Mähren in der Spätbronzezeit und an der Schwelle der Eisenzeit

Mit der Bronzezeit auf ihrem Höhepunkt befaßte ich mich bereits im Jahre 1955, als mir im Vorgeschichtlichen Institut de

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German Pages 238+XC [334] Year 1970

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Table of contents :
Vorwort 1
I. Einleitung 9
II. Die schlesische Kultur 18
III. Die Podoler Kultur 56
IV. Bronzegegenstände des späten Bronzezeit 89
V. Einflüsse der sog. thrako-kimmerischen Denkmälergruppe in Mähren 147
VI. Mähren an der Schwelle der Eisenzeit 173
Schlusswort 187
Verzeichnis der Fundstätten der schlesischen Kultur in Mähren 195
Verzeichnis der Fundstätten der Podoler Kultur in Mähren 212
Literaturverzeichnis 218
Verzeichnis der zitierten Sammelwerke 234
Verzeichnis der angewandten Abkürzungen 235
Tafeln
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Mähren in der Spätbronzezeit und an der Schwelle der Eisenzeit

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O P E R A

U N I V E R S I T A T I S F A C U L T A S

SPISY

U N I V E R S I T Y

P U R K Y N I A N A E

B R U N E N S I S

P H I L O S O P H I C A J.

E.

F I L O S O F I C K Á

PURKYNĚ

V

BRNĚ

F A K U L T A

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V L A D I M I R

M Ä H R E N IN D E R

P O D B O R S K Y

SPÄTBRONZEZEIT

UND A N DER S C H W E L L E D E R

EISENZEIT

VLADIMIR

PODBORSKY

MAHREN IN DER SPÄTRRONZEZEIT UND AN DER SCHWELLE DER EISENZEIT

UNIVERSITA J.E. P U R K Y N E BRNO

1970

VORWORT

Mit der Bronzezeit auf ihrem Höhepunkt befaßte ich mich bereits im Jahre 1955, als mir i m Vorgeschichtlichen Institut der philosophischen Fakultät der Universität in Brno Prof. Dr. Emanuel Simek den Auftrag erteilte, als Thema meiner Diplomarbeit die Schlesisch-Platenicer Kultur i n Mähren zu bearbeiten. In den Seminaren Prof. Dr. Frantisek Kalouseks gelangte ich alsbald zur Über­ zeugung, diese ungewöhnlich umfangreiche und sehr bedeutsame Periode der urzeitlichen Geschichte Mährens nicht als einen einzigen Kulturkomplex, sondern in einigen Teilabschnitten bearbeiten zu können. Ich erkannte auch, daß sich das sog. Lausitzer Gebiet Mährens nicht vom südmährischen Donaugebiet iso­ lieren läßt, da gerade durch den Vergleich beider die wirkliche historische Rolle des geographisch frequentierten Territoriums Mährens hervortritt. Ursprünglich beabsichtigte ich, eine dreibändige Arbeit über die jüngere Bronzezeit, die spätere Bronzezeit und die ältere Eisenzeit herauszugeben, i n chronologischer Folge und mit kompletter Dokumentation des Quellenmaterials. Indes begann man aber in Mähren mit zahlreichen bedeutsamen Ausgrabungen, die i n vielen Fragen neues Licht auf die zu lösende Problematik werfen; selbstverständlich bleiben sie aber längere Zeit unbearbeitet und damit unzugänglich. Auch die Edition von Material monographien erscheint mir heutzutage weder notwendig noch tragbar. Ich entschloß mich daher, meinen früheren Plan i n etwas anderer Form und anderer Reihenfolge durchzuführen; das Endziel bleibt aber dabei gewahrt. Ich eröffne also die beabsichtigte Serie von Arbeiten mit einer Abhandlung über die spätere Bronzezeit und den Beginn der Eisenzeit, was mir gegenwärtig am nächsten liegt. Ich fasse die archäologischen Quellen lediglich in Tafel­ übersichten mit Angabe der Fundart, der grundlegenden Literatur und mit einem Hinweis auf die Abbildung zusammen, sofern diese im Buch angefügt ist. Abgebildet wird größtenteils lediglich chronologisch wertvolles Material, insbesondere wichtige Grabkomplexe und Bronzedepots. Auf den Tafeln sind die Materialien chronologisch angeordnet, i n Entwicklungsphasen, wobei die beiden extremen Pole ( H A / H B und H C ^ ) nur illustrationshalber festgehalten werden. Ich war bemüht, den eigentlichen Text der Arbeit von überflüssigen ar­ chäologischen Analysen und Analogisierungstendenzen freizuhalten; es bleibt weiterhin mein Streben, zum historischen B i l d der gegebenen Epoche zu ge­ langen. Ich bin mir aber darüber i m klaren, daß die Reichweite des historischen Zeitbildes von der Erkenntnis der diese Zeit bestimmenden Produktion abhän7

gig ist, in unserem Falle also von der Erkenntnis der spezialisierten Bronze-, gegebenenfalls bereits Eisenproduktion. Forschungen dieser Art werden gegen­ wärtig von einer Arbeitsgruppe i n Angriff genommen, die am Lehrstuhl für Vorgeschichte i n Brno entsteht; sie kann auch die unter der Obsorge Prof. Dr. Frantisek Kalouseks errichteten Laboranlagen heranziehen. Den Ergebnissen darf man diesbezüglich zwar nicht vorauseilen, und so wird man sich damit in einer selbständigen Arbeit befassen müssen. Mein aufrichtiger Dank gebührt dem Leiter des Lehrstuhls für Vorgeschichte an der Philosophischen Fakultät der J. E . Purkyne-Universität, Prof. Dr. Fran­ tisek Kalousek, für alle Mühe, mit der er meine Arbeit seit ihrem Beginn ver­ folgte. Ebenso aufrichtig danke ich meinen Kollegen an meinem Arbeitsplatz, Doz. Dr. R. M . Pernicka und Doz. D r . B. Dostäl, für die Schaffung eines gün­ stigen Arbeitsmilieus und für ihre zahlreichen Ratschläge. Dankbar gedenke ich auch Prof. Dr. V . Hrubys und seiner Mitarbeiter im Mährischen Museum in Brno, die mir die uneingeschränkte Exploitation der Sammlungs- und Literatur­ fonds der vorgeschichtlichen Abteilung des Mährischen Museums ermöglichten. Mein Dank gebührt auch allen Angestellten der Museen außerhalb von Brno, deren Sammlungen ich verwertet habe. Prof. Dr. J. Poulik verdanke ich die Möglichkeit der Ausnützung der reichhaltigen Bibliothek des Archäologischen Instituts der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften in Brno und ebenso Doz. Dr. A . Tocik die Ermöglichung des Studiums im Archäologischen Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften in Nitra. Allen Kollegen, die ich konsultierte, danke ich für ihre Anregungen bei meiner Arbeit. A n den Bildbeilagen dieses Buches beteiligten sich St. Sevcik und St. Pokorny; auch ihnen gebührt mein herzlicher Dank. Dr. Vladimir Podborsky Brno, am 17. Juni 1967.

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I.

EINLEITUNG

Sobald Mitteleuropa das erste Metall — das Kupfer — kennengelernt hatte, entsteht direkt i n seinem Zentrum eine einheimische Produktion von Metallgegen­ ständen. Vorderhand wissen wir noch nicht, welchen Quellen der Metallurg der alten Bronzezeit seinen Rohstoff entnahm: ob er das Kupfer lediglich auf dem Handelsweg aus den an Tagbaulagern reichen Gebieten (Slowakisches Erzgebirge, Siebenbürgen, Alpen, Mitteldeutschland) erwarb, oder ob er von allem Anfang an nach eigenen Quellen suchte. Die in den letzten Jahren aufstrebende spektrographische Untersuchung vermag vorderhand diese Frage nicht verläßlich zu beantworten. Der Reichtum an Bronzerzeugnissen, der insbesondere seit dem Beginn der mittleren Bronzezeit stark anstieg und in der jüngeren Bronzezeit seinen Kulminationspunkt erreichte, deutet nicht nur auf die Existenz zahlreicher lokaler Werkstätten in Mitteleuropa hin, sondern auch auf die Möglichkeit der Gewinnung lokaler kupferhaltiger Rohstoffe in ganz Mitteleuropa. Die ältesten äneolithischen Metallgegenstände aus dem Gebiet Mährens sind aus fremdem Rohstoff gefertigt, ja es handelt sich vielleicht größtenteils um fertige Importe aus höherentwickelten Gebieten. Die altbronzezeitlichen Barren, denen auch die mährischen Forscher verdiente Aufmerksamkeit widmeten, sind 1

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Eine mit Sicherheit nachweisbare heimische Produktion von Bronzegegenständen existierte in Mähren seit dem Beginn der mittleren Bronzezeit, wie Bronzegußstücke auf den Siedlungen, Funde von Gußformen und auch beginnende Rohstoffdepots dieser Zeit beweisen; es ist aber mehr als wahrscheinlich, daß bereits im Laufe der Stufe BA bei uns Bronzegegenstände hergestellt wurden. Die älteste Gußform zum Abgießen eines Bronzegegenstandes (kleinen Dolches) aus Ludefov (J. B ö h m , C V M S O 41-42, 1929, 146 ff., Taf. II: 5; H . D r e s c h e r , Gießerei 49, 1962, 817, Abb. 1) gehört zur Glockenbecherkultur; aus der Üneticer Kultur sind aber bisher Gußformen aus Mähren nicht bekannt (vgl. Konstatierung H . D r e s c h e r s , 1. c, 822), zahlreicher sind sie erst in der jüngeren Bronzezeit. L. P ä g o , (PV AÜ CSAV Brno 1963, 20 ff.; ders., Abhandlung im Buche K. T i h e 1 k a s, Hort- und Einzelfunde der Üneticer Kultur und des Veterover Typus in Mähren, 88 ff., spez. 95), schließt am ehesten auf slowakische Erze, bzw. sogar auf Erze aus Siebenbürgen (die Kupferförderung im Äneolithikum ist in der Slowakei nicht direkt nachgewiesen), lehnt die österreichische Provenienz ab, was in Ubereinstimmung mit den Ergebnissen der Arbeiten von M . N o v o t n ä steht (AR 7, 1955, 513; SlArch III, 1955, 84 ff., spec. 88; ibidem V-2, 1957, 309 ff.; - vgl. auch P. P a t a y, SlArch VI-2, 1958, 305). Eine systematische analy­ tische Bearbeitung der ältesten Metalle in Mähren, die von P. Misustov vorgenommen wurde (Mskpt. einer Diplomarbeit, 1967), verwies allerdings auch auf die Möglichkeit der Ver­ wendung anderer europäischer Rohstoffquellen. 2

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nach ihrer Provenienz nicht eindeutig bestimmt und neben den Vorstellungen von der Herkunft dieser Barren aus den Alpen (bzw. aus Mitteldeutschland) kommt i n der Literatur auch die traditionelle Meinung von ihrer Herkunft aus dem Südosten (Slowakei) vor. Einvernehmlich mit der Ansicht, wonach der Üneticer Barren eigentlich eine Form von Kupferrohstoff ist, existiert die A n ­ nahme von fremden Quellen des Kupferrohstoffes für diese Zeit. Die Rohstoff­ basis der jüngeren Perioden der Bronzezeit wurde vorderhand nicht untersucht und die spektrographische Untersuchung wird auf diesem Gebiet nicht in der Überzeugung appliziert, man habe zur Erzeugung der jüngeren Bronzegegen­ stände bereits auch umgeschmolzene ältere Erzeugnisse verwendet, die die Frage der Provenienz verzerren könnten. Viele Depots von Bruchstücken und Roh­ stoffen (Drslavice) belegen tatsächlich das Umschmelzen entwerteter Bronze­ stücke; man kann aber insbesondere Gegenstände einer Produktion außerhalb von Serien, bzw. solthe Stücke verwenden, bei denen die Verwendung eines hochwertigen, originellen Rohstoffs angenommen werden muß (z. B . Bronze­ gefäße). Die ersten Spektralanalysen dieser Art erwiesen die Möglichkeit der Feststellung des mutmaßlichen Herkunftsgebietes des Rohstoffs auch für den Kulminationspunkt der Bronzezeit; man hält es für möglich, daß auch für diese Zeit als Hauptquelle des Kupfers der Südosten Mitteleuropas, insbesondere die Sphäre von Siebenbürgen, i n Betracht kommt. Diese These findet ihre Unter­ stützung im Falle der Bronzestücke von Drslavice oder z. B . auch bei dem Dolch mit kreuzförmigem Griff von Stramberk; eine weitere Unterstützung bilden histo­ risch-archäologische Analogien. Zugleich wird man auch die Alpen als Quelle nicht übersehen können, wo bereits, angefangen von der Zeit um das Jahr 1700 v. u. Z . , die Kupferförderung vorausgesetzt werden kann; auch darf man lokale Möglichkeiten, besonders im Gebiet von Jeseniky, nicht außer acht lassen. Es scheint gewiß zu sein, daß Mähren während der ganzen Bronzezeit, unter Ein­ schluß ihrer Spätstufe, in den Rohstoffen von den reicheren Nachbargebieten abhängig war; wenn die lokale metallurgische Produktion dennoch damals ein so hohes Niveau erreichte, muß ein gutorganisierter Handel angenommen wer­ den, der den Rohstoff bereitzustellen imstande war. In dieser Hinsicht profi­ tierte das urzeitliche Mähren von seiner günstigen geographischen Lage. Die Lage Mährens an der Verbindungslinie zwischen dem mittleren Donautal 3

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M . N o v o t n ä , Musaica 1, 1961, 38 (hier Übersicht über die älteren Ansichten). Vgl. bereits J. S c h r ä n i l , Studie, 14 ff.; G . V. C h i 1 d e, Antiquity 1, 1927, 79 ff.; R. P i t t i o n i , ArchA, Beiheft 1, 1957; J. N e u s t u p n y u n d K o l l . , Pravek Ceskoslovenska, 176. — Die neuen Spektralanalysen der mährischen Üneticer Barren zeigen, daß die meisten davon östlichen (südöstlichen) Ursprungs sind, während der geringere Teil vielleicht aus den Ostalpen stammt (L. P ä g o, 1. c ) ; auf die Möglichkeit der unterschiedlichen Herkunft der mährischen Barren verwies auf Grund des verschiedenen Vorkommens von Spurenelementen im Material bereits J. O n d r ä c e k , P V M 1, 1958, 19, in neuerer Zeit auch P. M i s u s t o v, 1. c. J. K u c e r a , Pravek 2, 1904, 7 ff., 48 ff., 131 ff.; J. P a v e 1 i i k, PV AÜ CSAV Brno 1963, 27 ff.; V . P o d b o r s k y , Investigations, 175. P. M i s u s t o v nahm eine Analyse der Bronzeschalen vom Typus Jenisovice-Kirkendrup aus den Depots in Kotouc bei Stramberk, des Dolches mit kreuzförmigem Griff von derselben Lokalität sowie Analysen von Gegenständen aus dem Depot bei Cernotin vor (AR 19, 1967, 220 ff.; S P F F B U E 12, 1967, 27 ff.). V. P o d b o r s k y , A R 19, 1967, 194 ff. R. P i t t i o n i , M P K 5, 1944 — 51, 103 ff.; d e r s., Prehistoric Copper-mining in Austria. i

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und Nordeuropa garantierte bereits von Anfang an in der Bronzezeit den Z u ­ tritt von Einflüssen aus dem Donaugebiet und dem Karpatenkessel; diese E i n ­ flüsse — mag es sich um direkte physische Eingriffe oder nur um Handels­ importe gehandelt haben, die dann im lokalen Milieu Nachahmung fanden — beteiligten sich i n beträchtlichem Maße an der Formung der kulturellen Ent­ wicklung Mährens in der Bronzezeit. Ebenso war auch die Verbindung mit der nördlichen Nachbarschaft insbesondere im Zeitpunkt der jüngeren Urnengräber­ felder nicht ohne Bedeutung. Auch die westlichen Einflüsse aus Böhmen und dem oberen Donautal hinterließen i n bestimmten Etappen ihre Spuren i n Mähren; sie bewirkten aber keine solche regionale Variabilität der materiellen Kultur wie der südöstliche Einfluß, der sich insbesondere auf dem Gebiet östlich der March ausbreitete. Die geographische Situation Mährens verursachte zuletzt eine kulturelle Dreiteilung Mährens (ohne Einrechnung des verhältnismäßig selb­ ständigen Gebietes von Mährisch-Schlesien), in der urzeitlichen Geschichte eine Ausnahmserscheinung, die i n Mähren bereits i n der Bronzezeit verwurzelt ist. Diese Dreiteilung äußerte sich markant besonders i n der jüngeren Bronzezeit und dauerte bis ans Ende der Hallstattperiode fort. Sie verursachte vom Stand­ punkt der Erkenntnis dieser Perioden zahlreiche negative Erscheinungen, bietet aber auch die Möglichkeit einer positiven Auswertung: zu ihren negativen K o n ­ sequenzen gehört die natürliche Tendenz der älteren Forschergeneration, künstlich die gesamte Kulturentwicklung Mährens zu unifizieren, wodurch bis in die jüngste Zeit hinein der objektiven Situation nicht genügend Rechnung getragen wurde; auch wenn man dann die wirklichen Konnexionen aller drei wichtigsten Teile Mährens (Nord- und Mittel-, Süd-, Ostmährens) entweder zum Norden oder zum Donautal oder zur Slowakei hin erkannte, äußerte sich dies negativ bei der Applikation der verschiedenen Periodisierungssysteme, des Systems von M o n telius für den nördlichen Teil und Reineckes für den südlichen Teil. Die Schwie­ rigkeiten beim Vergleich beider Systeme führten dann zu Unklarheiten bei der Synchronisierung von Kulturgruppen, Kulturen oder ihren einzelnen Entwick­ lungsphasen aus verschiedenen Teilen Mährens. In Wirklichkeit sind aber die Voraussetzungen für eine Beobachtung des einheitlichen Entwicklungsrhythmus in ganz Mähren gegeben und in den Möglichkeiten einer Synchronisierung der Entwicklung in allen mährischen Gebieten kann man einen positiven Wesenszug der mährischen geographisch-kulturellen Dreiteilung erblicken. 9

• In der Bezeichnung der Kulturen sowie der einzelnen Entwicklungsphasen der Kulturen, also in der horizontal-geographischen und auch in der vertikal-chronologischen Terminologie besteht in der archäologischen Literatur nicht die erforderliche Einheitlichkeit. Der am meisten verwendete Begriff „Kultur" ist vieldeutig; er wird einerseits zur Bezeichnung derart weit­ gefaßter Komplexe verwendet, wie es z. B. die mitteldanubischen Urnengräberfelder sind, andererseits auch zur Benennung partieller zeitlicher und geographischer Abschnitte eines solchen ganzen Komplexes (z. B. Velaticer Kultur). Da die klassische Definition des Begriffes „archäologische Kultur", die mit der vielseitigen Abweichung eines Komplexes von dem anderen rechnet, mit dem Worte „mit scharfer Abgegrenztheit" der Kulturen in unserem geschichtlichen Abschnitt vielfach schon nicht wahrheitsgetreu ist, sind die Begriffe der hori­ zontal-geographischen Reihe (Bereich, Kultur, Gruppe, Typus) eigentlich nur eine Konvention; heute wissen wir, daß es nicht richtig ist, z. B. von einer Lausitzer-schlesischen oder einer Velaticer-Podoler Kultur zu sprechen, wenn wir zugleich den gesamten Komplex der Lausitzer oder der mitteldanubischen Urnengräberfelder als Kultur bezeichnen. Ich schlage in dieser Arbeit folgende Terminologie vor, die ich auch dabei konsequent verwende: Zivilisation der Urnengräberfelder (BD-HB) — Zivilisation der älteren Eisenzeit (Hallstattperiode — H C - D ) ;

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Schon die ältere Bronzezeit ( R BA^, 2 wie sie durch die Üneticer Kultur repräsentiert wird, ist in Mähren zumindest zweiteilig: die führende Rolle kann damals dem südmährischen Gebiet zugeschrieben werden, das zusammen mit der angrenzenden niederösterreichischen Tiefebene bis zur Donau die Heimat des mährisch-niederösterreichischen Zweiges der Üneticer Kultur bildete. Die Üneticer Gräberfelder in Zentralmähren (im Gebiet der Hanä) schließen sich damals dem angeführten Zweig völlig an; dies gilt aber nicht vom Gebiet Mährisch-Schlesiens und östlich der March ist (hauptsächlich in der Stufe B A ( ) die Kulturentwicklung völlig konform mit der slowakischen Nitra-Gruppe der älteren Bronzezeit. Intensive und vielseitige südöstliche Einflüsse zeigen sich in Mähren am Ende der älteren Bronzezeit, i n der vielfach behelfsweise als B A 3 bezeichneten Stufe; die Entstehung des sog. Vetefov-Typs hat nicht bloß interne Gründe, sondern wird durch die tatsächliche Expansion aus dem Karpaten­ gebiet bedingt, die durch die Mährische Pforte auch bis nach Schlesien^ drang. Sie bedeutet eine Unterbrechung der bisherigen Entwicklung der Üneticer Gräberfelder, die Entstehung befestigter Siedlungen mit reicher (handwerks­ mäßiger?) Keramik, nicht aber eine Bronzeproduktion und ein Beitrag an neuen keramischen Formen (doppelhenkelige Amphora, Krüglein mit hohem Hals), die bereits den Beginn der mittleren Bronzezeit, der Stufe R B B anzeigen. Der Vetefov-Typ, der heutzutage (mit Rücksicht auf seine interne Entwicklung und den Zusammenhang mit dem Süden) bereits die Bezeichnung VeterovKultur verdient, ist repräsentativ vor allem aus Südmähren bekannt, das wiederum eine Kultureinheit mit dem niederösterreichischen Typ von Böheimkirchen bildet; Ostmähren schließt sich wiederum eher an den westlichen Zweig der Mad'arovce-Kultur der Südwestslowakei an und der mährische Norden bleibt bis auf Ausnahmen unbekannt; es zeigen sich hier aber keramische Ele­ mente i n Übereinstimmung mit der schlesischen Gruppe von Nowa Cerekwia. Auch damals, an der Scheide zweier historischer Etappen, bewahrten sich gerade Süd- und Mittelmähren die Führerrolle im ganzen Land. Die Vetefov-Kultur spielte eine wichtige Rolle einerseits bei der Entstehung der Hügelgräberkultur an der Donau, andererseits — wie die Ausgrabung in Hradisko bei Kromefiz zeigte — auch bei der Genesis der Lausitzer Kultur. Die führende Rolle des mittleren Donautals im B B — C zeigte sich unter anderem auch in der Ver­ bindung oder Vereinheitlichung der Entwicklung im Territorium der Flüsse March und Waag mit der südmährisch-niederösterreichischen Tiefebene. H i n ­ gegen eröffnet das Zentrum Mährens nunmehr seine abweichende Kulturent­ wicklung und tendiert zur nördlichen Nachbarschaft, wo jetzt der lebensfähige Bereich der Lausitzer Urnengräberfelder — vorderhand in der sog. Vorlausitzer Phase — entsteht. Bereits jetzt, im Verlauf der mittleren Bronzezeit könnte man die Ausbildung einer Grenze zwischen den mährischen Hauptzonen verfolgen: zwischen dem nördlichen und mittleren Teil des Landes einerseits und dem Süden andererseits. Angefangen mit der Stufe B D läßt sich auch die mährische Ent­ wicklung i n chronologischen Maßstäben verfolgen, die für die Zeit der UrnenKulturbereiche der mitteldanubischen und der Lausitzer Urnengräberfelder — mitteldanubischer Hallstattbereich, Hallstattbereich im Gebiet von Elbe, Oder und oberem Waag; Lausitzer Kultur, schlesische Kultur, Velaticer Kultur, Podoler Kultur (mit Teilphasen in der Ent­ wicklung) ; Platenicer Kultur — Horäkover Kultur (mit Teilphasen in der Entwicklung). Den Begriff Stufe verwende ich nur im Sinne des Periodisierungssystems nach Reinecke.

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gräberfelder von H . Müller-Karpe ausgearbeitet wurden, auch wenn nicht behauptet werden kann, daß dieses System für alle mährischen Teile restlos verwendbar wäre. Im B D ( = Beginn der III. Per.) endete die Auskristallisie­ rung der Lausitzer Kultur, jenes ungeheuren Komplexes an der Elbe, Oder und am oberen Waag, der selbst in seiner Entstehung an progressive karpatische Elemente gebunden ist und über diese bis zu den Balkangruppen der Urnenfeldergräber an der unteren Donau reicht. Dieser, wenngleich nicht völlig einheitliche Komplex vermochte im weiteren Verlauf der Bronzezeit und auch noch i n der frühen Eisenzeit die südlichen Gebiete an der mittleren Donau zu beeinflussen. Der Lausitzer Bereich bildete zur Zeit der Urnengräberfelder ein Gegengewicht zum mitteldanubischen Bereich, und zwar sowohl i n Mähren, wie auch im westlichen Teil der Slowakei, wo zwischen diesen beiden Komplexen eine ziemlich dauerhafte Grenze verläuft; sie wird durch eine Linie bestimmt, die an die Nordhänge des Böhmisch-mährischen Höhenzuges anknüpft, weiter durch den mährischen Karst gegen Tisnov verläuft und über das Gebiet von Brno oberhalb des Zusammenflusses von Svratka und Svitava hinausreicht; sie verläuft dann weiter entlang der Südhänge des Höhenzuges von Drahany zur Pforte von Vyskov; dort schwenkt sie i n südöstlicher Richtung gegen Veseli nad Moravou ab, wobei sie C h i i b y und den nördlichen Teil der südmährischen Niederung vollauf in den Händen der Lausitzer Bevölkerung beläßt; i n der Slowakei findet sie dann ihre Fortsetzung zwischen den Weißen und Kleinen Karpaten i n der Richtung gegen Nove Mesto nad Vähom und N i t r a . Die Tripartizität Mährens in der älteren Zeit der Urnengräberfelder äußert sich so: östlich von der March reicht die Gruppe der Urnengräberfelder vom oberen Waag herein, die insbesondere noch durch Grabhügel i n Vlachovice (Bez. Gottwaldov) und i n Tichov (Bez. Gottwaldov) vertreten i s t ; dieses bisher wenig bekannte Gebiet macht im Vergleich zu den weiteren Teilen Mährens den Eindruck einer peripherisierten Gruppe, die einigermaßen aus dem Rahmen der üblichen chronologischen Maßstäbe herausfällt. In Mittelmähren (Gebiet der Furche an der oberen March) erreichte die Lausitzer Kultur im engeren Sinn des Wortes vollen Aufschwung und wird hier von Urnengräberfeldern vom Typ Urcice, Postoupky, Hrubcice, Mostkovice, Kostelec n. H . u. a. repräsen­ tiert, von denen viele durchgängig bis zum Ende der Hallstattperiode in Verwendung stehen. Die Funde aus dem mährischen Teil Schlesiens (Gräber11

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Beiträge I, II. Das Urnengräberfeld in Tisnov (vgl. J. N e k v a s i 1, A R 10, 1958, 23) gehört noch der Lausitzer Kultur an und wird vielleicht nur im Bestattungsritus vom Donaugebiet her beeinflußt; südmährische Einflüsse griffen aber tief in das schlesische Milieu ein, z. B. auf dem Gräberfeld in Drnovice bei Vyskov (J. N e k v a s i 1, A R 16, 1964, 588-89) oder in Brodek ( M M , V M O , M Prostejov), wenn auch bereits in der vorhergehenden jüngeren Bronzezeit solche wechselseitige Kontakte der beiden Gebiete existierten. » V . P o d b o r s k y , S P F F B U E 1, 1956, 22, Abb. 1, 2; J. R i h o v s k y , A R 10, 1958, 209, Abb. 109; J. N e k v a s i l , SbCsSA 2, 1962, 143, Abb. 1; J. P a u 1 i k, Stud. zvesti 13, 1964, 163. J. P a v e l c i k , Valassko 5, Nr. 2 - 3 , 1956, 116 ff.; d e r s., PV AÜ CSAV Brno 1960, 68 ff.; d e r s . , P V M 2, 1961, 68 ff.; V. D o h n a 1, Pet let, 6. ' A. G o t t w a l d , C V M S O 33, 1906, 38 ff.; d e r s . , Pravek 4, 1908, 102 ff.; I. L. C e r v i n k a , Vestnik musejni a prümyslove jednoty v Prostejove 1900, 39 ff.: T. K v i c a 1 a, Z dävnych vekü I, 1947-48, 179. 1 1

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feider Opava-Katefinky, Üvalno ) stehen i n enger Beziehung zum Material aus der Umgebung von Glubczyce und W r o c l a w , aber auch damals war die Ver­ wandtschaft mit Mittelmähren noch nicht unterbrochen. Einige torsoartige Funde im Gebiet der kleinen Hanä (Boskovice, J e v i c k o ) entsprechen in ihrer Form vollauf der Lausitzer Kultur Zentralmährens. Südmähren war in der älteren Periode der Urnengräberfelder von der Bevölkerung der Velaticer Kultur des mitteldanubischen Bereichs der Urnengräberfelder besiedelt, denen J. Rihovsky sachkundige Aufmerksamkeit widmete; dieses Gebiet ist nach der Auskristalli­ sierung der Velaticer Kultur aus ihren alten mitteldanubischen Fundamenten verhältnismäßig einheitlich. Es hat mit Rücksicht auf seine Lage auch zahlreiche Berührungspunkte mit dem Gebiet der oberdanubischen Urnengräberfelder, bzw. mit Mittel- und Südböhmen (etagenförmige Urnen, Attinger Ornament), wie insbesondere durch die Ausgrabung des Gräberfeldes bei Oblekovice (Bez. Znojmo) und i n Tesetice — Ruskä ulice (Bez. Znojmo) nachgewiesen wurde. Die bisherigen Ergebnisse der Periodisierungsversuche i n den mährischen Teilen der älteren Urnengräberfelder entsprechen im allgemeinen dem Entwick­ lungsrhythmus, wie ihn H . Müller-Karpe formulierte. Die Stufe B D ist i m Lau­ sitzer Teil durch fertige Altlausitzer Keramik mit ausklingenden Buckeln ver­ treten; diese Keramik knüpft unmittelbar an die späte Vorlausitzer Buckel­ keramik an, wie sie insbesondere aus Hügelgräbern (Zähofi) und aus der Schicht C aus Hradisko bei Kromefiz bekannt ist. Die Stufe B D mit der A l t lausitzer Keramik ist aus den Urnengräberfeldern vom Typus MostkoviceZelechovice-Mezice bekannt; dort trifft sie bereits auch mit der Mittellausitzer Keramik ohne Buckel zusammen, die i n Grabkomplexen ausnahmsweise auch von Bronzegegenständen der Stufe B D — H A j begleitet wird. Diese beiden älteren Lausitzer Phasen hängen organisch zusammen. Zwischen die zweite Phase und die sog. Junglausitzer Phase mit Riefenkeramik (Kostelec) schiebt sich ein kurzer Zeithorizont mit südlichen Einflüssen der Velaticer Kultur ein (Moravicany, Mostkovice). Die Kostelecer Phase wird durch nicht allzu zahl­ reiche Bronzestücke (Kostelec, Grab Nr. 1, 20, 41, 43; Domamyslice, Grab 16

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L. J i s l , A R 1, 1949, 59 ff.; d e r s., Ceskopolsky sbornik 1, 1955, 9 ff.; d e r » , CS1MO 14, 1965, 7 ff.; d e i s . , Investigations, 152. M . G e d I, Silesia antiqua 1, 1959, 11 ff.; d e r s . , Kultura luzycka na Görnym Slqsku, 161-2; L . J i s l , CS1MO 14, 1965, 20. J. S k u t i l , Pravek Boskovska, 51; Archiv AÜ C S A V Brno Gz. 85, 8 0 - 8 4 (M Jevicko). SbCsSA 3, 1963, 61 ff. (hier sind auch die früheren Beiträge angeführt). Von J. N e u s t u p n y vorgeschlagener Begriff (Tihelküv sbornik — Sbornik III AÜ CSAV Brno, 1963-64, 137 ff.). J. R i h o v s k y , PA L I M , 1961, 229 ff.; d e r s . , C M M B 46, 1961, 19 ff.; V. P o db o r s k y , S P F F B U E 3, 1958, 27 ff. Für das Lausitzer Gebiet (speziell für Zentralmähren) ist dies die Einteilung J. B ö h m s (Zäklady, 71 ff.; Kronika, 281 ff.) und J. F i l i p s (PA X X X X I , 1936-38, 14 ff.; Popelnicove pole, passim; Pravlke Ceskoslovensko, 208, 210), die vom Autor (SPFFBU E 5, 1960, 30, Abb. 2) und J. N e k v a s i l (AR 16, 1964, 225-264) akzeptiert wurde, für das mitteldanubische Gebiet die Einteilung J. R i h o v s k y s (PA X L I X - 1 , 1958, 113, Abb. 11). Zum Begriff Zähofi vgl. J. B ö h m (1. c.)j es handelt sich um eine Reihe konkreter Lokalitäten, wie z. B. Kostelec bei Holesov, Pavlovice u. a. — V . S p u r n y, PA X L V , 1954, 357 ff. 1 6

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Nr. 2, 13) und durch die Typologie der Keramik gegen Schluß von H A datiert. — Im südmährischen Teil entspricht der Stufe B D die ältere Stufe der Velaticer Kultur, wie sie durch die Gräberfelder vom Typus Lednice und Marefy repräsentiert und von einem Gemisch von Bronzegegenständen der Stufe B D — H A j begleitet wird; sie entsteht organisch aus dem gemischten H o r i ­ zont der Hügelgräber und der Velaticer Kultur (Blucina), der insbesondere durch Bronzegegenstände und zahlreiche Rezidiven der mittleren Bronzezeit i n die Periode B C / D datiert wird. Die Kulminationsphase der Velaticer Kultur, die durch das bekannte Grab aus Velatice I mit dem Schwert vom Liptauer Typus und die Schale vom Typus Friedrichsruhe vertreten ist, deckt sich mit der Stufe H A i , während das mit der Junglausitzer Rillenkeramik zeitlich parallele Gräberfeld in Oblekovice eher in der jüngeren Periode der Stufe H A steht (hier beginnt auch die älteste Entwicklung des Gräberfeldes von Klentnice). Diese Entwicklungsphasen der älteren Stufe der Urnengräberfelder lassen sich orientationshalber auch in den Depots der Bronzegegenstände unterscheiden; '* mit Rücksicht auf den problematischen Charakter einer genauen Datierung der Bronzedepots kann man hier nicht ganz mechanisch vorgehen (zur Ausschei­ dung der zeitlich parallelen partiellen Entwicklungsphasen diente insbesondere die horizontale Stratigraphie der Gräberfelder) und vor allem lassen sich die beiden Phasen der Stufe H A i n den Depots nicht genau unterscheiden. Die späten Hügelgräberdepots werden i n Mähren durch das Lager aus H u l i n re­ präsentiert, das ebenso wie die Depots i n Blucina Spuren der einsetzenden Periode der Urnengräberfelder aufweist. Die beiden Depots i n Drslavice wurden etwas später eingegraben (vgl. hier die Anwesenheit älterer Spindlersfelder Fibeln, die in den Depots von H u l i n und Blucina fehlen), und obwohl auch sie noch einige Reminiszenzen an die Mittelbronzezeit aufweisen, muß ihre Aufbewahrung i n die Stufe B D / H A i datiert werden. Die beiden weiteren Phasen, die den Depots vom Typ Kfenüvky-Stramberk aus dem Beginn der Stufe H B vorangehen, sind i n den Schätzen vom Typus Pfestavlky-Slatinice-Lesany zusammengeschlossen, wo als maßgebliche Formen 23

2

25

26

2 3

Vgl. auch J. B o u z e k , Musaica 5, 1965, 13 ff.; Taf. auf S. 15. Bronzedepots begleiten in Mähren — ähnlich wie im gesamten Ostalpenmilieu, dessen Bestandteil im wesentlichen ganz Mähren ist — den ganzen Ablauf der Bronzezeit, was in diesem an Rohstoffen so reichen Gebiet, bzw. im Umkreis dieses Gebietes, begreiflich ist (F. H o l s t e , PZ 26, 1935, 59). Es ist daher nicht tunlich, spezielle Horizonte von Depots (insbesondere in der Bedeutung von Unruhe, Gefahr, militärischen Einfällen usw.) zu suchen, obwohl z. B. der Depothorizont von Drslavice (BD — HAj) eine ausgeprägte Angelegenheit des südöstlichen Teiles Mitteleuropas ist, ebenso wie der thrako-kimmerische Horizont der ausgehenden Bronzezeit angehört. Vgl. bereits H . J. H u n d t , J d R G Z M 2, 1955, 102, insbesondere methodologisch aber Z V i n s k i - K . V i n s k i - G a s p a r i n i , Opuscula archaeologica 1, 1956, 102 ff. (hierzu kritisch: M . N o v o t n ä, A R 10, 1958, 151 und Musaica 3, 1963, 70; F. M a i e r, Germa­ nia 37, 1959, 330 ff.). Mit dem problematischen Charakter einer genauen Datierung der Bronzedepots befaßte sich an einigen Stellen auch O. K y 11 i c o v ä. — Hingegen machte einst F. H o l s t e auf die Unterschätzung der chronologischen Bedeutung der Depots auf­ merksam (Zur Chronologie Depotfunde, 5). Die Depots von Drslavice sind in Mähren der markanteste Beweis für große Bruch­ stückdepots aus dem Beginn der Zivilisation der Urnengräberfelder, die damals in Mittel­ europa allgemein vorkommen (O. K y t l i c o v ä , PA LII-1, 1961, 242). 2/1

2 5

M

15

i

i M I R

|

Südmähren

Mittelmähren

1 Depots

1 II.

l

BC

BLUCINA

ZÄHORI

BD

MAREFY —LEDNICE

MOSTKOVICE

DRSLAVICE

HAj

VELATICE

HRUBCICE

PRESTAVLKY

HA

OBLEKOVICE

KOSTELEC

2ELEZNE

HULIN

III.

2

I

IV. KLENTNICE

I

DOMAMYSLICE

I

KLENTNICE

II

DOMAMYSLICE

II

HB!

HB

2

HB

3

HC

t

TESETICE

URCICE —KUMBERKY

HC

2

HORAKOV - H O L A S K Y

SELOUTKY

V.

BRNO-OBRANY

I

BRNO-OBRANY

II

BOSKOVICE

CELECHOVICE

PTENI — H O R K A

-PODOLI

KRENÜVKY

n. M .

CERNOTlN

NÄKLO

VI.

Abb. 1 — Synchroniiationiübersicht

über die Entwicklung der Urnenfelderzeit und der älteren Hallstattzeit in Mähren

jüngere Spindlersfelder Fibeln, einteilige Schildfibeln mit Achterschleifen, ein Griffzungenschwert vom gewöhnlichen Typus, ein Schwert vom Liptauer Typus, eine einrippige Griffzungensichel usw. auftreten. Die Depots mit reinem Inventar der Stufe H A i fehlen, am meisten kommt ihnen das Lager aus Slatinice mit seiner wichtigen Fibel nahe (vgl. weiterhin); E. Sprockhoff bezeichnete Pfestavlky als typisches Depot von HA*. Die Depots der beginnenden späteren Bronze­ zeit ( H B ) unterscheiden sich von den jungbronzezeitlichen vor allem durch ihren Inhalt. Die angeführte Periodisierungsübersicht der jüngeren Bronzezeit i n Mähren (Abb. 1) ist vom System der Urnengräberfelder des Nordalpengebietes abhängig; für den konservativeren Bereich der Lausitzer Kultur ist diese Periodisierung progressiv, aber doch anwendbar, hängt allerdings von einer weiteren gründli­ chen Bearbeitung der skandinavischen Chronologie von Montelius ab. P. Reinecke brachte ursprünglich seine Stufe H A i n Zusammenhang mit der I V . Periode nach Montelius. So bürgerte sich die Einreihung der Stufe H A insbesondere in der polnischen und deutschen Literatur ein, wo die I V . Periode üblicherweise als jüngere Bronzezeit bezeichnet wird, während man die V . Pe­ riode mit der jüngsten Bronzezeit, d. h. mit der Stufe H B , in zeitliche Parallele bringt (J. Kostrzewski). Als die süddeutsche Stufe H B i n zwei aufeinander­ folgende Phasen geteilt war (E. Gersbach, W . K i m m i g ) , verwies E. Sprockhoff durch eine Analyse der Depots aus Reitwisch, Bäk, Simonshagen u. a. auf die Tatsache, daß beiden Phasen von H B im Norden das Ende der I V . und fast 16

37

die ganze V . Periode entspricht; damit wurde die Tatsache ausgedrückt, daß sich die i n sich geschlossenen Stufen Reineckes harmonisch nicht mit den ab­ geschlossenen Perioden nach Montelius decken. So schlug man den Weg einer Spaltung der III. und I V . Periode i n Teilphasen ein. In jüngster Zeit versuchte dann E. Baudou eine direkte Verbindung der III. Periode mit der Stufe H A i , 2 nach Müller-Karpe nachzuweisen; er setzte die I V . Periode den Stufen H B i , 2 gleich und beließ der V . Periode als Parallele lediglich die Stufe H B 3 . In der übersichtlichen Synchronisierungstafel (Abb. 1) werden beide letztgenannten Synchronisierungsrichtungen berücksichtigt; besonders orientieren wir uns an die Auffassung Sprockhoffs, an die sich auch W . Milojcic und weitere auslän­ dische und tschechische Autoren hielten. Mit dem Fundhorizont Klentnice—Domamyslice—Kfenüvky beginnt in Mähren die späte Bronzezeit. Unter dem Aspekt des Umbruchs der Zivilisation von der Bronze zum Eisen gewinnt dieser Teil der urzeitlichen Geschichte große Bedeutung, denn dabei spielte sich die Entdeckung des Eisens ab und noch i n ihrem Rahmen begann sich die Kenntnis der eisenverarbeitenden Metallurgie zu verbreiten. Das zentrale Lausitzer Gebiet Mährens geht nun i n die schlesische Kultur über; eine analoge Entwicklung verlief auch i n Ostmähren und Schle­ sien. Südmähren beginnt sich nun weitaus stärker in der Richtung zur süd­ östlichen Nachbarschaft zu orientieren, unter deren Einfluß es hier zur Ent­ stehung der Podoler Kultur kommt. 28

29

3 7

PZ 34—35, 1949—50, 89, passim; Chronologische Skizze. Einteilung, spez. S. 133-137. Germania 37, 1958, 84. Ferner J. D. C o w e n , 36. Bericht d R G K , 1955, 55; H. T h r a n e , AAKab 29, 1958, 118, Ann». Nr. 28; J. R i h o v s k y , P A X L I X - 1 , 1958. 110 ff., Taf. auf S. 113; O. K y t l i c o v ä , PA L - l , 1959, 120 ff., 151; V. P o d b o r s k y , SPKFBU E 5, 1960, 23 ff. 2 8

2 9

17

II. D I E S C H L E S I S C H E

KULTUR

Im Jahre 1892 trennte J. L. Pic auf Grund des Materials aus Svijany und Nepasice in Böhmen die jüngere Stufe der Lausitzer Kultur ab und bezeichnete sie als „schlesischen Typus". Diese Bezeichnung entsprach den damaligen Vor­ stellungen, vom Zuzug der Träger des schlesischen Typs aus Schlesien her, also einer Konzeption, die später von J. Schränil und insbesondere von J. Filip for­ muliert wurde. Das Gebiet Mährens hatte in der späteren Bronzezeit viele gemeinsame Merkmale mit der Entwicklung in Böhmen und es ist daher ver­ ständlich, daß der Begriff „schlesische Urnengräberfelder" bald auch nach Mähren übertragen wurde, wie aus der Schrift F. Cernys und den Arbeiten I. L. Cervinkas ersichtlich ist; diese beiden Forscher erwarben sich große Verdienste um die Erkenntnis der schlesischen Kultur in Mähren auch in prak­ tischer Hinsicht. Neben ihnen wären noch A. Gottwald, K. Dobes, K. Schirm­ eisen, J. Kvicala, A. Rzehak, A. Telicka, in neuerer Zeit dann V. Podborsky, J. Nekvasil, J. Pavelcik und L. Jisl zu erwähnen; ihre Arbeitsergebnisse und ihre Publikationstätigkeit bedeuten einen Beitrag zur Erkenntnis der schlesischen Kultur in Mähren. Zentralgebiet der schlesischen Kultur ist das Gebiet der Mährischen Hanä, wo insbesondere die Umgebung von Prostejov, Olomouc, Kromefiz, Prerov und Litovel Spuren dichter Besiedlung aufweist. Entlang des Einzugsgebietes der March lassen sich aber schlesische Fundstätten südwärts bis ins Gebiet von Uherske Hradiste, im Norden hingegen bis in die Gegend von Sumperk und Novy Jicin nachweisen; man kann daher sagen, daß die beiden Marchfurchen das Rückgrat der schlesischen Besiedlung in Mähren darstellen. Von der zentra­ len schlesischen Ökumene kennen wir auch die bisher bedeutendsten mährischen Fundorte, wie Domamyslice, Horka nad Moravou, Krumsin, Kfenüvky, Mohelnice, Pteni, Seloutky, Slatinky, Triüce, Unicov, Urcice usw. Die Südgrenze der schlesischen Kultur ist identisch mit der Abgrenzung der Kulturen in der 30

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33

34

30 Starozitnosti II-3, 37. Popelnicovä pole, 46 ff. (hier auch die Geschichte des Problems und weitere Literatur). Popelnicovä pole na MoravS, Brno 1909. Popelnicovä pole, Pravgk 4, 1910, 54 ff.; Kultura popelnicovych poli na Morave, Brno 1911. V g l . das Verzeichnis der F u n d s t ä t t e n am Ende der Arbeit, wo auch die einschlägige Literatur u n d Hinweise auf die Abbildungen i n dieser Arbeit angeführt sind. 3 1

3 2

3 3

3 4

18

A b b . 2 — Auswahl schlesischer K e r a m i k aus Ü v a l n o (nach L . Jjsl) 2* 19

jüngeren Bronzezeit (vgl. oben), man kann aber schon jetzt eine größere Aktivität der schlesischen Bevölkerung beim Vordringen nach Süden über diese Grenze hinaus beobachten. Auf den Grenzlokalitäten: Bohuslavice, Brankovice, Brno-Krälovo Pole, Brno-Lisen, Brno-Obfany, Brno-Zidenice, Drnovice, Lovcicky, Neslovice—Zbysov, Podoli, Sardice, Sobülky, Velatice und Tvaroznä trifft die schlesische Kultur ganz geläufig mit der zeitlich parallelen süd­ mährischen Podoler Kultur zusammen, ohne daß ihr keramischer Ausdruck sich stilistisch gegenseitig beeinflussen würde. Aus den Fundorten: Borkovany, Horni Dubnany, Klentnice, Kfepice, Oblekovice, Oslavany und vielleicht auch aus einigen weiteren (Moufinov, Rokytnä) sind schlesische keramische Funde aus dem Innern der Podoler Ökumene bekannt. Durch das Flachland von Drahany wird dann von dieser zentralen mittelmährischen Gruppe der schlesischen Kultur eine Enklave auf der Kleinen Hanä abgeteilt, die sich in ihrem Kultur­ ausdruck keineswegs von dem der eigentlichen Hanä unterscheidet; hierher ge­ hören insbesondere die schlesischen Gräberfunde aus Bezdeci bei Trnävka, aus Biskupice und Velke Opatovice, aus den Siedlungen bei Jevicko, Boskovice, Sebetov und insbesondere die Depots aus Korenec und Boskovice—Lipniky. Die Gruppe der vom mährischen Zentrum geographisch isolierten Lokalitäten im mährischen Teil Schlesiens ist im Zeitpunkt der schlesischen Kultur selb­ ständiger und verliert mit Zentralmähren augenscheinlich den Kontakt. Bisher kennen wir aber von dort nur verhältnismäßig wenige wertvolle keramische Komplexe und in den verfügbaren (Gräberfeld in Opava-Katefinky, Üvalno, Siedlungsfunde aus Üvalno) lassen sich vielseitige nördliche und nordwestliche Einflüsse unterscheiden; wie L. Jisl nachwies, handelt es sich um Einflüsse aus dem Gebiet von Wroclaw, Sachsen und vielleicht auch aus Zentralböhmen, man kann aber auch die grundlegende Konzeption in den Formen mit ihrer Analogie mit Zentralmähren nicht außer acht lassen; auch in Schlesien kann man mit Einflüssen aus Zentralmähren rechnen, auf die M. Gedl hinwies und die auch außerordentliche Podoler Elemente bis nach Schlesien hinein vermittelten (Abb. 2: 4). Für die Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen Schlesien und Zentralmähren haben zahlreiche Lokalitäten im weiteren Umkreis der Mährischen Pforte, in der Umgebung von Hranice und Novy Jicin Be­ deutung, insbesondere dann Kotouc bei Stramberk; ihre keramische Form ent­ spricht eher Zentralmähren als Schlesien. Auf den beiden wichtigsten Gräber­ feldern in Mährisch-Schlesien ist eine Lausitzer-schlesische Entwicklung nach­ gewiesen, während die Platenicer Stufe von hier fehlt. Dasselbe gilt auch offensichtlich für vereinzelte, in jüngster Zeit entdeckte, vorderhand aber noch 35

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38

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Ebenso wie umgekehrt die Podoler Keramik vereinzelt nördlich über die e r w ä h n t e Grenze vordrang ( v g l . oben A n m . N r . 1 1 ) ; sogar bis i n Schlesien ( Ü v a l n o ) sind N a c h k l ä n g e an den Podoler keramischen Stil bekannt. 3 6 1

L. J i s l ,

CSIMO

14, 1965, 16, 20.

3 7

M . G e d l (Silesia antiqua 1, 1959, 11 [f.; Kultura luiycka na Görnym Slqsku, 1 9 6 1 - 2 ) trennte die Gruppe v o n Glubczyce der Lausitzer K u l t u r mit den Mittelpunkten i n Oberschlesien i n der Umgebung v o n Glubczyce u n d Opava ab u n d schied sie so v o n der durch die Oder getrennten oberschlesischen Malopoler Gruppe; diese Gruppe hat nach M . G e d l starke Beziehungen z u den m ä h r i s c h e n G r ä b e r f e l d e r n i n der Umgebung von Olomouc. 3 8

20

L. J i s l ,

1. c , 20.

nicht näher untersuchte Lokalitäten in der Umgebung von Opava und besonders auch für das Burgwallsystem bei Ü v a l n o . Das Gebiet Ostmährens scheidet sich vom Zentrum auch etwas stärker ab als früher; J. Nekvasil verwies auf die besondere Erscheinung, wonach nämlich in den Randgebieten der schlesischen Kultur (Tisnov, Vlachovice, Stavenice) das Hügelgrab als Element des Bestattungsritus lange Zeit fortdauert. Die Fortdauer des Hügelgräberritus ist aber keine Ursache für die Unterscheidung einer selbständigen ostmährischen Gruppe der schlesischen Kultur (die Hügelgräber von Tisnov bargen klassische zentralmährische Keramik); wir erblicken die Hauptursache in der Spezifität der ostmährischen Keramik in bezug auf Form und Verzierung, wie sie insbesondere auf der Nekropolis von Vlachovice (Abb. 3), ferner auf den Gräberfeldern in Bylnice, Prstne, Sehradice u. a. reichlich vertreten ist. Morphologische Analogien zu dieser Keramik lassen sich teilweise auf verwandten Gräberfeldern am Mittellauf des Waag in der Slowakei vorfinden, teilweise muß die dortige Spezifität durch Peripherisierung und Lokalisierung erklärt werden. Die Depots Ostmährens sind nicht besonders markant (Vlcnov, Kostelec bei Holesov, Pravcice, Zädvefice) und fallen typologisch ganz und gar in die schlesische Kultur der mährisch-südpolnischen Sphäre. Auf den ostmährischen Gräberfeldern ist eine kontinuierliche Lausitzer-schlesische Entwicklung nachweisbar (Vlachovice, Sehradice), ähnlich wie in Schlesien fehlt aber hier die Entwicklung der Hallstattperiode. Burgwälle und Siedlungen der schlesischen Kultur sind in Ostmähren zwar bekannt (Klästov bei Bratfejov), bisher wurden dort aber keine Ausgrabungen vorgenommen. Als repräsentativ muß (schon mit Rücksicht auf den geographischen Umfans und die Menge der Funde) das zentralmährische Gebiet der schlesischen Kultur angesehen werden. Die weiteren Erörterungen und insbesondere die Versuche einer Periodisierung befassen sich daher insbesondere mit diesem Zentralgebiet. Die Entstehung der schlesischen Kultur in Mähren scheint bereits geklärt zu sein; die traditionelle Auffassung einer ununterbrochenen Kontinuität in der Entwicklung der Lausitzer Kultur in Mähren, wie sie bei der älteren Generation auch durch den Ausdruck „Lausitzer-schlesisch" oder „ Übergangsentwicklung" ausgedrückt wurde, fand in der neueren Zeit zahlreiche Verfechter und wurde auch durch neue Ausgrabungen auf Gräberfeldern (Tisnov, Vlachovice) sowie durch die neuere Bearbeitung einiger früher bekannter Gräberfelder (Mohelnice, Üvalno) bestätigt. Die Junglausitzer Keramik geht in Bezug auf den Stil in die schlesische über und anscheinend wird man bereits auch eine selbständige Lausitzer-schlesische Stufe abtrennen können, die in Grabkomplexen (Domamyslice I) feststellbar ist. Mit den derzeitigen Klassifikationsmethoden der Keramik kann man allerdings nicht eine kontinuierliche Entwicklung dieser zwei zeitlich aufeinanderfolgenden Kulturen restlos nachweisen; die Herstellung von Keramik 39

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10

J P a v e l c i k . C S 1 M O 9, 1960, 16 ff. A R 10, 1958, 24; ibidem 16, 1964, 252. - V g l . auch I. P a v e U i k , P V M 2, 1961, 9G ff. J. P a v e l f i k , Valassko 5, 1956, 116; d e r s , P V M 2, 1961, 108; V . D o h n a 1, I nvestigations, 154. V g l . bereits I. L . C e r v i n k a , Pravek 4, 1908, 90; i n neuerer Zeit J . K v i £ a 1 a, P A X L V , 1954, 263 ff.; V . P o d b o r s k y , S P F F B U E 1, 1956, 20 ff.; J . N e k v a s i l , A R 16, 1964, 229 ff.; d e r s . , Investigations, 1 4 5 - 6 ; L . J i s 1, C S 1 M O 14, 1965, 20. 4 0

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A b b . 3 — A u s w a h l schlesischer Keramik aus Vlachovice (nach J . Pavelcik)

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war ein allzu lebendiges Gewerbe, als daß es eine wirkliche ethnische Konti­ nuität hätte widerspiegeln können. Daher ist meines Erachtens wichtigere Tatsache die ununterbrochene Fortdauer der Gräberfelder, auf denen sich sehr oft in der horizontalen Stratigraphie alle Entwicklungsstufen der mährischen Lausitzer Kultur nachweisen lassen, besonders die Lausitzer und die schlesische Stufe; auch die Homogenität des Bestattungsritus der Stufe von Kostelec und Domamyslice, die J. Nekvasil dazu bewog, diese Stufen in einen einheitlichen mittleren Abschnitt der Lausitzer Kultur einzubeziehen, stellen einen Beweis für diese Kontinuität dar. Ebenso liegen die Dinge mit größter Wahrscheinlichkeit auch bei den Siedlungen, diese sind jedoch nicht so beweiskräftig, da sie nicht aus­ gegraben wurden. Aber auch die Bronzedepots vom Horizont von Kfenüvky, die manchmal zahlreiche Archaismen aus H A (z. B. Kotouc bei Stramberk, Depot Nr. 4 — vgl. Tafel 10—12), also aus der Junglausitzer Periode enthalten, sind in gewissem Maß ein Beweis für die Kontinuität der Lausitzer-schlesischen Kultur. Vor einigen Jahren erstellte ich eine übersichtliche Tabelle über die Entwicklung der Lausitzer Gräberfelder in Mähren und bis auf den heutigen Tag gibt es dazu nicht viel zu ergänzen. An der Tatsache der Lausitzer-schlesi­ schen Kontinuität ändert auch nichts der Umstand, daß viele Lokalitäten nicht alle Entwicklungsstufen vertreten haben (Moravicany?); die Ursache dafür liegt entweder in der bisherigen Unvollständigkeit der Ausgrabungen oder in tatsächli­ chen lokalen gesellschaftlichen Zäsuren, deren Gründe wahrscheinlich vorwie­ gend wirtschaftliche waren. Die früher tradierte „schlesische Strömung" nach Südmähren, die in direkter Beziehung zu den angenommenen Bewegungen der Träger der schlesischen Kultur aus Schlesien nach Mähren zu sein schien und demnach die Entstehung der schlesischen Kultur durch eine Invasion unter­ stützte, hatte in Wirklichkeit nicht den Charakter einer massenweisen „Gravitation zur Donau" und die tatsächlichen schlesischen Funde aus der südmährischen Zone (vgl. oben) sind lediglich ein Ausdruck der Aktivität der zentralen Gruppe der schlesischen Kultur in Mähren; die schlesische Stufe der Lausitzer Entwicklung bildet nämlich den Höhepunkt sowohl des kulturellen wie auch zweifelsohne des wirtschaftlichen Aufschwungs der Lausitzer Bevölkerung direkt in Mähren. Wir sollten den vorausgesetzten ökonomischen Höhepunkt in der Stufe HB in Zentralmähren insbesondere anhand der Siedlungen der schlesischen Be­ völkerung überprüfen; bisher liegen aber eher Beweise in Form schlesischer Bronzedepots vor; es sind dies Beweise für die Produktionpotenz der schlesi­ schen Handwerker und die Kauffähigkeit der Konsumenten ihrer Arbeit; einen 2

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S P F F B U E 1, 1965, 24, A b b . 3. J. F i l i p , Popelnicovä pole, 18; J . N e k v a s i l , P A L I M , 1961, 257; d e r s , A R 16, 1964, 2 5 3 - 4 . V g l . eingebend zur Frage der schlesischen S t r ö m u n g i n der Richtung gegen S ü d m ä h r e n die A u s f ü h r u n g e n In der Abhandlung des Autors i m P A (im D r u c k ) . Das verhältnismäßig seltene Vorkommen v o n Bronzegegenständen i n den G r ä b e r n der Lausitzer K u l t u r , das einerseits durch den allgemeinen Brauch, andererseits durch den Ritus der Feuerbestattung verursacht war, rief eine irrige Vorstellung v o m Mangel an Bronze­ gegenständen i n der Lausitzer K u l t u r ü b e r h a u p t hervor; bereits E . S p r o c k h o f : wider­ legte diese Vorstellung In zahlreichen seinen Arbeiten, besonders i n jüngster Zeit ausdrücklich in der Abhandlung ü b e r die Lausitzer T ü l l e n ä x t e ( P Z 34—35, 1 9 4 9 - 5 0 , 7 6 ) . Der Reich­ tum an Bronzen i n den Lausitzer Depots i n M ä h r e n wird bereits bei F . H o l s t e konsta­ tiert ( Z u r Chronologie Depotfunde, 1 0 ) . 4 4

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weiteren Beweis liefert die reichhaltige Keramikproduktion. Für die Dichte der schlesischen Besiedlung spricht auch der rekonstruierte Fundkataster (Karte), der über 300 Lokalitäten enthält; auch die Zahl der Gräber auf den Urnen­ gräberfeldern der damaligen Zeit ist hoch (siehe im weiteren); wirklich objektive Zahlen kennen wir allerdings vorderhand nicht. Schlesische Bronzedepots gibt es in Mähren insgesamt 45, wenn wir hierher auch die Depots aus Zastävka, Zelezne, Malhostovice und Kufim rechnen, die zwar bereits an der Peripherie des schlesischen Katasters liegen, ihrem Inhalt nach aber uneingeschränkt dem Reichtum der schlesischen Bronzeindustrie angehö­ ren. Die Klassifikation einiger Depots als schlesische ist zwar problematisch (Tisnov, Myslejovice, Kufim), denn die Bronzetypen der Stufe HB^ sind in vielen Lagern mit Typen H A vermischt, ganz abgesehen von der Unmöglichkeit der genauen Datierung einiger Bronzen. Zwischen H A und HB gibt es auch in den Depots keine scharfe Grenze. In den angesammelten schlesischen Depots lassen sich zwei grundlegende chronologische Horizonte unterscheiden, der von Kfenüvky und der von Cernotin theoretisch vielleicht drei Horizonte, nämlich dann, wenn wir in HB3 Schätze mit einer Beimischung von Elementen der sog. thrako-kimmerischen Gruppe einreihen; wir würden dann die Horizonte von Kfenüvky, Boskovice und Cernotin unterscheiden, der Inhalt der beiden letzt­ genannten unterscheidet sich aber voneinander nur durch die Anwesenheit der erwähnten südöstlichen Elemente. In den Horizont von Kfenüvky reihen wir von den bedeutsamsten Depots folgende ein: Dubany, Krumsin, Malhostovice, Vlcnov, Stramberk 2—4, Zastävka; in den Horizont von Cernotin: Boskovice 1 — 5, Kopfivnice, Syrovin, Stramberk 1, 5, Vicemefice. Für die Depots der älteren schlesischen Kultur ist das Vorhandensein von Blechgefäßen vom Typus Jenisovice-Kirkendrup und von anderen Blechgegenständen mit Buckelverzierung, von tordierten Halsringen mit Ösen in den Enden, von massiven C-förmigen Armspangen mit mäßig geschweiften Enden mit feingeritzter Verzierung in kon­ stanter Form, von großen Phaleren (die gegebenenfalls Buckelverzierung auf­ weisen), von jüngeren Spindlerfelder Fibeln (vom Typus Kfenüvky-Domaniza) und von Spiralarmbändern mit abgestutzter Rippe in der Mitte charakteristisch. Die jüngeren schlesischen Depots zeichnen sich durch das Vorhandensein später Äxte mit Tüllen und einer Öse, später Sicheln mit Griffzunge und zwei Rippen, massiver gegossener Ringe mit feiner, schräger Rillenverzierung und dünner elliptischer (oft schon auch schaukeiförmig geschweifter) Armringe aus. Unter dem Aspekt der Zweckbestimmung der Depots lassen sich solche 47

48

« V . P o d b o r s k y , S P F F B U E 12, 1967, 47 - 48. B e i einer detaillierten Periodisierung der Stufe H B stößt man auf die Frage der realen Existenz v o n 3 Phasen des H B im allgemeinen u n d für einige Teile Mitteleuropas, insbesondere für ihren nördlicheren T e i l , findet man keine exakte Möglichkeit einer Klassifikation aller drei Phasen ( B 1—3); v g l . V . S a l d o v ä , P A L I M , 1961, 245 ff., passim; d i e s . , ibidem L V I - 1 , 1965, 1 ff. (passim); F. R . H e r r m a n n , Urnenfelderkultur Hessen I, 35, 47, u . a. Das Problem der Bedeutung der Bronzedepots ist bisher offen; von der reichen Zahl an Interpretationen, die O . K y t l i c o v ä z u s a m m e n f a ß t e ( P A L I I - 1 , 1961, 237 — es lassen sich noch folgende als E r g ä n z u n g a n f ü h r e n : H . J . H u n d t , J d R G Z M 2, 1955, 102 ff.; H . M ü l l e r - K a r p e , Bayerische Vorgeschichtsblätter 23, 1958, 32 ff.; J . P a u 1 i k, S l A r c h V I I - 2 , 1959, A n m . N r . 56; E . N e u s t u p n y , P A L V I - 1 , 1965, 113; F . H . H e r r m a n n , Urnenfelderkultur Hessen I , 4 3 ) , scheint für die schlesische K u l t u r an erster Stelle die In­ terpretation v o n den Produktionsdepots i n Betracht z u kommen; andere Interpretationen lassen 4 8

24

Komplexe ausscheiden, in denen einige Typen verschiedener Gegenstände in einem, seltener in mehreren Exemplaren vorkommen (eine Ausnahme bilden hier die Armringe und Ringe, die in größerer Zahl vorhanden sind); die Gegen­ stände dieser Depots sind gewöhnlich abgenützt und auch beschädigt, dennoch aber beweisen diese Funde nicht, daß es sich ausgesprochen um Individualeigentum gehandelt hätte. Die zweite Gruppe der Depots — höchstwahrschein­ lich Produktionsmagazine — hat weitaus größere Beweiskraft; sie enthält oft nur grobe Abgüsse von Gegenständen, in der Regel Abgüsse nur einiger Grund­ typen (aber in mehreren Exemplaren), manchmal sogar auch defekte Erzeug­ nisse. Ein typisches Beispiel für solche Depots sind drei Schätze (Nr. 1, 3, 4) aus der Lokalität „Lipniky" in Boskovice (Taf. 27, 28) und das Lager aus Syrovin (Taf. 34). Das Fundmilieu der Depots von Boskovice findet darüber hinaus seine Bestätigung nicht nur durch den Produktionscharakter der Funde an sich, sondern auch durch den Fundort überhaupt; F. Lipka, ein Augenzeuge der Funde Boskovice, schreibt darüber: „Der gesamte Fund an Bronzestücken, die bei Boskovice ausgegraben wurden, enthält Armringe, Beile, Sicheln, einen Dolch, eine Nadel und einen kleinen Hammer und zwar in komplett erhalte­ nen, überhaupt nicht abgenützten oder absichtlich zerbrochenen und durch­ bohrten, defekten Stücken; all dies verweist offensichtlich auf ein Fabrikations­ lager, nicht aber auf den Schatz eines reisenden Kaufmanns, den er an sicherem Ort im Boden verborgen hätte, also nicht auf einen bloßen Import aus dem Ausland. Das flache Stück reinen Kupfers, ein in der Mitte auseinanderge­ brochenes Beil, da man die Öse ordnungsgemäß im Gußbottich nicht abge­ gossen hatte, durchbohrte defekte Stücke, 4 Stück Gußbronze, ein stark aus­ gebrannter kleiner Tiegel zur Metallschmelze, ein ungleicher Prozentsatz an Zinn in der Gußbronze, sowie zahlreiche Schlackenstücke mit Bronzeschaum lassen meines Erachtens keine Zweifel hinsichtlich der lokalen Fabrikation dieser Bronzeartefakte aufkommen. Unter den Bronzedepots der schlesischen Kultur lassen sich demnach zahl­ reiche ausgesprochene Produktionslager unterscheiden; in keinem bekannten Fall handelt es sich aber um reine Rohstoffdepots mit Bruchstücken vom Typ von Drslavice. Darin beruht der qualitative Unterschied der beiden grund­ legenden Zeithorizonte dieser Depots. Der schlesische Produzent hatte offenbar eine bessere Rohstoffbasis verfügbar als der Gießer der älteren Periode der Urnengräberfelder, der unverwendbares altes Material sparsam ansammeln mußte. 049

50

Bestandaufnahme

der

schlesischen

Bronzedepots

B i l o v i c e 1, Bez. Uherske Hradist« (9) (HB ) Im Jahre 1895 wurde i n der Trasse „ P l o s t i n y " auf einer ausgedehnten Siedlung der schlesi­ schen K u l t u r ein Lager von 8 Bronzesicheln vom Typus Boskovice ausgeackert; die Sicheln lagen angeblich aufeinander und i m b l o ß e n Boden, vielleicht i n irgendeiner Emballage, die keine 2

sich nicht so leicht erweisen: die Interpretationen von den Handels-, E i g e n t ü m e r - oder Votivdepots finden ihre Unterscheidung nur auf G r u n d besonders günstiger F u n d u m s t ä n d e , was bei den meisten zufällig entdeckten und geborgenen Depots nicht i n Frage kommt. Bemerkens­ wert ist die Ansicht W l . S z a f r a n s k i s ( W A 20, 1954, 118), der die i n den Tongefäßen aufbewahrten Schätze als Eigentum reicher Individuen betrachtet. F . L i p k a , P r a v ä k 4, 1908, 1 7 1 - 2 . O . K y t l i c o v ä , P A L I M , 1961, 242. 4 9

5 0

25

Dauer hatte. 4 Stück rettete I. L . Cervinka (2 davon heute i m M M Brno — T a l . 39: 12, 13), 4 weitere Stück F . Kozeluha (heute i m M Prostejov — Taf. 39: 11). I. L . Cervinka, C V M S O 13, 1896, 114 ad., Taf. V I I I : 1 - 3 ; ders., Morava, 2 2 3 - 2 2 4 , Taf. X X X V I : 7, 8; V . H r u b y , Soupis, 2. B i l o v i c e 2, Bez. Uherske Hradiste (9) (HB ) I m Jahre 1904 wurde i n derselben Trasse ein i n einem schlesischen Blumentopf verwahrtes Depot von 305 ungleich g r o ß e n Bronzeringen und 2 g r ö ß e r e n R i n g e n ausgegraben (Taf. 3 9 : 1 0 ) . — Ebendort fand angeblich der Lehrer K n e s l eine kleine Bronzesichel mit einer Rippe an der Rückenseite (vielleicht Taf. 3 9 : 1 4 ) . — M M , M Prostejov, K M Uhersky Brod. - A . Gottwald, Pravek 2, 1904, 32; ders., C V M S O 26, 1909, 69; ders., M A V , 84; V . Hruby, Soupis, 2. 2

Boskovice 1, Bez. Blansko (19) (HB ) A u f der Siedlung i n der Trasse „Lipniky" wurden i m Jahre 1907 beim B a u der Eisenbahn aus Skalice nach Velke Opatovice nach und nach 4 Bronzedepots gefunden. Das erste enthielt 8 — 10 Tüllenä'xte mit einer Ö s e , die i n einem G e f ä ß lagen und mit einem „ K u p f e r k u c h e n " beschwert waren; v o n diesem F u n d haben sich lediglich 3 ganze und ein T e i l einer weiteren Axt sowie der „Rohstoffkuchen" erhalten (Taf. 27: 1—5); die übrigen Gegenstände wurden wahrscheinlich gleich bei ihrer Entdeckung entwendet, denn F . L i p k a bildet sie i n der Publikation der Depots schon nicht mehr ab; auch das G e f ä ß blieb nicht erhalten. — M Boskovice. - F . L i p k a , Pravek 4, 1908, 167 ff., A b b . 2. 2

B o s k o v i c e 2, Bez. Blansko (19) (HBj) Das zweite Depot, das angeblich 10 komplette und 2 Bruchstücke d ü n n e r verzierter Armringe enthielt, von denen einige schaukeiförmig geschweift sind, wurde ursprünglich komplett geborgen; heute fehlen 5 ganze Exemplare und weitere angef ühr te Bruchstücke (vgl. Taf. 2 9 : 1 — 5). — M Boskovice. - F . L i p k a , Pravek 4, 1908, 167 ff., Taf. V , A b b . 2. B o s k o v i c e 3, Bez. Blansko (19) (HB ) Das dritte Depot, das i n einem schlesischen Blumentopf (Taf. 27: 6) lag, enthielt unten 4 Stück Bronzemasse von ungleicher Größe, i n der Mitte 8 T ü l l e n ä x t e mit Ösen und oben 2 Sicheln; es haben sich aber lediglich 2 Äxte, 1 Sichel und das G e f ä ß erhalten (Taf. 27: 6—9). — M Bos­ kovice. - F . L i p k a , Pravek 4, 1908, 167 ff., Taf. V I . 2

B o s k o v i c e 4, Bez. Blansko (19) (HB ) Das vierte Depot enthielt 12 T ü l l e n ä x t e mit Ösen, einen kleinen Bronzehammer und 5 Sicheln vom Typus Boskovice; der F u n d lag angeblich frei i n der Erde gleich unter dem Ackerboden (Taf. 28: 1 — 1 5 ) ; vom Depot fehlen heute 2 Äxte. — M Boskovice. - F . L i p k a , Pravek 4, 1908, 167 ff., Taf. V I . 2

B o s k o v i c e 5, Bez. Blansko (19) (HB ) Beim Aussetzen von B ä u m e n i m W a l d e L i p n i k y , unweit des Fundortes der ersten 4 Schätze, wurde i m Jahre 1960 ein weiteres Depot entdeckt, das aus glatten und tordierten Ringen bestand. E i n T e i l der G e g e n s t ä n d e ging verloren; erhalten blieben 10 große Ringe, 1 unverzierte A r m ­ spange und das deformierte Bruchstück eines weiteren Ringes (Taf. 29: 6 — 10). — M Boskovice. 2

-

J. Meduna, P V A Ü C S A V Brno, 1961. 6 0 - 6 1 , Taf. 25.

C e t n o t l n , Bez. Pferov (44) (HB ) I n den K a l k g r u b e n i n der N ä h e der Eisenbahnstation Cernotin-Kelc, am rechten Ufer des Betschvaflusses, wurde i m Jahre 1905 ein Depot von Bronzegegenständen gefunden, das an­ geblich zwischen 2 Steinen lag u n d von einem weiteren Stein bedeckt war; seinen Inhalt bildeten: 2 T ü l l e n ä x t e mit einer Ö s e , 1 Lanzenspitze, 1 Meißel, 1 Pferde-Phalere mit Ketten, 3 Seiten­ stangen der Trense, 15 offene verzierte Armspangen aus einem breiteren profilierten Stäbchen (davon einige abgebrochen), 7 elliptische verzierte Armspangen aus einem schmaleren Stäbchen (3 davon schaukeiförmig geschweift) sowie 2 u n v o l l s t ä n d i g e deformierte A r m b ä n d e r (Abb. 19: 15; Taf. 53, 76: 1 - 4 ) . - M Hrarüce. 3

- Mitteilungen d. k. k. Zentralkom. 5, 1906 (Amtliche Beilage), 75; J . Skutil, Z ä h o r s k ä kronika 15, 1932, 108, mit A b b .

26

Drahanovice 1, Bez. Olomouc (59) (HB - ) V o n dem F u n d eines Bronzedepots, der i m Jahre 1850 auf dem Bauplatz der dortigen Zuckerraffinerie gemacht wurde, blieben nur 2 Sicheln erhalten (Taf. 39: 16, 17). — M M . - B . Dudik, Sitzber. d. k. k. A k a d . W i e n 1854, 469; I. L . Cervinka, M o r a v a , 147. t

2

D r a h a n o v i c e 2, Bez. Olomouc (59) (HAj-B^ Das zweite Depot aus Drahanovice, ein Lager von r u t e n f ö r m i g e n verzierten Armspangen, wurde ungefähr i m Jahre 1860 beim B a u der dortigen Zuckerraffinerie entdeckt; der G r o ß t e i l des Fundes gelangte ins Wiener Museum, das Museum i n Prostejov erwarb nur 2 Armspiralen (Taf. 39: 18, 19), die u r s p r ü n g l i c h auf dem Schloß i n Cechy pod Kosifem aufbewahrt wurden. - I L . Cervinka, Venetov£, 100. D u b a n y. Bez. Prostejov (65) (HB ) In der Trasse „ A m e r i k a " wurde bei den Ackerungsarbeiten i m Jahre 1925 ein Spiralarmband entdeckt, i n dem sich noch weitere Bronzegegenstände verbargen: 1 T ü l l e n m e i ß e l , 1 T ü l l e n a x t mit einer Ö s e , 1 Lanzenspitze, der Oberteil einer kleinen o b e r s t ä n d i g e n Lappenaxt und der Teil eines Messers mit stäbchenförmiger Griffangel (Abb. 19: 5, 18: 8 ) . — M Prostejov. - A . Gottwald, Rocenka Prostejov 3, 1926, 1 9 - 2 2 , A b b . 9, 10; ders., M A V , 84, Taf. X X I V . t

H r a b o v ä , Bez. Sumperk Im Jahre 1929 fand man bei ein Lager mit Armringen und - I. L . Cervinka, C M M Z 30,

(82) der Ausrodung i m W a l d e 1 Nadel. — M Sumperk. 1937, 15.

„ N a S k o k u " oberhalb

(HB,) von H r a b o v ä

K e l c i c e 1, Bez. Prostejov (102) (HB,.) In der Trasse „na K f i z o v n i k u " wurde i m Jahre 1911 ein Depot v o n B r o n z e a r m b ä n d e r n ausgeackert, die bloß i m Boden i n einer Tiefe v o n 0,5 m lagen; das Lager enthielt 18 komplette, 4 Hälften und 2 Bruchstücke massiver C-förmiger S t r e i f e n a r m b ä n d e r mit typischer Verzierung (4 Stück waren unverziert) vom Gesamtgewicht von 2,49 kg ( A b b . 16: 10, 11). — M Prostejov. - A . Gottwald, Pravek 8, 1912, 8 9 - 9 3 , A b b . 3, 4; ders., Rocenka Prostejov 3, 1926, 5; ders., M A V , 84. K e l c i c e 2, Bez. Prostejov (102) (HB,) In derselben Trasse wurde i m Jahre 1912 ein weiteres Depot von 25 ä h n l i c h e n A r m b ä n d e r n (Gewicht 2,74 kg) i n einem zerbrochenen G e f ä ß , wahrscheinlich einem schlesischen Blumentopf, ausgeackert (Abb. 16: 12, 13). — M Prostejov. - A . Gottwald, Pravek 8, 1912, 1 0 3 - 1 0 4 ; ders., Rocenka Prostejov 3, 1926, 5; ders., M A V , 84, A b b . 93. K o p f i v n i c e , N o v y Jicin (108) (HB2-3) Beim B a u v o n W o h n h ä u s e r n in der Trasse „ K o r y c k a " wurde i m Jahre 1956 ein Bronzedepot gefunden: 12 massive Ringe mit unechter Tordierung, 2 Bruchstücke ähnlicher Ringe, 3 glatte massive Ringe, das Bruchstück eines ä h n l i c h e n Ringes, 2 tordierte Handgriffe eines kleinen Kessels mit zurückgebogenen Enden, 1 kreuzförmige Kesselattache mit zwei Ö s e n , 1 große glatte Spirale und Bruchstücke einer kleineren Spirale (Taf. 30). — M Kopfivnice. J. K r ä l . C S 1 M O 5, 1956, 2 6 - 2 8 , A b b . 1 - 5 ; J . Meduna, P V A Ü C S A V Brno 1960, 67, Taf. 26. K o r e n e c , Bez. Blansko (110) (HA —HB ) Bei der Uferreparation des Baches K a s n ä k i m Jahre 1911 fand man ein Depot von 12 massiven tordierten Ringen, von denen 3 i m M Boskovice, 5 im M M i n Brno liegen. - J . Skutil, PravSk Boskovska, 28, 55. 2

4

K o s t e l e c u H o l e ä o v a , Bez. Kromefiz (112) (HB ) Von dem i m Jahre 1925 i n der Trasse „ n a Kraderubech" gemachten Massenfund von Bronzestücken verzeichnete I. L . Cervinka lediglich eine T ü l l e n a x t mit einer Ö s e und 1 oberständiges Lappenbeil (Abb. 20: 1, 2 ) . - M M . - I. L . Cervinka, M o r a v a , 141; ders., Venetove, 103. 2

K r u m s i n , Bez. Prostejov (120) (HA—Bj) Im Jahre 1906 ackerte man i n der Lage „ N a M o k f i " bei K r u m s i n ein Bronzedepot aus; es enthielt ein oberständiges Lappenbeil (Abb. 20: 3 ) , 2 T ü l l e n ä x t e mit einer Ö s e , 1 Sichel, 1 Lanzenspitze und 3 massive C-förmige A r m b ä n d e r mit typischer Verzierung. — M Prostejov. A . Gottwald, Pravek 8, 1912, 89, A b b . 1; ders., Rocenka Prostejov 3, 1926, 5; ders.,

27

C V M S O 43. 1930, 69, A b b . 10; ders., M A V , 85; E . Sprockhoff, P Z 3 4 - 3 5 , A b b . 28.

1 9 4 9 - 5 0 , 98,

K f e n ü v k y , Bez. Prostejov (121) (HB ) A m F u ß des Felsens „v N i v k ä c h " wurde i m Jahre 1925 ein i n einer Tiefe von 60 cm in einer Grube verwahrtes Depot entdeckt; A . Gottwald beschreibt seine Lage so: „Den Mittelpunkt des Schatzes bildeten 3 umgestürzte Schüsseln, die je nach der G r ö ß e ineinander lagen; darauf lag umgestürzt noch eine vierte Schüssel, die am kleinsten war. Unter den Schüsseln befanden sich 2 Schildbuckeln, 1 großer Knopf und 2 massive A r m b ä n d e r . Diese i m allgemeinen geringfügige Gruppe wurde vor einer Beschädigung durch ringsum aufgestellte elastische, röhrenförmig gebogene A r m b ä n d e r (insgesamt 9 Stück) geschützt, von denen sie auch oben überdeckt war. In einer Entfernung von fast 1,5 m von diesem Depot fanden die Arbeiter unter angehäuften Steinen i n einer Tiefe von 50 cm noch 2 große, nebeneinanderliegende Schildfibeln." — Nach A . Gottwald handelt es sich demnach um 2 verschiedene Depots, die zufällig nebeneinander lagen; die chronologische V e r k n ü p f u n g beider Funde ist aber so auffallend, d a ß man sie als eine Einheit betrachten kann. (Taf. 6, 70: 5—8, 73: 3, 75: 2, 3 ) . - M Prostejov. - A . Gottwald, Rocenka Prostejov 3, 1926, 6 - 1 9 , A b b . 1 - 8 ; ders., M A V , 86, Taf. X X I I I , XXIV. t

K u r i m , Bez. B r n o - L a n d (125) (HA-B) I n der Trasse „ O d sv. Jana k bozi muce" wurde i m Jahre 1918 ein Depot von Bronzegegens t ä n d e n gefunden, die i n einem G e f ä ß lagen, das nicht erhalten blieb. Das Depot wog 28 kg und enthielt 8 Stück massive C-förmige A r m b ä n d e r mit typischer Ritzverzierung, 2 ähnliche unvollständige Stücke, 6 weitere unverzierte A r m b ä n d e r , 1 kleines massives verziertes Armband, 1 deformierten R i n g mit unechter Tordierung, 7 oberständige Lappenbeile, 2 Bruchstücke ähnlicher Beile, 2 etwas mittelständige Lappenbeile, die Schneide eines Lappenbeiles, 2 T ü l l e n ä x t e mit einer Oese, 3 Bruchstücke ähnlicher Beile, 1 Sichel, 2 Sichelbruchstücke, 1 Buckel, 1 Lanzenspitze und das Bruchstück einer weiteren Lanzenspitze (Taf. 1, 2 ) . — M M . - J . Skutil, Pravek Tisnovska, 81; I. S P F F B U E 5, 1960, Taf. V I .

L . Cervinka,

Venetove,

104,

Taf.;

V . Podborsky,

L a z c e , Bez. Olomouc (128) (HB ) V o n dem vor dem Jahre 1929 auf dem H a n g der A n h ö h e „Vystfibro" gefundenen Depot blieben insgesamt 6 massive A r m b ä n d e r mit typischer Verzierung erhalten. — V M O , M Unicov. - K . Schirmeisen, Z M L M N F I I I , 1943, 115; Z . T r n ä c k o v ä , P r ä c e odboru spolec. ved Vlastivedneho ü s t a v u v Olomouci N r . 5, 1965, 7 ff., A b b . 5. t

L u l e c , Bez. V y s k o v (139) (HB ) A u s dem B u r g w a l l auf der A n h ö h e „Svatomartinsky kopec" bei Lule£ stammen 2 Bronze-Depots; das erste davon besteht aus 23 massiven C-förmigen A r m b ä n d e r mit typischer Verzierung und läßt sich i n den Beginn der schlesischen K u l t u r datieren; das zweite ist älter. — M M . t

-

J . Skutil, C M M Z

33, 1946, 73, A b b . 33.

M a l h o s t o v i c e , Bez. B r n o - L a n d (143) (HB,) A u f dem H ü g e l „Zlobica" bei Malhostovice wurde ein Bronzedepot gefunden, über dessen K u l turzugehörigkeit man streiten kann; I. L . Cervinka reihte es i n die Podoler K u l t u r ein ( E R V 10, 1927 — 28, 176). Das Depot enthielt 3 massive C-förmige A r m b ä n d e r mit typischer Verzierung, 1 Messer, 1 Spiralarmband, ein Stück von einem Bronzegefäß, einen kegelförmigen Buckel, einen flachen Buckel mit zwei Oesen, zwei flache R ä d c h e n mit Q u e r w ä n d e n , einen Deckel mit einer Verzierung aus linsenförmigen Ausbuchtungen u n d 51 komplette und weitere Bruchstücke kleiner Bronzeringe ( „ R i n g g e l d " ) . — Der F u n d lag angeblich i n einem schüsseiförmigen Gefäß, das nicht erhalten blieb. (Taf. 7 ) . — M M . -

J . Skutil, Pravek Tisnovska, 8 4 - 8 5 ; V . Podborsky, S P F F B U

5, 1960, Taf: V I I I .

M y s l e j o v i c e , Bez. Prostejov (155) (HB ) In der Umgebung der Siedlung Myslejovice fand man, insbesondere südlich vom Dorf, auf dem Feld „ n a K o p a n i n ä c h " und „ n a K l u c i c h " , i m W a l d e u. a. eine Menge einzelner Bronzestücke; von einem nicht n ä h e r bezeichneten Ort stand auch ein Depot von 24 Ringen und A r m b ä n d e r n , von dem 2 Stück grob tordierte Ringe sind; 10 Stück sind feiner tordierte Ringe mit glatten Enden, 1 Stück ist ein massiver R i n g ohne Verzierung, 6 Stück sind größere d ü n n e r e Ringe mit feingeritzter Verzierung, 4 Stück sind C-förmige A r m b ä n d e r mit typischer t

28

Verzierung und 1 Stück gleicht dem C-förmigen Armband, ist aber unverziert. M Prostejov. - I. L . Cervinka, Venetove, 107.

(Abb. 30). —

Nedachlebice, Bez. Uherske Hradiste (161) (HB) In der Trasse „ N a d c i h e l n i " , auf einer Siedlung der schlesischen K u l t u r wurde i m Jahre 1883 ein großes Gefäß mit Bronzesicheln (wahrscheinlich vom Typus Boskovice) und T ü l l e n ä x t e n mit einer Öse ausgeackert; der F u n d wurde leider entwendet und ein unbedeutender Rest davon gelangte i n das Wiener Museum. Im Jahre 1893 erwarb I. L . C e r v i n k a aus diesem Fund 2 Beile für das M M i n Brno (Abb. 19: 3 ) . - J. Szombathy, M A G W 14, 1884, Verhandlungen, 36; I. L . Cervinka, C V M S O 13, 1896, 119; ders., Morava, 149. P o l k o v i c e , Bez. Pferov (188) (HB ) In der Lage „za Z a h r ä d k o u " wurde ein Depot gefunden, das 2 T ü l l e n ä x t e mit einer Oese, den größeren T e i l einer Sichel vom Typus Boskovice, 2 Knopfsicheln und Bruchstücke einer weiteren Sichel, das Stück eines Anhängsels mit geschweiften W ä n d e n , 2 unvollständige Messer und das Bruchstück eines weiteren Messers, 5 Buckeln, 3 fragmentare Ringe i m absinkenden Durchmesser, 2 komplette A r m b ä n d e r und 18 Bruchstücke ähnlicher A r m b ä n d e r , ein kleines Stück tordierten Drahtes, einen größeren R i n g , zahlreiche durch Patina miteinander verklebte kleine R}nge und eine Unmenge winziger Ösenknöpfe enthielt, die durch Patina an vielen der genannten Gegen­ stände anhafteten, insbesondere an den Buckeln (Taf. 31). — M M . - J. Skutil, O P 9, 1 9 3 0 - 3 5 , 154; I. L . Cervinka, Venetove, 109. 2

P r a v c i c e , Bez. Kromefiz (192) (HB ) Bei der Regulierung des Flusses Rusava wurde ein Depot von Bronzehalsringen mit Tordierung mit einer einzigen R i c h t u n g s ä n d e r u n g entdeckt; I. L . Cervinka evidiert 5 große und 4 kleine Halsringe mit Schleifen an den Enden, i m M M liegen aber insgesamt 8 komplette, ein unkom­ pletter und 2 Bruchstücke von Halsringen (Taf. 32: 1 — 11). A u s Pravcice stammt auch ein spätes stäbchenförmiges Armband mit schaukeiförmiger Schweifung und typischer Verzierung (Taf. 32: 12), über dessen Herkunft keine Nachrichten existieren; möglicherweise stammt es aber aus einem weiteren Depot ( N r . 3 ) , denn auf der F u n d s t ä t t e werden mehrere Bronzefunde evidiert, z B . auch das Depot aus B D — H A N r . 2 aus dem Jahre 1910. — M M . - I. L . Cervinka, Venetove, 109. 2

t

R ä j e c - J e s t r e b i , Bez. Blansko (200) . (HB ) Ein Bronzedepot wurde i m Jahre 1904 i n dem Garten J . Samaliks gefunden. D i e Gegen­ stände lagen i n einem Blumentopf der schlesischen K u l t u r und es haben sich davon 11 größere Scherben erhalten. Das Depot enthielt eine T ü l l e n a x t mit einer Ö s e , eine G a r n i t u r von 5 Ringen mil abnehmendem Durchmesser und 2 weitere ungleich große Ringe, eine größere und eine kleine flache Blechbuckel mit einer inneren Ö s e , 4 R ä d c h e n mit Q u e r w ä n d e n und 1 Ö s e zum Aufhängen, 1 Halsring aus mäßig tordiertem Draht mit abgeschwächten, zurückgezogenen Enden, 1 Tüllenspitze, 4 winzige Ringe, 1 spiralenförmig gewundenen R i n g , 11 d ü n n e stäbchenförmige Armbänder von verschiedener G r ö ß e mit feiner Verzierung und 3 Bruchstücke weiterer ähnlicher Armbänder (Taf. 33). - M M . - I. L . Cervinka, Venetove, 109; J . Skutil, Pravek Boskovska, 61. 2

S o b e s u k y , Bez. Prostljov (219) (HB ) Vom Hortfund von Bronzestücken in der Lage „za H o r k o u " erfaßte A . Gottwald lediglich eine späte Tüllenaxt mit einer Ö s e (Abb. 19: 20) und 2 A r m b ä n d e r (Abb. 16: 7 ) ; aus einem anderen F u n d stammen 2 unvollständige Garnituren von R i n g e n mit abnehmendem Durchmesser (die eine enthält 4, die zweite 2 erhaltene R i n g e ) ; zeitlich besteht aber eine Konvergenz zwischen beiden Funden (Abb. 16: 5, 6 ) . — M . ProstSjov. - A . Gottwald, Rocenka Prostejov 3, 1926, 5; ders., M A V , 86, A b b . 96. 2

S y r o v i n , Bez. Hodonin (226) (HB^ Im Jahre 1891 grub man i n einem Weinberg einen schlesischen Blumentopf aus, der mit einem flachen Stein zugedeckt und mit einem p y r a m i d e n f ö r m i g e n Tongewicht beschwert war; im G e f ä ß fand man 8 T ü l l e n ä x t e mit einer Ö s e und 4 Sicheln vom Typus Boskovice (Taf. 34). - M M . - I. L . Cervinka, C V M S O 12, 1895, 1 ff.; ders., M o r a v a , 151, A b b . 50, 68; ders., Kyjovsko a Zdänsko v praveku, 28, mit A b b . ; ders., Venetove, 112.

29

Stramberk 1, Bez. N o v y J i c i n (230) (HB - ) Im Jahre 1878 —79 grub K . J . Maska i n der H ö h l e Sipka auf Kotouc bei Stramberk ein G e f ä ß (einen Blumentopf?) mit einer T ü l l e n a x t und Öse, mit einem R ä d c h e n mit Q u e r w ä n d e n und fünf Bronzeringen mit abnehmendem Durchmesser aus; eine weitere T ü l l e n a x t samt Öse wurde angeblich zusammen mit einer Waffe aus einem Hirschgeweih abgesondert i n einer Felsenvertiefung gefunden (Taf. 35: 1—4). — M M . - K . J . Maska, C V M S O 1, 1884, 1 5 - 2 0 , 6 4 - 6 9 , A b b . auf S. 68; ibid. 3, 1886, A b b . auf S. 61, 63, 64; J . Knies, Praveke nälezy ve Stramberku, 2 8 - 3 0 ; V . Podborsky, A R 19, 1967, 194, A b b . 52. 2

3

S t r a m b e r k 2, Bez. N o v y J i ä n (230) (HB ) Im Jahre 1927 fand E d . R y d l i n der Trasse „ n a B r d ä c h " auf der A nhöhe Kotouc bei Stram­ berk ein Depot der Bronzetassen vom T y p u s Jenisovice-Kirkendrup, welches i n einem (nicht erhaltenen) T o n g e f ä ß aufbewahrt wurde; j . Knies verzeichnete 8 Blechgefäße, i n den Museen­ sammlungen gibt es heute aber nur 6 Gefäße und Fragmente eines anderen. Z u m Depot ge­ h ö r t e n vielleicht auch 16 brillenartige Verzierungen (Taf. 69: 1 — 16), 2 große Zierbuckel (Taf. 75: 1 ) , ein tordierter H a l s r i n g und ein verzierter Henkel der Bronzetasse (Taf. 8 ) . — M Stramberk. - J . Knies, Praveke nälezy ve Stramberku, 16 — 17; V . Podborsky, A R 19, 1967, 194, A b b . 53. t

S t r a m b e r k 3, Bez. N o v y J i c i n (230) (HB^ Im Jahre 1942 wurde i n der F l u r „na B r d ä c h " auf Kotouc ein weiteres Depot gefunden, von dem nur ein T e i l seines Inhalts erhalten blieb: 1 Spiralenarmband mit Ö s e an den Enden, 2 deformierte Teile eines weiteren ähnlichen Armbands, 1 große Schildfibel vom Typus K f e n ü v k y - D o m a n i z a , einen massiven tordierten Barren u n d das Stück eines glatten d ü n n e n Ringes (Taf. 9, 73: 2 ) . - M Stramberk. - L . J i s l , Archiv A Ü C S A V Brno G z . 304; V . Podborsky, A R 19, 1967, 1 9 4 - 1 9 5 , Abb. 54. Stramberk 4, Bez. N o v y J i c i n (230) (HBj) Im Jahre 1956 fand man bei der Arbeit mit Bulldozern in, der Trasse „na Panskem zätisi" auf der A n h ö h e Kotouc ein Depot von mindestens 73 G e g e n s t ä n d e n : es handelt sich um 6 fragmentare Blechgefäße (Taf. 70: 1—3), 2 Schildfibeln vom Typus K f e n ü v k y - D o m a n i z a , 1 Diadem (Taf. 6 8 ) , 2 Spiralenarmringe, 1 T ü l l e n a x t mit einer Öse, 1 T ü l l e n h a m m e r mit einer Öse, 7 Sicheln, 8 tordierte Halsringe mit Ö s e n an den Enden, 1 C-förmiges Armband, 15 komplette und 9 Bruchstücke massiver Ringe mit unechter Tordierung (Taf. 67), 2 glatte Ringe, 14 Nadeln verschiedener Typen, 2 Nadeln ohne Nadelköpfen und 1 Bronzegußstück (Taf. 10, 11, 12). — M Stramberk, M N o v y J i c i n . - E . G r e p l , Novojicko 8, 1966, 4; V . Podborsky, A R 19, 1967, 195, A b b . 5 5 - 5 6 . S t r a m b e r k 5, Bez. N o v y J i c i n (230) (HB ) Das letzte, angeblich bereits i m Jahre 1944 gefundene Depot aus der Lage Kotouc ist wahr­ scheinlich u n v o l l s t ä n d i g . C . H y k e l vermochte aus Privatbesitz für Museumszwecke 6 kleine A r m b ä n d e r und den T e i l eines Dolches vom Typus G a m ö w mit dem Überrest der Eisenklinge zu retten (Taf. 35: 5 — 11, 76: 6 ) . — M Stramberk. - E . G r e p l , Novojicko 8, 1966, 5; V . Podborsky, A R 19, 1967, 195, A b b . 57, 58. 3

T i s n o v , Bez. B r n o - L a n d (236) (HB ) Im Jahre 1886 fand man beim B a u der Lokalbahn — angeblich i n einem Gefäß — ein BronzeDepot; es enthielt m u t m a ß l i c h 12 massive C-förmige A r m b ä n d e r mit typischer Verzierung, von denen im M M i n Brno 6 Stück und weitere 3 Stück im M Pardubice aufbewahrt werden (Abb. 16: 4 ) . - I. L . Cervinka, Morava, 151; J . Skutil, Pravek Tisnovska, 86; ders., C M M Z 33, 1946, 118. t

T l u m a c o v , Bez. Gottwaldov (237) (HB) Ungefähr i m Jahre 1910 wurde dort ein Bronze-Depot gefunden und zugleich größtenteils ent­ wendet; davon barg R . Janovsky eine T ü l l e n a x t mit einer Ö s e und 2 Rohstoff stücke. — M H o lesov. - R . Janovsky. J . Skutil, C V M S O 51, 1938, 46. V e l k e L o s i n y, Bez. Sumperk (267) (HA-Bi) Im Jahre 1946 entdeckten angeblich Schüler i m Bach nahe der Kirche i n Velke Losiny ein Depot von Bronzestücken; davon haben sich insgesamt 5 T ü l l e n ä x t e mit einer Öse (hiervon

30

3 mit einer schnabelförmig ausgeschnittenen T ü l l e ) , 1 Lanzenspitze, ein T ü l l e n m e i ß e l T ü l l e n h a m m e r erhalten (Abb. 19: 9, 10, 12). — M Prostejov. - J. K v i c a l a , Archiv A Ü C S A V Brno G z . 8/1 1948.

und

ein

Vicemerice, Bez. Prostejov (272) (HB ) Im M M liegt ein Depot d ü n n e r stäbchenförmiger A r m b ä n d e r mit typischer Verzierung, über das keine nähere Nachrichten existieren; es enthält 9 Stück schaukeiförmig geschweifter A r m ­ bänder (von ihnen haben einige wahrscheinlich durch das Tragen abgeschliffene K a n t e n ) , 16 Stück verschiedene große gerade A r m b ä n d e r , 4 weitere Fragmente, 1 R i n g (wahrscheinlich von einer Ringgarnilur mit abnehmendem Durchmesser) und einen weiteren R i n g von kleinerem Durchmesser (Taf. 36, 37). — M M . 2

V l c n o v , Bez. Uherske Hradiäte (276) (HB!) Im Jahre 1905 legte man bei den Ackerungsarbeiten i n der Lage „na Panskem p o l i " ein Bronze-Depot frei, von dem eine u n v o l l s t ä n d i g e Schildfibel, eine A n h ä n g s e l v e r z i e r u n g mit drei Ketten und schwertförmigen A n h ä n g s e l n (Taf. 74: 1), eine weitere Kette mit einem schwert­ förmigen A n h ä n g s e l , der T e i l eines Ringelchens, ein tordierter R i n g , ein anderer verzierter R i n g mit sich b e r ü h r e n d e n Enden, ein spiralförmiger Drahtring, zwei Bruchstücke von T ü l l e n ä x t e n mit einer Öse, ein Bronzestäbchen und das Bruchstück eines anderen Stäbchens erhalten blie­ ben. — K M Uhersky Brod. - I. L . Cervinka, Venetove, 114, Taf. Z ä d v e f i c e , Bez. Gottwaldov (278) (HB ) Unter dem Steinbruch i n der Trasse „ Z d a t s k e " grub man im' Jahre 1904 ein Depot aus; davon haben sich von der u r s p r ü n g l i c h e n ungefähr 30 Stück nur 6 kreisförmige A r m b ä n d e r mit typischer Verzierung, das Bruchstück eines weiteren Armbandes und 2 Spiralenarmringe erhalten (Taf. 38: 1 - 9 ) . - MM. - I. L . Cervinka, M Z K 5, 1906, 5 - 8 , A b b . 2 - 4 ; A . M a h r , W P Z 1, 1914, 156 ff.; G . Kossinna, Mannus 8, 1917, 66, 69. 2

Z a s t ä v k a , Bez. Brno-Land (281) (HB ) Im Jahre 1924 fand man bei einem Hausbau i n der N ä h e der Eisenbahn einen Haufen von Bronzestücken: 1 großen Schildbuckel, 2 komplette, 1 deformierten und gebrochenen H a l s r i n g und das Stück eines weiteren tordierten Halsringes, 2 Spiralenarmringe, 1 Drahtspirale und das Bruchstück einer ähnlichen Spirale, eine weitere Spirale aus doppeltem Draht und 20 massive C-förmige A r m b ä n d e r mit typischer Verzierung, von denen die meisten seitwärts stark abgeschliffen sind (Taf. 14). — M M . - K . Schirmeisen, Sudeta 1, 1925, 1 3 8 - 1 4 4 , A b b . 2 - 5 . t

Z ä r o v i c e 1, Bez. Prostejov (284) (HB ) Im W a l d „u Rozsypanfi s k ä l y " grub man i m Jahre 1895 angeblich 20 „reifenförmige" A r m ­ bänder mit feiner Ritzverzierung aus (Taf. 38: B : 1—6); i m M M blieben 9 komplette Stücke und 2 Bruchstücke erhalten. I. L . Cervinka, Archeologicky vyzkum na Prostejovsku, 22; F . Faktor, C V M S O 13, 1896, 165; I. L . Cervinka, Morava 152; A . Gottwald, Rocenka Prostejov 3, 1926, 4. 2

Z ä r o v i c e 2 Bez. Prostejov (285) (HB^i) Bei der Austiefung des Weges bei Stary P l u m l o v i n der Trasse „pod Sindylkovou s k ä l o u " grub man im Jahre 1914 einen Bronzeschatz aus, von dem folgende G e g e n s t ä n d e registriert sind: 4 T ü l l e n ä x t e mit einer Öse, ein kleiner Hammer, ein Meißel, zwei C-förmige A r m b ä n ­ der, das Bruchstück einer Sichel und das Bruchstück eines Lappenbeils (Taf. 39: 1—9). M Prostejov. - A . Gottwald, P r a v e k ä sidliste a pohfebiste na Prostejovsku, 55 (hier irrtümlicherweise unter der Lokalität Drahany a n g e f ü h r t ) ; ders., Rocenka Prostejov 3, 1926, 5; ders., M A V 84; F . Holste, Zur Chronologie Depotfunde, Taf. 19: 1. 2 e l e z n e , Bez. B r n o - L a n d (289) Bei der Ausrodung i m W a l d e „na S t a n o v i s k ä c h " wurde i m Jahre 1930 i n einer 1/4 m ein Depot von 26 Bronzestücken ausgegraben; man fand darin: 1 T ü l l e n a x t Öse, 6 Sicheln und 19 A r m b ä n d e r , von denen 3 tordiert, 4 glatt und die weiteren verzierung versehen sind (Taf. 3 ) . — M Tisnov. - J . Skutil, Pravek Tisnovska 87, A b b . auf S. 71; ders., Sbornik P f i r . spol. M O 6, 141; I. L . Cervinka, Venetove, 116.

(HA-B ) Tiefe von mit einer mit R i t z ­ t

1930—31,

31

Wir können die schlesischen Siedlungen bisher nicht genauer charakteri­ sieren, gleichgültig, ob es sich um befestigte, Höhen-, oder einfache, offene Siedlungen handelt. Burgwälle der schlesischen Kultur existierten in Mähren ganz sicher, denn dafür spricht sowohl der überwiegende Teil der Funde der schlesischen Stufe der Lausitzer Keramik auf zahlreichen befestigten Lagen, wie auch die be­ kannte Tatsache, daß der Aufbau von Burgwällen im HB in Europa gang und gäbe ist. Strittig kann aber der Beginn des Baues der Lausitzer Fortifikationen sein, den viele Forscher bereits in den Zeitraum mit der gerillten Junglausitzer Keramik, gegebenenfalls noch vor diesen Zeitraum, verlegen. Tat­ sächlich finden wir auch auf den mährischen Lausitzer Burgwällen Material bereits aus der Stufe H A (Kotouc bei Stramberk, Ü v a l n o ) , dieses datiert allerdings noch nicht direkt die Fortifikation der Lage; im Gegenteil: es ist auffallend, daß der völlig überwiegende Teil der Funde von den angeführten Burgwällen der schlesischen Kultur angehört. Aber auch im südmährischen Gebiet existierten befestigte Siedlungen bereits in der jüngeren Bronzezeit (Cezavy bei Blucina, Klentnice — Tabulovä hora, Olbramovice — Leskoun, Ivancice — Rena ) und deshalb läßt sich die Existenz des Lausitzer Burgwall­ systems in dieser Zeit auch für das Lausitzer Gebiet nicht eliminieren. Als schlesisch können folgende Burgwälle bezeichnet werden: Bohuslavice, Boskovice, Bratfejov — Klästov, Drahany — Stary Plumlov, Hamry, Hradec, JevickoOpatovice, Kokory, Krhov, Lechovice, Cernov bei Lulec, Skrben, Chvalcov-Hostyn, Stramberk-Kotouc und Ü v a l n o , mit Sicherheit aber nur einige von ihnen (siehe unten ihre Beschreibung); dazu kommen noch die Grenzbefestigungen Brno-Obfany, Brno-Lisen-Stare Zämky und Brankovice, wo sich die schlesische Kultur mit der Podoler überlagert. Bisher wurde auf keinem dieser Burgwälle eine systematische Ausgrabung vorgenommen, daher lassen sich die zufälligen Erkenntnisse aus vereinzelten Sondagen nicht verallgemeinern und zwar weder hinsichtlich der Befestigungsart und der Urbanistik, noch auch hinsichtlich der Funktion der schlesischen Burgwälle. 51

52

53

54

55

56

Beschreibung Kultur

einiger

bedeutenderer

Burgwälle

der

schlesischen

Chvalc'ov — H o s t y n , Bez. Kromeriz (97) Der Burgwall von H o s t y n wurde auf einer F l y s c h a n h ö h e (Seehöhe cca. 735 m) i m Nordteil der m ä h r i s c h e n W e i ß e n Karpaten erbaut. E r nimmt eine Fläche v o n ungefähr 19 ha ein. Diese Fläche ist entlang der ganzen Peripherie von einem guterhalten W a l l umgeben, der lediglich i m südwestlichen T e i l der Burgwalles schütter ist. D i e befestigte Fläche hat nierenförmige Form. Ihre längere Achse (ca. 800 m) liegt i m allgmeinen i n der N o r d - S ü d - R i c h t u n g . Die kürzere Achse mißt

5 1

J . F i l i p , A R 5, 1953, 67; J . B o u z e k, Sbornik N M Praha A , Hist. X V I I , 1963, N r . 2 - 3 , 73, 97, 105; d e r s . , A R 17, 1965, 67 f|.; V . S a l d o v ä , A S M 1, 1964, 51; F . R . H e r r m a n n , Urnenfelderkultur Hessen I, 47. J . T o m s k y , F i l i p ü v sbornik 1950, 65 ff.; J . F i l i p , Pocätky slovanskeho osidleni, 36 ff.; J . N e k v a s i l , A R 16, 1964, 243. E . G r e p l , S P F F B U E 13, 1968, i m Druck; L . J i s 1, C S 1 M O 14, 1965, 7 ff. Durch Sondage des W a l l e s i m Burgwall v o n Ü v a l n o wurde z. B . unter dem W a l l eine begrabene H ü t t e der Junglausitzer Phase festgestellt ( L . J i s 1, 1. c. 1 2 ) ; zum problematischen Charakter der Datierung der B u r g w ä l l e v g l . auch J . N e k v a s i l , A R 16, 1964, 242. V . P o d b o r s k y , P A (im D r u c k ) . V g l . die grundlegenden Angaben zu diesen Lokalitäten am Ende der Arbeit. 6 2

5 3

5 4

5 5

5 6

32

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STRAMBERK " KOTOUC

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A b b . 4 — P l a n de» Burgwalls Kotouc bei Stramberk

100

(nach E . Grepl)

höchstens 400 m. I n dem mächtigen W a l l gibt es einige D u r c h b r ü c h e , die größtenteils erst i n der neuesten Zeit entstanden, s o d a ß man sie nicht als prähistorische Pforten ansehen kann. Die Fortifikation w i r d durch die abschüssigen bewaldeten H ä n g e des H ü g e l s unterstrichen. Die Befestigung wurde vorderhand keiner systematischen Ausgrabung unterzogen, aus zufälligen Sondagen haben sich Berichte über einen W a l l erhalten, der aus Tonerde vermischt mit Schotter und Steinen bestand; J . Skuti], der von den Berichten O . Sovas ausging, konstatierte ausdrücklich, d a ß es sich nicht u m eine keltische Technik des Befestigungsbaues handelt, d a ß also diese Befestigung nicht erst aus der La-Tene-Zeit stammt. — A n einem anderen Ort wurden angeblich i n der Umwallung zahlreiche Scherben der schlesischen K u l t u r gefunden, was für den Aufbau der Fortifikation i m H B sprechen könnte. Sonst ist allerdings auf dem B u r g w a l l auch eine Besiedlung aus der La-Tene-Zeit u n d aus der frühgeschichtlichen Periode nachgewiesen. D i e schlesische K e r a m i k repräsentiert hier den ältesten Siedlungshorizont und kann i n die jüngere Phase des H B datiert werden. Es haben sich auch PlatSnicer Scherben erhalten (Schüssel mit unter dem Hals ausgeschnittenen K r a g e n ) . Für den Burgwall von H o s t y n zeigten zahlreiche mährische Archäologen Interesse, von den älteren insbesondere V . Houdek, M . K f i z , I. L . C e r v i n k a , später E . Simek, J . Skutil, O . Sova u. a. von denen einige hier auch kleine Sondagen vornahmen; eine systematische Ausgrabung wurde hier aber nicht durchgeführt. — M Bystfice p. H . , V M O . - V . Houdek, C V M S O 5, 1888, 1 - 8 , A b b . auf S. 3; I. L . Cervinka, M o r a v a , 2 3 1 - 2 3 2 . Abb. 1 0 9 - 1 1 0 ; ders., C M M Z 11, 1911, 174; ibid. 14, 1914, 174; J . S k u t i l , H l a s y svato3

33

hostynske 29, 1933, 24 ff., 40 ff., 55 ff., 76 ff., 90 ff., 106 ff., 120 ff.; ders., Z praveku Hostyna, V a l . M e z i r i c i , 1940, spec. S. 27; A b b . 16 bringt einen Plan des Burgwalls. S t r a m b e r k — K o t o u c , Bez. Novy J i c i n (230) Südlich des Städtchens Stramberk befand sich auf einer Kalkklippe der Burgwall Kotouc. Seit den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts w i r d bis auf den heutigen Tag Kalkstein ge­ fördert, so d a ß zugleich ein größerer T e i l der L o k a l i t ä t e n bereits vernichtet ist, ohne d a ß man eine der Bedeutung des Burgwalls angemessene archäologische Ausgrabung hätte durch­ führen können. Nach den erhaltenen P l ä n e n und Aufzeichnungen läßt sich die Situation des Fundortes ungefähr so rekonstruieren: Die eigentliche Fläche des Burgwalls hatte eine unregelmäßig nierenförmige Gestalt mit einem Ausläufer gegen Norden an der Ostseite; die längere Achse der eigentlichen Fläche m a ß ca. 700 m, die Querachse im Westteil ca. 400 m. Die Fläche des zentralen Teiles des Burgwalls kann auf 23 ha geschätzt werden; vom Nordosten schloß sich an diesen zentralen Teil noch eine weitere, gleichfalls befestigte Fläche an (Trasse „Jurüv k ä m e n " bis zur Höhle Sipka — vgl. den P l a n des Burgwalls, A b b . 4 ) . Das eigentliche Plateau der Anhöhe Kotouc war vom S ü d e n durch schroffe A b h ä n g e , vom Norden durch einen W a l l geschützt, der sich bogen­ förmig von dem Punkt „ P a n s k ä v y h l i d k a " zur Gloriette hinzog und überall den natürlichen Terrainabhang a u s n ü t z t e ; ungefähr i n 2/3 der Länge des W a l l s findet sich eine ca. 12 m lange Unterbrechung — vielleicht ein ursprüngliches Tor. Andere Überreste des Walles werden i n der westlichen A u f s c h ü t t u n g der Lage, bei den Fundamenten der mittelalterlichen Kirchen und weiter in der Trasse „ J u r ü v k ä m e n " bei der mittelalterlichen Festung verzeichnet. Der höchste Punkt des Burgwalls befindet sich a m westlichen D a m m mit der 1. (oberen) Kirche (539 m ) ; die gesamte relative Höhe dieser Lage beträgt 210 m. Die wichtigsten Trassen dieses umfangreichen Burgwalls — einer hervorragenden Befestigung der Lausitzer Bevölkerung — sind folgende: „ P a n s k ä v y h l i d k a " , „ K o t ü c " , „ B r d a " , „Gloriet", „Jurüv k ä m e n " ; südlich, dicht unter dem höchsten Punkt der A nhöhe Kotüc befand sich die bekannte H ö h l e „Cerlova d i r a " , in der südöstlichen Vorburg dann eine weitere Höhle „Psi kostelik"; die H ö h l e „Sipka" hat sich bis auf den heutigen Tag i m nördlichen Ausläufer der Nebentrasse „Jurüv k ä m e n " erhalten. A u f der Lokalität werden auch 2 Wasserquellen verzeichnet; die eine namens „Mirovä s t u d ä n k a " liegt unweit des Tors i m W a l d auf der Südseite des Burgwalls einige Meter unter dem Punkt „Pernikovä chaloupka", die zweite am nordwestlichen Abhang des Kotouc. Der Burgwall Kotouc bei Stramberk wurde von V . Brandl i n die Fachliteratur eingeführt ( K n i h a pro kazdeho Moravana, Brno 1863, 327); ferner widmete ihm insbesondere K . J. Maska große Aufmerksamkeit und nahm hier auch seit dem Jahre 1878 archäologische Ausgrabungen vor; er grub i n der Höhle Sipka auch das erste Depot von Bronzegegenständen so wie berühmte paläolithische Artefakte aus. A n der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts fanden zahlreiche dortige Bürger auf der A n h ö h e Kotouc verschiedene Funde und bargen sie; von diesen Funden liegt nur ein T e i l i n Musealsammlungen, insbesondere i m M u s e u m i n Stramberk. E i n Teil davon entzieht sich noch immer der Evidenz und ist i n zahlreichen Privatsammlungen verstreut. I m Jahre 1927 fand man i n der Lage „ N a B r d ä c h " ein zweites Depot von Bronzegegenständen. B a l d darauf erfuhr die A n h ö h e Kotouc ihre erste monographische Bearbeitung durch J. K n i e s (Praveke nälezy ve Stramberku, Stramberk 1929); später schrieb auch J . S k u l i l über den Kotouc. A u s dem Jahre 1942 stammt das gleichfalls i n der Lage „ N a b r d ä c h " gefundene Depot N r . 3. Im Jahre 1950 nahm das Schlesische Museum i n Opava ( L . Jisl) zusammen mit der Zweigstelle des A Ü C S A V i n Brno eine Rettungsausgrabung vor. Aus der Feder L . Jisls stammt auch die Dokumentation des damaligen Zustandes dieser F u n d s t ä t t e . Im Jahre 1956 fand man auf dem Punkt „ P a n s k ä v y h l i d k a " ein großes Bronzedepot (Nr. 4) bei der Arbeit mit Buldozzern und gewann i n jüngster Zeit ein weiteres Depot ( N r . 5), das unweit des Kirchleins 2 (unteres Kirchlein) i m westlichen Ausläufer des Burgwalls gefunden wurde. A u f der A n h ö h e Kotouc konnte man neben einer Besiedlung aus dem Pleistozän auch das jüngere Neolithikum, die La-Tene-Zeit, die Hallstattperiode und das frühe Mittelalter, insbe­ sondere aber die jüngere und spätere Bronzezeit feststellen, wo der Burgwall i m Zeitraum der Stufen H A - H B die größte historische Bedeutung hatte. Neben der nicht allzu zahlreich er­ haltenen Keramik kann man sagen, d a ß die Lausitzer K u l t u r hier bereits durch eine ältere Stufe (Stufe von Mostkovice), insbesondere aber durch die Junglausitzer Stufe (Stufe von Kostelec) und durch die beiden schlesischen Phasen vertreten ist; dieselbe Feststellung machte L. Jisl i m Jahre 1950 bei der Ausgrabung. — M Stramberk, S1M Opava, M N o v y Jicin, M Valasske Klobouky, M M , zahlreiche Privat­ sammlungen.

34

V Brandl, K n i h a pro kazdeho Moravana, 327; K . J . Maska, C V M S O 1, ibid. 3, 1886, 57 ff.; I. L . Cervinka, Morava, 2 3 2 - 2 3 3 , A b b . 111; J . Knies, Praveke Stramberku; L . Jisl, Nälezovä zpräva o vyzkumu r. 1950, Manuskript, A Ü C S A V 1260/ 51; V Podborsky, A R 19, 1967, 194 ff.; ders., S P F F B U E 12. 1967, 7 ff. Novojicko 8, 1966, 5; ders., S P F F B U E 13 1968, im Druck. ;

1884, 68; nälezy ve Brno G z . E . Grepl,

57

Die einfachen Siedlungen der schlesischen Kultur sind sehr zahlreich, wir kennen sie aber vorderhand besonders aus Sammlungen; häufig sind jene Fälle, wo diese Siedlungen innerhalb aller drei Hauptstufen der Kultur der Urnen­ gräberfelder blühten (Cechüvky, Mohelnice, Dobrochov, Olsany). Fast nichts wissen wir von der Zahl der Siedlungsobjekte und von den Behausungstypen. Die Zahl der größtenteils zufällig entdeckten Kulturgruben — von denen nicht alle Überreste einer Behausung darstellen, — ist noch nicht endgültig; sie beträgt vorderhand 30 (Medlov), 19 (Öelechovice), und 17 (Brnicko). Als Siedlungseinheit der schlesischen Siedlungen sollte man eher den über dem Boden stehenden Pfahlbau, gegebenenfalls den Pfahlbau mit eingelassenem Fußboden betrachten. Bei Pfedmosti legte in der Lage „Dvorske" I. L. Cer­ vinka eine durch Feuer vernichtete Hütte bloß, die unter einer Anhäufung von Lehmverputz — offenbar der eingestürzten Decke — überbrannte Gefäße zusammen mit Tonscheiben als Unterlagen, ferner Scherben, 2 pyramiden­ artige Tonsockel, einen steinernen Getreidezermalmer und zahlreiche Tierkno­ chen enthielt; neben der Hütte befand sich eine kleinere Ahfallsgrube. Ein­ gestürzte Hütten der schlesischen Kultur finden sich auch auf dem Burgwall bei Üvalno, wie J. Pavelcik durch eine Sondage feststellte.• In einigen Fällen (Brodek, Bzenec, Dedinka, Otaslavice) wurden in den Kulturgruben Feuer­ stellen entdeckt und dabei manchmal Tonsockel — Gewichte. Von drei Ob­ jekten bei Dedinka und von der Hütte bei Zelechovice ist ein Kalkanstrich auf den lehmverputzten Wänden bekannt. In jüngerer Zeit stellte V. Dohnal einen weißen Wandverputz auf der schlesischen Siedlung bei Chrästany (Bez. Kromefiz) fest. Die schlesischen Bestattungen wahren, gleichgültig ob wir sie im Rahmen ganzer langandauernder Gräberfelder oder in selbständigen Gruppen vorfinden, in bezug auf das Aussehen verhältnismäßig große Einheitlichkeit: es handelt' sich um Urnengräben in nicht allzu großen Gruben (Tiefe 40 —60 cm), mit zahlreicher Keramik (bis zu 36 Gefäßen — Domamyslice, Grab 12) und mit spärlichen Bronzegegenständen, die größtenteils durch Feuer beschädigt sind. Grubengräber wurden ausgesprochen nicht konstatiert, aber nach einigen Be­ richten A. Gottwalds hat es den Anschein, daß sie in der älteren Periode noch vorkommen (z. B. Domamyslice, Grab 15, 11, 112, 191). Die Bestattung lag größtenteils in einer mit einer Schüssel, einem Deckel oder einem anderen Gefäß zugedeckten Urne. In Ausnahmsfällen blieb die Bestattung in der Urne 53

>9

60

61

0 7

V g l . die beigefügte Bestandaufnahme am Ende der Arbeit u n d auch die Feststellung J. N e k v a s i l s ( A R 16, 1964). I. L . C e r v i n k a , C V M S O 12, 1895, 34 ff. C S 1 M O 9, 1960, 16 ff. Nachrichten K V Ü Goltwaldov 1960, 1 - 2 , 17. M i t der Frage der G r u b e n g r ä b e r befaßte sich zuletzt J . H r a 1 o v ä, Sbornik N M Praha X I - A , Hist., N r . 1, 1957, 28 ff.; auch J. R i h o v s k y, C M M B 46, 1961, 23 ff.; d e r s . , Klentnice, 31. T

5 8

M

6 0

6 1

3

-

35

Durchschnitt der G e f ä ß e pro G r a b

Durchschnitt der Bronzestücke pro Grab

Celechovice

4,30

0,50

Domamyslice

5,41

1,46

Krumsin

8,26

1,09

Ptenf

5,27

0,95

Slatinky-Nivky

4,28

1,07

Urcice-Kumberky

4,30

0,87

Lokalität

62

unversehrt, sofern es nicht zum Zerdrücken der Urne kam; es gibt wenige anthropologisch überprüfte Belege für Bestattungen von mehreren Individuen in einem Grab, anscheinend bestanden aber mehrgliedrige Gräber: im Grab 171 in Domamyslice war angeblich eine ganze fünfköpfige Familie (2 Er­ wachsene, 3 Kinder) bestattet, Grab 220 aus derselben Lokalität barg ange­ blich 3 Kinderbestattungen; in zahlreichen Gräbern in Domamyslice wurde die Bestattung einer erwachsenen Person zusammen mit einem Kind fest­ gestellt. Große Sorgfalt widmete man der Ausstattung einiger Kinderbestat­ tungen (Domamyslice 199), wofür nicht nur reich ausgestattete Kindergräber (winzige und Miniaturgefäße, Klapperzeug), einen Beweis liefern, sondern auch der Fall des Grabes 109 aus Domamyslice spricht, wo sich neben einer kleinen Kinderurne noch ein Gefäß mit verbrannten Hasenknochen befand. Die mei­ sten Brandgräber muß man aber in der schlesischen Kultur als Individualbestattungen ansehen. Als Urne diente am häufigsten eine Terrine (ausnahms­ weise auch Doppelkegel — sofern sie sich in der schlesischen Kultur noch erhielten), weniger bereits Blumentöpfe, Krüge oder amphorenartige Vorrats­ gefäße. Größtenteils steht die Urne im Grab, manchmal aber liegt sie oder ist mit dem Boden nach oben gekehrt. Die Beigabegefäße sind gewöhnlich um die Urne herumgruppiert, oft so, daß die kleineren Gefäße in die größeren gestülpt werden. Beigaben und persönliche Schmuckstücke des Toten kommen zwischen den Knochen in der Urne vor, manchmal aber auch außerhalb der Urne, zwischen den übrigen Gefäßen, oder in der Zuschüttung der Grabgrube. Ein „Seelenloch" kommt an den schlesischen Urnen nur ausnahmsweise vor. Die Grabgruben der schlesischen Bestattungen sind gewöhnlich kreisförmig 63

64

65

6 2

V g l . den F a l l des Grabes N r . 158 aus Urcice-Kumberky, wo A . G o t t w a l d i n einer sehr gut verborgenen, kleinen Urne die Überreste eines menschlichen Embryos fand. A . G o 11 w a 1 d, Rocenka Prostejov 9, 1932, 15, 22, 24. D e n , Rocenka Prostäjov 6, 1929, 18. Gefäß aus Trsice ( V M O , InV. N r . 4187); im. G r a b 27 i n Domamyslice, das noch zur Junglausitzer K u l t u r gehört, konstatierte A . G o t t w a l d eine winzige Öffnung oberhalb des Gefäßbodens, die einzige auf dieser Lokalität (Rofenka Prostejov 6, 1929, 26). 6 3

6 4

8 5

36

31

32

A b b . 5 — Auswahl kleiner G e g e n s t ä n d e aus dem schlesischen G r ä b e r f e l d i n K r u m s i n ( N r . 1 - 1 6 ) u n d i n Horka n . M . ( N r . 1 7 - 4 2 )

oder elliptisch, meistens ohne besondere Konstruktion; in Betracht kommen aber stufenförmig ausgetiefte Gruben oder solche mit einer Steinauskleidung des Grabes. Aus dem Gräberfeld in Tisnov sind Steinkränze (Fundamente der Grabhügelmäntel) schlesischer Gräber bekannt (vielleicht handelt es sich um einen Einfluß der Podoler Kultur?) und ähnliche Grabhügelaufschüttungen erhielten sich auch in Vlachovice (vgl. oben). Die Zuschüttung der Grabgruben ist gewöhnlich dunkel, humös bis aschenartig, gewöhnlich sind darin auch Überreste des Scheiterhaufens vermischt; manchmal kann man in der Zu­ schüttung der Grabgrube auch Steine und starkverbrannte Knochen feststellen. Aus dem Gräberfeld in Kumberky bei Urcice sind Fälle bekannt, wo die Aus­ füllung der Gräbergruben ausgelaugt war und hellgraue Farbe hatte. Die Frage der sozialen Schichtung läßt sich auf den schlesischen Nekropolen nur teilweise verfolgen; anscheinend existierte gar keine tiefergehende 37

soziale Differenzierung und ihre allfälligen Andeutungen verlieren sich unter dem Einfluß der Uniformität des Bestattungsritus. Vorderhand wurde kein ausgesprochen reiches Grab („Fürstengrab") der schlesischen Kultur gefunden, obwohl wir in einzelnen Fällen die Ausnahmsstellung des Toten ahnen kön­ nen. Bei der ungenügenden Ausstattung der schlesischen Gräber mit Bronze­ gegenständen (aus dem Lausitzer Gebiet haben wir bisher keine Gräber mit einer Kriegerausstattung, die umgekehrt in der Podoler Kultur vorkommen) 66

G r ä b e r mit einer G e f ä ß z a h l Lokalität

klassif. Gräber

Gräber insgesamt

0

1-10

über 10

20 %

70%

10 %

3,5 %

83,9 %

12,6 %

199

Krumsin

0

69%

31 %

23

28 + ?

Pteni

0

90,9 %

9,1 %

11

20

15%

72 %

13 %

39

45

0

97 %

3%

104

151

Celechovice Domamyslice

Slatinky-Nivky Urcice-Kumberky

10

16 + ? 228

ist eigentlich nur die Keramik Maßstab für den „Reichtum" des Grabes. Aus der beigefügten Tafel ist ersichtlich, daß auch die Ausstattung der schlesischen Gräber mit Keramik ziemlich einheitlich ist, insbesondere wenn wir erwägen, daß die Gräber ohne keramische Ausstattung in vielen Fällen beschädigt (un­ vollständig), bzw. Kindergräber sind. Mit dem Problem der Verteilung der Gräber auf den Urnengräberfeldern 67

0 0

So enthielt z. B . G r a b 4 aus Urcice-Kumberky (A. G o t t w a l d , C M M Z 14, 1914, 26, A b b . 14; v g l . auch Taf. 23 dieser Arbeit) insgesamt 14 Gefäße, 3 Klappern und 7 Bronzegegenstände; dieses Grab lag i n einer tieferen Grabgrube und da es sich um das G r a b einer erwachsenen Person handelte, rief das Vorhandensein der 3 Klappern im Grabe Vorstellungen von der Bestattung eines Zauberers hervor; auch Grab 158 aus derselben Loka­ lität mit 14 G e f ä ß e n kann als reich bezeichnet werden, da es sich um eine Doppelbestattung handelt (um die Bestattung einer erwachsenen Person und eines nicht ausgetragenen Embryos). Weitaus markanter läßt sich aber diese Frage auf dem Gräberfeld i n Domamyslice verfolgen: Das reichste G r a b 12 (Taf. 16—17) enthielt neben der Urne mit den Knochen eines er­ wachsenen Menschen noch 35 weitere Gefäße, ein Trinkhorn, eine Klapper, 2 Rädchenmodelle und 8 Bronzegegenstände und m u ß zweifellos als Bestattung einer hochgeschätzten Person angesehen werden, die gegebenenfalls i n ihren H ä n d e n die weltliche und die Kultgewalt mit­ einander vereinigte. A u c h einige weitere G r ä b e r aus Domamyslice (Nr. 97, 85, 152, 182) waren v e r h ä l t n i s m ä ß i g reich, größtenteils handelte es sich aber um Doppelgräber (Erwachse­ ner und K i n d ) ; G r a b 199 war ein typisches reiches Kindergrab (26 winzige Gefäße und 1 K l a p p e r ) , ähnlich wie das weitere Grab N r . 212 mit 20 kleinen Gefäßen und 1 Klapper, Z . B . auf dem schlesischen Gräberfeld i n Slatinky-Nivky, wo man die meisten ärmsten G r ä b e r (sie sind ganz ohne Beigaben, höchstens mit einem einzigen Gefäß oder bloß mit einem Gefäßscherben) K i n d e r n zuschreiben kann. Es handelt sich um die G r ä b e r 32, 33, 39, 40, 48, 49, 52. 53 (vgl. A . G o 11 w a 1 d, C V M S O 48, 1935, 9 - 1 2 ) . 6 7

38

des Lausitzer Gebietes befaßte sich in jüngster Zeit J. Nekvasil, der auch die rekonstruierten Pläne der Gräberfelder aus Domamyslice-Klinky, Unicov-Benkovsky kopec und Urcice-Kumberky veröffentlichte. Offenbar wurden die Gräber in geringen Entfernungen voneinander (1 m) angelegt, so daß sie sich nur selten gegenseitig störten (sie mußten also an der Oberfläche bezeichnet werden) und daß demnach auf den Gräberfeldern eine bestimmte Ordnung herrschte. I. L. Cervinka äußerte bereit im Jahre 1911 die Vermutung, wo­ nach die Gräber in bestimmten, wenngleich nicht sehr regelmäßigen Reihen in der West-Ost-Richtung angelegt wurden. Wirkliche Gräberreihen sind aber nicht nachweisbar. J. Nekvasil wies nach, daß auf den Gräberfeldern der Lau­ sitzer Kultur im breitesten zeitlichen Sinn des Wortes drei Bestattungsgruppen vorkommen: Alt- und Mittellaüsitzer Bestattungen in Reihen um die Hügel­ gräber herum, Junglausitzer und schlesische Gräber, die kontinuierlich ausge­ füllte Flächen bilden, sowie Platenicer Gräber, die selbständige Teile der Grä­ berfelder bilden; diese Verteilung der Gräber bewog den genannten Autor auch zu einer neuen Auffassung der Periodisierung der Lausitzer Kultur. Die schlesischen Gräber bilden demnach keine selbständigen Abschnitte der Nekropolen, sondern sind organisch darin eingefügt, gewöhnlich in den Zentren der Grä­ berfelder zusammengehäuft, und zwar ohne nachweisbare Anordnung in Reihen. 68

69

Auf einigen Urnengräberfeldern (Domamyslice-Klinky, Urcice-Kumberky) konstatierte A. Gottwald auch das Vorhandensein von Brandstätten. In Domamyslice gab es davon sogar einige; eine davon beschreibt A. Gottwald (1. c. 21) derart: „Zwischen den Gräbern 138, 140, 141 und 142 legten wir eine Brandstätte bloß. Sie lag über 60 cm unter der Oberfläche, war 5,5 m lang und fast 4 m breit, bildete ein unregelmäßiges Viereck, das auf starkverbrann­ ter Tonerde mit einer 30 cm dicken aschenhaltigen Schicht mit zahlreichen Kohlenstückchen, durch Glut deformierten Scherben und verstreuten Knochen ausgefüllt war. Die seicht gebetteten Gräber 138 und 140 waren oberhalb der Brandstätte in den Boden eingelassen, Grab 141 lag darin und Grab 142 be­ fand sich nur 2 dm davon entfernt." Die Beschreibung Gottwalds zeigt, daß nach dem Untergang dieser Brandstätte notwendigerweise eine andere Brand­ stätte benützt werden mußte und daß demnach nicht eine für die ganze Nekropolis gemeinsame Brandstätte existierte. 70

Was die Gesamtzahl der schlesischen Gräber anbelangt, läßt sich diese (so­ fern es sich um endgültige Ziffern handelt) nur abschätzen. Gräberfelder wie Celechovice, Pteni, Domazelice, Miskovice, Tovacov usw. wurden ganz sicher nur bruchstückartig untersucht, andere offenbar große Nekropolen (Horka n. M., Krumsin, Postoupky) geben heutzutage größtenteils keine Möglichkeit zur Zusammenstellung von Gräber komplexen. Zu den wichtigsten schlesischen Grä­ berfeldern kann man heute vor allem Celechovice, Domamyslice-Klinky, Horka n. M., Krumsin, Mohelnice, Postoupky, Pteni, Slatinky-Nivky, Urcice-Kum­ berky, von den neueren dann Tisnov und Vlachovice rechnen. Die schlesische Kultur wurde vorderhand nicht auf der Nekropolis bei Moravicany festge­ stellt, die bisher als das am besten ausgegrabene Lausitzer Gräberfeld in 0 8

A.

A R 16, 1964, 229 ff., A b b . 7 5 - 7 7 ; den Plan des Gräberfeldes i n S l a t i n k y - N i v k y bringt G o t t w a l d zum Abdruck ( C V M S O 48, 1935, 7 ) . I. L . C e r v i n k a , Kultura popelnicovych pol'i na Morave, 14. A . G o 11 w a 1 d, Rocenka Prostejov 6, 1929 25.

0 9

7 0

39

A b b . 6 — A u s w a h l kleiner G e g e n s t ä n d e aus dem schlesischen Gräberfeld i n Postoupky 40

Mähren anzusehen ist. Die Gesamtzahl der Gräber auf einem durchschnittlichen Urnengräberfeld mit einer Entwicklung von BD bis HD läßt sich heute auf wenigstens 1000—1500 abschätzen; bloß in Moravicany wurden heutzutage bereits ungefähr 1200 Gräber geöffnet und das Gräberfeld ist noch nicht erschöpft (es fehlt hier gerade bisher die schlesische Kultur). Man kann also die Zahl der schlesischen Gräber auf den Gräberfeldern mit 300—500 ab­ schätzen. 71

Charakteristik Kultur

bedeutsamerer

Gräberfelder

der

schlesischen

C e l e c h o v i c e n a H a n e , Bez. Prostejov (39) In der Lage „U Placheho m l y n a " wurde i m Jahre 1923 beim B a u der L a n d s t r a ß e ein Urnen­ gräberfeld entdeckt. A . Gottwald rettete hier das Inventar von 10 älteren Lausitzer G r ä b e r n und 16 G r ä b e r n der schlesischen K u l t u r . Das wirkliche A u s m a ß dieses Gräberfeldes ist aber nicht bekannt u n d auch das Verhältnis der G r ä b e r beider Stufen konnte nicht definiert werden. D i e schlesischen G r ä b e r waren ä u ß e r s t schlecht erhalten, lagen v e r h ä l t n i s m ä ß i g seicht ohne kompli­ ziertere Konstruktionen und 6 davon waren stark beschädigt; G r a b N r . 3 hatte die Gefäße zwischen den Steinen stehen, Grab N r . 10 war angeblich mit einem Stein bezeichnet. — V o n diesem Gräberfeld hat sich die typische hochentwickelte schlesische K e r a m i k erhalten (fest­ gestellt wurden ca. 60 Gefäße und 1 Klapper) sowie einige kleine Bronzegegenstände (Ahle, 3 Nadeln, 2 Ohrringe, 1 K n o p f ) . V o n 10 unversehrten schlesischen G r ä b e r n waren 2 ohne jedwede Beigaben und nur 2 hatten Bronzegegenstände. Das reichste G r a b N r . 14 (Taf. 41) lag am tiefsten unter der Oberfläche und enthielt insgesamt 12 Gefäße, 2 N a d e l n u n d 2 Ohrringe. — M Prostejov, V M O . - A . Gottwald, C V M S O 39, 1927, 81 ff., A b b . 2. D o m a m y s l i c e , Bez. Prostljov (53) Beim B a u der L a n d s t r a ß e von Domamyslice nach Seloutky stieß man i m Jahre 1923 bis 1924 i n der Lage „ K l i n k y " auf B r a n d g r ä b e r . A . Gottwald eröffnete hier i m Jahre 1926 die Ausgrabungsarbeiten und schloß sie i m Jahre 1931 i m wesentlichen i n Gemeinschaft mit K . Dobeä ab. E r öffnete insgesamt 228 registrierbare G r ä b e r ; davon publizierte er 223 G r ä b e r für die damalige Zeit sehr trefflich und verzeichnete sie i m P l a n . Das G r ä b e r f e l d ist wahr­ scheinlich größtenteils erschöpft. Bekannt ist auch die Muttersiedlung dieser Nekropolis, die sich unweit davon i n der Lage „ K o p a n i n y " befindet. D i e allermeisten G r ä b e r stammen aus der Junglausitzer und der schlesischen Periode; die Lokalität ist daher für die Verfolgung der Lausitzer und der schlesischen Entwicklung außerordentlich wichtig, wie insbesondere bereits J. K v i c a l a nachwies. A . Gottwald bezeichnete u r s p r ü n g l i c h von 157 ausgehobenen Gräbern 33 G r ä b e r als Ü b e r g a n g s b e s t a t t u n g e n — „sie bestanden ausschließlich nur aus Spätlausitzer Gefäßen, unter denen nicht ein einziges schlesisches G e f ä ß festgestellt wurde" — und die übrigen G r ä b e r als schlesisch. Eine genaue Kulturklassifikation der einzelnen G r ä b e r ist ä u ß e r s t schwierig, denn von den G r ä b e r n hat sich nicht das gesamte Material erhalten (Scherben und unrestaurierbare Gefäße wurden nicht aufbewahrt). M a n kann sagen, d a ß a u ß e r den reinen Lausitzer G r ä b e r n ( N r . 2, 7, 9, 13, 18, 19, 27, 32, 37, 4 9 - 5 1 , 55, 76) einige Komplexe entdeckt wurden, wo sich die Junglausitzer gerillte Keramik mit der schlesischen Keramik berührt ( N r . 84, 96, 128, 196); die meisten G r ä b e r repräsentieren aber die ältere schlesische Entwicklung ( N r . 12, 74, 85, 97, 126, 152), die daher auch als Stufe v o n Domamyslice be­ zeichnet werden kann; lediglich einige Komplexe k ö n n t e n auf die jüngere schlesische Entwicklung hinweisen ( N r . 41, 59, 86, 101), das Gräberfeld hat aber das Ende der schlesischen K u l t u r nicht erlebt. Die G r ä b e r sind auf der untersuchten Fläche i m allgemeinen kontinuierlich verteilt, die Junglausitzer und die schlesischen G r ä b e r überlagern sich; nach der Beobachtung Gottwalds begann man mit der Bestattung an der Südseite der Fläche, wo er nur Lausitzer G r ä b e r kon­ statiert. A u s dem Lageplan sind Andeutungen größerer und kleinerer Bestattungskonzentrationen ersichtlich, dennoch kann man aber nicht mit einem G r u p p e n g r ä b e r f e l d rechnen. Die einzelnen G r ä b e r lagen in einer Tiefe um 40 bis 60 cm, einige noch seichter, die reichen

Freundliche

Mitteilung

J.

Nekvasils.

41

42

Gräber hingegen ziemlich tief (bis zu 120 — 1 4 0 c m ) . Die Gestaltung der G r ä b e r erwies sich als einfach, nur Grab N r . 122 hatte die Gefäße mit 4 Sandsteinen zugedeckt. A . Gottwald nahm das Vorhandensein einiger B r a n d s t ä t t e n vor, mit Sicherheit vermochte er aber nur eine einzige größere B r a n d s t ä t t e zu untersuchen und zu beschreiben (vgl. oben). D i e Keramik war i n schlechtem Zustand erhalten, zahlreiche G e f ä ß e fielen dem Verderb anheim; insgesamt wurden ungefähr 650 Gefäße von fast 1200 konstatierten G e f ä ß e n rekonstruiert. Das Gräberfeld ist ziemlich reichhaltig. E r w ä h n e n s w e r t ist die Tatsache, d a ß hier auch G r u b e n g r ä b e r mit Sicherheit festgestellt wurden (Nr. 15, 111, 147, 178, 191). Abgesehen von individuellen G r ä b e r n konsta­ tierte man hier eine Menge von Mehrbestattungen; am häufigsten war es die Bestattung eines Erwachsenen und eines Kindes, die von Gottwald als G r a b der Mutter mit dem K i n d be­ zeichnet wurde (Nr. 28, 41, 78, 84, 85, 88, 94, 96, 97, 108, 126, 152, 155, 179, 189, 195, 196, 219); es gab aber auch Bestattungen von 2 angeblich erwachsenen Personen (7 F ä l l e ) ; zahlreiche G r ä b e r enthielten mehr als 2 Bestattungen ( N r . 197, 177, 220, 133, 182, 171); im Grab N r . 171 lagen angeblich zugleich ein M a n n , eine F r a u und drei Kinder. Unter dem Gesichtswinkel der a n g e f ü h r t e n Mehrbestattungen m u ß auch die folgende Statistik der Keramik aufgefaßt werden (auch die Zahlen der Gefäße, wie sie von A . Gottwald im Fundberichl angeführt sind, stimmen i n einigen Fällen nicht mit den Inschriften auf den Gefäßen ü b e r e i n ) : die Zahl der Gefäße i n einem G r a b bewegte sich von 0 bis 36. Das reichste G r a b Nr. 12 hatte 36 Gefäße, 4 keramische K u l t g e g e n s t ä n d e und 8 Bronzestücke; auch G r a b N r . 97 war sehr reich (über 20 Gefäße, 4 K l a p p e r n , 14 Bronzestücke) und ähnlich k ö n n e n auch die Kindergräber N r . 199 und 212 als sehr reich bezeichnet werden (26 und 20 Gefäße, sowie je 1 K l a p p e r ) .

Gefäße

0

Z a h l der Gräber

7

Zahl der

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

28 i 31

27

24

20

5

9

9

5

9

6

2

1

Zahl der Gefäße

13

Zahl der Gräber

3

14 3 i

IS_

17

18

20

21

26

31

36

1

T

3

2

1

1

1

1

Eine Übersicht über die Zahl der K e r a m i k s t ü c k e findet sich i n der a n g e f ü h r t e n Tafel, die von 199 Komplexen ausgeht, die nach dem publizierten Fundbericht Gottwalds komleptt und gut beschrieben waren. Bronzegegenstände kamen in den 199 angeführten Komplexen insgesamt 292mal vor, durch­ wegs in beschädigtem Zustand; am stärksten vertreten waren Nadeln (93 S t ü c k ) , ferner A r m ­ bänder (44 S t ü c k ) , dann folgen Reifen und Ringe (53 S t ü c k ) , Ohrringe (21 S t ü c k ) , spiralen­ artige tordierte Halsringe (15 S t ü c k ) , Knöpfe (19 S t ü c k ) ; ferner fanden sich Rasiermesser (•I S t ü c k ) , Pfeile (2 S t ü c k ) , mondartige Anhängsel (2 S t ü c k ) , Buckel mit zwei Henkeln (2 S t ü c k ) , 1 Lünzenspitze, Spiralen (4 S t ü c k ) , eine Kette, 1 Röhre, D r a h t s t ü c k e (5 S t ü c k ) , Gußstücke (3 Stück) und ein kleines Blechstück. Weitere ähnliche G e g e n s t ä n d e wurden auf unvollständigen Komplexen, auf der Brandstätte . und anderswo in der Umgebung gefunden. — Ferner kamen insgesamt 26 Klapper, 2 Rädermodelle, 1 Trinkhorn, 1 H ä n g e n g e f ä ß , 1 Steinrädchen, 3 Steinringe, 1 steinerner Streithammer, ferner Tonkorallen, Beinringe und 1 Feuersteinmesser vor. — M Prostejov, V M O . - A . Gottwald, Rocenka Prostejov 6, 1929, 3 - 4 0 ; ibid. 9, 1932, 1 4 - 2 4 ; J. K v i c a l a , Manuskript tiner Dissertationsarbeit, 1949; ders., P A X L V , 1954, 263 ff., J. Nekvasil, A R 16, 1964, 234. H o r k a nad M o r a v o u , Bez. Olomouc (78) In der Lage „Nad Skalkou" wurde ein sehr ausgedehntes Gräberfeld aller Stufen der Lausitzer Kultur gefunden. Im Jahre 1901 untersuchte dort K . Fisara ungefähr 60 B r a n d g r ä b e r der Junglausitzer und schlesischen Stufe; unter den Beigaben waren angeblich viele Bronzenadeln, Knöpfe, Ringe, ein steinerner Dreschflegel und Glaskorallen. Nachher und vielleicht bereits auch vorher arbeiteten auf dem Gräberfeld einige Archäologen als Amateure, die — leider ohne Fundberichte — viele hundert G r ä b e r aller Stufen der Lausitzer K u l t u r ausgruben. So werden bloß aus den für das V M O vorgenommenen Ausgrabungen aus dem Jahre 1904 insgesamt

43

242 G r ä b e r verzeichnet (daraus läßt sich nach dem Inventar des Museums i n Olomouc eine ganze Reihe von G r ä b e r k o m p l e x e n zusammenstellen); die i m M M und i m V M O aufbewahrten Bronzegegenstände lassen sich aber durchwegs nicht i n die Grabkomplexe einreihen. Der chrono­ logische Schwerpunkt des Gräberfeldes beruht insbesondere i n der Platlnicer K u l t u r (obwohl auch die schlesischen und Junglausitzer G r ä b e r ziemlich häufig vertreten sind), wofür auch die Bezeichnung „horecky typ" spricht, die früher für die mährische Platenicer K u l t u r eingeführt wurde (O. Menghin, R . Pittioni) und gerade nach dem Gräberfeld i n H o r k a n. M . gewählt war. V o n den schlesischen D e n k m ä l e r n werden heutzutage neben der Keramik zahlreiche Bronze­ gegenstände aufbewahrt, namentlich viele Nadeln, Ohrringe, Knöpfe, Ringe, ein Meißel, Draht­ slücke, ein tordierter Halsring u . a. — M M , V M O , M * L i t o v e l , M Pferov. - I. L . Cervinka, M o r a v a , 215; ders., C M M Z 11, 1911, 47 ff.; A . Rzehak, JfA 4, 1910, 1 ff. K r u m s i n , Bez. Prostejov (119) A u f der Trasse „na K a m e n i c i " wurden angeblich seit je auf dem Felde des Eigentümers V y s l o u z i l keramische Scherben und Bronzen der Lausitzer K u l t u r ausgeackert. I m Jahre 1897 bis 1898 öffneten hier der Lehrer J . Cicatka u n d Studenten aus K r u m s i n einige B r a n d g r ä b e r . V o m Jahre 1898 an grub hier I. L . Cervinka insgesamt 26 B r a n d g r ä b e r aus, die er auch publizierte. Die G r ä b e r lagen angeblich i n u n r e g e l m ä ß i g e n Reihen angeordnet (ein P l a n ist nicht ver­ fügbar) und oft wurde auch eine Steinverkleidung der Grabgruben festgestellt. Die kessei­ förmigen Grabgruben wurden mit schwarzer aschenhaltiger Tonerde zugeschüttet. A u s dem erhaltenen Fundmaterial, das sich bereits nicht mehr nach den Fundkomplexen zusammen­ stellen läßt, steht a n erster Stelle die jüngere bis spätere schlesische Keramik, obwohl ver­ einzelt auch Junglausitzer Gefäße mit angedeuteter etagenförmiger Profilierung des Halses und auch Platenicer K e r a m i k erhalten sind. Das Bronzeinventar des Gräberfeldes repräsentieren Nadeln, A r m b ä n d e r , Ohrringe, eine Spirale, Ringe, ein A n h ä n g s e l und das Bruchstück eines tordierten Halsringes; erhalten haben sich auch flache Steinringe mit einer Öffnung i m Innern und eine beinerne Scheibe; ferner blieben einige Eisenfragmente erhalten (kleine Messer, A r m r i n g e ) , die gleichfalls einen Beweis für die Weiterentwicklung des Gräberfeldes liefern. Durch die Ausgrabung Cervinkas (Fläche ungefähr 400 m ) wurde das Gräberfeld von K r u m s i n nicht erschöpft, wie A . Gottwald nachwies, der hier i m Jahre 1903 weitere 2 späte schlesische G r ä b e r ausgrub. V o n den von Cervinka ausgegrabenen 26 G r ä b e r n waren 3 durch Ackerung zerstört, die ü b r i g e n lassen sich für folgende grundlegende Statistik heranziehen: 2

Z a h l der Gefäße

2

3

4

5

6

7

8

9

11

12

16

19

20

Z a h l der G r ä b e r

2

3

3

2

1

3

1

1

1

2

1

1

2

Die Z a h l der G e f ä ß e i n den G r ä b e r n bewegte sich von 2 bis 20. Bronzestücke wurden insge­ samt 21 gefunden; eines der keramisch sehr reichen G r ä b e r ( N r . 13) hatte auch 9 Bronzegegen­ stände. — M M , M Prostejov. — I. L . Cervinka, Vestnik muzejni a p r ü m y s l o v e jednoty v Prostejove za rok 1899, Prostejov 1900, 60 ff., Taf. V I I ; A . Gottwald, Pravek 1, 1903, 68 ff. M o h e 1 n i c e, Bez. Sumperk (149) Bei der ehemaligen Stärkefabrik der F i r m a Gessner und P o h l (heutiger Betrieb der C S A D Mohelnice) stieß man i m Jahre 1861 auf ein U r n e n g r ä b e r f e l d ; die meisten Gräber, wahrscheinlich durchwegs aus der Junglausitzer und schlesischen Stufe, waren vernichtet. M . Trapp rettete zahlreiche Gefäße ( u n g e f ä h r 100 Stück) und Bronzestücke, die Funde gelangten aber verstreut in zahlreiche Museen und gingen teilweise verloren. Im Jahre 1895 wurde auf dem Gräber­ feld ein Platenicer G r a b festgestellt. Weitere G r ä b e r wurden dann i m Jahre 1929 und 1957 — 1958 entdeckt, wo hier A Ü C S A V i n Brno (J. Nekvasil) eine Rettungsgrabung vornahm, wodurch insgesamt 17 B r a n d g r ä b e r verschiedener Stufen, angefangen von der Altlausitzer bis zur spätschlesischen, evidiert wurden. — M M , M W i e n , V M O , M Mohelnice. — J . Nekvasil, A R 18, 1966, 269 ff.. A b b . 9 5 - 1 1 3 . P o s t o u p k y, Bez. Kromefiz (190) In der Lage „na S t e r k ä c h " breitete sich ein großes U r n e n g r ä b e r f e l d mit jüngerer Lausitzer und schlesischer Keramik aus. P . Ledvina untersuchte hier eine größere, heute nicht näher bestimm­ bare Z a h l von G r ä b e r n , über die keine eingehenderen Berichte vorliegen. Erhalten blieben unge-

44

fähr 60 Gefäße und zahlreiche Bronzestücke wie Nadeln, tordierte Halsringe, Lanzenspitzen, Bruchstücke von A r m b ä n d e r n , Knöpfe, S p i r a l r ö h r c h e n für ein Halsband, F l ü g e l - und T ü l l e n ­ pfeile und Drahtohrringe; man fand hier auch Steinartefakte. — M M , M Kromefiz, M Pferov. — P. Ledvina, Vlastiveda m o r a v s k ä , Kromefizsky okres, 24, 488; I. L . Cervinka, Venetove, 78. P t e n i , Bez. Prostejov (198) Auf den Feldern i n der Trasse „Za starou skolou", wo bereits zu Beginn unseres Jahrhunderts Keramikscherben und Bronzegegenstände ausgeackert wurden, untersuchte A . Gottwald vom Jahre 1906 an nach und nach 20 B r a n d g r ä b e r ; damit betrachtete er dieses kleine Gräberfeld für erschöpft. Die Lokalität befindet sich unter einem H a n g i n u n g ü n s t i g e n Terrainbedingungen; die G r ä b e r lagen sehr seicht unter der Oberfläche (biz zu 50 cm) auf einem mergelhaltigen Grund, weswegen sich das Inventar der G r ä b e r i n schlechtem Zustand erhielt. K e i n G r a b hatte eine Steinverkleidung oder eine Kennzeichnung, dennoch aber lagen die G r ä b e r i n Reihen i n Entfernungen von ungefähr 1 Meter. A u s den G r ä b e r n stammt eine hochentwickelte bis späte schlesische Keramik (man stellte ca. 80 Gefäße fest), ferner eine eiförmige Klapper und einige fragmentare Bronzegegenstände (Nadeln, tordierte Halsringe, A r m b ä n d e r , R i n g e ) . V o n 11 kontrol­ lierbaren Grabkomplexen hatte nur ein G r a b eine größere Z a h l von G e f ä ß e n (14 S t ü c k ) , die übrigen G r ä b e r waren mit 2 — 6 Gefäßen ausgestattet, i n 5 G r ä b e r n wurden Bronzegegenstände gefunden. In den G r ä b e r n N r . 2 und 12 lag die Bestattung b l o ß im Boden mit dazugefügten Gefäßen i n der Umgebung, Grab N r . 8 hatte die K r e m a t i o n s ü b e r r e s t e unter einer u m g e s t ü r z t e n Schüssel liegen. — M Prostejov. -

A . Gottwald, Pravek 4, 1908, 219 ff., mit A b b . ; ders. M A V , 81 ff., A b b . 8 4 - 8 6 .

S 1 a t i n k y, Bez. Prostejov (213) In der Lage „ N i v k y " bei Slatinky, beim sog. Vetfäk, wurden im Jahre 1890 beim B a u der Landstraße zahlreiche B r a n d g r ä b e r beschädigt, aus denen Studenten aus Slatinky, namentlich F . Pfecechtel, ungefähr 50 Gefäße, einige Bronzestücke und eine Certosa-Fibel retteten ( F . PfecechteJ, C V M S O 8, 1891, 133); eine Reihe von G r ä b e r n gehörte der schlesischen K u l t u r an, einige aber waren jünger. V o m Jahre 1932 an arbeitete auf dieser Lokalität A . Gottwald mit seinen Mitarbeitern ( K . Dobes, J . H u s i c k a ) , die hier zahlreiche schlesische u n d Platenicer G r ä b e r untersuchten. Die schlesischen G r ä b e r breiteten sich zusammen mit den Junglausitzer G r ä b e r n im Südteil des Urnengräberfeldes aus und waren unregelmäßig über diesen T e i l verstreut. M a n evidierte insgesamt 34 G r ä b e r dieser Stufe, das Gräberfeld war hier aber stark beschädigt, so d a ß die ursprüngliche G r ä b e r z a h l zweifelsohne größer war. A . Gottwald e r w ä h n t , i m J . 1890 von den offenen G r ä b e r n insgesamt 13 revidiert zu haben, hiervon 2 Lausitzer, 10 schlesische und 1 Platenicer Grab. W e n n wir erwägen, d a ß auch im Jahre 1898 I. L . Cervinka auf dieser Lokalität ein Grab mit 5 Gefäßen ausgrub, läßt sich die Z a h l der untersuchten schlesischen Gräber i m großen und ganzen auf mindestens 65 schätzen. Die G r ä b e r befanden sich i n Gruben von einer Tiefe von 30 —50 cm und hatten eine v e r h ä l t n i s m ä ß i g ärmliche Ausstattung; die G r ä b e r Nr. 14 und 38 sind als Doppelgräber beschrieben. Die Grabgruben waren einfach, nur selten f;ind sich ein von Steinen umgebenes G r a b ( N r . 51); dasselbe G r a b hatte angeblich die Gefäße i n 2 Schichten ü b e r e i n a n d e r liegen. A . Gottwald konstatierte i n den schlesischen G r ä b e r n ungefähr 170 Gefäße, erhalten blieben ungefähr 66. V o n den klassifizierbaren 39 G r ä b e r n (die ü b r i g e n waren bereits bei der Ausgrabung unvollständig oder es sind ihre Komplexe nicht zusammenzustellen), sind die G r ä b e r N r . 20, 30, und 54 ausgesprochene J u n g l a u s i t z e r g r ä b e r ; i n der unten angeführten Statistik sind aber alle Gräber unter E i n s c h l u ß dieser Junglausitzer zusammengefaßt.

| Z a h l der Gefäße

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

Zahl der G r ä b e r

3

8

9

3

4

3

0

1

2

0

1

4

12 1

Die Bronzegegenstände kamen i n B r u c h s t ü c k e n insgesamt 44 Stück vor und zwar: Nadeln (12 S t ü c k ) , Ohrringe (12 S t ü c k ) , Ringe (5 S t ü c k ) , 1 Meißel, 2 Ringe, 3 Garnituren spiral­ artiger R ö h r e n für ein Halsband, 1 Messer, 3 A r m b ä n d e r , 2 Knöpfe, 1 tordierter Halsring, 1 Rasiermesser, 1 Drahtstück. Im G r a b N r . 13 wurde ein Feuersteinabschlag, vielleicht aus dem Paläolithikum, gefunden, i m Grab N r . 23 2 Schiefersteinhängsel; ferner stammen aus den G r ä b e r n auch 2 Tonperlen und 2 Glaskorallcn. — V M O , M Prostejov.

45

A . Gottwald, Pravek 4, 1908, 216 ff.; ders., 1964, 234 ff.

CVMSO

48, 1935, 1 ff.; J. Nekvasil, A R 16,

U r c i c e, Bez. Prostejov (255) Im Jahre 1908 stieß man auf einem Feld in d'er Trasse „ K u m b e r k y " auf Brandgräber. A . Gott­ wald führte hier i n den Jahren 1908 — 12 eine systematische Ausgrabung durch, wobei er insgesamt 258 G r ä b e r aller Stufen der Lausitzer K u l t u r erfaßte; später wurden hier noch weitere G r ä b e r ausgehoben. V o n der angeführten G r u n d z a h l lassen sich 82 G r ä b e r der eigent­ lichen Lausitzer K u l t u r zuschreiben, zur schlesischen K u l t u r gehören 149 G r ä b e r (mit den späteren G r ä b e r n insgesamt 151), zur Platenicer K u l t u r 15 G r ä b e r ; 12 G r ä b e r sind nicht n ä h e r bestimmbar. D i e G r ä b e r aus der älteren Lausitzer Periode bildeten auf der Nekropolis größere Ansammlungen und vielleicht auch ganze Streifen, die Junglausitzer G r ä b e r waren zusammen mit den schlesischen z u s a m m e n h ä n g e n d über die ganze Fläche des Urnengräber­ feldes verteilt; die Platenicer G r ä b e r lagen westlich davon, etwas abseits, i n einem Streifen vom Nordwesten zum Südosten, aber so, d a ß ihre Zugehörigkeit zur Nekropolis offensichtlich ist. Nach A . Gottwald wurde das Gräberfeld erschöpft, die definitive G r ä b e r z a h l bleibt aber un­ bekannt, denn schon vor der Ausgrabung wurde hier eine größere Menge von G r ä b e r n vernichtet. Die schlesischen G r ä b e r lagen größtenteils sehr seicht unter der Oberfläche (40 —60 cm), daher war ihre Reihe auch durch Ackerungen gestört (45 schlesische G r ä b e r lassen sich nicht für eine statistische Bearbeitung heranziehen); demgegenüber lagen angeblich die Lausitzer G r ä b e r erst i n einer Tiefe von einem Meter. Einige G r ä b e r waren angeblich v o l l s t ä n d i g oder wenigstens teilweise mit Steinen (Sandstein) bedeckt. Neben Grab N r . 53 konstatierte A . Gott­ wald eine gemeinsame B r a n d s t ä t t e . Insgesamt werden auf diesem Gräberfeld 769 Gefäße erwähnt, gerettet wurden aber bloß 380 Gefäße, denn auch hier haben sich die Gefäße schlecht i m Boden erhalten. Die Zahl der Gefäße in den einzelnen schlesischen G r ä b e r n schwankte zwischen 1 und 17; das reichste G r a b N r . 4 enthielt 14 Gefäße, 3 Tonklappern und 7 Bronzegegenstände, G r a b N r . 158 hatte gleichfalls 14 Gefäße, aber kein Bronzestück; die meisten G r ä b e r (25) hatten je 3 Gefäße:

Gefäße

1

2

3

4

5

6

7

8

9

11

Zahl der G r ä b ? r

7

18

25

19

8

7

9

5

3

1

Zahl der

I n zahlreichen G r ä b e r n konstatiert A . Gottwald auch Gefäßscherben, es läßt sich heute aber nicht sagen, ob es sich um bewußt ins Grab abgelegte Scherben oder um Scherben kom­ pletter Gefäße handelte. Die Bronzen kamen regelmäßig i n beschädigtem und bruchstückartigem Zustand vor (insgesamt 92 registrierte Stück) und zwar: Ringe (16 S t ü c k ) , Nadeln (31 S t ü c k ) , A r m b ä n d e r (16 S t ü c k ) , Knöpfe (3 S t ü c k ) , T ü l l e n - und Flügelpfeile (5 S t ü c k ) , Ringe (7 S t ü c k ) , Drahtohrringe (3 S t ü c k ) , Rasiermesser (2 S t ü c k ) , Halsringe (2 S t ü c k ) , ferner Draht- und Blechstücke, Spiralrosetten u . ä'.; ferner fand man beinerne Knöpfe (Grab N r . 139, 185), Tonkorallen (Grab N r . 27, 32, 43), ein T o n a n h ä n g s e l i n Scheibengestalt (Grab N r . 43), Steinrädchen und Ringe (Grab N r . 15, 42, I I I , 190), G r a b N r . 152 hatte auch eine W i r t e l und i m G r a b N r . 177 fand sich auch eine beschädigte Steingussform zum Abgießen einer Nadel ( ? ) . — M Prostejov. -

A . Gottwald, C M M Z 14, 1914, 25 ff.; J . Nekvasil, A R 16, 1964, 236 ff., Abb, 77.

Die Keramik der schlesischen Kultur zeigt die größte Vielfältigkeit und technische Vollendung von allen Hauptstufen der Lausitzer Kultur. Abgesehen von ausgesprochener Siedlungskeramik lassen sich die schlesischen Gefäße als dünnwandig, gut ausgebrannt, größtenteils an der äußeren und inneren Ober­ fläche vollendet schwarz poliert (Graphitglasur) und somit als effektvoll ver­ zierte Waren bezeichnen. Wenn die Oberschicht am Gefäß abblättert, leuchtet der rötliche keramische Kern durch. Die bereits an der Junglausitzer gerillten Keramik beginnende Tendenz zur weichen Gestaltung der Profile erreicht in der schlesischen Periode ihren Höhepunkt; gegen Ende des HB beginnt sich wieder eine schärfere Gliederung der Gefäße durchzusetzen, wie dies bereits 46

72

J. Filip für die schlesische Entwicklung nachwies . Die schlesische Periode ist auch eine Zeit der Mihiaturisierung der Gefäße und des Aufschwungs klei­ ner Formen, die nicht Gebrauchszwecken dienen; dies beweist schon an sich den kulturellen Kulminationspukt der ganzen Entwicklung, wie bereits oben betont wurde. Im Vergleich zur südmährischen Podoler Kultur zeigt die schle­ sische Keramik verschwenderischen Einfallsreichtum in der Form und Ver­ zierung und belegt so im großen und ganzen ein höheres Niveau. Es ist bisher strittig, ob eine spezielle funerale Keramik der schlesischen Bevölkerung exis­ tierte; da wir bisher die schlesische Siedlungskeramik wenig kennen, lassen sich die beiden Kategorien miteinander nicht objektiv vergleichen. Die Fre­ quenz der einzelnen Formen scheint für die schlesischen Siedlungen und Grä­ berfelder im allgemeinen gleich zu sein (auch in den Gräbern kommen übli­ cherweise Blumentöpfe vor, ja es tauchen auch Vorratsgefäße auf), eher ergibt sich die Möglichkeit eines Vergleichs der Qualität der Keramik beider Sorten (im Ausbrennungsgrad); wenn der schlechte Zustand der Gräbergefäße nicht durch die Ablagerung der Bestattung verursacht ist, hat es den Anschein, daß die Gräberkeramik schlechter ausgebrannt war als das zu Gebrauchszwecken dienende Geschirr. Diese Annahme würde andererseits für eine handwerks­ mäßige Produktion der Keramik sprechen (diese läßt sich übrigens schon aus der Vollendung der Formen und der Verzierung dieser Gefäße ahnen); eine solche Produktion hätte es ermöglicht, die Qualität des Erzeugnisses nach seiner Zweckbestimmung festzulegen. Mit der Verzierung der schlesischen Ke­ ramik befaßte sich eingehend J. Filip in seiner grundlegenden Arbeit, ganz abgesehen von den Forschern der älteren Generation (I. L. Cervinka, J. Hladik, A. Gottwald ), in neuerer Zeit auch F. Adämek. Die Verzierungsprinzipen der schlesischen Keramik und die Gesetzmäßigkeit ihrer Entwicklung sind also bekannt und daher werden wir uns damit nicht weiter befassen. 73

74

In der schlesischen Keramik lassen sich 8 Grundtypen unterscheiden, von denen einige in nicht allzu vielen Varianten vorkommen; es sind dies folgende Typen: Urne, Doppelkegel, Blumentopf, Tasse, Schale, Krügel, Schüssel und amphorenartiges Vorratsgefäß. Außerdem kommen Formen vor, die keinen be­ sonderen Zweck haben und eine sehr inhaltsreiche keramische Gruppe bilden (vgl. im weiteren), Formen in Miniaturausführung, die von den Grundtypen abgeleitet sind, und schießlich Keramik im weiteren Sinn des Wortes (Seiher, Kreise, Tonscheiben, pyramidenartige oder kegelförmige Gewichte, Wirtein usw.). Urne Mit der Entwicklung der Urne (doppelhenkelingen Amphore) aus dem Junglausitzer Stadium bis in die schlesische Kultur befaßte sich eingehend J. K v i cala und in neuester Zeit J. Nekvasil. Die älteren schlesischen Urnen tragen, abgesehen von einer S-förmigen Profilierung und insgesamt ausgeglichenen 75

7 2

Popelnicovä pole, 77. Tafeln mit schlesischen Ornamenten bringt I. L . C e r v i n k a , Morava, A b b . 101, 102 zum Abdruck; A . G o t t w a l d , C M M Z 14, 1914, A b b . 21. Hradisko, Taf. 1 3 7 - 1 4 9 . J . K v i c a l a , P A X L V , 1954, 264; J . N e k v a s i l , A R 16, 1964, 245, A b b . 79; v g l . auch V . P o d b o r s k y , S P F F B U E 1, 1956, 30. 7 3

7 4

7 5

47

Proportionen, insbesondere eine sich auflösende Rillenverzierung, die im Prin­ zip senkrechter, in Rillen durchgeführter Fransen oder in Ritzverzierung endet. Außerdem erhalten sich in der älteren schlesischen Kultur auch noch unverzierte Urnen (Domamyslice Grab 33, 196; Celechovice Grab 8; Urcice Grab 158, 166); ferner gibt es auch zusammenhängend kannelierte Urnen (Doma­ myslice Grab 84, 196; Hlusovice; Slatinky Grab 54, 114; Urcice Grab 158), oder Urnen, die nur horizontale Rillen unter dem Hals tragen (Taf. 18: 13, 20: 13, 24: 4). Eine besondere Gruppe bilden henkellose Urnen mit hufeisen­ förmigen Bogen unter warzenartigen Buckeln (Taf. 82: 3, 6, 7), manchmal noch mit einer reduzierten Andeutung einer etagenförmigen Gliederung des Halses (Taf. 80: 7), die in der Rillenkeramik im allgemeinen oft auch in Mähren vorkommen. — Die angeführten Typen entwickeln sich in der schle­ sischen Kultur ununterbrochen, ihre Wölbung senkt sich, ihr Hals verlängert sich; außerdem erhält der Hals in der jüngeren Phase des HB die beginnende Haiistatter Profilierung (Taf. 41: 4, 6, 17, 42: 10, 15, 55: 5, 12, 81: 5 - 7 ) . Die kontinuierliche Entwicklung dieser Urne zur topf artigen Form (Taf. 55: 13, 56: 7, 81: 4), die J. Nekvasil (1. c.) in seiner typologischen Reihe kon­ struiert, ist überzeugend, schließt allerdings das Fortleben relativ älterer For­ men in der späteren Periode nicht aus. Mit Rücksicht auf den Übergang der schlesischen zur Platenicer Kultur ist das letzte Glied der von Nekvasil auf­ gestellten Reihe wohl durchdacht gewählt (vgl. z. B. die direkte Anknüpfung der Altplatenicer Urne aus Grab 256 in Urcice-Kumberky — Taf. 89: 1 an die topfartige Urne aus Grab X I in Mohelnice ); es ist allerdings fraglich, ob diese einzige Form das Fundament für die offenen Urnen der Platenicer Kultur liefert, bzw. welche anderen Umstände sich an ihrer Entstehung be­ teiligten; das Grab 19 aus Tisnov (Taf. 48) enthielt z. B. eine späte topf­ artige Urne der schlesischen Kultur zusammen mit einer Urne mit stark ge­ drungener Wölbung und hohem Hals mit ausladendem Rand. Außerdem treten in den späten schlesischen Komplexen ganz selten höhere Urnen mit kantiger Wölbung und kegelartigem Hals auf (Taf. 55: 7), die den Podoler Urnen nahestehen. Schüsseiförmige und topfartige Varianten der schlesischen Urnen, oft mit einer in horizontale Flächen eingezogenen Wölbungslinie und mit Wendungen, die durch schräge feine Rillen betont werden (Taf. 55: 14, 56: 7 und 81: 4), kommen im jüngeren HB auch in Südmähren im Zusammenhang mit der Aktivität der Zentralmährischen Bevölkerung mit schlesischer Kultur vor, (z. B. in Brno-Obfany, Velatice, Kfepice, Suchohrdly-Stary Zämek u. a.); hier trugen sie zur Entstehung der älteren Urnen vom Horäkov-Typ bei und somit auch zu einer beträchtlichen Verwandtschaft dieses keramischen Typs mit der Kultur von Platenice und Horäkov (vgl. auch Abb. 17). Doppelkegel Den Doppelkegel in Form eines großes Gefäßes mit niedrig ansetzender Wöl­ bung und abgerundeter Bruchlinie treffen wir auf den älteren schlesischen Komplexen an (Domamyslice Grab 17, 197, 96, 63, Taf. 79: 9, 10); er ist aber nicht allzu verbreitet. Auch seine kleinere Form mit einer Wolfszahnver­ zierung (Taf. 82: 1), die im wesentlichen der Junglausitzer Kultur angehört 76

77

7 6

7 7

48

J . N e k v a s i l , A R 18, 1966, 294, A b b . 113: 3. V . P o d b o i s k y , P A (im Druck).

(Kostelec), kommt in der schlesischen Kultur nicht oft vor. J. Kvicala ver­ folgte den Doppelkegel noch in der II. schlesischen Stufe (Urcice-Kumberky Grab 263), hier bildet er aber ganz und gar eine Ausnahme. Es bestätigt sich, daß der Doppelkegel während der älteren schlesischen Entwicklung unter­ geht, bzw. mit dem Typ der Urne verschmilzt. 78

79

Blumentopf Der Blumentopf hat eine sehr lange und kontinuierliche Entwicklung mit un­ merklichen morphologischen Veränderungen, u. zw. von der mittleren Bronze­ zeit bis in die späte Hallstattperiode hinein. In der schlesischen Kultur herr­ schen bereits mehr konische Formen ohne besonders ausgeprägten Hals, mit Henkeln vor, die etwas unter dem Rande stehen (Taf. 79: 1 — 3); zwischen den Henkeln sind vielfach bereits in der Horizontalrichtung längliche Ausstül­ pungen, die die weitere Entwicklung im H C ankündigen. Die Blumentöpfe tragen gewöhnlich an der Oberfläche nur eine Fingerverzierung, haben mit ihrer schöner gestalteten Oberfläche und Verzierung eher eine Koppelung mit dem schlesischen Gebiet (Abb. 2: 12), wohin in seiner Durchführung auch das Gefäß aus Uncovice gehört (Taf. 80: 2); ausnahmsweise kommt ein winziger Blumentopf mit einem Ausgußrohr (Urcice-Kumberky Grab 39; Abb. 8: 8) oder mit einem über den Rand hinaus reichendem Henkel vor (Domamyslice Grab 13). — Erst in der Platenicer Stufe tritt auf den Gräberfeldern der Blu­ mentopf regelmäßig mit einem Deckel auf; in der schlesischen Kultur wird der Deckel nur ausnahmsweise festgestellt, hingegen erfüllt in einigen Fällen eine niedrige Schüssel auf einem Aufsatz den Zweck eines Deckels. 80

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Tasse Als Tasse bezeichne ich eine solche Form, bei der die vertikale Dimension größer ist als die horizontale; demgegenüber dominiert bei der Schale die Breite des Gefäßes. Die Tasse lebt in der schlesischen Kultur vereinzelt noch aus der Junglausitzer Periode weiter. Ihr Merkmal ist eine mäßig abgerundete Wand­ linie sowie die Verschiebung des Henkels über den Gefäßrand hinaus (Taf. 17: 5, 18); im Verlauf der schlesischen Entwicklung verschwindet die Tasse. Schale Die Schale kommt in 2 Hauptvarianten vor: als „Nestform" (Taf. 17: 11) und als Form mit einem Hals (Taf. 17: 19). Die nestförmige Schale ist in der Regel i etwas gröber und besteht aus grob­ körnigem braunrotem keramischem Material, ohne jedwede Verzierung, mit einem Grübchen im Boden und einem über den Rand hinaus reichenden Band­ henkel. Diese einfache Form ist keiner subtileren Klassifizierung fähig; sie hat eine längere Entwicklung und geht ungezwungen in den H C über. Nur ganz ausnahmsweise trägt sie eine Verzierung; so z. B. ist die niedrige flache Schale aus dem Gräberfeld bei Krumsin (Taf. 83: 2), die einige Merkmale der zweiten 7 8

P A X L V , 1954, 263, A b b . 2: 11. J . F i l i p , Popelnicovd pole, 7 9 - 8 0 ; V . S a 1 d o v ä, P A L V I , 1965, 2 8 - 3 0 , den R ü c k g a n g dieser keramischen Formen allgemein i n Europa nach dem H B . J . K v i c a l a , Sbornik S L U K O B - I , 1 9 5 1 - 5 3 , 33. J . F i l i p , Slavia antiqua 1, 1948, A b b . 1; d e r s . , Popelnicovd pole, 104. J . K v i c a l a , P A X L V , 1954, 272, A b b . 2: 3, 9. 7 9

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Variante der schlesischen Schalen aufweist (winzige spitzenförmige Ausbuch­ tungen beiderseits des Randes unweit vom Henkel), mit einer buckelartigen Verzierung an der Innenseite geschmückt. Beiden Varianten der Schalen ist die häufige Erhöhung des Gefäßrandes gegenüber dem Henkel gemeinsam. Die Schale mit einem Hals ist für die schlesische Kultur sehr typisch und auch sehr häufig. Der Produzent drückte dieser Form den Stempel guten Ge­ schmackes und zweckmäßiger Eleganz auf und fügte als Ergänzung doppel­ seitige Verzierung hinzu. Diese Schalen sind dünnwandig, beiderseits vollendet schwarz poliert, ihr Henkel (mit zwei spitzenartigen Verlängerungen vom Rand entlang der Seiten) wölbt sich hoch über den Rand hinaus und auf dem Bo­ den befindet sich in zahlreichen Fällen ein Omphalos. Der Gefäßrand hat stets bei der Betrachtung von obenher herzförmige Gestalt. Die Verzierung an der Außenseite besteht, abgesehen von horizontalen Rillen und Furchen, aus Grup­ pen ovaler Grübchen, insbesondere an der Kante unterhalb des Halses (Taf. 41: 14—16); hierzu gesellt sich auch die weitere typische schlesische Verzierung (Gruppen senkrechter oder schräger feiner Rillen und quergestellter Rillen, Girlande, Pünktchen, schraffierte Dreiecke). Im Inneren befinden sich sehr häufig Girlandenkränze (Taf. 83: 4, 6, 7, 8), Kreisensysteme (83: 5), Perlen­ verzierung, die durch Einstechungen von der Außenseite her durchgeführt wur­ den (83:1), gegebenenfalls Buckelverzierung (83: 2, 3, 8), deren Beziehung durch Verzierung der Blechschalen vom Typus Jenisovice-Kirkendrup ich an­ derswo behandelte und die ich noch im Zusammenhang mit den Bronzegefässen unten erwähnen werde. Am Gefäß aus Krumsin (Taf. 83: 9) ist im Inneren das sich periodisch wiederholende Motiv einer zweischneidigen Axt eingeritzt, an den Wänden der Schale aus Mohelnice (Taf. 46: 1) befindet sich wiederum ein geteiltes sternenförmiges Motiv, das eher an der Velaticer und Podoler Keramik üblich ist. — Die Periodisierung dieser Schalen ist schwierig; ihre Traditionen reichen auch hinsichtlich der Verzierung in die Junglausitzer Periode zurück und dauern bis ans Ende des HB fort. Eine ge­ wisse Entwicklung macht die Innenverzierung der Schalen durch; das klassiche Girlandenmotiv klingt im jüngeren HB aus und wird von der sich immer stärker mehrenden Perlen-, Buckel- und Kreisenverzierung abgelöst. — Die schlesische Schale mit einem Hals gelangt bereits in ihrer klassischen Form nach Südmähren, wo sie in vergröberter Ausführung in der Podoler Kultur nachgeahmt wurde; sie beeinflußte auch die weitere keramische Entwicklung zu Beginn des H C (vgl. auch die Übertragung des Girlandenmotivs auf die Horäkover Keramik ). 83

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K rüge 1 Das Krügel steht in der Form dem Urnentyp nahe, aber der über den Rand hinausreichende und nach innen gedrückte Henkel (der den Rand wiederum herzförmig gestaltet) führt auch zu einem Vergleich mit den schlesischen Scha­ len. Krügel gibt es aber unverhältnismäßig weniger und auch ihre Innenseite

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D i e Herzform des Randes ist für die schlesischen Schalen ungemein charakteristisch (J. F i I i p, Popelnicovä pole, 54; J , H r a 1 o v ä, Sbornik N M Praha X I - A , Hist. 1, 1957, 23; J . K v i c a l a , 1. c , 2 6 8 ) . "4 S P F F B U E 12, 1967, 21. V . P o d b o r s k y , S P F F B U E 11, 1966, 31 ff. 8 5

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ist gewöhnlich nicht verziert. Die Verzierung der Außenseite ist dann ganz analog wie jene der Urnen und respektiert auch ihre Entwicklung (Zerfall der Rillen — Fransen). Auch die Entwicklung der Profilierung der Krügel verläuft analog wie jene der Urnen, die Krügel werden aber in der Richtung zum H C immer weniger und in der eigentlichen Hallstattperiode haben sie fast ihre Bedeutung verloren. Schüssel J. Kvicala konstatierte in seiner Studie für die schlesische Kultur die An­ wesenheit von zweihenkeligen Breitschüsseln, Schüsseln mit einem höheren, scharf ansetzenden und geschweiften Hals und mit 1 — 4 Henkeln über die Hals­ kante und die Wölbung; ferner konstatiert er Schüsseln mit einem rundlich ansetzenden Hals, konische Schüsseln und Schüsseln mit eingezogenem Rand. In Wirklichkeit bildet aber die weitaus häufigste Form der Schüssel die als zweite in der Reihenfolge angeführte Variante; die wirklichen Breitschüsseln (Schüsseln mit zwei Henkeln über den Hals) haben sich in der schlesischen Kultur praktisch nicht erhalten und Schüsseln mit eingezogenem Rand sind erst gegen Ende der schlesischen Stufe häufiger. Die Schüssel mit einem Hals hat gewöhnlich den Rand in einige Ausbuchtungen lappenartig ausgezogen, und zwar entweder in der Nähe des Henkels (ähnlich wie die Schale mit einem Hals) oder an der ganzen Peripherie (Taf. 18: 15, 24: 8, 41: 5); sie ist ge­ wöhnlich unverziert und sofern eine Verzierung vorkommt, handelt es sich um eine Ornamentisierung der Außenseite schlesischer Schalen. Im Inneren finden sich an diesen Schüsseln ausnahmsweise periphere Linien um den Boden und Gruppen radialer Rillen (Urcice —Kumberky Grab 143). Eine Ausnahme bildet die sehr grobe und große Ausführung einer Schüssel mit einem Hals (Taf. 24: 11). 86

Amphorenartiges Vorratsgefäß Die Form eines Vorratsgefäßes kommt auf den Gräberfeldern nur selten vor und so entsteht der Eindruck, als ob dieser Typ in der schlesischen Kultur bereits zurückträte. Aus den existierenden Exemplaren (Domamyslice Grab 128 und 171; Pteni Grab 5; ein gewisses Archaikum ist offensichtlich das Vorrats­ gefäß aus Grab 118 in Urcice, Taf. 49: 2) geht aber hervor, daß auch in der schlesischen Kultur dieser keramische Typ den allgemeinen Entwicklungsten­ denzen in Mitteleuropa unterliegt; die Profilierung des ursprünglich zylindri­ schen Halses neigt zur Kegelform und der Rand öffnet sich etwas trichter­ artig (vgl. diesen Zustand noch am Vorratsgefäß aus der frühen, Platenicer Periode in Nedakonice — Abb. 31: A: 2). Der plastische Grübchenstreifen unter dem Gefäßhals ist beim Exemplar aus Domamyslice (Grab 171) durch ein unechtes Schnurornament ersetzt (Taf. 79: 7). In die Gruppe der nicht zu Gebrauchszwecken bestimmten schlesischen Ke­ ramik gehören vor allem einige bizarre Formen von Gefäßen, wie etagenförmige Doppelgefäße, kannenartige Gefäße, Aufhänggefäße und zoomorphe Gefäße, ferner keramische Becher, Klappern, Rädchen u. a. Das e t a g e n f ö r m i g e D o p p e l g e f ä ß aus dem Gräberfeld in Horka

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P A X L V , 1945, 266.

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n. M . gehört vom typologischen Standpunkt in die Spätperiode des HB, ebenso wie das Gefäß aus Tisnov (Abb. 8: 9). Eine Lösung für die Entstehung dieser Gefäße brachte J. Bouzek, der das Prinzip der Zierformen des Lausitzer Gebietes — dieser bloßen Spielzeuge — von der Knovizer Idee der etagenförmigen Gefäße der Stufe S ableitet; er schreibt der Entstehung der mährischen Formen allerdings im großen und ganzen eine selbständige Auffassung zu. Ebenso ist ein bloßes „Spielzeug" das kannenförmige Gefäß aus Horka n. M. (Taf. 77: 13); eine Analogie dazu aus Polnisch-Schlesien stellt die Vereinigung des Prinzips beider Gefäße aus Horka dar. Mit den H ä n g g e f ä ß e n befaßte sich J. Filip, der sie auch interpretierte. Die mährischen Exemplare aus Domamyslice (Taf. 19: 6), Trsice (Abb. 8: 3) und Pustimef wurden bereits von J. Kvicala zusammengefaßt; ferner wären 5 Exemplare aus Üvalno zu erwähnen (Abb. 2: 15). Die z o o m o r p h e n G e f ä ß e — Rhytone — begleiten die ganze Ent­ wicklung der Lausitzer Kultur; in die schlesische Kultur gehört das stilistisch nachweisliche Exemplar aus Zelechovice (Taf. 77: 15), von den einfacheren „flaschenförmigen" Gefäßen das Exemplar aus Unicov —Benkov (Abb. 8: 5). Die B e c h e r in Form eines menschlichen Schuhs treten in Mähren bereits zu Beginn der Urnengräberfelder auf: aus der Lausitzer Stufe sind sie bekannt aus Stafechovice, Näsedlovice, Tesänky, Nemcice na Hane, Kostelec u Holesova und Vlachovice, in der schlesischen Kultur sind sie vorderhand seltener (Cec h ü v k y — O l s a n y ) , können aber üblicherweise erwartet werden. Häufig sind Becher in Form eines Füllhorns, die für die schlesische Kultur typisch sind (Domamyslice — Taf. 77: 9, 10; Polesovice — Abb. 8: II); sie tragen in einigen Fällen auch das bezeichnende „Wolfszahnornament". Mit den K l a p p e r n und ihrer Interpretation befaßten sich in unserem Milieu bereits zahlreiche Autoren, am eingehendsten wiederum J. Filip; von den mährischen Lokalitäten sind birnenförmige Klappern bekannt (Domamys­ lice, Trsice, Vlachovice, Horka n. M . u. a.), die auch am häufigsten vorkommen 88

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S P F F B U E 5, 1960, Taf. I V : 2; A . R z e h a k, J f A 4, 1910, A b b . 71. A R 10, 1958, 568 ff. (hier auch Bestandaufnahme der etagenförmigen Gefäße des Lausitzer Gebietes). H . S e g e r , Schles. Vorzeit N F 8, 1924, 14, A b b . 17; R. G l a s e r , Bemalte Keramik, Taf. 15: 27. P A I V - V , 1 9 3 4 - 3 5 , 1 0 3 - 1 0 4 ; v g l . auch C S 1 M O 14, 1965, 18, A n m . 9 0 - 9 1 . C V M S O 59, 1950, 9. L . J i s l , C S 1 M O 14, 1956, 1 7 - 1 8 , A b b . 4. J. F i l i p , P A V I - V I I , 1 9 3 6 - 3 7 , 17, A b b . 3; K . S c h i r m e i s e n , Z D V G M S 40, 1938, 65, A b b . 4; J . K v i c a l a , C V M S O 59, 1950, 10; Ii. P e ä k a f , P V M 2, 1961, 30 ff.; J . R i h o v s k y , P A L H — 1 , 1961, 231, A b b . 2: 8, 9. - Z u r Interpretation v g l . auch J. Neustupny, Ndbozenstvi pravekeho lidstva, 94; J . H r a 1 o v ä, Filipüv sbornik A U C . 149 ff. Vgl. J. K v i f i a l a . C V M S O 59, 1950, 1 0 - 1 1 ; J . F i l i p , P A V I - V I I , 1 9 3 6 - 3 7 , 47; hierzu ferner A . R z e h a k, Z D V G M S 11, 1907, 250; J . P a v e 1 c i k, Z p r ä v y Muzea J Ä K za 3. ctvrtleti 1960. A . G o 11 w a 1 d, M A V , 76, 77. A . G o 11 w a I d, Rocenka Prostäjov 6, 1929, 7, A b b . 2: 3; J . K v i c a 1 a, 1. c ; V . P o db o r s k y , S P F F B U E l , 1956. 26, A b b . 4: 8; ibidem E 5, 1960, Taf. I I : 1. - Z u r gesamten Verbreitung J . F i l i p , P A I V - V , 1 9 3 4 - 3 5 , 1 0 5 - 1 0 6 ; d e r » . , Popelnicovd pole, 92. J . H a v e l k a , C V M S O 2, 1885, 141 ff.; J . S c h r ä n l l , Vorgeschichte, 176; J. F i l i p , P A I V - V , 1 9 3 4 - 3 5 , 106 ff.; J . K v i c a l a , 1. c , 11. 8 8

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A b b . 8 — K u l t g e g e n s t ä n d e der Spätbronzezeit: N r . 1 — 3 — Trsice; 4 — Horka n. M . ; 5 — Unlcov; 6 — Domamyslice G r a b 164; 7 — Slatinice; 8 — Urcice G r a b 39; 9 — Tisnov: 10 - Urcice G r a b 57; 11 — Poleäovice; 12 — Pteni G r a b 2; 13 Celechovice G r a b 2 14, 16 - Ovalno; 15 - Boskovice; 17-24 Brno-Obfany

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(Abb. 8: 2, 4, 10; Taf. 77: 1 — 5, 7, 8); dann gibt es flaschenförmige (Abb. 8: 13), spulenartige (Taf. 77: 6), ovoide (Taf. 77: 12; Abb. 8: 12), ovoide mit einem Handgriff (Taf. 22: 13) und vogelartige (Domamyslice, Postoupky, Trsice, Unicov—Benkov, Abb. 8: 1, Taf. 77: 11, 14), und zwar sowohl aus Gräbern (Kinder- und Erwachsenengräbern), wie auch aus Siedlungen (Drzovice). Ein sehr vollendetes verziertes Exemplar einer Vogelklapper aus Unicov — Benkov, das durch das merklich gröbere Stück aus Brno-Obfany nachgeahmt wird (Abb. 8: 18), schließt die Funktion eines einfachen Kinderspielzeugs aus; anscheinend deutet ebenso wie die Anwesenheit von Klappern in den reichen Gräbern erwachsener Personen (Domamyslice Grab 12; Urcice—Kumberky Gjab 4) schon die Ausführung dieses Kultgegenstandes in vielen Fällen auch ihre höhere Zweckbestimmung zu rituellen Zwecken an. Schließlich darf man auch T o n m o d e l l e v o n R ä d c h e n nicht über­ sehen, die die Räder wirklicher Wagen (Kultwagen?) nachahmen sollen. Sie sind bekannt aus Grab 12 in Domamyslice (Taf. 16: 7, 8), aus Üvalno (Abb. 8: 16) und aus Brno-Obfany (Abb. 8: 17), aus Gräbern sowie auch aus einer Sied­ lung. Ihre Zusammenhänge mit den Kultwägelchen der Bronzezeit und der Hallstattperiode sind evident, ihre altertümlichen Vorlagen aus dem Balkan bildeten bereits mehrmals den Gegenstand von Erwägungen. 98

99

Den wichtigsten Typen der Bronzegegenstände der Stufe HB werden wir weiter unten näheres Augenmerk widmen, und zwar für das Gebiet ganz Mäh­ rens. Hier unterbreite ich lediglich ein Verzeichnis der Bronzestücke, über die die Träger der schlesischen Kultur verfügten: von den Waffen ist es ein Schalenknaufschwert (Zädlovice), ein Antennenschwert (Horni Lidec), ein Griffzungen­ schwert (Vrahovice), ein Dolch mit kreuzförmigem Griff (Stramberk — Kotouc), ferner Lanzenspitzen und Pfeile, von den Verteidigungswaffen ist es ein Schutz­ blech am Gürtel aus Üvalno und eine Beinschiene aus Kufim, bzw. auch Schildbuckel (Kfenüvky, Stramberk —Kotouc, Zastävka). Die Bronzewerk­ zeuge bestehen aus verschiedenen Varianten von Tüllenäxten mit einer Öse. oberständigen Lappenbeilen, aus Tüllenmeißeln, kleinen Hämmern, verschie­ denen Varianten von Messern, aus Griffzungesicheln, halbmondförmigen Rasier­ messern, Ahlen und Angeln; eine besonders wichtige Gruppe der Bronzegegen­ stände sind die aus Bronzeblech getriebenen Gefäße, resp. Schalen vom Typ Jenisovice—Kirkendrup u. Stramberk; von den übrigen bisher nur der Überrest eines kleinen Kessels aus dem Depot in Kopfivnice. Unter den Schmuckstücken steht an erster Stelle die Spindlersfelder Schildfibel vom Typ Kfenüvky-Domaniza, resp. noch eine Posamenteriefibel mit Anhängseln (Salas, Dolany, Smrzice), ein Diadem mit Buckelverzierung (Stramberk —Kotouc), tordierte Halsringe, brillen­ artige Verzierungen, zahlreiche Nadelvarianten, Spiralenarmbänder, Armbänder, gegossene glatte oder tordierte Ringe, Kettenverzierungen (Vlcnov) und Anhäng­ sel; der kleine Schmuck, größtenteils ohne besonderen chronologischen Wert, wird durch verschieden große Ringe („Ringgeld"), durch kleine Knöpfe und Knöpfe, durch Drahtohrringe (oft mit einer aufgefädelten gläsernen, beinernen oder bron9 8

Es kommen sogar auch selbständige Bronzerädchen vor, deren Zusammenhang mit den Kultwagen a u ß e r Zweifel steht (vgl. A . G ö t z e , Altschlesien 5, 1934, 170 ff., Taf. X X X I : n . K. T i h e l k a , P A X L V , 1954, 2 2 1 - 2 2 2 ; G h . B i c h i r , Dacia 8, 1964, 67 ff.; I B o n a , A A A S H 12, 1960, 83 ff.; W . K i m m i g , Studien aus Alteuropa 1, 1964, 267. 9 9

54

zenen oder Bernsteinperle oder mit einer Bronzespirale), durch Haarspiralen aus Doppeldraht, Ringe, spiralförmige Röhrchen, Anhängsel mit geschweiften Wän­ den, in Form eines Halbmonds, gegebenenfalls noch durch blätterförmige An­ hängsel repräsentiert; es treten auch Draht- und Blechstücke, Gußstücke usw. auf. Die Pferdeausrüstung erscheint erst am Ende der schlesischen Kultur ( H B 3 ) und wird bisher nur durch Trensenknebel (Cernotin, Bykovice) und durch Phaleren (Cernotin, Polkovice) vertreten. Steingegenstände spielen im Inhalt der schlesischen Kultur eine völlig unter­ geordnete Rolle. Anzuführen wären einerseits symbolische Gegenstände (Dresch­ flegel aus Domamyslice Grab 164 — Abb. 8: 6 — hat sein Analogon im Grab 46 in Podoli und im Grab 145 in Brno-Obfany; das Axtbeil aus Slatinice — Abb. 8: 7 — imitiert offensichtlich äneolithische Vorlagen); solche Gegenstände wurden speziell hergestellt, sind einerseits Ziergegenstände (Scheiben, Ringe — Abb. 5: 15, 16, Rädchen, „Streitkolben" ), gegebenen­ falls auch Werkzeuge (Gußformen, Klingen aus Hornstein usw.). Es kommen auch kleine Gegenstände aus Knochen, Geweihen, gegebenenfalls auch aus Ton vor. 100

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Pravek 4, 1910, 161. F . A d ä m e k , Hradisko, 92. Z u r spezialisierten Produktion v o n Steinwerkzeugen i n der Lausitzer K u l t u r v g l . M . K o s t r z e w s k a , P r z A 9, 1 9 5 1 - 5 2 , 214 ff. Z u r Verbreitung u n d F u n k t i o n von steinernen Dreschflegeln v g l . V . P o d b o r s k j r , P A (im D r u c k ) . 1 0 1

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III. D I E P O D O L E R

KULTUR

Das archäologische Material der Stufe H B wurde in Südmähren sehr lange noch als schlesisch klassifiziert und noch heutzutage wird eine gewisse Rolle der schlesischen Kultur in Südmähren anerkannt. Die Podoler Funde, vor allem die Keramik, waren zwar faktisch schon seit den ersten Anfängen der Aus­ grabungen auf dem Burgwall Hradisko in Brno-Obfany bekannt, d. h. seit dem Beginn der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts, aber ihre kulturelle Einreihung unterlag Schwankungen; soweit sie nicht direkt mit der schlesischen Kultur in Verbindung gebracht wurden (deren wirkliches Vorhandensein auf der Lo­ kalität in Obfany eine objektive Beurteilung der Situation noch komplizierte), wurden sie ziemlich oft unter der Bezeichnung „Charakter von Obfany" zu­ sammengefaßt. Diese Bezeichnung bürgerte sich für einige andere südmährische Fundorte ein, konnte aber nicht definitiv Wurzeln fassen. Im Jahre 1907 kam es zu einer Ausgrabung auf dem Urnengräberfeld bei Podoli unweit von Bino; diese Ausgrabung betrieben die damals führenden Mitglieder des Mähri­ schen Archäologischen Klubs A. Prochäzka, F. Cerny, I. L. Cervinka, E. Synek, A. Ptäcek und J. Stävek; dies Ausgrabung wurde auch sehr bald, wenngleich unvollständig, publiziert. Dieses Gräberfeld veranlaßte I. L. Cervinka zur Ausarbeitung einer lokalen südmährischen Gruppe der Urnenfelder, die er Podoler Typus nannte. Aber die Frage der Beziehungen des Podoler Typus zur Umgebung blieb noch lange ungeklärt. Sogar I. L. Cervinka selbst konnte weder die genaue chronologische Position des Podoler Typus, noch seine Ge­ nesis festlegen; daher interpretierte er ihn als selbständige Gruppe, die sich „als Keil zwischen beide (gedacht sind beide heimischen Kulturen — die schlesische und die Platenicer) örtlich und zeitlich einschiebt, da alle ihre verwandten Wesenszüge im Süden, in Westungarn (Kisz—Köszeg), in Slawonien (Dalja) und in Niederösterreich (Stillfried) zu suchen sind, während sie gegen Norden über Mähren überhaupt nicht hinausreicht." Wie J. Rihovsky später nachwies, wurde seither die Frage der Podoler Kultur mit dem Vordringen des Eisens 104

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Vgl. J. P a l l i a r d i , C V M S O 12, 1895, 181; V. D o h n a 1, Manuskript Diplomarbeit I, 6. PravJk 4, 1910, 149 ff. Novij'typ popelnieovych polx na Moravi, Pravek 4, 1910, 140 ff.; auch E R V 10, 174 ff. und in der Arbeit Kultura popelnicovych polx na Moravi. I. L. C e r v i n k a , Pravek 6, 1910, 146.

einer

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1927,

aus dem fortschrittlichen Donautal nach Mähren, insbesondere ins Gebiet von Brno mit seinen Eisenerzlagern (Umgebung von Blansko) in Verbindung ge­ bracht und irrtümlich damit auch das Fürstengrab aus Byci skäla bei Adamov gekoppelt. Die Lösung der Frage der Podoler Kultur stieß lange auf Schwie­ rigkeiten, denn die beiden wichtigsten Fundorte (Podoli, Brno-Obfany) lieferten nicht genug Unterlagen für eindeutige Schlußfolgerungen (es gibt nämlich keine Grabkomplexe). Überdies gelang es lange Zeit hindurch nicht, in Südmähren ein anderes geeignetes Podoler Gräberfeld zu entdecken. Erst die Ausgrabung bei Klentnice im Bezirk Mikulov und zahlreiche Ausgrabungen im mittleren Donautal (Wien-Groß Enzersdorf, Muzla, Chotin, Neszmely, Väl) ermöglichten es, die heimische Genesis der Podoler Kultur nachzuweisen; ein Verdienst an der Erkenntnis dieser genetischen Zusammenhänge der Podoler Kultur mit dem älteren lokalen Liegenden sowie an der Erkenntnis ihrer geographischen Zuge­ hörigkeit zum mitteldanubischen Kreis erwarben sich von den mährischen For­ schern insbesondere J. Rihovsky, F. Adämek und V. Dohnal. V. Dohnal lieferte die bisher einzige zusammenfassende Bearbeitung der Podoler Kultur in Mähren (1957; die Arbeit blieb aber im Manuskript liegen). J. Rihovsky skizzierte die innere Periodisierung der Podoler Kultur: er unterscheidet 3 auf­ einanderfolgende Stufen: Klentnice — Obfany— Podoli, wobei das Gräberfeld von Klentnice an sich eine residuale Entwicklung vom H A 2 / H B 1 bis in die Anfänge HC hat. Ich selbst sammelte und sortierte das Siedlungsmaterial der Stufe HB und unternahm den Versuch, es zur Datierung der damaligen Burgwälle in Südmähren heranzuziehen. Lediglich das Problem eines möglichen Fort­ lebens bis in die Stufe H C bleibt im Fall der Podoler Kultur bisher ungelöst; die meisten Autoren (F. Adämek, J. Nekvasil, M . Solle, F. Köszegi, M . Novotnä, V. Dohnal) fanden die Podoler Kultur noch lange hinein in der Stufe H C , in neuerer Zeit sprachen sich J. Rihovsky, M . Dusek und J. Paulik für eine kontinuierliche Entwicklung vom HB in den H C auch in kultureller Hinsicht aus. 108

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Vom kulturellen Standpunkt ist das südmährische Podoler Gebiet verhältnis­ mäßig einheitlich; die Fundorte in der Umgebung von Brno bis Vyskov werden allerdings durch eine Symbiose mit der schlesischen Kultur gekennzeichnet (Aufzählung der Fundorte siehe oben), die südlich exponierten Lokalitäten haben wiederum deutlichere, einheitlich orientierte mitteldanubische Konnexio­ nen (Klentnice, Mutenice), oder sogar eine direkte Verbindung zur StillfriedGruppe in Niederösterreich (Znojmo-Hradiste). Unbestreitbar ist die starke Orientierung an den südöstlichen Teil der mitteldanubischen Ökumene, während die Beziehungen zum Westen, die im H A nachweisbar waren, wahrscheinlich beträchtlich unterbrochen wurden; dies läßt sich mit der Entstehung eines pro­ gressiven Eisenverarbeitungszentrums im Gebiet des Nordbalkans bereits in der

1 0 8

J. R i h o v s k y . A R 12, 1960, 213 Ansichten, insbesondere von J. S c h r ä n i l , M. S o l l e ) .

(hier auch Ubersicht über die älteren ähnlichen O. M e n g h i n , J. B ö h m , J. N e k v a s i l und

1 0 9

J. R i h o v s k y , A R 12, 1960, 212 ff. (hier werden auch die weiteren Arbeiten des Autors zitiert); F. A d ä m e k , Hradisko; V. D o h n a l , Manuskript einer Diplomarbeit I —IV. 1 1 0

J. R i h o v s k y ,

1 1 1

PA (im Druck).

1. c; Klentnice, passün.

57

112

späten Bronzezeit erklären; dieses Zentrum wirkte radial nach allen Richtun­ gen, nach Mähren nicht einmal so sehr im Sinne eines direkten Imports von Eisengegenständen, wie vielmehr im allgemein-kulturellen Sinn. Einige Podoler Funde (Grab 169 aus Brno-Obfany) könnten ein direkter Eingriff, aus dem fortschrittlicheren Donautal auf Mähren bereits im Verlauf der Entwicklung der Podoler Kultur zulassen (vgl. auch die intrusiven Funde der KalenderbergerBarbotino-Keramik z. B. in Podoli, Mikulov, Moravske Kninice u. a.); das Grab 169 erinnert noch ferner im Zusammenhang mit dem sog. thrako-kimmerischen Horizont der Spätbronzezeit. In diesem Zusammenhang muß neuerdings das Problem der sog. Podoler Eisenerzeuger aufgeworfen werden. Zweifellos gehört die Podoler Kultur in Mähren und im ganzen mittleren Donautal ihrem Charakter nach zur späten Bronzezeit; im Vergleich mit der zeitlich parallelen schlesischen Kultur ist aber die Abnahme der Bronzegegenstände auffallend, wie sie sich auf den Podoler Gräberfeldern nachweisen läßt; auffallend ist auch die unbedeutende Zahl an Podoler Bronzedepots. Unbestreitbar ist hingegen das Vorkommen von Eisen­ gegenständen bereits im HB im mitteldanubischen Gebiet (vgl. ihre Zusammen­ stellung im V I . Kapitel), während das Lausitzer Gebiet damals das Eisen nur ganz vereinzelt kannte. Der spätbronzezeitliche Charakter der Podoler Kultur und das Vorkommen von Eisen darin schließen einander aber keinesfalls aus; die Podoler Kultur ist im Sinne der gesamten historischen Entwicklung als progressiv anzusehen. Diese Entwicklung bedeutete aber zugleich mit der all­ mählichen Einführung des Eisens ein zeitweiliges Absinken des Niveaus der Metallerzeugung (Verfall der Bronzeindustrie) und in engem Zusammenhang damit auch einen Gesamtverfall der materiellen Kultur (vgl. z. B. die technische weniger vollendete Podoler gegenüber der schlesischen Keramik). Daher er­ scheint uns zugleich die schlesische Kultur mit ihrer vollen Vertretung von Bronzestücken in Mittelmähren als mährische Dominante, die sogar eine be­ stimmte Aktivität in südlicher Richtung entfaltete, während die Podoler Kultur trotz der bedeutsamen Mission der Eisenverbreitung einigermaßen im Hinter­ grunde bleibt. Wenngleich wir also die Podoler Kultur nicht im Sinne der älteren Konzeption der Eisenprospektoren auffassen, kann man ihr die Be­ deutung des ersten Eisenkonsumenten auf unserem Territorium nicht strittig machen. Zu den bedeutsamsten mährischen Podoler Fundorten gehören außer den bereits erwähnten Gräberfeldern in Brno-Obfany, Podoli und Klentnice die zu­ fällig entdeckten und größtenteils bisher nicht erforschten Gräberfelder bei Lovcicky, Mutenice, Milovice, Moravske Kninice, Vicemilice und in ZnojmoHradiste, ferner die Siedlungen in Brno-Krälovo Pole, Malomefice, Hodonice, Neslovice—Zbysov und Ostopovice; besiedelt waren auch zahlreiche Burgwälle (Brno-Obfany, Brankovice, Kfepice, Plavec, Suchohrdly). Es läßt sich eine dichtere Besiedlung der Umgebung von Brno konstatieren (45 % der Podoler Siedlungen sind aus diesem Gebiet bekannt, aber auch die Umgebung von Znojmo und Moravsky Krumlov hat zahlreiche Fundorte aus dieser Zeit. Die am weite­ sten gegen Norden vorgeschobenen Podoler Siedlungen, die aber bloß aus Zu-

1 1 2

W . K i m m i g, Studien aus Alteuropa 1, 1964, 244, Anra. Nr. 90 weitere Literatur zitiert); vgl. hierzu noch VI. Kapitel dieser Arbeit.

58

(hier wird auch

fallsfunden bekannt sind, liegen sogar bei Babice und Obora in der Umgebung von Blansko und in Moravske Kninice und Malhostovice in der Umgebung von Tisnov; man kann sie als Beweis für das Vordringen der Podoler Bevölke­ rung gegen die nördliche Peripherie des Katasters ansehen und auch mit einem lokalen Vordringen bis in das rein schlesische Gebiet (Brodek) in Zusammen­ hang bringen. Insgesamt sind mir aus der Stufe HB aus Südmähren mehr als 90 Fundorte bekannt (vgl. Zusammenstellung am Ende der Arbeit und Land­ karte). I. L. Cervinka reihte auch die Bronzedepots aus Malhostovice und Zastävka in die Podoler Kultur ein. Ich verwies bereits oben auf ihren Zusammenhang eher mit den schlesischen Depots und zwar sowohl inhaltlich, wie auch geogra­ phisch. Wenn wir diese Schätze aus dem Podoler Rahmen ausklammern, ver­ bleiben lediglich einige unbedeutende Depots, die durchwegs bereits in den Beginn der Podoler Kultur gehören: 113

114

Zusammenstellung

der

Podoler

Bronzedepots

H e r s p i c e , Bez. Vyskov (28) (HBi- ) Im Jahre 1922 ackerte J. Späcil auf einem Feld in der Trasse „Üjezdy" ein Bronzedepot aus, das 3 zweirippige Sicheln, 1 Nadel mit einem reich profilierten Nadelkopf, 1 Lanzenspitze und 1 Pfeil enthielt; im M M hat sich der Pfeil nicht erhalten, dafür wird aber zusammen mit diesen Gegenständen ein Armband aufbewahrt, dessen Enden übereinander liegen, das aber wahrscheinlich nicht zu diesem Komplex gehört (Abb. 15: 23 — 28). — M M . - I. L. Cervinka, Venetove, 59. 2

K l e n t n i c e , Bez. Znojmo (34) (HBi) Im Jahre 1950 wurde zufällig ein Massenfund von unfertigen Bronzegegenständen und von Bronzerohstoff zwischen dem Burgwall auf der Anhöhe Tabulovä hora und der Lokalität Rüzovy hrad bei Klentnice bloßgelegt; er enthielt 2 Tüllenäxte mit einer Öse, 11 zweirippige Griff­ zungensicheln, 69 komplette, 2 zerbrochene C-förmige Armbänder und 2 Bruchstücke solcher massiver Armbänder, ferner ein Stück von einem Messer, 1 Ring, das Stück eines Anhängsels und 3 Rohstoffklumpen (ein größeres Stück aus dem Boden eines Ofens) (Taf. 15). — M M . - J. Rihovsky, A R 2, 1950, 217 ff., Abb. 152-154; ders., PA LVII-2, 1966, 509, Abb. 7: C. Marefy,

Bez. Vyskov (47)

(HA-HB )

Auf einem Feld unterhalb der Landstraße bei Marefy fand M . Chleboräd auf einer ein in einer Grube verwahrtes Bronzedepot; es bestand aus 14 Tüllenäxten mit einer 1 Messer; angeführt wird auch das Vorhandensein von 2 „Bronzeklumpen" — (Taf. 40). - M M . - J. Skutil, Sbornik Pfir. spol. M O 6, 1930-31, 148; I. L . Cervinka, Venetove, V. Podborsky, S P F F B U E 5, 1960, Taf. VII.

2

Siedlung Öse und Rohstoff 89,

106;

S t r a c h o t i c e , Bez. Znojmo (76) (HB ) Im Herbst 1966 rettete V . Vildomec ein Schalenknaufschwert, ein oberständiges Lappenbeil und ein Stück einer Bronzeniete (Abb 22: 3, 20: 4); diese Gegenstände wurden auf dem Feld des dortigen volkseigenen Gutes ausgeackert (handelt es sich wirklich um ein Depot?). — J M Z . V. Vildomec - P. Misustov - V . Podborsky, S P F F B U E 13, 1968, 200-203, Abb. 3, 4, Taf. X X I X . L

1 1 3

I. L . C e r v i n k a , E R V 10, 1927, 176; auch J. R i h o v s k y , A R 12, 1960, 225-226. V. D o h n a 1 (1. c.) führt aber bereits diese Depots im Rahmen der Podoler Kultur nicht ausdrücklich an. Beide Depots befinden sich im Bereich des Aufeinandertreffens der schlesischen und der Podoler Kultur; in Malhostovice wird zwar eine Podoler Siedlung in der Lage Cervenä cesta festgestellt, aber das in der Lage Zlobica eigentlich bereits auf dem Kataster von Kufitn (vgl. auch Depot aus Kufim) gefundene Depot selbst hängt mit dieser Siedlung nicht zusammen.

59

Tvofihräz,

Bez.

Znojmo (85)

(HB)

Aus der Sammlung J. Palliardis stammt ohne nähere Nachrichten eine Tüllenaxt mit einer Öse und ein Meißel (Abb. 15: 29, 30), die I. L. Cervinka als Depot betrachtet. — M M . — I. L. Cervinka, Venetove, 113. Z n o j m o - H r a d i s t e , Bez. Znojmo (94) (HB ) Ende der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde auf dem Klosterhof in Znojmo-Hradiste zufällig ein Depot von 11 C-förmigen Bandarmbändern mit typischer Verzierung auagegraben (Abb. 15: 21, 22). - P Ü UJEP Brno. — Nicht publiziert. t

Gegenüber der typenmäßigen Mannigfaltigkeit der schlesischen Depots sind in den Podoler Funden Armbänder oder Beile, bzw. Sicheln, vorherrschend, die übrigen Gegenstände sind selten (Klentnice). Bronzegefäße kamen überhaupt nicht vor und vorderhand gibt es nicht viele Belege für die Produktion. Aus­ gesprochen späte Depots vom thrako-kimmerischen Horizont kennen wir aus Südmähren nicht. Die in der Zusammenstellung angeführten Podoler Burgwälle zeigen, daß der allgemeine Brauch des Baues befestigter Höhensiedlungen im HB auch in Süd­ mähren belegt ist. Von den Podoler Burgwällen wurden bisher 4 ausgegraben: Brno-Obfany, Brno-Lisen—Stare Zämky, Kfepice und Plavec, jedoch in einer Art, die hier keine Erwägungen über die Funktion der Burgwälle gestattet. Die Lokalitäten in Obfany und Plavec sind Typen ausgedehnter und geglie­ derter befestigter Formationen (42 und 39 ha Fläche); der Burgwall von Plavec hat die Akropolis von der ausgedehnten Vorburg abgetrennt, die Vorburg weist aber keine Spuren dichterer Besiedlung auf; der Burgwall von Obfany würde eher den Schluß zulassen, es habe sich hier um ein gesellschaftliches und produktionstechnisches Zentrum mit einem Kranz von Behausungen in der Vor­ burg gehandelt; seine strategisch wichtige Lage deutet schon an sich an, daß es sich hier um einen Ort von größerer Bedeutung handelt als um ein bloßes Refugium. Die übrigen Burgwälle der Podoler Kultur sind als mittelgroß an­ zusehen; in der Form und im Typ der Fortifikation paßten sie sich den Terrain­ bedingungen an, hatten keine größeren zentralen Funktionen und erreichten — soweit sich dies heute sagen läßt — ihre Blütezeit eher in der jüngeren Phase der Stufe H B . Auf einigen Lagen wird aber die Besiedlung (die allerdings noch nicht die Befestigung an sich datiert) bereits von der Stufe H A an fest­ gestellt (Brno-Obfany, Kfepice). 115

1 1 6

B e s c h r e i b u n g der

bedeutenderen B u r g w ä l l e

der

Podoler

Kultur

B r a n k o v i c e — H a u s b e r k , Bez. Vyskov (6) Unterhalb der Eisenbahnstation Brankovice (Eisenbahnstrecke Brno—Veseli n. M.), am nord­ westlichen Abhang, der abschüssig ungefähr 20 m oberhalb der Landstraße Nesovice — Bran­ kovice endet, liegt eine befestigte Höhensiedlung (Seehöhe 270—280 m). Inmitten der Lage strebt eine unbestimmte haufenartige Formation empor (Abb. 11: 6). Aus den Schichten dieser Lokalität stammt (größtenteils aus den Sammlungen M . Chleboräds) ein Scherbenmaterial der jüngeren Stufe HB, das vom kulturellen Standpunkt als schlesisch-Podoler Material mit einem Akzent auf der letztgenannten Kultur bezeichnet werden kann. Beim Ausbau des Bahnhofes der Tschechoslowakischen Staatsbahnen oberhalb des Burgwalls im Jahre 1950 stieß man auf weitere Siedlungsfunde, die als Podoler mit schlesischen Einflüssen bezeichnet werden. — M M .

1 1 8

1 1 6

60

Eingehender vgl. D e r s . , 1. c.

V.

Podborsky,

PA

(im

Druck).

- J. Skutil, OP 9, 1930-35, 155; ders., Z M L M N F 1, 1941, 171; ders., Sbornik Pfir. spul. M O 6, 1930-31, 35; L. Doubkovä, Archiv A Ü C S A V Brno Gz. 55/53; V . Podborsky, PA, im Druck. Brno-Liien

— Stare Z ä m k y

(13)

Der bekannte slawische Burgwall im Meander des Baches „Ricka" war auch eine befestigte Höhensiedlung im H B . Dieser Siedlung gehörte, wie die Ausgrabung des AÜ CSAV in Brno ergab, eine kontinuierliche Schicht auf dem Burgwall und auch die Verteidigungskonstruktion auf dem engsten Ort des Felsensporns (Abb. 11: 13). Das keramische Material auf dieser Lokalität hat den Charakter der schlesischen und der Podoler Kultur. — M M , A Ü C S A V Brno. - J. Knies, C V M S O 8, 1891, 4 9 - 5 8 ; I. L. Cervinka, Pravekä hradiska, 50-52; J. Poulik, Jizni Morava zeme dävnych Slovanü, 99, 101; A . Benesovä — C. Stana, A R 11, 1959, 170. Brno-Obfany

— Hradisko

(15)

Am rechten Ufer des Flusses Svitava an der nordöstlichen Peripherie der Stadt Brno erhebt sich der Sienitsporn „Hradisko" bis zu einer Höhe von 100 m über dem Flußtal mächtig empor. Er wird an drei Seiten vom Fluß umspült und seine Form hat sich dem Flußlauf angepaßl. Die Siedlung hat ihre Längsachse ungefähr 900 m in der Nord-Süd-Richtung orientiert, an der Westseite eine markante rechtwinklige Ausschwenkung mit dem wahrscheinlichen Zugang, im nordöstlichen Teil einen zungenartigen Ausläufer gegen Osten; von der Ostseite führte auch ein weiterer Zugang in das befestigte Areal. Im südlichen Teil gibt es unter der eigentli­ chen Befestigung zahlreiche terrassenartige Gestaltungen. Der ganze Burgwall ist von einer Umwallung umfriedet (Länge über 2 km); diese Umwallung erscheint heute als äußerst auf­ fallende Terrasse; sie ist insbesondere im nördlichen und westlichen Teil der Lage imposant, wo die Terrasse von der Außenseite her eine Höhe bis zu 7 m erreicht. Das Innenterrain der Siedlung steigt mäßig gegen Norden an, wo es in der Biegung der Umwallung den höchsten Punkt erreicht (333 m). Die gesamte befestigte Fläche nimmt ein Ausmaß von 42 ha ein (Abb 11: 15). — Der Burgwall wurde bereits seit dem Jahre 1889 von ganzen Generationen mäh­ rischer Archäologen untersucht; die Geschichte dieser Ausgrabungen findet sich in der Mono­ graphie F. Adämeks (siehe unten). Bisher gewann man auf dem Burgwall eine große Menge kera­ mischer und metallischer Funde, besonders wenn wir auch die Funde aus dem angrenzenden Gräberfeld in Erwägung ziehen (vgl. Abb. 9, 13, Taf. 84). Die Keramik zeigt Lausilzer und Velalicer Charakter, besonders aber Podoler und schlesischen Charakter, vereinzelt gibt es hier auch Scherben der Horäkover Kultur. Die Befestigung wurde zweifelsohne im Verlaufe des H B erbaut, wo dieser Burgwall auch die größte Bedeutung hatte. Westlich von Hradisko, oberhalb der Siedlung von Obfany, befindet sich die vereinzelte Eruption „Skäly", die von Hradisko durch das T a l 21eby getrennt wird. Sie erreicht ein A u s m a ß von ungefähr 1/10 von Hradisko, ist aber gleichfalls entlang der ganzen Peripherie von einer Umwallung (Terrasse) umgeben, die stellenweise ebenso machtvoll ist wie in Hra­ disko. Dieser Siedlung wurde bisher nicht so viel Aufmerksamkeit gewidmet, sicherlich aber hat sie das gleiche chronologische und kulturelle Profil wie Hradisko. — M M . F. Adämek. Praveke hradisko u Obfan, Brno 1961 (siehe hier auch die gesamte ältere Literatur und eingehende weitere Angaben). K f e p i c e, Bez. Znojmo (40) Ungefähr 2 km südöstlich der Siedlung Kfepice, oberhalb des Zusammenflusses der Bäche Kfepicka und Stupesicky potok, liegt eine imposante Höhensiedlung; sie breitet sich inmitten von Wäldern aus, auf einem gegen Süden abfallenden kahlen Plateau, um die Kote 339 m. Sie hat die Form einer langgezogenen Ellipse (450X180 m), liegt in der Richtung Nordwest —Südost und ist, abgesehen vom Norden, von allen Seiten durch steile Abhänge gut geschützt. Im Norden fällt das Siedlungsplateau allmählich in einen sich erweiternden Sattel ab und auf dieser Seite verläuft eine dreifache parallele terrassenartige Gestaltung — der Beweis für eine urzeitliche Fortifikation (Abb. 11: 40). — Dieser Burgwall wurde im Jahre 1883 von K. J. Maska entdeckt; in den achtziger bis neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts nahm hier J. Palliardi Ausgrabungen vor und gewann insbesondere viel Material aus der Hallstattperiode (Abb. 10). Im Jahre 1930 führte hier F . Vildomec Sondagen durch und gewann gleichfalls viel Material der Stufe H B ; er stellte aber bereits eine sekundäre Verlagerung der Schichten auf der Lokalität fest. Vom erhaltenen Fundmaterial steht an erster Stelle die reiche Keramik der Stufe H B mit schlesischen Einflüssen (wichtig ist auch das Vorhandensein von Keramik aus der späten Hallstattperiode), Bedeutung hat aber auch das metallische Material, ferner Gegenstände

62

Abb. 10 — Fundprofil des Burgwalls in Kfepice

63

Abb. 11 — Pläne von Burgwällen der Podoler Kultur: Nr. 6 — Brankovice; 13 — Brno-Lisefi; \'j — Brno-Obfany; 40 — Kfepice; 51 — Mohelno; 62 — Olbramovice; 65 — Plavec; 77 - Suchohrdly— Deblinek; 78 — Suchohrdly — Slary Zämek

aus Knochen und Geweihen, aus Glas und Stein. — M M , Sammlung F. Vildomec in BoskovStejn. - J. Palllardi, P A X V , 1890, 240-502; ders., M A G W 24, 1894, Sitzber. 33; ders., Vlastiveda moravskä II, Hrotovsky okres, 14 — 15; I. L. Cervinka, Pravekä hradiska, 28—29; ders. Morava, 230-255; J. Skutil, Sbornik Pfir. spol. M O 6, 1930-31, 148; ders., Z M L M N F 3, 1943, 82, Abb. 1: 16 — 18; V . Vildomec, Privatmitteilung; V. Podborsky, PA, im Druck. P l a v e c — S a n c e , Bez. Znojmo (65) 1,5 km nordwestlich von Plave£ befindet sich auf einem Felssporn über dem sich schlingelnden Fluß Jevisovka um die Kote 307 m eine umfassende befestigte Siedlung; sie wird vom Norden und Osten durch das Flußbett der Jevisovka, vom Südwesten durch die kleinen Bäche Zlibek und Plenkovicky potok eingefaßt (Abb. 1: 65). Der Burgwall besteht aus der verhältnismäßig kleinen Akropolis (236X110 m), die durch schroffe Hänge geschützt und von der Vorburg an den Stellen der maximalen Felsverengung durch einen mächtigen Wall getrennt wird. Dieser innere Wall mißt 56,40 m, ist stellenweise bis zu 2 m hoch und trägt inmitten Spuren eines großen Tores, das halbkreisarlig in der Richtung gegen die Akropolis vorgeschoben war. Nordwestlich von der Akropolis breitet sich die ausgedehnte Vorburg mit einer Längsachse von 950 m aus. Die Vorburg schließt sich nordöstlich an die Abhänge zum Fluß Jevisovka an, südlich an das T a l des Baches Zlibek, und ist im Nordwesten — an den Stellen des offenen Terrains — mit einem niedrigen Wall befestigt (Länge ca. 500 m); dieser Wall hat stellenweise an der Außenseite einen deutlich erkennbaren Graben; der Wall wendet sich im südöstlichen Ausläufer der Lage rings um eine haufenartige Formation und verläuft knapp oberhalb des Tales des Baches Zlibek noch ungefähr 280 m in südöstlicher Richtung, ohne an den inneren Wall anzuschließen. Vor der Ausmündung im südöstlichen Teil der Vorburg sind im Wall 2 Unterbrechungen (Tore?) in einer Entfernung von 24 m voneinander erkenntlich. Das äußere Fortifikationssystem wurde offenbar nicht fertiggestellt. Die Gesamtausdehnung des Burgwalls beträgt ungefähr 39 ha (Abb. 11: 65). Der Burgwall wurde im Jahre 1935 von J. Hrbek entdeckt, der hier auch eine eingehendere Sondage durchführte. Nach dem zweiten Weltkrieg beschrieb A . Knor, später F . Kalousek diese Lokalität; im Jahre 1955 nahm eine archäologische Expedition des P O UJEP unter Leitung Prof. F . Kalouseks eine Sondage vor und seit dem Jahre 1964 verläuft hier eine Ausgrabung des P O UJEP (V. Podborsky). Aus den bisherigen Ausgrabungen stammt zahlenmäßig starkes keramisches Material der Stufe H B (Abb. 12), vereinzelt sind hier auch äneolithische, Horäkover und slawische Scherben. Bei der Ausgrabung im Jahre 1965 wurden auf der Fläche der Akropolis eingetiefte Objekte und ein Ofen festgestellt. - PO UJEP Brno. — A . Knor, Manuskript im Archiv A Ü C S A V Brno, Gz. 916/49; F. Kalousek. Manuskript im Archiv A Ü C S A V Brno, Gz. 1448/51; R. M . Pernicka, W M 11, 1956, 79 ff.; V . Vildomec, W M 11, 1956, 164; V. Podborsky, S P F F B U E 13, 1968, 99-115, Abb. 1-10, Taf. X I X - X X I I .

Die einfachen Podoler Siedlungen kennen wir noch weniger als die Burgwälle. Anscheinend wird auch keine so häufige Kontinuität zwischen den Velaticer und Podoler Siedlungen bestehen, wie dies im Lausitzer Gebiet der Fall ist, und auch gehen die Podoler Siedlungen größtenteils nicht in Horäkover Stufe (HC) über. Dieser „Phasencharakter" der Siedlungen ist im mittleren Donautal gang und gäbe und läßt sich durch die regeren Verhältnisse in diesem Gebiet erklären. Von Typen von Siedlungsobjekten kann man im Fall der Podoler Kultur überhaupt nicht sprechen, es hat aber den Anschein, daß hier bereits der Hallstätter Typ des Hauses — das Grubenhaus — in Erscheinung tritt (Gruben auf der Siedlung in Troubsko, Brno-Malomefice). Auf der Lokalität Hradisko bei Obfany standen zweifellos auch Pfahlhäuser mit einem eingelassenen Fußboden, wie sich aus der Arbeit F. Adämeks ergibt. Vorderhand wurden in Mähren zwei Podoler Gräberfelder ausgegraben (BrnoObfany und Podoli); dazu gesellt sich die moderne Ausgrabung des Urnengräberfeldes bei Klentnice, dessen Schwerpunkt allerdings an der Wende von 117

4 1 7

66

Hradisko, 3 5 - 8 0 .

der Velaticer zur Podoler Kultur liegt (analog wie z. B. auch das Gräberfeld in Tesetice — Ruskä ulice; es kann daher nicht als Repräsentant der eigent­ lichen Podoler Kultur angenommen werden. 118

Charakteristik

der b e d e u t e n d s t e n

Gräberfelder

der

Podoler

Kultur

Brno-Obfany (15) Auf der Siedlungsfläche von Hradisko bei Obfany wurden insgesamt 5 Bestattungen fest­ gestellt (Nr. 1—5); die übrigen offenen Gräber stammen aus einem selbständigen Gräberfeld, das sich nordwestlich unterhalb von Hradisko in den Trassen Pficni und Siroke ausbreitete. Das erste Qrab auf dem Gräberfeld (Grab Nr. 6 insgesamt) wurde im Jahre 1985 festgestellt (es enthielt 4 Gefäße mit der bekannten Bronzeplastik eines Pferdchens); seither arbeiteten auf dem Gräberfeld zahlreiche Forscher (vgl. die Geschichte der Ausgrabungen bei F. Adämek, Hradisko, 81 ff.). Im Jahre 1885 wurden hier ungefähr 26 Gräber geöffnet (Nr. 6 bis 31), in den Jahren 1886-7 insgesamt 82 Gräber (Nr. 36 bis 118), 1887 bis 1890 insgesamt ungefähr 104 Gräber (sie sind nicht in die Gesamtnummerierung einbezogen, da darüber keine eingehenderen Angaben vorliegen). In den Jahren 1890 bis 1892 öffnete man 16 Gräber (Nr. 119 — 134), in neuerer Zeit weitere 35 Gräber (Nr. 135—169). Insgesamt sind zumindest 263 Gräber evidiert, viele weitere wurden aber durch Ackerungsarbeiten vernichtet. F. Adämek schätzt auf Grund einer eigenen Sondage den Umfang des Gräberfeldes von Obfany beinahe auf 5 ha und die ursprüngliche Gräberzahl unglefähr auf 2000. Das Gräberfeld umfaßt einen Zeitraum vom H B (Grab 4 — F . Adämek, Hradisko, Taf. 125: 3, 4) bis H B (Grab 140, 169, Taf. 58, 59 dieser Arbeit). Einige Funde (offenbar Grabfund) der Horäkover Keramik befinden sich in diesem Material in ausgesprochener Minderzahl und so kann man nicht sagen, daß sie direkt mit dem Podoler Gräberfeld in Verbindung gestanden wärmen. Die aller­ meisten Podoler Gräber sind Brandgräber (eine Inhumierung wurde nur in zwei Fällen festgestellt — vgl. Grab 165 auf dem Gräberfeld und das unrituelle Grab 5 im Objekt L X X I I — H auf der Siedlung); es handelt sich also um Urnengräber; es gab äußerst wenig einfache Grubengräber (Grab 21, 166), eine Reihe von Urnengräbern enthielt neben ganzen Gefäßen und der Urne noch weitere keramische Scherben (Grab 131, 134), so daß ihre Klassifikation nicht immer eindeutig ist. Die Grabgruben waren meistenteils kreisförmig (0 40—80cm; Tiefe bis I n ) ; nicht selten waren sie mit Lehm ausgeschmiert oder mit Steinen verkleidet. Die reicheren Gräber (Nr. 135, 140, 169) hatten geräumigere Grabgruben ( 0 180 cm) sowie eine etwas besondere Lage der Bestattung. Aus den publizierten Plänen des Gräberfeldes (Hladik, Cervinka, Adämek), die nicht vollständig sind, ist eine Anordnung der Gräber in regelmäßigen Reihen nicht ersichtlich, lediglich im südöstlichen Teil des Gräber­ feldes (Gräber J. Filas) sind Reihen in der Nordost-Südwestrichtung erkennbar. Die Zahl der Gräber wurde bereits erwähnt. Die Zahl der Gefäße in den einzelnen evidierten Gräbern ;

t

3

1

1

Zahl der Gefäße

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Zahl der Gräber

2

8

12

i5

6

6

4

4

4

0

2

11

12 2

_°_

schwankte von 1 bis 12 (in zwei Fällen fand man im Grab bloß Scherben); die meisten Gräber (12) hatten je 2 Gefäße, die größte Gefäßzahl (12) hatten nur 2 Gräber (Nr. 135 und 164). Zwei keramisch reiche Gräber enthielten auch eine beträchtliche Anzahl von Metallgegenständen, auch Eisengegenständen: Grab 140 — 8 Gefäße, 11 Bronzen und 5 Eisengegenstände; Grab 169 — 6 Gefäße, 1 Bronzestück, 5 eiserne und 1 goldenen Gegenstand. Aus den unbeschädigten evidierten Gräbern (insgesamt nur 55) stammen im ganzen 39 Bronzegegenstände aus 16 Gräbern (5 Armbänder, 4 Messer, 3 Halsringe, Bruchstücke von 3 Fibeln, 3 Ringe, 4 Pfeile, 4 Knöpfe, 2 Fingerringe, 1 Pferdestatue, 1 Nähnadel, 1 große Nadel, 1 Spirale, 1 Verzierung in Achter­ form, 1 Endstück einer Schwertscheide, einen Knopf eines Schwertknaufs, ein Drahtstück und 'i Gußstücke), 10 Eisengegenstände aus 2 Gräbern (3 Bruchstücke von Kahn- und Harfenfibeln, 2 Armbänder, 1 Schwert, 1 Lanzenspitze, 1 Beil, 1 Messer, 1 Seitenstangenbeschlag), 1 goldener Ring, 1 zerbrochener Steindreschflegel, 1 tönerne Aufhängescheibe, 2 Schleifsteine zum Auf-

1 1 8

68

V. P o d b o r s k y ,

SPFFBU

E 3, 1958, 27 ff.

hängen und 1 Stein, der der Plastik eines Menschenkopfes ähnlich sieht (vgl. F. Adämek, Hradisko, Taf. 130: 6). Von den nichtevidierten Gräbern stammen weitere Metallgegenstände aus Bronze und Eisen: Schild-, Harfen- und Sattelfibeln und ihre Bruchstücke, Ringe, Anhängsel, Nadeln, Knöpfe, Armbänder, ein Meißel, 1 Rasiermesser usw. (Abb. 13). — M M . J. Hladik, Mus. Francisceum Annales 1898, 103 ff., F. Adämek, Pfiroda 35, Nr. 10, 1943, 272 ff.; ders., Hradisko, 81 ff.; J. Nekvasil, Manuskript einer Dissertation II, 341 ff.; V. Dohnal, Manuskript einer Diplomarbeit III, 67 ff. K 1 e n t n i c e. Bez. Bfeclav (33) Das Gräberfeld befindet sich am nordöstlichen Ende von Klentnice in einer Seehöhe von 330-380 m, am F u ß der Pollauer Berge. Die vom A Ü C S A V in Brno (J. Rihovsky) in den Jahren 1952 bis 1957 vorgenommene Ausgrabung stellte hier insgesamt 97 Brandgräber im Intervall der Stufen H A — H B 3 fest (mit einer Dominanz der Gräber in der Klentnicer Phase), ferner ein Skelettgrab und 16 Brandgräber der Horäkover Kultur (HC) und 4 undatierbare Brandgräber. Das Gräberfeld wurde nicht völlig untersucht; die ursprüngliche Gräberzahl war bedeutend größer. Nach J. Rihovsky handelt es sich um ein Gruppengräberfeld (3 unterscheid­ bare Gräbergruppen). 27,83 % Gräber waren Grubengräber, 63,85 % Urnengräber; unter den beiden grundlegenden Grabtypen unterschied J. Rihovsky zahlreiche Subtypen. Im Fall der Gräber Nr. 6, 63 und 105 kann die Existenz ursprünglicher Hügelgrabaufschüttungen (Stein­ kränze) angenommen werden. Die Grubengräber unterscheiden sich von den Urnengräbera nicht in der Zahl der Gegenstände; bei den Grubengräbern läßt sich mit fortschreitender Entwick­ lung des Gräberfeldes eine Abnahme feststellen. In den Grubengräbern befanden sich eher Waffen und Werkzeuge, in den Urnengräbern eher Verzierungen. Steinkonstruktionen von Grabgruben wurden bei beiden grundlegenden Grabtypen festgestellt. Die meisten Gräber waren Einzelgräber, es kamen hier aber auch Gräber mit mehreren Bestattungen vor. Den Urnen­ gräbern und ihrer Charakteristik widmete J . Rihovsky detaillierte Aufmerksamkeit. In den Zu­ schüttungen der Gräbergruben wurden auch in Klentnice Scherben und Überreste des Scheiter­ haufens (Asche) verstreut festgestellt. In den Gräbern fand man weiterhin verbrannte und unverbrannte Tierknochen. Hinsichtlich der Ausstattung wird die verhältnismäßige Ausgeglichen­ heit der Gräber festgestellt, zu den reicheren Gräbern kann nur Grab 63 (12 Gefäße, 10 Bron2

Zahl der Gefäße

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zen — Taf. 25) gerechnet werden. Die Zahl kompletter Gefäße in den Gräbern schwankte von ± 1 bis ± 7 (die Zahlen werden durch die große Zahl von Grubengräbern mit Scherben, ohne komplette Gefäße, verzerrt), 12 Gefäße hatte lediglich ein einziges Grab, 27 Gräber hatten nur Scherben ohne komplette Gefäße. Aus 92 unbeschädigten Gräbern stammen neben der Keramik (die Gesamtzahl kompletter Gefäße beträgt ± 2 1 3 ) insgesamt 88 Bronzegegenstände (oft in Bruchstücken) und zwar: 39 Nadeln, 5 Messer, 4 Armbänder, 11 Ringe, 4 Halsringe, 3 Spiralen, 1 Schwert, 1 Blechschale, 1 Rasiermesser, 1 Ohrring, 1 Gürtelschnalle, 2 Nieten, 2 Korallen, 6 Drahtstücke, 5 Gußstücke oder Bronzeklumpen. Eisen kam überhaupt nicht vor. Von nichtmetallischen Gegenständen wurden noch Glaskorallen (Grab 94) und 1 Tonanhängsel (Grab 64) gefunden. — M M . — J. Rihovsky, Klentnice, F A P 8, 1963 (hier auch ist die gesamte ältere Literatur angeführt). P 0 d o 1 i, Bez. Brno-Land

(67)

Das Gräberfeld breitete sich in der Trasse Selovice (Zlelovice) —Palouky—Ctvrti aus. Bereits in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts rettete A . Lang eine unbestimmte Zahl von Brandgräbern in der Ziegelei zwischen den beiden angeführten Trassen. Im Jahre 1899 rettete F. Charvät in der Ziegelei einen Teil des Inventars eines weiteren Grabes mit einer Certosa-Fibel, einem Messer und einer Eisenpinzette ( C M M Z 3, 1903, 154 ff.). Im Jahre 1903 fand man hier weitere 2 Brandgräber und später ein weiteres Grab mit einer eisernen Lanzenspitze und einem Bronzering (CMMZ 4, 1904, 81 ff.; ibid, 7, 1907, 35, Abb. 6). Bis zum J. 1907 wurde hier eine weitere nichtfeststellbare Anzahl von Gräbern vernichtet. Im Jahre 1907 stellte man noch vor Beginn der systematischen Ausgrabung auf der Lokalität weitere 4 Gräber fest. Die

69

Abb. 14 — Auswahl von Metallgegenständen aus dem Gräberfeld in Podoli (Nr. 1—24), aus dem Burgwall in Kfepice (Nr. 25 — 31) und Einzelfund aus Brno-Lisen (Nr. 32)

70

systematische Ausgrabung der Mitglieder des Mährischen archäologischen Klubs (F. Cerny, I. L. Cervinka, A . Prochäzka, J. Stävek, E. Synek, A . Ptäcek) verlief vom Juni bis September 1907 und dabei wurden 87 ( + ?) registrierte Gräber bloßgelegt und zumindest 370 Gefäße geborgen. Wie J. Skutil feststellte und V . Dohnal anführte (Manuskript einer Diplomarbeit III, 159), hob noch im Jahre 1907 A . Hamfik auf dem Gräberfeld von Podoli weitere 41 Gräber aus. Im Jahre 1923 grub A . Prochäzka in der Lage Ctvrti ein weiteres Grab mit 9 Gefäßen aus (J. Nekvasil, Manuskript einer Dissertationsarbeit II,' 397 ff., III, Taf. 49). Später registriert J. Skutil ( C M M Z 33, 1946, 97, Abb. 47) aus Podoli noch ein weiteres Grab; im Jahre 1947 wurde in der Lage Palouky ein Skelettgrab der Horäkover Kultur bloßgelegt (J. Poulik, Jizni Morava zeme dävnych Slovanü, Abb. 69), das bestätigt, daß das Gräberfeld noch in der Hallstattperiode Verwendung fand. Eine verläßliche Kontinuität zwischen der Podoler und der Horäkover Kultur läßt sich aber vorderhand auf Grund des gegebenen Materials auf dem Gräberfeld nicht nachweisen (vgl. den Versuch J. Rihovskys, A R 12, 1960, 235, Abb. 90). Insgesamt wurden also auf dem Gräberfeld 137 ( + ?) registrierte Brandgräber aus­ gehoben, die zeitlich vom H B bis in die Stufe H C / D reichen. Alle Gräber sind Brandgräber und die meisten von ihnen gehören der Blütezeit der Podoler Kultur an. Die Gräber hatten sehr oft eine Steinauskleidung, so etwas wie Steinkränze vom Durchmesser von ca. 1 m (vgl. Abb. VI in der grundlegenden Publikation des Gräberfeldes), vielleicht Fundamente kleinerer Hügelgräber. Der Plan des Gräberfeldes (Pravek 6, 1910, 151, Abb. V) zeigt aber eine enge Aneinanderreihung der Gräber, was eine Erwägung hinsichtlich der Existenz wirk­ licher Hügelgräber nicht zuläßt. In der Anordnung der Gräber auf dem Gräberfeld herrscht keine Regelmäßigkeit. Die meisten Gräber waren Urnengräber; als Urne diente am häufig­ sten eine Terrine, aber auch andere Keramiktypen (kleine Schüssel). Die Urnen waren in einigen wenigen Fällen mit Schüsseln, Scherben oder Steinen zugedeckt. Die Gefäßzahl in den Gräbern 2

Zahl der Gefäße

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!

schwankte von 1 bis 9; die meisten Gräber (17) hatten je 3 Gefäße; lediglich Grab 18 und 13 hatte 9 Gefäße; einige Gräber hatten überdies Scherben, die in unserer übersichtlichen Tafel nicht erfaßt sind. Aus den Gräbern stammen (soweit es sich nicht um Horäkover Gräber handelt) 7 Eisengegenständle (aus 6 Gräbern) und zwar: 3 Messer, 2 Fibeln, 1 Lanzenspitze, 1 amorphes Stück, ferner 20 Bronzegegenstände (aus 14 Gräbern): 4 Armbänder, 2 Messer, 4 Ringe, 4 Nadeln, 3 Ohrringe, 1 Fibel, 2 amorphe Bruchstücke; weitere metallische und andere Gegenstände (Fibeln, Halsringe, Schleifstein, vgl. Abb. 14) sind nicht nach Grabkomplexen registriert. — M M . - A. Prochäzka, C M M Z 3, 1903, 151 ff.; ders., ibid. 4, 1904, 81; 7, 1907, 35; A. Prochäzka I. L. Cervinka - F. Cerny - E . Synek, Pravek 6, 1910, 149 ff.; J. Skutil, C M M Z 33, 1946, 93 ff.; J. Poulik, Jizni Morava, zeme dävnych Slovanü, Abb. 69; J. Nekvasil, Manuskript einer Dissertationsarbeit II, 389 ff.; V . Dohnal, Manuskript einer Diplomarbelt III, 126 ff.

Die Podoler Bestattungen unterscheiden sich von den schlesischen nur in einigen Details; es handelt sich wiederum vorwiegend um flache Gräber in nicht allzu großen Grabgruben. Grubengräber waren mit Sicherheit auf allen 3 wich­ tigsten Gräberfeldern nachgewiesen und es hat demnach den Anschein, daß sie noch ziemlich lange im HB fortleben, auch wenn auf der Nekropolis in Klentnice bewiesen werden konnte, daß die Grubengräber in der Richtung zum H B zurückgehen. Die Urnengräber sind im Durchschnitt mit Keramik ebenso wie die schlesischen Gräber ausgestattet, die größte bisher festgestellte Gefäßzahl in einem Grab betrug aber nur 12 gegenüber 36 Gefäßen in der schlesischen Kultur; als Urne dient gewöhnlich eine Terrine oder ein amphoren119

1 1 9

J. R i h o v s k y ,

Klentnice, 35.

71

Abb. 15 — Bronzegegenstände der Podoler Kultur: Nr. 1 — Petrovice; 2, 7, 9, 13, 15 — Prace; 3 - Nejdek; 4, 19—20 — Boskovstejnj 5, 8, 10 — Lovcice; 6, 11, 12, 18 - Horni Dubnany; 14 - Nevojice; 16 - Kobylnice; 17 - Jifikovice; 2 1 - 2 2 - Znojmo-Hradiste; 2 3 - 2 8 • Herspice; 2 9 - 3 0 - Tvofihräz

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73

artiges Vorratsgefäß, manchmal auch ein anderer keramischer Typ. Das Zustül­ pen der Urne durch ein anderes Gefäß, einen Scherben oder einen Stein ist auch hier gang und gäbe. Soweit sich dies feststellen läßt, steht die Urne meistens im Grab aufrecht, manchmal sogar in einer Mulde („Muldengrab"). Die Grab­ gruben sind im Verhältnis zu den schlesischen Gräbern häufiger mit Steinen ausgekleidet oder man verwendete wenigstens häufiger eine Steinkonstruktion bei der Ablage der Bestattung; es kam auch ein Grab mit einer mit Sandstein­ platten verkleideten Grabgrube vor; auch gab es Grabgruben, die mit einer Lehmschicht ausgeschmiert waren — Brno-Obfany. Die meisten Gräber auf den Podoler Gräberfeldern sind Einzelgräber, auf allen wichtigsten Gräber­ feldern tauchten aber auch Gräber mit mehreren Bestattungen auf. Die sozialen Unterschiede sind leichter erkennbar als auf den Gräberfeldern der schlesischen Kultur, auch wenn es auch hier keine ausgesprochenen „Fürstengräber" gibt. Die reichen Podoler Gräber (Klentice Grab 63; Brno-Obfany Grab 140, 169) unterscheiden sich aber von den gewöhnlichen Gräbern sowohl in der Zahl und Art der Beigaben (Waffen, Gold) wie auch durch den besonderen Bestattungs­ ritus (halbkreisförmige Aufstellung der Gefäße, Bestattung auf einem Häufchen, steinerner Halbkreis); vielleicht handelte es sich bei diesen reicheren Gräbern direkt um Hügelgräber, wie es I. L. Cervinka im Falle des Grabes X V I (53) aus Podoli anführt. Auch in der Verteilung der Gräber auf den Gräberfeldern gibt es gegenüber dem schlesischen Milieu keine größeren Unterschiede. Die Gräber bedecken ge­ wöhnlich (scheinbar chaotisch) verhältnismäßig dicht eine bestimmte Fläche, wobei eine gewisse innere Gesetzmäßigkeit bei der Verteilung der Gräber exi­ stierte; sie kann aber nur durch eine moderne komplexe Ausgrabung ermittelt werden. Die reichen Gräber sind relativ räumlich mehr „gelockert". Brandstätten wurden nicht festgestellt. Zum Unterschied von den langandauernden Lausitzer Nekropolen gibt es auf den mitteldanubischen Gräberfeldern keine so lange Kontinuität. Das stärker frequentierte Donaumilieu entwickelte sich offenbar sprunghafter, bei markan­ teren Unterschieden zwischen den wichtigsten historischen Perioden. Die Gräber­ felder in Podoli und Obfany beschränken sich auf die Stufe HB, das Gräber­ feld in Klentnice hat eine etwas längere Entwicklung, aber auch hier läßt sich eine ununterbrochene Kontinuität der Bestattungen bis in den H C hinein nicht nachweisen. Besonders zwischen den Stufen HB und H C zeigt sich bisher eine gewisse Diskontinuität der Gräberfelder (vgl. auch die verhältnismäßig mar­ kanten Veränderungen des Begräbnisritus zwischen beiden Stufen). Die Ge­ samtzahlen der Gräber auf den Podoler Gräberfeldern richten sich wahrscheinlich nach der Bedeutung des Ortes; das Gräberfeld unterhalb von Hradisko bei Obfany — dem größten Zentrum — war ungewöhnlich ausgedehnt (gegen 2000 Gräber?), die übrigen Gräberfelder sind kleiner, was auch den Verhält­ nissen im mittleren Donautal allgemein entspricht. Die Podoler Keramik wurde zum ersten Mal von I. L. Cervinka charak­ terisiert, der auch ganz richtig ihre Unterschiede gegenüber der schlesischen 120

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Brno-Obfany Grab 146 (F. A d ä m e k , Hradisko, 93, Abb. Pravek 4, 1910, 147, 153, Abb. V I . Ibidem, 143 ff.; vgl. auch J. B ö h m , Kronika. 371.

95).

Lokalität

Obrany Klentnice Podoli

Durchschnittliche Gefäßzahl pro Grab

Durchschnittliche Bronzenzahl pro Grab

Durchschnittliche Eisenstückzahl pro Grab

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Keramik erfaßte; er betonte auch, die Rillenverzierung an der Podoler Keramik sei zwar prinzipiell die gleiche wie die der Junglausitzer Keramik, sie sei aber technisch abweichend ausgeführt (enge Rillen). Man muß I. L. Cervinka und J. Böhm beipflichten, auch hinsichtlich der Charakterisierung des keramischen Materials, das in diesem Falle grobkörnig (ungeschwemmt) ist; die Wände der Podoler Gefäße sind größtenteils massiv, dick, vielfach uneben, eine Graphitierung der Oberfläche ist äußerst selten; die Oberfläche ist eher dunkelbraun geglättet, manchmal auch rötlich und hat tonfarbiges Aussehen (Taf. 84—86). Soweit in den Podoler Gräbern vollendet polierte Keramik vorkam, handelte es sich durchwegs um schlesische Gefäße, die insbesondere auf dem Gräberfeld in Obfany ziemlich oft vorkamen, und zwar auch in gemeinsamen Komplexen mit Podoler Gefäßen. Es muß nochmals hervorgehoben werden, daß man in bezug auf den Stil keine gegenseitige Beeinflussung zwischen der schlesischen und der Podoler Keramik (bis auf strittige Ausnahmen ) beobachten kann. J. Böhm charakterisierte seinerzeit das Verhältnis zwischen der schlesischen und der Podoler Keramik im Gebiet von Brno mit folgender äußerst zutreffender Formulierung: „Die schlesische Keramik hat in dieser Grenzzone zwar gemein­ same Merkmale mit der schlesischen in bezug auf Form und Verzierung, ist aber plumper, manchmal geradezu ausgeprägter, als ob die Nachbarschaft eines an­ deren Typs Anregung zu einer ganz reinen Ausdrucksweise der schlesischen Tendenzen gegeben hätte." Auch die Profilierung der Podoler Keramik macht eine Entwicklung durch, die im entfernten der Entwicklung der schlesischen Keramik ähnelt. Die flaschenförmigen Gebilde der Klentnicer Phase werden nach und nach durch schärfer profilierte Formen ersetzt, wo die in der Hallstatt­ periode charakteristische Dreigliederung der Keramik augenfällig zutage tritt. Die hohen Hälse der Podoler Urnen zeigen zum Schluß der Entwicklung eine Tendenz zur Verringerung der Höhe, behalten aber die typische feine Rillen­ verzierung sowie den einen (oft spitzigen) Henkel bei. Die Verzierung der Podoler Keramik ist gegenüber der schlesischen wiederum unvergleichlich schlichter. Abgesehen von der horizontalen und vertikalen Kannelierung ist es die einge­ ritzte Fransenverzierung, die schräge Kannelierung der Ränder, außerdem pla­ stische konzentrische Kreise und Grübchen, ein eingeritztes baumartiges Motiv, 123

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1 2 3

Vergleiche den Fall der Amphore aus dem schlesischen Grab in Drnovice, an der J. N e k v a s i 1 (AR 16, 1964, 588, Abb. 175: 8) einen Podoler Einfluß erblickt. J. B ö h m , Kronika, 372. J. R i h o v s k y , PA X L I X - 1 , 1958, 67 ff., passim; d e r s . , A R 10, 1958, 92 ff., Abb. 41. 1 3 4

1 2 5

75

die Zickzacklinie; offenbar dauert noch im H B das Attinger Ornament fort und zugleich tritt auch schon das Rädchenornament hervor (Abb. 12: 10); am Ende der Stufe HB erscheinen bereits auch Graphitstreifen beim Innenrand des Gefäßes (Abb. 12: 1, 21). In der Verzierung einiger Altpodoler Gefäße lassen sich südöstliche Zusammenhänge feststellen, was mit der Änderung der Kulturorientierung Südmährens zu Beginn des HB in Einklang steht. In der Podoler Keramik kann man 7 Grundtypen unterscheiden, von denen viele wiederum in zahlreichen Varianten vorkommen; es sind dies: Urne, Dop­ pelkegel, Schüssel vom Podoler Typus, Schüssel, Schale, Blumentopf, Krügel und amphorenartiges Vorratsgefäß. Eine merklich kleinere Gruppe repräsentie­ ren (gegenüber der schlesischen Kultur) die nicht zweckgebundenen Formen; Miniaturformen gibt es wenig und Siedlungskeramik zu Gebrauchszwecken im weitesten Sinn des Wortes (Seiher, Unterlagen, Gewichte usw.) zeigen eine Übereinstimmung mit der schlesischen Keramik. 2

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128

Urne Die Podoler Urnen (doppelhenkeligen Amphoren) sind nicht so uniform wie die schlesischen; es lassen sich wenigstens 7 Varianten der Podoler Urnen unter­ scheiden (abgesehen von vereinzelten und besonderen Formen): die Urne auf einem Füßchen, die flaschenförmige Urne, die zwiebeiförmige Urne mit einem zugespitzten Henkel, die Urne mit einer kugelförmigen Wölbung, die unverzierte zweihenkelige massive Urne, die breite offene Urne und die Urne vom schlesischen Typus; angesichts des bekannten Mangels an wirklichen Fundkom­ plexen der Podoler Kultur ist vorderhand ungewiß, ob alle angeführten grund­ legenden Varianten die ganze Entwicklung des HB durchmachen oder in einem bestimmten Zeitabschnitt neu entstehen, bzw. sich eine aus der anderen ent­ wickelt (vgl. die übersichtliche Tafel über die Entwicklung der Urnen auf Abb. 17). — Für die Podoler Urnen ist (mit Ausnahme der dem schlesischen Milieu entnommenen Formen) das Fehlen von Henkeln, gegebenenfalls die Existenz nur eines (zugespitzten, halbmondförmig ausgeschnittenen) Henkels bezeichnend. Die jüngeren Formen haben gewöhnlich unter dem Hals 2 oder 4 Flachhenkel oder zugespitzte Wülste, womit sie mit den damaligen Podoler amphorenartigen Vorratsgefäßen übereinstimmen. Als Typ einer Podoler Urne läßt sich die zwiebelartige Form mit einem zugespitzten Henkel bezeichnen; sie kommt zwar in verschiedenen Entwicklungsvarianten vor, aber nicht allzu oft. Die Urne auf einem Füßchen (Taf. 5: 6) beginnt ihre Entwicklung tief in der Velaticer-Podoler Phase (Klentnice I) und wird in diesem Horizont in zahlreichen Grabkomplexen festgestellt (Klentnice Grab 86, 105; Brno-Obfany Grab 3); sie hat noch 2 Henkel im Geiste der Velaticer Keramik und eine ty­ pische Kannelierung sowie eine periphere Verzierung des Unterteils der Wöl­ bung; diese Verzierung besteht größtenteils aus einem Sternmuster. Die an129

1 3 6

Zur Ornamentierung der Siedlungskeramik der Stufe HB Südmährens vgl. V. P o db o r s k y, P A (im Druck), Abb. der Ornamente. Brno-Obfany (F. A d ä m e k , Hradisko, Taf. 125: 4, 133a: 4, 5); Klentnice (J. ft. ih o v s k y , Klentnice, Taf. I: lc, III: 40c, X I V : 58a, X X X : 112d); Tesetice - Ruskä ulice (V. P o d b o r s k y , S P F F B U E 3, 1958, 41, Abb. 8: 3, Taf. IX: 1). Vgl. F. S t a r e , A V 8, 1957, Taf. V I I I - I X ; St. P a h i c, Drugo iarno grobitte v Rusah, Taf. IV: 5; J. I h o v s k y, PA L V I I - 2, 1966, 486. Übersicht der podoler Sternverzierung vgl. bei M . D u s e k, SlArch V —1, 1957, Abb. 8. 1 2 7

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1 2 9

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geführte Urne wird durch die Analyse des Gräberfeldes in Klentnice und Oblekovice wie auch durch das Vorhandensein einer altschlesischen Urne im Grab 3 in Brno-Obfany gut datiert. V. Dohnal verwies auf die Tatsache, daß sie jün­ gere Stadien der Podoler Kultur nicht erlebt; gleichzeitig stellte er aber eine Parallelität der flaschenförmigen Urne auf einem Füßchen mit der jüngeren schlesischen Urne im Grab 143 in Brno-Obfany fest, was beweist, daß diese Füßchenurne zumindest noch bis in die Stufe H B 2 fortlebt; dann verschwindet sie. — Ganz ähnlich ist die Anfangsentwicklung der flaschenförmigen Urne ohne Füßchen; die flaschenförmigen Arten mit einem unangemessen engen Hals ' sind bloß extreme Übertreibungen, häufiger kommt eine wirkliche unge­ zwungene Profilierung auch an den breiteren Formen der Klentnicer Phase vor (vgl. z. B. die Urne mit einer residualen etagenförmigen Profilierung und Fransenverzierung aus Grab 63 in Klentnice — Taf. 25: 8, 12 — die eine Synchronisierung mit älteren schlesischen Urnen mit sich auflösender Kannelierung ermöglicht). Die insbesondere in Podoli vertretene zwiebeiförmige Urne (Taf. 84: 5) ist wahrscheinlich eine Fortsetzung der früheren Formen im H B 2 , 3. Auch sie hat eine längere Entwicklung, die sich bisher lediglich typologisch verfolgen läßt: die älteren Formen sind überwiegenc vertikal konzipiert, die rundliche Wölbung bildet mit dem ziemlich hohen, gewöhnlich noch nicht allzu profi­ lierten Hals eine zwiebelartige Assoziierung, die jüngeren Formen erhalten einen sich absetzenden Hals (Abb. 17: 9), womit auch die Wölbung die Form einer Kugel mit abgestutztem Höhepunkt annimt; der Hals selbst kann noch ziemlich hoch sein, wird aber in der Regel niedriger; er zieht sich in einen übermäßig trichterartigen Rand aus und erfährt eine schärfere Profilie­ rung. Nicht selten kommt an den Gefäßen dieser Phase eine Einbuchtung der Wölbung zu horizontalen Flächen vor (ähnlich wie an den späten schlesi­ schen Urnen), wobei diese Einbuchtung gewöhnlich durch plastische Zwischen­ kreise unterbrochen wird. In diesem Stadium lassen sich an den Urnen aus Obfany westliche Einflüsse vom Typus Stitary feststellen (Abb. 17: II), wie J. Bouzek nachwies. Die Urne mit einer kugelartigen Wölbung (Taf. 86: 6) gehört gleichfalls in die späte Podoler Phase, sie ist aber äußerst selten und kann als vom Stillfried-Typus beeinflußt angesehen werden. Die späten, eigent­ lich bereits pseudozwiebelartigen Urnen finden ihre kontinuierliche Fortsetzung in einigen Amphoren der Horäkover Kultur (Abb. 17: 27 — 30), haben aber dem allgemeinen Typus der offenen schüsselartigen Urnen vom Horäkover Typ 130

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™ V. D o h n a l , Manuskript einer Diplomarbeit I, 103 — 104 (kam nicht ein einziges Mal auf dem Gräberfeld in Podoli vor, das seinen Schwerpunkt in der jüngeren Phase des H B hat). D e r s . , 1. c; F. A d ä m e k, Hradisko, Taf. 130: 1-3. Dobelice (Bez. Znojmo), M Moravsky Krumlov, Inv. Nr. 1034; Klentnice Grab 1 (J. R i h o v s k y , Klentnice, Taf. I: lc). F. A d ä m e k, Hradisko, Taf. 109: 4; V. D o h n a l , Manuskript einer Diplomarbeit, Taf. 59: 2, 62: 2, 64: 3, 65: 2 u. a. J. B o u z e k (Musaica 5, 1965, 15, Anm. Nr. 112) erblickt in dieser Erscheinung einen östlichen Einfluß der Kyjaticer Kultur. F. A d ä m e k , Hradisko, Taf. 130: 4, 128: 4, 110: 4, 109: 3, 5, 6; V. D o h n a l , Manu­ skript einer Diplomarbeit IV, Taf. 53: 2, 58: 1, 3, 63: 6; J. R i h o v s k y , Klentnice, Taf II: 9a. «« Musaica 5, 1965, 15, Taf. II: 12. 13. 1 3 1

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keine Grundlage geliefert. Hingegen treten bereits im jüngeren Podoler Stadium breit konzipierte, geöffnete Urnen auf (Abb. 17: 21 ff.; Taf. 86: 5, 8); sie tragen alle Zier- und Stilmerkmale der Podoler Keramik. Ihr Merkmal besteht in einem großen Randdurchmesser und in der Senkung des Halses zusammen mit einer Miniaturisierung des Randes: man kann darin direkte Vorläufer der offenen Haiistatter Urnen erblicken. Die unverzierten zweihenkeligen massiven Urnen (Abb. 17: I, III, IV) bil­ den keinen einheitlichen Komplex, gemeinsam ist ihnen aber die sehr grobe Ausführung und die Abhängigkeit hinsichtlich der Form sowohl von den Lau­ sitzern (Taf. 85: 3), wie insbesondere von den südöstlichen Vorlagen (Taf. 85: 1, Abb. 17: III, IV); einige lassen sich sogar mit der nicht allzu technisch hochwertigen und sehr massiven Keramik der drauländischen Urnengräberfelder vergleichen. In diese Urnengruppe gehören auch die zeitlich schwer einreih­ baren zweihenkeligen gerillten Urnen, ferner einhenkelige vasenartige Gefäße (Taf. 85: 11), sackartige Gefäße (Abb. 17: V ) oder die fast doppelkonischen zweihenkeligen massiven Formen aus der Nekropolis von Podoli. Zu den massiven unverzierten Formen gehört auch die hochhalsige Urne aus dem Grab in Mutenice (Taf. 60: 6; vgl. auch das ähnliche verzierte Exemplar aus Po­ doli — Taf. 85: 4) mit Eiseninventar aus dem HB3. Die unverhältnismäßig hohen Hälse der späten Podoler Urnen sind offenbar ein Produktionsextrem eines Töpfers, der nach einer weiteren Entwicklungsrichtung der keramischen Pro­ duktion suchte; die wirkliche Weiterentwicklung wurde aber in der entgegen­ gesetzten Tendenz gefunden, d. h. in einer Erniedrigung des Halses. Urnen vom schlesischen Typus treffen wir auf den Podoler Fundorten als fremden originellen Beitrag an, u. zw. bereits angefangen vom HBj (Taf. 84: 10, 11) bis zum Horizont der späten schüsselartigen Urnen; die schüsselartige schlesische Urne im Grab 140 aus Obfany (Taf. 58: 14) wird mit den späteren „pseudozwiebelartigen" Urnen der Podoler Kultur und mit dem weiteren Inven­ tar der Stufe H B 3 konfrontiert. Auf dem Gräberfeld in Podoli gibt es allerdings lokale Imitationen von schlesischen Urnen (vgl. oben), die aber technisch und auch in bezug auf die Verzierung sich nicht mit den schlesischen Originalen 137

138

1 3 7

St. P a h i « , A V 5, 1954, 265, Taf. I: 6 - 8 ; d e r s . , Drugo iarno grobiice v Ruiah, Taf. X X I V : 3—8, passim. — Vgl. auch das Vorkommen dieser keramischen Typen auf dem Gräberfeld in Muzla (M. N o v o t n ä. SlArch I V - 2 , 1956, 220, Abb. 3: 4, Taf. II: 2, III: 6, V: 8, VI: 7), Chotin (M. D u s e k, SlArch V - l , 1957, 86, Taf. X I : 5, XIII: 5, XIV: 4, X X : 7), Väl u. a. I. L. C e r v i n k a , Prav€k 4, 1910, 143, Abb. I: 13, 14. 1 3 8

Abb. 17 — Entwicklung des keramischen Urnentyps in der Spätbronzezelt in Südmähren: Nr. 1 — Klentnlce Grab 86; 2 — Brno-Obfany Grab 4j 3 — Klentnice Grab 105; 4 — BrnoObfany; 5 — Brno-Obfany Grab A ; 6 — Klentnice Grab 71; 7 — Tesetice, Ruskä ulice Grab 5; 8 — Brno-Obfany; 9 — Podoli Grab V ; 10 — Brno-Obfany Grab 146; 11 — Brno-Obfany Grab G ; 12 — Moravsky Krumlov; 13 — 2erotice Grab 1; 14 — Brno-Obfany Grab 4; 15 — Brno-Obfany Grab 135; 16 — Brno-Obfany Grab 143; 17 — Brno-Obfany Grab 140; 18 - Plavec; 19 - Neslovice Grab 1; 20 - Brno-Liäen Grab 1; 21 Podoli Grab V ; 22 - Brno-Obfany; 2 3 - 2 4 — Podoli; 25 — Brno-Lisen Grab 1; 26 - Podoli; 27—28 — Brno-Obfany; 29 — Popovice u Rajhradu; 30 — Zerotice Grab 1; I — Brno-Obfany; II - Vedrovice-Zäbrdovice; III —IV — Podoli; V — Brno-Obfany Grab G G j ; VI Podoli Grab 49 5

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vergleichen lassen. Die schlesischen Spätformen kommen aber auch auf den südmährischen Höhensiedlungen der Podoler Bevölkerung vor (Kfepice, Plavec, Suchohrdly — Stary Zämek ); mit Rücksicht auf ihr starkes Vorkommen in Südmähren ist sehr wahrscheinlich, daß sie sich auch an der Entstehung der Horäkover Urnen der Stufe H C beteiligten. Zu den Sonderformen der Podoler Urnen gehören zwei bekannte Fragmente von Gefäßen mit quadratisch kantiger Auswölbung aus Grab 49 in Podoli (Abb. 17: V I ) und aus der Siedlung bei Sardice; es handelt sich um eine chronologisch junge Keramik, deren Analogien zum Typus von Stitary nur eine sehr entfernte Vorlage darstellen. 139

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Doppelkegel Das doppelkonische Gefäß, der Doppelkegel, klingt bereits in der Phase Klentnice I aus, d. h. noch vor der eigentlichen Stufe HB, kann aber dennoch in der Podoler Kultur gefunden werden; in Klentnice ist der Doppelkegel nur in zwei Fällen bekannt, in Obfany und Podoli kommt er bereits nicht mehr vor. Anscheinend tritt im mitteldanubischen Gebiet der Doppelkegel früher zurück als im Lausitzer Gebiet (vgl. oben). 142

S c h ü s s e l vom Podoler Typus Die Schüssel mit einer erhöhten Randfläche oberhalb des einen Henkels und mit einer typischen Verzierung (Taf. 84: 2, 9) bildet ein sehr markantes Spezifikum der Podoler Kultur, auch wenn sie nicht allzu häufig ist; V. Dohnal konstatierte lediglich 5 % solcher Schüsseln vom gesamten keramischen Inhalt auf dem Gräberfeld in Podoli. I. L. Cervinka fand diese Schüssel als einen sehr bemerkenswerten keramischen Typ, für den er von keiner Seite Analogien kannte; er konstatierte sogar, diese Schüssel komme in kleinen bis großen Ausmaßen (auch als Begräbnisurne) vor, befaßte sich aber damit nicht näher. Erst V. Dohnal konstatiert, daß diese Schüsseln erst in der Podoler Kul­ tur auf ihrem Höhenpunkt als neues Element vorkommen (z. B. sind sie in Klentnice überhaupt nicht vorhanden); er leitet dieses Element von den schle­ sischen Schüsseln mit hörnerartigen Randverlängerungen ab. Tatsächlich gibt es sehr wenige Belege über das Vorhandensein dieser Schüsseln bereits zu Beginn des HB; es ist dies das Objekt L X V aus Brno-Obfany (vielleicht handelt es sich um ein Objekt, das zumindest in zwei Phasen besiedelt war, 143

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P A (im Druck), z. B. Abb. 13: 24, 15: 42 u. a. Pravek 4, 1910, 161; V . D o h n a l , Manuskript einer Diplomarbeit IV, Taf. 69: 2. V. P o d b o r s k y , P A (im Druck), Abb. 18: 30. Auf dem Gräberfeld In Chotin kommt die S-förmige Gestalt eines Doppelkegels noch selten vor (SlArch V - l , 1957, Taf. X V I I : 3, X X I : 6), desgleichen kommt sie im Inhalt der Kyjaticer südslowakischen Kultur der Stufe H B noch vor (J. P a u 1 i k, Stud. zvesti 13, 1964, Abb. 6: 9). J. R i h o v s k y (PA LVII-2, 1966, 488) verwies auf die Ähnlichkeit der nicht allzu zahlreichen Altpodoler Doppelkegel mit noch Junglausitzer Formen. J. R i h o v s k y (PA LVII-2, 1966, 484, 500) bezeichnet diesen keramischen Typ als Schalen mit senkrecht stufenförmig ausgezogenem Rand über einem gesenkten Henkel. Manuskript einer Diplomarbeit I, 115. L. c, I, 119; auf diese Möglichkeit verweist auch J. R i h o v s k y (PA I.VII-2, 1966, 484). F. A d ä m e k , Hradisko, Taf. 39 — 51 (siehe Beschreibung der Stratigraphie des Ob­ jektes auf S. 57). 1 4 0

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was bei der Ausgrabung nicht erkannt wurde) und dann die Gräber S4 und R3 aus Brno-Obfany. Auch für die ausgesprochen späte Podoler Phase sind diese Schüsseln nicht nachgewiesen (im H C hinterließen sie nicht die gering­ sten Reminiszenzen) und so hat es den Anschein, daß diese spezifische Form im Zeitpunkt der fertigen Podoler Kultur aus dem Kontakt mit der Außenwelt hervorging, am ehesten durch die Berührung mit dem Süden als mit dem Nor­ den; im nördlichen Donaugebiet ist übrigens die Tradition des halbmondför­ migen Ausschneidens der Linie sehr alt. — Aus dem mährischen Podoler Gebiet sind Schüsseln mit einer erhöhten Fläche oberhalb des Henkels aus folgenden Lokalitäten bekannt: Brno-Obfany (Gräber, Siedlungen), Podoli (Gräber), Brno-Malomefice-Holy kopec (Siedlung), Troubsko (Siedlung), Moravske Knänice (Gräberfeld, Siedlung), Brodek u Prostejova (Grab), Brno-Krälovo Pole (Siedlung) und Brno-Lisen-Stare Zämky (Siedlung); vorderhand kamen sie in Südwestmähren nicht vor, so sind sie z. B. nicht bekannt aus Hodonice, Krepice, Plavec, Suchohrdly-Stary Zämek, d. h. aus Lokalitäten, die beträcht­ lich intensiv ausgegraben wurden; sie sind auch in Niederösterreich nicht be­ kannt; im Typus Stillfried fehlen sie. Demgegenüber sind sie aus Chotin und Tököl bekannt, und zwar in stärkerem Maße bereits zu Beginn des HB, so daß nicht ausgeschlossen erscheint, daß ihre Wiege im südöstlichen Teil des mitteldanubischen Bereiches steht und sie im Zusammenhang mit den immer stärker werdenden Kontakten mit dem Südosten erst im älteren Abschnitt der Stufe HB nach Mähren gelangten. 147

Schüssel Die Schüssel ist ein ungemein häufiger, chronologisch aber fast unbedeuten­ der Typus. J. Rihovsky beschrieb die Varianten der Schüsseln der älteren Po­ doler Phase und betonte, daß die breiten Schüsseln mit S-förmig geschweiften Wänden praktisch die Podoler Kultur nicht erleben; hingegen erreichen hier die halbkugelförmigen Schüsseln und die verschieden ausgeführten Schüsseln mit eingezogenem Rand ihren Kulminationspunkt. Die halbkugelförmigen Schüsseln (Klentnice Grab 40, 101; Tesetice Ruskä ul. Grab 5; Oblekovice Grab 25; Brno-Lisen) haben innen eine reiche Ritzverzierung (Reihen von Zickzacklinien, konzentrische Rädchen usw.), was J. Rihovsky bereits behan­ delte; er hob hervor, daß es sich um eine eingebürgerte Ornamentik der älteren Podoler Phase handelt, die ihre Analogien erst in der slowenischen Gruppe Ruse hat. Die Schüsseln mit eingezogenem Rand (Taf. 58: 18, 17, 59: 1 — 3, 84: 7, 8) sind die häufigste keramische Podoler Form (in der schlesischen Kultur kommen sie weitaus seltener vor); zugleich sind sie auch die am wei­ testen verbreitete Haiistatter Form überhaupt, wodurch ihre Datierungs- und Unterscheidungsfähigkeit herabgesetzt wird. Für die Podoler Schüsseln gilt grund­ sätzlich die Erwägung Rihovskys, wonach mit zunehmender Entwicklung die Schüsseln mit einem waagrecht-kantigen Rand zurückgehen, bis sie dann völlig verschwinden; teilweise gehen auch die Schüsseln mit schräg kanneliertem Rand zurück, uneingeschränkt behaupten sich aber die einfachen unverzierten Schüs148

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J R i h o v s k y . PA LVII-2, 1966, D e r s . , 1. c, 485 ff. Vgl. auch oben Anm. Nr. 128.

484,

Abb.

3J,

3H.

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sein mit eingezogenem Rand (Taf. 60: 5); diese Entwicklung verläuft in der Richtung zur Hallstattperiode hin, wo diese Schüssel die dominierende kera­ mische Komponente ist und überdies noch eine eingraphitierte Haiistatter Orna­ mentik annimmt; stellenweise kommt aber noch tief im H C eine Reminiszenz an den fasettierten oder gerillten Rand der Podoler Schüssel vor. Für die klassischen Podoler Schüsseln ist, abgesehen von der schrägen Kannelierung des stark eingezogenen Randes, das Vorhandensein eines vertikalen kleinen Henkels, eines vertikalen Doppelhenkels oder einer schrägen, nicht durchbohrten Aufhängevorrichtung an der Wand unterhalb des Randes charakteristisch; mit fortschreitender Entwicklung verschwindet dieser kleine Henkel. Noch in den späten Podoler Komplexen aus dem H B 3 (Taf. 58, 59) kommt aber die Podoler Schüssel in der ursprünglichen Gestalt mit allen charakteristischen Merkmalen vor; daraus ergibt sich, daß die schlichtere Horäkover Form an die weniger bigotten unverzierten Podoler Schüsseln anknüpft (Taf. 60: 5), während die kannelierten Formen in der Horäkover Kultur nur entferntere Evokationen er­ fuhren. Im Fall von Brno-Obfany kann man dann vermuten, daß der bigotte Podoler Ausdruck hier in eine verhältnismäßig späte Periode retardiert ( H B 3 bis H C l ) , während aus den weniger bedeutsamen Lokalitäten ein Zurückwei­ chen vor der im wesentlichen bereits zum Horäkover Typ gehörigen nüchter­ neren bekannt ist. 150

Schale 151

Die Schalen kommen in zwei Hauptvarianten vor; als mehr oder weniger halbkugelförmige (nestförmige) und dann als schüsselartige mit geschweiftem Hals. Die übrigen Varianten sind äußerst selten. Die Podoler Schalen sind so­ wohl gegenüber den schlesischen, wie auch gegenüber den Velaticer Schalen ein wenig massiver und technisch weniger vollendet. Ihr massiver Bandhenkel geht größtenteils über den Rand hinaus, die Verzierung ist im Vergleich zu den schlesischen Analogien spärlicher, weniger präzis. Auch hier sind gewöhnlich nur Schalen mit einem Hals verziert und imitieren in vielen Fällen schlesische Ori­ ginale. Dje schlesischen Originale sind im Podoler Gebiet tatsächlichen ver­ breitet (z. B. Brno-Obfany, Tvaroznä, Velatice, Kfepice u. a. ) und zwar mit allen charakteristischen Wesenszügen einschließlich der Zierelemente und des herzförmigen Randprofils. Die Podoler Schalen tragen an der Innenseite Kreisen-, Rillen-, selten auch eine Perlenverzierung (Plavec, Kfepice); manch­ mal findet sich auch ein Girlandenkranz entlang der Wandperipherie (BrnoObfany, Troubsko, Horn! Dubiiany — Taf. 61: 1). Die Podoler Girlanden­ verzierung unterscheidet sich aber von der schlesischen: abgesehen von der gröberen Ausführung sind hier die Girlandenintervalle kürzer und seichter; J. Rihovsky leitet diesen bogenförmigen Zierstil, wenigstens für das ungarische Gebiet (Tököl), vom Gava-Milieu ab. 1 5 2

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V. P o d b o r s k y , Teietice, Taf. X V : 55, 64, XII: 21. D e r s., P A (im Druck); J. R i h o v s k y , P A LVII-2, 1966, 484 V. P o d b o r s k y , PA (im Druck), Abb. 15: 11, 55, 52: 16 u. a. 153 PA LVII-2, 1966, 484. 1 5 1

1 5 2

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Blumentopf Die Blumentöpfe der Podoler Kultur sind verhältnismäßig selten, obwohl sie auch in Gräbern vorkommen. I. L. Cervinka beachtete ihre Sonderstellung auf den Podoler Gräberfeldern: „Merkwürdig lagen in den hiesigen Gräbern (d. h. in Podoli) die Blumentöpfe. Nirgends waren sie komplett, immer nur zertrümmert, und Scherben davon lagen im ganzen Grab verstreut, auch wenn die übrigen Gefäße gut erhalten waren. Sonst wieder standen sie auf dem zu­ geschütteten Grab, auf dem Grabhügel." Komplette Blumentopfformen sind daher äußerst selten; es handelt sich aber eigentlich schon nicht mehr um Blumentöpfe (im Vergleich mit der schlesischen Kultur), sondern um fäßchenförmige Gefäße, wo die Henkel durch waagrechte Wülste oder durch eine plastische Horizontalleiste oder wenigstens durch eine Linie von Einstechungen ersetzt sind; die Entwicklung dieser Formen (Taf. 84: 1) kündigte bereits die eigentliche Hallstattentwicklung an, die in der Podoler Zone gegenüber dem mittelmährischen Gebiet wiederum progressiv ist. Ich versuchte bei einer an­ deren Gelegenheit aufzuzeigen, daß die wirklichen zweihenkeligen Blumen­ töpfe in Südmähren bereits in der Klentnicer Phase (eher bereits in der Phase Klentnice I) verschwinden und daß ihren Platz die im wesentlichen bereits zur Hallstätter Kultur gehörenden Formen (fäßchen- und topf förmiger Ge­ fäße) einnehmen. Das Gefäß aus Objekt L X X aus Brnc-Obfany (Taf. 51: 7) ähnelt stark den Platenicer Blumentöpfen, während der Eitopf mit aufgeboge­ nem Rand und einem girlandenmäßig aufgehängten, mit Grübchen besetzten plastischen Streifen (51: 13) südöstliche Verbindungen aufweist. Die übrigen Podoler Blumentöpfe sind typologisch sehr uneinheitlich, was der Situation auch auf den übrigen Podoler Gräberfeldern im mittleren Donautal entspricht. 154

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K r ü ge 1 Der Krügeltyp ist zwar in der Podoler Kultur keine ausgesprochen abge­ leitete Form (wie dies in der schlesischen Kultur der Fall war), hat aber auch hier keine besondere Bedeutung für die Periodisierung. J. Rihovsky verwies auf den Konservativismus des Krügeis, das noch in der älteren Podoler Phase eine archaische, im wesentlichen noch die Velaticer Profilierung beibehält. Der genannte Autor umriß auch die weitere Entwicklung dieser Form, die sich, ähnlich wie das schlesische Krügel, der Entwicklung der Urnen anpaßt, ins­ besondere was den Hang zur kegelförmigen Halsbildung anlangt. Vorderhand haben wir keine Beweise für die Form des Krügeltyps direkt am Ende der Podoler Kultur; die vom Gräberfeld in Podoli bekannten Formen (Taf. 85: 9, 10) fallen nicht in die chronologische Reihenfolge der Krügel der älteren Pe­ riode und können als Ausdruck südöstlicher Einflüsse in Mähren gewertet werden. Auch das Krügel vom Burgwall Kfepice (Taf. 86: 1) ist im allge­ meinen ein Sonderfall. — Die Krügel verloren im Verlauf der Podoler Ent158

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Praväk 4, 1910, 147. PA (im Druck). F. A d ä m e k , Hradisko, Taf. 57: 3. Den, 1. c, Taf. 60: 1, 2; I. L. C e r v i n k a , Pravek 4, 1910, V. D o h n a 1, Manuskript einer Diplomarbeit IV, Taf. 60: 5. J. ftihovsky, PA LVII-2, 1966, 483. Vgl. St. P a b i c, Drugo iarno grobüce v Rusah, Taf. X X V . 1 5 5

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Abb.

I:

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Wicklung an Bedeutung; in der Horäkover K u l t u r tauchen zwar krügelartige Gefäßformen auf, hier aber unter völlig anderen typologischen Zusammen­ hängen. Amphorenartiges

Vorratsgefäß

Dieser keramische Typ ist in der Podoler Kultur weitaus häufiger als in der schlesischen und seine Entwicklung von den alten Formen im H A bis zu den Spätformen im H B 3 läßt sich bereits direkt auf dem Gräberfeld in Klentnice verfolgen; ebenso häufig ist er auch in Obfany (Taf. 87) und in Podoli, hier auch in Grabkomplexen. Die typologische Entwicklung des amphorenarti­ gen Vorratsgefäßes unterliegt der gleichen Gesetzmäßigkeit wie die Entwicklung der Urnen und in der Praxis verschmelzen oft auch diese beiden Formen mit­ einander, insbesondere sofern sich ihre Ausmaße nicht unterscheiden lassen. Die späten Podoler Vorratsgefäße bewahren immer noch den verhältnismäßig hohen Hals und die typische Kombination der vertikalen und horizontalen Kannelierung (Taf. 58: 21). Die späten Podoler amphorenartigen Vorratsge­ fäße (Taf. 87) gehören in bezug auf die Form bereits stark zum Typ der Hallstatter Gefäße und auch ihr Übergang in die eigentliche Stufe H C läßt sich nachweisen (vgl. Abb. 30). 160

Die Gruppe der keramischen Sonderformen (d. h. der Formen ohne Zweck­ bestimmung) der Podoler Kultur ist weniger umfassend als im Falle der schle­ sischen Kultur, ist aber in bezug auf die Arten verhältnismäßig mannigfaltig. Hierher gehören kommunizierende Gefäße, Hänggefäße, Tiergefäße, Becher, Backofenmodelle, mondförmige Idole, Plastiken, stöpseiförmige Tongegenstände u. ä.; die Rädchen und die Vogelklapper aus Brno-Obfany erwähnten wir be­ reits im Zusammenhang mit der schlesischen Kultur, denn sie bilden auf dieser Lokalität tatsächlich einen Ausdruck der schlesischen Komponente. Ein töner­ nes Rädchen aus der HB-Siedlung bei Hodonice hat aber in seiner Sammlung F. Vildomec in Boskovstejn. K o m m u n i z i e r e n d e G e f ä ß e kennen wir in 3 erhaltenen Exempla­ ren aus Brno-Obfany (Taf. 78: 5, 6), wo sie nach einer Aufzeichnung J. Hladiks ursprünglich viermal, stets in Gräbern, vorkamen. Die Grabkomplexe lassen sich nicht zu den erhaltenen Exemplaren zusammenstellen, auch wenn die Gefäße (insbesondere das erste scharf profilierte Exemplar) bereits in die jüngere' Phase der Podoler Kultur gehören; aus der Klentnicer Phase ist diese keramische Form bisher nicht bekannt. Anscheinend sind die mährischen Exemplare im Verhältnis zu den analogen Gefäßen aus dem südöstlichen Teil des mitteldanubischen Bereichs (Muzla, Chotin, Väl, Groß-Enzersdorf) chro­ nologisch jünger; diese analogen Gefäße sind offenbar von Vorlagen der mitt­ leren und jüngeren Bronzezeit aus dem Zentralbalkan (aus dem Gebiet der 161

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J. R i h o v s k y , Klentnice, z. B. Taf. X X I I : 82c, XVIII: 66a, VII: 24a. J. H I a d i k, Mus. Franc. Annales 1898, 140; V . D 0 h n a 1, Manuskript einer Diplom­ arbeit I, 156; F. A d i m e k , Hradisko, Taf. 5: 5, 117: 5, 6. M . N o v o t n ä , SlArch IV-2, 1956, Abb. 4; M . D u s e k , ibidem V - l , 1957, 90, Taf. X X V I I I : 1; J. R i h o v s k y , P A LVII-2, 1966, Abb. 13: J: 5; K . H e t z e r - K . W i 11 v o ns e d e r , ArchA 9, 1952, 61, Abb. 8: 4. 1 6 1

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unteren Donau) abgeleitet. Die Vermutung, wonach die mährischen kommu­ nizierenden Gefäße südöstlicher Herkunft sind und sich allmählich ausbreite­ ten, in einer feststellbaren zeitlichen Aufeinanderfolge gegen Norden, würde ihre Bestätigung durch die Tatsache erfahren, daß diese Exemplare ins Lausitzer Gebiet erst in der Stufe HC, im Verlauf der Platenicer Kultur, gelangten; aus der schlesischen Kultur ist kein Exemplar bekannt, während sich im H C dop­ pelte und dreifache Gefäße in allen Zweigen des Lausitzer Bereiches ausbrei­ teten. Die H ä n g g e f ä ß e sind äußerst selten; zwei winzige Exemplare sind be­ kannt aus Klentnice, ' ' noch aus der Velaticer-Podoler Phase; offenbar nicht jünger ist der Becher mit einem Deckel zum Aufhängen aus Ivancice-Nemcice. Die in klassischer oder stilisierter (flaschenförmiger) Gestalt ausgeführten T i e r g e f ä ß e sind in vielen Fällen aus der Velaticer Kultur oder höchstens aus der Velaticer-Podoler Phase bekannt (Znojmo, Kfepice, Oblekovice, Hodonice, Rajhrad, Brno-Obfany, Brno-Komin, Brno-Lisen, Troubsko, Tetcice, Lovcicky ); aus dem eigentlichen HB sind sie vorderhand in Südmähren unbe­ kannt, obwohl sie im weiteren mitteldanubischen Gebiet und im jungen HB vorkommen. Die Tiergefäße haben in Südmähren ihre Vorgänger bereits in der Hügelgräberkultur der mittleren Bronzezeit und kamen bald auch in der Lausitzer Kultur vor (Hrubcice); anscheinend haben sich in diesem Fall Ein­ flüsse aus dem Balkan in Mitteleuropa weitaus früher durchgesetzt als im Fall der kommunizierenden Gefäße. Die B e c h e r sind bekannt aus der Lokalität Tabulovä hora bei Klentnice und aus Oblekovice, wobei beide Stücke eigentlich noch der Velaticer Kultur angehören. — Aus Hradisko bei Obfany führt F. Adämek das Stück eines tönernen Hornes an, das sich aber ziemlich stark von den Trinkhörnern der schlesischen Kultur unterscheidet und im Podoler Milieu nicht seinesgleichen hat. Aus dem Objekt X V I I I aus Brno-Obfany stammt ein zweihenkeliges Gefäß in der Gestalt eines transportablen O f e n s , das für die damalige Zeit ein Unikat darstellt (Taf. 78: 1). L. Häjek sammelte gelegentlich der Publikation des Ofens aus der Ottomanensiedlung aus Barca bei Kosice auch analoge Funde aus der 1 5 1

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V. D u m i t r e s c u, Necropola de incineralie din epoca bronzului de la Cirna, 325; vgl. auch die konjungierenden Gefäße aus der Veszpremerkultur der älteren Bronzezeit (M. D u s e k, 1. c, 90, Anm. Nr. 208a), oder offenbar aus dem Velaticer-Baierdorfer Milieu aus Gemeinlebarn (J. S z o m b a t h y, Präh. Flachgräber bei Gemeinlebarn, Taf. 17: 6). * J. R i h o v s k y , Klentnice, Taf. I: 4a, X I V : 54b. Eine Bestandaufnahme liefert I. P e s k a f, P V M 2, 1961, 35 ff.; als Ergänzung hierzu wäre nur der Befund aus Kfepice (Bez. Znojmo) — M M Inv^ Nr. 60101 (vgl. auch V. P o db o r s k y , PA, im Druck, Abb. 16: 30) anzuführen. Z. B. Hadersdorf am Kampf Grab 36 (F. S c h e i b e n r e i t e r , Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Hadersdorf am Kampf, N. ö., Taf. 16: 5). Fund aus Velatice (I. P e ä k a f, 1. c,., 35, Taf. IV: 1) oder Exemplare aus dem Kultobjekt der mitteldanubischen Hügelgräberkultur aus Uhersky Brod (V. H r u b y , , PA XLIX-1, 1958, 44, Abb. 7: 4 — 6); sie sind in Mitteleuropa übrigens bereits aus dem Neolithi­ kum bekannt. J. R i h o v s k y , PV A Ü C S A V Brno 1958, 33, Taf. 11: C4; ibidem 1961, Taf. 21: A: 4. Hradisko, 42, Taf. X I : 5; auch V. D o h n a 1, Manuskript einer Diplomarbeit IV, Taf. 9: 8. F. A d ä m e k , Hradisko, 42, Taf. XI: 5; V. D o h n a ! , 1. c, Taf. 9: 8. M

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Slowakei und Ungarn, die allerdings durchwegs in die ältere oder mittlere Bronzezeit datiert werden und demnach dem Fund in Obfany zeitlich voran­ gehen (sie sind auch etwas abweichend konzipiert); aus diesem Grund muß man ihre Herkunft im Südosten suchen. Was die Funktion dieses kleinen Ofens anlangt, wird angenommen, daß er zur Zubereitung von Speisen, bzw. zum Erwärmen der Luft, dienen konnte; für den praktischen Gebrauch ist er aber viel zu klein. Massive tönerne m o n d f ö r m i g e F e u e r b ö c k e (Mondidole), oft mit Enden, die in stilisierte Tierköpfe auslaufen (Widder, Schaf, Reh, Pferd), sind aus der Podoler Kultur vor allem aus Brno-Obfany bekannt, und zwar in zahlreichen vollständigen Exemplaren und auch in Bruchstücken (Abb. 8: 23, 24; Taf. 78: 7 ) ; sofern man heute feststellen kann, stammen sie ausschließ­ lich aus einer Siedlung, keinesfalls aus Gräbern. Aus den übrigen Podoler Lokalitäten sind sie mit Ausnahme der Funde auf der Siedlung in Troubsko und Brno-Lisen nicht bekannt; sie kamen vorderhand nicht in Südwest­ mähren vor. Im allgemeinen existieren sie weder in der Velaticer-Baierdorfer Kultur der jüngeren Bronzezeit, noch in den Balkankulturen der Urnengräber­ felder der mittleren und jüngeren Bronzezeit. Aus dem oberen Donautal sind die ältesten mondförmigen Untergestelle bereits von der Stufe H A an be­ kannt, während sie in den nördlicher vorgeschobenen Gebieten erst in der eigentlichen Hallstattperiode vorkommen. In Mähren ist ihr Vorkommen im HB bloß im Zusammenhang mit der Podoler Kultur belegt, ins Lausitzer Gebiet drangen sie gleichfalls erst im H C vor; das Fragment des einfachen Idols aus dem schlesischen Üvalno (Abb. 8: 14 ), stammt nicht aus einem abgeschlossenen Komplex, so daß seine Datierung ungeklärt ist. Wenn es tat­ sächlich bereits aus der späten Bronzezeit stammt (auf der Lokalität ist die schlesische Kultur vorherrschend), dann würde es sich um eines der ältesten Idole auf dem Territorium des Bereichs von Elbe —oberem Waag —Oder han­ deln. Der Ursprung der Mondidole wird gewöhnlich im Südosten Europas, gegebenenfalls erst auf Kreta oder im Kaukasus gesucht, anderswo wiederum auf dem Gebiet der Entstehung der keltischen Kultur. Die Frage des Ur172

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L. H ä j e k , A R 5, 1953, 319 ff.; vgl. auch J. N e u s t u p n y u n d Koll., Pravik Ceskoslovenska, 201, Abb. 72 und V. B u d i n s k y - K r i i k a u n d K o l l . , Pravek vychodneho Slovenska, 105 — 106, Abb. 35: 6. F. A d ä m e k . Hradisho, 145 ff., Taf. 5: 7, 15: 3, 4, 20: 4, 51: 1 - 3 , 69: 4, 90: 1-10, 91: 1, 2, 5, 9. 173 N,M Praha Inv. Nr. 87812 (Troubsko) und M M Brno Inv. Nr. Pa 59/35-45 (BrnoLisen). J. N e k v a s i l (SbCsSA 2, 1962, 162) hält das Idol aus Troubsko für ein Stück aus der Horäkover Kultur, wozu aber sowohl die Typologie wie auch das Fundmilieu des Gegenstandes Im Widerspruch steht. W . K i m m i g , PZ 25, 1934, 52 ff.; E. J i l k o v ä , A R 12, 1960, 4 0 - 4 1 ; H . E. M i n ­ d e n , Germania 40, 1962, 287 ff.; V . S a l d o v ä , A S M 2, 1965, 87. V. P o d b o r s k y , Manuskript einer Diplomarbeit I, 107, Abb. 15: 4; L. J i s 1, CS1MO 14, 1965, 14, Abb. 5: 9. H . S e g e r . Montelius Festschrift 1913, 215 ff.; O. M e r t i n s , Wegweiser durch die Urgeschichte Schlesiens, 80; J. F i 1 i p, Popelnicovä pole, 28. V. S a l d o v ä , A S M 2, 1965, 87 (hier Übersicht der Ansichten); J. B o uz e k, Listy filologicke 88, 1965, 249; Je. I. K r u p n o v , Drev. istorija i kultura Kabardy, 63, Abb. 16: 2. N. N . P o g r e b o v a , M I A 64, 1958, 231-232. 1 7 2

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sprungs der Mondidole ist gegenwärtig schwer endgültig zu lösen, denn es fehlen genaue Fundprofile der Gegenstände gerade in Südosteuropa. Vom Stand­ punkt Mährens ist offensichtlich, daß hier das Gebiet von Brno in der Podoler Kultur eine primäre Rolle spielt, wohin die Mondidole höchstwahrscheinlich zusammen mit Einflüssen aus dem Donautal zuerst gelangten. In der Podoler Kultur treten sowohl typologisch altertümliche Formen mit mäßig geschweif­ tem Rücken oder bereits mit stärker auslaufenden halbmondartigen Flügeln, wie auch relativ progressivere Typen mit Tierköpfen auf. Aber die Idole der Hallstattperiode aus den nördlichen Teilen der CS SR weisen trotz der chrono­ logisch jüngeren Stellung stets möglichst primitive Typen auf. — Die Bedeutung der Mondidole wurde bereits mehrmals zusammengefaßt, vorderhand wird man aber schwerlich zu einem definitiven Standpunkt gelangen. Zum Unterschied von der schlesischen Kultur stoßen wir im Podoler Mate­ rial auf P l a s t i k e n . Die selbständige zoomorphe Tonplastik ist selten; aus dem Burgwall Hradisko bei Obfany stammen 3 Fragmente kleiner Hunde­ oder Pferdefiguren (Abb. 8: 19 ). In der Ausführung lassen sich diese Gegen­ stände nicht mit der bekannten bronzenen Pferdefigur aus Obfany vergleichen (Taf. 78: 4), die in einer künstlerisch stilisierten Auffassung abgegossen ist. Die Tonplastik u. zw. auch die applizierte Plastik — z. B. an den Mondidolen wird gewöhnlich mit größerem Sinn für Plastizität ausgeführt, auch wenn sie stilisiert geformt wird. Die Pferdeplastik ist für das mittlere Donautal (speziell für Westungarn) typisch, obwohl damals in der Plastik thematisch Pferd und Vogel (seltener auch Stier) in ganz Europa vorherrschen. — Von den weiteren Funden verdient die Bronzefigur eines kleinen Hundes aus Cejkovice Erwähnung; sie läßt sich aber nicht genauer datieren. Den Tongegenstand aus Brno-Obfany (Abb. 8: 20) hält F. Adämek für die Veranschaulichung eines Eichenblattes und vergleicht ihn mit den Amuletten aus Bylany. Es kann sich aber auch um die Plastik einer M e n s c h e n ­ h a n d handeln, wie sie auch aus Klentnice und aus dem Siedlungsobjekt der Hallstattperiode aus Stillfried bekannt ist, die K . Willvonseder als Amulett gegen Verzauberung interpretiert. Ähnlich wie die Mondidole sind auch die s t ö p s e i f ö r m i g e n T o n ­ g e g e n s t ä n d e vorderhand bloß aus Brno-Obfany (Abb. 8: 21, 22) und aus Podoli bekannt, wo sie auf Siedlungen und in Gräbern gefunden wurden. 179

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Vgl. die von J. P a u 11 k (Stud. zvesti 9, 1962, Abb, 3) festgesetzte typologische Entwicklungsreihe. J. P a u l i k , 1. c, 109 ff.; H . E . M a n d e r a , 1. c, 292; Übersicht der Ansichten vgl. in der Arbeit V. P o d b o r s k y s , P A (im Druck), Anm. Nr. 407 - 409. F. A d ä m e k , Hradisko, Taf. 31: 3, 38: 6, 69: 7. Vgl. G . K o s s a c k , Symbolgut, 55; St. F o l t i n y , Velemszentvid, 61; J. P a u l i k , Stud. zvesti 15, 1965, 65, Abb. 2: 5, Anm. Nr. 142. J. B o u z e k , Listy filologicke 88, 1965, 250. I. L . C e r v i n k a , Masarykiv kraj v praveku, dil III, kniha II, cast 1, Abb. 18. F . A d ä m e k , Hradisko, 154, Taf. 91: 7; auch V . D o h n a 1, Manuskript einer Diplom­ arbeit, I, 177. M M Brno Inv. Nr. A Ü 41512-174/54. K . W i l l v o n s e d e r , W P Z 18, 1931, 127 ff., Abb. 3; vgl. auch J. D e c h e l e t t e , Manuel II-3, 1305. F . A d ä m e k . Hradisko, 154, Taf. 86: 15. 16, 118: 2, 3; V. D o h n a l , Dipl. III, 127. IV, Tai. 76: 41. m

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Es handelt sich um kegelförmige, stöpselartige oder doppelkegelartige Gegen­ stände, die waagrecht oder senkrecht durchbohrt und manchmal auch verziert sind, deren Zweckbestimmung aber ungeklärt bleibt. In den Rahmen der mährischen Podoler Kultur kann man auf Grund der Zugehörigkeit zu den entsprechenden Fundkomplexen folgende Typen von Bronzegegenständen einbeziehen: das Griffzungenschwert mit Antennen (Klentnice Grab 63), das Schalenknaufschwert (Strachotice), ferner Lanzenspitzen, Pfeile; von den Werkzeugen Tüllenäxte mit einer Öse, oberständige Lappen­ beile, Tüllenmeißel, verschiedene Messervarianten, Griffzungensicheln, halbmond­ förmige Rasiermesser, Ahlen, und stäbchenförmige Meißel. Bronzegefäße sind nur in zwei Fällen bekannt (Milovice, Klentnice), und zwar stets aus einem Grab. Von den Schmuckstücken sind nur einige Fibeltypen bekannt (einteilige Schild­ fibeln, Sattelfibeln mit Achterschleifen, Harfenfibeln, Tierfibel, Brillenfibeln), tordierte Halsringe mit Ösen in den Enden, Nadelgarnituren, Garnituren von Armbändern, Anhängsel und kleiner Schmuck: Ring, Ohrringe, Spiralröhrchen, Ring, Knopf. Es kam auch eine zusammengerollte Goldfolie vor (Taf. 59: 10). Dazu kommen noch folgende Eisengegenstände: ein Griffzungenschwert (ein­ schließlich des bronzenen Schwertscheidenendes), eine Lanzenspitze, eine Tül­ lenaxt, ein Messer, eine Harfenfibel, eine Kahnfibel (?), kleine Zierstücke und Nadeln. Die Gegenstände aus anderem Material (Stein, Knochen, Glas) sind gleich­ falls unbedeutsam und ungefähr in der gleichen Ausführung wie im Falle der schlesischen Kultur.

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IV. B R O N Z E G E G E N S T Ä N D E

DER SPÄTBRONZE ZEIT

Messer Die Bronzemesser sind im H B im M ä h r e n ziemlich zahlreich und in vielen Varianten vertreten, aber gewöhnlich handelt es sich um isolierte Funde. Z u den typologisch ältesten Formen gehören Messer mit einer mäßig S-förmig geschweiften Klinge und einem flachen Dorn, wie sie aus dem Podoler Gebiet aus BrnoObfany, Kfepice und Oblekovice (Abb. 18: 1, 2, 3), aus dem schlesischen Gebiet aus Stramberk-Kotouc, Tfebetice (Abb. 18: 4 — hier noch mit einer Öffnung für die Niete im flachen Dorn) und aus weiteren Zufallsfunden be­ kannt sind. A m wichtigsten davon ist das Messer aus Oblekovice, wo es im Grab 26 zusammen mit einem halbmondförmigen Rasiermesser älteren Typs und mit verhältnismäßig altertümlicher Velaticer-Podoler Keramik gefunden wurde; J. Rihovsky datiert es auf Grund der von H . Müller-Karpe angesam­ melten Analogien in den H B i , räumt aber auch sein möglich älteres Vorkommen ein. Das Rasiermesser aus dem angeführten Grab in Oblekovice gehört typologisch eher zum Horizont Oblekovice-Kostelec als in den eigentlichen H B i (siehe im weiteren). Die übrigen angeführten Messer stammen größtenteils aus Siedlungen oder aus Gräbern ohne Fundkomplexe (Brno-Obrany). Im Depot von Pfestavlky findet sich ein ähnliches Messerexemplar, das mit Rücksicht auf den Fundkomplex keine jüngere Datierung als in den H A 2 zuläßt. Dies widerlegt allerdings nicht die Möglichkeit des Vorkommens von Messern mit flachem Dorn auch zu Beginn des H B . Messer mit rechtwinklig abgesetzter Klinge und stäbchenförmigem oder breitgehämmertem Dornfortsatz hält J. Rihovsky für Übergangsformen zu den älte­ ren Pfahlbaumessern; nach dem Exemplar aus Grab 63 in Klentnice (Taf. 25: 2) datiert er sie in den H B i in Übereinstimmung mit dem Fundprofil auch der übrigen bekannten Exemplare. Diese Messerform ist etwas variabel und man darf nicht außer acht lassen, daß, abgesehen von den S-förmig geschweiften Messern vom Typ Milovice und Klentnice, rechtwinklig abgesetzte Klingen auch an einfacheren Messern vorkommen (Tulesice, Oblekovice, Brno-Obfany, 189

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C M M B 46, 1961, 44; PA LVII-2, 1966, 489. A. R z c h a k , JfA 1, 1907, Abb. 33 ( M M Inv. Nr. 57095). PA X L V I I , 1956, 280; PA LVII-2, 1966, 489; vgl. auch H . M ü l l e r - K a r p e , Beiträge I, Abb. 40: 17, 18. m

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Stramberk— Kotouc, Abb. 18: 5, 6, 7, 9 ) , die wahrscheinlich noch i n den H A datierbar sind. Einige Bruchstücke von Messern mit rechtwinklig abgesetzter Klinge (Krepice, Klentnice) ergänzen nur die hier gelieferte Aufzählung. A n die vorherige Messergruppe schließen sich verwandte Exemplare mit einem stäbchenförmigen oder flach glattgehämmerten Dorn und beiderseits er­ weiterten verzierten Rücken an (Stramberk — Kotouc, Pustimer, Abb. 18: 12,10). Die S-förmige Schweifung der Klinge dieser Messer und das System der Ver­ zierung, das z. B . den Messern aus Dubany (Abb. 18: 8) ähnelt, sind Merk­ male für die Grenzlinie zwischen den Stufen H A und H B . Das Messer auf dem Grab 30 i n K l e n t n i c e hat eine ähnliche Verzierung und Profilierung der Klinge und wird durch die Begleitkeramik bereits i n den H A datiert. Etwas eigenartig ist das Messer aus Tfebetice (Abb. 18: 11) mit einer S-förmig ge­ schweiften Klinge und einem stark verdickten Übergang zum Dorn. Auch das Messer aus dem Depot i n Polkovice (Taf. 31: 14) wirkt archaisch, obwohl sein Fundmilieu die hochentwickelte Stufe des H B repräsentiert. Das Messer aus dem Depot in Amerika bei Dubany (Abb. 18: 8) wird irrtümlicherweise mit den Pfahlbaumessern verglichen; es handelt sich aber eher um eine Form mit einer rechtwinklig abgesetzten Klinge, die überdies einen massiven zungenförmigen, am Ende flach glattgehämmerten Dorn hat, der kurz vor dem Ansatz durch 3 verzierte Ausstülpungen eingeteilt wird. V o n den wirkli­ chen Pfahlbaumessern unterscheidet es sich aber sowohl im Dornansatz, wie in der Komposition des Klingenrückens, die die gerade für die Pfahlbaumesser bezeich­ nende mächtige W ö l b u n g vermissen läßt. Das Messer aus Dubany wird durch die Begleitfunde spätestens i n den H B i , eher aber noch i n den H A datiert. S-förmig geschweifte Messer mit einer Rille am Ende des stäbchenförmigen Dorns sind i n Mähren aus einem unbekannten Fundort i n der Umgebung von Znojmo, aus einem Zufallsfund aus Declinka und aus dem Depot aus Malhostovice bekannt (Abb. 18: 14, 13; Taf. 7: 19). Das Depot von Malhostovice wird ziemlich zuverlässig i n den H B i datiert und auch schon die S-förmige Schwei­ fung der Messer des angeführten Typs gestattet i n unserem M i l i e u keine ältere Datierung. Die rechtwinklige Absetzung der Klinge stellt eine Verbindung zwischen diesen Messern und den oben beschriebenen Exemplaren her. Ver­ wandte Messer finden sich insbesondere in der Höttinger Kultur i n N o r d t i r o l , hier oft noch mit einer Niete im gerillten Dorn; sie werden in den H A datiert; ähnlich ist auch diese Messerform in Zentraldeutschland im H A bekannt. Ein Pfahlbaumesser älteren Typs ist aus Grab 71 in Klentnice (Abb. 18: 15) und aus dem Gräberfeld der schlesischen Kultur i n Trsice bekannt. M i t sei­ ner Datierung befaßte sich unlängst sehr eingehend J. Rihovsky, der i n der 192

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J. R i h o v s k y , Klentnice, Taf. VIII: 30: b. 193 Vgj , j Vorkommen analoger Messer in den Kistengräbern der Stute H A j - H B i In Eschborn in Zentraldeutschland (F. R. H e r r m a n n , Urnenfelderkultur Hessen II, Taf. 83: B6, 84: 2). 194 yg] d i Datierung der verwandten Messers aus dem Depot in Jenisovice (J. B ö h m, Zäklady, 118) und aus den Gräbern bei 2atec (ibidem, Abb. 53: 4, 54: 2); siehe auch E. P e t e r s e n , Altschlesien 3, 1931, Abb. 9: 7, S. 222. G . K y r i e , W P Z 19, 1932, 13 ff.; K . H . W a g n e r , Nordtiroler Urnenfelder, Taf. 14: 8, 24: 4, 27: 13; H . M ü l l e r - K a r p e , Beiträge I, II, passira. F. R. H e r r m a n n , 1. c, I, 30, Abb. 5: 17. M . H o e r n e a , W P Z 4, 1917, 47, Abb. 12: der zweite von links. a s

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Polemik mit H . Müller-Karpe auf die Möglichkeit eines Vorkommens dieses Messers im Donautal bereits im H B i , gleichzeitig aber auf sein Fortleben in der jüngeren Phase des H B verwies und gleichzeitig zahlreiche Analogien dazu zusammentrug. Das Pfahlbaumesser mit geripptem Zwischenstück bildete schon oftmals den Gegenstand eingehender E r ö r t e r u n g e n ; zuletzt verwies J. Rihovsky auf Grund des Vorkommens eines verzierten Pfahlbaumessers in Grab 1 i n Klentnice auf die Möglichkeit seines Vorkommens bereits in der älteren Phase der Podoler Kultur, auch wenn er nicht abstreitet, d a ß diese Messer größtenteils wirklich in die junge Stufe des H B gehören; gegenüber H . Müller-Karpe ist er auch der Ansicht, d a ß die gerippte Gliederung des Zwischenstückes nicht zur Grund­ lage einer Typologie des Pfahlbaumessers genommen werden kann. Damit wird die Möglichkeit .einer Trennung der Stufen H B 2 und H B 3 auf Grund der Typo­ logie des Pfahlbaumessers angezweifelt. I n Mähren kam das Pfahlbaumesser, abgesehen von dem bereits erwähnten Fund i n Klentnice, noch auf den Siedlun­ gen in Brno-Obfany und in Kfepice vor (Abb. 18: 16, 17), im schlesischen Gebiet sodann auf dem Gräberfeld in T r s i c e und Tisnov (Abb. 18: 18); alle zuletzt angeführten Exemplare sind aber ohne Fundkomplexe. Die Messer aus Kfepice und Brno-Obfany sind unverzierte Stücke mit einem massiven kantigen Dorn und einem unverzierten kreisförmigen Zwischenglied mit einer glatten Rippe, die verhältnismäßig nahe bei der Klinge steht; J. Filip bezeich­ nete die analoge Form aus Tfebechovice als sehr s p ä t . Die beiden erwähnten südmährischen Exemplare beinhalten alle Merkmale der Holsteschen ostalpinischen Variante der Pfahlbaumesser, was auch für das verzierte Messer aus Tisnov gilt. Das Messer aus Trsice hat einen etwas eigenartigen, stäbchenförmigen, mit Einkerbungen verzierten Griff; anstelle des Griffwulstes steht hier bloß ein ver­ stärkter Wulst am Klingenbogen. Dieses Messer kann als entwicklungsmäßiges Übergangsglied zwischen den älteren Messern vom Pfahlbautyp und den echten Pfahlbaumessern mit geripptem Zwischenstück angesehen werden. 198

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W i e aus den bisherigen Arbeiten und Funden hervorgeht, hat das Pfahlbau­ messer weder für die Chronologie, noch für das Studium der Beziehungen zwi­ schen den einzelnen Gebieten besondere Bedeutung. J. Rihovsky widerlegt den typologischen Maßstab der gerippten Zwischenstücke, der wirklich strittig zu sein scheint (vgl. das oberwähnte Messer aus Dubany oder das Messer aus Grab 34 in Kostelec n. H . ; auch der Maßstab der Klingenwölbung und der Verzierung ist für eine Teilperiodisierung schwer verwertbar. Hinsichtlich der Verbreitung der Pfahlbaumesser verwies bereits J. F i l i p unter 2 0 3

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J. R i h o v s k y , PA LVII-2, 1966, 489 ff.; d e i s , PA X L V I I , 1956, 280; früher bereits J. F i l i p , Popelnicovä pole, 72, Abb. 28: 2. Von den wichtigsten: F. H o l s t e , PZ 26, 1935, 64, 74; J. F i 1 i p, Popelnicovä pole, 72 ff.; E . S p r o c k h o f f , PZ 3 4 - 3 5 , 1949-50, 88; d e r s . , Archl Geographica 2, 1951. Heft 3/4, 120; W l . S z a f r a n s k i , Skarby, 125 ff.; W . A. v. B r u n n , Germania 31, 1953, 19; J. R i h o v s k y , A R 12, 1960, 230; d e r s . , PA LVII-2, 1966, 490 ff.; H. M ü l l e r K a r p e , Beiträge I, 98; V. S a l d o v ä , PA L I M , 1961, 245 ff.; d i e s . , Nynice I, 60 ff.; J B o u z e k , Filipüv sbornik A U C , 250. Klentnice, Taf. I: 1: g; PA LVII-2, 1966, 490 ff. M . H o e r n e s , W P Z 4, 1917, Abb. 12: der erste von links. PA X X X I X , 1933, 3 1 - 3 2 ; Popelnicovä pole, 72 ff. M Prostejov, Inv. Nr. 1271/K1. 1 9 9

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Berufung auf G. Kossinna auf ihren allgemeinen europäischen Charakter, was jüngst V . Saldovä anhand einer Übersicht des Vorkommens der Pfahlbau­ messer in den einzelnen Ländern dokumentiert. Offensichtlich wurden die besprochenen Messer an mehreren Orten hergestellt und vielleicht könnte man auch zahlreiche lokale Varianten dieser Messer eliminieren (süddeutsche, ostalpinische, schlesische), wie F. Holste nachwies. Die mährischen Pfahlbau­ messer (insbesondere die beiden unverzierten Formen aus Kfepice und BrnoObfany) stehen der ostalpinischen Variante am nächsten, die sich durch einen massiven gerippten Dorn auf einem runden Zwischenstück nahe der Klinge, durch eine ungleichmäßige Messerschneide und durch einen stark gewölbten Klingenrücken auszeichnet. 205

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Meißel Abgesehen von einfachen stäbchenförmigen Meißeln, die keine typologischchronologische Entwicklung haben und auch keine kulturellen Besonderheiten aufweisen (worauf im Zusammenhang mit der Technologie der Bronzeproduk­ tion O. Kytlicovä hinwies ), treten im spätbronzezeitlichen M i l i e u zahlreiche Tüllenmeißel auf. Auf die Tüllenmeißel applizieren viele Autoren die Klassifi­ kationsmaßstabe der T ü l l e n ä x t e , aber auch diese ausgesprochen zweckgebun­ dene Form liefert nicht viele Möglichkeiten für eine typologisch-chronologische Klassifikation. M i t den Tüllenmeißeln befaßte sich eingehend V . Dohnal gelegentlich der Publikation des Fundes aus T a s o v ; er lieferte eine Zusammen­ stellung der wichtigsten mährischen Funde der jüngeren bis späten Bronzezeit und unterschied darin zwei Varianten: Keilförmige Meißel, deren Tülle konti­ nuierlich in das Arbeitsstück übergeht (Tvofihräz, Dubany, Velke Losiny u. a. — Abb. 15: 30), und Meißel mit einem blattförmigen und abgesetzten Arbeitsstück (Cernotin, Tasov, Slatina, Drslavice u. a. — Taf. 53: 7). Beide Varianten sind zeitlich parallel, bei beiden kann eine einfache oder eine 1 —2mal ringförmig verstärkte, bzw. rundliche Tülle vorkommen und beide Varianten können im wesentlichen bereits zu Beginn der Urnenfelderzeit auftreten ( B D , III, Per.), wie die Meißelfunde in den Depots in H u l i n und Drslavice I und II 208

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Popelnicovä pole, 73; vgl. auch W ] , S z a f r a n s k i , Skarby 125, Anm. Nr. 658 und S p r o c k h o f f, Arch. Geographica 2, 1951, Heft 3/4, 120 ff., Landkarte Nr. 6. *» PA LII-1, 1961, 245-246. PZ 26, 1935, 74. Vgl. hierzu Analogien insbesondere aus Velem St. Vid (K. v. M i s k e, Ansiedlung, Taf. XVII: 23, XVIII: 12). PA LII-1, 1961, 237 — 243. Die Autorin betont, daß die gleichen Meißel seit dem Beginn der jüngeren bis hart zum Ende der Bronzezeit auftreten. Auch in Mähren sind diese kleinen Werkzeuge bekannt, und zwar insbesondere auch aus Siedlungen (Kfepice, BrnoObfany). J. K o s t r z e w s k i , PrzA 5, 1933-34, 168; W l . S z a f r a n s k i , Skarby, 114; V. D o h n a l , P V M 1, 1958, 64. W l . S z a f r a n s k i , 1. c, 113; J. P a u 11 k, SIArch XI-2, 1963, 310. - Die ersten Tüllenmeißel erschienen übrigens bereits in der älteren Bronzezeit (vgl. L. H ä j e k, PA X X X X I V , 1953, 201, 208, Abb. 1: 4; hier auch weitere Belege). P V M 1, 1958, 58 ff. Die einfache erweiterte Tülle an einem Meißel trifft mit einer (z. B. unserem spitzen Meißel aus Cernotin sehr ähnlich) abgerundeten Tülle, z. B. im Depot in Heidach in Kärnten (H. M ü l l e r - K a r p e , Beiträge II, Taf. 128: A: 2, 3) aus der Stufe H A zusammen. E

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beweisen. Auch der Gesichtspunkt der Größe des Instruments hat für die eingehende Datierung keine Bedeutung, obwohl er z. B . im polnischen M a ­ terial verwertbar erscheint; die Kantengestaltung der Tülle ist allzu selten als d a ß sie Klassifikationskriterium sein könnte. V o n den mährischen Funden von Tüllenmeißeln, die sich mit Sicherheit i n den H B datieren lassen, zitiere ich aus dem schlesischen Gebiet Exemplare aus Dubany, Zärovice und Cernotin (Taf. 53: 7 ) , durchwegs aus Depots; aus dem Podoler Gebiet ist es der Gegenstand aus Tvofihräz (Abb. 15: 30) und das Bruchstück aus der Siedlung K f e p i c e . Der Meißel aus Zärovice (Depot 2) ist der T y p eines sog. ausgebeulten Meißels (Taf. 39: l a , b), wie er in der Urzeit verhältnismäßig selten vorkommt; es handelt sich um ein Instrument, das ausgesprochen Bedeutung für die Holzbearbeitung hat. 214

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Sicheln Wichtigste Sichelform der späten Bronzezeit i n Mitteleuropa sind halbkreis­ förmige Werkzeuge mit langgezogener innerer Rippe und zungenförmigem Griff, wie sie i n M ä h r e n i n klassischer Ausführung insbesondere aus den jüngeren schlesischen Depots i n Boskovice und Syrovin bekannt sind (Taf. 27, 28, 34); zwecks Vereinfachung der Terminologie w i l l ich sie weiterhin als Sicheln vom Typus Boskovice bezeichnen. Aber noch wenigstens bis in den H B j hinein erhielten sich ältere Formen mit zungenförmigem Griff, der durch zwei in die äußere Rippe an der Klinge auslaufenden Rippen gekennzeichnet wird (Stramberk, Krumsin, K u f i m ) oder Übergangsformen mit einer beginnenden inneren Rippe (Zelezne). Seltener erscheinen i n den Depots der Stufe H B noch bogenförmige Sicheln mit geschweifter Spitze und senkrecht gestelltem Zapfen auf der Rückenseite (Polkovice, Üvalno — Taf. 31: 2, 6, Abb. 16: 2; Uncov i c e ) , die insbesondere i n Schlesien und in Polen und den angrenzenden Gebieten der Lausitzer Kultur verbreitet sind und als typisches Lausitzer Er­ zeugnis angesehen werden; i n Großpolen ist diese Variante der Sicheln über­ haupt am weitesten verbreitet und dauert dort bis i n den H C hinein fort. Der sog. thrakische Typ der S-förmigen Sicheln kommt im H B in Mähren bereits nicht mehr vor, obwohl er hier aus dem Horizont von Drslavice be­ kannt ist. 217

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Eine eingehende Typologie der Bronzesicheln wurde bisher nicht ausgearbei2 1 3

F. P o s p i s l l , C V M S O 32, 1920, 16, Abb. 3 auf der Phototafel; ferner siehe Anm. 5. Die in der Literatur tradierte Annahme von einer Verkleinerung der Dimensionen der Meißel im H B (O. K l e e m a n n , PZ 3 2 - 3 3 , 1941-42, 106; W l . S z a f r a n s k i , Skarby, 114; V. D o h n a l , P V M 1, 1958, 64) läßt sich im mährischen Material nicht beatätigen; beide Meißel aus dem Depot Drslavice 1 ( K M Uhersk? Brod, Inv. Nr. 2068-2070) sind zwar genug groß (L 16 und 13,6 cm), was ihrer früheren Datierung entspräche ( B D / H A ) ; aber aus dem zeitlich parallelen Depot aus Trnävka bei Moravskä Tfebovi stammen zwei weitaus kleinere Meißel ( M M Inv. Nr. 60691, 60696), von denen insbesondere der zweite ausgesprochen klein ist (L 8,5 cm). F. H o l s t e , 1. c, 63 V. D o h n a l , 1. c, Abb. 1: 3. / . S m y c k a , Litovel a okoli za praveku 9, Abb. auf S. 9. E. S p r o c k h o f f , PZ 3 4 - 3 5 , 1949-50, 81, 84; W1. S z a f r a n s k i , Skarby, 120 ff.; J. K o s t r z e w s k i - W . C h m i e 1 e w s k i - K. J a z d z e w s k i , Pradzieje Polski. 1965, 177, 179. Nr.

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tet, obwohl seit der guten grundlegenden Studie H . Schmidts schon mehr als ein halbes Jahrhundert verstrichen i s t . Die Feststellung H . Müller-Karpes, wonach sich die Sicheln für eine genaue Datierung nicht heranziehen lassen, wird von W . Angeli insofern bestätigt, als alle bekannten Sicheltypen in den Komplexen im allgemeinen gleichzeitig in mehreren Phasen der Periode der Urnengräberfelder vorkommen. Auf Grund des mährischen Materials läßt sich aber im wesentlichen die Annahme F. Holstes bestätigen, wonach im jüngeren Abschnitt der Urnengräberfelder Sicheln mit einer bis fast in die Spitze des Werkzeugs vorgetriebenen Innenrippe vorherrschend s i n d (= Ty­ pus von Boskovice). Diese Form entsteht allmählich im Laufe der Entwicklung, wie die obangeführten Funde des Ubergangstyps bestätigen; das Anfangsstadium dieser Entwicklung, wo die innere Rippe in der Richtung eines Parallelverlaufs mit der äußeren Rippe langsam umbiegt, wird z. B. in den Depots aus Zelezne (Taf. 3: 12) oder im Brandgrab mit dem Schwert vom Liptauer Typus aus Smolin festgestellt; ' die weiter fortgeschrittene Entwicklung läßt sich an den Sicheln aus dem Depot 4 aus Stramberk — Kotouc (Taf. 12) beobachten. Im H B 2 war die Sichel des Typus Boskovice offensichtlich größtenteils vorherr­ schend. 220

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Die Sichel vom Typus Boskovice ist in der Form gewöhnlich kleiner als die jungbronzezeitlichen Sicheln, hat eine verhältnismäßig breite Schneide, die wellenartig im allgemeinen rechtwinklig an den Griff ansetzt; der Griff ist ge­ wöhnlich am Ende gabelartig ausgeschnitten und verbreitert, inmitten der Rippen von einer unregelmäßig ovalen Öffnung (für den Niet oder Nagel) durch­ brochen. A n vielen Sicheln befindet sich eine ellipsenförmige Öffnung auch noch in der Rückenkrümmung (Taf. 28: 14, 15, 34: 9, 10). Die Seitenausstül­ pung des Griffes, die bei den älteren Sicheln mit zungenartigem Griff zwecks leichterer Befestigung des Griffbelags dient, erscheint an den Sicheln vom Typus Boskovice nur in rudimentärer Form und vielfach überhaupt nicht... A n einigen Formen treten noch „triglyphenartige" Stäbe auf, die die äußere und innere Sichelrippe am Höhepunkt der Rückenkrümmung miteinander verbinden; diese Stäbe bezeichnete bereits F. Holste als typisches Merkmal der Stufe H B . 2 2 5

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ZfE 36, 1904. 416-452. Die Typologie der Sicheln hat nicht ao sehr chronologische, wie eher kulturell-geo­ graphische Bedeutung; unter diesem Aspekt scheint Mähren dem nordalpinischen Produktions­ sprengel anzugehören, wo man Im HB vor allem Sicheln des Typs Boskovice erzeugte. Beiträge I, 109. W. A n g e l i - H . N e u n i n g e r , M A G W 9 3 - 9 4 , 1964, 84. F. H o l s t e , PZ 26, 1935, 63 ff.; vgl. auch J. P a u l i k , A R 17, 1965, 341. Ausgeprägte Typen dieser späten Sicheln kommen ziemlich regelmäßig im späten Fundmilieu und in der südlichen Nachbarschaft Mährens vor: Depot aus Celldömölk ( F A I —II, 1939, 36, Taf. 1: 5), Zabar (J. P a u l i k , Stud. zvesti 15, 1965, Taf. X I X : 1 - 7 ) , Herrenbaum­ garten (J. S z o m b a t h y , M Z K 5, 1906, 285 ff.; Taf. III), Velemszentvid (St. F o l t i n y , Velemszentvid, 58), Karlstein, Pullach, Ehingen in Süddeutschland (H. M ü l l e r - K a r p e , Beiträge I, 292, II, Taf. 167, 168), aber auch in Schlesien und Polen (Karmin, Przedmiescie), ausnahmsweise sogar Im nordischen Bereich (E. S p r o c k h o f f , PZ 34 — 35, 1949—50, 81; H . S e g e r , Schles. Vorzeit in Bild und Schrift N F 4, 1907, 35, Abb. 69; J. K o s t rz e w s k i - W . C h m i e l e w s k i - K . J a z d i e w s k i , 1. c, 179; Abb. 52: 18), wo sie aber südliche Importe darstellen. J. R i h o v s k y , SbCsSA 3. 1963, Taf. 15: J: 3. PZ 26. 1935, 66. 2 2 0

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Die Sicheln vom Typus Boskovice sind von folgenden mährischen Fundorten bekannt: von den schlesischen Depots in Boskovice 3 und 4, Zärovice 2, Syrovin, Bilovice 1, Polkovice, Drahanovice 1, von den Podoler Depots in Herspice und Klentnice, ferner vom Gräberfeld i n Tetcice, und von zahlreichen Zufalls­ funden (Skorosice, Brno-Malomefice, Mostkovice usw.). In den meisten Fällen handelt es sich um Komplexe der jüngeren Phase H B ; die Depots aus Klentnice und Stramberk 4 belegen allerdings das Vorkommen zumindest der älteren Form der Sichel vom Typus Boskovice bereits im H B i . Heimat der besprochenen Sichelform ist das Donautal, vor allem sein oberer und mittlerer T e i l ; im Lausitzer Gebiet im Norden unseres Staates sind sie bereits selten, häufiger wiederum erst in Zentraldeutschland. D a im Lausitzer Bereich die Griff­ zungensichel i m allgemeinen nicht hervortrat und auch i n der älteren Gestalt in der jüngeren Bronzezeit nicht feststellbar ist, tauchten Ansichten von einem Vordringen der Sichel mit einer Innenrippe nach Schlesien und Polen mit der entsprechenden Kulturströmung aus Süddeutschland auf; weitaus akzeptabler ist aber die Vorstellung von Zusammenhängen zwischen Schlesien, Mähren und dem mittleren Donautal, wie insbesondere die Depots aus Karmin bezeugen, wo zahlreiche mitteldanubische Bronzetypen und auch die Sichel vom Typus Boskovice zusammentreffen (Karmin I I ) . 226

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T ü l l e n ä x t e mit einer

Öse

Hinsichtlich der Tüllenäxte herrscht größtenteils eine skeptische Meinung in Bezug auf ihre subtilere Periodisierung. Als Kriterien für ihre Klassifikation zieht man gewöhnlich vor' allem ihre morphologische Seite heran (verstärkte, ab­ gerundete, kantige Tülle, stark verengte bis sogar abgesetzte Schneide, Größe der Öse, Größe des Werkzeugs überhaupt, Querschnitt), aber auch ihre Ver­ zierung (Anhäufung plastischer Rippen an der Oberpartie des Werkzeugs, Andeutung von Lappen, W a r z e n ) ; hiezu kommt noch der schwerfällige Cha­ rakter des Werkzeugs, der bereits bei seinem Abzug gegeben ist. Viele der an­ geführten Merkmale treffen an den einzelnen Instrumenten zusammen und es ist daher äußerst schwierig, die unifizierten Typen der Tüllenäxte mit einer Öse auszusortieren, also Typen die sich einerseits in chronologische Reihen, andererseits in geographische Varianten einteilen ließen. Geographische Varianten existieren aber, was sowohl durch die Verknüpfung des betreffenden Typs mit dem Milieu, wie auch durch die Produktionsbelege dieses Typs im betreffen­ den Milieu (z. B . Lausitzer Typ, ungarischer T y p ) nachweisbar ist. W i r wollen 231

2 2 6

M Ivanfice; das Gräberfeld in Tetcice, Bez. Brno-Land, ist im weiteren Sinne des Wortes ein Lausitzer Gräberfeld (J. R i h o v s k y, A R 18, 1966, 263 ff.), seine zeitliche Streuung ist ziemlich weitreichend (BD-Beginn H B j ) ; seine Keramik hat keine jüngere Stellung als H A , die Bronze (Sichel, Ä x t e ) , gehören bereits zu den Typen des HB. Vgl. Anm. Nr. 223. F. R. H e r r m a n n , U rnenfelderkultur Hessen II, Taf. 175, 176: A, 178, 183, 184, 194: 4 - 6 , 197. E . S p r o c k h o f f, PZ 3 4 - 3 5 , 1949-50, 81. H . S e g e r , Schles. Vorzeit in Bild und Schrift N F 4, 1907, 37, Abb. 54-69; E. S p r o c k h o f f , 1. c, Abb. 7: 6. — J. K o s t r z e w s k i (Wielkopolska 1955, 119; Pradzieje Polski, 1965, 179) hält diese Sichel für einen ungarischen Typus. F. H o l s t e , PZ 26, 1933, 60; J. F i l i p , Popelnicovä pole, 73 ff., 86; M . N o v o t n ä, Stud. zvesti 2, 1957, 72; d i e s., Musaica 3, 1963, passim; St. F o 11 i n y, Velemszentvid, 59. 2 2 7

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in den folgenden Zeilen den Versuch unternehmen, die grundlegenden Typen der Tüllenäxte mit einer Öse aus der späten Bronzezeit in Mähren auszuklam­ mern und insbesondere auf ihre geographischen Zusammenhänge hinzuweisen; die chronologische Seite dieser Typologie ist und bleibt noch ziemlich lange bloß rahmenmäßig, denn Äxte gibt es gewöhnlich nicht in Gräbern, weshalb sie größtenteils kein wertvolles Fundmilieu haben. Die ältesten großen rechteckigen Äxte ohne Verstärkung des Tüllenrandes kommen in Mähren bereits im Horizont der Depots vom Typus Drslavice vor ( B D — H A j ) ; diese ältesten Formen hängen aber mit dem Karpatengebiet zu­ sammen und knüpfen genetisch nicht an die älteren Axttypen (mittelständige Lappenbeile) an. Es handelt sich größtenteils um unverzierte Formen; manch­ mal besteht die Verzierung hier nur aus Längsrippen, die schwerlich die Lappen der früheren Typen imitieren können; auch gibt es dreieckig angehäufte Rippen, die eine einzige etwas auffallende Gruppe bilden. Die Entwicklung der Axt über den H A in den H B läßt sich nur schwer verfolgen, denn offensichtlich trat der grundsätzliche Umschwung i n der Form zwischen den alten und jungen Typen gerade zu Beginn des H A ein und daher lassen sich die Junglausitzer Formen nicht genau von den älteren schlesischen unterscheiden; damit be­ ziehen wir aber notwendigerweise i n die Stufe H B (bzw. i n die schlesische Kultur) zahlreiche Äxte ein, die eigentlich bereits zur Junglausitzer Stufe gehören. Als wichtigste Merkmale der Tüllenäxte mit einer Öse aus der Stufe H B betrachtet man eine Verkleinerung der Form im allgemeinen, andererseits aber eine Vergrößerung der Öse; ferner eine ringartige Abrundung, bzw. Kanten­ gestaltung der Tülle und eine markante Verengung der Schneide gegenüber der T ü l l e ; dazu kommt noch die Verzierung der Rippen, der angedeuteten Lappen, bzw. weitere Elemente. A l s ältesten T y p der Äxte der schlesischen Kultur, die aber bereits am Ende des H A erzeugt werden konnten, m u ß man die Formen mit 3 senkrechten Rippen betrachten. Sie gleichen größtenteils in der Form und Verzierungsart den Äxten vom oberschlesischen Typus, die M . Gedl defi­ nierte. Die Verwandtschaft der beiden Typen ist durch ihre gemeinsame Z u ­ gehörigkeit in den Rahmen der Lausitzer Tüllenäxte mit einer Öse gegeben, die von E. Sprockhoff charakterisiert wurden. Die Lausitzer Äxte haben durchwegs schmale rechteckige Gestalt, stets nur eine einzige Öse unter dem Tüllenring, ihre Schneide ist gerade oder nur wenig ausgeschnitten und trägt keine stumpfe Abrundung der Ecken; ihr wichtiges Merkmal ist der zylindri­ sche oder etwas schräg konische Abschluß der Tülle; E. Sprockhoff hielt die ringartige Abrundung der Tülle als älteres Element, bzw. als fremden Einfluß (aus dem nördlichen germanischen Gebiet). E i n wichtiges Merkmal ist dann der 232

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J. F i 1 i p, Popelnicovä pole, 73. — Auch die sog. Lausitzer Tüllenaxt der Stufe H B entsteht nach S p r o c k h o f f (PZ 3 4 - 3 5 , 1949 — 50, 93 ff.) bereits tief in der IV. Periode unter dem Einfluß der ungarischen Formen der Stufe H A . M . N o v o t n ä, Musaica 3, 1963, 59. Kultura luzycka na Görnym Slqsku, 72, Taf. XIII-. 6; früher ohne Bezeichnung, H . S eger, Schles. Vorzeit in Bild und Schrift N F 5, 1909, 17, 2 3 - 2 4 und Z d . D u r c z e w s k i , Grupa Gornoslqsko-malopolska I, 113, II, Taf. X C V I I : 13. PZ 3 4 - 3 5 , 1949-50, 76-131; Gußformen der Lausitzer Äxte vgl. bei H . S e g e r , 1. c, Abb. 19, 24. 2 3 3

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scharfe Übergang des Werkzeugkörpers in die Schneide, also das sog. Keilprofil der Lausitzer Äxte. In Böhmen und Mähren ist die erwähnte Axt verhältnis­ m ä ß i g selten, was einen Beweis für die periphere Lage unserer Länder vom Standpunkt der gesamten Lausitzer Entwicklung liefert; sie ist aber auch ziemlich variabel. Die oberschlesischen Formen sind kleiner, massiver und werden wegen ihrer charakteristischen Erscheinung als lokale Produkte an­ gesehen. Die entsprechenden mährischen Formen sind umgekehrt oft schlan­ ker und länger; darin erinnern sie an die Exemplare aus dem Depot der V . Pe­ riode aus C z a r k ö w , die i n Schlesien als südliche Importe angesehen werden. Die Datierung dieser Formen i n die V . Per. wird für Schlesien als feststehend angenommen, i n unserem M i l i e u können sie auch älter s e i n . Die Tatsache, d a ß die erwähnte Form bereits nicht mehr i n den ausgesprochenen späten schlesischen Depots i n Mähren vorkommt, beweist auch ihre relativ ältere Stellung im Rahmen des H B . Die Äxte mit 3 Rippen stammen i n unserem M i l i e u (mit Ausnahme des Depots aus K r u m s i n ) nicht aus abgeschlossenen Komplexen und so ist ihre Zugehörigkeit zur schlesischen Kultur nur sehr wahrscheinlich (Üsti bei Vsetin, Luhacovice, U b l o — Abb. 19: 1, 2, 20: 9, Ludslavice, Bzenec ). Einige weitere Äxte stehen zwar i n der Form dem Lausitzer Typ sehr nahe, sind aber unverziert und ziemlich grob (Bfestek, Stramberk—Kotouc, Jankovice, Tvofihräz). Äxte mit Rippen i n Form von Sanduhren oder i n Y-Form kommen durch­ wegs i n den jüngeren schlesischen Depots vor; man kann sie als Weiterent­ wicklung vom vorhergehenden Typus ableiten. In Mähren wurden sie offen­ sichtlich üblicherweise erzeugt (Boskovice). Die Gruppierung der Rippen ist variabel und i n ihrem detaillierten Ausdruck lassen sich keine grundsätzlichen chronologischen Unterschiede erblicken. Exemplare mit Rippen i n Gestalt von Sanduhren (Abb. 19: 13, 15; Taf. 28: 7, 8, 10, 34: 8) können i n einigen Fällen als ziemlich altertümlich erschei­ nen, insbesondere mit Rücksicht auf den oft unmerklichen Ansatz der Schneide (Abb. 19: 15; Taf. 39: 6 ) , aber auch deshalb, weil die senkrechten Rippen oft nur wenig geschweift sind (Taf. 27: 1, 34: 8, 40: 1) und das Instrument da­ durch an der älteren T y p mit seinen senkrechten Typen erinnert; größtenteils befinden sich aber an den betreffenden Formen auch zwei waagrechte Rippen 236

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M. G e d l ,

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M. Gedl,

1. c ,

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J. K o s t r z e w s k i ,

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c. 74,

Abb.

22.

PrzA 15,

1962,

18; d e r s . ,

Wielkopolska 1955,

119,

Abb.

304.

Auf Grund einer Analyse zahlreicher Fundkomplexe gelangte E . S p r o c k h o f f zur Bestimmung der Chronologie der Lausitzer Tüllenaxt in die V . Periode, d. h. in den mittel­ europäischen H B ; er verwies aber auch auf ihre Urformen bereits in der IV. Periode und rechnete insbesondere bei ihrer Entstehung mit ungarisch-slowakischen Einflüssen. Unter die­ sem Aspekt m a ß er zwei mährischen Exemplaren große Bedeutung bei und zwar der Axt aus dem Depot in Krumsin und aus dfem Depot in Pfestavlky (Abb. 19: 4); die beiden genannten Formen dienten ihm als Beweis für die Existenz der Lausitzer Tüllenaxt bereits im H A . R. J a n o v s k y - J . S k u t i l , C V M S O 51, 1938, 24, Taf. VIII: 1; M M Brno, Inv. Nr. 60791. Die ältesten Formen dieser Äxte gehören zweifellos bereits in die Stufe H A (vgl. die gerade erwähnte Axt aus Pfestavlky; auch im Depot aus Marefy, Taf. 40, trafen verhältnis­ mäßig junge Formen von Äxten noch mit einem Messer vom Typus Riegsee zusammen). 2 4 0

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Bronzene Tüllenäxte mit d »

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unter der abgerundeten Tülle, was als Merkmal des HB angesehen w i r d ; auch zeigt die Zugehörigkeit zu sonst späten Komplexen (Cernotin) zumindestens ihren langen Fortbestand an. Etwas eigenartig ist die schlanke Axt aus Zelezne (Taf. 3: 10), die zahlreiche Merkmale des HB aufweist (große Öse, Horizontalrippen unter der Tülle, stark verengte Schneide); sie stammt aber aus einem Komplex, wo besonderes die Sichelserien die Möglichkeit einer älteren Datierung anzeigen. Auch die Axt aus dem Depot in Kostelec bei Holesov (Abb. 20: 1) mit einer stark erweiterten, abgesetzten Schneide steht im mährischen M i l i e u vereinzelt da. Offensichtlich handelt es sich aber um eine sehr junge Form. Das Fragment aus dem Depot in K u f i m (Taf. 1:2) mit seiner Bogen Verzierung bildet eher bereits den Übergang zu folgenden Varianten und das schmale Exemplar aus demselben Komplex (Taf. 1: 1) evoziert offensicht­ lich den T y p des Lappenbeiles. Exemplare mit Rippen in Y-Form (Taf. 15: 6, 9, 40: 8, 1 0 - 1 2 ; Abb. 19: 14, 20: 6), oft noch mit dicht angeordneten Nebenrippen, sind am meisten i n den Depots N r . 1, 3 und 4 in Boskovice vertreten (Taf. 27, 28). Größten­ teils handelt es sich um Formen, die alle Merkmale der Stufe HB tragen; überdies haben sie typische hörnchenförmige Anschweissungen an beiden Tüllen­ enden und unter der Öse; man kann nicht eindeutig sagen, ob diese Anschweis­ sungen rein technischer Natur sind oder ob sie praktische oder ornamentale Bedeutung hatten. Die obangeführten Exemplare stammen durchwegs aus mar­ kanten spätbronzezeitlichen Komplexen, können ausnahmsweise schon älter sein (Pfestavlky — Abb. 19: 4 ) . Die Tüllenäxte mit Rippen in Y-Form sind ein mitteldanubischer T y p ; sie sind verbreitet von Westungarn (Szanda), der Slowakei (Blatnica) bis über Mähren und finden sich ausnahmsweise noch in Schlesien ( K a r m i n II, I I I ) . Höchstwahrscheinlich sind die Formen mit schütter angeordneten Rippen älter (ihre Schneide ist auch größtenteils noch eher keilförmig), während den dicht angeordneten Rippen am Instrument (Boskovice) in der Regel ein jüngeres, d. h. ein abgesetztes Profil, entspricht. Erwähnenswert ist auch noch die Anordnung der Rippen in U-Form, wie sie an den Beilen aus dem Depot 2 aus 2ärovice (Taf. 39: 7) und aus Velke Losiny (Abb. 19: 12) vorkommt; es handelt sich offenbar um einen Einfluß aus dem ungarisch-slowakischen Gebiet, wo man Analogien auch zum Beil aus dem Gräberfeld von Tetcice finden k a n n . E i n markanter T y p der Stufe HB sind in Mähren die schlanken Äxte mit einer stark verengten, oft in Gestalt eines umgekehrten Buchstabens U abgesetz­ ten Schneide; sie sind gewöhnlich an der Oberfläche unverziert. W i r kennen sie aus den Depots in Syrovin (Taf. 34: 3), Boskovice (Taf. 27: 4, 28: 6, 9), 243

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F. H o l s t e , PZ 26, 1935, 66; St. F o 11 i n y, Velemszentvid, 59; d e r s . , Karpaten­ hecken, 88. F. H o l s t e , 1. c. Vgl. A. R z e h a k , JfA 1, 1907. Taf. IV: 8. E . S p r o c k h o f ! , Tüllenbcil, 77; vgl. auch S. G a 11 u s - T. H o r v ä l h , Un peuple cavalier, Taf. X X V I : 3, X : 1, 3, 16, 17. H . S e g e r , Schles. Vorzeit in Bild und Schrift N F 4, 1907, 35, Abb. 56; E. S p r o c k ­ h o f , PZ 34 - 35, 1949 - 50, Abb. 9: 2. Vgl. Analogie bei: S. G a 11 u s - T. H o r v d t h , Un peuple cavalier, Taf. X X V I : 18; St. F o l t i n y , Karpatenbecken, 87 ff., Taf. 58—63. M Ivandice, nichtinv. 2 / 1 3

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Zärovice 2 (Taf. 39: 3), ferner aus Einzelfunden in Nedasov (Abb. 19: 21), Vizovice, usw. Die Tülle dieser Werkzeuge ist gewöhnlich abgerundet, im Falle des Exemplars aus Nedasov auch noch stark profiliert. Zahlreiche ange­ führte Äxte haben verhältnismäßig dünne, ja sogar blechartige W ä n d e , wodurch sie sich von den anderen Typen unterscheiden. Durch die Schlichtheit ihrer Ausführung und durch die „ blechartig " dünnen W ä n d e reiht sich an diesen T y p auch die Axt aus Kostelec bei Holesov (Abb. 19: 17), aus Sobesuky (Abb. 19: 20), Ohrazenice (Abb. 19: 19), Dobrockovice (Abb. 19: 18) und Rymice (Abb. 19: 11); sie können auch sehr jung sein. Zur Form aus Ohrazenice iassen sich Analogien in Ungarn finden, das Exemplar aus Sobesuky ähnelt mit seinen dekorativ angedeuteten Lappen der nächsten Axtgruppe, besonders ist auch seine trichterförmig geformte Tülle. Die unverzierten Äxte des behan­ delten Typs, die aber eine nicht abgesetzte eher keilförmige Schneide tragen, können verhältnismäßig alt sein (Krumsin, Rymice). Als führender T y p der Tüllenäxte der Stufe H B betrachtet man die schmale profilierte Axt mit plastisch angedeuteten kurzen L a p p e n , oft auch mit cha­ rakteristischen Warzen zwischen den Lappen. Sie kommt insbesondere im süd­ östlichen Teil der mitteleuropäischen Urnengräberfelder vor (Siebenbürgen, Jugoslawien, Ungarn, Slowakei), ferner im mittleren und oberen Donautal, größtenteils in späteren Depots (Zabar, Taktakenez, Hida, Herrenbaumgarten, Passau ); J. F i l i p datierte das böhmische Exemplar aus Dolany bei Pardubice in die zweite Stufe der schlesischen K u l t u r , wohin offensichtlich die meisten mährischen Exemplare gehören. Auch in Schlesien und Großpolen sind Exem­ plare solcher Äxte bekannt, werden hier als südliche Importe angesehen und in die V . Periode datiert. Die angeführten Äxte tragen zahlreiche typologische Merkmale der Blütezeit des H B (abgerundete Tülle, stark verengte Schneide), kommen auch im Milieu der thrako-kimmerisehen Denkmäler i m Karpatengebiet vor; " man kann aber nicht sagen, d a ß sie eine exklusive Erscheinungsform der Stufen H B 2 - 3 sind, denn sie treten z. B . in den Depots i n K u f i m (Taf. 1: 4) oder i n Herrenbaumgarten zusammen mit massiven C-förmigen Armbändern der Stufe H A / H B i auf. In Mähren kennen wir Beile mit angedeuteten Lappen aus den Depots in K u f i m (Taf. 1: 4 ) , Polkovice (Taf. 31: 5), Räjec-Jestfebi (Taf. 33: 9), i n weniger markanter Form aus den Depots i n Syrovin (Taf. 34: 4, 5) Marefy (Taf. 40: 7, 13) und aus Einzelfunden in M i k u l o v , Stramberk— K o 240

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R. J a n o v s k y - J . S k u t i 1, C V M S O 51, 1938, 24, Taf. VIII: 6. J. H a m p e l , Bronzkor I, Taf. XIII: 5; St. F o 11 i n y, Karpatenbecken, Taf. 60: 1. F. H o l s t e , PZ 26, 1935, 60 ( = sog. Passauer Typus); St. F o l t i n y , Velemszentvid, 59; H. M ü 1 l e r - K a r p e, Beiträge I, 128, II, Taf. 142: A: 4 (hier als Typ der Stufe H B bezeichnet); M . N o v 0 t n ä, Musaica 3, 1963, 57. J. P a u l i k , Stud. zvesti 15, 1965, Taf. X I X : 8 - 1 1 ; F. H o l s t e , Zur Chronologie Depotfunde, Taf. 22, 23; H . M ü l l e r - K a r p e , Beiträge II, Taf. 142: A: 4; F. H o l s t e , PZ 26, 1935, Abb. 1: c. Popelnicovä pole, 73, Abb. 29: 1 (F. H o l s t e , 1. c, 60). — Vgl. auch Datierung eines Exemplares dieses Typus aus dem Depot in Vinicky in der Ostslowakei durch M . N ov o t n ä frühestens in die Stufe HBj (Musaica 5, 1965, 19, Taf. III: 5). H . S e g e r , Schles. Vorzeit in Bild und Schrift N F 4, 1907, Abb. 40, 49; E. S p r o c k ­ h o f ! , PZ 34-35, 1949-50, Abb. 7: 8, 11, 12: 2; W 1. S z a f r a n s k i, Skarby, 112, Abb. 522, 524. S. G a l l u s - T . H o r v ä t h , Un peuple cavalier, Taf. XVIII: 6. M Mikulov, nichtinv. 2 5 0

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töuc (Taf. 35: 13), aus der Umgebung von Olomouc (Abb. 20: 8) usw. Klassi­ sche Belege solcher Äxte finden wir insbesondere i n den Formen von Polkovice und Räjec, an denen die Oberlappen sehr plastisch hervortreten und sich von der stark verengten Schneide deutlich absetzen; beide Komplexe gehören der jüngeren Phase der schlesischen Kultur i n Mähren an. Ihnen steht das klei­ nere Exemplar aus K u f i m mit zwei flachen Warzen zwischen schwächer an­ gedeuteten Lappen etwas nahe; seine Schneide verengt sich nur langsam am Profil und deutet so die relativ ältere Stellung des Werkzeugs an. Vom vorhergehenden T y p unterscheiden sich die gröberen Äxte mit angerun­ deter Tülle und angedeuteten langen Lappen; sie stammen aus den Depots 1 und 4 in Stramberk (Taf. 35: 3, 12: 8 ) , aus Zufallsfunden i n Kotouc bei Stramberk (Taf. 35: 16, 17), aus Zerotin (Abb. 20: 5), aus Brno-Lisen (Abb. 14: 32), Pasovice usw.; es kamen auch im HA-Depot in Jevicko ihre Proto­ typen v o r . Auch diese Beile stammen aus der späten Bronzezeit; sie hängen mit dem T y p der Lausitzer Tüllenaxt zusammen und tauchten vorderhand in Mähren ausschließlich i n der Lausitzer Zone auf, und zwar (wie die genannten Depots i n Stramberk beweisen) in den beiden Haupthorizonten des H B (über die Problematik der Datierung des Depots von Stramberk 1 siehe unten), wobei sie scheinbar eher für den Horizont von Kfenüvky charakteristisch s i n d . E. Sprockhoff hielt ähnliche Formen von Äxten der Lausitzer Kultur für Vor­ gänger der klassischen Lausitzer Tüllenaxt und datierte sie bereits in die I V . Periode; die wirkliche Beziehung dieser beiden Typen ist aber nicht ein­ deutig. E . Sprockhoff selbst hegte Zweifel hinsichtlich ihrer direkten genetischen Linie und schrieb vom Standpunkt der Entstehung der Lausitzer Tüllenaxt einigen mährischen Formen der Stufe H A (Pfestavlky) größere Bedeutung zu. Äxte mit ungleichmäßiger ausgeschnittener Tülle sind für die östliche Hälfte des Karpatenkessels bezeichnend, wo sie insbesondere im Gebiet der Gäver Kultur angeblich erzeugt wurden; i n nordwestlicher Richtung fanden sie so­ dann eine geringe Verbreitung bis zum Wendepunkt der Piliner Kultur zur Kyjaticer K u l t u r und gelangten demnach größtenteils nach Mähren erst in der späten Bronzezeit. Diese A x t an sich ist schwer datierbar; M . Novotnä stellte durch eine Analyse der entsprechenden ostslowakischen Depots fest, daß sie vom B D bis zum H B durchgängig vorkamen. In Mähren sind sie vor 257

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K M Uhersky Brod, Inv. Nr. 370. I. L . C e r v i n k a , Venetove, nichtnum. Tafel. Analoge Äxte mit langen angedeuteten Lappen sind bekannt aus den polnischen Depots aus Usciköwce, pow. obornicki (L. J. L u k a, PrzA 9, 1950, 66 ff., Abb. 12: d, e, 13: c; W l . S z a f r a n s k i , Skarby, Abb. 422) und aus Biskupice, pow. miechowski (]. K o s t r z e w s k i, PrzA 15, 1962, Taf. III: 10, 11), die regelmäßig in die V. Periode datiert werden; insbesondere das Depot aus Biskupice steht aber völlig auf dem Niveau des Horizonts der Kirkendruper Schalen, d. h. des älteren Teiles der V. Periode, also des H B j . PZ 3 4 - 3 5 , 1949—50, 93. Die Gußform dieser Axt aus den Gebieten Schlesiens (H. S e g e r , Schles. Vorzeit in Bild und Schrift N F 5, 1909, 19 ff., Abb. 20) läßt sich nicht datieren. J. E i s n e r , Slovensko, 108 ff.; K. B e r ä a k o v i c , Stud. zvesti 4, 1961, 14; St. F o l t i n y , Karpatenbecken, 92; J. P a u 1 i k, A R 17, 1965, 341; Ml N o v o t n ä , Musaica 3, 1963, 51 ff.. 69. J. P a u l i k , A R 17, 1965, 341; V . B u d i n s k y - K r i c k a u n d K o l l . , Pravek vych. Slovenska, 134 — 135. Musaica 3, 1963, 69; 5, 1965, 18 ff. 2 5 8

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allem im Depot i n Velke Losiny vertreten (Abb. 19: 9, 10); hinsichtlich der Beziehungen dieses Depots zum Karpatengebiet können keine Zweifel bestehen; weitere Exemplare stammen aus Trsice (Abb. 19: 8), Vävrovice (Abb. 19: 7 ) , Pasovice, L h o t a usw., durchwegs ohne Zugehörigkeit zu dem chronologisch be­ stimmten Komplex. Noch problematischer ist schließlich die Datierung der Äxte mit einer gleich­ mäßig ausgeschnittenen Tülle; ihre territoriale Verbreitung ist weitaus größer als beim vorherigen Typ und ihre einfachen Formen kommen bereits im Horizont von Drslavice v o r . In Polen werden sie von J. Kostrzewski in die I V . Pe­ riode datiert, obwohl sie auch i n den Depots der älteren Phase der V . Periode vorkommen (Biskupice); in Mähren tauchen sie noch im Depot 1 aus Stramberk— Kotouc auf (Taf. 35: 4); die übrigen mährischen Exemplare (Kyjov — Abb. 19: 6, Luzkovice, Pasovice ) lassen sich nicht genauer datieren. 264

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Hämmer Die gleichen typologisch-chronologischen Maßstäbe, die wir bei der Analyse der Tüllenäxte mit einer Öse anwandten, lassen sich auf die kleinen Tüllen­ hämmer mit einer Öse applizieren, wie sie aus dem spätbronzezeitlichen mähri­ schen Material aus Depot 4 in Stramberk— Kotouc (Taf. 12: 10), aus dem Depot i n Velke L o s i n y , und in derivierter Form auch aus dem Depot 4 i n Boskovice (Taf. 28: 5) bekannt sind. In einigen Fällen kann es sich bei den erwähnten Gegenständen um Werkzeug handeln, die sekundär nach dem Zer­ brechen einer Tüllenaxt verwendet wurden; die angeführten mährischen Exem­ plare sind aber bereits als Hämmer abgegossen und ihre primäre Funktion damit garantiert. — Im Depot in 2ärovice 2 kommt ferner ein massiver quadra­ tischer Hammer mit einer Queröffnung vor, der an alte äneolithische Formen erinnert (Taf. 39: 2). 268

Lappenbeile Mittelständige Lappenbeile wurden bereits in der mittleren Bronzezeit ( B B ) erzeugt; bereits K . Willvonseder konstatierte aber, d a ß die meisten dieser Werk­ zeuge erst in die Zeit der Urnengräberfelder g e h ö r e n , einige sogar erst in die späte Bronzezeit. Aus diesem Grund sind die mittelständigen Lappenbeile schwer datierbar, besonders wenn sie noch in den Depots vom T y p K u f i m (Taf. 1: 6, 14) oder auf Siedlungen, wie Velem St. V i d auftreten. Die allmähliche Verschiebung der Lappen in der Richtung gegen den Rücken des Werkzeugs wird als jüngeres Merkmal angesehen. F. Holste hielt es für möglich, daß noch die sog. öster269

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K M Uhersky Brod, Inv. Nr. 367, 368 (Pasovice); PV A Ü B 1960, 69 (Lhota). Depot Drslavice 2 ( K M Uhersky Brod, Inv. Nr. 11878). PrzA 15 1962 14. R. J a n o v s k y - J . S k u t i 1, C V M S O 51, 1938, 24, Taf. VIII: 3 (Luzkovice); K M Uhersky Brod, Inv. Nr. 367, 369 (Pasovice). M Prostejov, Inv. Nr. K464. Mittler.-: Bronzezeit, 66; vgl. auch H . M ü l l e r - K a r p e , Beiträge I, 108 ff. St. F o l t i n y , Karpatenbecken, 84; insbesondere im Lausitzer Gebiet erhält sich die mittelständige Lappenaxt durchwegs in IV. Periode (J. K o s t r z e w s k i , Wielkopolska 1955, 110 ff., Abb. 283). K. v. M i s k e , Ansiedlung, Taf. X V I : 3, 4 - 6 , 11. 2 6 5

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reich-ungarische Zwischenform von Beilen mit nach oben verschobenen Lappen und einem Ausschnitt im Rücken die späte Bronzezeit im ostalpinischen Gebiet erlebt; als Haupttyp der späten Urnengräberfelder betrachtete er aber die oberständigen Lappenbeile mit geradem Rücken; diese Typen werden i m mitt­ leren Donautal ganz allgemein als spätbronzezeitlich angesehen. J. F i l i p datierte ähnliche Beile (Melnik) eher bereits i n die II. Stufe der schlesischen Kultur, wofür sowohl das Vorkommen der erwähnten Werkzeuge i n späten Depots vom Typus Hostomice, wie auch ihre Übernahme durch die Hallstatt­ kultur der Stufe H C spricht. Die mährischen Depots beweisen aber durchwegs die Existenz des oberstän­ digen Lappenbeiles zumindest bereits im H B i : so könnte im Depot von Krumsin, das mit Rücksicht auf das Vorkommen eines älteren Sicheltyps und einer älteren Variante der Lausitzer Axt (siehe oben) als ziemlich alt angesehen werden kann, die oberständige Lappenaxt mit geradem Rücken (Abb. 20: 3) als progressivste Form des ganzen Komplexes angesehen werden; auch enthielt der Schatz von Dubany, der den Oberteil einer Axt mit Lappen am Rücken und mit einem Aus­ schnitt dort zeigte (Abb. 20: 7 ) , Bronzestücke der Stufe H A / B (vgl. insbesondere die altertümliche Tüllenaxt mit mäßigem gleichförmigem Ausschnitt — Abb. 19: 5 — und das bereits zitierte Messer); das Beil aus Strachotice wird durch das dortige Schalenknaufschwert spätestens i n den H B i datiert und das Depot von K u f i m , wo außer anderen Varianten auch oberständige Lappenbeile mit geradem Rücken vorkamen (Taf. 1: 9, 16, 17), enthält zahlreiche ausgesprochen jungbronzezeitliche Gegenstände; auch auf dem Brandgräberfeld i n Tetcice kam eine breitere A x t mit Lappen am Rücken und einem bogenförmigen Ausschnitt im R ü c k e n i n einem älteren M i l i e u vor; so kann lediglich das Instrument aus dem Depot aus Kostelec bei Holesov (Abb. 20: 2) mit Rücksicht auf die als Begleitstück auftretende Tüllenaxt i n die Blütezeit des H B datiert werden. — Es hat demnach den Anschein, d a ß die oberständigen Lappenbeile eine ziem­ lich variable Form darstellen, die i n verschiedenen Werkstätten des nördlichen Teiles des mitteldanubischen Gebietes bereits seit dem Ende des H A erzeugt wurden; höchstwahrscheinlich sind sie hier beheimatet, denn im Karpatengebiet sind sie nicht häufig und kommen auch i n der eigentlichen Lausitzer Kultur im allgemeinen nicht vor. Oberständige Lappenbeile mit einer Öse, wie sie aus der späten schlesischen Kultur i n Böhmen sowie aus Westböhmen, Süd- und Zentraldeutschland usw. bekannt sind und als Spezifikum der Stufe H B 2 - 3 angesehen werden, sind aus Mähren nicht bekannt. 272

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PZ 26, 1935, 63. — Zum Typus „österreichisch-ungarische Zwischenform" vgl. A. L i ss a u e r , ZfE 38, 1906, 823 und St. F 0 11 i n y, Karpatenbecken, 83. K. W i 11 v 0 n s e d e r, Mittlere Bronzezeit, 65; St. F o l t i n y , Karpatenbecken, 85; H . M ü l l e r - K a r p e , Beiträge I, 129 (hier auch als Typ der Stufe H B ) ; J. P a u 1 i k, Stud. zvesti 15, 1965, 70. Popelnkovä pole, 73. Vgl. z. B. die mährische hallstattzeilliche Axt aus Pytin (I. L. C e r v i n k a , Morava, 257, Abh. 125), oder aus Biskupice bei N ä m « < (1. c , 253, Abb. 122: 5). M Ivancice, nichtlnv. H . M ü l l e r - K a r p e , Beiträge I, 129 (hier als Typ der Stufe H B ) ; V. S a l d o v i , Nynice, 66; F. R. H e r r m a n n , Urnenfelderkultur Hessen II, Taf. 176: C, 177: 1-5, 210 u. a. 2 7 3

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Rasiermesser Im H B treffen wir in Mähren nur einen einzigen nachweisbaren T y p der Rasiermesser an — halbmondartige Formen mit einem Seitengriff und Ring, gegebenenfalls auch ohne diesen. Im mitteleuropäischen Maßstab wurden diese Rasiermesser i m Jahre 1936 von J. F i l i p bearbeitet und i n neuerer Zeit befaßte sich damit speziell eine ganze Reihe anderer europäischer Forscher. J. Filip betrachtete als Wiege der halbmondartigen Rasiermesser Mittel- und Oberitalien (Umgebung von Bologna), wo ihre archaischen, noch messerartigen Formen vorkommen, von denen oft die typologische Entwicklung bis zu den Spätfor­ men mit einer fast halbkreisförmigen Schneide und einem Seitendorn verfolgt wird. F. Stare suchte den Ursprung der betreffenden Rasiermesser irgendwo im nördlichen Teil des Balkans und im nordwestlichen Pannonien, von wo sie sich als typisches Inventar der Urnengräberfelder nach Norditalien und später weiter gegen Süden und insbesondere nach Norden (Österreich, M ä h r e n ) aus­ gebreitet haben sollten; eine ähnliche Auffasung hinsichtlich der Herkunft der halbmondförmigen Rasiermesser im ostalpinisch-danubischen Raum äußerte N . Äberg, während F. Holste sie für Importe aus Italien ansah. H . MüllerKarpe trug i n seinem Werk chronologisch bedeutsame Exemplare aus dem ganzen Gebiet ihres Vorkommens zusammen, leistete so einen Beitrag zu ihrer exakten Datierung auch auf dem Territorium nördlich der Alpen, befaßte sich aber nicht mit der Frage ihrer Herkunft. H . Kerchler verzeichnete zwar die Funde der halbmondförmigen Rasiermesser i n Europa auf Landkarten (ohne die Funde i n I t a l i e n ) , begnügte sich aber mit der Feststellung, d a ß die Herkunft der Rasiermesser bisher unklar ist. In Mähren sind die halbmondförmigen Rasiermesser zumindest in 15 Fällen bekannt, und zwar i n einer verhältnismäßigen großen typologischen Übersicht, beginnend mit altertümlichen Formen, die eine Erwägung über die heimische Entwicklung, gegebenenfalls über die Einbeziehung Mährens i n den Rahmen des Entstehungsgebietes dieser Rasiermesser zulassen könnten. A l s älteste Exem­ plare können die geraden messerförmigen Rasiermesser aus Moravskä Hüzovä (Abb. 7: 52) und Uncovice angesehen werden, die beide aus Lausitzer Brand­ gräbern stammen, aber aus Nekropolen, die bis i n den H B fortdauerten. Für beide Formen lassen sich keine Grabkomplexe zusammenstellen, über jeden Zweifel erhaben ist aber ihre Zugehörigkeit zumindest zum Horizont der ge­ rillten Keramik vom Typus Kostelec, wahrscheinlich bereits zum Mittellausitzer Horizont. Dies bestätigt übrigens auch das Exemplar aus dem Hügelgrab 278

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J. F i l i p , Popelnicovä pole, 116 ff., Abb. 65 (hier die gesamte ältere Literatur an­ geführt); F. S t a r e , A V 8, 1957, 220 ff.; H . K e r c h l e r , ArchA 28, 1960, 38 ff. H . M ü l l e r - K a r p e , Beiträge II, Taf. 5 8 - 6 1 . N. A b e r g , Chronologie V, 1930, 46 ff.; F. H o l s t e , Germania 22, 1938, 196; d e n . , PZ 26, 1935, 68. H . K e r c h l e r , 1. c, 41, Abb. 3. K. S c h i r m e i s e n , Z D V G M S 36, 1934, 35, Abb. 2; d e r s . , Sudeta 11, 1935, 48 ff., Abb. (vgl. auch J. F i l i p , Popelnicovä pole, Abb. 65: 1). Die erhaltenen Bronzen aus Uncovice (trapezoides Rasiermesser mit Seitengriff, Teil eines kleinen Peschiera-Dolches, Nadel mit kolbenartigem Kopfstück samt Dach — M Litovel, Inv. Nr. 3959, 3356, 3349) sprechen für den Horizont B D - H A ^ also noch für eine frühere Datierung des Beginns der Nekropolis. — Auch die südöstlichen Exemplare der halbmond­ förmigen Rasiermesser werden bereits in die III. Periode (N. A b e r g , Chronologie V, 46) 2 7 9

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Nr. 2 aus Vlachovice, mit einer im wesentlichen bereits Altlausitzer Keramik. Die folgende Entwicklung der halbmondförmigen Rasiermesser wird durch Exemplare aus Kotouc bei Stramberk (Taf. 13: 24), Brno-Krälovo P o l e , Oblekovice und Domamyslice, Grab 6 und 7 (Abb. 7: 60, 31) repräsentiert, von denen einige bereits einen Ausläufer am Rücken nahe beim Griff tragen, also das Merkmal einer verhältnismäßig fortgeschrittenen Entwicklung. Die gerade Klingenform läßt aber schwerlich die Datierung dieser Formen ausge­ sprochen in die Stufe H B zu; eher ist eine Identifizierung mit dem Horizont Oblekovice— Kostelec möglich. Den Horizont von Klentnice —Domamyslice könnten dann die Rasiermesser aus M i l o v i c e , Domamyslice Grab 98 (Abb. 7: 32), U r c i c e - K u m b e r k y Grab 2 9 und S l a t i n k y - N i v k y Grab 41 (Abb. 7: 58) repräsentieren; auch das fragmentare Rasiermesser aus Grab 63 in Klentnice (Taf. 25: 3), das die Klinge bereits stark halbkreisförmig hat, wird durch den Fundkomplex in den H B i datiert. Als Begleitstück des Exemplares in Milovice erscheint ein S-förmig geschweiftes Messer mit Analo­ gien in den Depots des Horizonts von Kfenüvky sowie eine Schale vom Typus Jenisovice—Kirkendrup, was ein ebenso markantes Element des H B i ist, wie die beiden massiven C-förmigen Armbänder, die als Begleitstücke des Rasier­ messers im Grab 6 in Domamyslice vorkommen (Abb. 7: 5). Die jüngere Phase der Stufe H B wird schließlich durch die Rasiermesser aus Grab 220 in U r c i c e Kumberky (Taf. 56: 10) und in Brno-Obfany (Abb. 13: 46) mit einer bereits stark kreisförmigen Schneide und einem Dornfortsatz anstelle des Griffs re­ präsentiert; vielleicht gehört auch das Miniaturexemplar aus Kfepice in diesen Zeitraum. Der Fund von Obfany stammt zwar aus einem Gräberfeld, hat aber keinen Grabkomplex, das Exemplar von Urcice enthielt im Grabkomplex eine Vasenkopfnadel mit einem degenerierten Miniaturkopf und eine breite nied­ rige Terrine mit sehr später Entwicklung. Rein typologisch genommen, könnte man sowohl die Form von Obfany, wie auch die von Urcice neben den von H. Müller-Karpe zusammengetragenen Belegen bereits in den H B 3 datieren, wo der Seitengriff der Rasiermesser in klassischer Form zurücktritt. 285

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Getriebene

Bronzegefäße

In der späten Bronzezeit treten in Mähren vor allem getriebene Schalen vom Typus Jenisovice-Kirkendrup auf, wie sie bisher zumindest in 15 Exemplaren datiert. — Aus der Umgebung von Kyjov in Südmähren sind 2 Exemplare von Messern mit Griff bekannt, der in einem Ring zum Aufhängen mit einem fächerartigen Ansatzstück, ähnlich wie die behandelten Rasiermesser endet (V. D o h n a 1, P V M 2, 1961, Abb. 6: 2, 4); die Datierung dieser Messer ist aber ungenau (es handelt sich um Zufallsfunde). J. P a v e l c i k , Valaäsko 5, 1956, Abb. 5 4 - 5 7 , 80; vgl. auch P V M 2, 1961, 106-107. M M Brno, Invj. Nr. 60585. J. R i h o v s k y , PV A Ü B 1959, 61, Taf. 11; C M M B 46, 1961, Abb. 14: 15. J. F i l i p , Popelnicovä pole, 118. — E. S p r o c k h o f f (Studien aus Alteuropa 1, 1965, 214 — 215) hält diesen Rasiermessertyp für eine klassische Form der älteren mittel­ europäischen Urnengräberfelder. C h . P e s c h e c k , W P Z 30, 1943, 152 ff., Abb. 2: 1; J. R i h o v s k y , PA LVII-2, 1966, Abb. 7: A: 1. J. F i l i p , Popelnicovä pole, Abb. 65: 10. V. P o d b o r s k y , PA (im Druck), Abb. 20: 20. H . M ü l l e r - K a r p e , Beiträge I, 216, Abb. 59: 16, 22, 23; auch St. Pahic, AV 5, 1954, 266. 2 8 4

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bekannt sind. Sie kommen vor allem in älteren schlesischen Depots vor (Krenüvky, 4 Stück — Taf. 6: 1 - 4 ; Stramberk-Kotouc 2, 8 Stück - Taf. 8: 1 - 7 ; Stramberk — Kotouc 4, 2 Stück — Taf. 10: 5 — 6; wir übergehen dabei den Fund eines selbständigen Henkels mit halbmondförmiger Verzierung aus dem, zweiten Depot von Stramberk — Taf. 8: 8, Fragmente eines Blechgefäßes mit leisten­ artiger Profilierung am Rande des Bodens aus dem Depot der Stufe H A in Pfestavlky, und allfällige weitere kleine Fragmente, die größtenteils nicht von den Schalen vom Typus Jenisovice-Kirkendrup stammen müssen). Aus den schlesischen Gräbern ist vorderhand kein Bronzegefäß bekannt; hingegen stammt das einzige Grabexemplar einer Kirkendruper Schale aus dem Podoler Gebiet, und zwar aus dem zufällig erfaßten Gräberfeld in M i l o v i c e . Etwas älter ist die Übergangsform einer unverzierten Bronzeschale aus Grab 63 in Klentnice (Taf. 25: 4 ) , mit der sich J. Rihovsky eingehend b e f a ß t e ; er klassifizierte sie als Mischform Fuchstadt-Jenisovice. Abgesehen von reinen Formen der Schalen Jenisovice-Kirkendrup erbrachte das Depot 4 aus Stramberk-Kotouc noch einen Komplex eigenartiger Gefäße mit einer Punkt-Leisten-Buckelverzierung (Taf. 10: 1 — 4» 70: 1 — 3); diese Ge­ fäße bezeichnete ich als Gefäßgarnitur vom Typus Stramberk. Die übrigen Bronzegefäße der späten Bronzezeit i n M ä h r e n sind nur durch das Bruchstück eines kleinen Kessels mit kreuzförmigen Henkelbeschlägen aus dem Depot der Stufe H B 2 - 3 aus Kopfivnice vertreten (Taf. 30). Bisher sind die späten Schalen vom Typus Stillfried-Hostomice nicht bekannt. Alle mährischen Schalen vom Typus Jenisovice-Kirkendrup wurden von mir mit eingehender Dokumentation an anderer Stelle publiziert. Hier möchte ich bloß ihre knappe Charakteristik bringen: Alle Schalen sind markante Typen, tragen die klassische scharfe Wandprofilierung und haben größtenteils einen höheren, mehr konischen Unterteil; nur die fragmentare Form aus dem Depot Stramberk-Kotouc 4 (Taf. 10: 5) hat eine rundere Profilierung der Wölbung und könnte vom typologischen Standpunkt als ältere Variante des Typs Jeni­ sovice-Kirkendrup angesehen werden. Die beiden größeren Schalen aus dem Depot i n Kfenüvky (Taf. 6: 2, 3) haben zwar einen niedrigeren Körperbau, aber das bezeichnende, mehr konische Profil. Hinsichtlich der Verzierung kamen Schalen mit verschiedenen Varianten der Perlen-und Buckelverzierung vor (2 — 4 Reihen linsenartiger Buckel), mit einer Kombination einer Leistenverzierung beim 292

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A. T e l i c k a , C V M S O 17, 1900, 67 ff.; A'. R z e h a k, Z D V G M S 3. 1900, 30o (f.; d e r s . , JfA 1, 1907, 96 ff., Taf. III: 20; N . A b e r g, Chronologie V, 52: V. P o d b o r s k y , S P F F B U E 12, 1967, Taf. XIII: 1-2. C h . P e s c h e c k , W P Z 30, 1943, 152 ff., Abb. 2; J. R i h o v s k y , PA LVII-2, 1966, Abb. 7: A: 3; H . M ü l l e r - K a r p e , Beiträge I, 205, Abb;. 40: 1; V. P o d b o r s k y , 1. c, Abb. 9. PA X L V I I , 1956, 278, 280, Abb. 5: 3. 2 9 3

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5 S P F F B U E 12, 1967, 47. Ibidem, Abb. 2, 4, 8, 9, Taf. I - X . Vgl. hierzu M . N o v o t n ä, Musaica 4, 1964, 32; im Falle typologischer Varianten der Schalen vom Jenisovicer Typus handelt es sich wahrscheinlich nicht um eine chronologisch definierbare Entwicklung, sondern eher um eine Individualität der Metallschmiede und um ihre Produktionsprozesse. Ich versuchte nachzuweisen (1. c ) , daß das Profil der Bronzeschalen direkt von der Art der Bearbeitung und Drechselung der hölzernen „Maske" abhängig ist, auf der das Blech zur Gefäßform gebildet wurde. 2 9 6

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Boden und ohne eine solche, mit verzierten und unverzierten Henkeln, die aber stets mit 2 + 2 Nieten mit flachen Köpfen angenietet sind, sowie mit einer unter dem Henkel durchwegs unterbrochenen Verzierung; die Schale aus dem Depot 4 in Stramberk (Taf. 10: 6) hat die Linien der Perlenverzierung an der Henkelstelle unterbrochen und beiderseits durch eine senkrechte Linie abge­ schlossen. E i n Gefäß aus Kfenüvky hatte eine reparierte W a n d (Taf. 70: 8). Sonst wurden die Gefäße gewöhnlich i n gut erhaltem Zustand gefunden, sofern bei ihrer zufälligen Entdeckung nicht eine mechanische Beschädigung eintrat. Die Schale aus dem Grab in Milovice wurde allerdings in einigen stark defor­ mierten Stücken gefunden. In den Ausmaßen unterscheiden sich die meisten Schalen nicht vom Durchschnitt, es kamen aber auch verhältnismäßig kleine Formen vor. Nicht in einem einzigen Falle konnte ich eine Identität zweier Exemplare feststellen. Das Fundmilieu der mährischen Schalen vom T y p Jenisovice-Kirkendrup zeitigte keine Beweise, die irgendwie die bisherige Datierung dieses Gegenstands in den H B i ( H A 2 — H B i ) , bzw. mit der wichtigsten Vorkommenzeit im H B i , d. h. in der älteren Phase der schlesischen Kultur, verändern könnten. Im südmährischen Gebiet handelt es sich dann um die ältere Phase der Podoler Kultur. Auffallend ist aber der Mangel an Schalen vom Typus Jenisovice in der Podoler Kultur im mittleren Donaugebiet sowie direkt i n Südmähren, was mit dem Mangel an Depots der späten Bronzezeit in diesem Gebiet zusammen­ hängt und damit auch indirekt einen Beweis dafür liefert, d a ß i n diesem Gebiet wahrscheinlich Bronzegefäße nicht hergestellt wurden. Mit dem Ursprung der Schalen vom Typus Jenisovice-Kirkendrup befaßten sich bereits zahlreiche Forscher;'* heute ist die Ansicht vorherrschend, wonach sie eine Angelegenheit des östlichen Teils Mitteleuropas sind, wo sie zweifellos an verschiedenen Orten auch auf Grund älterer Produktionstraditionen (Typ Satteldorf) hergestellt wurden; in Betracht kommt vor allem das obere Theiß­ tal und der nördliche Teil des mittleren Donaugebietes, bzw. Zentralböhmen und Zentraldeutschland, wo die Schalen vom Typus Jenisovice i n großen Depots vorkommen. Dieser Umstand liefert an sich noch nicht einen direkten Beweis für ihre Produktion, die Entdeckung der Produktionsbelege dieser Schalen ist aber eine Frage der Siedlungsausgrabung, die bisher vernachlässigt wurde. Die Gefäße vom Typus Stramberk (Taf. 10: 1 — 4) bilden in Mitteleuropa bisher 298

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-*> Wurde ins Grab bereits entwertet gelegt (V. P o d b o r s k y , S P F F B U E 12, 1967, Anm. 113). O. K y t l i c o v ä , PA L - l , 1959, 120 ff., passim, Abb. 22 (hier deduziert aus der älteren Literatur und aus dem Fundmilieu böhmischer Schalen); vgl. auch V. P o d b o r s k y , SPFFBU E 5, 1960, 4 8 - 4 9 ; E. F. N e u s t u p n y , PA LVI-1, 1965, 104. Allgemein hält H . M ü l l e r - K a r p e die Schalen vom Typus Jenisovice-Kirkendrup für einen Typ der Stufe HBj (Beiträge I, 159). Nicht einmal die verhältnismäßig gut erforschten Fundstätten der Podoler Kultur in Südmähren (Brno-Obfany, Podoli, Klentnice, Plavec) boten Belege für die Existenz der Pro­ duktion von Bronzegefäßen oder für Bronzegefäße selbst. O. M o n t e l i u s (PZ 2, 1910, 249 ff.) belegte die südliche Abkunft der getriebenen Bronzegefäße, demgegenüber zog E. S p r o c k h o f f ursprünglich (Handelsgeschichte, 66) die nördliche Entstammung des Types Kirkendrup und die Möglichkeit seiner mitteleuropäischen Produktion in Erwägung, die später insbesondere G . v. M er h a r t (Gattungen, 40, 46, 57; - vgl. auch O. K y t l i c o v ä , 1. c., 147, 153 und V . P o d b o r s k y , S P F F B U E 12, 1967. 15-33) belegte. 2 0 0

3 0 0

m

vollkommene Unikate sowohl i n bezug auf Form, wie auch i n bezug auf Verzie­ rung (Verschmelzung des Pünktchen-Leisten-Stils und des Buckel-Stils). Es handelt sich insbesondere um die rekonstruierte „Lampe" (Taf. 10: 1), die aus 3 selbständig erzeugten und zusammengesetzten Teilen besteht, ferner um den Teil eines ähnlichen (fragmentaren) Gefäßes und noch um zwei kleine Schüs­ seln. Diesen Komplex habe ich an der obzitierten Stelle eingehend beschrieben und gewürdigt. A m wichtigsten ist offenbar die „Lampe", die sich in bezug auf die Funktion mit den keramischen flaschenförmigen Lampen — den Rhytonen der europäischen Urnengräberfelder — vergleichen läßt; hinsichtlich der Form ist sie aber ohne Analogien und man kann vom typologischen Standpunkt darin eine Vereinigung des scharfprofilierten Teiles des Prinzips von Jenisovice mit dem schüsselartigen Teil des nördlichen Stils erblicken. Die Gesamtform, die gegenüber den bereits erörterten schlesischen keramischen etagenförmigen Doppel­ gefäßen chronologisch vorzeitig ist (Horka n. M . , Tisnov) und demnach wahr­ scheinlich als Vorlage für die angeführten keramischen Typen diente, ist durch­ aus originell. Sie hat aber i n M ä h r e n i n bezug auf die Form (keinesfalls i n bezug auf die Verzierung) eine Analogie i m Fragment des Blechgefäßes aus dem Depot i n Malhostovice (Taf. 7: 16). I n beiden Fällen ist der Zusammen­ hang dieser Gefäße mit dem Typus Jenisovice—Kirkendrup evident und auch die Datierung bleibt die gleiche. Was aber die Schüsseln aus Depot 4 i n Stramberk (Taf. 10: 2, 4 ) , insbesondere die größere tiefe Schüssel anlangt, kann man in bezug auf die Form Analogien dazu i n einigen älteren skandinavischen Gold­ gefäßen erblicken (Gönnebeck, Langendorf ), die bereits i n die I I I . Periode datiert werden und demnach (sofern die skandinavische Datierung genau ist), älter sind als der Komplex von Stramberk. Aus diesem Grunde müßte man hin­ sichtlich der Form eine Beeinflussung unserer Schüsseln durch das skandina­ vische Handwerk der Goldgefäße einräumen; was aber die Verzierung anlangt, wahrt der Komplex von Stramberk die stilistische Verteilung des Jenisovicer Dekors (etwas anders verhält sich die Sache beim Exemplar aus Malhostovice); überdies tritt noch allerdings die plastische Leiste hinzu, die oben durch pünkt­ chenartige Perlen verziert ist (Punkt-Leisten-Buckel-Stil). Dies ist ein den skandinavischen Goldgefäßen völlig fremdes Motiv, auch wenn dort die Vertei­ lung der Verzierung ähnlich ist; eine Analogie der Pünktchen-Leisten-Verzierung repräsentiert der Dekor der kleinen Schüssel aus dem Depot der I V . Periode aus Biernacice, der zugleich auch ein aufgelockertes Stäbchenornament hat (diese Erscheinung verbindet diesbezüglich die skandinavischen Goldgefäße mit Mitteleuropa); hierher gehört auch das Ornament der kleinen Goldschüsseln aus dem ungarischen Komitat B i h a r , die aber wahrscheinlich hallstattzeitlich sind. Einen ähnlichen Eindruck machen auch die mit Rädchenverzierung ver­ sehenen Leisten der skandinavischen Goldformen (einschließlich des Schatzes aus Eberswalde), hier handelt es sich aber um eine Verzierung eines anderen technischen Typs. — M a n kann demnach eine Beeinflussung der tiefen Schüssel aus Stramberk i n der Form vom Norden her einräumen, die Verzierung im Stil 3013

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sola c. 3 0 3

Schuchhardt,

Goldfund,

16 ff., Abb. 9, 10, 11.

A . H . K o s z a n s k a , PrzA 7, 1946, 106 ff., Abb. 4; G. v. M e r h a i t , Abb. 4: 1; J. K o s t r z e w s k i , PrzA 15, 1962, 26, Taf. II: 4. J. H a m p e l , Bronzkor III, Taf. 246: 1, 2, 3. 3 0 3

110

Gattungen,

der Pünktchen, Leisten und Buckeln ist aber mitteleuropäisch. Was die Her­ stellung der Gefäße vom Typus Stramberk anlangt, ist sie meines Erachtens identisch mit demselben Werkstättenbereich i n Mitteleuropa, der die Schalen vom Typus Jenisovice —Kirkendrup anfertigte; im Falle der Depots in Stramberk spricht dafür sowohl das gemeinsame Vorhandensein beider Gefäßarten im gleichen Komplex, wie auch dieselbe Materialzusammensetzung beider Serien, wie sie durch Spektralanalyse nachgewiesen wurde. 304

Schwerter In Mähren sind i n der späten Bronzezeit sowohl die Griffzungenschwerter wie auch die Schwerter mit vollem Griff spärlich vertreten; es handelt sich durchwegs um Schwerter aus Depots, gegebenenfalls aus Zufallsfunden ( = ver­ nichteten Depots?); einzig und allein das Antennenschwert aus Klentnice stammt aus einem Brandgrab (Taf. 25). Die Griffzungenschwerter tauchten in Mitteleuropa zum ersten M a l bereits in der mittleren Bronzezeit auf; die meisten Spezialisten suchten ihren U r ­ sprung im südöstlichen Teil Mitteleuropas, speziell im Karpatenkessel, von wo sie sich angeblich i n einigen Strömen auf dem Handelswege insbesondere nach West- und Nordeuropa ausbreiteten. Eine große Rolle bei der Vermittlung dieser Waffe spielte das Territorium der C S S R ; besonders durch die Mährische Pforte drang die Kenntnis von der Erzeugung der Griffzungenschwerter nach Schlesien und weiter gegen Norden vor. Die ältesten mährischen Schwerter dieses Typs gehören zum T y p Ia, b nach Sprockhoff (Salas, Myslejovice, Velke Hosterädky). Häufiger ist aber i n Mähren der jüngere Typ, der von Sprockhoff als IIa bezeichnet wird; es ist der gewöhnliche Typ, dem i n Westeuropa der sog. Nenzingener T y p J. D . Cowens entspricht; diese Schwerter sind tatsächlich in ganz Europa weit verbreitet und i n Mähren kann man dazu Bruchstücke von Schwertern aus den beiden Depots i n Drslavice, aus Nemcice na Hane, Kojetin und Prestavlky (durchwegs aus den Stufen B D — H A ^ ) rechnen. In den Rahmen der obangeführten Typen m u ß auch das Griffzungenschwert mit einem Aufsatz am Kopfstück aus Pasohlävky einbezogen werden (Abb. 21: 1). Auch diese Schwertgattung wurde von E . Sprockhoff i n seiner grund­ legenden Arbeit gewürdigt; er konstatierte, d a ß identische Schwerter überall dort verbreitet sind, wo Schwerter vom allgemeinen Typus auftauchen, und zwar 305

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Die Spektralanalyse führte P. M i s u s t o v (vgl. A R 19, 1967, 220 ff.; S P F F B U E 12, 1967, 27—28) vor; die Zusammensetzung des Materiales der Gefäße vom Typus JenisoviceKirkendrup und vom Typus Stramberk unterscheidet sich nur durch den höheren Goldgehalt in den Gegenständen vom Typus Stramberk. J. D. C o w e n , 36. Bericht d R G K , 1955, 55 ff.; H . M ü l l e r - K a r p e , Germania 40, 1962, 262; St. F o l t i n y , A J A 68, 1964, 251 ff.; J. B o u z e k , Listy filologicke 88, 1965, 246. — Zur Datierung der ältesten Griffzungenschwerter im Karpatenkessel vgl. neben den Arbeiten F o l t i n i s auch die Abhandlung J. P a u 1 i k s, SlArch XI-2, 1963, 309. E . S p r o c k h o f f, GTiffzungenschwerter, passim; d e r s., Offa 9, 1951, 20 ff.; H C a t l i n g , Antiquity 35, 1961. 115 ff.; G . v. M e r h a r t , 37.-38. Bericht d R G K , 1956-57, 139; St. F o l t i n y , A J A 68, 1964, 252, 254. - J. B o u z e k folgert auf Grund der Arbeit von M . S n o d g r a s s (AJA 66, 1962, 408 ff.), daß der Ursprung von Zungenschwertern wie der meisten Bronzeprodukte überhaupt im Südosten, bzw. im Gebiet der mykenischen Kultur liegt (Listy filologicke 88, 1965, 246), was teilweise mit der Ansicht H . M ü l l e r K a r p e s' (Germania 40, 1962, 269) übereinstimmt, der zumindest eine parallele Entwicklung der Zungenschwerter in Mitteleuropa und in der Ägäis ableiten will. 3 0 5

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Abb. 21 112

— Grlffzungenachwerter:

Nr. 1 — Pasohlävky; 2 — Jevliko; 3 — Vrahovice

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insbesondere in der III. und I V . Periode; ihr Ursprung war ihm aber nicht völlig klar, er rechnete aber mit ihrer Entstehung i n Mitteleuropa. J. D . Cowen datiert die ältesten süddeutschen Schwerter dieses Typs (Erbenheimer T y p ) in den H A 2 und betrachtet sie dort als heimische Produkte; auch in Ungarn sind sie anscheinend gang und g ä b e , auch wenn sie nicht genauer datierbar sind. Auch der mährische Fund aus Pasohlävky ist ein vereinzeltes Exemplar; er läßt sich lediglich typologisch in den Horizont von Oblekovice —Kostelec, d. h. vor den Beginn des eigentlichen H B , datieren. Die ersten Schwerter mit einer blattförmig ausgeschnittenen Klinge werden schon nicht mehr zur Stichwaffe, sondern auch zur Hiebwaffe und tauchen erst im Verlauf der Stufe H A auf; sie bedeuteten eigentlich bereits eine A n k ü n d i ­ gung der beginnenden späten Bronzezeit. Diese Etappe wird durch verzierte Griffzungenschwerter repräsentiert, die i n Westeuropa zahlreiche lokale, mit­ einander stark verwandte Gruppen bilden. Ihr wichtigstes gemeinsames Merk­ mal ist die Einkerbung der R ä n d e r der Griffleisten, ein längeres verziertes „ R i ­ casso" und das Wiederaufleben der Klingenfläche mit eingeritzten Längs­ linien, bzw. mit einem Pünktchen- und Bogenornament. Das mährische Schwert aus Vrahovice (Abb. 21: 3), das mit größter Wahrscheinlichkeit bereits zur späten Bronzezeit gehört, ähnelt am meisten einigen Formen der „frühen Gruppe der verzierten Schwerter aus dem Beginn der Stufe H B " nach Cowen; es handelt sich um einen Zufallsfund, der wahrscheinlich auf einem Gräberfeld oder we­ nigstens in seiner N ä h e gemacht wurde. Das Schwert hat einen zungenartigen, in der Mitte bogenförmig erweiterten Griff mit 5 Nieten, zwei Ausschnitten an der Scheide von Griff und Klinge, sowie Einkerbungen an den niedrigen peripheren Leisten des Griffes; die Klinge ist dachförmig profiliert und trägt als Verzierung zwei Gruppen seichter Längsrillen. Ferner gehört hierher das Schwert aus Jevicko (Abb. 21: 2 ) , das nach dem Bericht J. Mackerles ungefähr i m Jahre 1944 bei den Ackerungsarbeiten i n der Lage „Slejfifova studänka", offensichtlich auf einer Lausitzer-schlesischen Siedlung gefunden wurde. Leider konnte ich das Schwert i n den Musealsamm­ lungen nicht ausfindig machen (die zitierte Zeichnung ist nach einer Photogra­ phie und nach der Beschreibung J. Mackerles ausgeführt) und daher enthalte ich mich einer näheren Würdigung. Das eiserne Griffzungenschwert aus Grab 169 aus Brno-Obfany (Taf. 59: 6) ist infolge der starken Verrostung ebenfalls schwer bestimmbar; es handelt sich um eine Form, die genau bronzene Vorlagen imitiert. Auch die bronzenen Vollgriffschwerter sind im mährischen Milieu bereits in 3 0 8

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Griff zungenschwerter, 22. J. D. C o w e n , 1. c, 73. S t. F o l t i n y , Karpatenbecken, 64. Taf. 37: 7, 36: 8, 39: 6. J. D. C o w e n , 1. c, 72. Mit dem Termin „Ricasso" bezeichnet J. D. C o w e n (I. c, 64) den oberen Teil der Schwertklinge knapp unter dem Heft; dieser Teil ist verengt, abgestumpft aber auch gekerbt, damit der Krieger eine gute Stütze für den Daumen und Zeigefinger hat, ohne sich zu ver­ letzen. Das Ricasso hat nach O. K l e e m a n n seinen Ursprung in den. jungbronzezeitlichen ungarischen Vollgriffschwertern (PZ 32 — 33, 1941-42, 140; vgl. auch J. R i h o v s k y, PA X L V I I , 1956, 276—277), was aber nicht der Tatsache entsprechen mußj. Archiv A Ü B Gz. 23/46 und 2418; Pravek Male Hane, 15, Taf. 3: J 318. F. A d ä m e k , Hradisho, Taf. 133: 1; J. ftihovsky, A R 12, 1960, Abb 89: 1. 3 0 8

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der mittleren Bronzezeit geläufig (Nemcice n. H . , Hluk, Pavlice, Zäbrdovice); verhältnismäßig häufig sind dann die Schwerter vom Liptauer Typus der Stufe H A (Lesany, Velatice, Nove Syrovice, Smolin, Bohuslavice); in den eigentlichen H B gehören aber vor allem die beiden bisher bekannten Schalenknauf Schwerter (Zädlovice, Strachotice). Das Schwert aus Zädlovice (Abb. 22: 1) entstammt einem Zufallsfund; es wurde im Jahre 1912 unter nicht näher bekannten Umständen ausgeackert, ist allerdings wahrscheinlich Bestandteil eines größeren Fundes. Das Schwert ist i m oberen Teil zerbrochen, seine Gesamtlänge beträgt 51 cm. Der verhältnis­ mäßig kurze Griff trägt eine feine Ritz Verzierung, ähnlich wie jene der Schwerter vom Typus Wörschach (siehe im weiteren) und hat im Oberteil ein seichtes Schalenkopfstück mit herausragendem Knopf; beim Knopf befindet sich eine senkrechte Öffnung. Die Verzierung des Innenteils des Kopfstücks besteht aus der typischen steilen kontinuierlichen Wellenlinie. Die Klinge hat eine ziemlich breite Mittelrippe, eine blattförmige Verstärkung des Unterteils; das Ricasso fehlt. Dieses Schwert läßt sich dem Typ Wörschach nach H . Müller-Karpe zu­ ordnen, insbesondere der progressiveren Variante dieses Typs, bei der bereits die drei Horizontalrippen am Griff durch bloß eingeritzte Streifen ersetzt werden (Wörschach, Zawada, Jägerndorf). — W i e H . Müller-Karpe nachwies, handelt es sich im Falle der Schwerter vom Typus Wörschach um Formen, die unmittelbar an die älteren Liptauer Schwerter, bzw. an den T y p Högl und Aldrans, anknüpfen und so den Übergang zu den eigentlichen Schalenknaufschwertern vom Typ Königsdorf bilden. Einige Fundkomplexe von Schwertern des Typs Wörschach (Wörschach, Vulchovice, Volders; in jüngster Zeit auch Spisskä B e l ä ) liefer­ ten die Grundlage für die Datierung der angeführten Schwerter in den HA2/HB1. Das Schwerl von Zädlovice würde demnach — sofern wir bei der Idee seiner ursprünglichen Zugehörigkeit zu dem Depot verbleiben — also in das Anfangsstadium der schlesischen Kultur, i n den Horizont der Bronzeschätze von Kfenüvky gehören. Bereits H . Moravek (1. c.) datierte das Schwert aus Zädlovice in die schlesische K u l t u r mit Rücksicht auf die häufigen Fundorte der schlesischen K u l t u r in der Umgebung von Mohelnice. Die Schwerter vom Typus Wörschach sind nach H . Müller-Karpe vor allem eine Angelegenheit Bayerns und Oberösterreichs, wo sie in den Werkstätten mit der Tradition der älteren dreirippigen Schwerter vom Typus Erlach-IIertissen-Aldrans hergestellt wurden. Der angeführte Autor bemerkte auch, daß die betreffenden Funde aus der Slo­ wakei und dem Weichseltal wahrscheinlich aus anderen (östlichen) Werkstätten stammen, als die echten westlichen W ö r s c h a c h - T y p e n . Das Schwert von Zäd­ lovice würde dann zusammen mit den Schwertern aus Zawada, Jägerndorf, Blatnice, Spisskä Belä und Vulchovice die Produkte dieser östlichen Werkstätten repräsentieren, die offensichtlich im schlesisch-mährisch-slowakischen Gebiet der Lausitzer Kultur arbeiteten. Das Schwert aus Strachotice (Abb. 22: 3) ackerte man zusammen mit einem oberständigen Lappenbeil (vgl. oben) auf einem Feld am rechten Ufer der 314

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H. H. R. H. H.

M o r a v e k , Sudeta 9, 1933, 84 ff. M ü l l e r - K a r p e , Vollgriff Schwerter, 33 ff., Taf. 36. M . K o v a l c i k , A R 18, 1966, 647 ff., Abb. 191-193. M ü l l e r - K a r p e , 1. c, 34, 35; R. M . K o v a l c i k , 1. c, M ü l l e r - K a r p e , 1. c, 35.

648-649.



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Thaya aus; es handelt sich gleichfalls um ein Depot. Das Schwert ist 66,5 cm lang (ohne abgebrochene Spitze, die sich nicht erhalten hat), wiegt 1,20kg, hat einen breiten Schalenknauf mit einem Knopf i n der Mitte, der eine typische Ritzverzierung trägt; neben dem Knopf befindet sich eine senkrechte Durch­ bohrung. Der Griff mit dem Heft in Form des Buchstabens Omega hat die ty­ pische Ritzverzierung in der östlichen Sondervariante des Typs Königsdorf. Die Klinge hat unterhalb des Heftes ein verengtes Ricasso mit einer Bogenverzierung und feiner Kerbung. In der Richtung zur Spitze weitet sich die Klinge aus und trägt als Verzierung 2 + 2 ungleich lange Rillen mit einem Raster an dem Unterteil. Die nächste Analogie zum Exemplar von Strachotice ist das Schwert aus Kostelec; naheverwandt sind auch einige weitere, insbesondere ungarische Schwerter mit dem Ornament eines laufenden Hundes in 3 Zonen am Handgriff und mit konzentrischen Kreisen an der Innenseite des Schalen­ knaufes. Das Schwert läßt sich in die „slowakisch-ungarische Sondervariante der Schwerter vom T y p Königsdorf einreihen, worauf H . Müller-Karpe verwies; er m a ß dieser Variante einen Ursprung aus der Slowakei, bzw. aus Oberungarn bei. Das Schwert aus Strachotice läßt sich zusammen mit den klassischen Typen der Schalenschwerter in den H B j einreihen (wo sie nach übereinstim­ mender Auffassung zahlreicher Forscher lediglich eine kürzere Episode in der Geschichte der Schwertproduktion darstellen); es gehört offenbar i n die ältere Phase der Podoler Kultur i n Südmähren, wohin es wahrscheinlich auf dem Handelswege vom Osten her gelangte. 320

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V o n den mährischen Antennenschwertern; ist das Exemplar aus dem reichen Brandgrab 63 i n Klentnice älteren Datums (Taf. 25); es wurde bereits vielfach beschrieben, abgebildet und klasifiziert. Es handelt sich um ein Griffzungen­ schwert mit freien, fragmentarerhaltenen Spiralen und einer T-förmigen Quer­ leiste; die Klinge ist dachartig profiliert und mit Rillengruppen i n der Längs­ richtung verziert; es trägt ein kurzes Ricasso, das bogenförmig ausgeschnitten ist und als Verzierung kleine Bogen trägt. J. Rihovsky hielt das Schwert von Klentnice, zu dem er einige europäische Analogien aufsuchte, als Übergangs­ glied von den ungarischen Griffzungenschwertern zu den eigentlichen Antennen­ schwertern und datierte es mit Rücksicht auf die übrigen Gegenstände des Grab­ komplexes, insbesondere mit Rücksicht auf die Keramik vom Überganghorizont der Velaticer-Podoler Kultur, an die Wende zwischen H A und H B . Er suchte seinen Ursprung i n ungarischen Werkstätten, was auch mit der Auffassung N . Äbergs und E . Sprockhoffs übereinstimmt. Die Datierung der mitteleuro­ päischen Griffzungenschwerter (gegebenenfalls auch mit Antennen) durch Sprockhoff mit ihrer reichen sog. ungarischen Verzierung und stark profilierten 323

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V i 1 d o m e c - P. M i s u s t o v - V . P o d b o r s k y , S P F F B U E 13, 1968, 200. H . M ü l l e r - K a r p e , 1. c, 109, Tal. 38: 3 (unbekannt, um welche Siedlung Koste­ lec es sich handelt). D e r s . , 1. c, 39: 3, 5; K . E . M a j k o w s k i , PrzA 2, 1922-24, 316, Abb. 1. H . M ü l l e r - K a r p e , 1. c, 37. - Auch J. H r a l a (AR 6, 1954, 224) suchte den Ursprung der eigentlichen Schalenknauf Schwerter im Osten, im oberen Theißtal —Gebiet, wobei er von dem verhältnismäßig starken Vorkommen der Schwerter in diesem Gebiet ausgeht (1. c, Abb. 113); vgl. auch R. M . Ko v a 1 c i k, 1. c, 652. J. R i h o v s k y , P A X L V I I , 1956, 268, 276 ff., Abb. 5: 1; d e r s . , Klentnice; H . M ü l ­ l e r - K a r p e , 1. c , 52 ff., Taf. 50: 10; W . K i m m i g , Seevölkerbewegung, Taf. 13. PA X L V I I , 1956, 278, 285; Klentnice, 19. 3 2 0

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Klinge ist aber etwas j ü n g e r (V. Periode, d. h. H B - 3 ) . I m System der Schwerter bei H . Müller-Karpe stellen die Schalenknaufschwerter die Stufe H B j dar, die älteren Antennenschwerter gehören in die Stufe H B 2 und die späten Antennenschwerter sowie die Möriger- und Auverniers-Schwerter in die Stufe HB3. Der genannte Forscher brachte das Schwert von Klentnice in Ver­ bindung mit seinem größtenteils in den H B 2 datierten T y p Lipovka, aber bereits in der Gestalt fertiger Antennenschwerter mit vollem Handgriff; das Exemplar aus Klentnice m u ß aber als sehr frühe Form angesehen werden, deren Datierung in den H B i insbesondere durch die Begleitkeramik bedingt ist. Das i n der Literatur unter der Lokalität Horni Lidecko bekannte Schwert aus Horni Lidec (Abb. 22: 2 ) , wurde zufällig bereits im Jahre 1856 auf­ gefunden und über seine F u n d u m s t ä n d e liegen keine Nachrichten vor. Der Fund ist fragmentar; es handelt sich eigentlich nur um den Handgriff mit drei hori­ zontalen Rippen, breiten Bandspiralen (von denen eine unvollständig ist) und mit einem dreieckig konzipierten Heft mit drei Eisennieten. Die Bruchstücke der auf Abb. 22: 2 rekonstruierten Klinge müssen nicht zu dem gleichen Exem­ plar gehören; die Länge des Schwertes läßt sich schwer abschätzen. Die nächste Analogie zu dem Schwert aus Horni Lidec ist die Form aus Wien-Leopolds­ berg, mit dem es den ganz analogen B a u des Handgriffes sowie die prinzipiell gleiche Verzierung des oberen Klingenteils gemeinsam hat. Es handelt sich offenbar um eine ost-mitteleuropäische Variante der Schwerter vom T y p Flörs­ heim; diese Schwerter bilden keine zahlenmäßig stärkere und einheitliche Gruppe; nach H . Müller-Karpe kann man hierher zahlreiche mehr oder weniger verwandte Schwerter einreihen, die ziemlich verbreitet sind (vom Rhein bis in die Slowakei, sie kommen aber auch i n Mecklenburg v o r ) . Sie wurden offenbar in zahlreichen Werkstätten sowohl i m Westen, wie auch im Osten Mitteleuropas hergestellt. Der T y p Flörsheim wird durch die Fundkomplexe i n den H B 2 da­ tiert. Im H B 3 kommt er bereits nicht mehr vor. Das mährische Exemplar wäre demnach analog i n den Rahmen der jüngeren schlesischen Kultur einzu­ stufen. 2

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Lanzenspitzen Die älteste bronzene Lanzenspitze stammt aus Mähren bereits aus der älteren Bronzezeit (Dyje, Bez. Z n o j m o ) , häufiger sind aber die Funde aus der mitt­ leren Bronzezeit. In der Periode der Urnengräberfelder kommen i m mährischen Milieu zahlreiche Varianten von Lanzenspitzen vor, und zwar: Lanzenspitzen mit einem gebrochenen, stufenförmig profilierten Blatt und einer längeren Tülle (Krumsin, Nemcice, Pfestavlky), Lanzenspitzen mit einem birnenförmigen, stufenförmig profilierten Blatt und einer längeren Tülle (Rudice, Velatice), 331

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Griffzungenschwerter, 40—41. H . M ü l l e r - K a r p e , V ollgriff Schwerter, 53; d e r s., Beiträge, passim. I. L . C e r v i n k a, Morava, 142, Abb. 54: 2; J. S k u t i 1, Zprävy Oblastniho musea a galerie Gottwaldov 1961, 17, Abb.; H . M ü l l e r - K a r p e , Vollgriffschwerter, 55, Taf. 52: 6. H . M ü l l e r - K a r p e , 1. c, 115, Taf. 52: 7. D e r s . , 1. c, 55-56. D e r s . , Beiträge I, 180; d e r s . , Vollgriff Schwerter, 55 ff.; F. R. H e r r m a n n, Urnenfelderkultur Hessen I, 74, Taf. 206: D. L. H ä j e k, PA X L I V , 1953, 205, 208 ff., Abb. 4: 2. 3 2 6

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Lanzenspitzen mit einem rhomboiden Blatt (Stramberk— Kotouc) u. ä. Höchst­ wahrscheinlich können alle diese Typen bis i n die späte Bronzezeit hinein an­ dauern. I m H B verliert sich aber die stufenförmige Profilierung der Schneide, der Verlauf der Tülle bis zur Lanzenspitze ist weniger ausgeprägt, gegebenenfalls trennt sich die Schneide überhaupt nicht von der Tüllenverlängerung, die Länge der Tülle verkürzt sich, die Tülle kann aber verziert s e i n . Die Lanzenspitzen der Stufe H B sind gewöhnlich kleiner, subtiler und schlanker, das Blatt vieler gutdatierbarer Exemplare zeigt nicht mehr die schönen Ausschnitte und gewinnt im Gegenteil einen längeren monotonen Ablauf und geht schärfer betont i n die Tülle über. F . Holste hielt den rechtwinkeligen Blattansatz als Hauptmerkmal der Lanzenspitze der Stufe H B , aber auch dieses Unterscheidungsmerkmal bleibt u n v e r l ä ß l i c h und so stellt die exakte Klassifikation der Lanzenspitzen noch immer ein großes Problem dar. Zahlreiche Exemplare stammen i n Mähren aus Fundkomplexen (Domamyslice Grab 148 — Abb. 7: 25; Cernotin Depot — Taf. 53: 9; Dubany Depot; Krumsin Depot; Herspice Depot — Abb. 15: 28), aber auch sie tragen größtenteils nicht zu einer genaueren Datierung irgend­ eines markanten Typs dieser Waffe bei. D i e Lanzenspitzen aus Domamyslice, Dubany, Krumsin, Moravskä Hüzovä (Abb. 7: 34) gehören zum Typ mit einer kurzen Tülle und einem einfachen Blatt und lassen sich so i n den H A — H B datieren. D i e Lanzenspitze aus Postoupky trägt als Verzierung eine eingeritzte lineare Ornamentierung an der Tülle (Abb. 6: 28), ähnlich wie das zufällig aufgefundene Exemplar aus Stramberk —Kotouc (Taf. 13: 34); ihre vereinfachte Form ist bereits offenkundig jüngeren Datums; auch i n der schlesischen Kultur in Böhmen gibt es ähnliche verzierte Stücke ( S k a l i c e ) . Umgekehrt erinnert das elegante Exemplar aus dem Depot i n Cernotin (Taf. 53: 9 ) , dessen län­ gere Tülle gleichfalls ein eingeritztes Ornament als Verzierung trägt, das der Ausschmückung der Armbänder der Stufe H B i nahesteht, durch seinen etwas birnenförmigen Umriß des Blattes noch an die älteren Formen; aber auch hier stellt die Verlagerung der Maximalbreite des Blattes in der Richtung gegen den Rücken ein offenkundiges Merkmal der Stufe H B dar. Z u den ausgesprochen späten Formen kann man i n Mähren die langen schlanken Lanzenspitzen mit kurzer Tülle und ungezwungen übergehender Scheide aus Zärovice, Jaromefice und Napajedla zählen (Abb. 23: 2 — 4), von denen das Stück aus Zärovice einen charakteristischen rechtwinkligen Blattansatz hat, der ein Merkmal der Stufe H B bildet. D i e Lanzenspitze aus Napajedla, die wahrscheinlich aus einem Grab stammt und von V . Dohnal i n den H B datiert wurde, erinnert i n ihrer Form an die älteren Lanzenspitzen mit gebrochenem Blatt vom Typ Krumsin; die bogenförmige „Pfahlbauverzierung" sowie der rechtwinklige Blattansatz datieren 332

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F. H o l s t e , PZ 26, 1935, 64, 69; J. F i 1 i p, Popelnicovä Kurpatenbecken, 78. 3 3 3

3 3 4

F. H o l s t e ,

Der Teil z. B. auch aus P V M 1, 1958, mit V-förmigen

1. c.

einer schlankeren Lanzenspitze mit rechtwinklig abgesetzter Schneide stammt dem Depot der Stufe B D / H A , aus Borotin ( M M , nichtinv.), vgl. V. D o h n a l , 170, Anm. Nr. 3; dieses Depot wird durch ältere Formen von Tüllenäxten Rippien und breiten halbkreisartigen Sicheln mit einer Rippe datiert.

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J. F i l i p ,

3 3 0

P V M 1, 1958, 170.

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pole, 74; St. F o 1 t i n y,

Popelnicovä

pole, 74, Abb. 27: 7.

337

sie aber in die späte Bronzezeit. Lange Lanzenspitzen mit fließend übergehen­ dem Blatt vom Typ Jaromerice und Zärovice kommen im Lausitzer Gebiet in Polen vor und werden dort durchwegs in die V . Periode datiert; ihre Position 338

3 ; ) 7

In der Form hat die Lanzenspitze aus Napajedla Analogien z. B. in den Exemplaren aus München-Wiedenmayerstaße, die F. H o l s t e für die junge Periode der Urnengräberfelder als charakteristisch ansah (PZ 36, 1935, Abb. 3: a, c). W 1. S z a f r a n s k i, Skarby, 93, Abb. 452. 3 3 8

119

339

im mittleren Donautal ist die gleiche. A n diese späten Exemplare bronzener Lanzenspitzen knüpfen offenbar die ersten eisernen Lanzenspitzen an, die im mitteleuropäischen Milieu bereits im H B 3 vorkommen. 340

Schutzwaffen Als Beweise für das Vorkommen spätbronzezeitlicher Schutzwaffen m u ß man in Mähren vor allem die blecherne Beinschiene aus K u f i m , Bez. Brno-Land an­ sehen (Taf. 71: l a — l c ) ; sie entstammt einem Zufallsfund, vielleicht einem zer­ störten Depot vom südlichen Randgebiet der Lausitzer K u l t u r . Dieser Gegen­ stand wurde i n der speziell eingestellten Literatur bereits ausreichend gewür­ digt. Er gehört zu den nicht allzu zahlreichen europäischen Exemplaren, von denen das älteste offenbar aus dem ungarischen Depot der Stufe H A i in R i n y a szentkiräly stammt; die meisten gehören aber eher erst an das Ende des H A oder i n den H B (Stetten, Pergine, K u f i m ) . G . von Merhart hält die entsprechen­ den „geschnürten" Schienen (die unter Zuhilfenahme von Ösen oder Öffnun­ gen an der Peripherie zur Befestigung mittels einer Schnur oder eines Riemens adaptiert waren), als älter als die sog. Federbeinschienen, die sich angeblich erst aus den erstgenannten Typen entwickelten. Z u den Federbeinschienen gehört auch das Exemplar aus K u f i m . Es hat leider kein Fundprofil und kann daher lediglich typologisch und stilistisch gewertet werden. Eine gewisse indirekte Richtschnur für die Chronologie dieses Stückes könnten die geographisch nahen Depots aus K u f i m und Malhostovice bilden, von denen insbesondere das letzt­ genannte mit der Beinschiene aus K u f i m zeitlich parallel liegt, wodurch es vor allem infolge des Vorhandenseins des Teils eines Blechgefäßes mit Buckelorna­ ment diesem nahekommt (Taf. 7: 16). Der Verzierungsstil der Beinschiene aus K u f i m mit Pünktchen und Buckeln verweist auf den Horizont getriebener Blech­ gefäße vom Typ Jenisovice—Kirkendrup — Kfenüvky — Stramberk. G . v. Merhart datierte das Exemplar aus K u f i m „in eine mittlere oder entwickelte Urnenfelderzeit", was im großen und ganzen dem Horizont jener Gefäße ( H A — H B i ) entspricht; H . Müller-Karpe verlegt die Datierung direkt i n den H B , und zwar wiederum besonders auf Grund der gehämmerten Ornamentik. Der be­ sprochene Gegenstand gehört demnach wahrscheinlich i n den Rahmen der älteren schlesischen Kultur, i n den Zeitraum des Höhepunkts der Bronzeproduk­ tion, in Mitteleuropa. Wenn man zu einer zufriedenstellenden Datierung der Beinschiene aus K u f i m 341

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Kam reichlich vor in Velemszentvid (K. v. M i s k e, Ansiedlung, Taf. X X V I I I : 1, 1 0 - 1 5 , X X X I I : 11). Vgl. zwei Eisenexemplare aus dem Depot in Hostomice (J. B ö h m, Zäklady, 138, Abb. 69: 10, 11; A. R i e t h , Eisentechnik, 13, Abb. 22: 3). J. S k u t i 1, C M M Z 33, 1946, 65, Abb. 2 2 - 2 3 ; Blok o pravekem umeni, Brno 1949, 255, Abb. G. v. M e r h a r t , 37.-38. Bericht d R G K , 1956-57, 91 ff., Abb. 2: 1, Taf. 2; H . M ü l l e r - K a r p e , Germania 40, 1962, 275 ff.; A. P e r s y , ArchA 31, 1962, 41 ft. J. H a m p e l , Bronzkor III, 1896, Taf. 215: 1; G . v. M e r h a r t , 1. c, 92, 115-116; J. P a u 1 i k, SlArch XI-2, 1963, 311. — Landkarten über die Verbreitung der Beinschienen von Zypern und Kalabrien in Italien bis über Mitteleuropa (das Exemplar aus Kufim ist der nördlichste Fund) bringen G . v. M e r h a r t und A . P e r s y in den zitierten Arbeiten. L. c, 134. Germania 40, 1962, 275. XXX: 3 4 0

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gelangen kann, ist dies hinsichtlich des Ursprungs dieses Gegenstands nicht ganz der Fall. Der Ursprung der einzelnen Bestandteile des Metallpanzers des Kriegers der jüngeren bis späteren Bronzezeit i n Europa wurde gewöhnlich in der Ägäis gesucht, die meisten Forscher sind aber der Ansicht, die Rüstung sei nach Griechenland aus dem mitteleuropäischen Donaugebiet gelangt, und zwar nicht auf dem Handelswege, sondern durch kriegerische Einfälle nördlicher Völker. Auch wenn sich in letzter Zeit der Fundkataster zugunsten der Ägäis veränderte, können hinsichtlich der mitteleuropäischen Fabrikation der lokalen Schutzwaffen keine Zweifel bestehen. Den Ursprung in der Ägäis müßte man wiederum vor allem auf ideellem, nicht auf produktionstechnischem Gebiet suchen. Die Beinschiene aus K u f i m stammte wahrscheinlich aus mährischen Werkstätten, die im Stil der Punkt-Buckelverzierung arbeiteten. Bereits oben haben wir eine solche Werkstatt im Gebiet der Mährischen Pforte angenommen; die Kumulierung von Depots an der südlichen Peripherie der schlesischen Ökumene in Mähren legt die Vermutung nahe, daß weitere bedeutsame Produktionsstätten irgendwo im Gebiet um Boskovice und Brno existierten. Als Bestandteil der Schutzausrüstung läßt sich auch das Schildblech aus Üvalno (Taf. 71: 2) ansehen, das ein Unikat darstellt; der zungenförmige Ausläufer mit zwei Nietenöffnungen an der einen und einer Hakenschnalle an der anderen Seite des Blechs zeigen, daß es sich eigentlich um eine unverhältnismäßig große Gürtelschnalle handelte, die zugleich die Funktion eines Schutzes für den Bauch des Kriegers erfüllte (Abmessungen: 35X32,5 cm). Der Gegenstand ist an der ganzen Oberfläche mit feiner Ritzverzierung geschmückt und wurde an drei Stellen am geborstenen Rand bereits in der Urzeit in künstlerischer Weise repariert. G . Kossack vergleicht ihn mit den spitzig ovalen Bandblechen der späten Bronzezeit, bzw. bereits der älteren Eisenzeit in Italien (sog. cinturoni), an deren Entstehung angeblich bedeutsame E i n flüsse des Karpatenkessels zusammen mit der traditionellen Produktion der verzierten Blechbeschläge beteiligt waren (vgl. auch Drslavice in M ä h r e n ) . Das Exemplar aus Üvalno zeigt aber in der Form Abweichungen von den italienischen „cinturoni" und geht diesen nach Kossack zeitlich voran; der angeführte Autor datiert es in die jüngere Periode der Urnengräberfelder (1. c.). 346

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J. B o u z e k , Listy filologicke 88, 1965, 248 ff., Abb. 4 - 5 ; vgl. dazu auch H . M ü l le r • K a i p e, Germania 40, 1962, 255, passim, spez. 281; B. N o v o t n y , Musaica 6, 1966, 31. Die Ansichten von P. O r s i, P. R e i n e c k e, V I . M i 1 o j i i c u. a. hinsichtlich der mitteleuropäischen Herkunft der Schutzwaffen faßt G. v. M e r h a r t ( I . e . , 139) zusammen; er setzt voraus, daß die in der Ägäis gefundene Ausrüstung aus Gräbern nördlicher Erobarer stammt, die mit ihrer mitteleuropäischen Ausrüstung beigesetzt wurden. Denselben Standpunkt unterstützt auch V I . M i 1 o j £ i c (JdRGZM 2, 1955, 162 ff.) und auch J. P a u 1 i k (SlArch XI-2, 1963, 311-312) und W. K i m m i g (Seevölkerbewegung, 228 ff.). Hingegen erläutert H . M ü l l e r - K a r p e (Germania 40, 1962, spez. 281, 284) die Ubereinstimmungen zwischen den beiden Gebieten durch langandauernde Kontakte und schreibt eher dem Gebiel von Mykene primäre Rolle zu. 3 4 7

VA

'• J. P a u I i k (1. c.) verwies auf die wahrscheinliche Ableitung der Metallbestandteile der Rüstung (insbesondere des Panzers) von den lokalen mitteleuropäischen, ursprünglich wahrscheinlich von den ledernen Teilen der Ausrüstung des Kriegers. L. J i s 1, Prüvodce vystavou Pravek Slezska, Opava 1950, 13, Abb. auf der Titelseite (aufbewahrt im S1M Opava, Inv. Nr. P-335). 350 34_35_ 1949-50, 135. 3 4 9

P

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Mehr Berührungspunkte lassen sich in der Verzierung finden (schraffierte Drei­ ecke, Streifen mit schräger Schraffierung, konzentrische Ringe und insbesondere Rosettenmotive im R a d ) . Möglicherweise entstand das Blech aus Üvalno als Panzerersatz, weil man augenscheinlich in der Lausitzer Region den Mangel an Panzern hier und da empfand. Die heutzutage aus dem mittleren Donautal bereits aus der Periode der älteren Urnengräberfelder bekannten ältesten Panzer ( C a k a ) waren offenbar kein allzu weit verbreiteter Artikel; sie kommen häufiger erst im H B und später im Fundmaterial vor. 351

352

Fibeln Unter den zahlreichen Varianten spätbronzezeitlicher Fibeln lassen sich auf mährischem Territorium die Lausitzer (nördlichen) und die Karpatentypen (südöstlichen Typen), bzw. die lokalen — (mitteldanubischen) Fibeln — unterscheiden. Gerade anhand der Verbreitung der Fibeln läßt sich die Bedeu­ tung des mährischen Territoriums nachweisen, auf dem die Grenze zwischen den zwei Welten der jüngeren und der späten Bronzezeit verlief. Bei der Eintei­ lung der Fibeln in die angeführten zwei grundlegenden Gruppen denken wir allerdings nur an ihren „ideellen" Ursprung, oder an ihre morphologischen Beziehungen, nicht aber an den Ursprung unter dem Gesichtspunkt der Fabri­ kation; wie ich weiter zeigen werde, haben die meisten angeführten Fibeln höchstwahrscheinlich ihren Ursprung daheim, in Mähren. Bereits J. F i l i p verwies auf das Vorkommen nördlicher zweiteiliger Schild­ fibeln mit Rosettenspiralen und einem kreuzförmigen, später ruderförmigen Nadelkopf in der schlesischen Kultur. E. Sprockhoff bezeichnete diese Fibelart als Spindlersfelder Fibeln und deu­ tete auch ihre typologische Entwicklung von der III. bis an die ausgehende V . Periode an. Die ältesten Spindlersfelder Fibeln sind verhältnismäßig zahl­ reich sowohl aus Gräbern, wie aus Depots der älteren Lausitzer Kultur ( B D — H A j ) bekannt, z. B. aus den Depots in Drslavice, Ofechov, aus den Gräbern in Bzenec, Urcice—Häjove, Bohdalice, Boskovice usw.; sie haben ein spitzig-ovales Schild mit der charakteristischen Verzierung des Sanduhrmotivs. Die Serie der typologisch stärker entwickelten Fibeln aus Pfestavlky, Slatenice und Sazovice aus dem H A führt dann zur Entwicklung der eigentlichen spätbronzezeitlichen Spindlersfelder Fibel vom Typ Kfenüvky — Domaniza. Diese Fibel ist ein völlig ausgeprägter Bronzeschmuck mit konstanten Form- und Produktionsmerkmalen; sie hat ein stark ovales, breites Schildchen mit einer Tendenz zur völligen Abrundung, bzw. zu einer Ausführung etwas in Form eines Rhombus; die Rosetten an der Seite sind je nach dem lokalen Geschmack entweder in ungleichem Durchmesser (was als ungarischer Einfluß angesehen wird) oder in einer kegelförmigen Ausdehnung (nordischer Einfluß) ausge­ führt; die Nadel hat größtenteils ein ruderförmiges Kopfstück, das Schildchen 3 5 3

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G. K o s s a c k (1. c, 135) vergleicht das Blech aus Üvalno mit dem „cinturone" aus italienischen Stadt Vetralla (Tai. 3: 2). A. T o c i k - J . P a u l i k , SlArch VIII-1, 1960, 59 ff.; J. P a u 1 i k, ibidem XI-2, 1963, 311. Popelnicovä pole, 64 ff., 119 ff.; vgl. auch J. B ö h m , Zäklady, 123 ff. Zum Termin und zur Entwicklung vgl. E . S p r o c k h o f f , Marburger Studien 1938, 205 ff.; zu den mährischen Funden V. P o d b o r s k y , SPFFBU E 12, 1967, 33-38.

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trägt wiederum eine Verzierung in Form einer Kombination von Ritzen, Pünkt­ chen und Buckeln (als typisches Motiv kann eine zentrale Scheibe an dem Schildchen angesehen werden). Aus dem mährischen Territorium der schlesischen Kultur stammen diese Fibeln aus dem Depot in Kfenüvky (Taf. 73: 3) und in Stramberk-Kotouc 3 und 4 (Taf. 9: 1, 10: 8, 9, 73: 1, 2 ) . Das chronologische Profil der Fibeln vom Typus Kfenüvky-Domaniza ergibt sich bereits aus der Arbeit Filips und Sprockhoffs: sie stammen durchwegs aus Depots der Stufe H B i , befinden sich häufig in Komplexen zusammen mit den Schalen vom Typus Jenisovice; der Beginn ihres Vorkommens läßt sich — ebenso wie der Beginn der Produktion der Schalen von Jenisovice, der großen Schild­ buckel, der tordierten Halsringe und der Spiralenarmringe — an das Ende der Stufe H A verlegen; zweifellos gehört aber ihr wichtigstes Vorkommen in die ältere Phase der schlesischen Kultur. Hand in Hand mit der jüngeren schlesischen Kultur, bzw. mit ihrem Abschluß ( H B 3 ) geht die definitive Form der Spindlersfelder Fibel, der Typ G a m ö w — P r ä c o v , der in Mähren vorder­ hand unbekannt ist, durch den Rahmen der späten Bronzedepots aber gut datierbar erscheint (Gamow, Lzovice, Schwachenwalde u. a.). Z u den Fibeln mit ausgesprochen südöstlicher Orientierung gehören in Mähren die Posamenteriefibeln mit Anhängseln am Bogen. Unter dem Begriff „Posamenteriefibeln" werden zahlreiche Varianten dieser pompösen Formen zu­ sammengefaßt, wie sie bereits J. F i l i p und in neuerer Zeit J. Paulik klassifi­ zierten. J. Paulik teilte in Anlehnung an die ältere Konzeption Filips die Posamenteriefibeln in drei Hauptgruppen ein: A = Fibeln ohne Anhängsel (d. h. eigentliche Posamenteriefibeln), B = Fibeln mit Anhängseln und C = F i ­ beln mit einem Schildchen. Besonders die Gruppe A repräsentiert die ausge­ prägt karpatische Fibel; ihre typologische Entwicklung läßt sich leicht erfassen und so wurde sie als „pars pro toto" zur Grundlage für alle Posamenteriefibeln, obwohl ihre Entwicklung (insbesondere vom Gesichtspunkt der Chronologie) nicht den übrigen Gruppen entsprechen m u ß . Für Mähren ist aber insbesondere die Variante B mit den Anhängseln bedeutsam, die — soweit man auf Grund ihrer geographischen Verbreitung urteilen kann — eher eine mitteleuropäische Angelegenheit ist. Ihre Streuung läßt sich von der West- und Nordslowakei über Zentralmähren bis nach Schlesien, ferner nach Nordböhmen und Zentral­ deutschland verfolgen. Die Chronologie ist aber äußerst schwierig, denn die 3 5 5

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" Die übrigen mitteleuropäischen Exemplare habe ich in der zitierten Arbeit (samt Land­ karte) angeführt. Zur Charakteristik vgl. J. F i l i p , Popelnicovd pole, 122 — 123; E . S p r o c k h o f f. Marburger Studien 1938, 216 IE; W1. S z a f r a r i s k i , Skarby, 79; V. V o k o l e k , AR 14, 1962, 267. - Zum Begriff H . M ü l l e r - K a r p e , Beiträge I, 216, oder Vollgriffschwerter, 70. " M . G e d l , Kultura luzycka na Görnym Slqsku, 65, 338, Abb. 19, 20; J. F i l i p , Popelnicovä pole, 120, Abb. 70: 1; E. S p r o c k h 0 f f, PZ 3 4 - 3 5 , 1949 — 50, 79, Abb. 2: 4. J. F i l i p , Popelnicovd pole, 120 ff.; J. P a u l i k , SlArch VII-2, 1959, 328 ff.; vgl. auch S 1. E r c e g o v i d , Rad Vojvod. muz. 4, 1955, 17 ff. und St. F o 11 i n y, Karpaten­ becken, 39 und Velemszentvid, 62 (in Anm. Nr. 473 mit umfangreicher Literatur); — eine Landkarte über die Erweiterung bringt G. v. M e r h a r t, Bonner Jahrbücher 147, 1942, 88, Taf. 5. 350 Noch die Fibeln aus Krumpa-Lützendorf, Kreis Merseburg, hält W . A. v. B r u n n (AuF 3, 1958, 236) für ein lokales Produkt, das unter danubischen Einflüssen in der IV. bis V Periode entstand. — Eine unvollständige Bestandaufnahme der „Posamenteriefibeln" siehe bei G. v. M e r h a r t, 1. c. 3 5 6

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erwähnten Fibeln werden größtenteils zufällig oder i n nicht ganz genau datier­ baren Depots gefunden; sie decken im allgemeinen die Stufen H A — H B i - Die mährischen Funde aus Katefinky bei O p a v a gehören bereits zum Horizont von Drslavice. Der Lausitzer-schlesischen Stufe können die Posamenteriefibeln aus Smrzice, Dolany und Salas (Taf. 72) zugeschrieben werden, durchwegs Zufallsfunde, die aber gegenüber den Stücken aus Katefinky gewisse Merk­ male einer typologisch jüngeren Entwicklung aufweisen. Auf die Bedeutung der Posamenteriefibeln im Lausitzer M i l i e u i n Mähren verwies J. Kvicala, der in diesem wertvollen Schmuckstück — „dem Barock der späten Bronze­ zeit" — einen süd-östlichen Import erblickte und i n seiner Streuung nach Spuren der ursprünglichen Handelsstraßen suchte, die aus Ungarn zu uns führten. Aus dem großen materiellen Wert dieser Fibel, die offenbar ver­ erbt wurde (nach J. Kvicala gab man ins Grab lediglich Anhängsel als „pars pro toto" anstelle der ganzen Fibel), kann man Schlüsse auf die lange Lebens­ dauer ziehen; dadurch wird die Datierung, bzw. die Umlaufszeit dieser Fibel stark erschwert. Aber auch die Anhängsel an sich sind keine chronologische Richtschnur; sie tauchten bereits auf den rituellen Ketten des frühen H A (Opava-Katefinky, Sazovice — Taf. 74: 2, 3), sowie i n Grabkomplexen auf, treffen aber im Depot von Vlcnov noch mit der Fibel mit einer Buckelverzie­ rung am Schild zusammen (vgl. Ziergegenstand mit Kettchen — Taf. 74: 1), die auf dem Niveau der Fibeln vom Typus Kfenüvky-Domaniza steht. Bereits J. F i l i p wies darauf hin, d a ß die Posamenteriefibeln in unseren Ver­ hältnissen zur Junglausitzer Kultur und zur I. bis II. Stufe der schlesischenPlätenicer Kultur gehören, wobei sie am häufigsten an der Wende der Lausitzer und der schlesischen Periode vorkommen. S. Ercegovic hält die großen Formen für jünger und datiert sie bereits i n den H B , obwohl das Depot aus Svilos, von dem sie bei ihren chronologischen Erwägungen ausgeht, entschieden älter ist als die Stufe H B . Auch J. Paulik wies auf Grund einer eingehenden Analyse nach, d a ß die meisten Varianten der Posamenteriefibeln keine feinere Klassifizierung vertragen; mit Rücksicht auf den „retardierenden Charakter" der prunkvollen ungarischen Bronzen sei aber ihre Fortdauer i n den H B gang und gäbe, obwohl der Schwerpunkt ihres Vorkommens i n der I V . Periode liegt. M . Novotnä datiert die Posamenteriefibeln gleichfalls weitergefaßt in den H A — H B , wobei sie ihre Fortdauer bis i n den H B hinein durch das Beispiel des Fundes aus Velkä nachzuweisen sucht, wo eine Posameteriefibel zusammen mit einem Antennenschwert v o r k a m . Die mährischen Posamenteriefibeln mit 360

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L . F r a n z , Sudeta 6, 1930, 37 ff., Abb. 2, 3; J. F i l i p , Popelnicovä pole, Abb. 2; J. P a u l i k , SlArch VII-2, 1959, Abb. 13: 2, 4. J. K v i c a l a , Rocenka Prostejov 18, 1948, 68, 69. A . G o t t w a l d , M A V , Taf. VII: 9; J. K v i c a l a , 1. c, 69. Popelnicovä pole, 120; auch J. B ö h m , Kronika, 287 oder J. K v i c a l a , Rocenka Prostljov 18, 1948, 67. Rad Vojvod. Muz. 4, 1955, 25. SlArch VII-2, 1959, 345 — 346; im Depot von Domaniza stoßen „Posamenteriefibeln" mit der Fibel vom Typus Kfenüvky-Domaniza (J. H a m p e 1, Afi 22, 1902, 122, Abb.) zusammen; im Fund von Litomefice in Böhmen zeigt der Zusammenhang mit einem Schalenknaufschwert auf die jüngere Stellung der dortigen Fibel der Variante B (J. K e r n , Sudeta N F 1, 1939—40, 65). Stud. zvesti 2, 1957, 72. 72:

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Anhängseln lassen sich allerdings nicht mechanisch mit den hauptsächlich für das eigentliche Karpatengebiet ausgearbeiteten Schemen vergleichen. Auf Grund der angeführten Tatsachen können wir aber wahrscheinlich nicht fehlgehen, wenn wir die erwähnten drei Exemplare aus Smrzice, Dolany und Salas an die Wende von H A und H B verlegen. In den mährischen Bedingungen bedeutet dies eine Beiordnung zur Junglausitzer oder zur älteren schlesischen Kultur, zwischen denen sich auch in bezug auf die Klassifikation der Keramik schwer­ lich ein genauer Trennungsstrich ziehen läßt (vgl. oben); damals wurden wahr­ scheinlich diese Schmuckstücke unter südöstlichen Einflüssen auch irgendwo im Gebiet der Lausitzer Kultur erzeugt; ihre Fabrikation i n Ungarn ist un­ wahrscheinlich. Im Rahmen der südöstlichen Fibeltypen hat auf dem Territorium Mährens die Bogenfibel aus Nejdek eine Sonderstellung inne; sie wurde von J. Rihovsky publiziert. Es handelt sich um einen an der Bodenoberfläche gemachten Zufallsfund (Abb. 15: 3), der auf dem Gebiet nördlich der Donau fremd ist; J. Rihovsky datierte dieses Stück auf Grund typologischer Analogien i n den Klentnicer Horizont der beginnenden Podoler Kultur. Er verbindet das V o r ­ kommen dieser Fibel mit einer Änderung der kulturellen Orientierung Süd­ mährens zu Beginn des H B (vgl. bereits oben), da zahlreiche Kommunikationen aus Südmähren insbesondere in den nordwestlichen Teil des Balkans verliefen. Dieselben südöstlichen Zusammenhänge können wir bei den garnierten Bogenfibeln feststellen, wie sie aus Brno-Obfany (Abb. 13: C J ) und aus Prace (Abb. 15: 2) bekannt s i n d . Die einteiligen Schildfibeln mit Achterschleifen beim Schildchen hielt J. F i l i p für Typen offenbar ungarischen Ursprungs. Sie sind aber i n Ungarn ver­ hältnismäßig selten (Kurd, Bodrogkeresztür, Velemszentvid ) und unterschei­ den sich analog wie die slowakischen Exemplare (Hradec bei Prievidza, M a dacka, Jasov, Velky B l h ^ J e i n i g e r m a ß e n von jenen aus Böhmen und Mähren; sie haben gewöhnlich ein kleineres, breiteres, abgerundetes Schildchen und eine verhältnismäßig große Rosette, während die von J. F i l i p angeführten Formen (Pfestavlky, B r n o - O b f a n y ) i n der Form des Schildchens weitaus mehr der Spindlersfelder Fibel nahestehen, von der sie sowohl die proportionelle Dimen367

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J. P a u l i k , SlArch VII-2, 1959, 348. PV A Ü CSAV Brno 1960, 64; AR 18, 1966, 586, Abb. 178. Rekonstruktion siehe bei F. A d ä m e k, Hradisko, Taf. 27: 3; ihr Analogon siehe im Grab aus dem italienischen Ancona-Colle Cardeto 1907 (G. v. M e r h a r t, Bonner Jahrbücher 147, 1942, Taf. 6: Abb. 2: 4). Prinzipielle Analogien der Fibeln mit geschmücktem Bogen finden wir von Griechenland über den Balkan und Italien (J. B o u z e k, PA LVII-1, 1966, 275, Abb. 26: 2, 3) bis Polen (J. K o s t r z e w s k i , Wielkopolska 1955, 138, Abb. 387; Z. W o z n i a k , PrzA 12, 1959, 107, Taf. X X V : 9). Popelnicovä pole, 121, Abb. 71: 1 — 4; vgl. auch V . B u d i n s k y - K r i c k a, Slovenske dejiny I, 86. K. v. M i s k e, Ansiedlung, Taf. 39: 14; G y. T ö r ö k, Dolgozatok 16, 1940, 65, Taf. I: 7; St. F o l t i n y , Karpatenbecken, 38, Taf. 20: 6, 21: 3, 23: 5; d e r s . , Velemszentvid, 62, Taf. II: 30. J. E i s n e r , Slovensko, 177, Abb. 10: 8, Tai. 39: 7j V . B u d t n s k y - K r l J k a , Slovenske dejiny I, Taf. X X I : 5; J. P a u l l k . Stud. zvesÜ 15, 1965, 68. Taf. VII: 3-4. Popelnicovä pole, Abb. 71; Fibeln aus Pfestavlky vgl. auch bei A. R z e h a k, JfA 1, 1907, Taf. IV: 2 - 4 , oder E . S p r o c k h o f f , PZ 3 4 - 3 5 , 1949-50, 109, Abb. 29: 9, 12. 3 6 8

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sion der Seitenrosette, wie auch das Grundschema in der Schildverzierung übernehmen. Das Exemplar aus Brno-Obfany hat eine Verzierung in Anpas­ sung an das Sanduhrmotiv (Abb. 13: 7), das übrigens auch auf den Fibeln aus Pfestavlky vorkommt. Die fragmentare Fibel aus Brno-Obfany (Abb. 13: 6) hat am Schild 3 parallele plastische Rippen mit schrägen dünnen Rillen. Es ist fraglich, wo dieser Fibeltyp entstand; trotz der sporadischen Verteilung vom Karpatenkessel bis Italien hat es den Anschein, daß gerade die größte Rolle hier das Gebiet Böhmens und Mährens spielen konnte, wo die Spindlers­ felder Fibel bereits in der älteren Periode der Urnengräberfelder mit der süd­ lichen D o n a u s t r ö m u n g der einteiligen Fibel mit Achterschleifen zusammentraf (Bitov, Bucovice, Moravicany, Oblekovice, Zvirotice u. ä . ) . W i e die Z u ­ gehörigkeit der betreffenden Fibeln zum Komplex von Pfestavlky zeigt, m u ß man mit der Entstehung der Schildfibel mit Achterschleifen bereits im H A i rechnen. Die Fibeln aus Obfany sind wahrscheinlich jünger, was auch das Vorkommen der Federwindung bezeugt, die dann die Grundlage für die Entwicklung der Sattelfibeln bildet und auch bei den meisten slowa­ kischen und ungarischen Exemplaren vorkommt. Diese jüngeren Fibeln können auf Grund des (sei es auch nur lockeren) Fundprofils der Lokalität in Obfany in den H B verlegt werden, da sie zeitlich zwar etwas vorangehen, praktisch aber ungefähr mit den Sattelfibeln parallel liegen. Den Begriff der Sattelfibel schuf J. F i l i p i n der Absicht die Ubergangs­ typen der einteiligen Fibeln mit rudimentärem Schild und erweiterter Feder­ windung zu bezeichnen. Im wesentlichen handelt es sich um eine typologische Weiterentwicklung der obangeführten Fibeln mit Achterschleifen, bzw. der Posamenteriefibeln vom Typ A . Einige Sattelfibeln haben noch eine kleinere Zahl von Achterschleifen beim Schild erhalten (Podebrady, Plesivec, U n g a r n ) , andere ohne diese Schleifen nähern sich bereits mehr der eigentlichen Harfen­ fibel (Plesivec, Hadersdorf am K a m p f ) . D i e Sattelfibel entsteht in derselben geographischen Zone, wo auch die einteiligen Schildfibeln mit Achterschleifen verbreitet waren, d.h. im mittleren Donautal, insbesondere wahrscheinlich in der Slowakei, in M ä h r e n und Ungarn, im fortgeschrittenen Stadium der Stufe H B , wo die bisher bekannten Funde am häufigsten sind. Die typischesten Sattelfibeln kennen wir heute aus dem spätbronzezeitlichen slowakischen Depot aus Ple­ sivec, die — wie J. Paulik richtig nachwies — unmittelbare Vorläufer der 3 7 5

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L. K u d r n ä c , A R 2, 1950, Abb. 155; J. N e k v a s i l , PV A Ü ÖSAV Brno 1962, Taf. 20: 13; J. R i h o v s k y, ibidem 1963, Taf. 17: 1; d e r s . , SbCsSA 3, 1963, Taf. 15: F, H . — Allgemein J. F i l i p , Popelnicovä pole, 119. J. F 1 I i p, Popelnicovä pole, 121. J. F i l i p , 1. c; St. F o l t i n y , Karpaienbecken, 38. — J. P a u l i k datiert die beiden erwähnten Fibeln aus Velky Blh in den H A , wobei er für möglich hält, daß die einteiligen karpatischen Schildfibeln unter dem Einfluß der Spindlersfelder Fiböln (Stud. zvesti 15, 1965, 68) entstanden; seine Datierung geht von typologischen Erwägungen aus und scheint mit Rücksicht auf das Vorhandensein der Federwindung zu hoch gegriffen zu sein. St. F o l t i n y datierte die ungarischen Exemplare etwas niedriger, in die entwickelte frühe Hallstattperiode, d. h. in das 9. bis 8. Jh. (Karpaienbecken, 38), was mir richtiger erscheint. J. F i l i p , Popelnicovä pole, 84, Abb. 27: 1, 70: 3, 71: 5, 6. J. F i l i p , 1. c, Abb. 71: 6; j . E i s n e r , Slovensko, 117; St. F o l t i n y , Karpatenhecken, Taf. 20: 3; J. P a u l i k , Stud. zvesti 15, 1965, Taf. V I I M , 3. J. P a u l i k , 1. c, Taf. VIII: 7, 9; F. S c h e i b e n r e 11 e r, Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Hadersdorf am Kampf, N. Ö., Taf. 37: 8. 3 7 6

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Harfenfibeln s i n d . — In M ä h r e n sind drei Exemplare der Sattelfibel aus dem Gräberfeld i n Podoli bekannt (Abb. 14: 1 — 3), von denen die Form auf Abb. 14: 1 mit zahlreichen, verschieden gruppierten Achterschleifen ein Muster­ stück technisch vollendeter Arbeit ist; ein weiteres charakteristisches Exemplar stammt aus Brno-Obfany (Abb. 13: 1) und dann noch das Bruchstück aus Petrovice (Abb. 15: 1); keine der angeführten Fibeln hat einen Fundkomplex, so daß sich ihre Chronologie nur auf Typologie stützen kann. Das andere Stück aus Brno-Obfany (Abb. 13: 3) ist offenkundig unvollendet, die Über­ reste der Achterschleifen verweisen aber auch hier auf die Zugehörigkeit zur Sattelfibel. Die rekonstruierte Tierfibel aus Brno-Obfany (Abb. 13: 2) blieb bisher unbeachtet; sie ist fragmentar und ihr erhaltener Teil wurde als halbmond­ förmiges Anhängsel veranschaulicht. A n der Rückseite des Gegenstandes befindet sich ganz deutlich ein Nadelhalter und hinsichtlich der ursprünglichen Funktion können nicht die geringsten Zweifel bestehen. Die zoomorphe Endi­ gung der Fibel (in Miniaturform, aber als deutlich klassisch modellierter Pfer­ dekopf) datiert diesen Gegenstand vor allem vom stilistischen Standpunkt aus in den Rahmen der Denkmäler der thrako-kimmerischen Kultur; wir wollen dieses Stück im weiteren noch im Zusammenhang mit der Analyse dieser Denkmäler des mährischen spätbronzezeitlichen Materials behandeln ( K a p i ­ tel V ) . 382

Nadeln Die Nadeln mit doppelkegelförmigem Kopf sind nicht nur eine einfache, son­ dern auch allgemein verbreitete und alte F o r m , was schon an sich ihre chrono­ logische Beweiskraft für die späte Bronzezeit herabsetzt. Sie treten noch reichlich zu Beginn des H B auf, wo sie zahlreiche Komplexe des Velaticer-Podoler Über­ gangshorizonts (Klentnice Grab 35, 86, 1 0 5 ) sowie Junglausitzer Komplexe (Slatinky—Nivky Grab 3 0 ) begleiten und dann noch bis i n den H B i (BrnoObfany — Abb. 13: 37, 38) fortdauern; auch im Lausitzer Gebiet erleben sie noch die ältere schlesische Kultur (Domamyslice Grab 12, 86, 97, 140 — Abb. 7: 14; Taf. 16: 1, 21: 18; U r c i c e - K u m b e r k y Grab 183, 186); ausnahmsweise kommen sie noch i n der jüngeren schlesischen Entwicklung vor ( U r c i c e - K u m b e r ­ ky Grab 216 - Taf. 49: 4; Domamyslice Grab 152 — Taf. 44: 3); im Grab 216 i n Urcice kommt diese Nadel zwar gemeinsam mit einer sehr späten schlesischen Urne vor, gleichzeitig aber auch mit einer Nadel mit reichprofiliertem Kopf (Taf. 49: 5), die hier ein Anachronismus ist. Möglicherweise entstand aus dieser Nadel sehr bald die Zwiebelkopfnadel. Erwähnenswert ist das Vorkommen einer Nadel mit 383

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3 8 1

J. P a u l i k , Stud. zvestl 15, 1965, 62, Taf. VIII: 7, 9. J. H 1 a d i k, Mus. Francisceum Annales 1898, Taf. X I V : 47 unten; F. A d ä m e k, Hradisko, Taf. 123: 14. J. F i 1 i p verwies bereits auf ihre Vorlagen in der älteren Bronzezeit (Popelnicovä pole, 62—63); ferner kommt sie durchgängig seit der Stufe BB vor (K. W i l l v o n s e d e r , Bronzezeit I, 117 — 118; St. F o l t i n y , Karpatenbecken, 48), ist häufig in der Lausitzer Kultur und im Horizont von Blucina-Drslavice (V. S p u r n y, AR 13, 1961, 475 — 476; J. R i h o v s k y , SlArch IX, 1961, 143). Zu ihrer territorialen Streuung vgl. zuletzt J. ft ih o v s k y , PA LVII-2, 1966. 474. 3 « J. R i h o v s k y , Klentnice, Taf. IX: 35: c, X X I I I : 86: ch. A. G o t t w a l d , C V M S O 48, 1935, Abb. 2: 18. 3 8 2

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127

doppelkegelförmigem Kopf und verziertem Hals im Depot 4 in Stramberk—Kotouc (Taf. 11: 8, 9), wo sie zu den älteren Gegenständen dieses Depots gehört, die noch eher zur Stufe H A (übrige Nadeltypen, insbesondere Formen mit stark­ betontem Scheibenkopf und mit barock profiliertem Kopfstück). Die Nadeln mit zylindrischem Kopf mit Kugelabschnitt leitete J. F i l i p für unser Gebiet bereits von der Lausitzer Kultur ab, konstatierte allerdings ihr Vor­ kommen noch später, sogar erst i n den späten schlesischen Depots ( L z o v i c e ) . J. Rihovsky r ä u m t unter Berufung auf die Situation im süddeutschen, mitteldanubischen und Lausitzer Gebiet ein, d a ß die meisten dieser Nadeln an das Ende des H A und an den Beginn des H B gehören, nimmt aber hinsichtlich ihrer D a ­ tierungsfähigkeit einen skeptischen Standpunkt e i n . Dieser Nadeltyp ist in den beiden wichtigsten Teilen Mährens sehr häufig und auch hinsichtlich des europä­ ischen Standpunkt gilt diesbezüglich dasselbe wie hinsichtlich der Nadel mit dop­ pelkegelförmigem Kopf. In Mähren kommen Formen vor, die mit Horizontalrillen und feinen Querrillen am zylindrischen Teil des Kopfes und am Halse verziert sind; es kommen aber auch unverzierte, glatte Formen vor. Auch in der Größe der Ausführung gibt es Unterschiede. Aus dem Podoler Gebiet stammen Nadeln mit zylindrischem Kopf mit Kugelabschnitt aus Klentnice (Grab 8, 11, 27, 38, 46, 69 u. ä.)» Oblekovice, Lovcice, Prace, Brno-Obfany und Podoli (Abb. 13: 30, 31, 15: 8, 13), aus dem schlesischen Gebiet — abgesehen von den reinen Lausitzer Gräbern — aus Domamyslice (Grab 177, 178), Urcice— Kumberky (Grab 156) — hier ausschließlich aus älteren schlesischen Komplexen —, ferner aus Horka n. M . , Moravskä Hüzovä, Velehrad, Stramberk-Kotouc usw. (Abb. 5: 19, 30, 37, 7: 20, 39). Die auch als „ Pfahlbaunadel" ( W . K i m m i g ) bezeichnete Zwiebelkopfnadel wird allgemein als Merkmal der eigentlichen Stufe H B angesehen. M i t Rück­ sicht auf die allgemeine Verbreitung i n Europa kann man das Gebiet der west­ europäischen Pfahlbauten nicht als ihre Wiege ansehen, auffallend ist aber ihr relatives Verschwinden i m Gebiet von Elbe und Oder. J. Rihovsky unternahm den Versuch, ihre Weiterentwicklung aus der Nadel mit zylindrischem Kopf mit K u ­ gelabschnitt — durch einen Abrundungsprozeß der ursprünglich scharfen Profilie­ rung (sog. eiförmigen Kopf) — zu verfolgen; die genetische Verknüpfung bei­ der Nadeltypen läßt sich aber insbesondere vom chronologischen Standpunkt nicht völlig nachweisen; wenn die typologische Entwicklung recht wohl denkbar ist, darf man nicht übersehen, d a ß z. B . im Grab 96 und 196 i n Domamyslice oder im Grab 14 i n Slatinky (Taf. 4, 22) Voraussetzungen für ein umgekehrtes zeitliches Verhältnis beider Nadeltypen gegeben sind, als wir bei der obange386

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nem

J. R i h o v s k y nennt sie Nadel mit doppelkonischem breit zylindrischen abgeschnitte­ Kopfstück (PA LVII-2, 1966, 474).

;>87

PopelnUovä

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PA LVII-2,

3 8 8

pole, 62; vgl. auch J. H r a 1 o v ä, Sbornik N M X I , Hist., A Nr. 1, 1957, 1966,

474,

Anm. Nr.

27.

125.

Domamyslice Grab 2 (Rocenka Prostejov 6, (PV A Ü C S A V Brno 1961, Taf. 24: 8).

1929,

4, Abb. 1: 8),

Moravicany-Dilecky

3 8 9 4

W. K i m m i g , U rnenfelderkultur in Baden, 108; H . M ü l l e r - K a r p e , Beiträge I, 166 ff.; F. R. H e r r m a n n , Urnenfelderkultur Hessen I, 30, Abb. 5: Bi: 34; J. R i h o v s k y , PA LVII-2, 1966, 495 ff.; d e r s . , A R 12, 1960, 230; V. 5 a 1 d o v ä, PA LVI-1, 1965, 66. 3 9 0

PA LVII-2, 1966, 495-496 (der Autor belegt seine These durch aus Klentnice 69 und 80 und aus Domamyslice 33).

128

die

Grabkomplexe

führten These annehmen würden. Chronologisch m u ß man eher ein zeitliches Nebeneinander als ein Nacheinander der Nadeln mit zylindrischem Kopf mit K u ­ gelabschnitt und der Zwiebelkopfnadeln annehmen. Die bereits oben angeführte Nadelform mit doppelkonischem Kopf aus Grab 30 in Slatinky-Nivky sowie die Formen aus den Gräbern 86 und 89 i n Klentnice könnten überdies dazu ver­ leiten, den Ursprung der Zwiebelkopfnadeln auch i n den Nadeln mit doppel­ konischem Kopf zu suchen. Im allgemeinen kann man also sagen, daß die Zwie­ belkopfnadel ihre Entwicklung bereits an der Wende von H A und H B beginnt, daß sie aber zumindest bis in den H B 2 fortdauert. V o n dem Gräberfeld i n Klent­ nice ist aus zahlreichen Komplexen bekannt (Grab 14, 42, 60/59, 94), die J. Rihovsky als Altpodoler Gräber bezeichnet, deren Begleitkeramik in einigen Fällen aber auch älter sein kann. Auffallend ist, daß die Zwiebelkopfnadel auch aus den Gräbern in Brno-Obfany bekannt ist (Abb. 13: 36), d a ß sie aber schon nicht mehr in Podoli vorkam. Im schlesischen Gebiet ist sie aus vielen schlesischen Gräbern aus Domamyslice bekannt; abgesehen von den bereits angeführten altschlesischen Komplexen, handelt es sich insbesondere um das Grab 152 mit ent­ wickelter schlesicher Keramik (Taf. 44) und um das Grab 33 (Taf. 18), dessen keramischer Inhalt zwar etwas älter ist, wo aber eine Miniaturvasenkopfnadel vorkommt (vgl. im weiteren); weniger beweiskräftig sind die Gräber 86 und 163 aus Domamyslice und Grab 152 aus Urcice —Kumberky. 391

Auf die Sonderstellung der Zwiebelkopfnadel mit ovoider Assoziation und zweiteiliger Konzeption der Kopf Verzierung (Klentnice Grab 80 — es handelt sich um eine Bogen Verzierung) machte bereits J. Rihovsky aufmerksam, der auch die betreffenden Analogien dazu a n f ü h r t e . Das Vorkommen dieser Nadel ist die Folge der danubischen Orientierung Südmährens im H B ; i m Lausitzer Gebiet kennen wir sie nur selten. A n der gleichen Stelle verweist J. Rihovsky auf die Zwiebelkopfnadeln mit einem kugelförmigen Aufbau an der Kopfspitze, die er — insbesondere unter Berufung auf Grab 94 i n Klentnice — als Prototyp der Vasenkopfnadel ansieht; diese A n ­ sicht kann uneingeschränkt akzeptiert werden mit der zusätzlichen Bemerkung, daß die Prototypen der Vasenkopfnadeln auch i n den Formen mit einem kugel­ förmigen Kopf samt Aufbau an der Spitze zu suchen wären (vgl. z. B . die Nadel aus Boskovstejn, Abb. 15: 4). Diese Kugelnadeln lassen sich dann zusammen mit den vorher genannten in die weitergefaßte Gruppe der Protovasenkopfnadeln einreihen. Sie kommen häufig auf schlesischen Gräberfeldern vor, ihr zeitliches Profil scheint aber ziemlich weitreichend zu sein: im Grab 148 in Urcice — K u m ­ berky kam ein bereits verhältnismäßig fortgeschrittener Typ einer Protovasenkopfnadel zusammen mit einer Keramik vor, die eher noch der Junglausitzer Kultur, höchstens einer Übergangsstufe angehört; i n Domamyslice (Grab 93, 177 — Abb. 7: 19) kommt dieser Typ durchwegs im altschlesischen M i l i e u vor, i n Slatinky (Grab 37 — Taf. 47: 19—24) dann gemeinsam mit einer klassischen Vasenkopfnadel und mit einer Keramik der jüngeren schlesischen Kultur; i n Seloutky (Grab 2) findet sie sich noch in einem Platenicer Komplex. Die weiteren zwei Gräber aus Urcice ( N r . 161 und 186) lassen sich chronologisch 392

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J i a

0

L. c, 495. L. c, 496; vgl. auch H. M ü l l e r - K a r p e , Beiträge Z d . D u r c z e w s k i , Grupa Görnoslqsko-malopolska

I, 124. II, Taf.

XCIX:

13.

129

nicht näher bestimmen, ähnlich wie die Nadeln aus den schlesischen Gräbern in Tovacov (Abb. 7: 44) oder i n B o f i t o v . Die Vasenkopfnadel ist i n der späten Bronzezeit stark verbreitet und bildete auch bereits mehrfach den Gegenstand chronologischer Erwägungen. Bei uns verwies zuerst J. F i l i p auf ihren zeitlichen Zusammenhang zunächst mit der schlesisch-Platenicer Kultur; er formulierte ihre morphologischen Abweichungen von der älteren Nadel mit reichprofiliertem Kopf und verwies auf ihre Miniatu­ risierung im Laufe der jüngeren E n t w i c k l u n g . Seither bürgerte sich die Ansicht ein, wonach der winzige, ja geradezu miniaturkleine Kopf dieser Nadel fast in ihrem ganzen Verbreitungsgebiet ein Merkmal des eigentlichen H B darstellt. Es tauchten aber auch skeptischere Ansichten auf: J. Adamczykovä spricht auf Grund einer Analyse der Grabkomplexe der schlesischen Kultur in der C S SR die Ansicht aus, diese Nadeln ließen sich nicht zu einer subtileren Klassifikation der Stufe H B heranziehen; sie verweist aber auf die Tatsache, daß die meisten von ihr zusammengetragenen Nadeln eher in die 2. schlesische Stufe g e h ö r e n . Auch St. Foltiny datiert die Vasenkopfnadel im Karpaten­ kessel mit einer größeren chronologischen Streuung ( H A — B ) , wenngleich auch er die Größe des Nadelkopfes als chronologisches Kriterium akzeptiert. J. Kvicala verwies auf das Vorkommen einer Nadel mit einem verhältnismäßig kleinen Kopf bereits im Junglausitzer Grab Nr. 64 in Domamyslice, was den geringen chronologischen Beweiswert der Vasenkopfnadel noch unterstreicht (vgl. auch ihr Vorkommen im Platenicer Grab Nr. 2 in Seloutky und i m Grab Nr. 22 i n Slatinky, wo sogar ihr eisernes Exemplar auf­ tauchte). J. Rihovsky konstatierte die ungenügende Eignung der Vasenkopfnadeln zur Datierung auch i m mitteldanubischen Gebiet. M a n kann dem­ nach nicht ausnahmslos die These von der Miniaturisierung des Kopfes der Vasenkopfnadel bestätigen; außerdem treten hier noch wahrscheinlich geogra­ phische Abweichungen hinzu. Bereits W . K i m m i g trente die osteuropäische Variante von den westeuropäischen Vasenkopfnadeln und war bestrebt, ihre wechselseitige Verknüpfung aufzuspüren. Es gibt aber eine ganze Reihe von Varianten dieser Nadelköpfe, ganz zu schweigen von den frühen Nadeln mit geritztem Kopf i n der Höttinger Kultur; auf dem sehr ausgedehnten Verbrei­ tungsgebiet der Vasenkopfnadel verliert man so die Übersicht, obwohl diese Nadel insbesondere i n den Gräbern (nicht so sehr i n den Depots) gang und gäbe ist. Auch in Mähren ist sie auf den schlesischen Gräberfeldern häufig 394

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I. L. C e r v i n k a , Morava, Taf. X X X I V : 4, 6. Fopelnicovd pole, 58 ff., 64; auch A R 5, 1953, 68, wo er auf die Gefahr einer „Über­ bewertung" der chronologischen Beweiskraft der Vasenkopfnadel hinweist. — Neu H . M ü l l e r K a r p e, Beiträge I, 124, passim; J. B o u z e k , Filipüv sbornik A U C , 252. E . G e r s b a c h , 41. Jahrb. d. Schweiz. Gesellschaft f. Urgeschiche, 1951, 187; W . K i m ­ m i g , PZ 34—35, 1949—50, 308 (hier wird in Anm. Nr. 89 die Notwendigkeit einer Überprüfung der These von der Miniaturisierung des vasenartigen Kopfstücks auf zuverlässigen Fundkomplexen erfordert); J. B ö h m , Zäklady, 137 — 138. A R 5, 1953, 672. Übereinstimmend mit ihr J. K v i c a l a , A R 6, 1954, 539 und J. R i h o v s k y , P A LVII-2, 1966, 496 ff. Karpatenbecken, 50; Velemszentvid, 54. A R 6, 1954, 539-540. J. A d a m c z y k o v ä , A R 5, 1953, 672; V. P o d b o r s k y, S P F F B U E 1, 1956, 35, Abb. 9: 9, 10. 3Ü5

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(Domamyslice Grab 1, 33, 41, 64, 83, 85, 98, 152; S l a t i n k y - N i v k y Grab 16, 31, 37, 43, 46; U r c i c e - K u m b e r k y Grab 96, 112, 161, 220, 223; ferner Pclkovice, Bohuslavice, Bofitov, Krumsin, Postoupky, Horka n. M . u. ä . ) ; sie ist aber auch aus Siedlungen bekannt (Stramberk — Kotouc, Taf. 13: 3, 4), kommt auch ziemlich oft in der Podoler Kultur vor (Klentnice Grab 6, Sied­ lung; Oblekovice Grab 1; Brno-Obfany, Podoli, Lovcice u. ä . ) . Besondere Aufmerksamkeit verdient auch das große Exemplar aus Horni Dubnany (Abb. 15: 18) und aus Ondratice; dazu kann man auch die unverzierten Nadelköpfe aus Moravskä Hüzovä und Slatinky rechnen (Abb. 7: 35, 57). Diese Funde sind (mit Ausnahme von Grab 41 in Slatinky, das insbesondere ein Rasiermesser vom Horizont von Domamyslice hatte) größtenteils ohne Fund­ profil; ein gewisser Behelf für die Datierung ist das Vorhandensein sehr ä h n ­ licher „riesiger" Nadelformen in der älteren Periode der Urnengräberfelder (Mankovice, Hradisko bei K r o m e f i z ) , was auf die ältere Stellung der obangeführten Nadeln zu Beginn der späten Bronzezeit hindeutet. Die Nadel mit einem flachen schalenförmigen Kopf und einem Wulst am Nadelhals dokumentiert deutlich die Unzuverlässigkeit der Nadeln für eine eingehende Periodisierung; eine solche Nadel kam im schlesischen Grab in Drnovice oder im schlesischen M i l i e u in Üvalno vor, ist aber zugleich auch aus dem Junglausitzer Grab 1 aus Tetcice bekannt. H . Müller-Karpe datierte sie in den H A 2 , J. Rihovsky hält sie unter Berufung auf Grab 104 i n Klentnice und auf die Situation im mittleren Donautal allgemein für jünger als die Stufe H A und gelangt zu der Erkenntnis, sie sei lediglich r a h m e n m ä ß i g in die jüngere Periode der Urnengräberfelder datierbar. Aus M ä h r e n ist sie aus vielen isolierten Funden bekannt (Stramberk —Kotouc, Postoupky, Kobylnice, Horni Vestonice, Brno-Komin: Abb. 6: 16, 15: 16, Taf. 13: 17), wobei diese Funde sowohl dem Podoler, wie auch dem schlesischen Bereich angehören. Als Urform der betreffenden Nadel erscheint unter dem Gesichtspunkt der Gene­ sis die Nadel mit einem flachen nageiförmigen Kopfstück und einem doppel­ konischen Wulst am Nadelhals (bzw. ohne diesen W u l s t ) ; J. F i l i p verfolgte das Vorkommen dieser Nadel von der mittleren Bronzezeit über die Lausitzer und Knovizer Kultur bis i n die II. schlesische Stufe h i n e i n / ' Diese Beobach­ tung gilt teilweise auch für Mähren (vgl. das Vorkommen dieser Nadel noch im älteren schlesichen Grab Nr. 96 in Domamyslice, wo sie zusammen mit 401

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M M Brno, Inv. Nr. 60741. M M Brno, nichtinventiert; aus Böhmen ist eine Nadel mit großem vasenartigem Kopf­ stück aus dem Schatz bei Holesovice bei Ceske Budejovice bekannt. Sie wird in den Typus Sviirec-Kostelec der Milavecer Kultur nach J. B ö h m , (Zäklady, 170, Abb. 84), was der Stufe H A j entspricht. J. R i h o v s k y , AR 18, 1966, 268, Abb. 92: 1: e. Münchener Urnenfelder, 40, Taf. 20: F ; Beiträge I, Abb. 37: 4, 5. A R 18, 1966, 268; PA LVII-2, 1966, 497-498. Popelnicovä pole, 60, 83; von den nachweisbaren jungbronzezeitlichen Funden dieser Nadel in Mähren vgl. z. B. die Depots II bis IV aus Blucina (J. R i h o v s k y , SlArch IX, 1961, Abb. 6: 11, 13: 1, 6), oder die Grabfunde in Moravicany (J. N e k v a s i 1, PV A Ü CSAV Brno 1958, Taf. 44; 1961, Taf. 24: 6, 7; 1962, Taf. 20: 8). A. G o t t w a l d , Rocenka Prostejov 6, 1929, 16, Abb. 1: 16; vgl. auch das Exemplar dieser Nadel im Objekt Nr. L X X I I I (F. A d ä m e k, Hradisko, Taf. 67: 13) auf Obrany, oder im jüngeren Podoler Grab 83 aus Hadersdorf a. K. (F. S c h e i b e n r e i t e r, 1. c, Taf. 34: 1, 4). 4 0 2

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einer Zwiebelkopfnadel vorkam); hier aber scheint insbesondere die „Riesen­ form" der Nagelkopf nadel lange weiterzuleben, wie sie z. B . bereits aus dem Depot des Horizonts von Drslavice aus Hradisko bei Kromefiz kennen; diese Form erscheint aber auch in zahlreichen Varianten (mit einem Wulst am Na­ delhals und ohne einen solchen W u l s t ) , z. B . auch aus Depot 4, in Kotouc bei Stramberk (Taf. 11: 1, 4, 13). Die Nadel vom Podoler Typus ist aus Mähren vorderhand recht wenig be­ kannt (Brno-Obfany, Podoli, Jifikovice, Hradisko bei Kromefiz, StramberkKotouc - Abb. 13: 29, 14: 7, 15: 17, Taf. 13: 8, 9); sie kommt durchwegs ohne Fundkomplexe vor; insbesondere der Fund aus Podoli verweist an sich auf die Spätphase des H B . Hinsichtlich der Entstehung der Nadel vom Podoler Typus kann man die Ansicht äußern, daß sie sich aus der Nadel mit zylinder­ förmigem Kopf mit Kugelabschnitt entwickelt haben konnte; vorderhand lassen sich aber mangels an Beweisen weder die typologischen, noch auch die chro­ nologischen Unterschiede dieser beiden Typen überbrücken. Z u den jüngeren Äusserungen der Stufe H B m u ß ferner die Kerbenkopfnadel gerechnet werden, die bereits J. F i l i p als äußerst typisch für die II. Stufe der schlesischen Kultur mit der Möglichkeit einer Fortdauer bis in die H a l l ­ stattzeit, gegebenenfalls auch noch i n jüngere Perioden, ansah. ' Die mähri­ schen Exemplare sind aber durchwegs ohne Fundumstände (Brno-Obfany, Kfepice, Stramberk-Kotouc - Abb. 13: 34, 35, Taf. 13: 1 4 - 1 6 ) ; im Grab 1 in Celechovice kam ein etwas markanter profiliertes Exemplar vor, das Fund­ profil hat sich aber auch hier wiederum nicht erhalten; auch im Grab 47 in Slatinky— N i v k y kam eine Nadel mit feingekerbtem Kopfstück; vor. I n diesem F a l l aber mit nicht sehr viel Keramik, wovon A . Gottwald nur eine kleine Terrine mit einem Wolfszahnornament rettete; es handelt sich hier also offenbar um eine ältere schlesische Stufe. Im Platenicer Grab Nr. 2 in Seloutky kam die besprochene Nadel noch zusammen mit dem klassischen Inven­ tar der Stufe H C vor, wobei sie hier allerdings mit einer Vasenkopfnadel und mit einer Protovasenkopfnadel auftrat, die als Überleibsel der Stufe H B an­ gesehen werden können. Die weiteren i n der späten Bronzezeit in Mähren vorkommenden Nadeln sind in ihrer Vorkommenszeit nicht nur an die Stufe H B gebunden. Es handelt sich um die Kolbenkopf nadel (Abb. 5: 7, 13: 27, 15: 14, 15), um die Rollennadel (Abb. 5: 20, 7: 10, 38, 53, 13: 41, Taf. 11: 2, 3, 6, 1 0 - 1 2 , Taf. 13: 2), um die Kugelnadel mit verziertem Kopfstück (Abb. 15: 5), um die Nadel mit einem zylinderförmigen horizontal geritzten Kopfstück (Abb. 13: 26), um eine N a 408

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M M Brno, Inv. Nr. 57511. Popelnicovä pole, 83, 95. A. G o t t w a l d , C V M S O 48, 1935, 12, Taf. III: 11. Ist bekannt seit der älteren Bronzezeit — insbesondere in der Form mit feingeritztem Kopfstück — bis in die II. schlesische Stufe (J. F i l i p , Popelnicovä pole, 64, 83; J. B ö h m , Zählady, 104; St. F o l t i n y , Karpatenbecken, 52). J. P a u l i k betrachtet sie für das mittlere Donautal als typisch für den Horizont B D / H A (SlArch XI-2, 1963, 313). Kommt seit der älteren Bronzezeit übbr die La-Töne-Zeit vor (K. W i 11 v o n s e d e r. Mittlere Bronzezeit, 118; J. R i h o v s k y, SlArch IX, 1961, 143; St. F o l t i n y , Karpaten­ becken, 48; d e r s . , M A G W 9 3 - 9 4 , 1964, 101). Ist von der Nadel mit zylindrischem Kopfstück mit Kegelabschnitt abgeleitet (vgl. Anm. Nr. 387). 4 0 9

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del in Analogie zur böhmischen Nadel vom Typus von E r v e n i c e 13: 32) usw.

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(Abb.

H a1 sr in ge Der dünne, sehr fein und dicht sowie schräg tordierte Halsring mit Häkchen an den Enden und der ähnliche Halsknopf mit einfachen Enden stammt bereits aus dem Depot der Stufe H A aus Sazovice. Auch aus dem Depot von Slatinice kennen wir einen massiveren Halsknopf mit einfachen abgeschwächten E n ­ den, obwohl man auch diesbezüglich auf das „Diadem" aus Slatinice verweisen kann. Im H B kommen — insbesondere in den Depots des Horizonts von Kfenüvky und in älteren Grabkomplexen — etwas massivere und gröber tor­ dierte Halsringe vor, bei denen entweder die Ösen an den Enden nicht einander berühren (Kufim>, Stramberk — Kotouc Depot 2, 3, Urcice — Grab 156, Domamyslice Grab 85, 93 u. a., Horka n. M . usw. - Abb. 5: 42, 7: 26: 16: 3, Taf. 8: 10, 9: 2, 19: 4 ) , oder die Häkchen an den Enden quergestellt sind (Stramb e r k - K o t o u c Depot 4, Räjec-Jestfebi Depot - Taf. 11: 14—19, 33: 23). Glatte Formen von Halsknöpfen sind äußerst selten (Pfestavlky, Stram­ berk—Kotouc Deriot 3 — Taf. 9: 3). Das Depot aus Pravcice (Taf. 32) enthielt 8 komplette Halsringe und 3 weitere Fragmente mit einer einzigen Änderung der Tordierungsrichtung, also Typen, die den „Wendelringen" des nordischen Gebietes nahestehen; Bruchstücke dieser Typen sind auch aus Podoli bekannt (Abb. 14: 16). Bereits G . Kossinna befaßte sich mit den älteren dünnen „ W e n ­ delringen" aus Nordeuropa; er leitete die Änderung i n der Tordierungsrich­ tung von den goldenen Doppelspiralen ab, wo diese Änderung der Tordierungsoder Kerbungsrichtung auf natürlichem Wege an den Stellen der Endöse des Doppeldrahtes entsteht. Die ältesten dünnen „Wendelringe" mit einer einzigen Änderung der Tordierungsrichtung entstanden angeblich i n Norddeutschland bereits irgendwann im Verlaufe der I V . Periode und breiteten sich dann in das sog. illyrische Gebiet, einschließlich Posens, Schlesiens und Böhmens aus (von den böhmischen Funden zitiert G . Kossinna Lzovice, Menik und S v i j a n y ) ; angeblich akzeptierten die Illyrer anfänglich bereitwillig diese germanische Neu­ heit, die aber nich für lange Zeit sich bei ihnen einbürgern konnte, denn weitere Entwicklungstypen der „Wendelringe", d. h. Ringe mit mehrfacher Tordierungsänderung, kamen im illyrischen Gebiet schon nicht mehr v o r . Es bleibt aber die Tatsache bestehen, d a ß der im Lausitzer Gebiet (im Gebiet der Flüsse Elbe /j15

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J. B ö h m ,

Zäklady,

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Abb. 64; J. B o u z e k, Filipüv sbornik A U C , 247

ff.

4 1 5

I. L. C e r v i n k a , C V M S O 15, 1898, 44, Taf. III: 12; d e r s., Morava, Taf. XVIII: 12; — aufbewahrt im M M Brno, Inv. Nr. 58126. 41(1

V. H a v e l k o v ä ,

C V M S O 8, 1891,

89 ff.; I. L. C e r v i n k a ,

Morava, 150, Taf. X I X .

4 1 7

A. R z e h a k JfA 1, 1907, Abb. 21. In Polen werden diese glatten Halsringe als jünger (V. Periode — HC) und als typisch für das Gebiet westlich der Oder (D. D u r c z e ws k i, PrzA 13, 1960, 94) angesehen. 8

'•' Mannus 8, 4 1 9

L. c,

1917,

22

ff.

41.

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L. c, 28 — 29 („. . . daß die Illyrier die germanische Neuerung anfangs gern aufnahmen; sie haben sie dann aber bald wieder fallen lassen, da bei ihnen die dünne Art mit mehr­ fachem Wechsel so gut wie gar nicht erscheint").

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und Oder) stark verbreitete tordierte Halsknopf größtenteils in einer einzigen Richtung tordiert ist und daß demnach die Änderung der Tordierungsrichtung hier ein fremdes, wahrscheinlich aus dem Nordwesten eingedrungenes Element darstellt. Auch kommt im südlichen Randgebiet der Lausitzer Ökumene die Änderung der Tordierungsrichtung an Halsringen nicht v o r ; die Funde aus Mähren sind überhaupt die am weitesten im Süden vorkommenden Stücke. Die Möglichkeit der Entstehung der Änderung in der Tordierungsrichtung der Halsknöpfe war aber, so wie G. Kossinna sie erklärt, theoretisch auch im Lausitzer Gebiet direkt gegeben; in Mähren kann man diesbezüglich auf das bekannte Diadem aus dem Depot in Slatinice verweisen, das aus zwei tordierten Doppeldrähten hergestellt ist, die durch Klammern miteinander verbunden und zum Zusammenschluß adaptiert s i n d ; die Änderung der Tordierungsrichtung am oberen Ende des Spiralarmbandes aus dem Depot in D u b a n y läßt sich auch durch direkte Beeinflussung aus dem Norden erklären. — Jedenfalls darf man aber die äußeren Einflüsse auf die Produktion der Lausitzer Halsringe nicht so vergrößern, als sei der Halsknopf mit einer einzigen Änderung der Tordierungsrichtung schon an sich fremden (skandinavischen) Ursprungs. Es handelt sich um ein zwar beträchtlich spezifisches Schmuckstück, das aber im Vergleich zum gewöhnlichen tordierten Halsring durchaus nicht diametral abweichend und demnach völlig fremd ist. 422

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Der gewöhnliche tordierte Halsring griff — ebenso wie z. B. die Spindlersfelder Fibel — vor allem in die Entwicklung der Lausitzer Kultur ein, obwohl er auch in den übrigen Gebieten der jüngeren Urnengräberfelder bekannt i s t . Es besteht kein Zweifel, daß diese Form aus den altbronzezeitlichen Barren entstand und daß sie ihre direkte Fortsetzung, insbesondere in bezug auf die Form, bildet; die Funktion des Gegenstandes veränderte sich wohl im Laufe der Bronzezeit und in der späten Bronzezeit handelt es sich schon nur mehr um ein Schmuckstück. Im mährischen M i l i e u treten die tordierten Halsknöpfe ganz 425

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H . S e g e r , Schles. Vorzeit in Bild und Schrift N F 4, 1907, Abb. 35, 36, 77; ibidem 7, 1916, 126, Abb. 1; J. K o s t r z e w s k i , Wielkopolska, 1955, 121, Abb. 327, 330; L. J. L u k a , PrzA 9, 1950, 63; W1. S z a f r a n s k i, Skarby, 71 ff.; W. A. v. B r u n n , AuF 3, 1958, 236. Die bekanntesten böhmischen tordierten Halsringe (Jenisovice — A. S t o c k y, Cechy v dobe bronzove, Taf. X L V I I ; 2, 3; Zäluzi E. N e u s t u p n y, PA L V I - 1 , 1965, 100, Abb. 9: 1, 10: 1 — 3) sind ohne Änderung der Tordierungsrichtung; ähnlich ist dies der Fall im mittleren Donautal. V. H a v e 1 k o v ä, 1. c.; I. L. C e r v i n k a, Morava, Taf. X I X : oben; J. S c h r ä n i l , Vorgeschichte, 179; J. F i 1 i p, Popelnicovä pole, 69. ' A. G o t t w a l d , Rocenka Prostejov 3, 1926, 19, Abb. 9: 2. >•£> Vgl. ihre verhältnismäßig geringe Zahl im Karpatenkessel (St. F o 11 i n y, Karpatenbecken, 21); auch in Österreich sind sie nicht dominierend (R. P i 11 i o n i, Urgeschichte, 154). Bereits in der älteren Bronzezeit muß man zwischen den sog. Barren von massiver Form und den dünnen drahtförmigen unterscheiden (K. T i h e l k a , PA XL1V, 1953, 264); so wurden z. B. in den Üneticer Gräbern in Tesetice in Südmähren gerade diese drahtförmigen Barren in zwei Fällen auf dem Halse eines Toten vorgefunden (vgl. F. K a l o u s e k - V . P o d b o r s k y , Investigations, 120 — 121, Abb. 9), während massive Barren hier auf einer Siedlung gefunden wurden (V. P o d b o r s k y , S P F F B U E 9, 1964, 32, Taf. V: 19, 21). In den dünnen drahtförmigen Barren muß man die Prototypen der späteren tordierten jungbronzezeitlichen Halsringe suchen; offen bleibt aber hier das Problem der Kontinuität dieser Form über den mittleren und älteren Abschnitt der jüngeren Bronzezeit. Vgl. dazu E . J i 1 k o v ä, A R 4, 1952, 142. 4 2 2

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134

sicher bereits im H A und dann insbesondere im H B i auf (Grabkomplexe Domamyslice 85, Klentnice 51, 66; Depots aus Stramberk —Kotouc, Zastävka); sie kommen aber auch noch im späten H B vor (Brno-Obfany Grab 140, Podoli, Räjec-Jestfebi), was den Beobachtungen von J. F i l i p und J. Hralovä im L a u ­ sitzer Gebiet B ö h m e n s sowie der üblichen Datierung in die I V . bis V . Periode in Polen und Ostdeutschland entspricht. Es läßt sich die Annahme nicht bestätigen, daß die Halsringe mit Häckchen zum Zusammenschließen älter und jene mit Ösen an den Enden jünger s i n d , denn das bereits erwähnte Exem­ plar mit Häkchen aus Sazovice und das ähnliche Stück aus dem Depot in Räjec (Taf. 33: 23) beweisen ihr kontinuierliches Vorkommen, ebenso wie die Depots in Stramberk. Die Serie tordierter Halsknöpfe aus Depot 4 in Stramberk (Taf. 11) spricht offensichtlich für die lokale P r o d u k t i o n dieses Schmuck­ stücks. Was die Datierung der Halsknöpfe mit einer einzigen Änderung der Tordierungsrichtung aus Pravcice in Ostmähren anlangt, kann man einerseits auf die Feststellung G. Kossinnas verweisen, wonach die analogen Formen im „illyrischen" Gebiet größtenteils bereits in den frühen Abschnitt der V . Priode gehören; andererseits wäre auch auf einen gewissen, aber nicht näher be­ stimmbaren Zusammenhang der Formen aus Pravcice mit dem späten schaukei­ förmig geschweiften Armring (Taf. 32: 12) hinzuweisen; auf Grund der beiden angeführten Indizien könnten wir den Komplex eher in den H B 2 , bzw. in die jün­ gere Phase der schlesischen Kultur datieren. Der tordierte Halsring beschließt in Mähren sein Vorkommen zeitlich parallel mit dem Ende der Bronzezeit. Im H C kommt er hier bereits nicht mehr vor, obwohl er in veränderter Form noch oft in der älteren Eisenzeit festgestellt w i r d . 428

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Ringe Massive Ringe, entweder geschlossen oder mit nichtzusammengefügten Enden, kommen vor allem in den Depots der jüngeren und späten Bronzezeit im L a u -

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J. F i l i p , Popelnicovä pole, 67; J. H r a l o v ä - A d a m c z y k o v ä , Sbornik N M Praha XI-A, Hist. 1, 1957, 27. J. K o s t r z e w s k i , PrzA 15, 1962, 15, 13; Mi. G e d l , W A 28, 1962, 39; W. A. v. Brunn, AuF 3, 1958, 236; E. S p r 0 c k h o f f, Niedersächsische Depotfunde, 97; d e r s., Chronologische Skizze, 133 ff.; W l . S z a f r a i i s k i , Skarby, 71; D. D u r c z e w s k i , PrzA 13, 1960, 94-95. J. S c h r ä n i l , Vorgeschichte, 154, Taf. X X V I I I : 28 - Taf. X X X V I I : 18. Auf die lokale Produktion von Halsringen im Lausitzer Bereich verwies bereits L. J. L u k a , PrzA 9, 1950-52, 63. Die Möglichkeit der Interpretation dieses Schmucks als Zahlungsmittel erscheint für die späte Bronzezeit nicht untragbar zu sein. Mannus 8, 1917, 42; vgl. auch E . S p r o c k h o f f, Formenkreise, 126, Abb. 3. In Polen dauerten die Halsringe mit einer Änderung der Tordierungsrichtung bis in den H C weiter (Wh Szafraiiski, Skarby, 71; E . S p r o c k h o f f, Niedersächsische Depot­ funde, 97), auch wenn sie hier insbesondere für die V. Periode typisch bleiben (D. D u r ­ c z e w s k i , PrzA 13, 1960, 94). Es handelt sich um echte „Wendelringe" mit mehrfacher Änderung der Tordierungs­ richtung, sowie um glatte Halsringe mit Ritzverzierung, die im Karpatengebiet in Komplexen aus dem H C (vgl. z. B. Depot aus Magyarkeresztes, A. M o z s o 1 i c s, A ß 69, 1942, 155 ff., Taf. X V : 1—4), sowie im Lausitzer Bereich vorkommen (F. H u f n a g e l , Altschlesien 10, 1941, 104, Abb. 24: 1, 2). — Im Depot der trako-kimmerischen Kultur aus dem H C aus Vintul de Jos (Rumänien) fand man einige den mährischen Halsringen sehr änhliche tor­ dierte Ringe bereits zusammen mit Eisengegenständen. 4 2 9

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sitzer Gebiet vor. Es handelt sich um Ringe mit breiter grober Tordierung oder auch mit feinerer Tordierung (Myslejovice Abb. 31), ferner um Ringe mit engerer unechter Tordierung (eigentlich nur mit schrägen Ritzen; Boskovice Depot 5, — Taf. 29: 7—10), bzw. auch um glatte, unverzierte Formen. Die breiten tordierten Körper dieser Ringe (ihre Enden sind regelmäßig etwas abgeschwächt und unverziert) entstanden wahrscheinlich größtenteils durch tatsächliche Biegung eines Gegenstandes nach dem Abgießen; hingegen wird die unechte dichte Tordierung bereits beim Abgießen vorgenommen. Die Bronzeringe sind wiederum insbesondere ein Charakteristikum der Lausitzer Kultur i m weiteren geographischen Sinn des Wortes. H . Seger suchte ihre Verbreitung i n der Lausitz, in Schlesien, im Grenzgebiet Großpolens und Sachsens, von dort dann eine schütterere Streuung nach Böhmen und Mähren, nach der Schweiz und nordwärts bis nach D ä n e m a r k ; sie kommen aber in Europa auch außerhalb des Lausitzer Gebiets reichlich v o r . E. Sprockhoff brachte seine Meinung über ihre Verschiebung vom Osten gegen den Westen zum Ausdruck mit der Bemerkung, im westlichen Teil Mittel- und Nordeuropas seien sie durchwegs jüngeren D a t u m s . J. Kostrzewski hält sie für Armringe oder Fußringe, womit auch J. F i l i p einverstanden i s t ; man kann aber auch eine andere Funktion dieser Ringe in Erwägung ziehen, gegebenenfalls die Funktion eines Zahlungsmittels. Als Armringe eignen sie sich nicht wegen ihres massiven Charakters und ihres beträchtlichen Durchmessers (bis über 10 cm) und die Theorie von Fußringen ist nicht überzeugend. Hinsichtlich der Datierung scheinen diese Ringe ohne Probleme zu sein. Wenn wir die ältere irrtümliche Datierung der Ringe vom Lausitzer Typus bereits in die III. Periode bei Seger und offenbar auch die unrichtige Behauptung Kossinnas außer acht lassen, wonach sie in der V . Periode völlig verschwanden, kommen wir auch auf Grund der mährischen Möglichkeiten zur Datierung J. Kostrzewskis, wonach die offenen Kreise mit echter Biegung und abgeschwächten glatten Enden durchwegs in die I V . Periode gehören, während es sich i n der V . Periode bereits eher um fast abgeschlossene Formen mit dichterer schräger Rillenverzierung handelt. In dem von uns zusammengetragenen Material kann man demnach unter die älteren Kreise die Stücke aus dem Depot in Zelezne (Taf. 3: 1, 3, 5), 435

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Schles. Vorzeit in Bild und Schrift N F 4, 1907, 2 3 - 2 4 ; vgl. auch G . K o s s i n n a , Mannus 8, 1917, 63, oder E . S p r o c k h o f f , Chronologische Skizze, 137. Diskussion über die Verbreitung zusammengefaßt in der Arbeit W l . S z a f r a n s k i , Skarby, 64. Vgl. O. K y t l i c o v ä , P A X L V I , 1955, 59 ff.; H . M ü l l e r - K a r p e , Beiträge II, Taf. 155: A: 3; G . C s a l l ä n y , F A I — II, 1939, 6 6 - 6 7 , Taf. IV. Niedersächsische Depotfunde, 70—71. J. K o s t r z e w s k i , Wielkopolska 1955, 110, Abb. 267; d e r s . , PrzA 15, 1962, 15 ff., passim; J. F i l i p , Popelnicovä pole, 69. — Vgl. auch K. Z u r o w s k i , PrzA 8, 1949, 194 oder Z d . D u r c z e w s k i , Grupa Görnoslasko-malopolska I, 100 — 101. 439 £ ) j Profile der Ringe sind verschieden, angefangen von kreisförmigen bis viereckigen, niemals ist aber eine durch Tragen verursachte Abschleifung erkennbar, wie z. B. an den wirklichen Armringen. In etwas abweichender Ausführung, aber mit offensichtlicher Anknüpfung in der Entwicklung, kommen Kreise z. B. noch im Depot aus der VI. Periode aus Reichenau vor (E. S p r o c k h o f f , Altschlesien 2, 1927, 33 ff., Taf. III, IV). J. K o s t r z e w s k i , PrzA 15, 1962, 15, 19; vgl. auch O. K y t l i c o v ä . PA X L V I , 1955, 59 und L - l , 1959, 128, oder V. 5 a 1 d o v ä, P A L I M , 1961, 247, Abb. 2: 4; allgemeiner auch H . M ü l l e r - K a r p e , Beiträge I, 136, 149, 152. 4 3 6

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Myslejovice (Abb. 31: 7, 8), Kofenec, Vlcnov und schließlich auch aus Depot 2 in Malhostovice (Taf. 7: B : 2) einreihen. Einige der angeführten Ringe gehören bestimmt noch i n den H A (Malhostovice, Kofenec ?, 2elezne?), an­ dere vielleicht schon in den H B i (Vlcnov). Ebenso lassen sich die Ringe mit feinerer echter Tordierung (Abb. 31: 9—18) datieren. A l s jünger sind die Kreise mit unechter dichter Tordierung anzusehen, wie sie vor allem aus Depot 4 in Kotouc bei Stramberk (Taf. 12), aus dem unweit davon gelegenen Depot in Koprivnice (Taf. 30) und aus Depot 5 in Boskovice (Taf. 29) bekannt sind; im angeführten Depot in Stramberk treten sie noch im M i l i e u H A / H B i auf, kommen hier aber zusammen mit einer Tüllenaxt samt Öse und mit einer Sichel mit innerer Rippe als progressive Elemente vor; die beiden im weiteren genann­ ten Komplexe gehören bereits der jüngeren schlesischen Stufe an. 442

2

Die glatten Kreise sind verhältnismäßig selten. Sie begleiten den jüngeren Typ der verzierten Ringe sowohl i m Depot von Stramberk, wie auch i n jenem von Boskovice; analog liegt die Situation i n zahlreichen zeitlich parallelen De­ pots in Polen (Sokolina, Poznan-Staroleka, Rohow, Buczkow, K a r m i n u. a . ) , weniger häufig kommen sie im mittleren Donautal v o r . 443

444

Garnituren

von R i n g e n mit abnehmendem

Durchmesser

Aus den Depots in Kotouc bei Stramberk 1, Polkovice, Räjec-Jestfebi,, Vicemefice (Taf. 35: 1, 31: 19, 33: 13, 37: 13) und ferner aus dem Fund aus Sobesuky (Abb. 16: 5, 6) sind Garnituren von Ringen vom rhomboiden Durchschnitt bekannt, deren Durchmesser in eine abfallende Reihe derart unifiziert sind, d a ß die Kreise, angefangen vom größten ( 0 cca. 13 cm) bis zum kleinsten ( 0 cca. 3 cm) zusammengestellt werden können. Soweit man auf Grund des erhaltenen Materials Schlüsse ziehen kann, handelt es sich größtenteils um eine Garnitur von 5 Ringen. A n der inneren Peripherie einiger Ringe ist eine lokale Ausbuch­ tung erkennbar, die vielleicht die richtige Orientierung der Ringe i m Verhält­ nis zu den anderen Stücken i m ganzen System bezwecken soll. D i e Garnituren aus den Depots in Polkovice, Räjec und Vicemefice werden im allgemeinen zuverlässig durch den Fundkomplex i n die jüngere Phase des H B datiert; das Fundprofil des Depots 1 aus Stramberk —Kotouc ist bereits nicht mehr so ein­ deutig und die beiden unvollständigen Garnituren aus Sobesuky haben kein Be­ gleitmaterial; wenn sie aber i n irgendeinem Zusammenhang mit dem schlesi­ schen Depot aus Sobesuky stehen (vgl. oben), sind sie entschieden auch jungen Datums und gehören frühestens i n den H B 2 . Die Garnituren von Ringen mit abnehmendem Durchmesser haben nicht allzu viele Analogien. V . Saldovä datiert die ähnlichen Komplexe aus Zinkov und Tetin in Böhmen unter Hinweis auf den Fund in Stramberk auch i n die 2. Hälfte des H B , eher aber schon i n den H B 3 . Das m u ß nicht allgemein gelten, denn eine Serie von 3 Kreisen 4 4 5

4 4 2

Depot 2 aus Malhostovice hat sich nur in Resten erhalten ( M M ) ; das Messer aus diesem Depot datiert den Komplex in den H A (Taf. 7: B: 1). ' Zd. D u r c z e w s k i , Grupa Görnoslasko-mahpolska I, 100, II, Taf. 106: 14 — 16; Wl. Szafranski, PrzA 9, 1950, 47, Abb. 11; H . S e g e r, Schles. Vorzeit in Bild und Schrift 4, 1907, 21, Abb. 21; ibidem 25, Abb. 29; O. M e r t i n s , ibidem 6, 1909, 372, Abb. I: 15; - vgl. hierzu auch L . J. L u k a , PrzA 9, 1950, 64. ; Z. B. im Depot in Szentes-Nagyhegy (G. C s a l l ä n y , F A 1—2, 1939, 66, Taf. IV: 7). P A LII-1, 1961, 248 ff.; ibidem LVI-1, 1965, 64, 67. , i 3

4 4 4

4 4 5

137

mit abnehmendem Durchmesser tritt auch im Depot des Horizontes von Drslavice in Mankovice a u f ; auch kann das Vorkommen von Ringen mit abnehmendem Durchmesser über einen längeren Zeitraum verstreut sein, obwohl diese Stücke anscheinend besonders im jüngeren H B am häufigsten vorkommen. Was das Depot 1 aus Stramberk— Kotouc anlangt, m u ß bemerkt werden, daß es sich tatsächlich nicht um einen in sich geschlossenen Fundkomplex handeln m u ß ; die Tüllenaxt mit dem lang angedeuteten Lappen gehört zu den typologisch älteren Äxten vom Lausitzer Typus (vgl. oben) und das Beil mit der ausge­ schnittenen Tülle läßt sich überhaupt nicht genauer datieren — nach dem keil­ förmigen Profil, der rechteckigen Form des Körpers und nach der mangelnden Verzierung kann es auch bedeutend älter sein; das Rädchen mit den Querwänden ist bereits in den Depots des H A (Sazovice) bekannt und kam sogar schon im Horizont von Drslavice (Mankovice) ebenso wie noch im Depot des H B 2 in Räjec-Jestfebi (Taf. 33: 1 — 4) vor. Es liegt demnach auf der Hand, daß man bei einer exakteren Chronologie vom Depot 1 aus Stramberk —Kotouc nicht aus­ gehen darf. 446

4 4 7

Spiralarmbänder Das Prinzip des Spiralarmbandes ist sehr alt. Es tritt bereits in der älteren Bronzezeit auf, wird in der mittleren Bronzezeit durch bandartige Formen mit einer Mittelrippe und gehämmerter Verzierung, oft auch mit einer spiralen­ artigen Rosette an den Enden repräsentiert; i n der Zeit der Urnengräberfelder zeigt es eine Regeneration in Gestalt von Formen, die aus einem dünneren Blechstreifen zusammengedreht sind; sie tragen in der Mitte eine oft durch Rillen unterbrochene Rippe und haben abgeschwächte einfache Enden (manch­ mal auch tordierte Enden — vgl. auch die Form aus dem Depot in Dubany mit einem Endstück, das eine Änderung der Tordierungsrichtung auf­ w e i s t ) ; manchmal haben sie auch Ösen an den Enden. Der Übergang zwi­ schen den Spiralarmbändern der mittleren und der späten Bronzezeit wird uns durch den seltenen Typ aus dem Depot in Slatinice veranschaulicht; 448

449

450

451

4 4 6

Im Falle des Fundes aus Mankovice können Zweifel hinsichtlich der wirklichen Zu­ gehörigkeit der zitierten Kreise zum Depot entstehen, denn K . J. M a i k a erwähnt sie im ursprünglichen Bericht über das Depot nicht ( C V M S O 9, 1892, 117 ff.); sie werden erst von F. P o s p i s i l ( C V M S O 32, 1920, 14) angeführt. Vgl. die entsprechende Passage in der Bestandaufnahme der schleslschen Depots, wo auch die dokumentarische Literatur angeführt ist. Auch V . P o d b o r s k y , S P F F B U E 12, 1967, 9. J. S c h r ä n i l , Vorgeschichte, 103; St. F 011 i n y, Karpatenbecken, 22 ff.; K . T i h e l k a , PA X L I V , 1953, 261. Diese mit den Armringen des Karpatenhorizonts von Koszider verwandten Formen treten in Mähren bereits im B B / C auf (Tucapy, Pfedmosti, Hulin, Hodonice) und dauerten offensicht­ lich bis in den Beginn der Urnengräberfelder weiter, wie ihre Anwesenheit Im Depot von Mankovice beweist, die wir in einer Reihe von Zusammenhängen in den Horizont von Drslavice (BD—HAj) verlegten; vgl. hierzu M . J a s k o v ä, Manuskript einer Diplomarbeit I, 123 ff. Im Karpatenkessel dauern diese Formen noch bis in die späte Bronzezelt fort (S. G a l l u s T. H o r v ä t h , Un peuple cavalier, Taf. X X I V ; O. K y t l i c o v ä , P A X L V I , 1955, 6 0 - 6 1 ) , und ähnlich verhält es sich auch im böhmischen Depot in Zäluzi (E. N e u s t u p n y PA LVI-1, 1965, Abb. 8). A. G o t t w a l d , Rocenka Prostejov 3, 1926, 19, Abb. 9: 2. V. H a v e l k o v ä , C V M S O 3, 1891, Abb. auf S. 90 (deponiert in V M O , Inv. Nr. 3699) 4 4 7

4 4 8

4 4 9

4 5 0

4 5 1

138

dieses Stück ist bereits aus einem d ü n n e n Reifen zusammengedreht, trägt eine Mittelrippe, aber noch Rosetten an den Enden. In den zahlreichen lokalen Varianten erscheint die jüngste Variante des Spiralarmbandes in zahlreichen Gebieten Mitteleuropas, was einen Beweis nicht nur für die allgemeine Beliebt­ heit, sondern wahrscheinlich auch für die lokale Produktion in vielen Ländern liefert. Dieser letztgenannte Typ verträgt aber keine genaue Datierung. Im Elbe —Oder-Bereich wird er rahmenartig in die I V . bis V . Periode datiert, wobei ihn G. Kossinna einst als relativ älter ansah als die i n die V . Periode gehörenden Armbänder des skandinavischen Gebietes. Die mährischen Spi­ ralarmbänder der besprochenen Periode gehören durchwegs zu den Depots der Lausitzer Kultur des Horizontes Kfenüvky im weiteren Sinn des Wortes: im Depot 3 und 4 in Stramberk, im Depot in Kfenüvky, Malhostovice und Z a stävka (Taf. 6: 7, 8, 7: 13, 9: 4, 5, 12: 6, 7, 14: 15, 16) treffen sie mit typischen Gegenständen des Beginns der späten Bronzezeit ( H B | ) zusammen; das Depot in Dubany könnte — wie ich bereits bei verschiedenen Gelegenheiten erwähnte — auch etwas älter sein, während die beiden Armbänder aus dem De­ pot in Zädvefice (Taf. 38: A : 1, 9 ) , die von typischen späten Streifenarmringen mit Ritzverzierung begleitet werden, ein Fortleben dieses Schmuckstücks in un­ veränderter Gestalt bis in den späten H B hinein beweisen. Die übrigen mäh­ rischen Funde von Spiralarmbändern (größtenteils handelt es sich um Zufalls­ funde oder um Überbleibsel von Depots) aus Biskupice bei Olomouc und aus Brnicko tragen nicht direkt zur Datierung bei. 402

453

4,14

4 5 5

Armbänder Der allgemein verbreitete Typ des Armbandes aus dem Beginn der späten Bronzezeit (von Bayern über Siebenbürgen, von Südpolen bis Slowenien) ist die aus einem massiven Bandstäbchen i n Form des Buchstabens C umgebogene Form. Der bandförmige Körper des Armbandes kann an der Dorsalseite etwas ausgewölbt sein (D-profil); oft zeigt er Spuren von Abnützung (Abtrieb der Kanten), seine Enden können etwas nach außen hervortreten oder stören nicht die kontinuierliche Linie des Grundrisses; diese Form ist oval bis kreisrund, selten berühren sich die Enden des Armbandes, ausnahmsweise greifen sie auch über­ einander hinaus. Die Oberfläche ist immer mit konstanten Ziernormen ge­ schmückt (vgl. Abb. 24), die sich ständig wiederholen. 'Die Versuche, diese Arten der Verzierung für eine relative Chronologie heranzuziehen (E. Sprockhoff, M . Hell, H . Müller-Karpe) wurden von J. Rihovsky gewürdigt, der für H A bis H B i ihre Zwecklosigkeit nachwies. Die Abweichungen in der Verzie­ rung zwischen den Armbändern der gerade besprochenen Periode und jenen der 456

/

53

' G. K o s s i n n a , Mannus 8, 1917, 53; auch J. K o s t r z e w s k i , Wielkopolska 1955, 110, 121; W i . S z a f r a n s k i , Skarby, 66. Auf das Fortleben der spiralenartigen Armbjjnder bis in den späten H B verwies bereits am Beispiel des Depots aus Lzovice J. F i 1 i p (Popelnicovä pole, 70, 84). Auch in Schlesien tauchte das spiralenartige Armband mit abgeschnittener Mittelrippe noch in den Komplexen der V. Periode auf (H. S e g e r, Schles. Vorzeit in Bild und Schrift N F 4, 1907, Abb. 4 0 - 4 7 ; ibidem 9, 1928, 7 ff., Abb. 4). M M Brno, Inv. Nr. Pa 10009/39. '' Z. T r n ä c k o v ä , AR 15, 1963, 83. '.äs LVII-2, 1966, 498-499. 4 5 3

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— 1 — !> — Ofechov, Grab 4; 6 — 8 — Klentnice, aus Grabern

Taf. 66 — 1—7

— Tlsetice, Grab 2; 8 —11

— Neslovice-Zbysov, aus Gräbern

Taf.

67



Stramberk-Kotouc, große Ringe aus

Depot

4

Taf. 68

— Stramberk-Kotouc, Diadem aus Depot 4

T a i . 69

— Stramberk-Kotouc,

1 - 1 6 — Brillenverzierungen aus

Depot 2; 17

— Zufallsfund

Taf.

70

— 1—3 — Stramberk-Kotouc, kleine Gefäße vom Typus Stramberk aus Depot 4; 4, 9, 10 — kleine Gefäße vom Typus Jenisovice-Kirkendrup aus Depot 2; 5 — 8 — Kfenüvky, kleine Gefäße vom Typus Jenisovice-Kirkendrup aus dem D^pot

Taf. 71 -

1 -

Kufim;

2 -

Ovalno

Taf. 72

— 1 — Salas; 2 — Smrzice; 3 — Dolany

Taf. 73

— 1 — Stramberk-Kotouc, Depot 4; 2 — Stramberk-Kotouc, Depot 3 — Kfenüvky, Depot

3;

Taf.

74

— 1 — Vlcnov, Depot; 2

— Sazovice, Depot; 3 — Opava-Katefinky,

Depot

Taf. 75

-

1

— Stramberk-Kotouc, Depot 2; 2, 3

— K r e n ü v k y , Depot

Taf. 77 — 1—11

— Domamyslice, aus Gräbern; 12 — Pteni; 13 — Horka n. M . 14 — Unicov-Benkov; 15 — Zelechovice

T a i . 78 -

1, 2, 4 - 7

-

Brno-Obfany; 3 -

Kfepice

Taf.

79

— Domamyslice, Keramik aus

Gräbern

der

schlesischen

Kultur

Taf. 80 — Schlesische Keramik aus verschiedenen Gräberfeldern: 1, 3 — Domamyslice; 2 — Uncovice; 4, 7 — Urcice; 5 — K r u m s i n ; 6 — Celechovice; 8 — Slatinky; 9 — Unicov

TaE. 81 — Jüngere schlesische K e r a m i k aus verschiedenen Gräberfeldern: 1, 3 — H o r k a n. M . 2 — Podhradi; 4 — Pfedmosti; 5 — Urcice; 6 — Slatinky; 7 — Celechovice; 8 — Brno-Obfany; 9 — K r u m s i n

Taf.

82 — Schlesische K e r a m i k aus verschiedenen Gräberfeldern: 1, 2 — Horka n. M . 3, 6 — Domamyslice; 4 — Brno-Zidenice; 5 — Posloupky; 7 — Mohelnice; 8, 10 — Moravskä H ü z o v ä ; 9 — Unicov-Benkov

T a l . 83

—• Imipnverzierung schlesischer Schalen: 1, 7 — H o r k a n. M . ; — 2, 9 — K r u m s i n ; 3, 4, 6 — Domamyslice; 5 — Pteni; 8 — Postoupky

Taf. 84

— Brno-Obfany,

Podoler und schlesische Keramik aus und den Gräbern

der dortigen

Siedlung

Taf. 85

— P o d o l i , Podoler Keramik vom

Gräberfeld

Taf. 86 — Podoler Keramik aus verschiedenen Lokalitäten Südmährens: 1, 8 — Kfepice; 2 — Vicemilice; 3, 7 — Velatice; 4 — Brodek; 5 — Moravsky K r u m l o v ; 6 — Znojmo-Hradiste

Taf.

87 — Amphorenartige Vorratsgefäße der Podoler K u l t u r : 1, 3 — Brno-Obfany; 2 — Kfepice; 4 — Kobylnice

Taf. 88 — Amphorenartige Vorratsgefäße der Althoräkover K u l t u r : 1 — Neslovice-Zbysov; 2, 4 — Velke Hosterädky — Skfipov; 3 — Oslavany

Taf. 89

— Altplatenicer

Keramik: 1 — Babice; 2 — 9 — Urcice-Kumberky, aus

Gräbern

T a l . 90 — Althoräkover Keramik: 1, 2 — Brankovice; 3 — 8 — Dukovany, aus Gräbern; 9 — 14 — Bfeclav, aus Gräbern aus Alt-Bfeclav; 15 — Bfeclav, Hügelgrab (?)