindler bei Balles 1996: 109 f. (bzw.

Der Ansatz eines Adjektivs *siro- 'w gewaltsamem Nehmen/Raub gehörig' vermag auch plausibel den Umstand zu erk.lll.ren, daß in Sparta laut Paus. 3,13,9 eine Aphrodite mit dem Beinamen (!) "Hpa. im Fall einer Hochzeit Opfer von seilen der Brautmutter zu erhalten pßegte, schreibt doch Plutarch Lyc. 15,4 gerade den Spartanern Eheschließung durch institutionalisierten Frauenraub (lycip.ouv at &.' ap1(ayfy;) noch in historischer Zeit zu (wozu zuletzt Nioolai 1992: 169 ff.).

Aus der Vergangenheit von Heroen und Ehegöttinnen

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i::~~:n:::•;:~~~~e~;/i~f3-;:t;~:e~!u:J:°':t~~~~f~~~:hf/40::j•,J: ~~ Ziegen antreibt' {zuletzt I..eukart 1994: 89, 94 mit Anm. 168 mit altemativcn Vorsehligen).

wire, vgl. das entsprechende Stoffadjektiv do-Wf!-jo /Mr!!tf.o-/ 'h6lu.m, aus Holz' KN Sd 4407.a+, PY Uo. 1314.lA Zur defektiven Schreibweise der inlautenden Konsonanz / '!!- •; siehe auch ko-wo fko'!'o.,/'Junge' bzw. ko-wa~/'Mldchen' :KN Ag87++, PY A a 60++ .

382

$

Der Wur-l.Clansatz lautet "dreh, im Urindogermanische.n (UV 110), vgl drantu RV 10,85,32, ,ipa dmhi AV 6,14,3, dratu AV 6,66,1 (Irnp. Aor. nach Narten 1964: 149/150), jav.paifidriJ. f. 'Zuflucht', griech. Aor.

(1:7(-..

383

ROBERT PLATH

Der mykenische Männername a-ne-ra-to

für die ausgehende Bronzezeit anzunehmen. Zugunsten dieser Hypothese spricht die unterbliebene, ansonsten für den mykenischen Dialekt weitgehend signifikante Assibilation von t, f' ... s / (n) _ i.6 Sie unterbleibt freilich, wenn der Sibilant /s/, eine Liquida (/Ij/ oder /r/) oder ein Verschlußlaut vorausgeht.7 Für ein relativ bald, d.h. bereits in mykenischer Zeit erfolgtes Eindringen des nparasitischen Sigma" spricht zudem die konstante Schreibung ollt in den Quellen des ersten vorchristlichen Jahrtausends. Nicht ganz so günstig sieht es bei a-ne-ra-to aus, was die Ermittlung der exakten Lautgestalt betrifft: denn io nachmykeniscber Zeit ist bei vergleichbaren Bildungen eio Schwanken hinsichtlich des Einsatzes von zu beobachten, wie die folgende Auswahl von Eigennamen aus verschiedenen Jahrhunderten vor Augen führt: 'Epa:rW Hes. Theog. 78 und 246 "E;xrro,; Rhodos, Thasos (LGPN I 161); Aigos, Unteritalien (LGPN ill.A 151) "fycw,o,; Ainorgos (LGPN I 161); Athen (LGPN II 154); Korinth, Sparta, Unteritalien (LGPN ll.A 150) Bei den zusammengesetzten Namen begegnet im Vorderglied nahezu aus-schließlich die Variante 'fya.o-' (Typ 'Epa«,01l (s)summ < (f)summ > immerhin in e ine n weiteren Rahmen stellen. Das zweite Beispiel für das Lautgesetz ste llt das Faktitivum Sumumal!f!· dar, für das sich die Bedeutung "vereinigen, zu Einern mache n• wahrsche inlich machen läßt. Die ungewöhnliche Graphie gibt nichts anderes als /summa[!!!-/ wieder. Eine derartige Schreibung, in der zur Darstellung einer Konsonantengruppe nicht der folgende Vokal vorweggenommen wird (wie in für /sign u- f), sonde rn der vorangegangene wiederholt wird, hat in "Räucherwerk" (neben )für /t(a)t1tumiir/ sowie in "Kronprinz" (neben )10 für / tu!Jkanti-/ Parallele n. Einer H e rleitung aus grundsprachlichem •sm--eh:r "eins machen" steht also nichts im Wege. 11 Ein ne ues Beispiel - diesmal für den Inlaut - find et sich in dem Wort für •Becher" ti/esfummi-. Neun deutet ti /eJSummi- als e in luwiscbes Verbaladjektiv auf

1

KUB 42.64 Rs. 2,

1

Oettinger1976,97•100.

'

HBD 1· 2, 428 f.

Personalpronomens

-mi- zu dem ebenfalls aus- dem Luwischen entlehnten Verbum (:)ti/esSae- "voranbringen, in die richtige Form bringen". Grundlage hierfür bildet e_ine Passage aus der hurritisch-he thitischen Bilingue, in der es heißt: te-eJ-Jum -mi-in LUSIMUG ya-al-li-.(a. an-ni la-a-!Ju-US (43) la•a-!Ju-Ja-an ti-i!-'sa-a-it "Ein Schmied goß e inen Becher (sich) zum Ruhme. Er goß ihn ·(und) brachte (ihn) in die richtige Form• (KBo 32.1414243). Das Verhältnis von tesSummi- und tissae- scheint einer Figura etymoJogica gle ichzukommen. Tischler, der diese Deutung für sein etymologisches Glossar übernimmt, verweist filI das •präsuffixale -u-• auf die 1. Person Plural Präsens dwn(m )eni "wir nehme n• zu dii- "ne bmen". 13 Heth. dum(m)eni wird im allgemeinen auf die Linde mansche Variante *dh,-uyeni zurückgeführt,1• wobe i m(m) aus •y. entsteht. Trifft das zu, muß man dum(m)eni von ti/eJSUmmi- treOJJen, da es keinen Grund für den Ansatz einer Vorform mit •uyi gibt. Stattdessen ist mit Neu von dem Suffix mmi· auszugehen. Für das zugrundeliegende Verbum, dem mehrfach Glossenkeile zur Kennzeichnung seiner luwischen He rkunft vorangestellt sind, wird die Übersetzung "voranbringen; an die richtige Stelle/in die r ichtige Position bringenMgegeben.u Keine der Belegstelle n läßt aber darauf schließe n, daß es sich um e in Bewegungsverb bandelt. 1' Ein Ansatz "in Ordnung bringe n, richten, formen, fertig bringen, herstelle n" reicht vollkommen aus. E ine Besonderhe it des Verbs besteht darin, daß es vielfach asyndetisch an e in vorangegangenes Verb mit einer vergleichbaren Bedeutung antritt. Dadurch erfährt der hier vorgeschlagene Ansatz eine zusätzliche Bestätigung. Vgl.: KA.RAS ANSE.KUR.RA x( ) iia1i (20) :ti-es'-Ja-e.J.Jd-(iji "du schaffst eine Armee und W ~enkämpfer x[ ) {und) bringst (sie) zustande• (KUB 23.1 l V

19-20), namma-at t}andai :ti-iJ-h-a-i "dann richte s ie her (und) bring (sie) in Ordrumg• (KUB 36.12 ID 14), faltul-an ti-is-Ja-a-it •er goß ihn (und) brachte (ihn) in die richtige Fom1• (KBo 32.14 ll 43). Hierher gehört woh l auch KUB 21.38 Vs. 58-59 annän tissän "das Durchgeführte und u

HEG ID, 342 f.

" HEOID,8 f. 10

In KBo 19.163 findet ,ich neben tu/}11/amti- auch taf!ulamti- (Il 47', 55').

11

Alternativ kann man auch an eine Sekundärbildung /1umrrwf]{1·/ zu nicht bezeugtem •fmmmw-/ < •1m-dt,-;s· denken. Dies hiltte den Vorteil, daß man die Schwierigkeit, auf die mich Norbert Oeuinger freundlich hinweist, {Or die Ableitung mit dem Formans •-dtr von einer athematischen Bui.s ausgehen zu mOssen, vermeiden könnte.

u

408

1988, 239 Anm. 17; 1996, 145 r.

u

HEG ID, 377-379.

"

Dies isl offenbar aufgrund des Beleges aus de.m Sau!gamu!!a-Vertrag KUB 23. 1 IV 20 angenommen worden, wo Sommer 1932, 323 f. zunächst u. 1-i-ia-Ii (20) :ti-~-Ja-d-ki-P}l'-wirlt du aenden (7), wirst du t.• gelesen und Oberseta hatte. Friedrichs Ubersetzu.ng (HW 221 f.) •auf die Beine bringen (7), mobil machen (7), bereit machen (7), be.leben (7)9 paßt [(Jr die Belege weit besser. Zur heutigen Lesung. die au{ Kühne/Otten 1971, 16 r. basiert, s. gleich.

409

ELISABETH RlEKEN

Ein Lautgesetz und der Obliquusstamm des uridg. Personalpronomens

zustande Gebrachte." 17 Bei dem von ti/dsae- abgeleiteten, substantivierten VerbaJadjektiv li/dswnmi- handelt es sich also um den "geformten" Becher- im Gegensatz zu zeri-, der als der "gebrannte" Becher bezeichnet wurde. 18 Mit der Bestimmung der Bedeutung des Wortes ist nun die Voraussetzung für eioen Etymologisierungsversuch gegeben. Ein Anschluß an die uridg. Wurzel • (s)summ , nämJich Summanza(n)- "Faden•. Dieses wird Carruthers folgend meist zu gr. öµT)\I "Sehne, Häutchen" gestellt, zu dem es eine genaue morphologische Entsprechung bilden soll. Die zu postulierende Vorform wäre •suh1-min + •s.u. D amit bleibt aber die Gemination des labialen Nasals unerklärt, da sie nur in Nachbarschaft zu Konsonanten erfolgen kann (*h 1 ist bereits im Uranatolischen unter Ersatzdehnung geschwunden). 27 E in Anschluß an die Wurzel "'seh/J.)- "binden" erlaubt dagegen ein Rekonstrukt als *s(h2)-min + •s mit lautgesetzlichem Verlust des Laryngals zwischen "'s und Sonorant sowie mit dem hier vertretenen Lautwandel *sm > (s)summ . Der erste Teil der Entwicklung liegt mit Sicherheit in Ku!iismeri "Zügel" vor ( < *s(h2)-mer-), das zur derselben Wurzel gehört. Statt der Gemination und der An aptyxe zeigt Ki.ßismeri allerdings die alternative Vertretw1g *sm als .'Jß Der durch vier Beispiele abgesicherte Lautwandel •sm > (s)summ erlaubt es nun auch, einerseits für das enklitische Possessivpronomen der 1. Person Plura1 -JSUmma-/ -Sfummi- eine sprachhistorische Erklärung zu geben und andererseits für ein Rekonstrukt des Systems der grundsprachlichen Personalpronomina, das Katz29 aufgestellt hat, zusätzliche Evidenz beizubringen. Zunächst zu den hethitischen P ossessiva: Ihre Stammbildung basiert ohne

17

Zum Ansatz eines luw. Verbalstammes annali- dieser Bedeutung s. Starke 1990, 158 f. Dagegen Melchert 1993, 14 und 17, der :annän zu r:innan "unter" stellt.

~

Neu 1988, 239 Anm. 17.

14

:i,

u

~ u t~;~;}t,utwandel, der in seineu Einzelheiten noch nicht vollständig geklärt ist, s. Mclchert

20

Vgl. z.B. heth.punuJI- "fragen' zu uridg. ~pne!!- (LIV 440}.

99

21

Vgl. z.B. luw. pu!fa- ➔ heth. PIJ.!!Oe-.

:u

Dafür sind die Bildungen auf -alfa/i- zu vergleichen, die im Hethitischen sowohl als a• wie auch als i..Stämme auftreten, s. Rieken 1994, 49.

l'

410

Ricken 1996, 294-297. Weniger wahrscheinlich ist folgende Alternative: In •tl'eft'- liegt mit *·f'- ein Wuneldecerminati.v vor, das auf die außcranatolischen Fortsetzer beschränkt, in dem ana10\ischen Re0ex der Wurzel jedoch nicht enthalten war. An die Schwundstufe •cf';. trat das Formans *-s• an, und von dem so entstandenen Stamm *d'is- wurde mittels des Suffixes •-mi- das Substantiv *d"is-miabgeleitet. ti/e1Jummi-, das sich aus dieser Vorform Jautgesetzlich entwickelt hätte, wäre dann ein genuin hethitisches Wort.

Vgl. Hardarson 1987, 118-123; Melchert 1994, 75. Anders Oettinger 1980, 51f. ( < •si!fh 1-miin).

27

Für Belege s. Oettinger 1980, 48f. Daß im Althethitischen die Geminata zunächst graphisch nicht wiedergegeben wurde, entspricht einer allgemeinen Tendenz. In dieser Zeit wurde ein größeres Gewicht auf die Vokallängen gelegt, vgl. auch in(n')ara• "stark• < *en·h.por•O• oder im(m)ij,a < •enmefo-, die im Althethitiscben gewöhnlich mit einfachem Nasal erscheinen.

23

S.o. S. 451.

21

1998, 279.

» Nach einer briellichen Mitteilung vom 1. Juli 1999 ecwägt Norbert Oettinger eine erweiterte Fassung des Lautge.seUe$ schon für das Uranatolische. Ihm folgend ließe sich auch k.-Juw. tununant- "Ohr" mit frühem Schwund des Laryngals *h3, Gemination von m in Nachbarschaft des Dentals sowie anschließender u-Anaptyxe direkt aus *sthp111J-t• herleiten.

Dazu s.u.S. 455.

411

ELISABETH RlEKEN

Ein Lautgesetz und der Obliquusstamm. des uridg. Personalpronomens

Zweifel auf der des obliquen Personalpronomens. Dies wurde bereits mehrfach festgestellt30 und ergibt sich unmittelbar aus dem Vergleich: 1. Person Singular Dat./Akk. ammuk -mma-/-mmi2. Person Singular Dat./Akk. tuk -t/a-/-tti1. Person Plural Dat./Akk. anzaS -SSUmma-/-SSUmmi-31 2. Person Plural Dat./Akk. SUma§ -Sma-/-SmiEinzig in der 1. Person Plural weichen die Stämme deutlich voneinander ab. Der Zusammenhang zwischen Personal- und Possessivpronomen ist auch in anderen indogermanischen Sprachen offensichtlich und stellt sicher etwas Altes dar. Es kann als Bildungsprinzip gelten, daß der stammauslautende Vokal *-e des Obliquus oder des Genitivs des Personalpronomens durch den Themavokal ersetzt wurde, um so eine Flexion zu ermöglichen,32 z.B. : 2. Sg. slct. tvd-, av. Sßa-, gr. oo-, h.-luw. tuwa- < *ty,-o- zu Obi. *tye bzw. lat. luus, gr. -re6r; < *tey.-o-s zu Gen. *tey.e. Es stellt sich also die Frage, ob sich heth. -SSUmma-/-SSltmmi- aus dem Rekonstrukt des grundsprachlichen Obliquus- oder Genltivstammes der 1. Person Plural des Personalpronomens ableiten läßt. Das System des urindogermanischen Personalpronomens hat nach Katz33 folgendermaßen ausgesehen: 1. Sg. *m-me 2. Sg. *t-y.i [1. Du. *tJh 3-me1 2. Du. *uh3 -yi 3. *s-y.e 1. Pl. *ns-me 2. Pl. *us-ui Es basiert weitgehe~d auf dem Schema Cowiilts34 von 1965, unterscheidet sich aber

in einem wesentlichen Punkt davon: Die betonten Partikeln *-me und *-ye, die an die obliquen Pronominalstämme antraten, sind anders als bei Cowgill nicht nach dem Numerus, sondern nach der Person verteilt. Das bedeutet, daß zwar das Personalpronomen der 1. Person Plural nach wie vor auf *'JS-mi zurückgeführt wird - die Form entspricht der communis opinio -, daß das Pronomen der 2. Person Plural aber als *us-f!i erscheint (statt *us-ml). Dies steht vor aUem im Gegensatz zur Evidenz des Indo~Iranischen, Griechischen und Tocharischen, die Fortsetzet von *us-me (neben *1,1s-ml) aufweisen. Das Germanische, Anatolische und Keltische deuten indessen auf eine !:_l,~haltige Form hin. 35 Das Schema von Katz ist deshalb sehr vielversprechend, weil es einerseits systematisch aufgebaut und deshalb "verständlich" ist und weil es andererseits genügend Asymmetrien enthält, so daß es gute E rklärungsmöglichkeiten für die Umbildungen bietet, die im Laufe der einzelspracblichen Entwicklungen stattgefunden haben. Ein "Schönheitsfehler " besteht jedoch darin, daß der grundsprachliche Zustand - also das Gegenüber von *rys-mt! und *us-!:_ti - in keiner einzigen der von Katz angeführten indogermanischen Tochtersprachen direkt bezeugt zu sein scheint. Er nennt zwar das Keltische, Germanische und Armenische, aber hier ist jedes Mal ein nicht-lautgesetzlicher Wandel erfolgt, der die ursprünglichen Verhältnisse verdunkelt. Für air. sn[ "wir" muß Katz36 davon ausgehen, daß *'JS-mi zu *lJS-ni umgebildet wurde, bevor auslautendes *e in der betonten Pronominalform gedehnt wurde und anlautendes *'1 durch Aphärese verloren ging. Diese Annahmen sind an und für sich nicht unplausibel, aber den Nachweis einer Vorform mit *m in der 1. Person Plural neben der der 2. Person Plural mit *!! erbringen sie nicht. Ähnlich ist die Situation im Germanischen, wo im Gotischen zwar izwis "euch" trotz der anzunehmenden Umbildungen doch wohl die Lautgruppe *sf! fortsetzt und somit letztlich auf *us-!lli zurückgehen kann,3 7 wo aber got. unsis keine Spuren von *m zeigt.

30

31

Vgl. Sturtevant 1951,

§

177; für neuere L iteratur s. Francia 1996, 216-219.

Das Possc.,;sivum der 1. Person Plural unterscheidet sich von dem der 2. Person durch die

~e~~~a~~:

;~~~~:ndze~ät=n~;~~o;i~~=ete::~S~;:~~::d;~~~~~::~hi!~~::a~~t; gehalten, s.Francia1995. 32

Vgl.etwaBcekes 1995,210!.

33

1998, 279. Der Ansatz mit *h 1 geht auf Cowgill· 1985, 27 zurück. Er ermöglicht es, gr. YWt, das Apollonios Dyskolos zufolge yon Korinna und Antimachos gebraucht worden sein soll, direkt auf f}hr!!i zurückzuführen. Der o-Vokalismus kann jedoch ebensogut von -.,6, < *noh 1 übernommen worden sein, so daß der Ansatz zweier verschiedener Endungen, *h 1 und *h3, nicht nötig ist. Vgl. noch Klein 1988, 267 Anm. 14; Sihler 1995, 381f. Anm. a.

34

412

1965, 169f.

lS

Vgl. auch Szemecenyi 1990, 230, der in der 2. Person Plural sowohl *us-mes als auch *us-ues

3

1998, 280.

rekonstruiert. Zu Vorschlägen, im Germanischen und Keltischen doch *m anzusetzen, s. Anm. 37. '

37

Katz 1998, 281 f. Zur Problematik des Ansatzes einer reduplizierten Form '!!es-f!es s. ibid. 269 f. mit Anm. 13 und 14. Klingenschmitt erwägt (nach einer freundlichen Mitteilung von Rosemarie Lühr vom 214.1999) eine Entwicklung von *us-mi (mit *m) mit sekundärem -s zu *usJ!i.s und weiter zu *i.sJ!ls. FUr mky. chwi sei indessen eine Verbindung aus der Verbalpartikel •s mit dem urspn1nglichen Dualpronomen 'J!eh 1, also *SJ!l!h 1, in Betracht zu ziehen.

413

ELISABETH RIEKEN

Ein Lautgesetz und der Obliquusstamm des uridg. Personalpronomens

Für das Armenische nimmt Katz folgende Veränderungen an: 1. PI. me- < •s-ml (Aphärese) .. *'JS·mi 2. PI. je-{z) < •sghe-{ghf!f}i. .. •sy.e-Clii .. •s•!fl (Aphärese) .. •us•!fi Wjeder läßt sich jeder einzelne Wandel mehr oder weniger gut begründen, doch ist das kein positiver Beweis für das Nebeneinander von •ns-ml und •us-ue in ein und demselben Paradigma, u.a. weil •!f gänzlich verloren gegangen ist. Für das Hethitische stellt Katz indessen fest, daß hier lediglich •-y.i in der 2. Person Plural vorliege, in der 1. Person hingegen •-mi nicht fortgesetzt sei. anz-, der Obliquusstamm des Pronomens der 1. Person Plural geht lautlich einwandfrei auf •n.rzurück, wobei sich der silbische Nasal zu an entwickelte und aus der sekundär~n Verbindung des Nasals und des Sibilanten, also aus •ns, durch E penthese nz entstand. •-mi ist hier tatsächlich nicht vorhanden. SUm-, der Obliquusstamm der 2. Person Plural, läßt sich dagegen Melchert folgend auf •s•!f· zurückführen: In der zugehörigen Lindemanschen Variante •suuwurde *!!- in Nachbarschaft von •u lautgesetzlich zu einfachem m. •s-u- selbst ~t durch Aphärese aus •us•!f· herzu leiten. Die Alternative, nämlich •su- durch Metathese aus •us- zu erklären, ist dagegen ad hoc.'J& -

/-sJummi- ergab,.., Unter Zugrundelegung des Kattschen Rekonstrukts der urindogermanischen Personalpronomina kann man eine vollkommen parallele Entwicklung in der Entstehung der hethitischen Possessivpronomina der 1. und 2. Person Plwal postulieren. Diese stellen also eine wertvolle Stütze für sein Schema dar, demzufolge die Partikel •-me ursprünglich nw in der 1. Person heimisch war, während sich *•t1.i der 2. Person zuord nen läßt. Die Herleitung von -fsumma,./-SSummi- aus der weithin akzeptierten Vorform *us-mi ist von djeser letztgenannten Hypot.he.se weitgehend unabhängig. sondern sie basiert vor allem auf der Annahme der Aphärese (nach Katz) und auf dem Postulat des Lautwandels •sm > (s)summ .

•y ist hier also in der 2. Person vorhanden, •m in der 1. Person aber nicht " Dasselbe gilt für die enklitischen Personalpronomina -naJ und -SmaJ, die aus •,ios und •s(u)yos entstanden sind, letzteres mit Synkope in der Enklise. Im Possessivpronomen, das Katz nicht berücksichtigt hat, stellt sieb die Situation jedoch anders dar: In der 2. Person Plural läßt sic.h der Stamm -Sma-/-lmiwie zuvor Sum- des selbständigen Personalpronomens über •suu- und •su- mit Aphärese JetztHch aus der thematisierten Form von •us-ui berl;iten. Für die 1. Person bleibt nun zu klären, ob -.fsumma-/-isummi- auf de~selben Wege aus *'JS·mi entstanden sein kann wie -Sma-/-Smi- aus *us-t1.i. Die Antwort kann jetzt positiv ausfallen. Uridg. •1.1s-mi entwickelte sich durch Aphärese zu •s-me und durch Thematisierung weiter zu *sm-V-. Anschließend trat der hier behandelte Lautwandel •sm > (s )summ < (.f)fomm > ein, so daß *sm-V- die bezeugte Form -SSUmma-

ll

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Dies merkt beteit.s Melchert 1984, ZJ.-27 an. Ihm folgt auch Katz 1998, 282.

,, Ent.sprechendes trifft wohl auch für das Hieroglyphen-Luwische zu, das nach Katz in tf.zu.za (1. Person) und u.zu.za (2. Person) im •U· der zweiten Silbe einen Porl5etzer von *•!:!l besitzen .roll.

414

Korrcktw:zusacz: H.C. Melcbert und H.A. Hoffner sind unabhängig voneinander zu einer abweichenden Segmentierung von Jumuma!}tJ· gelangt, indem sie das Verb als Sum-uma-(a)tJ!J· 'vereinigen' analysieren und in -uma dasselbe Formans vermuten, das auch in parallelem dame-uma-(a)f]!}- 'verändern' vorliegt. Dadurch erübrigt sich die schwierige Annahme, daß die Schreibung die Lautung [summ-] wiedergibt (freundlicher Hinweis von Craig Melchert).

40

Bine Erörterung Ober Herkunft und Alter des stammauslautenden i-Vokalismus würde an dieser Stelle zu weit führen. Vgl. dazu Starke 1990, 79-81 mit einer der vorgeschlagenen Deutungen.

415

ELISABETH RlEKEN

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Oskisch nür kulupu Helmut Rix. Freiburg i. Br.

1. Auf einer nur fragmentarisch erhaltenen oskischen Fluchtafel aus Cumae (Ve 5 = Cm 141) findet sich dreimal der Ausdruck. niir kulupu. Zweimal steht er zwischen

zwei Personennamen, das dritte Mal zwischen einem Personennamen und einem unbeschriebenen Stück des Täfelchens. Er ist damit zweifelsfrei als eigenes Syntagma identifizierbar. D ie Personennamen sind, soweit erkennbar, alles Namen von Männern. 1.1. Der Text gehört zu den wenigen cumanischen Inschriften, die vor der oskischen Schriftreform geschrieben sind1; diese Reform, bei der die Buchstaben V

  • für /o/ und .. für /i/ eingeführt wurden, ist heute wohl auf ca. 260 v. Chr.3 anzusetzen. Von der Bleitafel sind sechs Fragmente erhalten. Zwei zusammenpassende (bei Vetter C) bieten den nur am Anfang verstümmelten, inhaltlich selbständigen Schlußteil des Textes. Die übrigen vier enthalten mehr oder weniger umfangreiche Reste der ersten 25 Zeilen des Textes, ohne daß dieser Oberteil an den unteren anschließt. Von diesen Fragmenten reicht eines (A) an den oberen Rand des Täfelchens, zwei (A und B), ohne aneinander anzuschließen, an den linken Rand, enthalten also jeweils den Anfang der (rechtsläufig geschriebenen) Zeilen. Die beiden übrigen Fragmente (D und E), die weder aneinander noch an (A) oder (B) anschließen, zeigen Reste der Zeilen von (A) und (B), dazu Bruchstücke dort nicht erhaltener Zeilen; sie reichen zwar nicht an den rechten Rand, aber in sechs Zeilen an das Ende der Beschriftung. Vom oberen Teil des Täfelchens sind aJso erhalten Bruchstücke von

    1990. Mit Sigle des Fundgebieis (Cm „ Campania) und laufender Nummer sind die oskischen Texte in meiner Neubearbeitung von ßand I des Vetterschen Handbuchs bezeichnet, deren Publikation für 2000 vorgesehen ist. - Der bei Planta 189'3 erstmaJig publizierte Text Ve 5 wurde zuletzt in Marchese 1976, m-300 revidiert.

    S'JVRTBYANr, E.H.: A Comparative Grammar of the Hittite Language, Philadelphia 1933, 2. überarbeitete Auflage, New Havcn 1951. S2.EMERENYI, 0.: Einführung in die Vergleichende Sprachwissenschaft, 4. durchgesehene Auflage, Darmstadt 1990.

    416

    l

    Die &nderen sind Ve 113 • Cm 33 und Studies Robinson 144 • Cm 32, beides kurze Vueninschriften.

    '

    Rixl996,356s.

    417

    Oskisch niir kulupu

    HELMUT Rl X

    Zeile Zeile Zeile . Zeile Zeile Zeile

    1 2-9

    inA ioA und D

    10-12 13 14-19

    inD inBundD inB inBundE

    20-22

    Abstand zweimal die gleid1e Person genannt ist Auch von der in 7A-7E-8A ge-nanaten Person (v. supra) war sie verschieden, da sonst im oberen Textblock (mindestens in dessen zweitem Teil; v. 1.3.) kein Name zweimal vorkommt. Der Zusatz niir ist also für drei Personen des Textes belegt, bei zweieo mit, bei einer ohne .

    kulupu.

    Zeile 23-25 inE Ungeachtet des stark fragmentarische n Zustands läßt sich so - unter Zuhilfenahme der Zeilenlänge im Unterteil (C ) - wenigstens der Umfang des oberen Teiles des Textes feststellen. Wie viel zwischen Ober- und Unterteil des Täfelchens fehlt, bleibt freilich unsicher. Die Z uordnung der vier Bruchstücke des Oberteils wird dadurch möglich, daß sie alle die Namen enthalten, die in dem außer am An.fang vollständig erhaltenen Unterteil (C) vorkommen:

    wie

    mdOC{is Jiereüs deklde]imis s{saipinaz) dekis hereiis dekldeis saipinaz.,

    0

    und

    wie

    '"ma{rahis raliii/'°s papeis °'marahis rahüs pnpeis

    1.2. Das dritte dieser für die Textkonstitution wichtigen Paare liefert gleichzeitig zwei der drei Belege des gesuchten Ausdrucks niir kulupu; der eine ist bruchstückhaft, aber wegen der Parallele sicher ergänzbar: 7

    "[dekis 10r)al1iis marah[eir niir] "'lw.lu[puj codekis rahiis maraheis niir lw.lupu

    Im dritten Beleg ist niir kulupu vollständig erhalten; dafür ist von dem Personennamen davor alles verlorengegangen außer dem letzten Buchstaben des Gentiles und dem ersten Buchstaben des Pränomens; letzterer zeigt aber, daß die Person eine andere war als dje vorige;

    13. Im oberen Textteil sind die Namen von insgesamt 29 Personen erhalten, teilweise in kleinsten Bruckstücken, aber im Rahmen der Namenlisten sicher als solche isolierbar. Da das E nde des Textstücks verloren ist, muß man für den urspn1ngHchen Text mit einer noch größeren Zahl rechnen. Grundsätzlich besteht clie Möglichkeit, daß sich die Namen der in den Zeilen 1-5 genannten 9 Personen nach der Fluchformel von Zeile 5/6 ("' 0 [-9/12-]Minim [-5/8- 60inim] kersnu velehi[-2/8-)4) in den Zeilen 7-25 wiederholen, was die Zahl der im Text genannten Personen um verringern würde; doch gibt es keinen positiven Hinweis dafür und die Wabischeinlichkeit spricht dagegen. Das Bruchstück C, der Schlußteil des Textes, nennt nur Personen, die schon im vorhergehenden Textteil genannt waren.

    9

    2.1. D ie erste Wortform des Ausdrucks niir kulupu ist der korrekt gebildete Nominativ Singular des Substantivs ner- 'Mann'1; sie ist als Apposition zu dem jeweils vorausgehe nde n nominativischen Personennamen zu verstehe n. niir ist phonologisch / nlr/ (phonetisch [n"v]) mit langem offenen (,j, das auf uritalisches (und hier auch urindogermanisches) /i/ zurückgeht. Die Form setzt ebenso uridg. •h1')ir fort wie griecb. lt.Yr)p, altind. 11&, awcst. nii und armen. ayr. Sie ist in der Schreibung nfr jetzt auch mehrfach im Südpikenischen belegt (MC l ; [n]fr A"'P 3; {n{Jr TB 1). Der zugehörige Ald.-usativ osk. nerzl(m) /nerom/ (für uridg. *h1')er-r!t) steht in einer Wah lempfehlung aus Pompei (Ve 29 = Po 40), der Genetiv Plural osk. nernm /nerom/ (für uridg. *htt!T·om) auf der Tabula Bantina (Ve 2 ·.. Lu 1, Z. 29. 32). Das Umbrische der lguvinischen Tafeln liefert mehrere Belege für den Dativ Plural •nerus

    ~m[-12/14-),is niir Jculupu

    Mit kulupu endet die Zeile und damit auch das Syntagma. Zwei Zeilen darunter (24 B) steht, wieder am Zeilenende, niir allein, ohne kulupu; der 13-15 Buchstaben lange, also nur aus Pränomen und Gentile bestehende Personenname davor ist verloren gegangen. Die Person war sicher von der eben genannten verschieden, denn es ist so gut wie ausgeschlossen, jedenfalls ohne Parallele im Text, daß mit einer Zeile 418

    4

    Verflucht wird in irgend einer Weise (w:ldii(atar 1) unter anderem die Mahlzeit (ker.rnu), vielleicht die gemeinsame Mah.lu.it der Vereinsmitglieder.

    s

    v. Plantu Interpretation als 3. Sg. Konj. Pcd. Pass. eines Verbalkompositums, also ni 'niedtt' + i 'gehen' + l (Konjunktivsuffix) + r (P:wivendung) (Planta 1893, 439; 1897, 294. 380. 620. 696), scheiten schon daran, daß es im Oskischen (und auch im Umbrischen) keine Passivendung-rder 3. Singular gibt (Garcla CastUlero 1998, 216--224); eine Diskussion der semantischen und syntakti:ichen Schwierigkeiten (Konjunktiv Perfekt beim Wunscl:t, Einschub einer F1uchformcl in Namenli:iten; d. infra 3.1.) erilbcigtsich damit.

    419

    HELMUTRIX

    Oskisch niir kulupu

    ( < "ner-u-ßc>s für u.ridg. "'hP(-llos gel) und für den Akkusativ Plural nerf ( < "nerns für •nerens, dies für u.ridg. *h:fl,:r-1JS). Die Form nerf ist auch im Südpikenischen belegt, allerdings offensichtlich in der Funktion eines Nominativs (Marinetti 1984, 36; 1985, 140), wobei offen bleibt (Meiser 1987, 116), ob sie lautgesetzlich aus •ners < ner-es entstanden oder analogisch vom Akkusativ übertragen ist. D ie übrigen Veränderungen der urindogermanischen Ausgangsformen sind im Rahmen der historischen Grammatik des Oskischen regulär; im Stamm ist außerhalb des Nominativ Singular die -e-Stufe generalisiert.

    (als einwandfrei) erklären' (IV 1st, das in der Vorschrift der extarwn probatio' mit leitu 'sollst sagen' und naratu 'sollst bekannt machen' wechselt. In den Iguvinischen Tafeln soll die Aktion sukatu von einem Amtsträger, dem Kultfunktionär uhtur ausgeführt werden; das spricht dafür, daß auch die sabinischen ner- ihre nachdrückliche Erklärung in offizieller Funktion abgegeben haben. Weiter waren die beiden als pli.pli.nis nfr bezeichneten Personen, denen je eine südpikenische Inscbriftenstele gewidmet war (MC 1, 'JE 1), sicher nicht einfach 'Männer' (dies ergab sich aus ihrem Namen), sondern Männer mit einer besonderen Funktion innerhalb der ptlpli.nio- genannten Gruppe der südpikenischen Sabiner. In den oskischen Belegen aus Pompei und Bantia schließlich ist ner- Bestandteil der Beamtennamen/illneni(m) und [tri]um nerum, die den römischenquauuorvirund triumvirum ('einer der drei Männer') entsprechen und wohl Lehnübersetzungen aus dem Lateinischen sind.

    2.2. 'Mann' als Bedeutung des gemeinsabellischen Stammes ner- ist nicht im biologischen, sondern im soziologischen Sinn zu verstehen. Nicht der Unterschied zu 'Frau' oder 'Kind' wird damit bezeichnet, sondern eine hervorgehobene gesellschaftliche Stellung, die durchaus auch institutionalisiert sein kann. Auf den Iguvinischen Tafeln stehen in der Aufzählung der Größen, für die Segen erbeten wird, den ner- die iouies gegenüber, die Jungmannschaft: Ace. nerf Sihitu anJihitu iouie hostatu anhostatu (VI b 59s. - VII a 48), Dat. nerus sihitir aniihitir iouies hostatir anostatir (VI b 62 + 4 x); erstere können gegürtet (Silo-) und ungegürtet, letztere (mit einer Lanze) bewaffnet (hostato-) oder unbewaffnet sein, beide also im Die nst oder außer Dienst. Das 'Gürten' der ner- kann mit dem Schwert (lat. ensis, gladius1 ferrnm) geschehen sein oder mit einem Rangabzeichen (lat. latus clavus, der Purpurstreifen an der Toga der Senatoren). In der inhaltlich ähnlichen Gebetsformel pihatu ocrer fisier tolar iouinar nome nerf arsmo ueiro pequo castrno fri 'entsühne von der fisischen Stadt und der iguvinischen Gemeinde die Namen, Männer, Riten (/Ordnungen?), Menschen, Vieh, Landgüter (?) (und) Feldfrüchte' (VI a 29s. + 12 x) sind die ner- unmittelbar hinter dem Namen(= dem Ganzen) von Stadt und Gemeinde aufgeführt, noch vor den religiösen (und/oder? staatlichen) Ordnungen, den Menschen und der ökonomischen Basis der Gemeinschaft. Es scheint nicht völlig absurd, hinter den ner- von Iguvium eine Art Senat zu vermuten und dabei an den ebenfalls aus dem Bereich der Sozialstruktur genommenen Namen patres der römischen Senatoren zu erinnern. Eine senatäbnliche Institution können auch gut die ner- in dem südpikenischen Fragment ]mS safimim nerfpersulumt p[ 'der Sabiner ner- erklären nachdrücklich' (1E 6) gewesen sein. •,rukant ist kaum ein anderes Wort als umbr. (sevakne) sukatu 'sollst

    420

    2.3.1. Der appositive Zusatz von niir zu den Namen einiger der verfluchten Personen bat jetzt eine Parallele auf einer anderen oskiscben8 Flucbtafel erhalten, die vor etwa 10 Jahren bei Laos an der Grenze zwischen Lukanien und Kalabrien in einem Ende des 4. Jh.s v. Chr. errichteten Grab gefunden wurde (Pugliese carratelli 1992 = Lu 46). D as Täfelchen enthält fast nur Personennamen, auf der einen Seite die von (nach meiner Rechnung) 11 Männern, auf der anderen die von zwei (oder drei) Frauen. Bei den Namen von dreien der Männer und von einer der Frauen findet sich

    Z.B. Marinetti 1984, 36 und 1985, 140. Wenn der ursabellische Stamm von umbr. sukatu •soikii• war (Meiser 1986, 87s., nach Pisani 1964, 217), muß der Diphthong /oj/ im SUdpikenischcn schon im 5. Jh. v. Chr. zu /ü-/ monophthongiert gewesen ~ein {Adiego Lajara 1992, 68), was angesichts der ge1egentlichen Monophthongierung von /ou/ zu /ö·/ (tUtas TB 5 neben toUta TE 7 und toiltaih RI 1) nicht und enkbar ist. Dazu jetzt Schirmer 1998, 104-106. 145-151; dort auch die Belegstellen für JIMl/me leitu / naratu. 1

    In der editio princeps wird der Text als griechisch gegeben, und auffällig ist in der Tat, daß im Ausgang der 25 x belegten Akkusativendung statt-µ stets -v geschrieben ist (z.B. ft(ka.v, flQfKWI, oxtAiv, o4iw11), was griechisch, aber sonst nicht oskisch ist. Doch läßt sich das -n als dialektaler, idiolektischer oder auch nur graphischer Gräzismus verstehen (Campanile 1993, 372; Poccetti 1993, 17&.). Die Beschränkung des Wechsels -to~/-t~ auf die -i(iJo-stämmigcn Gentilnamcn unter Ausschluß der Pränomina und der Akkusativ µcBexov des Konsonantcnstammsmtddik- sind oskisch und nicht grieclii.seh gedacht. - Im übrigen spielt die Sprache des Dokuments in unserem Zusammenhang kein e Rolle; entscheidend ist, daß es sich um oskische Pe.n;onennamen und bei µt&:xov um einen oskischen Beamtentitel handelt, daß also das ganze Ambiente oskisch ist.

    421

    HELMUTRlX

    Oskisch niir kulupu

    der appositive Zusatz µe&xoY bzw. µe6oca.y a.pa.fäa.y: otpw yotpw µeiSe:xov (A 2/3)9, hßw µapo"v µ,:&xov (A 6/7), ot, häufiger als dessen Schreibung. und zwar auf offiziellen wie auf privaten Dokumenten. Auf der Bauinschrift Ve 8 = Po 1 etwa ist -m in l'fam, h1inuram, staftianam und dekkviarim geschrieben, in l'fa(m) (2-ma l), {11f(m) (2-mal), pUmpaiiana(m), ka{[a(m), ii.ivüa(m) und {usu(m) nicht. F.s ist freilich unwahrscheinlich, daß der„ cumanische Defigent aus Pompei kommt oder dort schreiben gelernt hat. Doch findet sich grapbfache Vernachlässigung von auslautenden Mm gelegentlich auch anderswo, auf offizie lle n Inschriften in leg,l(m) langinm[d 'auf Beschluß der Wähler m Planto. 1893, 438; 1897, 690; weiter etwa Vetter 1953, 36 (als Alternative zu einem Genetiv Plural); Pisani 1964, 92s. lt

    Planta 1893, 439; zur heute unhaltbaren Bestimmung von niir als 3. Sing. Konj. Perf. Pass. v. n. 5.

    :u

    Ebensowenig fOr de.n Vorschlag, in nür eine vorangestellte Apposition steigernden Charakters zu sehen und den Ausdruck als 'il principale colpevole' zu verstehen (P.isani 1964, 92.s.). Wie sollte du eine oskische Strafgottheit verstehen, die niir nur als 'Mann' odec 'Vorstand' kannte?

    "

    Vettec 1953, 36s. 393.

    x

    Planta 1892, 570s.; die seither aufgetretenen Neufunde haben einerseits Plantas generelle RegeJ. bestltigt, anderene.its auch die Zahl der Ausnahmen vergrößert. 425

    HELMUT

    Rix

    (= der Volksversammlung)' aus Samnium (Pocc 34 = Sa 1) und in oeyovw aa;:vtw pqo(µ) 'Bronzestatuen der Könige ( = Dioskuren)' aus Lukanien (Pocc 175 = Lu 5), auf Münzen in Kaµ1to.vo 'der Capuaner' (200 A6 = nCp l d), auf einem Türklopfstein in pis tid(m) 'wer (bist) du?' aus Samnium (Ve 161 = Sa 31) und auf zwei der cumanischen etwa zeitgleichen Fluchtafeln, in beiden FäUen neben häufigerer Schreibung des Nasals: limu(m), puklu(m), suva(m) neben 25-mal -m aus Capua (Ve 6 ~ Cp 37) und nft(v) (2-mal), voq,(,)a(v) neben 23-mal _,u aus Lukanien (Pugliese Carratelli 1992 = Lu 46; v. supra 2.3.1.). Daraus resultiert, daß es im Oskischen für die phonetische Realisierung der Auslautgruppe Vokal + /m/ neben [Vm] eine Variante [V] mit nasaliertem Vokal gegeben hat, die in Pompei häufig, sonst nur gelegentlich allein mit dem Vokalzeichen geschrieben wurde. Dies ist auch für das anders nicht sinnvoll verständliche kulupu [kulupü] der cuman.ischen F luchtafel anzunehmen, unabhängig davon, daß diese am Ende der Textes dreimal auslautendes -m schreibt (inim 2-mal, sullum; C 10-12). 25

    3.3. Einen Vorschlag zu dem Lexem, dessen Genetiv Plural kulupu ist, hat Vetter nicht gemacht. Ein Genetiv Plural , dessen für / u/ und für /o/ stehen kann (v. 1.1.), kann zu einem Konsonantenstamm (Endung -/om / wie urindogerm.) und zu einem -o..Stam.m (Ausgang -/um/ < "/um/ < urindogerm. "/Om/)27 gehören. Der mittlere mit geschriebene Laut ist anaptyktisch und hat die gleiche Qualität wie der Vokal der ersten Silbe, der /o/, /u/ oder /ü/ ( < /6/, /ü/) gewesen sein kann (die Vokallänge ist zwar bei niir bezeichnet, bei den E igennamen aber nicht: papeis 9D und C6 -paapi Pocc 34 = Sa 2;pakulliis 5D -paalad Ve 116 = Cm 7). Grundsätzlich ergeben sich also für den oskischen Stamm vor der Anaptyxe die sechs MögUchkeiten *kolp~, *kolpo", *kulp-, *kulpo-, *lallp- und *külpo-, wobei die beiden letzteren auch urital. *kOlp- und *kOlpo- fortsetzen könnten. Die Möglichkeiten sind, e in Erbwort vorausgesetzt, nicht alle gleich wahrscheinlich. Das braucht aber nicht diskutiert zu werden, weil die strukturell wahrscheinlichste, nämlich

    2:1

    u 21

    426

    Oskisch niir lrulupu

    *kolp(o)-, einen sinnvollen Vorschlag für das Verständnis des Wortes ergibt. 3.4. Ein Stamm kolp- läßt sich lautgesetzlich auf uridg. *k{p- zwückführen, d.h. auf die Schwundstufe des Wurzelnomens zur Wurzel *klep- 'stehlen (und dann verstecken), hintergehen', die im Lateinischen (clepere), Germanischen (got. hlifan), Griechischen (KAE1t'rw), Tocharischen (B kälypi-) und Kirche nslavische n (po-klop'.b 'Deckel'), vielleicht auch (tabuistisch?) umgestaltet23 im Arjschen (altind . lp'stehlend', wenn aus •t[p- für *k/p-) und im Baltischen (lit. slepill 'verberge', wenn für *Slepiil) vorkommt. Wurzelnomina dazu sind in griech. xAW, xAw1e-6i; 'Dieb' und ßoü-tle 'R.inderdieb' (Soph. fr. 318) belegt, vielleicht auch in ved, paiu-tfp- 'Vieh stehlend' und asu-tfp- 'das Leben stehlend' verborgen. Wurzelnomina zu Wurzeln der Struktur "ET und ~RET ha~ten im Urindogermanischen in der Funktion von Nom ina agentis in den starken Kasus o-Stufe, in den schwachen Kasus e-Stufe der Wurzel29• Dem entspricht genau griech. xAw,c- (mit Generalisierung der o-farbigen Dehnstufe aus dem Nominativ Singular). Es wäre merkwürdig, wenn im Griechischen daneben auch die e..Stufe der schwachen Kasus generalisiert wäre. Doch braucht ßoütle kein Tatpuru~a~Kompositum 'Dieb der Rinder' zu sein; ein Bahuvrihi 'durch Diebstahl der Rinder charakterisiert' wäre genauso möglich; dann wilide -Jipoi; in M 20 darf außer Betracht bleiben 443

    RÜDIGER ScHMITT

    Bcmerkungen zu den Namen des Thrakerkönigs Rhesos und seines Vaters

    anten ist bestenfalls als eine (von idg. •(h1)re.s• ausgehende) 'Wurzeletymologie' zu bezeichnen und nicht weiter abzusichern. All dies ist nun aber hinfällig geworden und darf auf sich beruhen - mitsamt den daraus abgeleiteten Folgerungen wie der Regel idg. •g > thrak. , oder dem thralciscben Zeugnis für idg. "rif "König" -, seit kilrzlich der verehrte Jubilar den Namen in lapidarer Kürze als "griechisch" bezeichnet und behauptet bat: "er gehört 3 zum Stamm ~rp.-•. Da zu befürchten ist, daß diese von Günter Neumann nur angedeutete These nicht gebührend zur Kenntnis genommen wird und die Thrakologen sich dadurch womöglich noch nicht bewegen lassen, den ihnen liebgewordenen "König" 'Pij00WCuYTa.), der hinter brn:o- "Pferd• als zweites Elemen; das in .6:1){->WCuY und ~,:1)µ.o->WCuv wiederkehrende -x&.lv enthält◄ Wer sich dies vor Augen hält, sollte also eigentlich von vorneherein erwarten, daß der Name 'PT)O(X ebenfalls griechischen Ursprungs ist. Zum Erweis des griechischen Charakters dieses Namens bedarf es nicht unbedingt einer überzeugenden Etymologie des darin enthaltenen Wortstammes (oder gar einer Übersetzung), sondern möglichst vieler und überzeugender Bildungs8 para U~len, die sich zu einer Serie sulll.lJUeren und durch ihre Kumulation zeigen, daß das Btldu ngsmuster d ieser Namen im Griech.ischen lebendig ist. In diesem Sin ne sollen hier griechische Personennamen auf •so- zusammengestellt werden, denen im Namenschatz - die Untersuchung ko nzentriert sich bewußt auf das Onomastische 2

    1

    LGPN J.ll,llLA t,;;00(

    Plinius + LGPN I,O,IDA

    Briefliche Miucil.ung G0nter Neu.manm bei K6ddcrittsch 1997, 383 Anm. 9.

    'P'/)Ot-&Koi; ·r~a.xoi; 'PT)ol-o&iv,y;

    LGPNI LGPNII LGPNl

    'P,,..:,LGPNI

    Ii; LGPN J,u ,m.A

    'AldJ-ßt.01; "AAt#-al')µt; 'A).E{t-x.Aij.Y)c; .6.aµ«ot-x()«Tl')c; AaµCl'.OL-o,-paToc; .6.aµfuH.'!l'.'!1'.0t;

    LOPNl,11 LGPN I,ill.A LGPN l,Il,ID.A LGPNI,[[lA

    "EAaoos Homer+

    'E>.aoi'.-OTpcr.Toc; 'E>.WH.noc;

    !Il'N 151 LGPN ID.A HPN 151, Platon

    "'ApxEooc;: Plutarch LGPNID.A

    'Apx.Eoi'.-aT)µoc; 'Apx.ta(->.a0t;

    LOPN l,D LGPN l,Il,ill.A

    BA!,j,o) •T)m6evr- zu ~l6tvr~gerechnet werden, zum anderen aber überzeugt ein solches unspezifisches E pitheton mit der Bedeutung "reich an Ufern, mit Ufern versehen" semasiologisch nicht, wie schon jener Glossator gespürt haben mag, der an die oben zitierte Glosse nachträglich das Interpretamentum Xn 1Cs-s-

    wiitar

    247 346 344ft 247 466,471,473 151m 143ff.

    Artimal{i.s], Artlmulis Artimu.s qa).m.J.u-

    16 16 76,

    QMiinJ serli-/selli-

    306

    154111 146m.

    wWwwa(n)

    344 3461' 147171 344' 3461'

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    346

    4Q7l annai-

    410" 411?1

    sah-

    .foj.fe-me-nuJaj.fefti-pf(-ik)-ku-US-ta-

    208 206[ 206f. 411 27 41111 345 408,411 344' 408

    3

    2.2. Kei.lschriftluwi.sch

    wifan01 ~SINIG

    UDU UDU/ausas

    401

    2.4. Lydisch

    76'

    543

    INDEX INDEX

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    25. Lylciscb

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    -•· glri• jlghrati

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    483

    b1i mahanani lni qlohi cbiythl

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    concubino a,riwn corlfna

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    4.4.Kretiscb

    gafffna a.YO.~I

    &lo,; 9IOIOAOION

    OMONTAI OMOTAI ODE

    163 163 166 164 1571L 166l

    S. ItaUsch

    Agrippina

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    alllutiiri

    17 482 340 389 389 389

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    333 339" 425 483 199 1471• 110ft 483 246 151i,;i

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    hostus immoliire incubo

    5.1. Latein aciis

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    90

    462" 493• 1501• 90

    LOTVQVIOD mmiiüia

    90 333

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    482 246(.

    mlinw,moemu

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    483

    nequam

    107"

    •obbltet

    122, 124l

    olla O,Xmus

    optimw OQVOLTOD otium paci.~cor paco

    pacunt pa11g6

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    pignus

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    mTna sacrima sagTna sard're.

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    3' 351l 460 246 90 90 333 333 1s1uat 156 297 334 117ft 339

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    tonstifna

    uictima

    143, 151!f. 299

    """ "'"""'

    297 175

    5.2 Oskisch aamanafft:d o:fa.xc~,: aikdafed

    .....,,,

    Antersta/-a{ anntikabrät-

    """""

    faldiad

    fmtnlm

    489,493[ 491 489ff. 423

    424 424• 427l 493 491 426"

    HUDINIBS

    155

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