Germanien an der Zeitenwende: Studien zum Kulturwandel beim Übergang von der vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit in der Germania Magna 9781407327914, 9781841718057

The present study concentrates on the question whether the time around the birth of Christ was a period of change for an

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German Pages [477] Year 2005

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Inhalt
Vorwort der Herausgeber
Vorwort
I. Einleitung
II. Die relative Chronologie des Übergangs von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit in der Germania Magna
III. Fibelformen der „Übergangszeit“
IV. Fragen der absoluten Chronologie
V. Ausgewählte Fundgruppen
VI. „Germanien an der Zeitenwende“ - Zusammenfassende Überlegungen
VII. Summary
VIII. Fundlisten
IX. Literaturverzeichnis
X. Tafeln 1-94
XI. Tabellen 1-27
XII. Karten 1-26
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Germanien an der Zeitenwende: Studien zum Kulturwandel beim Übergang von der vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit in der Germania Magna
 9781407327914, 9781841718057

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BAR S1360 2005

Germanien an der Zeitenwende

VÖLLING

Studien zum Kulturwandel beim Übergang von der vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit in der Germania Magna

Thomas Völling GERMANIEN AN DER ZEITENWENDE

Herausgegeben von

Holger Baitinger, Alexandru Popa und Gabriele Rasbach

BAR International Series 1360 2005 B A R

Germanien an der Zeitenwende Studien zum Kulturwandel beim Übergang von der vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit in der Germania Magna

Thomas Völling

Herausgegeben von

Holger Baitinger, Alexandru Popa und Gabriele Rasbach

BAR International Series 1360 2005

ISBN 9781841718057 paperback ISBN 9781407327914 e-format DOI https://doi.org/10.30861/9781841718057 A catalogue record for this book is available from the British Library

BAR

PUBLISHING

Inhalt Vorwort ........................................................................................................................................... 1 I.

Einleitung ........................................................................................................................................ 2

II.

Die relative Chronologie des Übergangs von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit in der Germania Magna ............................................................. 6 A. Die Chronologie im nordwestlichen Deutschland .............................................................. 7 1. Die niederrheinische Gruppe .................................................................................... 8 2. Das Gräberfeld von Petershagen-Lahde ............................................................... 10 3. Die relative Chronologie im westlichen Germanien ........................................... 11 B. Die relative Chronologie in Mainfranken ........................................................................... 13 C. Böhmen .................................................................................................................................... 15 1. Das Gräberfeld von Tišice ...................................................................................... 16 2. Das Gräberfeld von Dobřichov-Pičhora .............................................................. 17 3. Die relative Chronologie in Böhmen .................................................................... 19 D. March-Donau-Gebiet ............................................................................................................ 20 1. Die mährisch-niederösterreichische Gruppe ....................................................... 21 2. Die burgenländische Gruppe .................................................................................. 23 E. Die relative Chronologie in der Südwestslowakei ............................................................. 24 F. Mittelelb-Saale-Gebiet ............................................................................................................ 30 1. Die Gräberfelder von Großromstedt und Schkopau ......................................... 32 2. Das Gräberfeld von Brücken ................................................................................. 38 3. Das Gräberfeld von Kleinzerbst ............................................................................ 39 4. Das Gräberfeld von Wahlitz ................................................................................... 41 5. Die relative Chronologie im Mittelelb-Saale-Gebiet ........................................... 43 G. Die relative Chronologie im Havel-Spree-Gebiet ............................................................. 44 H. Niederelbe ............................................................................................................................... 47 1. Das Gräberfeld von Harsefeld ............................................................................... 48 2. Das Gräberfeld von Wiebendorf ........................................................................... 49 3. Die relative Chronologie im Gebiet der Niederelbe ........................................... 51 I. Westliches Ostseegebiet .......................................................................................................... 53 1. Jütland ........................................................................................................................ 53 2. Die dänischen Inseln ................................................................................................ 60 3. Die relative Chronologie der dänischen Gruppen .............................................. 62 J. Skandinavien ............................................................................................................................. 63 1. Norwegen .................................................................................................................. 63 2. Bornholm ................................................................................................................... 66 3. Gotland ...................................................................................................................... 69 4. Die relative Chronologie Skandinaviens ............................................................... 72 III

K. Die Chronologie im östlichen Mitteleuropa ...................................................................... 73 1. Hinterpommern und unteres Weichselgebiet ...................................................... 73 a. Das Gräberfeld von Rondsen-Rzadz ................................................................ 74 b. Die Gräberfelder von Niemica und Warszkowo ............................................ 78 c. Die relative Chronologie in Hinterpornmern und dem Unterweichselgebiet .................................................................................. 79 2. Oder-Warthe-Weichsel-Gebiet ............................................................................... 81 a. Die Gräberfelder von Wesołki ........................................................................... 81 b. Die relative Chronologie im Oder-Warthe-Weichsel-Gebiet ....................... 85 3. Die Poieneşti-Lukaševka-Gruppe .......................................................................... 86 L. Zusammenfassung und Horizontierung ............................................................................. 89 III.

Fibelformen der „Übergangszeit“ ............................................................................................. 96 A. Fibeln der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit .............................................................. 97 1. Beltz Variante J ......................................................................................................... 97 2. Kostrzewski Variante H ........................................................................................ 102 3. Kostrzewski Variante K ........................................................................................ 104 4. Rechteckfibeln ........................................................................................................ 110 5. Geschweifte Fibeln Almgren 18 .......................................................................... 114 a. Fibeln Almgren 18a ........................................................................................... 114 b. Geschweifte Fibeln Almgren/Glüsing 18b ....................................................... 118 6. Geschweifte Fibeln mit oberer Sehne Kostrzewski Variante M ..................... 120 7. Geschweifte Fibeln mit innerer Sehne Kostrzewski Variante N .................... 124 B. Fibeln der älteren römischen Kaiserzeit ........................................................................... 129 1. Almgren 19a ............................................................................................................ 129 2. Almgren 22 .............................................................................................................. 134 3. Almgren 2 ................................................................................................................ 137 a. Almgren 2a .......................................................................................................... 137 b. Almgren 2b ......................................................................................................... 140 4. Almgren 67 .............................................................................................................. 143 a. Almgren 67a ........................................................................................................ 143 b. Almgren 67b ....................................................................................................... 146

IV.

Fragen der absoluten Chronologie ......................................................................................... 149

V.

Ausgewählte Fundgruppen ...................................................................................................... 157 A. Bewaffnung - Überlegungen zu Waffenopfer und Waffenbeigaben ........................... 157 1. Schwerter ................................................................................................................. 167 2. Schilde und Schildschmuckscheiben ................................................................... 171 3. Sporen ...................................................................................................................... 175 a. Dreikreisplattensporen ....................................................................................... 175 b. Stuhlsporen mit kreisförmigen Nietplatten .................................................... 178

IV

B. Kulte ....................................................................................................................................... 181 1. Der Fibeldepotfund von Bad Pyrmont ............................................................... 181 2. Gefäßdeponierungen ............................................................................................. 185 C. Tracht ..................................................................................................................................... 188 1. Lochgürtelhaken ..................................................................................................... 188 D. Römische Gefäße in der Germania Magna ..................................................................... 194 1. Bronzegeschirr in römischen Militäranlagen ...................................................... 195 2. Bronzegeschirr in der Germania Magna als möglicher Indikator der Romanisierung ............................................................................................................ 199 3. Ausblick ................................................................................................................... 208 E. Siedlungswesen ..................................................................................................................... 209 1. Das Rheinmündungsgebiet – Germanen innerhalb der römischen Provinz ........ 213 2. Westfalen ................................................................................................................. 222 3. Südliche Nordseeküste .......................................................................................... 226 F. Exkurs zu Ernährung und Landwirtschaft in Niedergermanien ................................... 231 1. Ernährung in Niedergermanien ........................................................................... 231 2. Landwirtschaft ........................................................................................................ 237 VI.

„Germanien an der Zeitenwende“. Zusammenfassende Überlegungen .......................... 241 „Germanien an der Zeitenwende“ - auch eine „Zeit der Wende“ für Germanien? ....... 241

VII.

Summary ..................................................................................................................................... 245

VIII.

Fundlisten ................................................................................................................................... 249

IX.

Literaturverzeichnis ................................................................................................................... 295

X.

Tafeln 1-94

XI.

Tabellen 1-27

XII.

Karten 1-26

V

VI

Vorwort der Herausgeber Wenn eine Studie, die bereits vor mehr als zwölf Jahren abgeschlossen wurde, in nahezu unveränderter Form der Fachwelt vorgelegt wird, dann bedarf dies einer näheren Begründung. Thomas Völling ist mit dieser Arbeit im Wintersemester 1992/93 an der Ludwig-Maximilians-Universität zu München promoviert worden. Berufliche Verpflichtungen in Olympia und später am Institut für Klassische Archäologie der Universität Würzburg hinderten ihn jedoch daran, seine Dissertation zu veröffentlichen; immerhin konnte das Kapitel III in überarbeiteter Form als Teilabdruck im Jahre 1995 erscheinen1. Demselben Thema, den Fibelformen am Übergang von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren Kaiserzeit, widmete sich Völling nochmals im Rahmen der Tagung „100 Jahre Fibelformen nach Oscar Almgren“; in dem posthum erschienenen Tagungsband finden sich auch Nachträge zu den in Kap. VIII abgedruckten Fibelfundlisten2. Einen Auszug aus Kapitel V, der sich mit dem Thema „Waffenopfer und Waffenbeigabensitte in der frühgermanischen Welt“ auseinandersetzt, veröffentlichte der Autor 1998 in der Festschrift für seinen akademischen Lehrer Georg Kossack3. Der kurze Abschnitt über die Stuhlsporen mit kreisförmigen Nietplatten fand Eingang in einen bereits 1993 erschienenen Aufsatz in der Zeitschrift „Archaeologia Austriaca“4. Das übrige Manuskript blieb dagegen ungedruckt, und das obwohl Thomas Völling die feste Absicht hatte, es baldmöglichst in überarbeiteter Form zu veröffentlichen. Sein tragischer und viel zu früher Tod am 3. August 2000 – nur eine Woche vor seinem 38. Geburtstag – machte diese Absicht aber mit einem Schlag zunichte5.

TH. VÖLLING, Studien zu Fibelformen der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und ältesten römischen Kaiserzeit. Ber. RGK 75, 1994, 147-282. 2 TH. VÖLLING, Die Fibeln Almgren Fig. 2, 18, 19 und 22. In: J. Kunow (Hrsg.), 100 Jahre Fibelformen nach Oscar Almgren. Internat. Arbeitstagung 25.-28. Mai 1997 Kleinmachnow, Brandenburg. Forsch. Arch. Land Brandenburg 5 (Wünsdorf 1998 [2002]) 39-51. 3 P. SCHAUER (Hrsg.), Archäologische Forschungen in urgeschichtlichen Siedlungslandschaften. Festschrift Georg Kossack. Regensburger Beitr. Prähist. Arch. 5 (Regensburg 1998) 559-577. 4 TH. VÖLLING, Sporen aus Ringelsdorf, Niederösterreich. Arch. Austriaca 77, 1993, 105-111. 5 Nachrufe: G. KOSSACK, Thomas Völling zum Gedenken (10. 8. 1962 - 3. 8. 2000). Prähist. Zeitschr. 76, 2001, 6-9; H. BAITINGER, Arch. Nachrbl. 5, 2000, 456 f.; U. SINN, Nikephoros 13, 2000, 313 f. 1

Bei der Sichtung des wissenschaftlichen Nachlasses stellten wir uns die Frage, wie mit diesem Werk zu verfahren sei. Wir kamen zu der einhelligen Meinung, dass nur eine Vorlage der Arbeit in der Fassung in Frage kommt, wie sie Thomas Völling als Dissertation eingereicht hat. Eine Überarbeitung der Studie erschien ebenso ausgeschlossen wie ein „Auskoppeln“ einzelner Abschnitte, die uns als besonders wertvoll erschienen, etwa des Kapitels II, in dem die Inventare frühgermanischer Gräberfelder zwischen mittlerer Donau und Skandinavien auf ihre Zeitstellung hin analysiert, in Belegungsetappen untergliedert und durch Leitformen weiträumig horizontiert werden. Den möglichen Kritikpunkt, bei einer vollständigen Vorlage anderweitig bereits publizierte Abschnitte nochmals abzudrucken, glaubten wir dabei in Kauf nehmen zu können. Dem einmal gefassten Entschluss stellten sich freilich alsbald Schwierigkeiten entgegen, weil sich herausstellte, dass die vorhandenen Datenträger, auf denen das Manuskript gespeichert war, nicht mehr lesbar waren. Aus diesem Grund erwies es sich als unumgänglich, die Arbeit einzuscannen und dabei entstandene Fehler mühsam zu beseitigen. Mit den Abbildungen wurde ebenso verfahren, was mitunter Abstriche bei der Qualität zur Folge hat, die wir glauben verantworten zu können, weil sie alle bereits anderweitig veröffentlicht worden sind. Nach dem Jahr 1992 erschienene Literatur konnte ebenfalls nicht mehr nachgetragen werden, mit Ausnahme einiger weniger Arbeiten, die Thomas Völling selbst als im Druck befindlich zitiert hat, insbesondere seine eigene, im Jahre 1995 erschienene Magisterarbeit über das kleine frühgermanische Gräberfeld von Aubstadt im Grabfeld6. Unsere Idee, die Dissertation von Thomas Völling posthum zu veröffentlichen, fand zu unserer Freude in der Kollegenschaft ein sehr positives Echo. Ganz besonders danken möchten wir an dieser Stelle Lisa Völling, die uns die Arbeit ihres verstorbenen Mannes zu treuen Händen anvertraut hat, und Georg Kossack, der unser Vorhaben unterstützte. Er, der akademische Lehrer von Thomas Völling, hatte uns fest zugesagt, einen einleitenden Text für diese Publikation zu verfassen, in dem die Entstehungsgeschichte und Bedeutung der Studie gewürdigt werden sollten. Sein unerwarteter Tod am 17. 10. 2004 hat dieses Vorhaben zu unserem großen Bedauern vereitelt. Herzlich danken möchten wir an dieser TH. VÖLLING, Frühgermanische Gräber von Aubstadt im Grabfeldgau (Unterfranken). Materialh. Bayer. Vorgesch. A 67 (Kallmünz/Opf. 1995). Vgl. hierzu neuerdings B. STEIDL, Neue frühkaiserzeitliche Gräber aus Aubstadt. VORZEITung 19, 2002/03, 42 f. 6

VII

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Stelle außerdem Janine Fries-Knoblach, der die Übersetzung des Schlusskapitels ins Englische verdankt wird, und Siegmar von Schnurbein, dem ersten Direktor der RömischGermanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts in Frankfurt am Main, der in großzügigster Weise den Wiederabdruck von Abbildungen und Karten gestattete, die im 75. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission publiziert worden sind. Jürgen Köhler sind wir für die Nachbearbeitung der Karten zu Dank verpflichtet.

Es muss an dieser Stelle nochmals betont werden, dass der Autor die Absicht hatte, sein Werk für den Druck zu überarbeiten. Wenn dies nicht mehr geschehen konnte, weil es das Schicksal verhindert hat, so mag der geneigte Leser die eine oder andere Unzulänglichkeit in Kauf nehmen, die Thomas Völling sicherlich getilgt hätte. Möge dieses Werk das Andenken an einen liebenswerten Menschen und Archäologen aus Leidenschaft aufrecht erhalten!

Frankfurt am Main, im Februar 2005 Holger Baitinger, Alexandru Popa, Gabriele Rasbach

VIII

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Vorwort Die Verschiedenheit unserer Meinungen kommt nicht daher, daß die einen mehr Vernunft haben als die anderen sondern lediglich daher, daß unsere Gedanken verschiedene Wege gehen und wir nicht alle dieselben Dinge betrachten. Descartes Die Untersuchung zu „Germanien an der Zeitenwende“ geht der Frage nach, wie sich der Übergang von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit innerhalb der germanischen Welt vollzog. Kontinentaleuropa erlebte zu jener Zeit eine Vielzahl tief greifender Veränderungen zu denen auch großräumige Bevölkerungsverschiebungen gehörten. In deren Folge gelangte das nördliche Barbaricum erstmals in den Gesichtskreis der antiken Hochkulturen. Zwischen spätkeltischer Kultur, die in der „Oppidazivilisation“ einen letzten Höhepunkt erlebte, und dem Ausgreifen römischer Macht über die Alpen zuerst nach Nordwesten ins keltische Gallien, später auch über den Rhein nach Osten, erwuchs mit den Germanen eine neue Gruppierung aus jener kelto-skythischen Bevölkerung, die nach gängiger antiker Ethnographie den nördlichen Rand der bekannten Welt bewohnte. In der Auseinandersetzung mit Kelten und Römern empfing jene „neue“ Gruppe zahlreiche Anregungen, die sich in der materiellen Kultur wie im ideellen Handeln niederschlugen. Am Bewusstsein der Andersartigkeit jener Gegner erwuchs wohl schließlich auch ihre eigene Identität.

Mit Abschluss dieser Untersuchung gilt es, der Studienstiftung des Deutschen Volkes, vertreten durch meinen Betreuer Dr. M. Brocker, Bonn-Bad Godesberg, und meinen Vertrauensdozenten in München Prof. Dr. B. Parelgis, zu danken, deren Promotionsstipendium mir in den Jahren 1990 bis Mitte 1992 die uneingeschränkte Beschäftigung mit meiner Dissertation erlaubte. Vor allem aber weiß ich mich meinem Doktorvater Prof. Dr. G. Kossack zu Dank verpflichtet, dessen umsichtige Betreuung mich mit Rat und Tat begleitete, womit die Arbeit zugleich auch ein Spiegel dessen wird, was ich in München bei ihm in Vorlesungen, Seminaren und im persönlichen Gespräch lernen durfte. Manche Anregungen, die in diese Arbeit eingeflossen sind, verdanke ich meinen Münchner Kommilitonen, von denen ich St. Demetz, G. Wieland und D. Wirts nennen möchte. Meinem Vater danke ich für seine Mithilfe bei der oft mühsamen Korrekturarbeit. Während meiner langen Studienzeit erfuhr ich stetige materielle wie ideelle Unterstützung durch meine Eltern. Ihnen möchte ich ebenso herzlich Dank sagen wie meiner Frau, die mir besonders in der Endphase meiner Arbeit in vielfältiger Weise half.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

I.

Einleitung

„Die Germanen genießen zum Frühstück gliederweise gebratenes Fleisch und trinken dazu Milch und den Wein ungemischt.“ Mit dieser wenig schmeichelhaften Charakterisierung treten die Germanen aus dem Dunkel der Vorgeschichte in das zunächst noch matte Licht schriftlich überlieferter Geschichte. Poseidonios aus Apamea in Syrien1 beschreibt in seinem 30. Buch der Historien Eigenheiten der Germanen. Dieses früheste Literaturzeugnis, dessen Überlieferung Athenaios verdankt wird2, einseitig und nur bruchstückhaft erhalten, ist dennoch von einzigartigem Wert, weil es als älteste gesicherte Erwähnung des Germanennamens gelten kann. Poseidonios bezeichnete damit Grenznachbarn der Kelten auf dem rechten Rheinufer, ohne allerdings eine genauere Vorstellung über deren räumliche Ausdehnung zu haben3.

neu gewonnenen Provinz auch durch die ethnischen Unterschiede der Anwohner zu rechtfertigen: linksrheinisch Kelten, rechtsrheinisch Germanen6. Mit dieser Trennung befand er sich teilweise im Widerspruch zu seinen eigenen Angaben in den Commentarii, denn zumindest am Niederrhein befanden sich Gruppen, die als germanisch verstanden wurden und westlich des Flusses wohnten7, während andererseits keltische Gruppen den rechtsrheinischen Mittelgebirgsraum besiedelten8. Doch trotz der Problematik dieses zweischichtigen Germanenbildes veränderte sich mit der von Caesar konstruierten Völkerscheide das bislang akzeptierte antike Bild der barbarischen Welt einschneidend. Galt der Norden seit den Berichten des Herodot zwischen Kelten und Skythen aufgeteilt, kam mit den Germanen in der Mitte zwischen diesen eine neue große Gruppe hinzu. Caesar gebrauchte damit als Erster den Landesnamen Germania und setzte ihn für eine geographisch-politische Einheit9. Aus dem Namen einer (?) Gruppierung am Mittelrhein war ein territorialer Begriff geworden, dem überregionale Qualität zuwuchs.

Ältere historische Nachrichten nennen bereits bedeutend früher Völkerschaften des Nordens, die zur Gruppe der Germanen gezählt werden können, etwa Bastarnen und Skiren, die um 200 v. Chr. vor Olbia erschienen, oder Kimbern und Teutonen, die zwischen 113 und 101 v. Chr. über die Alpen Zugang nach Oberitalien zu erzwingen suchten. Weil sich diese Stämme aber nicht selber Germanen nannten und beim damaligen Stand der ethnographischen Kenntnis nur zwischen „Skythen“ im Osten und „Kelten“ im Westen unterschieden wurde, sind diese Stämme von den antiken Historikern erst sehr viel später als den Germanen zugehörig erkannt worden4.

Den Beschreibungen Caesars spezifisch „Germanisches“ zu entnehmen, fällt schwer. Sieht man von den Unterschieden zu den Kelten in der Religionsorganisation ab, die er im „Germanenexkurs“ gleich als erstes Kriterium nennt10, herrscht der Eindruck vor, dass die

6 CAESAR, bell. Gall. I 1, 3; 2, 3; 27, 4; 28, 4; 53, 1; IV 15, 2; 16, 4; VI 9, 1. – AMENT 1984, 37 ff. 7 CAESAR, bell. Gall. II 4, 2. 10. – NORDEN 1920, 379 ff. – HACHMANN U. A. 1962, 46 ff. – H. BIRKHAN, Germanen und Kelten bis zum Ausgang der Römerzeit (Wien 1970) 181 ff. – H. VON PETRIKOVITS, Germani Cisrhenani. In: BECK 1986, 88 ff. – J. UNTERMANN, Sprachvergleichung und Sprachidentität: methodische Fragen im Zwischenfeld von Keltisch und Germanisch. In: H. Beck (Hrsg.), Germanische Rest- und Trümmersprachen. RGA2 Ergbd. 3 (Berlin/New York 1989) 211 ff. 8 CAESAR, bell. Gall. I 5, 4; VI 24, 2 f. – E. SCHWARZ, Germanische Stammeskunde zwischen den Wissenschaften (Konstanz/Stuttgart 1967) 27 ff. – K. PESCHEL, Germanen und Kelten. In: GERMANEN I, 241 ff. 9 K. KRAFT, Germania 42, 1964, 317. – KOSSACK a. O. (Anm. 4) 255. – K. PESCHEL, Die Sueben in Ethnographie und Archäologie. Klio 60, 1978, 269. – PESCHEL 1988, 167 f. – W. M. ZEITLER, Zum Germanenbegriff Caesars: Der Germanenexkurs im sechsten Buch von Caesars Bellum Gallicum. In: BECK 1986, 41 ff. 10 CAESAR, bell. Gall. VI 21, 1. – Dazu die Überlegungen von R. WENSKUS, Über die Möglichkeit eines allgemeinen interdisziplinären Germanenbegriffs. In: BECK 1986, 11, nach der die Unterteilung zwischen Galliern und Germanen auf das Urteil der Druiden als Gewährspersonen Caesars

Ausführlichere Nachrichten zu den Völkern rechts des Rheins verdanken wir C. Iulius Caesar5, deren Abfassung jedoch nicht ethnographisches Interesse, sondern konkrete politische Zielsetzung zugrunde lag. Caesar versuchte – von einem geschlossenen Keltenbild ausgehend – den Rhein als natürliche Grenze der Poseidonios aus Apamea, um 135–51 v. Chr.; zu Leben und Werk vgl. RE XXII 1 (1953) 558–826 (K. Reinhardt). – I. STARK, Poseidonios. In: Griechische und lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas I. Schr. u. Quellen der Alten Welt 37,1 (Berlin 1988) 440 f. 2 POSEIDONIOS, fr. 22 (= ATHENAIOS 4, 39 p. 153 e). – F. JACOBY, Die Fragmente der griechischen Historiker II (Berlin 1926) Nr. 87. 3 Vgl. STARK a. O. 442. – R. SEYER, Antike Nachrichten zu den germanischen Stammessitzen. Zeitschr. Arch. 2, 1968, 232 ff. – DIES. 1983, 41 ff. mit Abb. 2. 4 G. KOSSACK, Die Germanen. In: P. Grimal (Hrsg.), Der Aufbau des römischen Reiches. Fischer Weltgeschichte 7 (Frankfurt/M. 1966) 255. – SEYER 1983, 38 ff. mit Abb. 1. – HACHMANN 1975, 120 f. 5 CAESAR, bell. Gall. IV 1–3 (Sueben); VI 21–24 (Germanenexkurs). – G. DOBESCH, Caesar als Ethnograph. Wiener Humanistische Bl. 31, 1989, 16–51. 1

2

Völling, Germanien an der Zeitenwende

mag14 und sowenig sich die Bewohner jenes Gebietes in der Antike selbst als Germanen verstanden hätten, weil sie diesen Namen nicht als Selbstbezeichnung wählten und er auch in ihren Abstammungsmythen fehlt15, ist der politische Begriff Germania „für den Bereich zwischen Rhein und Weichsel zu einer historischen Realität geworden, an der wir nicht vorbeigehen können“16.

Germanen nur „durch ein mehr an Wildheit, Körpergröße und Blondheit“ von jenen zu unterscheiden seien, ihnen „sonst aber an Gestalt, Sitten und Lebensweise vergleichbar sind“, wie Strabon noch in augusteischer Zeit schrieb11. Wie verändert zeigt sich dagegen das antike Germanenbild, betrachtet man die im ersten Regierungsjahr des Trajan verfasste Germania des Publius Cornelius Tacitus. Zwar nennt auch Tacitus unterschiedliche Stämme und ihre jeweiligen Eigenheiten, doch sieht er die Menschen zwischen Rhein und Weichsel ohne Zweifel als Einheit an – „Haec in commune de omnium Germanorum origine ac moribus accepimus“, so beendet Tacitus den allgemeinen Teil seiner Arbeit12. Die Germania kann als „Kodifizierung der damaligen Zustände nach einer sehr bewegten geschichtlichen Entwicklung“ gelten, in der Tacitus Eigenständiges, Typisches und Besonderes zu einem Zeitpunkt beschreibt, „als das Werden der einzelnen Völkerschaften als abgeschlossen galt, als sie zusammengewachsen waren zu jenem geschichtlichen Gebilde, dessen innere Einrichtung sich in aller wünschenswerten Schärfe gegen die Nachbarn an den Grenzen des römischen Imperiums an Rhein und Donau sowie in den Weiten des östlichen und nördlichen Europa absetzen lassen“13.

Wir haben mit dieser historischen Skizze den zeitlichen Rahmen dieser Arbeit umschrieben und zugleich die Problematik um den antiken Germanenbegriff angedeutet. Wenn im Folgenden also von Germanen und Frühgermanen gesprochen wird, so meinen wir damit jene Völkerschaften, die rechts des Rheins zu der Zeit lebten, als Caesar den Begriff als territoriale Bezeichnung einführte. Zwar wird es auch bereits zuvor germanisch sprechende Gruppen gegeben haben, was neben dem Kimbern- oder Bastarnennamen auch der Negauer Helm mit der HarigastInschrift andeutet17, und auch im archäologischen Fundbild zeigen langfristig belegte Gräberfelder lokale Kontinuitäten an, doch bleibt es methodisch problematisch, den letztlich unscharfen Germanenbegriff auch für deutlich ältere Fundgruppen anzuwenden18. Unsere Untersuchung beginnt folglich mit Sachgut, das zu der Zeit, als Caesar sich anschickte, Gallien zu erobern, rechts des Rheins „modern“ war und dort zur Sachkultur gehörte. Als obere Zeitmarke wird aus

Aus dem noch unscharfen Germanenbild, das Caesar und Strabon, auf vergleichsweise wenige Quellen und zeitgenössische Berichte gestützt, zu zeichnen vermochten, war während dreier Generationen die Vorstellung einer geographischen, sprachlichen und kulturellen Einheit erwachsen, jedenfalls aus Sicht der antiken Ethnographie. So vieldeutig und letztlich unglücklich die römische, genauer caesarische Namenswahl „Germania“ auch aus heutiger Sicht erscheinen

Dies belegt beispielsweise die andauernde Diskussion um den Germanennamen. Siehe etwa K. KRAFT, Zur Entstehung des Namens „Germania“. Sitzungsber. Wiss. Ges. J. W. Goethe-Univ. Frankfurt 9, Nr. 2, 1970, 27 ff. – HACHMANN 1975, 122 ff. – G. DOBESCH, Zur Ausbreitung des Germanennamens. In: Pro Arte Antiqua. Festschrift H. Kenner (Wien 1982) 77 ff. – D. TIMPE, Ethnologische Begriffsbestimmung in der Antike. In: BECK 1986, 37 f. – A. A. LUND, Zum Germanenbegriff des Tacitus. In: BECK 1986, 53 ff. – DERS. in: ANRW II 33.3 (Berlin/New York 1991) 1956 ff. 15 TACITUS, germ. II 2 f.; PLINIUS, nat. hist. IV, 99 f. – D. TIMPE, Die Söhne des Mannus. Chiron 21, 1991, 69 ff. – H. WOLFRAM, Einleitung oder Überlegungen zur Origo Gentis. In: Ders./W. Pohl (Hrsg.), Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung der Bayern. Österr. Akad. Wiss., Phil.-Hist. Kl. Denkschr. 201 (Wien 1990) 27 ff. 16 R. WENSKUS in: BECK 1986, 21. 17 Dessen Alter ist freilich ungewiss. Zum Helmdepot von Obrat-Zenjak (Slowenien): M. EGG, Einige Bemerkungen zum Helmdepot von Negau. Arch. Korrbl. 6, 1976, 299 ff. – DERS., Italische Helme. Studien zu den ältereisenzeitlichen Helmen Italiens und der Alpen. Monogr. RGZM 11 (Mainz 1986) 86 f. – DERS., Italische Helme mit Krempe. In: Antike Helme. Monogr. RGZM 14 (Mainz 1988) 258 ff. („Variante Idrija“). 18 Vgl. AMENT, 1984, 40 ff. – PESCHEL 1978, 30 ff. mit Anm. 79. – DERS. 1988, 167 ff. 14

zurückgehe und mit dem Begriff „Germanen“ aus druidischer Sicht „Heiden“ gemeint seien. 11 STRABON, Geogr. 7, 1, 2 (290 C). – AMENT 1984, 37. – Zum antiken Barbarenbegriff LUND 1990, 3 ff.; 55 ff. 12 TACITUS, germ. 27, 2. – Zu Hintergründen: D. TIMPE, Die Absicht der Germania des Tacitus. In: H. Jankuhn/D. Timpe (Hrsg.), Beiträge zum Verständnis der Germania des Tacitus. Abh. Akad. Wiss. Göttingen, Phil.-Hist. Kl., 3. Folge Nr. 175 (Göttingen 1989) 106 ff. – Zu Tacitus’ Germania zuletzt A. A. LUND, P. Cornelius Tacitus’ Germania (Heidelberg 1988); dazu die Besprechungen von G. KOSSACK, Bayer. Vorgeschbl. 56, 1991, 243 ff. und K. PESCHEL, Germania 69, 1991, 479 ff. – A. A. LUND, Zur Gesamtinterpretation der Germania des Tacitus nebst einem Anhang zur Entstehung des Namens und Begriffs „Germani“. In: ANRW II 33.3 (Berlin/New York 1991) 1858–1988. – DERS., Kritischer Forschungsbericht zur „Germania“ des Tacitus. Ebda. 1989–2222 (mit zahlreicher Literatur zu den einzelnen von Tacitus angesprochenen Themen). – PERL 1990. 13 KOSSACK 1966, 299.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

vorchristliche Jahrtausend und den Beginn der neuen Ära zu solchen „Umbruchzeiten“ rechnen dürfen. In den Jahrzehnten um die Zeitenwende befindet sich Mitteleuropa in einer Phase tiefgreifender Veränderungen: das Ende der keltischen Oppida-Kultur, germanisches Vordringen von Nord nach Süd, aber auch von Ost nach West, schließlich der Griff Roms nach Gallien und die versuchte Eroberung Germaniens. Dies alles ereignete sich innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit, erfasste nach einer langen Phase scheinbarer Ruhe und ungestörter Entwicklung23 die ganze Zone nördlich der Alpen und veränderte sie vollständig. Dieser Wandel wird im archäologischen Fundgut nicht nur im Sachbesitz deutlich, sondern auch in der „geistigen Welt“, soweit dies aus Funden und Befunden erschließbar wird. Daher scheint es gerechtfertigt, von einem „Kulturwandel“ zu sprechen, wie der Untertitel der Arbeit anzeigt. Wir legen die Definition des Kulturwandels zugrunde, wie ihn B. Malinowski als „Vorgang, durch den eine Gesellschaftsordnung, d. h. ihre soziale, geistige und materielle Zivilisation, von einem Typus in einen anderen überführt wird“ beschrieb24, wenn auch die Art unserer Quellen zwangsläufig nur einen begrenzten Einblick ermöglichen. In Verbindung mit den antiken Schriftquellen scheint dennoch die Möglichkeit gegeben, dem vorgegebenen Ziel nahe zu kommen.

pragmatischen Gründen etwa die Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts gewählt und damit gut eine Generation vor die Niederschrift der Germania gelegt, doch scheint dies auch deshalb vertretbar, weil die Quellen, auf die Tacitus sich stützte, und manche Begebenheit, die er beschrieb, teilweise deutlich älter gewesen sind19 und das gegen Ende des Jahrhunderts fixierte „statische, allgemeine Zustandsbild“20 auch bereits geraume Zeit zuvor in ähnlicher Weise germanische Wirklichkeit widerspiegeln dürfte. Im Mittelpunkt der Untersuchung „Germanien an der Zeitenwende. Studien zum Kulturwandel beim Übergang von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit in der Germania Magna“ stehen die Kulturverhältnisse und die Kulturveränderungen germanischer Gruppen, soweit sie durch archäologische Quellen jener Zeit zu ermitteln sind. Was sagen die Bodenfunde zu jenen Veränderungen, von denen die antiken Autoren berichten? Archäologisches Sach- und dahinter verborgenes Ideengut der Zeitenwende läßt zahlreiche Aspekte der Kultur erkennen, die wir gegenüber Älterem als Neuerung begreifen und die in ihrer Summe einen Neubeginn auszumachen scheinen. Zu der Möglichkeit, archäologisch Veränderungen erkennen zu können, schrieb M. Hoernes einschränkend, „im Grunde genommen sehen wir nur Kulturgruppen, Zustände, Gewordenes, nicht das Werden und Entstehen“21. Ohne die Erhellung der Befunde durch schriftliche Quellen und die Möglichkeit, Fundmaterialien in möglichst kleine Zeitabschnitte gliedern zu können, bleibt diese Aussage unwidersprochen. Für Germanien an der Zeitenwende sind jedoch neben einem reichen Sachinventar auch jene beiden Faktoren vorhanden, womit gegeben scheint, „Werden und Entstehen“ deutlicher nachzuzeichnen, als es sonst für prähistorische Epochen möglich sein kann.

Weil nicht die Zustände, sondern das Geschehen, wie der kulturelle Wandel verlief und wie er sich auswirkte, beschrieben werden sollen, wird zunächst der Quellenstoff herangezogen, dessen Alter genügend genau ermittelt werden kann. Daher ist am Anfang die zeitliche Stellung einzelner Objekte innerhalb ihres jeweils regional begrenzten Umfeldes zu erklären. Durch die kombinationsstatistische Auswertung einzelner Gräberfelder können Belegungsetappen mit historischen Forschung geteilt, die von „Sattel- oder Schwellenzeiten“ spricht. Vgl. dazu auch Ferdinand Braudels Modell einer longue durée, die der französischen Annales-Historiographie zugrunde liegt. Siehe dazu die Beiträge in WIEGELMANN 1987, bes. 103 ff. (R. E. MOHRMANN, Anmerkungen zur Geschichte der Dinge). 23 Als vergleichbare ältere „Umbruchphase“ wird man den Übergang von der Späthallstatt- zur Frühlatènezeit sehen können. Auch hier zeigen sich tiefgreifende, weiträumige, z. T. radikale Veränderungen, besonders deutlich in der Kunst des „Early Style“. Die nachfolgenden Latèneperioden lassen ähnlich dynamisches Geschehen nicht mehr erkennen. Dies gilt besonders auch für die nördliche vorrömische Eisenzeit, deren Veränderung nur graduell wahrnehmbar scheint und wo auch Anregungen zu weiterreichenden Neuerungen (vgl. z. B. die vorrömischen Wagengräber und den Kessel von Gundestrup) nicht wirksam wurden und nur Episode blieben. 24 B. MALINOWSKI, Die Dynamik des Kulturwandels (Wien/Stuttgart 1951, engl. Erstausgabe New Haven 1946) 23; siehe auch S. 9 f. – SANGMEISTER 1967, 227–235.

Fassen wir prähistorische Entwicklung der Kultur nicht als rein lineare, „evolutionistische“ Abfolge auf, sondern als Wechselspiel von kurzen dynamischen, epochemachenden Umbrüchen und längeren Perioden eher statischen Verhaltens oder lediglich geringer Veränderungen22, so wird man das ausgehende erste Zu den Quellen der Germania: NORDEN 1920. – A. MAUERSBERGER, Tacitus, Germania (Frankfurt 1980 [ND der 2. Aufl. 1971]) 19 ff. – PERL 1990, 38 ff. – Allgemeines zur antiken ethnographischen Darstellung bei LUND 1990, 20 ff. 20 K. CHRIST, Historia 14, 1965, 66. 21 M. HOERNES, Archiv Anthr. N. F. 3, 1905, 240. 22 Zu dieser Vorgeschichtsauffassung: K. J. NARR, Urgeschichte der Kultur (Stuttgart 1961) 2 ff. – DERS., Einleitung. In: DERS. (Hrsg.), Handbuch der Vorgeschichte Bd. 2. Jüngere Steinzeit und Steinkupferzeit (Bern/München 1975) 27. – DERS. 1991, 2 f. – Diese Sicht wird auch von der 19

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regionalen „Hilfshorizonte“ zueinander in Beziehung setzen zu können. Sie wurden möglichst vollständig erfasst, ihre Verbreitung optisch dargestellt und ihre Zeitstellung unabhängig von der Gräberfeldanalyse durch Fundkombinationen mit anderem Trachtzubehör, meist wiederum Fibeln, seltener Gürtelzubehör, ermittelt. Dabei erwies es sich als notwendig, bisherige, auf O. Almgren, R. Beltz oder J. Kostrzewski zurückgehende Typenansprachen30 mitunter zu verändern und weiter aufzuteilen. Dies bot sich auch deshalb an, weil sich gerade die Fibeln als kurzlebig erwiesen und zudem in gut datierbaren römischen Fundkomplexen angetroffen wurden, durch die eine zeitliche Fixierung („absolute Datierung“) der relativchronologischen Horizontabfolge möglich wird.

Leitformen herausgestellt werden. Hierbei wird zu prüfen sein, inwieweit gemeinsam auftretendes Sachgut und kulturelle Ausdrucksformen auch tatsächlich in ihrem Beginn wie ihrer Verwendungsdauer als (archäologisch)25 gleichzeitig betrachtet werden können. Die Periodisierung der Sachkultur ist deshalb unabdingbare Voraussetzung und führt mit Hilfe der Leitformen zur Bildung überregional gültiger Zeitabschnitte. Damit ist die Grundlage gelegt, aus der Veränderung des Sachguts auch auf den implizierten kulturellen Wandel schließen zu können, und dies ist wiederum die Voraussetzung für alle weiteren Schlussfolgerungen. Auch dabei bleibt zu bedenken, dass „die erkenntnistheoretischen Ordnungsschemata zur Einteilung von Zeit [...] in den Geschichtswissenschaften fast immer zugleich Deutung“ sind26, und die Art, wie Zeitpunkte zur Begrenzung von Zeitintervallen („Phasen“) gesetzt werden, immer eingebunden sind in die wissenschaftlichen Vorstellungen und Traditionen, denen ein Autor angehört27. Wenn wir uns auch bemüht haben, am Sachgut Kriterien zu erkennen, welche die Festlegung von Zeitmarken gerechtfertigt erscheinen lassen, bleibt dies dennoch häufig subjektiv und in gewissem Sinne arbiträr. Absicht aber ist das Bemühen um eine sinnvolle zeitliche Gliederung der Fülle archäologischer Zeugnisse, um sie interpretieren, „analogisch deuten“28 zu können.

Veränderung von Sachgut bedeutet nicht gleichzeitig bereits kulturellen Wandel, Gegenstände sind die Indikatoren. Nach primär chronologischen Fragen werden deshalb im dritten Teil ausgewählte Fund- und Befundgruppen in ihrer kontextuellen Sicht zu deuten versucht. Auch hier sind durch das verfügbare Material Grenzen gesetzt; dennoch wurden Annäherungen angestrebt. Die gewählten Themen betreffen Waffenbeigabe und Waffenformen, Tracht und ihre Zeichenhaftigkeit, Fremdgüter und ihren Symbolgehalt, schließlich mit Siedel- und Wirtschaftsweisen zentrale Bereiche bäuerlich strukturierter Gemeinschaften. Religiöse Aspekte kommen dabei fast stets zur Sprache, weil die Gräber, aus denen wir einen Großteil der Informationen ziehen, in erster Linie religionsgeschichtliche Quellen sind31. Die getroffene Auswahl ist teils durch die Forschungslage bedingt, sonst sicher subjektiv, aber auch hier mit dem Bestreben, möglichst vielfältige Phänomene vorzustellen. Dabei war es bisweilen nötig, über den sonst gesteckten zeitlichen Rahmen hinauszugehen, um die langfristigen Veränderungen sichtbar werden zu lassen, deren Ergebnisse erst in den Jahrzehnten um die Zeitenwende sichtbar wurden oder aber die dort ihren Anfang nahmen.

Der zweite Teil der Arbeit widmet sich wichtigen Fibelgruppen der „Übergangszeit“29, die als Leitformen dienen, um die lokalen Formenabfolgen und die 25 Die Einschränkung „archäologisch gleichzeitig“ scheint notwendig, weil wir zu bedenken haben, dass selbst bei Feindatierungen kaum kleinere Einheiten als die einer Generation ermittelt werden können. Angesichts der absoluten Zeitdauer von ca. 25 Jahren bleibt somit immer noch ein eigentlich großer Spielraum. 26 R. E. MOHRMANN in: WIEGELMANN 1987, 103. 27 O. LÖFGREN, Periodisierung als Forschungsproblem. In: WIEGELMANN 1987, 91 ff. – U. VEIT, Ethnic Concepts in German Prehistory: A Case Study on the Relationship between Cultural Identity and Archaeological Objectivity. In: S. J. Shennan (Hrsg.), Archaeological Approaches to Cultural Identity. One World Archaeology 10, 1989, 35 ff. – DERS., Kulturanthropologische Perspektiven in der Urgeschichtsforschung. Saeculum 41, 1990, 182 ff., bes. 200 f. – Am Beispiel der Späthallstattzeit deutlich gemacht von M. K. H. EGGERT, Hephaistos 10, 1991, 5 ff. – DERS., Saeculum 42, 1991, 1 ff. 28 SANGMEISTER 1967, 224. 29 Der Begriff „Übergangszeit“ wurde von W. Schulz (SCHULZ 1928) geprägt; er meinte damit das gesamte Material, das dem älteren Belegungsabschnitt von Großromstedt entsprach. – Zur Forschungsgeschichte SEYER 1976, 13 ff. Im Folgenden wird der Begriff synonym für die Zeit der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. und die 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. verwendet („um die Zeitenwende“).

Den Abschluss der Arbeit bildet schließlich der Versuch, den archäologischen Befund und dessen Deutung mit den in antiken Schriftquellen überlieferten Geschehnissen und Beschreibungen zu vergleichen und, wo möglich, zu verbinden und damit von archäologischer Seite einen Beitrag zu „Germanien an der Zeitenwende“ zu geben.

ALMGREN 1923. – BELTZ 1911. – KOSTRZEWSKI 1919, 12–41. 31 U. VEIT, Des Fürsten neue Schuhe – Überlegungen zum Befund von Hochdorf. Germania 66, 1988, 162 ff. 30

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II.

Die relative Chronologie des Übergangs von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit in der Germania Magna

In einer grundlegenden Studie zur nordischen Eisenzeitchronologie hat O. Montelius neben der Gliederung des Fundstoffs richtungsweisende methodische Wege aufgezeigt, die auch nahezu 100 Jahre später nichts an Aktualität verloren haben. Um die zeitliche Abfolge des Fundgutes bestimmen zu können, empfahl er, „zuerst mit Hilfe der Typologie und der Fundumstände die relative Chronologie zu ermitteln, d. h. die aufeinander folgenden Perioden auszuscheiden, wobei es natürlich wünschenswert ist, dass diese Perioden so zahlreich und folglich so kurz sind, als mit nötiger Sicherheit nur irgend zu vereinigen ist“32.

aber dennoch Nachfolger fand38 und sich letztlich durchzusetzen vermochte, denn seine Unterteilungen sind trotz der methodischen Probleme noch immer Grundlage der Chronologie der römischen Kaiserzeit. Der Verzicht auf überregionalen Vergleich mit einheimischen Kleinfunden mag auch deshalb verwundern, weil sowohl für die vorangehende jüngere vorrömische Eisenzeit39 als auch für die nachfolgende jüngere römische Kaiserzeit40 eine solche synoptische Zusammenschau besteht. Doch anders als diese beiden Arbeiten behandelt die vorliegende Untersuchung eine „Übergangszeit“ zwischen zwei Epochen. Mit dieser Studie wird versucht, eine vergleichende Chronologie der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit sowie der ältesten Kaiserzeit, also des Abschnitts um die Zeitenwende, mit Hilfe der Grabfunde zu entwerfen. Zunächst werden Belegungsabfolgen ausgewählter Gräberfelder (Karte 1) mittels Kombinationstabellen41 und Planigraphie42 erstellt, die durch regionales Fundmaterial ergänzt werden. Die Anwendungsmöglichkeiten der Methoden sind vom Quellenstand abhängig, der sehr ungleich sein kann. Wo größere Friedhöfe fehlen, wurden auch geschlossene Grabfunde unterschiedlicher Fundorte zusammengefasst, und wo selbst dies nicht möglich war, sind auch typologische Erwägungen zu einzelnen Objekten für die Bestimmung der Zeitstellung entscheidend gewesen. Diese lokal begrenzten „Feinchronologien“ werden in den jeweiligen Regionen durch „Hilfshorizonte“43 zusammengefasst und durch ausgewählte Leitformen

Es hat in der Folgezeit nicht an erfolgreichen Versuchen gemangelt, dies umzusetzen. Als H. J. Eggers 1955 schrieb, dass „die relative Chronologie der römischen Kaiserzeit in allen wesentlichen Punkten als gesichert gelten kann“33, war diese optimistische Beurteilung zwar einerseits gerechtfertigt, weil die Abfolge des Formengutes in seinen Tendenzen sicher schien, doch blieben andererseits noch immer viele Fragen offen, definierte man die einzelnen Leitformen enger als bisher und versuchte man die Funde zeitlich genauer zu fassen, um sie mit überliefertem historischem Geschehen zu verknüpfen34. Mit wachsendem kaiserzeitlichem Fundmaterial sind auch modifizierte, verfeinerte Abfolgen für die jeweiligen Regionen erarbeitet worden, wobei man die alten, von O. Tischler eingeführten Bezeichnungen35 meist beibehielt, was nicht selten zu deutlichen Differenzen führte36. Trotz – oder vielleicht auch wegen37 – der älterkaiserzeitlichen Materialfülle fehlt jedoch ein Versuch, die regionalen Formenabfolgen durch überregionalen Vergleich und ausgewählte Leitformen aufeinander zu beziehen und miteinander zu vergleichen. H. J. Eggers wählte seinerzeit als zeitbestimmende Leitfunde Metall- und Glasgefäße römischer Herkunft, was zwar wiederholt heftig kritisiert wurde,

Jüngere „Importarbeiten“ (in Auswahl): J. WIELOKontakty Noricum i Pannonii z ludami północnymi (Wrocław u. a. 1970). – KUNOW 1983; dazu auch J. GORECKI, Bonner Jahrb. 189, 1989, 685–695. – LUND-HANSEN 1987. – BERKE 1990. – Zur Kritik an Eggers bes. G. EKHOLM, Jahrb. RGZM 4, 1957, 119 ff.; G. KÖRNER, ebda. 4, 1957, 108 ff.; BERKE 1990, 6 ff. 39 HACHMANN 1960. 40 GODŁOWSKI 1970. 41 Vgl. zum Vorgehen: H. HINGST, Erfahrungen im Umgang mit Kombinationstabellen. Hammaburg N. F. 3/4, 1976/77, 23 ff. – Zur Kritik an der Arbeit mit Kombinationstabellen: BOOSEN 1977, 54 ff. 42 Planigraphie wird hier in Anlehnung an ALBRECTSEN 1971, 207 anstelle des Ausdrucks „horizontale Stratigraphie“ verwendet. 43 Zur Verwendung von „Hilfshorizonten“: R. GEBHARD, Der Glasschmuck aus dem Oppidum von Manching. Ausgr. Manching 11 (Stuttgart 1989) 75 f. 38

WIEJSKY,

O. MONTELIUS, Den nordiska jernålders kronologi. Svenska Fornm. Tidskr. 9, 1896, 155. 33 EGGERS 1955, 196; DERS. 1976, 4. 34 Vgl. z. B. KOSSACK 1962. 35 O. TISCHLER, Das Gräberfeld von Dolkheim bei Königsberg. Korrbl. Dt. Ges. Anthr., Ethn. u. Urgesch. 11, 1880, 80–85 (Stufen a–e). 36 Vgl. die Übersicht über die wichtigsten Gliederungen unter dem Stichwort „Chronologie“ im RGA2 (1981) 648 ff. Abb. 160–163. – LUND-HANSEN 1987, 30 Abb. 10. – BABEŞ 1988, 144 Abb. 12. 37 Vgl. dazu HACHMANN 1970, 10 f. 32

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aufeinander beziehbar und damit vergleichbar44. Dies ermöglicht wiederum die Bildung von Horizonten überregionaler Gültigkeit, wobei die „archäologische Gleichzeitigkeit“ der Objekte jener Horizonte angenommen wird, auch wenn tatsächlich vielleicht kleine zeitliche Unterschiede der Rezeption der Gegenstände bestanden, die mit archäologischen Möglichkeiten allerdings meist nicht zu ermitteln sind. Die Benennung der „übergangszeitlichen“ Horizonte erfolgt neutral durch lateinische Zahlen. Bewusst wird die Nutzung gängiger Bezeichnungen (A, B1) vermieden, die mitunter ganz unterschiedliches Fundgut mit demselben Namen belegen und damit Gleichzeitigkeit suggerieren, die häufig nicht besteht.

gehend bekannt ist46. Die Siedlungsfunde überwiegen47, auch wenn kaum einer dieser Wohnplätze vollständig ausgegraben und veröffentlicht wurde48 und daher für die chronologischen Fragen des Kulturwandels nur bedingt nutzbar ist. Grabfunde sind bis auf den unteren Niederrhein zwischen Emmerich und Wesel49 nur selten bekannt geworden50, und auch dann handelt es sich stets um einzelne Bestattungen oder kleine Friedhöfe51. Aus dem östlichen Westfalen wurde in Petershagen-Lahde endlich ein Friedhof entdeckt, der bis in die ältere Kaiserzeit belegt wurde52 und dessen Veränderung im Sachinventar als geographisches Gegengewicht zum Formenwandel, wie er in der Rheinzone nachzuzeichnen ist, gewertet werden kann. Das zentrale Münsterland hat dagegen nur eine geringe Zahl an Grabfunden erbracht, ein Umstand, der zumindest teilweise damit zusammenhängen könnte, dass auch Nachbestattungen in älteren Grabhügeln eingebracht wurden und mit deren Zerstörung infolge intensiver Bodenbewirtschaftung vernichtet wurden53.

Angesichts der rasch fortschreitenden Forschung, des ständigen Fundzuwachses sowie der kaum mehr zu überblickenden Literaturfülle ist es gewiss ein Wagnis, eine solche Übersicht zu versuchen. Dennoch ist sie unerlässlich, weil weiterreichende Überlegungen zur frühgermanischen Kultur nur von einer sicheren zeitlichen Basis aus sinnvoll und Erfolg versprechend sein können. Die Studie gibt daher einen Überblick über den gegenwärtigen Forschungsstand, der zukünftig durch Neufunde und Veröffentlichungen alter Befunde zu überprüfen sein wird. Die hier herausgearbeiteten Belegungsabfolgen und Horizonte sind damit zwangsläufig Ergebnisse ihrer Zeit, wobei auch hier die alte Warnung von M. Hoernes in Erinnerung gerufen sei, nach der „alles, was so herausgerechnet werden mag, nur einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit besitzt, keinerlei absolute Wahrheit“45.

Aus dieser vergleichsweise schlechten Ausgangssituation ergibt sich somit ein Missverhältnis zwischen archäologischem Befund und antiker schriftlicher Überlieferung, weil gerade für das rechtsrheinische Gebiet nördlich der Mittelgebirge durch die römischen VON USLAR 1938. – WILHELMI 1967. – DERS., Die vorrömische Eisenzeit zwischen Sieg und Mittelweser. Kleine Schr. Vorgesch. Seminar Marburg 8 (Marburg 1981). 47 WILHELMI 1967, 4: 160 von 220 Fundpunkten. 48 TRIER 1969, Taf. 1–2. – Münster-Westliches Münsterland-Tecklenburg. Führer vor- u. frühgesch. Denkmäler 45 (Mainz 1980) 119 ff. (H. POLENZ); 164 ff. (J.-D. BOOSEN). – Einen Überblick gibt REICHMANN 1982, 163–168. – GÜNTHER 1990. – Vgl. auch unten Kap. V. E. 2. 49 Vgl. z. B. R. STAMPFUß, Vor- und Frühgeschichte des unteren Niederrheins. Niederrhein. Jahrb. 9, 1966, 57 ff. – Zusammenfassend REICHMANN 1979; vgl. dazu auch die Rez. von J. H. F. BLOEMERS, Germania 60, 1982, 266–270. – KUNOW 1987, 63 ff., bes. 69 mit Anm. 24 u. Abb. 2, allerdings mit zu großen Zeiträumen. 50 WILHELMI 1967, 15. – R. HACHMANN, Germanen und Kelten am Rhein in der Zeit um Christi Geburt. In: HACHMANN U. A. 1962, 39. 51 Zu den beiden größeren kaiserzeitlichen Gräberfeldern von Rünthe (86 Gräber) und Hiddenhausen (68 Gräber) mit allerdings nur spärlichen Beigaben kann der 12 Bestattungen umfassende Friedhof von Lippolthausen gezählt werden. In allen drei Fällen handelt es sich um Altgrabungen (Nachweise bei WILHELMI 1967, 122 Nr. 15; 124 Nr. 23; 127 Nr. 41). An neueren, aber noch unpublizierten Gräberfeldern kann auf 12 Brandgrubengräber aus Bremen, Kr. Soest, sowie einen kleineren Friedhof aus Müssingen-Everswinkel, Kr. Warendorf, beide aus der frühen Kaiserzeit, verwiesen werden (ARCHÄOLOGISCHE DENKMÄLER, 26; 94). 52 BÉRENGER 1981. 53 BOOSEN 1980, 157 ff. 46

A. Die Chronologie im nordwestlichen Deutschland Der Versuch, den Übergang von der vorrömischen Eisen- zur römischen Kaiserzeit im nordwestlichen Teil der Germania Magna zu beschreiben und zu bewerten, bleibt speziell unter dem Gesichtspunkt einer „feinchronologischen Gliederung“ noch immer schwierig, obschon das betreffende Fundmaterial weitZum Methodischen: H. MÜLLER-KARPE, Die Bedeutung der Chronologie für die Allgemeine und Vergleichende Archäologie. In: DERS. (Hrsg.), Allgemeine und Vergleichende Archäologie als Forschungsgegenstand. Koll. Allg. u. Vergleichende Arch. 1 (Bonn 1981) 175–179. – H. PARZINGER, Chronologie der Späthallstatt- und Frühlatènezeit. Studien zu Fundgruppen zwischen Mosel und Save. Quellen u. Forsch. Prähist. u. Provinzialröm. Arch. 4 (Weinheim 1989) 1 ff. 45 M. HOERNES, Die Hallstattperiode. Archiv Anthr. N. F. 3, 1905, 280. – Vgl. auch die methodischen Anregungen bei NARR 1991. 44

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Gebiet dieses Niederterrassenstreifens zwischen Isselund Rheinniederung waren einerseits die Erhaltungsbedingungen für archäologische Funde günstig, andererseits wurde es intensiv denkmalpflegerisch betreut, was vor allem mit der Tätigkeit von R. Stampfuß verbunden ist59.

Bestrebungen, es in eine Provinz zu verwandeln, in größerem Umfang ethnographische wie historische Informationen zur Verfügung stehen, die aber bislang durch die archäologischen Erkenntnisse kaum illustriert werden können54. Will man dennoch versuchen, den Wandel, der sich in den Jahren um Christi Geburt im nordwestlichen Germanien abspielte und der unter maßgeblicher Beteiligung sowohl von Osten kommender elbgermanischer Bevölkerungsteile55 als auch unter westlichem, provinzialrömischem Einfluss erfolgte56, möglichst genau zu erfassen, ist eine Analyse der Grabfunde unverzichtbar. Dafür stehen nur die niederrheinischen wie ostwestfälischen Grabfunde zur Verfügung, welche die Grundlage für die Kenntnis des Formenwandels im Einzugsbereich der mittleren Weser, Lippe, Ruhr und des unteren Rheins bilden können.

Für die Erstellung einer relativchronologischen Abfolge des Fundgutes der „Übergangszeit“ werden die geeigneten Grabfunde aus mehreren kleinen Gräberfeldern zusammengestellt. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Bestattungen, die Reichmann der elbgermanischen „Fremdgruppe I“ zuweist60. Weil sie aber als nahezu einzige über ausreichend Beigaben verfügen und zudem die gesamte zeitliche Tiefe des „Übergangshorizontes“ ausfüllen, muss zunächst mit ihnen eine unabhängige Phaseneinteilung für den Niederrhein versucht werden; anschließend können weitere Funde, auch solche „einheimischen“ Gepräges, vergleichend herangezogen werden.

1. Die niederrheinische Gruppe

Für die Darstellung mittels einer Kombinationstabelle (Tab. 1) konnten 29 der 50 „Fremdgruppe I-Gräber“61 von insgesamt fünf Fundstellen berücksichtigt werden62. Die Grabinventare lassen sich in drei Abschnitte unterschiedlicher Stärke gliedern, die vor allem durch Fibel- und Keramikformen definiert werden.

In seiner umfangreichen Arbeit zur Besiedlungsgeschichte des Lippemündungsgebietes hat Ch. Reichmann das eisenzeitliche Fundmaterial aus dem „Dünengebiet des (ehemaligen) Kreises Rees“57 zusammengestellt, archäologisch ausgewertet und mit der antiken historischen Überlieferung konfrontiert58. Im

Der ersten Belegungsetappe können 15 Bestattungen zugewiesen werden. Kennzeichnend ist die geschweifte Fibel in ihrer einfachen eisernen (Kostr. M-a) sowie der bronzenen Variante (A18a) (Taf. 71, 2; Abb. 26), dazu hohe eiförmige Töpfe und bauchige Terrinen mit abgesetztem, verdicktem Rand (Taf. 83, 1. 2). Beim Dekor der Tonware dominiert entweder flächig oder als Bündel aufgebrachtes Kammstrichmuster. Blechbügel, Eisenringe und Lochgürtelhaken (Taf. 74, 8; 75, 10) verweisen auf zeitgenössische Gürteltracht. Die Grabformen umfassen in allen drei Belegungs-

Beispielhaft deutlich wird dies bei der Person des Arminius, über den wir relativ gut informiert sind, ohne dass sein Wohnsitz, die „heiligen Haine“, die Stätten seines politischen wie militärischen Wirkens (jetzt vielleicht mit Ausnahme des Schlachtfeldes der Varuskatastrophe) bekannt wären: VON PETRIKOVITS 1966. – Vgl. auch den Versuch von G. A. LEHMANN, Zum Zeitalter der römischen Okkupation Germaniens: neue Interpretationen und Quellenfunde. Boreas 12, 1989, 228 Anm. 70, eine Zerstörungsschicht der germanischen Siedlung von Wewelsburg/Büren mit den Feldzügen des Germanicus verbinden. – Auch BÉRENGER 1981, 115 bringt die Auflassung des Gräberfeldes von Petershagen in Zusammenhang mit den römischen Feldzügen. 55 So bereits formuliert bei R. VON USLAR, Zur Spätlatènezeit in Nordwestdeutschland. In: E. Sprockhoff (Hrsg.), Marburger Studien (Darmstadt 1938) 249 ff. – PESCHEL 1978, 104 ff. mit Abb. 7. – Zuletzt GLÜSING 1989, 70 ff. mit Abb. 47. 56 BOOSEN 1980, 156. Besonders deutlich wird dies bei der Verbreitung römischen Sachguts, besonders der Fibeln A19a und A22 (vgl. Kap. III. B. 1. und 2.). Siehe auch die Karten 1–7 bei STUPPERICH 1980. 57 So der Titel einer ersten Zusammenschau dieser Funde von R. STAMPFUß, Grabfunde im Dünengebiet des Kreises Rees. Festschrift der Gesellschaft für niederrheinische Heimatforschung (Duisburg 1931). 58 Vgl. dazu auch W. JANSSEN, Brandgräber der ausgehenden Latènezeit aus Mehrhoog, Gem. Hamminkeln. In: 54

Beiträge zur Archäologie Nordwest-Deutschlands und Mitteleuropas. Festschrift für K. Raddatz. Materialh. Ur- u. Frühgesch. Niedersachsen 16 (Hildesheim 1980) 147–190. 59 Forschungsgeschichtlicher Überblick bei R. STAMPFUß, 50 Jahre Vor- und Frühgeschichtsforschung am unteren Niederrhein. Festschrift für O. Kleemann. Bonner H. Vorgesch. 4 (Bonn 1973) 127 ff. – REICHMANN 1979, 14 ff. 60 REICHMANN 1979, 186 ff. Zu den „Fremdgruppen“ siehe auch die kritischen Bemerkungen von J. H. F. BLOEMERS, Germania 60, 1982, 267 f. Es fällt auf, dass die Bestattung im Urnengrab, im mutmaßlichen Herkunftsgebiet der Fremdgruppe I an Mittel- und Unterelbe die dominierende Grabform, am Niederrhein offenbar nicht praktiziert wurde. Statt dessen überwiegt die Brandschüttung vor der Brandgrube (vgl. auch REICHMANN 1979, 193 ff.). 61 REICHMANN 1979, Tab. 7. 62 Haldern-Heringsberg, Haldern-Düne Ingenhorst, Haldern-Landermann, Haffen-Mehr, Bislich-Düne Gunz (REICHMANN 1979, Nr. 14, 18, 34, 42, 49).

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man andere niederrheinische Funde hinzu. Zwei in einen älteren Grabhügel eingebrachte Brandgräber vom Heidberg bei Krefeld-Gellep67 können wegen der Gefäßform, deren Kammstrichverzierung, des Plattengürtelhakens sowie der geschweiften Fibel Kostr. Var. M-a dem ältesten Abschnitt zugeordnet werden. Ebenfalls linksrheinisch sind die Funde aus ReydtMühlfort68, deren direkter Vergleich mit der „Lippemündungsgruppe“ schwierig ist. Doch wird man Grab 2 wegen des konischen Schildbuckels und der gegliederten bauchigen Terrine Phase 2 zuweisen dürfen, während der hohe Topf mit gerundetem Rand aus Grab 1 wohl am besten der ersten Phase zuzurechnen sein wird. Von den rechtsrheinischen Funden wird Grab 28 von Haldern-Sommersberg69 der ersten Phase angehören, denn die bronzene Schildschmuckscheibe findet ihre besten Entsprechungen in Mitteldeutschland in Gräbern, welche durch die geschweifte Fibel datiert werden70. Die Gräber 2 und 5 von Haldern-Düne Dr. Bongart71 enthalten als einzige Metallbeigaben frührömische Bronzefibeln der Form A19a bzw. vom Langton-DownTyp, die überregional dem ältesten provinzialrömischen Horizont angehören und mit der Phase 2 parallelisiert werden müssen72. Dies gilt ebenso für die frühe Distelfibel aus Grab 15 aus Haffen-Mehr, die zudem mit einem Terra Sigillata-Teller des Services Ia vergesellschaftet war73.

abschnitten Brandgruben und Brandschüttungen, doch scheinen Brandgruben mit Knochenlager auf den ersten Abschnitt beschränkt zu sein. Die zweite Gruppe umfasst nurmehr neun Gräber. Während einzelne ältere Formen noch beigegeben wurden, ist die Fibelmode ausgewechselt, und auch der keramische Formenschatz hat sich verändert. Die traditionellen Fibeln vom Spätlatèneschema sind durch provinzialrömische „Serienprodukte“, vor allem der Form A22, aber auch der Form A2b63 (Taf. 71, 11. 12), ersetzt worden. Bei der Tonware sind schlanke, eimerartige Gefäße mit nach außen geneigtem, kurzem, facettiertem Rand sowie gegliederte Keramik (Taf. 83, 3. 4) vertreten, und erstmals ist auch die Beigabe von Trinkhörnern (Taf. 80, 1c) nachzuweisen. Der dritte Abschnitt ist schließlich nur mit fünf Gräbern vertreten, doch wird deren Abtrennung von Phase 2 vor allem durch eine neue Keramikform nötig. In typologischer Nachfolge der älteren gegliederten Keramik sind nun dreigliedrige Gefäße mit Standfuß vertreten, die der Form I nach R. von Uslar entsprechen64 (Taf. 83, 5). Zusammen mit Augenfibeln sowie Spangen der Gruppe I nach Almgren (Taf. 72, 9) bilden sie ein neues Formengut, mit dem die Belegung der kleinen Gräberfelder am rechten Rheinufer abzubrechen scheint65.

Die mit Hilfe der Kombinationstabelle gewonnenen Belegungsetappen, ergänzt durch „eingehängte“ weitere Grabfunde, ermöglichen es, die Veränderungen im Formengut über gut drei Generationen hinweg zu verfolgen. Damit wurde für die „niederrheinische Gruppe“ eine weitgehend eigenständige Abfolge aufgestellt, die überregionales Vergleichen ermöglichen soll. Nicht unwichtig scheint dabei, dass bereits in der dritten Phase, durch Augenfibeln auch überregional eingebunden74, Keramikformen typisch sind, die der Form I nach R. von Uslar zugerechnet werden können. Damit wird ein früher Hinweis vom westlichen Rand der Verbreitung dieser Tonware gegeben, der aus anderen Regionen des Weser-Rheingermanischen Gebietes gewonnene Datierungsansätze unterstützt75.

Die hier vorgeschlagene relativchronologische Ordnung des Fundgutes stimmt mit der von Ch. Reichmann weitgehend überein. Ob damit eine echte Besiedlungskontinuität nachweisbar ist oder sich dahinter Abbrüche und Lücken verbergen, ist auf archäologischem Wege nicht zu klären66 und letztlich für unsere Fragestellung insofern unerheblich, weil genügend Anknüpfungspunkte im Formengut zwischen Phase 2 und 3 bleiben, die archäologisch eine direkte Abfolge wahrscheinlich erscheinen lassen. Den hier vorgestellten Phasen können durch die Kombinationstabelle nur vergleichsweise wenige Gräber zugewiesen werden, doch erhöht sich deren Zahl, nimmt Zu diesen Fibeln siehe unten Kap. III. B. 2. und 3b. VON USLAR 1938, 14 f.; 57 ff. – WILHELMI 1967, 80 f. 65 Zu möglichen historischen Hintergründen siehe U. KAHRSTEDT, Methodisches zur Geschichte des Mittel- und Niederrheins zwischen Caesar und Vespasian. Bonner Jahrb. 150, 1950, 63–80, bes. 73 ff. – Anders KUNOW 1987, 65; 69. – REICHMANN 1979, 347 ff. 66 Ch. Reichmanns Datierung des Endes der Fremdgruppe I noch vor Baubeginn des Hauptlagers von Haltern (REICHMANN 1979, 214 ff.) scheint mir zu sehr von der Vorstellung diktiert, dass die für 8 v. Chr. historisch überlieferte Umsiedlung der Sugambrer und Sueben sich auch im archäologischen Fundbild widerspiegeln müsse. Archäologisch wird man diese Phase 2, die überregional unserem Horizont III entspricht (siehe Kap. II. L.), nicht genauer als „spätaugusteisch“ datieren können (vgl. Kap. IV). 63 64

67 R. VON USLAR, Die Germanen am Niederrhein zu Beginn unserer Zeitrechnung. Festschrift für P. Clemen. Rhein. Ver. Denkmalpfl. u. Heimatschutz 29, 1936, 62 Abb. unten; 63 Abb. oben; 64. 68 W. KERSTEN, Bonner Jahrb. 145, 1940, 294 ff. Abb. 49. 69 REICHMANN 1979, Taf. 19, 2. 70 Vgl. unten Kap. V. A. 2. (Schild und Schildschmuckscheiben). 71 REICHMANN 1979, Taf. 31, 25–26. 72 Vgl. dazu unten Kap. III. B. 1. (A19a) und Kap. IV. 73 REICHMANN 1979, Taf. 67, 26–27. 74 Zur Horizontierung siehe Kap. II. L. 75 So z. B. in Mainfranken (vgl. Kap. II. B.): VÖLLING 1995, 72 ff.

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eine Nauheimer Fibel sowie auch zwei geknickte Fibeln Kostr. Var. K (Taf. 70, 15). Die Keramik unterschiedlicher Ausprägung verbindet eine starke gerauhte Oberfläche, je zweimal waren rundstabige Eisenstifte und Schleifsteine den Toten beigegeben worden.

2. Das Gräberfeld von Petershagen-Lahde Das Gräberfeld Talmühle befindet sich an der Mittelweser in der Gemarkung Lahde der Stadt Petershagen, Kr. Minden-Lübbecke. Es lag auf einem flachen Flugsandrücken der unteren Weserterrasse östlich des Steilufers eines Weseraltarmes. Hier wurden große Grabhügel der älteren und mittleren Bronzezeit sowie zahlreiche Brandgräber, z. T. mit Grabeinhegungen, von der jüngeren Bronzezeit bis in die mittlere vorrömische Eisenzeit freigelegt sowie 96 ganz am südlichen Rand der prähistorischen Nekropole gelegene Brandgrubengräber.

Die zweite Belegungsphase dieses Gräberfeldes wird durch die eiserne geschweifte Fibel mit oberer Sehne (Kostr. Var. M-a79) charakterisiert, die in allen 12 Gräbern belegt ist. Betrachtet man die Fibeln genauer, scheint es möglich, diese Phase in zwei gleich starke Abschnitte zu teilen. Dem älteren Abschnitt (2a), gesichert durch die Fundkombination mit älterer geknickter Fibel und Bronzering, gehören Spangen aus relativ dünnem Draht mit spitz zulaufendem oder rahmenförmigem Nadelhalter an (Taf. 71, 1). Für den jüngeren Abschnitt (2b) sind dagegen massiv wirkende Formen typisch, die zudem ausgeprägte Stützbalken oberhalb der Spirale80 und zudem einen annähernd rechteckigen Nadelhalter aufweisen (Taf. 71, 5), der in fünf von sechs Fällen durch mehrere runde Durchbrechungen verziert ist81. Dass diese Fibeln nicht nur typologisch jünger sind, sondern wohl auch tatsächlich später als die drahtförmigen getragen wurden, deuten die Fundvergesellschaftungen mit frührömischen Sehnenhakenfibeln (Grab 395, 414) an. Nicht unwichtig ist der Nachweis einer geschweiften Fibel mit innerer Sehne (Kostr. Var. N-a82) bereits in Phase 2. Die zugehörige, spärliche Keramik zeigt eine nur schwach gerauhte Oberfläche.

Die letztgenannte Gruppe wurde 1972–1974 ausgegraben und 1979 von D. Bérenger mit umfassender Auswertung veröffentlicht76. Weil dieses Gräberfeld noch immer das einzige im ostwestfälischen Raum ist, kann auf eine Überprüfung der relativchronologischen Abfolge, wie sie Bérenger entworfen hat, nicht verzichtet werden. Zudem wird man an der Mittelweser, also im cheruskischen Gebiet77, deutlich römischen Einfluss erwarten dürfen, der sich auch in den Bodenfunden niedergeschlagen haben wird, wie nicht zuletzt das Petershagener Gräberfeld bestätigt. Von den 96 Brandgrubengräbern waren 59 beigabenführend, meist mit stark fragmentierter Keramik, dazu Metallbeigaben, bei denen wiederum die Fibeln überwiegen. Obwohl viele Gräber nur eine oder zwei, selten mehr Beigaben aufwiesen, wurde versucht, die Gliederung dieses Fundstoffs auch optisch in einer Tabelle sichtbar zu machen. Dafür konnten 31 Gräber herangezogen werden, also knapp ein Drittel der gesamten jüngereisenzeitlichen Bestattungen. Trotz der vergleichsweise bescheidenen Ausgangssituation ist es möglich, drei Belegungsabschnitte zu unterscheiden (Tab. 2).

Die dritte Belegungsetappe mit 13 Gräbern wird schließlich durch frührömische Fibelformen bestimmt. Den drei noch vertretenen traditionellen Eisenfibeln vom Spätlatèneschema stehen 25 meist massive Bronzefibeln provinzialrömischer Herkunft gegenüber. Dabei handelt es sich um die Formen A2b, A22a83 (Taf. 71, 11. 12), zwei Scharnierfibeln (Aucissafibeln) sowie um zwei (?) frühe Augenfibeln des „Typs Haltern“84 (Taf. 72, 3). Erstmals lässt sich die Beigabe

Die erste Belegungsetappe, der nur sechs Gräber sicher zugewiesen werden können, wirkt hinsichtlich ihrer Fibelzusammensetzung uneinheitlich, doch gibt es andere, diese Gruppe verbindende Elemente. Vertreten sind Fibeln vom Mittellatèneschema, darunter eine mit vier ovalen Bügelscheiben78 (Taf. 70, 4),

79 Zur Unterteilung der geschweiften Fibeln siehe unten Kap. III. A. 6. 80 Die Fibel aus Grab 349, die aus typologischen Erwägungen zum Abschnitt 2a gerechnet werden muss, besitzt bereits kleine, dreieckige „Flügelchen“ oberhalb der Spirale, leitet also über zu den kräftigen Stützbalken der Fibeln aus Abschnitt 2b. 81 Wegen dieser charakteristischen Gestaltung des Nadelhalters wird man den Fibelfuß aus Grab 369 in den Abschnitt 2b setzen dürfen. 82 Zur Unterteilung der Fibelvariante N siehe unten Kap. III. A. 7. 83 Zu den einzelnen Varianten der Fibeln A2 und A22 siehe unten die Ausführungen in Kap. III. B. 2. und 3. 84 Zu den Augenfibeln des „Typs Haltern“: VÖLLING 1995, 41 ff. mit Karte 6; 108 f. Liste 4.

BÉRENGER 1981. – Einen ausführlichen Vorbericht gibt auch der Ausstellungskatalog: ARCHÄOLOGISCHE DENKMÄLER, 69–73. 77 BÉRENGER 1981, 118. – W. BLEICHER, Die vorrömischen Metallzeiten. In: W. Kohl (Hrsg.), Westfälische Geschichte 1 (Düsseldorf 1983) 136 f. 78 Zu den von BÉRENGER 1981, 85 ff. genannten Vergleichsfunden können weitere hinzugefügt werden: Meisdorf, Kr. Aschersleben (MÜLLER 1985, Taf. 12, 9); Twietfort, Kr. Lübz (S. RENNEBACH, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1974, 173 f.); ehemals Mandelkow, Kr. Soldin (Pommern) (BOHNSACK 1938, 9 Abb. 1). 76

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depot von Bad Pyrmont, ebenfalls wohl auf dem Gebiet der Cherusker gelegen, korrespondiert91.

von Eisenmessern, meist mit bogenförmiger Klinge (Taf. 79, 12), nachweisen. Überträgt man die hier aufgestellten Phasen auf den Gräberfeldplan, ergibt sich deutlich eine von Nord nach Süd verlaufende Abfolge (Taf. 1). Die ältesten Bestattungen liegen am Fuße eines bronzezeitlichen Grabhügels, der auch hier, wie in vielen anderen Fällen85, offensichtlich als Bezugspunkt diente. Gräber der zweiten Phase nehmen den Mittelteil des Friedhofs ein, und die der dritten Etappe zugewiesenen Grablegen liegen, mit wenigen Ausnahmen, im südlichen Areal.

3. Die relative Chronologie im nordwestlichen Germanien Versucht man, die Auswertungsergebnisse der Gräber vom rechten Niederrhein sowie des Friedhofs von Petershagen-Lahde für die relative Chronologie des nordwestlichen Germaniens in der „Übergangszeit“ zusammenzufassen, so zeigt sich trotz räumlich großer Entfernung eine annähernd gleich verlaufende Entwicklung des Formengutes. Dies gilt in besonderem Maße für Metallfunde, speziell Fibeln.

Die hier vorgestellten Vorschläge zur Gliederung der Nekropole entsprechen den Ergebnissen, wie sie D. Bérenger selbst erzielt hat86. Über drei Generationen hinweg können die Veränderungen im Formengut nach typologischen Gesichtspunkten, bestätigt auch durch kombinatorische Auswertung, beobachtet werden. Fragt man nach dem römischen Einfluss, wie er im cheruskischen Gebiet zu erwarten wäre, so beschränkt sich dieser fast ausschließlich auf das Trachtzubehör Fibel, das durch römische Vermittlung erworben sein wird. Die Beigabe von Importkeramik oder Bronzegefäßen – also Gegenständen, die ebenfalls durch Kontakte mit Römern zu erwerben gewesen sein müssten87 – konnte nicht nachgewiesen werden, was aber mit dem Ausleseverfahren, wie ihn der Bestattungsbrauch vorschrieb, begründet sein dürfte88. Dass derartige Prestigegüter durchaus die Menschen im mittleren Wesergebiet erreichten, deutet das Glasfragment aus Grab 394 an89, in dem zwar keine weiteren Beifunde gemacht wurden, das aber durch seine Lage im südlichen Teil des Friedhofs, umgeben von Gräbern mit provinzialrömischen Fibeln, eine Zugehörigkeit zur dritten Phase als wahrscheinlich annehmen lässt. Der archäologische Nachweis für die enge Bindung des Mittelwesergebiets an Rom, wie er in der antiken schriftlichen Überlieferung einen eindrucksvollen Widerhall gefunden hat90, kann somit (bislang) nur über die Fibeln (und damit die Kleidung?) erfolgen, ein Befund, der gut mit dem Fibel-

Hilfshorizont 1 entspricht Phase 1 in Petershagen und findet in den Fremdgruppengräbern des Lippemündungsgebietes noch keine Entsprechung, doch lässt sich Phase 2 mit dem dortigen Abschnitt 1 über die geschweiften Fibeln parallelisieren (Hilfshorizont 2). Dies gilt ebenso für die Zeit mit dem gehäuften Vorkommen ältester provinzialrömischer Fibeln (Petershagen Phase 3, Niederrhein Phase 2), die z. T. gleiche Formen umfasst (A22) (Hilfshorizont 3). Der jüngste Abschnitt zwischen Rhein und Issel mit „klassischen Augenfibeln“ und ersten Weser-Rhein-germanischen Gefäßen, die der Form I nach Uslar zugerechnet werden können, ist in Petershagen nicht mehr vertreten, weil die Belegung des Gräberfeldes zuvor abbricht, doch wird man annehmen dürfen, dass das östliche Westfalen diesem „Entwicklungsrhythmus“ auch weiterhin gefolgt sein wird92 (Hilfshorizont 4). Für das zwischen Rhein und Weser liegende Gebiet ist es dagegen nicht möglich, eine ähnlich feine Abfolge im Formengut nachzuweisen. Immerhin ist ein Niederrhein Petershagen-Lahde Phase 1 Phase 1

Phase 2

Phase 2

Phase 3

Phase 3 Besonders deutlich bei den beiden frühgermanischen Gräberfeldern in Mainfranken (vgl. Kap. II. B). 86 BÉRENGER 1981, 109 ff. mit Abb. 8 u. 9. 87 Zur Verbreitung italischer und früher südgallischer Sigillata in der Germania libera: BERKE 1990, Karten 6 u. 8. 88 So fehlen im Gebiet westlich der Weser auch alle archäologischen Belege für Prunkgräber der „Lübsow-Gruppe“, obwohl gerade für diesen Raum eine germanische Führungsschicht mit Namen bekannt ist (vgl. die Karte bei PESCHEL 1978, 157 Abb. 11). 89 BÉRENGER 1981, 104; 141 Abb. 16. 17. 90 WOLTERS 1990, 256 ff. 85

Hilfshorizonte 1

2a 2b

2 3 4

Abb. 1. Synchronistische Tabelle für das nordwestliche Germanien. Siehe dazu unten Kap. V. B. 1. Darauf deutet auch die Zusammensetzung des Pyrmonter Fibeldepots hin (vgl. Kap. V. B. 1.). Vgl. WILHELMI 1967, 131 Nr. 61 und D. BÉRENGER, Die Frühgeschichte im Lipperland. In: Der Kreis Lippe 1. Führer arch. Denkmäler Deutschland 10 (Stuttgart 1985) 140 mit Hinweisen auf ein Grab aus Wüsten mit „klassischer“ Augenfibel A45 und andere Gräber der Zeitenwende. 91 92

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Keramik, wie er sich bereits am Niederrhein abzeichnete (Phase 3), zu bestätigen. Augenfibeln und auch andere Spangen bleiben im Gebiet westlich der Weser dagegen selten101, doch wird man die dreigliedrigen Gefäße der Form Uslar I als Keramikform des „klassischen Augenfibelhorizontes“ in Westfalen annehmen dürfen102.

„elbgermanischer“ Horizont, welcher der ersten Phase Fremdgruppe I vom Niederrhein entspricht, mit Situlen, verdickt facettierten Rändern93 und zumindest in einem Fall auch mit geschweifter Fibel Kostr. M-a94 im Einzugsbereich der Lippe vertreten. Auch die charakteristischen Lochgürtelhaken der „Normalform A/B“ sind hier, wie am Niederrhein und in einer späten Ausführung (Form C) auch in Petershagen95, aufgefunden worden96. Der Hilfshorizont 3 mit ältesten provinzialrömischen Fibeln ist in Westfalen relativ gut greifbar, weil die rheinischen Spangen A22a häufiger – weniger zahlreich auch die Form A19a – meist in Siedlungen, aber auch in Grabfunden angetroffen wurden97. Hier sind vor allem zwei Grabfunde aus Rünthe, Kr. Unna, Grab 46 und Welte, Kr. Coesfeld, Grab 1 zu nennen98, die das keramische Formengut mit am Rand kantig abgeschnittener Tonware bereichern. Wichtig ist auch der Fund einer Fibel A22a aus der „Schmiedesiedlung“ Warburg-Daseburg99, weil sie einen Hinweis darauf gibt, wie annähernd gleichzeitige einheimische Armbrustfibeln und Keramik im südöstlichen Westfalen ausgesehen haben. Dabei ist vor allem darauf hinzuweisen, dass die Tonware eindeutig zum WeserRhein-germanischen Formenkreis gehört und bereits dreigliedrige Gefäße mit „scharfem Profil“ der Form Uslar I in der älteren Siedlungsphase dieses Gehöftes vorkommen100. Auch hier scheint sich der frühe Ansatz für die Ausbildung Weser-Rhein-germanischer

Abschließend soll noch auf einheimische Funde, vor allem wieder Keramik, hingewiesen werden, die in oder bei den römischen Lippelagern aufgefunden wurden. Sie belegen nicht nur Kontakte und Warentausch zwischen Autochthonen und Eroberern, sondern geben auch gute Datierungsansätze für die einzelnen Objekte. Zudem scheint sich immer deutlicher ein Zusammenhang zwischen der Wahl des Standplatzes für die Lager und einheimischen Siedlungen abzuzeichnen103, der zumindest die Gleichzeitigkeit beider Wohnformen anzeigt, darüber hinaus aber auch andeuten könnte, wie die Römer ganz bewusst ihre Lager bei einheimischen Siedlungen anlegten, vielleicht um diese besser kontrollieren zu können, vielleicht aber auch, um die eigene Versorgung besser zu gewährleisten. Wenn das Fundgut dieser Plätze vollständig vorgelegt sein wird, darf man weitere Erkenntnisse zum Formenwandel des Lippegebietes, speziell unter römischem Einfluss, erwarten dürfen, durch welche die bislang weitgehend isoliert wirkenden „Gräberfeldbezirke“ an Niederrhein und Mittelweser eine weitere Stütze erfahren könnten.

Vgl. die Karten bei PESCHEL 1978, 76 Abb. 5; 186 ff. – GLÜSING 1989, 75 Abb. 47. 94 Soest-Ardey, Grube 176e: REICHMANN 1981,60 Abb. 6,5. 95 Petershagen Grab 407 (Phase 3): BÉRENGER 1981, 100 Abb. 6, 4; 101 f.; 142 Abb. 17, 9: Lochgürtelhaken Typ C, Variante Jössen. – Vgl. dazu VÖLLING 1994. 96 Zwei Lochgürtelhaken aus Urnengräbern von Erwitte, Kr. Soest (Ausgr. u. Funde Westfalen-Lippe 3, 1985, 218 f. Abb. 27), zusammen mit schwach facettierter Keramik; Oberaden, Grube der Lagerzeit (ALBRECHT 1942, 152 Taf. 44, 14). Vgl. auch unten Kap. V. C. 1. 97 Vgl. unten Kap. III. B. 1. und 2. die Ausführungen zu den rheinischen Fibeln. 98 CH. ALBRECHT, Frühgeschichtliche Funde aus Westfalen (Dortmund 1936) 31 Abb. 24 d; 49 Abb. 34 b. Das Gräberfeld von Rünthe weist eine kontinuierliche Belegung in der „Übergangszeit“ auf, wobei sowohl elbgermanische Situlen, kammstrichverzierte Terrinen (wie Niederrhein Phase 1) als auch frühe Weser-Rhein-germanische Keramik Uslar I vertreten ist. Wegen fehlender Metallfunde ist jedoch die Auswertung in einer Kombinationstabelle nicht möglich. 99 GÜNTHER 1983, 17 Abb. 8,7. – DERS. 1990, 45 Abb. 47,6. 100 Zur zeitlichen Gliederung: GÜNTHER 1990, 114 f. Besonders aufschlussreich sind die Gruben F1, 9, 32 (letztere der älteren Phase angehörend) mit Keramik Uslar I mit „scharfkantigem Profil“ (S. 67 Abb. 65, 1. 3; 73 Abb. 71, 3; 84 Abb. 82, 1).

COSACK 1979, Karten 1 u. 13. BOOSEN 1980, 157 f. mit Abb. 1. 103 Oberaden: einheimische Siedlungsreste inner- und außerhalb des Lagers, darunter auch derart verzierte, wie es für Weser-Rhein-germanische Keramik charakteristisch ist (WILHELMI 1967, 123 f. Nr. 22 b. – VON SCHNURBEIN 1981, 91 f., der die einheimischen Siedlungsspuren als vorrömisch deutet. – So auch J.-S. KÜHLBORN, Die augusteischen Militärlager an der Lippe. In: Archäologie in Nordrhein-Westfalen. Schr. Bodendenkmalpflege NordrheinWestfalen 1 [Mainz 1990] 175). – Haltern: Keramik innerhalb des Lagers, aber wohl jünger. Gräber oberhalb der Principia mit Gefäß Uslar I/III: terminus post quem 9 n. Chr. (WILHELMI 1967, 153 f. Nr. 173). – Am deutlichsten in Anreppen: einheimische, zeitgleiche Siedlung westlich des Lagers (VON SCHNURBEIN 1981, 32; ARCHÄOLOGISCHE DENKMÄLER, 6). Vgl. auch unten Kap. V. E. 2.

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B. Die relative Chronologie in Mainfranken

Diese alten Verbindungen Thüringens über den Grabfeldgau, dessen Mittelpunkt die Steinsburg auf dem Kleinen Gleichberg war112, zum Main scheinen auch die frühen Elbgermanen genutzt zu haben, die sich aus dem nördlichen Mitteldeutschland kommend saaleaufwärts über den Thüringer Wald nach Nordbayern vorschoben. Damit wurde auch Mainfranken in den frühen elbgermanischen Formenkreis einbezogen, deutlich archäologisch fassbar in zahlreichen Fundplätzen mit charakteristischem Sachgut, meist Keramik113. Neben der großen Zahl durch Lesefunde erschlossener Siedlungsstellen gibt es bislang drei Einzelgräber unsicherer Inventarzusammensetzung114 und zwei kleine Gräberfelder, die eine feinchronologische Auswertung der Landnahmevorgänge in Mainfranken ermöglichen.

Bis zur elbgermanischen Aufsiedlung des Landes am Mittel- und Oberlauf des Mains mit seinen Nebenflüssen Tauber, Fränkischer Saale und Regnitz gehörte Mainfranken zum Randbereich der keltischen Latènekultur104. Unterschiede zu den eigentlich keltischen Kernregionen südlich der Donau105, aber auch kleinräumige Differenzierungen innerhalb des fränkischen Gebietes106 unterstreichen eine gewisse Eigenständigkeit der Region. Das südliche Maingebiet und das Taubertal scheinen dabei deutlicher keltisch geprägt, was charakteristisches Sachgut wie Graphittonkeramik, Glasarmringe oder Münzen107 ebenso anzeigt wie das Vorhandensein großer befestigter Siedlungen (sog. Oppida), von Viereckschanzen108 und das Fehlen spätlatènezeitlicher Gräber, womit diese Region die Zugehörigkeit zur keltischen Welt auch im kultischen Bereich zu erkennen gibt. Im nördlichen Maingebiet, speziell im Grabfeldgau, fehlen die Viereckschanzen dagegen; dafür kennt man hier jedoch, wenn auch bislang nur vereinzelt, Bestattungsplätze109. Auch in der materiellen Kultur weisen die besten Entsprechungen nach Norden. Trachtbestandteile wie Tutulusnadeln oder Korallenfibeln110 und Drehscheibenkeramik mit Horizontalrillen und Einglättmuster111 verbinden das Gebiet südlich des Thüringer Waldes mit Mitteldeutschland.

Das Gräberfeld von Altendorf, Lkr. Bamberg, wurde von Ch. Pescheck vorgelegt und ausgewertet115 und ist auch von J. Lichardus bei der Bearbeitung südelbgermanischer Körpergräber feinchronologisch gegliedert worden116. Das zweite kleine Gräberfeld wurde erst 1985 bei Aubstadt im Landkreis Rhön-Grabfeld entdeckt und ist in meiner 1995 publizierten Magisterarbeit bearbeitet worden117. Obwohl beide Friedhöfe wohl vollständig erfasst worden sind, weisen sie mit 17 bzw. 12 Gräbern eine nur kurze Nutzungszeit auf. Beide Bestattungsplätze zeigen trotz räumlicher Entfernung übereinstimmende Merkmale. So liegen die Bestattungen von Altendorf und Aubstadt jeweils am Fuß hallstattzeitlicher Grabhügel, die zur Zeit der Grablegen noch sichtbar gewesen sein dürften, so dass diese Platzwahl wohl bewusst erfolgte, vielleicht verbunden mit dem Wunsch, an die „Gräber der Ahnen“ anzuknüpfen118. Auf beiden Plätzen befanden sich durchweg Brandgräber, wobei das Urnengrab vorherrscht, daneben aber auch Brandgruben belegt sind sowie eine Brandschüttung in Altendorf nachgewiesen werden konnte. Jeweils wurden Frauen und

104 CH. PESCHECK, Das Ende der Keltenherrschaft in Oberfranken. Ber. Hist. Ver. Bamberg 97, 1959/60, 160 ff. – DERS., Zum Bevölkerungswechsel von Kelten und Germanen in Unterfranken. Bayer. Vorgeschbl. 25, 1960, 75 ff. – DERS., Kelten und Germanen in Oberfranken. Archiv Gesch. Oberfranken 60, 1980, 5 ff. 105 ROSENSTOCK/WAMSER 1989, 19 ff. 106 W. E. STÖCKLI, Die Keltensiedlung von Altendorf. Bayer. Vorgeschbl. 44, 1979, 27 ff. 107 Vgl. die Kartierungen bei HACHMANN U. A. 1962, Karten 3–6. – PESCHEL 1981, 637 Abb. 3. 108 O. BRAASCH/L. WAMSER, Eine neue spätkeltische Viereckschanze bei Marktbreit. Arch. Jahr Bayern 1983, 85 ff. Abb. 53. 109 K. PESCHEL, Brandgräber aus der spätkeltischen Randzone in Südwestthüringen. Prace Arch. 26, 1978, 73–106. 110 Zu Korallenfibeln und Tutulusnadel aus Waltershausen gibt es bislang nur einen kurzen Vorbericht in VORZEITung. Arch. Mitt. Freunde Vorgesch. RhönGrabfeld-Kreis 12, 1988, 10 mit Abb. 19; R. MÜLLER, Der latènezeitliche Fundplatz von Waltershausen im Kreis Rhön-Grabfeld und seine kulturhistorische Stellung. In: Vorzeit. Schriftenr. Ver. Heimatgesch. Grabfeld 15 (Bad Königshofen 1998) 123–130. – Zur Verbreitung derartiger Fibeln: PESCHEL 1988, 184 Abb. 10. 111 ROSENSTOCK/WAMSER 1989, 20.

R. SPEHR, Archäologische Topographie der Steinsburg bei Römhild. Kleine Schr. Landesmus. Vorgesch. Dresden 1, 1980. – PESCHEL 1982. 113 ROSENSTOCK 1986, 115 Abb. 1; 129 ff. – Mit Ergänzungen jetzt bei WAMSER 1991, 112 Abb. 1. – VÖLLING 1992. 114 PESCHECK 1978, 297 f. Nr. 99 (Würzburg-Zellerau); 301 Nr. 100 (Würzburg-Heidingsfeld). 115 CH. PESCHECK, Ein germanisches Gräberfeld in Oberfranken. Germania 47, 1969, 129–145. – DERS. 1978, 133– 159; 310 f. Listen 2 u. 3 Taf. 1–18. 116 LICHARDUS 1984, 35 f. Abb. 11. 117 D. ROSENSTOCK, Die ersten Grab- und Siedlungsfunde der Großromstedter Kultur aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld. Arch. Jahr Bayern 1985, 95–99. – VÖLLING 1995. – DERS., VORZEITung. Arch. Mitt. Freunde Vorgesch. Rhön-Grabfeld-Kreis 12, 1988, 12 f. Abb. 26–31. – VÖLLING 1992. 118 VÖLLING 1995, 14 f. mit Abb. 3. 112

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darunter auch noch Drehscheibenware, sind dreifach gegliedert (Taf. 84, 3)‚ die Sichelmesser besitzen nun einen gerade nach oben gebogenen Griff.

Männer beigesetzt; zumindest in Aubstadt konnten zudem Kinder anthropologisch bestimmt werden119. Der Mann wurde auch im Tod als Krieger dargestellt, seine Waffe, meist eine Lanze, folgte ihm, häufig rituell verbogen, also gleichsam „getötet“, ins Grab. Die Ausrüstung konnte durch ein (Kampf-)Messer oder ein Streitbeil ergänzt werden. Speziell die Beilbewaffnung ist für germanische Krieger dieser Zeit sonst unüblich, in den beiden mainfränkischen Gräberfeldern aber dreimal (bei insgesamt nur fünf Waffengräbern)120 belegt. Man wird darin einen Einfluss lokaler Bewaffnungstraditionen vermuten dürfen, wie sie an Mosel und Mittelrhein in der ausgehenden Latènezeit und beginnenden römischen Kaiserzeit gut dokumentiert sind121. Frauen waren in ihrer Tracht bestattet worden; typische Funde aus diesen Gräbern sind meist mehrere Fibeln122, Gürtelzubehör, Spinnwirtel und Töpfermesser.

Auch in den Siedlungsfunden spiegeln sich die Veränderungen in Folge der Einwanderung im keramischen Formengut wider. „Scharfkantige Situlen“ (Taf. 88, 1. 2), aus Grabfunden Mainfrankens bislang nicht belegt, stammen aus neun Siedelstellen oder Keramikdepots124. Sie gehören überwiegend zum ältesten germanischen Formengut (Phase 1), während zahlreiche gegliederte Terrinen125 der jüngeren Phase 2, wie sie durch die Grabinventare definiert wurde, entsprechen und mit mehrzeiligem, auf das Gefäßunterteil übergreifendem Rollrädchenmuster verziert sogar noch jüngere Formen repräsentieren, die in den Grabfunden schon nicht mehr vertreten sind126. Einige Grubenkomplexe können, unabhängig von ihrer Niederlegungsintention, stellvertretend für das sich ändernde Keramikspektrum genannt werden. Das Depot von Tauberbischofsheim127 (Taf. 50B–52A) wird man entsprechend der ersten Belegungsphase in Altendorf und Aubstadt wegen der Situlen und der übrigen, noch ungegliederten Keramik noch ganz in den vorrömischen Abschnitt setzen können (Phase 1). Die Keramikensembles aus Oberstreu128 enthalten dagegen bereits dreifach gegliederte Gefäße, entsprechen daher dem zweiten Belegungsabschnitt. In einem etwa gleich alten Depot aus Stockheim129 sind die elbgermanischen Formen bereits mit frühen Weser-Rhein-germanischen Gefäßen vergesellschaftet, womit sich erstmals auch für Mainfranken ein unabhängiger Datierungsansatz für das westgermanische Fundmaterial ergibt130.

Um den Beginn der germanischen Landnahme in Mainfranken bestimmen zu können, sollen die Gräberfelder analysiert werden. Dabei werden sie wegen der weitgehenden Übereinstimmung gemeinsam in einer Kombinationstabelle ausgewertet. Von den 29 Bestattungen beider Plätze lassen sich die Inventare aus 21 Gräbern in diese Tabelle einfügen (Tab. 3)‚ die eine Zweiteilung des Sachguts erkennen lässt. Kennzeichnend sind jeweils vor allem Fibel- und Keramikformen. Wichtiges Trachtzubehör des älteren Abschnitts sind die geschweiften Fibeln mit oberer Sehne Kostr. M-a und A18a (Taf. 71, 2; Abb. 26), dazu Gürtelringe und auch der Lochgürtelhaken (Taf. 74, 8). Gerade Messer mit einseitig abgesetztem und Sichelmesser mit umgebogenem Griff sowie bauchige Terrinen (Taf. 84, 1. 2) und Drehscheibenkeramik mit plastischen Wülsten (Taf. 88, 5) ergänzen das Formengut. Die geschweiften Fibeln mit unterer Sehne (Kostr. N-a) leiten zur jüngeren Phase über, in der bereits provinzialrömische Fibeln, besonders die Form A2a (Taf. 71, 10), dominieren123. Die keramischen Formen,

Nach Aufgabe der kleinen Gräberfelder dünnt auch das elbgermanische Fundgut aus Siedlungen fast völlig aus; charakteristisches Metallsachgut, das dem „klassischen Augenfibelhorizont“ entspricht131, fehlt bislang vollständig. Dafür finden sich in den Siedlungen zuGaukönigshofen. – VÖLLING 1995, 81 ff. mit Karte 10; 113 Liste 9. – DERS. 1989. – WAMSER 1991, 113 f. Abb. 2. 124 VÖLLING 1995, 59 Karte 9; 112 f. Liste 8. – PESCHECK 1978, 56. 125 PESCHECK 1978, 58. 126 Z. B. aus Baldersheim (PESCHECK 1978, Taf. 37, 6–7) oder Dingolshausen (ebda. Taf. 61, 13. 15. 19). – Vgl. auch K. PESCHEL, Besprechung von PESCHECK 1978. Zeitschr. Arch. 14, 1980, 135. 127 DAUBER 1962, 147 ff. – PESCHECK 1978, 7 Abb. 5; 282 Taf. 92; 93; 94, 15–17. – Zu den religiösen Hintergründen des Depots siehe Kap. V. B. 2. 128 ROSENSTOCK 1986, 113 ff., bes. 125. 129 Bayer. Vorgeschbl. Beih. 2, 1988, 144. – Vgl. auch unten Kap. V. B. 2. 130 VÖLLING 1995, 72 ff. – ROSENSTOCK/WAMSER 1989, 43 f. 131 Zu diesem Horizont siehe unten Kap. II. L.

F. PARSCHE, Anthropologische Befunde der Brandbestattungen von Aubstadt. In: VÖLLING 1995, 91 f. 120 Beilbewaffnung: Altendorf Gräber 15 und 19; Aubstadt Grab 1. – Weitere Waffengräber: Altendorf Grab 70; Aubstadt Grab 6 (jeweils mit Lanzenbeigabe). 121 VÖLLING 1992. – F. J. SCHUMACHER, Das frührömische Grab 978 mit Beil und Axt. Waffen oder Werkzeuge? In: HAFFNER 1989, 251 ff. mit Karten 1–2. 122 VÖLLING 1995, 67 Tab. 8. – Eine Ausnahme scheint mit Grab 149 aus Altendorf vorzuliegen, in dem drei Fibeln beigegeben waren, das aber anthropologisch als Männergrab bestimmt wurde (PESCHECK 1978, 156 f.: erwachsener Mann). 123 Hinzu kommen weitere frührömische Fibeln, auch von anderen Fundstellen; A22 aus Altendorf Grab 75; Augenfibeln „Typ Haltern“ aus Aubstadt und Gaukönigshofen; Aucissafibel, A19a und römische Knotenfibel ebenfalls aus 119

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tur140 gegenüber. Doch auch bei den Grabfunden täuscht die vermeintlich hohe Zahl, weil letztlich nur wenige Bestattungsplätze annährend vollständig untersucht141 und veröffentlicht142 wurden; noch seltener sind die entsprechenden Gräberfeldpläne bekannt143.

nehmend andere Gefäßformen, darunter auch die Weser-Rhein-germanische Form I nach Uslar132, die den veränderten kulturellen Inhalt der Siedlungen nach elbgermanischer Überschichtung anzeigen133.

Das umfangreiche Fundmaterial böhmischer Grabfunde ist vor allem durch K. Motyková-Šneidrová in seiner zeitlichen Abfolge geordnet worden. Sie konnte für die Zeit (elb-)germanischer Einwanderung und Konsolidierung (Stufe A und B1 nach Eggers) vier Phasen herausstellen, die sie durch repräsentative Grabinventare sowie Übersichtstafeln illustrierte144, ohne allerdings ihre Ergebnisse durch eine Kombinationstabelle zusätzlich abzusichern.

C. Böhmen Seit J. L. Pič die germanischen „Urnengräber Böhmens“ vorlegte134 und O. Almgren die „Bedeutung des Markomannenreiches in Böhmen für die Entwicklung der germanischen Industrie in der frühen Kaiserzeit“ herausstellte135, gilt das Land an Moldau, Elbe, Eger und Beraun noch immer als bestes Beispiel dafür, wie die (elb-)germanische Aufsiedlung in ehedem keltisch geprägtem Land unter provinzialrömischem Einfluss zu einer fast einzigartigen Symbiose und „Kulturhöhe“ fand, welche zwar die Handschrift aller drei daran beteiligten Kulturen erkennen lässt, aber dennoch letztlich Eigenständiges hervorbrachte, das zudem weit über das böhmische Becken hinaus prägend wirkte. In kaum einer anderen Region Germaniens stehen quantitativ wie qualitativ vergleichbare Funde zur Verfügung, ergänzen sich antike schriftliche Nachrichten und archäologische Überlieferung wie im Böhmen der augusteischen Zeit.

Weil Böhmen für Fragen der Aufnahme neuen Sachguts, der Überschichtung einheimischer BevölkeSiedlungswesen gibt MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1976, 154 ff. – Wichtigere Siedlungsbefunde bei K. MOTYKOVÁŠNEIDROVÁ, Památky Arch. 49, 1958, 159 ff. (Starý Vestec); ebda. 51, 1960, 161 ff. (Záluži); ebda. 53, 1962, 137 ff. (Hradište bei Stradonice); ebda. 61, 1970, 236 ff. (Tuchlovice); K. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ/H. SEDLAČKOVA, Arch. Rozhledy 26, 1974, 504 ff. (Hoštice); ebda. 33, 1981, 504 ff. (Dolni Břežany); A. RYBOVÁ, Památky Arch. 52, 1961, 397 ff. (Zalužany); DIES., Acta Musei Reginahradecensis B7, 1964, 1–142 (Nový Bydžov-Chudonice); ebda. B11, 1967/69, 71–100; D. KOUTECKÝ/N. VENCLOVA, Památky Arch. 70, 1979, 42 ff. (Počerady I u. II). 140 R. PLEINER, Památky Arch. 51, 1960, 184 ff. – K. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ, Arch. Stud. Mat. 1, 1964, 202 ff. – DIES., Arch. Rozhledy 27, 1975, 89 f. – J. FRIDRICH, ebda. 16, 1964, 503 ff. – K. SKLENAŘ, ebda. 17, 1965, 93 ff. – K. MOTYKOVÁ/R. PLEINER, Památky Arch. 78, 1987, 371 ff. – R. PLEINER, Archäologische Eisenforschung in Europa. In: Symposium Eisenstadt. Wiss. Abh. Burgenland 59, 1977, 107 ff. – DERS., Offa 40, 1983, 63 ff. – M. KUNA/J. ZAVŘEL, Die Eisenverhüttungsanlagen der älteren römischen Kaiserzeit in Říčany, Bez. Prag-Ost. In: R. Pleiner (Hrsg.), Archaeometallurgy of Iron. Internat. Symposium Liblice 1987 (Prague 1989) 109–118. 141 Dobřichov-Pičhora: Umfang des Gräberfeldes unbekannt, 156 Gräber erhalten; Tišice: 104 Gräber erhalten, ursprünglich wohl etwa 300; Tvršice: nur 30 Gräber erfasst, unbekannte Anzahl zerstört; Lužec: 46 Gräber, Rettungsgrabung in Sandgrube; Vrbice: 15 Gräber; Stehelčeves: 17 Gräber rekonstruierbar (bei 228 Objekten), vielfach sind die Grabkomplexe nicht mehr feststellbar. 142 Nur sehr ausschnitthaft bekannt ist die große Nekropole von Třebušice, Bez. Kladno, mit mindestens 600 Gräbern (zuletzt K. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ in: SYMPOSIUM BRATISLAVA 1977, 239 ff. Abb. 1). – Unveröffentlicht ist das Gräberfeld von Lomazice in Nordwest-Böhmen mit 29 Gräbern der älteren Kaiserzeit: R. KOUTECKÝ/J. WALDHAUSER, Arch. Stud. Mat. 13, 1, 1980, 175. 143 Gräberfeldpläne liegen aus Tišice und Lužec, in Ausschnitten aus Třebušice und Stehelčeves vor. 144 MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, Beil. 1–3. – DIES. 1965‚ 103 ff.; Tafelteil, bes. Taf. 40–41.

So verwundert es nicht, dass die Verhältnisse in Böhmen wiederholt unter verschiedenen historischen wie archäologischen Gesichtspunkten dargestellt und ausgewertet wurden136. Dennoch muss man einschränkend darauf hinweisen, dass die archäologischen Quellen letztlich sehr ungleich verteilt sind137. Einer großen Zahl an Grabfunden138 stehen nur wenig aussagefähige Befunde zu Siedlungswesen139 oder WirtschaftsstrukVON USLAR 1938. ROSENSTOCK/WAMSER 1989, 43 f. 134 J. L. PIČ‚ Starožitnosti zemĕ česke II, 3 (Praha 1905). – DERS., Die Urnengräber Böhmens (Leipzig 1907). 135 ALMGREN 1913. 136 Hier seien nur einige Beispiele angeführt: PREIDEL 1930. – M. JAHN, Die ersten Germanen in Südböhmen. Altböhmen u. Altmähren 1, 1941, 64–94. – J. DOBIAŠ, King Marobuduus as a Politician. Klio 38, 1960, 155–166. – DERS., Wo lagen die Wohnsitze der Markomannen? Historica (Praha) 2, 1960, 37–75. – MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963. – DIES. 1965. – DIES. 1967. – DIES. 1976. – H. GRÜNERT, Zur Bevölkerungsstärke der Markomannen in Böhmen zu Beginn u. Z. Zeitschr. Arch. 2, 1968, 207–231. – HACHMANN 1970, 284–287; 311–316. – KÖHLER 1975. 137 MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1976, 153 mit Anm. 13: 360 römerzeitliche Fundstellen, 228 Fundorte der Stufe A/B1, 142 Fundorte der Stufe B2. 138 Vgl. ebda. 159 ff. 139 Zwar deutet etwa die Hälfte aller Fundstellen auf ehemalige Siedelstellen hin, doch ist keine vollständig ausgegraben bzw. publiziert worden. Einen Überblick über das 132 133

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teilweise auch durch einen Wandel in der Bestattungsform bestätigt wird.

rung, der geistigen Auseinandersetzung mit von außen angeregtem Ideengut und der Ausstrahlung in andere germanische Gebiete von herausragender Bedeutung war, ist die Kenntnis einer sicheren chronologischen Abfolge des Sachguts unerlässlich. Daher werden die beiden Gräberfelder von Tišice und DobřichovPičhora unter letztgenanntem Aspekt untersucht, weil die in diesen beiden Friedhöfen geborgenen Inventare die gesamte Zeitspanne des Übergangs abdecken und stellvertretend für die Verhältnisse um die Zeitenwende in Böhmen stehen können.

Dem ältesten Belegungsabschnitt können zehn Gräber zugewiesen werden. Charakteristisches Formengut ist die drahtförmige, geschweifte Fibel mit oberer Sehne Kostr. M-a sowie ungegliederte Terrinen mit Ritzverzierung in z. T. traditionellen Mustern („BriefkuvertMuster“) (Taf. 83, 6). Auch gerade Messer mit einseitig abgesetzter Griffangel (Taf. 79, 16) gehören zum Sachgut des ältesten Abschnitts, in dem bereits erste geschweifte Fibeln mit unterer Sehne (Kostr. N-a) vorkommen. Zu zwei Grabinventaren gehören Waffenbeigaben, doch fehlt noch römischer Metallgefäßimport. Neben den Männergräbern sind auch Bestattungen von Frauen und Kindern nachgewiesen. Die Bestattungsform dieses ältesten Abschnitts ist das Urnengrab, lediglich ein Kind (Grab 24) war in einer kleinen Brandgrube beigesetzt worden148. Diese erste, in ihrem Formengut homogene Gruppe bildete auch auf dem Gräberfeld einen relativ geschlossenen Verband im nördlichen Areal des Friedhofs (Taf. 2).

1. Das Gräberfeld von Tišice Das bei Tišice auf einer Sandterrasse der Elbe gelegene Gräberfeld wurde in den fünfziger Jahren ausgegraben, Funde und Befunde 1963 von K. MotykovaŠneidrová veröffentlicht145 und das Knochenmaterial anthropologisch bestimmt146. Obwohl ein unbekannter, aber wohl großer Teil des Friedhofs durch Sandabbau zerstört wurde, konnten noch insgesamt 104 Gräber, wenn auch nicht alle in systematischer Ausgrabung, gerettet werden. Bei allen Bestattungen handelt es sich um Brandgräber; archäologisch wie anthropologisch ließen sich Männer-, Frauen- und Kindergräber und auch Doppelbestattungen nachweisen.

Für die Auswertung in einer Kombinationstabelle konnten 38 Grabinventare mit aussagefähigen Materialien herangezogen werden (Tab. 4), wobei vor allem Fibeln und Keramikformen deutliche Veränderungen erfahren haben. Das Fundgut lässt drei Belegungsetappen erkennen, wobei die Unterteilung zumindest

Der zweiten Phase gehören neun Gräber an, deren Inventare deutliche Veränderungen erkennen lassen149. Zwar verrät die kugelbauchige, ungegliederte Terrine mit kurzem, geradem, leicht verdicktem Rand (Taf. 83, 7) als keramische Leitform ihre Herkunft von den älteren ungegliederten Formen, doch wird der Formenwandel bei den Fibeln besonders deutlich. Neben den geschweiften Fibeln mit unterer Sehne Kostr. N-a und einer bronzenen A18a ist erstmals mit den Spangen A2 und A19 (Taf. 71, 10; 72, 1) römisches Importgut vertreten. Einfache Eisennadeln sowie die erstmals nachzuweisenden Sichelmesser sind weitere Beigaben dieses Abschnitts, ohne ausschließlich auf diesen mittleren Abschnitt begrenzt zu sein. Noch immer überwiegt das Urnengrab (5 x), doch weisen bereits vier große Brandgruben auf den beginnenden Wandel in der Bestattungssitte hin. Auffällig ist, dass diesem zweiten Abschnitt nur Inventare aus Frauengräbern und einem Kindergrab zugewiesen werden können; eindeutige Männergräber lassen sich nicht nachweisen150. Ob man daraus weitreichende Folgerungen ziehen darf, etwa dass primär die Frauen als Träger des Kulturwandels anzusehen sind oder dass dies durch eine verstärkte Beigabe speziell von Fibeln bedingt ist, bleibt ohne Absicherungsmöglich-

145 K. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ, Zárové pohřebiště ze starši doby řimské v Tišicich ve střednich Čechach (Das Brandgräberfeld der älteren römischen Kaiserzeit in Tišice in Mittelböhmen). Památky Arch. 54, 1963, 343–437. 146 J. CHOROL, ebda. 438 ff. 147 CHRISTLEIN 1964, 244 f. Abb. 3. – CAPELLE 1971, 26 f. – KÖHLER 1975, 13 f. Tab. 9–12. – PESCHECK 1978, 314 Liste 6; 327 Tab. 8. – PESCHEL 1978, 136. – LICHARDUS 1984, 16 ff. Abb. 2–4.

148 Vgl. auch Phase 1 von LICHARDUS 1984, 18, die sich mit unserem ältesten Abschnitt inhaltlich völlig deckt. 149 Vgl. auch Phase 2 von LICHARDUS 1984, 18; auch hier stimmen die Ergebnisse überein. 150 Entgegen LICHARDUS 1984 ist Grab 76 anthropologisch als „wahrscheinlich Frau“ bestimmt worden: J. CHOROL, Památky Arch. 54, 1963, 452 („spiše žena než muž“). Die beiden Fibeln dieses Grabes würden dieser Deutung entgegenkommen.

Weil Tišice nicht nur ausführlich dokumentiert und mit Gräberfeldplan umfassend publiziert wurde, sondern hier gerade die Übergangszeit von der späten vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit gut vertreten ist, wenn auch die Grabinventare weniger „reich“ sind als die von Dobřichov, ist dieser Friedhof wiederholt herangezogen und ausgewertet worden147. Noch immer bietet Tišice die besten Voraussetzungen, den Beginn (elb-)germanischer Landnahme in Böhmen nachzuzeichnen, weshalb das Gräberfeld auch hier nicht übergangen werden kann.

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schichteten restkeltischen Bevölkerung erfolgte154 oder aber die Mitwirkung auch anderer, nicht elbgermanischer Siedler anzeigt155.

keit durch andere Gräberfelder (noch?) hypothetisch151. Die Gräber der zweiten Belegungsetappe schließen sich meist unmittelbar südlich an die älteren Gräber an; außerdem wurde nun auch östlich dieses Kerns bestattet (Taf. 2).

2. Das Gräberfeld von Dobřichov-Pičhora

Die dritte Belegungsphase der Nekropole ist mit 19 Gräbern die zahlenmäßig größte, zumindest was die beigabenführenden Bestattungen betrifft152. In diesem Abschnitt ist auch der Wandel im keramischen Formengut vollzogen. Auf den dreifach gegliederten Terrinen oder hohen, schlanken Töpfen befinden sich umlaufende plastische Leisten oder tiefe Rillen (Taf. 83, 8). Leitform ist die „klassische“ Augenfibel (Taf. 72, 7), die in verschiedenen Varianten vertreten ist; weiterhin ist die Beigabe von Trinkhörnen oder provinzialrömischem Bronzegeschirr erstmals nachzuweisen. Auch beim Bestattungsritus hat sich der Wandel vollzogen, weil mit einer Ausnahme (Grab 91) alle übrigen Bestattungen Brandgrubengräber sind. In den Gräbern der dritten Phase, die sich im südlichen Areal der Nekropole befinden und deren Belegung von Nord nach Süd bestätigen, waren Frauen, Männer und Kinder beigesetzt worden (Taf. 2). Die hier aufgestellte Belegungsabfolge deckt sich weitgehend mit älteren Gliederungen153, wodurch ihr ein hohes Maß an Wahrscheinlichkeit zukommen dürfte.

Das bekannteste älterkaiserzeitliche Gräberfeld Böhmens ist die Nekropole auf der Anhöhe Pičhora bei Dobřichov, die bereits 1896 entdeckt und kurze Zeit später von J. L. Pič veröffentlicht wurde156. Weil aber an dieser Anhöhe am linken Elbeufer bereits seit längerer Zeit Schotter abgebaut wurde, bleibt unbekannt, wie viele Gräber schon zuvor zerstört worden sind. 1896 wurden 131 Bestattungen geborgen, in den nachfolgenden Jahren kamen weitere hinzu, so dass heute 156 Gräber dieser Fundstelle bekannt sind157. Unterschiedliche Zählweisen haben Verwirrung gestiftet, weil H. Preidel die Gräber anders numerierte als das Inventarverzeichnis Pič‘s im Prager Nationalmuseum158. Dass außerdem noch immer nicht alle Grabinventare veröffentlicht sind159 und ein Gräberfeldplan nicht existiert160, erschwert die Bewertung dieses wichtigen Fundplatzes zudem. Auch bleibt mitunter offen, ob die genannten Inventare das jeweils gesamte Beigabengut eines Grabes vollständig erfasst haben161, bei anderen Fundkomplexen stellt sich die Frage, ob diese tatsächlich als „geschlossene Funde“ angesehen werden können162.

Am Gräberfeld von Tišice zeigt sich deutlich der Wandel im Formengut während der etwa drei Generationen, in der das Areal als Bestattungsplatz genutzt wurde. Aufschlussreich ist, dass in der zweiten Belegungsphase noch traditionelle Drahtfibeln neben ersten massiven, bronzenen Importfibeln getragen wurden‚ auch in der Keramik deutliche Anklänge an ältere Formen erkennbar sind und selbst am traditionellen Urnengrab weitgehend festgehalten wird. Der kulturelle Wandel setzt klar in dieser zweiten Phase ein, ist aber erst im dritten Abschnitt endgültig vollzogen, wie neue Sachgüter und Beigaben nebst Bestattungssitte anzeigen. Offen bleibt allerdings, ob der Wandel im Grabbrauch vom Urnengrab zur Brandgrube möglicherweise unter Einfluss einer über-

REICHMANN 1979, 133 f., der die „ostgermanische“ Brandgrubensitte keltischer Anregung zuschreibt. 155 So HACHMANN 1970, 315 f. 156 J. L. PIČ, Památky Arch. 17, 1897, 480 ff. – DERS., ebda. 21, 1904/05, 533. – J. HELLICH, ebda. 31, 1919, 95 ff. – RYBOVÁ 1960. – SAKAŘ 1970, 4–25. 157 MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 15. – DIES. 1976, 159 nennt 154 Gräber; so auch KÖHLER 1975, 13. – Dagegen führt LICHARDUS 1984, 20; 119 ff. Liste 1, 156 Gräber auf. 158 PREIDEL 1930, Bd. 1, 374 ff.; ihm folgten z. B. EGGERS 1951 und GARBSCH 1965, 225 ff. Vgl. jetzt die von J. Lichardus angefertigte Konkordanzliste der unterschiedlichen Zählweisen und der jeweiligen Literatur (LICHARDUS 1984, 119–122 Liste 1). 159 So sind z. B. bei RYBOVÁ 1960, 242 ff. einige Gräber nur als „arm“ oder „ohne Fibel“ usw. beschrieben. Zu manchen Gräbern sind überhaupt keine Informationen vorhanden (vgl. Liste 1 bei LICHARDUS 1984). 160 Zur Belegungsabfolge teilte J. L. Pič nur mit, dass sich hohe Urnen latènezeitlichen Charakters im Nordnordosten befanden; daran schlossen sich breite Urnen mit Mäander an, und im Südsüdwesten waren Gräber mit Bronzeimport (J. L. PIČ, Pamáky Arch. 17, 1897, 480 ff.). 161 Dies gilt besonders, wenn nur eine Fibel oder ein einzelner anderer Metallgegenstand genannt wird. 162 Als Beispiel seien einige Gräber angeführt: In Grab I befand sich u. a. ein Spinnwirtel, Nadeln und ein Berlock, aber auch ein Schildrandbeschlag. Möglicherweise handelt 154

151 Vgl. dazu aber auch die am Gräberfeld von WederathBelginum gemachte Beobachtung von A. Haffner, nach der die „Männer sich in Modefragen konservativer als Frauen verhalten haben“ (HAFFNER 1989, 200). – In Tišice wird man die fehlenden Männergräber z. T. aber auch in den beigabenlosen oder nicht in die Kombinationstabelle einhängbaren Gräbern sehen dürfen; vgl. auch die Doppelbestattung von Mann und Frau in Grab 80, in dem eine „Fibel mit beißendem Tierkopf“ beigegeben war. – Siehe die allgemeinen Überlegungen bei NARR 1991, 7. 152 Vgl. auch Phase 3 bei LICHARDUS 1984, 18; 20. Auch hier stimmen die Ergebnisse weitgehend überein. 153 CHRISTLEIN 1964, 244 f. – LICHARDUS 1984, 16 ff. Abb. 2. – PESCHECK 1978, 314 Liste 6 mit etwas anderer Gewichtung.

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dazu als überlebte einheimische Form die geschweifte Fibel Kostr. M-b167 (Taf. 71, 4), frühe Rollenkappenfibeln und „Prototypen“ der Augenfibeln noch ohne Sehnenhaken (Taf. 72, 5. 6). Die Keramik ist dreifach gegliedert, besitzt einen ausbiegenden Rand, ist meist ohne Dekor, gelegentlich aber zonal oder mit einzeiligem Rollrädchen verziert (Taf. 85, 1. 2). Auch hohe, an spätkeltische Drehscheibenware erinnernde Formen gehören in diesen Abschnitt. Knochennadeln mit kleinem, abgesetztem Kopf sowie Griffangelmesser mit geradem Griff runden das Formengut ab. Die Beigabe importierter römischer Bronzegefäße lässt sich für diesen ersten Abschnitt noch nicht nachweisen, auch wurde die Waffenbeigabe nur spärlich geübt. Grab 30 mit Reitzubehör und Glasbeigabe168 deutet aber bereits die beginnende Differenzierung im Beigabenreichtum an.

Doch trotz dieser Unsicherheiten bleibt das Gräberfeld von Dobřichov-Pičhora für die Gliederung des älterkaiserzeitlichen Fundgutes Böhmens unverzichtbar und ist zudem ein überzeugendes Beispiel dafür, wie die Konsolidierung germanischer Herrschaft in Böhmen unter Marbod sich auch materiell im Beigabenreichtum einiger Gräber ausdrückte163. Die erste Gliederung des Fundmaterials hat A. Rybová vorgelegt, die ärmliche, waffenlose Gräber einer älteren Phase den reich ausgestatteten eines jüngeren Abschnitts gegenüberstellte164. Ihre Fibelleitformen sind dabei einerseits die Spangen A2, A19 und „Prototypen der Augenfibeln“, andererseits „klassische“ Augenfibeln, norisch-pannonische Doppelknopffibeln und Rollenkappenfibeln. Zuletzt hat J. Lichardus mit der Bildung von drei Phasen eine feinere Untergliederung des reichen Fundmaterials angestrebt, was er vor allem durch eine Aufteilung des jüngeren Abschnitts nach Rybová versucht hat165. Doch auch Lichardus verzichtete wegen der genannten Unsicherheiten bei der Fundüberlieferung bzw. –dokumentation auf die Darstellung seiner Ergebnisse in einer Kombinationstabelle. Dies ist hier, trotz aller Einschränkungen, dennoch versucht worden, weil Dobřichov von herausragender Bedeutung für die relative Abfolge älterkaiserzeitlichen Materials in Böhmen ist und andererseits die Schwierigkeiten, aber auch die gebotenen Möglichkeiten, zu einer Gliederung zu gelangen, besser nachvollziehbar werden.

Der zweiten Belegungsetappe können die meisten Grabfunde (36) zugewiesen werden. Hier dominiert die „klassische“ Augenfibel A45b/47 und norischpannonisches Trachtzubehör (Taf. 75, 2). Waffengräber sind jetzt ebenso zahlreich belegt wie die Beigabe importierter Metallgefäße, die zum Teil als Urnen dienten. Die große Zahl der Gräber und deren Beigabenreichtum verlockt dazu, eine weitere Unterteilung dieser zweiten Phase zu versuchen. Schon J. Lichardus hat eine Zweiteilung des Materials vorgeschlagen169, wobei die Trennlinie weniger ausgeprägt ist, sondern vor allem die Kombination „alter“ und „neuer“ Formen die Belegungsetappen verbindet. Abschnitt 2a mit 12 Gräbern kennt noch eine Reihe älterer Fibeln wie A67a, A19a und A24 (Taf. 71, 14; 72, 1. 11)‚ auch manche altertümliche Gefäß- oder Geräteform wurde noch beigegeben. Neu ist jedoch das übrige Sachgut dieser Grabinventare: „entwickelte“ kräftig-profilierte Fibeln A67b (Taf. 72, 8) und Doppelknopffibeln A236c, Augenfibeln A45b/47, dazu norisch-pannonische Gürtel und langgestreckte Achterschnallen (Taf. 75, 1), Bronzenadeln mit umgebogenem Kopf („Spazierstocknadeln“; Taf. 79, 4) beim Trachtzubehör, lange, gerade Messer mit beidseitig abgesetzter Griffangel und profilierte Schildfessel (Jahn Typ 6) (Taf. 78, 7) bei der Bewaffnung.

61 Grabfunde konnten für die Tabelle berücksichtigt werden (Tab. 5), die zunächst drei, allerdings ungleich starke Gruppen erkennen lässt. Dem ältesten Abschnitt können 19 Grabinventare zugewiesen werden166, die durch annähernd die Fibeln gekennzeichnet werden, die bereits A. Rybová für ihre Phase 1 angeführt hat: frühe norisch-pannonische Fibeln A236a, A67a und A2a, die rheinische Form A19a, es sich um eine Doppelbestattung. In Grab VI ist das gesamte Inventar bis auf die Fibeln homogen. So überrascht zunächst die hohe Zahl der beigegebenen Fibeln (acht Exemplare), doch ist zumindest eine Fibel (A68b) zwei Generationen jünger als die übrigen Beigaben, so dass an der Geschlossenheit dieses Inventars Zweifel angebracht sind. Auch in Grab 131 erweckt der Zusammenfund von A45b/47 mit einer „entwickelten“ kräftig-profilierten Fibel (etwa A77/82) Misstrauen. Schließlich stimmt die Zeichnung der Fibel aus dem Grab von 1904, wie sie in Památky Arch. 21, 1904/05, Taf. 41, 10 abgebildet ist, nicht mit der bei SAKAŘ 1970, 23 Fig. 14, 24 abgebildeten überein. 163 Zur Bedeutung der Nekropole siehe beispielsweise KOSSACK 1962, 136 f. mit Anm. 34. – PESCHEL 1978, 136 mit Anm. 494; 141 mit Anm. 522. 164 RYBOVÁ 1960, 241 ff. 165 LICHARDUS 1984, 20 ff. Abb. 5. 166 Vgl. dazu Phase AA nach LICHARDUS 1984, 24 mit folgenden Gräbern: 30, 41, 44, 60, 65, 82, 85, 101, 125, 128.

Im Abschnitt 2b mit 24 Bestattungen sind die älteren Fibel- wie Keramikformen nicht mehr vertreten, neues Formengut hat sich überall durchgesetzt: Augenfibeln verschiedener Ausprägung, dazu ostalpine Formen A67b, A2b und A236c, aber auch späte geschweifte Fibeln mit unterer Sehne Kostr. N-b (Taf. 71, 8), 167 Zur Unterteilung der Fibeln mit Kleinbuchstaben siehe Kap. III. 168 SAKAŘ 1970, 14 Fig. 9, 12–26; 16. Zum Reitzubehör siehe J. WERNER, Keltisches Pferdegeschirr der Spätlatènezeit. Saalburg-Jahrb. 12, 1953, 41 ff. Abb. 5, 5. 169 LICHARDUS 1984, 22 ff. Phase A und B.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

chov gewonnenen Belegungsetappen „einhängen“. Dazu sollen zunächst die Belegungsetappen dieser beiden Gräberfelder zueinander in Beziehung gesetzt werden, wie es die synchronistische Tabelle zeigt.

schließlich „entwickelte“ Rollenkappenfibeln. Auch in Dobřichov-Pičhora ist nun die Trinkhornbeigabe nachzuweisen. Bei der Keramik dominieren rollrädchenverzierte Terrinen oder solche mit geradem Rand und plastischer Schulterleiste (Taf. 85, 3–6). Eiserne Ringschnallen zeigen Änderungen im Gürtelschmuck an, Östlandeimer scheinen die Bronzekessel abgelöst zu haben.

Tišice

Dobřichov-Pičhora

Phase 1

Die verbindenden Elemente innerhalb des zweiten Belegungsabschnittes, speziell die Augenfibeln und das ostalpine Trachtzubehör, überwiegen, doch zeigt Phase 2a, dass der Formenwandel ein allmählicher Prozess war170. Die große Gräberzahl und der Beigabenreichtum von Dobřichov-Pičhora ermöglichen damit deutlichere Einblicke in diesen Prozess, als es anderswo möglich wäre.

Hilfshorizonte 1

Phase 2

Phase 1

Phase 3

Phase 2 Phase 3

2 2a 2b

3 4

Abb. 2. Synchronistische Tabelle der böhmischen Leitfriedhöfe.

Schließlich muss ein dritter Abschnitt abgetrennt werden, der zwar nur mit wenigen Gräbern zu belegen ist, aber vor allem durch die jüngere kräftig-profilierte Spange A68 (Taf. 73, 5) auch überregional gekennzeichnet wird. Dies sind die jüngsten Funde der Nekropole, die überliefert sind, doch weiß man nicht, ob damit auch tatsächlich das Belegungsende erfasst wird oder aber ein jüngerer Teil des Gräberfeldes dem Schotterabbau bereits zum Opfer gefallen war. Für die ältere römische Kaiserzeit Böhmens bieten die bekannten Grabinventare nach wie vor jedoch eine gute Möglichkeit, Belegungsetappen, z. T auch sehr kurze Abschnitte, mit repräsentativem Material herauszustellen.

Der Beginn (elb-)germanischer Landnahme lässt sich archäologisch mit dem „Horizont der geschweiften Fibeln“ (Kostr. M-a, A18a) fassen, so wie er sich in der ersten Belegungsphase des Gräberfeldes von Tišice manifestiert (Hilfshorizont 1). Zeitgleiches Formengut ist auch von einer Reihe anderer Fundplätze bekannt geworden172, wobei neben der Fibel besonders die „scharf profilierten Trichterurnen des Plaňany-Typs“173 die wichtigste Leitform sind. Hinzuweisen ist auf die Fundorte mit geschweiften Fibeln Kostr. M-a aus Lipence, Nebovidy und Tvršice174 sowie auf Fundorte mit der bronzenen Form A18a175, wobei besonders der Zusammenfund zweier solcher Fibeln mit frühesten kräftig-profilierten der Form A67a, aber noch ohne Sehnenhaken, in PragBubeneč176 das Fortbestehen der Kontakte ins Ostalpengebiet belegt und damit der bislang früheste sichere Nachweis für diese norische Fibelgruppe ist. Zeitgleich mit dem Eindringen der Germanen von Norden/Nordwesten wird das „Funktionsende“177 der böhmischen Oppida anzunehmen sein, wobei offen bleibt, ob damit auch tatsächlich die Besiedlung dieser Plätze vollständig abbrach178.

3. Die relative Chronologie in Böhmen Versucht man, einen zusammenfassenden Überblick für die „Übergangszeit“ darzustellen, bleibt, wie eingangs bereits geschildert, zu bedenken, dass trotz einer großen Materialbasis vollständig ausgegrabene und veröffentlichte Gräberfelder, welche die beste Voraussetzung für feinchronologische Untersuchungen bilden, nur in geringer Zahl vorhanden sind171. Allerdings kann man, anders als in vielen anderen germanischen Regionen, durch die recht große Formenvielfalt auch zahlreiche Einzelgräber in die durch die Auswertung der Gräberfelder von Tišice und Dobři-

Vgl. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, 168 ff. – LICHARDUS 1984, 25 f. mit Abb. 6. 173 A. RYBOVÁ, Arch. Rozhledy 8, 1956, 206 ff. – K. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ, Zur Chronologie des Plaňaner Typus. In: J. Neustupny (Hrsg.), Chronologie préhistorique de la Tchéchoslovaquie (Praha 1956) 153 ff. – Zur Verbreitung der Situlen: SEYER 1976, 37 Abb. 16; Nachträge bei VÖLLING 1995, 59 Karte 9; 112 f. Liste 8. 174 VÖLLING 1995, 23 Karte 2; 102 Liste 1 Nr. 36–37. 39. 175 Vgl. unten Kap. III. A. 5. a. mit Liste 5, 60 (Bechovice), 62 (Duchoc), 64 (Lékařova Lhota), 65 (Lukavec), 66 (Nový Bydžov), 69 (Rosnice), 71 (Starý Vestec), 73 (Zalužany). 176 MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, Taf. 28, 13–16. 177 Zum Ende der Oppida vgl. GEBHARD 1991, 104. 178 Vgl. Z. WOŻNIAK, Der Besiedlungswandel in den germanischen Gebieten während der jüngeren Latènezeit und seine Bedeutung für die Geschichte der Kelten. In: P. M. 172

170 Damit gerät man in den Problemkreis der „Mischinventare“, die L. Pauli treffend charakterisierte: „Je reicher das Grab, desto eher fällt es in die Kategorie der Mischgräber“ (L. PAULI, Die Gräber vom Salzberg zu Hallstatt. Erforschung, Überlieferung, Auswertbarkeit [Mainz 1975] 18 f. mit Anm. 29). Die Gräber verdeutlichen damit, dass der Übergang dynamisch verlief und letztlich zeitlich gestaffelt und nicht „in Linie“ erfolgte. 171 Vgl. oben Anm. 110 und 111.

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setzung nicht aller Grabinventare von DobřichovPičhora über alle Zweifel erhaben scheint186.

Die zweite Belegungsetappe in Tišice entspricht zeitlich den ältesten Bestattungen in Dobřichov (Hilfshorizont 2), besonders deutlich sichtbar durch das Vorkommen früher provinzialrömischer Fibeln aus dem Westen (A19a, ostgallische Spangen) und Süden (A67a, A236a, A2a), aber auch einheimischer Formen wie späten geschweiften Fibeln (Kostr. N-a, M-b), Vorformen der Augenfibeln und frühesten Rollenkappenfibeln. Zum Sachgut dieses Hilfshorizontes 2 gibt es zahlreiche Entsprechungen, wie die Verbreitung entsprechender Fibelformen zeigt179. Für Böhmen lassen sich zu den überwiegenden Brandbestattungen nun auch erstmals Körpergräber sicher nachweisen180.

Der vierte böhmische Hilfshorizont, in Dobřichov nur noch ansatzweise vertreten (Phase 3), scheint auch im übrigen Böhmen nur schwach ausgeprägt zu sein. Nur wenige charakteristische Fibelfunde (A68a, „entwickelte“ norisch-pannonische, Rollenkappen- und Augenfibeln) sind zu nennen187, auch Importgut und Trinkhörner sind kaum belegt, was auf eine Ausdünnung der Bevölkerung und Reduzierung ihrer materiellen Möglichkeiten hinweist, wofür die in den historischen Quellen genannten Veränderungen nach dem Sturz des Marbod und des Catualda mitverantwortlich sein dürften188.

Hilfshorizont 3, entsprechend den jüngsten Gräbern von Tišice (Phase 3) und Phase 2 von Dobřichov, ist die Zeit der „klassischen“ Augen- und Rollenkappenfibeln, die in Böhmen hergestellt wurden und dort weit verbreitet waren181. Hinzu kommen andere Spangen wie „entwickelte“ norisch-pannonische (A67b, A236c). Auch die Beigabe von Trinkhörnern182 sowie römischem Bronzegefäßimport183 ist nun vielfach belegt und zeigt die konsolidierte germanische Herrschaft in Böhmen an. Körpergräber, darunter auch solche mit prunkhafter Ausstattung, sind jetzt zahlreich und deuten unterschiedlich starke Bindung an einzelne Gegenstände, hinter der sich gestaffelter Reichtum, vielleicht auch beginnende stärkere soziale Differenzierung verbergen kann184. Die sich im Gräberfeld von Dobřichov andeutende Möglichkeit, älteres Formengut abzutrennen (Phase 2a), kann am Material von Tišice nicht nachvollzogen werden. Man wird dieser Untergliederung somit vorläufig nur lokale Bedeutung zumessen wollen185, zumal die Zusammen-

Die hier vorgestellte Gliederung des böhmischen Fundstoffs für die „Übergangszeit“ in vier Phasen stimmt weitgehend mit der von K. Motyková-Šneidrová überein, konnte aber durch die kombinationsstatistische Auswertung zweier Gräberfelder weiter abgesichert werden. Die herausragende Stellung Böhmens für die gesamte Germania Magna rechtfertigte diese gründliche Überprüfung, weil von dieser breiten Materialbasis ausgehend auch andere Regionen besser eingebunden werden können.

D. March-Donau-Gebiet Wenig zahlreich, aber für die Bewertung dauerhafter germanischer Landnahme im südöstlichen Mitteleuropa dennoch nicht unbedeutend, sind frühgermanische Funde, meist Gräber, aus dem mittleren Donaugebiet (Karte 2)189. Zwei durch den Fluss

Duval/V. Kruta (Hrsg.), Les mouvements céltiques du Ve au Ie siècle avant notre ère (Paris 1979) 213–217, bes. 216. – J. WALDHAUSER, Slovenská Arch. 31, 2, 1983, 353 ff. – A. RYBOVÁ/P. DRDA, Památky Arch. 80, 2, 1989, 384 ff., bes. 398 ff. 179 Vgl. unten Kap. III. B. 1. 2. 3. und 4. mit den entsprechenden Karten. – Siehe auch HACHMANN 1970, 313 Abb. 38 (aber kaum vollständig). – LICHARDUS 1984, 25 f.; 28 Abb. 7 (nur Grabfunde). 180 LICHARDUS 1984, 26; 48 ff. 181 COSACK 1979, 32 f.; 59 ff. Karten 5, 6, 12, 13, 23. – HACHMANN 1970, 314 Abb. 39 (aber kaum vollständig). 182 REDLICH 1971, 70 ff. Taf. 30. 183 EGGERS 1951, Karte 4. – SAKAŘ 1970, Kartenbeil. – KUNOW 1983, 173 ff. Karten 3, 5, 8, 9. – BERKE 1990, Karte 1. 184 LICHARDUS 1984, 48 ff.; 59 ff.; 71 ff. – PESCHEL 1978, 155 ff. Abb. 11. – R. KÖHLER, Zur Problematik der älterkaiserzeitlichen „Fürstengräber“ in Böhmen. Zeitschr. Ostforsch. 24, 1975, 457–463. – J. OLDENSTEIN, Arch. Korrbl. 5, 1975, 299 ff. – Allgemein: KOSSACK 1974. 185 Vgl. auch LICHARDUS 1984, 26 f. mit den Schwierigkeiten, seine Phase A mit Tišice zu korrelieren. Er verweist auf andere böhmische Grabfunde, die der Phase A entspre-

chen. Auch in anderen germanischen Gebieten sind durchaus Vergesellschaftungen von „älteren“ mit „jüngeren“ Fibeln belegt, allerdings auf keinem Gräberfeld so zahlreich wie in Dobřichov (vgl. die Fibelvergesellschaftungstabellen in Kap. III. B.). 186 Vgl. oben Anm. 130 und 131. 187 Vgl. z. B. KOSSACK 1962, 135 Abb. 1. – COSACK 1979, Karten 3 u. 8. – MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1967, Karte Beil. 3. – DIES. 1975, 175 ff. 188 TACITUS, ann. II 63, 1. 5. – SUETON, Tib. 37, 4. – VELLEIUS PATERCULUS 2, 129, 5. – PLINIUS, nat. hist. 4, 81. – Vgl. auch L. SCHMIDT, Die Westgermanen (München 21970) 157 ff. – WOLTERS 1990, 272 ff. mit Anm. 174. 189 Vgl. die Kartierungen der Fundstellen bei TEJRAL 1983, 86 Abb. 1; 87 Abb. 2. – PERNIČKA 1966, 13 ff. – Siehe auch URBAN 1984, 103 Abb. 29 (Augenfibeln A45/47). – Auf Karte 2 sind folgende Orte der ersten Phase im Donaugebiet kartiert: 1. Carnuntum (mind. zwei A45); 2. Eisenstadt (Waffengräber, Keramik); 3. Müllendorf (Gräber‚ mind. vier A45); 4. Neusiedl (Grab‚ A45); 5. Loretto (Grab, A45); 6. Großhöflein (Grab, A45); 7. Mannersdorf (Einzelfund,

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Formengut der fränkischen zweiten Phase oder des böhmischen Hilfshorizonts 2 ist (noch?) kaum nachweisbar. Wie die Siedelverhältnisse dieser Zeit in Mähren zu beurteilen sind, bleibt weitgehend unklar. Ob noch, wie in Bratislava, mit keltischer Restbevölkerung gerechnet werden darf, scheint ungewiss. Nach Ausweis der Funde aus den mährischen und niederösterreichischen Oppida sowie anderer Siedlungen scheint die damit verbundene Kultur – wie in den übrigen keltischen Gebieten auch – mit Fibeln der Form Kostr. K (geknickte Fibel) zu enden193. Jedenfalls fehlt eindeutig jünger zu datierendes Sachgut, das bis zur Zeit der beginnenden germanischen Landnahme reichen würde194.

räumlich getrennte, aber inhaltlich wie zeitlich verwandte Gruppen lassen sich erkennen: eine mährischniederösterreichische Gruppe sowie eine zweite überwiegend im Burgenland. 1. Die mährisch-niederösterreichische Gruppe Neben Böhmen und der Südwestslowakei sind das untere mährische Marchgebiet sowie die norddanubischen Teile Niederösterreichs eine dritte Region mit frühgermanischen Funden am Südostrand elbgermanischer Ausdehnung. Wenngleich die entsprechenden Funde bislang wenig zahlreich sind und größere Gräberfelder noch ausbleiben, ermöglichen doch auch die einzelnen Grabfunde dieser Region, in Anlehnung an die für Böhmen und die Slowakei herausgestellten Abschnitte, eine zeitliche Einordnung. J. Tejral hat sich in mehreren großen Abhandlungen mit dieser Frage beschäftigt und das einschlägige Fundmaterial überwiegend abgebildet190. Seine Ergebnisse, denen bis auf wenige leicht abweichende Bewertungen zugestimmt werden kann, sollen kurz resümierend vorgetragen werden.

Zu den ältesten elbgermanischen Funden des unteren Marchgebietes (vgl. Karte 2) zählt der Siedlungsfund (?) einer rollrädchenverzierten rundbauchigen Terrine aus Hrabĕtice, Bez. Znojmo (Taf. 3, 1)195. Auch das Brandgrab aus Mannersdorf a. d. March196 (Taf. 3, 2) wird man schon der ältesten Phase zuweisen können197. Die beigegebene Fibel der Form A67b sowie die Bronzekasserolle mit Schwanenkopfbügel (E131/132) sind für den böhmischen Hilfshorizont 3 und die erste slowakische Phase charakteristisch. Ebenso kann das Körpergrab aus Schleinbach, pol. Bez. Mistelbach198, nach Ausweis der Fibel (A67b; Taf. 3, 3) wie auch Grab 8 (IV/1935) aus Nedakonice, Bez. Uherské Hradište199, noch zu den ältesten Funden des Marchgebietes zählen (Taf. 3, 4). Aus der Umgebung von Moravsky Krumlov,

Die ältesten germanischen Funde Mährens stammen aus Nordmähren, wo bislang sieben Fundorte mit typischer Przeworsk-Keramik bekannt geworden sind191, die wohl noch in den älteren Abschnitt der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zu stellen sind192. Charakteristische Funde des „Horizonts der geschweiften Fibeln“ (Kostr. M), mit dem die elbgermanische Landnahme in Böhmen beginnt, fehlen bislang ganz, wie überhaupt auch jüngere Varianten dieser Fibelgruppe bis auf eine Ausnahme weder aus Mähren noch aus Niederösterreich belegt sind. Auch

Oppida: Staré Hradisko, okr. Prostějov: J. MEDUNA, Die keltischen Oppida Mährens. Arch. Rozhledy 23, 1971, 304– 311; 381–388. – DERS., Germania 48, 1970, 56 ff. – DERS. in: The Celts (Ausstellungskat. Venedig 1991) 546 f. – Hostýn, okr. Kromeriz: K. LUDIKOVSKY, Arch. Rozhledy 25, 1973, 312–321. – Oberleiserberg: H. MITSCHAMÄRHEIM/E. NISCHER-FALKENHOF, Mitt. Prähist. Komm. Österr. Akad. II, 1937, 391–438. – Zu sonstigen Siedlungen: MEDUNA 1980, 166 f. 194 Die auffallende Zahl augusteischer Streufunde aus dem Bereich des Oppidums von Staré Hradisko bringt T. Kolník mit dem Feldzug des Tiberius im Jahre 6 n. Chr. gegen Marbod in Verbindung (KOLNÍK 1991, 76 Abb. 4; 80 mit Anm. 20). Allerdings sieht auch er keine Möglichkeit, eine Verbindung zur eigentlichen keltischen Besiedlung des Oppidums herzustellen. 195 J. TEJRAL, Arch. Rozhledy 21, 1969, 525 ff. – DERS. 1977, 310 f.; 316 Abb. 6. 196 E. B ENINGER , Die Germanenzeit in Niederösterreich (Wien 1934) 60 f. Abb. 26. – POLLAK 1980, 71 Nr. 77 Taf. 61. 197 So auch KOLNÍK 1991, 82. – Anders dagegen TEJRAL 1977, 313 f.; 317 Abb. 7: „frühe Subphase B1 IIa”. 198 H. MITSCHA-MÄRHEIM, Jahrb. Landeskde. Niederösterreich 23, 1930, 5 Abb. 1. – Eine etwas jüngere Datierung erwägt TEJRAL 1977, 314; 321 Abb. 11, 3 (B1 IIa). 199 TEJRAL 1977, 321 Abb. 11, 4. – PEŠKAŘ 1972, 41 Nr. 48 Taf. 9, 1. 193

A45); 8. Jois (Einzelfund, A45); 9. Uherské Hradište (Massenfund, Kostr. N, A49/50); 10. Nedakonice (Grab‚ A67b); 11. Moravsky Krumlov (Einzelfund, A67b); 12. Hrabĕtice (Einzelfund, Keramik); 13. Mannersdorf/NÖ. (Grab, A67b); 14. Schleinbach (Grab, A67b); 15. Ringelsdorf (Einzelfund [Grab?], Sporen); 16. Kostolná (Grab); 17. Abráham (Grab); 18. Sladkovičovo (Grab); 19. Krizovany (zerstörtes Grab, A45); 20. Reka (Grab, A19a). 190 Grundlegende Arbeiten: TEJRAL 1968, 488 ff. – DERS. 1969, 27 ff. – DERS., Die Anfänge der römischen Kaiserzeit vom Gesichtspunkt der Grabfunde. Štud. Zvesti Arch. Ustavu 18, 1970, 107 ff. – DERS. 1977, 307 ff. – DERS. 1983, 85 ff. 191 Brodek, Držovice, Dubany (alle Bez. Prostĕjov): TEJRAL 1968, 507 f. Abb. 7, 5. 11; 518. – Kajetin, Pravcice, Rymice, Staré Hradisko: MEDUNA 1980, 165 f. – Vgl. auch grundlegend PESCHEL 1978, 57 Abb. 3; 181. – DERS. 1988, 180 Abb. 7. 192 So auch PESCHEL 1978, 56 ff.; anders TEJRAL 1977, 308f. Vgl. auch J. MEDUNA, Arch. Rozhledy 20, 1968, 56 ff.; DERS. 1980, 165 „schon ab Lt C“.

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von Mistelbach, dessen Belegung nun einsetzt (Gräber 2, 5, 7)209. Auch die Funde des zerstörten Friedhofs von Altenmarkt im Thale, Fibeln A68a, A236c sowie bauchige Terrinen210, gehören in die zweite mährische Phase. Ähnlich gegliederte Keramik wie in Mistelbach oder Altenmarkt stammt aus Eggendorf am Wagram (Grab 11)211, Baumgarten a. d. March (mit großen Kammstrichbögen)212, Bzenec, okr. Hodonin213 und Velatice (Brandgrab 1), hier zusammen mit einer Fibel A68a214. Schließlich wird man auch Brandgrab 1 aus Mikulov, Bez. Brečlav, in dem eine kräftig-profilierte Fibel A68 (nur der Kopf erhalten) mit einer Augenfibel ähnlich A52 vergesellschaftet war, zur Phase II rechnen dürfen215. Von den Funden des linken Ufers der March gehören Objekte aus Devinska Nova Ves216 sowie das Kriegergrab aus Lab bei Bratislava217 noch in diesen Abschnitt.

Bez. Znojmo, stammt ebenfalls noch eine Fibel der Form A67b (Taf. 4, 1)‚ wobei nähere Fundumstände allerdings unbekannt sind200. Aus einem „Massenfund von Bronzegegenständen“ aus Uherské Hradište können noch weitere frühe Fibeln genannt werden, zu denen allerdings keine Fundangaben vorliegen201. Unter den Spangen dieses Fundes befinden sich – als älteste und jeweils einzige aus Mähren – eine bronzene geschweifte Fibel mit unterer Sehne (Kostr. N) sowie eine frühe Augenfibel (A48–50; Taf. 4, 2–3)202. Dennoch fällt das weitgehende Fehlen der „klassischen“ Augenfibel als charakteristischer Leitform der älteren Kaiserzeit auf203. Schließlich muss noch auf zwei Stuhlsporen mit kreisförmigen Nietplatten aus Ringelsdorf, Bez. Gänserndorf, hingewiesen werden (Taf. 4, 4)‚ die als Lesefunde aus einer germanischen Siedlungsstelle204, vielleicht aber auch aus zerstörten Gräbern205 stammen. Vergleichbare Sporen, die für das nördliche und mittlere elbgermanische Gebiet charakteristisch sind, stammen auch aus Großromstedt und Schkopau, wo sie jeweils der dritten Belegungsphase zugerechnet werden206 und bisher nach Ausweis geschlossener Grabfunde nicht jünger als die Zeit der Augenfibeln zu datieren sind207. Die älteste Phase germanischer Aufsiedlung in Mähren/Niederösterreich ist also mit diesen wenigen Funden bisher nur schwach vertreten.

Die dritte Phase, die sich im Fundbild Mährens und Niederösterreichs herausstellen lässt218, ist nun an zahlreichen Fundorten gut belegt. Wie in der Slowakei ist auch in Mähren die entwickelte kräftig-profilierte Fibel A68b (Taf. 73, 7) Leitform sowie die Rollenkappenfibeln, Schnallen mit kurzem Bügel und eingerollten Bügelenden (Taf. 75, 4), Riemenzungen der Form Garbsch R2 (Taf. 75, 9), Kasserollen mit rundem Loch im Griff (E139/144) sowie bauchige Gefäße mit hohem, annähernd geradem Rand. Auf dem Gräberfeld von Mistelbach (Gräber 1, 3, 4, 6– 8)219 und Eggendorf (Grab 7)220 wurde weiterbestattet, auch aus Velatice (Gräber 6, 17), Zarosice, Mikulov, Brečlav und Vracov stammen Gräber mit charakteristischem Formengut221.

Zahlreicher sind die Funde, die in Anlehnung an die Südwestslowakei einer zweiten mährisch-niederösterreichischen Phase zugewiesen werden können208. Zu den charakteristischen Leitformen dieses Abschnittes zählt die kräftig-profilierte Fibel A68a, die norischpannonische Doppelknopffibel A236c, Kasserollen mit halbmondförmigem Loch im Griff sowie dreifach gegliederte Terrinen mit abgesetzter Schulter und leicht ausbiegender, gerundeter Randlippe. Gut vertreten ist dieses Formengut auf dem Gräberfeld

Von Bedeutung ist das Auftreten erster sehr reich ausgestatteter Prunkgräber in Phase 3 wie die Körper-

209 MITSCHA-MÄRHEIM 1956, 188 ff. Abb. 1, 5–7; 5; 3, 1–2; POLLAK 1980, 74 ff. Taf. 63, 1–3; 66, 4–5; 65, 1–2. 210 POLLAK 1980, 10 f. Nr. 3 Taf. 1‚ 2–3. – L. FRANZ, Ber. RGK 18, 1928, 140 Abb. 15. 211 POLLAK 1980, 27 ff. Nr. 20 Taf. 15. 212 H. ADLER, Mitt. Anthr. Ges. Wien 106, 1976, 12 Abb. 16. 213 PERNIČKA 1966, 20 Taf. 1, 2. 214 TEJRAL 1977, 317 Abb. 10, 1. – PERNIČKA 1966, 20. 215 TEJRAL 1977, 331 Abb. 18, 5–6. 216 L. KRAKOVSKA, Arch. Rozhledy 29, 1977, 487 ff. Taf. 1. 217 J. EISNER, Slovensko v Pravĕku (Bratislava 1933) Taf. 68–70. – TEJRAL 1977, 314 Abb. 8: Fibel A68a, Kasserolle mit halbmondförmigem (?) Loch im Griff und vasenförmiger Trinkhornendbeschlag Form B nach K. REDLICH, Prähist. Zeitschr. 52, 1977, 74 Nr. 108. 218 Entspricht weitgehend J. Tejrals „später Subphase“ B1 IIb (TEJRAL 1977, 322 ff.). 219 MITSCHA-MÄRHEIM 1956, 188 ff. – POLLAK 1980, 74 ff. 220 POLLAK 1980, 27 ff. Nr. 20 Taf. 14, 4–5. 221 Zusammengestellt bei T EJRAL 1977, 322 ff. mit Abb. 14–20.

PEŠKAŘ 1972, 39 Nr. 40 Taf. 9, 2. PEŠKAŘ 1972, 46 ff. Nr. 71. Die Zusammensetzung dieser 20 Fibeln scheint merkwürdig (Sammlerfund?), da neben Kostr. N und früher Augenfibel auch Zwiebelknopffibeln vertreten sind. 202 PEŠKAŘ 1972, 46 f. Nr. 71 a. b Taf. 1, 1; 3, 6. 203 Vgl. die Kartierung bei URBAN 1984, 103 Abb. 29. 204 Fundber. Österreich 28, 1989, 237 ff. Abb. 1291–1292. – TH. VÖLLING, Sporen aus Ringelsdorf, Niederösterreich. Bemerkungen zu den frühkaiserzeitlichen Stuhlsporen mit kreisförmigen Nietplatten. Arch. Austriaca 77, 1993, 105–111. 205 So H. W. BÖHME, Arch. Korrbl. 21, 1991, 304 Anm. 32. 206 Großromstedt Grab 1911, 42: EICHHORN 1927, 149 Abb. 5. – Schkopau Grab 175: SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 142, Taf. 42 d. 207 Zur Verbreitung und Zeitstellung der Stuhlsporen mit kreisförmigen Nietplatten vgl. Kap. V. A. 3. b. 208 Phase II entspricht weitgehend der „frühen Subphase B1 IIa“ nach TEJRAL 1977, 313 ff. 200 201

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bestattungen aus Vysokó pri Mor und Zohor222 sowie ein reiches Grab von Mistelbach, falls es sich dabei tatsächlich nur um eine einzige Bestattung handelt223. Hier zeigt sich eine deutliche Verzögerung gegenüber dem Auftreten reicher Grablegen in anderen Gebieten der Germania Magna, speziell zum benachbarten Böhmen.

Funde unterscheiden sich deutlich vom übrigen Sachgut jener Region und geben besonders bei den Brandgräbern entscheidende Hinweise auf die Herkunft der hier Bestatteten. Von besonderem Interesse ist dabei die Frage nach dem ersten Auftreten dieser germanischen Funde innerhalb der römischen Provinz Pannonien und der damit verbundenen Möglichkeit, in den Funden historische Ereignisse wiedererkennen zu können, die die antiken Autoren in Zusammenhang mit innergermanischen Auseinandersetzungen überliefert haben226.

Die meist isoliert wirkenden Funde aus Mähren und Niederösterreich erlauben die Ausarbeitung einer eigenen Abfolge nicht, doch bezogen auf die Nachbarregionen Böhmen und Slowakei kann man auch an March und Donau mit weitgehend gleichen Typenbzw. Variantenkombinationen rechnen. Die Besiedlung dieser Gebiete setzte wohl schon zeitgleich mit der in der Südwestslowakei ein, allerdings deutlich spärlicher‚ und erfuhr von Phase zu Phase eine Steigerung in Anzahl der Fundorte wie Formen. Die Siedlungsschwerpunkte befanden sich dabei in den Ufer- bzw. Einzugsgebieten der größeren Flüsse March, Thaya und Zaya.

Zu den bislang ältesten Funden, die man mit Germanen in Verbindung bringen kann, zählen die „klassischen“ Augenfibeln der Form A45b/47, wie sie in Böhmen für Hilfshorizont 3 charakteristisch sind und mit denen die Belegung der südwestslowakischen Gräberfelder (Phase 1) einsetzen. Diese Trachtbestandteile stammen aus einigen Grabfunden (Großhöflein Grab 2/1976, Taf. 4, 5–6; Loretto, Müllendorf und Neusiedl)227; hinzukommen weitere Lesefunde meist ohne nähere Fundumstände (Carnuntum bzw. Bad Deutsch Altenburg228, Jois229, Mannersdorf230; Taf. 4, 7–9). Neben den durch die Fibeln als germanisch gekennzeichneten Gräbern könnte vielleicht auch ein Brandgrab mit Waffenbeigaben aus Eisenstadt bereits in den Augenfibelhorizont gehören. Von der ursprünglichen Zusammensetzung dieses Kriegergrabes, das zwei blattförmige Lanzenspitzen, ein langes Eisenmesser, Schildbuckel und Schildfessel (?), ein Bronzegefäß sowie eine Bronzefibel umfasste, ist nur das Unterteil eines Tongefäßes erhalten geblieben, das auf der Schulter

2. Die burgenländische Gruppe Bei der Betrachtung frühgermanischer Funde am südöstlichen Rand elbgermanischer Ausdehnung muss schließlich auch auf eine kleine Gruppe germanischer Funde hingewiesen werden, die jedoch nicht mehr im Gebiet der Germania Magna, sondern bereits auf provinzialrömischem Boden liegt. Auf diese Funde im Einzugsgebiet des Neusiedler Sees im Hinterland des Legionslagers von Carnuntum (vgl. Karte 2) und deren möglichen historischen Hintergrund ist verschiedentlich hingewiesen worden224. Zuletzt hat sich O.-H. Urban, ausgehend von der Hügelgräbernekropole von Katzelsdorf-Neudörfl, ausführlich mit diesen frühgermanischen Funden beschäftigt225.

Flucht des Marbod bzw. des Catualda und die Umsiedlung ihrer Klientel zwischen den Flüssen Marus und Cusus: TACITUS, ann. I 63, 1 u. 5. – SUETON, Tib. 37, 4. – VELLEIUS PATERCULUS 2, 129, 5. – PLINIUS, nat. hist. 4, 81. – L. SCHMIDT, Die Westgermanen (München 21970) 157 ff. – WOLTERS 1990, 272 ff. mit Anm. 174. – Flucht des Vannius und Ansiedlung seiner Gefolgschaft in Pannonien: TACITUS, ann. XII 30, 1 f. 227 Zusammenfassend: URBAN 1984, 96 f. Tab. 1. – Großhöflein: URBAN 1984, 102 Abb. 28, 1–2. – Loretto: ebda. 102 Abb. 28, 5; A. SERASCIN, Niederdonau 4, 1940, Taf. 4, 1 (Grab mit Bronzeeimer u. weiterem Bronzegefäß). – Müllendorf: URBAN 1984, 102 Abb. 28, 3–4; BARB 1938, 204 (Grab mit Bronzeeimer, Kasserolle, Trinkhorn [Urban 1984, 102 Abb. 28, 7], germanisches Tongefäß). – Neusiedl Hügel 1: W. KUBITSCHEK, Römerfunde von Eisenstadt (Eisenstadt 1926) 115 Taf. 10, 2 (Grab mit Bronzeeimer u. weiterem Bronzegefäß). 228 E. BENINGER, Mat. Urgesch. Österreich 4, 1930, 33 Taf. 14, 6. – Fundber. Österreich 28, 1989, 216 Abb. 770. 229 Jois, Bez. Neusiedl am See: Fundber. Österreich 24/25, 1985/86, 273 Abb. 454. 230 Mannersdorf am Leithagebirge: Fundber. Österreich 18, 1979, 451 Abb. 511. 226

Bei den Einzel-, Siedlungs- und vor allem Grabfunden aus dem Gebiet der Civitas Boiorum fallen handgeformte Gefäße auf, die ihre beste Entsprechung im norddanubischen, germanischen Gebiet haben, sowie unter dem Metallsachgut eine größere Zahl von Augenfibeln und Trinkhornteilen. Diese V. ONDROUCH, Bohaté Hroby z doby rimskej na Slovensku (Bratislava 1957) 13–40 Abb. 1–9 Taf. 1–8; 40– 47 Abb. 10–11 Taf. 9–10. 223 Vgl. H . F RIESINGER , Germanische Brandgräber aus Mistelbach. Mitt. Anthr. Ges. Wien 106, 1976, 17 ff. Taf. 1–10. 224 Vgl. z. B. E. BENINGER, Die Quaden. In: H. Reinerth (Hrsg.), Vorgeschichte der deutschen Stämme II (Leipzig 1940) 669–743, bes. 690; DERS., Die Germanen im Burgenland. Germanenerbe 7, 1942, 104 ff. (als Zusammenstellung brauchbar); ausführlich BONA 1963, 240 ff. 225 URBAN 1984; DERS. 1985. 222

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mit einem einfachen Mäandermotiv verziert ist231. Die Keramik widerspricht einem frühen zeitlichen Ansatz dieses Grabes nicht; auch die Beigabe einer augusteischen Bronzemünze könnte die von I. Bona vermutete Zeitstellung in das 2. Drittel des 1. Jahrhunderts weiter präzisieren232.

Landnahme innerhalb des römischen Reiches von offizieller römischer Seite kaum akzeptiert worden wäre, dem auch die über ein größeres Gebiet verstreuten Funde widersprechen, muß davon ausgegangen werden, dass eine wohl zahlenmäßig kleine elbgermanische Gruppe mit römischer Zustimmung innerhalb der Provinz bleiben durfte. Die Ansiedlung dieser Gruppe im Hinterland von Carnuntum, dazu die Aufteilung auf die ganze Civitas Boiorum, wobei die strategisch wichtige Donauebene offensichtlich bewusst ausgespart wurde, vermittelt den Eindruck einer gezielten Kontrolle dieser Neuzuwanderer. Nimmt man nicht an, dass es sich bei diesen Germanen um Angehörige römischer Auxiliartruppen handelt, wozu bisher auch epigraphische Hinweise fehlen, liegt es nahe, in dieser Volksgruppe Angehörige der Gefolgschaft des Marbod oder des Catualda zu sehen. Dann wären nicht alle Gefolgsleute dieser beiden Klientelverbände ins transdanubische Gebiet zwischen die Flüsse Marus und Curus („Danuvium ultra inter Marum et Cusum…“) umgesiedelt worden239, sondern einige könnten innerhalb des römischen Reiches geblieben sein. Bislang belegen zwar nur wenige, dafür aber wohl doch eindeutige archäologische Funde die Anwesenheit elbgermanischer Bevölkerung schon in tiberischer Zeit innerhalb der Provinz Pannonien, zu der um die Mitte des Jahrhunderts weitere Landsleute aus dem Gefolge des Vannius hinzukamen240.

Schon etwas jünger ist dagegen der Grabhügel II bei Katzelsdorf mit zentraler Brandbestattung, die durch die beigegebene Terra Sigillata in spättiberischclaudische Zeit datiert werden kann. In einer neben der Brandschicht liegenden Grube waren ein verbogenes zweischneidiges Schwert sowie ein konischer Schildbuckel mit breitem Rand niedergelegt worden233. Die Sitte der Waffenbeigabe sowie speziell die Schildbuckelform könnte auf die Grablege eines Germanen schließen lassen; allerdings verraten Hügelgrab und sonstige Beifunde starken provinzialrömischen Einfluss234. Weitere germanische Waffengräber aus Mannersdorf, Grab 13, oder Oggau235 sowie Kleinund Keramikfunde aus dem Gebiet um den Neusiedler See236 datieren ebenfalls in die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. oder kurz danach. Während diese jüngeren Funde wohl zu recht als Hinterlassenschaften der in Pannonien im Jahre 50 n. Chr. angesiedelten Gefolgsleute des Vannius gedeutet werden237, kann diese Erklärung für die älteren Funde des „Augenfibelhorizontes“ nicht zutreffen. Es fällt auf, dass – soweit archäologisch zu beurteilen – zeitgleich mit der frühesten elbgermanischen Besiedlung Mährens und Niederösterreichs und dem Belegungsbeginn der großen slowakischen Nekropolen auch die frühesten germanischen Funde innerhalb der römischen Provinz Pannonia im Hinterland von Carnuntum einsetzen. Diese elbgermanische Funde lassen jedoch kein geschlossenes Siedlungsareal erkennen, sondern verteilen sich auf das gesamte Gebiet der Civitas Boiorum238. Weil eine gezielte germanische

E. Die relative Chronologie in der Südwestslowakei Das Gebiet der Slowakei, das sich in drei unterschiedliche geographische Großräume gliedern lässt, wurde im Vergleich zu anderen Regionen Mitteleuropas erst relativ spät und dann keineswegs überall von germanischen Siedlern in Besitz genommen. Nur in der Südwestslowakei lässt sich für den hier behandelten Zeitraum die Anwesenheit germanischer Gruppen nachweisen, deren Gräberfelder Titus

B ONA 1963, 256 ff. Taf. 37, 5.– URBAN 1984, 96 Tab. 1, 3. 232 BONA 1963, 256 ff. 233 URBAN 1984, 82 ff. mit Abb. 10–15; 96 Tab. 1 Nr. 8. 234 Vgl. allgemein: W. SCHÖNBERGER, Saalburg-Jahrb. 12, 1953, 53 ff. – R. NIERHAUS, Helinium 9, 1969, 257 ff. – URBAN 1984, 101. – Zur Bestattung unter Grabhügeln vgl. aber auch TACITUS, germ. 27. 235 A. R. VON SERACSIN/M. ZEHENTHOFER, Wiener Prähist. Zeitschr. 3, 1916, 86 f. Taf. 8. – BARB 1938, 190 ff. mit Abb. 1. – Zusammenfassend URBAN 1984, 96 f. Tab. 1; 110 Anm. 157–158. 236 Literatur bei: URBAN 1984, 95 ff. mit Tab. 1 u. 2; 110 Anm. 160. – DERS. 1985, 104 f. mit Abb. 8 u. 9; 105 Anm. 49. 237 BONA 1963, 240 ff. – URBAN 1984, 98 f. – DERS. 1985, 106. 238 Vgl. die Kartierungen bei: URBAN 1984, 100 Abb. 26; 103 Abb. 29. – DERS. 1985, 107 Abb. 10. 231

239 TACITUS, ann. II 63, 5. – Zur Lokalisierung des VanniusReiches: KOLNÍK 1977, 161 ff. 240 Obschon es bisher nur wenige Funde sind, kann wohl doch von einer kontinuierlichen germanischen Besiedlung ausgegangen werden. Eine nur kurzfristige Niederlassung der Marbod/Catualda-Gefolgschaft innerhalb der Provinz, der bald eine Umsiedlung auf das transdanubische Gebiet gefolgt wäre (so Überlegungen bei KOLNÍK 1977, 164), kann zwar nicht ausgeschlossen werden, scheint aber angesichts der archäologischen Überlieferung weniger wahrscheinlich.

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Kolník erforscht und auch vorgelegt hat241, während eine zugehörige repräsentative Siedlung bislang noch fehlt. Die beiden übrigen Großlandschaften sind über Jahrhunderte hinweg von anderen Kulturen bewohnt und geprägt worden:

Zemplín repräsentiert wird248. Im Verlauf des 1. Jahrhunderts wurden in der Ostslowakei Einwirkungen der norisch-pannonischen Provinzialkultur, aber auch der Púchov- sowie der germanischen PrzeworskKultur sichtbar, nicht jedoch solche aus dem elbgermanischen Kulturkreis249.

Die Nordslowakei gehörte auch während der älteren römischen Kaiserzeit weiterhin zum Gebiet der Púchov-Kultur242, wenn auch um die Zeitenwende deutliche Veränderungen im Siedel- und Kultgeschehen sowie in den materiellen Hinterlassenschaften auffallen243. Neben den jetzt deutlich fassbaren neuen Elementen im Sachgut, die vor allem dakischen244, daneben auch Przeworsk- und elbgermanischen Einfluss erkennen lassen, sind die latènezeitlichen, autochthonen oder keltischen Wurzeln unübersehbar. Dies belegen eigenständige Münzprägung und die Fortführung vieler Traditionen in der Keramikherstellung sowie auch die Beibehaltung einer eigentümlichen Bestattungssitte, die archäologisch bislang kaum fassbar ist245, ein Phänomen, das die Púchov-Kultur mit den keltischen Kernregionen Mitteleuropas teilt246. Die in der gebirgigen Nordslowakei sowie in der Umgebung von Kraków lebenden Menschen konnten über lange Zeit hinweg weitgehend ihre kulturelle Eigenständigkeit bewahren. Erst die Markomannenkriege und die damit verbundenen tiefgreifenden Veränderungen bedingten das Ende dieser Kultur. Die Ostslowakei gehörte dagegen zu Beginn der älteren Kaiserzeit zum kelto-dakischen Kulturgebiet247, wie es beispielhaft durch Siedlungs- und Grabfunde aus

Für den Versuch der vergleichenden Zeitbestimmung der germanischen Kulturgruppen wird die Betrachtung folglich auf den südwestslowakischen Raum und hier besonders auf die fruchtbare Trnava-Lößplatte beschränkt (Karte 2). Neben einzelnen Gräbern oder kleineren Gräbergruppen konnten im Bezirk Galanta drei Gräberfelder z. T. vollständig freigelegt werden250, deren Fundmaterial nicht nur für die lokale Zeitbestimmung wichtig ist, sondern auch das Eindringen provinzialrömischen Sachgutes in die heimische Formenwelt demonstriert. Titus Kolník hat in mehreren Arbeiten, gestützt vor allem auf die Gräberfelder von Abráham, Sládkovičovo und Kostolná pri Dunaji, in Abstimmung mit der böhmischen und mährischen Chronologie eine Zeitabfolge erstellt, die er durch Leitformen sowie repräsentative Grabfunde erläuterte251. Eine vollständige Gräberfeldanalyse wurde bislang allerdings noch nicht veröffentlicht. Eine solche Untersuchung der Grabinventare mittels einer Kombinationstabelle wurde, jeweils nach Gräberfeldern getrennt, für die drei Nekropolen angefertigt, um ein breites Formenspektrum für die einzelnen Belegungsabschnitte zu erhalten und um speziell die Variantenfolge einiger Fibeltypen über mehrere Generationen hinweg deutlich werden zu

KOLNÍK 1980, 210; DERS. 1981, 108 Abb. 1. PIETA 1982. 243 PIETA 1982, 162 ff.; DERS. 1986, 27 f. mit Abb. 2; 31. 244 Zu dakischen Funden der älteren römischen Kaiserzeit siehe K. PIETA‚ Probleme der Erforschung der dakischen Besiedlung in der Slowakei. Thraco-Dacia 3, 1982, 43 ff. mit Abb. 8. 245 PIETA 1986, 42 mit Abb. 11 weist auf eine Urne aus Kraków-Kryspinów hin, die eine typische Keramikform der Púchov-Kultur der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts wiedergibt. Doch bleibt fraglich, ob es sich bei dem Toten dieses Grabes tatsächlich auch um einen Angehörigen der PúchovKultur handelt; die Bestattung eines Germanen der Przeworsk-Kultur ist nicht auszuschließen (vgl. z. B. die keltischen Drehscheibengefäße von germanischen Gräberfeldern des Großromstedter Horizontes in Thüringen, Franken oder Böhmen). 246 Vgl. z. B. W. KÄMER, Manching II. Zu den Ausgrabungen in den Jahren 1957 bis 1961. Germania 40, 1962, 305 ff. – DERS., Die Grabfunde von Manching und die latènezeitlichen Flachgräber in Südbayern. Ausgr. Manching 9 (Stuttgart 1985) 34 ff. 247 KOLNÍK 1980, 211. – LAMIOVÁ-SCHMIEDLOVÁ 1969, 404 mit Abb. 1. – DIES. 1977, 201 ff. mit Karte Abb. 1. – P. JUREČO, Slovenská Arch. 29, 1981, 313 ff.

248 B. BENADIK, Die spätlatènezeitliche Siedlung von Zemplín in der Ostslowakei. Germania 43, 1965, 63 ff. – DERS., Zemplín und die Frage der keltischen Besiedlung im nordöstlichen Teil des Karpatenbeckens. Arch. Rozhledy 23, 1971, 322 ff. – M. LAMIOVÁ-SCHMIEDLOVÁ, Beitrag zur Problematik der älteren römischen Kaiserzeit im oberen Theißgebiet auf Grundlage der Grabungsergebnisse in Zemplín. In: Urzeitliche und frühhistorische Besiedlung in der Ostslowakei in Bezug zu den Nachbargebieten. Kongreß Košice 1983 (Nitra 1986) 245 ff. – V. BUDINSKÝKRIČKA/M. LAMIOVÁ-SCHMIEDLOVÁ, A late 1st Century BC–2nd Century AD Cemetery at Zemplín. Slovenská Arch. 38, 1990, 245 ff. 249 KOLNÍK 1980, 212. – LAMIOVÁ-SCHMIEDLOVÁ 1969, 463 ff. – DIES. 1977, 201 ff. – Ein vereinzeltes elbgermanisches Grab augusteischer Zeit fand sich noch weiter südöstlich beim antiken Porolissum/Rumänien: M. MACREA/ M. RUSU, Der dakische Friedhof von Porolissum und das Problem der dakischen Bestattungsbräuche in der Spätlatènezeit. Dacia 5, 1960, 212 f. Abb. 11, 12; 221 f.; vgl. dazu auch PESCHEL 1978, 97 mit Anm. 342; 189. 250 KOLNÍK 1980A. 251 T. KOLNÍK, Slovenská Arch. 19, 1971, 549 ff. – DERS. 1977. – DERS. 1980, 208 ff. – DERS. 1981, 113 ff. – vgl. auch LICHARDUS 1984, 36.

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„klassischen Augenfibeln“ A45b/47257, aber auch A48/50258 und frühe kräftig-profilierte Fibeln A67b259 Leitformen (Taf. 72, 7. 8). Die Keramik kennt vereinzelt noch Anregungen keltischer Drehscheibenware (z. B. Abráham Grab 100; Taf. 8), sonst überwiegen gerundete, weitmundige Terrinen, meist mit mäßig abgesetztem Hals (Taf. 86, 1. 2) und gelegentlich mit (senkrechten) Kammstrichgruppen (Abráham Gräber 80, 81; Kostolná Grab 6) oder einzeiligem Rollrädchen sparsam verziert (Kostolná Grab 20). Unter dem Trachtzubehör sind aufwendige Gürtel aus norischpannonischen Werkstätten (Taf. 75, 2) typisch260, die ebenso wie römische Kasserollen (E137; Kostolná Gräber 12, 35; Taf. 82) oder Bronzekessel mit Eisenrand (E6/8; Kostolná Grab 35) auf Kontakte mit dem römischen Reich verweisen261.

lassen. Die slowakischen wie auch die böhmischen Gräberfelder sind für den Vergleich mit anderen germanischen Nekropolen und deren Formenbestand von großer Bedeutung, weil die archäologische Datierung des Sachguts durch historische Überlieferung überprüft, abgesichert und auch präzisiert werden kann. Daher wurde angestrebt, zu einer möglichst engen Bestattungsabfolge zu gelangen (Tab. 6, 7, 8). Weil die Gräberfeldanalysen zu weitgehend deckungsgleichen Stufenabfolgen gelangten, können die charakteristischen Leitformen der einzelnen Abschnitte gemeinsam beschrieben werden. Das älteste für Böhmen oder Mainfranken charakteristische germanische Formengut fehlt in den drei slowakischen Nekropolen, doch können bislang einige wenige Einzelfunde auf einen älteren als den durch die Gräberfelder repräsentierten Abschnitt hinweisen. Dazu zählt der vielleicht ostgermanische Grabfund von Cifer, Bez. Trnava252, der – falls es sich tatsächlich um einen geschlossenen Fund handelt253 – wohl spätestens dem Spätlatènehorizont der „geschweiften Fibeln“ (entsprechend dem böhmischen Hilfshorizont 1 oder Mainfranken Phase 1) zuzurechnen ist, wobei auch eine höhere Datierung noch in die Zeit der geknickten Fibeln nicht ausgeschlossen werden kann254.

Einen Nachweis für Waffenbeigabe ist mit Ausnahme des Gräberfelds von Kostolná in den ältesten Belegungsabschnitten nicht zu führen. Diese Kriegergräber der ersten Phase von Kostolná sind zudem im Vergleich zu den jüngeren nur bescheiden ausgestattet; ein vollbewaffneter Krieger mit Schwert, Schild und Lanze ist für den Belegungsbeginn noch nicht zu ermitteln (Tab. 9). Weil in Kostolná und Sládkovičovo nur vergleichsweise wenige Gräber der jeweils ersten Phase sicher zugewiesen werden können, wird man vielleicht eine gegenüber den anderen verkürzte Dauer dieses Belegungsabschnittes annehmen können, was im Vergleich zum böhmischen Hilfshorizont 3 auf einen späteren Beginn dieses Abschnitts in der Slowakei verweisen mag.

Dem ältesten Abschnitt der römischen Kaiserzeit (entsprechend dem böhmischen Hilfshorizont 2) kann vielleicht der Grabfund aus Reka mit einer Fibel der Form A19a zugewiesen werden255. Für die frühen Abschnitte mit elbgermanischem Formengut, wie sie in anderen Regionen dieses Kulturkreises gut belegt sind, können bislang nur vereinzelte Beispiele angeführt werden. Und doch können diese spärlichen Funde darauf hinweisen, dass schon eine germanische Besiedlung der Slowakei einsetzte, bevor die großen Gräberfelder der „Kostolná-Sládkovičovo-ZohorGruppe“256 belegt wurden. Deren ältestes Formengut (Phase 1) schließt unmittelbar an böhmisches Material des Hilfshorizontes 2 an. Bei den Fibeln sind die

Ohne „scharfe Grenze“ geht der Fundstoff des zweiten Belegungsabschnitts aus den älteren Formen hervor und ist durch manche Vergesellschaftung mit diesem verzahnt. Terrinen mit teilweise deutlich abgesetztem Hals, gelegentlich mit Mäander aus zweizeiligem Rollrädchen verziert (Kostolná Gräber 4, 7, 73; Sládkovičovo Grab 52; Taf. 86, 3–5), sind keramische Leitformen dieses Abschnittes. Zu den charakteristischen Trachtbestandteilen gehören die

252 J. EISNER, Slovensko v pravěku (Bratislava 1933) Taf. 67; 70, 1. – BONA 1963, 250 f. mit Abb. 1. – KOLNÍK 1977, 145 Abb. 1. 253 Zweifel bei KOLNÍK 1977, 143, während BONA 1963, 250 von einem „zweifellos geschlossenen Grabfund“ spricht. Der Fund wurde seinerzeit vom Museum in Bratislava angekauft. 254 Für diese frühe Zeitstellung spricht sich auch PESCHEL 1978, 188 aus; anders dagegen T. KOLNÍK, Slovenská Arch. 19, 1971, 550. – DERS. 1977, 143. – DERS. 1991, 81 („vom Beginn unserer Zeitrechnung“). Besonders die Drahtfibel vom Spätlatèneschema ähnlich der Abb. 15 bei J. Kostrzewski mit oberer Sehne spricht gegen eine Datierung dieses Grabes erst in die ältere Kaiserzeit. 255 KOLNÍK 1977, 148 Abb. 3, 4. 256 KOLNÍK 1981, 114 ff. mit Fig. 2.

257 Zur Zusammenfassung der Augenfibeln zu diesen beiden Gruppen siehe GLÜSING 1968, 59 ff. – Abráham: Gräber 80, 81, 86, 100, 130, 138; Kostolná: Gräber 3, 34; Sládkovičovo: Gräber 34, 53, 64, 66, 69. 258 Abráham: Grab 2; Kostolná: Gräber 20, 35; Sládkovičovo: Grab 69. 259 Zur Unterteilung der kräftig-profilierten Fibeln A67 siehe Kap. III. B. 4. – Abráham: Gräber 4, 40, 43, 78, 81, 86, H, 166(?); Kostolná: Grab 6; Sládkovičovo: Grab 62. 260 Abráham: Gräber 2, 100, 166; Kostolná: Grab 35; Sládkovičovo: Gräber 34, 64. – Grundlegend zu diesen Gürteln: GARBSCH 1965; DERS. 1985, 546 ff. 261 Weitere unbestimmbare Reste von Bronzegefäßen liegen aus Kostolná Grab 20 und Abráham Grab 86 vor.

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entwickelten Augenfibeln (ähnlich A52)262 (Taf. 73, 6), vor allem jedoch kräftig-profilierte Fibeln der Variante A68a263 und norisch-pannonische Doppelknopffibeln der Untergruppe A237c264. Auch die ersten „Trompetenfibeln“ (Varianten ähnlich A74; Sládkovičovo Grab 80) setzten bereits in diesem Abschnitt ein (Taf. 73, 3). Unter den Gürtelteilen sind profilierte Schnallen mit langem Rahmen und eingerolltem Bügelende vertreten (Raddatz Typ C; Abráham Grab 67; Kostolná Gräber 14, 32 [Variante]) sowie kleine, D-förmige Bronzeschließen mit rechteckiger Beschlagplatte und durch konzentrische Kreise betonten Nieten (Sládkovičovo Gräber 63, 80; Taf. 75, 4).

jedoch kombiniert mit typologisch jüngeren der Variante A68b267 (Taf. 73, 7). Unterschiedliche Ausprägungen der „Trompetenfibeln“ (etwa A75/77) sowie Augenfibeln mit eingepunzten Kreisstempeln und Winkelband auf dem Fibelfuß (ähnlich A52, 55, 57) sind ebenfalls häufiger belegt (Taf. 73, 8. 9). Typische Tonware ist eine dreifach-gegliederte Keramik mit hohem Hals und meist plastischer Schulterleiste, die mitunter durch Kammstrichbögen verziert sein kann (Taf. 87, 1–3). Unter den römischen Importgefäßen überwiegen Kelle/Sieb-Garnituren mit schmalem Griff (E162; Taf. 82)268, Kasserollen mit rundem Lochgriff (E140; Taf. 82)269 sowie grünglasierte Skyphoi. Beim Gürtelzubehör sind kleine Schnallen mit eingerollten Bügelenden und rechteckiger Beschlagplatte270 (Taf. 75, 4) sowie Riemenzungen der Form Garbsch R2 (Taf. 75, 9)‚ daneben aber auch einfache, rund-ovale Schnallen charakteristisch. Die Waffengräber sind zahlreich und erreichen im Gräberfeld von Kostolná nun ihr Maximum (Tab. 9), wobei besonders die relativ große Gruppe der vollbewaffneten Schwertkämpfer auffällt. Einschneidige Blankwaffen mit einfacher, gerader Griffangel, mäßig lange Lanzenspitzen mit rhombischem Querschnitt und konische Schildbuckel mit leicht abgesetzter Spitze sind kennzeichnendes Kriegsgerät. Häufig beigegebene einfache Stuhlsporen mit leicht eingezogenen Seiten (Taf. 78, 9), welche die älteren Knopfsporen abgelöst haben, zeichnen die berittenen Krieger aus.

Neben dem römischen Bronzeimport wie Kelle und Sieb-Garnituren mit ruderförmigem Griff (E159/160; Sládkovičovo Gräber 58, 68)265 sind mit grünglasierten Skyphoi erstmals auch Keramikimporte in die germanischen Gräber gelangt (Sládkovičovo Grab 80; Abráham Grab 14; Taf. 86, 6). Die Zahl der waffenführenden Gräber hat in Phase 2 deutlich zugenommen. Neben Kostolná sind nun auch in Abráham und Sládkovičovo Krieger durch ihre Ausrüstung archäologisch fassbar, wobei erstmals, allerdings auf Kostolná beschränkt, auch Vollbewaffnung mit Schwert, Lanze und Schild nachzuweisen ist (Kostolná Gräber 14, 32, 39; vgl. Tab. 9). Die Schwerter aus diesen Gräbern sind einschneidige Hiebwaffen mit pilzförmig verbreitertem Griffende (Taf. 76, 3), die Lanzen sind meist lang, schmal und haben einen flachovalen Querschnitt (Taf. 77, 8). Auch das lange Kampfmesser, wohl eine gemeingermanische Waffe266, ist häufiger beigegeben worden und ergänzt die Waffenausstattung. Die Schildbuckel sind, wie schon in Phase 1, noch immer spitzkonisch, und der bronzene Schildrand ist durch Winkelbänder verziert (Taf. 78, 5. 12).

Bei den folgenden jüngeren Belegungsphasen, die auf allen drei Gräberfeldern nachzuweisen sind, hier aber nicht weiter ausgeführt werden sollen271, scheint sich eine Reduzierung sowohl der Beigabenzahl als auch der Formenvielfalt anzudeuten. Die Zahl der Waffengräber ist rückläufig, und auch die römischen Importgüter sind weniger geworden. Die archäologischen Funde können jedenfalls andeuten, dass der Höhepunkt germanischer Entfaltung in der Südwestslowakei, wie er im Grabbrauch kenntlich wird, zunächst zu Ende gegangen zu sein scheint.

Auch das Formengut des dritten Belegungsabschnitts der slowakischen Gräberfelder erwächst dem vorangehenden ohne abrupte Veränderung. Bei den Fibeln sind noch wenige der Form A68a vertreten, dann

Überträgt man die durch die Kombinationstabelle gewonnenen Belegungsetappen auf die jeweiligen Gräberfeldpläne, so werden die Ergebnisse der Analyse unterstützt. Deutlich wird bei allen Gemein-

Abráham: Gräber 140, 144; Sládkovičovo Grab 42. 263 Abráham: Gräber 3, 14, 26, 106, 124, G(?); Sládkovičovo: Gräber 39, 42, 63, 68, 77(?), 80, 84(?); Kostolná: Gräber 32, 39. – Zur Unterteilung der Fibeln A68 siehe BOOSEN 1977, 127 f. 264 Abráham: Grab 67; Sládkovičovo: Gräber 52, 58, 59; Kostolná Gräber B, 7. – Zur Unterteilung siehe GARBSCH 1965, 46 f.; DERS. 1985, 563 ff. mit Abb. 4. 265 Die meisten Bronzefragmente aus Gräbern dieser Phase können auf Grund ihres Erhaltungszustandes nicht genauer angesprochen werden, gehören meist aber zu Kasserollen oder Kelle-Sieb-Garnituren. 266 K. RADDATZ, Die germanische Bewaffnung der vorrömischen Eisenzeit. Nachr. Akad. Wiss. Göttingen, Phil.Hist. Kl. Nr. 11, 1966, 435; PESCHEL 1991, 145. 262

267 Abráham: Gräber 82, 92, 121, 135, 176, 184, 201; Sládkovičovo: Gräber 1, 36, 51, 54, 70, 78, 82, 86; Kostolná: Gräber A(?)‚ 26, 30, 31, 33, 36, 44, 57. 268 Abráham: Grab 121; Sládkovičovo: Gräber 1, 29(?), 32, 36, 78, 86; Kostolná: Gräber 30, 31. 269 Sládkovičovo: Gräber 1, 32; Kostolná: Gräber 10, 31, 36. 270 Abráham: Grab 121 (Variante ohne eingerollte Bügelenden); Sládkovičovo: Gräber 36, 43, 70, 86 (?). 271 Die Möglichkeiten der weiteren Untergliederung dieses Formengutes hat auch T. Kolník mehrfach angedeutet.

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Schließlich kann die Phaseneinteilung auch auf die kleinste der drei slowakischen Nekropolen, die von Kostolná pri Dunaji, übertragen werden (Taf. 7). Eigentümlichkeiten dieses Gräberfeldes zeigen sich nicht nur, weil Körperbestattungen fehlen und die Waffenbeigabe dominiert, sondern auch in dessen besonderer topographischer Lage. Der Friedhof liegt am Nordrand der Donauebene auf einer „bogenförmig sich erstreckenden Erhebung, die in drei selbstständige kleine Höhen unterschiedlicher Höhe und Ausdehnung untergliedert ist“276. Weil allerdings ein Großteil der ursprünglich dort vermuteten etwa 250–300 Gräber zerstört worden ist277, bleibt die Bewertung der nur 66 geborgenen letztlich mit Unsicherheiten behaftet.

samkeiten natürlich das jeweils eigene Gepräge, das jede Nekropole auszeichnet. Besonders der Friedhof von Abráham weist Eigentümlichkeiten auf (Taf. 5)‚ weil im östlichen Teil des Geländes eine Gruppe von elf oder zwölf Körpergräbern offensichtlich ein fest umrissenes Areal einnimmt, das bei der Niederlegung der anderen, auch jüngeren Brandbestattungen respektiert worden ist272. Aus allen drei älterkaiserzeitlichen Belegungsabschnitten sind Körpergräber dieses Grabbezirkes bekannt, so dass es möglich sein dürfte, hier den Bestattungsplatz einer Familie oder Sippe über mehrere Generationen hinweg zu verfolgen273. Die Brandgräber lassen dagegen eine Belegung von West nach Ost erkennen, wobei die jüngsten Bestattungen ganz am östlichen Rand liegen sowie eine eigene Gruppe nordöstlich des Körpergrabareals bilden274.

Die ältesten sicheren Gräber wurden meist auf der östlichen Anhöhe 1 angelegt, für die westliche Kuppe 3 kann nur ein Grab als sicher zur ersten Belegungsphase gehörend gelten. Die mittlere und größte Kuppe bleibt dagegen noch frei von Bestattungen. Gräber der zweiten Phase fanden sich wieder überwiegend um die älteren Bestattungen gruppiert auf der östlichen Erhebung, doch zeigt mindestens je ein Grab auf der westlichen und mittleren Kuppe‚ dass nun alle drei Erhebungen in das Gräberfeld einbezogen worden sind. Im dritten Belegungsabschnitt verlagerte sich der Schwerpunkt der Niederlegungen auf den westlichen Hügel, allerdings wurde auch weiterhin auf den anderen beiden Kuppen bestattet. Die Masse der (hier nicht näher betrachteten) jüngeren Gräber liegt dagegen auf der mittleren Erhebung.

Auch das birituelle Gräberfeld von Sládkovičovo lässt eine Belegungsrichtung erkennen, welche die kombinationsstatistische Auswertung verdeutlichen kann (Taf. 6). Die Körpergräber liegen hier allerdings weniger deutlich separiert, obwohl zwei kleine Gruppen erkennbar sind (Gräber 39, 40, 41 und 26, 28, 31)275. Die Körpergrabsitte beginnt nach Ausweis der nur in wenigen Gräbern sicher bestimmbaren Funde erst mit der zweiten Belegungsphase (Grab 39), im Vergleich zu Abráham offenbar verzögert. Die kleine Gruppe der ältesten (Brand-)Gräber wurde im nordöstlichen Teil des Friedhofs angelegt. Bestattungen der zweiten Phase schließen an diese älteren Gräber an, besonders deutlich im östlichen Areal, das zudem nach Süden erweitert wurde. Gräber des dritten Abschnitts befinden sich vor allem im nördlichen und nordwestlichen Gelände sowie ganz am südlichen und östlichen Rand der Grabungsfläche. Mit der hier nicht weiter zu betrachtenden jüngeren Phase IV erfolgt eine deutliche Verlagerung nach Westen.

Die vergleichsweise zahlreichen Waffengräber, die – wie auch die römischen Bronzegefäße – auf die beiden randlichen Hügel konzentriert sind278, können vielleicht auf zwei unterschiedliche Sippen oder Klientelverbände hinweisen, deren jeweils höhere Gewichtung – nimmt man die Grabbeigaben als Maßstab – im Laufe der Zeit gewechselt zu haben scheint. Aber unabhängig davon spiegelt der Friedhof von Kostolná ganz am südöstlichen Rand elbgermanischer Landnahme, wenngleich als spätes Beispiel, die kriegerisch-bündische Ordnung wieder, die wenige Generationen zuvor im Mittelelb-Saale-Gebiet vor allem in der Auseinandersetzung mit keltischen Gemeinschaftsformen entstanden war279.

Vgl. auch LICHARDUS 1984, 52 ff. mit Abb. 21. 273 Zeitgruppe I: Grab 4 (W, 40–50 Jahre), 138 (W?, Erwachsen); Zeitgruppe II: Grab 140 (Erwachsen), 144 (W, 50–60 Jahre), 124 (Infans I), 3 (W, 16–18 Jahre); Zeitgruppe III: Grab 12 (W, 30–40 Jahre), 121 (M, 50–60 Jahre), 135 (W, 40–60 Jahre). – Zwar scheinen hier die Männer unterrepräsentiert zu sein, doch handelt es sich bei den Körpergräbern 11 u. 13, die keinem Belegungsabschnitt zuweisbar sind, um Bestattungen von Männern (50–60 bzw. 30–40 Jahre), in denen man die für Zeitgruppe I und II „fehlenden“ Männer sehen könnte. 274 Vgl. auch LICHARDUS 1984, 52. Die nordöstliche Gruppe liegt etwa zwischen den Gräbern 90/100 und 152/157. 275 Allerdings wirken sich für eine genauere Bewertung dieser Körpergräber die durch Baumaßnahmen gestörten Flächen negativ aus. Vgl. KOLNÍK 1980A, 127 f. – LICHARDUS 1984, 56. 272

Die Auswertung der slowakischen frühgermanischen Gräberfelder hat eine Abfolge von Formengut ergeben, das graduellen, aber dennoch deutlichen 276 KOLNÍK 1980A, 91 Abb. 4. – Zur bevorzugten Lage elbgermanischer Bestattungsplätze auf Dünenkuppen siehe CAPELLE 1971, 104. – T. VOIGT in: GERMANEN I, 189 f. 277 KOLNÍK 1980A, 92. 278 Vgl. die Kartierung bei KOLNÍK 1977, 166 f. Plan 1 u. 2. 279 Vgl. PESCHEL 1991. – FREY 1986.

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oder solche, die mit Einglättmuster verziert wurde283, die auf das Fortbestehen älterer Fertigungs- und Ziertechniken hinweisen. Keltische Drehscheibenkeramik fand jedoch in keinem Fall mehr als Urne Verwendung.

Veränderungen unterworfen war, die zeitliche Tiefe erkennen lassen. Dabei erfolgten die Veränderungen stetig, ohne Unterbruch und auf allen drei Gräberfeldern annähernd gleich, wenn auch lokale Besonderheiten des Totenbrauchtums (Körpergräber, Separierung, Waffenbeigabe) unverkennbar sind. Die Formenvielfalt und der Beigabenreichtum scheinen mit fortschreitender Belegungsdauer zuzunehmen; Vollbewaffnung mit Schwert, Schild und Lanze lässt sich nicht von Anfang an nachweisen280. Die meist gut datierbaren Beigaben geben ein sicheres Gerüst für den Vergleich mit anderen Regionen, wobei neben dem Vorkommen bestimmter Formen auch das Fehlen der frühen Fibeln und Gürtelhakenformen aussagekräftig sein kann. Besonders Varianten der „geschweiften Fibeln“‚ die von den Aucissafibeln beeinflussten früheströmischen Spiralfibeln sowie die Lochgürtelhaken lassen sich bislang nicht nachweisen. Das Fehlen dieser im Gebiet der Elbgermanen wichtigen Leitfunde muss folglich wohl so gedeutet werden, dass bei Anlage der slowakischen Gräberfelder diese Formen nicht mehr in Verwendung waren, was besonders für die absolute Chronologie bedeutsam ist.

Anders als zu vermutendes keltisches Erbe wirkte provinzialrömisches Formengut, deutlich vor allem bei der Fibelmode (norisch-pannonische Formen: A67/68; A236/7)284, den Gürteln sowie der großen Zahl römischer Bronzegefäße und glasierter Skyphoi. Unter den Waffen ist zumindest ein Gladiusscheidenblech aus Kostolná als echter Import anzusprechen285. Weil die Verhältnisse unmittelbar am Donauufer anders zu bewerten sind als auf der Trnava-Lößplatte, sollen sie zumindest kurz angesprochen werden. Speziell die Umgebung von Bratislava weist einige bemerkenswerte Besonderheiten auf. Hier kann noch spätlatènezeitliches Leben nachgewiesen werden, als in Böhmen und Mähren die Oppida bereits aufgegeben waren und die elbgermanische Landnahme begonnen hatte. So sind im Oppidum von Bratislava geschweifte Fibeln der Form A18a286 eingebunden in eine reine Spätlatène-Formenwelt, stratigraphisch eindeutig von älterem Latène getrennt287. In Bratislava-Devín ist latènezeitliches Formengut, teilweise mit römischen Münzen oder Importkeramik vergesellschaftet, sogar bis in tiberische Zeit belegt288. Älteste germanische Funde, die mit dem „Untergangshorizont“ des Oppidums verbunden werden289, entsprechen denen

Auf das Weiterleben einer keltischen Restbevölkerung, die – wie in anderen germanischen Überschichtungsräumen auch – zu erwarten wäre, gibt es vor allem bei den Keramikformen vereinzelte Hinweise (vgl. Taf. 8). Dazu zählen bestimmte Gefäße mit Leisten und horizontal gegliedertem Oberteil, deren Gestalt an spätkeltische Drehscheibenware erinnert281, sowie vielleicht auch an der Oberfläche graphitierte Keramik282

begünstigt, scheint daher wohl wahrscheinlicher. Die Anregung für die Verwendung von Graphit dürfte aber letztlich dennoch auf keltische Techniken zurückgehen. Auch von den anderen germanischen Nekropolen der Slowakei sind Gefäße mit Graphit, wenn auch in kleinerer Zahl, bekannt: Kostolná Gräber A, B, 7, 19, 33, 34, 54, 55, 56, 58, 60, 61; Sládkovičovo: Gräber B, 16, 21, 24, 48, 52, 59, 60, 62, 63, 74, 78, 79. 283 Abráham: Gräber 40, 67 (Einglättmuster). 284 Weitere provinzialrömische Fibeln, bei denen die Zuweisung eines Herstellungsgebietes schwierig ist, sind Scheibenfibeln (Abráham Grab 208; Kostolná Grab 26), Scharnierplattenfibeln (Abráham: Grab 124) sowie Scharnierfibeln vielleicht westlicher Herkunft (Abraham: Gräber 170, 225; Kostolná: Grab 25). 285 KOLNIK 1980A, 284 Taf. 121, 3. – Dazu auch G. ULBERT, Gladii aus Pompeji. Vorarbeiten zu einem Corpus römischer Gladii. Germania 47, 1969, 98 ff. 286 L. ZACHAR/D. REXA, Beitrag zur Problematik der spätlatènezeitlichen Siedlungshorizonte innerhalb des Bratislaver Oppidum. Zborník Slovenského Národ. Múz. Hist. 28 (82), 1988, 61 Abb. 25, 5. 7. 287 Ebda. 39 ff., bes. 60: A18a aus Schicht 15/II, Grube 3b/85 zusammen mit endrepublikanisch-früheströmischer Scharnierbogenfibel. 288 PLACHÁ/PIETA 1986, 346 ff. 289 Ebda. 255: verbrannte Objekte, unrituell bestattete Tote; vgl. auch DIES. 1990, 766.

280 Die Hintergründe dieser Zunahme der Waffenbeigaben könnten mit der Umsiedlung des Marbod und dem allmählichen Wiedererstarken germanischer Gruppen unter Vannius und Vibilius als Reaktion auf die römische Donausicherung zusammenhängen. 281 Besonders deutlich bei der Urne aus Abráham Grab 100 (KOLNÍK 1980A, 196 Taf. 33 a), aber auch bei den Gräbern 26 und 67 (ebda. 180 Taf. 17, 26 a; 186 Taf. 23 a). Vgl. dazu auch KOLNÍK 1977, 147 Abb. 8, 2. 4. 6. Vom Gräberfeld Kostolná vgl. die Gräber 9 und 15 (KOLNÍK 1980A, 242 Taf. 79 a; 246 Taf. 85, 15 a). 282 So bei Urnen aus dem Gräberfeld von Abráham (wobei nur die sicheren Beispiele genannt sind): Gräber 2, 15, 16, 25, 26, 27, 28, 29, 39, 43, 46, 48, 63, 72, 74, 76, 82, 84, 85, 88, 91, 94, 99, 103, 124, 125, 128, 134, 136, 150, 160, 162, 168, 175, 176, 181, 183, 184, 192, 194, 195, 196, 215, 225. Allerdings gehören viele der Gefäße mit graphitierter Oberfläche nicht in die ältesten Abschnitte des Gräberfeldes, wo mit einem Fortbestehen einheimischer Bevölkerung am ehesten zu rechnen wäre, sondern ebenso gut auch in die jüngeren Abschnitte. Es bleibt daher fraglich, ob diese Technik auf das Weiterleben einer nichtgermanischen Bevölkerung hindeuten kann. Die Übernahme dieser Technik durch die Germanen, vielleicht auch durch entsprechende Ton- und Graphitlagerstätten in der Umgebung

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militärische Ausrüstungsgegenstände bislang fehlen, so lassen die Fibel-, Münz- und Keramikfunde doch römische Truppen im Bereich des Oppidums wahrscheinlich werden299. Weil entsprechende Hinterlassenschaften aus dem Gebiet von Carnuntum, die mit den schriftlich bezeugten Feldzügen des Tiberius gegen das Marbodreich im Jahre 6 n. Chr. (VELLEIUS PATERCULUS I 109) in Verbindung gebracht werden können, bislang fehlen, scheint es verlockend, die früheste römische Militäranlage im mittleren Donaugebiet auf der linken Donauseite im Bereich des spätkeltischen Oppidums – und mit diesem offenbar zeitgleich – anzunehmen300.

der ersten Gräberfeldphase der Trnava-Lößplatte, vertreten durch zwei Grabfunde aus Bratislava-Devín290 sowie Siedlungsfunde aus Bratislava-Dúbravka291. Die ältesten Gräber aus Nova Ves entsprechen der zweiten südwestslowakischen Phase292, gehören aber mehrheitlich bereits in den dritten Abschnitt293. Von besonderer Bedeutung sind schließlich die ungewöhnlich zahlreichen frührömischen Funde aus dem Bereich des Oppidums von Bratislava-Devín. Neben der relativ großen Zahl republikanischer und augusteischer Münzen (15)294 und provinzialrömischer Fibeln295 fallen die Amphoren- (ca. 60) und Krugfragmente sowie die Lampen- und Terra Sigillata-Scherben auf296. Diese römischen Funde liegen teilweise in Latèneschichten, belegen also den Fortbestand latènezeitlicher Kultur sicher bis in augusteische Zeit. Andererseits gibt es einige Gruben ausschließlich mit römischer Keramik, ohne dass einheimische Keramik damit vergesellschaftet wäre. Weil die Terra Sigillata aus diesen Gruben mit denen aus den spätlatènezeitlichen gleich alt sein soll297, deutet dies vielleicht auf zwei unterschiedliche, getrennt wohnende Gruppen innerhalb des Oppidums. Gerade das Vorkommen von römischen Lampen und Terra Sigillata in größerer Zahl gilt in augusteischer Zeit nach gängiger Fachmeinung als entscheidendes Kriterium für die Anwesenheit von römischem Militär298. Wenn auch

F. Mittelelb-Saale-Gebiet Für die Fragen des Übergangs von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren Kaiserzeit ist das mitteldeutsche Gebiet von herausragender Bedeutung, weil es, basierend auf einer großen Zahl an Siedlungen und Grabfunden, einen guten Forschungsstand aufweist und nicht zuletzt mit dem eponymen Gräberfeld und auch anderen Fundorten des Großromstedter Horizonts archäologische Hinweise auf Überschichtungsvorgänge und Einwirkungen keltischen wie römischen Sach- und Ideenguts erkennen lässt. Diese mitteldeutsche Region wird durch mehrere Flussläufe bestimmt: die Nord-Süd-verlaufende Saale, den Mittellauf der Elbe bis zur Ohremündung nördlich von Magdeburg sowie zahlreiche weitere in diese beiden entwässernde Flüsse (Ilm, Unstrut, Helme, Bode, Weiße Elster, Mulde)301.

KOLNÍK 1991, 77 Abb. 5; 78 Abb. 6; 81 ff. Urnengrab A und B, wobei es sich bei der Fibel aus Grab B wohl nicht um eine Form A1, sondern eher um eine Fibel vom Mittellatèneschema Kostr. E handeln dürfte. 291 T. KOLNÍK, Römische Stationen im slowakischen Abschnitt des nordpannonischen Limesvorlandes. Arch. Rozhledy 38, 1986, 423 f. Abb. 5, 2. 292 L. KRAKOWSKA, Arch. Rozhledy 29, 1977, 487 ff. Taf. II, 1 (A68a). 293 Ebda. Taf. II, 4 (Schnalle Typ Beudefeld); II, 2. 3 (A68b). 294 A. FIALA, Slovenská Num. 9, 1986, 168 Abb. 4; PLACHÁ/PIETA 1986, 346. – Jüngste Prägungen: 3/2 v. Chr.: E. KOLNÍKOVA, Slovenská Arch. 21, 1973, 182. 295 P LACHÁ /P IETA 1986, 349 Abb. 5, 2 (A236a); 5, 4. 5 (Aucissafibeln); 5, 7 (frühe A237). – KOLNÍK 1991, 74 Abb. 3. 296 PLACHÁ/PIETA 1986, 347; 353 Abb. 7, 1–3. 7. – DIES. 1990, 765 f. – KOLNÍK 1991, 73 ff. Abb. 2 (Krüge Haltern 51 u. 53; Amphoren Dressel 1 u. 6; 17 Scherben Terra Sigillata, davon 8 aus Arezzo). 297 D. GABLER, Mitt. Ges. Freunde Carnuntum 3, 1981, 13 ff. 298 E. ETTLINGER, Rei Cretariae Romanae Fautorum Acta Suppl. 2, 1977, 91 ff. – Vgl. auch SCHÖNBERGER 1985, 326. – M. KONRAD, Germania 67, 1989, 592. – Bestätigt werden kann die Annahme römischer Truppen auch durch die Münzen, weil im germanischen Milieu der Südwestslowakei römische Münzen sonst erst ab dem 2. Viertel des 1. Jahrhunderts belegt sind: E. KOLNÍKOVA, Slovenská Arch. 21, 1973, 183. 290

Das reiche eisen- und kaiserzeitliche Fundmaterial dieses geographischen Großraumes hat seit langer Zeit immer wieder Bearbeiter angezogen, die es auf Grundlage eines jeweils vermehrten und verbesserten Forschungsstandes neu bearbeiteten und auswerteten. Die erste umfangreiche Zusammenstellung und zeitliche Unterteilung des archäologischen Materials der jüngeren vorrömischen Eisenzeit hat W. Schulz bereits 1928 vorgelegt und den Begriff der „Übergangszeit“ 299 Zu ähnlichen Überlegungen vgl. PLACHÁ/PIETA 1986, 347; 355. – DIES. 1990, 766. – Zur Anlage römischer Militärstützpunkte in Oppida vgl. SCHÖNBERGER 1985, 327; 431 A32 (Titelberg-Oppidum). Anders ist dagegen die Situation im englischen Hod Hill (Dorset). Hier wurde das Oppidum offensichtlich zuvor erobert, bevor ein römisches Lager in einer Ecke des Ringwalles angelegt wurde: M. TODD, Roman Britain (Glasgow 1981) 76 f. mit Abb. 9. 300 Vgl. dazu nun ausführlich KOLNÍK 1991. 301 Vgl. die Beschreibung bei SCHMIDT 1982, 145. – MÜLLER 1985, 10.

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seine Studien, speziell für den älteren Teil, noch wenig zahlreich, so ergeben sich besonders mit dem Friedhof von Gräfenhainichen313 hier neue Ansatzpunkte für eine Überprüfung von Hachmanns Früh- und früher Mittelphase314. Die „frühe Mittelphase“ ist auch hier in Mitteldeutschland durch die „Stützfaltenfibeln“ Kostr. C, F und K gekennzeichnet, während die Fibeln vom Mittellatèneschema Kostr. B und G (Beltz Var. J/H) zwar noch in Gebrauch waren, aber bereits deutlich früher einsetzen315.

für den Eintritt Mitteldeutschlands in den Gesichtskreis der antiken Hochkulturen geprägt302. Er nahm dabei einen Bevölkerungswechsel in der Zeit kurz vor Christi Geburt an, weil ihm der Wandel im Fundgut gegenüber Älterem zu abrupt schien und die Neuanlage einiger bzw. der Abbruch anderer Gräberfelder den Austausch der Siedler zu bestätigen schienen. Obschon dieser These von H. Zeiß mit guten Gründen widersprochen wurde303, hat T. Voigt, der die Funde der „Übergangszeit“ sowie der älteren römischen Kaiserzeit des Mittelelbegebietes 1940 veröffentlichte304, erneut versucht, die Einwanderung einer politisch fest organisierten, als hermundurisch bezeichneten Gruppe nachzuzeichnen, mit der ein Erlöschen der älteren Latènekultur verbunden sei. Auch seine Überlegungen blieben nicht unbeantwortet, und erneut wurde die Lückenhaftigkeit des Fundmaterials, der ausschnitthafte Charakter der meisten bekannten Gräberfelder sowie die sich in bestimmten Formen abzeichnende Kontinuität bis in die ältere Kaiserzeit hervorgehoben305.

Für die Fragestellung der relativen Chronologie des Übergangs von der Spätlatène- zur älteren Kaiserzeit sind aber hier vor allem Friedhöfe heranzuziehen, auf denen auch während der Zeitspanne, die als „Horizont von Großromstedt“316 bezeichnet wird, bestattet wurde. Dazu konnte auf mehrere Gräberfelder aus unterschiedlichen Regionen des Mittelb-Saale-Gebiets zurückgegriffen werden, die auch in ihrer Belegungsdauer sowie Gräberausstattung deutlich differieren. Bot das eponyme Gräberfeld von Großromstedt lange als einziges die Möglichkeit, Fundmaterialien zugewanderter fremder Bevölkerungsteile, die das kriegerische Moment im Grabbrauch so deutlich betonten, in großer Zahl zu studieren und für chronologische Fragestellungen aufzuschlüsseln, so ist mit der Veröffentlichung des Gräberfelds vom „Suebenhoek“ bei Schkopau, Kr. Merseburg317, nun ein nördliches Pendant vorhanden, das die Überprüfung und Ergänzung dieses Überschichtungsvorgangs möglich scheinen läßt. Anders als die beiden nur während einer vergleichsweise kurzen Zeit, dafür aber wohl zentral von Siedlern mehrerer Kleinräume genutzten Gräberfeldbezirke318 zeigen sich zwei andere Friedhöfe, die hier ebenfalls ausgewertet werden sollen. Der Bestattungsplatz von Kleinzerbst, Kr. Köthen319, ist mit etwa 250 Brandbestattungen deutlich kleiner als die westsaalischen Nekropolen, dafür aber über einen wesentlich längeren Zeitraum und wohl auch von einer anders strukturierten Bevölkerung benutzt worden. Dieser Friedhof ist bislang nur in kleinen Ausschnitten veröffentlicht worden, doch ermöglichen die bekannten Grabinventare, den Übergang in groben

Von den neueren regionalen Fundaufarbeitungen ist auf die Untersuchungen von R. Seyer‚ die das nördliche Mitteldeutschland erfasste (ehemaliger Bezirk Magdeburg)306, und R. Müller zu den eisenzeitlichen Funden aus Sachsen-Anhalt307 hinzuweisen. Die umfangreichen Funde Thüringens sind dagegen zwar in der Arbeit von K. Peschel zu den „Anfängen germanischer Besiedlung im Mittelgebirgsraum“ in die Auswertung einbezogen308, aber noch nicht zusammenfassend vorgelegt worden309. Den chronologischen Fragen der jüngeren vorrömischen Eisenzeit in Mitteldeutschland hat sich besonders R. Hachmann in mehreren Studien zugewandt. Für den älteren Abschnitt benutzte er das von K. H. Marschallek veröffentlichte Gräberfeld Cammer, Kr. Belzig310, für den jüngeren hat er den Friedhof von Großromstedt311 in den Mittelpunkt seiner Überlegungen gestellt312. War das Fundmaterial für SCHULZ 1928. H. ZEIß, Germania 14, 1930, 47 ff. 304 VOIGT 1940. 305 J. WERNER, Germania 26, 1942, 148 ff. 306 SEYER 1976. 307 MÜLLER 1985. 308 PESCHEL 1978. 309 PESCHEL 1978, 5. – Vgl. J. WERNER, Germania 59, 1981, 121 ff. 310 K. H. MARSCHALLEK, Das Latènegräberfeld bei Cammer (Kr. Zauch-Belzig). Prähist. Zeitschr. 18, 1927, 212–248. – HACHMANN 1960, 89–102. – Vgl. dazu auch PESCHEL 1971, 30 ff. 311 EICHHORN 1927. 312 HACHMANN 1950/51, 17 ff. – DERS. 1950/51A, 159 ff. – R. HACHMANN, Zur Gesellschaftsordnung der Germanen 302 303

um Christi Geburt. Arch. Geogr. 5/6, 1956/57, 16 f. Karten 12–14. – DERS. 1960, 102 ff. 313 G. U. S. GUSTAVS, Das Urnengräberfeld der Spätlatènezeit von Gräfenhainichen. Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 59, 1976, 25–173. 314 Vgl. z. B. MÜLLER 1985, 34 f. mit Abb. 10. 315 PESCHEL 1971, 32. – Vgl. auch unten Kap. III. A. 1.–3. 316 Zuerst K. PESCHEL, Ausgr. u. Funde 12, 1967, 271. – Ausführlicher DERS. 1968. 317 SCHMIDT/NITZSCHKE 1989. 318 PESCHEL 1991, 133; vgl. auch R. HACHMANN, Arch. Geogr. 5/6, 1956/57, 14 f.; 22 mit Anm. 63. 319 SCHMIDT-THIELBEER 1971. – DIES. 1976.

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geworden, der seit der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. Offenbar kontinuierlich bis in das erste nachchristliche Jahrhundert benutzt wurde und dabei in der Bestattungsart und Beigabenzusammensetzung drei unterschiedliche kulturelle Inhalte erkennen lässt: Drehscheibenkeramik und keltischen Latèneeinfluß, dann schwarz-glänzende Tonware und Waffenbeigabe‚ und schließlich Weser-Rhein-germanische Keramik323.

Schritten nachzuzeichnen. Weil der Platz von Kleinzerbst zwischen den Nekropolen von Schkopau und Großromstedt einerseits und dem nördlich der Elbe gelegenen Gräberfeld von Wahlitz, Kr. Burg320, geographisch vermittelt, wurde er trotz aller publikationsbedingten Hemmnisse hier mit einbezogen. Der Bestattungsplatz von Wahlitz ist mit 369 Gräbern etwas größer als der von Schkopau und deutlich kleiner als der von Großromstedt, entspricht in seiner langen Belegungsdauer dem von Kleinzerbst Bekannten und weicht mit seinen sehr spärlichen Beigabenausstattungen, wenigen Waffengräbern und fehlendem römischem Gefäßimport von den anderen Friedhöfen Mitteldeutschlands deutlich ab.

Ein Urnengräberfeld aus Schlotheim, östlich von Mühlhausen, verrät zumindest zwei unterschiedliche Prägungen, weil sich der Habitus in der materiellen Kultur vom „Elbgermanischen“ zum „Weser-RheinGermanischen“ änderte324. Beide Fundplätze sind nur in kurzen Vorberichten veröffentlicht, so dass deren Bewertung noch nicht möglich ist. Es bleibt daher offen, ob diese Nekropolen von Zuwanderern und Eingesessenen gemeinsam genutzt wurden oder aber die autochthone Bevölkerung sich in Grabbrauch und Keramikstil dem Vorbild der „neuen Herren“ anpasste. Immerhin zeigen diese beiden Fundplätze, dass es neben den nur kurzzeitig belegten Gräberfeldern auch im südlichen Mitteldeutschland solche gab, die über einen großen Zeitraum in Benutzung waren; sie sind ein weiterer Beleg gegen die Annahme eines Besiedlungsabbruchs und Bevölkerungsaustausches325. Im Siedelwesen ist diese Kontinuität dreier Horizonte unterschiedlicher kultureller Inhalte häufiger bekannt und schon lange beobachtet worden326, und selbst im Bereich des Kultes deutet der Opferplatz von Oberdorla gleiche Veränderungen im Bereich der materiellen Kultur an327.

Trotz dieser Unterschiede scheint es mit Hilfe jener Gräberfelder sowie des kleinen Friedhofs von Brücken möglich, ein für ganz Mitteldeutschland gültiges Chronologiesystem zu erstellen, das die relative Abfolge des Formenguts beim Wandel zur älteren Kaiserzeit zeigt. 1. Die Gräberfelder von Großromstedt und Schkopau Für die Veränderungen, die sich im südlichen Mitteldeutschland gegen Ende der vorrömischen Eisenzeit vollziehen, sind die beiden großen westsaalischen Nekropolen herausragendes Zeugnis. Auf diesen nur relativ kurzfristig belegten, zentralen Bestattungsplätzen wird eine Gemeinschaft archäologisch greifbar, die aus dem Nordharzgebiet kommend in ein „keltisch-germanisches Kontaktgebiet“ vordrang, einheimische Bevölkerung überschichtete und einen vielfältigen, weit über die eigentliche Belegungs- und damit Wirkungszeit hinausreichenden Wandel einleitete321. Die einheimische Komponente wird auf diesen Gräberfeldern nur indirekt sichtbar, nimmt man vor allem die als Urnen verwendeten Drehscheibengefäße als Zeugnis autochthoner Bevölkerung322. Die Wahl eigener Bestattungsplätze und damit die bewußte Separierung der Neuankömmlinge von den überschichteten Alteingesessenen im Totenbrauchtum wurde jedoch nicht überall praktiziert. Im westlichen Thüringen ist aus Mühlhausen ein Friedhof mit bislang 57 Gräbern bekannt

Für die Chronologie des Übergangs bleibt jedoch die Auswertung der beiden großen Gräberfelder der Neuzuwanderer unabdingbar. Für Großromstedt hat jüngst K. Peschel, von einer Neuaufnahme des FundMühlhausen: bislang 57 Gräber (1991): vgl. TH. GRASSELT/W. WALTHER, Untersuchungen auf einem Brandgräberfeld der jüngeren Latène- bis älteren römischen Kaiserzeit am südlichen Stadtrand von Mühlhausen. Ausgr. u. Funde 33, 1988, 246–253. – TH. GRASSELT, Arch. Deutschland H. 4, 1991, 57. 324 Schlotheim: über 100 Bestattungen: vgl. G. BEHMBLANCKE, Gesellschaft und Kunst der Germanen. Die Thüringer und ihre Welt (Dresden 1973) 16. – PESCHEL 1978, 144. 325 SCHULZ 1928, 86 ff. – VOIGT 1940, 111. – HACHMANN 1970, 322. 326 VON USLAR 1938, 177. – PESCHEL 1981, 642 ff. 327 G. BEHM-BLANCKE, Neue Ausgrabungen germanischer Heiligtümer in Thüringen. In: Actes du VIIe Congrès Internat. Sciences Préhistorique et Protohistoriques, Prague 21.–27. 8. 1966 (Prag 1971) 945 ff. – DERS., Heiligtümer, Kultplätze, Religion. In: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (Stuttgart 1989) 173 ff. – G. GRAICHEN, Das Kultplatzbuch (München 31991) 362 ff. 323

SCHMIDT-THIELBEER 1967. PESCHEL 1968, 198 ff. – DERS. 1978, 143 ff. – DERS. 1981, 632 ff. – SCHMIDT 1982, 150 ff. 322 K. Peschel spricht sich für böhmische Herkunft der hohen Drehscheibengefäße aus Großromstedt aus (PESCHEL 1978, 189). – DERS., Zeitschr. Arch. 14, 1980, 136. – DERS. 1981, 640 mit Anm. 74). – SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 27f. sehen in den Drehscheibengefäßen von Schkopau dagegen Zeugnisse einer einheimischen Bevölkerung. Vgl. jetzt für Mainfranken auch VÖLLING 1992. 320 321

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materials ausgehend, die zudem gegenüber der Erstpublikation um einige wichtige Gräber vermehrt ist, den Belegungsablauf dieser Nekropole dargestellt und wichtige Aspekte des sich im Totenritual manifestierenden Kriegertums aufgezeigt328. Weil aber auf diesen wichtigen Bestattungsplatz bei der Erstellung der relativen Chronologie nicht verzichtet werden soll, andererseits Peschels direkt am Originalfundstoff gewonnene Ergebnisse überzeugen, genügt es, diese referierend wiederzugeben und darauf aufbauend weitere Überlegungen anzustellen. Eine Überprüfung der Belegungsetappen wird dann durch den rund 55 km weiter nördlich gelegenen Friedhof von Schkopau möglich sein.

geschobenem Bügel gekennzeichnet. Zeitgruppe 2335, die räumlich wie inhaltlich zwischen den beiden anderen Gruppen vermittelt, kennt noch die C-Form des Bügels, daneben kommen Fibeln mit „Bügelknick“ sowie bereits solche mit unterer Sehne (Kostr. N-a) vor. Bei den Fibeln der Zeitgruppe 3336 zeigen sich einige deutliche Unterschiede. Einerseits ist jetzt die untere Sehne vorherrschend, andererseits sind die Spangen zunehmend aus Bronze gefertigt. Neben den Fibeln vom Spätlatèneschema, hochgewölbt U-förmig oder langgestreckt, sind auch provinzialrömische Fremdformen wie Distel- und Langton-Down-Fibeln, A2a‚ Sehnenhakenfibeln A19a und einige Augenfibeln vertreten337.

Die von R. Hachmann aufgestellte Gliederung des Gräberfelds von Großromstedt329 wurde, zumindest was die beiden latènezeitlichen Abschnitte betrifft, von R. Christlein umgekehrt330, worin ihm K. Peschel 1968 gefolgt ist331. Eine davon abwiechende Belegungsfolge hat J. Lichardus vorgelegt, der vor allem von einer veränderten Einteilung geschweifter Fibeln ausgehend eine „Kernbelegung“ zu erkennen glaubte332. Aber weil er sich auf die nicht in allen Einzelheiten befriedigende Publikation Eichhorns stützen musste und die Fundvergesellschaftungen zu wenig berücksichtigte, konnte seine Deutung nicht überzeugen; sie ist auch von Peschels Analyse widerlegt worden. Peschel gliederte das Großromstedter Gräberfeld in drei Zeitgruppen, wobei diesen Abschnitten teilweise auch andere Inhalte zukommen als bei früheren Unterteilungen (Taf. 9–10).

Von der durch die Fibeleinteilung gewonnenen Gliederung ausgehend, kann versucht werden, den einzelnen Abschnitten weiteres Fundgut zuzuordnen. Weil einer gründlichen Auswertung durch K. Peschel nicht vorgegriffen werden soll, andererseits die Darstellung mittels Kombinationstabelle durch die in der Publikation von Eichhorn bedingten Unsicherheiten und Unvollständigkeiten ohnehin nicht sinnvoll scheint, wurde nur die Verteilung ausgewählter Fundgruppen auf dem Gräberfeld kartographisch dargestellt338. Aber bereits dadurch wird die Zugehörigkeit bestimmter Formen zu einzelnen Zeitgruppen wahrscheinlich, und Veränderungen im Beigabenbrauchtum auch weniger prunkvoll ausgestatteter Gräber339 lassen sich erkennen. Die Gräber der ersten Zeitgruppe sind meist sehr sparsam mit Beigaben ausgestattet worden. Zur Bewaffnung dieses ältesten Abschnitts gehören lange, schmale, im Querschnitt linsenförmige Lanzen sowie runde Schildbuckel oder Buckel mit kurzer Kegelspitze (Taf. 10). Auch zweischneidige Langschwerter vom Spätlatèneschema sowie Schildschmuckscheiben lassen sich jetzt bereits vereinzelt nachweisen. Bei der Verteilung der Trichterurnen, der charakteristischsten Tonware der „Übergangszeit“, zeigt es sich, dass diese auf den nördlichen und mittleren Teil des Gräberfeldareals beschränkt bleiben (Taf. 11). Nimmt man

Die Belegung des Gräberfeldes beginnt im Norden der ausgegrabenen Fläche mit bescheiden ausgestatteten Gräbern, wobei der Umstand, dass auch dieser Friedhof nicht vollständig freigelegt wurde, zu bedenken bleibt, aber nichts an der grundsätzlichen Bestattungsrichtung von Nord nach Süd ändern wird. Die drei Zeitgruppen werden besonders auf der Grundlage der Fibeln bestimmt333‚ die nach ihrem Umriss neu eingeteilt wurden (Taf. 10). Zeitgruppe 1334 wird durch geschweifte Fibeln mit oberer Sehne und S-förmig geschweiftem oder C-förmig nach vorn über die Spirale

335 Gräber der Zeitgruppe 2: PESCHEL 1991, 152 Anm. 6 (15 Gräber). Bei weiteren 8 Gräbern ist eine Zuordnung zu Zeitgruppe 1 oder 2 nicht möglich (PESCHEL 1991, 152 Anm. 7). 336 Gräber der Zeitgruppe 3: PESCHEL 1991, 152 Anm. 8 (49 Gräber, doch ist Grab 1910/85–86 auch bei Zeitgruppe 2 verzeichnet. Nach der Kartierung gehört Grab 1910/85 zu Zeitgruppe 2, Grab 1910/86 zu Zeitgruppe 3). 337 Vgl. EICHHORN 1927, 199–205. – PESCHEL 1990, Blatt 86 (Grab 1950: vier A19a). 338 Vgl. dazu auch Kartierungen bei HACHMANN 1950/51, 17 ff. Karten 2–6. 339 Zu den Veränderungen im Bestattungsbrauch prunkvoll ausgestatteter Gräber siehe PESCHEL 1991, 141 ff. Abb. 8.

K. PESCHEL, Stichwort Großromstedt. In: Herrmann a. O. 507–511. – DERS. 1990, Blatt 81–86. – DERS. 1991. 329 siehe Anm. 281. 330 CHRISTLEIN 1964, 242 ff. Abb. 1–2. 331 PESCHEL 1968, 192 f. 332 LICHARDUS 1984, 31 ff. mit Abb. 9–10. Vgl. auch H. STEUER, Frühgeschichtliche Sozialstrukturen in Mitteleuropa. Abh. Akad. Wiss. Göttingen, Phil.-Hist. Kl. 3. Folge Nr. 128 (Göttingen 1982) 181 ff.; 286. 333 PESCHEL 1991, 135 f. Abb. 2. 334 Gräber der Zeitgruppe 1: PESCHEL 1991, 152 Anm. 5 (31 Gräber). 328

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auch bei den Drehscheibengefäßen erkennen, die nun häufiger werden (Taf. 12). Erstmals kann in Gräbern der zweiten Phase die Beigabe von Trinkhörnern nachgewiesen werden (Taf. 16)‚ was ebenso für die Sporen gilt, deren ältester Nachweis im Bronzekesselgrab von 1926 gelang343. Scheren, in Zeitgruppe 1 nur einmal sicher zu belegen (Grab 1907, 48), sind nun ebenfalls häufiger beigegeben worden, wobei die Exemplare mit omegaförmigem Griff die ältesten zu sein scheinen. Nach Peschel könnten auch die eingliedrigen Scheren ein Hinweis auf Berittene sein, wenn man annimmt, dass sie der „Pflege von Mähne und Roßschweif“ dienten344. Im Grab von 1926 findet sich bereits eine Schere mit je zwei kreisförmigen Durchbrechungen im Blattansatz345, wie sie gerade in der älteren Kaiserzeit weit verbreitet gewesen sind346. Hierin wie auch in der Sporenbeigabe wird man dem reich mit Gegenständen versehenen Toten aus dem Bronzekesselgrab von 1926 eine Art „Vorreiterstellung“ einräumen dürfen, weil diese Elemente sonst kurze Zeit später in Phase 3 auch von weniger „Wohlhabenden“ aufgenommen wurden.

noch Details der Verzierung als Maßstab, so wird man die unverzierten Situlen und die mit einfachen Zickzacklinien als die ältesten betrachten dürfen, weil sie weitgehend im nördlichen Teil aufgefunden wurden. Zudem gibt damit die nordwestliche Gräbergruppe (Grabungsgelände von 1913) ihr hohes Alter zu erkennen, ein Hinweis vielleicht, dass der Belegungsablauf nicht einfach von Nord nach Süd verlief, sondern eher Nordwest-Südost erfolgte. Diese Annahme scheinen auch die anderen Kartierungen zu bestätigen, wie noch zu zeigen sein wird. Nicht unwichtig für die Frage nach dem „Schicksal“ der einheimischen überschichteten Bevölkerung sind die Drehscheibengefäße, die zumindest teilweise ihr Weiterleben anzeigen können340. Im nordwestlichen, mutmaßlich ältesten Teil des Friedhofs sind bereits unverzierte Drehscheibenvasen als Urnen verwendet worden (Taf. 12), und hier finden sich auch die ältesten Belege für die Verwendung des für die elbgermanische Keramik so charakteristischen Rollrädchens341. In Zeitgruppe 1 lässt sich auch der erste Nachweis für Bronzegefäßimport führen, weil der Krieger aus Grab 1908 K63 in einem Bronzekessel mit Eisenrand beigesetzt worden war342.

Diese dritte Zeitgruppe hebt sich nicht nur durch Duktus und Machart der Fibeln von den beiden älteren Abschnitten deutlich ab (Taf. 10)‚ sondern auch das Aussehen vieler anderer Gegenstände hat sich gewandelt. Das zweischneidige Langschwert scheint zumindest teilweise durch die einschneidige, mehr zum Hieb geeignete Blankwaffe abgelöst worden zu sein, dessen Verbreitung auf den südöstlichen Gräberfeldteil beschränkt bleibt (Taf. 15)347. Noch deutlicher werden die Veränderungen beim Schild sichtbar: Konische Schildbuckel, mit einer fragwürdigen Ausnahme348 nur im südöstlichen Bereich vertreten (Taf. 13), haben die älteren Stangenschild-

In Zeitgruppe 2 werden die Grabausstattungen „reicher“, und neue Elemente finden Aufnahme in das Totenbrauchtum. Zeigen die Fibeln graduelle Änderungen an, auf den die Abtrennung der zweiten Phase von der ersten im Wesentlichen ja beruht, so werden viele andere Formen weitgehend unverändert beibehalten: bei der Bewaffnung der Stangenschildbuckel mit großen, flachen Nägeln, die lange, schmale Lanzenspitze und das zweischneidige Langschwert. Dieses Kriegsgerät bleibt mit wenigen Ausnahmen auf den nördlichen und mittleren Teil des Gräberfelds begrenzt (Taf. 13, 14, 15)‚ wobei alle drei Formen nicht nur im Süden, sondern auch im südöstlichen Teil fehlen, was die angenommene nordwestlich-südöstliche Belegungsabfolge bekräftigen kann. Dies gilt auch für die Schildschmuckscheiben, die in Zeitgruppe 2 häufiger in Kriegergräbern anzutreffen sind. Die Tonware wird noch immer durch die „scharfkantigen Situlen“ repräsentiert, doch scheint sich der Formenschatz mit Zeitgruppe 2 dahin verändert zu haben, dass nun neben den einfachen Strichverzierungen auch Briefkuvert- und Mäandermuster häufig vertreten sind, während unverzierte Gefäße selten geworden zu sein scheinen (Taf. 11). Die Zunahme des Zierrats lässt sich

PESCHEL 1990, Blatt 83, 2, 15. – Zu den Dreikreisplattensporen siehe auch unten Kap. V. A. 3. a. 344 PESCHEL 1991, 145. – A. KNAACK, Ethn.-Arch. Zeitschr. 19, 1978, 18 ff.; 26; 40. 345 PESCHEL 1990, Blatt 83, 2, 23. Vgl. auch die Schere aus Grab 1911, 42 (EICHHORN 1927, 175). 346 I. WITTE, Studien zu Fundgruppen der Spätlatènezeit und älteren römischen Kaiserzeit zwischen Main und Neckar (ungedr. Magisterarbeit München 1985) 56 ff. mit Taf. 5; 111 ff. Liste 2. 347 In zwei Gräbern (1908, K76 und K71) aus dem Bereich der älteren Grablegen fanden sich zwar Scheidenklammern bzw. Tragschlingen, doch bleibt fraglich, ob diese ausschließlich auf einschneidige Schwerter hinweisen. In Grab 1908, K76 befand sich nämlich bereits ein zweischneidiges Langschwert mit Scheide. 348 Grab 1907, 42: EICHHORN 1927, 100 vermerkt dazu: „fast vollständig, aber von oben eingedrückt“. Möglicherweise handelt es sich nicht um einen hochkonischen Buckel, sondern um einen mit halbrund gewölbter Oberfläche. Nach den Fibeln und der langen, schmalen Lanze gehört das Grab in Zeitgruppe 1 (PESCHEL 1991, 152 Anm. 5). 343

Vgl. die diesbezüglich konträren Standpunkte in der in Anm. 291 genannten Literatur. 341 Grab 1907, 57 (Situla, keine weiteren Beigaben); Grab 1908, E78 (Terrine, keine weiteren Beigaben): EICHHORN 1927, 12; 46 f. 342 Kessel E8: PESCHEL 1990, Blatt 82. – DERS. 1991, 140 Abb. 4. 340

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

hinzukommt353. Leider ist in allen vier Fällen der genaue Fundort unbekannt354. Immerhin bleibt zu überlegen, ob diese Fibeln nicht auf eine vierte Zeitgruppe verweisen könnten, weil klassische Augenfibeln im übrigen elbgermanischen Bereich einen eigenen Abschnitt definieren355.

buckel vollständig verdrängt; auch die in der zweiten Zeitgruppe häufigen Schildschmuckscheiben fehlen ganz. Die langen Lanzenspitzen sind meist durch kleinere mit rhombischem Blatt ersetzt worden, ein Vorgang, der bereits während des zweiten Belegungsabschnitts einsetzte (Taf. 14). Nach allmählichem Beginn in Zeitgruppe 2 wurden nun Trinkhörner häufig den Verstorbenen beigegeben; auch hier ist die Kartierung eindeutig (Taf. 16). Hinweise auf Reiterkrieger, Sporen und Scheren, haben jetzt ebenfalls ihre größte Verbreitung im Totenritual erfahren. Bei der Tonware ist die Situla im südlichen und südöstlichen Gräberfeldbezirk nicht mehr nachzuweisen; sie scheint nur während der ersten beiden Belegungsetappen als Urne gedient zu haben349. Dagegen ist Drehscheibenkeramik noch immer als Leichenbrandbehältnis genutzt worden und deutet den Fortbestand einheimischer Bevölkerung an. Auch die Verzierung mittels Rollrädchen wurde weiterhin praktiziert (Taf. 12). Schließlich zeigen sich mit dem Vorkommen von Knochenhäufchen und Brandgruben während der dritten Zeitgruppe auch Abweichungen vom bislang starr geübten Bestattungsbrauch des Urnengrabs ohne Steinschutz350.

Fasst man die Erkenntnisse für die mitteldeutsche relative Chronologie zusammen, die das Gräberfeld von Großromstedt trotz aller Einschränkungen und noch ohne eine umfassende Auswertung ermöglicht, so bleibt eine deutliche Zweiteilung des Materials festzuhalten (Zeitgruppe 1/2 – Zeitgruppe 3), wobei das ältere Formengut durch graduelle Veränderungen besonders beim Trachtzubehör eine weitere Untergliederung möglich werden lässt, ohne überregionale Gültigkeit zu beanspruchen oder den „Horizont der geschweiften Fibeln“ auch außerhalb Großromstedts weiter unterteilen zu können. Hierfür sind die zahlreichen Grabinventare und speziell die vielen Fibeln verantwortlich, die aber, bis auf Schkopau, bislang keine Entsprechung gefunden haben. Darüber hinaus kann Großromstedt auch ein wichtiges Korrektiv für andere elbgermanische Gräberfelder und Regionen – speziell flussabwärts – sein, wo ein weitgehender Einklang in der Veränderung von Formen und Neuerungen im Totenbrauchtum erwartet werden darf.

Das Gräberfeld scheint mit den Bestattungen der dritten Zeitgruppe abrupt abzubrechen, doch bleibt natürlich zu berücksichtigen, dass der Friedhof nicht vollständig untersucht werden konnte. Man wird eine weitere Ausdehnung nach Süden und Südosten annehmen dürfen, was durch einige später gemachte Fundbergungen bestätigt wird351. Besonders hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf drei Augenfibeln, darunter zwei „klassische“ der Form A45b/47352, zu der noch mindestens eine weitere, später gefundene

Die Möglichkeit, die am Großromstedter Friedhof gewonnene Unterteilung zu überprüfen, bietet das Gräberfeld von Schkopau, Kr. Merseburg. Bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt, wurde das Gelände am „Suebenhoek“ 1974 untersucht, 285 Brandgräber sowie zahlreiche Einzelfunde aus zerstörten Grablegen aufgedeckt und nach einigen kurzen Vorberichten356

Eine Ausnahme scheinen die beiden Gräber 1907, 31 und 32 zu bilden, die K. Peschel nach den Fibeln in die dritte Zeitgruppe gesetzt hat. Betrachtet man die Verwendung der Situlen sowie die Lage der Gräber innerhalb des Friedhofs, so scheinen Zweifel an dieser Zuweisung möglich. Bei der (nicht abgebildeten) Fibel aus Grab 1907, 32 handelt es sich um eine geschweifte Form mit oberer Sehne (EICHHORN 1927, 244 f.), die in Zeitgruppe 3 nurmehr selten vorkommt. Bei den Fibeln aus Grab 31 (PESCHEL 1991, 135 Abb. 2) scheint zumindest eine (die obere) den Spangen der Zeitgruppe 2 zu entsprechen, bei der anderen mit unterer Sehne (Kostr. N-a) ist dies schwieriger zu beurteilen. Dennoch sollte meines Erachtens überprüft werden, ob diese beiden Bestattungen nicht doch Zeitgruppe 2 zugerechnet werden können. 350 PESCHEL 1991, 134. 351 G. NEUMANN, Germania 29, 1951, 271: der Fund von 1950 wurde am Südrand des Gräberfelds gemacht; vgl. auch die nachträglich geborgenen Gräber 1926, 1928 und 1950 bei PESCHEL 1990, Blatt 83, 84, 86. 352 EICHHORN 1927, 200 f.

353 Bei einem Besuch des Geländes „auf der Schanze“ in Großromstedt im Jahre 1987 kam ich mit einer Bäuerin ins Gespräch, deren Großvater (E. Blochberger) ein Teil der Äcker, auf denen das Gräberfeld gefunden worden war, seinerzeit gehörte. Während der Unterredung kamen weitere Dorfbewohner hinzu, von denen einer neben einer druckfrischen Ausgabe des Eichhornschen Buches (mit dessen Widmung) eine Papiertüte mit aufgesammelten Funden beibrachte. Neben Lanzenspitzen und Schildbuckelteilen befand sich in dieser Sammlung auch eine bronzene Augenfibel mit mehrfach treppenförmig durchbrochenem Nadelhalter, acht Windungen, trapezförmigem Nadelhalter und kräftigem Bügelwulst (vgl. COSACK 1979, Taf. 71, 2). 354 Aus den Fundjahren der Augenfibeln 1910 (2x) und 1911 (1x) wird immerhin deutlich, dass sie wohl im südlichen Bereich des Gräberfeldes aufgefunden wurden, weil die Kampagnen dieser beiden Jahre auf diesen Teil begrenzt waren. 355 vgl. unten Kap. II. L. (Horizontierung: Horizont IV). 356 B. SCHMIDT/W. NITZSCHKE, Ausgr. u. Funde 21, 1976, 110–112. – DIES., Ausgr. u. Funde 23, 1978, 184–186.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

1989 in einem kommentierten Katalog vorgelegt357. Doch auch für Schkopau gilt, was bereits bei Großromstedt festgestellt wurde: das Gräberfeld konnte nicht vollständig freigelegt werden. Durch die Abtragung des Hügels 1821 wurde bereits eine unbekannte Anzahl Gräber – nach Schätzung von B. Schmidt etwa 150 bis 200 – zerstört358. Weitere Verluste wird man beim Bau eines Gebäudes im südlichen Teil des Geländes annehmen müssen359. Schließlich scheint es fraglich, ob mit dem östlichen Rand der Ausgrabungsfläche tatsächlich auch die Ausdehnung des Friedhofs ganz erfasst wurde360. Allerdings wird der Verlust an der Peripherie des Gräberfeldes eher zu verschmerzen sein als der durch die Abtragung des Hügels entstandene, wie die dort gefundenen Einzelstücke erahnen lassen361.

auch im Verhältnis weniger zahlreich als dort: Scheren, zweischneidige Langschwerter und Lanzenspitzen. Unter den fehlenden bzw. nur spärlich vertretenen Objekten fällt im Vergleich zu Großromstedt auf, dass dies die überwiegend für die dortige Zeitgruppe 3 charakteristischen Formen sind. Führt man diesen Umstand nicht auf die Teilzerstörungen des Gräberfeldes zurück, wofür nichts spricht, weil im Bereich des Grabhügels fast ausschließlich spätlatènezeitliches Formengut zu Tage kam, und nimmt man nicht an, dass große Bereiche im Süden bei den Ausgrabungen nicht erfasst wurden, wird man diesen Befund wohl so deuten können, dass man den Friedhof in Schkopau nicht mehr benutzte, als in Großromstedt noch bestattet wurde. Betrachtet man trotz aller Unsicherheiten die Gräberzahlen, die den einzelnen Belegungsphasen relativ sicher zugewiesen werden können, so deutet auch die vergleichsweise kleine Zahl der jüngsten Etappe im Vergleich zu Großromstedt ein früheres Belegungsende an363.

Eine Gliederung des umfangreichen Fundmaterials erweist sich als schwierig, auch weil die Inventare vieler Gräber stark beschädigt sind. Eine Anlehnung an die Unterteilung von Großromstedt, wie sie auch von B. Schmidt und W. Nitzschke vorgenommen wurde362, liegt nahe, stößt jedoch auf einige Schwierigkeiten. Generell gilt festzuhalten, dass der Schkopauer Friedhof letztlich weniger „reich“ ausgestattet ist als die thüringische Nekropole und folglich weniger aussagekräftige Vergesellschaftungen vorliegen. Auch fehlen bestimmte, in Großromstedt reichlich vertretene Formen fast völlig‚ etwa die konischen Schildbuckel, kammstrichverzierte Tongefäße, einschneidige Hiebschwerter, Trinkhörner sowie gallo-römische Fibeln und die germanischen Augenfibeln, andere sind

Was den Beginn der Grablegen in Schkopau betrifft, so lässt sich im archäologischen Material kein zeitlich bedingter Unterschied zu Großromstedt erkennen. In beiden Fällen sind die ältesten Fibeln geschweifte, die älteste Tonware Trichtergefäße und die ältesten Schildbuckel – mit vereinzelten Ausnahmen – Stangenschildbuckel. Die vor dem „Horizont der geschweiften Fibeln“ getragenen geknickten Fibeln‚ auch in Mitteldeutschland weit verbreitet364, fehlen, ebenso – bis auf eine Ausnahme – die halbrunden Schildbuckel, Deckschalen als Urnenabdeckung oder bauchige Töpfe mit gerauhtem Unterteil und abgesetztem Hals, wie […Lücke im Text…]365 Gräberfeld, in dem zahlreiche waffentragende Personen bestattet sind366.

SCHMIDT/NITZSCHKE 1989. SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 7; 17 f. Beil. Im Gegensatz zu manch anderen frühgermanischen Bestattungsplätzen, die sich am Fuß älterer Grabhügel befinden (z. B. Petershagen-Lahde, Aubstadt, Altendorf; zur Lagebezogenheit VÖLLING 1995, 14 f.), scheinen in Schkopau auch Gräber in den Hügel eingebracht worden zu sein. Dies ist sonst z. B. bei den älteren „ostgermanischen“ Gräbern beobachtet worden (HACHMANN 1956/57, 55 ff.), bei Elbgermanen jedoch nur in Einzelfällen (vgl. z. B. Krefeld-Gellep „Heidberg“: R. VON USLAR, Rheinischer Verein f. Denkmalpfl. u. Heimatschutz 29, 1938, 63 f. – Munice, Bez. Ceské Budějovice: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 35). 359 SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, Beil.: „Störung des 20. Jhs.“. Dort wurde immerhin ein Grab (Nr. 286 = Butschkow Grab 1) lokalisiert. 360 So liegen die Gräber 274, 272, 268, 265, 264 deutlich näher an der Grabungsgrenze als die Bestattungen im östlichen, südwestlichen und westlichen Bereich. 361 SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 17, wo aus dem Jahresbericht von F. Kruse 1821 zitiert wird: „Dagegen fanden sich Schildpuckeln von Eisen, Nadeln und schön gearbeitete Fibeln von Bronze, Fragmente von Lanzen, Schwerdtern und andere Waffen von Metall“; siehe dazu 95 ff. E 32–67 Taf. 82–86; 93 b. 362 SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 11. 357 358

Wenden wir uns nun der eigentlichen Auswertung des Schkopauer Gräberfeldes zu: 98 Gräber mit meist mehreren Beifunden konnten in die Kombinationstabelle aufgenommen werden (Tab. 10), wobei eine Zweiteilung des Formenspektrums sichtbar wird. Ein älterer, noch weiter zu unterteilender Abschnitt mit Formengut der vorrömischen Eisenzeit und ein jüngerer, den man bereits der älteren Kaiserzeit zurechnen muss. Betrachtet man zunächst das Sachgut der älteren Gräber, so erkennt man als Leitformen einerseits die Die 37 Gräber in Schkopau (von insgesamt 98) entsprechen etwa 40% der sicher bestimmbaren. Demgegenüber weist K. Peschel 49 Gräber nach der Gestalt der Fibel seiner Zeitgruppe 3 zu, was etwa 55% der von ihm sicher zugeordneten 94 Grabfunde entspricht. 364 Vgl. zur Fibel Kostr. K Kap. III. A. 3. 365 […fehlende Fussnote…] 366 PESCHEL 1991, 136. – SCHULTZE 1986, 97 f. mit Abb. 3. 363

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Drehscheibengefäße, die in beiden Teilabschnitten vertreten sind und wohl als Hinweise auf die elbgermanisch überschichtete autochthone Bevölkerung gedeutet werden können369.

Trichterurne, andererseits die geschweifte Eisenfibel mit oberer Sehne (Kostr. M). Die ältesten Gräber (Gruppe 1a) sind zunächst spärlich ausgestattet: neben der Tonsitula als Urne finden sich meist nur Fibeln, Schildnägel und kleine Messer. Die frühesten Formen der Trichterurne waren wohl die unverzierten367 sowie die mit eingeritzten, sich kreuzenden Linien (Taf. 88, 1). Aber auch einfache Mäandermuster (Taf. 88, 2) und Halbbögen gehören zum alten Formengut. Die S-förmig geschweiften Fibeln mit lanzettförmigem Bügel (Taf. 71, 2) scheinen die ältesten Ausprägungen zu sein, doch auch solche mit C-förmig über die Spirale geschobenem Bügel (Taf. 71, 3) sind im ersten Abschnitt zahlreich vertreten. Beiden gemeinsam ist die drahtförmige Ausführung sowie ein flacher, meist dreieckiger und geschlossener Nadelhalter. Von der Waffenausrüstung finden sich meist nur flache, runde‚ relativ große (über 1,5 cm im Durchmesser) Schildnägel, daneben selten Schildbuckel der Form Jahn 2/3a mit leicht gewölbter Oberfläche sowie häufiger Stangenschildbuckel (Jahn 4a; Taf. 78, 1). Schmale, meist recht lange Lanzenspitzen mit linsenförmigem Querschnitt vervollständigen die Ausrüstung. Die Aussonderung einer jüngeren Phase (1b) geschieht weniger durch Wandel der verwendeten Formen als primär durch die qualitative wie quantitative Zunahme der Beigabenausstattung. Dass sich dahinter aber nicht nur ein soziales Phänomen („arm-reich“) verbirgt, sondern auch ein chronologisches, zeigen neben einer ähnlich verlaufenden Entwicklung in Großromstedt368 auch einige signifikante Unterschiede im Sachinventar. Zweischneidige Spätlatèneschwerter, meist mit Metallscheide, sowie Bestattung in importierten Bronzegefäßen (Kessel und Eimer) zeichnen eine kleine Gruppe von Schwertkämpfern aus, ohne dass diese beiden Gegenstandsgruppen ausschließlich miteinander verbunden wären. Weiterhin schützt ein Stangenschildbuckel die Handhabe beim Schild, doch sind die zugehörigen Schildnägel nun weniger flach und kleiner im Durchmesser (unter 1,5 cm). Auch besitzen die schmalen Lanzenspitzen nun eine deutlich ausgeprägte Mittelrippe (Taf. 77, 1). Hinweise auf Reiterkrieger, Sporen und Scheren, sind nun etwas häufiger belegt, bleiben aber selten. Das charakteristische Messer ist breit-halbmondförmig oder schmal mit umgebogenem Griff. Neben den eisernen geschweiften Fibeln mit oberer Sehne gehören auch solche mit unterer zum Trachtzubehör in Abschnitt 1b, daneben auch bronzene Fibeln A18a (Abb. 26), die aber bereits im älteren Teil (1a) vorkommen. Letzteres gilt auch für

Das Formengut der zweiten Belegungsetappe ist in vielerlei Hinsicht verändert. Dominierten im älteren Teil die Waffengräber, so sind Hinweise auf Kriegsgerät nun selten, wie überhaupt die Ausstattungen bescheidener wirken als zuvor. Trichterurnen sind nur noch vereinzelt als Urne genutzt worden; dagegen überwiegen gebauchte Terrinen unterschiedlicher Form. Neben den Formen mit kurzem Rand und waagrechter Furche (Taf. 88, 4) sind vor allem die gegliederten Gefäße mit scharfem Schulterumbruch und abgesetztem Hals charakteristisch (Taf. 88, 6)‚ wobei sogar auf der Drehscheibe hergestellte Tonware diese Eigenheit übernimmt (Taf. 88, 7)370. Auch andere Drehscheibenkeramik lässt sich in diesem Abschnitt nachweisen, die durch mehrere waagrechte plastische Wülste auf dem Gefäßhals gekennzeichnet ist (Taf. 88, 5). Verzierungen mit Hilfe des Rollrädchens anzubringen, wird jetzt häufig praktiziert. Die noch immer meist aus Eisen gefertigten Fibeln371 zeigen eine Tendenz zu „monströsen“ Formen: einerseits schwellen die Bügel kräftig an und werden nicht selten so breit wie die Spiralkonstruktion (Kostr. M-b und N-b)372 (Taf. 71, 4)‚ andererseits gibt es jetzt im Unterschied zu den älteren, etwa 6–7 cm großen geschweiften Fibeln um die 10 cm lange Formen. Zwei Fibeln aus dem Gebiet westlich des Rheins373 sind neben den Metallgefäßen Zeugnis für frühe Kontakte mit provinzialrömischem Sachgut. Metallbesatz vom Gürtel, ein hochkonischer Schildbuckel sowie Beinnadeln mit profiliertem Kopf vervollständigen das Sachinventar der zweiten Belegungsgruppe. Die Übertragung der hier aufgestellten Belegungsetappen auf den Gräberfeldplan (Taf. 17) ergibt kein eindeutiges Bild, wie es in Großromstedt herausgestellt werden konnte. Die am dichtesten am Hügelfuß liegenden Gräber, deren Alter bestimmt werden konnte, gehören in die Zeitgruppe 1a, doch bleiben diese frühen Bestattungen keineswegs auf die Nähe zum Tumulus beschränkt. Es scheint möglich, dass SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 27 f.; vgl. auch die in Anm. 291 genannte Literatur. 370 Dies ist wohl als Hinweis darauf zu werten, dass die einheimische Bevölkerung zwar noch immer die Drehscheibe zur Keramikherstellung benutzte, sich aber bereits dem Stilempfinden der neuen Herren anpasste. Gleiches lässt sich auch in Aubstadt beobachten (VÖLLING 1992). 371 Dies im Unterschied zu zahlreichen bronzenen Fibeln aus Großromstedt Zeitgruppe 3 (PESCHEL 1991, 136). 372 Zur Unterteilung der Fibelvarianten siehe unten Kap. III. A. 6. und 7. 373 Frühe Distelfibel und Fibel A22a (dazu Kap. III. B. 2.). 369

367 Dies bestätigt auch eine Grabüberschneidung: Grab 213 mit einer unverzierten Situla wurde bei der Einbringung von Grab 217 (Situla mit gekreuzten Bändern, Stangenschildbuckel, Lanzenspitze mit „flammenförmigem“ Blatt) gestört: SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 22; 80. 368 PESCHEL 1991, 141 ff. Abb. 8.

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des Harzes gelegenen Gräberfeld „Taubenborn“ sind mindestens 45 Gräber bekannt geworden, deren Lage auf dem Bestattungsplatz wenigstens teilweise rekonstruiert werden konnte. Nachdem T. E. Haevernick bereits 1938 einige Inventare vorlegt hatte376, sichtete R. Müller den erhaltenen Bestand erneut, bildete ihn in Zeichnungen ab und wertete die Grabfunde chronologisch aus377. Der Friedhof scheint sicher seit der mittleren vorrömischen Eisenzeit ohne Unterbruch belegt worden zu sein378; das Nutzungsende setzen K. Peschel und R. Müller in die Spätlatènestufe D2379. Bei der Suche nach zeitgleichen „Frauenfriedhöfen“ zu den großen Nekropolen mit dominierender Waffenbeigabe wie Großromstedt glaubte R. Hachmann in Brücken einen solchen gefunden zu haben380, doch befinden sich unter den Funden aus dem zerstörten Teil der Nekropole mindestens vier Lanzenspitzen381, wodurch eine ohnehin fragwürdige geschlechtsspezifische Nutzung382 wohl auszuschließen ist.

mit drei „Belegungszentren“ gerechnet werden darf: eines unmittelbar am Hügelfuß, die beiden anderen in einiger Entfernung davon, östlich und westlich einer relativ „gräberfreien Zone“ (Taf. 18). Um diese beiden entfernteren „Kernzonen“ gruppieren sich dann die jüngeren Grablegen der Abschnitte 1b und 2, wobei die jüngsten Gräber sowohl im östlichen wie westlichen Bereich ganz am Rand der Nekropole liegen. Sollte diese Deutung der drei Belegungsareale zutreffen, so könnte man darin die zentralen Bestattungsplätze dreier Familienverbände oder – angesichts der nur kurzen Nutzungszeit dieses Friedhofs – dreier Siedlergemeinschaften374 sehen. Aus allen drei „Bezirken“ sind zudem Grablegen in Bronzegefäßen und Beisetzungen von Kriegern, darunter Schwertträgern, nachzuweisen375‚ was auf die Führungsschicht mehrerer Kleinstregionen schließen lässt. Die Gräberfelder von Großromstedt und Schkopau zeigen zahlreiche Gemeinsamkeiten im Formengut wie im Totenbrauchtum. Durch die Analyse beider Plätze erhält man verlässliche Informationen über Sachgut des „Übergangshorizontes“ wie über deren typologische Veränderung während einer nur relativ kurzen Nutzungsdauer. Für den Vergleich mit Grabfunden anderer Regionen konnte am reichen Fundmaterial dieser beiden Friedhöfe eine sichere Basis gewonnen werden. Auf die nicht zu übersehenden Unterschiede beider Plätze, besonders hinsichtlich eines unterschiedlichen Belegungsendes, wurde bereits hingewiesen. Es sind nur graduelle Unterschiede, die eine Unterteilung des Sachinventars beider Plätze erlauben. Sie verdeutlichen den dynamischen Prozess in den Jahren um die Zeitenwende, der mit der Zuwanderung nördlicher Bevölkerungsgruppen begann, zur Überschichtung autochthoner Bevölkerung führte und abrupt endete, wohl in Folge der historisch überlieferten Auseinandersetzungen der Germanen mit Rom.

Neue Anhaltspunkte, die bisherige Datierung des Friedhofs zu überprüfen, gaben die Aufzeichnungen und Photographien eines Großteils der Brückener Grabfunde‚ die sich im Nachlass von T. E. Haevernick befinden383. Die Sichtung dieser Unterlagen ergab, dass die bei R. Müller wiedergegebenen Inventare mitunter nicht vollständig und andere überhaupt ohne Darstellung geblieben sind384. Weil aber durch die vergrößerte Basis geschlossener Funde auch eine Neubewertung besonders des Belegungsendes verbunden ist, wird der kleine Friedhof hier erneut behandelt.

T. E. HAEVERNICK, Spätlatènezeitliche Gräber aus Brücken an der Helme. In: E. Sprockhoff (Hrsg.), Marburger Studien (Darmstadt 1938) 77–82 Taf. 36–37. – VOIGT 1940, 178. 377 MÜLLER 1985, 35 f. Abb. 11; 167 Nr. 544; 266 ff. Taf. 63–69. 378 MÜLLER 1985, 35 setzt zwei Gräber in die frühe Eisenzeit (Gräber 13, 29 = Phase 1); in die Mittellatènezeit gehören sicher fünf Bestattungen (Gräber 18, 19, 121, 36, 37 = Phase 2). Zum Belegungsbeginn vgl. auch HACHMANN 1960, 111: mindestens späte Mittellatènezeit. 379 PESCHEL 1978, 82 Anm. 272. – MÜLLER 1985, 35. 380 HACHMANN 1960, 111 f. 381 MÜLLER 1985, 272 Taf. 69, 1–4. 382 Vgl. zu dieser Problematik allgemein z. B. M. GEBÜHR/U. HARTUNG/H. MEIER, Das Gräberfeld von Neubrandenburg. Beobachtungen zum anthropologischen und archäologischen Befund. Hammaburg N. F. 9, 1989, 85–107, bes. 87 ff. 383 Der Nachlass von T. E. Haevernick ist Prof. Georg Kossack übertragen worden, dem ich Einsicht und Bearbeitungsmöglichkeit verdanke. 384 Bei den heute offenbar fehlenden Objekten handelt es sich meist um Metall- und Beinfunde, die vermutlich (während des Krieges?) verloren gegangen sein dürften. 376

2. Das Gräberfeld von Brücken Was das Belegungsende betrifft, so scheint auch das des Friedhofs von Brücken an der Helme, Kr. Sangerhausen, möglicherweise auf diese Auseinandersetzungen zurückzuführen zu sein, wenn nicht wesentliche Teile dieses Friedhofs den dortigen Steinbrucharbeiten zum Opfer gefallen sind. Von dem am Ostausläufer Vgl. zu diesem Phänomen der Gemeinschaftsfriedhöfe mehrerer Siedlungen den zeitlich wie räumlich entfernten Fundplatz von Dunum: P. SCHMID in: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 361 ff., bes. 377. 375 Vgl. die Kartierungen bei SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 27 Abb. 11; 31 Abb. 13. 374

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Überträgt man die hier neu aufgestellte Belegungsabfolge auf den Gräberfeldplan (Taf. 19), soweit dies bei dessen Lückenhaftigkeit möglich ist, so befinden sich die ältesten Gräber (Phase 2 und 3) im zentralen Bereich. Von den jüngeren der Phase 4 können nur zwei lokalisiert werden (Gräber 53 und 4), die sich nördlich bzw. östlich der Kernbelegung befinden. Die jüngsten Grablegen (Phase 5) wurden schließlich am östlichen und westlichen Rand des Friedhofs eingebracht. Trotz aller Einschränkungen scheint die ermittelte Belegungsabfolge durch die Kartierung auf dem Plan bestätigt zu werden. Das Inventar der vergleichsweise wenigen Grabfunde folgt in seinem Entwicklungsrhythmus dem der weiter östlich gelegenen großen Nekropolen und bricht mit diesen etwa zeitgleich ab, bevor das vielfältige Formengut des Augenfibelhorizontes wirksam werden konnte.

Einundzwanzig Grabfunde konnten in eine Kombinationstabelle (Tab. 11) eingetragen werden, wobei die beiden ältesten Gräbergruppen der mittleren vorrömischen Eisenzeit unberücksichtigt geblieben sind. Phase 3 des Brückener Friedhofs umfasst vier Gräber, in denen jeweils eine geknickte Fibel (Kostr. K; Taf. 70, 15) beigegeben war. Weitere Beifunde sind Fibeln vom Mittellatèneschema mit oberer Sehne, Korallenfibeln (Taf. 70, 8), Glasarmringe und Stangengürtelhaken (Taf. 74, 3). Deutlich trennen lassen sich davon acht Inventare der vierten Etappe, deren Leitformen die geschweifte Fibel mit oberer Sehne (Kostr. M) sowie Terrinen mit schräg nach außen geneigtem Rand, der innen abgestrichen ist (Taf. 84, 4). Die Tonware dieser Phase weist zudem meist ritzverzierte Metopenbänder mit gekreuzten Linien auf. Die zugehörigen Sichelmesser haben einen nach oben gerichteten Griff, der mitunter in einer Öse endet. Bronzenadeln mit Pilzkopf (Taf. 79, 5) sowie einfache Knochennadeln mit flachem Kopf gehören zum Kopfschmuck, Eisenbänder, Stabund Lochgürtelhaken (Taf. 74, 8) zum Gürtelschmuck dieses Abschnitts.

3. Das Gräberfeld von Kleinzerbst Von den zahlreichen Grabfunden des MittelelbeGebietes ist der Friedhof von der „Schwabenheide“ bei Kleinzerbst im Kreis Köthen, etwa in der Mitte zwischen der Einmündung in die Elbe von Mulde im Osten und Saale im Westen gelegen, von großer Bedeutung, weil er geographisch zwischen den großen linkssaalischen Nekropolen von Großromstedt und Schkopau sowie dem weiter elbeabwärts gelegenen Friedhof Wahlitz bzw. den zahlreichen Grabfunden im Bereich der Havelseen vermittelt. Mit über 250 Bestattungen und einer anscheinend kontinuierlichen Belegung von der Mittellatènezeit (Lt C) bis in die jüngere römische Kaiserzeit387 bietet dieser Platz die Möglichkeit, Wandel im Sachbesitz wie Totenbrauchtum über viele Generationen hinweg zu verfolgen.

Schließlich kann eine fünfte Phase mit neun Gräbern abgetrennt werden385. Kennzeichnend ist nun die geschweifte Fibel mit unterer Sehne (Taf. 71, 6)‚ dazu dreigliedrige Terrinen mit deutlich abgesetztem Hals (Taf. 84, 5). Die Messer dieser Belegungsetappe besitzen nun einen meist langen, waagrechten Griff. Beinnadeln mit flachem Kopf verbinden diese Phase mit der älteren, doch zeigen einige Nadeln mit mehrfach profiliertem Ende (Taf. 79, 3) typologische Weiterbildungen an. Nicht unwichtig für die Fragen der absoluten Chronologie ist eine ostalpine Importfibel A2a386‚ die mit einer dreigliedrigen Terrine vergesellschaftet ist (Grab 1).

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden hier Funde gemacht388. 1934 konnten weitere fünf Grabinventare geborgen werden389, 1952 ein weiteres390, und seit 1965 wurden planmäßige Ausgrabungen durch E. Schmidt-Thielbeer391 durchgeführt, deren Auswertung noch nicht abgeschlossen ist392. Vom Gräberfeld sind daher auch nur wenige Inventare beschrieben oder mit Zeichnung/Photo veröffentlicht worden393. Dennoch

Jüngeres Fundgut des „Augenfibelhorizontes“ ist weder aus geschlossenen Grabfunden noch aus den zahlreichen Einzelfunden beizubringen, was den Friedhof von Brücken – immer unter dem Vorbehalt, dass nicht spätere Teile des Gräberfeldes unbeobachtet zerstört worden sind – mit den westsaalischen Nekropolen Schkopau und – mit Einschränkung – Großromstedt verbindet. Der frühe Belegungsbeginn in Brücken zeigt aber, dass – anders als bei diesen – nicht eine fremde, zugezogene Bevölkerung dort bestattete, sondern die Grabinventare den allmählichen Formenwandel der Autochthonen dokumentieren.

SCHMIDT-THIELBEER 1980, 193. H. SEELMANN, Jahresschr. Halle 3, 1904, 83–85 Taf. VII, 12–18. 389 GÖTZE 1937, 110–112 Abb. 1–10. – VOIGT 1940, 156 ff. Nr. 114. 390 BEHRENS 1953, 330 f. Abb. 6. 391 SCHMIDT-THIELBEER 1971. – DIES. 1976. – DIES. 1980, 193 f. 392 Vgl. SCHMIDT 1982, 150. – MÜLLER 1985, 153 Nr. 315. 393 Veröffentlichungen von einzelnen Grabinventaren finden sich in der unter Anm. 357–360 genannten Literatur, 387 388

Dies im Unterschied zu MÜLLER 1985, 35 f., die ein Ende der Belegung mit Phase Lt D2 annimmt. 386 Zu den Fibeln A2a siehe unten Kap. III. B. 3 a. 385

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Gräber des „Augenfibelhorizontes“ markieren in Kleinzerbst einen eigenen Belegungsabschnitt (Phase 4). Neben den Augenfibeln selbst (Gräber 81, 73 ?)402 gehören mit ein- oder zweizeiligen Rollrädchen sparsam verzierte bauchige Terrinen mit leicht abgesetztem Rand (Gräber 51, 73, 80, 81)403 zum charakteristischen Formengut. Hochkonische Schildbuckel (Gräber 5, 51, 80)404 und rhombische Lanzenspitzen (Gräber 5, 51, 80) sind die Waffen dieser Zeit, norisch-pannonische Gürtelschnallen (Gräber 6, 73)405 oder römische Spiegel (Grab 73) belegen weitreichende Kontakte bis in die Provinzen südlich der Donau. Grab a406 zeigt den Übergang zum nächsten Belegungsabschnitt an (Phase 5), denn während die norisch-pannonische Gürtelgarnitur‚ aber auch die vasenförmigen Trinkhornendbeschläge (Typ B nach Redlich407) (Taf. 80, 1 B) noch auf den „Augenfibelhorizont“ verweisen, zeigt die mit entwickeltem Mäandermuster aus zwei- bzw. dreizeiligem Rollrädchen verzierte Urne sowie die typologisch fortneues geschrittene kräftig-profilierte Fibel408 Formengut an. Auch die Gräber 66 und 74409 können diesem Abschnitt zugewiesen werden, was neben den Terrinen mit Stufenmäander und teilweise reichem Dekor des Gefäßunterteils vor allem die Fibeln (A68a, Kostr. N-b mit breitem Nadelhalter, A28) anzeigen. Schließlich wird man auch die Urne aus Grab 31 diesem Abschnitt zurechnen dürfen410. Verschiedener römischer Bronzeimport deutet weiterhin weitreichende Beziehungen an. Die bei H. J. Eggers genannten Gräber mit Kasserollen mit rundem Loch im Griff (E140/142) sind zum Teil durch reiche Waffenbeigabe als Grablegen von Kriegern gekennzeichnet411.

kann versucht werden, diese begrenzte Auswahl394 ergänzend hinzuzunehmen, um die in Großromstedt/ Schkopau und Wahlitz gewonnenen Einteilungen zu überprüfen und zu ergänzen. Dies scheint umso bedeutsamer, weil die beiden südlichen Gräberfelder in der frühen Kaiserzeit abbrechen und in Wahlitz dieser Abschnitt nur spärlich und ohne die sonst charakteristischen Metallfunde belegt ist. Gerade die ältere Kaiserzeit aber scheint, nach den bisher veröffentlichten Funden zu urteilen, in Kleinzerbst gut vertreten zu sein395. R. Müller rechnet für die Spätlatènezeit mit noch zehn erhaltenen Gräbern; dazu kommen einige ältere, jedoch zerstörte Inventare (Phase 1)396. Der ausgehenden jüngeren vorrömischen Eisenzeit (Phase 2) können Grabfunde mit eisernen (Gräber 68, 77) oder bronzenen (Gräber 77, 1952) geschweiften Fibeln mit oberer Sehne zugewiesen werden, die mit Gürtelketten (Grab 77) oder Knopfgürtelhaken (Grab von 1952) vergesellschaftet in bauchigen Tongefäßen (Gräber 68, 77, 1952) aufgefunden wurden397. Grab 173 mit geschweifter Bronzefibel mit unterer Sehne und dachförmigem Bügelquerschnitt398 leitet über zu den Bestattungen des dritten Abschnitts. Durch einfache Bronzenadeln mit Kugelkopf, die schon in endlatènezeitlichen Gräbern vorkommen (Grab von 1952), erfolgt die Anbindung an die ältere Phase 2. Neben Grab 173 gehört auch das bereits 1934 aufgedeckte Grab 5399 mit Kugelkopfnadel, früher kräftig-profilierter Fibel A67a und einer Vorform der Augenfibel (A44; Taf. 72, 4)400 in diesen ältesten Abschnitt mit provinzialrömischen Spangenformen. Die zugehörigen Urnen sind mit Rollrädchendekor in Mäanderform verziert. Ebenfalls dieser Phase 3 wird man Grab 96 zurechnen dürfen401, das durch die Beigabe von Hiebschwert und Kampfmesser als Männergrab gekennzeichnet ist und mit früher Bronzeschnalle sowie römischem Bronzeeimer mit Eisenattaschen (etwa E21/23) Fernbeziehungen andeutet und den Kriegergräbern in Großromstedt Zeitgruppe 3 entspricht.

Analog der Formenentwicklung besonders im südlichen elbgermanischen Gebiet lässt sich auch in Kleinzerbst eine sechste Phase herausstellen, die durch Fibeln der Form A68b, A75/77, entwickelte Augenund Rollenkappenfibeln gekennzeichnet ist (Gräber 10, 200, 1903)412. In den Gräbern dieser Phase 6 sind den Frauen auch filigrane Gold- oder Silberberlocke SCHMIDT-THIELBEER 1967, Taf. 118. SCHMIDT-THIELBEER 1983, Blatt 19. 404 SCHMIDT-THIELBEER 1963, Taf. 3. 405 VOIGT 1940, Taf. XIII, 17. 406 So benannt bei VOIGT 1940, 156 f. mit Taf. XIII. – Nach SCHMIDT-THIELBEER 1976, Taf. 15 a = Grab 6. 407 K. REDLICH, Prähist. Zeitschr. 52, 1971, 62. 408 Die Zeichnung ist nicht ganz deutlich; es dürfte sich um eine Fibel A71 oder A74/75 handeln. 409 SCHMIDT-THIELBEER 1983, Taf. 16. – DIES. 1967, Taf. 117. 410 SCHMIDT-THIELBEER 1967, Taf. 36. 411 EGGERS 1951, 133 Nr. 1524, 1526–1528. 412 SCHMIDT-THIELBEER 1983, Blatt 20. – DIES. 1967, Taf. 113. – H. SEELMANN, Jahresschr. Halle 3, 1904, Taf. VIII. 402

dazu bei SCHMIDT-THIELBEER 1967, Taf. 113–119. – DIES. 1963. – DIES. 1983, Blatt 16–22. 394 Dabei sind die Kriterien, nach der E. Schmidt-Thielbeer die bislang veröffentlichten Grabinventare auswählte, freilich unbekannt. 395 Nimmt man etwa die böhmischen Verhältnisse oder die von der Niederelbe als Vergleich. 396 MÜLLER 1985, 153 Nr. 315. 397 Gräber 68 und 77: SCHMIDT-THIELBEER 1967, Taf. 116. – Grab von 1952: BEHRENS 1953, 331. 398 SCHMIDT-THIELBEER 1971, 27 Abb. 1, a–i. 399 GÖTZE 1937, 111 f. Abb. 3–10. 400 GLÜSING 1968, Liste 12, 5. 401 SCHMIDT-THIELBEER 1983, Blatt 17.

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E. Schmidt-Thielbeer wies in ihrer Auswertung 123 Gräber der Spätlatènezeit zu, 23 in eine „Übergangszeit“ und 28 weitere in das erste nachchristliche Jahrhundert, doch erfolgte letztlich keine terminologisch klare Abgrenzung der verwendeten Begriffe, wodurch Unsicherheiten blieben417. Auch verzichtete sie auf die Darstellung der zeitlichen Gliederung mittels einer Kombinationstabelle, die im Folgenden die Grundlage unserer Untersuchungen bildet. Dazu wurden allerdings nur die Grabfunde der jüngeren vorrömischen Eisenzeit sowie der älteren Kaiserzeit herangezogen; ältere und jüngere Gräber blieben, weil für die Fragestellung des Wandels von der vorrömischen Eisenzeit zur römischen Kaiserzeit nicht von Bedeutung, unberücksichtigt418.

(Gräber 10, 20, 200, 7 = 1 nach W. Götze) sowie zierliche Schlangenkopfarmringe (Gräber 10, 174) beigegeben worden413, die den hohen Standard der Edelmetallverarbeitung erkennen lassen. Funde römischer Provenienz sind Eimer vom Östlandtyp (Grab 10, Grab von 1938) sowie Kelle/Sieb-Garnituren (E160/162)414. Obschon bislang nur vergleichsweise wenige Grabfunde aus Kleinzerbst veröffentlicht sind, können diese dennoch Hinweise darauf geben, dass an der Mittelelbe mit einer ähnlichen, allmählichen Formveränderung wichtiger Sachgüter gerechnet werden darf wie im übrigen elbgermanischen Bereich. Damit wird die Sonderstellung, die das Gräberfeld von Wahlitz einnimmt (siehe unten), noch deutlicher. Es bleibt die Publikation des Gräberfeldes auf der „Schwabenheide“ abzuwarten, um die im Analogieverfahren zu anderen elbgermanischen Belegungsabfolgen erschlossenen einzelnen Phasen unabhängig zu bestätigen bzw. zu korrigieren. Auf die besondere Rolle dieser Nekropole als räumliches Bindeglied zwischen den südlichen und nördlichen Elbgermanen, die sich auch in der großen Zahl provinzialrömischer Metallgefäße, Importfibeln und Edelmetallschmuckstücke ausdrückt, verweisen mit aller Deutlichkeit aber schon die bisher bekannten Grabinventare.

Zuvor muss jedoch auf einige Besonderheiten dieses Bestattungsplatzes hingewiesen werden, die ihn von den zuvor besprochenen mitteldeutschen Gräberfeldern deutlich unterscheiden. Das Fundmaterial wirkt insgesamt betrachtet äußerst spärlich; herausragende, prunkvoll ausgestattete Grablegen fehlen ebenso wie importierte Metallgefäße gallo-römischer oder italischer Provenienz. Selbst Trachtzubehör ist den Toten nur spärlich beigegeben worden; bronzene Fibelformen sowie solche aus den Gebieten westlich des Rheins oder südlich der Donau fehlen fast völlig. Selbst für die Ausrüstung der Krieger, sonst Kennzeichen des wehrhaften Mannes und gerade in der „Übergangszeit“ zahlreich ins Grab gelegt, können mit drei Lanzen und einem Schwert kaum Beispiele angeführt werden419. Die kriegerische und soziale Dynamik, die besonders in den Nekropolen von Schkopau und Großromstedt, aber auch in Kleinzerbst sowie elbeabwärts archäologisch in der dinglichen Überlieferung zum Ausdruck kommt, scheint in Wahlitz „unbemerkt“ vorübergegangen zu sein. E. Schmidt-Thielbeer nimmt daher wohl zutreffend an, dass die auf dem Taubenberg bestattende Gemeinschaft einer rein agrarisch strukturierten Kleinsiedlung angehörten, deren zugehöriger(?) Wohnbereich auf einem etwas niedriger gelegenen Dünenteil im Südosten des Friedhofs entdeckt wurde420.

4. Das Gräberfeld von Wahlitz Etwa 20 km nördlich der Saalemündung in die Elbe liegt das Gräberfeld „Taubenberg“ bei Wahlitz, Kr. Burg, im Dünengebiet am östlichen Rand des ElbeUrstromtales. Auf einer Dünenkuppe wurden 369 Gräber freigelegt, die eine ununterbrochene Belegung dieses Friedhofs von der ausgehenden Frühlatènezeit bis in die späte römische Kaiserzeit anzeigen sollen415, doch sind von R. Müller Zweifel an dieser über 700jährigen Kontinuität vorgebracht worden416. Aber unabhängig von diesen ältereisenzeitlichen Datierungsfragen ist die ausgehende jüngere vorrömische Eisenzeit und die ältere römische Kaiserzeit durch zahlreiche Grabfunde vertreten, die eine Gliederung ihres Sachinventars und damit die Erstellung einer eigenen relativen Chronologie für das nördliche Mitteldeutschland ermöglichen.

Die Auswertung des Gräberfeldes unter dem Gesichtspunkt der zeitlichen Gliederung des Fundmaterials musste daher eine genauere Analyse der Keramik einbeziehen, wobei auch stilistische Elemente Berücksichtigung fanden, doch wurden bevorzugt

SCHMIDT-THIELBEER 1976, Taf. 15 c. d. f. EGGERS 1951, 133 Nr. 1523, 1525. 415 SCHMIDT-THIELBEER 1964, 144. – DIES. 1967, 1. – DIES. 1980, 192 f. 416 MÜLLER 1985, 28; 35 rechnet die ältesten Gräber zur Hausurnen- bzw. zur Jastorf-Kultur und sieht in den spätlatènezeitlichen Gräbern (Lt D1) eine Neubenutzung dieses Platzes.

Zu dieser Kritik vgl. auch SEYER 1976, 16. Zu den Gräbern der jüngeren römischen Kaiserzeit vgl. GODŁOWSKI 1970, 63 Fig. 14. 419 Vgl. dazu die grundsätzlichen Überlegungen von G. Kossack, wieviele Waffenfähige kleine ländliche Siedelgemeinschaften überhaupt aufzubringen vermochten (G. KOSSACK in: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 384). 420 SCHMIDT-THIELBEER 1967, 2; 21.

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jetzt die Beigabe von Geräten nachweisen, weil halbmondförmige Messer (Taf. 79, 10) oder solche mit geradem Rücken mehrfach beigegeben wurden. Bei den Fibeln sind die geschweiften mit unterer Sehne (Kostr. Var. N) vertreten, dazu zwei provinzialrömische Importfibeln (A2a und A19), die wenigstens erahnen lassen, dass auch die Bewohner dieses Gebietes Germaniens ansatzweise Fremdgüter erwerben konnten. Dass die rheinische Fibel A19 dabei in einem der nur zwei sicher zu belegenden Kriegergräber aufgefunden wurde, mag kaum ein Zufall sein. Der zweite Krieger dieser Belegungsetappe ist mit einem einschneidigen Hiebschwert und Wehrgehänge, Schild mit konischem Buckel sowie einer rhombischen Lanze ausgerüstet gewesen und damit zugleich die beigabenreichste Bestattung der „Übergangszeit“.

solche Grabfunde herangezogen, die auch eine Fibelbeigabe aufwiesen. Inventare aus 58 Bestattungen konnten in die Kombinationstabelle eingetragen werden (Tab. 12)‚ die vier Belegungsetappen erkennen lässt. Der ersten Belegungsphase können insgesamt 25 Gräber zugewiesen werden. Während das spärliche Metallsachgut dieses Abschnitts unverändert bleibt, lässt die Keramik eine weitere Unterteilung möglich erscheinen. Als Urne diente stets eine Situla, wobei die ältesten Formen bauchig und meist unverziert (Taf. 89, 2), seltener mit einem einfachen sparrenförmigen Zierband dekoriert waren (Phase 1a). Die typologisch jüngeren Formen sind bereits schärfer profiliert und stets auf der Schulter verziert (Taf. 89, 3), wobei Winkelbänder und punktbegleitete, sich überkreuzende Linien überwiegen. Besaßen die älteren, gerundeten Trichtergefäße kleine Ösenhenkel, so sind bei den typologisch jüngeren Formen nurmehr kleine Griffknubben vorhanden. Die Fibeln dieser ersten Phase sind meist aus Eisen, wobei im Abschnitt 1a neben solchen vom Mittellatèneschema mit unterer Sehne (Kostr. Var. D/E) auch Rechteckfibeln und geknickte Fibeln (Kostr. Var. K) (Taf. 70, 5. 6. 15. 23) getragen wurden. Letztere beiden Spangen sind hier in Wahlitz in ihrer Zeitstellung nicht voneinander zu trennen421 und auch im darauffolgenden Abschnitt 1b in Benutzung gewesen. In Phase 1b lassen sich auch die ältesten beiden Kriegergräber nachweisen, weil in den Gräbern 272 und 335 jeweils eine Lanzenspitze deponiert war.

Die dritte Belegungsetappe, der vierzehn Inventare zugerechnet werden können, kennt die Trichterurne als Leichenbrandbehältnis bis auf eine Ausnahme nicht mehr; statt dessen wurden gegliederte oder bauchige Terrinen als Urnen verwendet. Beliebtes Ziermotiv ist das Mäandermuster, das meist mit dem Rollrädchen aufgebracht wurde. Erstmals lässt sich

War die Untergliederung des spärlichen Fundstoffs bislang durch wenige, aber eindeutige Vergesellschaftungen von Keramikformen und Fibeln noch gut möglich, so wird dies für die nächst jüngeren sehr viel schwieriger. Charakteristisches Metallsachgut des „Augenfibelhorizontes“, wie es gerade für den großen elbgermanischen Raum von der Flußmündung bis ins böhmische Becken bzw. die Südwestslowakei in großer Zahl bekannt geworden ist, fehlt in Wahlitz vollständig. Augenfibeln bleiben ganz aus, nur eine typologisch ältere Rollenkappenfibel ist vorhanden422; auch fehlen die sonst zahlreichen kräftig-profilierten Fibeln oder andere Importfunde wie Gürtelzubehör und Metallgefäße. Gedrungene, bauchige Gefäße mit kurzem Rand und ohne besonderen Dekor (Taf. 89, 7) sowie runde Eisenringe, möglicherweise Teile des Gürtelzubehörs, sind die einzigen Formen, die für die vierte Bestattungsphase angeführt werden können. Man gewinnt den Eindruck, dass Wahlitz, im Elbeknie „verborgen“, in der älteren Kaiserzeit keinen Anteil am Waren- und Ideenfluss hatte, wie er sonst an Saale, Elbe und Havel zu beobachten ist und vielleicht nicht zum eigentlichen elbgermanischen Kulturverband zu zählen ist. Es wäre zu überlegen, ob nicht dieses Gebiet östlich von Magdeburg während der „Augenfibelzeit“ für einige Jahrzehnte zum Einflussbereich der Weser-Rhein-germanischen Kultur gehört haben könnte, wie dies für das westsaalische Gebiet nachgewiesen werden konnte423. Eine Veränderung der Bevölkerungszusammensetzung wie dort wird es in Wahlitz allerdings nicht gegeben haben, auch fehlt

421 Anders SCHMIDT-THIELBEER 1967, 16 f., die die Rechteckfibeln mit Var. D/E als ältere Formen gegenüber der jüngeren Var. K annimmt. Dass beide Fibelgruppen als zeitgleich zu betrachten sind, zeigen auch zwei Grabüberschneidungen: Grab 287 mit Kostr. K stört das ältere Grab 288 mit Rechteckfibel, während andererseits Grab 345 mit Rechteckfibel Grab 346 mit Fibel der Var. K stört. Zur Datierung der Var. K und Rechteckfibeln siehe unten Kap. III. A. 3. und 4.

Grab 147, allerdings vergesellschaftet mit einer bronzenen Kniefibel mit oberer Sehne und hohem Nadelhalter (etwa A142) und daher vielleicht als Altstück zu betrachten (oder zerstörtes Grab ?). – Vgl. auch COSACK 1979, Karten 3, 5–9, 12, 13. 423 K. PESCHEL, Ein Urnengrab der frühen römischen Kaiserzeit von Großeutersdorf, Kr. Jena. Ausgr. u. Funde 12, 1967, 269 ff. – DERS. 1981, 632 ff.

Der zweite Belegungsabschnitt in Wahlitz umfasst nur 11 sichere Gräber, deren charakteristische Formen die scharf profilierte, ausladende Situla mit geradem Rand (Taf. 89, 4) sowie die geschweifte Eisenfibel mit oberer Sehne (Kostr. Var. M) sind. In dieser Phase kommen mit hohen Terrinen (Taf. 89, 5) erstmals auch andere Gefäßformen vor; auch beginnt nun bereits die Verzierung mit Hilfe des Rollrädchens.

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5. Die relative Chronologie im Mittelelb-SaaleGebiet

charakteristische westliche Tonware, doch könnte die Beigabenarmut auf Anregungen des Weser-Rheingermanischen Totenbrauchtums zurückzuführen sein. Immerhin wird der „Einflussbereich“ des cheruskischen Stammesgebietes bis an die Mittelelbe angenommen424, so dass Kontakte über den Fluss möglich waren und Ideen ausgetauscht worden sein könnten.

Für die relative Chronologie der elbgermanischen Kulturgruppen sind die Verhältnisse in Mitteldeutschland von großer Bedeutung, weil hier ein ungleich größerer Formenschatz der Übergangszeit vorhanden ist als in den meisten anderen Kleinregionen. Daher gilt es, die bei der Auswertung der einzelnen Gräberfelder aufgestellten Belegungsetappen miteinander zu korrelieren und Hilfshorizonte zu bilden, um eine sichere Basis für den überregionalen Vergleich zu erhalten.

Überträgt man die hier durch den Formenvergleich gewonnene Einteilung auf den Gräberfeldplan (Taf. 20), so wird die Phasenabfolge weitgehend bestätigt. Zwar befinden sich die Gräber der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit und älteren Kaiserzeit allesamt dicht gedrängt im Bereich des höchsten Punktes der Düne, doch wird auch hier eine gewisse Schwerpunktverlagerung deutlich. Die Gräber der Phase 1 befinden sich überwiegend am westlichen Hang der Düne425, die jüngeren der zweiten Phase füllen bestehende Freiräume auf, und mit den Urnen des dritten Abschnitts erfolgt eine Ausweitung des Friedhofareals nach Osten. Noch deutlicher wird die Verlagerung nach dort bei den Gräbern der Phase 4, bevor in der mittleren und jüngeren Kaiserzeit endgültig die höchste Dünenkuppe verlassen und das Gräberfeld, jetzt in lockerer Streuung, nach Südosten ausgedehnt wurde426. Für die älteren Grablegen (Phasen 1–3) war die Bindung an einen zentralen Platz offenbar bedeutsam, so dass man dort eng beieinander bestattete und in Kauf nahm, dass teilweise auch ältere Gräber gestört wurden. Mit Phase 4 wird diese enge Platzbindung gelöst, das Gräberfeld langsam, in der folgenden Zeit immer deutlicher vom alten Kern weg verlegt. Diese räumliche Verlagerung fällt wohl nicht zufällig mit den beschriebenen Veränderungen im Sachgut zusammen und mag auf gleiche Ursachen zurückzuführen sein.

Hilfshorizont 1 mit geknickten Fibeln, in Brücken, Kleinzerbst (?) und Wahlitz belegt, fehlt in den beiden großen Gräberfeldern von Großromstedt und Schkopau. Diese beiden Plätze setzen mit geschweiften Fibeln ein428, wobei die dort unterschiedenen ersten beiden Phasen überregional so nicht bestätigt werden können, sondern wohl durch die große Gräber- wie Fibelzahl auf diesen Friedhöfen bedingt scheinen429. Man wird beide Zeitgruppen 1 und 2 mit Brücken Phase 4, Kleinzerbst und Wahlitz Phase 2 korrelieren und zu Hilfshorizont 2 zusammenfassen dürfen, was auch überregionaler Vergleich bestätigt. Dem Abschnitt mit ältesten provinzialrömischen Spangen (Hilfshorizont 3) können auf allen fünf Gräberfeldern Inventare zugeordnet werden, wobei diese Fremdformen in Großromstedt und Kleinzerbst stärker vertreten zu sein scheinen als in Brücken, Wahlitz oder auch Schkopau. So ist das Formengut dieser Plätze jeweils noch stark dem vorrömischen Erbe in der Fibelmode verhaftet; Fremdformen aus massiver Bronze sind selten, in Schkopau allerdings wohl auch chronologisch bedingt. Den „Augenfibelhorizont“ (Hilfshorizont 4) haben die Friedhöfe von Schkopau und Brücken nicht mehr erreicht, in Großromstedt wird er zumindest mit einigen Funden gestreift, in Kleinzerbst dagegen ist er gut vertreten und in Wahlitz kann man zwar Grabfunde dieses

Das Wahlitzer Gräberfeld kann für den überregionalen Vergleich somit nur bedingt herangezogen werden. Immerhin zeigen die Formveränderungen der ersten drei Etappen einen Gleichklang mit den aus dem mittleren und südlichen Mitteldeutschland Bekannten. Erst während der älteren römischen Kaiserzeit hatten die Menschen, die in Wahlitz ihre Toten bestatteten, offenbar keinen Anteil mehr am Ideen- und Güteraustausch elbgermanischer Gruppen, fanden zu diesem aber während der mittleren und jüngeren Kaiserzeit wieder zurück427.

der Wiederbelegung älterer elbgermanischer Gräberfelder, allerdings mit deutlichem Hiatus, wie in Großromstedt oder Altendorf (Mainfranken) vergleichen (PESCHEL 1991, 134) und ist auf gleiche Bedingungen eines bewussten Anknüpfens an ältere Traditionen zurückzuführen. 428 Die Schüsselfibel aus Großromstedt (Grab vor 1907, O 16) gehört eigentlich in den Zeithorizont der geknickten Fibeln, doch zeigt der vergesellschaftete Stangenschildbuckel, dass dieses Grabinventar von Zeitgruppe 1 nicht getrennt werden kann (EICHHORN 1927, 194 f.). Auch die Eisenfibel aus Schkopau Grab 46, die den Nauheimer Fibeln verwandt scheint (SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 29), aber mit unterer Sehne versehen ist, berechtigt nicht, die Belegung dieses Gräberfeldes früher anzusetzen. 429 So auch MÜLLER 1985, 40.

424 R. WENSKUS, RGA2 4 (1981) 431 ff. s. v. Cherusker. – Antike Nachrichten bei VIBIUS SEQUESTER 22; CASSIUS DIO 55, 1. 425 Zwischen den Höhenlinien 56,5 und 57 m NN. 426 Zur Belegungsabfolge vgl. auch SCHMIDT-THIELBEER 1967, 20 f. – DIES. 1964, 154 Karte II. – SEYER 1976, 17. – Für die jüngere Kaiserzeit auch GODŁOWSKI 1970, Fig. 14. 427 Möglicherweise lässt sich dieser Sachverhalt einer erneuerten Teilhabe am elbgermanischen Kulturbereich mit

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Großromstedt Zeitgruppe 1 Zeitgruppe 2 Zeitgruppe 3 (Zeitgruppe 4 ?)

Schkopau Phase 1 Phase 2 Phase 3

Brücken

Kleinzerbst

Wahlitz

Phase 3

Phase 1

Phase 4

Phase 2

Phase 2

2

Phase 5

Phase 3 Phase 4 Phase 5

Phase 3 Phase 4 (Phase 5)

3 4 5

Phase 1

1a 1b

Hilfshorizont 1

Abb. 3 Synchronistische Tabelle für das Mittelelb-Saale-Gebiet.

schauung und reichliche Zufuhr provinzialrömischen Gutes wie in Kleinzerbst, fast unberührt von allen Änderungen der „neuen“ Zeit mit kaum sichtbaren Außenkontakten wie in Wahlitz. Die Reaktion auf die Ereignisse der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit, die gerade Mitteldeutschland in vielfältiger Weise trafen – Vorstöße germanischer Gruppen aus dem Osten, Südbewegungen nördlicher Germanenverbände, schließlich römische Eroberungsversuche von Westen –, war regional offenbar ganz unterschiedlich, doch folgten alle Kleinregionen in der Formveränderung einzelner Gegenstände denselben Bedingungen, was die Horizontierung der einzelnen Belegungsetappen möglich werden lässt. Das Schicksal der jeweiligen Bevölkerungsgruppen war trotz Gleichklang in der materiellen Kultur dennoch recht verschieden: während die Belegung einiger Friedhöfe abrupt abzubrechen scheint, sich dahinter die Auflösung der zugehörigen Gemeinschaft verbergen mag, so zeigt sich bei anderen eine ungebrochene Belegung über viele Generationen hinweg, was die Konstanz der sie benutzenden Gruppen anzunehmen nahelegt.

Zeitabschnitts (Phase 4) wahrscheinlich machen, doch fehlt charakteristisches Metallsachgut, das einen überregionalen Vergleich ermöglichen würde. Andere Gräberfelder des Mittelelb-Saale-Gebietes könnten diese Unterteilung des Formengutes wohl bestätigen, wären sie seinerzeit sachgemäß geborgen worden, was besonders für die Friedhöfe von Bebra„Geschling“430 und Meisdorf431 gilt. Doch davon unabhängig haben die untersuchten Gräberfelder ähnliche Beigabenkombinationen und typologische Veränderungen einzelner Formen aufgewiesen. Die hier vorgetragene Untergliederung des mitteldeutschen Fundmaterials bestätigt bzw. ergänzt ältere relativchronologische Abfolgen432. Große Fundzahlen machten eine Unterteilung relativ kleiner Belegungsetappen möglich, mit denen das dynamische Geschehen in den Jahrzehnten um die Zeitenwende zu erfassen versucht wurde. Einheimische Bevölkerung, die überschichtet wurde und nur indirekt durch ihre traditionell auf der Drehscheibe hergestellte Keramik archäologisch fassbar wird, kurzfristig, aber von Siedlern mehrerer Kleinregionen zentral belegte Gräberfelder wie Schkopau und Großromstedt mit fremder Tonware und einem überdeutlichen Ausdruck der kriegerischen Grundlage ihrer Träger, schließlich seit langem belegte Bestattungsplätze, in denen sich die Veränderungen der Zeit sehr unterschiedlich widerspiegelten: Übernahme des neuen Stilempfindens wie in Brücken, Aufnahme kriegerischer Weltan-

G. Die relative Chronologie im HavelSpree-Gebiet Das Havel-Spree-Gebiet umfasst die Einzugsbereiche der Spree unterhalb des Großen Müggelsees bis zu ihrer Einmündung in die Havel sowie deren Mittelund Unterlauf, wobei sich Schwerpunkte der Besiedlung im Bereich der mittleren Havel zwischen Berlin und Brandenburg abzeichnen433. Nach Süden zu findet dieses Gebiet im Fläming eine natürliche Begrenzung, nach Norden grenzen die Sümpfe des havelländischen und Rhinluchs die Prignitz und weiter nördlich die mecklenburgische Seenplatte ab; im Osten ist die Barnim-Platte eine offenbar weitgehend siedlungsleere, naturräumlich bedingte Grenzzone, und im Westen bilden der nord-südliche Verlauf der Havel

Zu Bebra, Kr. Sondershausen, siehe P. ZSCHIESCHE, Die vorgeschichtlichen Burgen und Wälle auf der Hainleite. Vorgesch. Alterth. Provinz Sachsen 11, 1892, 15 ff. – E. CAEMMERER, Überblick über die Vor- und Frühgeschichte des Sondershäuser Gebiets. Mitt. Ver. Dt. Gesch. u. Altkde. Sondershausen 10, 1940, 32 f. – PESCHEL 1978, 83 Anm. 276 u. 278; 84 f., der den Friedhof zu den zentralen Bestattungsplätzen vom „Typ Großromstedt“ zählt. 431 Zu Meisdorf, Kr. Aschersleben, siehe jetzt MÜLLER 1985, 138 Nr. 45; 208 ff. Taf. 5, 1. 3–5. 8–10; 6, 1–10. 13; 7–13; 112, 2; 113, 1. 2. 432 Vgl. D. ROSENSTOCK, Die Siedlungsstellen in Geismar und die Besiedlung im oberen Leinetal seit der jüngeren vorrömischen Eisenzeit. Neue Ausgr. u. Funde Niedersachsen 13, 1979, 160 ff., zum Großromstedter Horizont bes. 164 ff. – SCHMIDT 1982, 147 ff. mit Abb. 1. – MÜLLER 1985, 36 ff. mit Abb. 13. 430

Für die vorrömische Eisenzeit: SEYER 1982, Beil. 1. – Für die ältere römische Kaiserzeit: LEUBE 1975, Karte 1.

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Neu-Plötzin würde wohl als charakteristischer „Friedhof der Übergangszeit“ gelten können, wäre er systematisch untersucht und die Grabinventare veröffentlicht worden442. Daher müssen für die chronologische Untergliederung des havelländischen Fundmaterials mit Hilfe einer Kombinationstabelle Grabinventare mehrerer Orte zusammengezogen werden; eine Kontrollmöglichkeit durch Kartierung von Belegungsabfolgen entfällt dadurch. Immerhin deutet der Befund von Neu-Plötzin an, dass eine planigraphische Darstellung erfolgversprechend wäre, weil hier die jüngsten Bestattungen der „Übergangszeit“ im Nordosten des Gräberfeldes liegen und sich deutlich von älteren Grablegen abheben443.

und das Urstromtal der Elbe ebenfalls eine natürliche Markierung434. Im Unterschied zum älteren Abschnitt der jüngeren vorrömischen Eisenzeit sind die „übergangszeitlichen“ Fundplätze vergleichsweise weniger zahlreich, auch im Verhältnis zu nördlich oder südlich angrenzenden Landschaften. Die Belegung vieler Gräberfelder scheint im „Horizont der geknickten Fibeln“ abzubrechen, Nutzung über die Zeitenwende hinweg bis in die ältere römische Kaiserzeit ist nur an wenigen Plätzen nachzuweisen435. Man hat diese Unterbrechung mit der Abwanderung eines Bevölkerungsteils verbunden, wobei R. Hachmann an Abgabe von Personen an südöstlich gerichtete Vorstöße dachte (Gruppe Poieneşti-Lukaševka)436, R. Seyer dagegen eher allgemein auf die als „suebisch“ bezeichneten Ausgriffe nach Westen, Südwesten und Süden verwies437. Fällt diese anscheinende Diskontinuität in der Nutzung älterer Gräberfeldareale über die „Übergangszeit“ hinaus auf, so zeigt sich die Sonderstellung des Havelgebietes auch darin, dass es kaum Friedhöfe gibt, die während der gesamten älteren Kaiserzeit benutzt wurden438. Gräber der ältesten Kaiserzeit (etwa Stufe B1) sind in größerer Anzahl nur vom Kruseberg bei Klein-Kreutz439 bekannt geworden, so dass bereits R. Guthjahr von einer „Stufe von KleinKreutz“ sprach440, die aber auch heute noch als repräsentativ für den Beginn kaiserzeitlichen Formengutes im Havelland anzusehen ist. Die Belegung endet hier aber frühzeitig, bevor die klassischen „Augenfibeln“ durch andere Spangenformen ersetzt wurden. Obwohl das Fehlen kontinuierlich belegter Gräberfelder – wohl teilweise bedingt durch frühzeitige Entdeckung und Mangel an systematischen, vollständigen Untersuchungen – die tatsächlichen Begebenheiten verzerrt erscheinen lässt und einen Unterbruch anzuzeigen scheint, wird man dennoch keine Siedlungsleere annehmen wollen; dagegen sprechen neben wenigen Grabfunden besonders die Siedlungsfunde441.

Für die Auswertung in einer Kombinationstabelle wurden 50 geschlossene Grabfunde herangezogen (Tab. 13), die eine Dreiteilung des Fundmaterials erkennen lassen. Phase 1 können sechzehn Inventare zugewiesen werden444. Leitformen dieses Abschnitts sind beim Trachtzubehör vor allem die geschweiften Fibeln mit oberer Sehne, aber auch bereits solche mit Armbrustkonstruktion. Vergesellschaftungen mit älteren Fibeln vom Mittel- und Spätlatèneschema (Rechteckfibel, Kostr. D/E, Kostr. K, Beltz Var. J; Taf. 70, 3. 5. 6. 15. 23) verbinden diesen Abschnitt mit dem „Horizont der geknickten Fibel“, wie er auch im Havelgebiet gut vertreten ist445. Kugelbauchige Gefäße mit leicht abgesetztem, meist facettiertem Rand (Taf. 90, 2) sowie Situlen sind die charakteristische Tonware, die mit einfachem Sparren- oder Sanduhrmuster verziert ist, vereinzelt aber bereits Rollrädchendekor aufweist. Kleine Messer, deren Griffangel in einer Öse endet (Taf. 79, 13), aber auch flach-halbmondförmig gebogene Messer sowie gerade mit abgesetztem Griff stellen typische Gerätformen dar. Lochgürtelhaken oder Gürtelketten kennzeichnen Frauengräber, Lanzenspitzen charakterisieren den Krieger. Bronzesitulen aus Neu-Plötzin (Gräber 76, 2650) belegen Fernkontakte, wobei ein in Germanien

Versucht man nun, übergangszeitliches Fundmaterial relativchronologisch zu ordnen, kann dies nicht, wie sonst üblich, durch die beispielhafte Auswertung eines repräsentativen Gräberfeldes geschehen. Aus dem Havel-Spree-Gebiet besitzt nämlich (aus den besagten Gründen) bislang kein bekannt gewordener Friedhof die notwendigen Voraussetzungen. Der Platz von

442 Gräberfeld mit rund 270 Bestattungen von der Frühlatènezeit bis in die ältere römische Kaiserzeit. Vgl. die Angaben bei SEYER 1976, 169 ff. Nr. 93 Taf. 19, b–e; 20–22. – Zu einzelnen Grabfunden siehe auch H.-J. HUNDT, Germania 19, 1935, 239 ff. – DERS., ebda. 21, 1937, 165 ff. 443 Vgl. SEYER 1976, 17 mit Abb. 2 (Gräberfeldplan), allerdings ohne die „übergangszeitlichen“ Gräber chronologisch weiter aufzuschlüsseln. 444 Nachweis der Grabfunde: Döberitz, Plötzin, Groß Wusterwitz, Wachow, Zeuthen bei SEYER 1976, Nr. 60, 93, 29, 68, 44. – Hohenferchesar bei VON MÜLLER 1962, 74 Taf. 79. 445 Z. B. HACHMANN 1950/51A, 146 ff., bes. 161. – PESCHEL 1971, 30 ff. – SEYER 1982, 16 ff., bes. 20 f. („Stufe II b2“).

Vgl. die naturräumlichen Beschreibungen bei GUTHJAHR 1934, 10 f. – SEYER 1976, 21. – SEYER 1982, 7. 435 Vgl. SEYER 1976, 24 Abb. 3; 25 Abb. 5. 436 HACHMANN 1957, 83 ff. – DERS. 1970, 305 ff. 437 SEYER 1976, 23; 32; 62; 89 f. 438 VON MÜLLER 1957, 65; 140 Tab. 2. 439 STIMMING 1915, 342 ff. – SEYER 1976, 155 f. Nr. 23. 440 GUTHJAHR 1934, 24 ff. 441 Vgl. die Übersicht bei SEYER 1976, 26 Abb. 6. 434

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seltener Spiegel446 aus Grab 2650 der außergewöhnlichen Beigabenzusammensetzung mit zahlreichen Anhängern und Amuletten eine zusätzliche besondere Note verleiht.

eine Spange mit breitem Bügel und meist relativ hohem, rechteckigem Nadelhalter (Kostr. Var. N-b; Abb. 39) ersetzt worden. Bügelführung und zunehmende Verwendung der Bronze als Werkstoff verraten Anregungen der massiven bronzenen Augen- und Rollenkappenfibeln, die für die dritte Zeitgruppe ebenfalls charakteristisch sind (A45b/47, A24/26; Taf. 72, 7. 10. 11). Typologisch veränderte kräftig-profilierte Fibeln (A67b) sowie Knochennadeln ergänzen den Formenbestand beim Trachtzubehör. Neben älteren bauchigen Terrinen dienten vor allem gedrungen bauchige Töpfe mit kurzem Rand als Urnen, gegen Ende auch schlankere Hochgefäße mit deutlich abgesetztem Hals (Taf. 90, 7. 8).

Die nächstjüngere, zweite Gräbergruppe umfasst achtzehn Bestattungen447. Von den schon für die erste Zeitgruppe charakteristischen Formen ist die drahtförmig geschweifte Fibel mit unterer Sehne auch in der zweiten Gruppe gut vertreten; auch die Verwendung des Rollrädchens wird beibehalten. Veränderungen in Aussehen wie Dekorweise zeigt die Tonware, weil nun hohe Terrinen oder bauchige Töpfe mit deutlich abgesetzter Schulter kennzeichnend sind, die eine breite Zierzone zwischen Schulter und Rand besitzen, die häufig als mit zweizeiligem Rollrädchen ausgeführter Mäander gestaltet ist (Taf. 90, 5. 6). Knochennadeln sowie solche aus Bronze mit profiliertem Kopf (Taf. 79, 3. 6) sind erstmals nachzuweisen, ebenso Messer mit profiliertem Stilende. Neue Fibelformen sind importierte Spangen, darunter auch eine Aucissafibel (Klein-Kreutz Grab 6) sowie vom Niederrhein A19a (Taf. 72, 1) oder aus dem Ostalpengebiet A2a, A2b448 und A67a (Taf. 71, 10. 11. 14). Waffengräber bleiben noch immer selten449; neben den importierten Fibeln zeigt auch die Gemme aus Kemnitz den Fortbestand weitreichender Verbindungen.

Mit dieser dritten Zeitgruppe scheint die Belegung des Friedhofs von Klein-Kreutz abzubrechen, doch setzen andere Gräberfelder jetzt erst ein und haben ihren Schwerpunkt in der mittleren Kaiserzeit (Stufe B2). Dazu zählen im mittleren Havelgebiet die großen Gräberfelder von Fohrde und Hohenferchesar, Kr. Brandenburg451, sowie nördlich davon der Friedhof Rauschendorf, Kr. Gransee452, und am Unterlauf des Flusses die Gräberfelder Nitzahn, Kr. Rathenow453, und Molkenberg, Kr. Havelberg454. Betrachtet man Zusammensetzung und allmähliche Veränderung des Formenguts beim Übergang von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren Kaiserzeit im Havel-Spree-Gebiet, so zeigt sich trotz vergleichsweise ungünstiger Quellenlage, dass auch diese Region dem Rhythmus folgte, wie er im gesamten elbgermanischen Einzugsgebiet festzustellen ist. Gleiche Formen, besonders deutlich bei Keramik und Fibeln455, und Bestattungssitten lassen das Havelland bei durchaus abweichenden Erscheinungen wie Unterbrüchen in der Friedhofbelegung oder fehlenden Gräberfeldern mit stark militärischem Gepräge („Waffenfriedhöfe“) als Teil des großen elbgermanischen Kulturkreises erkennen456.

Sechzehn Gräber bilden schließlich die dritte Zeitgruppe im Havel-Spree-Gebiet450. Während bei der Tonware zahlreiche Formen und Zierweisen der zweiten Zeitgruppe auch weiterhin in Benutzung blieben, darunter die breite Zierzone mit Mäandermuster in zweizeiliger Rollrädchentechnik, zeigen die Fibelformen deutliche Veränderungen. Die drahtförmig geschweifte Fibel mit unterer Sehne ist durch 446 Vgl. z. B. die allerdings unvollständige – es fehlt z. B. der Spiegel aus Neu-Plötzin – Kartierung latène- und kaiserzeitlicher Spiegel bei F.-R. HERRMANN/K. WURM, Der frühkeltische Bronzespiegel von Hochheim am Main, MainTaunus-Kreis. Arch. Denkmäler Hessen 38 (Wiesbaden 1983) 13 f. 447 Nachweis der Grabfunde: Plötzin, Döberitz, Groß Wusterwitz, Genshagen, Kemnitz bei SEYER 1976, Nr. 93, 60, 29, 115, 87. – Hohenferchesar bei VON MÜLLER 1962, 74 Taf. 79. – Kruseberg bei Klein-Kreutz bei STIMMING 1915, 342 ff. Taf. 37–42. 448 Zu den Unterschieden siehe unten Kap. III. B. 3 a–b. 449 Zur Waffenbeigabensitte vgl. auch SCHULTZE 1986, 93ff., bes. 97 Abb. 3. 450 Nachweis der Grabfunde: Babe, Kemnitz, Premnitz, Lünow, Grüna bei SEYER 1976, Nr. 46, 87, 108, 24, 33. – Kruseberg bei Klein-Kreutz bei STIMMING 1915, 342 ff. Taf. 37–42. – Berlin-Rudow bei W. HEILIGENDORFF, Die latènezeitlichen Urnengräber von Berlin-Rudow. Berliner Jahrb. Vorgesch. 1, 1961, 135 f. Taf. 5. – Fohrde bei VON MÜLLER 1962, 14 f. Taf. 4.

VON MÜLLER 1962. – Aus Hohenferchesar sind ja auch ältere Gräber der Zeitgruppen 1 und 2 bekannt geworden, doch lässt sich eine Kontinuität von der Spätlatènezeit bis in die mittlere Kaiserzeit, wo der eigentliche Belegungsschwerpunkt dieses Friedhofs anzusetzen ist, nicht nachweisen. 452 VON MÜLLER 1957, 140 Tab. 2. – K. GREBE, Das Gräberfeld der älteren römischen Kaiserzeit von Rauschendorf, Kr. Gransee. Ausgr. u. Funde 8, 1963, 139 ff. 453 VON MÜLLER 1956, 179 ff. – DERS. 1957, 140 Tab. 2. 454 F. KUCHENBUCH, Der Urnenfriedhof von Molkenberg, Kr. Jerichow II. Jahresschr. Halle 29, 1938, 199 ff. 455 Vgl. z. B. die Verbreitung der Tonsitulen bei SEYER 1976, 37 Abb. 16. – Zu den Fibeln siehe die Kartierungen der Augen- bzw. Rollenkappenfibeln bei COSACK 1979, Karten 5, 6, 8, 12–14, 20. 456 VON MÜLLER 1957, 69. – SEYER 1976, 86 ff. 451

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H. Niederelbegebiet

Für die hier im Vordergrund stehenden chronologischen Fragen bietet das Niederelbegebiet eine gute Ausgangsposition, weil zahlreiche Gräberfelder vom linken und rechten Flussufer bekannt und auch großteils veröffentlicht sind463.

Das Gebiet der Niederelbe, das die Regionen am Unterlauf des Flusses einschließlich Einzugsgebiet in Nordostniedersachsen, im westlichen Mecklenburg sowie im sudöstlichen Holstein umfasst, zeichnet sich, trotz mancher Unterschiede, in der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit und älteren römischen Kaiserzeit als kulturelle Einheit ab457. Gemeinsam ist ihnen die Bestattung überwiegend im Urnengrab, Verwendung gleichen Trachtzubehörs und gleicher Waffenformen. Unterschiede werden besonders bei der Keramik deutlich, so dass H. Hingst zwischen „Terrinenfriedhöfen“ und „Topffriedhöfen“ unterschied, die aber nicht nur in der Tonware, sondern auch in Art und Zusammensetzung der Beigaben voneinander abweichen458. Diese signifikanten Unterschiede speziell der Beigabenausstattung waren schon lange aufgefallen und von G. Schwantes, der die vorrömische Eisenzeit Norddeutschlands untergliederte, mit zwei charakteristischen Friedhöfen verbunden und als Gräberfeld vom „Typ Rieste“ bzw. „Typ Darzau“ bezeichnet worden459. Ihm folgend sah man lange Zeit in diesen Friedhofstypen getrenntgeschlechtliche Bestattungsplätze460, doch wird man diese ausschließlich auf Geschlechterverbände reduzierte Sichtweise relativieren müssen. Zu wenig ist bei der Diskussion der sogenannten Männerfriedhöfe der zeitliche Aspekt, seit wann überhaupt die Beigabe von Waffen an der Niederelbe üblich wurde, beachtet worden, weil erst mit dem Kriegsgerät der archäologische Nachweis von Männergräbern möglich wird461. Zudem zeigen neuere anthropologische Untersuchungen der Leichenbrände zumindest aus SchleswigHolstein und Mecklenburg, dass ein annähernd ausgewogenes Geschlechterverhältnis auf den Gräberfeldern herrschte und die Geschlechtszugehörigkeit durch die Beigaben oftmals nicht zu erkennen ist462.

Der Stand der Forschung, auf eine lange Tradition bauend464, ist deshalb auch als gut zu bewerten. Mit einer möglichst eng zu fassenden zeitlichen Gliederung des reichen Fundmaterials hat sich vor allem R. Hachmann beschäftigt, der die „übergangszeitlichen“ Gräberfelder von Körchow, Harsefeld, Tostedt und Hornbek gliederte465, während N. Bantelmann jüngst die älterkaiserzeitlichen Grabfunde der Nekropolen von Putensen, Marmstorf, Langenbek und Wiebendorf in ihrer Belegungsabfolge untersuchte466. Weil mit diesen Untersuchungen die relative Chronologie der Grabfunde des Niederelbegebietes geklärt scheint und durch andere Studien weitgehend bestätigt wurde467, wurden nur zwei Gräberfelder – von jedem Flussufer eines – für die feinchronologische Gliederung ausgewählt. Für den südostholsteinischen Raum bietet noch immer das Gräberfeld von Hornbek, Kr. Herzogtum Lauenburg, die besten Voraussetzungen schlechtsspezifischer Bestattungen in der römischen Kaiserzeit. BAR Internat. Ser. 376 (Oxford 1987). – Ablehnend zu getrenntgeschlechtlichen Friedhöfen auch REDLICH 1983, 178. – Aus Mecklenburg sei auf den Friedhof von Granzin, Kr. Hagenow, verwiesen, wo fehlende Waffenbeigabe auf einen „Frauenfriedhof“ schließen lassen könnte, die anthropologische Untersuchung der Leichenbrände aber den Nachweis von Männern und Frauen erbrachte (H. KEILING, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1983, 220). – Auf die Problematik der unterschiedlichen Ausstattung einzelner Gräberfelder selbst innerhalb eines Kleinraums sei hier nicht weiter eingegangen, weil sich I. Wunderlich im Rahmen ihrer Münchner Dissertation mit diesem Themenkomplex am Beispiel der Niederelbe beschäftigt hat (I. WUNDERLICH, Studien zum Verhältnis von Bestattungsund Siedelwesen der vorrömischen Eisenzeit und älteren römischen Kaiserzeit an der Niederelbe [Ungedr. Diss. München 1995]). 463 Eine Übersicht über die Gräberfelder und Einzelbestattungen des linken Elbeufers gibt REDLICH 1983, Falttafel zwischen S. 176 und 177. – Für Südostholstein siehe HINGST 1986, 46 ff.; DERS. 1989, 34 ff. – Für Westmecklenburg ein Überblick bei KEILING 1986, 241 ff. 464 Forschungsgeschichtliche Überblicke: HACHMANN 1960, 125–127. – WEGEWITZ 1972, 1–29. – BANTELMANN 1989, 95 f. 465 HACHMANN 1950/51A, 148–159. – DERS. 1960, 127– 147. 466 BANTELMANN 1989, 96–107. 467 Z. B. HARCK 1972/73, 37 ff. Taf. D–F Tab. 3. – H. J. HÄSSLER, Zur inneren Gliederung und Verbreitung der vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet. Materialh. Vor- u. Frühgesch. Niedersachsens 11/I (Hildesheim 1977) 15 ff.

BANTELMANN 1989, 95. – HACHMANN 1960, 135, der die Verwandtschaft dieser Regionen betont, aber dennoch zwischen einer osthannoversch-westmecklenburgischen und ostholsteinisch-nordwestmecklenburgischen Gruppe unterschied. 458 HINGST 1986, 46 ff. mit Tab. 6–8; 53 ff. Tab. 9. – DERS. 1989, 34 ff. – DERS., Germania 68, 1990, 168 f. 459 SCHWANTES 1909, 158 f. – DERS., Die Urnenfriedhöfe vom Typus Rieste und Darzau. In: Heimatbund Mecklenburg 34, 2, 1939 (Festgabe für R. Beltz) 134–140. 460 z. B. CAPELLE 1971, 111 ff. Karte 2. – WEGEWITZ 1972, 24 Abb. 1. – BANTELMANN 1989, 95. 461 PESCHEL 1977. – SCHULTZE 1986, bes. Abb. 2–3. 462 Vgl. H. HINGST/S. HUMMEL/H. SCHUTKOWSKI, Urnenfriedhöfe aus Schleswig-Holstein. Leichenbranduntersuchungen und kulturkundliche Analyse. Germania 68, 1990, 167–222. – U. BREITSPRECHER, Zum Problem ge457

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zu den Leichenbrandbehältern ist meist nur noch eine Fibel beigegeben worden. Als Urnen wurden frühe weitmündige Töpfe sowie besonders Trichterurnen mit gerundetem Umbruch (Taf. 87, 4) verwendet, die meist mit einfachen punktbegleitenden Zickzacklinien verziert waren und einen Bandhenkel aufweisen. Daneben fanden aber auch bereits frühe importierte Bronzegefäße wie Ausgußbecken oder Bronzeeimer477 (Taf. 81) als Leichenbrandbehältnis Verwendung. Bei den Fibeln sind Spätlatèneformen mit rechtwinklig umbiegendem Bügel, geknickte Fibeln (Kostr. K) sowie Rechteckfibeln vom Mittellatèneschema vertreten478 (Taf. 70, 23). Die Gräber der Zeitgruppe 3 liegen vor allem im mittleren Teil des systematisch gegrabenen Gräberfeldareals, streuen aber auch nach Südosten, so dass sie sich zwischen den beiden ältesten Bestattungsgruppen befinden (Taf. 21).

für eine Gliederung, die von A. Rangs-Borchling468 und R. Hachmann469 überzeugend durchgeführt wurde und deshalb keiner Neubearbeitung bedarf. Die Unterteilung von Hornbek wird aber ebenso wie die Hinzuziehung anderer Gräberfelder bei der abschließenden vergleichenden Bewertung des Übergangs von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit notwendig sein470. 1. Das Gräberfeld von Harsefeld Obschon die Zahl linkselbischer Gräberfelder471 dank der Tätigkeiten von W. Wegewitz in den Jahrzehnten nach dem II. Weltkrieg einen starken Zuwachs erfahren hat472, bietet das schon 1937 veröffentlichte Gräberfeld von Harsefeld, Kr. Stade473, noch immer die besten Voraussetzungen für chronologische Studien. Mit den 244 Grabanlagen, die Wegewitz auf dem teilweise zerstörten Friedhof noch bergen konnte, scheint aber dessen zentraler Teil gerettet worden zu sein; jedenfalls lässt sich an den Funden der Übergang von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit wegen der großen Beigabenzahl und deren Vielfältigkeit gut untersuchen.

Der folgende vierte Belegungsabschnitt weist ein größeres Formenspektrum sowie nun auch eine quantitative Zunahme an Beigaben in den einzelnen Gräbern auf. 20 Bestattungen können diesem Abschnitt zugewiesen werden. Als Urnen dienten Trichtergefäße mit scharfem Umbruch (Taf. 87, 5)‚ mitunter durch Sanduhrmotive verziert und weiterhin mit Bandhenkeln versehen, hohe weitmündige Töpfe mit facettierten Rändern, daneben aber auch Metallgefäße wie Bronzekessel mit Eisenrand (E6) und steilwandige Bronzebecken479 (Taf. 81). Bei den Spangen dominieren die geschweiften Fibeln mit oberer Sehne (Kostr. M-a)480, daneben wurden geknickte Formen mit unterer Sehne (Kostr. L; Taf. 70, 20), eine Schüsselfibel sowie auch noch Rechteckfibeln nach Mittellatèneschema481 beigegeben. Erstmals kann die Beigabe von Geräten durch ungestielte Bogenmesser nachgewiesen werden, und auch die

Die älteren Studien zur Belegungsabfolge dieses Gräberfelds von R. Hachmann474 und O. Harck475 können im wesentlichen bestätigt werden, wobei es allerdings mitunter abweichende Bewertungen gibt, die vor allem durch eine differenziertere Betrachtung der „geschweiften Fibeln“ möglich wird. Lässt man die ersten beiden Belegungsphasen476 – beigabenlose Urnengräber, z. T. mit Deckschalen im südwestlichen Friedhofsteil sowie weitbauchige Urnen im nordwestlichen, mittleren und südöstlichen Areal – außer Acht, bleiben für die Übergangszeit fünf, allerdings unterschiedlich starke Abschnitte (Tab. 14).

Form ähnlich EGGERS 1951, Taf. 4, 18 u. 20 (Bronzeeimer); 8, 74 (Ausgußbecken). – Vgl. auch A. KUFELDZIERZGOWSKA/J. WIELOWIEJSKI, Germania 64, 1986, 158 ff. – Zur Verbreitung der Bronzegefäße siehe die Kartierung bei REDLICH 1980, 372 Karte 4. 478 Vgl. die Belegungsphase 3 mit der dritten Zeitgruppe nach HACHMANN 1960, 140. Der Inhalt beider Phasen deckt sich weitgehend. 479 EGGERS 1951, Taf. 2, 6 (Bronzekessel); 8, 67 (Bronzebecken). – Zur Verbreitung der Bronzekessel siehe zuletzt H. KEILING, Zeitschr. Arch. 23, 1989, 207 Abb. 7. – HACHMANN 1990, 652 Abb. 24. 480 Zur Unterteilung der geschweiften Fibeln mit oberer Sehne siehe Kap. III. A. 6. 481 Die Rechteckfibel ist somit nicht auf einen Abschnitt begrenzbar, was sich z. B. auch beim Gräberfeld von Wiebendorf (s. u.) zeigt. Auf die Problematik der Datierung dieser Fibel hat bereits HACHMANN 1960, 140 f. hingewiesen. als er die Rechteckfibel innerhalb seiner Zeitgruppe 3 von den stufenförmigen und geknickten Spangen absetzten wollte (Phase 3b). Zur Zeitstellung der Rechteckfibeln siehe auch Kap. III. A. 4. 477

Belegungsphase 3 können 13 Bestattungen zugewiesen werden. Die Gräber sind allesamt spärlich ausgestattet; BORCHLING 1950/51. – RANGS-BORCHLING 1963. HACHMANN 1950/51A, 157–159. – DERS. 1960, 127– 134. 470 Vgl. dazu unten Punkt 3. 471 Eine Übersicht über die Gräberfelder und Einzelbestattungen des linken Unterelbeabschnitts findet sich bei REDLICH 1983, Falttafel zwischen S. 176 und 177. 472 Zur Tätigkeit von W. Wegewitz vgl. R. ARTICUS, Prof. Dr. Willi Wegewitz. Helms-Mus. Infbl. 65 (Hamburg 1986) mit weiterer Literatur. – W. WEGEWITZ, Vor- und Frühgeschichte aus dem niederelbischen Raum. Hammaburg N. F. 8, 1988. 473 WEGEWITZ 1937. 474 HACHMANN 1950/51A, 152 ff. – DERS. 1960, 138 ff. 475 HARCK 1972/73, 37 ff. Taf. D–F Tab. 3. 476 Vgl. HACHMANN 1960, 139 Anm. 599 (Zeitgruppe 1); 140 Anm. 602a (Zeitgruppe 2); 143 Abb. 47A. 468 469

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Abb. 39)‚ frühe Rollenkappenfibeln und „klassische“ Augenfibeln. Das gestielte Bogenmesser kommt als Beigabe neu hinzu; die Schildfesseln sind nun an ihren Enden profiliert (Jahn Form 6), und der Stuhlsporn (Taf. 78, 7. 9) hat die Dreikreisscheibensporen abgelöst.

ersten Waffenbeigaben wie Lanzen mit kräftiger Mittelrippe (Taf. 77, 1)‚ einfache Schildfesseln (Jahn Form 1; Taf. 78, 6) und flache Stangenschildbuckel mit breiten, flachen Nietköpfen (ähnlich Jahn Form 4a; Taf. 78, 1) gehören in diesen Abschnitt. Die Gräber der vierten Belegungsphase schließen auf dem Gräberfeld vor allem östlich und südöstlich an die der Zeitgruppe 3 an (Taf. 21).

Die 16 Gräber, die der sechsten Phase zugewiesen werden können, legen sich etwa halbkreisförmig um den älteren Kernbereich486. Mit Grab 28 wird durch einen fingerhutförmigen Schildniet sowie eine Schale mit hohem Rand schon neues, jüngeres Fundgut angedeutet, das aber ansonsten im systematisch untersuchten Gräberfeldteil nicht weiter zu belegen ist. Typologische Veränderungen der einzelnen Formen sowie Beigabenkombinationen lassen deutlich die zeitliche Tiefe der Belegung dieses Gräberfelds erkennen, welche aber durch die Kartierung der einzelnen Etappen auf dem Gräberfeldplan nicht so klar erkennbar wird487. Dies mag damit zusammenhängen, dass im zentralen Bereich Bestattungen in importierten Metallgefäßen konzentriert sind, die nach W. Wegewitz die Herausbildung einer (oder mehrerer) dominierenden Familie(n) anzeigen sollen488. Hier wird die verwandtschafts- oder gefolgschaftsbezogene Grablege489 offenbar so bedeutsam gewesen sein, die bei der Wahl des Bestattungsplatzes die Nähe zu den eigenen Ahnen oder dem Gefolgsherrn als bevorzugt erscheinen ließ.

Während Phase 5 des Harsefelder Friedhofs ist ein weiterer Zuwachs an Formen und Ausstattungskombinationen zu beobachten. Nach wie vor sind hohe, weitmündige Töpfe mit facettierten Rändern bevorzugte Urnen (Taf. 87, 6)‚ bei den Importgefäßen sind typologisch jüngere Bronzekessel (E8)482 belegt. Neben Urnengräbern gibt es nun auch die ersten Nachweise für Leichenbrandhaufen. Die Messerbeigabe wird regelhaft praktiziert, wobei neben ungestielten Halbmondmessern auch solche mit geradem Rücken und Griffangel vorkommen. Die vorherrschenden Fibeln dieser Belegungsphase 5 sind die drahtförmig geschweifte mit unterer (Kostr. N-a)483 sowie die bandförmige mit oberer Sehne (Kostr. M-b; Taf. 71, 4). Waffen sind nun häufige Beigabe, neben älteren Lanzenspitzenformen jetzt meist solche ohne Mittelrippe, einschneidige Hiebschwerter sowie zweischneidige Blankwaffen. Bei den Stangenschildbuckeln ist die Krempe höher geworden, auch die Schildnägel besitzen nun Pilzform (Taf. 78, 2). Daneben gehören auch die ersten konischen Schildbuckel bereits in diesen Abschnitt. Dreikreisscheibensporen (Taf. 78, 10) kennzeichnen den berittenen Krieger, was teilweise auch für die Schere, die erstmals im Beigabengut vertreten ist, gelten kann484. Die Gräber dieses Abschnitts schließen vor allem südöstlich an die beiden älteren Gruppen an und dünnen im Südosten des Gräberfelds aus (Taf. 21).

2. Das Gräberfeld von Wiebendorf Aus der „Körchower Gruppe“ des südwestlichen Mecklenburg, kulturell mit der „osthannoverschen Gruppe“ auf dem linken Elbufer eng verbunden, ist in den letzten Jahrzehnten zahlreicher Fundstoff hinzu-

Die Unterschiede zur älteren fünften Phase sind im sechsten Abschnitt nur graduell, weil viele ältere Formen weiterhin benutzt wurden. Durch die Verwendung der bauchigen Terrine mit nach außen gerichtetem Rand, ritzverziertem Gefäßunterteil sowie schwalbenschwanzförmigen Griffknubben (Taf. 87, 7) als Leichenbrandbehältnis veränderte sich aber ein wesentliches Element, welches die Abgrenzung einer neuen Phase berechtigt erscheinen lässt485. Auch die Keramikverzierung mittels Rollrädchen lässt sich nun erstmalig nachweisen. Neue Fibelformen sind bandförmig geschweifte mit unterer Sehne (Kostr. N-b;

Die hier herausgestellten Belegungsphasen decken sich weitgehend mit denen bei HACHMANN 1960; Zeitgruppe 3a und 3b (Hachmann) entspricht etwa Phase 3, Zeitgruppe 4 entspricht etwa Phase 4, Zeitgruppe 5a entspricht etwa Phase 5, Zeitgruppe 5b entspricht etwa Phase 6. 487 So bereits HACHMANN 1960, 144. 488 W. WEGEWITZ, Bestattungen in importiertem Bronzegeschirr in den Urnenfriedhöfen der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und der älteren römischen Kaiserzeit im Gebiet beiderseits der Niederelbe. Hammaburg N. F. 7, 1984/85, 69 ff. bes. 86 Abb. 19. – Ergänzungen bei G. TROMNAU, Hammaburg N. F. 3/4, 1976/77, 88 Abb. 1. – HINGST 1986, 51 (Klein-Wesenberg, Hammoor LA 6). – Vgl. auch FREY 1986, 58 ff. 489 Die Deutung als Anzeichen für die Herausbildung einer „Adelsfamilie“ ist nicht die einzig mögliche; auch eine über den Tod reichende Bindung im Sinne von religiöser, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher oder personaler Gefolgschaft mag denkbar sein. 486

EGGERS 1951, Taf. 2, 8. Zur Unterteilung dieser Fibelgruppe: Kap. III. A. 6 –7. 484 Siehe PESCHEL 1991, 145. – Zu den Dreikreisscheibensporen siehe unten Kap. V. A. 3. (Sporen). 485 HACHMANN 1960, 144, der die Tonware als entscheidendes Kriterium für die Absetzung der Phase 5b von der älteren Phase 5a ansieht. 482 483

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3). Diese Gewandhaften befanden sich überwiegend in Trichterurnen mit gerundetem oder leicht kantigem Umbruch, die meist mit vom Rand zur Schulter reichenden Bandhenkeln versehen waren (Taf. 91, 1). An Verzierungen sind einfache Winkelbänder, teilweise mit Punktbegleitung, belegt; in drei Fällen war das Gefäßunterteil durch gerauhte Felder zonal gestaltet. Auffällig ist das zahlreiche Vorkommen von kleinen Eisenklammern (Taf. 80, 9), die als Handhaben von Holzdeckeln496 gedeutet werden können und auf die erste Belegungsphase beschränkt bleiben. Schon diesem Abschnitt sind einige bronzene Importgefäße zuzuweisen, die aber sonst ebenso spärlich mit Beifunden ausgestattet sind wie die andern Urnengräber. Belegt sind Bronzeeimer der Form Eggers 20 (Gräber 1 und 99), frühe Ausgußbecken (Eggers 26) und Bronzekessel mit Eisenrand Eggers 5 (Grab 291)497 (Taf. 81). Andere Gräber enthielten bereits Ausrüstungsgegenstände des Kriegers: Grab 510 mit einem Knopfsporn und Grab 290 mit einer einfachen Lanzenspitze mit rhombischen Blatt.

gekommen, der den Übergang von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren Kaiserzeit besser zu bewerten erlaubt490. Doch trotz des großen Fundzuwachses blieben vollständig ausgegrabene Gräberfelder, die erst zu gesicherten Ergebnissen führen, noch immer selten. Der nahezu komplett erforschte Friedhof von Wiebendorf, Kr. Hagenow, bietet jetzt jedoch die Möglichkeit, Veränderungen am Beginn der römischen Kaiserzeit besser zu untersuchen, als dies beispielsweise beim Körchower Gräberfeld möglich war491. Das Wiebendorfer Gräberfeld umfasst noch 718 von ursprünglich etwa 800 Bestattungen, die in den Jahren 1973 und 1974 ausgegraben wurden492. H. Keiling legte einen ausführlichen Gräberkatalog, allerdings ohne Gräberfeldplan, 1984 vor493, eine kurze Bewertung zu den Grabfunden mit importierten Metallgefäßen folgte 1988494, doch steht eine umfassende Analyse dieser Grabung noch aus. Die Belegung des Friedhofs setzt mit Funden der jüngeren vorrömische Eisenzeit ein und reicht bis an das Ende der älteren römischen Kaiserzeit, wobei im Folgenden nur der Übergang um die Zeitenwende näher betrachtet werden soll.

In der zweiten Gräbergruppe des Wiebendorfer Friedhofs fanden sich noch einige ältere Formen, darunter auch Rechteckfibeln sowie Trichterurnen mit leicht kantigem Umbruch (Taf. 91, 2), die dann jedoch meist einen halbmondförmigen Henkelansatz und nur noch kleine Griffösen oder -knubben aufweisen. Diese Handhaben zeichnen auch die weit ausladenden „scharfkantigen“ Trichterurnen aus (Taf. 91, 3). In der zweiten Belegungsphase wurden zudem neue Fibeln aufgenommen, so die geschweifte mit oberer Sehne (Kostr. M-a) und die geknickte mit innerer Sehne (Kostr. L). Gegen Ende dieses Abschnitts wurden die Tonsitulen durch hohe Terrinen mit ausladendem Rand oder breite, kugelige Töpfe abgelöst (Taf. 91, 4). Neue Verzierungsmuster sind Streifen auf der Schulter und zonale Bänder auf dem Gefäßunterteil sowie das Schachbrettmuster. Als Urne diente in einem Fall wieder ein Bronzekessel (Eggers 5, Grab 600); zwei weitere Gräber mit Bronzeimport, steilwandiges Becken Eggers 67 (Grab 63) bzw. Bronzekessel (Grab 236), können nicht genauer als in die ersten beiden Phasen gewiesen werden, gehören aber sicher zum frühen Importgut498. Den Toten andere Beigaben mitzu-

Mit Hilfe der Kombinationstabelle lässt sich das Formengut der „Übergangszeit“ in mehrere Gruppen unterteilen, wobei Fibelformen, Keramik und deren Verzierungen gute Unterscheidungsmerkmale bilden (Tab. 15). Die erste Belegungsphase von Wiebendorf umfasst einfach ausgestattete Urnengräber mit meist nur einer weiteren Beigabe495. Zum Formengut gehören Fibeln vom Mittellatèneschema Kostr. D/E, gewölbte Eisenfibeln vom Spätlatèneschema (Taf. 70, 11), geknickte Fibeln (Kostr. K), Rechteckfibeln sowie auch eine Bronzefibel Beltz Var. J (Grab 330) (Taf. 70, 490 Vgl. G. KOSSACK, Offa 23, 1966, 37 mit Anm. 147. – Übersichten bei H. KEILING, Die vorrömische Eisenzeit im Elde-Karthane-Gebiet. Beitr. Ur- u. Frühgesch. Bez. Rostock, Schwerin u. Neubrandenburg 3 (Berlin 1969). – DERS.‚ Besiedlungsgeschichtliche Beobachtungen in Körchow, Kr. Hagenow. Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1982, 67 ff. – DERS. 1986, 241 ff. 491 R. BELTZ, Das Urnenfeld von Körchow. Mecklenburger Jahrb. 85, 1920/21, 3–98. – HACHMANN 1960, 145 ff. 492 Kurze Vorberichte: H. KEILING, Ausgr. u. Funde 20, 1975, 188–192; DERS., Ausgr. u. Funde 21, 1976, 123 f. 493 KEILING 1984. 494 KEILING 1986, 243 Abb. 1. – DERS., Zur rheinischen Welle des frühen römischen Imports im freien Germanien. Zeitschr. Arch. 23, 1989, 201 ff. mit Abb. 6. 495 Vgl. dazu auch Zeitgruppe 1 von Körchow bei HACHMANN 1960, 145. Danach stimmen die beiden Belegungsabschnitte inhaltlich fast überein, lediglich die von Hachmann der Körchower Zeitgruppe 1 zugewiesenen geschweiften Fibeln sind in Wiebendorf erst für die zweite Phase charakteristisch.

W. WEGEWITZ, Der Urnenfriedhof von EhestorfVahrendorf im Kreise Harburg. Urnenfriedhöfe Niedersachsen 6 (Hildesheim 1962) 20, wonach diese Deckelhandhaben nicht mehr zusammen mit Gefäßen mit Rollrädchendekor vorkommen. – H. KEILING, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1983, 218. – DERS., Parum. Ein Langobardenfriedhof des 1. Jahrhunderts. Materialh. Ur- u. Frühgesch. Mecklenburg 1 (Berlin 1986) 17. 497 EGGERS 1951, Taf. 2, 5; 4, 20 u. 26. 498 In Grab 63 wurde eine Rechteckfibel gefunden, und in Grab 230 befand sich eine Fibel vom Spätlatèneschema. – 496

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ist eine Zunahme an Beigaben in den einzelnen Gräbern sowie eine größere Formenvielfalt zu erkennen. Die Tongefäße – zunächst noch von rundlicher Gestalt, später in Terrinenform – sind mit zweizeiligem Rollrädchen, oft in Mäandern, verziert, der nicht nur den Schulterbereich ausfüllt, sondern auch das Gefäßunterteil dekoriert (Taf. 91, 6). Die Griffknubben sind als kräftige, geschwungene Leisten auf dem Gefäßbauch angebracht. Unter den Geräten befinden sich verschiedene Sichelmesser, dazu gestielte Messer mit geradem Klingenrücken sowie Pfrieme. Beim Trachtzubehör sind Achterschnallen (Raddatz Typ U; Taf. 75, 1) und verschiedene Fibelformen vertreten, darunter Spätformen der geschweiften Fibel mit unterer Sehne (Kostr. N-b), solche der Gruppe Almgren II, aber auch massive Bronzespangen wie Schüssel- oder Augenfibeln. Zwei Sporengräber können diesem Abschnitt zugewiesen werden, dazu einige Waffengräber503.

geben, war noch nicht üblich; Geräte fehlen ganz, und nur ein Waffengrab kann sicher diesem Abschnitt zugewiesen werden (Grab 2), in dem sich eine lange, schmale Lanze mit Mittelrippe sowie Reste eines Schildbuckels mit vier Schildnägeln befanden. Belegungsphase 3 hebt sich gegenüber den beiden älteren Gruppen durch andere Fibeln, neue Verzierungsmuster sowie die Beigabe von Geräten wie Halbmondmesser, Scheren oder Sichelmesser ab. Die geschweifte Fibel, meist drahtförmig mit unterer Sehne (Kostr. N-a), sowie auch die typologisch jüngere Form der Fibel mit oberer Sehne und breitem Bügel (Kostr. M-b)499 sind die dominierenden Gewandspangen (Taf. 71, 4. 6. 7). Als typische Gefäßformen sind noch immer kugelige Töpfe und hohe Terrinen vertreten, verziert mit eingeritzten, parallelen Linien auf dem Gefäßunterteil (Taf. 91, 5) sowie Mäandermuster auf der Schulter, häufig schon mit dem einzeiligen Rollrädchen ausgeführt. Der Gefäßgriff, als kleine Knubbe gestaltet, befindet sich jetzt nicht mehr am Rand, sondern meist auf dem Bauch der Tonware. Importgefäße und Waffenbeigaben können diesem Belegungsabschnitt kaum zugewiesen werden, doch könnte zu Grab 582 ein „Waffenlager“ gehört haben500, in dem ein flachkonischer (?) Schildbuckel, eine kleine, rhombische Lanzenspitze sowie eine einfache Schildfessel deponiert waren. Auch Grab 25 mit Öse eines „mitteldeutschen Schwertes“501 wird wegen der Keramik am ehesten diesem Abschnitt zuzuordnen sein.

Erst in der fünften Belegungsphase504 lassen sich unter den zahlreichen Waffengräbern auch solche mit Schwertbeigabe (Gräber 595 und 670) nachweisen. Gegenüber Phase 4 verändert sich der Dekor auf den Terrinen, da mehrzeilige Rädchenabdrücke in Stufenmäanderform oder als flächiges Ornament sowie verstärkt kräftig eingeritzte hängende Halbbögen oder parallel laufende Linien vertreten sind (Taf. 91, 7). Haftarmgürtelhaken (Taf. 74, 11), D-förmige Eisenschnallen, bronzene Rollenkappenfibeln, frühe kräftigprofilierte Fibeln (Almgren Gruppe IV) und späteste geschweifte der Variante Kostr. N-c (Abb. 40) sind Trachtzubehör dieser Phase 5.

Sind die ersten drei Belegungsetappen des Wiebendorfer Gräberfeldes durch allmähliche typologische Veränderungen im Formengut sowie nur relativ spärlich ausgestattete Gräber gekennzeichnet, verändert sich dieses Bild in der Belegungsphase 4502. Deutlich

3. Die relative Chronologie im Gebiet der Niederelbe

Vgl. auch R. Hachmanns Zeitgruppe 2 von Körchow (HACHMANN 1960, 146), zu der ebenfalls ein steilwandiges Becken gehört. – Zur Verbreitung dieser Gefäße siehe REDLICH 1983, 332 ff.; 336 ff.; 370 Karte 2. 499 Zur Unterteilung der Fibeln durch Kleinbuchstaben siehe die entsprechenden Kap. III. A. 6 und 7. 500 Vgl. KEILING 1986, 5: „Grab und Depot mit der gleichen Nummer (müssen) keinesfalls einen zusammengehörigen Fund bilden (…) Es kann allerdings die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, dass beide zusammengehören.“ Da ein Gräberfeldplan fehlt, besteht auch keine Möglichkeit, die Lagebezogenheit dieser Waffenlager zu den Urnengräbern zu überprüfen. 501 JAHN 1916, 111 ff. – Vgl. auch unten Kap. V. A. 1. (Schwerter). 502 Phase 4 weist einige Übereinstimmungen mit der 1. Gruppe nach BANTELMANN 1989, 101 und 104 mit Tab. 3 auf. Lediglich Grab 2 aus Bantelmanns Tabelle gehört wegen der geschweiften Fibel mit oberer Sehne noch in Phase 2.

Die hier ausgewählten beiden Friedhöfe Harsefeld und Wiebendorf als Vertreter der Niederelbe-Gruppe zeigen bei lokalen Eigenheiten des Totenbrauchtums wie etwa bei der Waffenbeigabe oder dem Anteil früher Importgefäße sowie möglicherweise der Belegungsstruktur auf dem Gräberfeld505 dennoch weitgehende Übereinstimmungen in der Beigabensitte, 503 Gräber 93, 468 und 609 mit je einer rhombischen Lanzenspitze, Grab 264 mit Lanzenspitze und Schildfessel, Grab 610 mit Schildbuckel, Grab 396 mit Schildfessel und Sporn, Grab 702 mit Sporn. 504 Belegungsabschnitt 5 deckt sich weitgehend mit Bantelmanns Gruppe 2 von Wiebendorf (BANTELMANN 1989, 101 und 104 mit Tab. 3). 505 Vgl. für Harsefeld WEGEWITZ 1937, 86 Abb. 19; für Wiebendorf ist eine Separierung der Bestattungen in Bronzegefäßen leider zurzeit wegen des fehlenden Gräberfeldplans nicht überprüfbar.

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men, dazu auch Stuhlsporen, profilierte Schildfesseln und Achterschnallen. Den Hilfshorizont 5, der in Harsefeld nicht mehr vertreten ist, kennzeichnen Terrinen mit mehrzeiligem Rädchenmäander oder eingeritzten Hängebögen, dazu Haftarmgürtelhaken, D-förmige Eisenschnallen, entwickelte Rollenkappenund kräftig-profilierte Fibeln sowie die breit bandförmigen Kostr. N-c.

beim Formenspektrum sowie den typologischen Veränderungen bei Ziermotiven von Keramik und Trachtzubehör. Die Tabelle Abb. 4 zeigt, wie die Belegungsetappen beider Gräberfelder zueinander in Beziehung gesetzt werden können, ergänzt durch die Stufenabfolge von Hornbek, wie sie A. RangsBorchling506 erstellt hat.

Harsefeld

Wiebendorf

Hornbek

Hilfshorizont

Phase 3

Phase 1

Stufe Ib

1

Phase 4

Phase 2

Stufe IIa

2

Phase 5

Phase 3

Stufe IIb

3

Phase 6

Phase 4

Stufe IIc

4

Phase 5

Stufe IId

5

Die hier vorgestellte Unterteilung der beiden Gräberfelder von Harsefeld und Wiebendorf stimmt, bei teilweise unterschiedlicher Gewichtung einzelner Objekte, weitgehend mit der überein, die R. Hachmann für die „Osthannoversch-westmecklenburgische Gruppe“ sowie O. Harck für Nordostniedersachsen erarbeitet haben508. Weil auch die Unterteilung des Hornbeker Fundmaterials durch A Rangs-Borchling mit unseren Belegungsetappen inhaltlich weitgehend übereinstimmt, wird man die Hilfshorizonte als repräsentativ dafür ansehen dürfen, wie sich das Formengut und die Fundkombinationen im Einzugsbereich der Niederelbe veränderten509.

Abb. 4. Synchronistische Tabelle für das Niederelbe-Gebiet.

Die einzelnen Belegungsetappen lassen sich zu „Hilfshorizonten“ zusammenfassen, deren wichtigste Leitformen hier wiederholt werden. Hilfshorizont 1 kennzeichnen beigabenarme Urnengräber mit Trichterurnen mit gerundetem Umbruch und einfachen Zickzacklinien, teilweise mit Punktbegleitung. Bei den Metallfunden sind kleine Eisenklammern (Holzdeckelhandhaben), geknickte Fibeln sowie auch die Rechteckfibel Leitformen. In Hilfshorizont 2 besitzen die Trichtergefäße einen scharfkantigen Umbruch und weitmündige Töpfe facettierte Ränder. Trachtzubehör dieses Abschnitts ist die geschweifte Fibel mit oberer Sehne Kostr. M-a, dazu die geknickte mit unterer Sehne Kostr. L und auch noch die Rechteckfibel507. In Hilfshorizont 3 ist der facettierte weitmündige oder kugelige Topf wichtigste Tonware, dominierende Gewandspangen sind die geschweifte Fibel mit unterer Sehne Kostr. N-a und die bandförmige mit oberer Sehne Kostr. M-b. Weitere Metallformen dieses Horizonts sind Stangenschildbuckel, ungestielte Halbmondmesser und Scheren lassen sich erstmals nachweisen. Die Keramik in Hilfshorizont 4 besteht aus ritz- oder rollrädchenverzierten Terrinen, die kräftig geschwungene Griffleisten besitzen. Spätformen der geschweiften Fibeln mit unterer Sehne und bandförmigem Bügel Kostr. N-b, frühe Augen- und Rollenkappenfibeln sind kennzeichnende Metallfor-

Weil aus dem Unterelbegebiet eine Vielzahl von Gräberfeldern bekannt geworden ist, bietet sich eine weitere Überprüfung der Stufeninhalte an. Hierfür eignet sich einerseits der Friedhof von HamburgLangenbek510 sowie andererseits die im Kreis Harburg gelegene Nekropole von Tostedt-Wüstenhöfen511, weil beide Plätze von überschaubarer Größe sind und mit Gräberfeldplan veröffentlicht wurden. In Langenbek, das nicht vollständig systematisch ausgegraben werden konnte, zeigt sich zunächst eine grobe Belegungsrichtung von Ost nach West (Taf. 22). Formengut des Hilfshorizonts 1 befindet sich in dem dicht belegten östlichen Areal, wo bestimmte Freiflächen darauf verweisen könnten, dass sich hier ursprünglich Grabhügel befanden, um welche die jüngeren Bestattungen angelegt wurden512. Die nächst-

HACHMANN 1950/51A, 148 ff. – DERS. 1960, 127 ff. – HARCK 1972/73, 37 ff. 509 Vgl. auch W. THIEME, Ein Urnenfriedhof der älteren römischen Eisenzeit in Garlsdorf, Kreis Harburg. Hammaburg N. F. 6, 1981/83, 157 mit einer Übersicht über die Beigabenkombinationen auf Gräberfeldern des linkselbischen Gebietes. 510 W. WEGEWITZ, Der Urnenfriedhof von HamburgLangenbek. Urnenfriedhöfe Niedersachsen 8 (Hildesheim 1965). – HARCK 1972/73, 40 mit Taf. 102. – BANTELMANN 1989, 99 ff. 511 WEGEWITZ 1944. – HACHMANN 1950/51A, 156. – DERS. 1960, 135 ff. – HARCK 1972/73, 40 mit Taf. 101. 512 Es fanden sich allerdings keine Hinweise auf die Hügel, die nur aus der z. T. halbkreisförmigen Lage der Brandbestattungen angenommen werden. Die Wahl des Friedhofs am Fuß älterer Grabhügel ist allerdings bei anderen Gräber508

BORCHLING 1950/51, 49 ff. – RANGS-BORCHLING 1963, 4 ff. – Vgl. auch HACHMANN 1950/51A, 157 ff. – DERS. 1960, 127 ff. 507 Die hier ermittelte zeitliche Stellung der Rechteckfibel unterscheidet sich geringfügig von der in Hornbek, weil sie dort auf Stufe IIa begrenzt wird, hier aber in Hilfshorizont 1 und 2 belegt ist. – Vgl. dazu aber auch unten Kap. III. A. 4. 506

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an den Familien- oder Sozialverband so wichtig, dass deren Nähe auch bei der Bestattung gesucht wurde.

jüngeren Gegenstände des Hilfshorizonts 2 nehmen Bezug auf die älteren und bleiben ebenfalls auf den östlichen Teil begrenzt. Erst mit dem Hilfshorizont 3 erfolgt eine Ausweitung des Gräberfeldes nach Westen. Gräber des Hilfshorizontes 4 schließen westlich daran an, und ganz am westlichen und südlichen Rand der Ausgrabungsfläche befinden sich Bestattungen des Hilfshorizontes 5. Wie schon in Harsefeld wird auch hier eine eindeutige planigraphische Abfolge zumindest für die beiden älteren Abschnitte nicht recht deutlich. Es hat den Anschein, dass ursprünglich zwei Gemeinschaften ihre Toten räumlich getrennt voneinander bestatteten, wobei man an unterschiedliche Sippen- oder Siedelverbände denken kann. Mit den Gräbern des Hilfshorizontes 3 wurde diese Bindung offenbar aufgegeben, so dass der Belegungsschwerpunkt nach Westen „wanderte“513.

Abschließend gilt es, noch eine Besonderheit des Niederelbegebietes herauszustellen. Auffallend früh sind nicht nur in Harsefeld und Wiebendorf, sondern auch in anderen Grabfunden Nordwestdeutschlands516 zahlreiche importierte Bronzegefäße vertreten, die stets als Leichenbrandbehältnisse dienten, damit Tongefäße ersetzten, ohne durch weiteren Beigabenreichtum aufzufallen517. Dies unterscheidet die Gräber mit Metallurne der ersten beiden Hilfshorizonte deutlich von jüngeren Befunden aus der römischen Kaiserzeit, die in Grab 150 von Putensen an der Niederelbe ein herausragendes Beispiel haben518. Auch dies belegt den Wandel im Bestattungsbrauch, der nicht nur durch Veränderungen im Belegungsablauf einzelner Gräberfelder angezeigt wird, sondern auch durch das Aufkommen der Waffenbeigabe und die Anhäufung von importierten Metallgefäßen in einzelnen Gräbern den Beginn einer „neuen Zeit“ markieren.

Ein ähnliches Bild ergibt sich, überträgt man die Hilfshorizonte auf den Gräberfeldplan von TostedtWüstenhöfen (Taf. 23; 24). Das Gräberfeld wurde zwischen älteren Grabhügeln angelegt und lässt zwar eine grobe Belegungsrichtung von Nord nach Süd erkennen, doch scheint die Ausweitung des Friedhofs nach Süden erst während des Hilfshorizonts 4 erfolgt zu sein514. Formengut der Hilfshorizonte 1 bis 3 bleibt fast durchweg auf das nördliche Areal begrenzt (Taf. 23), und erst mit mehrzeiligen Rollrädchen verzierte Keramik schließt westlich, südlich und östlich an die ältere Kerngruppe an, in der Tonware mit Gefäßrauhung oder einfacher Winkelverzierung dominiert (Taf. 24).

I. Westliches Ostseegebiet 1. Jütland Anders als das im Süden angrenzende Niederelbegebiet und Südostholstein fehlen auf der jütischen Halbinsel bisher vergleichbar große Gräberfelder aus der jüngeren vorrömischen Eisen- und älteren römischen Kaiserzeit519. Daher basiert das gültige

Schließlich deuten sich auch bei der Belegungsabfolge des Gräberfeldes von Putensen solche „Kerngruppen“ familiärer oder sozialer Bindung an, wenn man die Verteilung der Fibelformen und Schildbeschläge betrachtet515 (Taf. 25). Zwar ergibt sich auch hier eine Belegung von Nordwest nach Südost, doch deuten durchmischte Zonen, in denen ältere und jüngere Fibelformen nebeneinander vorkommen, die Bildung von Gruppen an. Hier war offensichtlich die Bindung

516 Zur Verbreitung der Bronzegefäße der vorrömischen Eisenzeit siehe EGGERS 1951, Karte 3. – REDLICH 1983, 370 ff. Karten 2–4. – LUND-HANSEN 1987. – HACHMANN 1990, 652 Abb. 24. – WEGEWITZ 1937, 69 ff. – J. WIELOWIEJSKI, Zeitschr. Arch. 21, 1987, 25 ff. – Vgl. auch M. G. FULFORD, Roman Material in Barbarian Society c. 20 B. C.– c. A. D. 400. In: T. C. Champion/J. V. S. Megaw (Hrsg.), Settlement and Society: Aspects of West European Prehistory in the first Millenium B. C. (Leicester 1986) 91 ff. 517 Zusammenfassend W. THIEME, Hammaburg N. F. 3/4, 1976/77, 69 ff. – WEGEWITZ 1937, 69 ff. 518 WEGEWITZ 1972, Taf. 34–36. – P. ROGGENBUCK, Das Grab 150 von Putensen, Kr. Harburg, aus der älteren römischen Kaiserzeit. Hammaburg N. F. 6, 1981/83, 133 ff. 519 BECKER 1961, 196 ff. Taf. 127. – BRØNSTED 1963, 86 mit Karte; 392 (Periode III); 404 f. mit Karte (ältere Kaiserzeit). – JØRGENSEN 1968, 57 Fig. 14 (Gräber mit Waffen und/oder Fibeln; Periode III). – HEDEAGER/KRISTIANSEN 1981, 117 Fig. 37 (Gräber der älteren Kaiserzeit mit Anzahl der Bestattungen). – L. HEDEAGER, Prähist. Zeitschr. 55, 1980, 40 Abb. 1; 62 ff. (Katalog der Grabfunde).

feldern der Niederelbe nachzuweisen (Tostedt-Wüstenhöfen, Putensen; vgl. CAPELLE 1971, 104). 513 Dieser Wandel im Bestattungsbrauch wird sich kaum eindeutig erklären lassen, doch könnte man annehmen, dass durch die Wandersiedlungen, wie sie bis in die ältere Kaiserzeit als übliche Wohnform angesehen werden muss (vgl. unten Kap. V. E. 2. und 3.), mit Verlagerung des Wohnortes auch der Bestattungsplatz aufgegeben worden sein könnte. Andererseits ist an die tiefgreifenden Veränderungen im Beigabenbrauchtum zu erinnern, wie sie um die Zeitenwende einsetzten (vgl. unten Kap. V. A.) und die auf gewandelte religiöse Auffassungen schließen lassen. 514 Vgl. HACHMANN 1960, 139 Abb. 45. – HARCK 1972/73, Taf. 101. 515 BANTELMANN 1989, 98 Abb. 1.

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Südjütland die geschweifte Fibel mit oberer Sehne sowie als lokale Ausprägungen bronzene Rechteckfibeln525 verbreitet sind, die im Norden der Halbinsel fast ganz fehlen, sind dort typologisch späte Varianten der geknickten Fibel vertreten526. Dass diese Fibeln in Jütland tatsächlich gleichzeitig verwendet wurden, zeigen neben Bestattungen mit ähnlichen Funden vor allem zwei Grabfunde: Grab a aus Store Darum, Ribe Amt, mit geschweifter Fibel und Rechteckfibel (Taf. 26, 1)527 sowie eine Bestattung aus Måde, Ribe Amt, mit geschweifter und typologisch später geknickter Fibel (Taf. 26, 2)528.

Chronologiesystem, das vor allem C. J. Becker entwickelt hat520, zunächst überwiegend auf zahlreichen Siedlungsgrabungen und einer Gliederung der dabei gefundenen Keramik. Becker teilte die jüngere vorrömische Eisenzeit in die Abschnitte IIIa und IIIb, wobei für die Frage der Veränderung zu Beginn der älteren römischen Kaiserzeit nur der letztere Abschnitt von Bedeutung ist und näher betrachtet werden soll. Schon R. Hachmann wies auf die Schwierigkeit hin, die am Siedlungsfundgut gewonnenen Maßstäbe einer Phaseneinteilung mit den durch die Auswertung von Grabfunden erzielten Chronologievorstellungen zu verbinden, weil letztere ja meist auf überregional verbreitetem Metallsachgut basieren, während Keramikformen viel stärker regional bzw. lokal wirkenden Bedingungen unterworfen sind521. Um die Fragen des kulturellen Wandels vergleichend bewerten zu können, muss der jütische Fundstoff an nordeuropäisches Material angebunden werden, was primär über die Grabfunde gelingen kann, über die dann auch die lokale regionale Siedlungsware besser zeitlich bestimmbar wird. Das Fehlen größerer Gräberfelder zwingt folglich dazu, Grabfunde mehrerer Fundstellen zusammenzufassen.

Auffallenderweise zeigt auch eine ganz andere Materialgruppe diese regionale Unterscheidung für die vorrömische Eisen- und ältere römische Kaiserzeit: die Textilien. Während die Gewänder aus Südjütland gemeinsam mit denen Schleswig-Holsteins, Nordniedersachsens und Westmecklenburgs Garne mit Z/Z-Drehung aufweisen und auf dem Gewichtswebrahmen hergestellt wurden (Taf. 26‚ 3), zeigen die nordjütischen, norwegischen und schwedischen Gewänder Fäden mit S/S-Drehung, die auf einem „tubular loom“ rundgewebt wurden529 (Taf. 26, 4). Die Textilien vorn „Haraldskjær-Typ“ im Süden und die vom „Huldremose-Typ“ im Norden belegen eindrucksvoll zwei unterschiedliche Traditionskreise, die auch bei anderen materiellen Gütern jeweils engere Kontakte untereinander aufweisen530.

Im Süden Jütlands ist in der älteren römischen Kaiserzeit ein eigenständiger Formenkreis, als „Oberjersdaler in einem Gebiet Gruppe“ bezeichnet522, nachzuweisen, das im Norden von einer Linie vom Horsens Fjord bis zur Südspitze des Ringkøping Fjordes, im Süden zwischen Flensburger Förde und Frøslev Mose annähernd umgrenzt werden kann523. Doch bereits in vorrömischer Zeit zeigt sich eine deutliche Zweiteilung Jütlands in eine nördliche und eine südliche Gruppe, vor allem deutlich bei der Verbreitung bestimmter Fibeln524. Während nämlich in

Für die Zusammenstellung in einer Kombinationstabelle (Tab. 16) wurden südjütische Grabfunde gewählt, die neben Keramikobjekten auch metallene Beigaben enthielten, um damit ein Anknüpfen an die Belegungsabfolge anderer germanische Gräberfelder zu ermöglichen. Die Phase 1, welche die jüngsten (Zone C) lassen sich bislang kaum Grabfunde nachweisen, so dass die Bewertung der kulturellen Stellung dieses Gebietes kaum möglich ist. Auf die Zweiteilung Jütlands mittels der Fibeln hat bereits BECH 1980, 77 f. hingewiesen. – Vgl. auch JØRGENSEN 1968, 76 Fig. 22. – KLINDT-JENSEN 1949, 6 f. (Zweiteilung Jütlands). 525 JØRGENSEN 1988/89, 120 Fig. 2. – Vgl. auch die Ausführungen in Kap. III. A. 4. (Rechteckfibeln). 526 O. FABER, Aarb. Nordisk Oldkde. og Hist. 1969, 103 ff. – BECH 1975, 79 Fig. 4; 83. – Vgl. auch die Angaben in Kap. A. III. 3. (geknickte Fibeln). 527 JØRGENSEN 1968, 74 Anm. 82 Fig. 20, 1–2. 528 JØRGENSEN 1988/89, 129 ff. Abb. 14–17. – Bech 1980, 77 verweist auf zwei weitere Gräber mit dieser Fibelvergesellschaftung aus Esbjerg. 529 L. BENDER JØRGENSEN, North European Textile Production and Trade in the 1st Millenium A. D. Journal Danish Arch. 3, 1984, 124 ff. Fig. 3 u. 5. – WILD/BENDER JØRGENSEN 1988, 65 ff. Fig. 1 u. 2. 530 Diese kulturellen Verbindungen zeigen sich auch z. B. bei der Verbreitung der typologisch jungen geknickten Fibeln, die in Skandinavien häufig vertreten sind.

BECKER 1961. – DERS., Førromersk jernalder i Danmark. Aktuelle problemer. Finska Fornm. Tidskr. 52, 1, 1953, 29ff. – Forschungsgeschichtlicher Überblick bei HACHMANN 1960, 166 ff. 521 HACHMANN 1960, 171. – LIVERSAGE 1980, 107. 522 PLETTKE 1921, 39. – TISCHLER 1955, 5. – CHRISTENSEN 1988, 88 f. 523 KLINDT-JENSEN 1949, 7 nennt als Kennzeichen der südwestdänischen (und fünischen) Keramik eingeritzte horizontale Linien. – CHRISTENSEN 1988, 88. – NEUMANN 1982. – Vgl. auch H. JANKUHN, Grenzbefestigungen zwischen germanischen Stämmen in der älteren römischen Kaiserzeit. In: Lebendige Altertumswissenschaft. Festschrift H. Vetters (Wien 1985) 260 f. mit Taf. 33 Abb. 3, wo er die Wallanlage „Olgerdiget“ als Grenze zwischen dem Oberjersdaler Kreis im Norden und dem „anglischen Kreis“ im Süden bereits für die ältere Kaiserzeit annimmt. 524 BECKER 1961, Taf. 127 hat Jütland in vier Zonen unterteilt, wobei unsere Südgruppe mit Zone A weitgehend übereinstimmt. Die nordjütische Gruppe umfasst Beckers Zone D und Teile der ostjütischen Zone B. Für Westjütland 520

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vor. Körpergräber lassen sich bislang nicht nachweisen.

Gräber der vorrömischen Eisenzeit umfasst (Periode IIIb nach Becker), wird durch die drei genannten Fibelformen und durch eine spezifische Waffenbeigabensitte bestimmt. 30 Gräber531 können diesem Abschnitt zugewiesen werden. Neben typologisch jungen Formen der geknickten Fibel (Taf. 70, 17–19), breiten, bronzenen Rechteckfibeln (Taf. 70, 24) sowie drahtförmig geschweiften mit oberer Sehne (Kostr. Ma) sind unter dem Metallsachgut zweischneidige Spätlatèneschwerter meist der „mitteldeutschen Form“532, Stangenschildbuckel mit flacher Basis und großen, flachen Nietköpfen533, kleine Speerspitzen und schmale Lanzenspitzen mit kräftiger Mittelrippe sowie Schildschmuckscheiben534 (Karte 23) kennzeichnend für den frühen Waffengräberhorizont Südjütlands535. Kräftige Eisennadeln mit Öhr, oft in Horn gefasst, einschneidige Messer mit schräg abgesetzter Griffangel (Taf. 79, 19) sowie Messer mit umgebogenem Griff, der meist in einer Öse endet, sind typisches Gerät dieser ersten Phase. Die vielfältige Keramik ist bis auf gerauhte Unterteile unverziert, besitzt meist relativ dünne Ränder, oft schon facettiert, sowie schmale „XHenkel“. Fingertupfenleisten auf der Keramik in Vorbasse (Grab 15) erinnern an ältere Tonware, wie sie für Siedlungen der vorangegangenen Stufe (IIIa) charakteristisch ist536, und ermöglichen damit, an älteres Formengut anzuschließen. Kleine Becher mit „X-Henkeln“, Doppelhenkeltöpfe, bauchige Gefäße mit ausladendem Rand und Henkel (Gefäßform I nach E. Jørgensen; Taf. 92, 1)537 sowie dreigliedrige Terrinen mit ausbiegendem Rand und „X-Henkeln“ (Gefäßform II nach E. Jørgensen; Taf. 92, 2)538 sind typische Beispiele für Tonware der ersten Phase. Bei der Bestattungssitte dominiert das Urnengrab; daneben kommen nur wenige Brandgruben („brandplet“)

Vom Formengut der Phase 1 lässt sich Material aussondern, das zwar dem älteren in vielem verhaftet ist, dennoch Veränderungen durch neue Objekte und abweichende Bestattungssitten erkennen lässt, aber auch noch nicht dem „eigentlichen“ kaiserzeitlichen Formenschatz angehört. Auf den „Mischcharakter“ dieser Gräber der zweiten Phase539 ist daher auch bereits wiederholt hingewiesen worden540. Zweischneidige Schwerter und Stangenschildbuckel, aber auch teilweise die Keramik entsprechen jüngereisenzeitlichen Formen, doch werden mit frühen Fußbechern (Taf. 92, 5), bauchigen Terrinen mit breitem Zierband, „X-Henkeln“ mit sehr breit ausgezogener Basis (Taf. 92, 7) sowie verdickt-facettierten Rändern neue Elemente sichtbar. Auch im Metallsachgut sind Sichelmondmesser, bronzene Fibeln der Form A18a (Taf. 71, 9) mit langem, gegittertem Fuß541 sowie frühe Sehnenhakenfibeln, die z. T. an frühe provinzialrömische Formen erinnern542, neue Elemente. Neben der weiterhin vorherrschenden Bestattung im Urnengrab lässt sich nun erstmals auch sicher die Körpergrabsitte nachweisen. Besonders die Spangenformen sind bedeutsam, um diese Phase 2 überregional mit Belegungsabfolgen anderer Gräberfelder zu korrelieren. Neben den A18aFibeln ist besonders Grab 31 von Frørup wichtig, wurden doch hier eine provinzialrömische Fibel A22b543 (Taf. 71, 13) sowie zwei in Dänemark seltene geschweifte Fibeln mit unterer Sehne (Kostr. N-a)544 539 Nachweis der Gräber Phase 2: Dons, Sønder Vilstrup, Tudvad II bei JØRGENSEN 1968, 86/7 App. A. – Avnevig bei JØRGENSEN 1988/89, 129 ff. – Alslev bei E. LOMBORG, Kuml 1964, 34 ff. – Tirslund bei NEUMANN 1982, 76 Fig. 28. – Hjemsted bei ETHELBERG 1990, 10 ff. – Petersminde bei VEBÆK 1985, 39 ff. – Frørup bei CHRISTENSEN 1988, 81 ff. 540 BECKER 1961, 286 Abb. 78. – JØRGENSEN 1968, 75 ff. – LINDENEG NIELSEN 1975, 91, allerdings mit anderer Gewichtung („IIIb/B1-Gräber“). 541 S . Müllers „älteste Römerzeitform“: S. MÜLLER, Jernalderens Kunst. Oltidens Kunst i Danmark III (København 1933) 88. – Vgl. Kap. III. A. 5. zu den Fibeln Almgren 18. 542 Vgl. z. B. die Fibeln aus Alslev (Kuml 1964, 36 Fig. 5, 6) und Tirsland, Grab 2 (NEUMANN 1982, 76 Fig. 28) mit den rheinischen Fibeln A19a (Kap. III. B. 1.); die Fibel aus Tudvad, Grab K (Aarb. Nordisk Oldkde. og Hist. 1968, 75 Fig. 21, 3) erinnert dagegen an frühe Rollenkappenfibeln (COSACK 1979, 29 ff.). 543 Zu den Fibeln A22 siehe Kap. III. B. 2.; zu weiteren Fibeln dieses Typs in Jütland siehe KLINDT-JENSEN 1949, 218 f. – P. LYSDAHL, Hikuin 10, 1984, 194 ff. Fig. 7. 544 Zu den Fibeln Kostr. N vgl. Kap. III. A. 7. – Zu diesen Fibeln in Dänemark siehe auch M. HANSEN, Hikuin 10, 1984, 121 (Liste).

531 Nachweis der Gräber von Soder Bodsbjerg, Lyngbakkegård, Sønder Vilstrup, Tudvad Grab P, Drengsted, Dons, Farre, Store Darum, Vestermølle, Ottersbøl und Notmark bei JØRGENSEN 1968, 86/7 App. A. – Højgard, Måde bei JØRGENSEN 1988/89, 129 ff. – Tobøl bei S. JENSEN/H. BRICH MADSEN, Hikuin 10, 1984, 123 ff. – Vorbasse bei HVASS 1985, 85 ff. Fig. 67–68. – Tudvad Grab K bei BECKER 1961, Taf. 122, 3. – Esbjerg „a“ und „b“ bei BECH 1980, 77. – Esbjerg „c“ bei WEGEWITZ 1944, 142 Nr. 33. – Karensdal bei T. DEHN in: HVASS 1985, 195 ff. Taf. 159– 161. 532 JAHN 1916, 111 ff. – FREY 1986, 49 ff. Abb. 2. – Vgl. auch Kap. V. A. 1. mit Karte 22. 533 Form etwa Jahn 4a. 534 Zu den Schildschmuckscheiben siehe Kap. V. A. 2. 535 HACHMANN 1960, 174 f. – JØRGENSEN 1968. – LINDENEG NIELSEN 1975, 89 ff. 536 Vgl. BECKER 1961, 232 ff. – J. MARTEN, Journal Danish Arch. 7, 1988, 188 ff. Fig. 15, 6a; 16, 14. 537 JØRGENSEN 1968, 89 App. C; 42 Fig. 7, 1. 538 Ebda. 89 App. C. – BECKER 1961, Taf. 121, 1a.

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im Oberteil mit waagerechten Rillen verzierte Näpfe (Taf. 92, 6), breite Schalen mit waagrechten Henkeln sowie „flaschenartige“ Gefäße mit ausladendem Trichterrand (Taf. 92, 4). Die Keramik ist nun meist verziert, wobei einfache waagrechte Rillen dominieren, aber auch Kammstrichbögen auf dem Gefäßunterteil und Winkelbänder vorkommen. Für die überregionale Anbindung dieser Stufe 3a sind besonders die klassischen Augenfibeln (A45; Taf. 72, 7) aus Frørup und Byens mark wichtig.

gefunden. Danach scheint sich, analog zu den Belegungsabfolgen und Formveränderungen im Niederelbegebiet, eine „Übergangsphase“ abzuzeichnen, die aber wegen der nur wenigen Grabfunde vielleicht zeitlich kürzer als in den elbgermanischen Gebieten angesetzt werden sollte. Demnach nimmt auch Jütland – zumindest dessen südlicher und mittlerer Teil – an diesen Entwicklungen besonders gegenüber dem Niederelbegebiet ohne spürbare Verzögerung teil. Wenn während der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit (Phase 1) durch typologisch späte geknickte Fibeln und bandförmige Rechteckfibeln eine Retardierung gegenüber den südlichen Regionen erkennbar ist, so wirkt sich dies offensichtlich nicht längerfristig aus, denn während der älteren Kaiserzeit lässt sich ein „Nachhinken“ bestimmter Formen nicht nachweisen. Sowohl der Beginn der Waffenbeigabensitte in Phase 1 als auch die verwendeten Waffen entsprechen zeitlich wie ihrer Form nach denen an der Niederelbe. Lediglich der frühe Import gallischrömischer Bronzegefäße erreichte zwar die jütische Halbinsel545, gelangte aber zumindest in Süd- und Mitteljütland meist nicht in Gräber546.

Abschnitt 3b550 kann, bei vielen Gemeinsamkeiten, durch neue Waffen- (hochkonische Schildbuckel, profilierte Schildfesseln Jahn 6) und Fibelformen (entwickelte Rollenkappenfibeln etwa A28/37 [Taf. 73, 1] mit Bügelkamm und geschlossenem Nadelhalter551), aber auch durch Veränderungen im Keramikgut abgegrenzt werden. Späte Fußbecher mit gerader Wandung (Taf. 93, 2), Schüsseln mit kreuzförmiger Außenverzierung sowie Schalen mit senkrechten oder waagrechten Henkeln (Taf. 93, 3) sind neue Formen; zudem ist das Winkelband als Ziermuster häufig vertreten. Die Bestattungssitten sind in Phase 3, wie schon im vorangegangenen Abschnitt, unterschiedlich. Zwar überwiegt noch immer die Urnenbestattung, doch wurde auch die Körpergrabsitte häufig praktiziert. Brandschüttungen (Frørup) belegen schließlich eine dritte Bestattungsart.

Im keramischen Formenschatz, im Dekor, aber auch beim Metallsachgut deutlich vom ersten Abschnitt getrennt ist Phase 3, die noch weiter unterteilt werden kann. Der ältere Abschnitt, Phase 3a547, besitzt noch Gemeinsamkeiten besonders im Keramikgut mit Phase 2, kennt aber neue Metallformen wie Griffangelmesser mit gerade abgesetztem Griff, Sichelmesser und frühe Rollenkappenfibeln mit durchbrochenem (A24; Taf. 72, 11) und geschlossenem (A26; Taf. 72, 10) Nadelhalter und rundplastischen Bügelknoten548. Bei den Schildbuckeln sind Übergangsformen zum spitzkonischen Typ belegt, die Lanzenspitzen sind kräftig und mit kurzer Tülle. Die Tonware besitzt fast durchweg verdickt-facettierte Randprofile549. Charakteristische Formen sind kleine,

Jüngeres Formengut als Phase 3 lieferte in größerer Anzahl z. B. das Oberjersdaler Gräberfeld sowie auch der kleine Friedhof von Frørup. L. Christensen hat speziell an der Keramik des letztgenannten Fundorts feststellen können, dass die Anzahl der Randfacetten deutlich geringer wird und kaum mehr als zwei vorhanden sind. Auch die „X-Henkel“ fehlen nun weitgehend, sie sind zu kleinen Henkelknubben geschrumpft. Neu hinzu kommen Verzierungen in Form von umlaufenden, flüchtig angefertigten Zickzackbändern sowie fast das ganze Gefäß bedeckende Rauhungen552. Zusammen mit jüngeren Rollenkappen-, Augen- sowie kräftig-profilierten Fibeln erhält man damit gute Kriterien, jüngeres (mittelkaiserzeitliches) Fundmaterial zu bestimmen und von älterem abzusetzen.

Vgl. EGGERS 1951, Karte 3. – BERKE 1990, Karte 1. – LUND-HANSEN 1987, 240 ff. Karte 2. 4. – HARCK 1988, 91 ff. – HACHMANN 1990, 851 ff. 546 Der süd- und mitteljütischen Phase 1 entspricht zeitlich das Grab aus Try Skole, Vendsyssel, mit Bronzebecken Eggers 67 und später geknickter Fibel (C. J. BECKER, Kuml 1957, 49 ff.; HACHMANN 1960, 175 ff.; 172 Abb. 55, 4–12), das darauf hinweist, dass auch in Phase 1 in Jütland gelegentlich Bronzegefäße als Urnen verwendet wurden. 547 Nachweis der Gräber Phase 3a: Karensdal bei T. DEHN in: HVASS 1985, 195 ff. Taf. 159–161. – Hjemsted bei ETHELBERG 1990, 10 ff. – Frørup bei CHRISTENSEN 1988, 81 ff. – Petersminde bei C. L. VEBÆK 1985, 39 ff. – Byens mark, Tirslund bei NEUMANN 1982. – Oberjerdal bei TISCHLER 1955. 548 Vgl. COSACK 1979, 30 ff. Karte 5. 549 Siehe auch die Untersuchungen von CHRISTENSEN 1988, 86 ff. Tab. 3. 545

Versucht man, die für Südjütland herausgestellten Phasen auch auf einem Gräberfeldplan sichtbar darzustellen, bietet sich dafür nur der kleine Friedhof von Frørup an, der auf dem Nordosthang eines MoränenNachweis der Gräber Phase 3b: Petersminde bei VEBÆK 1985, 39 ff. – Oberjersdal bei TISCHLER 1955. – Frørup bei CHRISTENSEN 1988, 81 ff. – Knud und Byens mark bei NEUMANN 1982. – Tulsmark, Forum, Sædding und Frøkær bei E. LOMBORG, Kuml 1964, 38 ff. 551 Vgl. COSACK 1979, 30 Taf. 14–17. 552 CHRISTENSEN 1988, 87 f. Tab. 3. 550

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höhenzuges angelegt worden war. Dort fehlen zwar Gräber mit Material der Phase 1, doch sind die übrigen Phasen vertreten. Danach lagen die älteren Bestattungen (Phase 2–3b) im nordöstlichen Teil des Gräberfelds am oberen Hang aufgereiht, während die mittelkaiserzeitlichen Gräber („B2“) weiter unterhalb, ebenfalls reihenförmig, aufgefunden wurden (Taf. 27, 1)553. Die älteste Bestattung, Grab 31, liegt ganz im südöstlichen Areal, die nächst jüngeren (Phase 3a) schließen nördlich an und können so die aufgestellte Einteilung weitgehend bestätigen.

Spätlatèneschema enthalten561. Dabei wird man die Bestattung 69 aus Kraghede562 als älteste ansehen dürfen, entsprechen doch Keramik und übrige Beigaben weitgehend denen des Grabes A1. Die geknickte Fibel dieser Bestattung erinnert zwar noch am ehesten an die mitteleuropäischen Vorbilder, doch weist sie bereits einen Duktus auf, der den jüngeren Fibeln Kostr. L ähnelt563. Dennoch wird man dieses Grab wegen der Übereinstimmungen mit Grab A1 ebenfalls einer nordjütischen ersten Phase zuweisen dürfen564.

Die Bewertung des Übergangs von der Spätlatènezeit zur älteren römischen Kaiserzeit in Ost- und Nordjütland (Zonen D bzw. B nach Becker554) erweist sich als schwieriger, fehlen doch aus diesen Regionen größere veröffentlichte Gräberfelder bzw. entsprechend zahlreiche aussagekräftige Einzelgräber555.

Anders muss man dagegen die übrigen Grabfunde mit „geknickten“ Fibeln bewerten, zeigen sich bei ihnen in Bügelführung, Bügelbreite, gitterförmig durchbrochenen Nadelhaltern sowie dreieckigen Verbreiterungen oberhalb der Spirale565 deutliche Abweichungen von der mitteleuropäischen „Normalform“ (Taf. 70, 17– 19)566. Weil vergleichbare typologisch veränderte Fibeln in Südjütland zudem bereits mit geschweiften Fibeln mit oberer Sehne (Kostr. M) vergesellschaftet sind (s. o.), wird man diese Fibelformen als gleichzeitig verwendet betrachtet können. Demnach scheinen mit Kraghede A1 und 69 die ältesten Waffengräber Nordjütlands ein wenig früher einzusetzen als die im Süden, doch müssen die übrigen Waffengräber, im Unterschied zu den nordschleswigschen Funden meist mit einschneidigem Schwert567, als zeitgleich mit Phase 1 Südjütlands angesehen werden. Unterschiedliche Schwertformen dürften daher wohl weniger chronologisch bedingt sein568, sondern können vielleicht eher auf regional unterschiedliche Ausgangsbereiche hinweisen, aus denen Gebrauch und Herstellung der Waffen angeregt wurden569.

Für die jüngere vorrömische Eisenzeit Nordjütlands ist das noch immer nicht vollständig veröffentlichte Gräberfeld von Kraghede in Vendsyssel von großer Bedeutung556, wobei nicht nur chronologische Fragen, sondern darauf basierend auch die nach dem Aufkommen der Waffenbeigabe557, nach möglichen Verbindungen zur „ostgermanischen“ PrzeworskKultur558 sowie zum Beginn frühgermanischer Bildkunst verbunden sind559. Nach derzeitigem Stand gehört zumindest Kraghede Grab A1 eindeutig einem älteren Abschnitt der jüngeren vorrömischen Eisenzeit an (nordjütische Phase 1, Becker IIIa) und ist damit einer der bislang ältesten Nachweise Jütlands für die Waffenbeigabensitte560, was neben der Keramik besonders die Fibel vom Mittellatèneschema (ähnlich Kostr. C) bezeugt. Bezeichnenderweise fehlt diesem Grab noch die Schwertbeigabe, die erstmals in solchen Bestattungen nachzuweisen ist, die auch Fibeln vom

Sdr. Badsbjerg Grab b, Lyngbakkegård: JØRGENSEN 1968, 86/7 App. A 32b, 33; 71 Fig. 17, 3. 4. 562 KLINDT-JENSEN 1949, 206. – JØRGENSEN 1968, 86/7 App. A 38. 563 HACHMANN 1960, 174. 564 HACHMANN 1960, 176. – J.-H. BECH, Kuml 1979, 142. – DERS. 1980, 73. 565 BECH 1980, 77. 566 Darauf hat bereits HACHMANN 1960, 173 verwiesen. – Vgl. auch Kap. III. A. 3. zu den Fibeln Kostr. K. 567 Kartierung der einschneidigen Schwerter bei JØRGENSEN 1968, 63 Fig. 15. – LINDENEG NIELSEN 1975, 92. – DĄBROWSKA 1988A, 200 Abb. 3. 568 Anders HACHMANN 1960, 178 f. – Auch LINDENEG NIELSEN 1975, 89 rechnet mit einer zeitgleichen Nutzung beider Schwertformen. 569 Die Verbreitung der ein- bzw. zweischneidigen Schwerter in Jütland zeigt gewisse Ähnlichkeiten mit dem Vorkommen bzw. Fehlen von späten geknickten und geschweiften Fibeln mit oberer Sehne. Besonders deutlich wird dies bei der übereinstimmenden Verbreitung einschneidiger Schwerter und später geknickter Fibeln, die gemeinsam mit den Textilien einen eigenständigen Formen561

CHRISTENSEN 1988, 88 f. mit Abb. 2. BECKER 1961, Taf. 127. 555 So bereits HACHMANN 1960, 179 f. – BECKER 1980, 54ff. – Zu Waffen- und Fibelgräbern der vorrömischen Zeit siehe JØRGENSEN 1968, 57 Fig. 14. – Zu Gräbern der römischen Kaiserzeit siehe HEDEAGER/KRISTIANSEN 1981, 117 Abb. 37. 556 KLINDT-JENSEN 1949, 203 ff. – J. MARTENS, The Cemetery at Kraghede. Mém. Arch. (im Druck; Hinweis in Journal of Danish Arch. 9, 1989 [1991] 235). 557 z. B. DĄBROWSKA 1988A, 192 f. Abb. 1. – LINDENEG NIELSEN 1975, 89 ff. 558 DĄBROWSKA 1988A, 194 mit Anm. 3; 201 Abb. 4; 203. – DIES. 1988, 157 Karte 20; 167 ff. – Vgl. dazu J. MARTENS, Journal Danish Arch. 8, 1989 (1991) 234 f. – BECKER 1980, 61 ff. 559 HACHMANN 1990, 864 ff. 560 Grab A1: KLINDT-JENSEN 1949, 203–205. – BECH 1975, 84 f. mit Anm. 1. – JØRGENSEN 1968, 71. 553 554

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Germanien erreichte. Auch sind einige Bestattungen mit Waffenbeigabe, meist aus Ostjütland, bekannt, die sich gut in den jüngeren vorrömischen Waffengräberhorizont Jütlands einfügen lassen und der nordjütischen zweiten Phase entsprechen576.

Unabhängig von den waffenführenden Gräbern hat J.-H. Bech, sich primär auf die Gräberfelder von Vogn570 und Gjurup571, Vendsyssel, stützend, eine Zeitabfolge erstellt, die vor allem auf einer Gliederung der Keramik basiert572. Metallfunde – auch Fibeln – sind in diesen Gräbern selten. So fehlen, wie überhaupt in Nordjütland, die geschweiften Fibeln mit oberer Sehne, die hier offensichtlich nicht rezipiert worden sind, doch kann über mehrere geknickte Fibeln mit späten Elementen aus Vogn573 ein Anschluss an andere Belegungsabfolgen gewonnen werden. Für die nordjütische Phase 2 sind nach Bech lange Griffangelmesser (Länge über 18 cm) mit schräg abgesetztem Griff sowie verschiedene Keramikformen charakteristisch, zu denen auch kleine Becher mit „XHenkeln“ und dreigliedrige Gefäße mit Trichterrand gehören, womit neben den Metallfunden (Fibeln, Messer) auch die Tonware trotz lokaler Prägung eine Verbindung zur südjütischen ersten Phase ermöglicht.

Neben den Grabfunden des zweiten Abschnitts, die denen des ersten südjütischen zeitlich entsprechen, ist auch jüngeres Formengut vertreten, das sich mit der nordschleswigschen Phase 3 parallelisieren lässt. Beim bisher veröffentlichten Fundstoff aus dem Norden der Halbinsel ist jedoch vergleichbares Material, das wie im Süden die Aussonderung einer „Zwischenstufe“ (entsprechend der dortigen Phase 2) ermöglichen würde, kaum bekannt. Speziell die für diese Zeit charakteristischen Fibeln (A18a, frühe Sehenhakenfibeln, u. a. auch provinzialrömische aus dem Rheinland) fehlen weitgehend (Taf. 29)577, doch kann das Inventar aus einem Schmiedegrab von Tolstrup, Nordjylland Amt578, auf die Möglichkeit verweisen, dass sich bei vermehrtem Fundbestand auch im Norden vielleicht eine „Übergangsphase“ herausstellen lässt. In Tolstrup stehen Urne, einschneidiges Schwert und Halbmondmesser in älterer, vorrömischer Tradition (Phase 2), während die Werkzeugfunde wie überhaupt die Sitte, Handwerkstätigkeiten symbolisierende Geräte den Toten mit ins Grab zu geben, mit jüngeren Beispielen zu verbinden ist579. Auch eine Bestattung aus Ostjütland, ein Urnengrab aus Mårslet, Ning herred, würde der südjütischen „Übergangsphase“ (2) entsprechen können580. Hier fand sich eine frühe eiserne Sehnenhakenfibel mit langem gegittertem Nadelhalter, die in den Umkreis der Fibeln A18b gehört581 und den Rollenkappenfibeln typologisch vorangeht. Dennoch wird man wohl wegen einigen typologisch sehr späten geknickten Fibeln, deren dreieckige Bügelverdickung oberhalb der Sehne an das Vorbild von Stützarmen denken lässt582 und die im Süden der Halbinsel fehlen, davon ausgehen müssen, dass die durch diese Spangen gekennzeichnete Phase in Nordjütland länger dauerte

Den von Bech angeführten Grabfunden kann auch der bereits erwähnte Fund von Try Skole, Hjørring Amt, hinzugefügt werden574, dessen Zugehörigkeit zur Phase 2 durch die bronzene geknickte Fibel mit zwei gegenständigen Halbmonden im Nadelhalter deutlich wird575. Das steilwandige Becken (E67) dieses Grabes belegt, wie schon der wohl ein wenig ältere Bronzekessel mit Eisenrand (E4) aus Kraghede Grab 69, dass frühes Einfuhrgut nicht nur die Niederelbe, sondern auch Jütland lange vor den römischen Feldzügen in kreis im Norden der Halbinsel definieren können. Diese Schwertform verweist zudem auf Kontakte in den „ostgermanischen“ Raum, was wiederum auch für bestimmte nordjütische Keramikformen („Krausen“) und Verzierungsmuster (Mäander) zutrifft. Die geschweiften Fibeln wie die zweischneidigen Schwerter deuten dagegen Einwirkungen des elbgermanischen Gebietes an, in dem keltisches Vorbild speziell bei der Bewaffnung prägend wirksam war. 570 Gräberfeld Vogn, ca. 100 Gräber (meist Brandbestattungen): KLINDT-JENSEN 1949, 207 ff. – J.-H. BECH, Sen förromerska gravfynd från Vendsyssel. In: K. Cullberg (Hrsg.), När Järnet Kom. Katalog Göteborga Arkeologiska Museum (Göteborg 1976) 197 ff. (non vidi). – T. TROLLELASSEN, Jernaldergravpladsen ved Vogn. En arkæologiskosteologisk undersøgelse. Kuml 1987, 105 ff. 571 Gräberfeld Gjurup, 42 Körpergräber: P. FRIIS, Jernaldergrave ved Gjurup med teltformede Dødehuse. Kuml 1963, 42 ff. 572 BECH 1979, 141 ff., bes. 144 f. mit Fig. 2. – DERS. 1980, 68 ff. mit Fig. 1. 573 Grab 1935: JØRGENSEN 1968, 71 Fig. 17, 2. – Gräber 12, 26 und 75: BECH 1980, 76 f. Fig. 3A. B; Fig. 4. – Grab 21: BECH 1975, 83 Abb. 12. 574 C. J. BECKER, Kuml 1957, 47 ff. Fig. 4–7. – HACHMANN 1960, 176 ff.; 172 Abb. 55, 4–12. 575 Vgl. zu dem Gürtel des Grabes auch J. WERNER, Kuml 1952, 133 ff. – Zu den Nadelhalterdurchbrechungen WERNER 1977, 374 ff. mit Abb. 4.

JØRGENSEN 1968, 57 Fig. 14; 86/7 App. A 21–26; 88 App. B. F. – LINDENEG NIELSEN 1975, 92. 577 Zu den frühen provinzialrömischen Fibeln in Jütland siehe P. LYSDAHL, Hikuin 10, 1984, 194 Fig. 7. 578 Grab 4: K. LEVINSEN, En ældre romertids smedegrav fra Tolstrup ved Års. Hikuin 10, 1984, 199 ff. Fig. 1–10. 579 Ebda. 201 f. mit Fig. 12. – Vgl. auch H. HINGST, Hammaburg N. F. 7, 1984/85, 61 ff. – A. KOKOWSKI, Arch. Polski 26, 1981, 191 ff. – J. HENNING, SaalburgJahrb. 46, 1991, 65 ff. 580 NORLING-CHRISTENSEN 1954, 105 Nr. 410. 581 Ebda. Taf. 54, 1. – Zu den Fibeln A18b vgl. Kap. III. A. 5. b. 582 Siehe BECH 1980, 77 mit Hinweis auf Parallelen zwischen späten geknickten Fibeln und Augenfibeln des elbgermanischen Bereichs. 576

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Phase (3a) sind Fibeln A24 und A26592, Griffangelmesser mit schräg abgesetzter Angel593, Fußbecher und bauchige Gefäße mit Trichterrand zuzuweisen, die wiederum eine Verbindung zur südjütischen Phase 3a ermöglichen594. Auch andere ostjütische Gräber lassen sich diesem älteren kaiserzeitlichen Abschnitt zuordnen, wobei wiederum vor allem die Fibeln ausschlaggebend sind. Dazu zählt Körpergrab 1 aus Saralyst und ein Urnengrab aus Veversgården, beide mit Fibeln A24595, zwei Brandgräber aus Bliksberg II und Skønsbjerg mit Spangen A26596 sowie zwei Gräber mit früher Keramik und böhmischen Achterschnallen aus Horsens und Hvidsten597. Schließlich gehört auch das Prunkgrab von Bendstrup mark in diese Phase 3a598, dessen einheimische Silberfibeln „mit beißendem Tierkopf“ mit Mäanderdurchbrechung des Nadelhalters den ostalpinen Vorbildern bzw. den Fibel A67b sehr nahe stehen599.

als im Süden, sich folglich zumindest teilweise mit der dortigen Phase 2 überlappt haben dürfte. Älterkaiserzeitliches Material liegt aus Nordjütland in einiger Zahl vor (Phase 3). Gegenüber Phase 2 fällt ein abrupter Wechsel der Bestattungssitte auf, weil nun überwiegend die Körpergrabsitte praktiziert wurde. J.H. Bech konnte zudem zeigen, dass in Vogn und Gjurup die Griffangelmesser jetzt deutlich kürzer waren und andere Keramikformen vorherrschten, darunter auch Fußbecher und sog. „Trichterrandflaschen“, die eine Verbindung zur südjütischen Phase 3a ermöglichen583. Dagegen lässt sich die nordjütische kaiserzeitliche Keramik durch die häufige Verwendung eingestempelter Ziermotive gut von der anderer Regionen abgrenzen; im Nordosten der Halbinsel war zudem das Mäandermotiv beliebt584. Weil die in Aussehen wie Zeitstellung verschiedenen Rollenkappenfibeln A24 (mit durchbrochenem Nadelhalter) und A26 sowie die jüngeren Formen A28/37 in einiger Anzahl auch in Nordjütland gefunden wurden585, wird man wohl auch hier älterkaiserzeitliches Material analog zu dem Südjütlands abtrennen können. Beispiele für Funde eines älteren Abschnitts (Phase 3a) liefern z. B. Körpergräber aus Sdr. Stokholm586 oder Gjurup, Grab 26587, beide durch eine Fibel A26 datiert. Bedeutsam für die Ausprägung frühgermanischer Bildkunst ist ein kleines Gefäß aus Sdr. Stokholm588, das mit einer „Maske“ im Halbrelief verziert wurde, dessen Vorbilder wohl in den tierkopfförmig gestalteten Sehnenhaken der Rollenkappenfibeln zu sehen ist589.

Zu einer jüngeren Phase in Bulbjerg (3b) gehören Fibel A28 und „entwickelte“ kräftig-profilierte Spangen600, Griffangelmesser mit beidseitig abgesetzter Angel601, ausladende Fußbecher und dreigliedrige, bauchige Gefäße mit hohem Hals602. Die Keramik von Bulbjerg lässt, analog der von Frørup, deutlich eine Reduzierung der Randfacettierung erkennen: Drei bis vier Facetten überwiegen bei den älteren Gefäßen, nur noch ein bis zwei dominieren bei den jüngeren603. Auch hierin zeigt sich weitgehende Übereinstimmung zu den in Südjütland erzielten Ergebnissen. Schließlich lässt auch der Dekor der

Auch ostjütische Grabfunde bestätigen die auf den Fibeln oder der Keramik basierende Zweiteilung der ältesten Kaiserzeit. Am Beispiel des Gräberfelds von Bulbjerg590 konnte M. Høj vor allem die Keramik untergliedern, was durch die wenigen Vergesellschaftungen mit Fibeln bestätigt wird591. Einer älteren

Bulbjerg Gräber 72, 74a, 94, 95: NORLINGCHRISTENSEN 1954, 24 ff. Nr. 76, 78, 99, 100. 593 Messerform 1,a2 nach NORLING-CHRISTENSEN 1954, Taf. 62: Bulbjerg Gräber 72, 94, 95. 594 Fußbecher F5 und Vase V2/3 nach Norling-Christensen bzw. Høj. Vgl. HØJ 1984, 164 Fig. 6; 165 Fig. 7; 168 Fig. 11. 595 NORLING-CHRISTENSEN 1954, 104 Nr. 403 Taf. 54, 2; 107 Nr. 414. 596 Bliksbjerg II Grab 27 (NORLING-CHRISTENSEN 1954, 51 Nr. 188) und Skønsbjerg Grab 13 (ebda. 79 f. Nr. 307). 597 Horsens Grab C: JENSEN 1979, 160 f. Fig. 7–9; 163 f. – Hvidsten: E. STIDSING, Romertidsgrav med bøhmisk inspireret gravgods. Ark. Fund 1987/88, 27 ff. Fig. 30–32. 598 HEDEAGER/KRISTIANSEN 1981. – LUND-HANSEN 1987, 406. 599 Vgl. M. JAHN, Jahresschr. Halle 36, 1952, 93 ff. – Zur Unterteilung der Fibeln A67 siehe Kap. III. B. 4. – Die dänischen „Tierkopffibeln“ haben HEDEAGER/ KRISTENSEN 1981, 95 ff. Fig. 11–19 zusammengestellt und deren Verzierungselemente ausgewertet. 600 Bulbjerg Gräber 87, 105, 116: NORLING-CHRISTENSEN 1954, 28 ff. Nr. 92, 111, 122. 601 Typ 2 nach NORLING-CHRISTENSEN 1954, Taf. 62. 602 Fußbecher F6 und Vasen V9 nach NORLINGCHRISTENSEN 1954 bzw. HØJ 1984 (vgl. auch Anm. 563). 603 HØJ 1984, 166 Fig. 9. 592

BECH 1979, 145. – DERS. 1980, 70 f. KLINDT-JENSEN 1949, 7. 585 Vgl. COSACK 1979, Karten 5. u. 6. 586 P. FRIIS, En vendsysselsk jernaldergrav. Kuml 1961, 107 ff. (ritzverzierter Becher, Trichterflasche, Fußbecher der älteren Form nach Bech). 587 P. FRIIS, Kuml 1963, 54 Fig. 14 rechts; 57 Fig. 19. Umzeichnung der Grabgefäße bei BECH 1979, 148 Fig. 5. 588 P. FRIIS, Kuml 1961, 110 f. Fig. 4–5. 589 Vgl. z. B. NORLING-CHRISTENSEN 1954, Taf. 55. – COSACK 1979, Taf. 11–13. – P. G. GLOB, Acta Arch. (København) 8, 1937, 186 ff. – HACHMANN 1990, 872 f. 590 NORLING-CHRISTENSEN 1954, 11–37 Nr. 1–128. Dieses Gräberfeld umfasst 93 Körpergräber und 16 Brandgräber, von denen sechs in die vorrömische Eisenzeit datiert werden. Leider sind diese ältesten Inventare im Katalog weder abgebildet noch ausführlicher beschrieben. 591 HØJ 1984, 157 ff. 583 584

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Eisenzeit bestanden meist aus nur wenigen Bestattungen, wobei einige dieser kleinen Friedhöfe bis in die römische Zeit belegt worden sind, sich der kulturelle Wandel also in den Grabinventaren widerspiegeln müsste609. Doch ist eine Überprüfung dieses Sachverhaltes aus den genannten Gründen meist nicht möglich, und so bleibt man auf die zusammenfassende Auswertung von einzelnen Grabfunden angewiesen.

ostjütischen Gefäße eine Veränderung erkennen. War das Mäandermuster der älteren Tonware mit Innenschraffur verziert, bestehen die jüngeren lediglich aus mehreren parallel geritzten Linien604. Den Gräbern der Phase 3b aus Bulbjerg lassen sich andere an die Seite stellen, so Körperbestattungen aus Horsens605 und Lisbjerg sowie ein Brandgrab aus Troldbakken606. Wenn man die beim Übergang von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren Kaiserzeit zu beobachtende Formveränderung auch nicht in einer Kombinationstabelle, gewonnen an einem beispielhaft ausgewählten Gräberfeld oder an geeigneten Einzelgräbern, für Nord- und Ostjütland darstellen kann, so zeigen die angeführten Beispiel dennoch deutlich genug, dass die Entwicklung im nördlichen Teil der Halbinsel weitgehend synchron zu der im Süden bzw. an der Niederelbe verlief. Eine gewisse Verzögerung beim Übergang zu kaiserzeitlichem Formengut wird man allerdings annehmen können, die ebenso wie die fehlende Adaption geschweifter Fibeln und damit verbunden das Festhalten an retadierenden Formen am Ausgang der vorrömischen Eisenzeit andeuten kann, dass Nordjütland – wie offensichtlich auch Festlandskandinavien – an dieser für die frühgermanische Welt so entscheidenden Umbruchphase offenbar kaum Anteil hatte, sondern erst wieder während der älteren Kaiserzeit Anschluss an das übrige Germanien fand607.

Auch dies bleibt schwierig, weil vor allem die Fibelbeigabe – wie schon in Jütland – relativ selten bleibt. Bei den wenigen bekannten Spangen überwiegen die Kugelfibeln des älteren Abschnitts der jüngeren vorrömischen Eisenzeit (entsprechend Periode IIIa) in verschiedenen Varianten610, an jüngeren Formen des Spätlatèneschemas sind nur eine typologisch späte geknickte Fibel, zwei „gewölbte“ sowie zwei geschweifte mit unterer Sehne (Kostr. N-a) vertreten611. R. Hachmann hat die wenigen Gräber von Langå612 untersucht und eine Belegungsabfolge innerhalb des Friedhofs wahrscheinlich machen können613. Für die Fragen des Kulturwandels am Ende der vorrömischen Eisenzeit ist dieser Platz jedoch zu wenig aussagekräftig. Dagegen bietet das inzwischen ausführlich veröffentlichte Gräberfeld von Harnebjerg614, auf das Hachmann bereits als Parallele zu den jüngeren Funden von Langå hinwies, nun die beste Möglichkeit, die Formveränderung auf den dänischen Inseln zu studieren. Von diesem Gräberfeld, das bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgegraben wurde, konnten 50 Brandgräber geborgen werden, wovon 42 in einen Gräberfeldplan eingetragen wurden. Für die Auswertung in einer Kombinationstabelle wurden 28 Gräber herangezogen, die deutlich eine Zweiteilung des Fundmaterials erkennen lassen (Tab. 17)615. Belegungs-

2. Die dänischen Inseln Ähnliche Schwierigkeiten wie auf dem Festland bereitet auch die Bewertung des Übergangs von der vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit auf den dänischen Inseln. Für Fünen, Langeland und Ærø ist der Fundstoff von E. Albrectsen katalogmäßig veröffentlicht worden608, doch sind die meisten Funde nur kurz beschrieben und blieben ohne Abbildungen. Die Gräberfelder der vorrömischen

Gräberfeld Hygindtorp: 48 Gräber (ALBRECTSEN 1954, 18–23 Nr. 12 Fig. 5). – Nisted: 38 Gräber (ALBRECTSEN 1954, 15–16 Nr. 5). – Bukkensbjerg: 43 Gräber (ALBRECTSEN 1954, 38–39 Nr. 34 Fig. 10). – Harnebjerg: 50 Gräber (ALBRECTSEN 1954, 39–41 Nr. 35 Fig. 11). 610 ALBRECTSEN 1954, 94 ff. – DERS. 1971, 217. – HACHMANN 1960, 181. – LAURSEN 1984, bes. 134 Fig. 16. 611 ALBRECTSEN 1954, Taf. 19i (Bylderupmark). – DERS. 1971, 217: Møllegårdsmarken Gräber 1530 u. 1570 „gewölbte Fibeln vom Spätlatèneschema“, Gräber 1798 u. 1826 „geschweifte Fibeln mit unterer Sehne“ (Kostr. N). 612 F. SEHESTED, Fortisminder og Oldsager fra Egnen um Broholm (København 1878) 172 ff. – H. PETERSEN, Vognfundene i Dejbjerg Præstegaardsmose (København 1888) 41 ff. – ALBRECTSEN 1954, 29 ff. Nr. 21 Taf. 4–7. 613 HACHMANN 1960, 177 Abb. 57; 181 f. 614 DOBRZANSKA/LIVERSAGE 1983. 615 Vgl. dazu auch die Einteilung bei DOBRZANSKA/ LIVERSAGE 1983, 262 f. Tab. 1. – Unsere Abschnitte 1a und 609

604 Høj 1984, 168 Fig. 11. – Auch diese Entwicklung hin zu einfachem Ritzdekor stimmt mit den Veränderungen in Südjütland wie an der Niederelbe überein, wenn auch dort andere Ornamente (Sparrenmuster) bevorzugt wurden. 605 Horsens Gräber A u. B: JENSEN 1979, 152 ff. Fig. 1–3 (u. a. Fibel ähnlich A102); 156 f. Fig. 4–5 (u. a. Fibel A37). 606 Troldbakken Grab BII (A28) und Lisbjerg Körpergrab A (Kostr. N-c): NORLING-CHRISTENSEN 1954, 58 f. Nr. 220; 64 Nr. 245. 607 Dies zeigt, zumindest für Dänemark, das Einsetzen der ersten Prunkgräber in Phase 3a. 608 ALBRECTSEN 1954. – DERS. 1956. – DERS. 1971. – DERS. 1973, 11–45 (vorrömische Eisenzeit); 46–56 (römische Kaiserzeit).

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länglichem Rechteckbeschlag (Taf. 75, 3. 4) dem Abschnitt 2b entsprechen619.

abschnitt 1a wird durch rein jüngereisenzeitliches Formengut charakterisiert, wobei unter den Waffen flache Stangenschildbuckel mit großen Nietköpfen sowie sog. „mittelgermanische Schwertscheiden“ (Taf. 43 B), unter der Keramik kleine bauchige Becher mit X-Henkeln (Taf. 92, 6) und dünnen (nicht facettierten), ausbiegenden Rändern vertreten sind. Von diesen Formen lassen sich drei Gräber abgrenzen (Abschnitt 1b), weil mit verdickt-facettierten Rändern und Fußbechern (Taf. 92, 5) typische Formen vorkommen, die bereits als kaiserzeitlich gelten müssen616, während das Metallsachgut noch Älterem verhaftet bleibt.

Vergleicht man die einzelnen Belegungsetappen Harnebjergs mit denen Südjütlands, so ist der Gleichklang in der Formveränderung deutlich sichtbar. Nicht nur Keramik, Verzierungsdetails und Waffen, sondern auch die wenigen Fibeln bestätigen gleiche Phaseninhalte. Nimmt man den Friedhof von Harnebjerg als typisches Beispiel620‚ so scheint der Wandel zur römischen Kaiserzeit zumindest auf den westdänischen Inseln ähnlich verlaufen zu sein wie auf dem Festland. Die engen Verbindungen zu Südjütland bestätigen zudem die Textilien, weil auch auf Fünen und Langeland Stoffe vom „Haraldskjær Typ“ vertreten sind (Taf. 26, 3)621. Schließlich zeigt sich bei der Verbreitung früher provinzialrömischer Fibeln (Taf. 29) und Metallgefäße, dass die westlichen Ostseeinseln ebenso frühzeitig an diese Importe gelangten wie die Bewohner des Festlands622.

Belegungsetappe 2 umfasst dagegen rein kaiserzeitliches Material, wobei in Abschnitt 2a neben späten Stangenschildbuckeln auch flachkonische Buckel verwendet wurden. Keramische Leitform ist der Fußbecher mit verdickt-facettiertem Rand und horizontalen Riefen (Taf. 92, 5). Mit Griffangelmesser und Pfriem kann nun auch die Beigabe von Gerät sicher belegt werden. Eine Rollenkappenfibel der Form A26 aus Grab 34 ermöglicht zudem eine Anbindung dieses Abschnitts an die südjütische Chronologie. Typische Waffen des Abschnitts 2b sind hochkonische Schildbuckel (Taf. 78, 5) sowie Fesseln der Form Jahn 6 (Taf. 78, 7); mit dem Sichelmesser wird eine neue Gerätform beigegeben, und bei der Keramik ist ein Rückgang der Randfacetten zu beobachten, während die Henkelbasis deutlich verbreitert erscheint. Eine kräftig-profilierte Fibel A68a aus Grab 45 ermöglicht auch für diese Gräbergruppe überregional Bezüge herstellen zu können.

Anders wird man dagegen Seeland bewerten müssen, wobei für die vorrömische Eisenzeit nur im Nordosten der Insel wenige Gräber mit kaum aussagekräftigen Funden zur Verfügung stehen623. Allerdings muss andererseits auf einige wenige, jedoch bedeutende Opferfunde vorrömischer Zeit hingewiesen werden, darunter auch ein Spätlatèneschwert mit „mittelgermanischer“ Scheide aus Lindholmgård624, was zumindest belegt, dass derartige Blankwaffen auch in Seeland bekannt gewesen sein werden, aber offensichtlich nicht in die Gräber gelangten. Fibeln scheinen auf Seeland selten zu sein, denn bislang sind nur drei Kugelfibeln bekannt geworden,

Die Übertragung der aufgestellten Belegungsabschnitte auf den Gräberfeldplan (Taf. 28) lässt erkennen, dass die Anlage von Gräbern wohl hauptsächlich von Süden nach Norden fortschritt, besonders deutlich durch die Lage der jüngsten Gräber (2b) ganz am nördlichen Rand des Friedhofareals617. Mit Harnebjerg Phase 2a und 2b können einige Körpergräber aus Stengade II synchronisiert werden, die einerseits die Einführung der Körpergrabsitte auch auf Langeland belegen, andererseits ähnliche Typenkombinationen aufweisen. So entsprechen die Gräber A, B und E der Phase 2a, angezeigt durch Fußbecher, verdickt-facettierte Ränder, horizontale Riefen und Fibeln A26618, während die Bestattungen AA und AS mit Fibeln A37 (Taf. 73, 1) und Gürtelschnallen mit

SKAARUP 1976, 240 Taf. 8, 5–8; 245 Taf. 13, 1–3. 5–8. Die Belegungsabfolge auf dem Gräberfeld kann diese relativchronologische Abfolge bestätigen, weil die ältesten drei Gräber als einzige jeweils mit einer rechteckigen Steineinfassung im Norden/Nordosten des Areals unmittelbar an einen neolithischen Dolmen angrenzen. Die weitere Belegung erfolgte dann nach Süden bzw. Südwesten (SKAARUP 1976, Beil. 3). 620 Der Übergang wird in Møllegårdsmarken wegen fehlender Metallbeigaben weniger deutlich, scheint aber ähnlich wie in Harnebjerg verlaufen zu sein (ALBRECTSEN 1971, 208 f. Fig. 81–82; zu den Fibeln 217 ff.). Auch hier lässt sich zumindest die ältere Kaiserzeit durch Fibelfunde zweiteilen: ein älterer Abschnitt mit A26 (Gräber 1166, 1281, 1374, 1596, 1684) und mit A45b/47 (Grab 1962) und ein jüngerer Abschnitt mit „entwickelten“ Rollenkappen-, Augen- und kräftig-profilierten Fibeln. 621 WILD/BENDER JØRGENSEN 1988, 67 Fig. 2. 622 P. LYSDAHL, Hikuin 10, 1984, 194 Fig. 7 (Fibeln). – LUND-HANSEN 1987, 44 Fig. 17 (Bronzegefäße). 623 Karte bei HACHMANN 1990, 862 Abb. 61, die sich allerdings nicht mit der Verbreitung der Kugelfibeln deckt. 624 BRØNSTED 1963, 69 (Abb.); 74; 86. – Vgl. Kap. V. A. 619

1b entsprechen weitgehend deren Phase Ia, unsere Abschnitte 2a und 2b deren Phase Ib. 616 Vgl. auch ALBRECTSEN 1973, 108; 111. 617 DOBRZANSKA/LIVERSAGE 1983, 264 Fig. 4. 618 SKAARUP 1976, 233–235 Taf. 1–3. Den Datierungsvorschlägen von Skaarup (S. 159 Tab. 8: Gräber A, AA, AS ins 2. Jahrhundert; Grab E in die 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts) kann nicht zugestimmt werden.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Verhältnisse auf Fünen und Langeland entsprechen denen von Südjütland, und auch Falster und Lolland scheinen diesen westlichen Nachbargebieten in Art und Ausmaß des Formenwandels zu folgen. Seeland dagegen wird man eher mit den Veränderungen auf dem skandinavischen Festland vergleichen müssen, wobei allerdings eine sehr dünne Fundüberlieferung die Bewertung des Übergangs von Formengut der vorrömischen Eisenzeit zu dem der älteren römischen Kaiserzeit erschwert.

während solche des Spätlatèneschemas noch ganz zu fehlen scheinen625. Erst für die ältere Kaiserzeit lässt sich das Formenspektrum besser überblicken626, wobei jedoch auffällt, dass weder frührömische Fibeln (älterkaiserzeitliche Spangen bleiben überhaupt selten) noch älteste Metallimporte die Insel erreicht zu haben scheinen627. Auch Waffengräber oder Grabfunde mit Werkzeugbeigabe lassen sich bislang nicht nachweisen628. Mit Hilfe vor allem der Siedlungskeramik hat D. Liversage älterkaiserzeitliches Material zu teilen vermocht, wobei seine erste Phase (B1a) durch Funde aus Nissehøj, der längere zweite Abschnitt (B1b und B2a) durch solche aus Gurede repräsentiert wird629. Die Beziehungen zu den westdänischen Inseln und Jütland sind wenig ausgeprägt; stattdessen scheint Seeland in der älteren römischen Kaiserzeit auf Festlandskandinavien, speziell Schonen ausgerichtet gewesen zu sein630, was auch die allerdings nur wenigen Textilfunde des

3. Die relative Chronologie der dänischen Gruppen Bei dem Versuch, den dänischen Fundstoff der „Übergangszeit“ von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit chronologisch zu gliedern, wurde angestrebt, ohne südliches Vergleichsmaterial aus dem elbgermanischen Bereich auszukommen, um eigenständige Entwicklungen besser beobachten zu können.

„Huldremose Typs“ bestätigen (Taf. 26,4)631. Lolland und Falster scheinen während der älteren Kaiserzeit in der Keramikgestaltung Seeland zu folgen632, doch zeigen frühe provinzialrömische wie einheimische Fibeln an, dass diese beiden Inseln zum Teil enger mit den westlichen Nachbarinseln und dem Gebiet südlich der Ostsee verbunden waren633. Auch römische Importware ist hier in einem früheren Abschnitt vertreten als auf Seeland634, unter anderem in Prunkgräbern, die der jütischen Phase 3a entsprechen635.

Die Tabelle mit den einzelnen dänischen Regionen zeigt an, dass der „Entwicklungsrhythmus“, soweit dies nach veröffentlichtem Fundmaterial bewertbar scheint, annähernd gleich verlaufen ist, wobei im Norden und Osten Dänemarks mit einer verzögerten Rezeption kaiserzeitlichen Fundguts gerechnet werden muss. Hier scheinen eisenzeitliche Formen noch genutzt worden zu sein, als in Südjütland und auf den westlichen Ostseeinseln (Hilfshorizont 3) bereits neue Anregungen im Metallsachgut sowie bei der Gestaltung von Keramik aufgenommen wurden. Auffallend ist das Fehlen geschweifter Fibeln im Norden und Osten, was diese Gebiete mit Festlandskandinavien verbindet.

Die dänischen Inseln spiegeln folglich ein recht differenziertes Bild wider und zeigen, dass sie nicht als kulturelle Einheit betrachtet werden können. Die LAURSEN 1984, 134 Fig. 16. L. HEDEAGER, Besiedlung, soziale Struktur und politische Organisation in der älteren und jüngeren römischen Kaiserzeit Ostdänemarks. Prähist. Zeitschr. 55, 1980, 38– 109. – LIVERSAGE 1980; dazu auch die Besprechung von J. KUNOW, Bonner Jahrb. 181, 1981, 642 ff. 627 LUND-HANSEN 1987, 44 f. mit Fig. 17; 146 Fig. 100; 292 Karte 2; 306 Karte 16. – Vgl. auch P. LYSDAHL, Hikuin 10, 1984, 194 Karte 7. – COSACK 1979, Karte 1. 628 Vgl. BRØNSTED 1963, 158. – K. LEVINSEN, Hikuin 10, 1984, 202 Fig. 12. 629 LIVERSAGE 1980, 111. Dazu LUND-HANSEN 1987, 39. 630 LIVERSAGE 1980, 120 ff. 631 WILD/BENDER JØRGENSEN 1988, 66 Fig. 1. 632 LIVERSAGE 1980, 122. 633 COSACK 1979, Karten 1, 3, 5, 6, 8, 9, 10, 15; besonders deutlich bei den Werkstattkreisen (S. 24 Karte 22). – P. LYSDAHL, Hikuin 10, 1984, 194 Fig. 7. 634 LUND-HANSEN 1987, 44 ff. Fig. 14–17; 146 Fig. 100; 292 Karte 2; 306 Karte 16. 635 Stangerup Grab I, Maribo Amt: EGGERS 1951, Nr. 258; LUND-HANSEN 1987, 402. – Hoby, Maribo Amt: EGGERS 1951, Nr. 246; LUND-HANSEN 1987, 403; 195 f. gegen LIVERSAGE 1980, 68; 111. 625 626

Die während des „Horizontes der geschweiften Fibeln“ vom keltischen Süden und germanischen Osten auf Zentraleuropa ausgehenden Anregungen, die weite Teile Europas erfasst hatten, scheinen – zumindest was Trachtzubehör und auch Waffenformen betrifft – primär nur den südlichen Rand Dänemarks erreicht zu haben und blieben nördlich davon ohne – zumindest archäologisch verifizierbare – Wirkung. Dies zeigt nicht nur das Fehlen bestimmter Fibelformen, sondern z. B. auch eine dominierende andere Waffenform (einschneidiges Hiebschwert)636 sowie eine unterschiedliche Herstellungstechnik bei 636 Bezeichnenderweise stammt das einzige bekannte Spätlatèneschwert Seelands aus einem Moor, wurde also für so wertvoll (weil „exotisch“?) gehalten, dass man es opferte (vgl. Kap .V. A.). Im Norden Jütlands wie auf den östlichen Inseln fehlen beispielsweise auch die Schildschmuckscheiben (Vgl. Kap. V. A. 2.).

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Süd-Jütland

Nord- und Ost- Harnebjerg Jütland Fünen

Lolland Falster

Seeland

Kugelfibeln

Kugelfibeln Phase 1 Kostr. Var. K Phase 2 Späte Kugelfibeln SLT-Schwert

Kugelfibeln

Kugelfibeln

Phase 1 Späte Kugelfibeln SLT-Schwert Stangenbuckel Rechteckfibeln Kostr. M-a Phase 2 A18a Fußbecher Facettierte Ränder A18, A22 Sehnenhakenfibeln Phase 3a A24/26 A45 Verdickte Ränder Phase 3b A28/37 Konische Buckel Jahn 6

A18

Kugelfibeln

Hilfshorizonte 1

Phase 1a 2

SLT-Schwert Stangenbuckel

(SLT-Schwert)

Phase 1b Fußbecher Facettierte Ränder

Phase 3a A24/26

Phase 2a A26

Phase 3b A28/37 A 68a

Phase 2b A68a Konische Buckel Jahn 6

3

A24/26 Stangerup I Hoby

Phase Nissehøj

4

Phase Gurede A28/37 A68a

5

Abb. 5. Synchronistische Tabelle für die dänischen Gruppen.

Scheint dieser Raum in der jüngeren vorrömischen Eisenzeit nur im Süden – und dann dort nur relativ spärlich – besiedelt gewesen zu sein637, so sind bislang auch kaum Funde dieser Zeit bekannt geworden, die es gestatten würden, daraus eine Abfolge des norwegischen Fundmaterials zu erstellen. Besonders deutlich wird die Stagnation unserer Kenntnisse bezüglich der ausgehenden Eisenzeit, nimmt man die Untersuchungen R. Hachmanns als Vergleich638, da seither kaum neue Funde dieses Zeitabschnitts angeführt werden können639.

Textilien. Erst mit der entwickelten Kaiserzeit, dem „Augen- bzw. Rollenkappenfibelhorizont“ (Hilfshorizont 4), wurde auch Nordjütland ganz in die germanische Formenwelt einbezogen, während Seeland z. B. bei der Fibelmode wie der Aufnahme des Imports offenbar den südlichen Anregungen erst später folgte. Das Bild, das durch die vergleichende Betrachtung gewonnen wird, zeigt einen Formen- und damit verbundenen Kulturwandel, weil sich auch Elemente des Brauchtums änderten, der – als dynamisches Vorgehen verstanden – nach Norden zu an Ausstrahlung einbüßte und folglich erst verzögert wirksam wurde.

Mit „langen eisernen Fibeln mit gestreckten Bügel“640 (Taf. 30, 2. 3) der Variante A nach J. Kostrzewski641 Vgl. MOBERG 1941, 213 Abb. 33. – HACHMANN 1960, 229. – DERS. 1970, 394 ff. Abb. 49. – Zur Fundüberlieferung in Skandinavien allgemein siehe auch NYLÉN 1965, 96 f. 638 HACHMANN 1960, 229 f. 639 An neueren Funden der vorrömischen Eisenzeit ist beispielsweise auf eine kleine Siedlungsgrabung zu verweisen, die allerdings, weil kaum Fundmaterial geborgen wurde, nur durch die 14C-Methode datiert wird: A. SKJØLSVOLD, To keltertids hustufter fra Ogna i Rogaland. Viking 34, 1970, 47 ff. 640 SCHETELIG 1913, Taf. IV, 25–26. – MOBERG 1941, 108 mit Anm. 365: Fibeln aus Tågeröd/Bohuslän, Ås und Nordre Fevang/Vestfold sowie Lundstad/Buskerud. 641 KOSTRZEWSKI 1919, 14 ff. Fig. 1–3. – NYLÉN 1965, 91. 637

J. Skandinavien 1. Norwegen Der Versuch, in die Untersuchung des Übergangs von der späten vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit auch Westskandinavien einzubeziehen, erweist sich als schwierig.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

vermögen650. Das Beispiel eines solchen Metallgefäßes (E4/5) aus Lind, das als Urne diente und in dem sich auch späte kräftig-profilierte Fibeln Almgren 115/119 befanden651, kann verdeutlichen, mit welchen Umlaufzeiten bisweilen gerechnet werden muss. Allerdings ist es natürlich ebenso ungewiss, ob sowohl Kessel als auch die Fibel aus Ås, immerhin beide Importstücke und daher wohl als wertvoll erachtet, erst lange nach ihrer Entstehungszeit ins Grab gelangten.

beginnt in Westskandinavien Formengut der jüngeren vorrömischen Eisenzeit642, wobei für die Anbindung an die jütländische Chronologie das Grab mit Bronzekessel von Ås643 ausschlaggebend ist. Durch den Kessel, wohl Eggers Typ 4644, kann dieses Grab mit Kraghede Grab A1 (nordjütische Phase 1) oder dem Wagengrab von Langå auf Fünen645 horizontiert werden. Eine wietere Verbindung zu den Wagengräbern schlägt die Fibel aus Ås (Taf. 30, 1), die im Grab von Rosenfelde eine gute Entsprechung erfährt646. Doch werden diese Fibeln im Osten von T. Dąbrowska als Leitform der Phase A1 der frühen Przeworsk-Kultur angesehen, die sie mit der keltischen Mittellatènezeit (LT C) parallelisiert647. Danach wäre sowohl das Wagengrab von Rosenfelde älter als der Horizont, dem die meisten anderen Wagengräber sonst zugewiesen werden648, als auch das Grab von Ås trotz seiner peripheren Lage das bisher älteste mit einem keltischen Importgefäß649. Ob dies tatsächlich zutreffen kann, ist angesichts der wenigen Grabfunde Norwegens so lange nicht recht zu beurteilen, wie nicht andere Inventare Auskunft über die Dauer von Laufzeiten einzelner Objekte in Westskandinavien geben.

Bleibt also die genaue Datierung des Grabes von Ås letztlich ungewiss, so entsprechen andere Funde der jüngeren vorrömischen Eisenzeit Norwegens wohl ohne Zweifel der nordjütischen Phase 1, also überregional gesehen dem „Horizont der geknickten Fibeln“. Dazu wird man die Fibeln Kostr. D/E und K aus Gipsund im Østfold (Taf. 30, 4. 5)652 zählen dürfen, wobei letztere in ihrem Duktus recht gut mit der aus Grab 69 von Kraghede übereinstimmt653. Die T-förmigen Fibeln aus Vonheim und Nordre Rör/Østfold654 haben Entsprechungen in Westschweden655, ohne dass ihre Zeitstellung bisher genauer zu umreißen wäre656. Eindeutig zum jüngsten vorrömischen Sachgut Norwegens können dagegen späte Derivate der geknickten Fibeln gezählt werden, die aus Hals, Borge Kirke, Store Borge und Store Dal (Taf. 30, 7. 8) bekannt geworden sind657. Sie besitzen meist ein rautiertes Feld am Bügelknick sowie ein ringförmiges Ornament am Nadelhalter und finden Entsprechungen in Nordjütland (Phase 2) und auf Gotland658. Ihre Zeitstellung ergibt sich einerseits aus typologischen Erwägungen, da ähnliche Rautenmuster auf gotländischen Fibeln mit aufwärtsgebogenem Nadelhalter

Ebenso schwierig ist die Datierung eines Bronzekessels Eggers 4 aus Brandgrab 9 von Tjelta in Hördaland, weil die Beifunde (Flint, Keramikscherben) zur präziseren Zeitstellung nichts beizutragen HACHMANN 1960, 230. – FREY 1986, 60 f. mit Abb. 7; 76 Anm. 96, der das Grab von Ås über das Wagengrab von Rosenfelde/Pommern eventuell noch in die Mittellatènezeit datieren möchte. 643 A. BJØRN, Bergens Mus. Arbok 1926, 7 f. Abb. 1–2. – HINSCH 1953, 61 Fig. 5. – EGGERS 1951, 91 Nr. 314. 644 Vgl. die Argumente bei HACHMANN 1960, 229 entgegen EGGERS 1951, 159 (Typ 5). – Zu den Kesseln siehe auch HACHMANN 1990, 649 ff. 645 F. SEHESTED, Fortidsminder og Oldsager fra Egnen om Broholm (København 1878) 172 ff. Taf. 37–39. – KLINDTJENSEN 1949, 51 Fig. 21; 203 ff. 646 Siehe die Zeichnungen bei FREY 1986, 61 Abb. 7. 647 DĄBROWSKA 1988B, 54 f. Abb. 2; 62 Abb. 8. – DIES. 1988, 16 ff. Abb. 2 Tab. 1 Taf. 1. – Die Fibel von Ås entspricht mit 10,2 cm den langen Fibeln Kostr. A, die zumindest in Polen auf die erste Phase beschränkt zu sein scheinen; bislang kommen lediglich kürzere Fibeln dieser Variante auch noch in Phase 2 vor. 648 Zu den Wagengräbern siehe jetzt zusammenfassend HARCK 1988, 91 ff.; 94. 649 HACHMANN 1960, 229. – FREY 1986, 76 Anm. 96. – Zu einer anderen Datierung siehe MOBERG 1941, 108 (zeitgleich mit den geknickten Fibeln). – Akzeptierte man die hohe Datierung des Grabes, würde dies auch zu einer Überprüfung des Produktionsbeginns der Bronzekessel mit Eisenrand zwingen. – Vgl. HACHMANN 1990, 649 ff., wonach die Kessel Eggers 4/5 offenbar erst seit der Spätlatènezeit nachweisbar sind. 642

EGGERS 1951, 95 Nr. 412. – HACHMANN 1960, 230. EGGERS 1951, 159 Nr. 369. – HARCK 1988, 93 f. – Ähnlich lange Laufzeiten hatte auch der sog. graecoetruskische Import Dänemarks: R. J. RIIS, Acta Arch. (København) 30, 1959, 1 ff. 652 SCHETELIG 1913, Taf. IV, 27–28. 653 Siehe JØRGENSEN 1968, 72 Fig. 18. – Vgl. auch oben Kap. II. I. 1. zu Jütland. 654 MOBERG 1941, Taf. 17 (Vonheim). – HINSCH 1953, 60 Fig. 4 (Nordre Rör). 655 OXENSTIERNA 1948, 74 Abb. 62, 2–3. – MOBERG 1941, Taf. 16, 2. 656 HACHMANN 1960, 230. – O. FABER, Aarb. Nordisk Oldkde. og Hist. 1969, 111 f., der auf ähnliche Elemente bei späten jütischen geknickten Fibeln und T-Fibeln (mit Tierkopf aus Ekehögen Grab 10) hinweist. 657 HINSCH 1953, 63 Fig. 7 (Borge Kirke); 64 Fig. 8 (Hals). – J. PETERSEN, Gravplassen fra Store Dal i Skjeberg (Kristiana 1916) 32 f. Taf. 10, 1–3. – NYLÉN 1955, 435 Anm. 6 (Store Borge). 658 Vgl. Kap. III. A. 3. zu den geknickten Fibeln und Kap. II. I. 1. zu Nordjütland. – NYLÉN 1955, 435. 650 651

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vorkommen659, andererseits weisen die Spangen aus Store Dal oberhalb der Spirale stützarmartige Verbreiterungen auf, die – wie auch im nordjütischen Vogn (Grab 4)660 – von frühen kaiserzeitlichen Fibeln entlehnt scheinen. Dass diese Fibeln in Westskandinavien auch dann noch verwendet wurden, als in anderen Regionen des Ostseegebiets bereits kaiserzeitliche Fibelformen getragen wurden, zeigt das Gürtelzubehör. Die Gürtel mit profilierten Befestigungsknöpfen aus Store Dal (Taf. 30, 6) und Hals findet gute Entsprechungen in Gürtelringen aus Gotland, die dort mit frühen provinzialrömischen Fibeln (A2a) oder deren Nachahmungen vergesellschaftet sind661. Dies gilt auch für den länglichen Gürtelbeschlag aus Borge Kirke, der im Mädchengrab von Bo gård Grab 9 auf Öland eine Parallele findet662. Dieses reiche Inventar wird ebenfalls durch zwei geschweifte Fibeln mit unterer Sehne und mehrfach mäanderartig durchbrochenem Nadelhalter datiert, von denen eine am Vorbild ostalpiner älterkaiserzeitlicher Fibeln gefertigt wurde663. Direkter Anschluss an die Gräber, mit denen erstmals kaiserzeitliches Formengut in Norwegen archäologisch fassbar wird, gewinnt man durch die stark gebogene Sichel aus dem Grab von Hals, die in Kyrkbacken für R. Hachmanns schon in die Kaiserzeit reichende Gruppe 3 charakteristisch ist664 und auch in Norwegen bereits mit kaiserzeitlichen Fibeln vergesellschaftet ist665.

Ausprägung typologisch später Varianten der geknickten Fibeln, Form und Verzierung der Keramik und wohl auch Anregungen in der Bewaffnung668. Ganz am nördlichen Rand der germanischen Welt hat man folglich mit einer recht langen Laufzeit „vorrömischer“ Fundgruppen zu rechnen, die ohne zeitlichen Unterbruch an „kaiserzeitliches“ Formengut anschließen669. Dieses kaiserzeitliche Fundmaterial beginnt – nach Ausweis der Fibeln, die eine überregionale Einbindung erst ermöglichen – mit Rollenkappenfibeln, wobei ein Grab aus Jåberg im Vestfold mit einer Spange A26 wohl als eine der frühesten Bestattungen der römischen Kaiserzeit anzusehen ist670, weil sie der jütischen Phase 3a entsprechen würde. Die weiteren Beigaben, u. a. eine kräftig gebogene Sichel und Keramik mit facettiertem Rand, ermöglichen ein Anknüpfen an das jüngste „vorrömische“ Sachgut. Auch eine klassische Augenfibel A45b/47 aus Sandbakken im Østfold671 zeigt an, dass ab dieser Zeit zumindest die Gebiete am Oslofjord in die germanische, kaiserzeitliche Welt einbezogen waren und Anteil an kontinentalen Stil- und Modeentwicklungen nahmen. Vermehrt ist kaiserzeitliches Sachgut jedoch erst vertreten, das überregional dem eigentlichen „Augenfibelhorizont“ zeitlich folgt. Charakteristisch sind nun kräftig-profilierte Fibeln (A68a, A74/75) und Rollenkappenfibeln (A28), dazu Keramik mit verdickt-facettierten Rändern672. Erstmals lassen sich Bestattungen mit Waffenbeigabe nachweisen, wobei Schildfesseln Jahn 6 und konische

Westskandinavien teilt in der Sachkultur der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit zahlreiche Elemente mit dem übrigen Festlandskandinavien und den vorgelagerten Inseln. Außer beim Gürtelschmuck wird dies auch bei den Halsringen mit Kugelkopfenden sowie den Textilien vom Huldremose-Typ (Taf. 26, 4) deutlich666. Mit Nordjütland verbindet Norwegen die fehlende Rezeption geschweifter Fibeln667, die

geschweifte Fibel Kostr. N-b handeln dürfte: MOBERG 1941, 142 f. 668 Vgl. M. JAHN, Acta Arch. (København) 8, 1937, 149 ff. – MOBERG 1941, 134 ff. – GJØSTEIN RESI 1986, 61. 669 So bereits NYLÉN 1965, 88 f. – HACHMANN 1960, 175. – DERS. 1970, 394; 398; 415. – Direkter Anschluss im Formengut deutet sich auch bei der Keramik an, wo zur typischen Tonware der jüngeren vorrömischen Eisenzeit Gefäße mit ausbiegendem und auch schon leicht facettiertem Rand gehören (HINSCH 1953, 68 Fig. 11). – Beide Elemente sind auch bei der älterkaiserzeitlichen Keramik vorhanden (GJØSTEIN RESI 1986, Taf. 104 Nr. 8; 105 Nr. 10; 87 Liste 2 zu Taf. 90). 670 Die Gräber der älteren Kaiserzeit aus Südnorwegen sind bei GJØSTEIN RESI 1986, Taf. 104–105 übersichtlich zusammengestellt, allerdings nicht chronologisch, sondern nach Ausstattungsmustern geordnet. Das Grabinventar von Jåberg: Taf. 104, Gruppe 2, Nr. 6. 671 UNDSET 1882, 491 Abb. 186. – O. RYGH, Norske Oldsager (Kristiana 1885) Abb. 229. 672 Store Dal/Østfold, Grab 105B (A68a): GJØSTEIN RESI 1986, Taf. 104, Gruppe 1, Nr. 8. – Store Dal Grab 3 (A28): Taf. 105, Gruppe 3, 1. – Hunn/Østfold, Grab 12 (A74/75): Taf. 104, Gruppe 1, 4. – By/Hedmark, Gräber 3 und 13 (A74/75): Taf. 104, Gruppe 1, 12–13. – Gui/Vestfold (A74/75): Taf. 105, Gruppe 3, 4.

659 Nyléns Zeitgruppe C: NYLÉN 1955, 398 ff. mit Fig. 273. – DERS., Fornvännen 47, 1952, 232 Fig. 11. – HACHMANN 1960, 230. – Vgl. auch unten Kap. II. J. 3. (Gotland). 660 BECH 1980, 77 mit Fig. 4. 661 NYLÉN 1955, 232 Fig. 11 (Zeitgruppe D). – Zur Zeitstellung der Fibeln A2a vgl. VÖLLING 1995, 32 ff.; siehe auch unten Kap. III. B. 3. a. 662 U. E. HAGBERG, Tor 12, 1967/68, 52 ff. Fig. 2a–b. – M. BESKOW SJÖBERG (Hrsg.), Ölands Järnalders Gravfält I (1987) 274 ff. 663 Zur Zeitstellung der geschweiften Fibeln mit unterer Sehne siehe unten Kap. III. A. 7. 664 HACHMANN 1960, 200 Abb. 60 Taf. 9, 12 (Grab 31); zur Datierung ebda. 207. 665 Store Dal Grab 105B mit Fibel A68a. – Grab von Jåberg mit Fibel A26 (Nachweis siehe unten). 666 MOBERG 1941, 135; 214 Abb. 34 (Halsringe mit Kugelkopfenden). – WILD/BENDER JØRGENSEN 1988, 66 f. Fig. 1 (Textilien). 667 Eine Ausnahme könnte eine „Spätlatènefibel mit gebogenem Bügel“ aus Ödemotland bilden, bei der es sich um eine

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Schildbuckel ältestes militärisches Zubehör sind673. Auch die ältesten Gräber, die durch römische Importgefäße und weitere Beigaben zum Umkreis der älterkaiserzeitlichen „Prunkgräber-Gruppe“ gezählt werden können (Tingvold, Kvale)674, zeigen an, dass nun auch die Germanen Norwegens sowohl Luxusgüter erwerben konnten als auch diese Beigabensitte, materiellen Reichtum im Grabkult sichtbar darzustellen, übernahmen.

und den östlichen dänischen Inseln zu erkennen war, scheint in Norwegen noch einmal gesteigert680. Hier, an der nördlichen Peripherie der germanischen Welt, setzte der Kulturwandel von der vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit deutlich verspätet, dann aber dauerhaft prägend ein, womit fortan auch Südskandinavien in die germanischen „Ökumene“ eingebunden war.

Älterkaiserzeitliches Formengut wirkt dabei auf Südnorwegen konzentriert, wie besonders die Verbreitung der Keramik mit facettierten Rändern, Goldberlocks, S-förmige Schließhaken und Trinkhornbeschläge verdeutlicht675. Das Gebiet nördlich von Trøndelag scheint weitgehend siedlungsleer; jedenfalls deutet bislang nichts auf dauerhafte germanische Besiedlung676. Dass die germanische Besiedlung auf das küstennahe Gebiet Südwest- und Südnorwegens beschränkt blieb und kontinentale Einfuhrware besonders am Oslofjord gehäuft erscheint, liegt wohl auch an der Qualität der dortigen Böden, die zu den besten norwegischen Ackerbaugebieten zählen677. Kontinuierliche Besiedlung und gewisser Wohlstand bis in die Wikingerzeit kommt in den Gräberfeldern von Hunn678 und Store Dal679 sowohl im Grabbau als auch in der Beigabenauswahl zum Ausdruck.

2. Bornholm Obschon eisenzeitliches Fundmaterial von der Insel Bornholm seit langer Zeit bekannt ist und E. Vedel am Beispiel des von ihm ausgegrabenen Gräberfeldes von Kannikegaard als einer der Ersten die „horizontale Stratigraphie“ anwendete681, war eine engere Untergliederung der vorrömischen Eisenzeit kaum möglich. Erst C.-A. Moberg legte den Grundstein einer verfeinerten Chronologie682, die von K. Larsen wenig später weitgehend bestätigt wurde683. Mit der Entdeckung und Freilegung des Gräberfeldes von Nørre Sandegård durch C. J. Becker liegt ein modern gegrabener Friedhof vor, dessen Fundgut eine typologische Untergliederung möglich macht, die zudem planigraphisch abgesichert werden kann. Schon in einem ersten Vorbericht684 hat Becker, vor allem auf die „horizontale Stratigraphie“ gestützt, eine Einteilung des Fundmaterials vorgestellt, die R. Hachmann in seine vergleichende Chronologiestudie einbezog685. Nach einem weiteren ausführlichen Vorbericht, in dem Becker die zeitliche Ordnung des keramischen Fundguts und der Fibeln in vier Zeitgruppen behandelte und dies auch kartographisch zum Ausdruck brachte686, liegt nun die abschließende Publikation jenes Platzes vor687. Mit Hilfe dieses Friedhofs scheint eine für ganz Bornholm gültige chronologische Untergliederung des Materials der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit und beginnenden römischen Kaiserzeit möglich688, wobei allerdings nicht alle For-

Erst mit der Phase 3b (gemessen an Jütland) fasst kaiserzeitliches Formengut und Grabbrauchtum dauerhaft in Südnorwegen Fuß. Bis dahin war offensichtlich jüngereisenzeitliches Material im Umlauf, oft in typologisch weit von kontinentaleuropäischen Vorbildern entfernten Umsetzungen. Die verzögerte Aufnahme neuer, von Weichsel, Oder-Warthe oder Elbe ausgehender Impulse, die bereits in Nordjütland Store Dal Grab 3, By Grab 10, Frøshov/Buskerud, Gui, Solberg/Østfold: GJØSTEIN RESI 1986, Taf. 105, Gruppe 3, Nr. 1–5. – Zur Verbreitung der Waffengräber siehe auch A. E. HERTEIG, Bidrag til jernalderens busetningshistorie på Toten. Skrifter Norske Videnskaps-Akad. Oslo (Oslo 1955) 91 Fig. 40. 674 Tingvold/Østfold: EGGERS 1951, 95 Nr. 410. – LUNDHANSEN 1987, 431: Kessel E38, Kelle/Sieb E162, zwei Trinkhörner. Tongefäß, Messer. – Kvale/Sagn und Fjordane: EGGERS 1951, 93 Nr. 365. – LUND-HANSEN 1987, 440: Becken E69, Schwanenkopfkasserolle E131. – Vgl. auch ebenda 146 Abb. 100; 293 Karte 3; 307 Karte 17. 675 GJØSTEIN RESI 1986, 87 Liste 2 Taf. 90 (facettierte Ränder); 87 f. Liste 3 Taf. 91 (Berlocks); 88 Liste 4 Taf. 92 (S-Haken); 88 Liste 5 Taf. 93 (Trinkhornendbeschläge). – Vgl. auch die Karte bei MOBERG 1941, 213 Abb. 33. 676 HACHMANN 1970, 395 Abb. 49; 396 f.; 414 ff. 677 GJØSTEIN RESI 1986, 59. 678 GJØSTEIN RESI 1986. 679 J. PETERSEN, Gravpladsen fra Store Dal i Skjeberg. Norske Oldfund I (Kristiana 1916). – E. SPROCKHOFF, Store Dal. Bonner Jahrb. 158, 1958, 295 ff., bes. Taf. 61. 673

Vgl. auch LUND–HANSEN 1987, 194; 198 zum römischen Import im Norden. 681 E. VEDEL, Undersögelser angaaende den ældre Jernalder paa Bornholm (København 1873) 17 f.; Plan des Gräberfeldes S. 19. – Vgl. auch H. J. EGGERS, Einführung in die Vorgeschichte (München 31986) 82 ff. mit Abb. 5. 682 MOBERG 1941, bes. 127 f.; 197 ff. 683 K. A. LARSEN, Bornholm i ældre Jernalder. Aarb. Nordisk Oldkde. og Hist. 1949, 1–214, bes. 37 f. 684 C. J. BECKER, Førromersk jernalder i Danmark. Finska Fornm. Tidskr. 52, 1, 1953, 29–50, bes. 43 ff. 685 HACHMANN 1960, 219–222. 686 BECKER 1962. 687 BECKER 1990. 688 Vgl. C. J. BECKER, RGA2 3 (1978) 303 ff. s. v. Bornholm: Unterteilung der jüngeren vorrömischen Eisenzeit Born680

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Metallfunde enthielten, so dass insgesamt 69 Komplexe berücksichtigt wurden. Becker hat dagegen auch die einzelnen Keramikformen seinen Zeitgruppen zugewiesen, was bei manchen Formen durchaus berechtigt scheint, aber auch Probleme birgt.

men, die auf Bornholm gefunden wurden, im Fundgut des Gräberfeldes Nørre Sandegård vertreten sind689. Der 1948 bis 1952 ausgegrabene Friedhof umfasst 501 Brandgräber, von denen mit 178 gut 35% archäologisch datierbar sind. Außer sechs jungbronzezeitlichen Gräbern gehören die anderen zeitlich bestimmbaren in die jüngere vorrömische Eisenzeit und ältere Kaiserzeit690.

Als älteste Gräber der Zeitgruppe 1 wird man, wie bereits Becker vorschlug, diejenigen mit Kugelfibeln696 sowie Fibeln mit „kantig sackförmiger Bronzehülle auf dem Bügel“697 (Taf. 70, 16) ansehen dürfen. Die zugehörige Tonware ist mittelgroß und weit geöffnet und besitzt keinen oder einen nur angedeuteten Hals (Taf. 90, 9). Weiterhin gehört der ersten Gruppe auch eine Spange ähnlich der Variante Kostr. B an, allerdings mit für den skandinavischen Raum charakteristischer breiter Spirale mit Endknöpfen. Auch „echte“ Stützfaltenfibeln Kostr. C und K (Taf. 70, 2. 15) wird man bereits hierzu rechnen können, wobei auffällt, dass unter den vielen Fibeln „mit dreieckigem Bügel“ nur zwei dieses eigentlich charakteristische Merkmal einer „geknickten Fibel“ nach Kostrzewskis Definition besitzen698. Drei weitere Fibeln entsprechen zumindest in ihrem Duktus dem kontinentalen Vorbild. Erste dreiteilige Gürtel (Taf. 74, 9), die für Bornholm typisch sind, kommen bereits in der Zeitgruppe 1 vor.

Für die Untergliederung des Fundmaterials bieten sich primär Fibeln und Keramikformen an, aber auch die Beigabensitte selbst, weil die Größe der Tongefäße oder die Beigabe von Geräten an bestimmte Belegungsabschnitte gebunden scheinen. Becker unterschied bei den Gewandspangen vier zeitlich aufeinander folgende Hauptgruppen: Kugelfibeln und verwandte lokale Formen, geknickte Fibeln vom Spätlatèneschema, geschweifte Fibeln vom Spätlatèneschema und Fibeln der älteren römischen Kaiserzeit691. Die Keramik teilte er zunächst in fünf Gruppen (A– E)692, später in sieben Typen ein693, wobei neben Randformen (dünn – verdickt-facettiert) auch die Gefäßgröße für die Zeitstellung bedeutsam ist. Die unterschiedliche Datierung fand Becker durch Vergesellschaftungen mit Fibeln bestätigt. Durch die Klassifizierung konnte er vier Belegungsphasen mit ganz unterschiedlicher Gräberanzahl herausstellen694. Beim Versuch, diese Abschnitte durch Vergleich mit anderen Regionen zu datieren, zog er primär das jütische Fundmaterial heran und parallelisierte die ersten beiden Belegungsetappen von Nørre Sandegård mit der jütischen Phase IIIa, Phase 3 mit Abschnitt IIIb695.

Von diesen ältesten, „klassisch“ zu nennenden geknickten Fibeln sind andere dreieckige Spangen zu trennen, deren Bügelführung der Variante L nach Kostrzewski entspricht699, bei denen also der Bügelknick nicht in der Mitte der Fibel, sondern nach vorn zur Spirale hin verschoben ist (Taf. 70, 18). Der Nadelhalter ist stets als offener Fußrahmen gestaltet. Die Beigabe von Gürtelschmuck wird nun fast regelhaft geübt, wobei der dreiteilige Haken fast durchweg flach ist. In dieser Zeitgruppe 2a kommen mit meist schlanken, aber relativ großen Gefäßen auch neue Keramikformen vor (Taf. 90, 10).

Die Auswertung des Gräberfeldes mit Hilfe einer Kombinationstabelle erweist sich als schwierig, weil nur wenige Fundvergesellschaftungen vorhanden sind; dennoch soll sie versucht werden (Tab. 18). Daraus ergeben sich einige Unterschiede in der chronologischen Bewertung zu Beckers Einteilung, die es zu begründen gilt. In die Kombinationstabelle aufgenommen wurden allerdings nur Grabinventare, die auch

Die Überleitung zur Zeitgruppe 2b kennzeichnen geknickte Fibeln mit verbreiterter Kopfplatte, welche die Spirale abdeckt (Taf. 70, 17). Zu den Großgefäßen kommen nun auch flachbodige Näpfe oder Becher und solche mit Standfuß, jeweils mit dünnem Rand (Taf. 90, 11). Die Fibeln dieses Abschnitts 2b besitzen nun „geknickt-geschweifte“ Bügel und einen meist mit Zwischensteg durchbrochenen Rahmenfuß. Die dreiteiligen Gürtelhaken kennzeichnet jetzt überwiegend eine leicht gewölbte Gestalt. Eine Fibel vom Mittel-

holms in drei Phasen nach den Ergebnissen der Ausgrabungen von Nørre Sandergård. 689 Darauf hat bereits HACHMANN 1960, 222 hingewiesen. 690 BECKER 1990, 93. 691 BECKER 1962, 320 mit Abb. 2–3. – DERS. 1990, 80 ff. 692 BECKER 1962, 324 ff. mit Abb. 4–6. 693 BECKER 1990, 76 ff. mit Fig. 25. 694 BECKER 1990, 93 weist der ersten Phase 11 Gräber zu, der zweiten 89, der dritten Phase 40 und der vierten 31: Allerdings ergibt sich hier ein Widerspruch zur Kartierung dieser Belegungsabschnitte auf dem Gräberfeldplan Fig. 27 (Phase 1: 15 Gräber; Phase 2: 84 Gräber; Phase 3: 31 Gräber; Phase 4: 30 Gräber). 695 BECKER 1990, 88, wobei er sich für Jütland auf seine Arbeit von 1961 (BECKER 1961) bezieht.

Zu den Kugelfibeln auch LAURSEN 1984. HACHMANN 1960, 221 Taf. 3, 13. 698 Gräber 544 und 456; zur Definition vgl. KOSTRZEWSKI 1919, 34 f. – Vgl. auch BECH 1975, 75 ff., der ebenfalls für Kugelfibeln, geknickte Fibeln sowie lokale Formen mit breiter Spirale und Endknöpfen gleiche Zeitstellung annimmt. 699 KOSTRZEWSKI 1919, 36 mit Abb. 22. 696 697

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latèneschema ähnlich der Form Kostr. D/E700, aber mit oberer Sehne, wird man ebenfalls diesem Abschnitt zurechnen dürfen, wobei der vergesellschaftete Gürtelhaken mit nach verschiedenen Seiten umgebogenen Enden (Taf. 74, 2; Kostr. Typ Ib701) kontinentale Beziehungen andeutet. Auffallend bleibt das Fehlen der geschweiften Fibeln mit oberer Sehne Kostr. M702 in Nørre Sandegård, obschon derartige Fibeln auf Bornholm zumindest aus Kannikegård bekannt geworden sind703.

Gräberfeldplan (Taf. 31)‚ so zeigen sich zwei deutlich getrennte Gruppen. Einmal im nordöstlichen Teil innerhalb bzw. am Fuße eines bronzezeitlichen Grabhügels (Hügel V.35) sowie eine zweite Gruppe im südlichen Friedhofsgelände. An diese ältesten Gräber schließen sich die 24 Bestattungen der zweiten Zeitgruppe an, deutlicher im nördlichen Teil, weniger zahlreich im südlichen. Von den beiden Unterphasen 2a und 2b, die jeweils zwölf Grabinventare umfassen, befinden sich die der älteren (2a) im nördlichen Areal näher am Hügelfuß bzw. bei den ältesten Grablegen, die des jüngeren Abschnitts (2b) etwas weiter nach Osten entfernt. Die dritte Zeitgruppe, 26 Inventare stark, schließt ebenfalls an die älteren Gräber an, wobei im Osten des Hügels V.35 sowie nördlich der zweiten Gruppe zwischen Hügel V.36 und den älteren Bestattungen zwei geschlossene Verbände erkennbar sind. Die jüngsten sechs Gräber der vierten Phase lassen sich nur noch im Bereich der südlichen Gräbergruppe nachweisen, wo die periphere Lage deren späte Zeitstellung unterstreicht.

Drahtförmige geschweifte Fibeln mit unterer Sehne (Kostr. N-a704) sind dagegen aus fünf Bestattungen überliefert. Diese kleine Gräbergruppe (Zeitgruppe 3a), die in einigen Fällen Kleingefäße mit verdicktem, facettiertem Rand umfasst (Taf. 90, 12) und damit auch in der Keramik neue Tendenzen andeutet, ist im Vergleich mit anderen nordeuropäischen Regionen bereits als kaiserzeitlich zu datieren705. Deutlicher werden die Veränderungen mit den Grabinventaren der Zeitgruppe 3 auch bei der Beigabenzusammensetzung. Die Mitgabe der nun stets gewölbten dreiteiligen Gürtelhaken läuft aus, die Kleingefäße besitzen sehr häufig verdickte, facettierte Ränder, erstmals lassen sich Gefäße mit Henkel nachweisen. Neu ist auch die Beigabe von Geräten: Eisennadeln, Spinnwirtel, Sichelmesser, Griffangelmesser, halbrunde, ungestielte Messer sowie Pinzetten befinden sich erstmals unter den Grabbeigaben. Typische Fibeln des Abschnitts 3b sind breit-bandförmige geschweifte Fibeln mit unterer Sehne (Kostr. N-b/c706; Abb. 39, 40) sowie bronzene Sehnenhakenfibeln (Taf. 73, 2), die vielleicht als einheimische Imitationen kontinentaler Augenfibeln gedeutet werden können.

C. J. Becker hat, wie bereits erwähnt, auch die Gräber, welche nur eine Keramikbeigabe aufweisen, in seine Auswertung einbezogen und bei der Kartierung auf dem Gräberfeldplan mit berücksichtigt707. Seine Ergebnisse decken sich mit den hier vorgestellten in vielerlei Hinsicht, doch ergeben sich bei der Unterteilung der Gewandspangen einige bedeutende Unterschiede. Durch das Gräberfeld von Nørre Sandegård ergibt sich die gute Möglichkeit, herausgearbeitete Belegungsetappen durch die planigraphische Darstellung zu überprüfen. Wenn dieser Friedhof auch als charakteristisch für die Kulturverhältnisse und den Formenwandel von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit auf Bornholm angesehen werden kann, so wird durch das Fehlen weit verbreiteter Bronzefibeln speziell der Kaiserzeit überregionales Vergleichen erschwert. Andererseits sind beispielsweise Augenfibeln708 wie ostalpine kräftig-profilierte Fibeln709 von der Insel durchaus

Schließlich kann man noch eine vierte Zeitgruppe ausgliedern, deren Fibeln – entwickelte kräftig-profilierte (ähnlich A92), späte Augenfibeln der sog. preußischen Nebenserie (A60/61) sowie Fibeln mit gleich breit bleibendem Bügel – die jüngsten Funde auf dem Gräberfeld darstellen. Die 69 Grabfunde, die in der Kombinationstabelle berücksichtigt werden konnten, verteilen sich unterschiedlich stark auf die einzelnen Zeitgruppen. Der ältesten Etappe konnten 13 Inventare zugewiesen werden. Kartiert man diese Grabfunde auf dem

BECKER 1990, Fig. 27. Dalshøj, Haus C: A45b/47 zusammen mit A67b: O. KLINDT-JENSEN, Bornholm i Folkewanderingstiden (København 1957) 33 Abb. 28, 1–3. – Dyndalen: zwei A45b/47: KLINDT-JENSEN 1949, 224. – Kanegaard: A45b/47: ALMGREN 1923, 149 Beil. I, 7. – Slusegård Grab 82: A45b/47; Grab 821: zwei A45b/47: KLINDT-JENSEN 1978, 57 Fig. 43; 171 Fig. 86. – Store Kannikegaard: A45b/47: KLINDT-JENSEN 1949, 38 Abb. 11, b. 709 Dalshøj (siehe Anm. 677). – Fennemark, Grab: zwei A68: KLINDT-JENSEN 1949, 221. – Rispebjerg: A68: VEDEL 1886, 308. – Slusegård Grab 110: A67b; Grab 241: A68a; Grab 516: zwei A68a; Grab 930: A68: KLINDT-JENSEN 1978, 63 Fig. 47; 85 Fig. 57; 121 Fig. 63; 193 Fig. 100. – 707 708

KOSTRZEWSKI 1919, 19 mit Abb. 4–5. KOSTRZEWSKI 1919, 47 mit Abb. 31. 702 KOSTRZEWSKI 1919, 37 mit Abb. 23. – Vgl. auch unten Kap. III. A. 6. 703 VEDEL 1886, 80 Abb. 116. 704 KOSTRZEWSKI 1919, 37 f. mit Abb. 24. – Zur weiteren Unterteilung dieser Fibelgruppe siehe Kap. III. A. 7. 705 Als Vergleichsraum bieten sich die westlichen dänischen Inseln und Jütland, aber auch das Niederelbegebiet an (siehe Kap. II. H. und I.). 706 Vgl. unten Kap. III. A. 7. 700 701

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hend übernommen, aber bereits auf deren Schwächen hingewiesen715. Die Gruppengliederung des Fundstoffs von Vallhagar stützt sich wesentlich auf deren planigraphische Abfolge, wobei vor allem die Fibeln zur Unterteilung benutzt wurden. Gürtelschmuck, der seit Zeitgruppe B fast regelmäßig zur Totenausstattung gehört, ist dagegen nicht immer nur auf eine Phase begrenzt. Für die Erstellung einer feinchronologischen Abfolge kommt erschwerend hinzu, dass in zahlreichen Fällen mehrere Tote in einer Grabanlage bestattet wurden, so dass Formengut aus unterschiedlichen Zeitgruppen aus einem Grab stammt. Auf die 43 Grabanlagen von Vallhagar M entfallen so beispielsweise 70 bis maximal 78 Bestattungen716. Daher ist es nur selten möglich, „echte“ geschlossene Funde zu erhalten, weil zudem auch stratigraphische Beobachtungen nur in Einzelfällen Hinweise auf Zeitunterschiede des Fundmaterials geben717. Die Möglichkeit, die Grabfunde mittels Kombinationstabelle auszuwerten, ist somit nicht gegeben. Vor allem durch typologische Erwägungen sowie den Vergleich mit anderen skandinavischen Regionen scheint eine Überprüfung der Zeitgruppen Nyléns möglich, was nur an den altbekannten Objekten möglich ist, weil seit Nyléns Veröffentlichung zwar große Gräberfelder neu bekannt geworden sind, auf die aber bislang meist nur in Vorberichten verwiesen wurde718. Dabei lässt zumindest der Friedhof von Annelund bei Visby auch eine eindeutige planigraphische Abfolge des Formengutes von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit erkennen719 (Taf. 27 B)

bekannt geworden, die wie der keltisch/ römische Metallgefäßimport710 belegen, dass auch Bornholm an weitreichenden Austauschverbindungen Anteil hatte, die sich allerdings in Nørre Sandegård nicht dingfest machen lassen. Die bescheidene Ausstattung dieses Friedhofs wird auch darin deutlich, dass nur ein einziges Waffengrab (Grab 520) angeführt werden kann, in dem sich als Beigabe ein einschneidiges Schwert befand, das nach Lage auf dem Gräberfeld wohl in die Zeitgruppe 3b zu stellen sein dürfte. Auch dies wird man nicht als charakteristisch für Bornholm werten dürfen, nimmt man die bekannten eisenzeitlichen Waffengräber der Insel zum Vergleich711. Trotz dieser letztgenannten Einschränkungen bietet das Gräberfeld von Nørre Sandegård eine gute Möglichkeit, Formveränderungen über mehrere Generationen hinweg beobachten zu können. Deutlich wird, wie stark die hier bestattende Gemeinschaft traditionellen Formen verhaftet blieb (besonders deutlich sichtbar in der Gürtelmode) und wie langsam, gleichsam verzögert, kaiserzeitliches Formen- bzw. Ideengut Aufnahme fand. Etwas deutlicher fassbar werden die Anregungen früher provinzialrömischer Sachkultur im Friedhof von Slusegård, weil hier fremde Fibelformen in einiger Anzahl bekannt geworden sind712. Bezogen auf die Gesamtzahl der dort freigelegten Gräber sind diese Zahlen allerdings wiederum recht bescheiden. 3. Gotland

Fig. 11. – DERS. 1955, 397 ff. mit Abb. 273. – Dazu auch R. HACHMANN, Germania 33, 1955, 247–251. 715 HACHMANN 1960, 207–214. – DERS. 1970, 404 ff. 716 NYLÉN 1955, 166 ff. mit Abb. 38. 717 Beispielsweise bei Vallhagar M, Grab 9: NYLÉN 1955, 163 Abb. 37. Hier lagen Funde der Zeitgruppe C oberhalb von Funden der Gruppe B. 718 Die umfangreichen Grabungstätigkeiten sind im Forschungsbericht im Gotländskt Arkiv genannt. Verwiesen sei hier auf das Gräberfeld Habor, Ksp. Hablingo (P. MANNEKE, Gotländskt Ark. 44, 1972, 110 f.; 45, 1973, 119; 46, 1974, 111). – Aus Havor stammt auch ein bemerkenswerter Depotfund: E. NYLÉN, Die älteste Goldschmiedekunst der nordischen Eisenzeit und ihr Ursprung. Jahrb. RGZM 15, 1968 (1970) 75–94; DERS., Der goldene Halsring von Havor. In: Sveagold und Wikingerschmuck. Ausstellungskat. RGZM 3 (Mainz 1968) 89–94. – Ein großes Gräberfeld (ca. 500 Gräber aus der Zeit 500 v. Chr. bis 200 n. Chr.) wurde auch in Sälle, Ksp. Fröjel, ausgegraben (S. JENNERHOLM, Gotländskt Ark. 43, 1971, 112 f.; S. ENGLUNG, ebda. 44, 1972 bis 56, 1984 [jährliche Kurzberichte]). 719 Jährliche Vorberichte zu Annelund bei Visby (Flugplatz) von M. WENNERSTEN, Gotländskt Ark. 43, 1971 bis 59, 1987 (etwa 450 Gräber). – DIES. in: E. NYLÉN U. A. (Hrsg.), Arkeologi på Gotland. Gothlandica 14 (Visby 1979) 71–77 mit Abb. 1 (Taf. 27 B). – Diesen Plan mit Kartierung der

Eisenzeitliches Fundmaterial ist seit den Studien von O. Almgren und B. Nerman von der schwedischen Insel Gotland gut bekannt713. Mit der umfangreichen Untersuchung E. Nyléns zur jüngeren vorrömischen Eisenzeit wurde das entsprechende Sachgut ausgewertet und, ausgehend vom mittleren Gräberfeld von Vallhagar, zeitlich in vier Abschnitte (A–D) gegliedert (Taf. 32)714. R. Hachmann hat diese Abfolge weitgeStore Kannikegaard: drei A68: VEDEL 1886, 83 Fig. 137; 333. 710 EGGERS 1951, 89–91 Nr. 266–307, bes. Nr. 268, 269, 299, 306. – KUNOW 1983, 172 ff. Karten 2, 3, 6. – LUNDHANSEN 1987, 397 f.; 402; 130 Fig. 78; 294 Karte 4; 311 Karte 21; 327 Karte 37. 711 VEDEL 1886, 68 ff. – Vgl. auch die Kartierung der Waffengräber bei JAHN 1916, 236 f. Nr. 185–192; 258 f. Nr. 217–225 Taf. I und II. – DĄBROWSKA 1988A, 192 f. Abb. 1. 712 Vgl. die Angaben in Anm. 677 u. 678. 713 O. ALMGREN, Die ältere Eisenzeit Gotlands. Kungl. Vitterhets Hist. och Antikvitets Akad. 1 (Stockholm 1914). – ALMGREN/NERMAN 1923. 714 E. NYLÉN, Kontinentala Gotlands-förbindelser under senare förkristen Järnålder. Fornvännen 47, 1952, 211–235

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und könnte nach der Veröffentlichung als Korrektiv bzw. Ergänzung zum Gräberfeld Vallhagar M dienen.

belegen. Charakteristikum der Tongefäße dieses Abschnitts ist ihr S-förmig geschwungenes Profil.

Zum ältesten Formengut720 der jüngeren vorrömischen Eisenzeit Gotlands zählen eiserne Fibeln mit breiter Spirale und großen, aufgegossenen Bronzeverzierungen auf dem Bügel (Taf. 32 A). Sie zeigen durch diese fast „barocke“ Verzierung Ähnlichkeiten mit Fibeln, wie sie auch aus Dänemark bekannt geworden sind und dort in Periode IIIA datiert werden721. Dazu kommen aus Annelund auch Kugelfibeln sowie Fibeln vom Mittellatèneschema der Variante B nach Kostrzewski. Auch kleine Bronzebuckelchen mit Haltelaschen rechnet E. Nylén zum ältesten Metallsachgut722.

Schließlich konnte E. Nylén eine vierte Gruppe herausstellen, der allerdings deutlich weniger Gräber angehören als den anderen Gruppen (Taf. 32 D). Leitformen sind Bronzefibeln mit kräftig geschwungenem Bügel, Gürtelringe, bei denen Platte und Halteöse aus einem Stück hergestellt sind, und aufgenähter Kleiderbesatz in Form kleiner Bronzelbuckel. Die Keramik unterscheidet sich von älterer Tonware nur geringfügig durch den abgesetzten Hals und einen eingezogenen Boden. Durch planigraphische Beobachtungen im Gräberfeld Vallhagar M fand E. Nylén die Abfolge seiner Gruppen bestätigt (Taf. 33)725. Um den zentralen Bereich des Friedhofs mit beigabenlosen bzw. spärlich ausgestatteten Gräbern, die als älteste Grablegen anzusehen sind, gruppierten sich die übrigen Bestattungen. Gräber der Phase A befanden sich südlich und südwestlich dieser ältesten Gruppe, die der Phase B vereinzelt ebenfalls südlich, überwiegend aber nördlich. Mit Phase C erfolgte eine Ausweitung des Areals nach Nordwesten, bis sich schließlich die jüngsten Gräber in peripherer Lage am nördlichen und südwestlichen Rand befanden. Noch deutlicher scheint sich diese Abfolge der Zeitgruppen auf dem Friedhof von Annelund darzustellen, wie der vorläufigen Kartierung M. Wennerstens zu entnehmen ist (Taf. 27 B)726.

Zeitgruppe B (Taf. 32 B) besitzt als Leittyp die dreieckige Fibel aus Eisen oder Bronze sowie T-förmige Fibeln mit unechter Spirale. Gürtelzubehör ist mit rechteckigen Befestigungsplatten mit Gürtelringen oder -haken und viereckigen Beschlägen aus Eisen oder Bronze erstmals vertreten; Bronzebuckelchen gehören weiterhin zum Trachtzubehör, dazu Bronzespiralen und zylindrische Bronzeperlen. Keramik ist selten, dann mit scharfem Umbruch. Aus Nickarve ist das erste sichere Waffengrab dieses Abschnitts bekannt geworden, wo man den Toten mit einschneidigem Hiebschwert, langer, schmaler Lanze mit Mittelgrat, Schild mit flachem Schildbuckel sowie Knopfsporn ausstattete723. Leitform des dritten Abschnitts (Taf. 32 C) ist die meist aus Bronze, seltener aus Eisen gefertigte Fibel mit aufwärts gebogenem Nadelhalter. Kennzeichen dieser der äußeren Form nach norddeutsch-südjütischen Rechteckfibeln verwandten Spangen724 ist ein rautiertes Feld, das den Bügel oberhalb der Spirale umschließt. Eiserne oder bronzene Gürtel mit profilierten Befestigungsplatten und glatte oder tordierte Riemenzungen sind typisches Gürtelzubehör. Die Beigabe kleiner Messer lässt sich erstmals in Gruppe C sicher

Ein stratigraphischer Befund aus Vallhagar M sichert die relative Abfolge der Formen weiter ab, weil hier charakteristische Gegenstände der Gruppe B (u. a. dreieckige Fibeln) tiefer lagen als die der Gruppe C (u. a. Fibeln mit aufwärts gebogenem Nadelhalter)727. Doch so sicher diese relative Abfolge des gotländischen Formengutes auch ist, bereitet es doch Schwierigkeiten, die einzelnen Gruppen mit den für Kontinentaleuropa erarbeiteten Horizonten zu parallelisieren. Dies liegt vor allem darin begründet, dass bestimmte Fibelformen auf der Insel fast ganz zu fehlen scheinen, während andere sich zwar als lokale Umformungen kontinentaler Vorbilder zu erkennen geben, ohne dass aber das zeitliche Verhältnis zu den angenommenen Vorbildern stets eindeutig bestimmbar wäre. Zu den Gewandhaften, die auf Gotland kaum belegt sind, zählen die geschweiften Fibeln mit

Belegungsabfolge gibt auch NYLÉN 1986, 36 Abb. 6B wieder. – In Annelund sind Kugel-, Dreieck-, Rechteckfibel sowie Fibeln vom Mittel- und Spätlatèneschema vertreten. 720 Beschreibung der Stufeninhalte nach NYLÉN 1955, 397 ff. mit Abb. 273. – HACHMANN 1960, 208 ff. 721 Vgl. z. B. BECH 1975, 77 Abb. 1 (Bindslev sogn, Horns herred). 722 Zu diesen Buckelchen und deren z. T. sehr langer Verwendungsdauer vgl. Z. BLUMBERGS, Bronzebuckelchen als Trachtzier. Zu den Kontakten Gotlands mit dem Kontinent in der älteren römischen Kaiserzeit. Theses and Papers North-European Arch. 12 (Stockholm 1982). 723 NYLÉN 1955, 104 f. Abb. 123 u. 190. – HACHMANN 1960, 210 Abb. 63. 724 Vgl. auch MOBERG 1941, 129 f. – Zur Gruppe der Rechteckfibeln siehe auch Kap. III. A. 4.

NYLÉN 1955, 166 ff. mit Abb. 38. – HACHMANN 1960, 212 Abb. 64. 726 Abgebildet bei NYLÉN 1986, 36 Abb. 6B. Allerdings gibt diese Karte den Stand der Grabung aus dem Jahr 1978 wieder, die Untersuchungen wurden jedoch erst 1987 abgeschlossen. 727 Vallhagar M, Grab 9: NYLÉN 1955, 163 Abb. 37; 277 ff. Abb. 145–147. 725

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mondmuster angesehen werden können736, weil nicht zu entscheiden ist, welche konkreten Vorbilder auf Gotland zu welcher Zeit nachgeahmt wurden. Einen Datierungshinweis kann auch das Gittermuster auf dem Bügel geben. Die Verzierung durch gekreuzte Schraffierung ist bei Bronzegegenständen ein geometrisches Stilmittel der ausgehenden Latènezeit, das bei unterschiedlichen Kleinobjekten angebracht wurde737. Verwiesen sei beispielsweise auf eine Gruppe von Trinkhornendbeschlägen, die D. Božič als „Variante Vinji Vrh“ zusammengefasst hat738. Sie lassen sich zeitlich gut bestimmen, weil sie u. a. in Großromstedt und Schkopau vertreten sind und dort in die Zeitgruppen 2 und 3 datiert werden können739.

oberer Sehne, weil nur zwei bronzene Spangen der Form A18a in Bläsnungs und Tomase gefunden wurden728. Eiserne Formen mit oberer Sehne fehlen dagegen ganz729, und auch solche mit unterer Sehne sind nur aus Bronze in wenigen Exemplaren bekannt730. Mit vier Fibeln sind dagegen provinzialrömische Bronzefibeln der Form A2a etwas zahlreicher vertreten731. Wie schon in den anderen skandinavischen Gebieten einschließlich des nordjütischen Gebietes und Seelands, wo geschweifte Fibeln ebenfalls nahezu unbekannt geblieben sind, stellt sich auch für Gotland die Frage, welche Fibeln getragen wurden, als man auf dem Kontinent geschweifte Formen verwendete, und wie man die einzelnen Zeitgruppen der Insel mit mitteleuropäischen Formabfolgen parallelisieren kann. Den besten Anhaltspunkt geben dafür die Fibeln der Zeitgruppe D, weil die Spangen A2a in Germanien weit verbreitet und dort auf die ältestkaiserzeitliche Stufe begrenzt sind, was auch für die drahtförmigen geschweiften Fibeln mit unterer Sehne gilt732. Die beiden Fibeln A18a sind gemeinhin älter733, doch weil sie ohne weitere Beifunde sind, ist auch kein Vergleich mit anderem Sachgut möglich.

In eine ältere Gruppe als die Rechteckfibeln setzte E. Nylén die dreieckigen Spangen (Gruppe B). Auch hier ist die Verwandtschaft zu den geknickten Fibeln Kostr. K des Kontinents unübersehbar, doch bleibt fraglich, ob beide Ausprägungen als zeitgleich gesehen werden dürfen. Bereits R. Hachmann hat angedeutet, dass nicht alle Fibeln mit dreieckigem Bügel in nur eine Zeitgruppe gehören740. Wie schon in Jütland und Norwegen zu beobachten, zeigen typologisch späte Varianten die Fortdauer jener Fibelmode an. Als solche „jungen“ Merkmale sind gerauhte Bügelfelder analog denen bei Rechteckfibeln, gegitterte Nadelhalter, Bügelführung mit nach vorn verschobenem Bügelknick wie bei den Fibeln Kostr. L sowie überbreite Kopfplatten oberhalb der Spirale anzusehen741.

Fibeln mit aufwärts gebogenem Nadelhalter, meist aus Bronze aufwendig im kombinierten Guss- und Schmiedeverfahren hergestellt734, wird man mit den massiven Rechteckfibeln Südjütlands vergleichen können, die dort zum jüngsten vorrömischen Material zählen (Hilfshorizont 2), gelegentlich aber auch noch mit bereits kaiserzeitlichem Sachgut vergesellschaftet sind (Hilfshorizont 3)735. Ähnlich späte Zeitstellung möchte man auch für einen Teil der Rechteckfibeln annehmen, auch wenn die gegitterten Nadelhalter als einheimische Imitationen keltischer doppelter Halb-

Man wird folglich die Stufeneinteilung, wie sie E. Nylén vorgeschlagen hat, nicht in so starrer Weise anwenden können, wie es durch die bildliche Darstellung zum Ausdruck kommen mag. Neben „klassischen“ Formen, deren relativchronologische Abfolge eindeutig ist, muss man mit retardierenden Ausprägungen rechnen, die auch in jüngeren Abschnitten – parallel zu neuen Varianten – hergestellt und getragen wurden. Das Fehlen geschweifter Fibelformen deutet bereits eigenständige Weiterentwicklungen für jene Zeit an, doch fand Gotland offenbar zu Beginn der älteren

728 Bläsnungs, Ksp. Västkinde, Grab 106; Tomase, Ksp. Lokrume: N YLÉN 1955, 49 Abb. 75 u. 283, 4; 448 Abb. 283, 2. 729 Bei einer Fibel aus Vallhagar M, Grab 14 (NYLÉN 1955, 281 Abb. 151, 2) könnte es sich wegen der Bügelform ursprünglich um eine geschweifte Fibel mit oberer Sehne gehandelt haben. Weil die Spiralrolle vollständig fehlt, ist eine Zuweisung allerdings nicht mehr möglich. 730 Vallhagar S, Grab 88 (zwei Exemplare); Vallhagar M, Grab 93 (ein Exemplar): NYLÉN 1955, 128 Abb. 133; 133 Abb. 136. 731 Prästhagen, Grab 3; Vallhagar M, Grab 93; Frixarve; Fundort unbekannt: NYLÉN 1955, 72 Abb. 94 u. 224; 133 Abb. 136 u. 284, 1; 448 Abb. 283, 1 u. 3. Zur Herkunft der Fibel vgl. unten Kap. III. B. 3. a. (A2a). 732 Überregional entsprechend Horizont III: vgl. unten Kap. II. L. 733 Vgl. unten Kap. III. A. 5. a. (A18a). 734 NYLÉN 1955, 442. 735 Siehe oben Kap. II. I. 1. (Südjütland).

736 NYLÉN 1955, 445 f. – DERS., Kring järnålderns andra period. Antikvariskt Ark. 6, 1956, 24 f. mit Abb. 23–25. – WERNER 1977, 374 f. mit Abb. 4. 737 P. REINECKE, Zur Kenntnis der La Tène-Denkmäler der Zone nordwärts der Alpen. In: Festschrift RGZM (Mainz 1902) 96 f. mit Verweis auf die gegitterten Knöpfe spätkeltischer Zeit. 738 D. BOŽIČ, Arh. Vestnik 34, 1983, 423 ff. Abb. 1 u. 2, l. 2. 739 Großromstedt Urnengrab 1926 und 1928: PESCHEL 1990, Bl. 83, 2. 16; 84, 1. 4b. – Schkopau Grab 5: SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 104 Taf. 3h. – Zur Datierung vgl. oben Kap. II. F. 1. 740 Deutlich wird dies besonders bei HACHMANN 1960, Taf. 1, Spalte Skandinavien. 741 Vgl. auch NYLÉN 1955, 429 ff. Abb. 281, 5. 6. 7.

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Austauschbeziehungen und damit Teil der frühgermanischen Welt.

römischen Kaiserzeit wieder Anschluss an den kontinentalen Formenrhythmus. Dies scheinen auch die aus Gotland bekannt gewordenen „klassischen“ Augenfibeln A45b/47 zu bestätigen, obschon es Schwierigkeiten bereitet, einen Überblick über kaiserzeitliches Formengut der Inseln zu gewinnen. Man ist noch immer auf die Zusammenstellungen von Almgren und Nerman angewiesen742, die aber zumindest für die Augenfibeln durch eine Arbeit von J. Melander ergänzt werden kann743. Danach sind aus Gotland vier Fibeln dieser Form bekannt, wobei der Grabfund von Sojvide durch Tongefäß und Gürtelring einen direkten Anschluss an das Fundmaterial der Zeitgruppe D ermöglicht744. Vielleicht gehören auch kleine Fibeln mit gewölbtem Bügel, unterer Sehne und hochgebogenem Fuß, die als lokale Weiterbildungen der gotländischen Rechteckfibeln gelten745, in diesen Abschnitt, der in Anlehnung an E. Nylén als Zeitgruppe F bezeichnet werden kann. Typologisch entwickelte Augenfibeln der Form A52 sowie kräftig-profilierte Fibeln A68 repräsentieren jüngeres Formengut einer „Zeitgruppe F“, für die allerdings weniger sichere Belege genannt werden können746.

4. Die relative Chronologie Skandinaviens Der Versuch, Formengut der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und ältesten römischen Kaiserzeit in den skandinavischen Gebieten ähnlich feinchronologisch zu gliedern wie auf dem Festland, erwies sich als schwierig, weil meist nur wenige aussagekräftige Funde vorliegen. Bis auf den Friedhof von Nørre Såndegaard sind größere auswertbare Gräberfelder der Übergangszeit nicht vorhanden, so dass sich die Unterteilung auf typologische Erwägungen stützen muss und sich zudem an der Formenabfolge, wie sie für Jütland und die dänischen Inseln erstellt werden konnte, orientiert. Die Tabelle macht die Schwierigkeiten deutlich, zeigt aber auch die Möglichkeiten auf, Formveränderungen in den einzelnen skandinavischen Regionen zueinander in Beziehung zu setzen. Meist sind nur wenige Belege für die einzelnen Hilfshorizonte zu nennen, so dass man deren Inhalte durch Neufunde wird überprüfen müssen. In die skandinavische Abfolge lassen sich auch die festländischen schwedischen Funde einordnen, die aber nur aus Väster- und Östergotland in einiger Anzahl bekannt geworden sind749. R. Hachmann hat das entsprechende Material am Beispiel des Gräberfelds von Kyrkbakken und Bankälla750 gegliedert und drei Zeitgruppen unterschieden751. Weil aber nur wenige Fibelfunde vorliegen und auch durch neuere Gräberfeldveröffentlichungen nur wenige hinzugekommen sind752, bleibt es schwierig, festlandsschwedischen Fundstoff auf die Hilfshorizonte zu beziehen. Immerhin

So wenig zahlreich die älterkaiserzeitlichen Funde letztlich sind, so deuten sie doch an, dass auch Gotland Anteil an der Fibelmode des Kontinents hatte und dies offenbar ohne archäologisch feststellbare zeitliche Verzögerung. Neben den Fibeln, Gürtelzubehör und Trinkhörnern747 zeigen auch die römischen Importgefäße der Insel748, dass Gotland eingebunden war in weitreichende Kontakte und 742 ALMGREN/NERMAN 1923, 16 ff. mit Tab. 2–4. – Dazu auch MOBERG 1941, 156 f. – HACHMANN 1970, 408 f. mit Abb. 53 B (Besiedlung in der älteren römischen Kaiserzeit). – Neues kaiserzeitliches Fundmaterial hat der noch unpublizierte Friedhof von Annelund geliefert, wo kaiserzeitliches Material der Stufen IV1 und IV2 (nach Almgren/ Nerman) unterschieden werden konnte (vgl. Anm. 688). 743 MELANDER 1975/77. 744 Fundorte A45b/47: Svie, Ksp. Alfa (Grab, zwei Exemplare); Sojvide, Ksp. Sjonhem (Grab sowie zwei Fibeln mit unbekanntem Fundort: MELANDER 1975/77, 297; 300; ALMGREN/NERMAN 1923, 16 f. Abb. 19 Taf. 9, 123, zum Grab von Sojvide 32 Tab. 3 Nr. 103 Taf. 9, 123 (Fibel). 130 (Gürtel). 140 (Fingerring). 141 (Bernsteinperle). 145–146 (Bronzebuckelchen); Taf. 11, 183 (Keramik). 745 ALMGREN/NERMAN 1923, 17 Taf. 9, 126–127. – Vgl. auch NYLÉN 1955, 451 f. Fig. 285. 746 A52: Backhagen, Ksp. Tingstäde (Grab 2, zwei Exemplare). – A68: Backhagen, Grab 29: ALMGREN/NERMAN 1923, 17 Taf. 9, 124. 125. 747 Vgl. ALMGREN/NERMAN 1923, Taf. 9, 131. 132. 136. 137. 138; Taf. 10, 156. 157; vgl. auch Taf. 11, 171. 748 Vgl. J. LINDEBERG, Die Einfuhr römischer Bronzegefäße nach Gotland. Saalburg-Jahrb. 30, 1973, 5 ff. – EGGERS 1951, 99 ff. Nr. 512–555. – LUND-HANSEN 1987, 294 Karte 4; 446 ff.

749 Übersicht bei G. ARWIDSSON, Den förrömerska Järnåldern i Servige. Finska Fornm. Tidskr. 52, 1, 1953, 73– 76. – OXENSTIERNA 1948, 199 ff. – DERS., Die ältere Eisenzeit in Östergotland (Ligingö 1958). 750 K. E SAHLSTRÖM/N.-O. GEJVALL, Gravfältet på Kyrkbacken i Horns Socken, Västergötland. Kungl. Vitterh. Hist. Antikv. Akad. Handlingar 60, 2 (Stockholm 1948). – DIES., Bankälla och Stora Ro. Två Västgötska brandgropsgravfält. Ebda. 89 (Stockholm 1954). 751 HACHMANN 1960, 198–207 mit Abb. 60 u. 61 (Västergötland); 214–219 (Östergötland). 752 CULLBERG 1973. – DIES., Ekehögen – Backa Röd – Valtersberg. Frågor om kronologi och kulturkontakter under yngre förromersk järnålder i Göteborgsområdet. Stud. i Nordisk Ark. 12 (Göteborg 1973). – P. LUNDSTRÖM, Gravfälten vid Fiskeby i Norrköping, Bd. 1 (Stockholm 1970); Bd. 2 (Stockholm 1965). – Zu den schwedischen Augenfibeln vgl. MELANDER 1975/77, 285 ff. – U. E. HAGBERG erwähnt drei unpublizierte Gräberfelder der vorrömischen Eisenzeit (Såntorp 300 Gräber, Hasslösa 70 Gräber, Vinköl ca. 90 Gräber) In: Peregrinatio Gothica. Arch. Baltica 7 (Łódź 1986) 18.

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Norwegen

Bornholm

Kostr. A Phase 1 Kostr. D/E Kostr. K

Phase 2 Späte Kostr. K

Phase 3 Almgren 45b/47 Almgren 26 Phase 4 Almgren 68a Almgren 74/75 Almgren 28

Phase 1 Kugelfibeln Kostr. C Kostr. K Phase 2a Kostr. K/L Phase 2b Späte Kostr. K Phase 3a Kostr. N-a

Gotland Zeitgruppe A Fibeln mit plastischer Bügelzier Zeitgruppe B Dreieckige Fibeln T-förmige Fibeln Zeitgruppe C Späte dreieckige Fibeln Rechteckfibeln Almgren 18a Zeitgruppe D Späte Rechteckfibeln Almgren 2a Kostr. N-a Zeitgruppe E Almgren 45b/47 Fibeln mit unterer Sehne

Phase 3b Kostr. N-b/c Almgren 45b/47 Almgren 67b Phase 4 Almgren 68 Almgren 60/61

Zeitgruppe F Almgren 52 Almgren 68

Hilfshorizonte 1 2

3

4

5

6

Abb. 6. Synchronistische Tabelle für Skandinavien.

wird deutlich, dass auch hier geschweifte Fibeln fast ganz zu fehlen scheinen und Fibeln mit dreieckigem Bügel kaiserzeitlichem Formengut unmittelbar vorausgingen.

Seit der grundlegenden Arbeit von J. Kostrzewski zur „Ostgermanischen Kultur“753 ist der Fundstoff des östlichen Mitteleuropas, wenn auch regional unterschiedlich, beständig gewachsen und in einer Vielzahl von Arbeiten besprochen und ausgewertet worden754. Die zeitliche Gliederung des Fundmaterials scheint dabei weitgehend geklärt, wobei der Forschungsstand 1981 in der „Urgeschichte Polens“ zusammenfassend dargestellt wurde755.

Das skandinavische Material bleibt in seiner zeitlichen Bewertung nicht ohne Probleme, weil Fundgruppen, die auf dem Kontinent weit verbreitet waren, nur ausnahmsweise in den Norden gelangten. Die Anbindung an die kontinentale Zeitabfolge ist deshalb nicht immer gesichert. Immerhin wird aber deutlich, dass mit dem „Horizont der klassischen Augenfibeln“ auch in Skandinavien der Wandel von vorrömischem zu älterkaiserzeitlichem Formengut endgültig vollzogen war.

Bei der vorliegenden Untersuchung wird es deshalb vor allem darum gehen, die bisherigen zeitlichen Gliederungen an ausgewählten Beispielen zu überprüfen und nach Hinweisen dafür zu suchen, ob auch im östlichen Mitteleuropa ähnlich enge Phaseneinteilungen möglich sind, wie sie speziell im Gebiet der Elbgermanen herausgearbeitet werden konnten, oder ob hier in Ostgermanien ein anderer Rhythmus in der Veränderung des Sachguts vorherrschte.

K. Die Chronologie im östlichen Mitteleuropa

1. Hinterpommern und unteres Weichselgebiet

In der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und älteren römischen Kaiserzeit sind im östlichen Mitteleuropa zwei große archäologische Kulturen vertreten. Hinterpommern sowie das Weichselmündungsgebiet waren Siedlungsgebiet der Oksywie- bzw. Wielbark-Kultur, während im mittleren und südlichen Polen die Przeworsk-Kultur beheimatet war.

Das archäologische Fundgut im Küstengebiet Hinterpommerns sowie im Weichselmündungsgebiet wird zwei Kulturgruppen zugeschrieben: der OksywieKOSTRZEWSKI 1919. Forschungsgeschichtlicher Überblick bei HACHMANN 1960, 24. – DERS. 1970, 221 ff. 755 PRAHISTORIA ZIEM POLSKICH 5. 753 754

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zugehöriger Plan, der eine planigraphische Überprüfung der Belegungsetappen ermöglichen würde. Daher bleibt noch immer das Gräberfeld von RondsenRządz761 wichtigster Fundplatz, wenn auch die Gräberfelder von Warszkowo-Alt Warschow762 und Niemica-Nemitz763, beide im Kreis Sławo-Schlawe, inzwischen veröffentlicht wurden und als Ergänzung dienen können.

Kultur und der Wielbark-Kultur. Diese beiden Gruppen lösen sich bei anfänglich identischen Siedelgebieten zeitlich ab, wobei weniger Veränderungen im Formengut als vielmehr signifikante Unterschiede im Totenbrauchtum eine Unterscheidung ermöglichen. In der Oksywie-Kultur der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und dem Beginn der älteren römischen Kaiserzeit dominierten Brandbestattungen, und den toten Kriegern wurden ihre Waffen mit ins Grab gegeben. Dagegen erfolgte während der kaiserzeitlichen Wielbark-Kultur (ab spättiberisch-claudischer Zeit) der Übergang zur Körpergrabsitte, häufiger in Grabhügeln mit Steinkreisen, und die Mitgabe der Waffe ins Grab unterblieb ganz. Man hat vor allem die abrupten Veränderungen in der Beigabensitte mit einem Bevölkerungswechsel, zumindest aber Zuzug in Verbindung bringen wollen und darin den archäologischen Nachweis für die Ankunft der Goten im Weichselgebiet zu erkennen geglaubt756. Auf diese viel diskutierte, letztlich aber noch immer nicht geklärte Frage ist hier nicht einzugehen, weil nur die chronologische Gliederung des „übergangszeitlichen“ Fundstoffs untersucht werden soll. Deshalb wird auch der auf die Region bezogene, neutrale Name „Unterweichsel-Gruppe“757 beibehalten.

1.a. Das Gräberfeld von Rondsen-Rządz Trotz aller Unzulänglichkeiten, die mit S. Angers seinerzeit vorbildlicher Publikation heute verbunden sind, bietet der Friedhof mit einer großen Anzahl beigabenführender Gräber aus der vorrömischen Eisenzeit und älteren Kaiserzeit sowie einem Gräberfeldplan die Möglichkeit, Formveränderungen über mehrere Generationen hinweg zu beobachten sowie die Belegungsabfolge planigraphisch abzusichern. Bereits R. Hachmann hat diesen Friedhof als „Rückgrat der Chronologie“ des Unterweichselraumes verwendet764; ihm wird auch die nach den Fundlisten Kostrzewskis, Blumes, Bohnsacks und Almgrens rekonstruierte genauere Formenansprache vieler Funde verdankt, die als Grundlage unserer Untersuchungen dient765.

Obschon zahlreiche Gräberfelder aus dem südlichen Ostseegebiet bekannt geworden sind758, bieten dennoch nur wenige größere, systematisch und weitgehend vollständig ausgegrabene und publizierte Friedhöfe die Möglichkeit, das Fundgut feinchronologisch zu ordnen759. Von vielen älteren, im Krieg meist vernichteten Grabfunden liegen nur Beschreibungen in Listenform vor, die für eine verfeinerte Formenunterteilung nicht immer die nötigen Informationen geben760. Auch fehlt für die meisten Gräberfelder ein

R. Hachmann untersuchte die Männer- und Frauengräber getrennt und unterschied fünf bzw. sechs Zeitgruppen, von denen er drei bzw. vier der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zuwies, während die beiden jüngsten kaiserzeitliches Formengut beinhalten. Die Trennung der waffenführenden Gräber von den Bestattungen ohne Kriegsgerät erwies sich wegen der großen Gräberzahl als zweckmäßig. Von den ursprünglich 828 geborgenen Bestattungen konnten 105 durch Einbindung in eine Kombinationstabelle direkt sowie etwa 40 weitere Grabinventare indirekt zeitlich bestimmt werden.

z. B. SHCHUKIN 1989, 38 ff. – WOŁĄGIEWICZ 1986. – GODŁOWSKI 1986. – WOŁĄGIEWICZ 1981. – HACHMANN 1970, 245 ff., dazu die Rezensionen von K. GODŁOWSKI, Sprawozdania Arch. Krakòw 24, 1972, 533 ff. und J. KMIECINSKI, Ethn.-Arch. Zeitschr. 18, 1977, 419 ff. 757 HACHMANN 1960, 26 ff. 758 Vgl. die Tabelle „gut untersuchter Gräberfelder“ bei WOŁĄGIEWICZ 1986, Abb. 13, zusammengestellt auch bei T. GRABARCZYK, Metalow rzemiosło artystyczne na Pomorzu w okresie rzymskim. Prace Komisji Arch. 9 (Wrocław u. a. 1983) 82 ff. 759 Zur Unterteilung des vorrömischen und kaiserzeitlichen Fundmaterials vgl. R. WOŁĄGIEWICZ, Mat. Zachodniopomorskie 12, 1966, 169 ff. – DERS., Kultury oksywska i wielbarska. In: PRAHISTORIA ZIEM POLSKICH 5, 135 ff., bes. Tab. 20 u. 23. – DERS. 1981, 79 ff. Abb. 1. – Zur weiteren Unterteilung älterkaiserzeitlichen Fundstoffs siehe M. PIETRZAK in: Problemy Kultury Wielbarskiej (Słupsk 1981) 107 ff. 760 Siehe z. B. die Listen bei KOSTRZEWSKI 1919, Teil II. – BOHNSACK 1938, 148 ff. – BLUME 1912/15. 756

ANGER 1891. – Wiederabdruck in HACHMANN 1972, 1 ff. 762 R. WOŁĄGIEWICZ, Mat. Zachodniopomorskie 11, 1965, 179–280. 763 R. WOŁĄGIEWICZ, Mat. Zachodniopomorskie 10, 1964, 105–138. 764 HACHMANN 1950/51B, 79 ff. – Wiederabdruck in HACHMANN 1972, 85 ff. – DERS. 1960, 27 ff. 765 HACHMANN 1950/51B, 91–94, wobei es allerdings vereinzelt Differenzen zwischen Angers Angaben und Hachmanns Listen gibt. Vgl. z. B. Grab 644: nach Hachmann mit zwei Fibeln A48/52, nach Anger zwei eiserne Latènefibeln mit durchbrochenem Fuß. Auch kann mitunter mancher Fund besser eingeordnet werden; z. B. handelt es sich bei den Fibeln Hachmann A48/52 überwiegend um solche der Form A51/52, was für feinchronologische Fragen nicht ohne Bedeutung bleibt. 761

74

Völling, Germanien an der Zeitenwende

beizugeben; Kriegsgerät aus jüngeren Gräbern ist in Rondsen nicht nachzuweisen.

Die Tabelle 19 mit 33 Waffengräbern lässt zunächst eine Dreiteilung des Fundstoffs erkennen, wobei die einzelnen Belegungsetappen ungleich stark vertreten sind. Als älteste Phase, allerdings nur mit drei Grabfunden vertreten, können Gräber mit Fibeln vom Spätlatèneschema Kostr. A sowie Rundschildbuckel der Form Bohnsack 3/4 herausgestellt werden. Lange, schmale Lanzenspitzen mit kräftiger Mittelrippe766 (Taf. 77, 1) sind für diesen Abschnitt bereits belegt, bleiben aber auch darüber hinaus für Phase 2 kennzeichnend und kommen während der dritten Belegungsetappe nur noch vereinzelt vor.

Die zweite Tabelle zum Gräberfeld von Rondsen (Tab. 20) umfasst 73 waffenlose Bestattungen, bei denen es sich überwiegend um Frauengräber handeln dürfte, wie charakteristisches Trachtzubehör zeigt. Weil aber die Waffenbeigabensitte am Ende der vorrömischen Eisenzeit aufhörte, müssen sich zumindest unter den jüngeren Bestattungen auch solche von Männern verbergen, ohne dass in der Mehrzahl der Fälle auf archäologischem Wege eindeutige Kriterien dafür angeführt werden können.

Leitformen der Bewaffnung aus der zweiten Belegungsphase sind neben der lang-schmalen Lanze das einschneidige Hiebschwert, eiserne Ringe des Wehrgehänges, runde Schildbuckel mit ausgezogener Spitze der Form Bohnsack 5/6 (Taf. 45) und Schildfesseln der Form Kostr. II. Charakteristisches Trachtzubehör sind geknickte Fibeln Kostr. K und Schüsselfibeln (Kostr. J; Taf. 70, 21). Zweischneidige Hiebwaffen spätkeltischer Form (Taf. 76, 1) und kurze Speere der Form Kostr. IIb sind bereits in Phase 2 belegt, kommen aber auch in jüngeren Gräbern der dritten Stufe vor. Gleiches gilt für die Pinzetten. Phase 2 können vierzehn Waffengräber zugewiesen werden.

Die Unterteilung in mehrere Abschnitte erweist sich als schwieriger und mitunter wenig deutlich. Eine älteste Phase scheinen Grabfunde mit der Fibel Kostr. A zu bilden769, was durch die Kombinationstabelle allerdings kaum deutlich wird. Die Beigabe von doppelkonischen Spinnwirteln ist bereits jetzt nachzuweisen. Im Unterschied zur ersten Phase ist in Gräbern des zweiten Abschnitts, der 29 Bestattungen direkt zugewiesen werden können und die damit die zahlenmäßig stärkste ist, Gürtelzubehör häufig beigegeben worden. Obschon man diese Gruppe als zeitliche Einheit sehen kann, lassen verschiedene Beobachtungen eine Unterteilung möglich erscheinen770. Für Phase 2a sind Scharniergürtelhaken (Taf. 74, 1) sowie geknickte Fibeln Kostr. K Leitformen, dazu aber auch Spangen vom Mittellatèneschema Kostr. G/H. Nähnadeln und Sichelmesser sind die ältesten Gerätebeigaben771.

Dem dritten Belegungsabschnitt gehören fünfzehn Bestattungen an. Neben älteren Lanzen- und Schwertformen zeigen Stangenschildbuckel (Bohnsack Form 7; Taf. 78, 1) und Lanzenspitzen mit ausgeschnittenem Blatt (Taf. 77, 2–4)‚ die verziert sein können, deutliche Veränderungen im Formengut. Dies gilt auch für die Fibeln, weil geschweifte Spangen mit oberer Sehne (Kostr. M-a) ältere Formen ersetzt haben. Auch die Beigabe von Bogen- oder Sichelmessern ist nur für die dritte Stufe nachzuweisen.

In Phase 2b scheint die Gürtelmode verändert, weil nun eingliedrige Haken der Form IIb (Taf. 74, 4) sowie dreiteilige Gürtel IIIb (Taf. 74, 6) nach Kostrzewski vorherrschen. Mittellatènefibeln Kostr. D/E sowie solche vom Spätlatèneschema Kostrzewski Abb. 15 (Taf. 70, 10) und Schüsselfibeln (Kostr. J) kennzeich-

Nimmt man die elbgermanische Formentwicklung als Vergleich, kann Grab 626 mit konischem Schildbuckel der Form Bohnsack 9 (Taf. 78, 5) bereits eine vierte Phase anzeigen767. Auch Grab D1 (2.4.1884) mit Schildbuckel unbekannter Form könnte man diesem vierten Abschnitt zuweisen, weil die geschweifte Fibel mit unterer Sehne (Kostr. N) überwiegend jünger ist als die mit oberer Sehne768. Mit diesen Gräbern endet die Sitte, den verstorbenen Kriegern ihre Waffen

769 Neben den Gräbern 438 und Ab11 gehören auch die Gräber B47 u. 344 in diese älteste Phase 1. 770 Vgl. dazu auch HACHMANN 1960, 29 ff. (Zeitgruppe 2 und 3 mit etwas anderer Unterteilung). – Zur Kritik an Hachmanns Gliederung siehe BOOSEN 1977, 76. 771 Weil die Fibel Kostr. K eine Stützfalte besitzt, scheint es wahrscheinlich, dass auch die Fibel mit Stützfalte vom Mittellatèneschema Kostr. C (Gräber B50, 477, 617) in diese Phase 2a gehört (vgl. BOOSEN 1977, 75 f.), zumal sich planigraphisch ein gewisser Abstand zu den Fibeln Kostr. A abzeichnet. Vgl. dazu auch HACHMANN 1960, 29; 31 Abb. 7. – Weitere Gräber mit geknickter Fibel oder Scharniergürtelhaken kann man der Phase 2a zuweisen: Gräber B48, 170, 613, 646 (K), 511 (F), 436 (G), D2, D9, B22 (Scharniergürtelhaken).

In dieser Gruppe sind die Lanzenformen IIa und III nach KOSTRZEWSKI 1919, 112 ff. und Gruppe 2 nach JAHN 1916, 54 ff. zusammengefasst, die übereinstimmende Merkmale (lang, relativ schlank, Mittelgrat) besitzen. Vgl. auch die Kritik an Kostrzewskis Einteilung bei BOHNSACK 1938, 50 f. 767 Vgl. z. B. die Belegungsabfolgen von Großromstedt und Schkopau (Kap. II. F. 1.). 768 Siehe dazu unten die Abfolge waffenloser Gräber aus Rondsen sowie die Ausführungen in Kap. III. A. 6. und 7. 766

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

und Griffangel sind erstmals in dieser Phase belegt777. Mit diesem Belegungsabschnitt würde man nach allgemeinen typologischen Erwägungen das zweite abseits aufgefundene Prunkgrab horizontieren wollen, ohne dies selbst am Fundmaterial der Nekropole von Rondsen festmachen zu können778.

nen diesen Abschnitt. Nähnadeln, Sichelmesser und Spinnwirtel wurden weiterhin beigegeben772. Im dritten Abschnitt sind diese Geräte weiterhin belegt, dazu auch Bogenmesser, doch sind mit eisernen und bronzenen geschweiften Fibeln mit oberer Sehne Kostr. M und A18a neue Formen vertreten. Mit einem steilwandigen Becken E67 (Taf. 81) ist erstmals römischer Import vorhanden, der weitreichende Austauschbeziehungen anzeigt. Schon in Phase 3 gehören bereits die ersten geschweiften Fibeln mit unterer Sehne Kostr. N-a, die zum nächsten Belegungsabschnitt überleiten773.

Belegungsphase 7 kann wiederum durch Gürtelzubehör und Fibeln von älterem Sachgut getrennt werden, weil nun Schnallen in Halbkreisform charakteristisch sind. Augenfibeln „ohne Augen“ A53 (Taf. 73, 8) sowie die der sog. preußischen Nebenserie (A57/61; Taf. 73, 9) sind Leitformen, dazu profilierte Spangen A72 und Fibeln mit zweilappiger Rollenkappe A39. Bronzene Haarnadeln sowie Bronzeberlocks lassen sich erstmals nachweisen779.

Phase 4 kann nur durch andersartige Gewandhaften vom älteren Sachgut getrennt werden, weil mit Fibeln der Form A2a sowie Doppelknopffibeln A236 (Taf. 72, 14) die ältesten provinzialrömischen Trachtelemente aus dem ostalpinen Gebiet nachgewiesen werden können774.

Wenn von den 828 überlieferten Bestattungen fast ein Fünftel zeitlich näher bestimmt werden kann, ist dies eingedenk der Schwierigkeiten, mit Hilfe der Beschreibungen S. Angers sowie der in Fundlisten erfassten Typen Grabinventare zu rekonstruieren, eine vergleichsweise große Zahl. Dennoch ergeben sich signifikante Unterschiede, betrachtet man die Anzahl der Gräber, die den einzelnen Belegungsabschnitten zugewiesen werden können. Dabei bereitet die Synchronisierung der Gräber mit und ohne Waffen wenig Schwierigkeiten, weil vor allem die Fibeln als verbindendes Element dienen. Die zweigeteilte Phase der waffenlosen Bestattungen findet bei den Männergräbern der Phase 2 Entsprechungen, wobei hier die Fibeln Kostr. K und J Leitformen sind, die andeuten, dass die Trennung in zwei Abschnitte bei den Frauen vielleicht doch mehr unterschiedliche Trachtgewohnheiten widerspiegelt als große zeitliche Unterschiede. Die Verbindung der übrigen Phasen bereitet dagegen keine Schwierigkeiten.

Besser zu bewerten ist der Formenbestand für die 5. Phase, weil neben verschiedenen Fibelformen auch Gürtelzubehör und Schmuck Veränderungen erkennen lassen. Eiserne, runde Schnallen, unterschiedlich farbige Glasperlen und einfache Bronzearmringe der Form Blume 24 (Taf. 80, 12) sind ebenso Leitformen wie die „klassischen“ Augenfibeln A45b/47 (Taf. 72, 7) und kräfig-profilierte Fibeln A67b775 (Taf. 72, 8). Das abseits des Gräberfelds 1888 gefundene Prunkgrab II wird man diesem Abschnitt zurechnen können, was vor allem durch die beiden Augenfibeln (A45) sowie die kräftig-profilierte (A71) zum Ausdruck kommt776. In Abschnitt 6 erfahren vor allem die Spangen typologische Veränderungen, während Glasperlen und Armringe, jetzt meist mit verdickten Enden (Blume Form 25; Taf. 80, 13), weiterhin zur Grabausstattung gehören. Kräftig-profilierte Fibeln A68a und A74 (Taf. 73, 3. 5) sowie Varianten der Augenfibeln A51/52 sind die Leitformen. Kleine Messer mit geradem Rücken

Abbildung 7 macht deutlich, dass vor allem die Gräber der jüngereisenzeitlichen Abschnitte 2 und 3 deutlich überrepräsentiert scheinen. Es ist jedoch zu bedenken, dass mit Phase 4 die Sitte der Waffenbeigabe aussetzt und damit eine wichtige, auch chronologisch auswertbare Quellengruppe ganz entfällt. Schließlich muss daran erinnert werden, dass vor allem den Listen J. Kostrzewskis und D. Bohnsacks zahlreiche Informationen und genaue Typenansprachen zu verdanken sind. Beide

772 Der Phase 2b kann man noch die Gräber D5 (Gürtelhaken IIIb), 199 (Fibel bei Kostrzewski Abb.15) und G2 (J) zuweisen. 773 Zur Phase 3 gehört auch Grab 2 (M) und wahrscheinlich Grab F2 (Bronzebecken E67). Bei den Gräbern mit Fibeln Kostr. N als einzig datierender Beigabe (Gräber B54, G5, G13, G20, 6, 8, 227, 673) ist eine Zuweisung zu Phase 3 oder 4 nicht eindeutig möglich. 774 Weitere Gräber mit Fibel A2a/Kostr. O der Phase 4: G4, F3, G18, 262, 542, 566. 775 Zur Unterteilung der Fibeln A67 siehe Kap. III. B. 4. Weitere Gräber der 5. Phase sind Grab 59 (A45b/47) und D7 (Kreisschnalle). 776 LA BAUME 1928, 42 ff. Abb. 5–11. – Wiederabdruck bei HACHMANN 1972, 82 ff. – Zum Prunkgrab auch EGGERS 1949/50, bes. 109.

777 Weitere Gräber der 6. Phase: Gräber 372 (A74) und 667 (A51/52). 778 LA BAUME 1928, 40 f. Abb. 1–4. – Die Fibel A37 legt diese Zuweisung nahe, weil sie im elbgermanischen Gebiet jünger als die klassischen Augenfibeln datiert werden muss. 779 Weitere Gräber der Phase 7: 40, 41, 326 (A57/61), B52 (A72), 320 (A39). Die jüngsten Bestattungen des Friedhofs („Phase 8“) mit Fibeln A112, 114, 123, 120/124 und Schlangenkopfarmringen liegen weit außerhalb unserer Fragestellung und brauchen hier nicht weiter behandelt zu werden.

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Phase

waffenlose Gräber

Waffengräber

gesamt

1

4

3

7

2a

29

2b

15

13

57

3

9

4

12

(+8)

15

24

2

14

Grabgruppen an, zugleich erfolgte aber auch eine Ausweitung nach Süden. Erst mit den Phasen 6 und 7 zeigen sich einige Veränderungen, weil der Schwerpunkt der Grablegen nun eindeutig im südlichen Gräberfeldteil liegt. Allerdings finden sich nach wie vor Gräber auch im zentralen Bereich sowie im nordöstlichen Areal782. Versucht man, diesen Befund, der keine einfache Abfolge erkennen lässt, zu deuten, so scheint es nicht unwahrscheinlich, hier die Bestattungareale mehrerer Sozial- und/oder Siedelgruppen anzunehmen, die gemeinsam ein großes Gräberfeld bildeten783. Mindestens vier Gruppen lassen sich erkennen (Taf. 36– 37): Gruppe A im Zentrum, wo sich Bestattungen von Phase 1 bis 7 nachweisen lassen, Gruppe B mit Gräbern der Abschnitte 1 bis 3784, Gruppe C am nordöstlichen Rand der Grabungsfläche mit Grablegen der Zeitabschnitte 2 bis 7 und Gruppe D westlich der Mitte mit Bestattungen aus den Phasen 2 bis 5. Für den südlichen Gräberfeldteil wird dagegen eine solche Gruppe nicht recht deutlich. Hier scheint dagegen eine zeitliche gestaffelte Abfolge von Nord nach Süd erkennbar zu sein, die erst mit Gräbern der Phasen 4 und 5 beginnt. Die besondere Bedeutung der Gräbergruppe A hat bereits R. Hachmann herausgestellt und die dort zahlreichen Kriegergräber (Taf. 37) mit deren besonderem Vorrecht zu erklären versucht, bei den ältesten Gräbern bestattet zu werden785. Die Gemeinschaft, die hier ihre Toten begrub, blieb offensichtlich während der ganzen Belegungszeit des Rondsener Friedhofs beständig, weil bis Phase 7 immer wieder die Nähe der alten Gräber gesucht wurde. Auf den besonderen Stellenwert der in Areal A bestattenden Gruppe verweist auch eines der beiden einzigen ihrer Lage nach bekannten Gräber mit Bronzegeschirr. Eine ähnlich lange Nutzungsdauer zeigt sich bei Gruppe C, während andere Areale offenbar nach kürzerer Belegung aufgegeben wurden. Die ab Phase 4/5 feststellbare Verlagerung in den südlichen Teil des Friedhofs mag in Zusammenhang mit der Aufgabe der Waffenbeigabensitte gesehen werden, weil vielleicht die bindende Klammer des gemeinsamen Waffengangs, der vor allem bei Gruppe A auch in räumlicher Nähe der Gräber mit Kriegsgerät zum Ausdruck

(+8)

5

10

10

6

10

10

7

19

19

Abb. 7. Anzahl der zuweisbaren Gräber pro Belegungsabschnitt.

Arbeiten behandelten jedoch nur spätlatènezeitliche Fundgruppen, während das kaiserzeitliche Material nicht in ähnlicher Weise erfasst wurde, denn E. Blume hat die Funde „nicht eingehender studiert“. Seine Typenbestimmungen beruhen demnach offensichtlich auf der Durchsicht der seinerzeit bekannten Veröffentlichungen780. Man wird daher nicht von der Gräberanzahl auf „unterschiedlich lange Belegungsabschnitte“ schließen wollen, sondern primär ungleiche Überlieferungsbedingungen für die abweichende Gewichtung der Phasen verantwortlich machen. Weil zudem die für Untergliederung geeignete Keramik aus Rondsen von Anger kaum beschrieben und auch nur auf einer Tafel abgebildet wurde und die Listen bei Kostrzewski für diese Fragestellung nicht geeignet sind781, ist dadurch keinerlei Überprüfung möglich. Überträgt man die durch die Kombinationstabelle ermittelten sowie indirekt erschlossenen Gräber der einzelnen Phasen auf den Gräberfeldplan, so ergibt sich zunächst keine klare planigraphische Abfolge (Taf. 34–35). Dennoch werden einige Besonderheiten deutlich. Die ältesten Gräber (Phase 1; Taf. 34) befinden sich im zentralen Bereich des Friedhofs. Die zahlreichen Bestattungen der Phase 2 sind ebenfalls in diesem mittleren Areal belegt, dazu aber auch im nordöstlichen und östlichen Teil. Mit der dritten Phase erfolgt eine Ausweitung nach Südwesten, obschon man auch in den alten Arealen (Mitte und Nordosten) weiter bestattete. Gräber des vierten und fünften Abschnitts (Taf. 35) schließen an die bestehenden

Dazu HACHMANN 1950/51B, 89 ff. Karten 1–6. Vgl. z. B. G. KOSSACK, Gemeinschaftsbildung. In: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 378 ff. – P. SCHMID, ebda. 377 (zum friesischen Gräberfeld Dunum: 778 Gräber, verteilt auf fünf Bestattungsplätze innerhalb eines Gräberfeldes; Nachweis von fünf Wohnplätzen). – Siehe auch BOOSEN 1977, 181 Anm. 419. 784 Zwar befindet sich mit Grab 467 aus Phase 7 eine deutlich jüngere Bestattung innerhalb dieser Gruppe, doch fehlen sichere Gräber der Phasen 4–6, so dass keine ununterbrochene Nutzung dieses Geländes anzunehmen ist. 785 HACHMANN 1950/51B, 84 f. mit Karte 4. 782 783

Zur Forschungsgeschichte HACHMANN 1972, VII ff. ANGER 1891, Taf. 24. – KOSTRZEWSKI 1919, 180 ff. – Vgl. dazu auch BOHNSACK 1938, 74 ff. – HACHMANN 1960, 42.

780 781

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Abschnitt zuweisbare Keramik ist eiförmig oder besitzt einen niedrigen, scharfen Umbruch und einen facettierten Rand (Taf. 93, 5. 6)789.

kommt (Taf. 37), nicht mehr den Stellenwert besaß wie ehedem. Dies bleibt freilich Hypothese. Trifft aber die hier vorgeschlagene Deutung zu, dass unterschiedliche Gemeinschaften das Gräberfeld benutzten, könnten Anlage, Benutzung und Aufgabe einzelner Areale indirekt die letztlich instabilen Verhältnisse frühgermanischer Verbände widerspiegeln, wie sie in ähnlicher Weise auch durch die Lebensform in „Wandersiedlungen“ bezeugt sind786.

Verändert zeigt sich das Sachgut der zweiten Phase. Waffen können diesem Abschnitt nicht mehr zugewiesen werden, doch sind nun verschiedene Kleingeräte beigegeben worden. Sichelmesser mit glattem oder tordiertem Griff, konische Spinnwirtel und Nähnadeln sind vertreten. Fibelleitform ist die einfach drahtförmige geschweifte Fibel mit unterer Sehne (Kostr. N) sowie durchbrochenem Nadelhalter. Von der Tonware sind kleine Becher (Taf. 93, 7) in Gräbern dieses Abschnitts belegt790.

Im Vergleich zu den chronologischen und soziologischen Ergebnissen, die R. Hachmann erzielte, ergeben sich zahlreiche Übereinstimmungen, aber auch manche Unterschiede. Es schien trotz aller publikationsbedingten Einschränkungen möglich, das Fundgut von Rondsen in noch enger gefasste Zeitabschnitte einzuteilen. Wenn dadurch auch manche Phasen durch nur wenige Grabfunde und Formen belegt zu sein scheinen, wird speziell die zeitliche Trennung der Fibeln Kostr. M, N und O durch andere Grabfunde sowie die Untersuchung der kleinen Gräberfelder von Niemica und Warszkowo bestätigt.

Kräftig-profilierte Fibeln A67/68 deuten an, dass mit Phase 2 noch nicht das Ende der Belegung dieses Friedhofs anzusetzen ist, zumal nicht zu entscheiden ist, wie vollständig dieser Platz ausgegraben werden konnte. Ein direkter Anschluss an den zweiten Abschnitt wäre mit diesen Funden einer „Phase 3“ nur dann möglich, sollte es sich um Spangen der Form A67 handeln791. Es fällt auf, dass in Phase 1 Gräber mit Waffen überrepräsentiert sind, während eindeutig weibliche Bestattungen kennzeichnende Beigaben zu fehlen scheinen. Entgegengesetzt zeigt sich Phase 2, weil hier männliche Tote charakterisierende Funde fehlen und Geräte aus dem häuslichen Bereich überwiegen. Man könnte daher als Kritik an den beiden zeitlich gedeuteten Gruppen einwenden, dass damit nur Männer- bzw. Frauengräber erfasst seien. Mit den Funden aus Niemica-Nemitz allein könnte man diesen Einwand nicht widerlegen, doch bestätigt sich auch auf anderen Gräberfeldern Germaniens, dass die Sehnenlage der Fibeln chronologisch zu deuten ist792. Bleiben folglich nicht zuletzt auch wegen der kleinen Zahl Unsicherheiten hinsichtlich der zeitlichen Untergliederung, so ist die Ausgangslage in Warszkowo-Alt Warschow ungleich besser.

1.b. Die Gräberfelder von Niemica und Warszkowo Die beiden Friedhöfe von Niemica-Nemitz und Warszkowo-Alt Warschow im pommerschen Kreis Sławno-Schlawe bieten die Möglichkeit, die Belegungsabfolgen, wie sie für Rondsen herausgestellt wurden, zu überprüfen. Beide Gräberfelder wurden bereits vor dem Krieg ausgegraben, blieben damals aber bis auf einige wenige Inventare unveröffentlicht und sind nach den erhaltenen Beständen von R. Wołągiewicz vollständig vorgelegt worden. Ein Gräberfeldplan existiert zu beiden Fundplätzen nicht mehr. Das kleine Gräberfeld von Niemica-Nemitz wurde 1936 von D. von Kleist ausgegraben und ein Teil der Funde von ihm veröffentlicht787. Von den 99 ausgegrabenen Bestattungen, die R. Wołągiewicz 1964 mit Zeichnung vorlegte788, besaßen mit 46 nur knapp die Hälfte Funde. 25 Inventare konnten in einer kleinen Kombinationstabelle zusammengestellt werden (Tab. 21), einige weitere Funde lassen sich indirekt einordnen. Die Tabelle lässt eine Zweiteilung des Materials erkennen. Leitformen für Phase 1 sind bei den Waffen schlanke Lanzen mit Mittelgrat (Taf. 77, 1) sowie Schilde mit Stangenschildbuckel (Bohnsack Typ 7; Taf. 78, 1) und schmalen Schildfesseln (Kostr. Typ III; Taf. 78, 6), beim Trachtzubehör die geschweifte Fibel mit oberer Sehne (Kostr. M). Die dem ersten

Das Gräberfeld von Warszkowo-Alt Warschow wurde 1929–1933 ebenfalls durch D. von Kleist untersucht. Das Fundmaterial der etwa 240 Gräber veröffentlichte er ausschnitthaft, und D. Bohnsack nahm es in Listenform im Verzeichnis „geschlossener Funde“ auf793. Auch hier hat R. Wołągiewicz die Vorlage aller Grab789 Der Phase 1 wird man wohl auch Grab 72 mit einschneidigem Schwert zuweisen können. 790 Zur Phase 2 wird noch Grab 33 (Fibel A2b) gehören. 791 Eine genaue Zuweisung zu einer der beiden Formen ist jedoch nicht möglich. Gräber mit Fibeln A67/68: Gräber 26, 33, 34, 98. 792 Vgl. dazu auch unten Kap. III. A. 6. und 7. (Kostr. M und N). 793 VON KLEIST 1955, 22 f. Taf. 19–21. – BOHNSACK 1938, 149–150.

786 Vgl. Kap. V. E., allerdings zu anderen geographischen Räumen als dem Weichselmündungsgebiet. 787 VON KLEIST 1955, Taf. 22, 5; 23. 788 WOŁĄGIEWICZ 1964.

78

Völling, Germanien an der Zeitenwende

inventare mit Zeichnung und Auswertung besorgt794. 41 Grabfunde konnten in einer Kombinationstabelle ausgewertet werden, die vier Belegungsabschnitte erkennen lässt (Tab. 22). Phase 1, die Männer- wie Frauengräber umfasst, kennt als Leitformen für beide Gruppen die geschweifte Fibel mit oberer Sehne (Kostr. M-a) und Keramik mit mehrfach facettiertem Rand. Langschmale Lanzenspitzen mit Mittelrippe (Taf. 77, 1), Stangenschildbuckel (Bohnsack Typ 7; Taf. 78, 1) und eiserne Hiebschwerter mit schmaler Griffangel sind Kriegsgerät des ersten Abschnitts, während bandförmige Gürtelhaken (Kostr. Form Ib; Taf. 74, 2), Sichelmesser mit tordiertem Griff und Spinnwirtel die Frauengräber kennzeichnen. 17 Grabinventare können durch die Tabelle zur ersten Phase gerechnet werden.

Augenfibeln der sog. preußischen Nebenserie (A57/61) zeigen an, dass dieser Platz auch weiterhin als Begräbnisstelle genutzt worden ist, ohne dass man die wenigen Objekte zu weiteren Belegungsphasen zusammenstellen könnte797. 1.c. Die relative Chronologie in Hinterpommern und dem Unterweichselgebiet Obwohl aus dem südlichen Ostseegebiet seit langer Zeit eine Vielzahl an Gräberfeldern und Grabfunden bekannt ist, bieten letztlich nur wenige annähernd vollständig ausgegrabene Friedhöfe die Möglichkeit einer feinchronologischen Gliederung. Tabelle 8 zeigt, wie die in Rondsen-Rządz, Niemica und Warszkowo ermittelten Belegungsabfolgen aufeinander bezogen werden können.

Kennzeichnende Fibeln der zweiten Belegungsetappe des Friedhofs sind geschweifte mit unterer Sehne und meist durchbrochenem Nadelhalter sowie ostalpine der Form A2a und A67a. Waffen lassen sich diesem Abschnitt weiterhin zuweisen, wobei den Lanzenspitzen jetzt der kräftige Mittelgrat fehlt; sie besitzen zudem bei unterschiedlicher Länge rhombische Form (Taf. 77, 5. 7). Breite halbmondförmige Messer sowie Sichelmesser mit glattem Griff gehören diesem Abschnitt an. Auch ein einschneidiges Hiebschwert mit Griffaussparung (Taf. 76, 3) gehört in diesen Abschnitt, dem vierzehn Grabinventare zugewiesen werden können.

Die beiden ältesten Abschnitte von Rondsen sind auf den beiden pommerschen Gräberfeldern nicht vertreten. Erst mit den geschweiften Fibeln Kostr. M können die drei Plätze miteinander horizontiert werden. Hier zeigen sich auch bei anderen Fundgattungen Übereinstimmungen, so bei den Stangenschildbuckeln (Bohnsack Typ 7) und Schildfesseln (Kostr. Form III). Langschmale Lanzen mit Mittelrippe, die als charakteristisch für die zweite Rondsener Phase galten, sind in Niemica und Warszkowo für Hilfshorizont 3 charakteristisch. Es ist aber zu beachten, dass die für Rondsen Phase 3 typischen verzierten Lanzen bzw. solche mit ausgeschnittenem Blatt, die in den beiden andern Plätzen nicht vorkommen, ebenfalls lang und relativ schmal sind und zudem einen kräftigen Mittelgrat aufweisen. Wie die zweischneidigen Schwerter und die Knopfsporen verraten auch verzierte und ausgeschnittene Lanzenspitzen in Rondsen starkes Einwirken keltischer Formen, die auf den beiden anderen Gräberfeldern nicht fassbar werden. Dies unterstreicht die besondere Stellung des Rondsener Fundplatzes, die auch durch römischen Import798 sowie die beiden Prunkgräber799 unterstrichen wird.

Mit nur acht Gräbern ist die dritte Phase weniger stark vertreten als die beiden älteren. Auffällig und im Gegensatz zu den Beobachtungen von Rondsen und Niemica ist, dass während dieses Abschnitts mit zwei einschneidigen Hiebschwertern mit vier Nieten in der Griffangel (Taf. 76, 4) noch Waffenfunde nachzuweisen sind. Leitform ist die Augenfibel, die mit Frühformen wie „klassischen“ Ausprägungen vertreten ist795, dazu geschweifte Fibeln mit bandförmig verbreitertem Bügel (Kostr. N-b; Abb. 39) und eine Fibel der Gruppe I nach Almgren. Becherartige, sehr kräftige Kleingefäße (Taf. 93, 8) gehören in diesen Abschnitt wie eiserne Ringschnallen und die ersten Perlen.

Hilfshorizont 4 ist auf allen drei Nekropolen belegt, wobei hier gemeinsame Leitformen weniger zahlreich sind. Ostalpine Fibeln der Form A2a, dazu früheste Spangen mit Sehnenhaken und Halbmondmesser sind zumindest in Warszkowo und Rondsen belegt. Schwieriger ist es dagegen, die geschweifte Fibel mit

Eine vierte Phase ist nur mehr in Ansätzen fassbar, weil lediglich zwei Grabinventare mit kräftig-profilierter Fibel A68a und Augenfibeln A51/52 angeführt werden können796. Jüngere Funde des Friedhofs wie WOŁĄGIEWICZ 1965. BOOSEN 1977, 319 Liste 8a: A45a (Gräber 1 und 13); 324 Liste 8b: A45b (Grab 42). 796 Immerhin deuten einige Einzelfunde an, dass dieser Abschnitt ursprünglich mehr Grabfunde umfasst hat und tatsächlich als eigener Abschnitt gesehen werden darf. Vgl. die drei einzeln gefundenen Augenfibeln A51/52: WOŁĄGIEWICZ 1965, Taf. 33, 19. 22. 23. 794

Fragmente dieser Fibeln liegen aus den Gräbern 142, 224, 227 (WOŁĄGIEWICZ 1965, Taf. 23, 8; 30, 3. 6) vor. Darüber hinaus deuten Fibeln A120 und A148 (ebda. Taf. 33, 21; 25, 1) eine noch längere Nutzungszeit des Gräberfeldes an. 798 EGGERS 1951, 155 Nr. 2151, 2152. 799 LA BAUME 1928, 39 ff. – EGGERS 1949/50, 109.

795

797

79

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Rondsen

Niemica

Warszkowo

Hilfshorizonte

Phase 1

1 2a

Phase 2

2 2b

Phase 3

Phase 1

Phase 1

3

Phase 4

Phase 2

Phase 2

4

Phase 5

Phase 3

5

Phase 6

Phase 4

6

Phase 7

(Phase 5)

7

Abb. 8. Synchronistische Tabelle zu Hinterpommern und dem Weichselmündungsgebiet.

unterer Sehne (Kostr. N-a) zu bewerten. Sie ist mit einigen Inventaren eindeutig in Hilfshorizont 3 eingebunden, hier in der Ausführung mit schmalem, geschlossenem Nadelhalter, während ein Großteil dieser Spangen, darunter die Varianten mit durchbrochenem Nadelhalter, bereits in Hilfshorizont 4 gehören. Insofern scheint die Zweiteilung des Fundmaterials von Niemica berechtigt.

preußischen Nebenserie A57/61 kennt man von beiden Fundorten. Keramikformen können nur sehr schwierig auf diese Gliederung der Metallfunde bezogen werden, weil nur selten die Tonware ausreichend beschrieben und abgebildet ist. Als Tendenz wird man zumindest für die Hilfshorizonte 1–3 der jüngeren vorrömischen Eisenzeit festhalten können, dass verdickt-facettierte Randformen vorherrschen, die in den nachfolgenden Phasen kaum mehr belegt sind. Das Fehlen von gesichert in die Phasen 5 und 6 datierten Gefäßen erschwert eine genaue Beschreibung, worauf R. Wolagiewicz hinwies, der die Tonware der WielbarkKultur neu untersuchte801.

Gräber des fünften Hilfshorizonts sind nur in Rondsen und Warszkowo belegt, wobei jeweils frühe Augenfibeln, eiserne Kreisschnallen und Glasperlen Leitfunktion besitzen. In Rondsen sind – anders als in Warszkowo – zu dieser Zeit keine Waffen mehr beigegeben worden, was andeuten mag, dass die Aufgabe dieser Sitte nicht in allen Regionen der Oksywie-/ Wielbark-Kultur zur gleichen Zeit erfolgte. Möglicherweise war der pommersche Teil dieser Kultur stärker Anregungen aus dem elbgermanischen Bereich ausgesetzt als das Weichselmündungsgebiet800.

Hachmann 1950/51B und 1960 Zeitgruppe 1

Hilfshorizont 6 ist in Rondsen und mit wenigen Gräbern in Warszkowo mit den Leitfibeln A68a und A51/52 vertreten, und auch die Augenfibeln der

A

Wołągiewicz 1981

Hilfshorizonte

A1

1

A2

2

A3

3 4

Zeitgruppe 2 Zeitgruppe 3

Dies könnte durch die Verbreitung der Rollenkappenfibeln bestätigt werden, von denen einige aus Pommern, aber nur vereinzelte aus dem Weichselgebiet bekannt geworden sind. Aus Pommern: Lübsow, „Fürstengrab“ III (A24); Kresnica-Wilkersdorf (A25/26 Var.); ParsęckoPersanzig (A26–28); Słotnica-Schlötenitz (A25/26 Var.); Brzesko-Brietzig (A37); Koniewo-Kunow (A37). – Aus dem Weichselgebiet: Lubieszewo-Ladekopp (A37); Maciejewo (A37); Rondsen-Rządz, Prunkgrab I (A37). – Nachweis nach den Listen 6a, 6b, 7a, 7b bei BOOSEN 1977, 314 ff. – Zu den Rollenkappenfibeln und ihren Werkstätten vgl. COSACK 1979, 29 ff. Karten 23–25. – Zum Jastorf-Einfluß während der vorrömischen Eisenzeit vgl. R. WOŁĄGIEWICZ, Der östliche Ausdehnungsbereich der Jastorf-Kultur und sein siedlungsgeschichtliches Verhältnis zur pommerschen Kultur und der jüngeren vorrömischen Unterweichselgruppe. Zeitschr. Arch. 2, 1968, 178 ff. 800

Zeitgruppe 4

B C

Zeitgruppe 5

B1

Zeitgruppe 6

B2a

5 6 7

Abb. 9. Vergleich unterschiedlicher Gliederungsvorschläge. R. WOŁĄGIEWICZ, Arch. Polski 32, 1, 1987, 169–208. – HACHMANN 1960, 42 f. – Grundlage ist noch immer R. SCHINDLER, Die Besiedlungsgeschichte der Goten und Gepiden im unteren Weichselraum auf Grund der Tongefäße (Leipzig 1940). 801

80

Völling, Germanien an der Zeitenwende

durch Auswertung zahlreicher Gräberfelder zeitlich neu gegliedert und unterschiedliche kulturelle Aspekte der jüngeren vorrömischen Eisenzeit des östlichen Mitteleuropas besprochen806. Auf diese umfangreiche Studie kann hier weitgehend zurückgegriffen werden, doch wird der Übergang zu älterkaiserzeitlichen Formen in ihrer Arbeit nurmehr gestreift. Für diese Fragen des Übergang von vorrömischem zur römerzeitlichem Sachgut ist deshalb neben Untersuchungen von T. Liana807 die Arbeit von J. D. Boosen eine wichtige Ergänzung, der am Beispiel der Gräberfelder von Wymysłowo808 und Domaradzice809 zu einer relativen Chronologie des Oder-Warthe-Gebietes gelangte und sich dabei primär auf eine Auswertung der Grabkeramik stützte810.

Vergleicht man die hier vorgeschlagene Untergliederung mit den von R. Hachmann und R. Wołągiewicz erarbeiteten, werden die Gemeinsamkeiten, aber auch die Unterschiede schnell deutlich. Hauptunterschied ist dabei die Teilung der Zeitgruppen 4/C und 5 von R. Hachmann bzw. A3 und B1 nach R. Wołągiewicz in jeweils zwei getrennte Abschnitte. Vor allem die Fibelformen waren dafür ausschlaggebend. Dass diese Trennung berechtigt ist, bestätigen nicht nur die Belegungsabfolgen anderer germanischer Gräberfelder, sondern auch die Grabfunde mit Fibelvergesellschaftungen, die das zeitliche Nacheinander der hier als Leitformen gewählten Fibelformen bestätigen802.

Dennoch wird auch für das Gebiet der PrzeworskKultur zunächst ein Friedhof ausgewählt und dessen Belegungsabfolge ermittelt. Mit dieser Gliederung können dann die bisher erstellten Zeiteinteilungen verglichen und ergänzt werden.

2. Oder-Warthe-Weichsel-Gebiet Das Gebiet zwischen Niederschlesien und Podolien, der Netze, Masuren und dem Oberlauf der Weichsel wird von der zweiten großen archäologischen Kulturgruppe Ostmitteleuropas eingenommen, die nach einem kaiserzeitlichen Gräberfeld nahe der Stadt Przeworsk im südöstlichen Polen803 benannt worden ist. Heute gilt die Bezeichnung „Przeworsk-Kultur“ für das archäologische Fundmaterial der jüngeren vorrömischen Eisenzeit sowie der Römischen Kaiserzeit in dem oben umrissenen geographischen Großraum, der durch die drei Flüsse und ihr jeweiliges Einzugsgebiet neutral umschrieben werden kann.

2.a. Die Gräberfelder von Wesołki Für die Untersuchung eines als charakteristisch erachteten Przeworsk-Gräberfeldes bietet sich ein kleiner Friedhof an, der bei Wesołki, Gemeinde Blizanów, im Bezirk Kalisz freigelegt wurde811. Der Fundplatz mit 70 Bestattungen liegt auf einer niedrigen Terrassenkante am rechten Flussufer der Prosna812 und damit relativ zentral innerhalb des Verbreitungsgebietes der Przeworsk-Kultur813. Ergänzt werden können die Funde der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit und älteren Kaiserzeit durch Grabfunde der Fundstelle „Wesołki 5“, bei der es sich um einen größeren Friedhof handelt, dessen zeitlicher Schwerpunkt jedoch an die jüngeren Bestattungen des Friedhofs 1 anzuschließen scheint, soweit der nur teilweise ausgegrabene Platz eine solche Deutung zulässt814. Leider lässt sich aus der Veröffentlichung der Fundstelle 5 nicht exakt ein lokaler Bezug zum anderen Bestattungsareal ermitteln, doch scheint sich

Das Sachgut der Przeworsk-Kultur ist seit der umfangreichen Arbeit J. Kostrzewskis häufig behandelt worden804, wobei sich vor allem R. Hachmann um eine chronologische Gliederung des jüngereisenzeitlichen, K. Godłowski um die des kaiserzeitlichen Fundmaterials bemühte805. Zuletzt hat sich T. Dąbrowska sehr eingehend mit den Frühstufen der Przeworsk-Kultur auseinandergesetzt, das umfangreiche Fundmaterial Vgl. dazu die entsprechenden Fibeltabellen in Kap. III. K. HADACZEK, Album przedmiotów wydobytych z grobów cmentarzyska ciałopalnego koło Przeworska (z epoki cesarstwa rzymskiego). Teka Konserwatorska 3 (Lwów 1899). 804 KOSTRZEWSKI 1919. – M. JAHN, Die Wandalen. In: H. Reinerth, Die Vorgeschichte der deutschen Stämme. 3. Ostgermanen und Nordgermanen (Berlin 1940) 968 ff. – LIANA 1970, 429 ff. – BOOSEN 1977. – K. GODŁOWSKI, Kultura przeworska. In: PRAHISTORIA ZIEM POLSKICH 5, 57 ff. – DERS., Przemiany kulturowe i osadnicze w południowej i środkowij Polsce w młodszym okresie przedrzymskim i w okresie rzymskim (Wrocław/ Warszawa/ Kraków/ Gdańsk 1985); weitere Literatur bei DĄBROWSKA 1988, 272 ff. 805 HACHMANN 1960, 43 ff. – DERS. 1970, 248 ff. – GODŁOWSKI 1968, 256 ff. – DERS. 1970. – DERS. 1984, 327 ff. 802 803

DĄBROWSKA 1988. – DIES. 1988B, 53 ff. LIANA 1970. – DIES. 1976. 808 ST. JASNOSZ, Cmentarzysko z okresu póżno-lateńskiego i rzymskiego w Wymysłowie, pow. Gostyń. Fontes Arch. Posnanienses 2, 1951, 1–284. 809 B. KOSTRZEWSKI, Cmentarzysko z okresu póżno-lateńskiego i rzymskiego w Domaradzicach, pow. Rawicz. Fontes Arch. Posnanienses 4, 1953, 153–274. 810 BOOSEN 1977, 72 ff. 811 DĄBROWSCY 1967. 812 DĄBROWSCY 1967, 7 Abb. 1. 813 Vgl. die Kartierung bei DĄBROWSKA 1988, Karte 2 Fundpunkt 751 (Wesołki). 814 KOZŁOWSKA 1972. 806 807

81

Völling, Germanien an der Zeitenwende

kombiniert mit Waffen820, hebt die besonderen Fertigkeiten Einzelner hervor, ohne dass damit ausgedrückt würde, dass die so gekennzeichneten Personen ausschließlich mit dem Schmiedehandwerk betraut waren821. Lange schmale Lanzenspitzen mit Mittelrippe (etwa Kostr. Form IIa/III; Taf. 77, 1–4), gelegentlich mit ausgeschnittenem Blatt, Stangenschildbuckel (Bohnsack 7/Jahn 4a; Taf. 78, 1) mit großen, flachen Nietköpfen sowie zweischneidige Schwerter vom Spätlatènetyp, auch mit durchbrochenen Schwertscheiden822, sind charakteristische Formen. Eiserne Messer mit einseitig abgesetzter Griffangel, die z. T. 20 cm und länger sein und dann als Kampfmesser gedeutet werden können (Taf. 79, 16), gehören ebenso zum Sachgut der zweiten Phase wie runde Kreisschnallen mit langem Dorn (Taf. 74, 12). Gerundet-konische Schildbuckel (ähnlich Bohnsack 5/6) mit kleinen flachen Nieten (unter 1,5 cm Durchmesser) sind schon in Phase 2 vertreten (Taf. 78, 4), leiten aber bereits zum dritten Abschnitt über. Ob der Verwendungsbeginn der geschweiften Fibeln mit unterer Sehne Kostr. N-a bereits in diesem zweiten Abschnitt liegt, kann dagegen nicht sicher angegeben werden.

der später entdeckte Platz wenig südöstlich des ersteren befunden zu haben815. Wegen der relativen Nähe beider Gräberfelder wird man sie zusammen auswerten können, zumal auch das Fundgut der 41 dort freigelegten Gräber deutliche Übereinstimmungen erkennen lässt. Das Gräberfeld Wesołki 1 ist, zumindest mit den Inventaren der jüngeren vorrömischen Eisenzeit, auch von T. Dąbrowska gegliedert worden816; ein Vergleich mit ihren Ergebnissen bietet sich daher an. Die Grabfunde von Wesołki lassen sich auf fünf Belegungsetappen verteilen, die allerdings unterschiedlich stark vertreten sind (Tab. 23). Phase 1 ist mit nur vier Grabfunden vertreten, denen man kaum einen eigenen Abschnitt zubilligen würde, doch lässt ein regionaler Vergleich, wie er durch die Untersuchung von T. Dąbrowska möglich geworden ist, diese Abgrenzung zu. Neben den kleinen Näpfen mit waagrechtem, verdickt-facettiertem Rand817 (Taf. 94, 2) deuten auch zwei nur fragmentarisch erhaltene Fibeln vom Mittellatèneschema eine ältere Zeitstellung an818. Kleine Becher mit Henkel und schmalem Zierband sind ebenso noch in Phase 2 vertreten wie Krausen mit verdickt-facettierten Rändern (Taf. 94, 1. 3).

Mit Phase 3 werden diese Fibeln Kostr. N-a zusammen mit den ostalpinen Formen A2a und A2b (Taf. 71, 10. 11) zu Leitformen einer Belegungsetappe, die in nicht geringer Zahl ältere Elemente beibehält, gleichzeitig aber durch zahlreiche Neuerungen auch signifikante Veränderungen zeigt und zu eindeutig kaiserzeitlichem Formengut überleitet. Die bislang nur spärlich dekorierte Keramik lässt mit Mäandermuster und mit Punkten gefüllten Dreiecken, die in Motivzonen angeordnet sind, bislang unbekannte Zierfreude erkennen. Hinzu kommt Tonware mit gestrecktem Halsteil, auf dem sich mehrere plastische Leisten befinden, die meist mit Tannenzweig- oder Fischgrätenmuster verziert sind (Taf. 94, 13. 14). Mit Sichelmesser, Nähnadel, Bogenmesser sowie geraden

Phase 2 können 17 Gräber zugewiesen werden, wobei sich deutlich eine quantitative Verbesserung der Inventare erkennen lässt. Fibelleitform ist die geschweifte Fibel mit oberer Sehne Kostr. M-a. Bei der Keramik zeigen sich deutliche Unterschiede zu älterer Tonware819, weil nun schmale Randformen dominieren. Gebauchte, tonnenartige Gefäße (Taf. 94, 4), Trichtertöpfe (Taf. 94, 7), einbiegende Kümpfe mit gerauhter Oberfläche (Taf. 94, 5), Schalen mit Sförmigem Profil (Taf. 94, 6) und kleine, dreigliedrige Becher (Taf. 94, 9) sind typisches Geschirr dieser Phase, reichen aber teilweise auch in den nächsten Belegungsabschnitt hinein. Mehrere Waffengräber unterstreichen die besondere Stellung des Kriegers und die gelegentliche Beigabe von Werkzeugen, stets Vgl. die Lageskizze bei KOZŁOWSKA 1972, 349 Abb. 1 mit der bei DĄBROWSCY 1967, 7 Abb. 1. Irritierend ist der Verlauf einer Straße durch den Ort Wesołki, der in der Karte von 1967 im Ort leicht nach Süden abknickt, in der Karte von 1972 dagegen nach Norden. 816 DĄBROWSKA 1988, 42 Tab. 8. 817 Form 17 nach DĄBROWSKA 1988, 22 Taf. 1, 22. – In der Zuordnung der Gräber zu Phase 1 (Gräber 1, 54, 52, 28) zeigen sich zu DĄBROWSKA 1988, 42 Tab. 8, Abschnitt A2 (Gräber 28, 25, 54, 52, 56) kleinere Unterschiede. 818 Bei der Fibel aus Grab 1 handelt es sich um eine sehr langgestreckte, eiserne Form, die Fibel aus Grab 54 ist dagegen aus Bronze. Eine genaue Formenansprache ist in beiden Fällen nicht möglich. 819 Dies gilt allgemein für die Przeworsk-Kultur: HACHMANN 1960, 48. – BOOSEN 1977, 15 f. – DĄBROWSKA 1988, 322.

Gräber 3 und 46, jeweils ein Hammer und eine Feile; Grab 36 mit einem vollständigen Werkzeugsatz gehört bereits in Phase 3. 821 Das unterstreicht schon die Waffenbeigabe, die zeigt, daß der Tote auch Krieger, der aus Grab 3 mit Sporenpaar zudem beritten war. Zu den Schmiedegräbern siehe auch H. OHLHAVER, Der germanische Schmied und sein Werkzeug. Hamburger Schr. Vorgesch. u. Germ. Frühgesch. 2 (Hamburg 1939). – DERS., Germanien 1939, 97 ff. – T. MALINOWSKI, Przegląd Arch. 9, 1950–53, 258 ff. – A. KOKOWSKI, Arch. Polski 26, 1981, 191 ff. – H. HINGST, Hammaburg N. F. 7, 1984/85, 61 ff. – K. LEVINSEN, Hikuin 10, 1984, 199 ff. – J. HENNING, Saalburg-Jahrb. 46, 1991, 65 ff. 822 Siehe dazu WERNER 1977, 367 ff., bes. 382 ff. mit Abb. 11, 5. 13. 15. – FREY 1986, 49 ff. mit Abb. 3. – BOCKIUS 1991, 289 ff. mit Abb. 7.

815

820

82

Völling, Germanien an der Zeitenwende

nommen werden darf, nicht jedoch bei Fundstelle 5. Hier hatte man nur zwei isolierte Flächen freilegen können (Taf. 39) und – außer vielleicht im südlichen Teil – an keiner Stelle auch nur annähernd die Grenzen des Friedhofs erreicht825. Weil von Wesołki 5 fast ausschließlich Gräber der beiden jüngsten Belegungsetappen vertreten sind und in Phase 5 diese sogar zahlenmäßig überwiegen, liegt es nahe, in dieser Fundstelle die Fortsetzung der älteren Nekropole sehen zu wollen. Der Beweis steht freilich aus und kann mit dem bekannten Fundmaterial auch kaum erbracht werden, doch deuten zwei konische Schildbuckel mit ausgezogener Spitze und in Dreiergruppen angeordneten Nieten (Jahn Form 7b), die als Einzelfunde vom Gelände des Gräberfeldes stammen, längere Nutzung an, als es durch die wenigen geschlossenen Grabfunde scheinen mag826.

Messern mit beidseitig abgesetzter Griffangel (Taf. 79, 18) sind neue Geräteformen erstmals vertreten. Bei den Waffen zeigt sich Innovatives durch Lanzenspitzen, deren größte Breite im Unterteil des Blattes liegen (Kostr. Form I; Taf. 77, 5) und Widerhakenspitzen (Taf. 77, 6), während bei den Schwertern und Schilden die bekannten Formen beibehalten wurden. In das Formengut der dritten Phase, dem fast ausschließlich Grabfunde der Fundstelle 1 von Wesołki angehören, kann aber bereits ein Inventar des Fundplatzes Wesołki 5 eingereiht werden, das zeigt, wie beide Gräberfelder zwar eine Zeitlang nebeneinander bestanden, aber dennoch deutlich verschiedene Belegungsschwerpunkte besaßen. In Phase 4 sind bereits vier der dreizehn diesem Abschnitt zugehörigen Bestattungen aus der Fundstelle 5. Ältere Formen des zweiten Abschnitts, die in Gräbern der Phase 3 noch in einiger Anzahl vertreten waren, sind nur noch ausnahmsweise belegt. Leitformen sind kräftig-profilierte Fibeln A67b, dazu auch Doppelknopf- und Augenfibeln (A236c, A45b; Taf. 72, 7. 8. 14). Erstmals lässt sich die Beigabe von Scheren sowie Holzkästchen durch rechteckige Beschläge und Hakenschlüssel (Taf. 80, 5) nachweisen. Die Keramikformen erfahren meist nur graduelle Veränderungen, doch sind flaschenförmige Gefäße neu vertreten. Mäandermotiv und verzierte plastische Leisten sind nach wie vor beherrschende Zierformen. Deutlicher zeigen sich Veränderungen in der Bewaffnung: Einschneidige Hiebschwerter mit kräftiger Griffangel oder ausgespartem Griff823 (Taf. 76, 3), Nietsporen mit langem Bügel und kleinen Knöpfen (Taf. 78, 8), profilierte Schildfesseln der Form 6 nach M. Jahn, spitzkonische Schildbuckel (Bohnsack 5) und „weidenblattförmige“ Lanzenspitzen (ähnlich Jahn Abb. 87; Taf. 77, 7) zeigen die endgültige Ablösung vorrömischer, teilweise keltisch beeinflusster Formen.

Veränderungen zeigen sich aber nicht nur in der zu vermutenden Verlagerung des Bestattungsplatzes und der Form der Beigaben und ihrer Zusammensetzung, sondern auch die Grabformen unterlagen einem Wandel. In den Phasen 1 und 2 war die Brandgrube ausschließliche Bestattungsform. Mit der dritten Etappe deutet sich der Wandel an, weil neben acht Brandgruben die gleiche Anzahl Brandschüttungen vorliegt. In Phase 4 sind nur noch drei Brandgruben gegenüber neun Brandschüttungen nachzuweisen, und mit Phase 5 sind Brandschüttungen alleinige Grabform (sieben Gräber). Dieser Wandel, wie er hier sichtbar wird, ist nicht ein auf Wesołki begrenztes lokales Phänomen, sondern gilt generell für die Przeworsk-Kultur827. Aber anders als beim Sachgut ist es kaum möglich, diesen Wandel, der mit Änderungen religiöser Vorstellungen einhergegangen sein kann, zu begründen. Kartiert man die durch die Kombinationstabellen ermittelten Belegungsetappen auf den Gräberfeldplänen (Taf. 38–39), so zeichnet sich zunächst keine eindeutige Belegungsrichtung ab. In Wesołki 1 (Taf. 38) scheint aber zumindest die Abfolge tendenziell bestätigt zu werden. Die ältesten Gräber befinden sich etwa in der Mitte des Geländesporns. Grablegen der

Der fünfte Abschnitt ist nur noch mit acht Gräbern belegt824, von denen mehr als die Hälfte von der Fundstelle Wesołki 5 stammen (fünf Gräber) und die den zeitlichen Ablösevorgang beider Gräberfelder weiter bekräftigen können. Neben den älteren Formen können die typologisch „entwickelten“ kräftig-profilierten Fibeln A68 und A75/76 (Taf. 73, 3. 5) sowie spitzovale Lanzenspitzen mit Auskehlung neben dem Mittelgrat (Taf. 78, 13) und späte Schildfesseln Jahn 6 (wie Jahn Abb. 209) als neue Leitfunde gelten.

Vgl. den Gräberfeldplan bei KOZŁOWSKA 1972, 351 Abb. 1. – Im südlichen Geländebereich wurden zwei Flächen ohne jeden Befund aufgedeckt, so daß man hier eine Begrenzung des Friedhofs vermuten kann. 826 KOZŁOWSKA 1972, 378 Abb. 24 a. b. – Zur Schildbuckelform vgl. JAHN 1916, 173 ff. mit Betonung der östlichen Verbreitung dieser Variante. Leider sind die Schildniete nicht erhalten, doch wird man sich diese wohl als hochgewölbt (fingerhutförmig) vorstellen dürfen. 827 Dieser Befund lässt sich für die Przeworsk-Kultur verallgemeinern, weil erst mit Formengut der Phase 3 auch andere Grabformen vorkommen. Vgl. BOOSEN 1977, 16 mit Anm. 48. 825

Mit dem Formengut der Phase 5 scheint die Belegung der beiden Gräberfelder von Wesołki zu enden, was für Fundstelle 1 mit großer Wahrscheinlichkeit angeTyp A/1 und B/1 u. 3 nach M. BIBORSKI, Mat. Arch. Kraków 18, 1978, 117 ff. Abb. 62a, 64d–e, 65a; 130 Tab. 3. 824 Wesołki 1: Gräber 26, 48, 22; Wesołki 5: Gräber 19, 12, 1, 8, 11. 823

83

Völling, Germanien an der Zeitenwende

(Phase 4) mit Schwert, Schild, Lanze und Sporenpaar der Fundstelle Wesołki 5 hinzugefügt werden kann, deuten an, dass die Gemeinschaft, die diesen Friedhof benutzte, in ihrer Struktur zumindest über drei Generationen annähernd unverändert blieb, was zumindest nicht den natürlichen Zuwachsraten jener Zeit entsprochen haben wird829. Sieht man in den Grabfunden wenigstens eine teilweises Abbild des seinerzeitigen Lebens, was nicht sein muss, denn niemand wird behaupten wollen, dass eine Kampfausrüstung nur mit Schild vollständig war, so wird deutlich, wie viele Waffenträger eine ländliche Siedelgemeinschaft aufzubringen im Stande war. Die sechs Schwertträger der zweiten Phase sind da schon ein Maximum, drei pro Generation wahrscheinlicher. Dazu kommen einige Lanzenträger, in Phase 2 noch sieben, später fünf, in Abschnitt 4 nurmehr drei. Bezieht man jede Vollbewaffnung auf einen Familienverband, ließen sich davon wohl drei bis vier für den Friedhof von Wesołki 1 und nur eine für Wesołki 5 wahrscheinlich machen.

Phase 2 liegen überwiegend ebenfalls im Zentrum um die älteren Bestattungen, während sich die Gräber der dritten Etappe östlich wie westlich dieser „Kerngruppe“ befinden. Bestattungen der Phase 4 sind mit einer Ausnahme alle östlich des Gräberfeldzentrums, und zwei der drei Gräber des jüngsten Abschnitts befinden sich ganz am Rande des Geländes. In Wesołki 5 ist das Bild – bedingt durch die Lückenhaftigkeit des Grabungsbefundes – noch undeutlicher (Taf. 39). Das älteste Grab befindet sich im Nordwesten, doch Grabfunde aus den übrigen Abschnitten 4 und 5 sind in beiden Teilflächen bekannt geworden. Betrachtet man abschließend die Kriegergräber mit ihren Waffenkombinationen, so lassen sich daraus nicht nur Informationen über den Rang gewinnen, den die Ausstattung dem Toten im Jenseits zuschrieb828, sondern man erhält vielleicht auch Hinweise auf die Anzahl der Wehrfähigen, welche die hier bestattende Gemeinschaft auszustatten in der Lage war.

Die etwas ausführlichere Beschreibung der Kriegergräber kann vielleicht stellvertretend für andere Regionen eine Ahnung davon vermitteln, wie gering die Zahl der Waffenträger, speziell der Reiterkrieger, in frühgermanischer Zeit im Familien- bzw. Siedelverband gewesen sein wird830. Vor diesem Hintergrund sind die Leistungen, die beispielsweise Arminius oder Marbod vollbrachten, als sie große Truppenverbände gegen den römischen Gegner aufzubieten vermochten831, um so mehr zu bewundern, weil sie auch Zeugnis für die Kommunikations- und Integrationsmöglichkeiten und -geschwindigkeiten sind, aus vielen kleinsten Grüppchen unterschiedlicher Herkunft schlagkräftige Verbände zu bilden.

Trotz einiger Unterschiede fallen deutliche Übereinstimmungen auf. In jeder Generation (Belegungsphasen 2–4) wurde ein Toter mit Vollbewaffnung einschließlich der Sporen ausgestattet sowie ein weiterer Krieger ohne das Reitzubehör. Für Phase 2 und 3 ließ sich auch jeweils ein Toter nur mit Schwert- bzw. Schildbeigabe nachweisen sowie jeweils vier Lanzenkrieger. Ungleich ist das Verhältnis bei den mit Schwert und Schild ausgestatteten Kriegern, die nur für die Phase 2 belegt sind. Lanze und Schild sind in Phase 2 und 4 je drei Männern Phase 2

Phase 3

Phase 4

Schwert, Schild, Lanze, Sporen

3

20

16

Schwert, Schild, Lanze

53

20A

44

4, 29, 46





25

50



Lanze, Schild

13, 23, 67

36

8, 10, 30

Lanze

21, 45, 55, 68

2, 14, 60, 66



Schild

27

57



Schwert, Schild Schwert

829 Vgl. dazu z. B. KOSSACK 1988, 160 ff. – Der Befund vom Gräberfeld, der kein Anwachsen erkennen lässt, obwohl nach üblichem Bevölkerungswachstum die Zahl ansteigen müsste, stimmt mit Siedlungsbefunden insofern überein, als auch bei Siedlungen eine bestimmte Größe nicht überschritten wird. Freilich sind die Unwägbarkeiten bei einem Gräberfeld sicher größer, aber die Tendenzen scheinen in die gleiche Richtung zu weisen. 830 Vgl. dazu G. KOSSACK, Gemeinschaftsformen. In: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 378 ff. 831 Vgl. z. B. die – sicher wohl übertriebene – Nachricht von VELLEIUS PATERCULUS (II 109, 2), nach der Marbod ein Heer mit 70.000 Fußsoldaten und 4.000 Reitern zusammengebracht haben soll. War Arminius im Jahre 9 n. Chr. noch darauf angewiesen, einer offenen Feldschlacht gegen die drei Legionen und ihre Hilfstruppen auszuweichen, so konnte er sich wenige Jahre später bereits Germanicus in offener Schlacht stellen (TACITUS, ann. II 18–21). Dies scheint nur bei annähernd gleicher Truppenzahl beider Gegner möglich.

Abb. 10. Waffenkombinationen von Wesołki 1.

beigeben worden, für Abschnitt 3 lässt sich nur eine Bestattung anführen. Die auffallenden Übereinstimmungen bei den Vollbewaffneten, zu denen Grab 22 Vgl. dazu die Überlegungen und Aussagemöglichkeiten bei PESCHEL 1991, 136 ff. am Beispiel von Großromstedt. 828

84

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Wesołki

Hachmann 1960

Boosen 1977

Dąbrowska 1988

Liana 1970 Godłowski 1984

Hilfshorizonte

Phase 1

Zeitgruppe 2

Zeitstufe I b

A2



1

Zeitgruppe 3

Zeitstufe IIa

Phase 4



Zeitstufe IIb



Phase 5



Zeitstufe IIc



Phase 2 Phase 3

A3-älter A3-jünger



2 3 4

B1

5

B2a Abb. 11. Synoptische Zusammenstellung der Gliederungsvorschläge für die Przeworsk-Kultur am Übergang von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit.

2.b. Die relative Chronologie im Oder-WartheWeichsel-Gebiet

keineswegs bei allen zeitgleich erfolgte.

Vergleicht man die Belegungsetappen, wie sie hier mit den Grabfunden von Wesołki erstellt wurden, mit der Unterteilung des jüngereisenzeitlichen Fundmaterials bei T. Dąbrowska832, so ergeben sich viele Gemeinsamkeiten, bei manchen Gräbern aber auch einige Wichtigster andere Phasenzuweisungen833. Unterschied ist die weitere Unterteilung ihrer Phase A3 in zwei Abschnitte (Phase 2 und 3), wobei vor allem die Fibeln als trennende Leitform gewählt wurden (Abb. 11)834. Aber bezeichnenderweise hat T. Dąbrowska selbst darauf hingewiesen, dass man in Stufe A „zwei Zeithorizonte“ unterscheiden kann835. Auch sie wählte als wichtigstes Unterscheidungskriterium die Gewandhaften, wobei sie die geschweifte Fibel Kostr. M dem ersten und Fibeln Kostr. N und O (= A2a) dem zweiten Abschnitt zuordnete. Weil Metall- wie Keramikformen dieses jüngeren Abschnitts auch noch mit älterkaiserzeitlichen Fibeln A67 und A236 vergesellschaftet sind, zeigt dieser Abschnitt den allmählichen Übergang zu neuem Formengut, wobei der Wandel

Für die Phase 1, die in Wesołki mit nur wenigen Grabfunden und kaum charakteristischem Metallsachgut vertreten ist, können die Ergebnisse von T. Dąbrowska herangezogen werden836, die sich mit der Gliederung R. Hachmanns837 in vielen Punkten decken. Leitformen dieser Stufe A2 sind späte (kurze) Varianten der Fibeln vom Mittellatèneschema Kostr. A, B und C, dazu die Fibeln D/E, G/H und F sowie vor allem die geknickte Fibel Kostr. K vom Spätlatèneschema. Die zeitliche Stellung der Schüsselfibeln (Kostr. J) scheint dabei weniger eindeutig zu sein; T. Dąbrowska ordnet sie in eine „Mischstufe“ A2/A3, nach der Gliederung von Warschau-Wilanów gehört sie zu Hachmanns Zeitgruppe 3. Charakteristisch sind unter den Waffenfunden zweischneidige Spätlatèneschwerter (Kostr. Typ II) und einschneidige Hiebschwerter (Wołągiewiczowie Typ I) sowie flachkonische Schildbuckel (Bohnsack 3/4 und 5/6). Bei der Frauentracht ist vor allem der Scharniergürtelhaken wichtige Leitform. Die Tonware dieser Stufe zeigt noch viele Gemeinsamkeiten mit der Frühstufe der Przeworsk-Kultur (A1); noch immer ist die Krause keramische Leitform, wenn auch die Anzahl verdicktfacettierter Ränder zurückgeht.

DĄBROWSKA 1988, 42 Tab. 8. Stufe A2 bei T. Dąbrowska umfasst die Gräber 28, 25, 54, 52, 56, bei uns die Gräber 1, 54, 52, 28. Einzig bedeutender Unterschied ist die Zuweisung von Grab 25 in unsere Phase 2. Die Trinkhornspitze dieses Grabes ist aber in Wymysłowo an das Ende der Stufe A3 gesetzt und in Wierzbice in Stufe A2. Ähnlich schwankend ist die Zuweisung der Schere, die in Zadowice in A2/A3 und A3, in Wymysłowo in A3, in Kamieńczyk in A2/A3 und in Piotrkow Kujawski in A2 datiert wird. Weil die Keramikformen auch in A3 vorkommen, scheint die Datierung in Stufe A2 nicht gerechtfertigt. 834 GODŁOWSKI 1984, 335 Abb. 3. 835 DĄBROWSKA 1988, 20 Abb. 2 (Fibelvergesellschaftungen); 61 f.; 322 f. 832 833

Gegenständen

annähernd

T. Dąbrowskas Phase A3-„älter“ entspricht der Phase 2 von Wesołki, die von ihr als Leitfunde beschriebenen Objekte sind auf dem Gräberfeld weitgehend vertreten838. Die fast vollständige Veränderung der keramischen Beigaben mit Beginn der Phase A3 wird in Wesołki nicht recht deutlich, weil der Vergleich zu älterer Tonware hier fehlt. Krausen sind kaum mehr DĄBROWSKA 1988, 23–25 Taf. 2; 3; 4, 48–59. – DIES. 1988B, 57; 59 ff. Abb. 6–7. 837 HACHMANN 1960, 44 ff. (Wymysłowo Zeitgruppe 2); 58 ff. (Wilanów Zeitgruppe 2). 838 DĄBROWSKA 1988, 25 f. Taf. 4, 60–63; 5, 64–73. 836

85

Völling, Germanien an der Zeitenwende

abgesichert durch die an einem sehr viel größeren Material erzielten Ergebnisse von T. Dąbrowska und J. D. Boosen lässt sich das übergangszeitliche Fundmaterial ähnlich feinchronologisch gliedern wie in den meisten anderen germanisch besiedelten Regionen Mitteleuropas. Bei der großen Gräberzahl der Przeworsk-Kultur wird man die hier vorgestellte Gliederung überprüfen müssen und auch können, wobei vor allem die vollständige Veröffentlichung des Gräberfeldes von Zadovice, woj. Kalisz844, beste Voraussetzungen dafür zu bieten scheint.

gebräuchlich, auch fehlen verdickt-facettierte Randbildungen. Stattdessen sind mehrfach gegliederte Gefäße wie Situlen oder Terrinen hergestellt worden. Dieser deutliche Wandel bei der Keramik lässt sich in der gesamten Przeworsk-Kultur jener Zeit beobachten839. A3-„jünger“ kann man, wie oben bereits geschehen, mit Phase 4 von Wesołki verbinden. Das Formengut dieser beiden Abschnitte entspricht zumindest teilweise dem, was R. Hachmann als Zeitgruppe 3 in Wymysłowo und Wilanów beschrieben hat840. Stimmen unsere Ergebnisse somit in der Bewertung des Endes der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und des Übergangs zur älteren römischen Kaiserzeit mit denen von T. Dąbrowska weitgehend überein, so bestätigt auch die Untersuchung von J. D. Boosen diese Gliederung. Die an der Tonware von Wymysłowo und Domaradzice aufgestellten Keramikgruppen, die seiner Chronologie zugrunde liegen, lassen sich auch in Wesołki meist wiederfinden. Dies gilt nicht nur für das Formengut der vorrömischen Eisenzeit, sondern auch für älterkaiserzeitliches. Während T. Liana keine weitere Unterteilung des Sachguts der Stufe B1 der älteren römischen Kaiserzeit innerhalb der Przeworsk-Kultur herausstellte841, gelangte auch Boosen zu einer Zweiteilung dieses Abschnitts, der sich auch K. Godłowski mit Bezug auf die Unterteilung des südwestslowakischen Fundmaterials anschloss842.

3. Die Poieneşti-Lukaševka-Gruppe Frühgermanische Expansion betraf nicht nur die Mittelgebirgsregion Zentraleuropas, sondern wirkte bis weit in den Südosten des Kontinents. Im Einzugsgebiet der Flüsse Siret, Pruth und Dnjestr wies man die bislang periphersten Funde nach, die auf Wanderungen aus dem Nordwesten hinweisen, als deren Träger Germanen angesehen werden. Seit den fünfziger Jahren ist im Nordosten Dakiens ein Fundmaterial bekannt, das, nach Fundorten in Moldavien und Bessarabien benannt, als Hinterlassenschaften der „Poieneşti-Lukaševka-Gruppe“ bezeichnet wird845. Der getisch-dakischen jüngereisenzeitlichen Kultur fremd, erreichten die Träger dieser Gruppe seit Beginn der jüngeren vorrömischen Eisenzeit das Gebiet östlich der Karpaten846. Entsprechende archäologische Objekte stammen aus zahlreichen Siedlungen sowie aus fünf Gräberfeldern und einigen Einzelbestattungen847. Aus den Funden lässt sich unschwer eine zeitliche Tiefe erkennen, so dass nicht die einmalige Einwanderung einer Fremdgruppe erfolgte, sondern sich über einen längeren Zeitraum

Die synoptische Darstellung der hier angesprochenen Gliederungsversuche kann die Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede leicht sichtbar machen. Die Phasen 4 und 5 von Wesołki entsprechen recht genau den Zeitstufen IIb und IIc nach J. D. Boosen, wobei zusätzlich zu den in Wesołki vertretenen Formen noch weitere angeführt werden können843. Zum Sachgut des Hilfshorizontes 4 gehören weiterhin kräftig-profilierte Fibeln A74a (ohne Stützplatte, zumeist mit umgelegter Sehne) sowie Augenfibeln A48 und A49/50, zu Hilfshorizont 5 profilierte Spangen A71b (ohne Stützplatte), A74b, A99, späte Augenfibeln A20/53, A51/52 und Rollenkappenfibeln der Form A26/34.

Vgl. die Vorberichte: E. KASZEWSKA, Inv. Arch. Polen XXI, XXXVII, XLVII. – DIES., Prace i Mat. 6, 1961, 19 ff.; 11, 1964, 101 ff.; 25, 1978, 179 ff.; 27, 1980, 185 ff.; 32, 1985, 45 ff. – T. DĄBROWSKA, Mat. Wrocław 2, 1973, 383 ff. – J. PIONTEK/G. RYCEL, Prace i Mat. 32, 1985, 71 ff. 845 Das Fundmaterial ist bereits verschiedentlich behandelt worden, zuletzt ausführlich von: BABEŞ 1988. – SHCHUKIN 1989, 60 ff. – DĄBROWSKA 1988, 157 Karte 20; 175 ff. – HACHMANN 1970, 305 ff. 846 HACHMANN 1960, 117 ff. – BABEŞ 1988, 144 Abb. 12. – SHCHUKIN 1989, 237. 847 Nach BABEŞ 1988, 130 f. mit Abb. 1. – Eine Monographie über „Das östliche Dakien in den letzten Jahrhunderten vor der Zeitenwende“ durch M. Babeş ist angekündigt; in ihr ist die Veröffentlichung der Gräberfelder von Boroseşti (150 Gräber) und Poieneşti (152 Gräber) zu erwarten. 844

Wenn auch die hier als repräsentativ ausgewählten Gräberfelder von Wesołki nur vergleichsweise wenige Gräber umfassen, so sind doch nahezu alle wichtigen Keramik- und Metallfunde der Przeworsk-Kultur der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit und älteren römischen Kaiserzeit vertreten. Ergänzt und 839 840

68.

Vgl. BOOSEN 1977, 15 f.; 147. – DĄBROWSKA 1988, 322. HACHMANN 1960, 46 ff. Abb. 14, 1–9. 15; 62 Abb. 21,

LIANA 1970, 429 ff. – DIES. 1976, 139 ff. GODŁOWSKI 1986, 126. 843 BOOSEN 1977, 22; 124 ff. 841 842

86

Völling, Germanien an der Zeitenwende

hinweg ein wiederholter machen lässt848.

Zuzug

Nur zwei Spangen verweisen bisher auf enger umgrenzte Gebiete: die „pommersche Fibel“ aus Ghelaieşti857 wird aus Vorpommern stammen858, und die Rechteckfibel aus Dolinjany Grab 4859 findet ihre besten Entsprechungen an der Unterelbe860. Durch die Verbreitung der Trachtbestandteile muss neben den von Hachmann und Tackenberg vor allem an Hand der Keramik lokalisierten Regionen letztlich auch der westliche Ostseeraum als mögliches Herkunftsgebiet der Zuwanderer in Moldavien berücksichtigt werden. Dass schließlich auch dem zentralpolnischen Raum mit der frühen Przeworsk-Kultur nicht nur eine geographisch bedingte vermittelnde Rolle zufiel, deuten wenige Beispiele „przeworsk-ähnlicher“ Keramik wie Krausen mit facettierten Rändern an861. Auch die Sitte der Waffenbeigabe, die zumindest in einigen wenigen Gräbern östlich der Karpaten nachzuweisen ist, könnte durch die frühe Przeworsk-Kultur angeregt sein862.

wahrscheinlich

Durch die Grabfunde aus Poieneşti849 und Lukaševka850 wurde zunächst nur Material des älteren Abschnitts der jüngeren vorrömischen Eisenzeit belegt. Mit der Aufdeckung des kleinen Friedhofs von Dolinjany in Moldavien851 können nun auch Funde angeführt werden, die für die jüngste Latènezeit charakteristisch sind und bis an die Wende zur älteren römischen Kaiserzeit reichen. Teile des Trachtzubehörs, besonders Fibeln und Gürtelschmuck, belegen die Verbindung zur JastorfKultur Norddeutschlands und Jütlands, ohne dass allerdings ein fest zu umreißendes Abwanderungsgebiet abgrenzbar wäre852. Die diesbezüglich relevanten Objekte Moldaviens, meist aus Metall, verweisen auf ganz unterschiedliche Kleinräume Nordwesteuropas: Feuerböcke und einige Kronenhalsringformen deuten primär auf Jütland und die westdänischen Inseln, Trachtzubehör wie Plattengürtelhaken haben ihren Verbreitungsschwerpunkt in Holstein und dem Niederelbegebiet, Ösengürtelhaken und rautenförmige Bronzebuckelchen verweisen dagegen auf die Mittelelbe-Havel-Region853. Auch die Aussagekraft der Fibeln bleibt bezüglich einer präziseren Lokalisierung der Herkunft der Auswanderer begrenzt. Kugelfibeln854 und solche vom Mittellatèneschema mit annähernd stufenförmigem Bügel855 lassen sich regional kaum weiter eingrenzen. Die Fibeln Kostr. H sind in größerer Zahl zwischen Weichsel und Oder vertreten, kommen aber nach Westen auch bis zur Elbe vor856.

Die im archäologischen Fundgut zum Ausdruck kommende Heterogenität dieser Gruppe spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Bestattungssitten wider: Urnengräber überwiegen in Poieneşti, Lukaševka und Boroseşti, während in Dolinjany (Brand-)Grubengräber vorherrschen863. Aus all dem wird man entnehmen können, dass die Menschen, die sich in Moldavien und Bessarabien niederließen, nicht aus nur einem geschlossenen Abwanderungsgebiet stammten. Ganz verschiedene Regionen der Jastorf-, aber wohl auch der frühen Przeworsk-Kultur gaben Personen frei, die sich auf den Weg nach Südosten begaben, andere werden sich den durchziehenden Siedlern angeschlossen haben864. Übergreifend verbindendes Element dieser Gruppe war trotz alter lokaler Eigenheiten deren Fremdartigkeit im südostdakischen Kulturmilieu.

BOCKIUS 1990, 103. R. VULPE, Mat. Arh. 1, 1953, 213 ff. – Siehe dazu HACHMANN 1957, 77 ff. – DERS. 1960, 117 ff. 850 G. B. FEDOROV, Kratkie Soob. 68, 1957, 51 ff. – Siehe dazu TACKENBERG 1962/63, 403 ff. 851 SMIRNOVA 1981, 193 ff. 852 Vgl. schon die Kritik von TACKENBERG 1962/63, 409 ff. an dem Versuch von HACHMANN 1957, 83 ff., das Herkunftsgebiet auf die Mark Brandenburg einzuengen. Allerdings kommen zu den von Tackenberg zusätzlich herausgestellten Regionen (Nordost-Sachsen, Anhalt, Niederlausitz und Teile Niederschlesiens) auch nördliche Gebiete wie Mecklenburg, Vorpommern, Holstein und das Niederelbegebiet, dazu auch Jütland (siehe unten). 853 Vgl. die Kartierungen bei BABEŞ 1988, 136 Abb. 4; 140 Abb. 8; 141 Abb. 9. – DERS./V. MIHĂILESCU-BÎRLIBA, Ber. RGK 51/52, 1970/71, 176 ff. – DĄBROWSKA 1988, 184 Karte 22. 854 Vgl. die Überlegungen bei TACKENBERG 1962/63, 410 mit Anm. 2. Enger eingrenzbar sind dagegen Kugelfibeln mit kreuzförmiger Einlage (BOCKIUS 1990, 105 Abb. 3, Liste) oder die typologisch späten dänischen Kugelfibeln (LAURSEN 1984). 855 Form II3b nach BABEŞ 1988, 137 Abb. 5 (ähnlich Kostr. C, aber ohne Stützfalte). 856 Vgl. Kap. III. A. 2. mit Karte 5. 848 849

Dass aber über einen längeren Zeitraum hinweg entweder stets wieder neue Zuwanderer aus den alten Heimatgebieten nachfolgten oder aber zumindest der Kontakt zu diesen nördlichen Gebieten nicht abriss, zeigt die im wesentlichen in Moldavien wie in Nordwesteuropa gleich verlaufende Veränderung im Trachtzubehör, was sich besonders bei der Fibelmode M. BABEŞ, Stud. şi Cerc. Istor. Veche 20, 1969, 195 ff. Fig. 1. 858 BOCKIUS 1990, 104 Abb. 2, Liste 1. 859 SMIRNOVA 1981, 196 Abb. 4, 7. 860 Vgl. Kap. III. A. 4. mit Karte 7. 861 DĄBROWSKA 1988A, 201 Abb. 4; 203 mit Anm. 24 u. 25. 862 DĄBROWSKA 1988A, 199 f.; 192 Abb. 1. – Vgl. aber BABEŞ 1988, 140 mit Betonung einer starken keltischen Komponente. 863 BABEŞ 1988, 132 f. 864 Wie man sich solche „Völkerwanderungen“ vorstellen darf, hat R. Hachmann anschaulich beschrieben (HACHMANN 1970, 279 ff.). 857

87

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Durch die Fibeln wird eine Anknüpfung der Belegungsetappen, wenn auch mit Einschränkungen, an die im östlichen Mitteleuropa aufgestellten Zeithorizonte möglich. Dabei entspricht der jüngste Abschnitt mit geschweiften Fibeln wohl Hilfshorizont 2 der Przeworsk-Kultur, könnte aber auch noch bis in einen frühen Abschnitt des Hilfshorizonts 3 reichen869. Der mittlere Abschnitt lässt sich durch die Fibel Kostr. H und wohl auch durch die Rechteckfibel dem Hilfshorizont 1 zuweisen870, wobei auffällt, dass die für diesen Horizont typische geknickte Fibel Kostr. K in Dolinjany fehlt. Auch auf anderen Gräberfeldern der Poieneşti-Lukaševka-Kultur scheint diese Variante bisher nicht vorzukommen871, doch ist sie immerhin aus einer Siedlung bei Krug in der Bukowina belegt872. Weil die Belegung des Gräberfelds von Dolinjany wohl kontinuierlich erfolgte, man also das Fehlen der Fibel Kostr. K nicht durch zeitlich getrennte Einwanderungsschübe mit längeren Unterbrechungen erklären kann873, wird das Ausbleiben der sonst weit verbreiteten geknickten Fibel wohl in der bislang nur kleinen Zahl überhaupt bekannt gewordener Gräber mit Spangen begründet sein.

nachweisen lässt. Hier ist der kleine, nur 24 Gräber umfassende Friedhof von Dolinjany wichtig, der über eine längere Zeit hinweg belegt wurde865. Die Gräber sind überwiegend nur spärlich mit Beigaben ausgestattet, Hinweise auf Waffen fehlen ganz, doch sind vom Trachtzubehör Armringe und 23 Fibeln überliefert worden. Überträgt man die Inventare der Gräber in eine Tabelle (Tab. 24), so lassen sich gut drei Phasen absetzen, die durch verschiedene Fibeln, aber auch andere Eigentümlichkeiten der Beigabensitte gekennzeichnet werden. Die beiden ältesten Gräber (Gräber 6, 23) enthalten Fibeln vom Spätlatèneschema mit stufenförmigem Bügel (Taf. 40, 1. 2)866. Der zweite Belegungsabschnitt wird durch verschiedene Fibeln vom Mittellatèneschema gekennzeichnet, zu denen solche mit leicht gewölbtem Bügel und rahmenförmigem Fuß, die Variante H nach Kostrzewski und eine Rechteckfibel (Taf. 40, 7. 8) gehören. Zudem sind kleine Glasperlen sowie einfache drahtförmige oder breite hohlwulstige Armringe vertreten (Taf. 40, 5. 6). Die jüngste Belegungsphase wird durch geschweifte Fibeln vom Spätlatèneschema bestimmt (Taf. 40, 9). Hier fehlt der Armschmuck, doch wurde stattdessen je ein kleines Eisenmesser beigegeben (Taf. 40, 10).

Die Fibelabfolge auf dem Gräberfeld von Dolinjany spiegelt bis auf das Fehlen der geknickten Fibel auf eindrucksvolle Weise die Veränderungen in der Fibelmode, wie sie für große Teile Germaniens in der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit typisch war. Eigendynamische Formveränderungen, die bei der peripheren Randlage und der großen zu überbrückenden Entfernung zu den eigentlichen Innovationsgebieten hätten erwartet werden dürfen, lassen sich kaum nachweisen. Dieser Gleichklang beim Trachtzubehör mit den mitteleuropäischen Kerngebieten deutet den

Noch zwei weitere Gräber können nach typologischen Erwägungen einzelnen Abschnitten zugewiesen werden. Urnengrab 1 enthält eine Deckschale mit kräftigem Umbruch (Taf. 40, 11.2)867, die sich gut mit der Schale aus Grab 2 (Phase 2; Taf. 40, 11.3) vergleichen lässt, wenn auch das Profil der letzteren S-förmig geschwungen ist und der Rand deutlich kürzer ausfällt. Dagegen gehört die einzige geschweifte Fibel mit oberer Sehne Kostr. M–a aus Grab 17 dem jüngsten Abschnitt an. Sie vermittelt zeitlich, aber auch räumlich zwischen den Phasen 2 und 3, wie die Übertragung der angenommenen Belegungsabfolge auf den Gräberfeldplan verdeutlicht (Taf. 40). Die beiden ältesten Gräber liegen am nordwestlichen Rand der Grabungsfläche, die jüngsten an deren südöstlichem868.

Dies hängt von der Zeitstellung der geschweiften Fibeln mit unterer Sehne Kostr. N-a ab, die schon in Horizont II einsetzten, aber meist in Horizont III getragen wurden. Vgl. auch Kap. III. A. 7. zu den Fibeln Kostr. N. 870 Zur Chronologie: BABEŞ 1988, 142 f. mit Abb. 10–11. – DĄBROWSKA 1988, 23 f. Taf. 2–3; 179 ff. – DIES. 1988A, 199 ff. (A1 und A2). – SHCHUKIN 1989, 237. 871 Vgl. die Übersicht bei BABEŞ 1988, 137 Abb. 5. 872 P AČKOVA , Arheologija (Kiev) 23, 1977, 24 ff. Abb. 3, 11. 873 Gegen einen Hiatus zur Zeit der geknickten Fibeln sprechen die anderen Fibeln, die wie Kostr. H und auch die Rechteckfibel als zeitgleich betrachtet werden müssen. Wahrscheinlich hat die Stufenfibel vom Mittellatèneschema, die in Mitteleuropa vergleichsweise selten zu sein scheint, die Funktion der geknickten Spangen übernommen. Das auffällige Festhalten am Mittellatèneschema zeigt sich beispielsweise auch bei den Fibeln der östlich benachbarten Zarubincy-Kultur und mag als Besonderheit des südosteuropäischen Raums verstanden werden können, was sich letztlich auch bei den Fibeln „mit umgeschlagenem Fuß“ widerspiegelt. Vgl. die Übersicht bei K. V. KASPAROVA, Arch. Sbornik Gosud. Ėrmitaža 25, 1984, 108 ff. Abb. 5. 869

SMIRNOVA 1981, 193 ff. – Vgl. auch das Schema bei BABEŞ 1988, 142 Abb. 10. 866 SMIRNOVA 1981, 196 Abb. 4, 6; 199 Abb. 6, 11–12. – Die Zuweisung der Fibeln aus Grab 23 ist dabei nicht ganz sicher, doch deutet nichts auf eine Mittellatènekonstruktion hin. Zu diesen Fibeln mit stufenförmigem Bügel siehe Hachmanns Frühphase (HACHMANN 1960, 232 Taf. 1; Taf. 2, 45) und RANGS-BORCHLING 1963, 17; 47: Form 3a1, Leitform Stufe Ib. 867 SMIRNOVA 1981, 194 Abb. 2, 2. 868 Dabei bleibt natürlich fraglich, ob das Gräberfeld auch tatsächlich vollständig erfasst wurde, was besonders im südlichen und nordwestlichen Bereich fraglich erscheint. 865

88

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Verknüpfung dieser Unterteilungen mit den Belegungsetappen der Gräberfelder nach wie vor Schwierigkeiten, weil einerseits die Siedlungsbefunde meist weniger eng zu datieren sind als jene und zudem die verbindende „Klammer“ überregional verbreiteter Metallfunde oft fehlt. Die Vorlage des Keramik- und Kleinfundmaterials aus der Feddersen Wierde gibt zur Hoffnung Anlass, dortige Siedlungsware mit der Grabkeramik an der Niederelbe besser verbinden zu können, wenn es gelingt, signifikante Inventare den einzelnen, zeitlich eng aufeinander folgenden Bauphasen zuzuweisen876. Gleiches wird für Archsum gelten, dort mit Bezug zu den südjütischen Grabfunden877.

ununterbrochenen Austausch mit dem Nordwesten an, den man sich als beständigen Zuzug mit zeitlicher Tiefe, wenigstens aber als nicht unterbrochenen Austausch von Ideen vorstellen darf874. Mit den Veränderungen am Ende der vorrömischen Eisenzeit und wohl in deren Folge, die weite Teile Germaniens beim Übergang zur römischen Kaiserzeit erfasste und veränderte, scheint dieser Kontakt in das ostkarpatische Gebiet versiegt zu sein. Mit den späten geschweiften Fibeln endet bislang die Belegung der Gräberfelder und damit wohl auch die Anwesenheit der südöstlichsten Exponenten frühgermanischer Ausdehnung im Gebiet an Siret, Pruth und Dnjestr.

Unberücksichtigt blieb bei der Untersuchung auch der Südwesten Deutschlands, wo eine kleine, aber unverwechselbare germanische Gruppe siedelte878. Weil aber die Aufsiedlung dort vergleichsweise spät archäologisch fassbar wird, das bekannte Fundmaterial von R. Nierhaus umfassend gedeutet wurde879, nur wenig Neues bekannt geworden ist und zudem bearbeitet wird880, fiel ein solcher Verzicht leicht. Schließlich wird auffallen, dass auch Gebiete vernachlässigt wurden, die sich in geographischer „Zwischenlage“ zu untersuchten Regionen befinden. Dies gilt im Norden für Ostholstein, Angeln und Schwansen, obschon dort zahlreiche Gräberfelder bekannt geworden sind, wenn auch meist mit vergleichsweise wenigen Metallfunden881. Gleiches trifft für das Land im

L. Zusammenfassung und Horizontierung Mit Abschluss der Untersuchungen zur relativen Chronologie in der Germania Magna am Ende der vorrömischen Eisenzeit und zu Beginn der römischen Kaiserzeit gilt es zusammenfassend zu fragen, wie die festgestellten Veränderungen im Sachgut der verschiedenen Regionen Mittel- und Nordeuropas aufeinander bezogen und damit vergleichbar gemacht werden können. Zahlreiche Gräberfelder aus ganz unterschiedlichen germanisch besiedelten Gebieten wurden untersucht, die lokalen Belegungsetappen durch regional gültige Hilfshorizonte miteinander verbunden, die jetzt zu Horizonten zusammengefügt werden sollen.

Paddepoel – Excavations of frustrated Terps 200 B.C.–250 A.D. Palaeohistoria 14, 1968, 187 ff. 876 HAARNAGEL 1979, 173 ff. 877 KOSSACK U. A. 1974, 304 ff. mit Abb. 12–13. – HARCK 1990, 99 ff. Tab. 8; 191 ff. 878 Gemeinhin als Suebi Nicretes bezeichnet, nach neuer Lesart Suebi Nicrenses. Zum epigraphischen Material: M. P. SPEIDEL / B. SCARDIGLI, Neckarschwaben (Suebi Nicrenses). Arch. Korrbl. 20, 1990, 201 ff. – G. LENZBERNHARD/ H. BERNHARD, Das Oberrheingebiet zwischen Caesars Gallischem Krieg und der flavischen Okkupation. Mitt. Hist. Ver. Pfalz 89, 1991. 879 K. SCHUMACHER, Grabfunde des 1. Jahrhunderts der Suebi Nicretes. AuhV 5 (Mainz 1911) 409 ff. – E. GROPENGIEßER, Die Spätlatènezeit im unteren Neckarland und die Suebi Nicretes (ungedr. Diss. Heidelberg 1956). – NIERHAUS 1966. 880 I. WITTE, Studien zu Fundgruppen der Spätlatènezeit und älteren römischen Kaiserzeit zwischen Main und Neckar (ungedr. Magisterarbeit München 1985). – G. LENZ-BERNHARD, Frühgermanische Funde an Oberrhein und Neckar. Denkmalpfl. Baden-Württemberg 19, 1990, 170 ff. 881 H. HINGST, Die vorrömische Eisenzeit Westholsteins. Offa-Bücher 49 (Neumünster 1983). – DERS. 1986. – DERS. 1989. – K. RADDATZ, Husby. Ein Gräberfeld der Eisenzeit in Schleswig. Offa-Bücher 30 (Neumünster 1974). – DERS., Sörup I. Ein Gräberfeld der Eisenzeit in Angeln. Offa-

Dabei ist nicht zu übersehen, dass Teile Germaniens durch die Gräberfeldauswertungen nicht erfasst wurden. Dies gilt für große Teile der nordwestdeutschen und die niederländische Tiefebene, weil hier Bestattungen des untersuchten Zeitraums bislang kaum angeführt werden können. Zwar ist das keramische Formengut dieser Regionen gut bekannt und häufiger durch stratigraphische Beobachtungen innerhalb der Wurtensiedlungen abgesichert875, doch bereitet die Mit dem Austausch von Ideen könnten als „kultureller Rückstrom“ u. a. auch das Mäandermuster sowie die ornamentierten Herdplatten in die nördlichen Herkunftsgebiete gelangt sein; zu letzteren vgl. T. MAKIEWICZ, Ołtarze i „paleniska“ ornamentowane z epoki zelaza (Ornamented Altars and „Firebeds“ from the Iron Age in Europe). Przegląd Arch. 24, 1976, 103–183. 875 P. SCHMID, Die vorrömische Eisenzeit im nordwestdeutschen Küstengebiet. Probleme Küstenforsch. südl. Nordseegebiet 6 (Hildesheim 1957) 49 ff. – DERS., Die Keramik des 1. bis 3. Jahrhunderts n. Chr. im Küstengebiet der südlichen Nordsee. Probleme Küstenforsch. südl. Nordseegebiet 8 (Hildesheim 1965) 9 ff. – W. A. VAN ES, 874

89

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Die Zusammenstellung in Abb. 12 versucht nun, die regionalen Gliederungen zu überregionalen, „germanienweiten“ Horizonten zusammenzufassen. Dabei suggeriert die Tabelle zunächst annähernd gleiche Formeninhalte in ganz Germanien, doch bleiben einige Einschränkungen zu bedenken. Bereits bei der Bildung der Hilfshorizonte wurde für manche Kleinräume deutlich, wie schwierig es war, wenigstens einen Teil des entsprechenden Sachguts beizubringen, das in benachbarten Regionen zahlreich vertreten war; manchmal war nicht einmal das möglich. Dies betraf primär periphere Gebiete, wo nicht allein der Forschungsstand verantwortlich sein wird, sondern tatsächlich mit der verzögerten Rezeption „zentralgermanischer“ Anregungen gerechnet werden muss888. Zum anderen ist natürlich daran zu erinnern, dass auch die Horizonte Zeiträume von etwa einer Generation umfassen und keine Zeitpunkte markieren. Was als „archäologisch gleichzeitig“ aufgefasst wird, muss nicht auch tatsächlich in Einführung, Laufzeit und Ablösung völlig zeitgleich sein889. Die Grenzen zwischen den Horizonten können in den jeweiligen Gräberfeldern oder Regionen nicht a priori als überall einheitlich aufgefasst werden, doch zeigen andererseits die weitgehend übereinstimmenden Stufeninhalte, dass die Unterschiede wiederum nicht so groß sind, dass sie über den Zeitraum einer Generation hinausgehen. Die Untersuchung der wichtigsten Fibeln (vgl. Kap. III.) bestätigt diese Abfolge und die relativ enge zeitliche Begrenzung der Leitformen, deren „Anfangs- und Enddatum“ wohl jeweils ermittelt werden konnte. Daher wird man trotz der Einschränkungen davon ausgehen dürfen, dass zumindest im kontinentalen Bereich Germaniens die Veränderungen im Sachgut von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren römischen Kaiserzeit während der hier ausführlicher beschriebenen fünf Horizonte weitgehend einheitlich erfolgte.

weiteren Einzugsgebiet der Oder zu, sowohl an deren Mittel-882 als auch am Unterlauf883. Aus dem elbgermanischen Kulturraum fehlt die Altmark und die Prignitz884, weiter stromaufwärts das Gebiet zwischen Fläming und Sächsischer Schweiz885. Doch trotz dieser Einschränkungen scheint es möglich, Horizonte aufzustellen und mit charakteristischem Sachgut anzufüllen, von dem man annehmen muss, dass es in ganz Germanien gleichzeitig verwendet wurde, soweit dies mit archäologischen Mitteln nachzuweisen ist. Als überregionale Leitformen haben sich erneut die Fibeln bewährt, um die Formenabfolge der einzelnen Landschaften miteinander zu verbinden886. Weil aber das „Prinzip der Parallelität“ den Nachweis der Verknüpfung oder aber Abhebung auch durch andere Gegenstandsgruppen fordert887, wodurch erst eine sichere Basis zu gewinnen ist, müssen aucandere Objekte berücksichtigt werden. Zwar gibt es kaum ähnlich weit verbreitete Kleinaltertümer wie gerade die Fibeln, doch fand sich zahlreiches Sachgut häufig zumindest in den jeweiligen Nachbarregionen oder innerhalb eines Kommunikationsraumes. Mit ihnen wird eine weitere Verknüpfung der Regionalabfolgen möglich. In den einzelnen Regionen, die hier untersucht wurden, sind bereits „Hilfshorizonte“ aus den einzelnen Gräberfeldetappen ermittelt worden, welche die Schwierigkeiten und die Möglichkeiten zeigen, unterschiedliches Fundmaterial zeitlich aufeinander zu beziehen.

Bücher 46 (Neumünster 1981). – K. LAGLER, Sörup II und Südensee. Zwei eisenzeitliche Urnenfriedhöfe in Angeln. Offa-Bücher 68 (Neumünster 1989). 882 G. DOMAŃSKI, Zagadnié tak zwanej kultury Burgundzkiej. Przegląd Arch. 21, 1973, 123 ff. – DERS., Studia z dziejów środkowego Nadodrza w III–I wieku p. n. e. (Wrocław u. a. 1975). – DERS., Die Frage der sogenannten Burgundischen Kultur. Ethn.-Arch. Zeitschr. 19, 1978, 413 ff. 883 HACHMANN 1960, 147 ff. – LEUBE 1978. 884 Siehe z. B. R. VON USLAR, Kuhbier in der Prignitz. Ein Urnengräberfeld des 1.–2. Jhs. n. Chr. Offa 45, 1988, 181 ff. 885 W. COBLENZ, Das Gräberfeld von Prositz. Teil 1. Veröff. Landesmus. Vorgesch. Dresden 3 (Leipzig 1955). – Weiterführende Erkenntnisse verspricht das Gräberfeld von Liebersee, Kr. Torgau: K. KROITZSCH, Ausgr. u. Funde 24, 1979, 14–18. – DERS. in: Archäologische Feldforschungen in Sachsen 1988, 238–242. 886 Vgl. bereits HACHMANN 1960, 231. – GLÜSING 1968, 2. – BOOSEN 1977, 59 ff. 887 NARR 1991, 2. – Vgl. dazu auch die Modelle bei I. FALKTOFT ANDERSEN, Kulturforbindelser i den sene førromerske jernalder (Cultural Connections in the Late PreRoman Iron Age. A methodical Investigation). Hikuin 10, 1984, 27–38; 344 f.

Zeigt die Abb. 12‚ wie die einzelnen Hilfshorizonte miteinander zu den Horizonten I–V verknüpft werden können, gilt es, wichtige gemeinsame Leitfunde dieser überregionalen Zeitphasen zu beschreiben. Horizont I kennt als die überregional verbreitete Fibelform die Var. K nach Kostrzewski in ihrer „klassischen“ Form890. Sie ist in allen untersuchten Regionen, mitunter als Spielart, gut vertreten (Karte 6) und zeigt damit indirekt an, dass in der jüngeren vorrömischen Eisenzeit weitreichende Kommunikations- und Austauschverbindungen bestanden, die es möglich werden ließen, dass in allen germanisch besiedelten Gebieten, im Süden sogar darüber hinaus, einheitliches Tracht888 Dies gilt vor allem für Norwegen, Nordjütland und wohl auch Schweden; vgl. oben Kap. II. J. 4. 889 NARR 1991, 8 mit Anm. 16. 890 Zu unterschiedlichen Ausprägungen: Kap. III. A. 3.

90

1

1

2

1

I

Horizonte

1

1

Oder-Warthe-WeichselGebiet

Skandinavien

HinterpommernWeichselmündungsgebiet

Westliches Ostseegebiet

Havel-Spree-Gebiet

Mittelelb-Saale-Gebiet

Südwestslowakei

x

Niederelbe

1

March-Donau-Gebiet

Böhmen

Mainfranken

Nordwestdeutschland

Völling, Germanien an der Zeitenwende

2

1

1

x

2

1

2

2

2

3

2

II

3

2

2

x

3

2

3

3

3

4

3

III

3

4

4

4

5

4

IV

5

5

5

6

5

V

4

3

1

1

4

4

2

2

5

Abb. 12. Synchronistische Tabelle der regionalen Hilfshorizonte (x = nur durch germanische Einzelfunde belegt).

zubehör verwendet wurde891. Innerhalb Germaniens befindet man sich am Beginn einer Zeit, in der das Sachinventar vereinheitlicht wurde und die mit dem „Augenfibelhorizont“ (Horizont IV) ihren Höhe-, zugleich aber auch Wendepunkt erfuhr, weil nachfolgend wieder deutlich eine „Regionalisierung“ zuvor überregional verbreiteter Gegenstandsgruppen zu beobachten ist.

lichen Germanien üblich war894, bleibt die Beschreibung des Kriegsgeräts notgedrungen regional begrenzt. Immerhin deuten Opferfunde im übrigen Germanien an, dass auch dort ähnliche Waffenformen bekannt waren895. Neben einheimischen einschneidigen Hiebschwertern mit schmaler Griffangel gehören auch zweischneidige Schwerter vom Spätlatèneschema als „echter“ keltischer Import oder aber nach deren Vorbild gefertigt zur Waffenausrüstung des ersten Horizontes. Hinzu kommen lang-schmale Lanzenspitzen mit kräftiger Mittelrippe896 sowie der einfach gewölbte Schildbuckel, teilweise mit leicht ausgezogener Spitze897.

Neben den geknickten Fibeln gehören auch die Spangen mit Stützfalte Kostr. C und F zum Trachtzubehör des ersten Horizonts, dazu die Fibeln vom Mittellatèneschema D/E und G (Beltz Var. J)/H (Karten 3, 5), die allerdings weniger weit verbreitet sind als die geknickte Fibel. Regional deutlicher begrenzt sind (dänische) Kugelfibeln892, Korallenfibeln893, drahtförmige Rechteck- (Karte 7) und Schüsselfibeln, wobei die beiden letztgenannten bereits zum Horizont II überleiten. Geht die Sitte, Textilien durch Fibeln anstelle traditioneller Nadeln zu verschließen, letztlich auf keltisches Vorbild zurück, so zeigt sich auch bei einem Großteil des übrigen Sachgutes das Vorbild der Latènekultur.

Zum Trachtzubehör der Frauen, das meist regional begrenzt blieb, gehörten in Horizont I die Scharniergürtelhaken im östlichen Germanien, dreiteilige Gürtel auf Bornholm und im Weichselmündungsgebiet, eingliedrige Haken im östlichen und mittleren sowie Stabgürtelhaken im mittleren Germanien, ohne allerdings auf diesen Horizont begrenzt zu sein898. Bei der Keramik des Horizontes I, die überregional nicht vergleichbar und selbst regional mitunter deutlich verschieden ist, zeigt sich als gemeinsames Stilelement eine äußerst sparsame Verzierung in Form einfacher, schmaler Zierbänder auf dem Gefäßober-

Weil die Sitte der Waffenbeigabe während des Horizontes I mit wenigen Ausnahmen nur im östHACHMANN 1960, 235. Zur Verbreitung der dänischen Kugelfibeln siehe LAURSEN 1984. – Zur Verbreitung der Fibeln mit kreuzförmiger Emailverzierung (Beltz Var. O) BOCKIUS 1990, 105 Abb. 3; 108 f. Liste 2. 893 Zur Verbreitung der Korallenfibeln siehe PESCHEL 1988, 184 Abb. 10; 199. Nachzutragen sind Korallenfibeln aus Altenburg-Rheinau (MAUTE 1991, 394), Waltershausen, Lkr. Rhön-Grabfeld (VORZEITung 12, 1988, 10 Abb. 19), Hidenhausen-Eilshausen, Kr. Herford (Neujahrsgruß Münster 1989, 35 Bild 18). 891 892

PESCHEL 1977, 261 ff. – SCHULTZE 1986, 93 ff. – DIES. 1988, 111 ff. – DĄBROWSKA 1988A, 191 ff. 895 Vgl. unten Kap. V. A. 896 JAHN 1913, 84 ff. – DERS. 1916, 51 ff. – VON MERHART 1940, 86 ff. 897 R. BOCKIUS, Jahrb. RGZM 33, 1988, 738 f. mit Abb. 18. 898 Vgl. zuletzt CH. PESCHECK, Bayer. Vorgeschbl. 54, 1988, 222 ff. mit Abb. 5 (Verbreitung). 894

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

teil899. Im östlichen Mitteleuropa sind Gefäße mit verdickt-facettierten Rändern für diesen Horizont typisch, während sie weiter westlich erst später nachweisbar werden. Im elbgermanischen Kulturbereich gehört die Trichterurne zur Tonware dieses Abschnitts, dabei in ihrer Form gebaucht, mit kleinem Ösen- oder Bandhenkel versehen, dazu unverziert oder nur mit schmalem Sparren- oder Linienband dekoriert. Wenig zahlreich, aber nicht unwichtig ist der erste Nachweis importierter Metallgefäße, zu denen Ausgußbecken (E26), Eimer (E18/20) und Bronzekessel mit Eisenrand gehören.

Kostr. D/E. Dem Ende dieses Horizontes sind auch bereits die ersten geschweiften Fibeln mit unterer Sehne Kostr. N-a, stets drahtförmig, mit spitz zulaufendem oder rahmenförmigem Nadelhalter und meist aus Eisen, zuzuordnen, die zur Leitform des dritten Horizontes werden. Gürtelzubehör ist im Horizont II in Kontinentaleuropa nur selten den Toten beigegeben worden, wobei neben Ringgürtelhaken vor allem der Lochgürtelhaken im elbgermanischen Bereich (Karte 26) ein wichtiges Requisit darstellt901. Mit dem „Horizont der geschweiften Fibeln“ erfuhr die Waffenbeigabensitte eine weite Verbreitung, weil dieser Brauch, von östlichen Germanengruppen angeregt, im elbgermanischen und jütischen Gebiet aufgenommen und infolge elbgermanischer Expansion auch weit nach Westen und Süden gebracht wurde902. Keltische Anregungen sind nun noch deutlicher nachzuzeichnen als in Horizont I. Neben den zweischneidigen Schwertern, Metallscheiden, Ortbändern, Dreikreisplattensporen und Zierschmuckscheiben (Karten 22–24)903 wird dies auch bei den Lanzenspitzen mit geflammtem Blatt deutlich, die bei Ost- und Elbgermanen bekannt gewesen sind. Stangenschildbuckel schützten die Handhabe germanischer Krieger, lang-schmale Kampfmesser mit einseitig abgesetzter Griffangel dienten als Nahkampfwaffe.

Betrachtet man Totenbehandlung und Beigabenausstattung, so dominiert im ganzen Untersuchungsgebiet die Leichenverbrennung, während Körpergräber nicht nachzuweisen sind. Auch mit mehreren Beigaben ausgestattete Grabfunde fehlen abgesehen vom östlichen Germanien; selbst Bestattungen mit Metallgefäßen heben sich durch keinerlei weitere Abweichungen von den übrigen Gräbern ab, und prunkhaft ausgestattete Grablegen fehlen ganz. Versucht man abschließend, den Horizont I zu bewerten, so erkennt man bei den Fibeln neben mehreren regionalen Varianten erstmals die Ausbildung „gemeingermanischer“, übergreifender Formen. Das Metallsachgut zeigt deutlich keltische Einwirkungen und deutet damit bereits an, an welchem Vorbild sich die frühgermanische Welt orientierte900. Diese Ausrichtung am Vorbild der spätkeltischen Welt ist in Horizont I überwiegend im östlichen Germanien nachzuzeichnen und wird in Horizont II auch in der übrigen germanischen Welt sichtbar. Leitfund dieses Abschnitts ist die geschweifte Fibel mit oberer Sehne, die meist aus Eisen (Kostr. M-a), seltener aus Bronze (A18a) hergestellt wurde. Neben den Spangen, die in nahezu ganz Kontinentaleuropa, nicht aber in Skandinavien einschließlich Nordjütland und den großen dänischen Inseln bekannt gewesen sind (Karten 8, 12)‚ kennt der „Horizont der geschweiften Fibeln“ die geknickte Fibel mit innerer Sehne Kostr. L sowie weiteres lokal begrenztes Trachtzubehör. Dazu gehören im Norden die Rechteckfibeln, speziell die breite, bronzene Variante (Karte 7), sowie typologisch späte geknickte Fibeln, ebenfalls meist aus Bronze. Schüsselfibeln und Fibeln Kostr. Abb. 15 reichen bis in diesen Abschnitt, selten auch solche vom Mittellatèneschema

Die Tonware des zweiten Horizontes zeigt im Osten die Abkehr vom verdickt-facettierten Rand, der jedoch im elbgermanischen Bereich jetzt dominiert. Dort ist die „scharfkantige“ Situla Leitform904, wobei die Verzierungen einen größeren Variantenreichtum zeigen und das Mäandermotiv hier ebenso nachzuweisen ist wie erste Dekorationen mittels Rollrädchen. Noch immer sind gallische oder römische Metallgefäße (steilwandige Becken, Bronzekessel und -eimer) selten, belegen aber weitreichende Austauschbeziehungen schon vor der römischen Expansion rechts des Rheins. Das Totenbrauchtum zeigt einige Veränderungen gegenüber Horizont I, auch wenn die Brandbestattung nach wie vor dominiert und Körpergräber noch nicht nachzuweisen sind. Die Zahl reichlich mit Beigaben Vgl. HACHMANN 1960, 237 f. Vgl. die Anm. 865 genannte Literatur, dazu auch: VÖLLING 1995, 51 Karte 8; 110 ff. Liste 6 (elbgermanisches Gebiet). – DĄBROWSKA 1988, 80 Karte 9 (für die Przeworsk-Kultur). – LINDENEG NIELSEN 1975, 89 ff. (für Jütland). 903 Vgl. unten Kap. V. A. 1., 2., 3a. 904 SEYER 1976, 37 Abb. 16; mit Ergänzungen für den südlichen elbgermanischen Raum bei VÖLLING 1995, 59 Karte 9; 112 f. Liste 8. 901 902

Dazu die Beobachtungen von HACHMANN 1990, 868 ff. zum späten Aufkommen einer frühgermanischen Bildkunst. M. E. wird man dies im Zusammenhang mit mangelnder Verzierung der Tonware sehen müssen und beides vielleicht mit fehlendem Kunstwillen erklären können. 900 Die Sitte der Waffenbeigabe geht letztlich auch auf keltisches Vorbild zurück; vgl. die in Anm. 865 und 867 genannte Literatur. 899

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

ausgestatteter Gräber hat deutlich zugenommen; sie sind jetzt auch im elb- und nordgermanischen Gebiet nachzuweisen. Vor allem die Grablegen mit Waffenbeigabe zeigen ein „gemeingermanisches“ Kriegerideal an, das sich am keltischen Vorbild des Zweikampfes Mann gegen Mann zu orientieren scheint905. Echte Prunkgräber, die ihre Sonderstellung zudem durch eine besondere Lage innerhalb des Friedhofs oder davon separiert zu erkennen geben, fehlen jedoch weiterhin.

lung und zunehmender Beigabenausstattung eine zu erwartende Tendenz907. Mitunter eröffnen sich Einblicke in die „Dynamik des Wandels“, wenn sich etwa in Tišice zeigen ließ, dass in den Trägern der Veränderungen überwiegend Frauen gesehen werden können, ein Befund, den man wegen fehlender Vergleichsmöglichkeiten zwar nicht wird verallgemeinern können, der aber dennoch einen Hinweis auf unterschiedlich schnelle Akzeptanz oder Innovationsbereitschaft zu geben vermag908.

Die frühgermanische Welt zeigt in Horizont II großräumig verbreitete Gemeinsamkeiten, die sich nicht mehr nur auf gleiche Sachgüter beschränken, sondern auch auf gleiche Geisteshaltungen schließen lassen, wie dies beim Kriegerideal dinglich zum Ausdruck kommt. Dahinter verbergen sich jedoch auch teilweise Expansionsbewegungen, besonders deutlich durch die elbgermanische Landnahme am Niederrhein, in Mainfranken und Böhmen. Materielle und geistige Kultur scheinen am Vorabend römischer Eroberungsversuche davon noch unberührt und nur am keltischen Vorbild orientiert zu sein.

Bei den Fibeln scheint der Formenwandel zuerst einzusetzen, während anderes Sachgut noch den Traditionen verhaftet bleibt. Dies gilt nicht für die Bewaffnung, was bei den Schwertern weniger deutlich wird als bei Schilden und Lanzen. Konische Schildbuckel, mittellange oder kurze Lanzenspitzen mit rhombischem Querschnitt ohne Mittelgrat sowie Widerhakenspitzen belegen ebenso deutliche Veränderungen wie Stuhlsporen mit kreisförmigen Nietplatten beim Reitzubehör. Die Keramik zeigt nur graduelle Veränderungen, doch ist im elbgermanischen Gebiet die Situla durch kugelbauchige Gefäße sowie solche in Terrinenform abgelöst worden. Der Anteil verzierter Keramik scheint zuzunehmen, und auch die Zierzonen auf der Tonware werden größer, wobei der Rollrädchenmäander im elbgermanischen Gebiet zur Leitform wird. Im ostgermanischen Gebiet kommt zur Mäanderverzierung auch zunehmend die Dekoration mittels ritzverzierter, plastischer Wülste. In Jütland ist der verdickte Rand mit mehreren Facettierungen jetzt weit verbreitet und bleibt auch im elbgermanischen Gebiet noch vertreten, während er im östlichen Germanien nicht mehr vorkommt.

Dies ändert sich mit Horizont III, der den Wandel weg von keltischer Anregung hin zu römischem Vorbild besonders deutlich bei den Fibeln zeigt. Waren bislang die meist einfachen Spiralfibeln überwiegend aus Eisendraht hergestellt, so zeigt sich nun ein deutlicher Wandel. Bronze wird zum bevorzugten Werkstoff der einheimischen Fibeln mit unterer Sehne (Kostr. N-a; Karte 13), deren Nadelhalter zudem oft unterschiedlich kunstvolle Durchbruchsmuster aufweisen. Angeregt wurden diese Verzierungen durch provinzialrömische Fibeln ostalpiner Fabrikation, zu denen die gewölbten Fibeln A2a und A2b (Karten 18– 19) sowie die kräftig-profilierte Fibel A67a (Karte 20) gehören. Auch die ältesten Spangen niederrheinischer Werkstätten A19a und A22 (Karten 15–17) fanden sich zahlreich in Germanien, wobei sich bereits regionale Unterschiede zur Verbreitung ostalpiner Fibeln zeigen906. Neben den Importfibeln findet man auch typologisch junge Ausprägungen der geschweiften Spangen mit oberer Sehne (Kostr. M-b), die aber auf wenige Regionen, denen zudem die Fremdfibeln weitgehend fehlen, begrenzt bleiben.

Im Totenbrauchtum lassen sich erstmals deutlich Veränderungen aufzeigen, weil neben der Brandbestattung, welche die vorherrschende Bestattungsform bleibt, auch erste Körpergräber nachweisbar sind909. Mit dem Grab von Kołokolin910 lässt sich ganz am östlichen Rand der frühgermanischen Welt erstmals auch ein Prunkgrab anführen, das zudem mit Gegenständen aus dem bosporanischen Kulturgebiet darauf verweist, dass neben spätestkeltischen und römischen Anregungen auch solche aus dem Osten die germanische Welt erreichten.

Der „übergangszeitliche“ Charakter dieses dritten Horizontes an der Nahtstelle zwischen vorrömischer Eisenzeit und römischer Kaiserzeit wird durch das Nebeneinander alter und neuer Formen besonders deutlich. Die Zahl der „Mischinventare“ scheint in diesem Abschnitt größer als in den anderen Horizonten zu sein, bei ununterbrochener kultureller Entwick-

Nach L. PAULI, Die Gräber vom Salzberg zu Hallstatt. Erforschung, Überlieferung, Auswertbarkeit (Mainz 1975) 18 f. 908 Siehe Kap. II. C. 1. mit Anm. 120 (Wederath). 909 LICHARDUS 1984, 48 ff. – K. BYKOWSKI, Uwagi o szkieletowym obrządku pogrzebowym ludności kultury przeworskiej w okresach póżnolateńskim i wczesnorzymskim. Studia Arch. 7, 1976, 139 ff. 910 Vgl. dazu unten Kap. V. D. 2. 907

PESCHEL 1991, 136 ff. (Beispiel Großromstedt). – DERS. 1989, 273 ff. – Vgl. dazu unten Kap. V. A. 906 Vgl. unten Kap. III. B. mit Karten 15–21. 905

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wird man überlegen müssen, ob jene nicht Vorbild für die germanischen gewesen sein könnten, verbunden mit einer Abkehr vom Fecht-/Stoßkampf, zu dem die langen Lanzen geeignet waren, hin zu einer (Fern-)Wurfwaffe, wie sie in römischer Kriegsführung eingesetzt wurde917. Römisches Vorbild wird bei den zweischneidigen Schwertern deutlich, die breiter und kürzer als die vorrömischen sind und sich am GladiusKurzschwert orientieren918. Stuhlsporen haben ältere, keltisch geprägte Knopf- oder Dreikreisnietsporen fast überall verdrängt. Die Sitte, dem Toten Waffen mit ins Grab zu geben, erreichte mit Horizont IV ihren Höhepunkt919.

In Horizont III erfolgte eine Veränderung im Sachgut, weil mit Ende einer eigenständigen keltischen Welt und der römischen Machtausweitung an Rhein und Donau sowie darüber hinaus nach Osten und Norden nun römisches Sachgut in größerer Zahl nach Germanien gelangte, dort zum Vorbild wurde und, in heimischer Formensprache umgesetzt, imitiert worden ist. Mit Horizont IV, dem „Augenfibelhorizont“, ist dieser Formenwandel vollzogen, und die Vereinheitlichung in der materiellen Kultur frühgermanischer Gruppierungen scheint nun auf ihrem Höhepunkt zu sein. Ausdruck findet dies in der nahezu ganz Germanien umfassenden Verbreitung der „klassischen Augenfibeln“ A45/47 und A48–50911, ergänzt durch einheimische frühe Rollenkappenfibeln (A24/26) im sowie importierte kräftigelbgermanischen912 profilierte Fibeln A67b im ostgermanischen Gebiet913. In peripher gelegenen Regionen sind noch geschweifte Fibeln mit unterer Sehne (Kostr. N-b; Karte 14) anzutreffen, deren breiter bandförmiger Bügel sowie ein häufig durchbrochener Nadelhalter das Vorbild der Augenfibeln erkennen lässt. Anderes Trachtzubehör sind runde Gürtelschnallen, welche die traditionellen Gürtelhaken weitgehend verdrängen konnten914.

Die Tonware ist weniger einheitlich als die Fibelmode oder die Bewaffnung, doch zeigt sich zumindest durch die dreigegliederte Keramik mit deutlich abgesetztem Hals eine weit verbreitete Formensprache. Bei der Verzierung überwiegt das Mäandermotiv, im elbgermanischen Gebiet mit mehrzeiligem Rollrädchen hergestellt, sonst in den Ton eingeritzt. Zunehmend wird auch das Gefäßunterteil als Dekorzone genutzt. Plastische Verzierungen in Form von Wülsten sind beliebt, auch die Gefäßhandhaben sind häufig plastisch aufgebracht, im Elbegebiet dann meist in „Schwalbenschwanzform“.

Nicht nur bei den Gewandspangen, sondern auch in der Bewaffnung zeigen sich überregionale Züge. Waffen nach keltischem Vorbild oder zumindest davon inspirierte sind nicht länger vertreten. Neben den heimischen Formen wie Hiebschwertern mit ausgespartem Griff, spitzkonischen Schildbuckeln (Bohnsack 5) und profilierten Schildfesseln (Jahn 6) zeigen auch die Lanzenspitzen eine deutlich andere Form: sie sind relativ kurz und mit rhombischem Querschnitt ohne Mittelgrat915. Weil auch die Wurfwaffen aus frührömischen Lagern ähnlich aussehen916,

Neuerungen bei der Beigabensitte zeigen einerseits die Mitgabe von Kästchen und Schlüssel besonders im östlichen Germanien, andererseits das Ende der Waffenbeigabe im Weichselmündungsgebiet (Wielbark-Kultur). Auch Bronzegefäße aus den römischen Provinzen oder dem Mutterland sind nun relativ häufig als Urne oder Beigabe verwendet worden. Überregionale Züge lassen nicht nur deren Verbreitung, sondern auch die Sitte prunkhaft ausgestatteter Gräber mit einer Mehrzahl derartiger Behältnisse

911 Zur Verbreitung der Augenfibeln siehe ALMGREN 1923, 21 ff., bes. 25 Beil. I, 7. – R. JAMKA, Mat. Starozytne 10, 1964, 7 ff. – GLÜSING 1968, 59 ff. mit Liste 15. – BOOSEN 1977, 320 ff. Liste 8b, 8c. – H. J. EGGERS, RGA2 1 (1973) 480 ff. s. v. Augenfibel. – COSACK 1979, 57 ff. Karte 13. 912 COSACK 1979, 28 ff. Karten 5, 6, 9, 20, 23. – Für Polen siehe die Zusammenstellung bei BOOSEN 1977, 314 ff. Listen 6a, 6b, 7a, 7b. 913 Vgl. unten Kap. III. B. 4. b. mit Karte 21. 914 Ausnahmen im elbgermanischen Gebiet: späte Lochgürtelhaken Typ C nach VOIGT 1971, 242 ff.; weitere Formen zusammengestellt von R. MADYDA-LEGUTKO, Gürtelhaken der frührömischen Kaiserzeit im Gebiet des mitteleuropäischen Barbaricums. Przegląd Arch. 37, 1990, 157–180. 915 So bereits JAHN 1916, 78 f. – RADDATZ 1985, 301 f. 916 Vgl. frühkaiserzeitliche Lanzenspitzen in: RÖMER IN WESTFALEN 1989, Abb. 93. – HÜBENER 1973, 27 ff. Taf. 18, 1–9. – RITTERLING 1912, 159 Taf. 17. – Allgemein zu dieser Waffenform: D. MARCHANT, Journal Roman Military Equipment Stud. 1, 1990, 1 ff. – I. R. SCOTT, Spearheads of

the British Limes. In: W. S. Hanson/L. J. F. Keppie (Hrsg.), Roman Frontier Studies 1979. BAR Internat. Ser. 71 (Oxford 1980) 333 ff. 917 Untersuchungen der frühgermanischen Lanzenspitzen mit Blick auf mögliche Kampfspuren fehlen offenbar, doch zeigen entsprechende Befunde an den Waffen des NydamFundes, dass sie durchaus lohnten: M. GEBÜHR, Kampfspuren an Waffen des Nydam-Fundes. In: Beiträge zur Archäologie Nordwest-Deutschlands und Mitteleuropas (Festschrift für K. Raddatz). Materialh. Ur- u. Frühgesch. Niedersachsen 16 (Hildesheim 1980) 69–84. 918 JAHN 1916, 125 ff. – E. NYLĖN, Acta Arch. (København) 34, 1963, 185 ff. – K. DĄBROWSKI/J. KOLEDO, Arch. Polona 13, 1972, 59 ff. – R. LASER, Der römische Gladius von Lansen, Kr. Waren (Müritz). In: Archäologie als Geschichtswissenschaft. Festschrift für K.-H. Otto (Berlin 1977) 299 ff. – M. BIBORSKI, Mat. Arch. 18, 1978, 53 ff. – RADDATZ 1985, 304 ff. 919 SCHULTZE 1986, 98 ff. mit Abb. 4.

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erkennen920. Auch die Körpergrabsitte ist nicht auf die Prunkgräber begrenzt, sondern wird darüber hinaus, wenn auch stets mit deutlichem Abstand gegenüber den Brandgräbern, im gesamten germanischen Bereich zunehmend praktiziert.

(Jahn Abb. 209), und im Gebiet der Przeworsk-Kultur kommen spitzovale Lanzen mit Auskehlungen neben dem Mittelgrat vor. Bei der Keramik zeigt sich zunehmende Zierfreudigkeit, weil auch das Gefäßunterteil oft dekoriert wurde. Das Mäandermuster ist meist aufgelöst und von seiner klassischen Form weit entfernt, und wo man das Rollrädchen verwendete, waren die Muster zwei- oder mehrzeilig. Allgemein ist eine Tendenz zur Verlängerung des Gefäßhalses festzustellen, der oft mit mehreren plastischen Leisten verziert ist, wodurch die Tonware insgesamt „gestreckt“ wirkt.

Horizont IV wirkt wie die Konsolidierung germanischen Lebens nach einer Phase des schnellen und tiefgreifenden Wandels. Bedingt durch starke römische Einwirkungen wird älteres, keltisch geprägtes Sachund Ideengut aufgegeben und eine eigenständige Formenentwicklung setzt ein, wie sie am besten im elbgermanischen Böhmen archäologisch greifbar wird921. In der überregionalen Verbreitung des Sachguts, aber auch bestimmter Geisteshaltungen, zeigen sich verbindende Elemente, in denen man vielleicht den Ansatz „gemeingermanischen Empfindens“ vermuten kann922.

Römischer Import ist in Grabfunden noch immer vertreten, doch deutet sich eine Reduktion beigegebener Formen an, weil neben Eimern vom Östlandtyp vor allem Kelle-Sieb-Kombinationen dominieren. Prunkgräber, in denen Bronzegefäße gehäuft den Toten beigegeben wurden, sind weiterhin belegt.

Mit Horizont V gehen die überregionalen germanischen Formen jedoch wieder zurück. Mit Ausnahme provinzialrömischer Spangen, vor allem der kräftigprofilierten Fibel A68923, bleiben die übrigen Fibeln in ihrer regionalen Verbreitung meist begrenzt: Späte Augenfibeln „ohne Augen“ (A51/52), typologisch entwickelte Rollenkappenfibeln (A28/37) und kräftigprofilierte „Trompetenfibeln“ (A71/74/99) sowie späteste geschweifte Fibeln mit unterer Sehne und massivem, breitem Bügel (Kostr. N-c). Zum Trachtzubehör gehören weiterhin ovale oder D-förmige Gürtelschnallen, teilweise mit Rechteckbeschlag, Schnallen mit eingerolltem Bügelende sowie seltener Haftarmgürtelhaken.

Im Totenbrauchtum lassen sich keine Veränderungen erkennen, denn neben der vorherrschenden Brandgräbersitte bleiben Körpergräber zahlenmäßig die Ausnahme, wenn es sich auch bei den meisten prunkhaft ausgestatteten Grablegen um Körperbestattungen handelt. In Horizont V ist der Wandel im Formengut von der vorrömischen Eisenzeit zur älteren Kaiserzeit längst vollzogen, die dynamische Entwicklung der vorangegangenen Jahrzehnte wirkt wenig nach. Stattdessen zeigen sich in der beginnenden Beigabenreduzierung und der zunehmenden Regionalisierung die Vorboten jener mittelkaiserzeitlichen germanischen Welt, welche die weltgeschichtlichen Ereignisse um die Zeitenwende vergessen zu haben scheint, in vorgeschichtliche Verhältnisse zurückfiel und erst der erneuten Auseinandersetzung mit Rom in den Markomannenkriegen bedurfte, um Anregungen für ihre eigene Identität zu gewinnen.

Die Waffenbeigabe ist allgemein rückläufig, erfährt aber in der Südwestslowakei noch einen letzten Höhepunkt. Die Waffenformen selbst zeigen sich wenig verändert; der Griff einschneidiger Hiebschwerter kann jedoch pilzförmig verbreitert sein. Die Schildbuckelform bleibt konisch, wenn auch mit deutlich ausgezogener Spitze, die Schildfesseln sind profiliert

EGGERS 1949/50, 58 ff. – PESCHEL 1978, 155 ff. mit Abb. 11. – Siehe auch unten Kap. V. D. 2. 921 Siehe dazu noch immer die Ausführungen bei ALMGREN 1913. 922 Zu den historischen Deutungsmöglichkeiten: Kap. VI. 923 KOSSACK 1962, 135 ABB. 1. – T. DĄBROWSKA, Mat. Wrocław 2, 1973, 222 Karte 7. 920

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III.

Fibelformen der „Übergangszeit“

Im vorangegangenen Kapitel wurden Gräberfelder, seltener auch Einzelgräber untersucht, um das Fundgut der jeweiligen Regionen relativchronologisch zu ordnen und so über Belegungsabfolgen den Formenwandel, Art und Auswahl der Beigaben und Bestattungssitten in möglichst engen Zeitabschnitten zu erfassen.

zu sein. Schließlich fanden sich viele Fibelformen auch in provinzialrömischen Fundzusammenhängen, meist Militäranlagen, die durch Münzserien oder historische Überlieferung in ihrer Zeitstellung gut bekannt sind927. Das Trachtbestandteil Fibel hat zudem den Vorteil, als Gegenstand mit „kurzer Laufzeit“, was die Belegungsabfolgen der Gräberfelder bestätigen, besser zeitlich fixierbar zu sein, als spätkeltische und römische Metallgefäße, die traditionell zur Datierung der älteren römischen Kaiserzeit im freien Germanien verwendet werden928. Hier können jedoch die Nutzungszeiten sehr unterschiedlich sein929, u. a. bedingt durch Eigenheiten des jeweiligen Brauchtums, abweichende Wertschätzung einzelner Objekte oder Eigentumsfragen930. Nachdem schon Ende des letzten bzw. am Anfang dieses Jahrhunderts mit O. Almgrens „Studien über nordeuropäische Fibelformen“931, R. Beltz’ Typenkartenbericht zu den Latènefibeln932 und J. Kostrzewskis weit über sein eigentliches Arbeitsgebiet an Weichsel und Oder hinausweisendes Gliedeungschema der jüngereisenzeitlichen Fibeln933 die Grundagen zur Erforschung dieser Trachtbestandteile gelegt wurden, ist die herausragende Stellung der Fibel als überregional anwendbares Hilfsmittel einer zeitlichen Gliederung des Fundstoffs wiederholt gewürdigt und allgemein akzeptiert worden934.

Mit Hilfe der für die einzelnen Regionen als charakteristisch erachteten Objekte, deren Verzierung oder technischer Gestaltung, weniger auch durch Elemente des Totenbrauchtums, konnten „Horizonte“ gebildet werden, von denen man annehmen darf, daß sie zumindest in archäologischen Zeitabständen als zeitgleich angesehen werden müssen. Um aber deren Datierung auch absolutchronologisch ermitteln zu können, was für eine Einbeziehung antiker Nachrichten über den zu untersuchenden geographischen Raum unabdingbare Voraussetzung ist, gilt es, archäologisches Fundgut herauszustellen, über das jene geforderte genaue Zeitbestimmung möglich sein kann. Dazu bieten sich primär die Fibeln an924, weil diese im Gegensatz zu den meist auf Kleinräume begrenzten Keramikformen und deren Ornamente oder die an bestimmte Beigabensitten gebundenen Waffen925 und Metallgefäße926 weiträumig, zum Teil sogar in ganz Germanien verbreitet gewesen sind. Als Teil der „lebenden Kultur“ waren sie Erzeugnisse des Alltags und damit relativ kurzfristig in Benutzung, weil sie durch häufige Nutzung nur von begrenzter Haltbarkeit und zudem modischen Schwankungen unterworfen waren. Weiterhin werden sie in Männer- wie Frauengräbern aufgefunden und scheinen in der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit und älteren Kaiserzeit meist weder geschlechtsspezifisch noch an andere bestimmte Benutzergruppen gebunden

927 Fibelübersichten zum Bestand aus frührömischen Lagern bei: S. RIECKHOFF, Arch. Inf. 1, 1972, 77 ff. Abb. 1. – M. GECHTER, Bonner Jahrb. 179, 1979, 78 Tab. 10. – HAALEBOS 1984/85. 928 Grundlegend EGGERS 1951. – DERS. 1955. – DERS. 1976. 929 Zur Kritik an Eggers siehe z. B.: G. EKHOLM, Jahrb. RGZM 4, 1957, 119 ff. – G. KÖRNER, ebda. 108 ff. – A. L. ERIKSON, Tor 17, 1975, 305 ff. – BERKE 1990, 10 ff. 930 Dies trifft wohl beispielsweise auf die graecoetruskischen Gefäße der vorrömischen Eisenzeit Dänemarks zu: P. J. RIIS, Acta Arch. (København) 30, 1959, 1 ff. – HARCK 1988, 95 f. 931 ALMGREN 1923. 932 BELTZ 1911. 933 KOSTRZEWSKI 1919. 934 Siehe z. B. BOOSEN 1977 59 ff. mit der in Anm. 425 genannten Literatur. – COSACK 1979 9 f. – SCHMIDT 1982, 149. – A. MIRON, Trierer Zeitschr. 49, 1986, 154 ff. – R. VON USLAR, Offa 45, 1988, 217 ff.; 247 ff. – GEBHARD 1991, 100 ff.

HACHMANN 1960, 79; 169. – GLÜSING 1968‚ 2. – Ausführlich BOOSEN 1977, 59 ff. – Vgl. auch BERKE 1990, 79. 925 Vgl. z. B. das weitgehende Fehlen der Waffenbeigabe in der norddeutschen Tiefebene westlich der Weser sowie in Skandinavien: JAHN 1916, Karten 1 u. 2. – SCHULTZE 1986, 93 ff. Abb. 1–5. 926 Auch Metallgefäße als Grabbeigaben fehlen im Weser-Rhein-germanischen sowie küstengermanischen Bereich: EGGERS 1951, Karten 3 u. 4. – REDLICH 1980, 369 Karte 1. – KUNOW 1983, 172 ff. Karten 2, 3, 5. – BERKE 1990, Karten 1 u. 2. 924

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zu den Latènefibeln eine Form vom Mittellatèneschema, die seither als „Beltz Var. J“ Eingang in die Fachliteratur gefunden hat (Abb. 13)939. J. Kostrzewski hat Fibeln dieser Art mit „hochgewölbtem, annähernd halbkreisförmigem Bügel und spitzwinklig zurückgebogenem, sehr weit übergreifendem Fuß“ nach ihren Werkstoffen unterschieden und die bronzene Spange als Variante G (= Beltz Var. J), diejenige aus Eisen als Variante H bezeichnet940. Die bronzenen Formen sind mit meist 4–5 cm relativ klein, der Bügel ist häufiger drahtförmig, gelegentlich auch bandförmig. Der schmale, übergreifende Fuß kann bis zu fünf Knoten aufweisen, wobei das Verbindungsstück zum Bügel häufig kerbverziert ist. Die Spirale besitzt durchweg eine obere Sehne und meist sechs, selten nur vier Windungen.

Um aber die Gewissheit zu bekommen, daß bestimmte Fibeln auch tatsächlich überregional verbreitet gewesen sind, wurde versucht, wichtige Fibelformen der ausgehenden Latène- und frühen römischen Kaiserzeit935 möglichst weitgehend in ihrer Verbreitung zu erfassen. Zudem kann die durch Gräberfeldanalysen gewonnene Datierung der Fibeln durch weitere geschlossenen Funde mit Vergesellschaftungen anderer datierbarer Objekte, meist wieder Fibeln, überprüft und so eine von den Belegungsetappen unabhängige, zusätzliche Zeitbestimmung gewonnen werden936. Schließlich wurden einige Fibelformen auch in ihren Charakteristika enger gefasst, als dies Kostrzewski und Almgren seinerzeit bei deutlich geringerem Fundbestand tun konnten937. Das ist notwendig, weil einerseits die traditionellen Umschreibungen mitunter sehr weit gefasst und idealtypisch sind und damit zuviel Spielraum bei den Zuweisungen zu einzelnen Formen bleibt, andererseits manche ursprünglich ganz konkret gemeinte Fibelbeschreibungen heute sehr allgemein verwendet werden, wodurch mitunter zwar ein gemeinsamer Name benutzt wird, ohne daß der jeweils gemeinte Inhalt stets identisch wäre938.

Abb. 13. Fibel Form Beltz Var. J.

A. Fibeln der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit

Fibeln des Typs Beltz Var. J werden zur Frauentracht gerechnet941, weil sie in Gräbern oft paarweise, häufig durch eine dritte Fibel ergänzt, aufgefunden wurden942. Zudem verweisen einzelne Fibelfunde mit Bronzering am Fuß943 oder an der Spirale944 auf eine ursprünglich vorhandene Kette, welche die beiden auf der Schulter getragenen Fibeln verband945. Aber auch einzeln getragene

1. Beltz Variante J „Eine hochgewölbte Fibel mit eingeknicktem Bügel und weit nach vorn gerücktem Verbindungsstück (Var. J), der Bügel geht nicht in gleichmäßiger Schwingung bis zum Fuße, sondern biegt in seinem unteren Teile ein (...)“ – so beschrieb R. Beltz in seinem Typenkartenbericht

BELTZ 1911, 685 Abb. 50. KOSTRZEWSKI 1919, 21 ff. Abb. 7–8. 941 WERNER 1955, 176. 942 Nachweis der Fibeln Beltz Var. J siehe Liste 1: Blönsdorf Grab 31 (1, 13); Bobersen (1, 14); Derwitz Grab 3 (1, 18); Geltow Grab 52 (1, 24); Gräfenhainichen Gräber 1, 48, 49, 51, 57, 75 (1, 29); Hornbek Gräber 5, 555 (1, 42); Mellingen (1, 58); Thießen Grab 1 (1, 85); Traunstein (1, 88); Skowarcz [Schönwarling] Grab 16 (1, 140). 943 Skowarcz [Schönwarling] (1, 140): KOSTRZEWSKI 1919, 22. 944 Rajhrad (1, 116). 945 Vgl. z. B. das Fibelkettengehänge aus Badow, Kr. Gadebusch, allerdings mit zwei Rechteckfibeln: H. KEILING, Ausgr. u. Funde 16, 1971, 186 ff. Abb. 2, hier Taf. 41 A. 939 940

Nicht erfasst wurden die älterkaiserzeitlichen Augenund Rollenkappenfibeln (COSACK 1979) sowie ostalpine Fibeln A236–238 (GARBSCH 1965). 936 Vgl. bereits ALMGREN 1923, 214 ff. Beil. II: „Verzeichnis geschlossener Funde, die die Zeitstellung der verschiedenen Formen beleuchten“. 937 Siehe zur weiteren Unterteilung der Almgren´schen Nomenklatur mit Kleinbuchstaben: GARBSCH 1965, 26. – GLÜSING 1968, 1. 938 Besonders deutlich wird dies bei der Gruppe der geschweiften Fibeln, die Spangen ganz unterschiedlicher Konstruktion, Zeitstellung, Herkunft und Verbreitung umfasst. 935

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germanische Zwischengebiet von Nordböhmen bis über den Thüringer Wald. Hier wurde dieser „Massenartikel“ als „Serienerzeugnis“ hergestellt954, worauf u. a. Halbfabrikate von der Alteburg bei Arnstadt hinweisen955. Auch R. Christlein sah im „Grenzgebiet zwischen Germanen und Kelten“ die Heimat dieser Spangen, die er zudem als „abgemagerte Korallenfibeln“ bezeichnete956. Trotz des häufigen Vorkommens der Bronzefibel in Brandenburg sprach H. Seyer die Form Beltz Var. J als keltisch an, die nicht über Böhmen, sondern „aus den keltischen Werkstätten Thüringens über Saale und Unstrut nach Norden“ gelangt seien. Besonders der Alteburg maß er eine besondere Bedeutung beim Austausch mit den nördlichen Gebieten zu957. Für S. Rieckhoff gehören die Funde aus Süddeutschland dagegen zu dem Komplex „germanisch bestimmter Funde“. Auch sie sah die „kulturelle Mischzone“ Thüringens als das Gebiet an, in dem diese Spange ursprünglich gefertigt wurde. Allerdings rechnet Rieckhoff die thüringische Latènekultur und deshalb auch die Fibeln Beltz Var. J den Germanen zu958. Ähnlich wertete zuletzt R. Müller diese Fibeln, welche sie als eigenständige Erzeugnisse des Brandgräberbereichs an Saale und Elbe deutete, ohne keltisches Vorbild als zwingend annehmen zu müssen959.

Fibeln haben zur Frauentracht gehört, was das anthropologisch bestimmte Grab 41 aus Ekehögen in Schweden belegt, denn hier war eine Frau im Alter zwischen 41 und 60 Jahren mit nur einer Fibel Beltz Var. J bestattet worden946. Dabei bleibt natürlich zu berücksichtigen, daß bei diesem weitgehend isolierten, nördlichsten Fundort und damit weit außerhalb des eigentlichen Verbreitungsschwerpunkts zwischen Elbe, Saale und Oder mit anderer Kleidung bzw. abweichender Art des Verschlusses gerechnet werden muss947. Dieser Schwerpunkt in Mitteldeutschland wird bei der Kartierung deutlich sichtbar (Karte 3), die im wesentlichen ältere Verbreitungskarten bestätigt, wie sie zuerst J. Werner948 und zuletzt, allerdings nur schematisch, S. Rieckhoff949 veröffentlicht haben. Neben dem Zuwachs an Belegen in der ohnehin fundreichen Mittelelbe-Havel- und SaaleUnstrut-Region ist die Fibel Beltz Var. J im RhönGrabfeld-Gebiet nun gut belegt, und auch an der Niederelbe, im Harz und dem südlichen Weserraum sind sie nun häufiger vertreten. Nicht unwichtig ist die erneute Zunahme von Fundstellen im Gebiet südlich der Donau, wo sie von S. Rieckhoff als Hinweis auf germanische Siedler aufgefasst werden950. Diese Frage einer ethnischen Zuweisung war und ist nach wie vor umstritten. J. Werner vermutete die Herkunft der Beltz Var. J im „keltischen Siedlungsraum zwischen Thüringer Wald und Alpenrand“ und sah in ihr „Zubehör der Frauentracht im vindelikischen Alpenvorland und darüber hinaus“951. P. Glüsing deutete die Fibel dagegen als „eine Form der ostkeltischen Oppidakultur, die jedoch bis weit in den Westen hinein auf keltischen Fundplätzen auftaucht“952. Auch E. Ettlinger nahm Böhmen als Mittler dieser Spangen an, welche sie, wie schon Werner, in typologischer Abhängigkeit von oberitalischen Formen sah953. K. Peschel bezeichnete die Fibeln Beltz Var. J als kennzeichnend für das keltisch-

Dieser kurze forschungsgeschichtliche Überblick kann die unterschiedlichen, sich teilweise widersprechenden Ansichten hinsichtlich einer typologischen Herleitung der Fibel sowie ihrer Zuweisung zu einer bestimmten ethnischen Gruppe deutlich belegen, wobei die jeweilige Wertung oft nicht frei von einer vorgefassten These scheint, die damit bewiesen werden soll. Wenn auch inzwischen über 150 Fundorte mit Fibeln Beltz Var. J bekannt sind960, ergeben sich daraus kaum neue Hinweise für die festgefahrene Diskussion. Bedenkenswert scheint die nach wie vor sehr ungleiche Fundüberlieferung; aus dem Norden und Osten sind die Fibeln fast ausschließlich aus Grabfunden, aus dem Mittelgebirgsraum, Süddeutschland, Böhmen, Mähren

Ekehögen (1, 108): CULLBERG 1973, 25 f. Für die Frage nach der Rezeption von Anregungen aus dem Süden ist dies nicht uninteressant, weil die Form zwar nach Norden gelangte, offensichtlich aber in anderer Weise Eingang in die Tracht gefunden zu haben scheint als im Zentrum ihrer Verbreitung. 948 WERNER 1955, 195 Karte 2. 949 RIECKHOFF-PAULI 1983, 99 Abb. 11. – Vgl. auch SEYER 1982, 68 Abb. 24. 950 RIECKHOFF-PAULI 1983, 98 ff. – BOCKIUS 1991, 293 f. Abb. 9 Liste 3. 951 WERNER 1955, 176. 952 GLÜSING 1964/65, 19. 953 ETTLINGER 1973, 16. 946 947

PESCHEL 1978, 47. R. BEHREND, Die bronze- und spätlatènezeitliche Besiedlung der Alteburg bei Arnstadt. Alt-Thüringen 10, 1968/69, 126. 956 R. CHRISTLEIN, Bayer. Vorgeschbl. 42, 1982, 281 mit Anm. 50. – Dazu auch MÜLLER 1985, 80. 957 SEYER 1982, 69. 958 RIECKHOFF-PAULI 1983, 98 ff. – DIES., Archäologisches Museum im BMW-Werk Regensburg (Regensburg 1987) 63 Abb. 48. 959 MÜLLER 1985, 80. 960 Nachweis Liste 1. 954 955

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Fibelform als Anzeiger germanischer Zuwanderer im Raum südlich der Donau auszuscheiden ist.

und dem Alpenraum dagegen überwiegend als Siedlungsfunde bekannt. Von den Halbfabrikaten der Alteburg (70 Halbfabrikate und 21 vollständige Fibeln) und den großen Stückzahlen dieser Fibeln aus den Oppida vom Hradischt (21 Exemplare) und dem Kleinen Gleichberg (10 Exemplare) sowie dessen benachbarter Siedlung Jüchsen (39 Exemplare) möchte ich die Entstehung dieser Fibeln ebenfalls im nördlichen Oppidabereich vermuten, ohne sie ausschließlich auf Thüringen oder Böhmen enger eingrenzen zu wollen. Weil die Fibel jedoch ohne großen Aufwand relativ einfach aus Bronzedraht hergestellt werden konnte961 und zudem in zahlreichen unterschiedlichen Varianten vorliegt, wird man nicht eine Region als ausschließliches Fertigungsgebiet annehmen wollen. Speziell die oft sehr einfachen Formen aus den nördlichen Grabfunden deuten wohl auf lokale Herstellung, die zwar auf die in den nördlichen Oppida „erfundene“ Form zurückgeführt werden kann, aber sicherlich vielerorts lokal imitiert worden sein dürfte. Deutlicher wird diese These, wenn man weniger die Gesamtverbreitung aller Fibeln als vielmehr einzelne Varianten bzw. Stilelemente genauer betrachtet. Einschränkend muss jedoch zuvor darauf hingewiesen werden, daß von vielen Fundstücken keine Abbildungen oder ausreichende Beschreibungen vorliegen, hier also nur mit Teilergebnissen argumentiert werden kann. Dennoch lassen sich räumlich getrennte Verbreitungsbilder einzelner Varianten zeichnen.

Eine ganz andere Verbreitung zeigt dagegen die Variante der Beltz Var. J‚ bei welcher der hochgebogene Fuß ohne jede Knopfverzierung geblieben ist964. Hier liegt das Nutzungsgebiet im nordostdeutschen Flachland zwischen Niederelbe und Oder. Bezeichnenderweise stammen die südlichsten Funde dieser Variante aus befestigten Orten des Mittelgebirges965, offensichtlich aber nicht aus ländlichen Siedlungen966. Wären alle Varianten der Fibel Beltz Var. J in ihrer Herstellung auf die thüringischen Zentralorte und ihre nähere Umgebung begrenzt, bliebe das eigentümliche Verbreitungsgebiet zweier sich räumlich nahezu gänzlich ausschließender Varianten unverständlich, denn es ist nicht einsichtig anzunehmen, daß beispielsweise auf der Alteburg, wo beide Varianten vorkommen, spezielle Formen ausschließlich für den Norden oder nur für den Süden gefertigt worden sein sollen. Vielmehr sprechen diese beiden Varianten für jeweils unabhängige Herstellungsgebiete, wobei die mögliche ursprüngliche Ausgangsform967 im Norden in einfacher Weise imitiert wurde, während im Süden technisch aufwendigere Exemplare gefertigt wurden. Daß die „nördliche Variante“ auch in thüringischen Zentralorten und (einem) mährischen vorkommt, unterstreicht letztlich deren überörtliche Bedeutung, die in ihrer Funktion als Markt für Produkte unterschiedlicher Art

Im Gebiet der „Mischzone“ sowie in den keltisch besiedelten Regionen südlich der Mittelgebirge dominiert eine Variante dieser Fibeln mit drei, selten auch fünf Knöpfen auf dem hochgebogenen Fuß (Karte 4)962. Innerhalb der weiten Verbreitung des Fibeltyps Beltz Var. J wird hier eine engere Fundprovinz sichtbar, die sich ähnlich auch bei anderem spätkeltischen Sachgut abzeichnet963. Weil diese Variante mit mehreren Bügelknöpfen nur vereinzelt in den Norden gelangte, wird man eine eigenständige keltische bzw. „parakeltische“ Fertigung annehmen dürfen, womit diese konkrete

964 Alteburg (Liste 1, 1); Binenwalde (1, 10); Blönsdorf (1, 13); Cammer (1, 16); Derwitz (1, 18); Geltow (1, 24); Kleiner Gleichberg (1, 25); Gräfenhainichen (1, 29); Güssefeld (1, 35); Hamburg-Fuhlsbüttel (1, 37); Hornbek (1, 42); Knau (1, 47); Krielow(?) (1, 48); Mühlstedt (1, 60); Perver (1, 66); Plötzin (1, 68); Storkow (1, 83); Thorsberg (1, 86); Uetz (1, 90); Vehlow (1, 93); Wiebendorf (1, 100); Zweedorf (1, 107); Ekehögen (1, 108); Kyrkbacken (1, 109); Stare Hradisko (1, 116); Karcino-Langenhagen (1, 126); Koppenow (1, 127); Poswiętne (1, 135); Kirpehnen (1, 145); Malente (1, 152); Horn (1, 151). 965 Alteburg: ein Exemplar (Liste 1, 1); Kleiner Gleichberg: zwei Exemplare (1, 25); Stare Hradisko: ein Exemplar (1, 116). 966 Zu berücksichtigen bleibt allerdings, daß nicht von alten Fundstücken entsprechende Abbildungen oder Beschreibungen vorliegen, so daß eine gewisse räumliche Verschiebung noch möglich sein kann. Andererseits liegen von allen Exemplaren südlich der Donau diese Angaben vor, doch fehlen hier die Fibeln mit „glattem Fuß“ (ohne Knöpfe) sicher nicht zufällig. 967 Diese „Ausgangsform“, falls es sie denn je gegeben hat, könnte eine Variante Beltz Var. J mit einem oder zwei Knoten auf dem Bügel gewesen sein, die im gesamten Verbreitungsgebiet des Fibeltyps vorkommt.

PESCHEL 1978, 47. Alteburg (Liste 1, 1); Altendorf (1, 2); Arnstadt (1, 4); Cammer (1, 16); Grana(?) (1, 31); Manching (1, 55); Mellingen (1, 58); Merkershausen (1, 59); Bad Nauheim(?) (1, 61); Passau (1, 65); Regensburg-Harting (1, 71); Straubing (1, 84); Vehlow(?) (1, 93); Devin (1, 110; mit 5 Knöpfen); Hradischt (1, 111); Zemplin (1, 118), Dürrnberg (1, 119); Gurina (1, 120; mit 5 Knöpfen). 963 Vgl. z. B. die Verbreitung von Graphittonkeramik, Jochbeschlägen oder Glasarmringen: I. KAPPEL, Die Graphittonkeramik von Manching. Ausgr. Manching 2 (Wiesbaden 1969). – PESCHEL 1981, 637 Abb. 3. – DERS. 1978, 49 Abb. 2. – DERS. 1968, 194 f. Abb. 1. 961 962

99

Cammer Grab 4 Gräfenhainichen Grab 67 Römhild Grab N3 Fritzlar Grube Geltow Grab 52 Cammer Grab 23 Gräfenhainichen Grab 66 Gräfenhainichen Grab 80 Gräfenhainichen Grab 90 Gräfenhainichen Grab 1 Blönsdorf Grab 31 Dünow Geltow Grab 43 Thießen Grab 1 Kobyly Grab 26 Vehlow Grab G9 Friemar Grube Zahna Schönwarling Grab 16 Bobersen Nohra Gräfenhainichen Grab 48 Gräfenhainichen Grab 49 Gräfenhainichen Grab 51 Gräfenhainichen Grab 57 Gräfenhainichen Grab 63 Gräfenhainichen Grab 74 Gräfenhainichen Grab 85 Gräfenhainichen Grab 88 Plötzin Grab 225 Mellingen Güssefeld Uttenhofen Grab 2 Schönwarling Grab 27

Kostr. N-a

Almgren 18a

Rechteckfibel

Kostr. K

Kostr. D/E

Kostr. F

Kostr. H

Kostr. C

Fibel mit stufenförmigem

Kostr. B

Völling, Germanien an der Zeitenwende

● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● (●) ● ● ●

Abb. 14. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel Beltz Var. J.

begründet sein dürfte968. Sie waren Anziehungspunkte für Menschen auch aus entlegenen nördlichen Regionen, zumal dort vergleichbare Zentralorte zu fehlen scheinen. Um die Fibeln Beltz Var. J in die relative Abfolge der jüngereisenzeitlichen Trachtbestandteile einordnen zu können, bieten sich besonders die Grabfunde mit anderen datierenden Kleinfunden, besonders Fibeln und Gürtelhaken, an. Damit fällt Vgl. dazu das von G. Kossack vorgestellte Modell: G. KOSSACK, Früheisenzeitlicher Gütertausch. Savaria 16, 1982, 103 ff. 968

allerdings das Gebiet südlich der Mittelgebirge weitgehend aus, weil dort Grabfunde nur spärlich überliefert sind und Schichtenabfolgen in den Siedlungen bisher fehlen. Daher kann lediglich aus dem Gesamtfundbestand der Wohnplätze deren jeweiliger Beginn und deren Ende angegeben werden. Wann aber die Herstellung der Fibeln Beltz Var. J innerhalb eines solchen Zeitraumes begann und wann sie endete, lässt sich ohne Grabfunde bisher nicht präzisieren. 33 geschlossene Grabfunde mit anderen Fibeln können angeführt werden, zu denen zwei geschlossene Grubenkomplexe (Fritzlar, Friemar)

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

hinzugefügt werden können. Aus Abbildung 14 wird die relativ lange Verwendungszeit dieser Form deutlich969. Die Fibel Beltz Var. J wurde sowohl mit Fibeln vom Mittel- als auch vom Spätlatèneschema getragen, wobei die zahlenmäßig häufigste Kombination die mit geknickten Fibeln (Kostr. Var. K) ist. In nur zwei Fällen (Uttenhofen, Skowarcz/Schönwarling) war sie auch mit geschweiften Fibeln vergesellschaftet970, doch handelt es sich bei der Fibel aus Uttenhofen (1, 92) mit tordiertem Bügel um ein singuläres Exemplar, das im Grab zusammen mit einer Fibel A18a971 gefunden wurde. Als sicherer Beleg für ein Nachleben der Fibel Beltz Var. J kann nur Grab 7 aus Skowarcz/ Schönwarling (1, 140) mit einer geschweiften Fibel mit unterer Sehne (Kostr. Var. N) gelten; sicher nicht zufällig handelt es sich dabei um einen Fundort am östlichen Rand der Verbreitung derartiger Fibeln. Daraus ist zu folgern, daß die Nutzungszeit dieser Spangenform, unabhängig von den einzelnen Varianten, den Endabschnitt der jüngeren vorrömischen Eisenzeit kaum erreicht haben wird, also in einen Zeitabschnitt gehört, der vor den durch die geschweiften Fibeln charakterisierten zu setzen ist. Diesen relativchronologischen Ansatz bestätigen zudem die Vergesellschaftungen mit Gürtelzubehör. Auch hier zeigt sich die lange Nutzungszeit in der Kombination mit unterschiedlichen Gürtelformen, doch nur im Grab von Bobersen (1, 14) fand sich ein für den „Horizont der geschweiften Fibeln“ (Horizont II) charakteristischer Lochgürtelhaken. Vorherrschende Fundvergesellschaftungen sind eingliedrige Eisenhaken meist mit Riemenkappe und rautenförmigem Querschnitt (in 26 Gräbern)972, daneben kommen auch bandförmige Eisenhaken mit angenieteter Öse (6 x)973 vor, seltener Scharnier- (2

Die Anordnung der Fibeln erfolgt nach den chronologischen Untersuchungen von KOSTRZEWSKI 1919 und HACHMANN 1960. Am Beispiel des Gräberfelds von Gräfenhainichen (G. U. S. GUSTAVS, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 59, 1976, 25–172) scheint eine Unterteilung des älteren Abschnitts der jüngeren vorrömischen Eisenzeit möglich. Vgl. auch MÜLLER 1985, 34 f. mit Abb. 10. 970 Vgl. GLÜSING 1968, 11 mit Anm. 38. – Dazu auch PESCHEL 1978, 89 mit Anm. 306. 971 ALMGREN 1923, Taf. I, 18. – Zu dem Grab siehe auch PESCHEL 1978, 89 f. mit Anm. 306. – Zu den Fibeln A18a siehe Kap. III. A. 6. 972 Kostrzewski Typ IIa (KOSTRZEWSKI 1919, 50 Abb. 37). – HACHMANN 1960, Taf. 5, 2. 7. 11: „stabförmige Gürtelhaken“ nach MÜLLER 1985, 90. 973 HACHMANN 1960, Taf. 7, 8. – MÜLLER 1985, 89. 969

x)974 und dreigliedrige Gürtelverschlüsse (2 x)975; in drei Gräbern wurden die Spangen schließlich zusammen mit Bronzestabgürtelhaken gefunden. Diese Gürtelmode reicht in einigen wenigen gesicherten Grabfunden zwar noch in die Zeit der geschweiften Fibeln hinein976, so auch in dem bereits besprochenen Grab von Uttenhofen, weiterhin in Brücken Grab 42977 und wohl auch in Plötzin Grab 76 (Bronzeeimer mit herzförmigen Attaschen)978, beginnt aber nach Ausweis der Fibeln bereits deutlich früher. Diese Gürtelform kann jedenfalls nicht dazu beitragen, die Datierung der Fibeln Beltz Var. J bis in den Horizont II zu belegen. Diese weit verbreiteten Bronzefibeln vom Mittellatèneschema kennzeichnen, gemeinsam mit anderen Fibeln wie Kostr. H, D/E und K einen Horizont, der vor der großen elbgermanischen Expansion, wie sie besonders durch die „geschweiften Fibeln“ archäologisch fassbar wird, anzusetzen ist, der in unserer Untersuchung zum Übergang von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren KOSTRZEWSKI 1919, 51 Abb. 39. KOSTRZEWSKI 1919, 56 ff. (Typ II und III). – MÜLLER 1985, 89 f. 976 Dies gilt besonders für den jüngeren Grundtyp B (Form Eining). – GLÜSING 1964/65, 9 f. mit Anm. 16. – PESCHEL 1978, 107 ff. – Zuletzt zu diesen Gürteln CH. PESCHECK, Bayer. Vorgeschbl. 54, 1989, 225. Allerdings gibt es entgegen der dort geäußerten Ansicht bisher keinen eindeutigen Hinweis darauf, die Verwendungszeit von Stabgürtelhaken bis in die ältere Kaiserzeit des beginnenden 1. Jhs. n. Chr. auszudehnen. Die von Pescheck genannten Beispiele sind als Nachweise abzulehnen, weil der Grabfund von Buchov-Karpzow (SEYER 1976, Taf. 13a) kaum als „geschlossen“ angesehen werden kann, denn er weist neben weiblichem Trachtzubehör auch Waffen auf (vgl. dazu PESCHEL 1978, 110 mit Anm. 393). Der zweite von Pescheck als Zeuge für die Nutzung bis in die ältere Kaiserzeit angeführte Grabfund von Lukavec, Bez. Litomerice (MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 33 Taf. IV, 1–8) wird durch drei Fibeln der Form A18a (nicht A23, wie Pescheck meint) eindeutig in die Spätlatènezeit (Horizont II) datiert. Einzig das Fragment aus Dobričov-Pichora, wenn tatsächlich zum Gräberfeld gehörend, ist wohl tatsächlich erst in die beginnende Kaiserzeit zu stellen, weil von dieser Nekropole spätlatènezeitliches Fundmaterial fehlt. Da jedoch Beifunde fehlen und die Fundumstände nicht weiter bekannt sind, kann dieses Fragment nicht als Beweis für eine längere Laufzeit dienen. Vgl. auch PESCHEL 1978, 110 Anm. 393. 977 T. E. HAEVERNICK, Spätlatènezeitliche Gräber aus Brücken an der Helme. In: E. Sprockhoff (Hrsg.), Marburger Studien (Darmstadt 1938) 77 ff. Taf. 37. – MÜLLER 1985, 91 Taf. 66, 1–13. 978 SEYER 1976, 170 Taf. 3h; 20e. 974 975

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Kaiserzeit als Horizont I bezeichnet wird. Die spätkeltische Welt war noch weitgehend intakt, als diese Fibel getragen wurde. Zentralörtliches Leben in den befestigten Siedlungen der Mittelgebirge funktionierte und konnte nach Norden ausstrahlen, wo diese Fibelmode aufgenommen und wohl auch lokal imitiert worden ist. 2. Kostrzewski Variante H Formal eng verwandt mit den „hochgewölbten Bronzefibeln“ vom Mittellatèneschema der Variante J nach R. Beltz bzw. G nach J. Kostrzewski979 ist eine eiserne Fibelform mit hochgewölbtem Bügel, die Kostrzewski als Variante H bezeichnet hat (Abb. 15)980. Auch diese Spange besitzt einen annähernd halbkreisförmigen Bügel, wobei der zurückgebogene Fuß meist weniger weit übergreift als bei den bronzenen Fibeln und etwa in der Bügelmitte, oft auf dessen höchstem Punkt, fixiert ist. Eine einfache Manschette bildet die Klammer, die mitunter spärlich mit Rillen verziert sein kann981. Die Anzahl der Spiralwindungen beträgt meist sechs, selten vier. Der Bügelquerschnitt ist rund bis dachförmig, der einfache Nadelhalter als Widerlager aus dem Bügel geschmiedet. Die Fibeln der Kostr. H sind mit etwa 3,5 bis 5 cm meist sehr klein.

Abb. 15. Form Kostr. Var. H. Kostrzewski hielt die Fibeln für relativ selten und schrieb ihnen „westgermanischen“ Ursprung zu, weil sie seinerzeit häufiger westlich der Oder gefunden worden waren982. Noch immer ist diese 979 BELTZ 1911, 685 Abb. 50. – KOSTRZEWSKI 1919, 21 f. Abb. 7 Beil. 7. 980 KOSTRZEWSKI 1919, 22 f. Abb. 8 Beil. 8. 981 Vehlow Gräber 7, 8, Bl. 13 (Liste 2, 13); Cecele (2, 16); Gołąbki (2, 22); Karczewiec (2, 25); Wilanów Grab 16 (2, 41). – Die tatsächliche Zahl derartig verzierter Manschetten wird wohl ursprünglich höher gewesen sein, was jedoch infolge der gegenüber bronzenen Fibeln schlechteren Erhaltungsbedingungen heute nicht mehr nachvollziehbar ist. 982 KOSTRZEWSKI 1919, 23.

Fibel im Vergleich zur bronzenen Form Kostr. G wenig zahlreich, denn nur 53 Fundorte mit mindestens 115 Exemplaren können angeführt werden (Liste 2). Die überwiegende Zahl (mindestens 100 Fibeln) stammt aus geschlossenen Grabfunden bzw. Gräberfeldern, nur ein Siedlungsfund (Manching) ist bisher sicher belegt, während bei den restlichen Objekten die Fundüberlieferungen unbekannt geblieben sind. Es zeigt sich jedoch ein deutlicher Unterschied zur bronzenen Variante G, von denen immerhin gut ein Viertel in Siedlungen aufgefunden wurde. Auch in der regionalen Verbreitung beider Fibelformen zeigt sich ein deutlicher Unterschied. Sind die Bronzefibeln zwischen Elbemündung und Alpenhauptkamm, Weser und Oder sowie im Weichselmündungsgebiet zahlreich, wobei sich Schwerpunkte an Saale und Unstrut, Mittelelbe sowie im Havel-Spree-Gebiet abzeichnen (Karte 3), stellt sich das Vorkommen der eisernen Variante H anders dar. Zwei offensichtlich voneinander getrennte Großräume lassen sich erkennen (Karte 5): ein westlicher zwischen Elbe-Havel und OderNeiße in Brandenburg sowie ein östlicher im weiteren Einzugsgebiet der Weichsel bzw. dem Unterlauf von Netze und Warthe. Auffallend ist das Fehlen dieser Fibeln im Mittelelb-Saale-Gebiet sowie im gesamten Mittelgebirgsraum vom Rhein bis zur Morava und den südlich anschließenden Regionen. Diese unterschiedliche Verbreitung, speziell der östliche Schwerpunkt der eisernen Form, sollte zunächst davor warnen, die vom Aussehen verwandten Varianten G und H stets als Einheit, getrennt nur durch unterschiedlichen Werkstoff, zu sehen983. Abweichungen scheinen sich auch bei der Datierung anzudeuten, zieht man aus geschlossenen Grabfunden Fibeln und Gürtelzubehör heran. Bei der Vergesellschaftung mit anderen Spangen zeigen sich nämlich einige signifikante Unterschiede. In 25 Grabfunden wurde Kostr. H mit anderen Fibeln aufgefunden (Abb. 16). Dabei überwiegt die Kombination mit Fibeln vom Mittellatèneschema: zweimal mit der Var. A nach Kostrzewski, in 11 Fällen mit Var. B, viermal mit Var. C, zweimal mit Var. F und je einmal mit den Var. D und G. Nur in vier Gräbern war Kostr. H auch mit Fibeln vom Spätlatèneschema kombiniert, einmal mit einer Schüsselfibel (Kostr. J) und in drei Bestattungen mit geknickten Fibeln (Kostr. K). Im Vergleich dazu ist die bronzene Spange Kostr. G (Beltz So z. B. bei HACHMANN 1960, passim oder MÜLLER 1985, 79 f. 983

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Vehlow Grab 7 Gräfenhainichen Grab 33 Gräfenhainichen Grab 15 Gräfenhainichen Grab 102 Börnicke Grab 529 Börnicke Grab 546 Uetz Grab 29 Vehlow Grab Bl. 1 Karczewiec Grab 106 Krusza Grab 29 Zagorzyn Grab 56 Horath Grab 104 Krusza Grab 6 Vehlow Grab 29 Gräfenhainichen Grab 64 Kraszewo Grab 5 Krusza Grab 26 Vehlow Grab 5 Zadowice Grab 531 Dünow Grab Kamienczyk Grab 376 Kamienczyk Grab 28 Kamienczyk Grab 212 Niedanowo Grab 48 Niedanowo Grab 330

Kostr. K

Kostr. J

Kostr. D

Beltz J

Kostr. F

Kostr. C

Kostr. A

Kostr. B

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● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●? ●? ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●

Abb. 16. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel Kostr. Var. H.

Var.J) etwa gleich häufig mit Fibeln beider Schemata (18 zu 17) vergesellschaftet (Abb. 14). Betrachtet man jedoch die den Bronzefibeln beigegebenen Mittellatèneformen genauer, so fehlt Var. A, und auch Var. B ist nur in drei Fällen sicher belegt, Var. C in fünf und Var. F in 4 Gräbern. Schließlich ist darauf hinzuwiesen, daß die jüngsten Fibelzusammenfunde von Var. H mit Schüsselfibeln bzw. geknickten Fibeln bislang auf die östliche Verbreitungsgruppe beschränkt bleiben, man hier vielleicht mit einem zeitlichen Gefälle von West nach Ost zu rechnen hat. Aus diesen Unterschieden wird man schließen können, daß die Verwendungszeiten beider Fibeln in Beginn und Dauer zumindest in der Westgruppe nicht deckungsgleich waren. Demnach wird zwischen Elbe und Oder die eiserne Fibel Kostr. H als ältere Form gegenüber der bronzenen Kostr. G betrachtet werden müssen, deren Herstellung früher belegt ist, dann mit jener zeitlich und zumindest teilweise räumlich parallel erfolgte, schließlich früher eingestellt worden ist und im Westen den „Horizont der geknickten Fibeln“ (Horizont I) offensichtlich

nicht mehr erreichte984. Am Gräberfeld von Gräfenhainichen985 lässt sich diese Differenzierung von eisernen und bronzenen Formen auch durch andere Beifunde bestätigen. Während nur in einem Grab mit Fibel Kostr. H auch ein Eisengürtelhaken mit vierkantigem Querschnitt beigegeben worden war (Grab 15)986, dominiert dieser Gürtelverschluss

Vgl. dazu die Ausführungen bei HACHMANN 1960, 29 ff. mit Abb. 10. Danach wären die Frauengräber aus Rondsen mit Kostr. K älter als Bestattungen mit Kostr. G/H, während alle drei Fibeln in Wilanów (61 ff. mit Abb. 23) und Langenhagen (72 ff. mit Abb. 26) gleichzeitig getragen worden sein sollen. Die Vergesellschaftung mit anderen Fibeln in geschlossenen Funden lässt diese Abfolge als sehr unwahrscheinlich erscheinen, weil sonst in Rzadz die Fibelmode einen völlig anderen Verlauf genommen hätte als im übrigen Germanien. Vgl. oben Kap II. K. 1. a. 985 G. U. S. GUSTAVS, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 59, 1976, 25 ff.; dazu auch MÜLLER 1985, 34 f. mit Abb. 10 (Belegung Lt C/D1). – SCHMIDT-THIELBEER 1980, 192 (kurzfristige Belegung in Lt D1). 986 In den Gräbern 89 und 102 befand sich je ein im Elb-Havel-Gebiet häufiger bandförmiger Eisengürtel984

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

bei den Bestattungen mit Bronzefibeln Kostr. G (12 x)987. Auch bei der Grabkeramik zeigen sich Unterschiede, denn nur ein Gefäß mit Kostr. H zeigt ein Verzierungsmuster (Grab 12), während immerhin fünf mit Kostr. G Ornamente besitzen988. Man wird kaum fehl gehen, auch diese Abweichungen innerhalb des Gräberfelds auf unterschiedliche Zeitstellung beider Fibelformen zurückzuführen. Es liegt daher nahe, zu vermuten, daß die eisernen Formen in der „Westgruppe“ durch die bronzenen Fibeln Kostr. G bzw. Beltz Var. J verdrängt wurden, sich aber an Weichsel, Warthe und Bug länger behaupten konnten, zumal bis hier in den Osten die Bronzeformen kaum mehr vordrangen. Bezeichnenderweise kommen auch die Vergesellschaftungen mit jüngsten anderen Fibeln von Neide und Bug, nicht aber von der Unterweichsel, wohin wiederum bronzene Fibeln dieser Art gelangten. Trotz ungleicher Laufzeiten in den einzelnen „Fundprovinzen“ wird die Funktion beider Fibeln in der Tracht wohl ähnlich gewesen sein. Mehrfach, allerdings nur in der „Westgruppe“, bildete ein Kleinfibelpaar Kostr. H mit einer weiteren, meist größeren Fibel ein Ensemble989, das durch einen Gürtel mit Metallverschluss vervollständigt wurde. Dies deutet auf Zubehör der Frauentracht990. Paariges Vorkommen991 oder als eine von zwei ungleichen Fibeln992 könnte ebenfalls auf weibliches Kleidungszubehör weisen, was bei Einfibeltracht zunächst nicht zwingend ist. Vergesellschaftungen mit Gürtelhaken und Spinnwirtel zeigen aber, daß zumindest teilweise auch Frauen mit nur einer Fibel bestattet wurden. Daß keine Fibel Kostr. H mit Waffen vergesellschaftet war, also eindeutig Männern zugewiesen werden könnte, darf nicht täuschen, weil die Sitte, den Toten auch haken mit ösenförmig umgebogenem Ende. SEYER 1982, 19 f. – MÜLLER 1985, 89. 987 Gräber 1, 48, 49, 51, 57, 63, 66, 75, 80, 85, 88, 90; in Grab 74 befand sich ein eingliedriger Haken mit rautenförmigem Querschnitt (Kostr. Typ IIa). 988 Gräber 40, 67, 75, 90, 99. 989 Börnicke Gräber 529, 546 (Liste 2, 1); Naumburg Grab 38 (2, 8); Vehlow Grab Bl 1 (2, 13); Gräfenhainichen Gräber 15, 64, 102 (2, 52). 990 So auch HACHMANN 1960, 35. 991 Błonie Gräber 76, 119, 158, 216 (2, 14); Suchodół Grab 8 (2, 40); Wilanów Gräber 7, 10 (mit einer Nadel) (2, 41). 992 Kostr. H mit einer weiteren Fibel: Uetz Grab 29 (2, 12); Vehlow Gräber 5, 7, 29 (2, 13); Dünow (2, 20); Gräfenhainichen Gräber 33, 114 (2, 52); Błonie Grab 198 (2, 14); Karczewiec Grab 106 (2, 25); Krusza Zamkowa Gräber 6, 26, 29 (2, 30); Zadowice Grab 531 (2, 41); Zagorzyn Grab 56 (2, 45).

ihr Kriegsgerät mit ins Grab zu geben, im westlichen Kreis erst gegen Ende der Tragezeit diese Fibel allmählich einsetzte993. Das Verhältnis der beiden äußerlich und funktional ähnlichen Fibeln Kostr. G und H zueinander zu bewerten, besonders in Bezug auf ein ursprüngliches „Entstehungsgebiet“, bleibt schwierig. Als älteste Form kann die aus Eisen zuerst in der „Westgruppe“ zwischen Elbe und Oder nachgewiesen werden. Diese Fibeln werden, dann wohl mit ihren Trägerinnen, auch keltische Gebiete erreicht haben, worauf die Funde aus Manching (2, 7) und Horath (2, 5) hinweisen können. Es wäre zu überlegen, ob durch derartige Eisenfibeln die Produktion hochgewölbter Spangen aus Bronze in den befestigten Großsiedlungen des Mittelgebirgsraums angeregt worden sein könnte, also eine ursprünglich nördliche Fibelform gegen das allgemeine Kulturgefälle im keltischen bzw. „parakeltischen“ Gebiet aufgenommen, in Bronze umgesetzt und durch Zierrat (z. B. Knöpfe) verändert, schließlich wieder in den Norden zurückgelangte, dort rezipiert und imitiert wurde und dadurch die älteren eisernen Formen verdrängte. Diese letztgenannte Überlegung bleibt freilich so lange hypothetisch, wie Halbfabrikate fehlen, die erst genauere Aufschlüsse über den Ort der Herstellung derartiger Fibeln geben. 3. Kostrzewski Variante K Unter den Fibeln vom Spätlatèneschema bildet die „geknickte“ oder „dreieckige“ Fibel eine weiträumig verbreitete und häufig aufgefundene Form, welche beispielhaft die allmähliche Angleichung innerhalb der mitteleuropäischen Sachkultur in der jüngeren vorrömischen Eisenzeit andeutet.

Abb. 17. Fibel der Form Kostr. Var. K.

DĄBROWSKA 1988A, 192 Abb. 1; 195 Abb. 2; 196 ff. – SCHULTZE 1986, 93 ff.

993

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J. Kostrzewski hat diese Fibel als Variante K aufgeführt und ihre Merkmale ausführlich beschrieben (Abb. 17). Sie war seinerzeit die „häufigste Fibelform des ostgermanischen Gebiets“, weshalb er sie als „ostgermanischen Typus“ auffasste, nicht ohne auf das zahlreiche Vorkommen gleicher Gegenstände auf Bornholm, in Schweden und Norwegen hinzuweisen994. Diese skandinavische Fundprovinz war bereits R. Beltz aufgefallen, der die „Fibeln mit geknicktem Stangenbügel“ ebenfalls als Variante K bezeichnet hat995. Kostrzewski kannte jedoch auch die zahlreichen Funde dieser Fibelform bei den „Westgermanen“996 – sie ist im Mittelelb-Saale-Gebiet die häufigste Spätlatènefibel997 –, weshalb er hier eine eigenständige Entwicklung dieser Spangen aus den heimischen geknickten Mittellatènefibeln annahm998. Selten waren seiner Meinung nach diese Fibeln dagegen im keltischen Raum, weil er nur vom Gleichberg und aus Stradonice Beispiele anführen konnte, die er als „unter germanischem Einfluss entstandene Lokalformen“ ansah999. Im Wesentlichen hat sich an diesen Ansichten J. Kostrzewskis bis heute wenig geändert. Nach wie vor heben sich die drei umrissenen Verbreitungsschwerpunkte Mittel-/Niederelbe, Skandinavien und Ostgermanien (zwischen Warthe und Weichsel) deutlich von allen anderen Regionen ab, und noch immer bleibt das südliche keltische Gebiet ebenso wie der Raum westlich von Weser und Saale relativ fundarm, obwohl heute ungleich höhere Fundort- wie Objektzahlen angeführt werden können (Karte 6). Mir sind aus 241 Fundorten weit über 600 Fibeln1000 bekannt geworden, die durch einen geknickten Bügel zur Variante K gezählt werden können. Diese Fibelgruppe ist allerdings weit weniger einheitlich, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Schon die Fundüberlieferungen und das verwendete Material lassen deutliche Unterschiede erkennen. Grabfunde aus etwa 165 Fundorten überwiegen gegenüber 35 Siedlungsfunden, bei den anderen Orten sind die näheren Fundumstände nicht bekannt. Mindestens 500 Fibeln sind aus KOSTRZEWSKI 1919, 34 ff. mit Abb. 21 Beil. 13. BELTZ 1911, 688 mit Anm. 5 zu Skandinavien, Abb. 5; 800 ff. (Liste der Fibeln). 996 Damit sind nach heutigem Verständnis vor allem elbgermanische Gruppen gemeint. 997 SEYER 1976, 44. – MÜLLER 1985, 80. 998 KOSTRZEWSKI 1919, 36. 999 KOSTRZEWSKI 1919, 36 mit Anm.5. 1000 Genaue Zahlen können nicht angegeben werden, weil häufiger nur Angaben wie „mehrere“, „auch“ oder „darunter“ vorliegen. 994 995

Eisen hergestellt worden, mindestens 100 aus Bronze – das Verhältnis beträgt also etwa 5:1 – und nur eine aus Silber1001. Die Größe der Fibeln schwankt zwischen kleinen Exemplaren von nur knapp über 3 cm, dann meist aus Bronze1002, und großen, nahezu allesamt aus Eisen gefertigten, die bis 10,5 cm lang sein können1003. Alle Spangen besitzen eine obere Sehne ohne Sehnenhakenkonstruktion, die Anzahl der Spiralwindungen beträgt vier oder sechs. Der Bügelquerschnitt ist meist rund, kann aber auch rhombisch, dachförmig oder bandförmig verbreitert sein. An der höchsten Stelle des Bügels befindet sich eine Verzierung, die als vollplastischer und teilweise profilierter Knoten, als einfacher umlaufender Ring oder auch nur als Kamm gestaltet sein kann; in wenigen Fällen ist der Bügel ohne jede Profilierung schlicht drahtförmig gehalten. Der Nadelhalter ist im allgemeinen rahmenförmig gearbeitet, manchmal auch geschlossen, selten mit einem getreppten Steg1004 oder einem runden Kreisornament1005 verziert oder an der Unterseite des Nadelhalters mit Strichverzierungen dekoriert1006. Die Bandbreite dieser Zierdetails lässt bereits unterschiedliche Varianten dieser Form erahnen, die in einer Vielzahl von Werkplätzen hergestellt worden sein müssen, obschon bislang nur wenige Halbfabrikate der geknickten Fibeln aufgefunden wurden1007. Immerhin belegen diese wenigen 1001 Bei den einzelnen Fundbereichen zeigen sich allerdings einige Unterschiede. So beträgt das Verhältnis der Eisenfibeln zu denen aus Bronze in Grabfunden 6:1, in Siedlungen und bei unbekannter Fundüberlieferung nur je 3:1. Daß die Bronzefibeln in den Siedlungen überrepräsentiert scheinen, wird auf die befestigten Höhensiedlungen des Mittelgebirgsraums zurückzuführen sein, wo andererseits Grabfunde weitgehend fehlen. 1002 Z. B. Bobersen 3,3 cm (Liste 3, 14); Wiebendorf 3,1 cm (3, 98); Latzow 3,6 cm (3, 50). 1003 Z. B. Bornitz 10,4 cm (3, 16), Tiefurt 10,4 cm (3, 86), beide aus Eisen; Hornek 9,5 cm (3, 39) aus Bronze. 1004 Annaberger Heide (3, 4); Kleiner Gleichberg (3, 31); Norddorf Urne 11 (3, 63); Divinka (3, 108); Chełmno Grab 158 (3, 118); Dobrzankowo (3, 120); Rządz (3, 161); Bylstrup mark (3, 186); „Jylland“ (3, 190); Try Skole (3, 198); Vorbasse (3, 200); Esprahögen (3, 207); Pylsgårde backen (3, 225); Store Dal (3, 241). – Das Gittermotiv im Nadelhalter scheint besonders im Norden beliebt gewesen zu sein. 1005 Kobyly Grab 39 (3, 104); Całowanie (3, 116); Jarnice (3, 127); Rządz (3, 161); Borge Kirke (3, 237); Store Borge (3, 240). 1006 Manching (3, 55); Vogn (3, 199); Bogård (3, 205). 1007 Als bestes Beispiel ist noch immer auf den Depotfund von Jättened in Östergötland (3, 215) zu

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Beispiele zwei unterschiedliche, z. T. materialabhängige Fertigungsarten. Eiserne Fibeln wurden aus gehämmertem (oder gezogenem?)1008 Draht am Kopf beginnend ausgeschmiedet, wobei das Werkstück am Fußende mit einer Zange gehalten wurde1009. Anders wurde dagegen zumindest ein Teil der Bronzefibeln hergestellt. Sie sind in Formen gegossen worden1010, während unterhalb der Stützfalte der Spiraldraht separat an einem kleinen trichterförmigen Ansatz im Überfangguss angesetzt wurde. Diese Fertigungsweise ließ sich bei den Fibeln von Jettened, aber auch bei denen von der Alteburg bei Arnstadt nachweisen1011. Daher ist die Gruppe der „geknickten Fibeln“ letztlich nicht als einheitlicher Typus zu verstehen, sondern ist in mehrere Varianten mit teilweise sehr unterschiedlichen Ausprägungen aufzugliedern. Schon Kostrzewski hatte zwei Varianten unterschieden: eine häufig vorkommende mit Stützfalte1012 sowie eine seltenere ohne dieses Merkmal1013. Weil für die Fragestellung unserer Arbeit vor allem die Klärung einer möglichst genauen Datierung der geknickten Fibeln wichtig ist, kann keine – sicher lohnende – Untersuchung dieser Fibelserie nach einzelnen Varianten und den sich dahinter verbergenden Werkstattkreisen erfolgen. Es genügt, sich auf eine vergleichsweise grobe Einteilung zu beschränken, welche vor allem Zeitunterschiede innerhalb dieser Gruppe erfassen soll, damit Umlaufzeiten möglichst genau umrissen werden können. Das von Kostrzewski genannte Kriterium einer Stützfalte ist technisch interessant, bietet sie doch der Spirale einen besseren Schutz und fügt die geknickte Fibel der Gruppe mit verweisen, der als Versteck eines Schmiedes gedeutet wird. – OXENSTIERNA 1948, 114 ff. mit Abb. 97–98. – R. Gebhard verweist auf das Halbfabrikat einer Fibel seiner Gruppe 30 (SLT-Fibeln mit geknicktem Bügel) aus Altenburg-Rheinau, was die Herstellung derartiger Fibeln in diesem Oppidum bestätigt (GEBHARD 1991, 51 mit Anm. 92). – Auch aus der Siedlung von Jüchsen sind Halbfabrikate der Fibeln Kostr. K bekannt, welche dort die lokale Herstellung belegen (TH. GRASSELT in: J. Schulze-Forster [Hrsg.], Übersicht aktueller Hochschularbeiten zur Jüngeren Latènezeit aus Deutschland, Österreich und der Schweiz [Marburg 1992] 14). 1008 Zu latènezeitlichen Drahtzieheisen siehe G. JACOBI, Germania 57, 1979, 111 ff. 1009 GEBHARD 1991, 51 mit Anm. 92 Taf. 59, 906. – H. DRESCHER, Germania 33, 1955, 340 ff. 1010 Besonders deutlich wird dies bei einem Fehlguss aus Jättened: ALMGREN 1923, Taf. I, 8. 1011 R. BEHREND, Alt-Thüringen 10, 1968/69, 129. 1012 KOSTRZEWSKI 1919, 35. Er konnte 75% aller ihm bekannten 120 Fibeln dieser Variante zuordnen. 1013 KOSTRZEWSKI 1919, 36.

derartigen Merkmalen wie die Spangen Kostr. C und F zu. Chronologisch scheint sich dies andererseits nicht auszuwirken, auch regional ist keine Bevorzugung der einen oder anderen Form nachweisbar. Für eine Untergliederung mit Blick auf eine zeitliche Staffelung besser geeignet ist dagegen, ob und wie die Kopfplatte oberhalb der Spirale verbreitert ist und wo sich die Spiralkonstruktion, „außen“ vor oder bereits „innen“ hinter dem Bügel, befindet. Weiterhin können zusätzliche plastische Verzierungen am Bügel sowie auch dessen Führung selbst Hinweise auf typologische Veränderungen und damit abweichende Zeitstellung von den „klassischen“ Formen geben. Diese „klassische“ Ausprägung ist eine drahtförmige, lang gestreckte Fibel aus Eisen oder Bronze, bei der sich die Spiralkonstruktion ganz am vorderen Bügelende meist in einer Stützfalte befindet und die obere Sehne der am weitesten nach vorn geschobene Fibelteil ist (Abb. 17). Das Bügelvorderteil kann in einer leicht verbreiterten Kopfplatte enden oder durch kleine, seitliche Flügelchen gestaltet sein, die vor allem bei bronzenen Spangen zu erkennen sind, was aber wohl auf den meist besseren Erhaltungszustand als bei denen aus Eisen zurückzuführen sein dürfte. Der Bügelknick als höchster Punkt der Fibel ist durch Wulst, Ring oder Knoten gestaltet. Diese „Normalform“ der geknickten Fibel (die eigentliche Var. K) ist in ganz Europa verbreitet, sowohl im Norden als auch im keltischen Süden. Man wird diese Fibelform deshalb für eine ethnische Ausdeutung ihrer Träger nicht nutzen wollen. Sie ist sicherlich germanisches Trachtzubehör gewesen, aber eben nicht ausschließlich, wie ja auch die Halbfabrikate solcher Spangen aus dem Oppidum von Altenburg-Rheinau und der ländlichen Siedlung von Jüchsen am Fuß der Gleichberge für lokale Herstellung sprechen1014. Als „Spielart“ dieser Variante wird man eine kleine Gruppe von Eisenfibeln ansehen dürfen, bei der die Bügelkopfplatte dreieckig verbreitert ist1015. Sie scheint, soweit aus den Abbildungen oder Beschreibungen ersichtlich, auf das Gebiet zwischen Mittelgebirge und Alpen begrenzt gewesen zu sein1016, auch das wohl ein Hinweis auf GEBHARD 1991, 51 mit Anm. 92. – MAUTE 1991, 393. 1015 GEBHARD 1991, 26: Gruppe 31. 1016 Altenburg-Rheinau: mindestens ein Exemplar (3, 2); Bullenheimer Berg: ein Exemplar. (3, 18); Ehrenbürg: ein Exemplar (3, 22); Burghöhle im Klusenstein: ein Exemplar (3, 45); Manching: drei Exemplare (3, 55). 1014

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eine nichtgermanische Träger- und Herstellergruppe dieser Spangen. Typologische Vorbilder für die geknickten Fibeln hat man verschiedentlich in Spangen vom Mittellatèneschema mit geknicktem Bügel Kostr. F sehen wollen1017, häufiger aber in der oberitalischen Fibel A65 angenommen1018. Verwandtschaft letzterer zu den bronzenen geknickten Fibeln der Oppida und befestigten Siedlungen des Mittelgebirgsraumes1019 wird man nicht abstreiten wollen1020, doch bleibt fraglich, ob auch die einfachen eisernen Fibeln des nördlichen und östlichen Mitteleuropas auf südliche Anregungen zurückgeführt werden können. Dies ist eng mit der Datierungsfrage beider Fibelformen verknüpft, weil das postulierte Vorbild zwangsläufig älter sein muss als seine Derivate. Die Zeitstellung der Serie A65 ist dabei in Ermangelung aussagekräftiger Vergesellschaftungen oder Schichteneinbindungen letztlich weniger klar zu umreißen1021 als die der geknickten Fibeln. Für die Datierung der geknickten Fibeln stehen Vergesellschaftungen mit anderen Gewandschließen aus 44 Grabfunden zur So z. B. KOSTRZEWSKI 1919, 35. – K. H. MARSCHALLECK, Die Chronologie der vorrömischen Eisenzeit im Mittelelbegebiet (Kirchhain 1928) 41. 1018 Vgl. z. B. SCHULZ 1928, 75 mit Anm. 2. – HACHMANN 1960, 249. – J. WERNER, Alt-Thüringen 6, 1962/63, 434. – GLÜSING 1968, 3; 99 mit Anm. 57 (Vorbild für Kostr. K und L). – BOOSEN 1977, 60; 77 (Vorbild für Kostr. C‚ F, K). – MÜLLER 1985, 81. 1019 Hradischt: J. L. PIČ, Le Hradischt de Stradonitz en Bohème (Leipzig 1906) Taf. IV, 11–12. – Alteburg bei Arnstadt: R. BEHREND, Alt-Thüringen 10, 1968/69, 109 Abb. 6, 12–13; 113 f.; 128 f. 1020 PESCHEL 1978, 90 mit Anm. 312. 1021 Für wichtige Hinweise danke ich St. Demetz, München. – Zur Datierung in caesarische Zeit siehe F. FISCHER, Aquileia Nostra 37, 1966, 7 ff. – RIECKHOFFPAULI 1983, 77 ff. – ETTLINGER 1973, 48 ff. – FISCHER 1988, 237. – Differenzierter bei M. BUORA/ A. CANDUSSIO/ ST. DEMETZ, Fibule „Ad Arpa“ o del tipo Almgren 65 in Friuli. Aquileia Nostra 61, 1990, 78 ff. mit Fig. 1, 87. – Für die absolute Datierung der Fibel A65 stehen nur wenige gesicherte Daten zur Verfügung: 1. Basel-Münsterhügel, dort älter als die 16/15 v. Chr. datierte Brandschicht zwischen Schicht 3 unten und 3 oben (FURGER-GUNTI 1979, 130 ff. mit Abb. 64); 2. Schatzfund von Le Catillon de Haut auf Jersey, münzdatiert nach 50 v. Chr. (W. KRÄMER, Germania 49, 1971, 111 ff.); 3. Aosta: Füllschicht unter der römischen Bebauung von Regione Consolata, römische Schlussmünze 42 v. Chr., Campana A und B, arretinische Terra Sigillata, frühe Aco-Becher (R. MOLLO-MEZZENA, Riv. Stud. Liguri 41/42, 1975/76, 154 ff. mit Abb. 4 ff. – M. ORLANDONI, ebda. 56 ff. Nr. 43). 1017

Verfügung (Abb. 18) sowie weiterhin drei Bestattungen mit keltischen bzw. römischen Metallgefäßen. In 30 Gräbern waren Fibeln Kostr. K mit Spangen vom Mittellatène- oder solchen vom Spätlatèneschema kombiniert, die gemeinhin als älter oder gleich alt gelten, bei weiteren vier Bestattungen ist dies wahrscheinlich1022, in neun Gräbern fanden sich die geknickten Fibeln mit denen des „Horizonts der geschweiften Fibeln“ (Horizont II) und in nur einem Fall noch mit jüngeren Fibeln des ältesten provinzial-römisch beeinflussten Abschnitts (Horizont III). Bei der Vergesellschaftung mit importierten Metallgefäßen fällt auf, daß eindeutig kaiserzeitliches Sachgut fehlt; die wenigen Beispiele gehören zum ältesten, rein vorrömischen Importhorizont1023. Aus den genannten Zusammenfunden wird deutlich, daß die geknickte Fibel berechtigterweise als Leitform eines eigenen Zeitabschnitts angesehen werden kann, der dem durch die geschweiften Fibeln charakterisierten eindeutig vorausgeht. Die angeführten Fundgemeinschaften mit geschweiften Fibeln (Kostrzewski Var. M, N, A18a, A18b) brauchen nicht zu überraschen, sondern belegen den dynamischen Übergang von einer Fibelmode zur nächsten. Gleichzeitig macht Abb. 18 aber auch deutlich, daß es schwierig sein dürfte, die geknickten Fibeln ausschließlich als Derivat der Form A65 ansehen zu wollen. Speziell die Vergesellschaftung mit „alten“ Spangen vom Mittellatèneschema (Kostrzewski Var. C, G, H, D/E), die allesamt älter als oder zumindest zeitgleich mit A65 sein müssten, lässt vielmehr eine eigenständige Ausprägung derartiger Fibelformen im nördlichen oder östlichen Mitteleuropa wahrscheinlich werden. Den durch Fundvergesellschaftungen mit anderen Fibeln gewonnenen Datierungsansatz bestätigen Die genaue Zeitstellung der Fibel Kostr. Abb. 15 ist nicht sicher, aber wohl älter als die der geschweiften Fibeln (vgl. Kap. II. K. 1. a.). Die Schüsselfibel mit einer großen Variationsbreite an Formen hat eine relativ lange Laufzeit, doch setzt diese Form früh, sicher bereits in Horizont I, ein. 1023 Alt-Mölln: Kelheimer Kanne (Liste 3, 3); Rhode: Bronzeeimer E23 (3, 71); Zubowice Grab 1/75: profilierter Eimer mit eisernem Reifen (3, 180). – Zur Kelheimer Kanne: WERNER 1954, 43 ff.; DERS. 1978, 1 ff. Liste 1 Nr. 19 (Alt-Mölln); ULBERT 1984, 81 ff. (Datierung: 1. H. 1. Jh. v. Chr.); BOUBE 1991, 39 ff. – Zu den Bronzeeimern siehe J. WIELOWIEJSKI, Ber. RGK 66, 1985, 157 ff.; M. BOLLA/C. BOUBE/ J.-P. GUILLAUMET, Les situles. In: FEUGERE/ROLLEY 1991, 7 ff. 1022

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Almgren 18b

Almgren 241

Kostr N-a



Kostr. M-a

● ●

Rechteckfibel

Almgren 18a

Gebogene Fibel vom Spätlatèneschema **

Almgren 65

Kostr. D/E

Kostr. H

Kostr. G

Korallenfibel

Almgren 9

Vehlow Grab 11 Vallhagar Grab 11 Vehlow Grab G3 Now Miasteczko Grab 8 Trzebicza Grab Weißhof Grab 395 Kobyly Grab 39 Gräfenhainichen Grab 54 Brücken Grab 14 Bobersen Grab Gräfenhainichen Grab 48 Gräfenhainichen Grab 49 Gräfenhalnichen Grab 51 Gräfenhainichen Grab 57 Gräfenhainichen Grab 63 Gräfenhainichen Grab 72 Gräfenhainichen Grab 75 Gräfenhainichen Grab 85 Gräfenhainichen Grab 88 Niedanowo Grab 48 Kamienczyk Grab 28 Kamienczyk Grab 330 Brücken Grab 11 Blönsdorf Grab 25 Kobyly Grab 6 Kobyly Grab 8 Kobyly Grab 22 Pobiel Grab 2 Biewer Grab 13 Gledzianowek Grab 80/1934 Mayen Grab 39 Trollhagen Grab 2 Weißhof Grab 34 Gießen Grab Bad Nauheim Grab 92 Wetzen Grab 3 Petershagen Grab 328 Mosigkau Grab Kajecin Grab 2 Zagorzyn Grab 19 Błonie Grab 146 Zagorzyn Grab 36 Biewer Grab 12 Bad Nauheim Grab 92

Kostr. C

Kostr. B

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Abb. 18. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel Kostr. Var. K. (** Fibel nach KOSTRZEWSKI 1919, Abb. 15).

die für verschiedene Gräberfelder ermittelten Belegungsabfolgen, die zu Horizont I zusammengefasst wurden1024. Nur ganz an der westlichen Peripherie 1024 Siehe oben Kap. II. L. – Vgl. H. Hingst Stufe IIb (HINGST 1959, 115 Abb. 17a). – HACHMANN 1960, 235 ff. Taf. 1 („frühe Mittelphase“). – PESCHEL 1971, 30 ff. – DABROWSKA 1988B, 57; 59. – DIES. 1988, 24 Fig. 3.

ihrer Verbreitung, im Trierer Land, hat A. Haffner die geknickten Fibeln seinem Horizont 5 zugerechnet, dem auch geschweifte Fibeln angehören1025. Dies scheint der Zeitstellung der HAFFNER 1974, 59 ff., bes. 65 mit Abb. 4. – DERS. 1989, 72 ff. zu Grab 1726 mit geknickter Fibel. Dieses 1025

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Spangen im übrigen Mitteleuropa zu widersprechen, doch hat bereits A. Miron vorgeschlagen, wie dieser Horizont am Beispiel des Gräberfelds von Wederath weiter unterteilt werden könne1026‚ wobei auch dort die geknickten Fibeln vor den geschweiften anzusetzen wären. Dies scheinen die Ausgrabungen auf dem Titelberg zu bestätigen, nach deren stratigraphischem Befund Horizont 5 im genannten Sinne teilbar ist1027.

plastische Verzierungen auf dem Bügel, die rund, scheiben- oder gar tierkopfförmig gestaltet sein können (Abb. 19). Ihr Vorkommen bleibt auf die jütische Halbinsel und die benachbarten dänischen Ostseeinseln beschränkt. Nicht nur durch die Schweifung des hinteren Bügelteils deuten sie jüngere Zeitstellung an, auch die Beifunde1030 belegen deren Zugehörigkeit zur südjütischen Zeitgruppe 11031, was überregional dem Horizont der geschweiften Fibeln (Horizont II) entspricht.

Abb. 19. Fibel Kostr. Var. K.

Von der „klassischen“ Form der Var. K nach Kostrzewski ist ein großer Teil der nordeuropäischen Fibeln mit geknicktem Bügel abzusetzen. Gemeinsam ist ihnen, daß der namengebende „Knick“ meist sehr viel weiter nach vorne zur Spirale vorgeschoben ist als bei den mitteleuropäischen Beispielen, womit der Duktus an den der Var. L nach Kostrzewski erinnert1028. Innerhalb dieser Gruppe können besonders zwei Varianten herausgestellt werden, die beide deutliche typologische Abweichungen von der Normalform erkennen lassen. Die Spangen der kleineren Gruppe, zu der nur Fibeln aus sieben Fundorten gehören1029‚ besitzen Grab wird von Haffner nach Lt D2 gestellt, absolutchronologisch in die Zeit zwischen 75 und 50 v. Chr. gestellt. Hier stimmt die Stufenbezeichnung mit der „absoluten“ Datierung nicht überein. vgl. dazu unten Kap. IV sowie jetzt treffend GEBHARD 1991, 100 ff., bes. 101 zur Kritik an Haffners Horizont 5. 1026 A. MIRON, Das Frauengrab 1242. Zur chronologischen Gliederung der Stufe Lt D2. In: HAFFNER 1989, 220 ff. (ebenfalls mit unglücklicher Benennung der Belegungsetappen. Einschränkend bleibt zu berücksichtigen, daß die an einem Gräberfeld gewonnene Abfolge nicht zwangsläufig überregionale Gültigkeit besitzen muss). – DERS. 1991, 151 ff. 1027 R. M. ROWLETT/E. SONDER-JÖRGENSEN ROWLETT/H. L. THOMAS, Hémecht 26, 1974, 377 ff. Abb. 4. – METZLER 1977, 15 ff., bes. 37 f. – GEBHARD 1991, 101 f. 1028 KOSTRZEWSKI 1919, 36 mit Abb. 22. 1029 Quern (Liste 3, 70); Byldrup mark (3, 186); „Jylland“ (3, 190); Karby (3, 191); Knudstrup (3, 192); Måde (3, 196); Vorbasse (3, 200). – Fraglich scheint dagegen die

Abb. 20. Fibel Kostr. Var. K.

Zahlreicher sind dagegen meist bronzene Fibeln, bei denen die Spirale nicht in einer Stützfalte oder vor dem Bügelende liegt, sondern nach innen verschoben scheint und hinter dem Bügelende liegt (Abb. 20)1032. Dieses Bügelende ist zudem häufiger Zugehörigkeit der Fibel aus Börnicke, Grab 530 (3, 15); möglicherweise handelt es sich um ein an den Bügel angerostetes Eisenteil. Zu dieser Fibelgruppe und verwandten Formen siehe auch O. FABER, Aarb. Nordisk Oldkde. og Hist. 1969, 103 ff. – Ob die Ausprägung der Tierköpfe der Fibel von Karby in ähnlichem Zusammenhang gesehen werden kann wie bei den rinderköpfigen Trinkhornendbeschlägen wäre immerhin denkbar, wenn auch bislang nicht zu belegen (so HACHMANN 1990, 857 ff. mit Abb. 59–60). Vgl. auch die Fibel mit Stierkopf aus Esprahögen, Grab 10: CULLBERG 1973, 91 Abb. 54. 1030 Måde: zusammen mit geschweifter Fibel Kostr. M-a; Vorbasse Grab XIX 15: Keramik der Zeitgruppe 1 Südjütlands. 1031 Vgl. dazu auch Kap. II. J. (Skandinavien). 1032 Sdr. Badsbjerg (3, 184); St. Darum (3, 188); Kraghede Grab 69 (3, 193); Lønborggaard (3, 194); Lyngbakkegård (3, 195); Try Skole? (3, 198); Vøgn (3, 199); Vorbasse (3, 200); Bläsnung (3, 203); Bo gard (3, 205); Ksp. Gothem (3, 209); Guffride (3, 211); Jättened (3, 215); Kyrkbacken Gräber 109 und 139 (3, 217); Lilla Smedby (3, 219); Nybble 1 (3, 222); Nuystu (3, 223); Pylsgårdebacken (3, 225); Ringstad 3 (3, 226); Ryd (3, 227); Sjögestad (3, 228); Snäckarve (3, 229); Sojvide (3, 230); Stommen 4, 6, 11 (3, 231); Strå (3, 232);

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als breite, annähernd halbrunde Kopfplatte gestaltet, welche die Spirale meist ganz verdeckt1033, seltener auch in Form kräftig breiter Stützarme1034.

Nystu Grab 8



Vallhagar Grab 23



Vallhagar Grab 31



Vallhagar Grab 32



Vallhagar Grab 43



Vallhagar Grab 41

Kostr. Var. M-a

Rechteckfibel

Gotländische Fibel

Für die Datierung dieser nordeuropäischen Gruppe geknickter Fibeln stehen nur wenige Vergesellschaftungen mit anderen Fibeln in geschlossenen Grabfunden zur Verfügung (Abb. 21).

●?

Måde Grab



Esbjerg Grab a



Esbjerg Grab b



Die geknickten Fibeln umfassen folglich eine große Gruppe unterschiedlicher Varianten, die aber bis auf typologisch entwickelte Formen am nördlichen Rand Germaniens als gleichzeitig aufgefasst werden müssen und daher als die besten Leitfunde des Horizontes I gelten können. 4. Rechteckfibeln



Valhagar Grab 14

„klassischen“ Form. Die Befunde in Skandinavien scheinen diese Annahme zu bestätigen1035.

Abb. 21. Fibelvergesellschaftungen Kostr. Var. K.

Um die Zeitstellung dieser Fibeln konkreter zu bestimmen, ergeben sich daraus nur wenige Hinweise, weil die gotländischen Lokalformen nur schwierig mit dem kontinentalen Fibelmaterial parallelisiert werden können. Immerhin deuten die Vergesellschaftungen mit Rechteckund geschweiften Fibeln an, daß die Laufzeit der KVarianten länger anzusetzen sein wird als die der Träskvälder (3, 233); Vallhager Gräber 6, 7, 8, 9, 17, 23, 32, 41, 43 (3, 235); Borge Kirke (3, 237); Gipsund (3, 238); Store Dal (3, 241). 1033 Fibeln mit „halbrunder Kopfplatte“: Måde (3, 196); Nørre Sandegård Gräber 11, 18, 58, 115, 240, 528 (3, 197); Vøgn Gräber 12, 26, 1935 (3, 199); Bankälla (3, 202); Bläsnung (3, 203); Ksp. Gothem (3, 209); Isberga (3, 214); Nystu (3, 223); Ryd (3, 227); Stommen 6 (3, 231); Vallhagar Gräber 6, 9, 41, 43 (3, 235). 1034 Fibeln mit nach hinten verschobener Spirale und großen Stützarmen: „Jylland“ (3, 190); Bo gard (3, 205); Guffride (3, 211); Kyrkbacken Grab 85 (3, 217); „Öland“ (3, 224); Pylsgårdebacken (3, 225); Snäckarve (3, 229); Vallhagar Gräber 8, 17, 23 (3, 235); Store Dal (3, 241).

In seinem umfangreichen Typenkartenbericht zu den Latènefibeln beschrieb R. Beltz u. a. eine Fibel „mit steil aufsteigendem und rechtwinklig gebogenem, bandförmigem Schlussstück“ (Abb. 22), die er auf Grund ihres regionalen Verbreitungsschwerpunktes als „Hannoversche Fibel“ bezeichnete1036. Kurz zuvor hatte G. Schwantes diese „rechteckige Fibula“ mit einem germanischen Stammesnamen verbunden, weil er von der Hauptverbreitung am „unteren Elbeland bis Schleswig-Holstein“ ausgehend annahm, daß diese Fibel „wohl als langobardisch angesprochen werden dürfe“1037. Dieser ethnischen Bindung schloss sich zunächst auch W. Wegewitz an, der jedoch im Unterschied zu Schwantes das „Ursprungsgebiet“ der Langobardenfibeln nicht in Osthannover sah1038, sondern „in der Gegend der unteren Weichsel“1039. Das Vorkommen ganz ähnlicher Fibeln auf Gotland und Öland, das auch anderen Bearbeitern bereits aufgefallen war1040, versuchte Wegewitz mit der langobardischen Auswanderung von Skandinavien auf das Festland oder einem „Kulturrückstrom“ zu erklären1041.

Abb. 22. Rechteckfibel („Langobardenfibel“). Vgl. dazu oben Kap. II. J. BELTZ 1911, 685 Abb. 51 („Var. R“); 793 (Liste). 1037 SCHWANTES 1909, 156 f. 1038 Aus dieser Region leitete auch KOSTRZEWSKI 1919, 23 f. seine Variante I (Abb. 9) ab, die er im Weichselmündungsgebiet nur in wenigen Exemplaren nachweisen konnte. 1039 WEGEWITZ 1937, 106 f. mit Abb. 54. 1040 SCHWANTES 1909, 156. – KOSTRZEWSKI 1919, 24. 1041 WEGEWITZ 1937, 107. 1035 1036

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Wenige Jahre später hat Wegewitz bei der Bearbeitung des Friedhofs von Tostedt-Wüstenhöfen eine neue Kartierung der ihm bekannten „Langobardenfibeln“ vorgelegt, aus der er den beachtenswerten Schluss zog, „daß die Benennung Langobardenfibel zu eng gefaßt und die neutrale Bezeichnung rechteckige Fibel angebracht ist“1042. Diese Fibel vom Mittellatèneschema mit unterer Sehne wird durch den rechteckigen Rahmen geprägt, den der umgebogene Fuß vom Nadelhalter bis zur Verklammerung oberhalb der Spirale bildet1043. Als Material fand Eisen und Bronze Verwendung, wobei die Exemplare mit rundem Bügel meist aus Eisendraht geschmiedet sind, während die stets bronzenen Spangen mit bandförmigem Bügel gegossen sind1044. Dieser Unterschied in Material und Herstellung spiegelt sich auch in unterschiedlicher Verbreitung beider Formen wider (Karte 7): eiserne, drahtförmige Fibeln überwiegen im Elbegebiet, während in Jütland bronzene Exemplare mit bandförmigem Bügel vorherrschen, die an der Elbe wiederum fast ganz fehlen. Eine typologisch verwandte Form scheint in ihrer Nutzung auf die schwedischen Ostseeinseln beschränkt zu sein. Dort kommen fast ausschließlich bronzene Fibeln vom Mittellatèneschema mit aufwärts gebogenem Nadelhalter vor1045, die mit einer Art Schraffierung unmittelbar oberhalb der Spirale verziert sind1046. Zunächst als Bindeglied im geographischen Sinn kann die Variante I nach J. Kostrzewski1047 gedeutet werden, die der Rechteckfibel „typologisch und genetisch“ nahe steht1048. Um die Herleitung und typologischen Abhängigkeiten der einzelnen Ausprägungen dieser Fibeln wurde eine lebhafte Diskussion mit wechselnden Zuweisungen geführt. O. Almgren und C.-A. Moberg leiteten die gotländische Form direkt von den nordwestdeutschen Rechteckfibeln ab1049. J. Kostrzewski dachte dagegen an das Vorbild der

weichselländischen Variante I1050. W. Wegewitz vermutete demgegenüber in der Variante I die älteste Form, von der sowohl die gotländischen als auch die der Niederelbe abzuleiten seien1051. Schließlich hat E. Nylén eine eigenständige, jeweils unabhängige Entwicklung aller Varianten der Rechteckfibeln aus der flach gewölbten Mittellatènefibel mit unterer Sehne Kostr. D1052 erwogen1053. Diese Ableitung wird man für die drahtförmige, niederelbische Rechteckfibel und die östliche Variante I wohl zu recht annehmen dürfen1054, doch müssen die massiven, fast stets bronzenen und gegossenen gotländischen Formen wohl davon abgesetzt werden. Der aufgebogene Nadelhalter verbindet die schwedischen Funde mit der weichselländischen Variante I1055, während sie die Fixierung des umgebogenen Fußes unmittelbar oberhalb der Spirale mit den niederelbischen Exemplaren teilen; massiver Bronzeguss findet andererseits seine Entsprechung in den südjütischen Ausprägungen dieser Spange. Kontakte dieser Regionen untereinander zeigen schließlich auch jeweils ortsfremde Funde, darunter u. a. auch eine elbische Rechteckfibel aus Boruszin, Woj. Piła1056, sowie andererseits eine Fibel Var. I aus Gotland1057. Aber unabhängig von wechselseitigen typologischen Anregungen, die beim gegenwärtigen Forschungsstand nicht endgültig zu klären sind, spiegeln alle Spielarten der Rechteckfibel ein gewisses Stilempfinden wider, das über größere geographische Räume hinweg galt und somit indirekt die Kontakte der Menschen untereinander anzeigen kann. Mit dieser Fibelserie liegt daher auch eine Form vor, über die sich Skandinavien mit dem nördlichen europäischen Festland verbinden ließe. Daher ist die Kenntnis, ob alle Ausprägungen dieser Spangengruppe hinsichtlich HerstellungsKOSTRZEWSKI 1919, 24. WEGEWITZ 1937, 107. 1052 KOSTRZEWSKI 1919, 19 f. Fig. 4. 1053 NYLÉN 1955, 446 f. 1054 So bereits G. SCHWANTES, Nachrbl. Niedersachsen Vorgesch. 2, 1921, 11 ff. – HACHMANN 1960, 235 ff. – REICHMANN 1979, 174. 1055 So auch NYLÉN 1955, 447 mit Anm. 3. 1056 KOSTRZEWSKI 1919, 23 Abb. 10. – Übersicht bei DĄBROWSKA 1988B, 72 f. mit Abb. 16–17. – Bereits NYLÉN 1955, 444 f. Anm. 1 wies darauf hin, daß lediglich diese Fibel aus Boruszin als „echte“ Rechteckfibel zu betrachten sei. Die anderen bei WEGEWITZ 1944, 142 genannten Fibeln gehören zur Var. I. 1057 MOBERG 1941, 130 mit Anm. 443. – NYLÉN 1955, 447 Anm. 2 Fig. 308 (FO: Blåsvädret, Ksp. Vruta Kloster). 1050 1051

WEGEWITZ 1944, 106 Abb. 95; 142 (Liste). Dies ist die bislang letzte überregionale Kartierung dieser Fibeln, die entsprechenden Spangen aus Dänemark sind zuletzt von JØRGENSEN 1988/89, 120 Fig. 2 zusammengestellt worden. 1043 THIEME 1988, 98. 1044 WEGEWITZ 1937, 106. – THIEME 1988, 98. 1045 ALMGREN/NERMAN 1923, 6 Taf. III, 40–43. – NYLÉN 1955, 357 ff.; 441 ff. mit einer Unterteilung dieser Fibeln. 1046 KOSTRZEWSKI 1919, 24. – HACHMANN 1960, 225. 1047 KOSTRZEWSKI 1919, 23 Abb. 9. 1048 NYLÉN 1955, 446 f. – HACHMANN 1960, 130. – MOBERG 1941, 129 f. 1049 A LMGREN /N ERMAN 1923, 6. – M OBERG 1941, 129 f. 1042

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beginn und -ende eine übereinstimmende Verwendungszeit hatten, letztlich also einen einheitlichen Horizont bildeten, von großer Bedeutung.

Abb. 23. Bandförmige Rechteckfibel.

Um die Verwendungsdauer möglichst genau ermitteln zu können, soll die Gruppe der Rechteckfibeln nach den bereits genannten Kriterien der Bügelgestaltung in Varianten aufgegliedert werden1058. In 28 Fundorten, vor allem im weiteren Einzugsbereich der Niederelbe, wurden insgesamt 98 Fibeln mit drahtförmigem Bügel gezählt (Abb. 22)‚ von denen nur fünf aus Bronze, alle übrigen aus Eisen hergestellt wurden. Die 15 Spangen mit bandförmigem Bügel (Abb. 23) aus 13 Fundstellen sind dagegen bis auf zwei Ausnahmen aus Bronze gefertigt. Ihr Vorkommen bleibt mit Ausnahme zweier Funde von der Niederelbe (Körchow, Nienbüttel) und eines aus Vendsyssel auf die südliche jütische Halbinsel begrenzt (Karte 7). Dabei nehmen die Eisenfibeln mit breitem Bügel aus Norddorf/ Amrum und Store Darum nicht nur geographisch eine Mittelstellung zwischen den beiden Verbreitungsgebieten ein, sondern auch stilistisch, weil sich der Bügel dieser Fibeln im Gegensatz zu denen aus Bronze zur Spirale hin verjüngt und offensichtlich auch nur mit einigen wenigen Hammerschlägen ausgeschmiedet wurde1059.

Die Rechteckfibeln der schwedischen Ostseeinseln sind als dritte Variante innerhalb dieser Serie zu betrachten (Abb. 24). Überwiegende Verwendung von Bronze, Herstellung im Guss und das gerauhte Fuß-Bügel-Verbindungsstück heben diese etwa 70 Exemplare (davon nur 12 aus Eisen)1060 deutlich von den festländischen Ausprägungen ab. Die Frage der Verwendung der Fibeln innerhalb der Tracht ist nur indirekt zu beantworten, weil aussagekräftige Körperbestattungen, in denen die Trachtlage der Fibeln dokumentiert wäre, fast ganz fehlen. Bei den drahtförmigen Rechteckfibeln der Niederelbe wurde deren unterschiedliche Größe auf die Geschlechter der Träger bezogen: kleine Exemplare bis 6 cm wären demnach Frauenzubehör, während größere (bis 10 cm) in Männergräbern gefunden wurden1061. Diese geschlechtsspezifische Zuweisung ist schwierig überprüfbar, weil zum einen Leichenbranduntersuchungen fehlen oder aber das Geschlecht nicht eindeutig bestimmt werden kann, zum anderen charakteristisches Sachgut der Männerwelt wie Waffen oder Sporen unter den Beigaben fehlen. Dies darf jedoch nicht dazu führen, die Fibel auch als Teil der Männertracht abzulehnen, denn die Beigabe von Kriegsgerät wird an der Niederelbe erst relativ spät während des Horizonts der geschweiften Fibeln allmählich üblich1062. Sicher haben die drahtförmigen Rechteckfibeln aber zur Frauentracht gehört. Einen guten Hinweis auf die paarige Verwendung als Schulterfibeln, um ein peplosartiges Gewand zu verschließen, gibt das Fibelkettengehänge aus Badow, Kr. Gadebusch (Taf. 36 A)1063. Auch in anderen Gräbern wurde diese Fibel paarweise beigegeben1064 oder zusammen mit einer Knochennadel gefunden1065, ohne jedoch regelhaft und ausschließlich als Teil der Frauentracht betrachtet werden zu können. Eindeutiger scheint dagegen die Ausgangsposition für die bandförmigen Rechteckfibeln zu sein. Nur aus einem Fundort stammt ein Fibelpaar NYLÉN 1955, 442. THIEME 1988, 98. 1062 SCHULTZE 1986, 93 ff. – VÖLLING 1995, 50 ff. Karte 8; 110 ff. Liste 6. 1063 H. K EILING , Ausgr. u. Funde 16, 1971, 186 ff. Abb. 2. – DERS ., Archäologische Funde vom Spät paläolithikum bis zur vorrömischen Eisenzeit aus den mecklenburgischen Bezirken (Berlin 1982) 90 Abb. 52. 1064 Döberitz Grab 17 (Liste 4, 3); Hornbek Gräber 109, 257, 308, 512 (4, 8), hier stets mit Knochennadeln und Gürtelhaken/-ringen; Tostedt Grab 128 (4, 24). 1065 Hornbek Gräber 109, 257, 308, 512 (4, 8); Seedorf Gräber 4, 27 (4, 22); Weddel Grab 8 (4, 26); Wetzen Gräber 11, 54 (4, 27). 1060 1061

Abb. 24. Fibel mit aufgebogenem Nadelhalter. Die Rechteckfibeln aus fünf Fundorten konnten wegen fehlender Abbildung oder Beschreibung keiner Variante zugeordnet werden, doch dürfte es sich wegen der regionalen Verbreitung wohl um eiserne, drahtförmige handeln. 1059 Darauf deuten zwei Eindellungen auf dem Bügel einer Fibel aus Norddorf hin, die von Schlägen mit einem kleinen (Treib-) Hammer herrühren könnten. 1058

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In Harsefeld gehören die drahtförmigen Rechteckfibeln, die meist in Trichterurnen mit gerundetem Umbruch gefunden wurden, zum dritten Belegungsabschnitt, reichen aber noch in den vierten hinein1072. Auch im Gräberfeld von Wiebendorf gehören sie zu zwei Belegungsetappen. Sie setzen bereits in der ersten Phase ein, gehören aber 1066 Ottersbøl (4, 36): zweischneidiges Schwert, Schildbuckel, Speer. 1067 Højgard Grab I (4, 32): zweischneidiges Schwert, Stangenschildbuckel, Lanzenspitze, Trinkhorn. 1068 Vestermølle (4, 40): zweischneidiges Schwert, Speer. 1069 JØRGENSEN 1988/89, 126 Fig. 10; 127 Fig. 12. 1070 Weil das Skelett nicht erhalten ist, kann letztlich keine Sicherheit über die Lage des Toten/der Toten im Grab erzielt werden. Aus der Verteilung der Beigaben im Grab scheint es aber wahrscheinlich, daß die Leiche Nord-Süd-orientiert (Kopf im Süden, Blick nach Norden) bestattet worden war. 1071 Notmark (4, 35); Store Darum Grab b (4, 39). 1072 Zu Harsefeld vgl. oben Kap. II. H. 1.

Güssefeld Wetzen Seedorf Grab 27 Store Darum Grab a Bargstedt Grab 257 Seedorf Grab 10

Kostr. N-a

Kostr. L

Deuten die drei in Details abweichenden, sich regional aber ausschließenden Formen zunächst nur verschiedene Werkstatt- bzw. Absatzkreise an, so bleibt die Frage nach einer möglichen gleichzeitigen Verwendung noch zu klären. Die Zeitstellung kann einerseits über die Belegungsabfolge der niederelbischen Gräberfelder von Harsefeld und Wiebendorf und der südjütischen Gräber ermittelt werden, andererseits über die Vergesellschaftung mit anderen datierten Fibeln.

Kostr. M-a

Die wenigen Vergesellschaftungen mit anderen Fibeln in geschlossenen Grabfunden (Abb. 25) können dies bestätigen, weil die drahtförmigen Rechteckfibeln mit Spangen der Horizonte I und II zusammen getragen wurden.

Kostr. K

Man wird daher nicht fehl gehen, wenn man für die Rechteckfibeln nicht nur eine Trägergruppe annimmt. Wie bei den meisten anderen Fibeln der jüngeren vorrömischen Eisenzeit auch, lässt sich eine ausschließliche Nutzung durch nur eine bestimmte Personengruppe nicht wahrscheinlich machen. Ob Größenunterschiede der Fibeln tatsächlich als Hinweis auf unterschiedliche Träger gewertet werden können, scheint bei überregionaler Betrachtung fraglich. Für die bandförmigen Fibeln ist dies zumindest sicher zu verneinen, weil sie durchweg sehr klein sind und sowohl in Waffengräbern vorkommen als auch mit Nadeln vergesellschaftet sind1071.

ebenso noch zum Formengut des nächst jüngeren Abschnitts1073. Unabhängig von diesen beiden Nekropolen wird der Datierungsvorschlag auch durch die Belegungsabfolge des ostholsteinischen Gräberfelds von Hornbek bestätigt. A. RangsBorchling rechnet die Rechteckfibeln zu einer „Übergangsgruppe“ (IIA), die weiterhin noch geknickte, aber auch bereits frühe geschweifte Fibeln enthält1074. Will man diese Beobachtungen verallgemeinern, so wird man den Herstellungsbeginn dieser Fibeln vom Mittellatèneschema schon zur Zeit der geknickten Fibeln annehmen (Horizont I), doch reichte ihre Verwendung in der Tracht bis in den Horizont der geschweiften Fibeln (Horizont II).

Beltz J

(Ottersbøl), das jedoch, sollte es sich nicht um eine Doppelbestattung handeln, durch die Waffenbeigabe als Grab eines Mannes bestimmt wird1066. Auch von anderen Fundorten ist die Kombination bandförmiger Fibeln mit Waffen belegt, so aus Højgard1067 und Vestermølle1068. Der Befund aus einem Körpergrab von Avnevig1069 gibt den Hinweis, daß die einzelne Fibel ursprünglich auf der rechten Schulter getragen wurde1070.

● ● ● ● ● ●

Abb. 25. Fibelvergesellschaftungen mit der Rechteckfibel.

Anders ist dagegen die zeitliche Zuordnung der bandförmigen, südjütischen Variante zu bewerten. Zwar fehlen hier entsprechende Fundvergesellschaftungen mit anderen Fibeln fast ganz, doch deutet der Grabfund von Store Darum Grab a1075, in dem sich eine noch relativ schmale Rechteckfibel mit einer geschweiften Fibel Kostr. M befand, bereits an, daß die kleinen, breiten, typologisch jüngeren Rechteckfibeln kaum älter als die geschweiften sein können. Dies wird durch die relativchronologische Bewertung der südjütischen Grabfunde bestätigt, weil auch das übrige Inventar Zu Wiebendorf vgl. oben Kap. II. H. 2. RANGS-BORCHLING 1963, 47 Taf. 129. – HACHMANN 1960, 130 f.; 134. – HINGST 1959, 115 Abb. 17a, der einen eigenen Abschnitt (IIc) vor allem durch die Rechteckfibel definiert, der zeitlich zwischen den geknickten und geschweiften Fibeln liegt. 1075 JØRGENSEN 1968, 74 Fig. 20, 1–2. 1073 1074

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der Gräber mit Rechteckfibeln nicht von dem durch geschweifte oder späte geknickte Fibeln datierten getrennt werden kann1076. Die Rechteckfibel gehört eindeutig in die südjütische Phase 1, die spätestes jüngereisenzeitliches Formengut enthält (Horizont II)1077. Der Fund einer solchen Fibel aus dem Körpergrab von Avnevig, vergesellschaftet mit bereits „kaiserzeitlichem“ Keramikinventar1078, deutet an, daß gelegentlich sogar mit einer noch längeren Laufzeit dieser Spangen gerechnet werden muss.

hör, das in augusteischer Zeit von den in großen Serien gefertigten frühen provinzialrömischen Gewandhaften abgelöst wurde, nicht jedoch ohne für deren Gestaltung anregend gewirkt zu haben1082.

5. Geschweifte Fibeln Almgren 18 Geschweifte Fibeln mit oberer Sehne und mehr oder weniger kräftig ausgebildeten Stützplatten oberhalb der Spirale hat O. Almgren als Form 18 in seiner Zusammenstellung nordeuropäischer Fibelformen abgebildet (Abb. 26) und bereits darauf hingewiesen, daß er deren Herkunft aus dem östlichen Latène-Formenbestand vermutete1079. P. Glüsing, der sich in seiner Dissertation ausführlich mit Genese, Zeitstellung und Verbreitung dieser Fibeln beschäftigte, hat die Almgrensche Form 18 weiter unterteilt, wobei er Spangen ohne Sehnenhaken als Variante 18a, die seltenere Ausprägung mit Sehnenhaken als Variante 18b bezeichnete1080. Diese Unterteilung wird auch im Folgenden beibehalten werden. 5.a. Fibeln Almgren 18a Das Ursprungsgebiet der geschweiften Fibeln A18a konnte P. Glüsing im Gebiet des Caput Adriae wahrscheinlich machen. Als deren Vorbilder nahm er blecherne, mediterrane Scharnierbogenfibeln an, deren Duktus, nicht aber jedoch die Scharnierkonstruktion, von den Ostkelten übernommen, unter Beibehaltung der traditionellen Spiralkonstruktion umgebildet und der eigenen Formenwelt eingepasst wurde1081. Diese Fibel gehört zum jüngsten latènezeitlichen TrachtzubeVgl. Kap. II. I. 1. mit Tab. 16. Vgl. auch HACHMANN 1960, 178. – J.-H. BECH in: Die vorrömische Eisenzeit im Kattegatt-Gebiet und in Polen. Symposium Göteborg (Göteborg 1980) 77 f. 1078 JØRGENSEN 1988/89, 126 ff. Abb. 10–13. 1079 ALMGREN 1923, 117 Taf. I, 18. – MOTYKOVÁŠNEIDROVÁ 1965, 108: „Fibeln vom Spätlatène-Typus mit geschweiftem Bügelunterteil und kleinen Rollenstützenplatten“. – GUŠTIN 1991, 42 f. („Geschweifte Fibel mit Bügelknopf“). 1080 GLÜSING 1968, 6 f. mit Liste 2; 10 mit Liste 3; 23. 1081 GLÜSING 1968, 23 ff. 1076 1077

Abb. 26. Fibel Almgren 18a.

Der Fundbestand dieser Fibel ist gegenüber den Untersuchungen von Glüsing inzwischen kräftig angewachsen1083. Aus 82 Fundorten sind über 165 Fibeln bekannt geworden, die der Form Almgren/ Glüsing 18a zugerechnet werden können (Liste 5). 30 Siedlungsfunden mit 65 Spangen stehen 57 Grabfunde aus 38 Fundorten mit mindestens 87 Fibeln gegenüber, dreizehn Mal wurden sie unter anderen Fundumständen gefunden1084 oder sind diese unbekannt1085. Die überwiegende Zahl aller Fibeln ist aus Bronze hergestellt worden (mind. 133 Exemplare), in 29 Fällen wurde Eisen verwendet und viermal waren die Fibeln aus Silber gefertigt. Die Spangen variieren in ihrer Länge zwischen etwa 4,5 cm und knapp 13 cm1086; die Zahl der Spiralwindungen beträgt vier oder sechs. Gelegentlich deuten ein eiserner oder bronzener Achsstift in der Spiralrolle1087 oder Drahtumwicklung der oberen Sehne als ursprünglich nicht vorhandener „Sehnenhaken-

1082 GLÜSING 1968, 25 ff. – MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, 108. – Vgl. auch Kap. III. B. 4. 1083 GLÜSING 1968, 6 Liste 2: ca. 99 Exemplare aus 48 Fundorten. – Vgl. dazu Liste 5. 1084 Dittigheim (5, 6); aus merowingerzeitlichem Gräberfeld. – Lički Ribnik (5, 55): Schatzfund. – Duchov/Dux (5, 64): Quellopfer. 1085 Helfta (5, 18); Karlburg (5, 21); Tauberbischofsheim (5, 35); Villeneuve (5, 39); Salzburg (5, 58); Smarjeta (5, 60); Heerewarden (5, 42); Maasdriel (5, 43); Nowy Bydzov (5, 68); Tomasse (5, 80); Zollfeld (5, 82). 1086 Dünsberg (5, 8); Alesia (5, 40). 1087 z. B. Dünsberg (5, 8); Bad Nauheim Grab 63 (5, 28); Alesia (5, 40); Krzesławice (5, 50); Carnuntum (5, 52).

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ersatz“1088 nachträglich erfolgte technische Verbesserungen an. Die geschweiften Fibeln Almgren/Glüsing 18a sind in Mitteleuropa zwischen Alpen und Mittelgebirge weit verbreitet, ohne daß ein ausgesprochenes „Dichtezentrum“ herausgestellt werden könnte (Karte 8). Westliche Begrenzung scheint, mit wenigen Ausnahmen, der Rheinverlauf gewesen zu sein, während im Osten noch gerade die Elbe-Saale-Linie sowie das böhmische Becken erreicht wurden. Auffallend ist das fast völlige Fehlen dieser Fibeln im relativ dicht besiedelten Raum zwischen Elbe und Weichsel, auch aus dem norddeutschen Tiefland sind nur vereinzelte Funde zu nennen. Die Spange Almgren/Glüsing 18a bleibt somit überwiegend auf eine Region begrenzt, die in der Spätlatènezeit von Kelten besiedelt oder aber zumindest keltischem Ideen- und Sachgut weitgehend aufgeschlossen war1089. Doch trotz gemeinsamer Merkmale können einzelne Varianten unterschieden werden. Als Kriterium bieten sich die Ausprägung der Stützplatten, Bügelform und -führung sowie die Nadelhalterverzierung an; auch die Länge der Fibel und verwendetes Material können die Variantenbildung weiter bestätigen. Wenn sich natürlich auch nicht alle Fibeln der Form Almgren/Glüsing 18a einer Variante zuweisen lassen, so können doch zumindest drei Gruppen herausgestellt werden.

geschweift, wobei das Bügelvorderteil C-förmig nach vorn geschoben ist und gelegentlich auch über die Spirale ragen kann. Der Querschnitt des Bügelvorderteils ist stets rund, der einfache Knoten vollplastisch und der Nadelhalter durchbrochen gearbeitet. Die Fibeln der Variante Altenburg sind bis auf eine Ausnahme alle aus Bronze hergestellt und mit etwa 6,5 bis 8 cm relativ groß. Spangen aus 14 Fundorten kann man dieser Variante zurechnen, wobei auffällt, daß diese Fibeln vor allem im Alpengebiet sowie der nördlich vorgelagerten Zone gefunden wurden (Karte 9), woraus man wohl deren Herstellung in jener Region folgern kann. Einen weiteren Hinweis auf die im weiteren Alpenraum zu vermutende Fertigung dieser Fibelvariante liefern die Nadelhalterdurchbrechungen mit mehreren getreppten Stegen, die auch für andere (ost-)alpine Fibeln wie Typ Idrija, A67, Fibeln mit beißendem Tierkopf oder A2 charakteristisch sind1091. Schließlich lässt sich die typische Gestaltung der Stützplatte bei Fibeln der Variante Altenburg vielleicht auf ein ursprünglich vegetabiles Ornament, dann wohl eine Palmette, zurückführen. Dieses Ornament scheint auch Vorbild für die Bügelgestaltung der geschweiften Fibeln vom Typ Idrija gewesen zu sein, bei denen jedoch die Spiralkonstruktion von einer breiten, rillenverzierten, kappenähnlichen Stützplatte fast vollständig überdeckt wird1092. Wenn auch die Stützarme bei der Variante Altenburg auf ein Minimum verkümmert zu sein scheinen, können sie doch die Annahme alpinen Ursprungs weiter bekräftigen.

Abb. 28. Fibel Almgren 18a, Variante Dünsberg. Abb. 27. Fibel Almgren 18a, Variante Altenburg.

Fibeln mit gerundeten „Zipfeln“ als Stützplatten sind kennzeichnendes Merkmal der Variante Altenburg (Abb. 27)1090. Der Bügel ist S-förmig Chełmno Grab 147 (5, 48); Stupsk-Kolonia Grab 6 (5, 51); Pobedim (5, 69); Tišice Grab 76 (5, 74). 1089 Vgl. dazu die Karten 2–6 bei HACHMANN U. A. 1962. Das Fehlen der Fibel A18a im ostgermanischen Raum überrascht umso mehr, weil die ostalpinen „Nachfolgemodelle“ (A67/68, A236, A237, A238) eine ausgesprochen östliche Verbreitung aufweisen. 1090 Altenburg-Rheinau (5, 1); Auerberg (5, 4); Karlstein (5, 22); Kempen (5, 26); Uttenhofen (5, 36); Basel (5, 41); Kresławice (5, 50); Kundl (5, 54); Lički Ribnic (5, 1088

55); Salzburg (5, 58); Sanzeno (5, 59); Kojetin (5, 65); Praha-Bubeneč (5, 70); Zollfeld (5, 82). – Stilistisch verwandt sind die Fibeln aus Mihovo (5, 56) und Reka (5, 57). 1091 Vgl. z. B. die Übersicht bei GARBSCH 1985, 563 Abb. 4. – VÖLLING 1995, 32 ff. mit Tab. 4 u. 5. 1092 Zu den Fibeln vorn Typ Idrija: GLÜSING 1968, 4 f. mit Liste 1. – GUŠTIN 1991, 42 („Geschweifte Fibel vom Typ Novo mesto“). – Besonders deutlich ist die beschriebene Konstruktion bei der eponymen Fibel zu sehen: J. SZOMBATHY, Mitt. Prähist. Komm. Österr. Akad. I, 5, 1888, 336 ff. Fig. 195 und 195a. – GUŠTIN 1991, Taf. 17, 8. – Fibeln aus Neviodunum/Drnovo pri Krskem: S. U. P. PETRU, Neviodunum (Ljubljana 1978) Taf. VII, 4. – Fibeln aus Siscia/Sisak: R. KOŠČEVIC, Antičke Fibule s područja Siska (Zagreb 1980) 45 Taf. I‚ 3. 4. 6.

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Eine zweite Gruppe besitzt einen häufig punzverzierten, schmal spitzdreieckigen Bügel, der sich von der Spirale zum Fuß hin gleichmäßig verjüngt (Abb. 28)1093. Der Duktus dieser Fibeln ist nicht S-förmig geschweift, sondern „knickt“ hinter dem Bügelknoten, der oft nur als Wulst ausgebildet ist, leicht ein. Dieser Gruppe, die nach einem bedeutenden Fundort als „Variante Dünsberg“ bezeichnet werden kann, hat nur kleine Stützzapfen oberhalb der Spirale; der Bügelquerschnitt ist D-förmig oder flachoval und der Nadelhalter ist meist als Rahmen, selten mit einfachem Gittermuster gestaltet. Spangen dieser Form sind relativ klein (meist nur 4–6 cm), aber durchweg aus Bronze hergestellt. Die 14 Fundorte dieser Fibelgruppe lassen ein relativ geschlossenes Verbreitungsgebiet erkennen (Karte 10). Die rechtsrheinische Mittelgebirgszone wird nur am Niederrhein nach Nordwesten überschritten, im Osten wird die Saale erreicht. Das Vorkommen der Variante Dünsberg ist somit im besonderen Maße auf den „hercynischen Raum“ begrenzt1094, der zwar wohl nicht als direkt keltisch besiedeltes Gebiet angesehen werden kann, aber am stärksten in Siedelweise wie Wirtschaftsform keltischem Einfluss ausgesetzt war und diese Anregungen vielfach umgesetzt hat. Man wird daher in dieser Fibelgruppe primär einheimisches Trachtzubehör sehen dürfen, das zwar auch aus elbgermanischen Gräbern an Niederrhein und Saale überliefert ist, aber durch ihr Vorkommen in den ohnehin nur wenigen einheimischen Grablegen der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit (Bad Nauheim, Neuenkirchen) als lokales Beigabengut bestätigt wird.

Durch Form und Material kann schließlich eine weitere Gruppe abgesondert werden, die als „Variante Wederath“ benannt werden soll (Abb. 29). Nicht alle diese eisernen Fibeln mit rundem, drahtförmigem Bügel, der nach vorn über die Spirale gewölbt ist, entsprechen streng genommen der Definition der Form Almgren/Glüsing 18a, weil oberhalb der meist sechs Spiralwindungen nicht in allen Fällen kleine, schmale Stützarme ausgebildet sind1095. Ein kräftiger, vollplastischer Bügelknoten trennt das Vorderteil vom Fibelfuß, dessen Nadelhalter geschlossen oder rahmenförmig geöffnet ist1096. Die Fibeln dieser Gruppe lassen gut einen regionalen Schwerpunkt erkennen, der auf Mittelrhein und Mosel begrenzt zu sein scheint (Karte 10)1097. Die Fibelvarianten Almgren/Glüsing 18a sind als Zeugnis einer autochthonen Entwicklung des Mittelgebirgsraumes von großer Bedeutung, um das Weiterleben der einheimischen Bevölkerung in den Überschichtungsräumen zeitlich genauer bestimmen zu können. Denn man wird annehmen dürfen, daß die in elbgermanischen Gräbern des Mittelgebirgsraums aufgefundenen Spangen von den einheimischen Bewohnern erworben wurden, daß sie somit auf Kontakte zwischen diesen Gruppen und das Fortbestehen der Autochthonen unter neuer Führung hinweisen können1098. Für die Klärung chronologischer Fragen bietet es sich an, zunächst die Gesamtlaufzeit der Form Almgren/ Glüsing 18a zu betrachten‚ um darauf basierend vielleicht auch für die einzelnen Varianten engere Nutzungszeiten ermitteln zu können. Hierzu stehen mehrere Wege zur Verfügung: einerseits die Vergesellschaftung mit anderen Fibeln in geschlossenen Grabfunden, andererseits die Stellung der Spangen innerhalb der Belegungsabfolge ausgewählter Gräberfelder. Bei den Fibeln aus Dromersheim (5, 7) und Ettringen (5, 9) scheinen diese Stützarme zu fehlen, doch entsprechen sie in Duktus, Aufbau und Material den Fibeln mit Stützarmen völlig, weshalb sie zu dieser Variante gezählt werden. 1096 Auch hier gibt es eine Ausnahme: der Fuß der Fibel aus Pfaffenschwabenheim besitzt einen mehrfach durchbrochenen Nadelhalter nach (ost-)gallischem Muster: M. MENKE, Jahresber. Bayer. Bodendenkmalpfl. 21, 1980, 78 ff. (A241). – ETTLINGER 1973, Typ 9, 20, 21, 22 (A241, Nertomarus-Fibeln). – FEUGÈRE 1985, 180 f. (Typentafel) Typ 8b, 9a, 14. 1097 Dromersheim (5, 7); Ettringen (5, 12); Sponsheim (5, 34); Wederath (5, 38). Die Fibel aus Pfaffenschwabenheim (5, 30) ist zwar aus Bronze hergestellt, entspricht aber ansonsten den eisernen Fibeln völlig. 1098 Vgl. PESCHEL 1981, 623 ff. – VÖLLING 1992. 1095

Abb. 29. Fibel Almgren 18a, Variante Wederath. 1093 Dünsberg (5, 8); Göttingen (5, 12); Großromstedt Gräber 1908, K56 (5, 13); Haldern-Heeren (5, 14); Haldern-Heringsberg (5, 15); Kleinzerbst (5, 24); Bad Nauheim Römerlager (5, 27); Bad Nauheim Gräberfeld (5. 28); Neuenkirchen (5, 29); Schkopau Grab 91 (5, 31); Seedorf (5, 32); Soest-Ardey (5, 33); Tauberbischofsheim (5, 35); Maasdriel-Alem (5, 43). 1094 Zum Begriff vgl. PESCHEL 1988, 168 f. mit folgender Abgrenzung: Niederrhein, Saale. Ocker-Aller, Main. – AMENT 1984, 39.

116

Bad Nauheim Grab 29



Bad Nauheim Grab 92



Bad Nauheim Grab 107

Kostr. N

Almgren 67

Kostr. M

Kostr. L

Beltz Var. J

Frühe Fibeln mit Sehnenhaken

Almgren 238a



Almgren 67a

Neuenkirchen Grab 2

Kostr. K

Almgren 9

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● ●



Uttenhofen Grab 2



Kleinzerbst Grab 77



Aubstadt Grab 8



Altendorf Grab 27



Schkopau Grab 220



Bubenec Grab 12



Schkopau Grab 59



Reka Grab 3 Abb. 30. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel A18a.

Schließlich können auch einige Siedlungsfunde sowie der Schatzfund von Lički Ribnic ergänzende Hinweise auf die Zeitstellung geben. Abbildung 30 zeigt Zusammenfunde der Fibeln Almgren/Glüsing 18a mit anderen Fibeln, für die 12 Grabfunde herangezogen werden können. Aus dieser Aufstellung wird ersichtlich, daß mit einer relativ geschlossenen Laufzeit dieser Fibelform zu rechnen ist. Für den Herstellungsbeginn schon im „Horizont der geknickten Fibeln“ (Horizont I) scheinen zwar die Grabfunde aus Bad Nauheim und Neuenkirchen zu sprechen, doch handelt es sich sowohl bei den Schüsselfibeln als auch bei den geknickten Fibeln jeweils um typologisch junge Formen, die von den „klassischen“ Ausprägungen entfernt scheinen1099. Daraus einen frühen Beginn Dies wird deutlich, vergleicht man die Schüsselfibeln aus Bad Nauheim bzw. Neuenkirchen mit denen der Oppida oder aus Gallien: GEBHARD 1991, Gruppe 32 (SLT-Eisenfibeln mit schüsselförmiger Kopfplatte). – FEUGÈRE 1985, 232 ff. Typ 7c–7d. – MAUTE 1991, 395 Abb. 2, 5. – Zu späten Schüsselfibeln siehe: ULBERT 1977, 37 ff. Abb. 2. – HAALEBOS 1984/85, 16 ff. Fig. 4– 6. – Die geknickten Fibeln (H. SCHÖNBERGER, Saalburg-Jahrb. 11, 1952, Taf. 11, 41 [F. 92]; 13, 6 [F. 107]) sind auffallend flach und klein, zudem ist der Knick sehr weit zur Spirale hin verschoben. 1099

der geschweiften Fibeln Almgren/Glüsing 18a abzuleiten, scheint folglich nicht gerechtfertigt. Auch Grab 2 aus Uttenhofen kann für einen frühen Zeitansatz nicht angeführt werden, weil es sich bei der Fibel Beltz Var. J wegen deren tordiertem Bügel um ein singuläres Stück handelt, so daß eine abweichende Zeitstellung gegenüber anderen Spangen dieser Gruppe nicht ausgeschlossen ist. Immerhin machen diese Grabfunde deutlich, daß Fibeln A18a ganz sicher von Beginn an zum Metallsachgut des Horizonts II gehören, also als gleichzeitig mit den germanischen eisernen geschweiften Fibeln Kostr. M-a angesehen werden müssen1100, was auch der wiederholte Zusammenfund beider Fibeln zeigt. Schließlich deutet der Grabfund von Reka an, daß auch zu Beginn des Horizonts III noch mit der Verwendung dieser Fibeln gerechnet werden muss1101.

Zur Zeitstellung der geschweiften Fibeln Kostr. M-a: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, 108. – GLÜSING 1968, 25 ff. – BÉRENGER 1981, 91; 111. – VÖLLING 1995, 18 ff. – Siehe auch die Überlegungen oben in Kap. III. A. 6. 1101 Den Fund aus Praha-Bubeneč, Grab 12‚ (Liste 5, 70) muss man noch zum Horizont II zählen, weil die beiden Fibeln A67 mit extrem langem gegittertem Fuß und oberer Sehne ohne Sehnenhaken den „klassischen“ 1100

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Die Gräberfeldanalyse bestätigt die angesprochene Datierung. Am Niederrhein (Zeitgruppe 1), in Mainfranken (Zeitgruppe 1) und Großromstedt (Zeitgruppe 1/2) gehören sie jeweils zum ältesten Belegungsabschnitt und damit zum Formenbestand des Horizontes II in Schkopau sowohl zur dortigen ersten wie zweiten Belegungsetappe, in Tišice1102 und in Jütland ebenfalls zur zweiten, was allerdings überregional Horizont III entspricht1103. Die Siedlungsfunde vermögen dagegen in aller Regel die Laufzeit von Fibeln nicht genau genug zu begrenzen, doch können einige Fundvergesellschaftungen zusätzliche Datierungshinweise geben. In Bechovice (5, 57) fand sich die Fibel Almgren/ Glüsing 18a zusammen mit Keramik des „Plaňaner Horizonts“ mit verdickt-facettierten Rändern, aber auch mit spätkeltischer Drehscheibenware1104. In Soest-Ardey (5, 31) fand sich diese Fibel ebenfalls in einer Grube mit elbgermanischer Ware mit verdicktfacettierten Rändern, aber auch einheimischer Keramik, sowie einer eisernen geschweiften Fibel Kostr. M-a1105. Die Datierung der Fibeln aus den befestigten Siedlungen von Altenburg-Rheinau (5, 1) und vom Dünsberg (5, 7) hängt mit der Aufgabe beider Orte zusammen, die gemeinhin am Ende des vorletzten Jahrzehnts v. Chr. angenommen wird1106. kräftig-profilierten Fibeln A67a typologisch vorangehen. Vgl. zu den Fibeln A67 auch oben Kap. III. B. 4. 1102 Hier allerdings mit Schlaufe um die obere Sehne als Ersatz für einen Sehnenhaken. 1103 Vgl. dazu die jeweiligen Abschnitte in Kapitel II. sowie die Horizontierung in Kap. II. L. 1104 N. VENCLOVA, Arch. Rozhledy 27, 1975, 401 Abb. 1: Objekt 18/68. 1105 REICHMANN 1981, 60 Abb. 6: Grube 176/176e. 1106 Für Altenburg wird ein Ende der Siedlung mit der Errichtung des Lagers von Dangstetten angenommen: F. FISCHER, Germania 44, 1966, 306 ff., bes. 312. – DERS. 1988, 241 f. – MAUTE 1991, 394. – Am Dünsberg wird eine römische Eroberung wohl noch unter Drusus angenommen, wofür besonders die zahlreichen römischen Militaria im Bereich der südlichen Toranlage sprechen: D. BAATZ/F.-R. HERRMANN (Hrsg.), Die Römer in Hessen (Stuttgart 1982) 259 ff. – SCHÖNBERGER 1985, 334 f.; 433 A41. – SCHLOTT 1999, 29 Abb. 10. – Das bisher neu hinzugekommene Fundmaterial kann dieses Kartenbild weiter verdichten. Allerdings bleibt natürlich fraglich, ob mit der anzunehmenden römischen Belagerung (und Eroberung?) die Besiedlung auf dem Dünsberg gänzlich aufhörte. Inzwischen sind unter den Fibeln vom Dünsberg auch einige spätaugusteisch-tiberische Formen vertreten, bei denen natürlich zunächst nicht zu entscheiden ist, ob sie von gelegentlichen Begehungen dieser Anlage stammen oder aber echte Weiterbesiedlung anzeigen. Für freundliche Hinweise zu den Neufunden vom Dünsberg danke ich J. SchulzeForster M.A., Marburg, herzlich.

Aus einer Grube des frührömischen Lagers von Bad Nauheim stammt eine Fibel Almgren/Glüsing 18a (Variante Dünsberg), die offensichtlich während der Nutzungszeit dieses Stützpunktes in die Erde gelangte, was ein Nemausus-As und frühe „Belgische Ware“ aus dieser Grube bestätigen1107. Schließlich gibt der Schatzfund von Lički Ribnic, Bez. Gospič, mit unterschiedlichen Fibeln und zahlreichen Schmuckstücken durch die Münzen einen terminus ad quem, weil die jüngsten beiden Nominale der insgesamt 357 Geldstücke aus einem Zeitraum von über zwei Jahrhunderten zwischen 2 v. und 11 n. Chr. geprägte Denare des Augustus sind1108, die Niederlegung dieses Schatzes in einem Bronzegefäß folglich um die Zeitenwende, nicht unwahrscheinlich während des illyrischpannonischen Aufstandes (6–9 n. Chr.), erfolgt sein dürfte. Daß die beiden Silberfibeln Almgren/Glüsing 18a zur Vergrabungszeit bereits ebenso Altstücke waren wie die beiden Plattenfibeln oder die Fibeln vom Frühoder Mittellatèneschema1109, ist dabei allerdings nicht auszuschließen1110. Fasst man die hier aufgezeigten Datierungsvorschläge zusammen, ergibt sich für die Fibeln Almgren/Glüsing 18a primär eine Zeitstellung in Horizont II, darüber hinaus aber gelegentlich noch in Horizont III, sicher jedoch nicht jünger. Diese Zeitstellung gilt offensichtlich für alle drei auszusondernden Varianten, wobei die Variante Altenburg auf Horizont II begrenzt zu sein scheint1111. Variante Dünsberg reichte dagegen sicher noch bis in den ältesten provinzialrömischen Abschnitt (Horizont III), wie der Fund aus dem Militärlager von Bad Nauheim belegt, was andererseits ein Hinweis darauf ist, wie lange einheimisches Formengut in dieser Region wirksam blieb und dadurch wohl auch autochthone Bevölkerung, die diese Fibeln herstellte, nachweisbar ist. 5.b. Geschweifte Fibeln Almgren/Glüsing 18b Weit weniger zahlreich sind die geschweiften Fibeln mit oberer Sehne, Stützplatte und Sehnenhaken, die als Form 18b bezeichnet werden

SCHÖNBERGER/SIMON 1976, 208 Taf. 55, 25. J. KLEMENC, Viestnik Hrvatskoga Arh. Društva 46, 1935, 83 ff. Taf. I–III. 1109 Ebda. Taf. II, 1. 2. 4. 5. 1110 GLÜSING 1968, 102 Anm.73. 1111 Unsicher bleibt nur die Datierung der Fibeln aus dem Schatz von Lički Ribnic. 1107 1108

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(Abb. 31)1112. Aus 25 Orten sind 30 Exemplare bekannt geworden, die sich auf fünf Siedlungen, 15 Grabfunde und einen Opferplatz verteilen; in vier Fällen sind die näheren Fundumstände unbekannt. Die Länge der Spangen liegt zwischen 6,4 und knapp 13 cm1113, zeigt also eine ähnliche Variationsbreite wie die der Fibeln Almgren/Glüsing 18a. 25 Fibeln sind aus Bronze hergestellt worden, drei aus Eisen1114 und je eine aus Silber und Gold1115. Die Zahl der Spiralwindungen beträgt stets sechs, die darüber liegenden Stützplatten sind meist flach-rechteckig und ritzverziert. Der Sehnenhaken ist überwiegend sehr schmal, doch kann er auch bereits – wie bei den Augenfibeln – trapezförmig sein (Mainz; 6, 4) und ist bei der Silberfibel aus dem Louvre als Widderkopf plastisch gestaltet. Der im Allgemeinen rundliche Querschnitt des Fibelvorderteils ist gleichmäßig gewölbt und gelegentlich auf dem Mittelgrat verziert1116. Ein stets vorhandener vollplastischer Bügelknoten leitet zum Fuß über, dessen Nadelhalter bis auf wenige Ausnahmen1117 ein zum Teil recht kompliziertes Durchbruchsmuster aufweist.

Abb. 32. Fibel Almgren 18b, Variante Titelberg.

Das Verbreitungsbild der Fibeln Almgren/Glüsing 18b (Karte 11) lässt nur an Mittelrhein und Mosel eine Häufung erkennen. Nicht unbedeutend sind auch die Funde aus dem Alpenraum sowie dem Adriagebiet. Im Vergleich zur Verbreitung der Form 18a fällt auf, daß die Sehnenhakenfibel im Mittelgebirgsraum zwischen Rhein und Saale sowie in Böhmen fehlt. Obschon die Zahl der Fibeln 18b relativ gering ist, kann zumindest eine Variante herausgestellt werden, weil die Ähnlichkeiten der Fibeln untereinander an einen Werkstattkreis denken lässt. Dieser als „Variante Titelberg“ (Abb. 32) bezeichneten Fibeln können zehn Exemplare aus acht Fundorten zugewiesen werden1118, die regional weitgehend auf die Moselregion beschränkt bleiben. Das östlichste Beispiel aus Weißenfels belegt, wie etwa bei Bronzekesseln, Blankwaffen oder Dreikreisplattensporen die engen Verbindungen Mitteldeutschlands zum Treverergebiet1119. Die Ähnlichkeiten in Bügelführung, Bügelverzierung und Fußgestaltung zu den Prunkfibeln aus Edelmetall von Ravenna und aus dem Louvre lässt daran denken, auch die Herstellung dieser luxuriösen Formen im ostkeltischen (treverischen) Gebiet anzunehmen.

Kostr. K Biewer Grab 12 Wymysłowo Grab 83 Kärlich Grab 272 Mainz Körpergrab

Almgren 241 Almgren 22a

GLÜSING 1968, 10 Liste 3. – BÖHMESCHÖNBERGER 1989/90, 239 ff.: „geschweifte Fibeln der Form Weisenau-Hörgertshausen“. Allerdings berücksichtigt A. Böhme nicht das hier gewählte Unterscheidungskriterium des vorhandenen bzw. nicht vorhandenen Sehnenhakens, so daß zur ihrer Form „Weisenau-Hörgertshausen“ Fibeln der Form Almgren/Glüsing 18a und 18b gehören. 1113 6,4 cm: Martberg (Liste 6, 5); Mayen (6, 6); Niedermockstadt (6, 7); Wymysłowo (6, 22). 13 cm: „Louvre“ (6, 25). 1114 Wrocław (6, 21); Wymysłowo (6, 22); Marslet (6, 23). 1115 Silber: „Louvre“ (6, 25); Gold: „Ravenna“ (6, 24). 1116 Biewer (6, 1); Rządz (6, 19); Siemianice (6, 20); Ravenna (6, 24); Louvre (6, 25). 1117 Martberg (6, 5); Mayen (6, 6); Niedermockstadt (6, 7); Balzers? (6, 14). 1112

Kostr. N-a

Um die Zeitstellung der Fibeln Almgren/Glüsing 18b zu ermitteln, stehen nur wenige aussagefähige Vergesellschaftungen zur Verfügung (Abb. 33).

Abb. 31. Fibel Almgren 18b.

● ● ● ●



Abb. 33. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel A18b. 1118 Biewer 2x (6, 1); Kärlich (6, 2); Konz (6, 3); Mayen 2x (6, 6); Titelberg (6, 10); Wederath (6, 11); Weißenfels (6, 12); Saint Geneviève (6, 13). 1119 HACHMANN 1990, 651 ff. Abb. 24. – PESCHEL 1991, 145; 147; 149. – FREY 1986, 49 ff. Abb. 3, 5, 6. – Siehe auch unten Kap. V. A. 3. a.

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In Grab 12 aus Biewer waren zwei Fibeln der „Variante Titelberg“ mit zwei geknickten Fibeln vergesellschaftet1120, die durch Ausbildung von Stützzapfen eine späte Zeitstellung andeuten1121. Aus den übrigen Funden wird man dennoch schließen dürfen, daß die Fibeln Almgren/Glüsing 18b zum Sachgut bereits des Horizonts II gehörten, aber ebenso auch in Horizont III gebräuchlich waren. Den frühen Ansatz können auch die Grabfunde aus Konz (6, 3) und Nienbüttel (6, 8) bestätigen, die durch Dreikreisplattensporen, Schwerter oder Schwertschmuckscheiben Horizont II zugewiesen werden dürfen1122. Das trifft auch für den Grabfund aus Siemianice (6, 20) zu, dessen Bronzekanne vom Typ Kjærumgaard bereits in spätestkeltischen Gräbern des Moselgebietes sowie Englands Entsprechungen findet1123. Deshalb wird man auch das germanische Grab bereits Horizont II zurechnen können1124. A. Haffner rechnet die Fibel Almgren/ Glüsing 18b zum Horizont 5 des Trierer Landes, der ältestem gallo-römischem Fundmaterial, das unserem Horizont III entspricht, zeitlich vorangeht1125. Daß man aber diese Fibel 18b nicht auf Horizont II begrenzen darf, zeigt das Körpergrab aus Mainz-Weisenau mit einer Fibel Almgren 22a, einer Leitform des Horizonts III1126. Auffallenderweise besitzt jedoch die Mainzer Fibel im Gegensatz zu den drahtförmigen Sehnenhaken der übrigen Fibeln als einzige bereits einen breiten, trapezförmigen, wie er für die in großen Serien gefertigten kaiserzeitlichen Fibeln üblich ist. Die Frage nach den Trägern dieser Spange und der Bedeutung in der Tracht lässt sich nur schwer beantworten. Einerseits kann paariges 1127 Vorkommen oder Einzelfibel zu einem weiteren

A. MIRON, Trierer Zeitschr. 47, 1984, 25 Taf. 5. Vgl. oben Kap. III. A. 3 zu den Fibeln Kostr. K. 1122 Zu den Sporen: vgl. Kap. V. A. 3. a. – Zu den Schwertern: FREY 1986, 49 ff. – Zu den Schildschmuckscheiben: Kap. V. A. 2. 1123 Zu den Bronzekannen: WERNER 1954, 46 ff. Liste A 22. – DERS. 1978, 198 ff., bes. 204 ff. Abb. 2 Liste 2, 15. – ULBERT 1984, 81 ff., bes. 86. – BOUBE 1991, 37 ff. 1124 Entgegen WERNER 1954, 51. – DERS. 1978, 9 f. – ULBERT 1984, 83; 86. – BOUBE 1991, 38 (25 v. Chr.–25 n. Chr., Datierung des Grabes von Simianice A3/B1). 1125 HAFFNER 1974, 59 ff. Abb. 4, 53–54. – BÖHMESCHÖNBERGER 1989/90, 241. 1126 Vgl. unten Kap. III. B. 3 (A22). 1127 Biewer Grab 12, mit weiterem Fibelpaar (6, 1); Mayen Grab 7, mit zwei weiteren Fibeln (6, 6); Wederath Grab 680 (6, 11); Wymysłowo Grab 83, jedoch kein echtes Fibelpaar (6, 22). 1120 1121

Fibelpaar1128 auf die Bestattung von Frauen schließen lassen, gehörten doch derartige Kombinationen zur weiblichen Tracht1129. Andererseits zeigen die Waffengräber von Konz, Nienbüttel und Wrocław, daß diese Spangen auch von Männern, dann allerdings als Einzelfibel, getragen wurden. Daß die Fibeln Almgren/Glüsing 18b mit Sehnenhaken weitgehend auf Gebiete westlich des Rheins und der weiteren Alpenregion begrenzt gewesen zu sein scheinen, macht es wahrscheinlich, hier die Aufnahme jener wohl aus dem Mittelmeerraum stammenden Konstruktionsverbesserung anzunehmen1130. Diese wurde auf eine einheimische in jenen Regionen angewendet, die römischem Einwirken im Gegensatz zum rechtsrheinischen Mittelgebirgsraum frühzeitig ausgesetzt waren. Damit leitet diese Fibel über zu den in großen Serien an Rhein und Donau hergestellten frühesten provinzialrömischen Fibeln, die fortan wichtigstes Trachtzubehör dieser Regionen wurden. 6. Geschweifte Fibeln mit oberer Sehne Kostrzewski Variante M Wie kaum eine andere stellt die geschweifte Fibel mit oberer Sehne als weit verbreitetes Trachtzubehör der ausgehenden Latène- und vorrömischen Eisenzeit ein „Leitfossil“ dar, welches Rückgrat jeder Chronologiediskussion dieser Zeit ist, weil es mit ihrer Hilfe gelingen kann, Grab- und Siedelplätze im Gerüst der Latènechronologie zu verankern1131. Die Fibeln der Variante M nach J. Kostrzewski1132 sind in meiner Magisterarbeit zu den frühgermanischen Grabfunden von Aubstadt im Grabfeldgau Kärlich Grab 272 (6, 2); Mainz, drei Fibeln, aber kein Paar (6, 4). 1129 J. METZLER, Eine traditionsbewusste treverische Frau in augusteischer Zeit. In: HAFFNER 1989, 239 ff. mit Abb. 6. – A. BÖHME, Tracht und Bestattungssitten in den germanischen Provinzen und der Belgica. In: ANRW II 12.3 (Berlin/New York 1985) 426 ff. – DIES., Arch. Korrbl. 8, 1978, 209 ff. Taf. 37. – Vgl. auch den Grabstein des Blussus: AuhV III 9 (Mainz 1881) Taf. 3. – Siehe schließlich die Lage der Fibeln im Mainzer Körpergrab: BÖHME-SCHÖNBERGER 1989/90, 242 Abb. 4. Zwei Fibeln (A18b, A22a) im Schulterbereich, eine dritte Fibel (A241) auf der rechten Brustseite. 1130 FEUGÈRE 1985, 18 Fig. 5, der bereits ab etwa 60 v. Chr. in Südfrankreich mit der Nutzung des Sehnenhakens rechnet. 1131 PESCHEL 1971, 33. 1132 KOSTRZEWSKI 1919, 37 mit Abb. 23. 1128

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

ausführlich unter typologischen, chronologischen und regionalen Gesichtspunkten besprochen worden1133, so daß hier lediglich eine kurze Zusammenfassung dieser Ergebnisse gegeben wird. Es scheint sinnvoll, zumindest referierend die geschweifte Fibel Kostr. M erneut einzubeziehen, damit alle für die Fragen des Übergangs von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur älteren Kaiserzeit wichtigen Fibelformen hier zusammengestellt sind. Die einfachen, meist unverzierten eisernen1134, im Durchschnitt 5 bis 7,5 cm langen geschweiften Fibeln mit oberer Sehne des Typs Kostr. M sind inzwischen aus knapp 160 Fundorten mit etwa 500 Exemplaren bekannt und erstrecken sich in ihrer Verbreitung über den gesamten germanisch besiedelten Raum zwischen Rhein und Weichsel (Karte 12). Während für das Gebiet der südlichen Elbgermanen eine – durch die große Fundmenge des Gräberfelds von Großromstedt bedingte – feintypologische Differenzierung dieser Fibelform durchgeführt werden kann1135, lassen sich auch überregional gültige Unterschiede innerhalb dieser großen Fibelgruppe erkennen, die zumindest eine Zweiteilung des Fibeltyps Kostr. M erlauben.

überwiegend einen ein- oder mehrfach profilierten, niedrigen Bügelkamm, gelegentlich eine umlaufende Kerbe oder einen plastischen Ring, er kann aber auch völlig ohne Bügelzier gestaltet sein. Der Querschnitt des Fibelfußes ist dachförmig („lanzettförmig“), rhombisch oder selten auch rund und endet in einem meist rahmenförmigen oder spitz zulaufenden, „dreieckigen“ Nadelhalter, der gelegentlich verziert sein kann. Davon deutlich absetzbar sind geschweifte Fibeln mit oberer Sehne, die durch einen breiten, bandförmigen Bügel und einen Fuß bestimmt sind, der in einem meist rechteckigen, relativ „hohen“ Nadelhalter endet, der besonders im Unterelbegebiet mäanderartig durchbrochen sein kann, und als Variante M-b bezeichnet werden sollen (Abb. 35). Sie fallen auch häufig durch eine größere Länge gegenüber den kleineren Spangen der Var. M-a auf und besitzen bevorzugt eine sechswindige Spiralkonstruktion.

Abb. 35. Fibel Kostr. Var. M-b.

Abb. 34. Fibel Kostr. Var. M-a.

Die häufiger vorkommende, typologisch ältere Variante, die als Var. M-a1136 bezeichnet werden kann (Abb. 34)‚ ist durch einen mehr oder weniger kräftigen, drahtförmigen Bügel bestimmt, dessen Querschnitt rund, rhombisch, D-förmig oder auch dachförmig sein kann. Oberhalb der meist vier-, selten sechswindigen Spirale sind gelegentlich kleine Stützärmchen erkennbar. Der Bügel besitzt 1133 VÖLLING 1995, 18 ff. mit Tab. 2 und 3, Karten 1–2; 101 ff. Liste 1. 1134 Nur wenige Exemplare sind aus Bronze gefertigt. 1135 Für Großromstedt: K. PESCHEL in: J. Herrmann (Hrsg.) Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik, Bd. 2 (Stuttgart 1989) 507–511. – DERS. 1991, 134 ff. mit Abb. 2. – Für Aubstadt und Mainfranken: VÖLLING 1995, 18 ff. 1136 Zur Unterteilung der Fibelvarianten mit Kleinbuchstaben: GLÜSING 1968, 1. – GARBSCH 1965, 26.

Betrachtet man das Vorkommen der geschweiften Fibeln mit oberer Sehne (Karte 12), so zeigt sich in deren großer und relativ gleichmäßiger geographischer Verbreitung, wie berechtigt die Benennung der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit als „Horizont der geschweiften Fibeln“ mit seiner „Vereinheitlichung der Kultur“1137 ist. Auffallen mag bei der Kartierung dieses Fibeltyps das zahlenmäßig geringe Vorkommen dieser Spangen in Böhmen, was unter anderem auch damit zusammenhängt, daß hier zur gleichen Zeit geschweifte Fibelformen aus Bronze (Almgren/Glüsing 18a)1138 in größerer Anzahl vorkommen. Nach Norden zu gibt es nur noch relativ wenige Fundpunkte, die auf Südjütland begrenzt bleiben. Schon der Norden der Halbinsel kennt wie die westdänischen Inseln diese Fibeln nicht, und auch Skandinavien bleibt bis auf Bornholm und Gotland fundleer. Bei der weiten, den Norden einbeziehenden Verbreitung anderer Fibelformen überrascht das Fehlen dieser Leitform der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit (Horizont II) doch einigermaßen. Daß hier während des Horizonts der geschweiften Fibeln ältere 1137 1138

121

HACHMANN 1960, 238. Vgl. oben Kap. III. A. 5. a. mit Karte 8.

Almgren 97

Almgren 22

Almgren 2a

Kostr. N

Kostr. L

Almgren 18b

Almgren 18a



Langbardenfibel

Beltz Var. J



Kostr. K

Kostr. D/E

Gramzow Grab 3 Kamieńczyk Grab 212 Warszkowo Grab 202 Plötzin Grab 87 Chełmo Grab 136 Chełmo Grab 154 Gledzianowek Grab 21 Mosigkau Grab Kojecin Grab 2 Petershagen Grab 328 Zagorzyn Grab 19 Błonie Grab 146 Måde Grab Wetzen Grab 3 Seedorf Grab 27 Altendorf Grab 27 Aubstadt Grab 8 Bilsich Grab 1 Tišice Grab 79 Haldern-Heringsberg Grab 11 Haldern-Heringsberg Grab 6 Dobrzankowo Grab 29 Putensen Grab 329 Skowarcz Grab 7 Plötzin Grab 2654 Altendorf Grab 83 Altendorf Grab 85 Gródki Grab 2 Hornbek Grab 192 Hornbek Grab 312 Konikowo Grab 26 Neu-Plötzin Grab 1934 Niemica Grab 38 Petershagen Grab 359 Piotrków Kujawski Grab 22 Putensen Grab 267 Pruszcz Gdańsk Grab 127a Rządz Grab 538 Warzkowo Grab 87 Warzkowo Grab 108 Warzkowo Grab 196 Wygoda 6 Grab 127 Rządz Grab 288 Petershagen Grab 395 Konopnica Grab 34

Schüsselfibel

Fibel mit stufenförmigem Bügel

Völling, Germanien an der Zeitenwende

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Abb. 36. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel Kostr. Var. M-a.

122

Brücken Grab 27 Dolinjany Grab 22 Groß-Romstedt Grab 1910,85 Holzweißig Grab Hornbek Grab 5 Hornbek Grab 57 Hornbek Grab 61 Kleinzerbst Grab 68 Putensen Grab 336 Sietow Grab 11 Groß-Romstedt Grab 1910,55 Dobřichov-Pičhora Grab 44 Liběšnice Körpergrab Petershagen Grab 414 Dobřichov-Pičhora Grab 49 Naumburg Grab 1

Überaus kontrovers ist die genaue Zeitstellung der geschweiften Fibeln diskutiert worden1141‚ ist doch damit auch die historische Fragestellung, wann die (elb-)germanische Expansion nach Süden und Westen anzusetzen sei1142, ebenso aufs engste verbunden wie die kulturhistorische Frage, wann der Wechsel im Kulturgut von spätlatènezeitlichen Formen hin zu provinzialrömisch beeinflusstem „älterkaiserzeitlichem“ Fundgut vollzogen 1143 wurde . Für die Datierung der eisernen geschweiften Fibeln mit oberer Sehne bieten sich wiederum geschlossene Grabfunde mit anderen Fibeln an sowie deren Stellung innerhalb der Belegungsabfolge ausgewählter Gräberfelder.

Almgren 237

Almgren 67

Almgren 2b

Almgren 2a

Almgren 44

Kostr. N

Völling, Germanien an der Zeitenwende

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In 45 Gräbern, verteilt auf das gesamte Verbreitungsgebiet, waren die typologisch frühen Fibeln der Variante M-a mit anderen Spangen vergesellschaftet (Abb. 36)‚ dabei nur in drei Fällen mit eindeutig jüngeren Fibeln des Horizontes III, wobei der Grabfund aus Konopnica (Grab 34) mit einer späten Rollenkappenfibel (A97) für eine chronologische Diskussion unberücksichtigt bleiben kann. Angesichts der großen Gesamtzahl geschweifter Fibeln der Var. M-a enthaltender Gräber ist dies doch eine sehr geringe Zahl.

● ● ● ● ● ●

Abb. 37. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel Kostr. M-b.

Spangenformen in typologisch abweichender Gestaltung verwendet wurden, ist bereits beschrieben worden1139. Ein Schwerpunkt der Verbreitung der selteneren, typologisch jüngeren Formen M-b bildet das Gebiet der Niederelbe, was wohl neben eigenen Werkstattkreisen auch im Sinne eines zahlenmäßig geringeren Aufkommens derjenigen Fibeln zu verstehen ist, die in den anderen Gebieten der vormaligen Verbreitung der Variante M-a diese Gewandhaften ablösen und damit dort eine Weiterentwicklung eiserner geschweifter Fibeln mit oberer Sehne verhindern1140. Daneben kommen vereinzelte Stücke der Variante M-b noch am Ober- und Mittellauf der Elbe sowie in deren Einzugsgebiet vor.

18 Gräber weisen Zusammenfunde der Var. M-a mit geschweiften Fibeln mit unterer Sehne (Kostr. N) auf. Die Verwendung dieser letztgenannten Gewandhafte, die in Gräbern nur ganz vereinzelt mit älteren Fibeln als Kostr. M vergesellschaftet ist1144, setzt später ein als Kostr. M-a und überdauert diese, weil sie auch noch zusammen mit Formengut des Horizontes III, selten auch IV, vorkommt und so ein „Bindeglied“ zwischen der Spätlatènezeit und der älteren römischen Kaiserzeit darstellt. Daß neun der 16 Zusammenfunde von Fibeln mit oberer und solchen mit unterer Sehnenlage im Gebiet östlich der Oder angetroffen wurden, mag vielleicht einen Hinweis geben, wo ein frühes Innovationsgebiet dieser Haften mit unterer Sehne zu vermuten ist. Die typologisch jüngere Ausprägung der geschweiften Fibel mit oberer Sehne, Variante M-b, ist dagegen nie mit älteren Gewandhaften vergesellschaftet (Abb. 37). In 10 Gräbern war sie neben Kostr. N Teil des beigegebenen Trachtenschmucks, zweimal mit Fibeln der Form Zusammenfassend: SEYER 1976, 46 ff. – PESCHEL 1978, 86 ff. mit Anm. 293. – VÖLLING 1995, 24 ff. 1142 PESCHEL 1978, 85 ff. 1143 KOSSACK 1962, 125 ff. 1144 Zu den Fibeln Kostr. N und ihrer Zeitstellung: Kap. III. A. 7. mit Abb. 41 (Vergesellschaftungen); Kap. II. L. (Horizontierung). 1141

Vgl. die regionalen Chronologiekapitel II. L. sowie besonders zu den geknickten und Rechteckfibeln Kap. III. A. 3 und 4. 1140 Dies gilt speziell für die Regionen, in denen die frühesten provinzialrömischen Fibeln in großer Zahl vorkommen (vgl. Kap. III. B.). 1139

123

Völling, Germanien an der Zeitenwende

A2a sowie je einmal mit den Fibeln A2b, A44, A67 und A237. Sie ist damit Teil des für den ältesten Abschnitt der römischen Kaiserzeit charakteristischen Formenguts (Horizont III)1145. Die Vergesellschaftungen mit anderen Fibeln bestätigen den Zeitansatz, der sich in den untersuchten Gräberfeldern und den einzelnen Regionen zeigen ließ, wo die geschweiften Fibeln mit oberer Sehne Kostr. M-a jeweils einen Belegungsabschnitt definierten, der überregional als Horizont II bezeichnet wird, während die bandförmigen Spangen M-b in den Horizont III zu datieren sind.

wenn Kostrzewskis Bemerkung, „daß man kaum zwei in dieser Hinsicht gleiche Exemplare findet“1152, sicher etwas übertrieben wirkt. Verbunden werden die verschiedenen Varianten durch ihre im Profil geschweifte Bügelform ohne „Knick“ sowie die untere Sehnenlage mit meist vier, selten auch sechs Spiralwindungen. Unterschiede zeigen sich im verwendeten Material, in der Gestaltung des Fußes und des Bügels, wobei letzterer als Merkmal gewählt wurde, die große Gruppe weiter zu unterteilen.

7. Geschweifte Fibeln mit innerer Sehne Kostrzewski Variante N In seinem Typenkartenbericht prägte R. Beltz 1911 den Begriff der spätlatènezeitlichen Fibel „mit geschweiftem Bügel“1146, deren jeweiliger Sehnenlage er allerdings keine besondere Aufmerksamkeit schenkte. Doch schon kurze Zeit später unterteilte J. Kostrzewski diese Fibelgruppe, wobei er in vorsichtiger Formulierung die etwas jüngere Zeitstellung der geschweiften Fibel mit unterer Sehne (Kostr. N)1147 gegenüber der mit oberer Sehne (Kostr. M)1148 andeutete. Diese unterschiedliche Zeitstellung der beiden Formen ist weiter untermauert und präzisiert worden1149 und lässt sich am heutigen großen Fundbestand bestätigen. Die geschweifte Fibel Kostr. N mit unterer Sehne (sog. Armbrustkonstruktion) gehört zu den am häufigsten vorkommenden Gewandhaften der ausgehenden vorrömischen Eisenund beginnenden älteren römischen Kaiserzeit. Gemeinsam mit den geschweiften Formen mit oberer Sehne bildet diese Fibelgruppe als „Leitfossil“ das Rückgrat für die vergleichende Zeitbestimmung jener „Übergangszeit“1150. Aus 223 Fundorten sind mindestens 930 Fibeln Kostr. N aus der gesamten Germania Magna und darüber hinaus bekannt geworden1151. Allerdings ist diese große Gruppe relativ uneinheitlich, auch

Abb. 38. Fibel Kostr. Var. N-a.

Als Variante N-a (Abb. 38) kann eine Form bezeichnet werden, die einen dünnen, drahtförmigen Bügel besitzt, dessen Querschnitt meist rundlich ist, aber auch kantig ausgeprägt sein kann1153. Der Bügel kann einen mehrteiligen Bügelwulst oder einen vollplastischen Bügelknoten aufweisen, besitzt aber mitunter auch nur eine einfache umlaufende Kerbe oder ist glatt. Der Nadelhalter ist meist geschlossen und spitz zulaufend, dabei stets recht schmal. Rahmenförmige Aussparungen, runde Durchbruchsmuster oder getreppte Zwischenstege im Nadelhalter sind dagegen selten. Die Herstellung einer solchen Fibel, bei der ein einfacher runder oder kantiger Draht das Ausgangsmaterial bildet, scheint unkompliziert und relativ einfach1154, weshalb die große Formenvielfalt innerhalb dieser Variante auf eine Vielzahl von kleinen Werkstätten mit individuellen Nuancen zurückzuführen sein wird1155. Die 158 KOSTRZEWSKI 1919, 38. Vgl. schon die Gliederungskriterien bei BOHNSACK 1938, 18 ff.; 130 ff. Beil. 9–12. – BOOSEN 1977, 289 ff. (Liste 4a). 1154 H. DRESCHER, Germania 33, 1955, 340 ff. 1155 Vgl. COSACK 1975, 166, der im von ihm untersuchten Material keinerlei Anzeichen für eine gewerbliche Massenherstellung fand. Dazu siehe aber andererseits den Fund einer Buntmetallwerkstätte bei Warburg, in der Fibeln wohl in größerer Zahl hergestellt worden sind: GÜNTHER 1983, 1 ff. – DERS. 1990. 1152

Nachweis der in den Abb. 36 und 37 genannten Gräber bei VÖLLING 1995, 101 ff. Liste 1. 1146 BELTZ 1911, 689. 1147 KOSTRZEWSKI 1919, 37 Abb. 24; 38 ff. 1148 KOSTRZEWSKI 1919, 37 Abb. 23. 1149 BOHNSACK 1938, 17 ff. mit Beil. 9–12. – PESCHEL 1968, 192. – REICHMANN 1979, 202 ff. – BÉRENGER 1981, 89 f. – VÖLLING 1995, 24 ff. 1150 HACHMANN 1960, 109. 1151 Siehe Liste 7. 1145

1153

124

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Fundorte mit mindestens 563 Fibeln dieser drahtförmigen Variante N-a verteilen sich auf große Gebiete der Germania Magna, wobei Verbreitungsschwerpunkte besonders an Niederelbe und im Havel-Spree-Gebiet sowie im Gebiet zwischen Oder und Weichsel zu erkennen sind (Karte 13). Fundpunkte in Skandinavien sowie aus der Ukraine und Moldavien zeigen das weite Vorkommen dieser Fibel. Auffällig ist die relative Fundarmut im Gebiet westlich der Weser, in Böhmen und der Slowakei. Daß die Variante N-a im westlichen und südlichen Germanien weitgehend zu fehlen scheint, ist dabei wohl weniger chronologisch zu deuten, als vielmehr dadurch bedingt, daß hier drahtförmige Fibeln in Spätlatènetradition schon frühzeitig durch provinzialrömische Spangen des Horizontes III verdrängt wurden1156.

Fibelformen angeregt wurde. Von 84 Fundorten stammen mindestens 222 Spangen dieser Variante, deren Verbreitung ähnlich der der Variante N-a ist, doch wird das numerische Übergewicht an Niederelbe und in Brandenburg noch deutlicher (Karte 14). Nach Süden und Westen zu bleibt auch die Variante N-b selten.

Abb. 40. Fibel Kostr. Var. N-c.

Abb. 39. Fibel Kostr.Var. N-b.

Von den drahtförmigen geschweiften Fibeln mit unterer Sehne ist eine Form mit bandförmigem Bügel abzusetzen1157, die wiederum in zwei Varianten aufgegliedert werden kann. Als Variante N-b wird daher diejenige Form bezeichnet, bei welcher der vordere Bügelteil bandförmig verbreitert ist (Abb. 39). Der Querschnitt ist entweder dachförmig oder flachrechteckig, der Nadelhalter ist deutlich höher als bei der drahtförmigen Variante und häufig mit einfachen, runden Durchbruchsmustern verziert. Die Mehrzahl der Fibeln dieser Variante N-b ist aus Bronze hergestellt. Hierin wie auch in der massiv wirkenden Bügelgestaltung wird man Anregungen und Einwirkungen eines überregionalen Zeitstils sehen dürfen, der durch frühe provinzialrömische 1156 Siehe dazu die Kartierungen bei COSACK 1979, Karten 2 u. 14. – DERS. 1975, 175; siehe auch die Karten 15–17 zu den frühen provinzialrömischen Fibeln A19a, A22a und A22b. 1157 BOHNSACK 1938, 20 f.; 132 Beil. 12. – BOOSEN 1977, 303 Liste 4c. – LEUBE 1978, 10 f. („Fibeln mit geschweiftem, bandförmigem Bügel und unterer Sehne“). – Diese Form entspricht weitgehend der „Vorform“ zur Gruppe I nach Almgren (Armbrustfibeln mit breitem Fußunterteil); vgl. VOIGT 1964, 179 ff. – R. VON USLAR, Offa 45, 1988, 217 f.

Nach stärker als die Variante N-b ist die Form N-c durch den „Zeitstil“ geprägt, welcher durch massive, bandförmige Bronzefibeln aus der Gruppe der Rollenkappen- bzw. Augenfibeln vorgegeben wird. Besonders deutlich werden diese Anregungen, wenn die bandförmigen Fibeln der Variante N-c mit Kreisaugen oder Kerbbändern verziert sind1158. Kennzeichnend ist der breite Bügel mit flachrechteckigem Querschnitt, der die ganze Spiralbreite einnimmt und sich zum Fuß hin leicht verjüngt (Abb. 40). Diese Fibeln weisen damit die größte Ähnlichkeit zur Form A101159 auf, von denen sie mitunter auch nur schwer zu trennen sind1160. Daß diese Fibeln nicht nur typologisch, sondern auch regional eng verzahnt sind, zeigt deren jeweilige Verbreitung, die sich großenteils überschneidet1161. Die knapp 100 Exemplare der Variante N-c aus 22 Fundorten befinden sich fast ausschließlich westlich und unmittelbar südlich der Ostsee zwischen unterer Oder und Niederelbe, im südgermanischen Raum sowie westlich der Weser fehlen sie vollständig (Karte 14). Besonders an den bandförmigen Ausprägungen N-c lassen sich gewisse retardierende Erscheinungen im ostelbischen Raum nachweisen, die sich beispielsweise auch bei dem ver-

z. B. Bösdorf Grab 4 (Liste 7, 13); Kuhbier Grab 16 (7, 49); Alsø (7, 103); Bolums (7, 107). Vgl. auch VOIGT 1964, 177. 1159 ALMGREN 1923, Taf. I, 10. – Serie Ia nach VOIGT 1964, 181 ff. 1160 BOOSEN 1977, 303 Liste 4c. – LEUBE 1978, 10. 1161 ALMGREN 1923, 7 ff. – VOIGT 1964, 175 ff., bes. 202. Abb. 115. 1158

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

stärkten Festhalten an der hergebrachten Gürtelmode zeigen1162. Für eine genauere Zeitbestimmung als die durch typologische Überlegungen bereits angedeutete, können wiederum Vergesellschaftungen mit anderen Fibelformen in geschlossenen Grabfunden sowie die Belegungsabfolgen einzelner Gräberfelder Hinweise geben. Dazu werden die einzelnen Varianten jeweils getrennt betrachtet. Für die drahtförmige Fibel Kostr. N-a stehen 63 Gräber mit Fibelvergesellschaftung zur Verfügung (Abb. 41). Form A101163 auf, von denen sie mitunter auch nur schwer zu trennen sind1164. Daß diese Fibeln nicht nur typologisch, sondern auch regional eng verzahnt sind, zeigt deren jeweilige Verbreitung, die sich großenteils überschneidet1165. Die knapp 100 Exemplare der Variante N-c aus 22 Fundorten befinden sich fast ausschließlich westlich und unmittelbar südlich der Ostsee zwischen unterer Oder und Niederelbe, im südgermanischen Raum sowie westlich der Weser fehlen sie vollständig (Karte 14). Besonders an den bandförmigen Ausprägungen N-c lassen sich gewisse retardierende Erscheinungen im ostelbischen Raum nachweisen, die sich beispielsweise auch bei dem verstärkten Festhalten an der hergebrachten Gürtelmode zeigen1166. Für eine genauere Zeitbestimmung als die durch typologische Überlegungen bereits angedeutete, können wiederum Vergesellschaftungen mit anderen Fibelformen in geschlossenen Grabfunden sowie die Belegungsabfolgen einzelner Gräberfelder Hinweise geben. Dazu werden die einzelnen Varianten jeweils getrennt betrachtet. Für die drahtförmige Fibel Kostr. N-a stehen 63 Gräber mit Fibelvergesellschaftung zur Verfügung (Abb. 41).

Darauf verweist das häufigere Vorkommen der späten Lochgürtelhaken Typ C (VÖLLING 1995, 46 ff. Karte 7. – DERS. 1994) sowie der einteiligen Gürtelhaken mit Querplatte (Typ 1; vgl. R. MADYDALEGUTKO, Przegląd Arch. 37, 1990, 160 ff., bes. 169; 171 Abb. 7) in dieser Region. 1163 ALMGREN 1923, Taf. I, 10. – Serie Ia nach VOIGT 1964, 181 ff. 1164 BOOSEN 1977, 303 Liste 4c. – LEUBE 1978, 10. 1165 ALMGREN 1923, 7 ff. – VOIGT 1964, 175 ff., bes. 202. Abb. 115. 1166 Darauf verweist das häufigere Vorkommen der späten Lochgürtelhaken Typ C (VÖLLING 1995, 46 ff. Karte 7. – DERS. 1994) sowie der einteiligen Gürtelhaken mit Querplatte (Typ 1; vgl. R. MADYDALEGUTKO, Przegląd Arch. 37, 1990, 160 ff., bes. 169; 171 Abb. 7) in dieser Region. 1162

In 22 Gräbern fand sich Var. N-a mit Spätatènefibeln des Horizonts II1167‚ allein in 18 Fällen mit der geschweiften Fibel mit oberer Sehne Kostr. Ma und einmal mit der bronzenen geschweiften Fibel A18a. In drei Inventaren war sie sogar noch mit Fibeln des I. Horizontes vergesellschaftet. In weiteren 23 Bestattungen wurde Var. N-a mit Spangen des Horizontes III wie Kostr. M-b sowie frühen provinzialrömischen Fibeln (A19a, A22, A2) gefunden. Achtmal war die drahtförmige Fibel auch mit bandförmigen der Var. N-b kombiniert1168, fünfmal mit Formen des „Augenfibelhorizontes“ (Horizont IV) und schließlich in einem Fall auch mit der typologisch jüngsten Fibel dieser Serie, Kostr. N-c1169 (Horizont V). Aus diesen Fibelkombinationen wird deutlich, daß die drahtförmig geschweifte Fibel mit unterer Sehne als ein echtes Bindeglied zwischen den noch rein vorrömischen Formen und ältesten provinzialrömisch beeinflussten Spangen aufzufassen ist. Damit ist diese Fibelform zugleich das letzte Glied einer Entwicklungsreihe einfacher drahtförmiger Fibeln des Spätlatèneschemas. Die Zeitstellung der Variante N-a wird nicht nur durch die Kombinationen mit anderen Fibeln deutlich, unter denen kaum ältere als die mit Kostr. M-a sind, sondern auch durch die vermehrte Verwendung von Bronze als Fertigungsmaterial. Das Gräberfeld von Großromstedt spiegelt diese Entwicklung beispielhaft wieder, denn von den geschweiften Fibeln mit oberer Sehne sind nur etwa 3% aus Bronze (oder Silber) gefertigt, während die mit unterer Sehne schon zu 50% aus Bronze bestehen1170. Die vermehrte Verwendung dieses Materials, und damit verbunden die zunehmende Herstellung der Fibeln im Bronzegussverfahren im Unterschied zum älteren Ausschmieden, ist jedoch ohne größere Mengen provinzialrömischer Buntmetallgefäße oder Münzen nicht erklärbar1171, so daß auch durch das verwendete Material ein weiterer Datierungshinweis gegeben ist. Die zeitliche Verzögerung der Fibeln mit Armbrustkonstruktion gegenüber der mit oberer Sehne zeigt sich schließlich auch in der Belegungsabfolge

Zu den Horizonten Kap. II. L. Siehe unten Abb. 42 (Vergesellschaftungen mit Var. N-b). 1169 Siehe unten Abb. 43 (Vergesellschaftungen mit Var. N-c). 1170 Diese Angaben nach GLÜSING 1968, 121 f. Anm. 155. – MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, 106 f. – PESCHEL 1991, 134; 136. 1171 E. COSACK, Kunde N. F. 22, 1971, 123 ff. – DERS. 1979, 67 f. 1167 1168

126

Schönwarling Grab 27 Zagorzyn Grab 36 Plötzin Grab 2651 Wymysłowo Grab 122 Zagorzyn Grab 36 Biernatki Grab Seedorf Grab Plötzin Grab 2654 Neu-Plötzin Grab 1934 Altendorf Grab 83 Altendorf Grab 85 Hornbek Grab 192 Hornbek Grab 312 Petershagen Grab 359 Putensen Grab 267 Grodki Grab 2 Konikowo Grab 26 Niemica Grab 38 Pietrków Kujawski Grab 22 Pruszcz Gdansk Grab 127a Rządz Grab 538 Warszkowo Grab 87 Warszkowo Grab 108 Warszkowo Grab 196 Wygoda 6 Grab 127 Schkopau Grab 59 Wymysłowo Grab 83 Basthorst Kruseberg Grab 17 Frørup Grab 31 Kruseberg Grab 11 Leps Grab 2 Gościszewo Grab 2068 Gościszewo Grab 2089 Rządz Grab 566 Altendorf Grab 51 Petershagen Grab 408 Stehelceves Grab U2/62 Trebusice Grab 37 Kurza Grab 3 Gnoien Grab 2 Brücken Grab 27 Großromstedt Grab 1910/85 Holzweißig Hornbek Grab 5 Hornbek Grab 57 Hornbek Grab 61 Kleinzerbst Grab 68 Putensen Grab 336 Sietow Grab 11 Dolinjany Grab 22 Karensdal Grab II/1 Neubrandenburg Grab 108 Kuhbier Grab 41 Stehelceves Grab U3 Bałdrzychow Grab

Almgren 67b

Almgren 45

Almgren 24

Kostr. M-b

Almgren 48

Fibel m. beiß. Tierkopf

Almgren 2b

Almgren 2a

Almgren 22

Almgren 19a

Almgren 18b

Almgren 18a

Kostr. M-a

Rechteckfibel

Kostr. L

Kostr. D/E

Kostr. K

Beltz Var. J

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● ● ● ● ● ● ● ●

● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●

Abb. 41. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel Kostr. Var. N-a.

127

● ●

A IV

A III

A II



Kostr. N-c



A75

A68a

A67b

A45

A2a

A19

A19b

Wiebendorf Grab 604 Pradno Grab 35 Großromstedt 1911/42 Großromstedt 1911/115 Hornbek Grab 62 Hornbek Grab 253 Hornbek Grab 339 Neubrandenburg Grab 93 Neubrandenburg Grab 165 Wiebendorf Grab 670 Neubrandenburg Grab 65 Schmerzke Grab 4 Neubrandenburg Grab 14 Kruseberg Grab 18 Dobřichov Grab 44 Liběšnice Körpergrab Hornbek Grab 33 Kruseberg Grab 3 Neubrandenburg Grab 3 Tostedt Grab 177 Modrany Straky Premnitz Dobřichov Grab 27 Gostkowo Grab 41 Hornbek Grab 87 Neubrandenburg Grab 144 Schermen Eickhof Grab 1 Neukloster Nüssau Nowy Dwor Grab 2/1905 Nowy Dwor Grab 3/1905

Kostr. N-a

Kostr. L

Völling, Germanien an der Zeitenwende

● (●) ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●

● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●

Abb. 42. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel Kostr. Var. N-b.

fast aller untersuchter Gräberfelder1172, wodurch die Variante N-a zwar schon für Horizont II belegt ist, aber dennoch als wichtige Leitform für Horizont III gelten kann. Zusätzlich abgesichert werden kann diese Annahme schließlich durch das Fehlen derartiger Spangen in der Slowakei, die dort während des Einsetzens elbgermanischer Bestattungen (Horizont IV) offenbar nicht mehr getragen wurden und bereits durch norisch-pannonische Fibeln und deren Imitate verdrängt worden war1173. Die geschweiften Fibeln mit verbreitertem Bügel Kostr. N-b lassen sich ebenfalls hinsichtlich ihrer Verwendungszeit eingrenzen. Dafür stehen 39 Grabfunde mit Fibelvergesellschaftungen zur Verfügung (Abb. 42). Siehe die entsprechenden Abschnitte in Kap. II. sowie bei der Horizontierung Kap. II. L. 1173 Vgl. Kap. II. E. (Slowakei).

In 27 Gräbern ist eine genaue Ansprache der vergesellschafteten Fibeln möglich, bei weiteren sechs lässt sich nur die entsprechende Fibelgruppe bestimmen. Aus der Vergesellschaftungstabelle wird deutlich, daß bis auf eine sichere Ausnahme1174, keine reinen Spätlatènefibeln, sondern neben den drahtförmigen Fibeln der Var. N-a nur noch kaiserzeitliche Formen vorkommen. Die Var. N-b ist jedoch nicht auf eine Zeitphase begrenzt, sondern findet sich sowohl mit Fibeln des III. Horizonts kombiniert als auch mit denen des „Augenfibelhorizonts“ (Horizont IV) und vereinzelt sogar mit noch jüngeren Fibeln des Horizontes V. Den Herstellungsbeginn derartigen Trachtzubehörs schon während Horizont III, aber auch die Verwendung darüber

1172

Die Fibel aus Pradno entspricht zwar der Var. L, doch ist der Bügel bandförmig verbreitert. 1174

128

Völling, Germanien an der Zeitenwende

hinaus belegen auch die Gräberfeldanalysen. So müssen sie beispielsweise in Schkopau und Großromstedt jeweils zur Zeitgruppe 3 (Horizont II) gerechnet werden, in Dobřichov-Pičhora und Brandenburg dagegen zählen sie zur 3. Belegungsetappe, die überregional Horizont IV entspricht.

Neubrandenburg Grab 134 Hornbek Grab 87 Neubrandenburg Grab 144 Blijsberg II Grab 37 Fuhlsbüttel Grab 457 Neubrandenburg Grab 99 Neubrandenburg Grab 78

1. Almgren 19a Die Fibeln der Form A191175 sind wegen ihrer großen Verbreitung sowohl in provinzialrömischen als auch germanischen Fundzusammenhängen und der damit verbundenen guten Datierbarkeit für chronologische Fragen, aber auch für die Bewertung von Verbreitungswegen und der Rezeptionsgeschwindigkeit römischen Metallsachguts bei den Germanen von großer Wichtigkeit. Nach typologischen Gesichtspunkten lassen sich mehrere Varianten unterscheiden1176, was für eine angestrebte feinchronologische Bewertung von Bedeutung ist, weil diese Merkmalsunterschiede auf verschiedene Herstellungs- und Verwendungszeiten zurückgeführt werden können. Die typologisch älteste Variante, die als A19a bezeichnet werden soll, wird durch ihre „geschweifte“ Bügelführung weitgehend ohne „Knick“ zwischen Vorderteil und Fuß charakterisiert (Abb. 44)1177.

A II

A37

A28

Kostr. N-b

Kostr. N-a

Daß die typologisch am weitesten entwickelte Form der geschweiften Armbrustfibeln, die breitbandförmige Var. N-c ‚ auch tatsächlich die jüngste dieser Formen ist, bestätigen die wenigen Fundvergesellschaftungen in geschlossenen Grabfunden (Abb. 43).

B. Fibeln der älteren römischen Kaiserzeit

● ● ● ● ● ● ●

Abb. 43. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel Kostr. Var. N-c.

Neben älteren Armbrustfibeln (Kostr. N-b) sind späte Rollenkappenfibeln kombiniert, die eine Zuweisung in Horizont V und wohl auch darüber hinaus erlauben. Die bei den geschweiften Fibeln mit Armbrustkonstruktion zu beobachtenden typologischen Unterschiede lassen sich als allmähliche Veränderungen in einer dynamischen Übergangszeit erklären. Dabei zeigen sich stets nur graduelle Veränderungen von drahtförmigen Fibeln zu solchen mit verbreitertem Bügel bis hin zu bandförmigen, was als Ausdruck eines konstanten Prozesses mit zeitlicher Überlappung der einzelnen Varianten zu sehen ist. Allgemeiner „Zeitgeschmack“ wird bei ihnen deutlich, weil man sich an den jeweiligen Fibelleitformen zu orientieren schien und jene bisweilen imitiert hat. Durch ihre einfache Herstellungsweise an vielen Orten gefertigt und deshalb weit verbreitet, eignen sich diese Fibeln, gemeinsam mit den geschweiften Fibeln mit oberer Sehne Kostr. M, bei der Verknüpfung der einzelnen regionalen Belegungsetappen als „Leitform“ zu dienen.

Abb. 44. Fibel Almgren 19a. ALMGREN 1923, Taf. I, 19. Die Fibel A19 entspricht der Form Hofheim Ia (RITTERLING 1912), van Buchem Typ 15A (VAN BUCHEM 1941), Ettlinger Typ 18 (ETTLINGER 1973), Riha Typ 2.6 „mit scharfem Bügelumbruch“ (RIHA 1979), Haalebos „Knickfibulae“ (HAALEBOS 1984/85). 1176 Zur Unterteilung der Form A19: RITTERLING 1912, 118 f.: Typ Ia und Ib. – VAN BUCHEM 1941, 82 ff.: Typ 15A („mit scharfem Bügelumbruch“) und 15B („mit weichem Bügelumbruch“). 1177 Variante A19a entspricht im strengen Sinne der eigentlichen Form A19; vgl. auch GLÜSING 1968, 20 ff., der die Fibelform ausführlich behandelt hat. 1175

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Der vordere Bügelteil mit stets rhombischem Querschnitt ist hochgewölbt (annähernd „Cförmig“) und besitzt auf dem Kamm meist eine einfache Kerbverzierung. Durch den profilierten Bügelknoten wird das Vorderteil vom Fuß getrennt, der ebenfalls einen viereckigen oder rhombischen Querschnitt aufweist. Der Fuß verjüngt sich vom Knoten aus gleichmäßig und läuft bei der Mehrzahl der Fibeln spitz aus. Verzierungen auf dem Kamm des Fibelfußes sind selten. Der Nadelhalter ist immer gefüllt und besitzt eine langgestreckte dreieckige Form, wobei an der Nadelrast mitunter schräge Strichverzierungen angebracht sein können. Die Spiralkonstruktion besteht aus sechs oder acht Windungen und wird durch kräftige flachrechteckige, gelegentlich strichverzierte Stützplatten abgedeckt. Der Sehnenhaken ist selten als schmaler Draht ausgebildet, überwiegend aber trapezförmig oder rechteckig und kann mit senkrechten oder schrägen Rillen verziert sein. Die Länge der Spangen beträgt zwischen ca. 4 und 7 cm1178. Alle Fibeln sind materialaufwendig in schwerem Bronzeguss hergestellt.

den gekennzeichnet (Abb. 45). Diese Fibeln weisen meist einen starken Knick unterhalb des Bügelknotens auf. Paarige Stempelaugen unmittelbar hinter dem Knoten sowie ein strichverzierter Kamm des rückwärtigen Fibelteils setzen die Variante 19b zusätzlich von der älteren Form ab1180. Weil die jüngere Ausprägung 19b im Freien Germanien kaum Verbreitung gefunden hat, ist sie für unsere Fragestellung weniger von Bedeutung, so daß im Folgenden nur Vorkommen und Zeitstellung der älteren Variante A19a ausführlich besprochen werden sollen. Von dieser älteren Form 19a sind bislang über 275 Exemplare aus 131 Fundorten bekannt geworden1181, zu denen eventuell noch bis zu 200 weitere Fibeln aus mindestens 13 Fundorten hinzugefügt werden können, von denen aber weder Abbildungen noch ausreichende Beschreibungen vorliegen, um sie sicher der typologisch älteren Variante zuweisen zu können1182. Der Verbreitungsschwerpunkt der Fibeln der Variante A19a liegt im Gebiet der nachmaligen Provinz Niedergermanien zwischen Rhein und Maas (Karte 15)‚ wo diese Gewandhafte in großer Zahl aus römischen Militäranlagen, aber auch aus Zivilsiedlungen und Gräbern bekannt ist1183. Vgl. GLÜSING 1968, 49. Unsere Variante A19b entspricht weitgehend der Form A19 A2 nach HAALEBOS 1984/85, 30. – Zu einer Unterteilung der Fibeln A19 vgl. auch LICHARDUS 1984, 14 f. mit Abb. 1, wo ebenfalls „Schweifung“, Bügelführung und „Knick“ als Unterscheidungskriterien gelten. Die Anzahl der Spiralwindungen (LICHARDUS Var. 19/1: 4–6; 19/2: 8) kann überregional betrachtet so nicht bestätigt werden, zumal Fibeln mit nur vier Windungen mir nicht bekannt sind. 1181 Vgl. den Fundzuwachs mit GLÜSING 1968, 20 mit Liste 7: 188 Exemplare aus 70 Fundorten. 1182 Dies betrifft die bei HAALEBOS 1984/85, 33 ff. als „Typ A“ (keine Trennung zwischen A19a und A19b nach unseren Kriterien möglich) aufgeführten Fibeln aus: Bonn (HAALEBOS, Nr. 55) 11 Exemplare; Jülich (HAALEBOS, Nr. 59) ein Exemplar; Neuß (HAALEBOS, Nr. 61) 123 Exemplare (davon aber mindestens 40 Fibeln A19a nach Glüsing 1968, Liste 7, 42); BunnikVechten (HAALEBOS, Nr. 14) 15 Exemplare; Cuik (HAALEBOS, Nr. 30) ein Exemplar; Grobbendonk (HAALEBOS, Nr. 37) drei Exemplare; Heerlen (HAALEBOS, Nr. 35) acht Exemplare; Lith-de Bergen (HAALEBOS, Nr. 21) ein Exemplar; Nijmegen (HAALEBOS, Nr. 26) 45 Exemplare; Tongeren (HAALEBOS, Nr. 39) 20 Exemplare; Ahrweiler (HAALEBOS, Nr. 51) ein Exemplar; dazu kommen aus der vorkolonialen Phase von Xanten noch 35 Fibeln A19 (U. HEIMBERG, Bonner Jahrb. 187, 1987, 464 Anm. 126). 1183 Vgl. auch die Kartierung von HAALEBOS 1984/85, 32 Fig. 11. 1180

Abb. 45. Fibel Almgren 19b.

Von dieser typologisch älteren Form lässt sich eine Variante absetzen, die zeitlich und stilistisch noch vor die „Knickfibeln mit weichem Bügelumbruch“1179 einzuordnen ist. Diese als Variante 19b bezeichneten Fibeln besitzen keinen „geschweiften“ Duktus mehr, sondern werden durch einen steil aufgerichteten, oft auch ganz gerade ausgeführten vorderen Bügelteil sowie einen meist gleich breit verlaufenden und gerade abschließenVgl. die Beschreibung bei RITTERLING 1912, 118. – GLÜSING 1968, 20. – VAN DER ROEST 1988, 150 f. Die hier beschriebene A19a entspricht weitgehend der Form A19 A1 nach HAALEBOS 1984/85. 1179 ALMGREN 1923, Taf. I, 20. – VAN BUCHEM 1941, Typ 15B. – RIHA 1979, Typ 2.7. – HAALEBOS 1984/85, Var. 19B. – BÖHME 1972, Typ 4. 1178

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Rhein- und maasaufwärts wird diese Fibel seltener, kommt aber bis zum Bodensee (Bregenz) und Rätien (Augsburg, Gauting, Denning) nach Süden vor, was P. Glüsing mit dem bis zum Lech reichenden rheinischen Heereskommando und einer damit verbundenen Fluktuation entsprechender Truppenteile zu erklären versuchte1184. Weiterhin ist die Fibel im Küsten-, Weser-Rheinund elbgermanischen Gebiet vertreten, wobei besonders an Havel und Saale sowie in Böhmen Fundverdichtungen auffallen. In den übrigen südwie ostgermanischen Gebieten sind kaum Funde belegt1185, in den römischen Provinzen Noricum und Pannonien fehlt die Fibel ganz. Obwohl bislang keine Gussformen oder Halbfertigprodukte dieser Fibelform aufgefunden worden sind, wird man die Fundverteilung so deuten können, daß sich in Niedergermanien jene Werkstätten befanden. Besonders aus den militärischen Zentren am Niederrhein (Bonn, Neuß, Asberg, Xanten, Nijmegen, Bunnik-Vechten) stammen die Fibeln A19a in so großer Zahl, daß man hier einen Zusammenhang herstellen möchte. Die Verbreitung der typologisch jüngeren Formen A19b und A201186, die ihren Schwerpunkt ebenfalls im Hinterland des Rheins haben, aber im Freien Germanien kaum belegt sind, spricht ebenfalls für die angenommene Lokalisierung der Herstellungsorte im Gebiet zwischen Nijmegen und Bonn. Den Unterschied der massiv gegossenen Fibeln A19a zu der „blechernen“ Beschaffenheit ostgallischer Fibeln1187 hat Glüsing hinreichend begründet und über das Charakteristikum des schweren Bronzegusses eine eigenständige niederrheinische „Fibelprovinz“ herausgestellt1188. Damit wird bereits Almgrens Annahme1189 der rheinischen Herkunft des Typs 19 auch durch die vorliegenden großen Stückzahlen erneut bestätigt. Der Frage nach den Vorbildern dieser rheinischen Fibel hat sich P. Glüsing in seiner Dissertation gewidmet und in den Gewandhaften der Variante GLÜSING 1968, 21. Zwei Funde aus Polen (Chełmno, „Gegend von Trebnitz“?), einer aus der Slowakei (Reca). 1186 Zu den Fibeln A20 die Karte bei HAALEBOS 1984/85, 32 Fig. 11; siehe auch GLÜSING 1968, 114 f. Anm. 119. 1187 Das trifft bereits auf die Nauheimer Fibeln zu, besonders aber für die Kragen-, Distel- und Nertomarusfibeln. 1188 GLÜSING 1968, 32 ff. – VÖLLING 1989, 235 ff., bes. 240 (niederrheinische Knotenfibel). – DERS. 1995, 41 ff. Karte 6; 108 f. Liste 4 (Augenfibel „Typ Haltern“). – Vgl. auch Kap. III. B. 3 (A22). 1189 ALMGREN 1923, 107. 1184 1185

A19a die massive Ausführung der drahtförmigen geschweiften Fibeln gesehen1190. Seine Annahme einer elbgermanisch-suebischen Vermittlung bleibt allerdings problematisch, weil ein archäologischer Nachweis der von Tiberius auf das linke Rheinufer umgesiedelten Sugambrer und Sueben1191‚ denen die Umsetzung der drahtförmigen in massive „geschweifte“ Fibeln zuzuschreiben wäre, bislang kaum zu führen ist1192. Hinzuweisen ist aber auf die bronzenen geschweiften Fibeln A18a, Variante Dünsberg1193, die im Mittelgebirge bis hin zum Niederrhein getragen wurden und mit ihrer Bügelführung, speziell des „Knicks“ hinter dem Bügelwulst, als mögliches Vorbild für die frühkaiserzeitlichen Fibeln A19a in Betracht zu ziehen sind. Die Kenntnis der ethnischen Zusammensetzung augusteischer Canabae, Vici oder sonstiger Siedlungen (z. B. der Vorgängersiedlung der Colonia Ulpia Traiana oder des sog. „oppidum Ubiorum“)1194 könnte vielleicht weiterhelfen, auch GLÜSING 1968, 20 ff., bes. 31. – So bereits angenommen von R. STAMPFUß in: H. von Petrikovits/R. Stampfuß, Das germanische Brandgräberfeld Keppeln, Kr. Kleve. Quellenschr. westdeutsche Vor- u. Frühgesch. 3 (Leipzig 1940) 68. – KOSSACK 1962, 129; 133. – Nicht überzeugen kann dagegen der Versuch von LICHARDUS 1984, 14 die Fibeln A19 zu den kräftig-profilierten Fibeln zu zählen. Neben typologischen Erwägungen spricht auch die Verbreitung dieser Spangen eindeutig gegen ostalpine Herkunft. Die Verbindung zu den kräftig-profilierten Fibeln A67 ist lediglich durch das gemeinsame Vorbild geschweifter Fibeln begründet; vgl. auch GLÜSING 1968, 27 mit Anm. 69. 1191 SUETON, Aug. 21; Tib. 9. – CASSIUS DIO 55, 4. – STRABON VII 1, 3. – GLÜSING 1968, 38 ff. – REICHMANN 1979, 347 ff. 1192 Siehe z. B. M. RECH/H.-E. JOACHIM, Bonner Jahrb. 183, 1983, 632 f. Abb. 12 (Alfter, Kr. Siegburg). – BOCKIUS 1990, 317 ff. (Neuwied). – B. C. OESTERWIND/K. SCHÄFER, Andernacher Beitr. 1, 1987, 69 ff. Abb. 16 (Andernach). – REICHMANN 1979, 446 ff. Beil. 2 Karte 8. – Einen weiteren Hinweis auf umgesiedelte (Elb-)Germanen gibt ein kleines Brandgräberfeld aus Elfrath bei Krefeld (freundlicher Hinweis Ch. Reichmann). 1193 Kap. III. A. 5. Bei dieser Fibel handelt es sich aber wohl um eine autochthone Form des Mittelgebirgsraums. So HAALEBOS 1984/85, 30. 1194 H. GALSTERER, Römische Kolonisation am Rhein. In: W. Eck/H. Galsterer (Hrsg.), Die römische Stadt in Oberitalien und in den nordwestlichen Provinzen des Römischen Reiches. Kölner Forsch. 4 (Mainz 1991) 9 ff. – ZIELING 1989, 69 ff., bes. 75 f. – J. H. F. BLOEMERS, Lower Germany: Plura consilio quam vi. Proto-urban settlement developments and the integration of native Society. In: Th. Blagg/M. Millett (Hrsg.). The Early Roman Empire in the West (Oxford 1990) 72 ff. – H.E. JOACHIM, Jüngereisenzeitliche Siedlungsprobleme am 1190

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

die Frage nach den Herstellern der massiven Fibeln augusteisch-tiberischer Zeit zu klären1195. Bleiben Vorbilder und Hersteller zunächst noch ungewiss, so ist doch die Zeitstellung der Fibeln A19a eindeutig zu bestimmen. Ihr Vorkommen in gut datierbaren römischen Militäranlagen, in Gräbern vergesellschaftet mit anderen Fibeln sowie die Kenntnis der Zeitstellung aus den Belegungsabfolgen auf germanischen Gräberfeldern ermöglichen eine enge zeitliche Einordnung. Die ältesten sicher datierbaren Fibeln A19a aus römischen Fundzusammenhängen stammen aus Lagern oder Fundplätzen des sog. „Halternhorizonts“1196, so aus Haltern selbst, Augsburg-Oberhausen, Bad Nauheim und neuerdings auch aus Kalkriese1197. In den älteren, Oberaden-zeitlichen Lagern fehlt sie dagegen bislang, was allerdings auch durch eine vergleichsweise kleine Fundzahl aus den frühesten Lagern bedingt sein kann. In Bentumersiel und Friedberg1198 – Militärstationen, die mit den Germanicus-Feldzügen in Verbindung gebracht werden1199 – ist die Fibel ebenfalls vertreten. Die jüngsten Spangen dieser Variante stammen schließlich aus Hofheim und Rheingönheim1200, deren Datierung gemeinhin erst in claudische Zeit1201 zuletzt mehrfach widersprochen worden ist1202 und vielleicht doch einer Überprüfung bedarf1203. Niederrhein. In: Marburger Kolloquium 1989 (Wolfgang Dehn zum 80. Geburtstag). Veröff. Vorgesch. Seminar Marburg Sonderbd. 7 (Marburg 1991) 29 ff. – Meist wird mit einem starken Bevölkerungszuzug aus dem belgischen Hinterland, weniger mit umgesiedelten Germanen in die Siedlungen am Rhein gerechnet. M. GECHTER, Die frühe ubische Landnahme am Niederrhein. In: V. A. Maxfield/M. J. Dobson (Hrsg.), Roman Frontier Studies 1989. Proceedings of the XVth Internat. Congress of Roman Frontier Studies (Exeter 1991) 439–441. 1195 Die Problematik möglicher Vorformen für in augusteisch-tibertscher Zeit auftretende, am Niederrhein hergestellte massive Fibelformen ergibt sich auch für andere Gewandhaften; vgl. VÖLLING 1989, 239 f. 1196 Zusammenfassend: SCHÖNBERGER 1985. – VON SCHNURBEIN 1991, 1 ff. 1197 Vgl. Liste 8, 5. 25. 31. 44. 1198 Vgl. Liste 8, 8. 18. 1199 SCHÖNBERGER 1985, 333 ff.; 425 A1; 432 A38. 1200 Vgl. Liste 8, 26. 55. 1201 SCHÖNBERGER 1985, 442 B29, B31. 1202 M. MENKE, Jahresber. Bayer. Denkmalpfl. 21, 1980, 84 ff. mit Anm. 20 u. 23–24. – B. PFERDEHIRT, Jahrb. RGZM 33, 1986, 270 ff.; 279 f. 1203 Außer der Keramik und den Fibeln, auf die Pferdehirt und Menke verwiesen haben, fällt auch eine spätaugusteische Fibel A2a aus Rheingönheim aus dem

Einen weiteren Datierungshinweis bietet Grab 697 aus Wederath, in dem u. a. eine augusteische Bronzemünze beigegeben war, die einen terminus post quem um die Zeitenwende gibt1204. Schließlich zeigen auch Vergesellschaftungen mit anderen Fibeln in geschlossenen Grabfunden die Nutzungszeit der Fibel A19a an. Dafür stehen 24 Grabfunde aus dem Rheingebiet sowie vor allem aus Germanien zur Verfügung (Abb. 46). In nur wenigen Fundorten ist die Fibel A19a mit Fibeln vom Spätlatèneschema vergesellschaftet, meist mit geschweiften Fibeln mit unterer Sehne Kostr. N und nur einmal auch mit einer Drahtfibel mit oberer Sehne. Sonst überwiegen älterkaiserzeitliche Fibelformen. Deutlich wird, daß zwischen der Verwendungszeit im Maas-Rhein-Gebiet und dem freien Germanien ein archäologisch fassbarer Zeitunterschied nicht zu bestehen scheint. Die Mehrzahl der Gräber zeigen Kombinationen mit solchen Fibeln, die für den ältesten Abschnitt provinzialrömischen Formenguts nördlich der Alpen (Horizont III) charakteristisch sind. Darüber hinaus wurde A19a aber auch noch mit Fibeln des so genannten „Augenfibelhorizonts“ (Horizont IV) getragen. Das Fehlen der Fibel A19a auf den slowakischen Gräberfeldern, deren Belegung mit Horizont IV (Augenfibeln A45, A67b) beginnt1205, gibt jedoch einen deutlichen Hinweis auf die untere zeitliche Verwendungsgrenze1206. Im Gebiet der zeitlichen Rahmen der übrigen Kleinfunde (zu A2a vgl. ausführlich VÖLLING 1995, 32 ff.; Kurzfassung Kap. III. B. 3). Auch eine Bronzebüste sowie ein Glasmedaillon des Drusus minor aus Rheingönheim, beide mit einem nach dessen Tod 23 n. Chr. kaum mehr verbreiteten Porträttyp, deuten auf eine vorclaudische Nutzung des Platzes (F. SPRATER/W. BARTHEL, Ber. RGK 7, 1912, 184 ff. Abb. 98. – R. STUPPERICH, Boreas 12, 1989, 93 f.). In Hofheim überrascht auch das Vorkommen der Fibel A22a (RITTERLING 1912, Taf. 8, 91) sowie die große Zahl früher Augenfibeln (ebda. Taf. 8, 92–104; vgl. dazu auch COSACK 1979, 65). Schließlich passt auch der Fund von zwei Schleuderbleien aus Hofheim kaum mehr erst in die claudische Zeit, weil mit Ende der augusteisch-tiberischen Germanenkriege die Verwendung von Bleigeschossen an Rhein und Donau zu enden scheint (TH. VÖLLING, Funditores im römischen Heer. Saalburg-Jahrb. 45, 1990, 46 f.; 50 Nr. 51). 1204 HAFFNER 1974B, 44 f.: RIC 360, geprägt ab 10/3 v. Chr. 1205 Vgl. Kap. II. E. 1206 Wenn die Form A19a zur Zeit der Anlage der slowakischen Gräberfelder noch modisches Trachtbestandteil gewesen wäre, würde man sie folglich erwarten können, weil sie in Böhmen vorhanden war und auch im Körpergrab von Reca vorkommt, also verfügbar gewesen sein muss. Weil die slowakischen Gräberfelder wohl erst in Folge der Stürze von Marbod und Catualda

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Dolchfibel

A19b

A24



Kostr. N-b

A67b



A45

A237b

● ● ●

A236c

A48

Nertomarusfibel

Kragenfibel

Langton-Down-Fibel



Distelfibel

● ●

Aucissafibel mit Gitterbügel

A22

A2a

A67a

A2b

Maaseick Grab 91a Kruseberg Grab 17 Basthorst Dobřichov Grab 29 Tišice Grab 8 Třebusice Grab 24/62 Schwandt Koblenz Grab X Andernach Mb. Grab 9 Andernach Kb. Grab 1 Ochtendung Grab 1 Mülheim Grab 2 Thür Grab 3 Dobřichov Grab 32 Dobřichov Grab 43 Dobřichov G. 3/1905 Dobřichov Grab 33 Putensen Grab Kropáčova Praha-Bubeneč Neubrandenburg G. 65 Schmerzke Grab 4 Dobřichov Grab 50 Neuß Grab 329 Neuß Grab 313

Kostr. N-a

Spätlatèneschema

Völling, Germanien an der Zeitenwende

● ● ● ● ● ● ● ● ● ●

● ●



● ● ● ● ● ● ● ● ●

(●)



Abb. 46. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel A19a.

nachmaligen Provinz Germania Inferior wurde die „geschweifte“ Ausprägung A19a zudem bereits ab tiberischer Zeit von der mehr „geknickten“ Form A19b abgelöst1207, so daß die Verwendungszeit der und der Umsiedlung ihrer Gefolgschaft nach 19/21 n. Chr. angelegt wurden, Augenfibeln A45 aber bereits in Haltern und Oberhausen in spätaugusteischer Zeit belegt sind, werden die Fundkombinationen von A19a und A45 in Böhmen wohl ins 2. Jahrzehnt gehören und können so vielleicht einen älteren Abschnitt der böhmischen Phase 3 andeuten (vgl. auch oben Kap. II. C. 1.). 1207 GLÜSING 1968, 114 f. Anm. 119. – Dies belegen auch einige Grabfunde tiberisch-claudischer Zeit. Vgl. z. B.: Motte-Lebach Grab 12a (G. GERLACH, Saarbrücker Beitr. Altkde. 15 [Bonn 1986] 19 f.; DIES., Saarbrücker Beitr. Altkde. 16 [Bonn 1976] Taf. 14–15); Briedel Hügel B12 (H.-E. JOACHIM, Trierer Zeitschr. 45, 1982, 111 f. Taf. 27); Hunenknepchen Grab 33 (J. NOEL, Arch. Belgica 106, 1968, 37 Fig. 17); Velsen Körpergrab (J.-M. A. W. MOREL/A. V. A. J. BOSMAN in: C. van Driel-

Fibel A19a auf die spätaugusteisch-frühtiberische Zelt begrenzt werden kann1208. Murray (Hrsg.), Roman Military Equipment: the Sources of Evidence. BAR Internat. Ser. 476 [Oxford 1989] 167 ff.; 170 Abb. 2); Kempten-Keckwiese Grab 240 (M. MACKENSEN, Das römische Gräberfeld auf der Keckwiese in Kempten. Materialh. Bayer. Vorgesch. A 34 [München 1978] 268 Taf. 101); Schankweiler Grab 78 (R. LUDWIG, Trierer Zeitschr. 51, 1988, 281; 357 Taf. 67); Wederath Grab 490 (HAFFNER 1974B, 11 Taf. 150); Wederath Grab 606 (ebda. 29; 164, mit augusteischem As); Wederath Grab 681 (ebda. 41 f. Taf. 179); Wederath Grab 743 (ebda. 52 Taf. 193); Wederath Grab 1096 (HAFFNER 1978, 40 Taf. 279, mit Münze aus der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts); Wederath Grab 1073 (ebda. 36 Taf. 275); Blicquy Grab 312 (S. J. DE LAET U. A., La nécropole gallo-romaine de Blicquy [Brügge 1972] 132 Taf. 89). 1208 Bei der Fibel aus Grab 313 von Neuß, das erst ins 3. Viertel des 1. Jahrhunderts n. Chr. gehört (Liste 8, 46b),

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

2. Almgren 22 Zu den für die frührömische Zeit charakteristischen Fibeln gehört die Form A221209. Auch dieser Fibeltyp umfasst mehrere verschiedene Ausprägungen, die neben einer möglichen zeitlichen Tiefe auf einige Werkstätten hinweisen, in denen diese Spangen gefertigt wurden. Gemeinsam ist allen Varianten die Fertigung aus Bronze, ein hochgewölbter Bügel mit abknickendem, meist leicht schräg nach unten führendem Fuß, eine obere Sehne mit sechs Spiralwindungen und schmalem Sehnenhaken, der meist in einem Knopf endet. Oberhalb der Spirale befindet sich eine Stütze, die als einfacher Stab, breite Platte, in Form kleiner Knöpfe oder großer, profilierter Kugeln gestaltet sein kann. Am „Knick“ zwischen Bügel und Fuß sitzt eine runde, plastische Scheibe, die bei typologisch entwickelten Spielarten zu zwei Kerben reduziert ist. Der länglich-rechteckige Nadelhalter ist meist geschlossen, selten mit runden Löchern (z. B. Malente) oder kompliziertem Durchbruchsmuster (z. B. Nijmegen) verziert und besitzt in ganzer Breite eine Nadelrast. Das Fußende wird meist durch einen abgesetzten rund-plastischen Knopf, häufig in gekerbter Rosettenform, gebildet1210. Neben diesen gemeinsamen Elementen ermöglicht die Bügelgestaltung die Unterteilung zweier größerer Variantenserien1211. Häufigste Ausprägung, die als Variante A22a bezeichnet werden kann und der eigentlichen Form 22 nach Almgren entspricht, ist eine massive, gegossene Form mit meist rundstabigem, selten Doder dachförmigem Bügel, der auf der Oberseite eine wird es sich wohl um ein Altstück handeln, woraus aber keine allgemein längere Laufzeit geschlossen werden kann. 1209 ALMGREN 1923, Taf. I, 22. 1210 Nicht alle Fibeln weisen dieses profilierte Endstück auf, wobei mitunter nicht eindeutig zu klären ist, ob der Knopf nur abgebrochen ist oder tatsächlich nie vorhanden war. 1211 Vgl. die Unterteilung nach der Bügelgestaltung bei GLÜSING 1968, Liste 11a u. 11b. – HAALEBOS 1984/85, 27 f. unterteilt die Gruppe A22 in vier Varianten, wobei seine Var. C die jüngeren claudischen Varianten umfasst, die in unserer Arbeit nicht berücksichtigt werden. Seine Var. D entspricht unserer Variante 22b, seine Form A entspricht unserer Form 22a, während seine Var. B nicht immer eindeutig abgegrenzt scheint: vgl. z. B. die Fibel aus Zugmantel, die Haalebos als Var. B bezeichnet, von BÖHME 1972, 14 als „Typ 15“ aufgeführt wird, der wiederum Almgrens Typ 16 entspricht. Var. B nach Haalebos scheint zudem eine jüngere Ausprägung speziell im belgischen Raum darzustellen.

Verzierungsleiste aufweisen kann (Abb. 47)1212. Innerhalb dieser Variantengruppe hat zuletzt A. Böhme eine Gruppe „Pyrmont-Weisenau“ herausgestellt, die durch gleichartige eingekerbte Rosetten an den Enden des Sehnenhakens der Stützarme sowie des Fibel-Fußes charakterisiert wird1213.

Abb. 47. Fibel Almgren 22a.

Der Variante A22a lassen sich die meisten Fibeln der Form A22 zuweisen, von denen über 275 aus 90 Fundorten bekannt geworden sind1214. Ihre Verbreitung erstreckt sich auf die Gebiete an Maas und Rhein, Lippe und Weser, dabei aber fast ausschließlich nördlich der Mittelgebirge (Karte 16). Nur wenige Funde gelangten bis in das Elb-SaaleGebiet oder nach Osten und Süden darüber hinaus. Funde entlang der Nordseeküste sowie am westlichen Ostseerand verweisen auf die Bedeutung des Seeweges. Südliche Funde bleiben auf das mittelrheinische Becken und die römischen Aufmarschwege in der Wetterau und am Main beschränkt, einzelne Funde aus Augsburg und Augst können wie am Mittelrhein mit vom Niederrhein kommenden Truppenteilen erklärt werden. Weitaus weniger zahlreich sind dagegen solche Fibeln, die einen flachen, bandförmigen, meist längsgegliederten Bügel besitzen und als Variante 22b bezeichnet werden (Abb. 48).

Abb. 48. Fibel Almgren 22b.

Vgl. Liste 9. BÖHME-SCHÖNBERGER 1989/90, 241; 243; 246 Abb. 7 (Verbreitungskarte). 1214 Bei weiteren 42 Exemplaren aus zehn Fundorten ist ohne Abbildung bzw. ausreichende Beschreibung eine eindeutige Zuordnung nicht möglich. 1212 1213

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Von dieser Fibelvariante sind nur 26 Exemplare aus 13 Fundorten bekannt geworden1215. Ihre Verbreitung bleibt bis auf vereinzelte Ausnahmen im Niederelbegebiet und Südjütland auf das Niederrheingebiet beschränkt (Karte 17). Bei den Vorbildern für die Fibeln A22 wurde wiederholt die Beeinflussung durch Latènefibeln betont1216 und auf Fibeltypen A2, A44 und A54 verwiesen, was vor allem die Ähnlichkeit der Bügelgestaltung zu vermuten nahelegt. Betrachtet man aber das Fibelprofil der Spangen A22 genauer, so entspricht die Ähnlichkeit im gesamten Duktus dem der mediterranen Aucissafibeln: hochgebogener, halbkreisförmiger Bügel, mit „Knick“ abgesetzter rechteckiger/trapezförmiger, meist geschlossener Nadelhalter sowie der charakteristische Fußendknopf teilen beide Fibelformen miteinander. Lediglich bei der Nadelkonstruktion wurde die einheimische Spiralkonstruktion mit Sehnenhaken beibehalten und der fremden Scharnierkonstruktion vorgezogen, wodurch P. Glüsings Bezeichnung der Fibeln A22 als „getreueste aller Umsetzungen der Aucissa-Scharnierfibeln in einer Spiralform“ verständlich wird1217. Eindeutig bestätigen kann diese typologische Abhängigkeit die Variante 22b mit ihrem breiten, längsgegliederten Bügel, der dem Bügelschema der Aucissafibeln exakt entspricht1218. Obwohl Halbfabrikate oder Gussformen auch von der Fibel A22 nicht gefunden wurden, spricht das gehäufte Vorkommen der typologisch frühen Formen an Niederrhein und unterer Maas deutlich dafür, hier ihr Entstehungs- und Herstellungsgebiet anzunehmen1219. A22 ist daher ebenso als Beleg für die Umsetzung einer römischen Fibel in eine einheimische Formensprache zu werten wie dies etwa für die verwandte Form A2a gilt, deren Herstellung im Ostalpengebiet wahrscheinlich ist1220. So sind die formalen Ähnlichkeiten dieser beiden Fibeln zu verstehen, deren geographisch ganz unterschiedliche Verteilung eindeutig die Vgl. Liste 10. PESCHEL 1968/69, 192 f. – HAALEBOS 1984/85, 26. – VAN DER ROEST 1988, 149. 1217 GLÜSING 1968, 143 Anm. 304. – REICHMANN 1979, 213. 1218 HAALEBOS 1984/85, 27, der die Bügelform seiner Variante D ebenfalls von Aucissafibeln ableitet. – So auch VAN DER ROEST 1988, 149. 1219 So auch GLÜSING 1968, 76 f. (Gebiet an Maas und Sambre). – REICHMANN 1979, 213. – HAALEBOS 1984/85, 27 f., entgegen der Skepsis bei BÖHMESCHÖNBERGER 1989/90, 243. 1220 Vgl. ausführlich VÖLLING 1995, 32 ff. Kurzfassung Kap. III. B. 3. 1215 1216

verschiedenen Ausgangsgebiete anzeigt. Ihre Entstehung entsprach wohl in beiden Fällen im Wesentlichen gleichen Anforderungen: die Versorgung vornehmlich des römischen Militärs „vor Ort“ mit kräftigen Gewandspangen, die in der Lage sein mussten, den schweren Soldatenmantel zu halten. Darauf deuten jedenfalls die zahlreichen Funde aus den Militäranlagen hin1221. Mit dem Rohstoff brauchte weder am niederrheinischen noch am norisch-pannonischen Aufmarschgebiet gespart zu werden, denn dieser stand wohl jeweils in großen Mengen zu Verfügung, wie auch andere massiv gegossene Fibeln frührömischer Zeit belegen1222. Die Zeitstellung der Fibeln ergibt sich durch Funde aus den gut datierten römischen Militäranlagen, aus der Stellung der Fibeln innerhalb der Belegungsabfolge einzelner germanischer Gräberfelder sowie durch Vergesellschaftung mit anderen Fibeln in geschlossenen Grabfunden. Bei den römischen Lagern sind zunächst die Funde aus den Anlagen der augusteischen Germanenfeldzüge rechts des Rheins zu nennen. Aus Haltern stammen mindestens sieben Fibeln der Variante A22a, darunter auch solche ohne Fußendknopf, aus dem zeitgleichen Lager von Bad Nauheim sowie dem Stützpunkt von Augsburg-Oberhausen stammt je eine solche Fibel1223. Diese spätaugusteischen Lager belegen das Vorkommen der Fibeln um die Zeitenwende. Mit dem frühesten Auftreten dieser Form kann jedoch schon während des drususzeitlichen Lagers von Oberaden gerechnet werden, wie der Fund aus einer „geschlossenen“ Abfallgrube von Asciburgium mit früher, für Oberaden charakteristischer Terra Sigillata andeutet1224. Ansonsten geben die zahlreichen Belege aus Asberg, Vechten, Vetera I, Neuß oder Bonn nur indirekte Datierungshinweise, weil eine genaue Zuordnung zu einzelnen Lagerphasen meist nicht möglich ist. Funde aus dem Gelände der späteren Colonia Ulpia Traiana werden bislang

1221 Daß gelegentlich auch Frauen (so vermutlich in Mainz-Weisenau; siehe Liste 9, 26) diese Fibeln getragen haben, muss dem nicht widersprechen. So rechnet VAN DER ROEST 1988, 150 die Fibel A22 überhaupt zur Frauentracht. Dies scheint für die claudischen und jüngeren Formen (etwa Var. C nach Haalebos) im belgisch-niederrheinischen Gebiet zuzutreffen, nicht jedoch für die typologisch ältesten Formen. 1222 GLÜSING 1968, 32; 42. – VÖLLING 1989, 240 (Knotenfibel). – DERS. 1995, 41 ff. (Augenfibeln „Typ Haltern“). – Vgl. auch Kap. III. B. 1 (A19a). 1223 Vgl. Liste 9, 3. 15. 29. 1224 REICHMANN 1979, 214 mit Anm. 88 (Kiesgrube Liesen).

135

Völling, Germanien an der Zeitenwende

A10

A19b

A24



Kostr. N-a

● ●

Aucissafibel

● ● ●

Augenfibel Typ Haltern



Typ Vippachedelhausen*



A2a



Die Fundkombinationen mit anderen Fibeln bestätigen die bereits vorgeschlagenen Datierungsansätze. In nur einem Fall mit einer geschweiften Fibel Kostr. M-a, sonst überwiegend mit Spangen des Horizontes III vergesellschaftet1231.

A2b

A241

Petershagen Grab 395 Mainz-Weisenau Schwandt Petershagen Grab 419 Petershagen Grab 352 Malente Grab Tangermünde Grab Petershagen Grab 390 Petershagen Grab 412 Goddelsheim Grab 8 Frørup Grab 31* Reppentin Grab 41 Kostomlaty Grab Velsen Körpergrab Altenwalde Grab

A18b

Kostr. M-a

Vor allem im westgermanischen Raum kommen die Fibeln A22 in germanischen Gräbern vor, so daß die Stellung dieser Gräber in der jeweiligen Belegungsabfolge herangezogen werden kann.

Dafür kommen das Niederrheingebiet sowie Westfalen in Betracht. In den Grabfunden des rechten Niederrheins wie im Gräberfeld von PetershagenLahde gehören die Fibeln A22 zur dritten Belegungsetappe, folgen also unmittelbar vorrömischen Spangen mit geschweiftem Bügel1230. Auch die wenigen Funde aus anderen germanischen Gebieten bestätigen diese Zuordnung in den Horizont ältester provinzialrömischer Fibeln (Horizont III). In dieses Bild fügen sich auch die Vergesellschaftungen mit anderen Fibeln in geschlossenen Grabfunden ein, wofür 15 Gräber, meist aus Germanien, angeführt werden können (Abb. 49).

A19a

allgemein der vorcolonialen Phase zugewiesen1225, ohne daß bisher der Siedlungsbeginn genau ermittelt wäre1226. Ein großer Teil der Nijmegener Funde gehört zum augusteischen Gräberfeld auf dem Hunerberg, andere bereits in tiberische und vielleicht sogar noch claudische Zeit1227. Tiberisch werden auch die Funde aus Velsen sein, wohl bereits aus claudischen Fundzusammenhängen stammen dagegen die Funde aus Valkenburg, Colchester und Hofheim1228. Dort überwiegen jedoch bereits typologisch entwickelte Spielarten, die von den „klassischen“ Frühformen zu den claudisch-flavischen Spätformen, wie sie an der unteren Maas eine späte Blüte erlebten, überzuleiten scheinen1229.



● ● ● ● ● ● ● ●

Abb. 49. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel A22 (* Fibelvar. A22b) nach PESCHEL 1968/69.

1225

U. HEIMBERG, Bonner Jahrb. 187, 1987, 464 Anm.

126. 1226 Vgl. zuletzt: CH. B. RÜGER, Colonia Ulpia Traiana, in: H. G. Horn (Hrsg.), Die Römer in Nordrhein-Westfalen (Stuttgart 1987) 626 ff. – ZIELING 1989, 69 ff. 1227 Liste 9, 68. – HAALEBOS 1984/85, 28. 1228 Liste 9, 77. 74. 88. 18. – Zu Hofheim siehe aber auch die in Anm. 275–276 gemachten Überlegungen. 1229 HAALEBOS 1984/85, 27 f. mit Fig. 9: Var. C.

In vier Gräbern war A22 schließlich auch mit Fibeln des „Augenfibelhorizontes“ kombiniert, 1230 Vgl. die entsprechenden Ausführungen in Kap. II. A. 1. und 2. 1231 In Haldern-Heringsberg Grab 16 (Liste 9, 13) fanden sich drei Fibeln A22a zusammen mit einem Lochgürtelhaken der Normalform A/B, der in der Zeit der Augenfibeln ebenfalls nicht mehr getragen wurde (VÖLLING 1995, 44 ff.; vgl. auch unten Kap. V. C. 1.).

136

Völling, Germanien an der Zeitenwende

dabei in Kostomlaty, dem sudöstlichsten Fundpunkt dieser Gewandhaften in einer den Hofheimer Stücken verwandten „entwickelten“ Form1232. Die archäologische Datierung der Fibeln A22, die für die Anbindung besonders des Weser-Rheingermanischen Raumes an den linksrheinischen römischen Teil Germaniens wichtig ist – aus römischen Militäranlagen, über die Belegungsabfolge einzelner Gräberfelder sowie der Fundkombination mit anderen Fibeln in Grabfunden – erlaubt es somit, die Hauptnutzungszeit dieser Spangen in Germanien auf die spätaugusteische Zeit, den Horizont III, zu begrenzen. 3. Almgren 2 Zu einer weit verbreiteten frühkaiserzeitlichen Fibelform gehören aus Bronze gefertigte, stets mit einem rundplastischen, häufig profilierten Bügelknoten verzierte Gewandhaften mit unterer Sehne und vierwindiger Spirale sowie hochgewölbtem Bügel, der mit Knick unterhalb des waagrecht liegenden Bügelknoten umbiegt. O. Almgren hat diese Form als Typ 21233 und J. Kostrzewski als Variante O1234 abgebildet und beschrieben. Innerhalb der Fibelgruppe wurden von P. Glüsing zwei Varianten herausgestellt, die durch eine unterschiedliche Sehnenlage gekennzeichnet sind1235. Die Variante A2a ist mit unterer Sehne ausgestattet und entspricht damit der eigentlichen Abbildung 2 nach Almgren, während die Gewandhaften mit sonst gleichen Baugliedern, aber mit oberer Sehne und Sehnenhaken als Typ A2b bezeichnet werden. Diese Unterteilung hat sich als sinnvoll erwiesen und wird daher im Folgenden auch beibehalten. 3.a. Almgren 2a Die Fibelform A2a ist in meiner Magisterarbeit zu den „Frühgermanischen Funden von Aubstadt“ ausführlich besprochen worden, so daß es auch in diesem Fall genügen wird, die dort erzielten Ergebnisse hier zu referieren1236. H. SEDLACKA, Arch. Rozhledy 27, 1975, 126 ff. ALMGREN 1923, Taf. I, 2. 1234 KOSTRZEWSKI 1919, 38 ff. Abb. 25. 1235 GLÜSING 1968, 1 mit Listen 8 u. 9. – BOOSEN 1977, Liste 5a u. 5b. 1236 VÖLLING 1995, 32 ff. Karten 4 u. 5; 105 ff. Liste 3. Die ausführlichen Begründungen zu Genese, Verbreitung und Zeitstellung siehe dort. – Vgl. auch MOTYKOVÁ- ŠNEIDROVÁ 1965, 109 f. „Armbrustfibel mit kurzer Spiralrolle und bandartigem Bügel“. 1232 1233

Die hochgewölbten Bronzefibeln mit unterer Sehne A2a sind aus 124 Fundorten mit etwa 200 Exemplaren bekannt geworden, wobei sich Fundschwerpunkte im böhmischen Kessel sowie entlang der so genannten „Bernsteinstraße“ im Warthegebiet sowie an der Weichselmündung abzeichnen. Darüber hinaus sind diese Fibeln aber auch an mittlerer Elbe, Havel und Main ebenso verbreitet wie auf Gotland im Norden, vereinzelt bis zum Dnjestr im Osten; sie fanden sich schließlich auch, meist in römischen Militäranlagen, am Rhein (Karte 18). Innerhalb der Fibeln dieser Variante lassen sich beim heutigen großen Fundbestand deutlich zwei Formen an Hand des Bügelquerschnitts unterscheiden, worauf bereits Almgren und Kostrzewski hingewiesen haben1237. Während Fibelprofil, Bügelknoten wie Fußgestaltung bei den beiden Varianten weitgehend übereinstimmen, besitzen die Gewandhaften der Form A2aI (Abb. 50) einen dünnen, rundstabigen Bügel und sind aus mehr oder weniger dickem Bronzedraht hergestellt worden. Diesen Fibeln, die der Variante O nach Kostrzewski entsprechen, sind mindestens 44 Exemplare aus 38 Fundorten zuweisbar.

Abb. 50. Fibel Almgren 2aI.

Davon unterscheiden sich die Fibeln A2aII (Abb. 51) sowohl durch ihren mehr oder weniger stark ausgeprägten dachförmigen Bügelquerschnitt, der gelegentlich auch D-förmig sein kann, als auch durch ihre – in der Herstellung mittels Bronzegussverfahren bedingten – massiveren Form. Zudem weist der Bügel häufig ein auf dem Bügelgrat verlaufendes, gepunztes oder graviertes Zierband in Form von Perlschnur oder Längsstrichen auf, was auf den rundstabigen Bügeln der Variante A2aI zu fehlen scheint. Dieser massiven Form A2aII gehören über 100 Stücke aus 54 Fundorten an. Mindestens 50 weitere Fibeln aus 24 Fundstellen können keiner der beiden Varianten zugewiesen werden, weil entsprechende Abbildungen oder Beschreibungen fehlen.

1237

137

KOSTRZEWSKI 1919, 40. – ALMGREN 1923, 8.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Abb. 51. Fibel Almgren 2aII.

Beide Ausprägungen der Variante A2a lassen hinsichtlich ihrer Verzierung – besonders des stets, allerdings in unterschiedlichem Muster, durchbrochen gearbeiteten Nadelhalters1238 – eine relative Einheitlichkeit erkennen und deuten mit dieser „Uniformität“ eine wohl auf größere Produktionszahlen hin orientierte Fertigungsweise an. Damit stellt sich die Frage nach dem Herstellungsgebiet. Bei der Beurteilung jenes Gebiets bleibt man, wie in diesem Fall, bei fehlenden Gussformen und Halbfertigprodukten zunächst auf die Hilfe der Verbreitungskarten angewiesen, nicht ohne eine mögliche „Trugspiegelung des Denkmälerbestands“ unberücksichtigt zu lassen. Das bereits umrissene Verbreitungsbild zeigt Schwerpunkte in Germanien, welches die Fibeln A2a als „germanisch“ auszuweisen scheint. Doch bleibt zu berücksichtigen, daß mit über 50 Exemplaren gut ein Viertel aller dieser Gewandhaften außerhalb der Germania Magna gefunden wurde1239, davon alleine 32 im ostalpinen Raum und weitere 21 in provinzialrömischen Militäroder Zivilanlagen. J. Kostrzewski vermutete die Entstehung der Variante O in typologischer Abhängigkeit der geschweiften Fibeln mit unterer Sehne (Var. N), wobei er auf Grund der ihm damals bekannten geringen, auf das „ostgermanische“ Gebiet und Gotland beschränkten Funde eine germanische Herstellung annahm1240. Seitdem gilt diese Fibel – trotz ihres keineswegs geschweiften Profils, da ja hochgewölbt und mit Knick umbiegend – vielfach

VÖLLING 1995, 34 ff. Tab. 4 u. 5 (Verzierungen der Fibeln A2aI und A2aII). 1239 Die Funde au der Zarubincy-Kultur und der südpolnisch-ostslowakischen Púchov-Kultur sind hier, obschon beide nichtgermanisch, dennoch zu den „germanischen“ gezählt worden. 1240 KOSTRZEWSKI 1919, 40. – ALMGREN 1923, 87. 1238

als jüngster Vertreter der „geschweiften Fibeln“1241 germanischer Herkunft. Dennoch wurde schon früh auf die auffällige Ähnlichkeit im Erscheinungsbild mit provinzialrömischen Fibeln aufmerksam gemacht. So zog D. Bohnsack Parallelen zu den „unschönen [...] provinzialrömischen Fibeln wie A22“1242‚ während K. Motyková auf „gewisse, sehr markante Formenanalogien mit Prototypen der Augenfibeln“1243 hinwies. Beide Autoren deuten damit Verwandtschaften zu Fibeln an, die letztlich auf das gemeinsame Vorbild der mediterranen Aucissafibel zurückzuführen sind1244. So ist auch die Fibel A2a die Umsetzung der hochgewölbten, ebenfalls mit Knick zum Fuß hin umbiegenden Aucissafibel in eine einheimische Formensprache, wobei anstelle der dem Keltischen und auch Germanischen fremden mediterranen Scharnierkonstruktion bei diesen Fibeln die traditionelle Spiralkonstruktion beibehalten wurde1245. Bereits O. Almgren wies auf das häufige Vorkommen dieses Spangentyps auch in den Donauländern, besonders in Siscia, hin, wobei er gleichzeitig das Fehlen dieser Fibeln in der Rheingegend hervorhob1246. Obwohl er diese Gewandhafte als charakteristisch für die norddeutsche Kultur ansah, deutete er dennoch die mögliche Entstehung dieses Fibeltyps in den Donauländern an1247. Deutlicher wurde dieses vermutete Herkunftsgebiet von E. Frischbier mit „jenseits der Donau, längs des Ostabhangs der Alpen, südlich bis über Sissek in Kroatien“ umrissen; er betonte die „ungermanische Herstellungsart“ und vermutete als Hersteller dieser Fibeln die gegen 70 v. Chr. aus ihrer böhmischen Heimat abgewanderten Bojer1248. Bleibt auch manches in der Argumentation von Frischbier zu kritisieren und abzulehnen, so legt der große Fundanteil von Fibeln dieses Typs aus dem ostalpinen Raum das Entstehungs- und Herstellungsgebiet dort anzunehmen nahe, zumal die vermuteten Vorbilder in Form der Aucissafibeln hier in größerer Zahl bekannt gewesen sind. Neben dem Bügelprofil scheint auch die profilierte Leiste auf dem Bügelgrat von der Verzierung der AucissaBOHNSACK 1938, 21. – KOSSACK 1962, 129; 132. – CHRISTLEIN 1964, 241 mit Anm. 5. – MOTYKOVÁŠNEIDROVÁ 1965, 109 f. – SEYER 1976, 47; 49. – GEHRING 1976, 151. 1242 BOHNSACK 1938, 21. 1243 MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, 110. 1244 ALMGREN 1923, 4; 118. – GLÜSING 1968, 65; 86 mit Anm. 296. – RIHA 1979, 70. – Vgl. Kap. III. B. 2 (A22). 1245 GLÜSING 1968, 23. 1246 ALMGREN 1923, 9. 1247 ALMGREN 1923, 117; 119. 1248 FRISCHBIER 1922, 21 ff. – GEHRING 1976, 151. 1241

138

Rządz Grab 288 Altendorf Grab 51 Kruseberg Grab 11 Leps Grab Gosciszewo Grab 2068 Gosciszewo Grab 2089 Tišice Grab 8 Malente Grab Tangermünde Grab Kruseberg Grab 20 Dobřichov Grab 44 Liběšnice Körpergrab Dobřichov Grab 72 Cetina Grab 18 Nowy Targ Grab Bartki Körpergrab Ribic Grab 78 Rządz Grab 360 Großromstedt vor 1907 O9 Döllnitz Körpergrab Neubrandenburg Grab 14 Kruseberg Grab 18 Dobřichov Grab 61 Luški Grab Dobřichov Grab 1 Kakorzyn Grab 8

A68a

A24

A67b

Fibel mit beiß. Tierkopf Kostr. N-b

Distelfibel

A236b

A67a

Aucissafibel

A48

Kostr. M-b

Typ Vippachedelhause A2b

A22

A19

Kostr. N-a

Kostr. M-a

Völling, Germanien an der Zeitenwende

● ● ● ● ● ● ● ● ●

● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●

● ● ● ●

Abb. 52. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel A2a.

fibel entlehnt worden zu sein. Auffallende Ähnlichkeit bei der Bügelverzierung der Fibeln A2aII ergeben sich besonders zu einer Aucissafibel, die von E. von Patek als charakteristische Variante für die Umgebung von Siscia herausgestellt wird und deren Fabrikationszentrum sie eben dort annimmt1249. Trifft diese Beobachtung zu, so liegt es nahe, auch mit der Herstellung der Fibelvariante A2a1250 in dieser Stadt zu rechnen. Die charakteristischen Fußdurchbrechungen teilt die Fibel A2a mit Verzierung an zahlreichen Gewandhaften der frühen Formen ostalpiner Herkunft wie den kräftig-profilierten, den Fibeln vom Typ Idrija oder den Fibeln mit beißendem Tierkopf. Auch diese Beobachtung kann den Lokalisierungsversuch der Herstellungsgebiete im ostalpinen Raum unterstützen. 1249

VON PATEK 1942, 107 Taf. 5, 3. – KOVRIG 1937, 115 f.

1250

Dies gilt speziell für die Form A2aII.

Die wahrscheinliche typologische Abhängigkeit der Bronzefibeln A2a von den Aucissafibeln sowie gleiche Verzierungselemente wie an anderen frühkaiserzeitlichen Fibeln geben erste Hinweise auf die zeitliche Stellung dieser Spangen, die eine recht gute chronologische Fixierung erlauben, weil sowohl aussagefähige Vergesellschaftungen mit anderen Objekten – meist Fibeln – aus Gräbern ebenso zur Verfügung stehen wie auch das Wissen über ihre Stellung in der Belegungsabfolge einzelner Gräberfelder. Schließlich begegnen uns diese Fibeln auch im Fundmaterial zeitlich gut eingrenzbarer römischer Militäranlagen. In 25 Gräbern waren Spangen A2a, unabhängig davon, ob es sich um die drahtförmige A2aI oder die breite A2aII handelt, mit anderen Fibeln vergesellschaftet (Abb. 52). In nur wenigen Gräbern ist die Fibel A2a mit für den „Augenfibelhorizont“ (Horizont IV) charakte-

139

Völling, Germanien an der Zeitenwende

ristischen Spangen kombiniert; es überwiegen die Zusammenfunde mit solchen Gewandspangen, die dem Horizont III zugewiesen werden können. Auch in den Belegungsabfolgen der Gräberfelder gehen die Spangen A2a dem durch massive Augenfibeln gekennzeichneten Abschnitt voran, wie etwa in Mainfranken oder Tišice1251, wo sie jeweils zur zweiten Belegungsphase zu zählen sind, oder in DobřichovPichora, dort zum ältesten Abschnitt gehörig1252. Daß einige Fibeln durchaus auch noch etwas später in den Boden gekommen sein können, widerlegt die vorgeschlagene Datierung nicht. Auch bei den Fibeln A2a gibt der „negative“ Beweis aus der Slowakei einen Hinweis auf das Ende der Verwendungszeit dieser Spangen, weil auf den dortigen Gräberfeldern auch diese Fibeln nicht mehr beigegeben wurden1253. Schließlich geben die Funde aus einigen römischen Fundkomplexen noch eine gute Vorstellung über die Laufzeit dieser Fibeln. Für die Frage, wann mit der Verwendung dieser Gewandhaften zu rechnen ist, sind die Fibeln aus dem wohl zwischen 15/12 und 9/7 v. Chr. belegten Lager von Dangstetten ebenso von besonderer Bedeutung wie die Funde aus dem halternzeitlichen Lager von Bad Nauheim1254. Einen weiteren Datierungshinweis geben die Funde aus Keller 8 vom Titelberg, in dem u. a. eine Fibel A2a in einem Fundverband mit einem augusteischen As (18/2 v. Chr.) und früher Terra Sigillata vergesellschaftet war1255. Zusammenfassend wird man die Hauptverwendungszeit der Fibeln A2a auf den Horizont III begrenzt wissen wollen. Nach den typologischen Überlegungen scheint es berechtigt, diese Fibeln von den eigentlichen „geschweiften Fibeln“ zu trennen und sie als eine unter vielen frühen provinzialrömischen Fibelformen zu sehen, deren Entstehung auf die Anregung durch die mediterrane Aucissafibel zurückgeht und somit als ein Zeugnis für das kulturelle Einwirken Roms auf „barbarische“ Völker nördlich oder östlich der Alpen verstanden werden kann.

…[fehlende Fußnote]… Vgl. dazu die entsprechenden Ausführungen in Kap. II. B und C. 1253 Vgl. Kap. II. E., III. A. 7 (Kostr. N) und III. B. 1. (A19a). 1254 Dangstetten: insgesamt drei Exemplare: FINGERLIN 1970/71, 222 Abb. 9. 5. – DERS., Arch. Nachr. Baden 22, 1979, 22. – MAUTE 1991, 397 Anm. 17. – Bad Nauheim: ein Exemplar: SCHÖNBERGER/SIMON 1976, 208 Taf. 55, 29. 1255 METZLER 1977, 59; 97 Abb. 35, 27. 1251 1252

3.b. Almgren 2b Die andere Variante, die auf den Typ A2 zurückgeht, ist eine Fibel „mit hoch gewölbtem Bügel, Rollenstützplatte und durchbrochenem Nadelhalter“1256, die aber eine obere Sehne mit Sehnenhaken besitzt (Abb. 53); sie wird als Form A2b bezeichnet1257. Auch bei dieser stets aus Bronze gegossenen, massiven Fibel knickt der Bügel unterhalb des profilierten Knotens zum Fuß hin ab. Der lange, annähernd rechteckige Nadelhalter mit Nadelrast auf ganzer Breite ist wie bei Form A2a stets durchbrochen gearbeitet, wobei Mäandermuster überwiegen. Bügelführung und Nadelhalterverzierung, aber auch der dreieckige Bügelquerschnitt sowie die Verzierung auf dem Bügelgrat verbinden diese Fibeln mit der Variante A2a1258; mit der niederrheinischen Spange A22a teilt sie außer der äußeren Umrissform die Stützplatten oberhalb der meist aus sechs Windungen bestehenden Spirale sowie den stets schmalen Sehnenhaken, der gelegentlich ebenfalls in Kugelform enden kann1259. Der wichtigste Unterschied zu den niederrheinischen Fibeln ist einerseits die bei den Fibeln A22a fast völlig fehlende Fußdurchbrechung sowie andererseits deren gerader Fußabschluss, der meist in einem profilierten Fußknopf endet.

Abb. 53. Fibel Almgren 2b.

Die enge Verwandtschaft und die „fließenden Übergänge“ innerhalb dieser frühen Fibelformen (A2a, A2b, A22a) zeigt sich auch bei einigen Spangen mit oberer Sehne, aber noch ohne Sehnenhaken1260 oder aber bei Fibeln, die nach der Bügelführung der Form A22 zuzurechnen sind, aber den für die Form A2b charakteristischen MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, 111 Nr. 5. Zur Unterteilung siehe oben und GLÜSING 1968, 65 Liste 9. 1258 Die Zusammengehörigkeit wurde bereits von KOSTRZEWSKI 1919, 40 mit Anm. 3 erkannt. 1259 z. B. Gießen (Liste 11, 3). 1260 Aquileia (Liste 11, 28); Tiers (11, 30); Gledzianowek (11, 34); Niemica (11, 37); Warskowo (11, 41). 1256 1257

140

Třebusice Grab 24/62 Schwandt Grab 1 Petershagen Grab 352 Petershagen Grab 419 Petershagen Grab 414 Dobřichov Grab 67 Petershagen Grab 408 Stehelčeves Grab U2/62 Třebusice Grab 37 Stehelčeves Grab U3 Chełmno Grab 172 Dobřichov Grab 6 Lasy Grab Gledzianowek Grab 51

● ●

Späte Aucissafibel

A45

A67b

Kostr. N-a

A48

Kostr. M-b

A22

A19

Völling, Germanien an der Zeitenwende

● ● ● ● ● ● ● ● ●

● ●? ● ●? ●

Abb. 54. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel A2b.

durchbrochenen Nadelhalter aufweisen1261. Diese typologischen Gemeinsamkeiten aller drei Fibelformen wird man auf das gleiche Vorbild der mediterranen Aucissafibeln zurückführen können. Allerdings ist eine Lokalisierung von Werkstätten, wo Fibeln A2b hergestellt worden sind, schwierig, weil Gussformen oder Halbfertigprodukte noch fehlen. Dennoch können einige Baudetails wie die Fußdurchbrechungen, Bügelquerschnitt oder -verzierungen auf den (ost-)alpinen Raum verweisen, wo auch die Fertigung der Form A2a vermutet wird1262. Das Verbreitungsbild dieser Fibeln A2b (Karte 19) mag zwar zunächst die Annahme einer germanischen Herstellung im böhmischen Becken nahe legen, doch sprechen die Punzstempelbänder, die sich auf vielen Bügeln befinden1263, wohl deutlich für einen provinzialrömischen Ursprung1264. Von den mir bekannt gewordenen 67 Fibeln aus 43 Haldern (Liste 10, 2) und Nijmegen (Liste 9, 68). s. o. – VÖLLING 1995, 32 ff. – Zu ähnlichen Nadelhalterdurchbrechungen vgl. GARBSCH 1985, 563 Abb. 4. – R. KOŠČEVIĆ, Antičke Fibule s područja Siska (Zagreb 1980) Taf. I, 2. 4. 6. 1263 Augsburg (Liste 11, 1); Bad Nauheim (11, 5); MoersAsberg (11, 8); Bad Pyrmont (11, 11); Wiesbaden (11, 13); Dobřichov (11, 14); Hrdly (11, 15); Lužec (11, 17); Tišice (11, 20); Třebusice (11, 21); Tvršice (11, 22); Einöd (11, 26); Savognin (11, 27); Warskowo (11, 41). 1264 COSACK 1979, 81 f. mit Taf. 78 f. – Es wäre zu überlegen, ob nicht ein Teil der Fibeln auch durch ostalpine Handwerker etwa am Hofe Marbods in Böhmen selbst hergestellt worden sein könnte (TACITUS, ann. II 62. – COSACK 1979, 61). 1261 1262

Fundorten stammen allerdings nur wenige aus dem Alpengebiet selbst, wobei die großen, schweren Fibeln aus Tiers und Bregenz wohl lokale Ausprägungen darstellen. Dies mag zum Teil auch auf die ungleichen Fundüberlieferungen zurückzuführen sein, stammen die alpinen Funde doch zumeist aus Siedlungen, während die Spangen aus der Germania Magna fast ausschließlich in Gräbern gefunden wurden. Neben Böhmen ist noch eine Fundkonzentration am Unterlauf der Weichsel zu erkennen; sonst zeigt die Verbreitungskarte eine vergleichsweise lockere Streuung zwischen Rhein im Westen und Weichselmündung im Osten. Auffallen mag im Unterschied zur Verbreitung anderer Fibeln das Fehlen der Form A2b im Oder-Warthe-Gebiet sowie an mittlerer und unterer Elbe. Im WeserRhein-germanischen Raum ist diese Fibel ebenfalls nicht häufig belegt und auch am Rhein in römischen Militäranlagen, Siedlungen oder Grabfunden selten anzutreffen. Die kleine Zahl deutet bereits an, daß die Werkstätten dieser Fibeln kaum im Rheinland zu suchen sind, wo zudem eine bedeutende eigenständige Fibelproduktion mit anderen Produkten erschließbar ist1265. Die Funde aus dem westgermanischen Kap. III. B. 1. (A19) und 2. (A22) – Augenfibeln vom Typ Haltern (VÖLLING 1995, 41 ff.). – Römische Knotenfibeln (VÖLLING 1989, 235 ff.). – Schüsselfibeln (HAALEBOS 1984/85, 16 ff.). – Hauptsächlich aus dem nordgallisch-belgischen Raum ist zudem eine Fibelform bekannt, die typologisch zwischen den Formen A2b und frühen Distelfibeln anzusetzen sein wird. Ein hochgewölbter, stets verzierter (meist Schlangenlinien) 1265

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Gebiet, im unmittelbaren Einflussgebiet der frührömischen Okkupation, werden wohl primär durch Kontakte der einheimischen Bevölkerung mit den fremden Truppen bedingt sein1266. Der Verbreitungsschwerpunkt Böhmen unterstreicht, wie auch das Vorkommen vieler anderer frührömischer Fibeln dort, die herausragende Bedeutung dieses Raumes für die Aufnahme und wohl auch Weiterverbreitung neuer Fibelformen1267, die von hier besonders zum Weichselmündungsgebiet weitervermittelt worden zu sein scheinen, aber gelegentlich wohl auch imitiert worden sind1268. Die Zeitstellung der Fibeln A2b ergibt sich zunächst allgemein durch das postulierte Vorbild der Aucissafibeln sowie die Gemeinsamkeiten mit den Fibeln, deren Form ebenfalls auf das mediterrane Vorbild bezogen wurde. Zudem wird das Verzierungselement des mäanderförmig durchbrochenen Nadelhalters, welches die Form A2b mit anderen frührömischen Fibeln teilt, als Ausdruck eines gleichzeitigen Stilempfindens zu verstehen sein. Konkretere Hinweise auf die Datierung geben aber die Vergesellschaftungen mit anderen Gewandhaften in geschlossenen Grabfunden sowie Funde aus römischen Zusammenhängen. Hier liegen nur zwei, obschon gut datierte Beispiele vor, so aus den mittel- bzw. spätaugusteischen Lagern von Bad Nauheim und Augsburg-Oberhausen1269. Die Fibel aus Bügel mit flachem Querschnitt biegt mit Knick um, wobei der Übergang nicht durch einen profilierten Knoten, sondern eine große, flache Scheibe gekennzeichnet wird. Der lange Fuß ist ebenfalls meist verziert (analog der Bügelverzierung) und besitzt einen rund oder mit Mäandermuster durchbrochenen Nadelhalter. Der Sehnenhaken ist relativ breit, die durch Stützplatten abgedeckte Spirale besitzt sechs oder acht Windungen. Vgl. Typ 15 a „fibules à disque médien“ nach FEUGERE 1985, 182 (Bolard: Rev. Arch. Est et Centre-Est 36, 1985, 112 Fig. 26, 249; Bavai: Rev. Arch. Picardie 1984, 25 Taf. 1, 5). 1266 Besonders deutlich ist dies beim Gräberfeld von Petershagen-Lahde (vgl. Kap. II. A. 2.; BÉRENGER 1981, 114 f.) sowie beim Opferfund von Bad Pyrmont (vgl. Kap. V. B. 1.). 1267 Grundlegend noch immer ALMGREN 1913, 265 ff. – KOSSACK 1962, 133 f. 1268 Um germanische Imitationen könnte es sich bei den Fibeln mit leicht abweichender Bügelführung und gelochtem Nadelhalter handeln (Dobřichov [Liste 11, 14]; Noutonice [11, 18]; Zidovice [11, 25]). Vgl. auch COSACK 1979, 60, 81 f. zur Verwendung des einfachen konischen Bohrers. 1269 Liste 11, 1 u. 43. Zur Datierung siehe SCHÖNBERGER 1985, 432 A39; 437 A65. Vgl. auch Kap. IV. (absolute Datierung).

Wiesbaden entstammt der dortigen „Moorschicht“, aus der auch früheste Sigillaten stammen, welche die Existenz eines Militärstützpunktes schon in augusteischer Zeit anzunehmen nahe legen1270. Die Vergesellschaftungen der Fibel A2b mit anderen frühkaiserzeitlichen Spangen in germanischen Grabfunden kann diese Datierung schon in augusteische Zeit bestätigen. Dafür stehen 14 Grabfunde zur Verfügung (Abb. 54). Die Fundkombinationen bestätigen die Datierung dieser Fibel überwiegend in den Horizont III, gelegentlich auch noch in den Horizont IV1271. Dies stimmt auch mit den Belegungsetappen einzelner germanischer Gräberfelder überein. In Tišice (Zeitgruppe 2), Dobřichov-Pičhora (Zeitgruppe 1) und Petershagen-Lahde (Zeitgruppe 3) gehören sie jeweils zum ältesten Formengut provinzialrömischer Sachkultur und gehen in Böhmen dem Abschnitt mit reich ausgestatteten Gräbern des Augenfibelhorizonts (Horizont IV) voran1272. Die Träger dieser Fibeln zu ermitteln, ist naturgemäß schwierig, weil diesbezüglich aussagekräftige Körpergräber weitgehend fehlen. Die Funde aus den Militäranlagen können auf Gewandzubehör der Männertracht deuten, wobei die Fibel A2b als Ersatz für die Aucissafibel gleiche Funktion übernommen haben könnte und das Sagum verschloss. Weiterhin ist diese Spange aber sowohl im Rheingebiet als auch im freien Germanien Teil des Frauentrachtzubehörs gewesen. Mehrfibeltracht1273, paariges Vorkommen1274 sowie andere als

Liste 11, 13. – H.-G. SIMON in: SCHÖNBERGER/ SIMON 1976, 236 ff., bes. 242 f. 1271 Einschränkend kann noch darauf hingewiesen werden, daß es sich bei der Fibel A2b aus Dobřichov wahrscheinlich um eine einheimische Imitation handelt; bei Lasy ist die Variante der Augenfibel nicht genau bekannt (KOSTRZEWSKI 1919, 40 mit Anm. 3), und Gledzianowek fällt mit einer späten Augenfibel ganz aus dem sonst vorgegebenen zeitlichen Rahmen. So bleiben letztlich nur zwei sichere Vergesellschaftungen mit Fibeln des Horizontes IV (Stehelčeves, Chełmno). 1272 Vgl. die entsprechenden Ausführungen in Kap. II. A. 1, C. 1. und 2. 1273 Schwandt: vier Fibeln (Liste 11, 12); Stehelčeves Grab U3: drei Fibeln (11, 19); Chełmno: mindestens vier Fibeln (11, 33); Lasy: drei Fibeln (11, 35). 1274 Petershagen Gräber 352, 401, 419 (Liste 11, 10); Hrdly (11, 15); Stehelčeves Grab U3, mit einer weiteren Fibel (11, 19); Třebusice Grab 24/62, mit einer weiteren Fibel; Warskowo Grab 79 (11, 41). 1270

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

kennzeichnend weiblich erachtete Beigaben1275 sprechen für diese Annahme. Allerdings ist Form A2b in germanischen Gräbern durchaus auch mit Waffen vergesellschaftet1276, so daß auch bei dieser Fibel eine ausschließlich geschlechtsgebundene Nutzung nicht anzunehmen ist. 4. Almgren 67 Unter der großen Zahl und Formenvielfalt frührömischen Trachtzubehörs ist die Gruppe der „kräftig-profilierten Fibeln“, und hier besonders diejenigen Varianten, die von O. Almgren nach typologischen Gesichtspunkten an den Anfang seiner Serie IV gesetzt wurden1277, wiederholt behandelt1278 und als „Kronzeuge“ für die Änderungen der Kulturverhältnisse bzw. den zeitlichen Ablauf beim Übergang von der vorrömischen zur römischen Eisenzeit in der Germania Magna gewertet worden1279. Von diesen Fibeln sind über 270 aus 140 Fundorten bekannt geworden, die sich ganz unterschiedlich auf die einzelnen Fundarten verteilen. Objekte aus nur 17 Siedlungen stehen 84 Gräberfelder mit diesen Fibeln gegenüber, in den übrigen Fällen sind die genauen Fundumstände nicht bekannt1280. Während auf die Formenvielfalt innerhalb der als A68 bezeichneten Fibeln frühzeitig hingewiesen wurde, behandelte man die ältere, gestreckte Form mit stufenförmig durchbrochenem Nadelhalter A67 meist als Einheit, nicht ohne jedoch die Veränderungen besonders bei der Gestaltung des 1275 Spinnwirtel: Dobřichov Grab (Liste 11, 14). – Perlen: Stehelčeves Grab U3 (11, 19). – Armringe: Lasy (11, 35). 1276 Lužec Grab 87 (Liste 11, 17); Tišice Grab 12 (11, 20) mit einem Kampfmesser (?). 1277 ALMGREN 1923, 34 ff. Taf. IV, bes. 67–68. 1278 KLINDT-JENSEN 1949, 193 Fig. 122 (Verbreitung); 219 ff. App. B10. – HUNDT 1964, 167 ff. – MOTYKOVÁŠNEIDROVÁ 1965, 117 f. – PEŠKAŘ 1972, 76 ff. – T. DĄBROWSKA, Mat. Wrocław 2, 1973, 228 ff.; 222 (Verbreitungskarte). – GEHRING 1976, 152 ff. – LICHARDUS 1984, 13 f. – P. KACZANOWSKI/R. MADYDA-LEGUTKO/J. POLESKI, Sprawozdania Arch. 36, 1984, 110 ff. – E. KREKOVIĆ, Památky Arch. 78, 1, 1987, 256 f. 1279 Vgl. besonders die Arbeit von KOSSACK 1962, 125 ff. Abb. 1 (Verbreitung). – K. GODŁOWSKI, Das Gräberfeld von Kryspinów bei Kraków und seine Bedeutung für den Übergang zwischen der Latène- und der römischen Kaiserzeit. In: SYMPOSIUM BRATISLAVA 1977, 76; 78. 1280 Nachweis siehe Liste 12.

Nadelhalters zu erkennen1281. Weil die bekannte Anzahl der Spangen A67 enorm zugenommen hat, scheint, analog zu anderen norisch-pannonischen Fibeln1282, eine weitere Unterteilung auch der frühen kräftig-profilierten sinnvoll. J. Lichardus hat dies bei der Bearbeitung der Körpergräber des südlichen Germaniens getan und drei Formen unterschieden1283. Für die folgende Untersuchung reicht es aus, sich auf zwei Varianten der Fibel A67 zu beschränken, die neben formaltypologischen auch in ihrer Verwendung zeitliche Unterschiede aufweisen. 4.a. Almgren 67a Die ältesten Formen der kräftig-profilierten Fibeln (A67a) sind relativ schwer, in Bronzeguss hergestellt1284, stets eingliedrig und haben einen langgestreckten Fuß mit mindestens dreifach mäanderförmig durchbrochenem Nadelhalter. Der Duktus der Fibeln ist geschweift, das Bügelvorderteil ist sackartig ausgeprägt und ragt weit nach innen. Ein profilierter Bügelknoten sitzt unterhalb des höchsten Bügelpunktes und leitet über zu dem geschwungenen Fuß, der in einem einfachen Knopf endet. Alle Fibeln besitzen ausgeprägte Stützplatten, unter denen sich die Spirale mit sechs oder acht Windungen befindet (Abb. 55).

Abb. 55. Fibel Almgren 67a.

Von dieser frühen Gruppe kräftig-profilierter Fibeln können noch einige wenige Fibeln abgetrennt werden, deren obere Sehne anders als bei Darauf hat bereits ALMGREN 1923, 36 hingewiesen; vgl. auch PEŠKAŘ 1972, 77. 1282 GARBSCH 1965. – DERS., Ein Flügelfibelfragment vom Lorenzberg bei Epfach. In: G. Kossack/G. Ulbert (Hrsg.), Studien zur vor- u. frühgeschichtlichen Archäologie I. Festschrift für J. Werner. Münchner Bietr. Vor- u. Frühgesch. Ergbd. 1/I (München 1974) 163 ff. – DERS. 1985, 546 ff. 1283 LICHARDUS 1984, 14 f. mit Abb. 1. 1284 Bisher ist nur eine Fibel bekannt, die aus Silber hergestellt wurde: Dobřichov Grab 38 (MOTYKOVÁŠNEIDROVÁ 1965, 117 mit Anm. 53. – SAKAŘ 1970, 17 Taf. 3, 6). 1281

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

den übrigen Spangen noch keinen Sehnenhaken aufweist1285. Nicht nur durch dieses Detail, sondern auch durch ihre extrem langgestreckte und geschweifte Form sowie den mehrfach (jeweils mehr als drei Stege) durchbrochenen Nadelhalter lassen diese Funde vermuten, daß sie ganz am Anfang der typologischen Reihe der Fibeln A67 stehen. Eindrucksvoll bestätigt wird diese auf rein formalen Überlegungen beruhende Annahme durch die Kombination mit zwei bronzenen geschweiften Fibeln A18a in Grab 12 von PragBubeneč1286 (Taf. 36B)‚ die noch in den jüngsten Horizont der vorrömischen Eisenzeit gehören (Horizont II). Man wird diese ältesten datierbaren Varianten als Prototypen auffassen dürfen, welche der Serienfabrikation der Fibeln A67a unmittelbar vorangingen. Zu den Fibeln der Variante A67a gehören mindestens 86 Exemplare, von denen 14 aus Siedlungen stammen, 57 aus Grabfunden, dazu noch weitere acht als Einzelfunde aus meist zerstörten Gräberfeldern, bei sieben Spangen sind die genauen Fundumstände unbekannt1287. Betrachtet man die Vorkommen der frühen Variante A67a (Karte 20)‚ so fällt deren ausgesprochen östliche Verbreitung auf. Westlichste Fundpunkte sind Augsburg und Kempten im Alpenvorland, weiter nördlich wird nicht einmal mehr die Elbe erreicht. Fundkonzentrationen zeigen sich in Böhmen, im Oder-Warthe- und Weichselmündungsgebiet, dazu am Oberlauf der Save und in den Weißen Karpaten im Bereich der PuchovKultur. Bereits die „Prototypen“ dieser Fibel fanden sich in drei der genannten Regionen: an der Save, in Böhmen und Großpolen. Damit wird gleichzeitig wohl der Weg umrissen, auf dem dieses Trachtzubehör nach Germanien kam. Von seinem anzunehmenden Herstellungsgebiet im Bereich der Ostalpen gelangten die Fibeln nach Böhmen und von hier wohl über die sog. „Bernsteinstraße“1288 weiter nach Nordosten. Auffallend ist dagegen das 1285 Drnovo/Neviodunum: Siedlung ein Exemplar (Liste 12, 25); Prag-Bubenec: Grab 12 zwei Exemplare (12, 56); Wesolki: Streufund ein Exemplar (12, 124). 1286 MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, Taf. 28, 13–16. 1287 Weil nicht zu allen Fibeln Abbildungen oder entsprechende Beschreibungen vorhanden sind, ist eine Zuweisung von 58 Fibeln zu einer der beiden Varianten A67a oder A67b nicht möglich. 1288 Verwiesen sei nur auf die Beiträge des Kolloquiums „Nord-Süd-Beziehungen“. Historische und kulturelle Zusammenhänge und Handelsbeziehungen die europäische Bernsteinstraße entlang vom 1. Jahrtausend v. u. Z. bis zum Ende der römischen Kaiserzeit, 1982. Savaria 16, 1983.

Fehlen der Fibel A67a im Bereich der mittleren Elbe und Saale sowie der Niederelbe. Daß die frühen Varianten gerade in Gebieten mit dominant- (Noricum, Puchov-Kultur) oder restkeltischer (Böhmen, Südpolen) Bevölkerung vorkommen, scheint dabei keineswegs zufällig, sondern kann wohl auf das Weiterbestehen älterer Kontakte hinweisen1289. Daß die Fibeln A67 im ostalpinen Raum Noricums hergestellt wurden, gilt seit Almgrens Untersuchungen als gewiss1290. Zwar fehlen bislang noch immer Gussformen oder Halbfertigprodukte auch der frühen Varianten1291, welche die Lokalisierung weiter präzisieren könnten, doch gibt zumindest der Fund eines „Prototyps“ aus Drnovo/Neviodunum einen Hinweis darauf, wo eine der Werkstätten zu vermuten sein dürfte. Bevor die Zeitstellung der ältesten Variante A67a besprochen werden soll, ist auf die Frage der typologischen Vorbilder für die frühen kräftigprofilierten Fibeln einzugehen. O. Almgren hatte wohl kaum einen Zweifel, in norditalischen Spätlatènefibeln mit verdicktem Kopf und Bügelknoten die älteren Vorbilder zu sehen, was auch die Fibelanordnung und Zählweise auf seinen Tafeln widerspiegelt1292. Betrachtet man aber den geschwungenen Duktus der Fibeln A67a sowie den langen Fuß mit mehrfach getreppt-durchbrochenem Nadelhalter und Fußendknopf, so zeigen sich auffallende Parallelen zu den bronzenen geschweiften Fibeln des Typs Idrija und auch zu den Fibeln A18a (Variante Altenburg)1293. Dieser „Schwung“ des

HUNDT 1964, 172 f. ALMGREN 1923, 36. – KOVRIG 1937, 116. – VON PATEK 1942. – KOSSACK 1962, 135. – HUNDT 1964, 173. – PEŠKAŘ 1972, 77. 1291 Vgl. Gussformen für jüngere Formen der kräftigprofilierten Fibeln J. ŠAŠEL, Arch. Vestnik 4, 1953, 308 ff., bes. 315 Abb. 5 (Gussform für Fibel etwa A69 aus Spodnja Hajdina). – DRESCHER 1973, 48 ff., bes. Abb. 1 (Gussform und Halbfertigprodukte A68 vom Magdalensberg). – R. KOŠČEVIĆ, Die Werkstätte kräftig profilierter Fibeln in Siscia. Arch. Jugoslavica 16, 1975, 51 ff. 1292 ALMGREN 1923, 35 Taf. IV, 65 u. 66. 1293 Zu A18a vgl. oben Kap. III. A. 5. a.; zum Typ Idrija siehe Anm. 169. Besonders bei der Fußgestaltung (mehrfach durchbrochener Nadelhalter, Endknopf) zeigen sich Übereinstimmungen zwischen A67a und Fibeln Typ Idrija. Zudem sind die Fibeln Typ Idrija in ihrer Verbreitung bis auf wenige Ausnahmen auf den Oberlauf der Save begrenzt (vor allem im Gebiet der Taurisker; vgl. M. GUŠTIN, Die Kelten in Jugoslawien. Jahrb. RGZM 31, 1984, 305 ff., bes. 306 Abb. 1 „westliche Gruppe“; 350 ff. Liste 1), also auf jenes 1289 1290

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

sind nur wenige für eine exakte Zeitbestimmung nutzbar zu machen. Zu den Ausnahmen zählt eine Fibel A67a aus dem mittel- bzw. spätaugusteischen Lager von AugsburgOberhausen1296. Vom Magdalensberg in Kärnten ist eine Fibel A67 bekannt, die im Hof eines Badegebäudes zusammen mit einer 7 v. Chr. geprägten Münze des Agrippa gefunden wurde1297. Zwar ist nicht zu entscheiden, um welche Variante A67 es sich bei dieser Fibel handelt, doch wird die durch Augsburg angedeutete Datierung in spätaugusteische Zeit bestätigt.

Bügels und der Endknopf sind den Fibeln A65/66 fremd; auch haben die postulierten Vorgängerformen einen recht hohen Nadelhalter, der meist rahmenförmig ist, sonst aber ein kunstvolles Durchbruchsmuster aus mehreren Reihen oder aber einen Steg mit Doppel-Halbmondmuster aufweist1294. Man wird daher zu überlegen haben, ob die Idee zur Ausprägung der kräftig-profilierten Fibeln nicht primär von älteren, einheimischen ostalpinen geschweiften Fibeln ausging, wobei allerdings auch die italische Form A65 bei der Kopfgestaltung Vorbild gewesen sein könnte‚ die Herstellung der Fibeln A67a folglich aus zwei unterschiedlichen „Fibelkreisen“ angeregt wurde.





A67b

A236c



A45

Römische Knotenfibel



A24

A48

Kostr. M-b



Jezerine-Fibel

● ●

A237b

Nertomarusfibel

Fibel mit beißendem Tierkopf A44

A2b

A54

Bubeneč Grab 12 Nowy Targ Grab 207 Lučki Chełmno Grab 172 Dobřichov Grab 106 Stary Zamek Grab 10 Dobřichov Grab 53 Kołokolin Dobřichov Grab 29 Dobřichov Grab 43 Třebusice Grab 80/22 Ribic Grab 50 Dobřichov Grab 49 Stehelčeves Grab U4 Dobřichov Grab I Zliv Dobřichov Grab VI Dobřichov Grab 117 Wesołki Grab 15

A2a

A18a

Für die Zeitbestimmung der älteren Variante A67a stehen neben Funden aus datierbaren Siedlungen Vergesellschaftungen mit anderen Spangen in Grabfunden zur Verfügung sowie deren Stellung innerhalb der Belegungsabfolge einzelner Gräberfelder Germaniens1295. Von den Siedlungsfunden

A19a

Schließlich befand sich in Haus C von Dalshøj auf Bornholm neben einer Fibel A67a auch eine „klassische“ Augenfibel A451298, was einen weiteren Hinweis auf die Zeitstellung dieses Trachtzubehörs geben kann. Aussagekräftiger sind aber die Fundkombinationen mit anderen Fibeln. Hier sind 19 Grabfunde anzuführen, die Abb. 56 zeigt.

● ● ● ● ● ● ● ●

● ● ● ● ● ● ● ● ●

Abb. 56. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel A67a (zu Knotenfibel vgl. Anm. 368). VÖLLING 1989, 238 ff.; 241 Nr. 15. Liste 12, 1. – Zur Datierung siehe SCHÖNBERGER 1985, 437 A65. 1297 KOSSACK 1962, 131. – Carinthia I 145, 1955, 24; 39. 1298 O. KLINDT-JENSEN, Bornholm i Folkevanderingsdtiden og Forudsaetninherne i tidlig Jernalder (København 1957) 33 Abb. 28. 1295

Gebiet, in dem zumindest auch ein Herstellungszentrum der Fibeln A67a vermutet wird. 1294 WERNER 1977, 374 ff. mit Abb. 4. – St. Demetz danke ich herzlich für Auskünfte zu dieser Problematik sowie Einsicht in seine Untersuchungen.

1296

145

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Die Vergesellschaftungstabelle bestätigt die durch die Siedlungsfunde bereits umrissene Verwendungszeit der Variante A67a. Bis auf das Grab 12 von Prag-Bubeneč fanden sich keine Kombinationen mit spätlatènezeitlichen Fibeln. Es überwiegen Zusammenfunde mit Trachtzubehör aus der Zeit des ältesten provinzialrömischen Horizonts (Horizont III), doch deuten einige Grabfunde mit Fibeln des „Augenfibelhorizontes“ an, daß mitunter auch mit einer etwas längeren Umlaufzeit der Variante A67a zu rechnen ist, was den dynamischen Wechsel der schnelllebigen Fibelmode zu Beginn der römischen Kaiserzeit im freien Germanien widerspiegelt. Schließlich zeigen auch die Belegungsabfolgen einiger Gräberfelder, daß die ältesten kräftigprofilierten Fibeln zur Kennzeichnung eines frühen Abschnitts herangezogen werden können, der zwischen der Nutzungszeit der geschweiften Fibeln mit oberer Sehne und den Augenfibeln liegt. Deutlich wird dies beim Gräberfeld von Dobřichov-Pichora1299. Das fast völlige Fehlen der frühen Variante 67a auf den großen slowakischen Nekropolen, die mit Formengut des Augenfibelhorizontes (Horizont IV) einsetzen1300, gibt zudem einen Hinweis, wann spätestens dieses Trachtzubehör von anderen Formen abgelöst worden sein muss. Fasst man die Hinweise zur Datierung der frühen Fibelvariante A67a zusammen, so wird man sie in spätaugusteische Zeit datieren können, wo sie als Leitform des Horizontes III, in dem provinzialrömisches Formengut in der Germania libera erstmals deutlich fassbar wird, dienen kann. In Ergänzung zu den frührömischen rheinischen Fibeln A19a und A22 kann durch die Form A67a das östliche Germanien an die Chronologie der Provinzen angebunden werden, wobei sich in Böhmen – dem „Kreuzungspunkt“ aller Spangen – die Möglichkeit ergibt, deren zeitliches Verhältnis zueinander zu überprüfen. 4.b. Almgren 67b Im Unterschied zu den älteren kräftig-profilierten Fibeln ist die jüngere Serie, die als A67b

Siehe Kap. II. C. 2. Nur aus Abrahám (Grab 4) und Sladkovičovo (Grab 62) sind noch Fibeln A67a bekannt (Liste 12, 38 u. 62). Zur Belegungsabfolge der slowakischen Gräberfelder siehe Kap. II. E.

1299

bezeichnet werden soll1301, insgesamt kürzer, was besonders aber für den Fuß gilt. Sie ist in ihrem Duktus weniger geschweift und weist eine andere Durchbrechung des Nadelhalters auf. Dieser besitzt nur noch zwei viereckige Aussparungen, die durch einen gestuften Steg getrennt sind, sowie zusätzlich eine kreisförmige Durchbrechung. Auch die Gestaltung des Fibelkopfs zeigt Abweichungen von der älteren Form, weil er nun wesentlich weniger profiliert und schwächer ausgebildet ist (Abb. 57). Zudem bildet sich eine Einschnürung zwischen Kopf und Spiralapparat, der weiterhin durch Stützplatten abgedeckt wird, sechs oder acht Windungen besitzt und stets durch einen Sehnenhaken fixiert ist. Auch diese Fibeln sind durchweg aus Bronze gegossen worden.

Abb. 57. Fibel Almgren 67b.

Fibeln, die dieser jüngeren Variante A67b zugerechnet werden können, sind in mindestens 130 Exemplaren bekannt geworden1302, wobei sich auch hier eine sehr ungleiche Verteilung auf die Befundarten zeigt. Zehn Fibeln aus Siedlungen stehen über 90 aus Grabfunden oder Gräberfeldern gegenüber, bei weiteren 19 sind die genaueren Fundumstände nicht bekannt. Gegenüber der Variante A67a zeigt sich also ein Zuwachs von gut einem Drittel, doch sind die Auffindungsbedingungen etwa gleich geblieben. Auch bei der regionalen Verbreitung zeigen sich weitgehende Übereinstimmungen (Karte 21)‚ wenn auch nun einige Regionen neu hinzukommen. Die ausgesprochen östliche Orientierung mit Fundkonzentrationen im böhmischen Becken sowie entlang der „Bernsteinstraße“ bleibt bestehen; aus dem Alpenvorland ist nur je eine Fibel aus Kempten und Friedberg-Rederzhausen bekannt. Mit zahlreichen Fundpunkten kommen jedoch Südmähren, die westliche Slowakei sowie Niederösterreich neu hinzu; gleiches gilt für das

1300

Unsere Variante A67b entspricht dem Typus A67c nach LICHARDUS 1984, 14 f. 1302 Nachweise siehe Liste 12. 1301

146

A57/59

A68b

A68a

Kostr. N-b

A24

A45



Langton-Down

● ●

A236b

A2b



Kostr. N-a

A19a

● ● ●

A237b

A48

Dobřichov Grab 117 Wesołki Grab 15 Bartki Körpergrab Dobřichov Grab 61 Czacz Grab I Dobřichov Grab 43 Belo Crkew Grab 4 Bałdrzychów Stehelčeves Grab U3 Belo Crkew Grab 8 Radwanice Körpergrab Zemplin Grab 94 Dobřichov Grab 116 Rządz Grab F5 Lekowo Grab 1937 Domaradzice Grab 1 Třebusice Grab 31 Stehelčeves Grab U5 Abráham Grab 81 Abráham Grab 86 Bubeneč Körpergrab Mikovice Modrany Premnitz Straky Körpergrab Abráham Grab 48 Grzybow Grab 17 Ribic Grab I Rządz Grab G22

A2a

A67a

Völling, Germanien an der Zeitenwende

● ● ● ●

● ● ● ● ●? ●

● ● ● ● ● ● ● ● ● ●

● ●

● ● ● ● ● ● ● ●

Abb. 58. Fibelvergesellschaftungen mit Fibel A67b.

Niederelbe- und Havelgebiet. Weiterhin fundleer bleiben dagegen das Weser-Rhein-germanische Gebiet sowie die römischen Westprovinzen am Rhein. Das Fehlen der jüngeren Variante A67b im Bereich der Puchov-Kultur deutet auf Veränderungen in diesem Raum, die sich auch sonst im archäologischen Fundgut der Region manifestieren1303 und in deren Folge wohl die alten Kontakte nach Noricum unterbrochen wurden. Dies scheint ursächlich wohl mit der germanischen Landnahme in der Südwestslowakei in Verbindung zu stehen. Donauabwärts sind die Spangen A67b nun erstmals auch im dakischen Kulturbereich nachweisbar, ein Hinweis auf den expandierenden norischen Gütertausch. Daß auch 1303

K. PIETA, Zu Besiedlungsproblemen in der Slowakei an der Wende der Zeitrechnung. In: SYMPOSIUM BRATISLAVA 1977, 288 ff., bes. 291. – DERS. 1982, 162 ff.

die jüngere Form A67b in norischen Werkstätten hergestellt wurde, bestätigen erneut mehrere Fundstellen am Oberlauf der Save sowie vom Magdalensberg. Um die Zeitstellung auch dieser Variante zu ermitteln, stehen wieder die bewährten Möglichkeiten zur Verfügung: Fundvergesellschaftungen, stratigraphische Beobachtungen in Siedlungen sowie die Belegungsetappen einzelner Gräberfelder. Ergänzt werden können diese Kriterien zusätzlich durch einige kombiniert historisch-archäologische Überlegungen. Von den Siedlungsfunden ist die Fibel aus Kempten für Datierungsfragen nutzbar, weit sie aus einer stratifizierten Siedelschicht dieses Ortes stammt. Sie gehört in die erste Periode Cambodunums und gelangte bei der Zerstörung des

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Hauses, in dem sie gefunden wurde, wohl kurz nach 22/23 n. Chr. in den Boden, wie die dort gefundenen Münzen anzeigen1304. Die Fibel aus dem nur kurzzeitig genutzten Lager von Friedberg-Rederzhausen bestätigt diese Datierung, weil der Platz durch Terra SigillataFunde in die spätaugusteisch-mitteltiberische Zeit gesetzt werden kann1305. Diese beiden Zeitansätze passen ohne Schwierigkeiten in die Vorstellungen des „absolutchronologischen“ Ansatzes des Horizonts IV. In 29 Gräbern waren Fibeln der Variante A67b mit anderen Spangen kombiniert (Abb. 58). In fünf Gräbern fand sich die Form 67b noch mit Fibeln, die gemeinhin als älter gelten und für den Horizont III charakteristisch sind, in vier Fällen datieren jüngere Fibeln die Grabinventare in Horizont V oder noch jünger1306. Alle übrigen Inventare repräsentieren Formengut des Augenfibelhorizontes (Horizont IV), was auch die Kombination von A67b mit A45b/47 in zehn Gräbern bestätigt. Die Gräberfeldauswertungen bestätigen diesen Zeitansatz. In Dobřichov-Pichora gehören die Spangen A67b in die zweite Phase1307, in den südwestslowakischen Gräberfeldern zählen sie zum Inventar der ersten Belegungsetappe, mit der die Bestattungen auf diesen Friedhöfen beginnen1308. Nimmt man die historischen Quellen hinzu, so liegt es nahe, die bei Tacitus überlieferte Ansiedlung der Gefolgsleute Marbods und Catualds „Danuvium ultra inter Marum et auf die südwestslowakischen Cusum“1309 Gräberfelder zu beziehen1310, wodurch sich ein terminus post quem von 19 bzw. 21 n. Chr. als W. KRÄMER, Cambodunumforschungen 1953-I. Materialh. Bayer. Vorgesch. 9 (Kallmünz 1957) 76 f.; zur Datierung 34. – KOSSACK 1962, 126. – M. MENKE, „Rätische“ Siedlungen und Bestattungsplätze der frührömischen Kaiserzeit im Voralpenland. In: G. Kossack/G. Ulbert (Hrsg.), Studien zur vor- und frühgeschichtlichen Archäologie I. Festschrift für J. Werner. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. Ergbd. 1/I (München 1974) 151 ff. 1305 VON SCHNURBEIN 1983, 529 ff., bes. 546. 1306 Die Fibeln in den Gräber aus Ribic und Rządz können als echte Altsachen in die Gräber gelangt sein und sind nicht für eine generelle Spätdatierung der A67b heranzuziehen. Die Fundkombinationen mit A68 zeigen den allmählichen Formenwandel. 1307 Vgl. dazu Kap. II. C. 2. 1308 Vgl. dazu Kap. II. E. 1309 TACITUS, ann. II 63, 6. 1310 Vgl. KOLNÍK 1977, 143 ff.; 167 ff. – TEJRAL 1977, 307 ff.

frühestmögliches Datum für die ersten Grablegen ergibt, was wiederum gut mit dem Befund aus Kempten und Rederzhausen korrespondiert. Schließlich kann über eine archäologischhistorische Kombination noch ein weiterer Hinweis auf die Zeitstellung der Fibeln A67b erbracht werden. Vom Magdalensberg in Kärnten sind Gussformen sowie Rohgüsse bzw. Halbfabrikate kräftig-profilierter Fibeln bekannt, die aus der Werkstatt eines Fibelgießers stammen1311. Bei all diesen Objekten handelt es sich jedoch bereits um das jüngere „Nachfolgemodell“ A68a. Man kann annehmen, daß diese Funde zur letzten Siedelphase auf dem Magdalensberg gehörten, also Formengut repräsentieren, welches unmittelbar vor der Aufgabe dieses Ortes wohl in den vierziger Jahren des 1. Jahrhunderts n. Chr.1312 hergestellt und zu dieser Zeit auch getragen wurde. Damit wird angedeutet, ab wann bereits mit den „neuen“ Fibeln A68 zu rechnen ist, die älteren Formen A67b zumindest im Kerngebiet ihrer Fertigung bereits aus der Mode gekommen waren, ein Zeitabschnitt, der folglich noch deutlich vor der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. liegen muss.

1304

Carinthia I 148, 1958, 124 ff. – DRESCHER 1973, 58 Abb. 1, 1–7. 1312 G. PICCOTTINI, Die Stadt auf dem Magdalensberg – ein spätkeltisches und frührömisches Zentrum im südlichen Noricum. In: ANRW II 6 (Berlin/New York 1977) 263 ff. – DERS., Bauen und Wohnen in der Stadt auf dem Magdalensberg. Denkschr. Österr. Akad. Wiss. Phil.-hist. Kl. 208 (Wien 1989). – DERS., Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg in Kärnten und das frühe Noricum. In: KOLL. BERGKAMEN, 61 ff. 1311

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IV.

Fragen der absoluten Chronologie

In den vorangegangenen Kapiteln galt es, die allmählichen Veränderungen des archäologischen Fundgutes, Wandel oder Ergänzungen der Bestattungssitten sowie Innovationen im (meist waffen-) technischen Bereich anhand einzelner Gräberfelder oder Grabfunde in unterschiedlichen Regionen Germaniens darzustellen und die jeweiligen Belegungsetappen mittels ausgewählter Leitfunde zu horizontieren. Als Bindeglieder boten sich dazu primär die Fibeln an, weil überregional verbreitet, meist nicht an geschlechts- oder sozialspezifische Träger gebunden und dem Zeitgeschmack. unterworfen, damit vergleichsweise kurzlebig. Deren Verbreitung und relativchronologische Zeitstellung – zumindest die wichtiger Formen – wurde ermittelt und bewertet. Chronologisch „weniger empfindlich“ zeigten sich Gürtelschmuck oder Teile der Bewaffnung1313, doch konnten sie zusätzlich herangezogen werden, um weiträumige Verbindungen und die sich dahinter verbergende Mobilität von Personen oder die Ausbreitung von Ideengut anzuzeigen. Die auf Grundlage der lokalen bzw. regionalen Belegungsetappen gebildeten Horizonte müssen nun auch „absolutchronologisch“ bestimmt, also mit Jahreszahlen versehen werden, um die archäologisch ermittelten Ergebnisse mit dem in den antiken Schriftquellen genannten historischen Geschehen vergleichbar zu machen. Das hier gewählte getrennte Vorgehen bei der Zeitbestimmung ist methodisch erforderlich, weil Art des Zustandekommens, Aussagekraft und Überlieferungsbedingungen beider Quellengattungen unterschiedlich zu bewerten sind. Der Vergleich archäologischer mit historischer Datierung lässt dann weiterführende Ergebnisse erwarten und reduziert mögliche Fehlerquellen. Für die Rekonstruktion des Geschehens in Germanien um die Zeitenwende ist diese Vorgehensweise daher unerlässlich. Dass dieses getrennte Vorgehen nicht stets einfach durchzuführen ist, zeigt sich beispielhaft für das Gebiet zwischen Alpen und Mittelgebirge in der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit, wo erste historische Nachrichten zur Verfügung stehen1314, die, wenn So bereits HACHMANN 1960, 231. Dies gilt einerseits für den Zug der Kimbern und Teutonen am Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr., die nach Ausweis der Schriftquellen das Alpenvorland durchzogen zu haben scheinen, andererseits für den Zug des Ariovist im 2. 1313 1314

auch meist wenig überzeugend, mit archäologischen Funden und Befunden1315 verbunden worden sind1316. Um von diesen oft unsicheren Verbindungen historischer Nachrichten mit archäologischen Ergebnissen weitgehend unabhängig zu sein, wird ein Weg gewählt, der vielleicht umständlich anmutet, aber ein hohes Maß an Zuverlässigkeit bietet. Weil es für die geknickten und frühen geschweiften Fibeln kaum eine Möglichkeit gibt, zu einer „direkten“ absoluten Datierung zu gelangen, beginnen wir mit der Zeitbestimmung der ältesten provinzialrömischen Formen, die für den Horizont III charakteristisch sind. Viertel des 1. Jahrhunderts v. Chr., dessen Lokalisierung aber noch mehr Mühe bereitet. 1315 Es hat nicht an Versuchen gefehlt, archäologische Funde (Auflassungen/Zerstörungen von Siedlungen, Münzschätze, Depotfunde, Einzelobjekte) mit diesen historisch bezeugten Völkerwanderungen zu verbinden, wobei nur in den seltensten Fällen ein wirklich überzeugender Nachweis gelungen ist. Vgl. dazu z. B. den Versuch von M. EGGER/TH. FISCHER/L. KREINER, mit Hilfe der südbayerischen keltischen Münzschätze den „Untergang der keltischen Zivilisation durch die von Norden eindringenden Germanen“ zu belegen (Arch. Jahr Bayern 1988, 87 ff. mit Abb. 58). Extrem ist die Position von S. RIECKHOFF in: Faszination Archäologie. Bayern vor den Römern (Regensburg 1990) 108 ff.; 268 Taf. 71. „Wie Heuschreckenschwärme“ – die Wanderungen der Germanen: nach ihren Überlegungen müsste z. B. Manching gleich zweimal „erobert“ worden sein, erst von den Kimbern, später von Ariovist. Auch nimmt sie an, dass „alle Befestigungen, vom Staffelberg bis Manching“ zwischen 72 und 58 v. Chr. untergegangen seien. Es drängt sich hier der Verdacht auf, dass die beiden einzigen historischen Nachrichten aus der späten Eisenzeit, die überhaupt Süddeutschland betreffen, auf alle archäologischen Funde des Alpenvorlands gepresst werden, noch bevor eine von den historischen Nachrichten unabhängige Datierung des jeweiligen archäologischen Fundgutes durchgeführt wurde. 1316 Überzeugende archäologische Funde, die mit jenen Ereignissen verbunden werden könnten, sind noch immer rar: eine Kugelfibel mit kreuzförmiger Emailverzierung (Beltz Var. O) aus Niedermodern im Elsass (G. KOSSINA, Korrbl. Dt. Ges. Anthr., Ethn. u. Urgesch. 38, 1907, 59 ff. mit Abb. S. 60. – PESCHEL 1978, 115 Anm. 407. – BOCKIUS 1990, 104 ff. Abb. 3), zwei Korallenfibelpaare aus einem Schatzfund von Langenau, Alb-Donau-Kreis (H. REIM, Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1979, 50 ff.), sowie eine solche Fibel aus dem Oppidum von Altenburg-Rheinau (MAUTE 1991, 394 Abb. 1) könnten einen Hinweis auf die Germanen des Ariovist geben. Vgl. jetzt ausführlich und ausgewogen: PESCHEL 1988, 167 ff.

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Diese sind in einiger Anzahl in frührömischen Militäranlagen nördlich der Alpen vertreten, die wiederum durch Keramik- und Münzfunde sowie eindeutige historische Geschehensabläufe in ihrer kurzen Nutzungsdauer recht zuverlässig bestimmt werden können. Dies trifft auch für das Formengut des Horizonts IV sowie, eingeschränkt, auch für den V. Horizont zu. Von dieser sicheren Basis ausgehend, soll dann versucht werden, auch für die Horizonte I und II zu „absoluten“ Jahreszahlen zu gelangen. Sieht man von den ältesten gut datierten römischen Kleinfunden aus republikanischen Militäranlagen in Spanien1317 sowie den noch immer dürftigen Belegen caesarisch/postcaesarischer1318 und augusteischer Anlagen1319 aus Gallien ab, die zwar auch eine ganze Anzahl von Fibeln erbracht haben, ohne jedoch für die Datierung der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit in Mitteleuropa Gewicht zu haben, sind es die Stationen der augusteischen Feldzüge1320 am Alpenfuß sowie an Rhein, Donau und Lippe, in welchen Trachtzubehör gefunden wurde, das in größerer Zahl auch nach Germanien gelangte. Um eine Übersicht über das Fibelfundgut in den Militäranlagen zu erhalten, deren Datierung als relativ gesichert angesehen werden darf1321, wurde eine Graphik erstellt (Taf. 26), in der die einzelnen Stationen in Reihenfolge ihrer Gründung eingetragen sind.

Als älteste Militäranlage nördlich der Alpen gilt Dangstetten1322, das wohl in unmittelbarer Folge des Alpenfeldzuges des Jahres 15 v. Chr. angelegt wurde. Auch die ältesten Funde vom Lindenhof in Zürich1323 sowie „Schicht 3 oben“ vom Basler Münsterhügel1324 wird man mit diesem Ereignis in Verbindung bringen dürfen. Gemeinsam mit den Lagern von Oberaden/ Beckinghausen1325 und Rödgen1326 bilden sie den frühesten Abschnitt innerhalb der Okkupationsgeschichte („Oberadenhorizont“)1327, verbunden auch durch die wohl zeitgleich erfolgte Auflassung 9/8 v. Chr.1328. In diesem ältesten Lagerhorizont sind zwar rein numerisch nicht sehr viele Fibelfunde gemacht worden, doch repräsentieren sie bereits ein breites Formenspektrum1329, das wichtige provinzialrömische Varianten umfasst, die auch in die Germania Magna gelangt sind. Zwar dominiert in Dangstetten, Oberaden und Rödgen jeweils die Aucissafibel in unterschiedlichen Varianten, doch sind auch ost- wie westkeltische Spangen vertreten. Aus ostgallischen Werkstätten sind Langton-Down-Fibeln sowie die „einfache gallische Fibel“ A241 in Dangstetten und Zürich-Lindenhof belegt, frühe Distelfibeln stammen aus Dangstetten, Basel-Münsterhügel und Beckinghausen1330. In Dangstetten ist mit drei Fibeln der Form

FINGERLIN 1970/71, 197 ff. – DERS., KüssabergDangstetten. In: Ph. Filzinger/D. Planck/B. Cämmerer (Hrsg.), Die Römer in Baden-Württemberg (Stuttgart 31986) 376 ff. – DERS. 1986. 1323 E. VOGT, Der Lindenhof in Zürich (Zürich 1948). 1324 FURGER-GUNTI 1979, 57 ff.; 130. – L. BERGER/G. HELMIG, Die Erforschung der augusteischen Militärstation auf dem Basler Münsterhügel. In: KOLL. BERGKAMEN, 7 ff. 1325 ALBRECHT 1938/1942. – VON SCHNURBEIN 1981, 10 ff. – J.-S. KÜHLBORN, Oberaden. In: RÖMER IN WESTFALEN 1989, 44 ff. – DERS., Die augusteischen Militärlager an der Lippe. In: Archäologie in Nordrhein-Westfalen. Schr. Bodendenkmalpfl. Nordrhein-Westfalen 1 (Mainz 1990) 169 ff. 1326 SCHÖNBERGER/SIMON 1976. – H. SCHÖNBERGER, Bad Nauheim-Rödgen. In: D. Baatz/F.-R. Herrmann (Hrsg.), Die Römer in Hessen (Stuttgart 1982) 238 ff. 1327 E. ETTLINGER, Die italische Sigillata von Novaesium. Novaesium IX = Limesforsch. 21 (Berlin 1983) 32. 1328 Die betrifft zumindest die Lager von Oberaden, Rödgen und Dangstetten und basiert auf dem Fehlen der frühestens 10 v. Chr. geprägten sog. Lyoner Altarmünzen. Vgl. SCHÖNBERGER/ SIMON 1976, 247 ff., bes. 253 f. – VON SCHNURBEIN 1991, 2. 1329 Der Fibelnachweis ist den jeweils zu den einzelnen Stationen genannten Literaturangaben zu entnehmen; nur an anderer Stelle veröffentlichte Formen werden zusätzlich aufgeführt. – Übersichten bei RIECKHOFF 1972, 81 Abb. 1. – M. GECHTER, Bonner Jahrb. 179, 1979, 78 Tab. 10. 1330 Ausgr. u. Funde Westfalen-Lippe 2, 1984, 225. 1322

A. SCHULTEN, Die Stadt Numantia. Numantia II (München 1931). – DERS., Die Lager des Scipio. Numantia III (München 1927). – DERS., Die Lager bei Renieblas. Numantia IV (München 1929). – ULBERT 1984, bes. 68 Abb. 17 (Fibelübersicht). 1318 Vgl. jetzt z. B. die postcaesarische Station von La Chaussée-Tirancourt: J. L. BRUNAUX/ ST. FICHTL/ C. MARCHAND, Saalburg-Jahrb. 45, 1990, 5 ff.; Fibeln S. 15 Abb. 15, 26–28. – Auf die Problematik der Fibeln aus den bei Caesar genannten Oppida sei nur hingewiesen: RIECKHOFF 1972, 77 ff. Abb. 1. – FURGER-GUNTI 1979, 128 f. – Zu Bibracte siehe O. BUCHSENSCHÜTZ, Germania 67, 1989, 541 ff. – DERS./J.-P. GUILLAUMET/D. PAUNIER, Die Chronologie des oppidum Bibracte. In: KOLL. BERGKAMEN, 33 ff. 1319 E. RITTERLING, Zur Geschichte des römischen Heeres in Gallien unter Augustus. Bonner Jahrb. 114/115, 1906, 159 ff.; jetzt zusammenfassend M. REDDÉ, Die militärische Besetzung Galliens unter Augustus. Überlegungen zu den römischen Befestigungen des französischen Territoriums. In: KOLL. BERGKAMEN, 41 ff. 1320 Vgl. auch die grundsätzlichen Überlegungen bei VON SCHNURBEIN 1991. 1321 Die Datierung richtet sich primär nach der Zusammenstellung von SCHÖNBERGER 1985, 321 ff.; 425 ff. A: Anlagen aus augusteisch-tiberischer Zeit; 438 ff. B: Truppenlager in claudisch-neronischer Zeit. 1317

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A2a1331 der älteste sichere Nachweis dieser in Germanien weit verbreiteten Fibeln zu führen; weiterhin fanden sich dort auch einfache Eisenfibeln vom Spätlatèneschema mit unterer Sehne, die den geschweiften Fibeln Kostr. N verwandt scheinen. Wichtig ist der Nachweis einer frühen norischpannonischen Doppelknopffibel (A237a)1332 aus Oberaden, gibt sie doch einen guten Hinweis, ab wann mit der Herstellung von Trachtzubehör in großen Serien im Ostalpenraum gerechnet werden darf. Obschon die Zahl der Fibeln letztlich gering bleibt, vermag die überlieferte Variationsbreite doch anzuzeigen, dass bereits mit Beginn der augusteischen Feldzüge gegen Germanien neben mediterranen Scharnierbogen- und Omegafibeln auch gallische wie norische Fibelformen getragen wurden, diese also zumindest gegen Ende des 2. Jahrzehnts v. Chr. in größerer Zahl hergestellt worden sein müssen. Mit den Fibeln aus Lagern des „Haltern-Horizontes“1333 vergrößern sich nicht nur die Stückzahlen der einzelnen Varianten, sondern es können nun auch neue Formen sicher datiert werden, wobei, geographisch verständlich, erstmals rheinische Fibelformen in größerer Zahl vorkommen. Zwar dominieren in Haltern verständlicherweise die Aucissafibeln1334, die auch im Lager von Bad Nauheim vertreten sind und nun auch in Bramsche-Kalkriese

aufgefunden wurden1335, das zwar nicht als Militäranlage gedeutet, aber mit den Lagern des Haltern-Horizontes durch den terminus ante quem von 9 n. Chr. verbunden werden kann‚ doch kommen neue hinzu: A19a und A22a wurden an allen drei Plätzen gefunden, Distelfibeln in Haltern und Bad Nauheim, wo auch die bereits im Oberaden-Horizont vertretenen Formen A241, A2a, Langton-Down- und Omegafibeln belegt werden können. Aus Haltern und Kalkriese stammen frühe Augenfibeln des „Typs Haltern“1336. Schließlich sind noch Fibeln A2b und A18a-„Variante Dünsberg“ aus Bad Nauheim sowie Schüsselfibel1337, Gitterfibel, gallische Flügelfibel und Kragenfibel1338 in Haltern gefunden worden. Von besonderer Bedeutung für die Datierung des „Augenfibelhorizontes“ (Horizont IV) im freien Germanien sind zwei „klassische“ Augenfibeln A45b/47, die zusammen mit zwei Armringen wohl als Verwahrfund im Halterner Lager versteckt waren1339, ein eindeutiger Hinweis darauf, dass bereits am Ende des ersten Jahrzehnts n. Chr. derartige Fibeln hergestellt worden sind. Den Lagern des „Haltern-Horizontes“ wird man auch Augsburg-Oberhausen zurechnen dürfen, doch ist die Auflassung dieser Station sicher später als 9 n. Chr., aber noch im 2. Jahrzehnt n. Chr.1340 anzusetzen. Dies gilt auch für die mit den Germanicus-Feldzügen (14– 16 n. Chr.) in Verbindung gebrachten Stationen von Bentumersiel1341 und Friedberg1342. Die Funde von W. SCHLÜTER (Hrsg.), Römer im Osnabrücker Land. Die archäologischen Untersuchungen in der KalkrieserNiewedder Senke (Bramsche 1991) 38 ff.; 49 Taf. 9–11. – Ant. Welt 22/4, 1991, 221 ff.; 225 Abb. 7. 1336 Zu Form, Verbreitung und Zeitstellung: GLÜSING 1968, 84 ff. – VÖLLING 1995, 41 ff. Karte 6; 108 f. Liste 4. 1337 Westfälisches Museum für Archäologie, Münster, Inv. Ha 73 E62. – ULBERT 1977, 39 („Variante Nijmegen“). 1338 Zur Verbreitung der frühen Kragenfibeln siehe A. BÖHME, Jahrb. RGZM 32, 1985, 700 Abb. 14. – Aus Delbrück ist eine „klassische“ Kragenfibel bekannt, die möglicherweise mit dem Lager Anreppen (oder einer anderen Station in unmittelbarer Nähe) in Verbindung stehen könnte (TH. VÖLLING, Boreas 9, 1986, 226 ff.). 1339 Dieser wichtige Fund ist leider noch immer unpubliziert; die Objekte sind im Westfälischen Museum für Archäologie (Münster) ausgestellt. Zu den Fundumständen vgl. GLÜSING 1968, 69 mit Anm. 214 Liste 15, 41. Die beiden Fibeln besitzen Durchbrechungen des Nadelhalters in Form von vier runden Löchern; vgl. auch COSACK 1979, 59 („Augenfibeln mit inneren Augen“). 1340 Zur Enddatierung zuletzt S. VON SCHNURBEIN, Die Funde von Augsburg-Oberhausen und die Besetzung des Alpenvorlandes durch die Römer. In: Forschungen zur Provinzialrömischen Archäologie in Schwaben. Schwäbische Geschichtsquellen u. Forsch. 14 (Augsburg 1985) 15 ff. 1341 ULBERT 1977, 33 ff. – STUPPERICH 1980, 45 f. 1342 SCHÖNBERGER/SIMON 1976, 157 ff. 1335

G. FINGERLIN, Arch. Nachr. Baden 22, 1979, 22. – MAUTE 1991, 387 Anm. 17. 1332 GLÜSING 1964/65, 13 Abb. 3, 2. 1333 Problematisch und umstritten bleibt dabei die Datierung der Gründung dieser Lager des „Haltern-Horizontes“, was speziell für den eponymen Fundort gilt (VON SCHNURBEIN 1991, 3 ff. mit Anm. 12). Wenn daran auch z. T. weitreichende Folgerungen gebunden sind (z. B. die Datierung des Lagers von Marktbreit, das meist als „halternzeitlich“ eingestuft wird (M. PIETSCH/D. TIMPE/L. WAMSER, Ber. RGK 72, 1991, 263 ff., bes. 309), so ist dies für unsere Fragestellung letztlich unwichtig. Wichtig ist dagegen, dass die Anlagen sicher um 9 n. Chr. aufgeben worden sind, damit also ein terminus ante quem für die Funde gegeben ist. 1334 Es ist noch immer schwierig, einen Überblick über die Fibeln aus Haltern zu bekommen. Neben den Angaben in der Literatur konnte ich die im Römisch-Germanischen Museum von Haltern sowie dem Westfälischen Museum für Archäologie in Münster ausgestellten Fibeln berücksichtigen und verdanke zudem Dr. P. Glüsing und Dr. J.-S. Kühlborn weitere Hinweise auf unpublizierte Fibeln. Fibelübersichten zu Haltern: M. GECHTER, Bonner Jahrb. 179, 1979, 78. Tab. 10 (nicht vollständig). – Bodenalt. Westfalen 6, 1943, 101 Abb. 17. – Mitt. Alt.-Komm. Westfalen 1/2, 1899/1901, 117 Abb. 2, 4. – Mitt. Alt.-Komm. Westfalen 4, 1905, 88 Abb. 3. – Mitt. Alt.-Komm. Westfalen 5, 1909, Taf. 36. – RÖMER IN WESTFALEN 1989, Abb. 117–119. 1331

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Friedberg-Rederzhausen, nur mehr allgemein in die tiberische Zeit datiert1343, wird man noch dieser Gruppe zuzählen dürfen, weil hier gleiche Fibelformen wie in Augsburg-Oberhausen vertreten sind. Viele der aus Haltern bekannten Fibeln sind auch in diesen vier Stationen vorhanden: neben Aucissafibeln und Gitterfibeln sind ostgallische Formen wie A241, LangtonDown- und Hülsenspiralfibeln vertreten, weiterhin rheinische Fibeln A19a, A22 und Schüsselfibel (Bentumersiel), und ostalpine Spangen wie A2b, A236c und A67b; schließlich sind auch Augenfibeln A45b/47 aus Oberhausen, Bentumersiel und Rederzhausen bekannt. Weniger sicher zu datieren sind die Militäranlagen von Velsen I1344 und vom Lorenzberg1345, die aber zumindest um die Mitte des 1. Jahrhunderts noch in claudischer Zeit aufgegeben wurden. In Velsen, wohl 15/20 n. Chr. angelegt, sind noch „alte“ Fibelformen wie Schüsselfibeln, A19a und Augenfibeln A45b/47 vertreten, aber auch schon jüngere Varianten wie typologisch veränderte A22, A19b und Augenfibeln A50/51, dazu späte Distel- und erste Scheibenfibeln. Vom Lorenzberg, dessen Gründung bereits in augusteischer Zeit anzunehmen ist, sind nur junge Fibeln bekannt geworden, darunter Bronzedrahtfibeln vom Mittellatèneschema, Doppelknopffibeln A236d und Augenfibeln A52. Schließlich kann hier noch auf den Fibelbestand einiger Lager verwiesen werden, die zwar aus unterschiedlichen Gründen in spättiberisch-claudischer Zeit angelegt worden sind, aber wohl in Folge des Bataveraufstandes 69/70 n. Chr. zerstört oder kurze Zeit später (Rheingönheim 74 n. Chr.) aufgegeben wurden und damit einen vor-/frühflavischen terminus ante quem für das in ihnen gefundene Material bieten. Zu diesen Stationen zählen Aislingen und Burghöfe1346, Risstissen1347 und Oberstimm1348 an der Donau sowie Rheingönheim1349 und Hofheim1350. Der Fibelbestand der Donaulager schließt zeitlich an den älterer Fundstellen an, wobei es in Aislingen mit einfachen Drahtfibeln vom Spätlatèneschema und Omegafibeln Überschneidungen noch mit Oberhausen gibt. Sonst sind Bronzefibeln vom Mittellatèneschema, entwickelte norisch-pannonische Formen (A236d, A68a, A68b, A69) und späte 1343 1344 1345 1346 1347 1348

VON SCHNURBEIN 1983, 529 ff. HAALEBOS 1984/85, 80 ff. Fig. 29–33. ULBERT 1965. ULBERT 1959. ULBERT 1970. H. SCHÖNBERGER, Das Kastell Oberstimm.

forsch. 18 (Berlin 1978). 1349 ULBERT 1969. 1350 RITTERLING 1912.

Limes-

Augenfibeln (A52) gut vertreten1351. Der Fundbestand der beiden Lager vom Rhein ist dagegen nicht so homogen, finden sich doch neben den aus den Donaukastellen bekannten Formen (Fibeln vom Mittellatèneschema, A68b, A69) und allgemein jüngeren Formen (A19b, entwickelte A22, A20, A50/51) auch an beiden Orten Fibeln z. T. in größerer Zahl (Hofheim), die gemeinhin als älter angesehen werden und sich besser mit den Fibelspektren der Lager des Haltern-Horizontes vergleichen lassen als mit den claudisch/neronischen Donaukastellen. Diese Fibelgruppe umfasst neben „klassischen“ Aucissafibeln, Gitterfibel, A241, A19a, A22a und Augenfibel A45b/47 in Hofheim1352 sowie A241 und A2a aus Rheingönheim1353. Es wäre daher zu überprüfen, ob diese Stationen nicht früher gegründet worden sein oder sich dort zumindest bereits ältere Anlage befunden haben könnten1354. Zweifel an der Datierung sind zuletzt auch von anderer Seite geäußert worden, ohne dass letztlich Klarheit geschaffen worden wäre1355. Zu den genannten, in ihrer Nutzungszeit recht gut bekannten römischen Militäranlagen können noch einige weitere sicher datierte Fibelfunde aus Siedlungen angefügt werden, auf die teilweise schon hingewiesen wurde, die aber der Vollständigkeit halber hier noch angeführt werden. Bei den Ausgrabungen in Asberg konnte auch der Inhalt einer Grube aus dem Bereich der Principa des Militärlagers geborgen werden, in der frühe Terra Sigillata, Scherben von Acobechern und eine Münze 1351 Aus Burghöfe sind durch Metallsondengänger inzwischen zahlreiche neue Fibelfunde bekannt geworden. Darunter befinden sich auch mindestens 5 „klassische“ Augenfibeln A45b/47 oder A46/48, die entweder auf eine Nutzung des Areals durch Germanen vor Errichtung des Militärstützpunktes hinweisen (vgl. dazu die germanischen Funde vom Auerberg (G. ULBERT in: Ausgrabungen in Deutschland Teil 1. Monogr. RGZM 1, 1 [Mainz 1975] 429 f. mit Abb. 21, 3) oder aber Hinweise auf die dort stationierte Truppe geben und dann einen früheren Zeitansatz des Lagers erforderlich machen (tiberische Zeit). – Für Hinweise auf die Fibeln bin ich S. Ortisi, München, dankbar. 1352 RITTERLING 1912, Taf. 7, 8. 9; Taf. 8, 81. 85. 88. 91. 92–97; Taf. 9, 191–202; Taf. 10, 239. 1353 ULBERT 1969, Taf. 19, 4. 8–11. 1354 In Rheingönheim wird ein älteres Vorgängerlager vermutet: H. BERNHARD in: H. Cüppers (Hrsg.), Die Römer in Rheinland-Pfalz (Stuttgart 1990) 455 ff. mit Abb. 373. 1355 vgl. dazu Kap. III. B. 1. (Fibel A19a) Anm. 275–276. – Zu dem Aufsatz von B. PFERDEHIRT, Jahrb. RGZM 33, 1986, 221 ff. siehe die Erwiderungen von P. ESCHBAUMER /A. FABER, Fundber. Baden-Württemberg 33, 1986, 223 ff. – K. STROBEL, Münster. Beitr. Ant. Handelsgesch. 6, 1987, 75 ff. – J. K. HAALEBOS/A. W. MEES/M. POLAK, Arch. Korrbl. 21, 1991, 79 ff.

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der älteren Nemausus-Serie mit einer Fibel A22a vergesellschaftet waren1356. Diese Grube scheint mit anderen zeitgleich verfüllt worden zu sein, als die zum Lager III von Asciburgium gehörende Principia erbaut wurde. T. Bechert ordnete die Funde dieser Gruben daher dem zweiten Lager zu, das bis in die ersten Regierungsjahre des Tiberius in Benutzung gewesen sein soll1357. Die Münz- und Keramikfunde aus Komplex 13b entsprechen aber eher denen aus Lagern des Oberaden-Horizontes, so dass zu prüfen bleibt, ob der Grubeninhalt nicht bereits mit dem ältesten, Drususzeitlichen Lager von Asciburgium in Verbindung zu bringen ist1358. Träfe dies zu, so erhielte man den bislang frühesten Nachweis für die Produktion der rheinischen Fibeln A22a‚ weil diese Fibelform in Oberaden selbst, wo allerdings überhaupt nur wenige Fibeln geborgen wurden, bislang nicht vorkommt. Die neueren amerikanisch-luxemburgischen Ausgrabungen auf dem Titelberg haben u. a. eine Stratigraphie erbracht, die nicht nur für die ausgehende Spätlatène-, sondern auch für die frührömische Zeit interessant ist, weil neben Keramik auch Fibeln in diese Schichtenabfolge eingebunden sind1359. Aucissafibel, Hülsenspiralfibel und Fibeln A2a fanden sich in der Schuttschicht über „Light-Brown I“, wobei „Light Brown“ in augusteischer Zeit abgelagert wurde, die darüber liegende Strate „Dark Brown III“ dem 2. und 3. Drittel des 1. nachchristlichen Jahrhunderts zugewiesen wird1360. Präziser kann Keller 8 datiert werden, weil hier Terra Sigillata (Service Ic, Horenkelch des Ateius) und Münzen (jüngste Prägung ist ein 18/2 v. Chr. geprägter As) eine eindeutige Zuweisung ins letzte Jahrzehnt v. Chr. geben, wodurch die vergesellschafteten Fibeln (A241, Aucissa-, Distelfibeln und A2a) einen weiteren sicheren Anhaltspunkt erfahren1361. Napf Haltern 7b mit doppelzeiligem Zentralstempel DIOM-/VIBI aus Arezzo (abgebildet bei BECHERT 1989, 56 Abb. 42, 86). Scherben Service Ic: REICHMANN 1979, 214 Anm. 88 (Grube 13b, Grabung XXIV/1972–73). 1357 BECHERT 1989, 85 ff. mit Abb. 74–76 zur Grabung XXIV/1972–73; ebda. 86 zur Datierung der Grubenverfüllungen. 1358 Weil die Grubenkomplexe noch unveröffentlicht sind, kann nicht überprüft werden, ob der gesamte Inhalt der Grube 13b ausschließlich Oberaden-zeitliches Material enthielt, wie die Angabe bei REICHMANN 1979 aber vermuten lässt. 1359 R. M. ROWLETT/E. SANDER-JØRGENSEN ROWLETT/H. L. THOMAS, Hémecht 26, 1974, 377 ff., bes. Abb. 4. – H. L. THOMAS, Archaeology 28, 1, 1975, 55 ff. – METZLER 1977, 13–116. – E. SANDER-JØRGENSEN ROWLETT/R. M. ROWLETT, Gundestrup and Titelberg. Hikuin 10, 1984, 145 ff. 1360 Hémecht 26, 1977, 379 Abb. 3–4. 1361 METZLER 1977, 59; Münzliste S. 173. Zu den Funden aus diesem Keller gehören mehrere Platten (10, 20, 36, 37, 1356

Eine auswertbare Stratigraphie ist auch in der Siedlung von Cambodunum (Kempten) gegeben, die deshalb von Bedeutung ist, weil in der untersten, in frühtiberische Zeit datierten Schicht eine kräftig-profilierte Fibel A67b gefunden wurde‚ in den claudisch-neronischen Perioden 2 und 3 aber bereits typologische junge Formen A68a und 68b vorkommen1362. Weniger leicht ist es dagegen, die Kleinfunde den einzelnen Besiedlungsphasen auf dem Magdalensberg in Kärnten zuzuordnen. Immerhin liegen dank der Arbeit von G. Kossack einige Hinweise vor, die zumindest zu manchen Fibeln Aussagen ermöglichen. Westlich des Tempels in Bau M wurden Aucissa- und Distelfibeln aus einer münzführenden Schicht geborgen, deren terminus ad quem nach 15 v. Chr. anzusetzen ist. Fibeln der Form A2a traf man in Raum K, Grube III, in spätaugusteisch-frühtiberischen Fundzusammenhängen an, und im Hof des Badegebäudes war eine frühe kräftig-profilierte Fibel A67 (wohl A67a) mit einer 7 v. Chr. geprägten Agrippamünze vergesellschaftet1363. Nicht unwichtig sind auch die Gussformen und Halbfabrikate vom Magdalensberg1364, welche die Herstellung der jüngeren Form A68a an diesem Ort belegen. Weil aber die Siedlung in den vierziger Jahren des 1. Jahrhunderts n. Chr. aufgegeben wurde1365, besitzen die Funde einen terminus ante quem, der anzeigt, dass bereits zuvor solche Fibeln hergestellt worden sein müssen. Bevor noch weitere Hinweise für die absolutchronologische Datierung früher provinzialrömischer Fibeln herangezogen werden, gilt es, bisherige Erkenntnisse zusammenzufassen. Die römischen Militäranlagen nördlich der Alpen haben ein sehr vielfältiges Formenspektrum erbracht, welches über die „Leitform Fibel“ lokale und regionale Unterteilungen zu synchronisieren ermöglicht. Schon in den ältesten Anlagen, die mit den Feldzügen des Drusus verbunden werden können, fanden sich einige Fibeln, die als charakteristisches Formengut des Horizontes III im freien Germanien gelten, was in besonderem Maße aber für die Orte gilt, die in direkter oder indirekter Folge der Varus-Niederlage ihr Ende fanden, deren Fundgut also spätestens im Jahre 9 n. Chr. in den 40, 41, 43, 98, 99) und Näpfe (56, 68, 71, 125), dazu der Horenkelch (89), 14 gallische, vier römische Münzen und elf Fibeln (5, 6, 27, 31, 37, 43, 45, 46, 71, 72, 79). 1362 W. KRÄMER, Cambodunumforschungen 1953-I. Materialh. Bayer. Vorgesch. 9 (Kallmünz 1957) 76; zur Datierung 34 ff. 1363 Zusammengestellt bei KOSSACK 1962, 130 f. Anm. 21– 23 (dort die einzelnen Nachweise). 1364 Carinthia I 148, 1958, 124 ff. – DRESCHER 1973, 58, Abb. 1, 1–7. 1365 G. PICOTTINI in: ANRW II 6 (Berlin/New York 1977) 263 ff. Vgl. auch die Angaben in Kap. III. B. 4. (A67).

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Boden gelangte: A2a, A2b, A19a, A22a, A237a, Augenfibeln vom „Typ Haltern“, auch die eisernen, drahtförmigen Fibeln vom Spätlatèneschema aus Dangstetten, die an geschweifte Fibeln mit unterer Sehne Kostr. N-a erinnern und damit deren frühe Zeitstellung andeuten; aus Siedlungsfunden kann noch die Form A67a hinzugefügt werden. Den Beginn von Horizont III wird man vor allem nach den Funden aus Dangstetten, folglich etwa gegen das Jahr 10 v. Chr. ansetzen dürfen. Von großer Bedeutung für die Frage des Beginns des „klassischen Augenfibelhorizontes“ (Horizont IV) ist schließlich das Augenfibelpaar aus Haltern, das bislang älteste sicher zu datierende. Die nur wenige Jahre später, in der Mitte des 2. Jahrzehnts n. Chr. aufgelassenen Stationen weisen die gleichen Fibelformen auf wie die Oberaden- und Haltern-zeitlichen, doch kommen in Augsburg-Oberhausen mit kräftig-profilierten Fibeln A67b und Doppelknopffibeln A236c neue Varianten hinzu, die in Germanien Horizont IV kennzeichnen. Weil in Augsburg und in Bentumersiel auch jeweils „klassische“ Augenfibeln gefunden wurden, muss der Übergang von Horizont III zu IV spätestens zu einer Zeit eingesetzt haben, als diese Lager noch bestanden, also spätestens um 15 n. Chr., wahrscheinlich etwas früher, wie die Funde aus Haltern andeuten. Das Ende dieses IV. Horizontes und damit verbunden den Beginn des V. zu bestimmen, scheint schwieriger, weil die Befunde nicht so eindeutig sind wie bei den älteren Anlagen. In Velsen, Hofheim, Rheingönheim sowie den Lagern an der Donau sind zahlreiche Fibelformen vertreten, die als typologische Weiterentwicklungen älterer Spangen zu betrachten sind, von denen die kräftig-profilierte Fibel A68a als wichtigste Leitform anzusehen ist. Die Militärstationen sind in spättiberisch- bis frühclaudischer Zeit angelegt worden, also etwa um das Jahr 40 n. Chr., doch deuten die Siedlungsbelege aus Kempten und die Gussformen vom Magdalensberg darauf hin, dass man den Produktionsbeginn der Form A68a noch etwas früher annehmen kann, weil Periode 2 in Kempten sicher schon in tiberischer Zeit beginnt und die Münzreihe der Periode 1 mit Prägungen der Jahre 22/23 n. Chr. endet. Man darf vermuten, dass die Produktion derartiger Fibeln auf dem Magdalensberg bereits einige Zeit vor der Auflassung der Siedlung einsetzte, und man wird deshalb den Beginn des Horizontes V in spättiberischer Zeit bzw. während der Regentschaft des Gaius Caligula etwa gegen 35/40 n. Chr. ansetzen dürfen1366.

Vgl. auch KOSSACK 1962, 128, der die „Lebensdauer“ der Fibel A68 mit „Beginn der vierziger bis in die siebziger Jahre“ angibt. 1366

Das Ende des Fibelmaterials aus Horizont V mit den Zerstörungen des Bataver-Aufstands zu korrelieren, scheint naheliegend, doch muss darauf hingewiesen werden, dass Fibeln wie A68b, die jünger als Horizont V zu datieren sind, bereits in Lagern vorkommen, die mit den Unruhen des Dreikaiserjahres zerstört oder kurze Zeit später aufgegeben wurden. Daraus hat zu folgern, dass Fibelformen eines „Horizonts VI“ noch in neronischer Zeit einsetzen, ohne dass eine präzisere Abgrenzung möglich wäre. Analog zur Dauer der Horizonte III und IV wird man auch für den V. einen Zeitraum von etwa 25 Jahren veranschlagen dürfen, woraus sich ein Ende von Horizont V etwa um 65/70 n. Chr. ergibt. Von diesem Gerüst ausgehend, können Ansatzpunkte zur Datierung auch der älteren Horizonte I und II gewonnen werden. Der „Horizont der geschweiften Fibeln“ (Horizont II) geht dem mit ältestem provinzialrömischem Fundgut (Horizont III) überall in Germanien voraus. Weil es Fundkombinationen mit charakteristischen Fibeln des Horizontes III aber nur selten gibt, in den ältesten Militäranlagen germanisches Material, das ausschließlich mit Horizont II zu verbinden wäre, aber fehlt und zumindest in Oberaden zu erwarten wäre1367, denn im Umland sind frühe Funde in einiger Zahl bekannt1368, wird man daraus folgern dürfen, dass das Ende von Horizont II zeitgleich mit Beginn von Horizont III etwa gegen 10 v. Chr. anzusetzen ist. Dieser Datierungsansatz deckt sich weitgehend mit dem Ende des von A. Haffner vor allem an Funden des Trierer Landes und Luxemburgs herausgestellten „Horizont 5“, dessen Gräber „nicht jünger als 10 v. Chr. sind“1369. Die Zeitbestimmung erfolgte hier über den Vergleich besonders der keramischen Funde aus den reichen Bestattungen von Goeblingen-Nospelt1370 und Wincheringen1371 mit den archäologischen Hinterlassenschaften der ältesten römischen Militäranlagen. Während die relative Abfolge der Nospelter Gräber C/D–A–B unbestritten ist, differieren die „absoluten“ Zeitwerte untereinander1372, von denen aber wiederum 1367 Vgl. z. B. den Lochgürtelhaken aus einer Kochgrube der Lagerzeit in Oberaden: ALBRECHT 1942, 152 Taf. 44, 14. – Dagegen fand sich dort bereits Keramik, die zum WeserRhein-germanischen Spektrum gezählt wird: WILHELMI 1967, 123 f. 1368 Siehe zuletzt GLÜSING 1989, 70 ff., bes. 75 Abb. 47. 1369 HAFFNER 1974, 59 ff., bes. 69. 1370 G. THILL, Hémecht 18, 1966, 483 ff. – DERS., Hémecht 19, 1967, 87 ff.; 199 ff. – METZLER 1984, 87 ff. 1371 H. KOETHE/W. KIMMIG, Trierer Zeitschr. 12, 1937, 44 ff. – Trier. Augustusstadt der Treverer (Mainz 1984) 299 ff. Nr. 148 (10 v. Chr.). 1372 HAFFNER 1974, 69: Grab A „etwa 15 v. Chr.“ ‚ Grab B „nicht später als 10 v. Chr.“. – METZLER 1984, 96: Grab A

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das Ende von „Horizont 5“ und der Beginn des ältesten gallo-römischen Horizontes abhängig sind. Doch ungeachtet dieser feinchronologischen Fragen stimmt neben den Fibeln auch anderes Formengut aus dem „germanischen Horizont II“ und dem treverischen „Horizont 5“ weitgehend überein1373. Durch die Verzahnung dieser beiden Horizonte, deren Inhalte auf methodisch unterschiedlichen Wegen erstellt wurden, kommt ihnen ein hohes Maß an Wahrscheinlichkeit zu. Dass der Wandel zu ältestem römisch beeinflusstem Formen- und Ideengut dabei im Gebiet der Treverer, immerhin seit den Eroberungen Caesars formell Teil des römischen Imperiums, zeitlich früher eingesetzt haben könnte als bei den Germanen, braucht deshalb nicht zu verwundern. Doch scheint von dieser sich zunächst offenbar nur in einigen Prunkgräbern1374 spiegelnden Übernahme römischen Sachguts die ländliche Bevölkerung, wie sie uns beispielhaft im Gräberfeld von Wederath-Belginum entgegentritt1375, zunächst weit weniger betroffen. Hier beginnt der „Romanisierungsprozess“ offenbar erst mit der auch personell verstärkten römischen Durchdringung im Hinterland der Rheinfront, also wohl erst ab dem zweitletzten Jahrzehnt vor Christi Geburt1376. Schließlich kann noch ein weiterer, wenn auch weniger sicherer Befund angefügt werden, der einen Hinweis auf das Ende von Horizont II gibt. Das spätkeltische Oppidum von Altenburg-Rheinau am Hochrhein, nur „noch ins dritte Jahrzehnt“, Grab B kurz nach 20 v. Chr. möglich. 1373 Dies betrifft z. B. Dreikreisplattensporen, die langen, schmalen Lanzen mit kräftigem Mittelgrat, Stangenschildbuckel und flachkonischen Buckel mit großen Nietköpfen, z. T. auch Schwerter mit sporenförmigem Ortband oder Scheiden in opus interrasile-Technik sowie die eisernen Dreiecksmesser (HAFFNER 1974, 65 Abb. 4; 66–73). 1374 Zum Begriff: KOSSACK 1974, 3 ff. – DERS. 1962, 137, der in den Bestatteten aus den Prunkgräbern vom „Lübsow Typ“ die Träger des Kulturwandels von der vorrömischen zur römischen Eisenzeit in Germanien sieht. – Vgl. dazu die Ausführungen oben Kap. V. A. 1375 Einen Überblick gibt HAFFNER 1989. 1376 Zwar setzt HAFFNER 1989, 77 die „Zäsur“ zwischen latène- und römerzeitlicher Nekropole bereits in die Jahre um 20 v. Chr., doch kann einerseits keine Rede von einer „Zäsur“ sein, weil die Belegungen ohne Unterbruch weitergeführt wurden, andererseits das den Romanisierungsprozess anzeigende Metallsachgut (HAFFNER 1974, 66 f. Abb. 5–6) vor allem in Haltern-zeitlichen Lagern vorkommt und kaum ans Ende des 3. Jahrzehnts zurückdatiert werden kann. Die Romanisierung wird verstärkt erst mit der Gründung von Trier zwischen 20/19 und 15/13 v. Chr. eingesetzt haben. Vgl. dazu K. STROBEL, Militär und Bevölkerungsstruktur in den nordwestlichen Provinzen. In: W. Eck/H. Galsterer (Hrsg.), Die römische Stadt in Oberitalien und in den nordwestlichen Provinzen des Römischen Reiches. Kölner Forsch. 4 (Mainz 1991) 51 f.

rund 20 km von Dangstetten entfernt, scheint in Folge der Errichtung des dortigen Lagers aufgelassen worden zu sein1377. Es hat zumindest die Militärstation nicht überdauert, weil Haltern-zeitliches Fundgut bislang nicht bekannt geworden ist. Auch das Fibelspektrum von Altenburg bestätigt diese Annahme, weil provinzialrömische Fibeln gänzlich fehlen, die ja im benachbarten Dangstetten bereits in einiger Variationsbreite vorkommen. Die jüngsten Fibeln des Oppidums sind bronzene geschweifte der Form A18a1378. Man wird daraus folgern dürfen, dass wohl gegen Ende des zweiten Jahrzehnts v. Chr. die Siedlung aufgegeben wurde, noch bevor provinzialrömisches Fibelmaterial dort hingelangen konnte1379. Haben wir somit das Ende des „Horizontes der geschweiften Fibeln“ (Horizont II) spätestens um das Jahr 10 v. Chr. festlegen können, so wird es schwieriger, dessen Beginn zu fixieren, weil eindeutige Synchronisierungsmöglichkeiten mit provinzialrömischem Fundgut kaum mehr gegeben sind, doch gibt es andere Hinweise, die wir nutzen können. Wir bewegen uns in einem Zeitraum, in dem die großen, befestigten keltischen Siedlungen (Oppida) ihre Funktion als zentrale Orte verloren hatten und manche offenbar sogar bereits ganz aufgegeben waren, denn Fundgut, das dem Horizont II zugewiesen werden kann, findet sich in diesen Befestigungen nur wenig1380. Dieser Zeitraum der geschweiften Fibeln (Horizont II) entspricht der Stufe Latène D2, wie sie von W. Krämer am frühgermanischen Material Süddeutschlands im direkten Vergleich zum Oppidum von Manching definiert worden ist1381. Weil aber Formengut, das zu unserem Horizont I gehört, in F. FISCHER, Germania 44, 1966, 311 f. – DERS., Arch. Korrbl. 4, 1974, 157. – FINGERLIN 1970/71, 231 f. – R. FELLMANN in: DERS./W. Drack, Die Römer in der Schweiz (Stuttgart 1988) 29. 1378 MAUTE 1991, 393 ff. Abb. 1–2. 1379 Auch dieser Befund aus Altenburg-Rheinau spricht dafür, das Ende der Latènezeit eher um das Jahr 10 v. Chr. anzunehmen als bereits um oder vor 20 v. Chr. Die Fibelspektren von Altenburg und dem Trierer Land besitzen jedenfalls zahlreiche Gemeinsamkeiten, aus denen ein zeitlicher Unterschied von mindestens 10 Jahren nicht ersichtlich wird. 1380 Dass die Auflassung der befestigten Höhensiedlungen des Mittelgebirgsraums und der süddeutschen/böhmischen Oppida nicht als einheitlicher Prozess zu werten ist, sondern mit zeitlicher Tiefe gestaffelt zu betrachten ist, wurde bereits verschiedentlich betont: GLÜSING 1964/65, 8; 19 f. – PESCHEL 1978, 87 ff., bes. 91 f. 1381 W. KRÄMER, Germania 40, 1962, 304 ff. – Zum Stand der Diskussion zur Spätlatènezeit: A. MIRON, Trierer Zeitschr. 49, 1986, 151 ff. – DERS. 1991, 151 ff. – OESTERWIND 1989, 36 ff.; 164 ff. – FISCHER 1988, 235 ff. – Die Problematik ist zuletzt treffend von GEBHARD 1991, 100 ff. skizziert worden. 1377

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Manching wie in anderen Oppida z. T. in größerer Anzahl vorkommt, ist die Datierung des Beginns von Horizont II eng mit deren Siedelende, speziell dem Manchings, verbunden. Geht man von den Zeiträumen aus, welche die Horizonte III–V ausfüllen, so wird man auch für die beiden älteren etwa 25 bis 30 Jahre veranschlagen dürfen, was etwa einer Generation entspricht. Danach wäre der Beginn unserer Horizontes II und damit auch des Abschnitts Latène D2 um 40/35 v. Chr. anzusetzen, ein Zeitraum, den auch R. Gebhard nach der Bearbeitung des Fibelmaterials aus Manching für den Wechsel von Latène D1b zu Latène D2 angenommen hat1382.

Immerhin soll damit auch angedeutet werden, dass der Beginn der Spätlatènezeit östlich des Rheins und nördlich der Mittelgebirge wohl doch nicht so früh liegt, wie mitunter angenommen1384 und kaum vor dem letzten Jahrhundert v. Chr. eingesetzt haben wird1385. Vielleicht, doch das bleibt hypothetisch, waren die Auswirkungen der Kimbernzüge im weitesten Sinne so bedeutsam, dass sie im Norden den Wechsel zur Spätlatènezeit auszulösen vermochten.

Auf der Grundlage der angewendeten Generationenrechnung müsste man den Beginn von Horizont I um weitere 30 Jahre zurückverlegen, käme also etwa in das Jahr 70 v. Chr., was letztlich nichts weiter als eine abstrakte Zahl in einem historisch weitgehend „leeren“ Raum darstellt, weil weder eindeutige schriftliche Nachrichten noch direkte Anknüpfungspunkte an die antiken Hochkulturen möglich sind. Zudem besitzt „Horizont I“ weniger ein in sich geschlossenes Fundgut, sondern vereinigt ältere wie jüngere Formen, denen letztlich gemeinsam ist, dass sie alle eindeutig vor den geschweiften Fibeln in der Tracht weiter Regionen Mittel-, Nord- und Osteuropas verwendet worden sind1383.

1382 GEBHARD 1991, 104: „um 40 v. Chr.“. Die hier gewählte Datierung stimmt nicht mit der im Trierer Land angewendeten überein, wo der Abschnitt Lt D2 von HAFFNER 1989, 71 mit 70–20 v. Chr., von A. MIRON in: HAFFNER 1989, 221 mit 85–25 v. Chr. angegeben wird, von MIRON 1991 dann mit 60–20 v. Chr. und von REICHMANN 1979, 181 mit 75–25 v. Chr. angesetzt wird. Dass es sich dabei aber prinzipiell um ein methodisches Problem der Benennung der einzelnen Stufen handelt, das mit der unterschiedlichen Datierung des Endes von Manching verbunden ist, hat R. Gebhard klar herausgestellt. 1383 Den überwiegenden Teil der Formen aus Horizont I wird man analog zu den keltischen Gebieten in Süddeutschland und der Schweiz mit dem Abschnitt Lt D1b synchronisieren dürfen, wobei allerdings nördlich der Mittelgebirge die geknickte Fibel als wichtigste Leitform die im Süden dominierende Schüsselfibel und A65 ersetzt. Diesem Horizont der geknickten Fibeln geht Formengut voraus (dem süddeutschen Lt D1a entsprechend, doch weitgehend ohne Nauheimer Fibeln), das durch Fibeln vom Mittellatèneschema gekennzeichnet wird. Damit werden die Stufen anders gewertet als bei HACHMANN 1960, weil seine späte Mittelphase mit einem Teil der Spätphase zusammengefaßt wurde (Horizont II), der jüngere Teil der Spätphase aber bereits in den ältesten gallo-römischen Horizont (III) gehört.

Vgl. z. B. DĄBROWSKA 1988B, 53 ff., die den Beginn der jüngeren vorrömischen Eisenzeit in Polen bereits Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. beginnen lassen möchte, den Horizont der geknickten Fibeln (ihre Periode A2) „von den ersten Jahrzehnten der zweiten Hälfte des 2. Jhdt. v. u. Z. ungefähr bis Mitte des 1. Jhdt.“ ansetzten möchte (DIES. 1988, 324). 1385 Die „absolute“ Chronologie der vorrömischen Eisenzeit nördlich der Mittelgebirge bereitet noch immer Schwierigkeiten, was nicht nur für den Übergang zur jüngsten Stufe, sondern auch für den Beginn der Eisenzeit im Norden zutrifft. Vgl. etwa A. LORENZEN/U. STEFFGEN, Bemerkungen zu Leitformen der älteren vorrömischen Eisenzeit nördlich der Mittelgebirge. Germania 68, 1990, 483 ff., bes. 504. Hiernach wurde frühes Jastorf mit einem späten Abschnitt der süddeutschen Frühlatènekultur (Lt B) zu parallelisieren sein, was natürlich nicht ohne Folgen auch für die Datierung der nachfolgenden eisenzeitlichen Stufen im Norden bleiben kann und unseren Überlegungen zu einem eher spät anzusetzenden Beginn der jüngeren vorrömischen Eisenzeit um 100 v. Chr. entgegenkommen würde. Vgl. auch R. GEBHARD, Der Glasschmuck aus dem Oppidum von Manching. Ausgr. Manching 11 (Stuttgart 1989) 118 ff. (Beginn der Spätlatènezeit um 125/115 v. Chr.). 1384

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

V.

Ausgewählte Fundgruppen

Veränderungen in der Sachkultur bedeuten noch nicht kulturellen Wandel. Den Kern jeder Kultur bilden Werte und Vorstellungen, also geistige Phänomene, die wiederum materielle Neuerungen bedingen und den qualitativen Charakter der Änderungen bestimmen. Über die erhaltene Dingwelt gilt es, sich diesen geistigen Phänomenen zu nähern. Das und wie sich Sachgut wandelte, konnte in den vorangegangenen Kapiteln gezeigt werden. Antworten auf die Fragen aber, warum es zu diesen Veränderungen kam, wer den Wandel einleitete und sein primärer Auslöser oder Träger war, vermögen wir dagegen kaum zu geben. Die Rolle schöpferischer Einzelpersönlichkeiten wird letztlich entscheidend für Entstehung und Ausbildung bestimmter Gegenstände und Ideen sein, was nicht zuletzt ethnologische Überlieferung zu vermuten nahe legt1386, doch das Individuum vermögen wir in vorgeschichtlichen Zeiten in aller Regel nicht zu erfassen1387. Wir erkennen nur die Dynamik der Veränderungen und können uns fragen, von wo Anregungen ausgingen, wo und wie sie aufgenommen wurden, welche Bedeutung sie für die Menschen hatten oder ihnen zuwuchs und wie sie schließlich deren Leben prägen oder verändern konnten. Wir haben Beispiele aus unterschiedlichen germanischen Lebensbereichen ausgewählt, bei denen sich deutliche Wandlungen in den Jahrzehnten um Christi Geburt erkennen lassen und versucht, dem Sinngehalt dieser Änderungen nahe zu kommen.

A. Bewaffnung – Überlegungen zu Waffenopfer und Waffenbeigaben Schon mit den ersten ausführlicheren Beschreibungen der Germanen in der antiken Literatur wird auch deren kriegerische Lebenswelt betont: „vita omnis in venationibus atque in studiis rei militaris consistit“. So bringt Caesar germanische Lebensführung auf eine kurze Formel1388, die ganz dem antiken Urteil über Barbaren entsprach, wie sie bereits von Aristoteles in seiner πολιτιkα formuliert worden war1389. Sucht man im archäologischen Fundstoff aber nach der zugehörigen Bewaffnung, um das den Germanen zugewiesene antike Bild der kriegerischen Lebensart, des ungestümen Mutes und der wild entschlossenen Kampfeslust1390 auch dinglich belegen zu können, so stößt man sehr schnell an Grenzen. Zur Zeit Caesars (Horizont I) war die Beigabe von Kriegsgerät, also die dingliche Darstellung des Mannes als Krieger im Grabbrauchtum, nur bei wenigen germanischen Stämmen des östlichen Mitteleuropa üblich1391; in den anderen Teilen der germanischen Welt war diese Form der Totenausstattung dagegen noch weitgehend unbekannt1392. Mit dem Vordringen von Trägern der Przeworsk-Kultur nach Mitteldeutschland (südlich des Havelbogens), deren Hinterlassenschaft sich im keramischen Formengut ebenso abzeichnet1393 wie im Festhalten an ihrer Bestattungssitte des Brandgrubengrabes mit Waffenbeigabe1394, lassen sich dort Anre-

CAESAR, bell. gall. VI 21, 3. – CICERO, De provinciis consularibus oratio 33. 1389 ARISTOTELES, πολιτικα 7, 2; vgl. auch ηθικα Ευδηµεια 3, 1. 1390 Vgl. z. B. STRABON, geogr. 7, 1, 2. – PHILON, somn. 2, 17, 121 f. – POMPONIUS MELA 3, 26. – SENECA, ira 1, 11, 2 f. – PSEUDO QUINTILIANUS 3, 4. 1391 HACHMANN 1956/57, 57. – DĄBROWSKA 1988A, 191 ff. – DIES. 1988, Tab. 13. 1392 SCHULTZE 1986, 96 Abb. 2 (Waffengräber Stufe A1 [1. Jahrhundert v. Chr.–30 v. Chr.]; entspricht zumindest teilweise unserem Horizont I). – DIES. 1988, 113 Abb. 1. 1393 PESCHEL 1977, 261 ff.; 269 Abb. 2. – DERS. 1978, 57 Abb. 3. – Zuletzt DERS., Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 72, 1989, 52 Abb. 5; 54 ff. 1394 PESCHEL 1977, 270 Abb. 3. – DERS., Die Sueben in Ethnographie und Archäologie. Klio 60, 1978, 295 ff. Abb. 2. – DERS. 1978, 59 ff. – DĄBROWSKA 1988A, 192 Abb. 1. 1388

Vgl. z. B. die Bedeutung des Zuluhäuptlings Chaka (1787–1827) für die Veränderung der südafrikanischen Kriegsweise und Gesellschaftsgliederung (MÜHLMANN 1964, 155). Grundlegendes über die Möglichkeiten, die durch individuelle Anregungen gegeben werden können, zeigt TH. BARGATZKY am Beispiel der Südseeinsel Hawai (Die Rolle des Fremden beim Kulturwandel. Hamburger Reihe Kultur- u. Sprachwiss. 12 [Hamburg 1978]). 1387 K. J. NARR, Das Individuum in der Urgeschichte. Saeculum 23, 1972, 252–265. – DERS., Handbuch der Urgeschichte. Bd. 2: Jüngere Steinzeit und Steinkupferzeit (Bern/ München 1975) 27. 1386

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gungen in der materiellen Kultur1395 wie im ideellen Bereich nachzeichnen. Dazu zählt auch die Übernahme der Kriegsgerätbeigabe bei den Elbgermanen, wie sie im „Horizont der geschweiften Fibeln“ (Horizont II) allgemein üblich geworden war1396. Weniger deutlich zeichnen sich die ostgermanischen Anregungen im Gebiet nördlich des Havelbogens sowie an der Niederelbe ab, weil hier frühe Waffengräber selten geblieben sind und auch fremde Keramik nur ausnahmsweise vorkommt1397, doch deuten Elemente der einheimischen Tonware1398 ebenso Anregungen von außen an wie vereinzelte einschneidige Hiebschwerter an der Niederelbe1399. Zudem sind vom Mittelelb-Saale-Gebiet – durch ethnische Vermischung und gegenseitige Durchdringung zwischen „Ostgermanen“, Elbgermanen und überschichteten, der keltischen Sachkultur nahe stehenden Bevölkerungsgruppen zum vielfältigen frühgermanischen „Innovationsgebiet“ geworden – Anregungen auch nach Norden ausgegangen, was die Verbreitung bestimmter Waffen- oder Sporenformen anzunehmen nahe legt1400. Dass die Idee der Waffenbeigabe wohl erst den Umweg über das südliche Mitteldeutschland nahm, um allgemeine Aufnahme zu finden, könnte das gegenüber dem Süden verspätete Einsetzen dieser Sitte erklären1401. Fand die Vorstellung des bewaffneten Kriegers im Grab bei den Elbgermanen, durch östliche Anregung vermittelt, relativ schnell Aufnahme und wurde mit deren weitem Ausgreifen auch nach Süden und

Dies betrifft wohl die Randfacettierung, X-Henkel und Mäandermuster (PESCHEL 1977, 268. – DERS. 1978, 58). 1396 VÖLLING 1995, 51 Karte 8 (Horizonte II und III). – Mit anderer zeitlicher Tiefe (30 v. Chr.–30 n. Chr.) SCHULTZE 1986, 97 Abb. 3. – DIES. 1988, 118 Abb. 5. 1397 PESCHEL 1978, 68 mit Anm. 215. – SCHULTZE 1986, 96 Abb. 2. – DIES. 1988, 113 Abb. 1 (Netzeband, Kr. Greifswald; Teschenhagen, Kr. Rügen; Remplin, Kr. Malchin; Vehlow und Demerthin, Kr. Kyritz; Berlin-Karow). 1398 W.-D. ASMUS, Mitt. Vorgesch. Seminar Greifswald 11/12, 1940, 142 ff. 1399 Dies lässt zumindest die Verbreitung derartiger Waffen im 1. Jahrhundert v. Chr. vermuten, die ihren Schwerpunkt im Bereich der Oksywie-Kultur haben und möglicherweise andeuten, dass nicht alleine nur Träger der PrzeworskKultur für die Verbreitung der Waffenbeigabensitte verantwortlich waren. Vgl. WOŁAGIEWICZ 1963, 9 ff. Abb. 4. – A. LEUBE in: GERMANEN I, 350 Abb. 90. – HACHMANN 1956/57, Taf. 9 Karte 10. 1400 Vgl. unten Kap. IV. A. 1. (Schwerter) und 3. (Sporen). 1401 Dies zeigt sich z. B. in der großen Zahl an Waffengräbern von Schkopau oder Großromstedt im Vergleich mit Harsefeld, Wiebendorf oder anderen niederelbischen Gräberfeldern (siehe oben Kap. II. 1. H.). 1395

Westen verbreitet1402, so ist die Sitte von den WeserRhein-Germanen nicht adaptiert worden, obschon auch sie durch expandierende elbgermanische Verbände mit dieser Jenseitsvorstellung konfrontiert worden sind1403. Im Norden des Kontinents sowie in Skandinavien fand die Waffenbeigabe dagegen rasch Aufnahme, wobei die Verbindungen über den Seeweg zwischen Weichselmündung, Bornholm, den schwedischen Inseln und Nordjütland erfolgt sein dürften1404, ohne dass man deshalb Bevölkerungsbewegungen anzunehmen hätte1405. Dass zumindest für Dänemark auch das elbgermanische Gebiet bei der Verbreitung von Waffenformen – und damit verbunden vielleicht auch der Beigabensitte – eine Mittlerrolle einnahm, deutet die Verteilung der „mittelgermanischen“ Schwerter und der Schildschmuckscheiben an1406. Wenn somit das Aufkommen und die Weiterverbreitung der Waffenbeigabensitte in zeitlicher wie geographischer Tiefe recht eindeutig erklärbar erscheinen, gilt es doch, auch auf den ideellen Gehalt dieses Brauches einzugehen. Die in den Gräbern sich ausdrückende scheinbare „Waffenlosigkeit“ weiter Teile Germaniens in der jüngeren vorrömischen Eisenzeit steht nicht nur im Widerspruch zu den eingangs kurz gestreiften antiken Schriftquellen, sondern wird auch durch einige Opferfunde widerlegt, die starke kriegerische Komponenten erkennen lassen. Dieser Brauch der Deponierung von Kriegsgerät kann bislang vor allem in Dänemark und Mecklenburg nachgewiesen werden; ob hier regional begrenzte Opferpraktiken vorliegen oder sich der erhaltene 1402 Böhmen, Mainfranken, Oberrhein, Lippegebiet und Niederrhein: VÖLLING 1995, 51 Karte 8. – PESCHEL 1991, 149 ff. mit Abb. 9. 1403 Besonders deutlich wird dies in Westfalen und am Niederrhein, weniger klar im hessischen Bergland und in Mainfranken: GLÜSING 1989, 70 ff. Abb. 47. – REICHMANN 1979, 186 ff.; 446 ff. Liste 2 zu Karte 8. – C. REDLICH, Westfälische Forsch. 12, 1959, 161 ff. – Mit etwas anderer Begründung BEHAGHEL 1943, 127 ff. – VÖLLING 1995, 78 ff. – ROSENSTOCK/WAMSER 1989, 43 ff. 1404 Vgl. die Verbreitung der Waffengräber (DĄBROWSKA 1988A, 192 Abb. 1), der einschneidigen Hiebschwerter (Anm. 14) oder der Przeworsk-Keramik nahe stehenden Tonware (DĄBROWSKA 1988A, 201 Abb. 4). 1405 DĄBROWSKA 1988A, 206 nimmt eine „Ausdehnung der Przeworsk-Kultur bis auf die Jütische Halbinsel“ an und bringt die entsprechenden Funde des westlichen Ostseegebietes mit Wanderungen der Bastarnen in Verbindung; vgl. DIES. 1988, 157 Karte 20; 167–175. – Siehe dazu aber J. MARTENS, Journal Danish Arch. 8, 1989 (1991) 234 f. sowie BECKER 1980, 54 ff., bes. 61 f. mit Betonung der einheimischen Entwicklung. Auf diesen Widerspruch hat auch HACHMANN 1990, 869 hingewiesen. 1406 Vgl. unten Kap. III. A. 1. (Schwerter) und 2. (Schildschmuckscheiben).

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Denkmälerbestand als Trugspiegel erweist, lässt sich nicht klären, doch soll am Beispiel der Funde und Befunde aus dem westlichen Ostseegebiet versucht werden, Zusammenhänge zwischen Waffenopfer und Waffenbeigabe zu illustrieren1407. Bekanntestes Beispiel ist der Hjortspringfund von Alsen1408, auch wenn dessen präzise zeitliche Einordnung Schwierigkeiten bereitet. Eine 14C-Bestimmung zweier Holzobjekte dieses Fundes deutet auf eine Niederlegung um 350 v. Chr.1409, was mit der Zeitstellung einiger Fundstücke übereinstimmen kann1410, doch wird man angesichts der mit dieser Datierungsmethode verbundenen Unsicherheiten1411 auch die archäologisch begründeten Argumente R. Hachmanns zu bedenken haben, wonach die Niederlegung spätestens erfolgte, bevor Fibeln die älteren Nadeln als Gewandzubehör abgelöst hatten, was im westlichen Ostseegebiet mit der Übernahme der geknickten Fibeln erreicht war1412. Bewegen wir uns bezüglich der

1407 Diese Zusammenhänge können hier nur exemplarisch an einigen Beispielen aufgezeigt werden. Eine systematische Durchsicht der sog. „Einzelfunde“ und Flussfunde würde die Grundlage sicher verbreitern und das Waffenopfer vielleicht auch für andere Gebiete erschließen können. 1408 ROSENBERG 1937. – C. J. BECKER, Acta Arch. (København) 19, 1948, 145 ff. – BRØNDSTED 1963, 31–41. – KAUL 1988. 1409 KAUL 1988, 91. 1410 Die „obere Grenze“ für die Zeitstellung der Deponierung des Fundes schien durch die Hjortspring-Schilde gesichert, die nach W. Krämers Untersuchungen auf keltische Vorbilder zurückzuführen, aber nicht vor das 3. Jahrhundert v. Chr. zu datieren sind (W. KRÄMER, Prähist. Zeitschr. 34/35, 1. H., 1949/50, 354 ff.). Inzwischen sind jedoch einige frühlatènezeitliche Schildfunde mit entsprechenden Spindelbuckeln bekannt geworden („Form Holubice“), die eine Korrektur nach „oben“ notwendig erscheinen lassen (BOCKIUS 1989, 274 ff. Abb. 5). Auch das schmale Stichschwert dieses Fundes (ROSENBERG 1937, 41 Abb. 24, 517), das K. Raddatz mit einer Waffe aus Schwelbeck, Kr. Oldenburg, verglich (K. RADDATZ, Offa 16, 1957/58, 47 ff.) und auf Verbindungen zu einem Schwert aus Horath, Hügelgrab 36, verwies (W. KIMMIG in: E. Sprockhoff (Hrsg.), Marburger Studien [Darmstadt 1938] 125 f. Taf. 58, 1. 2. – A. HAFFNER, Die westliche HunsrückEifel-Kultur. Röm.-Germ. Forsch. 36 [Mainz 1976] 237 Taf. 29, 2), scheint von frühhellenistischen säbelartigen Schwertern des Mittelmeerraumes abgeleitet werden zu können (BOCKIUS 1989, 277 f. mit Anm. 39: Fund von Pletena, Bez. Blagoevgrad). 1411 Vgl. die grundsätzlichen Einwände bei G. KOSSACK/H. KÜSTER, Germania 69, 1991, 433 ff. Es bleibt bei der 14CBestimmung ungewiss, ob es sich dabei nicht auch um alte Hölzer handeln könnte. 1412 HACHMANN 1960, 184 ff., bes. 196. – Vgl. aber die Datierung in die mittlere vorrömische Eisenzeit bei K. RADDATZ, Die Bewaffnung der vorrömischen Eisenzeit.

Zeitstellung dieses Hortes auf unsicherem Boden, so spiegelt der Fund doch vorrömische Bewaffnung wieder, wie sie sonst weder aus Schriftquellen noch aus Grabfunden zu rekonstruieren wäre. Trifft die Deutung des Gesamtfundes als einmalige Opferung von Kriegsbeute zu1413, was nicht der einzige Interpretationsansatz ist, weil einzelne oder mehrere Krieger – auch über einen längeren Zeitraum hinweg – ihre eigene Ausrüstung geweiht haben können, so wird man mit einer kleinen Streitmacht von etwa 65 Kriegern rechnen dürfen, deren Hauptbewaffnung – wie auch noch Jahrhunderte später – aus Lanze und Schild bestand. Jeder dritte trug zudem einen Kettenpanzer und nur jeder sechste eine einschneidige Stichwaffe1414. Weitere Weihegaben waren ein für etwa 22–24 Personen taugliches Boot sowie unterschiedliche Holzgefäße und Werkzeuge, die als Schiffszubehör sinnvoll Verwendung finden konnten1415. Die Opferung von Fremdstücken wie die aus keltischen Werkstätten stammenden Kettenhemden und das vermutlich aus Südosteuropa importierte schmale Schwert bekräftigen den besonderen sakralen Bezug dieses Fundes, weil derartige Gegenstände nicht nur als Beute emotional besetzt waren, sondern auch als materiell wertvoll gegolten haben müssen1416. Die rituelle Zerstörung und Unbrauchbarmachung vieler Objekte, besonders aber das Auseinanderreißen der Kettenhemden, tritt ebenso bei den jüngerkaiserzeitlichen Mooropfern auf1417, lässt sich aber auch bei den frühgermanischen Waffenbeigaben in Brandgräbern Nachr. Akad. Wiss. Göttingen I, Phil.-Hist. Kl. 1966, Nr. 11 (Göttingen 1967) 427 ff., bes. 436 ff. – DERS. 1985, 289 f. 1413 HACHMANN 1960, 184. – BRØNDSTED 1963, 38; 41. – KAUL 1988, 89. – Voraussetzung ist allerdings, den Fund als „geschlossen“ anzunehmen, woran auch kaum gezweifelt wurde (vgl. aber E. PETERSEN, Prähist. Zeitschr. 28/29, 1937/38, 453). 1414 Zahlenangaben nach RADDATZ 1985, 293: 169 Lanzenspitzen, davon 31 aus Geweih, 65 Schilde, 11 Schwerter, 20–24 Kettenpanzer. – Etwas andere Zahlen bei BRØNDSTED 1963, 35. 1415 Dies gilt für diverse Schöpfgefäße, das Nähzubehör einschließlich Spindel und Wirtel (?) sowie den Holzhammer; diese Gegenstände sind vor allem bei einer Reparatur notwendig. 1416 Zum besonderen Stellenwert der Objekte siehe Anm. 25 (Schwert); zu den Kettenpanzern RADDATZ 1985, 292. 1417 Vgl. die Überblicke zu den jüngerkaiserzeitlichen Mooropfern bei FABECH 1989. – L. LANSTRUP, Mosefund af hærudstyr fra jernalderen. Fra Stamme til Stat i Danmark 1. Jernalderens stammesamfund. Jysk Ark. Selskabs Skrifter 22 (Aarhus 1988) 93–100. – U. E. HAGBERG, The Scandinavian Votive Deposits of Weapons and Jewellery in the Roman Iron Age and Migration Period. Boreas 15, 1987, 77–82. – H. GEISLINGER, Horte als Geschichtsquelle dargestellt an den völkerwanderungs- und merowingerzeitlichen Funden des südwestlichen Ostseeraumes. OffaBücher 19 (Neumünster 1967).

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belegen1418 und wird zudem in antiken Quellen beschrieben1419. Neben der Kenntnis vorrömischer Waffenformen lässt sich aus deren unterschiedlicher Zusammensetzung eine militärische Gliederung innerhalb des Verbandes ablesen, die vielleicht auch als Hinweis auf beginnende soziale Differenzierung gewertet werden kann, die sonst aus den Grabfunden jener Zeit nicht zu erschließen ist1420. Die herausragende Bedeutung der Lanze bzw. des Speeres in der eisenzeitlichen Bewaffnung wird auch bei einer Reihe anderer Opferfunde der vorrömischen Eisenzeit deutlich1421, wobei hier die Datierung der einzelnen Befunde wiederum schwierig bleibt. An den Übergang von jüngerer Bronzezeit zu älterer vorrömischer Eisenzeit scheint der Befund von Passentin zu datieren, wo 51 eiserne Lanzenspitzen an einem Seeufer deponiert wurden. Weitere Lanzenhorte im Bereich der westlichen Ostsee, auch mit Spitzen aus Bein, stammen aus Pommern (Nosibądy1422 und Niemierzyn1423), Bosau-Wöbs in Schleswig-Holstein1424, Balsmyr(?) auf Bornholm1425, Tidavad in Westschweden1426‚ Stenlose in Ostseeland1427 und Moderupgård im nördlichen Fünen1428. Einzelne Knochenspitzen aus mecklenburgischen Flüssen ver-

1418 JAHN 1916, 16 ff. (bezüglich der Germanen vielleicht zu sehr den praktischen Nutzen betonend). – Zur religionsgeschichtlichen Bedeutung der rituellen Zerstörung siehe B. GLADIGOW, Frühmittelalterl. Stud. 18, 1984, 38 (keine profane Nutzung mehr möglich; der Gegenüber kann die Gabe nicht ablehnen). 1419 CAESAR, bell. Gall. VI 17, 3. – OROSIUS V 16, 5 f. (Kimbern). – TACITUS, ann. XIII 57, 2 (58 n. Chr.; Auseinandersetzung zwischen Chatten und Hermunduren). 1420 Vgl. auch KAUL 1988, 91. 1421 Zusammengestellt bei SCHOKNECHT 1973, 169 Abb. 8 (Verbreitungskarte). – Vgl. auch KAUL 1988, 92. 1422 Ehem. Naseband, Kr. Neustettin: fünf eiserne Lanzenspitzen: JAHN 1916, 50. – SCHOKNECHT 1973, 164. 1423 Ehem. Nemmin, Kr. Schivelbein: elf Eisen- und sechs Bronzespitzen unter einem Stein deponiert: JAHN 1916, 5. – SCHOKNECHT 1973, 164. 1424 Sieben eiserne Lanzenspitzen: J. MESTORF, 44. Ber. Schleswig-Holstein. Mus. Vaterländischer Altertümer (Kiel 1907) 3 f. – SCHOKNECHT 1973, 164 f. – Vgl. auch W. GEBERS in: H. Hinz (Hrsg.), Bosau II (Neumünster 1977) 19 f. Abb. 2. 1425 Zwei Lanzenspitzen; Datierung nicht sicher, weil in einem Moor neben Funden der Spätbronzezeit auch völkerwanderungszeitliche Objekte geborgen wurden: SCHOKNECHT 1973, 165. 1426 17 eiserne Spitzen: Fornvännen 10, 1915, 36. – SCHOKNECHT 1973, 165. 1427 KAUL 1988, 92: 13 Beinspitzen aus einem kleinen Moor. 1428 KAUL 1988, 92: 15 Beinspitzen aus einem Moor; ursprünglich (1850) sollen etwa 300 solche Spitzen dort gefunden worden sein.

dichten das Fundbild weiter1429. Aus Brandenburg lassen sich die Knochenspitzenfunde aus Lichterfelde und Pritzerbe1430 anführen, die zeigen können, dass der Brauch des Waffenopfers nicht auf den Ostseerand begrenzt war1431. In die Reihe der vorrömischen Waffenopfer wird man auch die Moorfunde von Vædebro in Ostjütland aufnehmen dürfen. Hier wurden neben zwei Lanzenspitzen, einem Pfeilschaft und einem rot bemaltem Holzschild, der den Hjortspringschilden weitgehend entspricht, auch viele Menschenknochen und -schädel (von etwa 20 Personen) sowie Tongefäße gefunden1432. Vielfältiger in der Zusammensetzung der Weihegaben – und damit dem Hjortspringfund ähnlich – ist der Mooropferplatz von Krogsbølle im nördlichen Fünen1433. 24 eiserne Lanzen–/Speerspitzen, 19 aus Bein, sechs einschneidige Schwerter und ein zweischneidiges sowie ein gelochter Eberzahn und ein schwerer Eisenhammer1434 lagen in einem 80 bis 120 cm breiten Streifen nördlich eines Weges. Den Befund wird man als Opferplatz deuten können, wo nach bestimmten Vorschriften die Weihegaben vom Weg aus nach Norden ins Moor geworfen wurden1435. Im Unterschied zum Hjortspringfund dürfte es sich jedoch in Krogsbølle eher um Individualopfer handeln als um die Niederlegung einer Kriegsbeute. Sollte das einzige zweischneidige Schwert aus keltischen Gebie-

LAMPE 1973, 256 Abb. 3 f.: Recknitz bei Damgarten; 258: Demmin, Görke, Janow, Kagenow, Zibühl. 1430 SEYER 1982, 85. – Jeweils eine Spitze, in Lichterfelde aus einem Moor, in Pritzerbe aus einem See. Zu letzterem Fundort auch K. RADDATZ, Offa 13, 1954, 66 f. 1431 SCHOKNECHT 1982 mit weiteren Belegen auch aus anderen Regionen. 1432 KAUL 1988, 92. 1433 H. KJÆR, Aarb. Nordisk Oldkde. og Hist. 16, 1901, 41– 54. – C. J. BECKER, Acta Arch. (København) 19, 1948, 167 ff. Abb. 17–19. – Zur Datierung: HACHMANN 1960, 189 ff.: mittlere oder jüngere vorrömische Eisenzeit; zum datierenden Schwert bes. 190. Das zweischneidige Schwert ähnelt vor allem wegen des Griffangelabschlusses den Spätlatèneschwertern der Przeworsk-Kultur Typ I/1 (M. BIBORSKI, Mat. Arch. Kraków 18, 1978, 58 Abb. 1), die vor allem für die ausgehende vorrömische Eisenzeit typisch zu sein scheinen (DĄBROWSKA 1988, 26 Taf. 5, 67–68 [Phase A 3]), besaß aber eine sanft geschwungene Parierstange, wie sie vor allem keltischen Mittellatèneschwertern eigen ist. 1434 Es fällt auf, dass Hämmer bzw. Keulen aus Holz oder aus Eisen häufiger an Opferplätzen vorkommen: Hjortspring, Krogsbølle, Oberdorla (G. BEHM-BLANCKE in: GERMANEN I, 383 Taf. 55) und auch im Moor gefunden wurden: Wiesmoor, Kr. Aurich; Oltmannsfehn, Kr. Leer (R. MAIER, Neue Ausgr. u. Funde Niedersachsen 7, 1972, 101 ff.). 1435 So H. GEISLINGER in: JANKUHN 1970, 211 u. Anm. 39. 1429

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ten stammen1436, so wäre auch hier ein außergewöhnliches Fremdstück unter den Gaben vertreten. Weihung eines exotischen Fremdgutes liegt schließlich auch im Mooropferfund von Schwelbeck, Kr. Oldenburg, in Holstein vor, wo neben Tierknochen ein dem Hjortspringfund vergleichbares südosteuropäisches(?) Stichschwert gefunden wurde1437. Ähnlich wie in Krogsbølle wird es sich in Schwelbeck wieder um ein Individualopfer handeln. Diese Befunde unterschiedlicher Zeitstellung aus der vorrömischen Eisenzeit zeigen die auf andere Weise kaum überlieferte Bewaffnung jener Zeit. Als religionsgeschichtliche Quellen deuten sie darüber hinaus Opferpraktiken und Weiheverständnis an, das Jahrhunderte später in ganz ähnlicher Form erneut in der dinglichen Überlieferung archäologisch fassbar wird, ohne dass die zeitliche Lücke bislang durch entsprechende Funde gefüllt werden könnte. Die rituelle Zerstörung der Weihegaben verbindet den Opferbrauch jedoch mit dem zwischenzeitlich praktizierten Totenbrauch, so dass hier vielleicht das Bindeglied zwischen den großen, gemeinschaftlichen Waffenopfern zu finden sein kann. Die Deutung der Opferfunde aus vorrömischer Zeit bleibt angesichts fehlender schriftlicher Überlieferung überaus schwierig, doch können vielleicht Interpretationsansätze mit Hilfe jüngerer Belege aufgezeigt werden. Bei den eisenzeitlichen Waffenweihungen fällt die überragende Stellung der Lanzen- bzw. Speerspitzen auf. Neben den nur aus diesen Spitzen bestehenden Depots überwiegen die Fernwaffen auch in den gemischten Niederlegungen. Das Schwert scheint nicht nur in der Kriegsausrüstung, sondern auch als Weihegabe zunächst wenig bedeutend gewesen zu sein1438. Erst mit den Funden der jüngeren vorrömischen Eisenzeit wird die Niederlegung von Blankwaffen häufiger, ein Phänomen, auf das noch zurückzukommen sein wird. Die besondere Stellung der Lanze wird man aber nicht nur ihrer militärischen Bedeutung zuschreiben, sondern damit auch ideelles Denken verbinden1439. Dann ist es freilich nur noch ein kleiner Schritt, die Weihung des Speers auf den Asengott Odin zu beziehen, den sein Speer Gungir kennzeichnet, womit die Opferhandlung mythisches 1436 HACHMANN 1960, 190. – KAUL 1988, 92. – Allerdings ist nicht auszuschließen, dass derartige Schwerter auch im Norden von einheimischen Schmieden nachgeahmt worden sein können. 1437 K. RADDATZ, Offa 16, 1957/58, 47–51 Abb. 1a. 1438 Vgl. dazu auch die Überlegungen bei TORBRÜGGE 1960, 45, wonach das Schwert als gegenüber Lanze und Beil junge Waffe deshalb in den Opferfunden seltener vertreten sei. 1439 Für die ausgehende vorrömische Eisenzeit PESCHEL 1991, 137 ff. – Grundlegend MÜHLMANN 1953, bes. 25 zur magischen Aufladung der Waffe durch rituelle Handlungen.

Geschehen widerspiegelte1440. Ob man sich die Gottheit in seiner Waffe personifiziert dachte, ist nicht zu ergründen, scheint aber in Analogie zu antiken Göttern nicht unwahrscheinlich1441. J. de Vries hat auf die nordischen Felsbilddarstellungen von großen Speerträgern verwiesen und auch diese bereits mit Odin und Gungir in Verbindung gebracht1442; die alleinige Darstellung von Speeren als Symbol der Gottheit würde danach dem Waffenopfer entsprechen1443. Schließlich stimmt der Opferfund von Hjortspring, sieht man ihn als Kriegsbeute an, mit den jüngerkaiserzeitlichen Befunden recht genau überein1444. Diese Vermutungen lassen sich nicht belegen, weil man nicht weiß, wie alt der Odin-Kult im nördlichen Mitteleuropa bereits ist1445. Wertet man die Textstelle der vollständigen Zerstörung der Beute bei Orosius als Beleg für eine Weihung an Odin1446, könnte dieser zumindest am Ende des 2. Jahrhunderts KOSSACK 1990, bes. am Beispiel des Kultwagens. – 1991. 1441 Vgl. den ursprünglich thrakischen Kriegsgott Ares, dessen Sinnbild die lange Lanze (πελώπιον εγχος) war (Der kleine Pauly 1 [München 1979] 526 ff.; antike bildliche Darstellungen bei E. SIMON, Die Götter der Griechen [München 31985] 255 ff.). Der thrakische König Lykurgos (Enkel des Ares?) „soll nur seinen eigenen Lanzenschaft als Gott über sich anerkannt haben“ (KOSSACK 1991, 159; RE II [1896] 648). 1442 J. DE VRIES, Altgermanische Religionsgeschichte Bd. 2 (Berlin 1957) 45. – O. ALMGREN, Nordische Felszeichnungen als religiöse Urkunden (Frankfurt 1934) 137 ff. Abb. 93 (Litsleby-Krieger aus Upland); zur Deutung 314 ff. – B. ALMGREN, Die schwedischen Felsbilder der Bronzezeit und ihre Deutung. Lebendige Vorzeit. Felsbilder der Bronzezeit aus Schweden (Duisburg 1980) 36 ff. 1443 z. B. die Speerzeichnung von Tuna, Bälinge, Upland (ebda. 37 Abb. 28). Die Speerwaffen stehen an zweiter Stelle unter den Waffendarstellungen: T. CAPELLE, Geschlagen in Stein. Skandinavische Felsbilder der Bronzezeit (Hannover 1985) 28. 1444 BRØNDSTED 1963, 227 ff. sieht die Kriegsopfersitte von Hjortspring und den jüngerkaiser- und völkerwanderungszeitlichen trotz bestehender Lücke als zusammengehörig; vgl. die Übersicht bei FABECH 1989, 115 Abb. 4. 1445 Das Alter und die Herkunft der Odin-Verehrung sind umstritten und hängen nicht zuletzt auch an der Datierung der Inschrift des Helmes von Negau. Wenn man die Weiheformel „hari Xasti Teiva“ auf Wodan/Odin bezieht (vgl. G. BEHM-BLANCKE in: GERMANEN I, 373 mit Anm. 96). – Zur Datierung der Helme: M. EGG, Die Negauer Helme. In: Antike Helme. Monogr. RGZM 14 [Mainz 1988] 243–270. Egg a. O. 260 rechnet den Helm mit der Inschrift zur Variante Idrija, die seit dem 4. Jahrhundert v. Chr., aber auch noch im 1. vorchristlichen Jahrhundert getragen wurden. – Junges Alter und südöstliche Anregung vertritt L. EJERFELDT, Germanische Religion. Handbuch der Religionsgeschichte 1 (Göttingen 1971) 288 ff. 1446 So wertet G. BEHM-BLANCKE in: GERMANEN I, 373 Anm. 95 die Textstelle bei OROSIUS V 16, 5 f. 1440

DERS.

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v. Chr. bei den Kimbern bekannt gewesen sein. Aber unabhängig von der konkreten Benennung scheint es wahrscheinlich, dass bereits seit der jüngeren Bronzezeit im westlichen Ostseegebiet eine Gottheit bekannt gewesen ist, deren Attribut der Speer war und auf die sich auch die vorrömischen Lanzen-/Speeropferfunde beziehen können. Rückt man die Speere in den Bereich mythischer Nähe zur Gottheit, so wird dies auch für Weihungen von Schwertern gelten können. Dass diese Waffenopfer tendenziell jünger zu sein scheinen als die Speergabe, wurde bereits vermutet. Am Beispiel zweischneidiger Latèneschwerter keltischer Herkunft (teilweise vielleicht auch germanischer Imitation) der jüngeren vorrömischen Eisenzeit lassen sich Aspekte dieses Brauchtums aufzeigen. Einer der Mooropferfunde Seelands aus vorrömischer Zeit bestand aus einem zweischneidigen Schwert mit eiserner Scheide vom „mittelgermanischen“ Typ1447 – einer der ganz wenigen Waffenfunde jener Zeit von dieser Insel1448. Die Fremdartigkeit der Waffe in ihrem inseldänischen Umfeld wird dadurch besonders deutlich1449. Weihungen zweischneidiger Spätlatèneschwerter sind in einiger Anzahl aus dem Gebiet östlich des Tollense in Mecklenburg und Vorpommern bekannt geworden (Taf. 42)1450. Weil für diese Region die Schwertfunde aus jüngerer vorrömischer Eisen- und ältester Kaiserzeit insgesamt vorgelegt sind, lassen sich exemplarische Beobachtungen machen. Aus Mecklenburg-Vorpommern sind 24 Fundorte zweischneidiger Schwerter der Zeitstufen A1 (1. Jahrhundert v. Chr. – 30 v. Chr., entsprechend Horizont I) und A2 (30 v. Chr. – 30 n. Chr., entsprechend Horizont II und III) nach E. Schultze bekannt, von denen sieben Flussfunde sind1451. Gliedert man die Funde zeitlich auf, so entfallen neun Blankwaffen auf den älteren Abschnitt A1 (Horizont I), vier stammen aus Grabfunden, vier weitere sind Flussfunde und bei einer sind die genauen Fundumstände unklar. Das Verhältnis von Grab- zu Flussfund beträgt folglich 1:1. Deutlich verändert hat sich dieses Verhältnis bei den jüngeren Schwertern der

Stufe A2 (Horizont II/III), weil neun Grabfunden nur mehr drei Flussfunde gegenüberstehen1452. Man wird die Schwerter aus Gewässern als Ausdruck religiöser Handlungen deuten können1453 und nicht als Zeugnis kriegerischer Aktivitäten am/im Fluss1454, womit sie den Moorfunden Dänemarks vergleichbar sind. Gegen zufälligen Verlust während einer Auseinandersetzung spricht die eigentümliche regionale Verbreitung, weil man demnach nur im östlichen Mecklenburg Wassernähe beim Kampf gesucht hätte, wogegen man feuchtes Milieu im westlichen Landesteil gemieden hätte, denn zweischneidige Schwerter sind relativ gleichmäßig über ganz Mecklenburg verteilt, während Gewässerfunde nur auf den östlichen Landesteil begrenzt bleiben. Vergleicht man zudem Fundumstände und Verbreitung der zweischneidigen Blankwaffen mit der der einschneidigen, so fällt ein gravierender Unterschied auf. Die fünfzehn Fundorte zeigen zwar eine regional annähernd gleiche Verteilung, doch stammt kein einziger Fund aus einem Gewässer1455! Man geht daher sicher nicht fehl, sieht man in der ausschließlichen Opferung zweischneidiger Schwerter eine ganz bewusst getroffene Auswahl des Weihegutes. Keltische Herkunft der Schwerter, zumindest aber Vorbild, auch wenn man nicht weiß, wo derartige Schwerter nachgemacht wurden, rücken diese in die Kategorie der bevorzugten „Fremdgüterweihungen“, denen man offensichtlich Vorzug gab vor den einheimischen einschneidigen Schwertern. Ergänzt werden können die Befunde aus Mecklenburg-Vorpommern durch zwei Opferfunde aus Brandenburg. Bei Ketzin wurde ein zweischneidiges Latèneschwert mit glockenförmigem Heft samt zugehöriger Eisenscheide aus der Havel gebaggert1456, und aus Kunersdorf ist ein Fundkomplex mit Moorpatina vorhanden, den H. Seyer deshalb als Weihefund deutet. Er umfasst neben einem Bronzekessel mit Eisenrand ebenfalls ein zweischneidiges Langschwert1457. Beide Funde gehören sicher erst in KEILING 1986A, 126 Abb. 2. Vgl. die grundlegenden Studien von TORBRÜGGE 1960. – DERS., 1970/71. – L. PAULI, Gewässerfunde aus Nersingen und Burlafingen. In: M. Mackensen, Frühkaiserzeitliche Kleinkastelle bei Nersingen und Burlafingen an der oberen Donau. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 41 (München 1987) 281–312. 1454 Beispiele bei R. LOUIS, Revue Arch. Est et Centre-Est 5, 1954, 186–193. – TORBRÜGGE 1970/71, 100 ff.; 111 f. 1455 KEILING 1986A, 127 Abb. 3. 1456 SEYER 1982, 85 (Datierung: Stufe IIb). 1457 SEYER 1982, 85 Taf. 19, 3. – LEUBE 1971A, 100 Nr. 7. Der Befund von Kunersdorf gehört damit auch zur Gruppe der nordischen Kesselopfer. Er ist zudem geeignet, die Aussage Hachmanns zu relativieren, nach der „Kessel mit eisernem Rand niemals als Weihegaben im Moor deponiert 1452 1453

KLINDT-JENSEN 1949, 43 f. Fig. 15. – BRØNDSTED 1963, 68 mit Abb. – Zum Schwerttyp siehe JAHN 1916, 111 ff. – FREY 1986, 48 Abb. 2. – Vgl. auch unten Kap. V. A. 1. 1448 Vgl. die Zusammenstellung bei JAHN 1916, 226 f. Verbreitungskarte Taf. I. – A. LEUBE in: GERMANEN I, 350 Abb. 90–91. 1449 Selbst wenn es sich um eine germanische Nachahmung handeln sollte, wird man deren Herstellung wohl am ehesten im Mittelelb-Saale-Gebiet annehmen können. Vgl. PESCHEL 1991, 143. 1450 KEILING 1986A. 1451 KEILING 1986A, 127 ff. (Liste). 1447

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die jüngere vorrömische Eisenzeit und zeigen, dass Individualopfer von Schwertern offenbar weit verbreitet waren. Besonders anschaulich wird die intentionelle Weihung einer Blankwaffe im Heiligtum von Oberdorla, wo „ein gut erhaltenes Latèneschwert fast senkrecht im Moor“ stand1458. Auch dieser Fund datiert in die ausgehende vorrömische Eisenzeit1459. Vergleicht man die hier vorgestellten Waffenweihungen miteinander, so zeigen sich deutliche Unterschiede. Bei den Lanzenweihungen, die überwiegend wohl in die ältere und mittlere vorrömische Eisenzeit zu datieren sind, fehlen die Stichwaffen weitgehend und scheinen für die zeitgenössische Bewaffnung – wie beispielsweise der Kriegerschar, deren Ausrüstung in Hjortspring geopfert wurde – wenig bedeutend gewesen zu sein1460. Veränderungen deuten sich beim Opferfund von Krogsbølle an, weil hier Schwerter im Verhältnis zu den Lanzen zahlreicher sind und auch das zweischneidige Schwert erstmals belegt ist. Wenn die Quellenlage nicht sehr verzerrt erscheint, deutet sich mit diesem Befund vielleicht ein Wechsel in der Opfersitte an, weil aus der jüngeren vorrömischen Eisenzeit die Lanzenweihungen zu fehlen scheinen, dafür aber Einzeldeponierungen von zweischneidigen Schwertern in unterschiedlichen geographischen Räumen zu beobachten sind. Trifft diese Deutung als zeitlich sich ablösende Opferinhalte zu, so wird man fragen müssen, warum es zu diesen Veränderungen kam. Anders als der Speer scheint das Schwert auch nach der jüngeren Überlieferung keine Gottheit eindeutig zu kennzeichnen1461. Diese Blankwaffe war aber Teil worden“ wären, erst recht nicht in der jüngeren vorrömischen Eisenzeit (HACHMANN 1990, 853 f.; 859 f.). 1458 G. BEHM-BLANCKE, Latènezeitliche Opferfunde aus dem germanischen Moor- und Seeheiligtum von Oberdorla, Kr. Mühlhausen. Ausgr. u. Funde 5, 1960, 232. 1459 Das Schwert besaß ein nachenförmiges Ortband (JAHN 1916, 108; 26 Abb. 14), das aus keltischem (vielleicht treverischem?) Gebiet stammt, also wiederum als Fremdstück aufzufassen ist (vgl. auch unten Kap. V. A. 1.). 1460 Das zeigt z. B. das Verhältnis von Kettenpanzer zu Schwert, weil man erwarten würde, dass gepanzerte Krieger zur Vollbewaffnung eines Schwertes bedurften. Auch die Größe der meisten Schwerter lässt nicht auf primären Einsatz schließen, sondern scheint eher als Stichwaffe für den Nahkampf die primäre Lanzenbewaffnung zu ergänzen. Vgl. auch RADDATZ 1985, 290 ff. 1461 Dies liegt vielleicht in dem relativ jungen Alter dieser Waffe begründet, die zudem lange Zeit nicht ihren ursprünglichen militärischen Zweck einbüßte und deshalb auch erst spät zu einem Hoheitssymbol bzw. Kultzeichen umgewandelt wurde; vgl. dazu MÜHLMANN 1953, 45. – Anders dagegen A. V. STRÖM, Germanische Religion. Die Religionen der Menschheit 19, 1 (Stuttgart/ Berlin/ Köln/ Mainz 1975) 71, der das Schwert als Attribut Frös oder Tyrs nennt. Auch hier bleibt natürlich nach dem Alter der Überlieferung zu fragen.

kultischer Handlungen, wie Strabon von den weissagenden Frauen der Kimbern berichtet, die mit gezücktem Schwert auf die zu opfernden Gefangenen zugingen1462. Dass das Schwert selbst Gegenstand religiöser Verehrung war, berichtet – allerdings erst für das 4. Jahrhundert – Ammianus Marcellinus „eductisque mucronibus, quos pro numinibus colunt, iurauere se permansuros in fide“1463. Wertet man die Überlieferung Strabons als authentischen Bericht, so ergibt sich eine gute zeitliche Übereinstimmung mit den vermehrten Schwertopferfunden. Allerdings bleibt zu bedenken, dass schriftliche Quellen, die weiter als bis zu den Kimbernkriegen zurückreichen, fehlen, die Übereinstimmung folglich nur zufällig sein kann. Lassen sich auch Belege für die kultisch-religiöse Bedeutung des Schwertes aufzeigen, bleibt dennoch die Frage, was zur Bevorzugung des zweischneidigen Schwertes gegenüber der Lanze führte. W. E. Mühlmann hat in einer Untersuchung zur „primitiven Waffentechnik und sozialen Organisation“ dargestellt, wie sich die Einführung neuer Waffen als Machtfaktoren auswirkt, die Kräfte entfesseln und Anreiz zur politischen Expansion werden kann1464. Die allmähliche Entdeckung, was eine Waffe möglich werden lässt, und die daraus resultierenden Konsequenzen würden zunächst mit Staunen begriffen, dann rücksichtslos eingesetzt und führten schließlich zur Bildung einer neuen Geisteshaltung. Es scheint naheliegend, die religiöse Verehrung der zweischneidigen Schwerter auf den Erfolg dieser Waffe in kriegerischen Einsätzen zurückzuführen, ohne dass man konkret sagen könnte, wann Krieger STRABON 7, 2, 3 (C294): „Diese [weissagenden Priesterinnen] gingen im Heerlager mit gezückten Schwertern auf die Gefangenen zu, bekränzten sie und führten sie zu einem Bronzekessel (...)“. Die Wertschätzung des Schwertes wird vielleicht auch dadurch verdeutlicht, dass es zur Brautgabe gehörte (TACITUS, Germ. 18). Auch hier ist die Nähe zum Sakralen vorhanden; gleiches gilt für den „Schwerttanz“, von dem Tacitus berichtet (Germ. 24, 1). 1463 AMMIANUS MARCELLINUS 17, 12, 21: „Dann zogen sie die Schwerter, die sie anstelle von Göttern verehren, und schwuren, ewig die Treue halten zu wollen.“ (Übersetzung von W. SEYFARTH, Ammianus Marcellinus, Römische Geschichte Bd. 1 [Darmstadt 51983] 245.) Die Übertragung von pro numinibus mit „anstelle von Göttern“ scheint mir nicht ganz treffend, weil numen eher göttliches Wirken oder Macht der Gottheit widerspiegelt (vgl. RE XVIII [1936] 1273 ff. s. v. Numen; Der Kleine Pauly Bd. 4 [1979] 188 ff.; dies gilt auch noch für Ammianus Marcellinus [ebda. 191]). 1464 MÜHLMANN 1953, 50. Vgl. dazu als Beispiel die Veränderungen im südlichen Afrika unter dem Zuluhäuptling Chaka (1787–1827), der zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter radikal veränderter militärischer Taktik eine große kriegerische Bewegung und politische Expansion auslöste (MÜHLMANN 1964, 155). 1462

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des nördlichen Mitteleuropas dieser Waffe begegneten und wo sie erfolgreich angewendet wurde. Der Mangel an anderer schriftlicher Überlieferung lässt wieder an die Bewegungen der Kimbern und Teutonen denken, doch wird es wohl häufiger Gelegenheit gegeben haben, keltische Waffen und deren Überlegenheit kennen zu lernen, sie zu übernehmen und nachzuahmen, um selbst deren Vorteil ausnutzen zu können. Spätestens unter Ariovist werden die Germanen aber das keltische Langschwert übernommen haben, weil Cassius Dio ausdrücklich deren lange Schwerter nennt, die sich in der Schlacht als hinderlich erwiesen1465. Dass sich in Bewaffnung und Kampfesweise in der jüngeren vorrömischen Eisenzeit Veränderungen vollzogen haben, zeigen auch andere Waffen, besonders deutlich der Schild: metallene Schildbuckel konnten zu Parier- und Stoßzwecken genutzt werden, rundliche und kleinere Schilde ermöglichten flexiblere Einsatzweise1466. Ließen sich diese Veränderungen letztlich auf die Einführung des zweischneidigen Schwertes und damit einer veränderten Kriegsführung zurückführen, wäre die vermehrte Weihung dieser traditionelles Kämpfen verändernden Waffe gut verständlich. Noch ein Weiteres lässt sich in Verbindung mit den Latèneschwertern aufzeigen. Diese Waffen finden sich – anders als die älteren Speere und einschneidigen Stichschwerter – nicht nur als Weihefunde sondern gehören zu den ältesten Beigaben in germanischen Kriegergräbern (Horizonte I und II)1467. Am Beispiel der Blankwaffen Mecklenburgs lässt sich ein Vorgang deutlich machen, der Einblick in einen Ablösevorgang geben kann. Das Verhältnis Opferfund zu Grabbeigabe beträgt für die älteren Schwerter mit jeweils vier Funden 1:1, für die jüngeren Waffen hat sich die CASSIUS DIO. 38, 49, 2 ff. Interessant ist die Beschreibung der Verteidigungshaltung der bedrängten Germanen (38, 49, 6–50, 2): „Sie (die Germanen) rotteten sich also in Haufen zu je dreihundert (...) zusammen, streckten ihre Schilde ringsherum vor, so dass man, weil sie in aufrechter Haltung so geschlossen dastanden, nicht an sie herankommen konnte (...)“. Weil nur die Köpfe ungeschützt waren (38, 50, 2), wird man sich die Schilde als etwa mannshoch vorstellen müssen. Vielleicht darf man dieser Textstelle entnehmen, dass zwar bereits die keltische Schwertform übernommen worden war, aber noch die traditionell großen Schilde verwendet wurden. Man kann sich vorstellen, dass die vernichtende Niederlage gegen die römischen Truppen nachhaltig wirkte und zu Änderungen der eigenen Bewaffnung führte. Dazu würde die Verkleinerung der Schilde passen, die sich in der jüngeren vorrömischen Eisenzeit abzeichnet (s. Anm. 81). 1466 RADDATZ 1985, 296 ff. Auch die Form der Lanzen bezieht sich teilweise auf keltische Vorbilder. Vgl. VON MERHART 1940. Zu keltischem Vorbild bei Schwert und Schild siehe auch unten Kap. V. A. 1. u. 2. 1467 Vgl. die in Anm. 7–9 genannte Literatur. 1465

Relation mit 3:1 zu Gunsten der Grabbeigabe verschoben1468. Ein Rückgang von Waffenweihungen am Ende der vorrömischen Eisenzeit zeigt sich auch bei anderem Kriegsgerät1469, während die Sitte der Kriegsgerätbeigabe jetzt regional weit verbreitet ist1470. Einzeln deponierte Schwerter als Zeugnis individueller Weihungen scheinen demnach von der Sitte abgelöst worden zu sein, dem toten Krieger seine Waffe mit ins Grab zu geben. Ein Blick nach Osten in die Weichselmündungsgruppe zeigt zwar völlig andere Verhältnisse, weil hier während der kaiserzeitlichen Wielbark-Kultur (ab Horizont IV/V) die zuvor geübte Waffenbeigabensitte nicht mehr praktiziert wurde1471, doch unterstreicht das erste älterkaiserzeitliche Schwert dieser Region, einem römischen Gladius ähnlich (Taf. 43 A) und deshalb wohl in die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu datieren1472, das senkrecht steckend im Moor bei Złotowa (Flatow, Westpreußen) geborgen wurde1473, unzweifelhaft einen kultischen Bezug. Hier wird, wenn auch bei genau gegensätzlicher Handhabung als im Elbegebiet, deutlich, dass sich Waffenbeigabe und Waffenopfer gegenseitig auszuschließen scheinen. Besteht dieser Zusammenhang, der dadurch gestützt werden kann, dass im weiteren elbgermanischen Gebiet während der älteren Kaiserzeit Waffenopfer fast völlig zu fehlen scheinen1474, wird die mythische, Siehe oben Anm. 66. K. RADDATZ, Berliner Bl. Vor- u. Frühgesch. 6, 1957, 75 ff. 1470 SCHULTZE 1986, 97 Abb. 3. – DIES. 1988, 118 Abb. 5. – VÖLLING 1995, 51 Karte 8. – Für Jütland: E. JØRGENSEN, Aarb. Nordisk Oldkde. og Hist. 1968, 56 ff. Abb. 15. – LINDENEG NIELSEN 1975, 89 ff. 1471 Vgl. oben Kap. II. K. 1. 1472 Biborski Typ II; vgl. G. ULBERT, Germania 47, 1969, 97 ff. Taf. 17, 1. 1473 A. KOKOWSKI, Pierwszy miecz z terytorium kultury Wielbarskiej. In: Kultura Wielbarskiej w młodszy okresie rzymskim (Lubłin 1988) 73–80 Abb. 2–3 (L. 63 cm, Spitze fehlt). 1474 BRØNDSTED 1963, 177 ff. (Dänemark). – LEUBE 1971A, 99 ff. (unteres Odergebiet). – LAMPE 1973, 258 ff., bes. 268, der unter den kaiserzeitlichen Flussfunden aus der Recknitz Waffenfunde nur für die jüngere Kaiserzeit nachweisen kann. – H. STANGE, Mitt. Bezirksfachausschuss Neubrandenburg 33, 1986, 49 ff. Stange verweist auf einen Wandel in der Qualität der Opfergaben, weil in Stufe B1 vornehmlich Speise- und Fibelopfer vorkommen, während in B2 eine stärkere kriegerische Komponente zum Tragen kommt, die er mit einer wachsenden Bedeutung des Wodankultes verbindet (S. 52). Unter den von SCHOKNECHT 1982, 47 ff. zusammengestellten Lanzen aus Bein sind auch zwei sicher kaiserzeitliche (Groß Memerow, Quastenburg), die aber bezeichnenderweise aus Siedlungsfunden stammen. Diese Funde zeigen, dass zwar derartige Spitzen in der älteren Kaiserzeit weiterhin vorhanden waren, 1468 1469

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magische oder sakrale Bedeutung des Schwertes1475, welche die Waffe nicht einbüsste, nicht länger auf eine numinose Macht, sondern direkt im Grabkult sichtbar auf den Träger bezogen. Die Aufbahrung des Kriegers mit dem gezogenen Schwert ist dann nicht nur Ausdruck kampfbereiten Hinübergehens in eine andere Welt1476, sondern selbstbewusste Begegnung mit der Gottheit. Ein verändertes Selbstwertgefühl, das diesem Gedanken zugrunde liegt, wird offenbar und spiegelt sich wider in einem Kriegertum, in dem die Einzelperson zählte, weil das Schwert die Waffe des Zweikampfes Mann gegen Mann ist1477. Die schwerttragende Kriegerschicht, die sich ihre Waffe erst durch Verdienst erwerben musste, wie K. Peschel am Beispiel von Großromstedt darlegen konnte1478, damit aber auch die Zugehörigkeit zur sozialen Oberschicht erwarb, ließ dieses Bewusstsein im Grabbrauch nicht nur für die Hinterbliebenen dinglich sichtbar werden, sondern behauptete es auch gegenüber ihren Göttern. Waffendeponierungen auf Gräberfeldern1479 ließen sich so als Opfer für oder aber eben nicht mehr in Flüssen oder Mooren geopfert wurden. 1475 Mühlmann hat diesen Aspekt der Waffe ausdrücklich betont (MÜHLMANN 1953, 25; 59). Zur Bedeutung des Schwertes im Mythos: GRØNBECH 1991, 28 ff. – K. S. KRAMER, Die Dingbeseelung in der germanischen Überlieferung. Beitr. Volkstumsforsch. 5 (München 1940) 89 ff. Ein später Widerhall findet sich beispielsweise in den berühmten Schwertern Hrunting des Beowulf, Nagelring des Thidrek, Balmung von Siegfried oder Excalibur von Arthur. 1476 PESCHEL 1991, 143 mit einem Beispiel aus Großromstedt. Auch in Schkopau, Grab 50, scheint der Tote mit gezücktem Schwert verbrannt worden. Jedenfalls waren Schwert und Scheide getrennt voneinander niedergelegt. – SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 58. 1477 KOSSACK 1966, 308 ff. Vgl. die Schilderung des POSEIDONIOS (fr. 16 = ATHENAIOS 4, 40 p. 154 a–c) und DIODORS (5, 28, 5; 5, 29, 2 f.) vom Zweikampf bei den Kelten. Siehe dazu PESCHEL 1989, der die religiöse Komponente dieser Handlung eindrucksvoll aufzeigt. Weiter ist zu verweisen auf FRONTIN (4, 7, 5), wo ein Teutone Marius zum Zweikampf auffordert. Weil die Germanen zahlreiche Waffenformen von den Kelten übernahmen, wäre es denkbar, dass sie auch das Zweikampfritual adaptierten. Sakrale Nähe lässt die Vorzeichendeutung durch einen Zweikampf zwischen Gefangenem und eigenem Stammeskrieger erkennen (TACITUS, Germ. 10, 3). Einen Anklang davon mag auch die Auseinandersetzung zwischen Arminius und Flavus geben können (TACITUS, ann. 2, 10, 1 f.). 1478 PESCHEL 1991, 137 ff. 1479 Waffendepots sind häufig auf den nördlichen elbgermanischen Gräberfeldern belegt, kommen aber auch in Böhmen (Třebusice) vor. Der Nachweis für Mainfranken (Aubstadt) bleibt unsicher. – KERSTEN 1951, 99. – M. GEBÜHR/ J. KUNOW, Zeitschr. Arch. 10, 1976, 215 ff. – HÄSSLER 1977, 74 f. – W. THIEME, Hammaburg N. F. 6,

sogar an die verstorbenen Krieger auffassen1480; letzteres verriete Nähe zur antiken Heroenverehrung1481. Tacitus Würdigung von Arminius‘ Lebenswerk mag eine Andeutung geben, dass vielleicht auch bei den Germanen diese Art der Ehrung nicht gänzlich unbekannt war, wenn er schreibt: „Noch heute besingen ihn [Arminius] die Barbaren“1482. Aber selbst wenn man mit der letztgenannten Deutung nicht so weit gehen möchte, lässt die Waffenbeigabe nicht nur neues Totenbrauchtum erkennen, sondern geht auch mit einer veränderten Geisteshaltung einher, wie sie aufzuzeigen versucht wurde. Angeregt zunächst im Osten durch Einwirken keltischen Sach-, aber auch zugehörigen Ideengutes, durch Expansion nach Westen, wohl durch Austausch auch nach Norden gelangt, dort aufgenommen und mit jeweils eigenen Mittel umgesetzt, verbreitete sich die Idee des Kriegers, der im Tod mit Waffen gerüstet der Gottheit entgegengeht, über weite Teile Germaniens. Eine Gesellschaftsschicht, kriegerische Tätigkeit ebenso wie Individualität betonend, bildete sich bereits im ersten vorchristlichen Jahrhundert aus1483. Ihren besonderen Rang bekräftigte sie durch sozial und kultisch fundierte Gemeinschaft untereinander und leitete ihre Stellung wohl auch durch die Nähe zur Gottheit ab, wie sie in der dinglichen Umsetzung im Grab durch die Beigabe der Waffe(n), möglicherweise mit konkretem mythischen Bezug, sichtbar wird1484. 1981/83, 145 f. – KEILING 1984, 5. – MOTYKOVÁŠNEIDROVÁ 1963, 62. – VÖLLING 1995, 52. 1480 So auch KERSTEN 1951, 99. – HÄSSLER 1977, 75, der für das Grab von Putensen „eine Kombination von Friedhof und Kultplatz“ annehmen möchte. 1481 Zum altgriechischen Heroenglauben: U. VON WILAMOWITZ-MOELLENDORFF, Der Glaube der Hellenen Bd. II (Darmstadt 21955) 8–19. – RE VIII 1 (1912) 1111 ff. s. v. Heros (S. EITREM). – M. ELIADE, Geschichte der religiösen Ideen Bd. I (Freiburg/Basel/Wien 61990) 262–267; 407 f. (weitere Lit.). Heroen zeichnen sich durch eine spezifische Art von schöpferischer Kraft aus, gelten als Ahnherren, Erfinder, Begründer. Ihr Charakteristikum ist der Tod. 1482 TACITUS, ann. 2, 88, 3. Dennoch bleibt natürlich fraglich, ob es sich hier um etwas der Heroenverehrung Vergleichbares handelt. Tacitus hat die Annalen nach 112 n. Chr. geschrieben und wenn die Nachricht auf zeitgenössischem Urteil basiert, wäre die Überlieferung immerhin über 90 Jahre, also mehr als drei Generationen alt (Arminius´ Tod wird 19/21 n. Chr. angenommen). Einen weiteren Hinweis auf Heroen kann man TACITUS, Germ. 3, 1 entnehmen: MUCH 1967, 76. – PERL 1990, 138. 1483 Das Aufkommen dieser Sitte datiert in Horizont I, weite Verbreitung findet der Brauch dann während der folgenden Horizonte II–IV. 1484 Die germanische Mythologie ist umfangreich erst für die Spätzeit überliefert (vgl. M. ELIADE, Geschichte der reli-

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G. Kossack hat aufgezeigt, wie sich rituelle Handlungen dinglich manifestierten und Anzeiger eines kulturellen Wandels sein können, „der als Aufgang einer Welt verstanden werden darf, die voller neuer Ideale war, Ideale, die im Verhalten der Führungsschicht auch archäologisch repräsentiert erscheinen“1485. Für die frühgermanische Zeit hat er selbst auf die in den Prunkgräbern der Lübsow-Gruppe Bestatteten als Träger des Kulturwandels am Ende der vorrömischen Eisenzeit verwiesen1486. Nach den hier vorgetragenen Überlegungen wird man bereits im ausgehenden letzten vorchristlichen Jahrhundert mit dem Beginn tiefgreifender Veränderungen rechnen können, weil die Beigabe der Waffe im Grab verändertes Selbstbewusstsein und gewandelte Auffassung von der Gottheit voraussetzt1487. In Begegnung und Auseinandersetzung – nicht nur kriegerischer, sondern auch geistiger Art – mit dem späten Keltentum sowie innergermanischem Austausch, der auch Wanderungen einschloss, nehmen wir die Anstöße dieses Wandels an. Die eine Generation dauernden direkten Auseinandersetzungen mit den Soldaten Roms innerhalb Germaniens (12 v. Chr. – 16 n. Chr.) verlieh dem Wandel weitere Anregungen und wohl eine andere Ausrichtung. Nicht mehr das auf Zweikampf ausgerichtete Kriegerideal keltischer Vorstellungswelt, sondern disziplinierter Einsatz großer Truppen nach taktischen und strategischen Erwägungen wurde zur Gewähr siegreichen Kampfes. Wollte man den Erfolg im Krieg, musste man Kampfesweise und Bewaffnung entsprechend ändern, nicht nur gegen die Legionen1488, sondern auch im Kampf untergiösen Ideen Bd. II [Freiburg/Basel/Wien 41987] 141 ff.), doch deuten Textstellen bei TACITUS zur Abstammungssage um Tuisto und Mannus (Germ. 2, 2) oder zur Verehrung des Herakles (Germ. 3, 1) an, dass auch in frühgermanischer Zeit mythische Überlieferung bekannt gewesen ist. 1485 G. KOSSACK, Pferd und Wagen in der frühen Eisenzeit Mitteleuropas. Technik, Überlieferungsart und ideeller Gehalt. In: Münchner Beiträge zur Völkerkunde 1. Festschrift L. Vajda (München 1985) 131 ff., bes. 144. – DERS. 1974, 3 ff. 1486 KOSSACK 1974, 29; 32. – DERS. 1966, 303. – DERS. 1962, 136 f. – Zur Lübsow-Gruppe: EGGERS 1949/50, 58 ff. 1487 Meines Erachtens zeigen auch die wenigen Wagengräber der jüngeren vorrömischen Eisenzeit des westlichen Ostseeraumes dieses gewandelte Selbstbewusstsein, weil vergleichbare Wagen nicht nur den Toten beigegeben wurden, sondern auch als Moorfunde eindeutig sakrale Bezüge erkennen lassen, die vielleicht in Zusammenhang mit dem bei TACITUS (Germ. 40) überlieferten Nerthus-Kult sowie dem Radopfer gesehen werden kann. Zu den Wagen zusammenfassend HARCK 1988. 1488 Vgl. z. B. die Schlacht bei Idistaviso, wo es Arminius wagen konnte, der Streitmacht des Germanicus in offener

einander1489, was auch geschah, wie die Schriftquellen berichten. Der einzelne Krieger musste unweigerlich an Gewicht verlieren, weil Art und Zeitpunkt des Handelns nurmehr durch wenige Entscheidungsträger für den ganzen Heerbann bestimmt wurden. Vielleicht lässt sich so auch ein Zusammenhang zwischen den veränderten Anforderungen an militärisches Vorgehen und den reichen Prunkgräbern des mittleren und östlichen Germaniens herstellen, denen die Waffen in aller Regel fehlten. Zur Anlage prunkhaft ausgestatteter Bestattungen, in denen sich eine exponierende Schicht im Grabbrauch darstellte, kam es bezeichnenderweise erst, als die direkte militärische Bedrohung durch Rom bereits beendet war1490. Die Erfahrungen der vorangegangenen Zeit konnten nicht ohne Einfluss auch auf die Form bleiben, wie man sich repräsentierte. Andere Ideen und Ausstattungsmuster wurden aufgenommen, um den besonderen Status sichtbar zu dokumentieren; Körpergrabsitte, Anhäufung von Metallgeschirr, aufwendiger Grabbau und Separierung von den übrigen Bestattungsplätzen gehörten dazu, während man auf die Beigabe der Waffen unter der veränderten Kampfesweise verzichten konnte. Das Bewusstsein der eigenen Nähe zur Gottheit wird man auch weiterhin annehmen dürfen, als sich die Mittel der Darstellung änderten, auch wenn dieser Nachweis kaum zu führen ist1491. Mit den Gräbern der Lübsow-Gruppe ist der dynamische kulturelle Wandel von vorrömischer Eisenzeit zu älterer Kaiserzeit vollzogen. Die drei Generationen, welche den Wandel durchlebten, orientiert und geprägt zunächst von spätkeltischem, dann römischem und bosporanischem Ideengut1492‚ wirkten letztlich Feldschlacht zu begegnen (TACITUS, ann. 2, 16–18). Vergleicht man dies mit der noch 9 n. Chr. gegen Varus praktizierten „Partisanentaktik“, als er eine offene Schlacht meiden musste, zeigt sich deutlich der vollzogene Wandel in der Kampfesweise. 1489 Siehe die Angaben zum Heer des Marbod (VELLEIUS PATERCULUS 2, 109, 2), den Kampf zwischen den Gefolgschaften Marbods und Arminius´ (TACITUS, ann. 2, 45, 2) sowie die Kriegsführung der Chatten (TACITUS, Germ. 30, 2–3). 1490 Bis auf das östlichste Prunkgrab (Kołokolin, Horizont III) datieren die übrigen Lübsow-Gräber erst in Horizont IV und V (und später). Dazu siehe unten Kap. V. D. 2. 1491 Kultische Bezüge könnten die paarig beigegebenen Trinkhörner verraten. Stierkopfförmige Tüllenenden (HACHMANN 1990, 857 ff.) zeigen dies ebenso wie Weihungen im Moor (z. B. BRØNDSTED 1963, 161 f.) oder Fluss (z. B. LAMPE 1973, 264 Abb. 6 a). – Zu diesem Problem siehe auch Kap. V. D. 2. 1492 Zu den östlichen Anregungen für die Prunkgräber, die vom Schwarzmeergebiet ausgegangen sein können, zählt vielleicht die Körpergrabsitte sowie die Beigabe von Silberbecherpaaren. Siehe auch dazu unten Kap. V. D. 2.

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nicht dauerhaft prägend, weil Traditionsbildung nur ansatzweise erfolgte1493. Germanien blieb, trotz vielversprechender Ansätze beginnenden geschichtlichen Bewusstseins1494, für weitere Jahrhunderte in prähistorischen Verhältnissen, aus denen erst seit der ausgehenden Kaiserzeit der Zusammenschluss zu Großstämmen, die Ausbildung dynastischer Herrscherfamilien und das Bewusstsein einer weit zurückreichenden eigenen Stammesgeschichte, der man sich vergegenwärtigte, herausführte. 1. Schwerter Im Vorangehenden wurde versucht, Waffenopfer und -beigabe als sich ablösende Vorgänge darzustellen, die ein verändertes Selbstbewusstsein germanischer Schwertkrieger und damit verbunden gewandelte religiöse Anschauung dokumentieren. Die Anregungen dazu ließen sich auf keltisches Kriegerideal zurückführen, welches Germanen in einem breiten Kontaktgebiet im Mittelgebirge von Südpolen bis zum Rhein sowie bei Bevölkerungsbewegungen nach Süden kennenlernen konnten. Die bei ihnen damit verbundenen Jenseitsvorstellungen sind allerdings kaum zu erschließen, mögen aber unter keltischem Einfluss jenen angenähert worden sein. Doch nicht nur Anregungen geistiger Art sind keltisches Erbe, sondern auch im materiellen Bereich finden sich im nördlichen Mitteleuropa ortsfremde Gegenstände keltischer Herkunft, besonders deutlich fassbar einerseits in der Fibelmode (und damit vielleicht auch in der Art sich zu kleiden?)1495, andererseits in der Bewaffnung1496. Eng verbunden sind ideelle und materielle Aspekte einer Waffe beim Schwert, wie zu zeigen versucht wurde. Auf den „materiellen“ Aspekt Dazu auch KOSSACK 1974, 18, mit Verweis auf mögliche Ausnahmen im Falle von Lübsow, Hagenow und Store Dal. 1494 Deutlich wird dies bei Marbods und Arminius´ Bemühungen, Zusammenschlüsse über mehrere Stämme hinweg zu bilden und damit frühe „staatliche“ Gebilde zu schaffen, die nicht primär auf Blutsbindung verwandtschaftlicher Art, sondern gemeinsamen Interessen – verkörpert durch die jeweilige Führungsperson sowie den gemeinsamen römischen Feind – beruhte (vgl. auch KOSSACK 1966, 294 f.). Spürbar wird die Auffassung der eigenen Geschichte ein wenig im Dialog von Arminius mit Flavus (TACITUS, ann. 2, 10, 1). 1495 Dies muss nicht zwangsläufig so sein, weil die Fibeln zumindest teilweise die älteren Nadeln ersetzten, somit kein Wandel in der Kleidung, sondern lediglich im Zubehör vorliegen kann. 1496 JAHN 1913, 75 ff. – JAHN 1916. – VON MERHART 1940, 86 ff. – RADDATZ 1985. 1493

einiger in Germanien verbreiteter keltischer Schwerter soll deshalb hingewiesen werden. O.-H. Frey hat sich zuletzt eingehender mit bestimmten keltischen Schwertformen in Germanien befasst1497, deren Vorkommen bereits früher aufgefallen war1498. Diese blieben keineswegs auf germanische Randgebiete begrenzt, wo direkte keltisch-germanische Kontakte möglich waren, sondern vermitteln durch ihre Verbreitung ein Bild weitreichender Austauschbeziehungen innerhalb Germaniens. Einige Beispiele mögen letzteres verdeutlichen. Hier eignen sich besonders die zweischneidigen Schwerter mit Metallscheide, Randösen und geradem Ortband, die M. Jahn entsprechend ihrer Verbreitung als „mittelgermanische Sondergruppe“ beschrieben hat1499. Einige Neufunde können das Bild weiter verdichten (Karte 22)1500, so die Funde von Wiebendorf und Alt-Mölln1501 im Niederelbegebiet und Schkopau1502 für die Saalegruppe. Wichtig ist der Fund einer solchen Scheide aus dem böhmischen Stehelčeves (Taf. 43 B), weil damit erstmals diese Form auch südlich der Mittelgebirge in einem sekundären elbgermanischen Zuwanderungsgebiet nachweisbar wird1503. An der germanischen Herkunft der Scheiden hat M. Jahn nicht gezweifelt, weil er in den ostgermanischen einschneidigen Hiebschwertern deren Vorbild sah1504, zumal die Tragweise an einer seitlichen Öse von keltischer Form mit Schlaufe auf Scheidenmitte abweicht, aber der einschneidiger Waffen entspricht1505. Damit wird aber einerseits die eigentümliche Verbreitung dieser Waffe nicht erklärt, weil aus ostgermanischem Gebiet derartige Scheiden bislang fehlen, andererseits einschneidige Hiebschwerter nach ostgermanischem Vorbild an der Elbe nur vereinzelt angetroffen wurden1506. Auch in Jütland schließen sich die 1497 FREY 1986, 49 ff. Abb. 2–6. – U. SCHAAFF, Jahrb. RGZM 33, 1986, 832 Abb. 25. – WERNER 1977. – BOCKIUS 1991, 289 ff. mit Abb. 7. 1498 O. TISCHLER, Korrbl. Dt. Ges. Anthr., Ethn. u. Urgesch. 1885, 157 ff. – JAHN 1913, 77. – DERS. 1916, 100 ff. 1499 JAHN 1913, 78. – DERS. 1916, 111 ff. – MOBERG 1941, 123 Anm. 418. – KLINDT-JENSEN 1949, 42 ff.; 213 ff. App. B6. – FREY 1986, 46 mit Anm. 20 Abb. 2. 1500 Zusammenstellung siehe Liste 13. 1501 Wiebendorf, Grab 25 (nur die Trageöse): KEILING 1984, 8 Taf. 6. – Alt Mölln, Fundstelle 13, Grab 163, zusammen mit Bronzekessel mit Eisenrand (Eggers Typ 5): HINGST 1989, 225 Taf. 116. 1502 Grab 50: SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 58 Taf. 14c. 1503 K. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ, Památky Arch. 72, 1981, 363; 366 f. 1504 JAHN 1916, 114. 1505 Vgl. auch RGA2 2 (1976) 374 s. v. Bewaffnung (K. RADDATZ). 1506 Vgl. A. LEUBE in: GERMANEN I, 350 Abb. 90. Aus Großromstedt sind z. B. nur drei einschneidige Schwerter

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Verbreitungsgebiete der beiden Schwertformen weitgehend aus1507, so dass fraglich bleibt, wo die eigentümliche Scheidenkonstruktion ihren Ursprung hat. Eine Beobachtung, die K. Peschel bei Schwert und Scheide aus Grab 1908 K63 von Großromstedt machte, könnte vielleicht einen neuen Hinweis geben. Das zweischneidige Schwert kommt sicher aus keltischer, wohl westkeltischer Produktion, wie zwei Schlagmarken in Ebergestalt belegen1508. Dass aber die Scheide getrennt vom Schwert gearbeitet worden sei, schien Peschel schwer vorstellbar, so dass er mutmaßte‚ ob nicht „das Fehlen von Grabausstattungen im südlichen Keltengebiet die tiefere Einsicht“ verdunkle1509. Neben westkeltischer Herkunft wird man aber auch germanische Fertigung der Scheide nicht ausschließen wollen, worauf der Flussfund von Weltzin, Kr. Altentreptow, hinzudeuten scheint1510. Hier blieb, dank günstiger Überlieferungsbedingungen, die hölzerne Scheide eines zweischneidigen Schwertes vom Mittellatèneschema mit flachglockenförmigem Heft erhalten, die eine seitliche Tragöse aufweist, wie sie für die „mittelgermanischen“ Metallscheiden charakteristisch ist. Der Fund – bislang östlichster Vertreter der seitlichen Aufhängevorrichtung bei zweischneidigen Schwertern – zeigt zumindest, dass diese weiter verbreitet war als die zahlreicher überlieferten Metallscheiden erkennen lassen1511. Außer vielleicht der Tatsache, dass das Schwert als Weihegabe deponiert wurde und damit zur besonders geschätzten Gruppe der Fremdstücke zählen würde, spricht nichts zwingend für keltischen Import. Germanische Herstellung der Scheide als Imitation der metallenen Formen anzunehmen, liegt nahe. Dafür sprechen auch Verfärbungen auf den Holzresten, die offensichtlich plastische Elemente darstellten; auch hierfür gibt es bei den Metallscheiden Vorbilder1512. Ob Imitation auch für das Schwert belegt (eventuell durch die Scheidenklammern indirekt auch einige mehr), in Schkopau fehlen diese Waffen ganz. 1507 E. JØRGENSEN, Aarb. Nordisk Oldkde. og Hist. 1968, 63 Abb. 15. – LINDENEG NIELSEN 1975, 92. 1508 Zu den Eberschlagmarken: W. DRACK, Zeitschr. Schweiz. Arch. u. Kunstgesch. 15, 1954/55, 200 ff. – L. WAMSER, Ausgrabungen und Funde in Unterfranken 1979. Frankenland N. F. 32, 1980, 130 ff. Abb. 40. – Zur Eberplastik in spätkeltischer Zeit: ST. GERLACH, Arch. Korrbl. 20, 1990, 427 ff. mit Abb. 2. 1509 PESCHEL 1991, 140 ff. Abb. 4. – Zum Grab: DERS. 1990, Bl. 82. – Zum Schwert: DERS., Ausgr. u. Funde 9, 1964, 248 ff. 1510 KEILING 1986A, 123 Abb. 1 a; 124 Taf. 17; 18 c–d. 1511 Erinnert sei an die Öse aus Wiebendorf, Grab 25 (vgl. Anm. 116). Vielleicht hat es sich auch hier ursprünglich um eine hölzerne Scheide gehandelt, von der nur die Bronzeöse die Verbrennung überstand. 1512 Vgl. z. B. die Verzierungen an Großromstedter Scheiden: EICHHORN 1927, 135; 137.

selbst gilt, lässt sich dagegen ohne technische Expertisen kaum beurteilen1513. Bleibt folglich die Frage der Herkunft derartiger Schwerter und Scheiden offen, ist ihre Zeitstellung dagegen gut zu bewerten. Sie gehören meist zu Kriegergräbern des Horizontes II, kommen aber weiter nördlich auch in Bestattungen vor, deren übriges Sachinventar eine Datierung bereits in Horizont III erfordert1514. Eine ähnliche Datierung, wenn auch mit deutlich anderer Verbreitung, zeigt eine andere Schwertgruppe, deren Scheide in einem „sporenförmigen“ Ortband endet1515. Galt diese Scheidenform lange Zeit als germanische, nach M. Jahn burgundische1516 Weiterentwicklung keltischen Vorbilds, so zeigen neuere Kartierungen (Taf. 44) eindrucksvoll1517, wie unterschiedliche Überlieferungsart Verbreitungsbilder verzerren und zu falschen Interpretationen führen kann. Aufhängevorrichtung mittels langarmiger Tragschlaufe sowie häufig durchbrochen gearbeitete Beschlagbleche deuten keltische Herkunft der Waffe an1518‚ ohne dass zunächst zu entscheiden wäre, aus welcher Region sie stammte. Ostgallisch-treverische Provenienz ist nicht auszuschließen, weil aus diesem Teil Galliens auch andere Anregungen in der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit Germanien erreichten, allerdings selten weiter nach Osten als bis zur Elbe vordrangen1519. Eine germanische Imitation eines keltischen Schwertes wäre möglich, weil die Griffangel vergleichsweise kurz erscheint und die Klinge sich im unteren Drittel auffallend stark verjüngt. – KEILING 1986A, 125. 1514 Vgl. die entsprechenden Belegungsabfolgen für Jütland und Harnebjerg (Kap. II. 1. I.). Daher kann der Aussage von J. Lichardus, nach der Brandgräber mit Waffenbeigabe in Dänemark früher einsetzen als bei den Elbgermanen, nicht zugestimmt werden (LICHARDUS 1984, 82; 114 Anm. 61). 1515 JAHN 1913, 80 ff.: Scheiden mit spitzem Ortband. – DERS. 1916, 105 ff. – U. SCHAAFF, Jahrb. RGZM 31, 1984, 622 ff. Abb. 15. – FREY 1986, 52 f. mit Anm. 47 u. Abb. 5. – U. SCHAAFF, Jahrb. RGZM 33, 1986, 832 Abb. 25. 1516 JAHN 1913, 80. – DERS. 1916, 108. 1517 Nachweis bei: FREY 1986, 52 mit Anm. 47. – U. SCHAAFF, Jahrb. RGZM 33, 1986, 832 Abb. 25 (Michałowice, Verdun). – Zu ergänzen sind die Fundorte: HeimburgGallberg, Kr. Wernigerode (O. KRONE, Mannus 27, 1935, 407 ff. Taf. 5); Schkopau, Kr. Merseburg (SCHMIDT/ NITZSCHKE 1989, Taf. 79, 6); Freienorla, Kr. Jena (K. Peschel, Ausgr. u. Funde 9, 1964, 250); Zagorzyn, woj. Kalisz (K. DĄBROWSKI, Sprawozdania Arch. Kraków 22, 1970, 357 Abb. 22, 13). 1518 PESCHEL 1991, 145. – FREY 1986, 52. 1519 Dies gilt für die Bronzekessel mit Eisenrand (HACHMANN 1990, 651 ff. Abb. 24), bestimmte Fibelgruppen (A18a „Variante Dünsberg“; vgl. oben Kap. III. A. 5. a.) oder die Dreikreisplattensporen (vgl. unten Punkt 3. a.). 1513

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Zwar sind hier zu den altbekannten Funden aus Großromstedt noch weitere drei Fundorte zu nennen1520, doch bleibt das Übergewicht ostgermanischer Fundstellen noch immer deutlich. Dagegen können die Funde aus Verdun in Slowenien und Kostievo in Bulgarien den Blick auf eine (teilweise) keltisch besiedelte Region lenken, die beispielsweise auch in der Fibel- und Gürtelmode Anregungen nach Nordosten vermittelte1521. Die auffallend deutliche östliche Ausrichtung der Schwertfunde stimmt dabei mit der Verbreitung mancher ostalpiner Fibelformen signifikant überein, so dass man geneigt ist, ostalpine, vielleicht norische Herkunft in Betracht zu ziehen1522. Auch bei diesen Schwert/Scheidenformen zeigen sich Verbindungen zum treverischen Bereich, wie sie bei anderen Fundgruppen, auf die R. Bockius kürzlich verwies und sie zu deuten versuchte1523, festzustellen sind. Dazu zählen weiterhin Scheiden mit à jour gearbeiteten Beschlägen (opus interrasile), die K. Tackenberg und J. Werner zusammenstellten und behandelten1524. Werner unterschied drei Motivgruppen: qualitätvolle Durchbruchsarbeiten mit zum Teil komplizierten Mustern aus Silber oder Bronze, Scheidenmundstücke mit mediterraner Rankenornamentik sowie Platten mit einfachen geometrischen „Wabenmustern“ aus Bronze- oder Eisenblech. Nach stilistischen Erwägungen sowie ihrer regionalen Verbreitung rechnete Werner die Qualitätsprodukte norischen Werkstätten zu, in den „Wabenmustern“ sah er lokale Imitationen und führte die Rankenornamente auf italische Vorbilder zurück, zumal ähnliche Rankenbleche von römischen gladii augusteisch-tiberischer Zeit bekannt sind (Taf. 41 C)1525. 1520 Heimburg-Gallberg, Schkopau, Freienorla (vgl. Anm. 132). 1521 Andeutung bereits bei der Verbreitung der Fibel A65 (M. BUORA/ A. CANDUSSIO/ ST. DEMETZ, Aquileia Nostra 61, 1990, 79 Fig. 1), deutlicher dann bei den Fibeln A67 (vgl. Kap. III. B. 4.) und A68 (KOSSACK 1962, 135 Abb. 1). – Für die Gürtelmode: PESCHEL 1978, 105 ff. – CH. PESCHECK, Bayer. Vorgeschbl. 54, 1989, 222 ff.; siehe unten Kap. V. C. 1. 1522 Dies würde wiederum gut mit den durchbrochenen Scheidenbeschlägen übereinstimmen, deren Herstellung WERNER (1977, 367 ff.) in Noricum angenommen hat. 1523 BOCKIUS 1991, 281 ff., bes. 292 ff. mit Abb. 9. – DERS., Eingefriedete endlatènezeitliche Gräber bei Thür, Kr. MayenKoblenz. In: Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel 2. Trierer Zeitschr. Beih. 12 (Trier 1990) 164 ff. 1524 K. TACKENBERG, Adriatica praehistorica et antiqua. Miscellanea G. Novak dicata (Zagreb 1970) 251–264. – WERNER 1977. – Vgl. schon JAHN 1916, 122 ff. Abb. 139– 141. 1525 Dies wird durch den Fund eines Scheidenmundstücks mit Rankengeflecht in Durchbruchsarbeit aus dem auguste-

Die Annahme lokaler Produktion von durchbrochenen Scheiden minderer Kunstfertigkeit1526 konnte durch den Fund aus Stara Zagora in Bulgarien wegen einer eingravierten Inschrift, die den Thraker Seutha aus Paiagara als Handwerker nennt1527, eindeutig bestätigt werden, während sie bei anderen Fundstücken umstritten bleibt. Scheide und Schwert aus Harsefeld machen die Schwierigkeit einer Bewertung deutlich, weil das Scheidenblech nur wabenförmiges Ornament zeigt, folglich Imitat sein müsste1528, während das nachenförmige Ortband beste Parallelen im ostgallischen Gebiet hat und das zugehörige Schwert durch eine Schlagmarke in Rosettenform auf eine keltische Werkstatt verweist. W. Wegewitz hat daher die heimische Herstellung der Scheidenbleche abgelehnt1529. Hier wird eines der Probleme für die Frage nach der Herkunft der Scheiden deutlich, weil gerne aus qualitätvollen Stücken auf ostkeltische Fertigung, bei weniger sorgfältigen auf lokale Imitation geschlossen wird. O. - H. Frey wies bereits darauf hin, dass eine einfache eiserne Platte mit Wabenmuster auch aus Szentendre bei Budapest bekannt geworden sei und zudem ein einfacher Beschlag aus Wesołki formale Übereinstimmung mit Funden vom Magdalensberg sowie aus Zemplín aufweist1530. Man wird folglich damit rechnen müssen, dass auch einfacher gestaltete Stücke durchaus in keltischen Werkstätten gefertigt worden sein können. Ihre optische Wirkung durch den Kontrast von Bronze (Scheide) und Eisen (Schwert) werden auch die weniger kunstvollen Durchbrechungen erzielt haben, wobei man auch überlegen kann, ob die Bleche vielleicht mit Textilien (farbig?) hinterlegt waren. Eindeutiger als heimische Produktion scheint dagegen eine andere Scheide aus Harsefeld erklärbar, weil Durchbrüche mittels eingepunzter Dreiecksmuster imitiert wurden1531.

ischen Lager von Haltern bestätigt, das zudem die eingepunzte Inschrift C.MARI/MATTI trägt, wobei es sich aber wohl um eine Besitzer-, nicht um eine Herstellerinschrift handelt: J.-S. KÜHLBORN in: Kaiser Augustus und die verlorene Republik. (Ausstellungskatalog Berlin 1988) 584 Nr. 415. – STUPPERICH 1991, 174 Abb. 7. 1526 COSACK 1977. – FREY 1986, 51 f. – BOCKIUS 1991, 289 ff. 1527 WERNER 1977, 392 ff. Abb. 19. 1528 Harsefeld, Leichenbrandlager VIII: WEGEWITZ 1937, 33 f.; 95 f. Taf. 16. – WERNER 1977, 387 Abb. 15. – Als Imitation sieht auch BOCKIUS 1991, 289 ff. diese Scheide an. 1529 W. WEGEWITZ, Hammaburg N. F. 6, 1981/83, 122. 1530 FREY 1986, 52 mit Anm. 39–40. – Zemplín, Grab 128: V. BUDINSKY-KRIČKA/M. LAMIOVÁ-SCHMIEDLOVÁ, Slovenská Arch. 38, 2, 1990, Taf. 18, 11. 1531 COSACK 1977, 45. – FREY 1986, 51 Abb. 4, 4; 52. Doch bleibt hier generell das Problem einer Herkunftslokalisierung der „mitteldeutschen Schwertscheiden“ ungelöst (vgl. oben). FREY 1986, 52 mit Anm. 45 weist auf einen ähnlich punzierten Bronzebeschlag aus Nijmegen hin,

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Wie bei den anderen Spätlatèneschwertern bleiben auch bei den durchbrochenen Scheidenbeschlägen hinsichtlich möglicher Imitationen Fragen offen. Dagegen lässt sich deren Verbreitung gut beschreiben, und auch die Zeitstellung ist unbestritten. Sie sind in Gräbern der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit sowie der ältesten Kaiserzeit (Horizonte II und III) belegt1532, datieren also ähnlich wie die zuvor besprochenen „mittelgermanischen“ Schwertscheiden sowie die mit spitzem Ortband. Auch in der regionalen Verbreitung zeigen sich deutliche Parallelen zu letzteren. Neben den keltischen Gebieten an Mosel sowie im Ostalpengebiet und einzelnen Beispielen aus Thrakien stammt die Mehrzahl der Funde aus dem östlichen Germanien, doch ist auch Mitteldeutschland durch weitere Funde nun stärker vertreten1533. Diese Aufteilung mit vielen östlichen Fundpunkten kann ostkeltischen Ursprung der Schwerter/Scheiden bekräftigen, wobei auf die kleine treverische Gruppe noch kurz einzugehen sein wird. Wie bei den Dreikreissporen, Trinkhornspitzen mit Schlitztüllen und vasenförmigem Fuß, Tierkopfarmringen oder rahmenförmigen Gürtelschließen mit einem Dorn zeigen sich auch bei den Schwertern mit spitzem Ortband oder durchbrochenem Scheidenblech Verbindungen zwischen Mosel-Mittelrhein und dem ostalpinen Gebiet1534. R. Bockius hat sich „Germanen als Vermittler kultureller Kontakte zwischen Ostalpen und westkeltischem Gebiet“ vorgestellt und an die Heirat Ariovists mit einer Schwester des norischen Königs Voccio erinnert1535. Weil die einzelnen Objekte in unsere Horizonte II und III gesetzt werden können, ergibt sich eine jüngere Datierung in die Zeit nach Caesars gallischem der auch andere als elbgermanische Imitation vermuten lässt. – Zum Beschlag: VERWERS/YPEY 1975, 82 ff. Abb. 4. 1532 WERNER 1977, 370 ff. – FREY 1986, 52. – BOCKIUS 1991, 289 mit Anm. 32–34. 1533 Kartierungen bei: FREY 1986, 50 Abb. 3. – BOCKIUS 1991, 290 f. Abb. 7, der die Funde aus Heimburg-Gallberg und Schkopau einbezieht. Zu ergänzen ist ein weiterer ostgermanischer Fund von Kamieńczyk, woj. Ostrołęka (DĄBROWSKA 1988, 43 Abb. 3). Der Scheidenbeschlag gehört zur qualitätvollen Gruppe 1 mit Arkadenrändern nach Werner. – Zum Fund von Büchel: H.–H. WEGNER, Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel 1. Trierer Zeitschr. Beih. 9 (Trier 1987) 224 f. Abb. 26, 1; 227 Abb. 27. 1534 Zusammengefasst bei BOCKIUS 1991, 284 ff. mit Abb. 2 u. 7. – Zu den Trinkhornspitzen: PESCHEL 1990, Bl. 84 Abb. 4b. – Zu den Sporen: siehe unten Kap. V. A. 3. a. 1535 BOCKIUS 1991, 292 ff., Abb. 9. Der dort kartierte Fundstoff ist allerdings weder zeitlich noch „ethnisch“ homogen und z. T. in seiner Aussagekraft überschätzt und auch falsch gedeutet worden. Deutlich wird dies z. B. bei der plakativen Zuweisung aller Fibeln Beltz Var. J südlich der Donau als Fremdformen (vgl. dazu oben Kap. III. A. 1.).

Krieg1536, wo zwischen Donau und Rhein umherstreifende Germanenscharen literarisch nicht mehr belegt sind; ihr archäologischer Nachweis dürfte ohnehin kaum gelingen. Weil andererseits eindeutige germanische Funde gerade aus dem Moselgebiet fast völlig fehlen1537, hat die Deutung einer germanischen Vermittlung durch „ostalpenländisch gekleidete Germanen‘‘1538 wohl wenig Wahrscheinlichkeit. J. Werner wies darauf hin, dass treverische wie thrakische Adelige als Führer einheimischer Hilfstruppen an römischen Kriegszügen im Ostalpengebiet unter Drusus und Tiberius teilnahmen1539. Man wird auch für die postcaesarische Zeit bereits mit Hilfstruppenkontingenten1540, darunter auch solche ostgallischer Herkunft, rechnen müssen, wenn auch die Aufstellung regulärer Alen und Cohorten erst im Laufe des ersten nachchristlichen Jahrhunderts üblich wurde1541. Darunter befand sich auch eine Ala Trevorum, die bereits in (spät?)augusteischer Zeit aufgestellt worden war1542 sowie eine gemischt thrakischgallische Reitertruppe (Ala Gallorum et Thracum Classiana)1543. Als Hypothese mag man daran denken, dass die Aufstellung letzterer durch gute Erfahrungen im Zusammenwirken jener Reiterkampfspezialisten begründet sein mag. Bei den Einsätzen im illyrischen und dalmatinischen Raum unter Augustus1544 wird es genügend Möglichkeiten gegeben haben, qualitätvolle Vgl. Kap. VI. Die von BOCKIUS 1991 angeführten Objekte (geknickte und geschweifte Fibeln, Beltz Var. J, Loch- und Stabgürtelhaken) haben keine eindeutig ethnische Bindung, weil sie – nach Typen differenziert – unterschiedliche Werkstätten und Verbreitungen erkennen lassen. Hinweise auf fremde Personen im Moselgebiet könnten dagegen die Gürtelhaken vom Typ Oitzmühle sein: W. EBEL, Zu den Plattengürtelhaken der Ripdorfzeit südlich der Elbe. Arch. Korrbl. 20, 1990, 305–310. 1538 BOCKIUS 1991, 293. 1539 WERNER 1977, 380. 1540 CICERO, font. 13. – TACITUS, ann. 3, 42, 1 ff. (treverische Reitertruppe; 21 n. Chr.). – Zur Problematik der nationalen Aufgebote: WOLTERS 1990, 109 ff. 1541 E. RITTERLING, Bonner Jahrb. 114/115, 1906, 185 ff. – K. KRAFT, Zur Rekrutierung der Alen und Kohorten an Rhein und Donau (Bern 1951) 35 ff. – R. CALLIES, Ber. RGK 45, 1964, 142 ff. – ALFÖLDY 1968, 81 ff. 1542 Zur Ala Treverorum: RE I 1 (1894) 1267 s. v. Ala (C. CICHORIUS). – ALFÖLDY 1968, 37 f. 1543 RE I 1 (1894) 1237 s. v. Ala (C. CICHORIUS). – ALFÖLDY 1968, 17 ff. Aufgestellt wurde diese Reitereinheit aus gallischen und thrakischen Reitern in vorflavischer Zeit. 1544 z. B. 39 v. Chr. Wiedereinnahme von Salona; 35 v. Chr. Feldzug gegen die Japoden; 34 v. Chr. Feldzüge Oktavians in Dalmatien (13.–15. 8. 29 v. Chr. Triumph Octavians); 29/28 v. Chr. Feldzüge des Crassus auf dem Balkan; 13 v. Chr. Operationen des Vinicius in Pannonien; 12 v. Chr. Tiberius Oberbefehlshaber in Pannonien; 6–9 n. Chr. pannonischer Aufstand. 1536 1537

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Schwerter aus norischen Werkstätten zu erwerben oder vielleicht auch als Ehrung verliehen zu bekommen. Ostgallische Waffen könnten dagegen die Schwerter mit auf die Griffangel aufgeschobenen Metallscheiben sein. Mehrere Exemplare sind aus dem Rhein-MaasGebiet sowie dem Mosel- und Mittelrhein-Gebiet bekannt geworden, einige wenige auch aus Germanien1545. Während aber die Funde aus dem Treverergebiet und rechts des Rheins aus Gräbern stammen, handelt es sich bei den niederländischen Schwertern überwiegend um Flussfunde, wobei alleine vier in der Umgebung von Lith an der Maas1546 ausgebaggert wurden. Hinzu kommen Neufunde aus Empel in Noord-Brabant, die innerhalb einer als Kultbezirk gedeuteten Anlage gefunden wurden1547. Eine genauere Lokalisierung der Schwertwerkstätten als linksrheinisches Gebiet zwischen Mosel und Rhein scheint kaum möglich1548, doch wird zumindest für diese Waffenform ostgallisch/belgische Herkunft deutlich. Ostgallisch sind wohl auch die Scheiden mit nachenförmigem Ortband, von denen einige wenige auch aus Germanien stammen und an Mittelrhein und Mosel ihre besten Entsprechungen finden1549. Weil das Schwert aus dem Knochenbrandlager VIII von Harsefeld neben wabenförmigem Scheidenbeschlag auch ein Ortband in Nachenform aufweist1550, kann dies vielleicht als Hinweis darauf gewertet werden, dass vereinfachte Platten in à jour-Technik auch im ostgallischen Bereich nach norischem Vorbild gefertigt sein könnten. Die zweischneidigen Schwerter mit ihren unterschiedlichen Scheidenformen zeigen, wie keltische WaffenJAHN 1916, 103 f. – VERWERS/YPEY 1975, 79 ff. – FREY 1986, 54 mit Anm. 48 Abb. 6. 1546 Zu den Gewässerfunden aus Lith: N. ROYMANS, Arch. Korrbl. 18, 1988, 279–284. 1547 N. ROYMANS, Arch. Korrbl. 20, 1990, 449. 1548 Zu einem weiteren Schwert aus Lith: W. J. H. VERWERS, Arch. Kroniek Brabant 1981/82. Bijdragen tot de studie van het Brabantse Heem 28, 1986, 32 f. Abb. 24; hier wird das Produktionszentrum im niederländischen Flussgebiet angenommen. 1549 JAHN 1916, 108; nachenförmige Ortbänder aus Germanien: Harsefeld (Anm. 138), Oberdorla (Anm. 71) und Rzozowy, Bez. Turek (E. KAZEWSKA in: SYMPOSIUM BRATISLAVA 1977, 114 Abb. 5, 3). Aus keltischem Gebiet z. B.: Konz, Grab 1 (HAFFNER 1974A, 53 ff. mit Abb. 1, 1); Wederath, Grab 1192 (HAFFNER 1978, Taf. 302, 6); Plaidt (OESTERWIND 1989, 104 Abb. 27, 2) oder Vienne (G. CHAPOTAT, Vienne gauloise [Lyon 1970] Taf. 1, 5). Auch die bronzenen Schwertscheiden vom Typ Ludwigshafen besitzen ein nachenförmiges Ortband: vgl. HAFFNER 1989, 205 ff. mit Karte 1. 1550 Vgl. Anm. 143. 1545

formen in einiger Anzahl nach Germanien gelangten und dort offenbar als besonders wertvoll aufgefasst wurden, wofür der Fund von Oberdorla einerseits sowie die Beigabe in gut ausgestatteten Gräbern der „Übergangszeit“ andererseits sprechen. Vermutlich wurden diese Schwerter auch in einheimischen Werkstätten imitiert, wenngleich dieser Nachweis auch nur schwer zu erbringen sein wird. Durch die regionale Verteilung der einzelnen Schwert-/Scheidenformen werden weiträumige Austauschverbindungen deutlich, die sich einerseits auf die Ostalpen, andererseits das Mittelrhein-Mosel-Gebiet beziehen lassen. Aber auch innerhalb Germaniens deutet die überregionale Verbreitung bestimmter Schwerter in ähnlich ausgestatteten Grabfunden Kontakte der Schwertkriegergruppe untereinander an, die durch ein ähnliches Ideal bedingt war, an dem man sich wohl nach ursprünglich keltischem Vorbild zu orientieren versuchte. 2. Schilde und Schildschmuckscheiben Keltisches Vorbild bei der Ausprägung germanischer Schilde ist lange bekannt und unbestritten1551. Weil zudem in letzter Zeit mehrere Arbeiten zum Schild unter unterschiedlichen Gesichtspunkten veröffentlicht wurden1552, genügen hier einige wenige ergänzende Bemerkungen. R. Bockius hat eine Verbreitungskarte unterschiedlicher Rundschildbuckel der jüngeren vorrömischen Eisenzeit vorgelegt (Taf. 45 A)1553, die weiträumiges Vorkommen einzelner Formen erkennen lässt. Wie schon bei den Schwertern, werden auch bei den Schilden einerseits die mittelrheinisch-germanischen Kontakte (flach-konische Buckel) sowie andererseits ostkeltische Anregungen (runde und rundkonische Buckel) deutlich. Schilde oder Teile davon finden sich häufig als einzige Waffenbeigabe in germanischen Gräbern1554. Weil aber der einzelne Schild sicher nicht die ursprüngliche, vollständige Bewaffnung des Bestatteten wiedergibt, 1551 JAHN 1916, 152 ff. – VON MERHART 1940, 88 ff. – RADDATZ 1985, 290; 296 f. – PESCHEL 1991, 137. 1552 M. EICHBERG, Scutum. Die Entwicklung einer italischetruskischen Schildform von den Anfängen bis zur Zeit Caesars. Europäische Hochschulschr., R. 38, Bd. 14 (Berlin 1987). – R. BOCKIUS, Ein römisches Scutum aus Urmitz, Kr. Mayen-Koblenz. Arch. Korrbl. 19, 1989, 269–282. – ZIELING 1989A. 1553 R. BOCKIUS, Jahrb. RGZM 35, 1988 (1992) 738 f. Abb. 18. 1554 H. SCHIRNIG, Waffenkombinationen in germanischen Gräbern der Spätlatène- und der älteren römischen Kaiserzeit. Nachr. Niedersachsen Urgesch. 34, 1965, 19–33. – T. WESKI, Waffen in germanischen Gräbern der älteren römischen Kaiserzeit südlich der Ostsee. BAR Internat. Ser. 147 (Oxford 1982) 29 f. Karte 136.

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kennzeichnet der Schild im Grabbrauch einen Rang, wie K. Peschel am Beispiel von Großromstedt aufzeigen konnte1555. Danach wird man die Toten, die nur einen Schild mitbekamen, in der Rangstufe der Krieger als unterste anzusetzen haben, die zwar weitere, wohl auch organische Waffen verwendeten, die im Totenritual aber nicht dargestellt werden durften. Doch bietet sich noch eine weitere Deutungsmöglichkeit speziell für die häufigen Schild(teil-)Beigaben an. Von der Wertschätzung des Schildes bei den Germanen hat Tacitus mehrfach berichtet. Jener wird, gemeinsam mit der Lanze, bei Wehrfähigkeit des jungen Mannes verliehen, und ist, gemeinsam mit Schwert und Lanze, Teil der Brautgabe1556. Die besondere Stellung des Schildes unter den Waffen wird aber durch eine weitere Stelle belegt: „Den Schild preiszugeben ist die allergrößte Schande, und ein so Entehrter darf weder an religiösen Handlungen teilnehmen noch zur Stammesversammlung gehen‘‘1557. Wenn man hier einen Zusammenhang zur häufigen Schildbeigabe in germanischen Grabfunden sehen darf, so würde auch der häufig zu beobachtenden pars-pro-toto Beigabe einzelner Schildteile ein religiöses Motiv zugrunde liegen. Die Funktion des Schildes bei Handlungen, denen auch sakrale Nähe zugebilligt werden kann, zeigen zwei Beispiele: Tacitus berichtet von den schwarz bemalten Schilden der Harier1558, die als sakrale Bindung und Abzeichen eines Kriegerbundes mit Bezug zum Totenkult gedeutet werden1559. Im Vorfeld des Bataveraufstands berichtet wiederum Tacitus von der Erhebung des Brinno zum Anführer der Cananifaten und beschreibt dessen Amtseinführung: „Nach Stammessitte wurde er auf den Schild erhoben, auf den Schultern der Träger geschwenkt und so zum Anführer gewählt“1560. Diese Fälle können zeigen, dass der Schild neben einer den PESCHEL 1991, 136 ff. 1556 TACITUS, Germ. 13, 1; 18, 2. 1557 TACITUS, Germ. 6, 4. 1558 TACITUS, Germ. 43, 4. 1559 MUCH 1967, 482 ff. – PERL 1990, 248 f. – O. HÖFLER, Kultische Geheimbünde der Germanen (Frankfurt 1934) 166 ff. – K. RANKE, Indogermanische Totenverehrung Bd. 1 (Helsinki 1951) 117 f.; dazu auch kritisch S. VON SCHNURBEIN, Geheime kultische Männerbünde bei den Germanen. Eine Theorie im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Ideologie. In: G. Völger/K. von Weick (Hrsg.), Männerbande – Männerbünde. Zur Rolle des Mannes im Kulturvergleich, Bd. 2 (Köln 1990) 97–102. 1560 TACITUS, hist. 4, 15, 2. Jüngere Beispiele sind für Franken und Alamannen bei GREGOR VON TOURS 2, 40; 4, 1; 7, 10; für Goten bei CASSIODOR, var. 10, 31 überliefert. AMMIANUS MARCELLINUS 20, 4, 17 berichtet von diesem Brauch bei der Ausrufung Julians zum Augustus (dazu auch W. ENSSLIN, Germanen in römischen Diensten. Gymnasium 52, 1941, 17). 1555

Rang definierenden auch eine religiös motivierte Funktion besessen haben wird, welche bei der Bewertung von Schildfunden in Gräbern zu berücksichtigen bleibt1561. Zunächst ohne praktischen Nutzen zeigen sich metallene Rundbeschläge, die in einigen wenigen germanischen Gräber gefunden wurden und als Besatz der Schilde gedeutet werden1562. Diese Schildschmuckscheiben sind verschiedentlich zusammengestellt1563 und zuletzt von N. Zieling nach formalen Kriterien gegliedert worden1564. Zieling unterschied drei radiale, randlich angebrachte Verzierungsmuster: a. S-förmige Elemente, b. gerade, strahlenförmig angeordnete Linien oder Rippen sowie c. eine oder mehrere Reihen aus kleinen getriebenen Buckeln (Taf. 45 B, a–c). Diese Unterteilung lässt sich auch auf Neufunde oder von Zieling übersehene Zierscheiben übertragen, wenn auch die Exemplare aus Schkopau oder Harsefeld Variantenreichtum erkennen lassen, aber dennoch innerhalb der drei Formengruppen bleiben. Die unterschiedlichen Gestaltungen dieser Scheiben zeigen letztlich nur, dass sie nicht zentral in einer Werkstätte hergestellt wurden, sondern wohl jeweils lokal, wobei man sich allerdings an den drei Verzierungsmustern orientierte. Unterschiedliche Befestigungsarten wie einzelne Zentralniete oder zwei gegenüberliegende Niete1565 und die verwendeten Materialien (meist Bronze, aber auch Eisen1566 sowie Silber1567) bestätigen verschiedene Fertigungsorte. Auch der Durchmesser der Scheiben variiert beträchtlich, bleibt aber innerhalb der Ziergruppen A und C überwiegend einheitlich. Mit 4,4 bis 6 cm sind die

1561 Vgl. die symbolische Bedeutung des Schilds für die Römer: M. JUNKELMANN, Die Legionen des Augustus (Mainz 1986) 174. 1562 Zuerst wohl von EICHHORN 1927, 123 vermutet: „auf dem Holzschild als Zierstück angebracht“. M. Jahn hat die Zierscheiben dagegen nicht berücksichtigt. 1563 VOIGT 1940, 93 f. – KLINDT-JENSEN 1949, 49. – JØRGENSEN 1968, 69 f. – GLÜSING 1972, 116 Anm. 123. – DRESCHER 1969, 40 ff. – J. WERNER, Germania 59, 1981, 127 f. 1564 ZIELING 1989A, 240–247 Taf. 33. 1565 Die meisten Scheiben besitzen ein zentrales Nietloch; zwei (eventuell aber auch vier) Löcher besitzen die Scheiben aus Harsefeld (Liste 14, 7 a), Körchow (14, 8), Nienbüttel (14, 9 b), Schkopau (14, 11 b). In Schkopau sind eventuell drei Niete verwendet worden, wobei die vorgeschlagene Anordnung allerdings hypothetisch bleibt. 1566 Eisen: Berlin-Rudow (Liste 14, 1); Hamburg-Langenbek (14, 6); Nowy Dwor (14, 12); Drengsted (14, 14); Farre (14, 15); Tudvad (14, 17). 1567 Harsefeld B103 (Liste 14, 7 b); Empel (14, 18: versilberte oder verzinnte Bronzescheibe).

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Zierbleche der Form C durchweg recht klein1568, während die Scheiben mit S-Ornament (Variante A) einen Durchmesser zwischen 5,5 und 7,2 cm aufweisen. Die größten Schwankungen zeigen die Schildzeichen der Form B mit Durchmessern von 5 bis 12 cm. Trotz dieser Unterschiede im Detail verbindet die 44 Schildschmuckscheiben aus 25 Gräbern, vier „Streufunde“ aus Gräberfeldern sowie einem Weihefund1569 wohl ein gemeinsames ideelles Motiv, das der Ausschmückung der Schilde zugrunde lag. Die Anbringung auf dem Schild ist zwar in keinem Fall nachzuweisen, weil bis auf den Fund aus Empel (Liste 14, 18) alle übrigen aus Brandgräbern stammen, doch lässt die lichte Weite der erhaltenen Befestigungsniete eine andere Nutzung kaum zu, und zudem fanden sich die Scheiben in nahezu allen Grabfunden mit weiteren Schildteilen vergesellschaftet (Tab. 25)1570. Die weite Verbreitung der Schildschmuckscheiben lässt zunächst keine Bindung an eine bestimmte archäologische Kultur oder gar ethnische Gruppe erkennen (Karte 23), doch zeichnet sich die Elbe-SaaleLinie mit Verlängerung nach Südjütland als Hauptfundgebiet deutlich ab. Eine ähnliche Verbreitung zeigen auch die zweischneidigen Schwerter mit „mittelgermanischer“ Schwertscheide. Aus diesem weiteren elbgermanischen Verkehrsraum sowie dem davon abhängigen südjütischen Gebiet sind allein vierzehn Fundorte zu nennen. Die meisten Scheiben (26) wurden aber in nur vier Orten im Saale-Gebiet aufgefunden, davon alleine 17 in Schkopau und Großromstedt. Den niederrheinischen Fund von HaldernSommersberg (Liste 14, 5) wird man ebenfalls in Abhängigkeit der elbgermanischen annehmen dürfen, weil für das rechtsrheinische Ufergebiet eine Fremd1568 Die Scheibe aus Schkopau, Grab 220, ist sogar nur etwa 2,5 cm groß und ist damit, trifft die Deutung zu, die bislang kleinste. 1569 Zum Nachweis der einzelnen Funde siehe Liste 14. Bei dem von ZIELING 1989A, 244 Kat. Nr. 983 genannten Fund aus Ciosny, woj. Łódź, handelt es sich kaum um eine der hier behandelten Zierscheiben, weil neben formalen Abweichungen auch die von R. JAMKA gegebene Datierung (2. Jahrhundert) deutlich von den übrigen Zierscheiben abweicht (Prace i. Mat. 3, 1962, 113 Abb. 57a). – NYLÉN 1955, 446 mit Anm. 4 listet mit Bezug auf die Zierscheiben aus Großromstedt etwa 20 Bleche aus Bronze mit Ornament aus doppeltem C-Muster „aus dem Lüneburgischen“ auf, die sich ohne nähere Fundortangaben im Museum Hannover (Inv. Nr. 4277–4298) befinden. Diese Scheiben sind jedoch in unserer Zählung unberücksichtigt geblieben, weil mir keine weiteren Hinweise auf diese Fundstücke bekannt geworden sind. 1570 ZIELING 1989A, 240 f. – DRESCHER 1969, 42 erwägt, ob es sich bei einem Teil der Zierscheiben nicht auch um Schwertscheidenbeschläge handeln könnte.

gruppe nachgewiesen werden konnte, deren ursprüngliche Heimat im Elbegebiet anzunehmen ist1571. Dies kann vielleicht auch für den einzigen linksrheinischen Beleg aus Empel, einen Weihefund in einem Heiligtum (Liste 14, 18), gelten. Die beiden östlichen Funde aus dem Gebiet der Oksywie- und Przeworsk-Kultur belegen einmal mehr weiträumigen Kontakt und Austausch zwischen den Kriegerverbänden, wie er bereits bei der Verteilung einiger Schwert- und Scheidenformen festzustellen war. Betrachtet man, wo einzelne Verzierungsmuster vorkommen, so lassen sich keine regional begrenzten Formenkreise feststellen. Schon im fundreichen SaaleGebiet sind alle Varianten vertreten, in Schkopau sogar in geschlossenen Grabfunden miteinander vergesellschaftet1572. Anders lässt sich vielleicht der verwendete Werkstoff bewerten, weil eiserne Scheiben vornehmlich an der Peripherie begegnen1573, im SaaleGebiet aber bislang ausgeblieben sind. Es wäre zu überlegen, ob man in den randlichen Verbreitungsgebieten bronzene Vorbilder imitierte. Dies leitet zu Fragen über, wo derartige Schildschmuckscheiben zuerst hergestellt wurden und wann, ob und wo es Vorbilder dafür gibt, welchen Personenkreis diese Scheiben auszeichneten und welche Intention man ihnen schließlich zuschreiben kann. Die Frage nach der Zeitstellung lässt sich wohl am leichtesten beantworten. Wo geschlossene Grabfunde vorliegen, gehören die Funde überwiegend in den Horizont II, seltener auch III; ältere wie jüngere Belege fehlen. Bei der Zeitstellung lässt sich ein SüdNord-Gefälle wahrscheinlich machen, weil im SaaleGebiet die Funde auf die Zeit der geschweiften Fibeln begrenzt bleiben1574, an der Niederelbe wie in Südjütland aber bereits teilweise dem ältestkaiserzeitlichen Abschnitt zugerechnet werden müssen1575. In jedem Fall aber handelte es sich um eine nur sehr kurzzeitige Erscheinung, die mit den zweischneidigen Schwertern keltischer Herkunft in germanischen Gräbern korrespondiert.

GLÜSING 1968, 35 ff.; 115 ff., Anm. 123. – REICHMANN 1979, 153 (als Form der Fremdgruppe I allerdings in einem einheimischen Grab). 1572 Schkopau Grab 44: Var. A u. B; Grab 239: Var. B u. C (Liste 14, 11 a. d.). 1573 Vgl. Anm. 181. 1574 Großromstedt Zeitgruppen 1 u. 2, Schkopau Belegungsphasen 1 u. 2. 1575 Nienbüttel Grab 3 mit Sehnenhakenfibel, Flügelsporn und als einziges Grab mit konischem Schildbuckel ist wohl das jüngste Grab mit Schildschmuckscheibe; auch die jütischen Funde gehören teilweise bereits in Horizont III. 1571

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Stellt man die 24 geschlossenen Grabfunde zusammen1576, in denen Schildzierscheiben gefunden wurden, (Tab. 25)‚ so wird deutlich, dass es sich überwiegend um Kriegergräber handelt. In zehn Fällen war den Toten Vollbewaffnung mit Schwert, Scheide, Lanze und Schild mit ins Grab gegeben worden, weitere fünf Bestattungen besaßen bis auf die Scheide oder das Schwert den kompletten Waffensatz. Dreimal kennzeichneten Lanze und Schild den Krieger, einmal deutet nur eine Schwertscheide, zweimal nur der Schild auf den Waffenträger; in drei Grabfunden war die Schildschmuckscheibe schließlich einzige Beigabe. Auch bei der weiteren Beigabenausstattung dieser Gräber zeigen sich deutliche Unterschiede, die geneigt machen, pauschale Zuordnungen der Scheiben zu „reichen Kriegergräbern“ zu relativieren. Nur in fünf Fällen diente ein importiertes Bronzegefäß, meist ein Kessel, als Leichenbrandbehältnis, bei den übrigen neunzehn Bestattungen waren dies Tongefäße1577. Das Beispiel von Großromstedt, wo sieben Grabinventare solche Schildzier aufweisen, zeigt, wie differenziert die Verteilung dieser Objekte zu bewerten ist. Von den 20 Bestattungen in Bronzegefäßen besaßen drei solche Zierscheiben, zwei davon zählen zu den bestausgestatteten Gräbern1578. Andererseits gehört Grabinventar 1910, 23 zu den ärmlichen Ausstattungen, und auch Grab 1908, K68 nimmt sich bescheiden aus. „Reichtum“, wie er in der Beigabenzahl zum Ausdruck kommt, ist demnach kein Kriterium für die Träger der Schildzierscheiben. Gleiches lässt sich auch in Schkopau beobachten, wo fünf Gräber diese Zeichen aufwiesen, weil auch hier nur in zwei Fällen reiche Grabausstattungen Schildschmuckscheiben einschließen (Gräber 44 und 220). Die Schildzier kennzeichnet folglich nicht immer den Schwertkrieger; jedenfalls wurden die Verstorbenen im Grabbrauch nicht alle als solche dargestellt. Die Seltenheit der Scheiben lässt dennoch vermuten, dass sie Abzeichen, vielleicht auch Auszeichnungen waren1579. Erwarb man sie nach Verdienst, wie K. Peschel für die Schwertbeigabe aufzeigen konnte1580, so bleibt zu fragen, wie ein kaum wehrfähiger Jugendlicher, anthropologisch in Schkopau Grab 113 nachDer Grabfund von Bornitz, Kr. Zeitz (Liste 14, 2), wurde hier nicht berücksichtigt. VOIGT 1940, 93 f. erwähnt (sechs Zierscheiben, nennt aber bei der Vorlage des Gräberfeldes 1976 (DERS., Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 59, 1976, 185 f. Abb. 8–9; 205; 210; 322) die Scheiben nicht mehr. 1577 Daher trifft die Aussage von DRESCHER 1969, 44 nicht zu, wonach Schildscheiben „vorzugsweise in importierten Metallgefäßen“ gefunden wurden. 1578 Zu dieser Gruppe PESCHEL 1991, 141 ff. mit Abb. 8. 1579 J. WERNER, Germania 59, 1981, 128 überlegte, ob es sich nicht um Orden handeln könne. 1580 PESCHEL 1991, 141. 1576

gewiesen, zu einem solchen Abzeichen kam. Dass der nicht stammesgebundene Kriegerverband auf Gefolgschaftsbasis, wie er deutlich in Großromstedt und Schkopau belegt ist, primär Träger dieser Abzeichen war, ist unbestritten, klärt aber nicht immer den Einzelfall. Keltische Anregung bedingte dieses Kriegerideal, von Kelten wird man neben der Bewaffnung wohl auch die Zeichen übernommen haben1581. Dafür sprechen die ältesten Belege aus dem Saale-Gebiet, weil hier keltisches Einwirken in mehrschichtiger Weise deutlich wird; zudem finden sich Zierformen mit Sförmigem Ornament im keltischen Bereich vielfältig wieder1582. Sucht man außerhalb des frühgermanischen Kontextes nach möglichen Vorbildern für Schildzierscheiben, so findet man solche im keltischen Milieu bereits seit der Frühlatènezeit, ohne allerdings lückenlose Belege für die ganze vorrömische Eisenzeit anführen zu können. Vom Dürrnberg bei Hallein lassen sich große Ovalschilde mit Zierscheiben aus der Stufe Latène A nennen1583, Latène-B-zeitlich sind Funde aus Ménföczanak bei Györ (Lt B1)1584 und Maňa in der Südwestslowakei (Lt B2)1585. Frühlatènezeitlich ist wohl auch eine Scheibe aus dem böhmischen Miŕkovice1586, obwohl sie Ähnlichkeiten mit den frühgermanischen Zierscheiben der Variante 1581 Vgl. z. B. auch die (Heils-?)Zeichen auf Lanzenspitzen in germanischen Gräbern: G. KOSSINA, Zeitschr. Ethn. 37, 1905, 369. – JAHN 1916, 60 ff. – VON MERHART 1940, 86 ff. – K. PESCHEL, Ausgr. u. Funde 6, 1961, 238. 1582 KLINDT-JENSEN 1949, 49. – DRESCHER 1969, 42. – Erinnert sei z. B. an die Schwertscheiden vom Typ Mannheim (HAFFNER 1989) sowie die Verzierung mancher Scheiden aus Großromstedt (EICHHORN 1927, 135; 137). Das S-Motiv, wohl eine verkürzte und vereinfachte Ranke, gehört zu den häufigen keltischen Ziermotiven. Vgl. den Überblick bei O.-H. FREY, Die keltische Kunst. In: Die Kelten in Mitteleuropa (Salzburg 1980) 76 ff. – P.-M. DUVAL, Die Kelten. Universum der Kunst (München 1978) passim, bes. 284 ff. 1583 E. PENNINGER, Der Dürrnberg bei Hallein I. Katalog der Grabfunde aus der Hallstatt- und Latènezeit. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 16 (München 1972) Taf. 27, 9 (Grab 29); 36, 6 (Grab 39/2). 1584 A. UZSOKI, Arch. Ert. 97, 1990, 97 ff. Fig. 1–9. – DERS. in: Corpus of Celtic Finds in Hungary I, Transdanubia 1 (Budapest 1987) 38 f.; 56 f. Taf. 15–16. 1585 B. BENADIK, Maňa. Keltisches Gräberfeld. Fundkatalog (Nitra 1983) 35 f. (Grab 61) Abb. 7 Taf. 25. – Vgl. auch den Fund aus Komjatice: L. KRASKOVSKÁ, Slovenská Arch. 5, 1957, 347 Taf. 1, 2. 1586 E. SOUDSKA, Arch. Rozhledy 28, 1976, 639 Abb. 12. Während fünf Phaleren eindeutig frühlatènezeitliche Zirkelornamentik aufweisen, besitzt eine kleinere Scheibe (Abb. 12, 6) strahlenförmig angeordnete Rippen, die sich allerdings nicht direkt am Rand befinden, wie dies für die frühgermanischen Scheiben der Variante B gilt.

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B aufweist. Diesen Funden des 5. bis 3. Jahrhunderts v. Chr. aus dem südostkeltischen Gebiet kann man einige wenige spätlatènezeitliche Eisenblechbuckel aus der Mittelrhein-Mosel-Region gegenüberstellen. Regionale und zeitliche Distanz lassen erkennen, dass Kontinuität nicht ohne weiteres vorausgesetzt werden kann. Die Beispiele aus Kollig und Heimbach-Weiß1587 zeigen zudem Unterschiede in der Form, weil die Zierbeschläge nicht mehr aus flachen oder nur leicht gewölbten Scheiben bestehen, sondern konzentrisch gerippte, erhabene Buckel mit Knopfabschluss sind. In Heimbach belegen neben Vollbewaffnung, Küchengeschirr wie Kessel, Schlachtmesser und Fleischhaken, Sporen und Trensen auch Wagenteile ein besonderes Kriegerideal, das im Symposium einerseits, im Reiterkampf und Streitwagenfahren andererseits zentrale Lebensbereiche sah, die auch im Jenseits von Bedeutung sein würden1588. Sporn und Trense zeigen, dass auch für einen (?) der Toten1589 aus Kollig das Reiterideal galt. Diese beiden mittelrheinischen Gräber können nach Keramik und Fibeln dem Horizont 5 des Trierer Landes zugerechnet werden1590, der wiederum weitgehend mit dem frühgermanischen Horizont II parallelisiert werden kann1591. Die Reiter vom Rhein waren somit wohl Zeitgenossen jener Krieger, die in Großromstedt oder Schkopau ebenfalls ihre Schilde mit besonderen Erkennungsmarken zierten und damit ihre Verbundenheit untereinander für alle sichtbar werden ließen. Trotz ethnischer Unterschiede zeigen sich Gemeinsamkeiten, die in einem auf Gefolgschaft basierenden, kriegerischen Lebenssinn wurzelten.

1587 Kollig, Kr. Mayen-Koblenz, Grab 6: H.-E. Joachim, Hamburger Beitr. Arch. 4, 1974, 159 ff.; 161 Abb. 2, 2–3. – Heimbach-Weiß, Kr. Neuwied, Grab 2: H.-E. Joachim, Bonner Jahrb. 173, 1973, 1 ff. Abb. 12, 1–11. – Zu den Funden siehe auch OESTERWIND 1989, 229 Taf. 24, A1–13 (Kollig, Grab 6: Leichenbrandanalyse: 3 Erwachsene, 1 Kind!); 285 Taf. 26–28A (Heimbach-Weiß, Grab 2: Leichenbrandanalyse: adulter bis maturer Mann). Vgl. auch die Zierscheiben aus Kollig, Gräber 1 und 2: ebda. 227 f. Taf. 13, B4; 9, B3; in Grab 1 zusammen mit einem Spinnwirtel, in beiden Gräbern kein Hinweis auf weitere Schildteile. 1588 PESCHEL 1989, 273 ff. – L. PAULI, Zu Gast bei einem keltischen Fürsten. Mitt. Anthr. Ges. Wien 118/119, 1988/89, 291 ff. 1589 Vgl. die anthropologischen Untersuchungsergebnisse: 3 Erwachsene, 1 Kind (Anm. 202). 1590 HAFFNER 1974, 59 ff. Abb. 4–5. – OESTERWIND 1989, 40 ff.: Zeitstufe 2; 165 f.: 70/60–20/10 v. Chr. 1591 Vgl. Kap. IV. (absolute Datierung).

3. Sporen 3.a. Dreikreisplattensporen Zu den zwar nicht sehr zahlreich, dafür aber verstreut in einem großen Gebiet vorkommenden Gegenständen, die zur militärischen Ausrüstung frühgermanischer Krieger gehörten, zählen auch bestimmte Sporen (Karte 24). Sie geben nicht nur Hinweise auf eine anscheinend kleine Gruppe berittener Kämpfer, sondern belegen indirekt auch Kontakte zwischen dieser sich auch im Tod als Reiterkrieger darstellenden Personengruppe. Zu den frühesten Sporenformen1592, die in der Germania libera nachgewiesen werden können, zählen neben den Knopfsporen solche, deren Charakteristikum drei runde, mit Rillen verzierte Kreisplatten sind. Dieses Reitzubehör erinnert an die „mitteldeutsche Sondergruppe mit kreisförmigen Nietplatten“, wie sie M. Jahn erstmals definiert hat1593, wobei die im Namen implizierte geographische Eingrenzung zwar ein Hauptfundgebiet der Sporen dieser Form anzeigt, die Verbreitung jener variantenreichen Sporengruppe jedoch keineswegs auf das „mittelgermanische“ Gebiet beschränkt bleibt. Auch scheint es fraglich, das Herstellungsgebiet der Sporen mit runden Nietplatten auf die Gebiete an Elbe und Saale begrenzen zu wollen, so dass der neutrale, die wesentlichen Merkmale beschreibende Name „Dreikreisplattensporn“ gewählt werden sollte1594. Charakteristisches und die unterschiedlichen Ausprägungen dieser Sporngruppe verbindendes Merkmal sind die drei Kreisplatten mit mehreren konzentrischen Rillen, die profilierte Stachelbasis sowie die kleinen Bronzeniete mit gerundetem Kopf. Die Verbindung der drei Kreisplatten miteinander variiert

Grundlegende Arbeiten zu den Sporen: O. OLSHAUSEN, Zeitschr. Ethn. 22, 1890, Verh. 184 ff. – O. TISCHLER, Beiträge zur Geschichte des Sporns, sowie des vor- und nachrömischen Emails. Korrbl. Dt. Ges. Anthr., Ethn. u. Urgesch. 20, 1889, 194 ff. – DERS., Über Sporen und nachrömisches Email. Korrbl. Dt. Ges. Anthr., Ethn. u. Urgesch. 21, 1890, 17 ff. – ZSCHILLE/FORRER 1891/1899. – JAHN 1921. – K. FRIIS JOHANSEN, Et bidrag til Ryttersporens ældste historie. In: Corolla Archaeologia. Festschrift C. A. Nordman (Helsinki 1952) 41 ff. – VAN ENDERT 1991, 37 ff. 1593 JAHN 1921, 29. 1594 Zuerst verwendet von EICHHORN 1927 für den Sporn aus Grab „vor 1907, O 5“ in der Übersicht S. 238; ihm folgend PESCHEL 1990, Bl. 83, 2 Nr. 15; vgl. auch WEGEWITZ 1937, 122 f.; 181 Beilage 15c („Stuhlsporen mit Dreikreisscheibenplatte“). 1592

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dagegen und macht die Unterscheidung einzelner Varianten möglich1595. Die erste Variante des Dreikreisplattensporns‚ die nach einem Fundort als Variante Konz bezeichnet werden kann, wird durch die schmal-länglichen Zwischenglieder charakterisiert, die die einzelnen Scheiben miteinander verbinden. Zwischensteg und Kreisplatten können zudem kleine seitliche Ösen für Bronzenägelchen aufweisen. Die Breite liegt zwischen 5 und 6 cm. Sporen der Variante Konz wurden außer im eponymen Fundort (Taf. 46, A–B)‚ aus dem zwei Exemplare stammen1596‚ auch in Grab D von Goeblingen-Nospelt1597 gefunden (Taf. 46 C). Für diese drei Sporen nimmt auch A. Haffner die Herstellung in einer Werkstatt an1598. Im Museum Wiesbaden wird ein Sporn ohne weitere Fundortangabe verwahrt1599, welchen man wohl wegen der seitlichen Ösen bzw. Zäpfchen auch dieser Variante zurechnen darf (Taf. 46 D). Schließlich gehört auch ein Sporn aus Pétange-„Rémerhaff“ in Luxemburg1600, der ohne weitere Fundüberlieferung ist, zu dieser Gruppe, weil auch hier seitliche kleine Ringe und Zapfen die Verbindungsglieder zwischen den konzentrischen Kreisen schmücken. Mit dieser Frühform sind einfachere Sporen typologisch eng verwandt und wohl davon abzuleiten. Bei dieser Variante Goeblingen, benannt nach den Funden aus den Gräbern A und B dieser reichen Gräbergruppe1601‚ ist der Verbindungssteg zwischen den runden Platten, die nun auch deutlich kleiner sind, verkürzt und ohne seitliche Ösen (Taf. 46, E. F). Auch sind die Sporen insgesamt nun kleiner (noch bis etwa 4 cm breit) als die der älteren Variante Konz. Verbunden werden beide Ausprägungen durch den im Querschnitt runden Stachel, der leicht nach oben gebogen ist. Zu den Funden aus den Treverergräbern, die zum „ältesten gallo-römischen Horizont“ nach A. Haffner zählen, kann ein Sporn aus Großromstedt, Grab vor 1907 O51602‚ gestellt werden (Taf. 46 G). Dieser besitzt allerdings im Unterschied zu den treverischen Sporen einen vierkantigen Stachel. Durch VÖLLING 1992A. HAFFNER 1974A, 54 f. mit Abb. 1, 5; 2, 13 (Gräber 1 u. 3). 1597 THILL 1967, 95 Taf. II, 22. – METZLER 1984, 88 Abb. 1, 26. 1598 HAFFNER 1974A, 56. 1599 JAHN 1930, 284 Abb. 3. – DERS. 1921, 77. – Der Sporn wurde allerdings von M. Jahn seinerzeit aufgrund typologischer Erwägungen und ohne genaue Vergleichsmöglichkeiten erst in das 2. Jahrhundert n. Chr. datiert. 1600 G. THILL, Publ. Sect. Hist. Luxembourg 86, 1971, 112 Fig. 1 (Mitte): Bronzesporn aus der Sammlung Ensch. 1601 THILL 1967, Taf. II, 20–21. 23–24. – METZLER 1984, 89 Abb. 2, 20; 93 Abb. 4, 3. 1602 EICHHORN 1927, 149 f. Tab. II, 7; 184 f. – Eine neuere Zeichnung wird K. Peschel, Jena, verdankt (Taf. 46 G). 1595 1596

zwei Fibeln ähnlich der Form A2 mit unterer Sehne sowie eine Trinkhornspitze mit geschlitzter Tülle wird das Grabinventar der Zeitgruppe 3 zugewiesen, die u. a. jetzt auch über den Sporn mit dem ältesten gallorömischen Horizont des Trierer Landes verbunden werden kann1603. Zu einer weiteren, in enger Verwandtschaft zu den treverischen Formen stehenden Spornform gehört die Variante Hopferstadt, bei der die kreisverbindenden Elemente schmal und horizontal gestaltet sind. Dem unterfränkischen Exemplar1604, einem Lesefund aus einer keltisch-frühgermanischen Siedlung (Karte 24), ist ein Sporn aus Putensen an die Seite zu stellen1605, bei dem die Zierelemente allerdings nicht langoval, sondern rechteckig geformt und zudem mit eingelegten Silberperldrähten verziert sind. Der waagrecht abstehende Stachel hat, wie schon der Sporn aus Großromstedt, einen vierkantigen Querschnitt. Nach M. Jahn kennzeichnet dies im Unterschied zu den runden keltischen die germanischen Sporen1606. Die Reduzierung der Zierglieder zwischen den einzelnen Kreisplatten auf kleinste Mittelstege, ergänzt durch seitliche Verbindungselemente, zeigt ein Sporn aus einem endlatènezeitlichen Grab von Thür, Kr. Mayen-Koblenz (Grab 7; Taf. 47 H)1607. Er leitet zu einer Gruppe von Dreikreisplattensporen über, bei denen die runden Platten direkt aneinander stoßen, die verbindenden Zwischenglieder also ganz weggefallen sind. Zu dieser Variante Großromstedt zählt der Sporn aus dem dortigen Bronzekesselgrab 1926 (Taf. 47 I)‚ das von K. Peschel der Zeitgruppe 2 des thüringischen Gräberfeldes zugewiesen wird1608. Der Sporn besitzt an seiner Mittelscheibe zwei seitliche kleine Ösen, wie sie für die Sporen der Variante Konz als regelhaft beschrieben wurden und wie sie auch beim Fund von Thür ausgebildet sind. Weitere Vertreter dieser Variante stammen aus Putensen1609 Zum Grabinventar: EICHHORN 1927, 238 f.; zur Trinkhornspitze ebda. 157; eine Fibel abgebildet ebda. 186. – Zur Zeitstellung: PESCHEL 1991, 136. – Zu den Fibeln Kostr. N siehe Kap. III. A. 7. 1604 VÖLLING 1992A, Abb. 4. – Zur Fundstelle: Ausgr. u. Funde Unterfranken 1979, 148 f. Nr. 80199; 150 Abb. 44; 151 Abb. 45, 1–18. – Bayer. Vorgeschbl. Beih. 2, 1988, 141 Abb. 111; 142. – ebda. 3, 1989, 59; 76; 94. 1605 WEGEWITZ 1972, 276 Taf. 165 B 499 (Grube 338). 1606 JAHN 1921, 14. – DERS. 1930, 282. 1607 R. BOCKIUS, Eingefriedete endlatènezeitliche Gräber bei Thür, Kr. Mayen-Koblenz. In: H.-H. Wegner (Hrsg.), Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel 2. Trierer Zeitschr. Beih. 12 (Trier 1990) 151 Abb. 3, 11; zur Einordnung des Sporns ebda. 167. – DERS. 1991, 282 f. Abb. 1, 11. 1608 PESCHEL 1990, Bl. 83, 2 Nr. 15. – DERS. 1991, 142 ff. mit Abb. 5. 1609 WEGEWITZ 1972, 276 Taf. 165 B 503 (Grube 348). 1603

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und Schkopau, Grab 50 (Taf. 47 J)‚ das eine ganz ähnliche Beigabenausstattung aufweist wie das Großromstedter Bronzekesselgrab1610 und dessen Datierung in Horizont II, gestützt auch auf zwei Bronzefibeln der Form A18a, der des Großromstedter Grabes entspricht1611. Die Sporen der Variante Großromstedt besitzen einen vierkantigen Stachel1612, der beim eponymen Exemplar zusätzlich mit zwei Doppelkreisaugen über Eck verziert ist. Nicht direkt zu den Dreikreisplattensporen zu zählen sind zwei Funde, die mit dieser Gruppe jedoch aufgrund gleicher Zierweisen eng verwandt sind. Der Sporn aus Grab 1908, K 80 von Großromstedt (Taf. 47 K) besteht aus nur einer konzentrisch gerillten Kreisplatte, die seitlich vier kleine Ösen aufweist und einen leicht aufgebogenen, runden, eisernen, jetzt stark korrodierten Stachel besitzt1613. Der Sporn war die einzige Beigabe in einer „altziegelfarbigen Terrine“, die wohl am ehesten der Zeitgruppe 3 zuzuweisen sein wird1614. Aus der „Umgebung von Pressburg“ stammt ein silberner Prunksporn (Taf. 47 L)‚ den J. Hampel bei seiner Erstveröffentlichung „dem karolingischen Geschmackskreise“ zuschrieb1615, der aber von M. Jahn zeitlich zutreffend in die Zeit um Christi Geburt eingeordnet wurde1616. Der aus Silberblechhülsen bestehende Sporn besitzt eine lang gezogene U-Form und ist seitlich mit „vasenartigem“ Durchbruchsmuster verziert. Der vierkantige, leicht nach oben gebogene Stachel, auf jeder Seite mit Doppelkreisaugen verziert, ist auf einer konzentrisch gerillten Kreisplatte befestigt, die seitlich zwei kleine Ösen aufweist. Die Halteriemen des Sporns konnten durch einen Kranz von je neun Nieten am Rand der kreisförmigen Endscheiben befestigt werden. Ist die zeitliche Einordnung dieses singulären Prunksporns unbestritten, so bereitet die Beschreibung des kulturellen Milieus, aus dem er stammen mag, deutliche Schwierigkeiten. M. Jahn dachte‚ nicht zuletzt wegen des vierkantigen Stachels sowie der zahlreichen Funde mit „vasenartigen“ DurchbreSCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 114 f. Taf. 14 u. 15. PESCHEL 1991, 136. Siehe auch Kap. II. 1. F. 1. 1612 Für die Exemplare aus Schkopau und Thür wird dies aus den Zeichnungen nicht recht deutlich, eine genaue Beschreibung des jeweiligen Querschnitts fehlt. 1613 EICHHORN 1927, 150 mit Abb.; 260 f. – Eine Zeichnung des heutigen Aussehens dieses Sporns wird K. Peschel verdankt (Taf. 47 K). 1614 Freundlicher Hinweis K. Peschel. Die Lage des Grabes ganz am westlichen Rand der Nekropole kann zur Klärung der Zeitstellung leider nichts beitragen. 1615 J. HAMPEL, Altertümer des frühen Mittelalters in Ungarn (Leipzig 1905) I 260 Abb. 628; II 760 f.; III Taf. 448, 1. 1616 JAHN 1921. 1610 1611

chungen in Böhmen, an einen germanischen Ursprung im Umfeld des Marbodreiches1617‚ O. Klindt-Jensen hielt ihn dagegen für ostkeltisch1618. J. Werner versuchte schließlich, eine mediterran-italische Herkunft des Sporns aufzuzeigen, wobei sich seine Deutung vor allem auf die gestreckte U-Form sowie eine Ornamentanalyse stützte1619. Allerdings müssen gerade die „vasenförmigen“ Ornamente als charakteristisch für frühe Gürtelbeschläge aus Noricum gelten1620. Dagegen ist die UForm des Sporns aus Italien (Aquileia) und frührömischen Militäranlagen nördlich der Alpen belegt, wobei diese „italischen“ Sporen allerdings keine Nietstifte, sondern Rechteckösen an den Längsseiten besitzen1621. Die Frage nach dem Herstellungsort des Silbersporns mit keltischen (Niete), norischen (vasenartige Durchbruchmuster) und italischen (U-Form) Elementen ist folglich nicht eindeutig zu beantworten, doch scheint Noricum noch am ehesten in Betracht zu kommen; immerhin warnt dieser östliche Fund davor, alle Anregungen für die Entstehung und Fortentwicklung der Dreikreisplattensporen als nur aus dem Treverergebiet stammend anzunehmen. Das scheinbar eindeutige Verbreitungsbild ist wohl vor allem durch die hier praktizierte Beigabensitte bedingt, wobei die Sporen allerdings auch dort erst seit kurzer Zeit zu den Gegenständen der Totenausstattung gehörten1622. Der Sporn aus Bratislava ist zudem ein JAHN 1930, 283 f. KLINDT-JENSEN 1949, 85. – Die Herleitung aus dem ostkeltischen Gebiet bereitet Schwierigkeiten, da z. B. aus dem jugoslawischen Gebiet nur Knopfsporen und keine Nietsporen bekannt sind. Vgl. die Kartierung bei D. BOŠIĆ, O starosti konjeniškega groba št. 16 z latenskega grobišča na beograjski Karaburmi. In: Keltski Voz (Brežice 1984) 138 Abb. 3. – Zu möglichen spätlatènezeitlichen Nietsporen aus Slowenien (K. KROMER, Mitt. Anthr. Ges. Wien 92, 1962, 192 ff. Taf. 15, 1–3) siehe VAN ENDERT 1991, 41. 1619 J. WERNER, Opus interasile an römischem Pferdegeschirr des 1. Jahrhunderts. Carinthia I 142, 1952 (Festschr. R. Egger) 431 ff. Abb. 2, 8. 1620 GARBSCH 1965, 91 f. mit Abb. 48 (Gruppe B5). – BOCKIUS 1991, 282 ff. Abb. 1, 4. 1621 ZSCHILLE/FORRER 1891, 4–6 mit Abb. auf S. 1 (Umgebung von Rom); 1899, 7 Taf. 21, 23–24 (Litauen). – JAHN 1921, 71 ff. – J. WERNER, Keltisches Pferdegeschirr der Spätlatènezeit. Saalburg-Jahrb. 12, 1953, 50 Abb. 8, 1 (Aquileia). – ULBERT 1965, 45 Taf. 2, 12 (mit weiterer Lit.). – HÜBENER 1973, 87 Taf. 17, 22–23. – ULBERT 1984, 109 ff. Abb. 30 Taf. 10, 51–53. 1622 H. E. JOACHIM, Unbekannte Wagengräber der Mittelbis Spätlatènezeit aus dem Rheinland. In: Marburger Beiträge zur Archäologie der Kelten. Festschrift W. Dehn. Fundber. Hessen Beih. 1 (Marburg 1969) 84–111. – DERS./A. HAFFNER, Die keltischen Wagengräber der Mittelrheingruppe. In: Keltski Voz (Brežice 1984) 77 ff. mit Abb. 10 u. Liste 3. 1617 1618

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weiterer Beleg für die engen Verbindungen zwischen dem Ostalpengebiet und dem Moselraum, die sich z. B. auch in den durchbrochenen Schwertscheidenbeschlägen der Spätlatènezeit zeigten1623. Fasst man die bisherigen Überlegungen zusammen, so wird man alle hier genannten Varianten der Dreikreisplattensporen, die durch zahlreiche einzelne Merkmale untereinander verbunden sind, als formal eng verwandt und auch zeitlich benachbart sehen dürfen. Für die Datierung ihrer Entstehungs- und Verwendungszeit geben einerseits die reichen Treverergräber, andererseits die großen westsaalischen Nekropolen entscheidende Hinweise. Im Trierer Land zählt Variante Konz zum rein spätlatènezeitlichen „Horizont 5“, die Variante Goeblingen bereits zum ältesten gallo-römischen Horizont. Die Formen Großromstedt und wohl auch Variante Hopferstadt gehören in den durch geschweifte Fibeln gekennzeichneten Horizont II der aus Großromstedt, Grab vor 1907 O5, stammende Sporn der Variante Goeblingen und auch der „Einkreisplattensporn“ aus Grab 1908, K80 gehören bereits in den Horizont III, der eng mit den ältesten gallo-römischen Funden im Gebiet an Mosel und Saar korrespondiert1624. Keltischer, wohl treverischer Ursprung ist zumindest für die Varianten Konz und Goeblingen aufgrund ihrer Verbreitung sowie des runden, leicht aufgebogenen Stachels wahrscheinlich. Schwieriger ist es, den Raum zu lokalisieren, in dem die anderen beiden Varianten gefertigt wurden. Deren Verteilung lässt an elbgermanische Werkstätten denken (Karte 24), doch mahnen die bislang kleine Zahl der Funde einerseits sowie stilistische Entsprechungen andererseits – besonders deutlich sichtbar bei der runden Kreisplatte des Großromstedter Sporns aus Grab 1926 und dem Prunkexemplar aus Bratislava (je zwei seitliche Ösen, vierkantiger Stachel mit Doppelkreisaugen) – zur Vorsicht. Keltisches Vorbild im weiteren Sinne ist jedenfalls bei den „elbgermanischen“ Sporen unverkennbar1625. Wenn die bisherige Verbreitung der Dreikreisplattensporen nicht durch Überlieferungsund Auffindungsbedingungen verzerrt erscheint, wird es wohl kein Zufall sein, dass die meisten Funde aus dem elbgermanisch-keltischen Kontaktgebiet an Saale und Main stammen. Dort belegen keltische Handwerkstraditionen das Weiterleben der Autochthonen Vgl. oben Kap. V. A. 1. – BOCKIUS 1990, 148 Abb. 2 (Verbreitungskarte); 164 ff. – DERS. 1991, 281 ff. 1624 Zu den Möglichkeiten und Schwierigkeiten, die germanischen Horizonte mit denen des Trierer Landes zu verknüpfen, siehe Kap. IV (absolute Chronologie). 1625 Auf die starke keltische Beeinflussung frühgermanischer Waffen und Bewaffnung weist schon VON MERHART 1940, 94 hin. 1623

unter germanischer Führung bis in spätaugusteische Zeit1626. Den Begegnungen mit einheimischen „Kelten“ im Saale- und Main-Gebiet und kriegerischen Vorstößen an den Mittel- und Niederrhein folgten Kontakte mit der jeweiligen Oberschicht. Dies hatte Auswirkungen auf ideelles Handeln und auf die Art der Selbstdarstellung führender elbgermanischer Krieger, was in der dinglichen Überlieferung der Grabfunde fassbar wird. Diesen Zusammenhang konnten O.-H. Frey und K. Peschel eindrucksvoll belegen1627, und hier wurde dies durch ein weiteres Beispiel unterstrichen. Die Dreikreisplattensporen sind darüber hinaus auch Bindeglieder, die durch die Belegungsabfolgen germanischer Gräberfelder aufgestellten Horizonte mit den keltischen Gebieten an Rhein und Mosel zu verzahnen. Gleichzeitig können sie verdeutlichen, wie nicht nur die Form des Sporns, sondern vor allem die Sitte, Verstorbene im Grabbrauch als Berittene darzustellen, als Anregungen verstanden werden können, die von keltischem Brauchtum auf die noch im Werden begriffene frühgermanische Welt – in der bewegten Zeit kurz vor dem direkten Eingreifen Roms – im Innern Germaniens ausging. 3.b. Stuhlsporen mit kreisförmigen Nietplatten In seiner grundlegenden Arbeit zum Reitersporn beschrieb M. Jahn eine „mitteldeutsche Sondergruppe“ der Stuhlsporen mit kreisförmigen Nietplatten1628, für die er seinerzeit allerdings nur wenige Beispiele anführen konnte1629. Charakteristisch und daher eponym sind die drei nebeneinander liegenden, meist leicht gewölbten kreisförmigen Scheiben, 1626 PESCHEL 1981. – VÖLLING 1992. – Ein Indiz für diese einheimischen Werkstätten könnte vielleicht die gemeinsame Nutzung zweier unterschiedlicher Metalle an einem Objekt sein. So besitzt der Bronzesporn aus Schkopau, Grab 50, einen Eisenstachel, ebenso der Sporn aus Großromstedt 1908, K80. Auch beim Hopferstadter Bronzesporn sowie dem aus Konz, Grab 1, und Thür deuten oxidierte Eisenreste an der Stachelbasis auf eine eiserne Spitze. Aus dem Gräberfeld von Aubstadt stammt zudem ein eiserner Ringgürtelhaken, in den ein gitterverzierter „Haken“ aus Bronze in den Eisenring eingenietet ist (VÖLLING 1995, Taf. 10, 1). 1627 FREY 1986. – PESCHEL 1991, 145 ff. 1628 JAHN 1921, 29. – VON MÜLLER 1957, 51 ff., Gruppe A, Serie 4 („Sporen mit kreisförmigen Nietplatten“). – WEGEWITZ 1937, 122 f.; 181 Beilage 15c („Stuhlsporen mit Dreikreisscheibenplatte“). – DERS. 1972, 275 („Dreikreisplattensporen“). 1629 JAHN 1921, 104 Nr. 165 (Hagenow), 166 (Körchow), 167–168 (Westersode).

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von denen die mittlere den eingesetzten Stachel trägt. Die beiden äußeren Scheiben besitzen je einen Niet, mit dem der Sporn auf das Schuhleder befestigt werden konnte1630. Der Spornstuhl besteht stets aus Bronze, während der separat eingesetzte Stachel meist aus Eisen gefertigt war1631. Stuhlsporen mit kreisförmigen Nietplatten sind bisher aus zwölf Fundorten bekannt geworden (Karte 25), wobei die Hälfte der Funde aus dem Gebiet der Niederelbe stammt; ein zweiter Schwerpunkt zeichnet sich im mittleren Saale-Gebiet ab. Zwei isoliert scheinende Funde aus dem Harz- bzw. Havel-SpreeGebiet mahnen bei der Interpretation der Verbreitung jedoch ebenso zur Vorsicht wie der bisher südlichste Fund aus Ringelsdorf in Niederösterreich. Dass in Regionen, aus denen große Gräberfelder mit einer Vielzahl an Bestattungen bekannt sind, auch dieser relativ seltene Sporentyp gefunden wurde, verwundert nicht. Man wird diesen Sporn folglich zunächst recht allgemein als eine Form der nördlichen und mittleren Elbgermanen ansehen dürfen1632, ohne ihn regional oder gar ethnisch weiter einengen zu können1633. Auffällig bleibt das Fehlen dieses Sporentyps im elbgermanischen Böhmen, wo quantitative Gründe nicht dafür verantwortlich gemacht werden können. Auch kennt die in Böhmen geübte Beigabensitte, wenn auch relativ selten, die Mitgabe von Sporen1634, wobei andere Varianten dieses Reitzubehörs überliefert sind1635. Auch die im Vergleich zu anderen Sporenformen geringe Zahl derjeniger mit kreisförmigen Nietplatten sowie das Fehlen typologischer Weiterentwicklungen, Zur Trag- bzw. Befestigungsweise der Stuhlsporen vgl. die Funde aus Putensen, Grab 150 (WEGEWITZ 1972, Taf. 36); Marwedel, „Fürstengrab“ II (G. JACOB-FRIESEN, Einführung in Niedersachsens Urgeschichte III [Hildesheim 1974] 536 ff. mit Abb. 645); Slusegard, Körpergrab 613 (KLINDT-JENSEN 1978, 141 ff. Fig. 76); Achmim/Ägypten (ZSCHILLE/FORRER 1899, 8 Fig. 2). – Zur Rekonstruktion des Schuhwerks siehe auch W. WEGEWITZ, Schuhwerk und Sporen im Totenritual. Hammaburg N. F. 6, 1981/83, 121 ff.; 129. 1631 Nur bei einem Sporn aus Harsefeld, Grab 157 (Liste 15, Nr. 6 c), und den Sporen aus Ringelsdorf (Nr. 10) war der Stachel aus Bronze; auch der Sporn aus Priort (Nr. 8) scheint, nach der Zeichnung zu urteilen, aus Bronze zu sein. Alle anderen Sporen besitzen einen eisernen Stachel. 1632 So bereits gesehen bei VON MÜLLER 1957, 52. 1633 Gegenstände, die letztlich auch durch ihre Funktion in ihrer Form bestimmt werden, sind speziell für nähere ethnische Deutungen ungeeignet. Daher sind die diesbezüglichen Überlegungen von H.-W. BÖHME, Arch. Korrbl. 21, 1991, 298 mit Anm. 32, der in den Trägern dieser Sporen Langobarden sehen möchte, abzulehnen. 1634 KÖHLER 1975, 46 f. Tab. 31. 1635 MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, 141 f. 1630

wie sie vor allem für die Stuhlsporen während der Kaiserzeit nachvollziehbar sind1636, überraschen. Doch gilt es zunächst, die Frage der Datierung zu klären, wobei die Vergesellschaftung mit zeitlich näher bestimmbarem Sachgut – meist Fibeln – sowie die Stellung der entsprechenden Gräber innerhalb der Belegungsabfolge ihrer Gräberfelder bedeutsam ist. In Grab 150 von Hamfelde (Liste 15, Nr. 5) befand sich u. a. eine hochgewölbte, drahtförmige Fibel mit oberer Sehne, die in ihrer Bügelführung (nicht aber der Sehnenlage) den provinzialrömischen Fibeln der Form A2a entspricht1637. In Großromstedt, Grab 1911, 42 (Liste 15, 3), waren dem Toten fünf geschweifte Fibeln mit unterer Sehne mitgegeben worden1638, die ebenso wie die Lage im südlichen Teil der Nekropole dieses Grab der Zeitgruppe 3 zuweisen1639. Das Bronzekesselgrab von Dörnten (Liste 15, 2) enthielt eine frühe Augenfibel mit schmalem Sehnenhaken und mehrfach mäanderförmig durchbrochenem Fuß, die den „klassischen“ Augenfibeln zeitlich wie typologisch vorangeht1640. Der Sporn aus Grab 175 von Schkopau (Liste 15, 11) fand sich zusammen mit einer frühen Distelfibel1641 und ist der dritten Belegungsgruppe dieses Friedhofs zuzuweisen1642. Die Funde aus Bornitz (Liste 15, 1) und Westersode (Liste 15, 12) waren jeweils mit einer frühen Rollenkappenfibel mit durchbrochenem Nadelhalter und Tierkopfsehnenhaken vergesellschaftet, die ebenfalls am Anfang einer langen typologischen Fibelreihe stehen1643. Die beiden Gräber VIII und 157 aus Harsefeld ohne Fibelbeigabe können dem 3. Belegungsabschnitt zugewiesen werden, der durch geschweifte Fibeln mit unterer Sehne (Kostr. N-a) gekennzeichnet wird1644. Bilden die bisher genannten Beispiele eine zeitlich relativ geschlossene Gruppe, die ältestes Formengut der römischen Kaiserzeit im freien Germanien aufweist und in die augusteische Zeit datiert werden kann (Horizont III)1645‚ so müssen die beiden mecklenJAHN 1921, 30 ff. Zu den Fibeln A2 vgl. Kap. III. B. 3. – VÖLLING 1995, 32 ff. 1638 EICHHORN 1927, 184 f. führt alle fünf Fibeln dieses Grabes in seiner Tabelle der „eingliedrigen, hochgewölbten Fibeln, im Ablauf einbiegend, untere Sehne“ auf (1911, 42: A, AA, B, BB, C), nennt aber in seiner Übersicht S. 298 f. „4 eingliedrige, hochgewölbte Bronzefibeln mit unterer Sehne, 1 ebensolche aus Eisen mit oberer Sehne“. 1639 PESCHEL 1991, 131 ff. Abb. 1. 1640 Zu den frühen Augenfibeln und deren Zeitstellung: COSACK 1979, 58 f. Karte 12. 1641 Typ 16 a1 nach FEUGÈRE 1985, 270 ff. 1642 Vgl. Kap. II. F. 1. 1643 COSACK 1979, 29 ff. 1644 Vgl. Kap. II. H. 1. 1645 Vgl. dazu die Horizontbildung für die Germania libera in Kap. II. L. 1636 1637

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burgischen Funde aus Körchow und Hagenow durch die Beifunde bereits einem jüngeren Abschnitt zugewiesen werden. Grab 13 aus Körchow (Liste 15, 7) wird durch eine Rollenkappenfibel ohne Nadelhalterdurchbrechungen (etwa A26) sowie eine Schildfessel (etwa Jahn 6) in die Zeit der „klassischen Augenfibeln“ (Horizont IV) datiert und scheint sogar noch darüber hinaus verwendet worden zu sein. Der bisher jüngste Fund eines Sporns mit kreisförmigen Nietplatten stammt nämlich aus der „Fundmasse“ von Hagenow (Liste 15, 4), dessen Geschlossenheit als Inventar eines Prunkgrabes fraglich erscheint1646. Neben den Importgefäßen, einem Trinkhorn und den für die frührömischen Prunkgräber eigentlich unüblichen Waffen gehören auch zwei Fibeln – eine Rollenkappenfibel etwa A28 sowie eine kräftig-profilierte A71 – zu diesem Fundkomplex. Diese Fibeln weisen den Komplex in den Horizont V‚ doch können die Zweifel an der Zugehörigkeit aller Funde zu nur einem Grab nicht ausgeräumt werden1647, so dass dieser Fund bei der Zeitbestimmung der Sporengruppe nur bedingt datierend sein kann. Die Verwendungszeit dieser Sporen wird man nach Ausweis geschlossener Grabfunde in die spätaugusteische Zeit (Horizont III) datieren können, wobei vereinzelt (wie in Körchow) eine etwas jüngere Zeitstellung nicht ausgeschlossen werden kann. Im gesamten mittleren und unteren Elbegebiet ist dieses Reitzubehör nach archäologischen Kriterien als gleichzeitig zu betrachten; ein räumlich enger zu begrenzendes Innovationsgebiet kann bislang nicht lokalisiert werden.

Gebiet vermutet werden. Die an Elbe und Saale gefundenen Sporen lassen zwar keltisches Vorbild erkennen, besitzen aber Eigentümlichkeiten‚ die sie als Produkte des elbgermanisch-keltischen Kontaktgebietes ausweisen können. Diese Dreikreisplattensporen wurden hier wohl von Autochthonen in keltischer Tradition für die neuen germanischen Herren gefertigt. Die Herstellung der Stuhlsporen mit kreisförmigen Nietplatten ebenfalls in diesen Werkstätten anzunehmen, scheint auf Grund ihres gehäuften Vorkommens außerhalb des Kontaktgebietes, speziell im Niederelbegebiet, unwahrscheinlich. Man wird vielmehr daran denken dürfen, dass Germanen – durch die „keltischen“ Produkte angeregt – Sporen mit runden Nietscheiben in einer ihnen vertrauten Formensprache herstellten. Schon M. Jahn hat auf die Ähnlichkeiten zwischen den Nietköpfen und -platten der Sporen und den frühkaiserzeitlichen Schildfesseln hingewiesen1649. Dass diese Spornform nur eine kurze Zeit gefertigt wurde, mag mit dem Aufgehen der Autochthonen in der germanischen Bevölkerung an Saale und Main zusammenhängen, so dass von dort keine neuen Impulse mehr an die Elbe zurückwirken konnten. Vielleicht führte aber auch die überragende Ausstrahlung der formvorgebenden markomannischen „Kleinindustrie“, die Sporen mit runden Scheiben offenbar nicht kannte und herstellte, dazu, dass man sich auch in den anderen elbgermanischen Gebieten der Produktion im böhmischen Kessel erfundener Gegenstände anschloss1650 und eigene Ausprägungen nicht weiter verfolgte1651.

Sucht man nach typologischen Vorbildern für die Sporen mit kreisförmigen Nietplatten, so findet man diese in Germanien wiederum im Gebiet an Saale und unterer Elbe. Hier wurden „Dreikreisplattensporen“ getragen, deren Kreisplatten mit konzentrischen Rillen verziert und durch unterschiedlich gestaltete Zwischenelemente miteinander verbunden waren1648. Dieses in verschiedenen Varianten überlieferte Reitzubehör wurde überwiegend in der ausgehenden jüngeren vorrömischen Eisenzeit (Horizont II), in „späten“ Varianten auch noch in Horizont III getragen. Weil die ältesten Dreikreisplattensporen im Treverergebiet (Konz, Goeblingen) gefunden wurden, kann die Erfindung dieses Typs im (ost-?)keltischen 1646 PESCHEL 1978, 162 mit Anm. 624a, wo mit einem Körper(?)grab sowie einem zusätzlichen Brandgrab gerechnet wird. Zu der Fundmasse dieses Komplexes siehe EGGERS 1951, 113 Nr. 868. 1647 Diese Datierung scheint für den Bronzekessel E8 dieses Grabes eigentlich zu jung, der zusammen mit dem Sporn (und den Waffen?) zu einer älteren Grablege gehören könnte. 1648 Vgl. Kap. V. A. 3. a.

JAHN 1921, 29. Vgl. z. B. die Innovationen frühkaiserzeitlicher Fibeln in Böhmen und deren Aufnahme und Nachahmung im Niederelbegebiet: COSACK 1979, 32; 58 f. Karten 5–7, 12– 13; grundlegend ALMGREN 1913, 265 ff. 1651 Sollte dies zutreffen, so deutet der südliche Fund von Ringelsdorf (Liste 15, Nr. 10) auf einen nördlichen Träger, der wohl kaum aus Böhmen zugewandert sein wird. – Vgl. PESCHEL 1991, 145 ff. – FREY 1986, 49 ff. 1649 1650

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B. Kulte „Das Handeln des Menschen gegenüber Göttern und Geistern sucht ihre Gaben und ihre Hilfe zu erlangen, ihr schädliches Wirken fernzuhalten“1652. Diese generalistische Aussage gilt sicher in frühgermanischer Zeit, wenn wir auch den antiken Schriftquellen letztlich nur wenige konkrete Hinweise auf religiöse Handlungen der Germanen entnehmen können1653. Archäologisch erfassen wir Äußerungen, denen wir profane Deutungen absprechen und sie dem Kreis religiös fundierter Phänomene zurechnen. Den Intentionen dieser Manifestationen können wir uns allerdings kaum nähern, weil einem Befund nicht zu entnehmen ist, ob er beispielsweise als Bitt-, Sühneoder Dankopfer dargebracht wurde1654. Unabhängig davon schafft das Opfer Verbindung zwischen Mensch und Gottheit und kann darüber hinaus, wenn mehrere Menschen beteiligt sind, auch innerhalb der Gruppe der Opfernden gemeinschaftsfördernd wirken1655. Aus der Zahl möglicher Beispiele, die archäologisch überliefert sind, wurden zwei ausgewählt. Sie gehören in die Zeit des Umbruchs, lassen sich zeitlich sinnvoll eingrenzen und können in das Werden frühgermanischer Gruppen Einblicke geben. 1. Der Fibeldepotfund von Bad Pyrmont Für das Weser-Rhein-germanische Gebiet scheint wohl im Unterschied zu frühen elb- oder ostgermanischen Opferpraktiken zu Beginn der römischen Kaiserzeit das Niederlegen von Münzen, Metallgefäßen oder Trachtbestandteilen an Quellen, in Flüssen oder Seen ein wesentliches Merkmal der Religionsausübung darzustellen1656. Unter den zahlreichen bekannten Versenkungsopfern sind die Funde aus dem Quellbereich von Bad Pyrmont „kaiserzeitlicher Höhepunkt“ einer langen Opfertradition metallener Trachtteile1657. Der bereits 1863 entdeckte Depotfund1658 umfasst in ganz unterschiedlicher Anzahl drei GegenstandsgrupOLDENBERG 1894, 307. Vgl. die Übersicht von BEHM-BLANCKE 1983. 1654 Zum Opfer: HEILER 1961, 204 ff. – WIDENGREN 1969, 280 ff. – OLDENBERG 1894, 310 ff. 1655 WIDENGREN 1969, 303 ff. – LANG 1988, 73 ff., bes. 78 ff. – KEHRER 1988, 96 ff. 1656 GLÜSING 1989, 77. 1657 TORBRÜGGE 1960, 38. – DERS. 1970/71, 64. 1658 Ausführlich zu den Fundumständen und zur Forschungsgeschichte mit vollständiger Literatur: ARTICUS 1981/83. – ANDRASCHKO/TEEGEN 1988. – Zum Begriff „Depotfund“ H. GEIßLINGER, RGA2 5 (1984) 320 ff. 1652 1653

pen: Schöpfgefäße (aus Bronze [1] oder Holz [2]), Münzen (3) und Fibeln (etwa 300)1659. Die ungewöhnlich hohe Zahl der Fibeln, über mehrere Jahrhunderte verteilt, bezeugt wiederholte Niederlegungen, bei denen die Annahme einer periodisch wiederkehrenden Handlung zunächst nahe liegt. Mit der Intention einer endgültigen, immerwährenden Gabe bezeugen die Funde religiös oder magisch motiviertes Brauchtum und bestätigen den rituellen Charakter des „Brunnenfundes“1660. Unter sozialkundlichem Aspekt wird man die Weihungen als Individualopfer werten dürfen, bei der wohl die einzelne Person und nicht ein Kollektiv handelnd tätig wurde1661. Neben diesen wenigen Einsichten gibt der Pyrmonter Fund jedoch viele Fragen zu den rituellen Verhaltensweisen der damaligen Bevölkerung auf. Wer weihte an dieser Quelle? Innerhalb kommunikativer Rituale gilt die Gabe als Merkmal des Opfers und Träger von Informationen über den Geber1662. Wenn also die Fibeln personenbezogenen Sachbesitz darstellen, zu welchem Geschlecht, welcher Alters-, Standes- oder Sozialgruppe gehörten die Weihenden? Übernahm die Fibel nicht nur bei der Tracht, sondern auch im Opfer die Funktion der älteren Nadel1663 und wurde sie auch weiterhin – von Frauen? – einer „allumfassenden Muttergottheit, die über Quellen und Höhlen erreichbar war“, dargebracht, wie für die Nadelopfer vermutet wird1664? Und wie ist der symbolische oder subjektive Wert der Weihegabe zu deuten? Ist die Fibel selbst die Gabe, der Träger einer „Macht“1665, oder steht sie stellvertretend für Kleidung (oder Teile

Davon sind nach ARTICUS 1981/83, 199 f. aber nur 238 bzw. 242 durch die Literatur bekannt geworden; vgl. auch ANDRASCHKO/TEEGEN 1988, 12. 1660 Grundlegend: STJERNQUIST 1962/63. – DIES., Germanische Quellenopfer. In: JANKUHN 1970. – TORBRÜGGE 1970/71, 121. – PAULI 1983, 464. – Zur Schwierigkeit der Trennung zwischen Opfer und magischer Handlung siehe: KIRCHNER 1968, 384. – H. GEIßLINGER, RGA2 5 (1984) 322. 1661 H. GEISLINGER, in: JANKUHN 1970, 203. – KOSSACK 1990, 98 f. 1662 B. GLADIGOW, Frühmittelalterl. Stud. 18, 1984, 33 ff. 1663 TORBRÜGGE 1960, 38. – DERS. 1970/71, 64. – W. H. ZIMMERMANN, Urgeschichtliche Opferfunde aus Flüssen, Mooren, Quellen und Brunnen Süddeutschlands. Neue Ausgr. u. Forsch. Niedersachsen 6, 1970, 62. – L. PAULI, Arch. Korrbl. 15, 1985, 205 mit Anm. 58. 1664 A. A. BARB, Noreia und Rethia. Carinthia I 143, 1953, 204–219. – TORBRÜGGE 1960, 42. – DERS. 1970/71, 119 f. – Das Wasser ist seinem Wesen nach weiblich (aqua femina: VARRO, ling. lat. 5, 61) und Mutter (VAN DER LEEUW 1956, 48. – HEILER 1961, 40 f.). 1665 Dazu VAN DER LEEUW 1956, 19 f. 1659

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davon), wurde vielleicht die Kleidung selbst deponiert, hat sich jedoch nicht erhalten können1666? Neben den Fragen, die sakrales Handeln und religiöses Denken betreffen, sind auch periphere Dinge von Interesse. Wann wurde mit der Niederlegung an der Quelle begonnen? Gibt es tatsächlich eine ungebrochene Kontinuität, wie sie die Fibeln anzudeuten scheinen? Welche Gewandspangen sind im Depot vertreten – heimische oder Fremdformen – und welche fehlen1667? Mit dem Opferfund von der Pyrmonter Quelle sind unzweifelhaft viele Fragen und Probleme verbunden. Auf einige können Annäherungen am Fundmaterial gesucht werden, wobei hier weniger ideeller Gehalt1668 als chronologische, chorologische und „ergologische“ Fragen der Deponierung von besonderem Interesse sind. Zunächst fällt auf, dass es sich bei allen Fibeln um Bronzefibeln handelt, die teilweise versilbert oder vergoldet sind1669. Auch die anderen Fundstücke dieses Depots sind aus Bronze, Silber oder Holz – Gegenstände aus Eisen scheinen dagegen ganz zu fehlen. Diese vielleicht banal anmutende Feststellung verdient deshalb herausgestellt zu werden, weil während der langen, etwa 400 Jahre umfassenden Niederlegungszeit1670 in diesem Gebiet auch Fibeln aus Eisen hergestellt und verwendet wurden1671. Sucht man nach Erklärungen für diesen Sachverhalt, so bieten sich mehrere Deutungsversuche an. Zunächst kann man annehmen, dass vielleicht ebenso Fibeln aus Eisen geopfert wurden, diese aber durch die Minerale und Salze des Sauerbrunnens angegriffen wurden, korrodierten und schließlich ganz gelöst wurden1672, damit also überhaupt nicht entdeckt werden konnten. Vgl. dagegen PAULI 1983, 468 mit Anm. 39. Siehe auch ARTICUS 1981/83, 200 f. – FRISCHBIER 1922, 19 f. 1668 TORBRÜGGE 1970/71, 94 ff. – KOSSACK 1991, 89 ff. – A. CLOß, Das Versenkungsopfer. Kultur und Sprache. Wiener Beitr. Kulturgesch. u. Linguistik 9, 1952, 198–227. – F. GESCHWENDT, Der vor- und frühgeschichtliche Mensch und die Heilquellen (Hildesheim 1972). – VAN DER LEEUW 1956, 46 ff. 1669 Vgl. ARTICUS 1981/83, 178. 1670 ANDRASCHKO/TEEGEN 1988, 9. 1671 COSACK 1979, 73 ff. – GÜNTHER 1990, 118 f. 1672 Vgl. die Überlegungen bei COSACK 1979, 75 mit Anm. 281. Die vollständige Auflösung der Eisenionen wäre bei Kontakten zu edleren Metallen (Bronze, Silber, Gold) und der Anlagerung an Ton chemisch problemlos denkbar. Allerdings wurde man bei einer größeren Menge deponierten Eisens Spuren an den anderen Objekten bzw. den umgebenden Tonschichten erwarten können, so dass der Anteil von Eisenfibeln, wenn überhaupt je vorhanden, eigentlich nicht sehr groß gewesen sein kann. Für diesbezügliche freundliche Hinweise danke ich Herrn M. Untersberger, München, herzlich. 1666 1667

Sollten diese Überlegungen zutreffen, so führt der „Trugspiegel des Denkmälerbestandes“ wohl sämtliche Interpretationsversuche des Pyrmonter Befundes in die Irre. Trifft diese Überlegung nicht zu und der erhaltene Bestand von Bad Pyrmont repräsentiert tatsächlich einstiges Brauchtum beim Versuch, Verbindung mit chthonischen Mächten im Wasser aufzunehmen, so liegt eine ganz bewusst getroffene Auswahl des Opferguts zu Grunde, deren Sinn wohl verborgen bleibt1673. Bei den folgenden Überlegungen wird von letzterer Annahme ausgegangen, ohne die zuvor geäußerten möglichen Einschränkungen unbeachtet zu lassen. Nimmt man die ältesten erhaltenen Fibeln dieses Depots, dann stellt man fest, dass typische Formen der jüngeren vorrömischen Eisenzeit, wie sie aus dem Gebiet zwischen Rhein und Elbe, aber auch aus dem unmittelbaren Umland des mittleren Wesergebietes1674 bekannt waren, vollständig fehlen. Die ältesten im Pyrmonter Fund nachweisbaren Fibeln sind überwiegend provinzialrömischer Herkunft, wie sie im älteren Lagerhorizont an Rhein und Donau vertreten sind und im germanischen Gebiet als charakteristisches Formengut des Horizonts III gelten1675. Dazu zählt je eine Fibel der Form A2a1676 und A19a1677, zwei A2b1678 sowie vier Fibeln des Typs A22a1679 (Taf. 48). Wohl zeitgleich ist eine weitere Spange (Taf. 48, 91680), die in Bügelführung zwar provinzialrömischen der Form A2b und A22a entspricht, auf Grund ihrer schmalen Stützbalken, des schmalen Sehnenhakens sowie des nur gekerbten Bügels aber als germanische Imitation 1673 So nennt z. B. das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens Bd. 2 (Berlin 1929/30) 718–731 s. v. Eisen zahlreiche Beispiele für den mit Eisen verbundenen „Aberglauben“. Dort findet sich auch folgender Hinweis (Sp. 724): „Bei Zauberhandlungen darf Eisen und Stahl nicht angewendet werden“. Natürlich sind die im HDA genannten Beispiele mit großer Vorsicht zu betrachten und keineswegs auf jede beliebige Zeit oder Region übertragbar. Immerhin kann dieses Beispiel andeuten, dass man Tabuisierung von Gegenständen bei bestimmten Anlässen nicht ausschließen kann. 1674 WILHELMI 1967, 32 ff. – BÉRENGER 1981, 79–136. 1675 Vgl. die Bildung der Horizonte in Kap. II. L. 1676 ARTICUS 1981/83, 189 Abb. 12, 2. – FRISCHBIER 1922, Taf. 12, 2. – Var. A2aII nach VÖLLING 1995, 32 ff. 1677 ARTICUS 1981/83, 195 Abb. 17, 2. – FRISCHBIER 1922, Taf. 13, 18. – Zur Fibel A19a siehe Kap. III. B. 1. 1678 ARTICUS 1981/83, 189 Abb. 12, 1; 196 Abb. 18, 1. – FRISCHBIER 1922, Taf. 13, 19–20. – Zur Unterteilung der Fibeln A2: VÖLLING 1995, 32 ff. und oben Kap. III. B. 3. 1679 ARTICUS 1981/83, 195 Abb. 17, 1. 3; 197 Abb. 19, 10– 11. – FRISCHBIER 1922, Taf. 13, 21. 22; 14, 23. 25. – Zu den Fibeln A22 siehe oben Kap. III. B. 2. 1680 ARTICUS 1981/83, 196 Abb. 18, 2. – FRISCHBIER 1922, Taf. 14, 24.

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anzusprechen ist. Diese Fibel gehört in den Umkreis der Spangen des „Typs Vippachedelhausen“, als deren Vorform K. Peschel die Pyrmonter Variante gedeutet hat1681, wobei hier lediglich die plastischen Bügelhalbmonde oberhalb der Stützbalken fehlen. Die bisher genannten Fibeln entsprechen der vor allem am Gräberfeld von Petershagen-Lahde ausgearbeiteten Phase III für Westfalen1682 und bezeugen damit den Beginn des Pyrmonter Versenkungsopfers – historisch betrachtet – zeitgleich mit den augusteischen Germanenkriegen. Weihungen des Horizonts IV, der Blütezeit frühgermanischer Kulturentfaltung, sind durch einheimischgermanische Augenfibeln vertreten (Taf. 49, 10–11)1683. Eine Armbrustfibel mit breitem, geradem Bügelunterteil (Taf. 49, 12)1684 ist vielleicht schon etwas jünger zu datieren1685. Schwieriger zeitlich zu bewerten ist die große Zahl einfacher drahtförmiger Armbrustfibeln (Taf. 49, 13– 19; 50, 20–26)1686. Die drahtförmigen Fibeln mit unterer Sehne hat E. Cosack als germanische Umsetzung provinzialrömischer Soldatenfibeln erkannt, denn bis auf eine sind alle übrigen Pyrmonter Fibeln im Unterschied zu den römischen mit einem runden Spiraldraht ausgestattet1687. Weil die römischen Vorbilder dieser germanischen Imitationen bereits in augusteischen Lagern gefunden wurden1688, aber auch in Hofheim und noch späteren Fundverbänden in großer Zahl vorkommen, ist eine präzisere Zeitbestimmung kaum möglich1689. Als echtes Importstück kann dagegen wohl nur eine Fibel der Form A16

PESCHEL 1968/69, 192 ff.; 185 Abb. 3. – Vgl. auch schon W. SCHULZ, Germania 10, 1926, 110 mit Anm. 1. 1682 Vgl. dazu oben Kap. II. A. 2. 1683 ARTICUS 1981/83, 189 Abb.12, 9; 195 Abb. 17, 6. – FRISCHBIER 1922, Taf. 13, 16. 17. – Zur Verbreitung: COSACK 1979, 59 ff. Karte 13. 1684 ARTICUS 1981/83, 196 Abb. 18, 4. – FRISCHBIER 1922, Taf. 12, 2. 1685 VOIGT 1964, 184 ff.: Gruppe I, Serie b, Abb. 107; zur Datierung 208: Mitte – 2. Drittel des 1. Jahrhunderts n. Chr. – Zur Kritik daran siehe COSACK 1979, 23 ff., bes. 28 (Zeitstufe B1, 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts); Karte 3. 1686 ARTICUS 1981/83, 175 Abb. 1; 189 Abb. 12, 3. 4. 6–8; 195 Abb. 17, 4. 5; 196 Abb. 18, 3. 5–7; 197 Abb. 19, 9. 12. – FRISCHBIER 1922, Taf. 12, 3. 5–15. 1687 COSACK 1979, 22 Taf. 1 Karte 2. – Zur Imitation römischer Fibeln durch Germanen: GÜNTHER 1983, 13 ff. – DERS. 1990, 4. 1688 So z. B. aus Haltern: COSACK 1979, Taf. 1, 11. – M. GECHTER, Bonner Jahrb. 179, 1979, 78 Tab. 10. 1689 Zur unterschiedlichen Datierung dieser Fibel: COSACK 1979, 23. –WIHELMI 1967, 41. – BECHERT 1973, 19. – RIHA 1979, 59 f. – HAALEBOS 1984/85, 51 f. 1681

gedeutet werden (Taf. 50, 26)1690, deren engere Datierung ähnlichen Problemen unterworfen ist1691. Diese 27 „frührömisch-germanischen“ Fibeln bilden den „älteren kleineren Bestandteil des Pyrmonter Brunnenfundes“, auf den bereits O. Almgren hingewiesen hat1692. Wenn auch die Datierung der Armbrustfibeln mit vielen Unsicherheiten behaftet ist, bleibt zu fragen, ob diese Funde ausreichen, um eine zeitliche Brücke zu den nächstjüngeren Fibeln – Kniefibeln der Typen A138–147 – herzustellen1693. Die Frage, wann diese Spangen erstmals auftreten, scheint noch weitgehend ungeklärt1694. Es ist daher keineswegs sicher, ob eine ununterbrochene, kontinuierliche Niederlegung von Gegenständen stattgefunden hat, eine Vermutung, die bereits O. Almgren ausgesprochen hat1695. Nachdem wenigstens der Beginn des Fibelopfers bei der Pyrmonter Quelle recht verlässlich angegeben werden kann1696, ist die Kenntnis der regionalen ARTICUS 1981/83, 189 Abb. 12, 5. – FRISCHBIER 1922, Taf. 12, 4. 1691 Hofheim Haupttypus IVc: RITTERLING 1912, 126. – ALMGREN 1923, 106 f. Taf. I, 16. – Böhme Typ 15: BÖHME 1972. – RIHA 1979, 61 f. – HAALEBOS 1984/85, 51 f. 1692 ALMGREN 1923, 119. 1693 ARTICUS 1981/83, 190 Abb. 13, 1–3; 195 Abb. 17, 7–9, 11. – FRISCHBIER 1922, Taf. 14, 26–32. 1694 Zur Verbreitung und unterschiedlichen Datierung dieser Fibelgruppe: ALMGREN 1923, 63. – Im Gräberfeld von Wahlitz, Kr. Burg, schließen diese Formen planigraphisch an Gräber mit rollrädchendekorierter Keramik an (Belegungsphase 4: siehe oben Kap. II. F. 5.), in Grab 147 vergesellschaftet mit einer Rollenkappenfibel A28, was die Vermutung eines direkten Anschlusses an älterkaiserzeitliche Formen bekräftigen könnte (SCHMIDT-THIELBEER 1967, 19 f. Taf. 60). Auch T. KOLNÍK, Slovenská Arch. 19, 1971, 518 datiert die Entstehung der Kniefibeln bereits in die spätflavische Zeit. – Vgl. auch PESKAŘ 1972, 89 f. – LEUBE 1975, 22 mit älterer Literatur. – HARCK 1972/73, 40 Taf. G 1. 5: Beginn der Kniefibeln mit flachem Bügel in Phase KIII (Spätphase der älteren Kaiserzeit). 1695 ALMGREN 1923, 128 hat vermutet, dass der größere, jüngere Teil des Depots vom älteren durch etwa 200 Jahre geschieden sei. Diese Annahme ist sicher zu hoch, aber eine Lücke von ein bis max. zwei Generationen ist – je nach Datierung der Armbrust- bzw. Kniefibeln – nicht auszuschließen. 1696 Dies – und nicht die Frage einer tatsächlichen Kontinuität – ist in unserem Zusammenhang von besonderem Interesse. Selbst wenn man den Beginn der Verwendung von Kniefibeln noch am Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. annimmt, ergeben sich theoretisch etwa 90 Jahre (also gut drei Generationen), auf welche die insgesamt 27 Fibeln zu verteilen wären. Selbst wenn ein Teil der ursprünglich dargebrachten Gaben nicht geborgen worden sein sollte oder verloren gegangen wäre, stellt sich die Frage, ob der Begriff „Kontinuität“ in diesem Zusammenhang überhaupt verwendet werden darf. Es scheint mir sehr fraglich, ob die 1690

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Herkunft dieser Spangen von Interesse. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass es sich bei den ältesten erhaltenen Formen des Horizonts III bis auf eine Ausnahme um provinzialrömische Fibeln handelt. Dabei stammen die Varianten A2a und A2b aus dem Ostalpenraum, wohl aus der Umgebung von Siscia1697. Beide Formen sind im freien Germanien in größerer Zahl gefunden worden (Karten 18–19)‚ wobei sie auch aus dem Mittelweser-Raum bekannt geworden sind (Petershagen-Lahde, Letter; vgl. Liste 11, 7. 10). Der mit vier Exemplaren häufigste Fibeltyp A22a gelangte dagegen vom Niederrhein, wo sie hergestellt wurden, in den Weserraum1698. Zwischen Fulda und Werrazusammenfluss und der Allermündung zeichnet sich dabei eine besondere Funddichte innerhalb Germaniens ab (Karte 16), die wohl in ursächlichem Zusammenhang mit der Bedeutung dieser Region für die römischen Eroberungspläne steht. Ebenfalls am Niederrhein hergestellt wurde schließlich auch die Fibel A191699. Dass diese provinzialrömischen Fibeln im Opferfund von Pyrmont dominieren, ist wohl auf verstärkte Anwesenheit römischer Truppen und deren Gefolge im mittleren Weser-Gebiet zurückzuführen. Schließlich wird das Pyrmonter Tal zum Siedlungsgebiet der Cherusker – einst Hauptfeind Roms, dann Hauptverbündeter1700 augusteischer Zeit – gezählt1701. Kamen die frühen provinzialrömischen Fibeln wohl mit dem Militär von Westen (Rheingebiet) nach Pyrmont, weisen die Augenfibeln, die Vorform des Typs Vippachedelhausen und die Armbrustfibel mit gleichbreitem Fuß nach Osten ins Elbegebiet1702. Wirklich einheimische Formen des Weser-Rheingermanischen Gebietes sind offenbar erst die drahtförmigen Armbrustfibeln1703. Dieses Ergebnis überNiederlegung der Fibeln als Ausdruck einer periodisch gedachten Wiederkehr eines bestimmten Brauchs gemeint war. Andere Möglichkeiten wie die Opferung in bestimmten „Bedarfsfällen“ mit durchaus wechselnder Intention erscheint mir wahrscheinlicher. 1697 ALMGREN 1923, 9. – VÖLLING 1995, 35 ff. mit Karten 4 u. 5 (A2a). – Vgl. Kap. III. B. 3. a. u. b. 1698 Siehe Kap. III. B. 2. mit Karte 16 (A22a). 1699 Siehe Kap. III. B. 1. mit Karte 15 (A19a). 1700 WOLTERS 1990, 184 ff.; 189 f., bes. 211 ff. 1701 G. JACOB-FRIESEN, Einführung in Niedersachsens Urgeschichte III (Hildesheim 1974) 577. – ANDRASCHKO/TEEGEN 1988, 7. – RGA2 3 (1981) 431 f. s. v. Cherusker (R. WENSKUS). 1702 COSACK 1979, Karten 3 u. 13. – PESCHEL 1968, 192. – Vgl. auch eine Fibel aus Grab 419 von Petershagen-Lahde: BÉRENGER 1981, 94; 143 Abb. 18, 10. 1703 COSACK 1979, Karte 2. – GÜNTHER 1983, 16 ff. – DERS. 1990, 118 f. – Interessanterweise werden auch die nächst jüngeren Fibeln, die Kniefibeln A138–147, als charakteristische Formen des mittleren und unteren

rascht – wenn, wie eingangs bereits angemerkt, nicht ebenfalls geopferte einheimische Fibeln aus Eisen ursprünglich vorhanden waren, aber völlig vergangen sind. Trifft dies nicht zu, so scheint es schwierig, in dem Fibelopfer einfach die Fortsetzung älterer Nadelweihungen zu sehen, weil man dann einen höheren Anteil tatsächlich einheimischer Formen erwarten würde. Die große Zahl früher Fremdfibeln in diesem Depotfund rückt diese Trachtbestandteile in die „bei Opfern oftmals belegte Kategorie der Fremdstücke“, die als (materiell) kostbar oder als emotional besetzt gelten konnten, wenn sie zum Beispiel als Beutestücke aus einem Kriegszug stammten1704. Zwar wird die Form des Erwerbs der römischen Spangen durch die Germanen unbekannt bleiben und Tausch, Geschenk oder „Mitbringsel“ von Kriegszügen ebenso möglich sein, so scheint es dennoch verlockend, jene als Beutestücke zu deuten, die während der Kämpfe mit römischen Truppen gemacht wurden1705. Mag diese Überlegung auch hypothetisch bleiben, so kann doch darauf hingewiesen werden, dass die ältesten Fibeln des Depots zu jenen „Soldatenfibeln“ zählen, die durch ihre hochgewölbte Form besonders geeignet waren, das sagum auf der Schulter zusammenzuhalten. Zudem fehlen zusammengehörige Fibelpaare, wie sie charakteristisch sowohl für die Frauentracht der Rhein- und Donauprovinzen1706 als auch in Germanien waren1707. Wenn die Fibeldeponierung generell Elbegebietes angesehen (LEUBE 1975, 22), die darüber hinaus aber auch vereinzelt aus Böhmen, dem Rhein- und Donau-Gebiet, Jütland und dem Odergebiet bekannt geworden sind (PESKAŘ 1972, 89). 1704 L. PAULI, Heidnische und christliche Bräuche. In: Die Bajuwaren (Ausstellungskat. Rosenheim/Mattsee 1988) 278. – DERS. 1983, 467 f. – TORBRÜGGE 1970/71, 36 ff. – Zum Wert einer Fibel: COSACK 1979, 72 mit Anm. 270. 1705 Zu Beutestücken in germanischem Besitz vgl. die Rede des Arminius im Jahre 17 n. Chr. vor der Schlacht gegen Marbod und seine Anhänger: TACITUS, ann. II 45. 1706 GARBSCH 1965, 77. – DERS. 1985, 554 ff. – E. KELLER, Die frühkaiserzeitlichen Körpergräber von Heimstetten bei München und die verwandten Funde aus Südbayern. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 37 (München 1984) 46 f. Taf. 16, 1–5. – J. P. WILD, Clothing in the North-Western Provinces of the Roman Empire. Bonner Jahrb. 168, 1968, 166 ff.; bes. 199 ff. Abb. 4. – A. BÖHME, Arch. Korrbl. 8, 1978, 209 ff.; bes. 212 mit Taf. 37. 1707 M. HALD, Olddanske Tekstiler (København 1950) 373 ff. Fig. 428 u. 430. – M. GEBÜHR, Der Trachtenschmuck der älteren römischen Kaiserzeit im Gebiet zwischen unterer Elbe und Oder und auf den westlichen dänischen Inseln. Göttinger Schr. Vor- u. Frühgesch. 18 (Neumünster 1976) 56 f. – F. LAUX, Überlegungen zum Kopfputz der germanischen Damen im Niederelbegebiet und im freien Germanien. Stud. Sachsenforsch. 4, 1983, 215 mit Anm. 19; 220 f. – VÖLLING 1995, 64 ff.

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bevorzugt von Frauen durchgeführt worden wäre1708, so muss diese Beobachtung überraschen, weil man Fibelpaare erwarten würde. Vor diesem Hintergrund und trotz aller ungeklärt bleibender Fragen soll dennoch versucht werden, den Beginn der kultischen Devotation an der Pyrmonter Quelle zu bestimmen und ein mögliches Motiv dafür aufzuzeigen, wobei klar ist, dass dies nur eine aus einer Gruppe mehrerer Interpretationsmöglichkeiten sein kann. Die ältesten erhaltenen Fibeln können als einzelne Mantelfibeln römischer Soldaten oder Auxiliare betrachtet werden, typische Fibelpaare der Frauentracht fehlen dagegen. Weil die Pyrmonter Quelle in dem geographischen Raum liegt, in dem die Siedelgebiete der Cherusker angenommen werden, könnten die Fibeln als Beute aus den Kriegen mit Rom angesehen werden. Als besonders emotional behaftet, wäre ihre Weihung als Dank für erfolgreiche Kämpfe an eine numinose Macht gut verständlich. Die Augenfibeln und die Vorform des Typs Vippachedelhausen weisen in eine andere geographische Richtung, könnten aber ein gleiches Phänomen spiegeln. Diese Fibeln stammen aus dem elbgermanischen Bereich, und man mag einen Zusammenhang mit den Kämpfen zwischen den Anhängern des Arminius und denen Marbods sehen können. Dann würden auch diese Spangen an den älteren Brauch der Weihung von „Beutefibeln“ anknüpfen. In der Niederlegung der sicher einheimischen Armbrustfibeln hätte man die Fortsetzung eines älteren Brauches – jetzt vielleicht auch unter anderen religiösen Gesichtspunkten – zu sehen, wenn sie nicht als „Geschichtsquelle“ auf uns sonst unbekannt gebliebene kriegerische Auseinandersetzungen innerhalb des Weser-Rhein-germanischen Gebietes hinweisen. Gemeinsam ausgeübte religiöse Handlung, wie sie im Depotfund von Pyrmont dinglich überliefert ist, bedeutet letztlich nicht nur Bitte oder Dank an chthonische Mächte, sondern diente wohl auch der Gemeinschaftsförderung und der Festigung eines sich im Kult sichtbar manifestierenden Zusammengehörigkeitsgefühls1709, dem besonders in Unruhezeiten besondere Bedeutung zugekommen sein wird. 2. Gefäßdeponierungen Unter den zahlreichen Gefäßopfern der Eisenzeit, wie sie vor allem für das nördliche Mitteleuropa als typisch Vgl. oben Anm. 278 u. 279. KIRCHNER 1968, 389. – VAN DER LEEUW 1956, 396; 404. – Vgl. auch die in Anm. 270 genannte Literatur.

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anzusehen sind1710, bilden die Keramikdepots eine eigene Gruppe, deren regionale Verbreitung vergleichsweise eng begrenzt zu sein scheint1711. O. Harck hat diese Gruppe zuletzt zusammengestellt. Ihr können weitere, jetzt auch aus dem südlich angrenzenden Maingebiet stammende Depots hinzugefügt werden, die nicht nur die Anzahl der Fundstellen, sondern auch den bisher vorgeschlagenen, auf die vorrömische Eisenzeit begrenzten Datierungsspielraum insofern erweitern, als zumindest ein mainfränkischer Fund bereits an den Anfang der römischen Kaiserzeit (Horizont III) zu stellen ist. Obwohl die Keramikdepots nur teilweise jene Kriterien erfüllen, die B. Stjernquist und C. Colpe für eine möglichst eindeutige Zuweisung als Opferfunde vorgeschlagen haben1712, wird man dennoch nicht am sakralen Hintergrund der sich in den Depots archäologisch manifestierenden Handlungen zweifeln wollen1713. B. Stjernquist forderte als sichere Identifikation eines Opferplatzes möglichst dessen Nennung in der antiken schriftlichen Überlieferung sowie den Nachweis organischen Materials, für C. Colpe sind die Aspekte der Wiederholung sowie des Außergewöhnlichen entscheidende Kriterien. Für die Keramikdepots fällt jede konkrete Erwähnung in den antiken Quellen aus, nicht einmal der allgemeine Brauch der Gefäßdeponierung scheint Erwähnung gefunden zu haben. O. Harck hat einige Gründe aufgezählt, warum dieser Brauch von den römischen Beobachtern nicht überliefert worden sein könnte1714. Doch wird man ihm wohl in zwei Punkten widersprechen dürfen, weil einerseits auch im Gebiet zwischen Rhein und Weser derartige Gefäßniederlegungen praktiziert worden zu sein scheinen1715, andererseits ihnen vielleicht doch mehr Bedeutung für den Zusammenhalt speziell heterogener Bevölkerungs1710 C. J. BECKER, „Mosepotter“ fra Danmarks jernalder. Aarb. Nordisk Oldkde. og Hist. 1971, 5 ff. – DERS., Zur Frage der eisenzeitlichen Moorgefäße in Dänemark. In: JANKUHN 1970, 119 ff. – HARCK 1984, 102 ff. 1711 HARCK 1984, 114 f. mit Fig. 5. 1712 STJERNQVIST 1962/63, 5 ff. – C. COLPE, Theoretische Möglichkeiten zur Identifizierung von Heiligtümern und Interpretation von Opfern in ur- und parahistorischen Epochen. In: JANKUHN 1970, 18 ff. 1713 HARCK 1984, 114. – BEHM-BLANCKE 1983, 378. 1714 HARCK 1984, 114 ff. 1715 So kann vielleicht der Befund von Gohfeld-Mahnen, Kr. Herford, gedeutet werden, wo am Steilufer einer Werraschleife eine 12 auf 9 m große Rechteckanlage mit Sohlgraben und einer Öffnung in der südlichen Längsseite entdeckt wurde. Im Innern befanden sich keine Pfostenspuren und nur wenige Streuscherben, aber nördlich der Anlage wurden zwei Gruben mit 6 bzw. 2 weitgehend vollständigen Gefäßen geborgen: W. R. LANGE, Bodenalt. Westfalen 7 (Münster 1950) 63 ff. Nr. 589. – WILHELMI 1967, 127 Nr. 38.

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gruppen zukam, wie gerade die mainfränkischen Deponierungen zeigen können. Das geforderte Kriterium der Wiederholung scheint für die Keramikdepots ausgeschlossen, muss man doch auf Grund der Gleichartigkeit der Gefäße und der Befundsituationen jeweils mit einer einmaligen Niederlegung rechnen. Organisches Material in Form (verbrannter) Tierknochen lässt sich dagegen mehrfach nachweisen1716. Der Gesichtspunkt des „Außergewöhnlichen“ schließlich ist mitunter schwer konkret zu erfassen, weil einerseits der Stand der jeweiligen Forschungen Objekte und Befunde als selten erscheinen lassen kann, die ursprünglich sehr viel häufiger gewesen sein müssen, andererseits das damalige Wertesystem kaum und für Keramikformen nicht bekannt ist. Beim Depot von Tauberbischofsheim fällt immerhin auf, dass dort zahlreiche ansprechend verzierte Gefäße sowie auch bislang aus Siedlungen nicht bekannte einmalige Formen niedergelegt wurden1717. Für die Deutung dieser Keramikensembles nicht einfach nur als versteckte Händlerdepots, deren Bergung nicht mehr gelang1718, sondern als bewusst niedergelegte religiöse Zeichen spricht die charakteristische Zusammensetzung aus einem oder mehreren „Großgefäßen“, die auf dem Kopf stehende kleinere Formen, darunter stets auch Becher, bedeckten1719. Zudem fehlt bei den Keramikdepots, soweit nachweisbar, zumeist ein Bezug zu benachbarten Siedlungen, der bei einem profanen Versteck wohl eher zu erwarten wäre1720. Stattdessen rückt beispielsweise der Fund von Dodow, Kr. Hagenow, auf einem ehemals von Niederungsflächen begrenzten Geländesporn unmittelbar am Ufer der Schilde1721, in die Nähe der Feuchtbodendeponierungen. Opfersinn und konkretes Opfergut bleiben meist unbekannt, doch wird man Speiseopfer, auch Tauberbischofsheim, Main-Tauber-Kreis, Grube 1 (PE1978, 7 Abb. 5; 282 Taf. 92; 93; 94, 15–17). – Stockheim, Lkr. Rhön-Grabfeld (Bayer. Vorgeschbl. Beih. 2, 1988, 144. – Dodow‚ Kr. Hagenow (BARTELS 1990). – Kremmin, Kr. Ludwigslust (H. KEILING, Ausgr. u. Funde 26, 1981, 126–130). 1717 PESCHECK 1978, Taf. 92, 1. 3. 1718 H. SCHUBART, Jahrb. Bodendenkmalpflege Mecklenburg 1957, 43 ff. (Rossow, Kr. Pasewalk). 1719 Diese Angaben sind natürlich von der Fundbeobachtung und Dokumentation abhängig, so dass hier nur relativ eindeutige Belege angeführt werden. Grimme: 3 Großgefäße (GG) über 1-2-1 Kleingefäßen (KG), davon 2 Becher. – Marzahn: 1 GG über 2 KG, davon 1 Becher. – Behnsdorf: 2 GG über 4 KG. – Rossow: 1 GG über 5 KG (allesamt Becher). – Dodow: mind. 3 GG, mind. 2 Becher. – Tauberbischofsheim: mind. 3 GG, mind. 4 Becher. – Kremmin: 2 GG, davon 1 GG über 2 KG. 1720 HARCK 1984, 114. 1721 BARTELS 1990, 26. 1716

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verbunden mit Brandopfern, annehmen dürfen1722. Gerade das fast regelhafte Vorkommen von als Becher zu deutenden Kleingefäßen‚ in Tauberbischofsheim sogar zusammen mit einem Krug, lässt auch an Trankopfer (Libationen) denken1723. Für die Fragen des Kulturwandels am Ende der vorrömischen Eisenzeit ist jedoch weniger theologischer Sinn und Symbolik einer religiösen Handlung von Bedeutung, sondern die in der archäologischen Überlieferung fassbar werdende religiöse Praxis. Daher sind Horte „komplexe Zeichengruppen“, als religiöse Ausdrucksform darüber hinaus auch soziale, demonstrative Mitteilung1724. Wie bei anderen religiösen Handlungen, spiegelt sich wohl auch in den Depots, speziell bei denen mit einer relativ großen Gefäßzahl, die kaum mehr nur einem einzelnen Opfernden zugeschrieben werden können, gemeinsam praktizierte Glaubensvorstellungen. Deutet man zumindest die größeren Depots als Niederlegungen mehrerer emotional und/oder sozial-familiär verbundener Personen und damit als Zeichen gemeinschaftlicher Kulthandlungen, wird mit derartigen religiösen Bräuchen auch das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit ihrer Teilnehmer gefestigt worden sein1725. Untersucht man die Keramikdepots unter diesem Aspekt der Gemeinschaftsbildung bzw. -förderung durch Teilnahme am religiösen Tun, so sind besonders drei dieser Deponierungen genauer zu betrachten, weil sie Keramik ganz unterschiedlicher Herkunft enthalten, hinter denen sich jeweils andere ethnische Träger verbergen könnten. Der erste zu betrachtende Keramikhort stammt vom „Klapperberg“ in Zerbst1726 und kann in Horizont I und damit in die vorrömischen Eisenzeit datiert werden (Taf. 53 B; 54). Fünfzehn Gefäße – meist groß und kaum gegliedert, aber auch drei kleinere Näpfe sowie eine Schale – fand man vollständig erhalten in einer Grube. Die Zusammensetzung dieses Keramikinventars besteht aus für die jüngere Latène1722 F. HORST, Bronzezeitliche Speiseopferfunde in Gefäßen. In: Geneza kultury łuzyckiej na terenie nadorza (Wrocław 1977) 109 ff. – DERS., Nordischer Kulturbereich der jüngeren Bronzezeit und die Herausbildung der germanischen Stämme. In: F. Horst/F. Schlette (Hrsg.), Frühe Völker in Mitteleuropa (Berlin 1988) 30 f. 1723 BARTELS 1990, 31. – Zum antiken Trankopfer allgemein: D. WACHSMUTH in: Der Kleine Pauly 5 (München 1979) 922 f. – Zum Opfer: WIDENGREN 1969, 280 ff. 1724 H.-G. HÜTTEL, Religionsarchäologische Kriterien. In: H. Müller-Karpe (Hrsg.), Allgemeine und Vergleichende Archäologie als Forschungsgegenstand. Koll. Allg. u. Vergl. Arch. 1 (Bonn 1981) 164 f. 1725 BEHM-BLANCKE 1983, 368. – Allgemein: LANG 1988, 73 ff. – KEHRER 1988, 96 ff.; 103 ff. 1726 KÖNIG 1936, 200 ff. – MÜLLER 1985, 179 Nr. 748.

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zeit im Mittelsaalegebiet charakteristischen ein- oder zweigliedrigen Töpfen und Terrinen, meist mit Rauhung von Schulter bis Boden1727, doch sind zumindest zwei Gegenstände, ein bauchiges Enghalsgefäße („Krause“) sowie eine Schale mit facettierten Rand und X–Henkel (Taf. 54, 12. 14)1728, als Fremdformen in der Tonware des Saale-ElbeGebietes anzusehen1729. Diese spezifische Keramik, die in der materiellen Kultur an mittlerer Oder, Warthe und Weichsel ihre Heimat hat, findet sich in Mitteldeutschland in zahlreichen Siedlungen und weniger häufig in Grabfunden, jedoch meist in Verbindung mit autochthoner Ware, nie dagegen separiert auf eigenen Wohnplätzen oder Friedhöfen1730. Die archäologischen Befunde sprechen vielmehr für ein zeitliches und räumliches Neben- und Miteinander „fremder“ und einheimischer Bevölkerung, wobei besonders von den Hinzugekommenen zahlreiche Anregungen auf die materielle Kultur wie auf das ideelle Handeln der Einheimischen ausgingen, so bei der Aufnahme der Sitte, den Toten auch im Grabbrauch als Krieger darzustellen1731, oder bei der Übernahme von Randfacetten, X-Henkeln oder Mäandermustern in den elbgermanischen keramischen Formenschatz1732. Das Gefäßdepot von ZerbstKlapperberg, gedeutet als archäologische Manifestation religiöser Praxis, die von mehreren Personen zeitgleich ausgeführt wurde, spiegelt neben einer gemeinsamen Nutzung von Lebens- und Totenraum auch die gemeinschaftliche Ausübung einer Glaubenshandlung wider, bei der die Teilnehmer ihre Opfer jeweils in ihrer eigenen traditionellen Keramik darbrachten. Dass diese Keramikdeponierung nicht ein einmaliges, quasi zufälliges Zeugnis für eine von Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft vorgenommene, gemeinsame Handlung war, zeigt der „Kultfund“ aus dem Possendorfer Moor, wo ein deponierter „ostgermanischer“ Zweihenkeltopf ebenfalls auf die Beteiligung ortsfremder Adoranten verweist1733. Das gemeinsame Opfer war in beiden Fällen ein weiterer‚ sicher intensiv wirkender Bereich, der Zugewanderte und Einheimische zusammenführte

MÜLLER 1985, 97 ff. KÖNIG 1936, 202 f.: Gefäße 12 u. 14. 1729 PESCHEL 1978, 55 ff. mit Abb. 3. – DERS. 1988, 179 ff. Abb. 7. – DERS., Der Kultfund von Possendorf. Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 72, 1989, 52 ff. Abb. 5. – MÜLLER 1985, 117 f. – DĄBROWSKA 1988, 156 ff. – DIES. 1988A, 191 ff. bes. Abb. 2. 4. 1730 PESCHEL 1978, 58. 1731 PESCHEL 1977, 261 ff. – DERS. 1978, 60 ff. mit Abb. 4. – SCHULTZE 1986, 93 ff. – Vgl. auch Kap.V. A. 1732 PESCHEL 1978, 58. – MÜLLER 1985, 118. 1733 Siehe jetzt K. PESCHEL, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 72, 1989, 43–59, bes. 57. 1727 1728

und bei der Herausbildung eines gemeinsamen Stammesverbandes nivellierend wirken konnte. Dies kann auch für das Keramikdepot aus dem Taubertal bei Tauberbischofsheim gelten, wo ebenfalls Tonware unterschiedlicher Mach- und Zierart niedergelegt worden war1734. In einer Grube mit annähernd dreieckigem Grundriss (Taf. 50), deren Boden bis etwa 2 cm hoch mit Holzkohlestückchen bedeckt war, wurden weißgraue, mit kalzinierten Knochen einer Ziege durchsetzte Asche sowie 14 vollständig erhaltene Gefäße und die Scherben von drei weiteren gefunden (Taf. 51; 52; 53A). Repräsentieren die „scharfkantigen Situlen“ und bauchigen Terrinen, vor allem aber die charakteristischen Schulterverzierungen in Gestalt von Punktlinien, Winkelbändern, Rollrädchenlinien oder Mäandern typisches Formengut des Großromstedter Horizonts1735, so verraten andere Gefäße und manche technische Besonderheiten fremdes Mitwirken. Drei rollrädchen- oder winkelverzierte Terrinen besitzen einen Graphitauftrag1736, wie er für die keltische Spätlatènekeramik typisch ist1737. Diese Art der Keramikverarbeitung verrät keltische Töpfertradition, welche auch bei dem Deckelgefäß des Depots (Taf. 51, 1) deutlich wird1738. Vergleichbare Objekte sind aus germanischen Zusammenhängen sonst unbekannt; dagegen erinnert die Form an spätkeltische „Tonnengefäße“, die besonders im ostgallischen Raum benutzt worden sind1739. Die Verzierung der „Tonne“ wie des Deckels ist dagegen dem Keltischen wiederum fremd und entspricht üblichem germanischem Dekor. Diese Funde, denen weitere aus Dingolshausen1740 oder Aubstadt1741 zur Seite gestellt werden können, machen deutlich, dass noch über längere Zeit hinweg mit einer keltisch DAUBER 1962. – PESCHECK 1978, 7 Abb. 5; 282 f. Nr. 85 Taf. 92; 93; 94, 15–17. – Zur Deutung: O. HARCK, Offa 36, 1979, 165. 1735 PESCHECK 1978, 56 mit Anm. 325 Abb. 21. – MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, Beil. 1. – DIES. 1965, 143 ff. – PESCHEL 1978, 74 ff. 1736 PESCHECK 1978, 282 f. Nr. 8, 16. 17 Taf. 93, 2; 94, 17. 1737 I. KAPPEL, Die Graphittonkeramik von Manching. Ausgr. Manching 2 (Stuttgart 1969). 1738 DAUBER 1962, 147; 150 Nr. 4 Abb. 2, 1. – PESCHECK 1978, 282 Nr. 1 Taf. 92, 1. 1739 J. METZLER, Eine traditionsbewusste treverische Frau in augusteischer Zeit. In: HAFFNER 1989, 242 Abb. 3. – Zu dem kleinen Napf (PESCHECK 1978, Taf. 92, 4): HAFFNER 1989, 231. 1740 PESCHECK 1978, 226 Nr. 30; Taf. 63, 4. Zu Drehscheibenkeramik mit Rädchenverzierung: ROSENSTOCK/ WAMSER 1989, 21. 1741 Zu Drehscheibengefäßen als Urnen elbgermanischer Bestattungen in Mainfranken siehe VÖLLING 1995, 56 ff. (Gräberfeld Aubstadt im Grabfeldgau). – Vgl. auch oben Kap. II. B. 1734

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geprägten „Restbevölkerung“ im germanisch aufgesiedelten Mainfranken gerechnet werden kann1742.

ausschnitt-, aber beispielhaft im gemeinsamen Ritual in Stockheim archäologisch greifbar.

Auch bei dieser Deponierung kann man daran denken, dass nicht nur Elbgermanen, sondern auch die alteingesessenen Kelten an der religiösen Handlung beteiligt waren. Speziell der Napf und das Deckelgefäß könnten die „keltischen“ Spenden dieses Opfers sein. Zudem weichen diese beiden Gefäße von der Deponierung der anderen ab, weil sie als einzige mit der Mündung nach oben abgestellt waren1743 – auch dies sicher kein zufälliger Befund. Gemeinschaftsopfer von Elbgermanen und Kelten mag für die Nivellierung der mainfränkischen Bevölkerung wichtig gewesen sein, weil es emotional Verbindung stiftend und ideell einander angleichend wirken konnte. Für die Ausbildung der mainfränkischen Variante des Weser-Rheingermanischen Formenkreises auf einheimisch keltischer Grundlage und elbgermanischer Überschichtung scheint dies nicht unwichtig gewesen zu sein.

Gefäßdepots als dingliche Überlieferung ideeller Handlungen vermögen somit nicht nur Hinweise auf religiöse Praktiken zu geben, sondern weisen indirekt auch auf die daran Beteiligten. Akzeptiert man die hier gewählte Sichtweise, so können neben den Grab- und vor allem Siedelfunden auch solche des religiösen Brauchtums Anstöße vermitteln, wie man sich das Zusammenwachsen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen auf einem weiteren Sektor konkreter vorstellen kann.

Schließlich ist noch auf einen weiteren mainfränkischen Befund zu verweisen, der bislang erst in einer kurzen Fundnotiz veröffentlicht wurde1744. Bei Stockheim im Landkreis Rhön-Grabfeld, am Zusammenfluss von Streu und Sulz1745, wurden mehrere Gefäße entdeckt, die als Deponierung gedeutet werden können. Neben Tierknochen spricht vor allem das reiche Keramikinventar aus grob zerscherbten, ursprünglich wohl komplett niedergelegten Großgefäßen und auch kleinen Bechern für diese Deutung. An diesem Bestand lassen wiederum Keramiken mit flächiger Graphitierung oder Besenstrichmuster eine „keltische“ Komponente erkennen, scharfkantige Situlen weisen auf Elbgermanen, während flächige Fingertupfenverzierung und dreigliederige Gefäße der Form I nach R. von Uslar1746 bereits eine WeserRhein-germanische Spielart vertreten. Nach der hier vorgeschlagenen Interpretation der gemeinsamen, gleichzeitigen Niederlegung von Opfergaben in Keramikbehältern ist auch das Depot von Stockheim ein archäologisches Indiz für das Werden der älterkaiserzeitlichen Weser-Rhein-germanischen Kultur, deren zwei Wurzeln, autochthon-keltisch Geprägtes und Elbgermanisches, im Opfer noch genauso sichtbar werden wie das werdende Neue. Die Genese der „neuen“ Kulturgruppe wird damit

VÖLLING 1992. Ein weiterer großer Topf stand ebenfalls richtig herum, wurde jedoch von einer umgestülpten Terrine zugedeckt: PESCHECK 1978, 7 Abb. 5. – Siehe hier Taf. 49, 15. 1744 Bayer. Vorgeschbl. Beih. 2, 1988, 144. 1745 Vgl. die Fundlage des Depots von Dodow (Anm. 336). 1746 USLAR 1938. 1742 1743

C. Tracht Neben den Fibeln, die bereits ausführlich besprochen wurden, ist das Gürtelzubehör wichtigster Bestandteil der Tracht. Aus der Vielzahl der Gürtelformen der jüngeren vorrömischen Eisenzeit1747 und älteren Kaiserzeit1748 ist eine Form zu nennen, deren überregionale Verbreitung eng mit frühelbgermanischen Expansionsbewegungen verknüpft zu sein scheint. Weil der Gürtel wie die Fibeln äußerlich für jeden Betrachter gut sichtbar war, kommt ihm auch eine Bedeutung als Zeichen zu. Besonders diese Zeichenhaftigkeit gilt es zu betrachten und zu deuten. 1. Lochgürtelhaken Σωσµα χαλκον, so beschrieb Strabon, auf Poseidonios zurückgreifend, Gewand haltende Gürtel der Seherinnen im Heerzug der Kimbern1749. Aber auch zu der Zeit, als er sein großes geographisches Werk niederschrieb, trugen Frauen nördlich der Alpen noch immer Gürtel mit metallenem Besatz.

Siehe die Übersichten bei: KOSTRZEWSKI 1919, 42 ff. – PESCHEL 1988, 111 ff. 1748 RADDATZ 1957. – R. MADYDA-LEGUTKO, Belt Buckels and Mountings on the Polish Territories in the Roman Period. Mat. Wrocław 4, 1977, 351–412. – DIES., Rekonstruktionsversuch der Gürtel mit Metallteilen aus dem Gebiet des mitteleuropäischen Barbaricum in der römischen Kaiserzeit und der Frühphase der Völkerwanderungszeit. Przegląd Arch. 31, 1984, 91–135. – DIES., Die Gürtelschnallen der Römischen Kaiserzeit und der frühen Völkerwanderungszeit im mitteleuropäischen Barbaricum. BAR Internat. Ser. 360 (Oxford 1987). 1749 STRABON 7, 2, 3 (294 C). – Vgl. dazu W. O. SCHMITT/ G. CH. HANSEN in: Schriften und Quellen der Alten Welt 37, 1 (Berlin 1988) 516 f. 1747

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Denn zum charakteristischen Metallsachgut der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit zwischen Rhein und Elbe gehörten die bronzenen Lochgürtelhaken der Frauentracht. Diese profilierten Schließen mit namengebender durchlochter Ringscheibe und Sichelschenkel sind in ihrer Verbreitung schon frühzeitig erfasst und kartiert1750, von T. Voigt dann 1971 nach stilistischen Merkmalen sortiert und umfassend behandelt worden1751. K. Peschel hat die Bedeutung dieses Zubehörs für die elbgermanische Tracht des südlichen Mittelgebirgraums während des Expansionshorizonts herausgestellt und u. a. in ihnen archäologische Indizien für das Ausgreifen elbgermanischer Gruppen nach Westen, aber auch nach Südosten gesehen1752. Seit Peschel die Verbreitung der Gürtel erneut kartierte, für die er 60 Fundorte namhaft machen konnte1753, und P. Gleirscher einige Neufunde nachtrug1754, sind weitere Objekte hinzugekommen, die bisherige Schwerpunkte verdichten, aber auch neue Regionen erschließen und zudem speziell bei der Zeitstellung und Verbreitung der Spätform C neue Interpretationsansätze erfordern (Karte 26). Zu den Gebieten, die trotz inzwischen zahlreicher Funde der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit lange Zeit ohne den Nachweis von Lochgürtelhaken blieben, zählt Franken. Doch mit der Auffindung eines solchen Fragments aus der Siedlung „Biberleinsbach“ bei Gaukönigshofen, Lkr. Würzburg1755, wurde nun auch das Gebiet am Main in den Verbreitungsraum dieser Gürtelmode einbezogen. Neue Funde von Lochgürtelhaken aus der Gemeinde Aubstadt, Grabfeldgau, stammen sowohl aus einem kleinen Gräberfeld als auch aus dem Bereich einer durch Lesefunde erschlossenen Siedlungsstelle in der Flur “Heiligenbrunnen“1756. Bei dem Siedlungsfund handelt es sich um ein kleines, nur noch 4,9 cm langes Bruchstück, das jedoch eindeutig als Lochgürtelhaken

W. SCHULZ, Jahresschr. Halle 16, 1924, Taf. 4, 4. – R. VON USLAR, Germania 20, 1936, 36 ff. Abb. 2. – WEGEWITZ 1944, Abb. 100. – MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ, 1750

Památky Arch. 52, 1961, 405 ff. Abb. 2. 1751 VOIGT 1971. 1752 PESCHEL 1978, 94; 111 ff. 1753 PESCHEL 1978, 113 Abb. 9; Nachweis 193 ff. 1754 P. GLEIRSCHER, Arch. Korrbl. 16, 1986, 85 ff. 1755 L. WAMSER, Ausgr. u. Funde Unterfranken 1979 (Sonderdruck aus: Frankenland N. F. 32, 1980) 146, 150 Abb. 45, 23. 1756 Zur Fundstelle: CH. PESCHECK, 13. Arbeitsber. Landesamt Denkmalpflege (Würzburg 1977) 224 Abb. 20. – D. ROSENSTOCK, Die ersten Grab- und Siedlungsfunde der Großromstedter Kultur aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld. Arch. Jahr Bayern 1985, 95–99. – Zur Topographie siehe VÖLLING 1992, Abb. 2.

anzusprechen ist (Taf. 55, 1)1757. Aufgrund der erkennbaren Form- und Zierelemente wird man diesen Lochgürtelhaken wohl der Variante A2 nach Voigt zuweisen dürfen1758. Trotz ungewöhnlicher Form ist das Hakenbruchstück aus Grab 9 des Aubstädter Friedhofs1759 (Taf. 55, 2) der Gruppe der Lochgürtelhaken zuzurechnen. Allerdings besitzt dieser Haken nur eine rechteckige, oben abgerundete Nietplatte, die etwa der Mitte der Oberseite entspringt. Der Gürtelhaken ist auffallend zierlich und klein und findet nur wenige Entsprechungen, so in einem ebenfalls einösigen und ursprünglich wohl nur knapp 6 bzw. 7 cm langen Gürtelhaken vom Dünsberg1760 und einem mit etwas anderer Konstruktion aus Grab 20 des Friedhofs von Brücken1761. Scheinen diese zierlichen Haken für die Frauentracht funktional zunächst kaum verwendungsfähig, so kann die anthropologische Bestimmung des Aubstädter Grabes weiterhelfen, denn in Grab 9 wurde ein etwa 4–5 Jahre altes Kind bestattet1762. Dieser Befund gibt einen Hinweis darauf, dass Lochgürtelhaken offenbar keineswegs nur Kennzeichen der Frau waren, sondern dass Kleidung und Trachtzubehör der Mädchen bereits denen der Erwachsenen zu folgen scheinen1763. Das Beispiel einer solchen Frauentracht liefert Grab 13 von Aubstadt, in dem eine etwa 25–40 Jahre alte Frau bestattet war. Neben zwei Fibeln, die wohl ein peplosartiges Gewand verschlossen1764, fanden, sich zwei angeschmolzene Teile eines Lochgürtelhakens (Taf. 55, 3) sowie zahlreiche zum Gürtelbesatz gehörende Bronzeblechstücke. Auch dieser Gürtelhaken entspricht der Voigtschen Form A2, so dass bis auf den Kindergürtelverschluss aus Grab 9 alle

1757 Die Identifizierung dieses Fragments und eine erste kulturelle wie zeitliche Einordnung wird W. WAGNER verdankt: VORZEITung. Archäologische Mitteilungen für Freunde der Vorgeschichte im Rhön-Grabfeld-Kreis 9, 1985/86, 8 f. Abb. 21 u. 25. 1758 VOIGT 1971, 239 f. Abb. 10. 1759 VÖLLING 1995, 99 Taf. 8, 4. 1760 JACOBI 1977, Taf. 2, 19. 1761 MÜLLER 1985, 267 Taf. 64, 19. – Zur Datierung: Kap. II. F. 2. 1762 F. PARSCHE in: VÖLLING 1995, 91 f. 1763 Dies bestätigen auch die weiteren Funde des Grabes, darunter ein Messer und drei eiserne geschweifte Fibeln mit oberer Sehne, die allerdings in normaler Grösse ausgeführt sind. 1764 VÖLLING 1995, 66 ff. Tab. 8 u. 9. – Vgl. dazu das peplosartige Gewand aus Huldemose/Jütland bei M. HALD, Olddanske Tekstiler. Nordiske Fortidsminder 5 (København 1950) 373 ff. – A. LEUBE, Tracht und Schmuck. In: GERMANEN I, 337 ff. mit Abb. 79.

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fränkischen Haken (Aubstadt 2x, Gaukönigshofen) dieser Variante zuzurechnen sind1765. Zu den drei nordbayerischen Neufunden können auch zwei weitere aus Südbayern gestellt werden, welche die Isar-Inn-Gruppe bereichern. Von der oberhalb der Mangfall gelegenen Abschnittsbefestigung „Fentbachschanze“, Gem. Holzolling, Lkr. Miesbach1766, stammt als Einzelfund das Fragment eines Lochgürtelhakens (Taf. 55, 4)1767. Erhalten blieb das Endstück, das in seiner rechteckigen Rückenplatte ungewöhnliche drei Nietlöcher aufweist1768. Die grazilen Sichelschenkel sind durch kurze Verbindungsstege mit der Kappe verbunden und können demnach wohl der Variante A2 nach Voigt zugerechnet werden. Schließlich ist auf ein stark angeschmolzenes Bronzefragment von Stöffling nördlich Seebruck1769 zu verweisen, bei dem es sich um die Falzkappe eines Lochgürtelhakens der Normalform, vermutlich des Typs B, handeln dürfte1770. Die hier vorgestellten Neufunde aus Bayern legen es unter Einbeziehung weiterer inzwischen bekannt gewordener Lochgürtel nahe, die Verbreitung und Zeitstellung dieser Formengruppe erneut zu betrachten. Gegenüber älteren Kartierungen zeigt sich im Wesentlichen eine weitere Auffüllung bestehender Dichtezentren im Mittelgebirgsraum, in Böhmen sowie an Isar und Inn. Das Gebiet östlich von Havel und Spree bleibt noch immer fundleer; das Gürtelhakenfragment aus dem ukrainischen Subotov1771 wird man anders als M. B. Ščukin1772 auf Grund seiner Profilierung wohl nicht als Lochgürtelhaken deuten dürfen.

In größerer Zahl sind auch Gürtelverschlüsse der Spätform hinzugekommen, wobei die Fundverdichtung im Norden Deutschlands ein anscheinend verspätet einsetzendes mittelelbgermanisches Einwirken auf das dortige Fundgut andeutet1773. Südlich der Donau fehlt diese Variante, doch sind westlich der Weser eindeutig Funde nachzuweisen, wobei besonders die beiden linksrheinischen Funde aus Neuss und Alzey überraschen, wurde das Fehlen der Spätform westlich der Weser doch mit dem schwindenden Einfluss der Elbgermanen in Verbindung gebracht1774. Die Zeitstellung der Lochgürtelhaken der Normalform ist weitgehend eindeutig und wird durch die hinzugekommenen Neufunde kaum verändert. Nach Ausweis der Grabfunde gehört die Variante A/B dem frühaugusteischen Horizont II der geschweiften Fibeln an1775, reicht aber auch mit der Variante A darüber hinaus bis in spätaugusteische Zeit, wie Grab 13 aus Aubstadt sowie der Fund aus Peukendorf, Kr. Sondershausen, zusammen mit einer frührömischen Fibel A2a anzeigt1776. Das früheste sicher datierte Beispiel stammt aus Bobersen, Kr. Riesa, hier vergesellschaftet mit geknickter Fibel Kostr. K, Bronzefibel Beltz Var. J und „ostgermanischer“ Keramik1777 und damit in Horizont I datiert1778. Schwieriger ist die Bewertung der Lochgürtelhaken aus den befestigten Höhensiedlungen des Mittelgebirgsraums. Ein einheitliches Ende der Besiedlung an allen Plätzen wird man nicht annehmen können. Weil großflächige, systematische Ausgrabungen bei keiner dieser Siedlungen durchgeführt wurden, ist man als Die Ausbildung von typologischen Spätformen ist z. B auch bei den geschweiften Fibeln zu beobachten, wo in größerer Zahl junge, bandförmige Spangen vorkommen (vgl. oben Kap. III. A. 7.). 1774 PESCHEL 1978, 114. 1775 So z. B. in Aubstadt Grab 9, Brücken Grab 53 und Tostedt Grab 192, jeweils mit geschweiften Fibeln Kostr. M-a (Nachweis der Grabfunde bei VÖLLING 1995, 109 f. Liste 5). 1776 Aubstadt Grab 13 mit geschweifter Fibel mit Kugelfortsätzen ähnlich A44 (VÖLLING 1995, 30 ff.). – Peukendorf bei E. CAEMMERER, Mitt. Ver. Dt. Gesch. u. Altkde. Sondershausen 10, 1940, 33 f. Abb. 49 a–b. – PESCHEL 1978, 112 mit Anm. 401. 1777 A. MIRTSCHIN, Germanen in Sachsen (Riesa 1933) 14 ff. Abb. 2–3. 1778 Vgl. zu den Horizonten Kap. II. L. – Das von RIECKHOFF-PAULI 1983, 104 Anm. 144 und P. GLEIRSCHER, Arch. Korrbl. 16, 1985, 85 genannte Grab 2651 von Plötzin enthält zwar eine Fibel Kostr. D/E, doch ist für die Zeitstellung des Grabes das jüngste Objekt, eine geschweifte Fibel mit unterer Sehne (Kostr. N-a), ausschlaggebend. Diese Fibeln sind jünger als die mit oberer Sehne, kommen aber im Havel-Spree-Gebiet bereits in Stufe 1 (= Horizont II; vgl. oben Kap. II. G.) vor, nicht jedoch früher. 1773

VOIGT 1971, 239. 1766 Zum Fundort siehe H.-P. UENZE, Oppidum „FentbachSchanze“. In: Führer vor- u. frühgesch. Denkm. 18 (Mainz 1971) 199–206. 1767 Dabei handelt es sich um einen von zahlreichen vorgeschichtlichen Metallfunden dieses Ortes, die mit Metallsuchgeräten aufgespürt und ihrer Fundzusammenhänge entrissen wurden. Den Hinweis auf den Fund verdanke ich St. Möslein M.A. 1768 Ähnliche Rückenplatten anstelle von Laschen könnten auch Lochgürtelhaken aus Brücken (MÜLLER 1985, Taf. 272, 16), Radovesice (VOIGT 1971, 240 Abb. 101) und Stehelčeves (K. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ, Památky Arch. 72, 1981, 405 Abb. 8, 5) aufweisen. Recht nahe kommt dem Fund von der Fentbachschanze der Gürtelhaken aus Sanzeno, ebenfalls mit Falzkappe (P. GLEIRSCHER, Arch. Korrbl. 16, 1986, 86 Abb. 1, 1). 1769 Zur Fundstelle: IRLINGER 1991. 1770 Vortrag von W. Irlinger, LfD München, 13. April 1992. 1771 E. V. MAKSIMOV, Srednee Podneprov’e na rubeže našej ery (Kiev 1972) 84 Taf. 25, 1; 29, 10 (hier Grab 1 zugewiesen). 1772 M. B. ŠČUKIN, Sovetskaja Arch. 1989, 3, 66 mit Karte 2 (hier Grab 3 zugewiesen). 1765

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Bewertungskriterium auf das Spektrum der bisher bekannt gewordenen (Einzel-)Funde, meist metallene Kleinaltertümer, angewiesen, ohne dass dieses vorläufige Fundbild von vornherein als repräsentativ zu bewerten wäre, weiß man doch nicht, wie es letztlich zu Stande kam. Wie differenziert Besiedlungsdauer und mögliche Gründe für die Aufgabe der Wohnorte zu bewerten sind, zeigt das Beispiel vom Dünsberg. Von hier sind zahlreiche Metallfunde – allerdings kaum Keramik – bekannt, darunter auch inzwischen mindestens sechs Lochgürtelhaken1779. Der Ort scheint nach Ausweis der Funde, darunter auch zahlreiche römische Militaria, von Truppen des Drusus 11/10 v. Chr. belagert und wohl auch erobert worden zu sein1780. Dauerte die Besiedlung des Dünsbergs sicher bis zu den römischen Germanenkriegen, so ist das Nutzungsende der Ansiedlung des „Heidetränkoppidums“ im Taunus schwieriger zu bestimmen. Immerhin deuten einzelne Funde aus der großen Zahl unsachgemäß geborgener Objekte aus dem Innern der Anlage1781 sowie auch vom Verbrennungs- und Bestattungsplatz vor dem Nordosttor1782 an, dass an JACOBI 1977, 15 f. Taf. 2, 19–21. – SCHLOTT 1999, 84 Taf. 7, 6. – Auf weitere Neufunde machten mich M. Seidel M. A. und J. Schulze-Forster M. A., beide Marburg, aufmerksam. 1780 G. MILDENBERGER, Fundber. Hessen 17/18, 1977/78, 157 ff. – D. BAATZ/F.–R. HERRMANN (Hrsg.), Die Römer in Hessen (Stuttgart 1982) 259 ff. – SCHÖNBERGER 1985, 334 f.; 433 A41. – Die Belagerung wird besonders anschaulich durch die Kartierung der Militaria, die sich fast ausschließlich im Bereich des südlichen Tores fanden (SCHLOTT 1999, 29 Abb. 10). Das hinzugekommene Fundmaterial kann dieses Kartenbild weiter verdichten. Allerdings bleibt bei fehlender systematischer Untersuchung dieses Ortes fraglich, ob mit der anzunehmenden römischen Belagerung und Eroberung (?) die Besiedlung auf dem Dünsberg gänzlich aufhörte. Inzwischen sind unter den Fibeln auch einige spätaugusteisch-tiberische Formen vertreten, bei denen allerdings nicht zu entscheiden ist, ob sie von gelegentlichen Begehungen dieser Anlage stammen oder aber echte Weiterbesiedlung anzeigen. Für Hinweise zu den Neufunden vom Dünsberg danke ich J. SchulzeForster M. A. herzlich. 1781 A. U. M. MÜLLER-KARPE, Neue latènezeitliche Funde aus dem Heidetränk-Oppidum im Taunus. Germania 55, 1977, 33 ff. – CH. SCHLOTT, Germania 63, 1985, 139 ff. bes. 144 Abb. 4, 8 (Trinkhornspitze). 1782 CH. SCHLOTT/D. R. SPENNEMANN/G. WEBER, Ein Verbrennungsplatz und Bestattungen am spätlatènezeitlichen Heidetränk-Oppidum im Taunus. Germania 63, 1985, 439 ff., bes. 459 mit Anm. 63; 461 Abb. 11, 14 (Stangenkettenglied frühgermanischer Trinkhörner); 471 f. Abb. 20, 4–5 (Silberfibel mit beißendem Tierkopf); 475 Abb. 21, 10–22 (Stangenkettenglieder germanischer Trinkhörner). – Zu derartigen Trinkhörnern siehe jetzt die Zusammenstellung bei JØRGENSEN 1988/89, 119 ff. 1779

einer Siedeldauer über die relativchronologische Stufe „D1“ (nach W. Krämer) hinaus bis in die Zeit der geschweiften Fibeln nicht zu zweifeln ist1783. Dies kann auch für die Alteburg bei Arnstadt zutreffen, von der zwei geschweifte Fibeln der Var. M bekannt sind1784‚ die eine längere Nutzung als bisher angenommen möglich erscheinen lassen. Schließlich wird auch die Aufgabe der Altenburg bei Niedenstein kaum in voraugusteischer Zeit gelegen haben, worauf bereits K. Peschel hinwies1785. Aus der Mittelgebirgszone bleibt somit vorerst nur die „Steinsburg“ auf dem Kleinen Gleichberg, die „als wehrhafte Siedlung über das dritte Viertel des 1. Jahrhunderts v. u. Z. anscheinend nicht fortbestand“1786. Die Betrachtung der befestigten Großsiedlungen des nördlichen Randgebietes der keltischen Welt zeigt einmal mehr, wie differenziert und zeitlich gestaffelt deren jeweilige Bewohndauer und Auflassung zu bewerten ist. Dies nur auf monokausale Ursachen zurückführen zu wollen hieße, die doch wesentlich vielschichtigeren Vorgänge allzusehr zu simplifizieren. Wenn auch nur bedingt aussagefähig, ist trotzdem noch auf die beiden neuen südbayerischen Fundorte hinzuweisen. Von Stöffling sind bislang fast ausschließlich Metallfunde bekannt geworden, zu denen als jüngster datierender Fund eine geknickte Fibel gehört1787. Von der Fentbachschanze stammen ebenfalls nur wenige Einzelfunde, darunter als zunächst jüngste Fibelform eine A651788. Die Aussagekraft dieser beiden Orte für die Datierung der Lochgürtelhaken wird man bei dem bisherigen Fundbild nicht überbewertet wissen wollen, doch verbirgt sich hier vielleicht ein Hinweis auf frühzeitige Nutzung dieses Trachtzubehörs. Für die Zeitstellung der Lochgürtelnormalform führen die Siedlungsfunde bislang also nicht über das hinaus, was bereits durch die Grabfunde angedeutet wurde: 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr., mit einem (noch?) vereinzelten Beginn schon im Horizont I der geknickten Fibeln, vor allem aber charakteristisches Trachtzubehör augusteischer Zeit (Horizonte II und III). Verändert wird man dagegen den Verwendungsbeginn der Spätform C, zumindest aber der daraus abgrenzbaren „Variante Jössen“ betrachten

1783 SCHLOTT/SPENNEMANN/WEBER a. O. 456. – CH. SCHLOTT, Germania 63, 1985, 146. 1784 U. LAPPE, Alt-Thüringen 16, 1979, 101 Nr. 1. – PESCHEL 1982, 46. 1785 PESCHEL 1978, 88 f. mit Anm. 304. – G. MILDENBERGER, Fundber. Hessen 14, 1974, 197 ff. 1786 PESCHEL 1982, 45. 1787 IRLINGER 1991, 78 Abb. 50. 1788 Freundlicher Hinweis St. Möslein M. A., München.

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müssen1789‚ sollte der Fund eines solchen Hakens vom Dünsberg (Taf. 55, 5) vor oder mit der wahrscheinlichen römischen Eroberung in den Boden gelangt sein1790. Danach wäre die Ausprägung der Spätform „Jössen“ schon gegen Ende des letzten vorchristlichen Jahrhunderts erfolgt. Auch der Gürtelhaken aus Petershagen-Lahde Grab 407, der ohne weitere Beifunde ausgegraben wurde, gehört sicher noch in die spätaugusteische Zeit. Dies geht aus der Lage auf dem Gräberfeld hervor, das einen klaren Belegungsablauf erkennen lässt, denn Grab 407 befindet sich im Bereich des durch frühes provinzialrömisches Fibelformengut gekennzeichneten jüngsten Abschnitts (Zeitgruppe 3)1791. Diese beiden Funde liefern einen Zeitansatz, der vor dem bisher erst in tiberischer Zeit vermuteten Beginn der Spätform liegt1792. Diese Datierung trifft allerdings weiterhin für die anderen Ausprägungen von Gürtelverschlüssen der Spätform, speziell für die norddeutsche „Variante Jamel“, zu1793. Neben Vergesellschaftungen mit klassischen Augenfibeln1794 wird dies auch durch den Fund aus Neuss bestätigt, der in tiberischen Schichtzusammenhängen entdeckt wurde1795. Schon während des langsamen Auslaufens der älteren Hauptform in spätaugusteischer Zeit kann die Spätform C durch die „Variante Jössen“ nachgewiesen werden, bevor mit der „Variante Jamel“ in tiberischer Zeit das jüngste Zeugnis der in alter vorrömischer Tradition stehenden Gürtelmode im Mittelgebirgsraum und im Süden bzw. Südosten dem veränderten Gürtelverschluss mittels Schnalle – „wohl infolge der engen Berührung mit den Römern“ – weichen musste1796. Zur Unterteilung der Lochgürtelhakenform C nach Voigt: VÖLLING 1994. Der „Variante Jössen“ gehören neben dem Haken des eponymen Fundorts die aus Petershagen-Lahde, Eddigehausen, Dünsberg und Alzey an. 1790 SCHLOTT 1999, Taf. 7, 6. 1791 Vgl. zur Belegungsabfolge in Petershagen oben Kap. II. A. 2. 1792 PESCHEL 1978, 114. – VOIGT 1971, 248. 1793 Gürtelhaken der „Variante Jamel“ besitzen nur eine Lochscheibe sowie darüber eine Rechteckplatte zur Fixierung des Gürtels. Sie wirken schwerer und gröber als die der „Variante Jössen“ und sind zudem flach. Zugehörig sind Haken aus Jamel, Garbsen, Gramzow, Huntebrück, Neuss, Segeberg und Wolmersdorf (Nachweise: VÖLLING 1994). 1794 Garlsdorf, Tišice, Oldisleben. 1795 G. SIMPSON, Early roman metal objects from the excavations at Neuß. In: Studien zu den Militärgrenzen Roms II. Vorträge des 10. Internat. Limeskongresses. Bonner Jahrb. Beih. 38 (Köln 1977) 561 ff. Abb. 1, 8. 1796 RADDATZ 1957, 19. – Eine Ausnahme stellen die einteiligen Gürtelhaken mit Querplatte dar, die in einem Streifen südlich der Ostsee von der Niederelbe bis zur Weichsel vorkommen: R. MADYDA-LEGUTKO, Gürtelhaken 1789

Anders als die Datierung ist die Herkunft und Entstehung dieser Gürtelmode bislang recht unterschiedlich gedeutet worden, ohne letztlich zu einer allgemein akzeptierten Lösung geführt zu haben. Anregungen, vielleicht auch Vorbilder spätkeltischen Kunstempfindens, auf die bereits P. Reinecke hinwies1797, wird man nicht leugnen wollen, doch blieben die möglichen typologischen Herleitungen bisher strittig. Auf mittellatènezeitliche Gürtelketten des südostkeltischen donaunahen Raums führten P. Glüsing und K. Peschel die Entstehung der Lochgürtelhakens zurück1798, während zuletzt S. Rieckhoff, P. Gleirscher und R. Müller mit einer eigenständigen Ausprägung, orientiert am Vorbild älterer Zierknopfgürtelhaken, im mitteldeutschen Saale-Gebiet rechnen1799. Die inzwischen bekannt gewordenen Neufunde können bei dieser Frage kaum weiterhelfen, doch mag man den Zuwachs speziell bei der Isar-Inn-Gruppe, dort sogar vielleicht schon relativ früh belegt, als Hinweis auf Anregungen aus dem Südosten verstehen können1800. Aber unabhängig vom ursprünglichen „Erfindungsgebiet“ wird man für die Vermittlung dieser Gürtelhakenform den großen befestigten Höhensiedlungen Thüringens und Hessens Bedeutung zubilligen wollen. Einen Depotfund dreier absichtlich zusammengesteckter Gürtelhaken vom Dünsberg deutete G. Jacobi als Hinweis auf „die Existenz eines Bronzegießers bzw. die Herstellung von Lochgürtelhaken auf dem Dünsberg“1801. Trifft diese Interpretation zu, so deutet der Befund an, wo derartiges Trachtzubehör zu erwerben war. Allerdings wird man im Fall des Dünsberger Depots nicht ausschließen wollen, dass es sich einfach nur um wieder einzuschmelzendes Rohmaterial gehandelt hat, ohne dass daraus die neu zu gießenden Objekte zwangsläufig bestimmbar wären. Weitreichende ethnische Zuweisungen der Bewohner auf dem Dünsberg lässt dieser Fund wohl nicht zu; vielmehr wird man in den befestigten der frührömischen Kaiserzeit im Gebiet des mitteleuropäischen Barbarikums. Przegląd Arch. 37, 1990, 157–180, bes. 173 Abb. 7 u. 8. 1797 P. REINECKE, Zur Kenntnis der La Tène-Denkmäler der Zone nordwärts der Alpen. In: Festschrift des RömischGermanischen Zentralmuseums Mainz (Mainz 1902) 91 f. mit Abb. 12. 1798 GLÜSING 1964/65, 10 mit Anm. 21. – PESCHEL 1978, 94, 111 mit Anm. 395–396. 1799 RIECKHOFF-PAULI 1983, 101 f. – P. GLEIRSCHER, Arch. Korrbl. 16, 1986, 85. – MÜLLER 1985, 92. 1800 Dazu auch die Überlegungen von CH. PESCHECK, Bayer. Vorgeschbl. 54, 1989, 228 f. zur Herkunft der älteren Stabgürtelhaken (Var. C) aus dem südostkeltischen Raum. Pescheck nimmt auch für die Lochgürtelhaken ostkeltisches Vorbild an, das dann von Germanen übernommen und nachgefertigt wurde. 1801 JACOBI 1977, 15.

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Siedlungen Orte sehen, die mit einem Markt ausgestattet waren, wo der Tausch mit Fertigware aus heimischer wie fremder Produktion möglich war. Dass auch Fremde daran beteiligt oder in den Siedlungen sogar selbst integriert gewesen sein mögen, wird bei dem hohen Grad an Mobilität der Personen in der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit noch ohne fest gefügte Stammesbindungen nicht überraschen1802. Einen Wechsel der Bevölkerung wird man daraus allerdings nicht ablesen können1803. Geht man von den Grabfunden aus, die solchen Gürtelschmuck enthielten, so wird man in den Trägerinnen Elbgermanen sehen dürfen, was Grabsitte und weitere Beifunde bestätigen1804. Ob man daraus folgern darf, dass Lochgürtelhaken ausschließlich von diesen getragen wurden, ihnen ethnisch also eindeutig charakterisierende Aussagekraft zukommt, erscheint fraglich, weil für weite Gebiete Mitteleuropas zeitgleiche Gräber fehlen und damit eine Überprüfung der ausschließlichen Nutzung durch Elbgermanen nicht möglich ist. T. Voigts vielleicht zu wenig beachtete Warnung vor einer engen ethnischen Ausdeutung1805 scheint noch immer berechtigt, zumal keine ortsgebundene Serienproduktion erfolgte, sondern stets Einzelstücke gefertigt wurden. Dass darunter auch recht einfache, qualitativ als schlecht zu bezeichnende Exemplare sind, zeigen zwei dieser Haken aus der südlichen bzw. nördlichen Peripherie ihrer Verbreitung aus Sanzeno und von der Feddersen Wierde (Taf. 55, 6)1806. Diesen Gürtelverschlüssen, die man als Imitationen mitteldeutscher Formen anzusprechen geneigt ist, fehlt die sanfte Biegung, wie er jenen sonst eigen ist1807. Durch ihre flache Form wirken sie plump, ein Eindruck, der durch unförmig grobe Hakenspitzen verstärkt wird. Zudem fehlen dem Fund von Sanzeno in der Rückenplatte die Löcher zur Aufnahme der Niete, mit denen der Gürtel fixiert werden musste. Ob der Gürtelverschluss überhaupt funktional nutzbar war, erscheint somit ungewiss. Bei dem Fundort „Casalini“ spricht außerdem viel für die Annahme, dass es sich um einen Sakralbezirk handelte1808. Die „für Sanzeno Dazu das m. E. auch auf spätlatènezeitliche befestigte Grossiedlungen übertragbare Modell, das G. Kossack für früheisenzeitliche Marktorte entworfen hat: G. KOSSACK, Früheisenzeitlicher Gütertausch. Savaria 16, 1982, 103 ff. 1803 Anders O. MILDENBERGER, Fundber. Hessen 17/18, 1977/78, 157 ff. 1804 PESCHEL 1978, 94 ff., 111 ff. 1805 VOIGT 1971, 254. – DERS. in: SYMPOSIUM BRATISLAVA 1977, 361. 1806 Erwähnt bei SCHMID 1962, 280. Zeichnung und Photo des Lochgürtelhakens werden Prof. Dr. P. Schmid verdankt. 1807 Vgl. dazu speziell die Haken von Allstedt oder Bad Sulza bei VOIGT 1971, 236 Abb. 7 d; 240 Abb. 10 b. 1808 G. VON MERHART, Latènefunde aus Tirol. Wiener Prähist. Zeitschr. 13, 1926, 65 ff. – R. SPEHR, Prähist. 1802

typische Brandpatina“1809 macht es zudem wahrscheinlich, den Fund als Weihegabe zu deuten, der eher in die Kategorie der als besonders kostbar oder emotional besetzt erachteten Fremdstücke gehört1810 denn als Anzeiger frühelbgermanischer Expansion zu werten ist. Die auffällige Konzentration der Lochgürtelhaken im Mittelgebirgsraum zwischen Mittel- und Niederrhein sowie der Saale mit einer großen Zahl dort gefundener Exemplare deckt sich mit einem Gebiet, für das Caesar „als erster den Landesnamen Germania gebrauchte und für eine geographisch-politische Einheit setzte“1811. Diese in der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. geprägte Vorstellung scheint sich bis weit in augusteische Zeit gehalten zu haben. Wenn auch mit der Erdbeschreibung des Agrippa einsetzend die Kenntnis römischer Geographen weiter nach Osten reichte und sie die Ausdehnung eines von Germanen bewohnten Gebietes bis zur Weichsel zu kennen und dort gegen sarmatisches Gebiet abzugrenzen vermochten1812, wirkte die alte Vorstellung einer eigenständigen Region zwischen Rhein, Elbe und Saale vielleicht im Werk des Cassius Dio noch nach1813‚ die er Γερµανία nannte und aus dem gesamten rechtsrheinischen, mit Κελτική bezeichneten Raum ausgrenzte1814. In dieser Region, die K. Peschel auch mit einem der Geographie entlehnten Begriff als Zeitschr. 58, 1983, 278. – P. GLEIRSCHER, Arch. Korrbl. 16, 1986, 88. 1809 P. GLEIRSCHER, Arch. Korrbl. 16, 1986, 85. 1810 L. PAULI, Germania 61, 1983, 467 f. – DERS., Heidnische und christliche Bräuche. In: Die Bajuwaren (Ausstellungskat. Rosenheim/Mattsee 1988) 278. 1811 PESCHEL 1988, 167. – AMENT 1984, 37. 1812 WOLTERS 1990, 201. – K. PESCHEL, Die Sueben in Ethnographie und Archäologie. Klio 60, 1978, 287. 1813 CASSIUS DIO 56, 18, 1. 3. Ausdrücklich wird von der Übernahme des Oberbefehls durch Varus in Germanien (nicht im „Keltenland“) gesprochen, womit nur das Land bis maximal zur Elbe/Saale gemeint sein kann. Eine genauere Abgrenzung nach Norden oder Süden ist nicht gegeben. 1814 Cassius Dio benutzt üblicherweise den Begriff κελτική als Bezeichnung Germaniens, so wie er dessen Bewohner als κελτοι bezeichnet. Die Schilderung der Varus-Niederlage leitet er allerdings mit Γερµανια ein, wohl um das Gebiet genauer zu bezeichnen, in dem der Aufstand begann. – WOLTERS 1990, 203 f. mit etwas anderer Deutung, der in dem Γερµανια bezeichneten Gebiet das von Rom beherrschte zwischen Rhein und Elbe sieht. Dies muss unseren Überlegungen allerdings nicht widersprechen, weil sich hier ältere caesarische Raumvorstellungen mit politischen Gebietsansprüchen augusteischer Zeit decken. Beiden Vorstellungen liegt wohl letztlich auch der handfeste politische Wunsch zu Grunde, wie zunächst im Westen mit dem Rheinverlauf auch im Osten klar definierbare Grenzen zu erhalten.

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„hercynisch“ bezeichnet hat1815, wurde der Lochgürtelhaken gefertigt und von südlichen Elbgermanen, aber wohl auch von den einheimischen Germani getragen. Vielleicht darf man in diesem sicher auffälligen Kleidungszubehör eine jener auch dinglich manifestierten Gemeinsamkeiten sehen, die unter „vorher sich eher differenzierenden Gruppen entstehen konnten“ und nach denen zu suchen K. Peschel anregte1816. Dass derartige Gürtel in augusteischer Zeit, dem Höhepunkt elbgermanischer Wanderungen und Überschichtungen, auch in weit nach Westen und Südosten vorgeschobenen Fundkomplexen dieser Kulturgruppe aufgefunden wurden, ist unbestreitbar, wie die fränkischen und böhmischen Funde aus sekundären elbgermanischen Einwanderungsgebieten zeigen, was Totenbrauchtum und weitere Vergesellschaftungen zudem bestätigen. Diese Bestätigung fehlt für die Isar-Inn-Gruppe bisher noch größtenteils, und man wird zunächst wohl nur sagen können, dass das Fundgut auf Kontakte zum „hercynischen“ Raum verweist1817. Eingedenk des mutmaßlich frühen Vorkommens dieser Gürtelhaken in Oberbayern wird man aber die Ausstrahlungsrichtung dieser Kontakte kaum benennen wollen. Auffallend bleibt zudem, dass diese südliche Fundprovinz anders als alle anderen Regionen, in denen Lochgürtelhaken in mehreren Exemplaren bekannt geworden sind, nicht in die germanische Welt einbezogen wurde. Anders dagegen war die Entwicklung im Mittelgebirgsraum. Zunächst lockere Durchdringungen, Verwandtschaft sprachlicher Art, wohl auch ähnliche Prägung in Wirtschafts- und Lebensform durch gleichartige naturräumlich bedingte Umweltfaktoren ermöglichten Verflechtungen, die, durch äußeren Druck und interne Umgruppierungen verstärkt1818‚ das Bewusstsein von Zusammengehörigkeit förderten. Zunächst „ostgermanische“ Vorstöße, dann elbgermanische Überschichtungen und schließlich römische Feldzüge, alle nur kurzfristig, nicht dauerhaft, aber mit nachhalPESCHEL 1988, 169; vgl. auch ebda. 168 die Abgrenzung dieser Region: Niederrhein-Saale, Oker/Aller-Main. Dies ist, sieht man zunächst von der isoliert wirkenden böhmischen und Isar-Inn-Gruppe ab, das Hauptverbreitungsgebiet der Lochgürtelhaken der Normalform. 1816 PESCHEL 1988, 186. 1817 PESCHEL 1988, 169 f. mit Anm. 9. – Zur Isar-InnGruppe: AMENT 1984, 46. 1818 Dies wäre durch die „ostgermanischen“ Vorstöße seit der späten Mittellatènezeit möglich, die – durch Keramik der Przeworsk-Kultur angezeigt – auch Teile des Mittelgebirgsraumes betroffen haben müssen. Gleiches gilt für die frühen elbgermanischen Vorstöße über die Lippe zum Niederrhein und durch das hessische Bergland zum Mittelrhein. K. PESCHEL, Klio 60, 1978, 271. – DERS. 1988, 179 ff. Abb. 7. – DERS., Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 72, 1989, 52 Abb. 5. – GLÜSING 1989, 70 ff. Abb. 47. 1815

tiger Wirkung bei der Einbeziehung des Mittelgebirgsraums in die „gemeingermanische“ Welt der älteren römischen Kaiserzeit, die sich als einheitliche Kultur des Weser-Rhein-germanischen Formenkreises dann auch archäologisch deutlich manifestierte.

D. Römische Gefäße in der Germania Magna Fremdgüter in Gebieten, die aus Sicht mediterraner Autoren als barbarisch zu bezeichnen waren, sind frühzeitig und anhaltend Gegenstand des Forschungsinteresses gewesen1819. Besonders die Metallgefäße etruskischer1820, gallisch-keltischer1821 oder römischer1822 Provenienz wirkten faszinierend – schon seinerzeit auf die „Barbaren“, welche jene Exotica erwarben, aber auch heute noch, wie eine Vielzahl von Veröffentlichungen zu diesem Themenbereich zeigt. Beides gilt in spezieller Hinsicht für das freie Germanien, wo derartige Fremdobjekte in einiger Anzahl überliefert sind, weil sie hier – regional allerdings unterschiedlich – in die Gräber gelangten und damit vor dem Ein- bzw. Umschmelzen verschont blieben1823, andererseits weil mit der grundlegenden Studie von H. J. Eggers zum „Römischen Import“ sowie den ergänzenden Arbeiten von J. Kunow, U. Lund-Hansen und St. Berke1824 gerade für das Gebiet östlich des Rheins ein guter Überblick zum Fremdgut gegeben ist. Mit der Aufnahme dieser Funde und der kartographischen Darstellung ihrer Verbreitung gingen mehrere Fragestellungen einher, die in unterschiedlicher Weise zu beantworten versucht wurden. Neben einer Nutzung des Fremdguts für die Datierung des vergesellschafteten einheimischen Fundmaterials1825 waren Fragen des Erwerbs dieser Waren durch die Germanen ein zentrales Thema: organisierter Handel, Beute, Diplomatengeschenk, Tribut oder „Mitbringsel“ nach abgeleistetem Militärdienst sind einige FULFORD 1985 mit Beispielen aus verschiedenen barbarischen Gebieten. 1820 P. J. RIIS, The Danish Bronze Vessels of Greek, Early Campanian and Etruscan Manufactures. Acta Arch. (København) 30, 1959, 1–50. 1821 HACHMANN 1990, 649. – JACOBI 1974. 1822 WERNER 1954, 43 ff. – DERS. 1978, 1 ff. – GRAUE 1974, 21 ff. – EGGERS 1951. – FEUGÈRE/ROLLEY 1991. 1823 Unter dem Gesichtspunkt der Metallgefäße als Leichenbrandbehältnisse ist besonders auf die Arbeit von W. WEGEWITZ, Hammaburg N. F. 7, 1986, 69–132 zu verweisen. Eine übergreifende Arbeit zu diesem Themenbereich fehlt bislang. 1824 KUNOW 1983. – LUND-HANSEN 1987. – BERKE 1990. 1825 EGGERS 1955. – DERS. 1976. 1819

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Erklärungsmöglichkeiten, wie derartige Objekte in ihre jeweilige Auffindungsstelle gelangen konnten1826. Verbunden mit der prunkhaften Ausstattung mancher Gräber durch die Beigabe mehrerer römischer Objekte sowie aufwendige Grabbauten wurde die soziale und politisch-hierarchische Gliederung der Stammesgesellschaften gedeutet1827. Schließlich verband man mit der Aufnahme bestimmter Güter und deren Kombination in germanischen Gräbern (aber auch in bestimmten religiösen Ausdrucksformen im Bereich des Totenkultes) die Kenntnis der im römischen Mutterland damit ursächlich verbundenen Ideen; man wertete Metallgefäße bzw. Totenbehandlung als Ausdruck einer partiellen Romanisierung, wie sie zumindest in der germanischen „Oberschicht“ fassbar zu sein scheint1828. Diesem Aspekt soll im Folgenden besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden, weil die Aufnahme eigentlich fremder Lebensweisen Veränderungen im traditionellen Verhalten anzeigen und damit auch als Gradmesser für den Beginn einer „neuen Zeit“ zu werten sind. Dass der Wandel von einer bestimmten Bevölkerungsgruppe initiiert worden zu sein scheint, die sich im Totenbrauch durch Bestattungsweise und dingliche Ausstattungsmuster gleichermaßen als zusammengehörig erwies und sich von bisher gängigen Verhaltensmustern ihrer Zeit und Region bewusst entfernte, erinnert an jene beginnende gesellschaftliche Differenzierung, wie sie nach dem Modell

von Norbert Elias für den Zivilisationsprozess notwendig ist1829. Verbergen sich also hinter den archäologisch überlieferten Sachgütern nicht einfach nur mehr oder weniger zufällig erworbene Güter, die das Prestigeverlangen einzelner Großbauern unterstreichen, sondern haben die hier Bestatteten jene Fremdobjekte gezielt erworben und mit ihnen mediterrane Lebensart und Vorstellungsform angenommen? Sind sie damit, weil südlichen Anregungen eher aufgeschlossen und adaptierend, vielleicht die eigentlichen Träger des Kulturwandels1830 aus prähistorischen Verhältnissen der ausgehenden Eisenzeit in die frühgeschichtliche Zeit? Sucht man Antworten auf diese Fragen1831, so gilt es zunächst, die unterschiedlichen importierten Formen, die im freien Germanien aufgefunden wurden, nach ihrer jeweiligen Häufigkeit, dann nach der Vergesellschaftung mit anderen Geschirrteilen zu betrachten, um die Bildung möglicher „Service-Sätze“ zu erkennen. Ein Vergleich mit dem Metallgefäßbestand aus frührömischen Militäranlagen, mit den großen Tischgeschirr-Fundkomplexen sowie Grabfunden der provinzialrömischen Bevölkerung der germanischen Grenzprovinzen wird Hinweise geben können, wo Übereinstimmungen bestehen und wo Unterschiede sichtbar werden. 1. Bronzegeschirr in römischen Militäranlagen

Vgl. z. B. ganz unterschiedliche Deutungen bei: P. REINECKE, Einfuhr- oder Beutegut? Bonner Jahrb. 158, 1958, 246 ff. – L. HEDEAGER, A quantitative Analysis of Roman Imports in Europe north of the Limes (0–400 A.D.) and the Question of Roman-Germanic Exchange. New Directions in Scandinavian Archaeology 1978, 191 ff. – REDLICH 1980, 329 ff. – J. KUNOW, Negotiator et vectura. Kleine Schr. Vorgesch. Seminar Marburg 6 (Marburg 1980). – GODŁOWSKI 1985. – KUNOW 1985. – G. RAUSING, Barbarian Mercenaries or Roman Citizens? Fornvännen 82, 1987, 126 ff. 1827 EGGERS 1949/50, 58 ff. – GEBÜHR 1974, 82 ff. – J. OLDENSTEIN, Die Zusammensetzung des römischen Imports in den sog. Lübsowgräbern als möglicher Hinweis auf die soziale Stellung der Bestatteten. Arch. Korrbl, 5, 1975, 299 ff. – H. STEUER, Frühgeschichtliche Sozialstrukturen in Mitteleuropa (Göttingen 1982) 209 ff. – F. FISCHER, Bemerkungen zur „Germania“ des Tacitus. In: ANRW II 33.3 (Berlin/New York 1991) 2250 ff. – Andere Ansätze bei KOSSACK 1974, 3 ff. – F. FISCHER, Germania 51, 1973, 436 ff. 1828 WERNER 1950, 168 ff. – R. LASER, Wirtschaftliche Auswirkungen der römisch-germanischen Beziehungen. In: GERMANEN I, 306 ff. – KÜNZL 1988, 546 ff. – Zum Totenbrauchtum: LICHARDUS 1984, 71 ff. 1826

Obschon, wie eingangs bereits bemerkt, die Metallgefäße aus germanischen Zusammenhängen wiederholt zusammengestellt und ausgewertet wurden1832, fehlt eine vergleichbare Analyse der Funde innerhalb des römischen Reiches1833. Für die Fragestellung des N. ELIAS, Über den Prozeß der Zivilisation. Suhrkamp Taschenbuch Wiss. 159 (Stuttgart 141989) bes. Bd. 2, 312 ff. (Entwurf zu einer Theorie der Zivilisation). 1830 KOSSACK 1962, 137. – DERS. 1966, 303 f. – DERS. 1974, 25 ff. – Anders, aber nicht überzeugend, W. SCHRICKEL, Jahrb. RGZM 11, 1964, 138 ff., bes. 151 ff. 1831 Siehe dazu schon die Überlegungen in Kap. V. A. zur Waffenbeigabe, die hier, mit anderer Gewichtung, vertieft werden sollen. 1832 Neben EGGERS 1951 vgl. die Lit. in Anm. 439. Hinzu kommen wichtige regionale Aufarbeitungen: L. KRASKOVSKÁ, Roman Bronze Vessels from Slovakia. BAR Internat. Ser. 44 (Oxford 1978). – E. KREKOVIĆ, Památky Arch. 78, 1987, 231 ff. – J. LINDEBERG, Saalburg-Jahrb. 30, 1973, 5 ff. – REDLICH 1980, 329 ff. – SAKAŘ 1970. – STUPPERICH 1980. – J. WIELOWIEJSKI, Ber. RGK 66, 1985, 123 ff.; DERS. 1989, 191 ff. 1833 Neben lokalen und regionalen Aufarbeitungen fehlt ein Überblick über den Gesamtbestand, der zumindest für die 1829

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Kulturwandels in der Zeit um Christi Geburt genügt es, zunächst den Bestand aus den julisch-claudischen Lagern zu betrachten. Dafür sind in Tab. 27 all jene Gegenstände aufgenommen, die aus den Lagern selbst stammen und nicht aus den zugehörigen canabae oder anderen zivilen Ansiedlungen. Einschränkend kann man darauf hinweisen, dass in den Militäranlagen einerseits nurmehr eine zufällige Auswahl des ursprünglich vorhandenen Bestandes vertreten ist, andererseits die Gefäße kaum vollständig überliefert sind und damit eine genaue Zuweisung zu einzelnen Typen nicht immer durchgeführt werden kann. In Tab. 27 sind die römischen Lager chronologisch angeordnet und die jeweils aufgefundenen Metallgefäße eingetragen. Spätlatènegeschirr, wie es besonders in circumalpinen, ostgallischen und südenglischen Graboder Depotfunden in einiger Anzahl bekannt geworden ist1834‚ ist nur in Dangstetten sowie – leider ohne genaueren Fundzusammenhang – aus Vindonissa noch mit Spätlatènesieb und Becher Typ Idrija vertreten1835. Gleichzeitig begegnen uns aber in Dangstetten erstmals auch solche „kaiserzeitlichen“ Formen, die für spätaugusteisch-claudische Lager charakteristisch sind (Bronzebecken E91/92, [Östland-] Eimer mit

westliche Reichshälfte zum Vergleich mit Germanien notwendig wäre: L. ARMANT-CALLIAT, Gallia 7, 1949/1951, 233 ff. – M. H. P. DEN BOESTERD, The Bronze Vessels in the Rijksmuseum G. M. Kam at Nijmegen (Nijmegen 1956). – ST. BOUCHER/S. TASSINARI, Bronzes antiques du musée de la civilisation Gallo-Romain a Lyon 1 (Lyon 1976). – D. BREŠČAK, Roman Bronze Vessels in Slovenia. Situla 22, 1, 1982. – H. J. EGGERS, Römische Bronzegefäße in Britannien. Jahrb. RGZM 13, 1966, 67 ff. – EGGERS 1968, 104 ff. – HOLLIGER 1984, 47 ff. – DIES. 1985, 5 ff. – A. RADNÓTI, Die römischen Bronzegefäße in Pannonien. Diss. Pannonicae II 6 (Budapest 1938). – B. A. RAEV, Ber. RGK 58, 1977, 605 ff. – Wesentliche Anregungen verdanke ich R. von den Hoff, der in einem von G. Kossack im Wintersemester 1986/87 geleiteten Hauptseminar „Die Bronzegefäße der älteren Kaiserzeit in den römischen Grenzgebieten zur Germania libera“ behandelte. 1834 Zum spätlatènezeitlichen Bronzegeschirr: WERNER 1954. – DERS. 1978. – ULBERT 1984, 79 ff. – FEUGÈRE/ ROLLEY 1991. – P. POPOVIĆ, Italische Bronzegefäße im Skordiskergebiet. Germania 70, 1992, 61 ff. – Ornavasso: GRAUE 1974. – Idrija und Reka: GUŠTIN 1991. – Kappel: F. FISCHER, Der spätlatènezeitliche Depot-Fund von Kappel (Kr. Saulgau). Urk. Vor- u. Frühgesch. SüdwürttembergHohenzollern 1 (Stuttgart 1959). – Zu England und Ostgallien: P. F. STARY, Reiche Gräber der Zeitenwende beiderseits des Ärmelkanals. Bonner Jahrb. 191, 1991, 85 ff. mit weiterer Lit. 1835 FINGERLIN 1970/71, 223 Abb. 10, 1–2. – DERS. 1986, 78; 80; 293 Abb. 207, 2; 295 Abb. 209, 1; Taf. 15, 207, 2. 209, 1. – HOLLIGER 1985, 13 Taf. 10, 85.

Eisenattaschen E 21/37/38, Simpulum Radnoti 40)1836. Eine ähnliche Mischung republikanischer und kaiserzeitlicher Metallgefäße zeigen die beiden jüngeren Gräber A und B von Goeblingen-Nospelt, weil neben den älteren Typen hier bereits Kelle/Sieb-Garnituren E159a vertreten sind1837. Der Wandel vom republikanischen bzw. spätlatènezeitlichen Bronzegeschirr (Phase 1) zum „kaiserzeitlichen“ Formengut (Phase 2) wird sich folglich noch während der Nutzungszeit des Dangstettener Lagers (ca. 15/12 – 8/7 v. Chr.) vollzogen haben. Diese Veränderungen im Sachgut am Ende des zweiten Jahrzehnts vor Christi Geburt zeigt unabhängig davon auch eine ganz andere Gegenstandsgruppe: die Fibeln. Sowohl in Dangstetten als auch in den beiden treverischen Prunkgräbern zeigen sich „Fibelmischinventare“, weil neben Spangen in spätlatènezeitlicher Tradition (einfach drahtförmig, z. T. aus Eisen) bereits neue, massiv gegossene Bronzeformen vorkommen, wie sie für die spätaugusteische Zeit typisch werden1838. Mit Dangstetten setzen also bereits „kaiserzeitliche“ Metallgefäße (Phase 2) ein, zu denen vor allem aus den Militäranlagen von Oberaden1839‚ Rödgen1840‚ Augsburg1841 und Haltern1842, wo spätlatènezeitliche Formen ganz fehlen, weitere hinzukommen: Schwanenkopf- (E131/134/135), Reliefgriff- (E151) und Widderkopfkasserollen (E154), Kasserollen mit halbrundem Loch (E136/137), Kelle/Sieb-Garnituren (E159), Gesichtsattascheneimer (E24)1843, Becken vom FINGERLIN 1970/71, Abb. 10, 7–9. – DERS., 1986, Fundstelle 65, 1; 127, 207, 208, 210, 211, 290, 333, 545, 551; Übersicht auf Taf. 15. 1837 Übersicht über die Grabfunde der Goeblinger Gräber bei METZLER 1984, 87 ff.; Grab A: Abb. 2; Grab B: Abb. 4–8. – Zur Datierung: HAFFNER 1974A, 69: Grab A ca. 15 v. Chr., Grab B nicht später als 10 v. Chr. 1838 Vgl. die Fibelübersicht bei FINGERLIN 1970/71, 222 Abb. 9. – Zu Goeblingen: METZLER 1984, 89 Abb. 2, 32. 35 b–d (Grab A): einfache Drahtfibeln, aber bereits mit Sehnenhaken, dazu Abb. 2, 35 auch eine Distelfibel. In Grab B (ebda. 93 Abb. 4, 11) ist nurmehr eine Distelfibel vertreten. 1839 ALBRECHT 1942, Taf. 46; 48. – EGGERS 1951, Nr. 1409. 1840 SCHÖNBERGER/SIMON 1976, 54 f. Taf. 7; 9. 1841 HÜBENER 1973, Taf. 23–25. 1842 Mitt. Alt.-Komm. Westfalen 5, 1909, Taf. 34 ff.; ebda. 6, 1912, Taf. 18. – A. STIEREN, Bodenalt. Westfalen 6, 1943, 107 ff. – EGGERS 1951, Nr. 1391. – S. VON SCHNURBEIN, Arch. Korrbl. 3, 1973, 351 mit Anm. 2 Taf. 69, 2; RÖMER IN WESTFALEN 1989, Abb. 65; 156; 157; 163; 164; 171; 218. – STUPPERICH 1991, 168 ff. (dort auch einige Hinweise auf Neufunde aus Oberaden). 1843 Erwähnt bei EGGERS 1951, Nr. 1391. – DERS. 1955, 213. – Dagegen STUPPERICH 1991, 170: „Von dem Maskenattascheneimer [E24] von Haltern, den Eggers anführt, ist nichts bekannt.“ 1836

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Typ Fontillet und Formen des Services Nuber D (E124/E154)1844. Aus dem Fundplatz Kalkriese ist zudem ein Bronzekessel mit Eisenrand (E8) anzuführen1845. Von den Bronzegefäßen der zweiten Phase ist eine dritte Gruppe abzutrennen (Phase 3), weil zu den bereits bekannten Formen noch in claudischer Zeit neue hinzukommen, die in spätaugusteisch-frühtiberischen Lagern fehlen. Dazu zählen das „Simpulum Aislingen“1846, die Kasserollen mit rundem Loch (E139– E143)1847 sowie die Widderkopfkasserolle (E155). Weil in den Anlagen von Aislingen und Rheingönheim, die in spättiberischer Zeit bzw. während der Regentschaft des Caligula gegründet wurden1848, sowohl das ältere Simpulum „Radnoti 40“ als auch bereits das jüngere vom „Typ Aislingen“ vertreten ist, in den claudischen Gründungen an Donau und Rhein und in England die ältere Form aber nicht mehr vorkommt, wird man deren Ablösung in das vierte Jahrzehnt n. Chr. setzen dürfen. Der Formenbestand aus den Stationen vom Lorenzberg1849, Auerberg1850 und aus Hod Hill1851 bestätigt die Ergänzungen um die oben genannten Formen bei der Zusammensetzung des Bronzegeschirrs in spättiberisch-claudischer Zeit. Die Militärstationen von Hofheim1852, Aislingen und Burghöfe1853, Alphen (Bauphase 1)1854 und Rißtissen1855‚ deren Benutzung sicher bis in neronische Zeit reicht, wird man zur Phase 4 zusammenfassen dürfen. Gegenüber Phase 3 erkennt man einerseits den NUBER 1972, 40. W. SCHLÜTER (Hrsg.), Römer im Osnabrücker Land (Bramsche 1991) 45 Taf. 16, 2. 1846 Nach WERNER 1954, 63 Abb. 8. 1847 Die Kasserollen mit rundem Griffdurchbruch sind auch im zweiten Schichtpaket von Kempten (ca. 22 n. Chr.– claudisch) vertreten und deuten einen Datierungsansatz in spättiberischer Zeit an: W. KRÄMER, Cambodunumforschungen 1953-I. Materialh. Bayer. Vorgesch. 9 (Kallmünz 1957) Taf. 17. 1848 Zur Problematik des Datierungsbeginnns des Rheingönheimer Lagers siehe die Anmerkungen in Kap. III. B. 3. a. (A2a) und Kap. IV. (absolute Chronologie). 1849 ULBERT 1965, Taf. 1. 1850 G. ULBERT, Der Auerberg. Ausgrabungen in Deutschland 1. Monogr. RGZM 1, 1 (Mainz 1975) 425 f. Abb. 18, 3; unpubl. München, Prähist. Staatssammlung Inv. 1974, 3608 (Simpulum). 1851 H. J. E GGERS , Jahrb. RGZM 13, 1976, 72 ff. – J. W. BRAILSFORD, Hod Hill I (London 1962) Fig. 5 u. 14. – DERS. in: I. A. Richmond, Hod Hill II (London 1968) Fig. 57. 1852 E. RITTERLING, Nassau. Ann. 34, 1904, Taf. 3. – DERS. 1912, 51 ff. Taf. 14. 1853 ULBERT 1959, Taf. 23; 52. 1854 J. K. HAALEBOS, Zwammerdam-Nigrum Pullum (Amsterdam 1977) Nr. 137, 139 Abb. 22, 224 Abb. 20. 1855 ULBERT 1970, Taf. 10; 25. 1844 1845

deutlichen Rückgang augusteischer Formen, andererseits sind erstmals mit der Kelle/Sieb-Garnitur E162, Kasserollen mit kleeblattförmigem Loch (E146/147), Kleeblattkannen E126 sowie Bronzebecken (E97 und E99/100) neue Leitformen anzuführen, die in den älteren Lagern bislang nicht angetroffen wurden. Nachdem in spättiberisch-claudischer Zeit bereits einzelne Formen abgelöst wurden, ansonsten aber das bereits in augusteischer Zeit verwendete Bronzegeschirr weiter in Benutzung blieb, scheint in neronischer Zeit dieser Ablösevorgang weitgehend abgeschlossen zu sein1856. Eine Überprüfung dieser an den Militärstationen gewonnenen Phaseneinteilung ist durch zwei Zivilorte möglich, deren Aufgabe – durch unterschiedliche Ereignisse bedingt – gut bekannt ist. Unter den zahlreichen Bronzegeschirrfunden vom in claudischer Zeit aufgelassenen Magdalensberg1857 sind erwartungsgemäß Formen der Phasen 1, 2 und 3 vertreten, doch fehlen bis auf die Bronzebecken bezeichnenderweise die übrigen Leitfunde der vierten Phase. Man wird daraus folgern dürfen, dass Kelle/Sieb-Garnitur E162, Kasserolle E146/147 und Kleeblattkannen E126 bei Siedelende auf dem Magdalensberg noch nicht hergestellt wurden, deren Produktionsbeginn folglich nicht vor der spätclaudischen, wahrscheinlich aber neronischen Zeit anzusetzen sein dürfte. Die unterschiedliche Fundhäufigkeit der einzelnen Formen gibt zudem einen guten Hinweis darauf, dass, wie zu erwarten ist, die jüngsten Formen auch am häufigsten vertreten sind. Deutlich wird dies bei den Simpula, weil die ältere Form 40 nach Radnoti nur einmal vertreten ist, der claudische „Typ Aislingen“ dagegen zehnmal. Wären die Leitformen auch der vierten Phase bereits in claudischer Zeit produziert und verbreitet worden, dann hätte man sie auf dem Magdalensberg finden müssen. Der zweite Platz, der trotz schwieriger Quellenlage eine Überprüfung der Phaseninhalte ermöglicht, umfasst Pompeji, Herculaneum und die Villa von 1856 Zwar sind auch die Lager von Rheingönheim und Aislingen in neronischer Zeit benutzt worden, doch fehlen entsprechende Bronzegefäßfunde. Der vorhandene Bestand ist jedenfalls für die spätaugusteisch-claudische Zeit charakteristisch. Dennoch ist möglicherweise mit einem „Trugspiegel im Denkmälerbestand“ zu rechnen, was vielleicht damit zusammenhängen könnte, dass Funde der jüngsten Benutzungsphasen z. B. durch Ackerbau o. ä. frühzeitig zerstört wurden und somit nicht überliefert sind. An beiden Orten sind systematische Ausgrabungen zudem nur sehr begrenzt durchgeführt worden. 1857 M. DEIMEL, Die Bronzekleinfunde vom Magdalensberg. Arch. Forsch. Magdalensberg 9 (Klagenfurt 1987). – Zur Datierung G. PICOTTINI in: ANRW II 6 (Berlin/New York 1977) 263 ff.

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Boscoreale1858, alle durch den Vesuvausbruch mit dem terminus ante bzw. ad quem von 79 n. Chr. Hier sind Bronzegefäße der Phasen 2 bis 4 gefunden worden, darunter eben auch die Leitformen ab neronischer Zeit. Große Stückzahlen sind von Kasserollen bekannt geworden, wobei deren ungleiche Typenverteilung nicht uninteressant ist1859. Die Schwanenkopfkasserollen sind mit drei, Kasserollen mit halbrundem Loch im Griff mit 160 Exemplaren vertreten; 259 Kasserollen mit rundem Loch sind bekannt und 69 mit kleeblattförmigem Griff. Man wird die unterschiedlichen Zahlen mit Blick auf die durch die Lager gegebenen Datierungsansätze chronologisch deuten können. Schwanenkopfkasserollen scheinen auf die spätaugusteisch-frühtiberischen Anlagen beschränkt zu sein, so dass es überrascht, sie in Pompeji überhaupt noch anzutreffen. Die große Zahl der Kasserollen mit halbrundem und rundem Loch im Griff (zusammen über 400 Exemplare), beides Leitformen vor allem claudischer Lager1860, verdeutlicht deren Gebrauchsdauer. Die seit neronischer Zeit hergestellten Kasserollen mit kleeblattförmigem Loch sind dagegen weit weniger zahlreich. Dieses Verhältnis von etwa 6:1 zu Gunsten der älteren Formen zeigt, wie langsam deren Ablöse durch neue Kasserollen erfolgte. Man mag daraus den vorsichtigen Schluss ziehen dürfen, dass die Masse der in den Vesuvstädten gefundenen Bronzegefäße aus claudischer Zeit stammte, zumindest aber Formen umfasst, die seit claudischer Zeit unverändert hergestellt wurden, also mitunter bereits eine Gebrauchsdauer von gut 30 Jahren aufweisen konnten, als sie verschüttet wurden. Abgeschlossen sei die Untersuchung zu Vorkommen und Zeitstellung des Bronzegeschirrs aus römischen Fundzusammenhängen mit einem Blick auf das Sachinventar von Vetera I1861, Vindonissa1862, E. PERNICE, Bronzen aus Boscoreale. Arch. Anz. 1900, 177 ff. – DERS., Die hellenistische Kunst in Pompeji 4 (Berlin/Leipzig 1925). – Eggers 1968, 104 ff. – A. CARANDINI in: L’instrumentum domesticum di Ercolano e Pompei. Quad. cultura mat. 1, 1977, 173 ff. – Vgl. auch V. Kockel, Arch. Anz. 1986, 565 ff. (Bibliographie). 1859 Die Zählung erfolgt nach dem publizierten Bestand und wird daher wohl nicht vollständig sein. Dennoch scheinen die Zahlen repräsentativ, weil alle Formen doch wohl den gleichen Auswahlbedingungen unterlagen. Die unterschiedliche Anzahl der einzelnen Kasserollenformen für chronologische Interpretationen nutzte auch CHRISTLEIN 1964, 245 f. für die Unterteilung der älterkaiserzeitlichen Stufe B1 nach Eggers. 1860 Nur aus Haltern nennt H. J. Eggers bereits eine Kasserolle mit halbrundem Loch, die als bislang frühestes Beispiel anzuführen wäre. 1861 Vetera I: 13/12 v. Chr–70 n. Chr. – Bronzefunde: Bonner Jahrb. 122, 1912, Taf. 54. – P. STEINER, Sammlung 1858

Nijmegen1863 und Neuß-Koenenlager1864. Die Funde dieser vier Legionslager wurden allerdings nicht nach einzelnen Bauphasen getrennt, so dass nur ein allgemeiner Überblick möglich ist. So zeigt sich, dass bis auf Vindonissa Bronzegeschirr der Phase 1 fehlt, aber Formen der nachfolgenden Abschnitte 2 und 3 überall vertreten sind. Sachgut der vierten Stufe scheint in Vetera zu fehlen, ist aber an den übrigen Orten ebenfalls vorhanden. Die Bronzegefäßfunde aus den römischen Militäranlagen, ergänzt durch die Objekte aus zwei Zivilsiedlungen, können folglich zunächst zeigen, ab wann bestimmte Formen verwendet wurden und wann neue hinzukamen. Damit ist der Beginn der Laufzeit dieser Objekte recht gut zu bestimmen; über die Länge dieser Nutzungszeit1865 lassen sich dagegen weit weniger Angaben ziehen. Immerhin hat es den Anschein, als ob das bereits in augusteischen Lagern verwendete Repertoire um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. allmählich von anderen Typen abgelöst worden sei, des Niederrheinischen Altertumsvereins. Kataloge westund süddeutscher Altertumssammlungen 1 (Frankfurt 1911) Taf. 11; 12. 1862 Vindonissa: wohl 15 v. Chr.–101 n. Chr. – Bronzefunde: HOLLIGER 1984. – DIES. 1985. – Zur Datierung der Militäranlagen: W. DRACK/R. FELLMANN, Die Römer in der Schweiz (Stuttgart 1988) 540 ff. Neben den keramischen Funden, die auf den ersten römischen Stützpunkt verweisen (ebda. 540), kann dies auch für den zum spätlatènzeitlichen Geschirr zählenden Becher „Typ Idrija“ gelten, der sonst nur noch im Lager von Dangstetten vertreten ist. Allerdings bleibt natürlich zu bedenken, dass in Windisch auch ein spätkeltisches Oppidum bestand, der Bronzebecher also auch damit in Verbindung zu bringen wäre. 1863 Nijmegen-Hunerberg: wohl 12 v. Chr.–104 n. Chr. – Bronzefunde: M. H. P. DEN BOESTERD, The Bronze Vessels in the Rijksmuseum at Nijmegen (Nijmegen 1956). 1864 Neuß-Koenenlager: claudisch bis 90er Jahre des 1. Jahrhunderts n. Chr. – Bronzefunde: Bonner Jahrb. 111/112, 1904, Taf. 32–34. – Zur Datierung des sog. Koenenlagers siehe MÜLLER 1984, 55 ff. – N. ANDIKOPOULOUSTRACK/M. GECHTER, Bonner Jahrb. 186, 1986, 613 f. mit Abb. 33. Allerdings ist nicht ganz sicher, ob alle Funde auch tatsächlich zum ab claudischer Zeit gebauten „Koenenlager“ gehören, weil für dessen Errichtung die tiberischen canabae sowie Bestattungsplätze der XX. Legion eingeebnet werden mussten (MÜLLER 1984, 56). 1865 Siehe dazu bereits die Kritik an der zu engen Stufenzuweisung bestimmter Formen von H. J. Eggers bei G. KÖRNER, Jahrb. RGZM 4, 1957, 108 ff. – KUNOW 1983, 28 ff. – BERKE 1990, 13 f. – Zur Kritik an J. Kunow wird man darauf hinweisen müssen, dass dieser die näheren Fundumstände für die Datierung unberücksichtigt ließ, also ganz unterschiedliche Quellen heranzog, ohne zu überprüfen, ob diese überhaupt vergleichbar sind. So wird für den Beginn einer Form meist das erste Vorkommen in einem (eng datierbaren) Lager herangezogen, für das „Enddatum“ aber meist ein später Grabfund.

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doch erinnert das Beispiel der Schwanenkopfkasserollen aus Pompeji an lange Nutzungszeiten. In claudischer und neronischer Zeit kommen neue Gegenstände hinzu; auch hier zeigen besonders die Kasserollenfunde aus Pompeji, wie allmählich die Einführung neuer Formen vor sich ging. Für die chronologische Bewertung derartiger Bronzegefäße aus germanischen Gräbern ergibt sich daraus die Konsequenz, dass der durch Militäranlagen gegebene Nachweis für die Formen der Phasen 2, 3 und 4 den frühesten Zeitansatz innerhalb des römischen Reichs angibt, was zunächst nicht generell ausschließt, dass bestimmte Formen in germanischen Fundzusammenhängen auch früher vorkommen können1866. Eine ähnlich enge Datierung, wie sie durch die Fibeln möglich wird, lässt sich aus den Bronzegeschirrfunden dagegen meist nicht gewinnen. Anders ist das gerade noch in Dangstetten vertretene spätlatènezeitliche/republikanische Gefäßsachgut zu bewerten, das einen eindeutigen terminus ante/ad quem gibt, weil es in jüngeren Lagern nicht mehr vertreten ist. Übertragen auf die Zeithorizonte, wie sie durch die Auswertung germanischer Grabfunde aufgestellt werden konnten, ergibt sich folgendes Bild: Bronzegeschirr der Phase 1 kann in Grabfunden der Horizonte I und II vorkommen, Formen der zweiten Phase in Bestattungen der Horizonte III und IV, kaum noch V, Metallgefäße der Phase 3 in Gräbern des Horizonts V und jünger, und Geschirr der vierten Phase begegnet erst mit Sachgut, das später als Horizont V anzusetzen ist1867.

1866 Dabei ist daran zu erinnern, dass manche Bronzegefäßformen bislang nur aus der Germania Magna bekannt geworden sind, nicht aber aus römischen Fundzusammenhängen (z. B. Eimer E30). Schwierig ist auch die genauere Datierung des republikanischen Bronzegeschirrs aus römischen Fundverbänden, weil entsprechend gut datierbare Lager mit Kleinfunden etwa der caesarischen Zeit noch immer nicht bekannt sind, während sie in germanischen Gräbern der vorrömischen Eisenzeit beigegeben wurden. 1867 Dabei ist natürlich nicht auszuschließen, dass vereinzelt auch ältere Bronzegefäße aufgehoben wurden und erst später in die Gräber gelangten. Erinnert sei beispielsweise an die beiden augusteischen Silberbecher des Cheirisophos aus dem Prunkgrab von Hoby, dessen Niederlegung am Übergang von Horizont IV zu V zu datieren ist, mithin also gut eine Generation später als der Herstellungszeitpunkt. Allerdings mag hier das besondere Material und die szenische Darstellung den Bechern außergewöhnlichen Wert verliehen haben und damit eine längere Aufbewahrung begründen. Dennoch wird man an der generellen Horizontzuweisung festhalten können.

2. Bronzegeschirr in der Germania Magna als möglicher Indikator der Romanisierung „Roms Wirkung auf die Germanen wurde erst nach Roms Rückzug auf die Reichsgrenze wirklich bemerkenswert. Den aus den Fürstengräbern der Lübsowgruppe ablesbaren römischen Kultureinfluss haben die Römer sicherlich nicht gewollt, weil ihnen am Export ihrer Erzeugnisse allgemein gelegen war. Für uns jedoch zeigt sich in der Reaktion einer kleinen germanischen Führungsschicht, wie dominierend das Vorbild der im Jahre 9 n. Chr. im Teutoburger Wald besiegten Römer geblieben war“ – so charakterisierte E. Künzl ein sich im Beigabenbrauch einzelner Grabfunde ausdrückendes Phänomen1868. Er sah in der paarigen Beigabe von Silberbechern, wie sie bei wenigen germanischen Bestattungen nachweisbar sind, die „Imitationen römischer Lebensweise, die nur symbolischen Charakter haben“, weil die mit derartigen Beigaben Ausgestatteten der einheimischen Trinksitte treu blieben, wie die Beigabe der Trinkhörner anzeigt1869. In diesem Punkt unterscheiden sich seine Überlegungen von denen J. Werners, der bereits früher auf paarige Edelmetall- und Glasgefäße in germanischen Gräbern hinwies, diese aber mit der gleichzeitigen Übernahme römischer Trinkkultur, speziell des Genusses von importiertem Wein, verband1870. Von R. Nierhaus ist ihm hierin mit guten Gründen widersprochen worden1871. So machte er darauf aufmerksam, dass Hinweise auf einen Weinhandel fehlen, weil Amphoren, in denen der Wein transportiert worden sein muss, aus Germanien nicht bekannt waren. Diese Beobachtung stimmt noch immer, wenn auch zwischenzeitlich vereinzelt aus dem grenznahen Gebiet Amphorenbruchstücke aufgefunden wurden1872. Aber auch daraus wird man keinen KÜNZL 1988, 548. KÜNZL 1988, 549; Verbreitung der Siiberbecher 568 f. mit Abb. 395 – Für Polen: WIELOWIEJSKI 1989, 191 ff. 1870 WERNER 1950, 168 ff. – Ähnlich auch KLINDT-JENSEN 1949, 27 ff. 1871 NIERHAUS 1954, 252 ff. 1872 NIERHAUS 1954, 254 mit Anm. 13 verweist auf mögliche Amphorenreste aus dem Bereich des „kleinen Grenzverkehrs“. Dies wird durch einige Funde dieser Großgefäße bestätigt: Wellen II (O. UENZE, Fundber. Hessen 2, 1962, 143 Abb.4) und Obervorschütz (MILDENBERGER 1972, 54 Taf. 10, 33), beide Lkr. Fritzlar-Homburg; Echzell in der Wetterau (STEIDL 1991, 222 Abb. 3, 6); Baldersheim, Frankenwinheim, Gaukönigshofen und Herlheim in Mainfranken (PESCHECK 1978, 86); Halder-Enshof, Kr. Kleve (R. VON USLAR, Bonner Jahrb. 149, 1949, 115 ff.); Heek-Nienborg, Kr. Borken (Neujahrsgruß Münster 1988, 46); Balve-Garbeck, Märkischer Kreis (ebda. 1987, 46); dazu einige Funde aus dem Bereich der deutschen Nordseeküste (O. HARCK in: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 330 f. Abb. 1868 1869

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organisierten Handel mit Wein ableiten wollen. Zudem zeigen allerdings nur wenige Untersuchungen der Getränkerückstände aus Dänemark, dass eher bierund metartige Getränke getrunken und den Toten beigegeben wurden1873. Beide Beobachtungen – grenznahe Amphorenfunde, im Norden Bier- und Metgenuss – illustrieren damit die Überlieferung des Tacitus: „als Getränk dient ein Saft aus Gerste oder Weizen, der zu einer gewissen Weinähnlichkeit vergoren ist. Jedoch die Grenznachbarn handeln auch Wein ein“1874. Bezeichnenderweise fehlen aber im grenznahen Gebiet, also dort, wo Wein eingetauscht wurde, die Glas- bzw. Silberbecherpaare, wie überhaupt prunkhaft mit importierten Sachgütern ausgestattete Grablegen westlich von Saale, Aller und Weser nicht bekannt sind1875. Auf die ungleiche Verteilung 116). Aus Giebułtów, Woj. Kraków, ist dagegen die einzige mir bekannt gewordene Amphorenbeigabe aus germanischen Prunkgräbern anzuführen (S. NOSEK, Inv. Arch. Pologne VI, 1961, Taf. 35/7, 35; zu diesem Grabfund siehe unten). 1873 J. GRÜß, Zwei altgermanische Trinkhörner mit Bier- und Metresten. Prähist. Zeitschr. 22, 1931, 180 ff. (Moorfunde aus Skrydstrup, Haderslev Amt). – B. GRAM in: S. Müller, Juellinge-Fundet. Nordiske Fortidsminder 2, 1 (København 1911) 40 ff. – NIERHAUS 1954, 257 f. – E. SCHWARZE, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 59, 1976, 336 f. zu den Rückständen aus einem Bronzeeimer (E24) aus Grab 21 von Bornitz: „stärker zuckerhaltige Lösung eingedickt und durch Hitze an der schwach gewölbten Gefäßwand angebacken“. Hier könnte es sich eventuell auch um Met handeln. 1874 „Potui humor ex hordeo aut frumento, in quandam similitudinem vini corruptus; proximi ripae et vinum mercantur.“ (TACITUS, Germ. 23). Vgl. dazu auch die Kommentare von H. JANKUHN in: MUCH 1967, 313 f. – PERL 1990, 123 ff. 1875 Vgl. die Karte der Prunkgräber bei PESCHEL 1978, 157 Abb. 11. – LICHARDUS 1984, 81 Abb. 32. – Im Westen ist der Grabfund von Mehrum wohl auf dem linken Rheinufer zu lokalisieren, also bereits innerhalb des römischen Reichs (M. GECHTER/J. KUNOW, Bonner Jahrb. 183, 1983, 449 ff.). Die Bestattung mit kompletter Waffenausrüstung, Trinkhorn, Terra Sigillata und zahlreichen Bronzegefäßen ist im westgermanischen Gebiet völlig untypisch und deutet damit an, dass die ursprüngliche Heimat des hier Bestatteten wohl weiter östlich zu suchen sein wird, wenn er nicht, was weniger wahrscheinlich ist, vom Oberrhein an den Niederrhein verschlagen wurde. In beiden Fällen wird man jedenfalls eher elbgermanische als Weser-Rhein-germanische Herkunft annehmen können. Wichtiges Indiz für die regionale Zuweisung ist der Trinkhornendbeschlag aus Mehrum, der zum Typ B nach C. Redlich gehört und für das mitteldeutsche Saale-Mulde-Gebiet charakteristisch ist, aber auch in Böhmen und an der Niederelbe vertreten ist. Aus dem ostgermanischen Bereich ist diese Form dagegen nur zweimal überliefert (REDLICH 1971, Tab. 1, 2, 4–6, 8). So bleibt im Westen als mögliches „Prunkgrab“ nur der eigentümliche Grabfund von Texel, im Vorfeld des

der Prunkgräber innerhalb Germaniens wird später noch zurückzukommen sein. Lässt sich die Weintrinksitte nach römischer Art in Germanien bislang also nicht nachweisen, so bleibt die Hypothese der Übernahme anderer römischer Tischsitten. Doch auch hierzu wird man Einschränkungen anführen können. Zunächst fällt auf, dass das „klassische“ Tischgeschirr römischer Zeit, Gegenstände aus Terra Sigillata, in der älteren römischen Kaiserzeit in Germanien äußerst spärlich bleiben. Italische oder frühe Lyoner Ware ist nur von fünf Fundstellen bekannt, die zudem allesamt im unmittelbaren Aufmarschgebiet augusteischer Militäroperationen liegen1876. Südgallisches Geschirr ist etwas zahlreicher (17 Fundorte)1877, doch bleibt auch hier das Vorkommen fast ganz auf das friesische Küstengebiet, die Mittelweserregion und Mähren begrenzt. Im elbgermanischen und „ostgermanischen“ Bereich, Gebiete mit hohen Zahlen an Bronzegeschirr, lassen sich nur ganz vereinzelte Funde anführen, der dänische Raum blieb wie Skandinavien völlig ohne Nachweis. Hier fällt es schwer, an einen Handel mit diesen Gütern zu denken1878. Neben dem Tafelgeschirr1879 aus Terra Sigillata fehlen auch metallene Gegenstände fast völlig1880, die bei Übernahme römischer Esskultur zu erwarten wären: Platten, Teller, Besteck, Simpula oder Kratere. Umfangreiche Tafelgeschirrsätze aus Hildesheim1881, niedergermanischen Limes gelegen. Die Ausstattung dieses Brandgrabes ist allerdings ungewöhnlich, weil neben mehreren Bronzegefäßen und Lanzenspitze auch Kesselhaken und Werkzeuge (Axt mit rechteckigen Schaftlochlappen, Flachhacke) mitgegeben waren (P. VAN CUYCK, Beschryving van eenige oudheden, gevonden in een Tumulus, of begraafplaats, op het eiland Texel [Amsterdam 1780] Taf. I–V). 1876 BERKE 1990, 57 f. Karte 6. Zu ergänzen ist ein Fund aus Echzell (Wetterau): STEIDL 1991, 220 Abb. 2, 3. 1877 BERKE 1990, 58 f. Karten 7–9. 1878 BERKE 1990, 59 mit Anm. 484, wo er mehrere, um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. historisch überlieferte Ereignisse nennt, bei denen Germanen in den Besitz von Terra Sigillata gelangen konnten. 1879 Zur Abgrenzung von Tafel-, Küchen- und Soldatengeschirr: NUBER 1971, 108 mit Anm. 22–24. 1880 Wenige Ausnahmen wie z. B. die Bronzeplatten aus den Prunkgräbern von Hagenow oder Hoby ändern nichts an dem generellen Bild, dass derartige Teile des Tafelgeschirrs in Germanien unterrepräsentiert sind. 1881 E. PERNICE/P. WINTER, Der Hildesheimer Silberfund (Berlin 1901). – U. GEHRIG, Hildesheimer Silberschatz im Antikenmuseum (Berlin 21980). – Auch wenn es sich in Hildesheim wohl nicht um ein zusammengehöriges Ensemble handelt (R. NIERHAUS, Kunde N. F. 20, 1969, 52 ff.) bleibt die Datierung des Schatzfundes in flavische Zeit weiterhin umstritten (vgl. STUPPERICH 1991, 174 f. mit Anm. 30, der erneut für eine augusteische Zeitstellung aller Fundstücke plädiert).

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der Casa del Menandro1882 oder Boscoreale1883 zeigen, wie mannigfaltig in Anzahl und wie verschieden in der Zusammensetzung derartige Geschirrsätze sein mussten, wollte man nach (italisch-)römischer1884 Sitte tafeln. Davon findet man in den Gräbern Germaniens jedoch keine Spur. Weder das italisch-römische, auf zwölf Gefäße (drei mal vier Teller, mittelgroße und kleine Näpfe) ausgelegte Service1885 noch die Dreiersätze aus den nordwestlichen Provinzen1886 lassen sich nachweisen. Fehlen also Hinweise auf römische Tischsitten und Weingenuss, so bleibt dennoch, das Vorkommen paarigen Trinkgeschirrs in germanischen Gräbern zu erklären. Silberbecher- oder Glasschalensets wurden auf die römische Sitte zurückgeführt, wonach Trinkgarnituren von zwei oder vier Bechern üblich waren1887, ohne dass literarische oder bildliche Überlieferungen Auskunft darüber geben, in welcher Weise diese Gefäßpaare beim convivium verwendet wurden1888. Bleibt also die Nutzung im römischen Bereich schon offen, behalf sich E. Künzl angesichts der germanischen Funde mit der Feststellung‚ „das Vorhandensein der römischen Becher hat reinen Prestigecharakter“, mit dem man römische Trinksitten imitierte, ohne auf die einheimischen Trinkhörner zu verzichten1889. Hier stellt sich natürlich grundsätzlich die Frage, ob aus den Beigaben, die den Verstorbenen mitgegeben wurden, auch deren Verwendung im alltäglichen Leben erschließbar ist bzw. ob diese die Funktionen, die ihnen im alltäglichen Gebrauch zugedacht waren, auch als Totenausstattung unverändert beibehielten. Dies wird im Zusammenhang mit Importgefäßen scheinbar stets angenommen, doch A. MAIURI, La Casa del Menandro e il suo tesoro di argenteria (Roma 1932). 1883 Vgl. Anm. 473. 1884 Auf die wohl zu wenig beachteten Unterschiede zwischen italisch-römischen und provinzialrömischen bzw. romanischen Sitten hat vor allem R. Nierhaus hingewiesen (NIERHAUS 1966, 66 ff.). 1885 F. DREXEL, Röm. Mitt. 36/37, 1921/22, 34 ff. – DERS., Germania 11, 1927, 51 ff. – NIERHAUS 1966, 56 f. 1886 R. NIERHAUS, Das römische Brand- und Körpergräberfeld „Auf der Steig“ in Stuttgart-Bad Cannstatt. Veröff. Staatl. Amt Denkmalpflege Stuttgart A 5 (Stuttgart 1959) 40 ff. – DERS. 1966, 57. 1887 WERNER 1950, 171 f. – NIERHAUS 1954, 252 f. – KÜNZL 1988, 548. – Vgl. auch die Funde aus dem Altrhein bei Xanten: U. SCHÄDLICH in: Archäologie in NordrheinWestfalen. Schr. Bodendenkmalpflege Nordrhein-Westfalen 1 (Mainz 1990) 220 ff. 1888 Darauf wies J. Werner bereits hin (WERNER 1950, 172). – Vgl. auch E. PERNICE, 58. Berliner Winkelmannprogramm 1898, 19 ff.; dazu Kritik bei NIERHAUS 1954, 253. 1889 KÜNZL 1988, 549. Auf die Beibehaltung der Trinkhornsitte trotz vermeintlich römischer Trinkkultur hat bereits NIERHAUS 1954, 255 ff. hingewiesen. 1882

bleibt damit die religiöse Dimension einer Bestattung zu wenig beachtet, weil Grabfunde primär religiöse Quellen, Anlage und Ausstattung mit bestimmten Toten- und Jenseitsvorstellungen verbunden sind1890. Andererseits ist die Grablege auch eingebunden in bestimmte Rituale, deren Durchführung für die soziale bzw. religiöse Gruppe, der der Tote angehörte, von Bedeutung gewesen sein wird1891. Akzeptierte man daher die Deutung der doppelten Gefäßbeigabe als „Imitation römischer Lebensweise“ mit „symbolischem Charakter“1892, muss man voraussetzen, dass die an der Beerdigung Beteiligten diesen doppelten Sinngehalt der Beigabenausstattung verstanden. Ihnen musste zwangsläufig das imitierte Vorbild geläufig sein, was umso schwieriger vorstellbar scheint, weil der im Römischen damit implizierte Genuss des Weins in Germanien eben nicht verbunden war. Römisches Vorbild, an dem man sich hätte orientieren können, war aber nicht gegeben, zumal die grenznah wohnenden Germanen diese Beigabensitte nicht praktizierten und die doppelten Trinkgefäßsätze erst im Elbebereich sowie nördlich und östlich davon zur Ausstattung prunkhafter Gräber gehörten. Es scheint daher schwierig, an der Interpretation des bewusst nachempfundenen römischen Vorbilds festzuhalten. R. Nierhaus wies bereits darauf hin, dass importierte Trinkgefäße nicht die einheimischen Trinkhörner ersetzten, was bei angenommener gleicher Funktion zu erwarten gewesen wäre1893. Dennoch besteht ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Trinkgefäßen, weil auch die Trinkhörner häufig in doppelter Anzahl

Diese Dimension scheint häufig bei der Beschäftigung mit Grabfunden vernachlässigt: E. LEACH, A View from the Bridge. In: M. Spriggs (Hrsg.), Archaeology and Anthropology: Areas of mutual Interest, BAR Suppl. Ser. 19 (Oxford 1977) 161–176, bes. 170; dazu die weitreichenden Überlegungen bei U. VEIT, Germania 66, 1988, 162–169 mit einer Reihe von Interpretationsansätzen. Grundsätzlich zu Tod und Begräbnis siehe z. B. WIDENGREN 1969, 394 ff.; von archäologischer Seite auch S. BERG/R. ROLLE/H. SEEMANN, Der Archäologe und der Tod. Archäologie und Gerichtsmedizin (München/Luzern 1981) 76 ff.; ethnologische Beispiele z. B. im Ausstellungskatalog Bremen „Lebende Tote“. Totenkult in Mexiko (Frankfurt/M. 1986) oder bei M. S. CIPOLETTI, Langsamer Abschied. Tod und Jenseits im Kulturvergleich (Frankfurt/M. 1989). 1891 Siehe z. B. LANG 1988, bes. 78 ff. (sozial-integrativ, Krisenbewältigung, Umstrukturierung, Spiel). – Vgl. dazu auch die Beobachtungen bei einer rezenten, marginalen Bevölkerungsgruppe: TH. VÖLLING, Die Zigeunergräber von Kalkar. Zum Totenbrauchtum bei den Sinti heute. Rhein.Westfäl. Zeitschr. Volkskunde 34/35, 1989/90, 61–95, bes. 73 ff. 1892 KÜNZL 1988, 549. 1893 NIERHAUS 1954, 256. 1890

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den Toten beigegeben wurden1894. Diese Ausstattungssitte ist jedoch nicht auf die reichen Prunkgräber begrenzt, sondern begegnet uns auch in eher bescheiden ausgestatteten Gräbern. Zudem datieren die ältesten Belege bereits in die ausgehende vorrömische Eisenzeit (Horizont II)1895 und die beginnende römische Kaiserzeit (Horizont III)1896, die damit (bis auf eine Ausnahme) früher als die Prunkgräber mit entsprechenden „römischen“ Gefäßpaaren anzusetzen sind. Die bislang ältesten Bestattungen mit doppelter Trinkhornbeigabe (Wesołki, Wierzbice) liegen im ostgermanischen Gebiet. Noch weiter nach Osten führt uns der früheste Nachweis für die paarige Beigabe von Silberbechern in germanischen Prunkgräbern, zu denen man das Körpergrab von Kołokolin, Bez. Ivano-Frankovsk (Stanislav) in der Ukraine, zählen muss1897. Die Herstellung der beiden Silberkantaroi mit Hörnergriffen nimmt P. Glüsing in Städten der nördlichen Schwarzmeerküste an, weil es aus Olbia Entsprechungen dazu gibt1898. Dass selbst im Hinterland der griechischen Schwarzmeerstädte bereits in späthellenistischer Zeit prunkvoll ausgestattete Gräber auch mit paarigen Silbergefäßen vorkommen, zeigt ein Beispiel von Kalinowka an der unteren Wolga, das um die Mitte des 1. Jahrhunderts

Vgl. die Zusammenstellungen bei KLINDT-JENSEN 1949, 166 ff.: Tombølgaard, Kærumgård, Hillested, Brunhøj. – REDLICH 1971, 61 ff.; paariges Vorkommen Nr. 1 Grab 30; 18, Grab 2, 3, 4, 22; 10; 11; 14; 16; 24; 31; 40; 35; 36; 44; 47; 48; 54, Grab 51, 84; 53; 56, 58, Grab B96; 59; 60; 62; 63; 67; 68; 71; 73–75; 89; 90; 99; 107. – KUNOW 1983, 79 mit Anm. 664; dazu (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) Grüneberg (H. J. EGGERS, Ausgr. Berlin 3, 1972, 90 f. mit Abb. 1–2); Espe (H. NORLING-CHRISTENSEN in: Fra Danmarks Ungtid. Festschrift J. Brøndsted (København 1940) 143 Fig. 1); Haffen-Mehr (REICHMANN 1979, Taf. 66). 1895 Dies gilt für die Grabfunde aus Wesołki, Woj. Kalisz, Grab 25 (vgl. Kap. II. K. 2. a.; DĄBROWSKA 1988, 42 Tab. 8) und Wierzbice (Konradserbe), Woj. Wrocław, Grab 1 (CH. PESCHECK, Die frühwandalische Kultur in Mittelschlesien [Leipzig 1939] 177; 179 Abb. 135, 11–16). 1896 Dies gilt z. B. für die Grabfunde aus Großromstedt, Gräber 1911/12 (mit zwei frühen Distelfibeln); HaffenMehr, Grab 4 (mit A22); Grüneberg (mit A67a). 1897 Körpernachbestattung in neolithischem Grabhügel: ŚMISZKO 1935, 155 ff. Taf. 43–45 (mit späthellenistischer Bronzekanne, zwei silbernen Kantharoi, Tonskyphos, zwei Fibeln A67a, früher Nertomarusfibel, Augenfibel A44, Gürtelgarnitur). Entgegen Śmiszko, der eine Zugehörigkeit des Toten zur Lipica-Kultur annimmt, spricht das Trachtzubehör (bes. Augenfibel A44 und elbgermanische-böhmische Gürtelgarnitur) eher für die Grablege eines Germanen. 1898 GLÜSING 1968, 53 mit Anm. 178. – E. H. MINNS, Scythians and Greeks (Cambridge 1913) 383 Abb. 284. Die Kantharoi sind bei ŚMISZKO 1935, Taf. 45, 3 falsch rekonstruiert. 1894

v. Chr. datiert wird1899. Ein bereits in das erste nachchristliche Jahrhundert datiertes Frauengrab aus der Sokolova Mogila, Bez. Nikolaev1900‚ im Hinterland von Olbia bestätigt die fortdauernde Anlage prunkhaft ausgestatteter Gräber und deutet durch Verzierungsdetails einer Fibel möglicherweise Austauschverbindungen mit nordwestlichen germanischen Gruppen an1901. Diese Goldspange (Taf. 56, 1) wird man zur Gruppe der Schüssel- oder Löffelfibeln zählen dürfen, wie sie ähnlich aus Silber oder auch Gold in spätkeltischen1902 oder dakischen1903 Fundverbänden angetroffen wurden. Für südrussische Gewandhaften1904 ungewohnt mutet aber nicht nur der mäanderförmig gestaltete Nadelhalter an, sondern vor allem die „schlüssellochförmige“ Durchbrechung. Sie findet Entsprechungen bei elbgermanischen Fibeln speziell Böhmens1905, aber auch bei Bronzescheren mit durchlochten Klingenansätzen, die ebenfalls überwiegend im elbgermanischen Gebiet einschließlich der „Neckarsweben“ verbreitet waren, aber darüber hinaus auch aus ostgermanischen Grabfunden belegt sind1906. V. P. ŠILOV, Kalinovskij kurgannyj mogilnik. Mat. Kiev 60, 1959, 323 ff., bes. 401 ff. Abb. 34, 8; 51; 52, 1–2; 55, 8; 57. – Vgl. dazu auch E. MOSER, Italische Bronzegefäße in Kalinowka, Wolgograd. Arch. Korrbl. 5, 1975, 133 ff. 1900 KOVPANENKO 1991. – DIES. 1986. – Unter den zahlreichen Beigaben des Grabes befindet sich allerdings nur ein silberner Trinkbecher. 1901 KOVPANENKO 1991, 223 Abb. 2, 7–9. – DIES. 1986, 38 f. Abb. 35 oben; 36, 7–9. 1902 W. KRÄMER, Silberne Fibelpaare aus dem letzten vorchristlichen Jahrhundert. Germania 49, 1971, 117 f. Abb. 2, 4; 122 ff. 1903 z. B. die Schüsselfibel aus Sebnereus (SHCHUKIN 1989, Bd. I, 219 Abb. 30, 6) oder Bukarest (M. TURCU, Bucureşti 5, 1967, 168 Taf. I, 4–5). – N. FETTICH, Acta Arch. Hung. 3, 1953, 158 Abb. 22, 5 (unbekannter Fundort in Siebenbürgen); 166 Fig. 29, 5 (Temesremete). – O. FLOCA, Contribuţii la cunoaşterea tezaurelor de argint dacic (Bucureşti 1956) 28 Fig. 21 Taf. 32, 2 (Schatzfund von Şeica Mică). – J. BŘEŇ in: Acta Universitatis Carolinae, Phil. et Hist. 3. Festschr. J. Filip (Prag 1958) 207 ff. Taf. 8, 1. 1904 Vgl. die Übersicht bei A. K. AMBROZ, Fibuly Juga evropejskoj časti SSSR II v. do n. e. – IV v. n. e. Archeologija SSSR. Svod Archeologičeskich Istočnikov D 1–30 (Moskva 1966). – K. V. KASPAROVA, Arch. Sbornik Gosudarstvennogo Ermitaža 25, 1984, 108 ff. Abb. 5. – SHCHUKIN 1989, Bd. I, 206 ff.; Bd. II, 424 f.; 432 ff. 1905 Siehe z. B. ALMGREN 1913, 269 ff. Abb. 10–11. – DERS. 1923, Taf. II, 23; III, 54. – COSACK 1979, Taf. 8, 4; 9, 4–5. – SAKAŘ 1970, Abb. 5, 2; 6, 29(?); 10, 21; 11, 12. Derartige Verzierungen in „Schlüssellochform“ scheinen bei den zahlreichen gallischen Fibeln mit durchbrochenem Nadelhaltern zu fehlen, wie eine Durchsicht des bei FEUGÈRE 1985 abgebildeten Materials zeigt. 1906 z. B. Pschery, Radovesice, Třebusice (MOTYKOVÁŠNEIDROVÁ 1963, 41 Abb. 12, 4 Beil. 2, 20–21), Tjæreby 1899

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Schließlich sei noch auf einen reichen Grabfund aus einem Przeworsk-Gräberfeld aus Grinev, Bez. Lvov, am Oberlauf des Dnjestr verwiesen1907, der die Entfernung zwischen Schwarzmeerhinterland, Kołokolin und den ostgermanischen Siedelgebieten verkürzen kann. In Grab 3, das etwa zeitgleich mit dem Prunkgrab von Kołokolin sein dürfte (Horizont III), befanden sich unter den Keramikbeigaben u. a. ein scheibengedrehter Krug1908, der als Urne diente, sowie zwei in Form und Größe sehr ähnliche handgemachte Gefäße1909‚ in denen man wohl ein Becherpaar sehen darf. Diese noch wenigen Einzelbelege mögen aber dennoch Hinweise geben, woher die Sitte der paarigen Trinkgefäßbeigabe, auch der Silberbecher, angeregt worden sein kann. Dies gilt generell auch für die Sonderbehandlung „außergewöhnlicher Zeitgenossen“1910 zu bedenken (die sog. Prunkgräber vom Lübsow-Typ1911), die in der unüblichen Körperbestattung, aufwendigen Grabbauten sowie außergewöhnlicher Beigabenzusammensetzung besonders geehrt wurden und deren bislang ältestes Beispiel von Kołokolin auch das östlichste ist. Dass diese östlichen Verbindungen in das Schwarzmeergebiet nicht nur in der jüngeren vorrömischen Eisenzeit bestanden, wie auch die Gruppe von Poieneşti zeigt1912, sondern auch über die Zeitenwende hinweg, belegt das prunkhaft ausgestattete Brandgrab von Giebułtow, Woj. (KLINDT-JENSEN 1949, 166 Abb. 110; vgl. auch ebda. 165 Anm. 458–459). – I. WITTE, Studien zu Fundgruppen der Spätlatènezeit und älteren römischen Kaiserzeit zwischen Main und Neckar (ungedr. Magisterarbeit München 1985) 111 f. Liste 2 Taf. 5 (Scheren mit profiliertem und/oder durchlochtem Klingenansatz). 1907 D. N. KOZAK, Eine Bestattung aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert am Oberlauf des Dnjestr. Germania 60, 1982, 533–545. 1908 Für die Herkunft des Kruges (ebda. 534 Abb. 1) nimmt Kozak (ebda. 537) das Vorbild römischer Keramik an und vermutet donauländische Herkunft. Es wäre m. E. aber zu prüfen, ob dieses Gefäß nicht auch aus einer der nördlichen Schwarzmeerstädte stammen könnte. Dies gilt auch für die mit Bronze überzogene eiserne Riemenzunge (ebda. 538 Abb. 3, 3), weil das S-förmige Spiralornament nicht nur im keltischen Kunsthandwerk vertreten ist, sondern auch im (spät-)hellenistisch beeinflussten (G. M. A. RICHTER, Handbuch der griechischen Kunst [Köln/Berlin 41966] 302 ff.). – Zu Funden aus dem Schwarzmeerhinterland vgl. z. B. eine Fibel aus Staniza Brjuchowezkaja oder Schläfenringe aus Timašewsk, Kubangebiet: Gold und Kunsthandwerk vom antiken Kuban. Ausstellungskatalog Mannheim (Stuttgart 1989) Taf. 30; 143 Abb. 53 unten. 1909 Leider fehlt eine Größenangabe zu diesen beiden Gefäßen; die zugehörige Zeichnung ist ohne Maßstab. 1910 KOSSACK 1974, 4. 1911 EGGERS 1949/50. – GEBÜHR 1974. 1912 Vgl. oben Kap. II. K. 3.

Kraków1913, in dem nicht nur ein römischer Schlüssel (Taf. 56, 2)‚ mediterrane Bronzegefäße und eine auf der Drehscheibe gefertigte Amphore beigegeben waren, sondern auch ein Napf südrussischer Terra Sigillata (Taf. 56, 3)1914. Ein Tongefäß einheimischer Art (Taf. 56, 4) imitiert dieses importierte Gefäß, so dass sie wohl ein Paar bilden sollten. Zwei kelchartige Schalen mit hohem Fuß (Taf. 56, 5) sind das zweite Gefäßensemble des Grabes und dürften wohl das Trinkgeschirr darstellen. Im Grab von Giebułtow sind folglich zwei Elemente vertreten, die für die Ausbildung und Ausstattung frühgermanischer Prunkgräber bedeutsam scheinen: Kontakte zum Hinterland der großen hellenistisch/römischen Schwarzmeerstädte einerseits sowie die paarige Beigabe von Trinkgefäßen andererseits. Auf die Paarigkeit der Gefäße ist noch einmal zurückzukommen. Es zeigte sich bereits, dass dieser Brauch nicht auf Silberbecher oder Glasschalen begrenzt ist, sondern auch bei Keramik und Trinkhörnern – dort im germanischen Gebiet sogar zuerst – nachzuweisen ist. Scheint alleiniges römisches Vorbild angesichts chronologischer und auch geographischer Sachverhalte auszuscheiden, bleibt zu überlegen, ob nicht auch ein religiöses Phänomen paarweise beigegebene Trinkgefäße erforderte. Der Nachweis für diese Hypothese ist allerdings kaum zu führen, doch gibt die Deponierung von Objektpaaren, wie sie im nördlichen Mitteleuropa zu verschiedenen Epochen belegt ist, zu denken. Aus der jüngeren Bronzezeit des nordischen Kreis sei an die Niederlegung der Halsringpaare1915, Lurenpaare und Viksø-Helme1916 erinnert, und rund 1000 Jahre später wurden in der frühen Völkerwanderungszeit die berühmen beiden Goldhörner von Gallehus als Opfergabe im Moor niedergelegt1917. Dass auch in der älteren römischen Kaiserzeit Trinkhornpaare im Moor deponiert wurden, zeigt der bereits

S. NOSEK, Inv. Arch. Pologne VI, 1961, Taf. 35, 1–8. Dieses überaus reiche Grab enthält Kanne und Griffschale, eine weitere Bronzekanne, einen Bronze- und einen Holzeimer (?), ein Fußbecken (?), eine Amphore, einen Einhenkelkrug, zwei Näpfe (einer aus südrussischer TS) ähnlich Hofheim Typ 5, zwei kleine „Kelche“, drei Schlüssel, eine Bronzeschere, Kästchenbeschläge (?), zwei Messer, eine Halskette, einen Kamm sowie weitere Bronzereste. 1914 Ebda. Taf. 35, 8, Nr. 41. – Vgl. auch N IERHAUS 1954, 257. 1915 T. CAPELLE, Acta Arch. (København) 38, 1967, 209– 214 Karte 2. 1916 J. BRØNDSTED, Nordische Vorzeit 2: Bronzezeit in Dänemark (Neumünster 1962) 181 f.; 220 f. – H. C. BROHOLM/ W. P. LARSEN/G. SKJERNE, The Lures of the Bronze Age (København 1949). 1917 BRØNDSTED 1963, 321 ff. 1913

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erwähnte Fund aus Skrydstrup, Haderslev Amt1918, ohne daraus auf kontinuierlichen Brauch seit der Jüngeren Bronzezeit schließen zu wollen. Die kultische Bedeutung zumindest eines Teils der nordischen Trinkhörnern jener Zeit ist zudem wohl nicht zu bezweifeln1919. Gewiss sind die Belege für eine religiös bedingte Trinkgeschirrbeigabe noch wenig zahlreich, sollen aber dennoch andeuten, dass Grabausstattungen nicht allein Spiegelbild irdischen Wohllebens und Reichtums sein müssen, sondern auch Hinweise auf Glaubensvorstellungen enthalten können, welche die Mitnahme bestimmter Objekte wünschenswert erscheinen ließen1920. Die Beispiele zeigen, dass die mit den Prunkgräbern und der Gefäßpaarbeigabe verbundenen Fragestellungen vielschichtiger sind, als es zunächst scheinen mag; vor zu einfachen Antworten auf komplexe Zusammenhänge in Verbindung mit dem Totenbrauchtum sei daher gewarnt. Dennoch bleibt, wendet man sich wieder dem Bronzegeschirr in der Germania Magna zu, der auffällige Sachverhalt, dass fast stereotyp nur bestimmte Gefäßformen den Toten mitgegeben wurden. Auch hier hat man Service-Bildungen nach römischem Vorbild zu erkennen geglaubt: Eimer, Kelle/Sieb und Trinkgefäß als Trinkservice1921, Kanne und Griffschale als Handwaschgeschirr1922. Für das angenommene Trinkservice gibt es indes kein römisches Vorbild, so dass auch das „barbarisierte“ Service nicht als Imitation römischer Vorbilder gedeutet werden kann1923. Umfangreiche Servicesätze wie in Hildesheim, den campanischen Villen oder auch BRØNDSTED 1963, 161 f. – Zur biochemischen Untersuchung J. GRÜß, Prähist. Zeitschr. 22, 1931, 180 ff. 1919 Dies gilt wohl für die Trinkhörner mit Endbeschlägen in Rinderkopfform: HACHMANN 1990, 857 ff. mit Abb. 59–60. – Zur kultischen, selbst kirchlichen Funktion der Trinkhörner: K. VILKUNA in: Corolla Archaeologia in honorem C. A. Nordman (Helsinki 1952) 198–208. 1920 Dass die bislang ältesten Belege für paarige Trinkhörner im Gebiet der Przeworsk-Kultur belegt sind, mag Zufall sein. Eine Verbindung zu dem bei TACITUS, Germ. 43, 3 überlieferten Brüderpaar herzustellen, das im Heiligen Hain der Naharnavalen, in dem das Stammesheiligtum des lugischen Stammesverbandes gesehen wird, verehrt wurde, scheint m. E. nicht unwahrscheinlich, müsste aber unbedingt an der Geschirrbeigabe in „ostgermanischen“ Gräbern überprüft werden. Vgl. auch den Kommentar von PERL 1990, 247 f. – J. DE VRIES, Altgermanische Religionsgeschichte, Bd. 2 (Berlin 21957) 244 ff. – Vgl. auch die Zweizahl der königlichen Brüder, welche in der Überlieferung zahlreicher Stammessagen aufbrechen, um neues Land zu erobern. 1921 KUNOW 1983, 79 ff. Karte 22. 1922 NUBER 1972, 181. – KUNOW 1983, 80 Karte 23. 1923 J. GORECKI, Bonner Jahrb. 189, 1989, 693. 1918

im Flussfund von Doorwerth1924 zeigen, was für das Triclinium benötigt wurde. In den Gräbern der einheimischen Bevölkerung der römischen Nordwestprovinzen sind dagegen Metallgefäße nur selten beigegeben worden; ein normiertes Trinkservice aus Bronze, welches Germanen hätten imitieren können, lässt sich nicht nachweisen1925. Die Anhäufung mehrerer Bronzegefäße in einem Grab scheint daher in jedem Fall eine „barbarische“ Sitte zu sein, und das in den Eimern deponierte Bier (oder Met)1926, das zudem aus Trinkhörnern getrunken wurde, unterstreicht einheimisches Brauchtum. Vermeintliche Geschirrkombinationen sind in germanischen Gräbern zudem nur relativ selten belegt1927, nimmt man die große Zahl der Bestattungen mit importierten Metallgefäßen zum Vergleich. Weil dieses „römische H. HOLWERDA, Een vondst uit de Rijn bij Doorwerth. Oudheidkde. Mededel. Suppl. 12 (Leiden 1931) 1 ff.; 20 Abb. 12. – Fundumständen und Datierung: M. BRAUWER, Oudheidkde. Mededel. 63, 1982, 147; 164 ff. – NUBER 1971, 108 sieht in diesem Fund den ursprünglichen Besitz eines römischen Offiziers. Dabei fällt auf, dass ein Eimer unter diesen Funden fehlt. 1925 Diese Gräber der älteren Kaiserzeit sind bisher nicht zusammenfassend behandelt worden. NUBER 1972 hat sich auf die Gräber mit Kanne/Griffschale beschränkt. Ausnahmen sind spätlatènezeitliche/augusteische Gräber (z. B. Idrija, Ornavasso, Goeblingen), während in den großen kaiserzeitlichen Gräberfeldern (z. B. Kempten-Keckwiese, Motte Lebach, Wederath) kaum Bronzegefäße beigegeben wurden. Auf einige Beispiele sei verwiesen: Kempten Grab 34 (M. MACKENSEN, Das römische Gräberfeld auf der Keckwiese in Kempten. Materialh. Bayer. Vorgesch. A 34 [Kallmünz 1978] Taf. 10: Simpulum Aislingen); Lebach Grab 205 (G. GERLACH, Das Gräberfeld „Die Motte“ bei Lebach. Saarbrücker Beitr. Altkde. 15/16 [Bonn 1976/1986] Taf. 127: Kasserolle E144); Wederath Gräber 1600 und 2315 (HAFFNER 1989, 109; 290); Kleve-Düffelward (Bonner Jahrb. 49, 1870, 76 ff.); Köln-Lindenthal (Germania 17, 1933, 269); Koblenz-Neuendorf (Bonner Jahrb. 107, 1901, 90 f.); Monreal (Bonner Jahrb. 148, 1948, 426 ff.); Büchel (H. Eiden, Trierer Zeitschr. Beih. 6, 1982, 67 ff.); Horath (Trierer Zeitschr. 32, 1969, 192 ff.); Bingen (Germania 9, 1925, 152); Wincheringen (Trierer Zeitschr. 12, 1937, 44 ff.); Ludwigshafen-Maudach (Mitt. Hist. Ver. Pfalz 70, 1972, 111 ff.); Tönisvorst Grab 18 (Bonner Jahrb. 188, 1988, 430). Aus Nijmegen ist jetzt eine kleine Nekropole mit z. T. sehr reichen Grabfunden vom Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. bekannt geworden (Schlichte Gräber – Reiche Gräber. Römische Funde aus Nijmegen 1979–1983 [Xanten 1986] 10 ff.). Hier ist vielleicht ein Zusammenhang mit den germanischen Prunkgräbern aus dem freien Germanien zu vermuten. 1926 Vgl. die naturwissenschaftlichen Untersuchungen (Anm. 488). 1927 22 Grabfunde nach KUNOW 1983, Karte 22; zu ergänzen wäre ein Grab aus Quetzdölsdorf, Kr. Bitterfeld (W. NITSCHKE/E. SCHRÖTER, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 72, 1989, 71 ff.). 1924

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Trinkservice“ nicht einmal bei den Prunkgräbern vom „Lübsow-Typ“ regelhaft erscheint1928, wird man die entsprechenden Gerätschaften wohl eher im Zusammenhang mit einer möglichst umfangreichen Prunkausstattung werten dürfen. Das Beispiel des elbgermanischen Kriegers von Mehrum, wohl noch innerhalb des römischen Reichs beigesetzt, zeigt diesen Gesichtspunkt deutlich1929. Obschon man annehmen möchte, dass der hier Bestattete – zu Lebzeiten vielleicht in römischen Diensten – mit römischen Trinksitten vertraut gewesen sein müsste, findet sich in seinem Grab davon keine Spur. Vier Bronzeeimer und ein Trinkhorn, aber kein Schöpfgefäß zählen zu seinen Beigaben, wobei ein Eimer als Urne verwendet wurde – von römischer Trinksitte ist dieser Befund sicher weit entfernt. Dennoch fällt auf, dass letztlich nur wenige verschiedene Gefäßtypen wirklich häufig in germanische Gräber gelangten: Eimer, Kelle/Sieb und Kasserollen. Von 844 Gräbern, die J. Kunow berücksichtigen konnte, enthielten 601 (71,2 %) nur einen Importfund, 112 zwei und 67 drei. Vier und mehr importierte Gefäße enthielten nur noch 64 Bestattungen (etwa 8 %)1930. Aufschlussreich ist auch die anteilige Zusammensetzung einzelner Formen: 473 Eimer, 323 Kelle/Sieb-Paare, 222 Kasserollen, 171 Becken, 90 Glasgefäße, 39 Kannen, 27 Edelmetallbecher, 14 Griffschalen und 2 Bronzeamphoren1931. Das Übergewicht weniger Formen ist überdeutlich, worin gelegentlich eine bewusste Auswahl von germanischer Seite gesehen wurde1932. Doch kann man diesen Befund auch anders deuten, denn zur militärischen Ausrüstung gehörten als wesentliche Bestandteile der Sarcina, des Marschgepäcks, Bronzeeimer, Kasserolle

Vgl. die Übersicht bei EGGERS 1949/50, 108 f. Tab. 1. M. GECHTER/J. KUNOW, Bonner Jahrb. 183, 1983, 449–468. 1930 KUNOW 1983, 99 ff. mit Abb. 19 u. 20. 1931 Zahlenangabe nach KUNOW 1983, 100 Abb. 19. 1932 NUBER 1972, 181. – KUNOW 1983, 36; 77. – J. KUNOW, Bonner Jahrb. 185, 1985, 230, wo das Vorkommen zahlreicher gestempelter Kasserollen der Bronzegefäßhersteller L. Ansius Epaphroditus und P. Cipius Polybius aus Jütland und den dänischen Ostseeinseln u. a. mit der „Markenqualität“ dieser Ware begründet wird. Diese Interpretation setzt zwangsläufig ein entsprechendes „Qualitätsbewusstsein“ auf germanischer Seite voraus. Zudem musste es für die germanischen „Kunden“ eine entsprechend große Auswahl bzw. ein Angebot gegeben haben, das es ermöglichte, ungestempelte Ware als weniger qualitätvoll abzulehnen. Diese Deutung scheint mir allerdings zu sehr der kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Denkweise verhaftet, ohne derartige Verhältnisse auf eine agrarisch wirtschaftende Bevölkerungsgruppe ohne eigenes Monetärsystem übertragen zu können. 1928 1929

und auch Kelle/Sieb1933, was neben den zahlreichen Funden aus den römischen Militärlagern auch bildliche Darstellungen zeigen1934. Aus dieser Übereinstimmung wird man, bevor man auf einen regelhaften, organisierten Fernhandel schließt, auf den bis auf wenige Episoden1935 kaum antike Schriftquellen verweisen, das in die Germania Magna gelangte Bronzegeschirr der älteren Kaiserzeit (zumindest aber das des 1. Jahrhunderts) primär durch das Militär erklären können. Die in germanischem Kontext zu beobachtende einseitige Dominanz von Formen, die im täglichen Soldatenleben benutzt wurden, lässt sich so einfach erklären, wobei neben Beute1936 aus zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen (augusteische Okkupationsversuche, Varusniederlage, GermanicusFeldzüge, Erhebung der Friesen, Chaukenkrieg, Bataveraufstand, Chattenkriege) auch andere Formen des Erwerbs wie Tausch zwischen Soldaten und Germanen1937‚ aber auch Geschenk für erwiesene oder zukünftige Dienste1938 denkbar ist. Bei der relativ einseitigen Zusammensetzung der Metallgefäße Germaniens ist es daher nicht überraschend, dass die am häufigsten vorkommenden Formen auch miteinander vergesellschaftet sind. Daraus aber Imitation römischer Tischsitten abzuleiten, scheint angesichts der wenigen Beispiele (23 bei 845 Gräbern mit Gefäßimport) übertrieben. Dies gilt wohl auch für die wenigen Fälle, wo Kanne und Griffschale gemeinsam den Toten beigegeben wurden1939. Anstelle der Übernahme römischer Handwaschsitte während bzw. nach der Mahlzeit, die J. GORECKI, Bonner Jahrb. 189, 1989, 689. – J. OLDENSTEIN, Arch. Korrbl. 5, 1975, 300. – M. JUNKELMANN, Die Legionen des Augustus (Mainz 1986) 202 f. 1934 Vgl. auch Darstellungen auf der Trajan-Säule: C. CICHORIUS, Die Reliefs der Traianssäule (Berlin 1896–1900) II Taf. 138, Szene 367/368. 1935 PLINIUS, nat. hist. 37, 45. – TACITUS, ann. 2, 62, 2 f. – CASSIUS DIO 53, 26, 4; 56, 18, 2. – EGGERS 1951, 72–77. 1936 TACITUS, ann. 1, 65, 6; 2, 45, 3; 2, 62, 3. – TACITUS, hist. 4, 21, 2; 4, 23, 3. – Siehe auch J. GORECKI, Bonner Jahrb. 189, 1989, 689 f. – J. OLDENSTEIN, Arch. Korrbl. 5, 1975, 300. – Zu archäologischen Hinweisen siehe Funde aus Warburg-Daseberg: GÜNTHER 1990, 42 ff. Abb. 44; 49; 51, 3. 1937 Dazu boten sich vor allem die um die römischen Lager errichteten Zivilsiedlungen an, in denen einheimische und römische Funde geborgen wurden. Verwiesen sei hier auf das Beispiel von Anreppen (VON SCHNURBEIN 1981, 32. – ARCHÄOLOGISCHE DENKMÄLER, 6) oder Bentumersiel (K. BRANDT/ G. ULBERT, Probl. Küstenforsch. südl. Nordseegebiet 12 [Hildesheim 1977] 1–65). 1938 TACITUS, Germ. 5. – TACITUS, ann. 2, 9, 3 (Flavus); 2, 45, 3 (Marbod); 11, 16, 1 (Einsetzung des Italicus). – TACITUS, hist. 3, 5, 1; 3, 12, 2 (Sido und Italicus als Verbündete Vespasians). 1939 NUBER 1972, 181; 215 f. Nr. 90–109. 1933

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allenfalls für die grenznah wohnenden Germanen in der Slowakei denkbar scheint, wird man eher daran denken können, dass diese Gegenstände zusammen erworben und als zusammengehörig empfunden wurden, deshalb auch beide ins Grab gelangten. Aber selbst dies scheint ungewiss, betrachtet man die Beispiele, wo nur ein Teil des Handwaschgeschirrs in ein Grab gelangte. Diese Fälle sind nämlich häufiger belegt als die gemeinsame Beigabe1940. Schließlich gilt es, auf weitere Ungereimtheiten hinzuweisen. Wenn die in Germanien fremden Bronze- und Glasgefäße tatsächlich als Trink- oder Handwaschgeschirr gedient hätten, dann müsste man erwarten, dass sie nach Fähigkeit der einheimischen Handwerker in Metall, Holz (?) oder aber Ton nachgeahmt worden wären, wie dies beispielsweise bei den Fibeln oder Gürteln sehr gut nachzuvollziehen ist, weil (provinzial-) römisches Trachtzubehör imitiert wurde und zudem Auslöser eigenständiger Umsetzungen und Weiterbildungen war1941. Tatsächlich gibt es nur für die Silberbecher den Nachweis heimischer Fertigung1942, doch stellten die römisch/gallischen Importe weder für die äußere Formgestaltung das Vorbild dar noch wirkten figürlicher Schmuck oder Bilderzählung anregend1943. Ebenfalls zu denken gibt das räumliche Vorkommen prunkhaft ausgestatteter Grabfunde1944. Diese eigentümliche Verbreitung mit Schwerpunkten im elb-, nord- und ostgermanischen Bereich ist stets aufgefallen, doch wurden die sich daraus ableitenden Konsequenzen nicht recht beachtet. Gerade für das rheinnahe Gebiet wird man neben dem mittleren Donaugebiet die engsten Kontakte zum römischen Reich annehmen müssen, was die antiken Schriftquellen bestätigen1945. Das Land zwischen Rhein und KUNOW 1983, 193 Karte 23: 11 Gräber mit Service gegenüber 17 mit Einzelbeigabe (13 x Kanne, 4 x Griffschale). 1941 Grundlegend: Almgren 1913, 265 ff. – Vgl. auch ALMGREN 1923. – COSACK 1979, 22 (Armbrustfibeln aus Bad Pyrmont). – RADDATZ 1957, 20 ff. – K. MOTYKOVÁŠNEIDROVÁ, Památky Arch. 55, 1964, 358 ff. 1942 KÜNZL 1988, 549 f. 1943 J. WERNER, Das Aufkommen von Bild und Schrift in Nordeuropa. Bayer. Akad. Wiss., Phil-Hist. Kl. Sitzungsber. 4 (München 1966). – Differenzierter jetzt HACHMANN 1990, 868 ff. Wenige Einzelbeispiele können den Gesamteindruck nicht verändern: z. B. Möritz Grab 1 (Tongefäß imitiert Bronzekessel: Mannus 1, 1909, 273 ff. Taf. 37); Ladenburg (G. LENZ-BERNHARD, Arch. Nachr. Baden 33, 1984, 13 ff. Abb. 3–5 mit Beispiel aus Hofheim). Vgl. auch Kostolna Grab 37 (KOLNÍK 1980A, 266 Taf. 103, 37a). 1944 Verbreitungskarte bei PESCHEL 1978, 157 Abb. 11. 1945 Zu Germanien betreffenden Textstellen: CAPELLE 1937, bes. Teil I, Kap. 3 und 4 sowie Teil II. Siehe auch die umfangreiche Textsammlung „Griechische und lateinische 1940

Weser war den Römern aus eigener Anschauung vertraut, sie kannten die führenden Familien mit Namen1946, viele Einzelbeobachtungen zu Lebens-, Wirtschafts- und Siedelweise sind überliefert, Kultplätze und Befestigungen genannt1947. Hier fanden während des 1. Jahrhunderts mehrere große Kämpfe statt, zudem waren rechtrheinische Germanen, wie z. B. während des Bataveraufstandes, wiederholt an Einfällen in Gallien und in den römischen Militärbezirk (linksrheinisches) Germanien beteiligt1948, andere dienten als Soldaten in der römischen Armee1949. Trotz der Vielzahl von Kontakten, die zwischen einheimisch-germanischer Bevölkerung und der römischen Welt möglich waren, hat sich davon nur sehr wenig im archäologischen Bild, das wir vom Gebiet östlich des Rheins haben, niedergeschlagen. Nur einen unbefriedigenden Forschungsstand dafür verantwortlich zu machen, ist nicht gerechtfertigt, weil das Fundmaterial dieses Gebietes gut zu überblicken ist1950. Dass die Bestattungssitten andere waren als im elb- oder ostgermanischen Bereich, erklärt das spärliche Vorkommen von Importfunden nur zum Teil, weil auch in den Siedlungen, von denen eine größere Zahl bekannt ist1951, derartige Funde selten geblieben sind. Waren die hier wohnenden Germanen, trotz Grenznähe, folglich weniger „romanisiert“ als ihre östlichen Brüder, weil sie „römische Trinksitte“ (die keine solche ist) nicht imitierten? Antike Textstellen deuten eher auf das Gegenteil, denn gerade zwischen Weser und Rhein wirkten römische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas“. Schriften und Quellen der Alten Welt Bd. 37, 1–4 (Berlin 1988–1992). 1946 VON PETRIKOVITS 1966, bes. 176 (Stammbaum der Familie des Arminius). – GERMANEN I, 524 Abb. 131 (Stammbäume führender Familien der Cherusker, Chatten und Bataver). 1947 Allgemein: CAPELLE 1937, 395 ff. – C. WOYTE, Antike Quellen zur Geschichte der Germanen 1. Voigtländers Quellenbücher 15 (Leipzig 1912) 7–48. 1948 Vgl. z. B. die Aufzählung bei Tacitus für das Jahr 69 n. Chr.: TACITUS, hist. 4, 15, 2 (Friesen); 4, 21, 2, (Brukterer und Tenkterer); 4, 23, 2 (Germanen von jenseits des Rheins); 4, 28, 1–3 (Verstärkung aus ganz Germanien); 4, 37, 3 (Chatten, Usipeter, Mattiaker). 1949 Erwähnt seien nur die Beispiele von Arminius und Flavus. Allerdings sind reguläre Alen oder Kohorten aus der Bevölkerung des Freien Germaniens im Gegensatz zu Volksaufgeboten nicht belegt: ALFÖLDY 1968, 77 (pedites germanorum); 84 f. mit Anm. 512. Vgl. aber die Kohorte der Friesen und Chauken (TACITUS, hist. 4, 79, 2) aus dem Jahre 70 n. Chr. Dazu WOLTERS 1990, 253 mit Anm. 71. 1950 VON USLAR 1938. – WILHELMI 1967. – REICHMANN 1979. 1951 B. TRIER, Das Haus im Nordwesten der Germania Libera. Veröff. Alt.-Komm. Westfalen 4 (Münster 1969). – REICHMANN 1982, 163 ff. – MILDENBERGER 1972. – STUPPERICH 1980. – Vgl. auch Kap. V. E. 2.

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Anregungen in vielfältiger Weise.1952 Auch archäologisch sprechen die überlieferten Funde eine andere Sprache, denn die wenigen Amphoren- und frühen Terra Sigillata-Funde Germaniens stammen meist aus diesem Gebiet, zahlreiche provinzialrömische Fibeln belegen Kontakte und förderten lokale Imitationen1953. Der Befund der „Schmiedesiedlung“ von WarburgDaseberg gibt vielleicht einen wichtigen Hinweis, wozu römisches Metall verwendet wurde1954: die den Germanen fremden Gegenstände, für deren Integration in das eigene kulturelle System offenbar kein Bedarf vorhanden gewesen zu sein scheint1955, wurden umgeschmolzen und als Rohstoffquelle genutzt, um daraus benötigtes Klein(?)-Gerät zu fertigen. Im Gegensatz zu den östlichen Nachbarn gelangten römische Importe nicht als Prestigegüter in die Gräber, wo sie einer Weiterbenutzung oder Umwandlung nicht mehr zur Verfügung standen, der „lebenden Kultur“ der Hinterbliebenen entzogen wurden. Für diese germanischen Gruppen hatte der ideelle bzw. soziale Wert der Bronzegefäße folglich einen höheren Stellenwert als der praktische1956, Bestattungsbrauchtum und persönliche Bindung des Toten an seine(?) Besitztümer galten stärker als praktische Erwägungen, zumindest den Materialwert der Objekte zu nutzen. Die römischen Importgefäße blieben bei Elb- und Ostgermanen der älteren Kaiserzeit offenbar exotische Fremdprodukte, die sich vor allem dazu eigneten, herausragende Persönlichkeiten im Totenbrauch zu ehren. Daraus aber die tatsächliche funktionale Verwendung der Objekte zu Lebzeiten des Verstorbenen zu erschließen, ist kaum möglich, weil die Gegenstände auch zum eigenen Nutzen, unabhängig von ihrer primären Funktion, umgestaltet wurden1957. 1952 TACITUS, ann. 2, 45, 2 (Schlachtordnung bei Cheruskern und Markomannen); Germ. 15, 2; 30 (Chatten). – RADDATZ 1985, 284. 1953 Vgl. oben Kap. III. B. (provinzialrömische Fibeln). – COSACK 1979, Karte 14; zur Imitation 22 f. (Bad Pyrmont). – GÜNTHER 1983, 13 ff., bes. 22 f. (Warburg-Daseburg). 1954 GÜNTHER 1983, 12 ff., bes. 19 Abb. 5. 8–9. – DERS. 1990, 43 f. Abb. 44 (Teil eines Wagens?); 47 Abb. 49 (Spiegel, Bronzering, Kupferblech); 48 Abb. 51, 3 (Panzerverschlußhaken); 50 Abb. 53 (Bleifunde). 1955 Vgl. dazu grundsätzlich V. G. CHILDE, Soziale Evolution. Suhrkamp Taschenbuch Wiss. 115 (Frankfurt 1975, englische Originalausgabe London 1951) 166 ff., bes. 174; 177; 181. 1956 FULFORD 1985, 100 ff. 1957 Vgl. das Beispiel von Bornitz, wo ein Bronzeeimer mit angelöteten Füßchen sehr wohl zum Kochen benutzt wurde, auch wenn dies den Verlust der Füßchen bedeutete (Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 59, 1976, 323–325; 336 f.). – Siehe auch den Befund von Havor, wo ein Bronzeeimer als Behältnis für die Deponierung von Metall (Kasserollen, Kelle/Sieb, Goldhalsring, zwei Glocken mit Lederriemen

Das Beispiel von Straky, wo ein Simpulum durch den umgebogenen Griff zu einem Schöpfgefäß wurde1958, belegt nicht nur vom ursprünglichen Zweck durchaus abweichende Handhabung, sondern zeigt auch, dass für ein Simpulum in Germanien offenbar kein Bedarf bestand, was wiederum das weitgehende Fehlen dieser Form erklärt und ebenfalls gegen den Genuss römischen Weins spricht. Auch Kelle/Sieb haben nicht die Funktion des Simpulums übernommen1959, weil beide Formen in römischen Lagern nebeneinander vorkommen. Außerdem unterscheiden sich die Siebformen erheblich voneinander, was auch für die republikanischen Siebe gilt, die keine Kellen kennen und auch formal keine Ähnlichkeit mit kaiserzeitlichen Sieben aufweisen. Zudem gibt es keinen Hinweis darauf, dass Kelle/Sieb überhaupt zum Trinkgeschirr gehören; vielmehr ist eine Verwendung als Mehrzweckgeräte in der Küche wahrscheinlich1960. Dass dieses Gefäßpaar andererseits bei den Germanen durchaus als Schöpfgefäß verwendet wurde, wie zumindest der Befund von Juellinge annehmen lässt, deutet doch wohl darauf hin, dass eben nicht römisches Vorbild und mediterrane Trinksitte rezipiert, sondern einheimische Bedürfnisse befriedigt wurden. Es scheint daher vielleicht sinnvoller, die Siebfunktion im Zusammenhang mit dem Bier zu sehen, in dem etwa die geflockte Hefe („Biermaus“) oder andere Rückstände der Maische abgeschöpft werden mussten1961.

und Ring) diente (E. NYLÉN, In: Sveagold und Wikingerschmuck. Ausstellungskat. RGZM 3 [Mainz 1968] 89 ff. Abb. 504). 1958 Straky Grab IV: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 59. – EGGERS 1951, Nr. 1841. 1959 So KUNOW 1983, 75 ff. – I. LINDENBERG, SaalburgJahrb. 30, 1973, 38. 1960 NUBER 1972, 132. – Die von KUNOW 1983, 76 angeführte bildliche Darstellung auf einem Relief von Cherchel (P. GAUCKLER, Musée de Cherchel 1895, 94 Taf. 3, 3) zeigt nicht eindeutig, ob es sich um eine Kelle oder einen langstieligen Schöpfer handelt; außerdem fehlt eine Darstellung des zugehörigen Siebs. 1961 Zum „vorgeschichtlichen“ Bier RGA2 2 (1976) 530 ff. s. v. Bier (M. HOPF). – K.-E. BEHRE, Zur Geschichte der Bierwürzen nach Fruchtfunden und schriftlichen Quellen. In: W. van Zeist/W. A. Casparie (Hrsg.), Plants and Ancient Man. Studies in Palaeoethnobotany. Proceedings of the 6th Symp. Internat. Group for Palaeoethnobotany, Groningen 1983 (Rotterdam/Boston 1984) 115–122. – H. KROLL, Bier oder Wein? Ber. RGK 72, 1991, 165–171. Auf die möglichen Zusammenhänge zwischen Sieb und Braurückständen wies mich H. Küster, München, hin, dem ich für die Beratung herzlich danke. Siebe sind zudem auch bei metartigen Getränken nützlich: vgl. den Befund aus Hochdorf: U. KÖRBER-GROHNE in: Der Keltenfürst von Hochdorf (Ausstellungskatalog Stuttgart 1985) 122.

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Anzeichen der Romanisierung wird man in diesen Beispielen nicht sehen wollen, denn die römischen Importe blieben Fremdgüter, derer man sich zwar bediente, sie dann aber nach eigenen Vorstellungen einsetzte. Sie wirkten auf die heimische Sachwelt nicht anregend oder gar prägend, sondern scheinen meist unverstanden und fremd geblieben zu sein. 3. Ausblick Versucht man abschließend, die eingangs mit dem römischen Import in der Germania Magna verbundenen Fragen zu beantworten, so hat sich zumindest gezeigt, dass die Sachverhalte meist schwieriger zu deuten sind, als es zunächst den Anschein hat. Metallgefäße aus römischen Fundverbänden eignen sich für feinchronologische Studien nur bedingt, denn es ist zwar möglich, den ersten Nachweis einer Form relativ genau zu datieren, doch bleibt die Verwendungszeit meist ungewiss. Andererseits zeigen die Funde aus den Militäranlagen eine relative Einförmigkeit, vergleicht man das Spektrum mit entsprechenden Beständen aus den Vesuvstädten. Eine fast kongruente Zusammensetzung zeigt der Import im freien Germanien, was daher weniger bewusste Auswahl von germanischer Seite darstellen dürfte, sondern Hinweis darauf ist, woher der Formenvorrat ursprünglich stammte. Die Bildung von Trinkservicen nach römischem Vorbild lässt sich deshalb nicht wahrscheinlich machen, da es ein solches Vorbild in den römischen Nordwestprovinzen nicht gab und die Belege in Germanien selbst wenig zahlreich, keinesfalls „genormt“ sind. Auch die Beigabe von zwei Trinkgefäßen „nach römischem Muster“ bleibt in ihrer Deutung problematisch, weil mögliche religiöse Gründe einer paarigen Beigabe und östliche Anregungen vom Schwarzmeergebiet bislang unberücksichtigt blieben. Weder die Gefäßpaare noch Importfunde eignen sich, als Gradmesser einer Romanisierung zu dienen, weil deren Mitgabe in Gräber außergewöhnlicher Personen zunächst im Zusammenhang mit einer auf Prestige zielenden Prunkgrabsitte begründet ist1962. Zudem unterliegen alle Elemente des Totenbrauchtums religiösen Auswahlkriterien, die im Einzelnen wenig bekannt sind, aber wohl kaum einfach Fortschreibung „irdischer“ Zustände sind1963. KOSSACK 1974. Vgl. dazu auch die grundlegenden Gedanken bei G. KOSSACK, Pferd und Wagen in der frühen Eisenzeit Mitteleuropas – Technik, Überlieferungsart und ideeller Gehalt. In: Festschrift für L. Vajda. Münchner Beitr. Völkerkde. 1 (München 1988) 140 ff. – DERS 1990, 89 ff. – DERS., 1962 1963

Will man überhaupt Maßstäbe für eine als „Romanisierungsprozess“ gedeutete, schrittweise Annäherung unterschiedlicher kultureller, politischer, wirtschaftlicher und religiöser Gemeinschaftsformen suchen1964, so kann vielleicht die Frage nach dem Nutzen fremder Ideen und Güter für die eigene Kultur sinnvoll sein. Die Beigabe großer Mengen Fremdobjekte in Gräbern deutet darauf hin, dass diese eben fremd geblieben sind, zwar die soziale Funktion des Prestiges förderten und wohl auch Gegenstand des ehrenden Geschenks innerhalb unterschiedlicher Sippen/Stammesverbände darstellten1965, aber eben nicht funktional integriert wurden. Hier unterscheidet sich das Weser-Rhein-germanische und friesisch/chaukische Gebiet vielleicht von den weiter nördlich und östlich gelegenen Regionen. Obwohl die antiken Nachrichten eine politisch gegliederte Gesellschaft beschreiben und die Nähe zum römischen Reich die Voraussetzungen für die Ausprägung prunkhafter Grablegen gegeben erscheinen lassen, ist es offenbar nicht zur Anlage derartiger reicher Gräber gekommen. Vielleicht geht man nicht fehl, wenn man, ähnlich wie in Schottland oder Irland, wo Prunkgräber ebenfalls fehlen1966, gerade hierin ein Anzeichen der Assimilation an den kulturell überlegenen Nachbarn sieht, weil man es verstand, Importgüter für durchaus unterschiedliche, eigene Zwecke zu nutzen. Akzeptiert man diese Deutung, so wären die westlichen germanischen Stämme die eigentlich „romanisierten“‚ während ihre Gemeinschaftsformen. In: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 378 ff. 1964 Eine Theorie der Romanisierung für das freie Germanien fehlt; grundlegende Gedanken bei N. ELIAS, Towards a Theory of Communities. In: C. Bell/H. Newby (Hrsg.), The Sociology of Community. New Sociology Library 5, 1974, IX–XLI. Vgl. entsprechende Konzepte für Britannien oder Niedergermanien: BLAGG/KING 1984. – J. H. F. BLOEMERS, Acculturation in the Rhine/Meuse Basin in the Roman Period: a preliminary Survey. In: BRANDT/ SLOFSTRA 1983, 159 ff. – DERS., Native Populations and Romans. In: R. F. J. Jones u. a. (Hrsg.), First Millenium Papers. BAR Internat. Ser. 401 (Oxford 1988) 51 ff. – DERS., Acculturation in the Rhine/Meuse Basin in the Roman Period: Demographic Considerations. In: J. C. Barrett u. a. (Hrsg.), Barbarians and Romans in North-West Europe. BAR Internat. Ser. 471 (Oxford 1989) 175 ff. – J. SLOFSTRA, An anthropological Approach to the Study of Romanisation Process. In: BRANDT/SLOFSTRA 1983, 71 ff. – M. MILLETT, Romanization: Historical Issues and Archaeological Interpretation. In: ders./Th. Blagg (Hrsg.), The Early Roman Empire in the West (Oxford 1990) 35 ff. 1965 TACITUS, Germ. 15; 19. – Grundlegend zum Geschenk: M. MAUSS, Die Gabe. Form und Funktion des Austausches in archaischen Gesellschaften. Suhrkamp Taschenbuch Wiss. 743 (Frankfurt 1990, franz. Erstausgabe „Essai sur le don“ Paris 1950), bes. auch 148 ff. – GRØNBECH 1991, 7 ff.; 55 ff. 1966 FULFORD 1985, 102 f.

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Stammesnachbarn im Norden und Osten mit dem vermeintlichen Importreichtum die eigentlichen Barbaren geblieben sind.

E. Siedlungswesen Bisher wurde versucht, den archäologischen Fundstoff der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit und älteren römischen Kaiserzeit nach seiner Zeitstellung zu gliedern, ausgewählte Kleinfundgruppen wie Trachtzubehör, Waffen und Metallgefäße römischer Provenienz ausführlicher zu besprechen und ihre Verwendung nicht nur funktional zu deuten, sondern auch den ideellen Aspekt zu ergründen. Bei den ausgewählten Fundgruppen ließen sich Anregungen unterschiedlicher Intensität und Ausrichtung erkennen, wobei zunächst solche aus den keltischen Gebieten dinglich wie geistig die frühgermanische Welt nachhaltig beeinflussen konnten, welche aber mit dem Beginn römischer Okkupationsversuche im rechtsrheinischen Germanien mediterranem und provinzialrömischem Sachgut weitgehend weichen mussten. Diese Veränderungen betreffen mit Bewaffnung und Kampfweise zunächst wiederum militärische Aspekte, aber auch Trachtzubehör wandelte sich sehr schnell und orientierte sich an den neuen Formen. Schließlich ersetzten Prestigegüter aus römischen Werkstätten ältere keltische Produkte, besonders deutlich bei der „Verdrängung“ der spätkeltischen durch die campanischen Bronzeeimer als bevorzugte Leichenbrandbehältnisse. Sieht man die Veränderungen im Bereich der Kleinaltertümer sowie der daraus indirekt erschlossenen Geisteshaltung, die durch Kontakte mit Kelten, später mit Römern in der frühgermanischen Welt bewirkt werden konnten, so wird man sich fragen, ob auch in weiteren Lebensbereichen exogene Anregungen archäologisch fassbar werden können. Von besonderer Bedeutung für agrarisch strukturierte Gemeinschaften ist die Wohn- und Wirtschaftsweise, beide unmittelbar miteinander verbunden und wechselseitig voneinander abhängig. Der Forschungsstand zu den „Lebenszellen“1967 bäuerlicher Gemeinschaften ist im Vergleich zur „Gräberkunde“ sehr viel differenzierter zu betrachten, weil jeder einzelne Lebensraum durch lokale und regionale Umweltbedingungen ganz unterschiedliche Anforderungen an die jeweilige Siedelgemeinschaft stellte und ihnen Lösungen abverlangte. Zudem ist der ForschungsG. KOSSACK, Gemeinschaftsformen. In: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 379. 1967

stand sehr unterschiedlich, Ergebnisse können nicht einfach übertragen oder verallgemeinert werden, denn Wohnen und Wirtschaften im Mittelgebirge verlangt zwangsläufig andere Lösungen als im Tiefland, weil schon die Umweltfaktoren ganz andere sind. Die Untersuchung räumlich benachbarter Siedelkammern in der Marsch oder auf der Geest zeigt bereits Unterschiede1968 und warnt vor weitreichenden Schlussfolgerungen. Überregionale Vergleiche zu ziehen, um Siedelweise in frühgermanischer Zeit zu beschreiben, ist daher kaum möglich. Will man dennoch prüfen, ob und wie auch in diesem wichtigen Lebensbereich keltische oder römische Anregungen wirkten, wird man sich mit einigen ausgewählten Beispielen begnügen müssen. Drei Regionen, an die unterschiedliche Fragestellungen zu richten sein werden, bieten sich dafür an, weil hier teilweise gut dokumentierte und annähernd vollständig ausgegrabene Befunde vorliegen, andererseits wechselseitiges Verhalten archäologisch fassbar wird: 1. das linksrheinische Flussmündungsgebiet als Beispiel dafür, wie Germanen innerhalb des römischen Reichs auf eine zivilisatorisch überlegene Kultur reagierten, die zudem über Jahrhunderte hinweg prägend wirksam blieb, 2. das niederländisch-deutsche Nordseeküstengebiet als dem römischen Reich unmittelbar vorgelagerte Zone innerhalb der Germania Magna, in der selektive Aufnahme römischer Innovationen sowie weitere Austauschbeziehungen zu den Provinzen angenommen werden können, 3. das Lippegebiet als wichtige römische Aufmarschlinie bei der versuchten Eroberung Germaniens, weil hier direkte Kontakte zwischen Invasoren und Autochthonen unter den Bedingungen des Krieges und der kurzfristigen Unterwerfung möglich waren und das Gebiet später unter indirektem römischem Einwirken verblieben ist. Dass in allen drei Gebieten primär stets römisches Einwirken deutlich wird, ist forschungsthematisch bedingt, keltische Anregungen drangen bis in diese nördlichen Regionen nur selektiv durch, während sie in Mittelgebirgsraum und südlich davon sicher intensiver gewesen sein werden als dies der jetzige Forschungsstand anzeigen mag. Für die mittleren, südlichen, aber auch östlichen germanischen Regionen, speziell für die vorrömische Eisenzeit, soll daher nur ein kurzer Überblick gegeben werden; detailliertere Beobachtungen bleiben auf die drei genannten Regionen beschränkt. Während Siedlungen und Hausformen der norddeutschen Tiefebene sowie Jütlands bereits verschie1968 Vgl. z. B. die Siedlungen von Feddersen-Wierde (Marsch) und Flögeln (Geest): LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 193 ff. (Siedlungsstrukturen). – SCHMID 1976, 62 ff.; 68 ff. – DERS., Offa 39, 1982, 73 ff.

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dentlich zusammengestellt wurden1969, fehlen derartige Übersichten für andere Regionen Germaniens weitgehend. Das den Mittelgebirgen vorgelagerte Tiefland bildet, geht man vom Grundriss der Häuser aus1970, eine eigenständige „Hausprovinz“, die durch das dreischiffige Wohn-Stall-Haus gekennzeichnet wird1971. Hierauf wird später noch einzugehen sein. Im germanisch besiedelten Mittelgebirgsraum zwischen Ruhr und Main sind zahlreiche Siedelstellen durch Lesefunde erschlossen worden1972, doch fehlen meist großflächige Untersuchungen ganzer Gehöfte oder Weiler, die erst Aussagen zur Siedlungsstruktur sowie den wirtschaftlichen Grundlagen ermöglichen können. Wenige Ausnahmen wie die Siedlung von Fritzlar-Geismar1973 in Hessen oder Baldersheim1974 in Mainfranken lieferten zwar Hausgrundrisse, lassen aber dynamisches Siedelgeschehen, wie es in niederdeutschen Wohnplätzen über Generationen hinweg sichtbar wird, nicht erkennen. Immerhin scheint deutlich zu werden, dass das Mittelgebirge zu einer anderen „Hauslandschaft“ gehört, in dem kleinere Rechteckbauten vorherrschten1975. Diesen ein- oder zweischiffigen Häusern scheint der für die dreischiffigen niederdeutschen Gebäude charakteristische Stallteil zu fehlen; jedenfalls sind keine Hinweise auf einzelne Viehboxen nachzuweisen. Im Gebiet zwischen Elbe und Oder finden sich beide Hausformen nebeneinander1976, wobei bislang nicht TRIER 1969. – MÜLLER-WILLE 1977, 153 ff. – ZIMMERMANN 1988, 465 ff., bes. 480 ff. mit Abb. 10 (Katalog). 1970 Dass bei gleichem Grundriß ganz unterschiedliche Gefügekonstruktionen vorliegen können, abgesehen von verschiedenen Formen der wirtschaftlichen Nutzung und des Wohnens, zeigt die Hausforschung am rezenten Bestand; siehe z. B. K. BEDAL, Historische Hausforschung. Beitr. Volkskultur Nordwestdeutschland 8 (Münster 1978) bes. 6 ff. (Forschungsgeschichte). 1971 W. HAARNAGEL, Das nordwesteuropäische dreischiffige Hallenhaus und seine Entwicklung im Küstengebiet der Nordsee. Neues Archiv für Niedersachsen 15, 1950, 79 ff. – TRIER 1969, Taf. 2. – MÜLLER-WILLE 1977, 163 f. Abb. 7. 1972 MILDENBERGER 1972. – ROSENSTOCK 1986, 113 ff.; 115 Abb. 1; 129 ff. – Fundstellennachweis: DERS., Die Siedlungsstellen in Geismar und die Besiedlung im oberen Leinetal seit der jüngeren vorrömischen Eisenzeit. Neue Ausgr. u. Forsch. Niedersachsen 13 (Münster 1979) 157 ff. 1973 R. GENSEN, Die chattische Großsiedlung von FritzlarGeismar, Schwalm-Eder-Kreis. Arch. Denkm. Hessen 2 (Wiesbaden 1978). 1974 G. HOCK, Germania 15, 1931, 83 ff. – PESCHECK 1978, 4 f. mit Abb. 2. 1975 P. DONAT, Hausbau und Siedlung. In: GERMANEN I, 321. – DERS. 1988, 4 Abb. 2. 1976 DONAT 1988, 4 Abb. 2. – B. KRÜGER, Zum germanischen Siedlungswesen im Spree-Havel-Gebiet. Ethn.-Arch. Zeitschr. 28, 1987, 249 ff. 1969

deutlich wird, ob sich zeitliche Unterschiede bei der Bevorzugung einer der Bauformen ergeben. Auch ist nicht sicher zu entscheiden, ob die dreischiffigen Häuser des Berliner Raums1977 östliche Ausläufer einer geschlossenen Hauslandschaft sind, weil Bindeglieder zwischen Unterelbe und Havel noch fehlen. Dagegen zeigen sich Beziehungen im Hausbau zum östlichen Przeworsk-Bereich deutlicher1978, weil jeweils ein- oder zweischiffige Pfostenbauten vorkommen. Aus den ostgermanischen Gebieten der Oksywie- und Przeworsk-Kultur sind zwar ebenfalls zahlreiche Siedlungsstellen mit Hausformen bekannt1979, doch überwiegen hier eingetiefte Grubenhäuser unterschiedlicher Konstruktion1980. Ebenerdige Pfostenbauten, die eine regelhafte Gliederung erkennen lassen, sind vergleichsweise selten, dann jedoch ein- oder zweischiffig. Dreischiffige Grundrisse sind nicht belegt1981; dafür können einige Befunde als Blockbauten gedeutet werden1982. Für das südöstliche germanische Gebiet gelten ähnliche Schwierigkeiten wie für Polen, weil auch hier eine zusammenfassende Übersicht zu den Hausformen und Siedlungen fehlt. Der ungleiche Forschungsstand wird BEHM-BLANCKE 1956, 161 ff. – DERS. 1958, 266 ff. – LEUBE 1971, 57 ff. 1978 TRIER 1969, 116 f. – DONAT 1988, 5. 1979 Überblick über ostgermanische Siedlungsfunde und Hausformen: W. HEYM, Prussia 29, 1931, 174–192 (untere Weichsel). – DERS., Altpreußen 1, 2, 1935, 77–89 (Pomesanien). – R. WOŁĄGIEWICZ in: Festschrift J. Kostrzewski (1963) 291–314 (Westpommern). – A. DYMACZEWSKI, Arch. Polona 7, 1964, 114–134 (Westpommern). – K. GODŁOWSKI, Wiadomości Arch. 34, 1969, 305–331 (Oberschlesien). – K. PRZEWOŹNA, Pomerania Antiqua 3, 1970, 163–277 (Ostpommern und Weichselmündungsgebiet). – T. MAKIEWICZ, Slavia Antiqua 25, 1978, 1–48 (West-Kujawien). – I. JADCZYKOWA, Prace i Mat. 27, 1980 (1982) 9–22 (Przeworsk-Kultur). – DIES. 1981 (PrzeworskKultur). – E. KASZEWSKA, ebda. 32, 1985 (1988) 5–20 (Zentralpolen). – DONAT 1988, 1 ff. 1980 DONAT 1988, 21 ff. Abb. 8–11. – JADCZYKOWA 1981, 188 ff. 1981 Aus Wólka Łasiecka, woj. Skierniewice, könnte vielleicht ein dreischiffiger Hausgrundriß vorliegen, wobei dann die Abseiten sehr schmal und damit kaum begehbar sind. Allerdings könnte es sich bei den Außenpfosten auch um schräg stehende Stützen handeln, welche die tragenden Pfosten abfangen. Die Siedlung datiert bereits in die jüngere Kaiserzeit (Ende 2./3. Jahrhundert n. Chr.). – W. BENDER, Arch. Polona 4, 1962, 245 ff. Abb. 3. – DERS./B. BARANKIEWICZ, Arch. Polski 7, 1962, 7 ff. – DERS./B. BALKE, Arch. Polski 9, 1964, 72 ff. – DERS., Arch. Polski 25, 1980, 355 ff. – JADCZYKOWA 1981, 238 Abb. 4 mit zwei weiteren Beispielen für Pfostenbauten aus Posiętne, woj. Ciechanów, und Tokarni, woj. Kielce. 1982 DONAT 1988, 7 Abb. 3 Nr. 12 (Kościeliska), 27 (Obrowiec), 35 (Radwanice). – JADCZYKOWA 1981, 205 Fig. 14. 1977

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besonders in Böhmen deutlich, wo eine Vielzahl oft gut ausgestatteter Gräber‚ aber kaum flächig untersuchte Siedelstellen bekannt sind1983. Noch seltener kann man Wohnstätten direkt auf eine Nekropole beziehen1984, um vergleichbare Veränderungen zu erfassen, weil man annehmen kann, dass sich Beigabenquantität und -qualität zumindest teilweise auf bäuerlichen Wohlstand begründet und dieser auch in der Wohnform ablesbar sein müsste1985. Pfostenbauten lassen sich in Böhmen, aber auch in Mähren und der Slowakei nur wenige belegen1986; auch hier überwiegen kleine, eingetiefte Rechteckhäuser mit unterschiedlicher Pfostenkonstruktion1987. Versucht man trotz der sehr ungleichen Forschungslage in den einzelnen germanischen Gebieten allgemeine Aussagen zu formulieren, so wird man zunächst von einer groben Zweiteilung der Hauslandschaften ausgehen können. Im Tiefland von der Schelde über die norddeutsche Tiefebene bis nach Jütland, Skandinavien und die Ostseeinseln wohnte man mit seinem Vieh in großen Wohn-Stall-Häusern unter einem Dach. Nach Süden zu erstreckte sich diese Zone bis zur Lippe und zur Havel, wo die dreischiffige Hausform mit der zweischiffigen „konkurrierte“. Die Bauweise mit einer Firstpfostenreihe ist vor allem im Mittelgebirgsraum verbreitet, aber auch in einem nördlich vorgelagerten Streifen, und erstreckt sich bis weit nach Osten, wo kleine Wohneinheiten ohne tragendes Innengerüst, zudem meist in den Boden eingetieft, von Bedeutung waren. 1983 Vgl. die Übersicht bei MOTYKOVÁ-ŠNEIDEROVÁ 1976, 154 ff. 1984 150 Meter entfernt vom Gräberfeld Tišice, Bez. Melnik, wurde in Mlekojedy eine Siedlung ausgegraben, die während der ganzen Phase B1 bewohnt war. Hier überschneiden sich Besiedlungs- und Belegungsdauer weitgehend, so dass eine Verbindung der beiden Fundplatze möglich erscheint. In der Siedlung auf einem Uferwall der Elbe fanden sich rechteckige Grubenhäuser, zahlreiche Pfostenlöcher, die sich aber nicht zu Pfostenbauten zusammenfügen lassen, Eisenverhüttungsöfen, Öfen, Gruben. Die Häuser lassen angeblich Gehöftbildung erkennen. Hier bleibt die Veröffentlichung abzuwarten. Kurzer Vorbericht bei K. MOTYKOVÁ, Kongreß Mexiko 1981, 116 f. 1985 KOSSACK 1988, 159 ff. 1986 Nový Bydžov: K. ŠNEIDEROVÁ, Arch. Rozhledy 7, 1955, 56 Abb. 39 (einschiffig?‚ ältere römische Kaiserzeit). – Tuchlovice I: R. PLEINER, Arch. Rozhledy 6, 1954, 776 ff. (zweischiffig, jüngere römische Kaiserzeit). – Zalužany: A. RYBOVÁ, Památky Arch. 52, 1961, 397 ff. (zweischiffig, Zeitenwende). 1987 MOTYKOVÁ-ŠNEIDEROVÁ 1976, 155 ff. Abb. 3–4. – DIES., Památky Arch. 51, 1960, 174 ff. (Übersicht über unterschiedliche Grubenhäuser aus verschiedenen Siedlungen Böhmens). – M. LAMIOVÁ-SCHMIEDLOVA, Slovenská Arch. 17, 1969, 487 ff. (Siedlungen aus der Slowakei und Mähren).

Diese vergleichsweise kleinen Rechteckbauten mit oder auch ohne Innenpfosten finden sich in spätlatènezeitlichen Oppida1988, aber auch in keltischen ländlichen Siedlungen wieder1989. Vielleicht darf man annehmen, dass diese Bauform – und damit verbunden die Trennung von Wohn- und Wirtschaftsraum – ursprünglich aus dem keltischen Süden angeregt wurde. Das Verbreitungsgebiet der kleinen, rechteckigen Wohnhäuser stimmt jedenfalls weitgehend mit jener Region überein, die sich auch anderen keltischen Sachgütern gegenüber aufgeschlossen zeigte1990. Keltische Anregungen im Siedelwesen wirkten aber auch über das Mittelgebirge hinaus in die niederländisch-norddeutsche Tiefebene. Zwar ist das dreischiffige Wohn-Stall-Haus hier bereits seit der jüngeren Bronzezeit belegt1991 und wohl als bodenständige Antwort auf besondere geographische wie wirtschaftliche Anforderungen zu verstehen, doch zeigen andere Elemente südliches Vorbild. Dazu wird man mit Palisaden gesicherte Viereckhöfe mit Langhäusern zählen dürfen, wie sie aus Fochteloo, Zeijen I oder Rhee bekannt geworden sind1992 und in keltischen Anlagen gute Entsprechungen finden1993. Auch bei den zwischen Rhein- und Elbemündung gelegenen umwallten Anlagen (walled enclosures) mit einer Vielzahl kleiner Pfostenspeicher, die als befestigte Stapelplätze gedeutet werden können, wird Vgl. z. B. G. JACOBI, Haus und Handwerk im keltischen Oppidum. In: Wohnungsbau im Altertum. Diskussionen Arch. Bauforsch. 3 (Berlin 1978) 75–86, bes. 79 ff., Abb. 4. 1989 Vgl. z. B. P. DONAT, Eine spätlatènezeitliche Siedlung am Fuße der Steinsburg bei Römhild. Alt-Thüringen 10, 1968/69, 143 ff. Abb. 2 (Haina). – G. BEHM-BLANCKE, Ausgr. und Funde 12, 1967, 263 ff. – DERS., ebda. 16, 1971, 247 ff. – DERS., ebda. 21, 1976, 107 ff. (Jüchsen, Kr. Meiningen). – G. BERSU, Fünf Mittel-La-Tène-Häuser vom Goldberg. In: Schumacher-Festschrift (Mainz 1930) 156 ff. Taf. 15. 1990 HACHMANN U. A. 1962, Karten 2–6. – MÜLLER 1985, 119 Abb. 26. – PESCHEL 1981, 637 Abb. 3. – DĄBROWSKA 1988, 127 ff. Karten 15 u. 16. 1991 MÜLLER-WILLE 1977, 155 mit Anm. 5 Abb. 4. – C. J. BECKER, Siedlungen der Bronzezeit und der vorrömischen Eisenzeit in Dänemark. Offa 39, 1982, 55 ff. Abb. 2–5. In Dänemark ist der Grundrißtyp sogar schon für die ältere Bronzezeit belegt. 1992 A. E. VAN GIFFEN, Germania 36, 1958, 53 ff. – G. MILDENBERGER, Germanische Burgen. Veröff. Alt.-Komm. Westfalen 6 (Münster 1978) 77 f. Karte 11. – WATERBOLK 1977, 97 ff. 1993 KOSSACK 1988, 159 mit Anm. 11 (Verweis auf Altburg bei Bundenbach und Manching). – Zu den umzäunten germanischen Großgehöften siehe auch P. DONAT, Zur Entwicklung germanischer Siedlungen östlich des Rheins bis zum Ausgang der Merowingerzeit. Zeitschr. Arch. 25, 1991, 149 ff. 1988

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man keltisches Vorbild annehmen dürfen. H. Waterbolk und O. Harck, welche die entsprechenden Befunde zuletzt zusammengestellt und ausgewertet haben1994 verweisen auf die vielfältigen Formen, wie keltische Siedlungs-, Kult- und Grabanlagen mit Wall und Graben umgeben wurden1995. Gerade einige der befestigten keltischen Rechteckhöfe („Viereckschanzen“) zeigen auffallende Übereinstimmungen mit den Stapelplätzen des Tieflands. Dies gilt beispielsweise für die befestigte Anlage von Westheim in der Pfalz, wo mehrere an Pfostenspeicher erinnernde Kleingebäude innerhalb eines Walles aufgedeckt wurden, die in spätaugusteisch-frühtiberische Zeit datiert werden können1996. Auch aus Württemberg können Beispiele angeführt werden, weil in der „Viereckschanze“ von Ehningen einerseits Opferschächte fehlen, andererseits nur kleine, annähernd quadratische, meist aus vier Pfosten bestehende Gebäudegrundrisse freigelegt wurden1997. Ähnlich ist der Befund von Bopfingen, denn hier fanden sich tief fundamentierte Vier- bzw. Sechspfostenbauten1998, die auf Speichergebäude verweisen. 1994 WATERBOLK 1977, 97 ff. (Zeijen I und II, Vries, Rhee). – HARCK 1990, 242 ff. – Eine weitere vergleichbare Anlage stammt aus Middelstum-Boerdamsterweg. Prov. Groningen: J. W. BOERSMA, De opgraving Middelstum-Boerdamsterweg in een notedop. In: P. B. Kooi, Leven langs de Fivel: van Helwerd tot Zwart Lap (Kantens 1983) 31 ff. – W. VAN ZEIST, Helinium 29, 1989, 103 ff. – A. L. VAN GIJN/H. T. WATERBOLK, Palaeohistoria 26, 1984, 115 Fig. 11. 1995 WATERBOLK 1977, 168 f. – Zu den inselkeltischen Vergleichen HARCK 1990, 248 ff. – P. SCHMID in: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 219. – Zu Viereckschanzen: K. BITTEL/S. SCHIEK/D. MÜLLER, Die keltischen Viereckschanzen. Atlas arch. Denkm. Baden-Württemberg 1, 1 (Stuttgart 1990) Abb. 9 (Verbreitungskarte). – K. SCHWARZ, Zum Stand der Ausgrabungen in der spätkeltischen Viereckschanze von Holzhausen. Jahresber. Bayer. Bodendenkmalpflege 1962, 22 ff., bes. 39 ff. – Zu den Grabgärten: E. W. WIGHTMAN, Bonner Jahrb. 170, 1970, 211 ff. – K. WILHELMI, Germania 55, 1977, 184 ff. Abb. 3. – M. GEDL, Przegląd Arch. 32, 1984, 157–186. 1996 H. BERNHARD, Militärstationen und frührömische Besiedlung in augusteisch-tiberischer Zeit am nördlichen Oberrhein. In: Studien zu den Militärgrenzen Roms III. 13. Internat. Limeskongreß, Aalen 1983. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 20 (Stuttgart 1986) 105– 121, bes. 116 Abb. 11. – DERS. in: H. Cüppers (Hrsg.), Die Römer in Rheinland-Pfalz (Stuttgart 1990) 49 Abb. 22; 667 f. 1997 D. PLANCK in: Der Keltenfürst von Hochdorf. Methoden und Ergebnisse der Landesarchäologie (Ausstellungskat. Stuttgart 1985) 352 f. Abb. 528. 1998 R. KRAUSE, Die keltische Viereckschanze von Bopfingen-Flochberg, Ostalbkreis. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1991, 114–117. – G. WIELAND in: R. Krause, Vom Ipf zum Goldberg. Archäologische Wanderungen am Westrand des Rieses. Führer arch. Denkm. Baden-Württemberg 16 (Stuttgart 1992) 48 f.; 74 ff. Abb. 43; 78 ff. Abb. 47.

Die drei genannten Beispiele können zeigen, dass einerseits die Deutung von „Viereckschanzen“ vielschichtiger ist, als meist vermutet, andererseits umwehrte Plätze mit Speicherbauten als Vorbild für ähnliche Stapelplätze des Nordseeküstenbereichs gedient haben können. Eine Deutung dieser umwallten Plätze der Tiefebene, die ihre Hauptnutzungszeit in der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und ältesten römischen Kaiserzeit hatten (etwa 200 v. – 50 n. Chr.), versuchte H. Waterbolk. Weil in der späten Eisenzeit neben der Errichtung der Stapelplätze auch die Konzentration von bisher verstreuten Wohnhäusern zu kleinen Dörfern erfolgte, deutete er dies als Anzeichen für die Ausbildung örtlicher Macht, welche zur Organisation der Siedlungen fähig gewesen sei1999. Neben dieser Interpretation, die eine beginnende gesellschaftliche Differenzierung bereits für die Spätlatènezeit anzeigen würde, die in den Grabfunden dieser Regionen nicht dinglich überliefert ist, sind auch andere Deutungen möglich. Weil die umhegten Anlagen innerhalb der bestellten Ackerfluren („celtic fields“) liegen, scheint eine gemeinsame Nutzung auch der Befestigungen naheliegend. Deutet man die Bebauungsspuren als Speicher, so kann man annehmen, dass es sich um die Vorratslager jener Siedelgemeinschaft handelt, welche die umliegenden Felder bestellte. Dann wären die Stapelplätze weniger Zeugnis gesellschaftlicher Differenzierung als Anzeichen größerer Gemeinschaftsleistungen. Die Ernte (oder Teile davon) nicht bei den Wohnhäusern zu verwahren, sondern räumlich getrennt und zudem befestigt, könnte u. a. auch auf unsichere Zeiten hinweisen, die solche Vorsichtsmaßnahmen nötig erscheinen ließen. Das Mittelalter und die frühe Neuzeit kennt in den ländlichen Besiedlungen ganz ähnliche Erscheinungen2000. WATERBOLK 1977, 169 f. Vgl. die spätmittelalterlichen Kirchenburgen, wo die Dorfbewohner nicht nur mit einem Teil der beweglichen Habe Zuflucht finden konnten, sondern auch innerhalb des Berings Gaden (Speicher) hatte, in denen ein Teil der Ernte oder andere Wertgegenstände langfristig gelagert werden konnten; siehe z. B. die Kirchenburg von Ostheim v. d. Rhön: K. PILZ, Kirchenburg St. Michael Ostheim. Schnell Kunstführer 841 (München 61986). – K. KOLB, Wehrkirchen und Kirchenburgen in Franken (Würzburg 1977). – In weiten Teilen der norddeutschen Tiefebene gehörte zu den großen, innerhalb ihrer Felder liegenden Einzelhöfe auch ein Speicher, der meist abseits des Gehöftes lag, von einem Wassergraben umgeben und zudem mit einem außen auf das Fachwerkgerüst aufgetragenen Lehmpanzer gegen Feuer geschützt wurde. Vgl. z. B. BEDAL 1978, 105 f. – W. ELLING/A. EIYNCK, Ländliches Bauen im Westmünsterland (Vreden 1984) 202 ff. – S. BAUMEIER/G. U. GROßMANN/ W.-D. KÖNENKAMP, Museumsführer Westfälisches Freilichtmuseum Detmold (Detmold 1982) 67 f.; 84 f. 1999 2000

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Keltische Anregungen aus vorrömischer Zeit lassen sich somit im ländlichen Siedelgeschehen des Nordseeküstengebietes aufzeigen, wenn auch eher indirekt. Deutlicher wird das Einwirken ländlicher gallorömischer Wohn- und Wirtschaftsformen, wie es besonders bei denjenigen germanischen Stämmen zu beobachten ist, die innerhalb der Provinzgrenze oder ihr nahe gesiedelt haben. 1. Das Rheinmündungsgebiet – Germanen innerhalb der römischen Provinz Im nordwestlichen Teil der (späteren) römischen Provinz Niedergermanien siedelten mit Cananefaten in Flussmündungsbereich und Batavern an Wal und Lek germanische Stammesgruppen, die genetisch wie in ihrer materiellen Kultur mit den Stämmen jenseits des Rheins verwandt waren2001. Im Siedelverhalten dieser Gruppen kann daher modellhaft gezeigt werden, wie direktes, massives römisches Einwirken verändernd auf die germanischen Stammeskulturen wirken konnte. Die militärische, politische und zivilisatorische Ausdehnung des Imperium Romanum bis an und für kurze Zeit auch über den Rhein hinaus sowie die Ausprägung des „roman way of live“ für rund 400 Jahre bedeutete nicht nur das Ende der politischen Selbstbestimmung der in Stammesgruppen gegliederten einheimischen Bevölkerung dieser Gebiete2002, sondern führte auch zivilisatorisch und kulturell zu einem tiefgehenden Wandel der eisenzeitlichen Gesellschaft. Vor der Ankunft der Römer am Niederrhein, die erst mit den Vorbereitungen der augusteischen Germanenkriege spürbar wird2003, lassen sich drei unterschiedliche Hauslandschaften im Rhein-Maas-Gebiet nachweisen. Auf den Decksandflächen wohnte man in zweischiffigen Häusern des „Typs Haps“2004 und betrieb gemischte Wirtschaft mit Viehzucht und Gersten-, selten Weizenanbau. In den fruchtbaren Flusstälern mit ihren Auelehmablagerungen weisen die botanischen Befunde auf verstärkte Weidewirtschaft. In diesen relativ dicht aufgesiedelten Flusswällen könnte man Wohnstallhäuser erwarten‚ doch fehlen bislang trotz einiger Siedlungsgrabungen kennL. SCHMIDT, Die Westgermanen (München 21970) 367 ff. – WILLEMS 1984, 209 ff.; 216. 2002 N. ROYMANS, The North-Belgic Tribes in the first Century B.C., a historical-anthropological Perspective. In: BRANDT/ SLOFSTRA 1983, 43 ff. – WILLEMS 1984, 213 f. 2003 VON PETRIKOVITS 1978, 51 ff. – J. KUNOW, Die Militärgeschichte Niedergermaniens. In: H.-G. Horn (Hrsg.), Die Römer in Nordrhein-Westfalen (Stuttgart 1987) 33 ff. mit Abb. 18. 20–21. 2004 VERWERS 1972, 63 ff. – MÜLLER-WILLE 1977, 168 Abb. 9. 2001

zeichnende Hausgrundrisse. W. J. H. Willems sprach von Siedlungen mit „post-hole swarms“2005, weil in aller Regel nur Gräben, Gruben und Unmengen von Pfostenlöchern ohne erkennbare Grundrissstruktur nachweisbar sind. Diese seit der mittleren vorrömischen Eisenzeit nachweisbare „Siedlungsform“ bleibt allerdings nicht auf das ostniederländische Flussgebiet beschränkt, sondern ist mit ähnlichen Schwierigkeiten in der Hausrekonstruktion auch weiter flussaufwärts in Weeze-Baal, Eschweiler-Laurenzberg sowie im rheinischen Lößgebiet belegt2006. Dennoch wird man kaum fehlgehen, in diesen „Pfostenlochschwärmen“ Anzeichen einer dauerhaften Besiedlung zu sehen, die wohl auf wesentlich einfacheren und offenbar kaum standardisierten Bauformen basierte2007. Vielleicht verbergen sich hinter den zahlreichen Pfostenspuren „Mehrhausgehöfte“ mit kleinen Wohn- und Stallgebäuden sowie Speichern ohne feste Standortbindung, die, wenn es mehrere zeitgleich gab, zu einer lockeren Siedlung zusammen geschlossen waren2008. Von den beiden bisher genannten „Hauslandschaften“ hebt sich das Rheinmündungsgebiet – Siedelgebiet der Cananefaten2009 – deutlich ab. Im Gebiet zwischen Maasmündung (Helinium) und dem Oude Rijn wohnte jener den Batavern verwandte Stamm2010, der offenbar mit diesen gleichzeitig einwanderte und das dortige Land in Besitz nahm2011. Die charakteristische Hausform ist das im gesamten Küstenbereich der südlichen Nordsee bekannte dreischiffige Wohn-StallHaus, was die überragende Bedeutung der Viehwirtschaft und des Viehbesitzes in jenen Regionen anzeigt2012. Mit der Ankunft römischen Militärs am Niederrhein veränderte sich auch die ethnische Zusammensetzung dieser Region, was nicht ohne Auswirkungen auf das kulturelle Gefüge bleiben konnte. Den italischen Legionären und fremdländischen Auxiliaren folgte ein großer, heterogen zusammengesetzter Tross, der sich in canabae und vici bei den Lagern niederließ. Hinzu WILLEMS 1984, 64 ff. M. MÜLLER-WILLE, Eine niederrheinische Siedlung der vorrömischen Eisenzeit bei Weeze-Baal, Kr. Geldern. Bonner Jahrb. 166, 1966, 379 ff. – H.-H. WEGNER, Eine Siedlung der vorrömischen Eisenzeit bei Weeze, Kr. Kleve. Bonner Jahrb. 188, 1988, 295 ff. – JOACHIM 1982, 157 f. Abb. 1. – A. SIMONS, Bronze- und eisenzeitliche Besiedlung in den rheinischen Lößbörden. BAR Internat. Ser. 467 (Oxford 1989) 105 ff.; 117 Abb. 25–26. 2007 So auch WILLEMS 1984, 67. 2008 JOACHIM 1982, 158 mit Anm. 22. 2009 PLINIUS, nat. hist. 4, 101. – BECHERT 1982, 55. – VON PETRIKOVITS 1978, 112 ff. 2010 TACITUS, hist. 4, 15, 1. 2011 VON PETRIKOVITS 1978, 59. 2012 MÜLLER-WILLE 1977, 163 ff. Anm. 9 Abb. 7. – DONAT 1988, 4 Abb. 2. 2005 2006

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kamen vom rechten Rheinufer umgesiedelte germanische Stammesteile, Kolonisten aus anderen Reichsteilen und entlassene Veteranen, die im Land blieben2013. Eine ähnliche Vielzahl zeigt sich bei den Wohnanlagen des flachen Landes, weil auch hier traditionelle Hausanlagen mit neuen Bauformen aus dem Bereich der Hochkultur konkurrierten, einheimische Siedler ihre gewohnten Gebäude in ganz unterschiedlicher Weise veränderten. Die ländlichen Siedlungsformen sollen daher in Typen gegliedert vorgestellt werden. Im südlichen Teil der Provinz Germania Inferior überwiegen die villae rusticae in unterschiedlich großer Ausprägung, aber doch meist mit Eckrisaliten als verbindendem Baumerkmal2014. Diese letztlich mediterrane Bauweise reicht nach Norden bis etwa Nijmegen2015, im Umfeld von Noviomagus vereinzelt sogar als villa suburbana2016. Diese Form der Aufsiedlung begann wohl in claudischer Zeit; wegen des annähernd gleichzeitigen, fast flächendeckenden Siedlungsbeginns im Hinterland von Köln ist man geneigt, planmäßige Landverteilung an Veteranen anzunehmen2017. Als typischen Vertreter der „klassischen“ Eckrisalitvilla kann die von Ravensbosch angeführt werden (Taf. K. STROBEL, Militär und Bevölkerungsstruktur in den nordwestlichen Provinzen. In: W. Eck/H. Galsterer (Hrsg.), Die römische Stadt in Oberitalien und in den nordwestlichen Provinzen des Römischen Reiches. Kölner Forsch. 4 (Mainz 1991) 45–54. – H. GALSTERER, Römische Kolonisation im Rheinland. Ebda. 9–15. – J. H. F. BLOEMERS, Lower Germany: plura consilio quam vi. Proto-urban Settlement Developments and the Integration of Native Society. In: Th. Blagg/M. Millet (Hrsg.), The Early Roman Empire in the West (Oxford 1990) 72–86. 2014 GAITZSCH 1986, 397 ff.; 413 Abb. 14. – BRAAT 1970, 43 ff.; 52 ff. Abb. 22. 25. – GROOTH 1988, 37 ff. 2015 J. H. F. BLOEMERS, Der Mündungsbereich von Rhein und Maas als Grenzgebiet in frührömischer Zeit. Siedlungsforsch. 7, 1989, 21 Abb. 2. 2016 z. B. die Villa auf dem Klosterberg bei Plasmolen: W. C. BRAAT, Nieuwe opgravingen van Romeinsche villae. Oudheidkde. Mededel. 15, 1934, 4–13. 2017 Der Nachweis dafür ist allerdings ohne epigraphische Belege kaum zu führen. Es fällt immerhin auf, dass mit der Erhebung Kölns zur Colonia und der Aufgabe aller Offensivpläne an der unteren Rheingrenze unter Claudius auch die systematische Besiedlung des Hinterlandes zu beginnen scheint. Einen anderen Ansatz versucht TH. FISCHER, Das Umland des römischen Regensburg. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 42 (München 1990) 77; 115 f., der aus der Zunahme der Villen nach der Stationierung der III. Legion in Regensburg sowie den MilitariaFunden aus Villen oder zugehörigen Gräbern vermutet, dass ein Großteil der Gutshofpächter oder -besitzer „Veteranen der Regensburger Legion“ gewesen sein könnten. 2013

57)‚ die bereits in den zwanziger Jahren im südniederländischen Limburg freigelegt wurde2018. Die Villa wurde allem Anschein nach erst während der mittleren römischen Kaiserzeit aus Stein neu errichtet; Vorgängerbauten aus Holz, die auf einen allmählichen Werdeprozess schließen lassen, wurden nicht festgestellt2019. Wichtig für diesen Villentyp sind die relative Nähe zu größeren Ansiedlungen mit zentralörtlicher Funktion sowie die Bindung überwiegend an die ertragreichen Lößböden der südlichen Niederlande. Die Villa von Ravensbosch bestand vom frühen 2. bis an die Wende vom 2. zum 3. Jahrhundert n. Chr. Der wohl unvollständig ergrabene Befund setzt sich aus einer Porticusvilla mit Bad vom Reihentyp und einem Nebengebäude zusammen. Mit 37 x 16 m ist das Wohnhaus stattlich, Reste von Wandmalereien sowie hypokaustierte Räume zeugen vom Wohlstand seiner Besitzer, von denen zumindest einer mit großer Wahrscheinlichkeit bekannt ist. Drei Bronzetäfelchen2020 die wohl ursprünglich an Ehrengeschenken befestigt waren, nennen Titus Tertinius, Polizeimagistrat (aedilicus) und Ratsherr (duumvir) der Colonia Ulpia Traiana bei Xanten und darüber hinaus Patron des pagus Catual(inus), einer kleinen selbstständigen Verwaltungseinheit2021. Diese Inschriften führen aus der Anonymität sonstiger Befunde und beleuchten Besitzverhältnisse und Verwaltungsstruktur des flachen Landes. Zwar ist dem Namen nicht mehr zu entnehmen, ob ihn ein romanisierter Einheimischer, ein zugezogener Provinziale oder ein ehemaliger Legionär trug, doch wird deutlich, dass die politische Elite, in deren Händen die Verwaltung der Städte lag, ganz im mediterran-römischen Sinne Landgüter besaß

A. E. REMOUCHAMPS, Opgravingen van een Romeinsche villa in het Ravensbosch. Oudheidkde. Mededel. 6, 1925, 41–77. – WILLEMS 1984, 177, der diese Villenform als „Typ Mook“ bezeichnet. 2019 Angesichts der alten Grabungen muss es letztlich natürlich offen bleiben, ob es tatsächlich keine älteren Holzbauphasen gegeben hat. Das Beispiel der großen Villa von Voerendal mahnt zur Vorsicht, ging man doch auch hier lange Zeit von reinen Steinbauphasen aus (W. C. BRAAT, Oudheidkde. Mededel. 34, 1953, 48 ff. – DERS. 1970, 56 ff. mit Abb. 25), doch konnten bei jüngsten Neugrabungen auch Holzbauphasen des späten 1. Jahrhunderts v. Chr. (?) und des 1. Jahrhunderts n. Chr. entdeckt werden (WILLEMS 1988, 8 ff). Andererseits beginnen die Villen im Hambacher Forst überwiegend direkt mit Steinbauphasen (GAITZSCH 1986), so dass die Villa von Ravensbosch durchaus ein gängiges Siedelmuster widerspiegeln wird. 2020 H. FINKE, Neue Inschriften. Ber. RGK 17, 1927, 101 ff. Nr. 306–308. 2021 CH. H. RÜGER, Germania Inferior. Untersuchungen zur Territorial- und Verwaltungsgeschichte Niedergermaniens in der Prinzipatszeit. Bonner Jahrb. Beih. 30 (Köln/Graz 1968) 101. 2018

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und sich in der Lebensführung am römischen Vorbild orientierte. Weniger als Villentyp im Sinne architekturtypologischer Betrachtung steht die Wohnanlage von Hoogelon als Beispiel für eine Siedlungsentwicklung, wie sie für die nordwestlichen Provinzen als charakteristisch aufgefasst werden darf. Bei ungebrochener Besiedlung des Platzes zumindest innerhalb der Kaiserzeit – Kontinuitäten bis in vorrömische Zeiten sind noch nicht sicher nachzuweisen – kann man die Entwicklung aus einheimischen Holzbautraditionen hin zu römischen Steinvillen archäologisch nachvollziehen. Beim Fundplatz Hoogelon wurde auf der Flur „Kerkakkers“ eine Siedlungsstelle ausgegraben, zu der bislang einige Fundberichte vorliegen2022. Freigelegt wurden bislang vierzehn Grundrisse hölzerner Pfostenbauten, ein Steingebäude sowie mehrere Brunnen. Mindestens drei Besiedlungsphasen lassen sich vorläufig nach den kurzen Beschreibungen nachweisen, die wir uns vielleicht in der hier dargestellten Weise vorstellen können (Taf. 58; 59A). Früheste römische Funde datieren den Beginn der Besiedlung in die augusteisch-tiberische Zeit, als mindestens vier Nord-Süd-orientierte zweischiffige Holzhäuser bestanden, die drei bis maximal fünf tragende Innenpfosten aufweisen (Taf. 58 A). Die Häusergruppe wurde von einem schmalen Graben umgrenzt. Unter den Funden überwiegt einheimische Keramik, doch deuten wenige italische und frühe südgallische Sigillaten sowie belgische Becherscherben Aufnahme von zu erwerbenden Fremdformen an. In der zweiten Siedelphase (Taf. 58 B) erhöhte sich die Zahl der Häuser auf sieben, wobei zu den vier weiterhin bewohnten Hofstellen im südlichen Bereich drei neue, wohl durch Filiation bedingte hinzukamen2023. Zwei der neuen Gebäude sind nun auch Ost-West orientiert, davon eines im Nordwesten der Siedlung, wodurch ein freier Platz entstand. Es fällt auf, dass alle Häuser mit mindestens fünf, maximal sechs tragenden Pfosten deutlich länger sind als die älteren Bauten. Auch dies kann als Hinweis auf Zunahme der Bevölkerungszahl verstanden werden. Römische Drehscheibenkeramik ist noch immer in unbedeutend geringer Zahl vertreten, andere Anzeichen für das Einwirken römischer Sachkultur fehlen. Völlig verändert zeigt sich der Befund dann im 2. Jahrhundert n. Chr. (Taf. 59 A)‚ weil die Zahl der Hofstellen wieder auf vier zurückgegangen ist, die allerdings keineswegs mehr als gleichberechtigt angeJ. SLOFSTRA in: DERS. U. A. 1982, 102 ff. – J. SLOFSTRA/J. BAZELMANS in: SLOFSTRA U. A. 1985, 19 ff. 2023 Zur Filiationsdynamik: KOSSACK 1988, 163 ff. 2022

sehen werden können. Über dem nordöstlichen Holzhaus ist eine gallo-römische Villa aus Stein mit den Ausmaßen 51,5 x 19 m errichtet worden, die sich nicht nur durch Bauform, -material und Innenausstattung mit Wandmalerei von den anderen aus Holz gebauten zweischiffigen Häusern unterscheidet, sondern die exponierte Stellung auch räumlich durch Umzäunung zum Ausdruck bringt. In einer zweiten Bauphase wurde diese Villa durch Wohnräume mit Hypokaustheizung sowie ein Bad vom Reihentyp bereichert und zumindest teilweise qualitätvoll ausgemalt2024. Zwei der drei an deren Nord-Südausgerichteten Hofstellen sind mit drei oder vier Innenpfosten wieder recht klein, lediglich ein Gebäude weist noch sechs Dachpfosten auf. Den Besiedlungsund wohl auch Bevölkerungsrückgang wird man mit der Errichtung der Villa in ursächlichem Zusammenhang sehen dürfen; möglicherweise waren die verbliebenen Hofstellen der Villa in einem bestimmten Abhängigkeitsverhältnis zugeordnet2025. Wie diese Umstrukturierung der Ansiedlung mit der Vorrangstellung eines Gehöfts letztlich zu begründen ist, bleibt bislang noch offen2026. Angesichts der wenig ertragreichen Sandböden des Kempengebiets und bei den fehlenden Hinweisen auf Großtierhaltung scheint die ökonomische Grundlage der Villa nicht primär auf Landwirtschaft zu basieren. Mit einer systematischen Ausbeutung von Eisenerzvorkommen, die in nächster Umgebung anstehen, wäre der Reichtum daher wohl eher zu begründen, zumal die Fundamentgräbchen der Villa zu einem großen Teil mit Eisenschlacke als Mauerstickung aufgefüllt waren2027. Das 3. Jahrhundert n. Chr. hat die Siedlung von Hoogelon offenbar nicht mehr erreicht; ihre Auflassung mit Erschöpfung der Erzvorkommen zu verbinden, scheint denkbar. Hoogelon ist kein Einzelbeispiel, denn auch andere Orte lassen eine kontinuierliche Entwicklung von einheimischer Holzbauweise hin zur am römischen Vorbild orientierten Steinvilla erkennen. Verwiesen sei J. C. M. DE WIT, Romeinse Muurschilderingen uit Hoogeloon. In: SLOFSTRA U. A. 1985, 29 ff. 2025 SLOFSTRA U. A. 1985, 26. 2026 Vgl. die Analyse von J. SLOFSTRA, Een inheems romeinse villa op de Kerkakkers bij Hoogeloon. In: DERS. U. A. 1982, 108–112, wo er den Bau der Villa mit dem Zugang zu den Produktionsmitteln und der politischen Macht durch die lokale Elite in Verbindung bringt. Dies würde aber bedeuten, dass sich die Elite erst nach drei Generationen unter römischer Herrschaft zu dieser Machtentfaltung entwickeln konnte. Möglicherweise handelt es sich auch nur um einen „homo novus“, der zu wirtschaftlicher Stärke gekommen ist, ohne zur (politischen) Elite zu gehören. Dafür spricht, dass es in den früheren Bauphasen keine klaren Anzeichen für Differenzierungen gibt. 2027 J. SLOFSTRA, Een inheems romeinse villa op de Kerkakkers bij Hoogeloon. In: DERS. U. A. 1982, 109. 2024

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auf die Beispiele von Voerendaal in Limburg2028 und Neerharen-Rekem in Belgien2029. Wie in Hoogelon bestand in Neerharen-Rekem vielleicht schon gegen Ende der Spätlatène-, sicher aber in frührömischer Zeit eine Ansiedlung mehrerer Gehöfte aus zweischiffigen Wohnhäusern und kleinen Pfostenspeichern (Abb. 59 B links). Im Laufe des 1. Jahrhunderts blieb nur noch ein Gehöft übrig, das, aus vier Holzgebäuden bestehend, Veränderungen im sozialen wie wirtschaftlichen Bereich erkennen lässt. Das nur fragmentarisch erhaltene Wohnhaus lässt eine andere als die traditionelle zweischiffige Bauweise erahnen. Ein großer Stall, ein Grubenhaus sowie ein eindrucksvoller Speicherbau vervollständigen das Gehöft. Römischen Einfluss im Sachgut wie in der Bauweise sucht man in dieser Besiedlungsphase noch vergeblich. Dieser wird erst mit der Steinbauphase gegen Ende des 1. Jahrhunderts greifbar (Taf. 59 B rechts). Eine Porticusvilla mit Säulengang und Eckrisaliten diente fortan als Wohnhaus, während die zugehörigen Nebengebäude in Holz gebaut waren. Die Weiterverwendung des Stalls B auch in der ersten Steinbauphase, was durch Umbauten wahrscheinlich wird, kann als Hinweis dienen‚ dass neben kontinuierlicher Nutzung vielleicht auch mit gleichen Besitzverhältnissen gerechnet werden kann. Weitere Nebengebäude sind ein als Scheune gedeutetes Bauwerk (C) sowie eine vermutete Schmiede (K). In weiteren Ausbauschritten im Verlauf des 2. Jahrhunderts wurde eine zweite Fassade im Osten für das Haupthaus sowie ein kleines Bad errichtet, bis schließlich der Wohnkomplex mit einem repräsentativen apsidialen Wohn- und Speiseraum und einer vergrößerten Badanlage ausgestattet war. Auch bei den Wirtschaftsbauten erfolgten Erneuerungen wie Erweiterungen; Gebäude G, die Scheune C sowie Bau D – eine kleine Eckrisalitvilla – wurden aus Stein errichtet. Das neue Wohnhaus im Süden lässt auf eine Zunahme der Bewohnerzahl schließen, wobei man bei Haus D vielleicht an ein „Altenteil“ denken darf, das als Aufenthalt für den Altbauern nach der Hofübergabe an den Erben dienen konnte2030. Die beiden beschriebenen Siedelstellen von Hoogelon und Neerhagen sind Beispiele dafür, wie sich einheimische Landbewohner im Laufe der Zeit am

römischen Vorbild orientierten und dieses schließlich unter Aufgabe traditioneller Bauweise ganz übernahmen. Anders reagierten die Bewohner eines Gehöfts von Druten-Klepperhei unweit des batavischen Civitasvororts Ulpia Noviomagus auf gallo-römische Wohnformen (Taf. 60)2031. Mit diesem Zentralort und der hier stationierten Legion war das Gehöft zeitgleich entstanden, wirtschaftlich wohl eng verflochten und bald nach der Mitte des 2. Jahrhunderts, vielleicht im Zusammenhang mit Auflassung des Legionslagers, wieder aufgegeben worden2032. Die Häuser in Druten wurden in traditioneller Bauweise zweischiffig und aus Holz errichtet. Ergänzend traten zum Teil aber Steineinbauten mit Bad, Wandmalereien und architektonischen Zierformen wie Portiken nach römischem Vorbild hinzu, axial angeordnet mit Trennung von pars urbana und pars rustica2033. Rekonstruiert man die einzelnen Bauabschnitte innerhalb der Siedlungsentwicklung, soweit der Stand der Veröffentlichung dies zulässt, so erkennt man Maß und Art der Veränderungen. Die ältesten Gebäude zu beschreiben und damit den Beginn der Siedlung zu erfassen, ist bislang nur sehr bedingt möglich. Älteste sichere Datierungshinweise sind römische Keramikfunde, die erst im achten Jahrzehnt des 1. Jahrhunderts n. Chr. einsetzen, doch ist nicht auszuschließen, dass sich unter der nur schwer feinchronologisch bestimmbaren einheimischen Keramik auch ältere Formen befinden, die einen früheren Siedlungsbeginn anzunehmen nahelegen könnten. Zur ersten Siedelphase zählen in einheimischer Tradition gebaute zweischiffige Häuser mit Wandgräbchen und wandstützenden Außenpfosten (Nr. 8, 9, 10, 20) im östlichen Teil der späteren pars rustica sowie das ebenfalls zweischiffige Haupthaus (1) und Haus 11. Das Hauptgebäude ist mit 30,5 x 15–16 m gleichzeitig das größte der Anlage und wird an drei Seiten von einer Porticus umgeben. Der südliche Abschluss wird als 9 x 16 m großer Raum gedeutet2034, von dem wohl über eine Treppe Zugang zum Obergeschoß eines 3 x 4 m großen, unterkellerten Steinturms erfolgte. Dieses innen ausgemalte Steinwerk2035 ist zwischen Porticus und westlicher Hauswand gelegen, die auf den Einbau Rücksicht nimmt, weil sie leicht HULST 1978. – VAN ES 1982, 149 ff. KOSSACK 1988, 160. 2033 HULST 1978, 148 mit Anm. 15. – WILLEMS 1984, 114 f. 2034 Es bleibt m. E. allerdings fraglich, ob es sich tatsächlich um einen geschlossenen Raum handelt; immerhin müssten so 16 m in Ost-West oder 9 m in Nord-Süd-Richtung ohne Innenstützen überspannt werden. 2035 Ein Vergleich mit mittelalterlichen Steinwerken scheint m. E. durchaus möglich; dazu J. SCHEPERS, Westfalen in der Geschichte des nordwestdeutschen Bürger- und Bauernhauses. In: Der Raum Westfalen IV, 2 (Münster 1965) 139 ff. 2031

W. J. H. WILLEMS, Voerendaal. Arch. Kroniek Limburg 1985. ROB Overdrukken 278, 1986, 228–237. – DERS. 1988, 8–13. – DERS., De Romeinse villa te Voerendaal, opgraving 1987. Arch. Limburg 37, 1988, 137–147. 2029 G. DE BOE, De opgravingscampagne 1984 te Neerharen-Rekem. Arch. Belgica 1, 1985, 53–62. – DERS., Die Besiedlungsgeschichte der Villa Rustica zu NeerhagenRekem. In: VILLA RUSTICA 1988, 14–17. 2030 Zum Altenteil im neuzeitlichen ländlichen Bereich: BEDAL 1978, 88 f. mit weiterer Literatur. 2028

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eingezogen ist. Auch das kleinere Haus 11 besitzt eine allseitig umlaufende Porticus. Eine Unterteilung in pars urbana und pars rustica schon in der ersten Phase deutet ein Nord-Süd-verlaufender schmaler Graben an, der später weiter nach Osten verlegt wurde. In einer zweiten Hauptbauphase Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. erhält das Gehöft die eigentliche Rechteckform mit den um einen großen Innenhof gruppierten Gebäuden. Pars urbana und pars rustica werden nicht nur durch einen Graben mit Tordurchgang räumlich getrennt, sondern auch durch unterschiedlich repräsentative Bauwerke. Im westlichen Siedlungsteil kommt ein ausgemaltes Badegebäude (2) vom Reihentypus neu hinzu; der freie Hofplatz wird im Norden und Süden symmetrisch von einschiffigen Wohngebäuden jeweils mit umlaufenden Portiken (3, 12) sowie im Osten mit kleineren Steinbauten (4, 6?, 15) eingerahmt. Die südlichen Wohnbauten scheinen zum Hofplatz hin mit einem von Haus 12 bis Haus 15 durchlaufenden und nach Norden umbiegenden Laubengang umgeben gewesen zu sein. Die Steingebäude der östlichen Hofbegrenzung haben offensichtlich ebenfalls repräsentative Funktion besessen, in die sich die bauliche Abgrenzung zur pars rustica mit farbig ausgemaltem Tordurchgang einfügt. Der landwirtschaftlich geprägte Ostteil des Gehöfts weist eine Vielzahl von Holzgebäuden unterschiedlicher Nutzungsdauer auf, wobei auch hier Achsialität zu erreichen versucht wurde und nahezu alle Gebäude mit einer sie umgebenden Kolonnade ausgestattetet wurden. Trotz manch verbleibender Unsicherheiten hinsichtlich der Baugeschichte dieser Villa wird deren charakteristische Struktur deutlich. Planmäßig angelegt war sie bereits gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr.; im 2. Jahrhundert wurde sie weiter ausgebaut und luxuriös ausgestattet. Am Ende erscheint das Gehöft von Druten „als eine halbwegs fortgeschrittene Adaption einheimischer Bauformen am römischen architektonischen Muster“2036, wobei man manche Bauwerke und Ausstattungsmuster als „positionale Güter“ deuten möchte, mit denen selbstbewusst die erreichte gesellschaftliche Position in der sozialen und wirtschaftlichen Hierarchie signalisiert werden konnte2037. Die wirtschaftliche Grundlage dieser Villa bildete der Ackerbau auf einer besonders breiten Stelle des fruchtbaren Waal-Uferwalles; von den zugehörigen Parzellengräben der Fluren konnten einige nachgewiesen werden. Der erwirtschaftete Produktionsüberschuss dürfte im benachbarten Noviomagus 1982, 150. A. O. HIRSCHMAN, Engagement und Enttäuschung. Über das Schwanken der Bürger zwischen Privatwohl und Gemeindewohl. Suhrkamp Taschenbuch Wiss. 729 (Frankfurt 1988, engl. Erstausgabe Princeton 1982) 67. 2036 2037

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verkauft worden sein, wo seit der Stationierung der X. Legion ein entsprechender Nahrungsmittelbedarf bestand. Ein VEXEXF-gestempelter Hypokaustziegel aus dem Bad bestätigt Beziehungen zum Militär, ohne dass zu erschließen wäre, wie eng diese waren2038. Immerhin fällt auf, dass mit dem Abzug der letzten Vexillation der legio XXX aus Nijmegen um 175 n. Chr.2039 auch die Villa von Druten zu bestehen aufhört. Druten ist wiederum nur ein Beispiel dafür, wie einheimische Bautradition und römische Architektur zusammenfanden. Auch in anderen Orten im Flussgebiet sind traditionelle Hallenhäuser mit der aus der gallo-römischen Architektur stammenden Porticus versehen worden, so in Oosthout, wo einheimische, zweischiffige Holzhäuser in der Mitte des 2. Jahrhunderts achsial zueinander ausgerichtet waren und das bisher größte davon eine umlaufende Porticus besaß2040. Auch aus der Siedlung von Wijk-De Horden kennt man ein im Wohnbereich zwei-, im Stallteil dagegen dreischiffiges Holzhaus mit allseitig umlaufender Kolonnade2041. Schließlich ist aus Valkenburg ein dreischiffiger Hausgrundriss mit Porticus überliefert2042. Auch unter den bislang 34 bekannten Villen im östlichen Flussbereich um Nijmegen, die meist an der Waal liegen und wohl ähnlich wie Druten auf den Markt von Nijmegen bezogen sein dürften2043, deuten manche Lesefunde auf vergleichbare Siedlungsmuster wie DrutenKlepperhei2044, die belegen können, wie der Romanisierungsprozess auf dem flachen Land im Umfeld eines Zentralorts wirkte. Im Gebiet der Cananefaten liegt bei Rijswijk ein Gehöft, dessen Geschichte Jan Bloemers von dessen Gründung in (spät-)tiberischer Zeit bis zur Auflassung im letzten Drittel des 3. Jahrhunderts n. Chr. schrittweise verfolgen konnte2045. Das heimische dreischiffige Hallenhaus blieb während der ganzen BECHERT 1982, 172. J. E. BOGAERS/CH. B. RÜGER, Der Niedergermanische Limes. Kunst u. Altertum am Rhein 50 (Köln 1974) 78. – J. E. BOGAERS/J. K. HAALEBOS, Die mittelrömische Zeit. In: Noviomagus. Auf den Spuren der Römer in Nijmegen (Nijmegen 1979) 38 ff., bes. 41. 2040 VAN ES U. A. 1988, 157 f. Abb. A. 2041 VAN ES 1982, 146 Abb. 8. – DERS. U. A. 1988, 157 Abb.B. 2042 HALLEWAS 1986, 51 Abb. 7. – VAN ES U. A. 1988, 158 verweist noch auf weitere Befunde von Holzhäusern mit Portiken aus Kootwijk, Oss und Den Dungen. 2043 WILLEMS 1984, 121. 2044 Dies gilt besonders für Kesteren-De Hoge Woerd, Kesteren-Broekdijk, Hien-De Wuurdjes, Herveld-De Woerd, Ewijk-De Grote Aalst, Linden-Reekstraat: WILLEMS 1984, 118 f. 2045 BLOEMERS 1978. – VAN ES 1982, 148 f. 2038 2039

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Siedelzeit dominant, „wie auch trotz aller Erweiterung der bebauten Fläche der anfängliche Hofplatz bis in die Spätzeit den Kern der Anlage bildete, nur dass hier ein Steinhaus mit Wandverputz den Holzbau ersetzte, im Endzustand sicher nur als Wohnung gedacht und deshalb zwei anderen bäuerlich wirtschaftenden Betrieben übergeordnet, mit denen es einen einheitlichen Großhof gebildet zu haben scheint“, so fasst G. Kossack dortiges Siedelgeschehen zusammen2046. Die Siedlungsentwicklung in Rijswijk wird auf acht Phasen mit jeweils etwa 30 Jahren Dauer veranschlagt, wobei der Siedlungsbeginn nach Terra SigillataFunden um 30/40 n. Chr. anzusetzen ist, das Ende gegen 270 n. Chr. Den Beginn der Besiedlung markiert ein kleines dreischiffiges Wohnstallhaus, das auf einem Ost-West-verlaufenden Strandwall angelegt wurde (Bauphase Ia; Taf. 61). Dieser 44 m2 große Bau bot etwa 12 Tieren (Rindern) Platz, die im natürlichen Weideland und Röhricht der Umgebung Nahrung und Lebensraum fanden. Die Hoffläche, die mit einem Graben umschlossen war, war mit etwa 600 m2 noch recht klein. In einem zweiten Bauabschnitt wurde das Wohnhaus erneuert und dabei auf fast 70 m2 vergrößert; es bot somit Platz für 18 Rinder. Auf der nun 3500 m2 großen Hoffläche finden sich auch zwei Nebengebäude(?), die der Erntelagerung gedient haben könnten. Unter den überwiegend einheimischen Keramikfunden finden sich auch die ersten römischen Scherben. Mit der Bauphase Ic an der Wende zum 2. Jahrhundert hat sich die Anzahl der Hofplätze verdoppelt. An selber Stelle wurde das Haupthaus erneuert und auf 81 m2 vergrößert, doch bot der Stall nunmehr Platz für 14 Rinder. Im Südosten kam ein weiteres, 79 m2 großes, dreischiffiges Wohnstallhaus hinzu. Nebengebäude sind zwei große „Rechtecke“ (110/69 m2) sowie ein Pfostenspeicher, der dem „neuen“ Gehöft zugewiesen werden kann. Römischer Einfluss, sichtbar in der Anzahl römischer Keramik, bleibt weiterhin gering. Die Siedlung des 2. und 3. Jahrhunderts hat weilerartige Form angenommen. Mit Phase Id (120–150 n. Chr.; Taf. 61) besteht sie aus drei Gehöften, von denen jedes seinen eigenen Hofplatz hatte. Diese Struktur wird bis zum Ende der Siedlung beibehalten, wobei die drei Teile trotz abgrenzender Gräben eine geschlossene Anlage bildeten. Das nördliche Hauptgehöft wurde am Ort der Vorgängerbauten neu errichtet, ohne dass seine Größe exakt angegeben werden könnte (42–63m2; 14–22 Rinder). Das südöstliche Gehöft besteht aus einem 211 m2 Haus mit einer Stallfläche für 28 Stück Großvieh. Schließlich ist im Südwesten ein drittes Gehöft hinzugekommen, 2046

KOSSACK 1988, 160.

dessen Haupthaus aus einem ortsfremden einschiffigen Bauwerk bestand (133 m2), dem im Westen ein dreischiffiges Haus (81 m2) zugeordnet scheint, das als Halle2047 oder Lager gedeutet wird. Zwei „Rechtecke“ und zwei Speicher sind als Nebengebäude zu nennen, wobei es sich um einen traditionellen Pfostenspeicher sowie einen mit drei parallelen Pfostengräbchen handelt. Erstmals werden Auswirkungen römischen Vorbilds deutlich, die sich nicht nur in der hohen Zahl römischer Keramik (immerhin knapp ein Drittel der Keramikfunde) zeigen2048, sondern auch im Speichergebäude, das sich an römischen horrea orientiert2049 und vielleicht auch im einschiffigen Haus der südwestlichen Hofgruppe. Diese Grundrisslösung ohne raumteilende Innenpfosten lässt an römische Streifenhäuser denken, obwohl diese Hausform auch im nahe gelegenen südwestniederländischen Küstengebiet häufiger vorkommt2050. In Periode II (Taf. 61) erhält das gesamte Siedlungsareal von etwa 10.000 bis 15.000 m2 einen umgebenden tiefen Graben; die einzelnen Hofplätze werden deutlicher als zuvor gekennzeichnet. Das älteste Gehöft im Norden, zentral innerhalb seines Hofareals gelegen, weicht in seinem Grundriss von den anderen Gebäuden ab und erhält einen westlichen Annex aus Stein, der durch Hypokausten anzeigt, dass er beheizbar war. Weil weder Nebengebäude diesem Haus zugeordnet werden können noch ein Stallteil zu erkennen ist, hatte das 110 m2 große Gebäude reine Wohnfunktion. Auf einem zweiten Hof im Südwesten stand ein dreischiffiges Wohnstallhaus (144 m2; 22 Stück Großvieh) sowie ein Nebengebäude; Speicher fehlen, woraus man auf vermehrte Viehwirtschaft schloss2051. Das dritte Gehöft besteht aus einem einschiffigen Haupthaus von 150 m2 Fläche, das in drei annähernd gleich große Räume aufgeteilt scheint. Innerhalb des Hofareals, jedoch separat eingefriedet, liegen die fünf Fundamentgräbchen eines horreumartigen Speichers von 84 m2 Grundfläche. Dicht daneben, ebenfalls noch innerhalb der Einfriedung, befindet sich ein kleines, fast quadratisches Pfostenhaus mit umgebender Porticus, das als Tempel Vgl. dazu z. B. die sog. Halle aus Feddersen Wierde. Vgl. die Keramikübersicht bei BLOEMERS 1983, 177 Fig. 8, 14. 2049 BLOEMERS 1978, 192 ff. 2050 BLOEMERS 1978, 178 f. – J. A. TRIMPE BURGER, The Islands of Zeeland and South Holland in Roman Times. Ber. ROB 23, 1973, 140 Fig. 3; 145 Fig. 6–7. – HALLEWAS 1986, 47 Abb. 1; 48 Abb. 2. 2051 VAN ES 1982, 149. Man muss allerdings damit rechnen, dass Getreide auch auf dem Dachboden gelagert worden sein kann, wofür in Archsum der Nachweis gelang (KOSSACK U. A. 1974, 325). 2047 2048

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gedeutet wird2052. Neben den römischen Anregungen, die in Geisteshaltung und Architektur zum Ausdruck kommen, erreicht auch der Anteil römischer Keramik am Fundgut etwa 30%. Diese Verteilung ist innerhalb der Siedlung allerdings nicht gleichmäßig, weil das westliche Gehöft mit einschiffigem Grundriss, horreum und Tempelchen auch fast 50% römische Keramik aufweist, während das nach traditionellem Muster gebaute östliche Gehöft nur einen Anteil von 22% römischer Keramik hat. Dieses Beispiel mag zeigen, dass der Romanisierungsprozess selbst auf engstem Raum keineswegs einheitlich zu wirken brauchte. Wenn auch eine konkrete Begründung für diese ungleiche Verteilung kaum gegeben werden kann, so scheint es reizvoll, an die Niederlassung eines cananefatischen Veteranen im westlichen Hof zu denken, wie das Beispiel des Militärdiploms aus einer vergleichbaren einheimischen Siedlung von Poldijk zeigen kann2053. Während der dritten Siedlungsperiode (III; Taf. 61)‚ die mit zwei Bauphasen das dritte Jahrhundert umfasst (200/210–270 n. Chr.), hat sich aus der angezeigten Differenzierung eine Siedlungshierarchie entwickelt. Im Zentrum des eingehegten Bezirks liegt die in ihren Fundamenten erhaltene, knapp 150 m2 große Umsetzung eines dreischiffigen Hauses in Steinbauweise. Die Sonderfunktion dieses Gebäudes unterstreichen kleinere Räume an seiner Westseite, die mit Hypokausten und Wandmalereien ausgestattet waren. Das östliche Gehöft besteht aus zwei parallel zueinander liegenden dreischiffigen Wohnstallhäusern von 180 bzw. 90 m2 Grundfläche und Platz für 24 bzw. 18 Großvieheinheiten. Das westliche Gehöft weißt jetzt eine andere Grundrisslösung auf, weil man die Einschiffigkeit aufgab und zur Dreischiffigkeit zurückkehrte (200 m2; 26 Rinder). Zur Phase IIIa gehörten ein umzäuntes Gelände mit horreum (66,5 m2 Grundfläche) und ein Umgangstempel. In der letzten Besiedlungsphase ist die Zusammengehörigkeit von Speicher und Tempel nicht mehr so deutlich. Während noch immer ein horreum-artiger Speicher vorhanden war, fehlt jetzt der Umgangstempel. Dafür gibt es zwei annähernd quadratische Steinfundamente, die als Heiligtümer, weniger wahrscheinlich als Grabbezirke gedeutet werden können2054. Gegen Ende der Siedlung, als die Architektur größte Annäherung an römisches Vorbild zeigt, überwiegt erstmals auch die römische Keramik mit 70% am gesamten Tonwarenmaterial. Die drei Gehöfte mit jeweils eigener Baugeschichte wird man trotz der Unterschiede als zusammenBLOEMERS 1978, 189 ff. J. E. BOGAERS, Ein römisches Militärdiplomfragment aus Monster-Poeldijk. Ber. ROB 29, 1979, 357–372. 2054 BLOEMERS 1978, 199 f. 2052 2053

gehörige Wirtschaftseinheit annehmen können, was die gemeinsame Umhegung andeutet. Die zur Siedlung gehörenden Fluren wurden zu einem Teil (13 ha) in Form einer von Gräben unterteilten Blockflur aufgedeckt. Die Anzahl des maximal aufstallbaren Viehs lässt eine stetige Zunahme des Großviehs von anfänglich 12 auf schließlich 68 Tiere erkennen. Das aus den Tierknochen rekonstruierte Schlachtverhalten entsprach mit überwiegend Rind vor Pferd und deutlich mehr Schaf/Ziege als Schwein ganz dem der einheimischen Siedlungen an der südlichen Nordseeküste2055. Die allmähliche, schrittweise mitunter mühsam anmutende Aufnahme römischen Ideen- und Sachguts lässt sich in Rijswijk gut nachvollziehen und macht deutlich, dass sich die Menschen auch nach über 200jähriger Zugehörigkeit zum Römischen Reich und dem damit verbundenen Einfluss noch immer nicht von ihren eigenen Tradition haben lösen können oder wollen. Wie wollte man sonst ein „dreischiffiges“ Steinhaus verstehen, dass die bei Steinbauweise nicht benötigten Innenstützen durch kurze Wandzungen senkrecht zur Außenwand andeutet? Dass man aber dennoch römischer Lebensform partiell zugeneigt war, zeigt die Verwendung von prestigefördernden Luxusgütern wie Hypokausten und Wandmalerei. Wie wohl ein zeitgenössischer Römer mediterraner Herkunft jenen zu Wohlstand gekommenen niedergermanischen Bauern und sein Bauernhaus beschrieben hätte, der die Wohn- und Lebensmodelle einer fremden, zivilisatorisch höheren Gesellschaftsschicht zu imitieren versuchte, ohne die eigenen Traditionen ganz leugnen zu können? Dass es neben den Wohn- und Wirtschaftsformen, die bei allen Unterschieden dennoch villae genannt werden können, auch andere ländliche Siedelweisen gegeben hat, zeigt das Beispiel von SchiedamKethel2056. Im südöstlichen Randgebiet der civitas der Cananefaten liegt dieser gänzlich autochthon geprägte Einzelhof auf einem Uferwall, der für das Flussmündungsgebiet typischen Lage (Taf. 62)2057. Den Beginn der Siedlung im 1. Jahrhundert markiert ein zweischiffiges Haus von etwa 16,5 x 3,75 m, das durch eine Querwand in einen östlichen Wohnteil mit Herd und einen westlichen Stallteil getrennt wird. In 2055 A. T. CLASON, Animal Husbandry and Hunting at Rijswijk (Z. H.). In: BLOEMERS 1978, 424–437. – REICHSTEIN 1972. 2056 P. J. R. MODDERMAN, A Native Farmstead from the Roman Period near Kethel-Schiedam, Province of South Holland. Ber. ROB 23, 1973, 149–158. – VAN ES 1982, 149 Abb. 11. – HALLEWAS 1986, 44 Abb. 4–6. 2057 E. J. BULT, Midden-Delftland, een archeologisch Kartering, Inventarisatie, Waardering en Bewoninggeschiedenis. Nederlandse Arch. Reporten 2, 1983, 27 f.

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mehreren Bauphasen wurde wohl der Stall um ein Fach erweitert, im Osten ein 3,5 x 3 m breiter Annex mit Herdstelle angefügt. Diese und auch weitere bauliche Veränderungen wird man wohl auf Filiation zurückführen können. Das Gehöft war mit Gräbchen und Zaun, die im Osten der Grabungsfläche noch angetroffen wurden, umgeben. Eine einschneidende Veränderung in konstruktiver wie auch ökonomischer Hinsicht zeigt die zweite Phase. Das Haus wurde nicht nur deutlich länger und breiter (ca. 22 m lang, 4,5–5,25 m breit), sondern weist jetzt auch den für das Küstengebiet typischen dreischiffigen Grundriss auf. Deutlich sind der große Stall im Westen (12 x 5,25 m) und der kleinere Wohnbereich im Osten (9,75 x 4,25 m) getrennt. Dass es sich tatsächlich um Wohn- und Besitzkontinuität handeln dürfte, kann dadurch gestützt werden, dass offensichtlich zuerst der Stallteil des neuen Hauses gebaut wurde, wobei dessen westliche Wand mit der inneren östlichen Stallwand des neuen Hauses zusammenfällt. In einem späteren Bauschritt wurde der schmalere Wohn- und Wirtschaftstrakt an den schon stehenden Stall angebaut. Die Größe des Stalls, der im Vergleich zu dem des ersten Hauses mit nun 66 gegenüber knapp 27 m2 Fläche mehr als verdoppelt wurde, deutet die Grundlage des Wohlstands an. Der Anteil der übrigen Hausfläche ist von knapp 28 m2 auf nun 42 m2 gestiegen, wobei dieser Nicht-Stall-Teil des Hauses in zwei fast gleich große Räume aufgeteilt wurde. In dem dem Stall benachbarten Raum befand sich eine große Herdstelle und eine kleine Nebenkammer, so dass es sich um den Teil des Hauses handeln dürfte, welcher der häuslichen Wirtschaft vorbehalten war2058. Ganz im Westen befand sich der Wohnraum, der von außen zugänglich und zur „Küche“ durch einen großen Durchgang geöffnet war. Zum großen Wohn-StallHaus der zweiten Bauperiode gehörte im Südosten auch ein sog. „outhouse“ mit eigener Herdstelle. Die baulichen Veränderungen, Altenteil oder Ausdruck des nach Selbstständigkeit strebenden Jungbauern, zeigen mit der Abspaltung von Kleinstgruppen vom primären Familienverband „Veränderungen im sozialen Mikrogefüge der Siedlung“2059. Weitere Umbauten, die weniger gut dokumentiert werden konnten, lassen zumindest erkennen, dass das Hauptgebäude noch einmal völlig umgebaut, die dreischiffige Konstruktion aber beibehalten wurde. Auch das „outhouse“ ist vollständig erneuert worden. Schließlich ist ein 3,8 x 3,8 m großer Speicher ganz im Westen des Gehöfts von Bedeutung, der jedoch keiner Bauphase zugewiesen werden kann. Er imitiert mit seiner Konstruktion der Pfahlreihen in schmalen Gräbchen eindeutig römische horrea und deutet an, 2058 2059

ZIMMERMANN 1988, 469; 471 Abb. 3A; 472. KOSSACK U. A. 1974, 326.

dass es neben der Viehwirtschaft als weitere Grundlage des Wohlstands auch einen zu lagernden Getreideüberschuss gegeben haben muss. Neben römischer Keramik, die in den oberen, jüngeren Siedlungsschichten gegenüber der einheimischen Keramik leicht zunimmt, ist das horreum der einzige deutliche Hinweis auf römisches Vorbild, das offenbar nur ganz gezielt und ökonomisch nützlich adaptiert wurde. Dieses Gehöft von Kethel zeigt, dass auch innerhalb der Provinz deutliche Abstufungen erkennbar sind, wie römisches Vorbild wirkte und wie selektiv es rezipiert wurde. Es wird aber auch deutlich, dass vor allem die landwirtschaftliche Lebensgrundlage die Annahme oder Ablehnung bestimmter Innovationen bedingte. Das dreischiffige Wohnstallhaus als günstige Bauform für Großviehhaltung wurde beibehalten, während das horreum nach römischem Vorbild gegenüber den einheimischen Pfostenspeichern bevorzugt wurde. Bei den Lösungen, die man anwendete, um den Anstieg der Personenzahl aufzufangen, zeigen sich dagegen wieder auffallend viele Gemeinsamkeiten mit ähnlichen Vorgängen in der Germania Magna2060. Auch hier bedingte die bäuerliche Lebensweise in einem vergleichbaren Lebensraum ähnliche Lösungen. Die in einiger Ausführlichkeit vorgestellten Beispiele machen deutlich, wie unterschiedlich Menschen in vergleichbaren geographischen Kleinräumen römisches Vorbild wahrnahmen, übernahmen oder ihren Zwecken anpassten. Sie alle verbindet die auf bäuerlichem Wirtschaften basierende Lebensgrundlage, und doch könnten die Unterschiede kaum größer sein. Die Angleichung an römisches Vorbild wurde durch die Nähe zu urbanen römischen Zentren gefördert; mit zunehmender Entfernung nahmen Anregungen, wie sie in der Architektur sichtbar werden, ab oder wurden erst mit deutlicher zeitlicher Verzögerung wirksam. Die Eckrisalitvillen auf den Lößböden im Süden der Niederlande im Einzugsbereich der Städte Heerlen und Maastricht oder die Villen im direkten Wirkungsbereich des Civitasvororts Ulpia Noviomagus2061 zeigen früher und konsequenter römischen Einfluss, der im Westen der Provinz Niedergermanien nur noch abgeschwächt wirkte. Dies gilt nicht nur für die jeweilige Bauform, sondern zeigt sich auch in der Zusammensetzung römischer Keramik, die als Gradmesser für die Aufnahme römischen Sachguts gelten kann. In Rijswijk steigerte sich der Anteil der Importkeramik von Siedelphase zu Siedelphase nur ganz allmählich. Er blieb im 1. Jahrhundert n. Chr. noch deutlich unter 10%, wurde 2060 Vgl. z. B. für Archsum: KOSSACK U. A. 1974, 311 f.; 326 f. mit Abb. 17; 333. – DERS. 1988, 161 ff. 2061 W. A. VAN ES, De Romeinen in Nederland. Grote Fibula Serie 1 (Haarlem 1972) 139 Fig. 98.

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im 2. Jahrhundert auf 30% gesteigert und übertraf erst im 3. Jahrhundert mit fast 70% deutlich die einheimische Keramik. Anders verlief dagegen die Entwicklung in Oss-Westerveld2062, die zwar chronologisch nicht so fein aufzuschlüsseln ist wie in Rijswijk, aber Tendenzen anzeigen kann. So liegt der Anteil römischer Tonware bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. bei 25%, im 2. sogar bei 90%. Die Nähe zu Nijmegen, vielleicht aber auch eine bevorzugte Stellung der Bewohner scheint hier von großer Bedeutung zu sein. Diese Beobachtungen abnehmender Romanisierung mit zunehmender Entfernung von Zentralorten deckt sich mit den sog. Thünenschen Ringen landwirtschaftlicher Nutzungszonen, die J. Kunow auf die Provinz Niedergermanien übertrug2063. Nach Thünen sinkt der Bodenwert mit der Entfernung vom Zentrum, wodurch auch der finanzielle Gewinn mit zunehmender Distanz von primären Bedarfszentren abnimmt. Auf die archäologischen Befunde übertragen würde dies besagen, dass für eine erfolgreiche Romanisierung nicht nur die eigene Bereitschaft vorhanden gewesen sein muss, sondern auch in größerem Umfang ausreichendes Kapital. Dennoch sollte man nicht vorschnell aus der geringen Menge an Importkeramik auf fehlende finanzielle Möglichkeiten schließen. Wenn es nach den Siedlungsfunden den Anschein hat, dass große Teile der niedergermanischen Provinz an den Errungenschaften der römischen Zivilisation weniger Anteil hatte als dies zu erwarten wäre2064, so bleibt zu beachten, dass sich im Totenbrauchtum ein ganz anderes Verhalten zeigt. Nicht nur die Stammeselite in der Zeit bis 70 n. Chr.2065 oder die wohlhabende städtische Schicht der mittleren Kaiserzeit2066 verwendete als Grabgefäße Werte nach W. VAN DER SANDEN, The Ussen Projekt. Analecta Praehist. Leidensia 20, 1987, 95–123. – VAN DER SANDEN 1987. 2063 J. KUNOW, Strukturen im Raum. Geographische Gesetzmäßigkeiten und archäologische Befunde aus Niedergermanien. Arch. Korrbl. 19, 1989, 380 f. 2064 Immer vorausgesetzt, Architektur und Keramik sind wirkliche archäologische Gradmesser dieser Entwicklung. Zur Keramik aus niederländischen Siedlungen vgl. BLOEMERS 1983, 177 Abb. 8. 13. – WILLEMS 1984, 126 Fig. 82. 2065 J. H. F. BLOEMERS, Archäologie der Römerzeit im Mündungsbereich von Schelde, Maas und Rhein. Jahrb. RGZM 34, 1987, 378. Vielleicht kann man die reichen Gräber aus Oss (Glas, Terra Sigillata der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts) mit der batavischen Stammeselite verbinden, deren Zentralbereich hier vermutet werden kann. – VAN DER SANDEN 1987, 69–79 mit Abb. 3–5. – Zur Lokalisierung des möglichen batavischen „Kerngebiets“ um Lith vgl. N. ROYMANS/W. VAN DER SANDEN, Celtic Coins from the Netherlands and their Archeological Context. Ber. ROB 30, 1980, 205 ff. Fig. 15. – WILLEMS 1984, 209 ff. 2066 Vgl. z. B. die Gräberfelder von Nijmegen: H. BRUNSTING, Het grafveld onder Hees bij Nijmegen, een bijdrage 2062

römische Importkeramik‚ Glas oder andere Formen prunkhafter Ausstattung2067, sondern selbst in den entlegenen Randgebieten der Provinz wurden importierte Fremdgefäße bevorzugt den Toten beigegeben. Das kleine Gräberfeld bei Naaldwijk, unweit der so prähistorisch anmutenden Siedlung von Kethel, mag als ein Beispiel dienen2068. Im Unterschied zu den ländlichen Siedlungen des Westlands, in denen Importkeramik bis ins 3. Jahrhundert nur in geringer Anzahl vorkommt, bestand die Keramik dieses Gräberfelds des 2. und 3. Jahrhunderts nur zu 4% aus einheimischer Tonware. Ähnlich zeigt sich die Zusammensetzung der Beigaben eines Gräberfelds bei Wijchen, dessen Belegung im fortgeschrittenen 1. Jahrhundert n. Chr. begann2069. Auch hier überwiegt Drehscheibenkeramik, während einheimische Tonware fast ganz zurücktritt. Finanzielle Gründe können es folglich alleine nicht gewesen sein, weil der Erwerb der Fremdformen offenbar möglich war. Wenn die Gegenstände für das Alltagsleben aber anscheinend keine große Bedeutung hatte, sondern gezielt nur als Grabbeigabe Verwendung fanden, so gibt dies für erfolgreiches Wirken der Romanisierung auf dem flachen Lande zu denken. Jenes Verhalten erinnert vielmehr an ähnliche Entwicklungen in der Germania Magna, wo römischer Import in Siedlungen unbedeutend gewesen zu sein scheint und auch nicht formgebend für heimische Keramik wurde, aber im Totenbrauchtum mit regionalen Unterschieden einen bedeutenden Stellenwert besaß. Die wesentliche Funktion mancher römischer Errungenschaften scheint mitunter nicht nur bei den „freien“ Germanen, sondern auch bei den tot de kennis van Ulpia Noviomagus. Arch.-Hist. Bijdragen IV (Amsterdam 1937). – P. STUART, Een Romeins grafveld uit de eerste eeuw te Nijmegen. Onversierde terra sigiliata en gewoon aardewerk. Oudheidkde. Mededel. 57, 1976, 1– 148. – J. H. F. BLOEMERS, Das Gräberfeld westlich des großen Lagers. In: Noviomagus. Auf den Spuren der Römer in Nijmegen (Nijmegen 1979) 34 ff. – J. K. HAALEBOS, Neues aus Nijmegen. Arch. Korrbl. 20, 1990, 193 ff. Abb. 1 u. 2. 2067 J. E. BOGAERS/J. K. HAALEBOS, Schlichte Gräber – Reiche Gräber. Römische Funde aus Nijmegen (1979– 1983). Führer Regionalmus. Xanten 23 (Wesel 1986) bes 10 ff. – DIES., Einfache und reiche Gräber im römischen Nijmegen. Antike Welt 18, 1987, 40–47: Gräberfeld West mit einigen sehr reich ausgestatteten Gräbern innerhalb gemauerter „Grabgärten“ mit Resten von Monumentalgrabsteinen. 2068 E. J. BULT/P. VAN DER HOUT/T. IMMERZEEL, Een Romeins grafveld aan de Tiendweg bij Naaldwijk. Westerhem 37, 1988, 118 ff. 2069 J. K. HAALEBOS/P. J. WILLEMS/H. W. L. M. GIEBELS, Een romeins grafveld en sporen van prehistorische bewoning aan de Holenbergseweg te Wijchen, 1973. Westerheem 25, 1976, 73 ff.

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„provinzialen Stammesbrüdern“ wenig verstanden worden zu sein. Andererseits wusste man sich sehr wohl praktischer Innovationen zu bedienen (z. B. horrea und Ackergrabensysteme), wenn „deren Nützlichkeit oder Wert überzeugen“ konnte2070. Das Verhalten der batavischen und cananefatischen Germanen scheint wesentlich geprägt von traditionell-konservativen Vorstellungen, wobei Dinge, die als funktionsgerecht empfunden wurden, auch nicht verändert zu werden brauchten, andere vielleicht unter prestigeverleihenden Aspekten erworben wurden, deren Zeichenhaftigkeit im Beigabenbrauchtum ausgestellt wurde. V. G. Childe hat die Aufnahme fremden Sach- und Ideenguts auf eine knappe Formel gebracht, die auch hier zutreffen kann: „Eine Gesellschaft kann eine bestimmte Idee erst übernehmen, wenn sie in das kulturelle Grundschema einer Gesellschaft passt – mit anderen Worten: wenn die Gesellschaft eine Stufe erreicht hat, auf der ihr die Annahme der Idee möglich ist“2071. 2. Westfalen Das Gebiet im weiteren Einzugsbereich der Lippe war für die römischen Truppen neben dem Maintal und der Wetterau natürliches Einfallstor nach Germanien. Von Vetera, das – auf dem Fürstenberg bei Xanten gelegen – oberhalb der Lippemündung auf einer saaleeiszeitlichen Stauchmoräne thronte2072, erfolgten die Vorstöße nach Osten, die durch mehrere Lager entlang der Lippe auch archäologisch nachzuweisen sind2073. Gab das Flusstal als natürliche Pforte den Römern die Richtung nach Osten vor, so nutzten diesen Verkehrsweg andererseits auch elbgermanische Gruppen, die entlang der Lippe nach Westen

V. G. CHILDE, Soziale Evolution. Suhrkamp Taschenbuch Wiss. 115 (Frankfurt 1975, engl. Erstausgabe London 1951) 174. 2071 Ebda. 177. 2072 Zur geographischen Lage: J. KLOSTERMANN, Rheinstromverlagerungen bei Xanten während der letzten 10.000 Jahre. Natur am Niederrhein 1, 1986, 5 ff. – DERS., Die Entstehungsgeschichte der Xantener Landschaft. In: G. Precht/ H.-J. Schalles (Hrsg.), Spurenlese. Beiträge zur Geschichte des Xantener Raumes (Köln 1989) 11 ff. – Zu Vetera: N. HANEL, Vetera I und der Beginn der römischen Herrschaft am Niederrhein. Ebda. 59 ff. – DERS. Überlegungen zum Beginn der römischen Besatzung auf dem Fürstenberg bei Xanten. In: KOLL. BERGKAMEN, 25 ff. 2073 VON SCHNURBEIN 1981, 5 ff. – J.-S. KÜHLBORN, Die Zeit der römischen Angriffskriege. In: W. Kohl (Hrsg.), Westfälische Geschichte 1 (Münster 1985) 144 ff. – RÖMER IN WESTFALEN 1989. 2070

vordrangen2074. Beide Bewegungen berührten die dort lebende einheimische Bevölkerung, wenn auch mit unterschiedlicher Motivation, sicher sehr intensiv und wirkten verändernd auf Lebensgefüge und Sachkultur2075. Elbgermanische Keramik in autochthonen Siedlungen zeigt ebenso wie römische Ton- oder Metallwaren2076, dass Kontakte zwischen den unterschiedlichen Gruppen bestanden. Wie dieses Zusammenleben konkret erfolgte, können nur wenige Fälle andeuten, weil großflächige Siedlungsgrabungen, die allein Aufschluss zu geben vermögen, bislang wenig zahlreich (veröffentlicht) sind. Dennoch sollen diese Beispiel betrachtet werden, um zu sehen, ob und wie neben neuen Formen der Waffen, des Schmucks und der Keramik auch Auswirkungen auf Wohnen und Wirtschaften von den beiden völlig unterschiedlichen Fremdgruppen ausgingen und dauerhaft die einheimische Gesellschaft verändern konnten. Das den Mittelgebirgen nördlich vorgelagerte Gebiet wird in der Eisenzeit und römischen Kaiserzeit durch eine Hausform charakterisiert, die G. J. Verwers als „Typ Haps“ bezeichnete2077. Diese durch eine Firstpfostenreihe zweigeteilten Häuser, denen Hinweise auf Stallboxen fast stets fehlen, so dass sie überwiegend als Wohnhäuser gedeutet werden können, erstrecken sich von der Schelde über Maas und Niederrhein nach Westfalen und entlang der Lippe nach Osten2078. Weiterhin sind auch einschiffige Bauten vertreten, die ebenfalls wohl Wohnfunktion hatten. Neben dieser Wohnform des relativ kleinen Rechteckhauses sind aus dem Lippegebiet aber auch einige wenige große dreischiffige Wohnstallhäuser belegt, wie sie im gesamten Nordseeküstenbereich seit der Bronzezeit gebaut wurden2079. Wie lassen sich nun diese unterschiedlichen Hausformen deuten? Bestanden alle drei zeitlich und räumlich nebeneinander oder verbergen sich fremde Anregungen hinter der jeweiligen Bauweise? Und P. GLÜSING, Die Germanen im Spannungsfeld der römischen Okkupation. In: RÖMER IN WESTFALEN 1989, 70 ff. mit Abb. 47. – Vgl. auch oben Kap. II. 1. A. 2075 Die berühmte Stelle bei CASSIUS DIO 56, 18, 2 f. – Zu Auswirkungen auf die Sachkultur: WILHELMI 1967, 80 ff. 2076 Zum elbgermanischen Formengut in einheimischen Siedlungen: WILHELMI 1967, 71 ff. – REICHMANN 1979, 240 ff. – Zu römischem Formengut die Übersicht bei: STUPPERICH 1980. 2077 VERWERS 1972, 63 ff. 2078 TRIER 1969, Taf. 2. – VERWERS 1972, 92 Abb. 58. – MÜLLER-WILLE 1977, 168 Abb. 9. – DONAT 1988, 4 Abb.2. 2079 Kamen, Kr. Unna (Bodenalt. Westfalen 3, 1934, 112 ff.); Albersloh, Kr. Warendorf (Westfäl. Forsch. 24, 1972, 82 f.; Kölner Römer-Illustrierte 2, 1975, 199 f.); Soest-Ardey, Kr. Soest (Germania 59, 1981, 51 ff.); Petershagen-Lahde, Kr. Minden-Lübbecke (Ausgr. u. Funde Westfalen-Lippe 2, 1984, 289 ff. Nr. 312a Beil. 2). 2074

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

lassen sich diese vielleicht auf die von Osten vordringenden Elbgermanen oder auf die von Westen kommenden Römer zurückführen? Die Beantwortung dieser konkreten Fragen fällt bei den bislang bekannt geworden Befunden schwer, und doch können vielleicht zumindest Tendenzen aufgezeigt werden, wenn man die Veränderungen in ihrer zeitlichen Tiefe betrachtet. Drei- oder vierschiffige Hausformen sind aus Soest-Ardey und Telgte für die ausgehende Bronze- und ältere Eisenzeit bereits belegt2080, scheinen dann für die nachfolgende mittlere und jüngere vorrömische Eisenzeit zu fehlen und können erst wieder zu Beginn der älteren römischen Kaiserzeit in Albersloh und Petershagen-Lahde nachgewiesen werden2081. Während dieser Zeit ist das zweischiffige Haus vom „Typ Haps“ die dominierende Wohnform2082 und bleibt es auch während der älteren römischen Kaiserzeit2083. Will man diese Veränderungen der Bauform deuten, so verweisen die älteren Langhäuser mit Kerngerüst auf die Ausrichtung Westfalens in jüngerer Bronze- und ältester Eisenzeit zum nordischen Kreis und dessen Nachfolgekulturen, was auch im Metallsachgut zu beobachten ist2084. Während der Eisenzeit möchte man dagegen eine Orientierung hin zur keltisch geprägten Latènekultur des Mittelgebirgsraums annehmen, aus der neben anderen Anregungen auch eine veränderte Bau- und Wohnform adaptiert worden sein könnte2085.

REICHMANN 1982, 164 Abb. 2, 1. 2. 2081 Albersloh: Westfäl. Forsch. 24, 1972, 82 f. – K. WILHELMI, Kölner Römer-Illustrierte 2, 1975, 199 f. Abb. 270–271. – POLENZ 1985, 72 Bild 29. – BOOSEN 1980, 164. 2082 Haus Typ Haps in der vorrömischen Eisenzeit: Albersloh (Anm. 696); Bielefeld-Sieker (DOMS 1990, 268 f.); Blouswardt (Bonner Jahrb. 178, 1978, 53 ff. Abb. 2; Germania 59, 1981, 62 mit Anm. 30); Bruchhausen (Bonner Jahrb. 143/144, 1938/39, 221 ff.); Heek (Neujahrsgruß Münster 1990, 39 ff.; ebda. 1991, 39 ff.; ebda. 1992, 47 ff.); Oerlinghausen (Bodenalt. Westfalen 3, 1934, 118 ff.); Soest (Germania 59, 1981, 62 ff.); Sprakel (Westfäl. Forsch. 24, 1972, 214 ff.). 2083 Haus Typ Haps in der älteren römischen Kaiserzeit: Albersloh (Anm. 696); Balve-Garbeck (?) (Neujahrsgruß Münster 1987, 46 f.); Heek (Anm. 697); MindenPäpinghausen (Neujahrsgruß Münster 1992, 55); Petershagen-Lahde (Anm. 113); Warburg-Daseberg (GÜNTHER 1983, 1 ff. Beil. 1). 2084 H. POLENZ in: Führer vor- u. frühgesch. Denkmäler 45 (Mainz 1980) 100 ff., bes. 118. 2085 Zur Orientierung des Lippegebiets und Münsterlands zur keltisch geprägten Mittelgebirgsregion, ins RheinMoselgebiet und in das rechtsrheinische Gebiet der Belger vgl. K. WILHELMI, Die vorrömische Eisenzeit zwischen Sieg und Mittelweser, Kleine Schr. Vorgesch. Sem. Marburg 8 (Marburg 1981), bes. deutlich bei den Kartierungen Abb. 6 a–b, 11, 30, 31, 33. – P. GLÜSING, Hammaburg N. F. 3/4, 2080

Um die Zeitenwende (Horizont II/III) lassen sich dann neben den althergebrachten zweischiffigen Häusern auch wieder solche mit Kerngerüst nachweisen2086. Das unvermittelte Auftreten dieser dreischiffigen Gebäude lässt daran denken, sie als Zeugnis jener Einwanderer zu sehen, deren Spuren in der materiellen Kultur auch anderswo nachweisbar sind. Überprüft man die bisher bekannt gewordenen drei Fundplätze mit entsprechenden Grundrissformen auch auf mögliche andere Fremdzeugnisse, so wird man zumindest in Petershagen-Lahde und Bödekken – sieht man den Befund als mehrschiffig an2087 – fündig. In Petershagen fand sich Tonware des Horizontes II und III mit verdickt-facettierten Rändern, bauchige Situlen mit Zierzonen in Form hängender Dreiecke sowie Doppelhenkeltöpfe2088, die ihre besten Entsprechungen im Formengut des elbgermanischen Kreises haben2089. Weil dieser Fundplatz bislang aber noch nicht ausführlich veröffentlicht ist und aus dem Vorbericht nicht ersichtlich wird, welchen Baustrukturen die elbgermanische Keramik zugeordnet werden kann, bleibt vorerst ungewiss, ob in den dreischiffigen Grundrissen die Häuser der Zuwanderer gesehen werden dürfen. Erschwerend kommt hinzu, dass Wohnbauten aus der angenommenen Heimat der Fremden an der Elbe nur von der Flussmündung und aus dem Havelgebiet in wenigen Beispielen bekannt sind2090. Von Mittelelbe und Saale liegen bislang noch keine Grundrisse vor, wodurch eine Ableitungsmöglichkeit der Hausform kaum möglich ist. Ähnliche Funde wie in Petershagen wurden auch in Bödekken gemacht, weil man auch hier verdickt-

1978 (1980) 47 ff. – DERS., Offa 36, 1979, 52 ff. – DERS., Offa 37, 1980, 48 ff. 2086 Albersloh (Anm. 696); Petershagen-Lahde (Anm. 694); Böddeken (JORDAN 1941, 18 ff.). – Vgl. auch ein Haus aus Bielefeld-Sieker, das einen dreischiffigen Stallteil und einen einschiffigen Wohnteil besitzt und um die Zeitenwende datiert (DOMS 1990, 269). 2087 Die Interpretation dieses Befundes ist umstritten. Während VERWERS 1972 den Grundriß als vielleicht zweischiffig annimmt und REICHMANN 1981, 64 sich für Zweischiffigkeit ausspricht, hat B. Trier den Befund m. E. glaubwürdig mit Kerngerüst (vierschiffig) rekonstruiert: TRIER 1971, 223 ff. 2088 Ausgr. u. Funde Westfalen-Lippe 2, 1984, 290 Abb. 75, 1. 2. 6–8. 11. 2089 Vgl. z. B. G. SCHWANTES, Zur Entwicklungsgeschichte der Mäanderurnen des Elbegebietes. Prähist. Zeitschr. 7, 1915, 45 ff. – VOIGT 1940, 41 f. Taf. 4, 6. – SEYER 1976, 34 Abb. 15 Taf. 4–5. 2090 C. AHRENDS, Die eisenzeitlichen Hausgrundrisse im Harburger Raum. Hammaburg N. F. 1, 1974, 77 ff. – O. DOPPELFELD, Prähist. Zeitschr. 28/29, 1937/38, 284 ff. (Nauen-Bärhorst). – BEHM-BLANCKE 1956, 161 ff. (Kablow). – DERS. 1958, 266 ff.

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facettierte Randscherben antraf2091. Hinzu kommt der glückliche Umstand, dass bei der Feuerzerstörung des Hauses2092 auch vier darin aufbewahrte spätaugusteische Denare verschüttet wurden und somit einen terminus post quem für die Zerstörung geben. Schon B. Trier wies darauf hin, dass dreireihige Kerngerüste vor allem östlich von Elbe und Mulde Anwendung fanden und fragte, „ob sich derartige Häuser mit einem bestimmten Fundmaterial werden koppeln lassen, das aus dem elbgermanischen Raum kommend in dieser Zeit Westfalen“ erreichte2093. Die wenigen Befunde reichen nicht aus, um eindeutige Antworten zu geben. Aus Soest-Ardey, wo in Horizont II die elbgermanischen Zuwanderer in der Sachkultur gut vertreten sind, fehlen entsprechende Baubefunde, die man ihnen zuweisen könnte2094. Gleiches gilt für die Fremdgruppe, deren Gräber in den Dünengebieten am rechten Niederrhein gefunden wurden (Horizonte II und III)2095. Auf die zugehörigen Siedlungsstellen verweisen zwar Lesefunde und Grubenkomplexe, doch fehlen die Hausgrundrisse2096. Der dritte Fundplatz mit dreischiffigen Hausgrundrissen ist Albersloh im Kreis Münster2097. Von dieser Siedlung sind fünf Pfostenbauten, sieben Zweipfostengrubenhütten und zwei Vierpfostenspeicher aus der jüngeren vorrömischen Eisen- und ältesten Kaiserzeit bekannt, doch ist das zugehörige Fundgut nur zu einem sehr geringen Teil veröffentlicht worden2098. Anzeichen für elbgermanische Zuwanderer scheinen zu fehlen, dafür deutet ein Bleiringbarren Kontakte mit der römischen Welt an2099. Hinzuweisen ist schließlich auf einen besonderen Grundrisstyp in Albersloh, der seine besten Entsprechungen im Rheinmündungsgebiet findet. Der Wohnteil ist durch Firstpfosten zweigeteilt, während der Stallteil ein dreischiffiges Kerngerüst aufweist. Aus Wijk bei Duurstede ist diese Bauweise seit der späten Eisenzeit

JORDAN 1941, 21 Abb. 4, 5. 6. Zum möglichen historischen Hintergrund: G. A. LEHMANN, Zum Zeitalter der römischen Okkupation Germaniens: neue Interpretationen und Quellenfunde. Boreas 12, 1989, 228 mit Anm. 70. 2093 TRIER 1971, 226 f. 2094 REICHMANN 1981, 51 ff. 2095 Vgl. dazu oben Kap. II. A. 1. (niederrheinische Gruppe). 2096 REICHMANN 1979, Karte 3; Siedlungsgrube von HeerenHerken (186; 371 Nr. 10); Siedlung Düne Gunz (218; 428 Nr. 50); Siedlung Haldern-Sonsfeld (224; 418 Nr. 37). 2097 Nachweise siehe Anm. 696. 2098 WILHELMI 1974, bes. Abb. 3. 2099 WILHELMI 1974, 477 f. Abb. 2; 3, 5. – Vgl. aber auch die Bleibarren aus Balve-Garbeck, Märkischer Kreis, ebenfalls aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. (Ausgr. u. Funde WestfalenLippe 4, 1986, 266 f. Nr. 149 Abb. 22). 2091 2092

bekannt, aber auch nachzuweisen2100.

noch

in

römischer

Zeit

Bei Vreden, Ldkr. Borken, konnte ein Hausgrundriss des 1. Jahrhunderts n. Chr. freigelegt werden (Taf. 63 A)2101, der durch eine Firstpfostenreihe zur Gruppe Haps gezählt werden muss, aber im Stallteil den Einbau von Viehboxen erkennen lässt, wie sie für die dreischiffigen Wohnstallhäuser des Küstengebiets charakteristisch sind. Diese beiden Beispiele mögen verdeutlichen, wie ursprünglich unterschiedliche Baugedanken vereint wurden und zu neuen Lösungen des Wohnens und Wirtschaftens führten. Ob man diese Anregungen als durch fremde Zuwanderer vermittelt ansehen kann2102 oder durch die landwirtschaftliche Grundlage bedingte Suche nach optimaler Hausform deutet, bleibt solange offen, wie eine Überprüfung durch entsprechende Kleinfunde dieser Siedelplätze nicht möglich ist. Bleiben Nachweise elbgermanischer Einwirkungen auf die Hausbauweise unsicher, so wird man sich nach möglichen römischen Anregungen umzusehen haben. Intensive Kontakte zwischen einheimischer Bevölkerung und römischer Kultur waren nicht nur während der immerhin eine Generation dauernden Eroberungsversuche (12 v. Chr. – 16 n. Chr.) möglich, sondern blieben auch in den Jahrhunderten danach in dem der römischen Provinz Germania Inferior rechtsrheinisch vorgelagerten Gebiet spürbar2103. Wie aber wirkte sich dies auf germanische Wohn- und Siedelformen aus? Die Kenntnis des Zusammenlebens von Römern und Germanen während der Okkupationszeit wäre eigentlich von außerordentlichem Interesse, weil man konkret erfahren könnte, wie sich römische Kultur ganz unmittelbar auswirkte und wie der viel zitierte Romanisierungsprozess, den Cassius Dio beschreibt2104, eingeleitet wurde. Betrachtet man die entsprechenden archäologischen Befunde, so sind wir zwar über die römischen Militäranlagen gut unterrichtet und dürfen VAN ES 1982, 145 f. mit Abb. 6–8. – Ein weiteres Beispiel aus Oss-Ussen: VAN DER SANDEN 1987, 111 Abb. 12 a. 2101 REICHMANN 1982, 167 Abb. 7. – BOOSEN 1980, 164 f. mit Abb. 9. – POLENZ 1985, 74 ff. mit Abb. 30–31. – B. TRIER, Neue Ergebnisse der archäologischen Hausforschung in Westfalen. In: A. van Doorselaar (Hrsg.), De Merovingische Beschaving in de Scheldevallei (Kortrijk 1981) 21 ff. mit Abb. 1; 6, 1. 2102 Vgl. die diesbezüglichen Überlegungen von REICHMANN 1979, 222 f. mit Anm. 104. 2103 Vgl. z. B. W. WILL, Römische „Klientel-Randstaaten“ am Rhein? Bonner Jahrb. 187, 1987, 1 ff., bes. 38 ff. – POLENZ 1985, 59 ff. 2104 CASSIUS DIO 56, 18, 2 f.: „Ihre Soldaten bezogen hier Winterquartiere. Städte wurden gegründet, und die Barbaren paßten sich ihrer Lebensweise an, besuchten die Märkte...“ 2100

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sogar annehmen, das Schlachtfeld der Varusniederlage gefunden zu haben2105, doch kennen wir die zu den Lagern gehörenden Außensiedlungen, in denen (auch) Germanen siedelten, bislang kaum. Eine Ausnahme stellen die Befunde von Anreppen dar, die zwar nur in kurzen Fundnotizen veröffentlicht wurden2106, aber zumindest Hinweise auf das Nebeneinander römischer Lager und einheimischer Siedlungen geben können. Südlich der Lagersüdseite wurden mehrere Grubenhütten freigelegt, dazu Pfostengruben eines 7 x 4,75,1 m großen Pfostenhauses. Die Funde bestehen aus einheimischer Keramik, Spinnwirteln, Nägeln, Eisenschlacke, geschmolzenem Blei sowie provinzialrömischen Fibeln, Amphoren, Kochtöpfen, Henkelkrügen, Münzen und Terra Sigillata. Weil die Funde miteinander vermischt aufgefunden wurden, ist Gleichzeitigkeit sicher, doch verweist einheimische ältere Keramik darauf, dass der Ort schon vor Anlage des Lagers besiedelt gewesen sein könnte. Dann hätten sich die Römer bei der Wahl ihres Lagers bewusst länger bewohntes Gelände ausgewählt und gezielt Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung gesucht2107. Konkrete Auswirkungen, die von diesem Nebeneinander auf die germanische Kultur, speziell die Hausbauweise, ausgingen, lassen sich kaum beschreiben. Immerhin bietet sich hier ein Ansatzpunkt dafür, wie und wo überhaupt Germanen römisches Sachgut erlangen und fremdes Ideengut kennen lernen konnten. Bei einer Veränderung der Hausform, die sich nach bisherigem Kenntnisstand seit dem (fortgeschrittenen) 2. Jahrhundert in Westfalen nachweisen lässt, wird man vielleicht römisches Vorbild annehmen können. Seit dieser Zeit sind z. T. große, einschiffige Hallenhäuser nachzuweisen2108, bei denen innenstützenfrei größere Spannweiten überbrückt wurden. Dies verlangt zwangsläufig verbesserte Zimmermannstechniken und gibt zudem vielleicht einen Hinweis auf die

W. SCHLÜTER, Römer im Osnabrücker Land. Die archäologischen Untersuchungen in der Kalkrieser-Niewedder Senke (Bramsche 1991). – DERS. U. A., Archäologische Quellen zur Varusschlacht? Ant. Welt 22, 4, 1991, 221 ff. 2106 DOMS 1972, 83. – ARCHÄOLOGISCHE DENKMÄLER 6. – VON SCHNURBEIN 1981, 32. 2107 So auch DOMS 1972, 83. 2108 Einschiffige Häuser: Bielefeld-Sieker, wahrscheinlich jüngere Kaiserzeit (DOMS 1990, 265); Gemen-Krückling, 2./3. Jh. (TRIER 1969, 179 Nr. 29); Haldern-Enshof, 2. Hälfte des 2. Jhs. (Bonner Jahrb. 149, 1949, 105 ff.); Kamen-Westik, 4. Jh. (Bodenalt. Westfalen 3, 1934, 97 ff.); Petershagen-Lahde, 3. Jh. (vgl. Anm. 694); RechlinghausenHochlamark, 2./3. Jh. (Bodenalt. Westfalen 3, 1934, 110 ff.; Datierung allerdings unsicher, vgl. REICHMANN 1982, 163 mit Anm. 1); Rhade, jüngere Kaiserzeit (Bodenalt. Westfalen 3, 1934, 106 ff.); Soest, 3./4. Jh. (vgl. Anm. 709). 2105

Verwendung von Sparrendächern2109. Sucht man nach Vorbildern für diese Grundrisslösung, so könnte man an die in den nordwestlichen römischen Provinzen verbreiteten „Streifenhäuser“ denken, bei denen die Dach- wie die Deckenkonstruktion von den Außenwänden getragen wurde, die Innenräume dagegen ohne Stützen blieben2110. Wenn auch diese provinzialrömischen Vorbilder aus Stein oder zumindest in Fachwerkbauweise errichtet wurden und meist Ständer-, keine Pfostenbauten waren, könnten sie vielleicht doch das Vorbild für die germanischen Hallen abgegeben haben. Schließlich vollzog sich im Laufe der römischen Kaiserzeit auch in Westfalen ein Prozess, den man mit Ortsbindung umschreiben kann. Bis in die ältere Kaiserzeit hinein waren die einzelnen Hofgruppen Wander- oder Wechselsiedlungen. Nach vergleichsweise kurzer Siedeldauer verlagerte man den Standort der Gehöfte innerhalb der genutzten Wirtschaftsfläche, verließ den alten Hof und baute oft nur wenige hundert Meter weiter einen neuen auf2111. H. Waterbolk konnte am Beispiel verschiedener Gemarkungen Drenthes „Mobilitätsdiagramme“ erstellen, die ersichtlich machen, wie die Siedlungen im Laufe der Zeit verlagert wurden2112. Für diese letztlich prähistorische Siedelweise gibt es auch aus Westfalen Belege, wenn auch nirgendwo ganze Siedelkammern untersucht wurden. Als Beispiel sei auf die Höfe von Heek im Kreis Borken verwiesen, die auf einer Terrassenkante oberhalb der Dinkel liegen. Hier fanden sich Häuser aus der vorrömischen Eisenzeit (Typ Haps)‚ der römischen Kaiserzeit sowie der Völkerwanderungszeit, jeweils in einigem Abstand zueinander; sie zeigen, wie die Hofstelle(n) im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verlegt wurde(n)2113. Mit Siedlungsverlagerung wird man auch die älteren Höfe in SoestArdey (Taf. 63 B; 64)2114 oder Bielefeld-Sieker (Taf.

REICHMANN 1981, 75 ff. – DERS., Zur Entstehungsgeschichte des Niederdeutschen Hallenhauses. Rhein.Westfäl. Zeitschr. Volkskde. 29, 1984, 31 ff., bes. 34 ff. – TRIER 1969, 141 f. – Zurückhaltend DERS. 1981, 215. 2110 C. S. SOMMER, Kastellvicus und Kastell. Fundber. Baden-Württemberg 13, 1988, 569 ff. – BECHERT 1989, 135 ff. – D. P. HALLEWAS, Grensverleggend Onderzoek. Nederlands Arch. Reporten 3, 1986, 43 ff. 2111 KOSSACK 1966A, 13–42. – DERS. 1988, 160 f. 2112 WATERBOLK 1982. – HVASS 1988, Wandersiedlungen am Beispiel von Vorbasse (Abb. 20–23) und Nørre Snede (Abb. 24–27). – DERS., The Development of a Settlement through the First Millenium A.D. Journal Danish Arch. 2, 1983, 127 ff. 2113 Kurze Vorberichte in: Neujahrsgruß Münster 1990, 39– 42; ebda. 1991, 39–42; ebda. 1992, 47–50. 2114 REICHMANN 1981, 64 ff. 2109

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65)2115 erklären dürfen, die anzeigen, dass diese günstigen Lagen am See oder Bach im Laufe der Zeit immer wieder aufgesucht und bebaut wurden, ohne zu einer ortsfesten, dauerhaften Siedlung zu führen2116. Diese Ortsbindung lässt sich an beiden genannten Plätzen dagegen erst für den Übergang zur jüngeren römischen Kaiserzeit, irgendwann im Verlauf des 2./3. Jahrhunderts n. Chr., wahrscheinlich machen. Die Hauptgebäude blieben ortsfest und wurden an Ort und Stelle oder nur wenig versetzt mehrfach neu errichtet2117. Diese Tendenz zur Aufgabe der Wandersiedlungen zugunsten einer längerfristigen Ortsbindung lässt sich annähernd zeitgleich auch in der niederländischen und deutschen Tiefebene feststellen2118. Und doch wurde diese Platzkontinuität in Bielefeld und Soest während des 5. Jahrhunderts nach etwa sieben bis zehn Generationen wieder aufgegeben. Die germanischen Gehöftsiedlungen der jüngeren Kaiser- und frühen Völkerwanderungszeit bildeten damit nicht die unmittelbare Grundlage der mittelalterlichen Dörfer. Nach den Jahrhunderten der Ortsbindung kehrte man offensichtlich wieder zu Wechselsiedlungen zurück, in Soest angedeutet durch einzelne Fundkomplexe des 6. Jahrhunderts und späterer Zeit2119. Die Gründe, die zur Aufgabe der Ortsbindung führten, sind vielschichtig. Umweltbedingungen werden eine Rolle gespielt haben, weil die bewirtschafteten Flächen meist nicht beliebig zu vergrößern waren oder nicht mehr genügend Erträge abwarfen, auch ließ diese Siedelform deshalb Bevölkerungswachstum nur in begrenztem Umfang zu2120. Die Instabilität der politischen Verbände, bedingt durch Abwanderung einzelner Gruppen in andere Regionen, gerade in der Völkerwanderungszeit mag mit dazu beigetragen haben, dass Siedlungen aufgegeben wurden. Dennoch werden diese ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Gründe alleine nicht ausreichen, weil nicht einsichtig ist, warum Ansiedlungen nördlich der Mittelgebirge annähernd zur gleichen Zeit im 2. (bzw. frühen 3.) Jahrhundert ortsfest wurden und wiederum annähernd gleichzeitig im 5. Jahrhundert aufgegeben wurden. Es ist daher zu überlegen, ob die Platzkontinuität nicht auch auf römisches Vorbild zurückzuführen ist oder auf die Provinzen bezogen verstanden werden kann, denn die Aufgabe dieser Siedelform fällt mit dem Ende römischer Herrschaft 2115 DOMS 1990. – Kurze Vorberichte im Neujahrsgruß Münster 1982, 41 f.; ebda. 1983, 29–32; ebda. 1984, 40–42; ebda. 1985, 45–47; ebda. 1986, 44–47; ebda. 1987, 50–52. 2116 Vgl. die Kartierungen bei REICHMANN 1982, 168 f. Abb. 8 u. 9. 2117 Vgl. zu Bielefeld-Sieker den Befundplan bei DOMS 1990, 266. – Zu Soest siehe REICHMANN 1982, 169. 2118 Siehe unten Kap. V. E. 3. 2119 REICHMANN 1981, 71 Abb. 7, 9. 10. 12. 2120 KOSSACK 1966A, 15 ff. – DERS. 1988, 160 ff.

am Rhein zeitlich zusammen2121. Vielleicht waren die germanischen Siedlungen zumindest im weiteren Einflussbereich des römischen Reiches stärker auf das Vorbild der Provinzen orientiert, als dies in den Funden sonst zum Ausdruck kommt. Möglich sind auch engere wirtschaftliche Kontakte zwischen Provinz und Vorland, wie der Kaufvertrag von Tolsum2122 andeutet. In ähnlicher Weise interpretierte W. Groenmanvan Waateringe Unterschiede zwischen Pollendiagrammen und Großrestanalysen gleicher germanischer Siedlungen2123. Das Siedelgeschehen in Westfalen und dem Lippegebiet zu beschreiben, bleibt ein Versuch. Ereignisse wie elbgermanische Zuwanderer nach Westen und römisches Ausgreifen nach Osten, die sich in manchen Quellengruppen gut nachweisen lassen, können im Siedelbild einheimischer Bevölkerung nur ansatzweise erkannt werden. Dennoch möchte man, vor allem während der mittleren und jüngeren Kaiserzeit, provinzialrömische Anregungen in der Bauweise und Siedelform vermuten und eine engere Bindung des Limesvorlandes an die Geschehnisse innerhalb der Provinz annehmen. 3. Südliche Nordseeküste Der dritte geographische Raum, in dem eine Beschreibung des Siedelgeschehens möglich ist, weil eine Vielzahl guter Befunde zur Verfügung steht, ist das Marschen- und Geestgebiet im Bereich der niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste. Besiedlungsveränderungen2124, Wohn- und Wirtschaftsstrukturen2125, naturräumliche Bedingungen, 2121 VON PETRIKOVITS 1978, 277 ff. – CH. REICHMANN, Die spätantiken Befestigungen von Krefeld-Gellep. Arch. Korrbl. 17, 1987, 507–521. – BLOEMERS 1983, 191 ff. (Nijmegen). 2122 C. W. VOLLGRAFF, Eene Romeinsche koopacte uit Tolsum. De Vrije Fries 25, 1917, 71 ff. – W. A. VAN ES, De Romeinen in Nederland (Haarlem 2 1981) 266 f. mit Abb. 206. 2123 Vgl. dazu ausführlicher unten Kap. V. F. Exkurs zur Ernährung in Niedergermanien; dort auch die Literaturnachweise. 2124 Vgl. z. B. H. T. WATERBOLK, Hauptzüge der eisenzeitlichen Besiedlung der nördlichen Niederlande. Offa 19, 1962, 9–46. – M. MÜLLER-WILLE, Zehn Karten zur Besiedlung der Nordseemarschen. Offa 38, 1981, 193–210. 2125 TRIER 1969. – MÜLLER-WILLE 1977. – HAARNAGEL 1979. – H. JANKUHN, Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaftsordnung der germanischen Stämme in der Zeit der römischen Angriffskriege. In: ANRW II 5.1 (Berlin 1976) 65 ff. – VAN ES 1982, 139 ff. – C. J. BECKER, Siedlungen der Bronzezeit und vorrömischen Eisenzeit in Dänemark. Offa 39, 1982, 53 ff. – ST. HVASS, Ländliche Siedlungen der

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Veränderungen und Auswirkungen menschlicher Eingriffe in die Naturräume2126 sind umfassend beschrieben und ausgewertet worden2127. Deshalb kann es hier genügen, einige wenige Aspekte herauszugreifen, bei denen sichtbare Veränderungen im Siedelverhalten möglicherweise mit exogenen Anregungen in Verbindung gebracht werden können. Doch wie bereits bei den westfälischen Siedlungen lassen sich unmittelbare Auswirkungen kaum aufzeigen; es bleibt auch hier trotz verbessertem Forschungsstand weitgehend bei Tendenzen, die aufgezeigt werden können. Dabei wird der zeitliche Rahmen, der in dieser Arbeit primär abgesteckt war, mitunter wieder weit überschritten, weil nur so Veränderungen überhaupt wahrnehmbar werden. Wie in Westfalen war auch in der Tiefebene mit Ausnahme der Marschen das System der Wandersiedlungen in der vorrömischen Eisenzeit üblich und wurde bis in die ältere Kaiserzeit beibehalten2128. Meist innerhalb der Ackerfluren (celtic fields)2129 gelegen, wechselten die Hofplätze ihre Lage je nach Anforderung, welche die naturräumlichen Bedingungen an den Menschen stellten. Erst mit dem 2./3. Jahrhundert n. Chr. bildeten sich aus mehreren Gehöften meist

Kaiser- und Völkerwanderungszeit. Ebda. 189 ff. – DERS. 1988, 53 ff. 2126 Vgl. die Übersicht von K.-E. BEHRE, Die Umwelt prähistorischer und mittelalterlicher Siedlungen. Rekonstruktion aus botanischen Untersuchungen am archäologischen Material. Siedlungsforsch. 6, 1988, 57–80. – W. VAN ZEIST, Palaeobotanical Studies of Settlement Sites in the Coastal Area of the Netherlands. Palaeohistoria 16, 1974, 223–371. – Siehe dazu die Literaturzusammenstellung in: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 450 f. 2127 Siehe vor allem Offa 39, 1982, 5–280: Rundgespräch der DFG „Ländliches Siedlungswesen in vor- und frühgeschichtlicher Zeit“. – LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984. – Kolloquium DFG, Kiel 1985: Von der Eisenzeit zum Mittelalter. Siedlungsforschungen auf Sylt, in Angeln, Schwansen, Ostholstein und Mitteljütland. Ber. RGK 67, 1986, 357–546. 2128 Übersicht bei SCHMID 1976, 62 ff. – DERS., Siedlungsund Wirtschaftsstruktur auf dem Kontinent. In: Sachsen und Angelsachsen (Ausstellungskatalog Hamburg 1978) 34 ff. – DERS. in: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 216 ff. 2129 Vgl. z. B. die Wandersiedlungen von Hijken, Drenthe: O. H. HARSEMA, Nieuwe Drentse Volksalmanak 91, 1974, 27 ff.; DERS., Drents boerenleven van de bronstijd tot de middeleeuwen. Museumsfonds Prov. Mus. Assen. Publ. 6, 1980. – Grøntoft, Westjütland: C. BECKER, Früheisenzeitliche Dörfer bei Grøntoft, Westjütland. Acta Arch. (København) 42, 1970, 79 ff. – Flögeln, ältere Phase (= 1. Jahrhundert v. Chr.–1. Jahrhundert n. Chr.): ZIMMERMANN 1976, 48 ff.

„mittelgroße Gruppensiedlungen“2130, die über Generationen hinweg ortsfest blieben. Umfassenden Einblick in diese Veränderungen von Wandersiedlung zu Ortsbindung zeigt Flögeln (Taf. 66)2131. Bis ins 1. Jahrhundert n. Chr. wechselten die einzelnen Hofplätze innerhalb der celtic fields, doch entstand im 2. Jahrhundert eine geplante Gruppensiedlung aus rund 15 bis 20 großen, dreischiffigen Hallenhäusern, jeweils mit Speicher oder Nebengebäude und von einem Zaun umgeben. Die Hofstellen blieben bei mehreren Um- bzw. Neubauten auch unter Wandel vom Mehrbetriebsgehöft zum Großgehöft bis in die Mitte des 5. Jahrhunderts, als die Siedlung aufgelassen wurde, konstant. Wir haben bereits bei der Ortsbindung westfälischer Siedlungen gesehen, dass deren Aufgabe im 5. Jahrhundert mit dem Ende römischer Herrschaft am Rhein zeitlich zusammenfiel. Für Flögeln gilt diese Übereinstimmung ebenso; sie ist hier vielleicht mit der historisch überlieferten Auswanderung der Sachsen zu verbinden, weil auch in den Pollenprofilen ein Abbruch der Siedelanzeiger erkennbar wird2132. Doch bleibt auch für Flögeln die Frage, warum es zu einer Ortsbindung über sechs oder sieben Generationen kam. Könnte auch hier im ElbWeser-Dreieck römisches Vorbild wirksam gewesen sein? Untersucht man Funde und Befunde Flögelns nach anderen Anzeichen, die auf Kontakte mit den römischen Provinzen schließen lassen, so gibt es dafür nur ganz vereinzelte Hinweise. Unter den Keramikfunden befinden sich nur fünfzehn römische Scherben2133. Auch wenn die antike Kulturschicht fehlt, so ist dies eine äußerst bescheidene Anzahl. Ebenfalls nur einen vagen Hinweis gibt eine zur Hofbegrenzung gehörende „Prunkfront“ aus Palisade und zangentorartigem Zugang2134. Weil fortifikatorisch wenig sinnvoll, deutet diese Anlage des 2./3. Jahrhunderts n. Chr. Repräsentationsbedürfnis an und erinnert Zur neutralen Terminologie: P. SCHMID in: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 193 f. 2131 Zu Flögeln: ZIMMERMANN 1976, 1 ff. – DERS., Die Siedlung Flögeln bei Cuxhaven. In: Sachsen und Angelsachsen (Ausstellungskatalog Hamburg 1978) 363 ff. – P. SCHMID, Ländliche Siedlungen der vorrömischen Eisenzeit bis Völkerwanderungszeit im niedersächsischen Küstengebiet. Offa 39, 1982, 85 ff. – DERS. in: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 226 ff.; vgl. auch ebda. 437 f., wo die Literatur zu Flögeln angegeben ist. 2132 K.-E. BEHRE, Pollenanalytische Untersuchungen zur Vegetations- und Siedlungsgeschichte bei Flögeln und im Ahlenmoor (Elbe-Weser-Winkel). Probleme Küstenforsch. südl. Nordseegebiet 11 (Hildesheim 1976) 101 ff. – Grundlegend H. T. WATERBOLK, Siedlungskontinuität im Küstengebiet der Nordsee zwischen Rhein und Elbe. Ebda. 13 (Hildesheim 1979) 1 ff. 2133 ZIMMERMANN 1976, 4. 2134 ZIMMERMANN 1976, 9; 23 Abb. 37. 2130

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an das etwa zeitgleiche Tor der einheimischen villa rustica von Druten-Klepperhei, das allerdings zudem noch ausgemalt war2135. Dies sind wohl die beiden einzigen Beispiele, die für Flögeln Kontakte mit dem Römischen Reich andeuten. Weiter westlich befindet sich mit Wijster in Drenthe eine Ansiedlung, deren Entwicklung in vielen Punkten ähnlich der in Flögeln verlief2136. Das Dorf wurde etwa Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. angelegt, bestand über elf Generationen hinweg und wurde in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts wieder aufgegeben. Von ursprünglich vier umzäunten Einzelhöfen ausgehend, wurde die Siedlung stetig vergrößert und erreichte in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts (Phase III b) mit 17 Betrieben ihre größte Ausdehnung, ging aber in der letzten Phase (III c) auf 14 Gehöfte zurück. Nicht nur quantitativ zeigen sich Veränderungen, sondern auch qualitativ, weil die Gehöfte durch einen freien Platz im Zentrum und „fast schachbrettartig angeordnete Gassen“2137 Planung und Möglichkeiten zur Umsetzung und Beibehaltung dieser Ordnung voraussetzen. Der Ausgräber hat daher gerade in diesem Siedelschema römisches Vorbild vermutet2138. Zahlreiche Kleinfunde, vor allem Keramik, belegen zudem Kontakte zu den Gebieten links des Rheins2139, ohne dass sich römische Anregungen andererseits im Hausbau niedergeschlagen hätten. W. Groenman-van Waateringe hat schließlich angenommen, dass in Wijster speziell für den Verkauf an römische Soldaten Weizen angebaut wurde, weil dieser sich in den Pollendiagrammen nachweisen ließe, nicht aber unter den Makroresten vertreten sei2140. Trifft diese Deutung zu, so würden engere und weitreichendere HULST 1978, 146 f. – W. J. TH. PETERS/L. J. F. SWINKELS/E. M. MOORMAN, Die Wandmalereien der römischen Villa von Druten. Ber. ROB 28, 1978, 153 ff. 2136 VAN ES 1967. – Zur Siedelkammer: WATERBOLK 1982, 124 f. – Zum Siedelverlauf: SCHMID 1976, 70. – KOSSACK 1988, 161 f. 2137 SCHMID 1976, 70. 2138 VAN ES 1967, 531 ff. – DERS. De Romeinen in Nederland (Bussum 1973) 207. 2139 VAN ES 1967, 158 ff.; 324 ff. mit Fig. 177. 2140 GROENMAN-VAN WAATERINGE 1989, 100. – Zu den Pflanzenfunden aus Wijster H. VAN ZEIST, A palaeobotanical Study of the Wijster Settlement. In: VAN ES 1967, 571. – Vgl. auch unten Kap. V. F. 1. – Frau O. Hilbig, Arbeitsgruppe für Vegetationsgeschichte am Institut für Vor- und Frühgeschichte der Universität München, machte mich darauf aufmerksam, dass Getreide bei der Pollenanalyse nur sehr schwierig und keineswegs immer sicher zu bestimmen sei. Sie rät bei der Deutung der Pollendiagramme und den weitreichenden Schlüssen, wie sie W. Groenman-van Waateringe daraus zog, zur Vorsicht. Für die Diskussion dieser Problematik möchte ich Frau Hilbig herzlich danken. 2135

Beziehungen zur Hochkultur deutlich, als dies aus den übrigen Funden und Befunden sonst ersichtlich wäre. Ein drittes Beispiel führt noch weiter nach Westen, wo bei Bennekom in der Provinz Gelderland eine ländliche Siedlung freigelegt wurde (Taf. 67), die sich nur 5 km nördlich des Rheins im unmittelbaren Limesvorland – quasi in Sichtweite römischer Militäranlagen – befand2141. Zwar waren hier die Überlieferungsbedingungen weniger gut als in Wijster, auch konnte nicht die ganze Siedlung freigelegt werden, und doch lassen sich hier einige wichtige Beobachtungen machen. Auf dem Decksandgürtel entlang eines Stauwalls konnten 30 Grundrisse ganz oder teilweise freigelegt werden, dazu zahlreiche Grubenhäuser, Speicher und Brunnen, die sich auf sechs Siedelphasen von jeweils etwa fünfzigjähriger Dauer verteilen, insgesamt eine Siedeldauer von der 1. Hälfte bzw. Mitte des 2. Jahrhunderts bis in die 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts belegen2142. In der ältesten Phase bestand die Siedlung aus zwei großen WohnStall-Häusern und einem „Kurzhaus“ (Taf. 67 A), ebenso in der zweiten. In der dritten vergrößerte sich die Zahl auf drei Lang- und zwei Kurzhäuser und erreichte im vierten Abschnitt mit je vier Gehöften und Kurzhäusern schließlich die größte Häuserzahl (Taf. 67 B). Diese blieb in Phase 5 gleich groß, allerdings qualitativ verändert, weil nur noch drei Langhäuser fünf kleineren Gebäuden gegenüberstanden (Taf. 67 C). Mit dem Ende der Siedlung in Phase 6 sind nur noch zwei oder drei Großbauten und zwei Kurzhäuser belegt (Taf. 67 D)2143. Nach den Kriterien, die P. Schmid für die norddeutschen Befunde wählte, wird man von einer „kleinen Gruppensiedlung“ sprechen können2144, die im Siedelverhalten weitgehend den größeren Anlagen von Flögeln und Wijster entspricht, allerdings deren Größe nicht erreichen konnte, was wohl primär mit der begrenzten wirtschaftlich nutzbaren Fläche am Uferwall begründet sein dürfte. Deutliche Veränderungen lassen sich für das Ende des 3. Jahrhunderts aufzeigen (Phase 4), als nicht nur das Siedlungsmaximum erreicht wurde, sondern auch die Umzäunung der einzelnen Hofplätze, Speicherbauten sowie konstruktive Verbesserungen der Hausbauweise durch doppelte Wandpfosten und Vergrößerung der 2141

VAN ES U. A. 1985.

Vgl. die Datierung der angenommenen Siedelphasen (ebda. 627): Phase 1: 125/150–175/200; Phase 2: 175/200– 225/250; Phase 3: 225/250–275/300; Phase 4: 275/300– 325/350; Phase 5: 325/350–375/400; Phase 6: 375/400– 425/450. 2143 Vgl. die Besiedlungskarten bei VAN ES U. A. 1985, 626 ff. Abb. 79 u. 80. 2144 P. SCHMID in: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 194. 2142

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Wohnfläche neue Anregungen erkennen lassen. Wie auch die römischen Kleinfunde der Ansiedlung zeigen – rund 17% der Keramik ist römischen Ursprungs, dazu kommen Mahlsteine aus Mayen, römische Dachziegel, Glasfragmente und eine Bronzefigur2145 –, bestanden Kontakte über den Rhein hinweg. Die Ausgräber haben den Siedlungsverlauf von Bennekom eng gekoppelt an die Verhältnisse innerhalb der Provinz gesehen und den wirtschaftlichen Aufschwung der Siedlung mit der Krise innerhalb des Römischen Reichs im 3. Jahrhundert in Verbindung gebracht. Vielleicht konnten die rechtsrheinischen Germanen landwirtschaftliche Produktionsüberschüsse, auf welche die Speicher verweisen können, aber auch andere Gegenstände gerade in jener Zeit, als zahlreiche villae rusticae zerstört oder aufgegeben waren, in die Provinz exportieren2146. Dies förderte nicht nur den „Wohlstand“ jener germanischen Bauern, sondern wirkte auch verändernd auf die Sozialstruktur. Trifft diese Hypothese einer engen Bindung der Entwicklung germanischer Gruppensiedlungen an die Ereignisse innerhalb der Provinz zu, so wird verständlich, warum es in der 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts zur Aufgabe der Ortsbindung kommen konnte, weil das römische „Gegengewicht“ nicht mehr bestand. Es scheint daher naheliegend, diesen „Rückfall“ in die prähistorische Wohnform der Wandersiedlung, der annähernd zeitgleich Westfalen, die südliche Nordseeküste und das Niederrheingebiet betroffen zu haben scheint2147, als eng miteinander verbunden und durch den Rückzug Roms vom Rhein begründet zu sehen. P. Schmid hat für die Veränderungen im 2. Jahrhundert einen Wechsel bei Feldbestellung und Arbeitstechniken vermutet und auf die Ackerdüngung sowie die Nutzung des Wendepflugs hingewiesen2148, durch den erst die Aufgabe der celtic fields und die Anlage der Langstreifenfluren ermöglicht wurde. Immerhin lassen sich für beide Beispiele auch ältere Belege anführen, die in die vorrömische Eisenzeit datieren2149, weshalb der von Schmid angenommenen Zusammenhang nicht zwingend ist. Allerdings kann man vermuten, dass derartige Innovationen nicht überall gleichzeitig bekannt wurden bzw. sich

VAN ES U. A. 1985, 611 ff. Tab. 4 A–C. VAN ES U. A. 1985, 633–635. 2147 Vgl. auch VAN ES 1967, 566. Danach 2145 2146

bestand keine Siedlung in Ostholland länger als bis um 400 n. Chr. 2148 SCHMID 1976, 63. – DERS. 1978, 346. 2149 W. H. ZIMMERMANN, Gerät. In: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 256 mit Tab. 4. – DERS., Düngung. In: Ebda. 257 f.– Vgl. auch unten Kap. V. F.

durchzusetzen vermochten2150. Dennoch müssen die Überlegungen nicht im Widerspruch zur Annahme einer engen Abhängigkeit vom Geschehen innerhalb der römischen Provinz stehen. Die Motivation, Wirtschafts- und damit Siedelform umzustellen, kann durch die Möglichkeit, Überschüsse zu erzielen und diese verkaufen bzw. gegen andere Objekte eintauschen zu können, veranlasst worden sein. Dabei braucht das erwirtschaftete Mehrprodukt keineswegs direkt in die Provinz gelangt sein, sondern könnte im innergermanischen Tausch veräußert worden sein. Der wirtschaftliche „Aufschwung“ Flögelns geht beispielsweise parallel mit der Herausbildung des „Herrenhofes“ von der Feddersen Wierde2151. Vielleicht saß hier einer jener Großbauern, der nicht nur für sein Dorf, sondern auch für das Hinterland Tauschpartner war und diese Produkte an die Römer weiterverhandelte? Dass zu seinem Hofbezirk einerseits Handwerker gehörten, sich andererseits die provinzialrömischen Güter zahlreicher als bei allen anderen Hofstätten des Dorfes fanden, unterstreicht die besondere Funktion dieses Hofherren, die durch die große Halle, die nicht nur Versammlungs-, sondern auch Marktort gewesen sein könnte, zudem bestärkt wird2152. Dass der „big man“ von der Feddersen Wierde kein Einzelbeispiel war, zeigt die Siedlung von Hvesager im Vejle Amt (Taf. 68 A). Hier lässt sich nachvollziehen, wie ein Hofherr zu wohnen pflegte und sich bestatten ließ, weil nicht nur das größte frühkaiserzeitliche Gehöft Dänemarks freigelegt wurde, sondern auch ein zugehöriges Kammergrab (Taf. 68 B)2153. Von einem großen Rundschild bedeckt, war der Tote als Reiter und Krieger dargestellt, was das Ansehen seiner Person weiter unterstrichen haben wird2154. Marktfunktion, wie wir sie für die große Halle von der Feddersen Wierde vermuten, wird auch für die Flachsiedlung von Bentumersiel angenommen, die signifikante Unterschiede zu den umliegenden Siedlungen aufweist und deshalb als Stapel- oder

Die Verwendung unterschiedlicher Pflugtypen wird zudem auch vom Boden bestimmt, so dass seine Einführung etwa auf leichten Böden nicht unbedingt notwendig war. 2151 HAARNAGEL 1979, 316 ff. – KOSSACK 1988, 162 ff. 2152 HAARNAGEL 1979, 192 ff.; 319 f. – G. ULBERT in: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 338 ff. – SCHMID 1982, 99 ff. 2153 D. KALDAL MIKKELSEN, To ryttergrave fra ældre romersk jernalder – den ene med tilhørende bebyggelsen. Kuml 1988/89, 143–200. 2154 G. KOSSACK, Gemeinschaftsformen. In: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 378 ff. 2150

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Umschlagplatz gedeutet wird2155. Gleiches kann vielleicht auch für Heidenschanze und Heidenstadt bei Sievern zutreffen2156.

form (vgl. Taf. 54, 6)2161, eine bronzene Schüsselfibel der Form Bozum2162 sowie eine rheinische Sehnenhakenfibel A19a2163.

Die Siedlung von der Feddersen Wierde (Taf. 69) lässt derzeit wohl am besten die Entstehung einer großen Gruppensiedlung, Veränderungen in der Bebauung, Auswirkungen auf die Sozialstruktur und Kontakte zu benachbarten und entfernten Kulturgruppen erkennen2157. Dies ist häufig beschrieben worden und braucht hier nicht wiederholt zu werden. Durch die günstigen Erhaltungsbedingungen konnte eine z. T. sehr feine Bauabfolge erstellt werden, die vor allem für den Siedelbeginn und das erste nachchristliche Jahrhundert (Siedlungshorizonte 1a–d, 2) nach Veröffentlichung der zugehörigen Kleinfunde einen Vergleich mit den auf Belegungsfolgen basierenden Zeithorizonten möglich werden lässt2158. Dies ist auch deshalb von besonderer Bedeutung, weil im Nordseeküstengebiet Bestattungsplätze der Übergangszeit bislang kaum bekannt geworden sind2159. Der Siedelbeginn in Feddersen Wierde kann schon jetzt durch die Keramik sowie einige Kleinfunde recht gut auf unseren Horizont III eingegrenzt werden. Tonware mit verdickt-facettierten Rändern zeigt dies ebenso wie friesische „Streepband“-Keramik2160. Auch einige Metallfunde bestätigen dies, darunter die wohl lokale Nachahmung eines Lochgürtelhakens der Normal-

Die Suche nach Veränderungen in der Siedelweise germanischer Gruppen, die durch exogene Einwirkungen angeregt worden sein könnten2164, bleibt schwierig. Trotz Gemeinsamkeiten werden die Unterschiede zwischen den jeweiligen Wohnplätzen deutlich. Die im 2. Jahrhundert n. Chr. zu beobachtenden Veränderungen im Siedel- und Sozialgefüge sowie die Aufgabe der Ortsbindung im 5. Jahrhundert, die in verschiedenen Regionen nachzuweisen sind, können vielleicht noch am ehesten mit Geschehnissen innerhalb der römischen Provinzen verbunden werden. Dennoch wird gleichzeitig aber deutlich, dass das Siedelverhalten ganz wesentlich prähistorischem Denken verhaftet blieb. Innovationen im Bereich der Bautechnik sind kaum spürbar, jedenfalls meist individuell und ohne dauerhafte Auswirkung. Römisches Sachgut wird zwar aufgenommen, führt aber kaum zu eigenständiger Umsetzung in die heimische Formensprache. Wir können dafür noch ein weiteres Beispiel anführen, das zeigt, dass die Kenntnis römischer Ideen vielleicht verbreiteter war, als es scheinen mag. Und doch blieb auch in diesem Fall die Anregung letztlich ohne dauerhafte Resonanz, blieb exotische Ausnahme innerhalb traditionell geprägter Umgebung.

Zu Bentumersiel siehe K.-H. BRANDT, Die Ergebnisse der Grabung in der Marschensiedlung Bentumersiel/ Unterems in den Jahren 1971–1973. Probleme Küstenforsch. südl. Nordseegebiet 12 (Hildesheim 1977) 1 ff. – ULBERT 1977, 33 ff. – Zur Deutung: SCHMID 1982, 81 ff. – DERS. in: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 202 ff. mit Abb. 65. 2156 W. HAARNAGEL, Die Grabung auf der Heidenschanze bei Wesermünde im Jahre 1958. In: R. von Uslar (Hrsg.), Studien aus Alteuropa II. Festschrift K. Tackenberg. Bonner Jahrb. Beih. 10/II (Köln/Graz 1965) 142–178. – DERS., Die Ringwallanlagen Heidenschanze und Pipinsburg im Kreis Wesermünde, Gemarkung Sievern. In: Ringwall und Burg in der Archäologie West-Niedersachsens (Cloppenburg 1971) 11 ff. – Zur Deutung: SCHMID 1982, 90 ff. – HARCK 1990, 242 ff. 2157 Vgl. die Literaturzusammenstellung in: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 436 f. 2158 Nach HAARNAGEL 1979, 173 ff. scheint folgende Parallelisierung möglich: Siedlungshorizont (Sh) 1a = Horizont (H) III; Sh 1b = H IV; Sh 1c = H V (Sh 1d = Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr.). 2159 Zu den Gräberfeldern: P. SCHMID, Die vorrömische Eisenzeit im nordwestdeutschen Küstengebiet. Probleme Küstenforsch. südl. Nordseegebiet 6 (Hildesheim 1957) 56 ff. – HACHMANN 1960, 156 ff. 2160 P. SCHMID, Ein Gefäßtyp der frühen Kaiserzeit von der Feddersen Wierde bei Bremerhaven. Kunde N. F. 9, 1958, 67 ff. – DERS. 1962, 279 ff. – DERS. 1964, 160 ff. 2155

Die langjährigen Siedlungen auf dem Archsumer Melenknop2165 erbrachten einen Baubefund, der wegen seiner sich kreuzenden Pfostengräbchen nur als Fundament eines horreumartigen Speichers gedeutet werden kann. Dieser zur Siedelphase der Langhäuser (Schichtpaket B) gehörende Speicher befand sich unmittelbar südlich des Wohnbereichs eines WohnStall-Hauses2166. Er konnte dort während der beiden Bauphasen B2 alt 1 und B2 alt 2, wohl noch innerhalb des 1. Jahrhunderts n. Chr., nachgewiesen werden, war in den darauf folgenden Wohnphasen allerdings wieder verschwunden, ohne auf die nachfolgende Erwähnt bei SCHMID 1962, 280. – PESCHEL 1978, 193 Nr. 11. – Vgl. auch oben Kap. V. C. 1. 2162 P. SCHMID, Spätlatènezeitlicher Glasschmuck von der Feddersen Wierde und seine Bedeutung für die Handelsbeziehungen der ältesten Wurtenbewohner. Jahrb. Männer Morgenstern 42, 1961, 103 ff. Taf. I, 3; II, 3. – Zu den Schüsselfibeln: ULBERT 1977, 37 ff. – HAALEBOS 1984/85, 16 ff. 2163 SCHMID 1964, 163 Abb. 10. – Zu den Fibeln A19a vgl. oben Kap. III. B. 1. 2164 Vgl. dazu, allerdings an der Oberfläche bleibend, auch P. DONAT, Zum römischen Einfluss auf das Siedlungswesen der Germanen im 1. bis 5. Jahrhundert u. Z. Klio 70, 1988, 486–493. 2165 Vgl. das Literaturverzeichnis in: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 435. – HARCK 1990, 292 ff. 2166 KOSSACK U. A. 1974, 321 ff. Abb. 17 Beil. 10. 2161

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Bauweise anregend zu wirken. Als Vorbild für diese Speicherkonstruktion kommen nur römische horrea2167 in Frage, wie sie gelegentlich auch bei germanischen Gehöften innerhalb der Provinz Germania Inferior, allerdings meist später, verwendet wurden2168. Wie und wo der Bauer von Archsum diese Form der Getreideaufbewahrung kennenlernte, wird sich nicht ermitteln lassen, doch war seine Vorstellung und die Möglichkeit, diese umzusetzen, stark genug, selber einen solchen Speicher zu bauen. Aber er blieb „Episode“, weil sich seine Nachfahren nicht veranlasst sahen, an dieser Bauweise festzuhalten oder sie mit heimischer Bauform zu kombinieren. Immerhin macht dieses vereinzelte Beispiel deutlich, dass man auch in abgelegeneren Regionen Germaniens mit römischem Ideengut in Kontakt kam, andererseits die von den Gebieten westlich des Rheins ausgehenden Impulse auch weit entfernt noch wahr- und aufgenommen werden konnten. Dies ist auch deshalb gerade in Archsum umso erstaunlicher, weil unter den vielen Funden vom Melenknop weniger als zehn römische Scherben bekannt geworden sind2169, also von „regem Austausch“ schwerlich gesprochen werden kann. Wir haben bei der Betrachtung der Siedlungsbefunde aus der Germania Magna nur wenige Aspekte herauszugreifen versucht, um an ihnen einen Wandel zu zeigen, doch wurde vor allem das Beharren der bäuerlichen Bevölkerung an traditionellen Werten deutlich. Die Wirtschaftordnung gab die Lebensform vor, wo sich zwar Veränderungen ergeben konnten, durchgreifende Innovationen aber nur sehr wenige wirksam wurden. Während der Zeit römischer Herrschaft am Rhein glaubt man Auswirkungen auch im freien Germanien zu erkennen, festgemacht vor allem an einer Ortsbindung, die jedoch im 5. Jahrhundert wieder völlig aufgegeben wurde. Die kaiserzeitlichen Gruppensiedlungen führten daher nicht in die mittelalterlichen Dörfer, sondern man scheint nach mehreren Generationen Platzkontinuität wieder zum System der Wechselsiedlungen zurückgekehrt zu sein. Erst in der Merowingerzeit und dann endgültig mit der Christianisierung, dem Bau von Kirchen und der Bildung von Ortsfriedhöfen erreichte die ländliche Besiedlung wieder jene Stabilität und Dauerhaftigkeit, die sie während der Kaiserzeit zumindest für zwei bis drei Jahrhunderte schon erreicht hatte, dann allerdings dauerhaft.

Zu römischen horrea: G. RICKMAN, Roman Granaries and Store Buildings (Cambridge 1971). 2168 Vgl. z. B. die Befunde aus Rijswijk, Kethel-Schiedam oder Oss-Ussen (siehe oben Kap. V. A. 1). 2169 G. ULBERT in: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 338. 2167

F. Exkurs zu Ernährung und Landwirtschaft in Niedergermanien Bei der Betrachtung, wie sich dingliche und kulturelle Aspekte der frühgermanischen Welt durch Begegnung mit Kelten, dann mit Römern in der ausgehenden vorrömischen Eisen- und beginnenden Kaiserzeit veränderten, schien die Richtung einseitig: Germanien nehmend, erst nach keltischem Vorbild, dann nach römischem. In diesem Exkurs soll daher ein Beispiel mit anderer Dynamik gezeigt werden und darauf hinweisen, dass auch Germanien verändernd wirken konnte, hier auf römische Lebensweise. 1. Ernährung in Niedergermanien Essen und Trinken sind mehr als nur Befriedigung physiologischer Grundbedürfnisse der Nahrungsaufnahme. Zur Ess- und Trinkkultur entwickelt, erfüllen sie ganz wesentliche kulturelle Bedürfnisse und sind in ihrer jeweils spezifischen Zusammensetzung der einzelnen Speisen und Getränke sowie der Art der Zubereitung auch ganz bedeutende Kriterien nationaler Identität2170. „Zudem gehört die Kost unter den täglich realisierten kontinuierlichen Kulturelementen zu jenen, die als Leitformen dienen können“2171. Daher wird zu prüfen sein, ob und wie römische Nahrungsgewohnheiten mit Ankunft der Legionen am Rhein auf einheimische Ernährungs- und Anbaumethode wirkten oder umgekehrt diese auf die römischen Einfluss nehmen konnte. Änderte sich das Nahrungsangebot der eingesessenen Bevölkerung, erfolgte jetzt sowohl beim Anbau bestimmter Produkte als auch in den Anbaumethoden dort, wo es möglich war, ein „Romanisierungsprozess“ oder hatten sich die römischen Soldaten in ihrem Ernährungsverhalten auf den lokalen Markt umzustellen und damit auf einen Teil der ihnen vertrauten Esskultur zu verzichten? In der jüngeren vorrömischen Eisenzeit dominierte in den Lößgebieten der niederrheinischen Bucht der Weizenanbau mit Emmer vor Dinkel, gefolgt vom 2170 GERLACH 1986, 5. – KING 1984, 187. – U. TOLKSDORF, Nahrungsforschung. In: R. W. Brednich (Hrsg.), Grundriß der Volkskunde (Berlin 1988) 171–184. 2171 G. WIEGELMANN, Möglichkeiten ethnohistorischer Nahrungsforschung. Ethnologia Europaea 1, 1967, 185– 194, hier 187. – U. MEINERS, Volkskultur und Geschichte. Anmerkungen zur Erforschung kulturgeschichtlicher Prozesse am Beispiel der Trinkgewohnheiten. Rhein.-Westfäl. Zeitschr. Volkskde 36, 1991, 16.

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Gerstenanbau2172. Dieser überwog dagegen im nördlichen Flussgebiet mit seinen überwiegend sandigen Böden2173. Nacktweizen, Hafer und Roggen waren zwar bekannt, scheinen aber für die Ernährung in vorrömischer Zeit wenig bedeutend gewesen zu sein, wohingegen die Hirse in der eisenzeitlichen Landwirtschaft im Rheinland gut vertreten war2174. Von der aus den Anbaupflanzen zu schließenden Nahrungszusammensetzung wich traditionelles Ernährungsverhalten mediterran-römischer Truppen und Zivilisten in einigen Punkten ab. Verschiedene Arten des Weizens als Brotgetreide waren wichtigste Nahrungsgrundlage, von denen jedem Soldaten in Friedenszeiten knapp 1 kg pro Tag zustanden. Den Dinkel (triticum spelta), eine Spelzweizenart, kannten die Römer aus ihrer Heimat jedoch nicht2175; sie bevorzugten Saatweizen (triticum aestivum) und Hartweizen (triticum durum). Zuteilung von sonst als Pferdefutter verwendeter Gerste (hordeum vulgare) an Soldaten anstelle des Weizens galt sogar als Strafe2176. Wesentlich seltener scheinen Roggen, Hafer und Hirsearten verwendet worden zu sein2177. In augusteischer Zeit – große Truppenteile waren am Rhein sowie rechtsrheinisch stationiert – musste folglich ein enormer Bedarf an vertrautem Brotgetreide gedeckt werden; dazu kam wohl auch Futtergetreide für Pferde und Esel/Maultiere(?)2178. Dazu reichte aber die vorhandene Wirtschaftskraft auf einheimischer Grundlage in diesen Gebieten keineswegs aus2179, zumal die dort angebauten Getreidearten nur bedingt dem traditionellen Ernährungsverhalten der Legionäre mediterraner Herkunft entsprachen. Deshalb musste vor allem Dinkelgetreide in großem Umfang von den KNÖRZER 1984, 310. – Für Anregung und Kritik zur hier angesprochenen Problematik danke ich O. Hilbig und B. Zach von der Arbeitsgruppe Vegetationsgeschichte des Instituts für Vor- und Frühgeschichte München. 2173 GROENMAN-VAN WAATERINGE 1989, 99. 2174 KNÖRZER 1984, 310 f. – DERS., Eisenzeitliche Pflanzenfunde im Rheinland. Bonner Jahrb. 171, 1971, 40 ff. – KNÖRZER 1981, 25 ff. 2175 KÜSTER 1992, 146. 2176 POLYBIOS VI 38. – SUETON, Augustus 24. – JOHNSON 1987, 215. 2177 KNÖRZER 1984B, 152. – A. R. FURGER, Vom Essen und Trinken im römischen Augst. Arch. Schweiz 8, 1985, 170 f. – GERLACH 1986, 12 ff. – JOHNSON 1987, 215 ff. 2178 Vgl. die relativ große Zahl von Eselsknochen aus dem Dangstettener Lager. Für die niedergermanischen und Lippelager fehlt dagegen bislang jeder Nachweis: C. WILLMS, Der Hausesel nördlich der Alpen. Saalburg-Jahrb. 45, 1990, 80. 2179 W. GROENMAN-VAN WAATERINGE, Urbanisation and the North-West Frontier of the Roman Empire. In: W. S. Hanson/L. J. F. Keppie (Hrsg.), Roman Frontier Studies 1979. BAR Internat. Ser. 71 (Oxford 1980) 1037–1044. 2172

bereits befriedeten Gebieten Galliens zu den vorgeschobenen Bedarfszentren herangebracht werden. Um einen schnellen und möglichst billigen Transport zu ermöglichen, ist die Lage der Militärlager an den großen Flüssen auch unter diesem Gesichtspunkt zu bewerten, denn schließlich wird der Bedarf an Getreide für eine Legion mit rund 2000 t pro Jahr berechnet2180. Zudem wird man darauf geachtet haben, durch die Lagerung großer Vorräte eine gewisse Unabhängigkeit von lokalen wie überregionalen Zulieferern zu erhalten. Darauf deuten die großen horrea und Magazingebäude augusteischer Lager hin2181. Besonders anschaulich wird dies in Marktbreit, wo nur wenige Gebäude der Innenbebauung fertiggestellt wurden, darunter aber ein imposantes Wirtschaftsgebäude, das den Stellenwert derartiger Anlagen unterstreicht2182. Liegen botanische Untersuchungen aus den frühen Lagern vor, so handelt es sich bei den Getreidefunden wie in den Speichergebäuden „Am Wiegel“ in Haltern oder in Oberaden überwiegend um Weizen2183, der in unmittelbarer Nähe offenbar nicht oder nur wenig angebaut wurde2184. Auch zahlreiche andere Pflanzen- und Tierreste zeigen, dass nicht nur Brotgetreide, Öl, Wein, Austern und Fischsaucen über große Entfernungen herbeigebracht wurden, sondern auch „exotische“ Früchte und Gewürze wie Feigen, Oliven, Mandeln, Weintrauben, Reis, Koriander und Pfeffer die Lager an Rhein und Lippe erreichten2185. Allerdings bediente MÜLLER 1984, 67. Vgl. z. B. die horrea und Magazingebäude aus Dangstetten (FINGERLIN 1970/71, 208): 56 x 32 m. – Rödgen (SCHÖNBERGER/SIMON 1976, 24 ff.) horreum A: 47,4 x 29,5 m; horreum B: 29,5 x 33,2 m; horreum C: 35,5 x 30,5 m. – Neuß-Koenenlager (MÜLLER 1984, 59 ff). – Haltern (VON SCHNURBEIN 1979, 12 ff.; DERS. 1981, 54 ff.). – Zu einer anderen Deutung der Befunde vom Hofestatt: J.M. A. W. MOREL, Frührömische Schiffshäuser in Haltern, Hofestatt. Ausgr. u. Funde Westfalen-Lippe 5, 1987, 221 ff. Seine Deutung als Schiffshäuser unterstreicht andererseits indirekt die Bedeutung der Schifffahrt auch für die Versorgung der Lippelager. – Allgemein zu den Speicherbauten: JOHNSON 1987, 162 ff. 2182 L. WAMSER, Neue Untersuchungen im frührömischen Legionslager bei Marktbreit. Arch. Jahr Bayern 1987 (1988) 98 ff. mit Abb. 67–68. – M. PIETSCH/D. TIMPE/L. WAMSER, Ber. RGK 72, 1991, 292 ff. mit Abb. 11–13. 2183 VON SCHNURBEIN 1979, 12. – KUČAN 1981, 150. 2184 POLENZ 1985, 81 f.: vor allem Nackt- und Spelzgerste; Hafer, Roggen und Weizenarten sind nur von untergeordneter Bedeutung. – Vgl. auch LANGE 1975. 2185 KNÖRZER 1966. – DERS. 1984B, 153 f. – KUČAN 1981. – DIES. 1984, 51 ff. – VON SCHNURBEIN 1979, 53 ff. – Austerschale auch aus Friedberg: SCHÖNBERGER/SIMON 1976, 204 Nr. 235; eine Übersicht gibt G. E. THÜRY, Römische Austernfunde in der Schweiz, im rechtsrheinischen Süddeutschland und in Österreich. In: J. Schiebler/J. 2180 2181

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man sich in Oberaden durchaus auch der landwirtschaftlichen Produkte des Umlands, denn verschiedene Wildfruchtarten sind ebenso nachgewiesen wie Rispenhirse und Eicheln, die als Viehfutter Verwendung fanden. Gerade das Beispiel Oberaden zeigt eindrucksvoll, wie selbst bei Feldzügen in Feindesland mediterran-römische Nahrungsgewohnheiten beibehalten wurden und beibehalten werden konnten. Die Versorgung aus dem Umland diente dagegen allem Anschein nach vor allem als Viehfutter, weniger als Nahrung für Menschen. Unterschiedliche Nahrungsgewohnheiten zwischen den römischen Legionssoldaten und der einheimischen germanischen Bevölkerung zeigen sich auch in der Zusammensetzung der verspeisten Tiere2186. In den ältesten Lagern nördlich der Alpen, deren Besatzung in großem Umfang aus Legionären italischer Herkunft bestand2187, zeigt sich bei der Verteilung der Tierknochen ein vergleichsweise hoher Anteil an Schweineknochen. Er beträgt deutlich mehr als 50% aller Tierknochen, in Dangstetten 65% und in Nijmegen-Hunerberg 72%2188, am Lorenzberg und in Rödgen, deren Besatzung weniger klar ethnisch bestimmbar scheint2189, immerhin noch 45%. An zweiter Stelle folgen jeweils Rinderknochen, während die von Schaf/Ziege nur knapp 10% ausmachen2190. Sedlmeier/H. Spycher (Hrsg.), Festschrift H. Stampfli (Basel 1990) 285–301, bes. 286 Abb. 1. 2186 Eine Übersicht gibt KING 1984, Tab. 3 u. 4. Die Auswertung der Prozentzahlen der Tierknochen gibt zunächst nur Hinweise auf die Tierhaltung, nicht direkt auf die Fleischnahrung. Dafür ist das Knochengewicht entscheidender, was allerdings nicht in allen Publikationen angegeben ist (ein Rind liefert beispielsweise etwa zwei- bis dreimal soviel Fleisch wie ein Schwein). Man wird daher nur Tendenzen im Ernährungsverhalten erkennen können. Für zahlreiche methodische und Literaturhinweise danke ich G. Sorge M. A., Schwabmünchen. 2187 Vgl. z. B. für Haltern: B. GALSTERER, Die Graffiti auf der römischen Gefäßkeramik aus Haltern. Bodenalt. Westfalen 20 (Münster 1983). – Allgemein: M. JUNKELMANN, Die Legionen des Augustus (Mainz 1985) 92 ff. 2188 H.-P. UERPMANN, Schlachterei-Technik und Fleischversorgung im römischen Militärlager von Dangstetten. In: L. Berger (Hrsg.), Festschrift E. Schmid (Basel 1977) 261 ff. Tab. 1. – LAUWERIER 1988, 47 ff. 2189 Zum Lorenzberg: ULBERT 1965. Die Besatzung dieses Stützpunkts ist unbekannt; ein Teil des Fundmaterials zeigt oberitalische Beziehungen (ebda. 84 ff.), auch die wenigen Graffiti auf der Terra Sigillata scheinen zumindest lateinische Namen zu sein (ebda. 63 f. Taf. 10, 31–35). – Zu Rödgen: SCHÖNBERGER/SIMON 1976. Hier können die Fibelformen (eine Omegafibel, sonst Aucissafibeln) sowie Waffenfunde (Pila) auf die Anwesenheit von Legionären verweisen (so H.-G. SIMON, ebda. 53). 2190 J. BOESSNECK in: J. Werner (Hrsg.), Studien zu Abodiacum-Epfach. Epfach I. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch.

Ebenfalls noch relativ hohe Werte für Schweineknochen, die über denen von Schaf/Ziege liegen, erreichten die spätkeltischen Siedlungen in Süddeutschland (z. B. in Manching 31,8%), Österreichs (auf dem Magdalensberg 31,2%), der Schweiz und Galliens sowie die römerzeitlichen Nachfolgesiedlungen in diesen Gebieten2191. In den einheimischgermanischen und romanischen Zivilsiedlungen in Niedergermanien werden diese Zahlenwerte dagegen nicht mehr erreicht; hier dominiert eindeutig der Anteil der Rinderknochen. Dies korrespondiert mit der Tierknochenzusammensetzung im vorgelagerten Teil der Germania Magna, wo die Wertschätzung für das Vieh nicht nur Eingang in die antike schriftliche Überlieferung gefunden hat2192, sondern sich auch in der Verteilung der Tierknochenfunde widerspiegelt2193. Auch bei der fleischlichen Nahrung wird deutlich, dass landesübliche Ernährung der römischen Legionäre zumindest am Niederrhein von derjenigen der einheimischen Bevölkerung abwich. Das bevorzugte Schweinefleisch musste deshalb wohl ebenfalls aus größerer Entfernung herbeigeschafft werden. 7 (München 1964) 213 ff. Tab. 4. – K.-H. HABERMEHL, Die Tierknochenfunde des augusteischen Lagers Rödgen. Saalburg-Jahrb. 20, 1962, 46–53. 2191 J. BOESSNECK/A. VON DEN DRIESCH/U. MEYERLEMPPENAU/E. WECHSLER-VON OHLEN, Die Tierknochenfunde aus dem Oppidum von Manching. Ausgr. Manching 6 (Wiesbaden 1971). – M. HORNBERGER, Gesamtbeurteilung der Tierknochenfunde aus der Stadt auf dem Magdalensberg in Kärnten (1948–1966). Kärntner Mus. Schr. 49 (Klagenfurt 1970) 14 f. Tab. 3–5. – B. MOSER, Die Tierknochenfunde aus dem latènezeitlichen Oppidum von Altenburg-Rheinau I (Diss. München 1986) 9 ff. Tab. 1–4 (Schwein: 26,0% Anteil an Tierknochen). – H. R. STAMPFLI, Jahrb. Hist. Mus. Bern 45/46, 1965/66, 449–469. 2192 TACITUS, Germania 5, 1; zur weiteren Bedeutung des Viehs als Zahlungsmittel bzw. Gabe vgl. 12, 2; 15, 2; 18, 2; 21, 1; 25, 1. Zudem bedeutet Vieh, ahd. fihu, ursprünglich auch „Besitz, Reichtum“ (Duden. Ethymologie [Mannheim 1963] 744). 2193 REICHSTEIN 1972, Tab. 1. – M. TEICHERT, Haustierhaltung, Jagd und Fischfang in einigen germanischen Siedlungen zur La-Tène-Zeit und römischen Kaiserzeit. In: Domestikationsforschung (Budapest 1973) 263 ff. Tab. 3. – H. REICHSTEIN, Haustiere. In: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 277–284. – Reichsteins Bemerkungen, wonach die Art der Zusammensetzung einer Haustierfauna „weniger von Bedürfnissen und Neigungen der Menschen, als vielmehr [von den] jeweiligen ökogeographischen Verhältnissen in der Landschaft, die den Wohnplatz umgab“, abhängen, ist insofern zu relativieren, als sich Nahrungsgewohnheiten in prähistorischer Zeit nur nach dem richten konnten, was in der Umgebung wuchs und gedieh; an Erwerb ortsfremder Lebensmittel war sicher nur in ganz wenigen Ausnahmefällen zu denken. Daher repräsentieren die Tierknochenfunde jeweils „einheimische Küche“, die zur Abgrenzung gegenüber fremden (Eß-) Kulturen geeignet ist.

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Das Beispiel der Versorgung der römischen Truppen augusteischer Zeit speziell am Rhein und in Germanien zeigt, wie wichtig und fast selbstverständlich den Römern die Aufrechterhaltung vertrauter Ernährungsgewohnheiten war, die auch trotz Krieg und großer Entfernungen gewährleistet wurde, was offensichtlich auch ohne größere Schwierigkeiten möglich war. Die Annahme einer problemlosen Versorgung großer Truppenteile mit Lebensmitteln aus der näheren Umgebung berücksichtigt nationale Esskulturen und die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Stationierungsgebiete nicht in ausreichendem Maße2194. Mit der Einstellung der offensiv geführten Germanenkriege und der daraus folgenden Umstellung des zumindest teilweise mobil im feindlichen Raum operierenden „Feldheeres“ mit einer weitgehend fließenden „Grenzlinie“ in ein eher defensiv orientiertes „stehendes Heer“ mit festen Garnisonen, eingebunden in ein „Grenzland“2195, musste zwangsläufig eine Umstellung der Ernährungsversorgung erfolgen, um nicht langfristig von weiträumigen Getreidelieferungen abhängig zu sein2196. Wollte man dies erreichen, so war es entweder notwendig, mediterranes Ernährungsverhalten den lokalen Gegebenheiten anzupassen oder aber dort, wo es unter den gegebenen ökologischen Bedingungen möglich war, die lokale Landwirtschaft zu verändern. Letzteres bedeutete, einheimische Bauern zur Umstellung ihrer bisherigen Produktion zu bewegen und/oder in größerem Umfang landwirtschaftliche Nutzflächen im Hinterland der Garnisonsorte durch die Ansiedlung von Veteranen zu 2194 GROENMAN-VAN WAATERINGE 1989, 96 ff. hat die Probleme aufgezeigt, die Caesar bei der Unterwerfung der Belger bekam, weil hier Zentralorte, wo er sich mit Vorräten hätte eindecken können, fehlten. Vor diesem Problem standen auch die Heerführer der Germanenkriege, weil auch in Germanien oppidumartige Orte fehlten, wo u. a. Getreide in großen Mengen zentral gelagert und verkauft wurde. 2195 C. R. WITTAKER, Supplying the System: Frontiers and Beyond. In: J. C. Barrett/A. P. Fitzpatrick/L. Macinnes (Hrsg.), Barbarians and Romans in North-West-Europe. BAR Internat. Ser. 471 (Oxford 1989) 64 ff. – J. H. F. BLOEMERS, Archäologie der Römerzeit im Mündungsbereich von Schelde, Maas und Rhein. Jahrb. RGZM 34, 1987, 372. – DERS., Der Mündungsbereich von Rhein und Maas als Grenzgebiet in frührömischer Zeit. Siedlungsforschung 7, 1989, 19. 2196 Dies wird einerseits wohl wegen der hohen Kosten geboten gewesen sein, andererseits kann man darin auch eine Art „gezielter Infrastrukturhilfe“ für die jeweilige Region sehen, weil mit der Stationierung einer Legion ein Bedarfszentrum entstand, wo überschüssige Produkte verkauft werden konnten. Dadurch war es der einheimischen Bevölkerung möglich, am römischen Monetärsystem teilzunehmen; vgl. dazu z. B. die Villa von Druten unweit von Nijmegen (siehe oben Kap. V. E. 1.).

erschließen, um sie mit dem Anbau „mediterraner“ Produkte zu betrauen. Unter diesem Gesichtspunkt ist die an einen planmäßigen Landesausbau erinnernde Aufsiedlung der rheinischen Lößgebiete mit villae rusticae zu sehen2197, wobei der Zeitpunkt, als jene Aufsiedlung einsetzte, mit der Rückverlegung von im rechtsrheinischen Gebiet der Friesen stationierten Truppen unter Corbulo und der damit verbundenen endgültigen Festlegung der Grenze auf den Rheinverlauf harmoniert2198. Erst die Sicherungsmaßnahmen im Vorfeld der Invasion Britanniens, zu denen auch die Gründung der Kolonie in Köln gehören dürfte, verlangten nun auch eine größtmögliche Selbstversorgung der militärischen Einheiten aus dem unmittelbaren Hinterland2199. Die Zeit der „Offensive“ am Niederrhein war damit endgültig abgeschlossen. Das Ernährungsverhalten römischer Truppen zeigt während der älteren Kaiserzeit tatsächlich Veränderungen, wenn auch nicht in allen Bereichen gleich stark. Auf den Ländereien der villae rusticae im Hinterland von Köln wurde primär Getreide angebaut, wobei Dinkel und Saatweizen wichtigste Brotgetreide waren2200. Aber auch einheimische Betriebe auf den fruchtbaren Auelehmen in der Flussniederung des Rheinmündungsgebiets scheinen ihre Produktion auf Weizen umgestellt zu haben, womit ihr Wohlstand teilweise zu begründen wäre2201. Der traditionelle Gerstenanbau ging dagegen offensichtlich fast völlig zurück, wie einige Beispiele zeigen. Aus der Zivilsiedlung Ouddorp in Zeeland sind zwei Getreideproben untersucht worden. Die etwa in das Jahr 80 n. Chr. datierte ältere Probe enthielt 17.300 Gerstenkörner bei je drei Weizen- und Dinkelkörnern, eine zweite GAITZSCH 1986. – M. GECHTER/J. KUNOW, Zur ländlichen Besiedlung des Rheinlands in römischer Zeit. Bonner Jahrb. 186, 1986, 377–396. 2198 Zu einem vereinzelten früheren Einsetzen der Villenbesiedlung im Lößgebiet siehe W. GAITZSCH, Arch. Korrbl. 18, 1988, 378, mit den Fundstellen Ha 412 (Villa) und Ha 230 (Gräberfeld). 2199 WILLEMS 1984, 239 ff. 2200 KNÖRZER 1984A, 500 ff. – DERS. 1989, 263. – Auch in Bayern blieb Dinkel bevorzugte Anbaufrucht: KÜSTER 1992, 147. Küster schließt daraus auf Kontinuität in der ländlichen Bevölkerung von der Eisen- zur Römerzeit. Auf das Rheinland übertragen müsste dies bedeuten, dass auch in den Villen überwiegend einheimische Bevölkerung lebte, weniger niedergelassene Veteranen. Dagegen können jedoch fehlende Ortskontinuitäten bzw. Holzbauphasen bei vielen Villen im Kölner Hinterland sprechen, die häufig um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. gleich mit einer Steinbauphase beginnen. Es wäre zu überlegen, ob Dinkel den klimatischen Bedingungen besser angepasst und damit sichere Erträge garantieren konnte als mediterrane Weizenformen. 2201 GROENMAN-VAN WAATERINGE 1989, 100. 2197

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Probe aus der Zeit um 200 n. Chr. dagegen nur noch drei Gerstenkörner bei 1.600 Weizenkörnern2202. Dass derartige Veränderungen der Hauptanbaufrüchte nicht auf den Niederrhein begrenzt waren, zeigt das Beispiel einer Villa aus Bondorf, Kr. Böblingen2203. Aus dieser Villa wurden drei Proben geborgen, deren älteste einer spätlatènezeitlichen Vorgängersiedlung entstammt. Diese enthielt zu 35,5% Roggen und zu 44% diverse Weizenarten. Die erste römische Probe aus der Zeit um 90 n. Chr. brachte nur noch wenige Roggenkörner, und in der zweiten römischen Phase (150–260 n. Chr.) war Roggen nur noch mit 0,1% belegt, während Weizen jetzt einen Anteil von 95,5% ausmachte. Auch die Pflanzenfunde aus der römischen Kolonie von Xanten (Colonia Ulpia Traiana) zeigen, dass Weizen mit 23:10:1 vor Gerste und Hafer lag2204. Aufschlussreich ist dabei die Veränderung im Laufe der Besiedlung, weil in der einheimischen Vorgängersiedlung (1. Jahrhundert n. Chr.) Gerste und Weizen noch annähernd gleich vertreten sind, in der Colonia des 2. und 3. Jahrhunderts jedoch Weizen eindeutig dominiert. Diese Beispiele können zeigen, wie während der römischen Kaiserzeit Weizen anstelle der in der Eisenzeit häufig belegten Gerste angebaut wurde, was mit der Bevorzugung des Brotgetreides im traditionellen Ernährungsverhalten römischer Truppen und Zivilbevölkerung ursprünglich zusammenhängen dürfte. Dennoch reichte diese Umstellung heimischer Landwirtschaft und großflächige Villenaufsiedlung auf guten (Löß-)Böden nicht aus, um die große Zahl der Truppen am Rhein dauerhaft mit Brotgetreide zu versorgen. Dies belegen einige Befunde. Um den großen Bedarf befriedigen zu können, waren selbst in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. Getreideimporte in die Lager am Niederrhein notwendig. Ein bei Woerden im Oude Rijn gesunkenes Schiff war mit Weizen beladen2205, der auf Grund der Unkräuterzusammensetzung nur auf Löß- oder Kalkböden gewachsen sein kann2206. Schließlich hat W. Groenman-van Waateringe zwei Befunde aus dem freien Germanien so gedeutet, dass dort Weizen speziell für den Verkauf an die römischen Truppen angebaut wurde. Die Pollendiagramme germanischer Siedlungen VAN ZEIST 1968, 124 ff.; Referat bei GROENMAN-VAN WAATERINGE 1989, 101. 2203 U. KÖRBER-GROHNE/U. PIENING, Verkohlte Nutzund Wildpflanzenreste aus Bondorf, Kreis Böblingen. Fundber. Baden-Württemberg 4, 1979, 152–169; Referat bei GROENMAN-VAN WAATERINGE 1989, 100. 2204 K.-H. KNÖRZER, Römerzeitliche Pflanzenfunde aus Xanten. Archaeo-Physika 11 (Köln 1981) 134. 2205 HAALEBOS 1986, 170 ff. 2206 HAALEBOS 1986, 172 mit Anm. 5. – GROENMAN-VAN WAATERINGE 1989, 99 mit Anm. 2. 2202

im Assendelver Polder und aus Wijster zeigen Weizen an, doch wurden in den Siedlungen trotz guter Überlieferungsbedingungen keine Weizenkörner, jedoch Gerste und andere Getreidearten gefunden2207. Fassen wir diese Beobachtungen bezüglich der Ernährung mit Getreide zusammen, so muss man davon ausgehen, dass der italisch-mediterrane Bevölkerungsanteil an der vertrauten Ernährung mit Weizen als Brotgetreide festhielt, allerdings zu einem Großteil auf den im Mittelmeergebiet nicht bekannten, einheimischen Dinkel zurückgriff. Doch war die Versorgung der Soldaten in ihren Lagern und den zugehörigen Zivilsiedlungen am Rhein zumindest im nordwestlichen Niedergermanien über lange Zeit hinweg aus dem unmittelbaren Umland nicht möglich, und man blieb selbst im 2./3. Jahrhundert n. Chr. auf zusätzliche Getreidelieferungen angewiesen. Obwohl man die fruchtbaren Böden durch villae rusticae intensiv nutzte und dort primär Getreide anbaute, reichte dies offenbar nicht aus. Wollte die einheimische Bevölkerung am Wohlstand der Provinz teilhaben, so bot sich eine Spezialisierung an: auf schweren Böden Anbau von Weizen, auf sandigen Böden Gerstenanbau und Viehhaltung. Die Folgen dieser Intensivierung zeichnen sich allerdings schon im 3. Jahrhundert n. Chr. mit der Erschöpfung vieler Böden und dem Wiederanstieg der Waldkurve ab. Durch Erosion, zusätzlich Transgression des Meeresspiegels und Rückgang der Erträge kam es im späten 3. Jahrhundert n. Chr. zu einer Landwirtschaftskrise, die zu einem deutlichen Rückgang der ländlichen Besiedlung gerade auf schwächeren Sand- oder Grenzertragsböden führte2208. Eine andere Entwicklung zeigt sich dagegen in der Ernährung mit Frischfleisch. Unterschied sich das Nahrungsverhalten der frühesten Römer am Rhein mit der Bevorzugung von Schweinefleisch von den GROENMAN-VAN WAATERINGE 1989, 100. – Zum Assendelver Polder: DERS./J. P. PALS, The Assendelver Polders Projekt: integrated ecological Research. In: M. K. Jones (Hrsg.), Integrating the Subsistence Economy. BAR Internat. Ser. 181 (Oxford 1983) 144 f. – Zu Wijster: H. VAN ZEIST, A palaeobotanical study of the Wijster Settlement. In: VAN ES 1967, 571. – VAN ZEIST 1968, 128 f. 2208 W. GROENMAN-VAN WAATERINGE, Die verhängnisvolle Auswirkung der römischen Herrschaft auf die Wirtschaft an den Grenzen des Rheins. Offa 37, 1980, 366–371. – DERS., The disastrous Effect of the Roman Occupation. In: R. W. Brandt/J. Slofstra (Hrsg.), Roman and Native in the Low Countries: Spheres of Interaction. BAR Internat. Ser. 184 (Oxford 1983) 147–157. – Siehe zu dieser Problematik auch H.-P. KUHNEN, Die Krise des 3. Jahrhunderts in Südwestdeutschland: Not, Gewalt und Hoffnung. In: Ders. (Hrsg.), Gestürmt–Geräumt–Vergessen? Der Limesfall und das Ende der Römerherrschaft in Südwestdeutschland (Stuttgart 1992) 31 ff.; 71 ff. 2207

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Ernährungsgewohnheiten der einheimischen germanischen Bevölkerung, so ist schon im Laufe des 1. Jahrhunderts n. Chr. eine „Germanisierung“ der römischen Fleischernährung zu beobachten, wobei sich deutliche Unterschiede zwischen Legions- und Auxiliarlagern, aber auch Militärvici, Coloniae und einheimischen Siedlungen abzeichnen. Einige Beispiele können dies verdeutlichen2209: Das jüngere Legionslager von Nijmegen (flavisch bis etwa Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr.) weist eine Zusammensetzung von 53,1%, Rinderknochen, 10,1% Schaf/Ziege und 25,4% Schweineknochen auf (n = 2497)2210. Der Anteil der Schweineknochen ist von 72% im augusteischen Lager auf nunmehr 25% zurückgegangen, während gleichzeitig der Anteil der Rinderknochen von 18,3% auf 53% angestiegen ist. Dieses Verhalten lässt sich wohl so interpretieren, dass man nach der eigentlichen Okkupationszeit zunehmend bemüht war, den Fleischbedarf aus dem unmittelbaren Umland zu decken. Dies bedingte eine stärkere Verwendung des Rindfleischs, weil Schweinezucht in Niedergermanien nicht in dem Maße erfolgte, dass die Sicherstellung traditionellen mediterranen Ernährungsverhaltens aufrechterhalten werden konnte. Die Nahrungsgewohnheiten in Italien änderten sich dagegen während der Kaiserzeit nicht. Nach wie vor war in den mediterranen Siedlungen der Schweineknochenanteil sehr hoch, während Rindfleisch nach der Zahl der Knochen geringer vertreten blieb2211. Anders zeigt sich dagegen die Zusammensetzung der Tierknochen aus der Colonia Ulpia Traiana bei Xanten2212. Hier beträgt der Anteil der Rinderknochen 80%, gefolgt von knapp 13% Schweineknochen und nur 4% Schaf/Ziege; der Anteil von Wildtieren liegt bei nur 3% Prozent. Im Vergleich zum benachbarten Legionslager von Nijmegen dominiert in Xanten einheimisches Nahrungsverhalten, was damit zu begründen sein dürfte, dass der Anteil nichtrömischer oder nichtmediterraner Bevölkerung in der Kolonie

nicht gering gewesen sein wird2213. Der Zahlenwert der Schweineknochen liegt dennoch über dem germanischer Siedlungen und könnte entweder auf einen Anteil Römer unter der Bevölkerung verweisen oder aber anzeigen, dass zumindest teilweise „römische Küche“ adaptiert wurde. Ähnlich wie in der Xantener Kolonie setzen sich die Tierknochen in den niedergermanischen Auxiliarlagern zusammen. Der Anteil der Rinderknochen überwiegt (Dormagen 72%, Gellep 71,2%, Moers-Asberg 81,8%, Zwammerdam 86,7%), doch liegt der Anteil der Schweinknochen fast stets über dem von Schaf und Ziege (Dormagen 15,3 zu 10,4% ‚ Gellep 12 zu 10,1%, Moers-Asberg 14,2 zu 4%, Zwammerdam 9,0 zu 4,4%). Diese Zusammensetzung deutet einen Romanisierungsgrad zumindest der Ernährung an, der in den von römischen Offizieren befehligten Auxiliarverbänden ungleich höher gewesen zu sein scheint als bei den Bewohnern des „flachen Landes“. Betrachtet man abschließend das Ernährungsverhalten der einheimischen Bevölkerung‚ so zeigen sich Veränderungen zu unterschiedlich stark romanisierten Siedlungen, aber auch innerhalb der Landgüter, was auf unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten oder ungleiche Adaption römischer Speisekultur, in seltenen Fällen vielleicht auch auf ethnische Herkunft2214 schließen lässt. Genannt sei das Beispiel einer spätrömischen villa rustica bei Froitzheim2215: Hier betrug der Rinderknochenanteil 55%, doch waren mit 21,7% Schweineknochen Werte ähnlich denen aus römischen Militäranlagen oder Zivilsiedlungen erreicht; Schaf/Ziege waren nur mit 9,8% vertreten. Im Vergleich zu anderen ländlichen Siedlungen in Niedergermanien ist dies ein relativ niedriger Wert. In der einheimischen Villa von Druten betrug der Anteil der Schaf-/Ziegeknochen 17%, der vom Schwein 13%2216; im cananefatischen Gehöft von Rijswijk lag der Rinderknochenanteil im 2. Jahrhundert CH. B. RÜGER, Germania Inferior. Bonner Jahrb. Beih. 30 (Köln/Graz 1968) 85 ff. – VON PETRIKOVITS 1978, 112 ff. – J. H. F. BLOEMERS, Lower Germany: plura consilio quam vi. Proto-urban Settlement Developments and the Integration of native Society. In: Th. Blagg/M. Millett (Hrsg.), The early Roman Empire in the West (Oxford 1990) 72–86, wo er von keinem großen Anteil einheimischer Bevölkerung in den Siedlungen am Rhein ausgeht. 2214 Vgl. aber den Befund einer „geschlossenen“ Abfallgrube aus der villa suburbana von Friedberg bei Augsburg, der auf einen Italiker als Besitzer schließen lässt: G. SORGE, Die römische Besiedlung im Umland der Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum-Augsburg. In: BAUERN 1992, 69. 2215 Zu Froitzheim: G. MENNERICH, Römerzeitliche Tierknochen aus drei Fundorten des Niederrheingebietes (Diss. München 1968) 4 Tab. 1. 2216 LAUWERIER 1988, 95 ff. Tab. 37 (Phase Druten II = erste Villenbauphase). Zu Druten sieh oben Kap. V. E. 1. 2213

Eine Übersicht gibt KING 1984, Tab. 3 u. 4. – Zum methodischen Vorgehen: H.-P. UERPMANN, Tierknochenfunde und Wirtschaftsarchäologie. Eine kritische Studie der Methoden der Osteo-Archäologie. Arch. Inf. 1, 1972, 9–25. 2210 LAUWERIER 1988, 53 ff. Tab. 11. 2211 KING 1984, Tab. 4 C. 2212 K. WALDMANN, Die Knochenfunde aus der CUT, einer römischen Stadt bei Xanten am Niederrhein. Bonner Jahrb. Beih. 24 (Köln/Graz 1967). – KING 1984, Tab. 4 A. – GERLACH 1986, 19 ff. mit Abb. 12. Etwas andere Werte ergeben die Tierknochen aus dem Bereich der „Herberge“ am kleinen Hafentor: Rind 85,1%, Schaf/Ziege 3,4%, Schwein 6,0%. – J. PETERS, Viehhaltung und Jagd im Umfeld der Colonia Ulpia Traiana (Xanten, Niederrhein). Xantener Ber. 5 (Köln 1994) 159–175. Durch Vermittlung von G. Sorge konnte ich das Manuskript vor der Drucklegung einsehen, wofür ich J. Peters herzlich danke. 2209

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n. Chr. (Bauphasen 2 b–c) bei 68,7%, im 3. Jahrhundert n. Chr. (Bauphase 3 a–b) sogar bei 84%. Schweineknochen machen dagegen nur 6,3 bzw. 4,8 % aus und damit deutlich weniger als die Schaf-/Ziegenknochen mit knapp 25% im 2. Jahrhundert und 11,2% im 3. Jahrhundert n. Chr.2217. Ähnlich zeigt sich die Zusammensetzung der Tierknochen aus der einheimischen Ansiedlung von Vlaardingen (1. bis 3. Jahrhundert n. Chr.): 73% Rind, 23% Schaf/Ziege, 4,1% Schwein. Damit entsprach das Ernährungsverhalten der Germanen jener einheimischen ländlichen Siedlungen innerhalb des Römischen Reichs recht genau dem der nördlich benachbarten „freien“ Germanen, wie die friesische Siedlung von Velsen belegt. Der Anteil der Rinderknochen betrug 66,3%, der von Schaf und Ziege 33,1%, und nur 4,1% fielen auf Schweineknochen2218. Auf der Feddersen Wierde verteilten sich die Tierknochen mit 50,4% Rind, 24,7% Schaf, 13,3% Pferd und 11,6% Schwein zumindest in der Rangfolge ähnlich, wenn auch das Rind in nicht so deutlichem Maße wie in den vorangegangenen Beispielen dominiert2219. 2. Landwirtschaft In den römischen Provinzen war man bemüht, wenn möglich die Landwirtschaft nach mediterranitalischem Vorbild zu betreiben. Die Villen auf den fruchtbaren (Löß-)Böden Niedergermaniens geben davon Zeugnis. Dennoch wird man sich fragen müssen, inwieweit römischer Einfluss in der Landwirtschaft auf die einheimischen Germanen innerhalb der Provinzen wirken, aber auch in die Germania Magna ausstrahlen konnte2220. Einige Aspekte zur Landwirtschaft sollen daher mit Blick auf Romanisierungsanzeichen betrachtet werden. Dabei überrascht zunächst, dass mit römischer Inbesitznahme Nordwesteuropas einschließlich Britanniens in der Landwirtschaft kein „Innovationsschub“ zu beobachten ist, sondern die ältere und mittlere Kaiserzeit im Agrarwesen als Zeit der Stagnation gesehen werden A. T. CLASON, Animal Husbandry and Hunting at Rijswijk (Z. H). In: BLOEMERS 1978, 424–437. Zu Rijswijk siehe auch oben Kap. V. E. 1. 2218 KING 1984, 207 Tab. 4 A. 2219 REICHSTEIN 1972, 144 ff. – DERS., Die Fauna des germanischen Dorfes Feddersen Wierde. Feddersen Wierde IV (Stuttgart 1991). Vgl. dazu auch die Tierknochen aus der Archsumburg, die als Schlacht- und Nahrungsabfall gedeutet werden (n = 172 bestimmbar). Hier überwog das Rind (knapp 50%) vor Schaf/Ziege (32%) und Pferd (17%), während vom Schwein nur ein Knochen gefunden wurde: H. REICHSTEIN in: HARCK 1990, 278–281. 2220 LANGE 1975, 169. 2217

kann2221. Dagegen war die vorrömische Eisenzeit auf dem Kontinent und im insularen Westen offenbar eine Zeit, in der landwirtschaftliche Geräte verbessert wurden. Dieser hohe Standard blieb in römischer Zeit weitgehend unverändert und wurde nur um wenige Varianten bereichert. Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen. Der Streichbrettpflug, der die Scholle zumindest kippte, ist bereits für das 3. vorchristliche Jahrhundert im niederländischen und für die Zeit um Christi Geburt im norddeutschen Nordseeküstenbereich belegt, aus Dänemark und Schweden dagegen erst aus dem frühen Mittelalter2222. Allerdings löste er den Ard keineswegs ab, sondern wurde neben diesem altertümlichen Gerät vor allem auf schwereren Böden verwendet. Auch der schollenwendende Räderpflug plaumoratum soll bei den Rätern bekannt gewesen sein2223, und der schwere belgische carruca-Pflug war bereits erfunden2224. Diese schweren Pflugarten erwiesen sich auf den schweren Böden Nordwesteuropas gegenüber dem im mediterranen Bereich meist verwendeten Ard, der den Boden nur auflockerte, die Scholle aber nicht wendete, als vorteilhafter2225. Die zugehörigen eisernen Pflugscharen, schlank tüllen-, pfeil- oder spatenförmig, waren ebenfalls bereits in der spätlatènezeitlichen Oppidakultur ausgeprägt und wurden in der Kaiserzeit weiterbenutzt2226. Neben den Pflug- waren auch die Erntetechniken hoch entwickelt, was u. a. die gallische Mähmaschine vallus belegt2227. Funde von Sensen sind aus spätlatènezeitlichen Zusammenhängen bekannt2228‚ für die norddeutsche JONES 1981, 119. – DERS. 1982, 101. W. H. ZIMMERMANN, Gerät. In: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 256 mit Tab. 4. – R. M. VAN HEERINGEN, The Iron Age in the Western Netherlands V: Synthesis. Ber. ROB 39, 1989 (1992) 235 f. mit Anm. 210. – E. GRINGMUTH-DALLMER, Frühgeschichtliche Pflugspuren in Mitteleuropa. Zeitschr. Arch. 17, 1983, 205 ff. 2223 PLINIUS, nat. hist. 18, 172 f. Siehe dazu auch den Kommentar von H. DITTEN in: Griechische und Lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas. Schr. u. Quellen zur Alten Welt 37, 1 (Berlin 1988) 578. 2224 A. ROGGISCH, Zur Geschichte des Räderpflugs in der römisch-germanischen Kontaktzone im Spiegel der lateinisch-sprachigen Schriftquellen. Klio 71, 1989, 159 ff. – HAVERSATH 1984, 79. 2225 STEENSBERG 1980, 58. 2226 STEENSBERG 1980, 67. – JACOBI 1974, 67 ff. – GUŠTIN 1991, 60 f. 2227 PLINIUS, nat. hist. 18, 296. – PALLADIUS 7, 2. – J. MERTENS, Eine antike Mähmaschine. Zeitschr. Agrargesch. u. Agrarsoziologie 7, 1959, 1 ff. – H. CÜPPERS, Mähmaschinen im Lande der Treverer. In: Die Römer an Mosel und Saar (Mainz 1983) 193 f. 2228 JACOBI 1974, 76 ff. – J. NOTHDURFTER, Die Eisenfunde von Sanzeno im Nonsberg. Röm.-Germ. Forsch. 38 (Mainz 1979) 45 ff. – GUŠTIN 1991, 62. 2221 2222

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Tiefebene allerdings erst für die ältere Kaiserzeit belegt, wobei fehlende Gerätehortfunde im Küstenbereich hier das Fundbild verzerren könnten2229. Mit der Hand gedrehte Mahlsteine – seit der Frühlatènezeit vereinzelt im keltischen Gebiet bekannt2230 – hatten in spätkeltischer Zeit die traditionellen trogförmigen Mahlsteine abgelöst2231. In die norddeutsche Tiefebene gelangte die Drehmühle erst mit Beginn der römischen Kaiserzeit und dann regional auch nur sehr unterschiedlich. Das für die Herstellung verwendete Material war heimisches Felsgestein oder aber aus Mayen importierte Basaltlava2232. Auch hier handelt es sich nicht um eine römische Innovation, weil die Form schon in keltischer Zeit bekannt war und in römischer Zeit nur durch kleinere technische Verbesserungen optimiert wurde2233. Düngen mittels Mergelauftrag ist von den Ubiern literarisch belegt und als Besonderheit empfunden worden2234. Aus der Germania Magna konnte dies auch archäologisch nachgewiesen werden und scheint daher nicht so einzigartig gewesen zu sein, wie Plinius vermutete2235. Für die Plaggendüngung gibt es aus vorrömischer Zeit bislang nur einen Nachweis aus Archsum, während sonst kaiserzeitliche Befunde nur aus der römischen Provinz bekannt sind2236. Schließlich gibt es wenige Hinweise, die andeuten können, dass bereits Kelten Obst kultivierten, weil es W. H. ZIMMERMANN, Ernte. In: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 258; 253 Abb. 90, 1 (Flögeln, 2. Jahrhundert). 2230 M. CIŽMAŘ, Zwei frühlatènezeitliche Drehmahlsteine 2229

aus Mähren. Acta Mus. Moraviae. Časopis Moravského Muz. 75, 1990, 53 ff. 2231 J. WALDHAUSER, Keltische Drehmühlen in Böhmen. Památky Arch. 72, 1981, 153 ff. – Zur Drehmühlenherstellung in der Steinsburg: G. NEUMANN, Wiss. Ann. 2, 1953, 706. – R. SPEHR, Zum wirtschaftlichen Leben und sozialökonomischen Gefüge im Steinsburg-Oppidum. In: K.-H. Otto/H.-J. Brachmann (Hrsg.), Moderne Probleme der Archäologie (Berlin 1975) 141–175. – JOACHIM 1985, 359 ff. 2232 O. M. HAARSEMA, Geimporteer de basaltlava maalstenen uit de Romeinse tijd ult Groninger wierden. Varia Bio-Arch. 31, 1967, 139 ff. – W. HAARNAGEL, Güterproduktion. In: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 289 f. 2233 Rillung der Oberfläche, oberseitiger Randwulst auf dem Läufer, Loch für den Handgriff senkrecht von oben eingebracht: JOACHIM 1985, 364 Abb. 7–8. 2234 PLINIUS, nat. hist. 17, 47. – VARRO, rerum rusticarum libri tres I 7, 8. 2235 A. BANTELMANN, Offa 16, 1957/58, 58 ff. – W. H. ZIMMERMANN, Düngung. In: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 257 f. 2236 H. KROLL, Vorgeschichtliche Plaggenböden auf den nordfriesischen Inseln. In: BECK U. A. 1980, 27. – A. STEEGER, Auf den Spuren frühgeschichtlichen Ackerbaus in Gellep. Die Heimat 18, 1939, 224 ff.

für Süßkirsche und Pflaume schon spätlatènezeitliche Befunde gibt2237. Noch ein letztes Beispiel mag zeigen, wie fortschrittlich die Agrartechnik der späten vorrömischen Eisenzeit gewesen ist. Für Britannien gibt es Anzeichen, dass bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. eine Umstellung vom reinen Sommergetreideanbau auf Winter- und Sommeranbau mit einer Zeit der Brache erfolgte2238. Auch aus Bayern liegen inzwischen Hinweise für einen ähnlichen Fruchtwechsel vor, weil Dinkel als Winterund Gerste als Sommergetreide auf den gleichen Feldern angebaut wurden2239. Dies würde auf eine Form der erst für das Mittelalter überlieferten Dreifelderwirtschaft bereits in der Eisenzeit hindeuten, wie sie allerdings auch den antiken Autoren bereits für „schwache Äcker“ bekannt war2240. Dennoch wandte man in Italien und Gallien wohl überwiegend die Zweifelderwirtschaft mit zweijährigem Fruchtwechsel (alternis frugibus) an2241. Gegenüber dem hohen Standard, den die Landwirtschaft in der jüngeren vorrömischen Eisenzeit vor allem bei den Kelten bereits hatte und von dem – mit zeitlicher Verzögerung – auch die Gebiete nördlich der keltischen Welt profitierten, sind die Innovationen, die mit den Römern in die nordwestlichen Provinzen kamen, vergleichsweise gering. Diese wirkten sich zudem eher auf verarbeitungstechnischem und organisatorischem Gebiet aus als auf agrartechnischem. So brachten die Römer die Kenntnis mechanisierter Mühlen sowie deutlich verbesserter Speicherbautypen (horrea) in die Provinzen2242. Durch ein gut funktionierendes Fernhandelssystem kamen „exotische“ Nahrungsmittel aus allen Teilen des Reichs auch an den Rhein, hier allerdings vornehmlich in die mediterran-römisch geprägten Zentren wie Legionslager oder vici2243, während sie für die

WILLERDING 1980, 142. S. APPLEBAUM, Peasant Economy and Types of Agriculture. In: A. C. Thomas (Hrsg.), Rural Settlement in Britain. CBA Research Rep. 7, 1965, 99. 2239 KÜSTER 1992, 144. – KNÖRZER 1984, 310. 2240 PLINIUS, nat. hist. 18, 52. – VARRO I 44: Brache, Getreide, leichtere Frucht. – VERGIL, Georg. I 71 ff. – PLINIUS, nat. hist. 18, 50: Hülsenfrucht, Weizen, Brache. 2241 G. SCHRÖDER-LEMBKE, Römische Dreifelderwirtschaft? Zeitschr. Agrargesch. u. Agrarsoziologie 11, 1963, 26 f. – HAVERSATH 1984, 81. 2242 JONES 1981, 118 mit Abb. 6, 4. – B. BÖTTGER, Die Landwirtschaft. In: Die Römer an Rhein und Donau. Veröff. Zentralinst. Alte Gesch. u. Arch. Akad. Wiss. DDR 3 (Berlin 31985) 161 f. – F. KRETSCHMER, Bilddokumente römischer Technik (Düsseldorf 51983) 20 f. 2243 KNÖRZER 1966, 433 ff. – KUČAN 1981, 150 ff. – DIES. 1984, 55 ff. – U. KÖRBER-GROHNE U. A., Flora und Fauna im Ostkastell von Welzheim. Forsch. u. Ber. Vor- u. 2237 2238

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einheimische Bevölkerung auf dem Land Exotica blieben2244. Die Obstkultur wurde von den Römern in ganz erheblichem Umfang gefördert und intensiviert2245 und gehörte zusammen mit Gemüse- und Kräutergärten zur üblichen Ausstattung einer römischen villa rustica2246. Dabei wurden auch neue Pflanzen aus dem mediterranen Raum eingeführt und in Niedergermanien heimisch. Dazu zählen der Walnuss- und der Pfirsichbaum sowie Gewürze wie Dill, Koriander, Petersilie, Sellerie, Fenchel und Bohnenkraut2247. Aber auch einige immergrüne Nadelgehölze wurden, u. a. als Windschutz für Brunnen oder mit Bezug zu Bestattungsplätzen, aus dem Süden importiert und auf Villen im Kölner Hinterland angepflanzt, so die Fichte und der Buchsbaum2248. Gerade die Anpflanzung dieser ortsfremden Pflanzen, denen kein direkter landwirtschaftlicher Nutzen zuzuschreiben ist, könnte einen Hinweis auf die mediterrane Herkunft der jeweiligen Villenbesitzer geben, denen diese Pflanzen aus der Heimat vertraut waren. Besonders deutlich werden diese Bezüge, wenn man mit dem Buchsbaum zur Villa gehörende kleine Gräberbezirke einhegte2249. Mit der Eingliederung des Rheinlands in das Römische Reich fällt die Veränderung der Flurformen zeitlich zusammen, auch wenn H.-J. Küster überlegt, ob zumindest im süddeutschen Raum die ersten Langstreifenfluren aus Wölb- und Hochäckern bereits in der Eisenzeit entstanden sein könnten2250. Für das Flussmündungsgebiet kann dieser Wechsel der Flurform erst in römischer Zeit beobachtet werden, und von hier wirkte er offenbar auch in das Küstengebiet des freien Germaniens, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung. Die seit der älteren vorrömischen Eisenzeit bekannten quadratischen oder breitrechteckigen Kammerfluren der celtic fields scheinen im Verlauf der älteren römischen Kaiserzeit aufgegeben worden und durch langschmale Parzellen von etwa 50 m Frühgesch. Baden-Württemberg 14 (Stuttgart 1983) 50 f. Tab. 7. – KÜSTER 1992, 145 f. 2244 JONES 1982, 103. – DERS., „Becoming different without knowing it“. The Role and Deve of vici. In: BLAGG/KING 1984, 75 ff. 2245 WILLERDING 1980, 144. 2246 KNÖRZER 1984A, 492 Abb. 4; 494. – J.-P. FRAHM U. A., Die Umwelt eines römischen Brunnens erschlossen durch archäologische und naturwissenschaftliche Analysen eines Brunnensediments. Bonner Jahrb. 187, 1987, 505 ff., bes. 517. – KNÖRZER 1989, 276 f. – KNÖRZER/MEURERSBALKE 1990, 242 ff. 2247 KNÖRZER 1989, 275. – KÜSTER 1992, 146 ff. mit Übersichtstab. S. 150 f. 2248 KNÖRZER 1989, 273 f. – KNÖRZER/MEURERS-BALKE 1990, 246. 2249 KNÖRZER 1989, 274. 2250 KÜSTER 1992, 144.

Breite und bis etwa 300 m Länge abgelöst worden zu sein2251, ein Vorgang, der im Zusammenhang mit der Einführung des Wendepflugs zu sehen ist und vielleicht auch die Entstehung ortsgebundener Dörfer förderte. Auch lassen sich Parzellierungen mit Zaunoder Gräbchenbegrenzungen nachweisen, die sich bestimmten Hofplätzen zuordnen lassen2252. Neue Tierformen führten die Römer in die Provinzen ein, wie deutlich höhere Widerristhöhen für Rinder, Pferde und Schweine als in der vorangegangenen Latènezeit zeigen, obwohl daneben auch weiterhin die lokalen, kleinwüchsigen Tiere gehalten wurden2253. In die Germania Magna gelangten diese großwüchsigen Tiere nur vereinzelt, und bezeichnenderweise stammen einige dieser „Fremdtiere“ aus dem Opfermoor von Oberdorla2254. Die einheimischen germanischen Viehrassen wurden dadurch letztlich nicht verändert, und auch innerhalb der Provinzen konnte der hohe Standard römischer Tierzucht nicht gehalten werden, denn in der nachfolgenden Völkerwanderungs- wie Merowingerzeit fiel die Widerristhöhe der Tiere wieder etwa auf die der vorrömischen Zeit zurück2255. Abschließend soll noch auf ein ganz anderes Beispiel hingewiesen werden, welches zeigen kann, dass es nicht nur keltische und römische Innovationen in der Landwirtschaft gab, sondern auch Hinweise auf eine „Germanisierung“. Aus dem osteuropäischen Festland drang der Roggenanbau während der römischen Kaiserzeit allmählich nach Westen vor und erreichte auch die römischen Provinzen2256. Dies bedingte nach der Veränderung in der Frischfleischernährung schon während der älteren Kaiserzeit nun auch einen Wechsel beim Brotgetreide in der Spätantike. Vielleicht wird hier eine Barbarisierung der Nahrung sichtbar, die im Zusammenhang mit den Veränderungen des römischen Militärwesens in jener Zeit gesehen werden kann, als die nicht-römische Komponente Überhand gewonnen hatte. Auch aus dem Bereich Ernährung und Landwirtschaft konnten nur einige Beispiele ausgewählt werden. Man 2251 MÜLLER-WILLE 1979, 213 ff.; 226. – HAVERSATH 1984, 54 ff. – W. H. ZIMMERMANN, Flurformen. In: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 246 ff. 2252 MÜLLER-WILLE 1979, 226. – W. H. ZIMMERMANN in: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 248 f. – Vgl. dazu die Flurgräbchen bei den römischen Villen HA 230 u. HA 59: W. GAITZSCH, Arch. Korrbl. 18, 1988, 378 ff.; Abb. 5 und 6 b. 2253 A. VON DEN DRIESCH/J. PETERS/M. STORK, 7000 Jahre Nutztierhaltung in Bayern. In: BAUERN 1992, 164 ff. – N. BENECKE, Ethn.-Arch. Zeitschr. 27, 1986, 257–269. 2254 TEICHERT 1984. – DERS. 1990. 2255 TEICHERT 1990, 282. – H. R. STAMPFLI/G. E. THÜRY, In: H.-M. von Kaenel/M. Pfanner (Hrsg.). Tschugg – Römischer Gutshof, Grabung 1977 (Bern 1980) 99 f.; 102 ff. 2256 WILLERDING 1980, 132. – KNÖRZER 1984, 310.

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wird jedoch nicht übersehen, wie gering diejenigen Anregungen waren, die mit der Ankunft der Römer nach Germanien wirkten. Die germanische Welt zeigte sich kaum verändert; wichtige technische Innovationen waren bereits der spätkeltischen Welt zu verdanken und gelangten zumindest teilweise auch nach Germanien; Neuerungen, die man den Römern zuschreiben kann, blieben rar. Wenn die Folgerungen, die aus der Zusammensetzung der Tierknochen und teilweise der Getreidereste gezogen wurden, richtig sind, dann muss man sogar für die Legionen eine „Germanisierung“ traditioneller italischer Ernährung annehmen.

Deutlich wird, dass lokale und regionale Umweltbedingungen einerseits sowie Festhalten am Bewährten andererseits die Menschen Germaniens so sehr prägten, dass die Vorbilder, welche die mediterrane Welt mit Wirtschaftsweise, Bauformen, neuen Pflanzen und Tieren auch in ihre nordwestlichste Provinz brachte, nur in bescheidenem Umfang auf die einheimische Bevölkerung innerhalb der Provinz anregend wirkten und auf der rechten Rheinseite sogar fast ohne jeden Widerhall blieben.

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VI.

„Germanien an der Zeitenwende“ Zusammenfassende Überlegungen

„Germanien an der Zeitenwende“ - auch eine „Zeit der Wende“ für Germanien? Um sich dieser Frage nähern zu können, wurde zunächst das archäologische Fundmaterial mit Hilfe ausgewählter Gräberfelder oder Grabfunde zeitlich gegliedert. Dabei konnte deutlich gemacht werden, dass zumindest in Kontinentaleuropa die Veränderung des Sachguts in vergleichbaren Zeitabschnitten erfolgte und damit die Bildung von überregional gültigen Horizonten möglich ist; für Skandinavien kann dies mit gewissen Einschränkungen ebenfalls gelten. Sachgut der „Zeitenwende“ wurde in fünf Horizonte geteilt, beginnend mit dem „Horizont der geknickten Fibeln“ noch vor der Mitte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts bis über die Mitte des 1. Jahrhunderts nach Christi Geburt (Horizont V), jeweils gut 25 bis 30 Jahre umfassend. In den jüngereisenzeitlichen Horizonten I und II beginnt sich eine Vereinheitlichung des Sachguts abzuzeichnen, was neben weit verbreitetem Trachtzubehör, vor allem Fibelformen, auch Waffen- sowie in begrenztem Umfang auch Keramikfunde anzeigen2257. Die weite Verbreitung mancher Gegenstände, die Übereinstimmungen bei Totenbehandlung oder Opferpraktiken innerhalb des religiösen Brauchtums deutlich werden lässt, dass unter den Menschen, die jene Gegenstände fertigten oder trugen und jene Bräuche praktizierten, eine enge Kommunikation bestand, die es ermöglichte, dass auch in entlegen scheinende Gegenden Stilvorgaben gelangten, dort aufgenommen und Allgemeingut wurden. Wie wäre es sonst verständlich, dass vom Mälarsee bis zur Saale und Weichsel beispielsweise zunächst Fibeln mit geknicktem, dann mit geschweiftem Bügel getragen wurden, man also in allen germanischen besiedelten Regionen die Kleidung sicherlich unterschiedlicher Machart und wohl auch wechselnden Aussehens2258 dennoch einheitlich verschloss? Vgl. dazu die Karten 6, 8, 12, 13, 22–24. Dies ist natürlich angesichts der Erhaltungsbedingungen für Textilien nur schwierig nachzuprüfen. Das Beispiel Dänemark kann aber zeigen, dass sich regionale Unterschiede in der Stoffherstellung bei genügend großer Fundzahl deutlich machen lassen. – L. BENDER JØRGENSEN, Journal Danish Arch. 3, 1984, 124 ff. Fig. 3 und 5. – DIES./J. P. WILD in: Archaeological Textiles. 2. 2257 2258

Ob die Menschen damit bereits auch ein Bewusstsein der Zusammengehörigkeit verbanden und die Kenntnis der eigenen Besonderheiten mit einer daraus resultierenden Abgrenzung zu anderen Kulturgruppen verbanden, scheint fraglich. Aus der Verbreitung der Sachgruppen wird man dies ohne fehlende antike Nachrichten zumindest nicht direkt schließen können. Deutlich wird aber, dass sich die Germanen während der Horizonte I und II an keltischem Vorbild orientierten, von dort Anregungen im Sachbesitz übernahmen und auch ihr ideelles Verhalten jenen anzugleichen versuchten. Diese Beeinflussung blieb auch in der Nachfolgezeit überall dort noch eine zeitlang wirksam, wo germanische Landnahme keltische Restbevölkerung überschichtete2259: so im Saalegebiet, in Mainfranken, besonders aber in Böhmen, wo sich germanische Traditionen mit keltischen Fertigkeiten zu neuen kulturellen Ausdrucksformen vermischten2260. Das späte Keltentum war damit ein wesentlicher Faktor für die Ausbildung der frühgermanischen Welt. Der zweite Faktor war Rom, das durch die Eroberung Galliens zunächst zum Grenznachbarn wurde und mit den augusteischen Feldzügen versuchte, auch das Gebiet bis zu Elbe zur Provinz zu machen. Mit jenen Germanenkriegen fließen auch die antiken schriftlichen Quellen über Land und Leute reichlicher, welche es ermöglichen, die sich im archäologischen Fundbild abzeichnenden Veränderungen mit historischen Geschehnissen zu verbinden. Römisches Sachgut gelangte mit den Kriegszügen der augusteischen Zeit erstmals in großem Umfang nach Germanien (Horizont III). Aber nicht nur das Sachgut, sondern auch in vielen anderen Bereichen begann sich germanisches Leben zu verändern. Cassius Dio hat den beginnenden Kulturwandel, der mit der Eroberung von Teilen Germaniens durch Drusus und Tiberius einsetzte, treffend beschrieben: „Ihre Soldaten bezogen hier ihre Winterquartiere, Städte wurden gegründet, und die Barbaren passten sich ihrer Lebensweise an, NESAT-Symposium, Bergen. Ark. Skrifter 2 (København 1968) 65 ff. Fig. 1 und 2; vgl. hier Taf. 26, 3. 4. 2259 PESCHEL 1981. – VÖLLING 1992. 2260 ALMGREN 1913. – KOSSACK 1966, 294.

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besuchten die Märkte und hielten friedliche Zusammenkünfte ab. Freilich hatten sie auch nicht die Sitten ihrer Väter, ihre angeborene Wesensart, ihre unabhängige Lebensweise und die Macht ihrer Waffen vergessen. Solange sie also nur allmählich und auf behutsame Weise hierin umlernten, fiel ihnen der Wechsel ihrer Lebensweise nicht schwer, ja sie fühlten die Veränderung nicht einmal (...)“2261. Aber die Anwesenheit römischer Truppen leitete nicht nur zu einem Wandel kultureller Phänomene über, sondern führte als Gegenreaktion2262 auch zu den ersten bekannten überregionalen Zusammenschlüssen germanischer Stämme. Sie wurden initiiert und geführt von zwei Persönlichkeiten, über die wir aus frühgermanischer Zeit mehr wissen als über alle sonstigen Bewohner Germaniens, und waren auf sie direkt bezogen: Arminius2263 und Marbod2264. Trotz mancherlei Unterschiede zeigen die Lebensläufe beider einige Gemeinsamkeiten, die für die Funktion, die sie später in Germanien übernehmen sollten, wohl ausschlaggebend waren. Beide waren in Rom oder zumindest doch in römischen Diensten gewesen,2265 dort erzogen oder ausgebildet worden und besaßen Einsicht in die militärische wie zivile Organisation des römischen Reiches, was für die Form der Auseinandersetzung mit dem mächtigen Gegner bedeutsam war. Beiden gelang es, große Stammeskoalitionen auf sich zu vereinigen. Arminius einte Teile der Weser-Rheingermanischen Stämme im gemeinsamen Kampf gegen Rom2266, Marbod dehnte seinen Einfluss über Böhmen nach Norden im gesamten elbgermanischen Kulturraum aus, weil Langobarden und Semnonen zu seinem Verband

CASSIUS DIO 56, 18, 2–3; in der Übersetzung von R. U. K.-P. JOHNE in: Schr. u. Quellen Alten Welt 37, 3 (Berlin 1991) 307. 2262 S. DYSON, Native revolt patterns in the Roman Empire. ANRW II. 3 (Berlin/New York 1975) 138–176. – DERS., Historia 20, 1971, 239–274. 2263 Zur Person des Arminius (einer der „Lieblingsfiguren der deutschen Romantik“) gibt es anders als zu Marbod eine Fülle an Literatur, von der hier nur eine Auswahl genannt sei: SCHMIDT 1938, 99–101. – VON PETRIKOVITS 1966. – D. TIMPE, Arminius-Studien (Heidelberg 1970). – DERS., Neue Gedanken zur Arminius-Geschichte. Lippische Mitt. Gesch. u. Landeskde 42, 1973, 5–30. 2264 Zu Marbod ist die Literatur vergleichsweise spärlich: STEIN 1930, 1907–1910. – DOBIÁŠ 1960. – Zur weitgehend negativen Bewertung des Marbod in älterer Literatur vgl. beispielsweise: T. MOMMSEN, Römische Geschichte V (Berlin 51905) 34. – SCHMIDT 1938, 156. – STEIN 1930, 1909. 2265 Zu Arminius: VELLEIUS PATERCULUS II 118, 2. – TACITUS, ann. II 10, 3. – Zu Marbod: STRABON 7, 1, 3. 2266 STRABON 7, 1. 4. – TACITUS, ann. I 60; II 25; XII 27. – SCHMIDT 1938, 101 f. mit Anm. 4. 2261

gehörten, sowie auch nach Osten, wo die Lugier seine Verbündeten waren2267. Betrachtet man die Aussagen antiker Autoren über Marbod und seine Herrschaft in Boiahaemum und nimmt die reichen böhmischen Siedlungs- und Grabfunde der Horizonte II und IV hinzu2268, kann man verstehen, wie von Böhmen aus weite Teile Germaniens politisch und kulturell geprägt werden konnten. Mit der Herrschaft des Marbod, der die Königswürde annahm, wie die antiken Chronisten berichten2269, der Disziplinierung der Krieger durch die Aufstellung fester Truppenverbände2270, der Ansiedlung römischer Handwerker und Kaufleute2271, befand sich Böhmen am Übergang vom vorgeschichtlichen Stamm zum historischen Gesamtverband, dessen Grundlage nicht länger Bindung auf Grund gleicher biologischer oder mythischer Abstammung war, sondern die konkrete Bezugnahme auf den gemeinsamen Bund und dessen Oberhaupt. War für den Verband Marbods die „fest begründete“ Herrschaft und königliche Gewalt, die Unterwerfung durch Krieg oder die Bindung durch Verträge2272 neben der potentiellen Bedrohung durch Rom die einigende Klammer, welche die unterschiedlichen Stammesgruppen zusammenhielt, war dies für die Stammeskoalition des Arminius eindeutiger das gemeinsame Feindbild der im Lande stehenden Römer2273. Ungeachtet dieser Unterschiede gelang es beiden etwa gleichzeitig, durch die Zusammenschlüsse über ethnisch oder kulturell Trennendes hinweg frühgermanische „Reiche“ zu gründen2274. Man wird mit der Deutung wohl nicht fehl gehen, wenn man Germanien zu Beginn des 1. Jahrhunderts an der Schwelle zu historischem Bewusstsein und damit prähistorisches Denken überwinden sah2275. So fortschrittlich diese frühgermanischen Bünde gemessen an prähistorischen Verhältnissen aber auch wirkten, so kurzfristig war ihr Bestand. Wie sehr STRABON 7, 1, 3. – TACITUS, ann. II 45. – DOBIÁŠ 1960, 157. Vgl. oben die in Kap. II. C. genannte Lit. 2269 VELLEIUS PATERCULUS II 108, 2. 2270 VELLEIUS PATERCULUS II 109, 1 f.: Heer mit 70.000 Fußsoldaten und 4.000 Reitern, das durch „beständige Übung beinahe römische Disziplin“ gewann; vgl. auch TACITUS, ann. II 45, 2. 2271 TACITUS, ann. II 62, 3; vgl. dazu auch COSACK 1979, 59 ff. 2272 VELLEIUS PATERCULUS II 108, 2. 2273 VELLEIUS PATERCULUS II 117, 3 ff. – TACITUS, ann. I 59–60, 1; 65, 4; II 15, 1–3. 2274 Von „gleichzeitiger Reichsgründung bei Cheruskern und Markomannen“ spricht auch WOLTERS 1990, 270. 2275 Zum Geschichtsbewusstsein vgl. die grundlegenden Gedanken von MÜLLER-KARPE 1982, 5–11. – Siehe auch die Reden der Jahre 15 und 16 n. Chr. von Arminius, wo die Rückbesinnung auf die eigenen historischen Wurzeln beschworen wird: TACITUS, ann. I 59, 6; II 10, 1. 2267 2268

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Arminius und Marbod „kondottierehaft auch vom Glück und von den Launen ihrer Gefolgschaft abhingen und sich keineswegs als Stand“ etablieren konnten2276, zeigt eindrucksvoll der Wechsel von Teilen ihrer Gefolgschaften in das Lager des jeweils anderen: Langobarden und Semnonen verließen Marbod kurz vor der Schlacht mit den Truppen des Arminius, während dessen Onkel Inguiomerus mitsamt seinem Gefolge den Cherusker verließ und zu Marbod überlief2277. Und ein zweites macht diese Schilderung deutlich, denn sie zeigt, dass der Zusammenhalt beider Stammesbünde weniger auf innere Gemeinsamkeiten baute als vornehmlich am gemeinsamen Feindbild zusammengewachsen war. Mit dem Rückzug der römischen Truppen auf die Rhein- und Donaulinie fehlte jener Widerpart, dessen Andersartigkeit das eigene Bewusstsein, zusammenzugehören oder gemeinsame Interessen zu haben, bedingt hatte. Die Stammensbünde zerbrachen und der Weg zum gemeinsamen „Geschichtsraum“2278 wurde nicht weitergegangen. Ihre beiden Gründer vereinte auch das weitere Schicksal, denn etwa zur gleichen Zeit wurde Marbod vom eigenen Stammesadel ins römische Exil getrieben (19 n. Chr.)2279 und Arminius Opfer cheruskischer Nobilitas (19 oder 21 n. Chr.)2280. Die trotz ihres Scheiterns außergewöhnliche Leistung dieser beiden Persönlichkeiten frühgermanischer Zeit unterstreicht den besonderen Stellenwert jener Jahre um die Zeitenwende. Gewiss, ohne schriftliche Parallelüberlieferung würde man auf rein archäologischem Wege die meisten Schlussfolgerungen nicht zu ziehen wagen. Das archäologische Fundbild der Horizonte III und IV zeigt zwar überregional verbreitetes Sachgut, läßt ein ähnliches Kriegerideal im Grabbrauch Germaniens und damit wohl auch Kontakte der wehrfähigen Bevölkerung untereinander erkennen und gibt mit der weiten Verbreitung prunkhaft ausgestatteter Grablegen Beziehungen einer Führungsschicht über archäologische Kulturgruppen hinweg zu erkennen, doch Gemeinschaftsbildung und Zusammengehörigkeitsbewusstsein wird man daraus alleine zunächst kaum ablesen können. Einige Fundkomplexe deuten aber zumindest an, wie das Zusammenwachsen ursprünglich unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen möglich gewesen sein könnte, sei es beim gemeinsamen Opfer an chthonische Mächte, sei es in der Zeichenhaftigkeit einzelner Trachtbestandteile2281.

Andere archäologische Funde und Befunde scheinen nur schwer in das von den antiken Autoren überlieferte Bild zu passen. Weder die „Königsburg“ des Marbod noch die Sitze der cheruskischen Führungsschicht sind bekannt; von den bei Cassius Dio überlieferten römischen „Städtegründungen“ fehlt, wenn es sie denn abgesehen von vici im Weichbild der Militärlager überhaupt gegeben hat, bislang jede Spur. Angesichts der Siedlungsfunde etwa aus Westfalen2282 wird man sie kaum erwarten dürfen, weil die bisherigen Zeugnisse nur Einzelhöfe, allenfalls weilerartige Gehöftgruppen erkennen lassen. Umso bewundernswerter ist die Leistung des Arminius, dem es in kurzer Zeit gelang, genügend Bewaffnete zusammenzubringen, um Germanicus anders als wenige Jahre zuvor gegen Varus in offener Feldschlacht begegnen zu können2283. Selbst wenn keine genauen Zahlen überliefert sind, wird man davon ausgehen müssen, dass Arminius wohl über soviel Truppen verfügte, um einen Angriff gegen Germanicus, der sich auf acht Legionen samt zugehörigen Hilfstruppen stützen konnte, wagen zu können, ohne diesen nicht von vorn herein aussichtslos erscheinen zu lassen. Nimmt man auch nur 20.000 germanische Krieger an und bedenkt, dass man pro germanischem Haushalt mit etwa sechs Personen rechnen kann2284, wird deutlich, welch großer organisatorischer Anstrengung es bedurfte, die entsprechende Zahl wehrfähiger Männer aufzubringen. Die Auswertung kleiner Gräberfelder, wie sie für Einzelgehöfte oder Gruppensiedlungen charakteristisch waren, bestätigt diese Beobachtung, was am Beispiel von Wesołki gezeigt werden konnte, weil pro Familienverband kaum mehr als drei bis fünf Wehrfähige beizubringen waren2285. Archäologische Beispiele liefern wie die Schriftquellen nur Ausschnitte einstiger Realität. Mitunter decken oder ergänzen sich die Aussagen und man kann versuchen, sie zu einem Bild zusammenzufügen. Damit kehren wir zu der eingangs gestellten Frage zurück: Waren jene Jahre um die Zeitenwende für Germanien tatsächlich eine „Zeit der Wende“? Die Schriftquellen lassen wohl besser als die archäologische Überlieferung erkennen, dass zu Recht von einem Kulturwandel gesprochen werden darf, weil sich mehr als nur eine Veränderung des Sachguts beobachten lässt. Es war einer jener dynamischen, epochemachenden Umbrüche, eingeleitet Vgl. oben Kap. V. E. 2. TACITUS, ann. II 11, 1; 16-17; eine Rekonstruktion der Schlachtordnung von Idistaviso versuchte VON PETRIKOVITS 1966, 181 ff. mit Abb. 1. 2284 Vgl. den geschlossenen Fund Haushaltskeramik aus Archsum-Melenknop, Bauperiode A2: KOSSACK U. A. 1974, 304 ff. mit Abb. 12–13. 2285 Vgl. oben Kap. II. K. 2. a.; siehe auch G. KOSSACK, Gemeinschaftsformen. In: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 378 ff., bes. 384. 2282 2283

G. KOSSACK, Bayer. Vorgeschbl. 56, 1991, 247. TACITUS, ann. II 45–46. 2278 MÜLLER-KARPE 1982, 10. 2279 TACITUS, ann. II 62–63. 2280 TACITUS, ann. II 88. – Zum Todesdatum: K.-P. JOHNE in: Schr. u. Quellen der Alten Welt 37, 3 (Berlin 1991) 524 f. 2281 Vgl. oben Kap. V. B. 2. (Keramikdepots) und C. 1. (Lochgürtelhaken). 2276 2277

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noch während der jüngeren vorrömischen Eisenzeit (Horizont I/II) mit innergermanischen Vorstößen und orientiert am keltischen Vorbild, in ihrer Ausrichtung verändert durch römische Eroberungsversuche und einen gut eine Generation lang dauernden, fast ständigen Kampf mit jener fremden Großmacht (Horizont III), einmündend in eine nur kurze Phase der Konsolidierung mit dem Zusammenschluss unterschiedlicher Stämme zu germanischen Großverbänden („Reiche“), die, zumindest Böhmen, auch kulturell auf ihre Nachbarn prägend wirkten (Horizont IV). Damit war der Höhepunkt zugleich Wendepunkt, denn nachfolgend wirkt Germanien wieder regionalisiert, innovative Kulturzentren scheinen ebenso zu fehlen wie herausragende Persönlichkeiten. Die Jahre um die Zeitenwende waren bedeutsam und veränderten Kontinentaleuropa dauerhaft. Endgültig war die traditionelle griechische Ethnographie widerlegt und mit Germanen zwischen Kelten und Skythen eine dritte Großgruppe dauerhaft installiert, wenn auch die griechisch schreibende Welt bis in byzantinische Zeit am althergebrachten Sprachgebrauch festhielt2286. Rom hatte im Norden einen Gegner kennengelernt, mit dem es sich bis zu seinem Untergang, an dem jene wesentlich beteiligt waren, auseinandersetzen sollte. Aber, auch das lehrt die antike Überlieferung, und der archäologische Befund scheint dies zu bestätigen, der Aufbruch jener Jahre, der überregionale Zusammenschluss, die Vereinheitlichung weiter Bereiche der Sachkultur wie der Geisteshaltung blieben letztlich Episode. Im Wohnen und Wirtschaften blieb man mit Wechselsiedlungen noch lange Zeit prähistorischen Gewohnheiten verhaftet, wenn auch während der Zeit römischer Herrschaft am Rhein vorübergehend neue Siedlungsstrukturen erkennbar werden. Überregional verbreitetes Sachgut wird mit Horizont V seltener und ist während der mittleren Kaiserzeit kaum mehr zu erkennen; Rückgang von Grabbeigaben und Größenreduzierung vieler Metallformen mögen schwindende wirtschaftliche Möglichkeiten andeuten. Die Sitte der Waffenbeigabe geht nach ihrem Höhepunkt während der Horizonte III und IV in weiten Teilen Germaniens zurück; Prunkgräber sind zwar noch immer zu beobachten, doch fehlen Anzeichen für die Einrichtung dauerhafter, traditionsbildender Herrschaft. Das Bemühen Arminius‘ und Marbods, mögen die jeweiligen Motive auch unterschiedlich gewesen sein, ihre „Visionen“ waren wohl ähnlich, blieb Episode, Germanien nach einem kurzen Zwischenspiel an der Schwelle zur Geschichtlichkeit wieder im Prähistorischen verhaften. Ein „gemeingermanisches Bewusstsein“ darf man bei den einzelnen Stämmen nicht voraussetzen2287, 2286 2287

LUND 1990. DOBIÁŠ 1960, 160. – WOLTERS 1990, 271.

und man wird folglich auch kaum von einer germanischen „Ethnogenese“ sprechen wollen, obwohl dies für die römischen Beobachter „von außen“ außer Zweifel stand2288. Man empfand von germanischer Seite wohl den Unterschied zu den Nachbarn im Westen, Süden und Osten, doch waren die einzelnen Verbände weiterhin instabil, wie das Aufkommen neuer und das Verschwinden alter Stammesnamen zeigt2289. Ein gemeinsames, germanienweites Zusammengehörigkeitsgefühl wird ihnen fremd gewesen sein, weil es dafür keine Eigenbezeichnung gab. Man fühlte sich religiös fundierten Kultgemeinschaften verbunden und führte sich auf gemeinsame mythische Ahnen zurück2290, aber eine Zuweisung zu Germanen im Sinne der Zugehörigkeit zu einem Volk war für die Bewohner Germaniens ohne Realität. Es dauerte weitere Generationen und es bedurfte offenbar erneut des römischen Feindbildes in den Markomannenkriegen, um wiederum Zusammenschlüsse über Kleinstämme hinweg zu bilden. Für das dritte Jahrhundert sind die Stammesbünde der Franken, Alemannen, Burgunder, Goten und Wandalen in den antiken Quellen überliefert. Ihnen war dauerhafter Bestand beschieden, und doch scheint erst nach Übertritt auf den Boden des ehemaligen Römischen Reiches, dem Aufzeichnen der einzelnen Stammessagen und dem damit verbundenen Bewusstsein der eigenen Geschichtlichkeit sowie der Rückprojizierung der jeweiligen Herrscherlisten in „graue Vorzeit‘, welche die Legitimation der Herrschenden unterstreichen sollte und die Ebenbürtigkeit gegenüber der antiken Welt dokumentierte, jener Schritt aus prähistorischen Verhältnissen vollzogen, den Arminius und Marbod Jahrhunderte zuvor bereits gehen wollten.

Bestes Beispiel ist die Germania des Tacitus selbst. Vgl. auch die römische Münzprägung: B. OVERBECK, Rom und die Germanen. Das Zeugnis der Münzen (Stuttgart 1985) 34 ff. – R. WOLTERS, „Tam diu Germania vincitur“. Römische Germanensiege und Germanensieg-Propaganda bis zum Ende des 1. Jhs. n. Chr. (Bochum 1989). 2289 Als Beispiel sei das Schicksal des Cheruskerstammes angeführt, der zu Beginn des 1. Jahrhunderts Weltgeschichte schrieb, aber bereits zu der Zeit, als Tacitus die Germania aufzeichnete, zwischen seinen Nachbarn weitgehend aufgerieben war (TACITUS, Germ. 36). 2290 Vgl. die Mannus-Genealogie bei TACITUS, Germ. 2, 2: Ingävonen, Hermionen, Istävonen; dort auch die Nennung weiterer „echter und alter Namen“ (Marser, Gambrivier, Sueben, Vandilier). – Dazu jetzt: D. TIMPE, Die Söhne des Mannus. Chiron 21, 1991, 69–124. – Teilweise andere genera nennt PLINIUS, nat. hist. 4, 99 f.: Vandilier, Ingävonen, Istävonen, Hermionen, Peukiner und Bastarner. 2288

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VII. Summary The present study concentrates on the question whether the time around the birth of Christ was a period of change for ancient Germania, too. In order to approach this question the archaeological find material was structured chronologically by means of selected cemeteries and individual graves. On that occasion it became clear that, at least in continental Europe, the change of the material culture occurred in comparable periods and thus the formation of horizons of more than just regional validity is possible. For Scandinavia this is true, too, with some reservations. The material remains of the period around the birth of Christ were divided into five horizons, starting with the „horizon of bent fibulae“ (geknickte Fibeln) before the mid 1st cent. B. C. and ending after the mid 1st cent. A. D. (horizon V) with some 25 to 30 years for each horizon. In the Late Iron Age horizons I and II, an assimilation of the material culture becomes visible mainly from widely distributed accessories of period costume but also from fibulae types, weapons, and to a limited degree also from pottery finds2291. The wide distribution of some objects indicates similar ways of treating the dead and bringing sacrifices as part of the religious custom and demonstrates that the people making or wearing these objects and following these practices closely communicated with each other. This allowed stylistic guidelines to reach even seemingly remote areas, to be adopted there, and to become common knowledge. Otherwise, it would be difficult to understand why e. g. fibular with a bent bow (geknickte Fibeln) and later with a swung bow (geschweifte Fibeln) were worn from Lake Mälar to the rivers Saale and Vistula, i. e. why in all regions inhabited by Germans the cloths of certainly different cut and changing appearance2292 were closed in a uniform way. Whether people associated either a feeling of belonging together or a knowledge of their own peculiarity and a resultant differentiation from other Cf. maps 6, 8, 12, 13, and 22–24. Of course, this is difficult to prove in view of the conservation conditions for textiles. However, the example of Denmark demonstrates that regional differences in the production of textiles can be outlined when a sufficient number of finds are available. – L. BENDER JØRGENSEN, Journal Danish Arch. 3, 1984, 124 ff. Fig. 3 and 5. – L. BENDER JØRGENSEN/J. P. WILD in: Archaeological Textiles. 2. NESAT-Symposium, Bergen. Ark. Skrifter 2 (København 1968) 65 ff. Fig. 1 and 2; cf. also pl. 26, 3. 4. 2291 2292

cultural groups with this, remains doubtful. In the absence of ancient written records, this cannot at least be immediately concluded from the distribution of the material remains. However, it becomes clear that in horizons I and II the Germans were oriented towards Celtic models, took over stimuli from them into their material culture, and also attempted to assimilate their spiritual behaviour to them. This influence persisted for some while in those areas where the German colonization met with a Celtic relic population2293: in the Saale area, in Franconia along the river Main, but particularly in Bohemia, where German traditions mixed with Celtic skill to form new means of cultural expression2294. Thus, the late Celtic civilization was an important factor for the formation of the Early Germanic world. The second factor was Rome that, by the conquest of Gaul, first became a neighbour and then in the Augustan campaigns attempted to make another province of the area west of the river Elbe. It is thanks to these Germanic wars that also the antique written sources on the country and its inhabitants become richer. They allow the changes in the archaeological distribution map to be connected with historic events. With the campaigns of the Augustan period, Roman objects were brought into Germania in large numbers for the first time (horizon III). But Germanic life started to change not only with regard to the material culture but also in many other ways. Dio Cassius aptly described the beginning cultural change induced by Drusus‘s and Tiberius‘s conquest of parts of Germania: “Their soldiers moved into their winter camps, towns were founded, and the barbarians adapted themselves to their way of life, visited their markets, and held peaceful meetings. Admittedly they had neither forgotten the custom of their fathers, their innate character, their independent way of life, nor the power of their weapons. As long as they only gradually and carefully learned to think differently with regard to this, they did not find this change of their way of life difficult, indeed they did not even feel the change at all (...)“2295. But the presence of Roman troops did not only lead into a change of cultural phenomena but, as a counterPESCHEL 1981. – VÖLLING 1992. ALMGREN 1913. – KOSSACK 1966, 294. 2295 DIO CASSIUS 56, 18, 2–3; in the translation of R. AND K.-P. JOHNE in: Schr. u. Quellen der Alten Welt 37, 3 (Berlin 1991) 307. 2293 2294

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reaction2296, also led to the first known unions of Germanic tribes of more than regional importance. They were initiated and led by two personalities of whom we know more than of any other inhabitants of Early Germanic Germania and were directly related to them: Arminius2297 and Marobodus2298. Despite a number of differences, their biographies show some common features which probably were decisive for the function they later were to take over in Germania. Both were in Rome or at least served Rome2299, both were educated and trained by Romans and both gained insight into the military and civil organization of the Roman Empire, which was important for the nature of the confrontation with the mighty opponent. Both successfully gathered large tribal coalitions under their personal command. Arminius united part of the Germanic tribes of the Weser-Rhine-area for a joint fight against Rome2300. Maroboduus expanded his influence beyond Bohemia to the north over the whole cultural area of the Elbe Germans, because both Lombards and Semnones belonged to his coalition, as well as to the east, where the Lugians were his allies2301. When the reports of the ancient writers on Maroboduus and his reign in Boiahaemum are considered and the rich Bohemian settlement and grave finds of horizons II and IV are taken into account2302, one can well understand, how large parts of Germania could be influenced by Bohemia both politically and culturally. With the reign of Maroboduus who - according to the ancient

S. DYSON, Native revolt patterns in the Roman Empire. ANRW II. 3 (Berlin/New York 1975) 138–176. – S. DYSON, Historia 20, 1971, 239–274. 2297 For Arminius (one of the “favourite personalities of German Romanticism“) - quite unlike Maroboduus - there exists a large number of publications only some of which are listed here: SCHMIDT 1938, 99–101. – VON PETRIKOVITS 1966. – D. TIMPE, Arminius-Studien (Heidelberg 1970). – D. TIMPE, Neue Gedanken zur Arminius-Geschichte. Lippische Mitt. Gesch. u. Landeskde. 42, 1973, 5–30. 2298 Publications on Maroboduus are comparatively sparse: STEIN 1930, 1907-1910. – DOBIÁŠ 1960. – For the mainly negative judgement of Marobodus in the older literature see e. g.: T. MOMMSEN, Römische Geschichte V (Berlin 51905) 34. – SCHMIDT 1938, 156. – STEIN 1930, 1909. 2299 For Arminius: VELLEIUS PATERCULUS II 118, 2. – TACITUS, ann. II, 10, 2. – For Maroboduus: STRABO 7, 1, 3. 2300 STRABO 7, 1. 4. – TACITUS, ann. I 60; II 25; XII 27. – SCHMIDT 1938, 101 f. with footnote 4. 2301 STRABO 7, 1, 3. – TACITUS, ann. II 45. – DOBIÁŠ 1960, 157. 2302 Cf. above the literature quoted in chapter II. C. 2296

chroniclers2303 - accepted the dignity of a king, with the disciplining of the warriors by the creation of permanently armed forces2304 and with the settlement of Roman craftsmen and merchants2305, Bohemia was at the transition from a prehistoric tribe to a historical national association, the basis for which no longer were alliances because of the same biological or mythological descent, but the concrete reference to the common alliance and its leader. For Maroboduus‘s coalition the binding element for the different tribal groups were the “solidly based“ reign and royal power, the subjugation in wars or the binding by contracts2306 apart from the potential threat by Rome. For the tribal coalition around Arminius it was more precisely the common concept of the Roman enemy standing in the country2307. Despite these differences both succeeded around the same time in establishing Early Germanic “empires“ by unions beyond ethnical and cultural borders2308. One will hardly be wrong to say that, in the early 1st century A. D., Germania was at the threshold to historical awareness and thus overcoming prehistoric thought2309. However progressive these Early Germanic alliances seemed when compared to prehistoric conditions, they yet remained short-lived. To what extent Arminius and Maroboduus „like condottieri depended on the good luck and the mood of their entourage and by no means were able to establish themselves as a class“2310 is impressively made clear by the fact that part of their respective retinue went over to the other sides: Lombards and Semnones defected from Marbod immediately before the battle with Arminius‘s troops, while Arminus‘s uncle Inguiomerus and his entourage left his nephew and went over to Maroboduus2311. The second fact emerging from this description is that the cohesion of both tribal alliances was only to a lesser extent based on internal community but mainly fed on VELLEIUS PATERCULUS II 108, 2. VELLEIUS PATERCULUS II 109, 1 f.: an army of 70,000 infantrymen and 4,000 horsemen which “by constant practice gained an almost Roman discipline“; cf. also TACITUS, ann. II 45, 2. 2305 TACITUS, ann. II 62, 3; cf. also COSACK 1979, 59 ff. 2306 VELLEIUS PATERCULUS II 108, 2. 2307 VELLEIUS PATERCULUS II 117, 3 ff. – TACITUS, ann. I 59–60, 1; 65, 4; II 15, 1–3. 2308 WOLTERS 1990, 270, also speaks of a “simultaneous foundation of empires with the Cherusci and Marcomanni“. 2309 For historical awareness cf. the fundamental thoughts of MÜLLER-KARPE 1982, 5–11. – See also Arminius‘s speeches of A. D. 15 and 16 in which the recollection of the separate historical roots is invoked: TACITUS, ann. I 59, 6; II 10, 1. 2310 G. KOSSACK, Bayer. Vorgeschbl. 56, 1991, 247. 2311 TACITUS, ann. II 45–46. 2303 2304

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a common concept of the enemy. When the Roman troops withdrew to the Rhine and Danube borderlines, the Germans lost the adversary, the different nature of which had caused their awareness of belonging together and having common interests. The tribal alliances broke up and the road towards a common “historical area“2312 was abandoned. Their two founders also shared the same fate, when at about the same time Maroboduus was forced into Roman exile by his own fellow noblemen (A. D. 19)2313 and Arminius fell victim to the Cheruscian nobilitas (A. D. 19 or 21)2314. Despite their failure, the achievements of these two personalities remain extraordinary and underline the particular importance of those years around the birth of Christ. Admittedly, in the absence of a parallel written tradition one would not dare to draw most conclusions on an archaeological basis alone. Indeed, the archaeological distribution maps of horizons III and IV show widely distributed objects, indicate a similar warrior ideal in the burial rites of Germania and thus probably also contacts with each other of those parts of the population fit for military service and - by the wide distribution of sumptuously furnished graves - reveals connections of a leading class beyond the borders of cultural groups. But the formation of an alliance and a sense of belonging together can hardly be read out of this alone. However, some find complexes at least indicate how the merging of originally different population groups might have been possible, be it by means of common sacrifices for chthonic powers, be it by means of the symbolic meaning of individual dress accessories2315. Other archaeological finds and features hardly seem to fit into the picture handed down by the ancient writers. Neither Maroboduus‘s “royal castle“ nor the seats of the leading class of the Cherusci are known, nor has a single trace of the Roman “city foundations“ mentioned by Dio Cassius been found yet - if they ever existed apart from vici in the surroundings of military camps. In view of the settlement evidence e. g. from Westphalia2316 one should hardly expect them either, because the present evidence only suggests individual farmsteads or at best hamlet-like groups of farms. All the more admirable are Arminius‘s achievements who required only a short time to gather MÜLLER-KARPE 1982, 10. 2313 TACITUS, ann. II 62–63. 2314 TACITUS, ann. II 88. – On the date of his death: K.-P. Johne, in: Schr. u. Quellen der Alten Welt 37, 3 (Berlin 1991) 524 f. 2315 Cf. above chapter V. B. 2 (pottery deposits) and C. 1. (perforated belt hooks). 2316 Cf. above chapter V. E. 2. 2312

a sufficient number of armed men to meet Germanicus - quite unlike Varus some years earlier - in an open battle2317. Even if no exact numbers are reported, one must assume that Arminius had a sufficient number of troops at his disposal to risk an attack against Germanicus, who was in command of eight legions inclusively the accompanying auxiliary troops, without making this venture seem hopeless from the very beginning. If one assumes only 20,000 Germanic warriors and takes into consideration that an average Germanic household comprised some six persons2318, it becomes clear what an immense organizational effort was necessary to summon the required number of men fit for military service. This is confirmed by the analysis of small cemeteries typical for individual farmsteads or hamlets, as was demonstrated e. g. at Wesołki, because hardly more than three to four men fit for military service were available per family group2319. Like the written sources also archaeological examples provide only clips of past reality. Now and then, the statements coincide or complete each other and one can try to fit them together to create a picture. With that we return to the question asked at the beginning: Were the years around the birth of Christ a “period of change“ for Germania? The written sources indicate probably even clearer than the archaeological tradition that one can rightly speak of a cultural change, because more than just one change of the material culture can be observed. Indeed it was one of those dynamic, epoch-making radical changes of history. It first began, still in the later pre-Roman Iron Age (horizon I/II), with inner-Germanic advances and was oriented towards Celtic models. It then changed its direction due to attempts of Roman conquest and the longlasting, almost constant fight for well over a generation with this foreign great power (horizon III). It ended with a short phase of consolidation with the alliance of different tribes into large Germanic coalitions (“empires“), which - at least in the case of Bohemia - also had a cultural influence on their neighbours (horizon IV). This being so, the summit was a turning-point at the same time, because subsequently Germania again seems regionalised and innovative cultural centres seem to be as absent as do outstanding personalities. 2317 TACITUS, ann. II 11, 1; 16–17; a reconstruction of the battle order at Idistaviso was attempted by VON PETRIKOVITS 1966, 181 ff. with fig. 1. 2318 Cf. the closed find of household pottery at ArchsumMelenknop, building period A2: KOSSACK U. A. 1974, 304 ff. with fig. 12–13. 2319 Cf. above chapter II. K. 2. a; see also G. KOSSACK, Gemeinschaftsformen. In: LÄNDLICHE SIEDLUNGEN 1984, 378 ff., bes. 384.

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The years around the birth of Christ were important and permanently changed Central Europe. The traditional Greek ethnography was finally refuted and with the Germans another large group was established between Celts and Scythians, although until Byzantine times the Greek-writing world clung to the traditional linguistic usage2320. Rome had got to know an adversary in the north, with whom it was to be concerned until its fall, in which the Germans were fundamentally involved. But the awakening of these years - this is also handed down by antique tradition and confirmed by archaeological evidence -, the long-distance alliances, the standardization of wide fields of the material culture and of the attitude of mind ultimately remained but an episode. With regard to housing and economy people for a long time continued to cling to prehistoric habits with short-lived settlements, although new settlement structures temporarily became recognizable along the river Rhine during the period of Roman rule. Widely distributed objects become rarer in horizon V and can hardly be found any more during the middle Empire. The decrease in the number of grave goods and the reduction of size of many metal types might indicate diminishing economic resources. The custom of weapon deposits in graves decreased in wide parts of Germania after its peak in horizons III and IV. Although sumptuously furnished graves can still be observed, there are no more indications for the establishment of permanent rule forming its own tradition. Arminius‘s and Maroboduus‘s efforts - however different their motives may have been, their “visions“ probably were similar - remained but episodes and Germania, after a short interlude on the threshold to historicity, remained trapped in prehistory. A “general Germanic awareness“ must not be expected to have existed with the individual tribes2321, and consequently one will hardly speak of Germanic “ethnogenesis“ either, although the Roman “external“ observers had no doubt about it2322. On the Germanic side, people will probably have felt the difference from the neighbours to the west, south, and east, but the individual units continued to be unstable, as can be seen from the appearance of new and disappearance of old tribe

LUND 1990. DOBIÁŠ 1960, 160. – WOLTERS 1990, 271. 2322 The best example is Tacitus‘s Germania itself. Compare also Roman coins: B. OVERBECK, Rom und die Germanen. Das Zeugnis der Münzen (Stuttgart 1985) 34 ff. – R. WOLTERS, „Tam dui Germania vincitur“. Römische Germanensiege und Germanensieg-Propaganda bis zum Ende des 1. Jhs. n. Chr. (Bochum 1989). 2320 2321

names2323. A common Germania-wide feeling of belonging together is likely to have been alien to them, because no native term existed for it. People felt connected to religiously defined cult communities and traced back their origins to common mythical ancestors2324, but an allocation to Germans in the sense of belonging to a single nation possessed no reality for the inhabitants of Germania. It took another several generations and obviously required the renewal of the concept of the enemy Rome during the wars with the Marcomanni, before alliances between small tribes were formed again. For the third century A. D. the tribal alliances of the Franks, the Alemanni, Burgundians, Goths, and Vandals are documented in the ancient texts. They were granted a lasting existence, but it still seems that the step out of prehistoric conditions, which Arminius and Maroboduus had attempted to take centuries before, was only taken with the move to the territory of the former Roman Empire, the written documentation of the individual tribal legends and the awareness of one‘s own history connected to them as well as with the re-projection of the relevant list of rulers back into “the dim and distant past“ in order to legitimate the ruling class and document equality with the Antique world. (Translated from the German by Janine Fries-Knoblach)

As an example the fate of the tribe of the Cherusci may be quoted, which made world history in the early 1st century, but had largely been wiped out by its neighbours by the time when Tacitus wrote his Germania (TACITUS, Germ. 36). 2324 Cf. Mannus‘s genealogy in TACITUS, Germ. 2, 2: Ingaevones, Hermiones, Istaevones; also other “true and ancient names“ are quoted there (Marsi, Gambrivii, Suebi, Vandilii). – On this now: D. TIMPE, Die Söhne des Mannus. Chiron 21, 1991, 69–124. – Partly very much different genera are quoted by PLINIUS, nat. hist. 4, 99 f.: Vandilii, Ingaevones, Istvaeones, Herminoes, Peucini, and Bastarnae. 2323

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VIII. Fundlisten A. Fibelformen Liste 1: Beltz Var. J (s. Karte 3) 1. Alteburg bei Arnstadt, Kr. Arnstadt FU: Siedlung: 21 Ex. u. 70 Halbfabrikate. Lit.: R. BEHREND, Alt-Thüringen 10, 1968/69, 97 ff. – U. LAPPE, Ausgr. U. Funde 9, 1964, 245 ff. 2. Altendorf, Lkr. Bamberg FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: RIECKHOFF-PAULI 1983, 98; 108 Abb. 13, 2. – B.-U. ABELS, Ausgr. u. Funde Oberfranken 2, 1979/80, 21 Abb. 27, 44. 3. Arensberg, Kr. Kalbe FU: Grabfund: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 4. Arnstadt-Bärwinkelstraße, Kr. Arnstadt FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: K. PESCHEL, Arch. Rozhledy 23, 1971, 478 Abb. 4. 5. Artern, Kr. Artern FU: Grab 2: 1 Ex. Lit.: SCHULZ 1928, 186–196 Abb. 11, 3. 6. Badingen, Kr. Templin FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: K. H. MARSCHALLECK, Die Chronologie der vorrömischen Eisenzeit im Mittelelbgebiet (Kirchhain 1928) 39 Anm. 5, o. Abb. 7. Bantikow, Kr. Kyritz FU: Siedlung (?): 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 8. Beelitz, Kr. Potsdam FU: Siedlung oder Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 9. Berlin-Lichterfelde FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: M. URBAN, Zeitschr. Ethn. (Verh.) 11, 1879, 344 f. 10. Binenwalde, Kr. Neuruppin FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: SEYER 1976, Taf. 27, 12. 11. Blankenburg, Kr. Wernigerode FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 12. Blankenfelde, Kr. Teltow FU: Grab 11: 1 Ex. Lit.: W. KROPF, Mannus 20, 1938, 113 Abb. 21. 13. Blönsdorf, Kr. Wittenberg FU: Grab 31: 2 Ex.; Grab 35: 1 Ex.; Grab 41: 1 Ex.; 1 Einzelfund. Lit.: K. H. MARSCHALLEK, Jahresschr. Halle 14, 1926, 49– 88; 63 Taf. 16, 65. 67; Taf. 19, 72. 14. Bobersen, Kr. Riesa FU: Grab: 2 Ex.

Lit.: A. MIRTSCHIN, Germanen in Sachsen (Riesa 1933) 15 Abb. 2. 15. Brandenburg, Kr. Brandenburg FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 16. Cammer, Kr. Belzig FU: Gräber 4, 23, 39, 48: je 1 Ex. Lit.: K. H. MARSCHALLECK, Prähist. Zeitschr. 18, 1927, 241 Abb. 13, 8–9. 17. Dallgow-Döberitz, Kr. Nauen FU: Gräberfeld: 2 Ex. Lit.: L. GAHRAU-ROTHERT, Nachrbl. Dt. Vorzeit 17, 1941, 236; 239 Abb. 10. 18. Derwitz, Kr. Potsdam FU: Grab 3: 2 Ex. Lit.: VOSS/STIMMING 1887, Abt. IV b, Taf. 17. 19. Eischleben, Kr. Arnstadt FU: Grab?: 1 Ex. Lit.: SCHULZ 1928, 25, o. Abb. 20. Elsnig, Kr. Torgau FU: Grab ?: 1 Ex. Lit.: G. U. S. GUSTAVS, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 59, 1975, 115, o. Abb. 21. Friedrichshof, Kr. Güstrow FU: Gräberfeld: 2 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. – H. KEILING, Ausgr. u. Funde 15, 1970, 207 Abb. 1, e. f. 22. Friemar, Kr. Gotha FU: Siedlung, Grube: 1 Ex. Lit.: E. HENNING, Ausgr. u. Funde 7, 1962, 236 ff. Abb. 3b. 23. Fritzlar-Wehren, Schwalm-Eder-Kreis FU: Siedlung, Grube 2: 1 Ex. Lit.: O.-H. FREY/ H. LAUMANN, Fundber. Hessen 17/18, 1977/78, 143; 149 Abb. 9, 4. 24. Geltow-Wildpark, Kr. Potsdam FU: Gräber 33 u. 43: je 1 Ex.; Grab 52: 2 Ex. Lit.: H. SEYER, Veröffentl. Mus. Ur- und Frühgesch. Potsdam 5, 1969, 131 Abb. 7; 133 Abb. 9; 137 Abb. 13; 119 ff. 25. Kl. Gleichberg/Römhild, Kr. Meiningen FU: Siedlung: 11 Ex. Lit.: G. NEUMANN, Die Fibeln vom Kleinen Gleichberge bei Römhild (Berlin 1973) 28 f. Taf. 8, 1–11. 26. Alter Gleisberg bei Graitschen, Kr. Eisenberg FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: K. PESCHEL, Arch. Rozhledy 23, 1971, 483, o. Abb. 27. Golßen, Kr. Luckau FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: MARSCHALLECK 1944, 251, o. Abb. 28. Gotha-Siebleben, Geierslache, Kr. Gotha FU: Siedlung: 1 Ex.

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Lit.: D. W. MÜLLER, Alt-Thüringen 17, 1980, 62; 169 Abb. 40, 28. 29. Gräfenhainichen, Kr. Gräfenhainichen FU: Gräberfeld: mind. 22 Ex.; Grab 1: 2 Ex.; Grab 48: 2 Ex.; Grab 49: 2 Ex.; Grab 51: 2 Ex.; Grab 57: 2 Ex.; Grab 63: 1 Ex.; Grab 66: 1 Ex.; Grab 67: 2 Ex.; Grab 74: 1 Ex.; Grab 75: 2 Ex.; Grab 80: 1 Ex.; Grab 85: 1 Ex.; Grab 88: 1 Ex.; Grab 90: 1 Ex.; Grab 99: 1 Ex. Lit.: G. U. S. GUSTAVS, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 59, 1976, 25 ff. 30. Gallberg bei Fohrde, Kr. Brandenburg FU: Grab 2: 1 Ex. Lit.: VOSS/STIMMING 1887, Abt. IV, Taf. 7. 31. Grana, Kr. Zeitz FU: zerstörtes Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: MÜLLER 1985, 175 Nr. 675; Taf. 98, 7. 32. Großjena, Kr. Naumburg FU: Siedlung (?): 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 33. Groß Pankow-Luggendorf, Kr. Pritzwalk FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: A. GÖTZE, Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler des Kreises Ostprignitz (Berlin 1907) 56 Taf. II. – SEYER 1982, 153 Liste 7, 15. 34. Guben, Kr. Guben FU: «Windmühlenberg»: 2 Ex. Lit.: H. JENTSCH, Niederlausitzer Mitt. 7, 1903, 71 Nr. 21, 1. 35. Güssefeld, Kr. Salzwedel FU: Grab o. Nr.: 1 Ex. Lit.: SCHULZ, Jahresschr. Halle 14, 1926, 122 ff. Abb. 17, 1. 36. Haina, Kr. Meiningen FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: P. DONAT, Alt-Thüringen 10, 1969, 143 ff. Abb. 6, 4. 37. Hamburg-Fuhlsbüttel FU: Grab 465: 1 Ex. Grab 482: 1 Ex. Lit.: TISCHLER 1954, Taf. 47, Nr. 1 u. 19. 38. Hasenburg bei Haynrode, Kr. Worbis FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: K. PESCHEL, Arch. Rozhledy 23, 1971, 483, o. Abb. 39. Hammoor, Kr. Stormarn FU: Grab: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 40. Holte, Kr. Cuxhaven FU: Grab: 1 Ex. Lit.: BELTZ 1911, 938 Nr. 337 b, o. Abb. 41. Holzhausen, Kr. Arnstadt FU: Grab ?: 1 Ex. Lit.: SCHULZ 1928, 25, o. Abb. 42. Hornbek, Kr. Herzogtum Lauenburg FU: Grab 51: 2 Ex.; Grab 555: 2 Ex. Lit.: RANGS-BORCHLING 1963, 17 Taf. 7, 57. 43. Kl. Jettenhöhle bei Hörden, Kr. Osterode FU: Höhlenfund (Opfer?): 1 Ex. Lit.: W. SCHLÜTER, Nachr. Niedersachsen Urgesch. 44, 1975, 96 Abb. 4,1. – F. BOTH, ebda. 56, 1987, 131 f. Abb. 2. 44. Jüchsen, Kr. Meiningen FU: Siedlung: 39 Ex. Lit.: R. FEUSTEL, Keltenforschung in Thüringen (1979) Abb. 2. – G. BEHM-BLANCKE, Ausgr. u. Funde 21, 1976, 108 b. – TH. GRASSELT in: Übersicht aktueller Hochschularbeiten zur Jüngeren Latènezeit (Marburg 1992) 14. – DERS., Die Siedlungsfunde der vorrömischen Eisenzeit von

der Widderstatt bei Jüchsen in Südthüringen (Stuttgart 1994) 96 f. Taf. 4, 3. 7–17. 19–23. 26–29; 5, 1–4. 7. 12. 15. 45. Klein-Corbetha, Kr. Merseburg FU: zerstörtes Gräberfeld: 3 Ex. Lit.: O. FÖRTSCH, Mitt. Provinzial-Mus. Prov. Sachsen 2, 1909, 52 Nr. 12–14. – MÜLLER 1985, Taf. 75, 12–14. 46. Kleinromstedt, Kr. Apolda FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: A. GÖTZE/ P. HÖFER/ P. ZSCHIESCHE, Die vor- und frühgeschichtlichen Altertümer Thüringens (Würzburg 1909) 307 f., o. Abb. 47. Knau, Kr. Pößneck FU: Gräberfeld: 2 Ex. Lit.: TH. VOIGT, Jahresschr. Halle 41/42, 1958, 419 Abb. 4, b. c. 48. Krielow, Kr. Potsdam FU: Grab 1: 1 Ex. Lit.: VOSS/STIMMING 1887, Abt. IV a, Taf. 1. 49. Kunrau, Kr. Klötze FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 50. Leitzkau, Kr. Zerbst FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 51. Liepe, Kr. Rathenow FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 52. Lohberg/ Gräfentonna, Kr. Langensalza FU: Siedlung (?): 1 Ex. Lit.: U. LAPPE, Ausgr. u. Funde 22, 1977, 168 Abb. 5. 53. Löwenbruch, Kr. Zossen FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 54. Mainz-Weisenau, Kr. Mainz FU: Flußfund: 1 Ex. Lit.: G. BEHRENS, Germanische Denkmäler der Frühzeit 1. Denkmäler des Wangionengebietes (Mainz 1923) 25 Abb. 2. 55. Manching, Kr. Ingolstadt FU: Oppidum: 1 Ex.: Beltz Var. J; 1 Ex.: eine Var. dazu. Lit.: GEBHARD 1991, 35 Taf. 12, 203 (= J); 202 (Var.). 56. Markkleeberg (früher Gautzsch), Kr. Leipzig FU: unbekannt: 2 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 57. Meisdorf, Kr. Aschersieben FU: Gräberfeld: 4 Ex. Lit.: MÜLLER 1985, Taf. 13, 6–9. 58. Mellingen, Kr. Weimar FU: Grab: 2 Ex. Lit.: K. PESCHEL, Ausgr. u. Funde 20, 1975, 236 Abb. 1. 59. Merkershausen, Lkr. Rhön-Grabfeld FU: Siedlung (?): 1 Ex. Lit.: LfD Würzburg (L.Wamser, Vortrag Weimar 16.5.90). 60. Mühlstedt, Kr. Roßlau FU: zerstörtes Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: MÜLLER 1985, 64 Nr. 498, Taf. 55, 11; 64. 61. Bad Nauheim, Wetteraukreis FU: Brandgrab „Fund 2“: 1 Ex. Lit.: SCHÖNBERGER 1952, 49; 86 Taf. 2, 24. 62. Naumburg, Kr. Naumburg FU: Fundkomplex 6: 1 Ex. Lit.: E. SPEHR, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 52, 1968, 256 Abb. 14, 6. 7. 10; 255.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

63. Nohra-Hopfgarten, Kr. Weimar FU: Grab: 1 Ex. Lit.: SCHULZ 1928, 41. – S. BARTHEL, Alt-Thüringen 8, 1966, 263. – Peschel 1978, 191 Nr. 12. 64. Oberheldrungen, Kr. Artern FU: zerstörtes Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: MÜLLER 1985, 137 Nr. 19 Taf. 4, 137. 65. Passau, Kr. Passau FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: R. CHRISTLEIN, Bayer. Vorgeschbl. 47, 1982, 280 Abb. 1, 3. 66. Perver, Kr. Salzwedel FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: P. KUPKA, Jahresschr. Halle 9, 1910, 18 f. Abb. 2. – SEYER 1976, 188 Nr. 214. 67. Pleetz, Kr. Neubrandenburg FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 68. Plötzin, Kr. Potsdam FU: Grab 67, 87, 255: je 1 Ex. Lit.: SEYER 1976, 43 ff. Taf. 20 a; 22 a. – SEYER 1982, Taf. 18, 4. 69. Quedlinburg, Kr. Quedlinburg FU: Grab: 1 Ex. Lit.: SCHULZ 1928, 75, o. Abb. 70. Regensburg, Kr. Regensburg FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: RIECKHOFF-PAULI 1983, 73; 78 Abb. 2. 71. Regensburg-Harting, Kr. Regensburg FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: S. RIECKHOFF-PAULI, Regensburger Almanach 1987, 110 Abb. 5. – DIES., Archäologisches Museum im BMWWerk Regensburg (Regensburg 1987) 63 Abb. 48. 72. Riethnordhausen, Kr. Sangerhausen FU: zerstörtes Gräberfeld: 3 Ex. Lit.: MÜLLER 1985, 168 Nr. 556, Taf. 62, 10. – Nachlaß K. Naß (bei Prof. G. Kossack): 3 Ex. 73. Rockenthin, Kr. Salzwedel FU: Gräberfeld (?): 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 74. Rohrbeck, Kr. Nauen FU: Einzelfund: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 75. Römhild, Kr. Meiningen FU: Gräberfeld «Merzelbach», Grab N3: 1 Ex. Lit.: K. PESCHEL, Prace Arch. (Kraków) 26, 1978, 82 Abb. 4, 16. 76. Rosdorf, Kr. Göttingen FU: Siedlung, Grube 200: 1 Ex. Lit.: W. H. ZIMMERMANN, Neue Ausgr. u. Forsch. Niedersachsen 3, 1966, 30 Abb. 7, 17; 45. 77. Sagritz, Kr. Luckau FU: Grab 1: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, Taf. 17, 5. 78. Salzwedel, Kr. Salzwedel FU: Grab: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. – SEYER 1976, 188 Nr. 213. 79. Schafstädt, Kr. Merseburg FU: Gräberfeld: 3 Ex. Lit.: MÜLLER 1985, 157 Nr. 385, Taf. 35, 27–29. 80. Schlunkendorf, Kr. Potsdam FU: Gräberfeld: 1 Ex.

Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 81. Schönwalde, Kr. Nauen FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 82. Seegrehna, Kr. Wittenberg FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 83. Storkow, Kr. Templin FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: A. KIEKEBUSCH, Landeskunde der Provinz Brandenburg, 3, 1912, Taf. 13. – H. STANGE, Mitt. Bezirksfachausschuß Neubrandenburg 24, 1977, 20 Abb. 1, 12. 84. Straubing, Kr. Straubing FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: EBNER, Jahresber. Hist. Ver. Straubing 1, 1898, 7 Taf. 1, 7. 85. Thießen, Kr. Roßlau FU: Grab: 2 Ex. Lit.: W. SCHULZ, Jahresschr. Halle 14, 1926, 116 f. Abb. 8, 1–4 Taf. 23, 4. 86. Thorsberg, Kr. Schleswig FU: Mooropferplatz: 1 Ex. Lit.: RADDATZ 1957, 106 Taf. 15, 3. 87. Tiefurt, Kr. Weimar FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: S. BARTHEL, Alt-Thüringen 8, 1966, 259 ff., o. Abb. – K. PESCHEL, Ausgr. u. Funde 20, 1975, 242. 88. Traunstein, Kr. Traunstein FU: Körpergrab: 4 Ex. Lit.: W. KRÄMER, Germania 30, 1952, 335, Taf. 20. – DERS., Die Grabfunde von Manching (Stuttgart 1985) Taf. 106. 89. Trechwitz, Kr. Brandenburg FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 90. Uetz, Kr. Potsdam FU: Grab 101: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, Taf. 18, 1. 91. Unterhaching, Lkr. München FU: Siedlung (?): 1 Ex. Lit.: R. CHRISTLEIN, Bayer. Vorgeschbl. 47, 1982, 281 Abb. 2. 92. Uttenhofen, Lkr. Deggendorf FU: Grab: 1 Ex. Lit,: W. KRÄMER, Germania 30, 1952, 335 Taf. 20, E 15. 93. Vehlow, Kr. Kyritz FU: Gräberfeld: 5 Ex.; Grab 10 u. G9: je 1 Ex.; 3 Einzelfunde. Lit.: PESCHEL 1971, 5 ff. Abb. 5; 15 Abb. 8. 94. Vogelbeck, Kr. Northeim FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: O. FAHLBUSCH, Kunde 3, 1935, 184 Abb. 1 c–d. 95. Wachow, Kr. Nauen FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 96. Wandersleben-Waidmühle/Mittelmühle, Kr. Gotha FU: Siedlung: 2 Ex. Lit.: D. W. MÜLLER, Alt-Thüringen 17, 1980, 62; 169 Abb. 40, 27. 29. 97. Weißenfels, Kr. Weißenfels FU: Grab: 1 Ex. Lit.: MÜLLER 1985, 171 Nr. 624 Taf. 76, 10–13. 98. Fuchshügel 1 von Wernburg, Kr. Pößneck

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

FU: Grab 4: 1 Ex. Lit.: H. KAUFMANN, Die vorgeschichtliche Besiedlung des Orlagaus (Berlin 1963) 144 Taf. 60/61, 4; Katalog 182 f. 99. Wetzen, Kr. Harburg FU: Grab 57: 1 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1970, Taf. 7, 57. 100. Wiebendorf, Kr. Hagenow FU: Grab 330: 1 Ex. Lit.: KEILING 1984, 115 Taf. 47; 139. 101. Wittenberg FU: unbekannt: 2 Ex. Lit.: W. SCHULZ, Jahresschr. Halle 14, 1926, 119 Abb. 11, 3. 4. – MÜLLER 1985, Taf. 87, 7. 8. 102. Wölpe, Kr. Nienburg FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 103. Wustermark, Kr. Nauen FU: Depotfund: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 104. Zahna, Kr. Wittenberg FU: Grab o. Nr.: 1 Ex.; Grab 4: 1 Ex. Lit.: E. WAHLE, Mannus 4, 1912, 307 Abb. 3 u. 4. – CH. ALBRECHT, Jahresschr. Halle 14, 1926, 97 f. Abb. 9. – MÜLLER 1985, Taf. 97, 5. 6. 105. Zeithain, Kr. Riesa FU: Siedlung, «Wohngrube»: 1 Ex. Lit.: A. MIRTSCHIN, Germanen in Sachsen (Riesa 1933) 100 Abb. 127; 99 Abb. 126. 106. Zerbst, Kr. Zerbst FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 153, o. Abb. 107. Zweedorf, Kr. Hagenow FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: H. HINGST in: Beiträge zur Archäologie NordwestDeutschlands und Mitteleuropas. Festschrift K. Raddatz (Hildesheim 1980) 116 Taf. 10, 81. 108. Ekehögen, Halland, Schweden FU: Grab 41: 1 Ex. Lit.: CULLBERG 1973, 165, Grab 41. 109. Kyrkbacken, Västergötland, Schweden FU: Grab 32: 1 Ex. Lit.: K. E. SAHLSTRÖM/N.-G. GEJVALL, Gravfältet pa Kyrkbakken (Stockholm 1948) 24 f. Fig. 22. 110. Bratislava-Devin, Bez. Bratislava FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: J. EISNER, Slovensko v pravĕku (1933) Taf. LXI. – J. FILIP, Ke1tovè ve Strĕdni evropĕ (Prag 1956) Taf. CIII. – PIETA 1977, 286 Abb. 2, 12. 111. Hradištĕ bei Stradonice, Bez. Beroun FU: Oppidum: 21 Ex. Lit.: J. BŘEŇ, Význam spon pro datovàni keltskỳch oppid v Cechàch. Sbornik Nàrodniho Muzea v Praze. Acta Mus. Nat. Pragae 13, 1964, 216 f. Taf. 4 (5 Ex. abgebildet). 112. Jestřebi-Habichtstein Bez. Ceskè - Lipy FU: Grab 8: 1 Ex. Lit.: C. STREIT, Neue Brandgräber der Latènezeit in Nordböhmen. Sudeta 11, 1935, 35 Taf. 2, 3–6, Abb. 36, 2 b–d. 113. Kobyly-Kobil, Bez. Tyrnov FU: Urnengrab 26: 1 Ex. Lit.: W. MÄHLING, Das spätlatènezeitliche Brandgräberfeld von Kobil, Bez. Turnau (Prag 1944) 35 Abb. 12; 36 Taf. 15. 114. Podmokly-Bodenbach/Tetschen, Bez. Dĕčin

FU: Gräberfeld: 1 Ex. (Einzelfund) Lit.: W. MÄHLING, Die Bodenbacher Gruppe (Prag 1944) Taf. 14, 4; 241, 64 Nr. 3. 115. Rajhrad, Bez. Brno-Venkar FU: Siedlung, Grube Nr. 19: 1 Ex. Lit.: K. LUDIKOVSKY, Přehled Výzkumi 1972 (1973) 42 f. Taf. 31. 116. Starè Hradisko, Bez. Prostĕjov FU: Oppidum: 2 Ex. Lit.: J. MEDUNA, Starè Hradisko 1. Fontes Arch. Moravicae 2 (Brno 1961) 18 Taf. 9, 7. 8. 117. Zavist, Bez.Prag-West FU: Oppidum: 1 Ex. Lit.: K. MOTYKOVÁ/ P. DRDA/ A. RYBOVÁ, Památky Arch. 81, 1990, 400 Abb. 40, 2. 118. Zemplin, Bez. Trebišov FU: Siedlung: 1 Ex. (aus Silber) Lit.: B. BENADIK, Germania 43, 1965, 83 Abb. 15, 4. 119. Dürrnberg-Hallein, Salzburg FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: Die Kelten in Mitteleuropa. Katalog Hallein (Salzburg 1980) 259. Eine Zeichnung des Fundes wird St. Demetz (Bozen) verdankt. 120. Gurina im Gailtal (?)‚ Kärnten FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: RIECKHOFF-PAULI 1983, 98; 108 (dort FO Magdalensberg), im Landesmus. Klagenfurt ausgestellt in Vitrine 5 mit Funden von der Gurina. 121. Kundl, Tirol FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: O. MENGHIN, Bayer. Vorgeschbl. 39, 1974, 91. 122. Oslip, Burgenland FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: S. NEBEHAY, La Tène in Eastern Austria. In: Keltske Studije (Brešice 1977) 54 Taf. 2, 3. 123. Smarjeta-St. Margarethen, Bez. Kram FU: Siedlung (?): 1 Ex. Lit.: J. FILIP, Keltovè ve Stredni Evrope (Prag 1956) Abb. 96, 7. 124. Chełmno-Kulm, woj. Torun FU: Grab 112: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 259 Beil. 7. – ŁĘGA 1938, 30 Taf. III, 2. 125. Duniewo-Dünow, woj. Szczecin FU: Grab o. Nr.: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 329 Beil. 7 (259). 126. Karcino-Langenhagen, woj. Szczecin FU: Grab 6: 1 Ex. Lit.: H. J. EGGERS, 2. Beih. Erwerbungs- u. Forschungsber. 1936, 25 Abb. 39. 127. Kopaniewo-Koppenow, woj. Szczecin FU: Gräberfeld: Gräber 12 u. 17; je 1 Ex. Lit.: H. SCHUMANN, Die Kultur Pommerns in vorgeschichtlicher Zeit (1897) Taf. 4, 12. – KOSTRZEWSKI 1919, 259; 330. 128. ehem. Kressau, Kr. Graudenz-Grudziadz, woj. Bydgoszcz FU: Grab 1: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 259 Beil. 7; 333. 129. Krusza Zamkowa, woj. Bydgoszcz FU: Gräberfeld (Fundstelle 13), Grab XXVII: 2 Ex.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Lit.: A. COFTA-BRONIEWSKA, Univ. Poznanic, Ser. Arch. 11, 1979, 217 Abb. 39. – A. KOKOWSKI, Univ. Poznan., Ser. Arch. 35, 1989, 85; 82 Abb. 41. 130. Luboszyce, woj. Zielona Gòra FU: Grab 222: 1 Ex. Lit.: G. DOMAŃSKI, Sląske Sprawozdania Arch. 21, 1980, 40–42 Taf. 8. 131. Mokronos Gòrny-Oberhof, woj. Wrocław FU: Siedlung, Grube: 1 Ex. Lit.: PESCHECK 1939, Taf. 1, 229. 132. Nowy Targ, woj. Elbląg FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: E. KAZIMIERCZAK/ E. WICHROWSKA, Badania Arch. w woj. elbląskim w latach 1980–83 (1987) 294 Abb. 2, 9. 133. Oksywie-Oxhöft, woj. Gdańsk FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: BOHNSACK 1938, 129, o. Abb. 134. Podwiesk-Podwitz, woj. Torun FU: Fundstelle 2 : 3 Ex. Lit.: J. JANIKOWSKI, Spraw. Arch. 23, 1971, 144 ff. Abb. 16, 1–3. 135. Poświętne, woj. Płońsk FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: J. PYRGATA, Arch. Polona 12, 1970, 338 Fig. 1. 136. Pruszcz Gdański - Praust, woj. Gdańsk FU: Fundstelle 10: Grab 10, 26, 177: je 1 Ex. Lit.: M. PIETRZAK, Spraw. Arch. 24, 1972, 78 Abb. 6 i; 75 Abb. 2. – BOHNSACK 1938, 129 Taf. 2, 5. 137. Rędzýnskie, Pow. Nowomińsk FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 348, o. Abb. 138. Rządz-Rondsen, woj. Torun FU: Gräberfeld: 4 Ex., Gräber 436, 487, 559, 610. Lit.: ANGER 1891, Taf. 13, 16. 25. – KOSTRZEWSKI 1919, 259 Beil. 7. – HACHMANN 1950/51B, 91 ff. 139. Sadzarzewice-Sadersdorf, woj. Zielona Gòra FU: Grab 15: 1 Ex. Lit.: H. JENTSCH, Niederlausitzer Mitt. 4, 1985, 1 ff., o. Abb. 140. Skowarcz-Schönwarling, woj. Gdańsk FU: Gräberfeld: 5 Ex. Grab 27: 1 Ex. Grab 16: 2 Ex.; Einzelfunde: 2 Frag. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 336; 259 f. Beil. 7. 141. Gościszewo-Willenberg, woj. Gdańsk FU: Grab 444: 1 Ex. Lit.: BOHNSACK 1938, 129, o. Abb. 142. Wygoda, gm. Biatogard, woj. Koszalin FU: Fundstelle 6, Grab 104: 1 Ex. Lit.: H. MACHAJEWSKI, Koszalinskie Zeszyty Muzealne 14, 1984, 15–28; 19 Abb. 4. 143. Wymysłowo, woj. Leszno FU: Grab 288: 1 Ex. Lit.: ST. JASNASZ, Fontes Arch. Posnanienses 2, 1951, 192 f. Abb.; 290 f. Abb.; 291 Nr. 11. 144. Zelisławiec-Sinzlow, woj. Szczcecin FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: BOHNSACK 1938, 129, o. Abb. 145. ehem. Kirpehnen, Rad. Zelenogradsk FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: J. ROSEN-PRZEWORSKA, Swiatowit 19, 1946/47, Taf. 9, 11. – BREZENBERGER, Sitzungsber. Prussia 20, 1895/96, 55 Abb. 27. 146. ehem. Rossitten, Rad. Zelenogradsk

FU: unbekannt: 2 (?) Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 338, o. Abb. – BELTZ 1911, 787 Nr. 569 f. 147. Pomarowka-Sorgenau, Rad. Primorsk FU: Grabhügel V: 1 Ex. Lit.: H. KEMKE/ E. HOLLACK, Prussia 22, 1909, 308 Abb. 193. – KOSTRZEWSKI 1919, 260 Beil. 7. – J. ROSENPRZEWORSKA, Swiatowit 19, 1946/47, Taf. 9, 13. – A. POZARZYCKA-URBÀNSKA, Wiedamości Arch. 43, 1978, 159 Abb. 1, j. 148. Villeneuve-Saint-Germain FU: Graben (004): 1 Ex. Lit.: Revue Arch. Picardie, No. spec. 1982, 255 Fig. 32, 004. 149. Liebersee, Kr. Torgau FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: K. KRAITZSCH, Arch. Feldforsch. Sachsen 1988, 238– 242. 150. Bialy Dwór-Weißhof, woj. Gdańsk FU: Gräberfeld, Grab 363: 1 Ex. Lit.: W. HEYM, Offa 17/18, 1959/61, 154 Abb.7, 12. 151. Horn, Västergötland, Schweden FU: Grab32 Lit.: C. A. MOBERG, Acta Arch. (København) 25, 1954, 34 Fig. 26 H32, 17a. 152. Malente, Kr. Eutin FU: Grab: 1 Ex. Lit.: E. NYLÉN, Fornvännen 47, 1952, 224 Fig. 7. 153. Langensalza, Kr. Langensalza FU: zerstörtes Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: Nachlaß K. Naß (bei Prof. G. Kossack). 154. Oberleiserberg, Niederöstereich FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: Freundl. Mitteilung A. Kern, Wien (über St. Demetz). 155. Aubstadt FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: Bayer. Vorgeschbl. Beih. 5, 1992, 93 f. Abb. 63, 11. 156. Bad Königshofen, Lkr. Rhön-Grabfeld FU: Einzelfund. Lit.: Bayer. Vorgeschbl. Beih. 3, 1990, 88. 157. Haarhausen, Kr. Arnstadt FU: Einzelfund aus jüngerkaiserzeitlicher Siedlung. Lit.: S. Dušek, Römische Handwerker im germanischen Thüringen. Ergebnisse der Ausgrabungen in Haarhausen, Kr. Arnstadt (Stuttgart 1992) 44 Abb. 37, 1. 158. Westpreußen, Lkr. Sondershausen FU: Siedlung. Lit.: TH. GRASSELT, Die Siedlungsfunde der vorrömischen Eisenzeit von der Widderstatt bei Jüchsen in Südthüringen (Stuttgart 1994) 93, 2. 159. Neudietendorf, Lkr. Erfurt FU: Siedlung. Lit.: GRASSELT a. O. 93, 21. 160. Eckstedt, Lkr. Erfurt FU: Siedlung. Lit.: GRASSELT a. O. 93, 22.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Liste 2: Kostrzewski Var. H (s. Karte 5) 1. Börnicke, Kr. Nauen FU: Grab 342: 1 Ex.; Grab 546: 2 Ex.; Grab 529: 2 Ex. Lit.: E. REINBACHER, Börnicke. Ein ältereisenzeitlicher Urnenfriedhof im Havelland (Berlin 1963) 63 Taf. 43; 50; 54. – KOSTRZEWSKI 1919, 23 Anm. 1. 2. Geltow-Wildpark, Kr. Potsdam FU: Gräberfeld, Grab 10: 1 Ex. Lit.: H. SEYER, Veröffentl. Mus. Ur- u. Frühgesch. Potsdam 5, 1969, 131 Abb. 7, c. 3. Guben, Kr. Guben FU: unbekannt: 1 Ex.. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919‚ 260 Beil. 8. – G. DOMANSKI, Studia z dziejó w ś rodkowego Nadodrza w III.-I. wieku p. n. e. (Wrocław et al. 1975) 130 f.; 166 Taf. 35, e. 4. Hammelspring, Kr. Templin FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 23 Anm. 1. 5. Horath «Kaisergarten», Kr. Bernkastel-Wittlich FU: Grab104: 1 Ex. Lit.: A. MIRON/G. MAHR, Trierer Zeitschr. 43/44, 1980/81, 86; 225 Taf. 41, d. 6. Landwehr, Kr. Luckau FU: unbekannt: «mehrere» Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 23 Anm. 1. – SEYER 1982, 147 Nr. 621. 7. Manching, Kr. Ingolstadt FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: GEBHARD 1991, 35 Taf. 12, 204. 8. Naumburg, Kr. Naumburg FU: Grab 38: 3 Ex. Lit.: E. SPEHR, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 52, 1968, 252 Abb. 12, 7–10. 9. Perver, Kr. Salzwedel FU: unbekannt: mehrere Ex. Lit.: P. KUPKA, Jahresschr. Halle 9, 1910, 18 f. Fig. 2. – SEYER 1976, 188 Nr. 214. 10. Schönfeld, Kr. Demmin FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: H. KEILING, Arch. Deutschland 1991, H. 4, 48 f. 11. Storkow, Kr. Templin FU: Gräberfeld: 5 Ex. Lit.: H. STANGE, Mitt. Bezirksfachausschuß Neubrandenburg 24, 1977, 18–35 Abb. 1, 7–11. 12. Uetz, Kr. Potsdam FU: Grab 29: 1 Ex.; noch weitere Ex.? Lit.: SEYER 1982, 125 Nr. 366 Taf. 18, 5. 13. Vehlow, Kr. Kyritz FU: Gräberfeld: 7 Ex.; Gräber 5, 7, 8, 29: je 1 Ex.; Bl 1: 2 Ex.; Bl 13: 1 Ex. Lit.: PESCHEL 1971, 15 Abb. 9; 15 Abb. 8; 20 Abb. 11; 7 Abb. 4; 7 u. 11 Abb. 4. – KOSTRZEWSKI 1919, 23 mit Anm. 1: 13 Ex. 14. Błonie, woj. Tarnobrzeg FU: Gräberfeld: insges. 10 Ex.; Gräber 111, 120, 141: je 1 Ex.; Gräber 119, 158, 216: je 2 Ex.; Einzelfunde aus «Schicht aus Zone III»: 1 Ex. Lit.: R. MYCIELSKA/ Z. WOŻNIAK, Mat. Arch. 24, 1988, Taf. 94 B 1; 102 B 1 u. 2; 103, 1; 126 B 1; 142, 1 u. 2; 183 B 1 u. 2; 197, 8.

15. Bogoryja, woj. Tarnobrzeg FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: J. KOSTRZEWSKI, Przegląd Arch. 3/4, 1921, 116; 120. – DĄBROWSKA 1988, 235 Nr. 39. 16. Cecele, woj. Białystok FU: Grab 124: 1 Ex. Lit.: J. JASKANIS, Spraw. Arch. 24, 1972, 92 Abb. 8, b–c. 17. Chełmno, woj. Toruń FU: Grab 142: 1 Ex.; Grab 106: 1 Ex. Lit.: ŁĘGA 1938, 29 Taf. 4, 4; 37 f. Taf. 4, 5. 18. Dragusza Leśna woj. Skierniewice FU: unbekannt: und. 1 Ex. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 239 Nr. 133. – A. NIEWĘGŁOWSKI, Mazowsze na prełomie er. (Wrocław et al. 1972) 216. 19. Drohiczyń-Kozarówka, woj. Białystok FU: Fundstelle 2, Grab 2: 1 Ex. Lit.: T. DĄBROWSKA, Wiadomości Arch. 43, 1978, 66 Taf. 4, 1–8. 20. ehem. Dünow, Kr. Kammin, woj. Szczecin FU: Grab: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 260 Beil. 8. 21. Gledzianowek 1, woj. Plock FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: E. KASZEWSKA, Prace i Mat. 24, 1977, 122 Abb. 3, 1. 22. Gołąbki, woj. Bydgoszcz FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: J. ROSEN-PRZEWORSKA, Swiatowit 19, 1946/47, Taf. 9, 4. 23. Gościszewo-Willenberg, woj. Gdańsk FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 260 Beil. 8. 24. ehem. Hohenwutzen, woj. Szczecin FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 260 Beil. 8. – A. GÖTZE, Vorgeschichte der Neumark. Schr. Ver. Gesch. Neumark 5, 1897, 18 ff. Abb. 82. 25. Karczewiec, woj. Siedlce FU: Gräber 47, 74, 75d, 106: je 1 Ex. Lit.: T. DĄBROWSKA, Mat. Wrocław 2, 1973, 402 Taf. 8, 10; 422 Taf. 17, 9; 428 Taf. 17, 17; 446 f. Taf. 27, 18. 26. Kłeszewo, woj. Ciechanów FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 245 Nr. 267. – Inf. Archeol. 1967 (1968) 161 f.; 1968 (1969) 174 f. 27. Konarzew, woj. Płock FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: A. NIEWĘGŁOWSKI, Mazowsze na przełomie er. (Wrocław 1972) 241 f. – DĄBROWSKA 1988, 245 Nr. 288. 28. Kołoząb, woj. Ciechonów FU: unbekannt: mind.1 Ex. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 245 Nr. 283. 29. Kraszewo, woj. Ciechanów FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 246 Nr. 312. 30. Krusza Zamkowa, woj. Bydgoszcz FU: Fundstelle 13; Gräberfeld: Gräber 6, 26, 29: je 1 Ex. Lit.: A. KOKOWSKI, Univ. A. Mickiewicza w Poznanin, Ser. Arch. Nr. 35, 1989, 70 Abb. 31; 81 Abb. 40; 83 Abb. 42. 31. ehem. Marusch, Kr. Graudenz-Grudziądz, woj. Toruń FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 260 Beil. 8.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

32. Niedanowo-Neidenburg, woj. Olsztyn FU: 2 Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: BOHNSACK 1938, 61 ff. – DĄBROWSKA 1988, 252 Nr. 439. 33. Nowy Dwór-Neuguth, woj. Bydgoszcz FU: Grab 5 (1905): 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 260 Beil. 8. 34. Podwiesk, woj. Toruń FU: je 1 Ex. Grab 7, Grab 260, Grab 393, Grab 411. Lit.: J. JANIKOWSKI, Spraw. Arch. 23, 1971, 142 Abb. 15, 8. 7; 144 Abb. 16, 4. 5. 35. Powarowka, Rad. Primorsk FU: Grabhügel: 1 Ex. Lit.: A. POZARZYCKA-URBAŃSKA, Wiadomósci Arch. 43, 1978, 159 Abb. 1, K. 36. Rędzyńskie, woj. Siedlce FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: J. ROSEN-PRZEWORSKA, Swiatowit 19, 1946/47, Taf. 8, 6. – J. KOSTRZEWSKI, Przeglad Arch. 1, 1919, 17 Abb. 34. – DERS. 1919, 260 Beil. 8. – DERS., Wiadomosci Arch. 4, 1882, 71. 37. Rządz-Rondsen, woj. Bydgoszcz FU: Grab 487: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 260 Beil. 8. – ANGER 1891, Nr. 2113 (Taf. 11, 13). 38. Skowarcz-Schönwarling, woj. Gdańsk FU: Grab 19: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 260 Beil. 8. 39. Siemiechów, woj. Sieradz FU: Grab 7: 1 Ex. Lit.: M. JAŹDŹEWSKA, Inv. Arch. Polen 49 (1983) Taf. 296. 40. Suchodól, woj. Płock FU: Grab 8: 2 Ex. Lit.: H. RÒZAŃSKA, Wiadomósci Arch. 35, 1970, 60 f. Abb. 14 b–c. 41. Warszawa-Wilanów FU: Grab 7: 2 Ex. Grab 10: 1 Ex. Grab 16: 1 Ex. Grab 90: 1 Ex. Lit.: J. MARCINIAK, Mat. Starożytne 2, 1957, 17 Taf. 10, 6–7; 19 Taf. 12, 13; 25 Taf. 18, 6; 99 Taf. 82, 12. 42. Novy Dwór-Weißhof, woj. Elbląg FU: Grab 183: 1 Ex. Lit.: W. HEYM, Offa 17/18, 1959/61, 153 Abb. 8, 27. 43. Wszedzin I u. II, woj. Bydgoszcz FU: unbekannt: je 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 260 Beil. 8. 44. Zadowice, woj. Kalisz FU: Grab 531: 2 Ex. Lit.: E. KASZEWSKA, Spraw. Arch. 27, 1975, 152 Abb. 10, b–c. 45. Zagórzyn, woj. Kalisz FU: Grab56: 1 Ex. Lit.: K. DĄBROWSKI, Spraw. Arch. 22, 1970, 368 Abb. 29, 20. 46. Boroseşti, jud. Iaşi, Rumänien FU: Gräberfeld, 150 unpubl. Gräber: mind.1 Ex. Lit.: BABEŞ 1988, 138 Abb. 6. 47. Dolinjany, Černovcy, Ukraine FU: Gräber 2, 12, 16: je 1 Ex. Lit.: G. I. SMIRNOVA, Sovetskaja Arch. 1981, 3, 193 ff., Abb. 2, 6; 5, 12; 6, 5. 48. Poieneşti, jud. Vaslui, Rumänien FU: Gräberfeld: mind. 1 Ex. Lit.: BABEŞ 1988. – R. VULPE, Mat. Arch. Istoria Veche RPR. 1‚ 1953, 213 ff.

49. Zarubincy, Reg. Kanev, Ukraine FU: Brandgrab Nr. unbekannt: 2 Ex. Lit.: P. REINECKE, Mainzer Zeitschr. 1, 1906, 42 f. Abb. 1, 2–3. 50. Kamiènczyk, woj. Ostrołęka FU: Gräberfeld: Gräber 28, 212, 330, 376: je 1 Ex. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 20 Tab. 2. 51. Karcino-Langenhagen, woj. Szczecin FU: Grab 39: 1 Ex. Lit.: H. J. EGGERS, 2. Beih. Erwerbungs- u. Forschungsber. 1936, 25 f. Abb. 39. 52. Gräfenhainichen, Kr. Gräfenhainichen FU: Gräberfeld: 11 Ex.; Gräber 12, 33, 47, 89, 114: je 1 Ex.; Gräber 15, 64, 102: je 2 Ex. Lit.: G. U. S. GUSTAVS, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 59, 1976, 25 ff. 53. Dzierzążnia Nowa, woj. Ciechonów FU: Gräberfeld: mind. 1 Ex. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 239 Nr. 145. 54. Jüchsen, Lkr. Meiningen FU: Siedlung. Lit.: TH. GRASSELT, Die Siedlungsfunde der vorrömischen Eisenzeit von der Widderstatt bei Jüchsen in Südthüringen (Stuttgart 1994) 96 Taf. 4, 24.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Liste 3: Kostrzewski Var. K (s. Karte 6) 1. Alteburg bei Arnstadt, Kr. Arnstadt FU: Siedlung: mind. 4 Ex. Lit.: R. BEHREND, Alt-Thüringen 10, 1968/69, 109 Abb. 6, 11–14. – K. PESCHEL, Arch. Rozhledy 23, 1971, 478 Abb. 4 oben. 2. Altenburg/Rheinau, Kr. Waldshut FU: Siedlung: insges.: 11 Ex. (1 Ex. aus Silber). Lit.: MAUTE 1991, 395 Abb. 2, 10. – F. FISCHER, Germania 44, 1966, 294 Abb. 3; 296 Abb. 4. – DERS., Arch. Nachr. Baden 13, 1974, 14–25. 3. Alt-Mölln, Kr. Herzogtum Lauenburg FU: Grab 62: 1 Ex. Lit.: HINGST 1989, 215 Taf. 109. 4. Annaburger Heide, Kr. Herzberg FU: Urnengrab: 1 Ex. Lit.: T. VOIGT, Ausgr. u. Funde 5, 1960, 140 ff. Abb. 1, b. 5. Arnstadt-Bärwinkelstr., Kr. Arnstadt FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: K. PESCHEL, Arch. Rozhledy 23, 1971, 478 Abb. 4 unten. 6. Bargstadt, Kr. Stade FU: Gräberfeld I: Gräber 197 u. 214: je 1 Ex.; Gräberfeld II: Grab 4: 1 Ex. Lit.: HÄSSLER 1977, Teil II, 32; Teil III (Katalog), Taf. 27; Taf. 29; Taf. 41. 7. Beendorf, Kr. Haldensleben FU: Grab 79a: 1 Ex. Lit.: W. HOFFMANN, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 51, 1967, 207 Taf. 27 b. 8. Berensch-«Waterpohl», Kr. Cuxhaven FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: K. WELLER, Prähist. Zeitschr. 32/33, 1942/43, 248 Abb. 12, 627a. – DERS., Kunde 11, 1943, 198–211 Abb. 6 u. 7; 208 f. 9. Berlin-Rudow FU: Grab: 1 Ex. (heute verschollen) Lit.: U. FIEDLER, Ausgr. Berlin 8, 1989, 202. 10. Bendefeld-Weißenfels, Kr. Weißenfels FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: W. SCHULZ, Jahresschr. Halle 11, 1925, 50 Taf. 13, 8. 11. Bias, Kr. Zerbst FU: Grab: 1 Ex. Lit.: M. KÖNIG, Mannus 23, 1931, 316 Abb. 98. 12. Biewer ‚ Kr. Trier FU: Gräber 12 u. 13: je 1 Ex.; Grab 71: 2 Ex. Lit.: A. MIRON, Trierer Zeitschr. 47, 1984, 13 ff.; 25 Taf. 5e; 67 Taf. 5d; 82 Taf. 20,c–d. 13. Blönsdorf, Kr. Wittenberg FU: Grab 25: 1 Ex. Lit.: K. H. MARSCHALLEK, Jahresschr. Halle 14, 1926, 85 Taf. 15, b. 14. Bobersen, Kr. Riesa FU: Grab: 1 Ex. Lit.: A. MIRTSCHIN, Germanen in Sachsen (Riesa 1933) 14 ff. Abb. 2b. – R. BEHREND, Alt-Thüringen 10, 1968/69, 128 Anm. 16, 1. 15. Börnicke, Kr. Nauen FU: Grab C534: 1 Ex.; Grab Cm489: 1 Ex.; unbekannt: 2 Ex.

Lit.: E. REINBACHER, Börnicke. Ein ältereisenzeitlicher Urnenfriedhof im Havelland (Berlin 1963), 76 f. Taf. 47; Taf. 54. – SEYER 1976, Taf. 8, c. e. 16. Bornitz, Kr. Zeitz FU: Fundkomplexe 65 u. 73: je 1 Ex. Lit.: T. VOIGT, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 59, 1976, 228 Abb. 48; 231 Abb. 51. 17. Brücken, Kr. Sangerhausen FU: Gräberfeld: mind. 7 Ex: Grab 11, 14, 16, 22: je 1 Ex; 3 Einzelfunde. Lit.: TH. E. HAEVERNICK in: Marburger Studien (Darmstadt 1938) 77 Taf. 36, 2; Taf. 36, 9. –MÜLLER 1985, 167 Nr. 544 Taf. 63, 19; 64, 5. 9; 65, 3; 68, 15. 17. 25. 18. Bullenheimer Berg, Kr. Kitzingen FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: L. WAMSER, Ausgr. u. Funde Unterfranken 1979, 143 ff. Abb. 43, 9. 19. Burtevitz, Kr. Rügen FU: Grube: 1 Ex. Lit.: W. LAMPE, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1973, 316 f. Abb. 3 c. 20. Büßen, Kr. Salzwedel FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: P. KUPKA, Jahresschr. Halle 9, 1919, 19 Fig. 3. 21. Daseburg, Kr. Warburg FU: Grube(?): 1 Ex. Lit.: WILHELMI 1967, 137 Nr. 89, Taf. 32, 3. 22. Ehrenbürg, Kr. Forchheim FU: Siedlung: 2 Ex. Lit.: B.-U. ABELS, Ausgr. u. Funde Oberfranken 7, 1989/90, 22; 54 Abb. 22, 21–22. 23. Eisenroth, Lahn-Dill-Kreis FU: Brandflachgräber: 2 Ex. Lit.: BEHAGHEL 1943, 153 Taf. 34 G, 5–6. 24. Emsen-Langenrehm, Kr. Harburg FU: «Fundplatz 2», Grube 3: 1 Ex. Lit.: W. WEGEWITZ, Nachr. Niedersachsen Urgesch. 24, 1955, 10 Abb. 5, 1. 25. Freienorla, Kr. Jena FU: Brandgrab: 1 Ex. Lit.: W. GALL, Ausgr. u. Funde 8, 1963, 250–252 Abb. 2a. 26. Gallberg-Heimburg, Kr. Wernigerrode FU: Gräberfeld: 2 Ex. Lit.: O. KRONE, Mannus 27, 1937, 407 ff. Taf. VII. 27. Garlipp, Kr. Stendal FU: Gräberfeld: mind. 5 Ex. Lit.: P. KUPKA, Jahresschr. Halle 15, 1927, 68 Abb. 11. – SEYER 1976, 190 Nr. 229 Taf. 30. 28. Garlitz, Kr. Rathenow FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, Taf. 27, 9. 29. Gernstedt, Kr. Naumburg FU: Grab II: 1 Ex. Lit.: W. SCHULZ, Mannus 28, 1928, 194 Abb. 12. – DERS., Jahresschr. Halle 11, 1925, 33 Taf. VIII, 3. 30. Gießen-«Rodberg», Kr. Gießen FU: Grab 6: 2 Ex. Lit.: H. LAUMANN, Studien zu Siedlungsfragen der Latènezeit. Festschr. W. Dehn (Marburg 1984) 113 Abb. 4, 5–6. 31. Kleiner Gleichberg, Kr. Meiningen FU: Siedlung: mind. 3 Ex.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Lit.: G. NEUMANN, Die Fibeln vom Kleinen Gleichberge bei Römhild (Berlin 1973) Taf. IX, 5–7. 32. Gräfenhainichen, Kr. Gräfenhainichen FU: Gräberfeld: insges. 29 Ex. Gräber 2, 5, 7, 11, 16, 19, 24, 26–27, 32(?), 35, 48–49, 51, 54(?), 55, 57, 61, 63, 68, 70, 72, 74–75, 78, 83–85, 88: je 1 Ex. Lit.: G. U. S. GUSTAVS, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 59, 1976, 30 Abb. 3; 31 Abb. 4; 32 Abb. 5; 33 Abb. 6; 34 Abb. 7; 35 Abb. 8; 36 Abb. 9; 37 Abb. 10; 38 Abb. 11; 40 Abb. 13; 41 Abb. 14; 42 Abb. 15; 43 Abb. 16; 44 Abb. 17; 45 Abb. 18; 46 Abb. 19; 48 Abb. 21; 49 Abb. 22. 33. Gransdorf, Kr. Bernkastel-Wittlich FU: Hügel 22: 1 Ex. Lit.: R. SCHINDLER, Trierer Zeitschr. 33, 1970, 27 ff. Abb. 7, 2. 34. Groß-Chüden, Kr. Salzwedel FU: Gräberfeld: «mehrere» Ex. Lit.: P. KUPKA, Jahresschr. Halle 3, 1910, 18, o. Abb. 35. Guben, Kr. Guben FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: G. DOMANSKI, Studia z dziejó w srodkowego Nadodrzaw III–I wieku p. n. e. (Wrocław et al. 1975) 166 Taf. 35e. 36. Güssefeld, Kr. Kalbe FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: SEYER 1976, 183 Nr. 176. 37. Hamburg-Fuhlsbüttel FU: Gräber 5 u. 6: je 1 Ex. Lit.: TISCHLER 1954, Taf. 47, 462, e; Taf. 43, 435, c. 38. Harsefeld, Kr. Stade FU: Gräberfeld: insges. 4 Ex.; Gräber 122, 151, 187b, 226: je 1 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1937. 39. Hornbek, Kr. Herzogtum Lauenburg FU: Gräber 424, 550, 552, 592, 748: je 1 Ex. Lit.: RANGS-BORCHLING 1963, 117 Taf. 46; 126 Taf. 57, 500 u. 552; 128 Taf. 60; 141 Taf. 78. 40. Jena-Lerchenfeld, Kr. Jena FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: G. NEUMANN, Der Thüringer Erzieher 2, Heft 15/16, 1934, 456 ff. Abb. 3h. 41. Jütchendorf, Kr. Teltow FU: Grab: 1 Ex. Lit.: W. HINDENBURG, Mannus 2, 1910, 197 Abb. 13 u. 14; 198 Abb. 15. 42. Jüchsen, Kr. Meiningen FU: Siedlung: 46 Ex. Lit.: TH. GRASSELT in: Übersicht aktueller Hochschularbeiten zur Jüngeren Latènezeit (Marburg 1992) 14. – DERS. in: Beiträge zur keltisch-germanischen Besiedlung im Mittelgebirgsraum. Internat. Koll. Weimar, 15.–17. Mai 1990. Weimarer Monogr. Ur- u. Frühgesch. 28 (Stuttgart 1992) 38 Abb. 2, 29–31; S. 48. 43. Judenhügel bei Kleinbardorf, Lkr. Rhön-Grabfeld FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: Vortrag Dr. Wamser, Weimar (16.5.90). 44. Klein-Möringen, Kr. Stendal FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: P. KUPKA, Jahresschr. Halle 10, 1911, 42 Taf. VII, 94. 45. Burghöhle im Klusenstein, Kr. Iserlohn FU: 1 Ex. Lit.: BEHAGHEL 1943, 151 Taf. 25, 42.

46. Körchow, Kr. Hagenow FU: Grab 379: 2 Ex. (?) Lit.: R. BELTZ, Jahrb. Ver. Mecklenburg. Gesch. u. Altkde. 85, 1920/21, 60, 97. 47. Krummesse, Kr. Herzogtum Lauenburg FU: Grab 76: 1 Ex. Lit.: HINGST 1989, 171 Taf. 86. 48. Langensalza, Kr. Langensalza FU: zerstörtes Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: Nachlaß K. Naß (über Prof. G. Kossack). 49. Lanz, Kr. Ludwigslust FU: Grab 20: 1 Ex. Lit.: H. KEILING, Ausgr. u. Funde 6, 1961, 194–202, Abb. 2, e. – DERS., Jahrb. Bodendenkmalpf. Mecklenburg 1962, 64; 127 f. Abb. 46, b. 50. Latzow, Kr. Greifswald FU: Gräber 12 u. 17: je 1 Ex.; Grab 13: 3 Ex. Lit.: A. REINECKE, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1986, 66 f. Abb. 12; 67 Abb. 12; 68 f. Abb. 13. 51. Leimbach, Kr. Bad Salzungen FU: Hügel A9: 1 Ex. Lit.: H. HAHN, Fuldaer Geschbl. 63, 1987, 18 Taf. 6, 10. 52. Liebersee, Kr. Torgau FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: K. KROITZSCH, Arch. Feldforsch. Sachsen 1988, 240. 53. Lohne, Kr. Osterburg FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: SEYER 1976, Taf. 3,b. 54. Mainzweiler, Kr. FU: Grab: 1 Ex. Lit.: A. KOLLING/W. SCHÄHLE, Ber. Denkmalpfl. Saarland 15, 1968, 65 ff. Abb. 14. 55. Manching, Kr. Ingolstadt FU: Siedlung: insges. 7 Ex. Lit.: GEBHARD 1991, 35 Taf. 12, 201; «Gruppe 30 » (6 Ex.) 26 Abb. 9 Taf. 57, 872–877. 56. Mayen 1, Kr. Mayen-Koblenz FU: Grab 39: 1 Ex. Lit.: DECKER 1968, 148 Taf. 8 c. 57. Meisdorf, Kr. Aschersleben FU: zerstörtes Gräberfeld: 5 Ex. Lit.: MÜLLER 1985, 138 Nr. 45 Taf. 13, 11–15. 58. Mellen, Kr. Perleberg FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: KEILING 1969, 92 Taf. 20 c. 59. Mosigkau, Kr. Dessau FU: Grab: 1 Ex. Lit.: M. KÖNIG, Mannus 23, 1931, 318 Abb. 99. 60. Muchow, Kr. Ludwigslust FU: zerstörtes Gräberfeld: 2 Ex. Lit.: KEILING 1969, 119 f. Taf. 42 j. k. 61. Naumburg, Kr. Naumburg FU: Fundkomplex 5: 1 Ex. Lit.: E. SPEHR, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 52, 1968, 256 Abb. 14, 3–5. 62. Bad Nauheim, Kr. Friedberg FU: Gräber 92 u. 107: je 1 Ex. Lit.: SCHÖNBERGER 1952, 91 f. Taf. 11, 41; 13, 4. 63. Norddorf, Kr. Nordfriesland FU: Urnengräber 11, 16, 18, 37, 46, 56: je 1 Ex. Lit.: KERSTEN/LA BAUME 1958, Taf. 94, 12. 14. 17. 32. 42; 92, 10.

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64. Parum, Kr. Hagenow FU: Gräber 27, 89, 186: je 1 Ex. Lit.: H. KEILING, Parum (Berlin 1986) 37 Taf. 3, 27 b; 40 Taf. 7; 46 Taf. 16. 65. Perver, Kr. Salzwedel FU: Grab: 1 Ex. Lit.: P. KUPKA, Jahresschr. Halle 9, 1910, Taf. 1, 19. 66. Petershagen-Lahde, Kr. Minden-Lübbecke FU: Grab 279 b, 290, 328: je 1 Ex. Lit.: BÉRENGER 1981, 89 Abb. 12, 24. 32; 13, 14. 67. Plötzin, Kr. Potsdam FU: unbekannt: 2 Ex. Lit.: SEYER 1982, 20; 123. 68. Pötrau, Kr. Herzogtum Lauenburg FU: Urnengrab 12: 1 Ex. Lit.: KERSTEN 1951, Taf. 67, 5–6. 69. Putensen, Kr. Harburg FU: Gräber 133, 211, 228, B 556 bei Urne 446: je 1 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1973, 42 Taf. 10; 49 Taf. 17; 50 Taf. 18; 122 Taf. 73. 70. Quern-Scheersberg, Kr. Schleswig-Flensburg FU: Fundgebiet 52, Grab 16: 1 Ex. Lit.: J. RÖSCHMANN, Die Vorgeschichte des Kreises Flensburg (Neumünster 1963) Taf. 114, 40. 71. Quitzenow, Kr. Teterow FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: H. SCHUBERT, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 2, 1953, 60 Abb. 46. 72. Regensburg-Harting, Kr. Regensburg FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: Vortrag von S. Rieckhoff-Hesse in Weimar am 16.5.1990. 73. Rode, Kr. Gifhorn FU: Bronzeeimergrab: 1 Ex. Lit.: R. BUSH (Hrsg.), Römische Funde aus Ostniedersachsen. Veröffentl. Braunschweig. Landesmus. 20, 1982, 37 Abb. 3. 74. Rietnordhausen, Kr. Sangerhausen FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: TH. VOIGT, Jahresschr. Halle 41/42, 1958, Taf. 39, 2 d. 75. Römhild-«Merzelbach», Kr. Meiningen FU: Nachbestattung N 5: 1 Frag. Lit.: K. PESCHEL, Prace Arch. (Kraków) 26, 1978, 82 ff. Abb. 4, 21. 76. Sandhagen, Kr. Neubrandenburg FU: Grab 2: 1 Fragm. Lit.: R. SZCZESIAK, Mitt. Bezirksfachausschuß Neubrandenburg 33, 1986, 42 Abb. 5, c. 77. Sauensiek, Kr. Stade FU: Gräber 34 u. 35: je 1 Ex. Lit.: HÄSSLER 1977, Taf. 46; Taf. 47. 78. Schönfeld, Kr. Demmin FU: Grab 23: 1 Ex. Lit.: H. KEILING, Arch. Deutschland 1991, H. 4, 48 f. 79. Schossow, Kr. Altentreptow FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: U. SCHOKNECHT, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1987, 357 Abb. 15 a. 80. Seebergen, Kr. Gotha FU: vielleicht in Grab 63: 1 Ex. Lit.: H. KAUFMANN, Alt-Thüringen 2, 1957, 172 Abb. 18, 5. 81. Silstedt, Kr. Wernigerode

FU: Grab: 1 Ex. Lit.: A. FRIEDRICH, Beitr. Altkde. Grafschaft Wernigerode 5 (Wernigerode 1888) 3 Taf. 4, 2–3; R. BEHREND, Alt-Thüringen 10, 1968/69, 129 Anm. 16, 10. 82. Staffelberg, Kr. Lichtenfels FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: B.-U. ABELS, Ausgr. u. Funde Oberfranken 6, 1987/1988, 69 Abb. 37, 9. 83. Stöffling, Lkr. Traunstein FU: Siedlung (?): 1 Ex. Lit.: W. IRLINGER, Arch. Jahr Bayern 1990, 78 Abb. 50. 84. Storkow, Kr. Templin FU: unbekannt: 2 Ex. Lit.: H. STANGE, Mitt. Bezirksfachausschuß Neubrandenburg 24, 1977, 21 f. Abb. 2. 85. Thalmassing, Kr. Regensburg FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: S. RIECKHOFF-PAULI, Regensburger Almanach 1987, 113 Abb. 9. 86. Tiefurt, Kr. Weimar FU: Grab- u. Einzelfunde: wahrscheinlich 9 Ex. Lit.: S. BARTHEL, Alt-Thüringen 8, 1966, 266 Abb. 6, 7–8; 268; 271; 272; 275; 277. 87. Tostedt-Wüstenhöfen, Kr. Harburg FU: Grab 174: 3 Ex.; Gräber 189 u. 190: je 1 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1970, 48 f. Abb. 16; 50 Abb. 22; 52 Abb. 24, 2. 88. Trollhagen, Kr. Neubrandenburg FU: Grab 2: 1 Ex. Lit.: R. FENSKE, Ausgr. u. Funde 32, 1987, 130 f. Abb. 3 d. 89. Uetz, Kr. Potsdam FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: SEYER 1982, 20; 125. 90. Utersum, Kr. Nordfriesland FU: Siedlung 73 («Gransbott»): 1 Ex. Lit.: KERSTEN/LA BAUME 1958, Taf. 147, 9. 91. Vehlow, Kr. Kyritz FU: Gräber G3, G11, G12: je 1 Ex.; Grab Bl 2: 3 Ex.; Fund Bl 17: 6 Ex. Lit.: PESCHEL 1971, 15 Abb. 8; 19 Abb. 9; 7 Abb. 4; 11 Abb. 6. 92. Wahlitz, Kr. Burg FU: Gräber 110, 145, 211, 224, 308, 347, 360: je 1 Ex. Lit.: SCHMIDT-THIELBEER 1967, 14 f. 93. Wandersleben-Waidmühle, Kr. Gotha FU: Siedlung (?): 1 Ex. Lit.: D. MÜLLER, Alt-Thüringen 17, 1980, 169 Abb. 40, 30. 94. Wanna, Kr. Land Hadeln FU: Grab 82: 1 Ex. Lit.: HÄSSLER 1977, Taf. 82. 95. Wederath, Kr. Bernkastel-Wittlich FU: Grab 100: 2 Ex.; Grab 1726: 1 Ex. Lit.: HAFFNER 1971, Taf. 22, 27 f. – DERS. 1989, 74 Abb. 49. 96. Klein-Wesenberg, Kr. Stormarn FU: Grab 4: 1 Ex. Lit.: G. TROMNAU, Hammaburg N. F. 6, 1981–83, 94 Abb. 3, 4. 97. Wetzen, Kr. Harburg FU: Gräber 3, 4, 12, 21, 25, 29: je 1 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1970, 25 Taf. 1; 26 Taf. 2; 27 Taf. 3; 28 Taf. 4. 98. Wiebendorf, Kr. Hagenow

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FU: Gräber 125, 259, 286 (Fragm.), 299 (Fragm.), 329, 339 (Fragm.), 395, 407, 438, 596: je 1 Ex. Lit.: KEILING 1984. 99. Wittenberg ‚ Kr. Wittenberg FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: W. SCHULZ, Jahresschr. Halle 14, 1926, 119 Abb. 11, 5. – MÜLLER 1985, Taf. 87, 6. 100. Zahna, Kr. Wittenberg FU: Einzelfund: 1 Ex. Lit.: C. ALBRECHT, Jahresschr. Halle 14, 1926, 110 Abb. 56. 101. Chluma-Bezdědovic bei Blatensku FU: Siedlung: 2 Ex. Lit.: J. SIBLIK, Památky Arch. 25, 1913, 113 ff. Taf. 10, 6 u. 10. 102. Hradištĕ von Stradonice, Bez. Beroun FU: Siedlung: insges. 26 Ex. Lit.: J. L. PIČ, Le Hradischt de Stradonitz en Bohême (Leipzig 1906) 34 Taf. 4, 11–12. – J. BŘEN, Význam spon pro datovàni keltských oppida v Cechách (Prag 1964) 266 Taf. 14, 504. 506. 103. Jestřebi-Habichtstein, Bez. Ceské Lipy FU: Grab 1: 1 Ex. Lit.: E. STREIT, Sudeta 12, 1936, 34 Taf. 1, 2–3. 104. Kobyly-Kobil, Bez. Tyrnov FU: Gräber 6, 8, 22, 38, 39, 53: je 1 Ex. Lit.: W. MÄHLING, Das spätlatènezeitliche Brandgräberfeld von Kobil, Bez. Turnau (Prag 1944), 21 Abb. 4, 2; Taf. 7, 1 e. h; Taf. 13, 2–2a; Taf. 20, 2b; Taf. 21, 1 f; Taf. 26, 2. 105. Kotouč bei Stramberk, Bez. Nový Jičin FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: M. CIŽMÁŔ, Acta Arch. Carpathica 29, 1990, 150 f. Abb. 2, 8. 106. Moravské Kninice, Bez. Brno-venkov FU: Hütte 1/1936: 1 Ex. Lit.: MEDUNA 1980, 312 Taf. 96, 1. 107. Starè Hradisko, Bez. Prostějov FU: Siedlung: 2 Ex. Lit.: J. MEDUNA, Germania 48, 1970, 55 Abb. 8, 11; 56 Taf. 14, 2. 108. Velký vrch bei Divinka, Bez. Zilina FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: WERNER 1977, 394 Abb. 20. 109. Vyšehrad Jasenovo, Bez. Martin FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: M. REMIÁŠOVA, Arch. Výskumy a nálezy na Slovensku 1978 (1980) 231–233; 374 Abb. 125. 110. Zavist, Bez. Prag-West FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: L. JANSOVÁ, Památky Arch. 65, 1974, 15 Abb. 7, 6. 111. Hohe Birga bei Birgitz, Tirol FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: P. GLEIRSCHER, Ber. RGK 68, 1987, 181–352; 249 Abb. 16, 2. 112. Kundl, Tirol FU: Grabkomplex: 2 Ex. Lit.: O. MENGHIN, Bayer. Vorgeschbl. 39, 1974, 91 Abb. 7, 2. 5. 113. Biskupin «15A», woj. Bydgoszcz FU: Lesefund: 1 Ex. Lit.: T. DĄBROWSKA/T. LIANA, Wiadomości Arch. 32, 1966, 170 Abb. 3 a. 114. Błonie, woj. Tarnobrzeg

FU: Gräber 109, 118, 146, 154, 177: je 1 Ex. Lit.: R. MYCIELSKA/Z. WOŻNIAK, Mat. Arch. 24, 1988, 5– 326 Taf. 92, D3; Taf. 101, C1; Taf. 132, 4; Taf. 138, B1; 158, C1. 115. Brodnica-Michałowo, woj. Toruń FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: U. HUSZCZA, Rocznik Muz. w. Toruniu 4, 1969, 118– 146; 122 f. Abb. 91. 116. Całowanie, woj. Warszawa FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: S. NOSEK, Ann. Lubłin 6, 1951 (1957) 417 Taf. 31, 12. 117. Charłupia Mała, woj. Sieradz FU: zerstörte Grab: 1 Ex. Lit.: E. KASZEWSKA, Prace i Mat. 15, 1968, Taf. 3, 14. 118. Chełmno-Kulm, woj. Toruń FU: Gräberfeld: 8 Ex.; Gräber 37, 141, 143, 185: je 1 Ex.; Gräber 158, 195: je 2 Ex. Lit.: ŁEGA 1938, 94 ff. Taf. 6. 119. Crossen-Krosno, woj. Olsztyn FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: BELTZ 1911, 815 Nr. 402. – KOSTRZEWSKI 1919, 262 Beil. 13. 120. Dobrzankowo, woj. Ostrołęka FU: Gräber 6, 10, 12, 15, 32, 34: je 1 Ex.; Einzelfund: 1 Ex. Lit.: J. OKULICZ, Mat. Wrocław 1, 1971, 133 ff. Abb. 13, h; 137 f. Abb. 18, d; 138 f. Abb. 22, e u. f; 140 f. Abb. 25, o; 148 ff. Abb. 41, m; 152 ff. Abb. 44, g; 158 Abb. 46, g. 121. Domaniowice, pow. Głogów FU: Grab 65: 1 Ex.; Einzelfunde: 2 Ex. Lit.: A. KOŁODZIEJSKI, Spraw. Arch. 25, 1973, 113 ff. Abb. 7, i. – DERS., Zielonogórskie zeszyty Muzealne 5, 1975, 41 Taf. 17, 23–24. 122. Domaradzice, woj. Leszno FU: Grab 36: 2 Ex. Lit.: B. KOSTRZEWSKI, Fontes Arch. Posnanienses 4, 1954, 178 Abb. 36. 123. Drohiczyn-Kozarówka, woj. Białystok FU: Fundstelle II, Grab 5: 1 Ex. Lit.: T. DĄBROWSKA, Wiadomości Arch. 43, 1978, 66 f. Taf. 5, 1–11. 124. Dziektarzewo, woj. Ciechanów FU: Gräberfeld: mind. 1 Ex. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 239 Nr. 143. 125. Gledzianowek, woj. Płock FU: Gräber 34/1934, 80/1934, 84/1934: je 1 Ex.; Site 1 (Streufunde): 3 Ex.; Site 3 (aus der Hügelaufschüttung): 1 Ex. Lit.: E. KASZEWSKA, Prace i Mat. 24, 1977, Taf. 24, 1; Taf. 48; Taf. 53; Taf. 69, 4–6. – DIES., Prace i Mat. 15, 1968, Taf. 3, 2. 9. 11–13. 16–18. – A. NADALSKI, Wiadomości Arch. 18, 1951, 102 Taf. 10, 1. 126. Gocanowo, woj. Bydgoszcz FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: B. ZIELONKA, Fontes Arch. Posnanienses 20, 1969, 212 Taf. 2, 24. 127. Jarnice, woj. Siedlce FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: J. KOSTRZEWSKI, Przegląd Arch. 1, 1919, 18 Abb. 38. 128. Kajęcin-Rainsen, woj. Leszno FU: Grab 2: 1 Ex. Lit.: PESCHECK 1939, 172 f. Abb. 134, 9. 129. Kalisz, woj. Kalisz

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FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 244 Nr. 247. 130. Kamiéńzcyk, woj. Ostrołęka FU: Gräber 28, 330: je 1 Ex.; Grab 115: 2 Ex. Lit.: T. DĄBROWSKA, Inv. Arch. Polen 48, 1983, Taf. 291, Abb. 1, 2–3. – DIES. 1988, 20 Tab. 2. 131. Karczewiec, woj. Siedlce FU: Gräber 30, 105, 116, 119, 174: je 1 Ex.; Einzelfund: 1 Ex. Lit.: T. DĄBROWSKA, Mat. Wrocław 2, 1973, 398 Taf. 5, 23; 446 Taf. 28, 17; 553 f. Taf. 29, 8; 455 Taf. 31, 6; 490 Taf. 46, 16; 499 Taf. 49, 18. 132. Karlino, woj. Białogard FU: Grab 1: 1 Ex. Lit.: J. SKRZYPEK, Koszalińske Zeszyty Muzealne 3, 1973, 73 Abb. 2 b. 133. Konin, woj. Konin FU: Grab 94: 1 Ex. Lit.: B. KOSTRZEWSKI, Przegląd Arch. 7, 1946, 237 Abb. 74. 134. Kleszewo, woj. Ciechanów FU: Gräberfeld: mind. 1 Ex. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 245 Nr. 267. 135. Kołacz, woj. Siedlce FU: Gräberfeld, Fundstelle 2: mind. 1 Ex. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 245 Nr. 282. 136. Kołoząb, woj. Ciechanów FU: Siedlung u. Gräberfeld: mind. 1 Ex. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 245 Nr. 283. 137. Kopaniewo-Koppenow, woj. Gdańsk FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 262 Beil. 13. 138. Kraków-Mogilna FU: Siedlung 33/1953: 2 Ex. Lit.: Z. WOŻNIAK, Osadnictwo celtyckie w Polsce (Wrocław et al. 1970) 324 Taf. 36, 8. 139. Krusza Zamkowa, woj. Bydgoszcz FU: Grab 13: 1 Ex. Lit.: A. KOKOWSKI, Univ. Poznan., Ser. Arch. 35, 1989, 76 Abb. 34, 9. 140. Kunin, woj. Ostrołęka FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: K. PRZEWOZNA-ARMANOWA, Archeologia (Toruń) 7, 1983, 145. 141. Kunowo, woj. Bydgoszcz FU: Grab 23: 1 Ex. Lit.: T. ŁASZKIEWICZ, Mat. Zachodniopomorskie 17, 1971, 77 Taf. 4, 2. 142. Lubieszewo, woj. Szczecin FU: Grab 97: 1 Ex. Lit.: R. WOŁAGIEWICZ, Spraw. Arch. 22, 1970, 103 ff. Abb. 3 g. 143. Luboszyce, woj. Zielona Gòra FU: unbekannt: 3 Ex. Lit.: G. DOMAŃSKI, Studia z dziejow środkowego Nadodrzaw III–I wieku p.n.e. (Wrocław et al. 1975) 109–117. 144. Lubieszewo-Lübsow, woj. Szczecin FU: Sandberg 1939, Stelle 2: 1 Ex. Lit.: EGGERS 1949/50, 84 Abb. 8 e. 145. Marienburg-Nowy Dwór, woj. Gdansk FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: BELTZ 1911, 813 Nr. 324. – KOSTRZEWSKI 1919, 262 Beil. 13.

146. Młynów, woj. Kalisz FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: J. KOSTRZEWSKI, Sląske Inst. Nauk., Ser. Arch. 3, 1961, 42 Abb. 35 d. 147. Muchocinek, woj. Gorzów Wlkp. FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 342. – BELTZ 1911, 816 Nr. 405. – DĄBROWSKA 1988, 252 Nr. 433. 148. Nowe Miasteczko, woj. Zielona Góra FU: Grab 4: 1 Ex. Lit.: K. TACKENBERG, Altschlesien 2, 1929, 244 f. Abb. 5, 6. 149. Niechmirów-Mała Wieś, woj. Sieradz FU: Grab 508: 1 Ex. Lit.: M. URBANSKI, Prace i Mat. 32, 1985 (1988) Taf. 6, 10. 150. Niedanowo-Neidenburg, woj. Olsztyn FU: Grab 48: 1 Ex. Lit.: D. BOHNSACK, Alt-Preußen 4, 1939, 61 ff. – DĄBROWSKA 1988, 20 Tab. 2; 252 Nr. 439. 151. Nosocice, woj. Legnica FU: Grab 18: 2 Ex. Lit.: K. TACKENBERG, Die Wandalen in Niederschlesien (Berlin 1925) 9 ff. Taf. 4, 6–7. 152. Oliwa, woj. Gdańsk FU: Gräberfeld: 2 Ex.; Brandgrab o. Nr.: 1 Ex. Lit.: KOSTRZWESKI 1919, 262 f. Beil. 13. – A. LISSAUER, Die prähistorischen Denkmäler der Provinz Westpreußen (1887) 128 Taf. 4, 11. 153. Otłoczyn, woj. Włocławek FU: Siedlung u. Gräberfeld, Fundst. 2: 1 Ex. Lit.: B. ZIELONKA, Fontes Arch. Posnanienses 20, 1970, 211 Taf. 1, 23; Dąbrowska 1988, 254 Nr. 489. 154. Piwonice, woj. Kalisz FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: K. DĄBROWSKI, Mat. Staroźytne 4, 1958, Taf. 42, 11. 155. Pobiel-Wandelheim, woj. Leszno FU: Grab 2: 1 Ex. Lit.: PESCHECK 1939, 22; 198 f. 156. Podwiesk, woj. Bydgoszcz FU: Grab 13: 1 Ex.; Grab 405: 1 Ex.; Grab 409: 1 Ex. Lit.: J. JANIKOWSKI, Spraw. Arch. 23, 1971, 144 Abb. 16, 7. 8. 10. 157. Połupin-Rusdorf, woj. Zielona Góra FU: Grab: 1 Ex. Lit.: L. ROTHERT, Nachrbl. Dt. Vorzeit 14, 1938, 266 f. Abb. 15. 158. Poznań–Sołacz, woj. Poznań FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 264; 310 (ohne Angabe der Fibel). – Mannus 7, 1915, 164 Nr. 68. 159. Pruszcz Gdánski-Praust, woj. Gdánsk FU: Grab 22: 1 Ex. Lit.: BOHNSACK 1938, Taf. 2, 6. 160. Rąpice, woj. Zielona Góra FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: G. DOMÁNSKI, Studia 1975, 159 Taf. 28, 11. 161. Rządz-Rondsen, woj. Bydgoszcz FU: Gräberfeld: 28 Ex.; GrabB45, B48, B64, C4, G 15, 131 (2x), 137, 141, 149, 151, 163, 170, 424, 428 (2x), 461, 470, 474, 499, 551, 557, 561, 612, 613, 623, 646, 680 (3x). Lit.: ANGER 1891, Taf. 10, 9–16. 18. 19; 13, 24. – HACHMANN 1950/51B, 91 ff. (Fundstatistik). 162. Sadzarzewice-Sadersdorf, woj. Zielona Góra

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FU: Grab 17: 1 Ex. Lit.: G. DOMAŃSKI, Studia 1975, 124 f.; 162 Taf. 31 f. 163. Sędzin-Kolonia, woj. Włocławek FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: B. ZIELONKA, Fontes Arch. Posnanienses 20, 1969, 211 Taf. 1, 23. 164. Setropie, woj. Płock FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: J. KOSTRZEWSKI, Przegląd Arch. 2, 1921, 117 Fig. 3. 165. Siemiechów 2, woj. Sieradz FU: Grab 12: 1 Ex. Lit.: M. JAŹDŹEWSKA, Inv. Arch. Polen 49, 1983, Taf. 299, 13. 166. Sława, woj. Zielona Góra FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: J. KOSTRZEWSKI, Sląske Instytut Naukowy, Ser. Arch. 3, 1961, 42 Abb. 35, c. – K. TACKENBERG, Wandalen in Niederschlesien (1925) 4. 167. Solec, woj. Poznań FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: E. BLUME, Mannus 7, 1915, 164 Nr. 68. – Kostrzewski 1919, Beil. 13. 168. Solniki, woj. Zielona Góra FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: G. DOMAŃSKI, Studia 1975, 165, Taf. 34, e. – K. TACKENBERG, Wandalen in Niederschlesien (1925) 8. 169. Stupsk, woj. Chiechanów FU: Grab 23: 1 Ex. Lit.: E. REINBACHER in: Varia Archaeologica. Festschr. W. Unverzagt (Berlin 1964) 159 Taf. 21 a, 1. 170. Trzebicza, woj. Leszno FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 345. 171. ehem. Ückeritz, woj. Szczecin FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: G. DORKA, Urgeschichte des Weizacker-Kreises Pyritz (Diss. Kiel 1936) Taf. 48. 172. Warszawa-Wilanów FU: Gräberfeld: Gräber 15, 38, 89, 102: je 1 Ex. Lit.: J. MARCINIAK, Mat. Starożytne 2, 1957, 24 Taf. 16, 5; 43 Taf. 33, 10; 97 Taf. 81, 11; 108 Taf. 89, 12. 173. Weißhof-Nowy Dwór, woj. Gdańsk FU: Gräberfeld: insges. 21 Ex. Gräber 34, 37, 82, 309, 395: je 2 Ex.; Gräber 61, 94, 101, 129, 144, 146, 273, 274, 311, 365, 460 : je 1 Ex. Lit.: W. HEYM, Offa 17/18, 1959/61, 163–168 Abb. 6–11. 174. Wierzbice, woj. Wrocław FU: Grab 2: 1 Ex. Lit.: PESCHECK 1939, 73 Abb. 74, 4. 175. Wierzchno, woj. Zielona Góra FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: G. DOMAŃSKI, Studia 1975, 129 f. 176. Włocławek ‚ woj. Włocławek FU: Grab 2: 1 Ex. Lit.: K. HAHNŁA in: J. Gurby/A. Kokowskie, Kongreß Kultura Wielbarska w Młodszym Okresie Rzymskim (Lublin 1988) 92 Taf. 1, 2. 177. Wszedzeń ‚ woj. Bydgoszcz FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: UNDSET 1882, 99 Taf. 13, 6. – KOSTRZEWSKI 1919, Beil. 13. 178. Wymysłowo, woj. Leszno

FU: Grab 132: 1 Ex.; Grab 261b: 1 Ex.; Grab 275: 1 Ex.; Einzelfunde: 2 Ex. Lit.: S. JASNOSZ, Fontes Arch. Posnanienses 2, 1951, 78 Abb. 100; 175 Abb. 256; 187 Abb. 276; 240 Abb. 382, 50. 51. 179. Zadowice, woj. Kalisz FU: Gräberfeld: Gräber 27, 586, 671: je 1 Ex. Lit.: A. GARDAWSKI, Mat. Starozytne 1, 1956, 163 Abb. 1. – A. ABRAMOWICZ, Prace i Mat. 1, 1956, 70 Taf. 26. – E. KASZEWSKA, Prace i Mat. 15, 1968, Taf. 3, 10. – DIES., Spraw. Arch. 27, 1975, 148 Abb. 6. – DIES., Prace i Mat. 32, 1985 (1988) Taf. 3, 5. 180. Zagórzyn, woj. Kalisz FU: Gräber 14, 36, 78: je 1 Ex.; Grab 19: 2 Ex. Lit.: K. DĄBROWSKI, Spraw. Arch. 22, 1970, 346 Abb. 14, 6; 344 Abb. 16, 15–16; 360 Abb. 24, 19; 375 Abb. 32, 11. 181. Solniki-Zölling, woj. Zielona Góra FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, Beil. 13. – K. TACKENBERG, Wandalen in Niederschlesien (1925) 8 Nr. 5 Taf. 3‚ 7. 182. Zubowice, woj. Zamość FU: Grab 1/75: 1 Ex. Lit.: L. GAJEWSKI/J. GUBA, Inv. Arch. Polen 45, 1981, Taf. 274, 8. 183. Kruglik, Černovcy, Ukraine FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: S. P. PACHKOVA, Arheologija (Kiew) 23, 1977, 24–34 Abb. 3, 11. 184. Sdr. Badsbjerg, Alborg Amt FU: Waffengrab (Grab b): 1 Ex. Lit.: E. JØRGENSEN, Aarb. Nordisk Oldkde. og Hist. 1968, 86 f. App. A33b; 71 Fig. 17, 3. 185. „Bornholm“ FU: mind. 16 FO: «dreieckige Fibeln» unbekannte Anzahl. Lit.: NYLÉN 1955, 432. 186. Bylderup mark, Odense Amt, Fünen FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: ALBRECTSEN 1954, Taf. 19 i. 187. Dankirke, Ribe Amt FU: Siedlung, Brunnenfund: 1 Ex. Lit.: E. THORVALDSEN, Nationalmus. Arbejdsmark 1972, 58 Fig. 18. – H. J. HANSEN, Kuml 1988/9, 229 Fig. 10. 188. St. Darum, Ribe Amt FU: Grab I: 1 Ex. Lit.: E. JØRGENSEN, Aarb. Nordisk Oldkde. og Hist. 1968, 71 Fig. 17, 5. 189. Esbjerg, Ribe Amt FU: Grabfund: 1 Ex. Lit.: BECH 1980, 77. 190. Jylland (?) FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: C. F. BECKER, Kuml 1957, 58 Fig. 8. 191. Karby, Insel Mors, Thisted Amt FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: C. J. BECKER, Kuml 1957, 53 Fig. 3. 192. Knudstrup, Viborg Amt FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: O. FABER, Aarb. Nordisk Oldkde. og Hist. 1969, 110 Fig. 7a. 193. Kraghede, Hjørring Amt FU: Grab 69: 1 Ex. Lit.: KLINDT-JENSEN 1949, Fig. 18. – JØRGENSEN 1968, 86 f.; 72 Fig. 18. – HACHMANN 1960, 174 Abb. 56.

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194. Lønborggård, Ringkøbing Amt FU: Urnengrab: 1 Ex. Lit.: BECKER 1961, Taf. 122, 2. – JØRGENSEN 1968, 71 Fig. 12, 1. 195. Lyngbakkegård, Alborg Amt FU: Waffengrab: 1 Ex. Lit.: JØRGENSEN 1968, 86 f.; 71 Fig. 17, 4. 196. Måde, Ribe Amt FU: Urnengrab: 1 Ex. Lit.: JØRGENSEN 1988/89, 129 Abb. 14 u. 17. 197. Nørre Sandegård, Bornholms Amt FU: Gräberfeld: insges. 27–28 Ex. Gräber 11, 17, 58, 62: je 2 Ex.; Gräber 18, 19(?), 36, 50(?), 61, 115, 188, 190, 191, 235, 237, 240, 352, 493, 528, 544: je 1 Ex.; Grab 456: 1–2 Ex.; Grab 194: 3 Ex. Lit.: BECKER 1962, 317 ff. – DERS. 1990, 175 Fig. 29; 176 Fig. 30; 177 Fig. 31; 178 Fig. 32; 179 Fig. 33; 181 Fig. 35; 182 Fig. 36; 183 Fig. 37; 184 Fig. 38; 189 Fig. 43; 191 Fig. 45; 192 Fig. 46; 193 Fig. 47. – DERS., Acta Arch. (København) 63, 1992, 11 (zu Grab 352). 198. Try Skole, Hjørring Amt FU: Grab o. Nr.: 1 Ex. Lit.: C. J. BECKER, Kuml 1957, 56 Fig. 6a. –HACHMANN 1960, 172 Abb. 55, 4–12. 199. Vogn, Hjørring Amt FU: Gräber 1935, 12, 26, 54(?): je 1 Ex.; Fund 21: 1 Ex. Lit.: JØRGENSEN 1968, 71 Fig. 17, 2. – BECH 1980, 76 Fig. 3 A–B; 4. – DERS. 1975, 83 Abb. 12. 200. Vorbasse, Ribe Amt FU: Grab XIX 15: 1 Ex. Lit.: HVASS 1985, 86 Fig. 67 a–j; 87 Fig. 68 b. 201. Annelund bei Visby, Gotland FU: Gräberfeld: mehrere Ex. Lit.: NYLÉN 1986, 36 Abb. 6B. 202. Bankälla 14, Ksp. Värring, Västergotland FU: Grab 9: 1 Ex. Lit.: OXENSTIERNA 1948, 73 Abb. 60. 203. Bläsnungs, Ksp. Västkinde, Gotland FU: Gräber 86, 87, 89: je 1 Ex. Lit.: MOBERG 1941, 123 Anm. 420. – NYLÉN 1955, 243 Fig. 70–72. 204. Blåsvädret Brunneby, Ksp. Vreta-Kloster, Östergotland FU: Urnenbrandgrube 49: 2 Ex. Lit.: OXENSTIERNA 1948, 76 Abb. 63; 229 Nr. 49. 205. Bo gård, Öland FU: Gräber 8, 20: je 1 Ex. Lit.: M. BESKOW SJÖBERG (Hrsg.), Ölands järnalders-gravfält I (Stockholm 1987) 277; 274. 206. Ekehögen, Ksp. Onsala, Halland FU: Gräber 27, 41, 75: je 1 Ex. Grab 14: 2(?) Ex. Lit.: CULLBERG 1973, 91 Abb. 55, 57, 62, 63. – C.-A. MOBERG, Acta Arch. (København) 25, 1954, 24 ff. Abb. 25, 1; 26, 1–11. 207. Esprahögen, Halland FU: Grab H: 1 Ex. Lit.: V. EWALD, Fornvännen 24, 1929, 260 Abb. 114. – NYLÉN 1955, 445 Anm. 10. 208. Lars Persgården, Ksp. Essunga, Västergotland FU: Grab 24: 1 Ex. Lit.: OXENSTIERNA 1948, 73 Abb. 60; 214 Nr. 24. 209. Ksp. Gothem, Gotland

FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 429 Fig. 281, 1. 210 „Gotland“ FU: z. T. unbekannt: etwa 43 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 429. 211. Guffride, Ksp. Alskog, Gotland FU: Grab IA: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 429 Fig. 281, 5. 212. Holsta, Uppland FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 434. – HACHMANN 1960, 228. – EGGERS 1951, 97 Nr. 459. 213. Horn, Ksp. Horn, Östergötland FU: Grab 63: 2 Ex. Lit.: C.-A. MOBERG, Acta Arch. (København) 25, 1954, 34 Fig. 26. 214. Isberga, Ksp. Heda, Östergotland FU: Grab: 1 Ex. Lit.: OXENSTIERNA 1948, 97 Abb. 77; 245. – G. EKHOLM, Festschrift O. Almgren (1919) 49 Fig. 3. – EGGERS 1951, 97 Nr. 460. 215. Jättened, Ksp. Gudhem, Västergötland FU: Siedlung: mind. 5 Ex. (Halbfabrikate). Lit.: ALMGREN 1923, 2 Nr. 8 Taf. 1, 8. – H. DRESCHER, Der Überfangguss (Mainz 1958) 153 Taf. 24. – OXENSTIERNA 1948, 117 Abb. 98; 225 f. 216. Kungshögabacken, Ksp. Höjbi, Ostergötland FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 435 mit Anm. 7. 217. Kyrkbacken, Ksp. Horn, Västergötland FU: Gräber 1, 57, 67, 75, 85, 109, 139, 170: je 1 Ex.; Grab 63: 2 Ex. Lit.: K. E. SAHLSTRÖM/N.-G. GEJVALL, Gravfältet på Kyrkbakken i Hornsbacken (Stockholm 1948) 8 Fig. 3; 35 f. Fig. 39; 38 Fig. 44; 40 f. Fig. 48; 44 Fig. 55; 47 f. Fig. 61; 54 Fig. 72; 72 f. Fig. 94; 62 f. Fig. 82. 218. Lilla Berga, Ksp. Klockricke, Östergötland FU: Grab 111: 1 Ex. Lit.: OXENSTIERNA 1948, 74 Abb. 61 oben; 232 Nr. 111. – MOBERG 1941, 123 Anm. 420. 219. Lilla Smedby, Öland FU: Steinkisten mit Körpergrab: 3 Ex. Lit.: E. NYLÉN, Tor 3, 1957, 65–80; 74 f. Fig. 2d, 1–2 u. 7-6. 220. Nickarve, Ksp. Vänge, Gotland FU: Grab 26: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 307 Fig. 190; 266 Fig. 123, 5. 221. Norrgårda, Gotland FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: MOBERG 1941, 123 Anm. 420. 222. Nybble, Ksp. Vikingstad, Östergötland FU: Grab 1: 1 Ex. Lit.: E. GRAF OXENSTIERNA, Die ältere Eisenzeit in Östergötland (Stockholm 1958) 81 Abb 33. – DERS. 1948, 236 Nr. 1. 223. Nystu, Gotland FU: Grab 8: 1 Ex. Lit.: MOBERG 1941, 123 Anm. 420. – NYLÉN 1955, 240 Fig. 65. 224. «Öland» FU: unbekannt: mehrere Ex.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Lit.: ALMGREN 1923, 256 Nr. 7 Taf. 1, 7. – HACHMANN 1960, 227 Anm. 942. – H. HILDEBRAND, Månadsblad 9, 1880, 17 Abb. 12. – MOBERG 1941, 123 Anm. 420. 225. Pylsgårdebacken, Ksp. Endre, Gotland FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 429 Fig. 281, 7. 226. Ringstad Mo, Ksp. Östra Eneby, Östergötland FU: Grab 7: 1 Ex. Lit.: OXENSTIERNA 1948, 49 Abb. 49 Mitte; 263. 227. Ryd, Glämminge, Öland FU: Grab 6: 1 Ex. Lit.: N. ÅBERG, Kalmar Läns Förhistoria. Södra Kalmar Län 1, 1923, 89 Fig. 138. – Månadsblad 32/34, 1903/05, 164 f. Abb. 208–209. 228. Sjögestad, Ksp. Sjögestad, Östergötland FU: Grab 26: 1 Ex. Lit.: OXENSTIERNA 1948, 45 Abb. 45; 237 Nr. 26. 229. Snäckarve, Ksp. Stenkunla, Gotland FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 429 Fig. 281, 3. 230. Sojvide, Ksp. Sjonhem, Gotland FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 429 Fig. 81, 2. 231. Stommen ‚ Ksp. Edsvära, Västergötland FU Gräber 4, 11: je 1 Ex.; Grab 6: 2 Ex. Lit.: OXENSTIERNA 1948, 14 Abb. 10; 14 Abb. 11; 73 Abb. 60; 208, 4. 6. 11. 232. Strå, Ksp. Strå, Östergötland FU: Grab: 1 Ex. Lit.: C.-A. MOBERG, Acta Arch. (København) 25, 1954, 34 Abb. 26, 29–30. 233. Träskvälder, Ksp. Tingstäde, Gotland FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 429 Fig. 281, 6. 234. Vállängen, Ksp. Kvänum, Västergotland FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: OXENSTIERNA 1948, 72; 206 Nr. 61. – MOBERG 1941, 123 Anm. 420. 235. Vallhagar, Ksp. Fröjel, Gotland FU: Gräberfeld: 20 Ex. Gräber 6, 7, 31 (Fragm.), 32, 43: je 1 Ex.; Gräber 8, 9, 11, 14 (Fragm.), 17, 23: 2 Ex.; Grab 41: 3 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 275 Fig. 142; 276 Fig. 143; 276 Fig. 144, 1 u. 4; 277 Fig. 145, 1 u. 2; 279 Fig. 148, 3; 310 Fig. 199, 9; 281 Fig. 151, 1–2; 282 Fig. 152, 1; 284 Fig. 155; 288 Fig. 161‚ 3; 288 Fig. 162, 2; 290 Fig. 166, 1–2. 4; 292 Fig. 169, 5. 236. Vasstäde, Ksp. Hablingo, Gotland FU: Gräberfeld: mind. 2 Ex. Lit.: G. MANNEKE, Gotländskt Arkiv 43, 1971, 108 f. 237. Borge Kirke, Ǿstfold FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 435. – E. HINSCH, Finska fornm. tidskrift 32, 1, 1953, 64 Abb. 7. 238. Gipsund, Ksp. Rygge in Smålenene, Ǿstfold FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: UNDSET 1882, 487 Fig. 180 a–b. 239. Hals, Buskerud FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 435. – A. BJØRN, Bergens Mus. Aarbok 1926, Teil 3, 14 Abb. 10–13. – E. HINSCH, Finska Fornm. Tidskr. 52, 1, 1953, 64 Abb. 8. 240. Store Borge, Ǿstfold

FU: unsachgemäß gehobener Fund: 3 (?) Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 435 Anm. 6. 241. Store-Dal, Ǿstfold FU: Hügel 16, Grab B: 2 Ex. Lit.: J. PETERSEN, Store Dal (Kristiana 1916) 32 f. Taf. 10, 1–2. 242. Karcino-Langenhagen, woj. Szczecin FU: Gräber 31, 35, 36, 40, 42, 51. Lit.: H.-J. EGGERS, Pommer. Monatsbl. 50, 1936, 128 ff. – DERS., 2. Beih. Erwerbungs- u. Forschber. Stettin 1936, 25. 243. Kanegård, Ksp. Knandsker, Bornholms Amt FU: Grab 141: 1 Ex. Lit.: C. J. BECKER, Acta Arch. (København) 63, 1992, 12. 244. Straubing, Lkr. Straubing FU: Siedlung. Lit.: S. Rieckhoff, Bayer. Vorgeschbl. 57, 1992, 103 Anm. 5.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Liste 4: Rechteckfibeln (s. Karte 7) Fibeltyp A - Rechteckfibel Fibeltyp B - gotländische Rechteckfibel mit aufgebogenem Fuß

Fibeltyp A: 1. Badow, Kr. Gadebusch FU: Grab: 2 Ex. Lit.: H. KEILING, Ausgr. u. Funde 16, 1971, 187 Abb. 2. 2. Bargstedt, Kr. Stade FU: Gräber 203 u. 257: je 1 Ex. Lit.: HÄSSLER 1977, Taf. 27, 203b; Taf. 34, 257c. 3. Döberitz, Kr. Nauen FU: Grab 17: 2 Ex. Lit.: L. GAHRAU-ROTHERT, Nachrbl. Dt. Vorzeit 17, 1941, 239 Abb. 11. 4. Granzin, Kr. Hagenow FU: Grab 84: 1 Ex. Lit.: H. KEILING, Jahrb. Mecklenburg 1983, 252 f. Abb. 21. 5. Güssefeld, Kr. Kalbe FU: Grab: 1 Ex. Lit.: W. SCHULZ, Jahresschr. Halle 14, 1926, 122 ff. Abb. 17. 6. Hamburg-Langenbeck FU: Grab 100: 1 Ex. Lit.: W. WEGEWITZ, Das Urnengräberfeld von HamburgLangenbeck (Hildesheim 1965) 33 Taf. 12 u. 33. 7. Harsefeld, Kr. Stade FU: Gräberfeld: 10 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1937, 106 Abb. 52. 8. Hornbek, Kr. Herzogtum Lauenburg FU: Gräberfeld, insgesamt: 16 Ex. Gräber 189, 193, 252, 365, 526, 533, 571, 625, 73(?): je 1 Ex.; Gräber 109, 257, 308, 512: je 2 Ex. Lit.: RANGS-BORCHLING 1963, 17 Taf. 14, 24, 25, 30, 31, 35, 42, 53–55, 58, 65, 91; Taf. 109 Karte 11. 9. Jamel, Kr. Wismar FU: Grab 40: 1 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1944, 142 Nr. 15. – BELTZ 1911, 793 Nr. 11. 10. Körchow, Kr. Hagenow FU: Gräber 180, 317, 319: je 1 Ex. Lit.: R. BELTZ, Jahrb. Ver. Mecklenburg. Gesch. u. Altkde. 85, 1920/21, 60 Fibel Nr. 1; Taf. 12; Taf. 95. 11. Kricheldorf, Kr. Salzwedel FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1944, 142 Nr. 7. 12. Lauingen, Kr. Braunschweig FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: O. KRONE, Vorgeschichte des Landes Braunschweig (Braunschweig 1931) 102, o. Abb. 13. Lockstedter Lager, Kr. Itzehoe FU: Grabhügel 77: 1 Ex. Lit.: K. KERSTEN, Die Vorgeschichte des Kreises Steinburg (Neumünster 1939) 109 Abb. 122. 14. Nienbüttel, Kr.Uelzen FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: SCHWANTES 1909, 155 Abb. 73. – BELTZ 1911, 685 Abb. 51. 15. Norddorf auf Amrum, Kr. Nordfriesland FU: Gräber 44, 66: je 1 Ex.; Grabhügel 1: 1 Ex.

Lit.: KERSTEN/LA BAUME 1958, 188 Taf. 92, 1; 94, 37–39. 16. Putensen, Kr. Harburg FU: Grab 281: 1 Ex.; Grab 515: 1 Ex. u. 1 Fragment. Lit.: WEGEWITZ 1972, 103 Taf. 56, B 45c. – DERS, Der Urnenfriedhof der älteren und jüngeren vorrömischen Eisenzeit von Putensen (Hildesheim 1973) 74 Taf. 37, 515. 17. Rausdorf, Kr. Stormarn FU: Grab 26: 1 Ex. Lit.: HINGST 1959, Taf. 106, 16. 18. Rebenstorf, Kr. Lüchow-Dannenberg FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: G. KÖRNER, Der Urnenfriedhof von Rebenstorf im Amte Lüchow (Hildesheim/Leipzig 1939) 90 Abb. 1. 19. Ridders, Kr. Itzehoe FU: Grab: 1 Ex. Lit.: BELTZ 1911, 793 Nr. 8. – F. KNORR, Friedhöfe der älteren Eisenzeit in Schleswig-Holstein (Kiel 1910) VI 130. 20. Rieste, Kr. Uelzen FU: Gräberfeld: 1 Ex. u. 2 Fragmente Lit.: WEGEWITZ 1937, 107 Taf. 28, 12. – BELTZ 1911, 793. 21. Salzwedel-Perver, Kr. Salzwedel FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: SEYER 1976, 188 Nr. 214. – P. KUPKA, Jahresschr. Halle 9, 1910, 18. 22. Seedorf, Kr. Uelzen FU: Gräber 1, 10, 27: je 1 Ex. Lit.: HARCK 1972/73, Taf. 32, Abb. 4, 1; Taf. 32, Abb. 7, 2; Taf. 32, Abb. 5, 5. 23. Südenhof, Kr. Hagenow FU: Siedlungsgrube: 1 Ex. Lit.: S. SPANTIG, Inf. Bezirksarbeitskreis Ur- und Frühgesch. Schwerin 28, 1988, 12 Abb. 6b. 24. Tostedt-Wüstenhöfen, Kr. Harburg FU: Lesefund bei Grab 120, Gräber 175, 186, 195: je 1 Ex.; Grab 128: 1 Ex. u. 1 Fragm. Lit.: WEGEWITZ 1944, 54; 13 Abb. 7, 65781; 56 Abb. 51; 67 Abb. 65; 71 Abb. 70; das Ex. aus Grab 195: 74 o. Abb. – DERS. 1970, 49 Abb. 17, 2; 52 Abb. 23, 2; 53 Abb. 25, 2. 25. Wahlitz, Kr. Burg FU: Gräberfeld «Taubenberg»: insges.: 6 Ex. Gräber 260, 275, 276, 288, 311, 345: je 1 Ex. Lit.: SCHMIDT-THIELBEER 1967, 14 f. 26. Weddel, Kr. Braunschweig FU: Grab 8: 1 Ex. Lit.: R. BUSCH (Hrsg.), Römische Funde aus Ostniedersachsen. Veröff. Braunschweig. Landesmus. 20, 1982, 26 Abb. 10. 27. Wetzen, Kr. Harburg FU: Gräberfeld: 5 Ex. Gräber 3, 11, 41, 47, 54: je 1 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1970, 25 f.; 29 ff. Taf. 1; 2; 6; 7. 28. Wiebendorf, Kr. Hagenow FU: Gräberfeld: insgesamt 29 Ex., davon sind 12 Ex. nur noch fragm. erhalten. Gräber 11, 16, 23, 27, 56, 63, 89, 98‚ 115, 120, 143, 146, 177, 190, 249, 340, 405, 418, 429, 441, 467, 473, 504, 555, 561, 567, 571, 575, 652: je 1 Ex. o. Fragmente. Lit.: KEILING 1984, 6 ff. 29. Wotenitz, Kr. Grevesmühlen FU: Grab 47: 1 Ex. Lit.: ASMUS 1938, 127, o. Abb. 30. Avnevig, Haderslev Amt FU: Körpergrab: 1 Ex.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Lit.: JØRGENSEN 1988/89, 127 Abb. 12. 31. Esbjerg, Ribe Amt FU: Grab (?): 1 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1944, 142 Nr. 33. – HACHMANN 1960, 178 Anm. 795. 32. Højgard, Haderslev Amt FU: Grab I: 1 Ex. Lit.: JØRGENSEN 1988/89, 122 Fig. 6. 33. Hygum, Haderslev Amt FU: Grab: 1 Ex. Lit.: JØRGENSEN 1968, 73 Fig. 19, 7. 34. Mjolden, Tønder Amt FU: Grab: 1 Ex. Lit.: JØRGENSEN 1968, App. B, B; 73 Fig. 19, 6. 35. Notmark, Sønderborg Amt FU: Grab: 1 Ex. Lit.: JØRGENSEN 1968, App. B, A; 73 Fig. 19, 8. 36. Ottersbøl, Tønder Amt FU: Grab: 2 Fragmente. Lit.: JØRGENSEN 1968, App. A1; 73 Fig. 19, 3–4. – C. NEERGOOND, Aarb. Nordisk. Oldkde. og Hist. 1916, 249 Fig. 13. – WEGEWITZ 1937, 107 Abb. 53b. 37. Sneum, Ribe Amt FU: Grab: 1 Ex. Lit.: JØRGENSEN 1968, 88 App. B, C; 73 Fig. 19, 1. 38. Stoksted, Hjørring Amt FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: JØRGENSEN 1988/89, 120 Fig. 1; Fig. 2 Nr. 11. 39. Store Darum, Ribe Amt FU: Grab a: 1 Ex. Lit.: JØRGENSEN 1968, 88 App. B, D; 73 Fig. 19, 2. 40. Vestermølle, Tønder Amt FU: Grab 6: 1 Ex. Lit.: JØRGENSEN 1968, 73 Fig. 19, 5. 41. Vorbasse, Ribe Amt FU: Grab XIX 36: 1 Ex. Lit.: HVASS 1985, 88 Fig. 69 a. 42. Baruszyn, woj. Piła FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 23 Abb. 10. – DĄBROWSKA 1988, 72 Abb. 17 f. 43. Dolinjany, Černovcy, Ukraine FU: Grab 4: 1 Ex. Lit.: G. I. SMIRNOVA, Sovetskaja Arch. 1981, H. 3, 193 ff. Abb. 4, 7.

Fibeltyp B: gotländische Rechteckfibel mit aufgebogenem Fuß 1. Annelund, Ksp. Visby FU: Gräberfeld: mehrere Ex. Lit.: NYLÉN 1986, 36 Abb. 6B. 2. Backhagen, Ksp. Tingstäde FU: Grab 9: 2 Ex. Lit.: ALMGREN/NERMAN 1923, 13 Taf. 1, 22. – NYLÉN 1955, 238 Fig. 60, Abb. 41–42. 3. „Gotland“ FU: ohne genaue Angabe: mindestens 2 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 443 Fig. 282, 6 u. 8. – ALMGREN/ NERMAN 1923, 6 Taf. III, Fig. 40–43. 4. Grinds, Ksp. Vallstena FU: Grab 13: 2 Ex.

Lit.: NYLÉN 1955, 233 Fig. 48, 1 u. 2. 5. Guffride, Ksp. Alsborg FU: Grab 7 A: 1 Ex. Lit.: ALMGREN/NERMAN 1923, 13 Taf. 1, 19. – NYLÉN 1955, 236 Fig. 57, 1. 6. Havor, Ksp. Hablingbo FU: Gräber 61, 230: je 1 Ex.; mind. 1 Neufund. Lit.: ALMGREN/NERMAN 1923, 13 Taf. 1, 34 u. 35. – NYLÉN 1955, 250 Fig. 90, 1. – P. MANNEKE, Gotländskt Arkiv 44, 1972, 110. 7. Lillambas, Ksp. Väte FU: Einzelfund: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 293 Fig. 170. 8. Nygardsrum ‚ Ksp. Vestkinde FU: Grab o. Nr.: 2 Ex. Lit.: ALMGREN/NERMAN 1923, 13 Taf. 1, 13. 9. Slumregard, Ksp. Vallstena FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 445 f. Abb. 282, 9. 10. Sojvide‚ Ksp. Sjonhem FU: Gräberfeld: insgesamt 3 Ex.; Grab 22/56: 1 Ex. Lit.: E. NYLÉN, Tor 7, 1961, 165–183 Fig. 6, 13. – DERS. 1955, 295 Fig. 174, 1; 297 Fig. 176, 1; 443 Fig. 282, 7. 11. Tänglings, Ksp. Etelhem FU: Gräber 16, 17: je 1 Ex. Lit.: ALMGREN/NERMAN 1923, 13, Taf. 1, 24 u. 25. – NYLÉN 1955, 242 Fig. 68, Abb. 40 u. 41. 12. Tomasse, Ksp. Lokrume FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 443 Fig. 282, 5. 13. Un sarve, Ksp. Hella FU: Einzelfund: 2 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 251 Fig. 92, 1 u. 2. 14. Vallbys, Ksp. Hagrän FU: Grab 6: insgesamt 4 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 254 Fig. 99, 1–4. 15. Vallhagar M, Ksp. Fröjel FU: Gräber 4, 42: je 1 Ex., 1 Fragment; Grab 9: 3 Ex.; Grab 13: 4 Ex., 1 Fragment; Grab 19: 1 Ex.; Grab 41: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 275 Fig. 140, 1; 277 ff. Fig. 146, 1–3; 280 Fig. 149, 1–5; 283 Fig. 154, 3; 290 Fig. 166, 3; 291 Fig. 167, 1–2. 16. Ksp. Kastlösa, Öland FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: ÅBERG 1923, 89 Fig. 137. – UNDSET 1882, 472 Fig. 155. 17. Övre Alebäck, Ksp. Gardby, Öland FU: Grab o. Nr.: 1 Ex. Lit.: M. STENBERGER, Öland under äldre järnåldern (Stockholm 1933) 10 Abb. 8. – ÅBERG 1923, 88 Fig. 136. 18. Nowy Targ, woj. Elbląg FU: Grab 149. Lit.: E. KAŹIMIERCZAK, Spraw. Arch. 32, 1980, 154 Abb. 17h.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Liste 5: Almgren 18a (s. Karte 8) 1. Altenburg/Rheinau, Kr. Waldshut FU: Siedlung: 10 Ex. Lit.: MAUTE 1991, 395 Abb. 2, 11–12. – F. FISCHER, Germania 44, 1966, 203 Abb. 2, 4. 2. Altendorf, Lkr. Bamberg FU: Grab 27: 1 Ex. Lit.: PESCHECK 1978, 138 Taf. 5, 10. 3. Aubstadt, Lkr. Rhön-Grabfeld FU: Gräber 6, 8: je 1 Ex. Lit.: VÖLLING 1995, 32 Taf. 6, 1; 7, 4. 4. Auerberg, Lkr. Weilheim-Schongau FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: Metallsucherfund; freundlicher Hinweis W. Zanier, München. 5. Bislich-Düne Gunz, Kr. Wesel FU: Grab 1: 2 Ex. Lit.: REICHMANN 1979, 426 Taf. 58, 9–10. 6. Dittigheim, Main-Tauber-Kreis FU: Streufund aus merowingerzeitlichem Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: Freundlicher Hinweis G. Wieland. 7. Dromersheim, Kr. Mainz-Bingen FU: Grab 10: 1 Ex. Lit.: B. STÜMPEL, Mainzer Zeitschr. 77/78, 1982/83, 184 Abb. 2, 5. 8. Dünsberg‚ Kr. Gießen FU: Siedlung: 12 Ex. Lit.: JACOBI 1977, Taf. 2, 11–12. – SCHLOTT 1999, Taf. 3, 7. 6. 10; sowie weitere, noch unpublizierte Fibeln (freundliche Mitteilung J. Schulze-Forster M.A., Marburg). 9. Ettringen, Kr. Mayen-Koblenz FU: Gräberfeld: 4 Ex. Lit.: E. RADEMACHER, Mannus 14, 1922, Taf. 6, 20. 10. Gallberg-Heimburg, Kr. Wernigerode FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: O. KRONE, Mannus 27, 1935, 407 ff. Taf. 5(?) c. 11. Gernstedt, Kr. Naumburg FU: zerstörtes Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: MÜLLER 1985, 159 Nr. 407 Taf. 42, 8. 12. Göttingen-Geismar, Göttingen FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: D. ROSENSTOCK, Neue Ausgr. u. Forsch. Niedersachsen 13, 1979, 292 Abb. 18, 1a/b–2. – DERS., Nachr. Niedersachsen Urgesch. 12, 1973, Taf. 14, 264–273. 13. Groß-Romstedt, Kr. Apolda FU: Grab 1908, K43: 1 Ex.; Grab 1908, K56: 1 Ex.; Grab 1910, 4: 1 Ex. Lit.: EICHHORN 1927, 198/9. 14. Haldern-Heeren-Herken, Kr. Kleve FU: große Siedlungsgrube: 1 Ex. Lit.: REICHMANN 1979, 371 Nr. 10 Taf. 8–9. 15. Haldern-Heringsberg. Kr. Kleve FU: Grab 5: 2 Fragm.; Grab 7: 1 Fragm.; Grab 8: 1 Ex. Lit.: REICHMANN 1979, 374 Nr. 14 Taf. 10–11. 16. Haldern-Landermann, Kr. Kleve FU: Grab 4: 1 Ex. Lit.: REICHMANN 1979, 414 Nr. 43 Taf. 43, 11. 17. Harsefeld, Kr. Stade FU: Grab II/1758: 1 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1937, Taf. 12 II 1758.

18. Helfta, Kr. Eisleben FU: Einzelfund: 1 Ex. Lit.: VOIGT 1940, 187, o. Abb. 19. Hörgertshausen, Kr. Freising FU: Grab 1: 1 Ex. Lit.: R. CHRISTLEIN, Bayer. Vorgeschbl. 47, 1982, 282 Abb. 3, 1. 20. Jeserig, Kr. Brandenburg FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: O. FELSBERG, Nachrbl. Dt. Vorzeit 11, 1935, 206 o. Abb. 21. Karlburg/Main, Lkr. Main-Spessart FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: LfD Würzburg, freundliche Mitteilung Dr. L. Wamser. 22. Karlstein. Kr. Berchtesgadener Land FU: Siedlung: 5 Ex. Lit.: F. WEBER, Altbayr. Monatsschr. 5, 1905, 168 Abb. 9 oben Mitte u. Mitte rechts. – DERS., Altbayr. Monatsschr. 6, 1906, 132 Abb. 5 Mitte links. – DERS., Altbayr. Monatsschr. 8, 1908, 58 Abb. 5 oben Mitte. – P. REINECKE, AuhV 5 (Mainz 1911) Taf. 63, 1139. – Hinweise auf noch unveröffentlichte Fibel verdanke ich Prof. M. Menke, Gießen. 23. Karsdorf, Kr. Nebra FU: Grab‚ wahrscheinlich geschlossener Fund: 1 Ex. Lit.: MÜLLER 1985, 161 Nr. 441 Taf. 46, 19–20. 24. Kleinzerbst, Kr. Köthen FU: Grab 77: 1 Ex. Lit.: SCHMIDT-THIELBEER 1967, Taf. 116 f. 25. Köln-Alteburg FU: Siedlung: 2 Ex. Lit.: Ausgestellt im Röm. Germ. Mus. Köln Inv. Nr. 1188 u. Inv. Nr. 31, 209. 26. Kempten, Kr. Kempten FU: Einzelfund: 1 Ex. Lit.: GLÜSING 1964/65, 13 Abb. 3. 27. Bad Nauheim, Wetteraukreis FU: römisches Lager (Grube): 1 Ex. Lit.: SCHÖNBERGER/SIMON 1976, Taf. 55, 25. 28. Bad Nauheim, Wetteraukreis FU: Gräber 29, 68, 107: je 1 Ex.; Grab 63: 2 Ex.; Grab 92: mind. 6 Ex. Lit.: SCHÖNBERGER 1952, Taf. 11, 9. 18. 39. 42–44. 47. 48; Taf. 12, 49. 51; Taf. 13, 3. 29. Neunkirchen-Zeppenfeld, Kr. Siegen FU: Urnengrab 2: 1 Ex. Lit.: H. LAUMANN, Studien zu Siedlungsfragen der Latènezeit. In: Festschrift W. Dehn (Marburg 1984) 111 Abb. 3, 2. 30. Pfaffenschwabenheim, Kr. Kreuznach FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: G. BEHRENS, Denkmäler des Wangionen-gebietes, Germ. Denkmäler Frühzeit 1 (Berlin 1923) 37 Abb. 43, 2. 31. Schkopau, Kr. Merseburg FU: Gräberfeld: insges. 8 Ex. Gräber 59, 91, 103, 166 (Fragment), 220, Einzelfund: je 1 Ex.; Grab 50: 2 Ex. Lit.: SCHMIDT/NITSCHKE 1989, 114 f. Taf. 14 u. 15 (15i u. s); 117 Taf. 17 b; 123 Taf. 23d; 126 Taf. 26, 103b; Taf. 40, 166b; 157/8 Taf. 57/58; Taf. 85, 66. 32. Seedorf, Kr. Uelzen FU: Gräberfeld: 2 Ex.

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Lit.: G. SCHWANTES, Die ältesten Urnenfriedhöfe bei Uelzen und Lüneburg (Hannover 1911) 59 Abb. 17. – DERS. 1909, 155 Abb. 74. 33. Soest-Ardey‚ Kr. Soest FU: Siedlung (Grube 176): 1 Ex. Lit.: REICHMANN 1981, 60 Abb. 6, 4. 34. Sponsheim, Kr. Mainz-Bingen FU: Grab 3: 2 Ex. Lit.: F. BEHN, Germania 25, 1941, 178 Taf. 29. – DERS., Mainzer Zeitschr. 37/38, 1942/43, 31 Abb. 8, 7 a/b. 35. Tauberbischofsheim, Main-Tauber-Kreis FU: Lesefunde (Baustelle 1968): 1 Ex. Lit.: PESCHECK 1978‚ 289 Taf. 104, 1. 36. Uttenhofen, Kr. Deggendorf FU: Grab 2: 1 Ex. Lit.: W. KRÄMER, Germania 30, 1952, 335 Taf. 20, 12. 37. Weddel, Kr. Braunschweig FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: O. KRONE, Mannus 27, 1935, 410 ff. Taf. 4, 1. 38. Wederath-Belginum, Kr. Bernkastel-Wittlich FU: Grab 94: 3 Ex.; Grab 624: 6 Ex.; Grab 627: 2 Ex.; Grab 1211: 2 Ex.; Grab 1242: 2 Ex.; Grab 1710: 1 Ex. Lit.: HAFFNER 1971, 26 Taf. 21. – DERS. 1974B, 32 Taf. 168; 32 f. Taf. 169. – DERS., 1979, 66 Taf. 308; 76 f. Taf. 313. – DERS./ CORDIE-HACKENBERG 1991, 100 f. Taf. 448. 39. Villeneuve-Saint-Germain, Dép.Aisne FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: Rev. Arch. Picardie No. spec. 1982, 244 f. Photo 29. 40. Alesia, Dép. Côte d’Or FU: Siedlung: 2 Ex. Lit.: L. LERAT, Les fibules d’Alesia. Bibl. Pro Alesia 7, 1979, Taf. 5, 47 u. 49. 41. Basel-Münsterhügel, Kanton Basel-Stadt FU: „Areal hinter dem Domhof (Bäumlingsgasse 3)“: 1 Ex., dazu 1 Ex. im Hist. Mus. Basel. Lit.: FURGER-GUNTI 1979, 53 Abb. 36, 14; Hist. Mus. Basel Inv. 1895. 108a-b. 42. Heerewaarden, Niederlande FU: unbekannt: 2 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 22 (RMO e 1935/ 9. 3 u. 30) o. Abb. 43. Maasdriel-Alem, Niederlande FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 31 Fig. 10, 1. 44. Mailhac-Le Cayla, Dép. Aude FU: Höhensiedlung: 1 Ex. Lit.: FEUGERE 1985, 439 Taf. 89. 45. Martigny, Kanton Wallis FU: Siedlung „Forum Claudii Vallensium“: 1 Ex. Lit.: V. REY-VODOZ, Jahrb. SGUF 69, 1986, 173; 158. 46. Windisch-Vindonissa, Kanton Aargau FU: Siedlung ?/Lager: 1 Ex. Lit.: ETTLINGER 1973, Taf. 6, 9. 47. Błonie, woj. Tarnobrzeg FU: Gräberfeld, Einzelfund: 1 Ex. Lit.: R. MYCIELSKO/Z. WOŻNIAK, Mat. Arch. 24, 1988, Taf. 195, 2. 48. Chełmno, woj. Bydgoszcz FU: Grab 167: 1 Ex. Lit.: ŁEGA 1938, 45 Taf. 7, 4. 49. Kacice, woj. Ciechanów FU: Grab ?: 1 Ex.

Lit.: T. LIANA, Wiadomości Arch. 31, 1965, 269 Abb. 1b. 50. Kresławice-Nowa Huta, woj. Kraków FU: Siedlung (Grube 23): 3 Ex. Lit.: P. POLESKA/G. TOBOŁA, Spraw. Arch. 36, 1984, 132 Abb. 8 b. c. d. 51. Stupsk-Kolonia, woj. Ciechanów FU: Grab 6: 2 Ex. Lit.: E. REINBACHER in: Varia Archaeologica. Festschrift W. Unverzagt (Berlin 1964), 154 f. Taf. 26 b, 1. 3. 52. Bad Deutsch Altenburg, Niederösterreich FU: Siedlung und Militärlager: 1 Ex. Lit.: M. GRÜNEWALD, Die Kleinfunde des Legionslagers von Carnuntum, Röm. Limes Österreich 31 (Wien 1981) Taf. 17. 53. Gurina, Kärnten FU: Siedlung und Heiligtum: insgesamt 8 Ex. Lit.: O. TISCHLER in: A. B. Meyer, Gurina im Obergailthal (Dresden 1885) 27 Taf. 6; 24 Nr. 7–10, 13, 41–42. – ALMGREN 1923, 11 Taf. II, 23. 54. Kundl, Tirol FU: Schmiede- u. Brandopferplatz: 4 Ex. Lit.: unpubliziert; freundl. Hinweis Dr. A. Lang, München. 55. Lički Ribnik, Kroatien FU: Schatzfund: 2 Ex. Lit.: J. KLEMENC, Ostave u Liškom Ribniku. Vjesnik Hrvatskoga Arch. Društva 16, 1935, 123–125 Taf. II, 6 u. 7. 56. Mihovo, Slowenien FU: unbekannt: 2 Ex. Lit.: Naturhist. Mus. Wien, Inv. Nr.: 53.136; Inv. Nr.: 53.509. Freundlicher Hinweis St. Demetz, Bozen. – GUŠTIN 1991, 43 mit Anm. 82. 57. Reka pri Cerknem, Slowenien FU: Grab 3: 1 Ex. Lit.: GUŠTIN 1991, 42 f. Taf. 29, 10. 58. Salzburg-Salachschotter, Salzburg FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: ALMGREN 1923, 117 Taf. I, 18. 59. Sanzeno, Provinz Trento FU: Siedlung/Heiligtum: 1 Ex. Lit.: Tiroler Landesmus. Ferdinandeum Inv. Nr. 13605 (freundlicher Hinweis St. Demetz, Bozen). 60. Smarjeta, Slowenien FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: GUŠTIN 1991, 43 mit Anm. 82. 61. Stična, Slowenien FU: Siedlung (Schnitt XI): 1 Ex. Lit.: GUŠTIN 1991, 43 mit Anm. 82. 62. Bechovice, Bez. Prag-Ost FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: N. VENCLOVÁ‚ Arch. Rozhledy 27, 1975, 401 Abb. 1; Objekt 18/68. 63. Bratislava-Devin FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: V. PLACHÁ/J. HLAVICOVÁ, Archeologické Vyskumy a Nálezy na Slovensku v Roku 1977 (Nitra 1978) 200 f. 64. Duchcov-Dux, Bez. Teplice FU: «Riesenquelle»: 1 Ex. Lit.: PREIDEL 1930, 19 Abb. 6. 65. Kojetin, Bez. Nový Jičin FU: Höhensiedlung: 2 Ex. Lit.: PIETA 1977, 291 Abb. 5, 1–2. 66. Lékařova Lhota, Bez. Budějovice

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

FU: Urnengrab von 1960: 1 Ex. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 26; 28 Abb. 8. 67. Lukavec, Bez. Litomĕřice FU: Grab: insgesamt: 4 Ex. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 33 Taf. 4. – PREIDEL 1930, 19. 68. Novy-Bydžov-Chudonice, Bez. Hradec Králové FU: Siedlung u. 2 Urnengräber (Inhalt nicht getrennt): 1 Ex. Lit.: A. RYBOVÁ, Prace Musea VII, 1964, 1 ff. Abb. 12. 69. Pobedim, Bez. Trenčin FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: PIETA 1977, 286 Abb. 2. 70. Praha-Bubeneč FU: Brandgrab 12: 2 Ex. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, Taf. 28, 13 u. 15. 71. Rosnice, Bez. Hradec Králové FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 51 f. Taf. 31, 8. 72. Senec-Martin, Bez. Bratislava FU: Grube 3/78: 1 Ex. Lit.: L. ZACHAR, Zborník Slovenského Národ. Múz. 75, 1981, 53 Abb. 15, 2. 73. Starỳ-Vestec, Bez. Nymburk FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: K. MOTYKOVÁ-SNEIDROVÁ‚ Památky Arch. 49, 1958, 169 Abb. 7, 3. 74. Tišice, Bez. Melnik FU: Grab 76: 2 Ex., Grab 79: 1 Ex. Lit.: MOTYKOVÁ-SNEIDROVÁ‚ Památky Arch. 54, 1963, 381 Abb. 26, 1–3; 383 Abb. 27, 2. 75. Zalužany bei Pisek, Bez. Přibram FU: Siedlungsgruben (Hütte 7): 1 Ex. Lit.: A. RYBOVÁ, Památky Arch. 52, 1961, 401 Abb. 2. 76. Bläsnungs, Ksp. Västkinds FU: Grab 106: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 245 Fig. 75, 1. 77. Dons, Vejle Amt FU: Grab o. Nr.: 1 Ex. Lit.: MÜLLER 1933, 88 Abb. 137. 78. Sønder Vilstrup, Vejle Amt FU: Grab 5: 1 Ex. Lit.: JØRGENSEN 1968, 45 ff. Fig. 13, 1. 79. Stepping, Haderslev Amt FU: Grab: 1 Ex. Lit.: MÜLLER 1933, 589. 80. Tomase, Ksp. Lokrume FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: NYLÉN 1955, 448 Fig. 283, 2. 81. Andernach, Kr. Mayen-Koblenz FU: zerstörtes Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: B. C. OESTERWIND/K. SCHÄFER, Andernacher Beitr. 1, 1987, Taf. 11, 1. 82. Zollfeld, Kärnten FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: unpubliziert; freundliche Mitteilung C. Gugl, München (Kärntner Landesmus. Inv. 4745). 83. Worms FU: „Rheingewann“: Brandgrab: 2 Ex. Lit.: LENZ-BERNNARD/BERNHARD 1991, 231 Abb. 110, 1–2.

Liste 6: Almgren 18b (s. Karte 11) 1. Biewer, Kr. Trier FU: Grab 12: 2 Ex. Lit.: A. MIRON, Trierer Zeitschr. 47, 1984, 15 ff. Taf. 5, b. c. 2. Kärlich, Kr. Mayen-Koblenz FU: Grab 272: 1 Ex. Lit.: DECKER 1968, Taf. 16 C 4. 3. Konz-Filzen, Kr. Trier-Saarburg FU: Grab 1: 1 Ex. Lit.: HAFFNER 1974, 53–58 mit Abb. 1. 4. Mainz-Weisenau FU: Körpergrab: 1 Ex. Lit.: BÖHME-SCHÖNBERGER 1989/90, 242 Abb. 5. 5. Martberg bei Pommern/Mosel, Kr. Cochem-Zell FU: Siedlung mit Heiligtum: 1 Ex. Lit.: A. HAFFNER in: Trier. Augustusstadt der Treverer (Mainz 1984) 264 Abb. 122 p. 6. Mayen, Kr. Mayen-Koblenz FU: Grab 7: 2 Ex. Lit.: DECKER 1968, Taf. 11. 7. Niedermockstadt, Wetteraukreis FU: Gräber(?), Hügelgruppe 3: 2 Ex. Lit.: SCHÖNBERGER 1952, 77. 8. Nienbüttel, Kr. Uelzen FU: Grab: 1 Ex. Lit.: DRESCHER 1969, 22 Taf. 2, 17. 9. Schwangau, Kr. Ostallgäu FU: römerzeitlicher Brandopferplatz: 1 Ex. Lit.: R. A. MAIER in: J. Bellot/W. Czysz/G. Krahe (Hrsg.), Forschungen zur provinzialrömischen Archäologie in Bayerisch-Schwaben (Augsburg 1985) 231 ff. Abb. 6, 1. 10. Titelberg, Luxemburg FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: G. THILL, Trierer Zeitschr. 32, 1969, 171 Abb. 17. 11. Wederath-Belginum, Kr. Bernkastel-Wittlich FU: Grab 680: 2 Ex. Lit.: HAFFNER 1974B, 41 Taf. 80. 12. Weißenfels-Beudefeld, Kr. Weißenfels FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: W. SCHULZ, Jahresschr. Halle 11, 1925, 49 f. Taf. 13, 5. – DERS. 1928, Taf. 1, 8. 13. Sainte-Geneviève (Essey-les-Nancy), Dép. Lorraine FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: C. J. BEAUPRE, L´oppidum de Sainte-Geneviève. Mem. Soc. Arch. Lorraine 60, 1910, 265–290 Taf. I. 14. Balzers, Liechtenstein FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: OVERBECK 1982, 98 Taf. 36, 2. 15. Gurina, Kärnten FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: GLÜSING 1968, Liste 3, 4 (Nat. Hist. Mus. Wien, Inv. 15198). 16. Gorica, Bez. Ljubuški, Herzegowina FU: «Grabmal» (Raum A): 1 Ex. Lit.: C. TRUHELKA, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzegowina 8, 1902, 22 Fig. 33. 17. Posušje, Herzegowina FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: GLÜSING 1968, Liste 3, 9 (Mus. Zagreb). 18. Bratislava-Devin

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FU: Siedlung: 2 Ex. Lit.: PLACHÁ/PIETA 1986, 349 Abb. 5, 3. 19. Rządz-Rondsen, woj. Bydgoszcz FU: Grab F6 (vom 26.10.1887): 1 Ex. Lit.: ANGER 1891, 19 Taf. 12, 16. 20. Siemianice, woj. Kalisz FU: Grab 8: 1 Ex. Lit.: B. ERZEPKI/J. KOSTRZEWSKI, Album Posen 4, 1915, Taf. 62, 26. 21. Wrocław-Grabiszyn FU: Grab 598: 1 Ex. Lit.: PESCHECK 1939, 263 Abb. 154, 8. – E. PETERSEN, Altschlesien 6, 1936, 217 Abb. 1, 8. 22. Wymysłowo, woj. Leszno FU: Grab 83: 1 Ex. Lit.: ST. JASNOSZ, Fontes Arch. Posnanienses 2, 1951, 53 Abb. 60‚ 3. 23. Marslet, Århus Amt FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: NORLING-CHRISTENSEN 1954, 105 Nr. 410 Taf. 54, 1. 24. «Ravenna» FU: unbekannt: 1 Ex. im British Museum London (Goldfibel) Lit.: W. KRÄMER, Germania 49, 1971, Taf. 28. 25. unbekannt («Louvre», Paris) FU: unbekannt: 1 Ex. (Silberfibel) Lit.: W. KRÄMER, Germania 49, 1971, Taf. 29. 26. Landau, Kr. Landau, „Kaffenberg“ FU: Grab IX: 1 Ex. Lit.: LENZ-BERNHARD/BERNHARD 1991, 154 Abb. 64, 2. 27. Ringelsdorf, Bez. Gänserndorf, Niederöster-reich FU: Einzelfund. Lit.: Fundber. Österreich 29, 1990, 250 Nr. 1179.

Liste 7: Kostrzewski Var. N (s. Karten 13-14) 1. Altendorf, Kr. Bamberg FU: Gräber 83, 85, 86: je 1 Ex. Kostr. N-a Lit.: PESCHECK 1978, Taf. 12, 5; 13, 10. 20. 2. Auerberg, Kr. Weilheim-Schongau FU: Siedlung: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: G. ULBERT in: Ausgrabungen in Deutschland 1. Monogr. RGZM 1, 1 (Mainz 1975) 426 Abb. 18, 4. 3. Babe, Kr. Kyritz FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: SEYER 1976, 160 Taf. 11 h. 4. Badewitz, Kr. Zerbst FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: VOIGT 1940, 164 Nr. 130b; Taf. 9, 4. 5. Badow, Kr. Gadebusch FU: Gräberfeld: mind. 3 Ex. Kostr. N-a. Lit.: H. Keiling, Archäologische Funde von der frührömischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter (Schwerin 1984) Abb. 7. – Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1972, 296 f. Abb. 151. 6. Basthorst, Kr. Herzogtum Lauenburg FU: Grab 4: 2 Ex. Kostr. N-a. Lit.: KERSTEN 1951, 145 Taf. 64 Nr. 4. 7. Bautzen FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N. Lit.: PESCHEL 1978, 188. – W. FRENZEL, Bilderhandbuch zur Vorgeschichte der Oberlausitz (Bautzen 1929) 93. 8. Benkendorf-Büssen, Kr. Salzwedel FU: Grab (?): 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: SEYER 1976, 187 f. Taf. 29. 9. Benz ‚ Kr. Rügen FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: T. VOIGT, Eine ostalpine Blechbügelfibel von Möringen. Ausgr. u. Funde 14, 1969, 34 Abb. 1h. 10. Berlin-Rudow FU: Grab 8: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 9,1: 1 Ex. Kostr. N-a; Stelle 12a (Körpergrab): 1 Ex. Kostr. N-b, 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: W. HEILIGENDORF, Berliner Jahrb. Vor- u. Frühgesch. 1, 1961, 135 Taf. 5; 136 Taf. 5, 2 a. – U. FIEDLER, Germania 71, 1993, 207 Abb. 3, 1–2. 11. Bornitz, Kr. Zeitz FU: Fundkomplex 25: 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: T. VOIGT, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 59, 1976, 202 Abb. 23. 12. Brücken, Kr. Sangerhausen FU: Gräber 3, 8, 20: je 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 27: 2 Ex. Kostr. N-a. Lit.: MÜLLER 1985, 167 Nr. 544; Taf. 63, 3. 9; 64, 18; 65, 5. 7. 13. Bösdorf-Klein Mühlen, Kr. Plön FU: Grab 4: 1 Ex. Kostr. N-c; Grab 7: 1 Ex. Kostr. N-?. Lit.: HINGST 1986, Taf. 25, 13464, 4. 7. 14. Buschmühl, Kr. Demmin FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: U. SCHOKNECHT, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1977, 370; 360 Abb. 2. 15. Dishley, Kr. Neubrandenburg FU: Grab 3: 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: U. SCHMIDT, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1979, 110 Abb. 4 a–b; 116. 16. Eickhof, Kr. Bützow

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

FU: Grab 4: 1 Ex. Kostr. N-c; Grab 5: 3 Ex. Kostr. N-b. Lit.: Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1961 260 Abb. 173 e; 260 ff. Abb. 174 a–c. 17. Freudenberg, Kr. Ribnitz-Dammgarten FU: Flußfund aus der Recknitz: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: W. LAMPE, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1973, 257 Abb. 4 c; 258 f. 18. Friedland, Kr. Neubrandenburg FU: Grab: 2 Ex. Kostr. N-b. Lit.: A. HOLLNAGEL, Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler und Funde des Kreises Neubrandenburg (Schwerin 1962) 43 Taf. 12 b–c. 19. Friesack, Kr. Nauen FU: Einzelfund: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: SEYER 1976, 163 f. Taf. 11 f. 20. Fritzlar-Geismar, Schwalm-Eder-Kreis FU: Siedlung: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: R. GENSEN, Arch. Denkmäler Hessen 2, 1978, 14 Abb. 13. 21. Gandow, Kr. Perleberg FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: W. BOHM, Die Vorgeschichte des Kreises Westprignitz (Leipzig 1937) 68 Taf. 54, 6. 22. Geschling bei Bebra, Kr. Sondershausen FU: zerstörtes Gräberfeld: mind. 3 Ex. Kostr. N-a. Lit.: W. CÄMMERER , Mitt. Ver. Dt. Gesch. u. Altkde. Sondershausen 10, 1940, 32 f. – PESCHEL 1978, 83 Anm. 276. 23. Glövzin, Kr. Perleberg FU: Grab 354 (evtl. Inventar zweier Gräber): 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: H. KEILING, Glövzin. Ein Urnenfriedhof der vorrömischen Eisenzeit im Kr. Perleberg (Berlin 1979) Taf. 51, 354; 105 f. 24. Gnoien, Kr. Teterow FU: Körpergrab 2: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: A. LEUBE, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1969, 198 Abb. 140 d. 25. Goddelsheim, Kr. Waldeck FU: Grab 1: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 8: 1 Ex. Kostr. N-a (2). Lit.: K. NASS in: Marburger Studien (Darmstadt 1938) 168 Taf. 70, 1 b. – WILHELMI 1967, 42. 26. Grevesmühlen; Kr. Grevesmühlen FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: W. LAMPE, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1977, 255, 2; 269 Abb. 10 i. – DERS., Ausgr. u. Funde 23, 1978, 136 ff. 27. Großromstedt, Kr. Apolda FU: je 1 Ex. Kostr. N-b: Grab vor 1907, 08; Gräber 1907, 19; 1911, 55; 1911, 70; 1911, 112; 1911, 140; 1911n. – Je 2 Ex. Kostr. N-b: Gräber 1910, 85; 1911, 115. – Je 1 Ex. Kostr. N-a: Gräber 1912, 22; 1909, 2; 1910, 101. – Je 2 Ex. Kostr. N-a: Gräber 1907, 31; 1910, 85. – 1 Ex. Kostr. N: Grab 1911, 41. – Grab 1911, 42: 4 Ex. Kostr. N-b, 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: EICHHORN 1927. 28. Großwusterwitz, Kr. Brandenburg-Land FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-a Lit.: STIMMING 1915, Taf. 53. 29. Gustow, Kr. Rügen FU: Grab: 1/1938: 2 Ex. Kostr. N-a

Lit.: P. HERFORT/A. LEUBE, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1966, 222 Abb. 148 a. b. 30. Hamburg-Fuhlsbüttel FU: unbekannt: 4 Ex. Kostr. N-b; Grab 457: 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: Jahresber. Hamburg. Wiss. Anstalten 4, 1887, Taf. 2, 6. 7. – TISCHLER 1954, Taf. 54, 12; Taf. 45, Grab 457, a. 31. Hamburg-Harburg FU: Fundplatz 4: 1 Ex. Kostr. N-a Lit.: WEGEWITZ 1970, Taf. 11, 29. 32. Hamburg-Langenbeck FU: Lesefund (?): 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: W. WEGEWITZ, Der Urnenfriedhof von HamburgLangenbek (Hildesheim 1965) Taf. 8, L10. 33. Hamburg-Marmstorf FU: Gräber 183, 188, 192, 194, 265: je 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: W. WEGEWITZ‚ Der Urnenfriedhof. von HamburgMarmstorf (Hildesheim 1964) 55 f. Taf. 14; 56 Taf. 14; 65 Taf. 19. 34. Harsefeld, Kr. Stade FU: Urnengräber: 48/1664a, 94, 150, 161/2254 (evtl. zu Grab 161/2254), 2214 I: je 1 Ex. Kostr. N-a; Urnengräber: 197/2460, 1757a, 74/1697: je 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: WEGEWITZ 1937, 18; 20; 27; 29; 32; 35; 41; 130. 35. Hindorf, Kr. Dithmarschen FU: aus Grabhügel 1: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: H. HINGST, Die vorrömische Eisenzeit Westholsteins (Neumünster 1983) 112 Taf. 36, 18198. 36. Hohenlepte-Badetz, Kr. Zerbst FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: SEYER 1976, Taf. 34 a. 37. Holzweißig, Kr. Bitterfeld FU: Grab eines zerst. Gräberfelds: 3 Ex. Kostr. N-a. Lit.: MÜLLER 1985, 140 Nr. 92 Taf. 18, 14-16. – T. VOIGT, Mitteldeutsche Volkheit 8, 1941, 8 f. 38. Hornbek, Kr. Herzogtum Lauenburg FU: Gräberfeld Je 1 Ex. Kostr. N-a: Gräber 5, 38, 57, 61, 107, 192, 253 (u. 1 Kostr. N-b), 259, 312, 317, 339 (u. 1 Kostr. N-b), 363, 397, 398, 404, 412, 473, 480, 536, 554, 566/566a, 583, 596, 611. Je 2 Ex. Kostr. N-a: Gräber 16, 62 (u. 1 Kostr. N-b), 127, 129, 141, 529, 602, 604, 682. 3 Ex. Kostr. N-a: Grab 282. Je 1 Ex. Kostr. N-b: Gräber 6, 33, 36, 58, 82, 85, 87 (u. 1 Kostr. N-c), 146, 191, 255, 407, 624. Je 2 Ex. Kostr. N-b: Gräber 136, 204. 3 Ex. Kostr. N-b: Grab 354. Je 1 Ex. Kostr. N-c: Gräber 17, 178, 179, 355, 603. Je 2 Ex. Kostr. N-c: Gräber 145, 199, 409, 613a, 837. Lit.: RANGS-BORCHLING 1963. 39. Jamel, Kr. Wismar FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: VOIGT 1964, 199a. 40. Karlstein-Langacker, Kr. Berchtesgadener Land FU: Siedlung: 3 Ex. Kostr. N-a. Lit.: F. WEBER, Altbayr. Monatsschr. 6, 1906, 132 Abb. 5; 133 Abb. 6 (Mitte). – unpublizierter Neufund (freundliche Mitteilung Prof. M. Menke, Gießen). 41. Kemnitz, Kr. Potsdam-Land FU: Grab 2: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: SEYER 1976, 168 Taf. 18 e. 42. Klein-Plasten, Kr. Waren

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

FU: Gräberfeld: mind. 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: H. STANGE, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1980, 74 ff. 43. Klein-Wesenberg, Kr. Stormarn FU: Grab 292: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: G. TROMNAU, Hammaburg N. F. 6, 1981/83 (1984) 93 Abb. 2, 292b (C03251). 44. Kleinzerbst, Kr. Köthen FU: Grab 68: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab o. Nr.: 3 Ex. Kostr. N-a; Grab 173: 2 Ex. Kostr. N-a. Lit.: SCHMIDT-THIELBEER 1967, Taf. 116. – DIES., Die südlichen Elbgermanen. In: GERMANEN I, 393 Abb. 111. – DIES., Ausgr. u. Funde 16, 1971, 26–29 Abb. a u. b. 45. Körchow, Kr. Hagenow FU: Gräber 209, 218, 219, 263, 389: je 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: R. BELTZ, Das Urnenfeld von Körchow. Jahrb. Ver. Mecklenburg. Gesch. u. Altkde. 85, 1920/21‚ 60 Taf. 12, 96. 46. Krüchern, Kr. Köthen FU: Gräberfeld: mind. 2 Ex. Kostr. N-a; 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: VOIGT 1940, Taf. 25, 1. 9. 12. 47. Krumke, Kr. Osterburg FU: Einzelfund: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: E. KUPKA, Jahresschr. Halle 15, 1927, 75 Abb. 23. 48. Kruseberg bei Kl. Kreutz, Kr. Brandenburg FU: Grab 2: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 3: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 5: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 13: 2 Ex. Kostr. N-b; Grab 17: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: STIMMING 1915, Taf. 37, 2E; 37, 3E; 38, 5a; 40, 13E; 41e. 49. Kuhbier, Kr. Pritzwalk FU: Grab 16: 1 Ex. Kostr. N-c; Grab 41: 1 Ex. Kostr. N-a; Gräber 47, 120, 129, 162: je 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: R. VON USLAR, Offa 45, 1988, 243 Abb. 39, 5; 193 Abb. 12, 17–20; 211 Abb. 24, 4–5; 38, 2; 39, 3; 191 Abb. 10, 1; 199 Abb. 18, 1–3; 243 Abb. 39, 1. 50. Lebus, Kr. Seelow FU: Grab 1: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: M. M. LIENAU, Mannus 16, 1924, 262 Abb. 2, 5. 51. Leps, Kr. Zerbst FU: Grab 2: 2 Ex. Kostr. N-a. Lit.: M. KÖNIG, Mannus 23, 1931, 317 Abb. 100. – VOIGT 1940, 186. 52. Luisenhof, Kr. Güstrow FU: Grab 7: 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: ASMUS 1938, 28 Abb. 45. 53. Lüchow, Kr. Teterow FU: Grab 1: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 13: 3 Ex. Kostr. N-a. Lit.: H. STANGE, Mitt. Bezirksfachausschuß Neubrandenburg 28, 1981, 32 ff. Abb. 1, 1; 45 Abb. 4. 54. Melzow, Kr. Prenzlau FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. N. Lit.: J. O. V. D. HAGEN, Mitt. Uckermärk. Mus. u. Geschver. 4, 1908 (1911) 243 Nr. 821 Taf. I, 821. 55. Neubrandenburg, Kr. Neubrandenburg FU: Gräberfeld: 32 Ex. Kostr. N-a; 32 Ex. Kostr. N-b; 58 Ex. Kostr. N-c; 2 Ex. Kostr. N. Je 1 Ex. Kostr. N-a: Gräber 101, 108, 154 (u. 2 Kostr. N?), 167. Je 2 Ex. Kostr. N-a: Gräber 87, 98, 125, 133, 138, 141, 151, 155. Je 3 Ex. Kostr. N-a: Gräber 83, 126, 129, 130.

Je 1 Ex. Kostr. N-b: Gräber 1, 14(?), 65, 91, 93, 144 (u. 1 Kostr. N-c), 156, 157. Je 2 Ex. Kostr. N-b: Gräber 39, 60, 103, 110, 136, 165 (u. 1 Kostr. N-a). Je 3 Ex. Kostr. N-b: Gräber 77, 88, 132, 153. Je 1 Ex. Kostr. N-c: Gräber 2, 28, 31, 99, 158, 162. Je 2 Ex. Kostr. N-c: Gräber 3, 37, 76, 78, 85, 97, 113, 114, 115, 121, 134 (u. 1 Kostr. N-a), Grab o. Nr. Je 3 Ex. Kostr. N-c: Gräber 8, 12, 56, 81, 96, 104, 107, 123, 131. Lit.: LEUBE 1978. – ASMUS 1938, 11 Abb. 14 a/b. 56. Neukloster, Kr. Stade FU: Grab 1: 2 Ex. Kostr. N-a; Grab 11: 2 Ex. Kostr. N-b; Grab 22: 3 Ex. Kostr. N-a(?). Lit.: WEGEWITZ 1970, Taf. 14, 1; Taf. 15, 11; Taf. 16, 22. 57. Neu-Plötzin, Kr. Potsdam-Land FU: Situlagrab: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: H. J. HUNDT, Germania 19, 1935, 239 ff. 58. Niedermockstadt, Wetteraukreis FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: SCHÖNBERGER 1952, 76 Abb. 28. 59. Nienburg, Kr. Nienburg FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: K. RADDATZ in: Führer Vor- u. frühgesch. Denkmäler 48 (Mainz 1981) 110 Abb. 11, 3. 60. Norddorf, Kr. Nordfriesland FU: Grabhügel 1, Urnengrab 75: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: KERSTEN/LA BAUME 1958, Taf. 92, 50. 61. Nordhorn-Hestrup, Lkr. Grafschaft Bentheim FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: H. WINTER, Fundchronik 1987. Arch. Mitt. NordwestDeutschland 11, 1988, 120 Abb. 49. 62. Nüssau, Kr. Herzogtum Lauenburg FU: Urnengrab: 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: K. KERSTEN, Offa 19, 1962, 162 f. Abb. 4, 3-11. 63. Oxstedt, Kr. Land Hadeln FU: Urnengrab 1899/19: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: K. WALTER, Mannus 25, 1933, 52 Abb. 7. 64. Petershagen-Lahde, Kr. Minden-Lübbecke FU: Grab 359: 1 Ex. Kostr. Na; Grab 408: 1 Ex. Kostr. Nb. Lit.: BÉRENGER 1981, 125; 130 Abb. 14, 27; 18, 6. 65. Plötzin, Kr. Potsdam-Land FU: Grab 45: 2 Ex. Kostr. Na; Grab 2652: 3 Ex. Kostr. Na; Grab 2651: 1 Ex. Kostr. Na; Grab 2654: 2 Ex. Kostr. Na. Lit.: SEYER 1976, 169 ff. Taf. 19 c–d; 22 e–f. h. 66. Pölitz, Kr. Stormarn FU: Urnenfriedhof 16, Abschnitt IX, 37: 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: HINGST 1959, Taf. 119, 6. 67. Premitz, Kr. Rathenow FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: SEYER 1976, Taf. 23 c. 68. Pretzin, Kr. Schönebeck FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: SEYER 1976, 189, Taf. 24 o. 69. Putensen Kr. Harburg FU: Gräberfeld: Je 1 Ex. Kostr. N-a: Gräber 78, 210, 267, 268, 364, 336, 368, Urnengrab o. Nr. (231). 2 Ex. Kostr. N-a: Grab 513. 1 Ex. Kostr. N-b: Grab 152. 2 Ex. Kostr. N-b: Grab 514.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Weitere Funde: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-b(B 49); Grube mit Scherben und Funden: 1 Ex. Kostr. N-a (Nr. 348); unbekannt: 3 Ex. Kostr. N-a (B472, B479, B486); unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-a (B 499); unbekannt: 3 Ex. Kostr. N-a (269, B444, B433); unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-a (B393). Lit.: WEGEWITZ 1972. 70. Rachow, Kr. Teterow FU: Gräberfeld: insgesamt 6 Ex. Kostr. N-a; 4 Ex. Kostr. N-b; 2 Ex. Kostr. N-c. Je 1 Ex. Kostr. N-a: Gräber 2, 33, 60, 78 (u. 1 Kostr. N-b). 2 Ex. Kostr. N-a: Grab 61. Je 1 Ex. Kostr. N-b: Gräber 3, 21, 35, 87. Je 1 Ex. Kostr. N-c: Gräber 32, 77. Lit.: ASMUS 1938, 108 Abb. 90; 6 Abb. 4. – H. KEILING, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1967‚ 213 Abb. 146. – DERS., ebda. 1986, 119 ff. 71. Reppentin, Kr. Lübz FU: Gräberfeld Je 3 Ex. Kostr. N-b: Gräber 12, 23. Je 1 Ex. Kostr. N-c: Gräber 11, 17, 22. Je 2 Ex. Kostr. N-c: Gräber 14, 16, 45, 46. Je 3 Ex. Kostr. N-c: Gräber 1, 2, 43, 59, 62. Lit.: H. KEILING, Ein germanischer Urnenfriedhof von der Feldmark Reppentin. Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 32, 1984, 153–225. 72. Rausdorf, Kr. Stormarn FU: Grab 20: 1 Ex. Kostr. N-a; Urnenfriedhof 8, Grab 21: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: HINGST 1959, 360 Taf. 106, 5–6; Taf. 107, 6. 73. Schermen, Kr. Burg FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: VOIGT 1940, 140 Nr. 35 Taf. 9, 8. 74. Schkopau, Kr. Merseburg FU: Gräberfeld Je 1 Ex. Kostr. N-a: Gräber 87, 153, 169. 2 Ex. Kostr. N-a: Grab 116. Je 1 Ex. Kostr. N-b: Gräber 124, 174, 177, 214, 278. 2 Ex. Kostr. N-b: Grab 179. Lit.: SCHMIDT/NITZSCHKE 1989. 75. Schmerzke, Kr. Brandenburg-Land FU: Grab 4: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: SEYER 1976, 157 Taf. 3 d; 76. Schwandt, Kr. Altentreptow FU: Grab 2: 3 Ex. Kostr. N-a. Lit.: H. STANGE, Ausgr. u. Funde 25, 1980, 138 ff. Abb. 3 f–h. 77. Seedorf, Kr. Uelzen FU: Grab 10: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 12: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 25: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: HARCK 1972/73, Taf. 38, 7. 12; 32, 6. 78. Seelow, Kr. Seelow FU: Grab 1: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 2: 2 Ex. Kostr. N-b. Lit.: LEUBE 1975, 97 Abb. 9, 1. 3. 4. 79. Sietow, Kr. Röbel FU: Grab 11: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: A. LEUBE, Mitt. Bezirksausschuß Neu-brandenburg 24, 1977, 38 Abb. 3 c–e. 80. Staffelstein, Lkr. Lichtenfels FU: Siedlung, Grube 1: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: PESCHECK 1978, 276 Taf. 133, 17. 81. Straguth-Badewitz, Kr. Zerbst FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-b.

Lit.: SEYER 1976, 197 Taf. 33 e. 82. Tangermünde, Kr. Stendal FU: Grab 2: 1 Ex. Kostr. Na; Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. Nb. Lit.: SEYER 1976, 191 Taf. 32 a. – F. KUCHENBUCH, Jahresschr. Halle 24, 1936, 213 f. Abb. 3. 83. Tostedt-Wüstenhöfen, Kr. Harburg FU: Grab 132: 1 Ex. Kostr. Na; Grab 177: 1 Ex. Kostr. Nb. Lit.: WEGEWITZ 1944, 57 Abb. 53; 69 Abb. 67. 84. Wahlitz, Kr. Burg FU: Gräberfeld. Je 1 Ex. Kostr. N: Gräber 163, 186, 204, 229, 252; 1 Ex. Kostr. N-a: Grab 205. Lit.: SCHMIDT-THIELBEER 1967. 85. Weddel, Kr. Braunschweig FU: Gräberfeld: 4 Ex. Kostr. N-a. Lit.: O. KRONE, Mannus 27, 1935, 410–423, Taf. III, 2. 11. 15; IV, 2. 86. Wetzen, Kr. Harburg FU: Grab 52: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: WEGEWITZ 1970, 30 Taf. 7, 52. 87. Wiebendorf, Kr. Hagenow FU: Gräberfeld insgesamt: 34 Ex. Kostr. N-a; 11 Ex. Kostr. N-b; 1 Ex. Kostr. N-c. Je 1 Ex. Kostr. N-a: Gräber 8, B24, 29, 36, 138, 148, 323, 416, 423, 446, 462, 463, 528, 532, 538, 540, 545, 568, 597, 603, 609, 614, 627, 637, 660, 662, 664, 670 (u. 1 Kostr. Nb), 677, 678, 697, 699, 703. Je 1 Ex. Kostr. N-a: Gräber 104, 124, 128, 142, 173, 403, 468, 489, 604, 702. 1 Ex. Kostr. N-c: Grab 665. Lit.: KEILING 1984. 88. Wusterwitz, Kr. Brandenburg-Land FU: Grab 1: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 6: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: SEYER 1976, 157 f. Taf. 10 e.g. 89. Dobřicov-Pičhora, Bez. Kolin FU: Grab 27: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 60: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 65: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: PIČ 1907, Taf. 76, 6; Taf. 73, 19 u. 9. 90. Liptovská Mara I, Kr. Liptovsky Mikuláš FU: Siedlung: 3 Ex. Kostr. N-a (Nr. 2, 7, 9); 3 Ex. Kostr. Nb (Nr. 5, 6). Lit.: PIETA 1982, 248 Taf. 6, Nr. 2, 5–7, 9. 91. Liptovská Mara III, Kr. Liptovsky Mikuláš FU: «Fundverband»: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: PIETA 1982, 37 f. Taf. 6, 4. 92. Lipence, Bez. Prag-West FU: 2 Urnengräber: je 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 50; 31 Abb. 9. 93. Modřany, Bez. Prag-West FU: Grab: 3 Ex. Kostr. N-b. Lit.: J. BORKOVSKÝ, Obzor praehist. 3, 1930/35 (1936) 178 Abb. 2 Nr. 4, 5, 6. 94. Podtureň-Bošta, Bez. Liptovský Mikuláš FU: Siedlung: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: PIETA 1982, 289 Taf. 47, 14. 95. Stehelčeves, Bez. Kladno FU: Urnengrab 3: 1 Ex. Kostr. N-a; Urnengrab 2/62: 2 Ex. Kostr. N-a. Lit.: K. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ‚ Památky Arch. 72, 1981, 352 ff. Abb. 9, 3; 366 f. Abb. 17 u. 19, 1. 96. Straky, Bez. Nymburk FU: Körpergrab I: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, Taf. 35, 4.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

97. Tišice, Bez. Mělnik FU: Grab 36: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 71: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 82: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 92: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 101: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: K. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ, Das Brandgräberfeld aus der älteren römischen Kaiserzeit in Tišice in Mittelböhmen. Památky Arch. 54, 1963, 343–437. 98. Třebusice, Bez. Kladno FU: Grab 63: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 36: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab Nr.?: 1 Ex. Kostr. N-a(?). Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, Taf. 29, 3. – DIES. 1963. – GLÜSING 1968, 45. 99. Trnovany, Kr. Teplice FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 60 Taf. 4, 9–10. – PESCHEL 1978, 163 mit Anm. 631. 100. Tvršice, Bez. Louny FU: Grab 12: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 36: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ, Památky Arch. 56, 1965, Abb. 6, 9; Taf. 10, 8. 101. Uherské-Hradiště, Bez. Uherské Hradištĕ FU: «Massenfund von Bronzegegenständen»: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: PEŠKAŘ 1972, 46 Taf. 1, 1. 102. Zemplin, Bez. Trebišov FU: Grab 117: 1 Ex. Kostr. N-a Lit.: V. BUDINSKÝ-KRIČKA/M. LAMIOVÁ-SCHMIEDLOVÁ, Slovenská Arch. 38, 1990, 335 Taf. 16, 12. 103. Alsø, Maribo Amt FU: gefunden 1901 in einem Grabhügel: 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: VOIGT 1964, 182 Abb. 106 i; 217 Nr. 42. 104. Blicksbjerg II, Århus Amt FU: Grab 37: 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: HANSEN 1984, 121 Nr. 6. – NORLING-CHRISTENSEN 1954, 54 Taf. 57, 7:2. 105. Brunbakken, Hjørring Amt FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N. Lit.: HANSEN 1984, 121 Liste Nr. 1. 106. Bogård (Manor), Ksp. Bredsätra, Öland FU: Grab 9: 2 Ex. Kostr. N-a. Lit.: K. E. HAGBERG, Tor 12, 1967/8, 52 ff. Fig. 2a. – BESKOV SJÖBERG 1987, 274 ff. 107. Bolums, Västergötland FU: Grab Nr.: 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: K. E. SAHLSTRÖM, Valle härads fornminnen. Skövdeortens hembygds- och fornminnesförenings Skriftserie 4, 1939, 83 Fig. 95. 108. Ekehögen, Halland FU: Grab 34: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 35: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: CULLBERG 1973, 24 Abb. 58 u. Abb. 60. 109. Fiskeby, Östergötland FU: Grab 396: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: P. LUNDSTRÖM, Gravfälten vid Fiskeby i Norrköping 2 (Stockholm 1965) 83 Taf. 6, 9. 110. Frørup, Haderslev Amt FU: Grab 31: 2 Ex. Kostr. N-a. Lit.: L. CHRISTENSEN, Offa 45, 1988, 81 ff.; 96; 104 Taf. 4. 111. Kannikegaard, Bornholms Amt FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: ALMGREN 1923, 134 Beil. I, 1. – VOIGT 1964, 199 Abb. 113 f. 112. Kungshögarna, Ksp. Höjby, Östergötland

FU: Grab 2: 2 Ex. Kostr. N-a; Grab 52: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: OXENSTIERNA 1948, 72; 74 Abb. 61 Mitte; 240 Nr. 2. 113. Lisbjerg, Århus Amt FU: Nord-Gräberfeld: Grab A: 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: HANSEN 1984, 121 Nr. 7. – NORLING-CHRISTENSEN 1954, 58 f. Taf. 57, 7:1. 114. Lundegard, Maribo Amt FU: Gräberfeld: insgesamt 10 Ex. Kostr. N., mind. 2 Ex. Kostr. N-c. Lit.: HANSEN 1984, 121 Nr. 12–21. – VOIGT 1964, 217 Nr. 43. 115. Markvoenget, Ålborg Amt FU: Grab in eisenzeitlicher Siedlung: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: HANSEN 1984, 117–122; 118 Fig. 3 b. 116. Møllegardsmarken, Svendborg Amt FU: Grab 1798: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 1826: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: ALBRECTSEN 1971, Taf. 19 f; Taf. 29 c–d. 117. Møjbøl, Haderslev Amt FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N. Lit.: HANSEN 1984, 121 Nr. 9. 118. Nørre Sandegård, Bornholms Amt FU: Gräber 290, 517, 419, 420, 445: je 1 Ex. Kostr. N-a; 229, 295, 586, 597: je 1 Ex. Kostr. N-b/c. Lit.: HANSEN 1984, 121 Nr. 22–28. – BECKER 1990. 119. Ödemotland/Rogaland (Norwegen) FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: MOBERG 1941, 142 f. Abb. 22, 1–3. 120. Osterbølle, Viborg Amt FU: Grab 1: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: G. HATT, Aarb. Nordisk Altkde. og Hist. 1938, 206 Fig. 81 b. 121. Prästhagen, Ksp. Hogrän FU: Grab 10: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: NYLÉN 1955, 253 Abb. 97, 1. 122. Roager, Tønder Amt FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N Lit.: HANSEN 1984, 121 Nr. 8. 123. Ryomgard, Randers Amt FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: JØRGENSEN 1968, 88 App. B, F; 75 Fig. 21, 4. – HANSEN 1984, 121 Nr. 5. 124. Saleby, Ksp. Saleby, Västergotland FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: MOBERG 1941, 139 Abb. 20; 203 Anm. 681. 125. Slusegård, Bornholms Amt FU: Gräberfeld: insges.: 4 Ex. Kostr. N-a; 6 Ex. Kostr. N-b; 2 Ex. Kostr. N-c. Je 1 Ex. Kostr. N-a: Gräber 156, 244. 2 Ex. Kostr. N-a: Brandgrab 255. Je 1 Ex. Kostr. N-b: Gräber 139, 184, 279, 1006. 2 Ex. Kostr. N-b: Grab 451. Je 1 Ex. Kostr. N-c: Gräber 145, 181. Lit.: HANSEN 1984, 121 Nr. 29–39. – KLINDT-JENSEN 1978, 68; 70 ff.; 86; 88; 93; 115; 215; Fig. 58 a–b. 126. Sörby-Störlinge, Öland FU: Grab 6³: 2 Ex. Kostr. N-a; Grab 147: 1 Ex. Kostr. N(?)-a. Lit.: BESKOV SJÖBERG 1987, 346 f.; 370. 127. Svendstrup, Ålborg Amt FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: HANSEN 1984, 121 Nr. 3. – COSACK 1979, Taf. 2, 1.

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128. Trudslev, Hjørring Amt FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: HANSEN 1984, 121 Nr. 2. – COSACK 1979, Taf. 2, 2. 129. Bałdrzychów, woj. Łódż FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: J. KUCHARSKI, Wiadomości Arch. 26, 1959/60, 297 Abb. 1 c. 130. Bartki, woj. Olsztyn FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: BOHNSACK 1938, 72 Abb. 12 a. 131. Biernatki, woj. Poznán FU: Fundstelle 3: Grab: 2 Ex. Kostr. N-a; Grab: 1 Ex. Kostr. N. Lit.: H. MACHOJEWSKI, Materiały do studiów nad Osadnictwem Bnińskim. Univ. Poznan. Ser. Arch. 24, 1985, 119 ff.; 137 Abb. 28, 1–3. – L. JAŻDŻEWSKI, Posener Arch. Mitt. 1, 1890, 20 Taf. 4, 6. – KOSTRZEWSKI 1919, 268 Beil. 16, 341. 132. Biskupin, woj. Bydgoszcz FU: Grab 32: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: W BENDER, Spraw. Arch. 2, 1956, 40 Abb. 2. 133. Buczek, woj. Koszalin FU: Gräberfeld 2: 2 Ex. Kostr. N-a; 1 Ex. Kostr. N-b; 1 Ex. Kostr. N. Lit.: H. SCHUMANN, Baltische Studien 39, 1889, 126 Taf. 10, 5; 11, 3. – KOSTRZEWSKI 1919, 38 Anm. 13; 39 Anm. 1; 264 Beil. 14; 266 Beil. 16. 134. Chełmno, woj. Bydgoszcz FU: Gräberfeld: 2 Ex. Kostr. N-a; Grab 77: 1 Ex. Kostr. Nb; Grab 79: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 266 Beil. 16. – ŁĘGA 1938, 24; 65; Taf. 5 unten u. oben links. 135. Czacz, woj. Leszno FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: B. KOSTRZEWSKI, Fontes Arch. Posnanienses 6, 1955 (1956) 69 Nr. 13 u. Abb. 4, 12. 136. Dębzyno, woj. Koszalin FU: Grab 6: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 12: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 18: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: H. MACHOJEWSKI, Koszalinskie Zeszyty Muz. 11, 1981, 32 Abb. 12, 1; 35 Abb. 12, 4; 36 Abb. 12, 9 u. 7. 137. Dobrzankowo. woj. Ostrołęka FU: Grab 27: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: J. OKULICZ, Mat. Starożytne 1, 1971, 149 Abb. 36 b. 138. Domaradzice, woj. Leszno FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: B. KOSTRZEWSKI, Fontes Arch. Posnanienses 4, 1953, 192 Abb. 71, 8. 139. Drawsko Pomorskie, woj. Koszalin FU: Gräberfeld «Kettenberg»: 1 Ex. Kostr. N-a; 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 266 Beil. 16. – BOHNSACK 1938, 131 Beil. 10; 132 Beil. 10. 140. Dziadowo, woj. Włocławek FU: Grab 2: 2 Ex. Kostr. N-a. Lit.: A. KIETLIŃSKA, Wiadomości Arch. 33, 1968, 244 Abb. 2 a–b. 141. Dzierlin, woj. Sieradz FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-a Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 268 Beil. 16. – DERS., Przegląd, Arch. 1, 1919, 18 Abb. 40. 142. Gledzianówek, woj. Płock

FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 11/1934: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: E. KASZEWSKA, Prace i Mat. 14, 1967, Taf. 4, 1–2. 143. Głobino, woj. Koszalin FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: SCHMIDT, Pommersche Monatsbl. (Stettin) 10, 1896, 115 Abb. 1. – KOSTRZEWSKI 1919, 266 Beil. 16. 144. Górka, woj. Rzeszów FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 268 Beil. 16. 145. Górzyca, woj. Zielona Góra FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: Photographisches Album der prähistorischen und anthropologischen Ausstellung zu Berlin (Berlin 1880) Sect. 4, Taf. 15, oben Mitte; Kat. 113 Nr. 22. 146. Gościszevo, woj. Gdańsk FU: Gräberfeld: mind. 6 Ex. Kostr. N-a: Grab 830b, Grab 845, Grab 879, Grab 2068, Grab 2086, Grab 2089, Grab 2029: 2 Ex. Kostr. N-b. Lit.: BOHNSACK 1938, 131 Beil. 9 u. 10; Taf. 2, 10–12; 132 Beil. 12. 147. Gostkowo, woj. Koszalin FU: Gräberfeld, Grab 41: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 107: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: R. WOŁĄGIEWICZ, Mat. Zachoniopomorskie 12, 1966 (1968) 181. 148. Gołębiewo Wielkie, woj. Gdańsk FU: Grab 3: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: M. PIETRZAK, Pomorania Ant. 5, 1973, 308 Abb. 9 b. 149. Gródki, woj. Ciechanów FU: Grab 2: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: M. JAHN in: H. Reinerth, Vorgeschichte der deutschen Stämme, Bd. 2 (Berlin 1940) Taf. 399. 150. Inowrocław, woj. Bydgoszcz FU: Körpergrab III: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: A. KARPINSKA, Revue Anthropol. (Paris) 43, 1933, 247 Taf. 2, 14. 151. Kamieńczyk, woj. Ostrołęka FU: Grab 22: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: T. DABROWSKA, A. Pozarzycka-Urbańska, Spraw. Arch. 30, 1978, 157 Abb. 5 d. 152. Karczewiec, woj. Siedlce FU: Grab 11: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 176: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 179: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: T. DĄBROWSKA, Mat. Wrocław 2, 1973, 383–531, Abb. 7, 7; 106, 8; 108, 8. 153. Kleszewo, woj. Ciechanów FU: Gräberfeld: mind. 1 Ex. Kostr. N. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 245 Nr. 267; 79 Karte 8. 154. Kokorzyn, woj. Leszno FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 39 Anm. 7. 155. Konikowo, woj. Koszalin FU: Gräberfeld: Grab 1: 2 Ex. Kostr. N; Grab 3: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 7: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 26: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 27: 2 Ex. Kostr. N; Grab 32: 1 Ex. Kostr. N; Grab 31: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: G. MAGDALINSKI, Mannus 26, 1934, 145 ff. Abb. 4–5. – BOHNSACK 1938, 131 Beil. 10; 19 Abb. 4, 2; 132 Beil. 12. 156. Konopnica, woj. Sieradz FU: Grab 70: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 79: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: B. ABRAMEK, Spraw. Arch. 29, 1977, 143 Abb. 7 e. n.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

157. Kopaniewo-Koppenow, woj. Gdańsk FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. N-a; 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: H. SCHUMANN, Baltische Stud. 39, 1889, 165 Taf. 13, 10. – BOHNSACK 1938, 131 Beil. 10. 158. Krakau-Podgórze/Płaszów FU: Einzelfund von der ul. Jerozolimska: 1 Ex. Kostr. N(?). Lit.: K. GODŁOWSKI, Prace Arch. 2, 1961, 189. 159. Krosno, woj. Olsztyn FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 39 Anm. 3; 337. 160. Krusza Zamkova, woj. Bydgoszcz FU: Grab 23: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: A. KOKOWSKI, Univ. Posnaniu, Ser. Arch. 35, 1989, 80; 84 Abb. 39, 7. 161. Księży Dwor, woj. Olsztyn FU: Gräberfeld, Grab 12: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 21: 2 Ex. Kostr. N-a. Lit.; A. BRINKMANN, Prussia 22, 1900/1904 (1909), 284 Abb. 184. – KOSTRZEWSKI 1919, 268 Beil. 16. 162. Kurza, woj. Kalisz FU: Grab 3: 1 Ex. Kostr. N-a Lit.: E. KASZEWSKA in: SYMPOSIUM BRATISLAVA 1977, 113 Abb. 4. – DIES., Fontes Arch. Posnanienses 26 (1975) 1977, Taf. 1, 6–8. 163. Lachmirowice‚ woj. Bydgoszcz FU: Grab II: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 37 Abb. 24; 266 Beil. 16, 342. 164. Łegonice Male, woj. Radom FU: Grab 28: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: T. LIANA, Wiadomości Arch. 41, 1976, 112 Taf. 11‚ 2. 165. Lemany, woj. Ostrołęka FU: Gräberfeld: u. a. Kostr. N. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 248 Nr. 348; 79 Karte 8. 166. Lubieszewo, woj. Koszalin FU: Grab 89: 3 Ex. Kostr. N-b. Lit.: R. Wołągiewicz, Spraw. Arch. 22, 1970, 103 ff. Abb. 3 a-f. 167. Masów, woj. Lublin FU: Gräberfeld: Grab 10: 2 Ex. Kostr. N-a. Lit.: J. GURBA, Przegląd Arch. 10, 1954-56, 328 Abb. 5. – DERS., Wiadomości Arch. 20, 1954, 303 Abb. 1. 168. Młodzikowo, woj. Poznań FU: Grab 31: 2 Ex. Kostr. N-a; Grab 85: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 249: 1 Ex. Kostr. N-a; Streufund: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: A. DYMACZEWSKI, Fontes Arch. Posnanienses 8/9, 1957, 201 Abb. 53; 218 Abb. 85; 252 Abb. 149, 5; 386 Abb. 440, 3; 401 Abb. 417, 2. 169. Modła, woj. Ciechanów FU: Grab 44/82 u. 21/81: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: A. GRZYMKOWSKI, Spraw. Arch. 38, 1986, 231 Abb. 7a. 170. Niedanowo, woj. Olsztyn FU: Gräberfeld: u. a. Kostr. N. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 252 Nr. 439; 79 Karte 8. 171. Niemica, woj. Koszalin FU: Gräberfeld: insges.: 18 Ex. Kostr. N-a. Je 1 Ex. Kostr. N-a: Gräber 20, 61, 71, 87. Je 2 Ex. Kostr. N-a: Gräber 1, 21, 63, 76. Je 3 Ex. Kostr. N-a: Gräber 5, 9. Lit.: VON KLEIST 1955, 29 f. – R. WOŁĄGIEWICZ, Mat. Zachodniopomorskie 10, 1964, 107 Taf. 1, 1–2. 4. 8. 9; Taf. 2, 1–2. 5–7; Taf. 7, 4–7; Taf. 8, 4. 6–7; Taf. 9, 4.

172. Nowe Miasto, woj. Radom FU: Grab 15a: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: T. LIANA, Wiadomości Arch. 60, 1975, 394 Taf. 6, 12. 173. Nowy Dwór, woj. Bydgoszcz FU: Gräberfeld: insgesamt mind. 17 Ex.; 11 Ex. Kostr. N-a; 6 Ex. Kostr. N-b. Je 1 Ex. Kostr. N-a: Gräber 1, 8, 21, 26, 27, 28. 2 Ex. Kostr. N-a: Grab 2 (u. 1 Kostr. N-b). 3 Ex. Kostr. N-a: Grab 35. Je 1 Ex. Kostr. N-b: Gräber 16, 17, 32. 2 Ex. Kostr. N-b: Grab 3. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 38 Anm. 1, 6, 7, 8; 39 Anm. 1‚ 2, 7; 40 Anm. 1; 266 f. Beil. 16; 358 f. – BOHNSACK 1938, 19; 131 Beil. 10; 132 Beil. 11 u. 12 Taf. 2, 13. – DERS. 1940, Taf. 434, 9. 10. 174. Nowy Targ, woj. Elbląg FU: Grab 5: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 132: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: E. KAZIMIERCZAK, Spraw. Arch. 32, 1980, 148 Abb. 13; 152 Abb. 15. 175. Oksywie, woj. Gdańsk FU: Gräberfeld: 5–7 Ex. Kostr. N-a (Gräber 8, 17, 102, 108, 111). Lit.: BOHNSACK 1938, 131 Beil. 9 u. 10 Taf. 18, 8. 176. Osiek, woj. Bydgoszcz FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: M. GRZĘDA/K. PRZEWOŻNA, Zeszyty Naukowe Arch. (Toruń) 1, 1968, 15. 177. Ostrówek, woj. Bydgoszcz FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: BLUME 1915, 134. – KOSTRZEWSKI 1919, 39 Anm. 7; 343. – UNDSET 1882, 104 Taf. 13, 7. – B. ZIELONKA, Fontes Arch. Posnanienses 20, 1969, 214 Taf. 4, 22. 178. Pajewo-Szwelice, woj. Ciechonów FU: Gräberfeld: mind. 1 Ex. Kostr. N. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 255 Nr. 494; 79 Karte 8. 179. Parsęcko, woj. Koszalin FU: Gräberfeld «Persanziger Mühle»: insgesamt: ca. 9–11 Ex. Kostr. N-a; 1–2 Ex. Kostr. N-b; 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 39 Anm. 7; 267 Beil. 16. – BOHNSACK 1938, 19 Abb. 4/5; 131 Beil. 10; 132 Beil. 12. 180. Piotrków Kujawski, woj. Wtoctawek FU: Grab 22: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: E. KASZEWSKA, Prace i Mat. 8, 1962, Taf. 22. 181. Podwiesk, woj. Bydgoszcz FU: Grab 35: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 123: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 306: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: J. JANIKOWSKI, Spraw. Arch. 23, 1971, 144 Abb. 14– 15; 1 Ex. o. Abb. 182. Prądno, woj. Szczecin FU: Gräberfeld: insgesamt ca. 6 Ex. Grab 31: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 35: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 36: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 116: 3 Ex. Kostr. N-c. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 267 Beil. 16. – BOHNSACK 1938, 131 Beil. 10. – DERS. 1940, Taf. 440, 7. – R. WOŁAGIEWIECZ, Mat. Zachodniopomorskie 12, 1966 (1968) 182. 183. Pruszcz woj. Gdańsk FU: Gräberfeld, Grab 36: 1 Ex. Kostr. N-a; Körpergrab 57: 3 Ex. Kostr. N-b; Körpergrab 127a: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: BOHNSACK 1938, 131 Beil. 9; 21 Anm. 8. – M. PIETRZAK, Problemy Kultury Wielbarskiej (Słupsk 1981) 107 ff.; 110 Abb. 3 a–e. 184. Rogowo, woj. Koszalin

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FU: Grab 12: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 18: 1 Ex. Kostr. N; Grab 27: 1 Ex. Kostr. N; Grab 33: 2 Ex. Kostr. N; Grab 37: 1 Ex. Kostr. N. Lit.: H. KÓČKA-KRENZ/A. MACHAJEWSKI/C. STRZYZEWSKI, Koszaliński Zeszyty Muz. 6, 1976, 57 ff.; 63 Abb. 4, 1. 185. Rządz, woj. Bydgoszcz FU: Gräberfeld: insgesamt 20–24 Ex. Kostr. N-a (Grab D1, Grab 13, Grab 17, Grab 20, Grab H2, Grab H8, Grab 262, Grab 496, Grab 538, Grab 566, Grab 673, Grab B54); Grab B 27: mind. 2 Ex. Kostr. N-b. Lit.: ANGER 1891, 15 Taf. 11, 10, 12; 20 Taf. 11, 1; 21 Taf. 11, 17; 22 Taf. 11, 3; 30 Taf. 11, 9; 31 Taf. 13, 2; 50 Taf. 10, 17. – KOSTRZEWSKI 1919, 38 Anm. 7, 13; 39 Anm. 1 u. 7; 68 Anm. 2; 267 Beil. 16. – BOHNSACK 1940, Taf. 434, 7. 186. Siemianice, woj. Kalisz FU: Gräberfeld: insgesamt 2–4 Ex. Kostr. N-a in Grab 18: 2 Ex.; Grab 48(?); Grab 56(?). Lit.: Z. SZEMBEKÓWNA, Roczniki Towarzystwa Przyjacioł Nauki Poznańskiego 31, 1904 (1905) 138 f.; 146 Abb. 9. – DIES., ebda. 43, 1916, 168; 182 Abb. 7; 171. 187. Skowarcz-Schönwarling, woj. Gdańsk FU: Gräberfeld: insgesamt ca. 29 Ex.; 24 Ex. Kostr. N-a (je 1 Ex. in Grab B, Grab E, Grab 7, Grab 27, Grab 19, Grab 39, Grab 59, Grab 76, Grab 2, Grab 5; 2 Ex. in Grab 4; Streufunde). Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 38 Anm. 3, 8, 10, 12, 13; 267 Beil. 16; 364; 366. – Bohnsack 1938, 131 Beil. 9. 188. Sobocisko, woj. Wrocław FU: Gräberfeld, Grab 11: 2 Ex. Kostr. N-b; Körpergrab 13: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 17: 2 Ex. Kostr. N-b. Lit.: PESCHECK 1939, 22; 357 Abb. 186, 5. 7; 23 Abb. 13, 2. 3; 357 Abb. 186. 189. Stara Wieś‚ woj. Siedlce FU: Gräberfeld: «Steinsetzung 24»: 1 Ex. Kostr. N-a; Streufund: 1 Ex. Kostr. N-b. Grab 63: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: W. RADIG, «Die Burg» 3/2, 1942, 212 Abb. 21; 195 Taf. 3, 1. – T. DĄBROWSKA, Wiadomości Arch. 37, 1972, 492 f. Taf. 4, 3. 190. Biały Dwór, woj. Elbląg FU: Grab 120: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: W. HEYM, Offa 17/18, 1959/1961, 161 Abb. 4, 1. 191. Stupsk-Kolonia, woj. Ciechanów FU: Grab 4: 2 Ex. Kostr. N-a; Streufund: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: E. REINBACHER in: Varia Archaeologica. Festschrift W. Unverzagt (Berlin 1964) 152 Taf. 24, 1 u. 2. – A. NIEWĘGŁOWSKI/J. OKULICZ, Wiadomości Arch. 30, 1964, 274 Abb. 3 a. 192. Szczepkowo, woj. Olsztyn FU: Gräberfeld, Fundstelle 1: mind. 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: DĄBROWSKA 1988, 263 Nr. 694; 79 Karte 8. 193. Szpondowo, woj. Ciechanów FU: Grube: mind. 1 Ex. Kostr. N. Lit.: J. PYRGEŁA/W. SYMAŃSKI, Wiadomości Arch. 28, 1962, 72. – DĄBROWSKA 1988, 267 Nr. 700; 79 Karte 8. 194. Tuczno, woj. Bydgoszcz FU: Gräberfeld: Streufunde: 10 Ex. Kostr. N-a; 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: E. MAKIEWICZ, Fontes Arch. Posnanienses 26, 1975, 146 Taf. 7, 20–22, 29; 149 Taf. 10, 2. – J. KOSTRZEWSKI, Zapiski Muzealne (Poznań) 1, 1916, 34 Abb. 51, 1. Reihe: Mitte u. rechts; 34 Abb. 51 erste Reihe: links. – DERS. 1919, 39 Anm. 1; 38 Anm. 9; 268 Beil. 16; 345. – E. Blume, Vor-

und frühgeschichtliche Altertümer aus dem Gebiet der Provinz Posen. Ausstellung im Kaiser-Friedrich-Museum 1909‚ 26 Nr. 1640. – B. ERZEPKI/J. KOSTRZEWSKI, Album Posen 3, 1914, 18 Taf. 58, 14. 195. Warszkowo, woj. Koszalin FU: Gräberfeld: insges.: max. 40 Ex. Kostr. N-a; ca. 9 Ex. Kostr. N-b. Je 1 Ex. Kostr. N-a: Gräber 14, 74, 80, 117, 178, 190, 203. 2 Ex. Kostr. N-a: Grab 67; 3 Ex. Kostr. N-a: Grab 125; 4 Ex. Kostr. N-a: Grab 75. Je 1 Ex. Kostr. N-b: Gräber 155, 220, 221, 239; 2 Ex. Kostr. N-b: Grab 210. Streufunde: 2 Ex. Kostr. N-b; und weitere (Streu-)funde. Lit.: WOŁĄGIEWICZ 1965, 216 f.; 251 Taf. 4, 7; 256 Taf. 9, 3. 4; 190; 257 Taf. 10, 6–8; 259 Taf. 12, 1; 192; 260 Taf. 13, 3. 6; 263 Taf. 16, 8. 9; 264 Taf. 18, 1; Taf. 18, 5. 6; 200; 272 Taf. 25, 3; 214 Nr. 13–20 Taf. 33, 4. 5. 8. 11–13. – WOŁĄGIEWICZ 1963, 146 Taf. 10, 3–5. 196. Wieniec-Folwark Dziadowo, woj. Włocławeck FU: Grab 2: 2 Ex. Kostr. N-a. Lit.: A. KIETLIŃSKA, Wiadomości Arch. 33, 1968, 244 Abb. 2 a–b. 197. Wesołki, woj. Kalisz FU: Grab 31: 1 Ex. Kostr. N-a: Grab 32: 2 Ex. Kostr. N-a; Grab 38: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 42: 3 Ex. Kostr. N-a; Grab 57: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 60: 1 Ex. Kostr. N-a ; Grab 70: 1 Ex. Kostr. N-a; Streufund: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: DĄBROWSCY 1967. 198. Wilanów (Warszawa) FU: Grab 23: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 50: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: J. MARCINIAK, Mat. Starożytne 2, 1957, 30; 56; 143 Taf. 21, 13; Taf. 45, 3. 199. Wrocław-Kozanów FU: Gräberfeld, Grab 4: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 8: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: PESCHECK 1939, 261 Abb. 153, 3 Taf. I o. 200. Wrzeszcz, woj. Gdańsk FU: Gräberfeld, Grab 21: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 27: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: BOHNSACK 1938, 131 Beil. 9; 151 Taf. 10, 9. 201. Wygoda 6, woj. Koszalin FU: Grab 14: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 127: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: H. MACHAJEWSKI, Inv. Arch. Polen 53, 1985, Taf. 325; 326. 202. Wymysłowo, woj. Leszno FU: Gräberfeld: insges. 17 Ex. Kostr. N-a; 1 Ex. Kostr. Nb. Je 1 Ex. Kostr. N-a: Gräber 8, 13, 33, 36, 39?, 83, 87, 95, 122, 150, 207, 208, 281, 282, 340. 2 Ex. Kostr. N-a: Grab 31. 1 Ex. Kostr. N-b: Grab 113. Lit.: ST. JASNOSZ, Fontes Praehist. Posnanienses 2, 1951 (1952) 8 Abb. 4 f; 10 Abb. 8 f; 18 Abb. 20 h; 20 Abb. 22 i; 23 Abb. 25 e; 37 Abb. 43; 53 Abb. 60, 4; 57 Abb. 63, 3; 60 Abb. 67, 8; 68 Abb. 80, 4; 73 Abb. 88, 9; 142 Abb. 191, 10; 143 Abb. 193, 3; 190 Abb. 279, 5; Abb. 282, 3. 5. – VOIGT 1964, 200 Abb. 114 b; 217. 203. Zadowice, woj. Kalisz FU: Grab 4/1944: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 687: 1 Ex. Kostr. N-b; Streufund 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: ST. JASNOSZ, Prace i Mat. 5, 1960, 127 Taf. 11, 12. – E. KASZEWSKA, Prace i Mat. 14, 1967, 241; 246 Taf. 4, 3. – DIES., ebda. 32, 1985, 64 Taf. 3, 7.

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204. Zagorzyn, woj. Kalisz FU: Grab 36: 1 Ex. Kostr. Na; Streufunde: 2 Ex. Kostr. Na. Lit.: K. DĄBROWSKY, Spraw. Arch. 22, 1970, 360 Abb. 24, 17; 376 Abb. 33. 205. Zakrzew 11, woj. Sieradz FU: Grab: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: E. KRAUSE/T. MAKIEWICA, Inv. Arch. Polen 32, 1974, Taf. 201, 23. 206. Zapustek, woj. Włocławek FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: B. ZIELONKA, Fontes Arch. Posnanienses 20, 1969, 212 Taf. 2, 2. 207. Zelisławiec, woj. Szczecin FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. N-b. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 268 Beil. 16; 331. – BOHNSACK 1938, 132 Beil. 12. 208. Zukczyn, woj. Gdańsk FU: Gräberfeld, Grab 7: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 10: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 12: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 38 Anm. 3; 39 Anm. 1, 3; 268 Beil. 16. 209. Čaplin, Weißrußland FU: Gräberfeld, Grab 1: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 21: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 129: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: I. V. KUCHARENKO, Zarubineckaja kul’tura, SAI D1– 19, 1964, Taf. 14, 1–4. – DERS., Mat. Moskva-Leningrad 70, 1959, 164 Taf. 4, 2; 166 Taf. 6, 5. 210. Dolinjany, Černovcy, Ukraine FU: Grab 18: 2 Ex. Kostr. N-a; Grab 22: 2 Ex. Kostr. N-a. Lit.: G. I. SMIRNOVA, Sovetskaja Arch. 1981, 3, 193 ff. Abb. 7, 2. 3. 8. 11. 211. Gora Devica - Sachnovka‚ Korsun’-Ševčenkovskij Raion, Ukraine FU: Siedlung: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: V. I. DOVŽENOK/N. V. LINKA, Mat. Moskva-Leningrad 70, 1959, 104 Abb. 2, 4. 212. Järve, rn. Jōgeva, Estland FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. N-c. Lit.: R. HAUSMANN, Grabfunde aus Estland. Eine archäologische Studie (1896) 9 f. Nr. 19, 29 Taf. 1, 19. – VOIGT 1964, 199 Abb. 112 b; 216. 213. Ljepljava, Zolotonoša, Ukraine FU: unbekannt: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: V. P. PJETROV, Archeologija (Kiev) 12, 1961, Taf. 3, 6. – AMBROZ 1966, 24. 214. Otvjeržiči, Stolin, Weißrußland FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. Na; Grab 24: 1 Ex. Kostr. Na. Lit.: J. V. KUCHARENKO, Zarubineckaja kultura. SAI D1– 19, 1964, 26 Nr. 32 Taf. 10, 11. – K. V. KASPAROVA, Mat. Moskva-Leningrad 160, 1969, 151 Abb. 15, 10. 215. Počep, Počep, Rußland FU: Siedlung: 2 Ex. Kostr. N-a. Lit.: F. M. ZAVJERNJAJEV, Sovjetskaja Arch. 1960, 3, 185 Abb. 4, 6. – DERS., ebda. 1960, 4, 183 Abb. 2, 7. 216. Poreč’ke, Tubež, Rußland FU: Siedlung: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.. A. P. SAVČUK, Mat. Moskva-Lenigrad 160, 1969, 84 Abb. 1. 217. Veleniči, David-Gorodok, Weißrußland FU: Gräberfeld: insges. 4 Ex. Kostr. N-a; 2 Ex. Kostr. N-b. Grab 48: 1 Ex. Kostr. N-b; Grab 61: 1 Ex. Kostr. N-b;

Grab 62: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 69: 1 Ex. Kostr. N-a; Grab 75: 2 Ex. Kostr. N-a. Lit.: J. V. KUCHARENKO, Arch. SSSR SAI D 1–29, 1961, Taf. 17, 19; Taf. 18, 18; Taf. 18, 20; Taf. 19, 5; Taf. 19, 20. – AMBROZ 1966, Taf. 4, 2. 218. Zarubincy, Perejaslav-Chmel’nickij, Ukraine FU: Gräberfeld: 1 Ex. Kostr. N-a Lit.: V. P. PETROV, Mat. Moskva-Lenigrad 70, 1959, 43 Abb. 3, 1. – DERS., Archeologija (Kiev) 12, 1961, Taf. 1, 1. 219. Zolotaja Balka, Novovoroncovka, Ukraine FU: Gräber: mind. 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: M. VJASMITINA, Zolota Balka. Posjeljennja sarmatskogo cašu na nižnjomu Dnipri (Kiev 1962) 198 Abb. 82, 12; 199. 220. Kanzianiberg bei Mallestig, Kärnten FU: Einzelfund(?): 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: H. MÜLLER-KARPE, Carinthia I 141, 1951, 646 Abb. 12, 11. 221. Magdalensberg, Kärnten FU: Siedlung: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: Freundl. Mitteilung St. Demetz (Bozen). 222. Salzburg-Liefering, Salzburg FU: Siedlung: 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: R. CHRISTLEIN, Bayer. Vorgeschbl. 28, 1962, 30 ff. Abb. 14, 1. 223. Nienbüttel, Kr. Uelzen FU: Gräberfeld: mind. 1 Ex. Kostr. N-a. Lit.: G. SCHWANTES, Die Germanen. Volk und Rasse 1926, Heft 2, 9 Abb. 5 links.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Liste 8: Almgren 19a (s. Karte 15) 1. Ahrweiler-Rimpelfeldt, Kr. Ahrweiler FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 51. 2. «Amrum», Kr. Nordfriesland FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: KERSTEN/LA BAUME 1958, Taf. 95, 4. 3a. Andernach, Kr. Mayen-Koblenz FU: «Martinsberg»/«Mühle Mittler»: 1 Ex. Lit.: B. C. OESTERWIND/K. SCHÄFER, Andernacher Beitr. 1 (Andernach 1987) Taf. 11, 2. 3b. Andernach, Kr. Mayen-Koblenz FU: Gräberfeld «Martinsberg», Grab 9: 1 Ex. sowie 3 Einzelfunde. Lit.: C. KOENEN, Bonner Jahrb. 86, 1888, Taf. 4, 26; 5, 23. – B. C. OESTERWIND/K. SCHÄFER, Ander-nacher Beitr. 7 (Andernach 1991) 52 Taf. 6, 5. – RLM Bonn Inv. Nr. 2014a (Grab 6), 2512(2), 2514 (nach GLÜSING 1968, Liste 7, 2). 3c. Andernach, Kr. Mayen-Koblenz FU: Gräberfeld: «Kirchberg». Grab 1: 1 Ex. List.: C. KOENEN, Bonner Jahrb. 86, 1888, Taf. 4, 26; Taf. 5, 23. – B. C. OESTERWIND/K. SCHÄFER, Andernacher Beitr. 7 (Andernach 1991) 52; 69 Taf. 1, 5. 4. Moers-Asberg, Kr. Wesel FU: römisches Lager u. Vicus: 22 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 34 Nr. 62. – BECHERT 1973, 18 Taf. 17, 156–159 Nr. 285; Taf. 18–20. 5. Augsburg-Oberhausen FU: frührömisches Lager: 2 Ex. Lit.: HÜBENER 1973, Taf. 28, 1. 4. 6. Barleben, Kr. Wolmirstedt FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: W. HOFFMANN/B. SCHMIDT, Jahresschrift Halle 39, 1955, 236; 237 Abb. 23 links. 7. Basthorst, Kr. Herzogtum Lauenburg FU: Grab 4: 1 Ex. Lit.: A. PLETTKE, Ursprung und Ausbreitung der Angeln und Sachsen (Hildesheim/Leipzig 1921) Taf. 1, 12. – KERSTEN 1951, 96 Abb. 67, 11. 8. Bentumersiel, Kr. Leer FU: frührömisches Lager: 1 Ex. Lit.: ULBERT 1977, 37 Taf. 3, 27. 9. Berlin-Schwanenwerder FU: Grab: 1 Ex. Lit.: O. F. GANDERT, Vorgeschichte der Stadt Berlin. In: Geschichte der Stadt Berlin (Berlin 1937) 34 Taf. 8, 1. 10. Bonn FU: römisches Lager und Vicus: 11 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 54. 11. Brambach, Kr. Roßlau FU: Gräberfeld: 2 Ex. Lit.: VOIGT 1940, 203, o. Abb. 12. Bremen FU: Flußfund (Weser): 1 Ex. Lit.: K. H. BRANDT, Bremer Arch. Blätter 5, 1969, 91 ff. Abb. 7, 2. – DERS., Jahrb. Wittheit Bremen 23, 1979, 31 ff. Abb. 7, 12. 13. Damme oder Vechta, Kr. Vechta FU: unbekannt: 1 Ex.

Lit.: Mus. Oldenburg, Inv. 1237 (GLÜSING 1968, Liste 7, 13). – EGGERS 1951, 122 Nr. 1118a: 2 x A19 (Fundort: Damme). 14. Düren - Berg Thuir, Kr. Düren FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 53. – A. BRUCKNER, Bonner Jahrb. 164; 521 f. Abb. 17, 4. 15. Elfrath, Kr. Krefeld FU: Gräberfeld: 5 Ex. Lit.: Freundl. Mitteilung Dr. C. Reichmann, Krefeld- Linn (17.8.1988). 16. Feddersen Wierde, Kr. Wesermünde FU: Siedlung, mind. 1 Ex. Lit.: P. SCHMID, Kunde N. F. 9, 1958, Taf. 1, 1–2. 17. Fohrde u. Hohenferchesar, Kr. Brandenburg-Land FU: Je 2 Ex. Fohrde Grab 25; Hohenferchesar Grab 403. Lit.: STIMMING 1915, Taf. 43, 25 a. c. – VON MÜLLER 1962, Taf. 79, 403 b. 18. Friedberg, Wetteraukreis FU: frührömisches Lager: 2 Ex. Lit.; SCHÖNBERGER/SIMON 1976, 159 Taf. 41, 4–5; 47, 4. 19. Gaukönigshofen, Lkr. Würzburg FU: Siedlung (?): 1 Ex. Lit.: WAMSER 1991, 114 Abb. 2, 6. 20. Goting auf Föhr, Kr. Nordfriesland FU: Grab: 1 Ex. Lit.: KERSTEN/LA BAUME 1958, 266 Taf. 95, 15. 21. Grevenbroich, Kr. Neuß FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 34 Nr. 59. – Bonner Jahrb. 164, 1964, 539, o. Abb. 22. Groß-Gerau, Kr. Groß-Gerau FU: Gräberfeld „Schindkaute“: 2 Ex. Lit.: F. BEHN in: Schumacher-Festschrift (Mainz 1930) 178 Taf. 17 B 9; 19 Bc. – DERS., Forsch. Vor- u. Frühgesch. Leipzig 2, 1957, 103 Abb. 27 i. 23. Großromstedt, Kr. Apolda FU: Grab 1912, 2: 2 Ex.; Grab 1950: 4 Ex. Lit.: EICHHORN 1927, 199 Abb. 1912, 2. – K. PESCHEL, Inv. Arch. DDR 9 (Berlin 1990) Bl. 86, 2–5. 24. Haldern-Düne Dr. Bongart, Kr. Kleve FU: Grab 2: 1 Ex. Lit.: REICHMANN 1979, Taf. 31, 25. 25. Haltern, Kr. Recklingshausen FU: frührömisches Militärlager: 10 Ex. Lit.: RITTERLING 1901, 117 Abb. 2, 5. – H. DRAGENDORFF, Mitt. Alt.-Komm. Westfalen 3, 1903, 60. – G. KROPATSCHEK, ebda. 5, 1909, 336 Taf. 36, 4. – A. PEREY, ebda. 6, 1912, 106. – C. ALBRECHT, Bodenalt. Westfalen 6, 1943, 100; 101 Abb.17 c. 26. Hofheim, Main-Taunus-Kreis FU: frühMilitärlager: mind. 2 Ex. Lit.: RITTERLING 1912, Taf. 7, 8–9. 27. Hornbek, Kr. Herzogtum Lauenburg FU: Grab 833: 1 Ex. Lit.: RONGS-BORCHLING 1963, Taf. 84, 833 b. 28. Hoysdorf, Gem. Barum, Kr. Uelzen FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: Privatsammlung Schliekau (GLÜSING 1968, Liste 7, 25). 29. Jemgumerkloster, Kr. Leer FU: Siedlung: 1 Ex.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Lit.: P. ZYLMANN, Ostfriesische Urgeschichte (Hildesheim/ Leipzig 1933) 116 Abb. 155. 30. Jülich-Hambach, Kr. Düren FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 34 Nr. 60. 31. Kalkriese, Lkr.Osnabrück FU: Schlachtfeld (?) aus dem Jahre 9 n. Chr.: 2 Ex. Lit.: FRANZIUS 1991, 28 Abb. 8; 80 Taf. 9, 4–5. 32. Kempten, Kr. Kempten FU: frührömische Siedlung (Lindenberg): 2 Ex. Lit.: Museum Kempten, Inv. 1930. 21, 1938, 426 (nach GLÜSING 1968, Liste 7, 27) 33. Koblenz-Neuendorf, Kr. Koblenz FU: Grab X: 1 Ex. Lit.: DECKER 1968 136 f. Taf. 23 c. 34. Köln (CCAA) FU: frührömisches Militärlager, Siedlung, Gräberfelder: mind. 8 Ex. Lit.: GLÜSING 1968, Liste 7, 29 (Inv. Nr. RGM N 3443, 29.303; Inv. Nr. RGM 30.765 [Jacobstr. 27–31]; Gräberfeld Gereonsdriesch: Grab 39 [53.505], Grab 98 [53.684], Streufund [53.811]). – S. LOESCHKE/A. WILLERS, Sammlung Niessen. Beschreibung römischer Altertümer (Köln³ 1911) 173 Taf. 114, 3443. – Köln-St. Gereon Grab 46 (Pferdebestattung und Brandschüttung: 1 Ex): M. RIEDEL, Kölner Jahrb. Vor- u. Frühgesch. 23, 1990, 426 Abb. 5. – Gräberfeld Jacobstraße: 1 Ex., Einzelfund: U. FRIEDHOFF, Kölner Forsch. 3 (Mainz 1991) Taf. 117, 32. 35. Köln-Volkhoven FU: Grabfund: 1 Ex. Lit.: GLÜSING 1968, Liste 7, 30 (Inv. RGM Köln 38.498). 36. Kl. Kreuz-Kruseberg, Kr. Brandenburg-Land FU: Grab 17: 2 Ex. Lit.: STIMMING 1915, Taf. 41, 17 a.c. 37. Krüchern, Kr. Bernburg FU: Gräberfeld: 2 Ex. Lit.: VOIGT 1940, 203 Taf. 25, 13. 38. Mainz FU: «Gegend von Mainz»: 1 Ex.; Mainz-Weisenau: 1 Ex.; Gräberfeld „Fort Bingen“: 1 Ex. Lit.: S. CH. WAGENER, Handbuch der vorzüglichsten in Deutschland entdeckten Alterthümer aus heidnischer Zeit (1842) Taf. 130, 1259. – ALMGREN 1923, Taf. 1, 19. – E. NEEB, Mainzer Zeitschr. 12/13, 1917/18, 170 Abb. 1, 5. 39. Mannheim-Wallstadt, Kr. Mannheim FU: neckarsuebische Siedlung: 1 Ex. Lit.: F.-W. VON HASE, Arch. Ausgr. Baden-Württenberg 1981 (Stuttgart 1982) 181 Abb. 152, 5. 40. Martberg bei Pommern, Kr. Cochem-Zell FU: Heiligtum u. Siedlung: 1 Ex. Lit.: J. KLEIN, Bonner Jahrb. 101, 1897 Taf. 4, 17. – Trier. Augustusstadt der Treverer (Mainz 1984) 264 Abb. 1220, 2650. 41. Melzow, Kr. Prenzlau FU: Grab: 1 Ex. Lit.: J. O. V. D. HAGEN, Neue Erwerbungen des Uckermärckischen Museums. Mitt. Uckermärck. Mus- u. Geschver. 4, 1911, 241 ff. 42. Mühlheim, Kr. Mayen-Koblenz FU: Grab 2: 1 Ex. Lit.: R. VON USLAR, Jahresbericht 1937. Nachrbl. Dt. Vorzeit 14, 1938, Taf. 52.

43. München-Denning, Kr. München-Land FU: Siedlung: 1 Ex. (?). Lit.: W. CZYSZ, Der römische Gutshof in München-Denning. Kat. Prähist. Staatsslg. 16 (1974) Taf. 1, 2; 67, 2. 44. Bad Nauheim, Wetteraukreis FU: frührömisches Militärlager: 1 Ex. Lit.: SCHÖNBERGER/SIMON 1976, Taf. 55, 24. 45. Neubrandenburg, Kr. Neubrandenburg FU: Grab 65: 1 Ex. Lit.: LEUBE 1978, 92 Taf. 18, 65 a. 46a. Neuß FU: aus dem Bereich der augusteisch-tiberischen Militärlager: ca. 40 Ex. Lit.: RLM Bonn (nach GLÜSING 1968, Liste 7, 42). – HAALEBOS 1984/85, 34 Nr. 61; 31 Fig. 10, 3. 46b. Neuß FU: Gräberfeld: Grab 313: 1 Ex. Lit.: MÜLLER 1977, Taf. 65, 14. 46c. Neuß FU: Gräberfeld: Grab 329: 2 Ex. Lit.: MÜLLER 1977, Taf. 69, 11. 12; 112. 47. Neustadt am Rübenberge, Kr. Hannover FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: LM Hannover, Inv. 6142 (GLÜSING 1968, Liste 7, 43). 48. Nierstein, Kr. Mainz FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: GLÜSING 1968, Liste 7, 43 a. 49. Ochtendung 2, Kr. Mayen-Koblenz FU: Grab 1: 1 Ex. Lit.: DECKER 1968, 160 Taf. 20 c. 50. Pachten, Kr. Saarlouis FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: Studiensammlung Inst. f. Ur- und Frühgeschichte d. Univ. Kiel, Inv. U 738 (nach GLÜSING 1968, Liste 7, 46). 51. Planig, Kr. Bad Kreuznach FU: unbekannt: 2 Ex. Lit.: Mus. Worms, Inv. 904 (GLÜSING 1968, Liste 7, 47). 52. Putensen, Kr. Harburg FU: Grab, Nr. unbekannt: 1 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1972, 258 f. Taf. 55; 102. 53. Pyrmont, Kr. Hameln-Pyrmont FU: Quellfund: 1 Ex. Lit.: FRISCHBIER 1922, Taf. 13, 18. 54. Rebenstorf («Lüchow»), Kr. Lüchow-Dannenberg FU: Gräberfeld: 1–2 Ex. Lit.: H. J. MÜLLER, Vor- u. frühgeschichtliche Altertümer der Provinz Hannover (Hannover 1893) Taf. 20, 192. – G. KÖRNER, Der Urnenfriedhof von Rebenstorf im Amte Lüchow (Hildesheim/Leipzig 1939) 97 Abb. 28. – EGGERS 1951, 120 Nr. 1082; 119 Nr. 1048 «Lüchow». 55. Rheingönheim, Kr. Ludwigshafen FU: Militärlager: 2 Ex. Lit.: ULBERT 1969, Taf. 21, 1–3. 56. Schmerzke, Kr. Brandenburg-Land FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: SEYER 1976, 157 Nr. 27. 57. Schwandt, Kr. Altentreptow FU: Grab 1: 2 Ex. Lit.: H. STANGE, Ausgr. u. Funde 25, 1980, 138 ff. Abb. 2 c-d. 58. Sillens, Kr. Wesermarsch FU: Siedlung: 1 Ex.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Lit.: P. SCHMID, Archeologie en Landschap. Kongress Groningen 1987 (Groningen 1988) 148 Abb. 8; 150. 59. Tangermünde, Kr. Stendal FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: J. KUPKA, Jahresschr. Halle 9, 1910, Taf. 1, 27. – DERS., Zeitschr. Ethn. 47, 1915, 423 Abb. 15 e; 425. 60. Trier, Kr. Trier FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: E. KRÜGER, Jahresber. Provinzial-Mus. Trier 4, 1911, 28 Taf. 2, 8. 61. Urmitz, Kr. Mayen-Koblenz FU: Gräberfeld 2 (Mühlheim-Kärlich, “Im Erdwerk Urmitz“) Gräber 23, 37: je 1 Ex. Lit.: OESTERWIND 1989, 134; 250 ff. (zur Topographie) Taf. 36, C 3; 45, B 8. 62. Wahlitz, Kr. Burg FU: Grab 344: 1 Ex. Lit.: SCHMIDT-THIELBEER 1964, 148 Abb. 3. – DIES. 1967, Taf. 100. 63. Wederath, Kr. Bernkastel-Wittlich FU: Gräber 697, 775, 1735 (A19aII): je 1 Ex. Lit.: HAFFNER 1974B, 44 f. Taf. 184 f.; 57 Taf. 197. – DERS./ CORDIE-HACKENBERG 1991, 106 Taf. 457. 64. Worms, Kr. Worms FU: unbekannt: 4 Ex. Lit.: Mus. Worms, Sammlung Heye (nach GLÜSING 1968, Liste 7, 68). 65. Wotenitz, Kr. Grevesmühlen FU: Grab: 1 Ex. Lit.: H. STANGE, Ausgr. u. Funde 25, 1980, 141, Anm. 15. 66. Xanten, Kr. Wesel FU: «Xanten»: 2 Ex.; Vetera I: mind. 1 Ex.; Stadtgebiet CUT: 35 Ex. Lit.: U. HEIMBERG, Bonner Jahrb. 187, 1987, 464 Anm. 126. – HAALEBOS 1984/85, 33. 67. «Kreis Zerbst» FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: VOIGT 1940, 203. 68. Aarlen, Niederlande FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: Haalebos 1984/85, 33 Nr. 44. 69. Baarle-Nassau, Niederlande FU: Gräberfeld: 3 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 32. 70. Berzée, Belgien FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 46. – ALMGREN 1923, 107. 71. Beuningen, Niederlande FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 25. 72. Blicquy, Belgien FU: Grab 392: 1 Ex. Lit. S. J. DE LAET U. A., La nécropole gallo-romaine de Blicquy (1972) 115 Taf. 107. – HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 47. 73. Bonnert-Arlon, «Gaichelknap», Belgien FU: Gräberfeld: 2 Ex. Lit.: G. FAIRON, La nécropole du Gaichelknap à BonnertArlon. Vie Arch. 6, 1986, 70 Abb. 13, 4–5. 74. Braives, Belgien FU: Siedlung: 2 Ex.

Lit.: HAALEBOS 1984/85, 34 Nr. 75. – U. MASSART, Les Fibules in: R. Brulet, Braives gallo-romaines II, 1983, 78 Fig. 29, 1–3. 75. Bunnik-Vechten, Niederlande FU: Militärlager: 15 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 14. 76. Cuijk, Niederlande FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 30. 77. Dahlheim, Luxemburg FU: Siedlung: 1 Ex.; Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: Trier. Augustusstadt der Treverer (Mainz 1984) 277 Abb. 138 e; 278 e. – GLÜSING 1968, Liste 7, 12. 78. Ewijk-De Aalst, Niederlande FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 24; 31 Fig. 10, 2. 79. Ezinge, Niederlande FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 32 Nr. 1. – M. MIEDEMA, Vijfentwintig eeuwen bewoning in het terpenland ten noordwesten van Groningen (Dieren 1983) 150 Fig. 98. 80. Fouches b. Hachy, Belgien FU: Grab 2: 1 Ex. Lit.: H. ROOSENS, Arch. Belgica 20, 1954, 178 Abb. zu Grab 2 b. – HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 42. 81. Franekeradeel-Fatum, Niederlanden FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 32 Nr. 2. – B. L. VAN BEEK, Westerheem 32, 1983, 139. 82. Grobbendonk, Belgien FU: Siedlung: 3 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 37. 83. Habay-la-Vieille, Belgien FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: M. E. MARIËN, Oud Belgie (1952) 414 Abb. 378, 2. 84. Heel, Niederlande FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: W. J. H. WILLEMS, Arch. Kroniek Limburg 1984. Publ. Soc. Hist. et Arch. Limbourg 121, 1985, 180 Abb. 21. 85. Heerlen, Niederlande FU: Siedlung: 8 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 35. 86. Hennaanderadeel-Baijum, Niederlande FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 32 Nr. 3. – B. L. VAN BEEK, Westerheem 32, 1983, 139. 87. De Horden, Niederlande FU: Siedlung (u. Militärlager?): 6 Ex. Lit.: VAN DER ROEST 1988, 150 f. Taf. IV, 084; V, 085. 089. 88. Liberchies, Belgien FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: P. CHAES, Helinium 9, 1969, 148 Fig. 33. 89. Lith-Kessel oder Lith-Maren, Niederlande FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 21. 90. Maasbree, Niederlande FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1985/85, 33 Nr. 34. 91. Maaseik, Belgien FU: Grab 91a: 1 Ex. Lit.: D. JANSSENS, Arch. Belgica 198, 1977, 23 Taf. 9, 91 a 2. 92. Maastricht-Caberg, Niederlande

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FU: Siedlung: 2 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 36. 93. St. Mard-Vieux Virton, Belgien FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 41. 94. Mettet, Belgien FU: Siedlung (römische Villa): 1 Ex. Lit.: Museum Namur (GLÜSING 1968, Liste 7, 37). 95. Namur, Belgien FU: Flussfund (Sambre in Namur): 1 Ex. Lit.: Museum Namur (GLÜSING 1968, Liste 7, 40). 96. Nijmegen, Niederlande FU: frührömisches Militärlager und Gräberfeld: ca. 45 Fibeln A19. Lit.: VAN BUCHEM 1941, Taf. 7, 5. 7. 8. 10. – HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 26. – J. E. BOGAERS/J. K. HAALEBOS, Oudheidkde. Mededel. 56, 1975, 158; 160 Fig. 13, 3. 97. Oss, Niederlande FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: W. VON DER SANDEN, The Ussen Projekt, Analecta Praehist. Leidensia 20, 1987, 116. 98. Saint-Mard, Belgien FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: A. CAHEN/R. CLAUSSE, Fibules romaines découvertes à Saint-Mard de 1965 à 1972. Pays gaumais 34/35, 1973/74, Fig. 2, 7. 99. Spijkenisse, Niederlande FU: Siedlung (?): 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 11. 100. Titelberg, Luxemburg FU: Siedlung: 3 Ex. Lit.: G. THILL, Trierer Zeitschr. 32, 1969, 137 Abb. 1, 8; 143 Abb. 4, 48. 49; 171 Abb. 17, 11. 101. Tongeren, Belgien F,U: Siedlung: 20 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 33 Nr. 39. 102. Velsen I, Niederlande FU: Militärlager: 5 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 32 Nr. 6; 76 Fig. 30, 1–3. 103. Villers-Deux-Eglises, Belgien FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: Museum Namur (GLÜSING 1968, Liste 7, 65). 104. Compiègne, Dép. Oise FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: MARIN-JEAN, Congrès Préhistorique de France. Compte rendu de la 6ème session, Tours 1910 (1911) Taf. 4 Nr. 2779. 105. Pleurs, Dép. Marne FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: Museum Chalon-sur-Marne, Inv. 11.1 895 (GLÜSING 1968, Liste 7, 48). 106. Strasbourg, Dép. Bas-Rhin FU: frührömisches Militärlager: 2 Ex. Lit.: R. HENNING, Denkmäler der Elsäßischen Altertumssammlung zu Straßburg im Elsaß (Straßburg 1912) Taf. 34, 13. 14. 107. Windisch (Vindonissa), Kt. Aargau FU: frührömisches Militärlager: 1 Ex.; Gräberfeld (Aarauerstr., Grab 25): 1 Ex. Lit.: ETTLINGER 1973, 70 Taf. 6, 11. – O. HAUSER, Vindonissa. Das Standquartier römischer Legionen (Bern 1904) Taf. 19.

108. Bregenz, Vorarlberg FU: Siedlung (Thermenstr. 12): 1 Ex. Lit.: Landesmuseum Vorarlberg, Bregenz, Inv. 37.83. – OVERBECK 1982, Taf. 4, 52. 109. Beroun-Plzeňské předmesti, Bez. Beroun FU: Siedlung: 2 Ex. (Objekt 24/79). Lit.: P. BŘICHÁČEK/P. CHARVÉT/V. MATOUŠEK, Arch. Rozhledy 35, 1983, 382 Abb. 7, 2. 3. 110. Dobřichov, Bez. Kolin FU: aus 16 Gräbern: 19 («Pičhora») (Gräber 24, 27, 29, 31, 32, 33, 40, 43, 50, 74, 75, 76, 85, 91, 127, 3–1905). Lit.: J. L. PIČ, Památky, Arch. 17, 1896/97, Taf. 58, 7; 59, 6; 62, 2; 64, 5; 68, 14; 69, 13. – DERS. 1907, Taf. 70 ff. – RYBOVÁ 1960, 245 Abb. 35, 1. 5. – MOTYKOVÁŠNEIDROVÁ 1963, Taf. 20, 1. – DIES. 1965, 112 Anm. 31. – SAKAŘ 1970, 16 Abb. 9, 7; Abb. 11, 11; Abb. 10, 5; 5, 58 (Liste) 111. Kropáčova Vrutice, Okr. Mlada`Boleslav FU: Grab, Nr. unbekannt: 1 Ex. Lit.: PIČ 1907, 413 Taf. 56, 13–16. – MOTYKOVÁŠNEIDROVÁ 1963, 25 f. Abb. 20, 2. – SAKAŘ 1970, 44 Fig. 20, 7– 15. 112. Liběšice, Gem. Zělenice, Bez. Most FU: Grab, Nr. unbekannt: 2 Ex. Lit.: PREIDEL 1930, 221. – MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 29. – DIES. 1965, 111. 113. Nehvizdy, Bez. Prag-Ost FU: Grab 1: 1 Ex. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 36. – DIES. 1965, 112. – SAKAŘ 1970, 33 f. 114. Nymburk, Bez. Nymburk FU: Gräberfeld: 2 Ex. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 39. – DIES. 1965, 112. 115. Plaškovice-Býčkovice, Bez. Litoměřice FU: Grab 1: 1 Ex. Lit.: Naturhist. Museum Wien, Inv. 56495 (nach GLÜSING 1968, Liste 7, 49). 116. Prag-Bubeneč FU: Körpergrab von 1914: 1 Ex. Lit.: B. NOVOTNÝ, Památky Arch. 46, 1955, 253 Abb. 14, 1. 117. Prag-Vysočany FU: Gräberfeld: Grab o. Nr.: 2 Ex. Lit.: PIČ 1907, 137 f. Abb. 57 Mitte; Taf. 56, 7. – MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, Taf. 12, 14–15. – SAKAŘ 1970, 39. 118. Přerov n. L., Bez. Nymburk FU: Grab 2 : 2 Ex. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 47. – DIES. 1965, 112; 123. 119. Radovesice, Bez. Litoměřice FU: Gräberfeld: mindestens 5 Ex. Lit.: K. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ, Památky Arch. 52, 1961, 407 Abb. 1, 15–16. – DIES. 1963, 48 Taf. 9, 1–2. 120. Tišice, Bez. Mĕlnik FU: Gräber 8, 67: je 1 Ex.; Grab 34: 2 Ex. Lit.: K. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ‚ Památky Arch. 54, 1963, 353 Abb. 6, 6; 361 Abb. 11, 3–4; 374 Abb. 22, 6. – DIES. 1963, Taf. 19, 2. 121. Třebusice, Bez. Kladno FU: Gräberfeld: «viele Ex.», u. a. in den Gräbern 3/25, 18/37, 24/62.

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Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963 Taf. 26, 20; Taf. 27, 5. – DIES. 1965, Taf. 27, 8. – SAKAŘ 1970, 47 Brandgrab 99/22. 122. Reca, Bez. Galanta FU: Körpergrab: 1 Ex. Lit.: KOLNÍK 1977, 148 Abb. 3, 4. 123. Chełmno (Kulm), woj. Bydgoszcz FU: Grab 35: 1 Ex Lit.: ŁĘGA 1938, 16 Taf. 7, 1. 124. «Gegend von Trebnitz (?)»‚ woj. Wrocław FU: unbekannt: 1 Ex. (aus dem Kunsthandel) Lit.: PESCHECK 1939, 39; 40 Abb. 31, 2. 125. Malt, Ribe Amt FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: KLINDT-JENSEN 1949, 160 Abb. 104. 126. Augst, Kt. Basel-Land FU: Siedlung (u. frührömisches Militärlager?): 5 Ex. Lit.: RIHA 1979, 71 Taf. 8, 215–219. 127. Salzwedel-Perver, Kr. Salzwedel FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: SEYER 1976, 188 Nr. 214. – P. KUPKA, Jahresschr. Halle 9, 1910, 18. 128. Thür, Kr.Mayen-Koblenz FU: Grab 3: 1 Ex. Lit.: BOCKIUS 1990, 154; 163 Abb. 9, 1. 129. Hviding Kirke, Tønder Amt FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: LYSDAHL 1984, 195. 130. Tislund, Haderslev Amt FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: LYSDAHL 1984, 195. 131. Brakel, Niederlande FU: Siedlung; 1 Ex. Lit.: P. J. R. MODDERMANN/M. J. G. TH. MONTFORTS, Archeologisch Kroniek van Gelderland. Bijdragen en mededelingen van de Vereniging Gelderen 82, 1991, 165; 170 Abb. 14, 7. 132. Grünstadt, Kr. Bad Dürkheim FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: LENZ-BERNHARD/BERNHARD 1991, 220 Abb. 102, 5. 133. Ladenburg, Rhein-Neckar-Kreis, „Erbsen-weg“ FU: Grab 1/1846: 2 Ex. Lit.: LENZ-BERNHARD/BERNHARD 1991, 313 Abb. 157, 5–6. 134. Landau, Kr. Landau, „Kaffenberg” FU: Grab X: 2 Ex. Lit.: LENZ-BERNHARD/BERNHARD 1991, 154 Abb. 64, 7–8. 135. Maxdorf, Kr. Ludwigshafen, „Auf der Heide“ FU: Gräberfeld: 2 Ex. Lit.: LENZ-BERNHARD/BERNHARD 1991, 213 Abb. 99, 6–7. 136. Neustadt-Lachen-Speyerdorf, Kr. Neustadt FU: Gräberfeld: Grab 18: 1 Ex. Lit.: LENZ-BERNHARD/BERNHARD 1991, 196 Abb. 90, 1. 137. Martigny, Kt. Wallis FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: V. Rey-Vodoz, Jahrb. SGUF 69, 1986, 158; 174 Taf. 4, 67.

Liste 9: Almgren 22a (s. Karte 16) 1. Altendorf, Lkr. Bamberg FU: Grab 75: 1 Ex. Lit.: Pescheck 1978, 145 Taf. 9, 3. 2. Altenwalde, Kr. Land Hadeln FU: Grab: 3 Ex. Lit.: PLETTKE 1921, 2 Taf. 1, 13–15. 3. Augsburg-Oberhausen FU: Militärlager: 1 Ex. Lit.: HÜBENER 1973, 70 Taf. 29, 9. 4. Augst, Kanton Basel-Land FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: RIHA 1979, 70 Typ 2.5.1. Taf. 17, 213. 5. Bebra, Kr. Sondershausen FU: Gräberfeld: 5 Ex. Lit.: P. ZSCHIESCHE, Vorgeschichtliche Alterthümer der Provinz Sachsen, Heft XI, 1892, 16 ff. Fig. 46. – VOIGT 1940, 203. 6. Birten-Vetera, Kr. Wesel FU: Militärlager: 4 Ex. Lit.: GLÜSING 1968, Liste 10, 4 (RLM Bonn Inv. 19315, 21179b, 25102). – HAALEBOS 1984/85, 30 Nr. 55. 7. Bonn FU: Militärlager: 1 Ex. Lit.: GLÜSING 1968, Liste 10, 5 (RLM Bonn Inv. 22467). – HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 46. 8. Dortmund FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: WILHELMI 1967, 42; 119. 9. Dülmen, Kr. Coesfeld FU: Grab: 1 Ex. Lit WILHELMI 1967, 42; 152. 10. Elfrath, Kr. Krefeld FU: Gräberfeld: 2 Ex. Lit.: Freundl. Mitteilung Dr. C. Reichmann, Krefeld-Linn (17.8.1988). 11. Goddelsheim, Kr. Waldeck FU: Grab 8: 1 Ex. Lit.: WILHELMI 1967, 42 (Mus. Korbach). 12. Haffen-Mehr, Kr. Kleve FU: Gräber 4, 14: je 1 Ex. Lit.: R. STAMPFUß, Brückenschlag am Niederrhein. Niederrheinisches Jahrb. 1965, 60 Abb. 17, 2. 4. – REICHMANN 1979, Taf. 66 (Grab 4); Taf. 67, 14 (Grab 14). 13. Haldern-Heringsberg, Kr. Kleve FU: Grab 16: 3 Ex. Lit.: REICHMANN 1979, Taf. 12, 16, 3–5. 14. Haldern-Landermann, Kr. Kleve FU: Gräber 2, 17: je 1 Ex. Lit.: R. STAMPFUß, Grabfunde im Dünengebiet des Kreises Rees (Duisburg 1931) Taf. 12, 6. 24. – REICHMANN 1979, Taf. 43, 6; Taf. 45, 18. 15. Haltern, Kr. Recklinghausen FU: Militärlager: 7 Ex. Lit.: RITTERLING 1901, 117 Abb. 2, 7. – CH. ALBRECHT, Bodenalt. Westfalen 6, 1943, 100; 101 Abb. 17 f. – Mus. Haltern, Fund-Nr. Grube 253/1956, 9/1954 (GLÜSING 1968, Liste 10, 12). 16. Harsefeld, Kr. Stade FU: Gräberfeld: 1 Ex.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Lit.: WEGEWITZ 1937, 53 Taf. 27, B 101 (Sammlung König). 17. Haueda, Lkr. Kassel FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: W. EBEL, Zeitschr. Verein Hess. Gesch. u. Landeskde. 94, 1989, 179 f. Abb. 4 b. 18. Hofheim, Main-Taunus-Kreis FU: Militärlager: 2 Ex. Lit.: RITTERLING 1912, 120 Abb. 22 Nr. 10.236 Taf. 8, 91. 19. Jössen, Kr. Minden-Lübbecke FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: K. WILHELMI, Die vorrömische Eisenzeit zwischen Sieg und Mittelweser. Kl. Schr. Vorgesch. Seminar Marburg 8 (Marburg 1981) 25 Abb. 19, 3. 20. Kalkriese, Lkr. Osnabrück FU: Schlachtfeld (?) aus dem Jahre 9 n. Chr.: 4 Ex. Lit.: FRANZIUS 1991, 49, o. Abb. – DIES., Ant. Welt 22, 4, 1991, 225 Abb. 7, 228. – DIES 1992, 352 Abb. 2, 2–3. 21. Kneblinghausen, Kr. Soest FU: Siedlung (?): 1 Ex. Lit.: WILHELMI 1967, 42. 22. Köln - CCAA FU: Siedlung, Militärlager, Gräberfeld: 4 Ex. Lit.: RGM Köln Inv. 41/167 (Köln-Domhof); Inv. 3449/N3450 (Gräberfeld Luxemburger Str.); Inv. 1955, 189 (Gräberfeld Gereonshof) nach GLÜSING 1968, Liste 10, 17. – S. LOESCHKE/H. WILLERS, Sammlung Niessen. Beschreibungen der römischen Altertümer (Köln³ 1911) 174 Taf. 114, 3449. 23. Leps, Kr. Zerbst FU: zerstörtes Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: Nachlaß K. Naß (über Prof. Kossack). – Mannus 23, 1931, 319 ff. Abb. 100–101. 24. Letter, Kr. Hannover FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: H. SCHMOLLER, Nachr. Niedersachsen Urgesch. 4, 1930, Taf. 8b. 25. Mainz-Mogontiacum FU: Militärlager: 1 Ex. Lit.: E. BRENNER, Mainzer Zeitschr. 6, 1911, 105 Abb. 24, 35; 107 Nr. 35. 26. Mainz-Weisenau FU: Körpergrab: 1 Ex. Lit.: BÖHME-SCHÖNBERGER 1989/90, 239 ff. Abb. 5, 2. 27. Malente, Kr. Eutin FU: Grab : 2 Ex. Lit.: K. RADDATZ, Inv. Arch. Deutschland 10, 1961, Bl. D 91 Abb. 2–3. 28. Moers-Asberg, Kr. Wesel FU: Militärlager: mind. 7 Ex. Lit.: F. TISCHLER, Duisburger Forsch. 2, 1959, 176 Abb. 5, 4. – BECHERT 1973, 146–155 Taf. 16–17. – HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 50. 29. Bad Nauheim, Wetteraukreis FU: Militärlager: 1 Ex. Lit.: SCHÖNBERGER/SIMON 1976, Taf. 55, 26. 30. Neuß FU: Bereich der augusteisch-tiberischen Militärlager: mind. 21 Ex. Lit.: H. LEHNER, Novaesium. Bonner Jahrb. 111/112, 1904, 390 Nr. 6 c Inv. 8074 Taf. 24, 11. – GLÜSING 1968, Liste 10, 22. – HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 49.

31. Norderbrarup, Kr. Flensburg-Schleswig FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: PLETTKE 1921, 4, o. Abb. – ALMGREN 1923, 209. 32. Petershagen-Lahde, Kr. Minden-Lübbecke FU: Talmühle, Stelle 10 (völkerwanderungszeitliches Grubenhaus): 1 Ex.; Volksschule: 1 Ex. Lit.: BÉRENGER 1981, 95 Abb. 5 a. b. 33. Petershagen-Lahde, Kr. Minden-Lübbecke FU: Gräberfeld: 9 Ex. Gräber 325, 352, 372, 390, 419: je 1 Ex. Gräber 395, 412: je 2 Ex. Lit.: BÉRENGER 1981, Abb. 13, 10; 14, 13; 16, 1. 16; 17, 4. 5. 12. 13; 18, 11. 34. Planig, Kr. Mainz FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: Mus. Worms Inv. 904 d. – GLÜSING 1968, Liste 10, 25. – BÖHME-SCHÖNBERGER 1989/90, 243 Anm. 20. 35. Pyrmont, Kr. Hameln-Pyrmont FU: Quellfund: 4 Ex. Lit.: ARTICUS 1981/83, 197 Abb. 17, 1. 3; 19, 10–11. – FRISCHBIER 1922, Abb. 21–23 u. 25. 36. Reppentin, Kr. Lübz FU: Grab 41: 2 Ex. Lit.: H. KEILING, Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1984, 193; 196; 199 Abb. 22. 37. Rinteln, Kr. Grafschaft Schaumburg FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: WILHELMI 1967, 42; 149. – R. VON USLAR, Nachr. Niedersachsen Urgesch. 7, 1933, 80 Abb. 3. 38. Rünthe, Kr. Unna FU: Grab 46: 1 Ex. Lit.: ALBRECHT 1936, 31 Abb. 24 d. 39. Schkopau, Kr. Merseburg FU: Grab 227: 1 Ex. Lit.: SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 161 Taf. 61, 227 b. 40. Schwandt, Kr. Altentreptow FU: Grab 1: 1 Ex. Lit.: H. STANGE, Ausgr. u. Funde 25, 1980, 138 ff. Abb. 2 b. 41. Sörupholz, Kr. Flensburg-Schleswig FU: Nachbestattung aus Grabhügel 5: 1 Ex. Lit.: J. RÖSCHMANN, Die Vorgeschichte des Kreises Flensburg (Neumünster 1963) Taf. 108, 9. 42. Süderbrarup, Kr. Flensburg-Schleswig FU: Grab: 1 Ex. Lit.: PLETTKE 1921, 4, o. Abb. – O. ROCHNA, Offa 6/7, 1941/42, 177 Abb. 14, 1. 43. Susigke, Kr. Köthen FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: VOIGT 1940, 203 f., o. Abb. 44. Tangermünde, Kr. Stendal FU: Grab: 1 Ex. Lit.: P. KUPKA, Späte suebische Tonware aus der Altmark. Jahresschr. Halle 15, 1927, 72 Abb. 4 b. 45. Waltrop, Kr. Recklinghausen FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: CH. ALBRECHT, Bodenalt. Westfalen 2, 1931, 214 Abb. 24, 2. 46. Warburg-Daseburg, Kr. Höxter FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: GÜNTHER 1983, 17 Abb. 8, 7; 18. – DERS. 1990, 45 Abb. 47, 6. 47. Welte, Kr. Coesfeld

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

FU: Grab 1: 1 Ex. Lit.: ALBRECHT 1936, 49 Abb. 34 b. 48. Wenden, Kr. Nienburg FU: Gräberfeld, Einzelfund: 1 Ex. Lit.: O. UENZE in: K. Tackenberg, Die Kultur der frühen Eisenzeit in Mittel- und Westhannover (Hildesheim 1934) Taf. 7, 19; 149. 49. Xanten, Kr. Wesel FU: CUT, vorkoloniale Phase: 12 Ex. Lit.: U. HEIMBERG, Bonner Jahrb. 187, 1987, 464 Anm. 126. 50. Batenburg, Niederlande FU: unbekannt: 2 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 16. 51. Empel, Gem. S-Hertogenbosch, Niederlande FU: Heiligtum: mehrere Ex. Lit.: N. ROYMANS/T. DERKS, Arch. Korrbl. 20, 1990, 446 Abb. 4, 11; 449. 52. Ewijk, Niederlande FU: 1. De Woerdjes: 1 Ex. ; 2. De Aalst: 2 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 15. 53. Ezinge, Niederlande FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: A. E. VON GIFFEN, Germania 20, 1936, Beil. 4 Abb. 2, 1465. 54. Hagestein, Niederlande FU: unbekannt: 3 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 28 Nr. 9. 55. Heel, Niederlande FU: Lesefund: 1 Ex. Lit.: W. J. WILLEMS, Publ. Soc. Hist. et Arch. Limbourg 121, 1985, 180 Abb. 21, 3. 56. Heerlen, Niederlande FU: Siedlung: 2 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 32. 57. «De Horden» bei Wijk, Niederlande FU: Siedlung (und Militärlager?): 10 Ex. Lit.: VAN DER ROEST 1988, 149 f. Taf. 4, 67–75. 58. Kesteren, Niederlande FU: Militärlager: 2 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 28 Nr. 11. 59. Lith-Kessel, Niederlande FU: unbekannt: 2 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 19. 60. Lith-Maren, Niederlande FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 18. 61. Maas in Noord-Brabant, Niederlande FU: Flussfund: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 17. – W. A. VAN ES/W. VERWERS, Fibulae uit de Maas, in: N. Roymans (Hrsg.), Brabantse Oudheden, Bijtragen tot de studie van het Brabantse heem 16, 1977, 154 Abb. 3, 5. 62. Maas bei Rotterdam, Niederlande FU: Flussfund: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 28 Nr. 6. 63. Maasbommel, Niederlande FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 20. 64. Maasbree, Niederlande FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 29. 65. Maasdriel-Alem, Niederlande

FU: Flussfunde: 3 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 21. – COSACK 1979, 60 Taf. 78, 2. – W. C. BRAAT, Einige Baggerfunde aus holländischen Flüssen. Bull. Vereinigung tot Bevarderung der Kenntnis van de Antike Beschaving te`s Gravenhage 39, 1964, 186 Abb. 2, 3. 66. Maaseik, Belgien FU: Grab 117: 1 Ex.; 2 Einzelfunde. Lit.: D. JANSSENS, Arch. Belgica 198, 1977, 27 f. Taf. 11, 117, 2; Taf. 26, 93. 101. 67. «Entre Sambre et Meuse», Belgien FU: «mehrere» Ex. Lit.: A. BEQUET, Ann. Soc. Arch. Namur 24, 1900/04, 256 ff.; 258 Abb. 2. 68. Nijmegen, Niederlande FU: Militärlager u. Gräberfeld: ca. 53 Ex. Lit.: VAN BUCHEM 1941, 30 Nr. 41; 79 ff. Nr. 225–276; Taf. 6, 1–20. – HAALEBOS 1984/85, 28. 69. Nijmegen-Hatert, Niederlande FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 28 Nr. 14. 70. Oss-Zomerhof, Niederlande FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: W. VON DER SANDEN, The Ussen-Project. Analecta Praehist. Leidensia 20, 1987, 108 mit Anm. 9. 71. Rekem-Neerharen, Belgien FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 37. – M. VANDERHOEVEN/L. JANSSEN, Het Oude Land van Loom 31, 1976, 85 Abb. 18; 177. 72. Stein, Niederlande FU: römische Villa: 1 Ex. Lit.: BECKERS, Oudheidk. Mededel. N. S. 9, 1928, 46 Abb. 21 Nr. 31; 47 II. 4. – HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 31. 73. Tongeren, Belgien FU: Siedlung: ca. 12 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 38. 74. Valkenburg, Niederlande FU: Militärlager: 1 Ex. Lit.: Inst. Prae- u. Protohist. Univ. Amsterdam, Fund Nr. 3899 (GLÜSING 1968, Liste 10, 36). – HAALEBOS 1984/85, 28 Nr. 5; 80 Fig. 34, 5. 75. Bunnik-Vechten, Niederlande FU: Militärlager: mindestens 13 Ex. Lit.: Mus. Utrecht, Fund Nr. 77 (GLÜSING 1968, Liste 10, 37). – HAALEBOS 1984/85, 28 Nr. 8. 76. Veldhoven, Niederlande FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 28. 77. Velsen, Niederlande FU: Militärlager: mindestens 7 Ex. Lit.: J. M. A. W. MOREL/A. V. A. J. BOSMAN in: C. van Driel-Murray (Hrsg.), Roman Military Equipment. BAR Internat. Ser. 476 (Oxford 1989) 167 ff.; 170 Abb. 2. – HAALEBOS 1984/85, 28 Nr. 4; 75 Fig. 29, 4–7. 78. Venlo, Niederlande FU: unbekannt: 2 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 30. 79. Wijchen, Belgien FU: unbekannt: 4 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 22. 80. Wijshagen, Belgien

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FU: Gräberfeld: 4 Ex. Lit.: K. MAES/L. VAN IMPE, Arch. Belgica II, 1986, 1, 47– 56; 51 Fig. 5, 23. 25. 28; 53 Fig. 6. 81. Wonseradeel-Kimswerd, Niederlande FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 28 Nr. 3. 82. Zetten, Niederlande FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 28 Nr. 12. 83. Harte, Veijle Amt FU: Gräberfeld: 2 Ex. Lit.: KLINDT-JENSEN 1949, 160 Abb. 103; 218. 84. Skrillinge, Odense Amt FU: Grab 39: 1 Ex. Lit.: ALBRECHTSEN 1956, 145 Abb. 37a. 85. Tislund, Haderslev Amt FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: Mus. Haderslev Inv. 7219 (GLÜSING 1968, Liste 10, 35). – LYSDAHL 1984, 1; 95. 86. Kostomlaty n. L., Bez. Nymburk FU: Grab: 1 Ex. Lit.: H. SEDLÁČKOVÁ‚ Arch. Rozhledy 27, 1975, 126–131 Abb. 2, 2. 87. Wymysłowo, woj. Leszno FU: Grab 155a: 1 Ex. Lit.: S. JASNOSZ, Fontes Arch. Posnan. 2, 1951, 94 Abb. 126. 88. Colchester (Camulodunum), England FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: CH. HAWKES/M. HULL, Camulodunum 1. Rep. 1930– 1939 (London 1947) 320 Taf. 95, 118. 89. Stehelčeves, Bez. Kladno FU: Grab G1: 1 Ex. Lit.: K. MOTYKOVÁ, Památky Arch. 72, 2, 1981, 351 f. Abb. 8, 1–2. 90. Lykkegårdsvej, Ribe Amt FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: LYSDAHL 1984, 195. 91. Beckinghausen, Kr. Unna FU: Militärlager: 1 Ex. Lit.: FRANZIUS 1992, 353 Anm. 19.

Liste 10: Almgren 22b (s. Karte 17) 1. Birten-Vetera, Kr. Wesel FU: Militärlager: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 30 Nr. 55. 2. Haldern-Heringsberg, Kr. Kleve FU: Grab 1: 1 Ex. Lit.: REICHMANN 1979, 373 Nr. 14 Taf. 10, 2. 3. Köln FU: Gräberfeld Gereonsdriesch, Grab 86: 1 Ex. Lit.: GLÜSING 1968, Liste 11, 3 (RGM Köln, Inv. 53.643). 4. Köln-Valkhofen FU: Grab: 1 Ex. Lit.: GLÜSING 1968, Liste 11, 4 (RGM Köln, Inv. 38.499). 5. Neuß-Novaesium FU: Militärlager: 9 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 49. 6. Putensen, Kr. Harburg FU: Grab B79: 1 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1972, Taf. 8. 7. „Schleswig“ FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: KLINDT-JENSEN 1949, 39 Abb. 12. 8. De Horden, Niederlande FU: Siedlung (u. Militärlager ?): 1 Ex. Lit.: van der ROEST 1988, 149 f. Taf. 4, 77. 9. Maasdriel-Alem, Niederlande FU: Flussfund(?) : 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 29 Nr. 21. 10. Nijmegen-Noviomagus, Niederlande FU: Siedlung u. Militärlager: 6 Ex. Lit.: VAN BUCHEM 1941, 82 Nr. 277–280 Taf. 6, 21–23. – HAALEBOS 1984/85, 28. 11. Valkenburg, Niederlande FU: Militärlager: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 28 Nr. 5; 80 Fig. 34, 6. 12. Velsen, Niederlande FU: Militärlager: 1 Ex. Lit.: HAALEBOS 1984/85, 28 Nr. 4; 75 Fig. 29, 7. 13. Frorup, Haderslev Amt FU: Grab 31. Lit.: L. CHRISTENSEN, Offa 45, 1988, 96; 104 Taf. 4, 31d.

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Liste 11: Almgren 2b (s. Karte 19) 1. Augsburg-Oberhausen FU: Militärlager: 2 Ex. Lit.: HÜBENER 1973, Taf. 29, 7–8. 2. Aue, Kr. Eschwege FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: MILDENBERGER 1972, 13 Taf. 1, 11. 3. Gießen, Kr. Gießen FU: Siedlung (?): 1 Ex. Lit.: VON USLAR 1938, 101; 257 Taf. 22, 37. 4. De Horden, Niederlande FU: Siedlung (u. Militärlager?): 1 Ex. Lit.: VAN DER ROEST 1988, 151 Taf. 5, 104. 5. Bad Nauheim, Wetteraukreis FU: Militärlager: 1 Ex. Lit.: SCHÖNBERGER/SIMON 1976, Taf. 55, 27 (Variante). 6. Kruseberg bei Kl. Kreutz, Kr. Brandenburg FU: Grab 4: 1 Ex. Lit.: STIMMING 1915, Taf. 37. – R. SEYER in: GERMANEN I, 219 Abb. 57 d. 7. Letter, Kr. Hannover FU: Streufund : 1 Ex. Lit.: H. SCHROLLER, Nachr. Niedersachsen Urgesch. 4, 1930, 74–81. 8. Moers-Asberg, Kr. Wesel FU: Militärlager: 1 Ex. Lit.: BECHERT 1973, Taf. 16, 154. 9. Nieblum auf Föhr, Kr. Nordfriesland FU: Grabhügel: 1 Ex. Lit.: J. BRAREN, Die vorgeschichtlichen Altertümer der Insel Föhr (1935) 106 Nr. 14847. 10. Petershagen-Lahde, Kr. Minden-Lübbecke FU: Gräberfeld: 9 Ex. Gräber 275, 408, 414: je 1 Ex. Gräber 352, 401, 419: je 2 Ex. Lit.: BÉRENGER 1981, 137 ff. Abb. 12, 19; 14, 11. 12; 18, 1. 2. 4. 7. 9. 10. 11. Bad Pyrmont, Kr. Hameln-Pyrmont FU: Quellfund: 2 Ex. Lit.: ARTICUS 1981/83, 189 Abb. 12, 1; 18, 1. –ALMGREN 1923, Beil. 4. 12. Schwandt, Kr. Altentreptow FU: Grab 1: 1 Ex. Lit.: H. STANGE, Ausgr. u. Funde 25, 1980, 138 ff. Abb. 2 e. 13. Wiesbaden FU: Militärlager (?): 1 Ex. Lit.: RITTERLING 1912, 137 Abb. 23, 12. 14. Dobřichov-Pičhora, Bez. Kolin FU: Gräber 52, 67, 124, 125: je 1 Ex. Lit.: PIČ 1907, Taf. 58, 5. – SAKAŘ 1970, 18 Fig. 11, 17; 19 Fig. 12, 3. – RYBOVÁ 1960, 243 Abb. 35, 3. 8. 15. Hrdly, Bez. Litoměřice FU: Grab: 2 Ex. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 20 f. Abb. 5, 6. 7. 16. Liběšovice, Bez. Louny FU: Körpergrab: 1 Ex. Lit.: L. FRANZ, Neue Germanenfunde in Saaz. Sudeta XI, 1935, 91–96 Taf. VI. 17. Lušec, Kr. Mělnik FU: Grab 87: 1 Ex.

Lit.: O. KYTLICOVÁ‚ Památky Arch. 61, 1970, 345 Abb. 28,1. 18. Noutonice, Bez. Prag West FU: Körpergrab 7: 1 Ex. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 37. – J. FELCMANN, Památky Arch. 18, 1898, 17–18 Abb. 3. 19. Stehelčeves, Bez. Kladno FU: Urnengrab 43: 1 Ex. ; Urnengrab: 2/62: 2 Ex. Lit.: K. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ‚ Památky Arch. 72, 1981, 353 Abb. 9, 1; 366 f. Abb. 17, 1. 5. 20. Tišice, Bez. Kladno FU: Grab 12: 1 Ex.; Streufund: 1 Ex. Lit.: K. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ‚ Památky Arch. 54, 1963, 355 Abb. 7; 403 Abb. 37, 5. 21. Třebusice, Bez. Kladno FU: Urnengrab: 24/62: 2 Ex.; Grab 37 (63): 1 Ex.; Feld 28: 1 Ex. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, Taf. 27, 9. 10; 29, 2. 18 (Variante). 22. Tvršice, Bez. Louny FU: Grab VII: 1 Ex. Lit.: K. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ‚ Památky Arch. 56, 1965, 125 Abb. 6. 23. Vrbice, Bez. Rakovnék FU: Grab 8: 1 Ex. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 66 Taf. V, 6. 24. Vyšný Kubin, Bez. Dolný Kubin FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: PIETA 1982, 249 Taf. VII, 1. – LAMIOVÁSCHMIEDLOVÁ 1961, 81 Taf. 1, 1. 25. Zidovice, Bez. Litoměřice FU: Gräberfeld, Grabfund unbekannt: 1 Ex. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, Taf. 16, 4. 26. Einöd, Bez. Bruck a. d. Mur, Steiermark FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: Mus. Graz, Inv. 14.783 (freundlicher Hinweis St. Demetz, Bozen). 27. Savognin, Kanton Graubünden FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: Mus. Graubünden (freundlicher Hinweis St. Demetz, Bozen). 28. Aquileia, Prov. Friuli FU: Siedlung: 1 Ex. Lit.: F. FISCHER, Aquileia Nostra 1966, 10 Abb. 2, 16. 29. Nago, Prov. Trient FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: GLÜSING 1968, Liste 9 Nr. 13. – L. CAMPI, Arch. Trentino 4, 1885, 112 (Tiroler Landesmuseum, Innsbruck Inv. 3540). 30. Tiers, Prov. Südtirol FU: Gräberfeld, Grabzusammenhang unbekannt: 1 Ex. Lit.: ST. DEMETZ, Schlern 62, 1, 1988, 27 Abb. 1. 31. Brad, Gem. Negri, Bez. Bacău, Rumänien FU: dakische «Burg»: 1 Ex. Lit.: V. URSACHI, Cetatea dacică de la Brad. Thraco-Dacia VIII 1/2, 1987, 119 Fig. 12, 11. 32. «Kreis Busko-Zdrój», woj. Kielce FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: T. LIANA, Wiadomości Arch. 28, 1962, 54 Taf. 10, 16. 33. Chełmno (Kulm), woj. Bydgoszcz FU: Grab 172: 1 Ex. Lit.: ŁĘGA 1938, 46 f. Taf. VII, 3.

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34. Gledzianówek, woj. Płock FU: Grab 51: 1 Ex. Lit.: E. KASZEWSKA, Prace i Mat. 14, 1967, 241 f.; 246 Taf. 4, 4. 35. Lasy (Laase), woj. Gdańsk FU: Grabzusammenhang unbekannt: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 40 Anm. 3. 36. Mierzym, woj. Koszalin FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: G. MAGDALINSKI, Mannus 26, 1934, 157 Abb. 20; 158. 37. Niemica, woj. Koszalin FU: Grab 33: 1 Ex. Lit.: WOŁĄGIEWICZ 1964, 111; 131 Taf. 4, 1. 38. Nowy Dwór (Neuguth), woj. Bydgoszcz FU: Grab 15: 1 Ex. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 40 Anm. 3. 39. Rządz (Rondsen), woj. Bydgoszcz FU: Grab 72: 1 Ex. Lit.: ANGER 1891, 24 Nr. 1495. – KOSTRZEWSKI 1919, 40 Anm. 3. 40. Tuczno, woj. Bydgoszcz FU: Gräberfeld: 1 Ex. Lit.: B. ERZEPKI/J. KOSTRZEWSKI, Album Posen Bd. 3, 1914, Taf. 58, 12. 41. Warszkowo, woj. Koszalin FU: Grab 79: 2 Ex. Lit.: BOHNSACK 1938, 21 Anm. 6; 65 Abb. 47–48. – WOŁĄGIEWICZ 1965‚ 191 f. Taf. 11, 3. 4. 42. Gorodnica, rn. Gorodjenka, Ukraine FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: M. SMISZKO, Wiadomości Arch. 14, 1936, Taf. 17, 3. 43. Bregenz, Vorarlberg FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: OVERBECK 1982, Taf. 4, 47. 44. Groß-Gerau FU: Grab 40 (151)/1970: 2 Ex. Lit.. LENZ-BERNHARD/BERNHARD 1991, 292 Abb. 145, 4-5. 45. Stanomin, woj. Bydgoszcz FU: unbekannt: 1 Ex. Lit.: B. ZIELONKA, Fontes Arch. Poznanienses 20, 1969, 215 Taf. 5, 23. 46. Kalkriese, Kr. Osnabrück FU: Schlachtfeld 9 n. Chr.: 1 Ex. Lit.: FRANZIUS 1992, 351 ff. Abb. 2, 1.

Liste 12: Almgren 67 (s. Karten 20–21) 1. Augsburg-Oberhausen FU: frührömisches Militärlager: 1 Ex. A67a. Lit.: HÜBENER 1973, Taf. 28, 2. 2. Dessau, Kr. Dessau FU: unbekannt: 1 Ex. A67. Lit.: VOIGT 1940, 188. 3. Fichtenberg, Kr. Liebenwerda FU: unbekannt: 1 Ex. A67. Lit.: ALMGREN 1923, 156 Beil. I, 10. – VOIGT 1940, 187. 4. Friedberg-Rederzhausen, Kr. Friedberg-Aichach FU: Militärlager: 1 Ex. A67b. Lit.: VON SCHNURBEIN 1983, 543 Abb. 9, 4. 5. Kemnitz, Kr. Potsdam FU: Grab 17: 1 Ex. A67a. Lit.: SEYER 1976, Taf. 18 f. 6. Kempten, Kr. Kempten FU: Siedlung: 1 Ex. A67b; Altfund 1 Ex. A67a. Lit.: W. KRÄMER, Cambodunum 1953-I (Kellmünz 1957) Taf. 14, 1. – M. MENKE in: Studien zur vor- und frühgeschichtlichen Archäologie I. Festschrift für J. Werner (München 1974) 143 Abb. 1, 5. 7. Kuhbier, Kr. Pritzwalk FU: Grab 55: 1 Ex. A67b; Grab 57: 1 Ex. A67b. Lit.: R. VON USLAR, Offa 45, 1988, 191 Abb. 10, 24; 195 Abb. 14, 21. – VON MÜLLER 1957, Taf. 2 d (Grab 45 = Grab 55 bei R. von Uslar). 8. Lünow, Kr. Brandenburg-Land FU: unbekannt: 1 Ex. A67b. Lit.: SEYER 1976, 156 Nr. 24 Taf. 3 e. 9. Premnitz, Kr. Rathenow FU: unbekannt: 1 Ex. A67b Lit.: R. GUTHJAHR, Bodenfunde u. Heimatforsch. 6 (o. O. 1974) 9 Abb. 3, 3. – SEYER 1976, 173 f. Nr. 108 Taf. 23 c. 10. Putensen, Kr. Harburg FU: Grab 150: 1 Ex. A67b. Lit.: WEGEWITZ 1972, Taf. 35. 11. „Schleswig“ FU: unbekannt: 1 Ex. A67a. Lit.: KLINDT-JENSEN 1949, Fig. 105a. – C. NEERGAARD, Aarb. Nordisk Oldkde. og Hist. 6, 1916, 266 Fig. 25 („Sønderjylland“). 12. Tangermünde, Kr. Stendal FU: Gräberfeld: 1 Ex. A67b. Lit.: F. KUCHENBUCH, Jahresschr. Halle 24, 1936, 215 f. Abb. 4. 13. Dalshøj, Bornholms Amt FU: Siedlung (Haus C): 1 Ex. A67a. Lit.: O. KLINDT-JENSEN, Bornholm i Folkevandringstiden og Forudsaetningerne i tidlig jernalder (København 1957) 33 Abb. 28, 3. 14. Frejus-L’Argentière, Dép. Var FU: Siedlung: 1 Ex. A67b. Lit.: FEUGÈRE 1985, 161 Taf. 89 Nr. 1189. 15. Bruckneudorf, Burgenland FU: Lesefund: 1 Ex. A67b. Lit.: CH. FARKA, Fundber. Österreich 1977, 394 f. Abb. 244. 16. Kalsdorf, Steiermark FU: unbekannt: 1 Ex. A67b.

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Lit.: J. JÄGER in: B. Hebert/E. Larnik (Hrsg.), Spuren der Vergangenheit. Archäologische Funde aus der Weststeiermark. Ausstellungskat. Bärnbach (Graz 1992) 135. 17. Magdalensberg, Kärnten FU: Siedlung: 1 Ex. A67a; 2 Ex. A67b. Lit.: KOSSACK 1962, 131. – Carinthia I 145, 1955, 24; 39. – Hinweise zu den unpublizierten Funden verdanke ich St. Demetz, Bozen. 18. Mannersdorf a. d. March, Niederösterreich FU: Gräberfeld, Grab o. Nr.: 1 Ex. A67b. Lit.: E. BENINGER, Die Germanen in Niederösterreich von Marbod bis zu den Babenbergern (Wien 1934) 60–61 Abb. 26, 4. – TEJRAL 1968, 491 Abb. 1, 3. 19. Müllendorf, Burgenland FU: Siedlung: 1 Ex. A67b. Lit.: W. KUBITSCHEK, Römerfunde von Eisenstadt, Sonderschr. Österr. Arch. Inst. 11, 1926, Abb. 76 Nr. 216. 20. Peratschitzen, Gem. St. Kanzian, Kärnten FU: Grab o. Nr.: 2 Ex. A67a (Sonderform; Fuß wie A238a). Lit.: H. DOLENZ, Carinthia I 150, 1960, 625 ff. Abb. 2, 6; Abb. 3, 5. 6. 21. Schleinbach, Niederösterreich FU:. unbekannt: «mehrere» Ex. A67, darunter 1 Ex. A67b. Lit.: H. MITSCHA-MÄRHEIM, Jahresh. Landeskde. Niederösterreich 23, 1930, 6 Abb. 1. 22. Sommerein, Flur Dorfbrunnäcker, Niederösterreich FU: unbekannt: 1 Ex. A67a Lit.: CH. FARKA/G. MELZER, Fundber. Österreich 1979, 466 f. Abb. 551. 23. Zollfeld, Kärnten FU: unbekannt: 1 Ex. A67a. Lit.: Kärntner Landesmus. Nr. 83, Inv. 1911 (freundlicher Hinweis Ch. Gugl, München). 24. Belo Cerkev, Bez. Novo Mesto, Slowenien FU: Gräberfeld VI, Grab 4: 1 Ex. A67b; Grab 8: 1 Ex. A67b; Gräberfeld IV: 1 Ex. A67b. Lit.: GARBSCH 1965, Taf. 38, 11–12; 39, 3. – A. DULAR, Kat. In Monogr. 26 (Ljubljana 1991) 90–93 Taf. 53, 21; 56, 8. 9; 57, 6. 25. Drnovo-Neviodunum, Slowenien FU: Siedlung: 2 Ex. A67a; 1 Ex. A67a ohne Stützplatte. Lit.: P. U. S. PETRU, Neviodunum. Kat. In Monogr. 15 (Ljubljana 1978) Taf. 7, 5; Taf. 8, 7. 11. 26. Jezerine, Herzegowina FU: Grab I: 4 Ex. A67b. Lit.: W. RADINSKY, Wiss. Mitt. Bosnien u. Herzogowina 3, 1895, 61 Fig. 41–42. 27. Kovačevše, Slowenien FU: Abfallgrube (?): 1 Ex. A67b. Lit.: GUŠTIN 1991, 22f. Taf. 41, 22. 28. Most na Soči, Slowenien FU: Grab 58: 1 Ex. A67b. Lit.: Most na Soči 1880–1980. Katalog zur Austellung in Tolmin 1981 (Most 1981) Abb. 36 (freundlicher Hinweis St. Demetz, Bozen). 29. Mihovo, Slowenien FU: unbekannt: 1 Ex. A67a; 2 Ex. A67. Lit.: Naturhist. Mus. Wien, Inv. Nr. 52557 u. 52814. (freundliche Mitteilung St. Demetz, Bozen). 30. Reka pri Cerknem, Slowenien FU: Grab 3: 1 Ex. A67b. Lit.: GUŠTIN 1991, 46 Taf. 29, 15.

31. Ribic bei Bihac, Bosnien FU: Grab 50: 1 Ex. A67a; Grab 66: 1 Ex. A67a; Grab 74: 1 Ex. A67b; Grab I: 1 Ex. A67b. Lit.: Z. MARIC, Glasnic Arch. N. S. 23, 1968, Taf. 5, 27; 6, 29. 30; 19, 4. 11. 32. Sapaja bei Banatska Palanka, Banat, Voijvodina FU: unbekannt: 1 Ex. A67b. Lit.: V. KONDIĆ, Rad Vojvodjanskich Muz. (Novi Sad) 10, 1961, 206; 210 Taf. I, 2. 33. Sisak-Siscia, Kroatien FU: Siedlung: 2 Ex. A67a; 1 Ex. 67b. Lit.: R. KOŠČEVIĆ, Antičke Fibule s odručja Siska (Zagreb 1980) 73 Taf. 9, 56. 58. 61. 34. «Komitat Fejér», Ungarn FU: unbekannt: 1 Ex. A67b. Lit.: VON PATEK 1942, 91 f. Taf. IV, 8. 35. Rumänien, unbek. Fundort FU: 3 Ex. A67b. Lit.: D. POPESCU, Dacia 9/10, 1941/44, 490 f. Abb. 32–33. – DERS., Dacia 5/6, 1935/36, 241 f. Abb. 2, 3. 36. Csáklya-Cetea, Siebenbürgen, Rumänien FU: unbekannt: 2–3 Ex. A67. Lit.: ALMGREN 1923, 154 Beil. I, 10. 37. Poiana-Piroboridava, Niedermoldau, Rumänien FU: Siedlung: 2 Ex. A67b. Lit.: E. DUNĂREANU-VULPE, Dacia 5/6, 1935/36, 164 Abb. 15, 4 u. Anm. 3. – R. VULPE, Dacia N. S. 1, 1957, 150 Abb. 5, 5. 38. Abrahám, Bez. Galanta FU: Gräberfeld: insges.: 15 Ex. Grab 4: 2 Ex. A67a; Gräber 40, 43, 46, 86, 124: 1 Ex. A67b; Gräber 78, 81: 2 Ex. A67b; Grab H: 3 Ex. A67b; Grab 166: 1 Ex. A67. Lit.: KOLNÍK 1980a, Taf. 13, 18–20, 25, 27, 29, 41, 48, 63. 39. Chotin, Bez. Kómarno FU: Einzelfunde: 2 Ex. A67b von 1953 u. 1961. Lit.: T. KOLNÍK, Slovenská Arch. 6, 2, 1958, 387 Taf. 1, 1. – K. DUŠEK, Studijné zvesti AUSAV (Nitra) 6, 1961, 67 Abb. 5, 15. 40. Dáblice, Bez. Prag-Ost FU: Einzelfund: 1 Ex. A67. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 13. – SAKAŘ 1970, 4; 58. 41. Devin, Bez. Bratislava FU: Siedlung: 1 Ex. A67b. Lit.: PLACHÁ/PIETA 1986, 349 Abb. 5, 11. 42. Divinka, Bez. Zilina FU: Siedlung: 1 Ex. A67a Lit.: PIETA 1977, 289 Abb. 3, 6. – DERS. 1982, 249 Taf. VII,9. 43. Dobřichov-Pičhora, Bez. Kolin FU: Gräberfeld: insges.: 16 Ex. A67a; 7 Ex. A67b; 2 Ex. «A67». Gräber 29, 38 (Silber), 43?, 49, 53, 89, 106, 117 (zusammen mit A67b): je 1 Ex. A67a. Grab 57, Grab o. Nr.: je 2 Ex. A67a. Grab VI: 4 Ex. A67a. Gräber 47, 48, 61, 116: je 1 Ex. 67b. Grab I: 2 Ex. A67b. Grab 104, 113: je 1 Ex. A67. Lit.: SAKAR 1979, 58. 44. Dobřiň, Bez. Litoměřice FU: Einzelfund: 1 Ex. A67a. Lit.: MOTYKOVA-ŠNEIDROVA 1963, Taf. 15, 1. 45. Hawran, Bez. Most

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FU: unbekannt: 1 Ex. A67a. Lit.: PREIDEL 1930, Abb. 21. 46. Hradište bei Stradonice, Bez. Beroun FU: Siedlung: 1 Ex. A67b. Lit.: J. BŘEŇ, Sborník Národ. Muz. Praha 18‚ 1964, 253 Taf. 17, 670 (Typ E). 47. Kostolná, Bez. Galanta FU: Grab 6: 1 Ex. A67b. Lit.: KOLNÍK 1980a, 241 Taf. 78, 6 b. 48. Križovany nad Dudváhom, Bez. Trnava FU: Gräberfeld: 1 Ex. A67b. Lit.: R. M. PERNIČKA, Sborník Praci Fil. Fak. Brno Univ. 12, 1963, 138 Abb. 12. 49. Mikovice, Bez. Mĕlnik FU: Grab: 1 Ex. A67b. Lit.: P. M. GRBIC, Obzor Praehist. 3, 1924, 124 ff. Abb. 1, 2. 50. Modřamy, Bez. Prag-West FU: Grab: 1 Ex. A67b. Lit.: J. BARKOVŚKYJ, Obzor Praehist. 9, 1930/35, 178 Abb. 2, 3–3 a. – MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 35 Taf. 17, 4. 51. Nebovidy, Bez. Kolin FU: Brandgräber: 3 Fragm. A67. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, Taf. 7, 11. – SAKAŘ 1970, 33. 52. Nedakonice, Bez. Uherské Hradiště FU: Grab 8: 1 Ex. A67b. Lit.: R. M. PERNIČKA 1966, 37 Taf. 21, 4. 53. Ohnistany, Bez. Hradec Králové FU: unbekannt: 1 Ex. A67. Lit.: PIČ 1907, Taf. 49, 9. – SAKAŘ 1970, 36. 54. Otovice, Bez. Kladno FU: unbekannt: 1 Ex. A67. Lit.: SAKAŘ 1970, 36. 55. Ploštin-Rohačka, Bez. Liptovský Mikuláš FU: unbekannt: 1 Ex. A67. Lit.: E. BENINGER, Die germanischen Bodenfunde in der Slowakei (Reichenberg/Leipzig 1937) 49 Nr. 133. – LAMIOVÁ-SCHMIEDLOVÁ 1961, 114 Nr. 44. 56. Prag-Bubeneč FU: Grab 12: 2 Ex. A67a (ohne Sehnenhaken); Körpergrab 1948: 2 Ex. A67b. Lit.: MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, Taf. 28, 14. 16; 33, 1. 2. 57. Prag-Smichov FU: Einzelfund: 1 Ex. A67. Lit.: SAKAŘ 1970, 38. 58. Prag-Vysočany FU: Grab o. Nr.: 1 Ex. A67b. Lit.: SAKAŘ 1970, 39. – EGGERS 1951, Nr. 1889. 59. Púchov, Bez. Považská Bystrica FU: Siedlung: 1 Ex. A67a. Lit.: PIETA 1977, 289 Abb. 3, 8. – DERS. 1982, 249 Taf. 7, 8. 60. Radovesice, Bez. Litomerice FU: zerstörte Brandgräber: 1 Ex. A67a Lit.: J. L. PIČ‚ Ceky na úsvite dejin. II 3, 1905, Taf. 51, 3. – MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1963, 50. 61. Rajecké Teplice, Bez. Zilina FU: befestigte Siedlung: 1 Ex. A67a. Lit.: PIETA 1977, Abb. 3, 5. – DERS. 1982, 249 Taf. 7, 3. 62. Slàdkovičovo I, Bez. Galanta FU: Grab 62: 1 Ex. A67a; Grab 77: 1 Ex. A67b. Lit.: KOLNÍK 1980a, 315 Taf. 152; 322 Taf. 159. 63. Stehelčeves, Bez. Kladno

FU: Urnengrab 1: 2 Ex. A67b; Urnengrab 3: 1 Ex. A67b; Urnengrab 4: 1 Ex. A67a(?); Urnengrab 5: 1 Ex. A67b; U3/62: 4 Ex. A67a; Einzelfund: 1 Ex. A67. Lit.: K. MOTYKOVÁ‚ Památky Arch. 72, 1981, 347–348 Abb. 5, 5. 8; 352 Abb. 9, 2; 354 Abb. 10, 7; 356 f. Abb. 11, 1–2; 366 f. Abb. 18; 376 Abb. 25, 3. 64. Straky, Bez. Nymburk FU: Körpergrab 1: 1 Ex. A67b. Lit.: J. L. PIČ, Památky Arch. 21, 1905, 342 Abb. 8, 4; 388. – MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, Taf. 35, 5. 65. Tišice, Bez. Mělnik FU: Gräber 1, 20, 48: je 1 Ex. A67; Grab 98: 1 Ex. A67b. Lit.: K. MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ‚ Památky Arch. 54, 1963, 349 Abb. 4, 2; 366 Abb. 16, 5. – SAKAŘ 1970, 41. 66. Třebusice, Bez. Kladno FU: Urnengrab VII/23: 2 Ex. A67; Grab LXXXV/22: 2 Ex. A67a; Grab 32 (62): 3 Ex. A67b; Grab 32(62): 3 Ex. 67b. Lit.: SAKAŘ 1970, 47 Taf. 18, 4; 35 Fig. 18, 1. – EGGERS 1951, Nr. 1848. – MOTYKOVÁ-ŠNEIDROVÁ 1965, Taf. 30, 2–4; 35, 16–17. – DIES. 1963, Taf. 26, 11–12. 67. Trniny bei Velký Bysterec, Bez. Dolný Kubin FU: Siedlung: 1 Ex. A67a. Lit.: P. CAPLOVIČ, Slovenská Arch. 8, 1960, 201 Taf. 2, 13. – PIETA 1977, 289 Abb. 3. 68. Velki Zboži, Bez. Nymburk FU: Grab : 1 Ex. A67a. Lit.: J. HELLICH, Památky Arch. 28, 1916, 73 Taf. V, 7a–d. 69. Zemplin, Bez. Trebišov FU: Grab: 1 Ex. A67a; Grab 94: 1 Ex. A67b; Grab 106: 1 Ex. A67a. Lit.: V. BUDINSKÝ-KRIČKA/M. LAMIOVÁ-SCHMIEDLOVÁ‚ Slovenská Arch. 38, 2, 1990, 340 Taf. 21, 24; 332 Taf. 13; 334 Taf. 15. 70. Zliv, Bez. Jičin FU: Brand-Doppelgrab in Steinkiste: 1 Ex. A67a. Lit.: SAKAŘ 1970, 53 Taf. IV, 1–8; VI, 7; V, 1–8; VI, 1–8. – V. SCHULZ, Památky Arch. 13, 1885/87, 65–80 Taf. III–IV. 71. Bałdrzychów, woj. Sieradz FU: Grab : 1 Ex. A67b. Lit.: J. KUCHARSKI, Wiadomości Arch. 26, 3-4, 1959/60, 297 Abb. 1b. 72. Bartki, woj. Olsztyn FU: Gräberfeld, Körpergrab 134 (1938): 1 Ex. A67b. Lit.: D. BOHNSACK, Altschlesien 8, 1939, 45; 47 Abb. 3. 73. Chełmno, woj. Bydgoszcz FU: Gräberfeld: 3–5 Ex., davon 1 Ex. A67a; Grab 161; Grab 172 (1–2 Ex. A67b); Grab 177; zerstörtes Grab o. Nr. Lit.: ALMGREN 1923, 155 Beil. I, 10; 218 Beil. II Nr. 61. 62. – ŁEGA 1938, 44; 47 Taf. 7, 7; 46 f. Taf. 7, 3 u. 8. 74. Cichowo-Bieżyn, woj. Leszno FU: Gräberfeld: 1 Ex. A67b. Lit.: T. MALINOWSKI, Fontes Arch. Posnanienses 6, 1955, 157 Abb. 23. 75. Ciepłe, woj. Gdańsk FU: Gräberfeld: Grab 13/1880: 1 Ex. A67; Grab 29/ 1881: 2 Ex. A67a. Lit.: A. SCHMIDT, Zeitschr. Ethn. 34, 1902, 104 Taf. 6, 4 a; 107 Taf. 6, 3. 76. Chojna, woj. Szczecin FU: unbekannt: 1 Ex. A67. Lit.: ALMGREN 1923, 156 Beil I, 10.

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77. Czacz, woj. Leszno FU: Gräberfeld: insgesamt 7 Ex., darunter 6 Streufunde: 1 Ex. A67a; 2 Ex. A67b; 2 Ex. A67; 1 Ex. A67a; Grab I: 1 Ex. A67b. Lit.: B. KOSTRZEWSKI, Fontes Arch. Posnanienses 6, 1955‚ 66 Abb. 2, 2; 69 Abb. 4, 6. 7. 13–15; 75 Abb. 9, 14; 66 Abb. 2, 2. – J. KOSTRZEWSKI, Sląske Inst. Nauk. Ser. Arch. 3, 1961, 42 Abb. 36 f. 78. Domaradzice, woj. Leszno FU: Grab 1: 1 Ex. A67b; Grab 79: 1 Ex. A67b(?); Einzelfund: 1 A67a(?). Lit.: B. KOSTRZEWSKI, Fontes Arch. Posnanienses 4, 1953, 158 Abb. 4, 7; 258 Abb. 196, 19. 20. 79. Galowo, woj. Koszalin FU: Gräberfeld: 1 Ex. A67. Lit.: BLUME 1915, 125. – ALMGREN 1923, 156 Beil. I, 10. 80. Gąski, woj. Bydgoszcz FU: unbekannt: 1 Ex. A67a. Lit.: B. ZIELONKA, Fontes Arch. Posnanienses 20, 1969, 212 Taf. 2, 14. 81. Gledzianówek 1, woj. Płock FU: Grab A/1934(?): 1 Ex. A67b; Grab 43/1934: 1 Ex. A67b; Grab 82/1934: 1 Ex. A67a. Lit.: E. KASZEWSKA, Prace i Mat. 24, 1977, 63 ff. Taf. 32, 2; 50, 1; 71, 12. 82. Górka Stogniewska, woj. Kraków FU: «Grabgarten»: 1 Ex. A67a. Lit.: P. KOCZONOWSKI/R. MADYDA-LEYUTKA/J. POLESKI, Recherches Arch. 1980 (1982) 24 ff.; 27 Fig. 2, 9. 83. Gościszewo, woj. Gdanśk FU: Gräberfeld: 1 Ex. A67. Lit.: H. KEMKE, Ostpreußische Altertümer aus der Zeit der großen Gräberfelder nach Chr. Geb. (1902) 46 Nr. 28 Taf. II, 1. – BLUME 1915, 166. – ALMGREN 1923, 156 Beil. I, 10. 84. Gostkowo-Gustkow, woj. Koszalin FU: Gräberfeld, Grab 107: 1 Ex. A67. Lit.: R. WOŁĄGIEWICZ, Mat. Zachodniopomorskie 12, 1966, 181. 85. Golice-Grüneberg, woj. Szczecin FU: Grab: 1 Ex. A67b. Lit.: H. J. EGGERS, Ausgrabungen Berlin 3, 1972, 90–91, Abb. 1–2. – DERS. 1951, 111 Nr. 822. – G. KOSSINNA, Mannus 25, 1933, 20. 86. Grzyboẁ‚ woj. Tarnobrzeg FU: Grab 17: 1 Ex. A67b. Lit.: K. GARBACZ, Spraw. Arch. 41, 1990, 186 ff. Abb. 6–8. 87. Inowrocław, woj. Bydgoszcz FU: unbekannt: 2 Ex. A67b. Lit.: B. ZIELONKA, Fontes Arch. Posnanienses 20, 1969, 147 ff. Taf. 2, 20. 26. 88. Jęczydół, woj. Szczecin FU: Körpergrab: 1 Ex. A67. Lit.: R. WOŁĄGIEWICZ, Mat. Zachodniopomorskie 12 1966‚ 181. – Monatsbl. Stettin 13, 1899, 141 Nr. 6. – BLUME 1915, 170. 89. Kamieńczyk, woj. Ostrołęka FU: Grab 15b: 1 Ex. A67b. Lit.: T. DĄBROWSKA/A. POZARZYCKA-URBANSKA, Spraw. Arch. 30, 1978, 161, m. 90. Karczewiec, woj. Siedlce FU: Grab 10: 1 Ex. A67b. Lit.: T. DĄBROWSKA, Mat. Wrocław 2, 1973, 148 Taf. 8, 8.

91. Komorzno, woj. Opole FU: unbekannt: 1 Ex. A67b. Lit.: H. SEGER, Schlesiens Vorzeit 7, 1899, 551 mit Abb. – M. JAHN, Prähist. Zeitschr. 10, 1918, 81 Abb. 1. 92. Konikowo, woj. Koszalin FU: Grab 2: 2 Ex. A67b. Lit.: G. MAGDALINSKI, Mannus 26, 1934, 148 Abb. 4, 2. 93. Kotowo, woj. Poznań FU: unbekannt: «mehrere» Ex. A67. Lit.: A. LANGENHAN, Schlesiens Vorzeit 5, 1894, 110. 94. Kraków-Nowa Huta FU: Grabfund bei der «Wanda-Höhe», 1964: 1 Ex. A67b. Lit.: R. HACHULSKA-LEDWOS, Mat. Arch. (Kraków) 7, 1966, 152 Abb. 3a. 95. Kraków-Wieliczka FU: unbekannt: 1 Ex. A67b. Lit.: PIETA 1982, 249 Taf. 7, 7. 96. Kryspinów. woj. Kraków FU: Grab 97: 2 Ex. A67b. Lit.: K. GODŁOWSKI/R. MADYDA, Recherches Arch. 1975 (1976) 28 Fig. 1 e. h. 97. Lasy, woj. Gdańsk FU: Grab 7: 1 Ex. A67; Grab 8: 1 Ex. A67. Lit.: C. A. MOBERG, Fornvännen 44, 1949, 128 Anm. 28-29. 98. Ławki-Lawken, woj. Olsztyn FU: unbekannt: 1 Ex. A67b. Lit.: K. STADIE, Sitzungsber. Altertumsges. Prussia 23, 1905/1908 (1919) 397. 99. Lęgonice Małe, woj. Radom FU: Gräberfeld: 1 Ex. A67a(?); 1 Ex. A67b(?). Lit.: T. LIANA, Wiadomości Arch. 38, 1973, Taf. 5, 4. 8. 100. Lekowo, woj. Koszalin FU: Grabfund (1937): 1 Ex. A67b. Lit.: H. J. EGGERS, Beih. zu Erwerbungs- und Forschungsber. (Stettin) 1937, 29 mit Abb. unten rechts. 101. Michałowice, woj. Kielce FU: unbekannt: 1 Ex. A67. Lit.: P. KACZANOWSKI/R. MADYDA-LEGUTKO/J. POLESKI, Spraw. Arch. 36, 1984, 110 mit Anm. 71. 102. Młodzikowo, woj. Poznań FU: Grab 51b: 1 Ex. A67. Lit.: A. DYMACZEWSKI, Fontes Arch. Posnanienses 8/9, 1957/58, 222 Abb. 90, 3. 103. Modła, woj. Ciechanów FU: Grab 9/77: 1 Ex. A67b. Lit.: A. GRZYMKOWSKI, Spraw. Arch. 38, 1986, 226 Abb. 3. 104. Nowy Dwór, woj. Bydgoszcz FU: Gräberfeld insgesamt 3–6 Ex. A67: Gräber 2/1904(?), 8/1904, A64/1905, B23/1905(?), 24/1908; 22/1911(?). Lit.: KOSTRZEWESKI 1919, 40 Anm. 2; 275 Beil. 29; 358 Nr. 43. – W. LA BAUME, Bl. Dt. Vorgesch. (Danzig) 11, 1937, 24; 25 Abb. 1 c. 105. Nowy Targ, woj. Elbląg FU: Grab 207: 1 Ex. A67a; Grab 170: 1 Ex. A67b. Lit.: E. KAZIMIERCZAK, Spraw. Arch. 32, 1980, 148 Abb. 13 o. n. 106. Parsęcko, woj. Koszalin FU: Gräberfeld mindestens 2 Ex. A67. Lit.: ALMGREN 1923, 156 Beil. I, 10. – BLUME 1915, 126. – H. SCHUMANN, Baltische Stud. 39, 1889, 185 Taf. 15, 12. – R. WOŁAGIEWICZ, Mat. Zachodniopomorskie 12, 1966, 182.

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107. Podwiesk 3, Bez. Chełmno FU: Grab 306: 1 Ex. A67b(?). Lit.: J. JANIKOWSKI, Spraw. Arch. 23, 1971, 117 ff. Abb. 17, 10. 108. «Prov. Posen», unbekannter FO, Polen FU: unbekannt: 1 Ex. A67. Lit.: ALMGREN 1923, 155 Beil. I, 10. 109. Prądno, woj. Szczecin FU: Gräberfeld, Grab 24: 2(?) Ex. A67. Lit.: KOSTRZEWSKI 1919, 274 Beil. 28. 110. Pruszcz-Gdański, woj. Gdańsk FU: Grab 37: 2 Ex. A67b. Lit.: R. SCHINDLER, Die Besiedlungsgeschichte der Goten und Gepiden im unteren Weichselraum auf Grund der Tongefäße (Leipzig 1940) 83 Abb. 51, 1–2. 111. Radwanice, woj. Wrocław FU: Grab Nr.?: 1 Ex. A67b. Lit.: W. HENSEL in: PRAHISTORIA ZIEM POLSKICH 5, 110 Abb. 22. 112. Rudna Wielka, woj. Leszno FU: unbekannt: 1 Ex. A67b (?). Lit.: PESCHECK 1939, 29 f.; 285 Abb. 167. 113. Rządz, woj. Bydgoszcz FU: Gräberfeld: insgesamt: 9–10 Ex., 1 Ex. A67a; 3 Ex. A67b; 2 Ex. A67 b(?); in Grab B53; Grab F5; Grab G22 (2 Ex.); Grab 26; Grab H50 (2 Ex.); Grab 298 (?); Streufunde/1883 (2 Ex.). Lit.: ANGER 1891, 11 Nr. 425 Taf. 13, 5; 15 Nr. 588 Taf. 13, 12; 19 Nr. 1276 Taf. 13, 6; 21 Nr. 1342/3 Taf. 13, 10/11; 21 Nr. 1345; 23 f. Nr. 1460/1463 Taf. 12, 5; 32 Nr. 1784. – ALMGREN 1923, 156 Beil. I, 10; 219 Beil. II Nr. 75, 78–79, 81. 114. Rzężawy, woj. Sieradz FU: Grab 7: 1 Ex. A67a. Lit.: ST. JASNOSZ, Fontes Arch. Posnanienses 17, 1966, 243 Abb. 9, 5. 115. Siemianice, woj. Kalisz FU: Gräberfeld: insgesamt 3–4 Ex. Grab 63: 3 Ex. A67; Grab 66(?). Lit.: Z. SZEMBEKÓWNA, Roczniki T.P.N. Poznańskiego 43, 1916, 173 f.; 189 Abb. 40. 116. Siemiechówz, woj. Sieradz FU: Grab 13: 3 Ex. A67a. Lit.: M. JAŻDŻEWSKA, Inv. Arch. Polen 49‚ 1983, Bl. 300, 12–14. 117. Sierosław, woj. Szczecin FU: Grab (1892): 1 Ex. A67. Lit.: H. SCHUMANN, Zeitschr. Ethn. 1892, 497. – BLUME 1915, 170. – ALMGREN 1923, 156 Beil. I, 10; 217 Beil. II Nr. 51. 118. Sobocisko, woj. Wrocław FU: Gräberfeld, Grab 3: 1 Ex. A67. Lit.: PESCHECK 1939, 353. 119. Stanomin, woj. Bydgoszcz FU: Grab (?): 1 Ex. A67a. Lit.: B. ZIELONKA, Fontes Arch. Posnanienses 20, 1969, 215 Taf. 5, 19. – G. V. HIRSCHFELD, Zeitschr. Hist. Ver. Reg. Bez. Marienwerder 1, 1876 f. Taf. 5, 4. – ALMGREN 1923, 155. 120. Stary Zamek, woj. Wrocław FU: Grab 10: 1 Ex. A67a.

Lit.: K. WACHOWSKI, Sląske Spraw. Arch. 22, 1981, 50–52 Taf. 16, 1. 121. Strobin, woj. Sieradz FU: Grab 10: 1 Ex. A67b. Lit.: B. ABRAMEK, Inv. Arch. Polen 57, 1987, Bl. 356, 3. 122. Warschau-Dotrzyma FU: unbekannt: 1 Ex. A67b. Lit.: T. LIANA, Mat. Starożytne 7, 1961, Taf. III, 3. 123. Warszkowo, woj. Koszalin FU: Grab 73: 1 Ex. A67. Lit.: R. WOŁĄGIEWICZ‚ Mat. Zachodniopomorskie 11, 1965‚ 257 Taf. 10, 1. 124. Wesółki, woj. Kalisz FU: Gräberfeld: insgesamt 4–5 Ex.; Grab 15: 1 Ex. A67a, 1 Ex. A67b; Grab 16: 1 Ex. A67a; Einzelfund: 1 Ex. A67a. Lit.: DĄBROWSCY 1967, 23 Abb. 18–20; 24 Abb. 19, 18; 68 Abb. 70, 3; 74 Abb. 78, 19. 125. Wiązów, woj. Wrocław FU: Grab Nr.(?): 2 Ex. A67a. Lit.: PETERSEN 1936, 222 Abb. 9, 1–2. 126. Witaszewice, woj. Płock FU: Grab 147/1937: 1 Ex. A67a, 1 Ex. A67. Lit.: E. KASZEWSKA in: SYMPOSIUM BRATISLAVA 1977, 109 Abb. 1, 1–2. – DIES., Prace i Mat. 20, 1973, Taf. 15 u. 16. 127. Wrocław-Grabiszyn FU: Grab 684: 1 Ex. A67a. Lit.: PETERSEN 1936, 223 Abb. 7, 4. – PESCHECK 1939, 264 Abb. 157, 4. 128. Wymysłowo, woj. Leszno FU: Grab 218: 1 Ex. A67a (Variante); Grab 335: 1 Ex. A67. Lit.: ST. JASNOSZ, Fontes Praehist. Posnanienses 2, 1951, 152 Abb. 209, 6; 224 Abb. 344, 14. 129. Wymierzyce-Kozuchów, woj. Radon FU: unbekannt: 1 Ex A67. Lit.: J. WIELOWIEJSKI, Kontakty Noricum i Panonii z Ludom północnymi (Wrocław et al. 1970) 323. 130. Zadowice, woj. Kalisz FU: Gräberfeld, Grab 10/1944(?): 1 Fragm. A67; Grab 11(?): 1 Fragm. A67b. Lit.: ST. JASNOSZ, Wiadomości Arch. 25, 3, 1958, 225 Taf. 32, 6. – DERS., Prace i Mat. 1960, 129 Taf. 15, 8. 131. Zakrzewska Wola, woj. Kielce FU: unbekannt: 1 Ex. A67. Lit.: ALMGREN 1923, 155 Beil. I, 10. 132. Zawady, woj. Częstochawa FU: Grab Nr.(?): 1 Ex. A67b. Lit.: W. ANTONIEWICZ, Wiadomosći Arch. 5, 1920, 95 f. mit Abb. 133. Adakavas, rn. Tauragé Litauen FU: Grab Nr.(?): 1 Ex. A67a. Lit.: J. R. ASPELIN, Antiquités du Nord Finno-Ougrien Bd. 5, 1884, 349 Abb. 1888. – ALMGREN 1923, 155 Beil. I, 10. – M. M. MICHELBERTAS, Sovetskaja Arch. 1965/3, 167 Abb. 1, 1. 134. Grinev, Ukraine FU: Grab 3: 1 Ex. A67a. Lit.: D. N. KOZAK, Germania 60, 1982, 538 Abb. 3, 4. 135. Griščeny, Kanev, Ukraine FU: Gräberfeld: 2 Ex. A67b. Lit.: V. P. PJETROV, Mat. Moskva-Leningrad 70, 1959, 55 Abb. 8, 4–5. – AMBROZ 1966, 36. 136. Kerč, Ukraine

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

FU: unbekannt: 1 Ex. A67b. Lit.: AMBROZ 1966, 36 Taf. 7, 2. 137. Kolokolin, Ukraine FU: Prunkgrab: 2 Ex. A67a. Lit.: M. SMISZKO, Wiadomości Arch. 13, 1935, 155 Taf. 43, 7. 9; 45, 4. – AMBROZ 1966, Taf. 7, 1. 138. Kononča, Perejaslav-Chmel’nickij, Ukraine FU: Siedlung: 1 Ex. A67. Lit.: B. N. U. V. I. CHANENKO, Drevnosti Pridneprovja Bd. 6, 1904, Taf. 19, 302. – AMBROZ 1966, 36.

139. Lučki, Ternopol, Ukraine FU: Grabfund (1925): 1 Ex. A67. Lit.: M. ŚMISZKO, Kultury wczesnego okresu epoki cesarstwa rzymskiego w Małopolsce Wschodniej (1932) 20; 97; 101; Taf. 5, 15. – AMBROZ 1966, 36. 140. Ukraine, FO unbekannt FU: unbekannt: 1 Ex. A67 (Mus. Odessa). Lit.: AMBROZ 1966, 36.

B. Militaria Liste 13: Zweischneidige Schwerter der „mittelgermanischen Sondergruppe“ (s. Karte 22) 1. Lagerlunda, Östergotland Grab 1843: 1 Ex. 2. Lindholmgaard, Frederiksborg Amt Einzelfund: 1 Ex. 3. Langaa, Svendborg Amt Grab 2: 1 Ex. 4. Harnebjerg, Svendsborg Amt Grab 32, 35. 36: 3 Ex. 5. Eskebjerg, Svendsborg Amt Grab: 1 Ex. 6. Bukkensbjerg, Svendsborg Amt Grab 11: 1 Ex. 7. Farre, Vejle Amt Grab 1: 1 Ex. 8. Karensdal, Vejle Amt Grab 3 u. 5: 2 Ex. 9. Vinding Overgaard, Vejle Amt Grab: 1 Ex. 10. Tudvad, Vejle Amt Grab: 1 Ex. 11. Sønder Vilstrup, Vejle Amt Grab 5: 1 Ex. 12. Ravnholt, Ribe Amt Grab: 1 Ex. 13. Skovlyst, Ribe Amt Grab: 1 Ex. 14. Fæsted, Haderslev Amt Grab: 1 Ex. 15. „Schleswig“ Fundumstände unbekannt: 1 Ex. 16. Körchow, Kr. Hagenow Grab 22, 155: 2 Ex. 17. Marmstorf, Kr. Harburg Grab: 1 Ex. 18. Harsefeld, Kr. Stade F 2, Grab 164?, Grab 212?, B98: 4(?) Ex. 19. Putensen, Kr. Harburg Grab 348/B513c: 1 Ex. 20. Nienbüttel, Kr. Uelzen Grab 17, 39: 2 Ex. 21. Krüchern, Kr. Köthen Grab: 1 Ex.

22. Groß-Romstedt, Kr. Apolda Grab vor 1907 O6, vor 1907 O14; 1907/9; 1908E1; K63; K68; K76; K79; K N; 1909/11; 1909/N; 1910/4; 1910/7; 1910/n. b.; 1911/98; 1926, sog. Grab Wankmüller; Einzelfund : 18 Ex. 23. Görbitzhausen, Kr. Arnstadt Grab: 1 Ex. 24. Alt Mölln 13, Kr. Herzogtum Lauenburg Grab 163: 1 Ex. Lit.: HINGST 1989, 225 Taf. 116. 25. Wiebendorf, Kr. Hagenow Grab 25: 1 Ex. Lit.: KEILING 1984, 8 Taf. 6. 26. Schkopau, Kr. Merseburg Grab 50: 1 Ex. Lit.: SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 58 Taf. 14c. 27. Stehelčeves, Bez. Kladno Grab: 1 Ex. K. MOTYKOVÁ, Památky Arch. 72, 2, 1981, 363; 366 f. Literatur-Nachweise zu den Funden 1–23: JAHN 1915, 111 ff. – MOBERG 1941, 123 Anm. 418. – KLINDT-JENSEN 1949, 42 ff.; 213 ff. App. B6. – Zuletzt ausführlich mit weiteren Literaturverweisen: FREY 1986, 48 Abb. 2 Anm. 20.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Liste 14: Schildschmuckscheiben (s. Karte 23) 1. Berlin-Rudow FU: Grab 9 (vermutlich mindestens 3 Gräber): 1 Ex. Lit.: W. HEILIGENDORFF, Berliner Jahrb. Vor- u. Frühgesch. 1, 1961, 136 f. Taf. 6–7. 2. Bornitz, Kr. Zeitz FU: Grab a: 6 (?) Ex. Lit.: VOIGT 1940, 93 f.; 153. 3a. Großromstedt, Kr. Apolda FU: Grab 1908 K46: 2 Ex. Lit.: EICHHORN 1927, 254 f. 3b. Großromstedt, Kr. Apolda FU: Grab 1908 K63: 1 Fragment Lit.: PESCHEL 1990, Bl. 82. 3c. Großromstedt, Kr. Apolda FU: Grab 1908 K68: 1 Fragment. Lit.: EICHHORN 1927, 258 f.; 123 ff. 3d. Großromstedt, Kr. Apolda FU: Grab 1909, 11: 1 Ex. Lit.: EICHHORN 1927, 272 f.; 124 mit Abb. 3e. Großromstedt, Kr. Apolda FU: Grab 1910, 7: 2 Ex. Lit.: EICHHORN 1927, 278 f.; 124 mit Abb. 3f. Großromstedt, Kr. Apolda FU: Grab 1910, 23: 1 Ex. Lit.: EICHHORN 1927, 280 f.; 124 mit Abb. 3g. Großromstedt, Kr. Apolda FU: Grab 1926: 2 Ex. Lit.: PESCHEL 1990, Bl. 83, 1 u. 2. 4. Görbitzhausen, Kr. Arnstadt FU: Grab: 1 Ex. Lit.: PESCHEL 1990. Bl. 87. – E. CAEMMERER, Jahresschr. Halle 15, 1927, 85 f. Abb. 2. 5. Haldern-Sommersberg, Kr. Kleve FU: Grab 28: 1 Ex. Lit.: REICHMANN 1979, 391 Taf. 19, 2. 6. Hamburg-Langenbek FU: Grab 155: 1 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1965, 37 Taf. 7. 7a. Harsefeld, Kr. Stade FU: Brandgrab 134: 1 Fragment. Lit.: DRESCHER 1969, 41 Taf. 5, 10. 7b. Harsefeld, Kr. Stade FU: Brandgrab 103: 1 Fragment Lit.: WEGEWITZ 1937, 121 Taf. 27, B 103. – DRESCHER 1969, 40 Taf. 5, 9. 8. Körchow, Kr. Hagenow FU: Grab 268: 1 Ex. Lit.: R. BELTZ, Jahrb. Mecklenburg. Gesch. u. Altkde. 85, 1920/21, 65 Taf. 13, 123. 9a. Nienbüttel, Kr. Uelzen FU: Grab 3: 1 Fragment. Lit.: DRESCHER 1969, 25–28 Taf. 3 Nr. 11. 9b. Nienbüttel, Kr. Uelzen FU: Grab: 1 Fragment. Lit.: DRESCHER 1969, 17–25 Taf. 1–2; Taf. 6, 2 Nr. 6. 10. Putensen, Kr. Harburg FU: Grab 337: 1 Fragment. Lit.: DRESCHER 1969, 41 Taf. 5, 6; 6, 5. – WEGEWITZ 1972, 110 Taf. 62.

11a. Schkopau, Kr. Merseburg FU: Grab 44: 2 Fragmente. Lit.: SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 56 f. Taf. 10 k. l. 11b. Schkopau FU: Grab 113: 1 Ex. Lit.: SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 66 f. Taf. 28, 113b. 11c. Schkopau FU: Grab 220: 1 Ex. Lit.: SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 82 Taf. 58e. 11d. Schkopau FU: Grab 239: 4 Ex. Lit.: SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 85 Taf. 65 g. h1– h2. 11e. Schkopau FU: Grab 288: 1 Fragment. Lit.: SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 92 Taf. 177 d. 12. Nowy Dwór-Neuguth, woj. Bydgoszcz FU: Grab 6: 1 Fragment. Lit.: BOHNSACK 1938, 61 Taf. 9, 1. 13. Kamieńczyk, woj. Ostrotęka FU: Grab 179: 1 Ex. Lit.: T. DĄBROWSKA, Inv. Arch. Polen 48, 1982, Bl. 293, 3. 14. Drengstedt, Tønder Amt FU: Grab: 1 Ex. Lit.: JØRGENSEN 1968, 70 App. A Nr. 3, 86–87. 15. Farre, Vejle Amt FU: Grab 1: 1 Fragment. Lit.: JØRGENSEN 1968, App. A 13. – K. THORVALDSEN, Kuml 1, 1951, 77 Fig. 3, c. – KLINDT-JENSEN 1949, 4d. 16. Sonder Vilstrup, Vejle Amt FU: Grab 5: 2 Ex. Lit.: JØRGENSEN 1968, 53 Fig. 13, 2. 17. Tudvad, Vejle Amt FU: Grab P: 1 Ex.; 1 Fragment Lit.: KLINDT-JENSEN 1949, 49 Fig. 20. – JØRGENSEN 1968, App. A14. 18. Empel, Noord Brabant, Niederlande FU: Einzelfund aus Heiligtum: 1 Ex. Lit.: N. ROYMANS/T. DERKS, Arch. Korrbl. 20, 1990, 448 Abb. 6, 4.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Liste 15: Stuhlsporen mit kreisförmigen Nietplatten (s. Karte 25) 1. Bornitz, Kr. Zeitz Grab 1 (= FK 29): 2 Ex. Lit.: T. VOIGT, Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 59, 1976, 213 Abb. 33e. 2. Dörnten, Kr. Goslar Bronzekesselgrab: 1 Ex. Lit.: R. BUSCH, Römische Funde aus Ostniedersachsen. Veröffentl. Braunschweig. Landesmus. 20 (Braunschweig 1982) 36 Abb. 21. 3. Groß-Romstedt, Kr. Apolda Grab 1911, 42: 3 Ex. Lit.: EICHHORN 1927, 149 f. Abb. 5; 298 f. 4. Hagenow, Kr. Hagenow „Fürstengrab“: 1 Ex. Lit.: JAHN 1921, 30 Abb. 29; 104 Nr. 165. – H. J. EGGERS, Prähist. Zeitschr. 34/35, 1954/55, 108 f. Tab. 1. 5. Hamfelde, Kr. Herzogtum Lauenburg Grab 150: 2 Ex. Lit.: N. BANTELMANN, Hamfelde, Kr. Herzogtum Lauenburg. Ein Urnenfeld der römischen Kaiserzeit in Holstein (Neumünster 1971) 96 Taf. 22, 150 a. 6. Harsefeld, Kr. Stade a. Leichenbrandlager IV: 1 Ex. b. Leichenbrandlager VIII: 1 Ex. c. Grab 157: 2 Ex.

d. Grab 164: 2 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1937, Taf. 13 b; Taf. 16 e; Taf. 17 c–d; Taf. 19 x–y. – DERS., Hammaburg N. F. 6, 1981/83, 120 f. Abb. 4, 12. 7. Körchow, Kr. Hagenow Grab 13: 1 Ex. Lit.: R. BELTZ, Das Urnenfeld von Körchow. Jahrb. Ver. Mecklenburg. Gesch. u. Altkde. 85, 1920/21, 51 Taf. 11, 74. 8. Priort, Kr. Nauen Lesefund: 1 Ex. Lit.: SEYER 1976, 164 f. Nr. 67 Taf. 16 b. 9. Putensen, Kr. Harburg Grube 348: 2 Ex. Lit.: WEGEWITZ 1972, 276 f. Taf. 65; 165, B 507 u. B 513. 10. Ringelsdorf, Bez. Gänserndorf, Niederösterreich Lesefunde von Siedlungsstelle: 2 Ex. (vielleicht auch zerstörtes Grab?). Lit.: Fundber. Österreich 28, 1989, 238 Abb. 1291–1292. – TH. VÖLLING, Sporen aus Ringelsdorf, Niederösterreich. Bemerkungen zu den frühkaiserzeitlichen Stuhlsporen mit kreisförmigen Nietplatten. Arch. Austriaca 77, 1993, 105–111. 11. Schkopau, Kr. Merseburg Grab 175: 1 Ex. Lit.: SCHMIDT/NITZSCHKE 1989, 142 Taf. 42 d. 12. Westersode, Kr. Cuxhaven Grab : 1 Ex. (Sonderform). Lit.: JAHN 1921, 30 Abb. 30. – DRESCHER 1969, 32 Taf. 4,3.

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Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 1. Petershagen-Lahde: Gräberfeldplan und Belegungsetappen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 2. Tišice: Gräberfeld und Belegungsetappen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 3. Frühgermanische Gräber aus Mähren und Niederösterreich: 1 Hrabětice. 2 Mannersdorf a. d. March. 3 Schleinbach. 4 Nedakonice.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 4. Frühgermanische Funde aus dem March-Donau-Gebiet: 1 Moravský Krumlov. 2-3 Ukerské Hradiště. 4 Ringelsdorf. 5-6 Großhöflein. 7 Carnuntum. 8 Jois. 9 Mannersdorf.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 5. Abráham: Gräberfeld und Belegungsetappen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 6. Sladkovičovo: Gräberfeld und Belegungsetappen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 7. Kostolná pri Dunaji: Gräberfeld und Belegungsetappen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 8. Keramik möglicherweise in spätkeltischer Form- bzw. Ziertradition.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 9. Großromstedt: Gräberfeld und Belegungsetappen (nach PESCHEL 1991).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 10. Großromstedt: Funde aus den Zeitgruppen 1-3 (nach PESCHEL 1991).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 11. Großromstedt: Gräberfeldplan.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 12. Großromstedt: Gräberfeldplan.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 13. Großromstedt: Gräberfeldplan.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 14. Großromstedt: Gräberfeldplan.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 15. Großromstedt: Gräberfeldplan.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 16. Großromstedt: Gräberfeldplan.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 17: Schkopau. Gräberfeld und Belegungsetappen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 18. Schkopau: Gräberfeld und Belegungsetappen, mögliche Gruppenbildung.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 19. Brücken: Gräberfeld und Belegungsetappen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 20. Wahlitz: Gräberfeld und Belegungsetappen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 21. Harsefeld: Gräberfeld und Belegungsetappen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 22. Hamburg-Langenbek: Gräberfeld und Belegungsetappen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 23: Tostedt-Wüstenhofen: Gräberfeldplan.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 24. Tostedt-Wüstenhofen: Gräberfeldplan.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 25. Putensen: Gräberfeldplan mit Kartierung von Fibelformen und Schildzubehör (nach N. Bantelmann).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 26. 1. Store Darum. 2. Måde. 3. Textilien vom Haraldskjær-Typ. 4. Textilien vom Huldremose-Typ.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

A

B Tafel 27. A. Frørup: Gräberfeld und Belegungsetappen. B. Annelund: Gräberfeldplan und Fibelkartierung.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 28. Harnebjerg: Gräberfeld und Belegungsetappen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

A

B

Tafel 29. Dänemark: A. Provinzialrömische Fibeln der älteren Kaiserzeit. B. Fibeln der älteren römischen Kaiserzeit (gesamt).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 30. Norwegen: 1 Ås. 2 Nordre Fevang. 3 Lundstad. 4-5 Gipslund. 6-8 Store Dal.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 31. Nørre Sandegård: Gräberfeld und Belegungsetappen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 32. Gotland: Zeitgruppen A-D (nach NYLÉN 1955).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 33. Vallhagar M: Gräberfeldplan und Belegungsetappen (nach HACHMANN 1960, 212 Abb. 64).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 34. Rondsen-Rządz: Gräberfeld und Belegungsetappen (vorrömische Eisenzeit).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 35. Rondsen-Rządz: Gräberfeld und Belegungsetappen (römische Kaiserzeit).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 36. Rondsen-Rządz: Gräberfeld und Belegungsetappen (vorrömische Eisenzeit, mögliche Gruppenbildung).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 37. Rondsen-Rządz: Gräberfeld und Belegungsetappen (römische Kaiserzeit, mögliche Gruppenbildung).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 38. Wesołki 1: Gräberfeldplan und Belegungsetappen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 39. Wesołki 5: Gräberfeldplan und Belegungsetappen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 40. Dolinjany: Gräberfeld, Belegungsetappen und Formengut.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 41. A. Fibelgehänge aus Badow. B. Prag-Bubeneč Grab 12. C. Schwertscheidenmundblech aus Haltern.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 42. A. Verbreitung zweischneidiger Schwerter (Mecklenburg-Vorpommern): 1. Spätlatènezeit. 2. frühe Kaiserzeit. B. Verbreitung einschneidiger Schwerter (Mecklenburg-Vorpommern) (nach KEILING 1986).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 43. A. Frühkaiserzeitliches Schwert aus Złotowa (Flatow). B. „Mittelgermanische” Schwertscheide aus Stehelčeves.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 44. Schwertscheiden mit spitzem („sporenförmigem”) Ortband (nach FREY 1986 mit Ergänzungen).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 45. A. Verbreitung von Rundschildbuckeln. B. Varianten der Schildschmuckscheiben.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 46. Dreikreisplattensporen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 47. Dreikreisplattensporen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 48. Bad Pyrmont: Brunnenfund. Fibeln des Horizonts III.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 49. Bad Pyrmont: Brunnenfund. Fibeln des Horizonts IV (10-12); Armbrustfibeln (13-19).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 50. Oben: Bad Pyrmont: Brunnenfund. Armbrustfibeln (20-26). Unten: Tauberbischofsheim: Gefäßdepot.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 51. Tauberbischofsheim: Gefäßdepot.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 52. Tauberbischofsheim: Gefäßdepot.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 53. A. Tauberbischofsheim: Gefäßdepot. B. Zerbst-Klapperberg: Gefäßdepot.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 54. Zerbst-Klapperberg: Gefäßdepot.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 55. Lochgürtelhaken: 1-3 Aubstadt. 4 Fentbachschanze. 5 Dünsberg. 6 Feddersen Wierde.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 56. 1 Goldene Schüsselfibel aus der Sokolova Mogila. 2 Römischer Schlüssel. 3 Südrussische Terra Sigillata. 4 Handgemachter Napf. 5 Kelchgefäß aus Giebułtów

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 57. Römische Villa von Ravensbosch, Prov. Limburg.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

A

B

Tafel 58. Hoogelon: A Bauphase 1. B. Bauphase 2.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

A

B

Tafel 59. A. Hoogelon: Bauphase 3. B. Neerharen-Rekem: Gehöftgruppe.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 60. Druten-Klepperhei: Gehöft aus der älteren römischen Kaiserzeit.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 61. Rijswijk: Siedlungsphasen (in Auswahl).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 62. Kethel-Schiedam: Gehöft der älteren römischen Kaiserzeit.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

A

B

Tafel 63. A. Vreden, Kr. Borken. Älterkaiserzeitliches Gehöft. B. Soest-Ardey: Siedlungsareal.

A

B

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 64: Soest-Ardey. A. Eisenzeitliche Besiedlung. B. Kaiserzeitliche Besiedlung.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 65. Bielefeld-Sieker: Siedlung der römischen Kaiserzeit.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 66. Flögeln: Siedlungsphasen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 67. Bennekom: Siedlungsphasen (Auswahl).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

A

B

Tafel 68. Hvesager, Vejle Amt: A. Siedlung mit Kammergrab im Osten. B. Kammergrab.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 69. Feddersen Wierde: Siedlungsphasen.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 70. Fibelformen der jüngeren vorrömischen Eisenzeit (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 71. Fibelformen der Horizonte II (1-3. 5-7) und III (4. 8-14) (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 72. Fibelformen der Horizonte III (1-6) und IV (7-14) (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 73. Fibelformen des Horizonts V und Jüngeres (7-9) (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 74. Gürtelhaken der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und der ältesten römischen Kaiserzeit (7. 8. 10. 11) (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 75. Gürtelschnallen und Gürtelzubehör der älteren römischen Kaiserzeit (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 76. Schwerter (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 77. Lanzenspitzen der Horizonte I/II (1-4) und III-V (5-8) (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 78. Schildteile, Sporen, Lanze (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 79. Nadeln und Messer (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 80. Trinkhornknäufe, Scheren, Schlüssel, Pfriem, Pinzette, Haken, Armringe (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 81. Bronzekessel, Bronzebecken und Bronzeeimer (Nummern nach EGGERS 1951).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 82. Kasserollen und Kelle/Sieb-Garnituren (Nummern nach EGGERS 1951).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 83. Keramik: 1-5 Niederrheinische Gruppe, 6-8 Tišice (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 84. Keramik: 1-3 Mainfranken, 4-5 Brücken (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 85. Keramik aus Dobřichov-Pičhora.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 86. Keramik aus der Südwestslowakei (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 87. Keramik: 1-3 Südwestslowakei, 4-7 Unterelbgruppe (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 88. Keramik aus Schkopau.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 89. Keramik aus Wahlitz.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 90. Keramik: 1-8 Havel-Spree-Gebiet, 9-12 Nørre Sandegård (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 91. Keramik: 1 Unterelbgruppe, 2-7 Wiebendorf (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 92. Keramik aus Südjütland (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 93. Keramik: 1-3 Südjütland, 4-8 Hinterpommern/unteres Weichselgebiet (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tafel 94. Keramik der Oder-Warthe-Weichsel-Gruppe (unterschiedliche Maßstäbe).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 1. Niederrhein.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 2. Petershagen-Lahde.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 3. Aubstadt und Altendorf.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 4. Tišice.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 5. Dobřichov-Pičhora.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 6. Abráham.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 7. Sladkovičovo.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 8. Kostolná.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 9. Waffengräber aus Kostolná.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 10. Schkopau.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 11. Brücken.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 12. Wahlitz.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 13. Havel-Spree-Gebiet.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 14. Harsefeld.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 15. Wiebendorf.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 16. Südjütland.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 17. Harnebjerg.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 18. Nørre Sandegård.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 19: Rządz-Rondsen.

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Tabelle 20. Rządz-Rondsen.

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Tabelle 21. Niemica-Nemitz.

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Tabelle 22. Warszkowo.

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Tabelle 23. Wesołki 1 und 5.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Tabelle 24. Dolinjany.

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Tabelle 25. Gräber mit Schildschmuckscheiben.

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Tabelle 26. Fibeln aus römischen Lagern.

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Tabelle 27. Metallgefäße aus römischen Lagern.

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Karte 1. Bearbeitete Gräberfelder.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 2. Frühgermanische Funde aus dem mittleren Donaugebiet (Liste s. Anm. 189).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 3. Verbreitung der Fibeln Form Beltz Var. J (Liste 1).

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Karte 4. Verbreitung der Fibeln Form Beltz J, Var. mit drei oder fünf Knöpfen auf dem Fuß (Liste s. Anm. 962).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 5. Verbreitung der Fibeln Form Kostr. Var. H (Liste 2).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 6. Verbreitung der Fibeln Form Kostr. Var. K (Liste 3).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 7. Verbreitung der Rechteckfibeln (Liste 4).

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Karte 8. Verbreitung der Fibeln Almgren 18a (Liste 5).

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Karte 9. Verbreitung der Fibeln Almgren 18a, Variante Altenburg.

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Karte 10. Verbreitung der Fibeln Almgren 18a, Var. Dünsberg (●), Var. Wederath (▲).

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Karte 11. Verbreitung der Fibeln Almgren 18b (Liste 6).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 12. Verbreitung der Fibeln Kostr. M-a (▲) und M-b (▼).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 13. Verbreitung der Fibeln Kostr. N-a (Liste 7).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 14. Verbreitung der Fibeln Kostr. N-b (◊) und N-c (◊) (Liste 7).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 15. Verbreitung der Fibeln Almgren 19a (Liste 8).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 16. Verbreitung der Fibeln Almgren 22a (Liste 9).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 17. Verbreitung der Fibeln Almgren 22b (Liste 10).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 18. Verbreitung der Fibeln Almgren 2a.

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 19. Verbreitung der Fibeln Almgren 2b (Liste 11).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 20. Verbreitung der Fibeln Almgren 67a (Liste 12).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 21. Verbreitung der Fibeln Almgren 67b (Liste 12).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 22. Zweischneidige Schwerter der „mittelgermanischen Sondergruppe“ (Liste 13).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 23. Verbreitung der Schildschmuckscheiben (Liste 14).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 24. Verbreitung der Dreikreisplattensporen.

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Karte 25. Stuhlsporen mit kreisförmigen Nietplatten (Liste 15).

Völling, Germanien an der Zeitenwende

Karte 26. Verbreitung der Lochgürtelhaken.