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German Pages 198 [200] Year 1957
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NAMENSCHATZ UND DICHTERSPRACHE STUDIEN ZU DEN ZWEIGLIEDRIGEN PERSONENNAMEN DER GERMANEN
V A N D E N H O E C K & RUPRECHT • G Ö T T I N G E N
Ergänzungshefte zur Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiet der indogermanischen Sprachen Nr. 15
f Bayerische I Staatsbibliothek
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (C) Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1957 Frinted in Germany Gesamtherstellung: Hubert & Co., Göttingen
Meinen Lehrern WOLFGANG K R A U S E H A N S NEUMANN E R N S T SCHWARZ
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INHALT Einleitung I . D e r K l a n g der zweigliedrigen Namen
7 14
1. Der Rhythmus der urgermanischen Namen a) Die Tonverteilung b) Der silbische Aufbau
14 14 20
2. Zur Geschichte des Namenrhythmus a) Die Entstehung b) Die Fortentwicklung
26 26 28
3. Die Lautvariationen
34
4. Ergebnisse
37
I I . Die Endglieder u n d die grammatischen Typen der Männemamen 1. Adjectiva
39 39
2. Nomina agentis
41
3. Substantiva
45
4. Ergebnisse
50
I I I . Die EndgUeder und die Sinntypen der Männernamen
53
1. Die Aufgabe der Namendeutung
53
2. Der Krieger
60
3. Der Stammesgenosse
64
4. Der Fürst
68
5. Der Göttersproß und Götterknecht
70
6. Der Maskenträger
74
7. Der Mann als Tier
77
8. Der Mann als Ding
84
9. Ergebnisse
91
I V . Die Anfangsgheder u n d die Welt der Männemamen V. Der Hintergrund der Männernamen: Formeln heroischer Dichtung V I . Die Geschichte der Frauennamen
93 106 120
1. Zwei Typen urgermanischer Frauennamen
120
2. Die Movierung als älteste Bildeweise
122
6
Inhalt 3. Die Einführung nichtmovierender Endglieder
131
4. Zur Interpretation der movierenden und nichtmovierenden Bildungen
133
5. Die Weiterentwicklung der Frauennamen bei den germanischen Stammen
140
6. Ergebnisse
142
VII. Vom Spiel des Namenschöpfens
144
Anhänge: 1. Zur Geschichte der rhythmischen Variation
148
a) Wahrscheinlich urgermanische Varianten b) Binnengermanische Varianten c) Zu den westfränkischen und langobardischen Varianten 2. Zur Geschichte der Frauennamen a) Wahrscheinlich urgermanische Endglieder b) Ostgermanische Endglieder c) Westgermanische Endglieder? d) Angelsächsische Endglieder? e) Deutsche Endglieder f) Nordgermanische Endglieder
148 152 156 157 157 168 169 169 170 172
Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur
174
Sachregister
177
Register der behandelten Personennamen (mit Quellennachweisen)
181
Staats] iMiothek
EINLEITUNG
„Sage den N a m e n " , so redet d e r Phäakenkönig Alkinoos den Fremdling an, den das Meer a n die Ufer seines Landes gespült hat, „sage den Namen, m i t dem Vater u n d Mutter dich d o r t in deiner Heimat nannten, u n d die andern, die Bürger der Stadt u n d die Umwohner. Denn garniemand unter den Menschen bleibt, nachdem er zur Welt gekommen ist, ohne Namen, weder ein Geringer noch ein Edler, sondern jedem setzen nach seiner Geburt die E l t e r n einen N a m e n . " 1 J a , wenn das Unmögliche w a h r u n d jener Unbekannte ein Namenloser, ein Anonymos wäre, wie stünde es d a n n u m ihn? Noch viel mehr, so erweist es das Brauchtum d e r Frühzeit, würde ihm fehlen als nur eine Kenn-Nummer oder eine Unterscheidungsmarke. Halten wir uns an alte Traditionen germanischer S t ä m m e , a n das Volksrecht der Alemannen und Franken etwa, nach dem ein K i n d m i t dem n e u n t e n Tage (und das heißt: mit dem D a t u m der Namengebung) sein volles Wergeid wert wurde! 2 Zeigt sich hier, d a ß der N a m e d e n Rechtsschutz gegenüber d e m Feinde vermehrt, so läßt sich an Hand nordischer Quellen hinzufügen, daß der Schutz auch gegenüber dem eigenen V a t e r zunahm. Durfte dieser doch das Neugeborene nach Verleihung des N a m e n s nicht m e h r aussetzen 3 . Nehmen wir dazu noch, daß ein junger Westgote nach zehn Lebenstagen erbfähig wurde 4 , so dürfen wir behaupten, d a ß ein K i n d m i t der Benennung als Rechtsperson 5 , j a als Person ü b e r h a u p t a n e r k a n n t wurde, oder gar noch kühner formulieren: der Name erst schafft seine Person. Darum ist der Name kostbarster Besitz, ohne den ein Mensch nicht wirklich leben kann. Darum kann die Volkssage berichten: „ E i n s t traf ein Mann ein ungetauftes Kind, das im wilden Heer mitziehen m u ß t e u n d ihm im weißen Hemdchen weinend entgegenlief. D a fragte der M a n n : ,Armes Hascherle, was fehlt denn dir?' Darauf jubelte das K i n d : ,Oh, j e t z t h a b auch ich einen Namen!' und war erlöst." 6 1
Odyssee 0, V. 550ff.
2
Stellen bei K A R L AUGUST ECKHARDT, Irdische Unsterblichkeit, Studien z.
Rechts- u. Religionsgesch. H . 1, Weimar 1937, S. 87ff. 3 Stellen ebd. S. 81 ff. 4 Ebd. S. 90ff. 5 Vgl. A. COUXIN, Der nasciturus, ein Beitrag zur Lehre vom Rechtssubjekt im fränkischen Recht, Zeitschr. f. Rechtsgesch., Germ. Abt. X X X I , 1910, S. 133f. 6 H. BONSEBECK, Niederdt. Zeitschr. f. Volksk. 6, 1928, S. 92. Aus der volks- u n d völkerkundlichen Literatur zu den Personennamen seien außerdem genannt: RUDOLF HIRZEL, Der Name, ein Beitrag zu seiner Geschichte im Altertum
Einleitung
s
Verständlich daher, d a ß der Name, der dem Menschen von seinen ersten Tagen bis zum Tode anhaftete, als ein Stück Sprache von besonderem Gewicht empfunden wurde. Die Sagas berichten wiederholt, daß ein Vater das Kind, dem er einen Namen geben wollte, mit Wasser besprengte 1 . Karl Müllenhoff konnte nachweisen, daß die germanische Wasserweihe nicht der christlichen Taufhandlung entlehnt ist, sondern einen altheidnischen K u l t a k t fortsetzt, der für die Festlandkelten schon vor Christi Geburt bezeugt ist 2 . Wird die Namengabe also seit alters durch eine religiöse Handlung vorbereitet, so dürfen wir d e m Namen selbst religiösen Charakter zuschreiben. Halten wir jene andern Sagaberichte daneben, nach denen persönliches Heil mit dem Namen vererbt werden konnte! Da fordert etwa in der Svarf dcela saga der sterbende Thorolf seinen Bruder Thorstein auf, er möge, wenn ihm ein Sohn geboren würde, diesen nach dem t o t e n Onkel nennen. E r , Thorolf, wolle diesem Neffen alles Heil, das er gehabt habe, übermachen 3 ; u n d in der selben Geschichte heißt es später, K a r l der R o t e habe vor dem Kampf, der ihm das Leben kosten sollte, seiner F r a u Thorgerd anbefohlen, das Kind, das sie trüge, (wenn es ein Sohn sei) Karl zu heißen: „Ich meine wohl, d a ß einiges Heil folgen w ü r d e " 4 . Mag es sich bei der hier erwähnten Namenvererbung innerhalb der Sippe auch u m einen zwar weit über die E r d e verbreiteten, bei d e n Germanen aber jüngeren Brauch und damit bei der Heilsvererbung durch d e n Namen u m eine jüngere Vorstellung handeln 5 : alt ist sicherlich die enge Verbindung des Namens m i t dem persönlichen Heil. U n d damit sind wir i n einen R a u m verwiesen, in d e m sich Religion und Magie unscheidbar verstricken. Eine magische Vorstellung verbirgt sich wohl hinter jener Eddastelle, wo Hiorvard u n d Siglinn ihren Sohn ohne Namen lassen, weil er s t u m m ist 6 . Gewiß ein Märchenmotiv — in Wirklichkeit war ein Kind j a schon längst benannt, ehe offenbar wurde, ob es stumm bleiben würde — u n d doch ein wertvolles Zeugnis. Wenn im Märchen namenlos bleibt, wer sich nicht und besonders bei den Griechen, hrsg. v. G. GOETZ, Abh. d. Sachs. Ges. d. Wiss., phil.-hist. Kl. 36, Nr. 2, 1918; L. MÜHLHAUSEN, Über die Rolle der Personennamen (Keltisches und Germanisches), Beitr. z. Namenf. 1, 1949/50, S. 187ff.; WILHELM SCHMIDT, Die Bedeutung des Namens in Kult und Aberglauben, Programm Darmstadt 1912; R. THURNWALD, Name, Namengebung: Allgemeines, in: Reallexikon der Vorgeschichte hrsg. v.M. EBERT, VIII, Berlin 1927, S. 432ff. Reichlich, allzu reichlich sind die Angaben bei ELSDON C. SMITH, Personal Names. A Bibliography, New York 1952. 1 Stellen bei ECKHARDT a.a.O., S. 74ff. 2 Anz. f. dt. Alt. 7, 1881, S. 404ff. 3
Hrsg. VALDIMAR ASMUNDARSON, Reykjavik 1898, Kap. 5.
4
Ebd. Kap. 26.
6
Die Untersuchung von H E N R Y BOSLEY WOOLF, The Old Germanic Prin-
ciples of Name-giving läßt sich dahingehend auswerten, daß ECKHARDT a.a.O. S. 47 ff. zu Unrecht behauptet hat, daß die Namenvererbung urgermanischer, nur bei einzelnen Stämmen abgestorbener Tradition entstamme. ' Helgakv. Hiorvarzs., Edda I, S. 138.
Einleitung
9
der Sprache — und das heißt doch auch: nicht des eigenen Namens — bedienen kann, so besagt das wohl, daß erst vom Träger ausgesprochen der Name voll heilkräftig wird. Mehr noch: wer einen Namen hat, ohne seine Heilskraft wirksam machen zu können, ist schutzlos jener gleichfalls magischen Schadenskraft ausgeliefert, die ebensein Name im Munde eines Feindes besaß. Hier nur zwei frühe Zeugnisse des Rumpelstilzchenmotivs, daß einer mit dem Namen Gewalt über eine Person erlangen kann: in der Vatsdoelasaga schheßen sich drei lappische Zauberer zu einem magischen Geschäft drei Tage lang in ein Haus ein und verbieten jedwedem, sie währenddessen beim Namen zu rufen1, und in der Fafnismäl verhehlt Sigurd dem sterbenden Lindwurm, wie er heißt, weil es der Glaube der alten Zeit gewesen sei, daß eines Todgeweihten Wort viel vermöge, wenn er einen Feind unter Nennung des Namens verfluche2. Gewiß kann solche magisch-religiöse Kraft, wie sie der Name ausstrahlt, der Sprache auch sonst innewohnen— germanischem Wortzauber begegnen wir ja immer wieder —, aber im Namen erscheint etwas in aller Sprache Angelegtes am reinsten ausgeformt und am stärksten geballt. Es muß nun den Philologen anreizen, jene Gebilde genauer zu untersuchen, von denen soviel Geheimnisvolles ausgeht. Er mag vermuten, daß die Eltern in den Namen, den sie ihrem Kinde setzten, das Höchste an sprachlicher Ausdruckskraft hineinlegten, das ihnen zu Gebote stand: die Feierlichkeit der religiösen Rede etwa oder den beschwörenden Nachdruck des magischen Anrufs; daß sie hier eine entscheidende Aussage auf kleinstem Raum zusammendrängten. Nur zu oft aber wird er vom Ergebnis seiner Untersuchung enttäuscht werden. Er wird etwa feststellen, daß jener Fremdling vor Alkinoos, der sich als Odysseus zu erkennen gibt, einen Namen aus alter, vielleicht vorgriechischer Tradition trägt, der dem Griechen, der ihn trug, und denen, die ihn verliehen, wohl nur eine Lautfolge ohne durchschaubaren Inhalt war, wenn man nicht zu einer unbekümmerten Deutung aus hellenischen Sprachgut griff, wie sie uns Homer berichtet: der Großvater des Helden, Autolykos, habe diesen Namen gewählt, weil er selbst zürnend {ödvaadfievoq) ins Land gekommen sei3. Jener Odysseus, der seinen Namen nicht verstand, steht nicht allein. Welcher römische Titus, Gaius oder Marcus hätte seinen Namen deuten können, und wieviele Eltern unserer Zeit wissen, daß die Namen Martin und Therese, die sie ihren Kindern gegeben haben, auf den Kriegsgott Mars und auf ein griechisches • dr\qä(a „jagen" zurückführen? Und wer um solche Etymologien weiß — kommt er den Namen wirklich auf den Grund? Er muß doch vielmehr einsehen, daß Form und Bedeutung des verwendeten Sprachmaterials hier die Zeichen des Zufälligen tragen und für die Namen recht eigentlich ohne Belang sind. Denn ein Name will ja nicht, wie Sprache sonst, aussagen, beschreiben und deuten, sondern Symbol sein für ein Unbeschreibbares, für die Person eines Menschen. Als ein solches Symbol 1
Hrsg. v. FINNUR JÖNSSON, Samfund til udgivelse af gammel nordisk litteratur Bd. 58, Kop. 1934, Kap. 11, S. 30. 3 *Edda I, S. 176. Homer, Odyssee T, V. 407.
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Einleitimg
taugt auch ein Wort, das seinem sonstigen Gebrauch nach banal erscheint, ja, auch eine längst unverständlich gewordene Bildung. Die Kraft des Namens, die sein innerstes Wesen ausmacht, ist zwar die Kraft von Sprache, aber sie strömt nicht aus der jeweiligen sprachlichen Gestaltung, sondern aus der allen wie auch immer gearteten Personennamen gemeinsamen Rolle im Leben, aus ihrer Funktion, eine Person in einer kurzen Folge von Lauten zu repräsentieren. Wenn nun dennoch in der vorhegenden Arbeit eine Gruppe von Namen mit den Mitteln der Philologie interpretiert wird, so geschieht es um einer merkwürdigen Sonderentwicklung willen: weil nämlich die Rolle der Namen im Leben die sprachliche Gestaltung dieser Gruppe nicht etwa gleichgültig werden ließ, sondern hier gerade zur Voraussetzung einer sehr eigenwilligen und hintergründigen Entfaltung sprachlicher Produktivität wurde. Untersucht werden altgermanische Personemiamen, die einem bestimmten, besonders häufig vertretenen Strukturtypus angehören: Bildungen, die — wie Wolfram und Wilhelm — aus zwei Elementen zusammengesetzt sind, welche in der Regel auch in anderen Verbindungen — wie Wolfgang und Friedhelm — wiederkehren. Von solchen Fügungen heben sich die unkomponierten Bildungen ab: Kosenamen wie Attila „Väterchen", Karl „junger Bursch" und Lallformen wie Mummia und Tato; dazu auch Namen, die man als Abkürzungen mit ebenfalls vertraulichem, kosendem Charakter bezeichnet hat, weil in ihnen ein auch als Glied von Fügungen vertretener Stamm um ein Diminutivsuffix erweitert erscheint (genannt seien hier der Gotenbischof Ulfila und der aus dem Nibelungenlied bekannte König Gibiche); andere, die nicht sicher als Diminutiva kenntlich sind und vorsichtiger als eingliedrige Gegenstücke zweigliedriger Namen (wie Arn und Arno zu Arnulf) angesprochen werden mögen; schließlich Bildungen, die — zumindest, als sie erstmals gegeben wurden — Beinamen, nicht selten Spitznamen waren: etw&Wamba „Bauch", das bei den Goten, und Blaeingr „der Schwärzhebe", das auf Island bezeugt ist. Während demnach die unkomponierten Bildungen mannigfaltiger Art sind und zu vermuten steht, daß hier verschiedene Quellen in einem Bett zusammengeflossen sind, stellen sich die Fügungen aus zwei Gliedern als eine einheitliche Gruppe dar. Dieser Gruppe läßt sich nun ablesen, daß die Namenbildner, deren Schaffen ja nicht unter dem Zwang stand, einen bestimmten Sinn in allgemeinverständlichen Formen ausdrücken zu müssen, hier ihre Freiheit genützt haben, um Gebilde besonderer Art zu gestalten, die sich durch bedeutsame Züge von den Appellativkomposita abheben. Während im Namenschatz — anders als in der Wortbildung — auch solche Gheder zusammen gefügt werden konnten, zwischen denen sich eine durchschaubare Sinnbeziehung kaum herstellen ließ (etwa Kuni- „Sippe" und -ram „Rabe"), walteten bei der grammatischen Gestaltung vor allem der zweiten Glieder strengere Regeln, als sie für die zeitgenössische Wortkomposition galten, und auch klanglich waren die Namen strenger und einheitlicher durchgeformt als die Appellativa. Die Schöpfung der Namen zeigt sich hier also auf der einen Seite ungebundener und freier, auf der anderen gerade strenger
Einleitung
11
und einheitücher als sprachhches Schaffen sonst. Immer deutlicher wird sich schließlich abzeichnen, daß die zweigUedrigen Namen recht eigentUch s p i e l e r i s c h gestaltet sind und ihre Schöpfung sich somit den Spielakten zuordnet, die Johan Huizinga zusammengesteUt hat. So origineU nun das Spiel der Namenbildung sich ausnimmt: die vorliegende Arbeit wird erweisen, daß es sich nicht in einem abgeschlossenen Eigenraum, sondern vor dem Hintergrund einer bestimmten Gruppe appellativer Ausdrücke vollzog, und zwar der d i c h t e r i s c h e n A u s d r ü c k e für d e n F ü r s t e n u n d K r i e g e r . Es wird zu zeigen sein, wie sich Bezeichnungen dieser Art mehr oder weniger gebrochen im Namenschatz widerspiegeln, ja, daß in ferner indogermanischer Vergangenheit der Strukturtypus der zweigUedrigen Namen aus den komponierten Mannbezeichnungen der Heldenpoesie hervorgegangen sein dürfte. „Namenschatz und Dichtersprache" ist diese Arbeit überschrieben, weil sie die Schöpfung der zweigUedrigen Namen als spielerische Variation poetischer Wortbildung erweisen will. Eine Schwierigkeit, die bei einer solchen Untersuchung auftauchen muß, ist mit dem Hinweis auf die indogermanischen Ursprünge des komponierten Strukturtyps und des Zusammenhangs von Namen und Dichtung bereits angedeutet. Jahrtausendelang — von indogermanischer Zeit bis ins Mittelalter hinein — ist ja die Bildung zweigUedriger, poetisch bestimmter Namen lebendig gebUeben. Uraltes Erbe und jüngere Zutaten haben sich überschichtet und durchdrungen. Eine tiefer fassende Interpretation der Namen wird nur dem mögUch sein, der ihre GeschichtUchkeit würdigt. Das erfordert nun, über die bezeugten Namen zurückzutasten zu nicht überUeferten Vorstufen, zur urgermanischen1, ja — den germanistischen Rahmen der Arbeit verlassend — bis zur indogermanischen Namenschicht; und das heißt, in wenig erforschtes Gelände vorzudringen, in dem der Bück sich leicht vertiert und der Gang verirrt. Eine andere Schwierigkeit erhebt sich bereits beim Erfassen der überreichen und über Raum und Zeit weitverstreuten germanischen Namenüberüeferung. Der Vielfalt soU dabei nicht ausgewichen und Namengut aus dem ganzen weiten Bereich germanischer Siedlung und Wanderschaft herangezogen werden. Namen von isländischen Bauern, von wandaüschen Eroberern in Nordafrika, von gotischen Königen in Rußland und westgotischen Bischöfen in Spanien, ja, Namen germanischer Herkunft, die von Romanen getragen wurden, sind darunter. Auch die Zeit, in der die behandelten Namen aufgezeichnet wurden, ist nicht eng begrenzt. Werden doch solche aus den Annalen des Tacitus erörtert, aber auch andere, die erst an der Schwelle des hohen Mittelalters niedergeschrieben wurden. Die Aufgabe freihch, die Gesamtheit der germanischen Namen in ihrer Einheit, aber auch in ihrer Mannigfaltigkeit zu würdigen, ohne sich in der 1
Einer Erschließung der urgermanischen Namenschicht arbeitete HANS vor durch seine Sammlung gemeingermanisch bezeugter Namenglieder (Altnordische Namenstudien, Acta Germanica, Neue Reihe H. 1, Berlin 1912). j NAUMANN
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Einleitung
FüUe des Stoffs u n d im Dickicht queUenkritischer Probleme zu verfangen, erfordert eine besonnene Auswahl 1 . So sind zwar die ostgermanischen Namen auch in ihrem späten Niederschlag in der iberisch- südfranzösischen Onomastik berücksichtigt: der besonders altertümliche, konservative Charakter der ostgermanischen N a m e n erfordert, die philologische Vorarbeit von Wilhelm Meyer-Lübke, E r n s t Gamillscheg und Georg Sachs ermögücht einen solchen Ausgriff über die spärhchen antiken Zeugnisse hinaus. F ü r England aber, dessen Namenschatz bisher erst einen recht unkritischen Zusammenträger —• W . H . Searle — gefunden hat, empfahl sich eine weitgehende Beschränkung auf den immerhin reichhaltigen Liber Vitae von D u r h a m (Northumberland), der N a m e n des 8./9. J h . s festhält und von Rudolf MüUer zuverlässig behandelt wurde, eine Beschränkung, die bei den angelsächsischen F r a u e n n a m e n nicht eingehalten zu werden brauchte, d a diese von Maria Boehler sorgfältig erfaßt worden sind. Aus der Menge der nordischen Namenzeugnisse wurden im wesentlichen nur die von Wolfgang Krause erörterten älteren Runendenkmäler sowie das reichste nordische Namenwerk, E . H . Linds Sammlung der norwegisch-isländischen Namenbelege, herangezogen. Dies Werk befriedigt zwar nicht den Historiker 2 , philologisch aber ist es sauber gearbeitet, so d a ß hier s t a t t der manchmal verwirrenden originalen Schreibungen Linds Normalisierungen übernommen werden konnten. D i e westfränkische Namenüberlieferung, der trotz unzweifelhaftem romanischen Einschlag in dieser Arbeit größere Altertümüchkeit zuerkannt wurde als Edward Schröder 3 wahrhaben wollte, ist vor aüem vertreten durch das sog. Polyptychon Irminonis der Abtei St. Germain des Pres aus dem Anfang des 9. J a h r h u n d e r t s . D a ß die historisch gewordene Güederung des germanischen Namenraums hier erst mit rohen Umrissen nachgezeichnet und vieles, aüzu vieles künftiger, an der Dialektgeographie geschulter Feinarbeit überlassen wird, möge der Leser besonders für Deutschland entschuldigen 4 . BUeben hier im aUgemeinen, um den Bück nicht zu verwirren, Wohnsitz und Stammeszugehörigkeit unberücksichtigt, wurde Deutschland also als Einheit gefaßt, so soU doch an H a n d eines bezeichnenden Merkmals — der rhythmischen Variation — angedeutet werden, d a ß gerade die deutsche Namengeographie besonders b u n t und reich gegüedert ist. Bei aUem Bemühen, durch eine rechte Auswahl der Gesamtheit der germanischen N a m e n gerecht zu werden, soU kein neues Handbuch vorgelegt werden, das e t w a die Werke von Adolf Bach und Ernst Schwarz 5 1 Für die Titel der im folgenden erwähnten Werke s. u. Literaturverzeichnis, S. 174ff. 2 Siehe K. G. LJUNGGREN, Scandia 13, 1940, S. 117ff. 3
4
SCHRÖDER, Namenkunde S. 5f.
Die geographische Differenzierung des deutschen Namenschatzes behandeln L. FRIEDRICH, Die Geographie der ältesten deutschen Personennamen, Gießener Beiträge zur deutschen Philologie, Bd. 7, Gießen 1922 (ohne wesentliche Ergebnisse) ; ERNST SCHWARZ. Deutsche Namenforschung I, Ruf- und Familiennamen, Göttingen 1949^ S. 32f.; ADOLF BACH, Deutsche Namenkunde, Abt. I : Die deutschen Personennamen, 2 Bde., 2. Aufl., Heidelberg 1952, § 382. 6 S. vorige Anmerkung.
Einleitung
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über die deutschen und den von Assar Janzen herausgegebenen Sammelband über die nordischen Namen 1 ersetzen könnte. Das vorüegende Buch enthält Untersuchungen, die aufeinander aufbauend immer mehr an das sprachüche Wesen der Namen heranführen wollen und deshalb beiseite lassen, was für die Wesensbestimmung nicht aufschlußreich oder vordringUch ist. „Studien" soUen diese Untersuchungen heißen, und damit soll gesagt sein, daß nur ein erster Versuch gegeben werden kann. Andere mögen ihn sorgfältig prüfen und manche Fragen anders beantworten. Die Fragen aber aufzuwerfen erschien dem Verfasser notwendig. 1
Personnamn, hrsg. v. ASSAR Oslo/Kopenhagen 1947. ~~"
JANZEN,
~
Nordisk Kultur VII, Stockholm/
I. DER KLANG DER ZWEIGLIEDRIGEN NAMEN 1. Der Rhythmus der urgermanischen Namen a) Die Tonverteilung Wie die komponierten germanischen Personennamen in historischer Zeit betont wurden, bezeugen die Stabreimdenkmäler. Am ergiebigsten dürfte hier das Beowulfepos sein. Der Hauptton, so ist zunächst festzustehen, fiel durchweg auf die erste Silbe. Daß ein Gleiches schon für die urgermanisehen Namen galt, wird wahrscheinüch durch die frühbezeugte Sitte, die Namen von Verwandten miteinander staben zu lassen1, und durch die seit langem gefestigte These, daß zu den ältesten Gattungen der Stabreimdichtung gerade rhythmisch vorgetragene Ahnenüsten gehören2. Der Nebenton, der auf die Stammsilbe des zweiten Kompositionsghedes fiel, dürfte nicht durchweg gleichgeartet gewesen sein. Wenn der Beowulfdichter kaum je die Genitiv- oder Dativform, eine Reihe von Malen aber die Nominativ-Akkusativform von Zweitgüedern komponierter Personennamen in die Senkung treten läßt 3 , lagen ihm offenbar zwei Betonungstypen vor: Gen. Dat. Biowulfe(s) mit starkem, Nom. Akk. Bioumlf mit schwächerem Nebenton. In dieser zweigestaltigen Betonung wirkte sich ein Unterschied der silbischen Struktur aus, der sich durch einen Lautschwund ergeben hatte: -umlf entstand im Nominativ aus *-vmlfaz, im Akkusativ aus *-wulfa. In urgermanischer Zeit, vor diesem Schwund also, dürften auch diese Kasus einen starken Nebenton getragen haben — im Gegensatz wohl nur zum Vokativ, der aUemal in wenig betonter Steüung im Satz zu stehen pflegte und dazu schon im späteren Urgermanischen mit dem Auslautvokal seine letzte Silbe verloren hatte. Eine solche einheitliche Tonverteilung darf nun nicht in gleicher Weise für die zusammengesetzten Appeüativa angenommen werden. Hier herrschte zwar auch der Typus j . • JL vor, daneben aber gab es noch zwei andere Mögüchkeiten der Betonung: 1. Aus dem Sprachgebrauch Otfrieds von Weißenburg wies Friedrich Kluge nach, daß in einigen althochdeutschen Komposita der Hauptton auf das zweite GUed fiel, z.B. in zwihoubito. Als Grund führte er an, daß durch die germanische Akzentverschiebung nur ein vorgermanischer Haupt1
Siehe WOOLF, Name-giving. Siehe G. BAESECKE, Über germanisch-deutsche Stammtafeln und Königslisten, German.-Roman. Monatsschr. 14, 1936, S. 161 ff. 3 Siehe E. SLEVERS, PBB 10, 1885, S. 223ff.; 242; 310. 2
Der Rhythmus der urgermanischen Namen
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t o n im Bereich des ersten GUedes auf die erste Stammsilbe festgelegt wurde. E i n H a u p t t o n innerhalb des zweiten GUedes, wie er in indogermanischen Zusammensetzungen nicht selten gewesen sei, müsse dagegen auf die zweite Stammsilbe gefaüen sein 1 . Zeugnisse für diese zweite Betonungsmögüchkeit sind freiüch selten, d a bei Beginn der poetischen Überiieferung, die aüein einen sicheren Schluß zuläßt, der Ausgleich schon weitgehend durchgeführt ist 2 . F ü r die urgermanische Zeit wird m a n in stärkerem Maße mit dieser altertümUchen Betonungsweise zu rechnen haben. E s gibt n u n — u n d das scheint der These einer ursprüngüchen Einheitüchkeit der Betonung zu widersprechen — einige von Axel Kock zusammengesteUte skandinavische Namen, deren Lautgestalt sich n u r erklären läßt, wenn auch sie einmal den H a u p t t o n auf dem zweiten GUede trugen: z . B . schw. Girmunder, isl.-lat. Herioldus, isl. Bryniulfr, Öleifr u n d Porleikr3. Diese Namen sind jedoch nur Varianten neben anderen, deren erste Silbe haupttonig gewesen sein m u ß : Germundr, Haraldr, Brunolfr, Aläfr u n d Porldkr. Zur Entstehung dieser Varianten h a t Assar Janzen, einen Gedankengang von Bengt Hesselman modifizierend, die These aufgesteüt, im D a t i v , der — u m eine Silbe länger als die andern Kasus — unter besonderen rhythmischen Bedingungen gestanden habe, sei der Hauptakzent auf d a s zweite Güed hinübergewechselt (abgestimmt auf den Befund im Beowulfepos würde das heißen: der im Norden nur in der Dativform erhaltene starke Nebenton zog den H a u p t t o n an sich); diese Betonungsweise sei später auf die andern Kasus übertragen worden 4 . An die Vermutung, es handele sich in diesen Fäüen u m eine nordische Sonderentwicklung, nicht aber u m Reste einer urgermanischen Betonung, ist die Beobachtung anzuschüeßen, d a ß zwar die Komposita auf ala- „all-", nach dem Gebrauch Otfrieds zu schheßen, den H a u p t t o n auf dem zweiten Güed tragen konnten 5 , d a ß aber die entsprechenden Personennamen gewiß auf der ersten Silbe betont wurden; nur so nämhch läßt es sich erklären, daß die westgotischen Königsnamen AkUheus u n d Alaricus mit zwei anderen Namen der Balthensippe — Athanaricus und Athaulfus — staben und d a ß auch Alrekr in der Yngüngasaga durch Alüteration m i t seinem Bruder Eirikr verbunden ist 6 . Der Typus _^_ - j - dürfte also selbst dort, wo er durch Nominalkomposita mit gleichem Anfangsgüed nahegelegt wurde, i n Personennamen vermieden worden sein. 2. Der Unterschied der Personennamen von den Appeüativkomposita, der sich hier ein erstes Mal andeutet, tritt schärfer heraus, sobald m a n den dritten in germanischen Zusammensetzungen bezeugten Betonungstyp untersucht. 1
P B B 6, 1879, S. 317ff. Verse, in denen das zweite Glied eines Kompositums stabt (z. B. MALDON V. 226: „He waes on Nordhijmbron heardes cynnes"), s. bei CARR, Nominal Compounds S. 425 ff. 3 A. KOCK, Die alt- und neuschwedische Accentuierung, Quellen u. Forsch, z. Sprach- u. Culturgesch. 87, S. 194; 202; 203; 208. 4 5 Personnamn S. 107ff. mit Lit. F . KLUGE, PBB 6, 1879, S. 399. 2
• WOOLF, Name-giving S. 167 u. 205.
16
Der Klang der zweigliedrigen Namen
Edward Schröder h a t nachgewiesen, d a ß in der angelsächsischen Stabreimpoesie Komposita mit gleichem Anlaut beider Gheder nur in der ersten Vershälfte auftreten und dies gewiß richtig aus d e m doppelten S t a b erklärt, den solche Verbindungen in aUen FäUen trugen, wo nicht d a s Folgewort den gleichen Anlaut ein drittes Mal wiederholte u n d dann den zweiten S t a b übernehmen konnte. Bildungen wie goldgifa waren also durch ihre rhythmische Struktur n u r für die erste Hälfte der Langzeile t a u g ü c h 1 . Eine rechte Beurteilung dieser Bildungen erschwerte Schröder jedoch durch die Behauptung, sie seien in der Dichtung n u r in AusnahmefäUen zugelassen und auch außerhalb der Poesie nur in bestimmten Bedeutungssphären gepflegt worden 2 . Zugegeben, d a ß d i e Dichter rhythmisch so schwergewichtige Gebilde nicht so leicht in den Vers einfügen konnten wie andere Wörter; wenn sich aber aüein im Beowulfepos 124mal derartige Bildungen finden3, kann von einer Abneigung nicht g u t die Rede sein. Bestehen bleiben m a g Schröders Angabe, außerhalb der Dichtung seien solche Bildungen besonders in der Sprache des Rechts u n d der Verfassung sowie unter den Pflanzennamen anzutreffen. Dies waren j a gerade die Bereiche, in denen es seit alters besonders viele Komposita g a b . Aber, so mußte Schröder selbst einräumen, „auch außerhalb der Rechtshteratur treffen wir, je höher wir hinaufgehn, u m so mehr derartige Wortbilder": 22 bei Otfried, 42 in der u m ein halbes J a h r h u n d e r t älteren Tatianübersetzung 4 . Man braucht das n u r noch durch einen Hinweis auf noch ältere Schichten der Sprache zu ergänzen. Ist nicht — u m zunächst nur Bildungen eines einzigen Anfangsbuchstabens herauszugreifen — das altengüsche Glossenwort bloestbalg5 eine alte Bezeichnung des Schmiedehandwerks? Dürften nicht ae. beobread u n d as. bebröd, „ W a b e " , ae. bänbeorge und ahd. beinberga „Beinpanzer" alte westgermanische Bildungen sein, j a , schwed. bröstben, ahd. brustbein u n d ae. breostbän auf ein urgermanisches Vorbild zurückgehen—aües Worte, die nichts mit R e c h t u n d Botanik zu t u n haben 6 ? Und d a n n : erscheinen nicht unter den frühbezeugten Volksstämmen neben den Marcomanni u n d Buccinobantes auch die norwegischen Ragnaricii und Raumariciae1, u n d deutet nicht schheßüch der N a m e der Göttin Garmangabis* an, daß auch die Kultsprache in sich stabende Verbindungen kannte? Schon eine flüchtige Durchsicht rechtfertigt also den Satz, d a ß es in aUen Bereichen germanischer Wortbildung in sich alüterierende Komposita gab. Erst vor diesem Hintergrund wird n u n Förstemanns u n d Schröders Hinweis recht bedeutsam, d a ß in den westgermanischen Personennamen eine derartige Stabung fast durchweg gemieden w u r d e 9 . E i n Gleiches — so ist dies Ergebnis zu ergänzen — galt auch für die ost- und nordgermanischen Namen. Ausnahmen wie Bainobaudes bei Ammian, frk. Marcomeres bei 1 E. SCHRÖDER, Steigerung und häufung der allitteration in der westgermanischen dichtung, ZfdA. 43, 1899, S. 361 ff.
• DERS., Namenkunde S. löf.
3
D E R S . , ZfdA. 43, S. 370.
4
6
S W E E T S. 35.
DERS., Namenkunde S. 16.
• CARR, Nominal Compounds S. 96; 109; 46. ' SCHÖNFELD S. 184; 186.
8
GUTENBRUNNER, Götternamen N r . 55.
• E. FÖRSTEMANN, Zeitschrift f. vgl. Sprachforsch. 1, 1852, S. 106f.: SCHRÖDER, Namenkunde S. 17 ff.
Der Rhythmus der urgermanischen Namen
17
Claudian, wand., got., bürg. Godigisclus u. ä. i m 6. J h . sowie nord. Griotgarär k ö n n e n nicht darüber hinwegtäuschen, d a ß hier ein urgermanisches Klangprinzip v o n allen S t ä m m e n weitergeführt wurde. Nicht a u s d e r Dichtersprache, ja, aus der Wortbildung überhaupt (wie Schröder woUte) i s t dieses Prinzip übernommen, sondern es ist aUein den Personennamen eigen. E s erklärt sich — u n d damit fügt sich die Erörterung in den Zusammenhang dieses Abschnitts ein — aus der einheitlichen Betonung, die auf d e m zweiten Güed nur einen Nebenton, aber keinen zweiten H a u p t t o n zuüeß 1 . Mit R e c h t h a t Schröder die gelegentüchen Ausnahmen betont, u n d es kann n u r begrüßt werden, d a ß er sie aus einigen deutschen Traditionen ausgezogen h a t 2 . Zu seinem Verfahren ist freilich Kritik anzumelden. E s geht nicht an, aüein aus d e r Übereinstimmung von Buchstaben auf eine alüterierende Verbindung zu schließen. Es ist vielmehr zu fragen, ob sich hinter gleichen Buchstaben auch gleiche oder doch zwei miteinander stabende Laute verbergen. E s ist — u n d damit wird eine bahnbrechende Untersuchung von H e r m a n n Flasdieck 3 auch für den Namenforscher bedeutsam — zu berücksichtigen, d a ß die germanischen Stabreimregeln nicht überall und immer die gleichen waren, sondern im Zusammenhang mit der Geschichte der Aussprache rekonstruiert werden müssen. Um auch die Namen in diesen Zusammenhang einzubeziehen, nicht aber, u m ein „bindendes Gesetz" aufzustehen, wo Schröder m i t berechtigter Vorsicht n u r von einer „Richtschnur" sprach 4 , soU hier d e n Bildungen auf H-h- u n d W-w- nachgegangen werden, die den größten Teil der von Schröder verzeichneten Ausnahmen ausmachen. H-h-Fügungen sind für die Goten nicht u n d im Norden k a u m bezeugt: d a Hidlmarr u n d Heimarr nichts besagen (geht ihr Endghed ja nicht notwendig auf *-harjaz zurück), bleiben gerade die spärüchen Belege für Hrimhildr in Norwegen u n d für Hrafnhildr in einer einzigen isländischen Sippe. Weil gotonordische Neuerungen in der Struktur der Namen anderswo nirgends erwiesen sind, ist es eher wahrscheinüch, d a ß hier sehr Altes festgehalten wurde: d a ß also N a m e n auf H-h- schon auf urgermanischer Stufe verpönt waren. Unterschiede gibt es bei d e n Westgermanen (und den von ihnen beeinflußten Burgundern). Aus Sweets Liste der Namen aus angelsächsischer Frühzeit konnte Schröder n u r den kentischen KönigHlotharius beibringen 5 . Dieser Name, der auch durch den Ortsnamen Lotheres leh bezeugt wird, ist sicherheh v o m Festland entlehnt. I n Deutschland sind n u n die H-hVerbindungen, die in England mangeln, reichüch bezeugt, wie Schröders 1 Bereits M. WEHRLE, Mainzer Zeitschrift des Römisch-GermanischenZentralmuseums 5, 1910, S. 64, deutete an, daß sich durch den e i n e n Hauptton die Seltenheit der Stabung im Namen erklärt, erkannte aber nicht, daß es unter den Appellativkomposita durchaus solche mit zwei Haupttönen gibt. 2
3
SCHRÖDER a . a . O .
H.M. FLASDEECK, The Phonetical Aspect of Old Germanic Alliteration, Anglia 69, 1950, S. 266ff. 4
SCHRÖDER, Namenkunde S. 16.
2 7243 Schramm, Kamenschatz
6
Ebd. S. 20.
Der Klang der zweigliedrigen Namen
18
Aufstellungen erweisen, die durch einen Bhck in Förstemanns Namenbuch leicht vervoü1ständigt werden können. Freihch: wir stoßen auf eine eigentümlich begrenzte Gruppe. Unter den häufiger auftretenden Fügungen dieser Art gibt es nämhch nur wenige verschiedene Anfangsgheder, ja, scheidet m a n die Namen auf Hrok- und Hröm- aus (Gliedern, in denen sich E t y m a auf hr- mit solchen auf r- vermischt haben dürften 1 ), so bleiben im wesentüchen nur Hröd-h- und Hlöd-h-2 übrig. Eben diese Bildungen stehen in einer langen Tradition, die wir zuruckverfolgen können bis zu König Chlodwigs I. burgundischer Gemahlin Chrotchildis, ihren Kindern Chlotchildis u n d Chlothacharius und bis zu Rothari, König der Langobarden. Wie es nun gerade in Herrschergeschlechtern, die gewiß auf wohlklingende Namen achteten, zu solchen Bildungen kommen konnte, läßt sich an Hand von Flasdiecks Untersuchung erklären. Las dieser doch einigen fränkischen Lehnwörtern im Französischen ab, daß h vor Vokalen einmal anders artikuliert wurde als vor Liquiden, und schloß daran die Vermutung, diesen Unterschied h ä t t e n die Westgermanen in einer frühen Zeit bei der Handhabung des Stabreims berücksichtigt 3 . Das scheint ein gewagter Ansatz, denn die erhaltenen Denkmäler verraten davon nichts mehr (bereits im Caedmonhymnus und im HildebrandsUede stabt h vor Vokal m i t hl und hr), aber die Namen bestätigen ihn glänzend: Chrotchildis, Chlotchildis u n d Chlothacharius waren darum unanstößige Bildungen, weil ihre Güeder gar nicht miteinander stabten. Und nun läßt sich der uneinheithche Namenbefund bei den Westgermanen historisch deuten. I n England haben sich die Namengeber dem jüngeren Stande der Stabreimpoesie angepaßt, nach dem Hl-h- und Hr-h-Verbindungen als in sich aüiterierend ausscheiden mußten. Jener eine Name Hlöthere (Hlotharius) aber, dem wir zweimal im 6. und 7. J h . begegnen und 1
Für Hrok-: Rok- mangelt es an einleuchtenden Deutungen. Rom-, Rumführte SCHRÖDER, Namenkunde S. 109 auf den Namen der Stadt Rom zurück. Dies Namenglied sei schon von den Angelsachsen in ihre neue Heimat mitgenommen worden. Die altenglische Überlieferung muß man aber nach FORSSNER S. 221 f. und O. RITTER, PBB 65, 1942, S. 122 streichen. Für die älteste Namenschicht wird der Ansatz von FÖRSTEMANN, Sp. 883 und R. MUCH, Göttinger Gelehrte Anzeigen 1896, S. 891 ff. (Hröma- „Ruhm") zutreffen. Erst bei den Goten in Italien dürfte die naheliegende Verwechslung mit germ. Rüma „Rom" eingetreten sein: zwei Inschriften a. d. J. 403 bezeugen Romoridus und Rumoridus (SCHÖNFELD, S. 193f.). 2 Die Bezeugung des Chlodwignamens bei Agathias, 6. Jh., als XXco&oalo; (SCHÖNFELD S. 139) und dt. Luodwich u. ä. (FÖRSTEMANN Sp. 857) rechtfertigen
FÖRSTEMANNS Ansatz Hlöd-, während Hlaud- bei I. LINDQUIST, Festskrift H. PIPPINO, Helsingfors 1924, S. 334ff., auf einer unsicheren Runenlesung beruht. Wahrscheinlich wurde o in *Hloda- ( < *Hluda- zu gr. X?.VT6± „berühmt") in Anlehnung an Hrößi- und Hröma- „Ruhm" zu ö gelängt. (Anders C. I. S. MABSTRANDER in: Avhendlingar utg. av Det Norske Videnskaps-Akademi i Oslo. 1925, S. lff.: zu einem erschlossenen germ. *hlöpa- „Schar"). I n Deutschland, wo dies Namenglied wohl von den Westfranken entlehnt ist, setzen die meisten BelegeHlüd- voraus, s. J. SCHATZ, ZfdA. 43, 1899, S. 21 f.. Ist das eine Anlehnung an ahd. hlüt „laut, deutlich"? 3 FLASDIECK a.a.O., § 4 . 3 1 ; 13. 1; 14. 1.
Der Rhythmus der urgermanischen Namen
19
d e r — wie Flodoarius (a. 675 im westgotischen Spanien bezeugt) — von der Weitenwirkung des fränkischen Chlotharnamens aussagt, gibt den Schlüssel für die andersartige Entwicklung auf dem Festland: d a ß auch hier die N a m e n durchweg auf die gewandelten Stabreimregeln abgestimmt wurden, verhinderten ehrwürdige u n d vielerorts sich einbürgernde Erbnamen des Merowingerhauses und der R u h m des langobardischen Gesetzgebers Rothari. Vergleichbar, aber doch anders, ist der F a ü der Verbindungen auf W-w. Sucht m a n diese beiden einzelnen germanischen Stämme auf, so ergibt sich eine eigenartige Abstufung. I n England konnte Schröder nur ein Halbdutzend N a m e n dieser Art finden 1 , und der Norden vermag wenig mehr beizusteuern. Dagegen waren — das läßt auch die bruchstückhafte ÜberUeferung noch deutlich erkennen — solche Bindungen bei Goten und Burgundern ganz unanstößig 2 . Die deutschen Stämme vermitteln zwischen den E x t r e m e n . I n Corvey traf Schröder nur einen Wildulf, einen Wernolf und dreimal einen Waldulf; dagegen zählte er bei den Langobarden immerhin 13 W-wald u n d 9 W-wulf bei 137 N a m e n auf W-3. Der nordische, angelsächsische u n d sächsische Befund erklärt sich leicht durch die heimischen Stabreimdichtungen, in denen die JF-w-Composita mit doppeltem Stab zu messen sind: geond mdwegas im Beowulf (z. B. V. 840) und wordwise man im Heliand (V. 1433). Daß dagegen bei den Ostgermanen solche Bildungen nicht in sich stabten, läßt sich zwar nicht unmittelbar, d a ihre Dichtungen verlorengingen, aber doch mittelbar erweisen, u n d zwar für die in ihrer Nachbarschaft lebenden Langobarden. Neben die reichüch bezeugten langobardischen Personennamen auf W-w- tritt nämlich das Zeugnis des wahrscheinlich bei diesem Stamme gedichteten Hildebrandüedes, in dem ein w-'-w-Compositum in der z w e i t e n Hälfte des (49.) Verses erscheint: welaga nu, waltant got fquad Hiltibrant], wewurt skihit. Dafür gibt es in der westgermanischen Dichtung keine Parallele 4 . SoUte man hier nicht einen von den Ostgermanen entlehnten Stabgebrauch an1
2
SCHRÖDER, Namenkunde S. 20.
Wohl o g e r m . : Vitivuljus; o g o t . : Vuad(o)ulfus; w g o t . : Waduivara; (ON) Gallufe; Galhufe ( < *Walawulfs, SACHS S. 98f.); (ON) Casal dos Queraldos ( < *Wara- bzw. Wairawalds, SACHS S. 100); Veiüfus ( < *Widuumlfs, MEYERLÜBKE S. 52); Villivadus, Wiliulfus u. ä. ö., Visoy ( < *Wisiweigs, MEYERLÜBKE S. 54) mehrfach; (ON) Vistulfe; (ON) Vulvigüis villa ( < *Wulfaweigs, GAMLLLSCHEG I S. 325); b ü r g . : Vejufo ( < *Waiwidfs, GAMILLSCHEG I I I S. 155. Zur Etymologie vgl. aber wgot. Veulfus); Walcaudus ( < *Walhawalds, ebd. S. 156f.); Vassalda ( < *Wasuwalda, ebd. S. 157); Willivoldus; (ON) Gorrevolt ( < *Wöriwvlps, ebd. S. 160); Racidfus (oft) ( < *Wrakulfs, ebd. S. 160); Golphuldus ( < *Wutfwtdßs, ebd. S. 160); Gotravoldus u . a . mehrfach ( < *Wulprawdps, ebd. S. 160. Dem zweiten Gliede dürfte aber *-walds zugrunde liegen). — Bis in die russische Zeit der Goten weist der Name eines Bruders des Ermanarich — VultvuLf —, den Jordanes überliefert, zurück, vielleicht auch russ. Vsevolod, dessen Entlehnung aus got. *Wisiuxüds auf S. 43 erwogen wird. 3
SCHRÖDER, Namenkunde S. 17ff.
* ANDREAS HEUSLER, Deutsche Versgeschichte I, Grundriß der germanischen Philologie hrsg. v. H . P A U L , 3. Aufl., Bd. 8, 1 Berlin/Leipzig 1925, § 123.
Der Klang der zweigliedrigen Namen
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nehmen, nach dem w-w-Verbindungen nur e i n e n H a u p t i k t u s erhielten, ein Stabgebrauch, der den Langobarden vornehmlich durch gotische Namen und Stabreimdenkmäler bekannt wurde? Diese Art der Betonung wird verständüch, wenn anlautendes und inlautendes w verschieden ausgesprochen wurden. Besonders für die dichterische Sprache läßt sich dies n u n wahrscheinlich machen. Hier wurde, wie Flasdieck aus dem konsonantischen Charakter des germanischen Stabreims folgerte, ein am Wortanfang stehender und stabender Halbvokal u konsonantisch angesetzt: Reibelaut ß + Index u1. Zumal im Ostgermanischen ging dagegen die Entwicklung von u als Anlaut von Endgliedern in entgegengesetzter Richtung, immer mehr einer rein vokaüschen Artikulation u zu. N u r bei den Ostgermanen dürfte sich n u n dieser Unterschied, der vielleicht auch bei anderen Stämmen angelegt war, aber in der Versaussprache ausgeghchen wurde, in einem Stabreimgebrauch und damit auch auf die Bildung der Personennamen ausgewirkt haben. b) Der silbische
Aufbau
Daß der R h y t h m u s der Namen in früher Zeit noch über die Betonung hinaus festgelegt war, t r i t t heraus, sobald m a n den silbischen Aufbau der gemeingermanisch überlieferten Namengüeder miteinander vergleicht. Am deuthchsten ist die Einheitlichkeit unter den zweiten Güedern. Hier sind fast durchweg zweisilbige urgermanische Formen anzusetzen. Einsilbige sind ganz unsicher: einer besonderen Erörterung der Frauennamen m u ß es überlassen bleiben, die Herkunft des Endghedes -bürg in Frauennamen aus älterem *-burgö wahrscheinlich zu machen; die Möghchkeit, daß es in den frühen Namen zwei einsilbige, konsonantische Stämme (-man u n d -rlk) gegeben hat, läßt sich nach der Lage der Überlieferung nicht ausschheßen; wahrscheinlich aber lauteten die Formen -*mannaz und *-rikaz bzw. *-rikiz'2. Endgüeder, die auf dreisilbige Formen zurückweisen, sind ahd. -hetan und -wandal, beide mit nordischen Entsprechungen. Es p a ß t in später darzustellende Zusammenhänge, wenn man hier nicht mit urgermanischem Erbe, sondern mit Wandernamen aus einer späteren Zeit rechnet 3 . Dunkel bleibt der Entstehungszusammenhang von wgot. Sunnvaguisidus und dt. Lantwisid, zwei N a m e n also, deren Zweitghed aus *-wisidaz herzuleiten ist, das in Bildung u n d Bedeutung ahd. leitid „ F ü h r e r " entsprochen haben mag. Man wird danach annehmen dürfen, d a ß die urgermanischen Endgheder von weitgehend einheitücher silbischer Struktur waren, und wiederum ist diese Einheitlichkeit der Personennamen von einer vielfältigen Möghchkeit 1
FLASDIECK a.a.O. (Anglia 69) § 9 . 4 . ERNST SCHWARZ, Goten, Nordgermanen, Angelsachsen, Bern/München 1951 S. 52, nimmt dagegen die Schreibung -rix in den ältesten Belegen (gegenüber späterem -ricus) als Beweis für konsonantische Flexion, -rix dürfte aber an keltische Namen angeglichen sein. 3 S.u. S. 77 u. 65f. 2
Der Rhythmus der urgermanischen Namen
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i n d e r Bildung der Wortkomposita abgesetzt. Unter den Mannbezeichnungen des Beowulfepos begegnen besonders Partizipialbildungen, die auf dreisilbige E n d g ü e d e r zurückführen (z.B. helmberend, vgl. got. allwaldands); hierher gehören auch die Adjectiva auf -ig (wie bealo-hydig, sigor-eadig) u n d andere Suffixbildungen wie -cyning (in Fres-, umldor- u. a.) u n d -dryhten (in frea-, hlio- usw.). Die dichterische Sprache des Nordens zeigt neben entsprechenden Beispielen komponierte nomina agentis auf -a&r, -udr (wie megin-grgnduär „kräftiger Schädiger" u n d her-fordadr „Fürsorger des Heeres") sowie auf -ul i. (wie geir-driful „Speerstreuerin"). D a ß dreisilbige E n d g ü e d e r schon im ältesten Wortschatz der Germanen vertreten waren u n d keinen rhythmischen Anstoß boten, bezeugen eindeutig die Namen der Gottheiten u n d Matronen auf den Weihesteinen der Römerzeit: Alabuandus, Al-aisiag(i)ae, Sandr-audiga u n d Rica-gambeda1. Nicht ebenso einheitüch wie die Endgüeder waren die Anfangsglieder der Personennamen. Zunächst ist freiüch zu betonen, d a ß Einsilbler auch unter ihnen zu fehlen scheinen. Durch zwei Regelungen ist dies erreicht. Zum einen dadurch, d a ß — im Gegensatz zu den N a m e n der verwandten Völker — Partikel als Anfangsgheder gemieden wurden. Z u m andern ist hier an ein Bildeprinzip zu erinnern, auf d a s Förstemann erstmals hingewiesen h a t , indem er feststeUte, d a ß in den von i h m gesammelten (deutschen und ostgermanischen) N a m e n die zweiten Glieder nicht vokahsch anlauten 2 . E s bedurfte erst eines zweiten Entdeckers, u m die Forschung auf diese Eigentümlichkeit aufmerksam werden zu lassen. Neu war bei diesem zweiten — Edward Schröder — der Nachweis, d a ß auch die angelsächsischen Namen hier ganz zu den deutschen stehen 3 . Das Nordgermanische geht aüerdings eigene Wege. Immerhin konnte Hans N a u m a n n aufzeigen, daß von den dreißig vokahsch anlautenden Namenthemen im Nordischen, die nach den Parallelen in d e n anderen germanischen Sprachzweigen für altes Erbe angesehen werden dürfen, zwei Drittel auch hier n u r a n erster Stehe erscheinen 4 . Die nordischen Runeninschriften im älteren Fupark weisen n u r e i n e n — freihch rätselhaften — Namen mit vokaüschem Anlaut des zweiten GUedes auf 5 . Nach aU d e m ist anzunehmen, d a ß schon in der ältesten germanischen Namenschicht vokaüscher Anlaut des Endgliedes gemieden wurde. 1
2
GUTENBRUNNER, Götternamen Nr. 5; 8; 9 1 ; 88.
FÖRSTEMANN Sp. lOf. (zu Aba-); 135 (zu Ära-, Arin-); 438 (zu Ebur-). SCHRÖDER, Namenkunde S. 12 mit der Einleitung, die Kenntnis dieser Erscheinung könne den Germanisten unmöglich verborgen geblieben sein: „ich finde sie aber nirgends ihrer Bedeutung gemäß erkannt und ausgesprochen. Förstemann ahnt sicher nichts davon" (!). — Eine vereinzelte Ausnahme („ich betone mit Nachdruck, daß ich in den deutschen Namenbeständen vor dem 10. J h . keinen einzigen Ausnahmefall . . . gefunden habe", ebd. S. 13) ist der Name Wolf-arn, für den FÖRSTEMANN Sp. 1646 eine Reihe von Belegen aus dem 9. Jh., vor allem aus St. Gallen, gibt. 3
4
NAUMANN, Namenstudien S. 147 Anm. 1.
5
Hariuha auf einem Brakteaten von Seeland, um 550, KRAUSE Nr. 36.
22
Der Klang der zweigliedrigen Namen
Schröder h a t nun behauptet, daß sich darin ein germanisches Prinzip der Wortbildung widerspiegelt; noch im Althochdeutschen, so meinte er, habe es außer den Composita auf fater-, un-, ur-, ubar- und eban- k a u m derartige Bildungen gegeben 1 . Dieser Satz ist jedoch nicht aufrechtzuerhalten. F ü r das Althochdeutsche mag man dem Wort für „Gerichtseiche", das sich in dem Ortsnamen Malching — i. J . 759: Mahaleichi" — verbirgt, die Baumnamen ferch-eih u n d is-eiche3 zur Seite stellen. Andere Bildungen — etwa herz-ddara, huof-isin, gold-amir, kien-aphel, sür-amph, lant-uobo u n d hüs-eigo* — lassen sich anschüeßen. Man mag auch dem Edictus Rothari ein langobardisches fornaccar „Acker nach der E r n t e " 5 entnehmen, mit dem sich etwa der altgentische Flurname Brun-accara6 vergleichen läßt. Das Altenghsche kennt neben manchen andern hläf-aetan „Kostgänger", hyld-äd „Huldeid", brydealu „Brautbier" und bearn-eacnigend „schwanger"; im Beowulfepos finden sich mehrere Composita auf -agend, -eg(e)sa und -eadig. Die Angeln gliedern sich in Nord-, Süd-, Ea^t- undMiddel-engla. Aus dem gotischen Wortschatz sind bei Ulfila z.B. hals-agga „Nacken", fram-aldrs „ b e j a h r t " und daupubleis „todgeweiht" erhalten. Daß nordische Beispiele nicht selten sind, braucht nicht näher ausgeführt zu werden: es bedeutet hier ja keinen Unterschied zu den Personennamen. — Einzelne Wörter dieser Art haben sich gewiß von der urgermanischen Zeit bis in unsere Tage erhalten: „einäugig", „Meineid" u n d „ W e l t " 7 . Das gleiche Bild zeigen altertümhche geographische Namen. Bereits für das 1. Jahrhundert nach Christus bezeugt uns Pünius' Naturaüs Historia 8 mindestens zwei Gebietsnamen mit dem zweiten Ghede -avia aus germ. *a(g)wjö „Wasserland, Insel": Austeravia und Sca(n)dinavia, ja, wahrscheinlich ist auch Actania nur für Actavia verschrieben. Wie verbreitet solche Namen waren, lehrt das Zeugnis des Jordanes, die Gepiden h ä t t e n das Weichseldelta Gepidoios ( = *Gepid-aujos)9 genannt; aber auch die Vielzahl altnordischer Namen auf -ey, altenglischer auf -(i)eg und althochdeutscher auf -o(u)wa, -awa u. ä. Drei alte Gebietsnamen auf -aib überliefert schheßhch die „Origo gentis Langobardorum" 1 0 . Es mag zunächst bei diesen herausgegriffenen Beispielen bleiben. Hinzuzufügen ist, daß auch Schröders Behauptung, der vokaüsche Anlaut des 1
SCHRÖDER, Namenkunde S. 14 f.
2
Ebd. S. 186; ERNST SCHWARZ, Deutsche Namenforschung II, Göttingen 1950, S. 167. 3 OTTO GRÖGER, Die althochdeutsche und altsächsische Kompositionsfuge. Diss. Zürich 1910, S. 318; 360. 4 Ebd. S. 351; 362; 333; 370; 433; 378; 363. 5
6
BRÜCKNER S.
204.
J. MANSION, Oud-Gentsche Naamkunde, 's-Gravenhage, 1924, S. 202. 7 Ahd. einougi, ae. äneage, awn. eineygr; ahd. meineid, ae. mänäd, an. meineidr; ahd. weralt, ae. w(e)orold, awn. verold (s. CARR, Nominal Compounds S. 64; 50). 8 Buch I I I , Kap. 96f. 9 JORDANES, Getica, MGh. Auct. Antiqu. V 1, rec. Th. Mommsen 1882, Kap. 17. 10 MGh. SS. rr. langob. et ital. . . . ed. G. WAIZ, 1878, S. 3.
Der Rhythmus der urgermanischen Namen
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• /zweiten GUedes habe zu einem Hiatus im Wort geführt (und eben diesen 1 habe man um des Wohüautes wiüen vermeiden wollen), zurechtgerückt \ werden muß. Wo im Germanischen auf den vokalischen Auslaut eines 1 Vordergüedes ein vokaüsch anlautender zweiter Kompositionsteil folgte, .•• scheint der Hiatus durchweg durch Tilgung des Fugenvokals behoben 1 worden zu sein: so wurde *Gepida-aujös (mit einem a-Stamm als Erstgüed) ; zu *Gepid-aujös. Für -i- wird der Schwund erwiesen durch den altengüschen . Monatsnamen Rug-ern zu ae. ryge < *rugiz „Roggen". Für -u- fehlen die Belege. Durch die Tilgung des Fugenvokals ergab sich nun freilich etwas, c das man in Grenzen als Aussprachehindernis bezeichnen mag. Der vokahi sehe Anlaut des zweiten GUedes unterbrach die Worteinheit durch einen „glottal stop". Vermied man ihn durch Verschieben der Silbengrenze, so hieß das, daß die Gheder nicht mehr deutüch geschieden waren: ahd. we-ralt < *wer-aldö. Beide Auswirkungen scheinen die Germanen in späterer Zeit zwar nicht konsequent gemieden, so doch nicht eigentheh geschätzt zu haben, denn — soweit ist Schröder entgegenzukommen — die Composita mit vokahsch anlautendem Zweitgüed sind in den überüeferten germanischen Denkmälern bei weitem nicht so häufig wie etwa im Griechischen. Daß man diesen Gesichtspunkt aber für die Frühzeit nicht zu stark betonen darf, wird — nach aüem, was schon angeführt wurde — noch besonders nahegelegt durch einige frühe Namen weibücher Gottheiten auf Weihesteinen aus Germanien und England; Zeugnissen also, die kaum gegen zeitgenössische Regeln des Wohllauts verstoßen haben dürften. Hierher gehört der Name der Göttin Sandraudiga in der Inschrift von Groot-Zundert, der sich durch eine ParaUele im Altisländischen — sannaudigr „wahrhaft reich" — gut deuten läßt 1 . Ein zweites Beispiel bietet die Bronzetafel von Tongern, nach der ein Centurio der dritten Legion der Vihansa Schild und Lanze weiht. Hier wird wohl ein germanisches * Wihansuz „Kampf-Göttin" wiedergegeben2. Als Gegenstücke zu diesem Namen bleiben, selbst wenn wir die Deutung der Kölner Inschrift Deae Hariasa „der Heer-Göttin geweiht" 3 als unsicher beiseite lassen, die altnordischen Götternamen mit dem zweiten Gliede -äss. Schüeßüch ist an die drei Inschriften aus Housesteads am Hadrianswall zu erinnern, die uns denNamen Alaisiag(i)ae überüefern. Die Gelehrten, die in der Erklärung auseinandergehen, sind sich doch darin einig, daß am Anfang das aus andern Götternamen vertraute al(a)- „all-" angenommen und -aisiag(i)ae als zweites Ghed abgeteilt werden muß 4 . Danach dürfte gesichert sein, daß die Personennamen durch die von Förstemann gefundene Erscheinung von der übrigen Wort- und Namenbildung abgehoben waren und daß aUgemein-euphonische Gründe wie die Vermeidung des „glottal stop" nicht ausreichen, um diese Erscheinung zu erklären. An dieser Stelle ist auf die rhythmische Wirkung hinzuweisen, die durch vokaüsche Endgüeder herbeigeführt worden wäre. Die Tilgung des Fugenvokals hätte die meisten Anfangsgheder so wie in *main-aidaz einsilbig 1 3
GUTENBRUNNER,
Ebd.
Götternamen S. 9ff.
2 4
Ebd. S. lOOff. Ebd. S. 44ff.
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Der Klang der zweigliedrigen Namen
werden lassen, und eben diese Wirkung scheinen die Namenschöpfer als eine Störung des rhythmischen Gefüges betrachtet zu haben, die es zu vermeiden galt. Während also einsilbige Anfangsgheder in der ältesten Namenschicht fehlen dürften, ist es auffällig, daß neben einer größeren Zahl von zweisilbigen eine kleinere von dreisilbigen unzweifelhaft vertreten war. Das s t i m m t zu den AppeUativkomposita, und doch ist deren volle klangliche Freiheit auch hier nicht gegeben. Die dritte Silbe erscheint n ä m ü c h fast durchweg auf die Lautungen -la- und -na- festgelegt: Apala-. Ermana- usw. Einige wenige Namenglieder stehen vielleicht nur scheinbar gesondert. 1. Awn. jpfurr, ae. eojor, ahd. ebur stammen aus germ. *eburaz. Dagegen weisen die ältestbezeugten Namen, die das Wort „Eber" enthalten (Everdingus 5. Jh.. Everhardus 5. Jh., Ebrovaccus 6. Jh., Evermud 6. Jh., auch in den Formen Ebremud, Eßol/novg überliefert, Evervulfxis 6. Jh., Ebregisus um 600. Ebrulfus 7. Jh.) — wie Wrede erwogen und Schönfeld behauptet h a t 1 — eher auf germ. *Ebra-: die Grundform dürfte hier also eine zweisilbige Variante zu eburagewesen sein. Einem Einfluß von Seiten dieser Variante ebra- könnte man es zuschreiben, daß in ahd. ebur (im Gegensatz zum Namen Ibor aus der sagenhaften Frühgeschichte der Langobarden) e nicht vor u der Folgesilbe zu i wurde. 2. Winid- ist ostgermanisch und nordgermanisch nur in einer Verbindung sicher belegt: schwed. Windar2, wgot. Wenedarius; und auch deutsch und westfränkisch herrscht Winidheri u. ä. bei weitem vor und wird nur von wonigen anderen Kombinationen begleitet 3 . Dieser Befund erklärt sich durch die Annahme, daß ein einziger berühmter Königsname — der des Ostgoten Winitarius, welcher (nach Cassiodor) im 4. Jahrhundert lebte — über den großen germanischen Siedelraum weitergetragen wurde. Auf eine gotische Prägung dürfte also die Überlieferung zurückgehen, und wenn wir auch nicht sicher sagen können, daß jener Herrscher ihr erster Träger war, so macht doch ihr erstes Glied, das die Wenden nennt, wahrscheinlich, daß sie durch die Slawenkämpfe der Rußlandgoten angeregt wurde, zu einer Zeit also entstand, in der der Fugenvokal vor h wohl schon ausfallen konnte: es wäre dann mit einem von vornherein zweisilbigen Anfangsgliede (*Winid-harjis) zu rechnen. So fraglich also die Ausnahmen für die älteste Schicht sind, auch hier sollte man sie nicht für unmöglich halten. Mehr als vereinzelte Fälle dürften es freilich kaum gewesen sein. -la- u n d -na-Bildungen sind nun gewiß auch unter den frühen germanischen Wortkomposita mit dreisilbigem Anfangsglied vorherrschend gewesen. D a n e b e n gab es aber auch andere. Unter den Mannbezeichnungen des Beowulfepos erscheint cyning-bald, „sehr k ü h n " , wäepned-man „Mann", heafod-inseg, „nächster Verwandter", ja, ealdor- tritt in zwölf Verbindungen auf. Runennord. wita[n]da-halaiban „ B r o t w a r t " u m 400 4 m a g m a n als ein besonders frühes Zeugnis darzusteUen. Das Gotische bietet etwa aglaiti-waürdei „unschickliche Rede". Ein besonders häufiger Bildetyp wird also unter den Personennamen zum nahezu ausschüeßüchen. Das scheint nur eine Nuance und ist doch ein wichtiger Zug für die R h y t h m i k der 1
W R E D E S. 94. SCHÖNFELD S. 84 irrt darin, daß auch die überlieferten Appellativa auf ebra- zurückzuführen seien. 2 Zu Winitarius usw. gestellt durch NAUMANN, Namenstudien S. 70. 3 4 FÖRSTEMANN Sp. 1617ff. Stein v. Tune, KRAUSE Nr. 55.
Der Rhythmus der urgermanischen Namen
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Naimen. Die dreisilbigen Anfangsglieder stellen sich so als eine formal aufeinander abgestimmte, zusammengehörige Gruppe neben den zweisilbigen dair. Statt der rhythmischen Freiheit der Appeüativa kannte die Namenbikdung eine klar umrissene doppelte MögUchkeit. IDas Verhältnis der beiden rhythmischen Typen zueinander läßt sich auf Gnund einer eigentümUchen Erscheinung näher bestimmen. Es gibt unter den urssprüngüch zweisilbigen Anfangsgüedern eine größere Anzahl, denen dreisillbige (um -la- oder -na- längere) Entsprechungen gegenüberstehen. Die Naimen von sechs germanischen Königen mögen dafür als Beispiele dienen. W^got. Agiulfus, lgb. Agilulfus und alem. Agenarichus bezeugen Agi-, Agilauntd Agina-; wgot. Athaulfus, ogot. Athalaricus, wgot. Athanaricus dagegen Apoa, Apala-, Apana-. Die Erscheinung ist in Niederdeutschland, England untd Skandinavien selten, gut bezeugt dagegen für die Ostgermanen, noch bessser für Oberdeutschland, am besten schließlich für die Westfranken und Lamgobarden. Hinter diesem Befund verbirgt sich eine eigenartige Entwicklungsgeschichte, die der Anhang 1 der vorliegenden Arbeit zu rekonstrniieren versucht. Etwa elf Fälle — dies Ergebnis sei hier übernommen — wiird man für die urgermanische Namenschicht ansetzen dürfen. Wer die Entsprechungen näher untersucht, stößt auf recht verschiedene Bedeutungsveirhältnisse. Einige haben ihrer Bedeutung nach vieUeicht nichts miteinantder zu tun (wie Ang-, Angil-; Map-, Mapal-; Wand-, Wandal-; Alja-, Alijana-). Andere (wie Fag-, Fagin-) steUen Ableitungen ein und derselben Wiurzel dar. Bei einer letzten Gruppe schließlich sind eine oder gar zwei deir Entsprechungen überhaupt nicht durch ParaUelen aus dem germanischen Wortschatz zu stützen (z. B. Agila- und Agina- neben Agi- und Aftxi- neben Apala-): hier darf man — mit einiger Vorsicht freiüch — dairan denken, daß zu einer sinnvoUen Ausgangsform ohne Rücksicht auif einen Sinn Klangvarianten durch Verkürzung oder Verlängerung um -lai- oder -na- gebildet wurden, und gerade diese eigenartigen Bildungen maichen deutüch, was die aufgewiesene Erscheinung in Wahrheit ist: ein spiielerischer Wechsel zwischen zwei Klangtypen, r h y t h m i s c h e V a r i a t i o n . Als die beiden Positionen eines Spiels, des einzigen, das innerhalb des weitgehend festgelegten rhythmischen Rahmens gestattet war, sind die bejiden Typen in ihrem Verhältnis zueinander am besten bestimmt. Nunmehr rundet sich aUes bisher FestgesteUte zu einem geschlossenen BiUd. Die eigentümlichen Klangprinzipien, die die Bildung der zusammengessetzten Personennamen abheben von der Bildung der germanischen W'Ortkomposita, sind Teilphänomene und Überreste eines Ganzen — einer rhythmischen Ordnung der urgermanischen Namen. Wenn sich auch hier unid da ein Name nicht eingefügt haben mag, die große Masse war nach düeser Ordnung ausgerichtet, die sich so beschreiben läßt: Der rhythmische Haupttypus der zweigUedrigen Personennamen in urgeirmanischer Zeit war i x - i x (erhalten z.B. in nord. Hlewa-gastiR). Aiußerdem gab es einen Nebentypus mit dreisilbigem, auf -la oder -na auslaufendem Anfangsgüede: kxla-kx und i x na - i x (z.B. *Wandalahairjaz, *Ermana-rlkaz). Manchmal wurde in einer rhythmischen Variation zwischen Haupt- und Nebentypus gewechselt (z.B. in *Agi-wulfaz, *AginariUcaz und nord. Agila-mufnjdon).
Der Klang der zweigliedrigen Namen
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2. Zur Geschichte des Namenrhythmus a) Die
Entstehung
Man wird fragen, ob diese rhythmische Ordnung bereits in indogermanischer Zeit ausgebildet oder doch angelegt war. Da n u n aber der Klangstruktur indogermanischer Namen bisher noch nicht nachgespürt worden ist, k a n n diese Frage hier nur mit einigen Vermutungen beantwortet werden. Ein Überblick über die komponierten Namen der verwandten Völker läßt recht verschiedene Klangbilder erkennen: weitgeschwungene wie gaü. Vercingetorix u n d Anecht[o]latius, wie griech. Äankrj7ii66orog, ind. Govindasvämin und Prabhäkaravardhana, gedrängte wie tschech. Pfiboj u n d griech. Evrpgojv. Und doch kann m a n durch aUe Vielfalt hindurch die Konturen der grundsprachhehen Namen ahnen. Als August Fick u n d Fritz Bechtel auf die älteste griechische Namenschicht zurückgingen, die uns vor aUem durch die homerischen Heroennamen bezeugt ist, da stießen sie — anders als bei den späteren Namen — nicht mehr auf viersilbige und nur noch selten auf dreisilbige NamengUeder: nur -TtrohsfioQ und -x^ovuevog wollten sie, das vokaüsch anlautende -ayogac, übergehend, für diese Stufe gelten lassen. „Es läßt sich somit ein ältester Zustand der griechischen Namengebung erkennen, wo, von wenigen Fünfsilblern abgesehen, der griechische Name nicht mehr als vier Silben enthielt 1 ." Man mag anmerken, daß die „wenigen Fünf silbler" um eine Reihe weiblicher Namen zu vermehren sind, die schon durch Homer bezeugt werden u n d die in ihren zweiten Gliedern konsonantische Stämme movieren: z.B. hom. 'Icpiuedeia neben thess. K?^eoueddeiQ m.; heroisch Äarvy.Qdreia neben Aai.ioxQdxrjg m.; hom. Icpidvaaaa neben AoTvavat;. Die Bedeutsamkeit von Ficks und Bechtels Beobachtung wird dadurch nicht geschmälert. Ein durchaus entsprechendes Bild bieten die Slawen dar. Die Menge der dreisilbigen Stämme, die sie zur Bildung unkomponierter N a m e n verwandten (z.B. velikb, veseh, golemb, stamenb, sbcqstb und stdravt), fehlt in den zweigliedrigen, und wo einmal einer erscheint, da ist der Fugenvokal synkopiert: tschech. Jesit-bor. Selbst bei den Indern, die mitunter ungewöhnlich lange N a m e n gebrauchten, scheint sich ein Gefühl für jene Struktur erhalten zu haben, die bei den frühen Griechen und bei den Slawen vorherrscht. Denn als man im alten Indien daranging, bis ins einzelne gehende Regeln für die Namenwahl aufzusteUen, d a war m a n sich über eines einig, so sehr m a n auch sonst auseinandergehen mochte: über die Silbenzahl, die ein Männername haben sollte. „ E r gebe ihm einen zweisilbigen oder viersilbigen Namen . . . " heißt es, oder anderswo: „Einen Namen geben sie ihm . . . zweisilbig oder viersilbig; zweisilbig, wenn er ihm hohe Stellung wünscht, viersilbig, wenn er ihm götthchen Glanz wünscht." I n drei anderen QueUen kehrt die gleiche Empfehlung wieder. N u r eine rät auch zum Sechsilbler 2 . 1
2
FICK-BECHTEL S.
369.
HILKA S. 14ff. Im Visnu-Puräna wird von „geradsilbig" gesprochen. Rätselhaft bleibt, warum für die Frauennamen ungerade Silbenzahl vorge-
Zur Geschichte des Namenrhythmus
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Diese Regel bezieht sich offenbar auf unkomponierte und komponierte N a m e n . Sie orientiert sich nicht an der Vielfalt des lebendigen, zeitgenössischen Gebrauchs, sondern läßt n u r die auf archaische Art gebildeten gelten; u n t e r diesen war der Typus x x - x x für die Composita vorherrschend, sodaß m a n ihn zur Regel erheben konnte. Freiüch m u ß es daneben auch indogermanische Namen vom Typus x - x x gegeben haben. Das waren einmal präpositionale Bildungen, die schon Fick mit gutem Grund für gemeinsames Erbe der Brudervölker erklärte 1 , daneben wohl auch solche mit vokalisch anlautendem ZweitgUed, d e n n hier dürfte der Hiatus wohl schon grundsprachlich überbrückt worden sein, sei es durch Konsonantisierung des Fugenvokals (z. B. in skr. madhv-ad, aksl. medv-cdb), sei es durch Kontraktion zu Langvokalen (z.B. in pers. Vist-äspa, griech. Zrgar-äyog) oder zu Diphthongen. Schüeßüch mag der altindische Namenschatz auch mit solchen Bildungen, die a n zweiter Stelle einsilbige Wurzelnomina enthalten, wie etwa Deva-ja u n d Sakra-jit (x x - x), altes Erbe weiterführen. Die indogermanischen zusammengesetzten Personennamen waren nach allem wohl vorwiegend Kompositionen aus Worten einfacher Struktur, d . h . ohne silbenbildende Suffixe. Der häufigste Typus war gewiß x x - x x, daneben erschienen x - x x und x x - x; wie weit noch andere Typen vertreten waren, m u ß ungewiß bleiben. Insgesamt wird m a n nur von einer Tendenz zur rhythmischen Einfachheit, nicht von einer festen Ordnung sprechen dürfen. I m Lichte dieser Vermutung stellt sich der urgermanische Namenrhythmus als eine eigenwillige Umwandlung ererbter Formen dar. Wichtig ist, d a ß die Germanen hier ganz andere Wege gingen als die nahverwandten Kelten, mit denen sie viele Namenworte und auch sonst so manches gemeinsam hatten. E s ist nämüch anzunehmen, d a ß die rhythmische Struktur der altkeltischen Namen sehr frei war; wenn die oben gegebene Skizze das Richtige traf: viel freier als die der indogermanischen Namen. Ande-camulos, Anecht[o]-latius, Vis-marus, Camulo-rix, Epo-manduos, Tigerno-maglus, ja, dreigliedrige Verbindungen wie At-epo-maros, Tar-con-darios, Ver-cassi-velaunus — das ist nur eine Auswahl aus der Vielfalt der Möglichkeiten, die Holders reichhaltige Sammlung darbietet. Dagegen haben die Germanen wohl noch über das ererbte Maß hinaus jeden einzelnen Namen an ein rhythmisches Muster gebunden. Dieses Muster läßt sich nun weitgehend aus der dynamischen Betonungsweise verständüch machen, welche bei den Germanen den musikahschen Akzent der Indogermanen ablöste. Der dynamische H a u p t t o n auf der ersten Silbe, so mag m a n es sich zurechtlegen, brauchte einen R a u m , in dem er ausschwingen konnte. Deshalb wurde der Typus x - x x ausgeschieden. S t a t t dessen breitete sich der Typus x x x - x x aus, der zu dem seit alters vorherrschenden Typus x x - x x in spielerischen Wechsel t r a t . Daß die einzige doppelte Möghchkeit der rhythmischen Gestaltung gerade im ersten schrieben wird. Dafür gibt es kaum Anhalte im indischen Gebrauch (s. HILKA S. 17) und erst recht nicht bei andern indogermanischen Völkern. 1 FICK S. CXCIIIff., passim.
L>8
Der Klang der zweigliedrigen Namen
Ghede offengelassen wurde, zeigt wiederum Abhängigkeit vom dynamischen H a u p t t o n : mit dem frischen Krafteinsatz ließ sich auf verschiedene Weise umgehen, während mit fallender Druckkurve die Einheitlichkeit zunahm. Man darf danach wohl die Hypothese wagen, daß die R h y t h m i k der ältesten erschheßbaren Schicht germanischer Personennamen erst durch die Verstärkung der expiratorischen Seite des germanischen Akzents möglich wurde. Ist das richtig, so wäre damit ein Anschluß an die relative Chronologie der germanischen Sprachgeschichte gewonnen. Dem ist nur hinzuzufügen, daß der einheitüche H a u p t t o n auf der ersten Silbe der Namen nicht notwendig erst durch die germanische Akzentverschiebung bewirkt wurde. Auch der heUenische Namenschatz läßt nämlich trotz aller Verwischungen durch die frühgriechische Regulierung der Akzentuation noch Spuren alter Anfangsbetonung erkennen, die Namen oft von ihren appeüativen E n t sprechungen abhob. So stehen neben den Adjektiven auf -TJQ, die wie Öioyevrjs und EVQv-xXei'fc meist akrotonisch sind, Eigennamen wie Aio-yevrj; u n d Evov-xMriQ^ -xlrjq, und neben den Appellativen iTOio-ftdxog, //eve-fidyog, dvdQo-udypg, £vdv-fid%og und vav-[jdypg die Namen 'Inno-payog, Meve-uayoz. Ävöoö-uayog, Evdv-[ia%og und Nav-fiayog. Man mag die hier zugrunde liegende Anfangsbetonung verschieden erklären: als VeraUgemeinerung des Vokativakzents (der ja indogermanisch, zumindest am Satzanfang, auf die Anfangssilbe fiel)1 oder aus dem Bestreben, Namen und Appellative voneinander abzusetzen 2 — bestehen bleibt die griechisch-germanische Paraüele u n d damit eine — freilich vage — Möghchkeit, daß die Anfangsbetonung der N a m e n indogermanisches Erbe ist; daß also die Germanen nur einen musikalischen Anfangsakzent in einen dynamischen wandelten. b) Die
Fortentwicklung
Man wird fragen, welches Schicksal die rhythmische Ordnung der urgermanischen Namen in späterer Zeit hatte, und damit ist zugleich auch die Frage aufgeworfen, was das bisher für eine erschlossene Namenschicht Behauptete zum Verständnis der überlieferten Germanennamen beiträgt. Die Antwort auf diese Frage mag mit der Feststeüung beginnen, d a ß die rhythmische Ordnung an die Geschichte der Sprache gebunden war. Die eigentümhche rhythmische Form, die die germanischen N a m e n von denen der anderen Indogermanen abhebt, konnte erst innerhalb der urgermanischen Periode ausgeprägt werden, und nur noch auf urgermanischem Sprachstand vermochte sich diese Form unangetastet zu erhalten, denn ein wesenthches Kennzeichen des Urgermanischen, die Erhaltung der S t a m m vokale beider Glieder einer Nominalkomposition, gehört zu ihren Voraussetzungen. Dies Kennzeichen weisen von aUen germanischen Sprachresten nur noch die ältesten Runenzeugnisse des Nordens auf, und die Namen, die sie enthalten, lassen in der T a t den Klang urgermanischer Namen am besten nachempfinden. 1
CHARLES BALLY, Manuel de l'accentuation grecque, Bern 1945, §§53; 59. GEORGIUS DOTTIN, De eis in Iliade inclusis hominum nominibus quae non uniee nomina propria sunt, These Paris 1896, S. 74 f. 2
Zur Geschichte des Namenrhythmus
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Die ganze übrige germanische Überheferung zeigt bereits die Spuren v o n Sprachwandlungen, die die alte R h y t h m i k entscheidend umformten. E i n e der Stehen, a n denen diese Veränderungen ansetzten, war die K o m positionsfuge. Schon in einigen gotischen Worten wie Gut-piuda, piud-spillon und weindrugkja, aber auch in den norddeutschen Ortsnamen Aovn-epovobov1 (neben TovM-qxwgdov), vieUeicht auch in dem Stammesnamen Vis-burgii ist der F u g e n v o k a l ausgefaüen, ohne d a ß dafür bisher eine eindeutige Erklärung gefunden werden konnte. Die Erscheinung mag mit der Betonung zusammenhängen, die j a unter den urgermanischen Komposita nicht durchweg dieselbe gewesen sein dürfte. Auf die einheitüche Betonungsweise der Personenn a m e n wird es deshalb zurückgehen, wenn sie — soweit sich erkennen läßt — v o n dieser ersten Schwunderscheinung unberührt bleiben. Daneben gibt es n u n frühe Zeugnisse für den Ausfall des Fugenvokals vor -h- u n d -w-, e t w a die Stammesnamen Chas-uarii und Chatt-uarii sowie d e n Götternamen Seit-hamiae2 u n d die gotischen AppeUativa frei-hals, gud-hus, pvi-haüm usw.. Hier dürfte (durch einen Wandel der Aussprache) a m Anfang von Zweitgliedern die Artikulation von -h- geschwächt und der Stimmansatz bei -w- mehr und mehr vokahsch geworden sein, so d a ß der Fugenvokal wie bei d e n Bildungen mit vokahsch anlautendem Endgüed getilgt werden k o n n t e . Diesem Wandel der Aussprache, der allmählich u m sich greift, sind auch die Namen unterworfen, wie quad. Vid-uariw (4. J h . ) , nord. SHg-aduR (5. J h . ) , sweb. Frum-arius (5. Jh.), sweb. Hun-vulfus (6. J h . ) erul. Al-vith (6. J h . ) u n d ogot. Gunt-elda (6. Jh.) bezeugen. J a , wenn Catvalda nicht für *Catu-valda steht, so wird diese Erscheinung schon durch Tacitus überüefert. I n Deutschland ist d a n n auch das anlautende w- in einer Reihe von E n d gliedern geschwunden: -wolf > -olf; -walt > -alt, -olt; -wakar > -akar usw. Das setzt eine Stufe mit halbvokahschem u voraus, auf der dieses — analog zum Ausfall des Fugenvokals vor Vokal — getilgt wurde: *Sinpuakar > Sindacar. Eine weitere K ü r z u n g betraf die dreisilbigen Anfangsgheder: während nord. Agilamufnjdon auf dem Stein von Rosseland (4./5. Jh.) noch die alte S t r u k t u r zeigt, ist der Fugenvokal a in quad. Agilimundus (4. J h . ) bereits geschwächt, i n got. Angelfrid aus der Urkunde von Arezzo (6. J h . ) sowie in lgb. Adalwal u n d Agilulfus (7. J h . ) geschwunden. Nord. Egilleif (10. J h . ) stimmt ganz dazu. Der ParaUelvorgang bei den GUedern auf -na scheint dagegen nicht a n der Kompositionsfuge angesetzt zu haben, wenn die zweite Silbe m i t g begann. I n solchen FäUen zeigen die ältesten Zeugnisse übereinstimmend Synkope des zweiten Vokals: ogot. Ragnahilda (5. J h . ) u n d Ragnaris (6. J h . ) , (6. J h . ) und — auf frühmerowingischen Grabsteinen — irk.Magnacarius Ragnoaldus u n d Chagnoaldus. Die Formen der Kürzung sind später nicht mehr so klar geschieden worden. Bei den Langobarden und in Deutschland h a t sich die erste F o r m aUgemein durchgesetzt, die Westfranken wechseln zwischen beiden Arten. 1 R. MUCH, ZfdA. 41, 1897, S. 139 kontierte Aovnyovodov. 2
GUTENBRUNNER, Götternamen Nr. 90.
Der Klang der zweigliedrigen Namen
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Bei allen Volksstämmen ist die Kürzung durchgedrungen. Die letzten ostgermanischen Namen, die noch die alte Struktur aufweisen, Amalafrida, Amalaberga, Amalasvintha u n d Athalaricus in der ostgotischen sowie Athanagildus u n d Ermenegildus in der westgotischen Königssippe des 6. Jahrhunderts, darf m a n gewiß im Anschluß an Wrede 1 als Archaismen auffassen, die die Namensformen königücher Ahnen festhalten. F ü r die Burgunder hat GamiUscheg durchgängige Kürzung nachgewiesen 2 , für die deutschen Namen des 8. Jahrhunderts Wolf Bader 3 ; die Nachweise für die übrigen Stämme üeßen sich leicht nachtragen. Der jüngste Schwund betraf die Fugenvokale zweisilbiger Anfangsgheder. E r erfaßte im wesentüchen nicht mehr die ostgermanischen S t ä m m e . I m Norden beseitigte er dagegen aüe Fugenvokale. I n Deutschland u n d England war das Ergebnis nicht einheitlich. Reste der alten Fugenvokale erhielten sich vor aüem in Anfangsgliedern mit kurzer Stammsilbe 4 . Schheßlich h a t auch die Entstehung von Sproß vokalen vor r wie in ahd. wintar gegenüber got. wintrus auf das Klanggefüge der N a m e n eingewirkt, denn n u n t r a t e n in Deutschland neben die zweisilbigen Anfangsglieder auf -in-, -an- und -il-, -al- (die Reste des alten Nebentypus) gleichberechtigt solche auf -ar- ( > -er-): etwa in Freising Ostarhilt < Austra- u n d in St. Gallen Abarhilda < Abra-. Alle diese Bewegungen zusammen haben recht gründlich m i t der alten Klangform des ersten Gliedes aufgeräumt, u n d es kann deshalb nicht verwundern, wenn vornehmhch in Deutschland einzelne Gheder neueingeführt wurden, die m a n früher vermieden h ä t t e : Manag- z . B . inManagold, Haledz.B. in Helidulf, Thuring- z . B . in Thuringbraht, Hamar- z . B . in Hamarolf. Die Kürzung der dreisilbigen Gheder h a t t e diese zunächst rhythmisch den zweisilbigen angeghchen u n d damit eine rhythmische Variation unmöglich gemacht. Zwischen Bildungen wie lgb. Adaluual u n d d t . Adabald gab es ja nun keinen rhythmischen Unterschied mehr. Man möchte meinen, die Variantenbildung sei damit reif geworden zu erstarren. E s ist aber wahrscheinlich, daß die Produktivität dieser Erscheinung bei den Binnengermanen die Kürzung der dreisilbigen Anfangsgheder überdauert h a t ; denn als die Romanen in Frankreich u n d I t a ü e n die -l- u n d -n-Variation üppig entfalteten 5 , werden sie kaum etwas Totes wiedererweckt, sondern eher etwas Lebendiges weitergeführt haben. Die Variantenbildung, so ist anzunehmen, gab mit dem Fortgang der Sprachgeschichte ihren r h y t h m i schen Charakter auf und wurde als eine jener L a u t Variationen weitergepflegt., von denen im nächsten Abschnitt zu sprechen sein wird. Seine Bedeutung für den R h y t h m u s verlor nun auch d a s Prinzip des durchweg konsonantischen Anlauts im zweiten Güede; denn jetzt, wo i n so vielen verschiedenen FäUen der Fugenvokal geschwunden war, konnte 1
W R E D E S. 186.
2
GAMILLSCHEG I I I
S. 192.
3
WOLF BADER, Die althochdeutschen Fugenvokale in den ältesten Eigennamen, Diss. Freiburg 1909, S. 3. 4 Ebd.; ferner EDUARD SrEVERS, Altenglische Grammatik, neubearb. von KARL BRUNNER, Halle 1942, § 168; N ü s BERGSTEN, A Study on Compound
Substantives in English, Diss. Uppsala 1911. 6 Vgl. Anhang 1 c.
Zur Geschichte des Namenrhythmus
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man ihn nicht mehr mit gutem Grund auf diese eine Weise schützen. Dennoch wurde auch hier das ererbte Prinzip ohne seine alte Bedeutung weitergeführt und nur im Norden, wo es aufgegeben wurde, paßten sich die Namenschöpfer den neuen sprachüchen Gegebenheiten an. Gab es nun auch ein- und zweisilbige Anfangsgheder statt der zwei- und dreisilbigen der Frühzeit und war ihre Lautung jetzt vielgestaltiger als früher, etwas Altes war doch in den Namen — mit Ausnahme der altnordischen — erhalten gebheben: die doppelte rhythmische Mögücükeit der Anfangsgüeder. Auch in den zweiten Ghedern wurde der Stammauslaut von den sprachgeschichtlichen Wandlungen angegriffen. Zeigen die frühesten nordischen Runendenkmäler noch den ererbten Stammvokal, so sind im Bibelgotischen bereits die Ultimakürzen -a- und -i- im Nominativ und Akkusativ gefallen. In diesen Kasus wurden also die meisten Endgüeder der Männernamen einsilbig, während die Frauennamen die alte Form wahrten. Die hier angelegte Entwicklung ist am weitesten im Altnordischen vorangetrieben, wo sich lediglich die Stammvokale der n-Klasse fortsetzen. Aber auch in den westgermanischen Sprachen finden sich einschneidende Veränderungen über den bibelgotischen Stand hinaus. Im Nominativ und Akkusativ büeben Stammvokale nur bei den 7'a-Stämmen (im Altengüschen fast nur bei solchen mit kurzer Wurzelsilbe) und bei i-, u- und o-Stämmen mit kurzer Wurzelsilbe sowie bei den w-Stämmen. (Die w>a-Stämme vokahsierten dagegen das nun in den Auslaut tretende w zu u > 0.) Damit gab es nun unter den Endghedern der Namen beider Geschlechter solche mit einsilbigen Nominativ- und Akkusativformen neben andern, die zweisilbige Formen bewahrten. Auf den ersten Bhck wiU es scheinen, als habe diese Entwicklung tatsächüch jeder rhythmischen Ordnung ein Ende bereitet. Als eine Bestätigung dafür bietet sich an, daß die Gruppe der zweisilbigen Endgüeder in Deutschland und im Norden um eine Reihe von «-Stamm-Varianten vermehrt erscheint (z. B. dt. -bero neben älterem -bern; -bodo neben älterem -bod; wnord. -hilda und -valdi neben -hildr und -valdr), daß also gerade die kleinere Gruppe ohne lautgeschichtüchen Zwang gegenüber der größeren gestärkt wurde. Und doch ist diese Erscheinung nur für den Norden eigenthch bedeutsam geworden. Für aUe andern germanischen Räume sind dagegen jene Erscheinungen von ungleich größerer Wichtigkeit, die auf eine entgegengesetzte Tendenz schließen lassen — auf die Tendenz nämüch, die entstandenen rhythmischen Unterschiede unter den Nominativ- und Akkusativformen auszugleichen, und zwar zugunsten der einsilbigen Bildungen, die die überwiegende Mehrzahl der Endgüeder umfaßten. 1. Die kurzsilbigen «-Stämme badu-, fripu-, hapu- und widu- erscheinen als Endgüeder westgermaniscfier und — soweit feststeübar — auch in den ostgermanischen Namen ohne Stammvokal, während dieser in den appeUativischen Entsprechungen, wo solche fortlebten, erhalten büeb. Neben ahd. fridu „Frieden" und witu „Holz" (auch in Zusammensetzungen: ahd. krana-witu „iuniperus", ae. fenfreodo „Zuflucht im Moor" und güd-wudu
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Der Klang der zweigliedrigen Namen
„Kampfholz = Speer") stehen also z . B . ogot. Angelfrid in der Urkunde von Arezzo aus dem 6. J h . u n d dt. Godafrid, ags. Berhtuud (oder Heruud'1.) und Sighaeth, wgot. Argibad1. F ü r den Norden läßt sich nichts Entsprechendes erweisen. Die späteren Belege lassen keinen Schluß z u ; die älteren Runenzeugnisse zeigen noch den Stammvokal nach langer und kurzer Wurzelsilbe: Kunimufn]diu, 1. Hälfte 6. J h . ? , SHgaduR, Mitte 5. Jh. 2. Die Namen auf got., dt. -bat, ags. -bead dürften n u n nicht insgesamt auf *-baduz zurückgehen, sondern zum Teil auch auf einen wa-Stamm, dessen Schwundstufenvariante *-baduz darstellt: *-badwaz, eine Maskuhnentsprechung zu ae. beadu f. (Gen. beadwe), awn. bqd f. (Gen. bgdvar) „Kampf", keltisiert überüefert in markom.il/aroöodwiis, 1. J h . n. Chr. Hier wurde das w, das im Nominativ und Akkusativ durch d e n Auslautschwund ans Wortende t r a t , zu u > o vokalisiert; aber auch dieser neuentstandene Auslautvokal wurde in den Namen abgeworfen, so d a ß *-badwaz n u n mit *-baduz in -bad zusammenfiel. Nur in Süddeutschland erhielt sich neben -pat auch -pato2. Ein anderer -im-Stamm scheint ausnahmslos verkürzt worden zu sein: d t . -gar z . B . in Perahtgar dürfte von wfrk. -garius, einer Umbildung von *-geir < *-gaizaz, zu trennen u n d zu ahd. garo, Gen. gar(a)wes „bereit" zu stellen sein. 3. Ein dritter Ausgleich betrifft die ija-Stämme (mit langer Wurzelsilbe). I n der Frühzeit dürften nebeneinander die Varianten -meraz u n d -merlz (Stamm meriia-) bestanden haben, die gaU. -marus u n d -marius nahestehen: vgl. cherusk. Sigimerus, 1. J h . n. Chr. und Chariomerus, 3. Jh., mit alem. Vadomarius, 4. J h . , bürg. Wadamiris. Im ganzen germanischen Bereich hat sich nun die erste — durch den Auslautschwund im Nominativ und Akkusativ einsilbig gewordene — Variante durchgesetzt, wie etwa ags. Eomaer auf der Falstone-Inschrift (um 700?) und wnord. Hrödmarr zeigen. Selbst bei den Westfranken ist die Neuerung, die bei der Einwanderung noch nicht vollzogen war, allmählich durchgedrungen, während bei den Langobarden -man3 als ein durch die Romanisierung versteinertes E r b e erhalten bheb. Es stärkt n u n die rhythmische Deutung dieses gemeingermanischen Vorgangs, daß er dem appeüativischen Gebrauch des Wortstammes mer- zuwiderlief. I m überüeferten germanischen Wortschatz findet sich nämüch nurmehr der ija-Sta,mm (awn. miirr, ahd. märi usw. „ b e r ü h m t " ) . Dazu gibt es noch einen bis ins Einzelne entsprechenden FaU. F ü r die Namen auf -rlk- setzte I v a r Lindquist zwei Varianten *-rikaz u n d *-rikiz an, für die es wiederum keltische Entsprechungen (hier darf m a n von Vorbildern reden) in -rix und -rigius gibt. Die erste Variante ist nur noch in Fripareikeikeis, verschrieben für *Fripareikeis, Gen., im gotischen Kalender sowie in Airikis auf dem Sparlösastein anzunehmen 4 . Sonst h a t sich überall einsilbiges -rik < *-rikaz durchgesetzt, auch diesmal gegen den lebendigen Wortschatz: ae. rice, ahd. richi usw. „mächtig". 4. Unberührt bheb auslautendes -i im Nominativ und Akkusativ v o n -wini < *-winiz, -hari < *-harjaz, -wari < *-warjaz, dazu von ags. -sige 1 Rückanlohnungen an das Appellativum witu, ae. wudu dürften vorliegen i n dt. Kerwito und ags. Osumdu, 3mal. 2
4
FÖRSTEMANN Sp. 223.
3
BRÜCKNER S.
284.
I. LINDQUIST, Omkring namnet Erik, Namn och Bygd 1939, S. lff.
Zur Geschichte des Namenrhythmus
33
< *sigiz u n d den seltenen oberdeutschen Endghedem -hugi < *-hugiz und -wili < *-wiljaz. Die Angelsachsen haben an diesem Zustand nichts mehr geändert. VieUeicht w a r -i halbvokahsch gefärbt, daher von kürzerer Lautdauer als -u: d a n n konnten so auslautende Endgheder den einsilbigen gleichgeachtet werden. Bei den deutschen S t ä m m e n sind aber auch die Endgüeder auf -i gekürzt worden. Die älteste Entwicklung dieser Art (-wini > -win) h a t offenbar zwei Ursprünge. Der eine ist mit Schröder bei den Franken zu suchen, denn in Fulda, Weißenburg und Lorsch herrscht die verkürzte Form bereits zu der Zeit, in der unsere Überüeferung einsetzt 1 ; der andere bei den Langobarden, die — nach Brückners Sammlung zu urteilen — durchgängig -win sprachen u n d bei denen sich diese Form bis ins 5./6. J h . zurückverfolgen läßt (Alboin, Avöoviv). Den Anstoß zu diesem Wandel mag in beiden Fällen die Berührung mit ostgermanischen Stämmen gegeben haben, bei denen auch die i-Stämme mit kurzer Wurzelsilbe durchgängig ihren Stammauslaut verloren h a t t e n (die ogot. Namen Osuin und Toluin bei Cassiodor stimmen zu bibelgot. mats m. „Speise"). Jünger und auch nicht überall durchdrungen ist (-hari > ) -heri, -here > -her. Oberdt. Adaluc, Keruc, Alawill und Selpwilus neben Adalhugi, Kerhuge, Hrehtwilj und Maeltvili zeigen schüeßüch, d a ß eine analoge Entwicklung auch für -hugi und -wili angelegt war. -wari hielt sich nur in obd. Lantwari u. ä., das sich vielleicht an dem (freilich femininen) Appellativum ahd. lantweri orientierte. Überall dort — so ist zusammenzufassen —, wo die Lautgeschichte im Nominativ und Akkusativ von Männernamen den Stammauslaut des zweiten GUedes h a t t e stehen lassen, setzte das Bestreben ein, die Namen untereinander rhythmisch zu vereinheitlichen. Nicht in einem geschlossenen Vorgang wirkte sich diese Tendenz aus, sondern in verschiedenen Schüben in oft verschiedenen Räumen. Das rhythmische Interesse war in aUen diesen Fällen größer als das Interesse an der Bedeutung der Namenworte; denn durch die rhythmische Verkürzung lockerte sich der Zusammenhang mit den appellativischen Entsprechungen. I n einem Fall darf man sogar vermuten, daß die Beziehung abriß. Mhd. -win (im Nibelungenlied reimt Ortwln auf sin\), das in Familiennamen wie Frowein und Reichwein fortlebt, dürfte darauf zurückgehn, daß nach dem Abfall des Auslauts -i in -win die Verbindung zu mhd. wine „ F r e u n d " nicht mehr empfunden und das Namengüed schließlich volksetymologisch an win „Wein" angelehnt wurde. Die Erörterung sei mit der Theorie abgeschlossen, daß die oben aufgeführten ausgleichenden Schwunderscheinungen von einem Ausgleich der Betonung her verstanden werden müssen. Schon die Tatsache, daß die alte Scheu vor in sich stabenden Verbindungen nicht aufgegeben wurde, legt die Vermutung nahe, d a ß die alte Ordnung der Betonung nicht zu bestehn aufhörte. Freihch, so h a t t e es ja das Beowulfepos erwiesen, setzte sich die alte Betonungsform nur im Genitiv und Dativ fort: i x (x) - i x > i (x) - i x . Daneben zeigten Nominativ und Akkusativ die Form ohne Nebenakzent i (x) - x, die vielleicht schon 1
ZfdA. 60, 1923, S. 285ff.
3 7243 Schramm, Namenschatz
Der Klang der zweigliedrigen Namen
3t
früh für den Vokativ galt. Gewiß ist nun dieses Betonungsschema nur für solche Namen berechtigt, deren silbischer Aufbau sich in beiden Kasusgruppen unterschied, in denen also der Stammvokal des zweiten Gliedes geschwunden war, d.h. für die Mehrzahl der Namen. Wurde nun aber diese Betonung in dem Bestreben, alle Namen einheitlich zu akzentuieren, auch auf die resthchen Namen übertragen, bei denen ein solcher Unterschied nicht bestand, dann konnte sich dieser nachträgUch, eben auf Grund der neuen Betonung einstellen: *Sigi-frlpu > (analogisch zu Sigi-wolf usw.) *Sigi-fripu > Sigi-frip — das wäre eine Beispielformel, die alle besprochenen Erscheinungen verstehen üeße. Soviel hier auch Vermutung bleiben muß: auf die zu Anfang dieses Abschnitts gesteUte Frage, was die ursprüngliche rhythmische Ordnung für das Verständnis der überlieferten Namen bedeute, darf man die Antwort wagen, daß diese in einer echten Nachfolge jener Ordnung stehen und daß immer neue Bestrebungen, die durch die Sprachgeschichte herbeigeführte rhythmische Uneinheitlichkeit auszugleichen, die Form vieler Namen entscheidend geprägt haben.
3. Die Lautvariationen Die Bedeutung des Klanges für die germanischen Personennamen ist nicht auf den Rhythmus beschränkt. Man muß darüber hinaus — schon bei der Festlegung der dritten Silbe dreisilbiger Anfangsgheder auf la und na deutete es sich an — auch auf die Laute achten. Mancherlei gibt es hier aufzuspüren, und doch ist jeder Suchende zu warnen. Allzuleicht verüert sich hier die Spur in leeren Spekulationen. Für diese Arbeit mögen einige skizzenhafte Andeutungen genügen. Auch diesmal sind sowohl Erscheinungen zu nennen, die die Lautung über das von der Wortbildung vorgegebene Maß vereinheitlicht zeigen, als auch Erscheinungen der Variation, des spielerischen Wechsels zwischen aneinander anklingenden Namengüedern. Die Vereinheitlichung zeigt sicü an der schwächsten TonsteUe, am Ausgang der zweiten GUeder — am deutüchsten bei den Frauennamen 1 , in geringerem Maße bei den Männernamen 2 . Variiert — auch dies entspricht dem rhythmischen Befund — werden dagegen vorwiegend die Anfangsgheder. Es heben sich fünf Typen, ja sogar Grundzüge einer Typengeschichte ab. Läßt sich doch wahrscheinlich machen, daß Blüte und Verfaü der Variationen in engem Zusammenhang mit der Entwicklung derjenigen Erscheinungen in der Wortbildung stehen, auf denen sie aufbauen. Hingewiesen sei zunächst auf Varianten, die durch Ablaut oder grammatischen Wechsel miteinander verbunden sind, also altertümliche Lautpaarungen zeigen; in der Tat dürften beide Typen gerade für die Frühzeit germanischer Namenbildung bedeutsam gewesen sein, während sie später zurücktraten. 1
S.u. S. 132.
2
S.u. S. 51.
Die Lautvariationen
35
1. I n einigen FäUen scheint es Varianten gegeben zu haben, die sich durch d e n grammatischen Wechsel voneinander unterschieden. So s t a m m e n — nach der von Noreen aufgestellten und j e t z t vorherrschenden These 1 — nord. Ivarr und Yngvarr aus zwei urnordischen Varianten *IhuharjaR ( < *lnhuharjaz) : *InguharjaR. Möghch, wenn auch nach Lage der Überlieferung unerweisbar — wäre *Ävarr < *ÄhuharjaR als Variante zu Ang-. Zu überlegen ist, ob Hadu- in HadulaikaR auf dem Stein von KJ0levig (Mitte5. J h . ?) wirküch als „phonetische Unachtsamkeit des R u n e n m e i s t e r s " 2 abgetan werden soüte oder ob es im echten Wechsel zu Hapu- (z.B. in run. Hapuwolafa, G u m m a r p , Anfang 7. J h . ) steht. E i n ähnhches Verhältnis in einem klanghch benachbarten Fall — skir.(?) Adaric, 7. J h . , gegenüber wgot. Athaulfus, 5. J h . — h a t Schönfeld erwogen 3 . An anderer SteUe steUte er inschr. Antharicus d e n häufig bezeugten N a m e n auf And- ( z . B . ogot. Andagis, 6. J h . ) gegenüber 4 . Ferner ist darauf hinzuweisen, d a ß die Deut u n g d = d
Acle-) zu Agi- hervorging. Nachahmer haben die beiden Namenschöpfer freilich nicht gefunden. I n Frankreich breiteten sich nun auch -r-Varianten nach dem Muster von Austar- < Austra- neben Austa-, Westar- < Westra- neben Westa- usw. aus (vgl. o. S. 30 und 37). Gelegentlich wird auch ein t in die Fuge eingeschoben: germanische Vorbilder sind dabei nicht sicher zu greifen. Seltsame Namen wie Givroldus, Winerildis, Waratlindis und ErcarUildis (POL. IRM. I X § 162, X I I § 10, X I I § 3, X I I I § 27) sind so entstanden. -I-, -n- und -r-Variationen sind nun nur für den westfränkischen und langobardischen Bereich typisch, für Gebiete also, die von Binnengermanen überlagert wurden, bei denen diese Variationen noch lebendig waren. Wo Ostgermanen herrschten, bei denen sie lange erstarrt waren, sind romanische Weiterbildungen selten bezeugt; am meisten noch im burgundischen Raum (in fränkischer Nachbarschaft), am wenigsten in Spanien und Portugal. J a , die romanisierten Westgoten zeigen die umgekehrte Tendenz, die alten -l- und -«-Varianten zu tilgen. So verzeichnet MEYER-LÜBKE S. 14; 25 Adaulfus u. ä„ Ermefredus, Ermigildus usw., aber keine Namen mit Adal- und Ermen-. Für Adaulfus erwog er Dissimilation; aport. Erme- aber vermochte er nicht aus Ermen- herzuleiten. Hier hat offenbar die ursprünglich seltenere Variante Erma- das häufige Namenwort Ermana- verdrängt, und vielleicht setzte sich auch Apa- gegenüber Apaladurch. Außerdem haben die Romanen der iberischen Halbinsel in Namen, deren Anfangsglieder durch die Tradition des königlichen Hauses dreisilbig geblieben waren (s. o. S. 30), die erste Silbe fallengelassen, die bei romanischer Aussprache vor dem Nebenakzent lag: Atänagüdus > Tanagildus; ebenso entstanden Tanaredus, Tanoy, MEYER-LÜBKE S. 15, vieUeicht auch Maloquinici, ebd. S. 11 < Amala-. Erstmals läßt sich dieser Lautausfall in Lesarten wie Malasuinta, Malasintha, MaXaoovv&rj für den Namen der Ostgotin Amalasuintha, SCHÖNFELD S. 16 nachweisen. Dagegen scheinen nun auf burgundischem Boden die s-Varianten, die vornehmlich im ostgermanischen Namenschatz vertreten waren, weiterentwickelt worden zu sein, während sich im nordfranzösisch-westfränkischen Bereich nur wenige Ansätze der gleichen Tendenz finden. Burgundisch-romanische Namen dieser Art sind z.B. Alisiardus, 13. Jh., Brunissard (achtmal), Mancserius, 10. Jh., (ON) Ramsoldingis, 10. Jh., Sparsuifa, 12. Jh., Vuindesmodis, 10. Jh., GAMILLSCHEG I I I S. 98; 110; 138; 89; 150; 159. Auch Fuldiscondam, ebd. S.117 wird man wohl (entgegen GAMILLSCHEGS Ansatz) Fuldis-condam abteilen dürfen. Die romanischen Namengeber haben demnach die unterschiedliche Art der germanischen Stämme, die Klangvariation in den Personennamen zu pflegen, nicht nur übernommen, sondern noch schärfer ausgeprägt.
2. Zur Geschichte der Frauennamen (vgl. o. S. 122ff.) a) Wahrscheinlich urgermanische Endglieder Als wahrscheinlich urgermanisch gelten Endglieder, die bei Ost-, West- und Nordgermanen (dem Namenkundler leisten diese dem Sprachhistoriker zweifelhaft gewordenen Termini noch Dienste) bezeugt sind. Darüber hinaus gibt 63 nun Endglieder, deren Spuren lediglich bei den Ostgermanen fehlen. Da uns nun aber die Überlieferung gerade über die ostgermanischen Frauennamen besonders kärglich unterrichtet, bleibt urgermanisches Alter eines Gliedes trotz
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Anhang 2
einer solchen Lücke wahrscheinlich. Gewagter erscheint die gleiche Beurteilung bei Endgliedern, die ost- und westgermanisch bezeugt sind, aber im Norden fehlen, denn etwa seit dem 10. Jahrhundert lassen sich solche Lücken nicht mehr durch eine unzureichende nordische Überlieferung erklären. Da nun aber alle drei komponierten Frauennamen, die sich in frühen nordischen Runeninschriften finden (AgilamufnJdon, Alugod und Asbup) Endglieder enthalten, die im Norden später nicht mehr gebraucht wurden, muß für diesen Raum ganz allgemein mit beträchtlichen Verlusten an alten Endgliedern gerechnet werden. Deshalb wird im folgenden angenommen, daß ost-westgermanische Entsprechungen, an denen nicht auch der Norden teilhat, urgermanisches Gut festhalten. Ausnahmen bilden freilich *-guto (Nr. 33) und *-juka (Nr. 34), welche offenbar von den Ostgermanen ausgingen. Nicht aufgenommen wurden die bei West- und Ostgermanen spärlich bezeugten Namen, die ahd. uüb oder got. qens, qino, ae. cwen „ F r a u " enthalten (z.B. wgot. (ON) Salaguifre, dt. Gailwib; wgot. Ildequina, ags. Lefquen), denn hier handelt es sich wohl um Kosenamen, die von den übrigen zweigliedrigen Namen geschieden werden müssen, s. SCHRÖDER, Namenkunde S. 37. Daß unter diesen Voraussetzungen tatsächlich Zusammengehöriges gesammelt wurde, wird durch das Vorwiegen von d und p als letztem Konsonanten bestätigt. Gerade diese Klangtendenz (s. o. S. 132) tritt in den sicherlich jüngeren Endgliedern nicht oder doch nicht mehr eindeutig heraus und darf als Merkmal der urgermanischen Bildung von Frauennamen gelten. Zitiert wird — soweit vorhanden — je ein bürg, sowie ein anderweitiger ogerm., ags., wfrk., dt. und wnord. Beleg. 1. *-bergö: Ogot. Gundeberga, 6. Jh., v. PREMERSTEIN, ZfdA. 66, 1923, S.76; bürg. Aisberga, 5. Jh., FIEBIGER-SCHMIDT Nr. 92; ags. Eormenbeorge, BOEHLER, S. 156; wfrk. Gundeberga, 6. J h . ; dt. Gundiberga, 7. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 698; wnord. Gunnbiprg, 14. Jh., LIND, Sp. 405. Früh und reich bezeugtes Endglied. Nur ags. selten, aber wohl nicht entlehnt (M. FÖRSTER, Anglia 62, S. 56f.). S t a m m k l a s s e : Nach wfrk. -berga, ags. -beorge, wnord. -biprg zur ö-Klasse. Eine dt. J-^'/ö-Variante -birg < *-birgl erstmals in Haribrig, 5./6. Jh., auf der Weimarer Fibel A, KRAUSE Nr. 98, 3 (vgl. die Glosse halspiriga, STEINMEYERSIEVERS I, 618, 39 neben sonstigem halsberga). B e d e u t u n g : K e i n e M o v i e r u n g , da der einzige entsprechende Männername (wnord. Porbergr, seit 10. Jh., LIND Sp. 1143ff.), eine typisch nordische Bildung ist, die kein urgermanisches Vorbild gehabt haben dürfte. Während A. SCHERERS Erklärung (ogot. Amalaberga „deren Schutz die Amaler sind", Beitr. z. Namenforsch. 4, 1953, S. 18) unvereinbar ist mit dem germ. Gebrauch des Bahuvrihi-Typus, bestimmte W R E D E , Ostgoten S. 64 *-bergö richtig als nomen agentis zu got. bairgan. Die Bedeutung war offenbar vielschichtig: 1. „die Gefallene Bergende" vgl. Edda, Sd. Str. 33,2: at pü ndm biargir; 2. „die Schützende", vgl. ahd. halsberga „Nackenschutz", beinberga „Beinpanzer"; 3. „die Geburtshelferin", vgl. Edda, Sd. Str. 9, lff.: Biargrünar skaltu nema, ef pü biarga vilt j ok leysa kind frd konom. 2. *-berhtö: Wgot. Silberta, MEYER-LÜBKE: S. 45; bürg. Ricuberta, 8. J h . . GAMILLSCHEG I I I S. 144; ags. nur Roetberhtae (Falstoneinschrift) um 700?, SWEET S. 127; wfrk. Acleberta, 9. Jh., POL. IRM. XVII § 39; dt. Gaoiverta, 9. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 623. Außerhalb Frankreichs nur selten bezeugtes, im Norden ganz fehlendes Endglied. S t a m m k l a s s e : Wfrk. buig. -beiia erweist ö-Stamm, der bei dem adjoktiven Charakter des Endgliedes dem appeÜativen Gebrauch entspricht. Einen Über-
Anhang 2
159
gang zur i-/i;'ö-Klasse zeigt bürg. Sendiberti (mit nicht latinisierter Endung), im selben Jahr wie Ricuberta s. o„ GAMILLSCHEG I I I S. 149. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g von *-berhtaz „hell, glänzend" z.B. in ags. Ceolbeorht, dt. Hadupraht, s. o. S. 63. Mit seiner Dreierkonsonanz vor dem Stammvokal fällt *-berhtö aus dem klanglichen Rahmen der urgermanischen Endglieder von Frauennamen. Enthalten diese doch sonst nur Folgen von höchstens zwei Konsonanten, deren zweiter meist d bzw. p ist. Daß *-berhtö dennoch verwendet wurde, erklärt sich durch das Vorbild der dichterischen Formelsprache: zu ae. beorht, awn. bjprt als poetischem Frauenattribut s. etwa seo beorhte mxgd, Judith V. 254; beorht gebedda, Genesis V. 1828; wlitebeorht ides, ebd. V. 1728; biort = Gudrun, Edda, Akv. Str. 43, 8; in gaglbiarta, ebd. Str. 39,2; in sölbiarta brtidr, Edda, Fi. Str. 42, 5. 3. *-budö: Lgb. (?) Arsiboda, Spange B v. Pallerdorf, um 600, KRAUSE Nr. 95; dt. (?) Ljupota, FÖRSTEMANN Sp. 320; nord. Asbup, Stein v. Ravnehilde, 11. J h . , Lis JACOBSEN, Namn och bygd 23, 1935, S. 181; nord. (Sage) Aurboda, Edda. Seltenes Endglied, fehlt ogerm., ags. . S t a m m k l a s s e : Run. -bup (und wohl auch lgb. -boda) erweisen die bei einem nomen agentis zu erwartende ö-Klasse; nord. -boda zeigt Übergang zur schwachen Flexion. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g zu *-budaz z.B. in ags. Onboth, fries. (ON) Reinbodashuson, dt. Ercanboto: ein schwundstufiges nomen agentis zu got. biudan, ae. beodan, ahd. biotan, awn. bjöda „(ge-)bieten, ankündigen", zu dem eine Vollstufe in wnord. Vigbjödr, LIND Sp. 1096 vorliegt. Dieser Name läßt sich nach dem nomen actionis awn. vigbod gut als „Kampfankündiger" deuten. Daß *-budaz auch als „Gebieter" verstanden werden konnte, legt z.B. ahd. waltboto „procurator" nahe. 4. -bürg: Semnon. BaXovßovoy (Ostrakon v. Elephantine, Ägypten), 2. J h , n. Chr. (oderspäter?), SCHRÖDER, Namenkunde S. 60ff.; bürg. Istiburgis, 10. Jh., GAMILLSCHEG I I I S. 126; ags. Hildiburg, BOEHLER S. 137f.: wfrk. Adalburgis 9. Jh., POL. IRM. I X § 9 ; dt. Engilburc, 8. Jh., FÖRSTEMANN S. 111; schwed. LUNDGREN/BRATE S. 196. Früh und reich bezeugt. Allerdings ogerm. nur bürg.; wnord. (-borg, -bürg) nicht bodenständig, sondern schwed. bzw. wgerm. beeinflußt, s. JANZEN in:
PERSONNAMN S.
102.
S t a m m k l a s s e : Allgemein dürfte der inBaXovßovoy bezeugte konson. Stamm zugrunde liegen, der zu got. baürgs „Burg, Stadt" stimmt. (Die lat. Endung -is in wfrk. bürg, -burgis erweist keinen 5-/i/ö-Stamm, sondern spiegelt den Übergang von ahd. bürg zur i-Klasse wider.) B e d e u t u n g : K e i n e M o v i e r u n g . I m allgemeinen in übertragener Bedeutung „Zufluchtstätte, Schutz" verstanden, s. zuletzt A. SCHERER, Beitr. z. Namenf. 4, 1953, S. 15f. (mit abwegiger Bahuvrihi-Interpretation). Die Metapher „Burg" ist aber nur für „Stamm, Sippe, Volk" (mxgburg, Beowulf V. 2887) bezeugt und für „Frau" kaum denkbar. Zu der interpretatorischen Schwierigkeit tritt der absonderliche rhythmische Charakter (got. baürgs war ja von jeher einsilbig!). Beide Rätsel lösen sich, wenn man hier eine bereits urgerm. Entgleisung von *-burgö > -bürg annimmt. Dann läge eine nachträgliche Anlehnung der Schwundstufenvariante von Nr. 1 an das Appellativum „Burg" vor (vgl. JANZEN in: PERSONNAMN S. 102), und BaXovßovoy ließe sich —• entgegen SCHRÖDERS Deutung a. a. O. — als Ausgangsverbindung „die die Schlachttoten Bergende" verstehen. 5. *-fledi: Wgot. Meroflidis, 6./7. Jh. oder später, L E BLANT I I Nr. 222; ags. Elffled, 7. Jh., BOEHLER S. 15; wfrk. Siggifledis, merow., L E BLANT I I Nr. 244;
160
Anhang 2
dt. Gunthflath, 8. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 700. Isl. Sigrfliöd ist wohl eine Neubildung mit Hilfe von awn. (poet.) fliöd „Weib", das nach S. BUGGE, Ark. f. nord. fil. 4, 1888, S. 118 ff. ags. Namen auf -flsed entnommen wurde. Nur ags. und wfrk.-dt. reich bezeugt. S t a m m k l a s s e : Wfrk. -fledis, ags. -fled, wgot. flidis erweisen I-/i;'ö-Flexion, die sich von der i-Flexion des Appellativs abhebt. S. dazu o. S. 125. B e d e u t u n g : K e i n e M o v i e r u n g (männliche Gegenstücke im Polyptychon Irminonis — z.B. Ingelflid — sind romanische Entartungen der weiblichen Namen). Zu ae. flsed, mhd. vlät f. „Sauberkeit, Glanz, Schönheit". Im Namen adjektivisch als „die Schöne, Glänzende" zu fassen. 6. *-frid-: Got. OvXiorGundi filii sui." (Weitere schwedische Runenzeugnisse, auf die NAUMANN, Namenstudien S. 140 verwiesen hat, sind keine sicheren Anhalte, da sie auch -kunnr enthalten können.) Dem Endgliederpaar *-gunpaz m. : *-gunpx f. müssen zwei Appellative *gunPaz m. und gunpl f. „Kampf" entsprochen haben, von denen allerdings nur das letztere erhalten geblieben ist (awn. gunnr). Eine dritte Variante *gunpö f. zeigt sich in ae. güd. *Gunpaz läßt sich etymologisch gut stützen durch eine Entsprechung mit grammatischem Wechsel: got. gunds m. „Eitergeschwür" < „Wunde" < „Schlag", s. C. C. UHLENBECK, P B B 30, 1905, S. 285. Das Paar *gunpaz : *gunpl h a t eine Sanskritparallele in hata m. „Schlag", hatyä f. „Tötung". 12. *-haipi: Wgot. (ON) Vallesvilles < *Balahaidis v. (?), GAMILLSCHEG III S. 17; wfrk. Albhaidis, 7. Jh., dt. Grimheit,8. Jh..FÖRSTEMANN Sp. 68;671; wnord. Alfheidr, 10. Jh., LIND Sp. 13. Ogerm. unsicher, ags.: —. Sachs, -heith z.B. in Megenheith ist wohl hochdeutscher Import, s. SCHLAUG S. 21. S t a m m k l a s s e : Nach wfrk. -haidis (später: -ais), wnord. heidr zur l-jijöKlasse, obwohl ein Adjektiv zugrunde liegt. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g zu spärlich bezeugtem *-haipaz, *-ltaipuz, got. Argaithus, wfrk. Alfaidfus], dt. Albheid; wnord. Nerektr (später: Neridr, vgl. JANZEN in: PERSONNAMN S. 103), s. o. S. 63. (Nicht hierher gehört ags. -haep, das R . M Ü L L E R S. 2; 120 — entgegen SCHRÖDERS Fehldeutung, Namenkunde S. 24 — auf *-liapuz zurückführte.) Nicht zu got. haidus „Gestalt" (so, trotz Bedenken, noch A. SCHERER, Beitr. z. Namenforsch. 4, 1953, S. 16), da konsequentes d in den deutschen Belegen auf -haip- weist, s. J . SCHATZ, ZfdA. 43, 1899, S. 22, aber auch nicht mit SCHATZ a.a.O. und SCHRÖDER, Namenkunde S. 24 zu got. haipi, ahd. haida „Heide(kraut)", da dies als Grundwort von Personenbezeichnungen unwahrscheinlich ist. Zu awn. heipr „heiter, klar" (vgl. JANZEN in: PERSONNAMN S. 105f.), das zwar auf den Tag, den Himmel und die Gestirne angewendet wird, ursprünglich aber — wie ae. beorht, awn. bjartr „hell", s. o. Nr. 2 — auch Personen gegolten haben mag. 13. *-hildi: Ogot. Tanilldi (Bronzefibel aus Italien), FIEBIGER-SCHMIDT Nr. 236; bürg. Chrodechildis, 6. Jh., WACKERNAGEL S. 396; ags. Aedilhild, 7. Jh., BOEHLER S. 29; wfrk. Lenteildis; dt. Bertichildis, G . B E H R E N S , Germania 21, 1937, S. 113ff.; wnord. Gauthildr, 10. Jh., LIND Sp. 305. Häufigstes Endglied in germanischen Frauennamen. S t a m m k l a s s e : Nach ogot. -illdi, bürg. wfrk. -(ch)ildis, wnord. -hildr ein i-/i/ö-Stamm. Eine nord. schwach flektierte Variante z.B. in wnord. Ragnhilda, 14. Jh., L I N D , Sp. 842.
B e d e u t u n g : M o v i e r u n g zu einem nur wgot. häufiger bezeugten (wohl — wie bei Nr. 11 — von der weiblichen Entsprechung zurückgedrängten) -held- m.: Inschriftl. (wohl ogerm.) Rasnehildi, Gen., SCHÖNFELD S. 185; wgot. Gumildus,
7. Jh., JULIAN V. TOLEDO S. 767, Uiuhildus,
9. Jh., P I E L S. 410.
Nanthildus, Sisildus, MEYER-LÜBCKE S. 4 1 ; bürg. (ON) in terra Saveldo, 10. Jh., (ON) Barneoud, GAMILLSCHEG III S. 146; 105; dt. Mactchildi, Gen., Grabstein aus Kempten, um 600, G. BEHRENS, Germania 21, 1937, S. 133ft„ Machthildus, 10. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 1083. (Weitere dt. Zeugnisse sind selten, aber sie
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„scheinen sich nicht auf eine bestimmte mundart zu beschränken", ebd. Sp. 820.) Nord. HeldaR, Brakteat v. Tjurkö, 6. Jh., KRAUSE Nr. 86. (Mit dem Stammvokal von HeldaR läßt sich die Lautform der deutschen Belege nicht vereinen. Es bleibt unklar, ob es eine ija-, i- oder «-Variante zu *heldaz gab oder ob die deutschen Namen von den so viel häufigeren weiblichen Gegenstücken auf -hild beeinflußt wurden.) Wie bei Nr. 11 sind zwei Appellativvarianten mit der Bedeutung „Kampf" anzunehmen, von denen sich nur die weibliche (*hildl) z.B. in ahd. hiltiu, Dat., erhalten hat; *heldaz m. erscheint vielleicht in leichter Umformung und kontaminiert mit einem anderen Etymon (zu ahd. hellan „klingen") in awn. (poet.) hjaldr, Gen. hjaldrs „Geschwätz, Lärm, Streit". Daß *heldaz nicht nur nomen actionis, sondern auch nomen agentis „Kämpfer" war, läßt sich durch den Namen der Kelten stützen (Celta erklärte RHYS bei HOLDER I Sp. 888 als „Krieger"). 14. *-laibö: Ags. Oslava, 7. Jh., BOEHLER, S. 105; dt. Albleib, 8. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 69; wnord. Alaifu, wohl Dt. Sg. f., 6. J h . (?), KRAUSE Nr. 62; wnord. Ölpf, 9. Jh., L I N D Sp. 817. (Zur Lautgeschichte s. JANZEN in: PERSONNAMN
S. 108f, Anm. 446.) Abgesehen von diesem nordischen Namen selten, aber gut bezeugtes Endglied. S t a m m k l a s s e : Ein ö-Stamm nach nord. -laifu, -Ipf, offenbar, weil es sich um ein nomen agentis (zu got. bi-leiban „bleiben") handelte. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g zu *-laibaz „Nachkomme, Sproß" z.B. in inschr. AayaXä'fyog, ags. Cynelaf, wnord. Ölafr, s. o. S. 72. 15. *-laip-: Wgot. Alalaz, GAMILLSCHEG I S. 305f.; bürg. Richleida, ebd. I I I S. 144; dt. Crotleid, 8. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 908. Sehr spärlich bezeugtes Endglied. S t a m m k l a s s e : Wgot. -laz spricht für i-/i/ö-Flexion. Burg, -leida könnte dagegen die bei einem nomen agentis zu erwartende ö-Flexion wiedergeben. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g des ebenfalls seltenen -laipaz in bürg. Arledi u. ä., 10. Jh., GAMILLSCHEG I I I S. 164; wfrk. Vvlfoledus, 7. Jh., FÖRSTEMANN Sp.
1655; dt. Dietleid, ebd. Sp. 1438. Ablautendes nomen agentis zu got. ga-leipan „gehen, fahren". 16. *-laugö~: Dt. Hiltilouc, 8. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 832; wnord. Droplaug, 10. Jh., LIND Sp. 803. Die Überlieferung ist in den beiden Gebieten, auf die sie sich beschränkt, reichlich: 23 Verbindungen in Deutschland, 22 im Norden. S t a m m k l a s s e : Ein ö-Stamm (nach wnord. -laug), wie er für ein nomen agentis regelrecht ist. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g zu *-laugaz, dt. nur im schwäbischen ON Burlougeswac, 11. Jh., FÖRSTEMANN-JELLINGHAUS Sp. 647; wnord. z. B. Herlaugr, 9. Jh., LIND Sp. 522. Während Deutungen von E. SCHRÖDER (Hadaloug = „Kampf-Flamme" zu ahd. loug, ags. li(e)g m.), Namenkunde S. 100 und A.M. STURTEVANT (-laug in wnord. Gjaflaug = „place where baths are given"), Public, of the Mod. Lang. Assoc. of Am. LXVII, 1952, S. 1146f. zu unwahrscheinlichen Ergebnissen führten und weil die konsequente Zweitstellung im Namen für ein nomen agentis spricht, dürfte FINNUR JÖNSSON, Aarboger f. nord. oldkynd. og. hist., I I I . Raekke 16, 1926, S. 210 zu Recht auf got. liugan „heiraten", eig. „eine eidliche Verbindung eingehen" verwiesen haben (ablautend zu diesem Wort afries. logia „heiraten", ir. luige < *lugio- „Eid"). Beim Femininum kann es sich um eine bedeutungskräftige Movierung handeln, da uns die Heiligung von Verträgen durch weibliche Gottheiten im Namen n*
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der Matronae Gavadiae (zu got. gawadjon „verloben", dt. wetten = „zum Pfand für eine Abmachung setzen"), durch eine Priesterin in Tacitus' Bericht über die Seherin Veleda bezeugt ist (s. H. H E M P E L , Germ.-Roman. Monatsschr. XXVII, 1939, S. 249). 17. *-leubö: Ogot. Ereleuva, 6. Jh., SCHÖNFELD S. 75; bürg. Sedeleuba, 6. Jh., WACKERNAGEL S. 408; ags. Aelfleof, 11. Jh., BOEHLER S. 24; wfrk. Gundileubane, cas. obl., 7. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 706; dt. Ratleuba, 8. Jh., ebd. Sp. 1216. I m
Norden nicht, ags. nur dreimal und spät, dagegen got. und dt. reich bezeugtes Endglied. S t a m m k l a s s e : Wfrk. -leuhane läßt durch die Umformung zum «-Stamm (s. o. S. 125) hindurch einen ursprünglichen ö-Stamm durchscheinen, der für die Movierung eines Adjektivs regelrecht ist. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g zu *-liubaz „lieb, geliebt" z.B. in bürg. Manneleubus, dt. Herliub, s. o. S. 69. 18. (?) -linpi: Burg. Theudelinda, 6. Jh., WACKERNAGEL S. 411; ags. Hildilid bzw. -litha, 7. Jh., Wlflith, 7. Jh. (vielleicht Verschreibung), BOEHLER S. 133f.; wfrk. Adalindis, 9. Jh., POL. IRM. I I § 57; dt. bereits viermal auf rheinischen Grabsteinen des 6./7. Jh.s z.B. in Radelindis, BEHRENS S. 19f„ aber Sachs, nur aus dem hochdt. Raum entlehntes -lind z.B. in Aethelinth, 11. Jh., SCHLAUG S. 66; ngerm. nur Iölinn, 12. Jh., LIND Sp. 650, das myth. Sigrlinn in der Edda, H Hv„ einem wohl von Süden gekommenen Sagennamen, nachgeschaffen sein dürfte. Da die Ostgermanen nur durch bürg. Belege vertreten sind und die nord. Zeugnisse offenbar nicht bodenständig sind, erscheint urgerm. Alter des Endgliedes ungesichert. S t a m m k l a s s e : Wfrk. dt. -lindis weisen auf i-/i;'ö-Flexion. Daß das Femininum eines Adjektivs dieser Flexion folgte, wurde in diesem Falle wohl gestützt durch eine appellative Variante: im Ahd. steht der «-Stamm lind (mit ö-Femininum) neben dem i;'«-Stamm lindi (mit i-/i;'ö-Femininum). B e d e u t u n g : K e i n e M o v i e r u n g , da bürg. Ododcdintus m„ 9. Jh., GAMILLSCHEG I I I S. 103; wfrk. Frotlindus m„ 9. Jh., POL. IRM. X X I V §. 136 u. a. m. romanische Entartungen sein dürften. Zu ahd. lind(i), asächs. llthi „weich, zart, lind". 19. -möd~: Wgot. Adalmudis, GAMILLSCHEG I S. 309; bürg. Vandamodia, 7. Jh., ebd. I I I S. 156; ags. Esmoda, 11. J h . ; wfrk Letmodis, 9. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 1000; dt. Sigimot, 8. Jh., ebd. Sp. 1329; onord. (run.) kupmup u. a„ K. G. LJUNGGREN, Ark. f. nord. fil. 49, 1933, S. 68ff.; (dän.) Reginmöda, LIND Sp. 853. Ags. nur selten und spät, wnord. nicht ürerliefertes Endglied. S t a m m k l a s s e : Die Belege aus Frankreich weisen vornehmlich — freilich nicht durchweg — auf l-/i/ö-Flexion. Da im Norden die n- Stämme meist Varianten zu Endgliedern eben dieser Flexionsklasse sind (-gunnr: -gunna —• hildr: -hilda), läßt sich dem dän. -möda vielleicht ein Fingerzeig in die gleiche Richtung entnehmen. Möglich aber ist auch, daß onord. -möd den alten nordischen Gebrauch festhält: ö-Flexion eines moviertien Adjektivs würde der appeÜativen Regelung entsprechen. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g zu *-mödaz, Bahuvrihiendglied zu ahd. muot „Mut, Gesinnung" z.B. in dt. Hartmuot (zu ahd. hai.rtm.uot „starkgesinnt = tapfer"), wnord. Pormodr (vielleicht zu aon. piourüR. hinn pormopi „Dietrich der Wagemutige" in der Rökstrophe).
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20. -mund-: Gepid. Rosemunda, 7. Jh., SCHÖNFELD S. 194; wgot. Braidimunda, GAMILLSCHEG I S. 312; wfrk. AdalmundifsJ, 9. Jh., POL. IRM. XV § 36. Teudemunda, 8. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 1442; dt. Amunde bzw. -mundis, FÖRSTEMANN Sp. 24. Nord. Agilamufnjdon, Gen., 4./5. Jh., Stein v. Rosseland, C. J . S. MARSTRANDER, Univers, i Bergen Arbok 1951, hist.-antiqu. rekke nr. 3, 5. 3ff. Selten, aber gut bezeugtes Endglied. S t a m m k l a s s e : Wfrk. -mundis (neben -mundo) weist auf t-/i"/ö-Klasse. Der «-Stamm urnord. -mundon könnte dazu eine frühe Variante sein (vgl. -gunnr : -gunna, -hildr : -hilda). Dat.. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g von *-munduz z.B. in nord. Kunimufnjdiu, 6. J h . , K R A U S E Nr. 86, quad. Agilimundus,
4. J h . , SCHÖNFELD S. 4. Zur Be-
deutung des maskulinen Endglieds s. o. S. 44. 21. -nanp-: Ogot. Theodenanda bzw. -nantlia, 6. Jh., F . X. ZIMMERMANN in: Beitr. z. alt. europ. Kulturgesch. I I , Festschr. f. R. EGGER, Klagenfurt 1933, S. 330ff.; ags. Wilnode, Gen., (Var.: -node), 7./8. Jh., BOEHLER S. 129; wfrk. Bacnanda, FÖRSTEMANN Sp. 231, Sesenanda, 9. Jh., ebd. Sp. 1346; dt. nur Pernanda, FÖRSTEMANN Sp. 264. Selten, aber gut bezeugtes Endglied. S t a m m k l a s s e : Ogot. -nantia deutet auf i-/i'/ö-Klasse, wfrk. -nanda dagegen auf ö-FIexion. Wahrscheinlich konkurrierten beide Flexionsweisen. Bei dem nomen agentis- (bzw. Adjektiv-) Charakter des Endgliedes dürfte die ö-Flexion ursprünglich sein. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g zu *-nanpaz „wagend" (zu ahd. nindan „wagen", mhd. genende „kühn") z. B. in wgot. Gundenandus, ags. Beagnop. 22. *-nitc]ö: Wfrk. Marconivia, merow. Ringinschrift, L E BLANT I I Nr. 2 0 B ; Baudonivia,
7. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 251; lgb. Godania,
8. Jh.,
BRÜCKNER
S. 259; dt. Selfniu, 8. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 1312; wnord. Oddny, 10. Jh., LIND Sp. 804. Fehlt bei Ostgermanen, Angelsachsen, Sachsen (s. FÖRSTEMANN Sp. 1160), dafür reichlicher bezeugt im Norden sowie im südlicheren Deutschland, hier mit Varianten -niu, -niwi und (wenn hierher gehörig) -ni, s. J . SCHATZ, ZfdA. 72, 1935, S. 146. S t a m m k l a s s e : Nach wfrk. -nivia, wnord. -ny zur /ö-Klasse gehörig, also ganz zu got. niuja „die neue" stimmend. B e d e u t u n g : K e i n e M o v i e r u n g . Wurde wohl von JACOB GRIMM, Ztschr. f. vgl. Sprachf. 1, 1852, S. 429 richtig gedeutet: da „neu" (got. niujis, ahd. niwi) als Grundwort eines Frauennamens keinen rechten Sinn gibt, griff er auf „jung", die Nebenbedeutung des sprachverwandten gr. veög zurück und erklärte "niwjö als „die Jugendliche, die Jungfrau". „ J u n g " als schmückendes Beiwort von Frauen in der Dichtung: z.B. swide geong ( = Hygd), geong, goldhroden ( = Freawaru), Beowulf V. 1926; 2025; Gudrüno ungo; mey frumunga ( = Brynhild), Edda, Sg. Str. 2,3; 4,9. 23. *-redö: Wgot. Alazed, GAMILLSCHEG I S. 306; bürg, (in terra) Guldredane, 10. Jh., ebd. I I I S. 160; wfr. Waldrada, 9. Jh., P O L . IRM. I X § 27; dt. Selparat, 8. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 1312. Nur wfrk., lgb., dt. häufig; ags., ngerm. fehlend (in England wohl von -red, -raed m. verdrängt). S t a m m k l a s s e : Wfrk. -rada (nur vereinzelt -radis, s. FÖRSTEMANN Sp. 1204), wgot. -zed weisen auf ö-Flexion, die für die Movierung eines nomen agentis regelrecht ist. Burg, -redane zeigt jungen Übergang zur schwachen Deklination. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g von *-redaz (z.B. in ags. Huaetred, nord. FraivaradaR), nomen agentis zu awn. rdda „walten, raten", vgl. awn. liardrädr ..mit Stärke waltend, herrisch".
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24. *-rünö: Wgot. Gunderona, MEYER-LÜRCKE S. 33; ags. Leofruna, 8. Jh., BOEHLER S. 146; wfrk. Childeruna, 7. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 835; dt. Liutrun, 9. Jh., ebd. Sp. 1047; wnord. Gudrim, 10. Jh., LIND Sp. 390. Besonders dt. und ngerm. häufig bezeugtes Endglied. S t a m m k l a s s e : Wfrk. -runa, wnord. -rün erweisen ö-Flexion, die sowohl für ein Adjektiv wie für ein nomen agentis gerechtfertigt ist. B e d e u t u n g : K e i n e M o v i e r u n g . Wird im allgemeinen als BahuvrihiEndglied zu got. runa f. „Geheimnis, Beschluß", ahd. rüna, ae. rün „geheime Unterredung" aufgefaßt (zuletzt durch A. SCHERER, Beitr. z. Namenf. 4, 1953. S. 17, der außerdem ein substantiviertes Adjektiv „die Vertraute" erwog). Da aber die appeÜativen Gegenstücke nirgends Adjektivcharakter haben und zudem den für nomina agentis typischen Übergang zur schwachen Flexion zeigen, ist vielleicht eher „die Geheimnisse Kündende" anzusetzen: ein nomen agentis, das freilich nicht nach der üblichen Art gebildet ist, da das Verbum ae. runian, awn. reyna der ?a«-Klasse zugehört. Ahd. örrüno m. „geheimer Ratgeber", awn. eyrarüno, Akk., Edda, Vsp. Str. 39, 6 „vertraute Gattin", würden danach ursprünglich „die ins Ohr Raunenden" bedeutet haben. *-rünö drückt aus, daß es der Frau zukommt, geheimes Wissen zu verwalten (rüne liealdan, Exeterrätsel Nr. 87). Ae. heahrüne „prophetissa, divina" und burkrüne „parca" deuten dazu an, daß besonders an die Frau als Priesterin und Weissagerin gedacht wurde. Ein spezieller Hinweis auf den Umgang mit Runen (K. MÜLLENHOFF, AUgem. Monatsschr. f. Wiss. u. Lit. 1852, S. 334ff.) ist kaum zu vermuten, s. JANZEN in: PERSONNAMN S. 111.
25. -sinp-: Wgot. Leudesinda, GAMILLSCHEG I I I
9. J h . , P I E L S. 409; bürg. Airsenda,
S. 96; wfrk. Childesindis,
6. Jh.,
FÖRSTEMANN
9. Jh.. Sp. 839;
Adalsinda, 8. Jh., ebd. Sp. 178; dt. Be.rtisindis, 6./7. Jh., BEHRENS S. 22f. . Die wgot. Überheferung ist vielleicht angereichert durch Übergänge von -swinpi (Nr. 26). I n England und im Norden dürfte -sinp- f. zusammen mit der Masculinentsprechung -sinpaz ausgestorben sein. (Ags. -slp m. nur in Uidsith.) S t a m m k l a s s e : Während wfrk. -sindis gegenüber -sinda vorherrscht und durch frühe dt. Belege bestätigt wird, haben die bürg. Zeugnisse durchweg -a (GAMILLSCHEG I I I S. 167). Danach ist wohl mit früher Konkurrenz von i-jijöund ö-Deklination zu rechnen, die sich durch den Doppelcharakter von *sinPaz m. als nomen actionis (miti-/i;'ö-Movierung) u n d nomen agentis (mit ö-Movierung) erklärt. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g von *-sinpaz „(Kriegs)gang, Gänger", s. got. sinps m. „Weg", sandjan „gehen machen = senden" zu *sinpan „gehen", z.B. in gepid. Qonioiv, 6. Jh., bürg. (ON) Autsidingus, 8. Jh., ags. Uidsith, dt. Ercansint. 26. -swinp-: Ogot. Amalasuintha, ÄfiaXaoovv&a, 6. Jh., SCHÖNFELD S. 15; bürg. Cassoendis, 11. Jh., GAMILLSCHEG I I I S. 134; ags. Badusuid, 8./9. Jh., BOEHLER S. 35; wfrk. Bertsuindis, 9. Jh., POL. IRM. V § 33, oberdt. Gisalsuind, 8. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 655, sächs. Alfsvith,
12. Jh., SCHLAUG S. 70.
S t a m m k l a s s e : Der Name der Amalasuintha zeigt in den antiken Quellen durchweg o-Ausgang, ebenso wie der Name der Westgotin Gailsuinda u. ä. in den fränkischen QueUen, s. FÖRSTEMANN Sp. 569f.. ö-Flexion im Gotischen ist danach wahrscheinlich. Dagegen weisen wfrk. -suindis, bürg, -soendis auf die l-/j/ö-Deklination. Eine frühe Konkurrenz beider Flexionsklassen in den Namen würde einem appeÜativen Variantenpaar entsprechen: as. svlth (o-Stamm mit ö-Movierung) und sxüthi (i/a-Stamm mit i-/f/'ö-Movierung). B e d e u t u n g : M o v i e r u n g zu *-swinpaz, z . B . in wgot. Chindasuinthus, dt. Waldsuindus zu ags. suld, ahd. swind „stark".
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27. (?) »-pitct: Wfrk. Adalteia, 9. Jh., POL. IRM. X X I I § 67; lgb. Wingidiu, 8. Jh., BRÜCKNER S. 323; dt. Godadeo, 8. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 685. Für ein-
stige weitere Verbreitung von *-piwi spricht Wealhpeow (aus dem Geschlecht der Helminge): ein wahrscheinlich skandinavischer Name im Beowulfepos. S t a m m k l a s s e : Wahrscheinlich I-/i;'ö-Flexion nach dem Appellativ ahd. diu, got.piwi (dessen Stammsilbe ursprünglich lang war: < frühurgerm. *pegwi). Unter den Beowulfbelegen zeigt nur einer «-Flexion (set Wealhpeon, V. 629). Er spiegelt wider, daß im ae. Wortschatz eine schwach flektierte Variante peowe Übergewicht über peowu errungen hatte. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g zu *-pewaz „(Götter)Knecht" z.B. in ogot. Alatheus, dt. Herideo, nord. W[ujlpupewaR, s. o. S. 72. In dt. Gotesdiu f. u.a. kann -diu christlich verstanden worden sei („ancilla dei"), vgl. ebd. 28. *-prüpi: Wgot. Agnürudie, P I E L S. 409; bürg. Guntrudis, 10. Jh., GAMILLSCHEG I I I S. 124; ags.Osthryd, 7. J h . , BOEHLER S. 105; wfrk. Landetrudis, 7. Jh., FÖRSTEMANN
Sp. 1006; frk. Munetrudis,
6 . / 7 . Jh., BEHRENS
S. 7; wnord.
Arnprüdr, 9. Jh., LIND Sp. 58. Im allgemeinen reich bezeugt. Etwas seltener sind die wnord. Belege, die aber kaum mit JANZEN in: PERSONNAMN S. 138 als Lehngut angesehen werden dürfen. S t a m m k l a s s e : Die Flexionsformen der ags. und wnord. Belege zeigen, daß das Namenendglied nicht wie das Appellativ, ae. pryd als i- Stamm, sondern als i-/t/ö-Stamm gebeugt wurde. S. dazu o. S. 125. B e d e u t u n g : K e i n e M o v i e r u n g (da lgb. Scantrudus m„ 9. Jh., BRÜCKNER S. 306 als romanische Entartung gelten muß): zu awn. prüd, ae. pryd f. „Kraft". Wfrk. -drudis, das mit freilich nicht gleicher Häufigkeit neben -trudis erscheint, lgb. -truda, das allmählich -druda verdrängt, und dt. -trut neben -drut zeigen eine Umdeutung des unverständlich gewordenen Endgliedes zu ahd. trüt „lieb, geliebt". 29. (?) -waldö: Ogot. Hisdevalde (Var.: Hildivade, Hildeviade), 6. Jh., P. EWALD, Neues Arch. 1880, S. 533; bürg. Vassalda, 13. Jh., GAMILLSCHEG I I I S. 157; wfrk. Aclevolda, 9. J h . , POL. IRM. IV § 21, Leutalda, ebd. I X § 52; lgb. Summoalda, 8. Jh., Ingeralda, 10. Jh., BRÜCKNER S. 307; 271; dt. inschr. mater Optova . . . filio usw., 5. Jh., bei BEHRENS S. 6 ergänzt zu *Optovalda; Wandrereolda, FÖRSTEMANN Sp. 1531. Die Bezeugung ist unsicher, da dem ogot. Beleg auch -vada, Movierung zu -vadus z.B. in ogot. Sunhivadus (zu wadan „gehen") zugrundeliegen kann. S t a m m k l a s s e : Wfrk. -valda dominiert gegenüber -valdis: in der Tat läßt die Movierung eines nomen agentis ö-Flexion erwarten. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g zu *-waldaz „waltend" z.B. in ogot. Gudoald, dt. (iundoaldus, wnord. Porvaldr. 30. -icarö: Ogot. Hildevara, 6. Jh., WREDE S. 82; bürg. Leucioara, GAMILLSCHEG I I I S. 137; ags. Berctuara 8./9. Jh., BOEHLER, S. 38; wfrk. Sigoara, 9. Jh., POL. IRM. I X § 98; dt. Raginwara, 8. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 1238; wnord. Hervpr, 8. Jh., LIND Sp. 533. Gut bezeugtes Endglied. Vgl. auch Nr. 35. S t a m m k l a s s e : Ags. -uaru, wfrk. -oara, wnord. -vpr deuten auf ö-Flexion, die für die Movierung eines nomen agentis (bzw. eines Adjektivs) regelrecht ist. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g v o n *-waraz z.B. in got. Thurvarus, dt.Gaisuar: offenbar nomen agentis (zu ahd. waran „wahren"), das als Simplex adjektivische Funktion hatte (got. wars „behutsam") und dessen weibliche Entsprechung wohl im Formelschatz der dichterischen Frauenbezeichnungen verwendet werden konnte: s. biprt baugvara „glänzende Armringwahrerin"
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in einer Strophe aus der Fridbiöfssaga, Eddica minora, hrsg. v. A. HEUSLER/ W. RANISCH S. 98.
31. -unhö: Wgot. Ildoia, MEYER-LÜBCKE S. 37; wfrk. Fridovigia, 7. Jh.. FÖRSTEMANN Sp. 539; Alavia, 9. Jh., ebd. Sp. 55; dt. Drudwih, 8. Jh., ebd. Sp. 427; onord. in mehreren Verbindungen, wnord. nur in Porvi (Landnahmebuch u. ö.), LIND Sp. 1216. Ogerm. ngerm. selten, ags.: —. S t a m m k l a s s e : Wfrk. -vigia, -via geben wohl die Aussprache *-vija < -unha wieder, sprechen somit nicht gegen wnord. -vi, das ö-Flexion bezeugt. B e d e u t u n g : M o v i e r u n g v o n *-wihaz z . B . in ags. Aluych, dt. Sigiwih, wnord. Randvir zu got. weihs „heilig", aber auch nomen agentis zu weihan „kämpfen", s. o. S. 61. Anm.: Eine nur in Frauennamen bezeugte Variante (ablautend und mit grammatischem Wechsel), zu der sich awn. veig f. „(Kampf-) Kraft" vergleichen läßt, liegt vor in wnord. Namen, z.B. Splveig, 10./11. Jh., LIND Sp. 1016, zu denen sich eine einzige dt. Parallele nachweisen läßt: Choldwaih, Salzburg, 8. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 664. Vielleicht gehörten auch *-waigö, *-ivaihö bereits der urgermanischen Schicht an. b) Ostgermanische
Endglieder
Die konservativen Züge des ogerm. Namenschatzes treten in den Frauennamen besonders deutlich heraus. Hier und da mag den weitgewanderten Stämmen urgerm. Gut verloren gegangen sein, doch haben sie diese Verluste kaum je durch neueingeführte Endglieder wettgemacht. Bezeichnend ist, daß die wenigen Neuerungen durchweg Movierungen sein dürften. 32. -fara: Ogot. Sendefara, 6. Jh., FIEBIGER-SCHMIDT Nr. 230, Wilifara, 6. Jh., ebd. Nr. 231, Theudifara, 6. Jh., WREDE S. 153; wfrk. Sicfara, 9. Jh., POL. IRM. X I I § 2; Burgundofara, 7. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 351. Da deutsche Belege zu fehlen scheinen, werden die westfränkischen auf eine Entlehnung bei den Ostgermanen zurückgehen, -fara ist eine ö-Movierung zu *-far in wgot. Agaffer, GAMILLSCHEG I S. 305 (vgl. dt. Adalfarus, 9. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 165; lgb. Sinfarus, 10. Jh., BRÜCKNER S. 305), einem nomen agentis zu got. faran „wandern, reisen". Endglieder mit ähnlicher Bedeutung s. o. S. 61 f. 33. *-gutö: Ogot. Ostrogotha, Thiudigoto, Töchter Theoderichs, SCHÖNFELD S. 230 (die erstere könnte identisch sein mit der vom Anonymus Valesianus erwähnten Arenagni = Ariagne; „Ostgotin" wäre dann nur ein Beiname gewesen, der die gotische Ariagne von der zeitgenössischen byzant. Kaiserin A. abheben sollte, s. T H . W R E D E , Neues Arch. XV S. 583f.); wgot. Levecota, MEYER-LÜBCKE S. 38; gepid. Austrigusa, 6. J h . (verheir. mit Wacho, Kg. d. Lgb.), MGh SS. rr. langob. et ital hrsg. G. WAITZ 1878, Kap. 4, S. 4; bürg. Suavegotta, 6. Jh., (verh. mit Theudebert L, Kg. d. F r ) , WACKERNAGEL S. 409; ags. Eorcongotae (Enkelin d. Kgs. Eorconbeorht v. Kent, 7. Jh.), s. STRÖM S. 19 (der wohl zu Unrecht die Entlehnung des Endgliedes bezweifelt); wfrk. Susgosa, 6. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 1372, Gundegosa, 9. Jh., ebd. Sp. 701; dt. Spancozza, 9. Jh., ebd. Sp. 1355; Ratgozza, ebd. Sp. 1213. Dies Endglied — ein weibliches Gegenstück zu *-guta „Gote" z.B. in ogot. Ostrogotha, s. o. S. 65 — scheint in der ogot. Königsfamilie aufgekommen zu sein. Nicht zufäUig werden auch die außerogerm. Belege besonders in vornehme FamUien weisen, denn die Ausbreitung von *-gutö erklärt sich wohl durch die Heiratsverbindungen der großen ogerm. Häuser. Wfrk. -gosa läßt lgb. Vermittlung vermuten, die auch für obdt. -cozza wahrscheinlich ist.
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34. *-juka: Lediglich in bürg. Guntheuca (Gregor v. Tours, Mon. Germ, hist., SS rer. Merov. 1/1, 2. Ausg. 1951, S. 103), Guntiueha (Pseudo-Fredegar, ebd. I I , 1887, S. 104), 6. J h . , verh. mit 1) Chlodomer, Kg. d. Franken 2) seinem Bruder Chlotachar, und in dt. Cartdiuha (Urkundenb. d. Abt. St. Gallen, hrg. H. WARTMANN I, Zürich 1863, S. 88).
Wohl im bürg. Königshause neu eingeführt als Movierung von ogerm. lgb. *-juks m. (Guntheucha war eine Enkelin des Burgunder Königs Gundiuchus, 6. J h . , SCHÖNFELD S. 117), nicht zu got.peihvo „Donner" — so J . GRIMM bei FÖRSTEMANN Sp. 600 — sondern nomen agentis zu got. jukan „kämpfen". Unmittelbare Verknüpfung mit dem Neutrum got. juk „Joch" gibt keinen guten Sinn und erregt grammatische Bedenken, vgl. o. S. 46; 48 f. 35. (?) -voera: Ogot. Sisewera u . a . , W R E D E S. 152; wgot. Gelvira u. ä. ö„ MEYER-LÜBCKE S. 29; bürg. Leuvera, 5. Jh., WACKERNAGEL S. 404; wfrk. Gunthivera,
7. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 710, Sunnovira,
L E B L A N T Nr. 89. Es
liegt zwar nahe, ein ogerm. Namenglied anzunehmen, das von den Westfranken entlehnt wurde. Es kann sich aber auch um altererbtes *-werö handeln, das im dt. Schriftbild mit -ward (s. o. Nr. 30) zusammenfallen mußte. Movierung zu *-wers „wahr, freundlich" in (bürg.?) Salaverus, SCHÖNFELD S. 197, got. Ovnotxag, R. LOEWE, PBB 47, 1923, S. 410. Daß die Movierung hier — wie bei -laugö (s. o. Nr. 16) — auf die Rolle der Frau, Verträge zu heiligen, anspielen kann, legen ahd. wära f. „Friedens- oder Treugelübde", nord. Vär „Göttin der Eidschwüre" nahe. c) Westgermanische
Endglieder?
36. Ags. -cume, dt. -koma: Ags. (nur um d. J . 800 im Liber vitae Durham.) Eatcume, Tidcume, Uilcumae, BOEHLER S. 157; dt. (vor allem um Fulda): Willicoma u. dreimal ähnl., FÖRSTEMANN Sp. 1605; Zeizicoma, i. J . 800, ebd. Sp. 1390. Daneben erscheint in Fulda Willicomo m., i. J. 803/807 u. zweimal ähnl., Zeizcomo m „ i. J . 790, FÖRSTEMANN Sp. 1604; 1390; ags. nur Cumma, i. J . 701 u. sp., BOEHLER S. 157. Ausgangsverbindung ist offensichtlich Willicomo „der Willkommene". Daß die Eltern im Namen ihre Freude über die Geburt des Kindes ausdrückten, war sicherlich nicht alter Brauch bei den Germanen. Entweder haben hier Durham und Fulda voneinander unabhängig geneuert oder durch die ags.-dt. Kulturbeziehungen ist eine Anregung hin- oder herübergetragen worden. Unwahrscheinlich ist eine alte wgerm. Gemeinsamkeit. 37. -uns-: Ags. Cynuise, Akk., 7. Jh., BOEHLER S. 50; wfrk. Hildois, 9. Jh., POL. IRM. I I § 2 3 ; lgb. Geroisa, 11. Jh., BRÜCKNER S. 256 (Lehnname?); dt. Adelwiz,
8. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 182.
Seltene Movierung des ebenfalls seltenen -uns z.B. in dt. Ebarwis, FÖRSTEMANN Sp. 447, zu ae. wls „weise" (als dichterisches Epitheton für einen Mann z.B. Beowulf V. 1845, für eine Frau V. 1927) bzw. nomen agentis zu ae. unsan „führen", vgl. ae. herewisa, hildewiisa als Beiworte Beowulfs. Sehr wohl möglich ist, daß -wis- bereits urgerm. als Endglied verwendet wurde, aber ogerm. ngerm. verlorenging. d) Angelsächsische
Endglieder?
Lediglich in England dürfte nur e i n Endglied überliefert sein: 38. -ucyn(n): Sewenna, 7. Jh., BOEHLER S. 112; Beornwynne, Gen., 8. Jh., ebd. S. 39. Häufig und in vielfältigen Verbindungen gebraucht.
\
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Keine Movierung. Zu ae. wynn f. „Wonne", verwendet wie in Crist. V. 71: eala wifa wynn „der Stolz, die beste aller Frauen" (s. BOEHLER S. 53), vgl. auch egna wyn „Wonne der Augen" = Jungfrau, Exeterrätsel Nr. 107. Anm.: Ags. -wen f., von BOEHLER S. 152 zu ae. wen f. „Hoffnung, Erwartung, Meinung" gestellt, wurde durch O. v. FEILITZEN, Modern Language Notes 62, 1947, S. 155ff. teils auf Irrtümer von Schreibern zurückgeführt, teils mit -wynn gleichgesetzt. e) Deutsche
Endglieder
I n Deutschland sind mehr Endglieder von Frauennamen bezeugt als in jedem andern germanischen Raum. Auch diesmal zeigt sich also der aüe andern Stammesgruppen übertreffende Reichtum des deutschen Namenschatzes. J a , während die Produktivität der Namengeber in den andern Räumen bereits zu jener Zeit erlahmt sein dürfte, in der die Überlieferung reichlicher zu fließen beginnt, dürften in Deutschland noch im 9. Jh. hier und dort neue Namenglieder — darunter auch Endglieder von Frauennamen — eingeführt worden sein. Es muß einem genaueren Studium der deutschen Namen überlassen werden, ganz vereinzelte Belege zu prüfen und zu deuten. Hier werden nur häufiger bezeugte Endglieder aufgeführt. Ausgelassen ist hier das Eigengut der Langobarden und Westfranken, das sich aus romanischer Umgestaltung germanischen Namenerbes erklärt. 39. -birin: Ospirin, 9. Jh., St. Gallen, FÖRSTEMANN Sp. 123; Altbirn, 9. Jh., Lorsch, ebd. Sp. 57. Insgesamt 35 vor allem oberdt. Bildungen. Eine bürg. Entsprechung, Gitsa(t)berna, 10. Jh., GAMILLSCHEG I I I S. 120 erklärt sich wohl durch fränk. Einfluß. Unklar bleibt das Verhältnis zu wnord. Namen wie Asbera, Hallbera, LIND Sp. 63; 455, die nicht in der Form, aber in der Bedeutung („Bärin") mit den deutschen übereinstimmen, sowie zu eingliedrigem isl. Birna, 10. Jh.ff., ebd. Sp. 142; Sb. Sp. 171. Wahrscheinlich kam es in Deutschland und im Norden unabhängig voneinander zu Movierungen von „Bär"; in Deutschland vielleicht erst nach der Landnahme der Westfranken, da diese keine Belege beisteuern. Zu ahd. birin „Bärin" neben 6er«, bero „Bär" in Männernamen wie dt. Egilbern, Adalbero. 40. -brün: Adalbrun,
Etwa acht Verbindungen, z.B. in Lorsch, 9. J h . :
Thiadbrun,
FÖRSTEMANN Sp. 338.
Movierung des seltenen -brün m. z.B. in dt. Gilbrun, lgb. Gualabrunus, das sich vielleicht an die Waffen bezeichnenden Endglieder angereiht hat, da „braun'' in der Dichtung ein beliebtes Waffenepitheton ist (s. JOHANNES EDUARD W I L L E N S ,
Eine Untersuchung über den Gebrauch der Farbbezeichnungen in der Poesie Altenglandg, Diss. Münster 1902, S. 56 und INGERID DAL, Norsk Tidskr. f. Sprogvid. I X , 1938, S. 219ff„ die die häufige Verbindung mit der Waffe aus einer ursprünglichen Bedeutung „scharf" erklärte), -brün kann aber auch als Umschreibung von „Bär" eingeführt worden sein. Die Einführung der Movierung -brün f. wurde wohl — wie bei -dün, s. u. Nr. 41 — durch das Reimverhältnis zu -rün, s. o. Nr. 24 befördert. 41. -dün: In vier Namen der Lorscher Überlieferung, z.B. Ragdun, FÖRSTEMANN Sp. 1241; Manadun (auch in Salzburg), ebd. Sp. 1091. Männliche Entsprechungen nicht bezeugt; Bedeutung unklar, vgl. Durg. Dunimius, 8. Jh., GAMILLSCHEG I I I S. 113. Die Einfuhrvmg dieses Endgliedes
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wurde wohl durch das Reimverhältnis zu -rün, s. o. Nr. 24, befördert; vgl. auch o. Nr. 40. 42. -gla: Wfrk. Adalgisa, 9. Jh., POL. IRM. I X § 196; lgb. Anselgisa, 9. Jh., BRÜCKNER S. 225; dt. Bergise, 8. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 262; Liutgis,
8. Jh.,
ebd. Sp. 1041; Ramigis, ebd. Sp. 1244. Seltene Movierung, die im roman. Gebiet etwas an Bedeutung gewann: zu -gis m. z. B. in dt. Arogis, das sich zu -gisil z. B. in frk. Badegiselus verhält wie mnd. nrh. gls(e) „Geisel" zu ahd. gisal „Geisel", vgl. auch awn. vandill neben vondr „Zweig", s. R. MUCH, Wörter u. Sachen 4, 1912, S. 171. Die wfrk. o-Endung läßt auf ö-Movierung (eines Substantivs) und damit auf eine jüngere Bildung schließen. Für die Einführung von -gls f. kann die Sitte ausschlaggebend gewesen sein, als Geiseln vornehme Mädchen zu bevorzugen, vgl. Tacitus, Germania, Kap. 8. 43. -hart: Wfrk. Ragenardis, 9. Jh., P O L . IRM. VI § 58; dt. Authardis, 8. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 193.
Dies Endglied, eine Movierung von -hart m. „stark" z.B. in dt. Gisalhart, ist wfrk. recht gut, dt. immerhin durch neun Belege vertreten, „die trotz ihrer geringen zahl sich doch über alle deutschen gebiete zu verbreiten scheinen", FÖRSTEMANN Sp. 751.
44. -snöt: Wfrk. nur Hildisnodis (Pol. Regin.) dt. Hildisnot, 8. J h . u. ö„ FÖRSTEMANN Sp. 836, Angilsnot, ebd. Sp. 117 und einige weitere Verbindungen, s. ebd. Sp. 1352. Das Fehlen einer Endung in dt. -snot erweist das o als lang und erlaubt die Rückführung auf *-snaup bzw. *-snaud. Da die von FÖRSTEMANN Sp. 1352 vorgeschlagene Verbindung mit got. snutrs, dt. snottar lautlich unmöglich ist und awn. snaudr (zu sniöda), mnd. snode wegen der Bedeutung („entblößt, arm") abseits liegen, steht eine Erklärung aus. 45. -taga: Achtmal seit dem 8. J h . in der Verbindung Leobataga u. ä„ FÖRSTEMANN Sp. 390f. (wohl entlehnt ist ags. Leofedaege, Gen., 11. Jh., BOEHLER S. 144f.). Weibliches Gegenstück zu dt. Liübdag u. ä„ ebd., das in seiner Bedeutung („Guten Tag", s. SCHRÖDER, Namenkunde S. 31) zu dt. Willicomo s. o. Nr. 36 stimmt: beide Bildungen lassen einen jungen Sinntypus erkennen. 46. -vclt: Wfrk. Winuidis, 9. Jh., P O L . IRM. X I I § 24, Adalwis, ebd. X I I § 3 1 ; dt. Teudwit, 8. Jh., FÖRSTEMANN Sp. 1451 (bürg. Sebuida, GAMILLSCHEG I I I , S. 141 geht wohl auf fränkischen Einfluß zurück). *-frldi s. o. Nr. 6 ist zwar keine Movierung zu *-fripuz m., man wird aber eine Klangbeziehung zwischen beiden Endgliedern empfunden haben. Dem Paar *-friPuz : *-fridl mag nun eine Entsprechung beigegeben worden sein, indem man zu *-widuz „Holz, Baum" z.B. in dt. Situwit ein weibliches Gegenstück *-widl einführte, das nach seiner Bedeutung (ahd. wxt „weit") eigentlich als Namengrundwort ungeeignet war. 47. -wint: Wfrk. (selten), z. B. Faroindis, 9. J h . , FÖRSTEMANN Sp. 499; dt. in zwölf Personennamen, z.B. Trundavinda, 8. Jh., FÖRSTEMANN, Sp. 1399; Lungwinda, 8. Jh., ebd. Sp. 1065. Movierung zu -wind m. z.B. in dt. Ostwind, vgl. wnord. Eyvindr, LIND Sp. 256, nach JANZEN in: PERSONNAMN S. 116 zu ahd. ubarwindan,
vgl. o. S. 66.
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48. -umlb: Dt. Heriulb, 9. J h . , FÖRSTEMANN 784; Odulbis, 8. Jh., ebd. Sp.205 (Wfrk. Reginulfa, ebd. Sp. 1240 und lgb. Zitolfa, 9. Jh., BRÜCKNER S. 325 sind wohl von den deutschen Bildungen unabhängige, romanische Movierungen zu -ulfus m.) Zu ahd. wulpa „Wölfin" (vgl. ae.wylf, awn. ylgr); gehört als Movierung neben die Männernamen auf -wolf, vgl. Bär : Bärin o. Nr. 39. Daß es sich um junges Eigengut des deutschen Namenraums handelt, wird wahrscheinlich durch das Fehlen überzeugender Gegenstücke bei Westfranken und Langobarden sowie durch die Tatsache, daß die Wölfin in der Dichtung ein dämonisches Wesen ist: Grendels Mutter wird Beowulf V. 1599 brimwyl(f) genannt, und Thor rechtfertigt seinen Kampf mit den Berserkerfrauen durch das Argument, diese seien eigentlich keine Weiber, sondern Wölfinnen (vargynior) gewesen, Edda, Hrbl. Str. 39, 1. Erst in einer Spätzeit konnte deshalb wohl -wulh zum Namenglied werden. f) Nordgermanische
Endglieder
Die starken Wandlungen im nordischen Namenschatz, die sich wohl vornehmlich zu Beginn der Wikingerzeit vollzogen, haben auch die Frauennamen betroffen. Eine Reihe aus urgermanische Tradition stammender Endglieder gingen verloren (darunter alle bisher in frühen Runeninschriften überlieferten), dafür wurden neue eingeführt. Diese, obwohl an Zahl nicht einmal bedeutend, wurden so häufig verwendet, daß der nordische Frauennamenschatz den ausgeprägtesten Eigencharakter unter allen germanischen Traditionen aufweist. Das hier zusammengestellte Material bleibt zu ergänzen durch einiges ostnordische Eigengut, das durch die großen, noch nicht abgeschlossenen Runenpublikationen zugänglich gemacht wird. 49. -elfr: Nur in norw. Skialdelfr (ON Skaellaellfuae rud, 14. Jh.,), LIND Sp. 914; isl. Porelfr, 10. Jh., ebd. Sp. 1156; dazu der unkomponierte Name Elfr in norw. ON, ebd. Sb. Sp. 235. Eine schwach flektierte Variante Porelfa in Norwegen seit d. 14. Jh., ebd. Sp. 1156f. Movierung von -dlfr m. „Albe" z. B. in Brandälfr, Porälfr, das vielleicht im Anschluß an Mannkenningar wie vig-älfr, brand-dlfr (s. MEISSNER, Die Kenningar der Skalden S. 264) zum Namenendglied wurde. 50. -ey: In acht Verbindungen, z.B. wnord. Biargey, 10. Jh., LIND Sp. 135, Porey, 10. Jh., ebd. Sp. 1157. Eine schwach flektierte Variante -eyia nur in Angeyia (Riesin), LIND Sp. 29. Dieses Endglied — keine Movierung — ist wohl im Anschluß an NORDENSTRENG, Namn och bygd 28, 1940, S. 39 und JANZEN in: PERSONNAMN S. 103
(mit Literaturangaben zu abweichenden Deutungen) als „die Heilspendende, Beglückende" zu erklären, vgl. got. awi-liup n. „Dank", (nord. run.) auja „Heil", KRAUSE Nr. 35; 36.
51. - b e r a : I n vier Verbindungen, z.B. Äsbera, I I . Jh., LIND Sp. 63; Porbera, 11. J h . , ebd. Sp. 1143. Awn. bera „Bärin" dient im Namenschatz zur Movierung von -bjprn m. „Bär' z.B. in wnord. Geirbiprn. Über das Verhältnis zu dt. Namen auf -birin s. o. Nr. 39. 52. -dis: I n 18 Verbindungen, z.B. in Arndis, 10. Jh., LIND Sp. 39, Eydis. um 1000, ebd. Sp. 245. Eine schwach flektierte Variante zu Arndis s. L I N D Sp. 40; Arndisa, 14. Jh., ebd. Sp. 40.
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Keine Movierung. Zu awn. dis „vornehme Frau, Mädchen", poet. z.B. dis skipldunga für Brynhild, Edda, Br. Str. 14, 3. 53. -flnna: In vier Verbindungen, z. B. Dyrfinna, seit etwa 1100, LIND Sp. 207; Gudfinna, seit etwa 1000, ebd. Sp. 372; Porfinna, um 1000, ebd. Sp. 1157. Movierung zu -finnr m. „Lappe, Finne" z.B. in Porfinnr. Die schwache Flexion bezeichnet einen jüngeren, speziell nordischen Movierungstypus, der vielleicht den einstämmigen Bildungen abgelesen war: ein früher Beleg für Finna, ebd. Sp. 268 ist schwed. (run.) Fino, um oder vor 500, KRAUSE Nr. 72. 54. -grima: I n drei Verbindungen, z.B. Hallgrima, 11. Jh., LIND Sp. 465; Porgrima, 10. Jh., ebd. Sp. 1173. Movierung von -grimr „Kampfmaske" z.B. in Porgrimr. Zum schwachflektierten -grima vgl. o. Nr. 53 (einstämmiges Grima erstmals im Landnahmebuch, L I N D Sp. 356). Als von den nordischen Namen unabhängige romanische Bildungen sind wohl wfrk. Hrotgrima (POL. REGLN.), FÖRSTEMANN Sp. 903 u . a . ; lgb. Madelgrima, 8. Jh., BRÜCKNER S. 282 zu beurteilen. 55. -Ipd: Außer durch drei myth. Namen -Gunnlpd, Sunnlpd, Svafrlpd, LIND Sp. 416; 976; 982 nur durch spätes Sig(r)lpd, 14./15. J h . in Norwegen, ebd. Sp. 881 bezeugt. Keine Movierung; nomen agentis zu awn. lada „laden, bewirten", ursprünglich wohl auch „magische Kräfte herbeizitieren", s. KRAUSE S. 457. 56. -katla: In fünf Verbindungen, z.B. isl. Hallkatla, 10. Jh., LIND Sp. 467; Oddkatla, Landnahmebuch, ebd. Sp. 802. Movierung von -kell < -ketill m. „Kessel" z.B. in Porkell, vgl. o. S. 90. Zur schwachen Flexion (-katla) vgl. o. Nr. 53 (einstämmiges Katla seit dem 10. J h . bezeugt, L I N D Sp. 681).
57. -unn(r), (-u*r): In zehn Verbindungen, z.B. wnord. Steinunnr, 9. Jh., LIND Sp. 960; Porunn(r), Landnahmeb. u. ö., ebd. Erst im 14. J h . erscheint eine schwach flektierte Variante in Hreidunna, Iorunna, ebd. Sp. 574; 654. Da Unnr m. nur als Odinsname (LIND Sp. 1062), nicht aber als Endglied von Männernamen bezeugt ist, liegt wohl keine Movierung vor. JANZEN in: PERSONNAMN S. 48f. steht -unnr richtig zu awn. unna „lieben", hält aber für möglich, daß es teilweise identisch sei mit awn. unnr „Welle", da diese Bedeutung für das Simplex Unnr (erstmals im Landnahmebuch, LIND Sp. 1661) durch den gleichlautenden Namen einer Ägirstochter gefordert werde. Eben dieser myth. Name kann aber sehr wohl auf einer Volksetymologie beruhen. — -unn erklärt sich als nomen agentis der ö-Klasse. Unklar bleibt, ob die i-jijö- Variante -unnr als Angleichung an -gunnr, s. o. Nr. 11, oder als Adjektivbildung „liebreich, bereit zu lieben" aufzufassen ist: vergleichbare Bildungen wurden zusammengestellt von I. Lindquist, Namn och bygd 27, 1939, S. 9ff.
VERZEICHNIS DER ABGEKÜRZT ZITIERTEN LITERATUR AfdA. = Anzeiger für deutsches Altertum. Adolf B a c h , Deutsche Namenkunde, Abt. 1: Die deutschen Personennamen, 2 Bde., 2. Aufl., Heidelberg 1952. Friedrich B e c h t e l , Die historischen Personennamen des Griechischen bis zur Kaiserzeit, Halle/S. 1917. Das frühchristliche und merowingische Mainz. Nach den Bodenfunden dargest. v. G. B e h r e n s , Kulturgeschichtlicher Wegweiser des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz, Nr. 20, Mainz 1950. B e o w u l f nebst den kleineren Denkmälern der Heldensage, hrsg. v. Ferdinand Holthausen, 2 Teile, 7. Aufl., Heidelberg 1938. Adalbert B e z z e n b e r g e r , Über die A-Reihe der gotischen Sprache. Eine grammatische Studie, Göttingen 1874 (S. 7 ff.: Zusammenstellung westgotischer Personennamen nach in den Unterschriften der westgotischen Konzilienakten von 633—693 bei Felix Dahn, Könige der Germanen, 6. Abt.). Erik B j ö r k m a n , Studien über die Eigennamen im Beowulf, Studien zur englischen Philologie, Halle 1920. Maria B o e h l e r , Die altenglischen Frauennamen, Germanische Studien Bd. 98, Berlin 1930. Konrad B o h n , Untersuchungen zu den Personennamen der Werdener Urbare, Diss. Greifswald 1931. Charles Maurice B o w r a , Heroic Poetry, London 1952. Wilhelm B r ü c k n e r , Die Sprache der Langobarden, Quellen und Forschungen zur Sprach- und Cultur-Geschichte der germanischen Völker 75, 1895. Södermanlands runinksrifter, erläutert von Erik B r a t e und Elias W e s s e n , Sveriges runinskrifter, hrsg. v. d. Vitterhets Historie och Antiquitets Akademien, 3, Stockholm 1924—1936. Charles Telford C a r r , Nominal Compound in Germanic, St. Andrews University Publications 41, London 1939. E d d a , Die Lieder des Codex Regius nebst verwandten Denkmälern, 2 Teile, hrsg. v. Gustav Neckel, 3. Aufl., Heidelberg 1936. Sveinbjörn E g i l s s o n , Lexicon poeticum antiquae linguae septentrionalis. Ordbog over det norsk-islandske skjaldesprog, 2. Aufl. besorgt v. Finnur J ö n s s o n , Kopenhagen 1931. August F i c k , Die Griechischen Personennamen, nach ihrer Bildung erklärt, mit den Namensystemen verwandter Sprachen verglichen und systematisch geordnet, Göttingen 1875. August F i c k , Die Griechischen Personennamen, nach ihrer Bildung erklärt und systematisch geordnet, 2. Aufl., bearb. v. Fritz B e c h t e l und August Fick, Göttingen 1894. Otto F i e b i g e r und Ludwig S c h m i d t , Inschriftensammlung zur Geschichte der Ostgermanen, Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien Bd. 60, 3. Abb.., Wien 1917. (Eine „Neue Folge" zum selben Thema veröffentlichte F i e b i g e r allein in der gleichen Reihe Bd. 70, 3. Abh., Wien 1939.) Ernst F ö r s t e m a n n , Altdeutsches Namenbuch, 2. Aufl., Bd. 1: Personennamen, Bonn 1900. Ernst F ö r s t e m a n n , Altdeutsches Namenbuch, 2. Aufl., Bd. 2 (in zwei Hälften), Orts- und sonstige geographische Namen, hrsg. v. Hermann J e l l i n g h a u s , Bonn 1913ff. Karl Thorvald F o r s s n e r , Continental-Germanic Personal Names in England in Old and Middle English Time, Diss. Uppsala 1916.
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SACHREGISTER Durch Anführungszeichen hervorgehoben: in den Personennamen erwähnte Begriffe Ablaut 35f., 42ff. „Adel" 98f. Adjectiva (in MN) 39ff„ 45, 62f.; (in F r N ) 120, 128, 131 Aelfric, Homilien des 146 Affinitäten 56 Ägypter (PN) 56 Ahnenpreisheder 110f„ 118 Angelsachsen (Dichtung) 63, 82, 106ff„ s. a. Kenningar; Einzeldenkmäler; (Landnahme) 18, 98; (Lautgeschichte) 31, 123; (PN) bes. 12, 17f., 21, 25, 33, 40, 49, 120ff., 142, 148, 169f.; (Wortbildung) 16, 22 Akzent, dynamischer a. d. Stammsilbe im Germ. 28, 35 „Alben" 104 Alboin, Lieder auf 110 Ammianus Marcellinus 111 Anreihungen 59, 91 f. Arminius, Lieder auf 107, 110 Attila, Lieder auf 107 ff. Ausgangs Verbindungen 59 Ausgleich, rhythmischer 31ff„ 43, 50 Australier (PN) 56 Bahuvrihi 45ff„ 49, 75, 84, 137, Anh. 2, Nr. 19; 24 Balten (PN) 113 Barden 111 „Bart" 63, 75f. „Bauerntum" 83, 96f„ 102, 115 „Baum" 84ff„ 100 Beichte, Fuldaer 74 Beinamen 10, 133, 144f. Beowulfepos 14ff„ 19, 24, 41, 57f„ 66ff„ 73, 91, 93f„ 96ff„ 101f„ 106f., 117, 121, 135, Anh. 2, Nr. 4; 22; 27; 37 Binnengermanen ( = Oberdeutsche, Westfranken, Langobarden) 30, 48, 95, 152ff. Buchepos 106 f. Burgunder (PN) bes. 17, 46, 82, 90, 148, 154 (20), 157 Byrhtnods Tod, ags. Lied von 85 12 7243 Schramm, Namenschatz
Caedmon 18, 109 Cassiodor 24 Christlicher Einfluß auf die P N 71, 73, 115, 167 Composita, Typen der 39ff. Cristepos, ags. 170 (38) Determinativcomposita46ff., 51,67,84 Deutsche Stämme (Dichtung) s. Einzeldenkmäler; (Lautgeschichte) 2 9 f., 40f„ 123; (PN) bes. 12, 17ff„ 21, 25, 29f„ 32f„ 43, 50, 80f„ 140ff„ 148ff„ s. a. Sachsen, Langobarden, Westfranken; (Wortbildung) 16, 22 Dingbeseelung 84 Dvandva 39, 45f„ 57, 145 Edda ( = Liederedda) 8f., 58, 68f., 72, 79f„ 91, 96f„ 101, 106f„ 135f„ 146, Anh. 2, Nr. 1, 2, 6, 10, 22, 24, 48, 52 Exeterrätsel 84, Anh. 2, Nr. 24, 38 „Farbe" 63, 170 (40) Finnsburglied 97 Flexion a) der germ. MN (Vokalische Stammklassen) 37, 40f., 43, 51, 145; (n-Klasse) 42f„ 50f.; (Konsonantische Restklassen) 20; (Einfluß der starken adj. Klasse) 40f. b) der germ. F r N 40f„ 122ff„ 140f. c) der griech. P N 26, 45f„ 130. d) der slaw. P N 40f„ 45, 130 Flurnamen 22 Flußnamen 96, 119 Frau in der Dichtung 93, 120f. 134f. „Freundschaft" 68 f. „Friede" 49, 64, 99 Fürstendichtung 37f„ 70, 103, 106ff. „Gedanke" 101 f., 114, 169(37) „Gefolgschaft" 68f., 97 „Geheimnis" 135f. „gehen" 61 f., 155 (28), Anh. 2, Nr. 15; 25- 32 „Geisel" 88, 153 (18), 171 (42)
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Sachregister
Genealogien 14, 37 f., 72; (north. Königsg.) 35, 149, 154 (23); (merc. Königsg.) 149 (3) Genesis, ags. 57, 135f., 159 (2); as. 146 „Geographische Begriffe" 95ff., 102, 114, 151 (8) „Gericht" 99, 152 (10)" „Glanz" 63, 154 (22), 161 (12) Glottal stop 23 „Gold" 101 „Götter" 70ff„ 74f„ 103ff„ 115, 153 (19), 155 (26); (Frey) 103; (Ing) 103, 154 (23); (Odin) 59, 75; (Thor) 75, 103; (Ziu) 103 Götterepitheta (allwaltend) 103; (Thor der Einherier) 47; (Mars Thingsus) 48; (Mercurius Arvernorix) 98; (strahlend) 63 Göttemamen (Gefn = Freya) 160 (8); (Odinsnamen) 63, 74ff., 173 (57); (Vingpörr) 61; (auf germ.-lat. Weihesteinen) 16, 21, 23, 29, 48, 138, Anh. 2, Nr. 8; 16; (in Mannkenningar) 74 Griechen (Epos) 7, 9, 63, 78, 86ff„ 117 f., 144ff; (PN) 9, 26, 28, 40, 43, 45, 67, 77f„ 84, 101, 104, 113ff„ 121, 128ff„ 133f„ 145; (Wortbildung) 23, 28. 45f„ 49, 67,130f.; (Graezisierung germ. FrN) 124 „Haar" 63, 75 Harald Schönhaar, Verse auf 108f. „Heer" 69,97, 114 Heilswünsohe, P N gedeutet als 56ff„ 144 Heldenlied, Entstehung des germ. 106ff. Heliand, as. Dichtung vom 19,101, 161 (10) „Herrschaft" 68f., 91, 101, Anh. 2, Nr. 23; 29 Hexenbezeichnungen 128, 136 Hiatus 23, 27 Hildebrandslied 18 f. „Himmelsrichtungen" 37, 95 Hofdichter 106, 111 Idisen 138 Inder (Grammatik) 57, 126f„ 130; (PN) 26f„ 84, 104, 112ff„ 129ff„ 133, 135 Indogermanen (Dichtung) 87, 116ff„ 146; (PN) 11, 26f„ 45, 52, 55, 59, 71 f., 84, 131, 134, 145; (Wanderung) 118f; (Wortbildimg) 14f„ 28, 42, 45ff„ 50f„ 126f. Illyrer (PN) 104, 113 Jordanes 22, 110f„ 136 Judithepos, ags. 82, 135, 159 (2)
„Kampf" 49, 55, 60ff„ 91, 99ff„ 136ff„ 154 (20), 161f. (11), 153 (15), 162f. (13), 169 (34) Kelten (Name) 163 (13); (Dichtung) 81, 83, 85, 87, 90, 11 lff.; (PN) 27, 73, 79, 98, 113, 129f. Kenningar (ags.) 79, 82. 84ff„ 142; (dt.) 82f.; (ngerm.) 74f„ 78f„ 82f„ 84, 86, 101, 108, 172 (49); (kelt.) 81, 83, 85, 87, 90, 111 „Kessel" 90, 173 (56) Klangmerkmale germ. P N 14ff., 43f., 51, 57, 132,f. 145, 158 Kompositionsfuge 20, 23, 27, 29f., 36 Königsnamen 18f„ 24f., 30, 37f. Kosenamen 10 „Kraft" 63, 101, 136f„ 153 (12), 155 (25), 166 (28) „Kühnheit" 62, 165 (21) Lallnamen 10 „Land" 95f„ 114 Langobarden (Dichtung) 19, 110; (Lautgeschichte) 29f„ 123; (Origo gentis Langobardorum) ,22; (PN) 19f„ 29f„ 33, 46, 50, 80, 123, 152, 156 f. „Lärm" 61 Lateinische P N 9, 121, 156; (Latinisierimg germ. PN) 43, 123f, 141, 160 (6) Liber vitae Durhamensis 12 Ludwigslied 110 Lupus v. d. Champagne, Lieder auf 110 Magie 8f„ 37, 57, 71, 75ff„ 82f„ 115, 138, 173 (55) Märchen 8 f. „Maske" 75ff„ 91, 154 (21) Merkverse 108, 112 Merowinger 18 f. Movierung 120ff. Mutierung 45ff. Namen, eingliedrige (unkomponierte) 10, 36, 119 Namenbindung in der Sippe 54. 146 Namendeutung 49, 53ff. Namenforschung, Geschichte der 1 lff.. 54ff. Namengebung (Datum, Ritus, Rechtsbedeutung) 7 f. Namenheil 8f., 147 Namenlosigkeit der Stummen 8 f. NamenveEfirbung 8, 53f., 147 NanJenzauber 8f., 37 Nibelungenlied 33 Nomina agentis (MN) 41lf., 45, i 8 f „ 52, 61 f.; (FrN) 120, 128, 131, 140ff.
Sachregister Nordgermanen (Dichtung) 117 s. a. E d d a ; Kenningar; Saga; Skalden; (Lautgeschichte) 28, 31, 40f.; (PN) bes. 12f., 15ff„ 25, 43, 46, 48, 79f„ 90f., 96f„ 121ff„ 148, 158, 172f.; Wortbildung) 22, 42, 62 Ortsnamen 22, 29 Ostgermanen (Dichtung) 20, 107 f., 110f.; (Lautgeschichte) 29, 31, 33, 125f„; (PN) bes. 12 15ff., 18ff„ 24, 30, 36f„ 44, 46, 48f., 64f„ 74, 106, 124f„ 128, 36, 140, 148ff„ 157f.; (Wortbildung) 22, 24, 36, 40, 42; s. a. Burgunder Otfried v. Weißenburg 14, 16, 74, 146 Partikel (Adverbialpräpositionen) als Anfangsglieder 21, 27 Paulus Diaconus 76, llOf. Petruslied, ahd. 74 Pflanzennamen 16 Polyptychon Irminonis 12, 123 Preislied 106ff„ 117f.; (geistliches) 109 Primärkombinationen 58 Priskos 108 Prokop 79 Prunknamen, ethnische 66 f. Recht 7, 16, 64, 114, 163 (16), 169 (35) Reim, in germ. P N gemieden 57 „reiten" 62, 100, 115 Rektionscomposita, verbale 45 f. Religion 8, 16, 57, 70ff„ 81, 91, 103f., 115 „ R u h m " 18, 101, 117 Rumpelstilzchen 9 „Runen" (?) 166(24) Runeninschriften 18, 21, 28, 31 f., 35, 104; (Arstad) 68; (Floksand) 57; (Rök) 53, 164 (19); (Skrämsta) 161 (11); (Tune) 24; (Valsfjord) 72; s.a. Verzeichnis der P N Runennamen 103 Sachsen (PN) 19, 25, 40, 48, 148, Saga 64; (Fritjofs s.) 168(20); (Svarfdoela s.) 8; (Vatsdcela s.) 9; (Konunga sogur) 57 Saxo Grammaticus 80 Schildmaiden 137 Schlachthelferin 137ff., 141 „schlagen" 61 „Schmuckstücke" 101 „Schönheit" 135, 160 (6), 158 (2) „Schreckbemalung" 63 „Schutz" 86, 137, 158 (1), 159 (4) • Sekundärkombinationen 58 Semiten (PN) 56, 104 .,Sieg" 49, 155 (27) : • !'
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„Sippe" 98 f. Sippenbindung in P N 98f. Skalden 58, 63, 81 f., 91, 93, 106ff. Skop 107ff. Slawen (PN) 26, 41, 43, 45, 55, 77f„ 113ff„ 129, 134, 145 Spielcharakter der P N 11, 25, 37, 147 Spitznamen 10 Stabreimdichtungen, Versbau der 1419, 37f., 90f„ 108 „Stadt" 114 Stegreifdichtung 107ff„ 112 Substantiva (in MN) 45ff.; (in FrN) 120, 127f„ 131 Tacitus 64, 73, 101, 108, 171 (42) Tatianübersetzung, ahd. 16 Tautologische Fügungen 39 Theuderich, Lieder auf 107 Sorbjorn Hornklofi. Skalde 108f. „Tiere" (Mann-T. = Wolf, Bär, Eber) 77ff„ 100f„ 170 (39), 172 (48); (Walstatt-T. = Wolf, Adler, Rabe) 80ff„ 101, 107, 149 (4), 151 (7); (Fuchs) 79f.; (Hund) 82f.; (Marder) 77; (Pferd) 78, 100, 115; (Lindwurm) 80, 111 „Tiermaske" 77 „Treue" 68f. Variation, rhythmische 12, 25, 148ff. Venantius Fortunatus 110 Vokativakzent 14, 28 „Volk" 64,97, 114 „Völkernamen" 64ff„ 98, 152 (11), 155 (29), 168 (33) Völkernamen (Nord-Angeln, HolmRugier u.a.) 22, 66f„ 95; (Markomannen, Buccinobanten, Ragnaricier, Raumaricier) 16; (Visburgier, Chasuarier, Chattuarier) 29; (Harier) 47; (Chauken) 63; (Langobarden) 76; (Erminonen, Ingvaeonen, Istvaeonen) 108; (Warnen) 156; (Kelten) 163 (13) Völkerwanderung 54, 106f., 116 Volksrechte 7, 64 „Waffen" 76f„ 84ff„ 89f„ 99f, 149 (3), 153 (18) Waffennamen 90 Walküren 120, 137, 139 Wandernamen 18f„ 24 (2), 65f„ 82, 88, Anh. 2, Nr. 33 f. Wasserweihe 8 Wechsel, grammatischer 35, 44, 168 (31) „Werne" 61, 71 Weihesteine, germ.-lat. s. Götternamen
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Sachregister
Westfranken (Lautgeschichte) 18, 29, 32, 123; (PN) bes. 12, 18, 25, 29f„ 32, 46, 73, 123, 141, 153 (19), 155 (24), 156f. Westgermanen (PN) bes. 17, 101, 169 s.a. Angelsachsen; deutsche Stämme; Langobarden; Sachsen; Westfranken
Widsid 35, 67, 121 Wurzelnomina 20, 27, 159 (4) Zauberdichtung 108, 112 Zauberspruch, 1. Merseburger 138 „Zeit" 102 Zeitgedicht 10