Max Weber-Gesamtausgabe, Band I/20: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Hinduismus und Buddhismus, 1916-1920 3161464834, 9783161464836

Die Max Weber-Studienausgabe (MWS) will die Schriften und Reden Max Webers auf der gesicherten Textgrundlage der Max Web

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German Pages 740 [755] Year 1996

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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
Einleitung
Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Hinduismus und Buddhismus
Editorischer Bericht
Inhaltsübersicht
I. Das hinduistische soziale System
II. Die orthodoxen und heterodoxen Heilslehren der indischen Intellektuellen
III. Die asiatische Sekten- und Heilandsreligiosität
Personenverzeichnis
Glossar
Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur
Personenregister
Sachregister
Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe, Abteilung I: Schriften und Reden
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Max Weber-Gesamtausgabe, Band I/20: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Hinduismus und Buddhismus, 1916-1920
 3161464834, 9783161464836

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Max Weber Gesamtausgabe Im Auftrag der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Herausgegeben von

Horst Baier, M. Rainer Lepsius, Wolfgang J. Mommsen, Wolfgang Schluchter, Johannes Winckelmann t

Abteilung I: Schriften und Reden Band 20

J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen

Max Weber Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen Hinduismus und Buddhismus 1916-1920

Herausgegeben von

Helwig Schmidt-Glintzer in Zusammenarbeit mit

Karl-Heinz Golzio

ART! BUS

J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen

Redaktion: Karl-Ludwig Ay - Edith Hanke Die Herausgeberarbeiten wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Werner-Reimers-Stiftung gefördert.

Die Deutsche Bibliothek Weber,

-

CIP-Einheitsaufnahme

Max:

Gesamtausgabe / Max Weber. Im Auftr. der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hrsg. von Horst Baier . . . - Tübingen: Mohr. Abt. 1, Schriften und Reden. NE: Baier, Horst [Hrsg.]; Weber, Max: [Sammlung] Bd. 20. Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen Hinduismus und Buddhismus: 1916—1920 / hrsg. von Helwig Schmidt-Glintzer in Zusammenarbeit mit Karl-Heinz Golzio. -1996 ISBN 3-16-146483-4 Gewebe ISBN 3-16-146485-0 Hldr. NE: Schmidt-Glintzer, Helwig [Hrsg.]

978-3-16-158138-0 Unveränderte eBook-Ausgabe 2019

© 1996 J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde gesetzt und gedruckt von der Druckerei Guide in Tübingen auf alterungsbeständigem Werkdruckpapier der Papierfabrik Gebr. Buhl in Ettlingen. Den Einband besorgte die Großbuchbinderei Heinr. Koch in Tübingen nach einem Entwurf von Alfred Krugmann in Stuttgart.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort Siglen, Zeichen, Abkürzungen Einleitung

VII IX 1

Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Hinduismus und Buddhismus Editorischer Bericht

25

Inhaltsübersicht

48

I. Das hinduistische soziale System

49

II. Die orthodoxen und heterodoxen Heilslehren der indischen Intellektuellen

221

III. Die asiatische Sekten-und Heilandsreligiosität

369

Personenverzeichnis Glossar Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur Personenregister Sachregister

545 572 648 669 677

Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe, Abteilung I: Schriften und Reden

733

Vorwort

Der vorliegende Band enthält den zweiten Teil der Studien zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen", an denen Max Weber im letzten Jahrzehnt seines Lebens gearbeitet hat. Er schließt damit unmittelbar an den Band 1/19 der M W G an. Auch für diesen Band muß die im Herbst des Jahres 1919 verfaßte „Vorbemerkung" zu den „Gesammelten Aufsätzen zur Religionssoziologie" (Band 1/18 der MWG) ebenso berücksichtigt werden wie die „Zwischenbetrachtung" (Band 1/19 der MWG). Auf der Grundlage der von Max Weber selbst noch zum Druck gebrachten Fassung, wie sie im zweiten Band der „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie" im Jahre 1921 erschien, wird hiermit eine Textfassung für den zweiten Teil „Hinduismus und Buddhismus" vorgelegt, aus der auch frühere Fassungen bzw. Bearbeitungsstufen, soweit sie zu ermitteln waren, ablesbar sind. Entsprechend den Zielsetzungen der MWG wird ein zuverlässiger Text auf der Grundlage der Fassung „letzter Hand" vorgelegt. Daher verbot sich eine Vereinheitlichung der von Max Weber verwendeten Umschriften und Transkriptionen. Wegen der oft uneinheitlichen Umschriften sei der Benutzer daher neben den Anmerkungen des Herausgebers ausdrücklich auf die im Anhang beigefügten Verzeichnisse aufmerksam gemacht. An dieser Stelle sei all jenen gedankt, die zum Zustandekommen dieses Bandes beigetragen haben. Zu nennen sind die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Bayerische Akademie der Wissenschaften, die über einen längeren Zeitraum die Arbeiten finanziell unterstützt haben, sowie die Werner-Reimers-Stiftung, Bad Homburg v.d.H., deren Atmosphäre und Förderung wesentlich zur Gewinnung editorischer Grundlagen beitrug. Zu danken habe ich den Herausgebern der Max Weber-Gesamtausgabe und dem Vorsitzenden der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. Knut Bochardt. Dr. Karl-Heinz Golzio hat seit Anbeginn die Editionsarbeiten begleitet und die Recherchen zur Kommentierung durchgeführt. Ohne seine unermüdlichen Nachforschungen und die Unterstützung durch das Indologische Seminar der Universität Bonn und andere Bibliotheken hätte die vorliegende Ausgabe nicht zustande kommen können. Dr. Maria Schetelich, Leipzig, hat das gesamte Manuskript vor der Drucklegung durchgesehen und hilfreiche Ratschläge beigesteuert. Herrn Prof. Dr. Wilfried Nippel, Berlin, danke ich für wertvolle Hinweise. Für alle Fehler und Versehen bin jedoch ich allein verantwortlich.

VIII

Vorwort

Besonders hilfreich war Dr. Karl-Ludwig Ay und sein Mitarbeiterstab von der Generalredaktion der Max Weber-Gesamtausgabe bei der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, dank d e s s e n geduldiger Betreuung und Beratung dieser Band überhaupt hat erscheinen können. Wolfenbüttel, im April 1996

Helwig Schmidt-Glintzer

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

[]

[...]

1 2 3 1) 2) 3)

a ! B' abc a' . a &

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§

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Seitenwechsel Hinzufügung des Editors Auslassung des Editors Indices bei Anmerkungen des Editors Indices bei Anmerkungen Max Webers Siglen für Webers Textfassungen in chronologischer Folge Indices für Varianten oder textkritische Anmerkungen Beginn und Ende von Varianten oder Texteingriffen und Paragraph Prozent siehe

A.,Ant., Antiq. A., As., Asiat a.a.O. AbBI Abt. A.D. adj. ägypt. altengl. altiran. Am. Anm. a.o.O. arab. AT Aufl.

Antiquary Asiatic, Asiatique am angegebenen Ort Abendblatt, Abendausgabe Abteilung anno domini Adjektiv ägyptisch altenglisch altiranisch American Anmerkung am obigen Ort arabisch Altes Testament Auflage

b.c., B.C. Bd. bes. buddh., buddhist. burmes. bzw.

before Christ Band besonders buddhistisch burmesisch beziehungsweise

ca. Calc. cf. eh., chapt. chines. C.R.

cirka Calcutta confer chapter chinesisch Census Report

X d.,D.,dt.,dtsch. das. ders. d. Gr. d.h. d.i. D.sc. ebd. ed. eigentl. engl. epigraph. Ep. Ind. etc. evtl. f. f., ff. Febr. franz. Frhr. G., Ges., Gesellsch. GARS

Siglen, Zeichen,

Abkürzungen

deutsch daselbst derselbe der Große das heißt das ist doctor scientiarum [S. 91 ] ebenda edited, edition, editor eigentlich englisch epigraphisch Epigraphia Indica et cetera eventuell feminin, für folgend(e) Februar französisch Freiherr

Gesch. gest. griech.

Gesellschaft Weber, Max, Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, 3 Bände. - Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1920-1921 [ 7 " 9 1988] Geschichte gestorben griechisch

H. hebr. hg., Hg. Hist.

Heft hebräisch herausgegeben, Herausgeber History

i.e. Imp., Imper. ind. Ind.A., Ind. Ant., Ind. Antiq., Indian Antiq. introd. italien.

id est Imperial indisch Indian Antiquary

J. J.A., Journal As., Journal Asiat, japan. Jh., Jahrh. J.ofthe Am.O.S..Journal oftheAm.O.S.

Journal Journal Asiatique

introduction italienisch

japanisch Jahrhundert Journal of the American Oriental Society

Siglen, Zeichen,

Abkürzungen

XI

JRAS, J.R.A.S., J.R.As. Soc.

Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland

kgl. Kon. Inst, korean. Konfuzianismusund Taoismus

königlich Koninklijk Instituut koreanisch —> Weber, Konfuzianismus und Taoismus

latein.

lateinisch

m. M., Morg., Morgenl. Mahabh. Matth. Mitt. mittellatein. MoBI. mongol. Muhamm. m.W. MWG

masculin Morgenland, morgenländisch Mahabharata Matthäus Mitteilung(en) mittellateinisch Morgenblatt, Morgenausgabe mongolisch Muhammadan meines Wissens Max Weber-Gesamtausgabe

n. n.Chr., nach Chr. Ned. Indie nia. nlederdtsch. No, Nr.

neutrum nach Christus Nederlandsch Indië neuindoarisch niederdeutsch Nummer

0.

Oriental opus citatum

op. cit. p. p-.pag. Parïcav. Ph.D. Phil. portugies. Public. R. RE reg. Rel., Relig. Religionswiss. resp. RGG Rs.

part page Pancavimsabrähmana Philosophical Dissertation Philosophie portugiesisch publication Royal Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, 3. Aufl., 22 Bände.-Leipzig: J.C. Hinrichs 1896-1913 regierte Religious, Religion Religionswissenschaft respektive Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 5 Bände. - Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1909-1913 Rupien (Rupies)

XII

Siglen, Zeichen,

Abkürzungen

s. S. S.,Soc. Samh. sc. Ser., Sér. singhales. Skt., Sansk. s.o. sog., sogen, s.u. Suppl. s.Z.

siehe Seite society Samhita sciiicet, gemeint ist Serie singhaiesisch Sanskrit siehe oben sogenannte(r) siehe unten Supplement seinerzeit

T. tibet. Tl. trad. transl. Trav. Ts.

Teil tibetisch Transliteration traduit translated Traveaux Transkription

u.a. Übers. Up. usw. u.v.a.m.

und andere, unter anderem Übersetzer Upanishads und so weiter und viele(s) andere(s) mehr

v.Chr., vorChr. V. d. Kgl. M.f.Völkerk. verb. verm. vgl. vol., Vol.,Vols. vorchristl.

von vor Christus Veröffentlichungen aus dem Königlichen Museum für Völkerkunde verbessert vermehrt vergleiche volume, volumes vorchristlich

Weber, Agrarverhältnisse Weber, Max, Agrarverhältnisse im Altertum, in: Handwörterim Altertum 1 , 2 , 3 buch der Staatswissenschaften, 2. S u p p l . - B a n d . - J e n a : Gustav Fischer 1897, S. 1 - 1 8 ; dass. in: Handwörterbuch der Staatswissenschaftenl 2 , ebd. 1898, S. 5 7 - 8 5 ; dass. in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften 1 3 , ebd. 1909, S. 5 2 - 1 8 8 (MWG I/6) Weber, Einleitung Weber, Max, Einleitung [zu: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen], in: Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S. 8 3 - 1 2 7 . Weber, Konfuzianismus Weber, Max, Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Konfuziaund Taoismus nismus und Taoismus. Schriften 1 9 1 5 - 1 9 2 0 , hg. von Helwig Schmidt-Glintzer in Zusammenarbeit mit Petra Kolonko (Max Weber-Gesamtausgabe, Abt. I: Schriften und Reden, Band 19). - Tübingen: J . C . B . Mohr (Paul Siebeck) 1989, —> auch das Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

Siglen, Zeichen, Weber, Zwischenbetrachtung WuG

Z.,Zeitschr. z.B. Z.D.M.G.,Z.D.M.Ges., Z.D.Morg.G.,Zeitschr. der Deutschen Morgenland. Gesellsch. z.T. Zwischenbetrachtung z.Z.

Abkürzungen

XIII

Weber, Max, Zwischenbetrachtung. Theorie der Stufen und Richtungen religiöser Weltablehnung, in: Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S. 4 7 9 - 5 2 2 Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft (Grundriß der Sozialökonomik, III. Abteilung). - Tübingen: J . C . B . Mohr (Paul Siebeck) 1922 [®1972] Zeitschrift zum Beispiel Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft

zum Teil - » Weber, Zwischenbetrachtung zurZeit

Einleitung*

1. Das Interesse an den Weltreligionen Max Webers Arbeiten zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen" bilden ein Textkorpus. Sie müssen einerseits in ihrem werkgeschichtlichen Zusammenhang, 1 andererseits vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen und geistigen Tendenzen der Zeit gesehen werden. 2 Bei der Behandlung der Religionen mit China zu beginnen und dann über Indien und den Islam zum Judentum und Christentum fortzuschreiten, war weit verbreitet. Aber wenn Georg Wilhelm Friedrich Hegel in seinen „Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte" mit der „orientalischen Welt" begonnen hatte und auch bei ihm Indien auf China folgte, verband er damit doch eine Stufentheorie. 3 Und auch Pierre Daniel Chantepie de la Saussaye stellte in allen Auflagen des von ihm herausgegebenen „Lehrbuchs der Religionsgeschichte" China an den Beginn des historischen Teils, dem nur die Behandlung der „sogenannten Naturvölker" vorangeht. Während in der ersten Auflage (1887) im „Historischen Teil" auf die Chinesen die Ägypter, die Babylonier und Assyrer folgen, werden bereits in der zweiten Auflage 1897 die Japaner hinzugenommen und die Inder den Indogermanen subsumiert, denen der gesamte zweite Band gilt. 4 * Manche Aspekte aus der Einleitung des Herausgebers zu Max Weber, Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Konfuzianismus und Taoismus (MWG 1/19), sind auch zum Verständnis dieses Bandes von Belang und müssen daher hier wiederholt werden. 1 Zum werkgeschichtlichen Zusammenhang siehe Schluchter, Wolfgang, Max Webers Religionssoziologie. Eine werkgeschichtliche Rekonstruktion, in: ders. (Hg.), Max Webers Sicht des antiken Christentums. Interpretation und Kritik. - Frankfurt am Main: Suhrkamp 1985, S.525-560 [hinfort zitiert als: Schluchter, Rekonstruktion]; siehe auch unten, S.25ff. 2 Zur religionsgeschichtlichen Schule als Hintergrund siehe Einleitung des Herausgebers zu Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S. 1 - 4 . 3 Die gleiche Abfolge findet sich in seinen „Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie". Siehe Hegel, Georg Wilhelm Friedrich, Werke 18. - Frankfurt am Main: Suhrkamp 1971, S. 138ff. Eine ähnliche Reihung findet sich zuvor bei Johann Gottfried Herder in „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Dritter Theil" (1787), in: Herders Sämmtliche Werke, 14. Band. - Berlin: Weidmannsche Buchhandlung 1909, S. 1 ff. 4 Chantepie de la Saussaye, P. D., Lehrbuch der Religionsgeschichte, 2 Bände. Freiburg i. Brsg.: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1887, 1888. - Dass., 2. völlig neu gearbeitete Aufl., 2 Bände. - Freiburg i. Brsg., Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1897. - Dass., 3., vollständig neu bearbeitete Aufl., 2 Bände. - Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1905.

2

Einleitung

Max Weber ist gegenüber solchen an Entwicklungsstufen orientierten Perspektiven an einer typologischen Gegenüberstellung interessiert. Er begründet die von ihm gewählte Reihenfolge seiner Studien zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen" mit „inneren Zweckmäßigkeitsgründen der Darstellung" 5 und betont, daß damit keine Werthierarchie impliziert sei. 6 Mit den „inneren Zweckmäßigkeitsgründen der Darstellung" bezieht sich Weber auf den Umstand, daß der, wie er es sieht, weltbejahende Konfuzianismus im „stärksten Gegensatz" stand einerseits zum Puritanismus 7 und andererseits zur weltverneinenden religiösen Ethik, wie sie sich in der indischen Religiosität entwickelt hatte. 8 Daraus erklärt sich auch die in Aufzählungen immer wiederkehrende feste Folge, der auch eine Begriffsreihe entspricht, wie sie sich unter anderem in der für sein Projekt der „Wirtschaftsethik der Weltreligionen" programmatischen Passage in „Wirtschaft und Gesellschaft" findet: „Will man die Schichten, welche Träger und Propagatoren der sog. Weltreligionen waren, schlagwörtlich zusammenfassen, so sind dies für den Konfuzianismus der weltordnende Bürokrat, für den Hinduismus der weltordnende Magier, für den Buddhismus der weltdurchwandernde Bettelmönch, für den Islam der weltunterwerfende Krieger, für das Judentum der wandernde Händler, für das Christentum aber der wandernde Handwerksbursche, sie alle nicht als Exponenten ihres Berufes oder materieller .Klasseninteressen', sondern als ideologische Träger einer solchen Ethik oder Erlösungslehre, die sich besonders leicht mit ihrer sozialen Lage vermählte." 9

Diese ausdrücklich nur äußerlich geographische Sequenz von Ost nach West, vom Konfuzianismus über den Hinduismus, den Buddhismus, den Islam und das Judentum zum Christentum, findet sich auch in der „Einleitung" zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen", allerdings sehr viel differenzierter und mit erheblichen Abweichungen in den Charakterisierungen der einzelnen Religionen. 1 0 Die „Theorie der Stufen und Richtungen religiöser Weltablehnung" überschriebene „Zwischenbetrachtung", 1 1 der die Rolle einer Überleitung zu

5 Über die Abfolge seiner Aufsätze sagt Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S.119: „Die Reihenfolge der Betrachtung ist - um auch das zu bemerken - nur zufällig geographisch, von Ost nach West gehend. In Wahrheit ist nicht diese äußere örtliche Verteilung, sondern sind, wie sich vielleicht bei näherer Betrachtung zeigt, innere Zweckmäßigkeitsgründe der Darstellung dafür maßgebend gewesen." 6 Daraus erklärt sich wohl, daß Weber in der „Einleitung", ebd., S. 116, betont, er wolle „die wichtigsten der großen Religionen individuell betrachten". 7 Ebd., S.451. 8 Siehe „Zwischenbetrachtung", ebd., S.479. 9 WuG1, S.293. 10 Siehe Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S. 86f. 11 Ebd., S.479-522.

Einleitung

3

W e b e r s z w e i t e r g r o ß e r A b h a n d l u n g zur „ W i r t s c h a f t s e t h i k d e r W e l t r e l i g i o n e n " über „ H i n d u i s m u s u n d B u d d h i s m u s " z u k o m m t , 1 2 b e g i n n t mit d e m Satz: „Das Gebiet der indischen Religiosität, in welches wir eintreten wollen, ist im stärksten Kontrast gegen China die Wiege der theoretisch und praktisch weltverneinendsten Formen von religiöser Ethik, welche die Erde hervorgebracht hat." 1 3 u n d e n d e t mit der F o r m u l i e r u n g : „Die dritte, durch ihre Konsequenz sowohl wie durch die außerordentliche metaphysische Leistung: Vereinigung virtuosenhafter Selbsterlösung aus eigener Kraft mit universeller Zugänglichkeit des Heils, strengster Weltablehnung mit organischer Sozialethik, Kontemplation als höchsten Heilswegs mit innerweltlicher Berufsethik, hervorragende Form der Theodicee war der indischen Intellektuellen-Religiosität eigentümlich, welcher wir uns nunmehr zuwenden." 1 4 O b w o h l d e r Begriff der „ W e l t r e l i g i o n "

seit d e n a c h t z i g e r J a h r e n d e s

19. J a h r h u n d e r t s d u r c h a u s geläufig ist, 1 5 v e r w e n d e t W e b e r ihn d o c h erst nach a n f ä n g l i c h e m Z ö g e r n . In der e b e n zitierten Stelle in d e m A b s c h i t t „ R e l i g i o n s s o z i o l o g i e " s p r i c h t er v o n „ s o g . W e l t r e l i g i o n e n " u n d an a n d e r e r Stelle v o n „ K u l t u r r e l i g i o n e n " , 1 6 ein Begriff, der i h m s e l b s t näher g e l e g e n z u h a b e n scheint. S o e r w ä g t er n o c h im S e p t e m b e r d e s J a h r e s 1 9 1 9 für die r e l i g i o n s s o z i o l o g i s c h e n A u f s ä t z e d e n Titel „ G e s a m m e l t e A u f s ä t z e z u r S o z i o l o g i e der K u l t u r r e l i g i o n e n " . 1 7 In der „ E i n l e i t u n g " , die z u e r s t 1 9 1 5 im D r u c k e r s c h i e n , hatte er freilich f o r m u l i e r t :

12 Siehe hierzu den Editorischen Bericht, ebd., S.59f., sowie unten, S.25f. Wolfgang Schluchter, Weltflüchtiges Erlösungsstreben und organische Sozialethik, in: Ders. (Hg.), Max Webers Studie über Hinduismus und Buddhismus. Interpretation und Kritik. - Frankfurt am Main: Suhrkamp 1984, S. 11, meint, Webers Studie über Hinduismus und Buddhismus „beginne" mit dieser „Zwischenbetrachtung". 13 Weber, Konfuzianismus undTaoismus, S.479. 14 Ebd., S.522. 15 So hat Karl Rosenkranz im Jahre 1858 einen Vortrag „Über den religiösen Weltprozeß der Gegenwart" gehalten; abgedruckt in: Ders., Neue Studien. Erster Band: Studien zur Culturgeschichte. - Leipzig: Erich Koschny 1875, S.297-325. - Die Verwendung des Begriffes „Weltreligion" steht in einer Tradition ähnlicher Begriffsbildungen wie „Weltgeschichte", „Weltbürgertum", „Weltliteratur", „Welträtsel" und „Weltkriege". Zur Begriffsgeschichte siehe auch den Artikel „Welt", in: Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, hg. von Otto Brunner, Werner Conze, Reinhart Koselleck, Band 7. - Stuttgart: Klett-Cotta 1992, S. 433-510. 16 WuG1, S.349. 17 Brief an Paul Siebeck vom 11. Sept. 1919, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. - Vgl. auch unten, S.37f., sowie Winckelmann, Johannes, Erläuterungsband zu Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie, 5., rev.

4

Einleitung

„Unter .Weltreligionen' werden hier, in ganz wertfreier Art, jene fünf religiösen oder religiös bedingten Systeme der Lebensreglementierung verstanden, welche besonders große Mengen von Bekennern um sich zu scharen gewußt haben." 1 8 Der A u s d r u c k „ W e l t r e l i g i o n " e n t s t a m m t der R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t 1 9 u n d w u r d e dort als E n t g e g e n s e t z u n g zu d e m Begriff „Volksreligion" gebraucht. A b r a h a m K u e n e n v e r w e n d e t e ihn in s e i n e m W e r k „Volksreligion u n d Weltr e l i g i o n " , 2 0 der Jenaer Orientalist Karl Völlers schrieb ein B u c h über „ D i e Weltreligionen in ihrem g e s c h i c h t l i c h e n Z u s a m m e n h a n g e " (1907), 2 1 und bei Wilhelm W u n d t ist der Begriff bereits etabliert. 2 2 Dabei w u r d e der A u s druck „ W e l t r e l i g i o n " unterschiedlich und z u m e i s t w e r t e n d gebraucht, w a s s c h o n in der G e g e n ü b e r s t e l l u n g z u m Begriff „ V o l k s r e l i g i o n " z u m A u s d r u c k k o m m t . Der Begriff „ K u l t u r r e l i g i o n " , d e n er auch ins A u g e gefaßt hatte, schien W e b e r , da er als G e g e n s a t z zu „ N a t u r r e l i g i o n " hätte v e r s t a n d e n w e r d e n k ö n n e n , offenbar nicht g e e i g n e t e r zu sein, so daß er letztlich d e n Begriff „ W e l t r e l i g i o n " vorzog, ihn aber „ i n ganz wertfreier A r t " v e r w e n d e t e .

Auflage. - Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1976, S.85f.; ders., Max Webers hinterlassenes Hauptwerk. -Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1986, S.142; dieser Neigung zum Begriff „Kulturreligion" entspricht auch die Verwendung des Ausdrucks „Kulturländer" in der „Vorbemerkung" (Weber, Vorbemerkung, S.6). 18 Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Band 41, Heft 1 (September-Heft 1915), S. 1; vgl. Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S. 83. 19 Zu den Begriffen Religionsgeschichte und Religionswissenschaft siehe Hardy, Edmund, Was ist Religionswissenschaft? Ein Beitrag zur Methodik der historischen Religionsforschung, in: Archiv für Religionswissenschaft 1, 1898, S.9-42; abgedruckt in: Lanczkowski, Günter (Hg.), Selbstverständnis und Wesen der Religionswissenschaft (Wege der Forschung, Band CCLXIII). - Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1974, S. 1 —29. 20 Kuenen, Abraham, Volksreligion und Weltreligion. Fünf Hibbert Vorlesungen. - Leiden 1882, dt. Berlin: Reimer 1883. 21 Völlers, Karl, Die Weltreligionen in ihrem geschichtlichen Zusammenhange. - Jena: Diederichs 1907. 22 Siehe Wundt, Wilhelm, Elemente der Völkerpsychologie. Grundlinien einer psychologischen Entwicklungsgeschichte der Menschheit. - Leipzig: Alfred Kröner 1912, der allerdings „nur zwei Weltreligionen im eigentlichsten Sinne dieses Wortes" anerkennt, nämlich Buddhismus und Christentum. Vgl. ebd., S.491. - Z u m „religionswissenschaftlichen Hintergrund" allgemein siehe Küenzlen, Gottfried, Unbekannte Quellen der Religionssoziologie Max Webers, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg.7, Heft 3, 1978, S. 215-227, hier S.218ff.; wiederholt in: Ders., Die Religionssoziologie Max Webers. Eine Darstellung ihrer Entwicklung. - Berlin: Duncker & Humblot 1980, S.62ff., sowie Kippenberg, Hans G., Max Weber im Kreise von Religionswissenschaftlern, in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, Jg.45, Heft 4,1993, S. 348-366.

Einleitung

5

Die Anfänge von Max Webers Beschäftigung mit außereuropäischen Religionen Auch wenn, wie Wolfgang Schluchter festgestellt hat, 1909 Webers späteres „religionssoziologisches Programm noch nicht zu erkennen" war 23 und er in den Jahren 1908/09 „hauptsächlich an den .Agrarverhältnissen im Altertum' und an der .Psychophysik der industriellen Arbeit'" arbeitete, 24 hatte Weber zwar bereits lange vorher weit über den Bereich Europas hinaus geblickt und sich Kenntnisse über andere Kulturen angeeignet. Die Ausweitung seiner religionssoziologischen Fragestellung auf andere Kulturen kam jedoch erst später. Den ersten Abschnitt „Vorbemerkungen" seines im Jahre 1898, also nur ein Jahr nach der ersten Auflage in wesentlich überarbeiteter Form erschienenen Beitrages „Agrarverhältnisse im Altertum" beginnt er mit dem Satz: „Den Siedelungen des Occidents ist im Gegensatz zu denjenigen der ostasiatischen Kulturvölker gemeinsam, daß [...]. 1 , 2 5

Sodann stellt er die Vieh-, insbesondere die Milchviehzucht im europäischen Okzident dem gartenmäßigen Ackerbau ohne Milchviehhaltung der ostasiatischen Kulturvölker gegenüber. Und auch die von ihm behandelten „Hauptgebiete der alten Kultur" umfassen in der zweiten Auflage seines Handwörterbuchartikels über die „Agrarverhältnisse im Altertum" bereits mehr als den Okzident im engeren Sinne, nämlich Mesopotamien, Ägypten und Altisrael und dann erst Griechenland, den Hellenismus, Rom und die Kaiserzeit. In der zweiten Auflage fügt Weber ein eigenes Kapitel über den Orient, den er in zwei Abschnitte über Ägypten und den asiatischen Orient unterteilt, ein. Hier bereits, also im Jahre 1898, zeigte sich, daß Weber die Eigenart des europäischen Okzidents durch Gegenüberstellungen mit an-

23 Schluchter, Rekonstruktion, S.530. 24 Weber, Max, Agrarverhältnisse im Altertum3 (MWG I/6), wiederabgedruckt in: Weber, Max, Gesammelte Aufsätze zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. - Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1924, S.1. Die Arbeit „Zur Psychophysik der industriellen Arbeit" erschien in Fortsetzungen im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik in den Bänden 27 bis 29 in den Jahren 1908 und 1909, wiederabgedruckt in Weber, Max, Zur Psychophysik der industriellen Arbeit. Schriften und Reden 1908-1912, hg. von Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Sabine Frommer (MWG 1/11).- Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1995, S. 162-380; siehe auch Schluchter, Rekonstruktion, S. 531. 25 Weber, Agrarverhältnisse im Altertum2, S.57. In der ersten Auflage von 1897 spricht Weber nicht von „ostasiatischen", sondern von „asiatischen Kulturvölkern". Siehe Weber, Agrarverhältnisse im Altertum1, S. 1. In der 3. Auflage von 1909 ist der Abschnitt „Zur ökonomischen Theorie der antiken Staatenwelt" überschrieben, und der Text lautet: „Den Siedelungen des europäischen Occidents ist im Gegensatz zu denjenigen der ostasiatischen Kulturvölker gemeinsam, daß [...]"; vgl. Weber, Agrarverhältnisse im Altertum3, S.52.

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deren, vornehmlich den asiatischen Kulturvölkern tiefer zu verstehen trachtete. In den „Agrarverhältnissen" spricht er davon, daß bei „den Asiaten" die „Erscheinungen primitiver Flurgemeinschaft, z.B. der occidentale Begriff von Mark und Allmende, fehlen." 2 6 Und er fährt fort: „Die Flurgemeinschaftselemente in den orientalischen Dorfverfassungen zeigen daher, soweit sie nicht überhaupt modernen Ursprungs, z. B. aus der Steuerverfassung hervorgegangen sind, ein von den europäischen ganz abweichendes Gepräge. - Und der gleiche Gegensatz trägt noch weiter. Auch der Individualismus des Herdenbesitzes mit seiner scharfen ökonomischen und sozialen Differenzierung, im Occident der primitive Ausgangspunkt des Feudalismus - fehlt den asiatischen Kulturvölkern." 2 7

In nähere Berührung mit außereuropäischen Religionen war Weber einmal durch seine Beziehung zu Angehörigen der von ihm selbst wiederum nicht unerheblich beeinflußten religionsgeschichtlichen Schule sowie dann durch den Heidelberger Eranos-Kreis gekommen. Einen Hinweis darauf, daß Weber in weitreichenderem Maße aber erst nach 1909/10 sein Blickfeld erweiterte und sich selbst eingehender mit dem Orient und anderen Weltreligionen beschäftigte, gibt Marianne Weber im „Lebensbild". Sie berichtet hier, daß es Weber, als „er dann (etwa um 1911) die religionssoziologischen Studien wieder aufnimmt, [...] in den Orient: nach China, Japan und Indien, dann zum Judentum und Islam" 2 8

gezogen habe. Einen Niederschlag fand dieses neue Interesse Webers bereits in dem 1913 erschienenen Aufsatz „Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie", 2 9 in dem sich, wie Wolfgang Schluchter festgestellt hat, in den Abschnitten I bis III, „besonders unter II, Bezüge auf Resultate vergleichender religionssoziologischer Forschungen" 3 0 finden. Damit ist unzweifelhaft, daß Weber im Jahre 1913 mit seinen religionssoziologischen Überlegungen nicht mehr in den Anfängen steckte.

26 Weber, Agrarverhältnisse im Altertum1, S. 1; Agrarverhältnisse im Altertum2, S.58; in der 3. Aufl., S.52, wird dieser Satz ergänzt durch den Halbsatz „oder doch einen anderen ökonomischen Sinn haben". 27 Weber, Agrarverhältnisse im Altertum2, S. 58. Diese Passage wurde nur unwesentlich gegenüber der ersten Auflage verändert. - In der 3. Auflage von 1909 veränderte Weber den letzten Satz zu: „Und auch der .Individualismus' des Herdenbesitzes mit seinen Folgen fehlt den ostasiatischen Völkern." 28 Weber, Marianne, Max Weber. Ein Lebensbild3. - Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1984, S.346; hinfort zitiert als Weber, Marianne, Lebensbild3. 29 Erschienen in: Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur, 4. Band, 3. Heft, 1913, S. 2 5 3 - 2 9 4 (MWG 1/12). 30 Schluchter, Rekonstruktion, S.531 f.

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Zwischen Max Webers Arbeiten der Jahre 1904 bis 1906 zum Protestantismus und seinen Studien zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen" hatte offenbar eine „Entdeckung" gelegen. 31 Insofern sind diese Studien nicht nur eine Fortsetzung und Entfaltung, sondern, wie Wolfgang Schluchter betont, eine Erweiterung von Thematik und Fragestellung. Von einer solchen „Entdeckung" Webers schreibt Marianne Weber, die diese in die Zeit zwischen 1909 und 1913 datiert: „Für Weber bedeutete diese Erkenntnis der Besonderheit des okzidentalen Rationalismus und der ihm zugefallenen Rolle für die abendländische Kultur eine seiner wichtigsten Entdeckungen. Infolge davon erweitert sich seine ursprüngliche Fragestellung nach dem Verhältnis von Religion und Wirtschaft nun zu der noch umfassenderen, nach der Eigenart der ganzen abendländischen Kultur."32

Diese Entdeckung prägte fortan Webers Denken in vielfältiger Hinsicht. Und daraus erklärt sich auch die später von ihm selbst betonte enge Beziehung zwischen seinen Arbeiten für „Wirtschaft und Gesellschaft" und seinen vergleichenden religionssoziologischen Studien. 33 Wirtschaftsethik Bereits in seiner spätestens im Jahre 1913 konzipierten und sicherlich erstmals auch niedergeschriebenen, im Jahre 1915 dann erschienenen „Einleitung" sprach Weber deutlich aus, was ihn bei der Untersuchung der „Wirtschaftsethik" interessierte, nämlich: „die in den psychologischen und pragmatischen Zusammenhängen der Religionen gegründeten praktischen Antriebe zum Handeln" , 3 4

Damit führte er methodisch weiter, was er in seinen Arbeiten zur Beziehung zwischen Protestantismus und Geist des Kapitalismus begonnen hatte. In der im Jahre 1919 verfaßten „Vorbemerkung" zu den „Gesammelten Aufsätzen zur Religionssoziologie" hat Weber dann noch deutlicher zum Ausdruck gebracht, worum es ihm im Unterschied zu den ProtestantismusStudien in den Studien zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen" ging. In jenen sei es ihm darum gegangen, „in einem wichtigen Einzelpunkt der meist am schwierigsten zu fassenden Seite des Problems näher zu kommen: der Bedingtheit der Entstehung einer .Wirtschaftsge31 Ebd., S. 528. 32 Weber, Marianne, Lebensbild3, S.349. 33 Zur Beziehung zwischen „Wirtschaft und Gesellschaft" und seinen vergleichenden religionssoziologischen Studien siehe auch die „Einleitung" des Herausgebers zu MWG 1/19, S.16f. 34 Weber, Konfuzianismus undTaoismus, S.85.

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sinnung': des .Ethos', einer Wirtschaftsform, durch bestimmte religiöse Glaubensinhalte, und zwar an dem Beispiel der Zusammenhänge des modernen Wirtschaftsethos mit der rationalen Ethik des asketischen Protestantismus." 3 5

Während er also dort „nur der einen Seite der Kausalbeziehung nachgegangen" sei, beschreibt er seine Absicht bei den Aufsätzen zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen" folgendermaßen: „Die späteren Aufsätze über die .Wirtschaftsethik der Weltreligionen' versuchen, in einem Überblick über die Beziehungen der wichtigsten Kulturreligionen zur Wirtschaft und sozialen Schichtung ihrer Umwelt, beiden Kausalbeziehungen soweit nachzugehen, als notwendig ist, um die Vergleichspunkte mit der weiterhin zu analysierenden okzidentalen Entwicklung zu finden. Denn nur so läßt sich ja die einigermaßen eindeutige kausale Zurechnung derjenigen Elemente der okzidentalen religiösen Wirtschaftsethik, welche ihr im Gegensatz zu andern eigentümlich sind, überhaupt in Angriff nehmen." 3 6

Und um möglichen falschen Erwartungen an seine Arbeiten von vornherein zu begegnen, schreibt er im Anschluß daran: „Diese Aufsätze wollen also nicht etwa als - sei es auch noch so gedrängte umfassende Kulturanalysen gelten. Sondern sie betonen in jedem Kulturgebiet ganz geflissentlich das, was im Gegensatz stand und steht zur okzidentalen Kulturentwicklung. Sie sind also durchaus orientiert an dem, was unter diesem Gesichtspunkt bei Gelegenheit der Darstellung der okzidentalen Entwicklung wichtig erscheint." 3 7

2. Der Fall Indien Indien war schon seit längerer Zeit ein Faszinosum für das intellektuelle Europa. Dort fand man seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert ein anderes Altertum als das der mediterranen Welt, und man erwartete eine „Orientalische Renaissance".38 Die allgemeine hohe Wertschätzung der orientalischen Studien und der Sanskritphilologie etwa eines Friedrich Schlegel wich allerdings bald einer zunehmenden Verselbständigung der sich professionalisierenden Philologien.39 Dies erklärt auch, warum Arthur Scho-

35 Weber, Vorbemerkung, S. 12. 36 Ebd., S. 12f. 37 Ebd., S. 13. 38 Siehe hierzu Schwab, Raymond, La renaissance orientale. - Paris: Payot 1950. Siehe auch die hier benutzte englische Übersetzung: Ders., The Oriental Renaissance. Europe's Rediscovery of India and the East. - New York: Columbia U. P. 1984. 39 Über die Indienbegeisterung der Romantiker und ihre Enttäuschungen siehe Hesselmann, Peter, Unveröffentlichte Briefe von Friedrich Schlegel, in: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft, Band 38 (1994).-Stuttgart: Kröner 1994, S . 3 - 3 5 , hierS. 19ff.

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p e n h a u e r , d e r sich vielfach auf Indien b e z o g , v o n d e n I n d o l o g e n e h e r g e r i n g s c h ä t z i g s p r a c h . 4 0 S c h o p e n h a u e r s c h r i e b im J a h r e 1 8 1 8 in d e r V o r r e d e zur e r s t e n A u f l a g e v o n „ D i e Welt als Wille u n d V o r s t e l l u n g " , daß „ d e r Einfluß d e r Sanskrit-Literatur nicht w e n i g e r tief e i n g r e i f e n w i r d als im 15. J a h r h u n d e r t die W i e d e r b e l e b u n g d e r g r i e c h i s c h e n " , 4 1 Indien w a r in d e r g e i s t i g e n Welt E u r o p a s im 19. J a h r h u n d e r t a l l g e m e i n präsent,42 und dies führte auch zu ersten komparatistischen Untersuchungen43 W e b e r s t a n d s e l b s t unter d e m Einfluß e i n e s A s i e n b i l d e s , in d e m Indien in b e s o n d e r s s t e r e o t y p e r W e i s e dargestellt w u r d e . S o s c h r i e b er: „Asien, und das heißt wiederum: Indien, ist das typische Land des intellektuellen Ringens einzig und allein nach .Weltanschauung' in diesem eigentlichen Sinn des Wortes: nach einem ,Sinn' des Lebens in der Welt." 4 4 Karl R o s e n k r a n z hatte 1 8 5 8 v o n A s i e n als d e m „ M u t t e r l a n d aller w e l t h i s t o r i s c h e n R e l i g i o n e n " g e s p r o c h e n . 4 5 D i e s e V o r s t e l l u n g hielt sich ü b e r

40 Arthur Schopenhauer, Paralipomena, Kapitel 16: Einiges zur Sanskritliteratur, §184, in: Sämtliche Werke, Band 5. - Stuttgart/Frankfurt am Main: Cotta/Insel 1965, S.468. „[...] so beschleicht mich der Verdacht, daß unsere Sanskritgelehrten ihre Texte nicht besser verstehen mögen als etwa die Sekundaner unserer Schule die griechischen". 41 Schopenhauer, Sämtliche Werke, Band 1, S.11. - Zu Schopenhauers Indien-Verständnis siehe Meyer, Urs Walter, Europäische Rezeption indischer Philosophie und Religion. Dargestellt am Beispiel von Arthur Schopenhauer.-Bern: Peter Lang 1994. Das Verhältnis einzelner zentraler Gestalten des 19. Jahrhunderts zu Indien ist Gegenstand von Monographien geworden, wie z. B. im Falle Richard Wagners: Suneson, Carl, Richard Wagner und die indische Geisteswelt. - Leiden: E. J. Brill 1989. 42 Zum Indienbild in Deutschland siehe auch Glasenapp, Helmuth v., Das Indienbild deutscher Denker. - Stuttgart: K. F. Koehler 1960, der Max Weber bezeichnenderweise nicht erwähnt; s.a. D. F. Lach, Asia in the Making of Europe. - Chicago und London: University of Chicago Press 1965ff. - Über die Indienbegeisterung seit etwa 1800 gibt Auskunft das „Lesebuch": Sehnsucht nach Indien. Ein Lesebuch von Goethe bis Grass, hg. von Veena Kade-Luthra. - München: C. H. Beck 1991. Zum Indienbild und der frühen Indologie siehe Dijk, Alphons van, Neohinduismus und Indologie am Beispiel der Beziehung Sri Aurobindo - Max Müller, in: Internationales Asienforum, Band 12,1981, No.2/3, S. 171 - 1 8 7 . Eine Bestandsaufnahme versucht auch die mit dem Titel „ Utopie - Projektion - Gegenbild. Indien in Deutschland" versehene Nummer 3 des 37. Jahrgangs der Zeitschriftfür Kulturaustausch, von 1987. Siehe auch die Bibliographie „Indien im Buch" des Instituts für Auslandsbeziehungen (Schriftenreihe des Instituts für Auslandsbeziehungen Stuttgart, Reihe Dokumentation, Band 17). - Stuttgart 1983. 43 Siehe z.B. W. E. Hearn, The aryan household; its structure and its development. An Introduction to comparative Jurisprudence, London/Melbourne 1879. 44 Siehe unten, S. 528. 45 Rosenkranz, Karl, „Über den religiösen Weltprozeß der Gegenwart", in: Ders., Neue Studien. Erster Band: Studien zur Culturgeschichte. - Leipzig: Erich Koschny 1875, S.303.

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lange Zeit, u n d v o n d e m O s t e n als d e r „ W i e g e der R e l i g i o n e n " ist d a n n a u c h 1 9 2 0 in e i n e r B e s p r e c h u n g v o n B a n d 1 der „ G e s a m m e l t e n A u f s ä t z e " d i e Rede, w o e s u.a. heißt: „Ein ganz wundervolles Werk sind die .Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie'von Max Weber, deren ersten Band J. [siel] B. Mohr, Tübingen, vorlegt. Hier ist wirklich Religion in die Welt hineingeschrieben oder, auch so kann man sagen, die unendliche Fülle des Lebens um uns auf ihre letzten religiösen Wurzeln gedeutet. Für den Kulturhistoriker und Politiker ein Buch von unschätzbarem Wert. Mit souveräner Urteilskraft verfolgt Weber die soziologischen Auswirkungen des Protestantismus. Am fruchtbarsten ist der große Aufsatz über die Wirtschaftsethik der Weltreligionen, weil er den Blick weitet nach jenem Osten, der die Wiege der Religionen war, dessen Rätsel zu lösen uns heute mehr denn je notwendig ist." 4 6 Die A u s e i n a n d e r s e t z u n g i n s b e s o n d e r e mit d e r i n d i s c h e n u n d der c h i n e s i s c h e n Religiosität war zu j e n e r Zeit T h e m a a u c h in v i e l e n k i r c h l i c h e n K r e i s e n u n d s t a n d unter der Frage, d i e A l b e r t S c h w e i t z e r f o l g e n d e r m a ß e n f o r m u l i e r t e : „ W i e aber setzt sich d a s C h r i s t e n t u m mit d e m B r a h m a n i s m u s , d e m B u d d h i s m u s , d e m H i n d u i s m u s u n d der c h i n e s i s c h e n Religiosität a u s e i n a n d e r , in d e n e n t i e f e s u n d e i g e n a r t i g e s N a c h d e n k e n ü b e r G o t t u n d die Welt v o r l i e g t . " 4 7 Ü b e r das a u c h bei d e n R e l i g i o n s w i s s e n s c h a f t l e r n g e s t i e g e n e 4 8 I n t e r e s s e a m B u d d h i s m u s s e i n e r Zeit s c h r e i b t H e i n r i c h H a c k m a n n : „Der Buddhismus findet neuerdings in Europa immer stärkere Beachtung. Zwei Gründe wären vielleicht hauptsächlich dafür anzuführen. Einmal haben die meisten Arbeiten der historisch-philologischen Forschung, welche sich auf Indien und sodann auf das zentrale und östliche Asien richten, wieder und wieder mit dem Buddhismus zu tun, da das gesamte Geistesleben dieser Länder zu der genannten Religion in innigster Beziehung steht. Andererseits hat eine philosophisch-religiöse Bewegung des modernen Abendlandes den Buddhismus mehr in den Vordergrund gezogen.

46 Vossische Zeitung vom 19. Dezember 1920. 47 Schweitzer, Albert, Das Christentum und die Weltreligionen. - München: C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung Oskar Beck 1914, S.21. 48 Siehe zum Beispiel den Bericht von H. Oldenberg, Der indische Buddhismus (1907-1909), in: Archiv für Religionswissenschaft, Band 13,1910, S.578-614. 49 Hackmann, Heinrich, Der Ursprung des Buddhismus und die Geschichte seiner Ausbreitung. Der Buddhismus, 1. Teil, 2. durchges. Aufl. - Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1917, S . 1 . - Z u Heinrich Hackmanns Verhältnis zur sog. „Religionsgeschichtlichen Schule" siehe Lüdemann, Gerd, und Martin Schröder, Die Religionsgeschichtliche Schule in Göttingen. - Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1987. - Eine zusammenfassende Studie über die Begegnung des Okzidents mit dem Buddhismus ist Lubac, Henri de, La rencontre du bouddhisme et de l'occident. - Paris: Aubier 1952.

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W e b e r s t a n d der I n d i e n b e g e i s t e r u n g s e i n e r Z e i t d u r c h a u s s k e p t i s c h g e g e n ü b e r , o b w o h l er v o n der I n d i e n r e z e p t i o n u n d ihren Folgen nicht u n b e einflußt w a r . 5 0 N i e t z s c h e s e l b s t hatte sich im „ W i l l e n zur M a c h t "

einen

„ e u r o p ä i s c h e n B u d d h i s t e n " g e n a n n t . 5 1 Z u g l e i c h gab e s e i n e Form e u r o p ä i s c h e r S e l b s t b e s p i e g e l u n g , bei der sich Frankreich als C h i n a d e s W e s t e n s v e r s t a n d , w o h i n g e g e n D e u t s c h l a n d das Indien d e s A b e n d l a n d e s s e i . 5 2 In e n g e m Z u s a m m e n h a n g hiermit steht a u c h die in d e n e u r o p ä i s c h e n L ä n d e r n durchaus unterschiedliche Indienrezeption.53 Indienfahrt u n d I n d o l o g i e Im Z u g e e i n e r A s i e n b e g e i s t e r u n g i n s b e s o n d e r e unter A n g e h ö r i g e n d e r e u r o p ä i s c h e n B i l d u n g s e l i t e in der Zeit u m 1 9 0 0 w a n d t e n sich viele I n d i e n u n d a n d e r e n asiatischen K u l t u r e n zu, u n d m a n c h e reisten s e l b s t dort h i n . 5 4 A m b e k a n n t e s t e n s i n d hier die N a m e n W a l d e m a r B o n s e i s , 5 5 Max D a u t h e n d e y , H e r m a n n H e s s e , 5 6 Elisabeth v o n H e y k i n g , H e r m a n n Graf K e y s e r l i n g , A l f o n s Paquet und Stefan Z w e i g . W e b e r , der a u c h die M o d e n s e i n e r Z e i t w a h r n a h m , 5 7 w a n d t e sich g e g e n s o l c h e „ S c h a u " 5 8 e b e n s o w i e g e g e n d e n

50 Zu Webers Quellen siehe auch unten, S. 13ff. 51 Zur Entwicklung und Geschichte des Buddhismus in Deutschland siehe Kantowsky, Detlef, Buddhismus in Deutschland heute. Beitrag zum Colloquium „Das deutsche Interesse an Indien - Utopie und Antiutopie". - Bad Homburg: Werner Reimers Stiftung, 29.9.-1.10.1986. Manuskript. 52 Zu den nationalen Unterschieden siehe auch Schwab, Raymond, op. cit. 53 Siehe hierzu Marshall, P. J., The British Discovery of Hinduism in the Eighteenth Century. - London: Cambridge University Press 1970; Willson, A. Leslie, A Mythical Image: The Ideal of India in German Romanticism. - Durham, North Carolina: Duke University Press 1964. 54 Zum Asienbild in der deutschen Literatur um 1900 jetzt zusammenfassend Günther, Christiane C., Aufbruch nach Asien. Kulturelle Fremdein der deutschen Literatur um 1900. - München: ludicium Verlag 1988; zu „Hugo von Hofmannsthal und Asien" siehe den Beitrag von Hartmut Zelinsky in: Roger Bauer u.a. (Hg.), Fin de Siècle. Zur Literatur und Kunst der Jahrhundertwende. - Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann 1977, S. 508-566. 55 Bonseis, Waldemar, Indienfahrt. - Frankfurt a. M.: Rütten & Loening 1916; siehe dazu den Sammelband: Indien als Faszination. Stimmen zur „Indienfahrt" Waldemar Bonseis (AmbacherSchriften6).-Wiesbaden: O. Harrassowitz 1990. 56 Hermann Hesse hatte sein 1922 erschienenes Werk „Siddhartha. Eine indische Dichtung" nach eigener Aussage als „ein sehr europäisches Buch" gesehen und es als „Ausdruck meiner Befreiung vom indischen Denken" bezeichnet. Siehe den Brief vom 18.1. 1925 an Hans Rudolf Schmidt, in: Michels, Volker (Hg.), Materialien zu Hermann Hesses .Siddhartha', Band 1.-Frankfurt am Main: Suhrkamp 1986, S. 2 0 2 . - V g l . Huber, Friedrich, Zur Verarbeitung indischer Traditionen in Hermann Hesses „Siddhartha", in: Zeitschrift für Religions-und Geistesgeschichte, Jg. 45, Heft 2,1993, S. 136-151. 57 Siehe z. B. Lepsius, M. Rainer, Max Weber in München. Rede anläßlich der Enthüllung einer Gedenktafel, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 6, Heft 1, Januar 1977, S. 103-118. 58 Siehe Weber, Vorbemerkung, S. 14.

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„Kaffeehausintellektualismus".59

Ernst T r o e l t s c h b e m e r k t e nach

einem

H i n w e i s auf Erich v. Kahler u n d d e s s e n W e r k , Der Beruf der W i s s e n s c h a f t (1920), der W e b e r z u m r e p r ä s e n t a t i v e n „ V e r t r e t e r der alten a b s t e r b e n d e n W i s s e n s c h a f t " g e m a c h t u n d ihm die P h i l o s o p h i e der G e o r g e - S c h u l e e n t g e gengehalten habe:60 „ W e b e r verweist sehr gereizt diese Philosophie des S c h a u e n s u n d E r k e n n e n s in das K i n o o d e r d e n K o n v e n t i k e l , R e l i g i o n s - S o z . 1 4 . " 6 1 A n d e r e r s e i t s hat sich W e b e r w o h l a u c h d e m z e i t g e n ö s s i s c h e n Ind i e n b i l d nicht g a n z v e r s c h l i e ß e n k ö n n e n , das a u c h stark v o n Erotik- u n d O r g i a s t i k - V o r s t e l l u n g e n g e p r ä g t war, w i e sie. sich e t w a in d e r E r s c h e i n u n g der h o l l ä n d i s c h e n E n t k l e i d u n g s t ä n z e r i n Mata Hari alias M a r g a r e t h a G e e r truida Z e l l e ( 1 8 7 6 - 1 9 1 7 ) n i e d e r g e s c h l a g e n hat, die a m M o r g e n d e s 15. O k t o b e r 1 9 1 7 im Park d e s S c h l o s s e s v o n V i n c e n n e s w e g e n

angeblicher

Spionagetätigkeit hingerichtet w u r d e . 6 2 B e m e r k e n s w e r t e r w e i s e b e h a n d e l t W e b e r J a p a n nicht g e s o n d e r t , s o n d e r n im Z u s a m m e n h a n g der I n d i e n - S t u d i e . Dies ist nicht nur e i n e Folge d e s U m s t a n d e s , daß der B u d d h i s m u s in J a p a n e i n e p r ä g e n d e Rolle g e s p i e l t hat,

59 Siehe WuG1, S.295f. 60 Kahler, Erich von, Der Beruf der Wissenschaft. - Berlin: Georg Bondi 1920, S. 8. Zur November 1919 datierten „Vorbemerkung" zu dieser Schrift hat von Kahler noch kurz vor Erscheinen folgende Fußnote gesetzt, S.5: „Knapp vor der Ausgabe dieses Buches ergreift uns tief die Nachricht von dem plötzlichen Tode Max Webers. Was hier ausgetragen wird ist nicht der Kampf gegen eine Person, es ist der Kampf zwischen zwei Wesensgründen, zwischen Zeitaltem. So bleibt uns nur übrig, soweit die Person unsres Gegners betroffen ist, an seinem Grab noch einmal die rückhaltlose Ehrerbietung vor einem ungemeinen, tapferen und groß getragenen Leben anzusprechen, die ja durch all unsre Fehde hin in dieser Schrift immer festgehalten erscheint. 16. Juni 1920." 61 Troeltsch, Ernst, Der historische Entwicklungsbegriff in der modernen Geistes- und Lebensphilosophie. II. Die Marburger Schule, die südwestdeutsche Schule, Simmel., in: Historische Zeitschrift 124,1921, S. 377-447, hier S. 421. 62 Die in der Fassung letzter Hand der „Zwischenbetrachtung" hinzugefügten Bemerkungen über Erotik und Orgiastik - siehe die Zusätze in MWG 1/19, S. 507 und 509f. mögen von solchen Vorstellungen geprägt gewesen sein; Wolfgang Schluchter jedenfalls wendet sich gegen Eduard Baumgartens Versuch zu zeigen, Webers Einschätzung der „Lebensmacht Sexualität und Erotik" habe sich wohl in Abhängigkeit von persönlichen Erfahrungen geändert. Siehe Wolfgang Schluchter, in: Ders. (Hg.), Max Webers Studie über Hinduismus und Buddhismus. Interpretation und Kritik. - Frankfurt am Main: Suhrkamp 1984, S. 60. - Bemerkenswert auch der Zusatz über die Musik in Webers Zwischenbetrachtung, S. 501. - Zur Sonderstellung der Erotik siehe auch ebd., S.504ff. Vgl. auch Cornelia Klinger, Flucht, Trost, Revolte. Die Moderne und ihre ästhetischen Gegenwelten. - München: Carl Hanser 1995, S. 10ff. - Die Bedeutung, die Weber der Rolle des Krieges hier wie in den Studien über Konfuzianismus und Taoismus sowie zum Antiken Judentum beimißt, steht zweifellos im Kontext der Erfahrungen des 1. Weltkrieges. Vgl. Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S.491 ff.

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sondern hängt auch damit zusammen, daß Japan erst verhältnismäßig spät von der Religionswissenschaft entdeckt wurde. 63 Ob es einen Einfluß von Karl Rathgen gab, der 1 8 8 2 - 1 8 9 0 o. Professor an der Reichsuniversität Tokyo war und später (seit 1907) am deutschen Kolonial-Institut in Hamburg lehrte, ist unbekannt.

3. Max Webers Quellen Max Weber mußte sich, wie auch bei seinen Studien zu Konfuzianismus und Taoismus, auf die Sekundärliteratur und die Texteditionen seiner Zeit stützen. 64 Diese war in reichem Maße vorhanden, zumal es neben den Missionarsberichten und der durch die britische Kolonialverwaltung veranlaßten Literatur auch in Deutschland, wo 1818 der erste Lehrstuhl für Indologie in Bonn eingerichtet und mit August Wilhelm von Schlegel (1767-1845) besetzt worden war, eine reiche akademische Literatur gab. Darauf wie auf eine Reihe von Zeitschriften konnte sich Weber stützen. Einen beträchtlichen Teil der von Weber benutzten Literatur machen die von Missionaren verfaßten Werke aus. Manche davon gehören zu den zu jener Zeit in der westlichen Welt am meisten gelesenen Büchern über Indien. Andere Werke sind inzwischen selbst zu „Quellen" geworden, die längst vergangene Zustände dokumentieren, wie etwa der „Census of India" (siehe Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur, unten, S. 651 ff.). Weber hat die von ihm zu Rate gezogene Literatur, wenn auch mit oft ungenauen bibliographischen Angaben, in seinem Werk selbst weitgehend aufgeführt, wobei auffällt, daß er sich nicht selten einseitig auf eine Darstellung stützt und widersprechende oder davon abweichende Darstellungen in anderen sonst von ihm zitierten Werken unberücksichtigt läßt. Dieser Selektivität im Umgang mit seiner Gewährsliteratur, die den Reflexionsstand der Indienkenntnisse in der akademischen Welt während der Zeit des Ersten Weltkriegs spiegelt, ist im erläuternden Kommentar des Herausgebers Rechnung getragen worden. Symptomatisch für die Reflexion über die nichteuropäische Welt ist das ganze 19. Jahrhundert hindurch die prononcierte Gegenüberstellung von

63 So schreibt Hans Haas in dem Bericht „Religion der Japaner 1905-1908", in: Archiv für Religionswissenschaft, Band 13,1910, S. 373-397, auf S. 373: „Japan wird im .Archiv' zum erstenmal in die Berichterstattung einbezogen." 64 Siehe allgemein zur Verwendung indologischer Literatur durch Max Weber die kritische „Nachlese" von Karl-Heinz Golzio, Zur Verwendung indologischer Literatur in Max Webers Studie über Hinduismus und Buddhismus, in: Schluchter, Wolfgang (Hg.), Max Webers Studie über Hinduismus und Buddhismus, S. 363-373.

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Einleitung

Orient und Okzident einerseits und China und Indien andererseits. So steht ähnlich wie bei Hegel auch bei anderen Autoren Indien zu China in dem „stärksten denkbaren Gegensatz." 6 5 Dieses das 19. und frühe 20. Jahrhundert kennzeichnende Denken in Gegensätzen muß vor dem Hintergrund der neuen Reflexionen über die Konstruktion des Fremden und speziell des Orients gesehen werden. 6 6 Auch wenn in der vorliegenden Ausgabe in den Anmerkungen des Herausgebers eine große Zahl der Quellen Max Webers namhaft gemacht werden, so ist es doch nicht die Aufgabe des Editors gewesen, Webers Ausführungen auf den Wissensstand seiner Zeit zu beziehen und lückenlos zu ermitteln, wo er sich der Gedanken und Begriffe anderer bediente und wo er eigene Wege ging, sondern es sollte für Überlegungen in diese Richtung lediglich eine bessere Grundlage geschaffen werden. Bei der Behandlung vieler Fragen folgt Weber offenbar weit verbreiteten Vorstellungen, und ganz deutlich ist er der indologischen Literatur seiner Zeit verpflichtet. Bei allem aber hat Weber nicht den durchaus provisorischen Charakter seiner Arbeiten verkannt, wenn er im Jahre 1919 in der „Vorbemerkung" schreibt: „Der Sinologe, Indologe, Semitist, Ägyptologe wird in ihnen natürlich nichts ihm sachlich Neues finden. Wünschenswert wäre nur: daß er nichts zur Sache Wesentliches findet, was er als sachlich falsch beurteilen muß. [...] Es ist ja ganz klar, daß jemand, der auf die Benützung von Übersetzungen und im übrigen darauf angewiesen ist, über die Art der Benutzung und Bewertung der monumentalen, dokumentarischen oder literarischen Quellen sich in der häufig sehr kontroversen Fachliteratur zu orientieren, die er seinerseits in ihrem Wert nicht selbständig beurteilen kann, allen Grund hat, über den Wert seiner Leistung sehr bescheiden zu denken. Um so mehr, als das Maß der vorliegenden Übersetzungen wirklicher .Quellen' (d.h. von Inschriften und Urkunden) teilweise (besonders für China) noch sehr klein ist im Verhältnis zu dem, was vorhanden und wichtig ist. Aus alledem folgt der vollkommen provisorische Charakter dieser Aufsätze, insbesondere der auf Asien sich beziehenden Teile. [...] Sie sind in einem ungleich stärkeren Maß und Sinn dazu bestimmt, bald .überholt' zu werden, als dies letztlich von aller wissenschaftlicher Arbeit gilt." 67

65 Rosenkranz, Karl, „Über den religiösen Weltprozeß der Gegenwart", in: Ders., Neue Studien. Erster Band: Studien zur Culturgeschichte. - Leipzig: Erich Koschny 1875, S.308. 66 Siehe Osterhammel, Jürgen, Kulturelle Grenzen in der Expansion Europas, in: Saeculum46,1995, S.101 -138. Siehe auch Ders., Distanzerfahrung. Darstellungsweise des Fremden im 18. Jahrhundert, in: Hans-Joachim König u.a. (Hg.), Der europäische Beobachteraußereuropäischer Kulturen. Zur Problematik der Wirklichkeitswahrnehmung (Zeitschriftfür historische Forschung, Beiheft 7). - Berlin: Duncker & Humblot 1989, S.9-42. Nicht unwesentlich ist die in den USA, zuletzt aber auch in Europa geführte Debatte angeregt worden durch Said, Edward W., Orientalism. - New York: Random House 1978. 67 Weber, Vorbemerkung, S. 13f.

Einleitung

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Die kritische Sichtung der von Weber benutzten Literatur befindet sich, ebenso wie die Historisierung der orientalistischen Fächer, erst in den Anfängen. Die Rezeption der Studie hat gleichwohl die Zeitgebundenheit der von Weber benutzten Literatur zu berücksichtigen. So sind frühere Darstellungen des Kastenwesens insbesondere im Hinblick auf die Vorurteile der christlichen Missionare ebenso zu überprüfen, 6 8 wie eine Rekonstruktion des Faches Indologie sowie des Selbstverständnisses der indischen Eliten und der indischen Kulturen überhaupt erst eine Voraussetzung für die Kritik an Webers Vorgehensweise im Einzelnen und für das Überdenken seiner Fragestellung ist. 69 Webers Umgang mit der indologischen Literatur wird aus den Herausgeber-Kommentaren im vorliegenden Band deutlich. Bereits kurz nach Erscheinen ist auf Webers Art der Benutzung der indologischen Literatur hingewiesen worden, etwa von Hans Haas, der schrieb: „Daß die tausend Werke nur eben ad hoc gelesen sind, ist nicht zu verkennen; auch das nicht, daß sie sehr rasch gelesen wurden. Der kleinen Einzelversehen (wie etwa wenn II, 303 [unten, S.442] Amida als der in ganz Ostasien populärste Schüler des Buddha figuriert, der da zu den fünf höchsten Göttern gehöre!) ist natürlich Legion. Von eigentlichem Belang sind diese Unvollkommenheiten, in Ansehung dessen, daß niemand sich wird einfallen lassen, die drei Bände Webers als Lehrbuch der allgemeinen Religionsgeschichte zu nützen, nicht. Wie dagegen der Fachmann der einzelnen Gebiete sich nicht ohne Gewinn vom Verf. seine resp. Religion unter dem besonderen Aspekt wird zeigen lassen, unter dem sie der Betrachtung unterzogen ist, so lohnt sich die Lektüre der Aufsätze nicht minder dem Theologen, besonders dem Theologen natürlich, der für ein Werk wie das große Buch von Tröltsch ,Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen' Interesse hat, das, von eigenen und sehr weit gespannten Gesichtspunkten die Universalgeschichte der Ethik des okzidentalen Christentums behandelnd, die Arbeit Webers ergänzt. Kommt es Tröltsch mehr auf die Lehre an, so Weberauf die praktische Wirkung der Religion." 70

68 Siehe Forrester, Duncan B., Caste and Christianity: Attitudes and Policies on Caste of Anglo-Saxon Protestant Missions in India. - London: Curzon Press, Humanities Press 1980. 69 Siehe hierzu Schmidt-Glintzer, Helwig, Kommentar zu den Beiträgen von S. Munshi und Y. Shiba, in: Jürgen Kocka (Hg.), Max Weber. Der Historiker. - Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1986, S. 257-259. Studien zur bengalischen Renaissance und der besonderen Ausprägung indologischen Wissens bzw. von Indienbildern sind u.a. Gupta, Atulchandra (Hg.), Studies in the Bengal Renaissance. - Jadavpur: The National Council of Education, Bengal 1958; Kopf, David, British Orientalism and the Bengal Renaissance. The Dynamics of Indian Modernization 1773-1835. - Berkeley and Los Angeles: University of California Press 1969. Zu den national unterschiedlichen Ausprägungen der Indienrezeption in Europa siehe oben, S. 11. 70 Orientalische Literaturzeitung, 25. Jahrgang, Nr. 11, November 1922, Spalte 458-460, hier Spalte 459.

Einleitung

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4. Zur Rezeption des Werkes in der zeitgenössischen

Kritik

G e w i s s e r m a ß e n n o c h z u m E n t s t e h u n g s k o n t e x t s i n d e r s t e R e a k t i o n e n auf das W e r k Max W e b e r s zu r e c h n e n . G a n z a l l g e m e i n charakterisiert Ernst T r o e l t s c h Max W e b e r in e i n e m A u f s a t z v o n 1 9 2 1 . Er sieht W e b e r in der Reihe der

„südwestdeutschen Schule"

nach W i l h e l m W i n d e l b a n d

und

H e i n r i c h Rickert als „ d r i t t e H a u p t f i g u r " u n d z u g l e i c h als e i n e n „ d e r m ä c h t i g sten d e u t s c h e n M e n s c h e n u n d der u m f a s s e n d s t e n , z u g l e i c h m e t h o d i s c h s t r e n g s t e n G e l e h r t e n d e s Z e i t a l t e r s " 7 1 u n d fährt fort: „Durch die Begriffsschärfe und Institutionenkunde der Jurisprudenz, dann durch den praktischen Realismus und die Weltweite der Sozialökonomie hindurchgegangen, wurde er schließlich zum Philosophen, und zwar zum Geschichts- und Kulturphilosophen. Als solcher nahm er vor allem das Marxistische Problem auf, um es umund fortzubilden." 7 2 Und etwas später: „Er untersuchte durch die ganze Weltgeschichte hin die sozialökonomischen Gebilde und ihren jeweiligen Zusammenhang mit den übrigen Kulturelementen, dabei nach allgemeinen, sorgfältig definierten Stufen und Typen strebend, aber auch innerhalb jeder Stufe die Sondergebilde zugleich individuell erfassend. Sein Hauptziel bei diesen Untersuchungen war: den Sondercharakter der abendländischen Kultur, ihrer sozialen und geistigen Probleme zu erleuchten. Er beruht ihm auf der Verbindung des griechischen Rationalismus, der ursprünglichen Siedelungsbedingungen und geographischen Verhältnisse, der freien Arbeit und des konstruktivorganisatorischen arbeitsteiligen Geistes der abendländischen Staaten und ihrer Gesellschaft." 7 3 Einen Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n d e n A b s c h l u ß a r b e i t e n W e b e r s an d e n „ G e s a m m e l t e n A u f s ä t z e n zur R e l i g i o n s s o z i o l o g i e " u n d d e m W e r k O s w a l d S p e n g l e r s „ D e r U n t e r g a n g d e s A b e n d l a n d e s " kann man z u m i n d e s t v e r m u t e n . 7 4 S o s c h r e i b t Ernst T r o e l t s c h kurz nach W e b e r s T o d a m S o n n a b e n d , 19. J u n i 1 9 2 0 in der D e u t s c h e n A l l g e m e i n e n Z e i t u n g : 7 5

71 Troeltsch, Ernst, Der historische Entwicklungsbegriff in der modernen Geistes- und Lebensphilosophie. II. Die Marburger Schule, die südwestdeutsche Schule, Simmel, in: Historische Zeitschrift, 124. Band, 1921, S. 377-447; Zitat auf S. 415. 72 Ebd. 73 Ebd. S.416f. 74 In der von Weber benutzten und erhaltenen Ausgabe des ersten Bandes von 1919 finden sich eine Reihe von Marginalien und Anstreichungen Webers, der darin mehrfach auf Indien, auch auf Japan hinweist. Siehe Spengler, Oswald, Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte. 1. Band: Gestalt und Wirklichkeit. 3., unv. Aufl.-München: C. H. Beck 1919. 75 Deutsche Allgemeine Zeitung 59, Nr. 290 vom 19. Juni 1920, AbBI. - Zur Beziehung zwischen Max Weber und Ernst Troeltsch siehe auch Friedrich Wilhelm Graf, Fachmen-

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„Schließlich gewann ihn, mit der preußischen Regierung rivalisierend, München, wo er gleichfalls rasch eine überragende Stellung einnahm. Charakteristisch ist, daß er in einem berühmt gewordenen Seminar Spengler zur Auseinandersetzung über dessen Untergangsbuch einlud und mit ihm und den Studenten die ganze Materie durchdiskutierte. Dort hat ihn mitten aus den Arbeiten an seiner Soziologie der Tod herausgerissen, ähnlich erschütternd wie Treitschkes Tod vor seinem fünften Bande, der die erste wirkliche Geschichte der deutschen Revolution gewesen wäre.1176 Erste Stimmen zu Webers Aufsätzen zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen" finden sich in den Nachrufen, die sich allerdings noch nicht auf die Buchausgabe von „Hinduismus und Buddhismus" beziehen können, die erst am 6. Januar 1921 ausgeliefert wurde. 7 7 So schreibt etwa Josef Schumpeter in seinem am 7.August 1920 publizierten, „Max Webers Werk" überschriebenen Nachruf: „Das materielle Komplement zu diesen Leistungen sind dann seine Arbeiten: ,Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus' und ,Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen'. [...] Sie sind nicht nur die besten soziologischen Leistungen Deutschlands, sondern auch das Zentrum einer deutschen Soziologenschule und 78 haben unendlich fruchtbar gewirkt. " Emil Lederer, damals Redaktionssekretär des „Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpoltik", veröffentlicht einen Nachruf, 7 9 in dem er über die „Wirtschaftsethik der Weltreligionen" schreibt: „Was aber insbesondere seine letzten großen Beiträge über die Wirtschaftsethik der Weltreligionen anlangt (vor vielen Jahren auf das Fruchtbarste durch die grundlegende Abhandlung über ,Die protestantische Ethik und den Geist des Kapitalismus' eingeleitet), so bedeuten sie eine völlig neue Epoche, zumal für die soziologische Forschung. Es mag heute noch strittig sein, ob und welche Gesamtanschauung für die Menschheitsgeschichte aus diesem monumentalen Werke erwachsen wird - hier ist die ganze ungeheuere Welt der transzendentalen Bildungen bewältigt, und der sozialen Einsicht erobert. Und damit ist diese selbst, ist Sozialwissenschaft im weitesten Sinne in die Universalgeschichte des menschlichen Geistes eingegliedert. schenfreundschaft. Bemerkungen zu „Max Weber und Ernst Troeltsch", in: Mommsen, Wolfgang J„ und Schwentker, Wolfgang (Hg.), Max Weber und seine Zeitgenossen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, S.313-336. 76 Troeltsch hatte sich kurz zuvor selbst mit dem 1918 erschienenen 1. Band des Spengler'schen Werkes auseinandergesetzt. Siehe die Rezension von Ernst Troeltsch in: Historische Zeitschrift, 120. Band, Dritte Folge - 24. Band 1919, S. 281 -291. 77 Zu den Erscheinungsdaten siehe unten im Editorischen Bericht, S.43. 78 In: Der österreichische Volkswirt 12, Nr.45 vom 7.August 1920, S.833; zitiert nach König, René und Winckelmann, Johannes (Hg.), Max Weber zum Gedächtnis (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Sonderheft 7). - Köln/Opladen: Westdeutscher Verlag 1963 [2. Aufl. 1985], S.68. 79 Erschienen im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 48. Band, Heft 1,1920 S.I-IV.

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Einleitung

Und wenn diesem Werk auch nicht die Absicht zugrunde lag, den immanent religiösen Sinn der Weltreligionen zu erschließen, so strömt doch aus dieser mächtigen Arbeit, welche die Funktionalbeziehungen zwischen religiös geforderten Lebensmaximen und menschlicher Sozietät enthüllt, ein unverhofftes Licht auf die tiefsten Geheimnisse noch unerschlossener und wieder versunkener Wahrheiten." 8 0

In den Nachrufen kommt auch schon die Frage auf, ob „Wirtschaft und Gesellschaft" oder aber die „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie" die wichtigere Hinterlassenschaft Max Webers seien. Ernst Correll bezeichnet in seinem Nachruf auf Max Weber die religionssoziologischen Untersuchungen als „die Hauptarbeit seiner letzten Jahre". 8 1 Hermann Kantorowicz nennt in seinem Nachruf die Abhandlungen zur Religionssoziologie „epochemachend", „Wirtschaft und Gesellschaft" aber „das Hauptwerk". 82 In den zahlreichen Rezensionen zu den in den Jahren 1920 und 1921 erschienenen drei Bänden der „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie" wird die Studie zu „Hinduismus und Buddhismus" ebenso wie jene zu „Konfuzianismus und Taoismus" nur am Rande gewürdigt. Dies hat zum Teil seinen Grund auch darin, daß, wie Leopold Zscharnack in seiner Besprechung der drei Bände unter Hinweis auf die „Vorbemerkung" 8 3 ausführte, „alles Orientalische Weber ja nur als Vergleichsobjekt und als Gegensatz zur okzidentalen Kulturentwicklung interessierte und nur in dieser Begrenzung zur Darstellung gelangen sollte". 8 4 Eine der ausführlicheren der zahlreichen Reaktionen auf das Erscheinen der Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie sind die Artikel in der „Neuen Zürcher Zeitung". Dort besprach Heinrich Sieveking, der zuvor auch „Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Konfuzianismus und Taoismus" besprochen hat, 85 dann auch die anderen Bände. Zu dem am 6. Januar 1921 ausgelieferten, die Studie über „Hinduismus und Buddhismus" enthaltenden zweiten Band der Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie schreibt er u.a.: 86

80 Ebd.,S.III. 81 Erschienen in: Die Hochschule 4, Heft 4, 1920; abgedruckt in: König und Winckelmann, Max Weber zum Gedächtnis (wie Anm. 78), S. 9 0 - 9 4 , hier S. 92. 82 Erschienen in der Zeitschrift Logos, Band 11,1922; abgedruckt in: König und Winckelmann, Max Weber zum Gedächtnis (wie Anm. 78), S. 9 4 - 9 8 , hier S. 94. 83 Weber, Vorbemerkung, S.12f. 84 Zeitschrift für Kirchengeschichte, 40. Band, Neue Folge III, 1922, S.226. 85 Neue Zürcher Zeitung, Nr. 2120 vom 22. Dez. 1920, 1. MoBI., und Nr. 2128 vom 23. Dez. 1920, 2. MoBI. 86 Neue Zürcher Zeitung, Nr. 503 vom 6. April 1921,1. MoBI., Feuilleton, und Nr. 510 vom 7. April 1921, 2. MoBI., Feuilleton. Das Zitat findet sich in Nr. 503.

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„In die bunte Welt Indiens führt uns Max Webers zweiter Band. Wie für China die Peking Gazette, so lieferte hier der Britische Zensus von 1901 und 1911 mit seiner musterhaften Bearbeitung das wichtigste Material zur Erkenntnis der sozialen Gliederung. Das verwickeitere indische Problem ist uns dadurch näher gebracht, daß nicht nur die Schriften der religiösen Führer uns vorliegen, sondern auch die Monumente aufgenommen und durchforscht sind, sodaß inschriftliches Material die Lebensstimmung der Inder beleuchtet. Wenn Weber seine Darstellung des chinesischen Soziallebens als eine vorläufige Skizze bezeichnen mußte, so konnte er hier, an der Hand ausgezeichneter Forschungen selbst sicherer, die Zusammenhänge für seine Fragestellung deuten. Aus dem unerhörten Reichtum der Gestaltungen galt es, das Wesentlichste herauszugreifen und damit das Ganze zu würdigen. Keyserling suchte in die Seele der Inder sich hineinzufühlen. Durch Umgang mit den einzelnen Typen fühlte er sich selbst als buddhistischen Mönch, als brahmanischen Weisen, als vornehmen Chinesen, als feudalen Japaner. Weber war nicht in Indien, er suchte nur an Hand der Dokumente das indische Denken zu analysieren und in seinem rationalen Zusammenhange zu verstehen. Vielleicht ist aber der Einblick, den er uns in indisches Wesen gewähren kann, doch klarer als die Stimmungen, die Keyserling in uns weckt." Ausführlich hat die „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie" auch Paul Barth besprochen, der dabei Indien einen im Vergleich zu anderen Rezensionen breiten Raum gibt. 8 7 Und Alois Dempf urteilt in „Hochland" , 18. Jg., Heft 6 vom März 1921, S. 748: „Bei der Behandlung des Hinduismus und Buddhismus ist besonders die indische Kastenordnung eingehend zu ergründen versucht, im ganzen freilich doch nicht voll befriedigend. Hier wie immer hat die Schwierigkeit der exakten Zeitansetzung in Indien die Unklarheit bestehen lassen, wann eigentlich dieses merkwürdige soziologische Gebilde voll zur Ausbildung gelangt ist. Die Verkennung der stärksten Wirksamkeit lebendiger Religiosität, von sich aus ein allumfassendes Gemeinschaftsleben zu erzeugen und die dementsprechende Meinung, daß die Religion von den Herrschern nur im Interesse der .Domestikation' der Massen gestützt werde, läßt Weber die Rolle des Patrimonialstaates überschätzen und die kulturlose Erstarrung des Volkslebens zu früh ansetzen. Denn obwohl seine Darstellung des Mahayana, des höheren Buddhismus, weitaus die beste in Deutschland ist, hat er doch auch für Indien die außerordentliche Bedeutung dieser tiefen Liebesreligiosität nicht genügend eingeschätzt, weil er trotz der vielseitigen und glänzenden Analyse des asiatischen Heilandsglaubens eine gewisse gelehrtenhafte Abneigung gegen das Persönliche in der Religion nicht los wird. Freilich ist hier auch der Verfall nach dem Satze corruptio optimi pessima sehr schlimm geworden. Aber erst nachdem diese Liebesreligion, die gleichmäßig Hinduismus und Buddhismus durchdrungen hat, ihre einigende, lebendige Kraft verloren hatte und fast gleichzeitig der Einbruch des Islam

87 Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, 118. Band, II. Folge 63. Band, 1922,1. 1922, S. 474-481, zu Indien S. 477-480.

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erfolgt war, ist die endgültige Erstarrung im Sektenwesen und zugleich in Kasten eingetreten."

Andreas Walther (Göttingen) bespricht in der Theologischen Literaturzeitung 1923, Nr. 24 (Sp. 5 0 5 - 5 1 1 ) die Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie und schreibt über den Indien-Band: „Auch der zweite Band, über Hinduismus und Buddhismus, beginnt mit einer umfangreichen Untersuchung des hinduistischen sozialen Systems (S. 1 - 1 3 3 ) , hat seinen Höhepunkt in der Erörterung der Heilslehren der indischen Intellektuellen (S. 1 3 4 - 2 5 0 ) und klingt breit ab in Besprechung der volkstümlichen Religiosität (S.251 —378); hier auch den Mahayana-Buddhismus in Inner- und Ostasien verfolgend."88

Und zur Gesamtanlage bemerkt Walther: „Aber all seine [sc. Max Webers] Werke führen ein so reiches Geranke kulturvergleichender Ausblicke mit sich, daß seine Gesamtkonstruktion rekonstruiert werden kann. Ein geschlossenes System ist sie freilich nicht, alles bleibt beweglich und plastisch wie das Leben. Das wäre ganz positiv zu werten, wenn nicht eine höchst erschwerende Gleichgültigkeit gegen Form und Aufbau hinzukäme. Mancher mag zuerst das Buch verwirrt aus der Hand legen, wenn bei dem so feinen wie ungestümen Weben Fäden reißen, an unwahrscheinlichen Orten wieder aufgenommen werden, sich verknoten und dann .etwas anders gewendet' wieder einsetzen. Erst bei öfterem Lesen schließt es sich auf: die Handhabung der um den .Idealtypus' zentrierten Methode, das sichere Urteilen aus sonst unerreichtem universalhistorischem Wissen und intimstem Leben in den Quellen, die Zielstrebigkeit im Großen und die unermüdliche Intensität bis in alles Kleinste. Welche Ausrüstung und welche Register! Sicher Irrtümer, zu denen erst einmal die Spezialisten das Wort haben; auch eine Gefahr des überfeinen Sehens. Im Ganzen aber stehen seine Werke als eine Aufgabe da, sich erst einmal auf sein Niveau hinaufzuarbeiten." 8 9

Unter dem Titel „Religion und Wirtschaft" greift M. Uhlig in der „Literarischen Beilage" zur „Sächsischen Schulzeitung" 1924 u.a. auch Webers Studien zur Religionssoziologie der Weltreligionen auf und deutet sie in seinem Sinne: „Muß es nicht auch nachdenklich machen, daß im Osten kein Industriekapitalismus sich wachstumsmäßig bilden kann? Daß im reichen Indien Fabriken sich im wesentlichen nur mit europäischem Personal aufrechterhalten lassen? (Weber, Religionssoziologische Schriften, Bd. II.) Der Inder kann der Kaste wegen nicht in die Fabrik, sonst verlöre er seine Kaste! Und auch aus der niedrigsten will er nicht heraus, er verlöre sonst ja jede Hoffnung auf Erlösung. [...] Was hat aber dieser enge Zusam-

88 Theologische Literaturzeitung 1923, Nr. 24, Sp.509. 89 Theologische Literaturzeitung 1923, Nr.24, Sp.510f.

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menhang von Religion und Wirtschaft für Folgen? Fast alle Wirtschaftssysteme - so wollen wir ganz vorsichtig s a g e n - d i e n t e n und dienen noch den Besitzenden." 9 0

90 Literarische Beilage, 28. Jahrg., Mittwoch, 10. September 1924, zu Nr. 28 der Sächstischen] Schulzeitung, Nummer 7, S.46. - Zu weiteren Rezensionen der „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie" siehe die „Einleitung" des Herausgebers zu Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S.23f.

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Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. (Dritter Artikel.) Von

MAX WEBER. Hinduismus und Buddhismus. I. D a s h i n d u i s t i s c h e s o z i a l e S y s t e m 1 ) . — Indien und die allgemeine Stellung des Hinduismus S. 613. — Die A r t der Propaganda des Hinduismus S. 620. — Lehre und Ritus im Hinduismus S. 634. — Die Stellung des Veda im Hinduismus S. 639. — Die Stellung der Brahmanen und das Wesen der Kaste im Verhältnis zum »Stamm«, zur »Zunft« und zum »Stand« S. 645. — Die soziale Rangordnung der Kasten im Allgemeinen S. 657. — Die Stellung der Sippe und die Kasten S. 663. — Die Hauptgruppen der Kasten S. 669. — Kastenarten und Kastenspaltungen S. 710. — Die Kastendisziplin S. 717. — Die Kasten und der Traditionalismus S. 721. — Die religiöse Heilsbedeutung der Kastenordnung S. 727. — Historische Entwicklungsbedingungen der Kasten in Indien S. 733. I.

Indien ist und war, im Gegensatz zu China, ein Land der Dörfer und der denkbar unerschütterlichsten geburtsständil ) L i t e r a t u r . Grundlagen für die Kenntnis Indiens und jetzt namentlich auch des Kastensystems sind die Statistiken und vor allem auch die ausgezeichneten soziologischen Arbeiten, welche darüber in den Publikationen des zehnjährigen Zensus von Indien enthalten sind. (Census of India, Reports, stets ein besonderer Generalbericht und dann je ein Report mit Tabellen für jede Presidency außer den reinen Zahlenbänden, — Erscheinungsort: Calcutta). Namentlich der Zensus von 1901 förderte zum ersten Male umfassendes Material für ganz Indien zutage, welches der Zensus von 1911 in wichtigen Punkten ergänzte. Die General- und Provinzialberichte von Risley — dem Ver fasser der »Castes and Tribes of Bengal« (Calc. 1891/2) — B l u n t , G a i t u . a. ge hören zum besten, was die soziologische Literatur überhaupt aufzuweisen hat. Ein in seiner A r t mustergültiges Nachschlagewerk über Indien ist der Imperial Gazetteer of India, alphabetisch, mit 4 systematischen, die natürlichen, geschichtlichen, ökonomischen, sozialen und Kultur-Verhältnisse Indiens, unter dem Namen: Tbe Indian Empire, behandelnden Einleitungsbänden (New. Ed. O x -

Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik. 41.

Titelseite der F a s s u n g von 1916 (A 613)



I

Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. H i n d u i s m u s und

Buddhismus.

I. D a s h i n d u i s t i s c h e s o z i a l e S y s t e m 1 ) . — Indien und die allgemeine Stellung des Hinduismus S. i . — Die A r t der Propaganda des Hinduismus S. 8. — Lehre und Ritus im Hinduismus S. 22. — Die Stellung des Veda im Hinduismus S. 27. — Die Stellung der Brahmanen und das Wesen der Kaste im Verhältnis zum »Stamm«, zur »Zunft« und zum »Stand« S. 33. — Die soziale Rangordnung der Kasten im Allgemeinen S. 45. — Die Stellung der Sippe und die Kasten S. 51. — Die Hauptgruppen der Kasten S. 57. — Kastenarten und Kastenspaltungen S. 98. — Die Kastendisziplin S. 106. — Die Kasten und der Traditionalismus S. 103. — Die religiöse Heilsbedeutung der Kastenordnung S. 116. — Historische Entwicklungsbedingungen der Kasten in Indien S 122.

I.

Indien ist und war, im Gegensatz zu China, ein Land der Dörfer und der denkbar unerschütterlichsten geburtsständi1 ) L i t e r a t u r . Grundlagen für die Kenntnis Indiens und jetzt namentlich auch des Kastensystems sind die Statistiken und vor allem auch die ausgezeichneten soziologischen Arbeiten, welche darüber in den Publikationen des zehnjährigen Zensus von Indien enthalten sind. (Census of India, Reports, stets ein besonderer Generalbericht und dann je ein Report mit Tabellen für jede Presidency außer den reinen Zahlenbänden, — Erscheinungsort: Calcutta). Namentlich der Zensus von 1901 förderte zum ersten Male umfassendes Material für ganz Indien zutage, welches der Zensus von 1911 in wichtigen Punkten ergänzte. Die General- und Provinzialberichte von Risley — d e m Verfasser der »Castes and Tribes of Bengal« (Calc. 1891/2) — Blunt, Gait u. a. gehören zum besten, was die soziologische Literatur überhaupt aufzuweisen hat. Ein in seiner Art mustergültiges Nachschlagewerk über Indien ist der Imperial Gazetteerof India, alphabetisch, mit 4 systematischen, die natürlichen, geschichtlichen, ökonomischen, sozialen und Kultur-Verhältnisse Indiens, unter dem Namen: The Indian Empire, behandelnden Einleitungsbänden (New. Ed. Oxford, Clarendon Press, 1908/9). Die Referenten des Zensus setzen sich auch mit den zahlreichen modernen Kasten-Entstehungstheorien von S é n a r t (Les Castes dans l'Inde, Paris 1896) und B o u g l é (Essais sur le régime des castes (Trav. de l'Année sociol., Paris 1908) und dem älteren "Werke N e s f i e l d s (Brief View of the Caste System of the North Westen Provinces and Oudh, Allahabad 1885) u . a . auseinander. Beste moderne Arbeit; B a i n e s : EthnoMax W e b e r , Religionssoziologie II. I

Titelseite der Fassung von 1921 (B 1 )

Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Hinduismus und Buddhismus

Editorischer Bericht

Zur Entstehung 1. „Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen". Entwicklung der Projektidee und der Zusammenhang mit „ Wirtschaft und Gesellschaft". Webers Hinwendung zu universalgeschichtlichen Fragestellungen verbindet sich sehr früh aufs engste mit seinen Überlegungen zu „Wirtschaft und Gesellschaft". In einem Brief an den Verleger Siebeck vom 30. Dezember 1913 berichtet er diesem von dem Abschluß einer ersten Fassung des religionssoziologischen Abschnitts für „Wirtschaft und Gesellschaft". 1 Tatsächlich haben wohl die Erkenntnisse aus Webers religionssoziologischen Forschungen eine Veränderung der Disposition für den von ihm zu bearbeitenden Teil des Grundrisses der Sozialökonomik von 1914 gegenüber der möglicherweise schon 1909 konzipierten, im Jahre 1910 jedenfalls vorliegenden Disposition zur Folge gehabt. 2 Das Wechselverhältnis zwischen „Wirtschaft und Gesellschaft" und „Wirtschaftsethik der Weltreligionen", die, wie Wolfgang Schluchter hervorgehoben hat, weder in einem zeitlichen Folgeverhältnis noch in einem sachlichen Prioritätsverhältnis, sondern in einem Verhältnis wechselseitiger Ergänzung und Interpretation zueinander stehen, 3 wird auch deutlich an

1 Siehe die „Einleitung" des Herausgebers zu Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S.31. 2 Zum „Stoffverteilungsplan" von 1914 siehe die „Einleitung" des Herausgebers zu Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S.32, und Schluchter, Rekonstruktion, S.557 sowie S. 536; der Stoffverteilungsplan für das „ Handbuch der politischen Ökonomie" vom Mai 1910 findet sich in Weber, Max, Briefe 1909-1910, hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön (MWG II/6). - Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1994, S.766ff. 3 Schluchter, Rekonstruktion, S.527f.

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dem Umstand, daß Weber in der „Einleitung" von 1915 4 zum ersten Mal einen Text über seine Herrschaftstypologie veröffentlicht. Auch einige andere Texte von „Wirtschaft und Gesellschaft" sind entweder von Teilen der religionssoziologischen Aufsätze oder im Zusammenhang damit geschrieben worden. Die „Zwischenbetrachtung" weist deutliche, teilweise wörtliche Parallelen zu §11 „Religiöse Ethik und ,Welt"' des religionssoziologischen Teils von „Wirtschaft und Gesellschaft" auf. 5 Auf den Zusammenhang zwischen den Aufsätzen zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen" und „Wirtschaft und Gesellschaft" weist Weber im Jahre 1915 dann auch selbst in der ersten Fassung der „Einleitung" im „Archiv" hin. 6

2. Die Ausführung des Projekts der Wirtschaftsethik der Weltreligionen - Die Studie über Hinduismus und Buddhismus. Die sich auf seine Vorarbeiten für den „Grundriß der Sozialökonomik" beziehende Aussage Webers, in dem Brief an den Verleger vom 30. Dezember 1913, 7 er habe „eine geschlossene soziologische Theorie und Darstellung ausgearbeitet", welche die Religion in Beziehung zur Wirtschaft setze, fügt sich zu Webers eigenem Hinweis, daß eine erste Fassung der Aufsätze über die „Wirtschaftsethik der Weltreligionen" im Jahre 1913, vorgelegen habe, den er in der ersten Fußnote zur im Septemberheft 1915 des „Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik", das am 14.Oktober 1915 ausgeliefert wurde, abgedruckten „Einleitung" gibt: „Die nachstehenden Darlegungen erscheinen unverändert so, wie sie vor zwei Jahren niedergeschrieben und Freunden vorgelesen waren." 8

Darauf, daß sie „vorgelesen waren" und auch in ihrer späteren Ausführung noch an das Publikum der Freunde gerichtet geschrieben sind, weisen auch einige sprachliche Eigenheiten hin, wie die Schlußformel „wie bald zu berichten sein wird" am Ende des II. Kapitels der Studie über „Hinduismus und Buddhismus". 9 An wen man bei diesen „Freunden" denken muß, ist

4 Siehe Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S.119-126. 5 Vgl. die Gegenüberstellung, ebd., S.33. 6 Weber, Einleitung, ebd., S.83f. 7 Siehe den Editorischen Bericht zu Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S.31, und oben, S.25. 8 Ebd., S.34. Ein weiterer Beleg hierfür ist der Mitte Dezember 1915 geschriebene Brief von Georg Lukäcs an Max Weber, vgl. ebd., S. 36. 9 Siehe unten, S. 368.

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nicht ganz klar. Z u d i e s e n „ F r e u n d e n " g e h ö r t e n sicher Ernst Troeltsch und G e o r g Lukäcs, u n d d e n R a h m e n könnte der Sonntagnachmittagskreis im Hause W e b e r s a b g e g e b e n h a b e n . 1 0 W ä h r e n d die C h i n a - S t u d i e bereits im w e s e n t l i c h e n im Jahr 1913 in der dann im Jahre 1915 z u m A b d r u c k gebrachten Fassung v o r g e l e g e n zu haben scheint, 1 1 läßt W e b e r s e b e n zitierte Mitteilung in der ersten Fußnote zur „ E i n l e i t u n g " i m m e r h i n d e n Schluß zu, daß zu den f o l g e n d e n Studien über Indien und das antike J u d e n t u m ebenfalls ähnlich u m f a n g r e i c h e Niederschriften v o r g e l e g e n haben. Dies läßt sich nicht nur aus der „ E i n l e i t u n g " und der „ Z w i s c h e n b e t r a c h t u n g " schließen, in d e n e n auf die Studie z u m H i n d u i s m u s bereits h i n g e w i e s e n wird, s o n d e r n auch aus e i n e m Brief an den Verleger v o m 22. Juni 1915. Nach m e h r f a c h e m Drängen d e s Verlegers Paul Siebeck, etwas aus „ M a x W e b e r s Feder" zu erhalten, hat sich W e b e r offenbar im Juni 1915 entschlossen, seine Aufsätze z u m T h e m a „Wirtschaftsethik der Weltreligion e n " zu veröffentlichen. 1 2 A m 22. Juni 1915 schreibt er aus Heidelberg an den Verlag: „Ich wäre bereit, dem ,Archiv1 eine Reihe von Aufsätzen über die .Wirtschaftsethik der Weltreligionen' zu geben, welche seit Kriegsanfang hier liegen und nur stilistisch durchzusehen sind - Vorarbeiten und Erläuterungen der systematischen ReligionsSoziologie im .G.d.S.Ö.'. Sie müssen so erscheinen wie sie sind - fast ohne Fußnoten, da ich jetzt keinen Strich daran arbeiten kann. Sie umfassen Konfuzianismus (China), Hinduismus und Buddhismus (Indien), Judentum, Islam, Christentum. 1 3 Ich schmeichle mir, daß diese Aufsätze, welche die allgemeine Durchführung

10 Siehe Honigsheim, Paul, Max Weber in Heidelberg, in: König, René, Winckelmann, Johannes (Hg.), Max Weber zum Gedächtnis (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 7).-Köln: Westdeutscher Verlag 1963, S. 161-271, hier S. 162 und passim. - Daß es sich bei den Freunden um Mitglieder des Heidelberger EranosKreises handelte, wie Küenzlen nahelegte, ist eher unwahrscheinlich. Vgl. Küenzlen, Gottfried, Unbekannte Quellen der Religionssoziologie Max Webers, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg.7, 1978, S.215-227, hier S.217f.; wiederholt in: Ders., Die Religionssoziologie Max Webers. Eine Darstellung ihrer Entwicklung. - Berlin: Duncker & Humblot 1980, S.61. Vgl. auch oben, Einleitung, S.4, bes. Anm.22. 11 Vgl. Editorischer Bericht zu Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S. 36. 12 Vgl. Winckelmann, Johannes, Max Webers hinterlassenes Hauptwerk. - Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1986, S.42. 13 Die Studien zum Islam und zum Christentum des Okzidents hat Weber nicht mehr zur Veröffentlichung gegeben. Daran zu zweifeln, daß Manuskripte hierzu vorlagen, besteht keinerlei Anlaß. Diese Manuskripte sind entweder verloren gegangen, oder es handelt sich dabei um jene Teile, die nach Webers Tod im §12 des systematischen Teils von „Wirtschaft und Gesellschaft" abgedruckt wurden. Wolfgang Schluchter hält dies für durchaus wahrscheinlich und stützt seine Argumentation auf den Umstand, daß der

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der Methode in dem Aufsatz „Protest. Ethik und Geist des Kapitalismus" bringen, den betreffenden Heften ebenfalls s.Z. starken Absatz bringen. Späferkönnen sie ja, wenn Sie dazu bereit sind, zusammen mit jenem Aufsatz gesondert erscheinen. Jetzt nicht. Denn in der jetzigen Form eignen sie sich nur für Zeitschriften-Aufsätze. Wie immer biete ich sie zunächst dem .Archiv' an. Geht es da nicht, d.h. wollen Sie und Jaffe jetzt nur reine Kriegshefte 1 4 machen, dann nehme ich Ihnen das nicht übel und gehe für diesmal vielleicht in eine andre Zeitschrift. Die Aufsätze sind ziemlich umfangreich. Etwa 4 Aufsätze ä 4 - 5 Bogen. Es wird dem G.d.S.Ö. zu Gute kommen, wenn sie bald abgedruckt werden, wenigstens einige von ihnen. Denn die Darstellung im G.d.S.Ö. muß viel gedrängter und .systematisch' sein. Dr. Lederer sprach ich von der Sache. Schicken Sie bitte ev. den Brief an Jaffe." 1 5 Daß a u c h d e m V e r l e g e r s e h r an e i n e m z ü g i g e n E r s c h e i n e n d i e s e r A u f s ä t z e g e l e g e n war, g e h t aus d e r K o r r e s p o n d e n z z w i s c h e n d e m für d a s „ A r c h i v für S o z i a l w i s s e n s c h a f t u n d Sozialpolitik" z u s t ä n d i g e n R e d a k t i o n s s e k r e t ä r , d e m P r i v a t d o z e n t e n Dr. Emil L e d e r e r , H e i d e l b e r g , u n d d e m V e r l e g e r h e r v o r , die sich z u n ä c h s t v o r allem auf d i e Frage k o n z e n t r i e r t , in w e l c h e m B a n d u n d in w e l c h e r A u f t e i l u n g die A u f s ä t z e W e b e r s e r s c h e i n e n sollen, s t e t s mit d e m Blick auf die A b o n n e n t e n u n d m ö g l i c h e Käufer. A u s d i e s e r K o r r e s p o n d e n z 1 6 g e h t a u c h hervor, daß W e b e r n o c h v o r d e r o b e n zitierten M i t t e i l u n g s e i n e r B e r e i t s c h a f t an d e n V e r l e g e r , e t w a s für das „ A r c h i v " b e i z u s t e u e r n , mit Emil L e d e r e r ü b e r das V o r h a b e n g e s p r o c h e n hat. W i e w i c h t i g d e m V e r l e g e r d i e A n g e l e g e n h e i t ist, zeigt sich daran, daß Paul S i e b e c k u n m i t t e l b a r nach Erhalt d e s B r i e f e s Max W e b e r s v o m 22. J u n i 1 9 1 5 , u n d z w a r n o c h a m s e l b e n Tage, ein T e l e g r a m m an Dr. L e d e r e r s e n d e t , das d i e s e r mit e i n e r D e p e s c h e b e a n t w o r t e t . Dies faßt d e r V e r l e g e r n o c h a m s e l b e n T a g e in e i n e m Brief an L e d e r e r z u s a m m e n : „Sehr verehrter Herr Doktor, von Herrn Professor Dr. Max Weber habe ich heute einen Brief erhalten, in dem er schreibt, dass er seine Aufsätze über die .Wirtschaftsethik der Weltreligionen' in das Archiv geben möchte. Über seine Absicht sind Sie

zwischen § 11 und § 12 fehlende Teil für die Überarbeitung der Studien über Konfuzianismus und Hinduismus herausgenommen und später nicht wieder eingefügt wurde. Siehe Schluchter, Wolfgang, Einleitung. Zwischen Welteroberung und Weltanpassung. Überlegungen zu Max Webers Sicht des frühen Islam, in: Ders. (Hg.), Max Webers Sicht des Islams. Interpretation und Kritik.-Frankfurtam Main: Suhrkamp 1987, S.22f. 14 Im Inhaltsverzeichnis zu den Kriegsheften wurde dazu erläutert: „In den Kriegsheften soll versucht werden, sowohl die tatsächlichen, durch den Krieg hervorgerufenen Veränderungen des Wirtschaftslebens zu schildern, als auch Hinweise auf die zu erwartende Neugestaltung nach dem Kriege zu geben. Anhänger aller Parteien und Richtungen arbeiten mit." 15 VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 16 VA Mohr/Siebeck, Tübingen.

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orientiert, da mir Herr Professor Weber schreibt, dass er mit Ihnen über die Sache gesprochen habe. Ich depeschierte Ihnen alsbald nach Empfang des Briefes Folgendes: ,lch möchte Jaffe vorschlagen, die Weber'sehen Aufsätze in 39.3 zu nehmen, damit wir sie rasch bringen können, ohne einen neuen Friedensband anbrechen zu müssen. Sind Sie einverstanden? Jetziges 39.3 würde dann teils Kriegsheft, teils Zurückgestelltes.' Darauf erhielt ich Ihre Drahtantwort: .Kann mich leider Ihrem Vorschlag nicht anschliessen. Ausführliche Begründung gleichzeitig brieflich', und sehe nunmehr morgen Ihrer brieflichen Begründung entgegen. In vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster [Unterschrift: Dr. P. Siebeck.]" In s e i n e m a n g e k ü n d i g t e n Brief betont Emil L e d e r e r , daß „die Weberschen Aufsätze von ganz überragender Wichtigkeit für das Archiv sind. Es wird durch sie in viel weiteren Kreisen gelesen (u. gekauft) werden, als bisher. Darin stimmen Sie mir wohl auch zu. Wir dürfen uns diese auf keinen Fall entgehen lassen. Es ist also nur die Frage, welche Sie ja aufwerfen, ob nicht eine Kombination möglich wäre? Zwei Gründe nun scheinen mir gegen Ihren Vorschlag zu sprechen: 1.) Handelt es sich bei den Weber'schen Aufsätzen um eine große Serie, die wir ja nicht zur Gänze in einem Heft bringen können. Der erste Teil allein dürfte 5 Bogen umfassen. Me/irkönnten wir ja auf keinen Fall in einem Heft bringen. Es ist dann aber m. E. unmöglich, jetzt im Juli den ersten Aufsatz, - die folgenden aber erst im Januar 1915 zu bringen." L e d e r e r s c h i l d e r t d a n n die vielfältigen G e s i c h t s p u n k t e , d i e ihn zu s e i n e m V o t u m v e r a n l a s s e n , W e b e r s Beiträge erst später u n d d a n n in rascher Folge zu v e r ö f f e n t l i c h e n . - A m 30. J u n i 1 9 1 5 a b e r s i n d d i e e d i t o r i s c h e n Fragen z w i s c h e n d e m V e r l e g e r Paul S i e b e c k , d e m H e r a u s g e b e r d e s

„Archivs",

Edgar Jaffe, u n d Emil L e d e r e r d a n n s o w e i t geklärt, daß d e r V e r l e g e r an W e b e r s c h r e i b e n kann: „Es freut mich außerordentlich, daß Ihre Aufsätze im Archiv erscheinen, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir nun in der nächsten Zeit freundlichst mitteilen wollten, wann mit dem Satz begonnen werden soll und in welchen Zwischenräumen sie die einzelnen Aufsätze im Manuscriptzu liefern gedenken." 1 7 P o s t w e n d e n d a n t w o r t e t W e b e r in e i n e m u n d a t i e r t e n Brief (auf d e n der Verlag a m 2 . J u l i 1 9 1 5 a n t w o r t e t ) :

„ I c h s c h i c k e d i e s e r T a g e Mscr. der

Einleitung u n d in 14 T a g e n e i n e n w e i t e r e n T e i l . " 1 8 A m 2 . J u l i erhält der Verlag das M a n u s k r i p t für die „ E i n l e i t u n g " , das e i n e n U m f a n g v o n 12 Blättern hat (Verlag an Max W e b e r , 2. Juli 1 9 1 5 ) . Einen N a c h t r a g hierzu im

17 VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 18 VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446.

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Umfang von drei Blättern sendet Weber als Beilage zum Brief vom 14. Juli 1915. 1 9 Anders als die Studie zum Konfuzianismus sind die folgenden Teile der Aufsätze zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen" in einer stärker überarbeiteten Fassung zum ersten Abdruck gelangt, so wie es sich Weber ausweislich der ersten Fußnote zur „Einleitung" für diese Teile bereits im Jahre 1915 vorgenommen bzw. es bereits in Angriff genommen hatte. Manche Wendungen in der Indien-Studie 2 0 bestätigen gleichwohl Webers Aussage, daß wesentliche Teile bereits im Jahre 1913 zum Zwecke des Vortrages niedergeschrieben waren. 2 1 Die Frage, warum sich Weber nun an eine offenbar gründliche Überarbeitung und Kürzung bzw. Erweiterung der anderen Studien macht, ist bisher nicht befriedigend zu beantworten. Jedenfalls noch im August 1915 wendet sich Weber offenbar weiterhin der Bearbeitung der Aufsätze zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen" zu, doch wird die Arbeit daran im Zuge der Entlassung aus dem Militärdienst, die er schon im September voraussah, 2 2 und der Reise nach Brüssel Ende September, Anfang Oktober 1915, 2 3 sowie durch die Anfertigung seines Erfahrungsberichtes über die Lazarettverwaltung unterbrochen. 2 4 Am 29. Oktober, die Studie zum Konfuzianismus samt „Zwischenbetrachtung" ist bereits erschienen bzw. in der Herstellung, 2 5 teilt der Verleger, der Max Weber „prompte Veröffentlichung" von dessen Arbeiten zugesagt hat, dem Redaktionssekretär Lederer mit: „Ich frage deshalb zunächst noch bei Herrn Professor Weber an, wann und in welchem jeweiligen Umfang er die weiteren Abteilungen seines Manuscriptes uns zur Verfügung stellen wird."

Webers Schreiben vom 30. Oktober 1915 an den Verlag ist offenbar bereits eine Reaktion auf diese Anfrage: „Die jetzt folgenden Partien müssen gründlich durchgegangen und gekürztwerden. Das Erste wäre auch gekürzt worden (um ca. 10 Seiten), hätte ich die Kraft gehabt. Ich kann sie erst Weihnachten anfangen zu liefern, wenn alles gut geht." 19 Siehe hierzu Editorischer Bericht zu Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S. 38. 20 Siehe etwa unten, S.368; im allgemeinen wird im Folgenden bei dem Aufsatz „Hinduismus und Buddhismus" auf die Fassung letzter Hand, d.h. „Hinduismus und Buddhismus 2 " verwiesen, außer wenn sich Weber selbst auf die im Archiv erschienene Fassung bezieht. 21 Siehe oben, S. 26. 22 Siehe Brief an Siebeck vom 8. Sept. 1915, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 - dort auch die im folgenden zitierte Korrespondenz. 23 Siehe Weber, Marianne, Lebensbild3, S.544. 24 Siehe ebd., S.545ff.; vgl. Weber, Max, Zur Politik im Weltkrieg. Schriften und Reden 1914-1918, hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Gangolf Hübinger (MWG 1/15). -Tübingen: J.C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1984, S.32-48. 25 Siehe Editorischen Bericht in Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S.60f.

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Auf dieses Schreiben Webers bezieht sich ein Brief des Verlegers an Lederer vom 2. November 1915, wo es u. a. heißt: „Herr Prof. Dr. Max Weber möchte von einem Doppelheft als gewaltsam abraten. Die jetzt vorliegenden Partien seiner Artikel müssen gründlich durchgegangen und gekürzt werden. Er hätte auch den ersten Artikel schon um ca. 10 Seiten gekürzt, wenn er damals die Kraft gehabt hätte. Weiteres Manuscript kann er erst ab Weihnachten liefern, wenn nichts dazwischen kommt. Darum bittet er, das jetzt Vorliegende in ein einfaches Heft zu nehmen und die Fortsetzung ruhig verspätet erscheinen zu lassen. Hiervon gebe ich Herrn Prof. Jaffe gleichzeitig Kenntnis." A m 8. November weist Weber den Verleger Siebeck darauf hin, daß er erst noch neues Material einarbeiten müsse, wobei er eine Reise nach Berlin in die dortige Bibliothek wohl schon im Auge hat. Er schreibt: „Dann muß ich etwas pausieren. Die Fortsetzung muß infolge neuer Publikationen von Quellen umgeschrieben und auch gekürzt werden. Sonst wird die Serie der Artikel zu lang!" Daraufhin reiste Weber nach Berlin-Charlottenburg. Marianne Weber berichtet darüber: „Weber will nun die wirtschaftsethische Bedeutung der andren asiatischen Religionen ergründen, zunächst die des Hinduismus und Buddhismus. Dazu bedarf er der englischen Zensusberichte der Berliner Bibliothek. Er reist deshalb im November nach Charlottenburg und versenkt sich in Berge von Forschungsmaterial."26 „Seit Ende 1915" hat Weber also, wie Marianne berichtet, „inmitten aller Unruhe des Berliner Treibens und seiner eigenen politischen Erregtheit" „an den Abhandlungen über Hinduismus und Buddhismus gearbeitet" 2 7 Die Bibliothek in Berlin hat Weber offenbar genutzt, aber auch die Zeit seit Weihnachten in Heidelberg, wo er sich „einige Wochen zu Hause in seine gelehrte Arbeit vertieft hat". 2 8 In Heidelberg dürfte es zu Kontakten zwischen Lederer und Weber über die Ablieferung des Manuskripts zur Studie über Hinduismus und Buddhismus gekommen sein. Jedenfalls deutet folgende Bemerkung in einem auf den 14. Februar 1916 datierten Brief des Verlegers an Lederer darauf hin: „Dieser Tage wird sich ja nun wohl entscheiden, ob Herr Prof. Dr. Max Weber Manuscript für 41.3 liefert. Ich sehe der Entscheidung mit Interesse entgegen."

26 Weber, Marianne, Lebensbild3, S.561 27 Ebd., S.604. 28 Ebd., S. 570.

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Kurze Zeit später sendet Weber das Manuskript für den ersten Teil des Dritten Artikels der „Wirtschaftsethik der Weltreligionen" ab, der dann im Heft 3 des 41. Bandes des Archivs am 29. April 1916 erscheint. Weber schreibt in seinem auf den 23.2.1916 datierten Brief aus Charlottenburg: „Charlottenburg March-Straße 7 F 23.2.1916 Verehrter Freund! Das Mskr. für das nächste Heft des .Archiv' wird dem Verlag zugegangen sein. Es ist dies der dickste (und wichtigste) Brocken des Ganzen. Es folgen neue kürzere Sachen über Buddhismus, Judentum, Islam. Der jetzt geschickte Teil ist ganz neu umgearbeitet und zusammengestrichen, trotzdem leider recht lang. Meine Adresse ist bis auf weiteres die obige Herzlicher Gruß! Max Weber"

Der Verlagsbriefwechsel während der Zeit der Drucklegung gibt auch einen Hinweis auf den Umfang des im Februar an den Verlag gegangenen Manuskriptes. Es handelt sich um den im Band 41, Heft 3 des Archivs auf den Seiten 6 1 3 - 7 4 4 erschienenen ersten Teil der Studie über Hinduismus und Buddhismus (GARS 2, S. 1 - 1 3 3 ) . Daß Webers Beitrag nicht „geteilt" wird, wie vorübergehend erwogen, wird auch daran deutlich, daß auf der Umschlaginnenseite von Band 41, Heft 3 für das erste Heft des Bandes 42 keine Fortsetzung des Weberschen Beitrages angekündigt wird. Die Freude über dieses Manuskript Webers ist auf Seiten des Verlegers nicht ungetrübt, wie der Brief an Lederer vom 29. Februar 1916 belegt: „Als das Manuscript des Herrn Professor Max Weber eintraf, waren alle übrigen Beiträge schon gesetzt, nur noch nicht gegossen und gelesen. Seit dem Eintreffen des Weber'schen Manuscriptes wird lediglich an diesem gesetzt. Leider ist das Manuscript gerade diesmal recht schwer zu setzen, weil es durchweg handschriftliches Manuscript ist und kein mit der Schreibmaschine geschriebenes Wort vorkommt. Dabei sind die einzelnen Blätter mit zahlreichen Einschoben beklebt usw. [...] Das Weber'sche Manuscript wird wohl mindestens 8 Druckbogen füllen."

Als sich dann herausstellt, daß der Beitrag Webers das Heft 3 des 41. Bandes des Archivs sprengen würde, schreibt Siebeck am 4. März 1916 an Lederer, der sich gleich an Weber wendet und am 7. März seine eigenen Bedenken dem Verleger mitteilt. Dieser antwortet noch am selben Tage, daß „der Beitrag von Herrn Professor Max Weber nicht geteilt werden" könne. (Brief Siebecks an Lederer vom 7. März 1916) Dies ist jedoch nicht das letzte Wort, denn Lederer versucht nochmals, Weber zu einer Teilung seines Beitrages anzuregen. Dazu schreibt ihm der von Jaffe darüber informierte Verleger am 27. März 1916:

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„Ich bitte Sie, mir von der Antwort des Herrn Professor Weber nach Eintreffen Kenntnis zu geben, da ich auch von mir aus noch einmal an Herrn Professor Weber schreiben werde, falls seine Antwort ablehnend ausfällt. Mehr wie 8 1/2 Bogen wird der ganze Beitrag nicht umfassen." Die e r w ü n s c h t e Mitteilung trifft am 31. März 1 9 1 6 in T ü b i n g e n ein, als der Verleger in e i n e m Brief an Lederer v e r m e r k t : „Eben erhielt ich Ihr Telegramm und veranlasse sofort das weitere Umbrechen des 3. Heftes, da der Aufsatz Max Weber's definitiv ungeteilt aufgenommen wird." Bis Mai 1 9 1 6 bleibt W e b e r in Berlin, v o n w o aus er über Fragen des G e s a m t k o n z e p t e s d e s „ G r u n d r i s s e s der S o z i a l ö k o n o m i k " mit d e m Verleger korrespondiert. Weiterhin beschäftigt ihn die Arbeit an der „Wirtschaftsethik der W e l t r e l i g i o n e n " . S o zitiert Marianne W e b e r eine v e r m u t l i c h im Mai 1916 verfaßte Mitteilung v o n Max W e b e r : „Ich fühle mich so wohl und arbeitsfähig, sobald ich mit chinesischen und indischen Sachen zu schaffen habe, sehne mich sehr danach. Halbbeschäftigung ist unerträglich." 2 9 Auf eine A n f r a g e des Verlegers nach seiner „ S o z i o l o g i e " erwidert W e ber, v o r d e m 1 0 . 5 . 1 9 1 6 , aus C h a r l o t t e n b u r g : 3 0 „Verehrter Freund! Meine .Soziologie'? Du lieber Gott! Ich bin froh, wenn ich jetzt während des Krieges noch Ihnen die Aufsätze über die .Wirtschaftsethik der Weltreligionen' so fertig stellen kann, daß sie mit der .Protestantischen Ethik' zusammen herausgegeben werden können! Dazu muß etwas mehr wissenschaftlicher .Apparat' zugefügt, der Text aber gekürzt werden. Das hoffe ich zu leisten. Mehr ist jetzt unmöglich. Nach Pfingsten hoffe ich die hiesige .Arbeit' (am .Mitteleuropäischen Ausschuß') los zu sein und wieder zu arbeiten. Die Soziologie muß nach dem Kriege fertig gestellt werden. Sie wird fertig, davor haben Sie keine Angst. Aber es wäre ewig schade, sie vorder Zeit zu publizieren. Es ist sehr viel Litteratur erschienen inzwischen. Hoffentlich bleibt Ihr Befinden gut! Und auch das Ihres Herrn Sohnes! Herzliche Grüße Max Weber" A u s s o l c h e n Mitteilungen geht hervor, daß sich W e b e r in Berlin nicht nur mit der w e i t e r e n Überarbeitung der Studie über „ H i n d u i s m u s und B u d d h i s m u s " beschäftigt, s o n d e r n vielleicht dort auch bereits Material für die Über-

29 Ebd., S. 580. 30 VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. - Dem Verlagsvermerk „10.V.16." auf diesem handgeschriebenen Brief ist zu entnehmen, daß Paul Siebeck am 10. Mai 1916 Weber geantwortet hat.

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arbeitung der Konfuzianismus-Studie sammelt; aber es ist ebenso denkbar, daß sich der Hinweis auf die „chinesischen Sachen" auf seine im dritten Teil der Studie über Hinduismus und Buddhismus gegebene Darstellung des Buddhismus in China bezieht. Offenbar verzögert sich der Abschluß der Arbeiten an dem zweiten Teil des Manuskriptes für „Hinduismus und Buddhismus" etwas. Jedenfalls ist einem Brief Lederers vom 24. Mai 1916 an den Verleger zu entnehmen, daß Jaffe noch auf Zusendung eines weiteren Beitrages von Weber hofft: „Herr Prof. Jaffe bittet nun doch, im Umbruch von 42.1 noch innezuhalten, da wir womöglich trachten sollten, hierfür noch einen Beitrag von Herrn Prof. Weber zu erhalten."

Diese Hoffnung realisiert sich nicht. Doch am 27. Juni 1916, nachdem Weber von einer Reise nach Wien und Budapest zurückgekehrt war, kann Lederer auf einer Postkarte (Poststempel Heidelberg, 28. Juni 1916) dem Verleger mitteilen, daß ihm in der nächsten Zeit „für [das Heft] 42.2 [des Archivs]" ein „umfangreiches Manuskript von H[errn] Prof. Max Weber zugehen" werde. Diese Mitteilung bestätigt der Verleger mit Schreiben vom 29. Juni 1916 mit folgendem Satz: „Daß mir in der nächsten Zeit ein umfangreiches Manuskript von Herrn Prof. Max Weber zugehen wird, bemerkte ich mir."

Auf einer Postkarte, datiert auf den 12. Juli 1916, teilt Lederer dem Verleger mit, daß eine seiner letzten Karten an ihn „in Verlust geraten sein" müßte, auf welcher er ihm den von Weber formulierten Titel mitgeteilt habe. Dieser laute: „Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Hinduismus und Buddhismus (Schluß: Die Intellektuellen und die Volksreligiosität in Asien)." 3 1

Weber hat also im Sommer des Jahres 1916 noch vor, mit einem zweiten Teil der Studie über Hinduismus und Buddhismus abzuschließen. Es werden daraus dann aber zwei Teile, nämlich der im Band 42, Heft 2 (ausgeliefert am 2. Dezember 1916) erschienene Teil II. „Die orthodoxen und heterodoxen Heilslehren der indischen Intellektuellen." u n d d e r i m Band 42, Heft3 (ausgeliefert am 16. Mai 1917) abgedruckte Teil III. „Die asiatische Sektenund Heilandsreligiosität".

31 Unter der Inhaltsübersicht zum ersten Heft von Band 42 des Jaffeschen Archivs wird für das zweite Heft des 42. Bandes u.a. angekündigt: „Max Weber. Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. (4. Artikel.) Hinduismus und Buddhismus (Schluß: Die Intellektuellen und die Volksreligion in Asien)."

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Das Ende Juni 1916 von Lederer dem Verlag angekündigte Manuskript scheint jenes zu sein, über dessen Eingang der Verleger in seinem Schreiben vom 25. Juli an Lederer berichtet: „Von Herrn Professor Dr. Max Weber ging m i r M a n u s c r i p t f ü r e i n bis zwei Fortsetzungen seiner Wirtschaftsethik der Weltreligionen zu. Ich habe das Manuscript der Druckerei übergeben."

Und dieses Manuskript umfaßt wohl bereits den gesamten Rest der Studie zu Hinduismus und Buddhismus, wenn man einmal von den in der Korrektur noch vorgenommenen Veränderungen Webers absieht, über die wir im einzelnen nichts wissen. Auch im Herbst des Jahres 1916 und im Winter 1 9 1 6 - 1 7 ist Weber mit den Aufsätzen an der Wirtschaftsethik der Weltreligionen beschäftigt; nun aber vor allem mit der Überarbeitung der Studie zum antiken Judentum und möglicherweise daneben auch mit der Bearbeitung der KonfuzianismusStudie und der Protestantismus-Arbeit. Von seiner fortdauernden Beschäftigung mit den Artikeln zur Religionssoziologie zeugt auch der Verlagsbriefwechsel. In einem Brief Webers an den Verleger vom 20. Februar 1917 heißt es: „Ginge nur der Krieg zu Ende, daß ich an meinen Grundriß-Band käme! Es ist mir Das jetzt einfach nicht möglich innerlich und ich mache daher lieber an diesen Artikeln über Relig.Soziologie weiter. Aber meine Sehnsucht ist das Andre. Seien 32 Sie unbesorgt wegen der Fertigstellung."

Wie sehr sich Weber im Sommer 1917 nicht nur mit den jüdischen Propheten, sondern weiterhin mit dem Hinduismus-Thema beschäftigt, geht aus einer Mitteilung Marianne Webers hervor: „ A b und an dringen sie [sc. die Frauen bei seinem Sommeraufenthalt in Oerlinghausen] ihm auch für den erweiterten Kreis einen Vortrag ab, etwa über die indischen Kasten oder die jüdischen Propheten oder die soziologischen Grundlagen der Musik."33

Bestätigt wird diese Aussage über die weitere Beschäftigung mit d e m Hinduismus-Thema auch durch einen Brief des Indologen Bruno Liebich an Weber, datiert auf den 23. Juni 1917: „Ihrem Wunsch nachkommend, teile ich Ihnen noch die paar Notizen mit, die ich mir zu dem früheren Teil Ihrer Untersuchung über Hinduismus und Buddhismus gemacht h a b e . " 3 4 32 VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 33 Weber, Marianne, Lebensbild 3 , S.607. 34 Brief Bruno Liebichs an Max Weber vom 23. Juni 1917. Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. Vgl. unten, S.242, Anm. 53.

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3. Die Vorbereitung der „ Gesammelten Aufsätze zur ziologie" und die Überarbeitung der Studie über und Buddhismus"

Religionsso„Hinduismus

Eine Buchausgabe der „Wirtschaftsethik der Weltreligionen" zusammen mit dem Protestantismus- und dem Sekten-Aufsatz hat Weber, wie dargelegt, 35 bereits im Jahre 1915 im Auge gehabt, und diesen Plan hat er seither auch aufrechterhalten. Weber ist dann im Frühjahr und Sommer 1917 mit der weiteren Um- und Ausarbeitung seiner Aufsätze beschäftigt und hat in diesem Zusammenhang wohl auch den Indologen Bruno Liebich um schriftliche Mitteilungen gebeten. 3 6 Daß sich Weber bereits zu jener Zeit mit den „ersten Aufsätzen" für die „Gesamtausgabe" befaßt, geht auch aus einem Brief an den Verleger vom 24. Mai 1917 hervor. 3 7 Von allen Teilen der Aufsätze zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen" hat Weber nur den über „Konfuzianismus" grundlegend überarbeitet und ergänzt, und zwar im wesentlichen seit 1918. Zu einer gegenüber dem Verleger bereits mehrfach angekündigten Kürzung der Arbeiten über Hinduismus und Buddhismus und über das antike Judentum ist Weber nicht mehr gekommen. Im April 1918 (Verlagsantwort 18.4.1918) teilt er in einem Brief aus Wien an den Verleger mit: „Hier hoffe ich nun das große Buch [d.i. .Wirtschaft und Gesellschaft'] stark zu fördern, die Aufsätze aber für die Sammlung durch Ergänzung mit Material (für China) und Umarbeitung (für die letzten Partien: Kürzung) vorzubereiten." 3 8

Nachdem Weber also Ende 1915 und im Frühjahr 1916 die Studie „Hinduismus und Buddhismus", seit Herbst 1916 die Studie „Das antike Judentum" überarbeitet hatte, hofft er nun, im Frühjahr des Jahres 1918 in Wien, sich an die Ergänzung der bereits überarbeiteten Chinastudie machen zu können. Ein Brief vom 5. Dezember 1918 an den Verleger bestätigt, daß er für die Indien-Studie jetzt nicht mehr an Kürzungen, sondern an wenige Veränderungen denkt:

35 Siehe den Editorischen Bericht zu Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S.40f. In seinem Brief vom 14. Juli 1915 an den Verleger - siehe oben S. 29f. - spricht Weber davon, daß die „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie" „als Band erscheinen" können. 36 Dies geht aus dem bereits zitierten Brief Bruno Liebichs an Max Weber vom 23. Juni 1917 hervor. Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. 37 VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 38 VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446.

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„Meine Aufsätze müssen ja von A - Z noch durchgesehen werden. Die erste PartieChina - wird sehr stark verändert, die zweite (Indien) wenig, die dritte (Juden) nur korrigiert. M.W. steht doch nur die letzte im Satz? Ich gehe von hier aus in 8 Tagen nach Heidelberg zurück, kann dann alsbald an die Arbeit g e h e n . " 3 9

Sehr viel weiter ist Weber also noch nicht gekommen; jedoch hat sich sein Vorsatz, die Indien- und die Judentum-Studie zu kürzen, sehr abgeschwächt. Von einer Studie zum Christentum des Okzidents und zum Islam ist hier keine Rede. 40 Ein halbes Jahr später, im Juni 1919, am Tage vor seiner Übersiedlung nach München, kündigt Weber dem Verleger einige Manuskripte an, u.a. auch zu den „Gesammelten Aufsätzen" (Brief vom 20. Juni 1919). Den neuen Umständen trägt der Verleger Rechnung und er bestätigt in einem Brief an „Frau Professor Marianne Weber, Heidelberg, Ziegelhäuser Landstr. 17" vom 23. Juli 1919: „Die Druckerei werde ich nochmals darauf aufmerksam machen, dassfür Ihren Mann bestimmte Korrekturbogen nach München zu schicken sind." 4 1 Obwohl er sich sehr bemüht habe, gehe die Arbeit langsam voran, läßt Weber den Verleger Ende August 1919 in einem Schreiben wissen, auf das der Verlag am 28. August und am 3. September 1919 antwortet. Ähnliches berichtet Marianne Weber aus Webers Briefen im „Lebensbild", wo Weber mit den Worten zitiert wird: 4 2 „Ich nehme jetzt die .Protestantische Ethik' vor, zur Vorbereitung für den Druck. Dann: die .Wirtschaftsethik'. Nachher die Soziologie [...] Ich arbeite langsam f o r t - a n der Ausgabe der .Protestantischen Ethik' und der andern Artikel und werde die Sache schon durchhalten".

Ein aus Heidelberg am 11. September 1919 an den Verleger gesandter Brief 43 schildert den Stand der Arbeiten ziemlich genau: Die „Vorbemerkung" sei noch nicht geschrieben, sie folge bald nach, das Manuskript des umgearbeiteten „Geist des Kapitalismus" sei fertig, „Kirchen und Sekten" würden binnen 8 Tagen folgen. „Dann hätten die Aufsätze über .Wirtschaftsethik der Weltreligionen' zu folgen. China (Confuzianismus) ist schon teilweise ergänzt, bedarf aber weiterer Arbeit von einigen Wochen. Indien ist so gut wie druckreif so wie es ist, nach Durchkorrektur. Dann ist ein Aufsatz einzuschieben, der noch zu schreiben ist (im Kopf fertig) über die allgemeinen Grundlagen der occidentalen Sonderentwicklung. Dann folgt das

39 VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 40 Vgl. dann aber die Verlagsankündigung vom 25. Oktober 1919, abgedruckt in Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S.28, sowie unten, S.38f. 41 VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 42 Weber, Marianne, Lebensbild3, S.676f. 43 VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446.

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Judentum (ist nur durchzukorrigieren). Von .Wirtschaft und Gesellschaft' (GSÖ.) könnte ich auch den Anfang schicken, aber die Fortsetzung muß unbedingt noch durchredigiert werden."

Bereits am folgenden Tag, am 12. September 1919, sendet Weber die ganz „neu umgeschriebene Abhandlung über die Sekten" ab und kündigt für „sehr bald die (kurze) .Einleitung'" an, womit er offenbar die spätere „Vorbemerkung" 4 4 meint. Weiter schreibt Weber: „Dann: die .Wirtschaftsethik', in der wie gesagt, China stark zu ergänzen und durch Litteraturzitate zu bereichern ist."

Im selben Schreiben teilt Weber mit, daß er bis zum 21. [23?] September in Heidelberg, dann in München sein werde. Wenige Tage später, in Briefen vom 18. und 19. September, bittet der Verlag Max Weber um eine „Selbstanzeige" für diese Aufsätze, die in der hauseigenen Publikation der sogenannten „Grünen Hefte" erscheinen soll, den „Neuigkeiten aus dem Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) und der H. Laupp'schen Buchhandlung". Einem Schreiben des Verlages vom 24. September ist zu entnehmen, daß diese Selbstanzeige, die am selben Tage eingetroffen ist, dann in der Nr. 3 des Jahres 1919, datiert auf den 25. Oktober, auf Seite 11 abgedruckt wird. 45 Aus dieser „Selbstanzeige" geht ein Werkplan hervor. Danach plante Weber für die „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie", von denen, als er die Ankündigung schrieb, „vorläufig 2 Bände im Druck" waren, neben den Texten „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" und „Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus" die Publikation seiner Arbeiten zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen". Dabei sollten die Studien zu „Konfuzianismus und Taoismus" und „Hinduismus und Buddhismus" durch eine „kurze Darstellung der ägyptischen und mesopotamischen und der zarathustrischen religiösen Ethik", „namentlich aber durch eine der Entstehung der sozialen Eigenart des Okzidents gewidmete Skizze der Entwicklung des europäischen Bürgertums in der Antike und im Mittelalter" erweitert werden. Die Darstellung des Judentums sollte „bis zum Beginn der Makkabäerzeit" reichen und durch Ergänzungen zu den Psalmen und dem Buch Hiob erweitert werden. Ein dritter Band sollte die Darstellung des Urchristentums, des talmudischen Judentums, des Islam und des orientalischen Christentums enthalten, ein Schlußband das Christentum des Okzidents. Gegenstand sei überall die Behandlung der Frage: Worauf die ökonomische und soziale Eigenart des Okzi-

44 Weber, Vorbemerkung. 45 Siehe die faksimilierten Wiedergaben dieser Verlagsanzeige und von Webers Entwurf dazu im Editorischen Bericht zu Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S.28f.

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dents beruhe, wie sie entstanden sei und insbesondere in welchem Zusammenhang sie mit der Entwicklung der religiösen Ethik stehe. 46 Am 25. September 1919 schreibt Weber wieder - bereits aus München an den Verleger und teilt ihm mit: „Die Einschiebungen in die .Gesammelten Aufsätze' schätze ich auf ca. 10 Bogen im Ganzen (auch kleine Einschiebungen kommen vor, insbesondere für China)."47

Da die Vorbereitungen zur Herausgabe der „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie" zügig vorangehen und der Verlag auch das Vorhaben von „Wirtschaft und Gesellschaft" befördern will, wendet er sich am 21. Oktober 1919 an Weber mit der Anregung, über beide Werke einen Verlagsvertrag abzuschließen. Daraufhin signalisiert Weber dem Verlag, daß er vorerst keine weiteren Manuskripte schicken könne. In einem Brief aus München („Konradstraße 16 IV bei Jaffe") vom 27.Oktober 1919 an den Verleger 48 schreibt Weber davon, daß ihn das Kolleg strapaziere und „an stetiger Fortarbeit" hindere. Am 1. Dezember 1919 sendet Max Weber aber dann doch die bereits am 13. November aufgesetzten, mit seinen Änderungswünschen versehenen Entwürfe zu den Verlags-Verträgen über die Bearbeitung des Abschnitts „Wirtschaft und Gesellschaft" für das Sammelwerk „Grundriß der Sozialökonomik" sowie über sein Werk „Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie" , bei denen jeder Band, wie Weber in den Vertrags-Entwurf hineinschreibt, „ungefähr 40 Druckbogen umfassen" soll, an den Verlag zurück. 49 - Da Weber dem Verlag nicht umgehend weitere Manuskripte liefern kann, teilt er dem Verleger am 8. Dezember mit, daß er erst Weihnachten wieder Zeit haben werde und dann im Februar. Um den Druck voranzutreiben, versichert sich der Verlag einer Hilfe zur Durchsicht der Druckfahnen in Gestalt des Theologen Karl Zeller. Nachdem diesem der Verleger Anfang des Jahres 1919 ein Freiexemplar der „Evangelischen Freiheit" an dessen Dienstort Metterzimmern übersandt hatte, bedankt er sich am 31. Januar 1919 in einem längeren Handschreiben bei dem Verleger Siebeck („Hochverehrter Herr Dr.!"). In diesem Schreiben betont er auch, daß er hoffe, nicht so bald wieder aus dieser Idylle vertrieben zu werden. 50 Am 4. Februar 1919 antwortet der Verleger und schreibt u.a.:

46 Siehe auch Schluchter, Rekonstruktion, S.558f. 47 VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 48 VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 49 Der Vertragsentwurf befindet sich im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 50 Ebd.

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„Das Freiexemplar der Evangelischen Freiheit lasse ich Ihnen g e r n e auch weiterhin z u g e h e n . " 5 1 D o c h bald k o m m t er als Dekan w i e d e r nach Tübingen. In e i n e m Brief an d e n „ H e r r n Dekan Zeller" in Tübingen, Neckarhalde 3, v o m 20. D e z e m b e r 1919 schreibt der Verleger Paul S i e b e c k : „Sehr geehrter Herr Dekan, auf Grund Ihrer Besprechung mit meinem Sohn möchte ich mir die Anfrage erlauben, ob Sie bereit wären, die Revisionsbogen der bei mir erscheinenden „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie" von Max Weber auf Druckfehler durchzusehen. Sollten Sie in der Lage sein, diese Arbeit zu übernehmen, so darf ich Ihnen vielleicht die Bogen zunächst zu einem Versuch zugehen lassen." 5 2 Damit wird die Mitwirkung v o n Karl Zeller bei d e n Editionsarbeiten an den „ G e s a m m e l t e n A u f s ä t z e n zur Religionssoziologie"

begründet, die sich

dann auch auf „Wirtschaft und Gesellschaft" a u s d e h n t e . 5 3 In e i n e m Brief v o m 17. Januar 1 9 2 0 schreibt der Verleger an d e n „ H e r r n Dekan Zeller" in Tübingen, Neckarhalde 5 : 5 4 „Verehrter Herr Dekan, für Ihre freundlichen Bemühungen um die Korrektur des Herrn Professor Max Weber möchte ich ihnen für heute nochmals bestens danken. Gleichzeitig erlaube ich mir die höfliche Anfrage, ob Sie unter Umständen auch bereit wären, die Ausführungen der Korrekturen des Herrn Professor Max Weber vor Absendung der Revisionsbogen an Herrn Professor Max Weber zu kontrollieren. Auch möchte ich Sie bitten, mir ihre Wünsche für die Honorierung Ihrer Arbeit mitteilen zu wollen. In vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Dr. P. Siebeck i.Fa J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)." Tatsächlich k o m m t W e b e r erst im Frühjahr 1 9 2 0 in M ü n c h e n zur w e i t e r e n Überarbeitung der Religionssoziologie. 5 5 A m 23. April 1920, n a c h d e m er

51 VA Mohr/Siebeck, Tübingen. 52 VA Mohr/Siebeck, Tübingen. 53 So bittet der Verlag in einem Brief vom 9. Oktober 1920 den Dekan Zeller um eine Auskunft: „Frau Professor Weber in München ist nicht sicher, ob das auf anliegendem Korrekturbogen rot unterstrichene Wort richtig ist." - Und mit Schreiben vom 16. April 1921 ersucht der Verlag um weitere Mithilfe: „Sehr geehrter Herr Dekan, hierdurch erlaube ich mir Ihnen mitzuteilen, dass zur Zeit von der Soziologie von Professor Max Weber ein neuer Band erscheint. Sie waren so freundlich, im vorigen Jahre Korrektur von seinen Gesammelten Aufsätzen zu lesen. In der Annahme, dass Sie auch von dem neuen Werke gerne Korrektur lesen würden, gestatte ich mir, Ihnen beifolgend die Fahnen 1 - 4 0 zu übersenden." - VA Mohr/Siebeck, Tübingen. 54 Die korrekte Hausnummer lautet wohl 3 und nicht 5. 55 Siehe Editorischer Bericht zu Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S.47f.

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Korrekturfahnen zur China-Studie vom Verlag erhalten hatte, schreibt Weber an den Verleger: „Alles ist in Ordnung, nichts verloren, - vielen Dank. Konfuzianismus 1 - 9 2 geht morgen, 93-145 gingen dieser Tage korrigiert und zum Umbrechen reif an Sie zurück. Wenn so weiter gesetzt und korrigiert wird, kann dieser Band (dessen Mscr. Sie vollständig haben, - es sei denn, daß Sie ihn dicker wünschen, dann müßte von .Hinduismus und Buddhismus' noch etwas hinein, wo fast nichts zu ändern ist) bis Pfingsten abgesetzt sein. Darüber-d.h. also über die Hinneinnahme von noch 4 - 5 Bogen jener Fortsetzung, ließe sich sehr jetzt reden. Primo loco schlage ich Schluß von Band I der .Rel.Soz. Aufsätze' mit diesem Manuskript-Teil vor (ca. 3 2 - 3 3 Bogen), aber mir ist das einerlei." 56 Am 12. Mai 1920 schreibt Weber an den Verleger, der „vorzügliche Herr Vertrauensmann" solle, nach Kontrolle seiner Korrekturen des Bogens 3 des Grundriß der Sozial-Ökonomik, diesen „mit Autor-,impr.' versehen". Dieser Vertrauensmann, bei dem es sich um den Theologen Karl Zeller handelt, ist vermutlich identisch mit dem in anderen Briefen erwähnten „Gewährsmann". Möglicherweise hat dieser Gewährsmann auch den Umbruch durchgesehen und Korrekturen angebracht. Andererseits erweist ein auf den 30. Mai 1920 datierter Brief Webers an den Verleger, daß er selbst „außer einer Nachkontrolle einiger erst zu umbrechender Bogen" „alle Korrekturen der Religionssoziolog. Aufsätze" durchgesehen habe. Vermutlich gingen diese Korrekturen aber nicht über die „Zwischenbetrachtung" hinaus. In dem bereits erwähnten Brief aus München, 5 7 in dem er, wie schon in seinem Brief vom 23. April 1920, dem Verleger eine Erweiterung des Bandes freistellt, schreibt Weber: „Verehrter Freund! Ich habe nun alle Korrekturen der Religionssoziolog. Aufsätze durchgesehen - außer einer Nachkontrolle einiger erst zu umbrechender Bogen. Ich kann aber nicht sehen: wie viel Bogen es im Ganzen sind. Ob 40 oder 30 oder 35. Der I. Band wäre an sichso gut in sich gerundet. Wollen Sie ihn äußerlich dicker, also volle 40 Bogen, dann müßte ein Teil des folgenden Kapitels: .Hinduismus und Buddhismus', noch hinein. Das kann leicht gemacht werden. Grade die ersten 5 - 6 Bogen sind schnell durchgesehen und bedürfen - im Gegensatz zu den späteren der .Umarbeitung' nicht. Ich bitte Sie, zu entscheiden: ob Sie das wollen? und werde mich darnach richten. Denn laut Kontrakt soll der Band etwa 40 Bogen umfassen.

56 VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 57 VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446.

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Bitte lassen Sie doch nachrechnen, wie dick Band I jetzt wird und geben Sie Nachricht. Mir ist jede Lösung gleich recht. Freundschaftliche Grüße! Ihr Max Weber" In den Tagen seiner letzten Krankheit, seit dem 4. Juni 1920, hat Max Weber nicht mehr gearbeitet. 5 8 Am Abend des 14. Juni stirbt er in München. Seine letzten Eingriffe in den Text für den Band „Hinduismus und Buddhismus" sind nur durch den Vergleich der gedruckten Fassung gegenüber der Fassung des Jaffeschen Archivs (1916/1917) zu erkennen. Handschriftliche Korrekturen bzw. Korrektur- oder Umbruchfahnen sind nicht erhalten. Es ist nicht auszuschließen, daß Eingriffe in den Text auch nach Webers Tod vorgenommen wurden, zumal für die Studie "Konfuzianismus und Taoismus" mit Sicherheit feststeht, daß noch Marianne Weber sowie der „Gewährsmann" des Verlages letzte Korrekturen angebracht haben. 5 9 Gleichwohl muß die Fassung in den „Gesammelten Aufsätzen zur Religionssoziologie" (Januar 1921) als die „Fassung letzter Hand" gelten.

4. Zum Text a) Die Fertigstellung der Studie über Hinduismus und Buddhismus Anders als die Studie zum Konfuzianismus sind die folgenden im Archiv erschienenen Teile von „Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen" in einer nur leicht überarbeiteten Fassung in den „Gesammelten Aufsätzen" zum Abdruck gelangt. Eine stärkere nochmalige Überarbeitung hatte sich Weber ausweislich der ersten Fußnote zur „Einleitung" für diese Teile zunächst vorgenommen, am Ende dann aber wieder verworfen. b) Die Überarbeitung Der Austausch mit Bruno Liebich schlug sich auch bei der Überarbeitung der Studie zu Hinduismus und Buddhismus nieder, insbesondere in dem Zusatz auf S.242 mit Anm. u und 53. Während die Veränderungen gegenüber der Fassung im Archiv vergleichsweise gering sind, finden sich neben dem erwähnten Zusatz drei weitere Ergänzungen: Seite B 112/113, B 115/ 116, B 121 Anm.

58 Weber, Marianne, Lebensbild3, S.710f. 59 Siehe zu diesem „Gewährsmann" auch den Editorischen Bericht zu Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S. 66.

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Zur Überlieferung und Edition a. Textbefunde und Überlieferungslage Von der Studie „Hinduismus und Buddhismus" liegen zwei Fassungen vor. Die eine erschien unter dem Titel „Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. (Dritter Artikel)" im „Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik" Band 41, Heft 3, S.613-744 (ausgegeben am 29. April 1916), Band 42, Heft 2, S. 345-461 (ausgegeben am 2. Dezember 1916) und Band 42, Heft 3, S. 687-814 (ausgegeben am 16. Mai 1917) (A). Die andere Fassung erschien auf der Grundlage von (A) als Band 2 der „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie" (1921, ausgegeben am 6. Januar) unter dem Titel „Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. II." (B). Weder für A noch für B sind Manuskripte oder Korrekturfahnen überliefert. Daß dieser Band Webers „Freundin" und „Gefährtin", der Pianistin MinaTobler, „zugeeignet" wurde, geht vermutlich auf Marianne Weber zurück. 60 Von B erschienen photomechanische Nachdrucke im J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Verlag in den Jahren 1923,1963,1966,1972,1978 und 1988. b. Zu Webers Sprachgebrauch Häufig macht Weber sehr pauschale Zeitangaben, die nur als ungefähre Datierungen zu verstehen sind und die deswegen im Erläuterungsapparat in der Regel nicht näher bestimmt werden. Ebenso allgemein sind häufig Webers Hinweise auf bestimmte Quellengruppen, wenn er etwa die Wendungen „nach der Annalistik", „nach der Überlieferung", „in alten Notizen" oder „in alten Dokumenten" verwendet. Welche Werke jeweils gemeint sind, läßt sich in Einzelfällen den Anmerkungen Webers entnehmen, in anderen Fällen ist dies, soweit möglich, im Erläuterungsapparat nachgewiesen. c. Max Webers Behandlung der Umschriften Bei seinen Studien war Max Weber mit einer Vielzahl zum Teil sehr unterschiedlicher Transkriptionssysteme für die indischen Sprachen ebenso wie für das Chinesische und das Japanische konfrontiert. Auch war er selbst in seiner Behandlung von Umschriften nicht immer konsequent und oft schwankend. Während Weber sich zunächst im allgemeinen an die in der Literatur vorgefundenen Fassungen zu halten pflegte, wie wir aus den Manuskripten und Korrekturfahnen zur Studie „Konfuzianismus und Taoismus" wissen, wurden die Umschriften, wohl im Hinblick auf eine leichtere Aussprache im Deutschen, häufig nachträglich angeglichen. Zusätzliche 60 Weber, Marianne, Lebensbild3, S.710f.

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Schwierigkeiten traten dadurch auf, daß der (oder die) Setzer besondere Schwierigkeiten mit der Entzifferung der Umschriften in der Handschrift Webers gehabt haben dürfte. So ist es gelegentlich zu starken „Verfälschungen" gegenüber der Handschrift gekommen, die dann von Weber, in besonderem Maße dann aber wohl von dem „Gewährsmann" des Verlages, 61 berichtigt, zum Teil aber auch stehen gelassen wurden. (Siehe auch den nachfolgenden Abschnitt d.) d. Behandlung der Fassung letzter Hand und Nachweis der Textzeugen im textkritischen Apparat. Kolumnentitel Die Kolumnentitel sind einschließlich der Interpunktion der Fassung der „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie" (B) entnommen; Abkürzungen wurden jedoch aufgelöst. Seitenzählung Die Seitenzahlen der Fassungen A und B werden als Marginalien zum edierten Text aufgeführt. Bei der Wiedergabe von Inhaltsverzeichnissen und Querverweisen sind die Seitenzahlen stillschweigend an die Seitenzählung der MWG angeglichen worden e. Nachweis von Varianten und Texteingriffe - Abweichungen von B gegenüber A werden nachgewiesen. Lediglich offenkundige Druckfehlerkorrekturen in B werden nicht nachgewiesen. - Dagegen werden Lesarten, namentlich bei den Transkriptionen in den Fußnoten, stets dort nachgewiesen, wo wir einen späteren letzten Eingriff von anderer als Webers Hand nicht ausschließen können. - Orthographische Eigentümlichkeiten und uneinheitliche Schreibweisen sind belassen worden. - In der früheren Fassung befolgte und später durchgängig abgewandelte orthographische Konventionen (Ue wird zu Ü, Oe wird zu 0 , Ae wird zu Ä, Bürokratie wird zu Bureaukratie, Litteratur wird zu Literatur, Occident wird zu Okzident) werden nicht als Varianten nachgewiesen. In Zitaten wird stets die ursprüngliche Orthographie beibehalten; doch werden auch hier entsprechend den Editionsregeln der MWG Ae, Oe, Ue zu Ä, 0 , Ü. - Die Zeichensetzung wird grundsätzlich belassen. Nur bei der Reihung von Hauptsätzen, Aufzählungen, Relativsätzen und „daß"-Sätzen sind entsprechend den Editionsregeln fehlende Kommata stillschweigend ergänzt worden. In wenigen Ausnahmen, nämlich wenn es zum Verständnis des

61 Hierzu siehe oben, S.39ff.

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Textes notwendig erschien, sind weitere Satzzeichen eingefügt worden, die durch eckige Klammern kenntlich gemacht sind. - Sachliche Fehler (z.B. unrichtige Regierungszeiten von Herrschern) werden entweder im Erläuterungsapparat oder in den Verzeichnissen (Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur, Glossar, Personenverzeichnis) richtiggestellt. Fußnotenzählung - Webers Fußnoten werden in A fortlaufend gezählt, in B seitenweise. Die MWG verfährt folgendermaßen: Sie zählt die Fußnoten des abgedruckten Textes B abschnittweise durch. Die alte seitenweise Zählung läßt sich mit Hilfe der marginal abgedruckten alten Seitenzählung rekonstruieren. f. Zum Kommentar des Herausgebers Bei Verweisen auf Webers andere Studien zur Wirtschaftsethik der Weltreligionen, insbesondere „Konfuzianismus und Taoismus" und „Das antike Judentum", aber auch „Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" sowie „Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus", wird in der Regel, wenn Weber sich nicht ausdrücklich auf die jeweilige im „Archiv" erschienene Fassung bezieht, auf die als Fassung letzter Hand zu betrachtende Fassung in den „Gesammelten Aufsätzen zur Religionssoziologie" Bezug genommen. Webers Literaturangaben sind nur dann ergänzt oder korrigiert worden, wenn sie nicht eindeutig sind. Im übrigen sind die korrekten bibliographischen Angaben dem „Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur" zu entnehmen. In der Kommentierung ist lediglich versucht worden, Webers Ausführungen auf die von ihm nachweislich, in manchen Fällen jedoch nur mutmaßlich verwendete Literatur seiner Zeit zu beziehen und an solchen Stellen Erläuterungen oder Erklärungen anzubieten, an denen sie zum besseren Verständnis des Textes und zur Orientierung des Lesers nützlich erscheinen. In der Regel ist also nicht der Versuch unternommen worden, über den Nachweis der von Weber benutzten Literatur hinaus weitere Informationen oder Literaturangaben zum jeweiligen Thema anzuführen. Insbesondere ist davon abgesehen worden, von Weber aufgegriffene Themen und Fragen im Lichte der neueren Forschungen zu kommentieren. Dies hätte nicht nur den Rahmen der Edition gesprengt, sondern solche Angaben wären sicherlich auch bald überholt, da sich der Forschungsstand zu nahezu allen, und sicher zu allen zentralen von Weber aufgegriffenen Themen ständig verändert. Auf eindeutige sachliche Fehler wird zwar hingewiesen, aber alle Fragen, zu denen in der Fachwelt keine Einmütigkeit besteht, sind unberührt gelassen worden. Auf die Kommentierung einzelner, in der Sache oft sehr komplexer von Weber gewürdigter Sachverhalte

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wird verzichtet. Der Versuch, aus dem nunmehr klareren Einblick in die Schichten des Textes Schlußfolgerungen für ein besseres Verständnis der inneren Zusammenhänge und insbesondere in die Chronologie des übrigen Weber'sehen Spätwerks zu ziehen, ist nicht unternommen worden. g. Behandlung der Wörter und Namen in asiatischen Sprachen. Zur Umschrift asiatischer Sprachen Auf eine Vereinheitlichung der von Weber verwendeten Umschriften (siehe oben) ist von vornherein verzichtet und eine Auflösung in das Personenverzeichnis bzw. das Glossar verwiesen worden. Die Eintragungen der Namen und Begriffe in das Personenverzeichnis und das Glossar richten sich nach der häufigsten Schreibung in Webers Text. Die wichtigsten Nebenformen werden beim Haupteintrag mitvermerkt. Daran schließt bei der Herkunft aus außereuropäischen Buchstabenschriften die moderne wissenschaftliche Transliteration an. Bei allen fremdsprachlichen Begriffen wird im Glossar und im Personenverzeichnis die Sprache vermerkt, aus der sie stammen. Bei chinesischen und japanischen Wörtern folgen (wie im Band 1/19 der MWG: „Konfuzianismus und Taoismus") Schriftzeichen und zusätzlich die Transkriptionen nach Wade-Giles bzw. nach dem Römaji-System von Kenkyushas „ N e w Japanese-English Dictionary", 5. Aufl. - Tokyo: Kenkyusha 1980. Wo Webers Schreibungen von den gegenwärtigen Standards (Stand: 1995) abweichen, wird beim Haupteintrag auch die gültige wissenschaftliche Transliteration angegeben. Nebenformen der Wörter und Schreibungen nach der gültigen wissenschaftlichen Transliteration werden zusätzlich - mit Verweis auf den Haupteintrag - ins Verzeichnis eingetragen, wenn sie alphabetisch vom Haupteintrag entfernt sind. In den kurzen Erläuterungen werden die Wörter aus den asiatischen Sprachen in der (1995) gültigen wissenschaftlichen Transliteration/Transkription geschrieben. Die Angabe nia. („neuindoarisch") bezeichnet die (mit Ausnahme von Aussprache und grammatischem Geschlecht) quasi unveränderte Übernahme von Sanskritwörtern in heutige indoarische Sprachen. Zur Transliterierung und zu Ausspracheregeln der von Weber herangezogenen asiatischen Sprachen Die Transliteration indischer und hinterindischer sowie von Sprachen aus dem islamischen Kulturkreis (Arabisch, Persisch, Türkisch) verwendet diakritische Zeichen. Die Transliterierung der indischen Alphabete und der arabisch geschriebenen Sprachen bedient sich häufig derselben Zeichen, obwohl sich der Lautwert in beiden Systemen unterscheidet. So bedeutet das Zeichen ,s' für indische Sprachen ein zerebrales ,sch' und bei der

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Bericht

AI

Umschrift der in arabischer Schrift geschriebenen Sprachen ein dumpfes stimmloses ,s'. In beiden Systemen werden überstrichene Vokale (ä, T, ü) lang gesprochen, die anderen kurz. In einigen indischen Sprachen (vornehmlich dem Sanskrit) gibt es außerdem noch die Vokale ,r' (Aussprache ungefähr wie ,ri') und ,!' (Aussprache ungefähr wie ,el' in Engel). Intervokalisch X wird in neuindoarischen Sprachen wie ein zerebrales ,r' ausgesprochen (dieses ,r' hat sich aus dem ,d' entwickelt). Die Buchstaben ,kh', ,gha', ,ch\ ,jh', ,th', ,dh', ,th', ,dh', ,ph' und ,bh' sind immer aspiriert auszusprechen, d.h. ,ph' keinesfalls wie , f . Aussprache transliterierter Buchstaben aus indoarischen Sprachen fi: (steht häufig vor den Gutturalen ,k' und ,g'): etwa wie deutsches ,ng'; c, ch, j und jh: etwa wie deutsches ,tsch', ,tschh', ,dsch' und ,dschh' bzw. wie englisch ,ch', ,chh', ,j' und ,jh'; n: nasal wie das mouillierte ,n' im Französischen; t, th, d und dh (Zerebrale): wie Dentale mit zurückgebogener Zungenspitze zu sprechen; y und v: reine Halbvokale; s: ,sch' mit gesenkter Zungenspitze wie polnisches s; s: zerebrales sch; s: scharfes dentales ,s'. Aussprache transliterierter Buchstaben aus dem Arabischen t: stimmloses englisches ,th' wie in thing; g: stimmhaftes ,dsch' (wie in italienisch giorno); h: scharfes, ganz hinten in der Kehle gesprochenes ,h'; h: rauhes ,ch' (in Bach); b: stimmhaftes englisches ,th' in there; r: rollendes Zungenspitzen-,r'; s: ,sch'; s: dumpfes stimmloses ,s'; d: dumpfes stimmhaftes ,d'; t: dumpfes stimmloses ,t'; z: dumpfes stimmhaftes ,s'; c : ganz tief in der Kehle gepreßter Reibelaut; Q: Gaumen-,r'; q: hinten am Gaumensegel gesprochenes hauchloses ,k'; h: leichtes ,h'.

B VI

Inhaltsübersicht Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. II.

Hinduismus und Buddhismus I. Das hinduistische soziale System

49 49

Indien und die allgemeine Stellung des Hinduismus 49 - Die Art der Propaganda des Hinduismus 60 - Lehre und Ritus im Hinduismus 75 - Die Stellung des Veda im Hinduismus 82 - Die Stellung der Brahmanen und das Wesen der Kaste im Verhältnis zum „Stamm", zur „Zunft" und zum „Stand" 88 - Die soziale Rangordnung der Kasten im Allgemeinen 103 - Die Stellung der Sippe und die Kasten 109 - Die Hauptgruppen der Kasten 116 - Kastenarten und Kastenspaltungen 181 - Die Kastendisziplin 188 - Die Kasten und der Traditionalismus 193 - Die religiöse Heilsbedeutung der Kastenordnung 201 - Historische Entwicklungsbedingungen der Kasten in Indien 208

II. Die orthodoxen und heterodoxen Heilslehren der indischen Intellektuellen

221

Antiorgiastischer und ritualistischer Charakter der brahmanischen Religiosität - Vergleich mit den hellenischen und konfuzianischen Intellektuellenschichten 221 - Das Dharma und das Fehlen des Naturrechtsproblems 230 - Wissen, Askese und Mystik in Indien 235 - Der Sramana und die brahmanische Askese 249 - Das brahmanische Schrifttum und die Wissenschaft in Indien 255 - Die Heilstechnik (Yoga) und die Entwicklung der Religionsphilosophie 262 - Die orthodoxen Erlösungslehren 265 - Die Heilslehre und die Berufsethik des Bhagavadgita 288 - Die heterodoxe Soteriologie des vornehmen Berufsmönchtums: 1. Der Jainismus 306 - 2. a Der alte Buddhismus 326

III. Die asiatische Sekten- und Heilandsreligiosität Allgemeine Gründe der Umwandlung des alten Buddhismus 369 König Afoka 375 - Der Mahayanismus 387 - Die Mission: 1. Ceylon und Hinterindien 408 - 2. China 421 - 3. Korea 430 - 4. Japan 432 5. Innerasien: Der Lamaismus 450 - Die orthodoxe Restauration in Indien. Allgemeiner Charakter 460 - £ivaismus und lingam-Kult 475 - Vischnuismus und bhakti-Frömmigkeit 487 - Die Sekten und die Gurus 509 - Allgemeiner Charakter der asiatischen Religiosität 526 a Fehltin B; 2. entsprechend A 345 und B 134 (S. 221) ergänzt.

369

Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen.3

A 613

Hinduismus und Buddhismus. I. Das hinduistische soziale System1^. - Indien und die allgemeine Stellung des Hinduismus S. 49. - Die Art der Propaganda des Hinduismus S. 60. 5 Lehre und Ritus im Hinduismus S. 75. - Die Stellung des Veda im Hinduismus S. 82. - Die Stellung der Brahmanen und das Wesen der Kaste im Verhältnis zum „Stamm", zur „Zunft" und zum „Stand" S. 88. - Die soziale Rangordnung der Kasten im Allgemeinen S. 103. - Die Stellung der Sippe und die Kasten S. 109. - Die Hauptgruppen der Kasten S. 116. - Kastenario ten und Kastenspaltungen S. 181. - Die Kastendisziplin S. 188. - Die Kasten und der Traditionalismus S. 193. - Die religiöse Heilsbedeutung der Kastenordnung S. 201. - Historische Entwicklungsbedingungen der Kasten in Indien S. 208.

I.

15 Indien ist und war, im Gegensatz zu China, ein Land der Dörfer und der denkbar unerschütterlichsten geburtsständi|sehen Gliederung. A614, B2

J) Literatur. Grundlagen für die Kenntnis Indiens und jetzt namentlich auch des Kastensystems sind die Statistiken und vor allem auch die ausgezeichneten soziologischen Arbeiten, welche darüber in den Publikationen des zehnjährigen Zensus von Indien enthalten sind. (Census of India, Reports, stets ein besonderer Generalbericht und dann je ein Report mit Tabellen für jede Presidency außer den reinen Zahlenbänden, - Erscheinungsort: Calcutta). 1 Namentlich der Zensus von 1901 förderte zum ersten Male umfassendes Material für ganz Indien zutage, welches der Zensus von 1911 in wichtigen Punkten

a In A folgt: (Dritter Artikel.) V o n Max Weber. In der „Inhaltsübersicht" von B folgt: II. Belm vorausgehenden Text „Konfuzlanlsmus und Taolsmus" steht die Ordnungszahl I vordem Titel; vgl. MWG 1/19, S.128.

1 Seit 1871 finden in Indien alle 10 Jahre (jeweils zu Beginn einer Dekade, also 1881, 1891, usw.; letzter Zensus 1991) Volkszählungen statt. Die Angabe: „Erscheinungsort: Calcutta" trifft bei den Zensusberichten von 1901 und 1911 nur für den General Report und den Provinzialbericht von Bengalen zu (vgl. „Census" im Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur, unten, S.651).

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Hinduismus

und

Buddhismus

Aber zugleich ein Land des Handels, nicht nur des Binnen-,b sonA 615, B 3 dem gerade auch des Fernhandels, insbe|sondere nach dem Occiergänzte. 2 Die General- und Provinzialberichte 3 von Risley 4 - dem Verfasser der „Castes and Tribes of Bengal" (Cale. 1891/2) - Blunt, 5 Gait 6 u.a. gehören zum besten, was die soziologische Literatur überhaupt aufzuweisen hat. Ein in seiner Art mustergültiges Nachschlagewerk über Indien ist der Imperial Gazetteer of India, alphabetisch, mit 4 systematischen, die natürlichen, geschichtlichen, ökonomischen, sozialen und KulturVerhältnisse Indiens, unter dem Namen: The Indian Empire, behandelnden EinleitungsA 614 bänden (New c Ed[ition] Ox|ford, Clarendon Press, 1908/9). Die Referenten des Zensus setzen sich auch mit den zahlreichen modernen Kasten-Entstehungstheorien von Sénart (Les Castes dans l'Inde, Paris 1896) und Bouglé (Essais sur le régime des d castes,Trav. d de l'Année sociol., Paris 1908) und dem älteren Werke Nesfields (Brief View of the Caste System of the North Western 6 Provinces and Oudh, Allahabad 1885) u.a. auseinander. B 2 Beste moderne Arbeit:' Baines: Ethno|graphy in Bühlers Grundriß der Indo-arischen Philologie 7 (Straßburg 1912) mit ausgiebigstem Literaturverzeichnis. Diese Werke, ebenso wie die bekannten großen Arbeiten der hervorragenden deutschen Indologen: A. Weber, Zimmer, H. Oldenberg8 zur indischen Kulturgeschichte sind nachstehend selbstverständlich überall benutzt, aber nur dann besonders zitiert, wenn ein sachlicher Anlaß vorlag. Zu den besten Arbeiten über die indische Sozialgeschichte gehört R. Ficks „Soziale Gliederung im nordöstlichen Indien zu Buddhas Zeit" (Kiel 1897), ergänzt durch die an geeigneter Stelle zu zitierenden Aufsätze von Washburne Hopkins (namentlich in India Old and New, New York 19119), Caroline Rhys Davids u. a. Zu vergleichen ist aus der historischen Literatur namentlich Vincent A. Smith, Early History of India from b. C. 600 to the Muhamm. 9 Conquest (Oxford 1904). Grant D u f f , History of the "Mahrattas

b A: binnen-, c A, B: New. Arbeit; g A, B:Mahomm.

d A, B: castes (Trav. e A, B: Westen h A, B: Mahrattas, London 1911)

f A, B:

2 Der Zensus von 1901 umfaßt insgesamt 26 Bände, nämlich einen Generalbericht und 25 Provinzialberichte, die jeweils aus mehreren Teilen (parts) bestehen. Der Zensus vö'n 1911 umfaßt insgesamt 23 Bände. Die von Weber erwähnten wichtigen Ergänzungen des Zensus von 1911 gegenüber dem von 1901 beziehen sich auf die Kasten. 3 Die General- und Provinzialberichte bilden jeweils den ersten Teil (= P. 1) der einzelnen Bände des Census of India. 4 Census 1901,1, P.1. 5 Census 1911, XV, P.1. 6 Census 1911,1, P.1. 7 Der „Grundriß der Indo-Arischen Philologie" ist eine von Georg Bühler begründete indologische Reihe, die unter anderem Religionen, Sprachen und Wissenschaften Indiens behandelt und auch nach seinem Tode (1898) fortgesetzt wurde. 8 Vermutlich sind A.Weber, Collectanea, Zimmer, Altindisches Leben, und folgende Werke von Hermann Oldenberg gemeint: Aus dem alten Indien; Indien und Iran; Buddha; Buddhistische Studien; Upanishaden; Veda. 9 Das Werk ist 1901 erschienen.

I. Das hinduistische soziale

System

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dent, wie es scheint seit altbabylonischer Zeit, 10 und des Darlehenswuchers. Es hat in seinen Nordwestteilen unter einem immerhin (London 1911)", und etwa die „Rulers of India Series" (Oxford). 11 Gute Abrisse zur Einführung in The Indian Empire. Andere Literatur ist an gegebenen Stellen zitiert. Für die neuere Heeresgeschichte am bequemsten das Buch von P. Horn, Heer- und Kriegswesen der Großmoghuls (Leiden 1894). Für die Wirtschaftsgeschichte sind die benutzten Arbeiten bei den betreffenden Teilen der folgenden Darstellung zitiert. Die überreichlichen monumentalen Quellen enthalten für die Spezialgeschichte massenhaftes, aber bisher nur zum kleinsten Teil zusammenfassend verarbeitetes Material. Die größte Zahl solcher Inschriften, von denen bisher Übersetzungen vorliegen, sind mit dieser und mit sprachlichen und sachlichen Kommentaren fortlaufend 'herausgegeben, teils' in der archäologischen Zeitschrift: „Indian Antiquary" (bisher 45 Quartbände) 12 teils in der nur Epigraphik treibenden Zeitschrift „Epigraphia Indica" 13 : in beiden finden sich ausgezeichnete Einzeluntersuchungen von Hultzsch, Fleet, vor allem auch von Bühler. Leider konnte ich Hultzsch's South Indian Inscriptions und das Corpus Inscr. Indic. diesmal nicht einsehen. Von den unermeßlichen literarischen Quellen liegen in deutschen und englischen Übersetzungen vor die wichtigsten Teile der Veden. Dazu sind für soziologische Zwecke die ausgezeichneten „Vedischen Studien" von Pischel und Geldner, für die Entwicklung des Brahmanentums Bloomfield, The Atharva Veda (Bühlers Grundriß der Indo-arischen Philologie, Straßburg 1899), für die religiöse Entwicklung aber H. Oldenberg, Die Religion des Veda[,j zu benutzen. Von den Epen: Teile des Mahabharata (dazu Dahlmann, S.J.: Das Mahabharata als Epos und Rechtsbuch, Berlin 1895) und des Ramayana. Die Sutraliteratur, soweit übersetzt, in den Sacred Books of the East. Auf den (ins Englische übersetzten) sehr wichtigen frühbuddhistischen Legenden, den Jataka's, vornehmlich beruhen die erwähnten Arbeiten von Fick, Mrs.' Rhys Davids, W.Hopkins über die Hindu-Gesellschaft dieser Epoche. Sodann: die Rechtsbücher des Apastamba, Manu, Vasishtha, Brihaspati, Baudhäyana (diese in den Sacred Books of the East). 14 Über das

i A : herausgegeben teils

j A: Mrs

10 Als „altbabylonische Zeit" wurde zu Webers Zeit der Zeitraum von ca. 2 3 5 0 - 1 9 5 0 v. Chr. angesehen (z. B. Bruno Meissner, Babylonien und Assyrien, Band 1. - Heidelberg: Winter 1920, S. 2 6 - 2 8 : 2 3 5 7 - 1 9 2 6 v.Chr.; bereits in Band 2 (Heidelberg: Winter 1925) ist, S. 4 4 5 - 4 4 6 , die Datierung viel niedriger angesetzt: 2 1 8 6 - 1 7 5 8 v.Chr.; heute wird die „altbabylonische Zeit" nach der „Mittleren Chronologie" auf 2 0 2 3 - 1 5 9 4 v.Chr. bzw. nach der „Kurzen Chronologie" auf 1 9 5 9 - 1 5 3 0 v.Chr. datiert. 11 Duffs Werk ist zuerst 1826 erschienen. Die von Weber zitierte Neuausgabe ist von 1912. Die „Rulers of India Series" umfaßt insgesamt 29 Bände, die alle in Oxford bei der Clarendon Press erschienen sind. Davon hat Weber nur Band 29 (Smith, Asoka) benutzt. 12 Band 45 dieser Zeitschrift erschien 1916. Insgesamt erschienen 62 Bände (1872-1933). 13 Diese Reihe war 1915/16 bei Vol. 13 angelangt. 14 Die religiösen Rechtsbücher der Äpastamba-, Vâsiçtha- und Baudhäyana-Schule sind übersetzt in: Sacred laws; zu Manu siehe: Manusmrti, zu Brhaspati siehe: Minor lawbooks.

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Hinduismus

und

Buddhismus

fühlbaren hellenischen Einfluß gestanden. Im Süden waren früh Juden ansässig. Im Nordwesten wanderten die persischen Zarathustrier ein, eine hier ganz dem Großhandel zugewendete Schicht. Dann kam der Einfluß des Islam und die rationalistische Aufklärung des Großmoghuls Akbar. 15 Unter den Großmoghuls, und auch vor- 5 indische Recht ist zu vergleichen vor allem das Buch von Jolly16 in Bühlers Grundriß der Indo-arischen Philologie, ferner West und Bühler, Digest of Hindu Law (Bombay 1867/ A 6 1 5 69). k Die griechischen Quellen hat MacCrindle' gesammelt und (in englischer Übersetzung) herausgegeben. 17 Der chinesische Reisebericht Fa Hien'sist von Legge übersetzt. 18 Aus der gewaltigen Masse der eigentlich religiösen Literatur der Brahmana- und PuranaPeriode 1 9 wird das, was übersetzt ist und benutzt wird, zu Abschnitt II 2 0 zitiert. - Über den Hinduismus als religiöses System existieren zusammenfassende und zur Einführung B 3 brauchbare Darstellungen für die Gegenwart | vor allem in den eingangs zitierten ZensusPublikationen, historische in den verschiedenen Sammelquellen über vergleichende Religionswissenschaft und im „Indian Empire". S[iehe] ferner: Barth, Les Relig. de l'Inde, Paris 1879 und Monier Williams, Rel. Thought and life in India p. 11891. 2 1 Andere Werke und die benutzte Einzelliteratur werden zu Abschnitt II zitiert. 22 Die meisten Einzelaufsätze sind im Journal of the Royal Asiatic Society (J. R . A. S.), im Journal Asiatique (J. A . ) und in der Zeitschrift der deutschen Morgenländischen Gesellschaft (Z. D . M. G . ) enthalten. Die „Gazetteers" der einzelnen Presidencies 23 waren mir leider nicht zugänglich, das Journal of the Asiatic Soc. of Bengal nur teilweise. Über die indische Literatur im ganzen' jetzt: Winternitz, Geschichte der indischen Literatur. Leipzig 1908.

k A, B: 1867/69.

I A, B: Mc. Crindle

m A: Ganzen

15 Unter „rationalistischer Aufklärung" Akbars versteht Weber wohl die Vereinheitlichung der Steuergesetzgebung, welche die Steuern für Hindü-Pilger abschaffte (1563) und die Kopfsteuer (gizya) für Nichtmuslims gänzlich beseitigte (1564). Akbar propagierte in kleinem Kreis die Lehre DTn-i llähi(„Glaube an Gott"), die ihre rationalistischen Anschauungen aus den Lehren verschiedener Religionsgemeinschaften schöpfte. Seit 1579 behielt sich Akbar bei Streitfragen muslimischer Gelehrter über religiöse Probleme das Entscheidungsrecht vor. 16 Jolly, Recht. 17 Gemeint ist die von John Watson McCrindle herausgegebene Quellensammlung Ancient India. 18 Fa-hsien, Buddhist kingdoms (übersetzt von James Legge). 19 Als Periode der Brähmanas bezeichnet man die Zeit bis ca. 7 0 0 - 6 0 0 v.Chr. bzw. bis zum Beginn der Upanisaden-Zeit (bis etwa 4 0 0 - 3 0 0 v.Chr.). Die Periode der Puränas beginnt etwa um 400 v. Chr. Die klassische Zeit dieser Literaturgattung ist das 1. Jahrtausend n.Chr., obwohl unter der Bezeichnung Puräna noch bis in die jüngste Zeit Werke publiziert wurden. 20 Gemeint ist hauptsächlich unten, S. 221 - 3 0 2 . 21 Da Monier Williams sich später Monier Monier-Williams nannte und unter diesem Namen auch allgemein bekannt ist, wird das Werk hinfort zitiert als Monier-Williams, Religious thought. Das korrekte Erscheinungsjahr ist 1883. 22 Siehe unten, S. 221 ff. 23 Sowie es einen „Imperial Gazetteer of India" für ganz Indien gab, existierten auch für

I. Das hinduistische soziale System

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her mehrere Male, war ganz oder fast ganz Indien generationenlang eine politische Einheit. 2 4 Dazwischen lagen stets wieder lange Perioden der Zersplittertheit in zahlreiche sich ständig bekriegende politische Herrschaften. Fürstliche Kriegführung, Politik und Finanz5 Wirtschaft waren rational. Sie wurden literarisch, die Politik sogar vollendet „machiavellistisch", 25 theoretisiert. Der Ritterkampf sowohl wie das disziplinierte und vom Fürsten equipierte Heer haben ihre Zeit gehabt. Die Verwendung der Artillerie hat allerdings nicht, wie gelegentlich behauptet wurde, 26 hier zuerst, aber doch frühzei10 tig, sich entwickelt. Staatsgläubigertum, Steuerpächtertum, Staatslieferantentum, Verkehrsmonopole usw. waren ganz nach patrimonialer occidentaler Art entstanden. Die Städteentwicklung näherte sich jahrhundertelang in wichtigen Punkten, wie wir sehen werden, 27 mittelalterlichen occidentalen Erscheinungen. Das heutige rationale 15 Zahlensystem, die technische Grundlage aller „Rechenhaftigkeit", ist indischen Ursprungs la) . Die Inder haben, | im Gegensatz zu A616 China, rationale Wissenschaft (darunter Mathematik und Gramma-

l a ) Positionszahlensystem seit unbestimmt alter Zeit. Die Null seit 5./6. Jahrh. nach Chr. nachweislich. Gerade Arithmetik und Algebra gelten als autochthon. Für negative Größen der Ausdruck „Schulden"" (ksaya). 28 |

n

A, B: „chulden"

jede Provinz oder Presidency „ G a z e t t e e r s " , d.h. Nachschlagewerke. 24 G e m e i n t sind die muslimische MuQuI-Dynastie, die 1 5 2 6 - 1 5 4 0 und 1 5 5 5 - 1 8 5 7 große Teile Indiens beherrschte, sowie die Maurya-Dynastie ( 3 2 1 - 1 8 5 v.Chr.) und die m u s l i m i s c h e n Herrscher 'Alä' ad-DTn HalgT ( 1 2 9 6 - 1 3 1 6 ) und M u h a m m a d ibn TuQluq (1325-1351). 25 Machiavellismus wird meist d e m angeblichen Berater des Maurya-Königs C a n d r a g u p ta (ca. 321 - 2 9 7 v.Chr.), Kautilya, nachgesagt, d e m auch ein b e r ü h m t e s Staatslehrbuch (in Sanskrit: „arthasästra") z u g e s c h r i e b e n wird, das als „ d a s " Arthasästra schlechthin gilt. Das Werk behandelt außer der Politik auch die Verwaltung. 26 Es ist nicht klar, wer dies behauptet; Horn, Heer- und Kriegswesen, S. 26, spricht z. B. nur davon, daß die Artillerie im MuQuI-Reich auf keiner niedrigen Stufe stand. 27 W e b e r verweist nach unten, S. 2 1 3 f f . 28 Beim Sanskritterminus k?aya (Schulden) stützt sich W e b e r auf Thibaut, A s t r o n o m i e , S. 73: „ D i e Idee der negativen Größe, als einer Art nach v o n der positiven v e r s c h i e d e n e n , wird bestimmt realisirt: die Termini sind dhana oder sva (Vermögen) für die letztere, rna oder kßaya (Schulden) für die erstere."

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Hinduismus und Buddhismus

tik) gepflegt. Sie haben die Entwicklung zahlreicher philosophischer Schulen und religiöser Sekten von fast allen überhaupt möglichen B 4 soziologischen Typen | erlebt. Zum großen Teil waren sie auf dem Boden eines penetranten intellektualistischen und dabei systematisch rationalen Bedürfnisses erwachsen, welches sich der allerverschiedensten Lebensgebiete bemächtigte. Die Toleranz gegen religiöse und philosophische Lehrmeinungen war in großen Zeiträumen nahezu absolut, jedenfalls ungleich größer als irgendwo im Occident vor der allerneusten Zeit. Das indische Recht weist zahlreiche Bildungen auf, welche für kapitalistische Bedürfnisse ebenso brauchbare Ansatzpunkte geboten hätten, wie die entsprechenden Institutionen unserer mittelalterlichen Rechtsentwicklung. Die Autonomie der Händlerschicht in der Rechtsschöpfung war mindestens so groß wie diejenige unseres Mittelalters. Die indischen Handwerkerleistungen und die Spezialisierung der Gewerbe waren sehr hoch entwickelt. Der Erwerbstrieb der Inder aller Schichten hat wahrlich nie zu wünschen übrig gelassen und nirgends bestand so wenig Antichrematismus und so hohe Schätzung des Reichtums. Moderner Kapitalismus ist innerhalb des Indertums aber weder früher noch in den Jahrhunderten englischer Herrschaft entstanden, sondern erst Importprodukt. Er ist als fertiges Artefakt übernommen worden, ohne autochthone Anknüpfungspunkte vorzufinden. Hier soll nun untersucht werden, in welcher Art an diesem Ausbleiben der kapitalistischen Entwicklung (im occidentalen Sinn) etwa - als ein Moment neben sicher zahlreichen andern - die indische Religiosität beteiligt sein kann. Die nationale Form dieser ist der Hinduismus. „Hindu" ist ein Ausdruck, der erst seit der Fremdherrschaft der Mohammedaner für die nicht konvertierten Eingebornen Indiens aufkam. Als „Hinduismus" haben diese selbst ihre religiöse Zugehörigkeit erst in der modernen Literatur zu bezeichnen angefangen. Es ist die offizielle Bezeichnung des englischen Zensus für den Komplex derjenigen Religiosität, für welche in Deutschland auch das Wort „Brahmanismus" üblich war. Dieser Terminus drückt aus: daß eine bestimmte Art von Priestern, die Brahmanen, die Träger der gemeinten Religiosität seien. Bekannt ist, daß die Brahmanen eine „Kaste" waren 617 und sind, und daß die Institution der „Kasten" überhaupt, eine Art besonders exklusiver strenger Geburtsstände also, eine Rolle im indischen sozialen Leben spielten und noch spielen. Und bekannt sind auch die Namen der vier Hauptkasten der klassischen indischen

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System

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Lehre, | wie sie z. B. Manu's Rechtsbuch29 darstellt: der Brahmanen, B 5 Kschatriya (Ritter), Vai?ya (Gemeinfreie), £udra (Knechte). Alles Nähere pflegt naturgemäß - etwa mit Ausnahme sehr allgemeiner Vorstellungen von einer Herrschaft des Seelenwanderungsglaubens - nicht gewußt zu werden. Diese Vorstellungen sind nicht falsch, sie bedürfen nur der Klärung an der Hand der überreichen Quellen und Literatur. Die Tabellen des „Census of India" von 191130 führen in der Spalte „Religion" rund 217Vi Millionen Menschen als „Hindu" auf, gleich 69,39% der Bevölkerung. Als Nicht„Hindu" finden sich, neben den importierten Konfessionen: Muselmanen (662/3 Millionen = 21,26%), Christen, Juden und Zarathustriern und den „Animisten" (10,29 Millionen = 3,28%) folgende Einträge in Indien selbst heimischer Religionen: „Sikh" lb) (rund 3 Millionen = 0,86%), - „Jaina" (1,2 Millionen = 0,40%) „Buddhist" (10,7 Millionen = 3,42%, diese jedoch alle bis auf Vi Million in dem seit alters zu fast 9/io buddhistischen Birma und in den Grenzgebieten von Tibet, also nicht auf klassisch indischem, sondern auf mongoloidem, teils hinterindischem teils zentralasiatischem, Boden). Soweit die Aufnahmen der einzelnen Jahrzehnte vergleichbar sind - was freilich nur mit einigen Vorbehalten zutrifft - ist der Prozentsatz der „Hindus" seit 1881 von 74,32 auf 69,39% gesunken, gegenüber dem Ansteigen des Islam von 19,74 auf 21,22, des Christentums von 0,73 auf 1,24 und endlich der „Animisten" von 2,59 auf 3,28%. Die letzte Zahl und damit ein Teil der Verschiebung beruht neben dem allerdings erheblichen Kinderreichtum dieser kulturlosen animistischen Stämme sicher sehr stark auch auf Unterschieden der Zählung. Ein weiterer kleiner Teil der relativen Abnahme der „Hindus" ist durch Erweiterung des Zensus in Birma vorgetäuscht, welche eine starke Zunahme der gezählten Buddhisten zur Folge hatte. Im übrigen ist der relative Rückgang der Hindus teils durch Unterschiede der Ge-

lb) Auf diese politisch sehr wichtige, anfangs pazifistische, später einen kriegerischen A 617, B 5 Orden bildende, Mischsekte aus Islam und Hinduismus ist in unserm Zusammenhang kein Anlaß besonders einzugehen. |

29 Mit Manu's Rechtsbuch ist die Manusmrti gemeint: Manu selbst ist keine historische, sondern eine mythische Gestalt. 30 Weber stützt sich hier und im folgenden auf Gait (Census 1911,1, P.1, S. 141 - 1 4 3 ) .

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A 618 burtenziffer und der Sterblichkeit bedingt, von | denen neben dem relativ niedrigen sozialen Stand und der entsprechend niedrigen Lebenshaltung der Masse der Hindus ein Teil religiöse Gründe hat (Kinderehe, Mädchentötung, Witwenzölibat31 und dadurch bedingB 6 te geringe Kinderzahl und große | Frauensterblichkeit der Oberkasten, Schwierigkeiten der Ernährung infolge der Speise-Tabu's bei Mißernten in den unteren Schichten). 32 Ein anderer kleiner Teil ist den Einzel-Konversionen zum Islam und zum Christentum, hauptsächlich aus den Unterkasten zur Verbesserung der sozialen Lage, zuzuschreiben. Förmliche Übertritte zum Hinduismus dagegen existieren offiziell nicht. Sie existieren nicht, weil sie wenigstens nach der Theorie des Hinduismus eigentlich unmöglich sind. Dies führt uns sofort zur Betrachtung wichtiger Eigenarten seines Wesens. Eine „Sekte", im soziologischen Wortsinn also: ein exklusiver Verein religiöser Virtuosen oder doch religiös spezifisch Qualifizierter, rekrutiert sich durch individuelle Aufnahme nach Feststellung der Qualifikation. 33 Eine „Kirche", als universalistische MassenHeilsanstalt, erhebt, wie ein „Staat", den Anspruch: daß jeder, mindestens jedes Kind eines Mitgliedes, ihr durch Geburt angehöre. Sie fordert zwar Sakramentalhandlungen und eventuell Nachweis der Bekanntschaft mit ihren Heilslehren als Voraussetzung der Mitgliedsrechte, statuiert aber die Verpflichtung, daß jene die aktiven Mitgliedsrechte bedingenden Sakramente oder Handlungen vollzogen werden. Bei ganz konsequenter Durchbildung ihres Typus und wo sie die Macht hat, zwingt sie die Widerstrebenden dazu nach dem Prinzip: „coge intrare". 34 In diesem Sinn wird man normalerweise in sie hinein „geboren" und die Einzel-Konversion und Aufnahme gilt nur für die Zeit, bis das prinzipielle Ziel: die Einigung aller in der universalen Kirche, erreicht sein wird. Einer strikten Geburtsreligion endlich wie dem Hinduismus gehört man durch die bloße Tatsache der Geburt von Hindu-Eltern an. „Exklusiv" ist sie in dem Sinn:

31 Siehe dazu unten, S. 100-102. 32 Da nicht jede Nahrung erlaubt ist, entstehen Versorgungsengpässe, wenn gerade die gestattete Nahrung einer Mißernte zum Opfer gefallen ist. 33 Hierbei stützt sich Weber auf Ketkar, Hinduism, S. 13ff. 34 Die Rechtfertigung des Zwanges zur Konversion findet sich bei Augustinus, Epistel 93,5: „cogite intrare" (zwingt sie einzutreten). Dies geschieht unter Berufung auf Lukas 14,23, wo es heißt: [...] xal áváyxaaov eiaeMteiv [...] (Vulgata: [...] compelle intrare [...]).

I. Das hinduistische soziale System

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daß man auf anderem Wege eigentlich überhaupt nicht in ihre Gemeinschaft, zum mindesten nicht in deren als religiös vollwertig geltende Kreise, gelangen kann. Der Hinduismus will gar nicht die „Menschheit" umfassen. Wer nicht zum Hindu geboren ist, bleibt, 5 sein Glaube oder seine Lebenspraxis mögen sein wie immer, - draußen, ein Barbar, dem der Zugang zu den Heilsgütern des Hinduismus, wenigstens dem Prinzip nach, versperrt ist. Es gibt zwar auch A 619 „open-door-castes"2), aber sie sind unrein. Und im Gegensatz | zur A 620, B 7

2)

Wie fast alle allgemeinen Sätze über Hinduismus, ist eben auch dieser nur relativ A 619, B 6 richtig. Wenn man von den vereinzelten modernen Auflockerungen | der alten Exklusivi- B 7 tat zwischen gleichgeordneten höheren Kasten absieht, die der Census Report berichtet, so bleibt doch bestehen: 0 die Rekrutierung mancher der niederen Kasten schließt nicht nur exkommunizierte frühere Mitglieder anderer Kasten ein, sondern ist gelegentlich auch ziemlich wahllos. So rekrutiert sich die unreine Kaste der Bhangi in der Provinz Bombay zum Teil aus outcastes höherer 0 Kasten. Und die Bhangi der „United Provinces" 35 waren ein Beispiel für das Vorkommen der Rekrutierung auch durch Einzel-Eintritt (sie werden daher oft, so von Blunt im Census Report 1911, mit den Tschandala, der niedrigsten unreinen Kaste der alten Rechtsbücher, identifiziert). 36 Auch einige andere Kasten gibt es, die Einzelne prinzipiell aufnehmen. Zu den Kasten, welche sich durch Zuwachs von outcastes (und zwar im bedeutenden Umfang) rekrutieren, gehören namentlich die Baishnabs, eine Sektenkaste, in welche ein gut Teil aller gegen die Brahmanenherrschaft sich Auflehnenden noch jetzt einströmt. Noch nicht voll zur „Kaste" hinduisierte „Stämme" und die mit Resten ihrer Stammes-Herkunft belasteten „Stammeskasten" (darüber später) 37 sind oft lax bei der Aufnahme auch Einzelner. Am laxesten die ganz tief stehenden Pariastämme 38 der Matten- und Korb-Flechter. Je strenger hinduisiert nach klassischem Schema aber eine Kaste ist, desto exklusiver ist sie auch, und für die eigentlichen alten Hindukasten steht außer Zweifel, daß Einzelaufnahmen durch „Eintritt" unbekannt waren und sind. Ketkar (Hinduism, London, 1911)39 geht also zu weit, wenn er auf jene Sachlage den Satz aufbaut: es sei im Hinduismus den einzelnen Kasten „überlassen", ob sie Fremde aufnehmen wollen oder nicht, darüber könne keine Kaste der andern Vorschriften machen. Das letztere trifft formell zu. Wenn aber die Kaste überhaupt einigermaßen nach hinduistischer Art organisiert ist, so würde dem einzeln Eintretenden jede Sippenbeziehung fehlen. Irgendwelche „Regeln" über Vorbedingungen und Art einer

O A, B: bestehen;

ö A, B: höheren

3 5 Die 1877 gebildeten „United Provinces of Agra and Oudh" waren die Region des Zweistromlandes (Doäb) von Ganges (Gafigä) und Jamnä (Yamunä) bis nach Benares. Sie entsprechen heute etwa dem indischen Bundesstaat Uttar Prades. 3 6 Blunt, C e n s u s 1911, XV, P.1, S. 123. 3 7 Webergehtunten, S.89ff., näher auf die „Stammeskasten" ein. 3 8 Zu Webers Pariabegriff siehe unten, S. 63. 3 9 Ketkar, Hinduism, S. 68f.

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Hinduismus

und

Buddhismus

universalistischen kirchlichen Gnadenanstalt, welche die „ExkomB 8 munikation" für gewisse Religionsfrevel zwar kennt, | aber nur in dem Sinn, daß der Gebannte der kirchlichen Gnadenmittel verlustig geht, der kirchlichen Strafgewalt aber unterworfen und also der Anstalt Untertan bleibt, ist der Hinduismus in dem Sinn, nach Art einer Sekte, „exklusiv", daß er Religionsfrevel kennt, welche den Ausgestoßenen für immer und von jeder Beziehung zur Gemeinschaft ausschließen. Die Wiederaufnahme von Mitgliedern, welche nach einer Zwangskonversion zum Islam sich zur Wiederaufnahme meldeten, machte eine Brahmanenkaste trotz Vollzug der auferlegten Bußen und Reinigungen wieder rückgängig, nachdem sich solchen Einzel-Aufnahme sind bisher noch nirgends bekannt geworden. Wo sie tatsächlich möglich ist, da ist ein Einzel-Eindringen Fremder in eine Kaste Ausdruck einer noch bestehenden Regellosigkeit, nicht aber einer Regel. Auch bei systematischer Hinduisierung eines Gebiets konnten wenigstens nach der alten Theorie die hinduisierten Barbaren (Mlechcha) nur in die unterste unreine (Tschandala-)Kaste gelangen. 40 Es wird gelegentlich (Manu-bhäshya II, 23) 4 1 die Frage erörtert, unter welchen Umständen erobertes Barbarenland als Stätte von Opfern geeignet, also rituell „rein" sei[,j und dahin beantwortet: nur dann, wenn der König die vier Kasten dort errichte, die unterworfenen Barbaren aber zu Tschandala mache. Daß die andern Kasten (auch die (Judra-Kasten) nur durch Einwanderung von Hindus der betreffenden Kasten überhaupt an einem Orte entstehen können, versteht sich ersichtlich völlig von selbst. (Vgl. Vanamali Chakravartti p , Indian Antiq. 41, 1912, p. 76, welcher meint, daß die zahlreichen Tschandala der Südostgebiete von solchen „vorschriftsmäßigen" Eroberungen herrührten.) 42 Es muß jedenfalls der Barbar rein als solcher sozusagen „von der Pike auf" dienen und kann nur im Wege der Seelenwanderung weiter avancieren. Damit ist nicht gesagt, daß der „Barbar" ein für allemal als sozial noch niedriger stehend gelte als die rezipierte unreine Kaste. Das kommt auf Lebenslage und Lebensgewohnheit an. Für die „Central Provinces" 43 berichtet der Report von 1901, daß die außerhalb des Kasten-Systems stehenden Stämme eben deshalb, weil sie nicht „Unterworfene" sind, sich höherer Achtung erfreuen als die niederen Kasten A 6 2 0 der un|reinen Dorfarbeiter. 4 4 Würden sie als Kasten rezipiert werden, dann unter die

p A, B: Chakravanti

40 Nach dem Gesetzbuch des Manu (Manusmrti). Weber stützt sich auf Chakravartti, Hinduization, S. 76. 41 Bhäsya bedeutet Kommentar (in diesem Fall zur Manusmrti); Weber bezieht sich auf den Kommentar des Medhätithi (9. Jahrhundert n.Chr.) und stützt sich hierbei auf Chakravartti, Hinduization, S. 76. 42 Weber bezieht sich wieder auf Manubhäsya II, 23; er stützt sich auf Chakravartti, Hinduization, S. 76. Ebd. das Wort „vorschriftsmäßig". 43 Mit den „Central Provinces" ist Zentralnordindien gemeint. Sie decken sich in etwa mit dem heutigen Bundesstaat Madhya Prades. 44 Census 1901, XIII, P. 1, S. 1 7 9 - 1 8 1 .

I. Das hinduistische soziale System

59

herausstellte, daß sie genötigt worden waren, Rindfleisch zu essen: 45 ähnlich etwa wie die heroistischen Sekten des Christentums, zuletzt noch die Montanisten im Gegensatz zur Anstaltskirche, die Teilnahme an dem von den Römern eben deshalb erzwungenen Kaiserkult in den Zeiten der diokletianischen Verfolgung 46 für absolut irreparabel hielten (wegen Matth. 10,33). 47 Diese ausgestoßenen Brahmanen hätten immerhin in einer jener unreinen Kasten Unterkunft finden können, welche Rindfleischesser sind (soweit Einzelrekrutierung stattfindet). Aber ein Mensch, von dem feststände, daß er wissentlich eine Kuh getötet hätte, wäre in der Hindugemeinschaft absolut unmöglich3'.

reinen Kasten. Es liegt damit offenbar ähnlich, wie mit der relativen sozialen | Schätzung B 8 von Indianern und Negern in den Vereinigten Staaten. Der letzte Grund der höheren Schätzung der ersteren ist - wenn man der Sache auf den Grund geht: - „They didn't q submit to slavery". 48 Deshalb besteht mit ihnen für den Gentleman Konnubium und Kommensalität, mit dem Negerabkömmling nie. Ein Nicht-Hindu, also z . B . ein Europäer, findet in Gebieten, in welchen die Kastenordnung ungebrochen besteht, lediglich Angehörige unreiner Kasten als häusliche Dienstboten, während umgekehrt die Hausdiener der rituell reinen Hindukasten ausnahmslos reinen Kasten angehören (und angehören müssen), wie noch zu erörtern sein wird. 4 9 3) Oder genauer gesagt: die Kasten, welche im begründeten Verdacht stehen, sich an der Praxis der Rindervergiftung zu beteiligen 5 0 (Gerber-Kasten namentlich), sind der Abscheu jedes Hindu, obwohl sie selbst offiziell korrekte Hindu sind. |

q A, B: did'n't

4 5 Weber folgt hier Census 1911,1, P. 1, S. 1 2 0 - 1 2 1 . 46 Die Christenverfolgung des römischen Kaisers Diokletian (reg. 2 8 4 - 3 0 5 ) fand im Jahre 303 statt. 47 Matth. 10,33: „Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater." 48 Auf dem Ersten Deutschen Soziologentag von 1910 zitierte Max Weber in seinem Debattenbeitrag zu einem Referat von Alfred Ploetz denselben Satz, wobei er sich auf Gespräche mit nordamerikanischen Indianern und Weißen berief; Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages vom 1 9 . - 2 2 . Oktober 1910 in Frankfurt a. M. Reden und Vorträge. - Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1911, S. 155 (MWG 1/12). 4 9 Dies geschieht unten, S. 61. 5 0 Bei der Behauptung der „Praxis der Rindervergiftung" stützt sich Weber auf Baines, Ethnography, S. 77: „Indeed, when the market for leather is brisk, or when dissension is rife between the peasantry and the village menials, mortality amongst the cattle is apt to increase materially, and some times with a suddenness which attracts the judicial attention of the local authorities, and leads to the discovery in the thatch of the servile hamlet of the materials for an extensive study of rural toxicology."

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Hinduismus

und

Buddhismus

Freilich gab und gibt es eine Propaganda des Hinduismus, in der Vergangenheit im allergrößten und noch jetzt in praktisch beachtlichem Maßstab. Von einem kleinen Bereich Nordindiens aus hat sich im Verlauf von etwa 8 Jahrhunderten gegenüber dem „animistiA 621 sehen" Volksglauben und im Kampf mit hochentwickelten | Erlösungsreligionen das heutige „hinduistische" System über mehr als 200 Millionen Menschen durch Mission verbreitet und verbreitet sich B 9 von Zensus zu Zensus noch jetzt weiter. In einer | Art, die meist ungefähr folgendem Typus entspricht: Die Herrenschicht eines „animistischen" Stammesgebiets beginnt einige spezifisch hinduistische Bräuche nachzuahmen. Also nach einander etwa: das Meiden des Fleisches, besonders des Rindfleisches und vor allem die Nichtschlachtung der Kuh, die Vermeidung geistiger Getränke und gewisse andere spezifische Reinheitsvorschriften guter Hindukasten; sie gibt ihre etwaigen abweichenden Ehe-Gewohnheiten auf 4) , und organisiert sich dafür in exogamen Sippen unter Ablehnung jeglicher Verehelichung ihrer Töchter mit Männern der sozial tiefer stehenden Volksschichten, von deren Berührung und Speisegemeinschaft sie sich zurückzieht, veranlaßt ihre Witwen zum Zölibat, gibt ihre Töchter ungefragt und vor der Pubertät in die Ehe, beginnt ihre Toten, statt sie zu begraben, zu verbrennen und den Ahnen Totenopfer (sraddha) zu veranstalten und tauft ihre einheimischen Gottheiten auf den Namen hinduistischer Götter und Göttinnen um. Schließlich schafft sie ihre Stammespriester ab und bittet irgendwelche Brahmanen, die Versorgung der Riten zu übernehmen und dabei auch sich zu überzeugen und zu bescheinigen, daß sie - die Herrenschicht des Stammes - von altem, nur zeitweise in Vergessenheit geratenem Ritter- (Kschatriya-)Blut seien. Oder aber, unter dafür günstigen Umständen, stellen ihre Stammespriester nach Annahme 621, B 9

4) Übrigens sind die Brahmanen auch in bezug auf Ehegebräuche oft weitgehend tolerant. Sie haben z.B. bei der Hinduisierung mancher kleinen Gebiete die bestehenden Mutterfolgen ruhig bestehen lassen und auch Kasten, die viel auf sich halten, haben Reste totemistischer Verfassung, wie wir sehen werden. 51 Ebenso steht es mit dem Alkohol und dem Essen von anderem als Rindfleisch. In dieser Hinsicht unterscheiden sich, wie in späteren Abschnitten zu erörtern, 52 auch in vornehmen Kasten oft die Sektenangehörigen - Vishnuiten und (Jivaiten - stärker voneinander als die Kasten. |

51 Unten, S. 91. 52 Unten, S. 461 ff.

I. Das hinduistische soziale System

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der Lebensweise der Brahmanen und Aneignung einiger VedaKenntnis, die Behauptung auf: sie, die Priester, selbst seien Brahmanen, von der und der Vedaschule und aus der auf den und den Weisen (Rischi) zurückführenden altbekannten Brahmanen-Sippe (Gotra), und es sei nur in Vergessenheit geraten, daß sie vor langen Jahrhunderten aus einer althinduistischen Gegend eingewandert seien. Sie suchen Beziehungen mit anerkannten indischen Brahmanen anzuknüpfen. | Es hält nicht immer leicht, echte Brahmanen zu finden, welche A 622 sich auf solche Zumutungen einlassen, und ein Brah|mane hoher B 10 Kaste würde es weder heute tun noch früher getan haben. Indessen unter den zahlreichen Brahmanenunterkasten fanden und finden sich solche, deren Brahmanen-Qualität zwar anerkannt, die aber, weil sie niedere Kasten, etwa Fleischesser oder Weintrinker, bedienen, als sozial degradiert gelten und zu solchen Diensten bereit waren und sind. Stammbaum und, was auch dazu gehört, eine möglichst in die epischen und vorepischen Zeiten 53 zurückreichende religiöse Ursprungssage für die Herrengeschlechter, welche den Rang als „Radschputen" („Königsverwandte", der heutige Ausdruck für „Kschatriya") beanspruchen, werden rezipiert oder auch einfach erfunden 5) und beurkundet. Dann werden die noch vorhandenen Irregularitäten der Lebenspraxis beseitigt, eine notdürftige vedische Bildung und als deren Abschluß die Zeremonie der Umgürtung des Epheben mit der heiligen Schnur (Jünglingsweihe)54 für die Ritter und die als „wiedergeborene" Vollfreie (Vaigya) anzuerken-

5)

Massenhafte gefälschte Stammbäume von Fürsten stellte Fleet in Südindien schon für A 6 2 2 , B 1 0 das 9. Jahrhundert fest. (Ep. Ind. III, S. 171.) 55 |

5 3 Mit „vorepischer Zeit" ist die Zeit der Veden und Brähmanas gemeint, also etwa der Zeitraum zwischen 1000 und 400 v. Chr. 5 4 Die Umgürtung heißt upanayana, die Schnur yajnopavlta. 5 5 Gemeint ist Fleet, Spurious Südi copper-plate grant. Fleet hält bei einigen der fraglichen Kupfertafeln das frühe 9. Jahrhundert für den frühest möglichen Termin der Herstellung. - Paläographische Hinweise lassen in einigen Fällen aber auch auf jüngere Daten schließen. Mit dem Fälschen von Stammbäumen ist nicht in jedem Fall das Erstellen einer kompletten fiktiven Genealogie gemeint, sondern bisweilen das Auftreten einer ganzen Reihe später fabrizierter Kupferplatten, auf denen jeweils einzelne vorgebliche Herrscherpersönlichkeiten mit vorgeblichen Jahreszahlen auftreten; in diesen Fällen ergibt erst die Verknüpfung all dieser Informationen eine (fiktive) Genealogie.

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Hinduismus

und

Buddhismus

nenden Schichten eingeführt, die rituellen Rechte und Pflichten der einzelnen Berufsklassen nach hinduistischer Art reglementiert. Dies geschehen, versucht die herrschende Schicht mit den entsprechenden Schichten althinduistischer Gebiete auf gleichem Fuß zu verkehren, womöglich Konnubium und Tischgemeinschaft mit dortigen Radschputen-Sippen, Annahme von in Wasser gekochter Nahrung 56 durch dortige Brahmanen, Zulassung der eigenen Brahmanen durch die altbrahmanischen Schulen und Klöster zu erreichen. Das ist nun äußerst schwierig und scheitert zunächst regelmäßig. Eine Ursprungssage einer solchen neugebackenen Radschputen-Schicht wird, wenn etwa ein Europäer, den sie interessiert hat, einem echten (oder heute für echt gehaltenen) Brahmanen oder Radschputen davon berichtet, mit verständnisvoller stiller Heiterkeit angehört; 57 keinem echten Brahmanen oder Radschputen fällt es ein, die neuen Genossen als sozial gleich zu behandeln. Indessen die Zeit geht hin, und vor allem tun Reichtum: - gewaltige Mitgiften an Radschputen, welche die Töchter heiraten, - und andere soziale Machtmittel das A 623 Ihre. Irgendwann, heutzutage sogar oft verhältnismäßig schnell, | ist B 11 die Art des Ursprungs vergessen und die soziale Rezeption | vollzogen, wennschon ein gewisser Rest von Deklassierung im Rang dauernd auf den Parvenüs zu lasten pflegt. Dies ist im wesentlichen der Typus, nach welchem sich die extensive Propaganda des Hinduismus in neuen Gebieten seit den Zeiten seiner Vollentwicklung vollzogen hat. Neben ihr her ging eine intensive Propaganda innerhalb seines Herrschaftsgebiets von prinzipiell ganz ähnlicher Art. Überall gab es (und mehrfach gibt es noch heute) innerhalb der hinduistischen Gemeinwesen die soziale Erscheinung der „Gastvölker". Wir kennen sie in Rudimenten bei uns heut nur noch in den Zigeunern, einem typischen altindischen (nur, im Gegensatz zu andern, gerade außerhalb Indiens wandernden) Gastvolk. In viel erheblicherem Umfang fand sich ähnliches von jeher in

56 Die in Wasser gekochte Nahrung (Hindi: kaccä) gilt als nicht vollständig gekocht und ist daher rituell sehr leicht zu verunreinigen (z. B. durch die Hand); deshalb kann sie nur von sehr reinen Kasten serviert werden. Siehe dazu auch unten, S. 102. 57 Dies bezieht sich auf eine von Risley in Census 1901, I, P. 1, S. 519-520, referierte Mythe, zu der er auf S. 520 bemerkt: „ It was received with derisive merriment by a number of genuine Rajputs who attended a conference which I held at Mount Abu in 1900 for the purpose of organizing the Census of Rajputana."

I. Das hinduistische

soziale

System

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Indien. Aber die Erscheinung fand und findet sich dort, - und übrigens nicht nur dort, - keineswegs vornehmlich in dieser Form des absoluten, nirgendwo bodenständigen Wandervolkes. Sondern weit häufiger in der unentwickelteren Gestalt von Stämmen, welche eigene Dorfsiedlungen zwar noch besitzen, aber die Produkte ihres Hausfleißes oder Stammesgewerbes interlokal vertreiben oder sich interlokal periodisch als Ernte- oder andere Gelegenheits-, Reparatur- oder Aushilfsarbeiter verdingen, oder endlich traditionell den interlokalen Handel in bestimmten Produkten monopolisieren. Die Volkszunahme von Barbarenstämmen in den Wald- und Berggebieten einerseits, der zunehmende Arbeitsbedarf der Kulturgebiete mit wachsendem Reichtum andrerseits hatte dort überall zahlreiche niedere oder als religiös unrein geltende Dienste, welche die ortsansässige Bevölkerung zu übernehmen ablehnte, in die Hände von solchen fremdstämmigen Arbeitern gebracht, welche namentlich in größeren Orten in beträchtlicher Zahl dauernd sich aufhielten, aber in ihrem Stammesverband blieben. Endlich und am höchsten entwikkelt aber findet sich das Gastgewerbe auch in der Art, - die schon an der Schwelle des dem Lokalverband angehörigen Gewerbes steht: daß bestimmte hochgelernte Gewerbe sich durchweg in den Händen von Leuten befinden, welche zwar an Ort und Stelle ansässig sind, aber als Ungenossen der Dorfbewohner gelten, nicht im Dorf, sondern draußen, deutsch ausgedrückt: auf der „Wurth", wohnen, an keinerlei Rechten der Dorf|insassen teilnehmen, vielmehr unter sich A 624 einen interlokalen Ver |band bilden, der für sie verantwortlich ist und B 12 sie richtet, von Seiten der seßhaften Dorfgenossen aber nur ein Gastrecht, teils unter religiöser, teils unter fürstlicher Garantie, genießen. Alle solche Erscheinungen finden sich auch außerhalb Indiens. Sehr oft (wenn auch nicht immer) auch so, daß diese Gastgewerbetreibenden, weil von Konnubium und Tischgemeinschaft ausgeschlossen, als rituell „unrein" gelten. Wo solche rituellen Schranken einem Gastvolk gegenüber existieren, wollen wir für unsre Zwecke dafür den Ausdruck „Pariavolk"5a) gebrauchen. Als Pariavolk in diesem spezifischen Sinn des Wortes soll also nicht einfach jeder vom Standpunkt einer lokalen Gemeinschaft aus als „fremd",

5a) Der Ausdruck wäre, hinduistisch gesprochen, ganz unkorrekt. Die Pulayan- oder A 6 2 4 , B 1 2 Parayan-(„Pariah"-)Kaste Südindiens ist sehr weit davon entfernt, die sozial tiefste

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Hinduismus und Buddhismus

„barbarisch" oder „magisch unrein" geltende Arbeiterstamm gelten, sondern nur dann, wenn er zugleich ganz oder dem Schwerpunkt nach ein Gasivolk ist. A m reinsten entspricht er diesem Typus natürlich dann, wenn er, wie die Zigeuner, und in andrer Art die Juden des Mittelalters, die eigne Bodenständigkeit gänzlich eingebüßt hat, ökonomisch also völlig verflochten ist in die Bedarfsdeckung andrer bodenständiger Völker. Der Übergang von der Gastarbeit eines noch bodenständigen „Stammes" zu einem „Pariavolk" dieses reinsten Typus ist dabei infolge zahlreicher Übergangsstufen natürlich ganz flüssig. Im Gebiet des Hinduismus nun bestand und besteht gegenüber allen nicht in den hinduistischen Verband aufgenommenen Stämmen eine absolute rituelle Schranke. Sie alle sind magisch befleckt. Gewisse seit Jahrtausenden in jedem Dorf Vertretene unentbehrliche'^ Gastarbeiter - beispielsweise namentlich alle die, welche mit Viehhäuten, also Leder, zu tun haben - sind trotz ihrer Unentbehrlichkeit absolut unrein. Ihre bloße Anwesenheit verpestet unter Umständen z . B . die Luft eines Raumes derart, daß die darin A 625 befindliche Speise magisch befleckt wird und bei Vermeidung | B 13 bösen Zaubers weggeschüttet werden muß 6) . Sie stehen also eigentlich ganz außerhalb des hinduistischen Verbandes. Kein Hindutem-

Schicht oder gar eine Schicht von „outcastes" darzustellen, wie Abbé Raynal glaubte. 58 Sie haben feste Kasten-Privilegien, obwohl sie allerdings, als alte Weber- (jetzt auch Ackerarbeiter-)Kaste (zuerst im 11. Jahrhundert inschriftlich erwähnt) sozial nicht hoch standen und außerhalb des Dorfbezirks wohnen mußten. Nicht nur die Lederarbeiter(Chamar-) und Gassenkehrer-Kasten standen tiefer, sondern erst recht Kasten wie die Dom's (die meist den „Bodensatz" der Kasten darstellen) und ähnliche. Wir brauchen den Ausdruck „Pariah" hier in Anlehnung an den nun einmal jetzt üblichen europäischen Sinn, ähnlich wie den Ausdruck „Kadi" in „Kadi-Justiz". 59 | 6) A 625, B 13 Die rituelle Infektion durch einen Mann unreiner Kaste vernichtet bei einem Brahmanen - je nach der Kaste - eventuell die sexuelle Potenz. |

r A : vertretenen unentbehrlichen

58 Webers Information und Urteil über Raynal stützen sich auf Baines, Ethnography, S. 75. Baines bezog sich auf das von Guillaume Thomas François Raynal zunächst nur außerhalb Frankreichs und anonym veröffentlichte Werk: Histoire philosophique et politique des établissements et du commerce des Européens dans les deux Indes. - Amsterdam 1770. 59 Webers Definition der Begriffe: WuG1, S. 282.

5

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I. Das hinduistische soziale System

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pel ist ihnen zugänglich. Allein die Macht der Umstände erzwang hier doch eine Menge von Übergangsstufen bis zur vollen Eingliederung in die soziale Ordnung. Zunächst gab und gibt es zahlreiche Abstufungen der Geschiedenheit. Die seit alter Zeit dauernd in 5 jedem Dorf vertretenen religiös unreinen Gastarbeiter waren und sind zwar nicht Mitglieder des Dorfverbandes. Aber deshalb waren und sind sie keineswegs rechtlos. Nicht nur daß ihnen die Dorfgemeinde ein bestimmtes Entgelt für ihre Dienste schuldete und daß ihnen die betreffende Erwerbsgelegenheit monopolistisch reserviert 10 wurde. Auch ihre rituellen Rechte und Pflichten waren und sind reglementiert, und gerade in ihrer Abstufung untereinander sind sie Ausdruck einer positiv bestimmten Rechtsstellung. Und mag auch der Brahmane und andere hohe Kasten ihre Berührung oder schon ihre bloße Gegenwart, ebenfalls in bestimmt abgestufter Art, mei15 den müssen, so sind es doch eben positive religiöse Vorschriften des Hinduismus, welche über die Art dieser Beziehung entscheiden. Vor allem: Eine Verletzung dieser Normen durch einen unreinen Gastarbeiter zieht nicht nur von Seiten der Brahmanen oder der Dorfgemeinschaft, sondern unter Umständen auch von Seiten der eigenen 20 Gemeinschaft des betreffenden Gastarbeiters selbst Einschreiten und überdies religiöse Übel (diesseitige magische Nachteile und jenseitige Heilsverluste) nach sich. Mindestens für diejenigen unreinen Gastarbeiter und Pariavölker, bei denen solche Normen und Vorstellungen praktisch in Kraft stehen, muß man um deswillen ihre 25 Zugehörigkeit zur hinduistischen Gemeinschaft trotz ihrer wesentlich nur negativen Privilegierung behaupten und hat diese auch seit Jahrhunderten als unzweifelhaft gegolten: sie bilden nicht fremde Barbarenstämme, sondern die „unreinen Kasten" der hinduistischen Klassifikation. Anders bei denjenigen Stämmen, deren Gaststellung 30 zwar traditionsgebunden und geregelt ist, - wie dies ja selbst im Außenhandel mit ganz fremden Fernhändlern nie völlig fehlt, welche aber keinerlei positiven oder negativen religiösen Rang einnehmen, sondern ein|fach als unreine Barbaren gelten, weil sie ihrer- A 626 seits religiöse | Pflichten irgendwelcher Art im Sinn des Hinduismus B 14 35 nicht anerkennen, nicht nur eigne Götter haben und, was wichtiger ist, nur eigne Priester in Anspruch nehmen, - was übrigens beides auch bei Hindu-Kasten vorkommt, - sondern die Institutionen des Hinduismus einfach ganz ignorieren. Diese sind so wenig Hindus wie Christen und Muselmanen es sind. Aber auch da gibt es die verschie-

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und

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densten Übergangszustände, welche den Weg der Hinduisierung ebnen. Ein nicht ganz unerheblicher Teil der „Animisten" des Zensus betrachtet sich selbst als Hindus, wie Blunt im Census Report bemerkt. 60 Wieder andere, die der Zensus als unreine Kasten behandelt, sind unter Umständen geneigt, jede Beziehung zum Hinduismus, vor allem zu den Brahmanen, abzulehnen. Die Vertreter des Hinduismus selbst andrerseits sind heute, im Kampf um die Bedeutung ihrer nationalen Kultur, bestrebt, den Begriff des Hinduismus möglichst weit zu spannen und jeden, der irgendeinen 3 der möglichen „tests" des Hinduismus, wie sie die Zensusbehörden ermitteln, erfüllt, also auch einen Jaina oder Sikh oder „Animisten" als Hindu in Anspruch zu nehmen. Dabei kommt ihnen nun die tatsächlich bei diesen Außenseitern vorhandene Tendenz zur Hinduisierung entgegen. Diese verläuft bei den inmitten des Hinduismus lebenden Gaststämmen etwa nach folgendem Typus: Dauernd im Gasterwerbsverhältnis stehende Angehörige solcher Fremdstämme begannen und beginnen leicht, gewisse Leistungen von Brahmanen in Anspruch zu nehmen, deren sich auch die unreinen Kasten regelmäßig bedienen. Z.B. vor allem: die Stellung des Horoskops für Eheschließungen und ähnliche Familienakte, die sie im übrigen auch weiterhin durch eigene Priester besorgen ließen. Wandten sie sich in ihrem Erwerb den Beschäftigungen hinduistischer, sei es reiner oder (meist) unreiner, Kasten zu, so waren sie genötigt, sich ähnlichen Vorschriften zu fügen, wie sie anderwärts für diese galten, um nicht auf zu scharfen Widerstand zu stoßen. Und je mehr sie sich dem reinen Typus des „Pariavolks" annäherten, d.h. je mehr ihre eigene Bodenständigkeit im geschlossenen Stammesgebiet schwand oder an Bedeutung zurücktrat, desto ausschließlicher abhängig wurde ihre soziale Lage von den Normen, welche ihre hinduistische Umgebung dafür schuf und desto größer zugleich die Chance, daß sie sich in ihrem rituellen A 627 Verhalten dieser | anpaßten und typische Bräuche von ihr übernahB 15 men, bis sie | sich schließlich in allen wesentlichen Punkten in der

s A: irgend einen

60 Gemeint ist Blunt, Census 1911, XV, P.1, S. 120.

I. Das hinduistische

soziale

System

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Lage einer (meist: unreinen) Hindukaste befanden. Der Fortbestand des alten Stammesnamens als Kastenbezeichnung, entweder - bei Pariavölkern mit altem Gewerbe- oder Handelsmonopol - allein, oder, wo sie als eine eigene endogame Kastenabteilung zur alten Hindukaste traten, neben dem normalen Kastennamen, sind dann die letzte Reminiszenz der Rezeption. Die mannigfachsten Übergangszustände der „Hinduisierung", d.h. der Verwandlung eines „Stammes" in eine „Kaste", finden sich. Darunter auch Fälle, wo die Rezeption teils nach dem hier für die extensive, teils nach dem für die intensive Propaganda aufgestellten Typus verläuft, oder ein Stamm als Gastvolk in mehrere Kasten rezipiert wird, daneben aber einzelne Teile auch in Form der Stammesorganisation bestehen bleiben 7 '. Uns soll diese Kasuistik hier nicht beschäftigen, - sie ergibt jedenfalls, daß die Grenzen des Hinduismus nach außen ziemlich flüssige sind. Die Propaganda vollzog und vollzieht sich also in Form einer meist sehr langsam vor sich gehenden Aufnahme ganzer Verbände in die hinduistische Gemeinschaft und kann, im Prinzip wenigstens, nicht anders erfolgen, weil der Einzelne nie als Einzelner direkt Glied dieser Gemeinschaft sein kann, sondern stets nur als Glied eines

7> Ein Mischbeispiel sind die Ahir, ein hinduisierter ursprünglicher Schäfer- und Hir- A 6 2 7 , B 1 5 tenstamm. In der Provinz Bombay haben noch jetzt (1911) manche Kasten eine Ahir- und eine andere Unter-Kaste nebeneinander. So in Khandesch die Brahmanen, die Sonars, die Lohars, die Koli. Es besteht dort und sonst noch jetzt oft kein connubium zwischen AhirZimmerleuten, -Goldschmieden, -Schmieden und den gleichen Berufskasten, die nicht Ahir sind, während andrerseits z . B . zwischen Ahir-Zimmerleuten und Ahir-Schmieden mehrfach, obwohl sie verschiedenen Kasten angehören, dennoch connubium besteht. 6 1 Diejenigen Ahir ferner, welche Hirten geblieben sind, sind vielfach noch jetzt totemistisch, wie ein Stamm, und nicht nach Sippen, wie eine Kaste, organisiert. Andrerseits sind aber in manchen Kasten die Ahir als Unterkasten ganz verschwunden oder haben nie existiert. (Noch eine Inschrift eines Feudalfürsten aus Jodhpur' - Ind. Ant. IX, 272 erwähnt, daß dieser den Stamm der Ahir aus einem Dorfe gejagt und dort die Kastenordnung etabliert habe.) 6 2 |

t A, B: Iodhpur

61 Weber folgt hier Blunt, Census 1911,1, P.1, S. 373. 62 Die zitierte Inschrift befindet sich in: Ep. Ind. IX, S.279. Es handelt sich um die sogenannte Ghatiyälä-Inschrift des Pratihära-Herrschers Kakkuka von Jodhpur (ca. 861 - 8 7 6 ) aus dem Jahre 861.

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andern Verbandes: einer Kaste. Und stets geht sie so vor sich, daß nach vollzogener Rezeption die Fiktion besteht: der betreffende Verband sei von jeher eine Kaste gewesen, ähnlich etwa, wie ein katholisches Dogma nie neu, wie ein modernes Gesetz, geschaffen, sondern nur, als von jeher geltend, „gefunden" und „definiert" werA 628 den kann. Darin äußert sich | eben die Qualität des Hinduismus als einer Geburtsreligion. | B 16 Welche Motive nun waren und sind es, welche die Rezeption bewirken? Auf Seiten der Brahmanen, die dabei als Vermittler beteiligt sind, in erster Linie solche materieller Art: die Erweiterung der Erwerbschancen an Gebühren für ihre Leistungen, von den Gebühren für die Horoskopstellung angefangen bis zu den Pfründen und Opferanteilen der Haus- und Opferpriester. Reiche Stiftungen an Vieh, Geld, Kostbarkeiten und vor allem auch an Land und Landrenten (Pfeffer-Renten) entlohnten insbesondere von jeher den oder die Brahmanen, welche die nötigen „Beweise" für die vornehme Abkunft der hinduisierten Herrenschichten eines in Rezeption begriffenen Gebiets geliefert hatten. 63 Und auf Seiten der Rezipierten? Die „Stämme", zumal ihre herrschenden Schichten, welche zu „Kasten" wurden, nahmen damit, wie wir noch sehen werden, 64 ein Sklavenjoch von rituellen Pflichten auf sich, wie die Welt es kaum zum zweiten Male kennt[,j und opferten Genüsse - so den Alkohol, 3 welchem überall freiwillig nur sehr schwer entsagt zu werden pflegt. Was also war der Grund? Soweit die Herrenschicht in Betracht kommt, wirkte hier jene Funktion einer anerkannten Religion, welche überall bei einem Bund politisch und sozial herrschender Gewalten mit der Priesterschaft maßgebend war. Die Eingliederung in die hinduistische Gemeinschaft legitimierte die soziale Lage der Herrenschicht religiös. Sie gab, heißt das, den Herrenschichten dieser Barbaren nicht nur einen in der Kulturwelt des Hinduismus anerkannten sozialen Rang, sondern sicherte sie durch die Umwandlung in „Kasten" auch nach unten hin gegen die von ihr beherrschten Klassen, und zwar - wie wir später noch näher sehen werden 65 - in einer so a A, B: Alkohol-, 63 Weber stutzt sich hier auf Risley, Census 1901, I, P.1, S. 520, wo auch von PfefferRenten (pepper-corn rents) die Rede ist. 64 Unten, S. 101 f. 65 Unten, S. 105.

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System

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wirksamen Weise, wie dies schlechthin keine andere Religion jemals vermocht hat. Um dieser Leistung willen waren es in der fernen Vergangenheit regelmäßig nicht, wie wir im vorstehenden, 66 entsprechend den Verhältnissen des letzten Jahrhunderts, vorausge5 setzt haben, die Adelsschichten allein und oft auch nicht vornehmlich sie, welche die Rezeption des Hinduismus trugen; - es ist aus später zu besprechenden Gründen 67 nicht unwahrscheinlich, daß sie gelegentlich direkte Gegner des Brahmanentums waren, - sondern vor allem: die Könige. Wie die Slawenfürsten des Ostens deutsche 10 Geistliche, Ritter, Kaufleute und Bauern ins Land riefen, so die Könige der östlichen Gangesebene und | Südindiens, bis zu den A629 Tamils an der Südspitze hinab, schrift- | und verwaltungskundige B 17 Brahmanen, um mit ihrer Hilfe ihre Herrschaft in hinduistischer Art patrimonialbürokratisch und ständisch fest zu organisieren und 15 selbst die Weihe eines legitimen Radscha und Maharadscha im Sinn der hinduistischen Dharmagastras, Brahmanas und Puranas zu empfangen. Die über ganz Indien zerstreut sich findenden Urkunden 68 über Landstiftungen, zuweilen für Dutzende, selbst Hunderte von oft ganz offensichtlich zugewanderten Brahmanen auf einmal, reden 20 dafür eine unzweideutige Sprache. Wirkte so das Legitimitäts-Interesse bei den Herrenschichten, so spielte bei der freiwilligen Annahme hinduistischer Riten durch solche Pariavölker, welche dadurch in die immerhin erniedrigende Lage einer „unreinen Kaste" gerieten, zunächst ein ähnliches Interesse mit. „Unrein" waren sie für ihre 25 hinduistische Umgebung ohnehin und die Innehaltung der daraus vom Standpunkt des Hinduismus folgenden negativen Schranken durch sie zwang ihnen also ihre Lage ohnedies auf. Positiv aber, für die Sicherung ihrer Arbeitsgelegenheit, war es immerhin ein Vorteil, wenn sie als eine legitime, sei es auch noch so negativ privilegierte 30 „Kaste" und nicht als ein bloßes Fremdvolk galten. Und auch die Übernahme gewisser, dem Hinduismus eigentümlicher Organisationen (so z.B. des später zu besprechenden 69 Kasten-„panchayat"), welche gerade bei den niedern Kasten eine gewerkschaftsartige, als

66 Oben, S.66f. 67 Unten, S.323f. 68 Damit sind die Stein- und Kupfertafei-Inschriften gemeint, die quasi den Rang von Grundbucheintragungen besaßen. 69 Unten, S. 188-190.

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und

Buddhismus

legitim geltende, Interessenwahrung nach "außen und innen" ermöglichte, konnte für sie von praktischer Bedeutung sein. Immerhin würden sich dafür Surrogate wohl haben schaffen lassen. Dagegen darf als ein vielleicht oft nicht unwichtiges Moment für die Hinduisierung solcher Pariavölker, in der Vergangenheit wenigstens, auch die Eigenart der religiösen Hoffnungen angesehen werden, welche, wie wir sehen werden, 70 der Hinduismus gerade den sozial gedrückten Schichten eröffnete. Diese zum Teil erst später zu erörternden 71 Eigentümlichkeiten werden es auch erklären, daß wir verhältnismäßig weit weniger von Widerständen solcher negativ privilegierter Klassen gegen die Hinduisierung hören, als wir bei der in aller Welt unerhörten Schroffheit des Abstandes, den der Hinduismus zwischen den sozialen Schichten aufrichtete, erwarten würden. Gewiß kamen und kommen, wie wir sehen werden, 72 Auflehnungen gegen die hinduistische Ordnung auch aus dem Kreise der unreinen Kasten | A 630, B 18 vor. Von einigen spezifisch proletarischen brahmanenfeindlichen Prophetien wird später (Abschnitt II) 73 zu reden sein. Und es gibt auch heut unter ihnen eine Anzahl, welche jegliche Autorität der Brahmanen ausdrücklich ablehnen. Die offizielle hinduistische Auffassung und ihr folgend die Zählung des Zensus ist in solchen Fällen geneigt, die betreffende Gemeinschaft trotzdem im Zweifel als „Kaste", gewissermaßen wider ihren Willen, und nicht als reines Gastvolk, zu behandeln, sofern sie in irgendwelchen Hinsichten sich äußerlich wie eine Kaste verhält. Aber nicht daß solche Auflehnungen unzweifelhaft vorkamen, sondern daß sie nicht weit häufiger vorkamen, daß vielmehr die großen historisch wichtigen religiösen Revolutionen gegen die hinduistische Ordnung ganz andern, relativ besonders hoch privilegierten, Schichten entstammten und im wesentlichen auch in ihnen ihre Wurzel behielten, ist offenbar das, wofür eine Erklärung zu fordern ist und später versucht werden soll.74 Hier können wir vorerst an der annäherungsweise zutreffen-

b A: Außen und Innen

70 71 72 73 74

Unten, S.482f. Unten, S. 211 f. Unten, S.106f. Weber geht darauf unten, S. 301 ff., und hauptsächlich in Abschnitt III, S. 461 ff., ein. Gemeint sind die Ausführungen über Jainismus und Buddhismus, unten, S. 301 ff.

I. Das hinduistische

soziale

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den Auffassung festhalten: daß die „innere" Rezeption negativ privilegierter Schichten, Gast- und Pariastämme, in die hinduistische Lebensordnung meist ein Prozeß der Anpassung sozial schwacher Schichten an die gegebene feste Kastenordnung im Sinn der Legitimierung ihrer sozialen und ökonomischen Lage war. Die Bewegung sowohl gegen wie für die Rezeption des Hinduismus für ganze Gebiete dagegen ist regelmäßig von Herrschern oder Herrenschichten ausgegangen, und die Rezeption hatte in deren Legitimitätsinteresse ihr unzweifelhaft wichtigstes Motiv. Die Wirkung war eine ganz gewaltige. Es hat Jahrhunderte gegeben, in welchen in fast allen damaligen indischen Kulturgebieten zwei spezifisch brahmanenfeindliche Erlösungsreligionen: der Jainismus und, in noch stärkerem Maße, der Buddhismus, die wenn auch keineswegs universell herrschenden, so doch offiziell rezipierten Konfessionen waren. 75 Sie sind der Restauration des Hinduismus derart vollständig erlegen, daß die Jainas mit nur noch (1911) 0,40% der Bevölkerung (1891 noch 0,49,1901: 0,45)8) vertreten sind, und zwar in stärkerem Maße fast nur in einer Anzahl Städte | des westlichen Indien, und daß von A 631, B 19 der alten nationalen buddhistischen Kirche nur noch in Orissa eine Gemeinschaft von etwa 2000 Personen übrig ist, die sonst in Vorderindien gezählten Buddhisten aber Immigranten sind. 76 Eigentlich blutige Verfolgungen dieser Heterodoxien haben in der Zeit der Wiederaufrichtung des Hinduismus zwar nicht gefehlt, sind aber offenbar für den außerordentlich schnellen Sieg des Hinduismus nicht entscheidend gewesen. Sondern neben einer Reihe andrer begünstigender vorwiegend politischer Umstände gab ganz offenbar grade dies den Ausschlag: daß der Hinduismus jenen Legitimitätsin-

8) Ob die Abnahme wirklich nur, wie der Census Report von 1911 meint, von der A 6 3 0 , B 1 8 stärkeren Sterblichkeit der Städte herrührt, ist doch fraglich. 1881—91 hatte eine relative Zunahme (0,45 auf 0,49) stattgefunden. 7 7 D i e Jaina der Städte haben im ganzen geringere Sterblichkeit als städtische Hindu. |

7 5 Vom 3. Jahrhundert v.Chr. bis ins 7. Jahrhundert n.Chr. hatten Buddhismus und Jainismus eine bedeutende Anhängerschaft auf dem indischen Subkontinent. Mit „offiziell rezipiert" will Weber wohl zum Ausdruck bringen, daß diese beiden Religionsgemeinschaften an vielen Fürstenhöfen dominierend waren. 7 6 Weber folgt hier Blunt, Census 1911,1, P.1, S. 125. 77 Weber stützt sich auf die Tabelle im Census 1911,1, P.1, S. 142.

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Hinduismus und Buddhismus

teressen der herrschenden Schichten in der besondern Art, wie sie sich aus den bald zu besprechenden 78 eigentümlichen sozialen Verhältnissen Indiens ergaben, eine unvergleichliche religiöse Stütze zu bieten in der Lage war, welche - aus ebenfalls später zu erörternden 79 Gründen - jene Erlösungsreligionen nicht zur Verfügung stellen konnten. Dem entspricht eine weitere auffallende Erscheinung. Das Schwergewicht, welches der hinduistischen Kastenordnung innewohnt, lernten wir bisher 80 in der Ausbreitung des Hinduismus durch Rezeption von „Stämmen" kennen. Ihre Anziehungskraft war aber da, wo sie einmal bestand, und ist selbst jetzt noch so groß, daß sie die Tendenz hat, auch über die religiösen Grenzen des Hinduismus hinaus alles in ihre Formen einzubeziehen, was in soziale Berührung zu ihr tritt. So ist von den ausgeprägt brahmanenfeindlichen, c gegen die Kastenordnung als solche und also direkt gegen eine der Grundlagen des Hinduismus gerichteten religiösen Bewegungen die Mehrzahl in aller Form in die Kastenordnung wieder eingemündet. Der Vorgang selbst findet seine einfache Erklärung. Wenn eine prinzipiell kastenfeindliche Sekte bisherige Mitglieder beliebiger hinduistischer Kasten in ihre Gemeinschaft aufnahm und aus ihrem rituellen Pflichtenkreis herausriß, so war die Folge, daß ihre sämtlichen, die Riten ihrer bisherigen Kaste verleugnenden, Proselyten von ihren Kasten exkommuniziert und kastenlos (outcastes) wurden. Die Sekte wurde damit, wenn es ihr nicht gelang, die Existenz der Kastenordnung überhaupt gänzlich auszurotten, sondern nur einen Teil ihrer Glieder loszureißen, vom Standpunkte der Kastenordnung aus etwas einem Gast-Volk ähnliches, eine Art von konfessioneller Gast-Gemeinschaft mit einer zunächst problematischen Stellung geA 632, B 20 gen | über der neben ihr fortbestehenden hinduistischen sozialen Ordnung. Wie sich die hinduistische Umgebung weiterhin zu ihr praktisch verhielt, hing von der Art der Lebensführung ab, die sich innerhalb der neuen Gemeinschaft entwickelte. Ließ sie eine Le-

C A: brahmanen-feindlichen,

7 8 Unten, S.98ff. 7 9 Unten, S. 461 ff. 8 0 Oben, S . 6 6 f .

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bensführung zu, welche der Hinduismus als rituell befleckend ansah (Rindfleischgenuß), so behandelte er sie wie ein Paria-Volk, und, je länger der Zustand dauerte, wie eine unreine Kaste: wir sahen ja, daß der Unterschied fließend ist.81 Wenn nicht, so konnte auf die Dauer, zumal wenn die neue Sekte wesentlich ritualistischen Charakters war oder - wie fast regelmäßig - sich ritualistisch entwickelte, die rundum von dem festen Rangordnungsgefüge der Kasten umgebene Gemeinschaft ihrerseits sich selbst als nichts wesentlich andres d denn als eine Kaste mit besondern rituellen Pflichten fühlen. Sie mußte dann ein Interesse daran haben, ihren sozialen Rang andern Kasten gegenüber zu sichern. Dem stand ein Hindernis nicht entgegen, da es ja auch Hindu-Kasten gab, welche sich der Brahmanen nicht bedienten, sondern eigene Priester hatten. 82 Entweder wurde dann die Sekte im Laufe der Zeit als Ganzes eine einzige anerkannte Kaste (Sekten-Kaste). Oder eine Kaste mit Unterkasten von verschiedenem sozialen Rang. Dies dann, wenn sie in sich stark sozial differenziert war. Oder endlich es vollzog sich eine Entwicklung der Art, wie wir sie bei der Rezeption von Stämmen in die HinduOrdnung kennen lernten. 83 Die Oberschichten, Priester, Grundherren, reichen Händler der Sekte suchten ihre Anerkennung als Brahmanen, Kschatriya, Vaifya und der übrigen plebs als einer oder mehrerer £udra-Kasten zu erreichen, um so der sozialen und ökonomischen Privilegien der entsprechenden oberen Kasten ihrer hinduistischen Umgebung teilhaftig zu werden. In der Gegenwart macht die alte Sekte der Lingayat diese Entwicklung durch, - ursprünglich, im Mittelalter, eine Art von „protestantischer" besonders schroffer und prinzipieller Reaktion gegen die Brahmanen und die Kastenordnung, welche aber jetzt von Zensus zu Zensus mehr sich dieser Ordnung fügt und nunmehr verlangt hat, daß ihre Angehörigen nach den klassischen vier hinduistischen Kasten gegliedert registriert werden sollten, nachdem sie schon seit geraumer Zeit in einer sehr

d A: A n d r e s

81 Oben, S. 65. 8 2 Weber geht darauf unten, S. 461 ff., näher ein. 8 3 Siehe dazu oben, S.66f.

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Hinduismus und Buddhismus

charakteristischen ständischen Entwicklung 9) begriffen gewesen A 633, B 21 war. Die Mitglieder der Jaina-Gemeinden, welche heute vielfach mit bestimmten (Händler-)Kasten Konnubium haben, werden von Hinduisten gelegentlich bereits als „Hindu" angesprochen. Der Buddhismus hatte, wie wir sehen werden, 84 die Kastenordnung gar nicht prinzipiell angetastet; aber seine Mönche galten und gelten dem Hinduismus aus später zu erörternden Gründen 85 als spezifische Ketzer und betrachteten sich auch selbst als Nicht-Hindus. Das hinderte nicht, daß die sich selbst überlassenen buddhistischen Gemeinden an der nordindischen Grenze eine eigentümliche Kastengliederung annahmen, als die Klöster zu Pfründen säkularisiert worden waren. A b e r auch der Islam ist in Indien der Hineinziehung in die Tendenz zur Kastenbildung unterlegen. Diese konnte hier an die typische ständische Gliederung des klassischen Islam anknüpfen: privilegiert waren in ihm die (wirklichen oder angeblichen) Nachkommen des Propheten und bestimmte andere, seiner Sippe im religiösen Rang nahestehende Familien (die Sajids und Scherifs). Ebenso, nachdem die wahllose Propaganda aus finanzpolitischen Gründen sistiert und die alte Steuerfreiheit der Alt-Gläubigen den Neu-Konvertierten versagt worden war, jene gegenüber diesen: in Indien also die vorderasiatischen und persischen Immigranten gegenüber den indischen Proselyten. Endlich, dem feudalen Charakter der alten islamischen Gesellschaft entsprechend, die GrundherrenSippen gegenüber den sippenlosen Bauern und, vor allem, Handwerkern. Diese Scheidungen, mit den entsprechenden Abwandlungen, haben die Art der Entwicklung der islamischen Kasten in Indien bestimmt. Daß daneben zahlreiche Hindu-Kasten islamischen Heiligen neben den Hindugottheiten Verehrung zollen, Mischbildungen wie die „Sikh"-Sekte entstanden und vom indischen Islam auch zahlreiche rituelle Gewohnheiten hinduistischer Provenienz rezi9) A 632, B 20 Etwa nach Art des heutigen Pedigree-Adels der Mayflower-Pilgerväter | in NeuA 6 3 3 , B 21 england 86 galten vor allem die Nachfahren der ersten Konvertiten als eine vornehme und stark privilegierte Unterkaste gegenüber den späteren Proselyten. |

84 Unten, S. 360ff. 85 Unten, S. 461 ff. 86 Aufgrund ihrer für Nordamerika relativ frühen Ansiediung haben die Nachkommen der 1620 auf dem Schiff „Mayflower" nach Neuengland gekommenen puritanischen Pilgerväter eine Art „Abstammungs-Adel" (pedigree) für sich beansprucht.

5

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piert wurden, soll uns hier weiter nicht beschäftigen. Uns interessiert nur die Anziehungskraft der hinduistischen Lebensordnung, welche durchweg vor allem durch ihre spezifische Leistung: Legitimierung des sozialen Ranges und, nicht zu vergessen: der mit ihm eventuell verbundenen ökonomischen Vorteile, bedingt war. Diese zentrale Bedeutung der sozialen Lebensordnung innerhalb des Hinduismus äußert sich nun vor allem in dem | gegenseitigen A 634, B 22 Verhältnis der lehrhaften und der ritualistisch-ethischen Seiten der Religion. Auch der Hinduismus kennt, wie China, den Dualismus von „Lehre" und „ritueller Pflicht". Aber in anderer Wendung. Die hinduistische Terminologie9®' scheidet zunächst „Dharma" von „Mata". Mata heißt ein Bestandteil einer metaphysischen Heilslehre. Zur christlichen Lehre (Kristi-mata) gehört also z.B. vor allem: daß nur die Menschen, aber auch alle Menschen, eine „Seele" haben, daß ein überweltliches Wesen die Welt und alle Seelen aus dem Nichts geschaffen hat, daß jede Seele nur einmal auf der Erde lebt, daß sie aber dennoch „ewig" ist und später entweder im Himmel oder in der Hölle ihr ewiges Dasein verbringen muß, daß Gott mit einer Jungfrau einen gottmenschlichen Sohn gezeugt hat, dessen Taten und Leistungen für die Menschen heilsbedeutsam sind. Daß die christliche Lehre in bestimmten Punkten konfessionell gespalten ist, erregt dem Hindu keinerlei Befremden. Denn das gleiche ist ihm aus den schroffen Lehr-Gegensätzen seiner Philosophenschulen und Sekten vertraut: es gibt einige Vischnu- und £iva-Sekten unter den Brahmanen, welche gegenseitig den Namen des Gottes der andern niemals auch nur aussprechen. Ebenso stört es den Hindu nicht, daß es einerseits Lehrstücke gibt, deren Nichtannahme als Beweis der Nichtchristlichkeit gilt, - denn einige solche gibt es, wie wir sehen werden, auch im Hinduismus (obwohl manche Hindus dies geradezu leugnen), 87 - und daß es andererseits wieder Lehren gibt, welche innerhalb einer und derselben christlichen Kirche, auch einer Kirche 9a> Vgl. z.B. Shridar V. Ketkar, An Essay on Hinduism. London 1911 („modernisti- A 6 3 4 , B 2 2 sehe" Hindu-Anschauungen und daher nicht ganz tendenzfrei). 88 |

87 Viele Hindus sehen die vedische Literatur als für den Hinduismus unabdingbar an, doch leugnet gerade die Sekte der Lihgäyats deren Autorität. 88 Hier bezieht sich Weber insbesondere auf S. 14 von Ketkars Werk.

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mit so straffer Lehrautorität wie die katholische es ist, umstritten sind und in denen Freiheit der Meinung herrscht, - denn gerade diese Freiheit der Meinung kennt der Hinduismus in denkbar weitestgehendem 0 Maße. So weitgehend, daß der Begriff eines „Dogma" für ihn überhaupt fehlt. Höchst wichtige und vor allem höchst charakteristische, nach Ansicht jedes konfessionellen Christen gerade nur seiner Konfession charakteristische, Lehrstücke könnte ein Hindu einfach akzeptieren, ohne deshalb aufzuhören ein Hindu zu sein. Z. B. die ganze Christologie mit ihrem Beiwerk (welches auf die A 635, B 23 Entwicklung der vischnuitischen Krischna-|Mythologie übrigens anerkanntermaßen tiefgehenden Einfluß gehabt hat). 89 Ebenso etwa die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben (denn diese Lehre existierte auch innerhalb des Hinduismus und zwar bei der Sekte der Bhagavats schon in weit vorchristlicher Zeit). 90 Es sind andere vom Hindu-Standpunkt aus wichtigere Bestandteile oder richtiger: Voraussetzungen der Christenlehre, welche sie für den Hindu zu einer Barbaren-Lehre (Mlechha-mata) 91 machen, ähnlich wie das Christentum für den Hellenen r) xd>v ßagßdQcov (piAoaocpicx92 war. Diese Verschiedenheiten würden auch bedingen, daß die Christologie sowohl wie die Rechtfertigungslehre ihren Sinn innerhalb des Hinduismus sehr stark ändern würden. Und vor allen Dingen würden diese Lehren darauf zu verzichten haben, Allgemeingültigkeit für alle Hindus zu beanspruchen. Denn im Hinduismus kann eine Lehre als „orthodox" und dennoch nicht als „verbindlich" gelten, ähnlich wie etwa die Differenzen der Abendmahlslehren der Reformierten und Lutheraner in einer unierten evangelischen Landeskirche. Und zwar betrifft dies nicht etwa Nebenpunkte, sondern gerade die für unsre Vorstellung von einer „Religion" grundlegend wichtigen Fragen. So vor allem die Art des Heilsziels (sadhya) selbst, e A: weitestgehender 89 Die Möglichkeit der Beeinflussung der Krsna-Mythologie durch die Christologie erwähnt Balfour, Cyclopaedia, Vol. 2, S. 610. Siehe auch unten, S.492f., Webers Anm. 162 und 163. 90 Siehe dazu unten, S. 291 f. 91 Den Ausdruck Mleccha-mata hat Weber von Ketkar, Hinduism, S. 17f., entlehnt, der hier Äryadharma von Mlecchadharma, „thedharmaofthebarbarian", unterscheidet. 92 Da das Christentum seine Wurzeln im Judentum hat, galt es als eine „Philosophie der Barbaren". Tatianos gebraucht diesen Begriff in seinem Werk „Logos pros Hellenas", I, 30.35.42, mit einem gewissen Stolz. In seiner Schrift gegen die Christen bezeichnet schon Kelsos die christliche Lehre als barbarisch.

I. Das hinduistische

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der Verheißung also, um deren willen allein man doch nach christlichen Begriffen einer „Religion" angehört. Und erst recht die Lehre vom „Heilsweg" („marga"), von den Mitteln also, durch welche jenes Heilsziel für den Menschen erreichbar ist. 93 Sehen wir von den diesseitigen Heilsgütern des Hinduismus ab, so stellt er, als Einheit betrachtet, nebeneinander zum mindesten drei einander anscheinend ausschließende jenseitige Heilsziele (nebst Unterarten) zur Wahl. Nämlich 1. Wiedergeburt zu neuem, endlichem und zeitlich begrenztem Leben auf der Erde in ebenso glücklicher oder glücklicherer Lage als es die dermalige ist. Oder, - was für den Hindu im Gegensatz zum Christen unter die gleiche Kategorie gehört: - Wiedergeburt in einem Paradies, a)in der Welt Gottes (salokya) oder b) nahe bei Gott (samipya), c) als selbst zum Gott geworden (sarupya), - mit dem gleichen Vorbehalt, wie eine irdische Wiedergeburt, d. h. also auf begrenzte Zeit und so, daß nachher wieder eine Wiedergeburt auf der Erde folgt, - 2. zeitlich unbegrenzte Aufnahme in die selige Gegenwart eines überirdischen Gottes (Vischnu), also: Unsterblichkeit der individuellen Seele, in einer der 'Formen a, b | oder A 636, B 24 c / - 3. Aufhören der individuellen Existenz und a) Aufgehen der Seele im All-Einen (sayujya) oder b) Untergehen im „Nirwana", wobei das Wesen dieses letzteren Zustandes teils verschieden gedeutet 9 wird, teils 9 dunkel bleibt. 94 Alle drei Arten von Heilszielen sind „orthodox", wennschon das dritte (genauer: 3a) das spezifisch brahmanische, z.B. von der vornehmsten Brahmanen-Sekte, den Smartas, vertretene ist und namentlich die „Unsterblichkeit" (Nr. 2) diesen Kreisen zwar nicht als antihinduistisch, aber doch als spezifisch „unklassisch" gilt, etwa so wie die taoistische Heilslehre dem Konfuzianer oder die pietistische Art der Gnadenaneignung 95 dem klassif A, B: Formen; a, b oder c,

g A: wird teils

9 3 Weber bezieht sich offensichtlich auf Ketkar, Hinduism, S. 7 und 8. 9 4 Webers Darstellung der Heilsziele stützt sich auf Monier-Williams, Religious thought, S.70f. 9 5 Während für die lutherische Orthodoxie mit Martin Luther die „Gnade" Ausdruck der göttlichen Barmherzigkeit ist, nur durch den Glauben erworben wird, verloren und durch Buße und Bekehrung wiedererlangt werden kann, erfährt der Pietist ganz persönlich die unverlierbare Gnade der Lebenserneuerung. Der Pietist Johann Adam Steinmetz (Schriftgemäße Betrachtung von der Versiegelung der Gläubigen mit dem heiligen Geist aus Epheser 4,30. - Leipzig: 1769) spricht von der Unverlierbarkeit des Gnadenstandes durch „Versiegelung". Weber stützt sich höchstwahrscheinlich auf Albrecht Ritsehl, Geschichte des Pietismus, Band 2: Der Pietismus in der lutherischen Kirche des 17. und 18. Jahrhunderts, 1. A b t . - B o n n : Adolph Marcus 1884, S . 4 0 6 - 4 2 4 .

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Hinduismus und Buddhismus

sehen Lutheraner. Zwischen dem ersten und dritten Heilsziel aber hat jedenfalls auch der „klassischste" Hindu die Wahl. Und die Wege, welche zu jedem der drei Heilsziele führen, sind, je nach der Lehre, der er anhängt, überaus verschieden: Askese, Kontemplation, rein ritualistische gute Werke, gute Werke im Sinn der sozialen Leistung, insbesondere: Berufstugend, gottinniger Glaube (bhakti) kommen teils kumulativ teils alternativ (je nach dem Heilsziel), teils exklusiv in Betracht, und es fehlt in der klassischen Literatur (Mahabharata) auch die Ansicht nicht, daß der Einzelne schlechthin diejenige Art von Heilsgut und zwar auf dem Wege und durch den Gott erhalte, zu dem und dessen Heilsgütern und Heilswegen er aufrichtig seine Zuflucht nehme. Also das: „dir geschehe, wie du geglaubt" 96 in des Wortes verwegenster Bedeutung. So angesehen, scheint es kaum eine Möglichkeit zu geben, religiöse „Toleranz" innerhalb einer und derselben „Religion" noch weiter zu steigern. In Wahrheit wird daraus wohl zu schließen sein: daß eben der Hinduismus etwas anderes als eine „Religion" in unserm Sinn des Wortes sei. Dies ist es denn auch, was uns seine Vertreter (Ketkar u.a.) nachdrücklich versichern. Innerhalb des hinduistischen Begriffsschatzes steht dem occidentalen Ausdruck „Religion" am nächsten der Begriff „sampradaya". 97 Darunter versteht der Hindu Gemeinschaften, deren Zugehörigkeit nicht durch Geburt erworben wird - die also in diesem Sinn „open-door-castes" sind - , sondern durch Gemeinsamkeit der religiösen Heilsziele und Heilswege, „Theophratrien", wie hinduistische Gelehrte sie nennen. 98 Solche „Theophratrien" waren in Indien vor allem der Jainismus und A 637, B 25 Buddhismus, ebenso einige der revivals der vischnuitischen | Heilandsreligiosität und z.B. die früher erwähnte fivaitische Sekte der Lingayats, 99 welche eben deshalb sämtlich als durchaus ketzerisch galten und, soweit sie an diesen Grundlagen festgehalten haben,

9 6 Dieses Zitat von Matthäus 8, 13, soll darauf hinweisen, daß die indische BhaktiReligiosität dem Gläubigen bereits durch dessen Glauben die Heilsgüter sichert. In einer überspitzten Formulierung heißt es sogar, daß selbst derjenige, der schlecht von Krsna denke, eben dadurch, daß er an ihn gedacht habe, der Heilsgüter teilhaftig werde. 9 7 Weber stützt sich hierauf Ketkar, Hinduism, S. 15. 9 8 Hier lehnt sich Weber an Ketkar, Hinduism, S. 61, an; außerdem stützt er sich auf S. 5 desselben Werkes. 9 9 Zu den Lihgäyats siehe oben, S. 73.

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noch gelten. Und zwar obwohl z.B. der Buddhismus die Existenz und Macht der hinduistischen Götter nicht anficht, die theophratrischen vischnuitischen Sekten aber und die Lingayats je einen der großen Götter der hinduistischen Trias (Brahma - Vischnu - Çiva) verehren. Und obwohl die ihnen eignen Heilsgüter und Heilswege sich von solchen, die auch der orthodoxe Hinduismus kennt, wenigstens von unserm Standpunkt, meist aber auch vom Hindustandpunkt aus, keineswegs grundsätzlich unterscheiden, mindestens entfernt nicht so sehr, als die verschiedenen als orthodox zugelassenen Heilswege es untereinander tun. Alle diese „Theophratrien" nehmen im Gegensatz zum Hinduismus den Einzelnen als Einzelnen in ihre Gemeinschaft auf. Aber dies ist noch nicht der entscheidende Grund. Denn Zugehörigkeit zu einer „Sekte" an sich schließt nicht nur nicht vom Hinduismus aus, sondern ist gerade umgekehrt seit dem Entstehen der spezifisch hinduistischen Religiosität, wie sie die späteren Teile der Epen und die Purana's darstellen, eine völlig normale Erscheinung. Ein eigentlich frommer Hindu ist nicht bloß Hindu, sondern Mitglied einer Hindu-Sekte. Und zwar auch in der Art, daß z. B. der Vater Çivait, der Sohn Vischnuit ist10). Was praktisch bedeutet: daß der eine von einem zu einer çivaitischen, der andre von einem zu einer vischnuitischen Sekte gehörigen Directeur de l'âme („Guru") unterwiesen, nach vollendetem Unterricht durch Mitteilung der „mantra" (paroleartigen Gebetsformel) der Sekte in diese aufgenommen ist, die Merkmale der Sekte (Stirnbemalung usw.) trägt, ihre Tempel besucht, ausschließlich zu - je nachdem Vischnu oder Çiva, direkt oder in Gestalt einer seiner Inkarnationen, betet (die betreffenden beiden andern Gestalten der Trias 10) Dies findet sich schon in den alten inschriftlichen Quellen. So erneuert (706 nach A 6 3 7 , B 2 5 Chr.) ein Maharadscha eine Stiftung seiner Vorfahren, und es wird erwähnt, daß einer von diesen ein Anhänger Vischnus, ein anderer (Jivas, Enkel und Urenkel aber Verehrer der Bhagavati ( = Durga oder Lakschmi) waren. 1 |

1 Bei dieser Inschrift handelt es sich um die Daulatpura-Tafel des Königs Bhoja von der PratThära-Dynastie (reg. 8 3 6 - 8 8 5 ) , die von Franz Kielhorn in Ep. Ind. V, S. 2 0 8 - 2 1 3 , publiziert wurde. Die Quelle für Webers Datierung basiert darauf, daß Kielhorn als Jahreszahl 100 las und diese der Ära des Königs Harsa von Känyakubja ( 6 0 6 - 6 4 7 n.Chr.) zuschrieb, so daß er auf das Datum 706 n.Chr. (606 + 100) kam. Doch akzeptierte Kielhorn später die richtige Datierung von Devadatta Ramkrishna Bhandarkar (Journal of the Bombay Branch of the Royal Asiatic Society, Vol. LXXI, 1904, S. 10) auf das Jahr 900 der Vikrama-Ära (Beginn: 57 v. Chr.) und somit auf das Jahr 843 christlicher Zeitrechnung (Kielhorn in Ep. Ind. VIII, Appendix I, S. 1).

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Hinduismus und Buddhismus

gelten ihm als bloße Erscheinungsformen seines Gottes) und neben den Riten seiner Kaste den Spezialriten der Sekte folgt. Das ist ein durchaus orthodox hinduistisches Verhalten. Die Ketzerei der TheoA 638, B 26 phratrien besteht vielmehr darin, daß | sie den Einzelnen - im Gegensatz zu den orthodoxen Sekten - seinen eignen rituellen Pflichten, den Kastenpflichten also, in die er hineingeboren ist, entreißen, sein „Dharma" also ignorieren oder zerstören. Damit verliert er, wenn es sich um wichtige Pflichten handelt, die Kaste, und Kastenverlust bedeutet, da man nur durch die Kaste zur hinduistischen Gemeinschaft gehört, Verlust dieser. Das Dharma, die Ritualpflicht also, ist das Entscheidende: der Hinduismus ist primär Ritualismus, was seine modernen Vertreter so ausdrücken, 2 daß mata (Doktrin) und marga (Heilsziel) wandelbar und „vergänglich", - gemeint ist: „wahlfrei", - seien, das Dharma aber „ewig", - gemeint ist: „unbedingt gültig", - bestehe. Bei jeder fremden Religion fragt daher der Hindu zunächst nicht nach der „Lehre" (mata), sondern nach dem Dharma. Das „Kristi-Dharma" eines Protestanten besteht für ihn positiv etwa in der Taufe, der Kommunion, dem Kirchgang und der Arbeitsruhe Sonntags und an den andern christlichen Festen, dem Tischgebet. Diese Dinge würden sich alle mit Zugehörigkeit zum Hinduismus guter Kasten vertragen, mit Ausnahme der Kommunion, welche, unter beiderlei Gestalt gegeben, direkten Alkoholzwang, immer aber Zwang zur Speisegemeinschaft mit Nicht-Kastengenossen bedeutet. Aber schon die negativen Bestandteile des „Kristi-Dharma", z. B. daß es dem Christen gestattet, Fleisch, insbesondere Rindfleisch zu essen und Schnaps zu trinken, stempeln es zum Dharma unreiner Barbaren (Mlechha-Dharma). 3 Was ist nun der Inhalt des „Dharma" eines Hinduisten? Darauf erhalten wir die Antwort: daß das Dharma je nach der sozialen Lage verschieden und auch insofern nicht absolut abgeschlossen sei, als es der „Entwicklung" unterliege. Gemeint ist zunächst: das Dharma richtet sich nach der Kaste, in welche der Einzelne hineingeboren ist; entstehen durch Spaltung alter neue Kasten, so spezialisiert sich das Dharma. 4 Ge-

2 Gemeint ist hauptsächlich Ketkar, Hinduism, S. 11 ff. 3 Weber stützt sich bei dieser Darstellung des Mleccha-Dharma auf Ketkar, Hinduism, S. 13. 4 Ebd., S. 16.

I. Das hinduistische soziale System

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meint ist weiter auch: daß das Dharma durch fortschreitende Erkenntnis weiterentwickelt werden könne. Dies würden konservative Hindukreise nun freilich ohne Einschränkung nur für die ferne Vergangenheit: für jenes Zeitalter prophetischer Geistesgaben anerken5 nen, welche jede priesterlich reglementierte Religion, auch das Judentum, das Christentum und der Islam, als in der Gegenwart (in Indien: dem Kali-Zeitalter)5 nicht mehr vorhanden ansehen muß, um sich gegen Neuerungen zu sichern. Aber jedenfalls kann das | A 639, B 27 Dharma in dem Sinn „entwickelt" werden, wie die göttlichen Gebote io einer konfessionellen Religion: durch „Findung" bisher unbekannter, aber von jeher geltender, Konsequenzen und Wahrheiten. Vor allem im Wege der Judikatur und bindender Responsen der zuständigen Instanzen, also z. B. für die Brahmanen der Çastris und Pandits (in Brahmanenschulen regulär ausgebildeter Kenner der heiligen 15 Rechte), der brahmanischen Hochschulen, endlich des heiligen Stuhles von Sehlingen (für den Süden) oder des Schri Sankaratscharya von Sankeschwar (für den Norden und Nordwesten), brahmanischer Klostersuperioren, deren Stellung etwa derjenigen der irischen Klöster in der Zeit der klostermäßigen Organisation der alten iri20 sehen Kirche verglichen werden kann.6 Für andre Kasten: die Judi-

5 Nach Vorstellungen, die möglicherweise aus dem Vorderen Orient entlehnt sind, wird die Erde und der gesamte Kosmos in Weltperioden oder Äonen (Skt.: Mahäyuga = „Großes Zeitalter") von insgesamt 4.320.000 Jahren neugeschaffen und geht in vier Zeitaltern (Skt.: yuga) der Vernichtung entgegen. Jedes neue Zeitalter bedeutet eine Verschlechterung gegenüber dem vorhergehenden und nimmt um ein Viertel der Zeitspanne des ersten Yuga ab. Die Zeitalter sind mit den Namen derjenigen Würfel oder Würfelseiten benannt, welche mit vier (Krta), drei (Treta), zwei (Dväpara) oder einem (Kali) Auge bezeichnet sind. Gegenwärtig befinden wir uns im Kali-Yuga, dem vierten und schlechtesten Zeitalter, das nach Berechnungen im Jahre 3102 v.Chr. begonnen haben soll und durch den Verfall von Religion und Moral sowie permanente kriegerische Einfälle von Barbaren nach Indien gekennzeichnet ist. In der frühesten Zeit der indischen Literatur, dem Zeitalter der Veden, war die Yuga-Lehre noch nicht bekannt. Sie kam erst seit dem 5. Jh. n.Chr. auf. 6 Weber bezieht sich auf Ketkar, Hinduism, S. 81. Ketkar hat als Angehöriger des Maräthä-Volkes die Bedeutung der Öahkaräcäryas von Sahkesvar überbetont, die noch zur Zeit der Vorherrschaft der Maräthäsin Indien (etwa 1 7 0 7 - 1 8 1 8 ) sehr gering war. Die MaräthäKönige konsultierten zumeist die Brahmanen anderer heiliger Stätten, obwohl Sahkesvar im Heimatland der Maräthäs liegt. Erst nach der Etablierung der britischen Herrschaft begannen die Öahkaräcäryas von Sahkesvar und KarvTra die ausschließliche Rechtsgewalt in religiösen sowie in Fragen der Wiedereinsetzung von Leuten in ihre Kaste bzw. ihre Exkommunikation für Verfehlungen zu beanspruchen. Auch dann erreichten sie aber lediglich regionale Bedeutung. Bekannt sind hingegen die dem berühmten Theologen und

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katur ihrer Kasten-Organe, welche sich nach Bedarf - früher weit mehr als heute - des Wahrspruches der Brahmanen bedienten. Das Dharma ruht also in erster Linie auf heiliger Tradition: Spruchpraxis und literarisch rational entwickelter Lehre der Brahmanen. Genau wie im Islam, im Judentum und in der alten christlichen Kirche fehlt die „unfehlbare" Lehrautorität irgendeines h bestimmten priesterlichen Amtes, schon weil die Brahmanen keine Hierarchie von Beamten darstellen. Das praktisch geltende Dharma der einzelnen Kasten stammt seinem Inhalt nach faktisch zu einem sehr großen Teil aus der fernen Vergangenheit tabuistischer und magischer Normen der Zauberer-Praxis. Seine Geltung als hinduistisches Dharma aber ist zu einem weit größeren und praktisch noch weit wichtigeren Teil, als etwa die heutigen rituellen Gebote der katholischen Kirche, ausschließliches Produkt der Priester und der von ihnen geschaffenen Literatur. Diese hat tiefgreifende Wandlungen geschaffen. Offiziell zwar hat der Hinduismus in gleicher Art wie die Buchreligionen ein absolut heiliges Buch: die Veden 10a) . Zu den wenigen wenigstens im wesentlichen' verbindlichen „Glaubens"-Pflichten eines Hindu gehört offiziell: daß er deren Autorität kzum mindesten'' nicht direkt bestreitet. Eine Sekte, die dies tut, - wie die Jainas und A 640, B 28 Buddhisten, - ist nach der unbezweifelbar | überkommenen Auffassung eben deshalb keine Hindu-Sekte. Auch das ist heute nicht durchaus1 allgemeingültig, aber doch das schlechthin Normale. Aber was bedeutet jene Anerkennung der Veden - dieser Sammlungen von Liedern und Hymnen, rituellen und magischen Formeln sehr verschiedenen Alters - praktisch? Die Veden blieben, auch nachdem sie aus der ursprünglich rein mündlichen Überlieferung der einzelA 639, B 27

10a) Hier sollen darunter nur die Samhita, die Sammlungen der Hymnen, Gebete, Formeln verstanden sein. Im weiteren Sinn wurden zum Veda alle „heiligen" Bücher, d.h. auch die Brahmanas und Upanischaden eines jeden Veda und schließlich auch die Sutra's, gerechnet. 7 |

h A: irgend eines

i A: Wesentlichen

k A: wenigstens

I A: schlechthin

Reformer ¿ahkara (6. Jahrhundert) zugeschriebenen vier Klostergründungen in ¿rhgerT im Süden (in Karnätaka), Pur! im Osten (in Orissa), Dvärakä im Westen (auf der Halbinsel Käthiyäväd) und BadarT (Badffnäth) im Norden (in der Himälaya-Region von Uttar Prades), die aber in späterer Zeit entstanden sind. Zum Vergleich mit der irischen Kirche des 6. bis 9. Jahrhunderts siehe auch WuG 1 , S.787; die irischen Klöster waren damals völlig autonom und hatten entscheidenden Anteil an der Durchsetzung des katholischen Christentums auf dem europäischen Kontinent. 7 Weber stützt sich auf Winternitz, Indische Litteratur, 1, S. 48.

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nen, nach ihren Hauptbestandteilen (die der alten Arbeitsteilung der vedischen Priester beim Opfer entsprangen) sich scheidenden Brahmanen-Schulen in die Schriftform überführt worden waren, der Lektüre der Nichtbrahmanen nach der alten korrekten Praxis ganz ebenso wie die Bibel in der katholischen Kirche entzogen und durften von den Brahmanen an Laien nur der höchsten Kasten, und auch diesen nur in bestimmten Partien, gelehrt werden. 8 Dies war nicht nur durch die Monopolisierung der magischen Formeln als Geheimkunst bedingt, welche alle Priester ursprünglich gleichmäßig geübt haben. Sondern es hatte, und zwar gerade nachdem die gefestigte Stellung der Brahmanen diese Rücksicht fortfallen ließ, auch sachlich hier noch zwingendere Gründe als bei der Vulgata. Wenn das Neue Testament Stellen ethischen Gehalts enthielt, welche zunächst durch priesterliche Interpretation relativiert und dabei zum Teil in ihr gerades Gegenteil uminterpretiert werden mußten, um für eine Massenkirche überhaupt und für deren priesterliche Organisation insbesondre anwendbar zu werden, so fiel dieser Gesichtspunkt beim Veda fort. 9 Denn er enthält von eigentlicher „Ethik" im rationalen Sinn des Wortes überhaupt nichts und seine ethische Welt ist einfach die aller Heldenzeitalter, gespiegelt in der Auffassung von Sängern, welche von den Gaben der Könige und Helden abhängig sind und diesen ihre eigene Macht und die der Götter, welche sie magisch zu beeinflussen vermögen, ans Herz zu legen nicht verabsäumen. Daß die Hymnen und vor allem die Gebetsformeln früh als magisch erprobt galten und deshalb hieratisch stereotypiert waren, bewahrte sie vor jener Art von Purifikation, welche die gleichartige altchinesische Literatur durch Konfuzius (und vielleicht andre), die jüdische historische und kosmogonische Literatur durch die Priesterschaft erfahren haben. Die Folge aber ist, daß der Veda von den für den Hinduismus grundlegenden göttlichen und menschlichen Dingen nahezu gar nichts enthält. Die drei großen Götter | des Hinduis- A 641, B 29 mus kennt er teils nicht einmal der Existenz, teils nicht dem heutigen Namen, keinen aber dem ihm später spezifischen Charakter nach. Seine Götter sind Funktions- und Heldengötter von einem dem homerischen äußerlich ähnlichen Typus, ganz wie die Helden der vedischen Zeit burgsässige, wagenkämpfende Kriegskönige mit Ge8 Hier stützt sich Weber auf Ketkar, Hinduism, S. 37. 9 Ebd., S. 38-39.

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folgschaften homerischer Art und mit hier wie dort stark vorwiegend viehzüchtenden Bauern neben sich sind. Die großen vedischen Götter, gerade auch die beiden größten und in ihrem Gegensatz charakteristischsten: Indra, der Gewittergott und als solcher (wie Jahwe) leidenschaftlich handelnder Kriegs- und Heldengott, daher Gott des irrationalen Heldenschicksals, und Varuna, der weise, alles sehende Funktionsgott der ewigen Ordnung, vor allem der Rechtsordnung, sind im Hinduismus praktisch so gut wie von der Bildfläche verschwunden, haben keinen Kult und leben wesentlich von der Gnade vedisch gebildeter Gelehrter ein historisches Leben. Indessen das wäre, bei der Labilität zahlreicher Hindu-Gottheiten und bei der von Max Müller als „Henotheismus" bezeichneten Gepflogenheit schon der alten Sänger, den jeweils angerufenen Gott, um ihn zu gewinnen, als den mächtigsten oder auch als den einzigen Gott zu bezeichnen, 10 noch das wenigste. m Aber der Veda schlägt dem Dharma des Hinduismus geradezu ins Gesicht. Wenn die offizielle Anerkennung der Veden dem Christen als eine Art „Formalprinzip" des Hinduismus nach Art der protestantischen Anerkennung der Bibel erscheinen könnte, - immer mit dem zu machenden Vorbehalt, daß sie nicht schlechthin unentbehrlich ist, - so gehört, - mit ebenfalls einigen Vorbehalten, - zu dessen rituellen „Materialprinzipien", zum universellen hinduistischen Dharma also, wenn irgend etwas,dann die Heiligkeit der Kuh und also das absolute Verbot der Kuhschlachtung. Wer sich daran ausdrücklich nicht bindet, ist kein Hindu 11 '. A 641, B 29

n ) Die Verehrung der Kuh (und, abgeschwächt, der Rinder überhaupt) ging sowohl in ihren ökonomischen wie rituellen Folgen bis ins Extreme. Noch heut scheitert die rationelle Viehzucht daran, daß die Tiere grundsätzlich nur eines natürlichen Todes sterben dürfen, also noch gefüttert werden, nachdem sie längst keinen Nutzwert mehr haben. (Abhilfe schafft das rituell illegale Vergiften durch verworfene Kasten.) 1 1 Kuhdung und Kuhurin reinigt alles. Ein korrekter Hindu, der mit einem Europäer gespeist hat, wird noch heute sich (und eventuell seine Wohnung) mit Kuhdung rituell desinfizieren. Kein korrekter Hindu wird an einer urinierenden Kuh vorbeigehen, ohne seine Hand in den A 6 4 2 , B 3 0 Strahl zu halten und sich, wie der Katholik mit Weihwasser, an | Stirn, Kleidern usw. damit zu befeuchten. Bei Mißernte wird auf das Heroischste vor allem Futter für die Kuh herausgespart. |

m A: Wenigste. 10 Der Hinweis auf Max Müller stammt von Oldenberg, Veda, S. 102, Anm. 1: „Nur in Kürze sei hier der Theorie des vedischen ,Henotheismus' gedacht (M. Müller, Ursprung und Entwicklung der Religion 312ff.; Physical Religion 180ff.; [...])". 11 Vgl. oben, S. 59.

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Wer überhaupt Rindfleisch ißt, ist entweder | „Barbar" oder Mit- A 642, B 30 glied keiner hohen Kaste. Woher dies im Hinduismus stammt, soll uns hier nicht beschäftigen. Jedenfalls kennt es der Veda nicht nur nicht, sondern die Unbedenklichkeit des Rindfleischgenusses versteht sich für ihn von selbst und von Verpönung der Schlachtung der Kuh weiß er nichts. 12 Die „Modernisten" des Hinduismus erklären dies dadurch, daß das jetzige (Kali-)Zeitalter derart verderbt sei, daß ihm die Freiheit der alten goldenen Zeit in dieser Hinsicht nicht habe belassen werden können. Blicken wir von den rituellen Vorschriften hinweg auf das innere sinnhafte Gefüge des Hinduismus, so fehlen so grundlegend wichtige Vorstellungen wie die Seelenwanderung und die auf ihr ruhende später zu besprechende Karman- (Vergeltungs-) Lehre im Veda völlig oder sind nur mit erheblicher Gewaltsamkeit in einige vieldeutige Stellen unbekannten Alters hineinzuinterpretieren. Die vedische Religion kennt nur einen Hades: das Reich des Yama, und einen Götterhimmel, im wesentlichen wie die homerische und germanische Heldenzeit: das „Reich der Väter". 1 3 Aber weder den sehr besondersartigen Himmel des Brahma oder die teils dem Christenhimmel, teils dem Olymp ähnlichen Himmel des Vischnu oder £iva, noch endlich das „Rad" der Wiedergeburten, vom Nirwana ganz zu geschweigen. Sie bejaht das Leben und seine Güter nicht nur in dem Sinne wie es die Massen-Religiosität des Hinduismus im Gegensatz zur Virtuosenreligiosität auch später tat, sondern war ganz ebenso diesseitig orientiert wie es ähnliche, aus halb charismatischen, halb feudalen Kriegs- und Beute-Gemeinschaften herausgewachsene Religionen überall tun. Aus dem Veda also, so viel steht schon jetzt fest, erhalten wir vielleicht über die Vorgeschichte, nicht aber über den Gehalt des Hinduismus, auch nicht der ältesten historisch überhaupt zugänglichen Formen wirklich hinduistischer Religiosität, Aufschluß. Er ist nur ungefähr im gleichen Sinn ein heiliges Buch des Hinduismus wie das Deuteronomium ein solches des Christentums. Anerkennung der Autorität des Veda, wie sie vom Hindu gefordert wird, heißt

12 Weber folgt hier Census 1911,1, P. 1, S. 117. 13 Nach Oldenberg, Veda, S. 532ff.

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„fides implicita"14 in einem noch weit fundamentaleren Sinn als in der katholischen Kirche: - schon weil von keinem „Heiland" berichtet ist, der kraft Offenbarung die neuen Gesetze an die Stelle der A 643, B 31 alten gesetzt | habe. Praktisch aber heißt sie einfach: Anerkennung der Autorität der hinduistischen an den Veda anknüpfenden und sein Weltbild fortinterpretierenden Tradition und der sozialen Rangstellung ihrer Träger, und das sind: die Brahmanen. Im Veda sind auch von ihnen, und vollends von ihrer Stellung im klassischen Hinduismus, nur die ersten Vorstufen der Entwicklung vorhanden, die später eintrat. Die Stellung der Brahmanen im klassischen Hinduismus und heute läßt sich aber nur im Zusammenhang mit jener schon öfter berührten Institution besprechen, ohne welche der Hinduismus, wie alles bisher Gesagte zeigt, gänzlich unverständlich bleibt: die Kaste. Auch sie kennt - und das ist wohl die schwerwiegendste Lücke - der alte Veda nicht. Das heißt: er kennt die späteren vier Kastennamen an einer einzigen als ganz spät geltenden Stelle, den sachlichen Gehalt der Kastenordnung aber nirgends in dem Sinn, den sie später annahm und welcher erst der dem Hinduismus als solchem charakteristische ist lla) . Die Kaste, das heißt also: die rituellen Pflichten und Rechte, A 643, B 31

Ua) Die „Magna Charta des Kastensystems" wird von den Fachgelehrten im Purusha Sukta des Rigveda, dem spätesten Produkt der vedischen Periode, gefunden. 15 Über den Atharva-Veda später. 16 |

14 Weber klärt den Begriff fides implicita in WuG1, S.324: „Der Masse der Dogmen gegenüber kann in einer dogmenreichen Kirche dagegen nur die fides implicita, die allgemeine Bereitschaft der Unterstellung aller eigenen Überzeugung unter die im Einzelfall maßgebende Glaubensautorität verlangt werden, wie dies die katholische Kirche in weitestem Umfang tat und tut." Der Ausdruck „fides implicita" wurde von dem evangelischen Theologen Albrecht Ritsehl (1822-1889) geprägt. Siehe dazu auch das postum von dessen Sohn Otto Ritsehl herausgegebene Werk: Albrecht Ritsehl, Fides implicita. Eine Untersuchung über Köhlerglauben, Wissen und Glauben, Glauben und Kirche. - Bonn: Adolph Marcus 1890. 15 Hier stützt sich Weber auf Baines, Ethnography, S. 16: „The Purusa-Sükta of the Rgveda, decreed by modern scholars to be the produet of the latest Vedic period, verging upon thatofthe early Brähmanicsupremacy, isthe Magna Charta of the caste system." Bei der erwähnten Textstelle handelt es sich um einen Doppelvers in der Purusa-Sükta genannten Hymne (d.i. Rgveda X, 90), in der die Entstehung der klassischen vier Kasten (Brahmanen, Ksatriya, Vaisya, Südra) aus dem Mund, den Armen, den Schenkeln und den Füßen eines Urwesens Puru§a geschildert wird. Der Rgveda ist das älteste vedische Literaturdenkmal, doch ist das 10. Buch (oder 10. mandala) eine späte Hinzufügung. 16 Unten, S.122f.

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welche sie auferlegt und gibt, und die Stellung der Brahmanen sind die Grundinstitutionen des Hinduismus. Und zwar vor allem: die Kaste. Ohne Kaste gibt es keinen Hindu, während die Stellung zur Autorität des Brahmanen eine höchst verschiedenartige sein kann, 5 von unbedingter Unterwerfung, als der Norm, bis zur Bestreitung ihrer Autorität, wie sie sich bei einigen Kasten findet. 17 Aber diese Bestreitung bedeutet praktisch lediglich: daß die Brahmanen als Priester verschmäht und daß ihre Gutachten in rituellen Zweifelsfragen nicht als maßgebend anerkannt, sie niemals um Rat angegangen 10 werden. Das scheint auf den ersten Blick freilich im Widerspruch damit zu stehen, daß „Kasten" und „Brahmanen" im Hinduismus zusammengehören. Ja noch weiter: Wenn jedem Hindu die Kaste absolut wesentlich ist, so ist wenigstens heute nicht umgekehrt auch jede Kaste eine Hindu-Kaste. Es gibt, sahen wir, 18 unter den Mo15 hammedanern Indiens ebenfalls Kasten, übernommen von den Hindus. Es gibt sie auch unter den Buddhisten. Es haben sich selbst die indischen Christen ihrer praktischen Anerkennung nicht ganz entziehen können. Aber nicht nur fehlte | diesen Nicht-Hindu-Kasten, wie A 644, B 32 wir späterhin sehen werden, 19 der ungeheure Akzent, welchen die 20 spezifisch hinduistische Heilslehre auf die Kaste legte. Sondern noch ein Weiteres fehlte ihnen: die höchst charakteristische Bestimmung des sozialen Ranges der Kasten durch die Distanz von anderen hinduistischen Kasten, und damit in letzter Instanz: vom Brahmanen. Denn dies ist das für den Zusammenhang von Hindu-Kasten 25 und Brahmanen entscheidende: eine Hindu-Kaste mag die Brahmanen als Priester, als Lehr- und Ritual-Autorität und in jeder andern Hinsicht noch so sehr ablehnen, - unentrinnbar bleibt für sie die objektive Situation: daß ihre Rangstufe durch die Art der positiven oder negativen Beziehung zum Brahmanen in letzter Instanz be30 stimmt wird. „Kaste" ist nun aber einmal sehr wesentlich sozialer Rang, und darauf, daß sie vom Brahmanen her bestimmter sozialer Rang ist, beruht mehr als auf irgendwelchen andern Dingen die zentrale Stellung der Brahmanen im Hinduismus. Wir wenden uns, um das zu verstehen, dem Gegenwartszustand der Hindu-Kasten,

17 So z. B. bestimmte Sektenkasten wie die Lifigäyats. 18 Oben, S.74. 19 Unten, S. 199 und 218.

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wie ihn die teilweise ganz vorzüglichen wissenschaftlichen Arbeiten in den Zensus-Berichten wiedergeben, 20 zu und verbinden damit eine kurze Betrachtung der klassischen Kasten-Theorie der alten Rechtsbücher und sonstigen Quellen. Die hinduistische Kastenordnung ist heut in tiefgehender Erschüt- 5 terung begriffen. Im Bezirk von Calcutta namentlich, dem alten Haupteinfallstor Europas, sind zahlreiche Normen praktisch außer Kraft getreten. Die Eisenbahnen, Wirtshäuser, Berufsumschichtungen und Arbeitsvereinigungen durch importierte Industrie, Hochschulen usw., haben alle ihr Teil daran. 21 Während die „Londongän- 10 ger", 22 d.h. die in Europa Studierten und die mit Europäern frei Verkehrenden noch vor einer Generation outcastes wurden, schwindet dies mehr und mehr. Kasten-Kupees auf der Bahn, nach Art der amerikanischen gesonderten Waggons und Wartesäle für „White" und „Black" in den Südstaaten, haben sich nicht durchführen lassen. 15 Alle Kastenrangverhältnisse sind ins Schwanken geraten und die von den Engländern gezüchtete Intellektuellenschicht, hier wie anderwärts Trägerin des spezifischen Nationalismus, wird diesen langsamen unaufhaltsamen Prozeß noch verstärken. Indessen vorerst steht das Gebäude noch recht fest. 20 A 645, B 33 Zunächst nun: welches sind die Begriffsmerkmale einer | „Kaste" 12) ? Fragen wir erst einmal negativ: was ist sie nicht? oder: welche Merkmale anderer, ihr wirklich oder scheinbar verwandter Verbände fehlen ihr? Was scheidet, um damit zu beginnen, eine Kaste von einem Stamm? Ein Stamm hat normalerweise, das soll heißen: solan- 25 ge er nicht gänzlich zum Gast- oder zum Paria-Volk geworden ist, ein festes Stammesgebiet. Das hat eine eigentliche Kaste schlechthin niemals. Die Kastengenossen wohnen zwar auf dem Lande zu einem sehr bedeutenden Bruchteil dorfweise gesondert. Wenigstens pflegt

A 645, B 3 3

121 Der Ausdruck ist portugiesischen Ursprungs. Der alte indische Name war „varna", „Farbe". |

2 0 Damit sind die Auswertungen der Zensus-Erhebungen in den General und den Provincial Reports gemeint. Vgl. oben, S. 49f., Anm. 1 - 3 . 21 Nach Census 1911,1, P. 1,S. 388. 22 In den Census Reports taucht mehrmals der Begriff „Londonvälä" für Inder auf, die nach England (meist London) gereist sind.

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- oder pflegte - in jedem Dorf eine Kaste diejenige zu sein, welcher allein das volle Bodenrecht zustand. Aber sie hat dann abhängige Dorfhandwerker und Arbeiter bei sich. Jedenfalls bildet die Kaste keine lokale Gebietskörperschaft: dies widerstreitet ihrem Wesen. Ein Stamm ist, wenigstens ursprünglich, durch Blutrachepflicht, direkt, oder indirekt durch Vermittlung der Sippe, verbunden. Damit hat eine Kaste niemals etwas zu schaffen. Ein Stamm umfaßt ursprünglich normalerweise viele, oft annähernd alle für die Bedarfsdeckung nötigen und zugleich möglichen Beschäftigungen. Eine Kaste kann, heute wenigstens (und für gewisse Oberkasten schon seit sehr alter Zeit) Leute mit sehr verschiedener Beschäftigung umfassen. Immer aber ist, solange die Kaste ihren Charakter als solche nicht eingebüßt hat, die Art der ohne Kastenverlust zulässigen Beschäftigungen irgendwie ganz fest begrenzt. Sehr oft aber ist „Kaste" und „Beschäftigungsart" auch heute derart fest verbunden, daß eine Änderung dieser mit Spaltung der Kaste verbunden ist. Derartiges gibt es für einen „Stamm" nicht. Ein Stamm umfaßt normalerweise Leute jeden sozialen Ranges. Eine Kaste kann zwar in Unterkasten mit außerordentlich verschiedenem sozialen Rang zerfallen und tut dies heute der fast ausnahmslosen Regel nach: oft in mehrere Hundert. Dann können sich diese Unterkasten zueinander genau oder fast genau so verhalten wie verschiedene Kasten zueinander. Ist dem so, dann sind sie in Wirklichkeit Kasten; der allen gemeinsame Kastenname hat dann nur - oder doch fast nur - historische Bedeutung und dient den degradierten von ihnen als Stütze sozialer Prätension dritten Kasten gegenüber. Kaste ist also ihrem Wesen nach mit sozialem Rang innerhalb einer | weiteren Gemeinschaft untrennbar A 646, B 34 verknüpft. Ein Stamm - das ist entscheidend - ist normalerweise und ursprünglich ein politischer Verband. Entweder, und primär stets, ein selbständiger. Oder ein Teil eines Stammesbundes. Oder eine „Phyle", d.h. ein durch einen politischen Verband zu politischen Zwecken reglementierter Teil desselben mit bestimmten politischen Aufgaben und Rechten: Stimmrechten, Quoten-Anteil an den politischen Ämtern, Turnus- oder Quoten-Pflichten politischer und staatswirtschaftlicher, leiturgischer Art. Eine Kaste ist nie ein politischer Verband, mögen ihr im Einzelfall - wie dies ja auch bei Gilden, Zünften, Sippen und Verbänden ganz beliebiger Art der Fall sein kann - vom politischen Verband Leiturgiepflichten aufgebürdet gewesen sein, wie vielleicht mehrfach im indischen Mittelalter (Benga-

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len). 23 Sie ist stets und ihrem Wesen nach ein rein sozialer, eventuell ein beruflicher, Teilverband innerhalb einer sozialen Gemeinschaft. Aber nicht notwendig, und auch ganz und gar nicht regelmäßig, Teilverband nur eines einzelnen politischen Verbandes, über dessen Grenzen sie vielmehr sowohl weit hinausgreifen wie hinter ihnen 5 weit zurückbleiben kann. Es gibt Kasten, die über ganz Indien verbreitet sind13) und andrerseits sind heute alle Unter-Kasten, aber auch die meisten kleinen Kasten nur je in einem kleinen Bezirk vorhanden. Politische Geschiedenheit hat die Kastengliederung der Einzelgebiete oft stark beeinflußt, aber gerade die wichtigsten Ka- 10 sten blieben interstaatlich. In dem materiellen Inhalt der sozialen Normen pflegt ein Stamm sich von einer Kaste dadurch zu unterA 647, B 35 scheiden, daß bei ersterem neben | der Exogamie der Sippen" die

A 646, B 34

13) Von den heutigen Hindukasten (Haupt-Kasten) kann man von etwa 25 sagen, daß sie in den meisten Gegenden Indiens verbreitet sind. 24 Diese umfassen etwa 88 Millionen Hindus (von insgesamt 217 Millionen). Unter ihnen befinden sich, neben den alten Priester-, Krieger- und Händlerkasten: den Brahmanen (14,60 Millionen), Radschputen (9,43 Millionen), Baniya (je nach Einschluß oder Ausschluß auch der abgespaltenen Unterkasten etwa 3 oder nur 1,12 Millionen) und der alten Beamten-(Schreiber-)Kaste der Kayasths (2,17Millionen), sowohl alte Stammeskasten, wie die Ahirs (9,50 Millionen) und Jats (6,98 Millionen), wie die großen unreinen Berufskasten der Chamar (Lederarbeiter, 11,50 Millionen), die (Judra-Kaste derTeli: Ölpresser (4,21 Millionen), die vornehme gewerbliche Kaste der Goldschmiede (Sonar 1,26 Millionen), die alten Dorfhandwerkerkasten der Kumhar (Töpfer 3,42 Millionen) und Lohar (Schmiede, 2,07 Millionen), die niedere Bauernkaste der Koli (Kuli, von Kul, Clan, also etwa: „Gevatter", 25 3,17 Millionen) und andere Einzelkasten verschiedenen Ursprungs. Die große Verschiedenheit der Kastennamen und auch manche Unterschiede des sozialen Ranges von offenbar der Herkunft nach gleichen Kasten in den einzelnen Provinzen machen direkte Vergleiche äußerst schwierig. |

n B: Sippen,

2 3 Die zeitliche Bestimmung des indischen Mittelalters ist nicht einheitlich. Gewöhnlich läßt man es mit dem Machtantritt der Gupta-Dynastie (320 n. Chr.) beginnen und mit dem Eintreffen der ersten Europäer auf dem Seewege in Indien (Vasco da Gama, 1498) bzw. der Etablierung der Mugul-Dynastie durch den Timüriden ZahTr ad-DTn Bäbur ( 1 4 8 3 - 1 5 3 0 ) nach der Schlacht von PänTpat (1526) enden. Mit „Leiturgiepflichten in Bengalen" spielt Weber wohl darauf an, daß König Vallälasena ( 1 1 5 8 - 1 1 7 8 ) den Kaufmannskasten die Verpflichtung auferlegte, ihm eine bestimmte Summe zur Kriegsführung zur Verfügung zu stellen; Das, Vaisya caste, S. 108ff. 2 4 Die folgenden Zahlen entnimmt Weber aus der Tabelle in Census 1911,1, P. 1, S. 396. 2 5 Der Name dieser sehr niedrigen Kaste leitet sich möglicherweise von Skt. kapila ( = braun) her.

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Exogamie des Totems oder der Dörfer stand und eine Endogamie nur unter Umständen für den Stamm als Ganzes, aber keineswegs immer, vorkam. Während die Kaste stets Endogamieregeln zur wesentlichen Grundlage hat. Irgendwelche Speise- und Kommensali5 tätsregeln sind dem Stamm keineswegs, stets aber der Kaste eigen. Wir sahen schon, 26 daß, wenn ein Stamm seine Bodenständigkeit verliert und Gast- oder Pariavolk wird, er sich der Kaste bis zur tatsächlichen Ununterscheidbarkeit annähern kann 14) . Welche Unterschiede bestehen bleiben, wird bei Feststellung der positiven 10 Merkmale der Kasten zu erörtern sein. 27 Zunächst entsteht aber die Frage: da die Kaste einerseits, im Gegensatz zum „Stamm", enge Beziehungen zur Beschäftigungsart zu haben pflegt, andrerseits aber zum sozialen Rang, wie verhält sie sich zu Verbänden, welche ihr konstituierendes Prinzip gerade von eben daher empfangen, also 15 einerseits zum Berufsverband (Gilde, Zunft), andrerseits zum „Stand"? Zuerst also: zu den ersteren. „Gilden" von Händlern und als Händler, d.h. mit eignem Verkauf, auftretenden Gewerben und „Zünfte" von Handwerkern hat es in Indien in der Zeit der Städteentwicklung, namentlich im Zeitalter der Entstehung der großen 20 Erlösungsreligionen - und, wie wir sehen werden, 28 nicht ohne Zusammenhang mit diesen - innerhalb der Städte und gelegentlich auch außerhalb ihrer gegeben, und Reste davon bestehen noch. 29 Im Zeitalter ihrer Blüte glich die Stellung der Gilden durchaus derjenigen in den Städten des mittelalterlichen Occidents. Der Verband der 25 Gilden (das Mahajan, wörtlich gleich: „popolo grasso") stand den Fürsten einerseits, den ökonomisch abhängigen Handwerkern andrerseits etwa ebenso gegenüber wie die großen Literaten- und Händlerzünfte den niederen Handwerkerzünften („popolo minuto") 14> Die Banjaras0 z.B. sind in den „Central Provinces" teilweise als „Kasten", in A 647, B 35 Mysore aber als („animistischer") „Stamm" organisiert, bei beidemal gleicher Beschäftigungsart.30 Ähnliches kommt öfter vor. |

O A, B: Banjaris

26 27 28 29 30

Oben, Unten, Unten, Weber Weber

S.88f. S.98ff. S. 301 ff. folgt hier Hopkins, India, S. 171. stützt sich auf d e n C e n s u s 1911,1, P. 1, S. 368.

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des Occidents. 31 Ebenso gab es Verbände dieser letztern (des „panch"). Und daneben hat vielleicht auch die Leiturgiezunft ägyptischer und spätrömischer Art in den entstehenden Patrimonialstaaten nicht ganz gefehlt. Das Eigentümliche der Entwicklung Indiens war nun aber: daß diese Ansätze zu einer Gilde- und Zunft-Organisation der Städte weder in eine Stadtautonomie occidentaler Art, noch, A 648, B 36 nach Ent|stehung der großen Patrimonialstaaten, in eine der occidentalen „Territorialwirtschaft" P entsprechende, soziale p und ökonomische Organisation der Territorien ausmündete, sondern daß das hinduistische Kastensystem, dessen Ansätze sicher vor jene Zeit zurückreichen, alleinherrschend wurde und jene Organisationen teils ganz verdrängte, teils verkümmern ließ, teils hinderte, daß sie überhaupt zu erheblicher Bedeutung gelangten. Dies Kastensystem aber ist seinem „Geist" nach etwas ganz andres als ein System von Gilden und Zünften. Auch die Gilden und Zünfte des Occidents pflegten religiöse Interessen. Auch bei ihnen spielte, und zwar im Zusammenhang damit, die Frage des sozialen Rangs eine erhebliche Rolle. Welche Rangordnung z.B. die Zünfte bei Prozessionen einnehmen sollten, war eine Frage, um welche unter Umständen hartnäckiger als um ökonomische Interessen gekämpft wurde. Ferner: in einer „geschlossenen" Zunft, einer solchen also mit fest kontingentierter Zahl der „Nahrungen", war die Meisterstelle vererblich, und es gab auch gildeartige und aus Gilden hervorgegangene Verbände, deren Mitgliedsrecht Gegenstand des Erbgangs war. In der Spätantike war die Zugehörigkeit zu den leiturgischen Zünften geradezu erbliche Zwangspflicht nach Art einer Schollenfestigkeit. Und endlich gab es auch im mittelalterlichen Occident „unehrliche", religiös deklassierte, Gewerbe, entsprechend den „unreinen" Kasten Indiens. Aber der grundstürzende Unterschied zwischen Berufsverband und Kaste wird dadurch nicht berührt.

p A: entsprechende soziale

31 Bei seinem Vergleich des mahäjan mit dem popolo grasso (siehe hierzu und zu popolo minuto auch WuG 1 , S. 586) kann sich Weber auf Hopkins, India, S. 173, stützen, der die wörtliche Bedeutung von mahäjana mit „big people" wiedergibt.

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Zunächst: was bei den ersteren teils Ausnahme, teils gelegentliche Konsequenz ist, ist bei der Kaste das eigentlich Grundlegende. So die magische Distanz der Kasten im Verhältnis zueinander. Zu den Kasten, deren körperliche Berührung rituell befleckt, gehörten 1901 5 in den „United Provinces" rund 10 Millionen Menschen (von insgesamt rund 40) ; 32 in der „Madras Presidency" infizierten rund 13 Millionen Menschen (von rund 52) auch ohne direkte Berührung bei Annäherung auf eine bestimmte, verschieden große Distanz hin. 33 Dagegen kennt die Gilde und Zunft des Mittelalters rituelle Schran10 ken zwischen den einzelnen Gilden und Handwerkern überhaupt nicht, abgesehen wie gesagt333 von der kleinen Schicht der „unehrlichen Leute": Pariavölkern oder Pariaarbeitern (wie der Abdecker und Henker es waren), die kraft gerade dieser Sonderstellung | den A 649, B 37 indischen unreinen Kasten soziologisch nahe standen. Es gab fakti15 sehe Schranken des Konnubium zwischen verschieden geachteten Berufen, aber keine rituellen Schranken, wie sie der Kaste absolut wesentlich sind. Und vollends fehlten - innerhalb des Kreises der „ehrlichen" Leute - die rituellen Schranken der Kommensalität, welche zu den Grundlagen der Kastenunterschiede gehörten. Die 20 Erblichkeit der Kaste ferner ist ihr wesentlich. Sie war und ist nicht etwa, wie bei den zu keiner Zeit an Zahl überwiegenden absolut geschlossenen Zünften des Occidents, erst die Folge der Kontingentierung der monopolisierten Erwerbsgelegenheit auf eine bestimmte Maximalzahl von Nahrungen. Eine solche Kontingentierung gab und 25 gibt es teilweise auch bei indischen Berufskasten. Aber am stärksten nicht in den Städten, sondern in den Dörfern. Und gerade dort steht die Kontingentierung, soweit sie dort bestand und besteht, außer Zusammenhang mit einer „Zunft"-Organisation und bedarf deren auch gar nicht. Denn die typischen indischen Dorfhandwerker waren 30 und sind erbliche Inst- und Deputatleute (ostdeutsch gesprochen) des Dorfes, wie wir sehen werden. 34 Zwar der wichtigste Teil, aber doch nicht alle Kasten garantierten dem einzelnen Mitglied eine

3 2 Weber bezieht sich hier und im folgenden auf Census 1911,1, P.1, S. 560ff. 3 3 Zur „Madras Presidency" schreibt derselbe Zensusbericht (ebd.), daß 4 Millionen durch direkte Annäherung auch ohne Berührung und weitere 13 Millionen Menschen durch Berührung unrein machen. 3 3 a Weber verweist nach oben, S. 63f. 3 4 Unten, S. 118ff. und 192f.

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bestimmte Nahrung nach Art unserer Meisterstellen. Und durchaus nicht alle Kasten monopolisierten überhaupt einen ganzen Erwerbszweig, wie dies die Zunft wenigstens erstrebte. Die Zunft des Occidents beruhte, im Mittelalter mindestens, in aller Regel auf freier Wahl des Lehrmeisters und ermöglichte so den Übergang der Kinder in andere Berufe, was gerade bei der Kaste völlig fehlt. Dies ist der grundlegende Unterschied. Während die Abschließung der Zünfte nach außen mit steigender Enge des Nahrungsspielraums sich steigerte, beobachtet man bei den Kasten oft das gerade Umgekehrte: sie können ihre rituell gebotene Lebensführung und also ihren ererbten Erwerb gerade bei günstigem Erwerbsspielraum am leichtesten festhalten. Wichtiger aber ist ein anderer Unterschied. Die Berufsverbände des occidentalen Mittelalters standen untereinander oft in heftigem Kampf. Aber daneben zeigten sie die Tendenz zur Verbrüderung untereinander. Die „mercanzia" und der „popolo" in Italien, die „Bürgerschaft" im Norden waren regelmäßig Verbände von Berufsverbänden. Der „capitano del popolo" im SüA 650, B 38 den und (nicht immer, aber | nicht selten auch) der „Bürgermeister" im Norden waren ihrem ursprünglichen spezifischen Sinn nach Häupter eines Schwurverbandes der Berufsverbände, welcher politische Gewalt in legaler oder illegaler Weise an sich brachte. Ganz gleich ob der rechtlichen Form nach, - in der Sache beruhte die spätere mittelalterliche Stadt in derjenigen politischen Ausformung, welche ihre wichtigsten soziologischen Sondermerkmale enthielt, auf Verbrüderung ihrer erwerbstätigen Bürger, und in aller Regel erfolgte diese in Form der Zunftverbrüderung, ebenso wie andrerseits die antike Polis ihrem innersten spezifischen Wesen nach auf Wehrverbands- und Sippenverbrüderung beruhte. Wohlgemerkt: auf „Verbrüderung". Denn es war durchaus kein nebensächliches Moment, daß jede Städtegründung des Occidents, in der Antike wie im Mittelalter, mit der Begründung einer Kultgemeinschaft der Bürger Hand in Hand ging, daß ferner das gemeinsame Mahl der Prytanen, die Trinkstuben der Gilden und Zünfte und ihre gemeinsamen Prozessionen in die Kirche eine solche Rolle in den offiziellen Dokumenten der occidentalen Städte spielten, und daß die mittelalterlichen Bürger zum mindesten im Abendmahl in feierlichster Form Kommensalität miteinander hatten. Alle Verbrüderung aller Zeiten setzte Speisegemeinschaft voraus. Nicht die wirkliche, alltäglich geübte, aber: ihre rituelle Möglichkeit. Und eben diese schloß die

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Kastenordnung aus. Volle14a) „Verbrüderung" von Kasten war und ist unmöglich, weil es zu den konstitutiven Prinzipien der Kasten gehörte: daß zum mindesten die volle Kommensalität zwischen verschiedenen Kasten rituell unverbrüchliche Schranken hat 15) . Der bloße Anblick der Mahlzeit eines Brahmanen durch einen Mann niederer Kaste befleckt den ersteren rituell. Als die letzte große Hungersnot 16) die englische Verwaltung veranlaßte, allgemein zu- A 651, B 39 gängliche Volksküchen zu eröffnen, ergab freilich die aufgenommene Statistik: daß verarmte Leute sämtlicher Kasten in ihrer Not sie aufgesucht hatten, obwohl natürlich ein solches Essen im Angesicht von Ungenossen rituell streng verpönt ist. Aber die strengen Kasten begnügten sich noch damals nicht mit der Möglichkeit, durch rituelle Buße die magische Befleckung wieder abzuwaschen. Sondern unter Androhung der Exkommunikation gegen die Teilnehmer setzten sie durch, daß Köche hoher Kaste, deren Hände rituell für alle Kasten als rein galten, angestellt, ferner oft auch, daß durch Kreidestriche um die Tische herum und durch ähnliche Mittel eine Art von symbolischer chambre séparée für jede Kaste geschaffen wurde. Abgesehen davon, daß im Angesicht des Hungertodes die Tragfähigkeit auch starker magischer Mächte versagt, hat eben jede streng ritualistische Religion, wie die indische, jüdische, römische, die Fähigkeit, 14a)

Der Gegensatz ist auch hier, wie bei allen soziologischen Erscheinungen, kein A 6 5 0 , B 3 8 absoluter und übergangsloser, wohl aber ein solcher der „wesentlichen" Züge, die historisch ausschlaggebend wurden. 15) Die zwischenkastlichen vollen Kommensalitäten sind hier wirklich nur Bestätigungen der Regel. Sie betreffen z . B . die Kommensalität zwischen gewissen Radschputen- und Brahmanen-Unterkasten, welche darauf beruht, daß die letzteren von alters her die Familienpriester der ersteren sind. S[iehe] Anm. 1 9 . q 3 5 16> Eine eigene bengalische niedere Kaste (die Kallars) ist aus Leuten entstanden, welche bei der Hungersnot 1866 die Ritual- und Speisegesetze verletzten und infolgedessen exkommuniziert wurden: innerhalb ihrer scheidet sich wieder die Minderheit, welche erst bei einem Preis von 6 seers für die Rupie, als Unterkaste von denen, welche sich des Frevels schon bei einem Preisverhältnis von 10 seers für die Rupie schuldig gemacht hatten. 3 6 I

q B übernimmt aus A die dort richtige Fußnotenziffer 19.

3 5 Unten, S. 99. 36 Webers Quelle war nicht auszumachen. Die Hungersnot und der Kastenverlust, nicht aber der Grad der Teuerung, bei welchem letzterer eintrat, werden erwähnt in Census 1901, VI, P.1, S.415.

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in solchen äußersten Fällen rituelle Hintertüren zu öffnen. Aber von da bis zur Möglichkeit einer Kommensalität und Verbrüderung, wie sie der Occident kannte, ist ein sehr weiter Weg. Wir finden zwar in der Zeit der Entstehung der Königtümer, daß der König die verschiedenen Kasten, auch die £udra, zu sich zur Tafel ladet. Aber sie sitzen, wenigstens nach der klassischen Vorstellung, in getrennten Räumen, und daß eine Kaste, die beansprucht, zu den Vai9ya zu gehören, unter die £udra gesetzt ist, gibt im rVallala Charita' 37 Anlaß zu einem (halb legendären) berühmten Konflikt, von dem später noch die Rede sein muß. 38 Blicken wir nun einmal nach dem Occident hinüber. Im Galaterbrief II, 12.13 f. hält Paulus dem Petrus vor: daß er in Antiochien mit den Unbeschnittenen zusammen gegessen, nachher aber, unter dem Einfluß der Jerusalemiten, sich abgesondert habe: „und mit ihm heuchelten die andern Juden". Daß der, zumal gerade diesem Apostel gemachte, Vorwurf der Heuchelei nicht ausgemerzt worden ist, zeigt vielleicht ebenso deutlich wie der Vorgang an sich, welch gewaltiger Akzent für die alten Christen auf jenem Ereignis lag. In der Tat: diese Sprengung der rituellen Kommensalitäts-Schranken bedeutete die Sprengung des, weit einschneidender als jedes Zwangs-Ghetto wirkenden, freiwilligen Ghetto's: der rituell ihm auferlegten Pariavolks-Lage des Judentums, für die Christen, die Entstehung der von A 652, B 40 Paulus triumphierend wieder und wieder gefeierten christ | liehen „Freiheit", das hieß: der internationalen und inter-ständischen Universalität seiner Mission. Die Abstreifung aller rituellen GeburtsSchranken für die Gemeinschaft der Eucharistie, wie sie in Antiochia vor sich ging, war auch - hingesehen auf die religiösen Vorbedingungen - die Konzeptionsstunde des „Bürgertums" des Occidents, wenn r A, B: Vellala Charita

37 Bei dem hier genannten Vallälacarita („Leben des Valläla") handelt es sich um einen im Jahre 1510 verfaßten Sanskrittext eines gewissen Änandabhatta über die Regierungszeit des Sena-Königs Vallälasena von Gauda (Bengalen), der 1158-1178 herrschte. Weber bezieht sich offensichtlich auf die Mitteilungen über diesen Text bei Das, Vaisya caste, S. 115-120. Textausgabe und Übersetzung von Sästri waren ihm nicht bekannt: Änandabhatta, Vallälacarita. [Ed. by] Haraprasäd Sästri (Bibliotheca Indica, Vol. 164). Calcutta: Asiatic Soc. 1904; Änandabhatta, Vallala Charita [...] A history of King Ballälasena of Bengal. Transl. into Engl, by [...] Haraprasad Sastri. - Calcutta: Hare Press 1901. 38 Unten, S. 165.

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auch dessen Geburt, in den revolutionären „conjurationes" der mittelalterlichen Städte, erst mehr als ein Jahrtausend später erfolgte. Denn ohne Kommensalität, christlich gesprochen: ohne gemeinsames Abendmahl, war eine Eidbrüderschaft und ein mittelalterliches 5 Stadtbürgertum gar nicht möglich. Die Kastenordnung Indiens bildete dafür ein - zum mindesten aus eigenen Kräften - unübersteigliches Hindernis. Zwischen den Kasten herrscht nicht nur diese ewige rituelle Scheidung17), sondern, und zwar auch dann, wenn keinerlei ökonomische Interessengegensätze bestehen, in aller Regel tiefste 10 Fremdheit, oft tödliche Eifersucht, in aller Regel aber Feindschaft, weil sie eben, - im Gegensatz zu den occidentalen Berufsverbänden, - ganz und gar auf „sozialen Rang" eingestellt sind. Welche Rolle auch immer die Etiketten- und Rang-Fragen im Occident unter den Berufsverbänden gespielt haben (oft eine recht erhebliche), - nie15 mals konnten solche Fragen bis zu jener religiös verankerten Bedeutsamkeit sich steigern, die sie für den Hindu besaßen. Die Konsequenzen des Unterschieds sind auch politisch sehr bedeutend gewesen. Der Verband der indischen Gilden, das Mahajan, war kraft seiner Solidarität eine Macht, mit welcher die Fürsten sehr stark zu 20 rechnen hatten. Man sagte: „Der Fürst muß anerkennen, was die Gilden dem Volk tun, es sei barmherzig oder grausam." 39 Die Gilden erwarben von den Fürsten gegen Gelddarlehen Privilegien, die an unsere mittelalterlichen Verhältnisse erinnern. Die Schreschthi (Ältesten) der Gilden gehörten zu den machtvollsten Honoratioren 25 und rangierten mit dem Kriegs- und Priesteradel ihrer Zeit. In den Gebieten und Zeiträumen, in welchen diese Zustände bestanden, 40 war die Macht der Kasten unentwickelt und durch die brahmanen17) D a ß ein Nabob von Bankura auf Bitte eines Chandala die Karmakar s -(Metallarbei- A 6 5 2 , B 4 0 ter-)Kaste zwingen wollte, mit jenem zu essen, veranlaßte (nach der Ursprungslegende der Mahmudpurias) einen Teil der Kaste zur Flucht nach Mahmudpura und zur Konstitution als eigene Unterkaste mit höheren sozialen Ansprüchen. 4 1 |

S A, B: Karnakar

3 9 Der Satz ist bei Hopkins, india, S. 173, in indirekter Rede überliefert. 4 0 Die Macht der Gilden blühte besonders in der Zeit vom 9 . - 1 4 . Jahrhundert n.Chr. Besonders stark waren sie in Südindien und Karnätäka vertreten, in späteren Jahrhunderten hauptsächlich noch in Gujarät. 41 Weber übernimmt diesen Bericht aus dem Census 1911, V, P.1, S. 499.

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A 653, B 41 feindlichen Erlösungs|religionen teils gehemmt teils erschüttert. Der spätere Umschwung zugunsten der Alleinherrschaft des Kastensystems steigerte nicht nur die Macht der Brahmanen, sondern auch die der Fürsten und brach die Macht der Gilden. Denn die Kasten schlössen jede Solidarität und politisch machtvolle Verbrüderung des Bürgertums und der Gewerbe aus. Beachtete der Fürst die rituellen Traditionen und die darauf fußenden sozialen Prätensionen der für ihn wichtigsten Kasten, so konnte er sie nicht nur - wie es geschah - gegeneinander ausspielen, sondern hatte von ihnen, zumal wenn1 die Brahmanen auf seiner Seite standen, u überhaupt nichts zu fürchten. Es ist demnach schon jetzt nicht schwer zu erraten, welche politischen Interessen ihre Hand im Spiel hatten bei jenem Umschwung zur Alleinherrschaft des Kastenwesens, der die einige Zeit lang, 3 scheinbar dicht an der Schwelle europäischer Städteentwicklung stehende, b soziale Struktur Indiens in Bahnen lenkte, die weit abführten von jeder Möglichkeit einer Entwicklung occidentaler Art. Der grundlegend wichtige Gegensatz der „Kaste" gegenüber der „Zunft" oder „Gilde" oder jedem „Berufsverband" tritt in diesen welthistorischen Unterschieden schlagend zutage. Wenn nun die Kaste etwas grundsätzlich Heterogenes gegenüber einer „Zunft" oder irgend einer andern Art von bloßem Berufsverband ist, und wenn sie in ihrem Kern mit sozialem Rang zusammenhängt, - wie verhält sie sich zum „Stand", der ja darin sein eigentliches Wesen findet? Was ist ein „Stand"? „Klassen" sind Gruppen von Menschen, deren ökonomische Lage vom Standpunkt bestimmter Interessen gleichartig ist. Besitz oder Nichtbesitz von Sachgütern oder von Arbeitsqualifikationen bestimmter Art konstituieren die „Klassenlage". „Stand" ist eine Qualität sozialer Ehre oder Ehrlosigkeit und wird, dem Schwerpunkt nach, durch eine bestimmte Art der Lebensführung sowohl bedingt wie ausgedrückt. Soziale Ehre kann an einer Klassenlage direkt haften und ist meist irgendwie durch die durchschnittliche Klassenlage der Standesgenossen mit bedingt. Allein dies ist nicht notwendig der Fall. Standeszugehörigkeit beeinflußt andererseits von sich aus die Klassenlage, indem die standesgemäße Lebensführung bestimmte Arten des Besitzes oder der Erwerbsbetätigung bevorzugt und andere ablehnt. Ein Stand kann

t In A folgt: er

u A: hatte,

a Komma fehlt in A.

b Komma fehlt In A.

/ . Das hinduistische

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geschlossen („Geburtsstand") oder | offen sein18). Eine Kaste nun ist A 654, B 42 insofern unzweifelhaft ein geschlossener Stand, als alle die Pflichten und Schranken, welche die Zugehörigkeit zu einem solchen mit sich führt, auch bei ihr bestehen, und zwar in äußerster Steigerung. Der Occident kannte rechtlich geschlossene Stände in dem Sinn, daß das Konnubium mit Ungenossen fehlte. Aber in aller Regel nur insoweit: daß eine dennoch eingegangene Ehe eine „Mißehe" mit der Folge war, daß die Kinder der „ärgeren Hand" 42 folgten. Solche ständische Schranken kennt Europa noch für den hohen Adel. Amerika kennt sie zwischen Weißen und Schwarzen (einschließlich aller Mischlinge) in den Südstaaten der Union. Hier aber in dem Sinn, daß die Ehe schlechthin rechtlich unzulässig ist, ganz abgesehen davon, daß sie den sozialen Boykott nach sich ziehen würde. Bei der HinduKaste ist heute die Ehe nicht nur zwischen Kasten, sondern schon zwischen Unterkasten in der Regel durchaus verpönt. Schon in den Rechtsbüchern haben Kastenmischlinge eine niedrigere Kaste als jeder von beiden Eltern und gehören in keinem Fall zu den drei oberen („wiedergeborenen") Kasten. 43 In noch früherer Vergangenheit aber und in wichtigen Kasten noch heut bestand ein anderer Zustand. Noch heut findet sich gelegentlich volles Konnubium zwischen Unterkasten der gleichen Kasten sowohl wie, vereinzelt, auch zwischen sozial gleichstehenden Kasten 19) . In der früheren Vergan-

18> Wenn man als zweite Alternative den „Berufsstand" hinstellt, so ist das unkorrekt. A 6 5 4 , B 4 2 Nie ist der „Beruf", sondern stets die „Lebensführung" das Entscheidende. Diese kann eine bestimmte Berufs-Leistung (Kriegsdienst z . B . ) fordern. Immer aber bleibt die aus den Ansprüchen der Lebensführung folgende Art der Berufsleistung ( z . B . ritterliche, nicht söldnermäßige Kriegsdienste) entscheidend. 19) So, nach dem Generalbericht Gait's für 1911 (C[ensus] Rep[ort] V o l . I p.378) zwischen den gleich vornehmen Kasten der Baidya und Kayasth in Bengalen, den Kanet und Khas im Panjab und vereinzelt zwischen Brahmanen und Radschputen, auch Sonars

4 2 Die „ärgere Hand" ist im deutschen Rechtsgebrauch der Ehepartner niedrigeren Standes (häufig war der eine Teil „freien", der andere „unfreien Standes"). Bis etwa 1800folgten Kinder in der Regel dessen Rechtsstellung. 4 3 Gemeint sind hier die „zweimalgeborenen Kasten". Als „zweite Geburt" gilt bei den drei oberen Kasten, den „Zweimalgeborenen" (Skt.: dvija), die Initiation. Diese schließt den Lebensabschnitt ab, in welchem unter Anleitung eines Lehrers die heiligen Texte studiert werden. Sie wird den Südras nicht zuteil. „Wiedergeboren" werden nach der Karman-Theorie (der Lehre von der Tatvergeltung in einem künftigen Leben) alle Menschen, falls sie nicht die Erlösung erlangen.

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genheit war dies unzweifelhaft noch häufiger der Fall. Vor allem aber galt ursprünglich offenbar nicht der Ausschluß des Konnubium schlechthin, sondern: die Hypergamie 20) . Die Ehe eines Mädchens höherer mit einem Mann niederer Kaste galt als Verletzung der Standesehre seitens der Familie des Mädchens, nicht dagegen der 5 Besitz einer Frau niederer Kaste, deren Kinder auch nicht als degraA 655, B 43 diert und nur teilweise und | nach einem sicher erst späteren Recht im Erbrecht zurückstehen mußten (wie auch in Israel der Satz, daß „die Kinder der Magd" - und der fremdbürtigen Frau - „nicht in Israel erben sollten" 44 ebenso erst späteres Recht war, wie überall sonst). 10 Das Interesse der Männer der zur Polygamie ökonomisch befähigten Oberschichten an deren Legalität blieb eben bestehen, auch nachdem der akute Weibermangel der erobernd eingedrungenen Krieger, welcher überall Ehen mit Mädchen der Unterworfenen erzwingt, nicht mehr bestand. Die Folge aber war, daß die Mädchen 15 der Unterkasten einen großen, je niedriger die Kaste stand, einen um so größeren Heiratsmarkt hatten, die Mädchen der obersten Kasten aber einen auf ihre Kaste beschränkten, der ihnen, infolge der Konkurrenz der Mädchen der Unterkasten, überdies in keiner Art monopolistisch gesichert war. Dies bewirkte, daß die Frau in den Unterka- 20 sten infolge der Nachfrage einen hohen Brautpreis einbrachte und infolge der Teuerung der Frauen teilweise Polyandrie entstand 21) , in

und Nais mit Kanets. Reich gewordene Mahratha-Bauern können gegen hinlängliche Mitgift Mahratha-Weiber 0 erhalten. 45 2 0 ) Es besteht im Panjab bei den Radschputen vielfach sogar noch so stark, daß selbst Chamar-Mädchen gekauft werden. 46 | 2 1 ) Die Bildung von Ehekartellen zwischen Dörfern oder zwischen besonderen VerbänA 655, B 4 3 den: Gols d , wie sie sich mehrfach findet, z . B . bei den e Vania-(Händler-)Kasten® in Gujarat, 47 aber auch bei Bauernkasten, ist ein Gegenschlag gegen die Hypergamie der Reichen und Stadtsässigen, welche dem Mittelstand und den Landsässigen die Brautpreise C A, B: Mohratha-Weiber nia-(Händlern)Kasten

d A, B: Golis

e A: Vania-(Händlern-)Kasten B: Va-

4 4 Nach Genesis 21, 9 - 1 0 , wird das Erbrecht Ismaels, des Sohnes von Abraham und seiner Magd Hagar, null und nichtig. 4 5 Das Volk der Maräthä und sein Adel, der eigentlich aus seiner militärischen Funktion herrührt (Angehörige unterschiedlichster Kasten waren seit dem 14. Jahrhundert im Dienste muslimischer Herrscher zu Quasi-K?atriyas geworden), führten denselben Namen. Weber spricht vom Konnubium zwischen Bauern und adligen Frauen. 46 Weber folgt hier Gait, Census 1911,1, P.1, S.378. 47 Weber stützt sich auf den Census 1911, VII, P.1, S. 307.

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den Oberkasten dagegen der Absatz der Mädchen an einen standesgemäßen Bräutigam schwierig war und, je schwieriger er wurde, desto mehr sein Mißlingen als Schande für Mädchen und Eltern galt. Es mußte nun der Bräutigam von den Eltern durch unerschwingliche 5 Mitgiften erkauft werden und seine Anwerbung (durch Heiratsvermittler) wurde schon in frühester Kindheit ihre wichtigste Sorge, bis schließlich es geradezu als „Sünde" galt, wenn ein Mädchen die Pubertät erreichte, ohne verehelicht zu sein22).48 | Neben der Kinder- A 656, B 44 heirat23) war die Mädchentötung, sonst ein Produkt verengten Nah10 rungsspielraums armer Bevölkerungen, infolgedessen hier ein Institut gerade der Oberkasten24). In alle dem zeigt sich, daß auf dem Gebiet des Konnubium die Kaste die „ständischen" Prinzipien ins Extrem steigerte. Heute ist die Hypergamie als allgemeine Kastenrein die Höhe trieb, nicht aber etwa ein „Rest" einer angeblich „primitiven Gruppenehe". Wenn es in Indien vorkommt (Census Report 1901XIII P.I p. 193), daß das ganze D o r i mi? Einschluß der unreinen Kasten - sich als untereinander „verwandt" auffaßt, der Einheiratende also von Allen als „Schwiegersohn", die ältere Generation von Allen als „Onkel" angeredet wird, so zeigt dies evident, daß dies mit Herkunft aus einer „primitiven Gruppenehe" schlechterdings nichts zu schaffen hat, hier so wenig wie anderwärts. 22) Das hat z. B. zu so grotesken Konsequenzen geführt, wie die eine gewisse Berühmtheit genießende Heiratspraxis der Kulin-Brahmanen. Diese sind als Bräutigam hoch begehrt und haben ein Geschäft daraus gemacht, auf Verlangen gegen Entgelt in absentia durch Kontrakt Mädchen zu heiraten, die nun der Schande der Jungfernschaft entronnen sind, aber bei ihrer Familie bleiben und den Bräutigam nur zu sehen bekommen, falls geschäftliche oder andre Gründe ihn zufällig in einen Ort führen, wo er eine (oder mehrere) solcher „Ehefrauen" | sitzen hat. Dann zeigt er dem Schwiegervater seinen A 656, B 44 Kontrakt und hat nun bei ihm sein „Absteigequartier" - und den Genuß des Mädchens kostenlos, weil sie als „legitime" Ehefrau gilt, noch dazu. 49 23) Diese bedingte 1. in Verbindung mit dem Witwenzölibat - einer Institution, die hier wie sonst neben den Witwenselbstmord trat, der seinerseits der Rittersitte entstammte, dem toten Herrn seinen persönlichen Besitz, insbesondere seine Weiber mitzugeben: daß in Indien ein Teil der Mädchen schon in den Altersklassen von 5—10 Jahren verwitwet sind (und es lebenslänglich bleiben); 50 2. bedingte die unreife Verehelichung die hohe Wochenbettssterblichkeit. 24) Namentlich der Radschputen. Trotz der strengen englischen Gesetze (von 1829) wurden noch im Jahre 1869 in 22 Dörfern von Radschputana auf 284 Knaben rund 23 Mädchen angetroffen. 1836 hatte sich in manchen Radschputengebieten bei einer Zählung kein einziges lebendes Mädchen von mehr als einem Jahr gefunden (auf 10000 Seelen !).51 |

4 8 Weber folgt hier Jolly, Recht, S. 58. 4 9 Nach Census 1911,1, P.1.S. 254. 5 0 Zur indischen Witwenschaft äußert sich ausführlich Jolly, Recht, S. 6 7 - 6 9 , auf den sich Weber hier offensichtlich bezieht. 51 Siehe dazu: Census 1901, XXV, P.1, S . 6 5 f f „ und vor allem Census 1911, I, P.1, S.215-218.

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gel nur innerhalb der gleichen Kaste in Geltung, und auch da ist sie eine Spezialität der Radschputenkaste und einiger ihr sozial oder dem alten geographischen Stammesgebiet nach nahestehender' (so der Bhat, Khattri, Kawar 9 , Gujar, Jat), die Regel aber strikte Endogamie in der Kaste und eine meist nur durch Ehekartelle durchbrochene Endogamie der Unterkaste. Ähnlich steht es mit der Kommensalität. Ein Stand pflegt keinen gesellschaftlichen Verkehr mit sozial niedriger Stehenden. In den Südstaaten der Union würde jeder soziale Verkehr eines Weißen mit einem Neger den Boykott des ersteren nach sich ziehen. Die „Kaste" bedeutet, vom „Stand" her gesehen, die Steigerung und Transponierung dieser sozialen Abschließung ins Religiöse oder vielmehr ins Magische. Die alten „Tabu"-Begriffe und ihre soziale Wendung, welche in der geographischen Nachbarschaft Indiens besonders verbreitet war, haben dafür wohl Material geliefert. Daneben übernommener totemistischer Ritualismus und endlich die irgendwie überall, nur mit sehr verschiedenem Inhalt und sehr verschiedener Intensität, wirksam gewesenen Vorstellungen von der magischen Unreinheit bestimmter Hantierungen. Die hinduistischen Speiseregeln 53 sind nicht ganz einfacher Natur und betreffen keineswegs nur die Frage, 1. was man und 2. wer zusammen am gleichen Tisch essen darf, - was A 657, B 45 am strengsten, meist auf Angehörige | der gleichen Kaste beschränkt ist, - sondern, und vor allem, die weiteren Fragen: 3. aus wessen Hand man Speise bestimmter Art nehmen kann: wen man, bedeutet dies für vornehme Häuser praktisch vor Allem, als Koch verwenden kann, und 4. wessen bloßer Blick auf das Essen auszuschließen ist. Bei Nr. 3 ist ein Unterschied der Speisen und Getränke, je nachdem es sich um Wasser und in Wasser gekochte Speisen: „kachcha", oder um „pakka": in zerlassener Butter gekochte Speisen, handelt: die ersteren sind die weitaus exklusiveren. Mit den Normen der eigentlichen Kommensalität im engeren Sinne berührt sich die Frage: mit wem man zusammen rauchen darf (was ursprünglich aus der gleichen reihum gehenden Pfeife geschah, daher von dem rituellen Reinheitsgrade des Partners abhing). Alle diese Regeln gehören aber in ein f A: nachstehender

g A, B: Karwar

53 Weber stützt sich im folgenden auf Census 1911, XV, P. 1, S. 328f.

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und dieselbe Kategorie mit einer viel weiteren Klasse von Normen, die alle ebenso wie sie „ständische" Merkmale des rituellen Kastenranges sind. Wie die soziale Rangstellung aller Kasten davon abhängt, von wem die höchststehenden Kasten, bei Hindukasten in letzter Instanz stets: die Brahmanen, kachcha und pakka nehmen, mit wem sie zusammen speisen und rauchen, so ist selbstverständlich ebenso wichtig und damit zusammenhängend die Frage: ob ein Brahmane und eventuell ein Brahmane welcher der (sehr verschieden hoch bewerteten) Unterkasten die religiöse Bedienung der Mitglieder einer Kaste übernimmt. Und wie der Brahmane zwar die letzte Instanz, aber nicht die einzige ist, deren Verhalten in Kommensalitätsfragen den Rang einer Kaste bestimmt, so auch in diesen Fragen. Der Barbier rituell reiner Kaste bedient nur bestimmte Kasten unbedingt. Bei anderen rasiert er zwar und besorgt die „Manicure", aber nicht die „Pedicure". Manche bedient er gar nicht. Ebenso andere Lohn werker, so namentlich der Wäscher. Die Kommensalität pflegt - mit manchen Ausnahmen - mehr an der Kaste, das Konnubium fast stets an der Unterkaste, die Bedienung durch Priester und Lohnwerker meist - aber mit Ausnahmen - an dieser zu haften. Das Gesagte genügt wohl, um zu zeigen, wie außerordentlich verwickelt die Rangverhältnisse der Kasten sind, zugleich aber auch: wodurch sie sich von einer gewöhnlichen ständischen Ordnung unterscheiden. Es ist in ganz eminentem, sonst nirgends auch nur annähernd erreichtem Maß eine religiös-ritualistisch orientierte, wenn der Ausdruck „Kirche" nicht (wie wir sahen) 54 | unanwendbar A 658, B 46 auf den Hinduismus wäre, so würde man etwa sagen: eine „kirchenständische" Rangordnung. Als der Zensus den Versuch unternahm, die - je nach Art der Zählung - 2—3000 oder noch mehr heutigen Hindukasten nach ihrer Rangfolge zu ordnen, ergaben sich in den Präsidentschaften gewisse nach den folgenden Merkmalen unterscheidbare Gruppen von solchen. Als erste: die Brahmanen. Dann folgt eine Reihe von Kasten, welche - mit Recht oder Unrecht - den Anspruch erheben, zu den beiden andern „wiedergeborenen" Kasten der klassischen Lehre, d.h. also zu den Kschatriya und Vaifya, zu gehören und als Zeichen

54 Oben, S.56f.

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dafür den „heiligen Gürtel" 55 anlegen zu dürfen, - ein Recht, auf welches sich manche von ihnen erst in neuster Zeit wieder besonnen haben und welches, nach Auffassung der rangältesten Brahmanenkasten, sicher nur einem Teil von ihnen zustehen würde. Soweit es aber einer Kaste zugestanden wird, gilt diese als rituell unbedingt „rein". Brahmanen hoher Kaste nehmen Speise jeder Art von ihr. Es folgt durchweg eine dritte Gruppe von Kasten, welche den „Sat9udra", den „guten" („reinen") £udra (clean Sudra) der klassischen Lehre zugerechnet werden. Sie sind in Nord- und Zentralindien jalacharaniya, d.h. Kasten, die einem Brahmanen Wasser geben dürfen, aus deren Iota (Wasserkessel) er Wasser nimmt. 56 Nächst ihnen folgen Kasten, deren Wasser in Nord- und Mittelindien ein Brahmane entweder nicht immer (nämlich: je nach seinem eigenen Rang eventuell nicht) oder gar nicht nimmt (jalabyabaharya), die der Barbier hoher Kaste nicht unbedingt bedient (keine Pedicure) und deren Wäsche der Wäscher nicht wäscht, die aber nicht als rituell absolut „unrein" gelten: die gewöhnlichen £udra der klassischen Lehre. Schließlich Kasten, die als unrein gelten, daher vom Betreten aller Tempel und jeder Bedienung durch Brahmanen und Barbiere ausgeschlossen sind, außerhalb des Dorfbezirks wohnen müssen und entweder durch Berührung oder in Südindien schon auf Distanz (bis zu 64 Fuß bei den Parayans) infizieren: den Kasten entsprechend, welche die klassische Lehre aus rituell verbotenem Geschlechtsverkehr zwischen Angehörigen verschiedener Kasten hervorgehen läßt. Innerhalb dieser nicht überall, und vor allem bei weitem nicht gleichmäßig, sondern nur mit auffälligen Durchbrechungen, aber doch im großen und Ganzen leidlich durchführbaren Gruppenbildung könnA 659, B 47 ten | die weiteren Abstufungen des Ranges der Kasten nur nach einer höchst bunten Vielzahl von Merkmalen vorgenommen werden: Innerhalb der Oberkasten je nach der Korrektheit ihrer Lebenspraxis in bezug auf Sippenorganisation, Endogamie, Kinderheirat, Witwenzölibat, Totenverbrennung, Ahnenopfer, Speise und Getränke, Verkehr mit unreinen Kasten. Innerhalb der unteren Kasten je nach 55 Der „heilige Gürtel", in Europa bisweilen auch Brahmanenschnur genannt, ist das Merkmal der Initiation der drei obersten Kasten (varna), der sogenannten Dvijas ("Zweimalgeborenen"): die Initiation gilt als zweite, geistige Geburt. Weber stützt sich hier auf Jolly, Recht, S. 152-153. 56 Weber folgt hier und im folgenden dem Census 1901, VI, P.1, S.367, sowie dem Census1911,XV, P.1, S. 328.

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dem Rang der Brahmanen, welche sich zu ihrer Bedienung noch bereit oder nicht mehr bereit finden und je nachdem andere Kasten als die Brahmanen von der betreffenden Kaste Wasser nehmen oder nicht25). Maßgebend dafür und daher ein Symptom - aber ein 5 schwankendes Symptom - des Kastenranges ist die Zulassung oder Meidung des Fleisches, zum mindesten des Rindfleischessens. Bei allen Kasten aber ist dafür bestimmend vor allem die Art der Beschäftigung und des Erwerbs, welche die allerweitgehendsten Folgen für Konnubium, Kommensalität und rituelle Rangfolge hat; davon 10 später. 57 Daneben massenhafte Einzelzüge26). Eine Rangliste aller indischen Kasten ließ sich natürlich auch so nicht aufstellen. Zunächst schon einfach deshalb nicht, weil der Rang örtlich ganz verschieden, nur ein Teil der Kasten universell verbreitet, ein sehr großer Teil dagegen nur lokal vertreten ist, also untereinander inter15 lokal gar keine feststellbare Rangfolge besitzt. Ferner deshalb nicht, weil innerhalb der einzelnen Kasten, namentlich bei den Oberkasten, aber auch bei manchen Mittelkasten, so gewaltige Rangunterschiede der einzelnen Unterkasten auftreten, daß gar nicht selten einzelne Unterkasten hinter einer sonst niedriger bewerteten andern 20 Kaste stark zurückgestellt werden müßten. Es ergab sich überhaupt die Schwierigkeit: welche Einheit letztlich als „Kaste" angesehen | werden solle? Innerhalb einer und derselben „Kaste", d.h. einer A660, B48 25)

In all diesen Fällen ist es gar nicht selten, daß Kasten niederen Ranges strikter in A 659, B 4 7 ihren Anforderungen sind, als solche, die im übrigen als höher stehend gelten. Die außerordentliche Buntheit dieser Rangordnungsregeln verbietet hier jedes nähere Eingehen darauf. 26> So lehnen die h Mahishya Kaibarttas" die Gemeinschaft mit den 'Chasi Kaibarttas' (in Bengalen) zunehmend ab, weil die letzteren ihre (landwirtschaftlichen) Produkte persönlich auf dem Markt verkaufen, sie selbst aber nicht. 58 Andere Kasten gelten als deklassiert, weil ihre Frauen im Laden am Verkauf beteiligt sind, wie überhaupt die Mitarbeit der Frau in der Wirtschaft als spezifisch plebejisch gilt. Die Sozial- und Arbeitsverfassung der Landwirtschaft wird sehr stark dadurch mitbedingt, daß verschiedene Hantierungen als schlechthin degradierend gelten. Ob jemand Ochsen und Pferde oder andere Zug- und Tragtiere in seinem Erwerb benutzt, welche und wie viele, bestimmt oft der Kastenrang (so die Zahl der verwendeten Ochsen den der Ölpresser). |

h A, B: Makishya Kaibarthas

i A, B: Chasi Kaibarthas

57 Unten, S. 146ff. 58 Nach Census 1911,1, P. 1, S. 379.

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Gruppe, welche der hinduistischen Tradition als solche gilt, besteht ja weder notwendigerweise Konnubium: - dies ist vielmehr nur bei einigen wenigen Kasten, und auch da nicht vorbehaltlos, der Fall, noch immer volle Kommensalität. Die endogame Einheit ist weit überwiegend die „Unterkaste", von denen einzelne Kasten mehrere Hundert zählen. Diese sind entweder rein lokal (innerhalb eines verschieden großen Bezirks) und daneben oder auch statt dessen nach angeblicher oder wirklicher Herkunft, früherer oder jetziger Art der Berufstätigkeit oder nach andern Unterschieden der Lebensführung abgegrenzte und gesondert bezeichnete Verbände, die sich als Teile der Kaste betrachten und neben dem eigenen den Kastennamen führen, sei es, daß sie durch Spaltung der Kaste oder umgekehrt durch Rezeption in diese oder einfach durch Usurpation ihres Ranges dazu legitimiert sind. Sie allein sind wirklich in der Lebensführung einheitlich reglementiert und - soweit eine Kastenorganisation besteht - organisiert. Die Kaste selbst bezeichnet nicht selten fast nur den sozialen Anspruch, den diese geschlossensten Verbände erheben, ist vielfach, aber nicht immer, ihr Mutterschoß und hat gelegentlich, aber selten, gewisse allen Unterkasten gemeinsame Organisationen, häufiger gewisse, der ganzen Kaste traditionell gemeinsame Lebensführungsmerkmale. Die Einheit der Kaste ist trotzdem in aller Regel eine Realität neben der Unterkaste. Nicht nur werden Ehe und Kommensalität nach außerhalb der Kaste meist noch strenger geahndet, als zwischen Gliedern der Unterkasten der gleichen Kaste, sondern wie die Unterkasten sich leichter neu bilden, so dürften auch die Schranken zwischen ihnen labiler sein, während sie zwischen Gemeinschaften, die einmal als Kasten gelten, außerordentlich zäh festgehalten werden. Die Rangfolge der Kasten war, von diesen Schwierigkeiten abgesehen, oft deshalb nicht feststellbar, weil sie bestritten und veränderlich war und ist. Der Versuch des Zensus von 1901 ist nicht wiederholt worden, weil die Erregung und Mißstimmung, die er hervorbrachte, außer allem Verhältnis zum Ergebnis standen. 59 Denn er gab das Signal zu einem Wettrennen von Kasten um den sozialen 5 9 Nach C e n s u s 1911, V, P.1, S . 4 4 0 : „No part of the census aroused so much excitement as the return of castes. There was a general idea in Bengal that the object of the census is not to show the number of persons belonging to each caste, but to fix the relative status of different castes and to deal with questions of social superiority."

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Rang und die Beschaffung von „historischen Beweisen" für diesen, zu Remonstrationen und Protesten aller Art; dies hat eine nicht unbeträchtliche, teilweise lehrreiche, Literatur | entstehen lassen. A 661, B 49 Die Kasten umstrittener Rangstellung suchten den Zensus zu deren Festigung und - wie sich ein Zensus-Referent ausdrückt 60 - die Zensusbehörde als eine Art Heroldsamt auszunutzen. Es tauchten dabei die allererstaunlichsten neuen Rangansprüche auf. So wenn etwa die bengalischen Tschandala, die unterste, angeblich aus Mischlingen von Brahmanen-Frauen mit £udra-Männern herrührende Kaste, - in Wahrheit ein hinduisiertes bengalisches Gastvolk, - ihren Namen in „Namasudra" umtauften und Abkunft aus reiner Kaste, schließlich aber gar Brahmanenblut, „nachzuweisen" suchten. 61 Aber von solchen Fällen ganz abgesehen, benutzten allerhand frühere Reisläufer- und Räuberstämme, welche seit Befriedung des Landes ein friedliches Dasein als Landbauerkasten führten, die Gelegenheit, sich als Kschatriyas aufzutun, nicht anerkannte „Brahmanen" (alte Stammespriester) befestigten ihre Ansprüche, alle möglichen mit Handel befaßten Kasten verlangten als Vaifya anerkannt, animistische Stämme verlangten als Kasten - und als möglichst hohe - registriert, gewisse Sekten suchten - wie schon früher erwähnt 62 in die Gliederung der Hindugesellschaft wieder eingeordnet zu werden. Solchen Aufruhr in der Rangfrage, wie ihn der Zensus veranlaßte, hat es in dieser Art früher zwar nicht gegeben. Aber frei von Umwälzungen der Kastenrangordnung war die Vergangenheit keineswegs. Wer entschied nun solche Rangstreitigkeiten? Und, fragen wir im Zusammenhang damit, wer entschied überhaupt in Kastenangelegenheiten, einem Gebiet von Problemen, dessen Umfang wir dabei zugleich kennen lernen wollen? Es wurde im allgemeinen schon gesagt, 63 daß in Fragen der Rangordnung der Theorie nach die Brahmanen noch heute eine entscheidende Autorität genießen. 6 0 Gemeint ist O'Malley in Census 1911, V, P.1, S. 440ff. 61 Census 1911,1, P.1, S. 379: „The Community formerly known as Chändal was permitted as far back as 1891 to call itself Namasudra; and its members have generally succeeded in getting themselves described by their new name, not only in official documents, but also by the general public [...]. They are now engineering afurther change, and claim to be called Namasudra Brahman." 6 2 Oben, S. 73. 6 3 Oben, S. 88.

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Rangfragen, bei solchen offiziellen Banketten, bei welcher Brahmanen anwesend sein sollten, bedurften von jeher korrekter Entscheidung. Dennoch waren auch früher der Sache nach so wenig wie heute die Brahmanen allein in der Lage, die Probleme zu erledigen. Sondern solche Rangfragen entschied in der Vergangenheit, vor den fremden Eroberungen, so viel bekannt, stets der König oder sein Ritualbeamter, der allerdings entweder selbst ein Brahmane war oder, wenigstens der Regel nach, den Rat der rechtskundigen Brahmanen einholte. Aber es sind Fälle genug bekannt, 64 in welchen A 662, B 50 indische Könige von sich aus einzelne Kasten in aller Form de | gradierten, oder Einzelne, auch Brahmanen, aus der Kaste stießen, was dann von den Betroffenen zwar oft als ein unrechtmäßiger Eingriff in wohlerworbene Rechte empfunden und von degradierten Kasten oft noch nach vielen Jahrhunderten angefochten, von den Brahmanen aber meist hingenommen wurde. Und auch die erstmalige oder die Neuordnung des Kastenranges in ganzen großen Gebieten hat formell und anscheinend auch der Sache nach z.B. in OstBengalen unter der Sena-Dynastie in der Hand des von Brahmanen, die auf seine Aufforderung hin eingewandert waren, beratenen Königs gelegen. 65 Aber das Gleiche galt in weitem Umfang auch für die Entscheidung über einzelne Kastenpflichten. Unter der letzten großen nationalindischen Herrschaft, derjenigen der Mahratten (18./ 19. Jahrhundert) wurden die Responsen der Brahmanen über solche Fragen dem Peschwa, der selbst aus einer Brahmanenfamilie stammte, 66 vorgelegt, welcher das Exequatur gab und zwar offenbar nach eigener sachlicher Erörterung der Streitpunkte. Daß diese Stütze des weltlichen Armes heute, - mit Ausnahme der noch bestehenden Hindu-Vasallenstaaten, 67 wo Reste davon fortbestehen, - weggefallen ist, wird als ein Grund für die fühlbare Abnahme der Nachachtung angeführt, welche die Entscheidungen der Brahmanen fin-

6 4 Weber bezieht sich hier auf Census 1911,1, P. 1, S. 377, wo einige Beispiele aus KocTn, Orisä usw. genannt werden. 6 5 Weber folgt hier Das, Vaisya caste, S. 1 1 5 - 1 2 0 . 66 Zu der brahmanischen Herkunft des Pesvä siehe Duff, Marathas, I, S. 8 - 9 , auf den sich Weber häufig stützt. 6 7 Die flächenmäßig größten dieser Hindü-Staaten waren Maisür, Haidaräbäd (HindüBevölkerung mit Muslim-Herrscher) sowie Jammü and KasmTr (Muslim-Bevölkerung mit Hindü-Herrscher). Diese Staaten hatten ihre eigenen, einheimischen Herrscher, die aber in einem Vasallen-Verhältnis zu den Briten standen.

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den. 68 Geistliche und weltliche Gewalt wirkten beide als Interessenten der legitimen Ordnung zusammen. Daß dabei der König eine erhebliche sachliche Macht zu entwickeln vermochte, lag vor allem daran, daß die Brahmanenkaste weder eine hierarchisch gegliederte Priesterschaft noch auch eine organisierte Zauberer-Gilde war, einer einheitlichen Organisation vielmehr durchaus, für uns von jeher, entbehrte. Der König war daher in der Lage, sich die ihm willfährigsten Brahmanen auszusuchen, und erstaunlich ist unter diesen Umständen nicht seine Macht, sondern umgekehrt die gewaltige Machtstellung der Brahmanen und der Kasten überhaupt. Sie war Folge der Unverbrüchlichkeit alles dessen, was als heiliges Recht galt, zur Vermeidung bösen Zaubers. Dem König gegenüber galt in Indien der Grundsatz: „Willkür bricht Landrecht"[,] in Kastenangelegenheiten unbedingt und, - im Gegensatz zu der nur durch die ökonomische Bedeutung der Gilden gestützten1" Macht dieser, unter magischer Sanktion. Der königliche Richter hatte durchweg nach den hergebrachten Gewohnheiten der einzelnen Kasten zu entscheiden, hatte Schöffen | aus der betreffenden Kaste zuzuziehen, A 663, B 51 und es gelangten an ihn die Sachen überhaupt nur im Rechtszug von den normalerweise in Kastenangelegenheiten entscheidenden Organen der einzelnen Kasten selbst. 69 Auch heute erledigen die Organe der einzelnen Kaste deren Angelegenheiten, exkommunizieren, erlegen Bußen auf, entscheiden Streitfälle und entwickeln durch ihre Spruchpraxis, im wesentlichen selbständig, die Normen für neu auftauchende Rechtsfragen. Wir werden uns einem Überblick über die Gegenstände der Kastenjurisdiktion, über deren Praxis, damit auch über die Organe der Kasten nicht entziehen dürfen, müssen aber zu diesem Zweck die bisher nur gelegentlich berührte Frage nach den Prinzipien, welche dem Aufbau und der Abgrenzung der untereinander ziemlich verschiedenen Arten von Kasten zugrunde liegen, zusammenhängend zu beantworten suchen. 70 Vorher ist nur noch eine wichtige Eigenart der indischen Sozialverfassung zu erörtern, welche mit dem Kastensystem in engem k A, B: gestützte

68 Hier und im folgenden stützt sich Weber auf Zimmer, Altindisches Leben, S. 194ff. 69 Hier und im folgenden stützt sich Weber auf Jolly, Recht, S. 132f. 70 Über die Gegenstände der Kastenjurisdiktion siehe unten, S. 189f.

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Zusammenhang steht. Nicht nur die Ausbildung der Kaste, sondern auch die Steigerung der Bedeutung der Sippe gehört nämlich zu ihren fundamentalen Zügen. Die soziale Ordnung ruhte in viel weiterem Umfang, als dies sonst irgendwo in der Welt der Fall war, auf dem Prinzip des „Gentilcharisma". Darunter soll hier verstanden werden: daß eine (ursprünglich rein magisch gedachte) außeralltägliche oder doch jedenfalls nicht universell zugängliche persönliche Qualifikation: - ein „Charisma", - an den Mitgliedern einer Sippe als solchen haftet, nicht nur, wie ursprünglich stets, an einem persönlichen Träger. Wir kennen Reste dieser soziologisch sehr wichtigen Konzeption vor allem in dem erblichen „Gottesgnadentum" unsrer Dynastien; in minderem Maße gehört dahin natürlich jede Legende von der spezifischen „Bluts"-Qualität irgendeines reinen Geburtsadels irgendwelcher Provenienz. Diese Konzeption ist einer der Wege, auf welchem sich die Veralltäglichung des ursprünglich rein aktuellen und persönlichen Charisma vollzieht. Der Kriegskönig und seine Mannen waren ursprünglich, - im Gegensatz zum erblichen Friedenshäuptling, der bei manchen Stämmen auch ein Weib sein konnte, - rein persönlich magisch qualifizierte und durch Erfolge erprobte Helden: nur auf streng persönlichem Charisma ruhte die Autorität des Kriegsführers, ganz ebenso wie des Zauberers. Der Nachfolger | A 664, B 52 nahm ursprünglich ebenfalls kraft rein persönlichen Charismas die Würde in Anspruch. Das unabweisliche Bedürfnis nach Ordnung und Regel in der Frage der Nachfolge ließ nun, als es sich Beachtung erzwang, verschiedene Möglichkeiten. Entweder Designation des qualifizierten Nachfolgers durch den Inhaber der Würde selbst. Oder dessen Ermittlung durch seine Jünger, Mannen oder Amtsträger, woraus sich dann weiterhin mit fortschreitender Reglementierung dieser ursprünglich spezifisch ordnungsfremden Fragen Wahlkollegien jener Amtsträger nach Art der „Kurfürsten" und „Kardinäle" entwickelten. Oder schließlich: es siegte der überall naheliegende Glaube: daß das Charisma eine Qualität sei, die an der Sippe als solcher hafte, daß der oder die Qualifizierten also innerhalb ihrer zu suchen seien, von wo aus sich dann der Übergang zur „Erblichkeit" vollzog, mit welcher jene Konzeption des Gentilcharisma ursprünglich nichts zu schaffen hatte. Je weiter die Gebiete waren, welche der magische Geisterglaube umspannte und je gedanklich konsequenter er gepflegt wurde, desto umfangreicher war auch die Sphäre, welche das Gentilcharisma zu ergreifen vermochte. Nicht

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nur die heldischen und magisch-kultischen Fähigkeiten, sondern jede Art von Autoritätsstellung und jede Art von besondrer Fähigkeit, künstlerischer nicht nur, sondern auch handwerksmäßiger Art konnte dann als magisch bedingt und an magisches Gentilcharisma geknüpft gelten. Diese Entwicklung ist nun in Indien zu einer das sonst vorkommende Maß weit übersteigenden Durchbildung gelangt. Sie ist nicht gleich allein herrschend geworden, wie wir mehrfach sehen werden, 71 sondern lag im Kampf sowohl mit dem alten genuinen Charismatismus, der nur die höchst persönliche Gabe des Einzelnen gelten ließ, als mit dem „bildungs"-ständischen (kultivationspädagogischen) Vorstellungskreis. Viele Formalien in Lehrgang und Ausübung des Handwerks trugen noch im indischen Mittelalter weit stärkere Spuren des personalcharismatischen Prinzips als dies überall in den magischen Einschlägen des Noviziates und der „Freisprechung" des Lehrlings zum Gehilfen der Fall war. Aber daß die Berufsgliederung ursprünglich in so starkem Maß eine interethnische und Träger so großer Teile der Gewerbe Pariastämme waren, trug zur Entfaltung der gentilcharismatischen Magik naturgemäß sehr stark bei. - Am allerstärksten aber äußerte sich die Herrschaft des Gentil|charisma auf dem Gebiet A 665, B 53 der Autoritätstellungen. Das Normale war in Indien überall ihre „Erblichkeit", d.h. gentilcharismatische Sippengebundenheit. Das Dorf hatte, je weiter zurück um so universeller, seine „erblichen" Vorsteher, die Gilde, Zunft, Kaste ihren „erblichen" Ältesten, etwas Andres kam normalerweise gar nicht auch nur in Frage. Die Erblichkeit des priesterlichen, königlichen, ritterlichen, BeamtenCharisma ist eine solche Selbstverständlichkeit, daß die bei eigentlichen Amtsstellungen unter den Patrimonialherrschern eindringende freie Ernennung des Nachfolgers, ganz ebenso wie etwa der freie Wechsel des Priestergeschlechts oder der Handwerker, die eine Familie bedienten, oder die freie Berufswahl, wie sie in den Städten stattfand, nur in Perioden starker Erschütterungen der Tradition oder auf organisatorischem Neuland vor der Festigung der Verhältnisse sich durchsetzten. Wohlgemerkt: als „Prinzip" sich durchsetzten. Denn im Einzelfall konnte nicht nur eine königliche oder priesterliche Sippe ihr Charisma durch offenkundige Entblößtheit von

71 Weber verweist hauptsächlich nach unten, S. 116ff.

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ihren magischen Qualitäten ebenso verloren haben, wie ein Einzelner. Sondern es konnte auch ein homo novus sich als Träger von Charisma bewähren und dadurch dann auch seine Sippe als charismatisch legitimieren. Im Einzelfall konnte daher jede solche gentilcharismatische Autorität labil sein. Der Nagar-Sheth1 - dem occidental-mittelalterlichen „Bürgermeister" entsprechend - des heutigen Ahmadabad, von dem W. Hopkins berichtet, 72 war der jeweilige Älteste der reichsten (Jaina-)Familie der Stadt. Er in Gemeinschaft mit dem ebenfalls erblichen (vischnuitischen) Sheth der Tuchmachergilde waren faktisch maßgebend für die öffentliche Meinung in allen sozialen (rituellen und Etikette-)Fragen der Stadt, die andern (durchweg erblichen) Sheth's standen an Einfluß, außerhalb ihrer Gilden und Kasten, hinter jenen zurück. Aber zur Zeit, als Hopkins seine Studien machte, begann ein außerhalb aller Gilden stehender reicher Fabrikant jenen erfolgreich Konkurrenz zu machen. War ein Sohn eines Gilden- oder Zunft- oder Kasten-Ältesten, Priesters, Mystagogen, Kunsthandwerkers offenkundig ungeeignet, so schwand sein Einfluß und floß entweder einem geeigneteren Mitglied der eigenen Sippe oder dem Ältesten (gewöhnlich) der nächstreichsten Sippe zu. Denn zwar nicht jeder Neu-Reichtum, aber großer Reichtum in Verbindung mit persönlichem Charisma legitimierA 666, B 54 te seinen Besitzer und dessen | Sippe, wo immer die ständischen Verhältnisse noch im Fluß waren oder erneut in Fluß gerieten. Wie labil infolgedessen auch immer im Einzelfall die gentilcharismatisch garantierte Autorität sein mochte, so lenkte dennoch der Alltag stets erneut in das Bett der Fügsamkeit gegen die einmal durchgesetzte Stellung einer Sippe als solcher ein. Immer und auf allen Gebieten kam die durchgesetzte Anerkennung des Charisma nicht dem Einzelnen, sondern der Sippe zugute. Wie die magische Zusammenklammerung der Sippen durch den Geisterglauben in China ökonomisch wirkte, ist früher ausgeführt. 73 Die Wirkung der in China durch das Prüfungswesen des Patrimonialismus gebrochenen gentilcharismatischen Verklärung der Sippe in Indien lag ökonomisch in der gleichen Richtung. Die KastenorganiI A, B: Nayar-Sheth

72 Gemeint ist Hopkins, India, S. 179. 73 Weber, Konfuzianismus undTaoismus, S. 170ff.

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sation und weitgehende Kastenautonomie und die noch größere, weil rituell ungebundene Gildenautonomie legten die Entwicklung des Handelsrechts praktisch ganz in die Hände der Interessenten selbst. Man sollte bei der außerordentlichen Bedeutung des Handels 5 in Indien glauben, daß daraus ein rationales Handels-, Gesellschaftsund Unternehmungsrecht hätte entstehen können. Sieht man sich aber die mittelalterliche Rechtsliteratur daraufhin an, so erstaunt man über dessen Kargheit. 74 Das Recht und das Beweisverfahren selbst waren teils formalistisch, aber irrational (magisch), teils prinzi10 piell unformal, weil hierokratisch beeinflußt. Rituell relevante Fragen konnten nur durch Ordal 75 entschieden werden. Bei anderen galten die allgemeinen Moralgesetze, oder die „Lage der Sache", oder primär die Tradition und suppletorisch etwaige königliche Edikte als Rechtsquellen. Immerhin entwickelte sich wenigstens, im 15 Gegensatz zu China, ein formales Prozeßverfahren mit geregelter Ladung (in jus vocatio, unter den Mahratten Ladung durch den Gerichtsdiener). 76 Die Schuldhaftbarkeit der Erben war zwar vorhanden, aber nach Generationen begrenzt. Vor allem steckte die Schuldexekution, obwohl die Schuldknechtschaft bekannt war, zum 20 Teil noch im magischen Stadium oder in dem eines modifizierten Einlager-Systems. 77 Solidarhaft mehrerer Partner fehlte, wenigstens als Norm. 78 Das Gesellschaftsrecht überhaupt, erst spät und im Anschluß an das Recht religiöser Bruderschaften entwickelt, blieb von der größten Dürftigkeit. Allerhand Korporationen und Samtbe25 sitzverhältnisse wurden durcheinander behandelt. Es | wird die Ge- A 667, B 55 winnverteilung, nebenbei auch bei Zusammenarbeit mehrerer Handwerker unter einem Obmann: also im Ergasterium, geregelt27). Vor allem aber galt der uns aus China bekannte Grundsatz: daß man nur einem persönlich verbundenen Phratriegenossen, Verwandten 27)

Brihaspati (übersetzt von Jolly, S[acred] B[ooks] of the East 33) XIV, 28. 29.79

7 4 Diesen Eindruck dürfte Weber bei Jolly, Recht, S. 109f., gewonnen haben. In der Tat sind die Abschnitte über diese Formen des Rechts sehr knapp gehalten. 7 5 Beim Ordal (Gottesurteil) folgt Weber Jolly, Recht, S. 1 4 4 - 1 4 6 . 76 Nach Jolly, Recht, S. 1 3 8 - 1 4 3 . 77 Die Funktion des Einlagers definiert WuG 1 , S. 421: „der Gläubiger setzte sich in das Haus des Schuldners und dieser mußte ihn bewirten (Einleger)". 78 Nach Jolly, Recht, S. 101 f. 7 9 Übersetzt in: Minor law-books, S. 340f.

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oder Freund ohne weiteres Kredit geben soll (auch gegen Pfand). 80 Anderen gegenüber galt Schuld nur bei Bürgschaft oder Schuldschein mit Zeugen 28 '. Im einzelnen hat die spätere Rechtspraxis freilich den kaufmännischen Verkehrsbedürfnissen befriedigend Rechnung getragen, aber sie schwerlich von sich aus gefördert, und daß trotzdem eine nicht unerhebliche kapitalistische Entwicklung wenigstens zeitweise bestanden hat, - wie schon erwähnt und später noch zu erwähnen, 81 - ist angesichts des Zustands des Rechts wohl wesentlich durch die Macht der Gilden, die mit Boykott und Vergewaltigung ihre Interessen und die Verweisung möglichst aller Fälle vor fachlich orientierte Schiedsrichter durchzusetzen wußten, erklärt. Die Sippengebundenheit des Kredits mußte unter solchen Bedingungen das Normale bleiben. Aber auch und ganz besonders auf einem andern, außerhalb des Verkehrsrechts liegenden Gebiet hatte die Herrschaft der Gentilcharismatik weitgehende Konsequenzen. Weil uns der Feudalismus des Occidents vorwiegend als ein System sozialer und ökonomischer Bindungen erscheint, übersehen wir leicht: was es bedeuten wollte, daß das Lehenverhältnis, unter dem Zwang der militärischen Bedürfnisse in der Zeit seiner Entstehung, einen freien Kontrakt zwischen einander Sippenfremden zur Grundlage der Treue-Beziehung zwischen Herren und Vasallen machte, und daß die sich zunehmend als ständische Einheit und schließlich als geschlossener Geburtsstand der Ritterschaft fühlende Gesamtheit der Lehensträger auf diesem Boden der Sippenfremdheit gegeneinander erwachsen war, sich nicht als Sippen-, Clan- (Phratrie-) oder Stammesgenossen, sondern lediglich als Standesgenossen wußte. Ganz anders in Indien. Nicht daß die individuelle Beleihung von Gefolgsleuten und Beamten mit Land oder politischen Rechten gefehlt hätte. Sie ist historisch unzweideutig nachweisbar. Aber nicht sie gab dem Herrenstand das Gepräge und nicht auf den Landlehen ruhte die feudale Standesbil-

28)

Ebenda XIV, 17. 82 |

80 Vgl. dazu Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S. 425, Anm. 140. 81 Oben, S. 54, und unten, S. 196ff. 82 Übersetzt in: Minor law-looks, S. 339.

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dung. Sondern, | wie Baden-Powell29) mit Recht betont hat, auf A 668, B 56 Sippe, „Clan" (Phratrie) und Stamm. Das gentilcharismatische Haupt der Phratrie verteilte das eroberte Land: die Herrenrechte an seine Sippengenossen, die Feldfluren an die einfachen Phratoren. Als einen Kreis von über das Eroberungsgebiet, als dessen Herr der Stamm galt, sich zerstreuenden Phratrien und Herrensippen haben wir uns die Erobererklassen zu denken. Eine „Belehnung" mit Herrenrechten fand durch das Haupt der Phratrie (den Radscha) oder auch durch den Stammeskönig (Maharadscha), wo ein solcher existierte, primär in aller Regel nur an seine Agnaten und zwar in ihrer Eigenschaft als solche, nicht aber kraft einer frei geschaffenen Treuebeziehung, statt. Die Sippengenossen beanspruchten diese Verleihung von ihm als ihr kraft Zugehörigkeit zur Sippe ihnen zustehendes Geburtsrecht. Jede Eroberung schuf in erster Linie neue Amtslehen für die Königssippe und die Unterkönigssippen. Erobern war daher das Dharma des Königs. So gleitend der Unterschied zum Occident im Einzelfall sein mochte, so hat doch dieser Gegensatz die abweichende Struktur des weltlichen Herrenstandes im alten Indien bestimmt. Mochte in noch so vielen Einzelfällen ein charismatischer Emporkömmling mit seiner frei rekrutierten Gefolgschaft das feste Gefüge der alten Sippen sprengen, - stets wieder lenkte die Entwicklung in die feste Bahn der gentilcharismatischen Organisation in Stämmen, Phratrien, Sippen ein. 29) In seiner Indian Village Community (1896). 83 Im einzelnen wären manche Ausfüh- A 668, B 5 6 rangen Baden-Powells vielleicht anfechtbar. - Der irische Ausdruck „Clan" ist vieldeutig. Die typische Gliederung militärisch organisierter Gesamtheiten ist: 1. der „Stamm" als Gemeinschaft von „Phratrien", d.h. in der hier gebrauchten Terminologie primär stets: Verbänden der militärisch (ursprünglich: magisch) trainierten Wehrmänner, 2. die Sippe als (in der hier gebrauchten Terminologie) die gentilcharismatisch präeminenten agnatischen Abkömmlinge der charismatischen Häuptlinge. Der einfache Wehrmann hatte nicht notwendig eine „Sippe", sondern gehörte neben seiner Phratrie und, eventuell, militärischen Altersklasse noch einer „Familie" oder einem Totemverband (oder totemartigen Verband) an. Ein Herrengeschlecht dagegen andrerseits hatte keinen Totem oder vielmehr: behielt ihn nicht, sondern emanzipierte sich davon: - je vollständiger die Entwicklung der indischen Herrenstämme zu einer Herrenklasse durchgeführt ist, desto mehr schwinden die Reste der Totems (devaks) und entstehen (oder vielmehr: bleiben) allein die „Sippen". Eine Verwischung der gentilcharismatischen Unterschiede trat andrerseits dadurch ein, daß die Phratrie sich als Abstammungsgemeinschaft, statt als Wehrverbrüderung, zu fühlen begann, also eine Art „Sippe" wurde. |

83 Baden-Powell, Village Community, S. 28.

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Der Gentilcharismatismus ergriff besonders früh die Träger der A 669, B 57 hierokratischen Macht. Und sie am vollständigsten, weil | sie von Anfang an kraft ihres magischen Charisma jenseits der Organisation der Totems (oder totemartigen Verbände) standen. Es hat in Indien Gegenden gegeben, in einem Teil der Eroberungsgebiete bis ins Mittelalter, wo der Kriegsadel nicht aufhörte, den Zauberer als einen ständisch subalternen, sei es auch noch so sehr gefürchteten, Demiurgen anzusehen. 84 Bei den Ariern waren die alten Opferpriester schon in der Zeit der ältesten Veden zu einem vornehmen Priesteradel geworden, dessen einzelne Sippen sich je nach den erblichen Verrichtungen und dem entsprechenden Gentilcharisma in erbliche „Schulen" teilten. 85 Bei der hohen Präeminenz des magischen Gentilcharisma, welches sie beanspruchten, wurden sie und ihre Erben: die Brahmanen, die wichtigsten Träger der Verbreitung dieses Prinzips durch die hinduistische Gesellschaft hindurch. Wie es nun einerseits klar ist, daß der magische Gentilcharismatismus der Schaffung des festen Gefüges der magischen Kastenfremdheit m außerordentlich stark zugute kommen mußte, sie eigentlich schon im Keime in sich enthielt, so mußte andrerseits die Kastenordnung in eminentem Maße der Festigung der Bedeutung der Sippe dienen. Alle Schichten, welche auf Vornehmheit Anspruch machten, waren daraufhingewiesen, sich nach dem Muster der Herrenkasten zu gliedern. Auf den Sippen ruhte die exogame Eheordnung. Und das Prinzip der Erblichkeit der sozialen Lage, rituellen Pflicht, Lebensführung und Berufsstellung mußte" dem gentilcharismatischen Prinzip für alle autoritären Stellungen die letzte entscheidende Weihe geben. Wie das Gentilcharisma die Kaste, trug die Kaste wiederum das Charisma der Sippe. Damit wenden wir uns zu den konkreten Kasten. °Die vier Kasten der klassischen Lehre sind von der modernen Wissenschaft lange Zeit als rein literarische Konstruktionen angese-

m Vielleicht ist die Fremdheit der Kasten untereinander gemeint; möglicherweise liegt aber in A, B ein Textverderbnis vor. n A, B: mußten o - o ( S . 181) Petitdruck in A, B.

84 Dies trifft vor allem zunächst für den Osten Indiens und den Dekhan zu. 85 Weber stützt sich auf Zimmer, Altindisches Leben, S. 194ff.

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hen worden. Das ist jetzt aufgegeben. Schon die bisherigen Erörterungen zeigen: daß dies viel zu weit gegangen wäre. Noch heut bestimmt die übliche Art der Einrangierung der Kasten in die vier alten Klassen die Art der Grußformel des Brahmanen 1 und es ist 5 daher kein Wunder, daß die heutigen Kasten darnach streben, zu einer von ihnen gezählt zu werden. Die Bedeutung der vier alten „Kasten" bestätigen die monumentalen Quellen, 2 in welchen diese sehr oft vorkommen. Freilich bleibt zu beachten, daß die Verfasser der Inschriften durchweg im Bann der literarischen Tradition stan10 den, ebenso die modernen Vertreter jener Kasten, welche heut „Kschatriya"- oder ,,Vaiçya"-Rang | reklamieren. Aber die Natur A 670, B 58 der Sache bestätigt die Annahme, daß die bestimmten Angaben der Rechtsbücher, die doch in irgendeinem p Sinn ein, sei es auch noch so stark idealtypisch umstilisiertes, Spiegelbild von Zuständen ihrer 15 Zeit sein müssen, nicht einfach aus dem Nichts konstruiert sind. Die unteren beiden sogenannten Kasten der Rechtsbücher waren allerdings vielleicht nie Kasten im heutigen Sinn, sondern schon in der klassischen Zeit Rangklassen von Kasten. 3 Ursprünglich aber waren sie wohl ohne Zweifel einfache „Stände". „Die Vaiçya und Çudra 20 waren da" - so besagt eine gelegentliche Stelle der Überlieferung „ehe die Brahmanen und Kschatriya existierten". 4 Die Vaiçya sind die alten „Gemeinfreien"; über ihnen erheben sich die Adelssippen: teils Kriegsadel, also Häuptlings- und, später, Rittergeschlechter, teils aber Priesteradel, wie er auch anderwärts existierte. Was nach 25 unten zu nicht zu den Gemeinfreien gehörte, war „Helot" (Çudra). Der bei der Gavamayana q -Feier vorkommende symbolische

p A: irgend einem

q A, B: Gravamayana

1 W e b e r folgt Gait, C e n s u s 1911,1, P.1, S . 3 6 6 : „ A s an illustration of fact that t h e s e class distinctions are still recognized it may be noted that a Brahman, w h e n acknowledging a salutation (pranäm) from persons of other classes, says to Kshatriya jaiya ho (may victory attend you), to the Vaisya kalyän ho (may prosperity attend you), and to the Sudra jiyo (may y o u live long)." 2 Mit m o n u m e n t a l e n Quellen meint Weber die Inschriften, die ihm in der Zeitschrift „Indian A n t i q u a r y " , der Inschriftensammlung „Epigraphia Indica" und in vereinzelten Aufsätzen zugänglich waren. 3 Hier und beim f o l g e n d e n Zitat stützt sich W e b e r auf Gait, C e n s u s 1911, XV, P.1, S. 324. 4 Das Zitat konnte nicht nachgewiesen werden.

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Kampf 30) eines Arya mit einem £udra entspricht gleichbedeutenden Zeremonien in Sparta. 5 In der Tat ist dieser Gegensatz fühlbar schärfer, als der zwischen den beiden andern Oberkasten und den Vaifya. Dem Brahmanen und dem Kschatriya war eine bestimmte Tätigkeit als Ausfluß ständischer Lebenshaltung vorgeschrieben und vorbehalten: Opfer, Vedastudium, Empfang von Gaben, besonders Landschenkungen und Askese dem Brahmanen, - politische Herrschaft und ritterliches Heldentum dem Kschatriya. Für beide galt das, was der Vaifya tut: das Führen der Landwirtschaft und der Handel (vor allem auch das Geldgeben auf Zins) nicht als primär standesgemäß. Aber in Zeiten der Not, d.h. erprobter Unmöglichkeit, sich den Unterhalt standesgemäß zu erwerben, war ihnen gestattet, zeitweilig - mit nur wenigen Vorbehalten und Ausnahmen ökonomisch wie ein Vaifya zu leben. Dagegen die Lebensführung des £udra bedeutete: Knechtsdienst 30a) . Darunter ist aber in den klassischen Quellen 6 alles Gewerbe verstanden. Daß gewerbliche Tätigkeit in einem noch weit ausgesprocheneren und wörtlicheren Maße, als es ursprünglich überall galt, als ein Fronen im Dienst der andern Kasten aufgefaßt wurde, erklärt sich aus der in Indien typischen Art der Ordnung gerade des alten, urwüchsigen Dorfgewerbes. Wie schon kurz erwähnt, 7 waren alle diejenigen Handwerker, welche die englische Terminologie zum „establishment" zählt 31) , in

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A. Weber, Collektaneen, Ind. Studien X . 8 Auch der Eintritt in die moderne Armee ist dem korrekten Brahmanen unmöglich, da er dann Vorgesetzten aus niederer Kaste oder von barbarischem Ursprung Gehorsam schuldig würde. 3 I ) Im Dekkan unter den Mahratten fanden sich zwei typische Kategorien solcher Dorfbediensteter; die Baruh Balowtay, darunter die alten typischen Gewerbe: Zimmermann, Schmied, Schuster, Töpfer, Barbier, Wäscher, Barde, Astrolog, Lederarbeiter, Wachmann, Götterbildwäscher, Mullah (in rein hinduistischen Dörfern schlachtet er 30)

30a)

5 In Sparta mußten die herangereiften jungen Männer einen Heloten im Kampf töten. 6 Damit ist hauptsächlich die Rechtsliteratur wie die Dharmasästras, darunter besonders die Manusmrti, gemeint. 7 Oben, S. 93. 8 A.Weber, Collectanea, S. 5, beschreibt diesen symbolischen Kampf: „Es führen nämlich an dem vorletzten, mahävratam genannten Tage der gavämayana-Feier [...] zwei Mitglieder beider Volksstämme, der güdra wie der ärya (güdräryau), einen symbolischen Kampf auf. Sie zerren an einem runden, weißen Stück Leder, welches die Sonne repräsentiert [...], um die sich Götter und asura [Dämonen] streiten. Natürlich siegt der ärya, als Repräsentant der Götter."

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der Tat | eine Art von „Instleuten", jedoch nicht von Knechten A 671, B 59 Einzelner, sondern: Heloten der Dorfgemeinschaft, die sie für ihre Dienste erblich mit Landparzellen belieh und - regelmäßig - nicht nach Art eines Lohnwerkers mit Lohn für die einzelne beanspruchte Leistung, sondern durch feste Ernteanteile oder Deputate entgalt. Die Handwerker, welche dieser Gruppe zugehören, waren zwar in den einzelnen Gebieten verschieden, innerhalb jedes Gebiets aber und auch im ganzen in weitgehendem Maße heute noch typisch. Blicken wir nun auf die heutige Berufsgliederung der Brahmanen und Radschputen, so finden wir, daß auch jetzt noch es äußerst selten ist, daß ein noch so degradiertes Mitglied einer dieser Kasten zu einem dieser alten Handwerke greift. Dagegen ist es überaus häufig, daß ein Radschpute ein „Bauer" ist; oft trifft dies die Mehrzahl der ganzen Kaste. Aber auch heut ist der Radschpute, der den Pflug selbst führt, gegenüber dem Landrentner degradiert, und die Erhöhung der Grundrente infolge des Übersee-Exports 9 hat unter anderem wohl auch deshalb eine ungewöhnlich schnelle Vermehrung des Landrentnertums zur Folge gehabt. 10 Andere Kasten, welche Kschatriya-Rang beanspruchen, pflegen „verbauerten" Radschputen gegenüber gern den Vorrang zu verlangen. Die alte kastenmäßige Ablehnung des Gewerbes durch die Radschputen und die Tradition höfischen Dienstes läßt sie die Übernahme von jeder Art von persönlicher häuslicher Dienstleistung bis zum niedersten, als rituell rein geltenden, Hausdienst vor der Ausübung eines Handwerkes bevorzugen. Und von der andern Seite ist natürlich die Nachfrage

Schafe für die Opfer), und die Baruh Alowtay, darunter die später entstandenen Handwerke der Gold- und Kupferschmiede, Schmiede, Wasserträger, Dorftorportiers und Boten, Gärtner, Ölpresser und eine Reihe von religiösen Sub|alternbeamten. Selten A 6 7 1 , B 5 9 waren wirklich alle Stellen besetzt. (S[iehe] Grant Duff, Hist. of the Mahrattas[,j London 1912.) 11 Die Art der Zusammensetzung dieser Deputatisten war auch dort nicht in allen Punkten typisch. In der Provinz Bombay gehören zu ihnen auch die Mahars, einst Bauern, dann als Experten der Grenzvermessung zu Deputatisten degradiert und in Außenschlägen angesiedelt (jetzt oft Chauffeurs, trotz des Protestes der Konservativen). 12

9 Gemeint ist hier vor allem der Export von Gewürzen, Farbstiften und Textilien nach Europa. 10 Weberfolgt Baines, Ethnography, S.32f. 11 Gemeint ist Duff, Mahrattas, Vol. 1, S. 24. 12 Webers Quelle war nicht nachzuweisen. Einige der gegebenen Informationen finden sich bei Baines, Ethnography, S. 76f.

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nach Angehörigen hoher Kaste für den Hausdienst groß, weil diese Personen rituell rein und befähigt sein müssen, den Herrn und die Herrin physisch zu bedienen, vor allem: ihnen Wasser zu reichen. Der gleiche Umstand bedingt gewisse Monopole der heutigen Brahmanen-Kaste: so vor allem ihre fast ausschließliche Verwendung als Köche in den Häusern hoher Kaste. Im übrigen strömten und strömen die Brahmanen stark in diejenigen Berufe ein, in welchen Schriftkunde und Bildung beansprucht wird, ganz wie die Kleriker unseres Mittelalters, vor allem also: in den Verwaltungsdienst. Im Süden haben die Brahmanen diese monopolistische Stellung in der Verwaltung 13 bis in die Neuzeit bewahrt 31a) . Dies alles stimmt zu dem Bilde der Überlieferung. Auch wichtige andere Züge des Bildes, welches die Rechtsbücher von der vorschriftsmäßigen Lebensführung der Oberkasten geben, tragen den Stempel der Echtheit und zum Teil hohen Altertums. A 672, B 60 Wer innerhalb einer fest vorgeschriebenen Altersgrenze den | heiligen Gürtel nicht erwirbt, gilt den Rechtsbüchern als degradiert. 14 Und ferner kennen sie typische Altersstufen der Lebensführung. 15 Allerdings waren diese nur bei der höchsten Kaste, den Brahmanen, wirklich durchgeführt. Die Brahmanen sind niemals ein „Stamm" gewesen, obwohl mehr als die Hälfte von ihnen im oberen Gangestal - der Heimat ihrer Machtstellung - und in Bengalen ansässig sind. Sie waren: Zauberer und wurden: eine hierokratische Bildungskaste. Der Brahmane hat einen Lehrgang durchzumachen, der in der klassischen Zeit schon wesentlich nur aus einer Aneignung der heili31a) Dagegen erschwerte den Brahmanen das Ritual die Beteiligung am ärztlichen Beruf und ihre heutige Beteiligung am Ingenieurberuf ist ebenfalls schwach. 1 6 |

13 Die Angaben über die Berufsausübung der Brahmanen folgen Baines, Ethnography, S.28, und Census 1911, XV, P.1, S.328ff.; dort wird auch die Verwendung als Köche damit begründet, daß die Brahmanen als reinste Kaste (in der Regel) Speise für alle bereiten können. 14 Weber stützt sich auf A. Weber, Collectanea, S.21. Ein Brahmane wurde mit acht oder zehn Jahren in die Schülerschaft aufgenommen, ein Ksatriya mit elf und ein Vaisya mit zwölf Jahren. Die Frist läuft mit dem sechzehnten resp. zweiundzwanzigsten oder vierundzwanzigsten Jahre ab. 15 Es sind dies die vier Lebensstufen (äsrama): 1. brahmacärin, das Studium der Veden, 2. grhasta, „Hausvater": Familienvater, 3. vänaprastha, „im Walde lebend": Rückzug vom Familienleben (aber evtl. mit Frau), 4. sarpnyäsin, der der Welt ganz entsagt hat und sich auf den Tod vorbereitet. 16 Weberfolgt Baines, Ethnography, S. 28.

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gen (magischen) Formeln und Ritualhandlungen und mechanischem Auswendiglernen des mündlich überlieferten Veda bestand, unter der Leitung eines freigewählten brahmanischen Lehrers, der die klassischen Werke Wort für Wort vorsprach. Diese Art der Vorbildung, äußerlich eine rein literarische Priesterschulung, enthält einzelne Spuren alter magischer Askese, welche die Herkunft des Brahmanen aus dem urwüchsigen Magiertum erkennen lassen. Ihre kastenmäßige Entwicklung ist zwar in ihren allgemeinen Stadien, nicht aber in ihren Gründen klar. Ein geschlossener Geburtsstand war die Priesterschaft der vedischen Zeit offenbar nicht, obwohl die gentilcharismatische Qualität gewisser alter Kultpriestergeschlechter feststand und innerhalb des Volksverbandes neben das rein persönliche Charisma des alten Magiers getreten war. Unter den arbeitsteilig am Kult beteiligten Priestern spielte noch der Hotar, der Feuerpriester, die Hauptrolle. 17 Das Hervortreten des Brahmanen im Verlauf der weiteren Entwicklung scheint nun eine Mehrzahl von Gründen gehabt zu haben. Vielleicht - nach der älteren Annahme 18 - die zunehmende Stereotypierung des Kults und der magischen Formeln, welche den „Zeremonienmeister" des Opfers, eben den Brahmanen, immer mehr zum allein maßgebenden Leiter machten. Hauptsächlich aber wohl die zunehmende Bedeutung des Familienpriesters der Fürsten und Adligen gegenüber den am Gemeindeopfer beteiligten 32 '. Das Zurücktreten der Wehrgemeinde hinter dem Fürstentum und seinen Vasallen würde sich, wenn diese heute vertretene Annahme zutrifft, darin ausdrücken. 19 Die Zauberer hätten sich also in die Kreise des alten Kultpriesteradels hineingedrängt und schließlich dessen Erbschaft angetreten. Der Aufstieg der Brahma-

32) Darüber s[iehe] Caland in der Z. f. die Kunde des Morgenlands, X I V (1900) A 6 7 2 , B 6 0 S. 114. 20 |

17 Sofern es sich bei dem Opfer, das der Hotr als Hauptpriester des vedischen Opfers darbringt, um ein Agnihotra (Feueropfer) handelt, ist er tatsächlich ein Feuerpriester. 18 Welche Literatur Weber mit „älterer Annahme" meint, ist unklar. 19 Weberfolgt hier Zimmer, Altindisches Leben, S. 193f. 2 0 Gemeint ist: Caland, Vaitänasütra. Die Stelle, auf die sich Weber bezieht, findet sich dort erst auf S. 124: „Der Brahman war ursprünglich, in vorhistorischer Zeit, nur der Hauspriester des Laien, der Purohita des Königs; er stand ursprünglich außerhalb des Kreises der vedischen Opfer, der Zauber und das was später Smrti hieß, waren sein Gebiet: er leitete die häuslichen Angelegenheiten, war der Äcärya und der Zauberarzt."

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nen aus der magischen „Hauskaplanschaft" erklärt: daß diese hinduistische Priesterschaft jeder Entwicklung zu einem „Amt" gänzlich fremd blieb. Ihre Stellung bedeutete eben eine Entwicklung aus den in aller Welt verbreiteten zünftigen Organisationen der Magier zu einer erblichen Kaste mit stets steigenden ständischen Ansprüchen. Diese Entwicklung war zugleich ein Sieg des „Wissens" (um die magisch wirksamen Formeln) über das bloß empirische „Können" der alten Priester. Wie dem sei, so steht jedenfalls die steigende Macht der Brahmanen auch im Zusammenhang mit der steigenden A 673, B 61 Bedeutung des Zaubers auf allen | Gebieten des Lebens. Die um den Atharva-Veda: die Sammlung der in spezifischem Sinn magischen Zauberformeln, gruppierte Schule erhob den Anspruch, daß der fürstliche Hauskaplan (purohita) stets aus ihrer Mitte genommen werde, die Astrologie und andere spezifisch brahmanischen Wissensgebiete haben bei ihnen ihre ursprüngliche Stätte 32a) . Daß der Sieg der Magie auf allen Gebieten des Lebens kein kampfloser war, dafür finden sich in den Rechtsbüchern Spuren genug. Er vollzog sich mit und durch die aufsteigende Macht der Brahmanen. Der Sieg des Königs im Kriege wie jeder andere Erfolg im Leben hingen nun von erfolgreichem Zauber ab, Mißerfolg verschuldete, nächst eigenen rituellen Verstößen des Betroffenen, sein Familienpriester. Da das Wissen der Brahmanen Geheimlehre war, ergab sich die Monopolisierung der Zulassung zur Lehre für die eigene Nachkommenschaft von selbst. Neben die Bildungsqualifikation trat nun Abstammungsqualifikation. Für das dafapeya r (einen Teil des Opfers) wurde die Ahnenprobe: 10 Ahnen, die Sorna getrunken haben, vermutlich zuerst deshalb notwendig, weil beim Opfer der Verdienste der Ahnen gedacht wurde. 21 Nur in verborgenen Resten blieb die alte Auffassung noch spürbar, wonach die Brahmanenqualität auf persönlichem Charisma ruhte: Der Novize (brahmacarin s , Brahmanenschüler) war einer immerhin noch ziemlich strengen Lebensregle-

A 673, B 61

32a)

Vgl. Bloomfield, The Atharva Veda, in Bühlers Grundriß. 22

r A, B: dagapaya

s A, B: bramacarin

21 Weber stützt sich hier und im folgenden auf Albrecht Weber, Collectanea. 22 Weberzieht Bloomfield, Atharvaveda, S. 24, heran.

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mentierung nach Art der magischen Askese unterworfen. Vor allem sexueller und ökonomischer Askese: er hatte keusch und vom Bettel zu leben. Der Lehrer „macht" den Schüler nach der alten Auffassung auf magische Art zum Brahmanen, ursprünglich unabhängig von dessen Abstammung. Und auch die Veda-Kenntnis als solche, die entscheidende Machtquelle des Voll-Brahmanen, wurde in eigentümlicher Art als charismatische Qualität angesehen: auf den Vorwurf, von einer Qadra-Frau abzustammen, antwortet ein Brahmane dem Gegner mit dem Vorschlag eines Feuerordals darüber, wer von ihnen beiden der Veda-Kundigere sei33). Nach Absolvierung der Schulung und Vollziehung der entsprechenden Zeremonien sollte der Brahmane einen Hausstand begründen, grihastha werden. Nunmehr begann er als Brahmane tätig zu sein, - wenn er überhaupt beruflich tätig wurde und nicht Rentner blieb oder einen der zulässigen Notberufe ergriff. Die Brahmanen-Tätigkeit war: Opfer und Unterricht. Sie war, namentlich in ökonomischer Hinsicht, strenger Etikette unterworfen. Und zwar in auffälliger Weise so, daß die Verwertung der eigenen Leistung zur Gewinnung einer festen „Nahrung" nach Art eines „Berufs" ausgeschlossen war. Der Brahmane nahm nur „Geschenke" (dakshina), nicht „Gehalt". Das Geben der Geschenke bei Inanspruchnahme der Dienste freilich war rituelle Pflicht. Opfer ohne Geschenk brachte bösen Zauber, und seine Verweigerung' war überdies der Brahmane, kraft seiner magischen Gewalt, in der Lage, durch Fluch oder auch durch absichtliche A 674, B 62 rituelle Fehler beim Opfer, welche dem Opferherrn Unheil brachten, schwer zu rächen, - wofür eine förmliche „Methodik" entwickelt war. 23 - Die Mindesthöhe der Geschenke war tarifiert und unlauterer Wettbewerb unter Brahmanen verpönt. Es war erlaubt und unter Umständen vorgeschrieben, sich nach der Höhe des beabsichtigten Geschenks vorher zu erkundigen und die furchtbare magische Macht 33) Pancav. 14,6,6, zitiert bei A . Weber, Collektaneen über die Kastenverhältnisse der Brahmanen, Ind. Studien X, S. l . f . 2 4 |

t Lies: Verweigerung des Geschenks

2 3 Nach A. Weber, Collectanea, S. 49. 2 4 Der Titel von A. Webers Beitrag lautet korrekt „Collectanea über die Kastenverhältnisse in den Brähmana und Sütra"; die zitierte Stelle findet sich dort auf S. 73.

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der Brahmanen ermöglichte es ihnen, - nach A . Webers Ausdruck: „wahre Orgien der Habgier" zu feiern. 2 5 D e r an eine bekannte Stelle im „Faust" (über den Magen der Kirche) 2 6 erinnernde Grundsatz, daß dem Bauch des Brahmanen nichts schadet, hatte allerdings nur rituelle Bedeutung: ein Brahmane konnte jeden, oder doch fast jeden, Verstoß gegen das Speiseritual durch einfache Mittel sühnen 34) . Die sozialen und ökonomischen Privilegien der Brahmanen waren derart, daß sie von keiner Priesterschaft der Welt erreicht wurden. Selbst der K o t eines Brahmanen konnte, als Divinationsmittel, religiös bedeutsam sein. 27 Das Prinzip der „ajyeyata 3 ": Verbot der Bedrückung eines Brahmanen, 2 8 schloß unter anderm ein: daß ein Schiedsrichter einem Brahmanen nie gegenüber einem andern Unrecht geben durfte, und die „arca" (Ehrerbietung), 2 9 die ihm gebührte, war zum mindesten nach den eigenen Ansprüchen ungleich höher als die einem König gebührende. A u f die Eigenart der Brahmanen als eines religiösen Standes wird später (in Abschnitt II) 30 noch einzugehen sein; hier befassen wir uns nur mit den ökonomischen Vorteilen, welche der spezifische Kastenanspruch auf „danam", Geschenke, mit sich brachte. Neben Geld und geldeswerten Kostbarkeiten sind Rinder und vor allem Land und auf Land- oder Steuer-Einkünfte gegründete Rentenschenkungen die klassische Form des Entgelts seitens vornehmer Herren. Landschenkungen zu empfangen galt - wenigstens nach der brahmanischen Theorie 3 1 - als Monopol der Brahmanenkaste und war ihr ökonomisch wichtigstes Privileg. D i e ungeheure Zahl inschriftlicher Pfründenstiftungen (die

A 674, B 62

34)

Über die Grenzen, s[iehe]S. 5 8 - 5 9 . b

a A, B:ajucyata

b B übernimmt aus A die dort richtige Seitenzahl 620.

25 Ebd., S. 54. 26 Faust, Teil I, Verse 2836-2838: „Die Kirche hat einen guten Magen, Hat ganze Länder aufgefressen Und doch noch nie sich übergessen." Das Folgende nach A. Weber, Collectanea, S. 57 f. 27 Ebd., S. 65. 28 Ebd., S. 60ff., heißt es: „ajyeyata, die Unbedrückbarkeit der brähmana". Das Folgende ebd., S. 61. 29 Ebd., S.41 ff., wird „arcä, die den brähmana schuldige Ehrerbietung", behandelt. 30 Unten, S. 221 ff. 31 Weber stützt sich auf A. Weber, Collectanea, S. 4 8 - 5 6 .

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Mehrzahl aller erhaltenen indischen Inschriften) beweisen, daß tatsächlich der typische Brahmane voller Kaste im indischen Mittelalter ein erblicher Pfründner war. Die typische, ursprünglich höchste innerweltliche Stellung des Brahmanen aber war von jeher und blieb: purohita, Hauskaplan, eines35) Fürsten und damit dessen Seelendirektor in allen persönlichen und politischen Angelegenheiten zu sein. Auf dieser Stellung, „dem Brot des Brahmanentums", wie sie wohl genannt wurde, 32 beruhte vor allem die politische und soziale Machtstellung der Kaste. Ein König ohne purohita ist ebensowenig ein voller König, wie ein Brahmane ohne König ein Brahmane vollen Ranges ist. Auch bis heute beruhte die Stellung des Brahmanen weit mehr auf dieser rituellen Beichtvaterstellung und der Unentbehrlichkeit des Brahmanen bei vielen Familienzeremonien eines vornehmen Haushalts, als auf der c , fast völlig fehlenden, c Organisation der Kaste als solcher. In ihrer | Stellung als Hauspriester haben die A 675, B 63 Brahmanen den Kasten, die als vornehm gelten wollten, die entsprechenden Ordnungen, z.B. das Sippen- und Ehe-System oktroyiert, nicht durch Beschlüsse irgend welcher Instanzen ihrer Kaste. Ökonomisch war die Stellung der brahmanischen Hauspriester eine ähnliche wie etwa die unserer „Hausärzte". Dem Grundsatz, daß man nicht ohne Not den einmal benützten Priester wechseln soll, - nach den alten Quellen wenigstens nicht innerhalb des gleichen Jahres, entsprach der Schutz der „jajmani"-(Kundschafts-)Beziehungen 33 gegen die Konkurrenz anderer Brahmanen durch strenge Etikette, ebenfalls ähnlich wie sie unsere Ärzte, in ihrem Formalismus nicht selten zum Schaden des Patienten, im ständischen Interesse innezuhalten pflegen. Diese an sich durchaus freiwilligen Kundschaftsbeziehungen vertreten die fehlenden Kirchensprengel einer hierarchisch organisierten Kirche: der Brahmane ist darin in seiner ganzen

35) Ein purohita mehrerer Fürsten (kommt nach A. Weber, Collektaneen, Ind. Studien, X) vor. 3 4 |

c Kommas fehlen in A.

32 Ebd., S. 33: „Die purohita-Würde ist die Nahrung des Brähmanenstandes [...]". 33 Weber folgt hier Census 1911, XV, P.1, S.332. 34 Weber bezieht sich auf A. Weber, Collectanea, S. 34.

.

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Stellung dem alten Zauberer und Medizinmann gleichartig geblieben. Wenn der Brahmane den Sohn seines Sohnes sieht, so soll er aus dem Leben des Haushalters wieder ausscheiden und Waldbewohner werden. 35 Als solcher kann er durch asketische Übungen die Wunderkraft eines Magiers, die Zaubermacht über Götter und Menschen gewinnen und endet so als ein vergotteter „Übermensch". Auch diese, heute wesentlich theoretische, Kastenpflicht ist ein Rudiment der Altersklassenorganisation der Magier. Was wenigstens der vornehme Brahmane in aller Regel nicht wurde, war: fester Angestellter einer Gemeinde. Eine „Gemeinde" kennt ja die hinduistische Religion als solche nicht. Aber auch als angestellter Priester einer Hindu-Sekte oder vollends als Priester eines Dorfverbandes kommen Brahmanen hoher Kaste nicht vor36). Wir werden später sehen, 36 daß sich das Verhältnis zwischen den Gläubigen der Hindusekten und den Priestern oder Mystagogen in ganz anderer Form regelte und regelt als in der einer occidentalen Sektengemeinde mit ihren angestellten „ministri". Kein Brahmane hoher Kaste ist oder war gern „Diener" einer Gemeinde nach Art eines £udra. Schon die Annahme einer Tempelpriesterstelle konnte ihn unter Umständen stark degradieren. Dies hängt teils mit der sozialen Eigenart des Brahmanentums als einer Zaubererkaste, teils mit der feudalen Struktur der indischen Gesellschaft zusammen, teils aber mit der Stellung, welche die Priester bei den Stämmen und in den Dorfgemeinden vor ihrer Hinduisierung einnahmen. Die mit der Wahrnehmung der Kultfunktionen betrauten Personen gehörten im allgemeinen einfach zum erblichen „establishment" des Dorfes, wie der Mullah und allerhand andre Tempeldiener noch heute 37) . A 675, B 6 3

36> Vischnu-Priestertum von Brahmanen und Dienst, auch niederer Dienst, an Tempeln (z.B. in den gutbezahlten Stellen der Vallabhachari-Sekted) kommt oft vor (z.B. bei den Gujarat-Yajurvedis), aber nie ohne eine gewisse Degradation. 37 37) S[iehe] o. Anm. 31. e |

d A, B: Vallabhakhari-Sekte

e B übernimmt aus Adie dort richtige Fußnotenziffer 31.

35 Diese Formulierung folgt Jolly, Recht, S. 150. 36 Unten, S. 225. 37 Weber stützt sich auf Bhattacharya, Hindu castes, S. 76.

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Die einzelnen Pariastämme, welche allmählich zu Hindukasten wurden, | hatten nicht nur massenhafte eigne Gottheiten, sondern auch A 676, B 64 eigne Priester, die nun zu Kastengottheiten und Kastenpriestern wurden. Mit großer Hartnäckigkeit haben auch Handwerkerkasten, welche mit andren vermischt wohnten, daran festgehalten, unter Ablehnung der Brahmanen sich nur durch Mitglieder ihrer Kaste bedienen zu lassen38'. Bei Stammeskasten, die in gesonderten Dörfern wohnten, war die Festhaltung ihrer überlieferten Priester vollends die Regel. Die Brahmanen gewannen Einfluß auf sie wesentlich durch die Macht ihrer Bildung und zwar speziell ihrer astrologischen Bildung, mit welcher die Dorf- oder Kastenpriester nicht konkurrieren konnten. Diese waren den Brahmanen selbstverständlich gänzlich degradierte Kasten, sofern sie ihre Existenz überhaupt hinnahmen, - welche bei allen unreinen Kasten ihnen freilich selbstverständlich, bei den reinen dagegen anstößig war. Stammespriester, welche die Herrengeschlechter bedienten, setzten andrerseits gelegentlich, wie wir sahen, 38 ihre Anerkennung als Brahmanen durch, wenn auch meist als sozial degradierte Brahmanen. Die sehr starke soziale Differenzierung, welche dadurch und durch die Deklassierung solcher Brahmanen, welche verachtete Kasten bedienten, in die Brahmanenkaste hineingetragen ist, hier zu verfolgen^] hat für uns

38)

Statt der zahlreichen Beispiele, welche die Census Reports noch für die Gegenwart A 6 7 6 , B 6 4 enthalten, sei auf die Kammalars verwiesen, die gelernten Metall-, Holz- und Steinhandwerker, welche von dem Handwerksgott Visvakarma abzustammen beanspruchen, sich, gerufen von den Königen, weithin nach Birma, Ceylon, Java verbreiteten und den Rang vor den Priestern, auch den zugewanderten Brahmanen, beanspruchten. Sie wurden, offenbar als Träger magischer Kunst, auch von andern Kasten als guru's, geistliche Seelenleiter, in Anspruch genommen: „der Kammalar' ist der Guru aller Welt". (Pulney Andy, Journal of Indian Art and Industry, 39 zitiert bei Coomaraswamy, The Indian craftsman p. 55. S[iehe] darüber weiter unten. 4 0 )

f Statt der Pluralform Kammalar des Tamilwortes wäre die Singularform Kammalan zu erwarten.

38 Oben, S. 107. 3 9 Gemeint ist ein Aufsatz von Senji Pulney Andy, den Coomaraswamy ungenau als No. 50 im Journal of Indian Art and Industry zitiert. Pulney Andy's Aufsatz ließ sich nicht genauer nachweisen. 4 0 Unten, S.176f.

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keinen Zweck 39) . Ebenso nicht der Kastenrang der zahlreichen zu andern Berufen übergegangenen Brahmanen, heute der Mehrzahl aller. Für uns war nur die enge Verknüpftheit der Sonderstellung der Brahmanen mit ihrer Beziehung zu den Königen und der Ritterkaste, den „Kschatriya", von Interesse. Dieser Kaste wenden wir uns nun zu. Der alte indische Heerkönig der Veden ist primus inter pares unter den „Maghavan", die etwa den „Edlen" der Phäaken entsprachen. In der klassischen Zeit 41 steht an Stelle dieser Geschlechter die Kaste der „Kschatriya", die später, der Sache nach, verschwunden ist. A m frühesten, durch die ältesten Quellen dürftig beleuchteten Anfang der indischen Militärverfassung stehen Burgenkönige homerischer Art mit ihren Sippen und Gefolgschaften (Königsleuten). Das universell verbreitet gewesene charismatische Heldentum nach Art der nordischen Berserker, der israelitischen Moschuahs, der charismatischen „Degen", charismatischer Kriegshäuptlinge, liegt aber schon damals zurück. Es ist nur in Spuren bis in die epische | A 677, B 65 Zeit 42 erhalten. Vollends die alte universell verbreitete Organisation der Kriegerschaften als Verbrüderungen der Jungmannschaft, die systematische magische Heldenaskese der Knaben, die Stufen des Kriegernoviziats, der Aufnahme des Epheben in die Phratrie der ehelos in gemeinsamer Wirtschaft mit geraubten Mädchen im Männerhause (avÖQBiov) lebenden Kriegerschaft, der Rücktritt des ausgedienten („Landwehr"-)Mannes in die Ehe und den Hausstand, das Altenteil (in Japan: inkyo) des nicht mehr Dienstfähigen sind verschollen. 43 Zwar ist in der starken Bedeutung der Upanayana-Zeremonien (der alten Jünglingsweihe): daß erst von ihrem Vollzug an der Knabe der „wiedergeborenen" Kasten als zu seinem Stande gehörig gilt, vorher aber als Qudra (wie das Weib), die alte charismatische Kriegererprobung und der Grundsatz, daß, wer nicht in den 39)

Die Census Reports geben darüber zum Teil sehr ausführliche Auskunft. |

41 Mit „klassischer Zeit" meint Weber wohl die Zeit der Epen, also etwa seit 400 v. Chr. 42 Mit „epischerZeit" ist etwa der Zeitraum zwischen 400 v.Chr. bis 400 n.Chr. gemeint. Dieser Begriff ist ein rein literarhistorischer, der sich zeitlich mit anderen Begriffen aus der Geschichte, z.B. Großkönigszeit, überschneidet. 43 Tatsächlich gibt es für diese frühe Zeit aus Indien kaum Zeugnisse. Weber stützt die Mitteilungen über Sachverhalte, die die Vorzeit betreffen, oft nur auf Quellen über die Institutionen verwandter Kulturen, so z.B. der Iraner.

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Wehrverband kommt, „Weib", politisch rechtlos, bleibt, in Spuren erhalten. Aber die Zeremonie selbst, in sehr jugendlichem Alter vollzogen, war Rudiment, etwa wie unsre „Konfirmation". Die Kschatriya der klassischen Literatur hatten nicht den besonde5 ren Charakter der Ritterschaft unsres Mittelalters. Denn auf Sippenund Clan-Charisma, nicht auf einer Lehenshierarchie, beruhte ihre soziale Stellung schon ehe die strenge Kastenordnung durchgeführt war, und dabei blieb es. Sie waren und blieben Könige, Unterkönige und, in unterster Schicht, adlige Dorfhonoratioren mit bestimmten 1 o ökonomischen Vorrechten. Dem Kschatriya liegt nach den klassischen Quellen 44 ob: die Bevölkerung politisch und militärisch zu „schützen". Schützt der König die Untertanen nicht vor Dieben und Räubern, so gilt er als ersatzpflichtig. Nach den Urkunden war auch jedem Beamten, auch dem 15 Steuerpächter, der späteren Königreiche die gleiche Schutz- und eventuelle Ersatzpflicht für einen bestimmten, je nach Größe des Orts verschieden bemessenen Rayon um diesen herum als Grundpflicht auferlegt. Insoweit also stammt diese Kastenpflicht aus dem Leben. Ja sie enthält - wie einige weitere Züge beweisen - sogar die 20 Rudimente ältester Auffassung über die charismatische Stellung des Königstums. Der König, der im Krieg unterliegt, ist nicht nur selbst sündig, sondern außerdem belastet mit den Sünden seiner Untertanen. Der König, welcher falsch Recht spricht, wird magisch mit den Sünden der von ihm absichtlich oder versehentlich in ihrem Recht 25 gekränkten Partei belastet: eine sehr verschärfte Analogie jener Auffassung, welche der „Urteilsschelte" 45 bei uns zugrunde lag. Der König ist ein guter König, dessen Untertanen es gut geht und unter dem keine Hungersnot eintritt: - stets ein Zeichen magischer Verfehlungen oder charismatischer Unzulänglichkeit des Herrschers. 30 Der König tut gegebenenfalls Buße. Den König, der seines Charisma auf solche Art sich dauernd entblößt zeigt, darf und soll man sich vom Halse schaffen. Aus dieser charismatischen Auffassung entwikkelte sich dann in den Großkönigstümern des indischen Mittelalters leicht die patriarchale „Wohlfahrts"- und „Schutz"-Theorie. Aber 35 sie trat doch ganz zurück hinter der Umgestaltung | des Helden- A 678, B 66 4 4 Zu den klassischen Quellen zählen die Dharmasästras, aber auch das Mahäbhärata. 4 5 „Urteilsschelte" bedeutet Kritik, die aus der germanischen Gerichtsversammlung heraus an einem gefällten Urteil laut wird.

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Charisma in eine ritterliche ständische „Berufspflicht". Das Dharma des Kschatriya ist in den Quellen der klassischen Zeit und des Mittelalters: der Krieg schlechthin, der in Indien mit Unterbrechungen durch die Universalmonarchien 46 ebenso in Permanenz war, wie zwischen den antiken Poleis. Erst wenn der König alle andern Könige unterworfen hatte, war er zu der Zeremonie des großen Roßopfers legitimiert, welches dem glücklichen Brahmanen, der es zu zelebrieren 9 hatte, 100000 Rinder einbrachte und im übrigen der Schließung des Janustempels in Rom auch der Häufigkeit nach entsprach 39 ^. Daß ein König jemals nicht darauf sinnen sollte, alle seine Nachbarn mit Gewalt oder Tücke zu unterwerfen, wird von der hinduistischen profanen und religiösen Literatur gar nicht als möglich in Betracht gezogen39b). Demgemäß galt der Tod im Bett dem militaristischen Ehrenkodex des Kschatriya nicht nur als minderwertig, sondern geradezu als Sünde gegen das Kasten-Dharma. Wenn der Kschatriya seine Kraft abnehmen fühlt, soll er den Tod im Kampfe suchen. 47 Die Legende läßt die alten Kschatriya zur Rache ihrer Aufsässigkeit gegen die Brahmanen vom Erdboden vertilgt werden. 48 Daran ist sicherlich, ebenso wie an der Legende vom Kampf Vigvamitrash gegen Vasischtha, 49 ein Korn von Wahrheit. Die alten Kschatriya

A 678, B 6 6

39a)

Die Zelebrierung 1 ist historisch überliefert. 5 0 Als der Schöpfer des Mahrattenreichs ein Jahr keinen Krieg führte, 51 galt dies den Nachbarherrschern als sicheres Zeichen tödlicher Erkrankung. 39b)

g A: celebrieren

h A, B: Vifvamithras

i A: Celebrierung

46 Mit d e n Universalmonarchien sind das Maurya-Reich ( 3 2 1 - 1 8 5 v.Chr.) und evtl. die Gupta-Dynastie ( 3 2 0 - ca. 5 0 0 n.Chr.) gemeint. 47 W e b e r f o l g t Hopkins, Position, S. 181 - 1 9 0 . 48 Dies ist die L e g e n d e in Mahäbhärata I, 66, v o n Räma Jämadagnya (oder Parasuräma, d.h. Räma mit der Axt), der die Ksatriya w e g e n ihrer Tyrannei ausrottet. 49 Die G e s c h i c h t e v o m A n s p r u c h des Ksatriya Visvämitra auf die (magische) Kuh des Brahmanen Vasi$tha befindet sich im Mahäbhärata (I, 6 6 3 8 - 6 6 9 2 ) . Visvämitra v e r m a g mit seiner g a n z e n A r m e e nichts g e g e n die magisch-religiösen Kräfte auszurichten. 50 W e b e r betrachtet - offensichtlich irrtümlicherweise - eine Stelle aus d e m äatapathabrähmana (XIII,5,4,7) als historisch, die A. Weber, Collectanea, S . 5 3 , angibt: „Hunderttausend gab der Pancäla-König Kraivya beim Pferdeopfer." 51 Siväji (lebte 1 6 3 0 - 1 6 8 0 ) führte im Jahre 1 6 6 8 / 6 9 keine Kriegszüge durch.

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etwa der Buddha-Zeit (6. Jahrh. vor Chr.) 52 waren ein hochgebildeter Stand von Stadt- und Burgadelsgeschlechtern, darin der Ritterschaft des proven9alischen frühen Mittelalters vergleichbar. Sie sind später ersetzt durch die Radschputen. Diese, aus Teilen des heutigen Radschputana und des südlichen Oudh stammend, etwa seit dem 8. Jahrhundert zur Herrenstellung aufsteigend und sich als typische Kriegerschicht in den Königtümern weiter verbreitend, waren und sind auch heute stark illiterat. Sie bildeten bereits den Übergang zu den später zahlreichen zuerst als Soldritter oder einfach als Reisläufer in die Dienste der Großkönige 40) getretenen Stämmen k . Immerhin blieben sie von diesen weitaus der vornehmste und sind auch am vollständigsten nach Art der Kschatriya hinduisiert worden. Die alten Kschatriyageschlechter wetteiferten an Bildung mit den Brahmanen und waren, wie wir sehen werden, 53 Träger brahmanenfeindlicher Erlösungsreligionen (so des Buddhismus). Die Radschputen dagegen hatten sich der Überlegenheit der Brahmanenbildung zu fügen und gehörten, in Gemeinschaft mit dem Patrimonial-Königtum, zu den Trägern der hinduistischen Restauration. Die nur ihnen eigene, im Grunde unklassische Teilung in exogame Unterabteilungen zeigt ihre Herkunft aus einem Soldritterstamm. Kein Stamm-

^ 5/adisässige Radschputen kommen inschriftlich im 10. Jahrh. vor. Ep. Ind[.j III. 169. 54 |

k A, B: Stämme

52 Hauptsächlich gestützt auf die im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. entstandenen ceylonesischen Inselchroniken (die aber auch anderslautende Aussagen enthalten) galt es lange Zeit als gesichert, daß der historische Buddha etwa 560-480 v.Chr. lebte. Doch höchstwahrscheinlich ist eine spätere Datierung auf das 5 . - 4 . Jahrhundert v.Chr. anzusetzen (die Überlegungen bewegen sich von ca. 480-400 v.Chr. bis 4 4 8 - 3 6 8 v.Chr.); siehe dazu Bechert, Heinz, Die Lebenszeit des Buddha - das älteste feststehende Datum der indischen Geschichte? - Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1986; und The Dating of the historical Buddha. Die Datierung des historischen Buddha. Ed. by Heinz Bechert, P. 1 - 2 (Symposien zur Buddhismusforschung, IV, 1.2). - Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1991-92. 53 Unten, S. 301 ff. 54 An der angegebenen Stelle findet sich kein entsprechender Beleg. Möglicherweise ist Ep. Ind. III, S. 269, gemeint: es handelt sich hierbei um eine Inschrift des Silähära-Herrschers Aparäjita aus dem Jahre 997 n.Chr., in der unter anderen auch räjaputras als zukünftige Bewohner eines Ortes genannt werden.

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Hinduismus und Buddhismus

bäum reicht über das 5. Jahrhundert zurück und 9/io aller sind in Nordindien, speziell im Nordwesten, ansässig.55 | A 679, B 67 Das in Radschputana bis in die Neuzeit herrschend gewesene politische Lehensystem entsprach am meisten den Quellen der klassischen Zeit. Der Radscha hatte das beste Land als Domäne (per- 5 sisch: Khalsa). Die mit politischen Hoheitsrechten beliehenen Vasallen erhielten ebenfalls Land zugewiesen, hatten Ritterdienste zu leisten, bei Hof zu erscheinen, Investitur zu nehmen, den Herrenfall56 zu zahlen. Der Radscha hatte 1. das Recht der Ernte-Anteilsbesteuerung und 2. die Verfügung über das Ödland, auf dem er, 10 gegen Beil-Taxe, 57 Holzungsrechte und, gegen Übernahme von Pauschalrenten, Rodungsrechte und erblichen Besitz konzessionierte, 3. die' Minen-, Schatzfund- und ähnliche auch sonst üblichen Regale, 4. das Recht auf die Bußen bei Strafen. Alle diese ökonomischen Rechte waren, auch in Bruchteilen, lehnbar. Nur pflegte, in Indien 15 wenigstens, bei der Herrenschicht die Verleihung, entsprechend der Universalität des Prinzips des Gentilcharisma, mindestens primär nur an den Versippten oder den Clangenossen zu erfolgen, nicht aber auf persönlichem Treuverhältnis Sippenfremder zu ruhen. Und sie enthielt in älterer Zeit durchweg nicht eine Verleihung grundherrli- 20 eher, sondern ökonomischer und persönlicher Rechte politischen Ursprungs. Die Kschatriya waren Königssippen, nicht feudale I A : das

5 5 In der brahmanischen varna-Theorie galten Fremdvölker als Barbaren (mleccha), da ihnen der Z u g a n g zu religiösem W i s s e n und Praxis d e s H i n d u i s m u s fehlte. Zwar deckten die meisten A n g e h ö r i g e n der Fremdvölker den Funktionsbereich des Ksatrlyavarna ab, d o c h w e g e n d e s religiösen Mangels ordnete s c h o n Manus Dharmasästra ( 1 0 . 4 3 - 4 4 ) die Saka, Pahlava, Balhlka (= Baktrier), CTna, Darada usw. den ä ü d r a s zu. Die Verfasser der Dharmasästras sahen keine speziellen Reinigungsvorschriften vor, um A u ß e n s e i t e r in das S y s t e m d e s Hinduismus einzugliedern. Doch gab es wenigstens eine A u s g l e i c h s m ö g l i c h keit: Ein Halbvers im Bhägavatapuräna (11,4,18) gibt folgendes Mittel als Reinigungsakt an: sudhyanti tasmai prabhavisnave namah, „ S i e reinigen sich (durch) Verehrung d e s (Gottes) V i s n u " . Auf d i e s e m W e g e kamen einerseits Eroberervölker in den Rang von K s a triyas, und andererseits brachte die Bhakti-Bewegung Innerhalb des V i s n u l s m u s Einzelpersonen die Möglichkeit, sich durch die Verehrung V i s n u / K r s n a s über die ihnen vom varna-System gesetzten Schranken hinwegzusetzen. 5 6 Herrenfall ist eine Abgabe, die der Vasall beim Tod s e i n e s Lehensherrn leistet, um das - längst erbliche - Lehensverhältnis z u erneuern. W e b e r stützt sich hier und im folgenden auf Baden-Powell, Village Community, S. 1 9 8 - 2 0 0 und 1 7 9 - 1 8 1 . 5 7 Steuererhebung für das Recht, Holz zu schlagen.

I. Das hinduistische

soziale

System

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Grundherren. In den dravidischen Staaten hatte der König in jedem Dorf eine Königshufe (majhas m ), neben der die steuerfreie Priesterstufe (pahan") stand. Neben und an Stelle des alten Dorfhäuptlings (munda) setzte mit steigender Königsmacht der König seinen „mah5 to°". Die charismatisch bevorrechtigten (bhuinhar-)Familien, welche diese Dorfhäupter stellten, hatten steuerfreies Land, während die anderen Landlose (khunt) steuerbar geworden waren und nun als „des Königs Land" galten 41 '. Dies ist von den Eroberern im wesentlichen übernommen, aber meist feudalisiert worden. Denn auch echt 10 feudale soziale Strukturelemente finden sich im Mittelalter in den meisten Teilen Indiens, am meisten aber im Westen, oft ganz in occidentaler Art. Die Radscha's führten Wappen 42) . Lehen mit der Zeremonie des Schwertschlages kommen vor43). Eigentlich grundherrliche Rechte in den Dörfern kannten aber die Rechtsbücher 15 nicht. Diese sind als Produkte nicht der Feudalisierung, sondern der späteren Präbendalisierung der politischen Gewalt entstanden. Unter den Großkönigen waren die hohen militärischen Kommandostellen vielfach mit Gebietslehen verknüpft, welche Quelle erblicher ökonomischer Rechte wurden 44 '. Ebenso hohe Amtsstel41)

S[iehe] über die Dravidas: Hewitt. J. R. A . S. 1890 (April). 5 8 A 679, B 67 Darüber s[iehe] Ep. Ind. VIII p. 229. 5 9 43) Ep. Ind. VI 53, (10. Jahrh.): Der indische Name wird so interpretiert. 60 ^ Ep. Ind. VI p . 4 7 (10. Jahrh.): Nach dem Tod eines Vasallen in der Schlacht wird dessen Stellung als Führer der betreffenden Truppe anderweit vergeben. Der Beliehene erhält einige Dörfer als ein Lehen von unkultiviertem Ödland, d.h. erblich. 61 42)

m A, B: majha

n A, B: pahoor

o A, B: mahta

58 Dies bezieht sich auf Hewitt, „Notes on the early history of northern India, P. 4", J. R. A. S. 1890, S. 3 1 9 - 4 8 1 . Da diese Arbeit nichts mit den Dravidas und auch nichts mit den Landverhältnissen zu tun hat, wurde sie offenbar irrig genannt. 5 9 An der angegebenen Stelle befindet sich kein Hinweis auf Wappen. Weber dürfte sich auf Ep. Ind. VII, S. 2 2 7 - 2 3 0 , beziehen, wo im Anschluß an einige Inschriften der Rästraküta-Dynastie ein Aufsatz von J[ohn] F[aithful] Fleet folgt: „The banners and crests of the Räshtrakütas of Mälkhed and of the Rattas of Saundatti". Möglicherweise meint Weber mit Wappen hier den Sanskrit-Ausdruck länchana, was wörtlich soviel wie „Zeichen", „Abzeichen", „Mal" bedeutet. 6 0 In Ep. Ind. VI, S.52f. ist eine Passage aus einer Inschrift aus dem Jahre 949 abgedruckt, in der nicht vom Schwertschlag, sondern von der Schwertwaschung (Kannada: bälgaccu) die Rede ist. 61 Weber bezieht sich auf eine Inschrift aus der Zeit des Königs NTtimärga II. (Ereyappa) von den Westlichen Gafigas (reg. 9 0 7 - 9 3 5 n.Chr.). Ep. Ind. VI, S.47, findet sich die Erläuterung des Bearbeiters Fleet, auf S . 4 9 die Übersetzung der entsprechenden Textpassage.

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Hinduismus und Buddhismus

len45). Unter den großen politischen Lehensträgern überwiegt auch A 680, B 68 damals | die Deszendenz oder Verwandtschaft46' des Königs. Aber nicht ausschließlich47'. Die Herrschaftsrechte, des Fürsten wie des Vasallen, galten ziemlich weitgehend als veräußerlich48'. Fortwährende Fehde herrschte in großen Teilen Indiens. Typisch sind na- s mentlich im Süden die Epitaphien von Dörfern für Ritter, die im Kampf gegen fremde Viehräuber gefallen sind und dafür in den Himmel eingehen49'. Fragt man, welche Art von Abkunft heute für diejenigen Bestandteile der Radschputenkaste, welche am meisten als Repräsentanten 10 älterer Traditionen gelten können, charakteristisch ist, so kann nur gesagt werden: von Inhabern politischer Macht, einerlei ob Kleinfürsten oder politischen Lehensrittern oder Dienst-Adel oder Grundherrn mit politischen Rechten und Pflichten. Nur mit dem Vorbehalt, daß dieser Adel jedenfalls kein reiner Amts-(Schreiber)-Adel 15 war, sondern ein Stand militärisch-politischer Lehensinhaber eines 45>

A 680, B 68

Ep. Ind. VI, 361. 62 | Verleihung von p 12 Dörfern p an den Schwiegersohn des Königs, unter gleichzeitiger Zusammenfassung zu einem politischen Sonderbezirk: Ep. Ind. IV p. 185 (TamilGebiet, ll.Jahrh.). 6 3 471 Wenigstens ist anzunehmen, daß die massenhafte Landvergebung an Vasallen, die nach Vernichtung des Chola-Reichs in einer aus dem Kriegslager des Siegers datierten Urkunde König Krischna's 64 (10. Jahrh.) als geschehen erwähnt wird, nicht nur an Verwandte ging (Ep. Ind. IVp. 290). 48) Teile der Herrschaft eines Fürsten als Mitgift: Ep. Ind. IV p. 350. 6 5 Verkauf eines Dorfes mit Einschluß der Herrenrechte(?) durch einen Vasallen an einen anderen: Ep. Ind. III p. 307f. (11. Jahrh.). 66 49) Z . B . Ep. Ind. IVp. 180, V p . 264. 6 7 | 46)

p A, B: Ibadörfern 68 62 Weber bezieht sich hier auf eine Inschrift des Königs Vimaläditya (1011-1018) aus der Dynastie der Östlichen Cä]ukya aus dem Jahre 1011, wo die hohen Amtsstellen und die Aufgaben der Amtsinhaber genannt werden. 63 Es handelt sich hierbei um eine Inschrift des Gahga-Königs Vajrahasta III. (1038 bis 1070) aus dem Jahre 1058. 64 Inschrift des Rästraküta-Herrschers Krsna III. (939-967) aus dem Jahre 959. 65 Inschrift aus dem Jahre 975, in der unter anderem über die Herrschaft des RästrakütaKönigs Krsna II. (878-914) berichtet wird, auf den Webersich hier bezieht. 66 Inschrift des Cälukya-Herrschers Vikramäditya VI. (1076-1126) vom 14.10.1083. 67 In Ep. Ind. IV, S. 180-183, sind zwei Inschriften des (südindischen) Pallava-Königs Nrpatuiigavarman (872-913) aus dem Jahre 897, in Ep. Ind. V, S.264, ist eine Inschrift des Yädava-Königs Sirpghana (1200-1247) aus dem Jahre 1219 abgedruckt. 68 „Ibadörfer" ist offensichtlich eine Korruptel von „12 Dörfern" (in der englischen Übersetzung der Inschrift heißt es: „twelve villages").

I. Das hinduistische soziale

System

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ziemlich verschiedenen Typus, einschließlich namentlich auch der bald zu besprechenden Militärpfründner. 69 Die Wandlungen der indischen Verfassung und Verwaltung, namentlich der Militärverfassung, sprechen sich darin aus. 5 Das Heer der Epen sowohl als der ältesten historischen Berichte (Megasthenes und Arrian) befindet sich in einem ähnlichen, aber schon weiter vorgeschrittenen Übergangszustand, wie das homerische Heer. Helden (furah q ) mit ihrer Gefolgschaft (anugah r ) sind die Vorfechter, Zweikämpfe nichts Seltenes. Die Führer der Heeresab10 teilungen sind keine „Strategen" oder „Offiziere", sondern durch Heldencharisma qualifizierte besonders gute Soldaten. Die Schlacht wird zwar durch eine Aufstellung des Heeres vorbereitet, verläuft aber dann ordnungslos, indem die Helden dahin stürmen, wo sie den persönlich würdigsten Gegner sehen. Der Tod des Führers bedeutet 15 im Epos noch selbstverständlich die Niederlage des Heeres. Neben den Gefolgschaften finden sich aber nicht nur diejenigen Krieger, welche sich nicht selbst mit Waffen und Wagen equipieren können, als Ministerialen des Königs und der Adligen, sondern Soldkrieger, welche im Frieden ihren Lohn vom Fürsten erhalten und sich daran 20 gütlich tun und für deren Witwen, wenn sie fallen, der König sorgt. 70 Nach Arrian stellten die Krieger, welche dem Adel und den Priestern nachgeordnet, von den Bauern aber geschieden waren, ihre Waffen selbst her. 71 Neben die Gliederung nach Phratrien, wie sie Homer kennt, war | damals schon die in rein taktische Abteilun- A 681, B 69 25 gen von 10, 100, 1000 getreten; Elefanten und Wagen stehen zur Kavallerie und Infanterie in typischem Zahlenverhältnis. Das Heer wurde dann bald eine von Offizieren befehligte und aus königlichen Magazinen verpflegte und zunehmend auch equipierte, „Armee". Es enthielt keine Spur eines Heerbanns und kein Ritteraufgebot 30 mehr in sich. Die Verwaltung des Königs wurde patrimonialbürokratisch. Das heißt: sie zeigte Züge einerseits der reglementierten hierarchischen Ordnung des Beamtentums mit geordneten örtlichen und sachlichen q A, B: curah

r A, B: arugah

69 Hiervon ist unten, S. 137, die Rede. 70 Weber stützt sich hier auf Hopkins, Position, S. 222. 71 Dem XII. Kapitel von Arrians Indike, S. 91, zufolge, ließen die Krieger ihre Waffen gegen Bezahlung herstellen.

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Hinduismus

und

Buddhismus

Kompetenzen und Instanzenzug. Andrerseits aber war die Trennung von den Hofämtern nicht vollzogen, waren die Kompetenzen der in verwirrender Fülle auftretenden 50 ' Beamten offenbar nicht selten flüssig oder unbestimmt oder nicht rational, sondern durch zufällige Umstände abgegrenzt. Ein umfangreiches Schreibwesen hat sich, s auf dem Boden der Magazin- und Steuerwirtschaft, schon unter der ersten Großkönigsdynastie, derjenigen der Maurya (4./3. Jahrh. vor Christus) entwickelt, wie die Inschriften zeigen 51) . Die unglaubliche Schreibseligkeit der Verwaltung des buddhistischen Großkönigs A9oka ist in ihrer Grenzenlosigkeit aus seinen massenhaften Edikten 1 o genügend bekannt52'. Die Bezirke des Staatsgebiets blieben aber, wie in patrimonialbürokratischen Gebilden meist, möglichst an Verwandte als Statthalter verliehen. Das Arthasastra („Staatswissenschaft") des Kautaliya, in Chanakya'ss Redaktion 53 ', angeblich von einem Minister des Maurya-Großkönigs Chandragupta,72 ergänzt 15 A 681, B 6 9

50)

Darüber s[iehe] Rose im Ind. Ant. 36 (1907). 7 3 Bühler im Ind. Ant. X X V (1896) p. 261f. 7 4 52) Es ist von der einen Seite ( V . A . Smith, A f o k a , Oxford 1901 75 und namentlich Bühler, Ind. Ant. 26 S . 3 3 4 7 6 ) behauptet, von andern (S. Levi') 7 7 bestritten, daß die „Schreiber" unter A?oka erstmalig als beglaubigende Ausfertigungsbeamte für königliche Edikte vorkommen. 53) D i e hier in Betracht kommenden Partien sind übersetzt von R. Shamashastry" im Ind. Ant. 34 (1905). 7 8 51)

s A, B: Chanaukya's

t A, B: Levy

u A, B: Shamasastry

7 2 Der angebliche Verfasser des - berühmtesten - Arthasastra hieß Kautalya oder Kautiiya („Falschheit"), wovon sich dann die (von Weber irrtümlich benutzte) Adjektivform KautilTya ableitet (KautilTya-Arthasästra = das Kautilyasche Arthasastra). Er ist auch unter den Namen Cänakya und Visnugupta bekannt, d.h. Kautiiya und Cänakya sind ein und dieselbe Person. Die Endredaktion des Werkes wird vielfach nicht mehr auf die MauryaZeit sondern auf den Zeitraum zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert n.Chr. datiert; siehe dazu: Hartmut Scharfe, Untersuchungen zur Staatsrechtslehre des Kautalya. - Wiesbaden: Otto Harrassowitz 1968; Thomas R[oger] Trautmann, Kautiiya and the Arthasastra. A Statistical investigation of the authorship and evolution of the text. - Leiden: Brill 1971. 7 3 Die Darstellung bei Rose, Notes, S. 3 4 8 - 3 5 1 , bezieht sich auf die Zeit um 1000 n.Chr. 7 4 Gemeint ist Bühler, Sohgaura copper plate, S. 261 - 2 6 6 . 7 5 Weber hat die ihm aus anderen Quellen vertraute Umschrift Agoka [Asoka] auch bei der Zitierung der Arbeit von Vincent Arthur Smith benutzt; dieser schreibt aber Asoka. Die Webersche Anmerkung bezieht sich auf die Seiten 9 7 - 1 0 7 von Smith, Asoka. 76 Weber zitiert Bühler, Pada, S. 3 3 4 - 3 3 5 . 77 Gemeint ist Levi, Notes, S. 4 6 0 - 4 8 5 . 78 Gemeint ist Shamashastry, Policy, S. 5 4 - 5 6 und 115ff.

I. Das hinduistische soziale System

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dieses Bild. Eine umfassende Statistik soll der Verwaltung zugrunde liegen. Alle Einwohner sollen nach Kasten, Sippen, Beruf, Besitz, Einkommen registriert, dem Paßzwang unterworfen und in ihrer ganzen Lebensführung kontrolliert sein. Nächst politischen Umtrie5 ben gilt dabei die Gefährdung ihrer „Arbeitslust" als das fiskalisch gefährlichste Übel; darum sollen auf dem Lande Theater und Musikbanden, überall aber Alkoholhandel und Wirtshäuser beschränkt sein und durch ihre „Spione" soll die königliche Verwaltung in das intimste Privatleben der Untertanen eindringen. Der König treibt 10 Eigenhandel 54) und seine Verwaltung reguliert die Preise vermittelst des Marktzwangs, der hier, entgegen den Zuständen, welche die Jataka's voraussetzen, als Bestandteil einer großköniglichen Fiskalpolitik auftritt. Alle nur denkbaren Steuerquellen sind herange|zo- A 682, B 70 gen, von der Abgabe der Kurtisanen an, welche der König für die is Bedürfnisse der zureisenden Kaufleute hält, bis zu den Geldbußen der Bürger, die er, nach dem Rat des Verfassers, 79 durch Agents provocateurs dazu verleiten soll, sich strafbar zu machen. Die Interessen der Verwaltung beschränkten sich ersichtlich - soweit hinduistische und nicht buddhistische oder andere frommen Sektenkönige 20 in Betracht kommen - im wesentlichen auf zweierlei: die Gestellung der nötigen Mannschaften zum Heer und die Einbringung der Steuern. Beides suchte sich die Verwaltung 80 je länger je mehr, am meisten unter den Moghuls, durch Pauschalierung und Verpfründung zu sichern. Militärpfründen wurden in der Art verliehen, daß 25 der Pfründenempfänger die Gestellung eines bestimmten Kontingents übernahm und dafür mit den entsprechenden Eingängen für Sold, Rationen und sonstige Gebührnisse beliehen wurde. Die Einrichtung gab weiter Anlaß zur Entstehung der jagir-Pfründen, welche in der Form offenbar den alten Tempel- und Brahmanen-Pfrün30 den nachgebildet waren. Der Jagirdar entwickelte sich, namentlich 54) Ein Handelsmonopol des Radscha blieb bestehen für Safran in Kaschmir, Edelsteine in Südindien, Pferde im Westen, Waffen und feine Gewebe v im Osten, Elefanten in ganz Indien. |

v A, B: Gewerbe

7 9 Weber bezieht sich auf Kautilya in der Wiedergabe von Shamashastry, Policy, S. 58. 8 0 Weber stützt sich im folgenden auf Baden-Powell, Land-systems, Vol. 1, S. 1 8 9 - 1 9 0 .

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Hinduismus und Buddhismus

wenn er mit dem Recht der Verfügung über Ödland beliehen war, leicht zum Grundherrn 55 ', obwohl der Ursprung seiner Rechte rein politisch-militärischen Charakters war. Die eigentlichen Beamten lebten noch um etwa 1000 nach Chr. wesentlich aus den königlichen Magazinen 56 ', und das Eindringen der Geldwirtschaft in den Staatshaushalt vollzog sich stoßweise und, wie in Vorderasien, unter Mithilfe des Privatkapitals. Die Steuern sicherte sich der König durch Verpachtung oder Verleihung als Pfründe gegen feste Pauschalabgaben an die Staatskasse. 81 Aus den Steuerpächtern entwickelte sich die Klasse der Zamindari (Bengalen) und Talukdari (namentlich im Oudh) genannten Grundherren. Zu Grundherren im eigentlichen Sinn des Wortes wurden auch sie erst dadurch, daß die englische Verwaltung sie bei der Steuerveranlagung als haftbar für die Steuersumme und deshalb als „Eigentümer" behandelte. Der Herkunft nach sind auch ihre Rechte - wenn man die Liste dessen, was ihnen unter der Moghul-Herrschaft zustand, überblickt - hergeleitet aus der Gepflogenheit namentlich der Moghul-Verwaltung, die Garanten der militärischen und finanziellen Leistungen der Bezirke zugleich als verantwortlich für die sonstige Verwaltung (einschließlich der Rechtspflege), deren Kosten sie vorab zu bestreiten hatten, zu behandeln. Sowohl die Steuerpacht, wie die Vergebung der Gestellung von Truppenkörpern an Unternehmer, denen dann die Finanzierung weitgehend anheimgestellt werden mußte, kannte auch der occidentale Staat der beginnenden Neuzeit. Nur blieb in den indischen Großkönigtümern die Entwicklung jener Kontrollorgane aus, durch welche die occidentale Fürstenmacht die Militär- und Finanzverwaltung allmählich wieder in die eigene Hand zurücknahm. Nur die Mahratten haben die staatliche Eigenwirtschaft grundsätzlich A 683, B 71 wieder | durchgeführt und sind gerade dadurch den Moghuireichen A 682, B 70

55) Eigentliche Militärlehen gab es nach Art der römischen Militärgrenzlehen: die „ghatwal"3.82 56 > Rose, Ind. Ant. 36 (1907).83 |

a A, B: „ghahtala" 81 Dies und das Folgende ebd., Vol. 2, S. 200ff. 82 Ebd., Vol. 1,S. 532. 83 Weber zitiert Rose, Notes, S. 350-351.

I. Das hinduistische soziale

System

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verwaltungstechnisch überlegen gewesen. Sie waren eben eine mindestens dem Wollen nach - nationale Dynastie, während die Fremdherrschaft weit stärker auf die Benutzung von Mittelsmännern angewiesen blieb. Die Mahratten benutzten daher die Brahmanen5 käste für alle Verwaltungszwecke, einschließlich der militärischen, während überall sonst die niederen Schreiberkasten den Brahmanen Konkurrenz machten. Besonders der Islam benutzte in der Verwaltung die Schreiberkasten im Gegensatz zu den Brahmanen. Dieser Gang der indischen Verwaltungsgeschichte nun führte zur 10 Entwicklung massenhafter Pfründen sehr verschiedenen Gepräges, vor allem aber dazu, daß aus den Steuerpächtern und Militärpfründnern, welche die Kosten der Verwaltung ihrer Bezirke, die Garantie für alle militärischen und finanziellen Leistungen zu übernehmen und, wenn sie nur dies taten, fast keine Kontrolle und Einmischung 15 zu gewärtigen hatten, eine Schicht von Grundherren erwuchs, deren Hintersassen faktisch so gut wie gänzlich „mediatisiert" waren. Es ist der indischen Entwicklung eigentümlich, daß unter Umständen eine ganze Serie von Renten, schichtweise übereinander, auf die Steuerpflicht der Bauern gegründet und aus den Bodenerträgen zu 20 zahlen waren. Über dem eigentlichen „Bauer", d.h. dem effektiven Bebauer des Landes, konnte zunächst ein oder, der Regel nach, eine Gemeinschaft von Landrentnern stehen, welche als Eigentümer des Bodens galten und nach oben für die Steuersumme desselben hafteten. Zwischen diesen und der Staatsgewalt aber stand meist wieder25 um ein Mittelsmann, der Zamindar oder Talukdar, der entweder nur Rentenanteile (im Nordosten oft 10% des Steuerpauschale) 57) oder weitergehende, eigentlich grundherrliche, Rechte zu beanspruchen hatte. Zuweilen blieb es aber nicht bei diesem einen Mittelsmann13, sondern außer dem alten Steuerpächter fand sich noch ein mit Ren30 tenrechten durch „birt" beliehener oder ein Grundherr, dessen Rechte sich daraus herleiteten, daß er das Dorf gegen Übernahme der Pflicht zur Zahlung der Steuer-Rückstände „gekauft" hatte. Dazu konnten schließlich die eventuellen Rentenansprüche des erb57) Herrührend aus der Kontingentierung des Gewinnstes dieser Kategorie von Steuer- A 683, B 71 Pächtern auf 10% des Steueraufkommens, wie sie sich ähnlich auch im vorderasiatischen Orient findet. |

b A, B: Mittelmann

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Hinduismus

und

Buddhismus

liehen Dorfvorstehers treten, die ihm eine Art grundherrlichen Charakter verliehen. Die Mahratten-Herrschaft führte seit Anfang des 18. Jahrhunderts diese Quoten-Repartierung der Steuereinkünfte an die einzelnen dem Fiskus, der den Rest behielt, vorangehenden Pfründner systematisch durch und war dabei - ähnlich der Lehenpolitik der Normannen - dafür besorgt: daß möglichst kein Pfründner seine Einkünfte aus nur seinem Amtssprengel, sondern jeder mindestens zum Teil aus fremden Sprengein bezog. Der eigentümliche Charakter der sozialen Schichten, welche auf A 684, B 72 dieser ökonomischen Unterlage ruhten, wurde durch die Her|kunft und Eigenart dieser letztern bestimmt. Die occidentale Seigneurie entwickelte sich, wie die orientalisch-indische, durch Zersetzung der patrimonialstaatlichen Zentralgewalt, dort des Karolingerreichs, hier der Khalifen-57a> oder Maharadscha- und Großmoghul-Macht. Aber im Karolingerreich vollzog sich die Entwicklung auf der Basis stark vorwiegender Naturalwirtschaft und unter Benutzung der letztlich an das Gefolgschaftswesen anknüpfenden Vasallentreue zur Verknüpfung der zwischen König und Gemeinfreie tretenden Herrenschicht mit dem ersteren. Feudalverhältnisse fanden sich, sahen wir, auch in Indien. 84 Aber sie waren dort weder das für die Adelsnoch das für die Grundherrschafts-Bildung schließlich Ausschlaggebende. Im Orient überhaupt und so auch in Indien entwickelte sich vielmehr die dort typische Seigneurie aus der Steuerpacht und aus der Militär- und Steuerpfründe eines wesentlich stärker bürokratischen Staatswesens. Deshalb blieb sie dem Wesen nach „Pfründe" und wurde nicht „Lehen": nicht eine Feudalisierung, sondern eine Präbendalisierung des Patrimonialstaats vollzog sich, die ihre occidentalen Analogien - wenn auch solche von unentwickelter Art, nicht im mittelalterlichen Lehen, sondern im Ämterkauf 58 ' und den A 684, B 72

57a)

Für den Islamzu vergleichen: C . H . Beckers späterhin zu zitierende Arbeiten. 8 5 Auch die indischen Radscha's verkauften Steuer- und andere politische Pfründen aller Art gelegentlich. | 58)

8 4 Vgl. oben, S.137f. 8 5 Gemeint ist wohl besonders Carl Heinrich Beckers (1876-1933) Aufsatz: Barthold's Studien über Kalifund Sultan. Besprochen und im Auszuge mitgeteilt von C.H. Becker, in: Der Islam, Band 6. - Straßburg: Karl J. Trübner 1916, S. 3 5 0 - 4 1 2 . Mit den „späterhin zu zitierenden Arbeiten" will Weber auf sein geplantes, aber nicht erschienenes Werk über den Islam hinweisen.

I. Das hinduistische soziale System

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Präbenden etwa des päpstlichen Seicento oder der französischen Noblesse de Robe findet. Neben dem Unterschied der historischen Stufe, aus welcher heraus hier und dort die Entwicklung erfolgte, ist dabei auch der rein militärische Umstand wichtig gewesen, daß die 5 Reiterei in der Zeit des Feudalismus in Europa schlechthin die technisch höchststehende Waffe war, in Indien dagegen trotz erheblicher Zahl an militärischer Bedeutung und Leistungsfähigkeit relativ weit zurückstand, zu Alexanders Zeit ebenso wie in den MoghulHeeren. 10 Die Kanzleiformalien des Großmoghul-Staates, soweit sie bekannt sind, nähern sich den aus der türkischen und deren Vorbildern: der Khalifen- und der Sassaniden-Verwaltung, bekannten Typen. Nur drang das Schreibwesen, und zwar schon in der Zeit vor der Fremdherrschaft, infolge der außerordentlichen Rationalisierung 15 des Steuerwesens, noch intensiver bis auf den Boden des politischen Verbandes durch: der Dorfschreiber, welcher überall neben dem Dorfvorsteher stand, war die unterste, aber sehr wichtige, Instanz dieser Schreiber-Bürokratie, deren massenhafte Pfründen zwischen Brahmanen und andern, sowohl vornehmen wie Parvenu-Kasten 20 streitig waren. Die Mahratten-Herrschaft kannte wohl am konsequentesten den Dualismus des Deschmukh (Bezirksbeamten) und Patel (Dorfschulzen), die beide Mahratten, und des Deschpandya und Kulkarni 0 (Dorfrechner), die daneben standen und meist Brahmanen waren. 8 6 25 Auch der unklare Inhalt des Kschatriya-Begriffs: - Klein|königsfa- A 685, B 73 milien oder Rittertum? - erklärt sich aus der zwischen Zersplitterung in zahllose Kleinkönigstümer - ursprünglich einfach: Häuptlingschaften - und Zusammenfassung in patrimonial verwalteten Reichen schwankenden politischen Gliederung Indiens. Schon die epi30 sehe Zeit 87 kennt, sahen wir, einerseits den Heldenkampf, andrerseits die Anfänge der Disziplin eines nicht mehr sich selbst equipierenden, sondern aus königlichen Magazinen equipierten und verpflegten Heeres, wie es zur Zeit der Invasion Alexanders 88 bestand. C A, B: Kulkurnu 86 Weber stützt sich auf Baden-Powell, Land-systems, Vol. 1, S. 179-181, und Vol. 3, S. 309. 87 Die „epische Zeit": ca. 400 v. Chr. bis 400 n. Chr. Weber verweist nach oben, S. 135. 88 Alexander d. Gr. fiel 327-325 v. Chr. in Indien ein.

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Hinduismus und Buddhismus

Der Dualismus von Selbstequipierung und Trennung der Kriegsbetriebsmittel vom Krieger, welcher die größten historischen Gegensätze der Heeresverfassung umschließt, bestand auch später weiter und ist auch unter der Moghul-Herrschaft nicht verschwunden: Stets wurde der sich selbst ausrüstende Ritter sozial anders gewertet als der, welchem der König oder ein Werbeoffizier die Equipierung lieferte. A b e r das Reisläufertum aller möglichen halbbarbarischen Stämme und die Belehnung des verdienten Soldritters mit Land- und Herrschaftsrechten müssen seit der Radschputenzeit 89 eine starke Flüssigkeit der ständischen Unterschiede erzeugt haben. Dazu trat nun das Schwanken der sozialen Struktur der politischen Verbände zwischen feudaler Organisation und Patrimonialismus. Bei der ersteren verwendete eben überall in der Welt der König die vornehmen alten weltlichen oder geistlichen Adelsgeschlechter, bei der letzteren Abkömmlinge niedern Standes als Träger der politischen Gewalt. Wie groß der Einschlag alten Häuptlings- und Gefolgschaftsadels in den heutigen „Radschputen" noch ist, kann niemand sagen 59) . Sicher nicht stark. Denn in den patrimonialbürokratischen Epochen traten massenhafte aus den Steuerpächter- und AmtspfründnerSchichten d durch Landbeleihung zu Grundherren gewordene Elemente nobilitiert in die Rangstellung des alten Adels ein, und auch die Reisläufer und Söldner beanspruchten überaus oft nach einer Reihe von Generationen, als „Kschatriya" zu gelten, wie dies noch heute eine Anzahl von halbhinduisierten Stämmen und von Bauernkasten tun, die einst jene Reisläufer stellten und seit dem Ende des Reisläufertums und der Befriedung Indiens friedlichem Erwerb nachgehen müssen. Andere Stämme, welche in der Vergangenheit erobernd größere Reiche geschaffen hatten, sind nach deren Zerfall und Unterwerfung durch die englische Herrschaft definitiv in eine eigentümliche Mittellage zwischen „Stamm" und „Kaste" geraten.

A 685, B 73

59)

Zu vergleichen R. Hoernle im J. R. A. S. 1905 p. I ff. 9 0 |

d A: Amtspfründer-Schichten

89 Weber bezieht sich auf das Nordindien des 6 . - 1 2 . Jahrhunderts n. Chr. 90 Gemeint ist Hoernle, Gurjara clans, S. 1 - 3 2 . Die von Weber aufgeworfene Frage wird hier lediglich gestreift.

5

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15

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Zu diesen gehört vor allem der an der nördlichen Westküste heimische Stamm der Mahratten. Der Stammesname (maharatha = großer Krieger) kommt inschriftlich schon vor unserer Zeitrechnung vor. 91 Hiuen Tsang rühmt in seiner Reisebeschreibung ihre ritterli5 che Kampfweise. 92 Sie fochten jedoch schon damals in Reih und Glied, wenn auch als Rest der Heldenekstase die Berauschung (der Krieger und auch der Elefanten) vor der Schlacht häufig gewesen zu sein | scheint. Nachdem unter der Islam-Herrschaft ihre Burglehen A 686, B 74 und ihre Verwendung als Soldritter fortbestanden hatten, haben sie io in Auflehnung gegen die Herrschaft der Großmoghuls im 18. Jahrhundert die letzten auf national hinduistischer Grundlage errichteten Staatenbildungen in Indien hervorgebracht. Der „Adel" (Assal), d.h. die ehemaligen Krieger, beanspruchten Kschatriya-Rang, und eine Mischung mit Radschputenfamilien hat offenbar stattgefun15 den. 93 Das Ritual und die Sippeneinteilung nach hinduistischer Art ist im wesentlichen bei ihnen durchgeführt, gute (Deschasth e -) Brahmanen bedienen sie als Priester, aber den Stammes-Ursprung verraten noch die Reste totemistischer (Devak-)Organisation. Von ihnen sind die Bauern (Kunbi-Mahratten f ) ständisch abgesondert. 94 20 War schon der Adelsrang solcher ritterlicher Fremdstämme nicht unbestritten, so sind vollends die Kschatriya-Ansprüche der reinen e A, B: Deschaschth

f A, B: Kunbi-Marhatten

91 Die frühesten Erwähnungen von maharatha in Inschriften sind Ep. Ind. VII, S. 49-50, wiedergegeben. 92 Hsüan-tsang (602-664) war einer der berühmten buddhistischen Pilger aus China, der Indien als Heimatland des Buddhismus bereiste und einen Reisebericht, das Hsi-yü chi („Aufzeichnungen über die Länder des Westens"), verfaßte. Aus Webers Formulierung könnte man schließen, er habe die französische Übersetzung dieses Werkes von Stanislas Julien benutzt: Mémoires sur les contrées occidentales. Traduits du sanscrit en chinois, en l'an 648, par Hiouen-Thsang, et du chinois en français par Stanislas Julien, Vol. 1.2. (Voyages des pèlerins bouddhistes, T. 2.3). - Paris: Impr. Impériale 1857-58. Aus späteren Zitierungen (siehe S.388-397) geht hervor, daß Weber mit „Reisebeschreibung des Hiuen Tsang" immer das Werk der Schüler Hsüan-tsangs, Hui-Ii und Yents'ung, meint: das Tats'e-en ssu san-tsang fa-shih chuan; der Titel bedeutet „Lebensbeschreibung (chuan) des Meisters des Gesetzes (fa-shih) im Tripitaka (san- tsang) aus dem großen (ta) Ts'e-en-Kloster (damit ist Hsüan-tsang gemeint)". Dieses Werk wurde ebenfalls von St. Julien übersetzt. Weber bezieht sich also bei der Erwähnung von mahärathas auf Hui-Ii, Histoire, S. 202-203. 93 Hier und beim Adel der Maräfhas, den Assal, folgt Weber Census 1911, VII, P. 1, S. 289 f. 94 Ebd., S. 278.

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Reisläufer-Stämme nie anerkannt worden. So kannte die ständische Ordnung der südindischen Tamils60) zu Beginn unsrer Zeitrechnung, wo ihre Hinduisierung erst im Beginn stand, außer den (eingewanderten) Brahmanen, welche allein als „wiedergeboren" bezeichnet wurden (weil sie allein den heiligen Gürtel trugen), nächst den 5 Tamil-Priestern (Alvar's 9 , Asketen) den grundherrlichen Adel der Ulavar's, der „Herrn der Wässer" (von der Bewässerung), aus deren Mitte Könige und politische Vasallen hervorgingen, dann verschiedene Kasten von Viehzüchtern und Handwerkern und erst als fünften Stand die Padaiadchier\ Soldaten, alle untereinander streng 10 geschieden. Und auch die spätere brahmanische Klassifikation, welche die Händler über die inzwischen stark verbauerten Vellalars (die alten Ulavars) stellte, rangierte natürlich hier so wenig wie sonst die Berufssoldaten, welche in der Menage des Königs standen, in die wiedergeborenen Kasten ein 61) . 15 Problematisch blieb die Stellung der Amtsträger nicht militärischer Herkunft. Die reinen Steuerpächter, Zamindari, des MoghulA 686, B 74

60> Darüber s[iehe] das vorzügliche Buch von V. Kanakasabhai, The Tamils 1800 years ago, Madras 1904.95 61 ' Alte „Krieger" (in Wahrheit oft: Räuber und Viehdieb-)Stämme waren z.B. die Kathi', Besitzer fester Burgen, in Sindh, jetzt, nach der Austreibung, in Ahmadabad ansässig, heut teils Grundherren (Talukdari), teils Bauern. 96 Sie sind Sonnenverehrer, welche Brahmanen als Priester haben und über eine Zentralorganisation verfügen. Die alten unvornehmen Reisläuferstämme sind in ihrer Berufswahl relativ unstabil. Die „Khatris" in Bombay, ursprünglich eine Kriegerkaste mit dem Anspruch auf KschatriyaRang und noch heut dem heiligen Gürtel, sind jetzt Baumwollweber geworden. Der alte Räuber-Reisläuferstamm der Halepaiks' ebenda ist nach dem Fall der dravidischen Reiche zur Palmsaft-Destillation übergegangen. 97 |

g A, B:Arivar's

h A, B: Padaiachia

i A, B: Khati

j A, B: Halepaika

95 Weber stützt sich beim ganzen Absatz auf S. 113-116 dieses Werkes. 96 Hier und im folgenden stützt sich Weber auf Census 1911, VII, P. 1, S.268ff. Die Austreibung geschah in den Jahren nach der britischen Annexion von Sind im Jahre 1843. 97 Nach Census 1911, VII, P. 1, S. 262. Der Fall der sich vornehmlich aus dravidischen Bevölkerungsteilen zusammensetzenden Reiche Südindiens war ein Vorgang, der sich über 400 Jahre erstreckte. Zwar fielen Anfang des 14. Jahrhunderts die Reiche der Hoysala und Pändya, doch bestanden gleichzeitig das Reich der KäkatTya sowie die Seereiche von Kölikköt und Kannanürfort, und 1346 etablierte sich das machtvolle Reich von Vijayanagar (oder besser Karnätäka), das, obwohl seine gleichnamige Hauptstadt 1565 von den Muslims zerstört wurde, bis 1688 fortbestand. Da sich Webers Kontext auf die Hä|epaiks bezieht, die hauptsächlich in Karnätäka ansässig sind, bezieht sich seine Angabe auf das 16./17. Jahrhundert.

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reichs rekrutierten sich aus verschiedenen Kasten und haben selbst keinen besonderen Kastenrang gewonnen. Anders zum Teil die älteren Amtspfründner, soweit in diese Stellungen Leute von niedrigeren^ Rang als Brahmanen oder Radschputen (oder gleichrangie5 rende Kasten) überhaupt gelangten. Dies war, je nach der Art der Verwaltung, in sehr verschiedenem Grade der Fall. Scharf bestrit- A 687, B 75 ten blieb endlich und ganz naturgemäß der Rangaufstieg der eigentlichen ganz unmilitärischen Schreiber-Bürokratie der Großkönigtümer noch bis in die Gegenwart. Die patrimoniale Herkunft des 10 Beamtentums spricht sich in 'dem Namen' Amatya (ursprünglich: „Hausgenossen") aus. 98 Soviel ersichtlich, haben aber wenigstens national indische Könige persönlich unfreie Beamte, nach vorderasiatischer Art, nicht verwendet 62) . Nur der soziale Rang der Herkunftsklassen der Beamten hat gewechselt. Das alte Monopol des 15 Rittertums auf die Ämter wurde vom Patrimonialismus gebrochen. Daß die Großkönige, schon die Maurya- und dann die Gupta-Dynastie (die erste seit 4. Jahrh. vor Chr., die zweite seit 4. Jahrh. nach Chr.) das Land durch Beamte aus den £udra-Kasten regierten, wird in der brahmanischen Literatur mit dem Anbruch der Kali-Epoche in 20 Beziehung gesetzt, entsprach aber dem in der ganzen Welt gleichartigen Wesen des Patrimonialstaats und insbesondere des orientalischen Patriarchalismus. Sicherlich hatte die alte Kschatriyakaste als ihr spezifisches Monopol die Beleihung mit politischer Gewalt angesehen. Aber sie hat es nicht zu behaupten vermocht und eben dies hat 25 ihre Zersetzung bewirkt. Der Patrimonialstaat brauchte nicht nur Brahmanen, sondern auch schreibkundige Mitglieder anderer Ka62) Das Standesgefühl des freien Beamten drückt sich in Formeln aus, wie der: daß der A 6 8 7 , B 7 5 Beamte seine Stellung „nach freundlicher Verständigung mit dem König, seinem Herrn" innehabe (so in der Inschrift Ep. Ind. V, 213 aus dem Reich der westlichen ChalukyaDynastie: Zeit: 12—13. Jahrh.). 99 - Das Gros des Beamtentums gehörte indessen zur Kategorie der „bhritya", welche Haremswächter ebenso wie arme Söldner umfaßte. 1 0 0 |

k A, B: niederem

I A, B:denNamem

98 Weber folgt Hopkins, Position, S. 101. 99 Es handelt sich um eine Inschrift des Cälukya-Herrschers Vikramäditya VI. (1076-1126) aus dem Jahre 1104 n.Chr. Die zitierte Passage findet sich Ep. Ind. V, S. 216f. 100 Nach Hopkins, Position, S. 102.

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sten als Beamte. Er vergab seine Pfründen, also die Steuererhebung, an bürgerliche Steuerpächter, die Heeresanwerbung an Condottieri, schuf in Gestalt der Jagirdar, Talukdar, Zamindar Steuerpfründner aller Art, welche politische Gewalt ausübten, und band sich dabei an keinen Stand. Um so weniger, als auch die Könige selbst recht oft glückliche Parvenüs waren. Monarchen, die sich selbst inschriftlich als Sprößlinge der Füße m Brahmans (also als £udra) bezeichneten, kommen vor. Nach der strengen Theorie nobilitierte ja selbst die Königs-Abstammung einen £udra nicht: die Rajbansi-Kaste in Bengalen exkommunizierte neuerdings ein Mitglied, weil es seine Tochter einem Mitglied der Koch-Kaste, der Abkömmling eines Radscha war, zur Ehe gegeben hatte. 101 Allein in aller Regel wirkte das Schwergewicht der politischen Machtstellung übermächtig. Mit den Radschputen und dem Militäradel überhaupt konkurriert daher heute der unmilitärische Amtsadel um den Kastenrang. Vor allem die großen Schreiberkasten. So die reine Bürokratenkaste der Kayasth's in Bengalen und z. B. die halbbürokratische Militärpfründnerkaste der Prabhu's in Bombay, einer an Zahl heut kleinen, nur dort vorkommenden, Schicht: 102 einst einer Militärklasse, welche mit der Führung der lokalen Verwaltung A 688, B 76 (Steuererhebung, Urkundenführung und Militärverwaltung) | schon seit der Guptaherrschaft beliehen war und später beliehen blieb. In Bengalen gab es landsässige Radschputengeschlechter in nur ganz geringer Anzahl: nur eine der bekannten Familien 103 scheint zweifelsfrei dahin zu gehören; das Gebiet war seit der Sena-Dynastie patrimonialbürokratisch organisiert. Die auch in andern Gebieten als Schreiberkaste auftretenden Kayasth, welche im Vallala Charita n (16. Jahrh.) noch als „reine" £udra galten, beanspruchen jetzt in Bengalen Kschatriya von höherem Rang zu sein als die Radschputen. 104

m A: Füsse

101 102 103 104

n A, B: Vellala Charita

Bericht in C e n s u s 1901, VI, P. 1, S. 383. Hier stützt sich W e b e r a u f C e n s u s 1911, Vi I, P. 1, S . 2 9 7 . G e m e i n t sind die Paundras, die aber im Rang degradiert wurden. Nach Baines, Ethnography, S. 39, und C e n s u s 1901, VI, P. 1, S. 381.

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Diese literarisch gebildeten Beamtenkasten sind heute beruflich durchaus anders zusammengesetzt als die Radschputen, welche einen besonders hohen Bruchteil von Analphabeten aufweisen, und vollends die anderen alten Soldatenkasten. Nur äußerst wenig Radschputen sind in der modernen politischen und privatwirtschaftlichen bürokratischen Verwaltung vertreten, in welcher die Brahmanen und die Schreiberkasten eine hervorragende Rolle spielten. Das gleiche gilt für Anwaltschaft, Presse und die „gelernten" Berufe 63) . Der Kastenrang der Kayasth ist beständig und leidenschaftlich bestritten, namentlich von der alten bengalischen Ärzte-Kaste der Baidya, welche den höheren Rang beanspruchen, weil sie außer der vollen Upanayanam-Zeremonie 0 auch im Besitz des Rechts seien, den Veda selbst zu lesen.1 Die Kayasth ihrerseits werfen den Baidya vor, das Recht zum Tragen des heiligen Gürtels sich erst vor etwa 100 Jahren unter Mithilfe bestochener Brahmanen erschlichen zu haben. Beide Teile dürften historisch im Rechte sein. Wenn die Kayasth unzweifelhaft Qudra waren, so kann doch, trotz des hohen Alters der Medizin als Fachwissenschaft in Indien, auch eine Ärzte-Kaste in der früheren Vergangenheit höchstens, wie andre Kasten des alten Gildeverbandes (Mahajan), Vai9ya-Rang gehabt haben. Heute beanspruchen die Baidya-Kaste und die ihr entsprechenden Kasten ande63

' In der Stadt Calcutta sind 30% der Kayasth clerks; unter den Kommis, Anwälten, A 6 8 8 , B 7 6 Ärzten, Redakteuren, Ingenieuren streiten sich Brahmanen und Kayasths um die erste Stelle. 2 In der Provinz Bombay sind von den Radschputen und Mahratten: 74 bzw. 92% in der Landwirtschaft, dagegen nur 2 bzw. 0,3% in der politischen Verwaltung, 0,8 bzw. 0,02% p in den „learned professions", prozentual etwa ebensoviel wie von der verachteten Bauernkaste der „Kulis" in Gujarat. Von den Brahmanen und Prabhus sind dort 7 bzw. 27% in der Verwaltung und 22 bzw. 18% in den „learned professions" (auch aus der Händlerkaste der Lohars sind dort Verwaltung und gelernte Berufe mit 5,8 bzw. 27% stark rekrutiert). 3 Ein Radschpute geht sehr selten, ein Mahratte fast niemals zum Erwerb als shopkeeper über: die Mahratten-Kaste gilt noch heute als Beispiel träger feudaler Prachtliebe. |

O A, B: Upanayam-Zeremonie

p A, B:0,02%,

1 Weber stützt sich hier und im folgenden auf Census 1901, VI, P. 1, S. 3 7 9 - 3 8 1 . 2 Im Census 1901, VII, P. 4, S. 115, heißt es: „Ten thousand one hundred and twentyfive, or 30.4 per cent., out of 33,283 Kayastha workers do clerical works, their traditional occupation." Die Angaben über den Streit um den Vorrang finden sich in Census 1901, VII, P. 4, S. 1 1 9 - 1 2 0 . 3 Hier stützt sich Weber auf Subsidiary Table VIII, in: Census 1911, VII, P. 1, S. 3 3 7 - 3 4 5 .

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rer Gebiete vielfach höheren Rang als die Radschputen, weil es bei diesen nicht unter allen Umständen als deklassierend gelte, selbst die Hand an den Pflug zu legen. Ihre Rangansprüche können die Baidya damit stützen: daß die Sena-Dynastie Bengalens aus ihrer Kaste hervorging. Alles in allem ist so die Eigenart derjenigen Kasten, welchen heute A 689, B 77 Kschatriya-Rang, mehr oder minder unbestritten, zugebilligt | wird, höchst gemischt und trägt vor allem deutlich die Spuren der geschichtlichen Wandlungen an sich, welche der Hinduismus in politischer Hinsicht seit dem Aufkommen der Schreiberverwaltung durchgemacht hat. Noch problematischer war und ist die Lage der dritten Kaste der klassischen Lehre: der Vaiqya. In der klassischen Lehre entspricht die Vaiqya-Kaste etwa unserm Stande der „Gemeinfreien". Sie ist zunächst negativ, nach oben, dadurch charakterisiert, daß sie der rituellen, sozialen und ökonomischen Vorrechte des Priester- und Laien-Adels ermangelt. Nach unten, den £udra gegenüber, dürfte ihr weitaus wichtigstes, wenn auch nie ausdrücklich erwähntes, Privileg die Anteilnahme am Bodenbesitz gewesen sein, die dem £udra offenbar verschlossen war. In den Veden wird „Viga" in der Bedeutung von „Leuten", „Untertanen" (des Herrschers) gebraucht. 4 Der Vai?ya ist den klassischen Quellen in erster Linie „Bauer". Aber schon in den Rechtsbüchern gehört außerdem das Darlehen gegen Zins und der Handel zu den für ihn statthaften Erwerbsarten. Für die klassische Zeit ist bemerkenswert, daß ein starker sozialer Unterschied zwischen der Viehwartung und der Führung des Pflugs gemacht wird. Jene, nicht aber diese, ist eine als Noterwerb zulässige Berufsart für einen Brahmanen. Das entspricht sehr alten und weit verbreiteten Anschauungen. Fast überall war Viehwartung Männer-, die primitive Ackerbestellung Frauen- oder Sklaven-Arbeit. Als „Bauer" ist der Vai9ya später und auch heute vollkommen verschollen, derart, daß jetzt und schon seit alter historischer Zeit als eigentliche Vaifya-Tätigkeit q der Handel, q B: Vajiya-Tätigkeit

4 Hier folgt Weber offenbar Zimmer, Altindisches Leben, S. 160, oder der Zitierung dieser Stelle bei Baden-Powell, Village Community, S. 194: „Werden Vater der Götter für sich zu gewinnen sucht [...] der erlangt Beute und Reichthum durch die Männer: durch Stamm (janena), durch Gau (viga) [...]". Weber übernimmt das Wort vis in der flektierten Form des Casus instrumentalis aus dieser Vorlage.

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Vai?ya und „Vanik" (Händler) für identisch galten. Eine Kaste, die Vaigya-Rang beansprucht, sucht heute nachzuweisen, daß sie Händlerkaste gewesen sei und noch sei. Die Ausschaltung des Bauerntums aus der Gleichordnung mit dem bürgerlichen Besitz und Erwerb ist wohl durch eine Mehrzahl von Momenten bestimmt. Zunächst durch die zunehmende Feudalisierung und, weiterhin, patrimoniale Fiskalisierung und Präbendalisierung der Sozialverfassung. Schon in klassischer Zeit galt der Vaifya als dazu bestimmt, von den oberen Ständen „aufgezehrt" zu werden. 5 Im Mittelalter interessierte er nur als Steuerträger. Das mittelalterliche Indien ist das Land der Dörfer. Der Umfang eines Königsreichs wird, wie gesagt, 6 nach der Zahl der Dörfer, d.h.: der Steuereinheiten, angegeben 6 ' 0 . Die Grundsteuer war und blieb schlechthin die ausschlaggebende Finanzquelle und das wichtigste Objekt der Verlehnung und Pfründenbildung. Der König heißt in klassischer Zeit „Sechstelnehmer". 7 Denn die alte traditionelle Grundsteuer von Vfc der Ernte galt als erträgliche Steuer. In der Wirklichkeit wurde die Steuer so hoch und war allerdings entgegen der alten Lehrmeinung - so sehr der Steigerung unterworfen, daß sich eine Theorie entwickeln konnte, welche dem König das Bodenmonopol zuschrieb. 8 In den bengalischen und manchen südindischen Eroberungsgebieten entsprach dies annähernd wohl auch der Realität. | Die umfassendsten Untersuchungen der indischen Dorfverfassung A 690, B 78 werden bekanntlich B.H. Baden-Powell65) verdankt, der mit den Materialien der britischen Steuerveranlagung arbeitete. 9 Im übrigen 641

Später meist in lakh's, d.h. Renteneinheiten, deren Unterlage die Steuer-Einschät- A 6 8 9 , B 7 7 zung war. | 65) Vor allem: The Land systems of India, 10 Oxford 1892 (3 Bände), außerdem das A 6 9 0 , B 7 8 kürzere schon zitierte Kompendium über die Village Community.

5 Fast wörtlich aus Zimmer, Altindisches Leben, S. 216: der Vaisya sei nur dazu da, „um den beiden andern Kasten Tribut zu bringen, von ihnen aufgezehrt [...] und nach Belieben ausgenutzt zu werden." 6 Oben, S. 135f. 7 Den „Sechstelnehmer" (Skt.: sadbhägin) übernimmt Weber von Hopkins, Position, S. 88. Die von Hopkins genannte Quelle dazu ist MahäbhärataXIII, 112,19. 8 Der Wandel der alten Lehrmeinung, die auf Mahäbhärata XIII, 112, 19 beruht, wurde wahrscheinlich nach Baden-Powell, Land-systems, I, S.249, dargestellt. 9 Weber stützt sich im folgenden vor allem auf Baden-Powell, Land-systems, Vol. 1, und zwar besonders auf S.23f., 152f„ 161-167. 10 Der korrekte Titel von Baden-Powells Werk lautet: The Land-Systems of British India.

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werfen die monumentalen und die literarischen Quellen nur ein spärliches Licht auf die Vergangenheit der indischen Bauern. Für die Zeit spätestens seit der Moghul-Herrschaft aber und vielfach schon weit früher ist Alles durch die ausschließliche Herrschaft der fiskalischen Interessen bestimmt. Es handelt sich seitdem darum: wer der Träger der Steuerhaftung ist. Wenn jedes einzelne Feld gesondert zur Steuer veranlagt ist und jeder einzelne Bodenbesitzer in einem Dorf für seinen Besitz und nur für diesen haftet, dann ist das Dorf ein Ryotvari- oder Raiyatvari-Dorf 66) . Es fehlt dann ein Grundherr. Dafür ist der alte gentilcharismatische Dorfvorstand (patel), der damals als Beamter der Regierung galt, mit erheblicher Autorität ausgestattet, sammelt die Steuern ein, hat, in Zentral-Indien als eine Art von Erbscholtisei-Lehen, das steuerfreie und erbliche WatanLand inne, wohnt in einem zentral gelegenen, oft befestigten, Wohnhaus. Eine dem Dorf gehörige „Mark" außerhalb der Feldmark existiert dann heute nicht, sie gehört dem Staat, der allein das Recht der Besiedelung vergeben kann. Anders, wenn ein Kreis von Besitzern dem Fiskus als solidarisch haftbar für ein Steuerpauschale (jama) eines Dorfes gegenübersteht. Dann gilt dieser Kreis von Besitzern, der oft, ursprünglich wohl fast immer, ein „panchayat" als Vertretung besitzt, als befugt zu allen Verfügungen über das Dorf und über die zum Dorf gehörige gemeine Mark (das Ödland). Er vergibt die Felder des Dorfes gegen Renten an die Bauern, Dorfhandwerker, Dorfhändler, teilt das Ödland nach Belieben auf, sondert „Sir"-Land (Hofland in eigner Regie) für die einzelnen Beteiligten und nach Ermessen auch für die Gesamtheit aus und verpachtet eventuell das letztere auf Zeit. Es fehlt also der Dorf-patel mit seiner kraft charismatischen Eigenrechts überragenden Stellung; statt seiner kommt unter Umständen ein die Verwaltung führender „Lambardar" als Repräsentant der Gemeinschaft der Interessenten gegenüber dem Fiskus vor. Das Anteilsrecht und ihm entsprechend die Beitragspflicht zur Steuer kann unter die Beteiligten nach Erbquoten (patti) geteilt sein (pattidari-Dörfer) oder nach andern Maßstäben, insbesondere nach der jeweiligen Leistungsfähigkeit der einzelnen Besitzer (bhaiachara-Dörfer). Die pattidari-Dörfer hält Baden-Powell natürlich mit Recht für solche, welche aus einem grundherrlichen Besitz entstanden sind. Zamindari-Dörfer, d.h. solche im Be^

Von Raiyat, der Untertan, der „Geschützte" (Client). |

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sitz einzelner Grundherren, finden sich vielfach auch heute, und schon das früher zitierte 11 Kautaliya Arthafastra enthält den Rat, jemanden, der sich zur Garantie des Steuerpauschale bereit finde, mit dem Ödland zu beleihen. 12 Da zwar nicht die streng politischen Rechte, wohl aber die ökonomischen Gebührnisse des Radscha teilbar waren, und da | die Verleihung von Dörfern an eine Vielzahl von A 691, B 79 Brahmanen zu bestimmten Quoten (vritti) inschriftlich häufig vorkommt, so ist diese Erklärung gesichert. 13 Auch für die BhaiacharaDörfer aber nimmt Baden-Powell die gleiche Entstehungsursache an; hier seien nur die Quoten in Vergessenheit geraten. 14 Da aber der Übergang von Raiyatvari-Dörfern in die Form von BhaiacharaDörfern, also in solche mit Solidarhaft und Verfügung über die gemeine Mark, im Gefolge der Steuerveranlagung noch jetzt r bewußt vorkommt, so ist diese Annahme nicht zwingend. Abgesehen von der scharfen Scheidung der Typen der modernen Dorfverfassung, die ihm verdankt wird, hat Baden-Powell einleuchtend die Folgen klargelegt, welche die Festhaltung der Sippe und Phratrie (er sagt: Clan) als Grundlage der Landleihe des Herrenstandes in Verbindung mit dem Landüberfluß der Frühzeit für die Dorfverfassung haben mußte. 15 Festhalten wird man von seinen Aufstellungen, nach Analogie anderer asiatischer Gebiete, insbesondere: 1. daß die volle Feldgemeinschaft (der Agrarkommunismus s ) des Dorfes nicht die primitive Agrarverfassung Indiens, jedenfalls aber nicht die Grundlage der späteren Agrarverfassung war, - daß vielmehr 2. der Stamm (und eventuell seine Unterabteilung, der Phratrieverband) sich als Besitzer des okkupierten Gebiets betrachtete und Angriffe darauf abwehrte - 3. daß die alten indischen Dörfer die „Allmend" und Allmendrechte im europäischen Sinn als Bestandteile der Bauernhufe nicht, jedenfalls nicht notwendig, kannten (Folge des Landüberflusses und des Fortbestandes der Phratrieverbände) -

r A, B:jezt

S A: Agrarcommunismus

11 Oben, S. 136f. 12 Weber bezieht sich hierauf eine Paraphrasierung von KautilTya-Arthasästra II, 1, 8, bei Shamashastry, Policy, S. 8 (dort ohne Textstellenangabe). 13 Nach Baden-Powell, Land-systems, Vol. 1, S. 132. 14 Ebd., Vol. 2, S. 110. 15 Das Folgende ebd., Vol. 2, S. 111.

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4. daß Grundherrlichkeit auf der Grundlage einer der occidentalen entsprechenden oder ähnlichen Lehensverfassung bei der Entwicklung der indischen Agrarverfassung kaum eine Rolle gespielt, diese vielmehr einerseits durch die Sippen- und Phratrie-(Clan-)Gemeinschaft der Eroberer, andrerseits durch Verleihungen von Steuerpfründen bestimmt wurde, - 5. daß Rodung einerseits, Eroberung andrerseits die ältesten Eigentumstitel an Land waren. Die heutige, indisch in Südindien als „upri", amtlich als „occupant" bezeichnete, Schicht der unmittelbaren Landbebauer, also konkret ausgedrückt: der Leute, welche selbst den Pflug führen und jene Pachten zahlen, welche an die Teilhaber der Pattidari- und Bhaiachara-Gemeinschaft geleistet werden, stehen jetzt, nach den englischen Reformgesetzen, im allgemeinen in einem Besitzverhältnis zum Boden, welches am ehesten in der Lage der irischen Pächter seit der Gladstoneschen Agrarreform eine Analogie findet. 1 6 D a ß dies nicht der ursprüngliche Zustand war, ist klar. Die klassische Literatur, namentlich die Rechtsbücher, ebenso aber auch die Jataka's und die gleichzeitigen Schriftsteller 67) kennen weder Grundherrschaft noch die heutige „joint village". 17 Kauf und Teilpacht von Land, die letztere allerdings nicht von Dorf-Land, kommen vor. A 692, B 80 Allmend | und Gemeindehirte sind in Nordindien bekannt. Vorkaufsrecht der Dorfgenossen, Auswärtigen gegenüber, verstand sich ursprünglich offenbar von selbst. Südindische Dörfer tun sich zusammen, um eine einheitliche neue Gemeinde zu bilden 68) . Dorfaus-

Vgl. hiezu:' Caroline Rhys Davids, u „Notes on the early economic conditions in N[orthern] India"". J. R. A . S. 1901 p. 859 f . 1 8 | 68> A 692, B 8 0 Tamil-Inschrift Ep. Ind. III p. 142ff. aus dem 8. Jahrh. 1 9 A 691, B 7 9

67)

t A, B: hiezu;

u Anführungszeichen fehlen in A.

16 Gladstone setzte 1870 eine Landbill für Irland durch, die für gekündigte Pächter eine Entschädigung vorsah. 17 Mit den gleichzeitigen Schriftstellern meint Weber offensichtlich die (angeblichen) Verfasser der religiösen Rechtsbücher (Dharmasästras) wie Manu, Baudhäyana usw. Der Begriff „joint village" wird bei Baden-Powell, Land-systems, häufig gebraucht. 18 Rhys Davids, Notes, berücksichtigt hauptsächlich die Jätaka- und andere buddhistische Literatur, doch finden sich S. 881 f. auch Hinweise auf die Dharmasästra-Literatur. 19 Die Inschrift Ep. Ind. III, S. 1 4 2 - 1 4 7 stammt aus der Zeit des Pallava-Herrschers Nandivarman II. Pallavamalla (ca. 731-796). Die Erwähnung der Bildung einer einheitlichen Gemeinde von zwei Dörfern ist ein Zusatz aus dem 26. Jahr des Cö]a-Herrschers Paräntaka I. (907-955), d.h. aus dem Jahre 932 n. Chr.

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schüsse erhalten Verleihungen des Königs69) und Dörfer treten auch aktiv als Gesamtheit, z.B. als Schenker, auf, vertreten durch ihre panch's70'. Es existierte also eine primäre „Dorfgemeinde" auch unabhängig von den Steuerhaftungsverhältnissen71), und sie mußte 5 existieren, wo immer die Siedlungen der Eroberer den Unterworfenen geschlossen gegenüber standen. Starke sekundäre Gemeinschaftsverhältnisse ergaben sich von jeher da, wo Bewässerungsanlagen die Fruchtbarkeit bedingten; die Anteilsrechte am Wasser bestimmten sich zweifellos nach dem Maße des Anteils an den Kosten. 10 Aber gerade die Bewässerungsanlagen konnten die Grundlage starker ökonomischer Differenzierung werden. Zwar geschah die Anlage von Stauteichen nebst Zubehör oft als Stiftung. Aber wohl weit öfter wurden sie von ökonomisch starken Unternehmern, einzelnen

Ep. Ind. I X p. 91 aus dem 9. Jahrh. 2 0 So in der großen Inschrift Ep. Ind. II p. 87f. (aus dem 1. Jahrh. vor Chr.). 2 1 7 1 ) Die indische Fluraufteilung konnte nicht diejenige Art von Gemengelage 3 (in Gewannen und Streifen) aufweisen wie die deutsche. Die patti's liegen zwar oft, der Bonitätsunterschiede des Bodens gemäß, über die Flur in Stücken verteilt (Rotation kommt vereinzelt vor), aber im ganzen doch in großen und nicht rechnerisch, der Fläche nach, vergleichbaren Blocks. Die Zahl der Pflüge, die jemand besaß, und des darnach von ihm zu bestellenden Landes war maßgebend. Das Land war zunächst im Überfluß vorhanden und deshalb rechnete man nicht; dagegen war das Wasser für die Bewässerung wirtschaftliches Gut, und wer hier sich Übergriffe erlaubt hätte, wäre, wie Baden-Powell hervorhebt, 2 2 auf Widerstand gestoßen. Neuverteilungen zur Ausgleichung der Nahrung kamen vor. Mit zunehmendem Druck des Fiskalismus aber traten ähnliche Erscheinungen auf, wie sie aus Rußland bekannt sind; 23 das Maß der Steuerbelastung wird zum Maßstab des Rechts (und eventuell der Pflicht), am Boden beteiligt zu sein. 69)

70)

a A, B: Gemenglage

20 Ep. Ind. IX, S.91 ff.: Ambäsamudram-Inschrift des Pändya-Königs Varaguna II. (862-880). 21 Weber meint hier die Inschriften des Stüpas von SäncT, publiziert in Ep. Ind. II, S. 8 7 - 1 1 6 . Über die Schenkungen von Dorfgemeinden ebd., S.92. Das von Weber gebrauchte HindT-Wort panc ist in diesem Zusammenhang ein Anachronismus; im Original der Inschrift wird das Wort gosthl verwendet. 22 Weber zitiert Baden-Powell, Land-systems, Vol. 2, S. 643- 645. 23 Möglicherweise bezieht Weber sich hier auf die periodisch neu erfolgende Aufteilung der Gemeindeflur an alle männlichen Mitglieder der Obscina (Bauerngemeinde) im alten Rußland. Vgl. seinen Aufsatz: Rußlands Übergang zum Scheinkonstitutionalismus, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 23,1906, S. 1 6 5 - 4 0 1 (MWG 1/10, besonders S. 581); freundlicher Hinweis von Dr. Dittmar Dahlmann.

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oder Verbänden, angelegt, welche dann das Wasser gegen Zins abgaben. Die „Wasserherren" in Südindien stammen daher. Eine wichtigere Quelle der Entstehung ökonomisch privilegierten Besitzes war das „Watan"-Land 72) , die Dienstländereien der Dorfvorsteher, Dorfpriester, Dorfrechner und unter Umständen noch anderer Dorfbediensteter. Sie waren vererblich und wurden später veräußerlich, vor allem aber waren sie entweder steuerfrei oder hatten nur feste Abgaben, nicht die, wenn auch nicht der Theorie, so doch der Sache nach, steigerungsfähigen Ernteanteile der gewöhnlichen Bauernhöfe zu zahlen. Unter der Mahrattenherrschaft suchten die Amtspfründner, mochten im übrigen ihre Einkünfte aus welchen Quellen und Bezirken immer fließen, zum mindesten in ihrem Heimatdorf das Watan-Land in eigner Hand zu haben und zu behalten, und es wurde eine Art Ehrenpunkt für die sozial herrschenden A 693, B 81 Schichten, | dieses Dienstlehen der Familie nicht aus der Hand zu geben. Je stärker die steuerliche Belastung stieg, desto mehr galt Watan als privilegierter Besitz und war daher auch als reine Vermögensanlage gerade von den höchsten sozialen Schichten sehr gesucht. Die Dienstpfründe war auch in Nordindien dem alten Epos gut bekannt. 24 Je nach dem Range des Amts umfaßte sie Renten von Einzel-Grundstücken bis zu Renten einer ganzen Stadt. A b e r die alte Patrimonialmonarchie hatte hier offenbar stärker durchgeführt, - was später die Mahratten im Süden erstrebt, aber nicht voll durchgesetzt haben: - daß daraus kein erbliches Besitzrecht an bestimmten Grundstücken wurde. Die Sonderqualität des Watan-Landes hing ursprünglich fest mit der ständischen, genauer ausgedrückt: der gentilcharismatischen Qualität der Sippe - Dorfhäuptlingssippe - zusammen, welche es als Dienstland besaß. Ähnliche, mit ständischen Qualitäten der Besitzer zusammenhängende, Besitzrechte gab es offenbar in erheblicher Zahl. Zunächst muß schon die Monopolisierung des vollen Bodenbesitzes in den arischen Dörfern zugunsten der Eroberer, unter

72)

Darüber ausführlich Baden-Powell in dem größeren der zitierten Werke. 2 5 |

24 Nach Hopkins, Position, S. 190. 25 Gemeint ist Baden-Powell, Land-systems, besonders Vol. 1, S. 180f., und Vol. 2, S.467f.; vgl. oben, S.149f.

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Ausschluß der Unterworfenen, Quelle solcher Differenzen gewesen sein, von denen sich nicht mehr ermitteln läßt, wie sie sich weiter entwickelt haben. Dagegen finden wir Bestätigungen von Landbesitzrechten „zum Recht der Brahmanenpfründen" und besonders häufig findet sich inschriftlich im indischen Mittelalter eine „bhumichchhidra b " genannte Rechtsform des Bodenbesitzes, 26 welche zweifellos einen vererblichen, einer willkürlichen Erhöhung der Besteuerung nicht unterworfenen Landbesitz bedeutet und diese Qualität von der persönlichen ständischen Stellung der berechtigten Sippe (dem Gentilcharisma) herleitet. Und ganz allgemein findet sich in den von Baden-Powell untersuchten Fällen eines privilegierten Verbandes von Grundrentnern („joint village"), daß die Beteiligten kraft ihres durch Zugehörigkeit zu einer gentilcharismatischen (fürstlichen) Sippe begründeten „Geburtsrechts" (mirasi, von Baden-Powell mit „birth right" übersetzt) die Teilhaberschaft beanspruchen. 27 Alles zu festem erblichen Recht und (eventuell) fester Rente besessene Land heißt technisch: „miras". Die erbliche Standesqualität der Sippe, und später: der Kaste, war es also gewesen, welche primär die Qualität des Besitzes als mirasi bestimmte: 28 es waren jedenfalls durchweg Klassen, die, auch wenn sie selbst wirtschafteten, doch, so lange als irgend möglich, die Hand nicht selbst an den Pflug legten, um nicht rituell deklassiert zu werden, wie es gelegentlich verarmten Radschputen und andern vornehmen Landbesitzern erging. Wenn nun in den Urkunden des indischen Mittelalters „Dorfbewohner" als Zeugen oder als Schenker auftreten, oder wenn neben der königlichen Sippe und den Beamten und stadtsässigen Händlern „Landleute" als ein offenbar nicht deklassierter Stand aufgeführt werden 73) , so weiß man | nie, ob es sich um Grundrentner A 694, B 82

73)

So in der aus dem 9. Jahrh. stammenden Inschrift Ep. Ind. I p. 184 neben dem König A 6 9 3 , B 81 und den „thakurs" (politische Feudalherren) die „janapada" | (vom Übersetzer mit „pro- A 6 9 4 , B 8 2 b A, B: bhumichchida 26 Weber kann sich beispielsweise auf die Inschrift des Kaisers Harsa von Sthänesvara (606-647) aus seinem 25. Jahr (d.i. 631 oder 632 n. Chr.) in Ep. Ind. I, S. 74, stützen. 2 7 Gemeint ist Baden-Powell, Village community, S. 210, Anm. 2. 28 Bei Baden-Powell, Village community, S.211, Anm., heißt es: „Whenever a man speaks of land as his miräs, he means that he has a superior sort of right as being descended from one of the old over-lord families, or as having purchased such a title in past days."

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oder um eigentliche Bauern oder um ein Mittelding zwischen beiden handelt, und in der Regel dürfte das Erstere das weitaus Wahrscheinlichere sein. Auch für die Gegenwart sind die sonst vorzüglichen Darstellungen der Census Reports über die einzelnen Kasten hier meist sehr undeutlich. Naturgemäß ist der Unterschied jetzt vielfach flüssig. Ihre Stellung als „selbständige" Bauern in unserm deutschen Sinn haben offenbar zwei Schichten von Dorfbewohnern am vollständigsten gewahrt: die Kunbi c im Westen und Norden und die Vellalar im Süden. 29 Die ersteren entstammen dem Schwerpunkt nach Gebieten, in welchen die soziale Gliederung auf dem Lande vorwiegend nicht durch finanzielle, sondern durch militärische Differenzierung: Loslösung der Ritter und Berufssoldaten von den Bauern, bedingt war und daher, wie in solchen Fällen stets, wesentlich weniger schroff blieb74). Die Vellalar aber sind die früher erwähnte 30 alte Vollfreien-(Grundherrn-)Klasse, welche unter dem Patrimonialismus und der Herrschaft des Soldheeres verbauerte und nach Durchführung des hinduistischen Systems im Kastenrang zurückgesetzt wurde. Diese beiden Kasten stellen die anerkannt besten, vor allem auch geschäftlich tüchtigsten Landwirte Indiens, und namentlich die Kunbis d sind offenbar modernen Wirtschaftsmethoden sehr vincials" wiedergegeben). 31 Nur gelegentlich kommt ein Raiyat®, aber als offenbar persönlich freier Mann, inschriftlich vor. 74 ' So wendete sich eine königliche Verleihungsurkunde aus Udeypur noch im 12.Jahrh. an die Rashtrakuta's' (Ritter) und Kutumbin's9 als die beiden Klassen der Einwohner einer Ortschaft (Ep. Ind. IV p. 627). 32

c A, B: Khunbi Kutunbi's

d A, B: Khunbis

e A, B: Rayat

f A, B: Rashtrakutra's

g A, B:

29 Weber bezieht sich auf Baden-Powell, Land-systems, Vol. 3, S. 261. 30 Oben, S. 144. 31 Weber zitiert die Inschrift des PratThära-Königs Bhoja I. (836-882) aus dem Jahre 882 in Ep. Ind. I, S. 184-190; auf S. 189 befindet sich die Bedeutungsangabe, auf die sich Weber bezieht: „The Thakkuras are the Thäkurs or Räjput landholders; by janapada, ,the provincials', the common people must be understood." 32 Die hier gemeinte Inschrift ist in Ep. Ind. IV, S.83ff., abgedruckt; der Ort ist nicht Udeypur, sondern Ödiyüru (Godävaff-Distrikt), der im Jahre 1194/95 oder 1195/96 von den Haihaya-Fürsten Mallideva und Manma-Satya II. verliehen wurde. In der Übersetzung steht nicht das Wort kutumbin, sondern der anglo-indische Terminus ryot (= raiyat). Weber kannte diese Gleichsetzung von kutumbin und ryot aus einer anderen Inschriften-Übersetzung (Ep. Ind. IV, S. 53).

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zugänglich, z.B. auch geneigt, ihre Ersparnisse in Fabriken und Wertpapieren anzulegen. 33 Im übrigen gehören zu den sozial relativ hoch rangierenden landwirtschaftlichen Kasten eine Anzahl hinduisierte Stämme, wie die Jat, Gujar, Koch, einige jetzt als Landbesitzer 5 ansässige alte Reisläuferkasten und verstreute Reste von relativ vornehm geltenden nichtadligen Landwirten. Sonst sind die freien Bauern teils in Zeiten anhaltender Fehden durch Kommendation zu Hintersassen (Pächtern) eines mit der politischen Gewalt im Dorf Beliehenen geworden, gelegentlich auch 10 durch Verschuldung oder einfach durch akute oder chronische Vergewaltigung75'. Die breite Masse der indischen Bauernschaft aber ist nicht aus solchen Gründen, sondern durch das Finanzsystem der Großkönigtümer zu einem reinen Objekt der Rentenerpressung deklassiert worden. Sie konnten als Mitglieder einer „wiedergebore15 nen" Kaste nicht in Betracht kommen. Massenhafte mehr oder minder vollkommen hinduisierte Eingeborenenstämme befinden sich unter ihnen und diese unter die „Vaifya" aufzunehmen hinderten schon rituelle Gründe 76 '. Sie wurden im allgemeinen und wo nicht rituelle | Unreinheitsgründe bestanden als „reine £udra" angese- A 695, B 83 20 hen 77) . In der Art trägt das Kasten-Schicksal der Bauern die Spuren der sozialen Verschiebungen an sich, welche der Fiskalismus des Beamtenstaats nach sich gezogen hatte. Eine Reihe teils ganz allgemeiner, teils spezifisch indischer Bedingungen wirkte zu diesem Schicksal mit. Die soziale Deklassierung der Gemeinfreien im Mit25 telalter des Occidents hing bekanntlich mit ihrem Ausscheiden aus dem Kreise der militärisch trainierten und also militärisch vollwertigen Genossen der Wehrgemeinde und dem Aufkommen der ritter75)

Darüber Baden-Powell, Land System II p. 162ff. ' Inschriftlich (Ep. Ind. IX, S. 277) rühmt sich ein Feudalfürst aus der Gegend von Jodhpur, daß er die Ahir (s[iehe] über diese o b e n h ) 3 4 aus einem Ort gejagt und dort das „Mahajan" etabliert habe, nämlich Brahmanen, prakriti (was der Übersetzer als „Kschatriya" interpretieren möchte) und Vai9ya. | 77) Während von den Vellalar jedenfalls das immer feststand, daß sie nicht zu den £udra f\ 695, B 8 3 gehörten. 76

h In A folgt: S. 627.

3 3 Nach Baden-Powell, Land-systems, Vol. 3, S. 368. 3 4 Oben, S. 67.

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liehen Berufskrieger zusammen. Ökonomisch war dies durch die Volkszunahme und die dadurch und durch allgemeine Kulturbedingungen herbeigeführte steigende Intensität des Ackerbaus verursacht, welche die Arbeitskraft des von der Arbeit seiner Familie lebenden freien Mannes zunehmend ökonomisch mit Beschlag belegte und ihn so ökonomisch „unabkömmlich" für militärische Zwecke machte und pazifizierte. Ihre breite Masse mußte überall zunehmend - im Gegensatz zu den taciteischen Freien 35 - selbst die Hand mit an den Pflug legen. Diese letztere Einzelheit deklassierte nun im Occident, wie sowohl nordische Beispiele 36 wie die römische Cincinnatus-Legende 37 (eine Tendenz-Legende) zeigen, nicht in dem Grade wie dies in Indien wenigstens in historischer Zeit der Fall war. Denn hier traten zu den in der Entwicklung der Agrarverfassung liegenden Umständen, welche den Bauer als solchen deklassieren mußten, andere soziale Momente. Die Entwicklung der Städte und der bürgerlichen Klassen hat zwar überall in der Welt, im Occident in der Antike einschließlich der Juden ebenso wie im Mittelalter, den „Pisang"77a) sozial degradiert, weil er die Konventionen der gebildeten städtischen Gesellschaft nicht mitmachte, dann auch, weil er militärisch und ökonomisch mit ihrer Entwicklung nicht Schritt halten konnte. Der Gegensatz von Stadtvolk (paura) und Landvolk 77a>

„Pisang" von „paysan". 38 Vgl. „paganus" (römisch „Bauer", später auch: „Civilist", christlich: „Heide") und „'am haarez" bei den Juden. |

35 Mit den taciteischen Freien hat Weber die Beschreibung der germanischen Freien in der „Germania" des Publius Cornelius Tacitus gemeint. Feldarbeit wurde nach dessen Angaben dort hauptsächlich von Halbfreien, Sklaven, Frauen und Alten verrichtet. 36 Was Weber mit „nordischen Beispielen" meint, ist nicht klar. Jedenfalls wurde der Ackerbau im frühmittelalterlichen Mitteleuropa und auch in Skandinavien (falls „nordische Beispiele" darauf zielen sollte) nicht als deklassierend angesehen. 37 Lucius Quinctius Cincinnatus war der sagenumwobene römische Diktator des Jahres 458 v. Chr., der vom Pflug weg in sein Amt gerufen worden sein soll (nach Livius, Ab urbe condita, III, 26,8). 38 Pisang ist in der westniederdeutschen Umgangssprache die abwertende Bezeichnung für eine Person; so steht z.B. bei Johan Hendrik van Dale, Groot woordenboek der Nederlandse taal. Met een vitvoerig Supplement door C[ornelis Helenus Adrianus] Kruyskamp, Band 2, 9. Aufl. - 's-Gravenhage: Martinus Nijhoff 1970, S. 1525: een rare pisang, ein komischer Kauz; wat een pisang, so ein gehässiger Kerl, usw. Das Rheinische Wörterbuch, bearb. und hg. von Josef Müller, Band 6. - Berlin: Erika Klopp 1941, Spalte 878f., bezieht sich direkt auf die Ableitung von paysan in der Bedeutung von Bauer: die Bezeichnung Pisang sei schon im 19. Jahrhundert veraltet gewesen, aber im deutschfranzösischen Kriege 1870/71 und im 1. Weltkrieg wieder aufgelebt.

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(janapada) taucht ebenso in indischen Quellen aller Art auf. 39 Aber dazu traten nun die besonderen indischen Verhältnisse. Denn hier ließ die städtische Entwicklung, wie wir sehen werden, 40 bei den pazifistischen Erlösungsreligionen: Buddhisten und, am schroffsten, Jainisten, das Prinzip des „Ahimsa" entstehen: das Verbot der Tötung irgendwelcher Lebewesen. Damit wurde der Bauer, der den Pflug führte und dabei Würmer und Insekten vernichtete, nun auch rituell und also noch weit tiefer deklassiert, als er es auch im Judentum und (antiken und mittelalterlichen) Christentum war, und wenigstens etwas davon blieb haften, auch nachdem die bürgerlichen Erlösungsreligionen wieder verschwunden oder doch zurückgedrängt waren. Die Viehzucht, soweit sie blutige Verrichtungen einschloß, sank tief. Zahlreiche Spezialkulturen, wie Gemüse, Tabak, Rüben und andere, galten aus untereinander verschiedenen rituellen Gründen als degradierend oder geradezu be|fleckend. Endlich aber A 696, B 84 mußte die zunehmende Betonung der literarischen „Bildung" und des „Wissens" als der ständisch und religiös bedeutsamsten Qualifikation an Stelle des magischen Charisma den Bauer am stärksten sozial drücken, eine Erscheinung, die ebenso auch im Judentum und im mittelalterlichen Christentum (z.B. bei Thomas v. Aquin) 41 sich findet 78) . Während die alte Zeit in der Rangfolge der Berufe die Viehzucht voranstellte, dann den Ackerbau und am tiefsten den, bei Bauernvölkern überall verachteten und verdächtigen Handel, vor allem das Geldleihen, stellte79), galt später der Handel als sozial weit überle78)

Im Christentum ist - was oft nicht beachtet wird - der Bauer als solcher erst zu Ehren A 6 9 6 , B 8 4 und zu seiner heutigen Schätzung gekommen, als die Entwicklung des Rationalismus und der Skepsis in den bürgerlichen Klassen die Kirchen darauf hinwies, ihre Macht auf die traditionalistischen Instinkte der Bauern zu stützen. 79) Noch Mahabh. XIII, 60,23 42 und Manu IX, 327. 43 39 Weberfolgt hier Hopkins, Position, S. 74. 40 Siehe unten, S.306ff. 41 Weber betont auch in WuG 1 , S . 269, daß in der spätjüdischen Gemeindefrömmigkeit „Landmann" und „gottlos" einfach identisch waren; und weiter: „Noch die mittelalterlichen Kirchen in ihrer offiziellen Doktrin (Thomas v. Aquin) behandeln den Bauern im Grunde als Christen minderen Ranges, jedenfalls mit äußerst geringer Schätzung." 42 Weber stützt sich auf Dahlmann, Mahäbhärata, S. 1 8 3 - 1 8 4 , der die richtige Textstelle Mahäbhärata XIII, 23, 32, angibt. 43 Die Übersetzung von Manusmrti IX, 327 lautet (Manusmrti, S.400): „For when the Lord of creatures (Pragäpati) created cattle, he made them over to the Vaisya; to the Brähmana, and to the king he entrusted all created beings."

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gen 80) . Dies ist eine radikale Umkehrung der Rangordnung der vedischen Zeit, welche den Kaufmann (pani) 44 nur als einen wandernden, in der Regel stammfremden, Tags feilschenden, Nachts stehlenden, seine Reichtümer in geheimen Aufbewahrungsorten zusammentragenden Mann kennt, der gottverhaßt ist, weil er geizig gegen Götter (im Opfern) und Menschen (insbesondere heilige Sänger und Priester) ist und dessen „gottlose Schatzkammern" eben deshalb im Kontrast zu den Horten des Adels' stehen, der die Hände jener Klassen füllt. „Ari", der Reiche, Mächtige, hat daher eine böse und eine gute Bedeutung, wie Pischel und Geldner (III p . 7 2 f . ) 4 5 bemerkt haben. Er ist der gesuchteste, gehaßteste und beneidetste Mann, der Mann, mit dem man sich nicht vertragen kann, fett und hochmütig: besonders wenn er keine oder andere Sänger und Priester bezahlt als den betreffenden. E r soll schenken, immer wieder schenken, und tut er dies, so ist er der Liebling der Götter und Menschen. Aber der Kaufmann tut dies eben nicht. Immerhin kennt schon der Atharvaveda 81) ein Gebet um Vermehrung des Geldes, mit welchem der Kaufmann auf den Markt kommt, um Geld mit Geld zu erwerben, und die aller primitiven Religiosität eigne Verklärung des Reichtums, der - nach dem Rigveda 82) - den Himmel zu erwerben gestattet, gibt selbst den £udra Einfluß. Denn auch von ihnen nimmt der Priester Geld. Das Odium des Handels schwand in der Zeit der Städteentwicklung völlig. Geldbesitz und Händlertum, die typischen Vaifya-Qualifikationen des indischen Mittelalters und noch der Gegenwart, haben aber auch dann in ihrem Kastenrang noch starke Peripetien 80> Der Viehzucht gegenüber schon deshalb, weil diese Verrichtungen wie die Vornahme der Kastration bedingt. 8 I ) III, 15.46 Indra gilt geradezu als Kaufmannsgott. 82> VIII, 13,5. 4 7 |

i B: Aedls 44 Weberfolgt hier Dahlmann, Mahäbhärata, der, S. 192, über den ausländischen Händler Brbu schreibt. 45 Gemeint ist Pischel/Geldner, Vedlsche Studien, Band 3, S. 72-97. 46 Bei der Angabe der Textstelle Atharvaveda III, 15, ist Weber Zimmer, Altindisches Leben, S. 285, gefolgt. 47 RgvedaVIll, 13,5 ist eine Anrufung Indras, Reichtum zu gewähren.

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durchgemacht. Es ist höchst auffallend, daß eine in der Zeit der Gildenmacht und Städteblüte hier (wie im Occident) so angesehene Kaste wie die Goldschmiede, die noch heute in einzelnen Gebieten geradezu | den ersten, fast Brahmanen-Rang einnehmen, in nordin- A 697, B 85 dischen Quellen als der Typus einer verworfenen Betrüger-Zunft galten83). Ebenso sind einige andre bengalische Händlerkasten, welche in der Zeit der Entstehung der Großkönigtümer als Geldgeber der Fürsten im Zenith der Macht standen, später degradierte £udraKasten, und es wird berichtet, 473 daß Konflikte mit den Sena-Königen, vor allem mit Vallala Sena, welcher bei modernen Rangerhöhungsansprüchen von Kasten fast stets das Odium des Umsturzes des alten Kastenranges zu tragen hat, den Anlaß dazu gaben. Gut bezeugt und innerlich glaubhaft schon an sich ist, daß die Aufrichtung der patrimonialbürokratischen Herrschaft auch hier, wie in den Adelskasten, starke Verschiebungen gebracht, und daß die heutige Kastenordnung in Bengalen die Spuren einer Katastrophe, in andern Gebieten einer Verkümmerung oder stagnierenden Entwicklung der Bürgermacht an sich trägt, welche die Grenzlinie zwischen Vai?ya und £udra vielfach verwischte. Die heutigen Händlerkasten hohen Ranges sind nur zum Teil alte städtische Kaufmannskasten. Zum andern sind sie aus monopolistischen Handelsorganisationen herausgewachsen, welche die patrimoniale Fürstenmacht ins Leben rief. Andrerseits ist bei weitem nicht jede Händlerkaste eine Kaste hohen Ranges. Ein Teil von ihnen sind geradezu unrein und wahrscheinlich aus Paria-Stämmen, welche den betreffenden Handel monopolisierten, erwachsen. Auch hier spiegelt sich die Verwaltungsgeschichte in den Kastenverhältnissen. Das Eindringen der „Geldwirtschaft" in Indien erfolgte etwa gleichzeitig mit dem Aufstieg des Hellenentums im Handel des Occidents. Längst vorher bestand Seehandel und Karawanenhandel nach 83)

So z. B . im Arthasastra des Kautaliya in der Fassung Chanakya's k . 47b

k A, B: Chanaukya's

47a Weber bezieht sich auf Das, Vaisya caste, S. 99-120. 47b Weber folgt hier Shamashastry, Policy, S. 56. Zu Webers Vorstellung über zwei verschiedene Personen namens Kautalya und Cänakya sowie zur Namensform Kautaliya siehe oben, S. 136, Anm. 72.

A 697, B 8 5

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Babylon und, später, Ägypten. Wie in Babylonien die Schaffung von gemünztem Geld, d.h. irgendwie signierten, später geprägten oder gegossenen Metallblöcken bestimmten Gewichts zunächst eine private Angelegenheit der großen Händlerfamilien blieb, deren Prägung Vertrauen genoß, so in Indien 84 '. Noch die Herrscher der Maurya-Dynastien, auch Agoka, haben keine Münzen selbst geprägt. Erst der Zufluß hellenistischen und römischen Edelmetalls veranlaßte die Großkönige des ersten nachchristlichen Jahrhunderts dazu, während im Innern des Landes die alten Privatmünzen und Münzsurrogate noch lange im Umlauf blieben. So wenig wie in A 698, B 86 Babylonien | hat in Indien das Fehlen der staatlichen Münzprägung die Entstehung des kapitalistischen Handels und des politischen Kapitalismus gehindert. Etwa vom 7. vorchristlichen Jahrhundert angefangen hat fast ein Jahrtausend lang die kapitalistische Entwicklung sich ausgebreitet. Es taucht der „Markt" auf und wird Mittelpunkt der Verwaltung: die Dörfer ohne Markt (mouza) waren noch unter der Mahrattenherrschaft der kusba1, dem Marktflecken (einer Art von Metrokomia im spätantiken Sinn) angegliedert. 48 Die Städte verloren ihren anfänglichen Charakter als lediglich fürstlicher Festungen (pura, nagara). Sie legten sich - namentlich an der See einen Stadtteil zu, der sich in seiner Gliederung zum alten Fürstensitz und dessen Form so verhielt, wie in Italien der Mercato, der ökonomische Markt: der Platz, wo man verkauft und einkauft, zur Piazza Darüber Kennedy J . R . A . S . 1898 p . 2 8 1 . 4 9 Kurzer Abriß der indischen Münzgeschichte im Imp. Gazetteer, The Ind. Empire Vol. II ch. IV p. 137f.: Silber, das heutige Währungsmetall Indiens, wurde dort gar nicht, Gold, das Prägungsmetall der Großkönige der ersten Jahrhunderte, nur in geringem Umfang produziert. 5 0 D i e aus dem Handel mit dem Westen herrührenden Edelmetallschätze, von deren Umfang die Beuteziffern der Mohammedaner einen Begriff geben, dienten dort wesentlich der Hortbildung, obwohl es vielleicht nicht zufällig ist, daß eine der Blüte- oder auch: Nachblüte-Periode der Gildenmacht (2. Jahrh. n.Chr.) mit dem starken Geldimport aus dem Römerreich und der Prägung von aurei des römischen Typus zusammenfiel. |

I A, B: kusha

48 Weberfolgt hier Duff, Mahrattas, I, S. 28. 49 Gemeint ist Kennedy, Early commerce, S. 281. 50 Weber zitiert Smith, Numismatics, S. 136: „Silver was never produced to any considerable extent in India, but has always been, as it still is, one of the chief items in the list of imports."

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(del campo della signoria), dem Platz, auf welchem das Aufgebot gemustert und Turniere abgehalten werden (am klarsten in der Duplizität der Plätze im Grundriß noch des heutigen Siena vor und hinter dem Palazzo Pubblico erhalten), oder wie die Doppeltheit der 5 Burg (Kasbah) und des Marktes (Bazar) in islamischen Städten 85) . In die Stadt waren die reichen Adligen gezogen, um dort ihre Renten zu verzehren. Nach einer Chronik 51 sollte nur^,] wer 1 Kror = 100 lakhs (die Einheit, nach welcher die Großpfründen bemessen wurden, entsprechend der Zahl der Dörfer, deren Renten sie enthielten) 10 besaß, in der Stadt 52 wohnen dürfen 86) . Neben die Grundrentner trat nun die Vermögensakkumulation durch Handel. Die typische Organisation des Karawanenhandels unter Karawanenvorstehern findet sich, und die Gilden (?reni, später: gana) der Händler traten an Macht zunehmend neben die Ritterschaft und den 15 Priesteradel. Der König wird von den Gilden finanziell abhängig, er hat nur das Mittel, sie zu entzweien oder zu bestechen. Schon im Epos 87) spricht er nach einer Niederlage seine Besorgnis vor ihnen (außer vor seinen Verwandten und den Priestern) aus. In einzelnen Städten trat an die Spitze der Gilden und als Vertreter der Interessen 20 der Bürgerschaft gegenüber dem König ein gentilcharismatischer Chef, dem die Ältesten der Gilden („Marktherrn") als Ratsbehörde

85) So wird die Tamil-Stadt Kaviripaddinam kurz vor unserer Zeitrechnung beschrie- A 6 9 8 , B 8 6 ben. 5 3 In der Händlerstadt befinden sich die meisten Warenhäuser und Gewerbe und sind die Yavana- (occidentalen) Kaufleute angesiedelt, in der Königsstadt die Luxusgewerbe, die Brahmanen, Ärzte, Astrologen, Barden, Schauspieler, Musikanten, Blumenstraußmacher, Perlenschnurmacher, Grundrentner. Zwischen beiden liegt der Marktplatz. Die Tamil-Könige hielten römische Söldner (vgl. V. Kanakasabhai, The Tamils 1800 years ago, Madras 1904). 86) Ind. Ant. XIX (1890) p. 231 f. 5 4 87) III, 249, 16. XII, 54, 20. Vgl. W. Hopkins, The social and military position of the ruling castes in ancient India. J. of the Am. O.S. XIII, p . 5 7 f f . 5 5

51 Mit dieser Chronik ist die PattävaiT („Kette von Tafeln") gemeint, die Teil des im 19. Jahrhundert entstandenen Jaina-Werkes Ajnänatimirabhäskara (Verfasser: Ätmäräm Änandavijaya) ist. 52 In Webers Quelle (Hoernle, PattävaiT, S. 235) ist von einem Kror von suvarna (Goldmünzen) die Rede, aber nicht von der Stadt, sondern von einem befestigten Platz (durga). 53 Weber bezieht sich auf Kanakasabhai, Tamils, S. 2 5 - 2 7 . 54 Gemeint ist Hoernle, PattävaiT, in: Ind. Ant. XIX (1890); der Aufsatz beginnt dort auf S. 233. 55 Gemeint sind Mahäbhärata III, 249,16, und XII, 54, 20, sowie Hopkins, Position, S. 81 f.

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zur Seite standen 88) . Die drei vornehmen Stände waren nun: weltlicher und geistlicher Adel und Händler, und diese galten oft als | A 699, B 87 gleichwertig, hatten nicht selten Konnubium untereinander und verkehrten mit dem Fürsten auf gleichem Fuß. Die Kaufleute finanzierten die Kriege der Fürsten und ließen sich von ihnen, einzeln oder als Gilde, Herrschaftsrechte verpfänden oder verleihen. Und wie das „commune", die Eidverbrüderung der Herrenstände, im m Occident, namentlich in Frankreich," 1 auch auf das Land übergriff, so findet sich Ähnliches auch in Indien 89 '. Die Bildungs-Aristokratie der Priester, der Ritteradel und die bürgerliche Plutokratie konkurrierten miteinander um den sozialen Einfluß, und selbst reiche, d. h. am Handel beteiligte Handwerker verkehrten mit den Fürsten. Zwischen wenigstens einem Teil der Handwerke scheint Freiheit der Berufswahl bestanden zu haben. Es ist die Zeit, in welcher Leute aller Klassen, selbst £udra's, es zum Erwerb der politischen Herrschaft bringen konnten. 56 Die entstehende patrimoniale Fürstenmacht mit ihrem disziplinierten Heer und ihrem Beamtenstabe empfand die Machtstellung und finanzielle Abhängigkeit von den Gilden zunehmend unangenehm. Wir hören, daß einem bengalischen König ein Vanik (Händler) ein Darlehen für Kriegszwecke mit dem Bemerken verweigerte: das Dharma des Fürsten sei nicht Krieg zu führen, sondern den Frieden und die friedliche Wohlfahrt der Bürger zu schützen. Mit dem Hinzufügen jedoch: daß das Darlehen gleichwohl vielleicht gegeben werden könne, falls der König ein geeignetes Schloß als 88)

So in Ahmadabad". 5 7 | A 699, B 87 Eine Gilde hat die Verwaltung eines Bezirks in den Händen; Ind. A . XIX, 145 (Inschrift aus dem 7. Jahrh.). Die Mahajanas eines Dorfs mit ihrem Vorstand an der Spitze erhalten eine Steuer aus dem Dorf verliehen für die Anlage einer Zisterne; Ind. Ant. XIX p. 165. 5 8 89)

m Kommas fehlen in A.

n A, B: Ahmadhabad

56 Mehrere indische Dynastien zählten ihrer Herkunft nach zu den Südras. 57 Nach Hopkins, India, S. 176ff., und Coomaraswamy, Craftsman, S. 9. 58 Beide Quellenangaben beziehen sich auf Fleet, Sanskrit and Old-Kanarese inscriptions: Die erste Inschrift (No 186 bei Fleet, S.145) ist eine des Westlichen CälukyaHerrschers Vinayäditya (681 - 6 9 6 ) . Die Verleihung von Steuern an Mahajanas wird in einer Inschrift (No 188 bei Fleet, S. 165) des Westlichen Cälukya-Herrschers Jayasimha III. (1015-1043) vom 9.11.1040 erwähnt.

I. Das hinduistische soziale

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Pfand zu geben vermöge. Der schwere Grimm des Königs, wird dann weiter erzählt, entlud sich bei einem Bankett, als die Händlerkasten sich weigerten, den ihnen vom Hofmarschall angewiesenen Platz inmitten der £udras anzunehmen und sich protestierend entfernten. Auf die Mitteilung des Beamten vom Geschehenen degradierte der König diese Kasten unter die £udras°. Was an dieser konkreten Erzählung des pVallala Charita p90) Wahres ist, bleibe ganz dahingestellt: typische Spannungen berichtet sie offensichtlich. Der Gegensatz des fürstlichen Beamtentums gegen die Macht der bürgerlichen Plutokraten war naturgegeben und spricht sich auch in jener Verdammung der Goldschmiede, welche teils Träger der alten privaten Münzprägung gewesen sein mochten, teils sicher Darlehnsgeber der Fürsten waren, im Kautaliya Arthasastra aus. 59 Dem Bürgertum wurden nun, neben seiner zweifellosen numerischen Schwäche, gewisse spezifisch indische Umstände im Kampf gegen die patrimoniale Fürstenmacht verhängnisvoll. Zunächst der absolute Pazifismus derjenigen Erlösungsreligionen, welche etwa gleichzeitig - wir werden später sehen, | in welchem Sinn vielleicht in Kausalverknüpfung A 700, B 88 - mit der Entwicklung der Städte sich ausgebreitet hatten: des Jainismus und Buddhismus. Dann aber die, wenn auch noch nicht stark entwickelte, aber doch vorhandene Kastengliederung. Beide standen der Entwicklung der Militärmacht des Bürgertums im Wege, der Pazifismus prinzipiell, die Kasten, indem sie, 60 wie wir sahen, die Entstehung einer Polis oder eines „commune" europäischer Art hemmten. Es konnte daher weder das Hoplitenheer der antiken Polis entstehen, noch das Zunftaufgebot und die Condottierenheere 901 Sie ist wiedergegeben in der Schrift von qChandra Das, Q The Vaisya Caste, 1. The Gandhavaniksr of Bengal (Calcutta 1903), 61 einem typischen Erzeugnis der durch die versuchte Feststellung der Kastenrangordnung im Zensus von 1901 entstandenen Literatur. |

o A: Çudra's varniks

p A, B: VellalaChanta

q A, B: Chaudre Dus;

r A, B: Gandha-

59 Hier folgt Weber Shamashastry, Policy, S. 56: „Goldsmiths were regarded as the most dishonest of people, given to open robbery." Die weiteren Ausführungen Shamashastrys, auf die sich Weber hier stützt, haben ihre Grundlage in KautilTya-Arthasästra II, 14, 32. 60 Oben, S. 94ff. 61 Weber bezieht sich auf die Wiedergabe bei Das, Vaisya caste, S. 1 0 7 - 1 1 0 und 115-117.

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der mittelalterlichen Städte des Occidents, welche beide die Träger der jeweils höchsten militärischen Technik wurden: das Heer der Florentiner hat zuerst in Europa, soviel bekannt, Feuerwaffen verwendet. 62 Megasthenes kannte die „sich selbst beherrschenden" Städte 91) . Vai9ali war s.Z. eine Freistadt: ein Rat der 5000, d.h. aller derjenigen, welche einen Elefanten stellen konnten, beherrschte sie durch einen uparaja s (Vizekönig) als Beamten 92 '. Das Epos 63 kannte die königlosen Länder auch, sie galten ihm aber - entsprechend der Interessenlage der vom Königtum ökonomisch und sozial abhängigen Priester - als unklassisch: man soll in ihnen nicht leben 93) . Ansätze von „ständischen" Rechten finden sich. Die alten Versammlungen (Samiti und Sabha) des Volks zwar waren entweder Heeresversammlungen oder aber von Anfang an - wie im Epos - Gerichtsversammlungen, in welchen charismatisch oder durch ihre ÄltestenStellung qualifizierte Gesetzessprecher das Recht auslegten: ohne diese gilt die Versammlung dem Epos nicht als rechtmäßige Sabha 94) . Im Epos fragen die Könige ihre Verwandten und Freunde um Rat; die Edlen, in Wahrheit: die höchsten Beamten, bilden bereits den königlichen Rat. Erhebliche Einschränkungen der königlichen Machtstellung hatten sich aber in Südindien im Mittelalter erhalten: Repräsentativ-Versammlungen mit Rechten nach Art unserer StänA 700, B 8 8

91)

Dazu vgl. Lassen, J.A. III, 727 und 786. 64 Für alles Folgende vgl. Hopkins im Journal of the Am. O. S. (1890) XIII p. 57ff. 6 5 93 > XII, 67, 4ff. 6 6 94) V, 35,58. 6 7 92>

S A, B: uparaya

62 Weber bezieht sich auf Davidsohn, Robert, Geschichte von Florenz, Band 3. - Berlin: E. S. Mittler & Sohn 1912, S. 758f. 63 Mit dem Begriff Epos meint Weber wie Hopkins, Position, das Mahäbhärata, das er auch in den folgenden Fußnoten nach Hopkins zitiert. 64 Weber hat das Werk von Lassen nicht benutzt, sondern sich hierauf Hopkins, Position, S. 136, Anm4, gestützt, der die richtigen Angaben macht: Lassen, Indische Alterthumskunde II, 727 und 86 (Webers Seitenangabe 786 ist offensichtlich ein Mißverständnis). In dieser Fußnote nimmt Hopkins auch auf die Stadt VaisälT Bezug. Hopkins führt ebd. auch gestützt auf Lassen die Stellen aus Megasthenes-Fragment 1,24, S.405, a; Fragment 25, S. 421, a, und Fragment 35, S. 428, b - an. 65 Gemeint ist Hopkins, Position. 66 Zählung nach Hopkins, Position, S. 136, Anm. §. 67 Nach Hopkins, Position, S. 149.

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de. In den Städten finden sich im Epos Älteste der Stadt95) und Bürger (paurah 96) ) neben den mit zunehmender Schreiberverwaltung als Beamte immer mehr hervortretenden Priestern erwähnt, welche in den späteren Partien des Epos fast allein die Ratgeber des Königs sind. Die Stadt ist nun „ein Ort wo gelehrte Priester sind"97)[,j etwa so wie die altmittelalterliche civitas ein Bischofssitz war. In der Stadtverwaltung verwendet der König in bestimmter Quote auch Beamte aus der Vaifya-Kaste, wenn sie „reich", und aus der QudraKaste, wenn sie „tugendhaft" sind (diese offenbar als Leiturgie- oder Steuer-Kollekteure | der Zünfte 98 '). Immer aber sind es königliche A 701, B 89 Beamte, die jetzt verwalten. Es ist, soviel bekannt, nirgends in dauernder und typischer Art eine republikanische Stadtverwaltung occidentaler Art durchgebildet worden, so weitgehende Vorstufen dafür vorhanden waren. Jedenfalls in der Masse aller indischen Städte blieb stets der König und sein Beamtenstab Herr, so weitgehende Rücksicht sie sich im Einzelfall gegenüber der Macht der Gilden auch auferlegen mochten. Aber diese Macht war und blieb eben in aller Regel eine reine Geldmacht, hatte keine eigene Militärorganisation hinter sich und mußte daher, sobald die Fürstengewalt ihr Interesse darin fand, sich auf Priester und Beamte zu stützen, zusammenbrechen. Die Kapitalmacht war auch hier groß, so oft zahlreiche Kleinfürsten sich um die Unterstützung durch ihre Finanzkraft bewarben: den Großkönigtümern gegenüber konnte sie sich dauernd nicht behaupten, - ein im Kleinen wie im Großen überall sich wiederholender Vorgang. - Dazu trat die innere Überlegenheit der von den Brahmanen und Königen gegen die Gildenmacht ausgespielten Kastenorganisation gegenüber jener. Die Kaste

95)

96

V 2 7. 68

> 1,221,31.69

97

> III, 200,92. 7 0 I

98)

XII, 88, 6-9; 118, Iff.71

6 8 Nach Hopkins, Position, S. 151, Anm. *. 6 9 Nach Hopkins, Position, S.151, Anm. *. Pauräh ist der Plural von paura, „Städter"; diese Form hat Weber von Hopkins, Position, S. 151, Anm. *, entlehnt. 7 0 Nach Hopkins, Position, S. 77, Anm. *. 71 Weber zitiert die Textstelle Mahäbhärata XII, 8 5 , 6 - 9 , sowie Mahäbhärata XII, 118,1 ff. nach Hopkins, Position, S. 95.

A 701, B 89

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Hinduismus und Buddhismus

verfügte gegenüber widerspenstigen Mitgliedern über das Mittel der Exkommunikation, und es ist bekannt, welche Rolle die Überlegenheit geistlicher Zwangsmittel 1 wirtschaftshistorisch auch in unserem Mittelalter gespielt hat. Eine Gilde, welche ihren Verfügungen, z.B. über Innehaltung der Konkurrenzschranken unter den Gildeleuten, Nachachtung verschaffen wollte, konnte dies, wenn diese verschiedenen Kasten angehörten, letztlich oft nur, indem sie sich an diese mit der Bitte um Anwendung ihrer Zwangsmittel wendete oder den König anrief 9 9 '. Nach Unterwerfung der Gildenmacht haben die Könige vielfach ihrerseits einzelne Händler als Königskaufleute mit weitgehenden Monopolen im merkantilistischen Interesse ausgestattet und ihnen dabei oft hohen Rang verliehen, ganz wie wir dies in der Neuzeit auch im Occident kennen. Aber die alte Selbständigkeit der Gilden und ihre Stellung als Vertreter der Bürgerschaft gegen den König war dahin. Sie hat übrigens auch schwerlich überall in Indien bestanden. Unter der Mahrattenherrschaft war zwar der „Markt" Verwaltungszentrum, aber jeder Markt für sich, also waren in den Städten, wenn mehrere Märkte bestanden, die einzelnen Stadtteile mit ihrem Markt ein jeder wie ein ländlicher Marktflecken (kusba 3 ) gesondert organisiert. Von eigentlicher „Selbstverwaltung" occidentaler Art war keine Rede. Von der alten Stellung der Gilden und privilegierten „königlichen" Kaufleute blieben in einigen Teilen Indiens, so namentlich im Süden, im Mittelalter gewisse soziale Privilegien und auch Monopole bestehen, deren Inhalt im einzelnen nicht bekannt ist, die sich aber allmählich in rein titulare Ehrenvorrechte auflösten 100 '. I 99)

Vgl. Imper. Gazetteer V, p. 101 für Ahmadabad.72 Tamil-Könige verleihen die Rechte des Anjuvannamb und Manigramam0 in einer A 702, B 90 Stadt an fremde Kaufleute (in einem Fall an einen Juden): Ep. Ind. | III p. 67, IVp. 290f. 73 100)

t B: Zwangsmitte

a A, B: kuscha

b A, B: Aujuvannam

c A, B: Manigranam

72 Diese Stellenangabe aus d e m Imperial Gazetteer hat Weber vermutlich von Coomaraswamy, Craftsman, S. 12f., entlehnt. 73 In Ep. Ind. III, S. 67, ist eine Inschrift des Kerala-Herrschers Bhäskara Ravivarman (961 - 1 0 1 9 ) aus dem Jahre 996 publiziert, der dem Juden Isuppu Irappän (Yosef Rabbän) das Recht des Anjuvannam ("Fünf Kasten") verlieh, was wahrscheinlich ein Stadtviertel meint, in dem fünf Klassen von Handwerkern (Aifi-Kammälar) wohnen. Die in Ep. Ind. IV, S. 2 9 0 - 2 9 7 , publizierte Inschrift ist die des Kera|a-Königs Vira Räghava (Anfang des 14. Jahrhunderts).

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D i e Deklassierung vieler Händlerschichten, das A u f k o m m e n neu- A 702, B 90 er, im monopolistischen System der Patrimonialfürsten verwendeter 1 0 ^, spiegelt sich noch in der heutigen Stellung der Händlerkasten Indiens. R e s t e der alten Gildenverfassung und auch des „ M a h a 5 j a n " 1 0 2 ) , der Gildenverbrüderung d , bestehen in Teilen von G u j a rat 1 0 3 ) . Soweit nicht bestimmte Sekten, wie die Jainas, in einer tatsächlich kastenähnlichen Organisation im Besitz des Handels sich erhalten haben - w o v o n in einem späteren Kapitel zu sprechen ist 7 5 bestehen einige dem alten Handelsstand, den Vaniks, angehörige 10 Kasten noch heute im alten Rangverhältnis. Dahin gehören vor allem die B a n i y a e , welche überall, namentlich aber in Westindien, Der genaue Inhalt der Rechte scheint nicht feststellbar. Das erste, das „Fünf-KastenRecht", könnte sowohl die Mitgliedschaft in einer Mahajan-Korporation' der Handwerker nach nordindischer Art wie ein Handelsmonopol gegenüber den 5 Handwerken bedeuten. Diese „5 Handwerke" selbst sind wohl zweifellos die von den legendären 5 Söhnen des Handwerkergottes Yisvakarma geübten: Eisen-, Holz-, Kupfer- und Messing-, Stein-, Gold- und Silber-Arbeiten, von denen weiter unten 76 noch zu reden sein wird. - Im zweiten Fall werden ausdrücklich gewisse Gewerbe als dem beliehenen unterworfen und er selbst77 als „Stadtherr" bezeichnet und ein Kommissionär-(Verlags?)-Monopol neben Steuerfreiheit als in seinem Privileg enthalten erwähnt. Im übrigen sind mit diesen Stellungen bestimmte Revenüen und Ehrenrechte: Festkleider, Sänften, Schirme, Lampen, Musik usw. verbunden. 101 ' So die Kaste der Lamanis oder Vanjaris 9 , auch Banjaris genannt, in der Bombay Presidency, ein wandernder Gaststamm, der s.Z. den Salz- und Kornhandel in den Hindustaaten des Westens in Händen hatte und den Armeen folgte (im 16.Jahrh. erwähnt), vielleicht eine der Quellen der heutigen Vania-(Bania-)Kaste. 78 102) Der Name Mahajan = „popolo grasso", „big people", war durchaus nicht auf Gilden beschränkt. Die Inschriften zeigen im Gegenteil, daß er ursprünglich schlechthin „die Vornehmen", auf dem Lande die Brahmanen und daneben unter Umständen die anderen wiedergeborenen Kasten, bezeichnete. Aber in den Gildenepochen und Gildenstädten war es deren Bezeichnung und in verschiedenen Gegenden namentlich des westlichen und zentralen Nordindiens gibt es noch heut Händler-Unterkasten, welche ihn für sich mit Beschlag belegen. 103) Darüber ist der vorzügliche Aufsatz von W. Hopkins über die Gilden in seinem „India old and new" zu vergleichen.79 d A: Gildverbrüderung Vanjanis

75 76 hat 77 78 79

e A, B: Bhaniya

f A: Mahajan-Korperation

g A, B:

Unten, S. 319ff. Unten, S. 176. Die Bemerkungen über die „5 Handwerke" und den Gott Visvakarma Weber von Coomaraswamy, Craftsman, S. 7 1 - 7 2 , entlehnt. Gemeint ist der Gott Visvakarma. Nach Census 1911, VII, P. 1, S. 282. Vgl. oben, S. 92, Anm. 31.

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verbreitet, im Ganzen korrekte Hindus (Vegetarier und Alkoholabstinenten) sind103a) und den heiligen Gürtel tragen, während in Bengalen, dem Gebiet striktester patrimonialbürokratischer Organisation durch die Sena-Könige, gerade die alten Händlerkasten der Gandhabaniks und Subarnabaniks seit jener Zeit im Range tief gesunken sind. Die ökonomisch neu hochkommenden Kasten der A 703, B 91 Spirituosenhändler sind trotz ihres | zum Teil erheblichen Reichtums aus rituellen Gründen fast nirgends auf gleichem Fuß mit den alten Händlerkasten zugelassen. Es kann hier in Einzelheiten nicht eingegangen werden. Das Gesagte zeigt, wie sehr die heutigen VaigyaKasten die Spuren der historischen Schicksale Indiens und seiner politischen Verfassung, insbesondere der Schicksale seines „Bürgertums", an sich tragen. Auf der anderen Seite spielt als ein Rest der alten Feudalzeit in die Gegenwart hinein der meist relativ günstige Kastenrang solcher Berufskasten wie der Barden104>, Astrologen, Genealogisten, Horoskopsteller, die an jedem Fürstenhof und in jeder vornehmen Familie der Vergangenheit - heute für breite Schichten auch der brahmanenfeindlichen Unterkasten - unentbehrlich waren. Sie gehören fast überall zu den Wiedergeborenen und rangieren oft noch vor der Vaifya-Klasse. Die hohe Rangstellung der schon erwähnten Bildungsaristokratie der Baidya (Ärzte) hängt natürlich ebenfalls mit ihrer Beziehung zu den vornehmen Häusern zusammen. Der Vai?ya-Rang wurde und wird heute von nicht wenigen Kasten in Anspruch genommen, welche früher Handwerkerkasten waren oder auch noch sind, dann insbesondere, wenn sie eigenen Rohstoff auf Vorrat verarbeiten und ihr Produkt frei verkaufen 105) , was ihnen

103a) Sie haben immerhin ihr Ritual derart geändert, daß es ihnen das dem Hinduismus, wie noch zu besprechen, verdächtige Reisen nach auswärts gestattet. Das Maß der Anpassungsfähigkeit an die modernen Verhältnisse ist bei den Händlerkasten je nach ihren Kastenregeln verschieden, je nachdem sie z.B. Filialen gründen und die Kundschaft bereisen können. Die Baniya h vor allem sind darin ziemlich ungebunden, daher „moderner" als andere Kasten. 00 | 104) A 703, B 91 So die weitverbreitete Kaste der Bhats. 105) Das persönliche Erscheinen auf dem Markt galt dagegen bei guten Kasten als degradierend und führte gelegentlich zur Kastenspaltung.

h B: Bhaniya

80 Nach Census 1911, VII, P. 1, S. 307.

I. Das hinduistische

soziale

System

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die höfliche Anrede „Vanik" (Händler) einzutragen pflegt. Wir stehen damit an der Grenze des Gebiets, welches die fwiZra-Kasten besetzt halten. Diese Kasten waren Träger des indischen Gewerbes106^. Unter ihnen heben sich zwei Gruppen hervor. Zunächst eine insofern sozial, das heißt: rituell, degradierte, als Brahmanen von ihnen kein Wasser nehmen, oder, wo - im Süden - dies Merkmal fortfällt, weil jede Kaste nur von Kastengenossen Wasser nimmt, ihnen nicht als Hauspriester dienen. Diese Klasse umfaßt, neben sehr verschiedenen Bestandteilen, zunächst und vor allem das alte Dorf-Gewerbe, also die vom vollen Bodenbesitz ausgeschlossenen, auf Gartenland und Deputat oder Lohn gesetzten Handwerker und Arbeiter, welche zur Ergänzung der Hauswirtschaft des Bauern von Anbeginn der Siedlung an unentbehrlich waren. Ihnen gleichgestellt waren und sind die andern auf Deputat gesetzten Gemeindediener107), zu denen oft auch die Dorfpriester gehörten. Es darf wohl angenommen werden, daß sie den historischen Kern der alten, von Grundbesitz im Dorf ausgeschlossenen £udra-Klasse bildeten. Ihnen gleichgeordnet sind von interlokalen Gewerben regelmäßig die großen alten Weber-Kasten. | Sodann die Schneider, meist die Top- A 704, B 92 fer 107a) , Teile des Hausierhandels und die Spirituosenhändler und Ölpresser, endlich zahlreiche Kasten von Landarbeitern und Kleinbauern. Diese Ungenossen des Dorfs bildeten in größern Orten, wo sie zahlreich genug waren, zuweilen eine Sondergemeinschaft, mit einem besonderen patel, den das vornehmste Gewerbe, z.B. die Zimmerleute, stellte108'. Ihnen übergelagert findet sich eine andere, 106) Zum Nachfolgenden vgl. die kleine, gutes mir unzugängliches Material zitierende, Schrift von Ananda K. Coomaraswamy ( D . s c . ) , The Indian craftsman, Probsthain Ser. London (W. C. 41, Great Russell St.) 1909. ml) Die Zusammensetzung dieser Gewerbe war lokal überaus verschieden, wie erneut zu betonen ist. | 107a) j-j er Kastenrang der Töpfer ist sehr verschieden, je nachdem sie an der Scheibe A 7 0 4 , B 9 2 arbeiten oder die Form gebrauchen, Ochsen halten oder den stets degradierenden Esel verwenden. 108) Einen solchen Fall zitiert Coomaraswamy a. a. O . 8 1 S. 4 aus der mir unzugänglichen Schrift von Wedderburn', k „The Indian Raiyat as member of the Village Community" \ London 1883.

i A, B: Weddeburn

k Anführungszeichen fehlen in A.

81 Gemeint ist Coomaraswamy, Craftsman. Die Arbeit des Mitinitiators des Indian National Congress, William Wedderburn, wird dort, S. 3f., ohne Seitenangaben zitiert.

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Buddhismus

wesentlich weniger degradierte, als „rein" geltende Schicht. Neben einer ganzen Reihe von Bauern-Kasten, die in den einzelnen Gebieten sehr verschiedenen Rang einnehmen und quantitativ die Masse dieser Klasse bilden, findet sich unter ihnen in ziemlich typischer Art eine qualitativ wichtige Kategorie von Kasten: die sogenannte Nabasakh- oder Neun-Teile-Gruppe. Sie bildeten offenbar den Kern der sogenannten Sat?udra („reine" £udra). Die Berufe dieser Gruppe umfassen städtisches Gewerbe und städtischen Handel: Betel-, Parfüm-, Öl-Verkäufer, Zuckerbäcker, Gärtner, zuweilen Töpfer. Ihnen gleich oder übergeordnet stehen die Gewerbe der Gold- und Silberschmiede, Lack-Arbeiter, Maurer, Zimmerleute, Seidenposamentiere und eine Reihe ähnlicher spezifische Luxus- oder Stadtgewerbe. Andere Kasten gehören kraft zufälliger historischer Umstände dazu109). Ebenso gibt es £udra-Kasten von Hausdienern verschiedener Art, welche als „rein" gelten. Die Ratio dieser Klassifikation war offenbar nicht einheitlich. Zu einem Teil sprachen rein praktische Nötigungen mit. Einen Mann, der ganz persönliche Dienste leisten, die Person des Kunden berühren und versorgen sollte, wie ein Hausdiener oder Barbier es tut, konnte man nicht gut in eine unreine Kaste verweisen. Zu einem anderen Teil dürfte die Ansicht im Rechte sein: daß die erst mit der Entwicklung der Städte entstandenen Handwerker, weil sie nicht Dorfhörige waren, von Anfang an diesen „Knechten" sozial übergeordnet und deshalb auch rituell privilegiert waren110). Die am städtischen Detailverkehr teilnehmenden Gewerbe waren in der Tat schon um dieser persönlich unabhängigen ökonomischen Stellung willen in sozial günstiger Lage. Sie A 705, B 93 waren überdies vielfach in den Gilden der Städtezeit mit organisiert, 1091

Zur Nabasakha-Gruppe gehörten in Bengalen, wo sie 190116,4% der Bevölkerung ausmachte, ursprünglich (und machen noch jetzt 84% ihres Bestandes aus) folgende Kasten: 3 Bauernkasten (die Baruis, Malakar1 und Sadgop), die Schmiede und verwandte Metallarbeiter (Kamar); Töpfer (Kumhar), Barbiere (Napit), Konfektmacher (Mayra), Weber (Tanti), Ölpresser (Teli). Die Stellung der Weber und Ölpresser ist meist, die der Töpfer oft wesentlich niedriger. 82 uo) Über die Scheidung der alten und neuen Klassen von Dorfbediensteten, die ebenfalls mit dieser Entwicklung zusammenhängt, s. oben m Anm. 31 S. 118.m | I A, B: Malakan

m A: Anm. 31. B: Anm. 3 S. 58.

82 Nach Census 1901, VI, P. 1, S.370. Die Zahlen entnahm Weberdaselbst, S.459.

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während Kasten wie die Weber hier ebenso wie im Occident von den Gilden im Lohnwerk beschäftigt und stark gedrückt waren. Hier wirft also einmal die ökonomische Gliederung der alten Stadtwirtschaft oder vielmehr das, was an Ansätzen zu einer solchen in Indien 5 vorhanden war, ihre Schatten noch in die Gegenwart hinein. Ihre Bedeutung für die Entwicklung der Kasten der £udra-Klasse muß in jedem Fall groß gewesen sein:" In der alten Literatur 111 ' findet sich die Auffassung vertreten, daß die Städte überhaupt wesentlich Ansiedelungen von £udras°, Gewerbetreibenden, seien. Aber keines10 wegs nur die Stadtwirtschaft und die spätere Entstehung einzelner Handwerke auf ihrem Boden erklärt den Rangunterschied zwischen den einzelnen Gewerben. Die Rechtsbücher112) weisen dem £udra die Pflicht des „Dienens" zu. Nur wenn er keinen Dienst findet, darf er selbständiger Händler 15 oder Gewerbetreibender sein. Wenn irgend etwas überhaupt, dann könnte aus dieser Sentenz nur geschlossen werden: daß den Sklaven und Hörigen großer Herren, soweit sie nicht im eigenen Oikos verwertbar waren, in ähnlicher Art wie im occidentalen und orientalischen Altertum und Mittelalter und in Rußland bis zur Aufhebung 20 der Leibeigenschaft, von dem Herrn die Erlaubnis gegeben wurde, gegen Abgaben (Apophora, Obrok, Leibzins) selbständig auf eigene Rechnung zu arbeiten. Direkte Beweise dafür scheinen zu fehlen. m) 112)

Kautaliya Arthasastra, herausgegeben von Shamashastryp (Ind. Ant. 34,1905).83 Manu VIII, 413. X, 99,100.84

n A: sein. B: sein.:

o A: (Judra's

A 705, B 9 3

p A, B: Shamasastry

83 Die angeführte Textstelle ist KautilTya-Arthasästra II, 1, 2; Weber zitiert sie nach Shamashastry, Policy, S. 7. Dies ist lediglich eine Auswahl von Passagen aus dem Gesamtwerk, die z.T. nur paraphrasiert sind. Textausgabe und Übersetzung des Arthasastra hat Shamashastry in Buchfassung, aber auch in Zeitschriften geliefert: Buch l—IV im Mysore Review 1906-08, Buch V-XV in Ind. Ant. 38 [1909], S. 257-264, S. 277-284, S. 303-310, und 39 [1910], S. 19-28, 44-63, 3 3 - 9 6 , 1 0 0 - 1 1 8 , 131 -144, 161 - 1 7 7 . 84 Zur Nennung von Manu VIII, 413 siehe Manusmrti, S. 326: „But a Südra, whether bought or unbought, he may compel to do servile work; for he was created by the Selfexistent (Svayambhu) to be the slave of a Brähmana." Zur Nennung von Manu X, 9 9 - 1 0 0 siehe Manusmrti, S. 423: „99. But a Südra, being unable to find service with the twice-born and threatened with the loss of his sons and wife (through hunger), may maintain himself by handicrafts. 100. (Let him follow) those mechanical occupations and those various practical acts by following which the twice-born are (best) served."

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Immerhin finden sich noch heute Spuren ähnlicher Zustände 113 ', und die geringe Bedeutung eigentlicher Fron-Sklaverei in der indischen Erwerbswirtschaft stimmt damit gut zusammen. Jedenfalls aber zeigen die Quellen unzweideutig, daß es neben 1. den sicherlich besonders bedeutsamen spezifisch-indischen Dorfhandwerkern und 2. den städtischen Zunfthandwerkern auch 3. die herrschaftlichen Handwerker gab. Alle diese aber scheinen nicht der eigentliche Urtypus zu sein. Die ökonomische Ordnung des indischen Gewerbes in der Zeit seit dem Epos und bis in das Mittelalter, zum Teil bis in die Neuzeit, kannte vier Arten von Handwerkern: 1. Heloten der einzelnen Dörfer, welche auf deren Wurthen gegen festes Deputat oder mit Land angesiedelt waren (Heloten-Handwerk); die Arbeit geschah fast durchweg in strenger Lohnwerksform, d.h. der Kunde hatte alles Material zu liefern. 2. Handwerker, welche in gesonderten Handwerkerdörfern unter eigener Verwaltung angesiedelt waren114), dort A 706, B 94 ihre aus eigenen | Rohstoffen hergestellten Waren oder Dienste feil hielten oder auch selbst oder durch Händler auswärts vertrieben oder auf die Stör gingen (Stammeshandwerk). 3. Handwerker, welche der König oder ein Fürst oder ein Tempel oder Grundherr auf eignem Land angesiedelt hatte, - als Hörige oder als freie, aber arbeitspflichtige Leute, - und welche seinen Bedarf an Gewerbeartikeln deckten (entweder Oikenhandwerk oder leiturgisches115) Hand113) In Nordwestindien z . B . besteht eine kleine Kaste von „Sklaven", d.h. Hausarbeitern, welchen wegen mangelnden Bedarfs an Hausarbeit von ihren Herren der freie Erwerb erlaubt worden ist. 8 5 114) Z. B. setzt die große Inschrift Ep. Ind. V p . 2 3 f . 8 6 (Stiftung eines Chalukya-Königs) wohl entschieden voraus, daß die darin mit ihrem Gauda q (Dorfvorstand) erscheinende Webergilde ein besonderes Weberdorf bewohnte; neben ihr kommen die GetreideimporA 706, B 94 teure, Palmsaftdestillateure und Ölpresser des Stiftungsorts | und dessen Gauda r nebst seiner Sippe vor, und allen werden vom König bestimmte Abgaben zu Gunsten Mahadeva's ((Jiva's) und seiner Gattin auferlegt. n5) Dahin gehörten seit dem Aufkommen des Patrimonialismus vor allen Dingen die Militärhandwerker (Schiffsbauer und Panzermacher) welche, wie berichtet wird, 8 7 viel-

q A, B: Gouda

r A, B: Gouda

8 5 Diese Angaben Webers waren nicht zu verifizieren. 86 Die gemeinte Inschrift findet sich in Ep. Ind. V, p. 232f. Es ist eine Inschrift des Cälukya-Herrschers Jagadekamalla II. (1138-1151) aus dem Jahre 1144. 8 7 Inschrift des Cä|ukya-Herrschers Jagadekamalla II. (1138-1151) aus dem Jahre 1144.

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werk, letzteres teilweise kombiniert mit Preiswerk 88 ). 4. Unabhängige Handwerker, welche in Städten in bestimmten Straßen angesiedelt waren und ihre Waren als Preiswerker oder ihre Dienste als Lohnwerker auf einem Bazar feil hielten (Bazar-Handwerk). Die letzte Kategorie war wohl zum erheblichen Teil nicht dauernd stadtsässig, sondern ein Ableger der zweiten Kategorie: noch heut wird aus Bombay berichtet, daß der Handwerker oft wieder aus der Stadt in sein Kastendorf zurückzieht, wenn er alt oder hinlänglich wohlhabend geworden sei. Jedenfalls ist sie nichts Primäres. Die dritte Kategorie ist natürlich ebenfalls nichts Primäres. Die Fürsten, namentlich auch die reichen Fürsten der südindischen und ceylonesischen Handelsstädte, haben für den Bau von Palästen und Tempeln Handwerker von weit her kommen lassen und mit Land gegen die Verpflichtung zu Bau- und Kunsthandwerks-Diensten für den Hof angesiedelt. Die Rechtsform ist verschieden, und es findet sich, neben diesen rein leiturgischen durch Dienst-Pfründe gelohnten und den Deputat-Handwerkern, auch kontraktlich freie oder tarifierte Lohnarbeit freier zugewanderter Handwerker 116) . Die erste Kategorie: das Heloten-Handwerk, ist recht wahrscheinlich mindestens sehr oft aus der zweiten abgeleitet, indem man Handwerker aus Pariastämmen, die zunächst auf der Stör Dienste geleistet hatten, in das Dorf berief und dort ansiedelte. Wie alt dies Heloten-Handwerk eigentlich ist, läßt sich nicht sagen, da die ältesten Quellen einen deutlichen Einblick in die Lage der Handwerker nicht gewähren. Doch ist es sehr wahrscheinlich, daß seine Entwicklung der festen Siedelung bald nachfolgte. Die eigentlich primäre Form ist aber aller Wahrscheinlichkeit nach das Stammeshandwerk, der Zustand also, daß ein Stamm oder ein Bruchteil eines solchen vom eigenen Dorf aus zunehmend für den Fernabsatz produzierte, eventuell auch teilweise in die Nähe von Fürstensitzen und Höfen wanderte und dort fach nicht für Private arbeiten durften. Auch Schmiede und ähnliche Handwerker wurden besonders streng beaufsichtigt (es sind die Gewerbe, welche im altrömischen Staat die „centuria fabrum" bildeten). 116) D i e Land-Pfründen der ceylonischen Königshandwerker richteten sich in ihrem Umfang nach der Art der Dienste. Es war rechtlich dem Handwerker jederzeitiger Austritt aus dem Dienst unter Verzicht auf die Pfründe gestattet. |

88 An andererstelle (WuG 1 , S. 81) referiert Weber Karl Büchers Begriff „Preiswerk": Es ist „der Fall der vollen Appropriation aller Beschaffungsmittel an den Arbeiter".

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neue geschlossene Handwerkerdörfer entstehen ließ. Denn von solchen wird uns gerade aus der Nähe derartiger Orte berichtet. | A 707, B 95 Es scheint nun - und ist auch an sich verständlich - , daß die Königshandwerker, welche wie die Brahmanen auf den Ruf eines Fürsten hin sich einfanden und ansiedeln ließen, im ganzen den 5 vornehmsten Rang unter den Handwerken behaupteten 117) . Namentlich die große Bauten-Epoche, welche nach Einführung des Steinbaus in Indien (3.Jahrh. vor Chr.) einsetzte118), mußte die Nachfrage nach ihnen, zumal nach den nun ganz neu entstehenden Handwerken der Steinmetzen und Maurer heben und mit deren 10 Stellung auch der ihrer Hilfshandwerker und des Dekorationsgewerbes zugute kommen. Ebenso der dann folgende Edelmetall-Import aus dem Occident den entsprechenden Handwerken. Ein wichtiges Beispiel sind die Kammalar-Handwerker Südindiens und der nächstliegenden Inseln, der dortigen Rangfolge nach: 1. Eisen-, 2. Holz-, 15 3. Kupfer- und Bronze-, 4. Stein- und 5. Edelmetall- und JuwelenArbeiter, die Fünf-Kasten-Handwerker (Panchvala), wie sie in Mysore genannt wurden118a). Sie verehrten Visvakarma als Ahnherrn und Berufsgott, hatten - wie schon früher erwähnt 89 - eigene Priester und beanspruchten hohen Rang, gelegentlich sogar brahmanische 20

A 707, B 95

117)

Diese Handwerker genossen einen außerordentlich starken persönlichen Schutz. Wer einen Handwerker körperlich schwer schädigte, hatte unter der Maurya-Dynastie Todesstrafe zu gewärtigen. 9 0 Der gegen andere Gebiete relativ gehobene Rang derTanti(Weber-)Kaste in Bengalen ist vielleicht aus ihrer Herkunft aus einem Königshandwerk dort zu erklären. 118) Die alte Stadt Pataliputra hatte bis auf König A f o k a (3. Jahrh. vor Chr.) Holzmauern: erst durch ihn erhielt sie Backsteinmauern und Steinhäuser. Auch das indische Großkönigtum schuf seine Bürokratie wenigstens zum Teil als Baubürokratie. 91 s ii8a) j m Ep O S : Panchkalshi. Sie haben lange Commensalität und Berufsaustauschbar92 keit bewahrt.

s A, B: Panchkhalsi.

8 9 Oben, S. 169. 9 0 Nach Coomaraswamy, Craftsman, S. 21 f. Das Folgende nach Baines, Ethnography, S. 62. 91 Nach Smith, Early history, S. 113f. und 127. 9 2 Diese Angabe stammt von Baines, Ethnography, S. 58, der bemerkt, daß PänckalsT im Mahäbhärata (dort Skt.: pancakalasi) erwähnt wird. Die Umschrift Panchkalshi stammt aus Census 1911, VII, P. 1, S. 295.

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Yll

A b k u n f t 1 1 9 ) . D a s große noch bestehende Kastenschisma des Südens in die Kasten „rechter" und „linker H a n d " wurde durch ihre A u f l e h nung gegen die B r a h m a n e n getragen. Jedenfalls w a r ihr R a n g im allgemeinen 1 1 9 a ) höher als derjenige alter L o k a l g e w e r b e wie z . B . der 5 T ö p f e r und W e b e r 1 2 0 ) . D o c h richtete sich der soziale R a n g und ebenso die ökonomische Machtlage nach oft sehr individuellen V e r hältnissen 1 2 1 '. | D i e literarischen und monumentalen Quellen ergeben den be- A 708, B 96 trächtlichen U m f a n g dieses fürstlichen Oiken- und leiturgischen 10 H a n d w e r k s 1 2 2 ) . E s finden sich nun fast stets fürstliche B e a m t e und bei den Großkönigen Ministerialkomitees für das G e w e r b e , und diese Ä m t e r können nicht wohl etwas anderes' als die Beaufsichti-

" 9 ) Über die Kammalars vgl. Coomaraswamy" a.a.O. S. a55, 56. a In der Provinz Bombay finden sich die gleichen 5 Handwerke: Schmiede, Zimmerer, Kupferschmiede, Steinmetzen, Goldschmiede, als „panchals" zusammengefaßt. Da sie eigene Priester beschäftigten, aber alle vedischen Riten befolgten (Vegetarismus, Alkoholabstinenz) und Brahmanen zu sein prätendierten, wurden sie unter den Mahratten-Peschwas oft verfolgt. 93 119a) In Malabar galten sie, vermutlich weil sie Schismatiker waren, als unrein. 120) Auch durch eine und dieselbe Kaste geht dieser Riß. Die Sutars in b Bombay 94 sind als Dorfzimmerleute Deputatisten des Dorfs. Ihre stadtsässigen Kastengenossen wurden Schiffsbauer, beanspruchten nun „Brahmanen" zu sein und brachen, als dies abgelehnt wurde, unter Ausbildung eigener Priester wenigstens die Kommensalität mit den Dorfzimmerleuten ab. 121> Schon wenn der Dorfgenosse vom Heloten-Handwerker irgendeine 0 | Vorrichtung A 708, B 96 außer der Reihe oder über dessen traditionelle Leistung hinaus forderte, etwa Reparaturen außer der Zeit, mußte er mit ihm besondere Übereinkunft treffen und das Monopol des Handwerkers wirkte dann zu dessen Gunsten. Insbesondere der Dorfschmied scheint in Indien wie anderwärts sehr oft erhebliche Prätensionen" erhoben zu haben. 122) Diese Königshandwerker (und die ihnen gleichartigen Tempelhandwerker) waren die Träger der Qualitätsarbeit des indischen Kunsthandwerks. Auf ihrer Pfründe gesichert, konnten sie die „Zeit" erschwingen, kunstgewerbliche Produkte herzustellen. Coomaraswamy erwähnt, ohne nähere Angaben, eine Vase in Delhi, an der drei Generationen einer Königshandwerkerfamilie geschaffen hatten. 95 t A: Anderes irgendeine

u A, B: Coomarasvamy

a A, B: 55. 56.

b A, B: im

c A:

d Hier und öfter wäre zu erwarten: P r ä t e n t i o n e n

9 3 Weberfolgt Baines, Ethnography, S. 59. 9 4 Zu den Sutär (von Skt.: Sütradhära, „Fadenhalter", hergeleitet vom Puppenspiel) stützt sich Weber auf Baines, Ethnography, S. 60. 9 5 Weber bezieht sich auf Coomaraswamy, Craftsman, S. 25.

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gung der Arbeiten dieser Handwerker bezweckt haben 123) . Daß an Stelle der Fronden vielfach Geldleistungen traten 124) , entspricht dem Typus der Verwaltungsentwicklung und rückte diese Handwerker dann in eine Reihe mit den lizenz- und steuerpflichtigen anderen Gewerben der königlichen Städte. Die Steuerleistung galt als Entgelt des wohl fast überall den angesiedelten Handwerkern in irgendeinem® Umfang gewährten gewerblichen Monopols 125 '. Nach der anderen Seite findet sich aber auch innerhalb des fürstlichen Oikos die Entwicklung zum Ergasterion 126) , wie es uns aus dem späteren Altertum des Occidents und namentlich aus Ägypten bekannt ist und im byzantinischen und vorderasiatischen Mittelalter vertreten war. Wenn wir nun königliche Verleihungen von Handwerkern an Tempel oder Brahmanen oder ritterliche Vasallen finden 127) , so werden darunter im allgemeinen wohl Oiken- oder Leiturgiehandwerker verstanden sein. Ganz auszuschließen ist indessen nie, daß der König, der zunehmend das Obereigentum am Boden und die freie Verfügung über die ökonomischen Leistungen der Untertanen in Anspruch nahm, auch andere, sei es Helotenhandwerker oder sei es A 709, B 97 selbst Stam|meshandwerker, verliehen haben könnte, obwohl es im ganzen nicht gerade wahrscheinlich ist.

I23) Was die Griechen und die einheimischen Quellen (Kautaliya Arthasastra) von solchen königlichen „boards of trade" berichten, 9 6 dürfte dem Wesen nach den Einrichtungen gleichen, welche Robert Knox 1682 für Ceylon berichtet. (An historical relation of the Island Ceilon, mir unzugänglich, exzerpiert bei Coomaraswamy a. a. O. S. 34ff.). 124> D i e Leiturgie der königlichen Goldschmiede, Schmiede, Töpfer usw. war zu festen Sätzen in Gold ablösbar (Coomaraswamy a. a. O. S. f 38,39'). 125) D i e Handwerker waren daher, als nach Beseitigung der Monopole und Handwerkssteuern die Konkurrenz der englischen Fabrikwaren über sie hereinbrach, der Ansicht, die Abschaffung der Steuer habe ihre Existenz untergraben. Coomaraswamy a . a . O . 9 7 126) Solche sind für Ceylon in ihrer Organisation geschildert bei Knox (exzerpiert bei Coomaraswamy 9 a . a . O . p . 3 3 f . ) und den pharaonischen, späthellenistischen, byzantinischen und islamischen offenbar sehr ähnlich gewesen. 127 > Z. B. Ep. Ind. III, 295f. (11. Jahrh.) 9 8 und oft. |

e A: irgend einem

f A, B : 3 8 . 3 9

g A, B: Coomarasvamy

9 6 Weber bezieht sich wohl vor allem auf dasselbe Werk, S. 5 7 - 6 1 . 97 Ebd., S. 62. 98 Bei der in Ep. Ind. III, S. 295ff. abgedruckten Inschrift handelt es sich um eine des Silähära-Herrschers Rattaräja aus dem Jahre 1008/09 n.Chr.

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Die städtischen Handwerker nahmen in der Zeit der Gildenmacht zum Teil an deren Aufschwung teil. Sie hatten, wo sie innungsmäßig organisiert waren, oft hohe Zunft-Einkaufsgelder (je nach dem Handwerk bis zu mehreren hundert Mark: - in Indien damals ein kleines Vermögen), aus denen sich in den reichen PreiswerkerInnungen die Erblichkeit der Stellen ebenso entwickelte wie bei den Händlergilden, legten Geldbußen auf, regulierten mit diesen Zwangsmitteln die Arbeit (Feiertage, Arbeitszeit) und schufen vor allem Qualitätsgarantien für die Waren. Allein viele Handwerker befanden sich wie gesagt," offenbar in starker Abhängigkeit von den Händlern, die sie verlegten, und im übrigen teilte ihre Selbstverwaltung mit der Entwicklung des Patrimonialismus das Schicksal der Gilden gegenüber der nun vordringenden Kastenorganisation und der Macht der königlichen Bürokratie. Königliche Gildemeister finden sich schon früh, und gerade in den Städten, als Fürstensitzen, kontrollierte der König im fiskalischen Interesse die Handwerke sicherlich zunehmend streng. Diese fiskalischen Interessen mögen mit zur Festigung der Kastenordnung beigetragen haben. Selbstverständlich ist anzunehmen, daß zahlreiche Gilden direkt zu Kasten (oder Unterkasten) sich entwickelten oder auch von Anfang an, als Glieder von Pariastämmen, nicht von ihnen geschieden waren. Die Handwerkskasten, mindestens die Oberkasten unter ihnen, die Kunsthandwerker, hatten ein festes Lehrsystem. Der Vater, Oheim, ältere Bruder, nimmt die Stellung als Lehrherr und, nach Abschluß der Lehre, als Hausherr ein, dem aller Lohnverdienst abzuliefern ist. Lehre bei einem fremden Meister der Kaste kommt vor, sie geht nach strengen traditionellen Normen vor sich und schließt Aufnahme in die Hausgemeinschaft in sich, mit entsprechender Unterwerfung unter den Lehrer. Der Theorie nach sollte der Lehrling dabei nach den Anweisungen des Silpa £astra, 100 eines Produkts der Priestergelehrsamkeit, über die Grundlagen der Technik angelernt werden. Die Steinmetzen namentlich galten stellen-

99 Oben, S. 175. 100 Weber stützt sich hier auf Coomaraswamy, Craftsman, S. 55f.

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weise infolgedessen als Literatenkaste und führten den Titel acarya („Lehrer" = magister) l27a) . 101 Die technischen Werkzeuge der indischen Handwerker waren im allgemeinen so einfach, daß wenigstens ein beträchtlicher Teil von ihnen vom Handwerker selbst hergestellt werden konnte. Nichtsdestoweniger genossen sie in manchen Handwerken Fetisch-artige Verehrung und wurden mehrfach noch bis in die Gegenwart am Dasahra-Fest von der Kaste kultisch verehrt. 102 Neben den sonstigen traditionalistischen Zügen der indischen Kastenordnung war diese Stereotypisierung der Werkzeuge (der auf dem Gebiet der bildenden Kunst die Stereotypierung der Modelle und die Ablehnung alles A 710, B 98 Formens | nach der Natur entsprach) eines der stärksten Hemmnisse jeder technischen Entwicklung. Bei manchen Bauhandwerken und namentlich allen mit Kultobjekten befaßten Gewerben hatten überdies auch Teile des technischen Prozesses (z. B. das Malen der Augen des Kultbildes) den Charakter einer magisch relevanten Zeremonie angenommen, die nach bestimmten Regeln zu erfolgen hatte. Über Änderungen der Technik wurde oft ein - meist negativ ausfallendes Orakel eingeholt, so von den Töpfern einmal das der Göttin Bhagavati. 103 Wie alt in den einzelnen Gebieten die strenge Kastenabgeschlossenheit der einzelnen Königs- und der Stadthandwerke war, wird sich im einzelnen schwerlich ermitteln lassen. Betrieb mehrerer Handwerke nebeneinander findet sich128>, daneben aber - und zwar als Regel - strenger erblicher Kundschaftsschutz. 127a) Mit dieser schwankenden Rangstellung ist für den Occident das bekannte, durch Hasak h behandelte Problem der Stellung des „Architekten" in der Zeit des Baues der gothischen D o m e in Parallele zu setzen. 1 0 4 | 128) A 710, B 98 Beispiel: Vereinigung von Holz- mit Stein- und Metall-Arbeit in North Jaipur, nach der von Coomaraswamy a . a . O . S . 5 6 zitierten Beobachtung von Col[onel] Hendley, Indian Jewellery p. 153. |

A 709, B 97

h A, B: Hasack 101 Nach Baines, Ethnography, S. 59. 102 Nach Coomaraswamy, Craftsman, S. 71. 103 Weber stützt sich auf den Bericht bei Coomaraswamy, Craftsman, S.34f. und 75-77. 104 Maximilian Hasak hat in seinen zahlreichen Werken über Dome dieses Problem immer wieder aufgegriffen, so z.B. auch in „Der Dom des heiligen Petrus zu Köln am Rhein".-Berlin: Walther [1910],

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Die unterste Kastenschicht endlich, welche als schlechthin rituell unrein und infizierend galt, umfaßt zunächst eine Anzahl Gewerbe, welche fast überall als verachtet galten, weil sie sich mit physisch schmutzigen Diensten befassen: - so die des Straßenfegers und ähnli5 che, - ferner eine Anzahl solcher, welche aus zwingenden rituellen Gründen für den Hinduismus unrein sein mußten, wie die der Gerber und Lederarbeiter, und endlich einige Gewerbe, welche in den Händen von wandernden Gastarbeitern lagen. Aber es wäre nun äußerst verkehrt, zu glauben: die drei hier unterschiedenen Schich10 ten der Gewerbe: ursprünglich städtische oder königliche Handwerker, ursprünglich ländliche Dorfhandwerker, ursprüngliche Gastgewerbe, fielen auch nur annähernd vollständig in die drei kastenmäßigen Rahmen der Sat?udra, gewöhnlichen £ u d r a und' unreinen Kasten hinein, sofern man nur von den spezifisch rituell bedingten 15 Ausnahmen (wie z.B. den Ledergewerben) absehe. Auch außerhalb der direkt oder indirekt rituell bedingten Durchbrechungen jener Regel bietet dazu die Kastengliederung ein viel zu buntes und irrationales Bild. Sehr zahlreiche Fälle zunächst unerklärlichen Kastenranges sind durchaus nur konkret historisch aufzuklären. Für zahlreiche 20 andere lassen sich allgemeine Gründe angeben, auf denen die Degradation oder Hebung einer Kaste oder Unter-Kaste zu beruhen pflegt. Diese hängen aber mit den Anlässen zusammen, aus denen überhaupt Kasten und Unter-Kasten neu entstehen oder ihren Charakter ändern, und wir kommen damit nach diesem Überblick über 25 die tatsächliche Kastenrangordnung wieder auf die allgemeinen Verhältnisse zurück.° Die Bearbeiter des englischen Zensus unterscheiden mit Recht zwei Grundtypen von Kasten: „tribal castes" und „professional castes", Stammes- und Berufs-Kasten. Über die ersteren ist schon 30 früher Einiges gesagt 1 und hier nur hinzuzufügen: daß | die Zahl A711.B99 derjenigen Kasten, welche mit überwiegender Wahrscheinlichkeit auf hinduisierte Stämme und Gastvölker dem Ursprung nach historisch zurückgedeutet werden müssen, außerordentlich groß ist. Sie vornehmlich machen das Bild der Kastenrangordnung so überaus

i A, B: und und

1 Oben, S. 89f.

o (S. 116) - O Petitdruck in A, B.

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irrational. Denn es ist klar, daß ein Stamm, welcher bei der Hinduisierung auf eigenem Bodenbesitz ansässig war, unter sonst gleichen Umständen einen wesentlich höheren Rang behaupten mußte, als ein hinduisierter reiner „Paria"-Stamm, und daß ein Stamm, welcher Reisläufer und Söldner gestellt hatte, darin noch günstiger fuhr. Kenntlich ist eine „Stammeskaste" an der Art des Namens - doch haben nicht wenige Stämme bei der Hinduisierung Berufs-Namen angenommen - , ferner daran, daß (oft) ein gemeinsamer Ahne angegeben wird (bei den echten oberen Kasten pflegen Ahnherrn der Unterkasten zu figurieren), ferner oft an Resten totemistischer Organisation, an dem Festhalten von Stammesgöttern und, vor allem, Stammespriestern als Kastenpriestern, endlich an ausgesprochen örtlicher Rekrutierung aus bestimmten Gebieten. Die beiden letztgenannten Merkmale sind jedoch nur dann wichtig, sofern noch das eine oder andere der sonstigen Kennzeichen vorliegt: denn es gibt auch reine Berufskasten von ziemlich streng örtlicher Rekrutierung und mit eigenen Priestern. Ferner ist die Endogamie bei Stammeskasten oft laxer entwickelt und pflegen sie, je näher sie dem Charakter als „Stamm" noch stehen, desto weniger exklusiv in bezug auf die Eingliederung von Kastenfremden zu sein. Reine Berufskasten sind in all diesen Dingen, im allgemeinen wenigstens, die exklusivsten, ein Beweis, daß die rituelle Kastenexklusivität zwar durch ethnische Fremdheit mitbedingt, aber keineswegs nur deren religiöse Projektion ist. Am deutlichsten ist die Stammeskaste als solche da kenntlich, wo von mehreren Kasten des gleichen Berufs eine oder einige neben dem üblichen Berufskastennamen noch einen Stammesnamen führen. In welchem Umfang die Kasten ursprünglich Stammeskasten waren, ist nicht feststellbar. Gerade die niederen Kasten dürften in sehr großem Umfang aus Gast- und Pariastämmen hervorgegangen sein. Immerhin sicherlich nicht alle. Am relativ wenigsten dürften die oberen Handwerke, besonders die städtischen freien und leiturgischen Handwerke und die alten Händlerkasten diesen Ursprung haben. Sie sind wahrscheinlich meist Produkte A 712, B 100 ökonomischer Spezialisierung, Besitz- und Arbeits-1Differenzierung und nur, daß diese zur „Kasten"-Bildung führte, ist das Spezifische und Erklärungsbedürftige der indischen Entwicklung. Anders als durch Rezeption von Stämmen in die Kastenordnung kann sich diese nur durch Kastenspaltung modifizieren. Eine solche Kastenspaltung, welche stets in der Ablehnung des

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Konnubium und der Kommensalität (ganz oder teilweise) sich ausdrückt, kann zunächst durch Ortswechsel von Kastenmitgliedern erfolgen. Denn dieser macht die Fortgewanderten der Verletzung der rituellen Kastenpflichten verdächtig oder schließt mindestens die Kontrolle der Korrektheit aus128a). Wie nur der indische Boden und nur soweit als die richtige Kastenordnung auf ihm besteht, rituell heiliger Boden sein kann, so gilt der strengen Observanz selbst innerhalb Indiens der Ortswechsel, der in eine Umwelt anderen Rituals führt, als bedenklich und sogar schon das Reisen als nur in Fällen der Notwendigkeit unbedenklich. Die Binnenwanderung in Indien ist deshalb noch heute wesentlich geringer, als bei den starken Umwälzungen der ökonomischen Verhältnisse an sich zu erwarten wäre. Mehr als neun Zehntel der Bevölkerung wohnen im Distrikt ihrer Geburt, und nur die alte Dorf-Exogamie führt regelmäßig zu Umsiedelungen in ein anderes Dorf. Dauernde Übersiedelung von Kastenmitgliedern nach anderen Orten hat sehr regelmäßig die Abspaltung neuer Unterkasten zur Folge, indem die zurückbleibenden Kastenmitglieder die Nachfahren der Fortgewanderten nicht mehr als voll gelten lassen. Da die Wanderung des hinduistischen Systems sich vom oberen Ganges aus nach Osten zu vollzog, so sind im allgemeinen, unter sonst gleichen Bedingungen, die östlichen Unterkasten einer Kaste geringer angesehen als die westlichen. Kasten spalten sich ferner, sobald ein Teil der Kastenmitglieder im Gegensatz zu anderen irgendwelche rituelle Vorschriften als fernerhin nicht für sich bindend anerkennt oder umgekehrt rituelle Pflichten neu auf sich nimmt. Beides kann verschiedene Gründe haben, nämlich 1. Sektenzugehörigkeit, welche von bestimmten rituellen Vorschriften entbindet oder neue auferlegt. Der Grund ist nicht allzu häufig. 2. Besitzesdifferenzierung, | welche die vermögenden Mit- A713, B 101 glieder veranlaßt, Ritualpflichten höherer Kasten auf sich zu nehmen, um fortan mit diesen oder jedenfalls höher als bisher zu rangieren. Dafür ist der Abbruch des Konnubium und der Kommensalität

128a) j-j as Wanderleben der Viehzüchter trug auch dazu bei, ihren Rang zu drücken. A 7 1 2 , Über das Reisen der Händler s[iehe] oben Note k103a, S. 170. k |

k A: 103a. B : 4 , S . 5 0 .

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mit den bisherigen Kastengenossen Vorbedingung. Es ist heute eine ziemlich häufige Erscheinung, daß bloße Besitzdifferenzierung zum Anlaß genommen wird, die Gemeinschaft zu sprengen. 3. Wechsel der Beschäftigungsart. Nach strenger Observanz kann nicht nur jeder Übergang zu einer anderen als der traditionellen Beschäftigungsart, sondern unter Umständen ein bloßer Wechsel der Arbeitstechnik Grund für die in der Tradition bleibenden werden, die Gemeinschaft als abgebrochen anzusehen. Wenn nun auch in der Praxis diese Folge keineswegs immer eintritt, so ist doch dieser Grund einer der häufigsten und praktisch wichtigsten Anlässe aller Spaltungen. 4. Erschütterung der rituellen Tradition bei einem Teil der Genossen, welche die strenge Observanz zur Aufkündigung der Gemeinschaft veranlaßt. Auch heute können ferner Kasten durch rituell unzulässigen zwischenkastlichen Geschlechtsverkehr entstehen. Nach der klassischen Theorie waren bekanntlich alle unreinen 1 Kasten aus Kastenmischlingen"1 entstanden. 2 Das ist natürlich durchaus unhistorisch. Allein für die Kastenentstehung durch Kastenmischung, also durch Konkubinat, gibt es auch jetzt noch Beispiele. Endlich kommt Spaltung auch einfach als Folge von inneren Streitigkeiten über gleichviel welche Anlässe vor, sofern eine Schlichtung nicht gelingt. Doch gilt dieser Grund als mißbilligenswert und gern werden angebliche rituelle Verstöße des Gegners vorgeschoben. Die uns am meisten interessierenden Entstehungsgründe neuer Kasten und Unterkasten sind die ökonomischen: Besitzdifferenzierung und Berufswechsel oder Wechsel der Technik. Es darf mit Bestimmtheit angenommen werden, 3 daß die Besitzdifferenzierung - einen legalen Berufswechsel gab es nur in Form der „Notberufe" früher, unter den nationalen Dynastien, weit weniger häufig diese Folge hatte, als in neuester Zeit. Denn die Macht der Brahmanen, die damals ungleich größer war, setzte sich überall für die Erhaltung der einmal eingelebten Kastenordnung ein. Konnte die Festigkeit der Kastenordnung damals die Entstehung von Besitzdifferenzierung nicht hindern, so um so mehr die Entstehung neuer, vom

2 Siehe oben, S. 99. Diese Theorie findet sich in den Rechtsbüchern, insbesondere in der Manusmrti, die damit die Existenz so vieler verschiedener Kasten erklären wollten. 3 Siehe oben, S. 111 f.

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Kastenstandpunkt | beanstandeter Arbeitstechnik und den Berufs- A 714, B 102 Wechsel. Beides war rituell gefährlich. Es ist selbst heute der Umstand, daß neue Berufe und Techniken eigentlich die Bildung von neuen Kasten oder Unterkasten bedingen, schon rein an sich ein 5 starkes Hemmnis gegen Neuerungen und zugunsten der Tradition, mag auch noch so oft die heute übermächtige Entwicklung des importierten Kapitalismus darüber hinweggehen. Alle historischen Anzeichen sprechen dafür, daß die eigentliche strenge Kastenordnung auf dem Boden der Berufskasten ihren ur10 sprünglichen Sitz hatte. Zunächst schon die geographische Verteilung zwischen Stammes- und Berufskasten. Ob eine Kaste ursprünglich aus ethnischer Differenz oder aus gentilcharismatischer Berufsdifferenzierung entstanden ist, kann freilich, für ältere Kastenbildungen zumal, nur selten sicher gesagt werden 129 '. Immerhin ist 15 soviel ersichtlich, daß auf dem spätem Eroberungsgebiet Ostbengalens und im Süden die als ursprüngliche Stammeskasten erkennbaren Kasten an relativer Zahl und Bedeutung gegenüber den Berufskasten ungleich stärker vertreten sind als auf dem klassischen Boden des mittleren Nordindien, wo der nachweisliche oder vermutliche 20 Ursprung aus gentilcharismatischen Berufsklassen ohne ethnische Differenz sich relativ wesentlich stärker vertreten findet als dort 130) . Ferner sind gerade die Berufskasten und insbesondere die des Gewerbes - n e b e n den reinen Bauernkasten, bei denen ja diese Erscheinung wesentlich selbstverständlicher erscheint - Träger der strengen 25 Kastensonderung und Tradition. Dies äußert sich heute vornehmlich in dem noch immer sehr starken Festhalten dieser Berufskasten - die darin nur von einigen sehr alten Paria-Stämmen übertroffen werden - an der überlieferten Beschäftigung 131 '. Natürlich gibt es nicht weni1291 Eine typische „Berufskaste" ist in Bengalen z.B. die alte Schmiedekaste der Lo- A 7 1 4 , B 1 0 2 hars, die zweifellos ethnisch gemischt zusammengesetzt sind. 13 °) Vgl. z u a n diesen Fragen den ganz vortrefflichen Generalbericht (von Gait) im C.R. 1911 Vol. I , p . 377 ff. 131) Im Weichbild der traditionslosen Großstadt Calcutta hatten von den Hindukasten die Wäscher mehr als 80%, die hinduistischen Fischer-, Gassenkehrer-, Korbflechter-, Süßbäcker- und Hausdienerkasten, aber auch eine Goldschmiedekaste, mehr als 50% im traditionellen Beruf stehende Zugehörige, während von den Schreibern (Kayastha) nur 30% „clercs", von den Brahmanen aber nur 13% Priester, Lehrer, pandits und Köche waren (nach C. R. 1901 Vol. VII, Bericht von Blackwood, p. IV). Von den alten Weberkasten (Tanti) standen - infolge der europäischen Konkurrenz - nur 6% im Beruf. 4 |

4 W e b e r stützt sich auf C e n s u s 1901, Vol. VII, P. 4, S. 8 3 - 1 2 5 .

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A 715, B 103 ge | Berufskasten, denen die vernichtende Konkurrenz der europäischen und jetzt auch der indischen kapitalistischen Industrie die Fortexistenz im bisherigen Erwerbszweig überhaupt oder doch auf der Grundlage des Handwerks schlechthin unmöglich gemacht hat. Aber wo dies nicht der Fall ist, sind die Prozentsätze der im traditionellen Beruf verbliebenen Angehörigen gewerblicher Kasten in Anbetracht der grundstürzenden Umwälzungen der Wirtschaft doch oft außerordentlich hohe. In die spezifisch modernen Arbeitsgelegenheiten, insbesondere der Großindustrie, sind wenigstens zum überwiegenden Teil nicht die alten gewerblichen Kasten, sondern weit mehr als diese: Zuwanderer vom Lande, deklassierte und PariaKasten und deklassierte Mitglieder gewisser höherer Kasten eingeströmt. Das moderne kapitalistische Unternehmertum, soweit es überhaupt indischer Provenienz ist, und die kaufmännischen und höheren Angestellten rekrutieren sich außer aus gewissen alten Händlerkasten offenbar sehr stark - und bei dem Charakter der modernen Kontorarbeit und ihren Bildungsanforderungen ganz begreiflicherweise - auch aus Litteratenkasten, welche schon vorher in der Berufswahl vielseitiger waren als die gewerblichen Kasten 132 '. Der Traditionalismus der gewerblichen Kasten ruht ökonomisch nicht nur auf der Abgrenzung der einzelnen Produktionszweige gegen einander, sondern auch heute noch sehr oft auf der Sicherung der Nahrung der einzelnen Kastenmitglieder vor gegenseitiger Konkurrenz. Absolut geschützt war und ist ja in dieser Hinsicht der zum alten „Dorfstab" gehörige, auf Gartenland und Deputat gesetzte Handwerker. Aber das Prinzip des Kundschaftsschutzes, der Garantie der jajmani-Beziehung, greift weit über sie hinaus und ist noch jetzt in einer ganzen Anzahl gewerblicher Kasten streng durchgeführt. Wir lernten diesen jajmani-Schutz bereits bei den Brahmanen kennen, 5 und die Wortbedeutung („Opfergeber") zeigt, daß der A 715, B 103

132) Zahlen darüber s[iehe] weiter unten Anm. "140, S. 198." A n der Verwaltung beteiligen sich in der Provinz Bombay die wichtigsten Kasten in folgender Reihenfolge der Intensität: 6 Prabhu (alte Beamtenkaste) 27% der Kastenangehörigen, Mahars (Dorfbe-

n A: 140. B: 1,S. 113.

5 Oben, S. 111. 6 Nach Census 1911, VII, P. 1.

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Begriff in den Verhältnissen dieser Kaste seinen Ursprung hat und etwa mit „persönlicher Sprengel" zu übersetzen wäre. Bei den Brah|manen schützt ihn wesentlich die Etikette des Standes, bei A 716, B 104 manchen andern Kasten ist er durch die Kastenorganisation garantiert und zwar - wie immer in Indien - erblich (gentilcharismatisch). Der Chamar erhält erblich von bestimmten Familien das gefallene Vieh und liefert ihnen das Leder für den Schuh- und sonstigen Bedarf, während zugleich sein Weib Hebamme des gleichen Kundenkreises ist. Die Bettlerkasten haben bestimmte Bettelbezirke, wie etwa unsere Kaminfeger (nur: erblich), der Nai ist für seine erblichen Kunden Barbier, Manikurist, Pedikurist, Bader und Zahnarzt 132 ^, der Bhangi Gassenkehrer bestimmter Bezirke. Von manchen Kasten - so den Dom (Hausdienern und Bettlern) und Bhangi wird berichtet 133 ', daß die Kundschaft veräußerlich geworden und oft Teil der Mitgift ist. Der Einbruch in die fremde Kundschaft gilt, wo die Einrichtung besteht, noch heute als Exkommunikationsgrund. Die alten gewerblichen Kasten sind aber nicht nur Träger eines strengen Traditionalismus, sondern, im allgemeinen, auch Träger der strengsten rituellen Kasten-Exklusivität. Nirgends ist Endogamie und Ausschluß der Kommensalität strenger durchgeführt als gerade bei ihnen. Und zwar keineswegs nur im Verhältnis der Kasten höheren Ranges zu den niedriger stehenden. Vielmehr meiden die unreinen Kasten unter einander die infizierende Berührung des Ungenossen ganz ebenso streng wie die reinen Kasten es ihnen gegenüber tun, ein Beweis, daß diese gegenseitige Exklusivität vorwiegend nicht soziale, sondern rituelle, in dem alten Gast- und PariavolksCharakter zahlreicher dieser Kasten wurzelnde Gründe hat. Gerade unter den alten Gewerbekasten und zum Teil gerade unter den°

amte) 10%, Brahmanen 7,1%, Lohana (vornehme Händler) 5,8%,° Bhatia (Händler) 4,7%, Vania (große alte Händlerkaste) 2,3%, Radschputen 2% derselben, alle anderen Kasten unter 1% ihrer Mitglieder. | 132a) Diese letzten beiden Tätigkeiten degradieren rituell. A 7 1 6 , B 104 m > Blunt im C. R. 1911 für die United Provinces und Oudh (altklassischer Hinduboden!) p. 223, 7 woher die obigen Notizen entnommen sind. |

o A, B:dem

ö Komma fehlt in A, B.

7 Gemeint ist Census 1911, XV, P. 1; Webers Angaben finden sich dort auf S. 332.

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unreinen Kasten finden sich hinduistisch besonders korrekte Gemeinschaften. Der hochgradige Kasten-Traditionalismus gerade zahlreicher gewerblicher und darunter gerade auch niederer Kasten ist, außer durch einen wichtigen, später zu erörternden religiösen Grund, 8 5 bedingt durch die bei ihnen besonders oft sich findende straffe Organisation der Kaste oder - in der Regel - der Unterkaste. Denn diese ist der normale Träger der Organe der Kastendisziplin, von denen nunmehr zu reden ist. A 717, B 105 Die Kastenorganisation entspricht der alten Dorfgemeinde | mit 10 ihrem erblichen Dorfhaupt und ihrem Rat von Sippen- oder Familien-Häuptern 134) . Die Erblichkeit des Dorfhauptes war nie eine absolute, sondern nur gentilcharismatisch. Bei mangelnder Eignung konnte das Dorfhaupt zwar unter Umständen abgesetzt werden, die Wahl des Nachfolgers pflegte sich aber an die gleiche Familie zu 15 halten. Dies gentilcharismatische Prinzip durchzog, sahen wir, 9 alle in Indien vorkommenden Organisationen, vom politischen Gemeinwesen - wo die strenge Primogenitur erst später heiliges Recht geworden ist - bis zur Gilde, deren Vorstand und Älteste (Schreschthi) in aller Regel ebenfalls gentilcharismatisch erblich waren und 20 geblieben sind. So auch in der Kaste mindestens für den Vorsteher: Sar panch, zuweilen - aber nicht immer - noch für die Mitglieder des „panchayat". Der Umstand, daß alles, was ursprünglich als ökonoA 717, B 105

134)

Mit großem Nachdruck wird heute (z.B. von MacGregor p im Census Report 1911 für Bombay Vol. VII p. 200)1° die Existenz eines Dorf-panchayat überhaupt bestritten. Es gebe nur Kasten-panchayats und darunter solche der, normalerweise, in einem Dorf zusammengesiedelten Bauern gleicher Kaste. Es kann sich, soviel aus dem im kontinentalen Europa zugänglichen Material ersichtlich ist, wohl nur um die Frage handeln, ob die in zahlreichen Dörfern unter den Dorfgenossen („Vollbauern") bestehenden panchayats ihren Ursprung in der Kaste haben oder ob früher einmal die Kasteninstitution der Dorfinstitution irgendwie nachgebildet wurde. Die Existenz eines dem panchayat entsprechenden, Rechtsfälle entscheidenden, Komitees in den Dörfern scheint für die klassische Zeit genügend bezeugt (Manu Samh. XII, I08f. q ). 11 |

p A, B: Mc. Gregor

q A, B: 1087

8 Unten, S. 191 f. 9 Oben, S. 110. 10 Weber zitiert Census 1911, VII, P. 1, S. 200. 11 Gemeint ist hier Manu-Smrti XII, 108f. (übersetzt in Manusmrti, S. 5 0 9 - 5 1 1 ) .

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mische oder amtliche Leistung für die „Gemeinschaft" existierte, im indischen Dorf von jeher erblich angesiedelten Deputatisten oblag, hat wohl zur Übernahme und Erhaltung dieses Zustands, der ja auch anderwärts z.B. im vorderasiatischen Orient in hellenistischer Zeit bei Handwerkern inschriftlich bezeugt ist, 12 beigetragen. Daneben vielleicht eine königliche Beleihung der für die einzelnen Gewerbe und ihre Leistungen verantwortlichen Personen mit ihren Stellen in der Zeit der großen hinduistischen Patrimonialkönigtümer. Aber entscheidend war doch das alte alles beherrschende Prinzip des Gentilcharisma und seine Stützung durch die Brahmanen. Gerade in religiösen Organisationen ist ja, noch mehr als in politischen, der Gedanke der „Wahl" des Oberhauptes in unserem heutigen Sinn nirgends urwüchsig. Was uns als „Wahl" erscheint, war stets pflichtschuldige Anerkennung oder Akklamation eines Trägers des persönlichen oder des Gentilcharisma. Die alte Stellung der „Ältesten" in der reformierten PresbyterialVerfassung war noch charis|matisch. A 718, B 106 Die Verfassung unserer „Synodalordnungen" ist dagegen schon dem modernen Repräsentativgedanken entsprungen. So scheinen auch in Indien die jetzt mehrfach vorkommenden „sabha's" (Kasten-Versammlungen aller Mitglieder oder doch aller Familienhäupter), modernen Ursprungs 135 '. Die Sprengel der panchayat sind in aller Regel örtlich begrenzte Gebiete. Interlokale Zweckverbände oder Kartelle für die Erledigung bestimmter Geschäfte kommen innerhalb der Kasten vor. Gilden als Teile von Kasten oder als Verbände von Kasten finden sich in Resten, ebenso aber auch Überlebsel von Gilden, welche Kasten-Ungenossen umfaßten. Es gibt, aber nur als Ausnahme, Zentralorganisationen ganzer Kasten, welche als den panchayat übergeordnet gelten. Am meisten in Gebieten, welche seit langer Zeit einheitliche politische Reiche gebildet haben, wie umgekehrt die örtliche Kastenzersplitterung da am größten ist, wo die politische Einheit am meisten gefehlt hat.

135) Sie beschließen heute z. B. über die Entsendung von Studenten nach Japan, 1 3 aber A 7 1 8 , B 1 0 6 auch über die Änderung wichtiger sozialer Gewohnheiten, z . B . die Aufhebung des Witwenzölibats, ein Gegenstand, der früher durch „Beschlüsse" überhaupt nicht hätte geregelt werden können, sondern nur durch Gutachten der Brahmanen. |

12 Es war nicht festzustellen, worauf Weber sich hier speziell stützt. 13 Nach Census 1911,1, P. 1, S. 392.

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Welche sachliche Zuständigkeit hat nun das panchayat (oder die ihm entsprechende Instanz)? Das ist sehr verschieden. Für die Gegenwart bilden jedoch keineswegs Berufsfragen den Schwerpunkt: die Kaste (Unter-Kaste) fungiert heute keineswegs der Hauptsache nach als „Zunft" oder „Gewerkverein". Sondern die Masse des Stoffs bilden rituelle Fragen. Der Zahl nach steht an erster Linie jede Art von Ehebruch oder anderen Verstößen gegen die intersexuelle rituelle Etikette, dann die Büßung und Sühnung anderer ritueller Verstöße der Mitglieder, einschließlich vor allem der Verstöße gegen die Regeln vom Konnubium und Kommensalität oder gegen Reinheits- und Speisegesetze. Diese Aufgabe hat sicherlich von jeher eine sehr große Rolle gespielt, weil die Duldung von magischen Frevlern in der Kaste für deren Gesamtheit bösen Zauber nach sich ziehen konnte. Aber allerdings spielen gerade in einer Anzahl alter und besonders fest in der Tradition stehender mittlerer und insbesondere auch niederer Kasten doch die Berufsfragen eine sehr bedeutende Rolle. Zunächst, und selbstverständlich, alle Fälle des Übergangs eines Mitglieds zu einer rituell degradierenden oder verA 719, B 107 dächtigen Beschäftigungsart, es handle sich um einen | neuen Beruf oder eine neue Technik: je nach Umständen kann dies praktisch sehr weit greifen. Aber auch Fälle, die mit dem Ritual nicht zusammenhängen. Vor allem die Verletzung der jajmani-Rechte durch einen Kastengenossen oder durch Übergriffe von outcastes oder fremden Kasten. Ebenso aber auch die Verletzung sonstiger Kastenrechte durch einen Außenstehenden. Der Umstand, daß gerade alte und besonders traditionalistische Kasten besonders stark in diese ökonomischen Interessen eingreifen, macht es wahrscheinlich, daß diese Seite der Kastenordnung in früheren Zeiten wesentlich universellere Bedeutung hatte. Und daß gerade gewerbliche, und unter diesen viele niederen, Kasten diese Funktion einer Zunft oder - je nachdem - eines Gewerkvereins übernahmen, erklärt sich einerseits aus der typischen Interessenlage des Handwerks und der gelernten Arbeiter, und erklärt andererseits, zu einem Teil wenigstens, die häufig besonders ausgeprägte Kastentreue gerade solcher niederen Kasten. Nichtzahlung von Schulden, Vermögensteilungen und Bagatellprozesse unter Mitgliedern sind heute nicht mehr allzu häufige Gegenstände. Gelegentlich findet sich aber, daß die Kaste Mitglieder zu hindern sucht, gegen einander Zeugnis abzulegen. Aber die große Mehrzahl der Fragen sind ritueller Art, und zwar finden sich darun-

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ter gelegentlich recht wichtige Angelegenheiten. Dies scheint heute in erheblicher Zunahme: die Macht der panchayats und sabha's auf diesem Gebiet ist im Steigen, und es ist in Wahrheit ein charakteristischer Teil der langsam fortschreitenden Emanzipationsbewegung von der Macht der Brahmanen, der sich in diesen scheinbar so archaistischen Geschäften der Kasten äußert. Die Befassung damit bildet das hinduistische Äquivalent für das Streben nach kirchlicher „Gemeinde-Autonomie" im Occident. Die Zwangsmittel der Kastenorgane sind Dritten gegenüber der Boykott, den eigenen Genossen gegenüber Geldbußen und Verurteilung zu ritueller Entsühnung, im Fall der Weigerung und schweren Fällen von Verletzungen der Kastennormen Exkommunikation (bahishkara). 14 Sie ist (heute) keine Ausstoßung aus dem Hinduismus, sondern aus der einzelnen Kaste. In ihren Folgen kann sie freilich darüber hinaus wirken, z.B. durch Boykott gegen jeden Dritten, der die Dienste eines exkommunizierten Kastenmitglieds noch in Anspruch nimmt. Die Mehrzahl der panchayats (und der entsprechenden sonstigen | Organe) fassen heute ihre Beschlüsse selbständig, A720, B 108 ohne Zuziehung der Qastris und Pandits, die als fakultativ gilt. Einige, und zwar auch niedere, Kasten freilich kennen noch heute einen Rechtszug an einen der heiligen Stühle (Klöster in Sankeschwar oder Schringeri). 15 Eine autonome Satzung neuer Rechtsnormen durch eine Kaste kam nach althinduistischen Begriffen nicht in Frage. Heiliges Recht kann überall nur offenbart oder als von jeher bestehend neu „erkannt" werden. Aber das heutige Fehlen einer hinduistischen politischen Zwangsgewalt und die dadurch bedingte Schwächung der Stellung der Brahmanen hat dahin gewirkt, daß tatsächlich gelegentlich Rechtssatzung, korrekter Weise unter der Form der Rechtserkenntnis, autonom erfolgt. Wie in den Kastenrang-Usurpationen macht sich auch hier der Wegfall der politischen, patrimonial-kirchenstaatlichen Struktur der alten Königreiche deutlich in der Richtung langsamer Erschütterung der Kastentradition fühlbar. Bei den Stammeskasten ist, je weniger durchgreifend ihre Hinduisierung ist, desto öfter die typische Kastenorganisation durch Reste

14 Weber zitiert Ketkar, Hinduism, S. 71 und 77. 15 Zu Saflkesvar und Srfigerivgl. oben, S. 81 f., mit Anm. 6.

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der alten Stammesverfassung ersetzt, was uns hier im einzelnen nicht interessieren soll. Die hohen Kasten endlich, namentlich Brahmanen und Radschputen, entbehren auch in ihren Unterkasten oft jeder einheitlichen Dauerorganisation, und zwar von jeher, soviel bekannt. Es treten, wenn dringende Fälle vorliegen - etwa ein gröblicher Ritualverstoß eines Mitglieds - für den Einzelfall die nach altem Brauch dazu berufenen Häupter der Math's (Klöster) zusammen, oder neuerdings auch Versammlungen der betreffenden Kastenabteilung. Für die Brahmanen ist selbstverständlich, daß die aus ihnen hervorgehenden Qastris und Pandits, die Hochschulen und Maths (Klöster) mit anerkanntem Ruf als Mittelpunkte heiliger Studien und die von alters her anerkannten heiligen Stühle ihre Autorität zu wahren im allgemeinen imstande sind. Aber die alte Konkurrenz der VedaSchulen, der philosophischen Schulen, Sekten und Asketen-Orden gegen einander, und die Gegensätze der alten vornehmen Brahmanengeschlechter[,] einerseits gegen die durch Usurpation allmählich zu Brahmanen aufgestiegenen, andererseits gegen die durch Degradation zu Brahmanen niederen Rechts gewordenen Schichten und A 721, B 109 Unterkasten erzeugen doch tiefe Spannungen | und begrenzen nach innen das nach außen, als Standesbewußtsein, starke Solidaritätsgefühl. Bei den Radschputen ersetzte der starke Einfluß der brahmanischen Hauspriester (purohita) für die Erhaltung der rituellen Korrektheit die fehlenden Kastenorgane. Ein Teil der Unterkasten hat immerhin auch bei ihnen starke Organe und ihr Standesgefühl ist im ganzen kräftig. Die starke Vielseitigkeit der Berufstätigkeit beider Kasten, welche sich freilich im ganzen ziemlich streng innerhalb der Schranken des rituell Zulässigen hält, ist, wie die erwähnten Notberufe bei Manu genügend zeigen, 16 schon sehr alt. Daß die reinen Schreiber-Kasten, Produkte des Patrimonialismus der indischen Königreiche, dessen historischer Einfluß in ihnen in die Gegenwart hineinragt, im Gegensatz zu den alten sozialen und feudalen Aristokratien zwar hohe Kastenrangprätensionen, aber ungleich weniger Standesgefühl besitzen - wie ihre heutige Berufsgliederung ergibt ist leicht verständlich. In den Händlerkasten existieren Reste der alten Gilden, im übrigen ist ihre Organisation heute weit weniger 16 Weber bezieht sich auf Manusmrti X, 3 2 - 3 9 und 47-52, in: Manusmrti, S. 410-411 und 413-414. Auf die „Notberufe" geht Weber oben, S. 184, ein.

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straff als, allem Anschein nach, unter den einheimischen Fürsten, welche die ökonomischen und speziell die städtischen Kasten, aber auch Paria-Völker oft als Träger leiturgischer Pflichten und entsprechender Monopolrechte benutzten. Wir können damit diesen trotz aller Länge unvermeidlich höchst unvollständigen Abriß des Kastensystems abschließen und nach seinen Wirkungen auf die Wirtschaft fragen. Da diese wesentlich negativer Art und also mehr zu erschließen als induktiv zu ermitteln sind, können darüber nur wenige Allgemeinheiten gesagt werden. Uns geht hier nur das an: daß diese Ordnung ihrem ganzen Wesen nach durchaus traditionalistisch und antirational wirken mußte. Nur darf man die Gründe dafür nicht an falschen Stellen suchen. K. Marx hat die eigenartige Stellung des indischen Dorfhandwerkers: - seine Angewiesenheit auf feste Deputate statt auf Marktabsatz - als Grund der spezifischen „Stabilität asiatischer Völker" bezeichnet. 17 Mit Recht. Aber es gab neben dem alten Dorfhandwerker den Händler und den Stadthandwerker, diesen als Marktarbeiter oder als ökonomisch abhängig von den Händlergilden wie im Occident. Zwar ist Indien immer ganz vorwiegend ein Land der Dörfer geblieben. Aber die Anfänge der Städte waren auch im Occident, im Binnenland zumal, | bescheiden, und die Stellung des A 722, B 110 städtischen Markts war in Indien in vielen Punkten, durch die Fürsten, „merkantilistisch" in ähnlichem Sinn geregelt, wie in den Territorialstaaten der beginnenden Neuzeit. Es ist also, soweit die soziale Gliederung in Betracht kommt, jedenfalls nicht gerade nur die Stellung des Dorfhandwerkers allein, sondern auch die Kastenordnung als Ganzes als Träger der Stabilität anzusehen. Nur darf hier die Wirkung nicht allzu unmittelbar gedacht werden. Man könnte etwa glauben: die rituellen Kastengegensätze hätten die Entstehung von „Großbetrieben" mit Arbeitszerlegung in der gleichen Werkstätte unmöglich gemacht, und darin liege ein entscheidendes Moment. Dies ist nicht der Fall. Das Kastenrecht hat sich den Notwendigkei17 Wahrscheinlich bezieht sich Weber auf die Darstellung der indischen Dorfwirtschaft in Marx, Karl, Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie, Band 1, 4. Aufl., hg. von Friedrich Engels. - Hamburg: Otto Meissner 1890. Die folgenden Ausgaben sind bis zu den großen Marx/Engels-Corpora der K P d S U und der SED unveränderte Nachdrucke hiervon. Es heißt dort S. 322f.: „Der einfache produktive Organismus dieser selbstgenügenden Gemeinwesen [...] liefert den Schlüssel zum Geheimniß der Unveränderlichkeit asiatischer Gesellschaften."

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ten der Arbeitsvereinigung in Werkstätten gegenüber ebenso nachgiebig gezeigt wie den Bedürfnissen der Arbeitsvereinigung und des Dienstes im vornehmen Haushalt. Rituell rein, sahen wir, 18 waren alle für die Oberkasten nötigen Hausbediensteten. Der Grundsatz: „Die Hand des Handwerkers ist in seinem Beruf immer rein" 136) bedeutete eine ähnliche Konzession an die Notwendigkeit, sich von außerhäuslichen Lohnwerkern und Störern Anbringungs-, Reparatur* und andere Arbeiten oder persönliche Dienste leisten lassen zu können. Ebenso aber galt auch die Werkstatt137) (das Ergasterium) als rein, und einer Miteinanderverwendung verschiedener Kasten im gleichen Arbeitssaal hätte mithin rituell nichts im Wege gestanden, so wenig wie das Zinsverbot im Mittelalter als solches die Entwicklung des Erwerbskapitals, welches gar nicht in Form der Anlage gegen festen Zins auftrat, gehindert hat. Nicht in solchen Einzelschwierigkeiten, welche jedes der großen Religionssysteme in seiner Art der modernen Wirtschaft in den Weg stellte oder zu stellen schien, lag der Kern der Hemmung. Sondern im „Geist" des ganzen Systems. Wenn es in der Neuzeit zwar nicht immer ganz leicht, aber eben doch schließlich möglich gewesen ist, indische Kastenarbeiter in moderne Fabriken einzustellen und vorher schon: die Arbeit auch der indischen Handwerker kapitalistisch in den auch sonst in Kolonialgebieten dafür üblichen Formen auszunützen, nachdem einmal A 723, B 111 der moderne | Kapitalismus als fertige Maschinerie aus Europa importiert werden konnte, so muß es doch als der Gipfel der Unwahrscheinlichkeit erscheinen, daß auf dem Boden des Kastensystems die A 722, B 110

136) Baudhayana's Rechtsbuch I, 5, 9, l . 1 9 Ebenso alle öffentlich zum Verkauf gestellten Waren. 137) Baudhayana r 1 , 5 , 9 , 3 . Rituell rein sind Minen und alle Werkstätten mit Ausnahme derjenigen für Alkohol-Destillation. 2 0 |

r A, B: Bandhayana

18 Oben, S. 102ff. 19 Die englische Übersetzung der angeführten Baudhäyana-Textstelle in Sacred laws, II, S. 170, lautet: „The Veda declares that the hand of an artisan is always pure, so is every vendible commodity exposed for sale and food obtained by begging, which a student holds in his hand." 2 0 Ebd. heißt es: „All mines and places of manufacture are pure excepting distilleries of spirituous liquor; continuously flowing streams of water and dust raised by the wind cannot be contaminated."

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moderne Organisationsform des gewerblichen Kapitalismus jemals entstanden wäre. Ein Ritualgesetz, bei welchem jeder Berufswechsel, jeder Wechsel der Arbeitstechnik rituelle Degradation zur Folge haben konnte, war sicherlich nicht geeignet, aus sich ökonomische 5 und technische Umwälzungen zu gebären oder ihnen auch nur das erstmalige Aufkeimen in seiner Mitte zu ermöglichen. Der an sich große Traditionalismus des Handwerkers mußte dadurch aufs äußerste gesteigert werden und allen Versuchen des Handelskapitals, vom Boden des Verlags aus die gewerbliche Arbeit zu organisieren, muß10 te ein wesentlich schärferer Widerstand begegnen als im Occident. Die Händler selbst blieben in ihrer rituellen Abgeschlossenheit in den Banden des typischen orientalischen Händlertums, welches nirgends aus sich eine moderne kapitalistische Organisation der Arbeit geschaffen hat: so als wenn lauter verschiedene, gegen einander und 15 gegen Dritte rituell exklusive Gastvölker wie die Juden neben einander in einem Wirtschaftsgebiet ihrem Erwerb nachgehen würden. Man hat manche der großen hinduistischen Händlerkasten, so namentlich die Vania, die „Juden Indiens" genannt, 21 und in diesem negativen Sinn auch mit Recht. Sie waren zum Teil Virtuosen skru20 pellosen Erwerbs, und namentlich manche früher als sozial degradiert geltende oder unreine und deshalb besonders wenig durch (in unserem Sinne) „ethische" Ansprüche an sich selbst belastete Kasten zeigen heute ein bedeutendes Tempo der Vermögensakkumulation. Sie konkurrieren darin mit einigen Kasten, die früher die Stellungen 25 der Schreiber, Beamten oder Steuerpächter und ähnliche Chancen des politisch bedingten Erwerbs, wie sie in Patrimonialstaaten typisch sind, monopolisierten. Auch aus den Händlerkasten ist ein Teil der kapitalistischen Unternehmer hervorgegangen. Aber - wie gelegentlich schon bemerkt 22 - nur soweit sie die heute dafür erforderli30 che „Bildung" sich aneigneten, vermochten sie darin mit den Literatenkasten Schritt zu halten138). Die Intensität der Erziehung zum l38) Über die Beziehung der indischen Sekten und Erlösungsreligionen zu den Bank- A 7 2 3 , B 111 und Handelskreisen Indiens wird später gesprochen. 23 |

21 Die Charakterisierung dieser Kaste als die „Juden Indiens" in: Census 1901, XIII, P. 1, S. 161. 22 Oben, S. 186. 23 Unten, S. 470.

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Händlertum ist bei ihnen, soviel die Berichte erkennen lassen, teilA 724, B 112 weise so stark, daß ihre spezifische „Begabung" dafür keineswegs auf „Anlage" beruhen muß139). Daß sie aber aus sich den rationalen Betrieb des modernen Kapitalismus hätten schaffen können, dafür liegt kein Anzeichen vor. Vollends aus den Kreisen des ganz traditionalistischen indischen Gewerbes wäre er zweifellos nie entstanden. Dabei ist aber der hinduistische Handwerker dennoch notorisch überaus arbeitsam; er gilt insbesondere als wesentlich arbeitsamer als der indische Handwerker islamitischen Glaubens. Und auf das Ganze gesehen, entwickelte die hinduistische Kastenorganisation innerhalb der alten Berufskasten vielfach eine sehr hohe Intensität der Arbeit und der Besitz-Akkumulation. Das Erstere mehr im Handwerk und in einzelnen alten landwirtschaftlichen Kasten, von denen übrigens namentlich die Kunbi's (z.B. in Südindien) auch an Besitzakkumulation und zwar heute auch in modernen Formen Beträchtliches leisten. s Unter der englischen Verwaltung und direktem starkem Anreiz dazu ist der moderne gewerbliche Kapitalismus, die Fabrik insbesondere, in Indien eingezogen. Aber - vergleichsweise betrachtet - in wie geringem Umfang und mit welchen Erschwerungen! Nach mehreren hundert Jahren englischer Herrschaft gibt es jetzt gegen 980000 Fabrikarbeiter, also etwa W/o der Bevölkerung. Dabei ist, und zwar auch in den Fabrikindustrien mit den höchsten Löhnen, die Arbeiterrekrutierung schwer139a); erst die neueste' ArbeiterschutzA 724, B 112

139) Über die Schulung zum Handel bei den Baniya's s[iehe] den C. R. für Bengalen. 2 4 Gegen eine Einschätzung der „Naturanlage" spricht ja auch, daß alte Kasten mit starkem Berufswechsel oft in Berufe einströmen, welche in den Anforderungen an die „Naturanlage" psychologisch den denkbar größten Gegensatz zur bisherigen Beschäftigungsart bilden, aber durch die Gemeinsamkeit des Nutzens bestimmter anerzogener Kenntnisse und Fertigkeiten einander nahe stehen. So der früher erwähnte häufige Übergang der alten Feldmesserkasten - deren Glieder naturgemäß die Wege besonders genau kannten - zum Chauffeurberufe und viele ähnliche Beispiele. ai39a) g j e m u ß ¡ n Kalkutta vielfach von auswärts erfolgen: in einem Dorf der Umgegend spricht kaum 'A die Landessprache, das Bengalisch. |

s - s (S. 197) Fehlt in A. A.

t B: neuesten

a - a (S. 197) Anm. 1 3 9 a - 1 3 9 c fehlen in

2 4 Dieser Bericht über die Schulung ließ sich weder in Census 1901, VI, P. 1 noch in Census 1911, V, P. 1 nachweisen.

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akte hat die Fabrikarbeit etwas populärer gemacht. Frauenarbeit findet sich, obwohl es (Textil)-Industrien gibt, wo die Frau das Doppelte leisten kann als der Mann, nur spärlich und aus den allerverachtetsten b Kasten. Die indische Fabrikarbeiterschaft zeigt ge5 nau jene traditionalistischen Züge, welche ihr in der Frühzeit des Kapitalismus auch in Europa anhafteten. Die Arbeiter wollen gern schnell etwas Geld verdienen, um | sich B 113 selbständig zu machen. Erhöhung der Lohnsätze wirkt auf sie nicht im Sinn des Anreizes zu stärkerer Arbeit, oder zu besserer Lebens10 haltung, sondern umgekehrt: sie machen dann längere Ferien, weil sie es können[,j oder ihre Frauen behängen sich mit Schmuck. Beliebiges Fortbleiben von der Arbeit versteht sich von selbstf,] und so bald als möglich0 zieht sich der Arbeiter mit seinen Spargroschen wieder auf das Heimatdorf zurück139b). Er ist eben nur „Gelegen15 heits"-Arbeiter. „Disziplin" im europäischen Sinn ist ihm ein unbekannter Begriff. Trotz eines viermal billigeren Lohnes ist daher die Konkurrenz gegen Europa, da man 2 Vknal mehr Arbeiter und weit mehr Aufsicht braucht, nur in der Textilindustrie leicht. Ein Vorteil der Unternehmer ist: daß die Kastengeschiedenheit der Arbeiter 20 bisher jegliche Gewerkschaftsorganisation und jeden eigentlichen „Streik" unmöglich gemacht hat. Zwar - wie wir sahen 25 - die Arbeit in der Werkstatt ist „rein" und erfolgt gemeinsam, (nur gesonderte Wasserbecher am Brunnen sind nötig, mindestens je einer für Hindu und Islamiten, und in Schlafstätten schlafen nur Leute gleicher Kaste 25 zusammen) - aber eine Verbrüderung ist hier (bisher) so wenig möglich gewesen wie eine conjuratio der Bürger 139c) . s Leider liegen eingehende Angaben über die Einbeziehung der einzelnen Kasten in den modernen kapitalistischen Erwerb - wenig-

139b)

i39c)

v. Delden a. a. O. 2 6 S. 96. v. Delden a . a . O . S. 114-125. a

Vgl

b B: allerverachtesten

c B: möglich,

25 Oben, S. 119. 26 Gemeint ist: Van Delden, Juteindustrie.

B 113

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stens für den fremden Bearbeiter zugänglich - nur in dürftigem Umfang vor140). | Über die Einkommensverhältnisse der Hauptkasten (aus anderen A 725, B 114 Quellen als Amt, Pension und Wertpapieren, Part IV der Income Tax Act), 27 soweit darüber die Zensus-Superintendenten berichtet 5 haben, macht Gait im Generalbericht zum Zensus von 1911141) folgende hier interessierende Angaben: In Bengalen gibt es rund 23 000 zur Einkommenssteuer aus Wirtschaftserwerb Veranlagte. Die Mohammedaner, 24 Millionen = 140) Moderne „gelernte" Arbeit wird in der Stadt Calcutta anscheinend am stärksten aus den Kasten der Kaivartha (alte Stammeskaste von Bauern und Fischern), Kayasth (Schreiber) und Tanti (alte Weberkaste) rekrutiert, die ungelernte sog. d Kuli-Arbeit ebenfalls aus den Kasten der Kaivartha und Kayasth, daneben aus den verachteten Kasten der Goala (Milchmänner, alter Pariastamm) und Chamar (die große unreine Lederarbeiterkaste Bengalens). Auch sonst sind dort die aus ihrem traditionellen Verdienst geworfenen untersten Kasten unter der Kuli-Arbeit am stärksten vertreten. Die eigentlichen Fabrikarbeiter stellen wiederum vor allem die vier Kasten der Tanti (Weber), Kaivartha (Bauern und Fischer), Chamar (Lederarbeiter), Kayasth (Schreiber). Dagegen sind z.B. von den Chhatri (angeblich: Kschatriya, in Wahrheit ein alter Reisläuferstamm) 45% Bauern, „peons" und Hausgesinde, fast keiner im Staatsdienst und in der Industrie. 28 In der Textilindustrie der Provinz Bombay sind beteiligt mit 63% ihres Bestands die Weberkasten, mit 11,7% die Bhatia (altes Gastvolk von Händlern), mit 9,8% die Vani (vornehme Händler), mit 3,8% die Radschputen; die Prabhu (Beamte) und Mahar 6 (Dorfbeamte) mit über 1%, der Rest der Kasten darunter. Die Händler und die zuletzt genannten | A 725, B 114 Kasten stellen im wesentlichen die Unternehmer (bzw. was die Radschputen an|langt, „Besitzer"). Am Handel (mit Ausschluß der Nahrungsgewerbe) beteiligen sich in der Provinz Bombay von den einzelnen Kasten folgende Prozentsätze (des Kastenbestandes): Brahmanen 3,2%, Vania (alte vornehme Händlerkaste) 24,8%, Bhatia (altes HändlerGastvolk) 7%, Radschputen' und Mahrathen praktisch 0, Prabhu (Beamte) 9,3%, Lohana (alte vornehme Händlerkaste im Sindh) 6%, Weber, Koli (Kleinbauern), Kunbi (Bauern), Mahar (Dorfbeamte) praktisch 0, Pandhari (Palmsaftdestillateure) 2%. Von den alten Händlerkasten sind erhebliche Bruchteile heut im Nahrungsmittelgewerbe (wohl namentlich im Detailgeschäft) tätig, so 40% der Vania, 61,3% der Bhatia, 22,8% der Lohana, von allen anderen nur wenige und von den vornehmen Kasten praktisch niemand. 29 141 > S. 480. 30 |

d A: sogen.

e A, B: Mahan

f A: Raschputen

2 7 Siehe Anm. 30. 2 8 Weber stützt sich auf Census 1901, VII, P. 4, 115f. Die falsche Schreibung Kaivartha (richtig: Kaivarta) hat Weber von hier übernommen. 2 9 Die statistischen Angaben nach Census 1911, Vol. VII, P. 1, S. 3 3 7 - 3 4 5 (Subsidiary Table VIII). 3 0 Weber zitiert Census 1911, Vol. I, P. 1; die gemeinte Stelle findet sich S. 430.

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51,7% der Bevölkerung, haben nur 3177 aus diesen Steuerquellen Veranlagte, also etwas über Ys aller. Fast ebensoviel hat die eine einzige Kayasth-(Schreiber-)Kaste für sich allein, und zwar teils aus Unternehmungen, teils aus „profession". Nach ihnen kommen die s Brahmanen, von denen 50% der Veranlagten ihr Einkommen aus Unternehmerverdienst beziehen, und, ihnen fast gleichstehend, die Shaha, eine kleine (119000 Köpfe zählende) Unterkaste der Sunri, welche den Spirituosenhandel monopolisierten. Sie stellen prozentual die Höchstzahl der Veranlagten. Außer ihnen hat nur noch die 10 Ölpresser- und -Händler-Kaste derTeli über 1000 Veranlagte, alle anderen weniger. Der Bericht findet es überraschend, daß die alten Händlerkasten der Gandhabaniks und Subarnabaniks, nach dem Namen zu schließen ursprünglich Spezerei- und bzw. Edelmetallhändler nur mit je 500 Veranlagten vertreten sind; indessen ist das 15 proportional zur Zahl (je zwischen 100000 und 120000 Köpfe) doch stärker als die Teli-Kaste (1 Yi Millionen). Daß eine zu den niedrigen Qadra gerechnete Händlerkaste, wie die Shaha's (deren Wasser von Brahmanen nicht immer genommen wird) unbedenklicher in der Eingliederung in die modernen Erwerbschancen ist, als die Teli 20 (welche in Bengalen mit der Nabasakh-Gruppe rangieren) und die beiden Kasten der Gandhabaniks und Subarnabaniks, welche, vermutlich | mit Recht, 31 früher Vaifya-Rang eingenommen zu haben B 115 bean|spruchen, ist durchaus verständlich, freilich auch für den tradi- A 726 tionalistischen Geist des echten alten Hinduismus bezeichnend. Die 25 Überlegenheit der Anpassung der dazu überhaupt geeigneten Hindukasten an den rationalen Erwerb gegenüber dem bengalischen Islam tritt deutlich zutage. Diese relative Unterlegenheit des Islam wiederholt sich ebenso in allen anderen Provinzen. Die islamitische Scheikh-Kaste hat hohe Steuerzahler (namentlich im Panjab) we30 sentlich unter den großen Landrentnern 142) , ebenso wie die Radschputen, Babhans (vornehme Landlord- und Getreide-GroßhändlerKaste) und mehrfach auch die Brahmanen und die den Radschputen 142

> Rentner überhaupt waren in der Provinz Bombay unter den Kasten der Brahma- A 7 2 6 , B 1 1 5 nen, Prabhu (Beamte), Mahar (Dorfbeamte), Lohana (Händler) am stärksten vertreten. 3 2 |

31 Wie Anm. 30. 3 2 Weber stützt sich auf Census 1901, VII, P. 4,115f.

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nahestehenden Khatri. In Bihar stehen unter den Veranlagten aus kapitalistischem Einkommen die Agarvals (Unterkaste der Kewat, sehr alte Händlerkaste) voran und die Kalvar 9 und Sunri (alte Kasten von Palmsaftdestillateuren) und Teli (Ölpresser) stehen unter den dann Folgenden quantitativ neben den vornehmen Kasten der Brahmanen und Babhans (diese 7 Kasten haben die Hälfte des aus „trade" fließenden steuerbaren Einkommens). Im oberen Gangestal (United Provinces), dem altklassischen Gebiet des Hinduismus, im Panjab und im Süden ist meist die alte Händlerkaste der Baniyas Träger der weitaus größten Einkommen, aus Handel, während im Nordwesten die Khatris - eine alte vornehme, international bekannte Händler- und Schreiber-Kaste, die auch im Grundrenteneinkommen neben den Brahmanen eine bedeutende Rolle spielt, im gewerblichen Einkommen allen voranstehen, die Kayasth aber (im oberen Gangestal) im Verhältnis zu ihrer Zahl überproportional am Einkommen aus „profession" beteiligt sind. 33 h Die Beteiligung des einheimischen - zum Teil ganz gewaltigen Vermögensbesitzes als „Kapital" in modernen Unternehmungen blieb lange verhältnismäßig gering; in der Jute-Industrie fehlte sie fast ganz. „Schlechte Erfahrungen" nicht nur mit den Unternehmern und Associés, sondern auch mit den Werkmeistern haben es bedingt, daß noch jetzt z. B. in der recht eigentlich indischen, der Jute-Industrie, eigentlich nur die Aufpasser, aber sonst fast niemand, der B 116 technische oder | kaufmännische Funktionen hat, indischer Abkunft ist (es sind meist Schotten: v.Delden, Die ind. Jute-Industrie 1915, S. 86). - Die Jute-Industrie mit durchschnittlich 3420 Arbeitern auf jeden Betrieb (v. Delden a . a . O . 179) ist die am stärksten zur Großindustrie entwickelte Industrie Indiens. h Die Unterschiede der Intensität des Strebens nach Gelderwerb, vor allem die Begünstigung der vom hinduistischen Standpunkt aus ethisch ungebundeneren Händler (Spirituosen-Händler) und daneben der Literaten, sodann aber die stärkere Neigung des HinduReichtums zu intensiver händlerischer Verwertung gegenüber dem islamitischen tritt deutlich zutage und entspricht der oft berichteten g A, B: Kalvan

h - A Fehlt in A.

3 3 Siehe dazu Baines, Ethnography, S. 3 3 - 3 5 .

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größeren Arbeitsintensität der - dabei traditionalistischeren - hinduistischen Handwerker gegenüber den islamitischen. Beides ist' durch den besondern | Sinn mitbedingt, welchen die Erfüllung der A 727 Kastenpflichten für den Hinduismus besitzt. Wir müssen uns diesem wichtigen Punkt jetzt zuwenden. Wir sahen, 34 daß innerhalb des Hinduismus eine ungewöhnlich breite Toleranz in bezug auf die Lehre (mata) besteht, während alles Gewicht auf den rituellen Pflichten (Dharma) liegt. Immerhin hat nun aber, und damit haben wir uns jetzt zu befassen, auch der Hinduismus gewisse „Dogmen", wenn man darunter solche Glaubenswahrheiten versteht, deren gänzliche Leugnung als „ketzerisch" gilt und, wenn auch nicht einen Einzelnen, so doch eine Gemeinschaft, die sich zu ihnen ausdrücklich bekennt, außerhalb der hinduistischen Gemeinschaft stellen würde. Der Hinduismus kennt zunächst eine Anzahl offizieller Lehrsysteme. Wir werden sie später, bei Besprechung der Erlösungsreligionen der Intellektuellenschichten, kurz kennen lernen. 35 Hier interessiert uns, daß es auch spezifisch heterodoxe philosophische Lehrmeinungen gibt. Vor allen zwei pflegen angeführt zu werden: 36 die Philosophie der Materialisten und die der Bauddhas (Buddhisten). Was ist an der Lehre der letzteren das spezifisch Heterodoxe? Die Ablehnung der BrahmanenAutorität findet sich auch bei Hindukasten. Die Zulassung aller Kasten zur Erlösung findet sich auch bei Hindus. Die Rekrutierung der Mönche aus allen Kasten hätte sie zu einer rituell unreinen Sektenkaste machen können. Belastender war die Verwerfung der Veden und des hinduistischen Rituals als für die Erlösung wertlos. Aber die Buddhisten hatten ein eignes Dharma an die Stelle | gesetzt, B 117 teilweise ein strengeres als das der Brahmanen. Und es wird ihnen eben nicht nur rituelle Kastenlosigkeit, sondern auch ketzerische Lehre vorgeworfen, einerlei ob diese nun der wirkliche Grund war, sie nicht als Hindu anzuerkennen. Worin bestand diese, und was hatte sie mit der Ketzerei der „Materialisten" gemeinsam im Gegensatz zu der Lehre der orthodoxen Schulen? Die Buddhisten leugnei

A, B: ist,

3 4 Oben, S. 7 5 - 8 2 . 3 5 Unten, S. 283ff. 36 Weber bezieht sich auf Ketkar, Hinduism, S. 104.

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ten, ebenso wie die Materialisten, die Existenz der „Seele" 143 ', zum mindestens als einer Einheit des Ich. Das hatte nun bei den BuddhiA 728 sten - und zwar gerade in dem gleich zu erwähnenden entscheidenden | Punkt - eine fast rein theoretische Bedeutung. Aber es scheint doch, daß hier der wichtigste Anstoß (in theoretischer Hinsicht) lag. 5 Denn alle hinduistische Philosophie und Alles, was man, über den reinen Ritualismus hinaus, als „Religion" der Hindus bezeichnen kann, hängt allerdings am Seelenglauben. Kein Hindu leugnet zwei Grundvoraussetzungen der hinduistischen Religiosität: den Samsara-(Seelenwanderungs-)Glauben und 10 die mit ihm zusammenhängende Karman-(Vergeltungs-)Lehre. Sie, und nur sie, sind wirkliche „dogmatische" Lehrstücke des gesamten Hinduismus, und zwar gerade in der Art ihrer Verknüpfung miteinander zu einer dem Hinduismus ganz allein eigentümlichen Theodizee der bestehenden sozialen, d. h. also: der Kastenordnung. 15 Der Glaube an die Seelenwanderung (Samsara), direkt erwachsen aus sehr universell verbreiteten Vorstellungen vom Schicksal der Geister nach dem Tode, ist auch anderwärts entstanden. So im hellenischen Altertum. In Indien lag aus Gründen der Fauna und des Nebeneinander verschiedenfarbiger Rassen die Entstehung der 20 Vorstellung nahe. Es ist doch wohl sehr wahrscheinlich, daß das im Ramayana in Südindien auftretende Affenheer ein solches der schwarzen Dravida's ist. 37 Und selbst wenn nicht, so zeigt sich jedenfalls, daß die Affen als den Menschen gleichartig gedacht werden und, daß dieser Gedanke gerade für Südindien, den Sitz von 25 schwarzen Völkern, welche vom Standpunkt des Ariers dem A f f e n ähnlich sahen, nahe lag. Als „unsterblich" galten die abgeschiedenen B 118 Seelen ursprünglich in | Indien sowenig wie anderwärts. Die Toten-

A 727, B 1 1 7

143)

Wir brauchen hier diesen Ausdruck ganz provisorisch und undifferenziert, also vorläufig ohne Rücksicht darauf, daß die hinduistische Philosophie verschiedene metaphysische Vorstellungen vom Wesen der Seele entwickelt hat. |

37 Weber mißversteht Balfour, Cyclopaedia, III, S.360: „With its other subjects, the Ramayana describes the forest or wilderness of Dandaca as covering the whole extremity of the Southern Peninsula, and the rude inhabitants are designated Rakshasa (monsters), or Vanara (monkeys), the former meaning races or tribes hostile to the Aryans." Die Interpretation, die den Kriegszug Rämas nach Lahkä als Etablierung einer arischen Herrschaft in Südindien ansieht, ist nicht haltbar, da sowohl Affen als auch Raksasas (Dämonen) nicht dem Räma Untertan werden, sondern nur ihre Herrscher auswechseln.

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Opfer sollten sie zur Ruhe bringen und ihren Neid und Zorn gegen die glücklichen Lebenden beschwichtigen. Der Aufenthalt der „Väter" blieb im ganzen doch problematisch. Ohne Opfer drohte ihnen in den Brahmana's der Hungertod; deshalb galten ja Opfer als das 5 Verdienst schlechthin. Auch den Göttern wurde gelegentlich „langes Leben" gewünscht und zunehmend findet sich die Annahme, daß die Existenz weder der Götter noch der Menschen im Jenseits etwas Ewiges sei144). Als sich dann die Spekulation der Brahmanen mit ihrem Schicksal zu befassen begann, entstand allmählich die Lehre 10 vom „Wiedertod", der den sterbenden | Geist oder Gott wieder in A 729 ein anderes Dasein führe, - und es lag nahe, dieses wieder auf der Erde zu suchen und damit an „Seelentier"-Vorstellungen, die hier wie sonst bestanden haben werden, anzuknüpfen. Damit waren die Elemente der Lehre gegeben. Die Verknüpfung mit der Lehre von 15 der Vergeltung guter und böser Handlungen durch die mehr oder minder ehrenvolle oder schmachvolle Art der Wiedergeburt ist gleichfalls nicht nur indisch, sondern findet sich ebenfalls z.B. bei den Hellenen. Dem Rationalismus der Brahmanen ist aber zweierlei eigentümlich, was erst die höchst penetrante Bedeutung der so ge20 wendeten Lehre bedingt: 1. die Durchführung des Gedankens, daß jede einzelne ethisch relevante Handlung unabwendbar ihre Wirkung auf das Schicksal des Täters übt, daß also keine solche Wirkung verloren gehen kann: die Lehre vom „Karman"; - 2. die Verknüpfung mit dem sozialen Schicksal des Einzelnen innerhalb der gesell25 schaftlichen Organisation und dadurch mit der Kastenordnung. Alle (rituellen oder ethischen) Verdienste und Verschuldungen des Einzelnen bilden eine Art von Kontokorrent, dessen Saldo unweigerlich das weitere Schicksal der Seele bei der Wiedergeburt bestimmt, und zwar ganz genau proportional dem Maß des Überschusses der einen 30 oder der anderen Seite des Kontos145). „Ewige" Belohnungen oder 144)

S[iehe] Boyer, Journal Asiat. 9. Ser. 18 (1901) 3 8 und über den „Wiedertod" jetzt A 7 2 8 , B 1 1 8 vor allem: H. Oldenberg, Die Lehre der Upanischaden und die Anfänge des Buddhismus (Göttingen 1915). | 145) Schicksalsglaube, Astrologie, Horoskopie waren in Indien seit langem sehr verbrei- A 7 2 9 tet. Aber bei näherem Zusehen scheint sich zu zeigen, daß das Horoskop die Schicksale wohl anzeigt, daß aber die Konstellation selbst in ihrer guten oder üblen Bedeutung für den Einzelnen durch Karman bestimmt wird. |

3 8 Gemeint ist Boyer, Doctrine du Sarpsära.

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B 119 Strafen kann es also unmöglich geben: sie wären ja absolut | unproportional einem endlichen Tun. Im Himmel sowohl wie in der Hölle kann man nur endliche Zeit sein. Und beide spielen überhaupt nur eine Nebenrolle. Der Himmel war wohl ursprünglich nur ein Brahmanen- und ein Kriegerhimmel. Der Hölle aber konnte auch der übelste Sünder durch rein rituelle und äußerst bequeme Mittel: das Aussprechen bestimmter Formeln in der Todesstunde, auch durch andere (sogar unwissentlich und durch den Feind) entgehen. Hingegen gab es schlechthin keinerlei rituelles Mittel und überhaupt keine (innerweltliche) Tat, durch die man sich der Wiedergeburt und dem Wiedertod entziehen konnte. Die universell verbreitete Vorstellung: daß Krankheit, Gebrechen, Armut, kurz alles was im Leben gefürchA 730 tet wurde, Folgen selbstverschuldeter, bewußter oder | unbewußter, magisch relevanter Verfehlungen seien, wurde hier zu der Anschauung gesteigert: daß das gesamte Lebensschicksal des Menschen eigenste Tat sei. Und da der Augenschein allzu sehr dagegen sprach, daß die ethische Vergeltung innerhalb jedes einzelnen Lebens im Diesseits sich vollziehe, so lag nach Durchbildung des Seelenwanderungsgedankens die Konzeption sehr nahe und wurde von den Brahmanen, zuerst offenbar als esoterische Lehre, vollzogen: daß Verdienste und Verschuldungen früherer Leben das jetzige, solche des jetzigen Lebens das Schicksal im künftigen Erdenleben bestimmen. Daß der Mensch in der grenzenlosen Abfolge immer neuer Leben und Tode allein durch eigene Handlungen sein Schicksal bestimme, war die konsequenteste Form der Karman-Lehre. Die Quellen, zumal die monumentalen Quellen, zeigen zwar, daß diese Konsequenz nicht immer festgehalten wurde. Die altüberlieferten Totenopfer waren ja, sofern man durch sie das Schicksal des Toten beeinflussen wollte, damit im Widerspruch, und wir finden denn auch, daß, wie im Christentum, Gebete und Opfer verrichtet, Stiftungen gemacht und Bauten aufgeführt wurden, um die Verdienste und damit das Zukunftsschicksal der Ahnen aufzubessern. Allein solche, und ähnliche, Reste einer anderen Auffassung ändern nichts daran, daß der Einzelne sich fortgesetzt vor allem mit der Besserung seines eigenen Wiedergeburts-Schicksals befaßte. Gerade das zeigen die Inschriften. 39 Man bringt Opfer und macht Stiftungen, um künftig in einer 3 9 Webers allgemein gehaltener Rekurs auf die Quellengrundlage läßt sich nicht weiter präzisieren.

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ebenso guten oder besseren Lebenslage, z. B. mit der gleichen Frau oder den gleichen Kindern, wiedergeboren zu werden; Fürstinnen | wünschen zu erreichen, daß sie künftig in einer ähnlich respektabeln B 120 Position wieder auf Erden erscheinen. Und hier liegt nun der entscheidende Zusammenhang mit der Kastenordnung. Gerade die Kastenlage des Einzelnen ist nichts Zufälliges: der sozialkritische Gedanke des „Zufalls der Geburt", wie er dem Schicksalsglauben des traditionalistischen Konfuzianismus mit occidentalen Sozialreformern gemeinsam ist, fehlt in Indien fast völlig. Der Einzelne wird in der Kaste geboren, welche er sich in einem früheren Leben durch sein Verhalten verdient hat. Der einzelne Hindu ist also tatsächlich, je nachdem, „vorsichtig" oder „unvorsichtig" gewesen in der Wahl, wenn auch vielleicht nicht, wie das deutsche Scherzwort sagt, seiner konkreten „Eltern", 40 so doch der Kaste, der diese angehörten. Ein | korrekt gläubiger Hindu wird im Hinblick auf die klägliche Lage A 731 eines zu einer unreinen Kaste Gehörigen nur den Gedanken haben: er hat besonders viele Sünden aus früherer Existenz abzubüßen 146 '. Dies aber hat die Kehrseite: daß das Mitglied der unreinen Kaste vor allem auch an die Chance denkt, durch ein kastenrituell exemplarisches Leben seine sozialen Zukunftschancen bei der Wiedergeburt verbessern zu können. In diesem Leben gibt es einen Ausweg aus der Kaste, nach oben wenigstens, schlechterdings nicht. Denn der unentrinnbar abrollenden Karman-Kausalität entspricht die Ewigkeit der Welt, des Lebens und vor allem: der Kastenordnung. Keine echt hinduistische Lehre kennt einen „jüngsten Tag". Es gibt zwar nach weitverbreiteten Lehren Epochen, in denen die Welt, wie bei der germanischen Götterdämmerung, zum Chaos zurückkehrt, aber nur um ihren Kreislauf alsbald wieder zu beginnen. So wenig wie die Menschen sind die Götter „unsterblich". Ja, nach einzelnen Lehren ist, da ein Mensch durch besonders hohe Tugend auch als ein Gott, 1461 Dies berichtet denn auch Blunt im Census Report 1911 als eine ihm gegenüber mit A 7 3 1 , B 1 2 0 Bezug auf die Chamar gemachte Äußerung vornehmer Hindus. 41 |

40 Gemeint ist die verbreitete Redensart: „Man kann in der Wahl seiner Eltern nicht vorsichtig genug sein." Nachweisungen bei Lipperheide, Franz Frhr. von, Spruchwörterbuch. -Berlin: Franz Lipperheide 1907, S. 151. 41 Census 1911, XV, P. 1, S. 122: „The Chamar is a most instructive caste [...] They are extremely religious: as a worthy Hindu once drily remarked to me ,they have many sins to expiate'."

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z. B. als Indra, wiedergeboren werden kann, dieser eigentlich nur ein Name für wechselnde und fungible Persönlichkeiten. Daß der einzelne fromme Hindu die pathetischen Voraussetzungen dieser die Welt in einen streng rationalen,' ethisch determinierten Kosmos umwandelnden Karmanlehre - der konsequentesten Theodizee, welche die 5 Geschichte je hervorgebracht hat - nicht immer in ihrem Gesamtzusammenhang vor Augen zu haben pflegte, ist für die uns interessieB 121 rende praktische Wir|kung ohne Belang. Er blieb hineingebannt in das Gehäuse, welches nur durch diesen ideellen Zusammenhang sinnvoll wurde, und die Konsequenzen davon belasteten sein Han- 10 dein. Wenn das kommunistische Manifest mit den Sätzen schließt: „Sie" (die Proletarier) „haben nichts zu verlieren als ihre Ketten, sie haben eine Welt zu gewinnen" 42 - so galt das gleiche für den frommen Hindu niederer Kaste. Auch er konnte „die Welt", sogar die Himmelswelt gewinnen, Kschatriya, Brahmane, des Himmels teil- 15 haftig und selbst ein Gott werden, - nur nicht in diesem seinem jetzigen Leben, sondern in dem künftigen Dasein nach der Wiedergeburt, innerhalb der gleichen Ordnungen dieser Welt. Die Ordnung und der Rang der Kasten waren ewig (der Idee nach), wie der Gang A 732 der Gestirne und der Unter | schied zwischen den Tiergattungen und 20 den Menschenrassen. Sinnlos wäre der Versuch sie umstürzen zu wollen. Die Wiedergeburt konnte ihn zwar hinab in das Leben eines „Wurms im Darm eines Hundes" führen, - aber je nach seinem Verhalten auch hinauf in den Schoß einer Königin und Brahmanentochter. 43 Absolute Vorbedingung aber war in seinem dermaligen 25 Leben die strenge Erfüllung seiner jetzigen Kastenpflichten, die Vermeidung des rituell schwer sündhaften Versuchs, aus seiner Ka-

j Komma fehlt in A.

42 Im Kommunistischen Manifest von 1848 (Marx, Karl und Engels, Friedrich, Das Kommunistische Manifest, 7. autorisierte deutsche Aufl. - Berlin: Vorwärts 1906) heißt es am Ende: „Die Proletarier haben nichts in ihr [d.i. in der kommunistischen Revolution] zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen." 43 In der Chändogya-Upanisad (V,10) bei Oldenberg, Upanishaden, S. 110, heißt es: „Deren Wandel nun hier erfreulich ist, denen wird zuteil, daß sie in einen erfreulichen Mutterschoß eingehen: in einen Brahmanenschoß oder Kshatriyaschoß oder Vaisyaschoß. Aber deren Wandel hier stinkend ist, denen wird zuteil, daß sie in einen stinkenden Mutterschoß eingehen: in einen Hundeschoß oder Schweineschoß oder Candälaschoß."

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ste treten zu wollen. Das „bleibe in deinem Beruf", im Urchristentum eschatologisch motiviert, und die „Berufstreue" überhaupt waren hier an den hinduistischen Wiedergeburts-Verheißungen verankert, so fest, wie keine andere „organische" Gesellschaftsethik es je vermocht hat. Denn im Hinduismus knüpfte sie nicht an sozialethische Lehren von der Sittlichkeit der Berufstreue und des frommen Sichbescheidens an, wie in den patriarchalen Formen des Christentums, sondern an die ganz persönlichen Heilsinteressen des Einzelnen. Sie setzte, neben den Ängsten vor magischen Folgen von Neuerungen 1463 ^, auch die denkbar höchste Prämie, welche der Hindu kannte, auf die Kastentreue. Der Handwerker, welcher nach den Vorschriften der Tradition treu arbeitet, im Lohn nicht überfordert, in der Qualität nicht betrügt, wird nach der Heilslehre des Hinduismus - j e nach dem Rang seiner gegenwärtigen Kaste - als König, als Edler usw. wiedergeboren. Dagegen gilt der oft zitierte Grundsatz der | klassischen Lehre: daß „die Erfüllung der eigenen" (Kasten-) B 122 „Pflicht selbst ohne Auszeichnung besser ist als das Erfüllen der Pflicht eines Anderen sei es auch in noch so ausgezeichneter Art: denn darin liegt stets Gefahr". 44 Vollends die Vernachlässigung eigener Kastenpflichten zugunsten von höheren Prätensionen zieht unfehlbar Nachteile im jetzigen oder künftigen Leben nach sich. Die hinduistische Berufstugend war die traditionalistischste Konzeption der Berufspflicht, die überhaupt denkbar war. Die Kasten mochten mit bitterem Haß fremd nebeneinanderstehen, - denn daß ein jeder sein Schicksal „verdient" hatte, machte das bessere Schicksal des Anderen gewiß nicht erquicklicher für den sozial Benachteiligten: Umsturzgedanken oder das Streben nach „Fortschritt" waren auf diesem Boden undenkbar, so lange und so weit die Karman-Lehre unerschüttert blieb. Gerade für die niederen Kasten, die durch rituelle Kasten-Korrektheit das Meiste zu gewinnen hatten, | war die A 733 ii46a) j-)j e jüdischen Jutebauern sind noch heute nicht oder schwer zum Düngen ihres B 121 Landes zu bringen, nur weil es „gegen den Brauch" ist. (v.Delden, Studien über die indische Juteindustrie 1915.)' |

k Index fehlt in A.

I Fehlt In A.

4 4 Weber hat diese Aussage aus Bhagavadgitä III, 35, von Coomaraswamy, Craftsman, S. 67, entlehnt (dort keine Angabe der Textstelle).

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Versuchung zu Neuerungen am geringsten, und ihr noch heute oft besonders strenges Festhalten an der Tradition erklärt sich auch aus der Größe der Verheißungen, die gerade für sie durch eine Abweichung von ihr bedroht wurden. Auf dem Boden dieses an der Karman-Lehre verankerten Kasten-Ritualismus war eine Brechung des 5 Traditionalismus durch Rationalisierung der Wirtschaft eine Unmöglichkeit. Wer aus dieser ewigen Kastenwelt, in welcher die Götter eigentlich auch nur eine, zwar über den Brahmanen, aber - wie wir sehen werden 45 - unter den durch Askese mit magischer Kraft ausgestatteten Zauberern stehende Kaste bildeten, und aus dem 10 unentrinnbaren Kreislauf der Wiedergeburt und des Wiedertodes herauswollte, der mußte aus der Welt selbst heraus in jene Hinterwelt, in welche die hinduistische „Erlösung" führte. Von der Entwicklung dieses indischen Erlösungsglaubens ist später gesondert zu reden. 46 Hier beschäftigt uns vorerst ein anderes Problem. 15 Wenn es klar ist, daß das für den Hinduismus Spezifische die Verbindung der an sich auch sonst vorkommenden Karman-Theodizee mit der kastenmäßigen sozialen Ordnung ist, so muß gefragt werden: woher ist diese Kastenordnung, welche sich in dieser Art anderwärts gar nicht oder doch nur in Ansätzen findet, gerade in 20 Indien entstanden? Mit dem Vorbehalt, daß bei der MeinungsverB 123 schiedenheit auch der ausgezeichnetsten Fach-|lndologen über viele Punkte hier nur Vermutungen möglich sind, läßt sich darüber im Anschluß an frühere Ausführungen das Folgende sagen: Klar ist, daß bloße Berufsschichtung an und für sich eine so schrof- 25 fe Scheidung nicht aus sich gebären konnte. Daß leiturgische Zunftgliederung sie erstmalig bewirkt hätte, ist nicht erweislich und nicht wahrscheinlich. Und die sehr große Zahl der dem Ursprung nach ethnischen Kasten zeigt, daß zum mindesten Berufsgliederung allein den Zustand nicht erklärt, so stark sie mitgewirkt haben muß. Die 30 Bedeutung ethnischer Momente neben den ständischen und ökonomischen ist außer Zweifel. Man hat nun, mehr oder minder radikal, die Kastengliederung einfach mit der Rassengliederung gleichsetzen wollen. Der älteste Ausdruck für „Stand" (varna) bedeutet „Farbe". Die Kasten sind in 35 A 734 der Tradition oft nach typischer Hautfarbe | geschieden: Brahma4 5 Unten, S. 239. 4 6 Unten, S. 290.

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nen: weiß, Kschatriya: rot, Vaigyam: gelb, £udra: schwarz. 47 Die anthropometrischen Untersuchungen, namentlich von Risley, 48 haben typische Abstufungen anthropologischer Merkmale je nach der Art der Kasten ergeben. Der Zusammenhang besteht also. Man darf 5 sich nur nicht etwa vorstellen: es sei die Kastenordnung ein „rassenpsychologisches" Produkt, aus geheimnisvollen, im „Blut" liegenden Tendenzen der „indischen Seele" zu erklären. Oder: die Kaste sei der Ausdruck des Gegensatzes verschiedener Rassentypen oder ein Produkt einer „im Blut" liegenden „Rassen-Abstoßung" 147) , oder 10 von „im Blut" liegenden Unterschieden der „Begabung" und Eignung für die einzelnen Kastenberufe. Die Rasse, oder richtiger, die Tatsache des Zusammenstoßens rassenverschiedener und zwar darauf kommt es soziologisch an - im äußeren Typus auffallend rassenverschiedener Völker in Indien ist für die Entwicklung der 15 Kastenordnung von sehr erheblicher Be|deutung gewesen148). Aber B 124 man muß sie in richtiger Art in den Kausalzusammenhang einstellen. 1471 Solche Vorstellungen treiben auch in der Erörterung der nordamerikanischen A 7 3 4 , B 1 2 3 Neger-Probleme ihr Wesen. Was die angebliche „natürliche" Antipathie der Rassen gegeneinander anbelangt, so ist - wie mit Recht gesagt wurde 49 - die Existenz mehrerer Millionen von Mischlingen wohl ein ausreichendes Dementi dieser angeblichen „natürlichen" Fremdheit. Die Blutsfremdheit gegenüber den Indianern ist mindestens so groß, wenn nicht größer; jeder Yankee aber sucht Indianerblut in seinem pedigree nachzuweisen, und wenn die Häuptlingstochter Pocahontas" für die Existenz aller der Amerikaner verantwortlich sein sollte, 50 welche von ihr abstammen möchten, so müßte sie eine Kinderzahl wie August der Starke gehabt haben. | 148) Noch im 12. Jahrh. äußerte sich die ethnische Grenze zwischen Ariern und Dravi- B 1 2 4 das am Indravati in der verschiedenen Sprache der Inschriften: die Verwaltung hielt an der Scheidung fest. Immerhin wird ein Ort mit Volk, „welches von überall her kam", also ethnisch gemischt war°, einem Tempel übergeben. (Ep. Ind. IX, 313.) 51 |

m A, B:Vaica

n A, B: Pocohontas

o Fehlt in A, B. war sinngemäß ergänzt.

47 Nach A. Weber, Collectanea, S. 10. 48 Weber bezieht sich auf Risleys Darlegungen in Census 1901, I, P. I, S. 489-509. Die Untersuchungen deuten darauf hin, daß gewisse Kasten aus bestimmten Ethnien hervorgegangen sind. Dies wird aber keineswegs verallgemeinert. 49 Wahrscheinlich bezieht sich Weber auf den Ersten Deutschen Soziologentag von 1910, auf dem er (S. 154f„ 164) in der Debatte über das Referat von Alfred Ploetz ausführlich auf die Verhältnisse zwischen den Rassen in Nordamerika einging. Vgl. oben, S. 59, Anm. 48. 50 Pocahontas (1595-1617), Tochter des Indianerführers Powhatan in Virginia, wurde 1614 die Frau des Engländers John Rolfe. Eine Abstammung aus dieser Verbindung war in Amerika das gleiche wie die Zugehörigkeit zum alten Adel in Europa. 51 Inschrift der Gunda MahädevT, Großmutter des Näga-Königs Kanhara, aus dem Jahre 1111 n.Chr.

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Die alte vedische Periode kennt nur den Gegensatz der Arya und der Dasyu. Der Name Arya ist geblieben als Ausdruck für das „Vornehme", den „Gentleman". Der Dasyu war der dunkelfarbige Feind der eindringenden Eroberer, in seiner Zivilisation vermutlich ihnen mindestens ebenbürtig, burgensässig, auch politisch organisiert. 52 Wie alle Völker von China bis Irland hat auch der arische Stamm damals seine Epoche wagenkämpfender burgsässiger Ritter durchgemacht. Diese Ritterschaft heißt technisch „Maghavan", „Gabenspender". 53 Diejenigen, die sie so nennen, sind die heiligen A 735 Sänger und Zauberer, | die von jenen Gaben abhängen, den Geber preisen, den Kargen verhöhnen und magisch zu schädigen trachten. Diese spielten schon damals, und zwar gerade bei den Ariern, eine gewaltige, mit der Zeit offenbar zunehmende Rolle. „Wir und der Maghavan", „unser Maghavan" heißt der Ausdruck von den Rittern, denen sich die Zauberer angeschlossen haben. Sie tragen schon damals durch ihren Zauber außerordentlich viel zum militärischen Erfolg bei. Dies steigert sich nun in der Periode der „Brahmanas" und der „Epen" zu ganz unerhörter Höhe. Ursprünglich ist der Übergang zwischen den Krieger- und den Priester-(Rischi-)Geschlechtern frei. Im Epos aber muß König Vifvamitra p Jahrtausende lang Askese üben, bis die Götter, in der Angst vor seiner magischen Macht, ihm die Brahmanenqualität verschaffen. Das Gebet des Brahmanen verschafft dem König den Sieg.54 Der Brahmane steht turmhoch über dem König. Er ist ein ritueller „Übermensch" nicht nur, sondern er steht an Gewalt gleich den Göttern, und ein König ohne Brahmanen heißt einfach „ungeleitet", denn die Leitung durch den purohita versteht sich von selbst. Die Realität stand mit diesen Ansprüchen vielfach noch im starken Widerspruch. In den Gebieten, welche die ritterliche Gesellschaft des frühen Mittelalters - der vorbuddhistischen Zeit - erobert hatte, B 125 dem heutigen Bihar etwa, dachte die Ritter-(Kschatriya-) | Gesellschaft gar nicht daran, die Brahmanen als sozial gleichberechtigt p A, B: Vifvamithra

5 2 Nach Zimmer, Altindisches Leben, S. 111 - 1 1 3 . 5 3 Dies und das folgende nach demselben, S. 169. 5 4 Die Visvämitra-Episode findet sich im Mahäbhärata und im Rämäyana. Weber folgt offensichtlich Schroeder, Reden, S. 53.

I. Das hinduistische soziale System

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anzuerkennen. Erst die patrimonialen hinduistischen Großkönigreiche stützten sich im Legitimitätsinteresse auf sie, und die islamische Eroberung zertrümmerte die politisch-militärische Macht der Kschatriya und stützte so die ihr selbst verhaßte Brahmanenherrschaft, 5 deren Prätensionen, wie sie die klassische Literatur und die Rechtsbücher wiedergaben, nun stereotypiert blieben. Daß nun diese Priesterherrschaft gerade in die Bahnen der Kastenordnung einlenkte, hatte eine Reihe von Ursachen. Ethnische Gegensätze heften sich an Gegensätze des äußeren Habitus und der 10 äußeren Lebensführung. Der auffallendste Gegensatz der äußeren Erscheinung ist aber nun einmal der Unterschied der Hautfarbe. Er hinderte, obwohl die Eroberer, um überhaupt genügend Frauen zu haben, sich solche aus den Unterworfenen nahmen, doch, daß jemals eine Verschmelzung etwa nach Art der Normannen und Angelsach15 sen aufkam. In | der ganzen Welt setzen vornehme Geschlechter ihre A 736 Ehre darein, sich nur Gleichgeordnete als Werber um ihre Töchter gefallen zu lassen, während den Söhnen die Art der Befriedigung ihrer Geschlechtsbedürfnisse überlassen zu bleiben pflegt. Hier, und nicht in irgendwelchen mystischen „Rasseninstinkten" oder unbe20 kannten Unterschieden der „Rassenqualitäten", liegt der entscheidende Punkt der Einwirkung des Gegensatzes der Hautfarben: ein Konnubium mit den verachteten Unterworfenen kam niemals auf gleichem Fuß zustande. Der Mischling wenigstens aus Geschlechtsgemeinschaft von Töchtern der Oberschicht mit Söhnen der Unter25 schicht blieb sozial verachtet. Diese an sich feste, durch magische Scheu befestigte, Schranke mußte das Schwergewicht der Geburtsrechte, das Gentilcharisma, auf allen Gebieten steigern und erhalten. Wir sahen, 55 daß schlechthin alle Stellungen, welche unter der Herrschaft magischen Geister30 glaubens an den Besitz magischen Charismas geknüpft zu sein pflegen: vor allem Autoritätsstellungen geistlicher und weltlicher Art, aber auch die Kunst der Handwerker, in Indien alsbald die Tendenz hatten, gentilcharismatisch, schließlich einfach: „erblich" zu werden, so stark, wie diese an sich nicht auf Indien beschränkte Erschei35 nung nirgends sonst in der Welt auftritt. Darin lag der Keim der Kastenbildung für diese Stellungen und Berufe. |

55 Oben, S. 11 Off.

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Hinduismus

B 126

und

Buddhismus

Zur eigentlichen Kastenbildung führte dies in Verbindung mit einer Anzahl äußerer Umstände. Die Okkupation des eroberten Landes erfolgte durch gentilcharismatische Sippen und Phratrien, die sich dorfweise ansiedelten und die unterworfene Bevölkerung nun entweder als Rentenzahler oder als Dorfarbeiter, landwirt- 5 schaftliche oder gewerbliche Arbeiter, auf die Außenschläge und Wurthen oder auch in besondere Heloten- und Handwerker-Dörfer verwiesen, bald aber aus den gewerblichen Pariastämmen Arbeiter draußen ansiedelten. Sie selbst behielten das „Recht auf Land" in ähnlicher Art, wie die Spartiaten: als Recht auf Zuteilung eines 10 rententragenden Kleros. Die in dieser äußerlichen Hinsicht bestehende Analogie der Stellung der Heloten im spartiatischen Staat mit der Lage der indischen Dorfhandwerker und unterworfenen Stämme muß man, so groß in anderen Hinsichten die Unterschiede waren, stets im Auge behalten, um die Kastenbildung zu verstehen. Als 15 A 737 Gesamtheiten standen die dorfweise gesiedelten | Eroberersippen und die Unterworfenen einander gegenüber. Die persönliche Sklaverei verschwand an Bedeutung gegenüber jener wichtigen Erscheinung: daß der Unterworfene (£udra) zwar Knecht war, aber prinzipiell als Knecht nicht eines Einzelnen, sondern der Gemeinschaft der 20 Wiedergeborenen galt. Die Eroberer fanden ein gewisses, vermutlich ein nicht ganz unerhebliches, Maß gewerblicher Entwicklung bei den unterworfenen Völkerschaften vor. Aber diese gewerbliche Entwicklung und der Absatz der Produkte vollzog sich zunächst durchweg nicht als lokale Berufsgliederung mit dem Markt und der Stadt 25 als Mittelpunkt, sondern gerade umgekehrt durch Übergang aus der Eigenwirtschaft des Hauses zum Absatz auf dem Wege der interlokalen und interethnischen Berufsspezialisierung. Wir kennen das Gleiche in primitiver Form massenhaft, z.B. durch Schilderungen von den Steinen's aus Brasilien 56 und anderer Forscher: die einzelnen 30 Stämme, Stammesbruchteile, Dörfer, welche durch Nähe der Rohmaterialien oder der Flüsse und anderer Verkehrsmittel oder durch zufällig erworbene und dann als Geheimkunst erblich weitergepflegte gewerbliche Fertigkeit als Träger der „stammesgewerblichen" Absatzproduktion auftreten, beginnen q über immer weitere Gebiete 35 q A: beginnen,

56 Gemeint ist Steinen, Central-Brasilien.

I. Das hinduistische soziale System

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hin die zunehmenden Überschüsse ihres Hausfleißes abzusetzen; ihre spezialistisch geschulten Arbeiter gehen auf die Wanderschaft und siedeln sich | weiterhin als Gastarbeiter zeitweise oder schließ- B 127 lieh dauernd in fremden Gemeinschaften an. In den allerverschie5 densten Erdteilen und Gebieten, - selbstverständlich in sehr erheblichen Spuren auch im antiken wie im mittelalterlichen Occident, finden wir diese interethnische Arbeitsteilung. Wenn sie in Indien die Herrschaft behielt, so war daran wohl die schwache Entwicklung der Städte und ihres Marktes schuld. Fürstenburgen und Bauerndör10 fer blieben Jahrhunderte lang die Absatzstätten. Innerhalb der Dörfer der Eroberer aber erhielt sich, und zwar sicherlich infolge der Gegensätze der Rassen, welche dem Gentilcharismatismus die entscheidende Stütze gab, der Zusammenhalt der Gemeinschaft der Eroberersippen, auch wo diese schließlich gänzlich verbauerten. 15 Und als der patrimonialistische Fiskalismus einsetzte, stärkte er diese Entwicklung. Es war für ihn bequem, einerseits nur mit einem verantwortlichen Steuerträger zu tun zu haben, andererseits die Gesamtheit der am Bodenbesitz vollberechtigten Dorfgenossen für das Steuer|soll haftbar zu machen. Er knüpfte an die alten Herren- A 738 20 dörfer an, überließ ihnen die Teilung der Feldmark und die Verfügung darüber nach ihrem Belieben und begnügte sich mit der Garantie des Aufkommens der Steuersumme durch solidarische Haftung aller Vollgenossen des Dorfes. Ganz ebenso haben vermutlich denn erweislich ist das nicht - die unterworfenen Stämme mit spezia25 lisierten Gewerben Pauschaltribute zu zahlen gehabt. Das festigte die überkommene Gewerbeverfassung. Die Städte waren durchweg herrschaftliche Festungen. In und bei ihnen wurden - wie wir sahen 57 - leiturgisch, also meist erblich, an ihren Beruf gebundene Hörige oder solidarisch steuerhaftende Verbände von Gastarbeitern oder 30 Angehörigen der gewerbetreibenden Stämme angesiedelt und fürstlichen Aufsichtsbeamten unterstellt. Die fiskalischen Lizenz- und Akziseinteressen haben zwar, sahen wir, 58 eine Art von städtischer Marktpolitik nach Art des Occidents hervorgebracht. Und die Entwicklung städtischer Gewerbe und vor allem des städtischen Preis35 werks brachte Gilden und Zünfte, schließlich auch Gildenverbände,

57 Oben, S. 165ff. 58 Oben, S. 136f.

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zum Entstehen. Aber das war eine dünne Schicht inmitten des Meers der dörflichen Deputatisten und des Gastgewerbes und Gasthandels der Stämme. Die gewerbliche Spezialisierung blieb, der Masse nach, in die Bahn der Gastvolksentwicklung gebannt. In den Städten aber B 128 hinderte gerade in der breiten Schicht der | Gewerbe die rassenmäßige und ethnische Fremdheit der Gasthandwerker gegeneinander die Entwicklung von Verbänden nach Art des occidentalen popolo. Nirgends, vor allen Dingen, wurde eine Verbrüderung der Stadtbürgerschaft als solche Träger der höchst entwickelten Wehrmacht nach Art der Polis der Antike und der Stadt wenigstens des südeuropäischen Mittelalters im Occident. Sondern an die Stelle der Ritterschaften traten unmittelbar die fürstlichen Herren. Die Städte und ihr Bürgertum blieben infolge der apolitischen Eigenart der Erlösungsreligionen Indiens in aller Regel in ganz spezifischem Sinn unmilitärisch und religiös pazifistisch. Mit der Niederwerfung der sozialen Machtstellung der Gilden durch das Fürstentum wurden die Ansätze einer Stadtentwicklung occidentalen Gepräges vertilgt, Brahmanenmacht und patrimoniale Fürstenmacht im Bunde stützten sich, dem kontinentalen Charakter Indiens entsprechend, auf die ländlichen Organisationen als HeeresA 739 und Steuerquellen. Auf dem Lande | aber blieb die Entwicklung der gastvolksmäßigen Arbeitsteilung und des Deputatistentums der alten Dorfhandwerker das Vorherrschende. Die Städte hatten nur eine Vermehrung der Zahl der Gewerbe und die Entstehung reicher Händler- und Preiswerker-Gilden gebracht. Nach dem Muster des jajmani-Prinzips der Brahmanen und der Dorfhandwerker gerieten auch sie in die Bahn der Kontingentierung der Nahrungen und der erblichen Appropriation der Kundschaften. Wiederum war es der überall als selbstverständliches Prinzip bestehende Gentilcharismatismus, der diese Entwicklung stützte. Die fürstlich verliehenen Monopole des interlokalen Handels führten in den gleichen Weg, da auch sie oft an Gasthandelsvölker anknüpfen. Sippen- und Dorfexogamien und Gaststammesendogamien, und der Fortbestand der rituellen und kultischen, niemals durch Kultverbrüderungen von das Land beherrschenden autonomen Städtebürgerschaften gebrochenen Abgesondertheit der Gaststämme gegeneinander gaben den Brahmanen die Möglichkeit, bei der rituellen Reglementierung der sozialen Ordnung die gegebenen Verhältnisse religiös zu stereotypieren. Sie selbst hatten, im Interesse ihrer eigenen zunehmenden.

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aus der alten Monopolisierung der magischen Qualitäten und magischen Zwangsmittel und der dafür erforderlichen Schulung und Bildung herauswachsenden Machtstellung, ein Interesse daran. Die Fürstenmacht lieferte | ihnen die Machtmittel, die heterodoxen Erlö- B 129 5 sungsreligionen der Stadtbürger sowohl, wie die von den aufstrebenden vornehmen Gilden und Zünften vielfach beibehaltenen oder auch neu geschaffenen nichtbrahmanischen, aber Brahmanenrang beanspruchenden Stammes- und Berufspriester und die als Übergriff empfundene Autonomie dieser Verbände zu unterdrücken 149 '. Daß 10 eine Schicht von Zauberern zu einem gentilcharismatischen | Stande A 740 erwächst, ist ja nichts Indien Eigentümliches. Auch im hellenischen Altertum (Milet) finden wir gelegentlich eine Gilde der heiligen Tänzer inschriftlich als herrschenden Stand. 59 Aber die Universalität der kultischen und rituellen Fremdheit der Gasthandwerker und 15 -Stämme gegeneinander fehlte auf dem Boden der Polis-Verbrüderung. Die rein beruflich und also frei sich rekrutierenden Händlerund Handwerkerberufe blieben in Indien eine Teilerscheinung, darauf angewiesen, sich in ritueller Hinsicht den bei der überwältigenden Mehrheit herrschenden Gepflogenheiten zu fügen. Dies zu tun 20 lag um so näher, als gerade diese rituelle Schließung der Berufsverbände ihnen die Legitimität ihrer „Nahrungs"-Monopole absolut garantierte. Wie überall im Occident die Patrimonialbürokratie zunächst die Schließung der Zünfte und Gilden nicht hemmte, sondern förderte und im ersten Stadium ihrer Politik nur die Interlokalität

149)

Wie wichtig diese Seite der Sache war, zeigt sich darin, daß heute die Opposition A 7 3 9 , B 1 2 9 vornehmer Bürgerkasten gegen die Brahmanen gelegentlich wieder zu den Mitteln greift; 6 0 1. die Teilnahme am öffentlichen Tempelkult abzuschaffen und sich auf den Hauskult zu beschränken; dadurch gewinnt der Einzelne die Wahl des ihm genehmen Brahmanen, und es wird das höchst wirksame Machtmittel der Fürsten und Brahmanen: Sperrung des Tempels, also eine Art „Interdikt", gebrochen; 2. aber und noch radikaler: eigene Priester aus der eigenen Kaste auszubilden und an Stelle der Brahmanen zu verwenden. Ebendahin gehört ganz allgemein 3. die gegen die Autorität der Brahmanen gerichtete Tendenz, die Kastenangelegenheiten, auch rituelle, durch die panchayats oder vollends durch die modernen Kastenversammlungen zu erledigen, statt sich an einen pandit oder ein math (Kloster) um Entscheidung zu wenden. |

5 9 Mit der „Tänzergilde aus Milet" sind die sogenannten Molpoi gemeint, eine einflußreiche Gilde von Sängern, deren Verhältnisse und besonders ihr Kult (ogyia) in der großen Inschrift von 450/49 v.Chr. neu geordnet wurde. 6 0 Weber stützt sich auf Baines, Ethnography, S. 58f.

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mancher von diesen Verbänden an die Stelle der stadtwirtschaftlichen rein lokalen Monopole setzte, so auch hier. Das zweite Stadium der occidentalen Fürstenpolitik aber: das Bündnis mit dem Kapital, zur Steigerung der Macht nach außen, kam in Indien seines kontinentalen Charakters und des Überwiegens der beliebig erhöhbaren Grundsteuern wegen, nicht in Frage. Die Fürsten waren in der Zeit der Gildenmacht von den Gilden •finanziell stark r abhängig gewesen. | B 130 Die unmilitärische Schicht der Stadtbürger war aber nicht in der Lage, der Fürstenmacht zu widerstehen, wo diese, müde jener Abhängigkeit, die sie empörte, an Stelle der kapitalistischen die leiturgisch-steuerliche Deckung der Verwaltungskosten durchführte. Die patrimoniale Fürstenmacht setzte sich mit Hilfe der Brahmanen gegenüber dem in Ansätzen vorhandenen und zeitweilig machtvollen Gildenbürgertum durch. Die religiöse Domestikation der Untertanen leistete die brahmanische Theorie dabei in unübertrefflicher Weise. Der Alleinherrschaft der Brahmanen selbst kam dann schließlich auch die hereinbrechende Fremdherrschaft zugute s . Ihre wichtigsten Konkurrenten: das Rittertum und die Reste der Gilden in den Städten, wurden von den Eroberern als politisch gefährlich jeder eigenen Macht entkleidet. Die Machtstellung der Brahmanen andererseits wuchs, nachdem die Eroberer sich nach einer Epoche fanatischen Bildersturms und energischer islamischer Propaganda A 741 mit dem Fortbestand der hinduistischen Kultur abfanden, | wie ja überall unter der Fremdherrschaft die theokratischen Mächte für die Unterworfenen die gegebene Zuflucht, für die fremden Herren aber das gegebene Domestikationsmittel gewesen sind. Die rituell geschiedenen Gast- und Pariastämme wurden nun, mit zunehmender Stabilisierung der ökonomischen Verhältnisse, zunehmend in die sich - aus den früher erwähnten Motiven61 - zunehmend ausbreitende Kastenordnung eingegliedert, welche so zu jenem universell herrschenden System wurde, das wir in dem Jahrtausend vom 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung bis zum Beginn der islamischen Herrschaft in unaufhaltsamer, durch die Propaganda des Islam verlang-

r A, B: finanziell, stark

61 Oben, S. 185.

s A, B: zu gut

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samter, aber doch sich immer weiter fortsetzender, Ausdehnung finden. Als geschlossenes System ist es ein Produkt konsequenten brahmanischen Denkens und hätte ohne den intensiven Einfluß der Brahmanen, als Hauspriester, Respondenten, Beichtväter und Ratgeber in allen Lebenslagen und als ihrer Schreibkunst wegen mit Beginn der bürokratischen Regierung steigend gesuchte fürstliche Beamte wohl niemals die Herrschaft gewonnen. Aber die Bausteine lieferten die alten Zustände Indiens: die interethnische Arbeitsspezialisierung und die Entstehung massenhafter Gast- und Pariavölker, die Organisation des Dorfgewerbes auf der Grundlage des erblichen Deputathandwerks, der Binnenhandel in den Händen von Gaststämmen, die quantitativ | schwache städtische Entwicklung und das B 131 Einlenken der Berufsspezialisierung in die Bahnen erblicher Ständescheidung und erblichen Kundschaftschutzes. Nur daneben wirkten wohl auch Ansätze leiturgischer und fiskalischer Berufsbindung durch die Fürsten, stärker aber deren Legitimitäts- und Domestikations-Interesse daran: mit den Brahmanen gemeinsam die nun schon eingelebte heilige Ordnung zu wahren, an deren Festigung. Alle übrigen von diesen einzelnen Entwicklungsmomenten wirkten, als einzelne, auch anderwärts. Nirgends aber trafen sie alle zusammen mit der besonderen Lage Indiens: ein Eroberungsgebiet mit 'unauslöschbaren, äußerlich schroff in der Hautfarbe hervortretenden, Rassengegensätzen' zu sein. Neben der sozialen rief dies auch die magische Ablehnung der Gemeinschaft mit den Fremden weit stärker als irgendwo sonst auf den Plan und trug dazu bei, das Charisma der vornehmen Sippen und die Schranken zwischen den ethnisch fremden unterworfenen Stämmen, Gastvölkern und Pariastämmen und den Herrenschich |ten auch nach endgültiger Einordnung der A 742 ersteren in die lokale Wirtschaftsgemeinschaft unübersteiglich zu machen oder zu erhalten. Individuelle Aufnahme in die Handwerkslehre, in die Tauschgemeinschaft auf dem Markt, in das Bürgerrecht, alle diese Erscheinungen des Westens entwickelten sich entweder gar nicht oder schwanden wieder gegenüber dem Schwergewicht der zuerst ethnischen, dann kastenmäßigen Gebundenheit. Noch einmal aber: ohne den penetranten, alles beherrschenden Einfluß der Brahmanen würde dies in aller Welt seines Gleichen

t Kommas fehlen in A.

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nicht findende soziale System in seiner Geschlossenheit nicht entstanden oder doch nicht herrschend geworden und geblieben sein. Längst ehe es auch nur den größeren Teil Nordindiens erobert hatte, muß es als Gedankengebilde fertig gewesen sein. Die in ihrer Art geniale Verknüpfung der Kastenlegitimität mit der Karmanlehre und also mit der spezifisch brahmanischen Theodizee ist schlechterdings nur ein Produkt rational ethischen Denkens, nicht irgendwelcher ökonomischer „Bedingungen". Und erst die Vermählung dieses Gedankenprodukts mit der realen sozialen Ordnung durch die Wiedergeburtsverheißungen gab dieser Ordnung die unwiderstehliche Gewalt über das Denken und Hoffen der in sie eingebetteten Menschen, das feste Schema, nach dem die Stellung der einzelnen berufliB 132 chen Gruppen und Pariavölker religiös und sozial | geordnet werden konnte. Wo diese Verknüpfung fehlte, da konnte - wie bei dem indischen Islam - die Kastenordnung äußerlich übernommen werden: sie blieb ein caput mortuum, brauchbar zur Festigung der ständischen Differenzen, Vertretung ökonomischer Interessen durch das mitübernommene panchayat, und vor allem: Anpassung an die zwingenden Einflüsse der Umgebung, aber ohne den „Geist", der sie auf ihrem u genuinen religiösen Nährboden beseelte. Weder hätte sie dort entstehen können noch entfaltete sie in gleicher Intensität jene Wirkungen auf die „Berufstugend", welche den hinduistischen Berufskasten eigentümlich sind. Die Census Reports 150) ergeben deutlich, 62 daß den islamischen Kasten einige der allerwichtigsten Eigentümlichkeiten des hinduistischen Kastensystems fehlen: vor allem die rituelle Befleckung durch Kommensalität mit einem Ungenossen, mag auch v die Meidung der Kommensalität, wie schließlich doch auch der Ausschluß des geselligen Verkehrs zwiA 743 sehen den | sozialen Schichten bei uns, ziemlich streng festgehalten werden. Die rituelle Befleckung muß aber fehlen, weil die religiöse Gleichheit der Bekenner des Propheten vor Allah sie ausschließt.

743, B 132

150)

Vgl. z . B . C . R . für Bengalen 1911, P a r t w I , § 958 p. 495. 63 |

u A, B: ihren

v Fehlt in A, B. auch sinngemäß ergänzt.

w A, B:Part.

6 2 Weber zitiert im folgenden aus dem Census 1911, V, P. 1, S. 495, § 958. 6 3 Vgl. Anm. 62.

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Auch die Endogamie besteht zwar, aber mit weit geringerer Intensität. Die sogenannten islamischen „Kasten" sind wesentlich „Stände", keine Kasten im vollen Sinn. Und vor allem: die spezifische Verankerung der „Berufstugend" an der Kaste fehlte, ebenso wie die Autorität einer Brahmanenkaste. - Das Prestige der Brahmanen nun, welches hinter dieser Entwicklung stand, ist teils rein magischer Art, teils aber bedingt durch ihre Qualität als einer besonders gearteten vornehmen Bildungsschicht. Wir müssen auf die Eigenart dieser Bildung und deren Entstehungsbedingungen noch einen Blick werfen. - Dies auch aus einem anderen Grunde. So sicher und eindeutig das Kastensystem und die Karmanlehre den Einzelnen in einen klaren Pflichtenkreis einbettete und ein so abgerundetes, metaphysisch befriedigendes Bild der Welt sie darbot, so furchtbar konnte diese ethisch rationale Weltordnung empfunden werden, wenn der Einzelne begann, nach dem „Sinn" seines Lebens innerhalb dieses Vergeltungsmechanismus zu fragen. Die Welt und ihre kosmische und soziale Ordnung war ewig und das einzelne Leben nur ein Fall aus einer | sich in alle Unendlichkeit der Zeit B 133 hinein wiederholenden Reihe von Leben der gleichen Seele und deshalb letztlich etwas unendlich Gleichgültiges. Die indische Vorstellung von Leben und Welt wendete sich gern dem Bild eines ewig um sich selbst rollenden „Rades" von Wiedergeburten zu, - welches sich übrigens, wie Oldenberg bemerkt hat, 64 auch in der hellenischen Philosophie gelegentlich findet. Es ist kein Zufall, daß Indien keinerlei nennenswerte Geschichtsschreibung entwickelt hat. Dazu war der Akzent des Interesses, der auf die jeweilige Gestaltung der politischen und sozialen Verhältnisse fiel, weitaus zu schwach für den Blick des über das Leben und seine Vorgänge Nachsinnenden. Der Glaube an die klimatisch bedingte „Erschlaffung" als Grund der angeblichen indischen Tatenfremdheit ist ganz unbegründet. Kein Land der Erde hat den wildesten Krieg in Permanenz, die rücksichtsloseste Eroberungssucht in voller Ungehemmtheit so ausgiebig gekannt wie Indien. Aber für jedes denkende Sichbesinnen mußte ein solches zu ewiger Wiederholung bestimmtes Leben leicht als völlig | sinnlos und A 744 unerträglich erscheinen. Und zwar ist es wichtig, sich klar zu ma-

6 4 Gemeint ist Oldenberg, Upanishaden, S. 115.

220

Hinduismus und Buddhismus

chen: daß nicht in erster Linie das stets neue Leben auf dieser trotz allem doch schönen Erde es war, was gefürchtet wurde, sondern: der stets neue unentrinnbare Tod. Immer wieder wurde die Seele verstrickt in die Interessen des Daseins, mit allen Fasern ihres Herzens gekettet an Dinge und, vor allem, an geliebte Menschen, - und immer erneut sollte sie sinnlos von ihnen losgerissen und durch Wiedergeburt in andere unbekannte Beziehungen verstrickt werden, mit dem gleichen Schicksal vor sich. Dieser „Wiedertod" war, wie zwischen den Zeilen mancher Inschriften und auch der Predigten Buddhas und anderer Erlöser erschütternd zu spüren ist, das, was in Wahrheit gefürchtet wurde. Die allen Erlösungsreligionen des Hinduismus gemeinsame Frage ist: wie kann man dem „Rade" der Wiedergeburt und damit, vor allem, des stets neuen Sterbens entrinnen: Erlösung vom ewig neuen Tode und deshalb Erlösung vom Leben. Welche Wege der Lebensführung und mit welchen Wirkungen für das Handeln aus dieser Fragestellung geboren wurden, müssen wir nun betrachten. I

II. II. Die orthodoxen und heterodoxen Heilslehren der indischen Intellektuellen. - Antiorgiastischer und ritualistischer Charakter der brahmanischen Religiosität - Vergleich mit den hellenischen und konfuzianischen Intellektuellenschichten S. 221. - Das Dharma und das Fehlen des Naturrechtsproblems S. 230. - Wissen, Askese und Mystik in Indien S. 235. - Der Sramana und die brahmanische Askese S. 249. - Das brahmanische Schrifttum und die Wissenschaft in Indien S.255. - Die Heilstechnik (Yoga) und die Entwicklung der Religionsphilosophie S. 262. - Die orthodoxen Erlösungslehren S. 265. - Die Heilslehre und die Berufsethik des Bhagavadgita S. 288. Die heterodoxe Soteriologie des vornehmen Berufsmönchtums: 1. Der Jainismus S. 306. - 2 . b Der alte Buddhismus S. 326.

Für den Charakter der offiziellen indischen Religiosität war entscheidend, daß ihr Träger, der brahmanische Priesteradel, eine vornehme Bildungsschicht, später geradezu 0 eine Schicht vornehmer Literaten, war. Dies hatte vor allem jene Folge, welche in solchen Fällen immer - z . B . auch beim Konfuzianismus - eintrat: daß die orgiastischen und emotionell-ekstatischen Elemente der alten magischen Riten nicht übernommen wurden und für längere Zeiträume entweder ganz verkümmerten oder als geduldete unoffizielle Volksmagie fortlebten. Reste der alten Orgiastik fanden sich im Veda[,] wie namentlich v. Schröder^ nachgewiesen hat, in Einzelzügen. Trunkenheit und Tanz Indras und der Schwerttanz der Maruts (Korybanten) ent|stam- A 346 men dem Heldenrausch und der Heldenekstase. Auch der große priesterliche Kultakt: das Soma-Opfer, war ursprünglich offenbar eine kultisch temperierte Rausch-Orgie, die vielbesprochenen Dialoglieder des Rigveda vermutlich verblaßte Reste kultischer Dramen 2 '. Aber das offizielle Ritual der Veden und alle ihre Lieder und Mysterium und Mimus im Rigveda 1908 (s. auch seine Bemerkungen zu Oldenbergs A 3 4 5 , B 1 3 4 Religion des Veda in der Wiener Zeitschr. z. Kunde des Morgenl. IX). 1 | 2) Dies nachzuweisen ist ein Hauptzweck der zitierten Arbeit v. Schröder's, welche aber A 3 4 6 zum Folgenden überhaupt zu vergleichen ist. | a A: D i e Wirtschaftsethik der Weltreligionen. V o n Max Weber. Hinduismus und Buddhismus. (Fortsetzung.) b In der „Inhaltsübersicht" von B (oben, S.48) fehlt die Ordnungszahl 2. c A: geradezu: 1 Gemeint sind Schroeder, Mysterium, besonders S. 50, sowie ders., Bemerkungen.

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Formeln ruhen auf Opfer d und Gebet, und nicht auf den typischen orgiastischen Mitteln: Tanz, sexuellem oder alkoholischem Rausch, Fleisch-Orgie, welche alle vielmehr sorgsam ausgeschieden und abgelehnt blieben. Rituelle Begattung auf dem Acker als Mittel Fruchtbarkeit zu schaffen, und der Phallos-(Lingam-)Kult mit seinen phalB 135 lischen | Kobolden, den Gandharven, sind in Indien wie sonst uralt. Aber der Rigveda schweigt davon. Er kennt auch das dem kultischen Drama eigene leibhaftige Auftreten der Götter und Dämonen nicht, - zweifellos weil es schon den alten vornehmen priesterlichen Sängern der altvedischen Zeit 3) , erst recht aber der brahmanischen ErbPriesterschaft teils als vulgär, teils aber auch als bedenkliche Konkurrenz gegenüber ihrer eigenen auf Ritualkenntnis ruhenden Zaubermacht erschien. Der alte Fruchtbarkeitsgott Rudra mit seinem sexual- und fleisch-orgiastischen Kult, später als Qiva einer der drei großen Hindugötter, einerseits Patron des späteren klassischen Sanskrit-Dramas, andererseits durch den universell verbreiteten LingamKult verehrt, ist im Veda diabolischen Charakters. 2 Vischnu, sein Nebenbuhler in der späteren Trias und ebenfalls ein durch Pantomimen verehrter großer Himmels- und Fruchtbarkeitsgott, Patron der Tanz-Dramen und erotischen Orgien des Krischna-Kultes, ist in den Veden eine Nebenfigur. 3 Den Laien ist beim Opfer der „Kelch entzogen": 4 nur der Priester trinkt Sorna. Aber auch das Fleisch: nur der Priester ißt Opferfleisch. Die im alten wie im modernen asiatischen Volksglauben so überaus wichtigen, weiblichen Gottheiten: -

B 135

3)

v. Schröder, a. o. O. p. 53. 5 |

d A, B: Opfer2 Im Rgveda bzw. in der vedischen Religion war Rudra u.a. Herr über die Tiere und über die Krankheiten. Über seinen Kult in vedischer Zeit weiß man für die Charakterisierung als „sexual- und fleischorgiastisch" zu wenig. Es gab darin sexualorgiastische Züge, doch es überwiegen seine schrecklichen Aspekte (bei Weber: „diabolischer Charakter"). 3 Mit dem Ausdruck „Orgien" überspitzt Weber eine Formulierung von Schroeder, Mysterium, S. 56 („Element der Sinnlichkeit, der Erotik" im „Vishnu-Krishna-Kult"), während er sich mit „Nebenfigur" auf Oldenberg, Veda, S.228 („Visnu spielt im Veda eine durchaus nebensächliche Rolle") stützt. 4 Weber stellt hier einen Vergleich mit dem Kelchentzug für Laien im katholischen Christentum an, doch haben in der vedischen Religion die Laien nie Sorna getrunken. In der Hauptsache wird der Sorna den Göttern geopfert, die Priester erhalten einen Anteil; siehe dazu Oldenberg, Veda, S. 449ff. 5 Schroeder, Mysterium, S. 53.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

223

Fruchtbarkeitsdämonen mit meist sexualorgiastischem Kult - , schieben die Veden ganz in den Hintergrund. Im Atharva-Veda: - in seiner literarischen Fixierung wesentlich jünger, dem Material nach aber wohl ebenso alt wie die anderen Veden, - tritt allerdings an Stelle des kultischen wieder der magische Charakter der Sprüche und Lieder hervor. | Dies hängt zusammen teils mit der Provenienz des A 347 Materials: aus dem Kreise der privaten magischen „Seelsorge", und nicht, wie in den anderen Veden, des für den politischen Verband dargebrachten Opfers. Teils aber auch: mit der steigenden Bedeutung des Zaubers überhaupt, seit die alte Wehrgemeinde durch die Fürstenmacht und damit auch der alte Opferpriesteradel durch den fürstlichen Hofzauberer, den purohita, in den Hintergrund gedrängt war 4) . Der Atharvaveda ist im einzelnen nicht ganz | so spröde B136 gegenüber den Figuren des Volksglaubens (z.B. den Gandharven) wie etwa der Rigveda. Allein auch bei ihm ist nicht Orgiastik und Ekstase, sondern die rituelle Formel das spezifische magische Mittel. Im Yajurveda ist der priesterliche Zauber das absolut beherrschende Element der Religiosität geworden. Die brahmanische Literatur schritt auf diesem Wege der formalistischen Ritualisierung des Lebens immer weiter fort: Neben den Brahmanen stand, wie in China neben dem staatlichen Amtskult, der Hausvater (grihastha) als Träger wichtiger ritueller Pflichten, welche die Grihya-Sutras eingehend reglementierten, und die Dharmasutras (Rechtsbücher) zogen dann die gesamten sozialen Beziehungen des Einzelnen in ihren Bereich. Das ganze Leben wurde so umsponnen von einem Netz ritueller und zeremonieller Vorschriften, deren wirklich erschöpfend korrekte Ausführung zuweilen an die Grenzen des überhaupt Möglichen streifte.

4) Diese Stellung ist in Indien alt. Oldenberg (Aus Indien und Iran, 1899, p. 67) erinnert A 3 4 7 mit Recht an den Gegensatz des Deborah-Liedes 6 (welches den siegreichen Kampf der hebräischen bäuerlichen Eidgenossenschaft mit der städtischen Ritterschaft feiert), wobei Jahwe als Bundesgott voranzieht, gegenüber dem Siegeslied des König Sudas (Rigveda VII, 10), in welchem der Zauber des Priesters alles macht. 7 |

6 AT, Richter 5. 7 Diese Stelle des Sudäs-Liedes einspricht Rgveda VII,18,4.

224

Hinduismus

und

Buddhismus

Im Gegensatz zu den Intellektuellen der althellenischen PolisA 348 Kultur, mit denen sie in Vergleich gestellt werden müssen 5) , | waren eben die Brahmanen (und die von ihnen beeinflußte Intellektuellenschicht) an Magie und Ritual kraft ihrer Stellung gebunden. Den alten hellenischen gentilcharismatischen Priesteradel (etwa der Bu- 5 taden) hatte die militärische Stadtentwicklung alles realen Einflusses entkleidet und er galt nicht als Träger irgendwelcher geistigen Werte (sondern, namentlich die „Eteobutaden", als Typus junkerlicher Dummheit). Die Brahmanen haben den Zusammenhang mit Opfer B 137 und Magie im Dienst der | Fürsten stets bewahrt. In all diesen 10 B 136

5>

Diese Vergleiche mit den parallelen Erscheinungen auf allen Gebieten immer wieder gezogen zu haben ist unter den lebenden Indologen vor allem H. Oldenbergs Verdienst (auch v. Schröder verschmäht es nicht). Bedenken dagegen hat namentlich E. W. Hopkins erhoben. 8 Ob in Einzelheiten mit Recht kann nur der Fachmann entscheiden. Für das Verständnis sind jedenfalls diese Vergleiche ganz unentbehrlich. Der allgemeine geistige Habitus der Intellektuellen ist in China, Indien und Hellas zunächst keineswegs grundverschieden. Wie die Mystik im alten China blühte, so die pythagoreische Esoterik und die Orphik in Hellas. Die Entwertung der Welt als einer Stätte des Leidens und der Vergänglichkeit ist dem hellenischen Pessimismus von Homer bis Bakchylides geläufig, ihre „Schuldhaftigkeit" bei Herakleitos konzipiert,9 die „Erlösung" von dem „Rad" der A 348 Wiedergeburten findet sich in der Grabschrift von Sybaris, 10 | die Sterblichkeit der Götter bei Empedokles, 11 die „Erinnerung" an frühere Geburten und die Erlösung durch Erkenntnis als Privileg des Weisen bei Piaton. 12 Es sind dies eben Vorstellungen, die jeglicher vornehmen Intellektuellenschicht sehr naheliegen. Die Unterschiede der Entwickelung sind durch solche der Interessenrichtung und diese durch politische Umstände bestimmt. | 8 Die Bedenken bei Hopkins, Reiigions, S. 9 - 1 4 , sind den Ansichten und Vergleichen von Schroeder und Oldenberg nicht diametral entgegengesetzt, sondern in bezug auf Vergleiche nur vorsichtiger. 9 Oldenberg, Indien und Iran, S. 87, auf den sich Weber hier bezieht, gibt den Lehren des Herakleitos in bezug auf den ewigen Strom des Werdens und Vergehens jedoch keinen pessimistischen Zug: „Der lebens- und bewegungsfrohe Sinn des Herakleitos selbst zwar verlieh diesem Gedanken des ewigen Fließens keineswegs die trübe Farbe der Klage über ein Geschick leidenvoller Ziellosigkeit." 10 Nach Oldenberg, Indien und Iran, S.90: „Auf der Inschrift eines Goldplättchens aus einem Grabe nahe dem alten Sybaris sagt die Seele des Bestatteten, eines Orphikers, für welchen man Erlöstsein von der Seelenwanderung in Anspruch nahm: ,Bin entflogen dem Kreise voll Leid, dem mühebeladenen."' 11 Oldenberg, Indien und Iran, S. 92: „Empedokles spricht den Göttern die Unsterblichkeit ab; sie sind langlebig, aber nicht ewig." 12 Oldenberg, Indien und Iran, S. 96: „Die wahre Enthaltung und Reinheit, so lehrt Piaton, ist die Reinigung der Seele von der Sinnenwelt, die Befreiung von den Leidenschaften und Begierden, welche die Seele ,wie mit einem Nagel an den Leib annageln' und sie zwingen, in immer neuen Verkörperungen wiedergeboren zu werden. Die Löserin aber von diesen Fesseln ist die Philosophie, die rechte Bereiterin zum Sterben. Sie führt aus der Welt des Werdens in die des Seins, in das Reich der ewigen Ideen."

IL Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

225

Hinsichten glich die innere Lage und daher auch das Verhalten und die Richtung des Einflusses der Brahmanen denjenigen der Träger der konfuzianischen Kultur. Beide Male war es ein vornehmer Literatenstand, dessen magisches Charisma auf „Wissen" ruhte. Und zwar auf einem Wissen zeremonieller und ritualistischer Art, niedergelegt in einer heiligen Literatur, die verfaßt war in einer den Alltagssprachen fernstehenden heiligen Sprache. Bildungsstolz und die felsenfeste Überzeugung, daß ausschließlich und allein jenes Wissen als Cardinaltugend alles Heil, Unwissenheit als das eigentliche Laster jegliches Unheil bedinge, folgten daraus in beiden Fällen in gleichem Maße. Und ebenso „Rationalismus" im Sinne der Ablehnung aller irrationalen Formen der Heilssuche. Die Ablehnung der Orgiastik in allen ihren Arten war bei Brahmanen und Mandarinen die gleiche. Und wie den konfuzianischen Literaten die taoistischen Magier, so galten den Brahmanen alle nicht durch die Schule der vedischen Bildung gegangenen Magier, Kultpriester und Heilsucher als unklassisch, verächtlich und im Grunde der Ausrottung wert, die freilich in beiden Fällen nicht wirklich durchführbar war. Denn wenn es auch den Brahmanen gelang, die Entwicklung einer einheitlichen organisierten unklassischen Priesterschaft hintanzuhalten, so doch, wie wir bald sehen werden, 13 um den Preis des Entstehens zahlreicher Mystagogen-Hierarchien teils ganz außerhalb, teils aber auch von innerhalb ihrer eigenen Schicht, und damit eines Zerfalls der Einheitlichkeit der Heilslehre in Sekten-Soteriologien. Dies und eine Reihe damit zusammenhängender andrer wichtiger Unterschiede gegenüber der chinesischen6 Entwicklung hängt aber mit der Verschiedenheit der sozialen Grundstruktur beider Intellektuellen- A stände zusammen. Beide haben Entwicklungsstadien durchgemacht, die zeitweise erhebliche Ähnlichkeiten aufweisen. Im Endstadium erscheint der Gegensatz äußerlich am schärfsten: dort, bei den Mandarinen, eine Beamten- und Amtsanwärterschicht, hier, bei den Brahmanen, ein Literatenstand von teils fürstlichen Kaplänen, teils konsultierenden, respondierenden und lehrenden Theologen und Juristen, Priestern und Seelenhirten. In beiden Fällen befand sich

e A, B: Chinesischen

13 Die Verweisung konnte nicht aufgeklärt werden.

226

Hinduismus und Buddhismus

freilich nur ein Bruchteil des Standes in jenen eigentlich typischen Stellungen. Wie zahlreiche chinesische Literaten ohne Amtspfründe teils in den Büros der Mandarinen, teils als Angestellte von VerbänB 138 den aller Art | ihr Brot fanden, so fanden Brahmanen seit jeher in den verschiedensten Stellungen, darunter auch hohen weltlichen fürstlichen Vertrauensstellungen Verwendung. Aber wir sahen, 14 daß eine eigentliche „Amtslaufbahn" von Brahmanen nicht nur nichts Typisches, sondern geradezu etwas dem Typus Widerstreitendes war, während sie für den Mandarinen als das allein Menschenwürdige galt. Die typischen Pfründen der vornehmen Brahmanen waren keine Staatsgehälter und patrimonialstaatlichen Amtssportel- und Erpressungschancen, sondern feste Land- und Abgaberenten. Und diese waren nicht, wie die Pfründen der Mandarinen, auf jederzeitigen Widerruf und im Höchstfalle auf kurze Zeit, sondern stets dauernd, -lebenslänglich oder auf einige Generationen oder an einzelne oder Organisationen (Klöster, Schulen) für immer - vergeben. Äußerlich am ähnlichsten sieht sich dagegen die Lage der chinesischen und der indischen Intellektuellenschichten an, wenn man die Zeit der Teilstaaten in China mit dem Zustand Indiens etwa in der Zeit der altern Jatakas 15 oder wieder in der Epoche der mittelalterlichen Expansion des Brahmanentums 16 vergleicht. Damals waren in Indien die hinduistischen Intellektuellen in starkem Maße eine Schicht von Trägern literarischer und philosophischer Schulung, gewidmet der Spekulation und Diskussion über rituelle, philosophische und wissenschaftliche Fragen. Teils lebten sie in der Zurückgezogenheit grübelnd und Schulen bildend, teils zwischen den Fürsten und Adelshöfen wechselnd und wandernd, sich trotz aller Spaltungen doch als eine letztlich einheitliche Gruppe von Kulturträgern fühlend. Sie waren Berater der einzelnen Fürsten und Adligen in privaten und A 350 politischen Fragen, Organisatoren von Staaten | auf der Basis der korrekten Lehre. Also ganz ähnlich wie dies in China in der Zeit der Teilstaaten die dortigen Literaten waren. Stets bestand aber ein gewichtiger Unterschied. 14 Oben, S. 121. 15 Der Erzählstoff der „älteren Jätakas" geht vor die Lebzeit des Buddha zurück. Er ist meist unbuddhistisch und wurde mit Übernahme in den buddhistischen Kanon oft nur oberflächlich buddhisiert. 1 6 Damit ist der Prozeß der Hinduisierung und die damit verbundene allmähliche Zurückdrängung des Buddhismus in den Regionalreichen während des 1. Jahrtausends n.Chr. gemeint.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

227

Die höchste Brahmanenstellung war in alter Zeit die des Hofkaplans; später und bis zur englischen Herrschaft war der rangälteste consultierende Jurist: der brahmanische Oberpandit, meist der erste Mann des Landes. Die chinesischen Literaten aller philosophischen Schulen scharten sich um ein als lebendiger Träger der heiligen Tradition geweihtes Oberhaupt: den kaiserlichen Oberpontifex, welcher als solcher, dem von der Literatenschaft vertretenen Anspruch nach, auch das einzige legitime weltliche Oberhaupt, der Oberlehensherr sämtlicher weltlicher Teilfürsten des chinesischen B „Kirchenstaats" war. Etwas dem Entsprechendes gab es in Indien nicht. Die Literatenschicht stand hier in der Epoche der massenhaften Teilstaaten einer Vielheit von Kleinherrschern gegenüber, die keinen legitimen Oberherrn über sich hatten, von dem sie ihre Macht ableiteten. Der Begriff der Legitimität war hier vielmehr lediglich der: daß der einzelne Fürst dann und insoweit als ein „legitimer", d. h. rituell korrekter Herrscher galt, als er sich in seinem Verhalten, zumal gegenüber den Brahmanen, an die heilige Tradition band. Andernfalls war er „Barbar" ebenso wie ja auch die Feudalfürsten Chinas an dem Maßstab ihrer Korrektheit gegenüber der Literatenlehre gemessen wurden. Kein König Indiens aber, so groß auch - wie wir sahen 17 - seine faktische Macht selbst in rein rituellen Dingen sein mochte, war je als solcher zugleich ein Priester. Und zwar geht dieser Unterschied gegenüber China offenbar in die ältesten auch nur hypothetisch erreichbaren Zeiten der beiderseitigen Geschichte zurück. Schon die altvedische Überlieferung bezeichnet die schwarzhäutigen Gegner der Arier im Gegensatz zu diesen als „priesterlos" (abrahmana). 18 Bei den Ariern steht dagegen von Anfang an neben dem Fürsten selbständig der im Opferritual geschulte Priester. Dagegen weiß die älteste Überlieferung der Chinesen von selbständigen Priestern neben einem rein weltlichen Fürsten nichts. Bei den Indern ist das Fürstentum ersichtlich aus der rein weltlichen Politik, aus den Kriegszügen charismatischer Kriegshäuptlinge, herausgewachsen, in China dagegen, wie wir sahen, 19 aus dem Oberpriestertum. Welche historischen Vorgänge die Entstehung dieses überall höchst wichti-

17 Oben, S. 129ff. 18 Nachweisungen oben, S. 21 Off. 19 Hier wie auch im folgenden bezieht sich Weber auf seine Studie über Konfuzianismus undTaoismus 1 , S.38f. (MWG 1/19, S. 174-179).

228

Hinduismus

und

Buddhismus

A 351 gen Gegensatzes der | Einheit oder Zweiheit der politischen und priesterlichen höchsten Gewalt in diesem Falle erklären, dafür ist es wohl ausgeschlossen jemals auch nur bis zu hypothetischen Vermutungen zu gelangen. Es findet sich der gleiche Unterschied ja auch bei ganz „primitiven" Völkern und Reichen, und zwar auch in unmittelbarer Nachbarschaft voneinander und bei sonst gleicher Kultur und Rasse. Er ist offenbar oft durch ganz konkrete und in diesem Sinn historisch „zufällige" Umstände ursprünglich herbeigeführt und wirkte dann fort. Die Folgen dieses Unterschiedes nun waren in jeder Hinsicht höchst bedeutende. Zunächst äußerlich für die soziologische StrukB 140 tur der beiderseitigen Intellektuellenschichten. In der Zeit | der Teilstaaten entstammten die chinesischen Literaten faktisch noch in der Regel den alten gentilcharismatisch qualifizierten „großen" Familien, wennschon das persönliche Charisma der Schriftbildung doch bereits so bedeutend war, daß - wie wir sahen 20 - Parvenüs in Ministerstellen zunehmend häufig erschienen. Als nun das kaiserliche Oberpontifikat die Fülle der weltlichen Macht wieder in sich vereinigte, war der Monarch, als Oberpontifex, in der Lage, seinem Machtinteresse entsprechend, die Zulassung zum Amt an die rein persönliche Qualifikation der korrekten Schriftbildung zu binden und dadurch den Patrimonialismus gegenüber dem Feudalsystem endgültig zu sichern: die Literatenschicht wurde nun eine - in vieler Hinsicht, sahen wir,21 eigenartige - Bürokratenschicht. In Indien war der Gegensatz zwischen Gentilcharisma und persönlichem Charisma noch in historischer Zeit ebenfalls, wie wir sahen, 22 nicht wirklich erledigt. Immer aber war es die gelernte Priesterschaft selbst, deren Ansichten über die Qualifikation des Novizen maßgebend waren. Mit der vollen Angleichung des Brahmanentums an den vedischen Priesteradel entschied sich dann die Frage des Charisma mindestens für die offizielle Lehre. Als die ersten Universalmonarchien entstanden, hatte sich die selbständige Priesterschaft als gentilcharismatische Zunft, d.h. als „Kaste" mit fester Bildungsqualifikation als Voraussetzung des Amtirens, schon so in den sicheren Besitz der geistlichen Autorität gesetzt, daß daran nicht mehr zu rütteln war. 20 Oben, S.227,Anm. 19. 21 Ebd. 22 Ebd.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

229

Im Yajur-Veda ist diese erst im Atharva-Veda auftauchende Stellung der Brahmanen voll durchgebildet. „Brahman", im Rigveda das Gebet, ist jetzt „heilige Macht" und „Heiligkeit". Die | Brahmanas A352 führten das nur weiter aus: „Die Brahmanen, welche den Veda 5 gelernt haben und ihn lehren, sind menschliche Götter" heißt es6). Kein hinduistischer Fürst oder Großkönig konnte eine pontifikale Gewalt beanspruchen und die späteren - islamischen - Fremdherrscher waren erst recht disqualifiziert und auch weit entfernt davon es zu tun. Derjenige Punkt, in welchem dieser Gegensatz der gesell10 schaftlichen Strukturen der chinesischen und indischen Intellektuellenschicht wichtige Folgen hatte, war „weltanschauungsmäßiger" und praktisch ethischer Natur. Ein theokratischer Patrimonialismus und ein Literatentum | von B 141 staatlichen Amtsanwärtern waren in China der geeignete Boden für 15 eine rein utilitarische Sozialethik. Der „Wohlfahrtsstaats"-Gedanke mit stark materieller Wendung dieses Wohlfahrtsbegriffs folgte zwar vor allem aus der charismatischen Verantwortlichkeit des Herrschers für das äußere, meteorologisch bedingte Wohlergehen der Untertanen. Daneben aber aus der Stellung der sozialphilosophisch interes20 sierten und dabei bildungsstolzen Literatenschicht gegenüber den bildungsfremden Massen. Die Banausen können ja nichts Andres als materielle Wohlfahrt erstreben, und materielle Versorgung ist auch das beste Mittel der Erhaltung von Ruhe und Ordnung. Schließlich folgte sie auch aus dem Pfründner-Ideal der Bürokratie selbst: dem 25 gesicherten festen Einkommen als der Grundlage der GentlemanExistenz. Der ständische Gegensatz der Bildung gegen die Unbildung und die Reminiszenzen leiturgischer Bedarfsdeckung führten dabei zu einer gewissen Annäherung an „organische" Gesellschaftsund Staats-Theorien, wie sie naturgemäß jeder politischen Wohl30 fahrtsanstalt nahe liegen. Aber: der nivellierende chinesische Patrimonialbürokratismus hielt dabei diese ganz unverkennbaren Ansätze in mäßigen Schranken. Nicht etwa die organische Ständegliede> gatapatha' Brahmana II, 2,2,6. 23 |

6

f A, B: (Jathapatha

2 3 Weber zitiert nach Zimmer, Altindisches Leben, S. 205.

A 352, B 140

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Buddhismus

rung, sondern die patriarchale Familie war das Bild, unter welchem die soziale Schichtung vornehmlich gesehen wurde. Autonome soziale Mächte konnte die patriarchale Bürokratie sich gegenüber nicht anerkennen. Die in der Wirklichkeit lebendigen „Organisationen", vor allem: die Gilden und gildenartigen Verbände und die 5 Sippen, waren, je mächtiger und autonomer sie tatsächlich waren, desto weniger von der Theorie als Grundlage einer organischen Gesellschaftsgliederung verwertbar. Sie blieben für sie vielmehr in A 353 ihrer reinen | Faktizität einfach abseits liegen. Die typische „Berufs"Konzeption der organischen Gesellschaftsauffassungen war daher in 10 China nur in Ansätzen vorhanden und blieb vor allem der herrschenden vornehmen literarischen Intellektuellenschicht - wie wir sahen 24 - fremd. Sehr anders in Indien. Hier hatte die selbständig neben den politischen Herrschern stehende Priestermacht mit der ebenso selbstherr- 15 lieh neben ihr stehenden Welt der politischen Gewalten zu rechnen. Sie erkannte deren Eigengesetzlichkeit an, - einfach weil sie es mußte. Denn das Machtverhältnis zwischen Brahmanen und KschaB 142 triyas war, wie wir sahen, 25 lange Zeit hindurch | sehr schwankend. Und auch nachdem die ständische Superiorität der Brahmanen, in der offiziellen Theorie der letzteren wenigstens, feststand, blieb die Gewalt der inzwischen entstandenen Großkönige doch eine selbständige und dem Wesen nach rein weltliche, nicht hierokratische, Macht. Zwar war der Pflichtenkreis der Könige wie der jedes Standes gegenüber der brahmanischen Hierokratie bestimmt durch ihr Dharma, welches Bestandteil des brahmanisch regulierten heiligen Rechts war. Aber dies Dharma war eben bei jedem Stand, und so auch bei den Königen, ein anderes und - mochte es auch, der Theorie nach, nur von den Brahmanen maßgebend zu interpretieren sein doch nach deren eigenen Maßstäben ein durchaus eigenes und selbständiges, nicht etwa mit dem Dharma der Brahmanen identisches oder aus ihm abgeleitetes 7) . Es gab keine universell gültige, sondern A 353, B 142

7)

Wenn auch allerdings manche Pflichten der beiden anderen „wiedergeborenen" Kasten in vielen Punkten als Abschwächung der Pflichten der Brahmanenkaste konstruiert wurden. |

2 4 Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S. 473f. 2 5 Oben, S.210f.

II. Die orthodoxen und heterodoxen Heilslehren

5

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durchaus nur eine ständisch besonderte private und Sozialethik, die wenigen unbedingt allgemeinen rituellen Verbote (vor allem: der Kuhschlachtung), von denen früher geredet wurde, 26 ausgenommen. Die Konsequenzen waren sehr weitreichend. Denn da nicht nur die Kastengliederung der Welt, sondern ebenso die Abstufung göttlicher, menschlicher, tierischer Wesen aller Rangstufen von der Karmanlehre aus dem Prinzip der Vergeltung vorgetaner Werke abgeleitet wurde, so war für sie das Nebeneinanderbestehen von ständischen Ethiken, die untereinander nicht nur verschieden, sondern geradezu einander schroff widerstreitend waren, gar kein Problem. Es konnte - im Prinzip - ein Berufs-Dharma für Prostituierte, Räuber und Diebe ganz ebenso | geben wie für Brahmanen und Könige. A 354 Und es gab die allerernsthaftesten Ansätze zu diesen äußersten Konsequenzen auch tatsächlich. Der Kampf des Menschen mit dem Menschen in allen seinen Formen war prinzipiell ebensowenig ein Problem, wie sein Kampf mit den Tieren und auch mit den Göttern und wie die Existenz des schlechthin Häßlichen, Dummen und des vom Maßstab des Dharma eines Brahmanen oder sonstigen „Wiedergeborenen" aus gesehen - schlechthin Verwerflichen. Die Mensehen waren nicht - wie für den klassischen Konfuzianismus - prinzipiell gleich, sondern wurden zu allen Zeiten ungleich geboren, | so B 143 ungleich wie Menschen und Tiere. Allerdings hatten sie alle die gleichen Chancen vor sich: Aber nicht in diesem Leben, sondern auf dem Wege der Wiedergeburt konnten sie entweder hinauf bis in den Himmel oder hinab bis in das Tierreich oder die Hölle gelangen. Die Konzeption eines „radikal Bösen" war in dieser Weltordnung überhaupt nicht möglich, denn eine „Sünde schlechthin" konnte es ja nicht geben. Sondern immer nur einen rituellen Verstoß gegen das konkrete, durch die Kastenzugehörigkeit bedingte Dharma. Es gab in dieser in ihrer Abgestuftheit ewigen Welt keinen seligen Urständ und kein seliges Endreich, und deshalb auch keine - im Gegensatz zur positiven Sozialordnung - „natürliche" Ordnung der Menschen und Dinge, also auch kein „Naturrecht" irgendwelcher Art. Sondern es gab - für die Theorie zum mindesten - nur heiliges, ständisch besondertes, aber positives Recht und innerhalb der von ihm - als indifferent - unreglementiert belassenen Gebiete positive Satzungen

26 Oben, S. 84.

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Hinduismus

und

Buddhismus

der Fürsten, K a s t e n , G i l d e n , Sippen und Vereinbarungen der Individ u e n . D i e G e s a m t h e i t aller P r o b l e m e , w e l c h e i m O c c i d e n t d a s „ N a t u r r e c h t " ins L e b e n r i e f e n , f e h l t e e b e n vollständig u n d prinzipiell. D e n n es g a b schlechthin e b e n keinerlei „ n a t ü r l i c h e " G l e i c h h e i t d e r Menschheit vor irgendeiner Instanz, a m allerwenigsten v o r irgendei-

5

n e m ü b e r w e l t l i c h e n „ G o t t " . D i e s ist die n e g a t i v e S e i t e d e r S a c h e . U n d diese ist die w i c h t i g s t e : sie schloß die E n t s t e h u n g sozialkritischer und im naturrechtlichen Sinn „rationalistischer"

Spekulatio-

n e n u n d A b s t r a k t i o n e n vollständig u n d f ü r i m m e r aus 8 ) u n d h i n d e r t e A 355, B 144 d a s E n t s t e h e n i r g e n d | w e l c h e r „ M e n s c h e n r e c h t e " . S c h o n w e i l j a d a s 10 Tier und der G o t t , wenigstens bei konsequenter D u r c h f ü h r u n g der

A 3 5 4 , B 143

8)

Spuren „naturrechtlicher" Gedanken finden sich oft, namentlich in der epischen Literatur, die ja unter anderem auch eine fortwährende innere Auseinandersetzung mit den brahmanenfeindlichen Strömungen der Zeit der Erlösungsreligionen enthält. So namentlich in der Klage der Draupadi im Mahabharata: Die Quelle des „ewigen Rechts", A 3 5 5 (jafvata dharma, heißt es, ist versiegt | und dieses daher nicht mehr erkennbar. 2 7 Das positive Recht ist immer zweifelhaft, (cf. 9 I, 195,29), 28 jedenfalls aber wandelbar (XII, 260,6ff.). 2 9 Die Macht regiert die Erde, und eine göttliche Gerechtigkeit gibt es nicht. Es handelt sich freilich im gegebenen Fall um Taten schnöden Bruches aller Sitte innerhalb des engsten Sippenkreises. Im übrigen kommt das Bedürfnis nach einer „Urstands"-Lehre 3 0 innerhalb der orthodoxen Lehre nur in der Form auf seine Rechnung, daß nach der Lehre des Epos 3 1 von den 4 Zeitaltern, welche die Welt zwischen jeder Zerstörung und Reabsorption durch die pralaya (Götterdämmerung) durchmacht, jedesmal das erste: das Krita-Zeitalter, am höchsten, das letzte: das Kali-Zeitalter, am tiefsten steht. Die Kastenunterschiede zwar bestehen auch im Krita-Zeitalter, aber jede Kaste tut ihre Pflicht gern und ohne Erwartung B 1 4 4 von Verdienst und Lohn um ihrer selbst | willen. Es gibt auch weder Kauf noch Verkauf. Daher ist die Erlösung allen zugänglich und ein Gott (eka deva) ist der gemeinsame Gott aller Kasten. Im Kali-Zeitalter umgekehrt ist die Kastenordnung umgestürzt und der Eigennutz herrscht - bis die pralaya kommt und Brahma in Schlaf verfällt. Die Lehre ist in dieser Form durch die später zu besprechende Bhagavata-Ethik 32 beeinflußt und spät. |

g A, B: of.

27 Weber zitiert nach Dahlmann, Mahabharata, S. 61: „Das .ewige Recht' gägvato dharmah versiegt und ist nicht mehr erkennbar (viprahlno na drigyate)." 28 Hier folgt Weber Dahlmann, Mahabharata, S.68. Dessen Stellenangabe I 195,29 bezieht sich aber auf das schwer ergründbare Wesen des Rechts. Die Textstelle über die Zweifelhaftigkeit des Rechts ist Mahabharata 1196,9. 29 Nach Dahlmann, Mahabharata, S. 69. 30 Das ist die Lehre vom uranfänglichen Zustand, in dem die Menschen sich in einer Art Zustand der Unschuld befanden, der später verloren ging. 31 Gemeint ist das Mahäbhärata-Epos. 32 Auf die Bhägavata-Ethik geht Weber S. 294ff. ein.

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Lehre, nur andre, ebenfalls Karman-bedingte Inkarnationen von Seelen waren und es für die Gesamtheit aller dieser Wesen offenbar abstrakt gemeinsame „Rechte" sowenig geben konnte wie gemeinsame „Pflichten". Es gab nicht einmal den Begriff „Staat" und „Staats5 bürger" oder auch „Untertan", - sondern nur das ständische Dharma: die Rechte und Pflichten des „Königs" und der anderen Kasten, einer jeden in sich und jeder im Verhältnis zu den anderen. Dabei wird dem Kschatriya, als dem Patron des Raiyat h („Clienten"), das Dharma der Fürsorge für den „Schutz" der Bevölkerung - immerhin 1 o nur wesentlich: des äußeren Sicherheitsschutzes - zugeschrieben und ihm die Pflicht der Sorge für die Rechtspflege und die Redlichkeit des Verkehrs und was damit zusammenhängt, als ethisches Gebot auferlegt. Im übrigen gilt es für den Fürsten wie für andere, aber für ihn im eminenten Sinn, als allererste Pflicht, die Brahmanen zu 15 unterhalten und zu fördern, vor allem ihnen bei ihrer autoritären Regelung der sozialen Ordnung gemäß den heiligen Rechten seinen Arm zu leihen, Angriffe auf ihre Stellung aber nicht zu dulden. Die Bekämpfung von brahmanenfeindlichen Irrlehren ist selbstverständlich verdienstlich und wird verlangt und geleistet. Aber das ändert 20 daran nichts, daß der Stellung des Fürsten und der Politik in eigentümlich penetranter Art ihre Eigengesetzlichkeit gewahrt bleibt. Die chinesische Literatur kennt für die Epoche der Teilfürsten wenigstens in der Theorie - wie einflußlos diese gerade in dieser Hinsicht auch sein mochte - den Begriff „gerechter" | und „ungerechter" A356 25 Kriege und eines „Völkerrechts", als Ausdruck der chinesischen Kulturgemeinschaft. 33 Der zum Alleinherrscher aufgestiegene kaiserliche Pontifex vollends, der die Weltherrschaft, auch über die Barbaren, beanspruchte, führte nur „gerechte" Kriege. Denn jeder Widerstand gegen ihn war Rebellion. Unterlag er, so galt dies als 30 Symptom dafür, daß ihm das Charisma vom Himmel versagt sei oder er es verwirkt habe. Ähnliches galt nun auch für den indischen Fürsten. Auch wenn er unter|lag oder wenn es seinen Untertanen B 145 h A, B: Rayat

3 3 Bei Weber, Konfuzianismus und Taoismus 2 , S. 321 f. (MWG 1/19, S. 189f.) ist von den Fürstenversammlungen als Ausdruck der „Kultureinheit" und von „denjenigen .völkerrechtlichen' Ansprüchen" die Rede, „welche wenigstens die Theorie als Ausdruck der Kultureinheit an das Verhalten der Fürsten stellte".

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andauernd nicht gut ging, war dies ein Beweis für magische Verfehlungen oder mangelndes Charisma. Der Erfolg des Königs entschied also. Aber das hatte nichts mit seinem „Recht" zu tun. Sondern mit seiner persönlichen Eignung und, vor allem: der Zauberkraft seines Brahmanen. Denn diese, und nicht sein ethisches „Recht", verschaffte dem König den Sieg, wenn eben der Brahmane sein Handwerk verstand und charismatisch qualifiziert war. Auch in Indien hatte, wie im Occident, die ritterliche Konvention der epischen Kschatriya-Zeit gewisse Standessitten für die Fehde geschaffen, deren Verletzung als verwerflich und unritterlich galt, wenn auch wohl niemals im indischen Ritterkampf so weitgehende Courtoisie geübt worden ist, wie sie der berühmte Heroldsruf der französischen Ritterschaft an die Gegner vor der Schlacht von Fontenoy repräsentiert: „Messieurs les Anglais, tirez les premiers." 34 Im ganzen herrschte das Gegenteil. Nicht nur die Menschen, auch die Götter (Krischna) setzen sich im Epos um des Erfolges halber höchst unbekümmert auch über die elementarsten Regeln ritterlichen Kampfes hinweg. Und wie in der hellenischen Polis der klassischen Zeit 9 ', so galt auch für die Fürsten schon des Epos und der Maurya-Epoche, erst recht aber der späteren Zeit der nackteste „Macchiavellismus" in jeder Hinsicht als selbstverständlich und ethisch gänzlich unanstößig. Das Problem einer „politischen Ethik" hat die indische Theorie nie beschäftigt und, in Ermangelung einer Universalethik und eines Naturrechts, auch nicht beschäftigen können. Das Dharma des Fürsten 10 ' A 356, B 145

Der Dialog der1 Athener und Melier bei Thukydides ist das bekannte Beispiel. 3 5 Klassische Formulierung dieses „Macchiavellismus" außer im früher zitierten 36 Kautaliya Arthasastra besonders im Yâtrâ des Varâhamihira (übersetzt von H. Kern in Webers Indischen Studien). 37 Yâtrâ oder Yogayatra heißt zunächst die Kunst der Angabe der Vorbedeutungen, die ein in den Krieg ziehender Fürst zu beobachten hat. A n diese 9)

10)

i A, B: des

34 In der Schlacht von Fontenoy 1745 standen sich ein französisches und ein englischhannoveranisches Heer gegenüber. Während eines Frontalangriffes forderte Lord Charles Hay angeblich den Franzosen Comte d'Auteroche auf: „Messieurs les gardes françaises, tirez", worauf dieser geantwortet haben soll: „Messieurs, nous ne tirons jamais les premiers; tirez vous-mêmes." 35 Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges, V, 8 4 - 1 1 6 . 36 Oben, S. 136. 37 Weber zitiert Kern, Yogayâtrâ.

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ist, Krieg | zu führen um des Kriegs und um der Macht rein als solcher A 357 willen. Er hatte den Nachbar durch List, Betrug und alle noch so raffinierten, unritterlichen und heimtückischen Mittel, durch Überfall, wenn er in Not war, durch Anstiftung von Verschwörungen unter seinen Untertanen, Bestechung seiner Vertrauten zu vernichten, die eigenen Untertanen aber durch Spionage, Lock|Spitzel und B 146 ein raffiniertes System von Tücke und Argwohn im Zaum zu halten und fiskalisch nutzbar zu machen. Das Machtpragma und der für unsre Begriffe durchaus „unheilige" Egoismus des Fürsten war hier, gerade von der Theorie, ganz und gar seinen eigenen Gesetzen überlassen, alle theoretische Politik gänzlich amoralische Kunstlehre von den Mitteln, politische Macht zu erlangen und zu erhalten, weit hinausgehend über alles, was wenigstens die Durchschnittspraxis selbst der Signorienk der italienischen Frührenaissance in dieser Hinsicht kannte und jeglicher „Ideologie" in unserem Sinn des Wortes gänzlich bar. Die gleiche Erscheinung wiederholt sich nun für alle profanen Lebensgebiete. Sie befähigte den Hinduismus, im Gegensatz zur Fachmenschenfeindschaft des Konfuzianismus, allen einzelnen Lebens* und Wissensgebieten ihr gesondertes Recht zuteil werden zu lassen und also wirkliche „Fachwissenschaften" zu schaffen. So neben bedeutenden mathematischen und grammatischen Leistungen - vor allem eine formale Logik als Kunstlehre des rationalen Beweises (hetu, daher hetuvadin, der Logiker). Eine eigene Philosophenschule: Nyaya u ) befaßte sich mit dieser Kunstlehre des Syllogismus, und die als orthodox anerkannte Vaigeshika-Schule12' gelangte unter Anwendung dieser formalen Hilfsmittel auf dem Gebiet der Kosmologie zum Atomismus. Im hellenischen Altertum wurde die weitere Pflege der Atomistik nach Demokritos und die Entwickwissenschaft schloß sich die „Staatskunde" an, | nachdem (cf. a . a . O . I,3) 3 8 infolge der A 3 5 7 Karman-Lehre feststand, daß das Horoskop durch Karman determiniert werde, also keine selbständige Bedeutung habe. | u) Gestiftet von Gotama. B 146 12) Gestiftet von Kanada (Übersetzungen von Roer, Z . D . M . G . 21/2). |

k A, B: Signoren

38 Übersetzung der Textstelle aus der Yogayäträ (1,3) bei Kern, Yogayäträ, S. 1 7 6 - 1 7 7 .

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und

Buddhismus

lung zu einer modernen Naturwissenschaft trotz viel weitergehender mathematischer Unterbauten durch den stark sozial bedingten Einbruch und Sieg des ihr feindlichen, ausschließlich sozza/kritischen und sozialethischen Interesses seit Sokrates gehemmt. In Indien wurde umgekehrt durch die sozial verankerte Unerschütterlichkeit 5 A 358 gewisser metaphysischer Voraussetzungen alle Philosophie | in die B 147 Bahnen individuellen Erlösungsstrebens gedrängt 13 '. | Das wirkte als Schranke sowohl für die Fachwissenschaften wie für die Fragestellungen des Denkens überhaupt. Die konsequent „organische" Gesellschaftslehre des Hinduismus konnte das Dharma jedes „Beru- 10 fes", in Ermangelung anderer Maßstäbe, nur den Eigengesetzlichkeiten seiner Technik entnehmen und schuf daher überall nur technische Kunstlehren für Spezialberufe und Sondersphären des Lebens, von der Bautechnik bis zur Logik als Kunstlehre des Beweisens und Disputierens und bis zur Kunstlehre der Erotik 14) . Dagegen keinerlei 15 Prinzipien einer universellen, für das Leben in der Welt im allgemeinen Anforderungen stellenden Ethik. Diejenige Literatur der Inder, welche man mit den philosophischen Ethiken des Abendlandes in Parallele stellen kann, war - oder richtiger: wurde im Verlauf der Entwicklung - vielmehr etwas ganz anderes: eine metaphysisch und 20 kosmologisch unterbaute Kunstlehre von den technischen Mitteln, A 358

13>

D i e dualistische Samkhya-Philosophie lehnte die Atomistik ab, weil durch Unausgedehntes nichts Ausgedehntes hervorgebracht werden könne, in Wahrheit aber deshalb, weil sie - wie später zu erörtern 39 - auch die seelischen Vorgänge zur Materie rechneten. Für die Vedanta-Schule andererseits waren die Vorgänge der empirischen Welt, als der kosmischen' Illusion (Maya) zugehörig, ganz uninteressant. Entscheidend aber war, daß die Stellungnahme der Philosophie zu allen Problemen, wie sich immer wieder zeigen wird, ausschließlich durch das Erlösungsinteresse beherrscht wurde. | 14) B 147 Über das Raffinement dieser kann man sich leicht aus der betreffenden Literatur, mit der sich Richard Schmidt eingehend befaßt hat, orientieren und wird H. Oldenberg's Urteil bestätigt finden. 4 0 |

I A: kosmische

3 9 Unten, S. 271. 4 0 Die Werke Richard Schmidts zur indischen Erotik sind folgende: 1. seine Übersetzung von Vätsyäyana, Kämasütram, 2. Schmidt, Beiträge, 3. Schmidt, Liebe und Ehe. - „Oldenberg's Urteil" bezieht sich auf Oldenberg, Upanishaden, S. 208: „Diese speziell indische Neigung zum Aufzählen, [...] wo die Poetik achtzig Arten des übertragenden Ausdrucks, die Liebeswissenschaft gar dreihundertvierundachtzig Typen der Liebhaberinnen in wohlgeordnetem Aufbau den lernbeflissenen Schülern vorführte."

II. Die orthodoxen und heterodoxen

Heilslehren

237

aus dieser Welt heraus erlöst zu werden. A n diesem Punkt verankerte sich letztlich alles philosophische und theologische Interesse in Indien überhaupt. Die Ordnungen des Lebens und sein Karman-Mechanismusm waren ewig. Eine religiöse Eschatologie der Welt war 5 hier sowenig möglich wie im Konfuzianismus. Sondern nur eine (praktische) Eschatologie des Einzel-Individuums, welches jenem Mechanismus und dem „Rade" der Wiedergeburten zu entrinnen trachten wollte. Die Tatsache dieser Ideen-Entwicklung sowohl wie ihre Art ste10 hen wiederum im Zusammenhang mit der sozialen Eigenart der indischen Literatenschicht, welche ihr Träger war. Denn wenn die Brahmanen ebenso wie die Mandarinen ihr Standesgefühl aus dem Stolz auf ihr Wissen um die Ordnungen der Welt speisten, so blieb doch der gewaltige Unterschied bestehen: daß die chinesischen Lite15 raten eine politische Amtsbürokratie darstellten, | welche mit magi- A 359 scher Technik nichts zu tun hatten, diese verachteten Künste vielmehr den taoistischen Zauberern überließen, während die Brahmanen der Herkunft und dem bleibenden Wesen nach Priester, und das heißt: Magier waren. Darauf beruhte geschichtlich die sehr verschie20 dene Stellung beider zur Askese und Mystik. | Der Konfuzianismus verschmähte diese je länger je energischer als B 148 eine dem Würdegefühl des vornehmen Mannes widerstreitende gänzlich nutzlose und barbarische, vor allem: parasitäre, Gaukelei. In der Epoche des amtsfreien Literatentums zur Zeit der Teilfürsten 25 blühte zwar das Anachoretentum und die Kontemplation der Philosophen, und gänzlich sind diese Beziehungen auch später nicht abgerissen, wie wir sahen. 41 Aber mit der Umwandlung in eine diplomierte Amtspfründnerschicht steigerte sich die Verwerfung jeder solchen, innerweltlich und sozial-utilitarisch angesehen, wertlosen Le30 bensführung als unklassisch. Reminiszenzen der Mystik geleiteten den Konfuzianismus nur als sein schattenhaftes heterodoxes Gegenbild. Die eigentliche Askese aber starb so gut wie völlig ab. Und endlich die wenig wichtigen orgiastischen Reste in der Volksreligiosität änderten an der prinzipiellen Ausrottung dieser irrationalen

m A: Karman-Machanisms B: Karman-Mechanisms

41 Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S. 400ff.

238

Hinduismus und Buddhismus

Mächte nichts. Dagegen konnte das Brahmanentum die historischen Beziehungen zur alten Magier-Askese, aus der es hervorgewachsen war, nie ganz abstreifen. Der Name des Novizen (brahmacharin) n ist von der magischen Novizenkeuschheit abgeleitet, und die Vorschrift kontemplativen Waldlebens als - so zu sagen - „ Altenteils"-Existenz °(heute meist als Abmilderung der ursprünglichen Sitte p der Tötung der Alten gedeutet)" 42 entstammte der gleichen Quelle 14a) . Sie sind in den klassischen Quellen 43 auf die beiden andern wiedergeborenen Stände erstreckt 15 ', aber wohl ursprünglich Bestandteile nur der Magieraskese gewesen. Beide Vorschriften sind heute und wohl schon seit langer Zeit obsolet. Aber ihre Fixierung in der klassischen Literatur blieb bestehen. Und vollends die kontemplative Mystik vom Typus der Gnosis, die Krone klassisch-brahmanischer LebensA 360 führung, stand als Ziel vor jedem Brahmanen voller | Bildung, mochte auch die Zahl derer, welche sich ihr wirklich voll zuwendeten, in der mittelalterlichen Vergangenheit oft bereits ähnlich gering sein wie sie es heute durchweg ist. Wir müssen uns der Stellung der B 149 brahmanischen Bildung zu Askese | und Mystik und, soweit dabei

359, B 1 4 8

14a)

Nämlich der typischen Altersklassengliederung. Die praktischen Zwecke der Regel waren damals vielleicht im wesentlichen oder doch weit mehr die: den zur Erlösung von der Welt durch Asketenleben drängenden Heilssuchern die Pflicht, erst als „Haushalter" Nachkommen zu erzeugen, einzuschärfen, als die umgekehrte, das Vanaprastha-Leben vorzuschreiben. Denn darum: ob man unmittelbar vom Novizen zum Asketen werden dürfe, drehte sich damals die Diskussion (s.u.)«| 15)

n A, B: (bramacharin)

o Fehlt in A.

p B: Sitte,

42 Vgl. zu dieser ursprünglichen Sitte den unten, S.242, Anm. 53, zitierten Brief von Bruno Liebich vom 23. Juni 1917. 43 Nachweisungen bei Hopkins, Religions, S. 560-561, und Oldenberg, Upanishaden, S. 198. 44 Unten, S. 242ff. Die vier Lebensstadien (äsrama) eines männlichen Angehörigen der drei obersten Kasten sind: 1. brahmacärin („der sich bei einem Brahmanen aufhält"): in seiner Jugendzeit widmet man sich bei einem Brahmanen dem religiösen Studium; dieser Lebensabschnitt endet mit dem Anlegen der „heiligen Schnur" als Initiation ins religiöse Leben der Erwachsenen; 2. grhastha („Hausvater"): die Zeit des häuslichen Lebens und der Familiengründung und -führung; 3. vänaprastha ("der in den Wald zieht"): im mittleren Alter begibt sich der Mann mit oder ohne Frau in eine Waldeinsiedelei und nährt sich lediglich von den unmittelbaren Produkten des Waldes; 4. samnyäsirr. im Alter soll der gute Hindu alle sinnlichen Begierden aufgeben und einzig und allein als Mendikant von der Gnade anderer leben; siehe dazu Oman, Mystics, S. 15ff., sowie oben, S. 120, Anm. 15, und unten, S. 254ff.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

239

der Zusammenhang es unentbehrlich macht, auch gewissen Vorstellungskreisen der Philosophie, welche in Verbindung damit auf dem Boden jener Bildung gewachsen ist, etwas näher zuwenden. Denn teils auf Grundlage der Konzeptionen, welche hier entstanden, teils 5 im charakteristischen Gegensatz zu ihnen - jedenfalls aber nur in enger Beziehung dazu - konnten die hinduistischen Erlösungsreligionen mit Einschluß des Buddhismus entstehen. Die indische Askese war technisch wohl die rational entwickeltste der Welt. Es gibt fast keine asketische Methodik, welche nicht in 10 Indien virtuosenhaft geübt und sehr oft auch zu einer theoretischen Kunstlehre rationalisiert worden wäre, und manche Formen sind nur hier bis in ihre letzten, oft für uns schlechthin grotesken Konsequenzen hineingesteigert worden. Das Kopfabwärtshängen des Urdhamukhi-Sadhus q45 und das Lebendig-Begraben (Samadh) 46 sind noch 15 bis ins 19. Jahrhundert geübt worden, die Alchemie bis in die Gegenwart 1 ^. Der Ursprung der klassischen Askese war hier wie überall die alte Praxis der Magier-Ekstase in deren verschiedenen Funktionen und ihr Zweck dem entsprechend ursprünglich durchweg: die Erlangung magischer Kräfte. Der Asket weiß sich im Besitz von 20 Macht über die Götter. Er kann sie zwingen, sie fürchten ihn und müssen seinen Willen tun. Will ein Gott Ausnahmsleistungen vollbringen, so muß auch er Askese üben. So hat das höchste Wesen der älteren Philosophie, um die Welt zu gebären, mächtige asketische Anstrengungen machen müssen. 47 Daß die magische Kraft der As25 kese (Tapas) als durch eine Art von (hysterischer) Bruthitze bedingt 16) Auch sie in strengem Zusammenhang mit asketischem Leben; der Schüler eines A 3 6 0 , B 1 4 9 Alchemisten, der eine Geschlechtssünde begeht, wird alsbald verstoßen, denn das magische Charisma haftet am korrekten Leben. 4 8 |

q A, B: Urdhamukti-Sadhus

4 5 Gemeint sind ÜrdhvamukhT-Sädhus; ürdhvamukhT bedeutet „mit dem Gesicht nach oben", eine Haltung, die entsteht, wenn man sich mit dem Kopf nach unten vom Ast eines Baumes oder einem Gestell aus vier Stangen herabhängen läßt. 46 Nach Oman, Mystics, S. 46. Das HindTwort samädh bedeutet Versenken. 47 Oldenberg, Upanishaden, nennt S.49 „das magische Fluidum der Kasteiungskraftjener Kraft, wie sie einst der Weltschöpfer Prajäpati erworben hat: nach tausendjähriger heißer Kasteiung kamen aus seinen Poren Lichter hervor, die Sterne." 4 8 Weber folgt hier Oman, Mystics, S. 59.

240

Hinduismus

und

Buddhismus

galt (wie der Name zeigt) kam dieser Vorstellung entgegen. Durch hinlängliche Grade außeralltäglicher asketischer Leistungen kann man schlechthin jede Wirkung erzielen. Mit dieser Voraussetzung wird bekanntlich noch in der klassischen Sanskrit-Dramatik 49 als mit einer Selbstverständlichkeit gearbeitet. Da das Charisma, in eine der A 361 magisch relevanten Zuständlichkeiten zu geraten, höchst | persönlich und an keinen Stand gebunden war, so rekrutierten sich diese Magier sicherlich auch (und gerade) in den frühesten uns zugänglichen Epochen nicht nur aus einer offiziellen Priester- oder MagierB 150 Kaste, wie die Brahmanen es waren. Vollends des|halb war dies schwer möglich oder wurde immer schwerer möglich, weil und je mehr das Brahmanentum zunehmend ein vornehmer Stand von Ritualkundigen wurde, dessen soziale Ansprüche auf Wissen und vornehmer Bildung beruhten. Je mehr dies der Fall war, desto weniger konnte das Brahmanentum alle Arten magischer Askese umspannen. Der immanente Rationalismus des „Wissens" und der „Bildung" sträubte sich wie überall gegen irrationale, orgiastisch-ekstatische Rausch-Askese und der Stolz eines vornehmen Bildungsstandes gegen die würdelose Zumutung, ekstatische therapeutische Praktiken vollziehen und neuropathische Zustände zur Schau stellen zu sollen. Es mußte also hier unvermeidlich jene schon eingangs erwähnte 50 Entwicklung einsetzen, welche in teilweise ähnliche Bahnen führte, wie wir sie bei der chinesischen Magie fanden. Ein Teil der magischen Praktiken, und zwar die akut-pathologisch- und emotionell-ekstatischen, in diesem Sinn „irrationalen" unter ihnen, wurde als unklassisch und barbarisch entweder ausdrücklich abgelehnt oder doch tatsächlich innerhalb des Standes nicht geübt und durch die Art seiner Lebenspraxis ausgeschlossen. Dies ist, wie wir sahen, 51 tatsächlich weitgehend geschehen, und insoweit besteht die Parallele zur Entwicklung der chinesischen Literaten. Wesentlich anders aber konnte eine vornehme Intellektuellenschicht den apathischen Formen der Ekstase (den Entwicklungskeimen der „Kontemplation") und ebenso allen rationalisierbaren Praktiken der Askese gegenüberstehen. Sie waren zwar für ein staatliches Mandarinentum

4 9 Mit Sanskrit-Dramatik sind die Theaterstücke etwa eines Bhäsa, Kälidäsa oder Harsa gemeint. 5 0 Oben, S.221. 51 Ebd.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

241

unverwertbar, nicht aber für eine Priesterschaft. Diese konnte sich ihnen gar nicht entziehen. Derjenige Teil der Magier-Askese und -Ekstase nun, den die Brahmanen rezipierten oder, richtiger, beibehielten und beibehalten mußten, weil sie im Unterschied zu den Mandarinen keine politische Amtsanwärterschicht, sondern eine Magierkaste waren, wurde in ihrer Pflege, je mehr sie eine vornehme Literatenschicht wurden, desto systematischer rationalisiert. Dies war eine Leistung, welche die chinesischen Literaten, die nach ihren Traditionen jeder Askese fremd gegenüberstanden, nicht vollbringen konnten, sondern in den Händen der von ihnen geduldeten und verachteten Berufs|magier und der Taoisten verkümmern lassen A362 mußten. Der entscheidende Gegensatz des Ausgangspunktes der beiderseitigen politischen Entwicklung schlug auch hier durch. Die brahmanische Philosophie bewegt sich, in höchst auffallendem Gegensatz gegen | die chinesische, durchweg um Probleme, welche in B 151 der Art der Fragestellung sowohl wie in der Art der Beantwortung oft unerklärlich wären ohne Berücksichtigung der Tatsache, daß rationalisierte Askese und Ekstase einen grundlegenden Bestandteil jeder korrekt brahmanischen Lebensführung bildeten. Denn nicht nur das Leben des brahmacharin r (Novizen) war, mit seiner strengen persönlichen Unterordnung unter die Autorität und häusliche Disziplin des Lehrers 17 ', dem Keuschheits- und Bettelgebot, durchaus asketisch geregelt. Und nicht nur galt als Ideal der Lebensführung des alternden Brahmanen die Rückkehr in den Wald (als Vanaprastha) und schließlich die Einkehr in ein ewiges Schwei17) Der Gehorsam fand nur eine Grenze, wenn der Lehrer eine Todsünde verlangte A 3 6 2 , B 151 oder etwas lehrte, was nicht im Veda stand. Im übrigen ist er fußfällig zu verehren. In seiner Gegenwart darf ein anderer Lehrer nicht verehrt werden. Verboten waren dem Brahmacharin s : Fleisch, Honig, Wohlgerüche, Spirituosen, Wagenfahren, Untertreten bei Regen, Kämmen, Zähneputzen; geboten: regelmäßiges Baden, das periodische AtemAnhalten (entsprechend der späteren Yoga-Technik) und die Andacht für die Silbe Om. D e r alte Ausdruck für „Studieren" heißt „Keuschheit üben". Der Upanayana-Zeremonie bei der Aufnahme als Novize entsprach, als Abschluß, das Samavartana-Sakrament. Vgl. K. Glaser Z . D . M . Ges. 66,1912. S. 16f. 5 2 |

r A, B: bramacharin

S B: Bramacharin

5 2 Die Gebote und Verbote bei Glaser, Student, S. 1 ff. Über die Samävartana-Zeremonie ebd., S. 3 5 - 3 7 .

242

Hinduismus und Buddhismus

gen als Einsiedler ('der vierte' Asrama) und die Erreichung der Qualifikation als Yati (von der Welt innerlich befreiter Asket 17a) ). Sondern in starkem Maße asketisch reglementiert war auch die innerweltliche Lebensführung des klassischen Brahmanen selbst als Grihastha (Haushalter). Neben der Fernhaltung von den plebejischen Formen des Erwerbs, vor allem von Handel und Wucher und der persönlichen Ackerarbeit, stehen zahlreiche Vorschriften, welche sich später bei den weltablehnenden hinduistischen Erlösungsreligionen wiederfinden. Die Einschärfung des Vegetarismus und der Alkoholabstinenz ist offenbar aus der Gegnerschaft gegen die Fleischorgien erwachsen; die sehr strenge Verpönung des Ehebruchs und die Mahnung zur Zähmung des Sexualtriebs überhaupt hatte ähnliche, antiorgiastische Wurzeln. Zorn und Leidenschaft war hier wie in China durch den Glauben an die dämonische und diabolische Herkunft aller Emotionen verpönt. Das Gebot strenger ReinlichA 363, B 152 keit, namentlich beim Essen, entstammte magischen | Reinheitsregeln. Die Gebote der Wahrhaftigkeit und der Freigebigkeit und das Verbot, sich an fremdem Eigentum zu vergreifen, waren letztlich nur Einschärfungen der universell für die Besitzenden geltenden Grundzüge der alten Nachbarschaftsethik. Man darf natürlich die asketischen Einschläge der Lebensführung der innerweltlich lebenden Brahmanen in historischer Zeit nicht übertreiben. Während die Rusul7a ' Zunehmend wird angenommen, daß diese Stufe erst in konkurrierender Nachahmung des buddhistischen Mönchtums eingefügt wurde. Dies dürfte für die offizielle Anordnung unbedingt gelten. Daß die Praxis erst durch den Buddhismus geschaffen sei, muß nach der Ursprungslegende des Buddhismus und an sich unwahrscheinlich erscheinen. u \

t Fehltin A; B: die vierte 53

u Fehlt in A. 54

53 Textänderung und Einfügungen beruhen auf Anregungen in einem Brief des Indologen Bruno Liebich an Max Weber vom 23. Juni 1917 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446): „Band 42 S.362 u. 369 ist Asrama als .Einsiedler' wiedergegeben. Das WortÄsrama hat zwei verschiedene Bedeutungen: eine örtliche ,die Einsiedelei', und eine abstrakte .Lebensstufe'; die von Ihnen angenommene persönliche Bedeutung hat es nicht. Von den vier Äsrama's der indischen Arier (Bed[eutung] 2) ist die vierte*) vom brahmanischen System erst in Nachahmung und Konkurrenz zum Buddhismus zugefügt worden; derVänaprastha oder Waldeinsiedler (3. Asrama) ist hingegen eine Milderung der urindogermanischen Sitte der Tötung bzw. Aussetzung der Alten." Die Anm. *) lautet: „(Parivräjaka, Yati, Bhiksu)". 54 Wie Anm. 53.

II. Die orthodoxen und heterodoxen

Heilslehren

243

sen im 17. Jahrhundert bei Einführung der occidentalen Kunstformen protestierten: ein Heiliger dürfe nicht „dick sein wie ein Deutscher", 55 verlangte die indische Kunstübung umgekehrt: ein Mahapuruscha müsse dick sein18), - weil sichtbar guter Nahrungsstand als 5 Zeichen von Reichtum und Vornehmheit galt. - Vor allem durfte überhaupt nie die Schicklichkeit und Eleganz des vornehmen Kavaliers verletzt werden. Die praktische Alltagsethik der Brahmanen ähnelt darin gelegentlich der konfuzianischen. Man soll sagen, was wahr und angenehm ist, nicht was unwahr und angenehm ist, aber 10 möglichst auch nicht, was wahr und unangenehm ist, wird wiederholt in der klassischen Literatur ebenso wie in den Puranas 19) empfohlen. Wie die Brahmanen, so legten alle vornehmen Intellektuellen - auch die Buddhisten sehr ausdrücklich - Gewicht darauf, „Arya" zu sein. Der Ausdruck „Arya" wird bis heut, auch in seinen Zusammenset15 zungen, etwa im Sinne der Kalokagathie des „Gentleman" gebraucht. Denn schon die epische Zeit kannte den Grundsatz, daß man „Arya" nicht durch Hautfarbe, sondern durch Bildung und nur durch sie sei20). Sehr ausgeprägt war bei den Brahmanen die maskuline Ablehnung der Frau, in ähnlichem Sinn wie bei den Konfuzia20 nern, jedoch mit einem Einschlag asketischer Motive, der dort gänzlich fehlte. Das Weib war Trägerin der als würdelos und irrational 18)

Grünwedel, D i e buddhist. Kunst in Indien, 2. Aufl. 1900, p. 138. 5 6 (Mahapuruscha A 3 6 3 , B 1 5 2 ist der Gott Vischnu). 19) Vischnu Purana III, 12 a[m] E[nde]. 5 7 20) Ebenso die Rechtsbücher (Gautama X, 67). 5 8 |

5 5 Beispielsweise ist der Ausspruch eines Führers der russischen Altgläubigen im 17. Jahrhundert, Avvakum, über die westlichen Christusdarstellungen bekannt: „Sie malen das Bild des Christos-Emmanuel mit aufgedunsenem Gesicht, roten Lippen, gelocktem Haar, mit dicken Armen und Muskeln, üppigen Fingern - sogar dicke Hüften sind an den Beinen. Insgesamt sieht er wie ein Deutscher aus, dickbäuchig und beleibt; nur den Säbel an der Hüfte hat man nicht gemalt." (Zitiert nach Frank Kämpfer, Das russische Herrscherbild von den Anfängen bis zu Peter dem Großen. Studien zur Entwicklung politischer Ikonographie im byzantinischen Kulturkreis. - Recklinghausen: Aurel Bongers 1978, S.203). Deutschland war der Hauptvermittler zwischen Rußland und dem westlichen Europa. Von daher ist Avvakums Ausspruch antiwestlich zu verstehen. 56 Weber bezieht sich auf Grünwedel, Buddhistische Kunst, S. 136. 57 Weber zitiert Visnupuräna 111,12,43-44, vermutlich in der Übersetzung von Horace Hayman Wilson: Vi§nupuräna [engl.], III, S. 144, die er unten, S. 495, Anm. 169, erwähnt. 58 Weber bezieht sich auf Sacred laws, I, S. 231: „If Aryans and non-Aryans interchange their occupations and conduct (the one taking that of the other, there is) equality (between them)."

244

Hinduismus und

Buddhismus

abgelehnten alten Sexualorgiastik und seine Existenz eine ernstliche Störung in der heilbringenden Meditation. Gäbe es noch einen Trieb von solcher Stärke, wie den Sexualtrieb, so wäre Erlösung unmöglich, soll auch der Buddha geäußert haben. 59 Aber die Irrationalität der Frauen wird auch später von brahmanischen Schriftstellern 5 scharf betont, - weit stärker sogar als vermutlich in der Zeit der höfischen Salonkultur60 der Kschatriyav. Ein Mann solle seine Frau | A364, B 153 nicht respektlos behandeln und nicht ungeduldig sein, sagt z.B. das Vischnu-Purana21). Aber er solle ihr keine wichtigen Geschäfte anvertrauen und ihr nie ganz trauen. Denn - darüber sind alle indischen 10 Autoren einig - aus „ethischen" Gründen sei keine Frau ihrem Mann treu. Im Stillen beneide jede Matrone die geistreiche Hetäre, - was man den Matronen bei der im Salon privilegierten Lage der Hetären und bei dem Schimmer von Poesie, den die im Gegensatz zu China raffinierte indische Erotik, die Lyrik und auch die Dramatik um sie 15 legten, kaum verdenken konnte 22 '.

A

364, B 153

21)

III, 12.61 Die indischen Tänzerinnen, Deva-Dasa 62 (portugiesisch bailadeiras w , darnach französisch bayaderes) der mittelalterlichen Zeit sind aus den Hierodulen, der hieratischen homöopathischen, mimischen oder apotropäischen - Sakti- und Tempelprostitution durch den Priester (und der überall daran anknüpfenden Prostitution durch die Wanderkaufleute) hervorgegangen und noch heute vornehmlich mit dem £iva-Kult verknüpft. Sie hatten Tempeldienst durch Gesang und Tanz zu leisten und mußten, um das zu können, schriftkundig sein - bis in die neueste Zeit als einzige Frauen Indiens. Bei zahlreichen Tempelfesten, ebenso aber - wie in klassisch-hellenischer Zeit - bei aller vornehmen Geselligkeit, sind sie noch jetzt unentbehrlich, bildeten und bilden Sonderkasten mit eigenem Dharma und besonderem Erb- und Adoptionsrecht und sind zur Tischgemeinschaft mit Männern aller Kasten zugelassen, im Gegensatz zu den, nach universell antiker Art, davon ausgeschlossenen ehrbaren Frauen, für welche auch die Schrift- und Literaturkunde, weil sie zum Dharma der Tempeldirnen gehörte, als schändend galt und teilweise noch gilt. Die Dedikation der Mädchen an den Tempel erfolgte kraft eines Gelübdes* oder kraft univer22>

v A, B: Kschatryia

w A, B: balladeiras

x A, B: Gelübbdes

59 Schroeder, Reden, S. 224, hebt die Gefährlichkeit der sexuellen Liebe für die buddhistische Lehre hervor. Dies basiert auf Anguttara-Nikäya 1,1 (bei Schroeder fehlt die Textangabe). 60 Als Zeit dieser „Salonkultur" gilt die Epoche der Gupta-Dynastie ( 3 2 0 - 6 . Jh.) und der nachfolgenden Regionalreiche. 61 Weber zitiert Vjsnupuräna 111,12,30 nach der Übersetzung Vi?nupuräna [engl.], III, S. 1 4 0 - 1 4 1 . 62 Die Schreibung Deva-Dasa (m.), was „Gottessklave" bedeutet, geht auf Balfour, Cyclopaedia III, S. 1084f., zurück. In der Sanskrit-Literatur ist nur DevadäsT (f.) „Gottessklavin", belegt.

II. Die orthodoxen und heterodoxen Heilslehren

245

Neben jenen relativ „asketischen" Zügen der geregelten Alltagslebensführung des Brahmanen steht nun die rationale Methodik zur Erringung der außer alltäglichen heiligen Zuständlichkeiten. Zwar gab es eine als orthodox geltende Schule (die von Jaimini gestiftete 5 Mimamsa-Philosophie), welche den zeremoniösen Werkdienst rein als solchen als Heilsweg anerkannte. Allein die klassische brahmanische Lehre ist dies nicht. Für diese kann vielmehr in der klassischen Zeit wohl als grundlegende Anschauung gelten: daß rituelle und A365, B 154 andere tugendhafte Werke allein lediglich zur Verbesserung der 10 Wiedergeburtschancen, nicht aber zur „Erlösung" führen können. Diese ist stets durch ein außer alltägliches, über die Pflichten in der Welt der Kasten qualitativ hinausgehendes Verhalten bedingt: durch die weltflüchtige Askese oder Kontemplation. Ihre Entwicklung bedeutete im wesentlichen, wie bei einer Intel15 lektuellenschicht zu erwarten, eine Rationalisierung und Sublimierung der magischen Heilszuständlichkeiten. In drei Richtungen verlief diese: Einmal wurde, statt magischer Geheimkräfte zur Verwendung im Zaubererberuf, zunehmend ein persönlicher Heilszustand: die „Seligkeit" in diesem Sinn des Wortes, erstrebt. Zweitens geseller Sektenpflicht (so bei manchen £iva-Sekten), auch als Kastenpflicht kommt sie (bei einer Weberkaste eines Orts der Provinz Madras) vereinzelt vor, während im ganzen in Südindien heut wenigstens diese Praxis als unehrenhaft gilt. Engagement und auch Mädchenraub kamen daneben vor. 6 3 Die gewöhnlichen Dasi im Gegensatz zu den Deva-Dasi waren wandernde Prostituierte niederer Kasten ohne Beziehung zum Tempeldienst. Der Übergang von hier bis zur feingebildeten, dem Typus der Aspasia entsprechenden Hetäre der klassischen Dramatik (Vasantasena) 6 4 war natürlich wie überall durchaus flüssig. Der letztgenannte Typ gehört ebenso wie die ganz innerhalb der Gesellschaft stehenden feingebildeten Schülerinnen und Propagandistinnen der Philosophen und noch Buddhas (nach Art der Pythagoreerinnen) der alten vornehmen Intellektuellenkultur der vorbuddhistischen und frühbuddhistischen Zeit an und verschwand mit der Herrschaft der Mönchs-Gurus. |

6 3 Die Tempelprostitution ist nicht speziell mit dem Siva-Kult verbunden, sondern findet sich auch bei anderen religiösen Gruppen. In Nordindien scheinen die DevadäsT seit etwa dem 6. Jahrhundert n. Chr. zunächst eine besondere Affinität zum Kult des Sonnengottes Sürya gehabt zu haben. - Däsi bedeutet „persönlich unfreie Frau". Zu den däsis zählen außer den Prostituierten auch die Dienerinnen, Haussklavinnen usw. Die gewöhnlichen Prostituierten werden meist mit dem Sanskritwort Vesyä benannt, während die hochgebildeten Hetären ganikä benannt werden. 6 4 Webers Vergleich mit Aspasia geht auf Balfour, Cyclopaedia, III, S. 1085, zurück, während die Hetäre Vasantasena bei Jolly, Recht, S.48, erwähnt wird. Sie ist die Heldin des Dramas Mrcchakatikä („Das irdene Wägelchen") von Südraka.

246

Hinduismus

und

Buddhismus

wann diese Zuständlichkeit einen bestimmten formalen Charakter, und zwar, wie zu erwarten, denjenigen einer Gnosis, eines heiligen Wissens, wesentlich, wenn auch nicht ganz ausschließlich, auf Grundlage der apathischen Ekstase, welche ja eben am besten dem Standescharakter der Literatenschicht adäquat war. Alle religiöse 5 Heilssuche auf solcher Grundlage mußte in die Form mystischer Gottsuche, mystischen Gottesbesitzes oder endlich mystischer Gemeinschaft mit dem Göttlichen 3 ausmünden. Alle drei Formen, vornehmlich aber doch die letztgenannten, sind tatsächlich aufgetreten. Die Vereinigung mit dem Göttlichen trat in den Vordergrund, weil 10 die Entwicklung der brahmanischen Gnosis zunehmend in die Bahnen einer Verunpersönlichung des höchsten göttlichen Wesens einlenkte. Dies geschah teils entsprechend der in aller kontemplativen Mystik liegenden Tendenz zu dieser Konzeption, teils weil das brahmanische Denken am Ritual und dessen Unverbrüchlichkeit veran- 15 kert war und daher in der ewigen, unabänderlichen, unpersönlichen gesetzlichen Ordnung der Welt, nicht aber in den Peripetien ihrer Schicksale, das Walten des Göttlichen fand. Der ältere Vorläufer Brahmas ist ursprünglich der „Gebetsherr", 65 der Funktionsgott der magischen Formeln. Mit deren steigender Bedeutung stieg er zum 20 höchsten göttlichen Wesen auf, ebenso wie die irdischen Gebetsherrn, die Brahmanen, zur höchsten ständischen Rangstufe. - Die rationale Ausdeutung der Welt an der Hand ihrer naturgesetzmäßigen, sozialen und rituellen Ordnungen war dann die dritte Seite des Rationalisierungsprozesses, den die brahmanische Intellektuellen- 25 schicht an dem religiös-magischen Material vollzog. Eine solche Art A 366, B 155 von Ausbeutung aber mußte zur Entstehung einer in China, wie wir sahen, 66 zwar nicht fehlenden, aber an Bedeutung weit zurücktretenden ontologischen und kosmologischen Spekulation: zur rationalen Begründung der Heilsziele und Heilswege, führen. Tatsächlich hat 30 sie denn auch der indischen Religiosität den Stempel aufgeprägt. Gerade auf diesem spekulativen Gebiete aber standen die Brahmanen vielleicht nie, jedenfalls nicht dauernd, konkurrenzlos da.

a B: göttlichen

6 5 Weber zitiert mit dieser Deutung Hopkins, Religions, S. 195, Anm. 5. 66 Siehe Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S. 334ff.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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Sondern wie neben dem brahmanischen Opfer- und GebetsformelKult die später und bis in die Gegenwart scheinbar neu als Massenerscheinung auftretende, volkstümliche, individuelle ekstatische Magie und die Orgiastik: - die spezifisch unklassischen emotional-irrationalen Formen heiliger Zuständlichkeiten - sicher nie geschwunden waren, so stand neben der vornehmen brahmanischen Heilssuche diejenige der vornehmen Laien. Für die heterodoxen Erlösungsreligionen, vor allem für den Buddhismus, ist es sicher, daß sie ihren Halt gerade in ihrer Frühzeit in den Kreisen der vornehmen Laien hatten. Inwieweit das gleiche für die Entwicklung der klassischen indischen Philosophie gilt, ist unter den Indologen bestritten und schwerlich einwandfrei auszumachen. Man hat Gewicht darauf gelegt, daß die klassische Literatur zweifellos, und keineswegs nur vereinzelt, Fälle zeigt, wo Brahmanen über philosophische Grundfragen von einem weisen König belehrt werden. Und die Beteiligung der alten literarisch feingebildeten Ritterschaft, der klassischen Kschatriya in der Zeit vor dem Aufkommen der Großkönigtümer, an der philosophischen Gedankenarbeit steht außer allem Zweifel. In der Zeit, als die Diskussion der Probleme der indischen Naturund Religionsphilosophie ihren Höhepunkt erreichte - etwa seit dem 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung 23 ' - gehörte die vornehme Laienbildung sicherlich mit zu ihren b wichtigsten Trägern. Nur kann aus allgemeinen Gründen keine Rede davon sein, daß die Brahmanen jemals eine untergeordnete Rolle dabei gespielt hätten. Die Priestermacht war schon in der vedischen Zeit außerordentlich groß 24 ' und ist seitdem nicht gesunken, sondern ge|stiegen. Sie A 367, B 156

23) Mithin fast gleichzeitig mit dem Beginn der ersten Blüte auch der hellenischen und A 3 6 6 , B 1 5 5 chinesischen Philosophien und der israelitischen Prophetie. A n eigentliche „Entlehnungen" ist nicht zu denken, (ganz zu geschweigen der gelegentlichen seltsamen Andeutungen Ed. Meyer's über gemeinsame kosmisch-biologische Bedingtheit der zeitlichen Koinzidenz dieses Entwicklungsstadiums). 67 Über mögliche babylonische Einflüsse s[iehe] später. 6 8 24)

Vgl. Oldenberg,

Aus Indien und Iran a. a. O . 6 9 |

b A: ihnen 67 Vgl. dazu Meyer, Geschichte des Altertums, 1,1. Abt., S. 1 7 3 - 1 8 3 . 68 Möglicherweise bezieht Weber sich auf seine anschließende Untersuchung über das antike Judentum (MWG 1/21). 6 9 Oldenberg, Indien und Iran, S. 73.

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Hinduismus

und

Buddhismus

mochte örtlich und periodisch weit zurückgedrängt und zeitweise auf bestimmte Gebiete in Nordindien, während der Herrschaft der Erlösungskonfessionen 70 vielleicht auf Kaschmir, eingeschränkt sein: ihre Tradition ist nie abgerissen. Und vor allem: sie, nicht die wechselnden politischen Bildungen, trug Indiens Kultur. Wie einst - ganz entsprechend dem althellenischen „homerischen" Zeitalter - die Rischi und heiligen Sänger durch die Herrschaftsgebiete der arischen Burgenkönige 71 hindurch die Einheit der religiösen und dichterischen Kultur der Arier getragen hatten, so in der Zeit der Stadt- und burgensässigen Ritterschaft, der Kschatriya, die Brahmanen diejenige des damaligen, örtlich teils verschobenen, teils erweiterten Kulturkreises Nordindiens. Ganz wie im China der Teilfürstenzeit die Literaten. Den (vermutlich) anfänglichen streng esoterischen Charakter ihres Wissens haben die Brahmanen nicht zu behaupten vermocht, im Gegenteil haben sie offenbar später die Erziehung der ritterlichen Jugend durch einen Einschlag vedischen Wissens ergänzt und gerade dadurch ihren unverkennbar starken Einfluß auf das Laiendenken gewonnen. Und trotz aller schroffen Gegensätze der Philosophenschulen, welche damals zuerst entstanden, hielten sie die ständische Einheit durch die indischen Einzelstaaten hindurch aufrecht. Wie die hellenische gymnastisch-musische Bildung - und nur sie - den Hellenen, im Gegensatz zum Barbaren, so machte die vedisch-brahmanische Bildung den „Kulturmenschen" im Sinn der Voraussetzungen der klassischen indischen Literatur. Ein kaiserlicher Oberpontifex, wie er in China als Symbol der Kultureinheit und ebenso im Islam und im christlichen Mittelalter existierte, fehlte in Indien wie bei den Hellenen. Beides waren Kulturgemeinschaften nur kraft sozialer Organisation (der Kaste hier, der Polis dort) und kraft der Erziehung ihrer Intellektuellenschichten, deren Einheit aber in Indien, anders als bei den Hellenen, vornehmlich durch die Brahmanen garantiert wurde. Im übrigen aber standen sicherlich Brahmanen und Laien als

70 Damit ist das Vorherrschen des Buddhismus und des Jinismus in großen Teilen Indiens gemeint. Die Darstellung Webers von einer ungebrochenen brahmanischen Tradition ist jedoch problematisch, da es sich bei den Brahmanen, die Träger der neuen Kulte sind, nicht um Vertreter der vedischen Religion handelt. 71 Den Terminus „Burgenkönige" entlehnt Weber von Zimmer, Altindisches Leben, S. 143-145.

II. Die orthodoxen und heterodoxen Heilslehren

249

Träger der Philosophie nebeneinander, ähnlich wie Mönchs- und Weltgeistlichkeit und, mit Beginn des „Humanismus", zunehmend auch vornehme Laienkreise im Occident. Daß jedenfalls nicht nur, vielleicht nicht einmal vornehmlich, 5 Laienkreise die Zersetzung der alten ungebrochenen brahmani-| sehen Religionsphilosophie förderten, tritt noch im Epos deutlich A368, B 157 zutage. Die Skeptiker (tarkavadins), mit welchen sich das Mahabharata als mit gottlosen Schwätzern und gewinnsüchtigen Sophisten befaßt, die ihre brahmanenfeindliche Weisheit im Lande umherzie10 hend verkaufen, 72 - sie entsprechen tatsächlich den hellenischen Sophisten der klassischen Zeit, - waren im wesentlichen asketische Wanderlehrer, die namentlich jener, an sich als orthodox anerkannten, brahmanischen Schule (Nyaya) entstammten, die den Syllogismus und die rationale Logik und dialektische Kunst als Fachleh15 re pflegte. So wenig wie das Monopol der Philosophie und Wissenschaft behaupteten die Brahmanen das Monopol der persönlichen mystischen Heilssuche. Daß sie es in Anspruch nahmen, steht fest. Sie taten dies schon deshalb, weil der mystische Heilssucher, zumal der 20 Anachoret, in Indien wie überall als Träger heiligen Charismas selbst Verehrung als Heiliger und Wundertäter genoß und sie diese Machtstellung für sich zu monopolisieren trachten mußten. Bis in die Gegenwart möchte die offizielle Theorie von allen „Sadhu" (Mönchen)25' nur die Sannyasi, im älteren Wortsinn26): die aus der brah25 manischen Kaste zum Mönchsleben Übergetretenen, als vollwertige „Sramana" oder „Samana" (Eremiten) anerkennen. Mit größter Schroffheit hielt die orthodoxe Lehre stets erneut dies Monopol der Brahmanen aufrecht. Am schroffsten natürlich gegenüber den unteren Schichten. Im Ramayana findet sich, daß einem Asketen von 30 großer Wunderkraft vom Helden der Kopf abgeschlagen wird, weil er ein £udra ist und es dennoch gewagt hat, sich diese übermenschli-

25 ' Wie sehr viele generelle Namen für Heilige und Asketen ist auch dieser N a m e heut A 3 6 8 , B zur Bezeichnung einer am ehesten den Quäkern vergleichbaren kleinen Sekte Nordindiens geworden. 26 ' Denn heute wird dieser Name oft ganz unterschiedslos von allen oder doch von allen 9ivaitischen indischen Mendikanten gebraucht.

7 2 Hier und im f o l g e n d e n stützt sich W e b e r auf Dahlmann, Mahabharata, S. 2 1 6 - 2 2 6 .

157

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und

Buddhismus

chen Fähigkeiten zuzueignen. 73 Allein gerade diese Stelle zeigt, daß selbst nach der orthodoxen Lehre zur Zeit des Epos der £udra eben doch als an sich fähig galt, die magische Wunderkraft durch Askese zu erringen. Und jener offiziell nie aufgegebene Monopol-Anspruch26®' ist niemals wirklich durchgesetzt worden. Ja, es ist nicht einmal sicher erweislich, ob die Organisation der späteren eigentliB 158 chen Klöster (Math) zuerst von brahmanischen Sramana | erfolgt ist A 369 oder erst in Nachahmung heterodoxer Institutionen | eingeführt wurde. Immerhin darf das Erstere als nicht ausgeschlossen gelten, da der brahmanische Einsiedler, 0 wenn er die Qualität als „Yati" (VollAsket) erreicht hatte, sicher von jeher 1. als Lehrer und 2. als magischer Nothelfer auftrat, Schüler und Laienverehrer um sich sammelte. Nur ist es fraglich, inwieweit man in der vorbuddhistischen Zeit schon von „Mönchen" und „Klöstern" zu sprechen berechtigt ist. Neben dem Altersasketen kennt die ältere Tradition zwar den Einsiedler und den isolierten Berufsasketen. 74 Ebenso kennt sie sicherlich - denn sonst wäre die Entstehung gewisser Lehren nicht möglich - die „Schule" als eine Gemeinschaft, später „parishad" genannt, welche nach den im Spät-Hinduismus geltenden Regeln 21 geschulte Brahmanen umfassen sollte, in älterer Zeit aber oft auch nur 3—5 umfaßte. Die Gurus noch der epischen Zeit, welche die Knaben der vornehmen Geschlechter unterrichteten, nahmen nach der Tradition nur 5 Schüler27). Das dürfte schon damals nicht mehr die Regel gewesen sein; es zeigt aber, wie fern dem Brahmanentum der vorbuddhistischen Zeit noch Massenpropaganda lag. Teils die Einsiedler und Weltgeistlichen mit ihren persönlichen Schülern, teils jene

26a) Noch heut lehrt der Brahmane höchster Kaste nur „wiedergeborene" Schüler oder gar nur Brahmanen. | 27) 369, B 158 Im Epos streiken Schüler eines Brahmanen, der mehr annehmen will (XII,

328,41).75 |

c A: Asrama (Einsiedler), 7 6 7 3 Diese Geschichte findet sich im Rämäyana VII, 7 3 - 8 1 . Weber zitiert sie wahrscheinlich nach Oman, Mystics, S. 274, Anm. 2, der keine genaue Stellenangabe macht. 7 4 Weber stützt sich auf Jolly, Recht, S. 1 5 0 - 1 5 1 . 7 5 Mahäbhärata XII, 328, 41 wird von Weber nach Hopkins, Religions, S.353, Anm. 1, zitiert. 76 Weber nahm die Änderung aufgrund des Briefes von Bruno Liebich (wie S. 242, Anm. 53) vor.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

251

förmlich organisierten Schulen waren Träger der Entwicklung der Spekulation und Wissenschaft. Das spätere „Kloster" (Math) ist als systematisch verbreitete Massenerscheinung erst eine Erscheinung der Zeit der Sektenkonkurrenz und des Berufsmönchtums. Immerhin war der Übergang von der Philosophenschule zum Kloster angesichts der alten Askese der Novizen (Brahmacharin d ) flüssig, wenigstens wenn überhaupt eine cönobitische Form der Lehrtradition gewählt wurde, die wohl sicher alt sein dürfte. Die durch Stiftung gesicherte Schule oder klosterartige Organisation diente vor allem dazu, den Brahmanen die Möglichkeit zu sichern, ohne Sorge für den Unterhalt ihr Vedawissen sich zu erhalten. Auch wo die Pfründen später, wie oft, appropriiert wurden, blieb daher die (erbliche) Zugehörigkeit zur alten Schule oder Klosterpfründnerschicht oft Voraussetzung der Kasten- oder Unterkastenzugehörigkeit zum Vollbrahmanentum: das heißt zu derjenigen Brahmanenschicht, welche zur Vollziehung der Riten einerseits und - | dem entsprechend - zur Annahme von Dakshina (Geschenken A 370, B 159 und Stiftungen) andrerseits qualifiziert waren. Die anderen galten als Laien und hatten diese wichtigsten Privilegien der Vollkastengenossen nicht 28 '. Die Art der späteren normalen Klosterorganisation sowohl wie des Mönchtums 28a) überhaupt scheint ebenfalls dafür zu sprechen, daß jene formal ganz freien Schulgemeinschaften von Lehrern mit ihren Schülern nebst demjenigen Laienanhang, welcher durch Unterhaltsgewährung und Geschenke an die Gemeinschaft für sich diesseitige und jenseitige Vorteile zu erwerben suchte, den historischen Ausgangspunkt bildeten. Es fehlte offenbar noch die systematische Organisation in Gemeinschaften mit festen „Regeln". Die rein persönliche Beziehung bildete die Grundlage des Zusammenhalts, soweit ein solcher bestand. Selbst der alte Buddhismus zeigt ja die Spuren dieser patriarchalen Struktur, wie wir sehen werden. 77 Das 28> Einige solcher Unterkasten, namentlich die, welche unreine Kasten bedienten, A 370, B 1 5 9 galten geradezu als unrein. 28a) Der spätere und bis heute typische Name des Mönchs (auch des brahmanischen) ist bhikshu®.

d A, B: Bramacharin 7 7 Unten, S . 3 5 7 f f .

e A: bhikkhu

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Hinduismus

und

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Pietätsband, welches einen solchen heiligen Lehrer und Seelsorger, den „Guru" oder „Gosain" 29) , mit seinem Schüler und SeelsorgeKlienten verband, war in der hinduistischen Ethik so außerordentlich streng, daß diese Beziehung fast allen religiösen Organisationen zugrunde gelegt werden konnte und mußte. Jeder Guru genoß gegenüber dem Schüler eine Autorität, welche der väterlichen voranging30). Er war, wenn er als Sramana lebte, Objekt der Hagiolatrie der Laien. Denn nach unbezweifelter Lehre gab das richtige Wissen magische Macht: der Fluch des Brahmanen ging in Erfüllung, wenn er die richtige Veda-Kenntnis hatte^j und ob er sie hatte, dazu war er gegebenenfalls zum Gottesurteil (Feuer-Ordal) bereit. Die heilige Gnosis machte ihn wunderkräftig. Berühmte wundertätige Gurus haben wohl sicher von jeher kraft des Prinzips des Gentilcharisma ihre Würde als Lehrer vererbt oder sie haben ihren Nachfolger designiert, und nur aushilfsweise trat die „Wahl", d.h. die Feststellung und Akklamation des charismatisch Qualifizierten durch die Jüngerschaft ein. Daß man ausschließlich von einem Guru die rechte A 371, B 160 Weisheit | erfahren könne, stand wenigstens in der Zeit der Upanischaden als ganz selbstverständlich fest. Ein sehr großer Teil aller mit Namen bekannten Stifter philosophischer Schulen und Sekten hat demgemäß hierokratische Dynastien hinterlassen, welche ihre Lehre und Technik der Gnosis oft durch Jahrhunderte weiter pflegten. Soweit die bis heute in Indien überaus zahlreichen, meist kleinen, Klöster und klosterartigen Gemeinschaften in einer organisatorischen Beziehung zueinander standen, war diese meist - charismatischen Prinzipien entsprechend - nach dem Filiationssystem31) herge29) „Gosain" bedeutet den, der „seine Sinne beherrscht". Die erblichen Gurus mancher Sekten führen diesen Titel. Daher ist er heute in gewissen großen Brahmanenfamilien erblich. S[iehe] später. 78 30> So ausdrücklich Manu II, 233. 79 | 31> A 371, B 1 6 0 Das zeigen schon die Inschriften z. B. Ep. Ind. III, 263 (10. Jahrh.). 80

78 Siehe unten, S. 509. 79 Die Ü b e r s e t z u n g von Manu 11,233 (Manusmrti, S. 72) lautet: „ B y honouring his mother he gains this (nether) world, by honouring his father the middle sphere, but by o b e d i e n c e to his teacher the world of Brahman." 80 In Ep. Ind. Ill, S . 2 6 3 - 2 6 7 , ist die Inschrift eines g e w i s s e n Mathanadeva, eines Vasallen des PratThära-Herrschers Vijayapäla, aus d e m Jahre 9 6 0 publiziert. Sie berichtet von einer Stiftung an d e n heiligen A s k e t e n Orpkärasiväcärya, d e m Schüler des Rüpasiväcärya, der w i e d e r u m Schüler des SrTkanthäcärya war.

II. Die orthodoxen und heterodoxen

Heilslehren

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stellt, wie bei den Klöstern unseres Mittelalters bis zur Cisterzienserzeit. Das hinduistische Mönchtum hat sich aus wandernden Magiern und Sophisten entwickelt32). Es blieb stets der Masse nach wanderndes Bettelmönchtum. Formal stand auch der gänzliche Austritt aus 5 dem Kloster dem Mönch fast immer grundsätzlich jederzeit frei 33) . Die Disziplin der Superioren (Mahants)f und die Klosterordnungen waren demgemäß oft - aber nicht immer - lax und relativ formlos34'. | 321

Man kann ihm rein äußerlich am ehesten die Kyniker vergleichen. So noch heut die Sannyasi-Cönobiten in Bengalen, aber auch sonst meist. 34) Auf der anderen Seite finden sich im Mittelalter auch Klöster mit rücksichtsloser Strenge der Disziplin. So hatte z.B. in einer südindischen Inschrift der dortige Superior das Recht über Leben und Tod der Kloster-Insassen. 81 Im allgemeinen aber waren die älteren hinduistischen Mönche: 9 Wandermönche, die nur zur Regenzeit zeitweilig, dauernd erst im Alter in ihrem Math residieren. Der Mahant h wird aus den ältesten residierenden Chelas („Schülern") gewählt oder ist erblich oder die Würde geht einfach im Turnus um. Der Mahant' des in der Filiation ältesten Klosters war Oberhaupt der Filiationsklöster. - Die Urkunden der Stifter von Klöstern lassen zwar zuweilen das Streben nach möglichst straffer Disziplin erkennen, zeigen aber zugleich, daß die Klostergründung hier ebenso wie in Byzanz und die „Vakufs" im islamischen Orient in typischer Art einem charakteristischen durchaus außerhalb der Sphäre des Religiösen liegenden Zwecke diente. Nämlich: durch die einem Zugriff der politischen Gewalt entzogene1* Rechtsstellung des dem Kloster gestifteten Landes - dessen Konfiskation oder Steuerüberlastung Sacrileg gewesen wäre - auch die Rente, welche der Stifter sich und seiner Familie bei der Stiftung vorzubehalten pflegte, für alle Zeit zu sichern: der Fideikommißstiftung also. (Solche Fälle namentlich bei Campbell1 Oman, The Mystics, Ascetics and Saints of India 1903:82 es werden zwar die Vermögensüberschüsse der „Verwaltungen", vor allem also der eventuellen Grundbesitz-Renten und der Erträge der täglichen Bettel-Expeditionen, - im Geheimen auch Handelserträge - in Klöster- oder Tempelgründungen angelegt,"1 aber der Gründer hat Anteil am Gewinn; das Recht der Bewirtschaftung ist erblich, aber unteilbar, das Recht der Erbfolge durch Statut bestimmt.) Das Mittel ist für patrimonialbürokratische, zumal theokratische, Staatsordnungen mit ungenügenden formalen Privatrechtsgarantien typisch; das Klosterland (meist nicht sehr ausgedehnt; einige hundert Rupien im Jahr waren schon eine gute Rente) war steuerfrei. - Im weiteren Verlauf der Entwicklung trat bei zahlreichen hinduistischen (orthodoxen und heterodoxen) Klöstern (auch den buddhistischen) der typische Verpfründungsprozeß ein: die Mönche verheirateten sich A 372, B 161 und behielten ihre Stellen erblich bei, so daß sich z. B. bei den (vornehmen) Deschasth"Brahmanen heute vielfach eine Bhikkschu°-(Mönchs-) und eine Laien-Kaste findet, welche sich vor allem dadurch unterscheiden, daß nur die eigentlichen Mönche die Qualifikation p zum Priestertum besitzen. 33)

f A, B: (Mathenats) g Doppelpunkt fehlt in A. h A, B: Mathanat i A, B: Mathanat k A, B: entzogenen I A, B: Champbell m Komma fehlt in B. n A, B: Deschaschth o Zu erwarten wäre (Skt.) Bhikshu oder (Päli) Bhikkhu p B: Qualifikaotin 81 Die Inschrift war nicht zu ermitteln. 8 2 Die zitierte Stelle findet sich bei Oman, Mystics, S. 2 4 8 - 2 5 6 .

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Hinduismus

und

Buddhismus

A 372, B 161

Irgendwelche Arbeitspflichten der Mönche konnte es nach der Natur der hinduistischen - orthodoxen und heterodoxen - Heilswege nicht geben. Kein Mönch „arbeitete". Die inhaltlichen Gebote 35) für die Lebensführung der Mönche waren - soweit sie nicht, wie das Verbot, zur Regenzeit zu wandern^ und die Vorschriften über Ton- 5 sur und andere Äußerlichkeiten^] reine Ordnungsvorschriften darstellten - Steigerungen der brahmanischen Alltagsaskese, und zwar teils einfach dem Grade, teils aber auch der Art und dem Sinn nach. Das letztere ist bedingt durch den Zusammenhang mit der brahmanischen Heilslehre, wie sie die Brahmanas und Upanischaden entwik- 10 kelten. Das Gebot der Keuschheit, der Enthaltung von süßer Nahrung, der Beschränkung auf Essen schon abgetrennter Früchte, der völligen Eigentumslosigkeit, also: Verbot, Gütervorräte zu halten^ und Leben vom Bettel, - später meist unter Beschränkung auf die Überbleibsel des Essens des Angebettelten, - das Gebot des Wan- 15 derns, - später oft mit der Verschärfung: daß man in einem Dorf nur eine Nacht oder auch gar nicht schlafen durfte - , die Beschränkung der Kleidung auf das Notwendigste, dies Alles waren nur Steigerungen der Alltagsaskese. Das bei einigen der späteren Erlösungsreligionen bis ins Extrem gesteigerte, aber anscheinend schon vorher bei 20 den klassischen brahmanischen Asketen, nur in verschieden großer Strenge, auftauchende Gebot des „ahimsa": der unbedingten Schonung des Lebens jeder Kreatur, war dagegen mehr als nur eine quantitative Verschärfung des antiorgiastischen Vegetarismus und nicht nur eine Konsequenz der Beschränkung des Opferfleischge- 25 nusses auf die Priester 36 '. Vielmehr spielte hier offenbar die religionsphilosophische Überzeugung von der Einheit alles Lebenden eine maßgebende Rolle, verbunden mit der universellen Ausbreitung der Verehrung und damit der Immunität gerade eines der als unbedingt „rein" geltenden Tiere: des Rindes. Auch die Tiere stan- 30 A 373, B 162 den im Bereich von | Samsara und Karman. Auch sie hatten je nach 35) S[iehe] dieselben in den Rechtsbüchern, z . B . besonders übersichtlich bei Baudhayana 11,6, U f f . 8 3 36) Denn den Kostenpunkt als dafür als maßgebend anzusehen, wie dies E. W. Hopkins seinerzeit tat, 84 erscheint schon deshalb unhaltbar, weil gerade die niederen Schichten auch später die Fleischorgien beibehalten haben. |

83 Die genannte Stelle ist übersetzt in: Sacred laws, II, S. 258ff. 84 Weber bezieht sich auf Hopkins, Religions, S. 200.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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ihrer Gattung ihr Dharma und konnten also - in der ihnen eigenen Art - „Frömmigkeit üben" 37) . Und wenn die Art, wie die Selbstbeherrschung: - Imzaumhalten von Augen und Mund - empfohlen wurde, zunächst wesentlich nur disziplinaren Charakter hatte, so 5 waren Gebote wie: nichts für die eigene leibliche oder seelische Wohlfahrt zu tun, doch darüber hinaus wieder durch den allgemeinen philosophischen Sinn der Askese als Heilsweg mitbestimmt. Diese Wendung der klassisch-brahmanischen Askese vom magischen zum soteriologischen Zweck vollzog sich innerhalb der religiö10 sen, an die Vedasammlungen anschließenden Literatur: der Brahmana, welche das Opfer und Ritual interpretierend behandeln und insbesondre der an sie sich anschließenden Aranyaka, der „im Wald geschaffenen Werke". Sie sind Produkte der auf dem „Altenteil" in der Waldeinsamkeit lebenden Brahmanen-Kontemplation, und ihre 15 spekulativen Teile, die Upanischaden, „Geheimlehren", 85 enthalten die soteriologisch entscheidenden Teile des brahmanischen Wissens38'. Dagegen enthält die Sutra-Literatur die Ritualvorschriften für den praktischen Gebrauch: die Srautafastra das heilige Ritual,

37 ' Diese Grundüberzeugung kam in einer für uns grotesken Art besonders im alten A 3 7 3 , B 1 6 2 Buddhismus - aber nicht nur bei ihm - zum Ausdruck. Eine Inschrift erzählt, daß der König nach einem Siege seine Elefanten freigegeben habe, die dann „mit Tränen in den Augen" sich beeilten, ihre Genossen im Walde wieder aufzusuchen. 86 Der Bericht des chinesischen Pilgers Hiuen Tsang (aus dem 7. Jahrhundert nach Chr.) erwähnt in Kaschmir Elefanten, „qui pratiquaientq la loi" (in St. Juliens Übersetzung). 87 38) Sie sind Jnanakanda:' „Gnosis", im Gegensatz zur Karmakanda, der Ritualkunde.

q A, B: pratiquent

r A, B: Inanakanda:

85 Die wörtliche Bedeutung von Upamsad ist: „danebensitzend", nämlich neben dem Lehrer. Der Ausdruck „Geheimlehre" für die Upanisads wird gelegentlich von Deussen verwendet. Die Upanisads sind insofern geheim, als der Lehrer sie in separater Sitzung jeweils einem rituell besonders vorbereiteten Adepten vermittelt und als sie keinem großen Kreis von Schülern gepredigt werden. 86 Inschrift des Päla-Königs Devapäla (ca. 810-850) um das Jahr 842; Kielhorn, Mungir copper-plate grant, S. 253-258. 87 Weber verbindet hier zwei verschiedene Elefantengeschichten; die eine ereignete sich in KasmTr und wird im Buch V von Hui-Ii's und Yen-ts'ang's Biographie des Hsüantsang berichtet (Hui-Ii, Histoire, S. 250), die andere soll sich in der Nähe von Kapilavastu (dem Geburtsort des historischen Buddha) ereignet haben und wird ebd. in Buch III beschrieben (ebd., S.128): „[...] des éléphants sauvages, qui pratiquaient la Loi, apportaient des fleurs et venaient constamment les offrir."

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und

Buddhismus

die Smartafastra das Ritual des Alltagslebens (Grihyasutra) und der sozialen Ordnung (Dharmafastra) 39 '. Diese ganze Literatur steht nun der konfuzianischen überaus heterogen gegenüber. Zunächst in einigen Äußerlichkeiten. Auch die Brahmanen waren in einem spezifischen Sinne „Schriftgelehrte". Denn auch die hinduistische heilige Literatur, wenigstens die orthodox-brahmanische, ist A 374, B 163 in einer dem Laien fremden 40 ' Sakralsprache, | dem „Sanskrit" abgefaßt, wie die chinesische. Aber die hinduistische geistige Kultur war wesentlich weniger reine Schriftkultur als die chinesische. Die Brahmanen (und meist auch ihre Konkurrenten) haben außerordentlich lange an dem Grundsatz festgehalten: daß die heilige Lehre nur von Mund zu Mund überliefert werden dürfe. Die spezifische Schriftgebundenheit der chinesischen Geistigkeit erklärt sich, wie wir sahen, 88 aus dem frühen Eindringen der offiziellen höfischen Annalistik und Kalendertätigkeit, schon zu einer Zeit, als die Technik der Schriftzeichen sich noch im Hieroglyphenzustand befand. Ferner aus dem Schriftlichkeitsprinzip der Verwaltung. Dies fehlte in Indien. Das Gerichtsverfahren war mündlich und kontradiktorisch. Die Rede spielte von jeher eine bedeutende Rolle als Interessenvertretungsund Machtmittel. Durch Zauberei suchte man sich den Sieg im Redekampf zu sichern41' und alle hinduistische oder unter hinduisti39) Es kann irreführend wirken, wenn man die Smarta-Literatur als „profan" bezeichnet. Auch ihre Regeln sind heilig und unverbrüchlich, nur wenden sie sich nicht an die Fachgeschultheit der Priester als solche, sondern an die Haushalter und Juristen. 40) Aber nicht - wie angenommen wurde - in einer künstlich geschaffenen „Skaldensprache", sondern in dem Idiom der alten Priestergeschlechter des Ursprungsgebiets der A 3 7 4 , B 1 6 3 Literatur. In der vedischen Zeit galt Sanskrit als | Sprache der Gebildeten; im Rigveda 8 9 motiviert ein Prinz seine Sanskritrede damit, daß er „gebildet" sei. Rapson s J . R . A . S . 1904, p. 435. Thomas ebenda, pag. 747. 9 0 41) AtharvaVeda II, 27 (gemeint ist offenbar ein Prozeßgegner). 9 1 |

S A, B: Rayson 88 Diese Zusammenhänge beleuchtet erst die 2. Fassung von Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S. 395ff. (MWG 1/19, S. 285ff.) 8 9 Die von Weber zitierte Stelle steht im Mahäbhärata 1,78,12-14, wo der König und frühere Prinz Yayäti auf seine Sprache angesprochen wird. Webers Mitteilung ist von Thomas, Sanskrit, S. 748, entlehnt. 9 0 Rapsons Aufsatz hat mit dem Gegenstand von Webers Aussage nichts zu tun. Weber nannte ihn wohl nur, weil Thomas, Sanskrit, S. 747, auf ihn hinwies. 91 Aus dem Schluß der Textstelle (übersetzt in Atharvaveda, S. 137) geht hervor, daß man sich von einer bestimmten Pflanze Hilfe bei einem Prozeß erhofft.

II. Die orthodoxen und heterodoxen Heilslehren

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schem Einfluß stehende Kultur kennt die Religionsgespräche, Preisredekämpfe und Redekampf-Übungen der Schüler als eine ihrer charakteristischen Einrichtungen. Während das chinesische Schrifttum sich, als hieroglyphisch-kalligraphisches Kunstwerk, an Auge und Ohr zugleich wendet, wendet sich daher die indische sprachliche Komposition vor allem an das (akustische, nicht: visuelle) Gedächtnis. Die alten Rhapsoden waren durch die Vyasas (Kompilatoren) einerseits, die spekulativen Brahmanen andererseits abgelöst worden. Beide wurden später durch Dichter und Rezitatoren, welche die „Kavya"-Formen: Erzählung mit Belehrung verbunden, pflegten, ersetzt: teils Pauranikas und Aitihasikas': Erzähler erbaulich ausgestatteter Mythen für ein wesentlich intellektualistisches bürgerliches Publikum, teils Dharmapathakas u , die Rezitatoren der Rechtsbücher, welche wohl an die Stelle der alten Gesetzessprecher traten (und bei Manu und im Epos 92 an der Kommission zur Abgabe von Gutachten für Zweifelsfälle beteiligt sind). Aus diesen Rezitatoren entwickelten sich etwa im 2. nachchristlichen Jahrhundert die zünftigen brahmanischen Pandits, schon wesentlich eine Schriftgelehrtenklasse. In jedem Falle hat bis tief in das indische Mittelalter die mündliche Überlieferung und Rezitation die Hauptrolle gespielt. Dies hat formal gegenüber der chinesischen heiligen Literatur einige | wichtige Folgen gehabt. Alle indische heilige Literatur (einschließ- A 375, B 164 lieh der buddhistischen) war auf die Möglichkeit leichter Einprägung und jederzeitiger Reproduktion zugeschnitten. Sie bediente sich dafür teils der epigrammatischen Formel, - so in der ältesten philosophischen41a) und Sutra-Literatur welche auswendig gelernt und vom Lehrer mit dem Kommentar, dessen sie dringend bedurfte, versehen wurde. Teils der Versform, welche einen großen Teil der nichtphilosophischen Literatur beherrschte. Ferner der Refrains: endloser wörtlicher Wiederholungen einer Gedanken- oder Vor41a)

Nachklänge der Methode besonders in den Sankhya-Aphorismen, die Kapila zuge- A 3 7 5 , B 1 6 4 schrieben wurden. 93 |

t A, B: Aithiasikas

u A, B: Dharmapatakas

92 Gemeint ist das Mahäbhärata. 93 Weber folgt Garbe, Särpkhya und Yoga, S.2. Kapila ist wohl eine rein legendäre Gestalt.

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schriften-Kette mit Modifikation jeweils oft nur eines einzelnen Satzes oder Wortes entsprechend dem Fortgang der Erörterung. Sodann in außerordentlichem Umfang des Zahlenschematismus, oft der Zahlenspielerei: 94 denn anders wird ein europäischer Lehrer diese Art der Verwendung von Zahlen kaum empfinden können. Endlich der, sozusagen3: gedankenrhythmischen, auf den europäischen Leser als äußerst pedantisch wirkenden Systematik der Darstellung. Diese, in ihren Anfängen wohl rein mnemotechnisch bedingte, Art der brahmanischen Schriftstellerei hat sich nun im Zusammenhang mit der „organizistischen" Besonderheit des indischen Rationalismus zu einer die ganze Eigenart ihrer für uns wichtigsten Teile bestimmenden Manier gesteigert. Gegenüber dem Zusammenwirken von knapper sachlicher „Rationalität" der Sprachmittel und anschaulichem ästhetischem Duktus der Bilderschrift in der Art der stets auf die Anmut der epigrammatischen Prägung bedachten, dabei sprachlich nüchtern wirkenden chinesischen Formulierung entstand in Indien in der religiösen und ethischen Literatur ein Wuchern unermeßlichen Schwulsts, das nur dem Interesse systematisch erschöpfender Vollständigkeit diente. Endlose Häufungen von schmückenden Beiwörtern, Vergleichen, Symbolen, Streben nach Steigerung des Eindrucks des Großen und Göttlichen durch Riesenzahlen und wuchernde Phantasmen ermüden den europäischen Leser. Wenn er aus der Welt des Rigveda und dann der volkstümlichen Fabeln, die, im Panchatantra 95 gesammelt, die Quelle fast des gesamten Fabelschatzes der Welt sind, oder selbst aus der weltlichen Kunst-Dramatik und -Lyrik in die Gebiete der religiösen Dichtung und der philosophischen Literatur tritt, wartet seiner ein mühsamer A 376, B 165 Weg. Die meisten Upanischa|den nicht ausgenommen, stößt er in diesem Wüste von ganz unanschaulichem, weil rational gewolltem, symbolistischem Überschwang der Bilder und innerlich dürren Schematismen nur in langen Zwischenräumen auf den frischen Quell a A: so zu sagen

9 4 Die Wertung als Zahlenspielerei bezieht sich hauptsächlich auf das Särpkhya-System; sämkhya bedeutet „Aufzählung", abgeleitet von sämkhyä, „Zahl". 9 5 Das Pancatantra ist auf dem Umweg der Übersetzungen ins PahlawT, ins Syrische, Griechische und Lateinische nach Europa gekommen. Zahlreiche Märchenmotive in europäischen Märchen und Fabeln lassen sich auf den Stoff des Pancatantra zurückführen. Weber folgt hier Schroeder, Reden, S. 173.

II. Die orthodoxen

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einer wirklich - und nicht nur, wie sehr oft, scheinbar - tiefen Einsicht. Während die Hymnen und Gebetsformeln der Veden um ihrer magischen Erprobtheit willen nicht verändert werden konnten und daher ihre Ursprünglichkeit in der Überlieferung bewahrt ha5 ben, ist die alte epische Ritterdichtung, nachdem sich die Brahmanen ihrer angenommen hatten, zu einer unförmlichen ethischen Paradigmatik angeschwollen. Das Mahabharata b ist nach Form und Inhalt ein Lehrbuch der Ethik an Beispielen, keine Dichtung mehr. Diese Eigenart der spezifischen brahmanischen, aber auch der 10 gleichartigen heterodoxen indischen religiösen und philosophischen Literatur hat nun, obwohl sie als Ganzes an solchen Erkenntnissen, welche auch der europäische Denker als unbedingt „tief" werten wird, sicherlich überreich ist, doch an ihrem Teil auch dazu beigetragen, ihrer Entwicklung innerliche Schranken zu ziehen. Das helleni15 sehe Bedürfnis nach absoluter begrifflicher Klarheit ist in der Erkenntnistheorie über die sehr beachtenswerten Ansätze der Logik der Nyaya-Schule nicht hinausgekommen. Und zwar zum Teil eben infolge dieser Ablenkung des rationalen Bemühens in die Bahn des Pseudo-Systematischen, welche durch die alte Traditionstechnik 20 mitbedingt war. Der Sinn für die empirische Tatsache rein und schlicht als solche wurde durch die wesentlich rhetorische Gewöhnung, das Bedeutsame im Übertatsächlichen, Phantastischen zu suchen, unterbunden. Ausgezeichnetes hat dennoch die indische wissenschaftliche Literatur auf dem Gebiet der Algebra und der Gram25 matik (einschließlich der Deklamationslehre, Dramaturgie und weniger - der Metrik und Rhetorik) geleistet, 96 Beachtenswertes auf dem Gebiet der Anatomie, der Medizin (mit Ausnahme der Chirurgie, aber mit Einschluß der Tierheilkunde) und Musikwissenschaft (Solfeggieren!). Die Geschichtswissenschaft dagegen fehlt aus den 30 schon früher erwähnten 97 Gründen ganz42). Und die indische natur42> Die ersten Historiker Indiens waren die Buddhisten, weil Buddhas Erscheinen eine A 3 7 6 , B 1 6 5 „historische" Tatsache war. 9 8 |

b A, B: Mahabharatha

96 Hier und im folgenden stützt sich Weber auf Seal, Positive sciences. 9 7 Oben, S. 219. 98 Schon in den kanonischen Schriften der verschiedenen buddhistischen Strömungen, und dann wieder in der im 4. Jahrhundert n.Chr. verfaßten ceylonesischen Inselchronik

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wissenschaftliche Arbeit steht auf vielen Gebieten auf der Höhe etwa unseres 14. Jahrhunderts: sie ist nicht, wie schon die hellenische, A 377, B 166 auch | nur bis in die Vorhöfe des rationalen Experiments gelangt. Sie hat in allen Disziplinen, auch der für Ritualzwecke gepflegten Astronomie und in der Mathematik außer auf dem Gebiet der Algebra 5 etwas, 0 mit den Maßstäben occidentaler Wissenschaftlichkeit gemessen, Wesentliches aus Eigenem nur geleistet, wo sie Vorzüge genoß durch das Fehlen gewisser Vorurteile der occidentalen Religiosität (z.B. des Auferstehungsglaubens gegen die Leichensektion 43 '). Oder wo die Interessen der auf raffinierter Kontrolle des psychophy- 10 sischen Apparats ruhenden Contemplationstechnik sie zu Studien anregten, welche dem Occident, der diese Interessen nicht kannte, fernlagen. Alle Wissenschaft von menschlichem Zusammenleben blieb bei ihr polizeiliche und kameralistische Kunstlehre. Diese kann sich mit den Leistungen der Kameralistik unseres 17. und der ersten 15 Hälfte des 18. Jahrhunderts durchaus messen. Auf naturwissenschaftlichem und eigentlich fachphilosophischem Gebiet hat man dagegen den Eindruck, daß die beachtenswerten Entwicklungsansätze irgendwie gehemmt worden sind43a). Abgesehen davon, daß A 377, B 1 6 6

43)

Über die indische Medizin am bequemsten Jolly in Bühlers Grundriß (1901)." Einen ungefähren Eindruck erlangt der Nicht-Indologe am ehesten aus dem von Sudhindranatha Vasu in den Sacred Books of the Hindu, Band XIII, übersetzten und Band XVI, 1. unter dem Titel: The positive background of Hindu Sociology (bis jetzt Book I) kommentierten, mit Appendix von Brajendra Nath Seal versehenen Sukraniti. 100 „Sukraniti" wird, ganz charakteristisch, als „organische Sozialwissenschaft" so, wie Comte 43a)

c Komma fehlt in A. DTpavamsa (VI, 1) werden Daten des Parinirväna („endgültige Erleuchtung", „endgültiges Verlöschen" = Tod) des Buddha genannt, die stark untereinander differieren. Heinz Bechert hat in seiner Arbeit „Die Lebenszeit des Buddha" (wie S. 131, Anm. 52) dargelegt, daß die in den ceylonesischen Inselchroniken angegebenen Daten Produkt einer späteren Tradition sind: der Buddha lebte demnach nicht ca. 560-480 v. Chr. (wie die von den europäischen Gelehrten im 19. Jahrhundert um ca. 60 Jahre korrigierten Daten der Chroniken glauben machen wollen), sondern im 5. und 4. Jahrhundert v.Chr. Die Gründung von Ordensgemeinschaften (sahgha) und schließlich von Klöstern (vihära) mit Vorstehern (sangharäja) führte zur Aufzeichnung von Kloster- und Ordenschroniken und damit zu einem gewissen historischen Bewußtsein. Siehe dazu Bechert, Heinz, Zum Ursprung der Geschichtsschreibung im indischen Kulturbereich. - Göttingen: Vandenhoeck& Ruprecht 1969. 99 Gemeint ist Jolly, Medicin. 100 Sudhindranätha Vasu war nur der Herausgeber der Reihe „The Sacred Books of the Hindus". Bei den genannten Werken handelt es sich um folgende Titel: 1. Sukra, Sukraniti (transl. Sarkar); 2. Sarkar, Positive background.

II. Die orthodoxen und heterodoxen

Heilslehren

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auch | alle diese naturwissenschaftlichen Studien zum erheblichen A 378, B 167 Teil nur im Dienst rein praktischer: therapeutischer, alchemistisich den bekannten Stufenbau der Wissenschaften dachte, 101 aufgefaßt. Und in der Tat mußte diese freilich völlig unwissenschaftliche „organische" Systematik des sogenannten „Positivismus" dem indischen Denken die kongenialste sein. Notiert sei Folgendes: In der Mechanik blieb alles auf dem vorgalileischen Standpunkt. In der Mineralogie blieb die indische Wissenschaft wesentlich der Sieben-Metall-Lehre treu, die auch der Occident kannte. In der Chemie sind drei praktische Erfindungen: 1. die Schaffung stetiger Pflanzenfarben durch Behandlung mit Alaun, - 2. die Indigotin-Extrakte, - 3. die Stahlmischung, auf welcher die Damaszener-Klingen beruhen, ihr gutzuschreiben (Seal, The Chemical Theories of the ancient Hindu). 102 Im übrigen hat die Tantra-Literatur hier alchemistische, auf dem Gebiet der Medizin aber vor allem anatomische, speziell nervenanatomische Kenntnisse von ganz erheblichem Umfang gezeitigt: Stoffwechsel- (nicht: Blutumlaufs-, nicht: Lungenstoffwechsel-) Theorien, die Kenntnis der Lage der Nervenbahnen: Meditation über diese Bahnen sollte nach der Tantristik magische Kräfte geben; das Gehirn (wie bei Galen), nicht mehr (wie bei Aristoteles und ebenso bei den bedeutenden indischen Naturforschern Charaka und Susruta d ) das Herz, als Zentralorgan traten den schon vorher bedeutenden osteologischen Kenntnissen zur Seite. 103 Befruchtung und Vererbung (anschließend an die sehr bedeutende kameralistische Pferde- und Elefantenkunde) wurden auch theoretisch (palingenetisch, nicht epigenetisch) erörtert. Das Leben, welches die Materialisten (Charvaka) durch Urzeugung, die Sankhya-Lehre durch ReflexAktivität und Resultante der | Einzelenergien, das Vedanta aber aus einer besonderen A 378, B 167 „Lebenskraft" erklärten, gab ebenso Anlaß zur Annahme von „adrista", „ungesehenen" und das heißt: „unbekannten" Ursachen wie z.B. der Magnetismus. Und während die Fachwissenschaft der Züchtungspraktiker sich mit der Feststellung der „Unbekanntheit" der Ursachen begnügte, hat die spätere Nyaya- und Vai9eshika-Schule naturgemäß in diese Erkenntnislücken den ethischen Karman-Determinismus der indischen Theodizee eingeschoben, genau wie bei uns die „Grenzen" der Wissenschaft Raum geben für theologische Konstruktionen. Über die Medizin noch: Thakore Sahib of Gondal, History of Aryan Medical Science, London 1896104 und jetzt Hoernle, Studies in the Medicine of ancient India, Oxford 1907 (mir beide nicht zugänglich gewesen). Die Botanik war

d A, B: Susrutu 101 Comte hat in seiner Arbeit „Cours de philosophie positive" einen Stufenbau oder Entwicklungsphasen des Denkens dargelegt („Loi des trois états"). Die erste Phase ist der „état théologique", in der die Natur der Dinge durch das Wirken übernatürlicher Mächte erklärt wird; im „état métaphysique" beginnt der Mensch zu spekulieren und im „état positif" versucht er, die Dinge mit der Vernunft zu ergründen. 102 Gemeint ist das Kapitel: „The mechanical, physical, and chemical theories of the ancient Hindus", in: Seal, Positive sciences, S. 1 - 1 2 8 . 103 Weberfolgthier Seal, Positive sciences, S. 2 1 8 - 2 1 9 : „In Charaka and Susruta (as in Aristotle) the heart is the central organ and seat of consciousness; but in the Tantric writings (as in Galen) the seat of consciousness is transferred to the brain or rather the cerebro-spinal system." 104 Gemeint ist: Bhagavat Sirphajï, Aryan medical science; Thakore Saheb (Jhäkur Sähib) ist der Titel der Herrscher von Gondal auf der Halbinsel Käthiyävär in Gujarät. Der Verfasser der Schrift war der regierende Mahäräja, Sir Bhagavat Sirphajï.

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scher e , kontemplationstechnischer, politischer Zwecke betrieben wurden, und daß der Naturwissenschaft hier wie in China und sonst das mathematische Denken der Hellenen, ihr unvergängliches Erbe an die moderne Wissenschaft, fehlte, ist auch die Gepflogenheit jener rhetorischen und symbolischen Pseudosystematik offenbar ei- 5 ne der Komponenten dieser Gehemmtheit gewesen. Die andere, wichtigere freilich ging von der Interessenrichtung des indischen Denkens aus, welches den Tatsächlichkeiten der Welt als solchen im letzten Grunde indifferent gegenüberstand und jenseits ihrer, in der Erlösung von ihr, durch Gnosis, das suchte, was allein not tat. Diese 10 Denkrichtung ist formal bestimmt durch die Techniken der Kontemplation der Intellektuellenschichten: Damit haben wir es nun zu tun. Wie alle Methodiken der apathischen Ekstase fußten diese sämtlich irgendwie auf jenem theoretischen Grundsatz, den noch die Quäker so formulierten: daß „Gott in der Seele nur spricht, wenn die 15 Kreatur schweigt". 105 Praktisch lagen ihnen zweifellos alte ErfahrunA 379, B 168 gen der Magier über die Wirkungen autohypnoti| scher und diesen verwandter psychologischer Techniken und physiologische Erprobungen über die Wirkung der regulierenden Verlangsamung und wesentlich Pharmakologie. - Über die bedeutenden grammatischen Leistungen der Inder, vor allem vgl. Liebich's Panini (Leipzig 1891). Über die Mathematik und Astronomie s[iehe] die Darstellung im Bühler'schen Grundriß (Thibaut, 1899):106 alles Entscheidende (außer in der Arithmetik und in* Algebra) Fortbildung griechischer Einwirkungen (Grad und Zeit freilich sehr bestritten). 107 Auf rein indischem Boden wuchs nur Empirie ohne rationalen „Beweis" (dies das Entscheidende). Der „Beweis" wurde durch Appell an die Anschauung geführt, etwa so wie manche extreme moderne Anhänger des „Anschauungsunterrichtes" die formale logische Schulung des Denkens ausschalten würden, wenn sie siegten. Über die kameralistisch-politischen Schriften (vor allem Kautalya Arthasastra): Narendranath Law, Studies in ancient Hindu polity, London 1914 (mir ebenfalls unzugänglich). Der „Rationalismus" der Verwaltungstechnik konnte an Raffinement nicht überboten werden. Aber damit wird sie selbst noch nicht: rational. Das lehren diese Schriften. |

e A: alchemischer

f A, B: im

1 0 5 Ein entsprechender Gedanke findet sich in der älteren Quäker-Literatur bei Robert Barclay, An apology for the true Christian divinity, as the same is held forth, and preached, by the people, called in Scorn, Quakers [...], 4. Aufl.- London 1701, in: Proposition XI. Concerning Worship, S. 3 4 3 - 4 0 9 . 1 0 6 Thibaut, Astronomie. 107 Ebd., S. 76.

II. Die orthodoxen und heterodoxen Heilslehren

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temporären Stillestellung der Atmung auf die Gehirnfunktionen zugrunde. Jene Gefühlszuständlichkeiten, welche sich bei derartigen Praktiken ergaben, wurden als selige Entrücktheit der Seele und also als heilig gewertet. Sie bildeten die psychologische Grundlage der 5 philosophischen Heilslehren, welche nun die Bedeutung jener Zustände im Rahmen der metaphysischen Spekulationen rational zu begründen unternahmen. Unter den mannigfachen Spielarten der apathisch-ekstatischen Techniken ragt eine schon dadurch hervor, daß sie von einer als orthodox anerkannten Philosophenschule getra10 gen wurde: das Yoga ( = Anspannung, Askese). Sie war die Rationalisierung der alten ekstatischen Zaubererpraxis. Es ist hier nicht die Aufgabe, diese vielbesprochene Erscheinung eingehender zu erörtern44'. Sie galt ursprünglich als spezifische Laienaskese: der Heros Krischna sollte sie dem Vivasvat, dem Stammesgott der Kschatriya15 Kaste, dieser sie den alten Weisen des Kriegerstandes mitgeteilt haben. 108 Sie bedarf hier der Erwähnung, weil sie, in verschiedenartig abgewandelter Form, sowohl in den orthodoxen wie in den heterodoxen Heilslehren mehr als irgendeine andere zu Einfluß gelangte und die typischste Form der Intellektuellen-Heilstechnik war. Ob sie 20 wirklich mehr innerhalb oder außerhalb des Brahmanentums ihren Hauptsitz hatte, kann schwerlich entschieden werden. In historischer Zeit war sie jedenfalls weit über dessen Kreise hinaus verbreitet. Sie wurde, wie später zu besprechen, 109 durch die klassische brahmanische Heilstechnik überholt, und heute werden als „Yogins" 25 eine nicht sehr große, aber ziemlich verbreitete Schicht von Magiern ohne vedische Bildung bezeichnet, welche von den Brahmanen nicht als ihresgleichen anerkannt werden und daher - dem früher erörterten Entwicklungstypus 110 entsprechend - eine eigene Kaste bil-

^ D i e literarische Fixierung als „Schuldoktrin" durch Patanjali ist relativ jung. D i e A 3 7 9 , B 1 6 8 Sache selbst ist zum mindesten älter als die Entstehung des Buddhismus. Sie ist dem Namen nach in den alten, den Lehren nach in späteren Upanischaden erwähnt. Vgl. für alles Nähere: Garbe, Sankhya und Yoga, 1 1 1 in Bühlers Grundriß 1896.

108 Weber stützt sich auf Garbe, Sämkhya und Yoga, S. 36: „In der BhagavadgTtä IV, 1, 2 sagt Krsna, er habe die Yoga-Lehre dem Vivasvat, dieser dem Manu und dieser dem lksväku mitgeteilt; so seien die .königlichen Weisen' (räjarsi) zu ihrer Kenntnis gelangt." 109 Unten, S. 267ff. 110 Oben, S.249ff. 111 Der Titel von Garbes Schrift lautet: Sämkhya und Yoga.

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den 45) . Die Yoga-Technik stellt in den Mittelpunkt die AtmungsreA 380, B 169 gulierung und die ihr verwandten | Mittel apathischer Ekstase, in Verbindung mit Konzentration der bewußt ablaufenden seelischen und geistigen Funktionen auf teils sinnhafte, teils sinnfremde oder mit einem unbestimmten Gefühls- und Andachtscharakter ausgestattete, aber stets durch Selbstbeobachtung kontrollierte ErlebnisAbläufe bis zur völligen Entleerung des Bewußtseins von allem in rationalen Worten Greifbaren, zur bewußten Herrschaft über die 9 Innervations-Vorgänge 9 von Herz und Lunge und schließlich zur Autohypnose h . Die Yoga-Technik ruhte gedanklich auf der Voraussetzung: daß das Erfassen des Göttlichen ein irrationales, durch irrationale Mittel herbeizuführendes seelisches Erlebnis sei, welches mit rational demonstrabler „Erkenntnis" nichts zu tun habe. Der klassische brahmanische Intellektualismus hat diese Auffassung nie ganz geteilt. Für ihn stand „Wissen" als solches im Mittelpunkt aller Heilswege. Zunächst das zünftige Wissen um das Ritual. Für die 'Erlösung suchenden' Brahmanen aber darüber hinaus die metaphysisch-rationale gnostische Deutung seines kosmologischen Sinns. Die Entwicklung dieser Auffassung ist allmählich aus der Ritualisierung und Sublimierung der heiligen Handlungen heraus eingetreten. Wie in anderen Religionen die richtige (ethische) „Gesinnung" an Stelle des nur äußerlich korrekten Handelns trat, so hier - dem spezifisch brahmanischen Prestige des Wissens und Denkens entsprechend der richtige „Gedanke". Es wurden dem amtierenden Brahmanen nun (worauf Oldenberg aufmerksam gemacht hat) 112 bei gewissen Ritualhandlungen geradezu bestimmte Gedanken als Bedingung der 45) In Bengalen nehmen die Oberkasten ihr Wasser nicht, sie tragen aber den heiligen Gürtel. Zum Teil sind sie magische Ärzte, zum Teil aber auch hausierende Instrumentenmacher. 1 1 3 |

g A: Innervations-Vorzüge

h A: Authypnose

i A, B: Erlösungsuchenden

112 Gemeint ist Oldenberg, Veda, S. 433. 113 Weber stützt sich hierauf Census 1901, VI, P. 1, S.432: „Many of them are strolling beggars, who play upon a stringed instrument or extort alms by beating a drum incessantly in front of a man's house without speaking [...]. They usually wear the yellow turban of the Salva ascetics and often assume the sacred thread. But they everywhere rank very low; their water Is not taken, their touch defiles, and it is considered a bad omen to meet one of them when starting a journey."

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

265

magischen Wirksamkeit vorgeschrieben. Richtiges Denken und richtige Erkenntnis galten nun als Quelle magischer Macht. Hier wie sonst behielt dabei diese Erkenntnis nicht den Charakter eines gewöhnlichen verstandesmäßigen Wissens. Das höchste Heil konnte nur eine höhere Erkenntnis: eine Gnosis, wirken. Das erstrebte Ergebnis der Yoga-Methodik waren in erster Linie magische Zuständlichkeiten und Wunderkräfte. So z.B. die Aufhebung der Schwerkraft: die Fähigkeit zu schweben. k Fernerhin: „Allmacht" in dem Sinn, daß vorgestellte Ereignisse unmittelbar, ohne äußeres Handeln, kraft der bloßen magischen Macht des Wollens des Yogin, sich realisieren sollten. Endlich: „Allwissenheit", d.h. Hellsehen, vor allem über die Gedanken anderer. Die klassisch brahmanische Kontemplation erstrebte dagegen die Seligkeiten des gnostischen Erfassens des Göttlichen. | Alle intellektualistischen Heilstechniken verfolgten eben einen A 381, B 170 der beiden Zwecke:' Entweder 1. durch „Entleerung" des Bewußtseins, Raum für das Heilige zu schaffen, welches dann mehr oder minder unklar, weil unaussagbar, gefühlt wurde. Oder 2. durch eine Verbindung von innerlich isolierenden Techniken mit konzentrierter Meditation zu einem Zustand zu gelangen, der nicht als Fühlen, sondern als gnostisches Wissen empfunden wurde. Der Gegensatz ist kein scharfer. Aber es ist unverkennbar, daß die klassisch-brahmanische Kontemplation, entsprechend dem Nimbus des Wissens, dem zweiten Typus zuneigt. So sehr, daß die Nyaya-Schule geradezu die von ihr gepflegte rationale empirische Erkenntnis als Heilsweg ansehen konnte, was freilich dem klassisch-brahmanischenTypus keineswegs entsprach. Für diesen stand der metaphysische Charakter der Gnosis und daher der Wert mechanischer Meditationstechnik zur Herbeiführung des auf dem Wege empirischer Beweise nie zu gewinnenden „Schauens" als eines seelischen Ereignisses fest. Sie hat daher Yoga-Praktiken nie ganz abgelehnt. In der Tat war ja auch das Yoga in seiner Art eine höchste Form spezifisch intellektualistischer Eroberung des Göttlichen. Denn das von ihm in stufenweiser Steigerung der Konzentration (samadhi) erstrebte Fühlen mußte zunächst eben möglichst bewußt erlebt werden, und zu diesem Zweck wurden die Gefühle der „Freundschaft" (zu Gott), des „Mitleids" (mit der

k A, B: schweben,

I A, B: Zwecke;

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Hinduismus und Buddhismus

Kreatur), der Seligkeit und schließlich der Indifferenz (gegenüber der Welt) planmäßig und rational durch Meditations-Exerzitien innerlich erzeugt. Erst die höchste Stufe ist dann die Katalepsie. Das klassische Yoga lehnte die irrationale Kasteiung: Hatha m Yoga, der reinen Magier-Askese ab. Es war seinerseits eine rationalsystematisierte Form der methodischen Gefühls-Askese, darin etwa den Exerzitien des Ignatius vergleichbar. Es war in dieser Systematik der klassisch-brahmanischen Kontemplation an Rationalisierung wesentlich überlegen, welche ihrerseits wieder hinsichtlich des erstrebten Habitus („Wissen", nicht „Gefühl") rationaler war. Aber die klassisch-brahmanische Lehre konnte schließlich auch die virtuosenhaften Kasteiungen der weltflüchtigen Anachoreten nie gänzlich als heterodox verwerfen, weil der magische Charakter der Gnosis auch für sie feststand und weil überdies das populäre Prestige des „Tapas" als Mittel des Götterzwanges unerschütterlich war. Nur A 382, B 171 für den brahmanischen Normal|menschen, sozusagen: den „Weltgeistlichen", hat sie die temperierten Mittel der Kontemplationstechnik bevorzugt. Wie weit historisch die andächtige Konzentration auf die alte heilige Gebets-Silbe „Om" 46) und die „Meditation" darüber - in Wahrheit: die Entleerung des Bewußtseins durch die mechanische Wiederholung dieses magisch wirksamen Wortes - zurückgeht, ist nicht feststellbar. Sie herrschte in orthodoxen wie heterodoxen Soteriologien Indiens. Und neben diesen Techniken andere mit ähnlichen Zielen. Immer handelte es sich darum, von der Welt der Sinne, der seelischen Erregungen, Leidenschaften, der Triebe und Strebungen, der nach Mitteln und Zwecken geordneten Erwägungen des Alltagslebens loszukommen, um dadurch die Vorbedingungen zu schaffen für einen Endzustand, der ewige Ruhe bedeutet: die Erlösung (moksha, mukti) von diesem Getriebe, die Vereinigung mit dem Göttlichen. Eine ewige himmlische Existenz nach Art der christlichen paradiesischen Seligkeit konnte für die klassische Soteriologie der Inder nicht als Ziel in Betracht kommen. Zunächst und vor allem wäre ihrem Denken naturgemäß der Gedanke zeitlich

A 382, B 171

^ Ursprünglich wohl Gemeinde-Responsion, etwa Entsprechend unserem „Amen", später3 mystisch interpretiert.

m A, B: atha

a A, B: entsprechend, unserem „Amen" später

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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„ewiger" Belohnungen und Strafen für Handlungen oder Unterlassungen einer Kreatur in diesem vergänglichen Leben als ein blöder Unsinn, als jeder ethischen Proportionalität und gerechten Vergeltung widersprechend, erschienen. Auch im Himmel konnte man für 5 endliche Verdienste nur endliche Zeit sein47). Außerdem aber waren die vedischen und auch die späteren hinduistischen Götter so wenig tugendhaft wie die Menschen, und nur mächtiger alsb der Alltagsmensch. Das konnte unmöglich der Endzustand für das brahmanische Erlösungsstreben sein. Wirklich gelöst von der Welt war inner10 halb des Bereiches des Erlebten die Seele nur im Zustand traumlosen Tiefschlafes. Wo sie dann weilte, - wer konnte das wissen? Jedenfalls war sie dann nicht verflochten in das innerweltliche Getriebe. Also wohl in ihrer außerweltlichen Heimat. Alle, sei es orthodoxe oder heterodoxe, den Intellektuellenschichis ten entstammende, Heilstechnik Indiens hat diesen | Sinn einer Abwendung vom Alltagsleben, darüber hinaus vom Leben und der Welt überhaupt, mit Einschluß auch des Paradieses und der Götterwelt. Im Paradiese muß man ja, da auch das Leben dort endlich ist, vor dem Augenblick zittern, wo der Überschuß der Verdienste auf20 gebraucht ist und nun unfehlbar wieder eine irdische Wiedergeburt eintritt 48 '. Die Götter sind der magischen Gewalt des richtig angewandten Rituals unterworfen. Sie stehen in diesem Sinn unter, nicht über dem Wissenden, der sie zu zwingen weiß. Sie sind so wenig ewig wie die Menschen, sind leidenschaftlich begehrend und handelnd wie 25 sie, und können also nicht identisch mit jenem Göttlichen sein, zu dem die Exerzitien der Heilstechniker hinstreben. Die brahmanische Erlösung ist in ihren klassischen Formen stets Erlösung von der Welt als solcher schlechthin und unbedingt. Sie unterscheidet sich dadurch

A383, B172

47) Um dogmatisch diesen Punkt sicherzustellen, griff das Mahabharata0 zu dem Mittel, für die Zeit des Aufenthalts im Himmel die Erwerbung von Karman auszuschließen: für die neue Wiedergeburt war nur das frühere Verhalten auf der Erde maßgebend. 1 | 4S) Atmapurana XIV, 9 1 - 9 5 bei Gough, The Phil, of the Upanishads. 2 A 383, B 1 7 2

b A: wie

c A, B: Mahabharatha

1 Weber bezieht sich auf Mahabharata XII, 275, 32-33. Dort wird ausgesagt, daß für die neue Wiedergeburt nur die früheren Taten konstituierend waren. Diese Anschauung ist eine von vielen im Mahabharata und keineswegs die einzig verbindliche. 2 Ätmapuräna XIV, 91 - 9 5 , zitiert bei Gough, Philosophy, S. 23.

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von aller chinesischen Haltung zur Welt, einschließlich derjenigen Laotses und der anderen dortigen Mystiker. Dieser äußerste Radikalismus der Weltablehnung ist durch das Weltbild der indischen Religionsphilosophie bestimmt, welches der Sehnsucht nach Erlösung, konsequenterweise, eine andere Wahl als diese gar nicht ließ. Denn was durch das Erlösungsstreben abgelehnt wurde, war nicht das Leiden oder die Sünde oder die Lieblosigkeit oder Unvollkommenheit der Welt, sondern ihre Vergänglichkeit. Sie haftet an allen wie immer gearteten, sinnlich wahrnehmbaren oder von der Phantasie vorstellbaren irdischen, himmlischen und höllischen Gestalten und Dingen: an der gesamten Welt des Geformten. Die Welt ist ein ewiges, sinnloses „Rad" von Wiedergeburt und Wiedertod, gleichmäßig abrollend in alle Ewigkeiten der Zeiten hinein. Und nur zwei unvergängliche Wesenheiten sind in ihr auffindbar: die ewige Ordnung selbst, und diejenigen Wesen, welche durch die Flucht der Wiedergeburten hindurch als Träger der Wiedergeburt gedacht werden müssen: die Seelen. Um die Struktur und die Beziehung dieser Wesen zur Welt und zum göttlichen Wesen dreht sich die Gesamtheit der hinduistischen Philosophie 49 ' mit der ausschließlichen Frage: d | A 384, B 173 wie die Seelen der Verstrickung in die Karman-Kausalität und dadurch in das Rad der Welt entzogen werden können? Denn daß dies die einzig denkbare Aufgabe einer „Erlösung" sein könne, stand seit der Vollentwicklung der Karman- und Samsara-Lehre schlechthin fest. Dieser Entwicklungszustand voller innerer Konsequenz ist freilich erst allmählich und keineswegs überall erreicht worden. Wenn Kar49) Wer sich mit der indischen Philosophie vertraut machen will, muß zu dem etwas unförmlichen, aber mit großer Hingabe geschriebenen Werk von Deussen 3 greifen, dessen große Verdienste unbestritten sind. D i e für unsern Zweck wichtigen Zusammenhänge freilich wird man besser in den zitierten Schriften von Garbe und Oldenberg finden. 4 Auch die (Missionars-)Schrift von Dilger (Die Erlösung nach Christentum und Hinduismus) 5 ist nicht unbrauchbar. |

d A: Frage;

3 Deussen, Philosophie. 4 Gemeint sind Garbe, Särpkhya und Yoga; Oldenberg, Veda; und Oldenberg, Upanishaden, sowie (bisher noch nicht zitiert) Garbe, Sämkhya-Philosophie. 5 Der Titel lautet richtig: „Die Erlösung des Menschen nach Hinduismus und Christentum".

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und heterodoxen

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man und Samsara gemeinsamer Hinduglaube geworden sind, so doch nicht die Unpersönlichkeit des höchsten Göttlichen und die Unerschaffenheit der Welt. Diese letztere wurde freilich selbst da, wo persönliche Weltgötter geglaubt wurden, die Regel. Die späteren Kosmologien - wie sie die Puranas enthalten - lassen meist eine Reihe von Zeitaltern, im Vischnu Purana: Krita, Treta, Dvapara, Kali, unaufhörlich aufeinander folgen. Im Kali-Zeitalter verfallen die Kasten, die £udra und die Häresien kommen hoch, weil Brahma schläft. Vischnu nimmt dann die Form Rudra's (£iva's) an und zerstört alle Existenzformen: die Götterdämmerung bricht an. Dann aber erwacht Brahma in der Form Vischnus, des gnädigen Gottes, und entsteht die Welt aufs neue. Die älteren Kosmologien kennen solche höchsten Götter nicht oder unter anderen Namen und sind mannigfacher, hier nicht interessierender Art. Sehr allmählich hat das unpersönliche Brahman, ursprünglich: die magische Gebetsformel, dann: eine magische Weltpotenz entsprechend der magischen Kraft des Gebets, den älteren persönlichen Vatergott und Weltschöpfer (Prajapati) verdrängt. Dabei aber neigte es immer wieder dazu, selbst die Züge eines persönlichen überweltlichen Gottes Brahma - anzunehmen, der allerdings nach der klassischen Lehre die Welt nicht mehr aus nichts geschaffen hat, sondern aus dem sie durch Individuationen emaniert ist. Seine Übergöttlichkeit wurde für die Theorie vielleicht dadurch fixiert, daß er als Funktionsgott des Gebets nicht selbst Gegenstand des magischen Zwanges im Gebet sein konnte. Unterhalb der Kreise der philosophisch geschulten brahmanischen Intellektuellenschicht und selbst in ihrer eigenen Mitte erstand aber, wie sich später zeigen wird, 6 stets in irgendeiner Form neu der eigentlich unklassische Glaube an einen höchsten persönlichen gütigen Schöpfergott oberhalb des Gewimmels der Lokal- und Funktions-Gottheiten: - das „Ekantika Dharma" (der „Monotheismus" würden wir sagen)7 - und vor allem der Glaube an Heilande und | paradiesische Erlösung. Speziell die Yoga-Praxis mit ihrer A 385, B 174 irrationalistischen Askese und dem gefühlsmäßigen Erlebnischarakter ihres Heilsbesitzes hat daher, wenigstens in der Form, welche

6 Unten, S. 291 ff. 7 Bhandarkar, Vai§navism, S. 26, berichtet unter Bezug auf das 18. Kapitel der Bhagavadgltä: „This is the Ekantika Dharma or monotheistic reiigion which, as the NäräyanTya teils us, was communicated to Arjuna."

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Patanjali ihr gab, den persönlichen höchsten Gott (Isvara, „Herrscher") nicht ausgeschaltet. Freilich: streng logisch konnte seine Existenz mit Karman und Samsara kaum vereinbar erscheinen. Es entstand ja nun sofort die Frage nach dem „Sinn" der Schöpfung und Regierung dieser mit Leiden, Qual und Vergänglichkeit belasteten Welt durch einen höchsten Gott. Neben minder konsequenten Lösungen ist diese Frage einmal (in der Maitrayana Upanischad) 8 auch dahin beantwortet worden: daß der höchste Gott sie zum Zeitvertreib für sich: um „die Dinge zu genießen" ins Leben gerufen habe. Der gelegentlich von Nietzsche, aber mit jenem negativ moralistisehen Pathos, welches so oft einen peinlichen Rest von bürgerlicher Philistrosität auch in manchen seiner größten Konzeptionen verrät, hingeworfene Gedanke von dem „Artistengott" 9 trat hier als sehr ernsthafte metaphysische Hypothese auf. Er bedeutete den ausdrücklichen Verzicht auf einen „Sinn" der empirischen Welt. Ein mächtiger und zugleich gütiger Gott könne eine solche Welt nicht geschaffen haben: - dessen wäre nur ein Schurke fähig, lehrte in harter Klarheit die Samkhya-Philosophie 50) . Andererseits hätte die von der Orthodoxie angenommene Möglichkeit einer Erlösung von Seelen aus dem Rad der Wiedergeburten hinaus die zeitliche Endlichkeit der Welt, wenigstens des Ablaufs der Wiedergeburten, nach sich ziehen müssen, wenn die Zahl der überhaupt vorhandenen Seelen als endlich angenommen wurde. Tatsächlich wurde denn auch, um dem zu entgehen, von der konsequentesten Lehre 51) , die Zahl der Seelen als unendlich angenommen, so daß die Zahl derjenigen, welche zur Seligkeit der Erlösten gelangten, nicht nur, wie auch im Christentum, klein, sondern schlechthin: unendlich klein wurde. Das Pathos dieser Vorstellung mußte jenen religiös-„individualisti-

A 385, B 174

50) 51)

S[iehe] die bei Garbe, Samkhya-Philosophie S. 192/3 übersetzten Stellen. 10 In diesem Fall: der Samkhya-Philosophie. |

8 Gemeint ist Maitrayana-U pan isad VI, 10. Weber stützt sich auf Oldenberg, Upanishaden, S.247. 9 Weber bezieht sich vermutlich auf Nietzsches Begriff „Künstler-Gott" in Abschnitt 5 des „Versuchs einer Selbstkritik" zu der Schrift „Die Geburt der Tragödie". [Friedrich Nietzsche, Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe, Band 1. - München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1980, S. 17] 10 Es handelt sich hierbei um eine Übersetzung des Kommentars Särpkhyatattvakaumudï des Väcaspatimisra zur Sämkhyakärikä, 57.

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sehen" Zug, der jeder mystischen Heilssuche ihrer Natur nach anhaftet: daß der Einzelne letztlich nur sich selbst helfen kann und will, aufs höchste steigern: welchen Sinn konnte irgendeine ErlösungsMission gegenüber einer zahlenmäßigen Unendlichkeit von Seelen 5 haben? Die religiöse Einsamkeit der Einzelseele ist, außer im Prädestinations|glauben, niemals auf einen solchen Resonanzboden ge- A 386, B 175 stellt worden, wie in dieser Konsequenz der brahmanischen Lehre, die dabei gerade umgekehrt wie der Gnadenwahlglaube das Schicksal jeder einzelnen Seele gänzlich deren eigenes Werk sein ließ. 10 Die für die ganze Erlösungstheorie grundlegenden Lehren: (Seelenwanderung und ethische Vergeltungskausalität) sind - wie schon erwähnt 11 - gleichfalls erst allmählich entwickelt worden. Die erste findet sich in den Brahmanas noch in sehr unentwickelter Verfassung 5 ^, die letztere überhaupt erst in den Upanischaden. Einmal 15 unter dem Druck des rationalen Bedürfnisses der Theodizee konzipiert, mußten freilich diese Lehren sofort auf den Sinn alles asketischen und kontemplativen Heilsstrebens entscheidend hinüberwirken. Durch sie wurde nicht nur die Vergänglichkeit als der entscheidende Grund der Weltentwertung konstituiert, sondern auch der 20 Gedanke festgelegt: daß die Vielheit der Welt, ihre Formung und Individuation, das entscheidende Merkmal des Abfalls oder der Ferne vom Brahman (und nicht mehr wie einst: dessen Schöpfung) sei. Dadurch gewann das Brahman, bei konsequentem Denken, die Qualität als das unpersönliche Alleine und - da es hinter der Vielheit 25 der Erscheinungen verschwand - doch zugleich Verborgene, der 52)

Über die ganze Frage neuerdings: Schräder in der Z.D. Morg. G. 64 p. 333f. 1 2 Er A 386, B 1 7 5 sucht darzulegen, daß Yajnavalkya® noch nicht, wie meist angenommen wird, Samsara, dagegen schon Karman und Erlösung gelehrt habe: er stehe zwischen den Brahmanas und Upanischaden in der Mitte. Die Seelenwanderung hält er für einen „antiklerikalen" Begriff gegenüber der Brahmana-Lehre, wonach das Ritual das Jenseits (zweifelhaft' ob dauernd oder zeitweise) gewährt habe. Es muß aber doch wohl angenommen werden, daß die Lehren der Upanischaden, dem Schwergewicht nach, die Ergebnisse der Kontemplation der Vanaprastha-Asketen, als welche sie sich geben, wirklich darstellen. Diese waren dem Ritualdienst entrückt und konnten sehr wohl Träger einer (relativ) ritualfeindlichen Lehre sein.

e A: Yajnavalkya

f Klammer fehlt in B.

11 Oben, S. 268. 12 Schräder, Zum Ursprung der Lehre vom Samsära, S. 333-335.

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Hinduismus

und

Buddhismus

Welt gegenüber Negative. Und auch ethisch entschied sich dadurch endgültig die Qualität und der Sinn der Weltentwertung. Im fundamentalen Gegensatz gegen das Christentum konnten nicht „Sünde" und „Gewissen" die Quellen der Heilssuche sein. Die „Sünde" war im Volksdenken eine Art magisch-dämonischer Stoff, wie Tapas (Askese) auch. Im Rigveda war sie die Übertretung der vom Gott des Rechts geschützten Gebote, über welche namentlich Varuna A 387, B 176 wachte 53) . In der späteren Literatur tritt der | Begriff ganz hinter dem des „Übels" zurück. Nicht das Böse entwertet die Kreatur, sondern die metaphysische Wertlosigkeit der vergänglichen todgeweihten Welt und der Überdruß des Wissenden an ihrem sinnlosen Getriebe. Je mehr sich die brahmanische Philosophie diesem Standpunkt näherte, desto mehr wurde die zentrale theoretische Frage für sie die nach dem Wesen und Wege der Individuation und ihrer Wiederaufhebung. Die indische Philosophie ist daher dem Schwergewicht nach eine Theorie von der metaphysischen Struktur der Seele, als der Trägerin der Individuation. Sehr verbreiteten Vorstellungen entsprechend galt ursprünglich der Atem als Stoff des - sozusagen Immateriellen, „Seelischen" und „Geistigen" im Menschen, und der ursprünglich daran anknüpfende Begriff „Atman" wurde daher zur verborgenen, immateriellen, magischen Einheit des „Selbst" sublimiert. In der 9 Mundaka-Upanischad s54 ' besteht das innere Selbst noch aus „Atem", welcher auch in der Khandogya-Upanischad 13 noch allen anderen Organen gegenüber als etwas Besonderes, zum Leben spezifisch Unentbehrliches, dabei aber schon Körperloses 53)

Seine Späher wachen über den Menschen, und seine Satzungen sind unverbrüchlich. Er weiß alles (Atharva-Veda IV, 16,2) 14 und straft die Sünde. Vgl. v. Schröder, Reden und Aufsätze S. 17. | 54> A 387, B 1 7 6 11,2.15

g A, B: Mudeka-Upanischad

13 Weber benutzt die Umschrift .Khändogya-Upanisftad' der Sacred Books of the East; die allgemeine Umschrift ist Chändogya-Upanisad. 14 Die Übersetzung von Atharvaveda IV, 16, 2 findet sich bei Schroeder, Reden, S. 18: „Ob einer geht, ob einer steht, Ob einer im verborgnen schleicht, Wenn zwei sich zusammen setzen und miteinander reden, Das alles weiß Varuna als ein dritter." 15 Mundaka-Upanisad II,2 zitiert nach Gough, Philosophy, S. 106.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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gilt. Daneben findet sich in der letzteren schon der Astralkörper eines geistigen Selbst55'. Und in der Maitrayana-Upanischad 56 ' heißt es schlechthin: „was ein Mann denkt, das ist er". Die Gedanken allein verursachen den Umtrieb der Geburten, wenn sie auf die Welt statt auf das Brahman gerichtet sind. Der Gedanke hat eben magische Kraft: „Mit Kenntnis, Glaube und Upanischad vollbringt man das Opfer wirksamer", sagen die Upanischaden. 16 Der einfache, aber wichtige Schritt zur Identifikation dieses magischen Trägers des selbstbewußten Einzellebens mit der magischen Weltpotenz, dem Brahman, wurde schon von der Esoterik der älteren Upanischaden vollzogen. Die berühmte Stelle in der Khandogya Upanischad (1,1, 10),17 in welcher der Lehrer den Schüler durch das Reich des Lebendigen, vom Samenkorn bis zum Menschen, hindurchführt, ihm immer wieder die innerlich gewendete „feine Essenz" des Lebens, „kraft welcher alles da ist, was ein Selbst hat" (die indische Fassung der „Entelechie") aufweist, mit dem steten Refrain: „Das ist das Wesen, das ist das Selbst, - und du, o Svetaketu h , das bist du" („tat tvam asi"), - gehört in der Tat zu den eindrucksvollsten Formulierungen der altbrahmani|schen Weisheit. Die enge Beziehung des klassischen brahmanischen Denkens zur Magie hinderte dabei jene sehr naheliegende und in der genannten Stelle nahezu vollzogene Materialisierung der höchsten Weltpotenz zur „Substanz", welche der hellenischen Philosophie eignete. Das durfte nicht sein: das Prestige der magischen Kraft stand für das brahmanische Denken fest. Von hier aus wird die schroffe Ablehnung aller materialistischen Spekulationen - welche ja in ähnliche Bahnen geführt hätten als heterodox leicht verständlich. Andererseits hatte die Rationalisierung der apathischen Ekstase zur Meditation und Kontemplation, 55

> I, 1,10.18

56

> V I , 34,3. 19 I

h A, B: Svetakatu

16 Das Zitat konnte nicht ermittelt werden. 17 Die richtige Textstelle lautet Chändogya-Upanisad VI, 1,10. 18 Vgl. Anm. 17. 19 Maiträyana-Upanisad VI,34,3 ist übersetzt in Upanishads, II, S.33: „for thoughts alone cause the round of births; let a man strive to purify his thoughts. What a man thinks, that he is: this is the old secret."

A 3 8 8 , B 177

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wie sie die Selbstkonzentrations-(Yoga-)Technik zuerst konsequent durchführte, jene Fähigkeiten im Indertum geweckt, in welchen es nahezu unerreicht dasteht 57) : das virtuosenhafte intellektualistisch bewußte Erleben eigener seelischer Vorgänge, vor allem: Gefühlslagen. Die Gewöhnung, sich bei dem Getriebe und Gedränge des 5 eigenen inneren seelischen Geschehens 20 als interessierten, aber selbst unbeteiligten Zuschauer zu fühlen, welche durch die YogaTechnik58) gepflegt wurde, mußte ganz natürlich zu Konzeptionen führen, welche das „Ich" als eine jenseits aller, auch der „geistigen" Vorgänge innerhalb des Bewußtseins, ja auch jenseits desjenigen 10 Organs, welches das Bewußtsein und dessen „Enge" trägt 59) , stehende Einheit auffaßte. Ähnlich dem chinesischen Dualismus des Yang und Yin' taucht daher in den jüngern Upanischaden als Quelle der Individuation die Zweiheit der Weltpotenzen auf: das männliche, geistige Prinzip, der „purusha", ist verstrickt in die Gemeinschaft mit 15 dem weiblichen Prinzip, der Urmaterie, der „prakriti", in welcher unentfaltet die materiellen und die als materiell gedachten seelischen und geistigen Kräfte der empirischen Welt schlummern, mit EinA 388, B 177

57 ' Im Occident waren die christlichen Mystiker und später gewisse Spielarten des Pietismus Träger einer ähnlichen intellektuellen Raffinierung des Seelischen ins bewußt „Erlebte" hinein. 581 Oder, wenn man deren Entstehung in den ihr eigentümlichen Zusammenhängen später ansetzen will, durch ihre Vorläufer, was praktisch auf das gleiche hinauskommt. 59) In der Samkhya-Philosophie mußte die Endlichkeit des zwischen der materiellen Welt und dem Geist vermittelnden Organs die Enge des Bewußtseins begründen, die auch noch in der Theorie des Buddhismus eine Rolle spielt (als Erklärung dafür, weshalb der allwissende Buddha dennoch noch habe meditieren müssen). |

i A, B: Ying

2 0 Weber stützt sich hierauf Garbe, Särpkhya-Philosophie, S. 2 3 - 2 5 . Mit „Seele" ist hier das dreigliedrig gedachte Innenorgan (antahkarana) gemeint. Das hervorragendste dieser drei Glieder ist die buddhi, das Organ der Unterscheidung, der Feststellung, des Urteils und der Entschließung, kurzum das Organ des Denkens. Der aharpkära („Ichmacher" oder „Ichmachen") ist das Tatorgan, das nach der Särpkhya-Lehre solche Wahnvorstellungen wie „Ich höre, fühle, sehe usw." hervorbringt. Das dritte Organ ist das manas, „der innere Sinn", das als Zentralorgan gilt und seinen jeweiligen Charakter den Funktionen, den äußeren Sinnen verdankt, denen es sich angleicht. Auf diese Weise vermittelt es die von den äußeren Sinnen dargebotenen Objekte dem ahamkära und der buddhi. Als Beweis dafür, daß es eng begrenzt ist, d.h. nicht den ganzen Körper erfüllt, sondern gleichsam in ihm umherschweift, gilt die Tatsache, daß verschiedene Empfindungen nicht gleichzeitig entstehen.

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und heterodoxen

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Schluß vor allem auch der drei Grundkräfte der Seele, der drei „Gunas": „sattvai", die göttliche Helle und Güte, | „rajas", menschli- A 389, B 178 ches Streben und Leidenschaft, und „tamas" die bestialische Finstern i s ^ und Dummheit. Wie auf deren Wirken dann in fast der ganzen, auch späteren, hinduistischen Literatur in der üblichen schematischen und pedantisch-phantastischen Manier alle denkbaren Arten des inneren Sichverhaltens, als auf Mischungen jener drei Kräfte, zurückgeführt wurden, soll uns hier nicht näher interessieren. Wichtiger war, daß der purusha schon in den Upanischaden als der am Getriebe der Welt und der Seele, welches die prakriti heraufbeschwört, durch keinerlei eigene Aktionen beteiligte Zuschauer erscheint. Aber freilich als ein Zuschauer, der das Leben „erleidet". So lange wenigstens, als er den Zusammenhang nicht durchschaut und sich in dem irrigen Glauben befindet: er selbst sei es, der handle und um seine Interessen drehe sich dieses ganze seelische Getriebe. Freilich: sobald er einmal zum Wissen gelangt und die prakriti und ihr Treiben als das sieht, was sie ist, - so wird sie sich so verhalten, „wie ein Weib aus guter Familie, welches man nackt erblickt": 21 sie wird sich zurückziehen und ihn frei geben für jene ewige unbewegte Ruhe, die seinem Wesen eignet. Die brahmanische Spekulation fand sich mit diesen Konsequenzen mehreren wichtigen Schwierigkeiten gegenübergestellt, die jeder Mystik überhaupt, namentlich aber jeder gnostischen Mystik anhaften. Aus einer solchen war - das ist die eine Seite - keinerlei Ethik für das Leben innerhalb der Welt abzuleiten. Die Upanischaden enthalten nichts oder fast nichts von dem, was wir Ethik nennen. Und außerdem - das ist die zweite - trat diese Erlösung allein durch gnostisches Wissen in die schärfste Spannung gegen den überlieferten Inhalt der heiligen Schriften. Sie entwertete nicht nur die Götterweit, sondern vor allem auch das Ritual. Wie sich die Orthodoxie half - und auch allein helfen konnte - ist aus dem bisher Gesagten im wesentlichen schon zu entnehmen: durch „organische" Relativie6 0 ) E s war allgemein indische Vorstellung, daß die Finsternis etwas im gleichen Sinn A 3 8 9 , B 1 7 8 Materiales sei, wie das Licht. |

j A, B: satva

21 Zitiert nach Oldenberg, Upanishaden, S. 2 5 6 - 2 5 8 .

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rung. Es gibt keine „Ethik" schlechthin, sondern nur ein ständisch und beruflich, nach Kasten also, differenziertes „Dharma". Zwar hat man nicht auf alle und jede Formulierung allgemeiner Tugendlehren für den Gentleman (Arya) verzichten können und wollen. Namentlich die Rechtsbücher (weniger die Hausritualbücher, die grihyasu- 5 tras) konnten diese nicht gut entbehren. Aber die Tugenden sind, A 390, B 179 bald | in 8, bald in 10 Nummern vorgetragen, ungemein farblos: Barmherzigkeit, Geduld, Freiheit von Neid, Reinheit, Ruhe, korrektes Leben, Freiheit von Begierde und von Habsucht sind die 8 guten Qualitäten der Seele in Gautamas Rechtsbuch 22 (dem älte- 10 sten, vielleicht vorbuddhistischen), und etwas positiver gewendet bei Manu: 23 Zufriedenheit, Geduld, Selbstbeherrschung, nicht stehlen, Reinheit, Herrschaft über Begierde, Frömmigkeit, Wissen, Wahrhaftigkeit und Freiheit von Jähzorn. Oder ganz konkrekt zusammengefaßt in fünf Geboten für alle Kasten: kein lebendes Wesen verlet- 15 zen, die Wahrheit sagen, nicht stehlen, rein leben, die Leidenschaften beherrschen. Ganz ähnliche Gebote gab es als erste Stufe des Yoga. Indessen beseitigt war die Spannung mit solchen Geboten nicht. Die Frage des Werts des vedischen Rituals für den Erlösung suchenden und die Frage der Erlösungschancen des zur Einübung 20 des gnostischen Wissens nicht fähigen Laien bestanden. Es ist namentlich von E.W. Hopkins in verdienstvoller Art gezeigt worden, wie sie sich durch die klassische Literatur hinzog. 24 Die Brahmanen durften zum mindesten dem Laien gegenüber das vedische Ritual, dessen Träger sie selbst waren, nicht entwerten lassen. Für die Haus- 25 ritualbücher (grihyasutras) ist das Ritual begreiflicherweise das Ein und Alles geblieben. Aber auch für die Rechtsbücher sind die vedischen Gottheiten und die Opfer, die Himmel und Höllen als Belohnungs- und Strafmittel die entscheidenden und meist die letzten Realitäten und der Ahnenkult eine zentrale Angelegenheit. Wäh- 30 rend in den Upanischaden das Ritual - es handelte sich für sie vor allem um das alte politische Soma-Ritual des ritterlichen Kults allegorisch umgedeutet wurde, ist davon in den Hausritual- und Rechtsbüchern - für welche alle das Feuer-Ritual am häuslichen

2 2 Zitiert nach Hopkins, Religions, S. 2 6 7 - 2 6 9 . 23 Ebd. 2 4 Ebd., S. 220ff. Das Folgende ebd., S. 447 und 182ff.

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und heterodoxen

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Herd im Mittelpunkt stand - keine Rede. Der altbrahmanische Rationalismus hatte über dem Gewimmel der Funktionsgötter einen „Vatergott", den Prajapati, als Weltregenten postuliert. Nun war in der Esoterik das unpersönliche „Brahman" als Weltpotenz in den 5 Mittelpunkt getreten. Die Schaffung der Figur des „Brahma" als persönlichen höchsten Gottes war dann wohl wesentlich eine Konzession an die Laienbedürfnisse. Aber in den Rechtsbüchern ist die dadurch geschaffene Lage keineswegs einheitlich. Zwar ist Brahma, als höchster Gott und - meist - identisch mit Prajapati, rezipiert. 10 Aber er war schon damals und wurde | zunehmend ein „roi fainéant", A 391, B 180 wie man mit Recht gesagt hat. 25 Das „Atman" ist, und zwar als Kultobjekt, in den Rechtsbüchern im Sinn der Philosophie rezipiert, während die Hausrituale sich um diese Konzeption begreiflicherweise wenig bekümmern. Samsara und Karman sind wenigstens in den 15 Rechtsbüchern selbstverständliche Voraussetzung, in den jüngeren übrigens stärker als in den älteren in den Vordergrund tretend. Aber die religiösen Zuchtmittel sind doch: längerer oder kürzerer Aufenthalt in Hölle und Himmel, die Freude und das jenseitige Glück der Ahnen im Fall der Tugend, dagegen ihr jenseitiges Elend im Fall der 20 Übeltaten des Nachkommen 61) , - und, wie sich von selbst versteht: im Fall eines durch den Nachkommen verschuldeten Übelergehens die Rache des Ahnengeistes gegen ihn. Entsprechend der Bedeutung des Ahnenkults und also der Nachkommenschaft für die Grabesruhe und Seligkeit der Vorfahren muß25 te nun eine besonders heikle Frage sein: ob man ohne Nachkommen gezeugt zu haben, ein Sramana werden dürfe. Denn, wenn man auch selbst der Ahnenopfer für sich nicht mehr zu bedürfen glaubte, so durfte man doch nicht die Vorfahren ohne Versorgung durch Nachkommen lassen. Die Rechtsbücher setzen denn auch im Allgemei30 nen als selbstverständlich voraus, daß der Einzelne alle Stadien, einschließlich des Haushalter-, also: des Ehe-Stadiums, durchma61

> Vasischtha 16,36. 2 6

2 5 Der französische Ausdruck „roi fainéant" bedeutet Schattenkönig und wurde besonders für die letzten merowingisch-fränkischen Könige benutzt. Weber hat diesen Begriff auf den Gott Brahma übertragen, wahrscheinlich in Anlehnung an eine Charakterisierung bei Hopkins, Religions, S. 405, Anm. 1, wo ihm keine weitere Funktion mehr zugebilligt wird. 26 Weber zitiert nach Hopkins, Religions, S. 257.

A 391, B 180

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chen müsse, um jenseitiges Verdienst zu erlangen. Selbst die Vorstellung, daß das „jenseitige" Fortleben oder die „Unsterblichkeit" in gar nichts anderem bestehe, als in dem Fortleben in den eigenen Nachkommen, taucht auf62). Es wird bemerkt, daß es Brahmanen gebe, welche lehren: daß ein Asket nicht nötig habe, zuerst Haushai- 5 ter zu sein, ehe er zum Mönchsleben übergehe. Es wird gelegentlich dagegen und gegen die Bedeutung des „Wissens" überhaupt als höchsten Heilswegs protestiert63' und der sophistische Wortklauber des Heils für verlustig erklärt64', ebenso wie der der Weltlust Ergebene. Aber im ganzen wird die Erscheinung eben doch als bestehend 10 A 392, B 181 akzeptiert, Regeln für die Mönche gegeben, welche denen der heterodoxen (jainistischenk) Mönche ziemlich ähnlich sind65), und wenn überhaupt eine Stellungnahme hervortritt, so ist es ungefähr die: daß eben mehrere Wege und auch mehrere Ziele der Heilssuche gegeben seien: der Mönch strebe nach jenseitigem persönlichen Heil, der in 62) ApastamBa 23 v[ers] 8 ff. Auf diese wie die andern hier zitierten Stellen hat Hopkins a.a.O. S.252ff. hingewiesen. 27 Die Rechtsbücher s[iehe] jetzt in den Übersetzungen in den Sacred Books of the East. 6Tj Apastamba 10, v[ers] 14—15.28 Dies Rechtsbuch, welches die meisten Widersprüche dieser Art gegen die Kontemplationstechnik enthält, ist freilich, wie Bühler (S[acred] B[ooks] of the East, Einleitung zur Ausgabe) 29 nachweist, südindischen, also der Heimat der alten Upanischaden-Philosophie fremden Ursprungs. 641 Vasischtha 10,4. 30 | 65) A 392, B 181 Namentlich bei Baudhayana, ein Umstand, auf den wiederum schon Hopkins hingewiesen hat. 31 |

k B: janistischen

27 Auf die sachlich richtige Textstelle, Äpastamba 2.9.24.1 weist Hopkins, Religions, S.258f., hin; deren Übersetzung in Sacred laws I, S. 158, lautet: „ Now the Veda declares also one's offspring to be immortality (in this verse): ,In thy offspring thou art born again, that, mortal, is thy immortality.'" 28 Die genaue Angabe lautet: Äpastamba 2.9.21.13-16 (übersetzt in Sacred laws I, S. 153). 29 Weber zitiert Hopkins, Religions, S. 258, Anm. 3, wo auf Bühlers Einleitung in Sacred laws I, S. XXXI, hingewiesen wird. 30 Väsistha 10,4 nach Hopkins, Religions, S.256: „Further, in 10.4: ,Let (an ascetic) do away with all (sacrificial) works; but let him not do away with one thing, the Veda; for from doing away with the Veda (one becomes) a Qudra.'" 31 Weber bezieht sich auf Hopkins, Religions, S.258: „On becoming an ascetic the beggar takes the vow not to injure any living thing (Bäudh. 11.10.17.2.11,29), exactly as the Jain ascetic takes the vow of non-injury." Gemeint ist Baudhayana 11.10.17.29, übersetzt in Sacred laws II, S.277.

II. Die orthodoxen und heterodoxen

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der Welt bleibende ritualistisch korrekte Laie nach diesseitigem Heil für sich, jetzt und in der Wiedergeburt, für seine Vorfahren und für seine Nachkommen. Daß es der Heilssuche der Sramana dergestalt gelang, die magi5 sehe Sippengebundenheit durch den Ahnenkult zu durchbrechen, gehört zu den wichtigsten und außerordentlichsten Erscheinungen und erklärt sich nur aus einem Umstand: aus den von niemand bezweifelten magischen Kräften, welche der Asket besaß. Dies Prestige des sramanistischen magischen Charisma hat in Indien - und 10 dies ist der wichtigste Gegensatz gegen China - die Pietätspflichten gegen die Familie überwogen. Wie früh diese Entwicklung eingetreten ist und wie stark die Widerstände waren, vermag heute niemand mehr zu sagen. Die Dinge waren wohl durchweg stark im Fluß, und das während der 15 ganzen Brahmana-Periode 32 vermutlich noch andauernde kolonisierende Vordringen in Nordindien, welches die Familienbande lokkern mußte, hat vielleicht dazu beigetragen, jene Entwicklung zu ermöglichen. Mit ihr erst war aber die ungehemmte Bildung von brahmanischen Schulen, Asketengemeinschaften, Klöstern über20 haupt möglich gemacht und die mystische Heilssuche der Philosophen wirklich ganz freigegeben. Die philosophische Heilslehre ihrerseits, die sich als Qruti: Offenbarung, von Smriti': dem traditionellen Ritual, geschieden wußte, hat jene Relativierung der Heilswege je nach der Absicht und dem 25 persönlichen Charisma der Heilssucher akzeptiert: Die Götter sind da und sind mächtig. Aber ihre Himmelswelt ist vergänglich. Durch korrektes Ritual kommt der Laie zu ihnen. Ebenso derjenige, der korrekt die Veden studiert, weil seine Geisteskraft zu mehr nicht reicht. Aber wer das Charisma der Gnosis hat, der kann heraus aus 30 dieser Welt der Vergänglichkeiten. Ist Gnosis das höchste soteriologische Mittel, so kann diese doch inhaltlich zweierlei verschiedene Wege gehen. Entweder sie ist Erkennt|nis der materiell-seelisch- A 393, B 182 geistigen Vorgänge der Wirklichkeit als einer, dem ewig unveränderI A: £mriti33 3 2 Die Brähmana-Periode schließt an die Zeit der vedischen Hymnen an und ist etwa 8 0 0 - 6 0 0 / 5 0 0 v.Chr. anzusetzen. Der Terminus ist literarhistorisch und religionsgeschichtlich zu verstehen. 3 3 Weber korrigiert aufgrund des Briefes von Bruno Liebich (siehe S. 242, Anm.53): „S. 392 nicht Qmriti, sondern Smriti oder Smrti, jedenfalls mit S."

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Hinduismus und Buddhismus

liehen und qualitätslosen Selbst gegenüber, heterogenen, aber wirklich existierenden Welt des qualitativ Besonderten, Individuellen, ewig Werdenden und Vergehenden, von der das Selbst sich abwendet. Dann ist der Dualismus von erkennendem Selbst und erkannter Materie (einschließlich der sog. „geistigen" Vorgänge) der grundlegende metaphysische Tatbestand. Oder die Erkenntnis ist „Gnosis" in einem weit spezifischeren Sinn: Die Welt der Wirklichkeit, des ewigen Werdens und Vergehens, kann gar nicht „wahr" sein. Sie ist Schein (Maya), ein Trugbild, welches von einem dämonischen Scheinwesen, dem Demiurg (Isvara), der Erkenntnis vorgezaubert wird. Maya also „schafft" recht eigentlich die Welt. Realität hat nicht dies scheinbare Werden und Vergehen, sondern das in allem scheinbaren Wandel beharrende Sein, natürlich: ein überwirkliches, göttliches Sein: das Brahman. Seine durch die (zur Scheinwelt gehörenden) Erkenntnisorgane entstandene Individuation ist der Einzelgeist. Wird durch Erkenntnis diese kosmische Illusion zerstört, so ist die Befreiung vom Leiden an ihr vollzogen. Der einmal zur Gnosis gelangte Geist bedarf nichts weiter. Und es bedarf nur der geeigneten Hilfsmittel, ihn in jenen Zustand zu bringen: Die Gnosis ist nicht ein gewöhnliches Wissen, sondern ein „Haben". Also, - und darin liegt der eigentliche religiöse Unterschied beider Auffassungen, der praktisch wichtiger ist als die formalen erkenntnistheoretischen Gegensätze - : bei dieser Auffassung von der Trugnatur der Realität kann befreiende Erkenntnis nur durch eine mystische Wiedervereinigung des nur durch seine kosmische Illusion individualisierten Geistes mit dem göttlichen Alleinen, dem Brahman, erfolgen. Während bei der dualistischen Anerkennung der Wahrheit des Wirklichen ein Brahman für den erstrebten Heilserfolg letztlich überflüssig ist und dieser durch systematische Schulung des Erkennens im Sinne der Yoga-Praxis erreicht wird. Die dualistische Lehre befaßt sich daher nicht mit dem Brahman und ist in diesem Sinn „atheistisch": die befreite Seele versinkt in ewigen traumlosen Schlaf, aber sie verschwindet nicht. Die monistische Brahman-Lehre könnte „pantheistisch" genannt werden, wenn man die ganz spezifische metaphysische „Überweltlichkeit" des Brahman als des einzig Realen gegenüber dem kosmischen Schein als durch jenen eigentlich dafür recht A 394, B 183 ungeeigneten Ausdruck mit gedeckt gelten lassen wollte. Die dualistische Lehre von der Realität der Wirklichkeit hat die von Kapila zuerst systematisch begründete Samkhya-Schule gepflegt, die moni-

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stische Lehre vom kosmischen Schein ist unter dem Namen des „Vedanta" bekannt. Die Samkhya-Lehre ist vorgeformt schon in den Upanischaden und war ohne Zweifel dereinst und vor der VedantaLehre die klassische Philosophie der indischen Intellektuellenschicht. Das beweisen schon ihre Beziehungen zum Yoga, dessen Technik für ihre Konstruktionen die Vorbedingungen schuf, und daneben der Einfluß, den sie gerade auf die älteren Sektenbildungen und Heterodoxien, darunter auch den Buddhismus, geübt hat. Ferner die Tatsache, daß wichtige Teile des Mahabharata ganz offensichtlich zuerst unter dem Einfluß der Samkhya-Lehre und erst später des Vedanta gearbeitet sind. Endlich auch äußerliche Umstände, wie die Zeit der ältesten systematischen Redaktionen 66 ' der Lehre, und noch mehr: daß in der täglichen Wasserspende des Brahmanen noch jetzt Kapila und die alten Samkhya-Heiligen es sind, welche angerufen werden. Dagegen ist das Vedanta, niedergelegt 67 ' in den Brahmasutras des Bädaräyana" 1 , 34 später kommentiert von dem bedeutendsten Philosophen der Schule: Qankara, das klassische System des späteren orthodox-brahmanischen Hinduismus geworden. Dies hat gewiß nichts Erstaunliches. Die stolze Ablehnung jeder Form des Gottesglaubens und die Anerkennung der Realität der Wirklichkeit in der Samkhya-Lehre mußte einer aus Brahmanen und ritterlichen Laien zusammengesetzten vornehmen Intellektuellen-

665 Das älteste erhaltene Werk der Schule, das Samkhya-Karika des Isvarakrishna, hat A 3 9 4 , B 1 8 3 Bechanarama Tripathi in den Benares Sanskrit Series (Nr. 9), Benares 1883, "übersetzt;,] deutsch bei Deussen, Gesch. d. Philos. 1,3." 3 5 D i e Aphorismen (angeblich) des Kapila sind ins Englische übersetzt von Ballantyne°. 67) Offiziell wird als Gründer der Schule „Vyasa" ( = der Schaffer der Disposition) 3 6 genannt, ein Sammelname, der auch für den Redakteur des p Mahabharata und den Sammler der Veden angegeben wird. |

m A, B: Bâdarayâna p A, B: der

n A: übersetzt. Mir war es unzugänglich.

o A, B: Beal

3 4 Zu den Brahmasutras des Bädaräyana siehe Hopkins, Religions, S. 495, der dort Colebrooke zitiert: „The latter, uttara, commonly called Vedänta, and attributed to Vyäsa (or Bädaräyana), deduces from the text of the Indian scriptures a refined psychology, which goes to a denial of a material world. " 3 5 Weber zitiert Deussen, Philosophie I, S. 4 1 3 - 4 6 6 . 36 Siehe dazu Hopkins, Religions, S. 495.

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schicht, wie sie die Zeit vor der Großkönigstumsentwicklung 37 kannte, leichter zusagen als einer reinen Priesterkaste, zumal wenn diese unter dem Schutz patrimonialer Großkönige stand. Für sie war die Existenz und der mystische Zutritt zur göttlichen Macht von zentralem Interesse. Und sie vermochte ihre Lehre auch leichter in Einklang mit den Voraussetzungen der vedischen Literatur zu bringen, A 395, B 184 wie dies ja der Name (Vedanta = Ende, Abschluß des Veda) auch als Ziel erkennen läßt. Der Versuchung, die in ihrer Art sehr großartigen Konzeptionen des Vedanta hier näher zu analysieren, muß widerstanden werden, da für unsern Zusammenhang nur die allgemeinsten Grundlagen von Bedeutung sind. Gewarnt werden muß vor der Vorstellung: daß diese Lehren nur rationale Umschreibungen einer „pessimistischen", „weltverachtenden" Gefühlslage seien. Derartiges findet sich, wie bei den Hellenen, so auch in der altbrahmanischen und schon der altvedischen Literatur. Aber als wirkliche grundlegende Gefühlslage erst in späten Upanischaden 68) . Die großen indischen Lehrsysteme waren vielmehr rationale Konzeptionen stolzer und in ihrer Art konsequenter Denker. Und der mystische Charakter des Heilsguts, welcher ihre Lehren allerdings stark bestimmte, war die Folge der inneren Lage einer dem Leben als Denker über seinen Sinn, nicht als praktisch handelnd an seinen Aufgaben beteiligt, gegenübergestellten Intellektuellenschicht. Die Gefühlsund Empfindungslage und das „Weltgefühl" war mindestens zum Teil erst Folge, teils des rational erschlossenen Weltbildes, teils aber der durch Kontemplation erstrebten Heilszuständlichkeit. Wenn in einer der Upanischaden 69 ' als die drei Kardinaltugenden der Inder: Selbstbezähmung, Freigebigkeit und „Mitleid" bezeichnet werden, so ist die an zweiter Stelle genannte ritterlichen, die erste brahmanisch-ständischen Ursprungs, das „Mitleid" aber offenbar das A 395, B 184

68)

Maitrayana Upan[ischad] 1 , 2 - 4 f f . pflegt dafür angeführt zu werden. 3 8 Brihadaranyaka Up[anischad], V, 2, eine Stelle, aufweiche Winternitz, Gesch. der indischen Literatur, aufmerksam macht, 3 9 der sich dabei auch über den Mangel ethischen Gehaltes der Upanischaden und ihren Grund ausspricht. 691

3 7 Mit Großkönigtum meint Weber offensichtlich die Maurya-Dynastie; die Zeit davor wäre die Zeit vor 321 v. Chr. 38 Maitrayana-Upanisad I, 2 - 4 ist übersetzt bei Winternitz, Indische Litteratur, I, S. 224. 3 9 Brhadäranyaka-Upanisad V,2 ist zitiert nach Winternitz, Indische Litteratur, I, S. 2 2 1 - 2 2 2 .

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Produkt der bei der apathischen mystischen Ekstase typisch sich einstellenden liebesakosmistischen Euphorie, welche später im Buddhismus zu universeller ethischer Bedeutung gelangte. Unter den offiziellen sechs orthodoxen Veda-Schulen70) waren Samkhya und Vedanta so sehr die vornehmsten, daß die Metaphysik der übrigen hier ganz beiseite bleiben kann. Auch die Lehre der beiden großen Schulen geht uns ja nur insoweit | etwas an, als sie die A 396, B 185 praktische Ethik in einer für unsern Zusammenhang wichtigen Art bestimmte. Die „Orthodoxie" aller sechs Schulen äußerte sich darin, daß sie die Autorität der Veden, das heißt - wie früher dargelegt 40 - insbesondere die Verbindlichkeit der in der brahmanischen Literatur entwickelten Ritualpflichten nicht bestritten und die Stellung der Brahmanen nicht anfochten. Die orthodoxen Philosophenschulen 71 ' haben stets die Pluralität der Heilswege (marga) anerkannt. Rituelle Werke, Askese, Wissen 70) In der üblichen Aufzählung: Jaiminis Mimamsa, Kapilas Samkhya, „Vyasas" Vedanta, Gotamas Nyaya, Kanadas Vaifeshika, Patanjalis Yoga. Das Vedanta wird dem alten Mimamsa, dem die Veden ritualistisch auslegenden „Purva (frühen) Mimamsa" auch gegenübergestellt als „Uttara (späteres) Mimamsa" (Mimamsa bedeutet schulmäßige Forschung schlechthin). Denn als schlechthin im höchsten Sinn klassisch galten nur die beiden Mimamsa (Purva Mimamsa und Vedanta). 41 | 71) Im Gegensatz zum Lokayata q , der als heterodox angesehenen Schule der „Materia- A 396, B 1 8 5 listen", welche Charvaka (etwa im 3. Jahrh. v. Chr.) begründete. Sie lehnte alle Metaphysik und deshalb die Autorität der Veden ab r . 42 s Vgl. über sie Hertel, Das Panchatantra* (1914) und Hillebrandt", Zur Kenntnis der indischen Materialisten (Festschrift für Kuhn v , 1916). s

q A, B:LokaYata r In A folgt: und lehrte den reinen Hedonismus. 43 A. t B: Penchatantra u B: Hilltbrandt v B: Kühn

s Fehltin

40 Oben, S.85. 41 Über diese Geltung siehe Dahlmann, Mahäbhärata, S. 225ff., und Hopkins, Religions, S. 495. 42 Weber änderte die Anmerkung aufgrund der Mitteilungen im Brief von Liebich (siehe S. 242, Anm.53): „S. 396 Anm. 71: Daß die indischen Materialisten (lokäyata) den reinen Hedonismus gelehrt hätten, ist nicht richtig. Cänakya, der indische Machiavell, gehört zu ihnen. Vgl. jetzt noch Hertel, Das Pancatantra (1914) u. Hillebrandt, Zur Kenntnis der indischen Materialisten, in der Festschrift f. Kuhn (1916)." 43 Weber stützt sich wahrscheinlich auf Kern, Buddhismus, II, S. 491, der schreibt: „[...] und wie das System der Lokäyatas (d.h. der materialistischen Epikuräer) lehrt, daß alles eitel ist."

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Hinduismus

und

Buddhismus

waren die drei von Anfang an als klassisch anerkannten von ihnen. Nur die beiden letzten aber führten über die Karman-Verkettung hinaus. Und zwar vor allem: das Wissen. Dies Wissen war Gnosis, „Erleuchtung", für welche die Ausdrücke Bodhi und Buddha gelegentlich vorkommen. 44 Seine magische Bedeutung (namentlich bei den Yogins) lernten wir schon kennen. 45 Seine soteriologische Bedeutung lag darin, daß es die unheilvolle Verknüpfung des Geistes mit der Materie, die „Materialisation" (Upadhi) des Ich, aufzuheben vermochte. Den Zustand völliger Beseitigung aller „materialen Unterlage" (Upadhi) bezeichnete man später als Nirvana 72) : ein Habitus, der dann eintritt, wenn alle Verknüpfung mit der Welt gebrochen ist. In der außerbuddhistischen Vorstellung wird es nicht, wie im alten Buddhismus, mit völligem „Verwehen" der Individualität gleichgesetzt, sondern mit dem Ende des Leidens durch Unrast: es ist nicht ein Verlöschen der Flamme, sondern ein stetiges, rauchloses und nicht flackerndes Brennen, wie es eintritt, wenn aller Wind sich gelegt hat 73) . Das Nirvana und die ähnlichen durch andere Worte bezeichneten Seligkeitszustände sind nicht notwendig jenseitige in dem Sinn, daß A 397, B 186 sie erst nach dem Tode des Erlösten eintreten 74) . | Ganz im Gegenteil werden sie gerade für das Diesseits, als Resultate der Gnosis, erstrebt. Dem klassischen Sramana verlieh die vollendete Erreichung der Gnosis vor allem eine überaus wichtige Qualität: die hinduistische „certitudo salutis". Der hinduistischen Metaphysik entsprechend bedeutete dies zweierlei: Einmal den schon gegenwärtigen 72)

DazuOldenberga.a.O.46 So z . B . im Mahabharata (VI, 30 , 49). 4 7 Das Bhagavadgita kennt den Zustand in diesem Sinn. 4 8 74) Ganz naturgemäß mußte eine Metaphysik, welche das Nichthandeln und Nichtfühlen als Hauptmerkmal der Befreiung vom Irdischen ansah, an den traumlosen Schlaf als die diesem Zustand nächststehende Verfassung anknüpfen. Aller Animismus behandelt den Schlaf als ein Fortwandern der Seele],] und die Upanischaden behandeln denn auch A 3 9 7 , B 1 8 6 mehrfach den traumlosen Schlaf und Ekstase | in dieser Hinsicht als gleichwertig (Stellen bei Gough, Philosophy of the Upanishades p. 36). 73)

44 Bodhi bedeutet Erleuchtung, Buddha „der Erleuchtete", der „Erwachte". 45 Oben, S. 274ff. 46 Gemeint ist Oldenberg, Upanishaden, S. 312. 47 Zitiert nach Dahlmann, Mahäbhärata, S.228. 48 Bei der Darstellung dieses Sachverhalts bezieht sich Weber auf Oldenberg, Upanishaden, S. 270.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

285

Genuß der Seligkeit. Vor allem das Vedanta legte auf diese überirdische Wonne des mit dem Brahman Vereinigten das entscheidende Gewicht 75 '. Dann aber: die schon diesseitige Befreiung von der Karman-Verkettung. Der durch vollkommenes Wissen erlöste „ji5 vanmukti" 76) war dem ethischen Vergeltungsmechanismus entronnen: „an ihm haftet keine Tat". Das bedeutete, daß er im hinduistischen Sinn „sündlos" war. „Ihn quält die Frage nicht mehr: was habe ich für Gutes, was für Übles getan?" 49 Es ist daraus geradezu die für die Mystik charakteristische anomistische Konsequenz gezogen wor10 den: daß das Ritual ihn nicht mehr binde, er über ihm stehe und daß er tun könne was immer 77) , ohne seine Seligkeit zu gefährden. Namentlich den metaphysischen Gedankengängen der Samkhya-Schule mußte diese Konsequenz naheliegen1", die aber auch von den Vedantisten (z.B. im Taittiriya-Upanischad 3 ) gezogen wurde 78 '. 15 Diese Folgerungen scheinen nun freilich keineswegs restlos anerkannt worden zu sein. Und ganz begreiflicherweise: die Entwertung, 75) Vgl. z . B . Maitr. Brahm. Up. VI, 34,9. 5 0 Das Glück der Seele, welche in dieser Meditation reingewaschen ist von aller Unreinheit und in dem Selbst aufgegangen ist, ist unbeschreibbar. Das[elbst] 10: „Wasser ist Wasser, Feuer ist Feuer, Äther ist Äther, man kann nichts Einzelnes darin unterscheiden; so auch bei dem, der im Selbst aufgegangen ist." 51 Im Epos wiegt nicht in gleichem Maß die Schilderung des Brahman als eines seligen Gefühlshabitus vor, sondern es erscheint mehr als ein intellektuelles Leuchten, etwa wie die Quelle von Piatons Gnosis in der Politeia. Sonst wird es auch einfach dem Tiefschlaf verglichen. 5 2 76 ' Der Ausdruck selbst gehört erst der neueren Sprache an, die Sache ist alt. 5 3 771 Selbst Vater- und Muttermord. Nur werde er, heißt es, dergleichen zu begehen eben ganz außerstande sein. 5 4 78) Vgl. dazu Gough, Philosophy of the Upanishades, p. 66ff. |

w A: nahe liegen

a A, B: Taittireya-Upanischad

4 9 Weber stützt sich auf Garbe, Sämkhya-Philosophie, S. 181. 5 0 Weber zitiert Upanishads II, S. 334. 51 Die von Weber herangezogene englische Übersetzung aus Upanishads II, S. 334, hat statt des dreimaligen „ist" dreimal „in": „Water in water, fire in fire, ether in ether, no one can distinguish them; likewise a man whose mind has entered (till it cannot bei distinguished from the Self), attains liberty." 5 2 Nach Oldenberg, Upanishaden, S. 91 f. 5 3 Das Wort jTvanmukti bedeutet „Erlösung bei Lebzeiten"; „Erlöster bei Lebzeiten" heißt jTvanmukta. Die Bezeichnung „neuere Sprache" könnte den Eindruck vermitteln, als sei der Begriff erst im indischen Spätmittelalter oder gar in der Neuzeit kreiert worden. Tatsächlich ist er nur in den frühesten vedischen Schriften noch nicht zu finden. 5 4 Siehe dazu Deussen, Philosophie, l,3, S. 6 3 7 - 6 3 8 .

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Hinduismus und Buddhismus

welche das Ritual dadurch erfuhr, war eine zu grundstürzende. Aber jene Vorstellungen dürften bei der Entstehung der heterodoxen, ritualfeindlichen, Erlösungsreligionen eine überaus wichtige Rolle gespielt haben, wie ja jede Mystik, als Selbsterlösung, wegen eben dieser anomistischen Konsequenzen, den Priesterschaften unverA398, B 187 meidlich gefährlich | zu werden pflegt. Tatsächlich fühlten sich die Sramana als die „Wissenden" den Brahmanen als bloßen Ritualtechnikern überlegen, zumal das Prestige ihrer persönlichen, sichtbaren Heiligkeit bei den Laien das weitaus größere war. Dies Spannungsverhältnis innerhalb des brahmanischen und brahmanisch beeinflußten Intellektuellentums lag eben ganz ebenso in der Natur der Sache, wie die Spannung zwischen Weltpriestern, ordinierten Mönchen der anerkannten Orden und Laien-Asketen im Occident. Dagegen war die Stellung des religiösen Virtuosentums innerhalb des Hinduismus trotz mancher Ähnlichkeit eine etwas andere als sie innerhalb des katholischen Christentums es war, nachdem das Christentum endgültig den Charakter der kirchlichen Gnadenanstalt angenommen hatte. Zwar findet sich der, logisch gewertet, gegenüber dem Karman-Determinismus unkonsequente Gedanke der opera supererogatoria 55 auch im Hinduismus. 56 Aber zum mindesten fehlt das Anstaltsorgan, welches aus dem Thesaurus dieser Leistungen hätte Gnaden spenden können. Und in aller Regel blieb daher an Stelle jener Konzeption vielmehr die alte einfache unmittelbare Hagiolatrie bestehen: Die Verehrung und Beschenkung des Sramana war ein rituell gutes Werk, welches Verdienst erwarb. Der große Asket wurde Directeur de l'âme 57 (Guru, Gosain). Eine feste Beziehung zu einem Kirchenoberhaupt aber fehlte. Und wenigstens als Grundsatz blieb bestehen: daß der Einzelne ausschließlich durch eigene Leistungen, nicht durch Anstaltsgnade ex opere operato, das Heil erwerben könne, so daß der Sramana für Dritte nur entweder magisch oder exemplarisch heilsbedeutsam wurde. Entsprechend

55 Zu den „überschüssigen Verdiensten" siehe RE 3 , Band 14, 1904, S . 4 1 7 f f . („opera supererogatoria"), und RGG 1, Spalte 1477ff. ( „ B u ß w e s e n : III, Ablaß"). Dort auch z u m „Thesaurus ecclesiae" und „Thesaurus meritorum"; vgl. auch Weber, Max, Die protestantische Ethik 2 , S. 172 (MWG 1/18). 56 Hier stützt sich Weber auf Oldenberg, Upanishaden, S. 1 1 3 - 1 1 4 . 57 Z u m „Directeur de l'âme" siehe Weber, Einleitung, S. 113.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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den organisch abgestuften Heilsständen: der Erlösten (jivanmukta b ), der die Erlösung durch Askese oder Kontemplation außerweltlich Erstrebenden, der rituell korrekten vedisch gebildeten Brahmanen und weiterhin der einfachen Laienstände, wurde naturgemäß versucht, auch die Stufen der außerweltlichen soteriologischen karmanfreien Heilssuche und die innerweltliche Karman-Ethik zueinander in ein organisches Stufenverhältnis zu bringen. In der Samkhya-Soteriologie beispielsweise galten stufenweise, von unten nach oben, als Mittel der Vollkommenheit: 58 1. Freigebigkeit - entsprechend der alten vedischen Tugend, - 2. Verkehr mit weisen Freunden, - 3. eigenes Studium, - 4. Unterweisung anderer, - endlich 5. Meditation (üha, Vernunft|Überlegung). 59 Wer wirklich nach dem A 399, B 188 höchsten Ziel strebt, soll unbedingt Ataraxie (viräga) erstreben. Denn Begierde und Kummer machen der Belehrung unzugänglich. Er soll daher den Besitz aufgeben, vor allem aber sich der Gesellschaft mit Menschen entziehen, außer mit solchen, die im Besitz der Erkenntnis sind. Die Erfahrung aller Virtuosenreligiosität über die ungleiche religiöse Qualifikation der Menschen fehlte natürlich schon dem alten Hinduismus nicht. Nach der Samkhya-Lehre ist sie in den Dispositionen des Denkorgans (welches zur prakriti gehört) begründet: aviveka, die „Nicht-Unterscheidung", ist das je nach Veranlagung verschieden starke Hemmnis der All-Erkenntnis. Indessen durch Konzentration, für welche später die Mittel des Yoga rezipiert wurden, kann man seiner Herr werden. Soziale Leistungen irgend welcher Art waren dagegen nach reiner Samkhya-Lehre für das Heil wertlos. Sogar die Anerkennung: daß die Erfüllung ritueller Pflichten positiven Heilswert auch für das Erlösungsstreben habe, scheint von dieser Lehre - ihrer Beeinflussung durch das Laiendenken entsprechend - erst spät rezipiert zu sein. 60 b A: jivanmukti 61

58 Das folgende nach Garbe, Sämkhya-Philosophie, S. 283. Die Sanskrit-Termini für diese Mittel der Vollkommenheit lauten: 1. däna, 2. suhrtpräpti, 3. adhyayana, 4. sabda (mündliche Unterweisung) und 5. üha. 59 Weber stützt sich hier auf Garbe, Sämkhya-Philosophie, S. 283. 60 Weberfolgt hier Garbe, Sämkhya-Philosophie, S. 144-148. 61 Weber hat das Wort „jivanmukti" an dieser Stelle aufgrund des Briefes von Bruno Liebich (vgl. oben, S. 242, Anm. 53) korrigiert, nicht aber oben, S. 285 - vgl. Anm. 53 - , und weiter unten, S. 298 und 328. Liebich schrieb: „jivanmukti (S. 398 u. ö.) ist Femininum u. bedeutet ,Die Erlösung des Lebenden'; derErlöste heisst jlvanmukta."

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Hinduismus und Buddhismus

Die Vedanta-Lehre hat dagegen Riten und „Werke", d.h. die traditionellen sozialen Pflichten^] stets als wertvoll auch für das Streben nach Erlösung geschätzt. An Stelle des alten der Unverbrüchlichkeit des Rituals entnommenen Begriffs des „Rita", der kosmischen Ordnung, welche zugleich Realgrund alles Seins war und 5 also dem chinesischen Tao-Begriff nahe stand, trat in der klassischen und späteren Literatur der Begriff des „Dharma", des für den Einzelnen verbindlichen „Pfades" des sozial-ethischen Verhaltens, der „Pflicht", in den Vordergrund, der aber nun seinerseits Neigung zeigte, zugleich „kosmische Ordnung" zu bedeuten. Die Wendung 10 war durch die zunehmende Notwendigkeit, die innerweltlichen, vor allem rituellen, Pflichten der Laien priesterlich zu reglementieren, gegeben. Auch im Vedanta war aber die Anerkennung der Bedeutung der äußern Pflichten nur so gemeint: daß die korrekte Erfüllung der rituellen, vor allem der Opferpflichten auch die Erlangung des 15 rechten Wissens indirekt ermögliche, nicht: daß sie selbst ein Weg zur Erlösung sei. Nach dem klassischen Vedanta sind sie in jenem indirekten Sinn freilich auch dafür ganz unentbehrlich. Nur wer das Wissen und damit die Seligkeit bereits voll erlangt hatte, dem nutzten nunmehr, auch nach dem Vedanta, die Riten nichts mehr. | 20 A 400, B 189 Wenn so Alltagspflichten und Heilsweg in ein für die brahmanische Auffassung leidlich befriedigendes organisches Stufenverhältnis zueinander gebracht waren, so konnte doch diese Lösung den Bedürfnissen der gebildeten Laienschaft keineswegs genügen. Vor allem nicht: der Ritterschaft. Wenn der Brahmane die Meditation 25 neben seinem rituellen Alltagsberuf, als dessen sinnvolle Steigerung ins Außeralltägliche oder als esoterische Ergänzung betreiben und, vor allem, damit innerlich vereinbar finden konnte, so doch nicht der Krieger. Dessen ständisches Dharma war mit jeder Art von Weltflucht unvereinbar. Er konnte aber nicht gesonnen sein, sich um 30 deswillen als schlechthin religiös minderwertig behandeln zu lassen. Dieses Spannungsverhältnis zwischen Alltags-Dharma und religiösem Heilsstreben hat teils zur Entstehung jener heterodoxen Erlösungsreligionen beigetragen, von welchen später zu reden sein wird, 62 teils aber zu einer weiteren Entwicklung der Soteriologie 35 innerhalb der Orthodoxie. Von dieser ist schon jetzt zu sprechen.

6 2 Unten, S.306ff.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

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Einerseits deshalb, weil ihre Anfänge sicherlich bis in die Zeit vor der Entstehung jener Heterodoxien hinaufreichen 79 ' oder neben ihnen hergehen. Andererseits aber weil sie noch charakteristische Züge der alten Intellektuellensoteriologie an sich trägt, freilich - in der uns 5 allein überlieferten Form - schon mit Ansätzen der späteren Heilandsreligiosität verbunden. Ihr klassischer literarischer Ort ist freilich erst das (in endgültiger Redaktion etwa aus dem 6. Jahrhundert nach Christus stammende) Mahabharata 0 und insbesondere eine jener dialogischen philosophischen Einschiebungen, 63 an welchen 10 dieses von Priesterhänden zu einem Kompendium der Ethik umgestaltete Werk so überaus reich ist. Sie sind aber offenbar, wenigstens zum Teil, priesterlich umgearbeitete und angepaßte Reminiszenzen und Niederschläge jener Diskussionen, welche in der hochgebildeten Kschatriya-Gesellschaft der Kleinfürstenzeit 64 über das Problem der 15 Theodizee stattgefunden haben 80) . Wir finden in ihnen einerseits Reste des jedem Kriegsheldentum naheliegenden Glaubens an ein „Verhängnis" und an ein wahlloses Spiel des Schicksals mit dem Menschen 81) , welches nur schwer | mit der Karman-Lehre vereinbar A 401, B 190 79)

Buddhistische Einflüsse finden sich im Epos erst in ganz späten Partien. 65 A 400, B 189 Gerade ein Teil der entscheidenden Züge des Bhagavadgita muß der alten Ritterzeit entstammen, vor allem die „Schicksals-Ethik" des Rittertums. 81 ' Namentlich kämpft mit der Vorstellung, daß die Sünde doch letztlich im Menschen selbst liege, die andre, daß die Sünde, eine unvermeidliche Frucht der Taten abgelebter Zeiten, wie ein Fatum über dem Menschen schwebe, der | Mensch nur das Werkzeug sei, A 401, B 190 durch welches entweder ein dunkles Verhängnis oder - korrekt - die Verkettung von Karman sich vollstrecke. (Mahabh. XII, 22,11 ff. 6 6 zu vgl. mit 59,13ff., 67 ferner IV, 5 6 8 und andere Stellen.) 80)

c A, B: Mahabharatha 63 Zu diesen Einschiebungen siehe Winternitz, Indische Litteratur, I, S. 348-362. 64 Dies meint die Zeit vor der Gründung des Maurya-Reiches, d. h. vor 321 v.Chr. 65 Hopkins, Religions, geht in diesem Zusammenhang S. 423-428 auf das Säntiparvan (Buch XII) des Mahabharata ein. 66 Die richtige Stellenangabe wäre: Mahabharata Xll,32,12ff. Weber zitiert nach Dilger, Erlösung, S. 275-276. 67 Mahabharata XII,59,13ff„ zitiert nach Dilger, Erlösung, S. 274. 68 Die hier gemeinte Textstelle ist Bhagavadgita IV,5. Die Bhagavadgita ist zwar in das Mahabharata inkorporiert, wird aber immer eigenständig gezählt. Weber bezieht sich hier auf Dilger, Erlösung, S. 281: „Von diesen Geburten heisst es in Bhagavadgita IV,5: Zahlreich sind die Geburten, o Arjuna, die mir und dir in früh'rer Zeit geworden: Mir sind sie samt und sonders unverborgen, dir sind sie nicht bekannt, o Feindetöter."

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Buddhismus

ist. Ferner, namentlich in den Unterredungen König Yudhischthiras mit seinen Helden und mit der Draupadi, Erörterungen über die „Gerechtigkeit" des individuellen Heldenschicksals und über das „Recht" des Krieges. 69 Viele von ihnen zeigen, daß die rein eigengesetzliche („macchiavellistische") Auffassung des Fürsten-Dharma erst eine Folgeerscheinung teils der politischen Verhältnisse der späteren Signorie-Epoche, teils der konsequenten brahmanischen Rationalisierung war. Ausführlich und etwa in der Art des Buchs Hiob erörtert im Epos in seinem unverschuldeten Unglücke König Yudhischthira82) mit seiner Gemahlin das göttliche Weltregiment. 70 Die Frau kommt zu dem Ergebnis: daß der große Gott mit den Menschen nur spiele nach seiner Laune. Und eine wirkliche Lösung wird hier so wenig wie bei Hiob gefunden: man solle derartiges nicht sagen, denn durch die göttliche Gnade erhalten die Guten Unsterblichkeit und - vor allem - ohne diesen Glauben würde sich das Volk nicht tugendhaft verhalten. Das klingt wesentlich anders, als die Philosophie der Upanischaden, die von einem solchen Weltregiment eines persönlichen Gottes nichts weiß. Es ist Übernahme des alten Göttervaters der Brahmanas, der über den unethischen, vedischen Göttern steht, und diese Übernahme ist teilweised bedingt durch die in der Zeit der Endredaktion des Epos schon wieder aufgelebte Sektenreligiosität mit ihren persönlichen Göttern. Der persönlich gedachte Brahma ist dabei mit Prajapati identifiziert. Die vedischen Götter sind alle da. Aber sie sind machtlos. Der Held fürchtet sie nicht. Sie können ihm nicht einmal helfen, nur die Stirn kühlen und ihn bewundern. Er selbst ist - z.B. Arjuna - Göttersohn. Aber ihn kümmert auch der Vatergott wenig. Er ist von der Bedeutung des 82)

III, 2 9 , 3 8 f f . 7 1 Gerade dies ist ein als alt geltender Bestandteil des Epos. 7 2

d A, B: teilsweise

6 9 Yudhisthira und Draupadi diskutieren im Mahäbhärata über die Existenz eines allgemein verbindlichen Dharma, wobei Dharma hier von Yudhisthira als Sittengesetz verstanden wird. 7 0 Weber bezieht sich offensichtlich auf Hopkins, Religions, S. 384, der aber bloß von „king" und „queen" spricht. Für die Identifizierung verfügte Weber über Querverweise aus Dahlmann, Mahäbhärata, und Dilger, Erlösung. 71 Bei Mahäbhärata lll,29,36ff. (nicht 38ff.). 7 2 Hopkins, Religions, S. 384: „This discussion is an old passage of the epic".

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

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„Verhängnisses" überzeugt, auch wo er äußerlich sich zu der Philosophie der Brahmanen bekennt 83) . Das alte Walhall, der Kriegerhimmel des Indra, ist, scheint es, sein eigentliches Ziel und daher der Tod auf dem Felde der Ehre, der es ihm - hier wie überall - verschafft. 73 Das ist, wird wenigstens an einer Stelle gesagt, 74 besser als Askese und das Land, welches durch sie erreichbar ist. Tugend, Gewinn und Genuß sucht der Mann, und Handeln ist | besser als Nichtstun. Da nun aber dennoch auch der Held Askese übt und da die Macht des Asketen und die Bedeutung des heiligen Wissens auch ihm völlig feststeht, so kann diese reine Heldenethik offenbar nur eine Seite der Sache sein. So ist es in der Tat. Ausführlich wird die Frage des ethischen Sinns des Heldendharma, also des Krieges, abgehandelt in jener hochberühmten in Indien bis in die Gegenwart zum Repertoire jedes Rezitators gehörigen Episode, die unter dem Namen Bhagavadgita bekannt ist84). Äußerlich ist sie ein unmittelbar vor dem blutigen Kampf der miteinander blutsverwandten Gegner stattfindendes Gespräch zwischen dem Helden Arjuna, dem Bedenken über die Rechtmäßigkeit des Tötens so nahestehender Verwandter in der Schlacht kommen, und seinem Wagenlenker Krischna, der sie ihm mit Erfolg ausredet. Krischna gilt aber dabei dem Dichter bereits als menschliche Inkarnation (avatar) des höchsten göttlichen Wesens, des Bhagavat („Erhabenen") und wir befinden uns also schon auf dem Boden jener Epiphanien, welche die unklassische volkstümliche Heilandsreligiosität des späteren Hinduismus beherrschen. Immerhin stecken die weiter unten 75 zu besprechenden charakteristischen Gefühlszüge dieser wichtigsten Religiosität des indischen Mittelalters noch in den Anfän83)

A 4 0 2 , B 191

So E. W. Hopkins, Rel[igions] of India p. 417. | In fast alle Sprachen der Erde übersetzt. Deutsch mit vorzüglicher Einleitung von A 4 0 2 , B 191 Garbe (Leipzig 1901). 7 6 s4)

7 3 Bei Hopkins, Religions, S. 417, heißt es: „The knight confesses with his lips to a belief in the new doctrine of absorption, but at heart he is a fatalist. And his aim is to die on the field of battle, that he may go thence directly to the heaven that awaits the good and the brave." 7 4 Mahäbhärata II, 22, 118; nach Hopkins, Religions, S.417, Anm.1: „Compare 11.22.118: .Great holiness, great glory, penance, death in battle; these are each respectively productive of heaven, the last alone is a sure cause.'" 7 5 Unten, S.487ff. 76 Diese Übersetzung erschien 1905 in Leipzig; hinfort zitiert als: Bhagavadgita (Garbe). Die eckigen Klammern bei künftigen Übersetzungszitaten stammen von Garbe.

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Hinduismus und

Buddhismus

gen85) und handelt es sich in den wesentlichsten Punkten doch um ein Erzeugnis der vornehmen Intellektuellenschicht der älteren Zeit. Es wird wohl mit Recht angenommen, daß eine alte Gemeinschaft der Bhagavata-Verehrer Träger der Soteriologie war, welche das Bhagavadgita wiedergibt85a). Die Samkhya-Lehre liegt, wie Garbe schön 5 nachgewiesen hat, 77 der ursprünglichen Fassung zugrunde. Erst nachträglich hat eine klassizistisch-brahmanische Redaktionstätigkeit korrekt vedantistische Züge hinzugefügt. Nun galt das Gedicht als Ausdruck rezipierter orthodoxer Lehre. Wie die Gestalt Krischnas historisch aufzufassen sei, ist bestritten. Nachdem er gelegent- 10 lieh (ebenso wie Buddha vor der urkundlichen Feststellung seiner historischen Persönlichkeit) für einen alten Sonnengott gehalten A 403, B 192 worden war, traten hervorragende Forscher | dafür ein, daß er vielmehr der vergottete Stifter der Bhagavata-Religion gewesen sei 86) . 851 Denn nicht die Gefühlsandacht des bhakti (wovon später), 78 sondern der Gedanke der göttlichen Gnade (prasada) ist offenbar das alte und vorbuddhistische am Bhagavadgita. (So auch E.W. Hopkins.) 79 85a) Darüber jetzt R. G. Bhandarkar 6 , Vaisnavism, Saivism and minor religious systems (Bühler's Grundriß, Straßburg 1913).80 | 86) A 403, B 192 Kennedy, J. R. A. S. 190881 p. 506 vertritt diese Ansicht noch jetzt. Ebenso Grierson, Ind. Ant. 37, 1908,82 der ihn Krischna Vasudeva nennt, und annimmt, daß der alte Bhagavata-Gott Vasudeva erst später mit Vischnu identifiziert worden sei. - Macnicol, J.R.A.S. 191383 p. 145, nimmt an, daß Krischna ein alter (gelegentlich in Tiergestalt inkarnierter) Vegetationsgott gewesen sei und daher Pflanzen- statt Tieropfer erhalten habe (Ursprung des Ahimsa?). Er verweist auf die späteren Krischna-Pantomimen, bei welchen Krischna und Gefolge, rot angestrichen (Sommer) gegen den weißen Dämon (den Winter) kämpften (entsprechend dem Kampf von „Xanthos" und „Melanthos'" in Griechenland). Die Sekte der Bhagavata-Verehrer gilt als im 4. vorchristl. Jahrhundert bezeugt, ihre Entstehung verlegt Garbe a. a. O. 8 4 einige Jahrhunderte vor Buddha.

e A, B: Bhandakar

f A, B: Malanthos

7 7 Weber bezieht sich auf die Einleitung Garbes in BhagavadgTtä (Garbe), S. 41 f. 7 8 Unten, S.489ff. 7 9 Hopkins, Religions, S. 429. 8 0 Siehe daselbst, S. 3 8 - 4 1 . 81 Gemeint ist Kennedy, The child Krishna. 8 2 Grierson, NäräyanTya. Zu Krsna Vasudeva, dem Bhägavata-Gott Vasudeva und seiner Identifizierung mit Visnu siehe daselbst, S. 2 5 3 - 2 5 8 . 8 3 Gemeint ist Macnicol, Origin, S. 1 4 5 - 1 5 1 . Zu seinen Bemerkungen über Krsna als Vegetationsgottheit und dem evtl. Ursprung der Ahirpsä siehe daselbst, S.147, sein Vergleich mit Xanthos und Melanthos S. 149. Die Figur des Krsna ist zu komplex und im Laufe der religionsgeschichtlichen Entwicklung mit zu vielen Kulten kombiniert worden, um sie schlechthin als Vegetationsgottheit zu charakterisieren. 8 4 Zur Datierung der Bhagavata-Religion siehe BhagavadgTtä (Garbe), S. 2 8 - 3 7 .

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

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Der Nichtfachmann kann das nicht entscheiden. Zwingende Gründe aber gegen die einfachste Annahme: daß die Gestalt der alten epischen Überlieferung entnommen und von einem Teil der Kschatriya als Standesheros verehrt worden sei, scheinen nicht eigentlich vorzu5 liegen. - Die Heilslehre des Bhagavadgita nun ist in ihren für uns wesentlichen Zügen die folgende: Auf Arjunas Bedenken dagegen, nahe Verwandte in der Schlacht zu bekämpfen, antwortet Krischna, genau angesehen, mit mehreren, untereinander heterogenen Argumenten. Einmal 87) : der Tod dieser 10 Feinde sei ohnedies beschlossen und würde auch ohne Arjunas Zutun erfolgen, also: mit dem Verhängnis. Dann 88 ': Arjunas Kschatriya-Natur würde ihn auch ohne sein Wollen in den Kampf treiben; er habe darüber gar keine Gewalt. Hier wird die ethische Determiniertheit des Kasten-Dharma zur Kausalität umgedeutet, - eine 15 Konsequenz, welche sonst auch im Samkhya, dem sie als Folgerung aus der rein materiell-mechanischen Natur aller Komponenten des Handelns nahe lag, nicht gezogen zu werden pflegt. Ferner - und dies ist das theoretische Hauptargument: - was nicht da sei, könne man auch nicht wirklich bekämpfen. Das klingt nach der Vedanta-Illu20 sion. Allein es wird, dem Samkhya gemäß, dahin interpretiert: daß nur der erkennende Geist „sei", alles Handeln und Kämpfen aber nur an der Materie hafte. Da der Geist zum Zweck der Erlösung ja aus der Verstricktheit in die Händel der Materie befreit werden soll, scheint das Argument schwächer, als es vom Standpunkt der Sam25 khya-Lehre aus war. Denn darnach ist eben das unterscheidende „Wissen" das, worauf es ankommt. Ist der passiv das Leben erleidende Geist einmal darüber zur endgültigen | Klarheit gekommen, daß A 404, B 193 nicht er handelt, sondern daß er nur das Handeln der Materie erleidet, so ist er in dessen Verdienst und Schuld, in den Karman-Mecha30 nismus, nicht mehr verstrickt. Er wird, wie der klassische Yogin, zum Zuschauer seines eigenen Handelns und aller seelischen Vorgänge in

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> X I , 32, 3 3 . 8 5 > XVIII, 59.86 |

88

8 5 Bhagavadgita X I , 3 2 - 3 3 , in: Bhagavadgita (Garbe), S. 1 2 1 - 1 2 2 . 8 6 Bhagavadgita XVIII,59, in: Bhagavadgita (Garbe), S. 152: „Wenn du, der Überhebung fröhnend, denkst ,Ich will nicht kämpfen', so ist dieser dein Entschluß eitel; [deine Ksatriya-]Natur wird dich dazu treiben."

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Buddhismus

seinem eigenen Bewußtsein und dadurch frei von der Welt89). Es bleibt aber die Frage: warum denn Arjuna unter diesen 9 Umständen überhaupt kämpfen solle. Das folgt zwar, korrekt hinduistisch, rein positiv aus dem Kasten-Dharma des Kriegers, auf welches ihn Krischna verweist90). Dem Krieger ist Kampf - in einer für die epische Zeit noch charakteristischen Wendung sagt Krischna: „gerechter" Krieg - gut: ihn zu meiden bringt Schande; wer im Kampfe fällt, kommt in den Himmel, wer darin siegt, beherrscht die Erde; beides müsse, meint Krischna, dem Krieger gleich gelten. Allein das konnte nicht die letzte Meinung sein. Denn es fragte sich ja gerade, ob und in welchem Sinn das Handeln nach dem Kasten-Dharma, also: eine Tat der Materie, nicht des Erlösung suchenden Geistes, Heilswert haben konnte. In der Antwort darauf erst liegt die religiöse Originalität der Konzeption, welche das Bhagavadgita wiedergibt. Uns ist das Minimisieren der Verflechtung in die Welt, das religiöse „Incognito" des Mystikers bereits begegnet, 87 welches die Folge der ihm eigenen Art von Heilsbesitz ist. Der alte Christ hat seine Güter und Frauen, „als hätte er sie nicht". 88 Im Bhagavadgita nimmt dies die besondere Färbung an: daß sich der wissende Mensch gerade im Handeln, richtiger: gegen sein eigenes Handeln in der Welt, bewährt, indem er das Gebotene - das ist immer: das durch die Kastenpflichten Gebotene - zwar vollzieht, aber innerlich gänzlich unbeteiligt daran bleibt: handelt, als handelte er nicht. Das ist beim Handeln vor allem dadurch bedingt, daß man es ohne alles und jedes Schielen nach dem Erfolge, ohne Begierde nach seinen Früchten, vollzieht. Denn diese A 404, B 1 9 3

89) XIII, 23: Wer den Geist und die Materie kennt, der wird nicht wiedergeboren, wie auch immer er gelebt habe.89 ®°> II, 31ff. 9 0

g A, B: diesem

87 Oben, S.267f. 88 Möglicherweise greift Weber auf den VIII. Evangelisch-sozialen Kongreß in Leipzig zurück, an dem er als Ausschußmitglied teilnahm. Dort sprach am 10. Juni 1897 „Prof. Wendt aus Jena" über „Das Eigentum nach christlicher Beurteilung"; abgedruckt in: Die Verhandlungen des achten Evangelisch-sozialen Kongresses. - Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1897, S. 9 - 3 4 , besonders S. 16: „Es giebt auch ein .Haben, als hätte man nicht' (1.Cor.7,29)." 89 Bhagavadgita XIII,23, in: Bhagavadgita (Garbe), S. 131. 90 Ebd., S. 75.

5

10

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25

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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Begierde würde ja Verstrickung in die Welt und also Entstehung von Karman bewirken. Wie der alte Christ „recht tut und den Erfolg Gott anheimstellt",91 so tut der Bhagavata-Verehrer das „notwendige Werk",91' - wir würden sagen: „die Forderung des Tages"92 A 405, B 194 5 die „von der Natur bestimmte Obliegenheit". 93 Und zwar, - entsprechend der Exklusivität der Kastenpflichten 92) , - nur diese und keine andere93', ohne alle Bekümmertheit um die Folgen und vor allem: um den Erfolg für ihn selbst. Den Werken kann man nicht entsagen, solange man einen Körper (mit Einschluß der von der Samkhya10 Lehre materiell gefaßten „geistigen" Funktionen) hat, wohl aber ihren Früchten94'. Auch Askese und Opfer sind nur bei innerem Verzicht auf ihre Früchte, also nur dann, wenn man sie „um ihrer 91) Gemeint ist mit diesem Ausdruck Krischnas, wie XVIII, 48 zeigt, die „angeborene", also die durch Kasten-Dharma zugewiesene Obliegenheit, welche mit der vom göttlichen Schicksal bestimmten identisch ist. (Vgl. III, 8. XVIII, 7, 9,23.) 9 4 | 92) Die Kastenpflichten bestehen in vollem Umfange. Kastenmischung z.B. führt (nach A 405, B 194 1,41) zur Hölle, und zwar auch für alle Ahnen, da kein ebenbürtiger, also zur Verrichtung des Totenopfers qualifizierter, Nachkomme da ist. 95 93) XVIII, 47 steht eine jener klassischen, schon früher angezogenen Stellen: „Besser ist selbst die mangelhafte Erfüllung der eigenen Pflicht, als die rechte Ausübung der Pflicht eines anderen. Wer die ihm von der Natur bestimmte Obliegenheit erfüllt, gerät nicht in Verschuldung."96 Der zweite Satz ist die bhagavatistische Wendung jenes ethischen Grunddogmas des Hinduismus. 941 XVIII, II. 9 7

91 In Luthers Genesis-Vorlesung heißt es: „Fac tuum officium, et eventum Deo permitte." D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, Band 44. - Weimar: Hermann Böhlaus Nachfolger 1915, S. 78. 92 J.W. Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre (Goethes Werke, hg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen, Band 42, Abt. II). - Weimar: Hermann Böhlau 1907, S. 167: „Was aber ist deine Pflicht? Die Forderung des Tages." 93 Vgl.Anm.94. 94 BhagavadgTtä XVIII,48, in: BhagavadgTtä (Garbe), S. 151: „Von einer angeborenen Obliegenheit, o Sohn der KuntT, soll man sich nicht lossagen, wenn sie auch mit Übelständen verbunden ist. Denn alle Unternehmungen sind von Übelständen umgeben, wie vom Rauche das Feuer." Die Übersetzungen von III,8, ebd., S.81; von XVIII,7 und 9, ebd., S. 146; von XVIII,23, ebd., S. 148. 95 BhagavadgTtä 1,41 - 4 2 , in: BhagavadgTtä (Garbe), S. 71: „Infolge des Eindringens der Gesetzlosigkeit werden [auch], o Krsna, die Frauen der Familien verdorben; [und] wenn die Frauen verdorben sind, so entsteht Vermischung der Kasten, o Sproß des Vr?ni. [Solche] Vermischung [aber] führt die Vernichter der Familie und die Familie [selbst] zur Hölle; denn ihre Ahnen, die der Manenklöße und der Wasserspenden verlustig gehen, fahren [aus dem Himmel] nieder [zur Hölle]." 96 Nach BhagavadgTtä (Garbe), S. 151. 97 Ebd., S. 147.

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selbst willen" (wie wir sagen würden) vollzieht, nützlich für die Erlösung 95) . Wer beim Handeln den Hang zu den Früchten der Welt fahren läßt, „läd durch sein Handeln keine Schuld auf sich, weil er seine Handlung nur um des Körpers willen tut und zufrieden ist mit dem, was sich von selbst bietet" 96) . Ein solches Handeln bleibt Karman-frei. - Es ist verständlich, daß auch das Vedanta diese Lehren der Sache nach zu legitimieren in der Lage war. Von seinem Standpunkt aus ist das Handeln in der Welt des scheinbar Wirklichen ein Weben an den Truggeweben des Maya-Schleiers, hinter welchem sich das göttliche All-Eine verbirgt. Wer den Schleier gelüftet hat und sich mit dem All-Einen eins weiß, der kann an diesem illusionären Handeln ohne allen Schaden an seinem Heil weiter illusionär teilnehmen; das Wissen macht ihn dagegen gefeit, dadurch in Karman verstrickt zu werden, und die Ritualpflichten ergeben die Regeln, durch deren Innehaltung man sich gegen die Gefahr gottwidrigen Handelns schützen kann. Wenn so diese Weltindifferenz gerade des innerweltlichen Handelns in gewissem Sinn die Krönung der klassischen indischen Intellektuellenethik bietet, so zeigt sich in dem Gedichte selbst der Kampf, unter welchem sie allmählich ihre endgültige Gestalt anA 406, B 195 nahm. Zunächst gegen das altritualistische Brahmanentum: | Die Veda-Lehre ist getragen von Begierde nach Glück, sie betrifft die Gunas, die materielle Welt, nach deren Früchten sie strebt 97) . Weiterhin aber blieb Problem die relative Bedeutung des der Heilslehre entsprechenden, das heißt vom Erfolg absehenden und deshalb Kar95)

XVIII, 5 , 6 . 9 8 Andernfalls wirken sie Karman. > IV, 2 0 , 2 1 . " | 97) II,42. 1 0 0 96

A 406, B 1 9 5

98 Nach BhagavadgTtä (Garbe), S. 146. 99 Ebd., S. 8 8 - 8 9 : „Den Hang zu den Früchten der Werke fahren lassend, stets zufrieden und unabhängig, tut dieser [in Wahrheit] nichts, wenn er auch in Tätigkeit begriffen ist. Ohne Erwartungen, sein Denkorgan und sein Selbst im Zaum haltend, allen Besitz hingebend, lädt er keine Schuld auf sich, weil er seine Tätigkeit nur um [der Erhaltung] des Körpers willen ausübt." 100 Die gemeinte Stelle ist BhagavadgTtä II,45, in: BhagavadgTtä (Garbe), S. 7 6 - 7 7 : „Die Vedas beziehen sich auf die drei Gunas [d.h. auf die materielle Welt]; du [aber], o Arjuna, sei gleichgiltig gegen die drei Gunas, gleichgiltig gegen die Gegensätze [Freude und Schmerz u. s.w.], immerdar standhaft im Mut, unbekümmert um Erwerb und Erhaltung des Besitzes und übe Selbstbeherrschung." Die drei Gunas sind sattva, rajas, tamas.

II. Die orthodoxen und heterodoxen

Heilslehren

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man-freien Handelns in der Welt gegenüber dem klassischen Erlösungsmittel der Kontemplation: die Stellung der innerweltlichen zur weltflüchtigen Mystik also. Ausübung der Werke sei vorzüglicher als das Aufgeben der Werke, heißt es einmal98). Und die Herkunft der Bhagavata-Religiosität aus der Kschatriya-Ethik macht es wahrscheinlich, daß diese Rangordnung die ältere ist gegenüber dem definitiven Standpunkt, der gelegentlich umgekehrt die Meditation als Angelegenheit der durch das entsprechende Charisma bevorzugten Heiligen höher stellt, im allgemeinen aber beide Heilswege: das jnanayoga (richtiges Erkennen) und das karmayoga h (richtiges Handeln), jedes als dem betreffenden Kasten-Dharma entsprechend, einander gleichordnet. 101 Auch in der vornehmen Laienbildung war eben die Stellung der methodischen Kontemplation als des klassischen Wegs zur Gnosis nicht mehr zu erschüttern. Und die Herkunft aus der vornehmen Intellektuellenschicht verleugnet sich nirgends. So in der absoluten Ablehnung der orgiastischen Ekstase und aller aktiven Askese. Die sinnlose Askese, voll Begier, Leidenschaft und Trotz, ist dem Bhagavadgita dämonischen Charakters 99) und führt ins Verderben. Dagegen ist die intime Beziehung der BhagavataFrömmigkeit zum klassischen Yoga ganz offensichtlich, auch dem

9S)

V, 2. 1 0 2

99>

XVII, 5. Vgl. VI, 16,17. 103

h A, B: karmayoya 101 Yoga hat in der Bhagavadgita in der Mehrzahl der Belegstellen den für die Bhägavatas charakteristischen Bedeutungsinhalt und bezeichnet Gottergebung. Siehe Bhagavadgita (Garbe), S. 44: „Ferner steht yoga, wenn es mit karman verbunden ist (III. 3, 7, V. 1, 2, IX. 28, XIII. 24), in der ursprünglichen Bedeutung .Ausübung, Vollziehung (der Werke)'. In Anlehnung an diesen Sinn des Wortes erscheint in der GTtä die Yoga-Lehre (besonders in Gesang III und V. 2ff.) zur Lehre vom pflichtgemäßen Handeln umgedeutet und in Gegensatz zum Sämkhya gesetzt, das als Theorie der richtigen Erkenntnis gilt. Auch diese Umdeutung von yoga wird nicht erst der Verfasser der Bhag[avadgTtä] vorgenommen haben; vielmehr wird man die Anerkennung der beiden Heilswege, des jnanayoga und des karmayoga, die Bhag[avadgTtä] III. 3, XIII. 24 (an letzterer Stelle sämkhyena yogena im Sinne von jnänayogena) nebeneinander genannt werden und die auch ohne besondere Nennung in dem Gedicht sich gegenüber stehen, gleichfalls als eine Lehre der Bhägavatas betrachten dürfen." 102 BhagavadgTtä (Garbe), S. 92. 103 BhagavadgTtä XVII,5, ebd.,, S. 143; BhagavadgTtä V I , 1 6 - 1 7 , ebd., S.97.

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Samkhya-Dualismus von erkennendem Geist und erkanntem Bewußtseinsinhalt durchaus entsprechend und an zahlreichen Stellen des Gedichts bezeugt. Der Yogin ist mehr als ein Asket und charakteristisch für die ursprüngliche Stellung zur klassischen brahmanischen Heilslehre - auch mehr als ein Erkennender 100) . Die Yoga-Technik der Atem- und Vorstellungs-Regulierung wird gepriesen10^. Allgemein hinduistischen Grundsätzen entsprechen die Gebote der Weltindifferenz: der Ablegung von Begierde, Zorn und Habsucht als von den drei Toren zur Hölle 102) , die innere Befreiung A 407, B 196 von der | Zuneigung zu Haus, Gattin und Kindern 103 ', die absolute Ataraxie 104) als sicheres Merkmal des Erlösten. Im Gegensatz mindestens zu den klassischen Grundsätzen des Yoga und auch unvedantistisch, vielmehr eine schroffe Samkhya-Formel ist der Satz, daß, wer Geist und Materie kenne, nicht wieder geboren werde, „wie immer er auch gelebt habe" 105) . Diese anomistische Konsequenz, welche wir als letzte Folge der Stellung des Erlösten (jivanmukti) im klassischen Hinduismus schon kennen, 104 wurde nun aber in der Bhagavata-Religiosität zu einem Motiv in Beziehung gesetzt, welches uns bisher noch nicht begegnet ist und auch tatsächlich in der klassischen Lehre einen Fremdkörper bildet.

100)

46.105

101) v, 27,28.106 102>

A 407, B 1 9 6

XVI, 21. 107 | XIII, 9. 108 104) XIV, 22. 109 103> 105>

XIIl',23. 1 1 0

104 Vgl. oben, S. 242, Anm. 53, und S. 287, Anm. b und 61. 105 BhagavadgTtä (Garbe), S. 101. 106 Ebd., S. 95: „Der Weise, der sich die äußeren Berührungen fern hält, den Gesichtssinn auf den Raum zwischen den beiden Augenbrauen [beschränkt] und das im Innern der Nase sich bewegende Aus- und Einatmen gleichmäßig gestaltet, der die [äußeren] Sinne, den inneren Sinn und das Verstandesorgan im Zaum hält und sein Trachten ganz auf die Erlösung richtet, frei von Wünschen, Furcht und Zorn, der ist auf immerdar erlöst." 107 Ebd., S. 141. 108 Ebd., S. 129. 109 Ebd., S. 135. 110 Ebd., S. 131. „Wer so den Geist und die Materie samt den Gunas kennt, der wird nicht wieder geboren, wie auch immer erleben möge."

5

10

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II. Die orthodoxen

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„Gib alle heiligen Werke auf und nimm bei mir allein deine Zuflucht" sagt Krischna gelegentlich106'. Selbst ein Bösewicht, der ihn, Krischna, richtig liebt, wird selig107'. Das Sterben mit der Silbe „Om" und in Gedanken an Krischna gibt Sicherheit gegen jenseitiges Verderben 108 '. Endlich und namentlich: jene Lehre, daß das innerweltliche Handeln dann nicht heilschädlich, ja positiv heilwirkend sei, wenn es vollzogen werde mit absoluter Weltindifferenz, also mit Bewährung des mystischen Gnadenstandes des geistigen Ich gerade auch gegenüber dem (scheinbar) eigenen, durch Verflechtung in die materielle Welt bedingten äußeren und inneren Tun und Sichverhalten, - diese mit den allgemeinen Voraussetzungen der althinduistischen Erlösungslehre leicht vereinbare Lehre findet sich positiv dahin gewendet: das Handeln in der Welt ist dann und nur dann heilfördernd, wenn es ohne allen Hang am Erfolg und den Früchten ausschließlich auf Krischna bezogen wird, nur um seinetwillen und nur in Gedanken an ihn geschieht. Es ist ein Typus der GlaubensReligiosität, der da vor uns auftaucht. Denn „Glauben" im typischen religiösem Sinn ist nicht ein Fürwahrhalten von Tatsachen und Lehren: - dieses Fürwahrhalten von Dogmen kann nur Frucht und Symptom des eigentlich religiösen Sinns sein - , sondern die religiöse Hingabe, der unbedingte vertrauensvolle Gehorsam an und die Beziehung des ganzen Lebens auf einen Gott | oder Heiland. Als ein A 408, B 197 solcher Heiland zeigt sich hier Krischna. Er übt durch Erlösung derer, welche zu ihm allein ihre Zuflucht nehmen, „Gnade" (prasada). Das ist ein Begriff, der dem altklassischen Hinduismus, bis auf vielleicht schwache Spuren in einigen Upanischads, fehlt, schon weil er den überweltlichen persönlichen Gott voraussetzt und, im Grunde, auch eine Durchbrechung der Karman-Kausalität[,j oder

106) XVIII, 66.1 107 > IX, 30. 2 108) XIII, 13.3 |

1 Ebd., S. 153. 2 Ebd., S. 112: „Selbst wenn ein arger Bösewicht mich liebt und nichts anderes [neben mir], so muß er für gut erachtet werden; denn er ist von rechtem Entschluß." 3 Die gemeinte Stelle ist BhagavadgTtä VIII, 13, ebd., S. 107, „[Wer] das einsilbige heilige Wort Om ausspricht, mit dem Gedanken an mich, und so den Körper verlassend dahinscheidet, der erreicht das höchste Ziel."

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doch mindestens des alten Grundsatzes: daß die Seele ihres eigenen Schicksals alleiniger Schmied ist, bedeutet. Nicht der Gedanke der Gnadenspendung an sich ist der hinduistischen Religiosität ursprünglich fremd: der hagiolatrisch angebetete Magier spendete ja Gnaden kraft seines Charisma und die Gnade des überweltlichen 5 persönlichen Gottes oder vergötterten Heros lag mithin als die Transponierung vom Menschlichen ins Göttliche an sich nahe. Wohl aber ist der Gedanke, daß die Erlösung aus der Welt auf diesem Wege zu erlangen sei, eine neue Erscheinung. Dennoch scheint es nicht wohl möglich, die Entstehung dieser Heilands- und Glaubens- 10 religiosität der späteren Zeit, nach Buddha, zuzuschreiben, in welcher sie freilich, wie sich zeigen wird, 4 üppig emporwucherte. Die erste inschriftliche Erwähnung der Bhagavat-Religion scheint1050 sich allerdings erst im 2. vorchristlichen Jahrhundert zu finden 110) . Das Bhagavadgita ist aber bei näherem Zusehen so einheitlich 15 durchtränkt von diesem Glauben und offenbar nur durch die Überzeugung von der Bedeutsamkeit gerade dieses Elements schon in seiner ersten Entstehung verständlich, es gibt sich ferner so sehr als eine esoterische Lehre einer religiösen Virtuosengemeinschaft hoher

A 408, B 197

109) Nach Bhandarkar', Ind. Ant. 41 (1912), S. 13. 5 S[iehe] jetzt auch denselben in Bühlers Grundriß Vaishnavism Saivism and minor religious systems k , 1913. 6 110) Es ist da von dem Kult des Bhagavat Samkarshana nach Vasudeva (der typische Name für den Krischna-Gott) die R e d e . 7 Kurz nachher findet sich, daß ein Grieche, Heliodor, in Taxila sich einen Bhagavata nennt (J.R. A . S . 1909, S. 1087ff.). 8 D i e drei indischen Kardinaltugenden: dama (Selbstzucht), tyaga1 (Freigebigkeit), apramada" 1 (Bescheidenheit) werden von dem halbgriechischen Konvertiten auf einer Ehreninschrift für Vasudeva angenommen. ( Z . D . M . G . 63, S.587.) 9 - Vorderasiatisch-iranische Einflüsse wären auch bei weit früherer Entstehung der Religiosität nicht ausgeschlossen, aber ihre Annahme ist nicht nötig. |

i A, B: Bhandakar k Fehlt in A, B; systems nach dem Titel der Veröffentlichung ergänzt. I A, B: tyaya m A, B: apranada

4 Unten, S.535ff. 5 Weber zitiert Bhandarkar, Origin. 6 Speziell zu der Inschrift vgl. Bhandarkar, Vaisnavism, S. 4. 7 Wie Anm. 6. 8 Gemeint ist Fleet, Inscription. Heliodoros war Gesandter des griechischen Herrschers von Taxila, Antialkidas (um 140 v. Chr.). 9 Gemeint ist Bloch, Neugefundene Inschrift. Tatsächlich handelt es sich nicht um „die drei indischen Kardinaltugenden", sondern um drei von vielen anderen.

II. Die orthodoxen und heterodoxen Heilslehren

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intellektueller Kultur, daß doch wohl angenommen werden muß: gerade dieses Moment sei der Bhagavata-Religiosität von Anfang an eigentümlich gewesen. Nun ist ja die Unpersönlichkeit des Göttlichen zwar die eigentlich klassische, aber vermutlich selbst in den Intellek|tuellenschichten, selbst den brahmanischen, niemals ganz A 409, B 198 konsequent alleinherrschende gewesen. Am wenigsten wohl in den Laienkreisen und besonders in dem in der Entstehungszeit des Buddhismus schon stark entwickelten vornehmen, aber unmilitärischen Stadtbürgertum. Das Mahabharata als Ganzes ist eben in seinen alten Bestandteilen eine eigentümliche Mischung von Zügen alter stolzer humanistisch intellektualisierter Ritterethik: - „dies heilige Geheimnis verkünde ich euch: nichts ist edler als Menschentum", sagt das Epos 111 ', - mit dem bürgerlichen Anlehnungsbedürfnis an die Gnade eines die Menschengeschicke nach seinem Willen lenkenden Gottes und mit priesterlich-mystischer Weltindifferenz. In der unzweifelhaft der rationalen Intellektuellenreligiosität angehörigen, in ihrer konsequenten Form „atheistischen" Samhkya-Lehre scheint gelegentlich Vischnu als persönlicher Gott eine etwas unklare Rolle zu spielen. Das Yoga hielt stets, aus uns bekannten Gründen, 10 am persönlichen Gott fest. Von den großen persönlichen Gottheiten des späteren Hinduismus ist jedenfalls außer Vischnu auch £iva keine Neuschöpfung. Er war nur von dem altvedischen Brahmanentum literarisch, wegen des orgiastischen Charakters der alten £iva-Kulte, totgeschwiegen. Während später und bis heute gerade die orthodoxesten vornehmen brahmanischen Sekten fivaitisch waren und sind, - nur eben unter Ausmerzung der orgiastischen Elemente aus dem Kult. Daß man zu einem Heiland als zu einer Inkarnation des Göttlichen „seine Zuflucht nimmt", war ein Begriff, der wenigstens der heterodoxen Intellektuellen-Soteriologie, vor allem der buddhistischen, von Anfang an geläufig und schwerlich von ihr zuerst erfunden war. Schon weil, wie gesagt,11 die Stellung des magischen Guru von jeher gerade diesen unbedingt autoritären persönlichen Charaknl) Hopkins hat diese Stelle zum Motto 12 seines hier oft zitierten Werkes (Rel[igions] A 409, B 198 of India) gewählt. |

10 Vgl. oben, S. 270. 11 Oben, S. 286. 12 Hopkins, Religions, Titelblatt. Es handelt sich um eine Übersetzung von Mahabharata XII,300,20.

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Hinduismus und Buddhismus

ter trug. Was der alten klassischen Bhagavata-Religiosität zunächst noch fehlte oder jedenfalls - wenn es in ihr schon existierte - von der vornehmen Literatenschicht nicht rezipiert wurde, war die brünstige Heilandsminne der späteren Krischna-Religiosität. Ähnlich wie etwa die lutherische Orthodoxie die psychologisch gleichartige pietisti- 5 sehe Christus-Liebe (Zinzendorf) als unklassische Neuerung ablehnte. 13 A410, B 199 Ihren Charakter als einer Intellektuellen-Religiosität be|währte die Bhagavata-Religiosität auch darin, daß sie die Gnosis und also den Heilsaristokratismus des Wissens zunächst unbedingt beibehielt. 10 Nur der Wissende hat das Heil. Ja sie führte diese Konzeption erst in ihren" letzten Konsequenzen durch, indem sie die Heilswege „organisch-ständisch" relativierte. Alle aufrichtig und mit ganzem Herzen beschrittenen Heilswege führen auch zum Ziel. Zu demjenigen nämlich, welches der Heilssucher erstrebt. Die Unwissenden, „die am 15 Werke hängen", das heißt: die von dem Streben nach den Früchten des Handelns nicht loskommen: zur Weltindifferenz nicht gelangen, soll man dabei lassen. Der Weise zwar handelt in weltindifferenter Erhebung (Yoga), aber er heißt die Werke jener Unwissenden „gut"112). Ganz ebenso wie der chinesische Mystiker die Masse bei 20 ihren materiellen Genüssen beläßt und selbst nach dem Tao strebt. Und aus den gleichen Gründen: infolge der jedem religiösen Virtuosen selbstverständlichen Einsicht in die Unterschiede der charismatischen Qualifikation. Die Veda-Kenner, die Sorna trinken (die ritualistischen Brahmanen) kommen in den Himmel Indras113) mit seinen 25 A 410, B 199

112

> III, 2 6 . 1 4

113

> IX, 3 0 . 1 5

n A, B: ihre

1 3 Möglicherweise bezieht sich Weber hier auch auf den Streit im Anschluß an die Schrift von Oskar Pfister, Die Frömmigkeit des Grafen Ludwig von Zinzendorf. Ein psychoanalytischer Beitrag. - Leipzig und Wien: Franz Deuticke 1910, der Zinzendorfs ganze Frömmigkeit als Reaktion verdrängter Sexualtriebe erklärt. 1 4 Zitiert nach BhagavadgTtä (Garbe), S. 83. 1 5 Die gemeinte Stelle ist Bhagavadglta IX,20, ebd., S. 111: „Die Kenner der drei Veden, die den Sorna trinken und von der Sünde geläutert sind, verehren mich mit Opfern und erbitten von mir den Eingang zum Himmel; diese gelangen zu der heiligen Welt des Götterfürsten [Indra] und genießen die himmlischen Freuden der Götter im Himmel."

II. Die orthodoxen und heterodoxen

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zeitlich endlichen Freuden. Krischna zu erschauen ist freilich weder durch vedisches Wissen, noch durch asketische Bußübung möglich. Und direkt, durch das Streben der Vereinigung mit dem Brahman, zu Krischna zu gelangen - wie die Vedantisten wollen - ist sehr schwer114). Die Erlangung jenes endlichen Heils, welches den aufrichtigen Verehrern der Götter winkt, hat Krischna denen verliehen, welche, verlockt durch Begierde, - das heißt: durch Haften an der Schönheit der Welt - nicht imstande sind, ihm selbst so zu nahen 115) . Das Entscheidende für die Erlösung selbst ist die „Beständigkeit" im Gnadenstande. „Unwandelbar" (avyabhicärin 0 ) zu sein, die certitudo salutis zu haben, ist das, worauf alles ankommt: dann wird man auch in der Todesstunde Krischnas gedenken und zu ihm kommen. Und diese Gnade verleiht er denen, welche richtig, d.h. nach dem Dharma, handeln ohne Rücksicht auf den Erfolg und ohne persönliches Interesse an ihrem Tun. Man darf, occidental ausgedrückt, dem eigenen Handeln gegenüber nur die Fichtesche „kalte Billigung"16 seiner Richtig|keit, am Dharma gemessen, haben. Dann ist man A 411, B 200 wahrhaft weltindifferent, also weltentronnen und dadurch karmanfrei. Das jedem Occidentalen Auffallende an dem Heiland Krischna und das, was ihm von den späteren, durchweg von der Sektentheologie als sündlos hingestellten Heilanden scheidet, ist seine ganz unbezweifelbare und auch unbezweifelte Untugendhaftigkeit. Die allerärgsten und unritterlichsten Verstöße gegen Treu und Glauben gibt er im Mahabharata seinem Schützling ein. Darin zeigt sich wohl 114

> XII, 3 . 1 7 > VII, 2 1 , 2 3 . 1 8 |

115

O A, B: aviyabhicärin

16 Fichte, Johann Gottlieb, Das System der Sittenlehre nach den Principien der Wissenschaftslehre, in: Johann Gottlieb Fichtes sämmtliche Werke, hg. von Immanuel Hermann Fichte, Band 4. - Berlin: Veit 1845, S. 167. 17 Gemeint ist BhagavadgTtä XII,3-5, in: BhagavadgTtä (Garbe), S. 126. 18 BhagavadgTtä VII,21, ebd., S. 103: „Wenn irgend ein Verehrer irgend einer [göttlichen] Erscheinungsform gläubig zu dienen wünscht, so mache ich ihm diesen seinen Glauben unerschütterlich." BhagavadgTtä VII,23, ebd., S. 104: „Aber die Frucht, die diesen [Menschen] von geringer Einsicht zuteil wird, ist endlich: die den Göttern opfern, gehen zu den Göttern ein, während meine Verehrer zu mir eingehen."

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Hinduismus und Buddhismus

zunächst das relativ hohe Alter und die episch-heroische, nicht astrale (sonnengöttliche) Herkunft dieser Figur, deren vom alten Heldenepos geprägte Züge nun einmal nicht fortretouchiert werden konnten. Die Heilslehre fand sich mit der Tatsache dadurch ab, daß sie einerseits die Worte, nicht die Taten, für das allein Wesentliche erklärte, andererseits die Weltindifferenz auch darauf bezog: das nun einmal vom Schicksal (in der orthodoxen Vorstellung: letztlich durch Karman) unerforschlich Bestimmte geschieht, und es gilt, wenigstens für einen Gott, gleich, auf welchem Wege. Offensichtlich ist die innerweltliche Ethik des Bhagavadgita „organisch" in einem wohl kaum noch zu überbietenden Sinn: die indische „Toleranz" ruht auf dieser absoluten Relativierung aller ethischen und soteriologischen Gebote. Sie sind organisch relativiert nicht nur nach der Kastenzugehörigkeit, sondern auch nach dem Heilsziel, welches der Einzelne erstrebt. Und es handelt sich nicht nur um negative Toleranz, sondern: 1. um positive-nur: relative und abgestufte - Schätzung der entgegengesetztesten Maximen des Handelns, 2. um Anerkennung der ethischen Eigengesetzlichkeit, des gleichmäßigen Eigenwerts der einzelnen Lebensgebiete, welcher daraus folgen mußte, daß sie alle gleichmäßig entwertet waren, sobald es sich um die letzten Probleme der Erlösung handelte 3 . Daß diese Universalität des organischen Relativismus nichts nur b Theoretisches, sondern tief in das Gefühlsleben eingedrungen war, lehren die Dokumente, welche der Hinduismus aus der Zeit seiner Herrschaft hinterlassen hat. In der sogen. Kanaswa 0 -Vers-Inschrift des Brahmanen Sivagana 116) beispielsweise schenkt dieser zwei Dörfer zum Unterhalt einer von ihm gebauten Eremitage. Er hat durch seine Gebetskraft seinem König geholfen, ungezählter Feinde Herr A 412, B 201 zu werden und sie abzuschlachten: die Erde dampft in | diesen Versen, wie üblich, von Blut. Dann aber „baute er frommen Sinnes dieses Haus, auf welches seine Augen wendend ein Jeder in der Welt

A 411, B 2 0 0

116)

Ind. Ant. d XIX, 1890, 19 S. 61 (aus dem 8. Jahrh. nach Chr.). ]

a A: handelet

b A: nur,

c A, B: Kanawsa

d A, B: Art.

19 Kielhorn, Kanaswa stone inscription. Diese Inschrift eines gewissen ¿ivagana wurde im Jahre 738-39 n.Chr. in Räjputäna verfaßt und berichtet von der Errichtung eines SivaTempels in der Eremitage (Skt.: äsrama) von Kanva. Die von Weber im folgenden referierte englische Übersetzung ebd., S. 61.

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II. Die orthodoxen und heterodoxen Heilslehren

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von dem Makel des Kali-Zeitalters befreit wird". Er tat dies, weil er fand, daß das Leben belastet ist mit jeglicher Art von Leid, mit Alter, Trennung und Tod, und daß diese Art der Verwendung der einzige gute, allen Guten in der Welt bekannte Gebrauch des Reichtums sei. „Er baute es", heißt es in den folgenden Versen weiter, „in der Jahreszeit, in welcher der Wind den Duft der A9oka-Blüten trägt und die Mango-Schößlinge sprießen. Schwärme schwankender Bienen erfüllen alles rundum und mehr als sonst erzählt das Blitzen aus den Augenwinkeln schöner Frauen von ihrer Liebe. Das Zeichen, das Liebe auf ihren runden Busen prägte, enthüllt sich und ihr Leib sprengt das Mieder, wenn sie, verwirrt, auf Schaukeln sitzen Angesicht in Angesicht mit ihrem Geliebten. Lächelnd schlagen sie hastig ihre halbgeschlossenen Augen nieder und nur das Zucken ihrer Brauen verrät die Freude, die in ihrem Herzen lebt. Die Frauen der Wallfahrer aber sehen das Land leuchten von Mango-Bäumen und hören es tönen vom Summen trunkener Bienen. Und ihnen kommen die Tränen." Es folgt die Aufzählung der Abgaben für Weihrauch und andere Bedürfnisse der Eremitage und ihre Deckung. Man sieht, hier e kommt alles, was das Leben enthält, zu seinem Recht. Die wilde Kriegswut des Helden, dann die Sehnsucht nach Erlösung vom immer neuen Trennungsschmerz, aus dem das Leben sich zusammensetzt, die Stätte der Einsamkeit für die Meditation und wieder die strahlende Schönheit des Frühlings und das Glück der 'Liebe. Dies' alles schließlich hineingetaucht in die resignationsgetränkte wehmütige Traumstimmung, welche der Gedanke des Maya-Schleiers erzeugen mußte, in den ja schließlich alles: diese unwirkliche und vergängliche Schönheit ebenso wie das Grausen des Kampfes der Menschen untereinander, verwoben war. Diese hier in einem offiziellen monumentalen Dokument 117 ' niedergelegte Stellung zur Welt 117

' Die Inschrift steht damit keineswegs allein. Auch in einer Stiftungsurkunde (Ep. A 4 1 2 , B 2 0 1 Ind. I, S. 2 6 9 f . ) , 2 0 durch welche die Kaufleute und Händler einer Stadt ein Kloster stiften für einen (Jiva-Asketen, der „suchend das höchste Licht des Gottes, frei von der Finsternis der Leidenschaft, nie dem Gift sinnlicher Freude unterworfen war", wird als Vergleich (v[ers] 69—70) das Bild junger schöner Frauen verwendet, welche beim Baden von Liebe zu einem Prinzen ergriffen werden. | e A: hie

f A: Liebe, dies

2 0 Inschrift des Kalacuri-Cedi-Herrschers Yuvaräja I. Keyüravarsa (ungefähr 9 2 5 - 9 5 0 n.Chr.) in Ep. Ind. I, S . 2 5 1 - 2 7 0 . Weber bezieht sich bei der Stiftung für einen SivaAsketen auf die Seiten 2 6 9 - 2 7 0 .

306

Hinduismus und Buddhismus

durchzieht letztlich auch die charakteristischen Teile der indischen A 413, B 202 Literatur. Realität und Magie, Handlung, Räsonnement | und Stimmung, geträumte Gnosis und scharf bewußtes Fühlen gehen miteinander und ineinander, weil alle letztlich gleich unwirklich und unwesenhaft bleiben gegenüber dem allein realen göttlichen Wesen. Mit diesem auf religiöser Weltentwertung gegründeten Universalismus und organischen Relativismus der „Weltbejahung" befinden wir uns auf dem eigentlichen Boden der klassischen indischen Literatenanschauung, wie sie die Intellektuellenschicht der alten Adelsund Kleinfürsten-Epoche geschaffen hatte. Neben ihr aber gab es zweierlei andere Formen des Religiösen. Zunächst, und zwar von jeher, jene massive volkstümliche Orgiastik, welcher die Intellektuellen die Tür verschlossen hatten, und die sie als ein Pudendum verabscheuten und verachteten oder die sie ignorierten, wie sie es nach Möglichkeit noch bis in die Gegenwart hinein taten. Alkoholische, sexuelle und Fleischorgien, magischer Geisterzwang und persönliche Götter, lebende und apotheosierte Heilande und brünstige kultische Minne zu persönlichen Nothelfern, welche als Fleischwerdung großer erbarmender Götter galten, waren hier zu Hause. Wir sahen, daß die Bhagavata-Religion, obwohl in ihrer Struktur noch innerhalb der vornehmen Schicht heimisch, doch schon weitgehende Konzessionen an den Heilandsglauben der Laien und ihr Bedürfnis nach Gnade und Nothilfe enthielt und werden später sehen, 21 wie unter stark veränderten Machtverhältnissen die herrschende Intellektuellenschicht sich genötigt fand, jene viel weitergehenden Kompromisse mit diesen plebejischen Formen der Frömmigkeit zu schließen, welche die Quelle der spezifisch unklassischen hinduistischen Sekten und namentlich der vorherrschenden Vischnu- und QivaReligiosität des Mittelalters und der Neuzeit waren. Vorher aber haben wir uns noch zwei religiösen Erscheinungen zuzuwenden, welche in allem Wesentlichem auf dem Boden der alten Intellektuellenschicht gewachsen waren, aber von dem Brahmanentum als nicht nur unklassisch, sondern als ärgste und verwerflichste Ketzereien bekämpft, verflucht und gehaßt wurden: einem Tiger zu begegnen, hieß es, sei besser als diesen Ketzern, weil er nur den Leib, sie aber

21 Unten, S. 461 ff.

II. Die orthodoxen und heterodoxen Heilslehren

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die Seele verderben. 22 Die beiden Glaubensformen sind rein geschichtlich deshalb wichtig, weil es ihnen während mehrerer Jahrhunderte gelang, - dem Buddhismus zeitweise in ganz Indien, dem Jainismus in beträchtlichen Teilen Indiens, als herrschende Konfes5 sionen anerkannt zu | werden. Dies war nur vorübergehend. Aber A 414, B 203 die eine von ihnen: der Buddhismus, entwickelte sich, wenn er auch in Indien - wenigstens in Vorderindien - wieder völlig verschwand, zu einer Weltreligion, deren teilweise die Kultur umwälzender Einfluß von Ceylon und Hinterindien über Tibet bis nach Sibirien reich10 te und China, Korea und Japan einschloß. Die andere: der Jainismus, blieb im wesentlichen auf das klassische Indien beschränkt und schrumpfte zu einer heute ziffernmäßig kleinen Sekte ein, welche jetzt von den Hindus als zu ihrer Gemeinschaft gehörig reklamiert wird. Sie bietet immerhin aber gerade in unseren Zusammenhängen 15 ein gewisses Interesse dadurch, daß sie eine ganz spezifische Kaufmannssekte ist, so exklusiv und noch exklusiver als die Juden es im Occident waren. Hier also scheinen wir auf eine dem Hinduismus sonst offensichtlich gänzlich fremde positive Beziehung einer Konfession zum ökonomischen Rationalismus zu stoßen. Der Jainis20 mus118) ist von den beiden Konfessionen, welche in schärfster Konkurrenz miteinander standen und beide in der klassischen Kschatriya-Zeit im 7. und 6. vorchristlichen Jahrhundert entstanden, die ältere und ausschließlicher indische, und wir wenden uns auch aus sachlichen Zweckmäßigkeitsgründen der Darstellung ihm zuerst zu. 25 Wie zahlreiche andere Heilslehrer der klassischen Zeit, so entstammte nach der Überlieferung auch der Stifter der Jaina-Askese, Jnatriputra 9 (Nataputta), genannt Mahavira (gestorben um 600 vor

U8)

Aus der neuerdings ziemlich reichen Literatur ist recht schätzenswert: Mrs. Sinclair A 414, B 203 Stevenson, The Heart of Jainism. Die monumentalen Hauptquellen bietet Guérinots 23 „ E p i g r a p h i a Jaina" (Publications de l'École française de l'Extrême Orient X, 1908). Einige der wichtigsten Sutras liegen in den Sacred Books of the East (Gaina Sutras, von Jacobi) übersetzt vor. Andere Literatur ist an gegebener Stelle zitiert. g A, B: Inatriputra 2 2 Webers Quelle war nicht zu ermitteln. 2 3 Der genaue Titel lautet: „Répertoire d'épigraphie jaina".

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Hinduismus

und

Buddhismus

Chr.), dem Kschatriya-Adel. 24 Die ursprüngliche Herkunft der Sekte aus dem alten vornehmen Intellektuellentum drückt sich noch in der Versicherung der rezipierten Biographie119' aus: daß Arhats (Heilige) stets aus königlichem Geschlecht reiner Abkunft und niemals aus niederen Familien stammten. Auch nicht, wird hinzuge- 5 setzt, aus Brahmanenfamilien 120) . Darin drückt sich der von Anfang an schroffe Gegensatz des aus Laienkreisen stammenden Sramana A 415, B 204 gegen die vedisch-brahmanische | Bildung aus. Die Ritualgebote und Lehren der Veden ebenso wie die heilige Sprache werden schroff abgelehnt. Denn sie sind von nicht der geringsten Bedeutung für das 10 Heil, welches vielmehr allein von der Askese des Einzelnen abhängt. In den allgemeinen Voraussetzungen: daß die Erlösung in der Befreiung vom Rade der Wiedergeburten bestehe, h und daß sie nur durch Loslösung von dieser Welt der Vergänglichkeit, des innerweltlichen Handelns und des am Handeln haftenden Karman zu erlangen 15 sei, stand die Lehre völlig auf klassischem Boden. Sie akzeptierte im Gegensatz zum Buddhismus - im wesentlichen die klassische Atman-Lehre 121) , ließ aber, ebenso wie die alte Samkhya-Doktrin, das Brahman, die göttliche Weltseele, ganz beiseite. Heterodox war 119)

Im Kalpa Sutra, übersetzt in den Sacred Books of the East p. 17ff. 2 5 120) Nach dem Kalpa Sutra (S. 22) 2 6 wurde Mahaviras Embryo deshalb durch ein Wunder aus dem Leibe seiner brahmanischen Mutter in den einer Kschatriya-Mutter überführt. | m ) A 415, B 204 Die Existenz der Seele wurde scholastisch-ontologisch mittelst des Saptabhangi Naya': der Theorie, daß jede Behauptung siebenfach verschieden gemeint sein könne, bewiesen. 2 7

h Komma fehlt in A.

i A, B:Nyaya

2 4 Jnätriputra ist Sanskrit, Nätaputta ArdhamägadhT. Dieser Name bezeichnet ihn als Angehörigen (putra bzw. putta, „Sohn") des Geschlechtes der Jnatr oder Näta. Der Beiname MahävTra bedeutet „Großer Held". Spätere jinistische Quellen geben als Todesjahr 527 oder 477 v. Chr. an, doch dürfte seine Lebenszeit wie die des historischen Buddha in das 5 . - 4 . Jahrhundert v.Chr. zu datieren sein. Siehe dazu Adelheid Mette, The synchronism of the Buddha and the Jina MahävTra and the problem of chronology in early Jainism, in: The Dating of the historical Buddha. Die Datierung des historischen Buddha, P. 1 (Symposien zur Buddhismusforschung, IV, 1), ed. by Heinz Bechert. - Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1991, S. 1 3 2 - 1 3 7 , sowie K[enneth] R[oy] Norman, Observations on the dates of the Jina and the Buddha, ebd., S. 3 0 0 - 3 1 2 . 2 5 Die zitierte Stelle findet sich in: Gaina Sütras 1, S. 217ff. 2 6 Richtig: Gaina Sütras 1, S. 223. 2 7 Weber folgt hier Stevenson, Jainism, S. 91 f.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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sie vor allem wegen der Ablehnung der Veda-Bildung und des Rituals sowie des Brahmanentums. Denn der absolute Atheismus der Lehre, die Verwerfung jeder höchsten Gottheit und des gesamten hinduistischen Pantheon 122) , wäre kein unbedingt zwingender Grund 5 dafür gewesen, da auch die sonstige alte Intellektuellen-Philosophie, vor allem die Samkhya-Lehre dem, wie wir sahen, 28 zuneigte. Freilich verwarf der Jainismus auch alle orthodoxe Philosophie, die Vedanta- nicht nur, sondern auch die Samkhya-Doktrin. Dennoch stand er der letzteren nahe in gewissen metaphysischen Vor aussetzun10 gen. So namentlich in der Überzeugung vom Wesen der Seele. Alle Seelen - das heißt die eigentlichen, letzten Ich-Substanzen - sind nach ihm dem Wesen nach einander gleich und ewig. Sie und nur sie, nicht eine absolute, göttliche Seele, sind „jiva", Träger des Lebens. Und zwar sind sie (im scharfen Unterschied gegen die buddhistische Lehre) 15 eine Art von Seelen-Monaden, die unendlicher Weisheit (Gnosis) fähig sind. Die „Seele" ist nicht ein bloß passiv empfangener Geist, wie bei der orthodoxen Bhagavata-Religion, sondern, dem weit stärker ausgeprägten Zusammenhang mit der alten aktiven Selbstvergottungs-Askese entsprechend, ein aktives Lebensprinzip, dem 20 als Gegensatz (ajiva) die Trägheit der Materie gegenübersteht. Der Leib als solcher ist das Übel. Der Zusammenhang mit der Kasteiungs-Magie blieb beim Jainismus, innerhalb der durch seine | intel- A 416, B 205 lektualistische, also antiorgiastische Herkunft gegebenen qualitativen Schranken, enger als bei irgendeiner k anderen Erlösungsreligion 25 Indiens. Dies drückt sich schon darin aus, daß der Jainismus anstatt der gänzlich entthronten Götterwelt die großen Virtuosen der Askese, der Stufenfolge nach: den Arhat, Jina, und als höchsten: den Tirthankara, bei Lebzeiten als Magier und nach dem Tode als exem-

122) Der spätere Jainismus hat zahlreiche einzelne Gottheiten des orthodoxen Hinduismus - u . a . die Kindergottheit (Ep. Ind. II, S. 315/6) 29 - übernommen. |

k A: irgend einer

28 Oben, S. 270. 29 Ep. Ind. II, S. 311-323, handelt von undatierten Inschriften auf Jaina-Skulpturen aus Mathurä. Die hier erwähnte Kindergottheit heißt Naigamesin und ist wohl identisch mit dem Gott HarinegamesT, dem tierköpfigen General Indras (Ep. Ind. II, S. 315-316).

310

Hinduismus

und

Buddhismus

plansche Nothelfer göttlich verehrte 123) . Von insgesamt 24 Tirthankaras war nach der Legende Parsvanatha (angeblich im 9. vorchristlichen Jahrhundert) 30 der vorletzte, Mahavira aber der letzte. Das „prophetische Zeitalter" ist mit ihnen geschlossen. Nach ihnen hat niemand mehr die Stufe der Allwissenheit und auch nicht mehr die vorletzte Stufe (manahparyaya) erreicht. 31 Denn wie die Qualität der brahmanischen Gnosis sich in Stufen steigert, so stuft sich das jainistische Charisma nach dem Kalpa Sutra124) ständisch siebenfach ab je nach den Stufen des Wissens: von der Kenntnis der Schriften und heiligen Traditionen zur Stufe der Erleuchtung über die Dinge dieser Welt (Avadhi): der ersten übernatürlichen Wissensstufe, sodann zur Fähigkeit des Schauens (Hellsehens), dann zum Besitz magischer Kräfte und der Fähigkeit der Selbstverwandlung, dann (5. Stufe) zur Kenntnis der Gedanken aller Lebewesen' (manahparyaya: der zweiten übernatürlichen Wissensstufe), weiter zur absoluten Vollkommenheit, Allwissenheit (kevala, höchste übernatürliche Wissensstufe) und Freiheit von allen Leiden (6. Stufe) und damit endlich (7. Stufe) zur Gewißheit der „letzten Geburt". Von der Seele des vollkommen Erlösten sagt daher das Acharanga Sutra 125) , daß sie, qualitätlos, körperlos, tonlos, farblos, geschmacklos, gefühllos, A 416, B 2 0 5

123) Diese Exklusivität der Herolatrie" 1 wurde von den Vertretern der Orthodoxie noch in der Spätzeit, welche doch die Inkarnationen orthodoxer Götter kannte, als spezifisch unklassisch und barbarisch empfunden. „Wie kann der Arhat, der nur zufällig zur Erde kam und durch Tugend Glück erhielt, mit £iva verglichen werden?" läßt eine Inschrift (Ep. Ind. V, S.255 aus dem 12./13. Jahrhundert) ein gefeiertes Schulhaupt des 11. Jahrhunderts im Religionsgespräch gegen die Jaina ausrufen. 3 2 124) A . a . O . S. 138ff. 3 3 125) I, 5, 6. 3 4 |

I A: Lebenwesen

m A, B: Heroolatrie.

3 0 Falls man von der Historizität des Tirthankara Pärsvanätha ausgeht, ist er unter Berücksichtigung der Datierung des MahävTra ( 5 . - 4 . Jahrhundert) in das 6. Jahrhundert v. Chr. zu datieren. Bei der Datierung ins 9. Jahrhundert v.Chr. folgt Weber Stevenson, Jainism, S.48. Stevenson berichtet von einer (jüngeren) Tradition, nach der Pärsvanätha 817 v. Chr. in Benares geboren sei. 31 Weber stützt sich hier auf Stevenson, Jainism, S. 32f. 3 2 Diese Inschrift (Ep. Ind. V, S . 2 3 7 - 2 6 0 ) stammt aus der Zeit um 1200 n.Chr. Das gefeierte Schulhaupt war Ekäntada- Rämayya (Ende des 12. Jahrhunderts). 3 3 Gemeint ist Gaina Sütras I, S. 258 ff. Dort ist von 7 Stufen nicht die Rede. 3 4 Äcäräriga-Sütra 1,5,6; übersetzt in: Gaina Sütras I, S. 5 0 - 5 2 .

s

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II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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ohne Auferstehung, ohne Kontakt mit der Materie, wissend und wahrnehmend „ohne Analogie" (also: bildlos und unmittelbar), ein „unbedingtes" Dasein führen werde. Wer im Leben die rechte intuitive Erkenntnis erlangt hat, sündigt nicht mehr. Er sieht, wie Maha5 vira, alle Götter zu seinen Füßen, ist allwissend. Mahaviras (irdischer) | End-Zustand, in den der vollendete Asket eingeht, wird A 417, B 206 auch126) „Nirvana" (in diesem Fall = dem späteren jivanmukti) genannt. 35 Dieser Zustand des jainistischen Nirvana bedeutet aber wie Hopkins zutreffend bemerkt hat 36 - im Gegensatz zum buddhi10 stischen nicht Erlösung von der „Existenz" überhaupt, sondern: „Erlösung vom Leibe", der Quelle aller Sünden und Begierden und aller Begrenztheit der geistigen Kräfte. Man sieht sofort klar die geschichtliche Beziehung zur wunderkräftigen Magie. Daher ist zwar das Wissen auch bei den Jaina das höchste - in Wahrheit: das magi15 sehe - Mittel der Erlösung, wie bei allen klassischen Soteriologien. Der Weg aber, es zu erlangen, ist neben Studium und Meditation in höherem Grade als bei anderen Literatensekten und ähnlich wie bei den Magiern: die Askese. Sie ist bei ihnen geradezu auf die äußerste Spitze getrieben: die höchste Heiligkeit erlangt, wer sich zu Tode 20 hungert 127 '. Im ganzen aber ist sie gegenüber der alten primitiven 126)

Acharanga Sutra II, 15. A 417, B 206 Fälle sind inschriftlich bezeugt: Ep. Ind. III, S. 198 (12. Jahrh.): ein Heiliger hat sich in Gegenwart der Gemeinde zu Tode gehungert. 3 7 Ep. Ind. V, 152: ein Prinz aus dem Gangestal, der nach großen Kriegszügen Jaina-Asket wurde (10. Jahrhundert), tut das gleiche. 3 8 127)

3 5 Im Quellentext (Äcaranga-Sutra 11,15) steht nicht das Sanskrit-Wort Nirvana, sondern die ArdhamägadhT-Bezeichnung Nivväne. Weber stützt sich auf die Übersetzung in: Gaina Sütras I, S.201. 36 Hopkins, Religions, S. 289. 37 Die Inschrift über den Hungertod des Jaina-Asketen Mallisena stammt aus dem in Südindien gelegenen jinistischen Zentrum Sravana-Be|go|a, als Todestag wird der 10. März 1129 angegeben; das Datum der Abfassung der Inschrift wird nicht erwähnt (siehe Ep. Ind. III, S. 184-207). 38 Bei dem König handelt es sich um Märasimha III. (reg. 963- 974) aus der Dynastie der Westlichen Gahgas, der aber keinesfalls aus dem Gangestal stammt: Die Westlichen Gahgas herrschten im südlichen Karnätaka und waren seit 940 Alliierte der Rästrakütas (im nördlichen Dekhan), die 973 untergingen. Die erfolglosen Versuche von Märasimha III., die Herrschaft der Rästrakütas zu restaurieren, führten zu seiner Abdankung und seiner Askese. Diese Inschrift aus Sravana-Belgola ist undatiert, wird aber wohl ein Jahr nach des Königs Abdankung bzw. seinem Tod verfaßt worden sein (also 975 n.Chr.); siehe Ep. Ind. V, S. 1 5 1 - 1 8 0 .

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Hinduismus und Buddhismus

Magier-Askese im Sinne der „Weltabkehr" spiritualisiert. „Hauslosigkeit" ist der grundlegende Heilsbegriff. Sie bedeutet Abbruch aller Weltbeziehungen, also vor allem Indifferenz gegen Sinneseindrücke[,j und Vermeidung alles Handelns nach weltlichen Motiven 128) , Aufhören überhaupt zu „handeln" 129) , zu hoffen und zu wünschen130'. Ein Mann, der nur noch fühlt und denkt: „Ich bin Ich" 131) [,j ist „hauslos" in diesem Sinn. Er sehnt sich weder nach dem Leben noch nach dem Tod 132) , - weil beides „Begierde" wäre, die Karman wecken kann - , hat weder Freunde noch verhält er sich ablehnend zu Handlungen Anderer ihm gegenüber (z.B. zu der üblichen Fußwaschung, die der Fromme am Heiligen vollzieht 133) ). Er handelt nach dem Grundsatz, daß man dem Übel nicht widerstehen solle134) und daß sich der Gnadenstand des Einzelnen im Leben im Ertragen von Mühsal und Schmerzen zu bewähren habe. Die A418, B 207 Jaina waren daher von Anfang an nicht | eine Gemeinschaft von einzelnen, im Alter oder temporär sich dem Asketenleben hingebenden Weisen. Und auch nicht einzelne Virtuosen lebenslänglicher Askese. Auch nicht bloß einer Vielheit einzelner Schulen und Klöster. Sondern ein besonderer Orden von „Berufsmönchen". Sie haben vielleicht zuerst, jedenfalls aber von den älteren vornehmen Intellektuellenkonfessionen am erfolgreichsten, die typische zwiespältige Organisation der hinduistischen Sekten: die Mönchsgemein-

128) 129) 130) 131) 132) 133) 134)

Achjaranga] S[utra] I, 4, l . 3 9 I, 2, 2. 4 0 I, 2, 4. 41 Ebenda I, 6, 2: Gegensatz gegen das Tat tvam asi der Upanischaden. 42 Ebenda, I, 7 , 8 . 4 3 Ebenda, II, 2,13. 4 4 Ebenda, II, 16. 45 |

39 In: GainaSütras I, S . 3 6 - 3 7 . 40 Ebd., S. 1 7 - 1 8 . 41 Ebd., S. 2 1 - 2 2 . 42 Weber zitiert nach GainaSütras I, S. 56: „A man who, thinking, I am I, exerts himself for this (creed), ceases (to act), is houseless, walks about bald-headed." 43 Ebd., S. 75. 44 Ebd., S. 186. 45 Ebd., S. 211-213.

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II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

313

Schaft als Kern, die Laien (upasaka, Verehrer) 46 als Gemeinde unter der geistlichen Herrschaft der Mönche, durchgeführt. Die Aufnahme des Novizen in die Mönchsgemeinschaft erfolgte in der klassischen Zeit unter einem Baum 135) nach Ablegung aller Juwelen und 5 Gewänder als Zeichen des Verzichts auf allen Besitz^] durch Ausraufen der Haare und Beschmieren des Kopfes und endete mit der Mitteilung der Mantra (magischen und soteriologischen Formel) ins Ohr des Novizen durch den Lehrer 136) . 47 Die Strenge der Weltflucht scheint gewechselt zu haben. Nach der Überlieferung müßte sie 10 zunächst immer weiter gesteigert worden und entweder die absolute Besitzlosigkeit oder die unbedingte Keuschheit - es ist streitig, welche von beiden 48 - erst nachträglich als absolutes Gebot eingeführt worden sein. Indessen da diese nachträgliche Einführung dem Mahavira zugeschrieben wird, im Gegensatz zu den milderen Geboten des 15 vorletzten Tirthankara, ist sie eben mit der Stiftung des Mönchsordens selbst identisch. Eine dauernde Spaltung des Ordens durch Neuerungen entstand zuerst im 1. Jahrh. unserer Zeitrechnung, als ein Teil der Mönche die Forderung absoluter Unbekleidetheit mindestens der heiligen Lehrer durchführten, ein "anderer, und zwar die 20 Mehrheit, sie" ablehnte 137 '. Da die Gymnosophisten in vielen Punkten ihres Rituals die archaistischere Praxis haben, auch von den hellenischen Schriftstellern erwähnt werden 49 - sie disputierten mit

Auch ein Symptom hohen Alters des Ordens. A 418, B 207 i36> \Yj e a j t dieser später für alle indischen Sekten typische Brauch ist, dürfte schwerlich feststellbar sein. 137) Das Schisma führte zu einer völligen Trennung auch der kanonischen Literatur beider Teile und zu Sonderkonzilien. | 135)

n Kommas fehlen in A.

46 Den Sanskrit-Ausdruck upäsaka (Laienverehrer) hat Weber wohl von Hoernle, Pattävall, übernommen. Die PattävalT ist eine sehr späte, in schlechtem Sanskrit verfaßte Chronik. Die Sprache der klassischen Jaina-Texte ist dagegen das Prakrt ArdhamägadhT, wo dieser Begriff uväsaa lautet. 47 Weber beschreibt den Ablauf nach Stevenson, Jainism, S. 31 f. 48 Weber folgt hier Stevenson, Jainism, S. 37. 49 Mit dem Wort „Gymnosophisten" (etwa: „nackte Weise") belegten hellenistische Autoren seit der Zeit Alexanders d.Gr. die mit den Griechen debattierenden indischen Weisen. Das Wort bezeichnet bei Weber (nach Hopkins, Religions, S.285) die JainaRichtung der Digambaras (—» Glossar).

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Hinduismus

und

Buddhismus

den hellenischen Philosophen - und da ihr späterer Name den indischen Quellen ursprünglich allein bekannt gewesen, der Name „Jaina" dagegen jüngeren Ursprungs zu sein scheint, so handelte es sich in diesem Fall wohl um eine Akkomodation der Mehrheit der A 419, B 208 Mönchsgemeinschaft an die | Welt im Interesse der Erleichterung 5 der Propaganda, die denn auch in den° folgenden Jahrhunderten die stärksten äußeren Erfolge hatte. Die Gymnosophisten trennten sich mit dem Anspruch, daß nur sie die eigentlichen „Nirgrantha" (Fesselfreien) seien, als „Digambara" (in pdie Weltweite'? gekleidet) von dem Rest, den „Swetambara" (Weißgekleideten), und zogen die 10 Konsequenz, die Weiber von der Möglichkeit der Erlösung ganz auszuschließen. Eine weitere Spaltung entstand, als das Beispiel des Islam hier, wie einst in Byzanz, den Kampf gegen die Idole in die Gemeinde trug und eine bilderfeindliche Sekte entstand. 50 Die Swetambara-Sekte umfaßte naturgemäß die Masse der Jaina, die Digam- 15 bara hat im 19. Jahrhundert die englische Polizei aus der Öffentlichkeit verscheucht. Die klassischen Jaina-Regeln erlegten dem Mönch, damit er vor jeder Verstrickung in persönliche oder örtliche Beziehungen und Attachements bewahrt werde, die Pflicht ruhelosen Wanderns von 20 Ort zu Ort auf. Eine peinliche Kasuistik regelte die Art seines Betteins so, daß die völlige Freiwilligkeit des Gebens und die Vermeidung jeden Karman erzeugenden Handelns des Gebers (für welches dann der Mönch verantwortlich gewesen wäre) gesichert schien. Der Mönch soll, um alles „Handeln" zu meiden, tunlichst nur von 25 dem leben, was die Natur freiwillig im Überfluß bietet oder was beim „Haushalter" (Laien) ohne eine darauf gerichtete Absicht überflüs-

O A: dem

p A: Schatten 51

50 Der Bilderstreit in Byzanz entbrannte 726 unter dem Kaiser Leon III. (717-741) und wurde unter seinem Nachfolger Konstantin V. (741 -775) fortgesetzt, die beide Bilderfeinde (Ikonoklasten) waren. Erst gegen Ende des 8. Jahrhunderts gewannen die Ikonodulen (Bilderfreunde) allmählich wieder die Oberhand. Eine der bilderfeindlichen Jaina-Sekten war die der SthänakaväsT; vgl. dazu Stevenson, Jainism, S. 87. 51 Die Textänderung erfolgte aufgrund einer Bemerkung im Brief von Liebich (s. S. 242, Anm.53): „S.419 Digambara nicht ,in Schatten gekleidet', sondern ,die Weltgegenden zum Mantel habend'."

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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sig vorhanden, also insofern der Naturgabe ähnlich ist138). Das Gebot der wandernden Heimatlosigkeit trug naturgemäß dazu bei, dem Orden eine gewaltige missionierende Kraft einzuflößen. Die Propaganda wurde überdies geradezu empfohlen 139 '. - In völliger Umkehrung des Wandergebots für die Mönche schärft dagegen die Regel für die Laien die Gefährlichkeit des Reisens ein: denn dadurch geraten sie in Gefahr, unkontrolliert und unwissend wie sie sind, in Sünden zu verfallen. Das uns schon bekannte 52 hinduistische Mißtrauen gegen den Ortswechsel, wenigstens jeden Ortswechsel ohne Be|glei- A 420, B 209 tung durch kontrollierende Seelsorger, wurde dadurch bei den Jainas auf die Spitze getrieben. Für jegliche Reise mußte der Guru die Erlaubnis und die Instruktionen geben, die Reiseroute und höchste Reisedauer sowie das erlaubte Höchstmaß der Reiseausgaben vorher genau feststellen. Diese Vorschriften sind charakteristisch für die Stellung der Jaina-Laien überhaupt. Sie waren schlechthin unmündig und wurden durch Inspektionsreisen des Klerus und der Sittenwächter unter Kirchenzucht gehalten. Der neben der „rechten Erkenntnis" zweite „Edelstein" des Jaina: die „rechte Einsicht", bedeutete für den Laien blinde Unterordnung unter die Einsicht des Lehrers. 53 Denn im Gegensatz zu der immerhin weitgehenden „organischen" Relativierung im orthodoxen Hinduismus gibt es in der 138>

Massenhafte Einzelvorschriften in allen Jaina Sutras. Nicht nur alle gute Nahrung A 4 1 9 , B 2 0 8 und Wohnung muß abgelehnt werden (Ach[aranga] Sutra I, 7 , 2 ) , 5 3 a sondern es muß auch vermieden werden, daß der Haushalter entweder aus Übereifer, (I, 8[,j l ) 5 3 b oder umgekehrt, weil der Mönch schmutzig ist und stinkt (II, 2, 2 ) , 5 3 c irgend etwas eigens für den Bettelmönch herrichtet: denn daran haftet Karman. D i e „Regeln für Yatis" (Lehrer) schärfen daher auch besonders ein, den Laien nicht zu fragen, ob er dieses oder jenes Objekt habe, denn er könnte es sich im Eifer auf unrechtem Wege verschaffen. 139> Ach[aranga] Sutra 1 , 6 , 5 . 5 3 d |

52 Vgl. oben, S. 183. 53 Über die drei Juwelen (ratna traya) des Jainismus schreibt Stevenson, Jainism, S. 245): „The Jaina sum up all their belief, as expressed in the Tattva [Kategorien], in their vows, and in their rules of conduct, unter the heading of the Three Juwels: Right Knowledge (Samyak Jnana), Right Faith {Samyak Darsana), Right Conduct {Samyak Cäritryä)." Zur Unterordnung des Laien heißt es ebd., S.205: „[...] they say, a man is aided towards keeping the third jewel, that of Right Conduct, and by failing to take them he acquires karma from which they might have saved them." Siehe auch Hopkins, Religions, S. 287. 53a In: Gaina Sutras I, S. 64. 53b Gemeint ist Äcäränga-Sütra 11,2,1, ebd., S. 1 2 0 - 1 2 1 . 53c Ebd., S. 124. 53d Ebd., S. 60.

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Hinduismus

und

Buddhismus

klassischen Jaina-Soteriologie nur ein absolutes Heilsziel und also nur eine Vollkommenheit, der gegenüber alles Andere nur Halbheit, Provisorium, Unreife und Minderwertigkeit ist. Das Heil wird stufenweise erreicht - nach der verbreitetsten Jaina-Lehre nach 8 Wiedergeburten, gerechnet von der Zeit an, zu welcher man auf den rechten Pfad gelangt ist. Auch der Laie also soll täglich eine bestimmte Zeit (48 Minuten) meditieren, muß bestimmte Tage (4 mal monatlich meist) die volle Mönchsexistenz führen und außerdem es auf sich nehmen, bestimmte Tage besonders streng zu leben, das Dorf an ihnen nicht zu verlassen und nur eine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Das Laien-Dharma konnte eben nur eine möglichste Annäherung an das Mönchs-Dharma bedeuten wollen. Vor allem also: der Laie soll die ihm obliegenden Pflichten durch besonderes Gelübde auf sich nehmen. Die Jaina-Konfession gewann dadurch den typischen Charakter einer „Sekte", in die man besonders aufgenommen wurde. Die Disziplin der Mönche war streng. Der Acharya (Superior) des A 421, B 210 Klosters140', meist nach dem Alter, ursprünglich aber nach | Charisma vom Vorgänger designiert oder von der Gemeinde bestimmt 141 ', nahm den Mönchen die Beichte ab und erlegte Buße auf. Der zustän-

A 420, B 2 0 9

140) Auch alle beständig wandernden Mönche waren, offenbar seit schon langer Zeit, je einem Kloster zugeteilt, welches sie kontrollierte. D i e Bodenverleihungen, ohne welche Klöster auch im Jainismus nicht existieren konnten, wurden hier der Form nach als widerrufliche, periodisch ausdrücklich neu zu bestätigende Leihe konstruiert, um die Fiktion der absoluten Freiwilligkeit der Gaben und der Eigentumslosigkeit aufrecht zu erhalten. (Wie die Inschriften ergeben, vollzogen sich die Stiftungen meist so, daß der Stifter einen Tempel baute und das Land für den Lehrer stiftete: Ep. Ind. X, S . 5 7 aus dem 9. Jahrh.) 5 4 D e m Rang nach blieb der einsam lebende Sadhu dem Klostermönch gegenüber höher geschätzt. Auch der Upadhaya (Lehrer) stand hinter ihm zurück. Er darf nur die Texte verlesen, der Acharya hatte darüber hinaus das Recht, sie authentisch zu erklären. |

A 421, B 2 1 0

141) In einer Jaina-Gemeinde entstand ein Schisma, weil der von einem Suri designierte Nachfolger vor diesem gestorben und nun sein Schüler als solcher kraft Charisma die Nachfolge verlangte, die Gemeinde aber es mit einem anderen hielt (Hoernle, Ind. Ant. XIX, 1890, S. 235f.). 5 5

5 4 Inschrift des Nolamba-Herrschers Mahendrädhiräja vom 3. Juni 892 (in der Region von Maisür, Südindien). 55 Weber zitiert Hoernle, PattävalT, S.233f. Das erwähnte Schisma fand 1788 statt.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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dige Klostersuperior142) kontrollierte das Leben der Laien, welche zu diesem Zweck in Samghas (Diözesen) diese weiter in Ganas (Sprengel) und diese endlich in Gachchas (Gemeinden) geteilt waren. Jede Laxheit eines Acharya rächte sich durch magische Übel, Verlust des Charisma und namentlich Machtlosigkeit gegen die Dämonen 143 '. Dem materiellen Inhalt der Gebote nach stellte die Jaina-Askese, - der dritte Edelstein: die „rechte Praxis", - an die Spitze aller Regeln das „Ahimsa": das absolute Verbot der Tötung (himsa) lebender Wesen. Bei den Jaina ist das Ahimsa zuerst wohl unzweifelhaft aus der Ablehnung der, unkonsequenterweise, aus dem alten vedischen Opferritual von den Brahmanen beibehaltenen Fleischopfer entstanden. Neben der scharfen Polemik gegen diese vedische Praxis beweist dies gerade auch die unerhörte Vehemenz, mit der von ihnen dies Gebot des Nichttötens durchgeführt wurde. Der Jaina durfte sich selbst das Leben nehmen und sollte es (nach der Ansicht mancher) tun, wenn er entweder seine heilswidrigen Begierden nicht zu beherrschen vermochte oder umgekehrt das Heil erreicht hatte144). Aber er durfte fremdes Leben auch nicht indirekt und unwissentlich antasten. Aus dem ursprünglichen antiorgiastischen Sinn des Vegetarismus wurde dieses Verbot vielleicht hier zuerst in den Sinnzusammenhang der Einheitlichkeit alles Lebens transponiert. Als der Jainismus in einigen Königreichen offizielle Staatsreligion 142)

Ein Acharya, der das Haupt einer Gachchha (Gemeinde) oder Sakha (Schule) war, hieß Suri und, wenn er lehrende Jünger um sich hatte, gani. Listen von Lehrern der einzelnen Gachchhas sind inschriftlich erhalten. S[iehe] z . B . Ep. Ind. II, S . 3 6 f f . , III, S. 198 ff. 5 6 143) Ein korrekter Acharya heißt Tyagi-Acharya, ein laxer Sithilacharya. In einer JainaChronik (Hoernle a . a . O . S . 2 3 8 ) 5 7 schlägt eine Göttin (Devi q ) einen Acharya in einem Augenblick sittlicher Laxheit mit einem Augenübel. Wieder zu Kräften gelangt, bedroht er sie und bekehrt sie zu seiner Upasaka (Laienschwester), worauf sie ihn - nachdem er ihr überdies Süßigkeiten gespendet hat - von seinem Augenübel befreit. 144) Was nach 12 Jahren Askese möglich war. |

q A, B: Deva

56 Ep. Ind. II, S.36ff. enthält eine ganze Reihe sogenannter PattävalTs (Listen von Schuloberhäuptern). In Ep. Ind. III, S. 1 8 4 - 2 0 7 , ist die bereits erwähnte (siehe S.311, Anm.37) Sravana-Belgola-Inschrift über den Hungertod des Digambara Mallisena am 10. März 1129, die auch eine Liste seiner Vorläufer enthält, abgedruckt. 57 Weber zitiert die Übersetzung in: Hoernle, PattävalT, S. 2 3 7 - 2 3 8 .

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wurde, mußte eine Akkomodation stattfinden. Zwar lehnen noch A 422, B 211 heute korrekte Jaina es ab, in Kriminalgerichtshöfen | zu sitzen, während sie in der Zivilrechtspflege gut verwendbar sind. Aber für das Militär mußte ein Ventil geschaffen werden, ähnlich wie das alte Christentum es tat. Der König und die Krieger also durften nach der 5 revidierten Lehre „Verteidigungskriege" führen. Die alte Vorschrift wurde nun dahin uminterpretiert, daß sie für Laien nur die Tötung „schwächerer" Wesen, nicht bewaffneter Feinde, ausschließe. 58 In dieser Form ist das Ahimsa der Jaina in die äußersten Konsequenzen getrieben worden. Korrekte Jaina brennen in der dunklen Jahreszeit 10 kein Licht, weil es Motten verbrennen, zünden kein Feuer an, weil es Insekten töten würde, sieben das Wasser, ehe sie es kochen, tragen einen Mund- und Nasenschleier, um das Einatmen von Insekten zu hindern 145 ', lassen sorgfältig jede Stelle der Erde, die sie betreten, mit weichen Besen fegen, scheren Kopf und Leib nicht (raufen statt 15 dessen die Haare mit den Wurzeln aus) um nicht Läuse mit der Schere r töten zu müssen146) und gehen nie durch Wasser, um nicht Insekten darin zu zertreten 147) . Das Ahimsa hatte zur Folge, daß die A 422, B 211

145> Man wäre versucht, bei dem bekannten Spottwort vom „Mückenseihen", welches Jesus gegen die jüdischen Literaten anwendet, 59 eine irgendwie in Vorderasien verbreitete Kenntnis dieser indischen Praxis vorauszusetzen. Denn eine entsprechende Vorschrift existierte bei den Juden, soviel bekannt, nie. 146> Die höchste Frömmigkeit ist, sich von Insekten peinigen zu lassen, ohne sie zu verscheuchen. Die großen Tierspitäler der Jaina sind bekannt, am berühmtesten jenes Spital, in welchem (auf Kosten der Stadt) 5000 Ratten unterhalten wurden (J. R. As. Soc. 1,1834, S. 96). 60 147) Die Innehaltung dieser rituellen Vorschrift trug angeblich mit zum Niedergang der Jaina bei. Der jainistische König Komarpal von Anhilvara verlor Thron und Leben, weil er seine Armee bei Regenzeit nicht marschieren lassen wollte. 61

r A, B: Scheere 58 Weber stützt sich hier auf Stevenson, Jainism, S. 205f. 59 Vgl. Matthäus 23,24. 60 Weber zitiert Burnes, Alex[ande]r, Notice of a remarkable hospital for animals at Surat, J RAS 1,1834, S. 96-97, nach der Anmerkung bei Hopkins, Religions, S. 296. 61 Weber stützt sich auf Balfour, Cyclopaedia II, S. 403: „To this leading feature in their religion they owe their political debasement; for Komarpal, the last king of Anhilwara of the Jain faith, would not march his armies in the rains, from the unavoidable sacrifice of animal life that must have ensued." Bei diesem Herrscher handelt es sich um den CaulukyaKönig Kumärapäla von Anahillapätaka (modern: Anhilväda in Gujarät), der 1143-1172 regierte; Webers irrige Behauptung, daß jener durch das Marschverbot Thron und Leben verloren habe, läßt sich vielleicht durch Balfours Bemerkung: „their political debasement", erklären.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

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Jaina am Betrieb aller Gewerbe, bei denen Leben gefährdet wurde, also aller derjenigen, die Feuer verwandten, mit scharfen Instrumenten arbeiteten (Holz- oder Steinarbeit), vom Maurergewerbe und überhaupt von der Mehrzahl aller gewerblichen Berufe sich ausge5 schlössen sahen. Gänzlich unmöglich war für sie natürlich der landwirtschaftliche Beruf, vor allem das Pflügen, welches stets das Leben von Würmern und Insekten gefährdete 148) . Das nächstwichtigste Gebot für Laien war die Begrenzung des Besitzes. Man sollte nicht mehr als das „Nötige" haben. Das | Ge- A 423, B 212 io brauchsvermögen ist in manchen Jaina-Katechismen auf 26 bestimmte Gegenstände beschränkt149).62 Ebenso ist der Besitz von Reichtum überhaupt, über das zur Existenz erforderliche Maß hinaus, heilsgefährlich. Man soll den Überschuß an Tempel oder TierSpitäler hingeben, um sich Verdienst zu schaffen. Und dies geschah 15 in den wegen ihrer Wohltätigkeits-Anstalten berühmten Jaina-Gemeinden im weitesten Umfang. Wohlgemerkt: der Erwerb von Reichtum an sich war keineswegs verboten, nur das Streben darnach, reich zu sein und das Kleben daran: ziemlich ähnlich wie im asketischen Protestantismus des Occidents. Wie bei diesem, war die 20 „Besitzfreude" (parigraha) das spezifisch Verwerfliche, keineswegs der Besitz oder Erwerb an sich. Und die Ähnlichkeit geht weiter: das bei den Jaina überaus streng genommene Verbot, Falsches oder Übertriebenes zu sagen^j und die absolute Redlichkeit im ökonomischen Verkehr, das Verbot jeglicher Täuschung (maya)150) und jegli25 chen unredlichen Erwerbs, wozu vor allem jeder Erwerb durch Schmuggel, Bestechung und irgendwelche Arten unsolider Finanzgebarung gehörten (adattadana a )[,j 63 schloß die Sekte einerseits von 148) In dieser Hinsicht ist die Lage der Digambara (Gymnosophisten) und Swetambara verschieden. D i e ersteren stellen, da ihre Mönchsaskese wesentlich strenger ist, ähnlich den Buddhisten mildere Ansprüche an die Laien, die bei ihnen dem eigentlichen Heil ohnehin fern bleiben. Ein Teil von diesen treibt Ackerbau. | l49> Darunter findet sich freilich als Nr. 21 der Generalposten „das sonst wirklich A 4 2 3 , B 2 1 2 Nötige". Bücher z . B . können nur aufgrund dieses Titels besessen werden. 150) Wer Täuschung verübt, wird als Weib wiedergeboren.

a A, B: adattu dama 6 2 Weber bezieht sich auf Stevenson, Jainism, S. 213. 6 3 Bei Stevenson, Jainism, S. 119, heißt es: „Dishonesty (Adattädäna) isanother classof sin which is forbidden to all Jaina; besides actual theft, this sin includes keeping lost property or treasure trove, smuggling, cheating, taking bribes, and all treason and law breaking."

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Buddhismus

der typisch orientalischen Beteiligung am „politischen Kapitalismus" (Vermögensakkumulation der Beamten, Steuerpächter, Staatslieferanten) aus und wirkte andererseits - bei ihnen und bei den Parsen ebenso wie bei den Quäkern im Occident gemäß der (frühkapitalistischen) Devise: „honesty is the best policy". 64 Die Redlichkeit der Jaina-Händler war berühmt 151 '. Und ebenso ihr Reichtum: es wurde früher behauptet, daß mehr als die Hälfte des Handels Indiens durch ihre Hände gehe152'. Daß die Jaina - wenigstens die SwetambaraJaina - fast durchweg Händler wurden, hatte, wie wir dies später ebenso bei den Juden sehen werden, 65 rein rituelle Gründe: nur der Händler konnte das Ahimsa wirklich streng durchführen. Und auch die besondere Eigenart des Erwerbes war durch rituelle Gründe A 424, B 213 bestimmt: die - wie wir sahen 66 - | bei ihnen besonders starke Perhorreszierung und Erschwerung des Reisens beschränkte sie auf den Platzhandel, in erster Linie, wiederum wie die Juden, das Bankund Geldleih-Geschäft. Der aus der Wirtschaftsgeschichte des Puritanismus bekannte „asketische Sparzwang" 67 wirkte auch bei ihnen im Sinn der Verwertung des akkumulierten Besitzes als Erwerbskapital statt als Gebrauchs- oder Rentenvermögen 153 '. Daß sie dabei in die Schranken des Handelskapitalismus gebannt blieben und keine Organisation des Gewerbes schufen, hatte - außer in den uns schon bekannten Schranken, welche ihre hinduistische Umgebung mit ihrem Traditionalismus und daneben der patrimoniale Charakter des 151) Im übrigen ist die Pflicht, auch im Salon u n b e d i n g t die W a h r h e i t zu sagen, s p ä t e r insofern t e m p e r i e r t w o r d e n , als m a n zwar nichts U n w a h r e s sagen d a r f , das W a h r e a b e r , w e n n es d e m a n d e r n u n a n g e n e h m ist, nicht u n b e d i n g t sagen m u ß . 152) B a l f o u r s Cyclopaedia of India, s[ub] v[erbo] „ J a i n " , Vol. II, S. 403, rechte Spalte, Mitte. D a s trifft jetzt nicht m e h r zu. | 153) A 424, B 2 1 3 D i e s ist es, was als l o b h a (Geiz) v e r p ö n t ist.

6 4 Nach Stevenson, Jainism, S. 1 1 9 - 1 2 1 . Zu der frühkapitalistischen bzw. kapitalistischen Devise Benjamin Franklins vgl. Weber, Protestantische Ethik 2 , S. 160 und 202 (MWG 1/18). Ebd., S. 160, Anm.2, berichtet Weber über die Bewertung der zuerst 1599 bei Edwin Sandys belegten Redewendung in: Veblen, Thorstein, The Theory of Business Enterprise. - New York: C. Scribner's Sons 1904, S. 52. Franklin bezeichnet .honesty' mehrfach als wesentliche Tugend für den erfolgreichen Geschäftsmann. Fast wörtlich verwendet e r d e n Satz in: Comparison of Great Britain and the United States, in: Bigelow, John (Hg.), The Works of Benjamin Franklin, vol.7. - New York und London: G.P. Putnam's Sons 1904, S. 167. 6 5 Weber verweist auf seine Aufsatzfolge über das antike Judentum (MWG 1/21). 66 Oben, S. 315. 6 7 Weber bezieht sich auf Stevenson, Jainism, S. 209: „The Jaina have shrewdly realized thatthe true way of increasing our wealth is by curbing ourdesires."

II. Die orthodoxen und heterodoxen

Heilslehren

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Königtums dem in den Weg stellte, - wiederum in ihrem rituell bedingten Ausschluß vom Gewerbe und außerdem - wie bei den Juden - ihrer rituellen Isolierung überhaupt seinen Grund. Ihre starke Vermögensakkumulation, welcher das Gebot, nicht mehr als das „Nötige" zu behalten (Parigraha viramana vrata) 68 nur eine sehr elastische Schranke setzte154), wurde, wie bei den Puritanern, durch den streng methodischen Charakter der ihnen vorgeschriebenen Lebensführung begünstigt. Meidung von Rauschmitteln, Fleisch- und Honiggenuß, absolute Meidung jeglicher Unkeuschheit und strenge eheliche Treue, Meidung von ständischem Stolz, von Zorn und allen Leidenschaften sind bei ihnen wie bei allen vornehmen Hindus selbstverständliche Gebote. Nur der Grundsatz: daß jegliche Emotion als solche zur Hölle führt, ist wohl noch strenger durchgeführt. Und weit schärfer als bei andern Hindus wird bei ihnen, auch den Laien, die Warnung vor unbefangener Hingabe an „die Welt" eingeschärft. Man kann die Verflechtung in Karman 155) nur meiden durch strengste methodische Selbstkontrolle und Beherrschtheit, durch Hüten der Zunge und überlegte Vorsicht in allen Lebenslagen. Ihre Sozialethik rechnet zu den Verdiensten | die Speisung der Hungrigen A 425, B 214 und Durstigen, die Bekleidung der Armen, die Schonung und Pflege der Tiere, die Versorgung der Mönche (der eigenen Konfession) 156 ', Lebensrettung anderer und Freundlichkeit gegen sie: man soll von ihnen gut denken, ihr Gefühl nicht verletzen, sie durch eigene hohe 154) Mrs. Sinclair Stevenson (Heart of Jainism) erwähnt 69 das Gelübde eines Jaina aus der jüngsten Vergangenheit: „nicht mehr als 45000 Rupien" erwerben und den Überschuß verschenken zu wollen, - wobei offenbar ganz selbstverständlich war, daß er diesen Betrag zu verdienen keine Schwierigkeiten haben werde. 155) Karman faßte die Jaina-Dogmatik (vgl. das von Jacobi in der Z. D. M. G. 60, 1906 übersetzte Kompendium Umasvatis) 70 als einen materiellen Giftstoff auf, der durch Leidenschaft erzeugt werde. Es korrespondiert das mit der uns hier nicht weiter interessierenden Theorie von den gröberen und feineren Leibern, in welche die Seele gehüllt ist und von denen der feinste sie bei der Seelenwanderung begleitet: Alles ziemlich archaische Vorstellungen, die für das hohe Alter der Sekte sprechen. 71 | 156 ' Der Konfessionalismus der Jaina war darin stets stark ausgeprägt und kontrastierte A 425, B 214 mit der sonstigen hinduistischen Gepflogenheit, unterschiedslos die Heiligen aller Art zu beschenken.

6 8 Vom Parigraha viramana vrata handelt Stevenson, Jainism, S. 209. 6 9 Stevenson, Jainism, S. 210. Der fragliche Betrag belauft sich auf 95 0 0 0 Rupien. 7 0 Gemeint ist das Tattvärthädhigamasütra des Umäsväti; hinfort zitiert als Umäsväti, Jaina-Dogmatik. 71 Jacobi kommentiert die stoffliche Vorstellung von karman in Umäsväti, Jaina-Dogmatik, S. 5 2 8 - 5 2 9 .

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Hinduismus

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Moralität und Höflichkeit zu gewinnen suchen. Aber man soll sich nicht an andere binden. Die fünf großen Gelübde der Mönche enthalten neben Ahimsa, Asatya tyaga (Verbot der Unwahrhaftigkeit), Asteya b vrata (Verbot, etwas zu nehmen, was nicht freiwillig geboten wird), Brahmacharya (Keuschheit), als fünftes: Aparigraha vrata: der Verzicht auf Liebe für irgend jemanden oder irgend etwas. Denn Liebe weckt Begehren und erzeugt Karman. Es fehlt trotz jener rituellen Gebote gänzlich der christliche Begriff 0 der „Nächstenliebe". Und darüber hinaus sogar etwas, was der „Liebe zu Gott" entspräche. Denn es gibt keine Gnade und Vergebung, keine Reue, welche die Sünde auslöschte, und kein wirksames Gebet 1S7) . Der wohlerwogene Heilsvorteil, welchen die Tat dem Täter bringt, ist Leitstern des Handelns. „Das Herz des Jainismus ist leer." 72 Äußerlich aligesehen, kann diese Behauptung für die Jaina ebenso wie für die Puritaner irrtümlich erscheinen. Denn die Solidarität gerade der Mitglieder der Jaina-Gemeinden untereinander ist und war von j eher sehr stark entwickelt. Mit auch darauf beruhte, wie bei vielen amerikanischen Sekten, ihre ökonomische Machtlage, daß die Gemeinde hinter dem Einzelnen stand, und daß er, wenn er den Ort wechselte, alsbald wieder bei seiner Sekten-Gemeinde persönlichen Anschluß hatte. Allerdings aber war diese Solidarität ihrem inneren Wesen nach von der spezifischen altchristlichen „Brüderlichkeit" ziemlich weit entfernt und, ähnlich dem sachlichen Rationalismus der puritanischen Wohlfahrtspflege, mehr ein Ableisten verdienstlicher Werke als Ausfluß eines religiösen Liebesakosmismus, von welchem der Jainismus vielmehr in der Tat nichts weiß. Trotz ihrer strengen disziplinaren Unterordnung unter den Mönchsklerus war von jeher stark im Jainismus der Einfluß der | A 426, B 215 Laien (£ravaka). Ebenso wie die buddhistischen klassischen Schriften wendet sich ihre Literatur ja an sanskritunkundige Kreise in

157) Ygj Mrs. Sinclair Stevenson a . a . O . 7 3 S. 292: „Es wäre Sünde, wenn eine Mutter um Erhaltung des Lebens ihres Kindes beten würde." Denn das wäre Begehren und weckt Karman. | b A, B: Ashaya

c A, B: Begriffe

72 Das letzte Kapitel von Stevenson, Jainism (S. 289-298) ist überschrieben: „The empty heartof Jainism". 73 Gemeint ist: Stevenson, Jainism.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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deren Sprache. Die Laien waren es, - hier wie im Buddhismus, welche in Ermangelung anderer Kultobjekte die Hagiolatrie und die Idolatrie einführten und durch umfassende Bauten und Stiftungen die hieratische Architektur und das hieratische Kunstgewerbe zu 5 außerordentlicher Blüte brachten 158) . Sie konnten dies, weil sie wesentlich den besitzenden Klassen, vornehmlich dem Bürgertum, angehörten. Gildenvorsteher werden schon in der älteren Literatur als Laienvertreter erwähnt, und bis heute sind die Jaina in den westindischen Gilden am stärksten vertreten. Der Laieneinfluß steigt heute 10 wieder und äußert sich namentlich in dem Bestreben, die bisher isolierten Einzelgemeinden über ganz Indien hin zu einer Gemeinschaft zu verknüpfen. Die starke Organisation und Verknüpfung der Laien-Gemeinde mit den Mönchen war aber von jeher vorhanden und bildete für den Jainismus - im Gegensatz zum Buddhismus - das 15 Mittel, die Konkurrenz der brahmanischen Restauration des Mittelalters und die islamische Verfolgung zu überdauern 159 '. Auch die Entstehung der Sekte liegt ja dem ersten Aufkommen der indischen Städte zeitlich nahe. Das bürgerfeindliche Bengalen andererseits hat sie am wenigsten rezipiert. Aber man hat sich vor 20 der Vorstellung zu hüten: daß sie ein „Produkt" des „Bürgertums" gewesen sei. Sie entstammte der Kschatriya-Spekulation und der Laien-Askese. Ihre Lehre: die Anforderungen, welche sie an die Laien stellten, insbesondere aber ihre rituellen Vorschriften waren als Alltagsreligiosität nur für eine Händlerschicht dauernd erträg25 lieh. Aber sie erlegte auch einer solchen Schicht, wie wir sahen, 74 höchst lästige Schranken auf, wie sie selbst sie aus ihrem ökonomi158) Wesentliche Teile des buddhistischen hieratischen Bedarfes an Bauten und Para- A 4 2 6 , B 2 1 5 menten fehlten allerdings den Jaina. 159) Dazu zu vgl. Hörnle, Presidential] Adress 1898 Royal Asiatic Soc. of Bengal 7 5 und Mrs. Stevenson a . a . O . 7 6

7 4 Oben, S. 319. 7 5 Bei der Nennung der Presidential Adress von August Friedrich Rudolf Hoernle stützt sich Weberauf Census 1901,1, P. 1, S.367, Anm.: „For a fall review of recent discoveries Dr. Hoernle's Presidential Adress to the Asiatic Society of Bengal in February 1898 may be referred to (Proceedings, February 1898)." Der angeführte Sachverhalt findet sich ebd., S.368: „Jainism also differed from Buddhism in that it admitted its lay adherents into communion with the order; devotional services were held for them, they were bound by vows, and rules were framed to regulate their position and conduct." 76 Gemeint ist Stevenson, Jainism, S. 1 8 - 1 9 .

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und

Buddhismus

sehen Interesse heraus sich nie geschaffen oder auch nur ertragen hätte. Hochgekommen ist die Sekte wohl zweifellos, wie alle hinduistischen orthodoxen und heterodoxen Gemeinschaften, durch die Gunst von Fürsten. Und es liegt außerordentlich nahe und wird mit Recht auch angenommen 160 ': daß der Wunsch, sich von der lästigen | A 427, B 216 Macht der Brahmanen zu befreien, für diese Fürsten das wichtigste (politische) Motiv gewesen ist. Die größte Blüte der Jaina-Religion fällt nicht in die Zeit des Aufstieges des Bürgertums, sondern gerade in die Zeit abnehmender politischer Städte- und Gilden-Macht, etwa vom 3. —13. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, - eine Zeit der Blüte auch für ihre Literatur, - wo sie namentlich auf Kosten des Buddhismus Boden gewannen. Entstanden scheint die Sekte in dem Gebiet östlich von Benares zu sein, von wo sie nach Westen und Süden wanderte, während sie in Bengalen und auch in Hindostán schwach blieb. In einigen südindischen und in dem Reich der westlichen Chalukya-Könige war sie zeitweise rezipierte Staatsreligion. Dort im Westen sind auch bis in die Gegenwart die Hauptstätten ihrer Pflege geblieben. 77 Nach der hinduistischen Restauration entging auch der Jainismus in ziemlich weitem Umfang dem Schicksal der Hinduisierung nicht. In seinen Anfängen hatte er die Kasten ignoriert. Sie haben zu seiner Soteriologie keinerlei auch nur indirekte Beziehung. Eine Verschiebung erfuhr dies schon, als unter dem Einfluß der Laien der Tempelund Idol-Kult immer größere Dimensionen annahm. Dem genuinen Jaina-Mönch war die Pflege der Tempel und Idole nicht möglich, da sie Karman wirkte. Ihm ziemte neben der Beschäftigung mit seiner Selbsterlösung nur die Stellung als Guru und Lehrer. Die Aufgabe der Pflege der Tempelidole fiel also in die Hände der Laien, und wir finden die eigentümliche Erscheinung, daß der Tempelkult mit Vorliebe in die Hände von Brahmanen 161) gelegt wurde, weil diese für Namentlich von Hopkins a. a. O . 7 8 | Naturgemäß, wie bei allen Tempel-Brahmanen, solcher von etwas degradiertem Rang. | 160)

A 427, B 216

161)

77 Der Jinismus war in einigen südindischen Staaten zeitweise die vorherrschende Religion. Auch zahlreiche Herrscher aus der Dynastie der in Gujarät (also ebenfalls im Westen) herrschenden Caulukya von Anahillapätaka (941-1243) waren Jinisten. Dagegen spielte der Jinismus im Reich der Westlichen Cä|ukya von BädämT(5. J h . - 7 5 7 ) keine so große Rolle, wenn ihm auch einige Herrscher wohlwollend gegenüber standen. 78 Gemeint ist Hopkins, Religions, S. 282.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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solche Zwecke geschult waren. Die Kastenordnung bemächtigte sich nun der Jaina. In Südindien sind sie vollständig in Kasten gegliedert, während im Norden die hinduistische Auffassung dazu neigt, sie dem uns bekannten Typus entsprechend 783 - als eine Sektenkaste zu 5 behandeln, was sie stets nachdrücklich ablehnten. In den nordwestindischen Städten aber standen sie noch aus den Zeiten der Gildenmacht her vielfach im Konnubium mit sozial gleichgeordneten, also vor allem: Händler-Schichten. Die modernen Vertreter des Hinduismus sind geneigt, sie für diesen zu reklamieren. Die Jaina selbst 10 haben auf eigentliche Propaganda verzichtet. Ihr „Gottesdienst" um|faßt eine Predigt, in der ein „Gott" nicht vorkommt, und Ausle- A 428, B 217 gung heiliger Schriften. Ihr Laienglaube scheint162) im allgemeinen dahin zu neigen, daß es wohl einen Gott gebe, dieser sich aber um die Welt nicht kümmere und sich begnügt habe, zu offenbaren, wie man 15 sich von ihr erlösen könne. Die Zahl der Bekenner geht, wie eingangs gesagt, 79 wenigstens relativ zurück. Diese eigentümlich schwankende Lage der Sekte lag zum Teil in den uns bekannten 80 hinduistischen Verhältnissen, teils aber auch in ihrer ursprünglichen inneren Eigenart begründet. Ihre ritualistische 20 Stellung war nicht völlig geklärt und konnte es in Ermangelung eines überweltlichen Gottes und einer an seinem Willen verankerten Ethik nicht sein, nachdem sie die Laiengemeinde einerseits fest mit der Mönchsgemeinde verknüpft, andererseits doch als von ihr streng geschieden konstituiert hatte, ohne ihr doch ein festes eigenes Ritual 25 zu geben. Und auch in der Heilslehre selbst lagen Unausgeglichenheiten. Denn sie war widerspruchsvoll insofern, als ihr höchstes Heilsgut ein nur durch Kontemplation zu erlangender geistiger Habitus, ihr spezifischer Heilsweg aber Askese war. Zum mindesten neben der Meditation und Kontemplation und ihr jedenfalls gleich30 berechtigt standen die radikal asketischen Mittel. Die Magie wurde nie wirklich ganz abgestreift, und die ängstliche Kontrolle der rituali162) Nach Gesprächen J. Campbell Omans (Mystics, Ascetics and Saints of India 1903) A 428, B 2 1 7 mit jainistischen Kaufleuten. 81

78a Siehe oben, S. 73. 79 Oben, S. 55. 80 Vgl. oben, S.73f. 81 Oman, Mystics, S.148f.

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Hinduismus und Buddhismus

stischen und asketischen Korrektheit vertrat die Stelle einer vollkommenen und geschlossenen Durchrationalisierung im Sinne einer innerlich einheitlichen Methodik, sei es einer rein kontemplativen Mystik, sei es einer reinen aktiven Askese. Die Jaina selbst haben sich stets als eine spezifisch asketische Sekte empfunden, und zwar insbesondere im Gegensatz gegen die, von eben diesem Standpunkt aus, von ihnen als „weltlich" geschmähten Anhänger des Buddhismus. Wie der Jainismus und noch deutlicher als er stellt sich auch der Buddhismus dar als entstanden in der Zeit der Städteentwicklung, des Stadtkönigtums und Stadtadels. Sein Stifter war Siddhartha d , 82 der Sakya Simha oder Sakya Muni, genannt Gautama 163 ', der BudA 429, B 218 dha164), geboren in Lumbini im heute nepa| lesischen Gebiet am Fuß des Himalaya. Seine Flucht aus dem Elternhaus in die Einsamkeit, „der große Verzicht" (auf die Welt) gilt den Buddhisten als Stiftungszeit des Buddhismus. Er gehörte der adligen (Kschatriya-)Sippe der Sakya von Kapilavastu an. Gildevorsteher spielen auch in den alten literarischen Dokumenten der Buddhisten ebenso wie der Jainisten und erst recht unter inschriftlich erhaltenem Namen von Donatoren der buddhistischen Klöster eine hervorragende Rolle. Oldenberg macht darauf aufmerksam, wie die ländliche Umgebung, Vieh und Weide für die altbrahmanischen Lehrer und Schulen mindestens der älteren Upanischadenzeit, die Stadt und das Stadtschloß mit seinem auf Elefanten reitenden König aber für die Buddha-Zeit charakteristisch sind und wie die Dialogform die hereingebrochene Stadtkultur widerspiegelt. 83 In den jüngeren Upanischaden ist all dies freilich schon im Werden. Aus dem literarischen Charakter ließe sich hier

163 ' Gautama ist der Name des brahmanischen Rischi, von welchem die offenbar seit altem brahmanenfeindliche Sakya-Sippe abzustammen beanspruchte. 164) D i e Bezeichnung Buddha: der Erleuchtete, war alt. „Pratibuddha" war ein brahmanischer Mönch, der durch Meditation die Erleuchtung erlangt hatte oder suchte. |

d A, B: Siddharta

8 2 Siddhärtha war der persönliche Name des zukünftigen Buddha (Päli: Siddhattha), Säkya (Päli: Sakya) ist der Name seiner Sippe, die an der Spitze seines Stammes stand; Sirpha (Päli: STha) bedeutet Löwe, Muni Asket. 8 3 Oldenberg, Buddha, S. 1 0 8 - 1 1 0 .

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Heilslehren

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offenbar ein Altersunterschied nicht leicht ableiten. Schon leichter aus der sachlich naturgemäßen Aufeinander- und Auseinanderfolge der Ideen hier und dort. Der alte Buddhismus weiß, wie die Samkhya-Lehre e und die Jaina-Sekte, vom Brahman nichts. Im Gegensatz zu beiden lehnt er aber auch das Atman und überhaupt diejenigen „Individualitäts"-Probleme ab, mit welchen die philosophische Schulsoteriologie sich abgemüht hatte. Dies geschieht teilweise in so pointiert gegen diese ganze Problematik gerichteter Art, daß diese letztere schon voll durchgearbeitet gewesen sein muß, ehe sie in solcher Weise als nichtig und wesenlos abgetan werden konnte. Den Charakter als eine ganz spezifische vornehme Intellektuellensoteriologie trägt er an der Stirn geschrieben, ganz abgesehen davon, daß alle Selbstzeugnisse ihn dahin stellen. Die Tradition läßt den Stifter um eine Generation jünger sein als Mahavira, den Stifter des JainaOrdens. 84 Die Angabe ist wahrscheinlich, weil nicht wenige buddhistische Überlieferungen die Konkurrenz des neuen Ordens gegen den alten und den Haß der Mitglieder des letzteren gegen die Buddhisten zur Voraussetzung haben. Diesen Haß spiegeln gelegentlich auch jainistische Überlieferungen wider. Er ist außer durch die Konkurrenz an sich auch durch den inneren Gegensatz des buddhistischen Heilsstrebens gegenüber nicht nur dem klassisch brahmanischen, sondern gerade auch dem jainistischen begründet. Der Jaina-Orden ist eine sehr wesentlich asketische | Gemeinschaft A 430, B 219 in dem spezifischen Sinn, den wir mit „aktiver Askese" hier verbinden. Das Heilsziel ist, wie bei aller indischen Intellektuellensoteriologie, die ewige Ruhe. Aber der Weg ist Weltabkehr und Selbstabtötung durch Kasteiung. Kasteiung aber ist nicht nur mit äußerster Willensanspannung verknüpft, sondern trägt leicht emotionale und unter Umständen geradezu hysterische Konsequenzen im Schöße. Sie führt jedenfalls nicht leicht zu jenem Gefühl der Sicherheit und Ruhe, welches für eine auf Ablösung von dem Treiben und Sichquälen der Welt gerichtete Heilssuche den entscheidenden Gefühlswert haben mußte. Diese „certitudo salutis" aber: der diesseitige Genuß der Ruhe der Erlösten' ist ja, psychologisch angesehen, die von den

e A, B: Samkya-Lehre

f A, B: Erlösten,

84 Weber stützt sich auf Hopkins, Religions, S. 283.

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Hinduismus und Buddhismus

indischen Religionen letztlich erstrebte Zuständlichkeit. Der indische Heilsucher will, sahen wir, 85 als „jivanmukti" der Seligkeit des weltentronnenen Lebens schon im Diesseits sich erfreuen. Es ist für die Beurteilung des alten Buddhismus wichtig, im Auge zu behalten, daß seine spezifische Leistung es war: diesem und nur diesem Ziele nachgegangen zu sein, unter rücksichtsloser Beseitigung aller Heilsmittel, die mit ihm nichts zu tun hatten. Um deswillen hat er ebenso die asketischen Züge, welche der Jainismus trug, gänzlich ausgemerzt wie alle Spekulationen über irgendwelche Probleme, - diesseitige und jenseitige, soziale und metaphysische - , die nicht mit der Erlangung jenes Zieles zusammenhingen und ihm dienen konnten. Auch an der Begierde nach dem Erkennen haftet der echte Heilssucher nicht. Über die Eigenart des „primitiven" Buddhismus, - sei es, daß darunter die Lehre des Meisters selbst oder die Praxis der ältesten Gemeinde verstanden werden soll (was für uns gleichgültig ist) - hat gerade die neueste Literatur eine ganze Reihe ausgezeichneter Arbeiten der Indologen aufzuweisen. Eine Einigung ist nicht in allem erzielt. Für unsere Zwecke empfiehlt es sich, zunächst den alten Buddhismus nach den zeitlich ältesten Quellen165) in den für uns wichtigen Punkten systematisch und also im möglichst geschlossenen Gedankenzusammenhang wiederzugeben, ohne Rücksicht darauf, ob er wirklich gerade in seinem Geburtsstadium diese rationale Geschlossenheit in vollem Umfang gehabt hat, was nur die Fachleute entscheiden können166>. I A 430, B 219

165)

Es geschieht dies an der Hand der Arbeiten namentlich von H. Oldenberg und Rhys Davids. 8 6 166) \ y a s (j a bei vor Allem notgedrungen, schon des Raumes wegen, vernachlässigt wird, A 431, B 2 2 0 sind die bei allen indischen Intellektuellenphilosophien sehr wichtigen | Beziehungen zur Magie. Eine ganze Anzahl scheinbar soteriologisch-rationaler Grundsätze pflegen bei ihnen, mindestens ursprünglich, durch magische Bedeutsamkeit bedingt zu sein. Andererseits lassen wir auch manche an sich 9 wichtige, rein durch die Macht der Tradition g Kommas fehlen in A.

85 Vgl. S. 242, Anm.53, S.285, Anm.53, S.287, Anm.61, und S.298. Gemeint ist jlvanmukta. 86 Bei Oldenberg ist hauptsächlich sein Werk Buddha gemeint. Bei den Arbeiten von Rhys Davids handelt es sich um Schriften zweier Autoren: nämlich 1. Caroline Augusta Foley Rhys Davids (Rhys Davids, Notes), sowie 2. um Thomas William Rhys Davids (Rhys Davids, Buddhismus).

II. Die orthodoxen und heterodoxen

Heilslehren

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Der alte Buddhismus167) ist in fast allen praktisch entscheidenden A 431, B 220 Punkten der charakteristische Gegenpol des Konfuzianismus sowohl fortwirkende, Einzelzüge 3 beiseite. So ist die Heiligkeit der Kuh, insbesondere die expiatorische Wirkung des Kuhurins auch in der buddhistischen Mönchsregel, und jedenfalls seit ziemlich alter Zeit, selbstverständlich. 87 167) Nachdem die für die buddhistische Ethik noch immer höchst wertvollen älteren Arbeiten (von Koppen, 88 Kern 89 und anderen) durch das Studium des Pali-Kanons und die sonstigen, namentlich auch die monumentalen, Zeugnisse, welche die Geschichtlichkeit der Person des Buddha bestätigten, in einem Hauptpunkt erledigt waren, wendete sich die Arbeit vor allem der Verwertung des Quellenmaterials zu. Neben dem älteren grundlegenden Werk von H. Oldenberg (Buddha) geben die Arbeiten von Mr. und Mrs. Rhys Davids die lesbarsten und zugleich konstruktivsten Zusammenfassungen des seitdem errungenen Standpunktes. Daneben von kürzeren Darstellungen: die Schriften von Pischel90 und von Edv. Lehmann,91 welche weiteren Kreisen zugänglich sind. Populär auch: Roussel, Le Bouddhisme primitif, Paris 1911 (Bd. I der von Theologen der Dominikaner-Universität Freiburg herausgegebenen „Religions Orientales"). Wissenschaftliche Gesamtdarstellung jetzt von H. h Kern in Bühlers Grundriß. 92 Dazu die Darstellungen in den Sammelwerken über vergleichende Religionswissenschaft. Einzelzitate an den betreffenden Stellen. Über die Dogmatik des Buddhismus de la Vallée-Poussin, Bouddhisme1 (Paris 1909).93 Dazu das ältere Werk von Sénart, Origines Bouddhiques. Von dem Quellenmaterial zum alten Buddhismus liegt der Pali-Kanon (Tripitaka k ) 94 in englischer Übersetzung in den Sacred Books of the East vor. 95 Die Reden und Gedichte Buddhas (die von der Tradition ihm zugeschriebenen Logia) hat Neumann in hervorragender Art ins Deutsche übertragen. 96 Einen unmittelbaren Eindruck von der Eigenart altbuddhistischen

h A, B: F.

i A, B: Bouddhism

k A, B: Tripithaka

87 Weber stützt sich hier auf Kern, Buddhismus, II, S. 39. Das Wort .expiatorisch' ist vermutlich von engl, expiate/expiation (Abwendung von Übeln mit Hilfe religiöser Übungen) abgeleitet. 88 Koeppen, Religion des Buddha. 89 Kern, Buddhismus 90 Pischel, Buddha. 91 Lehmann, Buddhismus. 92 Kern, Indian Buddhism. 93 Gemeint ist La Vallée-Poussin, Bouddhisme. 94 Tripitaka (Pâli: Tipitaka) bedeutet „Dreikorb" und meint drei große Textsammlungen: 1. Vinayapitaka, „Korb der Disziplin", 2. Suttapitaka, „Korb der Predigten oder Lehren", 3. Abhidhammapitaka, „Korb der Metaphysik". Jede dieser drei Sammlungen zerfällt wieder in Unterabteilungen. 95 In den Sacred Books of the East sind nur folgende Werke aus dem Pali-Kanon (Tipitaka) übersetzt: 1. Dhammapada, 2. Suttanipäta, 3. Buddhist Suttas (enthält Mahäparinibbänasutta, Dhammacakkappavattana-Sutta, Tevijja-Suttanta, Äkankheyya-Sutta, Cetokhila-Sutta, Mahäsudassana-Suttanta, Sabbäsava-Sutta), 4. Vinaya texts in 3 Bänden (enthält Pätimokkha, Mahävagga und Cullavagga). 96 Dabei handelt es sich um folgende Werke: 1. Dhammapada [dt.], 2. Majjhimanikäya [dt.], 3. Theragäthä und Therlgäthä [dt.], 4. DTghanikäya [dt.], 5. Mahäparinibbänasutta [dt.], 6. Suttanipäta [dt.]. Neumann hat deutsche Titel für diese Bücher gewählt.

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Hinduismus

und

Buddhismus

wie etwa des Islam. Er ist die spezifisch unpolitische und antipolitische Standesreligion oder richtiger gesagt: religiöse „Kunstlehre" eines wandernden, intellektuell geschulten, Bettelmönchtums. Er ist, wie alle indische Philosophie und Hierurgie, „Erlösungsreligion", wenn man den Namen „Religion" auf eine Ethik ohne Gott oder richtiger: mit absoluter Gleichgültigkeit gegen die Frage, ob es „Götter" gibt und wie sie existieren - und ohne Kultus anwenden will. Und zwar ist er, angesehen auf das „wie?" und „wovon?" wie auf das „wozu?" der Erlösung die denkbar radikalste Form des Erlösungsstrebens überhaupt. Seine Erlösung ist ausschließlich des A 432, B 221 einzelnen Men|sehen eigenste Tat. Es gibt dafür keine Hilfe bei einem Gott oder Heiland 168) . Vom Buddha selbst kennen wir kein Gebet. Denn es gibt keine religiöse Gnade. Aber es gibt auch keine Prädestination. Ausschließlich des eigenen freien Verhaltens Folge ist ja nach der die Theodizee ersetzenden, vom Buddhismus nicht bezweifelten, Lehre vom Karman: der universellen Kausalität ethischer Vergeltung, das Jenseitsschicksal. Und nicht die „Persönlichkeit", sondern der Sinn und Wert der einzelnen Tat ist das, wovon die Karman-Lehre ausgeht: es kann keine einzelne weltgebundene Handlung in der sinnvoll ethisch ablaufenden, aber gänzlich unpersönlichen kosmischen Kausalität verloren gehen. Man könnte glauben, eine Ethik aus diesen Prämissen müsse eine solche aktiven Handelns sein, es sei innerhalb der Welt (wie sie Konfuzianismus und Islam, jeder in seiner Art, besitzen), oder in Form' asketischer Übungen, wie bei seinem Hauptkonkurrenten in Indien, dem Jainis-

A 432, B 221

Denkens liefert vielleicht am besten die Lektüre der „Questions of King Milinda" 97 und (schon mahayanistisch umgebogen) Afvaghoschas™ Buddha Tscharita 98 (beide in den Sacred Books of the East). Einzelzitate an den entsprechenden Stellen. Zur Einführung sind ferner sehr zu empfehlen die bescheiden als populäre Schriften auftretenden, aber auf offenbar ausgebreiteter persönlicher Anschauung beruhenden Darstellungen von H . H a c k m a n n in den „Religionsgeschichtlichen Volksbüchern" (Der Buddhismus I., II. und III. Teil, III. Reihe, Heft 4 , 5 , 7 , Tübingen 1906). | 16S) Denn die Heilands-Qualität des Buddha selbst war erst sekundäres Entwicklungsprodukt. A n seiner zwar übernormalmenschlichen, aber nicht göttlichen, nur exemplarischen Qualität bestand in der ersten Zeit des Ordens offenbar nicht der geringste Zweifel. | I In A folgt: passiver In einem Sonderdruck von A von Webers Hand geändert: aktiver m A, B: Afvagoschas 97 Gemeint ist: Milindapanha. 98 Asvaghosa, Buddhacarita.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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mus. Allein beides lehnt der alte Buddhismus gleichmäßig ab, weil das „wovon?" und das „wozu?" der von ihm angestrebten Erlösung beides ausschließt. Denn aus jenen allgemeinen Prämissen der Anschauungsweise der indischen soteriologisch interessierten Intelligenz zieht die Lehre des Buddha - wie sie sich schon in der von Rhys Davids geistvoll interpretierten ersten Ansprache nach der „Erleuchtung" äußert" - nur die letzte Konsequenz, indem sie die Grundursache aller erlösungsfeindlichen Illusionen in dem Glauben an eine „Seele" überhaupt als einer perennierenden Einheit aufdeckt. Daraus folgert sie die Sinnlosigkeit des Haftens an allen und jeden mit dem „animistischen" Glauben zusammenhängenden Neigungen, Hoffnungen und Wünschen: an allem diesseitigem und, vor allem, auch jenseitigem Leben. Das alles ist ein Haften an vergänglichen Nichtigkeiten. Denn ein „ewiges Leben" wäre für das Denken des Buddhismus eine contradictio in adjecto: „Leben" besteht ja gerade in dem Zusammengeschweißtsein der einzelnen n Konstituenzien (Khandhas)" in die Form der selbstbewußten und wollenden Individualität, deren Wesen ja gerade darin beruht: in dem Sinn restlos vergänglich zu sein. „Zeitlos gültige" Werte irgend eines Individuellen aber anzuerkennen würde dieser - wie jeder indischen - Denkweise | als eine absurde und lächerliche Vermessenheit, der A 433, B 222 Gipfel psycholatrischer „Kreaturvergötterung" (um einen puritanischen Begriff zu gebrauchen) 100 erschienen sein. Nicht Erlösung zu einem ewigen Leben also, sondern zur ewigen Todesruhe 101 wird begehrt. Der Grund dieses Erlösungsstrebens ist beim Buddhismus wie bei den° Indern überhaupt nicht etwa „Überdruß am Leben", sondern „Überdruß am Tod". Das zeigt am deutlichsten schon die Legende von den Erlebnissen, welche der Flucht des Buddha aus dem Elternhaus, von der Seite der jungen Frau und des Kindes, in die n A: Konsuenzien (Khandas) B: Konfituenzien (Khandas)

o A: dem

99 Rhys Davids, Buddhismus, S. 113-126. 100 Zum Begriff der „Kreaturvergötterung" vgl. Weber, Protestantische Ethik2, S. 154f. (MWG 1/18). 101 Nibbäna(Skt.: Nirväna) bedeutet „Verlöschen", nämlich Verlöschen aller Begierden, allen Leidens, kurzum: Verlöschen aller irdischen Bejange durch Gewinnung des erlösten Daseins. Der ältere Buddhismus verwendet hierfür das Bild vom Auslöschen einer Lampe. Es ist fraglich, ob mit Nibbäna die „ewige Todesruhe" gemeint ist; aber auch die Bezeichnung „ewiges Leben" entspricht dem Begriff nicht. Gemeint ist wohl ein Seinszustand von ganz anderer, nicht beschreibbarer Qualität.

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Hinduismus

und

Buddhismus

Waldeinsamkeit vorausgingen. Was nutzt die Herrlichkeit der Welt und des Lebens, wenn sie unausgesetzt von den drei Übeln der Krankheit, des Alters und des Todes bedroht ist? wenn alle Hingabe an die irdische Schönheit nur den Schmerz, und vor allem: die Sinnlosigkeit der Trennung, einer in einer Unendlichkeit stets neuer Leben immer erneuten Trennung, steigert? Die absolut sinnlose Vergänglichkeit von Schönheit, Glück und Freude in einer ewig bestehenden Welt ist auch hier das, was die Weltgüter endgültig entwertet. Für den wenigstens, der stark und weise ist, - und nur für diesen, erklärt der Buddha wiederholt, sei seine Lehre. Daraus ergibt sich nun die spezifisch erlösungsfeindliche Gewalt. Ein gesinnungsethischer Sündenbegriff ist, wie dem Hinduismus überhaupt, so auch dem Buddhismus nicht kongenial. Gewiß gibt es für den buddhistischen Mönch Sünden, auch Todsünden, welche für immer aus der Gemeinschaft der zu den Zusammenkünften zugelassenen Genossen ausschließen, andere, welche nur Buße erheischen. Aber bei weitem nicht alles, was die Erlösung hindert, ist eine „Sünde". Nicht sie ist die letztlich erlösungsfeindliche Macht. Nicht das „Böse", sondern das vergängliche Leben als solches: die schlechthin sinnlose Unrast alles geformten Daseins überhaupt ist es, wovon Erlösung gesucht wird. Alle „Sittlichkeit" könnte dafür nur Mittel sein und hätte also auch nur Sinn, soweit sie Mittel dafür ist. Das ist sie aber letztlich nicht. Die Leidenschaft rein als solche, auch für das Gute und auch gerade in der Form des edelsten Enthusiasmus, ist, weil jedes „Begehren" ans Leben bindet, das schlechthin erlösungsfeindliche. Der Haß ist das im Grunde nicht in höherem Grade als alle Arten der Liebe zu Menschen und auch die leidenschaftliche aktive Hingabe an Ideale es ebenfalls sind. Unbekannt ist die Nächstenliebe zum mindesten im Sinn der großen christlichen BrüderlichA 434, B 223 keitsvirtuosen. „Wie ein mächtiger Wind blies | der Gesegnete über die Welt mit dem Wind seiner Liebe, so kühl und süß, ruhig und zart." 169) Nur diese kühle Temperierung gewährleistet ja die innere Loslösung von allem „Durst" nach Welt und Menschen. Der buddhiA 434, B 223

169)

So in den gleich zu erwähnenden „Fragen des Königs Milinda" (IV, 1,12). 1

1 Gemeint ist Milindapanha, I, S. 148: „As the great and mighty wind which blew, even so, great king, hat the Blessed One blown over the ten thousand world systems with the wind of his love, so cool, so sweet, so calm, so delicate."

II. Die orthodoxen und heterodoxen Heilslehren

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stische mystische, durch die Euphorie der apathischen Ekstase psychologisch bedingte Liebesakosmismus (maitri, metta), das „unbegrenzte Fühlen" für Menschen und Tiere: 2 so wie die Mutter für ihr Kind, gibt freilich dem Begnadeten magische seelenüberwindende 5 Macht auch über seine Feinde 170) . Aber er bleibt dabei kühl und distant temperiert171). Denn letztlich muß der Einzelne, wie ein 170)

Quest[ions] of K[ing] Milinda IV, 4, 16: Wenn ein Buddhist „die volle Liebe" hat, kann niemand ihm Übles tun. Selbst physisch nicht.3 Denn diese Liebe ist allbezwingend. Man wird gut tun, diese Vorstellung - mindestens in ihrer primären Fassung - nicht im Sinn etwap des Dostojewskischenq Starjez Ssossima oder des Tolstojschen Piaton Karatajew4 zu fassen, obwohl sie gewiß dahin sublimiert werden konnte, sondern zunächst einfach magisch. Der Besitz des ekstatischen Liebesakosmismus ist eine magische Qualität. Kommt also, heißt es,5 ein Buddhist durch Schwert oder Gift um, so hatte er in diesem Augenblick dieses Charisma nicht. 171) Über das Wesen der Maitri, die auch im Yoga eine Rolle spielte, hat zwischen Pischel und H. Oldenberg (Aus dem alten Indien, 1910) eine Diskussion stattgefunden, bei welcher, wie mir scheint, der letztere im Rechte blieb. „Friedvolles Wohlwollen"6 ist ihr Wesen. Auch in der Rangordnung der Laien-Tugenden wird die Wohltätigkeit, wie Oldenberg hervorhebt,7 ihr gelegentlich vorangestellt. Für den Mönch aber wird sie überhaupt nur nebenher erwähnt, und auch die Lyrik scheint sie nicht im entferntesten ähnlich zu durchtränken, wie bei uns in der bernhardinischen und pietistischen Lyrik. Das „Wissen" ist und bleibt eben der Erlösungsweg. p A, B: etwas

q A: Dostojevskischen

2 In der „Zwischenbetrachtung", S.490f., spricht Weber von einer Form der „Güte", die „den Liebesakosmismus des Mystikers ganz rein" darstelle, die er auch als „eine eigentümliche Weltflucht in Gestalt objektloser Hingabe an jeden Beliebigen, nicht um des Menschen, sondern rein um der Hingabe als solcher [...] willen" bezeichnet. Unten, S.402, kommt Weber auf die „akosmistisch erbarmende Liebe" im Zusammenhang der „buddhistischen Wendung" der „innerweltlichen Weltindifferenz" zurück. 3 Milindapanha, I, S. 281, heißt es: „At the moment, 0 king, in which an individual has realised the sense of love, that moment neither fire, nor poison, nor sword can do him harm." 4 Der Starec Zosima ist eine Gestalt aus Fedor M. Dostoevskijs Roman Brat'ja Karamazovy (Die Brüder Karamazov). Zosima ist Verkünder einer ekstatischen spirituellen Erfahrung: der Unsterblichkeit der Natur des Menschen und der Göttlichkeit der Welt. Seine Gewißheit, daß das Sein eine Einheit ist, führt ihn zu der Erkenntnis: „Alle sind an allem schuld", und zur Praxis der „werktätigen Liebe" als eines Weges zur Verwirklichung selbstloser Freiheit. Piaton Karataev ist ein sanftmütiger und schicksalsergebener Bauer aus Lev N. Tolstojs Roman Vojna i mir (Krieg und Frieden). 5 Nach Pischel, Buddha, S. 79: „Wer Liebe hegt, der hat davon acht Vorteile: er schläft gut; er wacht gut auf; er träumt nicht schlecht; die Menschen haben ihn gern; alle andern Wesen haben ihn gern; die Götter schützen ihn; Feuer, Gift und Schwert tun ihm nichts an." Vgl. auch Anm. 3. 6 Bei Oldenberg, Aus dem alten Indien, S.5, heißt es: „[...] ist, wie das Wort Maitri besagt, mehr eine Übung friedevollen Wohlwollens, als warmes Walten der Liebe". 7 Ebd., S. 11.

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und

Buddhismus

berühmtes Gedicht 172) des Meisters sagt, „einsam wandern wie das Nashorn", - und das heißt auch: dessen harte Haut gegen Gefühle haben. Die „Feindesliebe" vollends ist dem Buddhismus notwendig ganz fremd. Sein Quietismus konnte solche Virtuosenkraft der Selbstüberwindung nicht, sondern nur das gleichmütige Nichthassen des Feindes und das „ruhevolle Gefühl freundlicher Eintracht" (Oldenberg) 8 mit den Gemeinschaftsgenossen ertragen. Auch dies Gefühl ist nicht rein aus mystischer Empfindung geboren, sondern getragen auch durch das egozentrische Wissen: daß die Austilgung auch aller Feindschaftsaffekte der eigenen Erlösung frommt. Die buddhistische Caritas hat den gleichen Charakter der Unpersönlichkeit und Sachlichkeit, wie er sich im Jainismus und, in anderer Art, auch im Puritanismus findet. Die eigene certitudo salutis, nicht das Ergehen des „Nächsten", steht in Frage. | A 435, B 224 Die Erlösung entsteht auch im Buddhismus durch „Wissen". Nicht natürlich im Sinn der erweiterten Kenntnis irdischer oder himmlischer Dinge. Im Gegenteil forderte der alte Buddhismus gerade auf diesem Gebiet das äußerste an Unterdrückung des Wissensstrebens: den bewußten Verzicht auf das Forschen nach dem, was nach dem Tode des Erlösten sein wird, weil die Sorge darum ebenfalls „Begehren": „Durst", ist und dem Heil der Seele nicht frommt. Den Mönch Mälukya, der wissen will, ob die Welt ewig und unendlich sei und ob Buddha nach dem Tode weiter leben werde, verspottet der Meister: solche Fragen eines Unerlösten seien gerade so, wie wenn jemand, der todkrank r an einer Wunde liege, vom Arzt, ehe er die Wunde behandeln dürfe, zu wissen begehre: wie der Arzt heiße, ob er adlig sei und wer ihm die Wunde zugefügt habe. 9 Das Forschen über das 172) Es findet sich u.a. in Neumanns zitierter Sammlung der „Reden des s Gautama Buddha 3 ". 1 0 |

r A: totkrank

s A: Gautomo Buddho

8 Weber zitiert Oldenberg, Buddha, S.324. 9 Weber folgt Schroeder, Reden, S. 207, der an dieser Stelle irrtümlich Mälukya als den Namen des Mönchs angegeben hat: Mälukya oder Mälunkyä ist aber der Name von dessen Mutter; der Mönch selbst wird Mäluhkyäputta („Sohn der Mäluftkyä") genannt. Der erwähnte Dialog befindet sich in Majjhimanikäya Nr. 63. 10 Neumann nahm bei allen Päli-Namen nicht die Grundform, sondern den Nominativ. Daher heißt seine Sammlung: „Reden des Gautamo Buddho."

5

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und heterodoxen

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Wesen von Nirvana galt dem korrekten Buddhismus geradezu als Ketzerei. Im Konfuzianismus wird die Spekulation abgelehnt, weil sie der diesseitigen Vollendung des Gentleman nicht frommt und, utilitarisch betrachtet, steril ist. Im Buddhismus: weil sie einen Hang 5 am irdischen verstandesmäßigen Wissen dokumentiert und dies für die jenseitige Vollendung nicht frommt. Sondern das heilbringende „Wissen" ist ausschließlich die praktische Erleuchtung durch die vier großen Wahrheiten über Wesen, Entstehung, Bedingungen und Mittel der Vernichtung des Leidens. Während der alte Christ das Leiden 10 als asketisches Mittel oder als Martyrium eventuell sucht, flieht der Buddhist das Leiden unbedingt. „Leiden" aber ist mit der Tatsache der Vergänglichkeit alles geformten Seins rein als solchen gleichgesetzt. Das aus dem Wesen des Lebens folgende, ebenso aussichtslose wie unvermeidliche Ringen gegen die Vergänglichkeit: der „Kampf 15 um das Dasein" im Sinn des Strebens nach Behauptung der eigenen, von Anfang an doch todgeweihten Existenz: das ist das Wesen des Leidens. Noch späte Sutras der „weltfreundlichen" Mahayana-Schule operieren mit dem Nachweis der völligen Sinnlosigkeit eines unvermeidlich in Alter und Tod abschließenden Lebens. Diese vom 20 Leiden endgültig befreiende Erleuchtung ist allein durch Andacht, durch die kontemplative Versenkung in die einfachen praktischen Lebenswahrheiten zu erlangen. Das „Wissen", welches jedem Handelnden versagt und nur einem nach Erleuchtung Strebenden möglich ist, ist also zwar praktischer Art. Aber es ist dennoch nicht das 25 „Gewissen", - welches ja auch Goethe dem Handelnden | abspricht A 436, B 225 und nur „dem Betrachtenden" zugesteht. 11 Denn der Buddhismus kennt einen konsequenten Begriff des „Gewissens" nicht und kann ihn nicht kennen, schon infolge der Karmanlehre und seiner darauf beruhenden Ablehnung des Persönlichkeitsgedankens, die er beson30 ders konsequent, etwa in der Art der Machschen Seelen-Metaphysik,12 durchgeführt hat. Was ist denn das „Ich", mit dessen Vernichtung sich die bisherige Erlösungslehre abmüht? - Auf diese Frage

11 Goethe in seinen „Maximen und Reflexionen", 251: „Der Handelnde ist immer gewissenlos; es hat niemand Gewissen als der Betrachtende." 12 Lehre des Physikers und Philosophen Ernst Mach (1838-1916), hauptsächlich niedergelegt in dessen Werk: Die Analyse der Empfindungen und das Verhältniß des Physischen zum Psychischen, 3. Aufl. - Jena: Gustav Fischer 1902.

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Hinduismus und Buddhismus

hatten die einzelnen orthodoxen und heterodoxen Soteriologien 3 verschiedene Antworten gegeben, von der primitiven, je nachdem mehr materialistischen oder spiritualistischen Anknüpfung an die alte magische Seelenkraft des Atman (im buddhistischen Pali: attan) 13 bis zu der Konstruktion jenes unveränderlich konstanten, 5 aber auch nur rezeptiven, Bewußtseins der Samkhya-Lehre, welche alles Geschehen ohne Ausnahme der Materie, das heißt: der Welt des Veränderlichen, zuwies. Der Buddha kehrte von dieser soteriologisch und psychologisch ihn nicht befriedigenden intellektualistischen Konstruktion zu einer, im Effekt, voluntaristischen zurück. 10 Aber in neuer Wendung. Neben allerhand Resten primitiverer A n schauungen findet sich der sinnhafte Kern der neuen Lehre besonders geistreich in den „Fragen des Königs Milinda" 1 7 3 '. Die innere Erfahrung zeigt uns überhaupt kein „Ich" und keine „Welt", sondern nur einen Ablauf von allerhand Sensationen, Strebungen und Vor- 15 Stellungen, welche zusammen die „Wirklichkeit" ausmachen. Die einzelnen Bestandteile, so wie sie erfahren werden, sind in der A 436, B 2 2 5

173) Menander, einer der vorderindischen (indoskythischen) Herrscher der frühbuddhistischen Zeit. 1 4 Die Dialogsammlung 15 ist herausgegeben in den Sacred Books of the East (The Questions of King Milinda, Vol. 35, 36). Inwieweit etwa die aristotelische Entelechielehre 16 eingewirkt haben könnte, ist fraglich. Doch darf eine weitgehende Originalität des buddhistischen Denkens darin wohl immerhin angenommen werden, da gerade auf diesen Punkt großes Gewicht gelegt wurde.

a A, B: Soteriologen

13 Nach Oldenberg, Buddha, S. 231 f. 14 Unter Indoskythen versteht man solche nomadischen Völker wie die Sakas (Saken) und Kusänas, die nach Afghanistan und Indien einbrachen und indische Kulturelemente übernahmen. Ihre Epoche beginnt 141 v.Chr. mit der Landnahme der Sakas in Afghanistan. Von ihnen sind die Indogriechen durchaus zu unterscheiden. Diese Nachfahren der Statthalter Alexanders des Großen bzw. der Diadochen herrschten von ca. 250 bis 141 über ein selbständiges Königreich im mittelasiatischen Baktrien und dehnten ihre Macht bis Nordwestindien aus. Dort errichteten einzelne Generäle noch bis 57 v.Chr. ihre Kleinkönigreiche. Menandros/Milinda war einer dieser indogriechischen Herrscher Nordwestindiens. Seine Residenz war Säkala im Panjäb; er regierte etwa 168-145 v.Chr. 15 Im Milindapanha ist König Milinda/Menandros der Fragestellende, der buddhistische Mönch Nägasena der Antwortende. 16 Entelechie bedeutet „was sein Ziel in sich hat"; das Wort meint ein innewohnendes Formprinzip, das etwa den Organismus zur Selbstentwicklung bringt. Nach Aristoteles' (384-322 v.Chr.) „Physik" ist die erste Entelechie eines lebensfähigen Körpers die Seele.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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inneren Realität überhaupt nicht „unterschiedslos" (gemeint ist: „zu einer Einheit") verbunden. Hat man das „Schmeckende" z. B. „heruntergeschluckt", so ist es der Substanz nach noch da: - aber nicht mehr als „Schmeckendes". Und „Salz", d.h. die salzige Ge5 schmacksqualität, ist nicht sichtbar (III, 3, 6). 17 Ein Bündel von lauter heterogenen Einzelqualitäten 174) also wird wahrgenommen, sowohl als äußere „Dinge", wie, vor allen Dingen auch, im Wege der Selbstbesinnung, als das, was uns als einheitliche | „Individualität" A 437, B 226 erscheint. Dies der Sinn der Erörterung. Was nun ist es, das die 10 Einheit herstellt? Wiederum wird von den Außendingen ausgegangen. Was ist ein „Wagen"? Offenbar nicht irgend einer seiner einzelnen Bestandteile (Räder usw.). Und ebenso offenbar auch nicht sie alle zusammen, als bloße Summe gedacht. Sondern kraft der Einheit des „Sinns" aller Einzelteile allein erleben wir das Ganze als „Wa15 gen". 18 Genau ebenso bei der „Individualität". Worin besteht diese? In den einzelnen Sensationen gewiß nicht. Auch nicht in allen zusammen. Sondern in der Einheit des Zwecks und Sinns, welche diese beherrscht, wie die sinnvolle Zweckbestimmtheit den Wagen. Worin aber besteht bei der Individualität dieser Zweck und Sinn? In dem 20 einheitlichen Wollen des existierenden Individuums. Und der Inhalt dieses Wollens? Die Erfahrung lehrt, daß alles Wollen der Individuen in hoffnungsloser Vielheit auseinander- und gegeneinanderstrebt und nur in einem einzigen Punkt einig ist: sie alle wollen existieren. Letztlich wollen sie eben gar nichts anderes als dieses. All ihr Kämp25 fen und Tun, wie immer sie es vor sich und anderen illusionistisch einkleiden mögen, hat letztlich nur diesen einen einzigen letzten Sinn: den Willen zum Leben. Er, in seiner metaphysischen Sinnlosigkeit, ist es also, der letztlich das Leben zusammenhält. Er ist es, der 174>

„Skandhas". Auch spätere buddhistische Inschriften sprechen von der Seele als von einem „Aggregat" von Bestandteilen (Ep. Ind. IV, S. 134). 1 9 |

17 Gemeint ist: Milindapanha II,3,6, in: Milindapanha I, S. 88. 18 Diese Fragestellung und ihre Beantwortung findet sich ebenfalls in Milindapanha (11,1,1); vgl. die englische Übersetzung in Milindapanha I, S. 4 0 - 4 5 . 19 In der von Weber zitierten Inschrift (Ep. Ind. IV, S. 134) aus Swät (heute Nordpäkistän) steht samskärä (Pluralform von samskära), was soviel wie „Gestaltungen", „Formationen" bedeutet. Die Übersetzung lautet: „Alas! Transient are the aggregate constituents (of beings), whose nature is birth and decay! For, being produced they are dissolved; their complete cessation is bliss."

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und

Buddhismus

Karman erzeugt. Ihn gilt es zu vernichten, wenn man dem Karman entrinnen will. 20 Der Wille zum Leben, oder wie der Buddhismus sagt: der „Durst" nach Leben und Handeln, nach Genuß, Freude, vor allem nach Macht, aber auch nach Wissen oder nach was immer es sei, - der ist allein das „principium individuationis". E r allein 5 macht aus dem Bündel von psychophysischen Vorgängen, welches die „Seele" empirisch ist, ein „Ich". Nach einer Art von (wie wir sagen würden) „Gesetz der Erhaltung der Individuations-EnerA 438, B 227 gie" 1 7 5 ) | wirkt er über das Grab hinaus. Dies Individuum, das dann stirbt, kann freilich nicht neu erstehen. Auch nicht durch „Seelen- 10 Wanderung". Denn eine Seelensubstanz gibt es nicht. Aber der „Durst" läßt, wenn ein „Ich" im Tode zerfällt, sofort ein neues Ich zusammenschießen, belastet mit dem Fluch der unentrinnbaren Karman-Kausalität, die für jedes ethisch relevante Geschehen einen 175) Genau so suchen - wie ich zufällig sehe - moderne Buddhisten diese Lehre „wissenschaftlich" akzeptabel zu machen. Vgl. Ananda Maitreya (Animism and Law) in den Public, of the Buddhasasana Samagama b (Rangoon 2446 21 S. 16 unten). Newton habe die animistischen Mythologien in der Mechanik, Faraday die ganz entsprechenden Vorurteile (Phlogiston) in der Chemie, 2 2 Buddha in der Theorie der seelischen Vorgänge beseitigt, die genau so gesetzlich (durch Karman bedingt) ablaufen wie jene. Natürlich aber könnten nicht die von den Vorfahren ererbten, 0 letztlich physisch bedingten Dispositionen, sondern nur ein besonderes seelisches Agens (der „Durst") die Tatsache der Neuentstehung von seelischem Leben selbst erklären. - Die altbuddhistische Formulierung ist: daß das Ich „vijnanasamtana" sei: ein Komplex oder eine Serie von Bewußtseinsvorgängen, während A 4 3 8 , B 2 2 7 nach der orthodoxen Lehre Vijnana, | der Gedanke, weil Sitz der Ich-Individualität, als Einheit galt. (Vgl. de la Vallee-Poussin, Journal Asiat. 9. Ser. 20,1902). 2 3

A 437, B 2 2 6

b A, B:Samagana

c Komma fehlt in A.

20 Oldenberg, Buddha, S.251, zitiert Milindapanha II,2,6: „Mit diesem Namen und Körperlichkeit [...] bringt er das Kamma hervor, gutes oder böses; durch dies Kamma entsteht in der Empfängnis neuer Name und Körperlichkeit." 21 Ananda Maitreya ist der Mönchsname von Charles Henry Allan Bennett MacGregor. Die Jahresangabe 2446 entspricht dem Jahr 1903 n.Chr. 22 Der Autor geht in seinem Werk auf die Phlogistontheorie ein und nennt ganz richtig den französischen Chemiker Antoine Laurent Lavoisier (1743-1794) als denjenigen, der diese Theorie widerlegte (im Jahre 1775). Es ist nicht ersichtlich, warum Weber hier Michael Faraday (1791-1867) als den Widerleger dieser Theorie benennt. Die Phlogistontheorie (von griech.: phlogistos, „verbrannt") ist eine Theorie der Oxydationsvorgänge. Nach ihr enthalten alle brennbaren Stoffe „Phlogiston", das beim Verbrennen oder Rosten entweicht und das „Phlegma" zurückläßt. 23 La Vallée Poussin, Dogmatique bouddhique, äußert sich zum Themenkomplex Vijnäna und Vijfiänasarptäna besonders auf S. 275.

II. Die orthodoxen und heterodoxen

Heilslehren

339

ethischen Ausgleich verlangt176). Durst allein hemmt, rein als solcher, die Entstehung der erlösenden, zur göttlichen Ruhe führenden, Erleuchtung. In diesem spezifischen Sinn wird alles Begehren in jener intellektualistischen Wendung, welche in irgendeiner Form 5 alle Erlösungsreligionen Asiens auszeichnet, mit „Unwissenheit" (Avidya) gleichgesetzt. Dummheit ist die erste, Sinnlichkeit und böser Wille sind erst die zweite und dritte der drei Kardinalsünden. 24 Die Erleuchtung aber ist nicht ein freies göttliches Gnadengeschenk, sondern Lohn unausgesetzter meditierender Versenkung in die 10 Wahrheit, zur Ablegung der großen Illusionen, aus denen der Lebensdurst quillt. Wer dadurch jene Erleuchtung erlangt, der genießt - darauf kommt es an - im \ Diesseits die Seligkeit. Hohe Siegesfreu- A 439, B 228 176) Diese Konsequenz wird u.a. in den „Questions of King Milinda" (III* 5, 7 25 ) gelehrt. Das Karman lastet auf der infolge des Handelns und Tuns der untergehenden Individualität entstandenen neuen, die an sich mit jener alten nichts gemein hat, außer daß sie durch den ungelöschten „Durst" jener nach weiterer Existenz gezwungen wurde, ihrerseits sich zu bilden. Die Konstruktion war geboten, weil die Karmanlehre als Grundlage alles Leidens und der Existenz selbst ganz außer Frage stand und es sich nur darum handelte, in deren Rahmen eine befriedigende Konstruktion zu geben. Was denn eigentlich letztlich der Erlösungsbedürftige für ein Interesse daran habe, das Entstehen eines ihm in jeder Hinsicht schlechterdings fremden Wesens nach seinem Tode zu hindern, wurde daher gar nicht gefragt. Schließlich gilt ja aber das gleiche für die, wie alle Dokumente zeigen, so massive Seelenwanderungsfurcht der Inder überhaupt. Wirklich streng ist im Buddhismus jener Standpunkt nicht festgehalten worden. Daß der vor dem Eingehen ins 0 Nirvana stehende Erleuchtete allwissend ist und rückwärts die ganze Reihe seiner Wiedergeburten überschaue, ist eine schon ziemlich frühe buddhistische (und nicht nur buddhistische) Lehre. Vor allem aber findet sich in den literarischen und monumentalen Quellen auch der alten (Hinayana-)Buddhisten die Seelenwanderung ganz in hinduistischer Art - eben als eine „Seelenwanderung" - behandelt. - Was die Karman-Lehre anlangt, so sind später die Qu[estions] of King Milinda bemüht, fatalistische Konsequenzen hintanzuhalten. Entsprechend dem Grundsatz, daß die Erörterung unlösbarer metaphysischer Probleme „Durst" und also heilsschädlich sei, wird gelehrt: niemand wisse, wie weit sich der Einfluß des Karman erstrecke. Jedenfalls sei nicht jegliches Ungemach - etwa ein Splitter im Fuß Buddhas - Folge von Karman. 26 Denn auch die äußere Natur habe ihre eigene Gesetzlichkeit. - Karman scheint sich also wesentlich auf die soteriologischen Interessen der Seele: auf Leben und seelisches Leiden, zu beziehen. |

d A, B:im

2 4 Diese drei Kardinalsünden (müla, „Wurzeln") sind: 1. moha, „Dummheit", 2. räga, „Gier", „Begehren", „Sinnlichkeit" und 3. dvesa (Päli: dosa), „Haß". 2 5 Übersetzung: Milindapanha I, S. 112. 2 6 Das Beispiel mit dem Splitter im Fuße Buddhas findet sich in Milindapanha I V , 1 , 6 2 - 6 3 (Übersetzung: Milindapanha I, S. 190f.).

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de ist daher der Ton, auf den die Hymnen des alten Buddhismus gestimmt sind. Der „Arhat", welcher am Ziele der methodischen kontemplativen Ekstase angelangt ist, ist frei von Karman177) und fühlt sich178) erfüllt von einem starken und zarten (gegenstands- und also begierdelosen) Liebesempfinden, frei von irdischem Stolz und pharisäischer Selbstgerechtigkeit, aber getragen von unerschütterlichem, die Dauer des Gnadenstandes verbürgendem Selbstvertrauen, frei von Furcht, Sünde und Täuschung, frei von Sehnsucht nach der Welt und - vor allem - nach einem jenseitigen Leben. Er ist dem endlosen Rade der Wiedergeburten innerlich entronnen, dessen Darstellung in buddhistischen Kunstwerken die christliche Hölle vertritt. Man könnte in der Rolle, welche das „Liebesempfinden" in dieser Schilderung des Zustandes des Arhat spielt, einen „feministischen". Zug vermuten. Allein das wäre falsch. Die Erlangung der Erleuchtung ist eine Tat des Geistes und verlangt die Kraft reiner 177) Sein Handeln erzeugt als Folge nicht Karman, sondern nur „Kiriya",27 welches nicht zur Wiedergeburt führt. 178) Die Schilderung der psychologischen Qualitäten des Gnadenstandes in den Buddha A 4 4 0 , B 2 2 9 selbst zugeschriebenen Reden (Neumann, Reden des e Gautama | Buddha®) sprechen (I. Teil, 2. Rede) von „Tiefsinn", „Heiterkeit", „Lindheit", „Innigkeit", „Gleichmut" auf Grundlage der Einsicht, 28 von dem Fehlen der Hoffart, aber auch jeder matten Müdigkeit (I.Teil, 8.Rede), 2 9 von „innerer Meeresstille" und „Einheit des Gemüts" in einer „aus Selbstvertiefung geborenen seligen Heiterkeit" (III. Teil, 6. Rede), 3 0 in dem durch Arbeit an sich selbst (I.Teil, 2.Rede) 3 1 erlangten Bewußtsein: „Dies ist das letzte Leben und nimmer gibt's ein Wiedersehn." 32

A 439, B 2 2 8

e A: Gautomo Buddho

27 Das Päliwort kiriya (Skt.: kriyä) bedeutet Werktätigkeit oder Werk. 28 Aus Majjhimanikäya II, in: Majjhimanikäya [dt.], I. S. 18. Neumann übersetzt dhammavicaya mit Tiefsinn, p/W mit Heiterkeit und passaddhi mit Lindheit. 29 Aus Majjhimanikäya VIII, in: Majjhimanikäya [dt.], I, S.67: „[...] kann der von matter Müde Gefesselte durch Überwindung der matten Müde zur vollkommenen Wahnerlöschunggelangen, [...]". 30 Aus Majjhimanikäya XXVI, in: Majjhimanikäya [dt.], I, S.277: „Und ferner noch, ihr Mönche: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erwirkt der Mönch die innere Meeresstille die Einheit des Gemüthes, die von Sinnen und Gedenken freie, in der Selbstvertiefung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung." 31 Majjhimanikäya II; das ganze Kapitel (in: Majjhimanikäya [dt.], I, S. 12-19) behandelt dieses Arbeiten an sich selbst. 32 Aus Majjhimanikäya XXVI, in: Majjhimanikäya [dt.], I, S. 268: „Für ewig bin erlöst ich, Das ist das letzte Leben, Und nimmer giebt es Wiedersein!" Ein Abschreibefehler mag der Grund für die Textänderung Wiedersein/Wiedersehn sein.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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„interesseloser" Kontemplation auf der Basis rationalen Denkens. Das Weib aber ist wenigstens der späteren buddhistischen Doktrin nicht nur ein irrationales, der höchsten Geisteskraft unfähiges Wesen, die spezifische Versuchung für den nach der Erleuchtung Strebenden, - es ist vor allem jener „objektlosen " mystischen Liebesstimmung gar nicht fähig, welche den Zustand des Arhat psychologisch charakterisiert. Ein Weib wird vielmehr, wo immer sich Gelegenheit bietet, in Sünde verfallen. Und wo sie, trotz der gegebenen Gelegenheit, einmal nicht sündigt, da kommt sicherlich irgendwelchen konventionellen oder anderen egoistischen Erwägungen das Verdienst dafür zu. So die ausdrückliche Auffassung späterer mönchischer Moralisten. 33 Der Meister selbst hat sich anscheinend nicht so geäußert. Im Gegenteil finden wir in der Frühzeit des Buddhismus wenigstens nach der Legende - in der Umgebung des Meisters selbst ganz ebenso wie in allen Intellektuellen-Sekten der damaligen, in jeder Hinsicht noch weniger konventionell gebundenen, Zeit/ Frauen, auch solche die wandernd die Lehre ihrer Meister verkündigten. Die höchst subalterne Stellung des buddhistischen Nonnenordens, der den Mönchen durchaus untergeordnet ist, wird daher Produkt der | späteren spezifischen klösterlichen Entwicklung A 440, B 229 sein179). Jene Unbefangenheit des intersexuellen Verkehrs der Intellektuellenkreise bedeutete aber sicherlich keinerlei „femininen" Charakter der Botschaft des Meisters selbst. Diese verwirft irdischen Stolz und Selbstgerechtigkeit. Aber nicht zugunsten von erbaulicher Selbstdemütigung oder gefühlsmäßiger Menschenliebe im christli179) Schon relativ alte Quellen, wie das Tschullavagga, haben allerdings dem Meister selbst die unbedingte Ablehnung der Frauen untergeschoben: nur den Bitten seiner Tante und Pflegmutter Mahapajapati9 haben diese es zu danken, daß sie überhaupt in subalterner Art zur Heilssuche zugelassen werden. 34 Indessen mit anderen Quellen ist diese Annahme schwer vereinbar, und es ist bei einem Mönchsorden wahrscheinlicher, daß er die (relative) intersexuelle Freiheit der alten vornehmen Kschatriya-„Salons" später wegretouchiert hat, als das Umgekehrte. |

f Komma fehlt in A.

g A, B: Mahapyapati

33 Nach Kern, Buddhismus, I, S. 5 6 6 - 5 6 7 . 34 Diese Geschichte von Mahapajapati (Skt. Mahäprajäpati) findet sich in Cullavagga X,1 (englische Übersetzung: Vinaya texts, p.3, S.320ff.). Weber folgt in der Sache O s e n berg, Buddha, S.177f.

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chen Sinn. Sondern zugunsten männlicher Klarheit über den Sinn des Lebens und der Fähigkeit, in „intellektueller Rechtschaffenheit" die Konsequenzen daraus zu ziehen. Ein „soziales" Empfinden vollends im Sinn einer Sozialethik, welches mit dem „unendlichen Wert der einzelnen Menschenseele" operiert, 35 mußte einer Erlösungsieh- 5 re so fern wie möglich liegen, welche in jenem auf die „Seele" gelegten Wertakzent ja gerade lediglich die eine große verderbliche Grundillusion wiederfinden konnte. Auch die spezifische Form des „Altruismus" des Buddhisten: das universelle Mitleid, ist lediglich eine der Stufen, welche das Empfinden durchläuft beim Durchschau- 10 en der Sinnlosigkeit des Existenzkampfs aller Individuen im LebensRad, ein Kennzeichen fortschreitender intellektueller Erleuchtung, nicht aber Ausdruck aktiver Brüderlichkeit: es wird in den Regeln für die Kontemplation ausdrücklich dazu bestimmt, durch den kühlen, stoischen Gleichmut des Wissenden als Endzustand ersetzt zu 15 werden. Natürlich wirkt es höchst sentimental, wenn jener siegreiche buddhistische König (9. Jahrh.) zu Ehren Buddhas seine Elefanten frei läßt, welche nun, wie die zitierte Inschrift besagt (Ind. Ant. XXI, 1892, S.253) „mit Tränen in den Augen" ihre Genossen in den Wäldern wieder aufsuchen. 36 Indessen jene Konsequenz aus dem 20 A 441, B 230 „Ahimsa" ist an sich ein rein formaler Akt, - | wie die modernen Tierspitäler und Tierpensionen der Klöster. Und „Tränen" waren wenigstens der Frühzeit des alten Buddhismus relativ sehr fremd und flössen in Indien allgemein erst mit der pietistischen (bhakti-)Frömmigkeit reichlicher. 25 Für die Charakterisierung des buddhistischen Erlösungstypus in seinen Wirkungen auf das Verhalten nach außen hin ist folgendes entscheidend. Die Versicherung des Gnadenstandes, das Wissen also um die eigene endgültige Erlösung, wird nicht durch Bewährung in irgendwelchem - „innerweltlichen" oder „außerweltlichen" - 30 Handeln, in „Werken" welcher Art immer, sondern im Gegenteil in einer aktivitätsfremden Zuständlichkeit gesucht. Dies ist ausschlaggebend für die gesamte Stellung des „Arhat"-Ideals zur „Welt" des rationalen Handelns: es gibt von jenem zu diesem keine Brücke. Und ebensowenig zu einem im aktiven Sinn „sozialen" Verhalten. Die 35 35 Worauf sich Weber hier bezieht, war nicht zu ermitteln. 36 Inschrift des Palä-Königs Devapäla von Bengalen (ca. 810- 850) um das Jahr 842; Kielhorn, Mungir copper-plate grant, S. 253-258. Dass. auch oben, S. 255, Anm. 86.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

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Erlösung ist eine absolut individuelle Leistung des Einzelnen aus eigener Kraft 180) . Niemand und insbesondere keine soziale Gemeinschaft kann ihm dabei helfen: der spezifisch asoziale Charakter aller eigentlichen Mystik ist hier auf das Maximum gesteigert. Eigentlich erscheint es schon als ein Widerspruch, daß der Buddha - dem die Stiftung einer „Kirche" oder auch nur einer „Gemeinde" ganz fern lag und der für sich ausdrücklich die Möglichkeit und die Prätension, eine Ordensgemeinschaft „leiten" zu können, ablehnte, - immerhin doch einen „Orden" ins Leben gerufen hat, - sofern diese Stiftung nicht vielleicht hier, wie im Christentum, vielmehr lediglich eine Schöpfung seiner Schüler war. Nach der Legende hat der Buddha auch die Verkündung seiner Erlösungslehre nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf besondere Bitte eines Gottes 37 auf sich genommen. Die alte Ordensgemeinschaft bot den Brüdern in der Tat nur bescheidene Nachhilfen in Gestalt von normgemäßer Lehre und Aufsicht für den Novizen, Erbauung, Beichte und Buße für den Vollmönch. Sie scheint im übrigen vor allem der Fürsorge für die standesgemäße „Wohlanständigkeit" des Verhaltens der Mönche zu dienen, um deren Charisma nicht vor der Welt kompro|mittieren zu A 442, B 231 lassen. Im übrigen ist, wie bald zu erörtern, 38 mit der größten Konsequenz und Absichtlichkeit die Organisation dieser sozialen Gemeinschaft und die Gebundenheit des Einzelnen an sie „minimisiert". 180) „Sucht nicht nach einer Zuflucht bei irgend jemand außer bei euch selbst" heißt es A 4 4 1 , B 2 3 0 im Mahaparinibbana h Sutra (II, 3 1 - 3 5 , S[acred] B[ooks] of the East XI, S. 35ff., auch deutsch bei Schultze', Das rollende Rad S. 96ff., speziell S. 97). 3 9 - Der Gegensatz des Buddhismus gegen das Christentum ist außer in zahlreichen Stellen von Oldenbergs Schriften, schön herausgearbeitet auch in v. Schröders „Reden und Aufsätzen" (S. 109). 40 1

h A, B: Mahaparinibhana

i A, B: Schulze

3 7 Gemeint ist der Gott Brahma Sahampati; Kern, Indian Buddhism, S.22, und Kern, Buddhismus I, S. 102. 38 Unten, S.346f. 3 9 Weber zitiert die englische Übersetzung von Mahäparinibbänasutta 11,31-35, in: Buddhist Suttas, S. 3 5 - 3 9 , sowie Schultze, Das rollende Rad, S.97; dort heißt es: „Sucht nicht nach einer Zuflucht bei irgend jemand außer euch selbst." 4 0 Über diesen Gegensatz heißt es bei Schroeder, Reden, S. 109: „Auf die Negation des Bösen ist der Buddhismus gerichtet, auf die Position des Guten das Christentum; das letztere schließt das erstere in sich und stellt somit die Synthese beider Standpunkte dar, während in der Negation des Bösen noch nicht unbedingt die Position des Guten, der starken, werktätigen Liebe enthalten ist."

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Daß die Erlösung selbst nur der Weltflucht in Aussicht gestellt wurde, entsprach an sich den indischen Gepflogenheiten, folgte aber beim Buddhismus aus dem ganz speziellen Charakter der Erlösungslehre. Denn eine Erlösung aus dem endlosen Kampf des individuell Geformten um seine stets gleich hoffnungslos verlorene Existenz zum Eingehen in die Unvergänglichkeit der Ruhe war ja nur durch die Abwendung von allem und jedem mit der Welt der Vergänglichkeit und des Kampfes um die Existenz verbindenden „Durste" erreichbar. Sie konnte selbstverständlich ausschließlich dem „hauslosen" (pabbajita, d.h. dem wirtschaftslosen) Stande, nach der Gemeindelehre nur den wandernden Jüngern (später: Mönche, Bhikkshu' 41 genannt) zugänglich sein. Die Stände der „Hausbewohner" waren dagegen für die Gemeindelehre, - ähnlich etwa wie die tolerierten Ungläubigen im Islam, - im Grunde ausschließlich dazu da, den Buddhajünger, der den Gnadenstand zu erwerben trachtet, bis zu seiner Erreichung durch Almosen zu sustentieren. Heimatlos wandernd, besitzlos, arbeitslos, sexuell und gegenüber Alkohol, Gesang und Tanz absolut enthaltsam, streng vegetarisch, unter Meidung von Gewürzen, Salz und Honig, vom schweigenden Bettel von Tür zu Tür lebend, im übrigen der Kontemplation hingegeben, sucht er die Erlösung vom Daseinsdurst. Die materielle Unterstützung des Erlösungsuchenden und nur sie war letztlich die höchste Verdienstlichkeit und Ehre, die dem „Upäsaka" („Verehrer" Laien181)) zugänglich ist. Die Zurückweisung seiner Almosen durch Umkehrung der Betteltöpfe war die einzige Strafe, die ihm von den Mönchen drohte. 42 Upäsaka aber war jeder, der sich als solcher betätigte. Eine offizielle Anerkennung gab es dafür ursprünglich gar nicht. Später

A 4 4 2 , B 231

181) Der Ausdruck ist technisch und findet sich in offiziellen Inschriften ( z . B . J. R. A . S. 1912, S. 119 und o f t ) . 4 3 |

j A: Bhikkhu Zu erwarten wäre in B (Skt.) Bhikshu oder (Päli) Bhikkhu

41 Webers Schreibung .Bhikkshu' ist möglicherweise Folge der Vermischung des Sanskrit-Wortes Bhiksu (bhikshu) mit dem Päli-Wort Bhikkhu. 4 2 Weber stützt sich auf Oldenberg, Buddha, S. 41 Of. 4 3 Vogel, Archaeological exploration in India, 1 9 1 0 - 1 1 , S. 1 1 3 - 1 3 2 . Auf Seite 119wird ein Opferpfosten (yüpa) beschrieben, dessen Inschrift von einer Laienverehrerin (upäsikä) berichtet.

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wurde die Erklärung: seine Zuflucht zum Buddha und zu der Gemeinde (der Mönche) zu nehmen, als genügend behandelt. Während für die Mönche ganz eindeutige Sittenregeln bestehen, beschränkt sich der Stifter für die frommen Verehrer auf wenige empfehlende, und erst später allmählich zu einer Art von Laienethik | ausgebaute Ratschläge. „Consilia evangelica" gab es hier also nicht A 443, B 232 für die opera supererogatoria k44 der Begnadeten, wie im Christentum, sondern gerade umgekehrt als Unzulänglichkeitsethik der Schwachen, welche die volle Erlösung nicht suchen wollen. Sie entsprachen in ihrem ursprünglichen Inhalt ungefähr dem Dekalog, jedoch mit umfassenderem, auf alle Verletzung lebender Wesen erstreckten, Sinn des Tötungsverbots (Ahimsa) und des Gebots der unbedingten Wahrhaftigkeit (im Dekalog bekanntlich nur für das Gerichtszeugnis verlangt), und mit ausdrücklicher Verpönung der Trunkenheit. Für die getreue Innehaltung dieser Gebote der Laiensittlichkeit (insbesondere der 5 Kardinal verböte: nicht töten, nicht stehlen, nicht ehebrechen, nicht lügen, nicht sich berauschen) 45 werden dem frommen Laien innerweltliche Güter: Reichtum, ein guter Name, gute Gesellschaft, Tod ohne Angst und die Besserung seiner Wiedergeburtschancen in Aussicht gestellt. Günstigenfalls also: die Wiedergeburt in jenem ebenfalls vergänglichen Götterparadies, welches der zum Eingang in Nirvana Erlöste verschmäht, welches aber dem Weltkind besser zusagen mochte als jener vom Buddha in seiner näheren Bestimmtheit vielleicht problematisch gelassene, von der älteren Lehre aber zweifellos mit absoluter Vernichtung gleichgesetzte Zustand 182 '. Der alte Buddhismus des Pali-Kanons war also 182> Daß für den alten Buddhismus Nirwana wenigstens nach dem Tode wirklich gleich A 4 4 3 , B 2 3 2 „Verwehen", „Auslöschen" der Flamme, und nicht gleich einem traumlosen Schlaf (wie meist im Hinduismus) oder gleich einem Zustand unbekannter und unaussprechbarer Seligkeit war, dafür sprechen hinlängliche Anzeichen. Noch in den Milinda-Fragen, welche (IV, 8, 69) 46 Nirwana zweideutig als einen Zustand schildern, dessen Kühle den Lebensdurst stille, eine Arznei, grenzenlos wie der Ozean, welche Alter und Tod ende,

k A: supererogataria

44 Siehe oben, S. 286, A n m . 55. 45 W e b e r stützt sich auf Pischel, Buddha, S. 8 4 - 8 9 , und Koeppen, Religion des Buddha, I, S . 4 4 4 f . 46 In: Milindapanha II, S. 191.

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lediglich ständische Ethik, oder richtiger: Kunstlehre, eines kontemplativen Mönchtums. Der Laie („Hausbewohner") kann nur die „niedere Gerechtigkeit" (Adi-brahma-chariya) 47 üben, nicht, wie der „Ehrwürdige" (arhat) die entscheidenden Erlösungswerke. Es ist nun freilich sehr fraglich, ob die Lehre Buddhas von Anfang an als eine „Mönchs"-Religion gedacht war. Oder vielmehr: es ist so gut wie ganz sicher, daß sie dies keineswegs war. Es ist eine offenbar A 444, B 233 alte Tradition: daß der Buddha bei | Lebzeiten zahlreiche Laien, die nicht in einem Orden lebten, zum Nirvana habe gelangen lassen. Und es wird auch in den Fragen des Königs Milinda noch gelehrt, daß ein Laie Nirvana wenigstens, wie ein gelobtes Land, von Angesicht zu Angesicht erschauen könne. Dabei wird auch die Frage erörtert, wie jemals Erlösung von Laien durch Buddha möglich gewesen sei und warum der Buddha dessenungeachtet doch einen Mönchsorden gestiftet habe 183) . Die Gemeinde Buddhas war naturgemäß zunächst die Gefolgschaft eines Mystagogen, jedenfalls mehr eine soteriologische Schule als ein Orden. Die Diskussionen der Fachleute 184 ' machen wahrscheinlich, - was schon an sich naheliegt daß nach Buddhas Tode die nächsten Schüler zunächst, gegenüber ihren Anhängern, eine ähnliche Stellung eingenommen haben, wie Buddha zu ihnen selbst: sie waren ihre spirituellen Väter, in der üblichen indischen Terminoeine Quelle der Schönheit und Heiligkeit, ewig, glanzvoll, die Vollendung aller Wünsche, wird doch (IV, 1, 12f.) betont: die Verehrung der Reliquien Buddhas bedeute nicht, daß Buddha sie entgegennehme. Er sei mit jeglicher Spur aus dem Dasein ausgelöscht, und man verehre sie vielmehr zur Anfachung des eigenen Feuers. 4 8 Freilich ist die Brücke vom Nichtsein zum Übersein in aller Mystik leicht geschlagen. | 183) A 444, B 233 Q[uestions]ofK[ing]MilindaBuchVI.49DerOrden,wirdgeantwortet,förderedie Tugenden und alle, die Buddha als Laien zur Erlösung habe gelangen lassen, seien wenigstens in einem früheren Leben Mönche gewesen. 184) Minayeff, H. Oldenberg, de la Vallée Poussin. S[iehe] darüber abschließend den letztgenannten in Ind. Ant. 37 (1908), S. l f f . 5 0

47 Rhys Davids, Buddhismus, S. 156, Anm. 1, versteht unter Ädibrahmacariya „die gewöhnliche Befolgung der Sittengesetze", „während die Moralität im Sinne der Pfade Magga-brahmacariya heißt". 48 Milindapanha IV,1,12-15, in: Milindapanha, I, S. 147—151. 4 9 Übersetztin: Milindapanha, II, S . 2 4 4 - 2 7 4 . 5 0 Bei den zitierten Werken handelt es sich um: 1. Minaev, Recherches, 2. Oldenberg, Buddhistische Studien, 3. La Vallée Poussin, Buddhist councils. Die letztgenannte Arbeit ist z.T. eine Auseinandersetzung mit den beiden erstgenannten.

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logie: Guru, und maßgebende Interpreten seiner Lehre. Auf dem Konzil von Vaifali, welches zum Schisma führte, hatte man einen hundertjährigen Schüler des Ananda, des Lieblingsschülers des Meisters, herbeigeholt: den „Vater der Gemeinschaft". 51 Formelle Bestimmungen darüber, wer in den später, zur Schlichtung von Lehrund Disziplinstreitigkeiten, gelegentlich berufenen „Konzilien", den universellen Versammlungen der Gemeinschaft, zu sitzen das Recht habe, fehlten zweifellos, und von einer „Abstimmung" in unserem Sinn war keine Rede. Autorität entschied. Das Charisma der Arhatschaft, des sündlosen und daher mit magischen Kräften ausgestatteten Erlösten, war das entscheidende Merkmal: freilich aber hatte schon einer der vom Buddha selbst zugelassenen Schüler185' ein Schisma verschuldet. Irgendwelche „Regeln" hatte der Buddha wohl sicher von Fall zu Fall gegeben: es wird gesagt, daß diese nun, nach seinem Tode, der unpersönliche „Herr" der Gemeinde sein sollten. Unsicher ist nur, ob eine systematische Ordensregel, wie das spätere Pratimokscha es war, schon von ihm selbst stammte. Die unvermeidliche Disziplin erzwang dann festere Formen. Und ein Orden wurde die Gemeinschaft, weil wichtige Teile der Lehre als Geheimlehre überliefert wur|den 186) , wie in den meisten alten Soteriologien In- A 445, B 234

185

> S[iehe] über ihn Questions] of K[ing] Milinda1 IV, 1,2ff. 5 2 | Daß dies mindestens zeitweise der Fall war, ergibt sich aus Q[uestions] of K[ing] A 445, B 2 3 4 Milinda IV, 4 , 6 (vgl. IV, 3,4). 5 3 Daß es nicht das Ursprüngliche war, zeigt sich darin, daß in Ceylon auch die Laien die Vinaya-Texte lasen. 54 Auch die Aufzählung der Klassen, welche nicht zur Einheit gelangen können, selbst wenn sie korrekt leben (IV, 8, 54): 55 186)

I A: Milieda 51 Weber zitiert La Vallée Poussin, Buddhist councils, S. 85: „At VesälT lived the old Sabbakämin, .Father of the church for the [whole] earth', who had had Ananda as upädhyäya, who counted a hundred and twenty years of devout life." Zu der Historizität der Konzile siehe unten, S. 358, Anm. 82. 52 Gemeint ist: Miiindapahha IV,1,28-29 (in: Miiindapahha, I, S. 162-165). Die Stelle handelt von der Spaltung des buddhistischen Ordens durch Devadatta, den Vetter des Buddha. König Milinda fragt, warum der allwissende Buddha es zulassen konnte, daß Devadatta in den Orden aufgenommen wurde, was Nägasena damit begründet, daß dadurch das Karman des Devadatta endlich wurde; andernfalls wäre es unendlich geblieben. 53 In: Miiindapahha, I, S. 265-266 sowie S. 233. 54 Webers Quelle war nicht auszumachen. Laien war es jedenfalls nicht gestattet, den Vinaya (die Regeln über die Ordenszucht) zu lesen. 55 In: Miiindapahha, II, S. 176-179.

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diens. Es war ein Zugehörigkeitsmerkmal erwünscht. Schon bald nach Buddha muß der Orden mit Kopfschur und gelber Tracht konstituiert gewesen sein, und nur in der relativ immerhin lockeren Organisation erhielt sich die Spur des einstigen freien Gemeinschaftscharakters der alten Laien-Jüngerschaft. Es stand sehr bald fest, daß man zur vollen Einsicht187' und zur Arhat m -Würde niemals gelangen konnte, ohne förmlich Mönch geworden zu sein188'. Eine rationale Wirtschaftsethik konnte eine derartige" Ordensreligion nicht entwickeln. Sie ist, wie schon jetzt bemerkt sein mag, auch später nicht daraus entwickelt worden, als der alte Buddhismus schon auf dem Wege war, im „Mahayana" („großen Schiff", zum andern Ufer: der Erlösung, nämlich) im Gegensatz zum rein mönchischen „Konventikel"-Buddhismus: Hinayana („kleines Schiff") eine Laienreligion zu entwickeln. So werden im Lalitavistara dem frommen und gebildeten Laien (ärya) zwar Ratschläge gegeben, wie er in seinem Berufe (märga 0 ) vorwärts kommen könnte, aber in äußerst und (wegen der Ablehnung der Werkheiligkeit) wohl absichtsvoll unbestimmter Form. 56 Es fehlen dabei „asketische" Regeln. In dem Tiere, Kinder unter 7 Jahren, Häretiker, Vater- und Muttermörder, Mörder von Arhats, Schismatiker, Apostaten, Eunuchen, Hermaphroditen, nicht rehabilitierte Todsünder usw. schließt eigentlich aus, daß von jeher nur Mönchen die Erlösung zugänglich gewesen wäre. 187) Q[uestions] of K[ing] Milinda" IV, 1, 28 5 7 ergibt deutlich, daß nur ein Mönch Schismatiker werden konnte, weil nur ein solcher die Lehre ganz kannte. 188) Q[uestions] of K[ing] Milinda a . a . O . (eventuell also: ohne es in einem früheren Leben einmal gewesen zu sein). Ein Laie, der die Arhat-Würde erreicht, kann (nach IV, 3, 4) 5 8 nur entweder am gleichen Tag sterben oder Mönch werden. Auch der unwürdigste Mönch empfängt von dem würdigsten Laien Verehrung deshalb, weil nur der Mönch Träger der Tradition der Ordensregel ist. A m Anfang des Kapitels werden die Kschatriya verherrlicht. Das alles deutet auf die Umwandlung einer ursprünglichen Laiengemeinschaft in einem Mönchsorden. |

m A, B:Arahat

n A, B: derartig

o A, B: magra

p A: Miliado

56 Diese Ratschläge finden sich in Kapitel IV des Lalitavistara. Weber paraphrasiert sie nach Kern, Buddhismus, I, S. 526: „Die acht Regeln, die jemand, wenn er ein gebildeter Mann (ärya) sein und in seinem Gewerbe, seiner Carrière (märga) fortkommen will, beobachten muß, sind folgende: gute Einsicht, gute Gedanken, gute Rede, gute Handlungsweise, guter Erwerb (oder Lebensberuf), gute Energie, gutes Gedächtnis, gute Aufmerksamkeit." 57 Milindapafiha, I, S. 162f. Vgl. oben, Anm. 52. 58 Ebd., I, S. 233.

II. Die orthodoxen und heterodoxen

Heilslehren

349

Dekalog der hinduistischen Yoga-Sutra 59 gehört zu den sozialethischen und also allgemeinverbindlichen Lebensregeln (den 5 „yamas") auch Geringschätzung von Reichtum und Geschenken, zu den soteriologischen individual-ethischen Regeln der höheren, geistli5 chen Ethik (den 5 niyamas) Genügsamkeit und ethische Strenge. Der q übliche spätere buddhistische „Dekalog" (dagafila) 60 erwähnt | dagegen von jener asketisch negativen Beziehung zum Reichtum A 446, B 235 nichts, sondern beschränkt die 5 allgemein geltenden Verbote auf: Töten, Stehlen, Unzucht, Lüge und Alkoholgenuß, während den 10 Aspiranten des geistlichen Standes außerdem das Essen außerhalb der erlaubten Zeit (einmal täglich), die Teilnahme an weltlichen Vergnügungen, Putz- und Schmuckgebrauch, weiche Betten und Annahme von Geldgeschenken absolut verboten sind. Die späteren buddhistischen Suttas, welche sich eingehender mit der Moral befas15 sen (oft werden die betreffenden Lehren, statt dem Buddha selbst, dessen Schüler Ananda in den Mund gelegt), 61 suchen allerdings die Laienmoral als eine „Vorstufe" der höheren, geistlichen Ethik zu behandeln. Innerhalb der stufenweise von der „niederen" zur „höheren" Moral aufsteigenden Sittenlehre wird die Verschmähung von 20 Putz und die Enthaltung von der Teilnahme an Schauspielen und Wettkämpfen für die „höhere" Moralstufe empfohlen. Aber diese „höhere" Moral führt - das ist das Entscheidende - nicht zu zunehmend rationaler Askese (außerweltlicher oder innerweltlicher) und positiver Lebensmethodik. Denn jede „Werkheiligkeit" (kriyavada, 25 karmavada) ist und bleibt verketzert. 62 Sondern gerade umgekehrt tritt die aktive „Tugend" im Handeln immer stärker zurück gegen-

q A: Die

5 9 Weber zitiert YogasCitra II, 30ff. nach Garbe, Sämkhya und Yoga, S.43. „1) yama umfaßt die 5 großen Gebote, nicht zu töten, nicht zu lügen, nicht zu stehlen, keine Unkeuschheit zu begehen und keine Geschenke anzunehmen, die zum Sinnesgenuß dienen. 2) niyama .Observanz' besteht in der Beobachtung der Reinigungsvorschriften, in Genügsamkeit, Askese, Recitation von Sprüchen (insbesondere der Silbe om [...]) und Gottergebenheit." 6 0 Zu dasasïla (Pâli: dasasïla) und dem folgenden stützt sich Weber auf Kern, Buddhismus, I, S. 539f. 61 Zu der Änanda zugeschriebenen Predigt siehe Kern, Buddhismus, I, S. 5 4 2 - 5 4 3 . 6 2 Kriyäväda und Karmavada werden in Mahävagga 1,38,11 abgelehnt. Siehe dazu Kern, Buddhismus, I, S.546.

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Hinduismus

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über der „fila", der Ethik des Mc/zi-Handelns zum Zweck der Abstreifung von „rajas" („Antrieb") zugunsten der reinen Kontemplation. 63 In den Schriften der orthodoxen „südlichen" (Hinayäna)Buddhisten wird dem Meister selbst ausdrücklich das Anerkenntnis in den Mund gelegt: daß seine Ethik „dualistisch" sei, sowohl Quie- 5 tismus als Werktätigkeit lehre. Aber die Art der angegebenen Lösung des Widerspruchs: Quietismus in bezug auf schlechtes, Werktätigkeit in bezug auf gutes Wollen, ist geistliche Sophistik. 64 In Wahrheit klafft der Widerspruch zwischen: Ethik des Handelns und: Kunstregeln der Kontemplation unlösbar, und nur die letztere gibt 10 die Erlösung. Die buddhistische Mönchsethik ist eben nicht, wie die spätere christliche', ein auf besondere Gnadengaben s gestütztes rational-ethisches Überbieten des in den sozialen Ordnungen verlaufenden, „innerweltlichen" ethischen Handelns, sondern sie verläuft nach der gerade entgegengesetzten, prinzipiell asozialen, Richtung. 15 Und deshalb ist ein wirklicher Ausgleich zwischen Welt- und Mönchsethik im Wege der „ständischen" Relativierung, wie sie BhaA 447, B 236 gavata-Glaube und Katholizismus | unternehmen konnten, niemals auch nur soweit gelungen wie dort. Die auf Laien zugeschnittene spätere Soteriologie konnte schon deshalb nicht den Weg einer in- 20 nerweltlichen puritanischen Askese, sondern nur den einer sakramentalen, hagiolatrischen, idolatrischen oder logolatrischen Ritualreligiosität einschlagen. Immer blieb jedenfalls der Satz bestehen: „wer schöne Taten verrichten will, werde kein Mönch". 65 Im alten Buddhismus vollends fehlte auch fast jeder Ansatz einer methodi- 25 sehen Laiensittlichkeit. Der Laie soll bei der Annahme versprechen: Mord, Unreinheit, Lüge und Trunk zu meiden. Wie alt diese Gebote sind, ist indessen nicht ganz sicher. Gewisse Gewerbe galten früh aus religiösen Gründen für den Upäsaka als unstatthaft: Waffen-, Giftund Alkoholhandel (ähnliche wie gewisse mit heidnischen Kulten 30 zusammenhängende Gewerbe in der alten Christenheit), der im ganzen Hinduismus als bedenklich geltende Karawanenhandel über-

r A: christlichen

s A: Gnadegaben

6 3 Weber stützt sich auf Kern, Buddhismus, I, S.545. 6 4 Kern, Buddhismus, I, S. 5 4 7 - 5 4 8 . 6 5 Als Zitat nicht nachgewiesen.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

351

haupt, der (für die Sexualmoral gefährliche) Sklavenhandel und das Schlächtergewerbe (als Verletzung des Ahimsa). Von diesen Gewerben also waren wenigstens korrekte Laien ausgeschlossen. Aber die spezifische Verwerflichkeit der Ackerbauarbeit für den Mönch (wiederum wegen des Ahimsa: der Perhorreszierung der beim Pflügen und Hacken unvermeidlichen Verletzung irgendwelcher lebender Wesen, die ja im Kreislauf der Wiedergeburten mit dem Menschen vergemeinschaftet sind) hinderte diesen keineswegs, Ackerbauprodukte als Almosen anzunehmen: sie hat die Laienwirtschaft überhaupt nicht beeinflußt. Ebensowenig hatte die äußerst scharfe Ablehnung jedes Geldbesitzes für die Mönche Bedeutung für die Laiensittlichkeit. Irgendein individualsittlicher oder sozialethischer Protest gegen Reichtumserwerb oder Luxusverbrauch findet sich, soweit die Weltsittlichkeit in Betracht kommt, im ältesten Buddhismus nicht. Auch nicht in jener Art von Empfehlung der Geringschätzung der Eitelkeit der Welt, also auch von' Reichtum und Putz, wie sie die zitierten spätem Suttas enthalten. Denn nicht ein Unrecht sondern eine Versuchung, dem „Durst" zu verfallen, sind jene Dinge. Im Gegenteil wurde ja der Reichtum als solcher, wie wir sahen, 66 als eine Frucht der Laiensittlichkeit verheißen, und die „Unterweisung des Sigäla"67 verpflichtet die Eltern ausdrücklich, ihren Kindern ein Erbteil zu hinterlassen. Irgendeine religiöse Prämie auf ein bestimmtes ökonomisches Verhalten fehlt auch sonst in jeder Richtung völlig. Es fehlte zunächst auch jedes | Mittel der Kontrolle der A 448, B 237 Laiensittlichkeit. Die einzige Ursprüngliche schon erwähnte 368 Strafe der „Umkehrung des Almosentopfs" war nicht für Laster, sondern ausschließlich für Verletzung der Achtung gegen die Mönchsgemeinde in Aussicht gestellt. Gerade die ältesten, vielleicht auf den Stifter selbst zurückgehenden Regeln haben ganz ausschließlich diesen Sinn. Es gab ursprünglich für die Laien weder Beichte noch Kirchenzucht, weder Laienbrüder noch Tertiarier.

t Fehlt in A.

a A: ursprüngliche, schon erwähnte

66 Oben, S. 345. 67 Die Unterweisung des Sigäla ist in dem Pälitext Sigälaväda-Sutta niedergelegt. Siehe dazu Kern, Buddhismus, I, S. 552-556, und Rhys Davids, Buddhismus, S. 151-155. 68 Oben, S. 344.

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und

Buddhismus

Die buddhistische Mönchssittlichkeit ihrerseits aber kennt nicht nur die Arbeit nicht, sondern auch von den sonst üblichen asketischen Mitteln nur Nachhilfen, gerichtet auf Vertiefung der Kontemplation, Erbauung, Sicherung der wachen Selbstkontrolle durch Beichte und Ermahnung des Schülers durch den Lehrer, des an Anciennität jüngeren durch ältere Mönche. Jede Form einer rationalen Askese lehnt der Buddhismus ab. Wie nicht jede rationale Askese „Weltflucht" ist, so ist auch nicht jede „Weltflucht" rationale Askese: - davon kann man sich an diesem Beispiel überzeugen. Weil für den Buddhismus der „Durst" nach einem Jenseits ganz ebenso ein Haften an der Welt ist, wie der Durst nach dem Diesseits, so steht auch mit der Hingabe an das diesseitige Glück die asketische werkheilige Selbstabtötung um eines jenseitigen Glücks willen auf gleicher Stufe. Beiden gegenüber betritt der Buddha den „mittleren Pfad". Der große Wendepunkt in seinem Leben war, nach der darin wohl sicher zuverlässigen Überlieferung, das Aufgeben der in der indischen soteriologischen Methodik hoch ausgebildeten Versuche, durch Unterernährung und andere physiologische13 Mittel den Leib zugunsten der Erlangung eines ekstatischen Charisma abzutöten. Darin steht also der Buddhismus entwicklungsgeschichtlich der jesuitischen Ablehnung der Mittel der alten Mönchskasteiung naA 449, B 238 he189). Gerade diese Neuerung in seiner Lebens|führung wurde, 189) Vielerlei Lebenstührungen gibt es, lehrt ein Wort des Meisters: die erste bereitet gegenwärtiges Wohl und führt zum künftigen Wehe: sinnliche Lust. Die zweite bereitet gegenwärtiges Wehe und führt zum künftigen Wehe: 0 die sinnlose Kasteiung. Diese zwei, also auch die irrationale Askese, führen nach dem Tode „abwärts". Gegenwärtiges Wehe, künftiges Wohl bereitet die dritte dem, der - seiner nun einmal so geartet natürlichen Anlage nach - ein heiliges Leben nur „mit Mühe" führen kann: er gelangt in den Himmel. Gegenwärtiges und künftiges Wohl bietet die vierte dem, der so veranlagt ist, daß er zu heftigem Begehren nicht neigt und die „innere Meeresstille" leicht erreicht. Er gewinnt Nirwana (5. Teil, 5. Rede bei Neumann, Reden des Gautamad Buddha). 69 Ganz in jesuitischer Art wird die Ablehnung der irrationalen Kasteiungen motiviert in Afvaghoshas 6 A 449, B 2 3 8 Buddha Tscharita (Sacred B[ooks] of the East 49) VII, | 98/9: 70 sie stört die Möglichkeit der Selbstbeherrschung und schwächt die Kräfte des Körpers, deren man bedarf, um die Erlösung erarbeiten zu können. |

A 448, B 2 3 7

b A, B: physiologischen

c A, B: Wehe;

d A: Gautana

e A, B: A?vagoshas

69 Die vier Arten der Lebensführung behandelt Majjhimanikäya XLV, in: Majjhimanikäya [dt.], I, S. 479-484. 70 Gemeint ist Buddhacarita XII,98/9. Die zum Verständnis der Sache notwendigen Verse 92-105 des Buddhacarita, in: Asvaghosa, Buddhacarita, S. 133-135.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

353

ebenfalls nach alter Überlieferung, von seinen asketischen Genossen ebenso als Bruch der allerelementarsten Voraussetzungen der Erlösung empfunden wie 'Jesu anomistisches Verhalten'von den Pharisäern. Es trug ihm zunächst offene Mißachtung und Zweifel an seinen Gnadengaben gerade in jenen Kreisen ein. Der unauslöschliche Haß der auf extreme asketische Abtötung und Werkheiligkeit abgestellten jainistischen Mönche setzte an eben diesem Punkt ein. Die buddhistische Erlösung ist, wenn man - wie wir es hier tun wollen „Askese" als rationale Lebensmethodik faßt, prinzipiell antiasketisch. Gewiß schreibt sie einen bestimmten Weg vor, auf dem allein man zur Erleuchtung kommen kann. Aber dieser Weg ist weder ein verstandesmäßiges Einsehen der - an sich ja unendlich einfachen Lehrsätze, auf denen sie metaphysisch ruht, noch ein allmähliches Training zu immer höherer sittlicher Vervollkommnung. Die Befreiung ist, wie wir sahen, 71 ein durch methodische Kontemplation nur vorzubereitender plötzlicher „Sprung" in die Zuständlichkeiten der Stufen der Erleuchtung. Das Wesen dieses Sprunges ist, daß er den Menschen in seinem innersten praktischen Habitus in Einklang setzt mit seinen theoretischen Einsichten und ihm dadurch die buddhistische „perseverantia 9 gratiae" und „certitudo salutis": die Sicherheit, von dem „Lebensdurst" definitiv und ohne Rückfall erlöst zu sein, in diesem Sinn also: „Heiligkeit", verleiht. Dies war, wie alle Überlieferungen zeigen, das Gnadenstandsbewußtsein des Buddha selbst. Alle Vorschriften des Buddha sind solche für die praktische Erreichung dieses Gnadenstandes, also gewissermaßen propädeutische Novizenvorschriften. - Alle seine eigenen als wahrscheinlich authentisch anzusehenden Äußerungen: 72 speziell auch über den „edlen achtfältigen Pfad", 73 enthalten nur allgemeine Angaben über die rechte ILrlösurigsgesinnung. Und es ist ganz wohl möglich, daß der Buddha, h ebenso wie h Jesus, für den Stand der erreichten Gnaden-

f A: das anomistische Verhalten von Jesus

g A: „perseveratina

h A: ebensowie

71 Oben, S. 337. 7 2 Ob die dem Buddha zugeschriebenen Aussprüche wirklich authentisch sind, ist schwer zu entscheiden, da die Geschichte des Buddhismus in den ersten Jahrhunderten seines Bestehens nur sehr schwer rekonstruierbar ist. 7 3 Der edle achtfältige Pfad (Päli: atthangika-magga) ist die vierte der vier edlen Wahrheiten (ariya-sacca).

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perseveranz (um es christlich auszudrücken) direkt anomistische Konsequenzen gezogen hat. Die Gegner (einschließlich der moderneren konfessionellen christlichen Kritiker) haben ihm ja sein „Wohlleben" immer wieder vorgehalten, und nach der Überlieferung ist er an verdorbenem Schweinefleisch gestorben. 74 Wie dem | A 450, B 239 nun sei, jedenfalls beschränkt sich die buddhistische „Methodik" auf die Anweisungen für Sicherung des Erfolges der Kontemplation und liegt methodisches Handeln, es sei um diesseitiger oder jenseitiger Ziele willen, für den Buddhismus in der Richtung nicht der Erlösung, sondern des „Weltdurstes", von dem er ja gerade Erlösung bringen will. - Es ist vielleicht zweckmäßig, die altbuddhistische Soteriologie hier abschließend in rationaler Form so zusammenzufassen, wie dies von modernen europäisch geschulten Buddhisten geschieht190). Die Grundlage dafür 75 ist die berühmte Predigt des Buddha in Benares' über die vier heiligen Wahrheiten. Die vier heiligen Wahrheiten beziehen sich auf 1. Leiden, 2. den Grund des Leidens, 3. das Ende des Leidens und schließlich, als Mittel dazu, 4. den edlen achtfältigen Pfad. - 1. Das Leiden haftet an der Vergänglichkeit als solcher und diese an der Individuation. Alle Herrlichkeit des Lebens ist nicht nur vergänglich, sondern ruht auf Kampf mit anderem Leben und entsteht nur auf dessen Kosten. - 2. Der Grund alles Lebens und damit alles Leidens ist der sinnlose „Durst" (trishna) nach Leben, nach Erhaltung der Individualität, selbst über den Tod hinaus in einem „ewigen" Leben. Der Glaube an die „Seele", und an deren Dauer ist nur die Folge dieses unstillbaren Durstes mit all den Sinnlosigkeiten, die er mit sich bringt. Sie ist auch die Quelle des Glaubens an einen „Gott", der unsere Gebete erhört. - 3. Das Ende des Lebensdurstes ist das Ende jenes Leidens an der Vergänglichkeit A 450, B 2 3 9

1901

Allan Mac Gregor, als Konvertit und Mönch Ananda Maitreya genannt, The four noble Truths, Public, of the k Buddhasasana Samagama'' Nr. 3 (Rangoon 2446 der buddh. Ära, 1903). Es interessiert nicht so sehr, ob die primitive Form des Buddhismus hier historisch ganz richtig wiedergegeben ist, als: daß die Hinayana-Lehre heut diese Interpretation der alten Schriften, welche an sich möglich ist, als orthodox gelten läßt. |

i A: Benaras

k A, B: Buddhasana Samayana

7 4 Nach Kern, Buddhismus, I, S. 280. 7 5 Das Folgende nach Ananda Maitreya, The four noble truths.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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und am Leben. Der Weg dazu aber ist - 4. der edle achtfältige Pfad. Seine Stufen sind: Sammaditthi1 - „rechte Einsicht" - nämlich die zunächst verstandsmäßige, dann aber das ganze Leben durchdringende Einsicht darein: daß alle Konstituenzien des Lebens von Natur mit den Prädikaten des Leidens, der Vergänglichkeit und des Fehlens jeglichen „ewigen" Kerns (nach Art des brahmanischen Atman, der „Seele") behaftet sind. - Die zweite Stufe ist Sammasankappa, „rechtes Wollen", der erbarmungsvoll wissende Verzicht auf den Genuß des Lebens, der ja überall nur auf Kosten anderer Lebender möglich ist. - | Die dritte Stufe ist Sammavaca, „rechte Rede", die A 451, B 240 Vermeidung unwahrhaften und lieblosen Redens durch Beherrschung der eigenen leidenschaftlichen Natur. - Die vierte Stufe ist Sammakammanta, „rechte Lebensführung", die Ausschaltung alles Unreinen und vor allem auch alles Schielens nach Erfolgen und Früchten des eigenen rechten Tuns, aus dem Handeln. Wer dies voll erreicht hat, der gewinnt die fünfte Stufe, welche, christlich gesprochen, die certitudo salutis gibt: die nicht mehr verlierbare Heiligkeit des Lebens: Samma ajivo. Die gewaltige Anspannung aller seiner Kräfte im Dienst des heiligen Zieles geben ihm seine seelische Macht des heiligen Wollens, welches weit hinausgeht über das für andere Erreichbare: Sammavayamo m , die rechte „Willensmacht", die sechste Stufe. Wachend nicht nur, sondern auch schlafend hat er sich jetzt in der Gewalt, er weiß wer er ist und war. Und dieser innere Habitus des heiligen Wissens führt ihn zur siebenten Stufe der Vollendung: Sammasati, auf welcher er anderen als heiligen Gedanken und Gefühlen nicht mehr zugänglich ist. Und dadurch, durch diese schon jenseits des normalen Bewußtseins liegende Fähigkeit wird er innerlich an die „todentronnenen Gestade" Nirwanas getragen: in die rechte Konzentration: Sammasamadhi, die letzte und höchste Stufe. Auch in dieser schon stark modernisierten 191 ' und also abgeblaßten Form gibt die Heilslehre doch noch einen Begriff von der prak1911 Die Modernisierung der Meditationstechnik (Karmasthäna") liegt namentlich in A 451, B 2 4 0 der Verwischung des - mit den Maßstäben der modernen Medizin gemessen - immerhin noch stark „pathologischen" Charakters der entscheidenden Heilszuständlichkeiten im alten Buddhismus. Die Visionstechnik der 10 Kasinas knüpfte an die Tatsache des Nachbilds bei geschlossenen Augen an, und die 4 Stadien der eigentlichen Ekstase führten

I A, B: Sammadikhi

m A, B: Sammavayano

n A, B: Kammasthäna

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tisch wesentlichsten Eigenart des Buddhismus: der gänzlichen Ausrottung jeder Art von innerweltlicher Motivation im Handeln, sei sie nun irrationaler, leidenschaftlicher oder rationaler, zweckbewußter, Art. Denn ein jegliches rationales Handeln („Handeln mit einem Ziel") wird dem Prinzip getreu ausdrücklich verworfen. Es fehlt also der im occidentalen Mönchtum zunehmend entwickelte, für dessen Eigenart so wichtige Zug zur rationalen Methodik der Lebensführung auf allen Gebieten außer in der rein geistigen Systematisierung des konzentrierten Meditierens und der reinen Kontemplation. DieA 452, B 241 se ihrerseits ist freilich zuneh|mend bis zu dem in Indien auch sonst gepflegten Raffinement fortgebildet worden. Die spätere Entwicklung nahm aus der Yoga-Technik, welche dem Meister selbst wohl sicher bekannt war, zahlreiche Nachhilfen auf: von der Atemregelung bis zu den Stufenfolgen der Versenkung des Denkens durch den Kursus der vierzig Karmasthanas wurden alle Mittel methodisch rationalisiert zur sukzessiven Erreichung der vier Rangstufen der Erlösung. Die höchste Stufe erlangt nach der Lehre wenigstens der Gemeinde, sahen wir, 76 nur der Mönch. Der fromme Laie aber war sogar von den einzigen kultusartigen Veranstaltungen dieser ursprünglich notwendig gänzlich kultlosen Frömmigkeit: den Halbmonatsversammlungen und der Uposatha°-Feier: - es sind im wesentlichen rein disziplinare Beichtversammlungen der Mönche, - ausgeschlossen. Ihm blieb also nichts als die Verehrung der Mönche persönlich und der Reliquien durch Stiftung von Vihäras (Unterkunftshäusern, in alter Zeit noch ohne Klostercharakter), Bau von Stupas mit den daran sich zunehmend anschließenden Kunstobjekten, an die sich dann bald, als zunächst einzig mögliche Form der Laienfrömmigkeit, eigentlicher Reliquienkult anschloß. Gerade die absolute Außerweltlichkeit und Kultlosigkeit der Mönchsfrömmigkeit und das Fehschon in der zweiten Stufe zu einem künstlich erzeugten „torpor", der dann, bei Aufhören der Ekstase, einer als „vollendete Heiterkeit" empfundenen 11 Euphorie und als höchstem Stadium einem absoluten Indifferenzgefühl Platz machte. 7 7 |

O A, B: Uposätha

p A,B: empfundene

76 Oben, S. 344. 77 Weber stützt sich hier auf Hardy, Eastern monachism, S. 2 5 2 - 2 6 3 .

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len jeder planmäßigen Beeinflussung der Lebensführung der Laien: - ein sehr wichtiger Gegensatz des alten Buddhismus gegenüber dem Jainismus, - mußte daher mit Notwendigkeit die Frömmigkeit der Laien in die Richtung der Hagiolatrie und Idolatrie drängen, wie sie 5 die Mehrzahl der späteren Mahayana-Sekten gepflegt hat. Der alte Buddhismus war zwar Zauberkünsten durchaus abgeneigt. Aber er hatte die Existenz der „Geister" (devata) nie bezweifelt, und daraus entwickelte sich sehr bald der Geisterzwang und die Kunst der Geomantik 192) . Wie leicht andererseits der Umschlag von der mäcena10 tisch von Fall zu Fall versorgten Jüngergemeinschaft zum stiftungsmäßig mit Baugrund und Baulichkeiten, dauernden Renten, Grundbesitz, Sklaven, Hörigen ausgestatteten Klosterleben, im Ergebnis also: zur klösterlichen Grundherrlichkeit erfolgte, zeigt schon die Geschichte des alten Buddhismus in Indien und den Nachbarländern 15 und vollends die durchweg auf Klostergrundherrschaft ruhende Form, zu welcher, wie noch zu erzählen sein wird, 78 der | Buddhis- A 453, B 242 mus in Ceylon und Tibet gelangte. Als Gegenmittel gegen diese in der Tat fast unvermeidliche Entwicklung hat der alte Buddhismus neben dem Verbot des Besitzes: - welches aber zum mindesten für 20 die Kleidervorräte, für welche eigene Verwalter von Anfang an vorkamen, durchbrochen war, - das Gebot des Wanderns der Mönche und die Ablehnung jeder hierarchischen oder parochialen, überhaupt jeder bindenden Organisation aufrecht erhalten. Die Diözesen (Sima), für welche die Halbmonats- und Uposatha q -Feiern vom 25 jeweils Ältesten für die zufällig darin sich aufhaltenden Mönche angesetzt werden, waren keine exklusiven Sprengel. 79 Eine Residenzpflicht oder Zugehörigkeit zu einem bestimmten Kloster gibt es ursprünglich nicht. Bei den Versammlungen gilt nur der Vorrang des Alters (als Voll-Mönch, nicht: des Lebensalters). Alle „Beamte" 30 sind nur technische Hilfskräfte ohne imperium. Und die später verschwundenen sogenannten „Patriarchen" oder „Väter" 80 der alten 192)

Vatthuvijja', dem chinesischen Fungschui entsprechend. |

q A, B: Uposätha

r A, B: Vatthuwijja

78 Unten, S. 409 und 451. 79 Weber stutzt sich hier auf Kern, Buddhismus, II, S.62: „Der Herr, um Belehrung gefragt, erklärte: ,lch erlaube euch, Mönche, unter einander die Grenzen eines Gebietes (oder Kirchspiel, Mark, simä) zu bestimmen [...]'." 80 Kern, Buddhismus, II, S. 72.

A 452, B 241

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buddhistischen Kirche waren anscheinend ausschließlich durch Anciennität und Charisma qualifizierte Arhats in einem seiner alten Tradition entsprechend charismatisch geachteten Kloster. Über ihre Stellung scheint im übrigen Sicheres nicht bekannt zu sein. Da überdies die Aufnahme in den Orden, nach vorgängigem Noviziat : Lehre 5 bei einem Mönch als Directeur de l'âme und förmliche Zulassung auf Ansuchen und Empfehlung des Lehrers, keinerlei dauernde Bindung enthielt, auch der Austritt jederzeit frei stand und jedem, dessen Kraft nicht ausreiche, empfohlen wurde193), - so verharrte der Buddhismus, alles in allem, infolge dieser absichtlichen, konsequent 10 durchgeführten Minimisierung der Bindung und Reglementierung, in einer Strukturlosigkeit, welche die Einheitlichkeit der Gemeinschaft von Anfang an aufs schwerste gefährden mußte und auch tatsächlich sehr bald zu Häresien und Sektenbildungen geführt hat. Das einzige Gegenmittel dagegen: die Berufung von Konzilien, ver- 15 sagte bald und ist offensichtlich nur durch Unterstützung der weltlichen Gewalt möglich geblieben. Es macht den Eindruck: daß selbst A 454, B 243 die wenigen schließlich geschaffenen Ele|mente einer Organisation und Disziplin, also einer Ordensstiftung, ebenso auch die Fixierung der Lehre, erst nach dem Tode des Stifters, entgegen seinen eigenen 20 Absichten entstanden. Es steht aus der Tradition fest, daß Ananda sein Lieblingsjünger, also der „Johannes" des primitiven Buddhismus war. 81 Ebenso sicher aber ist den, sei es auch sonst noch so wenig brauchbaren, Traditionen über das „erste Konzil" (nach seinem Tode) zu entnehmen: 82 daß Ananda von den anderen Jüngern nicht 25 nur bei Seite geschoben, sondern als nicht sündenfrei zur Buße A 453, B 242

193) Auch große Lehrer des späteren orthodoxen Buddhismus haben nach der Tradition, sogar wiederholt, von der Macht der „Lüste" überwältigt, den Austritt aus der Gemeinde vollzogen und sich, nachdem den Leidenschaften ihr Recht geworden war,

81 Weber stützt sich auf Oldenberg, Buddha, S. 171. 82 Hier und über Änanda stützt Weber sich auf Kern, Buddhismus, II, S. 288-294. Die beiden ersten buddhistischen Konzile von Räjagrha und Vaisâlïsind rein legendär. Es gab zunächst nur zahlreiche lokal begrenzte Orden (Sahgha); die dort auftretenden Differenzen hatten nicht dogmatische sondern Fragen der Ordenszucht zum Gegenstand, was auch aus dem sog. „Schismenedikt" des Asoka hervorgeht. Schon Oldenberg, Buddha, S. 358-361, hat gezeigt, daß die buddhistische Gemeindeordnung keine Konzile kannte, deren Beschlüsse für die Gemeinde bindend waren. Die besonders in den ceylonesischen Inselchroniken geschilderten Umstände sind bis hin zu dem sehr hohen Alter der Teilnehmer legendenhaft. Dieselben Chroniken führen einen König Käläsoka („der schwarze Asoka" ) ein, der eine Duplizierung des historischen Königs Asoka ist. Letzterer

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gezwungen wurde, s und daß andere die Gemeindeleitung in die Hand nahmen, - ebenso wie in der urchristlichen Gemeinde. Die primitive Mönchsgemeinschaft wollte offenbar weder die spirituelle Sukzession noch überhaupt die Aristokratie des Charisma in ihrer Mitte aufkommen lassen. Sie betonte deshalb das Anciennitätsprinzip1 der (voll erlösten und also sündlosen) Arhats und außerdem ein gewisses Mindestmaß von fixierter Ordnung, während Ananda vermutlich als Vertreter des ganz organisationsfreien charismatischen Prädikantentums galt. Nur nach der Zahl der „Was", die er hat, das heißt, der seit dem Eintritt in das Kloster verflossenen jährlichen Eintrittsjahreszeiten (also: Jahre), richtete sich bis in die Gegenwart der Rang der im übrigen untereinander streng gleichgestellten Mönche in orthodoxen birmanischen Klöstern: nach zehn Was (Jahren) wird der Mönch ein Vollmönch. Das ist sicher sehr alte Tradition. 83 Die orthodoxe Lehre der Gemeinde, wie sie noch mehr als ein Jahrtausend später im Hinayana-Buddhismus fortlebte, kannte außer der Anciennität nur ein ganz unbedingt und allerdings höchst wirksam bindendes Strukturelement: die Beziehung zwischen Lehrer (Upadhyaya) und Schüler. Der Novize hat die strengen Pietätsregeln des indischen Brahmacharin" gegenüber seinem Guru einzuhalten. Auch der rezipierte Mönch durfte noch zu I-tsing's a Zeit (7. Jahrhundert nach Chr.) erst fünf Jahre, nachdem er den Inhalt des Vinaya b -Kanons nach Ansicht des Lehrers vollständig innehatte, sich überhaupt vom Lehrer entfernen. 84 Er bedurfte auch dann noch wieder aufnehmen lassen. Ein Beispiel in I-tsing'sc Reisebeschreibung. 34, Nr. 7. 84a Diese Laxheit war allerdings zweifellos Verfallsprodukt und dem alten Buddhismus fremd. | s Komma fehlt in A. t A: Anciennetätsprinzip J-tsing's b A, B: Vianya c A, B: J-tsing's

u A, B: Bramacharin

a A, B:

leitete wahrscheinlich um 250 v.Chr. eine lokale Gemeindeversammlung, die später als das dritte Konzil von Pätaliputra bezeichnet wurde. Vgl. Frauwallner, Erich, Die buddhistischen Konzile, in: Zeitschr. der Deutschen Morgenland. Ges. 102,1952, S. 240-261, und Bechert, Heinz, Asokas „Schismenedikt" und der Begriff Sanghabheda, in: Wiener Zeitschr. für die Kunde des Orients 5,1961, S. 18-52. 83 Nach Hackmann, Buddhismus, II, S.34. 84 l-ching, Record, S. 119 (in Kapitel 25). 84a Der Titel des Berichtes: Nan-hai chi-kuei nei-fa chuan, bedeutet: „Bericht (chuan) über die buddhistische Religion (nei-fa) heimgeschickt (chi-kuei) aus dem südlichen Meer (nan-hai)". Weber benutzte die Übersetzung von Junjirö Takakusu (hinfort zitiert: l-ching, Record). Die von Weber zitierte Passage befindet sich auf S. 179 im Kapitel 34; Nr. 7 bezieht sich auf die Charakterisierung verschiedener buddhistischer Werke: in diesem Falle ist das Bhartrharisästra gemeint.

360

Hinduismus und

Buddhismus

für alle und jede Handlung der vorherigen Genehmigung des letzteren, dem er keine für sein Heil wichtige Regung vorenthalten durfte. Erst zehn Jahre nach der vollen Aneignung des Vinaya hörte diese Bevormundung auf. Wer aber den Kanon sich vorher gänzlich anzueignen nicht fähig war, blieb lebenslänglich unter jener absoluten A 455, B 244 Vormund |schaft. Gerade die Hinayana-Orthodoxie scheint an dieser Pietätsbeziehung besonders streng festgehalten zu haben. Die Anhängerschaft des alten Buddhismus in Indien selbst, welche die spätere Entwicklung der Klöster zur Grundherrschaft und der Erlösungslehre zu einer Laiensoteriologie perhorreszierte, rekrutierte sich, vom Stifter selbst angefangen, aus großen Adelsgeschlechtern und reichen Bürgern, d zwar nicht ausschließlich, aber vorwiegend. Auch Brahmanen scheinen sich zu finden; aber es waren Vertreter der vornehmen La/enbildung der weltlichen Honoratiorenschichten, welche die Mehrzahl seiner Jünger stellten194). Ansätze zur Entwicklung von Standeskonventionen liegen dem entsprechend weit zurück. Schon die vorgeschriebene Form des Betteins war dem Würdegefühl und guten Geschmack eines wohlerzogenen Intellektuellen angepaßt. Niemals waren die Jünger Buddhas eine Horde kulturloser Bettler. Nicht nur die Kleidung war von Anfang an im Gegensatz zu anderen Sekten anständig reguliert und auch Gegenstand planmäßiger Vorsorge. Sondern die Anziehungskraft des Buddhismus besonders 0 auf die oberen Schichten erklärt sich A 455, B 244

194) Das ergeben die literarischen Quellen und Legenden. Es wird auf die Zugehörigkeit besonders vornehmer' Leute ein erhebliches Gewicht gelegt. Aber sozial exklusiv war der Buddhismus jedenfalls insoweit nie, als die Laien in Betracht kamen. In späterer Zeit finden sich in den buddhistischen Inschriften (z.B. der von Bühler in der Ep. Ind. II S. 91ff. zitierten Sanci-Inschrift)85 alle Stände vertreten; Adlige und Bauern eines Dorfes, Gildekaufleute (Sheth), einfache Händler (Vani), königliche Schreiber, Berufsschreiber, königliche Werkstattvorsteher (Avesani), Soldaten (Asavarika), Werkleute (Kamika). Jedoch wiegen Kaufleute und Händler vor. In einer älteren, aus dem 2. oder 1. vorchristl. Jahrh. stammenden Inschrift (Ind. Antiq. XXI, 1890, S. 227) 86 finden sich 1 Soldat, 1 Steinmetz, 1 „Haushalter" (Grihapati9) und zahlreiche geistliche Personen als Donatoren. |

d Komma fehlt in A.

e A: gerade

f A: vornehme

g A, B: Grihaspati

85 Die in Ep. Ind. II, S. 87-116, publizierten SäncT-lnschriften stammen möglicherweise aus dem 3. Jahrhundert v.Chr. Die von Weber zitierten Päli-Termini für die verschiedenen Stände sind dort auf S. 94 angeführt. Das Wort seth in der englischen Übersetzung kommt jedoch aus der Hindi-Sprache; in der Originalinschrift steht sethi. 86 Diese Inschrift ist publiziert bei Hultzsch, Bharaut inscriptions, Ind. Antiq. 21, S. 227. Dieser Band erschien 1892.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

361

zum Teil wenigstens gerade durch seine sorgsame11 Rücksichtnahme auf Wohlanständigkeit. Das Prätimokkha' der südlichen Buddhisten enthält eine Fülle rein konventioneller Anstandsregeln für die Mönche im Verkehr untereinander und mit der „Welt", bis herunter zum 5 Verbot des Schmatzens beim Essen. 87 Dem entsprach die innere Eigenart der Lehre. Ganz ungeheuer und grundlegend ist - wie man schon mehrfach bemerkt hat (namentlich Oldenberg) 88 - der Unterschied der Predigt des Buddha, von der man aus der Tradition immerhin eine ungefähre 10 Vorstellung zu gewinnen in der Lage ist, von derjenigen etwa von Jesus einerseits, Muhammed andererseits. Die typische Wirkungsform des Buddha ist der sokratische | Dialog, durch welchen der A 456, B 245 Gegner im Wege eines wohlüberlegten Raisonnements ad absurdum geführt und zur Unterwerfung gezwungen wird. Weder das kurze 15 Gleichnis oder die ironische Abfertigung oder gar die pathetische Bußpredigt des galiläischen Propheten, noch die auf Visionen ruhenden Ansprachen des arabischen heiligen Heerführers finden irgendwelche k Parallelen in jenen rein auf den Intellekt, die ruhige, sachliche, mit keiner inneren Erregung beteiligte Erwägung wirkenden, 20 souveränen, stets systematisch-dialektisch den Gegenstand erschöpfenden Vorträgen und Gesprächen', welche die eigentlichste Form des Wirkens des Buddha gewesen zu sein scheinen. Es war schlechterdings unmöglich - und man kann sich davon leicht überzeugen ohne ein recht erhebliches Maß von Schulung im spezifisch hinduisti25 sehen Denken ihnen zu folgen, obwohl der Buddha, und zwar für einen hinduistischen Denker mit Recht, versicherte: daß seine Lehre so einfach sei, daß jedes Kind sie zu verstehen vermöge. Denn jedenfalls galt dies nur für ein Kind aus einer, im althinduistischen Sinn, „sehr guten Kinderstube". 30 Der Buddhismus ist vollends mit keinerlei „sozialer" Bewegung verknüpft oder parallel gegangen, hat auch nicht das mindeste „so-

ll A: durchgehende Pätimokkha (Päli).

i Zu erwarten wäre entweder der Prätimoksa (Skt.) oder das k A, B: irgenwelche I A: Gespräche

87 Nach Kern, Buddhismus, II, S. 134. 88 Gemeint ist Oldenberg, Buddha, S. 195 und 203ff.

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Hinduismus und

Buddhismus

zialpolitische" Ziel aufgestellt. Die Ignorierung der ständischen Gliederung war nichts Neues. In den Gegenden der Entstehung des Buddhismus - Magadha und den benachbarten nordindischen Gebieten - war die Macht des Brahmanentums relativ schwach. Die vier alten „Stände" waren zweifellos längst im Zerfall - vor allem waren die freien Bauern (Vaigya) eine Fiktion geworden. Den Quellen der buddhistischen Zeit galten die Kaufleute als die typischen Vai?ya, 89 und der religiöse Abschluß von „Kasten" gegeneinander, insbesondere die Gliederung der Qudras in Berufskasten, stand, wie es scheint, 90 mindestens in diesen Teilen Indiens teilweise erst in den Anfängen und ist dort erst vom späteren Hinduismus in alle Konsequenzen durchgeführt worden. Die individuelle Heilssuche der „Sramana", deren asketische Leistungen in der religiösen Schätzung längst den zünftigen vedisch gebildeten Priestern gleichgeachtet wurden, bestand als eine weit verbreitete Erscheinung. Die Nichtachtung der Unterschiede der Stände durch den Buddhismus bedeutete also keine soziale Revolution, - soweit sie überhaupt Realität war, wie es allerdings scheint. Daß Angehörige der niedrigsten Schichten A 457, B 246 sich unter den Anhängern des ältesten Buddhismus befunden hätten, ist nicht überliefert und sehr unwahrscheinlich. Denn gerade die Sramana überhaupt entstammten ja von jeher weit überwiegend jenen Kreisen vornehmer Laienbildung, die sich besonders stark aus dem stadtsässigen Kschatriyapatriziat rekrutierten, etwa so wie bei uns die Humanisten. Es scheint im Gegenteil ziemlich sicher, daß der ursprüngliche Buddhismus genau wie der alte Jainismus zunächst an der Überzeugung festhielt, daß ein zur vollen Gnosis Befähigter nur in der Brahmanen- und Kschatriya m -Kaste geboren werden könne. Auch der Buddha selbst wurde von der Legende sehr bald von einem Landadelssprößling, der er historisch war, zu einem Königssohn erhoben. 91 Das reiche Stadtpatriziat, aber auch zahlreiche Brahmanen gibt die Tradition als Proselyten seiner ersten Predigt an. Die vornehme Intellektuellenschicht, an welche sich Buddhas Lehre m A, B: Kschatryia

89 Zu den Vaisya (Päli: Vessa) zur Zeit der Entstehung und des frühen Buddhismus stützt sich Weber auf Fick, Gliederung, S. 163. 90 Zum Südra (Päli: Sudda) zieht Weber Fick, Gliederung, S.4- 5, heran. 91 So bei Oldenberg, Buddha, S. 109.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

363

wendete, - die ja wie Oldenberg sich ausdrückt keineswegs für „Arme im Geiste" bestimmt sein konnte,92 - fühlte sich[,j wie wir schon sahen, 93 innerhalb der damaligen indischen Kleinstaaterei in starkem Maße als eine durch alle jene zufälligen und wechselnden 5 politischen Bildungen, welche das Pathos einer solchen Klasse unmöglich dauernd für sich beschlagnahmen konnten, hindurchgreifende Einheit, ähnlich der Intellektuellenschicht unseres Mittelalters. Die buddhistische Lehre selbst ist innerhalb eines Gebiets von damals relativ bedeutender adeliger und bürgerlicher Reichtumsent10 wicklung entstanden. Eine in dem Maß wie im späteren Hinduismus oder auch wie nach den Ansprüchen der älteren Brahmanen herrschende Priesterschaft, welche dies Patriziertum hätte hindern können, sein Leben so zu führen, wie es ihm selbst behagte, und nach Belieben zu glauben oder nicht zu glauben was es wollte, war damals 15 dort nicht vorhanden, und die weltlichen Gewalten konnten keinerlei Anlaß finden, gegen eine absolut unpolitische Bewegung, wie es deren schon massenhaft gab, Einwände zu erheben. Im übrigen ist die Regel Buddhas, welcher der Tradition als Schützling des Königs Bimbisara, der ihn verehrte, galt,94 darauf bedacht, alle Bedenken 20 der weltlichen Gewalt zu umgehen: Soldaten, Sklaven, Schuldverhaftete oder Verbrecher fanden in dem Orden keinerlei Aufnahme. 95 Ein „Kampf" gegen die Brahmanen, wie etwa bei Christus gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten, ist in Buddhas Predigt nicht zu spüren. Er läßt die Götter ebenso wie die Bedeutung der 25 Kasten dahingestellt. Er besteht nach der Tradition, auf nach|drück- A 458, B 247 liches Befragen eines Brahmanen, nur darauf: daß nicht die Geburt, sondern das rechte Tun den Brahmanen zum wahren Brahmanen mache.96 Ebenso findet sich kein eigentlicher Kampf gegen das Opfer, wie er den Jaina eigentümlich war. Es hat nur für das Ziel, 30 dem der Starke und Weise nachgeht, keinen Wert. Als Ganzes ist der alte Buddhismus Erzeugnis nicht etwa negativ, sondern vielmehr stark positiv privilegierter Schichten. Allerdings

92 Ebd., S.67ff. 93 Oben, S.360f. 94 Zum Verhältnis Bimbisäras zum Buddha stützt Weber sich auf Kern, Buddhismus, S. 68 ff. 95 Nach Kern, Buddhismus, II, S. 25. 96 Nach Oldenberg, Buddha, S. 129.

364

Hinduismus und Buddhismus

kann keinem Zweifel unterliegen, daß ein antihierokratischer Zug: die Entwertung des brahmanischen Ritualwissens und der brahmanischen Philosophie n es war, welches den Fürsten und dem Patriziat die Lehre sympathisch machten. Daß gegen die Brahmanenhierokratie die auf die Dauer noch stärkere hierokratische Macht der s Bettelmönche eingetauscht würde, war eine Erfahrung, die erst den späteren Geschlechtern aufging. Die Überzeugung von einer spezifischen Heiligkeit der Wandermönche und Asketen war längst Gemeingut aller sozialen Schichten in Indien, ebenso wie übrigens sehr vieler anderen Zeiten und Völker. Die Ordensregel schrieb zwar 10 gewiß nicht absichtslos ausdrücklich vor: daß der Mönch auf dem Bettelgang unterschiedslos an die Türen der Armen und der Reichen klopfen solle. Innerhalb der Welt aber die soziale Ordnung zu ändern hat weder der alte noch der spätere Buddhismus versucht. Die Welt war für den Mönch indifferent. Nicht wie im alten Christentum 15 deshalb, weil die eschatologische Erwartung sie dazu stempelte. Sondern umgekehrt: weil es keinerlei eschatologische Erwartung und - wenigstens nach der späteren Lehre - auch keine Erlösung für den gab, der nicht Mönch werden wollte, und andererseits für den Mönch kein Menschenschicksal, welches seine eigene Erlösungs- 20 chance irgendwie hätte beeinflussen können. Die Art der Erlösung, welche dem Bettelmönch versprochen wurde, war sicherlich nicht nach dem Geschmack sozial gedrückter Schichten, die vielmehr einen Entgelt im Jenseits oder aber zukünftige Diesseits-Hoffnungen verlangt hätten. Die Laiensittlichkeit aber trug den Charakter einer 25 äußerst farblosen „bürgerlichen" Ethik und ihre diesseitigen Prämien: Reichtum und ein ehrenvoller Name, ebenfalls. Ein religiöses „Naturrecht" höriger Bauern oder zünftiger Handwerker gar hätte anders ausgesehen. Und daß eine in diesen Schichten als Heimat wurzelnde Erlösungsreligion oder überhaupt eine spezifische Lai- 30 A 459 enreligiosi|tät der unteren Schichten einen gründlich anderen ChaB 248 rak|ter gehabt hätte, bewies die bald zu erzählende 97 Entwicklung der Folgezeit.

n A: Philosophie, 97 Unten, S.369ff.

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

365

Die Propaganda durch Lehre gehört als spezifische Lebensform dem rastlos wandernden Buddha ganz persönlich an. Ob sie ursprünglich für die Mönche als eigentliche „Pflicht" angesehen wurde, mag dahingestellt bleiben und ist eher unwahrscheinlich. Die ausdrückliche Pflicht der Mission knüpft als solche vielmehr wohl erst an die Wandlung des Erlösungsideals in den späteren Jahrhunderten an. Der Buddhismus wurde aber eine der größten Missionsreligionen der Erde. Das muß wundernehmen. Denn rein rational angesehen ist kein Motiv zu entdecken, welches ihn dazu hätte bestimmen können. Was sollte einen nur seine eigene Erlösung suchenden und dafür ganz und gar auf sich selbst allein angewiesenen Mönch veranlassen, sich um das Seelenheil anderer zu kümmern und die Mission zu betreiben? Zumal gerade dem Mystiker, vollends unter dem Einfluß der Karman-Lehre mit ihrer Determiniertheit der Erlösungschancen durch Karman und durch die von da aus bedingten Unterschiede der Qualifikation, ein solches Unternehmen doch höchst unfruchtbar erscheinen mußte. Lange schwankt in der Legende 98 der Buddha, ob er auf Brahmas Bitte den Menschen die Erlösungslehre verkünden sollte. Schließlich bestimmt ihn dazu der Umstand: daß neben den nach ihrer Qualifikation zum Heil und den zum Unheil bestimmten er doch eine große Zahl Menschen sieht, deren Qualifikation nicht eindeutig ist, 0 und deren Heilsschicksal also durch Heilsverkündigung beeinflußt werden kann. Indessen dies war nur eine dogmatische Deutung. Wo aber lagen die realen praktischen Antriebe? Zunächst vermutlich in jenem rational nicht weiter deutbaren, p psychologisch (vielleicht qphysiologisch) bedingten" Tatbestand, den wir kennen: Den großen Virtuosen der mystischen Frömmigkeit eignet zumeist jener r erbarmensvolle L i e b e s a k o s m i s m u s d e r fast überall die psychologische Form des mystischen Heilsbesitzes: die eigentümliche Euphorie des gottinnigen Stillgewordenseins, beglei-

o Komma fehlt in A. p Komma fehlt in A. r A: erbarmensvollen Liebesokasmismus

q A: physiologisch) bedingten)

98 Die Geschichte über Brahmas Bitte um Verkürzung der buddhistischen Lehre befindet sich in Mahävagga l,5,2ff. Weber folgt Oldenberg, Buddha, S. 132-134. 99 Zum Begriff des „Liebesakosmismus" siehe oben, S.333.

366

Hinduismus und Buddhismus

tet. Er hat die Mehrzahl von ihnen, den rationalen Konsequenzen der mystischen Heilssuche entgegen, auf den Weg der Seelenrettung getrieben. Indessen dies Motiv, welches ganz offensichtlich auch in der buddhistischen Mitleidsethik sich äußert, bestand auch bei anderen indischen Mystikern. Daneben wirkte die Gepflogenheit wan- 5 A 460, B 249 dern|den Disputierens, welches, wie allen indischen Soteriologen der alten Intellektuellenschicht, so auch, in charakteristischer Art, dem Buddha eignete. Indessen auch dies war eine allgemeine Erscheinung aller Soteriologien seiner Zeit. Entscheidend war für den Erfolg der Propaganda bei den Jaina wie bei den Buddhisten: das 10 Auftreten von „Berufsmönchen" in der Form von Gemeinschaften. Das entscheidende Motiv aber für den Betrieb der Propaganda lag natürlich in den materiellen Interessen der Mönche an der Vermehrung der Nahrunggeber: der Upasaka. Auch dies Interesse zwar war den konkurrierenden Mönchsverbänden, namentlich den Jaina, mit 15 den Buddhisten gemeinsam. Aber hier kamen dem Buddhismus in der Zeit seiner Expansion einige Umstände zugute, welche auf der anderen Seite, praktisch angesehen, eine Schwäche darstellten, die ihm später, in Indien selbst wenigstens, gegenüber der Konkurrenz der orthodoxen Berufsmönche zum Unheil ausschlagen sollte. Ei- 20 nerseits die überaus geringen Ansprüche, welche er an die Laien stellte. Andererseits das vollkommene Fehlen einer festen Organisation der Mönchsgemeinschaft und damit auch fixierter Pfründeninteressen der Mönche selbst. Für jede Konfession kommt die Krisis ihrer missionierenden Expansion in dem Augenblick, wenn der typi- 25 sehe Prozeß der „Verpfründung" an ihr vollendet ist. Das heißt: wenn ihre Organisation s so weit s vorgeschritten ist, daß ihre Einkünfte einerseits, ihre Heilsdarbietungen andererseits in festen Sprengein nach Art einer „Kundschaft" oder „Rente" für ihre berufsmäßigen Heilsvermittler (Priester, Prediger, Mönche) fest ver- 30 teilt sind. Dann überwiegt unvermeidlich das monopolistische Interesse der Inhaber jener „Kundschaften" und Präbenden über das gemeinsame Interesse an der Gewinnung von Neuland. Die Gemeinschaft erschwert dann die Aufnahme von Novizen, um die „Nahrungen" der schon vorhandenen Sprengelinhaber nicht zu gefährden. 35 Sie interessiert sich zwar für die Fernhaltung von Konkurrenz auf ihrem Nahrungsgebiet, aber ihre Pfründner sind keine geeigneten S A: soweit

II. Die orthodoxen

und heterodoxen

Heilslehren

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Propagandisten für die Mission auf Fremdgebieten. In der einen oder anderen Form läßt sich dieser Vorgang bei den meisten einstmals missionierenden Konfessionen verfolgen. Beim Buddhismus nun schloß die alte überaus „akosmistische" Organisation (oder: Organisationslosigkeit) in Verbindung mit der Ablehnung jeder Ordnung der Laienbeziehungen die Verpfründung zunächst direkt aus. | Und gerade der den Asketen älterer Observanz so ärgerliche rein A 461, B 250 parasitäre Charakter der buddhistischen Nahrungssuche, der Anschluß an die damals aufblühenden Städte und an die größeren Ortschaften überhaupt, verbunden mit dem sehr geringen Maß von Bindung sowohl der Mönche wie der Laien, die sie ernährten, an rituelle Regeln,' war ein, äußerlich wenigstens, anfänglich sehr bedeutender Vorteil. Wir sahen, 100 daß der alte Buddhismus, von der fest gegebenen Verschiedenheit der Qualifikation für die Erlösung als einer Grundtatsache ausgehend, den Laien fast keinerlei Verpflichtung auferlegte als eben: den Unterhalt der Mönche zu bestreiten, daß er ursprünglich keine Abgaben an die Gemeinschaft, - aus welchen sehr schnell Präbenden der Mönche hätten werden und die Kontingentierung ihrer Zahl hätte hervorgehen müssen, - kannte, sondern nur Geschenke an den einzelnen Mönch. Erst allmählich trat darin eine Änderung im Sinne der gewöhnlichen Klosterorganisation ein. Die Avasika: die nicht nur während der Regenzeit, sondern dauernd im Kloster residierenden, nicht mehr wandernden Mönche, sind zweifellos,u ebenso wie die festere Abgrenzung der v Kirchspiele (sima), erst" ein schon auf dem Weg zur Klostergrundherrschaft liegendes Entwicklungsprodukt. Diesen residierenden Mönchen lag neben der Meditation das Studium der Sutras und ferner wissenschaftliche Arbeit ob. Der alte Buddhismus schätzte dagegen wie andere" so auch die wissenschaftliche Arbeit nicht. Und vollends die Entstehung einer Literatur als Studienobjekt war bei der ursprünglich rein mündlichen Überlieferung unzweifelhaft erst sekundär. Solange dieser alte Zustand dauerte, mußte er zu einer

t Komma fehlt in A. spiele, (sima) erst

100 Oben, S?344f.

u Komma fehlt in A. v A: Kirchspiele (sima) erst B: Kirchw Lies: ebenso wie andere Arbeit

368

Hinduismus und Buddhismus

Überschwemmung des Landes mit missionierenden Jüngern und Mönchen führen und hat dies getan. Dennoch hätte der Buddhismus mindestens seinen internationalen Eroberungszug wohl nicht antreten können ohne die historische Zufälligkeit: daß einer der ersten Großkönige, die fast das ganze 5 indische Kulturgebiet beherrschten, sein leidenschaftlicher Anhänger wurde, wie bald zu berichten sein wird. 101 |

101 Unten, S.375ff.

III. 3

A 687, B 251

III. Die asiatische Sekten- und Heilandsreligiosität. Allgemeine Gründe der Umwandlung des alten Buddhismus S.369. - König A f o k a S.375. - Der Mahayanismus S. 387. - Die Mission: 1. Ceylon und Hinterindien S. 408. 2. China S.421. - 3. Korea S.430. - 4. Japan S.432. - 5. Innerasien: der Lamaismus S.450. - Die orthodoxe Restauration in Indien. Allgemeiner Charakter S. 460. - (Jivaismus und lingam-Kult S. 475. - Vischnuismus und bhakti-Frömmigkeit S. 487. - Die Sekten und die Gurus S. 509. - Allgemeiner Charakter der asiatischen Religiosität S. 526.

Der alte Buddhismus war, wenn nicht die zeitlich letzte, so doch jedenfalls die rücksichtslos konsequenteste der hinduistischen vornehmen Intellektuellensoteriologien1' und insofern deren „Vollendung". Äußerlich ist er die einzige Erlösungsreligion gewesen, welche wenigstens auf einige Zeit einmal: unter der Maurya-Dynastie, in ganz Indien offiziell herrschende Konfession war. Freilich nicht dauernd. Seine innere Konsequenz und darum auch seine äußere Schwäche lag darin: daß er auch in seinem praktischen Verhalten die Erlösung auf diejenigen beschränkte, welche wirklich den Weg zu Ende gingen und Mönche wurden, daß er sich im Grunde um die andern, die Laien, kaum kümmerte. Denn den Vorschriften, welche er für diese schuf, sieht man es an, daß sie Akkommodationen ohne innerlich einheitlichen Gesichtspunkt waren. Und vor allem fehlte äußerlich | das, was der Jainismus geschaffen hatte: eine Gemeinde- A 688 Organisation der Laien. Selbst die Mönchsorganisation war ja, sahen wir,1 auf das Allerunentbehrlichste beschränkt. Dies Fehlen der

11

D a ß er aber eine solche vornehme Intellektuellensoteriologie war, ist der Grund aller A 687, B 2 5 1 der Abgründe, die zwischen ihm und dem alten Christentum lagen. D e n n für dieses war, wie wir sehen werden, 2 gerade der Gegensatz gegen jedes vornehme Intellektuellentum das grundlegend Wichtige. |

a A: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Von Max Weber. Hinduismus und Buddhismus. (Schluß.)

1 Oben, S. 346ff. 2 Weber bezieht sich hier auf die geplante Fortsetzung der Aufsatzfolge über die Wirtschaftsethik der Weltreligionen.

370

Hinduismus und Buddhismus

Laienorganisation hat geschichtlich die Folge gehabt, daß der Buddhismus in seinem Heimatland gänzlich verschwunden ist. Er hielt trotz aller Akkommodation, die wir kennen lernen werden, 3 dennoch die Konkurrenz derjenigen orthodoxen und heterodoxen hinduistischen Sekten nicht aus, welche es verstanden, die Laienschaft in feste Beziehungen zu ihrer Leitung zu setzen. Und ebenso erwies er sich widerstandsunfähig gegenüber äußerer Gewalt, vor allem gegenüber dem Islam. Die muhammedanische Eroberung 4 suchte B 252 neben einer furchtbaren Zerstörung der Idole aller | hinduistischen Religionen naturgemäß vor allem die führenden Schichten der Unterworfenen zu treffen: den Adel - soweit er sich nicht konvertieren ließ - und die Mönche, die er mit Recht als die eigentlichen Träger des organisierten religiösen Gemeinschaftslebens ansah. Schon an sich lag ja, wie wir später sehen werden, 5 die Antipathie gegen Mönchsaskese von Anbeginn an in seinem Wesen. Die „geschorenen Brahmanen" 6 , die Mönche und zwar vor allem die buddhistischen Mönche, waren es daher zuerst, die er rücksichtslos abschlachtete. Im Buddhismus aber konzentrierte sich in den Klöstern und der Mönchsgemeinde die Existenz der Konfession überhaupt. Waren diese vernichtet, so war es mit der Gemeinschaft zu Ende, und tatsächlich haben auch nur Spuren ihrer Existenz den islamischen Einbruch überlebt. So gründlich war die Vernichtung, daß selbst die Lage der heiligen Stätten: vor allem Lumbini, des „indischen Bethlehem", völlig vergessen wurde, bis europäische Ausgrabung sie wieder aufdeckte. 7 Allein schon lange vor dieser äußeren Katastrophe war die einstige Herrschaft des Buddhismus in Indien durch die Konkurrenz anderer Soteriologien gebrochen worden. Und vor allem: im vergeblichen Konkurrenzkampf mit ihnen hatte er selbst seine innere Struktur tiefgreifend verändert. Das hat ihm die Be-

3 Unten, S. 397. 4 Die muslimische Eroberung Nordindiens geschah in drei Phasen: 712 wurde die Landschaft Sindh am unteren Indus muslimisch; dabei verloren viele Buddhisten ihre Heimstatt. Im 11. Jahrhundert kam es zu häufigen Plünderungszügen der Muslims aus Afganistan nach Nordindien. 1 1 9 2 - 1 2 0 0 wurde ganz Nordindien bis nach Bengalen, dem letzten Refugium der Buddhisten in Indien, von den Muslims erobert. 5 Damit ist wahrscheinlich die in derselben Aufsatzfolge geplante, aber nicht mehr fertiggestellte Arbeit über den Islam gemeint. 6 Als Zitat nicht nachgewiesen. 7 Siehe dazu Oldenberg, Aus dem alten Indien, S. 51.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

371

hauptung der Herrschaft in Indien nicht ermöglicht, wohl aber ist er wesentlich in dieser veränderten Gestalt eine „Weltreligion" außerhalb Indiens geworden. Das treibende Moment der Umwandlung war, neben der unvermeidlichen Akkommodation an die Bedingungen der Existenz in der Welt, das Interesse der Laienschaft. Und zwar einer | Laienschaft A 689 von wesentlich anderem Gepräge als die vornehmen Kschatriya- und Schreschthi-Familien in der Zeit seiner Entstehung. Der Aufstieg des Buddhismus wie des Jainismus vollzog sich zunächst auf den Schultern des Stadtadels und vor allem des bürgerlichen Patriziats. Die Ablehnung des Priesterwissens und der unerträglichen zeremoniösen Lebensreglementierung, der Ersatz der unverständlichen toten Sanskritsprache durch die Volksmundart, 8 die religiöse Entwertung der Kastengebundenheit für das Konnubium und den geselligen Verkehr, verbunden mit der Verdrängung der Schlüsselgewalt der unheiligen Weltpriesterschaft durch eine Schicht von Heilssuchern, welche wirklich Ernst machten mit dem heiligen Leben, - dies alles waren | Züge, welche der Laienbildung überhaupt, vor allem aber B 253 den patrizischen bürgerlichen Schichten der Zeit der ersten großen Städteblüte weit entgegenkommen mußten. Die Kastenschranken lockerten sich damals wenigstens für den Zutritt zum religiösen Heil. Nur die brahmanische Vedanta-Schule hielt streng an dem Grundsatz fest: daß nur der Angehörige einer wiedergeborenen Kaste die Erlösung erlangen könne. Die Samkhya-Schule trug kein Bedenken, auch den £udra als erlösungsfähig anzusehen, und der Buddhismus ignorierte die Kastenangehörigkeit wenigstens bei der Zulassung zum Mönchsorden gänzlich, so großes Gewicht er auf gute Manieren und also - der Erziehung nach - gute Familie legte, b und so nachdrücklich er die Herkunft der Mehrzahl seiner Anhänger aus ständisch vornehmen Kreisen betonte. Nun aber entstand, bald nach dem Alexanderzuge, 9 der die ersten, freilich sehr flüchtigen, Berührungen Nordindiens mit dem Helleb Komma fehlt in A. 8 Mit Volksmundart meint Weber die Präkrts, die regionalen Volkssprachen. 9 Alexander III. d.Gr., König von Makedonien ( 3 3 6 - 3 2 3 v.Chr.), fiel nach der Niederwerfung des persischen Achämenidenreiches in den Jahren 327 und 326 v. Chr. in Nordwestindien ein und hinterließ dort Garnisonen und einen Satrapen. Durch die Wirren der Diadochenkriege nach Alexanders Tod wurden die indischen Gebiete, bedingt nicht zuletzt durch Aufstände, schon 318 v.Chr. wieder aufgegeben.

372

Hinduismus und Buddhismus

nentum brachte, zum erstenmal - soviel bekannt - ein indisches Großkönigtum unter der Dynastie der Maurya. Das stehende Heer und die Offiziere, das königliche Beamtentum und seine massenhaften Schreiberbüros, die königlichen Steuerpächter und die königliche Polizei wurden nun die herrschenden Mächte. Der Stadtpatriziat wurde als Darlehensgeber, Übernehmer von Lieferungen und Leistungen benutzt, aber allmählich zurückgedrängt, die Gewerbe als Träger von Leiturgien und Abgaben zu den neuen Mächten in Beziehung gesetzt. Der Patrimonialismus der Großkönige trat an die Stelle des alten Kleinkönigtums. Damit wandelte sich unvermeidlich die Lage sowohl des Adels wie des bürgerlichen Patriziats. Die | A 690 brahmanische Tradition schreibt der Maurya-Dynastie niedrigen Ursprung zu, 10 und mindestens im Beamtentum und Offizierkorps mußte ein Patrimonialfürst geneigt sein, den Unterschichten Gelegenheit zum Emporkommen zu geben. Das stimmte zunächst vortrefflich mit der Ignorierung der Ständeschranken durch die buddhistische Erlösungsreligion zusammen, und tatsächlich trat derjenige Großkönig der Maurya-Dynastie, dem es zum erstenmal gelang, das ganze Kulturgebiet Indiens zu einem Einheitsreich zu vereinigen, Agoka, zum Buddhismus über, zuerst als Laie, dann sogar formell als Mitglied des Ordens. 11 Die wenigstens relative Nivellierung der politischen Macht der B 254 vornehmen Stände, namentlich aber der an sich wahr|scheinliche und auch ganz offensichtliche Fortfall der alten Kschatriya-Schicht mit ihren zahllosen kleinen Burgen, der selbständigen Mittelpunkte einer vornehmen ritterlichen Bildung, mußte nun aber tiefgehende Folgen für die sozialen Bedingungen der miteinander konkurrierenden Religionen haben. Der „Laie", um dessen Seele sie miteinander rangen, war nicht ausschließlich mehr der adlig Gebildete, sondern: der Höfling, der schriftkundige Beamte, daneben aber der Kleinbürger und Bauer. Fürsten, Priester und Mönche in gleicher Art mußten darauf bedacht sein, ihren religiösen Bedürfnissen entgegenzukommen, die politischen Machthaber, um die Massen zu domestizieren, die Träger der Religion, um an ihnen Stützen ihrer geistlichen Macht

10 Hier und im folgenden stützt Weber sich auf Smith, Early history, S. 114-129. 11 Die Annahme, Asoka sei Mitglied des buddhistischen Ordens geworden, beruht auf einer falschen Übersetzung (siehe unten Webers Fußnote 3 sowie ebenda die erläuternde Anmerkung 18).

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

373

und eine Quelle von Pfründen und Kasualien-Einkünften 12 zu haben. Es begann eine plebejische - richtiger: auf die Befriedigung plebejischer religiöser Bedürfnisse eingestellte - Epoche der orthodox indischen Soteriologie. Man kann sie etwa mit der Gegenreformationszeit und den ihr folgenden Epochen im Occident, die ja gleichfalls mit der Bildung der patrimonialen Großstaaten zusammenfiel, vergleichen. Immerhin mit einem gewichtigen Unterschied. In Europa zog die feste hierarchische Organisation der katholischen Kirche, zunächst in dem emotionalen Charakter ihrer PropagandaAgitation, dann in der zur Kaplanokratie bürokratisierten Struktur ihrer Verfassung, die Konsequenzen. In Indien dagegen war eine weit kompliziertere Anpassung durch eine nur als Stand oder als lockerer Verband von Klöstern zusammengeschlossene, aber sonst unorganisierte, Hierokratie zu vollziehen. | Die höfische Gesellschaft vermißte am alten Buddhismus einer- A 691 seits die vornehme Schriftbildung und Gelegenheit zu künstlerischer Formung, andererseits Mittel für die Domestikation der Massen. Der Kleinbürger und Bauer konnte ja mit den Produkten der Soteriologie der vornehmen Bildungsschicht nichts anfangen. Am wenigsten mit der altbuddhistischen Soteriologie. Er dachte nicht daran, Nirwana zu begehren, ebensowenig wie die Vereinigung mit dem Brahman. Und vor allem: er hatte auch gar nicht die Mittel in der Hand, zu diesen Heilszielen zu gelangen. Denn dafür war Muße für die Meditation erforderlich, um die Gnosis zu erlangen. Diese Muße hatte er nicht und sah sich in aller Regel nicht veranlaßt, sie sich durch ein Leben als Büßer | im Walde zu verschaffen. Nun B 255 hatten sowohl die orthodoxe wie die heterodoxe Soteriologie dafür in gewissem Grade vorgesorgt: die orthodoxe durch die Heilsverheißungen des Kastenritualismus, die heterodoxe durch eine sekundäre Laiensittlichkeit, für welche ebenfalls Prämien in diesem und jenem Leben versprochen waren. Allein das alles war doch wesentlich negativen und vor allem: wesentlich ritualistischen Charakters. Es befriedigte in gar keiner Art das eigentlich religiöse Bedürfnis nach emotionalem Erleben des Überweltlichen und nach Nothilfe in äußerer und innerer Bedrängnis. Jenes ungebrochene emotionale Be12 Kasualien (von lateln. casus, „Fall") sind gottesdienstliche Feiern, die nicht regelmäßig, sondern aus besonderen Anlässen stattfinden und vielfach eine persönliche seelsorgerlsche Begegnung ermöglichen.

374

Hinduismus und Buddhismus

dürfnis insbesondere war und ist aber überall für den psychologischen Charakter der Religion bei den Massen das ausschlaggebende im Gegensatz zu dem rationalen Charakter aller Intellektuellensoteriologie. Für die emotionale Massenreligiosität nun hat es in aller Welt nur zwei typische Möglichkeiten der Soteriologie gegeben: die Magie oder den Heiland. Oder beide zusammen: der lebende Heiland als Magier und Helfer in physischer und psychischer Not, der tote vergottete Heiland als Nothelfer, Fürsprech und überirdischer Gegenstand inbrünstiger Andacht und emotional-ekstatischer Wiedererweckung im Erlebnis des Gottbesitzes oder der Gottbesessenheit. Den Weg der Anpassung an diese spezifisch plebejischen religiösen Bedürfnisse ist fast die gesamte indische Soteriologie gegangen. Das ist der grundlegende Tatbestand für das Verständnis der Entwicklung, die nun zu skizzieren ist. | A 692 Der alte Buddhismus war auch in der Beziehung zu den Laien zum mindesten relativ - vielleicht sogar absolut - magiefeindlich gewesen. Denn das strenge, mit der Strafe der Todsünde belegte, Gebot an die Mönche (viertes Mönchs-Gelübde): sich nicht übermenschlicher Fähigkeiten zu rühmen, mußte, selbst wenn man seine prinzipielle Tragweite noch so einschränkend interpretiert, die Bedeutung der Mönche als magischer Nothelfer und Therapeuten ausschließen oder doch entwerten. 13 Ebenso war der alte Buddhismus mindestens relativ bilderfeindlich gewesen. Das Verbot des Buddha, ihn bildlich darzustellen, ist zuverlässig überliefert, 14 und viele genuin altbuddhistische Reformatoren haben einen gewissen relativen Puritanismus, etwa vom Charakter des cisterziensischen, in die Kirchenkunst B 256 hineingetragen, sehr oft - wiederum wie bei den Cisterziensern | nicht zu deren künstlerischem Schaden. Der alte Buddhismus war endlich schlechthin apolitisch gewesen; eine innere Beziehung zu politischen Gewalten war von ihm aus eigentlich kaum auffindbar. In diesem letzten Punkt trat zuerst Wandel ein.

13 Weber stützt sich auf Kern, Buddhismus, II, S.41, und Oldenberg, Buddha, S . 3 7 7 . Die vier Verbote lauten: 1. Kein Geschlechtsverkehr, 2. Kein Diebstahl, 3. Kein Mord, keine wissentliche Tötung, 4. Kein Rühmen übermenschlicher Fähigkeiten. 14 Zwar sind aus der frühbuddhistischen Zeit nur anikonische Darstellungen des Buddha bekannt, doch gibt es kein entsprechendes Verbot; dies erklärt ausdrücklich Kern, Buddhismus, II, S. 196 ff.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

375

Der alte Buddhismus erreichte in Indien seine Akme 1 5 unter der Regierung des Maurya-Großkönigs Afoka, des ersten Monarchen, der nach ägyptischer, assyrischer und achämenidischer Weise seine Taten und Anordnungen in zahlreichen Felsen-^,] Höhlen- und Säu5 len-Inschriften2) zu verewigen bemüht war. 16 Daß dem König die Möglichkeit gegeben wurde, zunächst Novize, dann offizielles Ordensmitglied zu sein3) und doch König zu bleiben, zeigt eine weitgehende Akkommodation des Ordens, so sehr auch der König selbst4' betont, wie schwer es sei, diese Welt und die künftige zu 10 gewinnen. Denn immerhin galt der Monarch nicht als gewöhnlicher Mönch, sondern nahm eine eigentümliche Sonderstellung ein. Es 2)

Außer in den großen Sammlungen findet man die wichtigsten auch in V. A. Smiths A 692, B 2 5 6 A9oka (Oxford 1901) zusammengestellt. 17 3) Dies erklärt der üblicherweise als „Kleines Felsen-Edict I" gezählte Erlaß ausdrücklich; der König sei 2Vic Jahre Laienschüler gewesen und jetzt im 6. Jahr im Orden. 1 8 4) In dem als „Säulen-Edict I" gezählten Erlaß. 1 9 |

c B: 21/.

15 Der Begriff Akme (griech.: Höhepunkt) wird vom Geschichtsschreiber Thukydides (ca. 460-400 v. Chr.) zu Beginn seines Werkes über den Peloponnesischen Krieg (431 - 4 0 4 v. Chr.) gebraucht, um Athen in der Fülle seiner Macht zu charakterisieren. 16 Wahrscheinlich hat Asoka sich die Achämeniden zum Vorbild genommen. Nur kurze Zeit nach ihm praktiziert auch der Reichseiniger Chinas, Ch'in Shih-huang-ti (reg. 221-210 v.Chr.) das Anbringen von Felsinschriften. Bei den Inschriften des Asoka handelt es sich um 14 große Edikte in den jeweiligen Volkssprachen an acht verschiedenen Orten (davon die Edikte I-VIII und X an 7 Orten, IX an 8 und XI-XIV an 5 Orten) und um zahlreiche kleine Felsedikte, Höhlen- und Säuleninschriften, die ebenfalls in den jeweiligen Präkrts (Volkssprachen) verfaßt sind. 1957 wurde in Kandahar (Afganistan) auch eine griech.-aramäische Bilingue Asokas entdeckt. 17 Mit den großen Sammlungen dürfte Weber vornehmlich Band I der Erstauflage des Corpus Inscriptionum Indicarum gemeint haben, das ihm nicht zur Verfügung stand (siehe oben, S.51). Beim Buchtitel von Smith hat Weber eine andere zu seiner Zeit geläufige Umschrift (Agoka) als Smith verwendet. Dieser gebraucht in seinem Buchtitel die PräkrtForm Asoka; also hinfort: Smith, Asoka. 18 Weber folgt hier Smith, Asoka, S. 139. Wirklich ist Asoka 2 1/2 Jahre Laienschüler (upäsaka, in anderen Versionen der Inschrift: säkya, d.h. Buddhist) gewesen, doch daß er dem buddhistischen Orden beigetreten sei, beruht auf Smith's Übersetzungfehler vom sarnghe upete, was: „seit ich den Sahgha besucht habe", heißt, (nicht: „seit ich in den Safigha eingetreten bin"). Weiterhin heißt es im Quellentext, daß seit diesem Besuch etwas mehr als ein Jahr (nicht: „6. Jahr im Orden") vergangen sei. Vgl. dazu Corpus Inscriptionum Indicarum i, new edition, ed. Eugen Hultzsch. - Calcutta: Govt. of India 1925, S. 166-167. 19 Bei Smith, Asoka, S. 146-147; alle von hier bis Webers Fußnote 30 aufgeführten Edikte sind nach Smith, Asoka, S. 117-157, zitiert.

Hinduismus und Buddhismus

376

entstand damit erstmalig im Buddhismus ein Ansatz einer politischen Theorie: die Gewalt des Weltmonarchen (tschakravarti) d muß die notwendig von allem Welthandeln abführende geistliche Gewalt des Buddha ergänzen. 20 Er ist Patron der Kirche etwa in dem Sinn, wie die byzantinischen Monarchen dies in Anspruch nahmen. 21 SeiA 693 ne Edikte zeigen auch | sonst die eigentümlichen Konsequenzen einer Halb-Theokratie. Die erste Konversion des Königs erfolgte nach der blutigen Unterwerfung des Kalinga-Reiches. 22 Der König erklärt 5) : daß er die Schlächterei, die dabei unvermeidlich gewesen sei und bei welcher zahlreiche fromme Leute umgekommen seien, bereue, daß es fortan nicht zum Dharma seiner Nachfahren gehören werde, durch das Schwert zu erobern, sondern durch und für die Macht des wahren Glaubens, daß aber wichtiger als selbst diese friedlichen Eroberungen ihm das Heil der Seele: die nächste Welt, sei. Mit dieser religiös-pazifistischen Fortwendung von dem überkommenen Königs-Dharma ging, wie es nicht anders sein konnte, B 257 die Entwicklung zu einem patriarchalen ethischen und | karitativen Wohlfahrtsstaats-Ideal Hand in Hand. Der König, dem die Sorge für Land und Volk obliegt 6 ', muß für die öffentliche Wohlfahrt arbeiten, damit die Untertanen „glücklich" sind und „den Himmel gewin-

A 693 B 257

5) 6)

In dem als Großes Felsen-Edikt Nr. XIII gezählten Erlaß. | Großes Felsen-Edikt Nr. VIII.

d A, B: (tschakravati)

20 Politische Konzeptionen und Vorstellungen von einem (buddhistischen) Weltmonarchen (Skt.: cakravartin [Nominativ: cakravartl]; Päli: cakkavatti) finden sich schon in einigen Büchern des Dïghanikàya und des Ahguttaranikäya. Im DTghanikäya behandeln Mahäsudassanasuttanta (Buch XVII) und Cakkavatti-SThanäda-Suttanta (Buch XXVI) die Laufbahn eines Cakravartin, seine Schätze und sein Reich. Mahäpadänasuttanta (Buch XIV) und Mahäparinibbänasuttanta (Buch XVI) vergleichen Buddha und Cakkavatti als zwei Möglichkeiten eines mahäpurusa, eines „Großen Menschen", der selbst entscheidet, welche Laufbahn er einschlägt. Im Aggannasuttanta (Buch XXVII,21) erscheint die Idee des Mahäsammata, des „Großen Erwählten", der mit der Überwachung der sozialen Ordnung betraut ist und dafür einen Teil der Früchte erhält. 21 Asoka fühlte sich wohl eher nur als Beschützer der buddhistischen Lehre, der die Autonomie der Religion nicht beschnitt. Vgl. aber unten, S. 382f. 22 Die Unterwerfung geschah im 8. Jahre Asokas (d.i. 261 v.Chr.) und wird im Großen Felsen-Edikt XIII erwähnt.

III. Die asiatische

Sekten- und Heilandsreligiosität

377

nen". 23 Zu jeder Tageszeit solle ihm rapportiert werden dürfen, denn Eile tue in seinen Geschäften not 7) . Er selbst wendet sich einem exemplarischen Leben zu, entsagt dem Krieg und den Jagdzügen, welche bis dahin, wie überall, mit dem Kriegsdienst propädeutisch 5 verknüpft gewesen waren bzw. im Frieden dessen Stelle vertreten hatten. Er will statt dessen 8 ' auf seinen Fahrten Propaganda der Frömmigkeit treiben 9 '. Er verbietet, dem Ahimsa entsprechend, das Schlachten in der Hauptstadt Pataliputra 24 und die mit Fleischorgien verknüpften Feste (samaja), verkündet auch, daß in der königlichen 10 Küche fortan kein Vieh mehr geschlachtet werde 10 '. Hospitäler für Menschen und Vieh nebst den erforderlichen Apotheken sollen gestiftet, Frucht- und schattengebende Bäume an den Straßen gepflanzt 11 ', Rasthäuser für Menschen und Tiere an ihnen angelegt und Almosen verteilt werden 12 '. Ungerechte Tortur und Gefangenset15 zung sollen aufhören 13 '. Die wichtigste Eigentümlichkeit war dabei die aus der altbuddhistischen Ablehnung der Gewaltsamkeit folgen- A 694 de „Toleranz". Der König erklärt, daß alle seine Untertanen, gleichviel welchen Glaubens, seine „Kinder" seien und - mit Wendungen, die an das Bhagavadgita erinnern - daß es nur auf die Ehrlichkeit der 20 Frömmigkeit und auf den Ernst, mit welchen die praktischen Folgerungen aus ihren Lehren gezogen werden, ankomme. Das Zeremoniell und die äußeren Riten seien wenig nütze 14 '. Mit solchen Dingen würde, besonders von den Weibern, auf welche der König sehr

7)

Großes Felsen-Edikt Nr. VI. Großes Felsen-Edikt Nr. IV; „statt der Kriegstrommel soll die Frömmigkeitstrommel gerührt werden." 9> Großes Felsen-Edikt Nr. VIII. 10) Großes Felsen-Edikt X, Nr. I. 2 5 n) Großes Felsen-Edikt Nr. II. 12> Säulen-Edikt Nr. VII. 13) Kalinga-Felsen-Edikt. | 14) Großes Felsen-Edikt Nr. IX. A 694 S)

23 Im Großen Felsen-Edikt Nr. VI (vgl. Webers Fußnote 7); siehe Smith, Asoka, S. 122. Die angegebenen Textstellen lauten: „sukhäpayämi (sukhäyämi)" (ich werde glücklich machen) und „palata ca svagam älädhayitu (paraträ svagarp ärädhayamtu)" (sie sollen im Jenseits den Himmel erlangen). 24 Pataliputra ist das heutige Patnä im Bundesstaat Bihär. 25 Gemeint ist das Große Felsen-Edikt Nr. I, bei Smith, Asoka, S. 1 1 4 - 1 1 6 .

378

Hinduismus und Buddhismus

schlecht zu sprechen ist15', sehr viel Unfug getrieben und - gedacht ist B 258 wohl an Sexualorgien - geradezu sittlich verderbliche | Praxis geübt. Der König aber hält nicht viel von Geschenken und äußerer Ehrfurcht vor der Religion, sondern nur davon, daß „das Wesen der Sache" durchgeführt werde 16) . Er ehrt alle Sekten und alle Stände, 5 Reiche und Arme, Brahmanen, Asketen, Jaina, Ajivika (vischnuitische Asketen-Sekte) 26 und andere ebenso wie die Buddhisten, wenn nur ein jeder seiner Sekte mit wirklicher Aufrichtigkeit anhängt 17 '. Und tatsächlich hat er ihnen allen Stiftungen gemacht. Insbesondere wird zum mindesten in den früheren Edikten die Ehrfurcht vor den 10 Brahmanen eingeschärft. Die Sekten sollen sich der gegenseitigen Herabsetzung enthalten, die unter allen Umständen ein Unrecht ist18), und sich gleichmäßig der Pflege des ethischen Gehalts ihrer Lehren zuwenden. Dieser scheint offenbar dem König in allen Glaubensbekenntnissen wesentlich der gleiche zu sein, obwohl er im 15 Dharma des Buddha am vollkommensten enthalten ist. Er faßt diesen allgemein verbindlichen Inhalt als „Frömmigkeitsgesetz" zusammen und zählt ihn wiederholt dahin auf: 1. Gehorsam gegen die Eltern (und das Alter als solches)19', - 2. Freigebigkeit gegen Freun-

15

B 258

> Ebenda. 2 7 | Großes Felsen-Edikt Nr. XII.

16)

17)

Säulen-Edikte Nr. VI und VII. Großes Felsen-Edikt Nr. XII. 19) Dies ist im Säulen-Edikt Nr. VII und im Großen Felsen-Edikt Nr. V besonders erwähnt. 18)

26 Weberfolgt offensichtlich der Charakterisierung bei Kern, Buddhismus, I, S. 17: „Von brahmanischen Orden ist selten die Rede; der einzige, welcher ausdrücklich genannt wird, ist der der ÄjTvaka's, welche Verehrer des Näräyana sind." Die eigentliche Lehre der ÄjTvikas („Leute der lebenslänglichen [Gelüdbe]") ist atheistisch. Ihr Gründer Maskarin Gosäla (Makkhali Gosäla) lehrte, daß die Wesen ohne moralischen Grund oder sittliche Ursache sündig oder rein sind und ihr Dasein nur dem Schicksal, dem Zufall oder der Natur verdanken. Die Lehre vom Schicksal (niyati) als herrschendem kosmischen Prinzip suchte wohl die vedische rta (Weltordnungs)-Idee in ein atheistisches, mit dem Karman rechnendes System aufzunehmen. Der Karman-Prozeß wurde nicht geleugnet, sondern lediglich dem Einfluß individueller Taten entzogen. Die einzige determinierende Macht unter Ausschaltung eines freien Willens war niyati, das Fatum. Die ÄjTvikas hatten einige Doktrinen wie die Avatära-Lehre (die Lehre von den verschiedenen Inkarnationen Visnus) mit den Vaisnavas gemein. 27 Im Großen Felsen-Edikt Nr. IX (Smith, Asoka, S. 1 2 5 - 1 2 6 ) heißt es: „But at such times the womankind perform many, manifold, corrupt, and worthless ceremonies."

III. Die asiatische

Sekten-

und Heilandsreligiosität

379

de, Verwandte, Brahmanen, Asketen, - 3. Respekt vor dem Leben, - 4. Vermeidung von Heftigkeit und Exzessen aller Art 20) . Nicht jeder kann das ganze Gesetz erfüllen, jede Sekte aber kann die Herrschaft über die Sinne, Reinheit des Herzens, Dankbarkeit und 5 Treue pflegen und verbreiten 21 '. Eine jede gute Handlung trägt in A 695 der nächsten Welt ihre Früchte, oft schon in dieser 22 '. Zur Kontrolle und Durchführung schuf der König eigene Beamte, die meist sogenannten „Zensoren" (dhammamahamatra) e . Ihnen unterstand zunächst, scheint es, die Aufsicht über die königlichen und prinzlichen 10 Harems 23 '. 28 Weiterhin aber sollten die Provinzialbeamten alle fünf Jahre längstens in allen Bezirken Versammlungen von Leuten halten, welche „mild und geduldig sind und das Leben achten" 24 '. Durch diese (und sicherlich durch | sonstige Revisionen der Zensoren) B 259 sollte das Pietätsgesetz propagiert werden. Durch die Zensoren soll15 te der Lebenswandel der Frauen, ferner Verstöße gegen Pietät und gegen die vom König anbefohlene Frömmigkeit gerügt werden 25 '. Der Klerus 26 ' soll durch Unterricht der Getreuen im Gesetz helfen. Also eine Art von karolingischem missatischem System29 und Rügegericht, nur ohne alle formalistische Grundlage, was dem Ganzen

20) 21) 22) 23) 24) 25) 26)

Großes Felsen-Edikt Nr. III. Großes Felsen-Edikt Nr. VII. | Großes Felsen-Edikt Nr. IX. Großes Felsen-Edikt Nr. V. Kalinga-Felsen-Edikt. | Große' Felsen-Edikte Nr. V, XII. So scheint „parisa" 30 übersetzt werden zu müssen.

e A, B: dhammaraharatra

f B: Großes

28 Weber benutzt hier nach der Vorlage von Smith, Asoka, S. 121, den Terminus „Harem" (von arab.: haräm, „das Abgeschlossene"). Der in den Texten im Lokativ Plural stehende Begriff (olodhanesu, orodhanesu) ist besser mit „in den Privatgemächern" zu übersetzen. 2 9 Anspielung auf die Einrichtung der missi dominici oder missi regis, der „Königsboten". 3 0 Das Wort parlsä oder palisä oder parisa kommt im Großen Felsen-Edikt Nr. III und Nr. VI (Smith, Asoka, S. 117 und 122) vor. Es bedeutet eigentlich Versammlung und meint im speziellen Sinn den Klerus.

A 695

B 259

380

Hinduismus

und

Buddhismus

einen Anklang an die Cromwellschen „Tryers" und seinen Staat der Heiligen31 überhaupt verleiht. Der König muß mit diesem ethischen Synkretismus auf fühlbare Widerstände gestoßen sein. Gegen politische Auflehnung blieb das bisherige Kriminalrecht in seiner vollen Grausamkeit in Wirksamkeit, und die von ihm vorgeschriebene dreitägige Frist vor jeder Hinrichtung, damit der Verbrecher durch Meditation wenigstens die Seele retten könne 27) , wird kaum als Milderung empfunden worden sein. Ein Edikt klagt, daß der König diejenigen, die er für wahr gehalten, als untreu erfunden habe 28) . Und es scheint auch erkennbar, von welcher Seite der Widerstand ausging. Der König sagt in einem anderen Edikt 29) : kein Ruhm tauge etwas, der nicht durch Frömmigkeit gewonnen sei, zu der man nur durch vollständigen Verzicht auf die Güter der Welt gelange: dieser aber sei für HochgeA 696 stellte sehr | schwer. Und im Rupnath-Edikt 30) hält es der König für nötig, besonders zu betonen, daß nicht nur die Großen, sondern auch der kleine Mann durch Verzicht auf die Welt das himmlische Heil erlangen könne. Daß der König diese für die Herrenschichten peinlichen Feststellungen als Konsequenzen aus dem Buddhismus ansah, zeigt das Rupnath-Edikt selbst durch seine Datierung: es ist diejenige Urkunde, durch deren Datum 31) der Zeitpunkt der Welt27)

Säulen-Edikt Nr. IV. Kleines Felsen-Edikt Nr. I. Allerdings ist fraglich, ob es sich hier um Menschen oder Götter handelt, und die Rupnath-Version würde wohl die Übersetzung: „die Götter, die er (der König) für wahr gehalten habe, erwiesen sich als falsch", bedingen. 3 2 Indessen liegt der Gegensatz des Königs gegen die Herrenschichten in der Sache selbst. 29) Großes Felsen-Edikt Nr. X. | 30) A 696 Kleines Felsen-Edikt Nr. I, Rupnath-Version. 31) 256 Jahre nach der Weltentsagung. 3 3 | 28)

31 Nach der englischen Verfassung von 1653, die Cromwell zum Lordprotektor einsetzte, setzte sich das Parlament aus frei gewählten Mitgliedern zusammen, die bald gegen die neue Verfassung opponierten. Das führte 1655 zur Parlamentsauflösung durch Cromwell, der nun selbst durch seine Beamten etwa 100 „Heilige" auswählen ließ. Diese traten an die Stelle von 100 frei gewählten Parlamentsmitgliedern, denen ihre Sitze abgenommen worden waren. 3 2 An der fraglichen Stelle (Smith, Asoka, S. 1 3 8 - 1 4 1 ) sind eindeutig die Götter (Plural: devä) gemeint. 3 3 Diese Angabe basiert auf einer Mißdeutung Smiths: Asoka verbrachte 256 Tage auf Reisen durch sein Reich. Die Datierung des Parinlrväna, also des Todes, nicht der Weltentsagung des Buddha, ist nicht genau zu bestimmen. Ausgangspunkt ist das Krönungsjahr Asokas, d.i. 268 v.Chr. Nach den Angaben der Sarvästlvädins und anderer

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

381

flucht Buddhas geschichtlich festgelegt ist. Hier wird also allerdings der Buddhismus höchst absichtsvoll als eine | spezifisch nivellierende B und in diesem Sinn „demokratische" Religiosität behandelt, zumal im Zusammenhang mit der ganz geringschätzigen Behandlung des Rituals, also auch des Kastenrituals. Mindestens jener absichtsvolle Gegensatz gegen die Herrenschichten fehlte dem alten Buddhismus durchaus. Er lag nur als Möglichkeit in seiner Entwertung der weltlichen Ordnungen überhaupt. Und die Möglichkeit ist nicht ganz von der Hand zu weisen, daß gerade die Verbindung mit dem Patrimonial-Königtum diese inneren Möglichkeiten im Buddhismus erst entbunden oder, wenn dies nicht, dann doch verstärkt hat. Denn für das Patrimonial-Königtum schien er offenbar gerade als Mittel der Massen-Domestikation wertvoll. Der Eifer des Königs für den Buddhismus scheint allmählich zugenommen zu haben; er fühlte sich auch selbst in ähnlicher Art als Herr und Patron der buddhistischen, wie die byzantinischen Monarchen der christlichen Kirche. 34 Im sogenannten Sanchi-Edikt wendet er sich gegen Schismatiker in der Gemeinschaft (samgha) und schreibt vor, daß sie nicht gelbe, sondern weiße Kleider tragen sollen: „denn die samgha soll einig sein." 35 Die formell größte Neuerung aber, welche höchstwahrscheinlich auf diesen vermutlich zuerst zur systematischen Schreiberverwaltung übergegangenen König und auf das unter ihm gehaltene Kirchenkonzil (angeblich das dritte) zurückgeht, war die schriftliche Fixierung der bis dahin, 2Vi Jahrhunderte lang, nur mündlich überlieferten Tradition. 36 Der chinesische Pilger Fa-Hien, vom Kaiser ausge-

Sekten (die erheblich älter sind als die in sich widersprüchlichen Angaben der ceylonesischen Chronik DTpavamsa) starb der Buddha 100 Jahre vorder Krönung des Asoka; dies ist eine ungefähre Zahl, sie ist nicht wörtlich zu nehmen: demnach lebte der Buddha im 5. und 4. Jahrhundert v.Chr. Siehe dazu Bechert, Die Lebenszeit des Buddha, und The Dating of the historical Buddha. 3 4 Vgl. oben, S. 376, Anm. 21. 3 5 Weberfolgt hier wahrscheinlich Hultzsch, The Sanchi Edict of Asoka, S. 1 6 7 - 1 6 9 . 36 Vielleicht hat Weber hier Pischel, Buddha, S. 106, mißverstanden, der zum dritten Konzil berichtet, daß der Mönch Maudgaliputra (richtig: Maudgalyäyana) das Werk Kathävatthu verfaßt habe. Takakusu schreibt in seinem Vorwort zu l-ching, Records, S. XII, daß vor der Zeit des ceylonesischen Königs VattagämanT Abhaya (regierte 1 0 3 - 1 0 2 v.Chr. und 8 9 - 7 7 v.Chr. oder 43 v.Chr. und 2 9 - 1 7 v.Chr.) die buddhistischen heiligen Texte nicht aufgezeichnet wurden.

382

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Buddhismus

schickt, um authentische Abschriften der heiligen Bücher zu besorgen, 37 fand in ganz Indien nur in den Klöstern von Pataliputra (dem Sitz des Königs und - angeblich - des Konzils) und in Ceylon NiederA 697 Schriften, sonst nur mündliche Tra|dition. 38 Es ist klar, was die Niederschrift für die Wahrung der Einheit der Kirche, ebenso aber: 5 was sie für die Mission bedeutete. In einem Literatenland wie China konnte der Buddhismus nur als eine Buchreligion überhaupt Fuß fassen. Und tatsächlich geht die Inszenierung oder wenigstens die programmatische Verkündigung der buddhistischen Weltmission auf A?oka zurück. Mit Feuereifer warf er sich gerade darauf. Durch 10 ihn erhielt der Buddhismus den ersten großen Anstoß, eine internationale Weltreligion zu werden. Zunächst sollten die wilden Stämme B 261 bekehrt werden32'. Aber dann machte sich der König daran, | durch Gesandtschaften an fremde Mächte, vor allem auch an die hellenistischen Großmächte des Westens bis Alexandria, 39 die reine Lehre in 15 aller Welt bekanntzumachen, 9 und eine vom König gestützte Mission wendete sich den ceylonesischen und hinterindischen Gebieten zu. Einerlei welches der unmittelbare Erfolg war, - und er war

A 697, B 2 6 0

32)

Kalinga-Felsen-Edikt. 40 |

g A: bekannt zu machen,

37 Fa-hsien reiste zwischen 399 und 414 n.Chr. über Zentralasien und Afganistan nach Nordindien und Ceylon und kehrte von dort auf dem Seeweg nach China in die Hauptstadt der Östlichen Chin-Dynastie, Chien-yeh (heute Nan-ching) zurück. In China verfaßte er seinen Reisebericht Fo-kuo Chi. Dieser lag Weber in der Übersetzung von Beal vor; hinfort zitiert als: Fa-hsien, Travels (Beal). Der Kaiser war Yao Hsing, der 394-416 Herrscher der Späteren Ch'in-Dynastie war. Im Reisebericht ist nirgendwo explizit gesagt, daß er Fahsien ausgeschickt habe. Beal schreibt lediglich in seiner Einleitung zu Fa-hsien, Travels (Beal), S. XXIV, daß der Kaiser eine Armee nach Kuca in Zentralasien geschickt habe, um den indischen Gelehrten KumärajTva (344-413) nach China zu bringen. 38 Das Auffinden heiliger Schriften in Pataliputra wird im Kapitel XXXVI des Fo-kuo chi (Fa-hsien, Travels (Beal), S. 142-146), in Ceylon im Kapitel XL (ebd., S. 165-166) beschrieben. 39 Asoka berichtet in seinem XIII. Felsedikt, er habe in seinem 8. Regierungsjahr Missionare an verschiedene hellenistische Herrscher gesandt, nämlich an Antiochos II. Theos (261-246 v.Chr.; im Text: Amtiyoge), Ptolemaios II. Philadelphos (285-247 v.Chr.; im Text: Tulamaye), Antigonos Gonatas von Makedonien (276-239 v.Chr.; im Text: Antekine), Magas von Kyrene (271 -259/250 v.Chr.; im Text: Makä) und Alexander von Korinth (252-244 v.Chr.) bzw. Alexander von Epeiros (272-255 v.Chr.; im Text: Alikyasudale). 40 Nach Smith, Asoka, S. 135.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

383

zunächst nur in Ceylon und nach Norden zu bedeutend - , so hat jedenfalls die große internationale Expansion des Buddhismus in Asien damals ihren ideellen Anfang genommen. Er ist offizielle Konfession in Ceylon, Birma, Annam, Siam und andern hinterindi5 schen h Staaten und Korea, in umgewandelter Form später in Tibet geworden und geblieben und hat geraume Zeit sowohl China wie Japan religiös beherrscht. Um freilich zu dieser Rolle berufen zu sein, mußte die alte Intellektuellensoteriologie tiefgreifende Umwandlungen durchmachen. Zunächst war schon dies eine vollkom10 men neue Situation für den Orden: daß ein weltlicher Herrscher als solcher Rechte innerhalb ihrer Angelegenheiten in seine Hand nahm. Diese Rechte und ihre Einwirkung waren nicht unbedeutend. Insbesondere die später klassischen Gebiete des alten, orthodoxen (Hinayana-)Buddhismus geben von der eigenartigen Theokratie der 15 buddhistischen Monarchen eine deutliche Vorstellung. Durchweg ernennt oder (mindestens) bestätigt der König einen „Patriarchen" der buddhistischen Landeskirche (in Siam Sankharat, 41 in Birma Thathanabaing' genannt, 42 stets einen Abt eines charismatisch ausgezeichneten Klosters). Es ist - freilich: entgegen der Tradition 20 immerhin möglich, daß diese Würde zuerst unter Açoka aufkam; denn vorher scheint einfach die Anciennität (des Klosters und innerhalb dieses des Mönchs) entscheidend gewesen zu sein. Der König verleiht ferner (so in Siam) ausgezeichneten Mönchen | Titel: dies ist A 698 offenbar aus der Stellung des Königs-Kaplans hervorgegangen 33 '. Er 25 revidiert die Klöster auch durch weltliche Beamte auf ihre Disziplin hin und zieht Mönche, die sich gegen diese vergehen, zur Verantwortung. Er hat also eine offizielle Stellung mindestens in der Kirchendisziplin. Daß der König selbst das Mönchsgewand nimmt, kommt vor. Allein er läßt sich alsdann von seinem Guru von der vollen 30 Innehaltung der Gelübde dispensieren: eben dies ist vielleicht (obwohl kein Zeugnis vorliegt) gleichfalls eine Schöpfung Açokas oder | 33)

Der Titel heißt in Siam: „Lehrer der Königs". |

h A, B: hinderindischen

i A, B: Thatanabaing

41 Hackmann, Buddhismus, II, S. 51. 4 2 Ebd., S. 34f.

A 698, B 2 6 1

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Hinduismus und

Buddhismus

B 262 seiner Nachfolger. Es diente dazu, ihm den kirchlichen Mönchsrang zu sichern. Es hat dazu geführt, daß in den orthodoxen (hinayanistischen) Gebieten überhaupt der zeitweise Eintritt in die Mönchsgemeinschaft als vornehme Sitte und Teil der Erziehung jüngerer Leute galt, und daß die zeitweise oder teilweise Erfüllung von Mönchspflichten seitens der Laien ein spezifisch verdienstliches, die Wiedergeburtschancen förderndes Werk wurde. Dadurch wurde eine gewisse äußere Annäherung der Laien-Frömmigkeit an die mönchische Heilssuche herbeigeführt 34 '. Viel weittragendere Folgen hätte die im Anschluß an die Klostererziehung der Vornehmen und in deren Nachahmung für die Massen der Laien geschaffene' Volksschulerziehung durch die Mönche haben können, wenn sie rationalen Charakter gehabt hätte. Denn wenigstens in Birma war die Volksschulerziehung nahezu universell. Sie umfaßte dort und in Ceylon, ihrem Zweck entsprechend, Lesen und Schreiben (in der Landes- und in der Sakralsprache) und religiöse Unterweisung (aber z.B. kein Rechnen, da dies ja religiös nutzlos war). 43 Es ist wiederum nicht unwahrscheinlich, daß A?okas Eifer auch für die „innere Mission" 44 zuerst den Anstoß zu dieser dem Altbuddhismus zunächst keineswegs naheliegenden k Arbeit an den Laien gegeben hat. Zum erstenmal im Gebiet hinduistischer Kultur trat die Idee des „Wohlfahrtsstaats", des „allgemeinen Besten" (von dessen Förderung A?oka als von der Pflicht des Königs redet), auf. 45 „Wohlfahrt" wurde aber dabei teils geistlich: als Förderung der Heilschancen, teils karitativ A 699 verstanden, nicht aber: rational | ökonomisch. Die gewaltigen Bewässerungsbauten der Ceyloneser Könige andererseits waren wie die B 262

34) Es wurde im allgemeinen außer den Grundgeboten: nicht töten, nicht stehlen, nicht ehebrechen, nicht lügen, nicht Alkohol trinken, noch die Meidung von Tanz, Gesang und Theater, von Salben und Parfüms und eine gewisse Nahrungsreglementierung verlangt. Als besonders verdienstlich galt gutwillige völlige Keuschheit. - Der früher zitierte LaienDekalog 46 dürfte dieser Laienethik entspringen. |

j A: geschaffenen

k A: nahe liegenden

43 Die Herkunft von W e b e r s Kenntnissen ist nicht a u s z u m a c h e n . 44 A n s p i e l u n g auf die seit 1849 im „Centraiausschuß für Innere Mission der d e u t s c h e n evangelischen Kirchen" vereinigten Vereine und Anstalten. Diese hatten sich als freie Einrichtungen des christlichen Liebesdienstes am notleidenden Nächsten ursprünglich außerhalb der amtlich g e o r d n e t e n Staatskirchen gebildet. 45 Weber bezieht sich hier insbesondere auf A s o k a s Großes Felsen-Edikt Nr. II (Smith, Asoka, S. 1 4 7 - 1 4 8 ) . 46 Oben, S. 3 4 9 mit A n m . 60.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

385

nordindischen (schon Tschandraguptas) durchaus fiskalisch, auf Vermehrung der Steuerzahler und der Steuerkraft, orientiert, nicht wohlfahrtspolitisch. 47 Indessen mit diesen theokratischen Konsequenzen waren die Um5 Wandlungen des altbuddhistischen Mönchtums nicht erschöpft. Die alte Mönchsgemeinschaft mußte, zunächst schon infolge des Gewichts der Massen, welche ihr zuströmten, ihren | streng weltflüchti- B 263 gen Charakter mildern und weitgehende Konzessionen machen an die Leistungsfähigkeit des Durchschnittsmönchs und auch an die 10 Erfordernisse der Existenz von Klöstern, welche nicht Stätten der Heilssuche vornehmer Denker, sondern Zentren religiöser Mission und Kultur sein sollten. Im übrigen aber mußte den Bedürfnissen der Laien, welche im alten Buddhismus dessen Natur nach eine wesentlich zufällige Rolle spielen, entgegengekommen, also die Soteriolo15 gie in der Richtung der magischen und der Heilandsreligiosität umgebogen werden. Die erste der beiden Tendenzen tritt uns in den Quellen zuerst deutlich zutage. Ein Edikt Afokas spricht von „Schismatikern" innerhalb der Samgha. 48 Die mahayanistische Tradition 35)49 läßt das große Schis20 ma zuerst auf dem Konzil (Sanghiti)50 von Vai?ali (angeblich dem zweiten) zum Ausbruch kommen, welches angeblich 110 Jahre nach Buddhas Tode, vielleicht36) aber erst unter Agoka und auf seine 35)

Tschullavagga1 XII. A 699, B 263 Die Gründe, welche L . de Milloué (Annales du Musée Guimet, Bibl. de Vulgarisation, Conférence v[om] 18. XII. 1904)51 dafür geltend macht, daß der inschriftlich und 36>

I A, B: T c h u l l a v a g g h a 47

Die Herkunft von W e b e r s Kenntnissen über die B e w ä s s e r u n g s a n l a g e n der Könige

v o n C e y l o n w a r nicht a u s z u m a c h e n ; z u d e n e n ü b e r d e n M a u r y a - K ö n i g

Candragupta

(321 - 2 9 7 v . C h r . ) s i e h e S m i t h , Early history, S . 1 2 4 - 1 2 5 . 48

D a s e r w ä h n t e Edikt ist d a s k l e i n e S ä u l e n - E d i k t v o n SähcT. V g l . o b e n , S . 3 8 1 , A n m . 3 5 .

In d i e s e m S ä u l e n e d i k t (von d e m e s a u c h n o c h j e w e i l s e i n e F a s s u n g in R ü p n ä t h u n d K o s a m b T gibt) s i n d nur F r a g e n d e r O r d e n s d i s z i p l i n a n g e s p r o c h e n . 49

D a s C u l l a v a g g a , auf d a s W e b e r s i c h hier b e z i e h t , ist Teil d e s V i n a y a p i t a k a u n d g e h ö r t

d a m i t e i n d e u t i g nicht z u r Tradition d e s M a h ä y ä n a , s o n d e r n d e s HTnayäna. 50

Die S c h r e i b u n g Sanghiti übernimmt W e b e r von Milloué, L e s conciles, S. 82:

a s s e m b l é e s d e l ' E g l i s e b o u d d h i q u e , q u i portent e n s a n s c r i t le n o m u n i q u e d e

„les Sanghiti,

r é u n i o n d u S a n g h a . " D i e richtige S c h r e i b w e i s e ist s a m g î t i o d e r sahgïti. 51

W e b e r b e z i e h t s i c h a u c h für d a s f o l g e n d e auf M i l l o u é , L e s c o n c i l e s , S . 9 0 f f . K ä l ä s o k a

wird z u e r s t in d e n c e y l o n e s i s c h e n C h r o n i k e n D ï p a v a r p s a (4./5. J a h r h u n d e r t n . C h r . ) u n d M a h ä v a m s a ( E n d e d e s 5. J a h r h u n d e r t s n . C h r . ) e r w ä h n t . Er ist w i e w o h l a u c h d i e e r s t e n zwei Konzilien gänzlich unhistorisch.

386

Hinduismus

und

Buddhismus

Veranlassung stattfand. Unabhängig von der historischen Korrektheit der Einzelheiten ist der Grund der ältesten Spaltung sowohl nach der Tradition wie nach der Natur der Sache selbst im wesentlichen klar. Die berühmten „10 Thesen" der Vajji-Mönche, über welche eine Einigung nicht stattfand, waren durchweg disziplinarer, 5 nicht dogmatischer Natur. 52 Neben einigen Einzelheiten der klösterA 700 liehen Lebensführung, die sämtlich auf Er|leichterung der Disziplin hinzielten, aber wesentlich formales Interesse haben^j und einer organisatorischen Frage, die mit den Präludien des Schisma zusammenhing3^, gab es einen fundamental wichtigen Punkt. Genau den 10 gleichen, an welchem sich seinerzeit die Scheidung der KonventuaB 264 len und Observanten im Franzis|kanerorden vollzog: den ökonomischen. 53 Die Anordnungen des Stifters verboten jeglichen Geldbesitz, also auch die Annahme von Geldspenden. Als nun - erzählt die Tradition - einer der strengen Observanz infolgedessen Geldspen- 15 den zurückwies, erklärte dies die Mehrheit für eine Beleidigung der auch sonst nicht nachweisbare König Kala?oka (der schwarze Afoka) mit dem bekannten buddhistischen Monarchen und daher auch das unter diesem König angesetzte Konzil von Pataliputra (242 v. Chr.) mit dem Konzil von Vaifali identisch ist, haben manches für sich. Die Schwierigkeiten liegen in der Tradition. Nach der Mahayana-Tradition müßte der Verlauf des Konzils von Vaigalim ein anderer gewesen sein als nach den HinayanaBerichten. Das wäre nicht verwunderlich. Aber es sind die Fragen, welche dem Konzil von Pataliputra unter A?oka vorlagen, überliefert, und sie sind nicht nur disziplinarer Natur. | 3 7 ) Nämlich: ob in der Diözese mehrere Uposatha"-Versammlungen zulässig seien. 5 4 | A 700

m A, B: Vapali

n A, B: Upasatha

52 Die Vajji (Skt.: Vrji)-Söhne waren Mönche aus VesälT (VaisälT); sie hielten zehn Dinge für erlaubt, die die anderen Mönche ablehnten, darunter das Trinken von frischem Palmwein und die Annahme von Gold und Silber. Der in Cullavagga XII angegebene Verlauf des Konzils ist übersetzt in Vinaya texts, III, S. 3 8 6 - 4 1 4 . 5 3 Das Armutsgebot der Franziskaner führte bereits im 13. Jahrhundert zu Streitigkeiten innerhalb des Ordens. Mit Konventualen wird die laxere Gruppe des Franziskanerordens, die für die mildere Auslegung der Franziskanerregel eintrat und an Konventshäusern im Gegensatz zu den Spiritualen keinen Anstoß nahm, bezeichnet. Seit dem Ausgang des 14. Jahrhunderts entstanden mehrere Observanten-Genossenschaften. Die Loslösung der Observanten vom Hauptstamm des Ordens begann mit einem Beschluß des Konstanzer Konzils 1415, das zunächst 15 Klöstern gewisse Sonderrechte zubilligte. In der Folgezeit unterschieden sich die Franziskaner-Observanten, die seit 1437 einen eigenen Generalvikar hatten, von den übrigen Franziskanern, den Konventualen, durch strengere Askese. Unter Papst Leo X. erfolgte 1517 durch zwei Bullen die offizielle Trennung in Observanten und Konventualen. 54 Dies stellt Kern, Buddhismus, II, S.314, heraus.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

387

Laien. Die ihm gewährte Gelegenheit zur öffentlichen Abbitte benutzte er, um sein Recht zu vertreten, worauf er, „weil er ohne Auftrag der Gemeinde gepredigt habe", gebüßt wurde. 55 Im übrigen soll nach hinayanistischer Tradition 56 das Konzil die altorthodoxe Lehre bestätigt haben. Eine Einigung fand jedenfalls nicht statt. Neben die disziplinaren traten aber sehr bald auch dogmatische Kontroversen. Und zwar zunächst im Zusammenhang mit der Lehre von der diesseitigen Erlösung. Es ist überliefert, daß dem unter A9oka abgehaltenen Konzil vom Vorsitzenden drei Fragen vorgelegt worden seien, nämlich 57 1. ob ein Arhat aus der Gnade fallen könne, - 2. ob die Existenz (der Welt) real sei, - 3. ob Samadhi (die Gnosis) auf dem Wege des fortgesetzten Denkens zu erreichen sei. Die erste Frage hatte eine gewichtige ethische Seite: der Anomismus (das auch von Paulus bekämpfte „Jtavxa |ioi e'^eaxiv")58 wäre Folge der Bejahung. Die beiden anderen hingen mit der Heilslehre zusammen. Sie zeigen vor allen Dingen deutlich das Eindringen der Spekulation, entsprechend dem Eindringen des Hellenismus in die alte Christenheit. Der Mahimsasaka-Schule 0 stand schon damals die Sarvastivada-Schule gegenüber, welcher der Vorsitzende des Konzils beitrat und welche das Eindringen der Spekulation abzudämmen suchte. 59 Vergeblich. Die späteren Konzilien befaßten sich mit Dogmatik, wurden von der jeweiligen Minderheit als tendenziös zusammengeO A,B: Mahimsashasaka-Schule

55 Weber folgt dem Bericht von CullavaggaXII nach Kern, Buddhismus, II, S. 308-312. 56 Kern, ebd., S. 313-321. 57 Weber folgt hier Takakusus Vorwort zu l-ching, Record, S. XXI: „1. Can an Arhat fall from Arhatshlp? (Parihäyati Arahä Arahattä tl); 2. Does everything exist? (Sabbam atthrti); 3. Is continuation of thought samädhi? (Kitta-santati samädhTti). All these would be answered In the affirmative by the Sabbatthivädas [Sarvästivädins] against the opinions of the orthodox school." Webers Ausdruck, „ob ein Arhat aus der Gnade fallen könne", setzt einen Gott voraus, der Gnade gewähren kann. Im zitierten Text lautet die Frage jedoch, sinngemäß, „ob ein Arhat seinen bereits erworbenen Heilszustand wieder verlieren könne?" 58 Anomismus bedeutet hier das Sich über alle Normen, Regeln und Gesetze Stellen. Das Paulus-Zitat (1. Korinther 6,12: „Ich habe es alles Macht; es frommt aber nicht alles. Ich habe es alles Macht; es soll mich aber nichts gefangennehmen") richtet sich im Zusammenhang (1. Korinther 5 - 6 ) konkret gegen die Prostitution in Korinth. n a v t a noi e|eoxiv, 'oXk' ov jiävTa otjuqeqei. Jictvxa (j,oi e^eoxiv, 'aXk' ovn 'eyip e^ovcnaoöriooßaL 'vjto nvog. 59 Weber folgt Takakusus Vorwort zu l-ching, Record, S.XXI.

388

Hinduismus

und

Buddhismus

setzt nicht anerkannt, und das Schisma war damit in aller Form da. Geographisch verteilten sich die Parteien im Laufe der Zeit im wesentlichen so, daß die altbuddhistische, strenge Observanz (Hinayana) schließlich in Südindien, die laxere Richtung (Mahayana, A701 das „große Schiff", d.h. die Universalkirche) seit | 1. Jahrh. nach Chr. 38) im Norden vorherrschte. Die Überlieferung macht es wahrscheinlich, daß die Laien entweder von Anfang an oder doch später auf Seiten der laxeren, ursprünglich Mahasamghika (große Gemeinde) genannten Richtung, des B 265 Mahayana, und im Gegensatz zu den Sthaviras, den | „Ältesten": erprobten charismatischen Arhats, standen. Denn als Spezialität der Mahasamghika ist die Mitwirkung der Laien auf den Konzilien überliefert 39 '. Es handelt sich natürlich nicht um die „unteren" Klassen von denen überhaupt als aktiv treibendem Element nie die Rede ist und sein konnte - sondern gerade um Herrenschichten. Auch vornehme Damen sollen sich als Parteigängerinnen der MahayanaSchule hervorgetan haben. Dies ist ebenso begreiflich wie die Parteinahme der Kurie im 14. Jahrhundert für die Konventualen und gegen die strenge Observanz der Franziskaner. 60 Die Abhängigkeit der Mönche von den Herrenschichten war um so größer, je weniger „weltablehnend" sie waren. Die fast schrankenlose klerikale Herrschaft der Hinayana-Orthodoxie in Ceylon und Birma über die Laien, gegen welche die weltliche Gewalt der Herrscher oft vollkommen ohnmächtig war, hatte - wie die bald zu erwähnenden Berichte der 38) Nichtjedoch dauernd, z . B . offenbar nicht in der Zeit von I-tsings p Reise nach Indien (7. Jahrhundert). 61 | 391 B 265 Der Name wird schon von Hiuen Tsang davon abgeleitet. (Bei S.Julien, Hist. de Hiuen-Tsangp. 159). 6 2 |

A 701, B 2 6 4

p A, B:J-tsings

6 0 Im Jahre 1317 verhängte Papst Johannes XXII. wegen der Armutsfrage die Inquisition über die Spiritualen; 1323 erklärte er die Meinung, Christus und die Apostel hätten kein gemeinsames Eigentum besessen, für häretisch. 1329 kehrte die Mehrheit der Minoriten zum Gehorsam zurück. Siehe auch oben, S. 386, Anm. 53. 61 l-ching, Record, S. 14. 6 2 Gemeint ist Hui-Ii, Histoire, S. 159: „Comme ce concile comprenait à la fois les laïques et les saints (c'est-à-dire les religieux), on l'appelle Ta-tchong-pou .l'École de la grande Assemblée' {Mahâsamgha nikaya ou des Mahâsamghikas)." Die Mahâsâhghikas heißen auf chinesisch Ta-chung-pu.

s

10

15

20

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

389

chinesischen Pilger zeigen 63 - auch in Nordindien unter der Vorherrschaft des Altbuddhismus vielfach bestanden. Der gleiche Kampf zwischen der Laiengewalt und dem Mönchtum, der im byzantinischen Reich jahrhundertelang bestand, ist auch in Indien geführt worden, nur in anderen Formen. Für die weltliche Gewalt bestand das Interesse, die Mönche als Domestikationsmittel der Massen zu gebrauchen. Denn wenn auch die „Massen" nie die aktiven Träger der buddhistischen Religiosität waren, so haben sie doch selbstverständlich, als Objekt der Beherrschung durch die Mittel des religiösen Glaubens, hier wie bei allen religiösen Stellungnahmen der Herrenschichten eine ganz entscheidende Rolle gespielt. Im Wege der Hagiolatrie aber haben die buddhistischen Mönche vielfach auch die Massen stark an sich gefesselt. Zu diesem politischen Grund trat der immer stärkere Einfluß der schulmäßigen brahmanischen Spekulation und ihrer Begriffe auf das buddhistische Denken. Noch die Schilderungen | I-tsingsq aus dem A 702 7. Jahrhundert 40) lassen erkennen, daß man an die brahmanische Tradition zunächst vor allem im lehrtechnischen Interesse anknüpfte. Die Technik der Erlernung der Veden gilt ihm als unerreicht zur formalen Schulung des | Geistes, vor allem für das Behalten der B 266 eigenen Argumente, aber auch der des Gegners. Das Literateninteresse verlangte eben die Pflege der Wissenschaft und die 5 Vidya: 64 Grammatik (wie stets die wichtigste), Medizin, Logik, Philosophie und auch bereits die von den literarischen Künstler- und TechnikerKreisen verlangte theoretische Pflege der „schönen Künste" (Silpasthanavidya) tauchten auf - selbst in der Hinayana-Schule - und mußten sich wohl oder übel der alten brahmanischen Sprache bedienen. Klosterschulen für Laien und Kinderfibeln entstanden. Daß in dieser ganzen Entwicklung, vor allem aber im Mahayana, die vornehmen Schichten in besonderem Maße die Führung hatten, wird nicht nur durch das ausdrückliche Anerkenntnis der Kastengliede40)

Ch. 34 der Übersetzung von Takakusu bei Nr. 9 . 6 5 |

q A, B: J-tsings

6 3 Unten, S.390ff. 6 4 Die fünf Vidyäs übernimmt Weber von Takakusus Anm. 5 zu l-ching, Record, S. 169. 6 5 l-ching, Record, S. 181.

A 702

390

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Buddhismus

rung 41) , welche vorher ignoriert worden war, hinlänglich dargetan, sondern auch durch den äußerlichen Umstand, daß jene Schule im Gegensatz zu den alten Hinayana-Buddhisten die später zu besprechende 66 von Kaschmir ausgehende Renaissance des Sanskrit mitmachte : ihre heiligen Schriften wurden in der alten Gelehrtenspra- 5 che abgefaßt, der Pali-Kanon 67 blieb im Besitz der südlichen Buddhisten. Die heilige Literatur schied sich nun allmählich ebenso vollständig, wie zwischen den beiden Jaina-Sekten. Denn in jeder Hinsicht wuchs der Gegensatz der Schulen sehr bald über die anfänglichen disziplinaren Anlässe hinaus. Das Bild, welches man in der 10 Reiseschilderung Fa Hiens erhält (um 400 nach Chr.) 42) , - der, selbst Mahayanist, doch zwei Jahre in Ceylon, dem Hort der Orthodoxie, verweilte, - ist noch ein relativ friedliches. Weithin nach Turkestan hat sich die Lehre verbreitet. Ganz entsprechend den Edikten Açokas halten die dortigen 43 ' Könige die fünfjährliche Versammlung | 15 A 703 ab. In Nagrak (bei Jellalabad s ) ist der König jeden Morgen im Gottesdienst. Ähnlich in Takshasila. 68 Ein Jahrhundert spätere B 266

41) Ein Bodhisattva, lehrte schon das Laiita Vistara, kann nicht nur nicht bei Barbarenund Grenzvölkern (sondern nur auf dem heiligen Boden Indiens), sondern auch nur in einer vornehmen Kaste (Brahmanen oder Kschatriya) geboren werden, nicht im niederen Volk. 69 Die älteren Mahayana-Sutras (übersetzt im Band 49 der Sacred B[ooks] of the East) behandeln es auch als selbstverständlich, daß nur ein „Sohn aus guter Familie" die Erlösung erlangen könne. 70 421 Ausgabe von S. Beal (Travels of Fah Hien and Sung Yun, transi, from the Chinese, London 1869). 43) Im Königreich „Kie-char" a. a. O. ch. V, p. 15.71 |

r A, B:Kie-che

S A, B: Jelladabad

66 Unten, S. 461 ff. 67 Päli-Kanon ist eine europäische Bezeichnung für den Tipitaka der Theraväda-Buddhisten. 68 Zu Nagräk (bei öaläläbäd im heutigen Afganistan) siehe Fa-hsien, Travels (Beal), S. 27, Anm. 3. Die allmorgendliche Verehrung wird ebd., S. 41, erwähnt. Taksasila ist das Taxila der Griechen. Die Verehrung der buddhistischen Religion dortselbst kennt Weber von ebd., S. 32-33. 69 Weber bezieht sich auf Lalitavistara [dt.], S. 16. 70 Diese Mahäyäna-Sütras sind 1. SukhävatTvyüha in einer langen und einer kurzen Rezension, 2. Vajracchedikä, 3. Prajnäpäramitährdayasütra in einer langen und einer kurzen Rezension, 4. Amitäyurdhyänasütra. Sie sind übersetzt in Mahäyäna Texts II. 71 Gemeint ist Fa-hsien, Travels (Beal). Das Königreich, das chinesisch Chieh-ch'a genannt wird, wird in Kapitel IV des Fo-kuochi (in der Beal'schen Übersetzung ebd., S. 14) erwähnt, der angeführte Sachverhalt in Kapitel V (ebd., S. 15).

III. Die asiatische

Sekten- und Heilandsreligiosität

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Nachrichten44* zeigen, daß die Könige im Pandjab teilweise noch | im B 267 6. Jahrhundert als strenge Vegetarier lebten, und keine Todesstrafen verhängten. Für die Gegend von Mathura berichtet Fa Hien 45) , daß die Beamten des Königs feste Einnahmen haben, keine Schollenfe5 stigkeit, niedrige Steuern und nicht das im indischen Patrimonialgroßstaat übliche System der Kopf- und Steuerlisten bestand, alle Kreaturen geschont, kein Fleisch gegessen, keine Schweinehaltung und kein Viehhandel geduldet, keine geistigen Getränke und nur von der (unreinen) Tschandala-Kaste Zwiebeln und Knoblauch ge10 nossen wurden, auch die Todesstrafe fehlte. Agokas Reich war längst zerfallen. Aber relativ pazifistische Kleinkönigreiche herrschten in Nordindien vor. In Oudiana (zwischen Kaschmir und Kabul) 72 dominierte die hinayanistische Schule. Ebenso in Kanauj. In der in Ruinen liegenden Hauptstadt Atjokas, Pataliputra (Patna), waren 15 Klöster beider Schulen vorhanden, und in der Gegend von Farakhabad duldeten sie einander am gleichen Aufenthaltsort 46 '. 73 In der Gegend von Mathura, von deren politischen Verhältnissen soeben berichtet wurde, herrschte die Mahayana-Schule, aber nicht ausschließlich. Buddhistische Brahmanen werden als Gurus der Könige 20 der Gegend von Pataliputra erwähnt 47 '. Bei Sung Yun wird sogar gesagt, daß, während ein Erobererkönig in Gandhara seinerseits den

45) 46) 47)

Sung Yun bei St. Julien a.a.O. p. 188.74 | A . a . O . (Beal) p. 537.75 A . a . O . p.67. A . a . O . p. 103f.

7 2 Uddiyäna (es gibt auch die weniger korrekte Form Udyäna) ist auch das Herkunftsland vieler Tantriker. Fa-hsien erwähnt die Dominanz des HTnayäna in dem VIII. Kapitel seines Fo-kuochi; ebd., S. 27. Imfolgenden stützt sich Weberin bezug auf Kanauj und Pataliputra auf das 18. und 27. Kapitel desselben Werkes, bes. S. 70 und 105. 7 3 Weber meint den Ort Sahkäsya (modern: SahkTsä) im heutigen Distrikt Farruhäbäd (dieser wird von Beal ebd. in einer Anmerkung auf S. 63 seiner Übersetzung genannt). 7 4 Stanislas Julien übersetzte nur die Berichte von Hsüan-tsang sowie von Hui-Ii und Yen-ts'ang. Tatsächlich bezieht sich Weber auf Fa-hsien, Travels (Beal), S. 188. Sungyüns Bericht findet sich in einer Tempelchronik der damaligen Hauptstadt der Wei, Loyang (übersetzt ebd., S. 175ff.: „The king of the country religiously observes a vegetable diet; on the great fast days (vide Jul. ii, 6, n.) he pays adoration to Buddha [...] Supposing a man has committed murder, they do not suffer him to be killed [...]"). 7 5 Die gemeinte Stelle findet sich in der Ausgabe von Fa-hsien, Travels (Beal), auf S. 5 4 - 5 5 .

A 703 B 267

392

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und

Buddhismus

Buddha verachte, das Volk „der Brahmanenkaste angehöre" und großen Respekt vor dem Gesetz des Buddha habe 48 '. Der Buddhismus war nach wie vor eine Lehre der vornehmen Intellektuellen. Es interessierte alle diese Pilger, ganz ebenso wie den über 2 Jahrhunderte später nach Indien pilgernden Hiuen-Tsang, lediglich das Verhalten der Könige und ihrer Hofbeamten. Im übrigen aber hat sich in der Zeit Hiuen-Tsangs (628 und folgende Jahre) sichtlich manches geändert. Zunächst der Gegensatz der Mahayana-Schulen gegen die hinayanistische Orthodoxie. Ein Hinayanist wird von schwerer Krankheit befallen, weil er Mahayana geschmäht hat49>. Es ist überA 704 haupt | eigentlich nur vom Mahayana die Rede, und Hiuen Tsang hält es auch nicht für nötig, nach Ceylon zu gehen. Dazu: gesteigertes Eindringen spezifisch brahmanischer Elemente in die zunehmend | B 268 vorherrschende Mahayana-Lehre. Indien heißt bei Hiuen-Tsang das „Reich der Brahmanen" (Po-lo-men1).76 Statuen von Brahma und Indra stehen in Heiligtümern des Gangestales neben dem Standbild Buddhas 50) . Die Veden (Wei-to a ) 77 werden zwar als „subalterne" (d. h. laienhafte) Lektüre 51) bezeichnet, aber eben doch gelesen. Der König von Kosala verehrt den Buddha, daneben aber in brahmanischen Tempeln die hinduistischen DevasS2). Wenn es auch noch Könige gibt (£iladitya b ), 78 welche alljährlich das große Konzil des

^

49)

A 704, B 268

50) 51)

52)

A. a. O. p. 197.79 Bei St. Julien p. 109. 80 | Ebenda p. III. 81 „ L i v r e s vulgaires" übersetzt St. Julien. Ebenda p. 185.

t A, B: To-lo-man

a A, B: Wei ho

b A, B: Ciladitya

76 Weber zitiert Hui-Ii, Histoire, S.40: „il a l'intention d'aller chercher la Loi dans le royaume des Po-lo-men (Brähmanes)." 77 Die chinesische Bezeichnung der Veden ist Wei-t'o. 78 Siläditya ist der Beiname des nordindischen Kaisers Harsa (606-647). 79 Bei Fa-hsien, Travels (Beal), S. 197, heißt es: „The disposition of this king was cruel and vindictive, and he practised the most barbarous atrocities. He did not believe the Law of Buddha, but loved to worship demons. The people of the country belonged entirely to the Brahman caste; they had a great respect for the Law of Buddha, and loved to read the Sacred Books, [...]". 80 Gemeint ist Hui-Ii, Histoire, S. 109. 81 Hui-Ii, Histoire, S. 151.

5

10

15

20

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Heilandsreligiosität

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Buddhistenklerus einberufen 53 ', so ist dies doch offenbar nicht die Regel. Zunehmende Schärfe der Schulgegensätze, Zurückdrängung des Hinayana in Nordindien, aber auch Rückgang des Buddhismus überhaupt ist der Eindruck. Für die Verschärfung des Gegensatzes zwischen Mahayana und Hinayana waren die alten disziplinaren Unterschiede damals nicht mehr maßgebend. Auch im Hinayana wurde das alte Geldbesitz-Verbot der strengen Observanz mit den gleichen Mitteln umgangen, wie bei den Franziskanern. 82 Laienvertreter empfingen das Geld und verwalteten es für die Mönche, und selbst in der alten orthodoxen Kirche Ceylons herrschte schließlich der Klingelbeutelbetrieb. Klostergrundherrschaften und dauernde, nicht, wie ursprünglich, auf die Regenzeit beschränkte Klosterseßhaftigkeit der Mönche bestanden hier wie dort, im allergrößten Umfang zeitweise - wie noch zu erörtern 83 gerade in Ceylon, dem Sitz der strengen Observanz. Gegensätze und Anpassungsbedürfnisse anderer, religiöser, Art haben vielmehr in der Mahayana-Kirche die weitere Fortentwicklung von der alten Soteriologie bestimmt. In erster Linie die religiösen Laieninteressen, welche aus propagandistischen Gründen zu berücksichtigen waren. Die Laien begehrten Nirwana nicht und konnten mit einem nur exemplarischen 84 Propheten der Selbsterlösung wie Buddha nichts anfangen. Sondern sie verlangten nach Nothelfern für das diesseitige Leben und nach dem Paradies für das jenseitige. Es setzte daher im Mahayana jener Prozeß ein, welchen man gewöhnlich als die Ersetzung des | Pratyeka-Buddha- und Arhat- (Selbsterlösungs-) durch A 705 das Bodhisattva-(Heilands-) Ideal bezeichnet. 85 Während die Hinayana- |Schule ihre Anhänger in Qravakas (Laien), Pratyeka-Bud- B 269 dhas (Selbsterlöser) und Arhats (Erlöste) als religiöse Stände teilte,

53>

E b e n d a p. 205. |

8 2 Papst Gregor IX. erklärte 1230 in der Bulle „Quoelongati" das Testament des hl. Franz für unverbindlich und gestattete dem Orden die Sammlung von Geld, wenn sie durch Mittelspersonen erfolgte, die selbst keine Franziskaner seien. 83 Unten, S. 407ff. 8 4 Weber meint „exemplarisch" hier wohl als „beispielgebend"; vgl. auch unten, S.397, Zeile 5/6. 8 5 Weber kann sich hier auf die communis opinio der Fachgelehrten stützen.

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Buddhismus

wurde das Bodhisattva-Ideal der Mahayana-Sekte 86 eigentümlich und gemeinsam. Es setzte eine innere Umwandlung der Erlösungstheorie voraus. In der Frühzeit des Buddhismus wurde der Streit zwischen den „Ältesten" (Sthaviras), d.h. den charismatischen Trägern der Gemeindetradition[,j und den „Mahasamghika", den schulmäßig spekulativen Denkern: den Intellektuellen, geführt, wie wir sahen. 87 Von den Fragen der Disziplin und der praktischen Ethik griff er auf spekulative Fragen über: die „sattva"-Probleme,88 die Fragen nach der „Natur" des Erlösungszustandes und folglich zunächst: über die Person des Erlösers. Die alte Schule hielt an seiner Menschlichkeit fest. Die Mahayanisten entwickelten die „Trikaya"Theorie: 89 die Lehre von dem übernatürlichen Wesen des Buddha. Er hat drei Erscheinungsformen: einmal die Nirmana Kaya, den „Verwandlungsleib", in welchem er auf Erden wandelte. Dann die Sambhoga Kaya, den, etwa dem „Heiligen Geist" entsprechenden, alldurchdringenden Ätherleib, der die Gemeinde bildet, endlich die Dharma Kaya, von der später zu reden ist. 90 Auf diesem Wege vollzog sich zunächst an Buddha selbst der typische hinduistische Vergottungsprozeß. Damit verband sich nun die hinduistische Inkarnationsapotheose. Der Buddha war eine in einer Serie von Wiedergeburten stets erneut zur Erde steigende 86 Zutreffender wäre Mahäyäna-Strömung; siehe dazu Suzuki, Mahäyäna Buddhism, S. 278 f. 87 Oben, S. 388. 88 Zu Sattva stützt Weber sich auf Kern, Buddhismus, I, S. 530, und Lehmann, Buddhismus, S.95. 89 Trikäya bedeutet Dreikörper(lehre). Die genaueste Bestimmung lag Weber bei Suzuki, Mahäyäna Buddhism, S. 73-74, vor: „The final characteristic to be mentioned as distinctly Mahäyänistic is the doctrine of Trikäya. There is, it is asserted, the highest being which is the ultimate cause of the universe and in which all existences find their essential origin and significance. This is called by the Mahäyänists Dharmakäya. The Dharmakäya, however, does not remain in its absoluteness, it reveals itself in the realm of cause and effect. It then takes a particular form. It becomes a devil, or a god, or a deva, or a human being, or an animal of lower grade, adapting itself to the degrees of the intellectual development of the people. For it is the people's inner needs which necessitate the special forms of manifestation. This is called Nirmänakäya, that is, the body of transformation. The Buddha who manifested himself in the person of Gautama, the son of King Quddhodäna [Suddhodäna] about two thousand five hundred years ago on the Ganges, is a form of Nirmänakäya. The third one is called Sambhogakäya, or body of bliss. This is the spiritual body of a Buddha, invested with all possible grandeur in form and in possession of all imaginable psychic powers. The conception of Sambhogakäya is full of wild imaginations which are not easy of comprehension by modern minds." 90 Unten, S. 400.

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

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Verkörperung der (unpersönlichen) göttlichen Gnade, für welche vielfach auch ein ewig dauernder Träger: ein Adibuddha, als existierend gedacht wurde. Von da war der Weg nicht weit, den Buddha zu einem Typus: dem Repräsentanten des zur vollen Erlösung gelangten und dadurch vergotteten Heiligen zu machen, der in beliebig vielen Exemplaren erschienen sein und noch erscheinen konnte: „Selbstvergottung", der alte indische Sinn der Askese und Kontemplation und damit: der lebende Heiland waren in den Glauben eingeführt. Der lebende Heiland aber ist der Bodhisattva. Formell war der Bodhisattva mit dem Buddha zunächst durch die Wiedergeburtsund die aus der hinduistischen Philosophie übernommene Weltepochentheorie verknüpft. Die Welt ist ewig, verläuft aber - wie früher erwähnt 91 - in immer neuen endlichen Epochen. Es gab nun in jeder Welt|epoche einen, im ganzen also unendlich viele Buddhas. Der A706 historische Gautama Buddha der jetzigen Epoche hat 550 Wieder-1 geburten vor dem Eingang nach Nirwana durchgemacht. Bei der B 270 vorletzten Geburt hat der bei der nächsten zum Buddha sich durchringende heilige Arhat die Stufe des Bodhisattva („dessen Wesen: sattva, Erleuchtung: bodhi c , ist") erreicht und weilt im TuschitaHimmel, in welchem daher jetzt schon der künftige Buddha, Maitreya, sich als Bodhisattva aufhält. Aus dem Tuschita-Himmel hat sich auch der historische Gautama Buddha durch wunderbare Inkarnation im Leib seiner Mutter Maya zur letzten Erdenfahrt begeben, um vor dem Eingang im Nirwana den Menschen seine Lehre zu bringen. 92 Es ist klar, daß mit seinem „Verwehen" das Interesse sich dem kommenden Heiland: dem Bodhisattva, zuwenden mußte. Ebenso ist klar, daß in jenem an sich einfachen und rationalen Schema des Tuschita-Himmels und der Vielheit der Buddhas und Bodhisattvas die geeigneten Anknüpfungspunkte für eine Pantheonbildung, Wiedergeburtsmythologien und Mirakel aller Art gegeben waren. Uns sollen diese zu fabelhaftem Umfang geschwollenen Mythologeme hier nicht beschäftigen, sondern ihre ethisch-soteriologiC A, B: bohdi

91 Oben, S. 267f. 92 Die Geschichte von der Existenz des zukünftigen Buddha im Tusita-Himmel und seine Geburt durch die Königin Mäyä findet sich in fast allen von Weber benutzten Werken zum Buddhismus referiert. Siehe besonders Suzuki, Mahäyäna Buddhism, S. 286.

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sehe Seite. Ein Bodhisattva war, wie wir sahen, 93 nach dem ganz korrekten Begriff ein zur „Vollendung" gelangter Heiliger, der bei der nächsten Wiedergeburt ein Buddha werden und nach Nirwana gelangen kann. Daß dies nun nicht geschieht, daß er vielmehr ein Bodhisattva bleibt, galt als ein Akt der Gnade, den er vollzieht, um als Nothelfer der Gläubigen wirken zu können. Er wurde infolgedessen das eigentliche Objekt der mahayanistischen Hagiolatrie, und es ist klar, wie weitgehend diese Wandlung den Heilsinteressen der Laien entgegenkam. Aktive Güte (paramita) und Gnade (prasada)94 sind die Attribute des Bodhisattva. Er ist nicht nur zu seiner Selbsterlösung, sondern zugleich und vor allem um des Menschen willen da: der Buddha war nicht nur ein Pratyekabuddha, sondern auch ein Sammasambuddha, 95 drückt die mahayanistische Terminologie dies aus. Er vermöchte gar nicht den Entschluß zu fassen, aus dieser Welt des Leidens sich in einsamer Selbsterlösung zu retten, solange noch andere da sind, die leiden. Upäya (die Pflicht, eigentlich: in charakteristisch zeremoniöser Terminologie: „Schicklichkeit")96 hindert ihn daran. Die in der Mahayana-Schule entstandene spekulative A 707 Trinitätslehre erleichterte dies: | nur in der ersten seiner Existenzformen, der Nirmanad Kaya, ist er in das Nirwana eingegangen. 97 Der

d A, B: Nirwana

93 Oben, S. 394. 94 Päramitä bedeutet dementgegen Vollkommenheit, Perfektion. Der Ausdruck prasäda für Gnade ist im Buddhismus nicht sehr gebräuchlich. Vielleicht hat sich Weber auf einen Satz bei Hopkins, Religions, S. 429, über den prasäda-Begriff der Krsna-Religion gestützt: „[...] the prasäda doctrine (of special grace) belongs to a much earlier literature[...]". 95 Bei der Darstellung des Mahäyäna-Buddhismus wäre an sich der Sanskrit-Terminus Samyaksambuddha „der Vollkommen-Erleuchtete" zu erwarten. Da Weber das Pali-Wort verwendet, liegt es nahe, daß er sich auf Rhys-Davids, Buddhismus, S. 191, gestützt hat. 96 Weber übernimmt die Bedeutung als „Schicklichkeit" von Suzuki, Mahäyäna Buddhism, S. 64: „The term upäya literally means expediency. The great fatherly sympathetic heart of the Bodhisattva has inexhaustible resources at his command in order that he might lead the masses to final enlightenment, each according to his disposition and environment." Upäya bedeutet jedoch eigentlich Mittel, Weg. Ebd., S. 261, note: „Upäya is a very difficult term to translate into English; it literally means ,way', .method', or .strategy'." 97 Weber kann sich auf Suzuki, Mahäyäna Buddhism, S. 73, stützen, der schreibt, der historische Buddha habe sich in der Form des Nirmänakäya manifestiert. Nirmänakäya bedeutet „Erscheinungsleib" und bezieht sich auf alle Buddhas, die sich nach der Lehre des Buddhismus auf Erden manifestiert haben bzw. noch manifestieren werden.

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Unterschied der buddhisti| sehen gegen die christliche Trinität ist B 271 charakteristisch: der Buddha wird Mensch, wie die zweite Figur der christlichen Trinität, um die Menschen zu erlösen. Er erlöst sie aber nicht durch Leiden, sondern durch die bloße Tatsache, daß auch er nun vergänglich ist und als Ziel nur das Nirwana vor sich hat. Und er erlöst sie exemplarisch, nicht als stellvertretendes Opfer für ihre Sünden. Denn nicht die Sünde, sondern die Vergänglichkeit ist das Übel. Alle diese Beispiele zeigen die dritte Richtung jenes Anpassungsprozesses, welche die Mahayana-Entwicklung bedeutete. Neben der Anpassung an die ökonomischen Existenzbedingungen in der Welt und an die Bedürfnisse der Laien nach einem Nothelfer war es die Anpassung an das theologisch-spekulative e Bedürfnis der brahmanisch geschulten Intellektuellenschicht. Die einfache Ablehnung alles Spekulierens über Dinge, welche zum Heil nichts nütze sind, wie der Buddha sie konsequent geübt hatte, konnte nicht aufrecht erhalten werden. Eine ganze religionsphilosophische Literatur entstand, bediente sich zunehmend ausschließlich wieder der Gelehrtensprache (des „Sanskrit"), schuf Universitäten, Disputationen, Religionsgespräche und zeitigte vor allen Dingen eine ziemlich komplizierte Metaphysik, in welcher alle alten Kontroversen der klassischen indischen Philosophie wieder auflebten. Damit aber war der Riß zwischen den wissenden Theologen und Philosophen und den nur als exoterische Mitläufer gewerteten Illiteraten ganz in brahmanischer Art in den Buddhismus getragen. Nicht die persönliche Gnosis, sondern das geschulte Buchwissen war wieder die herrschende Macht in der Gemeinschaft. Wie in den Literatenkreisen Chinas Indien nur als „Land der Brahmanen" gewertet wurde, 98 so war der Standpunkt der Mahayana-Literaten in Indien unter Hiuen-Tsang der: daß China ein Barbaren-(Mlechcha-)Land sei - deshalb eben sei ja der Buddha auf Indiens Kulturboden inkarniert worden und nicht dort oder anderswo - , und Hiuen-Tsangs charakteristischer Gegenbeweis ging davon aus: daß auch in China die Alten und Weisen die ersten seien, die Wissenschaft, einschließlich der Astronomie, blühe

e A: theologische-spekulative

98 Vgl. oben, S. 392 mit Anm. 76.

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und die Macht der Musik bekannt sei54). Dieser Begriff war ganz auf brahmanische - sagen wir: auf asiatische oder vielleicht sogar: auf A 708, B 272 antike - | Intellektuellentheologie zugeschnitten. Es waren altbrahmanische Begriffe, und zwar nunmehr auch vedantistische, vor allem der für das Vedanta zentrale Begriff „Maya" (kosmische Illusion), s nur in Umdeutungen, welche der Theologie des Mahayana-Buddhismus zugrunde gelegt wurden." Es ist eben kein Zufall, daß der Mahayana-Buddhismus sich in Nordindien in unmittelbarer Nachbarschaft mit den alten Zentren brahmanischer Philosophie und Soteriologie zunehmend entwickelte, während die orthodoxe Hi- 10 nayana-Lehre sich schließlich, nach mancherlei Schwankungen, auf dem Missionsgebiet im Süden: Ceylon, Birma, Siam, behauptete, ähnlich wie den Hort gegen die Einbrüche des Hellenismus in die alte christliche Kirche stets, auf allen Konzilien, Rom und der Westen bot, während im Orient die Nachbarschaft der hellenistischen Philo- 15 sophie die dogmatische Spekulation entfesselte. Reminiszenzen der Samkhya-Lehre finden sich vielleicht in der Mahayana-Theorie von der Alaya-vijnana, der streng allem nicht Geistigen entgegengesetzten Seele. 100 Und hier stoßen wir auf einen fundamentalen Gegensatz gegen den alten Buddhismus. Denn eben 20 die Ablehnung des „Seelen"-Begriffes hatte ja grade zu seinen wesentlichsten Eigentümlichkeiten gehört. Aber diese Vorstellung war A 707, B 271

54)

Bei St. Julien, Hiuen-Tsangp.230f. 1 0 1 |

9 9 Den buddhistischen Begriff der Mäyä findet Weber bei Kern, Indian Buddhism, S. 127, und Suzuki, Mahäyäna Buddhism, S. 47. 100 Weber kann sich auf Erläuterungen bei Suzuki, Mahäyäna Buddhism, stützen. S. 67, note: „The Älayavijnäna, to use the phraseology of Samkhya philosophy, is a composition, so to speak, of the Soul (purusa) and Primordial Matter (prakrti). It is the Soul, so far as it is neutral and indifferent to all those phenomenal manifestations, that are going on within as well as without us. It is Primordial Matter, inasmuch as it is the reservoir of everything, whose lid being lifted by the hands of Ignorance, there instantly springs up this universe of limitation and relativity. Enlightenment or Nirvana, therefore, consists in recognising the error of Ignorance and not in clinging to the products of imagination." Ebd., S. 128: „[...] the Älayavijnäna or All-Conserving Soul is particularised expression in the human mind of the Tathägata-Garbha [d.i. der Leib (garbha) eines Tathägata (Buddha)]. It is an individual, ideal reflex of the cosmic Garbha. It is this .psychic germ,' as the Alaya is often designated, that stores all the mental possibilities, which are set in motion by the impetus of an external world, which works on the Alaya through the six senses

(vijnäna)." 101 Gemeint ist Hui-li, Histoire, S. 2 3 0 - 2 3 1 .

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sicherlich alsbald wieder verlassen worden. Wie die „Seelenwanderung" des Buddhismus die brahmanische wurde und nicht die der alten reinen Lehre blieb, so die göttliche Potenz. Sie ist - wie im Vedanta - eine Allseele, und die extreme Spiritualisierung der als 5 Emanation gedachten Welt streift dicht an die Maya-Lehre, die auch gelegentlich ausdrücklich auftaucht: es ist alles nur subjektiver Schein, und das höchste Wissen löst ihn auf. An das Bhagavadgita endlich erinnert die nun wieder beginnende organische Relativierung der Ethik. Der Bodhisattva erscheint, wie Krischna, stets er10 neut auf der Erde und kann - der „Trikaya"-Doktrin entsprechend ganz nach den jeweiligen ethischen Bedürfnissen der Welt in jeder Form und jedem Beruf, je nach Bedarf, auftreten. Nicht nur als Mensch, auch als Tier, - zur Erlösung der in Tiere verschlagenen Seelen, - und wenn als Mensch, dann in jedem rituell anständigen is Beruf. Also vor allem auch: als Krieger. Nur wird er seiner Natur nach nur in einen „gerechten" und guten Krieg gehen, in diesen aber unbedenklich. Es ist diese Theorie praktisch wohl die weitestgehende Anpassung an die Bedürfnisse der „Welt". | Theoretisch hatten diese Akkommodationen die Einführung ir- A 709, B 273 20 gend eines überweltlichen göttlichen Wesens zur Vorbedingung, und wir sehen ja auch, daß schon in der Vergottung Buddhas selbst eine solche vollzogen wurde. Allein Buddha war im Nirwana für immer der Welt entschwunden und konnte nicht selbst oder gar allein die höchste Weltgottheit darstellen. Und dem einmal kanonisch festge25 legten Ausgangspunkt der Lehre entsprechend konnte der Weltgott auch kein persönlicher Welt-Gott nach Art Vischnus oder £ivas sein. Die absolute Endlosigkeit und Übernatürlichkeit des Göttlichen wurde ergänzt durch seine streng unpersönlichen Prädikate: Bhutatathata 55) , das ,,So-Sein"[,] und durch die Entgegensetzung des

551 Da es absolut unmöglich wäre, im Rahmen dieser Darstellung eine Analyse der A 7 0 9 , B 2 7 3 Theologie der (zu I-tsings' Zeit) nach der Mindestzählung 18 buddhistischen Schulen und ihrer Verzweigungen zu geben, 1 wurde nach mancherlei Erwägungen der Weg gewählt, den auch asiatische buddhistische „Modernisten" einschlagen: eine von den Extremen der

f A, B: J-tsings

1 Siehe l-ching, Record, S. 7 - 2 0 ; vgl. auch daselbst das Vorwort von Takakusu, S. XXIV.

400

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Afunya (des „Leeren", des „Nichtrealen") als des spezifisch Heiligen, gegenüber dem £unya (dem „Vollen", „Realen"), 2 ganz nach Art occidentaler mystischer Versuche und auch der Upanischaden, den Gottbesitz zu beschreiben. Das letztlich unaussagbare Göttliche zeigte dabei naturgemäß, entsprechend dem „Triratna" des alten Buddhismus, in welchem sich ja das „Dharma" als göttliche Potenz fand 56) , Neigung, Züge des chinesischen „Tao" anzunehmen: Ordnung und Realgrund der Welt zu werden, ewige Norm und ewiges Sein in Eins zu setzen. Jenseits des schroffen Dualismus von ewigem Sein und durch ewige (Karman-)Normen geordneter absoluter Vergänglichkeit der Erscheinungswelt mußte das Absolute gefunden werden. 9 Die Unverbrüchlichkeit des Karman war dabei die Stelle, an der allein es für eine hinduistische Metaphysik greifbar werden konnte. Das mystische Erlebnis aber enthielt hier wie überall nicht „Norm", sondern im Gegenteil ein gefühltes „Sein" in sich. Das höchste Göttliche des Mahayana-Buddhismus, das „Dharmakaya" war, wegen dieses rational nie überbrückbaren, aber ganz unvermeidbaren Gegensatzes, nicht nur, wie selbstverständlich, jenseits A 710, B 274 jeder „Worte", sondern | die Beziehung zu ihm enthielt auch rational heterogene Prädikate in sich. Daß „Karuna", höchste Liebe^ und „Bodhi", höchste Gnosis, sich in der Beziehung des Heiligen zum Göttlichen vereinen, ist nur aus psychologischen Qualitäten der mystischen Ekstase erklärlich. Wenn also nun „Nirwana", - ein Zustand, der jetzt in eine abgeleitete, sekundäre Stellung rückte - , bestehenden Gegensätze etwa gleichweit abliegende Schultheologie in einer möglichst rationalen Form vorzutragen. Wie jeder Kenner der Literatur leicht sehen kann, ist nachstehend in der Form der Darstellung vielfach Anschluß gesucht an das besonders gut, aber „westlichen" Bedürfnissen angepaßt, geschriebene Buch von Suzuki, Outlines of Mahayana Buddhism, London 1907. 56) Im Christentum ist der seiner Natur nach leicht unpersönlich gedachte „Heilige Geist" in derTrinität eine entsprechende Konzeption. | g B: werden,

2 Weber hat die Begriffe vertauscht: asünya bedeutet „voil", „real", sünya hingegen leer. Hier wird also die Lehre von der höheren und der niederen Wahrheit angesprochen, siehe Suzuki, Mahäyäna Buddhism, S.95: „In explaining these two truths, the Mädhyamika philosophers have made a constant use of the terms, gunya and agünya, void and not-void, [...] Absolute truth is void in its ultimate nature, for it contains nothing concrete or real or individual that makes it an object of particularisation."

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zugleich negativ: Zerstörung allen Begehrens und, positiv: All-Liebe wurde, blieb nach wie vor Avidya, die Dummheit, die Quelle alles Übels. 3 Dies ist aus der streng intellektualistischen Herkunft dieser Soteriologie erklärlich. Das Mahayana ist so wieder eine letztlich esoterische Erlösungslehre für die Gnostiker, nicht für die Laien. Der praktisch so überaus wichtige Grundsatz der Lehre des Buddha: daß die Spekulation über unlösbare Probleme von h Übel und heilsschädlich sei, ist in charakteristischer Art aufgegeben. Er wirkte nur darin nach, daß nach der orthodoxen Mahayana-Lehre das letzte große kosmische Rätsel: die Frage, wie denn nun eigentlich die große Wurzel alles Übels, die „Avidya" (Dummheit, Stumpfheit oder kosmische Illusion) in die Welt habe kommen können, für menschliches Wissen unlöslich bliebe und ebenso^,] wie das „Warum?" der spezifischen Qualitäten des Bhutatathata nur der letzten und höchsten, in Worten nicht kommunikablen, Gnosis eines Bodhisattva sich erschloß. Die erlösende Gnosis aber trägt selbst die eigentümlichen dualistischen Züge einer Kombination praktischen Liebesfühlens und beherrschter Konzentration des Denkens. Sie verläuft nach der orthodoxen Mahayana-Lehre durch fortwährende exercitia spiritualia aufsteigend in den zehn Stadien 4 der warmen Liebe (pramudita), der Reinigung des Herzens (vimalä), der Klarheit der kosmischen Einsicht (prabhakari'), des Strebens nach Vollendung (arcismati), der Meditation über das Wesen des Tathagata (sudurjaya), über die Art der Weltemanationen (abhimukhi1), der Erzeugung der Weltfremdheit trotz des innerweltlichen Tuns (durangama, das „Gehen in die Ferne": - der inneren Haltung des Bhagavata, die wir kennen, 5 nahe verwandt), der Erringung der vollen Gelassenheit als einer zur Natur gewordenen unbewußten und mühelos geübten persönlichen Qualität (achala), der vollen Gnosis der transzendenten Wahrheiten (sali A, B : v o m

i A, B: prabakhari

j A, B: abhimuki

3 Weber stützt sich auf Suzuki, Mahäyäna Buddhism, S. 35: „Buddhists think, nescience (in Sanskrit avidya) is the subjective aspect of karma, involving us in a series of rebirths." 4 Diese „Zehn Stadien" (Skt.: dasabhümi) sind niedergelegt im Avatarpsakasütra, das zwischen 418 und 421 n.Chr. von dem indischen Mönch Buddhabhadra (chines.: Fo-t'opo-t'o-lo) ins Chinesische übersetzt wurde. Zu den „Zehn Stadien" stützt Webersich auf die Darlegungen bei Suzuki, Mahäyäna Buddhism, S. 311 - 3 3 0 . 5 Siehe oben, S.297f.

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dhumati), und endlich des Hinschwindens in die „Wolken des Dharma" (Dharmamegha): der Allwissenheit. Man bemerkt leicht die A 711, B 275 Kreuzung gnostischer und praktisch liebesakosmistischer | Elemente. Die Nirwana-Konzeption der Mahayana-Schule trägt gleichfalls die Spuren dieser Kreuzung. Unterschieden wurden, neben dem absoluten Aufgehen im Dharmakaya mit dem Tode, welches jetzt, in vedantistischer Art, das gänzliche Erlöschen ersetzte, zunächst zwei Arten von diesseitigem Nirwana: l.das Upadhifesa Nirwana, die Freiheit von Leidenschaft, welche aber noch nicht von Samsara befreit ist, weil die intellektualistische Gnosis fehlt: 6 - das überall charakteristische rationale Element im Buddhismus 57) , - 2. das Anupadhifesa Nirwana: 7 das Upadhi-(Materialisations-)freie Nirwana, welches, durch volle Gnosis, ein von Samsara befreiter diesseitiger Seligkeitszustand des Jivanmukti 8 ist. Aber das für die MahayanaSchule Charakteristische ist, daß der Begriff des innerweltlichen Nirwana auch damit nicht ausgeschöpft ist. Sondern neben der weltflüchtigen Mystik gibt es 3. die innerweltliche Mystik, das weltindifferente, sich gerade innerhalb der Welt und gegen sie bewährende Leben in der Welt und ihren Hantierungen, innerlich weit- und todentronnen, welches Geburt, Tod, Wiedergeburt und Wiedertod, Leben und Handeln mit all seinen Scheinfreuden und Scheinleiden hinnimmt als die ewigen Formen des Seins und sich gerade darin: in seiner weltindifferenten Heilsgewißheit behauptet. Als Wissen und Fühlen der absoluten Nichtigkeit dieser Vorgänge gegenüber dem zeitlosen Wert der bewußten Einheit mit dem Dharmakaya und dadurch mit aller Kreatur, die mit akosmistischer erbarmender Liebe umfaßt wird, ist es die buddhistische Wendung der im Bhagavadgita, wie wir sahen, 9 gelehrten Form der innerweltlichen Weltindifferenz. Spuren dieses Standpunkts reichen weit zurück 58)k , und es ist A 711, B 2 7 5

57)

Sehr nachdrücklich hervorgehoben von Suzuki a. a. O. S. 344. Wenigstens dies dürften die Quellenzitate Suzukis dartun, so äußerst fraglich der Grad der Verbreitung solcher Auffassungen in älterer Zeit ist. 58)

k Index in B: 6 Das Wort upadhisesa bedeutet Substratrest. 7 Zu Anupadhisesanirväna bezieht sich Weber auf Suzuki, Mahäyäna Buddhism, S. 3 4 4 - 3 4 5 . 8 Gemeint ist jlvanmukta, „der Erlöste bei Lebzeiten". 9 Oben, S. 294ff.

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begreiflich, daß gerade er gegenwärtig als der „eigentlich" mahayanistische1 vertreten wird 59 ', weil er das Bodhisattva-Ideal im Sinn einer sehr modernen Mystik zu interpretieren gestattet. Jedenfalls scheint etwa im 5. Jahrhundert unserer Zeitrechnung 5 Vasubandhus m „Weckung des Bodhicitta" schon ins Chinesische übersetzt gewesen zu sein und die entscheidenden Lehren für diese Wendung des Bodhisattva-Ideals zu enthalten. 10 Das „Bodhicitta" 60) ist die in jedem Menschenherzen schlum|mernde Fähigkeit „wissen- A 712, B 276 der Liebe", welche, geweckt, pranidhäna weckt: 11 den unerschütter10 baren Willen, heißt das, durch die ganze Folge der eigenen Wiedergeburten hindurch zum Heil der Brüder als Tathagata (Heiland) zu wirken. Der Bodhisattva, welcher diese Qualität erlangt hat, gewinnt dadurch die Fähigkeit, nicht nur sein eigenes Heil zu erzeugen, sondern - worauf es ihm ankommt - einen Thesauros von Ver15 dienst 12 anzuhäufen, aus welchem er Gnade spenden kann. Er ist also in diesem Sinn souverän gegenüber der ehernen Macht der Karman-Vergeltung. Damit war theoretisch die Grundlage für das gewonnen, was man für die religiösen Bedürfnisse der aliterarischen Laienschichten be20 nötigte und was der alte Buddhismus nicht hatte bieten können: lebende Heilande (Tathagatas und Bodhisattvas) und die Möglichkeit der Spendung von Gnade. Selbstverständlich zunächst von magischer, diesseitiger, und erst daneben von jenseitiger, auf die Wiedergeburt und das Jenseitsschicksal bezüglicher Gnade. Denn wenn

59) 60)

So von Suzuki. 1 3 E t w a gleich Gnosis-Liebesherz. 1 4 |

I A, B: mahyanistische

m A, B: Vasubandus

10 Vasubandhu (der Ältere) lebte im 4. Jahrhundert n.Chr. (siehe Suzuki, Mahäyäna Buddhism, S. 303). Er verfaßte das Bodhicittotpädasütrasästra (Abhandlung über die Erweckung des Bodhicitta); dieses Werk übersetzte KumärajTva (344-413) ins Chinesische. Die Interpretation Webers stützt sich wohl auf Suzuki, Mahäyäna Buddhism, S. 306: „In short, the Intelligence-heart or Bodhicitta is awakened In us either when love for suffering creatures (which is innate in us) is called forth, or when our intellect aspires after the highest enlightenment; or when these two psychical activities are set astir under some favorable circumstances." II 12 13 14

Weber folgt Suzuki, Mahäyäna Buddhism, S. 307. Auf den Thesaurus meritorum verweist Weber auch oben, S. 286. Weber bezieht sich auf Suzuki, Mahäyäna Buddhism, S. 290 und 3 6 9 - 3 7 0 . Bodhicitta bedeutet soviel wie „Erleuchtungsgedanke".

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hier die spiritualistische Form der Mahayana-Lehre, wie sie die nordindischen Philosophenschulen erzeugten, wiedergegeben worden ist, so liegt es doch auf der Hand, daß in der Praxis des religiösen Lebens alsbald die überall gewohnten Laienvorstellungen die Oberhand gewannen. Nagarjuna, der im ersten nachchristlichen Jahrhundert lebende erste Begründer der Mahayana-Lehre, 15 hat in seinem Prajnaparamita" (Ans Jenseits-Ufer gelangtes Wissen)16 zwar die „Leere" als spezifische Existenzform (sattva) des Erlösten gelehrt. Neben einer als „Mittelweg" (Madhyamika) 61) bezeichneten Kombination von allen Mitteln der Selbstentäußerung (darunter vor allem: Almosen und Todesbereitschaft für den leidenden Nächsten), galt ihm die anhaltende Meditation und Erkenntnis (prajna) als letztes und höchstes Mittel der Heilsgewinnung. Aber schon ihm hat der Wissende magische Gewalt. Mit dem Bannwort (dharani) und der mystischen Fingerstellung zwingt er Menschen und Naturgeister. Mit der Lehre Vasubandhus vollends, vier Jahrhunderte später, wurde neben dem hinduistischen Pantheon die volkstümliche Tantra-MaA 713, B 277 gie, die Erringung des ekstatischen samadhi-Zustandes, | der Wunderkraft (siddhi) verleiht, eingeführt. Damit schloß die Entwicklung ab: Vasubandhu galt als letzter Bodhisattva. 17 Eine rationale innerweltliche Lebensführung war auch auf der Basis dieser philosophisch vornehmen spiritualistischen Soteriologie des Mahayana nicht zu begründen. Der Ausbau der alten Laienethik geht über die Empfehlung der landläufigen Tugenden und der speziell hinduistisch-buddhistischen Ritualgebote nicht heraus, und es A 712, B 276

6

" Nämlich zwischen der alten klassischen Lehre der Sarvastivada 0 , welche die Realität der Außenwelt (nach Art der Samkhya p -Schule) behauptete und vedantistisch beeinflußten Schulen, welche sich der Lehre von der kosmischen Illusion näherten. |

n A, B: Prajnaparamiha

o A, B: Sarvastavida

p A, B: Samkya

15 Nach Kern, Buddhismus, II, S. 503, auf den Weber sich sonst oft bezieht, lebte Nägärjuna wohl im 2. Jahrhundert n.Chr. Er gilt zwar als Stifter des Mahäyäna, doch ist diese Ansicht historisch unhaltbar, da sich das Mahäyäna in einem jahrhundertelangen Prozeß in verschiedenen Schulen herausbildete. 16 Die wörtliche Bedeutung des Ausdrucks Prajnäpäramitä hat Weber aus Fa-hsien, Travels (Beal), S. 59, Anm. 2, entnommen. 17 Die Bezeichnung Bodhisattva für Vasubandhu und andere Mahäyäna-Lehrer hat Weber wohl von l-ching, Record, S. 157 und 181, entlehnt, jedoch gehört dort Vasubandhu zur (chronologisch) mittleren Gruppe.

III. Die asiatische Sekten- und

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lohnt wenigstens hier für unsere Zwecke nicht, sie im einzelnen zu analysieren. Denn die Obedienz q gegenüber den durch übermenschliche wundertätige Leistungen qualifizierten Bodhisattvas und die Magie wurden selbstverständlich der beherrschende Zug. Magische Therapeutik, apotropäische und magisch-homöopathische Ekstatik, Idolatrie und Hagiolatrie, das ganze Heer der Götter, Engel und Dämonen zogen in den Mahayana-Buddhismus ein. Vor allem: Himmel, Hölle und Messias62'. Im siebenten Himmel droben thront, jenseits vom „Durst" (nach Leben) 63 ' und von „Name und Form" (Individualität)64' der Bodhisattva Maitreya, der künftige Heiland, der Träger des spezifisch buddhistischen messianischen Glaubens65'. 62) Die ersteren beiden waren ja nie beseitigt. Aber sie spielten für das Interesse des A 713, B 277 alten Buddhismus gar keine Rolle. 63) Dieser herrscht noch in den untersten Himmeln, wo z.B. vedische Gottheiten und die durch Karman zeitweise in den Himmel versetzten Seelen leben. 64) Diese herrschen noch in den höheren Himmeln, die von buddhistischen Heiligen bewohnt werden. 65) Die mahayanistische Literatur zeichnet sich durch ein üppiges Schwelgen in gehäuften Wonnen, Wundern und Heiligen aus. 18 So namentlich schon die ziemlich alte mahayanistische Buddha-Legende des Laiita Vistara (übersetzt von Lefmann), wo - gegenüber der relativ noch schlichten Schilderung bei Afvaghosha' 19 - in der denkbar unkünstlerischsten, aber spezifisch mystisch-magischen Art die Wunder gehäuft und in einer Art in Juwelen, Lichtstrahlen, Lotos und allen Arten von Pflanzen und Parfüms gewühlt wird, welche an die Dekadentenliteratur nach Art von Wilde (Dorian Gray) und Huysmans erinnert. 20 In Wahrheit ist es mystische Kryptoerotik, die da wirksam wird. Die Schilderung der Schönheit der Theotokos im Laiita Vistara21 und die Vorschriften der Amitabha s -Meditation im Amitayur-Dhyana-Sutra 22 geben Gelegenheit zu glühender erotischer Inbrunst, immer mit Heranziehung von Geschmeide, Blumen und schwüler Schönheit aller Art. |

q A: Oboedienz

r A, B: Açvagosha

s A, B: Amithaba

18 Es trifft nicht zu, daß sich die Mahäyäna-Literatur schlechthin dadurch auszeichnet, charakterisiert aber die genannten Werke doch einigermaßen genau. 19 Asvaghosa (1.12. Jh. n.Chr.) ist der Verfasser des Buddhacarita. 2 0 Weber bezieht sich besonders auf die Romane A rebours (1884), Là-bas (1891 ) und La cathédrale (1898) von Joris-Karl Huysmans (1848-1907). In Webers Bibliothek befand sich die deutsche Übersetzung von Wilde, Oscar, Das Bildnis des Dorian Gray - Ein Roman. - Leipzig: Insel 1907. 21 Gemeint ist Lalitavistara [dt.], S. 2 3 - 2 4 . Mit Theotokos (griech., „Gottesgebärerin") bezeichnet Weber Mäyä, die Mutter des zukünftigen Buddha. 2 2 Amitäbha und Amitäyus sind zwei verschiedene Namen für denselben Buddha. Amitäbha bedeutet „Unermeßlicher Glanz", Amitäyus „Unermeßliche Lebensdauer". Das Amitäyurdhyänasütra ist übersetzt von JunjiröTakakusu in Mahâyânatexts II, S. 1 5 9 - 2 0 4 .

406

Hinduismus

und

Buddhismus

Und ebenso stehen die Schrecknisse der Hölle zur Verfügung. Und endlich wurde ein Teil der mahayanistischen Stufen für die Erlösung in eine förmliche Heils-Karriere verwandelt: 23 unterhalb des Arhat selbst gab es drei Stufen, deren höchste die Wiedergeburt im Himmel als Arhat, deren nächst niedere die Wiedergeburt als Arhat nach 5 A 714, B 278 noch einem Tode und | deren niederste die Wiedergeburt als Arhat nach noch 7Toden gewährleistete 66 '. Der Mahayanismus ist es auch gewesen, der zuerst durch formelhafte Gebetsandacht, schließlich durch die Technik der Gebetsmühlen und in den Wind gehängten oder an das Idol gespuckten Gebets- 10 papiere das absolute Höchstmaß von Mechanisierung des Kults erreicht und mit der Verwandlung der ganzen Welt in einen ungeheuren magischen Zaubergarten verbunden hat. 24 Nicht übersehen werden dürfen dabei jene Züge von Innigkeit und karitativem Erbarmen mit aller Kreatur, welche der Buddhismus, und in Asien nur er, 15 wohin immer er kam, in das volkstümliche Empfinden hineingetragen hat. Darin ähnelte seine Wirkung derjenigen der Bettelmönche des Occidents. Sie treten auch und gerade in den Tugenden der Mahayana-Religiosität typisch zutage. Aber sie sind keineswegs ihr im Gegensatz zur Hinayana-Schule eigentümlich. 20 Gänzlich dagegen fehlt jeder Ansatz zur Erzeugung einer rationalen Lebensmethodik der Laien im Mahayana. Weit entfernt, eine solche rationale Laienreligiosität erzeugt zu haben, hat der Mahayana-Buddhismus eine esoterische, dem Wesen nach brahmanische, Intellektuellen-Mystik mit grober Magie, Idolatrie und Hagiolatrie 25

A 714, B 2 7 8

«> Die Lehre ist für die Entstehung gewisser wichtiger Vorstellungen im Lamaismus (der Lehre von den Khubilganen) wohl nicht ohne Einfluß gewesen. Davon später. 25

23 Weber stützt sich auf Kern, Buddhismus, I, S. 489ff., und Pischel, Buddha, S. 9 3 - 9 4 . Die Stufen sind in der Weberschen Reihenfolge: 1. Der Arhat (Päli: Arahä). 2. Der Anägämin (Päli: Anägämi): „einer, der nicht wieder zurückkehrt". 3. Der Sakrdägämin (Päli: Sakadägämi): „einer, der noch einmal zurückkehrt". 4. Der Srotäpanna (Päli: Sotäpanna): „jemand, der in den Strom eingetreten ist". 24 Den Ausdruck „Zaubergarten" verwendet Weberauch in „KonfuzianismusundTaoismus" in Zusammenhang mit dem Taoismus in China (MWG 1/19, S. 450f.). 25 Unten, S. 454.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

407

oder Gebetsformelandacht der Laien verknüpft67'. Die HinayanaSchule hat ihren Ursprung aus einer vornehmen Laien-Soteriologie wenigstens insofern nicht verleugnet, als sie eine Art von systematischer klösterlicher Laien-1Erziehung entwickelte, die freilich bald A 715, B 279 5 konventionell entartete. Die Söhne guter Familien pflegten - vermutlich seit A?okas Eintritt in den Orden - und pflegen in korrekt hinayanistischen Ländern noch jetzt einige Zeit - freilich jetzt zuweilen nur vier Tage, also wesentlich symbolisch - im Kloster das Leben eines Bhikkshu' zu führen. 26 Aber auch eigentliche Klosterschulen 10 für Laienbedürfnisse nach Art der Volksschulen waren bei der Hinayana-Schule eine vermutlich seit A?oka bestehende Erscheinung. Dergleichen ist vom Mahayana-Buddhismus, wenigstens als systematisch gepflegte Einrichtung, nur bei einzelnen Sekten in Japan überliefert. Es ist doch wohl anzunehmen, daß der klerikale Eifer 15 König Afokas der Hinayana-Schule diesen Zug zur „inneren Mission" dauernd aufgeprägt hat.

67)

Die ethischen Anforderungen, welche ein für die Mahayana-Mission in China und Japan wichtiges Werk wie das Amitayur-Dhyana-Sutra (S[acred] B[ooks] of the East vol. 49) stellt, sind bescheiden und nach Bedarf abgestuft. Zwar wer übel tut und überdies dumm ist, fällt äußerstenfalls in die Hölle, vor der ihn jedoch die Anrufung des Buddha Amitayur" 27 rettet. Wer übel tut, aber wenigstens" nicht schlecht von der MahayanaLehre spricht, ist schon günstiger daran. Wer sich zu seiner Familie gut verhält und Wohlwollen ausübt, noch besser. Wiederum besser, wer die rituellen Verbote innehält und sich zu gegebener Zeit kasteit. Eine höhere Seligkeit erlangt, wer an die richtige Lehre (Karman-Determinismus) glaubt, nicht schlecht von der Mahayana-Doktrin spricht und nach den höchsten Qualitäten strebt. Noch günstiger gestaltet sich das Schicksal dessen, der den Sinn der Mahayana-Lehre im Kopf hat und nicht schlecht von ihr spricht. In das reine Land - das westliche Paradies der spätbuddhistischen Religiosität - wird gelangen, wer entweder die Meditation pflegt oder die Sutras der Mahayana-Schule studiert oder endlich das „Liebesherz" der reinen Lehre besitzt (s[iehe] die Stufen der Vollendung a.a.O. §22 - 30). 2 8 |

t Zu erwarten wäre entweder (Skt.:) Bhikshu (Bhiksu) oder (Päli:) Bhikkhu Amitayür v A, B: wenigsten

u A, B:

2 6 Daß eine solche Tradition bereits seit den Tagen Asokas besteht, ist eher zweifelhaft. 2 7 Der Buddha heißt Amitäyus. Weber hat das Kompositionsglied Amltäyur von Amltäyurdhyänasütra übernommen; in diesem ist die Silbe ,-us' wegen der Stellung vor einem Sonanten - In diesem Falle: dh - zu ,-ur' geworden. 2 8 Weber bezieht sich auf Mahäyäna texts II, S. 1 8 8 - 1 9 9 . Zu .Llebesherz' siehe oben, S. 403 mit Webers Anm. 60.

408

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und

Buddhismus

So sehr die eigentliche Heilslehre des Buddhismus vornehme Intellektuellensoteriologie war, so ist doch nicht zu leugnen, daß seine Gleichgültigkeit gegen die Kasten auch praktische Konsequenzen gehabt hat: Von einigen seiner alten Schulen ist ausdrücklich überliefert, daß sie von £udra gestiftet seien68). Und in der mit der Entste- 5 hungszeit gleichzeitigen Epoche der Gildenmacht ist zweifellos auch ein literarisches Bildungsbedürfnis der bürgerlichen Schichten vorhanden gewesen. Der Unterricht war freilich, soviel bekannt, keine Schule rationalen Denkens und Lebens, sondern wohl von jeher lediglich auf Verbreitung der nötigsten religiösen Kenntnisse gerich- 10 tet: immerhin konnte dazu gerade bei der Hinayana-Schule, deren Schriften in der Volksmundart abgefaßt waren, unter Umständen das Lesen gehören. Eine unmittelbare Stiftung des Hinayanismus, - vielleicht richtiger: der vorschismatischen altbuddhistischen Orthodoxie, ist die 15 singhalesische (ceylonesische) Kirche69). Wenige Jahrhunderte erst waren seit der arischen Eroberung (345)29 verflossen, als (angeblich) A 716, B 280 Mahinda w , ein Sohn Afokas, dort als Missionar | auftrat. Trotz häufiger Rückschläge, wiederholter Eroberungen durch Malabaren A 715, B 2 7 9

68 ' Von den Schulen der Grenzländer Nordindiens in der Zeit der chinesischen Pilgerfahrten galten die Sammatiya* und Mahasthavira als von (Judras gestiftet. Beide waren Unterabteilungen der Vaibachika®, welche die alte Kirche darstellten. (Außerhalb ihrer standen nicht nur die Madhyamika-Schule Nagarjunas, sondern auch die Sutrantika (Ritualisten) und Yogachara.) 3 0 69) D a s s. Z . grundlegende Werk über Ceylon v o n T e n n e n t b (5. Auflage 1860) 31 war mir z. Z . leider nicht zugänglich. In Kerns Geschichte des Buddhismus findet m a n die Klostergeschichte dargestellt. 3 2 Ü b e r die Organisation der Klöster unterrichtet der amtliche Bericht von Bowles Daly (Final R e p o r t o n the Buddhist Temporalities Ordinance 1894). Im übrigen ist Spence H a r d y s Eastern Monachism grundlegend. |

w A , B:Malinda

x A, B: Samatya

a A, B: Vaibachia

b A, B: T e n n a n t

29 Die arische Eroberung Ceylons soll nach der singhalesischen Tradition unter Führung eines gewissen Vijaya durchgeführt worden sein, bezeichnenderweise im traditionellen Todesjahr des Buddha (beiden südlichen Buddhisten), 543 v.Chr. (nicht 345). Siehe dazu Fa-hsien, Travels (Beal), S. 31, Anm. 30 Weber folgt einer Anmerkung Samuel Beals in Fa-hsien, Travels (Beal), S. 143, die voller Druckfehler ist. Von dort stammt auch die Korruptel Vaibachika für, korrekt, Vaibhäsika; dieses Wort wird in der von Weber sonst benutzten Literatur immer richtig gedruckt. 31 Gemeint ist Tennent, Ceylon. 32 Weber meint Kern, Buddhismus, II, S. 4 0 4 - 4 3 2 und 4 6 6 - 4 8 8 .

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

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und besonders die südindischen Tamils und einmal auch durch die Chinesen, 33 hat sich die Herrschaft der buddhistischen Klosterhierarchie doch auf die Dauer behauptet. Gestützt wurde sie durch das auf einem großartigen Bewässerungssystem, welches Ceylon zur 5 Kornkammer Südasiens machte, und der dazu erforderlichen Bürokratie ruhende Königtum, und diesem wieder diente sie zur Domestikation der Bevölkerung. Sehr große Landschenkungen und die Einschärfung der Autorität der Klosterhierarchie füllen fast die ganze epigraphische70) und chronistische71) Hinterlassenschaft der Zeit 10 der ceylonesischen Herrscher. Der entscheidende Zug des ceylonesischen Buddhismus waren die Klostergrundherrschaften, welche etwa ein Drittel des Landes umfaßten. Durch ihre Einrichtung wurde es vor allem ermöglicht, dem kanonischen Verbot des Geldbesitzes wenigstens formell nachzukommen. Der in den charakteristischen 15 alten vornehmen Formen geübte tägliche Bettelgang war demgegenüber offenbar praktisch zum rituellen Akt geworden. Denn der gesamte Bedarf des Klosters und des für die Laien eingerichteten Kults und Tempelunterhalts war in einer an die Einrichtung altkarolingischer Fisci34 und Klostergrundherrschaften etwa nach Art des 20 Kapitulare de villis35 erinnernden, sie aber an konsequenter Durchführung der Naturalwirtschaft weit übertreffenden Art auf die als Erbpächter auf den verliehenen Landlosen sitzenden Bauern in spezifischen Abgaben von Nahrungsmitteln und gewerblichen Produkten aller Art so umgelegt, daß ein Ankauf von irgendwelchen Be70) 71)

Mir sind leider vorläufig die Übersetzungen Gregorys nicht zugänglich gewesen. 3 6 Namentlich das Mahavamsa. |

3 3 Tamilherrschaften über Ceylon gab es 1 0 2 - 8 9 v.Chr. und 4 3 3 - 4 5 9 n.Chr., außerdem zahlreiche Einfälle südindischer Herrscher (z.T. berichtet darüber Kern, Buddhismus, II, S. 4 8 0 - 4 8 8 ) . Während der maritimen Expansion der Ming-Dynastie im 14. und der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts kam es zu immer ausgedehnteren See-Expeditionen. Die berühmtesten sind die des Cheng Ho, der im Zeitraum von 1405 bis 1433 sieben große Expeditionen bis an die Küste Ostafrikas durchführte. Im Jahre 1411 kam es während dessen 3. Seereise zu einem Krieg mit Alagakkanara, dem Herrscher des Rayigama-Reiches auf Ceylon, der besiegt und gefangen genommen wurde. 3 4 Als Fiskus werden die Einrichtungen der königlichen Güterverwaltung des Karolingerreiches bezeichnet. 3 5 Im „Capitulare de villis" von etwa 794 erließ Karl der Große Vorschriften über Wirtschaftsbetrieb, Gerichtsbarkeit usw. der königlichen Güter seines Reiches. 3 6 Ein Bearbeiter von Inschriften namens Gregory war nicht zu ermitteln. Vielleicht ist hier (Wilhelm) Geiger gemeint.

A 716, B 2 8 0

410

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Buddhismus

darfsartikeln nicht erforderlich war (oder doch nicht erforderlich sein sollte). Die Belastung der Erbpächter war dabei so leicht, daß auch die englische Herrschaft nach eingehender Untersuchung von einer Ablösung, und zwar in Übereinstimmung mit den Erbpächtern selbst, zunächst absah. Anpassungen im einzelnen sind selbstverständlich immer wieder vorgekommen. Im ganzen haben die Darstellungen sowohl früherer wie moderner Reisender aber das Bild bestätigt: daß das Leben der Mönche in den Klöstern, vor allem ihre Behausung (pansala) 37 ein bescheidenes, bescheidener als etwa in einer italienischen Certosa, war und sich an die wesentlichen Vorschriften des Pratimokkha 38 band; ihre berüchtigte Habgier war im A 717, B 281 wesentlichen auf Vermehrung | der Güter des Ordens als solchen gerichtet. Die Laienfrömmigkeit war, soweit sie überhaupt als buddhistisch zu gelten hatte, dem Schwerpunkt nach Reliquienkult (vor allem der Kult des Zahns des Buddha) 39 und Hagiolatrie, ganz entsprechend der Natur der Beziehungen des Buddhismus zu den Laien. Der Einfluß des Klerus auf die Laien, als deren Gurus, Exorzisten, Therapeuten 72 ' sie fungierten, muß jedenfalls politisch recht bedeutend gewesen sein, soweit nicht hinduistische (heterodoxe) Kasten, wie die Kammalars (Königshandwerker) sich ihm entzogen. Nirgends, außer in Birma, dürfte die Durchführung der buddhistischen Laienregeln so weitgehend sich den theoretischen Anforderungen genähert haben wie hier. Allein diese Regeln für Laien stellten eben an die Laien ganz geringe und wesentlich formalistische Ansprüche. Der Lese- und Schreib-Unterricht, das Anhören der Predigt, die zeitweise Askese, die Mantristik und die Konsultation der Mönche als Magier erschöpften den buddhistischen Inhalt des Lebens. In der Praxis beherrscht der Dämonenglaube das Leben der Laien und es bestanden heterodoxe Magier (besonders Exorzisten für Krankheiten). Die Mönchsgemeinschaft selbst hat freilich stets

A 717, B 281

12> Wie in Tibet, so wurde auch in Ceylon die apotropäische und exorzistische Spruchpraxis systematisch gelehrt. |

3 7 Weber folgt hier Hackmann, Buddhismus, II, S. 2 0 - 2 1 . 38 Richtig entweder Skt.: Prätimoksa, oder Päli: Pätimokkha. 3 9 Der Zahn des Buddha wird in einem Tempel der ehemaligen Königsstadt Kandy (früher Sirivaddhana) aufbewahrt und verehrt. Siehe dazu Hackmann, Buddhismus, II, S. 17.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

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als Hüterin der reinen Tradition und der kanonischen Schriften in hohen Ehren gestanden. Hinterindien gilt meist als rein hinayanistisches Missionsgebiet. Das ist nicht unbedingt zutreffend. Die verschiedenen politischen 5 Gebilde, welche durch wechselnde Eroberungen dort entstanden, sind sowohl hinduistischer (brahmanischer), als hinayanistischer, als - offenbar - auch mahayanistischer Einwirkung ausgesetzt gewesen. Brahmanen, vedische Bildung und wenigstens Ansätze zur Kastenbildung (Handwerkerkasten) fanden sich. Wohl nur die Nähe von 10 Ceylon als Missionszentrum hat bewirkt, daß schließlich in der Tat die Hinayana-Schule das Feld behauptete, nachdem vor allem die mongoloiden Erobererfürsten, deren Vorstoß im Mittelalter die bis zur europäischen Okkupation herrschende politische Machtverteilung der Einzelstaaten bestimmte, sich ihr angeschlossen hatten. 40 15 Indessen schwankte auch dann, wie die Inschriften zeigen, alles immer wieder. Das Bedürfnis nach Domestikation der Untertanen und nach rationaler Schriftverwaltung war der regelmäßige Anlaß für die Könige, Schriftgelehrte ins Land zu rufen, | je nachdem A 718, B 282 brahmanische, mahayanistische oder - zuletzt - hinayanistische. 20 Samsara und Karman wurden sehr bald allgemein selbstverständliche Voraussetzungen auch im Volksglauben. Im übrigen aber findet sich lange Zeit nebeneinander brahmanische und buddhistische Bildung. Im 8. Jahrhundert werden in einer buddhistischen Inschrift in Siam Brahmanen erwähnt, 41 und noch im 16. Jahrhundert unter25 stützt ein König „die buddhistische und die brahmanische Reli-

40 Da Weber hier von Hinterindien spricht, sind vielleicht die Thai gemeint, die seit dem 13. Jahrhundert nach und nach das Khmer-Reich aufrollten und verschiedene Königreiche bildeten. Die Thai und die Burmesen hatten sich jedenfalls dem HTnayäna-Buddhismus angeschlossen. Diese Völker sind aber nicht „mongolischstämmig". Doch nur sie und die Vietnamesen können gemeint sein, da sie die politische Machtverteilung auf der gesamten hinterindischen Halbinsel bestimmten und die Staaten der Mon und das Reich von Campa (1471) vernichteten und das Khmer-Reich bzw. seinen Nachfolgestaat Kamboja in die Rolle eines Vasallenstaates drängten. 41 Im 8. Jahrhundert lebten im späteren Thailand noch keine Thai (Siamesen), da diese erst im 13. Jahrhundert einwanderten. Zu dieser Zeit existierte dort die Kultur von Dväravatï und das Reich von Srïvijaya (Zentrum Sumatra und Malaya): In Hinsicht auf die Brahmanen bezieht Weber sich auf eine Inschrift bei Fournereau, Siam, S. 129: J a nourriture pour la communauté des dvijas5 de l'illustre Agasti" mit Anm. 5: „dvija" ,deux fois né, régénéré', désigné au sens large trois castes supérieures, mais se dit plus spécialement de celle des brahmanes. "

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gion"73), obwohl inzwischen der ceylonesische Buddhismus in aller Form Staatsreligion geworden war74). Gurus und Acharyas (Lehrer) erwähnt ein königliches Edikt aus dem 10. Jahrhundert75', große Schenkungen von Sklaven und Terrain an Klöster finden sich zu verschiedenen Zeiten. Aber erst seit dem 15. und 16. Jahrhundert ist 5 wirklich eindeutig, daß es sich um buddhistische und zwar hinayanistische Klöster handelt 76) . Wie es inzwischen stand, zeigt eine große siamesische Königsinschrift des 14. Jahrhunderts ziemlich deutlich77'. Der König bezeichnet sich als Kenner der Veden. Er sehnt sich, wie er sagt, nach dem Himmel Indras, aber er strebt auch nach 10 A 718, B 2 8 2

73)

S[iehe] beide Inschriften bei FournereauLe Siam ancien (Annales du Musée Guimet 27p. 129 42 bzw. 187). 74) S[iehe] die später noch zu erwähnende Inschrift 43 a. a. O. S. 233 (13. Jahrhundert). 75) A . a . O . 141. 44 16) A . a . O . S. 144 (15.Jahrhundert) ist ein Mahasangharajad (Kongregationsvorstand), 45 S.153 (16. Jahrhundert) das korrekte Triratna8: „Buddha, Dharma, Sangha" inschriftlich erwähnt. 46 77) A . a . O . S. 171. 47 Auch sie liegt nach der großen Inschrift des 13. Jahrhunderts, welche die Einführung der Schrift und des korrekten Buddhismus berichtet (S. 233).

C A, B.Furneau

d A, B: Mahasangharaya

e A, B: Triratna

42 Vgl. Anm. 41. Die bei Fournereau, Siam, S. 187, übersetzte Inschrift ist die eines Sri T'ammasokaräja (Dharmäsokaräja), der kein selbständiger Herrscher war. Sie stammt aus dem 1438 vom Thai-Reich Ayut'ia annektierten Suk'ot'ai, und zwar aus dem Jahre 1510, also aus der Regierungszeit des Ayut'ia-Königs RämaT'ibodi II. (1491 -1529). Die angesprochene Passage lautet in der Übersetzung: „Le seigneur Phrayâ Çrî Dharmaçokarâja [...], et qu'il contribue à exalter la religion bouddhique et la religion brâhmanique, de manière que le culte conserve son éclat, et que les deux rites soient une seule et même chose." 43 Vgl. S. 414 mit Anm. 79. Es handelt sich um eine Inschrift des bedeutendsten Königs von Suk'ot'ai, Räma K'amheng (ca. 1270 bis 1299 oder 1317), bei Fournereau, Siam, S. 233. 44 Hierbei handelt es sich um eine in Sanskrit geschriebene Khmer-Inschrift aus Chantabun. 45 Diese Inschrift aus dem Jahre 1496 (d.i. 858 der Thai-Ära) stammt aus Chiang Saen (im heutigen Nordthailand), d.h. aus dem Thai-Königreich Län-nä, dessen Herrscher zu dieser Zeit P'ra Muong Keo (1495-1525) war (siehe Fournereau, Siam, S. 143-145). Weber zitiert hier nach S. 145. 46 Inschrift aus Luang P'rabang, der Hauptstadt des 1353 gegründeten Thai-Reiches Lan Ch'ang (Laos); die Inschrift datiert aus dem Jahre 1515, d.h. aus der Regierungszeit von König Visun (1501-1520). 47 In Khmer verfaßte Inschrift aus Si Satchanalai aus den Jahren 1347 und 1354. Si Satchanalai war die zweite Königsstadt des Thai-Reiches Suk'ot'ai, das damals von Lü-t'ai T'ammaraja I. (1347-1370) regiert wurde. Die Statuen und Tempel der Götter Paramesvara und Visnu werden bei Fournereau, Siam, S. 173 erwähnt.

III. Die asiatische Sekten- und

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Nirwana als dem Ende der Seelenwanderung. Daher stiftet und baut er - dies letztere durch seine eigenen Handwerker - gewaltig. Aber die Hauptobjekte der Bautätigkeit sind trotz des buddhistischen Charakters der Inschrift zwei Statuen und Tempel der großen Hindu5 götter £iva (Paramesvara) und Vischnu. Der König schickt dann, um seinen Verdiensten die Krone aufzusetzen, nach Ceylon und läßt durch einen dortigen Weisen den ersten Tripitaka-Kanon importieren. Er erklärt dabei, auf den Himmel Indras und Brahmas zu verzichten und ein Buddha werden zu wollen, der allen seinen Unter10 tanen die Wohltat der Erlösung von der Welt bringe 78 '. Er | tritt A 719, B 283 persönlich in den Orden ein, - zweifellos um nun als Pontifex die Kirche und demgemäß durch sie die Untertanen zu leiten. Es geschahen aber nach dem Bericht der Inschrift im Gefolge seiner übermäßigen Frömmigkeit so gefährliche Wunder, daß die Großen des Reichs 15 ihn baten, aus dem Orden wieder auszutreten und das Reich als Laie zu regieren, was er mit Zustimmung des genannten Seelenhirten auch tat. - Man sieht, es handelt sich ganz wesentlich um Erwägungen machtpolitischer Art und bei dem Eintritt in den Orden um die übliche hinayanistische Rezeption und Dispensation. 20 Korrekt hinayanistisch war wohl von jeher die Klosterorganisation und ist es auch geblieben. Der nach dem Noviziat (Shin) 'als pyit-sin' rezipierte Mönch 48 wird nach etwa zehnjähriger Bewährung, während deren er lediglich als Pfründner im Kloster den geistlichen Übungen obliegt, Vollmönch, Bonze, birmanisch: pon-gyi („Großer 25 Ruhm") und hat nun die Qualifikation zur Seelsorge als Guru. Inschriften schon des 13. Jahrhunderts aus Siam zeigen, daß dieser Grundsatz der Abstufung der Würde und Titulatur des Mönchs nach 78) Ein anderer König, der den Heiligen-Titel (Shri) führt 49 (S.214 a.a.O.), hat den Wunsch, als Lohn für seine Verdienste als Bodhisattva 9 wiedergeboren zu werden. Sei ihm aber dies versagt, dann als frommer und vollkommener Mensch und frei von Körperkrankheit. |

f A, B: ales u pyin-sin

g A, B: Bhodisattva

48 W e b e r stützt sich hier auf Hackmann, Buddhismus, II, S. 3 3 f . 49 Der „Heiligentitel" Sri bringt Ehrerbietung g e g e n ü b e r höhergestellten M e n s c h e n und W e s e n z u m A u s d r u c k . Die Inschrift stammt aus d e m 14. Jahrhundert (kein g e n a u e s Datum) und ist e n t w e d e r (Sri) T'ammaraja I. (Lü-t'ai, 1 3 4 7 - 1 3 7 0 ) oder (Sri) T'ammaraja II. ( 1 3 7 0 - 1 4 0 6 ) zuzuschreiben.

414

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der Anciennität schon damals ganz ebenso korrekt, dem altbuddhistischen Prinzip entsprechend, bestand. Die Mönche wurden darnach in Siam mit den Titulaturen Guru, Thera, endlich Mahathera ausgezeichnet und waren teils Cönobiten, teils Eremiten. Ihre Funktion war aber immer dieselbe: Gurus, geistliche Berater, der Laien s und Lehrer des heiligen Wissens zu sein. Ein Ober-Guru, Sankharat (Lehrer) genannt, stand damals, vom König ernannt, über ihnen als Kirchenpatriarch 79) . Der König nahm hier, wie einst Afoka, die Stellung als weltlicher Patron, membrum eminens 50 (Tschakravarti h ) der Kirche, in Anspruch. Der König behielt aber im übrigen den 10 alten Kult der Berggeister ausdrücklich bei, weil seine Unterlassung gefährlich für das Wohl der Untertanen sei80). Das Königtum hatte die buddhistischen Weisen vor allen Dingen auch herbeigerufen, um eine nationale Schrift zu erfinden 81) , zweifellos weil sie im Verwaltungsinteresse erwünscht war. Es zeigt sich in den Monumenten 15 deutlich, daß speziell das siamesische Königtum zur Zeit der Rezeption (oder Wiederrezeption) in kriegerischer Expansion nach allen A 720, B 284 Seiten und im Kampf mit | chinesischen Expansionsversuchen begriffen 82) , zum stehenden Heer und zur bürokratischen Verwaltung 791 S[iehe] die g r o ß e n Inschriften König ' R a m a K h o m h e n g s ' aus d e m E n d e des 13. J a h r h u n d e r t s bei Fournereau*, a. a . O . p . '233f.'v[ers] 8 5 , 1 0 9 . m 5 1 80) E b e n d a v[ers] 78. 81) E b e n d a v[ers] 106. 5 2 | 82 A 720, B 284 ' S[iehe] d e n E i n g a n g der g e n a n n t e n Inschrift. D i e E r o b e r u n g e n des Königs a n d e r e n Schluß.53

A 719, B 2 8 3

h A, B: Tschakravati 133f. m A, B: 109).

i A, B: R a m a - K o m h e n g s

k A, B: Furneau

I A, B:

5 0 Mit diesem Ausdruck bezieht sich Weber auf die Idee vom Landesherrn als membrum ecclesiae praecipuum, d.h. von der besonderen Verantwortung, die dem Landesherrn für die Kirche zufällt, deren bedeutendstes Glied er wegen seiner ihm von Gott verliehenen Macht ist. 51 Die gemeinte Inschrift des Räma K'amheng aus dem Jahre 1 2 9 2 ist übersetzt von Fournereau, Siam, S. 2 3 3 - 2 4 1 . Der Titel Sartgk'arat erscheint darin nicht. Die genannten Verse lauten: Vers 85: „les theras, les mahâ theras, montent s'assessoir sur ce trône de pierre et récitent le dharma aux laïques". Vers 1 0 8 - 1 1 0 : „Le roi Râma Khomhëng l'a fait venir comme maître et guru de tous les Thaïs, comme âcârya pour instruire tous les Thaïs et leur enseigner les vrais mérites et le vrai dharma. " 5 2 Vers 1 0 6 - 1 0 7 : „Autrefois, les Thaïs n'avaient pas d'écriture; c'est en çaka 1 2 0 5 [d.i. 1 2 8 3 n.Chr.], année cyclique de la chèvre, que le roi Râma-Khomhëng fit venir un maître qui sut créer l'ecriture thaïe". 5 3 Zu den Eroberungen Räma K'amhengs siehe Fournereau, Siam, S. 2 4 0 - 2 4 1 (Verse 111-124).

III. Die asiatische

Sekten- und

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überging, „Kabinettsjustiz" 54 übte 83) und die Macht der - vermutlich feudalen - Notablen 84 ' zu brechen trachtete. Hierzu hatte der unter dem Patronat des Monarchen stehende hinayanistische Klosterbuddhismus zu helfen und hat dies zweifellos auch mit Erfolg getan. Die Bedeutung der alten Sippenzusammenhänge wurde durch die Macht der Hierokratie stark entwertet. In großen Teilen Hinterindiens fand offenbar die Macht des Königtums an ihnen keine Schranke mehr, wie sonst in Asien. Um so mehr dafür: an der Macht der Mönche. Denn die Gewalt der Mönchspriesterschaft über die Bevölkerung war unter den buddhistischen Herrschern fast absolut auch in politischen Dingen. Namentlich die ziemlich straffe (äußere) Disziplin ermöglichte das, die in den Händen des Abts (Sayah) lag. Ein wegen Übertretung eines der vier großen Gebote oder Ungehorsam exkommunizierter Mönch war schlechthin boykottiert und konnte nicht existieren. Auch die Obedienz der Laien gegen die Mönche war grenzenlos. Diese geistliche Schicht war - namentlich in Birma - der eigentliche Träger der einheimischen Kultur und sie war daher einer der heftigsten Gegner europäischer Herrschaft, die ihre Stellung bedrohte. Jeder junge Laie aus guter Familie in Birma wurde und wird zeitweise - wie bei uns die Tochter in eine Pension - , in ein Kloster geschickt, lebt dort kurze Zeit (1 Tag bis 1 Monat) als Mönch und erhält nun einen neuen Namen: die „Wiedergeburt" der alten 83)

A . a . O . V[ers] 32. Ebenda v[ers] n 26: Man soll direkt an den König, nicht an die Notablen gehen. 5 5 |

n A, B: S.

5 4 Damit bezeichnet Weber die „patriarchale" Art der patrimonialfürstiichen Rechtspflege, bei der „alle Rechtspflege die Eigenart der Verwaltung annimmt. Fürstliche Verwaltungsbeamte sind zugleich die Richter, der Fürst selbst greift im Wege der .Kabinettsjustiz' nach Belieben in die Rechtspflege ein." Weber, Rechtssoziologie, in: WuG 1 , S.485; vgl. auch ebd. S.470. Weber stützt sich hier auf die Verse 3 1 - 3 5 bei Fournereau, Siam, S. 2 3 3 - 2 4 1 . „ Dans les condamnations à mort, qu'on fasse choix des chefs de bande, qui sont de vrais tigres; ne pas les tuer serait un mal. A l'entrée de la porte (du palais), au milieu de la ville; j'ai fait suspendre une clochette à la disposition des phrai-fâs (serfs) ; dans le cas où ils auraient quelque procès ou quelque chagrin, au lieu d'aller trouver les mandarins et les juges, me laissant ainsi dans l'ignorance du fait, qu'ils sonnent la clochette mise là pour eux." 5 5 Verse 2 5 - 2 6 : „S'il s'élève une altération, parmi le peuple, les mandarins, les juges, après enquête, sans recourir aux notables, qu'on me fasse un rapport et qu'on me donne les noms des individúes."

416

Hinduismus und Buddhismus

magischen Askese ist auf diese rein rituelle Klosterinternierung übergegangen. 56 - Im Laienleben ist aber die Herrschaft der Nat° (Geister) ungebrochen. Jeder Haushalt hat seinen „Nat p " (Schutzdämon); im übrigen entsprechen sie den „deva" der Hindus. Der König geht nach dem Tode noch immer in das „Geisterdorf" (Nat yua-tsan-thee) q . 57 Ökonomisch dürfte die Herrschaft des Hinayanismus in Hinterindien das ungeheure Übergewicht des traditionalistischen Ackerbaus und die, mit Vorderindien verglichen, sichtliche Unterlegenheit der technischen und gewerblichen Entwicklung mit veranlaßt haben. Stätten rationaler Arbeit waren die buddhistischen so wenig wie A 721, B 285 irgendwelche asiatischen Klöster. Da|bei entwertete der Hinayanismus immerhin in stärkerem Maß als der Mahayanismus das KastenDharma oder ließ es - wo er auf Neuland eingeführt wurde - gar nicht erst entstehen. Damit fielen alle im Kastenwesen liegenden Antriebe zur (traditionalistischen) „Berufstreue" fort. Denn das bloße theoretische Lob des berufstreuen Arbeiters, wie es auch die unter hinayanistischem Einfluß stehende süd- und hinterindische Literatur kannte, entbehrte jenes starken psychologischen Antriebs, den, wie wir sahen, 58 die Kastenheilsordnung enthielt. Dies scheint in der Wirkung des Buddhismus z.B. in Birma direkt spürbar zu sein. Die hinayanische Klostererziehung in Birma hat zwar ein Maß von Elementarbildung erzeugt, welches prozentual für indische und überhaupt für asiatische Verhältnisse sehr groß, qualitativ freilich, an europäischen Maßstäben gemessen, sehr bescheiden ist (s[iehe] darüber den Census Report von 1911, Vol. IX ch. VIII), 59 entsprechend dem rein religiösen Zweck der Schulung. Der Grad der lokalen

O A, B: Nal

p A, B: Nal

q A, B: (Nal-Ya-tsan-thee)

5 6 Weber stützt sich hier auf Hackmann, Buddhismus, II, S. 31 - 32. 5 7 Weber folgt hier Balfour, Cyclopaedia, I, S. 526: „Every Mon village has a Nat; and a Burmese king dying is said to ascend to the Nat village (Nat yua-tsan-thee)." Die korrekte Transliteration von Nat yua-tsan-thee ist Nat rvä cam sann. Herrn Dr. Heinz Braun (Seminar für Indologie und Buddhismuskunde, Göttingen) verdankt der Bearbeiter die Information, daß die Angabe von Balfour ungenau ist: Nat-rvä („Nat-Dorf") bezieht sich auf den Tod von Prinzen oder Prinzessinnen; der Tod eines Königs wird als Einzug in das „Nat-Land" (nat prann) verstanden. 5 8 Oben, S. 181 ff. 5 9 Gemeint ist C e n s u s 1911, IX, P. 1, S. 1 6 6 - 1 8 2 .

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

417

Vorherrschaft des Buddhismus ist immerhin entscheidend für den Grad des Alphabetentums. Für moderne intensive Arbeit jedoch (Baumwollentkörnen, Ölraffinerie) haben Hindus niederer Kasten importiert werden müssen (ebenda ch. XI, XII): 6 0 - ein Beweis sowohl für das starke Training zur Arbeit, welches die in Birma selbst fehlenden Kasten dargeboten haben, wie andererseits freilich auch dafür, daß das Kastenregime aus eigener Kraft moderne Arbeitsformen nicht erzeugt. Siam ist fast reines Agrarland geblieben, trotz nicht ungünstiger Vorbedingungen für gewerbliche Entwicklung. In ganz Hinterindien schwand ferner mit der Eliminierung des Brahmanentums und der Kasten durch die Einführung des Buddhismus als Staatsreligion (14. Jahrhundert) die alte Kunsttradition der kastenmäßig-geschulten Königshandwerker, und die durch buddhistische Einflüsse angeregte Kunstübung hat wirklich Gleichwertiges nicht zu erzeugen vermocht, so erheblich immerhin auch ihre Leistungen waren 85) . Der korrekt hinayanistische Buddhismus konnte eben seiner inneren Natur nach nicht wohl anders als gegnerisch oder allenfalls duldend zum Gewerbe stehen. Nur die fast ausschließlich auf diesen Weg der Erwerbung von Verdienst verwiesenen Laienbedürfnisse haben auch im Hinayanismus die für den Buddhismus typische religiöse Kunst entstehen lassen und erhalten. Die religiösen Interessen der korrekt buddhistischen Laien sind in Birma, wie A 722, B 286 sonst, vor allem den Wiedergeburtschancen zugewendet, wie die monumentalen Quellen der Neuzeit 86 ' zeigen. 61 Die Königin-Mutter bittet, stets als eine hohe Persönlichkeit mit guten Qualitäten und 85)

Vgl. L. Fournereau', a. a. O. S. 57. 62 | A 721, B 285 Vgl. die Inschriften, welche Aymonier im Journal Asiat. 9. Ser. 14. 1899 S. 493ff. 6 3 A 7 2 2 , B 2 8 6 und besonders ebenda 15. 1900 S. 146ff., 64 publiziert hat (aus dem 15. bis 17. Jahrhundert). Einige der Beispiele wurden schon oben verwertet. 65 86)

r A, B: Furneau

60 Kapitel 11 (Caste, tribe and race) umfaßt die Seiten 240-290, Kapitel 12 (Occupations) die Seiten 290-346. 61 Die Quellen, die Weber hier und im folgenden zitiert, stammen aus Kambodscha, nicht aus Burma. 62 Weber stützt sich auf Fournereau, Siam, S. 57. 63 Gemeint ist Aymonier, Preah Peän. 64 Gemeint ist Aymonier, Bakan et Angkor Vat. 65 Gemeint sind wohl die Thai-Inschriften auf den Seiten 413-415.

418

Hinduismus

und

Buddhismus

gläubig wiedergeboren zu werden. Wenn der künftige Buddha Maitreya kommt, möchte sie mit ihm ins Nirwana gehen 87) . Der Wiedergeburt in schlechter Familie wünscht jemand zu entgehen 88 '. Es wird gewünscht, stets als reicher Mann und Anhänger des Buddha wiedergeboren zu werden, schließlich Allwissenheit zu erlangen und dann ins Nirwana zu gelangen 89 '. Jemand möchte jedesmal mit seiner jetzigen Familie zusammen (Eltern, Brüdern, Kindern) wiedergeboren werden90'. Ein anderer wünscht in einem künftigen Leben eine bestimmte Frau als seine Frau zu besitzen91'. Mönche möchten, falls sie als Laien wiedergeboren werden müßten, hübsche Frauen haben92'. Daneben sollen gute Werke auf Tote, insbesondere solche, die in der Hölle sind93', übertragen werden: - die bekannte spätbuddhistische, aber auch im Hinduismus vorkommende Durchbrechung der Karmanlehre. Die eigentlich große Missionsreligion Asiens war nicht die Hinayana-, sondern die Mahayana-Kirche. 87) 88) 89

>

^

91

> > 93 > 92

A.a.O. A.a.O. A.a.O. A.a.O. A.a.O. A.a.O. A.a.O.

S.lôf. 6 6 S.164.67 S.153.68 S.154.69 S. 170.70 S. 150.71 S. 151.72

66 Webers Interpretation paßt nicht ganz zum Text der Inschrift aus dem Jahre 1577, Aymonier, Bakan et Angkor Vat, S. 146f. (nicht 16f.): „Une SamtecBrah Räjamätä,Reine mère' [...] invoque et adore le Buddha [...] Lorsque le Samtec Brah Srï Ariya Maitri reviendra omniscient en ce monde, elle demande à être alors son upâsaka fidèle et à entrer avec lui dans le Nirväna." 67 Ebd., aus der großen Inschrift von Angkor aus dem Jahre 1702. 68 Inschrift aus dem Jahre 1684, ebd., S.153: „II souhaite de suivre et de servir le Buddha à chaque naissance, d'être riche en or et pierreries comme l'incomparable Jotikasesthi, généreux comme Vesantara, d'avoir le coeur qui le fasse aimer des hommes et des femmes, etc. Puisse-t-il obtenir l'omniscience des Buddhas afin de gagner le Nirvana en y conduisant tous les êtres, ainsi que le firent les Buddhas passés! Puissent tous ces voeux être exaucés I " 69 Ebd., Inschrift aus dem Jahre 1693. 70 Aus der großen Inschrift von Angkor Vat von 1702. 71 Inschrift aus dem Jahre 1628 (S. 150-151); Zitat ebd., S. 151 : „Tous demandent que le mérite de la bonne action leur fasse obtenir les cieux et éviter les enfers. Puissent-ils reinaître dans les seize séjours des Brahmas! Dans un dernier souhait, d'une nature moins orthodoxe, ils demandent de jolies femmes quand ils seront laïques." 72 Inschrift von 1684.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

419

Auch der Mahayana Buddhismus*5 gewann, wie seinerzeit die Hinayana Schule, seine missionierende Tendenz94) zuerst | durch einen A 723, B 287 König: Kanischka von Kaschmir und Nordwesthindustan, kurz nach Beginn unserer Zeitrechnung. 73 Unter ihm ist das angeblich dritte und letzte der kanonischen Konzilien, welche der Mahayana-Buddhismus anerkennt, in einer Stadt in Kaschmir gehalten worden. Offenbar zuerst durch die Macht dieses Königs wurde der Mahayanismus im Norden Indiens, wo einst Agoka das orthodoxe Konzil abgehalten hatte, verbreitet und schließlich vorherrschend und der Hinayanismus eine „südliche" Richtung. Der dazu führende Prozeß war freilich schon im Gange, und die Entwicklung der esoterischen Mahayana-Soteriologie hatte schon lange vorher begonnen. A?vaghosha' schrieb seine allerdings noch a maßvoll mahayanistischen3 Werke mindestens 1 Jahrhundert vor dem Konzil. 74 Nagarjuna gilt als die treibende Kraft des Konzils selbst. 75 Die anderen von den

94) Es ist allerdings eigentlich ungenau, den Mahayanismus allein als Träger der Mission nach Ostasien anzusehen. China lernte heilige Schriften des Buddhismus zuerst in der Form kennen, welche sie in der Schule der Sarvastivadas, einer Sekte der alten (hinayanistischen) Vaibachika-Lehre angenommen hatten, und gerade die älteren, teilweise den Seeweg benutzenden Pilgerfahrten machten wenig Unterschied zwischen Mahayana und Hinayana. Aber der Umstand, daß Nordindien zunehmend mahayanistisch wurde und infolgedessen die später nach China von dort allein, über Land, importierten Werke in Sanskrit geschriebene Mahayana-Schriften waren, rechtfertigt doch die übliche Behauptung. China war eben inzwischen reiner Kontinentalstaat geworden. Andererseits ist die Vorherrschaft der Hinayana-Schule in Hinterindien nichts Ursprüngliches. Im Gegenteil war hier meist die Mahayana-Mission die ältere, und erst spätere Revivals gaben Anlaß an die Tradition der altorthodoxen und nächstgelegenen Kirche, der Ceyloneser, anzuknüpfen. |

s A, B: Buddhismus,

t A, B: Afvagosha

a A, B: maßvoll, mahayanistischen

73 Weber folgt hier und später Kern, Buddhismus, II, S.449ff. Kaniska war einer der bedeutendsten Könige der Kusäna(Kusäna), einem skythischen Nomadenvolk (bisweilen in der Literatur auch als Indo-Skythen bezeichnet); er regierte im 2. oder 3. Jahrhundert n.Chr. (die meisten Inschriften der Kusäna-Könige sind zwar datiert, doch lassen sich die Daten nicht mit letzter Sicherheit mit einer der bekannten Ären korrelieren). 74 Asvaghosa lebte wahrscheinlich im 1. Jahrhundert n.Chr. Weber meint mit dessen Werken wohl hauptsächlich das Buddhacarita, das er als maßvoll im Vergleich zum Lalitavistara und anderen Mahäyäna-Sütras einstuft. 75 Nach der Tradition soll dementgegen Nägärjuna erst zur Zeit des Konzils geboren worden sein (siehe Kern, Buddhismus, II, S. 501; Kern, Indian Buddhism, S. 122; Hackmann, Buddhismus, I, S.44). Vielleicht geht der Irrtum auf einen Satz bei Koeppen, Buddha, II, S. 14, zurück: „Bald darauf [nach dem Konzil] soll der gefeierte Doctor Nägärdschunadie Schule der,großen Überfahrt'gestiftet haben."

420

Hinduismus und Buddhismus

Mahayanisten als Autoritäten zitierten Philosophen lebten fast sämtlich in den nächsten Jahrhunderten nach dem Konzil, keiner nach dem ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung. Die Hauptexpansionsepoche des Mahayanismus liegt in der Zeit bis zum 7. Jahrhundert. Allein schon seit dem 5. Jahrhundert begann der Stern des Buddhismus in Indien langsam zu erbleichen. Zu den Gründen gehörte außer den schon angeführten Momenten vielleicht auch jener Verpfründungs-Prozeß, welcher für alle Religionen irgendwann einzutreten pflegt und den gerade die Mahayana-Schule fördern konnte. Gnadenspendende seßhafte Hierokraten, also: Pfründner, traten an die Stelle der wandernden Bettelmönche. Es scheint auch, daß der spätere Buddhismus ebenso wie der Jainismus sich für den eigentlichen Tempeldienst sehr vielfach mit Vorliebe rituell geschulter Brahmanen, welche ihm anhingen, bedienten. Denn diese spielen in zahlreichen Legenden eine bei der ursprünglichen Brahmanenfeindschaft zunächst überraschende Rolle und kommen auch in buddhistischen Inschriften vor. So dürfte sich auch in Indien ziemlich bald eine verheiratete, die Kloster-Pfründen erblich appropriierende buddhistische Weltpriesterschaft entwickelt haben. 76 Wenigstens zeigt Nepal und das nordindische Randgebiet deutlich diese Entwicklung noch heute. 77 Sobald eine straffe, für Missionszwecke eingerichtete Organisation konkurrierend auftrat, mußte außer der äußeren auch die innere Schwäche des Buddhismus: das Fehlen einer so fest umrissenen Laien-Ethik, wie der brahmanische Kastenritualismus und A 724, B 288 auch die jainistische Gemeindeorgani|sation sie darboten, hervortreten. Die Reiseberichte der chinesischen Pilger, zeitlich miteinander verglichen, lassen deutlich den inneren Verfall der jeder hierarchischen oder ständischen Einheit entbehrenden buddhistischen Organisation erkennen. 78 Die Renaissance des Hinduismus fand offenbar ein leicht zu bestellendes Feld und hat, wie erwähnt, 79 heute in Vorderindien fast jede Spur der alten buddhistischen Kirche ausgerottet. Ehe wir uns aber diesem neuen Aufstieg des orthodoxen Brahmanentums zuwenden, ist in Kürze der, erst seit König Kanisch-

7 6 Diese Vermutung übernimmt Weber von Hackmann, Buddhismus, I, S. 4 5 - 4 6 . 7 7 Zu der Entwicklung in Nepal siehe Kern, Buddhismus, II, S. 531 f. 7 8 Gemeint sind die Reiseberichte des Fa-hsien (Reise 399- 414), Sung-yün (Bericht von 518), Hsüan-tsang (Reise 6 2 9 - 6 4 5 ) und l-ching (Reise 671 - 6 9 5 ) . 7 9 Oben, S. 370.

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

421

kas Zeit mit gewaltigem Erfolg betriebenen Expansion des Mahayanismus über Indien hinaus zu gedenken, welche ihn zu einer „Weltreligion" hat werden lassen. Die großen Expansionsgebiete des Mahayana-Buddhismus sind 5 China, Korea und Japan. Der Mahayana-Buddhismus hat dabei - im allgemeinen - politisch insofern mit anderen Verhältnissen zu rechnen gehabt wie die Hinayana-Schule, als er in jenen Kulturländern, die er missionierend wenigstens teilweise eroberte, auf Dynastien stieß, die entweder mit 10 einer unbuddhistischen Literatenschicht (China und Korea) oder mit einem unbuddhistischen Staatskult (Japan) fest verwachsen waren und daran festhielten 95) . Hier nahm also die weltliche Gewalt im allgemeinen mehr die Stelle einer „Religionspolizei" als eines „Schutzpatronats" gegenüber der Kirche auf sich. Die theokratische 15 Klerikalisierung war infolgedessen weit geringer. Über die Schicksale des Buddhismus in China mußte im anderen Zusammenhang 80 schon einiges13 gesagt werden, was hier zu ergänzen ist. Er wurde nach einigen vergeblichen Missionsversuchen zuerst importiert unter der Herrschaft und auf Veranlassung des Kai20 sers Mingti81 kurz nach Beginn unserer Zeitrechnung durch Mönchsmissionare, faßte aber erst etwa im 4. Jahrhundert Wurzel, was sich durch das häufigere Auftreten eigener chinesischer Mönche äußert. 95) Der Hof des Kaisers in Kyoto °z.B.c war korrekt shintoistisch. 82 Der rein weltliche A 7 2 4 , B 2 8 8 Shogun in Yedo aber konnte nie die Stellung eines „tschakravarti" d einnehmen, wie A?oka, da er ausdrücklich den Kaiser als die sozial höhere Macht anerkannte. |

b A: Einiges

c A, B : z . b .

d A, B: „tschakravati"

8 0 Zum Schicksal des Buddhismus in China siehe Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S. 401 ff. 81 Gemeint ist Liu Chuang (Memorialname: Ming-ti), der zweite Kaiser (57-76) der östlichen Han-Dynastie ( 2 5 - 2 2 0 n.Chr.); er soll auf Grund eines Traumes im Jahre 61 n.Chr. Gesandte nach Indien geschickt haben, die einige indische Buddhisten mit nach China brachten. Weber stützt sich hier auf Edkins, Chinese Buddhism, S. 87f. 8 2 Shintö ist eine Naturreligion mit starkem Ahnenkult (besonders um das Kaiserhaus), die zur Staatsreligion wurde und sich nach der Ausbreitung des Buddhismus nach Japan mit diesem verband. Mit der Restauration der kaiserlichen Macht 1868 unter Kaiser Meiji (1868-1912) suchte man die Verquickung mit dem Buddhismus zu beseitigen und einen nationalistischen Staatskult mit dem Kaiser als lebende Gottheit und Hoherpriester an seiner Spitze zu etablieren.

422

Hinduismus und Buddhismus

Er ist dann im 5., 6. und 7. Jahrhundert durch zahlreiche Pilgerfahrten und Gesandtschaften, amtliche Übersetzungen buddhistischer Schriften, Eintritt einzelner Kaiser in den Mönchsorden, schließlich - 526 unter Kaiser Wuti 83 - Übersiedelung des „Patriarchen" BoA 725, B 289 dhidharma 84 aus | Indien nach Nanking und weiter nach Honanfu 8 5 5 offiziell in Staatspflege genommen worden. Mit dem 8. und endgültig mit dem 9. Jahrhundert wurde durch die gewaltigen von den Konfuzianern angeregten Kirchenverfolgungen, von denen ebenfalls schon gesprochen ist, 86 die Blüte des Ordens in China gebrochen, ohne doch ihn dauernd ganz vernichten zu können. 87 Das Verhalten der 10 chinesischen Regierung war vielmehr von Anfang an und ist auch nach den großen Verfolgungen bis zum heiligen Edikt Kang Hi's 88 beständig schwankend gewesen. Die entschiedensten Gegner waren selbstverständlich die konfuzianischen Literaten. Ihren Einwänden: daß Pflicht, und nicht die Furcht vor der jenseitigen Strafe oder die 15 Hoffnung auf jenseitige Belohnung, die Quelle der Tugend zu sein habe und daß Frömmigkeit um der Vergebung der Sünden willen kein Ausdruck echter Pietät sei, Nirwana als Ideal aber das Nichtstun idealisiere, - setzten die Apologeten des Buddhismus den Hinweis entgegen: daß der Konfuzianismus nur das Diesseits, allenfalls das 20 Glück der Nachfahren berücksichtige, nicht aber die jenseitige Zukunft. Sie wiesen auf Himmel und Hölle als allein wirksame Zucht-

8 3 Wu-ti ist der Memorialname von Kaiser Hsiao Yen ( 5 0 2 - 5 4 9 ) , dem Begründer der Südlichen Liang-Dynastie ( 5 0 2 - 5 5 7 ) mit der Hauptstadt Chien-k'ang, dem heutigen Nanching. 8 4 Bodhidharma war nach der sich erst im Laufe der T'ang-Zeit ( 6 1 8 - 9 0 7 ) herausbildenden Ch'an-Schule der 28. Patriarch der Buddhisten; zu seiner Übersiedlung nach China siehe Edkins, Chinese Buddhism, S. 9 8 - 1 0 3 . 8 5 Die Stadt Nan-ching trug zu dieser Zeit den Namen Chien- k'ang. Das heutige Ho-nan fu ist identisch mit der alten Kaiserstadt Lo-yang, die 4 9 5 - 5 3 4 Hauptstadt des von dem Nomadenstamm d e r T ' o - p a gegründeten Nordreiches Wei (386- 534) war; siehe Edkins, Chinese Buddhism, S. 102. 8 6 Weber, Konfuzianismus und Taoismus, S. 402 und 435. 8 7 Besonders stark war die Verfolgung von 845 unter dem T'ang- Kaiser Li Yen (Tempelname: Wu-tsung, 8 4 0 - 8 4 6 ) , die sich gegen alle ausländischen Religionen richtete und unmittelbar nach dem Ende des Uigurenreiches (dessen führende Religion 7 6 2 - 7 7 9 und 7 9 5 - 8 4 4 der Manichäismus war) im Jahre 844 angeordnet wurde. 88 Das „Heilige Edikt" des K'ang-hsi-Kaisers ist übersetzt bei Grube, Chinesische Litteratur, S.353f.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

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mittel für den Menschen zur Tugend hin96). Namentlich dieses Argument dürfte auf die Kaiser Eindruck gemacht haben. Daneben der Glaube an die magische Macht auch der buddhistischen Literaten. Denn als vornehme Literatenlehre kam die buddhistische Religion 5 zuerst nach China. Die Erlaubnis Mönch zu werden wurde zuerst in einem Teilstaat der Zeit des großen Interregnums 335 nach Chr. erteilt. 89 Die Idole wurden 423 im Sung-e und 426 im Wei-Königreich zerstört, 451 wieder zugelassen. 90 Um 400 suchte der Kaiser Yao hing durch Aussendung eines Heeres sich einen literarisch voll quali10 fizierten Priester zu beschaffen, 91 und gleichzeitig ging Fa Hien in amtlichem Auftrag nach Indien, Übersetzungen zu beschaffen. Nachdem ein Kaiser der Liang-Dynastie' geradezu Mönch geworden 96) Die Diskussionen und Argumente sind namentlich aus den Annalen der Sung- A 725, B 289 Dynastie von Edkins zusammengestellt. 92 Mit großer Konsequenz hat die konfuzianische Annalistik jede Nachgiebigkeit gegen die Buddhisten als verächtliche und feige Schwäche und Furcht vor dem Tode gebrandmarkt. Dies tut namentlich auch die von dem Mandschukaiser Kang Hi 9 geschriebene Geschichte der Ming-Dynastie 93 bei jeder Gelegenheit. |

e A, B: Sang-

f A, B: Ling-Dynastie

g A,B: Kuangti

89 Diese Erlaubnis erteilte 335 Shih Hu (Tempelname: T'ai- tsu), der dritte Herrscher (335-349) der in Nordchina regierenden Dynastie der Späteren Chao (319-352); Weber bezieht sich auf Edkins, Chinese Buddhism, S. 89. 90 Die Jahreszahlen finden sich alle in dem Vorwort Samuel Beals in: Fa-hsien, Travels (Beal), S.XXV, bzw. in dem sich auf Beal stützenden Edkins, Chinese Buddhism, S.92. Die hier genannte Sung-Dynastie herrschte 4 2 0 - 4 7 9 über Südchina. Das Verbot von buddhistischen Idolen und Tempeln wurde durch Kaiser Liu l-fu (Memorialname: Shao-ti, 422-424) im Jahre 424 (nicht: 423) ausgesprochen. T'o-pa Tao (Tempelname: Shih-tsu), der zweite Herrscher (423-452) der Wei-Dynastie (386-534), leitete auf Betreiben seines Ministers Ts'ui Hao im Jahre 446 (nicht: 426) eine Buddhistenverfolgung ein. Die Zulassung buddhistischer Tempel und Idole erfolgte erst 452 (nicht: 451) unter Kaiser T'opa Chün (Tempelname: Kao-tsung, Memorialname: Wen-ch'eng-ti, 452-465). 91 Kaiser Yao Hsing (393-415) von der Späteren Ch'in-Dynastie (383-417) veranlaßte den buddhistischen Gelehrten KumärajTva (344-413), aus Küca nach China zu kommen. 92 Gemeint ist Edkins, Chinese Buddhism, S. 9 6 - 9 8 . 93 Kaiser Hsüan-yeh (Regierungsdevise K'ang-hsi; reg. 1661-1722) unternahm 1679 Anstrengungen, eine Kommission zu bilden, die die offizielle Geschichte der MingDynastie schreiben sollte; zu diesen Arbeiten trug wesentlich der Gelehrte Hsü Ch'ienhsüeh (1631-1694) bei. Das Werk, das T'ung-chien Kang-mu, wurde aber erst unter Kaiser Hung-Ii (Regierungsdevise: Ch'ien-Iung, reg. 1735-1796) vollendet. Hauptkompilator war Chang T'ing-yü (1672-1755). Weber kannte das Werk in der französischen Übersetzung von Delamarre: Histoire de la dynastie des Ming (siehe im Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur unter Chang T'ing-yü).

424

Hinduismus und Buddhismus

war,94 drang mit der Übersiedelung des Patriarchen nach China95 neben der Disziplin auch die eigentliche Mystik des indischen Buddhismus ein. 515 noch war Todesstrafe auf den Betrieb magischer A 726, B 290 Künste gesetzt.96 Indessen | hinderte dies nicht, daß die Magie hier, wie überall, überwucherte. Seitdem hat die Politik der Regierung geschwankt zwischen Beförderung oder Duldung und Schließung aller Klöster, der Kontingentierung der Mönchszahl, dem Zwang für den Überschuß zum Wiedereintritt in den weltlichen Beruf (714),97 der Konfiskation der Tempelschätze für Münzzwecke (955).98 Sie adoptierte unter der Ming-Dynastie vorwiegend das schon vorher die Regel bildende System der Duldung unter Einschränkung des Bodenbesitzes, Begrenzung der Klöster und der Zahl der Mönche und Kontrolle der Aufnahme durch staatliche Prüfung. Kang Hi's „heiliges Edikt" schließlich verbot (Ende 17. Jahrhunderts) den weiteren Bodenerwerb gänzlich und verwarf die buddhistische Lehre als unklassisch.99 Dabei ist es geblieben. Innerlich hatte der Buddhismus in China vor allem die Wandlung zu einer reinen Buchreligion, entsprechend dem SchriftgelehrtenCharakter der ganzen chinesischen Kultur, durchzumachen. Die Disputationen und Religionsgespräche, welche Indien eigentümlich waren, verschwanden: die chinesische Regierung hätte sie nicht gestattet, und der Natur des chinesischen Schrifttums widersprachen sie durchaus. Immun blieb ferner der chinesische Buddhismus, ebenfalls entsprechend der streng antiorgiastischen Religionspolizei des chinesischen Beamtentums, - gegen jedes Eindringen der SaktiReligiosität,100 welche den indischen Mahayanismus immerhin nicht ganz unberührt gelassen hatte.

9 4 Dieser Kaiser war der Dynastiegründer Hsiao Yen (Memorialname: Wu-ti, reg. 5 0 2 - 5 4 9 ) , der nach Edkins, Chinese Buddhism, S. 105, angeblich 527 n.Chr. Mönch wurde. 9 5 Gemeint ist der Patriarch Bodhidharma. 9 6 Weber bezieht sich auf Edkins, Chinese Buddhism, S. 99. 9 7 Diese Anordnung geht auf den T'ang-Kaiser Li Lung-chi (Tempelname: Hsüan-tsung, reg. 7 1 2 - 7 5 6 ) zurück. 9 8 Dies bezieht sich auf einen Erlaß des Kuo Jung (Tempelname: Shih-tsung), des zweiten Herrschers ( 9 5 4 - 9 5 9 ) der Späteren Chou-Dynastie (951 - 9 6 0 ) . 9 9 Wie oben, Anm. 88. 1 0 0 Das Sanskrit-Wort Sakti bedeutet „Kraft", .„Macht", „Energie". Die Sakti ist die „weibliche Energie" eines Gottes, besonders im Siva-Kult, und gilt als Gattin des Gottes. Zu Bildungen von solchen Götterpaaren kam es auch im buddhistischen Tantrismus.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

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Der chinesische Buddhismus97' ist von Anfang an reine Klosterkirche ohne Wandermönche gewesen. Das buddhistische Kloster - im Gegensatz zum konfuzianischen Tempel (Miao) und den taoistischen Heiligtümern (Kuan) mit „Si" bezeichnet - enthielt auch den 5 Tempel mit den Bildern des ursprünglichen und der 5 sekundären Buddhas (Fo), 5 Bodhisattvas (Pu sa), 101 die Arhats und Patriarchen und eine ganze Schar aus der Volkshagiolatrieh der Chinesen rezipierter Schutzgötter (darunter auch der als Kriegsgott apotheosierte früher genannte Kuanti). 102 Chinesisch ist dabei vor allem das Auf10 treten eines weiblichen Bodhisattva: Kwan Yin, der Schutzherrin der Caritas.103 Und zwar scheint diese Figur ihren weiblichen Charakter erst im Laufe der Zeit empfangen zu haben 98) , wahrscheinlich unter dem Einfluß der Konkurrenz der Sekten, welche - wie apolitische A 727, B 291 Konfessionen meist - auf weiblichen Zulauf reflektierten. Die Ge15 stalt ist Gegenbild der occidentalen Muttergottes als Nothelferin und war die einzige Konzession, die der Sakti-Frömmigkeit in China 97> 98)

Vgl.'dazu auch: R.F. Johnston, Buddhist China, London 1913. Immerhin ruft schon der Pilger Fa-Hien (um 400) in Seenot die Kwan-yin an. 1 0 4 |

h A, B: Volksshagiolatrie

i A: Vergl.

Weber bezieht sich vielleicht auf Hackmann, Buddhismus, I, S. 4 7 - 4 8 : „Im Tantrismus nahm der Glaube des Buddha eine stark sexuell-religiöse Strömung in sich auf. Man bildete Gottheitspaare, indem man den männlichen Gottheiten je eine weibliche Ergänzung zur Seite stellte, die Schakti. Diese .weiblichen Energien' wurden häufig in Vereinigung mit der männlichen Gottheit dargestellt, wobei hinter dem sexuellen Anschein natürlich leicht eine tiefere Idee behauptet werden konnte, während tatsächlich gewiß stark sinnliche Neigungen sich in dieser Symbolsprache Bahn gebrochen haben." 101 Zu chines. ,P'u-sa' gibt Johnston, Buddhist China, S.67, eine ausführliche Erklärung: „The word bodhisat [bodhisattva - essence of perfect enlightenment) is represented in Chinese by four characters [...], which in modern Pekingese are read p'u-t'i-sa-t'o. This clumsy term is almost always written by Chinese authors in the abbreviated form p'u-sa [...]" 102 Gemeint ist vermutlich Weber, Konfuzianismus und Taoismus (MWG 1/19, S. 172, Anm. 70). Weberfolgt hier vielleicht außerdem Hackmann, Buddhismus, III, S. 12: „Daneben gibt es noch einige rein chinesische [Schutzgottheiten], die sog. Tchiä lan [Chia-Ian], unter welchen der hervorragendste der chinesische Kriegsgott Kwanti ist, ursprünglich ein tapferer General des dritten Jahrhunderts n. Chr., der Ende des 16. Jahrhunderts zum Gott erhoben wurde und bei seiner großen Popularität aus der Staatsreligion seinen Weg in die buddhistischen Tempel fand." 103 Kuan-yin entspricht dem Bodhisattva Avalokitesvara ("der Herr, der gnädig herabblickt"); Weberfolgt Hackmann, Buddhismus, III, S.10. 104 Weber zitiert Fa-hsien, Travels (Beal), S. 167, mit Anm. 2.

A 726, B 2 9 0

426

Hinduismus und Buddhismus

gemacht wurde. 105 Die Klöster waren ursprünglich offenbar nach dem typisch hinduistischen Filiationssystem gegliedert. Nachdem aber die chinesische Regierung ihrerseits besondere Beamte für die Aufsicht über die Klöster und die Handhabung der Disziplin eingesetzt hatte, bestand später eine von dieser Hierarchie gesonderte Organisation nicht. Auch die Ansätze des Patriarchentums haben sich nach der großen Verfolgung nicht weiter entwickelt, zweifellos aus politischen Gründen. Es blieb aber die Gemeinschaft der Klöster dadurch erhalten, daß jeder Mönch das Recht auf die Gastlichkeit in jedem Kloster hatte. Im übrigen blieb nur das charismatische Prestige einzelner Klöster als altbekannter Stätten ritueller Korrektheit bestehen. Ganz nach indischer Art spalteten sich die Klöster nach Schulen. Und zwar offenbar wesentlich entsprechend den Wellen von Mahayana-Revivals, welche unter dem Einfluß großer Lehrer von Indien aus über das Missionsgebiet hingingen. Beim ersten Import und selbst noch zur Zeit der Übersiedelung des Patriarchen Bodhidharma war die Mahayana-Doktrin noch nicht in ihren späteren Konsequenzen (durch Nagarjuna und Vasubandhu) ausgearbeitet. Die älteste Schule, das Tschan-tsung', hat infolgedessen noch einen stark hinayanistischen Charakter in der Art der Heilssuche. 106 Die alte Meditation (dhyana), das Suchen nach „Entleerung" des Bewußtseins, die Ablehnung aller äußeren Kultmittel blieb ihr in starkem Maße eigentümlich. Sie galt - wohl schon wegen der Verwandtschaft mit der Wu-wei-Lehre 107 - lange als die vornehmste und war geraume Zeit die größte der chinesischen Buddhasekten. Die früher dargestellten mahayanistischen Lehren Nagarjunas und Vasubandhus 108 haben in den Sekten der kHsien-schou-tsung und Tsi-en-

j A, B: Tschan sung

k A, B: Hsien-schon-tsung und Tsi-jen-tsung

105 Im folgenden stützt Weber sich auf Hackmann, Buddhismus, III, S. 26ff. und 33ff. 106 Ch'an-tsung ist die nach einer Tradition von Bodhidharma in China begründete Meditationsschule, freilich nicht die erste. Meditation heißt Skt.: dhyäna, chines.: ch'an. 107 Dertaoistische Begriff wu-wei bedeutet „Nichthandeln" und meint die völlige Entleerung des eigenen Ich von allen weltlichen Interessen und Leidenschaften bis zum absoluten Nichthandeln, d.h. einem Leben im Einklang mit dem Tao, dem Urgrund des Seins. 108 Oben, S. 4 0 2 - 4 0 5 .

III. Die asiatische Sekten- und Heilandsreligiosität

427

tsung* ihre Vertreter gefunden. 109 Die Phantastik des Schwelgens in überirdischen Herrlichkeiten bei der ersten, der Liebesakosmismus des durch die achtfache Stufenfolge der Konzentrationen vollendeten Bodhisattva bei der anderen sind hier übernommen. Die zweitgenannte Sekte ist demgemäß in starkem Maße die Trägerin der spezifisch buddhistischen Karität in China geworden. Von den sonstigen Sekten hat die Tien-tai-tsung wohl die | größte A 728, B 292 literarische Popularität erlangt durch Übertragung und Kommentierung des mahayanistischen Saddharma pundarika99): sie war dem Wesen nach eklektische Mischung der hinayanistischen Meditation mit Ritus und Idolatrie. 110 Die Lütsung'-Sekte111 war demgegenüber die am strengsten (im Sinn des Vinaya pitaka) ritualistische, die Tching-tu-tsung-Sekte m112 dagegen die den Laienbedürfnissen am weitesten entgegenkommende. Die Verherrlichung des Paradieses im Westen unter Leitung des Buddha Amitabha" und der Kwan-yin, vermutlich auch die Rezeption dieser Figur überhaupt, war ihr Werk.

99) Übersetzt in den S[acred] B[ooks] of the East XXI von Kern (The Lotus of the True A 728, B 2 9 2 Law). |

I A, B:Lutsung

m A, B: Tsching-tu-tsang-Sekte

n A, B: Amithaba

109 Die Hsien-shou-tsung-Schule, besser bekannt als Hua-yen, ist benannt nach Fatsang (643-712), den man auch Meister Hsien-shou nannte; er war nicht der Gründer der Schule, systematisierte aber ihre Lehren. Als Gründer gilt Fa-shun (557-640). Hauptwerk der Lehre ist das Hua-yen-ching (Avatamsakasütra). Die andere Schule heißt Tz'u-entsung oder auch Fa-hsiang (Merkmale der Dharma, Skt.: Dharmalaksana). Gründer dieser Schule waren der berühmte Pilger Hsüan-tsang (602-664) und sein Schüler K'uei-chi (632-682). Hauptwerk ist das von Hsüan-tsang unter dem Titel Ch'eng wei-shih-lun übersetzte Werk Vijnaptimätratäsiddhi des Vasubandhu. 110 Der Name T'ien-t'ai-tsung leitet sich vom Berge T'ien-t'ai ab, auf dem diese ihr Zentrum hatte. Ihr Gründer war der Mönch Chih-i (538-597). Als zentrale Schrift der T'ien- t'ai-Lehre wählte er das Saddharmapundarika („Lotos des guten Gesetzes", chines.: Miao-fa lien-hua ching). Die Schule der T'ien-t'ai folgt Nägärjuna in der Lehre, daß alle zusammengesetzten Dinge endlich sind und nur das Nirväna Ruhe ist. 111 Diese Schule wurde vom Mönch Tao-hsüan (596-667) gegründet. Ihre Grundlage bildet der Vinaya (chines.: Lü) in 4Teilen (chines.: Ssu-fen-lü), der von Buddhayasas und Chu Fo-nien im Jahre 412 ins Chinesische übersetzt wurde. 112 Der erste Anhänger der Ching-t'u-tsung in China war vielleicht Ch'üeh Kung-tse (gest. 265/274). Ihr Haupttext ist der SukhävatTvyüha, „die ausführliche Beschreibung des reinen Landes", d.i. SukhävatT(chines.: Ching-t'u).

428

Hinduismus

und

Buddhismus

Der chinesische Buddhismus hat teilweise versucht, durch Rezeption der großen Heiligen der beiden andren Systeme, eine Einheitsreligion (San chiao i ti) herzustellen. Im 16. Jahrhundert finden sich Buddha, Laotse und Konfucius auf Monumenten vereinigt, und Ähnliches soll schon viele Jahrhunderte früher sich nachweisen lassen. 113 Indessen zum mindesten der offizielle Konfuzianismus hat diese Versuche abgelehnt und den Buddhismus stets mit den gleichen Augen angesehen, wie der antike 0 römische Amtsadel die orientalischen „Superstitionen". 114 Der Charakter des späteren chinesischen Buddha-Mönchtums wurde ganz wesentlich bestimmt durch seinen zunehmend plebejischen Charakter. Ein Mann von Rang und aus guter Familie wird heute nicht in ein Mönchskloster eintreten. Dies dürfte schon seit dem Jahrhundert der großen Verfolgung, 115 endgültig jedenfalls seit dem heiligen Edikt Kang-his so gewesen sein. Die Mönche rekrutieren sich aus aliterarischen Schichten, namentlich aus den Bauern und Kleinbürgern. Dies hat zunächst zu einer durchaus ritualistischen Ausgestaltung des Mönchslebens selbst geführt. Verstöße des Mönchs gegen das Zeremoniell und die Disziplin scheinen - wie dies ja dem Charakter des chinesischen Formalismus entspricht - oft ziemlich streng geahndet, in unserem Sinn des Wortes „sittliche" Verfehlungen verhältnismäßig leichter genommen zu werden. Hasard, Trunk, Opium, Weiber spielten - angeblich - in manchen Klöstern eine beträchtliche Rolle. 116 Von irgendwelchen Ansätzen zu einer systematischen ethischen Rationalisierung der Lebensführung der Laien konnte gar keine Rede sein. Klosterschulen für Laien existierten, wenigstens als verbreitete Erscheinung, wenig, und die | A 729, B 293 literarische Bildung, welche der Novize, ehe er zum Mönch und dann zum Anwärter auf die Bodhisattva-Würde aufsteigt, hat sehr wenig rationalen Charakter. Der Schwerpunkt des Mönchslebens liegt in

o A, B: antik

113 Weber bezieht sich hierauf Johnston, Buddhist China, S.2. 114 Mit superstitio („Aberglaube") waren in Rom immer die ausländischen Kulte gemeint, besonders die orientalischer Gottheiten wie Sabazios, Kybele, Serapis, Osiris, Mithras u.v.a.m. 115 Das Jahrhundert der großen Verfolgung ist das 9. Jahrhundert n.Chr. 116 Nach Hackmann, Buddhismus, III, S. 22.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

429

dreierlei. Zunächst im täglichen Kultus, einem Vorlesen heiliger Schriften, herausgewachsen aus der alten Uposatha-Feier. Ferner in der einsamen oder, charakteristischer, gemeinsamen EntleerungsMeditation, der sitzenden und der in China als Spezialität gepflegten 5 laufenden1005. Endlich in asketischen Virtuosenleistungen, welche der Mahayanismus der alten hinduistischen Volksaskese der Magier entlehnt hat. Die höhere Weihe alter Mönche, zum BodhisattvaAnwärter p , war mit einer Brandmarkung verbunden. Und als Virtuosenleistung kam und kommt101) es vor, daß ein Mönch sich entwe10 der einzelne Körperteile verbrennen läßt oder sich in einen Holzverschlag in der vorgeschriebenen Haltung eines Betenden niedersetzt und die um ihn zur Selbstverbrennung aufgehäuften Brennstoffe selbst entzündet, oder endlich, daß er sich lebenslänglich einmauern läßt. Derartige Virtuosen werden nach dem Tode große Heilige des 15 Klosters. Die zuweilen recht bedeutenden, von einer Schar von Beamten verwalteten buddhistischen Klöster in China waren, alles in allem, Stätten teils irrationaler Askese, teils irrationaler Meditation, nicht aber Pflegestätten rationaler Erziehung. Der in ganz China gewaltige 20 und magisch gedeutete Nimbus des Literatentums fehlte ihnen je länger je vollständiger, obwohl (zum Teil: weil) gerade sie, im Interesse der Propaganda, Hauptstätten des Buchdrucks waren, der sich 100) Umlaufen eines Tisches mit Kultobjekten auf ein gegebenes Zeichen mit zuneh- A 729, B 2 9 3 mender Schnelligkeit und eventuell unter Geißelantrieb. 117 101) Nach Hackmann S.23. a . a . O . aus persönlicher Anschauung gegen de Groot a . a . O . S.227. 1 1 8 |

p A, B: Bhodisattva-Anwärter

117 Nach Hackmann, Buddhismus, III, S. 22-23. 118 Hackmann, Buddhismus, III, S. 23, Anm. 1: „J. J. M. de Groot in seinem sehr kenntnisreichen und belehrenden Buche Le code du Mahäyäna en Chine (Amsterdam 1893) bezweifelt (S.227), daß dies heute noch geschehe, und verweist nur auf ein älteres Zeugnis, daß dergleichen früher geübt sei. Doch kann ich aus persönlicher Anschauung versichern, daß dieser Brauch noch heute im Schwange ist. So hat der Abt des großen Klosters Fayü ssT [Fa-yü-ssu] auf der Insel Pu to [P'u-t'o] den vierten Finger an jeder Hand durch freiwilliges Verbrennen eingebüßt." Das von Hackmann zitierte Werk lautet vollständig: de Groot, J[ohannes] J[acobus] M[aria], Le code du Mahäyäna en Chine; son influence sur la vie monacale et sur le monde lai'que (Verh. d.Kon.Akad.van Wetenschappen to Amsterdam, Afd. Letterkunde, Deel I, No. 2). - Amsterdam: J. Müller 1893 .

430

Hinduismus

und

Buddhismus

wesentlich auf erbauliche Schriften und magisch wichtige Tafeln erstreckte. Die Chinesen wendeten sich an buddhistische Gottheiten, tote oder auch lebende buddhistische Heilige als Nothelfer in Krankheit oder bei anderem Mißgeschick, die Totenmessen wurden auch von hochgestellten Kreisen geschätzt und das primitive Losora- 5 kel in den Sanktuarien spielte bei den Massen eine nicht unerhebliche Rolle. Aber das war alles. Die Mönche haben dem Laienglauben die verschiedensten Konzessionen machen müssen, unter anderem auch durch Anbringung korrekter Ahnentafeln und Darbringung von Ahnenopfern für tote Mönche. Auch ist die chinesische Pagode, | 10 A 730, B 294 die aus Indien in alle hinduistisch beeinflußten^ Gebiete mit den nötigen Modifikationen übernommene Form des Tempels, in China durch Verbindung mit der Fung-Schui-Lehre aus einer buddhistischen Kultstätte zu einem apotropäischen Mittel gegen die Luft- und Wasser-Dämonen geworden, welches zu diesem Behuf an geeigne- 15 ten, von den Magiern ermittelten Stellen aufgeführt wird. Die starke Bedeutung der Zeremonien buddhistischer Provenienz im Volksbrauch wurde schon früher erwähnt. 119 Der ethische Vergeltungsglauben ist durch den (älteren) Taoismus und den Buddhismus in die Massen getragen worden und hat zweifellos stärkend auf die Innehal- 20 tung der alten nachbarschaftsethischen und der speziellen Pietätsgebote der chinesischen Volksethik gewirkt. Darüber hinaus ist, wie ebenfalls schon erwähnt, wohl fast alles, was an Innigkeit, karitativem Empfinden für Mensch und Tier und stimmungshafter Sinnigkeit in China überhaupt zu finden ist, irgendwie durch die massen- 25 haft übersetzte und bekannt gewordene buddhistische Legendenliteratur erzeugt. Aber einen beherrschenden Einfluß auf die Lebensführung hat der Buddhismus nicht gewonnen. Er hat dies in KoreaWT> in offenbar noch geringerem Umfang getan. Die koreanische Sozialordnung war ein verblaßtes Abbild der 30 chinesischen. Kaufmannsgilden (Pusang) und Handwerkerzünfte A 730, B 2 9 4

102) Über Korea s[iehe] neben der gangbaren Literatur die Reiseschilderung von Chaillé-Long-Bey in den Annales du Musée Guimet Band 26. 1 |

q A: beeinflußte

119 Oben, S.356ff. 1 Gemeint ist Chaillé-Long, La Corée; Weber stützt sich vor allem auf S. 7,13 und 62ff.

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

431

existierten wie in China. Der Feudalismus war auch dort durch das Mandarinentum ersetzt. Sowohl die Beamtenanstellung und das Avancement nach sukzessiven literarischen Prüfungen wie die Propaganda des Buddhismus als Domestikationsmittel waren in Korea 5 das Werk der mongolischen Dynastie in Peking. 2 Der schon vor der mongolischen Unterwerfung, seit dem 6. Jahrhundert, von China aus missionierende Buddhismus erstieg daher nach dem 10., besonders aber im 13. Jahrhundert die Hochblüte seiner Macht. Die Mönchsklöster haben gelegentlich als Zentren der Organisation 10 kriegerischer Orden gedient. Denn das buddhistische Mönchtum hatte in Korea ganz die gleichen Gegner wie in China: die Literaten. Sie hatten zwar hier nicht das Prestige erlangt, wie in China. Denn sie hatten einerseits - wie dort - mit den Eunuchen, andererseits mit den (zuletzt sechs) „Generälen" der Armee, d.h. den Condottieren, 15 welche die Anwerbung der Armee in Entreprise nahmen, zu | ringen. A 731, B 295 Die Rente, welche die längst ganz unkriegerische Soldatenstellung eintrug, wurde sehr begehrt und die Zugehörigkeit zur Armee Gegenstand des Kaufes. Die Armee-Chefs standen fast gleichberechtigt neben dem Monarchen, mit dem sie die Einkünfte teilten. In religiö20 ser Hinsicht scheint die urwüchsige Magie der Berufszauberer, vor allem die ekstatische, in starkem Maße von Frauen (Mudang) betriebene Magie des therapeutischen und apotropäischenTanzes, nahezu beziehungslos neben den nur durch die einstige Protektion der Herrscher hochgekommenen buddhistischen Klöstern gestanden zu ha25 ben. Ein zweifellos von den Konkurrenten der Mönche geschürter Aufstand brach schließlich die Macht der Kirche und damit alle Ansätze einer eigenen Kultur in Korea. 3 Die neuerlich berichtete Initiative der japanischen Regierung in der Gründung von großen

2 Korea wurde ab 1231 durch den mongolischen Herrscher Ögedei (1229-1241) unterworfen und blieb es praktisch bis zum Sturz der Mongolen-Dynastie in China im Jahre 1368. Peking trug unter den Mongolen des Namen Qanbalig. 3 Gemeint ist der Umschwung nach dem Sturz der Koryö-Dynastie (918-1392) durch die Yi-Dynastie (1392-1910), die streng konfuzianisch ausgerichtet war. Bereits der Dynastiegründer Yi Sönggye (T'aejo, reg. 1392-1398) schaffte die Steuerfreiheit der buddhistischen Klöster ab, später wurde der Grundbesitz stark eingeschränkt. König Yi Yöng (Yönsan-gun, reg. 1494-1506) unterdrückte den Buddhismus grausam und gab den Mönchen den Status verachteter Menschen (ch'ön'in) wie Sklaven, Schauspieler, Leichenträger, Fleischer, usw. Erst unter Yi Hang (Myöngjong, reg. 1554-1567) lockerte sich die Unterdrückung etwas. Weber scheint sich auf Hackmann, Buddhismus, I, S. 76, gestützt zu haben.

432

Hinduismus und Buddhismus

Klöstern4 scheint auf den ersten Blick in Widerspruch mit der im japanischen Inland antibuddhistischen Politik. Indessen dürfte dabei der Gedanke der pazifistischen Domestikation des unterworfenen Landes durch diese Religion des Friedens ebenso mitspielen, wie bei der Unterstützung der alten offiziellen Riten im eigenen Lande der 5 Wunsch, den kriegerischen Geist zu stützen. In Japan103) war, wie in Korea, aller Intellektualismus chinesischen Ursprungs. Der Konfuzianismus scheint auf die Prägung des japanischen Gentleman-Ideals seinerzeit einen nicht ganz unbeträchtlichen Einfluß gehabt zu haben, freilich gekreuzt durch die bald zu bespre- 10 chenden5 heterogenen Bedingungen des japanischen Ständewesens. Der chinesische Soldatengott ist in Japan rezipiert. Daneben sind auch unmittelbar hinduistische Importe spürbar. Aber im ganzen hat sich das ältere Japan der Vermittlung Chinas für alle Kulturrezeptionen bedient. So war auch der in den ersten Jahrzehnten des 6. Jahr- 15 hunderts dort auftretende Buddhismus 104 ' auf dem Wege der 1,131 Die beiden deutschen Schriftsteller, welche aus eigener Anschauung in genauer Kenntnis der japanischen Sprache die Entwicklung der geistigen und materiellen Kultur Japans am zuverlässigsten geschildert haben, sind (für die erstere) K. Florenz und (mehr für die letztere) K. Rathgen. 6 Das verdienstvolle Buch von Nachod 7 fußt auf Übersetzungen, namentlich der alten Kojiki- und Nihongi-„Annalen" (erstere von Chamberlain ins Englische, letztere von Florenz ins Deutsche übertragen), 8 die für japanische Kulturgeschichte grundlegend, aber für unsere speziellen Zwecke nicht wesentlich sind. Einige Einzelzitate weiterhin. Von den Rechtsquellen hat Otto Rudorff im Supplementheft zu Band V der Mitteil, der D. Ges. f. Natur- und Völkerkunde Ostasiens (1889) die großen bekannten Tokugava-Edikte publiziert. 9 104) A 732, B 296 Sehr schöne Skizze von Florenz in der „Kultur der Gegenwart". 10 Recht | lesenswert, weil auch auf Selbstanschauung ruhend, ist die populäre Darstellung von Hackmann in den Religionsgeschichtl. Volksbüchern (III. Reihe 7. Heft). 1 1

A 731, B 295

4 Weber bezieht sich auf Hackmann, Buddhismus, III, S. 5 2 - 5 3 . Korea war nach dem russisch-japanischen Krieg von 1904/05 japanisches Protektorat geworden und wurde 1910 annektiert (dieser Zustand dauerte bis 1945). 5 Unten, S. 434ff. 6 Gemeint sind Florenz, Japanische Literatur, und Rathgen, Japaner. 7 Nachod, Japan. 8 Das Kojiki, die „Chronik des Altertums", wurde 712 von einem Adligen namens Öno Yasumaro (gest. 723) auf Befehl der Kaiserin Gemmei (708-714) kompiliert. Das Nihongi („Chronik von Japan") oder Nihon-shoki („Geschriebene Chronik von Japan") wurde 720 von Yasumaro, dem Prinzen Toneri und anderen Gelehrten vollendet. 9 Weber meint Rudorff, Tokugawa-Gesetz-Sammlung. 10 Von Florenz stammt der Beitrag über den Shintoismus (hinfort: Florenz, Shintoismus); die Darstellung des Buddhismus im gleichen Bande stammt von Hans Haas (hinfort: Haas, Buddhismus). 11 Hier verweist Weber auf die 3 Bände von Hackmann, Buddhismus.

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

433

koreanischen, | dann, etwa seit dem 8. Jahrhundert, der direkt chine- A 732, B 296 sischen Mission importiert und zunächst wesentlich chinesischer Buddhismus. 12 Wie ursprünglich die gesamte japanische höfische Literatur, so war auch seine heilige Literatur lange Zeit an die chinesische Sprache gebunden. Die wirkliche Rezeption erfolgte hier wie überall sonst auf Initiative der Regierung und aus den typischen Gründen. Der vielgefeierte Regent, Prinz Shotoku-Taishi, der sie durchführte, bezweckte damit sicherlich vor allem die Domestikation und Disziplinierung der Untertanen. 13 Ferner die Verwendung der schriftkundigen buddhistischen Priester im Beamtendienst, den sie bis Ende des 18. Jahrhunderts oft monopolisierten. Endlich auch die weitere Anreicherung Japans mit chinesischer Kultur, der er, einer der ersten „Literaten" Japans, ergeben war. Die zahlreichen Frauen, welche in der nächsten Folgezeit auf dem Thron saßen, 14 waren sämtlich leidenschaftliche Anhängerinnen der sich an das 3 Gefühlsleben wendenden neuen Religiosität. Wenn der japanische Buddhismus und die japanische Religion überhaupt, trotz des sehr bedeutenden Interesses, welches sie an sich bietet, hier nebenher und in kurzer Skizze erledigt werden, so deshalb 105 ', weil die für unsere Zusammenhänge wichtigen Eigentümlichkeiten des „Geistes" der japanischen Lebensführung durch einen 105) Neben dem entscheidenden im Text erwähnten sachlichen Umstand übrigens auch deswegen, weil das für die Beurteilung stets ausschlaggebende epigraphische Material mir in Übersetzungen nicht zugänglich war. Leider haben mir auch die Transactions der Asiatic Society of Japan, welche offenbar sehr wertvolle Arbeiten enthalten, nicht vorgelegen. 1 5 |

a A: des 12 Nach Nachod, Japan, S. 283. Zur weiteren Entwicklung siehe Haas, Buddhismus, S. 220. 13 Haas, ebd., S.220. Prinz Shötoku Taishi (571-621) forcierte die Förderung des Buddhismus zusammen mit der Kaiserin Suiko (593-628). 14 Ebd., S. 221, heißt es: „Noch mehr waren die weiblichen Regenten für die neue, die Sinne und das Gefühl ganz anders als die nationale Kamilehre ansprechende Religion eingenommen, und es kam dieser nicht wenig zustatten, daß, während die Kaisertafel bis dahin nur eine einzige Kaiserin, Jingö, zu nennen weiß, von 13 Trägern der Mikadogewalt, die während der 165jährigen Periode von 5 9 3 - 7 5 8 regierten, nicht weniger als 6 Frauen waren." 15 Die „Transactions of the Asiatic Society of Japan" war eine in Tökyö erscheinende Zeitschrift.

434

Hinduismus

und

Buddhismus

gänzlich anderen Umstand als durch religiöse Momente erzeugt worden sind. Nämlich: durch den feudalen Charakter der politischen und sozialen Struktur. Nachdem Japan zeitweise eine auf streng durchgeführtes Gentilcharisma gegründete soziale Verfassung gehabt und einen sehr reinen b Typus des „Geschlechterstaats" dargestellt hatte, gingen die Herrscher, wesentlich um die unelastische Stereotypierung dieser Sozialordnung zu überwinden, zur Verlehnung der politischen Ämter über, und es entwickelte sich jene soziale Ordnung, welche das mittelalterliche Japan bis an die Schwelle der Gegenwart beherrscht hat. A 733, B 297 Der Feudalismus war es hier, welcher die Erdrosselung | des Außenhandels (durch Beschränkung auf Passivhandel in einem Vertragshafen) und die Hemmung der Entwicklung irgendwelcher im europäischen Sinn „bürgerlicher" Schichten herbeiführte. 16 Der Begriff der „Stadt" als eines Trägers autonomer Rechte fehlte in Japan völlig. Es gab große und kleine Ortschaften mit Dorf- und Stadtviertelvorständen. Die Städte waren aber weder königliche Festungen nur zwei machten eine Ausnahme 17 - noch die typischen Sitze der fürstlichen Verwaltung, wie dies in China der Fall war. Es war im Gegensatz zu China rechtlich zufällig, ob ein Vasallenfürst in einer „Stadt" oder auf einer ländlichen Burg seinen Sitz hatte. Es fehlte der bürokratische Apparat der chinesischen Verwaltung, die von Amt zu Amt versetzte Mandarinenschicht, ihr Prüfungswesen und die patriarchale Theokratie mit ihrer Wohlfahrtsstaatstheorie überhaupt. Das theokratische Oberhaupt saß seit der Tokugava-Herrschaft endgültig in hierokratischer Klausur in Kyoto. 1 8 Der primus

b A, B: reine

16 Seit 1623 durften nur die Holländer auf der Insel Deshima vor Nagasaki eine Station unterhalten. Weber kannte die japanischen Verhältnisse im einzelnen aus Rathgen, Japaner, bes. S. 96. 17 Weber meint mit diesen Ausnahmen die Kaiserstadt Kyoto und den Sitz der Shögunatsregierung, Edo (heute Tokyo). Die von Weber geschilderten Zustände treffen allenfalls cum grano salis auf die Zeit zu Beginn des Tokugawa-Shögunats zu. Bereits damals gab es mehrere andere mächtige Stadtzentren wie Osaka und die Handelshäfen von Sakai, Hirano und Hakata. Im 17. Jahrhundert setzte die rapide Urbanisierung der Burgstädte (jökamachi) ein. Siehe dazu im einzelnen John Whitney Hall, The Castle town and Japan's modern urbanization, in: Far Eastern Quarterly 15,1955, S. 3 7 - 5 6 . 18 Die Herrschaft der Tokugawa wurde von Tokugawa leyasu (gest. 1616) nach der

5

10

15

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25

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

435

inter pares der Kronvasallen: der Shogun (Kronmarschall und Chef der Vasallen, also: Hausmeier) war der unmittelbare Herr innerhalb seines Hausmachtgebietes und führte die Kontrolle der Verwaltung der Vasallenfürsten. In der Lehenshierarchie 106) bestand vor allem 5 ein Schnitt zwischen den als Landesfürsten mit voller Regierungsgewalt ausgestatteten, ebenso wie der Shogun als Vasallen des Kaisers selbst geltenden Daimyo einerseits, und den Vasallen und Ministerialen dieser Landesfürsten (einschließlich des Shogun): den Samurai der verschiedenen Rangklassen, unter denen im Rang voranstan10 den die zu Pferde dienenden Ritter. Die zu Fuße dienenden Mannen (Kasi) waren einfache Ministerialen, die oft ein Büroamt versahen. 19 Die Samurai waren, als allein zum Waffentragen berechtigt und lehensfähig, von den Bauern und den nach feudaler Art im Rang noch hinter diesen stehenden Kaufleuten und Handwerkern streng 15 geschieden. Sie waren freie Leute. Das erbliche Lehen (han) war ihrerseits kündbar und wurde durch Felonie oder schwere Mißverwaltung kraft Richterspruchs des Lehenshofs verwirkt. 20 Auch auf Versetzung in ein niederes Lehen konnte dabei erkannt werden. Dies und vor allem die zur Bestimmung der Zahl der zu stellenden 20 Kombattanten vorgenommene Katastrierung der Lehen nach der Höhe ihrer | traditionell schuldigen Reisrente (der „Kokudaka"), A 734, B 298 welche auch den Rang ihrer Inhaber bestimmte, 21 stellt das japani106) Dafür eine gute zusammenfassende Darstellung von M. Courant (Les Clans japo- A 733, B 2 9 7 nais sous les Tokugava) 22 in den Annales du Musée Guimet (Bibliothèque de Vulgarisation, T. XV, 1904). |

Schlacht von Sekigahara im Jahre 1600 etabliert, leyasu begründete 1603 das TokugawaShögunat (1603-1868) und war 1603-1605 selbst Shogun. Hauptstadt der Shögunatsregierung (bakufu) war Edo (heute Tokyo), Sitz des Kaisers Kyoto. 19 Weber folgt hier Courant, Les clans japonais, S. 44. 20 Weber stützt sich auf Courant, Les clans japonais, S. 3. 21 Kokudaka bedeutet soviel wie „Reiseinstufung". Karl Rathgen, Japans Volkswirtschaft und Staatshaushalt (Staats- und socialwissenschaftliche Forschungen, Band 10, H. 4). - Leipzig: Duncker & Humblot 1891, verwendet ihn mehrfach (S.29, 33, 36f., 513, 523). Courant, Les clans japonais, S. 25, gebraucht lediglich eine Beschreibung, nicht aber den Terminus selbst: „Je donne ci-dessous la liste des daimyo dont le revenu nominal dépasse 250.000 kokou1 ; j'y ai seulement ajouté deux seigneurs moins riches, en raison du rôle historique ou politique de leur fief." Anm. 1, ebd., lautet: „Le kokou (koku) est une mesure de 180 litres: les revenus étaient évalués en kokou de riz. La valeur d'un kokou de riz a beaucoup varié." 22 Der Titel lautet korrekt: „Les clans japonais sous les Tokougawa".

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Hinduismus

und

Buddhismus

sehe Lehen in die Nachbarschaft jener typisch asiatischen MilitärPfründen, die wir namentlich in Indien fanden 107) . Jedoch blieb die persönliche Treue- und Heerfolgepflicht (neben traditionellen Ehrengeschenken) das Entscheidende. Der Standpunkt der Bestimmung des Ranges nach der Höhe der Reisrente, nach welcher sogar 5 entschieden werden sollte, ob jemand zu den Daimyo zu zählen sei oder nicht, ist natürlich die auch sonst gelegentlich eingetretene gerade Umkehrung des ursprünglichen gentilcharismatischen Standpunkts, wonach der überlieferte Rang der Sippe den Anspruch auf den zu verleihenden Amtsrang und die damit traditionell verbünde- 10 nen Machtbefugnisse verlieh108). Die Kanzlei (bakuhu) 23 des Shogun kontrollierte 109) die Verwaltung der Daimyo und ihre Politik und politisch wichtigen Privathandlungen (z.B. ihre Eheschließungen, die konsensbedürftig waren), die Daimyo diejenige ihrer Lehensträger. Der alternde oder durch Richterspruch dienstunfähig erklärte 15 Lehensmann hatte ins Altenteil (inkyo) zu gehen. Der Nachfolger hatte die Investitur einzuholen; das gleiche galt für den „Herrenfall". Das Lehen war unveräußerlich und nur auf Zeit antichretisch verA 734, B 2 9 8

107) Tatsächlich gab es neben den Landlehen ( h o d o c ) 2 4 auch die einfache Rentenpfründe, angewiesen entweder (als tsigyo-Lehen d ) 2 5 auf die Einkünfte eines Bezirkes, oder (als hyomono) auf die herrschaftliche Kammer. 108) Dies drückte sich sehr deutlich, auch noch unter der Tokugava-Herrschaft, in dem Anspruch bestimmter Familien auf die kündbaren hohen Beamten-(Karo-)Posten aus. Ebenso bestimmte sich im Heere die Kommandogewalt, die einem Offizier gegeben werden konnte, nach seiner Kokudaka. Nur ein Mann aus einer Samurai-Familie konnte ferner mit dem Blutbann belehnt werden. 109) Namentlich auch, indem er die angestellten Minister (Karo) der Kronvasallen direkt zur Verantwortung zog, - während andererseits der persönliche Charakter der Lehenshierarchie sich darin ausdrückte, daß die direkte Beziehung der Untervasallen zum Oberlehensherrn nicht bestand. |

c A, B: hado

d A, B: tsyga-Lehen

2 3 Japan.: bakufu; Weber übernimmt mit bakuhu die Transkription von Courant, Les clans japonais, S. 7. Das Wort bakufu bedeutet wörtlich „Zeltlagerregierung" und weist unmittelbar auf den militärischen Ursprung der politischen Macht des Shögun hin. 2 4 Die Bezeichnung hodo findet sich bei Courant, Les clans japonais, S. 47. Der Terminus heißt korrekt ryödo. Der Terminus ryödo oder ryö war die zeitgenössische Bezeichnung für ein Landlehen, während der Begriff han erst seit dem 19. Jahrhundert von Historikern nachträglich eingeführt wurde. 2 5 Japan.: chigyö; die Schreibung tsigyo findet sich bei Courant, Les clans japonais, S. 47.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

437

pfändbar. 26 Als Bestandteile der fürstlichen Oiken existierten Handelsmonopole und gewisse luxusgewerbliche Ergasterien. Bedeutende Gilden existierten im Vertragshafen Nagasaki, 27 Berufsverbände wohl überall. Irgendeine als politische Macht beachtliche Schicht, welche Träger einer „bürgerlichen" Entwicklung im occidentalen Sinn hätte sein können, bestand aber nicht, und der durch die Reglementierung des Außenhandels aufrechterhaltene hochgradig statische Zustand der Wirtschaft ließ auch eine kapitalistische Dynamik nicht entstehen. Politischer Kapitalismus: Staatslieferanten- und Staatsgläubiger- oder Steuerpächter-1Schichten fehlten fast ganz, da A 735, B 299 die finanzpolitischen Voraussetzungen fehlten. Denn der Heeresbedarf wurde im wesentlichen durch feudale Selbstequipierung und Aufgebot der Vasallen und Ministerialen, also ohne Trennung des Kriegers von den Kriegsbetriebsmitteln, gedeckt, und die lange Friedensära unter den Shogunen der Tokugava-Dynastie ließ überdies keine Gelegenheit zu rationaler Kriegsführung entstehen. Nur die Privatfehde blühte, wie in unserem Mittelalter. Die Unterklasse der Vasallen und Ministerialen: die Samurai und Kasi, stellte die für Japan typische Schicht. Der hochgespannte, rein feudale, Ehrbegriff und die Vasallentreue waren die zentralen Empfindungen, um die sich zum mindesten in der literarischen Theorie letztlich alles drehte. In der Praxis war die Reisrente die typische Form der materiellen Versorgung dieser Klasse. Politisch rechtlos war nicht nur der Kaufmann und Handwerker, sondern auch die breite Schicht der Bauern (no), welche dazu da waren, die Steuern für den Herrn aufzubringen und bei welchen, wenigstens zum Teil, das Prinzip der Neuumteilung - im Zusammenhang mit der Steuerpflicht - bestand. Der Abschluß der Dörfer gegen Außengeborene war, da der Pflicht zum Lande auch hier das Recht auf Land entsprach, streng: der midzunomi 28 (der „Wassertrinker", d. h. der Fremdbürtige, der kein Recht auf Land hatte) war im Dorf rechtlos. Das Gemeinbürgschaftssystem (Goningumi e , je 5 e A, B: Gonungumi

26 Antichretisch bedeutet die „Pfandnutzung übertragend" und ist abgeleitet von griech: avtixpcicD. 27 Vgl. oben, A n m . 16. 28 Japan.: m i z u n o m i ; die Schreibung m i d z u n o m i bei Courant, Les clans japonais, S. 6 3 - 6 4 .

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Hinduismus

und

Buddhismus

Sippen) 29 war durchgeführt, die Würde des Dorfvorstandes gentilcharismatisch erblich. Über ihm stand der Daikwan, ein Samurai, der mit dem Gerichtsbann beliehen war. Bei wichtigen Angelegenheiten berief jeder Fürst das Plenum der Lehensmannen zusammen. Solche Versammlungen der Samurai waren es, welche in einigen der Teilfürstentümer in der großen Krisis der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts den Übergang zur modernen Form des Heeres und die Richtung jener Politik überhaupt bestimmt haben, die zum Sturz des Shogunates führte. 30 Der weitere Verlauf der Restauration führte dann zur Einführung der bürokratischen an Stelle der Lehensverwaltung nicht nur im Heer, sondern auch im Staatsdienst und zur Ablösung der Lehensrechte. Diese verwandelte breite Schichten der Samurai-Klasse in einen kleinen Rentner-Mittelstand, teilweise geradezu in Besitzlose. Der hohe Ehrbegriff der alten Feudalzeit war, unter der Einwirkung des | A 736, B 300 Reisrentepfründenwesens, schon vorher in der Richtung der Rentnergesinnung temperiert worden. Irgendeine Beziehung zu einer Ethik des bürgerlichen Erwerbs hätte aber von da her aus eigener Kraft nicht hergestellt werden können. Wenn europäische Geschäftsleute in der Zeit nach der Restauration oft die „niedrige Geschäftsmoral" der japanischen im Gegensatz zu den großen chinesischen Händlern beklagt haben, 31 so würde sich die Tatsache soweit sie eine solche gewesen sein sollte - leicht aus der allgemeinen feudalen Einschätzung des Handels als einer Form der gegenseitigen Übervorteilung, wie sie Bismarcks „Qui trompe-t-on?" wiedergibt, 32 erklären.

2 9 Hier stützt sich Weber auf Courant, Les clans japonais, S. 6 4 - 6 5 . 3 0 Ebd., S. 49ff. Unter anderem führte die militärische Unzulänglichkeit gegenüber europäischen Waffen zu dieser Krise, die schließlich 1868 in der Restauration des Kaisertums endete. 31 Die Kaufleute (japan. shö) gehörten traditionell zu einer der untersten Klassen. Nach der Öffnung Japans waren sie mit den Gebräuchen des internationalen Handels auf Grund der langen Abgeschiedenheit Japans nicht sogleich vertraut. 3 2 Aus einer Reichstagsrede Bismarcks vom 2. Mai 1879 zur Schutzzollpolitik (Bismarck, Reden, VIII, S. 2 8 - 2 9 ) : „Die Frage eines großen Exporthandels ist immer eine außerordentlich precäre; neue Länder zu entdecken gibt es nicht mehr, der Erdball ist umschifft, und wir können kauffähige Nationen von irgend welcher erheblicher Ausdehnung, an die wir exportiren können, nicht mehr finden. Der Weg der Handelsverträge ist ja unter Umständen ein sehr günstiger, es fragt sich nur bei jedem Vertrage: qui trompe-t-on ici? wer wird übervortheilt?".

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

439

Der Gegensatz gegen China, mit dessen feudaler Teilstaatenperiode sich der Zustand des feudalen Japan am meisten berührte, lag vor allem darin: daß in Japan nicht eine unmilitärische Literatenschicht, sondern eine Berufskriegerschicht sozial am stärksten ins Gewicht 5 fiel. Rittersitte und Ritterbildung wie im Mittelalter des Occidents, nicht Prüfungsdiplom und Scholarenbildung wie in China, innerweltliche Bildung wie in der occidentalen Antike, nicht Erlösungsphilosophie wie in Indien bestimmte das praktische Verhalten. Eine Bevölkerung, in welcher eine Schicht vom Typus der Samurai 10 die ausschlaggebende Rolle spielte, konnte - von allen andern Umständen (dem Abschluß nach außen vor allem) abgesehen - aus Eigenem nicht zu einer rationalen Wirtschaftsethik gelangen. Immerhin bot das kündbare, feste kontraktliche Rechtsbeziehungen schaffende Lehensverhältnis eine weit günstigere Basis für „Indivi15 dualismus" im occidentalen Sinn des Worts dar / als etwa die chinesische Theokratie. Japan konnte den Kapitalismus als Artefakt von außen relativ leicht übernehmen, wenn auch nicht seinen Geist aus sich schaffen. Ebensowenig konnte es aus sich heraus die Entstehung einer mystischen Intellektuellensoteriologie und die Herrschaft von 20 Gurus nach indischer Art erzeugen. Der feudale Standesstolz der Samurai mußte vielmehr gegen diese absolute Obedienz 9 gegen klerikale Leitung revoltieren. So geschah es auch. Funktionsgeister- und darunter auch Phalloskulte - so sorgsam auch der prüde moderne Rationalismus heute die Spuren der letzte25 ren verwischt - , Amulette und ähnlicheh magische apotropäische und homöopathische Prozeduren und, als Hauptbestandteil der Religiosität, der Kult der Ahnengeister - der | eigenen Ahnen und A 737, B 301 derjenigen apotheosierter Heroen - als der Mächte, vor welchen der Vornehme sich für sein Leben verantwortlich fühlte, bildeten zur 30 Zeit der Rezeption des Buddhismus in Japan die herrschende Religiosität. 33 Der offizielle Kult trug durchaus den Typus vornehmen Ritualismus einer Ritterschicht: Rezitation von Hymnen und Speiseopfer waren seine wesentlichen Bestandteile. Die Orgiastik und

f Komma fehlt in A.

g A: O b o e d i e n z

h A: ähnlichen

3 3 Weber stützt sich hier und im folgenden auf Florenz, Shintoismus, S. 191 - 2 1 5 .

440

Hinduismus und Buddhismus

Ekstatik hatte zweifellos das Standeswürdegefühl der Ritterschaft eliminiert, der kultische Tanz war nur in Resten erhalten. Rituelle Unreinheit - darunter neben Gebrechen auch solche durch Blutschuld und Incest - , nicht aber ethische „Sünde", schloß von der Teilnahme am Kult (ähnlich wie von den eleusinischen Mysterien) 34 aus. Sehr strenge Reinheitsvorschriften aller Art ersetzten daher die fehlende religiöse „Ethik". Jegliche Art von jenseitiger Vergeltung fehlte: die Toten wohnten, wie bei den Hellenen, im Hades. Der Souverän, abstammend vom Sonnengeist, 35 war, wie in China, Oberpriester. Ordale und Orakel fungierten bei politischen Entschlüssen ähnlich wie überall. Von der Masse der Götter sind auch heute' die große Mehrzahl apotheosierte Heroen und Wohltäter. Die Priesterstellen in den zahlreichen schmucklosen Tempeln waren und sind meist erblich in den Sippen der in acht Rangklassen geteilten staatlichen „Gottesbeamten". Rangverleihungen an bewährte Götter kamen wie in China vor, und ebenso stand die Rangordnung der Tempel fest. Neben dem offiziellen Tempelkult stand der Privatkult im Hause. Die alte Form des Kults der eigenen Ahnengeister wurde später fast ganz durch die buddhistische Totenmesse verdrängt. Hier wie überall hatte der Buddhismus in der Lehre von der Jenseitsvergeltung und dem jenseitigen Heil seine Domäne, während die erst im Gegensatz zu dieser fremden Lehre als „Shinto" (Kult der Landesgötter, der Kami) bezeichnete alte Religiosität allen Kult, auch der Ahnengeister, nur in den Dienst eigener Diesseits-Interessen stellte. Der Buddhismus hielt unter höfischer Protektion zunächst als eine vornehme Literaten-Soteriologie seinen Einzug. Der Mahayanismus hat dann auch hier die verschiedenen Möglichkeiten, die in ihm

i A: heut

34 Die Eleusinischen Mysterien sind nach ihrem Kultort Eleusis westlich von Athen benannt. Die Mysterien wurden zu Ehren von Demeter und Persephone gefeiert. Ursprünglich eine Fruchtbarkeitszeremonie, erfuhren die Mysterien im Laufe der Zeit eine Neuinterpretation, durch die die Rückkehr der Persephone aus der Unterwelt als Symbol für die Unsterblichkeit der Seele gedeutet wurde. 35 Der erste legendäre japanische Kaiser Jimmu Tennö (als traditionelles Datum seiner Thronbesteigung gilt das Jahr 660 v.Chr.) stammte von der Sonnengöttin Amaterasu ab.

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

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lagen, durch Schul- und Sektenbildung110) sehr bald aus sich entwikkelt. Was er im Gegensatz zu all jenen | dem Wesen nach animisti- A 738, B 302 sehen und magischen, jeglicher unmittelbar ethischen Anforderungen entbehrenden, Kulten brachte, kwar, seiner Natur entsprechend,'' eine - relativ - rationale religiöse Lebensreglementierung, außerweltliche Heilsziele und Heilswege und eine Anreicherung des Gefühlsgehalts. Alles was über den feudalen Ehrbegriff hinaus an Sublimierung des Trieb- und Empfindungslebens in Japan entwickelt wurde, ist unbestritten sein Werk gewesen. Die kühle Temperierung der indischen Intellektuellensoteriologie hat er auch hier beibehalten, und sie verschmolz offenbar mit dem in Japan wieder ganz ins Feudale zurücktransponierten konfuzianischen Gebot der „Haltung" und „Schicklichkeit" zu jenem auf Würde der Geste und höfliche Distanz gestimmten Gentleman-Ideal, als dessen Repräsentanten, gegenüber der ungebrochenen Derbheit oder gefühlsseligen Distanzlosigkeit des Europäers, sich gebildete Japaner zu fühlen pflegen. Wie stark sein Anteil daran im einzelnen ist, vermöchte nur fachmännische Analyse zu sagen. Immerhin zeigt der japanische Buddhismus trotz der Übernahme der meisten Sekten aus China einige nur ihm eigene Entwicklungsrichtungen. Von den buddhistischen Sekten (shu), deren Anzahl die üblichen Aufzählungen gern auf runde Ziffern zu bringen suchen m ) , interessieren hier nur einige. Von den bis in die Gegenwart bestehenden größeren Sekten ist die Schingon die älteste (gestiftet im 9. Jahrhundert). 36 In ihr ist die Gebetsformel (die hinduistische Mantra) zugleich magische Zauberformel und esoterisch gedeutetes mystisches 110) Über diese s[iehe] Haas in der Zeitschrift für Missionskunde und Religionswissen- A 737, B 301 schaft. 1905. 37 | m ) Es pflegen davon 10 aufgezählt zu werden: 3 8 die dabei mitgezählten kleinen Sekten A 738, B 3 0 2 wechseln j edoch.

k Kommas fehlen in A.

36 Shingon ist eine Übersetzung von Skt.: Mantra (dtsch.: Wort; gemeint sind „wahre", „echte" Worte). Diese Schule wurde 805 von dem Mönch Kukai (Köbö Daishi, 7 7 4 - 8 3 4 ) gegründet. 37 Gemeint ist Haas, Sekten. Weber stützt sich im folgenden auf diesen Aufsatz. 38 Weber bezieht sich vermutlich auf Haas, Sekten, S. 268, und Hackmann, Buddhismus, III, S. 69. Die dort angegebene Zahl lautet aber 12.

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Mittel der Einigung mit dem Göttlichen112). Die Jodo-shu113) (gestifA 739, B 303 tet gegen Ende des 12. Jahrhunderts)39 | verheißt nach chinesischer mahayanistischer Art das westliche Paradies (indisch: Sukhavati1) und empfiehlt als Mittel dazu die formelhafte inbrünstig gläubige Anrufung des Amida, des in ganz Ostasien populärsten Schülers des 5 Buddha, der hier zu den fünf höchsten Göttern (Buddhas) gehört. Wichtiger als beide waren die etwas später als die Jodo-shu gestiftete Zen- und die Schin-Sekte.

U2)

Zu ihren Büchern pflegt das Vagrakkhedika™40 gerechnet zu werden (S[acred] B[ooks] of the East Vol. 49). „Dharma" und „Samgnas", 41 ersteres hier als elöog, Form, Individualität, gedeutet, letzteres: „Name", die Bezeichnung für „Begriff", sind die Stichworte der Argumentation. Es gibt keinen „Hund", sondern nur „diesen" Hund. Da also die Begriffe nur Abstraktionen sind, die Dinge „Namen", so ist alles nur Schein. Nur die Seele hat Realität und nur die Bodhisattvas kennen die Wirklichkeiten. In der Scheinwelt des empirischen Daseins aber hat eben deshalb das Wort magische Kraft. 113) Zu ihren heiligen Büchern gehören das große und das kleine Sukhavati-Vyuha (in den Sacred" B[ooks] of the East Vol. 49). 4 2 Das westliche Paradies wird in den glühendsten Farben geschildert. Absolute Voraussetzung ist aber „Glaube". Nach dem großen Sukhavati-Vyuha (§ 41) kommt kein Zweifler ins Paradies, selbst zweifelnde BodhisattA 7 3 9 , B 3 0 3 vas°(!) schädigen ihre Seligkeit. Das kleine Sukhavati-| Vyuha lehnt ausdrücklich (§ 10) die Werkgerechtigkeit als Weg zur Seligkeit ab. Nur gläubiges Gebet zu Amitäyus p , tagelang vor dem Tod und bis zum Tode, sichern die Seligkeit. 43

I A, B: Sakhavati m A, B: Vagrakhedika vas p A, B: Amitäya

n A, B: Sacrad

o A, B: Bhodisatt-

3 9 Die J ö d o - s h i w u r d e 1 1 7 5 v o n d e m M ö n c h H ö n e n S h ö n i n ( 1 1 3 3 - 1 2 1 2 ) begründet. 4 0 Der Text der Vajracchedikä ist übersetzt in: M a h ä y ä n a texts, II, S. 1 0 9 - 1 4 4 . W e b e r folgt in der Umschrift d e n S a c r e d B o o k s of the East (VagraMchedikä). 41 D i e s e Pluralform v o n sarpjnä hat W e b e r aus d e m Vorwort M a x Müllers in M a h ä y ä n a texts, II, S . X V , e n t n o m m e n , w o in der Umschrift samgnäs steht. W e b e r stützt sich im f o l g e n d e n auf d a s s e l b e Werk, S . XIVf. 4 2 Der g r o ß e SukhävatTvyüha ist übersetzt in: M a h ä y ä n a texts, II, S . 1 - 7 6 , der kleine daselbst, S. 8 7 - 1 0 4 . § 4 1 d e s g r o ß e n SukhävatTvyüha ist auf d e n S e i t e n 6 2 - 6 5 übersetzt, § 1 0 d e s kleinen SukhävatTvyüha auf d e n S e i t e n 9 8 - 9 9 . 4 3 S i e h e ebd., b e s o n d e r s S . 9 9 : „No, whatever s o n or daughter of a family shall hear the n a m e of the b l e s s e d Amitäyus, the Tathägata, and having heard it, shall k e e p it in mind, a n d with thoughts undisturbed shall k e e p it in mind for one, two, three, four, five, six or s e v e n nights, - w h e n that s o n or daughter of a family c o m e s to die, then that A m i t ä y u s , the Tathägata, s u r r o u n d e d by an a s s e m b l y of d i s c i p l e s and followed by a host of Bodhisattvas, will stand before t h e m at their hour of death, and they will depart this life with tranquil minds. After their death they will b e born in the world SukhävatT, in the B u d d h a country of the s a m e Amitäyus, the Tathägata."

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

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Die Zen-Sekte, aus drei selbständigen Zweigen bestehend, 44 pflegte eine vornehmlich in mystisch gedeuteten Exerzitien bestehende, die Schin-Sekte umgekehrt eine von allen solchen Virtuosenleistungen freie innerweltliche Andachts- und Glaubens-Religiosität. Die religiösen Übungen der Zen-Sekte standen dem alten hinduistischen Typus der buddhistischen Kschatriya-Religiosität verhältnismäßig am nächsten. Dementsprechend waren ihre Zweige auch lange Zeit die von dem Samurai-Stande bevorzugten vornehmen, daher an Tempeln besonders reichen Formen des japanischen Buddhismus. Wie der alte Buddhismus verwarf sie alles Buchwissen und legte den entscheidenden Nachdruck auf die Disziplinierung des Geistes und die Erringung der Indifferenz gegen die Außenwelt, vor allem auch den eigenen Körper. Für das Zen-Mönchtum war der Sinn dieses Trainingsq die Befreiung von der Welt durch kontemplative Vereinigung mit dem Göttlichen. Die Laien, vor allem die Berufskrieger, schätzten die Übungen als Mittel der Abhärtung und Disziplinierung für ihren Beruf, und es wird, auch von berufenen Japanern, behauptet, daß die Sektendisziplin zur militärischen Verwertbarkeit der Japaner durch Züchtung einer Stimmung der Nichtachtung des Lebens als solchen erheblich beigetragen habe114). Im scharfen Gegensatz zu den Zen-Sekten kann die Anfang des 13. Jahrhunderts gestiftete Schin-Sekte wenigstens insofern dem occidentalen Protestantismus verglichen werden, als sie alle Werkheiligkeit ablehnte zugunsten der alleinigen Bedeutung der gläubigen Hingabe an den Buddha Amida. Sie gleicht darin der bald zu besprechenden 45 bhakti-Religiosität | Indiens, die aus dem Krischna-Kult A 740, B 304 114i Der Protektor des nach der Verfolgung durch Ota Nobunaga 4 6 restaurierten Buddhismus freilich, der Tokugawa-Schogun Yieyasu, scheint für seine Soldaten wesentlich die Hoffnung auf das buddhistische Paradies als Heldenhimmel geschätzt zu haben. 4 7 |

q A, B: Training 4 4 Die drei Zweige der Zen-Schule sind die von Eisai (1141- 1215) im Jahre 1191 begründete Rinzai-shü, die von Dogen (1200-1253) 1227 nach seiner Rückkehr aus China gegründete Sötö-shü und die vom chinesischen Mönch Yin-yüan (japan.: Ingen, 1592 - 1 6 7 3 ) 1659 gestiftete Öbaku-shü. 4 5 Unten, S. 489 ff. 46 Im allgemeinen wird der Name dieses Militärmachthabers mit Oda Nobunaga (1534-1582) wiedergegeben. Weber folgt hier Haas, Buddhismus, S.226f., der Öta Nobunaga schreibt. 47 Ebd.; Tokugawa leyasu (1542-1616) warder Begründer des Tokugawa-Shögunats.

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Hinduismus und Buddhismus

herauswuchs, unterscheidet sich jedoch von diesem durch die allen aus der alten hinduistischen Intellektuellen-Soteriologie hervorgegangenen Religiositäten eigene Ablehnung jeglicher orgiastisch-ekstatischen Elemente. Amida ist Nothelfer, das Vertrauen auf ihn das allein heilbringende innere Verhalten. Als einzige buddhistische Sekte hat sie daher nicht nur den Priesterzölibat, sondern überhaupt das Mönchtum beseitigt. Die busso (von den Portugiesen in „Bonze" korrumpiert): 48 verheiratete, nur im Amt eine Sondertracht tragende Priester, deren Lebensführung im übrigen mit derjenigen der Laien übereinstimmt, sind, während sie bei den anderen buddhistischen Sekten innerhalb und außerhalb Japans ein Produkt des Verfalls der Disziplin waren, hier vielleicht zuerst als absichtsvoll gewollte Erscheinung aufgetreten. Predigt, Schule, Belehrung, volkstümliche Literatur wurden, in vielem ähnlich der abendländisch-lutherischen Art, entwickelt, und die in „bürgerlichen" Kreisen überaus zahlreiche Sekte gehörte zu denjenigen Schichten, welche der Aufnahme abendländischer Kulturelemente am freundlichsten gegenüberstanden. Eine rationale innerweltliche Askese hat sie jedoch ebensowenig und aus den gleichen Gründen nicht entwickelt wie das Luthertum. Sie war eine Heilandsreligiosität, welche den r feudal gebändigten soteriologischen und emotionalen Gefühlsbedürfnissen 3 des Mittelstandes entgegenkam, ohne doch die orgiastische ekstatische und magische Wendung der alten hinduistischen volkstümlichen oder auch nur die starke Gefühls-Inbrunst der späteren hinduistischen Frömmigkeit oder unseres Pietismus zu akzeptieren. Ihre Temperierung war, scheint es, mehr auf „Stimmung", als auf „Gefühl" in unserem Sinn angelegt, wie sie denn das Produkt vornehmer Priester gewesen war. Die Nitchiren-Sekte 49 endlich, Mitte des 13. Jahrhunderts gestiftet, war eine mönchische Gegenreformations-Bewegung, eine Rückr A, B: dem

s A: Gefühlsbedürfnisse

48 Die von Weber gebrauchte Schreibung „busso" konnte nicht nachgewiesen werden. Das Wort lautet korrekt japan.: bözu (siehe auch Haas, Buddhismus, S.239). Vielleicht bezieht sich Weber auf Koeppen, Buddha, I, S. 331, der die Formen ,Bon si' und ,Bö si' anführt und zugleich die Bildung des portugiesischen Lehnwortes „Bonze" angibt. 4 9 Benannt nach ihrem Gründer Nichiren (1222-1282). Die Sekte heißt auch Hokkekyö, d.i. Lotus, da ihr Hauptbuch das Saddharmapundarikasütra, „der Lotus des guten Gesetzes", ist. Weber folgt hier Haas, Sekten, S. 2 4 7 - 2 4 9 . Die Schreibweise ,Nitchiren' findet sich bei Hackmann, Buddhismus, III, S. 73.

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

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kehr zu Gautama dem wahren Buddha, der als weltdurchdringende magische Kraft der Erleuchtung gefaßt wurde, unter schroffer Verwerfung des Heilandes Amida als eines falschen Götzen. Sie suchte die typische mahayanistische Verbindung von kontemplativer My5 stik der Mönche mit Gebetsformelmagie und ritueller Werkheiligkeit („hoben") 50 der Laien wiederherzustellen. Die der Mehrzahl aller Sekten, mit Ausnahme der Schin, eigene Beschränkung der Laien auf teilweise höchst irrationale, fromme | Gelegenheitsleistungen liegt weit ab von jeder Erziehung zu einer A 741, B 305 10 rationalen Lebensmethodik. Tatsächlich haben diese Formen des Buddhismus unter den Laien nur eine gewisse allgemeine Stimmung der Weltindifferenz, der Überzeugung von der Nichtigkeit des Vergänglichen: der Welt mit Einschluß des Lebens selbst, erzeugt und im übrigen die Lehre von der Vergeltung (Ingwa, annähernd dem 15 „Karman" entsprechend) 51 und die rituelle Magie als Mittel, sich ihr zu entziehen, verbreitet. Die äußere Organisation des Mönchtums unterschied sich zunächst nicht von anderen Missionsgebieten. Die scharfe Konkurrenz der Sekten untereinander, welche von den einzelnen Vasallenfürsten und Adelsparteien protegiert, politisch be20 nutzt und gegeneinander 4 ausgespielt wurden, haben jedoch bei dem durch und durch feudalen Charakter des Landes, namentlich wohl so lange die Mönche, wenigstens die Äbte, sich aus den Adelsschichten rekrutierten, den Mönchsgemeinschaften in Japan nicht selten den Charakter kriegerischer Gemeinschaften von Glaubenskämpfern: 25 von mönchischen Ritterorden, gegeben. Sie kämpften zugleich für die eigene Machtstellung innerhalb der Bevölkerung. Zuerst im 11. Jahrhundert wurde von einem Abt, dessen Beispiel andere folgten, ein Heer von disziplinierten Mönchssoldaten (tonsei u ) gebildet. 52 Im 14. Jahrhundert stand diese Entwicklung auf dem Höhet A: gegen einander

u Zu erwarten: sohei

5 0 Bei höben handelt es sich um die Methode, die ein Bodhisattva anwendet, um die Laien ins Nirväna zu führen. Der Ausdruck findet sich in keinem der von Weber zitierten Werke. Auch Hackmann, Buddhismus, III, S.73, spricht lediglich von frommen Werken, ohne einen japanischen Begriff dazu zu geben. 51 Japan.: inga, chines.: yin-kuo. Weberfolgt hier Hackmann, Buddhismus, III, S. 75. 5 2 Unklar ist hier die Verwendung des japanischen Wortes ton-sei (deutsch etwa: „Weltabgeschiedenheit"). Im übrigen stützt Weber sich auf Haas, Buddhismus, S.224. Dort heißen diese Mönche richtig ,Söhei'. Die erste Nachricht über bewaffnete Mönche (söhei) kommt 968 aus dem Kloster Köfukuji. 981 zogen Kriegermönche des Enryakuji (auf dem

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punkt. Mit Ausnahme einiger Zweige der Zen-Sekte war die Gesamtheit des Mönchtums militarisiert, demgemäß die Klöster meist erblich verpfründet und das Zölibat verfallen. 53 Der Wiederhersteller der politischen Gewalt, der Kronfeldherr Ota Nobunaga, setzte dieser Macht der ecclesia militans Schranken. Eine ungeheure Schlächterei brach die politisch-militärische Macht der buddhistischen Orden für immer, und ihr Besieger trug kein Bedenken, die Hilfe des Christentums, vor allem der Jesuitenmissionare, zu diesem Behuf in Anspruch zu nehmen. Die christliche Mission hat daher seit dem Jahre 1549, wo sie mit dem heiligen Franz Xavier einsetzte, nicht unerhebliche Erfolge erzielt. Der Regierungsantritt der Tokugawa-Schogune machte dem ein Ende. Man wollte nicht den buddhistischen Klerikalismus gegen die Herrschaft eines von auswärts her geleiteten Klerus vertauschen, und die Angehörigen jener Hausmeier-Dynastie waren und sind bis zuletzt persönlich Anhänger des Buddhismus, speziell der ritualistischen Jodo-Sekte, geblieben. Das A 742, B 306 Religionsedikt von 1614 und die anschließende | Christenverfolgung machten dem Bestände der japanischen Christenmission ein Ende. Der Klerikalismus in Japan war damit überhaupt gebrochen. 54 Die buddhistische Kirche wurde restauriert und erstmalig systematisch organisiert. Aber ganz und gar von Staats wegen. Wie in der Spätantike nur durch das Kaiseropfer, so konnte man unter den Tokugawa nur durch Einschreibung bei einem japanischen Tempel den Nachweis liefern, kein Christ zu sein. Nach chinesischer Art durfte, seit dem Tokugawa Yiemitsu, kein Priester amtieren, ohne eine Prüfung abgelegt zu haben. Das Auftreten als Prediger und die Vorsteherschaft der Tempel war, anknüpfend an das buddhistische Anciennitätsprinzip, an bestimmte lange Fristen mönchischen Lebens geknüpft. Das Filiationsprinzip beherrschte die Rangordnung und die

Hiei-Berg bei Kyoto) durch die Straßen der Hauptstadt. Im Jahre 1039 zogen 3000 bewaffnete Priester, die mit einer Entscheidung des Regenten nicht einverstanden waren, vom Hiei-zan herunter und belagerten den Wohnsitz von Fujiwara no Yorimichi. 1081 und 1082 kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Klöstern Onjöji und Enryakuji. 5 3 Weber stützt sich hier und im folgenden auf Haas, Buddhismus, S. 2 2 4 - 2 2 6 . Oda Nobunaga zerstörte 1571 das Kloster Enryakuji und richtete dort ein furchtbares Gemetzel an, 1580 nahm er Ishiyama, die Hauptburg der Ikkö-Sekte, ein. 5 4 Die Christenverfolgung fand nach dem sogenannten Shimabara-Aufstand der japanischen Christen 1637/38 unter dem dritten Tokugawa-Shögun lemitsu ( 1 6 2 3 - 1 6 5 1 ) statt.

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Heilandsreligiosität

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hierarchischen Rechte der Klöster und ihrer Superioren. Die Mönchsdisziplin: Zölibat und Vegetarismus, wurde - ohne dauernden Erfolg - staatlich für die Priester eingeschärft. Die Zahl der buddhistischen Klöster und Tempel vermehrte sich zwar in kolossaler Weise, aber die soziale Macht der Mönche sank. Die Käuflichkeit der Priesterämter scheint weit verbreitet gewesen zu sein. 55 Was die Volksreligiosität anlangt, so näherte sie sich den allgemein asiatischen und antiken Zuständen insofern, als shintoistische, konfuzianische, taoistische, buddhistische Gottheiten und Nothelfer je nach Funktion und Gelegenheit angerufen wurden. Eine förmliche Verbindung der shintoistischen mit der buddhistischen Religion wurde unter höfischer Protektion unternommen. An sich nicht uninteressant, trägt sie doch für unsere Zusammenhänge nichts Wesentliches aus. Die vornehmen Schichten wendeten sich in starkem Maße der konfuzianischen Ethik zu. Das hatte soziale Gründe. Eine stärkere innere Umwandlung des buddhistischen Mönchtums vollzog sich nämlich im Lauf der Jahrhunderte insofern, als, wohl unter dem Druck der Propaganda-Konkurrenz der Sekten, die Rekrutierung der Mönche zunehmend demokratischer wurde und sie schließlich, nach der staatlichen Verfolgung und Reglementierung, wie in China vornehmlich den aliterarischen Unterschichten angehörten. Sie pflegten im allgemeinen nur das für den praktischen Betrieb des Kults Erforderliche sich in den Klosterschulen anzueignen115).56 | Damit sank auch sozial das Prestige des Mönchtums und des Bud- A 743, B 307 115) Während dagegen das Amitayur Dhyana Sutra (§27) und z . B . auch das in Japan A 7 4 2 , B 3 0 6 vielgelesene a Vagrakkhedika („Diamantschneider" 3 , das Buch der Schin-|Gon-Sekte) A 7 4 3 , B 3 0 7 von dem „Sohn aus guter Familie" als dem für die Erlösung allein in Betracht kommenden spricht. 57 |

a A, B: Vagrakhedika („Diamantschneider")

5 5 Nach Haas, Buddhismus, S. 2 2 6 - 2 2 7 . 56 Ebd., S. 2 2 7 - 2 2 8 . 57 In § 2 7 des Amitäyurdhyänasütras (Mahäyäna texts, II, S. 194) heißt es: „Next are the beings who will be born in the lowest form of the middle grade (to Buddhahood). If there be sons or daughters of a noble family who are filial to their parents and support them, besides exercising benevolence and compassion in the world, at their departure from this life, such persons will meet a good and learned teacher who will fully describe to them the state of happiness in that Buddha country of Amitayus, and will also explain the forty-eight prayers of the Bhikshu Dharmäkara."

448

Hinduismus und Buddhismus

dhismus überhaupt bedeutend, und es ist dies - neben politischen Gründen - wohl auch einer der Gründe gewesen, welche bei der Restauration der legitimen Dynastie das „disestablishment" des Buddhismus (1868) und die systematische Restauration des Shintoismus als Staatsreligion bedingten. 58 Entscheidend war freilich, daß einmal dieser dem Buddhismus gegenüber als „nationale" Kultform galt, dann aber die Legitimität des Kaisers garantierte. Die Tatsache der Sonnenabstammung der legitimen Dynastie und also die übermenschliche Qualität des Kaisers gehören auch im japanischen Verfassungsstaat zu denjenigen Grundvoraussetzungen, die wenigstens der korrekte Japaner nicht bezweifeln oder über welche er seinen Zweifel jedenfalls nicht äußern darf. Der Konfuzianismus, der, wie bemerkt, 59 in den vornehmen Schichten zahlreiche Anhänger besaß, konnte die gleiche Leistung der Legitimierung der Dynastie nicht vollbringen, da für ihn der chinesische Kaiser der Weltmonarch und Oberpontifex war. Aber er hatte in Japan auch nicht, wie in China, den Rückhalt einer akademisch organisierten, durch das Prüfungswesen und vor allem durch die Verpfründung der Staatsämter politisch und ökonomisch fest organisierten einheitlich interessierten Schicht, sondern war eine literarische Liebhaberei einzelner Kreise. Dem Buddhismus andererseits fehlte hier jener sehr starke Rückhalt, den er ebenso wie die hinduistischen Sekten in anderen asiatischen Gebieten hatte: der charismatische Guru als magischer Nothelfer. Die Entwicklung dieses Instituts ist zweifellos aus politischen Gründen von der japanischen Regierung - wie von der chinesischen - gehemmt worden und über relativ bescheidene Anfänge im allgemeinen nicht hinausgekommen. So fehlte in Japan eine Schicht von jenem magisch-soteriologischen Heilandsprestige, wie es die Literaten in China, die Gurus der Sekten in den indischen Gebieten genossen. Als daher die Heeres- und verwaltungstechnische Revolution unter dem Druck des Gefühls äußerer Bedrohung die feudale Militär- und Ämter-Organisation umstürzte, war sie in der, rein politisch angesehen, angenehmen Lage, tabula rasa oder wenigstens keine magisch oder soteriologisch festgewurzelte Macht des religiösen Traditionalismus sich | 5 8 Haas, Buddhismus, S. 228ff. Die Restauration der Kaisermacht erfolgte unter Kaiser Meiji (1868-1912), gleichzeitig damit die Modernisierung Japans. 5 9 Oben, S. 432.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

449

gegenüber zu finden, welche ihren Absichten auf dem Gebiet der A 744, B 308 ökonomischen Lebensführung in den Weg getreten wäre. Ganz andere Formen als beim Vordringen im hinterindischen und ostasiatischen Missionsgebiet hat der Buddhismus bei der von Nordindien aus nordwärts gerichteten Mission erzeugt. Zwar in der Nähe seines Ursprungsgebiets, in Nepalu6), ist er einfach dem typischen Verpfründungsprozeß und daneben der Durchsetzung mit der tantrischen Magie und ihren blutigen Opfern unterlegen, hatte außerdem mit der hinduistischen Propaganda der £ivaiten zu konkurrieren und ist, in mahayanistisch-nordindischer Art, mit dem Kastensystem des Hinduismus verschmolzen. Von den drei Hauptklassen der Bevölkerung galten die Banhra b (Priester) und die Udas (Gewerbetreibende) als orthodox, der Rest der Bevölkerung als heterodox, weil tantristisch. Die Banhras 0 wohnten in Klöstern, jedoch ohne Zölibat, die Pfründen waren erblich. Ihre höchste Klasse waren die Priester (Gubhaju), zu denen man nur durch Ordination nach Prüfung gehörte. Wer nicht ordiniert war, gehörte den einfachen „Bhikkshu d " an, welche zwar als Laienhelfer bei gewissen Zeremonien dienten, im übrigen aber Gewerbe, namentlich Goldschmiederei, trieben. Es folgten, immer noch zur ersten Klasse gehörig, 7 weitere Abteilungen, darunter Silberschmiede, Zimmerleute, Gießer, Kupfer- und Eisenarbeiter (offenbar alte Königshandwerker). Auch ordinierte Mönche wurden nach 4 Tagen Weihe vom Guru von den Gelübden dispensiert. Die Udas-Klasse zerfiel in sieben Unterklassen, deren vornehmste Kaufleute, der Rest Handwerker waren. Unter den Banhras e bestand Konnubium und Kommensalität, mit den Udas nicht, von den Udas-Handwerkern nahm der Banhra' kein Wasser. Die untere Volksschicht brauchte, je nachdem, buddhistische oder brahmanische Priester als Nothelfer. Buddha war mit ( j v a und Vischnu zu einer Trias vereinigt. Daneben wurden alle hinduistischen Gottheiten angerufen und bestand der alte Schlangenkult fort. 116)

S[iehe] darüber den Census Report von Bengalen von 1901. 60 |

b A, B: Banhar c A, B: Banhars d Zu erwarten (Skt.:) Bhiksu oder (Päli:) Bhikkhu e A, B: Banhars f A, B: Banhar

60 Webers Aussagen zu Nepal sind alle dem Census 1901, VI, P. 1, S. 453-454, entnommen.

A 744, B 3 0 8

450

Hinduismus

und

Buddhismus

Hier ist also in Fortsetzung der Entwicklung, welche die Berichte der chinesischen Pilger in den Anfängen zeigen, das Wesen des Buddhismus durch die Einbeziehung in die Kastenorganisation und durch die Verpfründung völlig verloren gegangen. Anders in Zentralasien, wohin über Nepal sehr alte Handelsbeziehungen bestanden, insbe- 5 sondere in Tibet. A 745, B 309 Hier entstand, im schroffen Gegensatz gegen die Organi|sationslosigkeit jener Gebiete, eine Hierarchie von solcher Einheitlichkeit, daß man die Religion ihrer Träger: der Lama-Mönche, geradezu als ein gesondertes Religionssystem: Lamaismus, zu bezeichnen sich 10 gewöhnt hat117). Hinduistische und wohl auch buddhistische Wandermönche müssen als Nothelfer schon früh nach Inner- und Nordasien gelangt sein: 9 der magische Ausdruck „Schamane" 9 für die magisch-ekstatischen Exorzisten hist eine ostturkestanische Abwandlung des indischen Sramana (Pali: Samana).'161 Die eigentlich 15 buddhistische Mission in diesen Gebieten hat etwa mit dem 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung begonnen, und wurde im 8. Jahrhundert offiziell begründet. 62 Wie üblich derart, daß ein König im Verwaltungsinteresse (zum Import der Schriftkunde) und zur Domestikation der Untertanen einen Heiligen aus dem benachbarten indi- 20 sehen Gebiet (in diesem Fall aus Udayana, welches Kaschmir benachbart ist) als Guru importierte 118) . Der Missionar war ein VertreA 745, B 309

n7) Über den Lamaismus ist noch immer Köppern Religion des Buddha (Berlin 1857/8, im 2. Band) lesenswert. Die heut weitaus bedeutendste Autorität ist Grünwedel (s[iehe] seine Darstellung in der „Kultur der Gegenwart" I, 3, I 6 3 und die später zu zitierende Schrift). Im übrigen ist die russische Literatur grundlegend, war mir aber nicht zugänglich. 118) Der Name dieses „aus dem Lotos geborenen" 1 (Padmasambhava) „großen Leh1 rers", * wie er amtlich genannt wurde, ist nicht bekannt. 64 |

g A: der Ausdruck „Schaman" h A: wird als Korruption des indischen Sramana (buddhistisch Samana) angesehen. 65 i A: geboren" k A, B: Lehrer",

61 Ebd.; vgl. außerdem unten, Anm. 65. 6 2 Schon König Sroh-btsan sgam-po ( 6 2 7 - 6 4 9 ) soll sich zum Buddhismus bekehrt haben. Die tibetische Bevölkerung wurde aber zunächst nicht buddhisiert. Die eigentliche Bekehrung Tibets zum Buddhismus fand unter König Khri-sroh Ide-btsan ( 7 5 4 - 7 9 7 ) statt. 6 3 Gemeint ist Grünwedel, Lamaismus. 6 4 Weber folgt hier Grünwedel, Lamaismus, S. 149. 6 5 Vgl. z. B. die Herleitung des Wortes im Artikel „Schamanismus" in Wetzer und Weltes Kirchenlexikon, 2. Aufl., Band 1 0 . - F r e i b u r g i.Br.: Herder 1897, Sp. 1756: „(von Sramana, Samana, der Bezeichnung des buddhistischen Einsiedlers und Büßers)".

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

451

ter der rein tantristischen (magischen) Mahayana-Richtung: Alchemie, Zaubertränke und die übliche mahayanistische Formel-Magie scheinen bei ihm nebeneinander herzugehen. Die Mission hat nach ihm, mit zahlreichen Rückschlägen und Kämpfen der konkurrierenden Sekten, nicht mehr geruht, und es sind zeitweise das östliche Persien und große Teile von Turkestan vom mahayanistischen Buddhismus gewonnen worden, 66 bis die islamische Reaktion der westlichen Mongolen-Khane diese Missionen wieder vernichtete. 67 Das Mongolenweltreich war es aber andererseits, dem die Konstituierung der heiligen Kirche Tibets, der Trägerin des „Lamaismus", verdankt wurde. „Lama", der „Erhabene", „Heilige", hieß zunächst der Superior (Khan po) 68 eines Klosters, später, höflichkeitshalber, jeder voll ordinierte Mönch. Die buddhistische Klostergründung ging anfangs ganz den üblichen Weg. Die Machtstellung einiger der Klostersuperioren steigerte sich aber im Gebiet von Tibet dadurch, daß die größeren politischen Gebilde - dem Charakter des Landes als Weidegebiet entsprechend - wieder in kleine Stammes|fürstentümer A 746, B 310 zerfielen, und nun, wie im Occident in der Völkerwanderungszeit die Bischöfe, so hier die Klostersuperioren die einzig rational organisierte Macht in der Hand hielten. Die Erziehung der Superioren war demgemäß geistlich sowohl wie weltlich119). Die Klöster waren längst reine Pfründnerstätten geworden, die „Mönche" beweibt und also eine erbliche Kaste. Wie in Indien, war auch in Tibet wenigstens in einigen Klöstern, vor allem auch im Kloster Saskya, nahe den höchsten Höhen des Himalaya, die Superioratswürde selbst gentilcharismatisch erblich. Die Lamas von Saskya knüpften zuerst im 12. Jahrhundert Beziehungen zu der Dynastie Djingiz Khans an, 69 und im 119) Grünwedel, Mythologie des Buddhismus in Tibet und der Mongolei (Führer durch A 7 4 6 , B 3 1 0 die lamaistische Sammlung des Fürsten Uchtomski), Leipzig 1900. Das Buch gibt die bei weitem beste Entwicklungsgeschichte des Lamaismus und ist hier überall benutzt. |

66 Weber stützt sich hier und im folgenden auf Koeppen, Buddha, II, S. 93. 67 Insbesondere ist der im Iran herrschende llhänide Gäzän (1295-1304) gemeint, der 1295/96 christliche, jüdische und buddhistische Gotteshäuser zerstören ließ. Im Reiche öagatäi bekehrte sich zuerst Mubarak Sah (1266) zum Islam. 68 Tibet.: mKhan-po. 69 Der erste Kontakt der Sa-skya-Mönche mit den Mongolenherrschern fällt erst in das 13. Jahrhundert. Zu der legendenhaften Überlieferung des Zusammentreffens des Saskya-Lamas Phags-pa mit Qubilai siehe Grünwedel, Mythologie, S. 61 - 6 3 .

452

Hinduismus und Buddhismus

13. Jahrhundert gelang ihnen die Bekehrung des Mongolenkaisers Kublai Khan, des Eroberers Chinas, welcher nun der weltliche Patron (tschakravarti1) der Kirche wurde. Wiederum war das Bedürfnis nach Erfindung einer Schrift für die Mongolen, also ein politisches Verwaltungsinteresse, offenbar entscheidend. 5 Daneben das Interesse an der Domestikation der schwer zu regierenden innerasiatischen Bevölkerung. Den Lamas des Saskya-Klosters wurde zu diesem Behuf (und weil sie Träger der Schriftkunde, also für die Verwaltung unentbehrlich waren) theokratische politische Macht eingeräumt. Diese Domestikation der bis dahin aus- 10 schließlich von Krieg und Raub lebenden Mongolenstämme gelang tatsächlich und hat welthistorisch wichtige Folgen gehabt. Denn die nun beginnende Bekehrung der Mongolen zum lamaistischen Buddhismus hat den bis dahin unausgesetzt nach Ost und West vorstoßenden Kriegszügen der Steppe ein Ziel gesetzt, sie pazifiziert und 15 damit die uralte Quelle aller „Völkerwanderungen" - deren letzte Timurs Vorstoß im 14. Jahrhundert war - endgültig verstopft. 70 Mit dem Zusammenbruch der Mongolenherrschaft in China im 14. Jahrhundert 71 verfiel zunächst auch die Theokratie der tibetanischen Lamas. Die chinesische nationale Ming-Dynastie trug Bedenken, 20 einem Einzelkloster die Alleinherrschaft zu lassen und spielte konsequent mehrere charismatische Lamas gegeneinander aus. Ein Zeitalter blutiger Klosterfehden brach an, die orgiastisch-ekstatische (Sakti-)Seite des magischen Mahayanismus trat wieder in den VorderA 747, B 311 grund, 72 bis in dem neuen ProphetenTson-kha-pa m , 73 | dem größten 25 Heiligen des lamaistischen Buddhismus, ein Kirchenreformator großen Stils entstand, der im Einverständnis mit dem chinesischen Kai-

I A, B: tschakravati

m A, B: Tson-ka-pa

7 0 Die nomadischen Steppenvölker Asiens wurden nur zum Teil buddhisiert und verloren dadurch nicht unbedingt ihre kriegerischen Fähigkeiten. Ihren Kriegszügen wurde vielmehr erst durch das Aufkommen der Artillerie ein Ziel gesetzt. Timür (von mongol.: Temür, ca. 1 3 2 8 - 1 4 0 5 ) führte zahlreiche Kriegszüge u.a. nach Südrußland, Indien und Kleinasien durch. Sein Vorstoß nach Westen im Jahre 1402 (Schlacht von Angora/Ankara) zerschlug vorübergehend das aufstrebende Osmänenreich. Timür starb 1405 während der Vorbereitung eines Feldzuges gegen China. 71 Die Mongolen wurden 1368 aus China vertrieben. 7 2 Nach Grünwedel, Mythologie, S. 69. 7 3 Tsoh-kha-pa lebte 1 3 5 7 - 1 4 1 9 .

III. Die asiatische

Sekten- und Heilandsreligiosität

453

ser die Klosterdisziplin wieder herstellte, und, nachdem ihm im Religionsgespräch der Lama des Saskya-Klosters unterlegen war, der mit der gelben Mütze ausgezeichneten und daher meist sogenannten „gelben" Kirche, der „Tugendsekte" (dGe-lugs-pa n ) die Suprematie sicherte. 74 Disziplinar bedeutete die neue Lehre Herstellung des Cölibats und Entwertung der tantristischen ekstatischen Magie, deren Ausübung den Mönchen der Tugendsekte verboten wurde. Sie blieb, durch ein Abkommen, den mit roten Mützen versehenen und - ähnlich wie der Taoismus vom Konfuzianismus als Mönche niederen Rangs geduldeten Anhängern der alten Lehre überlassen. Es verschob sich der Schwerpunkt der Mönchsfrömmigkeit auf Meditation und Gebetsformel, ihrer Tätigkeit auf Predigt und Mission durch Disputation, für welche sie in Klosterschulen ausgebildet wurden: eine Quelle der Neuerweckung wissenschaftlicher Studien in den Klöstern. - Für die charakteristisch lamaistische Hierarchie der Klosterorganisation aber war die Verbindung einer besonderen Form der universell hinduistischen und insbesondere auch mahayanistischen Inkarnationslehre, in ihrer lamaistischen Fassung, mit dem Charisma gewisser berühmter Klöster der gelben Kirche wichtig, welche sich in der Generation nach Tsong-kha-pa° deshalb vollzog, weil an Stelle der Erblichkeit der Superioren nun eine andere Art der Nachfolgerbestimmung treten mußte. Diese war aber nur ein Sonderfall einer allgemeingültigen Vorstellungsweise. Wesen und Bedeutung der lamaistischen Inkarnationslehre sind an sich einfach 120 '. Sie setzt allerdings, darin in striktestem Gegensatz gegen alle altbuddhistische Philosophie, voraus, daß die charismatischen Qualitäten eines Heiligen bei ihrer Wiedergeburt auf den Träger derselben verstärkt übergehen, zieht damit aber 120) Das Folgende im wesentlichen 15 nach Posdnjejews Otscherki byta buddijstki'ch A 7 4 7 , B 3 1 1 monastyriei budijstkawo q duchowenstwa w q Mongolii 7 5 (mir nicht zugänglich gewesen, die entscheidenden Punkte aber in zahlreichen übersetzten Zitaten bei Grünwedel a.a.O.76). |

n A, B: DGe-lugs-pa wenstwaw

O A, B: Tson-ka-pa

7 4 Nach Grünwedel, Mythologie, S. 72. 7 5 Gemeint ist Pozdneev, Ocerki. 76 Vor allem in Grünwedel, Mythologie, S. 91 ff.

p A: Wesentlichen

q B: ducho-

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Hinduismus und Buddhismus

letztlich nur die Konsequenz aus dem Umstand, daß die mahayanistische Theorie vom Wesen des Buddha dessen frühere Geburten bis zur vorletzten, der Bodhisattva-Geburt, als an Heiligkeit ansteigende Vorstufen seiner letzten Geburt (als Buddha) behandelte. Die früher erwähnte 77 Heilsstufen-Lehre des Mahayanismus, welche A 748, B 312 ganz allgemein den Grad der | Heiligkeit nach der Zahl der Tode bestimmte, die der Heilige vor der Erreichung der Arhat-Würde noch vor sich hatte, war lediglich eine Konsequenz daraus. Dies wurde nun konsequent durchgeführt: für jeden Lama, der als Asket, Zauberer, Lehrer, Ansehen und Beliebtheit genossen hatte, wurde nach seinem Tode die Wiedergeburt: der „Khubilgan", gesucht und in irgendeinem Kinde gefunden und auferzogen. Jede folgende Khubilgan-Geburt des ursprünglichen Heiligen aber hatte und hat, normalerweise, steigendes Heiligkeitsprestige. Also wird andererseits auch nach rückwärts erforscht, wessen Wiedergeburt denn der ursprüngliche Träger des Charisma gewesen sei: stets irgendein Missionar, Zauberer oder Weiser der altbuddhistischen Zeit. Jeder Khubilgan ist Nothelfer kraft magischen Charisma. Ein Kloster, welches einen anerkannten Khubilgan in seinen Mauern besitzt oder gar mehrere darin zu versammeln verstanden hat, ist gewaltiger Einnahmen sicher, und die Lamas sind daher stets auf der Jagd nach der Entdeckung neuer Khubilgane. Diese Heiligkeitstheorie nun liegt auch der lamaistischen Hierarchie zugrunde. Die Superioren der charismatisch hochqualifizierten Klöster sind Inkarnationen großer Bodhisattvas, die nach dem Tode des jeweiligen Trägers sich neu in einem Kinde nach 7 mal 7 Tagen inkarnieren und also - etwa nach Art der Suche nach dem Apis-Stier 78 - nun nach bestimmten Orakeln und Merkmalen aufgefunden werden müssen. Die beiden höchsten derartigen Inkarnationen waren und sind der Superior des jetzt größten Lama-Klosters, der Potala bei Lhasa, der rGyal-ba r , 79 später gemäß dem ihm vom Mongolenkhan nach der r A, B: Gryalba

7 7 Oben, S. 396ff. 7 8 Der Apis (ägypt. Haptj.war ein heiliger, in Memphis gehaltener und verehrter Stier; er wurde jeweils nach dem Tod seines Vorgängers unter den Jungstieren nach einer bestimmten Fellzeichnung neu ausgesucht. 7 9 Zum tibetischen Titel ,rGyal-ba' des Dalai Lama bezieht Weber sich auf Grünwedel, Mythologie, S.76.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

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Neueinrichtung der lamaistischen Kirche in der Mongolei im 16. Jahrhundert 80 verliehenen Titel meist „Dalai-Lama" genannt, und der Superior des gewöhnlich als Teeshoo loombo bezeichneten Klosters, 81 der Pan-c'en rin-po-ce, zuweilen nach seinem Kloster als 5 „Taschi Lama" bezeichnet, 82 der erstere eine Inkarnation des Bodhisattva Padmapani, 83 also Buddhas selbst, der letztere des Amitabha s . Der Theorie nach liegt in den Händen des Dalai-Lama mehr die Disziplin, in denjenigen des Taschi-Lama - entsprechend der spezifi10 sehen Bedeutung Amitabhas 1 als Gegenstand inbrünstiger mystischer Glaubensandacht - mehr die exemplarische Leitung des religiösen Lebens. Die politische Bedeutung des Dalai-Lama ist die weitaus größere, aber dem Taschi-Lama ist | geweissagt, daß er nach A 749, B 313 dem Untergang der Machtstellung des ersteren die Religion wieder15 herstellen werde. Die Inkarnation des Dalai Lama wird in Klausur erzogen, mit 7 Jahren als Mönch aufgenommen und in strenger Askese bis zur Volljährigkeit weitergebildet. Gegenüber der göttlichen Würde namentlich des Dalai Lama, aber auch der anderen in ähnlicher Art inkarnierten" höchsten lamaistischen Charisma-Trä20 ger, gaben der chinesischen Regierung die erforderlichen politischen Garantien: 1. die Mehrheit der untereinander zwar ungleichwertigen, aber doch konkurrierenden Inkarnationen, vor allem des DalaiLama und Taschi-Lama, 2. die Residenzpflicht einer Anzahl der höchsten Lamas (jetzt nur noch eines) in Peking, 84 3. die bei Inkarna25 tionen übliche hieratische Klausur des Dalai Lama, verbunden mit der Führung der weltlichen Verwaltung durch einen Hausmaier, den sie einsetzte, 4. die Pflicht gewisser hoher Inkarnationen, beim Hofe

S A, B: Amithaba

t A, B: Amithabas

u A: incarnierten

80 Weber bezieht sich auf Grünwedel, Mythologie, S. 80. 81 Die Schreibweise Teeshoo loombo für ,bKra-sis lhun-po' verwendet Grünwedel, Mythologie, S. 76. Es handelt sich um das Kloster bKra-sis lhun-po in Südtibet. 82 Pan-chen rin-po-che ist die tibetische Bezeichnung, während ,Tashi Lama' (ihm würde tibet. bKra-sis Bla-ma entsprechen) eine rein europäische ist. 83 Padmapani gilt als eine Form des Avalokitesvara. Weber stützt sich bei diesen Sachverhalten auf Grünwedel, Mythologie, S. 75. 84 Die Residenzpflicht behandelt Grünwedel, Mythologie, S. 92.

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Hinduismus

und

Buddhismus

in Peking zu erscheinen^] und aller: das Exequatur 85 von dort zu empfangen121'. Die Neubekehrung und lamaistische Organisation der Mongolen erfolgte im 16. Jahrhundert,86 und es residieren seitdem dort vals Stellvertreter1' des w Dalai-Lama mehrere 3 Inkarnationen großer Heiliger, 87 von denen die bedeutendste der Maidari 5 Hutuktu, jetzt in Urga, ist. 88 Bei der größeren Schwierigkeit, die Mongolei in Botmäßigkeit zu halten, ist jedoch seit der Niederwerfung der Dsungaren durch China von der chinesischen Regierung für die Inkarnationen dieses Hierarchen vorgeschrieben worden, daß sie nur in Tibet, nicht in der Mongolei selbst, stattfinden und gesucht 10 werden dürfen. 89 Die endgültige Einteilung der Rangklassen der Lamas, entsprechend den Rangklassen des mongolischen Adels, geschah ebenfalls bei der Neubekehrung des Mongolenkhans durch diesen. 90

A 749, B 3 1 3

121) Diese Pflicht kommt für den Dalai-Lama praktisch in Wegfall, soweit das weit einfachere Verfahren geübt wurde, den Dalai-Lama gar nicht erst volljährig werden, sondern vorher vergiften zu lassen, wie z. B. 1874 geschah. 91

v Zu erwarten wäre: a n d e r Stelle

w A, B: das

a A, B: mehrerer

85 Das Exequatur ist die völkerrechtlich bzw. kirchenrechtlich festgelegte förmliche Erlaubnis als Voraussetzung eines Konsulamts, in Italien die förmliche Erlaubnis des Staats, die einer braucht, um vom Papst zum Bischof ernannt werden zu können. 86 Die Bekehrung geschah durch Altan Qan, den Regenten (1557-1583) des MongolenQans Tümen Jasaytu (1558-1592). 87 Die hier gemeinten Inkarnationen großer Heiliger vertraten nicht den Dalai Lama, sondern sie nahmen in der Mongolei eine Stellung ein, die der des Dalai Lama in Tibet entsprach. 88 Maidari Qutuqtu ist ein mongolischer Titel, wobei Maidari die mongolische Form von (Skt.:) Maitreya ist. Tibetisch lautet dieser Titel rJe-btsun dam-pa Ho-thog-thu. Der 8. Maidari Qutuqtu wurde nach dem Sturz der manchurischen Herrschaft in China 1911 Staatsoberhaupt der Mongolei und blieb dies formal bis zu seinem Tode im Jahre 1924, wenn er auch faktisch schon 1921 durch die Machtübernahme der Kommunisten entmachtet worden war. Weber folgt hier Grünwedel, Mythologie, S. 84. 89 Die Dzungaren bildeten im 17. und bis Mitte des 18. Jahrhunderts eine ständige Bedrohung der manchurischen Ch'ing-Dynastie. Der letzte Dzungaren-Herrscher Amursana (1755-1757) wurde erst 1757 niedergeworfen. 90 Nach Grünwedel, Mythologie, S. 84. 91 Der zwölfte Dalai Lama, 'Phrin-Ias rgya-mtsho (1856-1875) wurde vor der Volljährigkeit 1875 vergiftet. Weber hat die Jahreszahl 1874 von Grünwedel, Mythologie, S. 78, übernommen.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

457

Die Rekrutierung der Lama Klöster122) - deren jedes normalerweise zwischen 200 und 1500 Lamas enthält, die größten mehr - erfolgt in starkem Maße (wie übrigens diejenige auch vieler buddhistischer Klöster in China) durch Hingabe von Kindern, teilweise durch deren Verkauf, an das Kloster. In | Tibet sorgt die feste Begrenzung des A 750, B 314 Nahrungsspielraums dafür, daß hinlängliche Nachfrage nach Klosterunterkunft besteht 123) . Immerhin ist bei der hohen Machtstellung der Lamaklöster der Zufluß auch aus besitzenden Schichten nicht unbeträchtlich und Mönche dieser Provenienz bringen oft ein erhebliches Privatvermögen mit. Es ist selbstverständlich, aber anscheinend in den Lamaklöstern besonders stark ausgebildet, daß der Tatsache nach eine stark plutokratische Gliederung der Lama's besteht124^ die mittellosen Mönche arbeiten für die besitzenden und bedienen sie, im übrigen13 pflegen sie Korbflechterei und ähnliche Gewerbe, sammeln Pferdemist zur Düngung und treiben Handel125>. Keuschheit als Pflicht verlangt nur die orthodox-gelbe Kirche, Fleisch- und Alkoholgenuß gestattet auch sie. Der Unterricht wird auch in kleineren Klöstern noch jetzt gepflegt und zwar in 4 Fakultäten: 1. der theologischen Fakultät, der wichtigsten, die zugleich die Leitung des Klosters hat 126 ', weil sie die Weihen erteilt, 2. der medi122) Über die Potala von Lhasa liegt jetzt das große Werk von Perceval London, Lhasa (London 1905) vor, verfaßt auf Grund der Feststellungen der englischen Expedition. Gutes Anschauungsmaterial für normale Klöster bringt die Reiseschilderung Filchners über das Kloster Kumbum am oberen Hoangho (Wissenschaftliche Ergebnisse der Expedition Filchner 1,1906). 9 2 | 123) Filchner gibt an, daß etwa jeder dritte Sohn Lama wird und werden muß. 9 3 A 750, B 3 1 4 124) Hackmann berichtet, daß die Aufnahmen allzu vornehmer Novizen gelegentlich bei den Mönchen, die deren soziale Übermacht fürchten, auf Widerstand stoßen. 9 4 125 ' Namentlich der sog. „heilige Tauschhandel" der Lamas ist bekannt, ein Kettenhandel, bei dem, entsprechend der Obödienz der Laien, jedesmal ein wertvolleres Objekt eingetauscht wird, etwa: gegen einen Seidenschleier ein Schaf, gegen dies ein Pferd usw., eine Art von umgekehrtem „Hans im Glück" (vgl. Filchner a. a. O.). 9 5 126) Den Unterricht leitet ein Hutuktu. Die Fakultätsbeamten wechseln alle 1—3 Jahre, jede Fakultät hat 3.

b A: Übrigen

92 Gemeint ist Filchner, Kumbum. Das Kloster sKu-'bum am oberen Huang-ho liegt bereits in der Nähe chinesischen Siedlungsgebiets. 93 Weber zitiert Filchner, Kumbum, S. 5. 94 Gemeint ist Hackmann, Buddhismus, II, S. 74, Anm. 1. 95 Filchner, Kumbum, S. 11.

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zinischen (empirische Kräuterkunde für den mönchischen Hausarzt), 3. Ting Ko c (Ritual), 96 die altklassische Lehre, hier im wesentlichend in die Beibringung der Kenntnis der Regeln für Totenmessen abgewandelt 127) , 4. Tsu pa (Mystik), 97 Schulung in der Tantra-Askese für schamanistische Zwecke128). Im Unterricht spielen, ganz dem alten Charakter aller indischen Erziehung entsprechend, noch heut Preisdisputationen (um eine Monatspfründe) eine Rolle129). Die Weihen bringen den Studenten (dapa) vom Novizen (getsul) zum Gelong (Vollmönch) und durch weitere Stufen (zusammen 5) bis zum Khan po hinauf, 98 der in der alten literarischen Hierarchie die höchste Stufe des niederen Klerus darstellte und als Klostersuperior A 751, B 315 die Disziplin (Macht | über Tod und Leben) hatte. Der Rang des höheren Klerus, vom Khubilgan angefangen (darüber die Hutuktus, schließlich der Dalailama und e Pan c'en e ") sind nicht durch Weihen zu erlangen, sondern nur durch Wiedergeburt. Die Mönche haben gegen den Islam als Glaubenskämpfer mit Bravour gefochten 100 und sind vielfach auch heute' - im Gegensatz zu den Laien - wehrhaft. Im Übrigen ist die Zeit der Lama's weit stärker als in irgend welchen anderen buddhistischen Klöstern durch gemeinsamen Kult ausgefüllt.

127) 128) 129)

Filchner fand in Kumbum dafür 15 Studenten. 1 0 1 Filchner fand in Kumbum dafür 300 Studenten; das Geschäft ist sehr ertragreich. 102 D i e Themata sind oft von mehr als „talmudischer" Skurrilität (Filchner a.a. O . ) . 1 0 3 |

C A, B : T s i n g K o

d A: Wesentlichen

e A, B : P o n c ' e n

f A: heut

9 6 Das Wort Ting-ko ist chinesisch; ting entspricht Skt.: samädhi, „Versenkung", „Meditation". Weberfolgt Filchner, Kumbum, S.93. 9 7 Tsu ist eine chinesische Umschreibung von tibet.: rgyud (Skt.: Tantra). Ein rgyud-paist also ein Tantriker (tsu-pa wäre eine chinesisch-tibetische Mischform). Weber folgt Filchner, Kumbum, S. 9 3 - 9 4 . 9 8 Die Weihegrade kennt Weber aus Hackmann, Buddhismus, II, S. 64f. und 73. 9 9 Gemeint ist der Pan-chen rin-po-che. 100 Weber stützt sich auf Filchner, Kumbum, S. 101 - 1 0 3 , der sich auf den Aufstand der Dunganen (chinesische Muslims) in den Jahren 1861 - 1 8 7 4 bezieht. 101 Filchner, Kumbum, S. 44, gibt die Zahl von 130 Studenten an. 102 Nach Filchner, Kumbum, S. 44. 103 Filchner, Kumbum, S. 68, Anm., und S. 89. Auf S. 89 spricht Filchner von „Behandlung von oft blödsinnigen Themas" und „Disputation der mittelalterlichen Scholastiker".

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

459

Eine Darstellung des lamaistischen Pantheon hätte für unsere speziellen Zusammenhänge keinen Wert130'. Es ist ein modifiziertes Mahayana-Pantheon unter noch stärkerer Anreicherung durch nichtbuddhistische, vedische, hinduistische (namentlich ?ivaitische) 5 und durch lokale tibetanische Götter und Dämonen und insbesondere auch unter Heranziehung der altindischen volkstümlichen weiblichen (Sakti-)Gottheiten, wie sie der später kurz zu besprechende 104 magische Tantrismus geformt hatte: auch den Buddhas werden hier göttliche Gattinnen beigeordnet, - teilweise die gleichen, welche im 10 späteren Hinduismus dem Vischnu beigegeben wurden. Der intellektualistische Mönchscharakter aller buddhistischen Religiosität hat immerhin auch hier die orgiastisch-ekstatischen, namentlich sexualorgiastischen, Züge des Tantrismus stark temperiert, wie wir das im Hinduismus schon sahen und noch weiter sehen werden. 105 Dage15 gen ist die praktische Religiosität, vor allem die Laienreligiosität, reine Hagiolatrie, vor allem Anbetung der Lamas selbst131', magische Therapeutik und Divination ohne alle ethische Rationalisierung der Lebensführung der Laien. Neben ihren Fronleistungen und Abgaben für die Klöster kommen die Laien nur als Wallfahrer und 20 Spender von Gaben in Betracht. 106 Die Heilssuche der Lamas selbst trägt buddhistische und also hinduistische Züge insofern, als der höchste Heilsweg auch hier in methodisch geregelter Meditation besteht. Praktisch ist sie fast reiner Ritualismus, speziell Tantrismus und Mantrismus geworden, und 25 die Mechanisierung des Gebetsformelkults durch Gebetsmühlen und Gebetslappen, daneben durch Rosenkränze und ähnliche Mittel ist erst im Lamaismus zu ihrer vollen Konse|quenz entwickelt wor- A 752, B 316 den. Der jeweilige Grad der ethischen Klosterdisziplin hängt sehr wesentlich von der Ordnung der politischen Verhältnisse ab und ist 130) Bei weitem die beste Einführung gibt von deutschen Arbeiten auch hier Grünwe- A 751, B 3 1 5 dels mehrfach zitierte Arbeit. 107 131) Von diesen selbst glaubt Filchner nicht, daß auch nur einer an seine eigenen magischen Kräfte glaube. 108 |

104 105 106 107 108

Unten, S. 4 7 5 f f . Ebd. Nach Hackmann, B u d d h i s m u s , II, S. 84. Das Folgende nach d e m s e l b e n , S. 80. G e m e i n t ist G r ü n w e d e l , Mythologie. W e b e r zitiert Filchner, K u m b u m , S. 99, A n m . * * .

460

Hinduismus

und

Buddhismus

meist sehr gering132'. Die Bauten, wie das Berg-Kloster Potala bei Lhasa, die Existenz der - heute verfallenen - Wissenschaft selbst in Klöstern zweiten Ranges und die Entstehung einer immerhin umfangreichen religiösen Literatur, 9 sowie noch mehr einer Aufspeicherung von Kunstwerken zum Teil ersten Ranges in diesen Weideund Wüstengebieten, in meist 5000 Meter Höhe über dem Meer auf einem 8 Monate des Jahres gefrorenen Boden und mit einer reinen Nomaden-Bevölkerung ist unter allen Umständen eine eindrucksvolle Leistung, die nur der hierarchisch straff organisierte lamaistische Kloster-Buddhismus mit seiner schrankenlosen Macht über die Laien vollbringen konnte. Die alte chinesische militärische Fronorganisation einerseits, die lamaistische mönchische Asketen-Organisation mit ihren frondenden, steuernden und spendenden Untertanen andererseits erzeugten hier Kultur auf Gebieten, welche vom kapitalistischen Rentabilitätsstandpunkt aus teils zur allerextensivsten ewigen Weide, teils geradezu zur Wüste, jedenfalls aber nicht zum Standort von großen Bauten und künstlerischer Produktion bestimmt sein würden11 und die mit dem Verfall jener Organisationen auch vermutlich dem von jeher über ihnen schwebenden Schicksal ewiger Versandung entgegengehen werden. Wir kehren wieder nach Vorderasien zurück133). - Dort ist der Buddhismus in allen seinen Formen im Lauf des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung schrittweise zurückgedrängt und schließlich fast völlig ausgerottet worden. In Südindien hatte er zunächst dem Jainismus zu weichen. Dies dürfte, wie früher ausgeführt, 1 mit der A 752, B 3 1 6

132)

Filchner a. a. O. 2 Zur indischen Sektenreligiosität von neueren Werken vor allem E.W. Hopkins, The Religions of India. Boston, London 1895. Von modernen hinduistischen Werken namentlich Jogendra Nath Bhattacharya (präsidierender Pandit), Hindu Castes and Sects, Calcutta 1896 (extrem sektenfeindlich). Kurze Skizze: M.Phillips 1 , The evolution of Hinduism, Madras 1903. Von älteren Werken: Barth a . a . O . und die verdienstvollen Schriften von Wilson. 3 | 133)

g Komma fehlt in A.

h B: würden,

i A, B: Philipps

1 Oben, S. 323. 2 Filchner, Kumbum, S. 80. 3 Hier ist wohl an Barth, Religions de l'lnde, und an die von Reinhold Rost edierte Ausgabe von Horace Hayman Wilsons „Essays and lectures on the religion of the Hindus", besonders an Band 1: „Sketch of the religious sects of the Hindus" (hinfort: Wilson, Sects) gedacht.

5

10

15

20

25

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

461

überlegenen Gemeindeorganisation dieser Konfession zusammenhängen. Aber auch der Jainismus schrumpfte in seinem Verbreitungsgebiet zusammen, schließlich bis auf die Städte Westindiens, in denen er noch heute fortlebt. Das Feld behauptete der Hinduismus 5 mit den Brahmanen an der | Spitze. Es scheint fast, daß dessen A 753, B 317 Restauration ebenfalls von Kaschmir, dem klassischen Lande der magischen Wissenschaft des Atharva-Veda ebenso wie der Mahayana-Lehre, ausgegangen ist. 4 Es weist schon der Verlauf der sprachlichen Sanskrit-Renaissance - welche freilich keineswegs einfach mit 10 der brahmanischen Renaissance parallel ging - auf dieses Ursprungsland134'. Aber in Wirklichkeit war das Brahmanentum, wie wir sa-

134> Darüber zu vgl. O.Franke, Pali und Sanskrit (Straßburg 1902). Das Pali, die A 753, B 3 1 7 Sprache der Altbuddhisten, des singhaleser Kanons, 5 der Edikte A f o k a s und im 3. Jahrh. vor Chr. anscheinend überhaupt der gebildeten „Arier" Nordindiens, stammt nach Franke 6 vom vedischen Sanskrit und hat seinen Ursprung in Ujjain, dem Gebiet, w o A f o k a als Prinz Statthalter war und Geburtsland seiner Frau. Franke sucht nachzuweisen, daß der Ursprung der Verbreitung des sekundären, nur als Literatensprache fungierenden Sanskrit 7 Kaschmir und der Himalaya gewesen sei, von wo es dann in die Königsinschriften, die literarischen und monumentalen Denkmäler1* der Mahayanisten, Jainas und Brahmanen, zunächst der Gegend von Mathura (des Landes am Ganges und Jamuna) etwa seit 1. Jh. v. Chr. vorgedrungen und dann weiter nach Süden und Osten aus politischen Gründen mit dem Brahmanentum importiert worden sei. 8 Sylvain Levi' (Journal As. 1902, I p . 9 6 f f . ,

k A, B: Denkmälern

I A, B: Lévy

4 Hier hat sich Weber möglicherweise von Darstellungen bei Kern, Buddhismus, II, S.546ff., und Pischel, Buddha, S. 1 0 8 - 1 0 9 , leiten lassen, die jedoch keine Formulierung enthalten, daß die Restauration des Hinduismus in Kasmir ihren Ausgangspunkt habe. Tatsachen sind das Vorherrschen des Tantrismus und Säktismus und der mit diesen Strömungen verbundene religiöse Erotizismus. 5 Mit .singhalesischer Kanon' wird der Päli-Kanon bezeichnet. 6 Weber gibt Franke, Pâli und Sanskrit, S. 1 ff., korrekt wieder. Franke, S.VI, bemerkt allerdings, daß er dem Begriff Pâli einen allgemeineren Sinn beigelegt habe. Die inschriftlichen Edikte des Asoka sind nicht in Pâli, sondern in den jeweiligen Präkrts (Volkssprachen) der Regionen verfaßt, in denen sie in Stein gemeißelt wurden. Pâli ist zwar ebenfalls ein Präkrt, nimmt aber als Sprache des buddhistischen Kanons eine Sonderstellung ein. Franke (S. 138) behauptet die Herkunft des Päli aus der Gegend von Ujjain; jedenfalls ist Päli ein westlicher Dialekt mit z.T. starker Durchsetzung durch die MägadhT-Sprache (Dialekt des Landes Magadha im östlichen Indien). 7 Zum Ursprung der Verbreitung des sog. „sekundären Sanskrit" siehe Franke, S. 8 8 - 8 9 . Unter sekundärem Sanskrit versteht Franke die sich neu herausbildende Kunstsprache im Gegensatz zu dem mit Präkrtismen durchsetzten Sanskrit. 8 Ebd., S. 81 —83.

462

Hinduismus und

Buddhismus

hen,9 niemals verschwunden. Die Brahmanen sind nur selten durch die heterodoxen Erlösungskonfessionen wirklich ganz verdrängt worden. Dies hatte schon rein äußere Gründe. Der Jaina-Tirthankara und der buddhistische Arhat verrichteten keinerlei Riten. Die Laien aber verlangten nach Kult und also auch nach festen Trägern 5 eines solchen. Das konnten, wo jenem Bedürfnisse nachgegeben wurde, im allgemeinen nur entweder Mönche - die aber dadurch ihrer Meditationspflicht und der Aufgabe des Lehrens entzogen worden wären - oder geschulte Brahmanen sein, welche sich der heterodoxen Soteriologie fügten, ihrerseits aber die Riten für die 10 Laien versahen und also die Tempelpfründen sich aneigneten. Brahmanen fungierten daher häufig als Tempelpriester der Jaina, wie wir sahen, 10 und auch in manchen buddhistischen Gemeinschaften finden sich Brahmanen in dieser Funktion. Die Kastenordnung ferner hatte sich zwar gelockert, und große Teile ihres heutigen Verbrei- 15 A 754, B 318 tungsgebiets hat sie erst seit der | Restauration 11 gewonnen. Aber übersetzt mit Bemerkungen von Burgess"1 (Ind. Antiq. 33 p. 163 f f ) 1 2 weist darauf hin, daß barbarische Eindringlings-Dynastien, vor allem die (religiös indifferenten) Kschatrapas, im Gegensatz z . B . zu den brahmanisch-orthodoxen Satakarnis (welche im Prakrit dichteten und edizierten) das Sanskrit pflegten, bis dann unter der (brahmanische Gottheiten anbetenden, aber konfessionell toleranten) Gupta-Dynastie im 4. Jahrhundert Sanskrit in Nordindien die universelle Literatensprache wurde. 1 3 Sei dem wie ihm wolle, so bleibt es höchst wahrscheinlich, daß die magische Bedeutung der alten heiligen Sprachen, welche gelegentlich auch von Buddhisten betont wurde, bei ihrer Rezeption jene erhebliche Rolle gespielt hat, die auch Levi" annimmt. |

m A, B: Burgeß

n A, B: Levy

9 Oben, S. 369. 10 Oben, S. 324 und 420. 11 Weber legt die hier gemeinte Bedeutung von .Restauration' unten, S.464f., näher dar. 12 Gemeint sind: Levi, Sur quelques termes, und: Levi, Terms. 13 Weber stützt sich auf Levi, Terms, S. 1 6 9 - 1 7 4 . Das Wort Ksatrapa ist wahrscheinlich vom iranischen Xsatrapa (griech.: Satrap) entlehnt. Die Dynastie der Ksatrapa war eines der vielen fremdstämmigen Herrscherhäuser. Ihre Träger waren Saka (Saken, Skythen), die 7 8 - 3 8 2 im westlichen Indien herrschten und eine eigene Ära begründeten (die sog. Saka-Ära, deren erstes Jahr 78 n.Chr. ist). Das Reich der Ksatrapa wurde 382 durch die Gupta-Dynastie erobert. Die Dynastie der Sätakarni oder Sätavähana herrschte ca. 30 v.Chr. bis 227 n.Chr. in Andhra (Andhrabhrtya). Die Gupta-Dynastie existierte 3 2 0 - 5 7 0 n. Chr. und beherrschte in den ersten anderthalb Jahrhunderten fast ganz Nordindien. Ihre bedeutendsten Herrscher waren Candragupta I. (320-335), Samudragupta (335-376), Candragupta II. (376-414), Kumäragupta I. (415-455) und Skandagupta (455-467).

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

463

wirklich verschwunden war sie in ihrem alten nordindischen Herrschaftsgebiet 0 nie. Der Buddhismus insbesondere ignorierte sie zwar, focht sie aber an sich nicht an. Es gibt keine Epoche indischer literarischer oder monumentaler Denkmäler, in der sie nicht als in 5 irgendeinem? praktisch belangreichen Umfang bestehend vorausgesetzt würde. Aber wir sahen, 14 wie die Macht der Gilden in den Städten zu überwiegen begann. Und namentlich unter buddhistischem Einfluß hatte sich ein wirkliches „Staatsideal": das des Wohlfahrtsstaats, entwickelt. Zu den Dingen, welche bei dem früher 10 erwähnten 15 berühmten, im Vallala-Charitaq geschilderten Konflikt mit König Vallala Sena r ein bengalischer Händler dem König, der ein Kriegsdarlehen begehrte, entgegenhielt, gehörte auch die durchaus heterodoxe Behauptung: das Dharma des Königs bestehe nicht im Kriegführen, sondern in der Fürsorge für die Wohlfahrt der Unterta15 nen135). Diesen schüchternen Anfängen eines von der Kastengliederung absehenden Staatsbürger-Begriffs entsprachen ähnlich schüchterne Anfänge von Urstandslehren, welche dann auf den ganz unhinduistischen Gedanken einer ursprünglichen Gleichheit und pazifistischen goldenen Freiheit der Menschen führten. Die erstarkende 20 Fürstenmacht suchte sich zugleich von den Fesseln der buddhistischen plebejischen Hierokratie, - wie sie in Ceylon und Birma und auch in nordindischen Staaten entwickelt war, wie wir sahen, 16 - und von der Plutokratie des Bürgertums der Städte zu befreien. Sie zog das Bündnis mit der brahmanischen Intellektuellenschicht und die Ka25 stengliederung dem altbuddhistischen Mönchtum und den Gilden vor und vollzog so die Parteinahme zuerst für den Mahayanismus, dann für das rein rituelle orthodoxe Brahmanentum. Durchweg ist es 135) Es findet sich, daß hinduistische Fürsten sich rühmen, niemals getötet zu haben, A 7 5 4 , B 3 1 8 „außer im Kriege", 1 7 also: in ihrem Beruf. Der orthodox-indische Dualismus ist dabei aber nicht der zwischen „politischer" und „privater Ethik", sondern nur ein Spezialfall der allgemeinen Spezialisation des Dharma je nach den Sphären des Handelns.

o A: Verbreitungsgebiet lala Sena

14 15 16 17

p A: irgend einem

q A, B: Vellala-Charita

Oben, S. 91 ff. Oben, S.96. Oben, S. 407ff. Auf welche Inschrift sich Weber bezieht, Ist nicht klar.

r A, B:Vel-

464

Hinduismus

und

Buddhismus

- wie die monumentalen Quellen zeigen - die Macht der Könige gewesen, welche die Restauration der Neu-Orthodoxie entschied136>. Die brahmanische Hierokratie hatte diesem Prozeß, der sich in klassischer Form anscheinend besonders in Bengalen unter A 755, B 319 der Sena-Dynastie vollzog,18 durch äußere und innere Neuorientierung | vorgearbeitet. Die Brahmanen waren ja, sahen wir, 19 niemals verschwunden. Aber sie waren in die subalterne Lage ritueller Tempelpriester herabgedrückt, soweit sie nicht die buddhistische Mönchsregel auf sich genommen hatten. Es sind immerhin, seit Agokas Zeit etwa 4 Jahrhunderte, in denen geradezu keine, und noch zwei weitere Jahrhunderte, bis gegen 300 nach Chr., in denen nur selten Stiftungen zugunsten von Brahmanen inschriftlich vorkommen. 20 Für die Brahmanen, als adlige Weltpriesterschaft, kam es vor allem darauf an, sich von dieser subalternen Lage gegenüber der Mönchskongregation zu befreien, die immerhin auch im Mahayanismus bestehen blieb, so sehr er den brahmanischen Traditionen entgegengekommen war. Denn er war, vom brahmanischen Standpunkt angesehen, dennoch ein Fremdkörper im sozialen System des Hinduismus. Die Restauration bestand in der Ausrottung der Heterodoxien der Intellektuellen-Soteriologie einerseits, in der Stereotypierung des Kastenritualismus, wie sie namentlich die Rechtsbücher der ersten Jahrhunderte s unserer Zeitrechnung vollzogen, andererseits, schließlich und namentlich aber in der Propaganda der im altklassischen Indien, vor der Epoche der Großkönigreiche, noch nicht in 136) Der Konfirmation eines Königssohns (Maharajaputra1) als Vischnu-Sekten-Mitglied wird aus Anlaß einer Stiftung gedacht. Ep. Ind. IV p. 96f. 2 0 a |

s A: Jahrhunderts

t A, B: Mahadagaputra

18 Der Sena-Dynastie in Bengalen kam gegenüber anderen Herrscherhäusern keine besondere Rolle bei der Bildung einer „brahmanischen Hierokratie" zu. Weber hat sich wohl von Das, Vaisya caste, leiten lassen, der aber der Sena-Dynastie auch nicht diese Rolle beimißt. 19 Oben, S. 369. 20 Erst mit dem Aufstieg der Gupta-Dynastie (320-570) begannen die Stiftungen für Brahmanen häufiger zu werden. 20a Die von Weber herangezogene Passage befindet sich Ep. Ind. IV, 118. Es handelt sich um eine Inschrift des Königs Vijayacandra (1155-1170) und seines Sohnes Jayacandra (König 1170-1193) aus der in Känyakubja (Kanauj) regierenden Gähadaväla-Dynastie vom 16. Juni 1168. Der Abdruck der Inschrift beginnt ebd., S. 97.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

465

unseren Gesichtskreis tretenden Hindu-Serien. Und zwar durch die gleichen Mittel, welchen die heterodoxen Gemeinschaften ihre Erfolge verdankten: ein organisiertes Berufsmönchtum137). Diese Sek-

137) Der erbitterte Kampf, dessen Hergang hier nicht zu schildern ist und übrigens mit A 755, B 319 dem vorhandenen dokumentarischen Material auch nur höchst unvollständig geschildert werden könnte, hat in den Monumenten zahlreiche Spuren hinterlassen. Er wurde nicht nur zwischen Buddhisten, Jainisten und orthodoxen Sekten, sondern auch zwischen diesen und zwischen den einzelnen Brahmanenschulen geführt. Einige Beispiele müssen genügen. Die Zerstörung von Jaina-Tempeln durch (¡jvaiten, welche an seiner Stelle das Linga aufrichten, ist Ep. Ind. Vp. 258a erwähnt. 21 Kaufleute und Händler einer Stadt stiften (Ep. Ind. I, p.269) ein Kloster für £ivaAsketen, 22 und Ep. Ind. I p. 33823 wird die Gründung einer Schule mit Landausstattung für die Verbreitung der brahmanischen Weisheit erwähnt. Der betreffende Brahmane ist „einzigartig in der Samkhya-Doktrin", ein „unabhängiger Denker in der Tantristik", „kennt die Veden", ist bewandert in Mechanik, Künsten, Musik und Poetik und im Vaifeshika-System. Der große Revival des £ivaismus unter der westlichen ChalukyaDynastie wird ausführlich geschildert in Inschriften aus dem 12—13. Jahrhundert (Ep. Ind. Vp. 213ff.). 24 Einem vom Großvater her erblichen (pivapriester, Somesvara", wird nachgesagt, daß er Selbstbeherrschung, Meditation, unbewegliche Ekstase, Schweigen, Gebetsmurmeln, tiefe Kontemplation verstehe, einen guten Charakter und tiefe Devotion für Paramesvara (Civa) habe. Während die meisten Leute nur entweder Logik, oder Rhetorik, oder Dramatik, oder Poetik, oder Grammatik allein verstehen, beherrscht A 756, B 320 Somesvara0 sie alle. Er beherrscht das Nyaya- und das Samkhya-System. Es werden an der Klosterschule gelehrt: Nyaya, Vaigeshika, Mimamsa, Samkhya und - erstaunlicherweise -

a A, B: 285

b A, B: Samasvara

c A, B: Samasvara

21 Diese Inschrift aus der Zeit um 1200 n.Chr. berichtet, daß zur Regierungszeit des Königs Somesvara ( 1 1 8 1 - 1 1 8 9 ) aus der Dynastie der Westlichen Cälukya Sivaiten der Lihgäyat-Sekte Jaina-Tempel zerstörten, nachdem ihr Führer Ekäntada-Rämayya das Wunder vollbracht haben soll, sich das Haupt abzuschlagen und nach sieben Tagen von Siva wieder aufgesetzt zu bekommen. 2 2 Undatierte Inschrift aus der Zeit des Königs Yuvaräja II. aus der Dynastie der Kalacuri von TripurT vom Ende des 10. Jahrhunderts. In dieser Inschrift wird erwähnt (Ep. Ind. I, S. 270), daß Händler dem sivaitischen Kloster Geld und Naturalien zueigneten. 2 3 Die Inschrift vom 9. August 1207, die unter der Herrschaft des Yädava-Königs Sirpghana (ca. 1 2 0 0 - 1 2 4 7 ) verfaßt wurde, ist publiziert in Ep. Ind. I, S. 3 3 8 - 3 4 6 . Die von Weber im folgenden zitierte Passage ist auf S. 344 übersetzt: „Triumphant is the illustrious Bhäskarächärya whose feet are revered by the wise, - (he who was) eminently learned in Bhatta's doctrine, unique in the Samkhya, an independent thinker in the Tantra, possessed of unblemished knowledge of the Veda, (and) great in mechanics and other arts; who laid down the law in metrics, was deeply versed in the Vaiseshika system". 2 4 Gemeint sind die Inschriften in Ep. Ind. V, S. 2 1 3 - 2 6 5 .

466

Hinduismus und

Buddhismus

A 756, B 320 ten sind es, mit denen wir uns hier | zu befassen haben. Auch ihr auch Bauddha (buddhistische Philosophie), ebenso die Puranas. 25 Also eine universelle „interkonfessionelle" Bildungsanstalt. Ebenda p.227 werden aber Disputationen mit Feinden erwähnt, und es findet sich ein Stifter einer £iva-Sekte, von dem es heißt, daß er „ein Unterseefeuer im Ozean des Buddhismus", ein „Donnerschlag im Gebirge des Mimamsa" sei, daß er die großen Bäume der Lokayatas umgehauen, die große Schlange des Samkhya erschlagen, die Axt an die Wurzel der Bäume der Advaita-(Vedanta-) Philosophen gelegt, die Jainas vernichtet, dagegen die Naiyayikasd geschützt und sich als ein Vischnu in der Unterscheidung, ein £iva in der Klarstellung der Dinge bewährt habe. 26 - Ebenda p. 255 wird eine heftige Disputation mit den Jaina erwähnt, außerdem aber taucht der Gründer der Lingayat-Sekte Basava Ep. Ind. Vp.23 2 7 und[,j a.a.O. p.239[,j seine Sekte;,] in heftiger Gegnerschaft gegen alle andern, besonders die Jaina, auf. 28 Ep. Ind. IV p. 1729 wird der vischnuitische Sektenstifter Ramanuja als der Vertreter der „echten Dravida-Lehre" genannt, „der den Trotz derer bricht, welche die Lehre von der Illusion vertreten" (der Vedantisten). Von Fürsten veranstaltete Religionsgespräche finden sich auch sonst in zahlreichen Inschriften. Ein wichtiges Mittel der Propaganda waren die seit etwa dem 7. Jahrhundert in der südindischen (Tamil-)Literatur in großer Zahl auftretenden, zum Teil nach dem Urteil der Kenner hervorragend schönen heiligen Hymnen der Bhakti-Religiosität. Die heiligen Sänger und Lehrer, welche die Höfe besuchten, waren fast stets die Träger der Bekehrung. Mit der Entziehung der königlichen Gunst brach namentlich der Buddhismus, aber auch der in der Gemeindeorganisation stärkere Jainismus meist in kurzer Zeit, in Südindien fast überall seit etwa dem 9. Jahrhundert, geräuschlos zusammen. Beide waren eben in der Wurzel Intellektuellensoteriologien. d A, B: Nayagikas 2 5 Bei dieser Inschrift handelt es sich um eine Schenkungsurkunde des Gouverneurs (dandanäyaka) Govindarasa aus dem Jahre 1101, d.h. aus der Zeit des Königs Vikramäditya VI. ( 1 0 7 6 - 1 1 2 6 ) aus der Dynastie der Westlichen Cälukya. Die Übersetzung der von Weber zitierten Passagen über Somesvara befindet sich in Ep. Ind. V, S. 2 1 9 - 2 2 0 . 2 6 Von dem Sektengründer (es handelt sich um LakulTsvara) berichtet die zitierte Inschrift vom Jahre 1035. Sie wurde unter der Regierung des Königs Jayasimha II. Jagadekamalla I. ( 1 0 1 5 - 1 0 4 3 ) aus der Dynastie der Westlichen Cä|ukya verfaßt. 2 7 Weber bezieht sich auf eine Inschrift des Kalacuri-Königs Bijjala ( 1 1 5 6 - 1 1 6 8 ) vom 12. September 1161. Die zitierte Stelle findet sich Ep. Ind. V, p. 21. Basava war der Erste Minister dieses Königs und gilt als wichtiger Förderer der Lihgäyat- oder Virasaiva-Sekte, doch hat Ekäntada Rämayya bei der Gründung dieser Strömung offensichtlich (nach epigraphischen Quellen) eine sehr viel bedeutendere Rolle als er gespielt. 2 8 Ep. Ind. V, S. 2 3 9 - 2 4 0 , enthält einen Kommentar zu der oben, Anm. 21, zitierten Inschrift um das Jahr 1200, in dem Basava auch erwähnt wird. Dieser Kommentar berichtet über die Llflgäyats (S. 239): „The interest and importance of the record centre in the fact that it discloses the name of the person, ikäntada-Rämayya, who towards the close of the twelfth Century A.D. brought about a revival of the worshlp of Siva, or a fresh impetus to the Saiva faith with elaborated and Improved rites and practices, which eventually culminated in the establishment of a new sect of Sivabhaktas or worshlppers of Siva, called technically VTra-Saivas, i.e.,brave, fierce, orstrict Saivas, Saiva Champions', and popularly Lihgäyats or Lihgawants, i.e. ,those who havethe //rtgaorphallicemblem.'The Lli"igäyats-(using the

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

467

Aufschwung bedeutete eine Abwendung von den soteriologischen Interessen der alten, mit der Kschatriya-Zeit versunkenen Intellektuellenschichten und eine Pflege jener Religiosität, wie sie den plebejischen, das heißt: aliterarischen Schichten adäquat war, mit welchen 5 das Brahmanentum nun als Klienten zu rechnen hatte: den „Radschputen" schied ja vom alten Kschatriya e sein Analphabetentum. Literarisch äußerte sich die brahmanische Restauration theoretisch in den Endredaktionen der Epen, praktisch aber, als Mission, in dem Aufkommen der Purana-Literatur. Die Schlußredaktionen der 10 Epen sind das Erzeugnis vornehmer brahmanischer Redaktoren. Anders die Puranas. Es waren nicht mehr die alten gelehrten vornehmen Brahmanen-Geschlechter, welche diese Gattung komponierten. Alte Bardendichtungen, scheint es138), lieferten den Stoff. Er wurde von den Tempelpriestern und wandernden Mönchen, von 15 denen bald zu reden sein wird, 30 beschafft und eklektisch zurechtgemacht und enthielt die Heilslehren der eigentlichen Sekten, während die Epen, vor allem das Maha|bharata f , noch eine Art von interkon- A 757, B 321 fessioneller ethischer Paradigmatik sein wollten und als solche auch von allen großen Sekten anerkannt geblieben sind. Sieht man zu20 nächst von den eigentlichen Sektengöttern und den spezifischen Heilsgütern der Sektenreligiosität ab, so findet man schon in den Epen die Arten des offiziell rezipierten Zaubers und der animisti138)

So Winternitz S.448. 31 |

e A, B: Kschatrya

f A, B: Mahabharatha

appellation by which all average members of the sect would describe themselves) - are outwardly distinguished from the ordinary Saivas by the practice of carrying about with them a miniature litiga, usually in a silver box suspended from the neck and hanging about the waist. And the chief characteristics of their faith and practices are, adoration of the tifiga and of Siva's bull Nandi, hostility to Brâhmans, disbelief in the transmigration of the soul, contempt for child-marriage, and approval and habitual practice of the remarriage of widows." 2 9 Gemeint ist die Inschrift des Vijayanagar-Königs Sadäsivaräya (1542-1567) vom 2. November 1556, Ep. Ind. IV, S. 1 ff. Darin (Ep. Ind. IV, S. 5) macht dieser König eine Stiftung für Rämänuja (ca. 1050-1137), d.h. für dessen Sekte. Die Inschrift bezeichnet Rämänuja als jemanden, „who breaks the pride of mind of those who maintain (the doctrine of) illusion". 3 0 Unten, S.477ff. 31 Gemeint ist Winternitz, Indische Litteratur, I, S. 448.

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Hinduismus und Buddhismus

sehen Züge stark erweitert. Sympathischer und symbolischer Zauber, der an Fetischismus streift, Geister der heiligen Flüsse (vor allem des Ganges), Teiche und Berge, der ganz ungeheuer angeschwollene Wortformel- und Fingergestenzauber, nach Einführung der Schriftlichkeit der Tradition auch der Schriftzauber, stehen neben der alten Verehrung der vedischen Götter, vermehrt um die verschiedensten vergöttlichten und als Geister aufgefaßten Abstraktionen. Verehrung der Ahnen, der Priester und der Kuh stehen neben einander, wie Hopkins anschaulich gezeigt hat und wie die heutige Folklore es als fortbestehend feststellt. 32 Dazu aber treten seit der Entwicklung des Großkönigtums die charakteristischen patriarchalen Züge, welche jede patrimonialbürokratische Monarchie bei den Untertanen fördert. Der König ist schon in den jüngeren Bestandteilen des Epos eine Art irdischer Gott für sein Volk, trotz aller ungeheuren Machtsteigerung der Brahmanen auch seinerseits etwas durchaus Anderes und wesentlich Größeres als in den alten Brahmanenschriften. 33 Die patriarchale Stellung der Eltern, nach deren Tode des ältesten Sohns, wird überaus stark betont. Zweifellos vor allem durch diese Lehren empfahl sich der Neu-Brahmanismus der Königsgewalt als Stütze. Denn eben darin war der Buddhismus trotz allen Entgegenkommens doch durchweg weniger patriarchal orientiert. Daß die patriarchale Gewalt trotzdem nicht chinesische Züge annehmen konnte, dafür war letztlich nur 9 die, trotz allem auch bei der Orthodoxie bestehen bleibende, 9 Spaltung der höchsten Gewalt und vor allem die mächtige Stellung der Asketen und Guru's, von welchen bald zu reden sein wird, 34 verantwortlich. Vermehrt wurden auch die Heilsgüter. Neben dem Heldenhimmel Indras und dem höheren universellen Himmel Brahmas sowie endlich der Absorption in die Einheit mit dem Brahman steht im Epos auch noch der alte Volksglaube, daß die Seelen guter Menschen in Sterne verwandelt werden. Also ein buntes Durcheinander, dem nun g Kommas fehlen in A.

3 2 Weber stützt sich hier und im folgenden auf Hopkins, Religions, S. 361 ff. 3 3 Ebd., S. 370. Im Gesetzbuch des Manu (Manusmrti VII, 3 - 7 ) wird erklärt, daß der König sich aus den Teilchen von acht Göttern (Indra, Väyu, Yama, Sürya, Agni, Varuna, Candra, Kubera) zusammensetzt. 3 4 Unten, S.378ff.

III. Die asiatische

Sekten- und Heilandsreligiosität

469

die spezifisch sektiererischen hinduistischen Züge hinzutraten. 35 Sie sind teils enthalten in den spätesten Einschiebungen in das Maha- A 758, B 322 bharata h , durch welche die Brahmanen offenbar eine Art von Gleichgewicht und Ausgleich der Sekten herbeizuführen strebten, teils und vor allem in den Puranas, welche reine Sektenkatechismen sind. Wie die lehrhaft umgearbeiteten Teile der Epen, welche in ihrer spätesten Redaktion schon durchaus auf dem Wege zu dieser Literaturgattung liegen, so sind auch die Puranas, vor allem das' Bhagavata Purana, noch jetzt Gegenstand der Rezitation vor dem breiten Hindu-Publikum. 36 Welches nun waren inhaltlich die neuen Elemente? Es sind einerseits zwei an sich alte, aber wenigstens innerhalb der offiziellen Intellektuellenlehre erst jetzt zu Einfluß gelangende und zwar persönliche139' Götter: Vischnu und £iva 140) , andererseits einige neue Heilsgüter und schließlich die Umgestaltungen der hierarchischen Organisation, welche die Sektenbewegung des mittelalterlichen und neuzeitlichen Hinduismus charakterisieren. 37 Wir sprechen zunächst von den Heilsgütern. Die alte vornehme Intellektuellensoteriologie hatte, wie wir sahen, 38 alle orgiastisch-ekstatischen und gefühlsmäßigen, ebenso die damit zusammenhängenden magischen Bestandteile des urwüchsigen Volksglaubens abgelehnt und ignoriert. Sie bestanden als eine verachtete Unterschicht von Volksreligiosität unterhalb des brahmanischen Ritualismus und der Heilssuche auf dem Wege der brahmanischen Gnosis, gepflegt zweifellos, wie überall, von einer Schicht 139)

Dies darf freilich nur mit Vorbehalt gesagt werden. Für die Intellektuellen blieb A 7 5 8 , B 3 2 2 ganz überwiegend entweder ein noch hinter diesen höchsten Göttern stehender unpersönlicher göttlicher Urgrund bestehen, oder aber sie selbst wurden als halbunpersönliche Mächte gedeutet. 140) D a Buddhisten und Jainisten der alten Zeit nicht selten vischnuitische und givaitische Namen haben, so schließt Bühler wohl mit Recht auf das Alter der Kulte jener Götter. 3 9 |

h A, B: Mahabharatha

35 36 37 38 39

i A: des

Weiterhin nach Hopkins, Religions, S.367. Weberfolgt Winternitz, Indische Litteratur, I, S. 4 6 4 - 4 6 6 . Nach Hopkins, Religions, S. 388ff. Oben, S. 239ff. Auf welche Arbeit Bühlers sich Weber hier bezieht, ist nicht zu ermitteln.

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Hinduismus und Buddhismus

schamanenartiger Zauberer. A b e r die Brahmanen konnten sich im Interesse ihrer Machtstellung dem Einfluß dieser Magie und dem Bedürfnis ihrer Rationalisierung nicht dauernd ganz entziehen, wie sie ja schon im Atharva-Veda dem unklassischen Zauber Konzessionen gemacht hatten. In der Tantra-Magie hielt schließlich auch die Volksekstatik ihren Einzug in die brahmanische Literatur, innerhalb deren die Tantra-Schriften von manchen als der „fünfte Veda" angesehen wurden. 40 Dies deshalb, weil in Indien wie im Occident die systematische Rationalisierung der magischen Künste, namentlich der Alchemie, und der Nervenphysiologie zu ekstatischen Zwecken, A 759, B 323 zu den Vor|stufen rationaler empirischer Wissenschaft gehörte: das hatte einige hier nicht näher zu verfolgende Nebenwirkungen 141 '. Die Tantra-Magie war ihrem ursprünglichen Wesen nach orgiastische Ekstase, hervorgerufen durch gemeinsamen Genuß der in der späteren Terminologie, „heiliger Kreis" (purnabhisheka k ) genannten „fünf Mukara", der fünf Dinge mit „ M " als Anfangsbuchstaben: Madiya: Alkohol, Mamsa: Fleisch, Matsya: Fisch, Maithuna': Sexualverkehr, Mudra: heilige Fingergesten (vermutlich ursprünglich Pantomimen). 41 Allen an Bedeutung voran stand die mit Alkohol verbundene Sexualorgie 142) und demnächst das blutige Opfer nebst anschließendem Mahl. Ziel der Orgie war zweifellos ekstatische Selbstvergottung zu magischen Zwecken. Der in den Gottbesitz Gelangte, der Bhairava oder Vira, hatte magische Kräfte. Er wurde A 759, B 3 2 3

141)

Über die wissenschaftlichen Wirkungen derTantra-Literatur s[iehe] oben S. 260f. „Weib und Wein sind das fünffache Mukara und nehmen alle Sünden fort" sagt ein Spruch der Orgiastiker.42 | 142)

k A, B: puruabhishaka

I A, B: Maithura

40 Nach Wilson, Sects, S. 248: „The followers of the Tantras profess to consider them as a fifth Veda, and attribute to them equal antiquity and superior authority." 41 Die Schreibung Mukara statt richtig Makära hat Weber von Balfour, Cyclopaedia, II, S. 697 übernommen. Im übrigen folgt er Phillips, Hinduism, S. 109-110; dort auch die Schreibung madiya statt richtig madya. Das Wort pürnäbhiseka bedeutet wörtlich „volle (rituelle) Übergießung". 42 Zitiert bei Wilson, Sects, S. 256, Anm.1: „They are thus enumerated in the Syämä Rahasya: [...] ,Wine, flesh, fish, Mudrä, and Maithuna, are the five-fold Makära, which takes away all sin."' Das Syämärahasya ist ein Werk des Säkta Pürnananda, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebte (zwei seiner Werke sind datiert: 1571 und 1577).

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III. Die asiatische

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vereinigt mit der weiblichen Schöpfermacht, der Sakti, welche später, unter den Namen Lakschmi, Durga, Devi, Kali, Syamam u.a. erscheinend, durch ein nacktes mit Fleisch und Wein gespeistes Weib (Bhairavi oder Nayika) repräsentiert wurde. 43 In gleichviel wie gearteter Form sind diese Kulte selbst sicher uralt. Wie überall, war auch hier die Orgie als Form der Heilssuche bei den Unterschichten, insbesondere also den Dravidas, besonders lange erhalten geblieben, daher gerade in Südindien, wo die brahmanische Kastenordnung erst spät durchgeführt wurde. Während des Jagannatha-Festes in Purin aßen dort bis an die Schwelle der Gegenwart noch alle Kasten zusammen. 44 Niedere Kasten, wie die Parayans und die höher stehenden Vellalar in Südindien hatten vielfach noch Eigentumsrecht an berühmten Tempeln der alten orgiastisch verehrten Gottheiten und zahlreiche Reste aus der Zeit, wo auch die oberen Kasten diese verehrten, hatten sich erhalten. 45 Es ist selbst der sehr energischen Sittenpolizei der Engländer nur schwer gelungen, der Sexualorgie Herr zu werden und sie wenigstens aus der Öffentlichkeit ganz zu verscheuchen. Das Symbol der alten Fruchtbarkeits-Geister, mit welchen die Sexualorgie als Homöopathie in Beziehung gesetzt wurde, war hier

m A, B: Syana

n A, B: Pari

43 Weber folgt hier Wilson, Sects, S.257, und Hopkins, Religions, S. 4 8 9 - 4 9 2 . Jede Sakti (Natur des Gottes, seine Gemahlin) besitzt eine weiße oder sanfte und eine schwarze oder wilde Natur. So zeigt DevT beispielsweise als Umä „die Lichte", Gauri „die Glänzende", PärvatT „die Bergtochter", HaimavatT „die Schneeige", Jaganmätr „die Weltmutter" und KumärT „die Jungfrau" ihre sanfte Seite und als Durgä „die Schwerzugängliche", KälT und Syämä „die Schwarze", CandT „die Wütende" und Bhairavi „die Schreckljche" ihre wilde Seite. Je nachdem, ob sie die guten oder die bösen Eigenschaften der Sakti verehren, gliedern sich die Säktas in reine oder Rechtsritualisten (daksinäcärin) und unreine oder Linksritualisten (vämäcärin). Das Linksritual dient der Ausnutzung und Vernichtung der Werktätigkeit (Skt.: pravrtti) durch Aufhebung aller landläufigen Sittlichkeit, um alles irdische Begehren auszuschalten. Bhairava ist u.a. eine Bezeichnung für Siva in seiner schreckenerregenden Form, VTra bedeutet die heroische, unverzagte Natur, Nayikä „die Heldin". 44 Dies berichtet Phillips, Hinduism, S. 114. Der Gott Jagannätha („Herr der Welt") ist eine Kombination einer tribalen Pfahlgottheit mit Visnu in der Stadt Pur! in Orissa. Das Fest dieses Gottes wird alljährlich in einer großen Prozession (Skt.: darsana, „Schau") gefeiert. 45 Ebd., S. 113: „The low caste Vellälars and Pariahsseem to have some proprietary right in the most celebrated shrines [...]."

472

Hinduismus

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Buddhismus

wie überall in der Welt der Phallos (lingam, eigentlich die Kombination des männlichen und des weiblichen Geschlechtsteils). 46 Es fehlt A 760, B 324 denn auch über ganz Indien hin in fast keinem | Dorf. Die Veden verspotten den Kult als eine üble Sitte der Unterworfenen. 47 Uns soll hier diese Orgiastik um ihrer selbst willen nicht weiter interessie- 5 ren143). Wichtig ist für uns nur ihre zweifellos uralte und ununterbrochene Existenz, weil alle erheblicheren hinduistischen Sekten ohne Ausnahme in ihrer psychologischen Eigenart aus einer oft freilich weitgehenden Sublimierung dieser universell verbreiteten orgiastischen Heilssuche durch brahmanische oder außerbrahmanische 10 Mystagogen entstanden sind. In Südindien läßt sich der Prozeß dieser Verschmelzung noch in seinen Rückständen erkennen, weil er nur unvollständig gelungen ist. Ein Teil der Unterkasten und die zugewanderten Königshandwerker widersetzten sich dort der Reglementierung durch die Brahmanen, und so entstand das noch fortbe- 15 stehende Schisma der Valan-gai (Dakshinacharas) und Idan-gai (Vamacharas), der Kasten „rechter" und „linker" Hand: die letzteren blieben bei ihren eigenen Priestern und ihrer alten Orgiastik, die ersteren fügten sich der brahmanischen Ordnung 144 '. Der Kult dieser

A 760, B 324

1 4 3 ) D a s Mißliche an den englischen Darstellungen ist, daß die A u t o r e n fast stets in der üblichen puritanischen prüden Entrüstung über diese „abominable 0 practices" perorieren, statt die Vorgänge sachlich so darzustellen, daß man ein Bild des Sinnes gewinnen kann. (Oder sie leugnen die Existenz einfach ab, wie z. B . die Cyclopaedia of India es in vielen ihrer Artikel tut und wie es übrigens auch von gebildeten Hindus gern geschieht.) 4 8 I 4 4 ) D i e Kasten „linker H a n d " umfassen vor allem die früher erwähnten Panchala p (fünf G e w e r b e ) der Königshandwerker: 4 9 Schmiede, Zimmerleute, Kupferschmiede, Steinmetzen, Goldschmiede, dann die Beri-Sethi, offenbar: alte Gildenkaufleute, ferner die D e v a n g a d a : W e b e r , Ganigar: Ölpresser, Gollur: Träger, Palayan (Pariah): früher Weber, jetzt Landwirte, B e d a : Vogelsteller, und Madiga: G e r b e r und Schuster.

O B: abominabot

p A, B: Panchsala

46 Das männliche Geschlechtsteil heißt lihga (Nominativ: lihgam), das weibliche yoni. Sie werden meist in Kombination dargestellt. 47 Nach Schroeder, Mysterium, S. 63. 48 Weber verallgemeinert in seinem Angriff auf die englische und indische Literatur, daß Balfour es in seinem Artikel „Left-hand caste" (Cyclopaedia, II, S. 697) vermeidet, das Ritual der Vämäcärins näher zu beschreiben. 4 9 Oben, S. 176. In der gesamten A n m e r k u n g 144 und im zugehörigen Text folgt Weber Balfour, Cyclopaedia, II, S. 697 (Artikel „Left-hand caste"), und III, S. 422f. (Artikel „Righthand caste").

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

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als orthodox brahmanisch geltenden Kasten „rechter Hand" ist seines orgiastischen Charakters entkleidet, insbesondere also auch des blutigen Opfers; statt dessen wird Reis gespendet. | Die alten weiblichen Fruchtbarkeitsgeister wurden bei der Ver- A 761, B 325 5 Schmelzung zunächst zu Gattinnen brahmanischer Gottheiten erhoben. Als geeignete Göttergestalt bot sich dafür der alte in den Veden aus bekannten Gründen weit zurückgestellte Fruchtbarkeitsgott145) £iva 50 (der vedische Rudra) dar. Daneben stand auch Vischnu, als Sonnen- und Fruchtbarkeitsgott,51 zur Verfügung. Die weiblichen 10 Fruchtbarkeits-Dämonen wurden einem der drei orthodoxen Götter zugeordnet oder vielmehr: untergeordnet. So z.B. Lakschmi dem Vischnu, Parvati dem £iva, Sarasvati (als Patronin der schönen Künste und der Schrift) dem Brahma. Andere Göttinnen folgten nach. Die alten Sagen, die vielfach an hellenische Mythen erinnern 15 und sicher Ausdeutungen der apotropäischen oder, umgekehrt, homöopathischen orgiastischen Ritualien waren, wurden rezipiert: Die brahmanischen Kasten „rechter Hand" umfassen außer den aus Nordindien zugewanderten Angehörigen derBanija (Großhändler), Komati (Detaillisten), Gujarati (Bankiers aus Gujarat), Kumhar (Töpfer), Rangajiva q (Färber und Kattundrucker), Naindu (Barbiere), Jotiphana (Ölpresser mit einem Ochsen) und den Okhaloga r 5 2 (einer Landwirtskaste) auch die niederen Kasten der Kurubar (Schäfer), Agasa (Wäscher), Besta (Fischer und Schirmträger), Padma Shalaysa s (Weber), Upparavu' (Deichbauer), Chitragara (Maler) und die als ein Teil der Palayan-Kaste angesprochenen Wallia. Im letzten Fall geht der Riß also mitten durch die Kaste (Paria) hindurch. Ihn mit dem Buddhismus, (dem angeblich die Kasten linker Hand angehangen haben sollen) in Zusammenhang zu bringen ist kein Grund. Die Kasten linker Hand haben einfach die Brahmanen als Priester (statt ihrer eigenen Schamanen) nicht akzeptiert und ihre alte orgiastische Kultpraxis nicht oder jedenfalls nicht zur Zeit des Eintritts des Schisma aufgegeben (heut gilt sie als unterdrückt). | 145) Die Vereinigung des phallischen Fruchtbarkeitskults mit den Riten, welche der A 7 6 1 , B 3 2 5 Beschwichtigung des ursprünglich vorwiegend als Krankheitsdämon auftretenden Rudra dienten, scheint schon vor dem Mahabharata 8 vollzogen zu sein. 5 3 |

q A, B: Rangajeva r A, B: Okhalaya a A, B: Mahabharatha

s A, B: Sharagava

t A, B: Upparava

50 Zu den Vorstellungen Webers über Siva als Fruchtbarkeitsgott siehe oben, S. 222. 51 Die Deutung Visnus als ursprünglicher Fruchtbarkeitsgott ist in der Literatur nicht nachweisbar. 52 Balfours Schreibung Okhaloga (Cyclopaedia, III, S.422f.) ist eine Verschreibung für Okhaliga, einem Kannada-Wort für eine Bauernkaste, seine Schreibung Naindu eine Verschreibung für Nainda, einer Kannada-Bezeichnung für Näyinda, eine Barbierkaste. 53 Nach Bhandarkar, Vaisnavism, S. 112-114.

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und

Buddhismus

massenhafte Götter und vor allem Göttinnen, von denen die alte Literatur nichts weiß, tauchen jetzt als „orthodox" auf. Der Prozeß durchzog ganz Indien, und die Puranas sind die Stätte, in welcher er literarisch zum Ausdruck kam. Philosophisch durchaus eklektisch, hatten sie lediglich die Aufgabe, die Sektenlehren kosmologisch zu unterbauen und auszudeuten. Die treibenden Motive des Brahmanentums bei diesem Rezeptions- und Akkommodationsprozeß waren zum Teil wohl grob materielle: die massenhaften Pfründen und Kasualien, welche winkten, wenn man sich dem Dienst dieser nun einmal unausrottbaren volkstümlichen Gottheiten widmete. Daneben auch der Zwang der Konkurrenz gegen die mächtigen Erlösungs-Konfessionen der Jaina und Buddhisten, welche nur durch Anpassung an die volkstümlichen Traditionen aus dem Sattel gehoben werden konnten. Die formellen Methoden der Rezeption waren gegeben: der volkstümliche Dämon oder Gott wurde mit einem der dafür geeigneten hinduistischen Götter direkt identifiziert oder wenn es sich um Tierkulte handelte - als Inkarnation eines solchen behandelt. Für diese Zwecke kamen eben wesentlich die Fruchtbarkeitsgötter, Qiva und Vischnu, in Betracht, welche ja selbst auf eine orgiastische Vergangenheit ihrer Kulte zurückblickten. Der Kult aber wurde möglichst im Sinn des orthodoxen Vegetarismus, der Alkohol- und Sexual-Abstinenz temperiert. Wir gehen auf keinerlei A 762, B 326 Einzelheiten | dieses Anpassungsprozesses ein, welchen das Brahmanentum mit der Volksreligiosität vornahm, lassen auch den noch immer verbreiteten Kult des Schlangengeistes und des Sonnengeistes145a) ganz beiseite und halten uns nur an die für uns wichtigen Erscheinungen. Die verschiedenen Formen der als unklassisch, aber dennoch orthodox brahmanisch rezipierten Verehrung weiblicher Fruchtbarkeitsgottheiten pflegen als Sakta-Sekten bezeichnet zu werden. Wichtige Teile der tantrischen magischen esoterischen Literatur,

A 762, B 326

145a)

Im brahmanischen Ritual war die Anrufung der Sonne (Surya im Rigveda) enthalten. Exclusive Sonnenverehrer (Saura) entstanden wohl erst unter dem Einfluß eingewanderter Mithra-Priester etwa seit Beginn unserer Ära. 5 4 |

54 Von der Sonnenverehrung im Rgveda und dem aus Iran importierten Sonnenkult handelt Bhandarkar, Vaisnavism, S. 151 -155.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

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deren Bedeutung für den Buddhismus wir kennen lernten, 55 bildeten ihren literarischen Ausdruck. Ihren religionsphilosophischen Anknüpfungspunkt suchten diejenigen Brahmanen, welche die Tantrik rationalisierten und sich dabei zum Dienst der populären SaktiGöttinnen herbeiließen, in den Lehren der Samkhya-Philosophen von der Prakriti und des Vedanta von der Maya, die sie monistisch als Urmaterie oder dualistisch als weibliches Prinzip im Gegensatz zum männlichen, durch Brahma als Weltschöpfer repräsentierten, ausdeuteten. 56 Diese Religionsphilosophie ist so durchaus sekundären Charakters, daß wir hier ganz von ihr absehen können, obwohl sie, wie wir sahen, 57 auf die exakten Wissenschaften anregend gewirkt hat. Die intellektualistische Spiritualisierung der Orgie führte zur meditierenden Verehrung heiliger Kreise (statt des weiblichen Sexualorgans). Der bürgerliche Sakta-Kult ging oft dazu über: daß die Anbetung eines nackten Weibes als Vertreterin der Göttin Kultakt wurde. Mit der im Volkskult daran anknüpfenden Alkohol- und Sexualorgie verband sich oft das spezifisch saktische Blutopfer, die puja - ursprünglich und bis an die Schwelle der Neuzeit: ein Menschenopfer 58 - und eine Fleischorgie. Solche gänzlich von jeder Rationalisierung der Lebensführung abliegenden Kulte hatten namentlich im östlichen Nordindien (Bihar und Bengalen) Anhang auch unter dem Mittelstand: so war die Kayasth-(Schreiber-)Kaste bis vor nicht langer Zeit zum erheblichen Teil tantristisch. Die vornehmeren Schichten des Brahmanentums blieben dieser Akkommodation stets fern, obwohl auch sie mit den volkstümlichen Kulten Beziehungen suchen mußten. Es finden sich die verschiedensten Stadien von | der kryptoerotischen Sublimierung bis zur asketischen A 763, B 327 Umkehrung der Sexualorgiastik. Es gelang den Brahmanen tatsächlich und vor allem, die alte Phallos- (Lingam- oder Linga-)Verehrung ihres alkohol- und sexualorgiastischen Charakters zu entkleiden und in einen rein ritualisti-

5 5 Oben, S. 406. 56 Weber folgt hier Hopkins, Religions, S. 3 9 6 - 3 9 9 . 57 Oben, S. 272. 58 Zum Blutopfer äußert sich Hopkins, Religions, S . 4 8 9 - 4 9 0 : „Blood-offerings and human sacrifices are a modern and an ancient trait of Qiva-worship; and the hill-tribes of the Vindhya and the classical drama show that the cult of AghorT is a Qivaite manifestation which is at once old and derived from un-Aryan sources."

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und

Buddhismus

sehen Tempelkult zu verwandeln, der - wie schon bemerkt 59 - zu den verbreitetsten Indiens gehörte 146 '. Dieser als orthodox anerkannte Kult empfahl sich nun den Massen durch seine nicht zu unterbietende Billigkeit: Wasser und Blumen genügen für die normalen Zeremonien. Die brahmanische Theorie hat den Geist, welcher das Linga als Fetisch bewohnte oder - nach der sublimierten Auffassung dessen Symbol dieses war, durchweg mit £iva identifiziert. Vielleicht schon im Mahabharata wurde diese Rezeption vollzogen: in charakteristischem Gegensatz zu der alten Sexualorgiastik freut es dort den großen Gott, wenn das lingam keusch bleibt 147 '. Die Tantra-Literatur bestand umgekehrt, ihrem orgiastischen Ursprung entsprechend, zum erheblichen Teil aus Dialogen £ivas mit seiner Braut. £iva wurde unter der Wirkung von Kompromissen beider Strömungen der eigentlich „orthodoxe" Gott des mittelalterlichen Brahmanentums. Der £ivaismus in diesem ganz allgemeinen Sinn umspannt also die größten Gegensätze und ist in keinem Sinn etwas Einheitliches. Als der erste große Polemiker gegen die buddhistische Heterodoxie wird der Brahmane- und Mimamsa-Lehrer Kumarila Bhatta, genannt Bhattacharya, im 7. Jahrh. unserer Zeitrechnung erwähnt. 60 Der erste groß angelegte und dauernd wirksam gebliebene Versuch aber, die Renaissance des Brahmanentums im Sinn einer Verbindung der alten philosophischen Tradition der Intellektuellensoteriologie mit den Propaganda-Bedürfnissen zu verknüpfen, ging von dem (wahrscheinlich) malabarischen Halbblut-Brahmanen und gelehrten Kommentator der klassischen Vedanta-Schriften Sankara, genannt Sankaracharya 148) aus, der im 8. oder 9. Jahrhundert lebte A 763, B 3 2 7

146)

Es dürften noch jetzt mindestens 80 Millionen Hindu nur Lingam-Verehrer sein. 61 Mazumdar (J.R. A.S. 1907 S. 337) nimmt gegen Rhys Davids 62 allerdings an, daß alle Stellen des Mahabharata0, welche den Kult erwähnen, Interpolationen seien. 148) Über ihn s[iehe] KashinathTrimbak c Telang im Ind. Antiq. Vol. V. 6 3 | 147)

b A, B: Mahabaratha

c A, B: Trimbuk

59 Oben, S. 470. 60 Über Kumarila Bhatta berichten Bhandarkar, Vaisnavism, S.51, und Hopkins, Religions, S.437. 61 Nach Balfour, Cyclopaedia, II, S. 716. 62 Gemeint sind Mazumdar, Phallus-worship, S. 337-339, und Rhys-Davids, Buddhist India, S.165. 63 Weber verweist auf Telang^Sahkaradigvijaya, S. 287-293. Dieser Aufsatz behandelt weniger Sahkara als das Werk Sahkaradigvijaya („Triumph des Sahkara") desÄnandagiri (14. Jahrhundert n.Chr.)

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III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

All

und angeblich in dem jugendlichen Alter von 32 Jahren d (in Wahrheit erst: 32 Jahre nach Beginn seiner Reformtätigkeit) d starb. 64 Er zuerst scheint in die eigentlich damit | unvereinbare Vedanta-Lehre A 764, B 328 den persönlichen höchsten - und im Grunde: einzigen - Gott Brahma-Para-Brahma systematisch wieder eingeführt zu haben. 65 Alle anderen göttlichen Wesen sind Erscheinungsformen Brahmas, er selbst freilich, obwohl Regent der Welt, nicht ihr letzter Urgrund, der - im hinduistischen System unvermeidlich - überpersönlich und unerforschlich bleiben mußte. In jeder hinduistischen Hagiologie steht Sankara an der Spitze, alle orthodox givaitischen Sekten betrachten ihn als Lehrer, manche als eine Inkarnation £ivas. Die vornehmste Brahmanenschule Indiens, die Smarta (von Smriti, Tradition), 66 besonders im Süden mit der hochberühmten Klosterschule in Shringeri, im Norden vornehmlich mit der Klosterschule in Sankeshwar 67 als Mittelpunkt seßhaft, hält sich am strengsten an seine Lehre. Seit seinem Wirken hat jede neue brahmanische Reformbewegung einen persönlichen Gott als Weltregenten anerkennen müssen, und die synkretistische Orthodoxie hat dann Brahma mit den beiden Volksgöttern £iva und Vischnu zur klassischen Hindu-Trias vereinigt. Brahma selbst blieb freilich, seinem Ursprung aus den Konstruktionen der Philosophenschulen entsprechend, eine wesentlich theoretische Figur und den beiden andern Gottheiten der Sache nach geradezu subordiniert. Kult wird ihm selbst nur in einem einzigen Tempel von vornehmen Brahmanen gewidmet; im übrigen tritt er ganz hinter £iva und Vischnu zurück, welche dem orthodoxen Synkretismus als seine Erscheinungsform 6 gelten, während die le-

d Fehlt in A.

e A: Erscheinungsformen

64 Weber folgt offensichtlich (bjs auf die Frage der Datierung) Bhattacharya, Hindu castes, S. 374. Die Tradition, daß Sahkara 32 Jahre gelebt haben soll (angeblich 788-820 n.Chr.), ist relativ jung. Wahrscheinlich lebte er im 6. Jahrhundert n.Chr., weil er den Lehrer seines Lehrers als einen Zeitgenossen des buddhistischen Philosophen Bhavaviveka (5. Jh. n. Chr.) bezeichnete. 65 Weber folgt der Würdigung Sahkaras bei Wilson, Sects, S.27: „his leading tenet is the recognition of Brahma Para Brahma, as the sole cause and supreme ruler of the universe, and as distinct from Siva, Vishnu, Brahma, or any individual member of the pantheon." 66 Die Worterklärung ebd., S. 110, Anm. 101. 67 Die Bedeutung von Sahkesvara wird ebd., S. 199, zurecht anders eingeschätzt als bei Ketkar, Hinduism, S. 81, dem Weber hier folgt.

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bendige Sektenreligiosität umgekehrt entweder £iva oder Vischnu als den höchsten und eigentlichen, im Grunde den einzigen Gott betrachtet. 68 Die eigentlich klassische neubrahmanische Soteriologie geht fast durchweg auf den Namen £iva's. Wichtiger aber als Sankaracharya's naturgemäß eklektische Lehre war seine praktische Wirksamkeit: im wesentlichen eine Klosterreform großen Stils, die mit bewußter Absichtlichkeit zum Kampf gegen die heterodoxen, buddhistischen und jainistischen, Mönchsorden geschaffen wurde. Der von der offiziellen Tradition in 10 Schulen geteilte Mönchsorden, 69 den er ins Leben rief, führt seinen Namen: „Dandi", 70 vom Wanderstabe. Nach der strengen Observanz sollte nur ein familienloser (eitern-, weib- und kinderloser) Brahmane in den Orden aufgenommen werden dürfen. Den Bettelmönch scheiden daher die Puranas vom alten klassischen Waldeinsiedler (Vanaprastha und AsraA 765, B 329 ma). Er hatte das Dharma, in der Wanderzeit | nicht über eine Nacht in einem Dorf zu sein149): „ Atit", der „unerwartete Gast", ist ein alter Name für den Wandermönch. 71 Die Regeln für die ethische Lebensführung knüpften durchaus in die überlieferten Vorschriften der brahmanischen Soteriologie an: wache „Selbstbeherrschung", also Beherrschung von Wort, Körper und Seele im Handeln und Denken ist die Grundlage hier wie dort. Neu war - wie bei den Jesuiten im Occident - der spezifisch auf Mission und Seelsorge abgestellte Zweck. Zu diesem Behuf wurde das Verbot der Annahme von Geld - wohl nach buddhistischem Vorbild - eingeschärft, gleichzeitig aber für jedes der 4 großen Klöster, die Sankara persönlich stiftete, ein „Novizen"-(Brahmacharin f -)Orden gegründet, dessen Mitglieder

A 765, B 3 2 9

149)

So: Vischnu Purana III, 9f. 7 2 |

f A, B: Bramacharin 68 Nach Hopkins, Religions, S.403ff. 69 Diese Schulen werden unter dem Begriff DasnämT („zehn Namen habend") zusammengefaßt. Die Namen dieser Richtungen sind: 1. SarasvatT, 2. BhäratT, 3. Puri, 4. TTrtha, 5. Äsräma, 6. Vana, 7. Giri, 8. Aranya, 9. Pärvata, 10. Sagara. Weberfolgt hier Wilson, Sects, S. 114. 70 Zum Dandi siehe Wilson, Sects, S. 191 -205. 71 Das Wort Atit (atlta), das Weber von Wilson, Sects, S. 204, übernommen hat, bedeutet „vorübergegangen". Weber hates mit atithi („Gast") verwechselt. 72 Gemeint ist Visnupuräna III, 9, 28, in: Visnupuräna [engl.], III, S. 96: „Let him reside but for one night in a village, and not more than five nights, at a time, in a city."

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Heilandsreligiosität

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nicht selbständig 9 betteln, sondern nur als „dienende Brüder" die Dandi begleiten sollten und eventuell auch Geld für sie in Empfang nehmen durften: 73 die in anderer Form auch bei europäischen Bettelorden vorkommende Art der formalistischen Umgehung des undurchführbaren Verbots. Nach zwölfjähriger Mönchszeit können die Dandi und Sanyasi zur Würde von „Parama h Hamsa" befördert werden, welche klostersässig sind, vorwiegend Literaten-Obliegenheiten haben und an deren Spitze ein „Swami" genannter Superior steht. 74 Der Mönch erlebt durch die rituelle Aufnahme in den Orden eine Wiedergeburt,' und zwar als irdischer Gott. Nur die dergestalt vergotteten Vollmönche waren ursprünglich als Gurus der Laien zugelassen. Die Gewalt der Mönche über diese war von jeher sehr bedeutend, namentlich diejenige der Klostersuperioren. Der Superior des Klosters in Shringeri, der mächtigste, konnte bis in die Gegenwart durch Exkommunikation in ganz Südindien jeden Qvaiten aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausschließen. 75 Jeder Mönch und auch jeder korrekte Laie, der einer Sekte angehört, hatte seinen Guru. Dessen Sitz war für ihn selbst, sozusagen, sein geistiger k Wohnsitz. Nur nach dem Sitz dieses Guru und weiterhin nach dessen spiritueller Deszendenz von anderen Gurus kann die Sektenzugehörigkeit eindeutig identifiziert werden, bei den korrekten Sankariten also durch die Frage nach ihrer „tirtha" (Pilgerstätte, - wie etwa Mekka für die Islamiten, - in diesem Fall der Sitz des Klosters oder des Gurus), ebenso bei anderen, z.B. bei den späteren chaitanitischen Sektenangehörigen 76 durch die Frage nach dem Sripat (dem Sitz des „Sri", des Guru, den der Einzelne verehrt). | Der literarisch gebildete Wandermönch sollte nach Sankaras Ab- A 766, B 330 sieht durch Religionsgespräche die Gegner vernichten, und der klostersässige als Guru die Seelsorge der Gläubigen übernehmen. Dabei aber sollten beide in der Hand der geistlichen Leiter der von Sankaracharya gestifteten Schule bleiben. Die äußere Organisation g A: selbstständig

h A, B: Para

i Komma fehlt in A.

k A: geistlicher

73 Webers Schilderung der Funktion der Brahmacärin-Orden stutzt sich auf Bhattacharya, Hindu castes, S.388f., und Oman, Mystics, S. 163. 74 Nach Bhattacharya, Hindu castes, S. 385-387, und Oman, Mystics, S. 162. 75 Nach Bhattacharya, Hindu castes, S. 375. 76 Abgeleitet vom Namen des Vaisnava-Sektengründers Caitanya (1486-1533).

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Hinduismus

und

Buddhismus

der Klöster und des Tempeldienstes fand in der Zeit der einheimischen Herrscher teils durch königliche Stiftungen150), oft aber auch so statt, daß der Fürst die formelle freiwillige und private Stiftung bestätigte und mit bestimmten Zwangsrechten ausstattete, welche ihre äußere Existenz und ihr Monopol sicherstellten151'. Es findet 5 sich aber in den monumentalen Quellen schon vor unserer Zeitrechnung, für Tempel wenigstens, die heute in Indien wie in China übliche Gründung durch Subskription152' und Schaffung eines Treuhänder-Komitees (goshthika1), welches die Verwaltung führt und sich meist selbst ergänzt. Die geistliche Leitung, in Klöstern meist 10 und zuweilen in Tempeln auch die Wirtschaftsführung, lag in den Händen des vom geistlichen Stifter angestellten Superiors153). Die Schulen Sankaracharyas scheinen dauernd, um der Geschlossenheit

A 766, B 3 3 0

150) Dies war die durch eine Unzahl inschriftlicher Dokumente belegte Regel bei allen Klöstern und Hochschulen. 151) Beispiel (für einen Tempel:) die im Ind. Antiq. (XX, 1891, p. 289) 78 abgedruckte Inschrift (aus dem 8. Jahrhundert etwa), worin ein (vischnuitischer) Tamil-König ein „Abkommen" mit den „Patronen" (Stiftern) eines Tempels bestätigt und dabei verfügt, daß bei Strafe der Vermögenskonfiskation jeder Stifter dem Gottesdienst beizuwohnen hat und keinem anderen Gottesdienst beiwohnen darf: also eine Zwangseinpfarrung. Bei Strafe müssen ordnungsmäßig gebildete Priester zugezogen werden. 152) Ältestes Beispiel (für einen buddhistischen Tempel): in der Inschrift Ep. Ind. II p. 87f. aus etwa dem 3. Jahrh. vor Chr.: es wird ein Komitee (Bodhagothi) für die BuddhaKult-Verwaltung geschaffen. 79 - Für einen hinduistischen Tempel aus dem 9. Jahrhundert nach Chr.: Ep. Ind. I p. 184: Pferdehändler aus verschiedenen Gegenden tun sich zusammen und erlegen sich eine Umlage auf, deren Ertrag nach Quoten unter verschiedene Heiligtümer verteilt werden soll. Die Verwaltung führt ein panchayat von goshthikas, die aus angesehenen Einwohnern gewählt werden und dessen Vorsteher (desi) die Vertretung nach außen in der Hand hat. 8 0 153) So in der fivaitischen Inschrift eines Kanauj-Königs aus dem 10. Jahrhundert. Ep. Ind. III, p. 263. 81 |

I A, B: goshti

78 Gemeint ist Hultzsch, Tirunelli copper-plate-grant, S. 285-292. Es handelt sich hierbei um eine Schenkung des Kerala-Königs (kein Tamile!) Bhäskara Ravivarman an den Tirunelli-Tempel des Gottes Peruma! (Visnu). Die Regierungszeit dieses Königs wird neuerdings auf 961 - 1 0 1 9 datiert. Die Inschrift stammt aus dem Jahre 1017. 79 Diese Inschriften befinden sich auf Stüpas in SäficT. 80 Inschrift des PratThära-Königs Bhoja I. (836-883) aus dem Jahre 882 in Ep. Ind. I, S. 184-190. Das Wort gosthika findet sich auf S. 186, das Wort des? auf S. 189. 81 Inschrift des PratThära-Königs Vijayapäla vom 14. Januar 960.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

481

des Mönchtums willen, auf das Zölibat m der Gurus den stärksten Nachdruck gelegt zu haben. Die als klassisch geltenden 3 von den ersten 10 Mönchsschulen haben an dem Grundsatz, daß der Seelsorger ehelos sein müsse, festgehalten. Dies ist indessen bei den übrigen nicht mehr die Regel. Die sankaritischen, rituell geweihten Grihasthas sind heute Gurus von Laien wie früher die Kloster|mönche, A 767, B 331 und nur darin ist der Unterschied praktisch geblieben, daß sie niemals als purohita (Hauskaplan) oder überhaupt als Priester fungieren, selbst ihre eigenen purohitas und Brahmanen außerhalb des Ordens wählen. 82 Vegetarismus und Alkoholabstinenz herrscht in korrekt sankaritischen Kreisen. Ebenso vedische (Sanskrit-)Bildung und der Grundsatz, nur wiedergeborene Kasten in die Sekten aufzunehmen, nur Brahmanen in den Orden. Dies blieb freilich nicht durchweg erhalten. Gerade die heute als „Sanyasi" bezeichneten Mönche sind oft illiterat, gestatten auch Mitgliedern nicht wiedergeborener Kasten den Eintritt, nehmen Geld und treiben eine empirische (übrigens nicht unwirksame) Therapeutik, die sie als Geheimlehre fortpflanzen. Jeder Brahmane hoher Kaste hat heut einen lingam-Fetisch83 im Hause. Aber es ist dem ?ivaitischen Revival aus eigner Kraft die Durchdringung der Bevölkerung mit seiner orthodoxen Heilslehre und die Ausrottung der Heterodoxien nirgends gelungen. Für das 12. Jahrhundert nimmt Nagendra Nath Vasu154) für Bengalen eine Schichtung der Religionen an, die etwa so aussah, daß neben den 800 eingewanderten orthodoxen Brahmanenfamilien die HinayanaSchule westlich des Ganges herrschte, im übrigen der Mahayanismus in den oberen Kreisen der Mönche und Laien, Yogismus und einige buddhistische und hagiolatrische Sekten in den Mittelklassen, die rein buddhistische Ritualistik und Hagiolatrie in den untersten 154>

Modern Buddhism. 84 |

m A: Cölibat 82 Weber bezieht sich auf Bhattacharya, Hindu castes, S. 378: „They [die Grhasthas] neverserveaspurohitsorpriests." Das folgende ebd., S. 382-384. 83 Den Ausdruck „lingam-Fetisch" gebraucht Phillips, Hinduism, S. 89: „the amalgamation of Siva with the lifiga-fetish of the aborigines." 84 Weber bezieht sich auf Seite 13 der Einleitung von Haraprasäd Shästri zu Vasu, Modern Buddhism.

A 7 6 7 , B 331

482

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Schichten, der Tantrismus aber in allen Klassen verbreitet war. Erst die Eingriffe der Könige, namentlich Vallala Senas n , haben hier die brahmanische Orthodoxie zur Herrschaft gebracht. Mit dem Spätbuddhismus teilte der Qvaismus die Eigentümlichkeit, die obersten Intellektuellenschichten einerseits, die Unter- 5 Schicht andererseits anzuziehen. Denn wie der Buddhismus neben der Erlösungslehre der Intellektuellen den Tantrismus und Mantrismus als höchst bequeme Ritualistik für die Masse rezipiert hatte, so der £iva-Kult neben der altklassischen brahmanischenTradition, die er auf dem Wege über das Epos aufnahm, die phallische und apotro- 10 päische Ekstatik und Magie. Der £ivaismus entwickelte daraus eine eigene schulmäßige Askese (Charya), welche namentlich in der im Mahabharata 0 erwähnten Pasupata-Schule 85 einen dem Ursprung entsprechend, hochgradig irrationalen Charakter annahm: das p IrreA 768, B 332 reden und | andre paranoide Zustände galten als höchste Heilszu- 15 ständlichkeiten, 86 welche sowohl die Zerstörung des Leidens wie magische Wunderkräfte verbürgten 1543 '. Namentlich die aus der Epik allgemein bekannte Kasteiungs-Askese hat der Qivaismus zu einer Massenerscheinung gemacht, indem seine Sekten sie vielfach auch für die Laien durchführten q . Mitte 20 April jedes Jahres melden sich massenhaft die korrekten fivaitischen Laien niederer Kaste bei ihrem Guru und unterziehen sich eine Woche lang den heiligen Übungen der allerverschiedensten Art, an denen hier nur interessiert: daß sie durchweg - im Gegensatz zur Yoga-Kontemplation - völlig irrationaler Art sind, oft rein nervöse 25 Virtuosenleistungen darstellen. Neben den meist schreckhaften Geistern und dem furchtbaren Gott selbst, der als gewaltiger Virtuose der Magie sowohl wie als dürstend nach Opferblut vorgestellt wird, A 768, B 3 3 2

154a) Dazu, wie überhaupt zu vielen vorstehenden Bemerkungen vgl. R.G. Bhandarkar', Vaishnavism, Saivism and minor religious systems in Bühlers Grundriß Straßburg 1913.|

n A, B: Vellala Senas r A, B: Bhandakar

O A, B: Mahabaratha

p A, B: des

q A, B: durchführte

85 Nach Bhandarkar, Vaisnavism, S. 116: „In the NäräyanTya section of MBh., the Päsupata is mentioned as one of five schools of religious doctrines (Säntiparvan, chap. 349, v. 64)." 86 Das Irrereden gehört nach Bhandarkar, Vai?navism, S. 123, zum Ritual (vidhi).

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

483

spielte kultisch der allmählich vom Ursprung des Symbols sich gänzlich loslösende phallische lingam-Fetisch die Hauptrolle bei den Massen. Die vornehme Smarta-Schule rechnet sich als die Fortsetzerin der alten Tradition, weil sie das vedantistische Heilsziel: Selbstvernichtung durch Vereinigung mit dem Göttlichen, und den vedantistischen Heilsweg: Kontemplation und Gnosis, am reinsten festgehalten hat. Die althinduistische Lehre von den drei Gunas: sattva s , rajas, tamas, lebt bei ihnen weiter. Ebenso die Unpersönlichkeit des göttlichen Geistes, der in den drei Formen: Sein, Wissen, Seligkeit lebt, im übrigen unprädizierbar ist, wenn er will, sich - innerhalb der Maya-Welt der kosmischen Illusionen - als persönlicher Gott manifestiert und als individueller Geist „bewußt" (Viraj) werden kann. Der „wache" Geisteszustand des individuell Seelischen ist der Tiefstand der Göttlichkeit, traumlose Entrücktheit die höchste, weil dem Heilsziel nächste. 87 Mit dieser Lehre hat der populäre lingam-Kult natürlich kaum die geringste Beziehung. Für den einfachen Lingam-Verehrer war überhaupt nicht £iva, sondern der lingam-Fetisch und allenfalls die alte, männliche oder meist weibliche, stark animistisch aufgefaßte Lokalgottheit, die ihn bewohnte, das Objekt des Kults. Dabei liefen die 'alten, dem £ivakult und namentlich dem alten Sakti-Kult der als seine Gattin angesehenen 3 Göttin Durga ursprünglich eigenen,' Fleischorgien und blutigen Opfer als eine | unklassische Art von A 769, B 333 Volkskulten weiter. Sexual- und Blutorgie wurden zuweilen in sadistischer Art miteinander verschmolzen. Daneben stand nun die individuelle givaitische Heilssuche scheinbar beziehungslos. Denn sie war besonders oft in sehr starkem Maße asketischen Charakters im Sinne höchst virtuosenhafter Kasteiung. £iva selbst erscheint in der Literatur als starker Asket, und bei der Rezeption der volkstümlichen Heilssuche durch die Brahmanen sind gerade die schroffsten und für uns abstoßendsten Formen der Mönchsaskese als fivaitisch rezipiert worden, zweifellos weil das alte Prestige des durch Kasteiung zu erlangenden Charisma als Mittel der Konkurrenz gegen die

s A, B:satva

t Kommas fehlen in A.

a A, B: angesehene

87 Hier greift Weber Passagen von Hopkins, Religions, S. 482 und besonders 507, auf.

484

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und

Buddhismus

Heterodoxie geschätzt wurde. Ein Umschlag von extremer und pathologischer Kasteiung zu pathologischer Orgie war aber im populären £ivaismus offenbar seit alters in teilweise furchtbarer Form heimisch, und auch das Menschenopfer hat bis in die neueste Zeit nicht ganz gefehlt155'. Gemeinsam war schließlich aller eigentlich 5 fivaitischen Religiosität im allgemeinen eine gewisse Kälte der Temperierung in der Gefühlsbeziehung zum Gott. £iva war kein Gott der A 769, B 333

155)

Zu den (Jivaiten gehörten daher (soweit sie Hindu waren) auch jene Räubersekten, welche der Kali, einer der Göttinnen (Jiva's, außer Anteilen an der Beute auch Menschenopfer darbrachten. Darunter gab es solche, welche - wie die Thugs - das Blutvergießen aus rituellen Gründen verwarfen und daher die Opfer stets erdrosselten (Hopkins a.a.O. p. 493 Anm. I, 8 8 p. 494 Anm. I 8 9 nach Berichten britischer Offiziere aus den 30er Jahren. Über die sadistischen Durga-Orgien s[iehe] das[elbst] p.491 Anm. 2 9 0 und p. 492 Anm.2 9 1 ). Die häufige Art der Darstellung £ivas und der fivaitischen Göttinnen: eine Mischung von Obszönität und wilder Blutgier im b Ausdruck, hängt mit dieser Art der Orgiastik zusammen. |

b A, B:in

88 Hopkins schreibt an der angegebenen Stelle: „The Jemidar [Hindi: Jamädär], captain, gives the order to the Buttoat [Hindi: Batvät „Seiler"] strangler, who takes the rumal [Hindi: rümäl] (yard of cotton) with a knot tied in the left end, and, holding his right hand a few inches further up, passes it from behind over the victim's head. As the latter falls the strangler's hands are crossed, and if done properly the Thugs say that ,the eyes stand out of the head and life becomes extinct, before the body falls to the ground' (Notes on the ,Thags, Thugs, or Thegs,' by Lieutenant Reynolds; of whom Lieutenant-Colonel Smythe says that he knew more than any other European about the Thugs, 1836). The Buttoat received eight annas extra for his share. Each actor in the scene had a title; the victim was called Rosy [Hindi: RüsT „jemand, der zornig ist, der schmollt"]." 89 Die zitierte Stelle lautet: „Thugs (defined as .knaves' by Sherwood, more probably .throttlers') must be distinguished from Decoits [...] The Thugs or Phänslgars (phänsl, noose) killed no women, invoked Kali (as Jayl), and attacked individuals only, whom the decoys, called Tillais, lured very cleverly to destruction. They never robbed without strangling first, and always buried the victim. They used to send a good deal of what they got to Kali's temple, in a village near Mirzäpur, where the establishment of priests was entirely supported by them. Kali (or Bhavänl) herself directed that victims should be strangled, not bled (so the Thug legend). Their symbol was a pick, emblem of the goddess, unto whom a religious ceremony was performed before and after the murder was committed. Local small bankers often acted as fence for them." 90 Hier greift Weber noch einmal das Ritual der Vämäcärins auf, bei dem gelegentlich auch Menschenopfer vorkamen (Hopkins, Religions, S.491, Anm.2: „[...]'The Qäktas hold the killing of a man to be permitted,'!...]"). Vgl. oben, S. 471 f. 91 Dies ist eine Bemerkung zum Ritual der Vämäcärins: „This has no parallel in Vishnuism except among some of the Rädhä devotees. Among the Rädhä Vallabhls the vulgarities of the Qivaites are quite equalled; and the assumption of women's attire by the SakhTBhävas of Benares ushers in rites as coarse if less bloody than those of the Qivaites."

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

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Liebe und Gnade, und seine Verehrung nahm daher entweder ritualistische oder asketische oder kontemplative Formen an, soweit sie nicht Bestandteile aus der heterodoxen Orgiastik beibehielt. Gerade jene Qualitäten hatten ja diesen Gott der kühlen Gedanklichkeit der brahmanischen Intellektuellen-Soteriologie besonders akzeptabel gemacht. Für sie hatte die theoretische Schwierigkeit ja nur darin bestanden, daß er eben ein persönlicher Gott war und mit den Attributen eines solchen ausgerüstet werden mußte. Dafür hatte Sankaracharya das Bindeglied geschaffen. Praktisch schwierig freilich blieb die Einfügung des ganz unklassischen Lingam-Kultes in das klassische Ritual, welches davon nichts wußte. Das größte fivaitische Fest, am 27. Februar, ist. noch jetzt reine Anbetung des an diesem Tag in Milch gebadeten und dekorierten lingam. 92 Der ganze „Geist" dieses Kultes stand aber so im Widerspruch mit den Traditionen der Intellektuellen-|Soteriologie A 770, B 334 und auch mit dem klassischen vedischen Ritual, daß die Gefahr eines Bruchs hier stets bestand, der dann auch jene Zwiespältigkeit orgiastischer und asketischer Orientiertheit, wie sie der £ivaismus umschloß, zutage treten lassen mußte. Er erfolgte im großen Maßstabe vor allem in der Häresie Basavas, des Gründers der Lingayat-Sekte, der, nach allgemeiner Ansicht, 93 bigottesten aller hinduistischen religiösen Gemeinschaften. Der Stifter, ein südwestindischer fivaitischer Brahmane (12. Jahrhundert), geriet mit der Hierarchie in Konflikt, weil er das vedische Ritual bei Anlegung der heiligen Schnur, welches Sonnenanbetung einschloß, als ketzerisch ablehnen zu müssen glaubte[,j und wurde dann Hofbrahmane und Premierminister eines kanaresischen Königs. Seine Anhängerschaft war und blieb im kanaresischen Gebiet am stärksten, verbreitete sich aber weit über Südindien. Die Ablehnung des vedischen Rituals hatte bei Basava Lossage von den Brahmanen und Sprengung der Kastenordnung zur Folge. Die religiöse Gleichwertigkeit aller Menschen, auch der Frauen, wurde gepredigt. Die rationalen, antiorgiastischen, Züge des £ivaismus erstarkten. Teile der Sekte galten früher auch in sexueller Hinsicht für „puritanisch". 94 Doch scheint dies nicht streng festge-

92 Nach Hopkins, Religions, S. 453. 9 3 Zu den Lihgäyats siehe vor allem Bhandarkar, Vaisnavism, S. 1 3 1 - 1 4 0 . 9 4 Weber bezieht sich auf Balfour, Cyclopaedia, II, S. 718.

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Buddhismus

halten worden zu sein. Um so strenger waren und sind sie in anderen rituellen Hinsichten. Sie lehnten nicht nur den Fleischgenuß ab, sondern weigerten und weigern sich noch in irgendeiner Art am Fleisch- und Viehhandel oder an der Viehproduktion teilzunehmen oder Kriegsdienste zu tun. Sie verwarfen nicht nur die Tantras, 5 sondern gehörten, wenigstens in ihren Anfängen, zu den wenigen Sekten, welche die Samsara-Lehre bezweifelten. Die Heilssuche der Intellektuellen bestand in Meditation über das in der Theorie zum Symbol der verschiedenen übernatürlichen Potenzen £ivas spiritualisierte lingam bis zu vollkommener Weltindifferenz, dem höchsten 10 Stande der Gnade (prasada). Die volkstümliche Soteriologie156) aber war rein magischer und sakramentaler Art. Der Guru vollzog an dem Eintretenden je nach der Stufe der Vervollkommnung die acht (ashtavarna-)Sakramente, welche allein die Rechte des Vollmitglieds gaben. 95 Sie waren in der Doktrin strikt „monotheistisch", aner- 15 kannten nur £iva und verwarfen das brahmanisch-hinduistische PanA 771, B 335 theon | und die Trias der höchsten Götter. Aber sie verehrten £iva wesentlich in magisch-ritueller Form. Sie trugen das lingam als Amulett (Jangama-lingam): der Verlust dieses Objekts galt als schwerstes heilsgefährdendes Unglück. Neben der Verehrung dieses Amuletts 20 und des Tempel-Phallos (des Sthavara lingam, d.h. standfesten, nicht tragbaren, lingam) kannten sie die Andacht zu heiligen Worten und Silben (Om). Ihre Priesterschaft, die Jangama, waren teils wandernde und Klöstern zugeteilte Asketen, teils Lingam-Tempelpriester; die letzteren gehörten zuweilen zum „establishment" von Lin- 25 gayat-Dörfern 157) . Im übrigen fungierten sie als Gurus der Laien. Die 156) Das Basava Purana, die Grundschrift dafür, ist m. W. nicht übersetzt. 9 6 Leider war mir auch die sonstige Spezialliteratur über die Sekte nicht zugänglich. | 157) A 771, B 3 3 5 Der Gegensatz der Sekte gegen die Brahmanen war so schroff, daß eine Dorfschaft das Graben eines Dorfbrunnens ablehnte, weil dadurch ein Brahmane veranlaßt werden könnte, dort Wohnung zu nehmen (da er dadurch rituell reines Wasser zur Verfügung gehabt hätte). 9 7

A 770, B 3 3 4

9 5 Die Sakramente heißen richtig ashtavarana (astävarana). Weber übernimmt die Beschreibung aus Census 1911, VII, P. 1, S. 2 8 3 - 2 8 4 , insbesondere 283. 96 Das Basavapuräna ist die 1369 von BhTma in der Kannada-Sprache verfaßte Lebensgeschichte des Basava. Bhandarkar, Vaisnavism, S. 132, Anm. 2, erwähnt eine Teilübersetzung dieses Textes im Journal of the Bombay Branch of the Royal Asiatic Society, [Alte Serie], Vol. 8,1848. 9 7 Weber stützt sich auf einen entsprechenden Bericht bei Balfour, Cyclopaedia, II, S.718.

III. Die asiatische Sekten- und Heilandsreligiosität

487

Obedienz 0 gegen den Guru war bei den Lingayat sehr streng, wohl am strengsten von allen indischen Sekten, namentlich bei den rituell und ethisch, auch sexualethisch und in der Alkoholabstinenz strengsten Observanten, den Visesha Bhakta. 98 Zu dem auch sonst übli5 chen Trinken des Fußwaschwassers und ähnlichen hagiolatrischen Praktiken trat hier hinzu, daß selbst die Götterbilder vor dem Guru geneigt wurden, um seine Götterüberlegenheit zu symbolisieren. Diese haben auch an der alten Kastenlosigkeit am strengsten festgehalten. Dagegen wurde schon früher erwähnt," daß im übrigen die 10 Lingayat dem allgemeinen Schicksal der Sekten: durch die Gewalt der Umstände in die Kastenordnung wieder hineingedrängt zu werden, nicht entgangen sind. Zuerst entwickelte sich die Aristokratie der Sippen der Altgläubigen gegenüber den später Konvertierten. Nur jenen blieben die 8 Sakramente voll zugänglich. Dann begann 15 die ständische Differenzierung nach dem Beruf, der ja auch bei den Lingayat rituell in verschiedenem Grade unbedenklich war. Schließlich, sahen wir, 100 gliederten sich die Sekten einfach nach den traditionellen Kasten158). Namentlich die Samanya, die „gewöhnlichen" Lingayat (im Gegensatz zu den pietistischen Observanten) haben 20 sich in dieser Hinsicht leicht akkommodiert. Alles in allemd hat der rationalistische Zug, der sich in dem Purismus der Sekte äußert, die massive Hagiolatrie und traditionalistische Ritua|listik ihrer vorwie- A 772, B 336 gend bäuerlichen Anhängerschaft nicht brechen können. Einen vom genuinen Qvaismus - trotz aller gegenseitigen Beein25 flussungen und Übergänge - merklich verschiedenen Typus zeigt die zweite große Religiosität (oder Gruppe von solchen) der hinduistischen Renaissance: der Vischnuismus. Der orthodoxe brahmanische £ivaismus kastrierte die Orgiastik ritualistisch zum lingam-Kult, übernahm daneben die alte klassische Vedanta-Soteriologie unter

1581 Die Oberkaste nennt sich Vira-Saiva-Brahmana. Die Priester und Händler (aus der Baniya-Kaste) bilden den ersten Stand, Handwerker und Ölpresser folgen, schließlich die unreinen Kasten. Konnubium zwischen den Kasten besteht längst nicht mehr, vielmehr sind die Unterkasten endogam. |

C A: Obödienz

d A: Allem

98 Weber stützt sich auf Balfour, Cyclopaedia, II, S. 717. 99 Oben, S. 464ff. 100 Oben, S. 57.

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Hinduismus und Buddhismus

Einfügung des persönlichen Weltregenten in das System und fand so in seinen innerlich höchst heterogenen verschiedenen Formen Anhänger einerseits unter dem vornehmen Brahmanentum als NeuOrthodoxie, andererseits unter den Massen der Bauern als dörflicher Tempelkult. In Wahrheit freilich blieben die von der Orthodoxie nicht anerkannten Blut-, Alkohol- und Sexualorgien die Domäne des im wirklichen Volkskult lebenden £iva. Der Vischnuismus dagegen temperierte die Orgiastik zur brünstigen Andacht und zwar vornehmlich in der Form der Heilandsminne. Die blutigen Opfer des alten (Jivaismus und die radikale Kasteiungs-Virtuosität waren ihm fremd, denn Vischnu war als alter Sonnengott eine Vegetationsgottheit mit unblutigem Kult, dagegen mit sexueller (Fruchtbarkeits-) Orgiastik.1 Durch die bei Sonnenkulten stets naheliegende Verbindung mit inkarnierten Erlösergestalten wurde er die Form spezifischer Heilandsreligiosität,2 welche Indien hervorgebracht hat, und fand demgemäß, wie es scheint, seinen Boden vornehmlich in den mittleren, bürgerlichen, Schichten der indischen Gesellschaft. Jener Umschwung zur Innigkeit und zum Genrehaften, den man in der italienischen Plastik etwa zwischen Pisano Vater und Sohn 3 beobachten kann und der mit der Expansion des Bettelmönchtums Hand in Hand geht, kann damit am ehesten verglichen werden, außerdem natürlich die gefühlsmäßig ähnlichen Erscheinungen in der Gegenreformation und im Pietismus. In Indien war vor allem der Krischnakult der Boden, auf welchem diese Entwicklung sich vollzog. Der Vischnuismus wurde die Religion der „Avatars", der zur Erde niedersteigenden Inkarnationen des höchsten Gottes. Krischna war nicht die einzige: 10, dann 20, dann 22, dann immer mehr, wurden

1 Die Funktion Visnus als alter Sonnengott kennt Weber von Hopkins, Religions, S.41 und 5 6 - 5 7 , sowie Phillips, Hlnduism, S. 5 6 - 5 7 . Die Charakterisierung Visnus als Vegetationsgottheit mit sexueller Fruchtbarkeitsorgiastik kann sich jedoch nicht auf die wissenschaftliche Literatur stützen. Auch das Zitat bei Hopkins, Religions, S.57, aus Figveda X, 149: „He comes ,as king to the village, as a hero to his steed, as a calf to the cow, as a husband to his wife'", legt Webers Charakterisierung nicht nahe. 2 Wie eng der Zusammenhang zwischen Sonnenkulten und Erlösergestalten wirklich ist, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Bei dem mit der Gestalt des Sol invictus verbundenen Mithras gibt es ihn gewiß. Hierbei übernahm der iranische Gott Mithras in Rom auch die Funktion eines Sonnengottes und wurde eine Heilandsgestalt. Auch der indische Sonnenkult der Sauras ist vom iranischen Mithra-Kult entlehnt. 3 Gemeint sind Niccolö Pisano (um 1225 - nach 1278) und Giovanni Pisano (um 1250 nach 1314).

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

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erfunden. 4 Aber ebenbürtig neben Krischna trat nur eine zweite wichtige und höchst populäre Inkarnation®5 Vischnus: Rama, ein vielleicht historischer - siegreicher König, der Held des zweiten | großen indischen Epos, des Ramayana. Er wird gelegentlich als A 773, B 337 Bruder Krischnas bezeichnet, gelegentlich (im Mahabharata') sogar als eine von dessen Erscheinungsformen^] und war in drei verschiedenen Figuren, die alle als Inkarnationen des gleichen Helden galten, Nothelfer und Heiland. 5 Im Gegensatz zu dem in seinen Taten durchaus unethischen Krischna ist er weit mehr moralisierend ausgestaltet. Die Beziehung zum alten Kult der Sonne: Surya, ist bei ihm weit stärker festgehalten als bei Krischna. 6 Es scheint demgemäß, daß die Vegetationsfeste und unblutigen Opfer, welche dem Vischnuismus im Gegensatz wenigstens zur alten fivaitischen Fleischorgie charakteristisch waren, aus seinem Kult stammen. Andererseits traten jene sexualorgiastischen Bestandteile, welche im KrischnaVischnuitentum in sublimierter Form stets fortgelebt haben, in den Rama-Kulten anscheinend mehr zurück. Auch das Ramayana gab Anlaß zu philosophischer Spekulation. Rama ist daher ein vorwiegend ritualistisch durch Gebetsformeln angerufener universeller Nothelfer teils der philosophisch Gebildeten, teils umgekehrt der gänzlich bildungslosen breiteren Massen geworden. Die eigentliche pietistische Heilandsfrömmigkeit des aliterarischen aber wohlhabenden Mittelstandes hat sich dagegen, scheint es, von Anfang an stärker an die erotische oder kryptoerotische Krischna-Verehrung angegliedert. Es wurde ausgeführt, 7 wie in der Bhagavata-Religiosität der „Glaube", die persönliche innere Vertrauensbeziehung zum Heie A: Incarnation

f A, B: Mahabaratha

4 Die klassische Zahl der zehn Avatäras (von Skt.: avatära, „der Herabgestiegene") kennt folgende Inkarnationen: 1. Matsya (Fisch), 2. Kürma (Schildkröte), 3. Varäha (Eber), 4. Narasimha (Mannlöwe), 5. Vämana (Zwerg), 6. Parasuräma (Räma mit der Axt), 7. Räma, 8. Kr$na, 9. Buddha, 10. Kalkin (ein weißes Pferd, der Avatära der Zukunft). Diese Avatäras griffen immer in das Weltgeschehen ein, wenn die kosmische Ordnung bedroht war (meist durch Dämonen). 5 Damit sind nach Balfour, Cyclopaedia, III, S. 357, Balaräma, Parasuräma und Räma(candra) gemeint. Balaräma war der ältere Bruder Krsnas, Parasuräma (Räma mit der Axt) ein Brahmane, der in der Mythologie die Ksatriyas ausrottete, Räma der Held des Epos Rämäyana. 6 Weber bezieht sich offensichtlich auf die Herkunft Rämas aus dem Sonnengeschlecht der lksväku. 7 Oben, S. 2 9 3 - 2 9 9 .

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land, in den Vordergrund trat. Die weitere Entwicklung fügte einerseits den überweltlichen persönlichen Gott hinzu: Vischnu, den alten, in den Veden weit zurücktretenden Sonnen- und Fruchtbarkeitsgott, mit welchem die alte Gottheit der Bhagavats identifiziert wurde, und als dessen wichtigste Inkarnation 9 der mythische Heiland Krischna galt 159) . Die Hauptsache aber war die neue Qualität der Frömmigkeit, welche schon in den späteren Einschiebungen des Mahabharata entwickelt ist. Heiliges Wissen und Gnosis, rituelle und soziale Pflichterfüllung, Askese und Yoga-Meditation sind alle nicht die entscheidenden Mittel zur Seligkeit. Diese wird gewonnen durch „Bhakti": die leidenschaftlich gottinnige innere Hingabe an den Heiland und seine Gnade. A 774, B 338 Es ist möglich, daß diese Andachtsfrömmigkeit schon in | früher Zeit einer besondern von den Bhagavats verschiedenen Sekte, den Bhaktas, eigentümlich war. Schon in den letzten Redaktionen des Epos ist sie aber mit der Gnadenlehre jener verbunden. Die orgiastische, und zwar sexualorgiastische, Herkunft der bhakti-Ekstase steht jedenfalls schon deshalb außer Zweifel, weil die Sexualorgien der Krischna-Verehrer auch nach der brahmanischen Sublimierung zur gottinnigen Andacht und bis in die Neuzeit daneben fortbestanden. 8 Die Mahaprasada-Eucharistie, bei welcher alle Kasten gemeinsam beim Opfermahl saßen, war - ebenso wie die früher erwähnte Jagannath-Orgie h9 der südindischen Kasten linker Hand A 773, B 337

159) Diese Identifikation war zur Zeit des Megasthenes (3. Jahrh. vor Chr.) offenbar schon vollzogen. 10 |

g A: Incarnation

h A, B: Jaganath-Orgie

8 Zwar ist die Beschreibung des Liebesspieles Krsnas mit den GopTs (Hirtinnen) im Bhägavatapuräna und in Jayadevas GTtagovinda in der glühenden Sprache einer inbrünstigen Brautmystik sehr erotisch. Aber Sexualorgien, d.h. ständig ausgeübte Sexualrituale der Krsna-Anhänger, fanden außer bei den Bäul (vgl. Glossar und unten, S. 507, Anm. 68) kaum statt. Die erotische Begrifflichkeit hat vielmehr sehr stark symbolischen Charakter, nämlich für die Liebe der Einzelseelen (die GopTs) zu Gott (Krsna). 9 Weber hat oben, S. 471, aber keine „ Jagannäth-Orgie" erwähnt, sondern lediglich die Aufhebung der Kastenunterschiede beim Fest des Gottes Jagannätha. Bekannt wurde das Fest in Europa vor allen Dingen dadurch, daß sich häufig enthusiastische Anhänger des Gottes unter die Prozessionswagen warfen und zermalmt wurden. Daraus leitet sich das englische Lehnwort Juggernauth für einen Hekatomben von Menschenleben verschlingenden Dämon her. 10 Webers Bezug auf die Indike des Megasthenes (um 300 v.Chr.) stützt sich auf Hopkins, Religions, S. 438-439.

5

10

15

20

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

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ein offenbarer Rest alter vorbrahmanischer Riten, und sie findet sich bei fast allen eigentlichen bhakti-Sekten 160) . Von den sehr handgreiflichen Resten der Sexualorgiastik bei den vischnuitischen Sekten wird noch die Rede sein.11 Insbesondere von Chaitanyas später zu 5 erwähnendem 12 populärem Revival des bhakti ist bekannt, daß es unter anderem der allergröbsten Sexualorgiastik der Massen den Boden abgraben wollte, dabei aber selbst sexualorgiastischen Charakters war. Vor allem liefert die psychologische Qualität des bhakti selbst den Beweis. Denn die vorgeschriebene Stufenfolge soll über 10 drei (oder vier) andere Gefühlszuständlichkeiten schließlich zu einer inneren Gefühlsbeziehung zum Heiland führen 161 ', welche derjenigen gleicht, die eine erotisch Liebende dem Geliebten widmet. An die Stelle der realen Sexualorgiastik trat also der kryptoerotische Genuß in der Phantasie. Zu diesem Zweck wurde die derbe alte 15 erotische Krischna-Mythologie mit zunehmend kryptoerotischen Zügen angereichert. Die Jugendabenteuer des Helden, der nach der Legende ein Hirte (Govinda) war, mit den Hirtinnen (Gopis) standen von jeher im Mittelpunkt der Krischna-Mythen und wohl auch 160) Grierson, JjR. As. Soc. 1907, p. 311. 13 Die Ansicht, daß derartiges sekundär, A 774, B 3 3 8 womöglich unter dem Einfluß der Nestorianer (wie behauptet wurde) habe entstehen können, bedarf keiner Widerlegung1*. 161) In den Chaitanya-Sekten ist die Stufenfolge der Verdienstlichkeit: 1. Santi (Meditation) - 2. dasya (aktiver Gottesdienst) - 3. sakhya (Gefühl wie für einen persönlichen Freund) - 4 . vatsalya (Gefühl wie für einen Vater), endlich: - 5 . madhurya (Gefühl wie das des Mädchens für ihren Geliebten, - ein spezifisch femininer Habitus also). 14 |

i A, B:I.

k A: Wiederlegung

11 Unten, S. 503 ff. 12 Unten, S.515f. 13 Gemeint ist Grierson, Modern Hinduism. Weber bezieht sich auf S. 326: „A common feature of many of these bhakti-sects is the sacramental meal or Mahaprasada (i. e. .Great Grace')." 14 Weber stutzt sich auf Wilson, Sects, S.163-164: „The Bhakti of the followers of this division of the Hindu faith is supposed to comprehend five Rasas or Ratis, tastes or passions: in its simplest form it is mere Santi, or quietism, such as was practised by the Yogendras, or by sages [...]: in a more active state it is servitude, or Dasya, which every votary takes upon himself; a higher condition is that of Sakhya, a personal regard or friendship for the deity, [...] Vatsalya, which is a higher station, is tender affection for the divinity, of the same nature as the love of parents for their children, and the highest degree of Bhakti is the Madhurya, or such passionate attachment as that which pervaded the feelings of the Gopis towards their beloved Krishna."

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Hinduismus und Buddhismus

des Krischna-Mimus. 15 Das im Abendland zuerst durch Rückerts Übersetzung bekannt gewordene Gitagovinda war eine glühend erotische poetische Darstellung dieser Abenteuer. 16 Aber es ist außer Zweifel, daß für gewisse später hinzugekommene Züge auch die A 775, B 339 Innigkeit einiger christlichen Legenden - der | bethlehemitischen Jugendgeschichten vor allem17 - zur Sublimierung und Anreicherung dieser Heilandserotik herangezogen wurde l62) . 18 Zur Intellektuellen-Soteriologie der alten Bhagavata-Religiosität verhielt sich „Bhakti" etwa wie der Pietismus, namentlich der Zinzendorfsche Pietismus, zur Wittenberger Orthodoxie im 17. und 18. Jahrhundert. An Stelle des maskulinen gläubigen „Vertrauens" ist ein feminines Gefühlsverhältnis zum Heiland getreten. Gegen die certitudo salutis, welche diese Heilszuständlichkeit gab, traten nun alle anderen Heilswege zurück. Sowohl die Advaita-Erlösung der Vedantisten, wie die Mimamsa-Werkgerechtigkeit, wie vollends das kühle Wissen der Samkhya-Erlösung kam für den Bhakti-Praktikanten nicht in Betracht. Alle rituellen oder sonstigen Heilsleistungen der hinduistischen Frömmigkeit hatten nicht nur, wie bei jeder spezifischen Glaubensreligiosität, nur dann Wert, wenn sie ausschließlich und allein auf den erlösenden Gott oder Heiland bezogen waren, - dies hatte schon die Bhagavata-Religion gelehrt, - sondern sie waren wichtig letztlich nur als technische Hilfsmittel für die Erzeugung des allein entscheidenden Heilszustandes. In diesem Sinn kann allerdings A 775, B 3 3 9

162) Das Christentum ist im 6. Jahrhundert in Südindien, im 7. Jahrhundert in Nordindien zweifelsfrei nachweisbar. 1 9

15 Die erotische Komponente der Figur des Govinda (Krsna) in seinem Liebesspiel mit den GopTs stammt wohl von den ursprünglich außerindischen AbhTras. 16 Das Gitagovinda wurde von dem im 12. Jahrhundert in Bengalen lebenden Dichter Jayadeva verfaßt und bildet einen Höhepunkt in der erotisch-religiösen Lyrik, die die Liebe zwischen Krsna und seiner Favoritin Rädhä beschreibt. Die mystische Bedeutung dieser Beziehung ist die Liebe der menschlichen Seele (Rädhä) zu Gott (Krsna), ihre Trennung und schließliche Wiedervereinigung. Friedrich Rückert (1788-1866) übersetzte das Gitagovinda im Jahre 1837. 17 Damit ist die Geburt Krsnas unter Hirten, seine Verfolgung und der Kindesmord durch den König Kamsa u.a. gemeint. 18 Entsprechende Einflüsse des Christentums auf den Krsna-Kult sind bisher nicht eindeutig nachgewiesen. 19 Weber kann sich hier auf den Bericht des Kosmas Indikopleustes (um 530 n.Chr.) stützen. Die indischen Christen waren Anhänger des syrischen Bekenntnisses, was u.a. auch aus ihren Beischriften an südindischen Kreuzen hervorgeht.

III. Die asiatische

Sekten-

und

Heilandsreligiosität

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schlechthin alles als Mittel dienen, wenn die rechte Andacht dabei ist. Die Theologie dieser Gnadenreligiosität geriet in die gleichen Diskussionen, wie sie der Occident gekannt hat. Der Theorie von der gratia irresistibilis, die so erlöst, wie die Katze, die ihr Junges im Mund davonträgt, stand die andere von der gratia cooperativa gegenüber, welche die Gnade so wirken ließ, wie die Affenmutter, deren Junges sich an ihren Hals klammert163). Immer wurde das „Opfer des Intellekts"20 gefordert: man soll „an den Geboten des Veda nicht deuteln mit menschlicher Vernunft". Die „Werke" aber sind nur wertvoll, wenn sie - entsprechend der Lehre des Bhagavadgita1 - „uninteressiert" (niskama) sind. „Interessierte" (sakama) Werke wirken Karman, die „uninteressierten" dagegen Bhakti164). | Nach der sublimierten Bhakti-Theorie165) bewährt sich das echte A 776, B 340 163> H i e r z u G r i e r s o n , J . m R . A . S. 1908 p. 337f. 2 1 G r i e r s o n h a t auch das m o d e r n e t h e o logische W e r k d e s P r a t a p a Simha (von 1866) übersetzt " ( J . R . A . S . 1908) n . 2 2 G r i e r s o n s A n n a h m e ( J . ° R . A . S . 1911 p . 8 0 0 ) , p d a ß Bhakti zuerst in S ü d i n d i e n gepredigt w o r d e n s e i , 2 3 ist bestritten u n d nicht g l a u b h a f t . 164) D a s v e r w e n d e t e Gleichnis ist: ein g e m i e t e t e r A r b e i t e r ( d e r u m L o h n dient) h a t d e n S c h a d e n , d e n e r verrichtet, zu ersetzen, Schaden d a g e g e n , d e n ein i m E i g e n t u m des H e r r n s t e h e n d e r H a u s s k l a v e anrichtet, trägt d e r H e r r . ( D i e Evangelien w e n d e n ein ähnliches Gleichnis a n , w e n n sie v o n d e n W e r k g e r e c h t e n sagen: „sie h a b e n i h r e n L o h n d a h i n " . 2 4 ) | 165) S[iehe] dieselbe z . B . in d e n A p h o r i s m e n Sandilyas J . q R . A . S . 1 9 0 7 p . 3 3 0 . 2 5 A 776, B 3 4 0

I A, B: Bhagavatgita m A, B: I. p A, B: 800,) q A, B: I.

n A, B: ( I . R . A . S . p . 1908)

O A, B: I.

2 0 Der Begriff des „sacrificium intellectus" drückt die Preisgabe der eigenen Überzeugung zugunsten einer Glaubenswahrheit aus. Er wurde nach dem Vatikanischen Konzil von 1869/70, auf dem das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes verkündet wurde, häufig gebraucht. 21 Weber zitiert Grierson, Modern Hindu doctrine, S. 3 3 7 - 3 3 8 : „In India, in this cult, we find two sharply opposed systems of belief, one known as the ,cat' and the other as the .monkey' school. The ,cat'-school, which holds the truth of what we should call the doctrine of .irresistible grace', teaches that Bhagavat, the Holy One, saves the soul as a cat takes up its kitten, without free-will on the part of the latter. The .monkey'-school, which holds to the doctrine of .co-operative grace', teaches that the soul, in order to be saved, must reach out and embrace the Holy One, as a young monkey clings to its mother." 2 2 Gemeint ist das Werk Bhaktakalpadruma („Wunschbaum der Bhaktas") des Pratäpa Simha. Grierson, Modern Hindu doctrine, S. 3 4 2 - 3 6 2 , lieferte eine Teilübersetzung dieses Textes. 2 3 Grierson, The birthplace of Bhakti, S. 8 0 0 - 8 0 1 . 2 4 Matthäus 6, 2. 2 5 Weber meint die Paraphrasierung der Aphorismen des Sändilya (Sändilyasütra) im Appendix II von Grierson, Modern Hinduism, S. 3 3 0 - 3 3 5 .

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Hinduismus und Buddhismus

Bhakti, die Gottesliebe, letztlich in der Abwesenheit unreiner Gedanken und Triebe, vor allem: Zorn, Neid, Begierde. Diese innere Reinheit gibt die certitudo salutis. Diese Konsequenzen mußten da gezogen werden, wo man statt der akuten ekstatischen Vereinigung mit dem Gott oder Heiland den dauernden heiligen Zustand erstreb- 5 te; vor allem also in den Intellektuellenschichten166). Neben KarmaMarga, den Heilsweg der ritualistischen Brahmanen, und JnanaMarga r , den Heilsweg der kontemplativen Brahmanen, und neben das Yoga Marga, den Heilsweg der (zunehmend) aliterarischen Ekstatik, trat so Bhakti-Marga als ein selbständiges Heilsmittel. Indes- 10 sen den am meisten sublimierten und ethisch rationalisierten Formen standen und stehen andere gegenüber, welche den Bhakti-Zustand wesentlich massiver faßten. Denn „Bhakti" wurde eine Form der Seligkeit, welche in allen Schichten des vischnuitischen Hinduismus - und teilweise auch darüber hinaus167' - verbreitet war und ist heute 15 vielleicht von den nicht rein ritualistischen Arten der Heilssuche in Indien die verbreitetste überhaupt, obwohl von der klassischen brahmanischen Tradition jede ihrer Formen nur als ein unklassischer Heilsweg geduldet war und ist. Als eine gefühlsmäßige Heilandsreli166> Eine Vaischnawa-Inschrift aus dem 13. Jahrhundert (Ep. Ind. VII, p. 198) 26 sagt: „Ich habe kein Verlangen nach Verdienst, noch nach Häufen von Reichtum, und gar nicht nach Sinnenlust. Was kommen soll, o Gott, laß es kommen entsprechend den vorgetanen Handlungen. Darum allein bitte ich dich: auch in jedem künftigen Leben laß mich von unverminderter Verehrung zu deinen Lotosfüßen beseelt sein." Also: der Besitz der andachtsvollen Gottinnigkeit als Selbstzweck. Zugleich zeigt die Inschrift jene inaktive Gestimmtheit des Lebens, die jeder reinen Glaubensreligiosität (auch dem Luthertum) eigen ist. 167) Denn wenigstens in Südindien hat auch der (Jivaismus Bhakti auf das intensivste gepflegt und ist der Hauptsitz einer stark asketisch gewendeten, auf dieser Grundlage stehenden, Frömmigkeit gewesen. Hier wurde £iva ein Gott, zu dem man nur durch Gnade, nicht durch Verdienst, gelangen kann und nicht das vedantistische Aufgehen in ihm, sondern das Weilen bei ihm galt als Erlösung. Die Konkurrenz gegen Vischnu war daher hier besonders schroff. (Vgl. Senathi Raja auf dem 6. Orientalisten-Kongreß 1883, Bd. III, S. 291). 2 7

r A, B: Inana-Marga

26 Diese Inschrift stammt aus der Hauptstadt des burmesischen Reiches von Pagan, das nachweislich 1044-1287 bzw. 1324 existierte. Sie stammt von einem Südinder aus Malabar. Die zitierte Sanskritpassage ist ein Zitat des südindischen Stifters aus dem Werk Mukundamälä des visnuitischen Dichters Kulasekhara (10. Jahrhundert n. Chr.). 27 Weber zitiert Senäthi Räja, Saiva sect.

111. Die asiatische Sekten- und

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giosität wurde es ganz naturgemäß die bevorzugte Form der Heilssuche der aliterarischen Mittelstandsschichten. Fast alle hinduistischen Reformer vischnuitischer Provenienz haben in irgend einer Art an der kryptoerotischen Sublimierung168) oder umgekehrt Popularisie5 rung der Bhakti-Heils|suche und an ihrer Kombination mit dem alten A 777, B 341 vedischen Ritualismus gearbeitet169'. In Südindien schieden sich die berufsmäßigen Lehrer von Bhakti, die Alvar, von den Lehrern des Disputierens, den Acharya. 28 Aus den letzteren gingen naturgemäß die am wenigsten „pietistisch"-gefühlsmäßig orientierten Reformer 10 hervor. Dahin gehören vor allem die beiden bedeutendsten vischnuitischen Sektenstifter auf dem Boden des Rama-Kults: Ramanuja (12. Jahrhundert) und Ramananda (14. Jahrhundert), beide Brahmanen, die ein Wanderleben als Lehrer führten und ganz in der Art 15 Sankaracharyas sich der Organisation und Instruktion von Mendikanten-Mönchen als des Mittels zur Massenpropaganda ihrer Heilslehren und zur Festhaltung der Anhänger bedienten. 29 Ramanuja soll persönlich 74 (oder gar 89) Gurus als seine von ihm eingesetzten Jünger und Seelendirektoren hinterlassen haben, und es scheint, daß l6S) Die vischnuitischen Tempel-Fresken gelten als minder phantastisch-grausig, aber als ebenso eindeutig und gelegentlich kraß obszön wie die givaitischen. 30 | 1691 Als ein Beispiel solcher Arbeiten kann etwa das Vischnu-Purana (englisch heraus- A 777, B 341 gegeben von Wilson 1864) gelten.

28 Nach Bhandarkar, Vaisnavism, S. 50: „There were two classes of teachers among the Vaisnavas of the South, viz. the Äjvärs and the Äcäryas. The former devoted themselves to the culture of the feeling of love and devotion for Visnu or Näräyana and composed songs, while the object of the latter was to carry on disputations and controversies and seek to establish their own theories and creeds." 29 Nach den traditionellen Daten lebte Rämänuja angeblich 1016-1137, tatsächlich aber wohl um 1050-1137. Er hatte trotz seines Namens nichts mit dem Räma-Kult zu tun, sondern war monistischer Philosoph. Vgl. auch S.508, Anm.74. Die traditionellen Lebensdaten des Rämänanda sind 1299-1411. Da sein Schüler PTpä mit Sicherheit erst im Jahre 1425 geboren wurde, sind die tatsächlichen Lebensdaten Rämänandas wohl um 1400-1470 anzusetzen. Weber stützt sich auf Bhandarkar, Vaisnavism, S. 5 0 - 5 7 und 66 f. 30 Weber bezieht sich möglicherweise auf Hopkins, Religions, S. 456: „The temples, to which reference has often been made, have this in common with the great Qivaite festivals, that to describe them in detail would be but to translate into word images and wallpaintings, the obscenity of which is better left undescribed. This, of course, is particularly true of the Qiva temples, where the actual Linga is perhaps, as Barth has said, the least objectionable of the sights presented to the eye of the devout worshipper. But the Vishnu temples are as bad. Architecturally admirable, and even wonderful, the interior is but a display of sensual immorality."

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die Festigkeit seiner Organisation wesentlich darauf beruhte, daß diese ertliche Hierarchen waren. Neben die Dandis und Sannyasins s - Namen, welche1 fortan für die ?ivaitischen Bettelmönche gebraucht wurden, - traten die Vairagisu, wie (meist) ihre vischnuitischen Konkurrenten bezeichnet wurden 170) . In der Doktrin wich Ramanuja von dem vedantistischen System Sankaras, welches hinter den letztlich zur Maya-Welt gehörigen persönlichen Gott das unerforschliche attributlose Brahman setzte, insofern ab, als diese Welt keine kosmische Illusion, sondern der Leib und die Offenbarung des Göttlichen, der persönliche Gott (Parabrahma) eine Realität und ein Weltregent, nicht ein Teil der Maya-Welt ist, substanziell verschieden sowohl vom Seelischen (chit) als vom Unbeseelten (achit). 31 Maya und unpersönliches Göttliche gelten als Produkte „liebloser" Lehre. Demgemäß wird als Heilsgut Unsterblichkeit, nicht Aufgehen im Göttlichen, verheißen. Die einflußreichste seiner Sekten hieß A 778, B 342 deshalb „Dualisten" (Dwaitawadi), 32 weil sie die substantielle Verschiedenheit Gottes von der Seelensubstanz lehrten und daraus die Unmöglichkeit des Aufgehens in Gott (des vedantistischen Nirwana) schlössen. Die im Anschluß an das Bhagavadgita entwickelte philosophische Spekulation war bei den Intellektuellenschichten der ramanujitischen 3 Vischnu-Sekten stärker entwickelt als bei den krisch-

170) Der Name (namentlich in der Form Baishnab) ist teilweise zum Namen kleiner durch Verpfründung und Säkularisation entstandener Kasten geworden ebenso wie derjenige der Yogins. D i e Strenge der Askese war im allgemeinen bei den vischnuitischen Mönchen geringer als bei den fivaitischen - ganz entsprechend dem Charakter der Religiosität. D i e Bairagi-Mönche (Bairagi = von der Welt frei) Ramanandas namentlich, welche allen Kasten ohne Unterschied den heiligen Gürtel bei der Konfirmation gaben, hatten später meist geduldete Nonnen-Konkubinen und lebten in ihren oft großen und reichen Klöstern oft ziemlich weltlich. 3 3 |

s A, B: Sanayasins schen 3 4

t A, B: welcher

u A, B: Vairaghis

a A, B: ramaniti-

31 Weber kann sich auf Darstellungen der Lehre bei Phillips, Hinduism, S. 127, Bhandarkar, Vaisnavism, S. 52, Wilson, Sects, S. 44, und Bhattacharya, Hindu castes, S. 4 3 4 - 4 3 6 , stützen. 3 2 Mit den Dvaitavädin ist hier die von Madhva begründete Sekte (die Mädhvas) gemeint. Weber folgt Bhattacharya, Hindu castes, S. 440. 3 3 Zu den BairägT siehe ebd., S. 4 4 4 - 4 4 5 . 3 4 Zu Webers Wortbildung „ramanitisch" vgl.Anm.29.

III. Die asiatische

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naitischen. Namentlich der Kampf zwischen den Vadagala, den Anhängern der gratia cooperativa, die zugleich Sanskrit-gebildete Mönche hatten, und denTengala, den Anhängern der gratia irresistibilis, deren Mönche Tamil als heilige Sprache hatten, tobte sehr heftig. Die letztgenannte Schule neigte zu stärkerer Indifferenz gegenüber den Kastenunterschieden. Nach der genuinen Lehre Ramanujas war die Erlangung des echten „Bhakti" an „upasana", die altklassische Meditation, also vedische Bildung, geknüpft, mithin dem £udra nicht unmittelbar zugänglich. Er konnte nur durch „prapatti" b , unbedingte Hingabe an Gott aus dem Gefühl vollkommener Hilflosigkeit heraus, Heil erlangen und bedurfte dazu unbedingt der Leitung des vedisch gebildeten Guru als Mittlers. 35 Dabei ist in den Unterschichten, die sie heranzogen, infolge des Fehlens der Gefühlsmomente reiner Gebetsformelritualismus mit allerhand Tierkulten (so dem des heiligen Affen aus dem Epos) kombiniert worden. 36 Die Konkurrenz gegen die £ivaiten war, namentlich unter Ramanuja, zeitweise sehr scharf und bitter, gegenseitige Verfolgungen und Austreibungen, Religionsgespräche, konkurrierende Klosterstiftungen oder Klosterreformen im Sinn der Beseitigung der Gegner finden sich in beträchtlicher Zahl. Die Disziplin der vischnuitischen Gurus war teilweise abweichend und im ganzen weniger asketisch als diejenige der ?ivaitischen. Namentlich hat der Vischnuismus in stärkerem Maße an das jedem Hindu geläufige Prinzip des Erbcharisma angeknüpft und also von Anfang an die Gurus meist als erbliche Hierarchen eingesetzt. Die persönliche Guru-Gewalt war überhaupt in den vischnuitischen Sekten besonders stark, im ganzen stärker als in den fivaitischen entwickelt. Es entsprach dies dem Charakter der vischnuitischen Religiosität, welche einerseits Hingabe an Autoritäten forderte 171) , andererseits die stete Anregung zu pietistischen „revi171) Jedoch ist im südindischen Bhakti-£ivaismus die Priestergewalt verhältnismäßig A 778, B 3 4 2 gering. (Senathi Raja a. a. O . ) 3 7 |

b A, B: piapatti

3 5 Webers Darstellung der Glaubenslehren folgt Bhattacharya, Hindu castes, S . 4 3 6 bis 437, sowie Bhandarkar, Vaisnavism, S. 5 6 - 5 7 (insbesondere zu upäsäna) und Hopkins, Religions, S.501. 36 Der Affe ist Hanuman, bekannt aus dem Epos Rämäyana. 37 Weber stützt sich auf Senäthi Räja, Saivasect, S. 298.

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vals" in sich schloß. Die erbliche Guru-Gewalt erscheint in großem A 779, B 343 Maßstab zuerst in der Sekte Rama|nujas, dessen Guru-Familien noch jetzt zum Teil (in Conjeveram) existieren. 38 Inhaltlich richteten sich Ramanujas Reformen vor allem gegen den Phallos-(lingam-) Kult. An Stelle dieses in seinen Augen unklassischen Fetischismus traten daher andere Formen der Sublimierung der Orgiastik, namentlich die oft als Arkan-Disziplin gehandhabten Kultmahle. Namentlich aber kamen, entsprechend dem Heilands-Charakter der ramaistischen Frömmigkeit, die eine Anrufung der Nothelfer enthaltenden Gebetsformeln als Andachtsmittel hoch: so namentlich bei den Ramats, 39 den Sekten Ramanandas, die sich neben andern Einzelheiten auch hierdurch von der Observanz Ramanujas unterschieden. Die „mantra", die aus wenigen Worten oder aus einer sinnlosen Silbe bestehende Anrufungsformel, gewann dadurch eine gelegentlich alles andere überwuchernde Bedeutung. Krischna und alte Reste der Sexualorgiastik waren hier am vollständigsten zugunsten Ramas und dieser ihm eigenen Andacht in Worten eliminiert. Der Rama-Kult ist im allgemeinen sexuell rein, die weibliche Gottheit die treue Gattin, im Gegensatz zum Krischna-Kult mit seiner orgiastischen Erotik 40 und der Beschäftigung mit Krischnas Geliebten. Andrerseits aber fand sich, in der Mission Ramanandas, als Prinzip zuerst eine sozial wichtige Neuerung: die Durchbrechung der Kasten. Nicht in der sozialen Alltags-Organisation und im AlltagsRitual: hier haben, mit den weiterhin angegebenen Ausnahmen, alle Sekten die Kastenschranken nicht angetastet. Wohl aber in der Zulassung der Unterkasten zur Guru-Stellung. Die alten wandernden und lehrenden Philosophen, Sophisten und Heilskünder der Kschatriya-Epoche, sahen wir,41 waren zum sehr erheblichen Teil

38 Nach Balfour, Cyclopaedia III, S.359. Weber hat dort die Schreibung Conjeveram (richtig: Conjeeveram) für die südindische Tempelstadt KäncTpuram vorgefunden. 39 Weber folgt hier Bhattacharya, Hindu castes, S. 443-444, auf den auch die bengalische Wortform Rämät zurückgeht (bekannter sind im Bengali die Formen Rämäit und Rämäyat). Sie entspricht dem HindTwort Rämävat, einer anderen Bezeichnung für einen Rämänandin, einen Anhänger der Sekte des Rämänanda. 40 Zu der angeblich orgiastischen Erotik des Krsna-Kultes siehe oben, S.490 mit Anm. 8f., und unten, S. 506 mit Anm. 67f. 41 Der Hinweis bezieht sich auf sehr viele Stellen dieses Werkes (vgl. das Sachregister!)

III. Die asiatische Sekten- und

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vornehme Laien gewesen, sehr oft solche, welche erst im Alter oder auch nur zeitweise das Leben des Asketen und Wanderlehrers erwählten. Die Heterodoxie, namentlich der Buddhismus, hatte prinzipiell die Kastenzugehörigkeit bei der Aufnahme in den Orden ignoriert und den „Berufsmönch" geschaffen. Die brahmanische Restauration übernahm diesen zwar, hatte aber für die Aufnahme in die Philosophenschulen und Klöster und für die Zulassung als Guru wieder Brahmanenkaste gefordert, und die 9ivaitischen Sekten, wenigstens die offiziell anerkannten, waren im ganzen dabei geblieben. Zuerst Ramananda wich ausdrücklich ab. Dabei spielte freilich wohl auch der Umstand eine Rolle, daß die islamische Fremdherrschaft inzwischen über Indien hereingebrochen war. Sie hat, wie früher ausgeführt, 42 | durch Vernichtung oder Konversion oder politische A 780, B 344 Entrechtung des weltlichen Adels die Stellung der nun allein die alte einheimische Tradition tragenden geistlichen Mächte einschließlich der Brahmanen im ganzen eher gestärkt, so sehr sie sie bekämpfte. Aber die äußerlichen Machtmittel der Brahmanen fielen doch fort und die Sektenstifter sahen sich noch mehr als bisher darauf hingewiesen, Anschluß an die Massen zu suchen. Während alle erheblichen hinduistischen Sektenstifter bis zu Ramananda einschließlich Brahmanen waren und, soviel bekannt, nur Brahmanen als Schüler und Gurus annahmen, brach Ramananda mit diesem Grundsatz. Unter seinen unmittelbaren Schülern fanden sich - der Tradition nach - neben einem Rajputen: Pipa, und einem Jat: Dhunna c , ein Weber: Kabir, und sogar ein Chamar (Lederarbeiter): Rai Das. 43 Wichtiger aber als diese schließlich auch bisher nicht gänzlich fehlende Durchsetzung des Mendikantentums mit nicht-brahmanischen Elementen war die Erscheinung: daß sich nunmehr auch Sekten entwickelten, die entweder in aller Form oder doch der Sache nach ganz auf dem Boden ständisch oder beruflich gesonderter aliterarischer Schichten standen. Daß die Smarttas im wesentlichen eine reine Brahmanensekte waren, hing mit ihrem Charakter als „Schule" c A, B: Dhuana

42 Oben, S. 369. 43 Weberfolgt hier Balfour, Cyclopaedia, III, S. 359 (insbesondere auch in den Eigentümlichkeiten der Schreibweise). Pipa wurde 1425 geboren und war Räja von Gagarauhgarh. Dhannä wurde nach der Tradition 1415 geboren, Kabir lebte 1440 bzw. 1455-1518, Räidäs (Ravidäsa) ebenfalls im 15. Jahrhundert.

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zusammen. 44 Von den Sekten, welche auf Ramananda zurückgehen, scheint gerade die seinen Namen führende, (die Ramanandi) in charakteristischer Reaktion gegen die „demokratische" Tendenz seiner Reform, später den Zutritt auf die vornehmen Schichten: die Brahmanen und die als Kschatriya klassifizierten Kasten, beschränkt zu haben. 45 Die angesehenste ramaistische Mendikanten-Schicht: die Achari, sind sogar nur aus Brahmanen rekrutiert. Sie sind rein ritualistisch. Die Rai Das Panthi andererseits aber, die von seinem Schüler, dem Chamar Rai Das gestiftete Sekte, haben entsprechend ihrer sozialen Lage aus der Bhakti-Frömmigkeit den sozialen caritativen Liebes-Akosmismus und aus der Gegnerschaft gegen die Brahmanen die Ablehnung der Priestergewalt und der Idolatrie entwickelt. 46 Entsprechend der sozialen Lage dieser verachteten Berufskaste ist Traditionalismus und ein Sichschicken in die unabänderliche Ordnung der Welt die Grundstimmung der ziemlich zahlreiA 781, B 345 chen Sekte172). Die Konsequenz des Quietismus haben die Maluk Dasis gezogen, während die Dadu Panthi, eine von einem Baumwollwäscher im 17. Jahrhundert gegründete Ramanandische Sekte, aus den Lehren des Bhagavadgita streng deterministische Konsequenzen zogen. Weder Himmel noch Hölle soll man absichtsvoll suchen, da alles vorbestimmt ist, und nur die Fähigkeit spiritueller Liebe zu Rama, die Unterdrückung der Begierden, der Illusionen und des Stolzes gewährleisten den Gnadenstand und werden gepflegt. Neben Bettelmönchen (Virakta) mit strenger Besitzlosigkeit haben sie eine Schicht, welche den indischen Rajas Söldner (Naga) stellen, und eine dritte (Bhistu Dhari), 47 welche den bürgerlichen Berufen nachgeht. Ihr Kult beschränkt sich fast gänzlich auf die formelhafte Anrufung Ramas. Die von Ramanandas Schüler Kabir A 780, B 3 4 4

172> Der Sache nach bestand ihre Religiosität bald wesentlich aus Dämonenglauben und „Bhakti" als magischem Mittel. Ihre heiligen Bücher waren aus den Puranas kompiliert. |

4 4 Weber folgt hier Balfour, Cyclopaedia, III, S.679. Die Mitglieder der Smärta-Sekte verstehen sich als Nachfolger Sahkaras. Gemeinhin gelten sie als Öivaiten, doch betrachten sie auch Brahma, Visnil und Isvara als Schöpfergottheiten; siehe auch Wilson, Sects, S. 195, Anm. 2, sowie Hopkins, Religions, S. 507. 4 5 Weber bezieht sich auf Bhattacharya, Hindu castes, S. 444. 46 Bei der Charakterisierung der Räidäs Panthi folgt Weber Balfour, Cyclopaedia, III, S. 338. 47 Weber übernimmt die korrupte Form Bhistu Dhari für: Vistar DhärT bzw. Vistaradhärin von Balfour, Cyclopaedia, I, S. 875.

III. Die asiatische Sekten- und

Heilandsreligiosität

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gegründete, namentlich unter den Weberkasten weit verbreitete Sekte der Kabir Panthi endlich leitete aus der Ablehnung der brahmanischen Autorität und aller Hindu-Gottheiten und -Rituale eine streng pazifistische, an das Quäkertum erinnernde und asketische 5 Heilssuche ab: Schonung alles Lebens, Vermeidung der Lüge, Meidung aller Weltlust. Hier wie im Occident scheint das Textilhandwerk mit seiner Hausgebundenheit und Gelegenheit zum Grübeln diese fast ganz rituallose Religiosität gefördert zu haben. Der hinduistischen Provenienz aber entsprach es, daß sie nicht aktiv asketi10 sehen Charakter annahm, sondern die andächtige Verehrung des Gründers als Nothelfer und den unbedingten Gehorsam gegen die Gurus zur Kardinaltugend machte. Eine „innerweltliche" autonome Lebensmethodik occidentalen Charakters war daher auch hier nicht möglich. 15 Einem Teil dieser Sekten war gradezu Verachtung der wirtschaftlichen Arbeit gemeinsam. Natürlich vor Allem den spezifisch militaristischen. Die Mendikanten und Asketen der neohinduistischen Religiosität haben nämlich auch jene Erscheinung gezeitigt, welche sich in Asien 20 vor allen bei den japanischen Buddhisten, am konsequentesten aber bei den islamischen Derwischen entfaltet hat: den mönchischen Glaubenskämpfer, ein Produkt der Sekten-Konkurrenz und der Fremdherrschaft des Islam und dann der Engländer. Sehr viele Hindu-Sekten entwickelten den Typus des „Naga", des nackt, aber 25 bewaffnet, den Glauben propagierenden, unter scharfer Kontrolle eines Guru oder Gosain stehenden Asketen. Ihrer Kastenzugehörigkeit nach waren sie teils „demokratisch", teils, wie die Nagas der A 782, B 346 Dadu d Panthi-Sekte, exklusiv auf „wiedergeborene" Kasten beschränkt. Sie haben den Engländern stark zu schaffen gemacht, aber 30 auch untereinander blutige Fehden ausgefochten. So fand 1790, unter Hindu-Herrschaft, eine Schlacht zwischen den fivaitischen Nagas, welche die Vairagise von der großen Messe von Hardwar ausschlössen, und diesen letzteren, die 18000 Tote auf dem Felde gelassen haben sollen, statt. 48 Ebenso griffen sie wiederholt englid A, B: Dasu

e A, B: Vairaghis

48 Weber übernimmt die Jahreszahl 1790 von Balfour, Cyclopaedia, II, S. 1042. Die Schlacht von Hardvär (oder Haridvär) fand tatsächlich 1760 statt.

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sehe Truppen an. Zum Teil entwickelten sie sich zu Räuberbanden, die von Kontributionen der Bevölkerung lebten, oder zu Berufssöldnern 173 '. Das bedeutendste Beispiel dieser Entwicklung von Glaubenskämpfer-Orden waren die Sikh („Schüler", des Sektenstifters und der ihm nachfolgenden Gurus nämlich), welche zeitweilig, bis zur Unterwerfung 1845, Souveränität über den Panjab ausübten und dort einen in seiner Art großartigen reinen Kriegerstaat geschaffen hatten. 49 Ihre an sich sehr interessante Entwicklung soll hier nicht verfolgt werden. Für uns wichtiger sind vielmehr einige andere auf dem Boden der vischnuitischen Heilandsreligion stehende Sektenbildungen, vor allem diejenigen des Vallabha und einige auf Schüler Chaitanyas zurückgehende. 50 Alle waren Renaissancen der Orgiastik gegen die brahmanische Alleinherrschaft der Kontemplation als Heilsmittel. Beide zeigen, wie die Abwendung vom brahmanischen Ritualismus und der weltflüchtigen Kontemplation hier nicht zur aktiven innerweltlichen Askese, sondern zum Aufflammen irrationaler Heilssuche führte. Und zwar trotz der Einführung des überweltlichen Gottes. Die zu Anfang des 16. Jahrhunderts von dem Brahmanen Vallabha begründete Sekte der Vallabhachari oder Maharadscha oder Rudra Sampradayi' 51 ist wenigstens dem Schwerpunkt nach noch heute eine Händler- und Bankiers-Sekte, vornehmlich Nordwestindiens, aber verbreitet über das ganze Land. Sie pflegt den KrischnaKult, sucht aber das Heil, in Opposition gegen die intellektualistische Tradition, nicht in Askese oder Kontemplation, sondern in raffiniert sublimierten Krischna-Orgien, neben einem strengen Ze-

f A, B: Samperadaya

4 9 Der Gründer der Religionsgemeinschaft der Sikh (von Skt.: sisya „Schüler) war Nänak (1469-1538), dem bis 1708 noch neun weitere Gurus als religiöse (und politische) Führer folgten. Die Religion der Sikhs ist monotheistisch und wird manchmal als Ausgleich zwischen Hinduismus und Islam betrachtet. Ihr heiliges Buch ist der (Ädi-)Granth. Ranjit Simh (1780-1839) gründete Ende des 18. Jahrhunderts im Panjäb einen mächtigen SikhStaat, der 1 8 4 5 - 1 8 4 9 von den Engländern zerschlagen wurde. 5 0 Vallabha lebte 1479-1531, Caitanya 1486-1533. 51 Weber bezieht sich auf Hopkins, Religions, S. 5 0 4 - 5 0 8 , der, S. 505, den Mahäräja als Bezeichnung für den erblichen Vorsteher dieser Sekte nennt. Vgl. über diese Sekte aber auch Bhattacharya, Hindu castes, S. 4 5 1 - 4 5 8 , und Wilson, Sects, S. 1 1 9 - 1 3 6 .

III. Die asiatische

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remonialismus. Der Stifter lehrte, daß nicht Entbehrung, Einsamkeit, Schmutz, Verachtung der Schönheit, sondern | umgekehrt die A 783, B 347 richtige Anwendung der Herrlichkeiten, Genüsse und Schönheiten der Erde die Mittel seien, den Gott würdig zu verehren und die Gemeinschaft mit ihm zu erlangen (die pushti9 marga, etwa: DinerHeilslehre). 52 Daneben steigerte er die Bedeutung des Guru gewaltig durch die Vorschrift: daß nur in dessen Hause gewisse wichtigste Zeremonien in gültiger Art möglich seien. Ein achtmaliger Besuch täglich war unter Umständen nötig. 53 Er selbst hinterließ seinen Sohn Vittala Nath als Leiter, dessen Söhne die Dynastie der Gurus in mehreren Branchen fortsetzten. Die vornehmsten sind die Nachkommen Gokula Naths, die Gokulastha Gosains. Der Tempel Schrih Nath Dwar in Ajmer ist das Zentralheiligtum der Sekte, zu dem jeder Gläubige einmal im Leben wallfahrten soll (offenbar eine Nachahmung der Mekka-Pilgerschaft). Die Macht der Gurus über die Laien ist groß: ein Skandalprozeß von 1862 in Bombay brachte an den Tag, daß sie gegenüber den weiblichen Gemeindemitgliedern gelegentlich das jus primae noctis praktizierten, und daß die heilige Begattung dabei nach altem orgiastischen Brauch in Gegenwart von Gemeindegenossen sich vollzog 174) . 54 Die Fleisch- und Alkohol-Orgien 173) So in ausgeprägtem Maße die Nayar', welche die Masse der £udra-Bevölkerung A 7 8 2 , B 3 4 6 von Malabar umfaßten, Söldner des Königs und daneben - kraft eines systematischen Beurlaubungsverfahrens - Bauern waren. Ihr Bildungsstand war relativ hoch, sie waren (meist) Vegetarier und Verehrer Krischnas und Ramas. | 1741 D i e Gosains dieser Kaufmanns-Sekte zeichnen sich durch Reellität insofern aus, als A 7 8 3 , B 3 4 7 sie feste Tarife für ihre Darbietungen haben, z.B. etwa für die Erlaubnis, das Badewasser

g A, B: pushui

h A, B: Steri

i A, B: Nagar

5 2 Weber zitiert Bhattacharya, Hindu castes, S. 458: „The Ballabhite method of worship is called Pushni [I] Marga, or the road of nourishing food. This name is given to the faith on account of its forbidding ascetism, and insisting upon the doctrine that the spiritual progress of the soul is possible only by keeping the body and its power in a sound condition." Gemeint ist aber Pustimärga. 5 3 Nach Wilson, Sects, S. 1 2 6 - 1 2 7 . 5 4 Balfour, Cyclopaedia, III, S. 988, berichtet: „This part of their tenets has been subversive of all morality, and in 1862 was notoriously brought before the public in trial for libel instituted in Bombay by one of the teachers, when it was shown that the women of the wealthiest of this sect deemed it an honour to receive the priest's attentions, he selecting one in the midst of and from amongst hundreds of her fellow-worshippers, and allowing visitors to be present while associating with her." Nach Bhattacharya, Hindu castes, S. 456, fand die Verhandlung am 26. Januar 1852, also 10 Jahre früher, statt.

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wurden zu kulinarisch erlesenen Diners sublimiert und entsprechend die Sexualorgien. Es ist selbstverständlich, daß die Plutokratie: die reichen hinduistischen Händlerkasten, vor allem die Baniya, an dieser Art von Gottesdienst Geschmack fanden und finden. 55 Ein außerordentlich großer Teil von ihnen gehört dieser sozial ziemlich 5 exklusiven Sekte an 175) . 56 Es zeigt sich hier schlagend: daß asketische Religiosität ganz und gar nicht, wie immer wieder behauptet wird, 57 aus dem immanenten „Wesen" des bürgerlichen Kapitalismus und seiner beruflichen Vertreter folgt, - im Gegenteil. Die Baniyas, „die des Guru zu trinken 17 Rupien, für das Privileg: „being closeted with him in the same room": 50-100 Rupien (Jogendra Nath Bhattacharyak a. a. O. p. 457). 58 175) Zugelassen sind im Prinzip alle Kasten außer den Schustern, Schneidern, Wäschern und einer niederen Barbierkaste. Faktisch sind nur reiche Leute, wesentlich Banya dabei. 5 9 k A, B: Battacharya 55 Hier weicht Weber stark von der von ihm sonst herangezogenen Literatur ab. Bhattacharya, Hindu castes, S. 204, sagt von den Baniyas folgendes: „They are all strict vegetarians and abstainers from strong drinks." Das Mißverständnis könnte auf Balfour, Cyclopaedia, III, S. 988, zurückgehen: „The worshippers of this sect are very numerous and opulent, the merchants and bankers, especially the Bhattia race from Gujerat and Malwa, belonging to it." 56 Von den bei Bhattacharya, Hindu castes, S. 209-218 (auf den sich Weber hier stützt), angegebenen 28 verschiedenen Kasten der Baniyas sind lediglich zwei (die RastogT und GujarätTBanyä) Anhänger der Vallabhäcäryas (vgl. Webers Fußnote 175a). 57 Der genaue Bezug ist nicht feststellbar. 58 Bhattacharya, Hindu castes, S. 457: „Their tariff is given below: For homage by sight, Rs. 5. For homage by touch, Rs. 20. For the honor of washing the Majarajas foot, Rs. 35. For swinging him. Rs. 40. For rubbing sweet ungents on his body, Rs. 42. For being allowed to sit with him on the same couch, Rs. 60. For being closeted with him in the same room, from Rs. 50 to Rs. 500. For eating pan from the mouth of the Maharaja, Rs. 17. For the privilege of dancing with him, Rs. 100 to Rs. 200. For drinking the water in which he has bathed, Rs. 17." 59 Die erste Hälfte der Aussage basiert auf Bhattacharya, Hindu castes, S.456: „The Ballabhites do not admit to their order such low castes as the Dhobi, Mochi, Darzi and the Napit." Weber kannte die deutschen Berufsbezeichnungen dieser Kasten. DhobT sind Wäscher, MocT Schuster, DarzT Schneider und Näpit Barbiere. Zwar ist es zutreffend, daß vornehmlich reiche Leute (nach Balfour, Cyclopaedia, III, S.988; vgl. Anm.55) Mitglieder der Vallabhäcäryas waren, doch eben kein großer Anteil Baniyas.

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Juden Indiens", 60 stellen ja 175a) das Hauptkontingent61 dieses ausgesprochen anti-asketischen, teils hedonischen, teils zeremonialen Kults. Die Heilsziele und Heilswege sind abgestuft. Dem BhaktiPrinzip entsprechend kommt es auf „pusti", die Gnade, allein an. 5 Das auf deren Erlangung | gerichtete „pustibhakti" kann bloße in- A 784, B 348 nerweltliche rituelle Werkgerechtigkeit (pravaha-pustibhakti) sein, oder dauernde Devotion im Dienst des Gottes (maryada-p[ustibhakti]), welcher zu „sayujya" führt, oder Erlangung des heilsbringenden „Wissens" aus eigener Kraft (pusti-p[ustibhakti]), oder endlich es 10 kann die Erlösung durch reine Gnade dem inbrünstig Gläubigen gegeben werden (suddha-p[ustibhakti]): dann erlangt man das Paradies und ewige Wonne bei Krischna. 62 Ethisch rational ist keiner dieser Heilswege. So wenig der „Geist" dieses Kults der brahmanischen Tradition 15 entspricht, so haben sich doch relativ vornehme Brahmanen, wie die Deschasth,' angesichts der überaus fetten Pfründen, welche die Stellen an den Tempeln der Sekte darstellen, zu deren Übernahme bereit finden lassen. Die eigentlichen spirituellen Patriarchen der Gemeinden, die Gosains, sind zwar verehelicht, aber dem allgemeinen Ty20 pus entsprechend zu fortwährenden Inspektionsreisen in ihren Sprengein verpflichtet. Da sie selbst meist große Geschäftsleute sind, so gestattet dieses ambulante Leben ihnen die Anknüpfung und Abwicklung von Geschäftsverbindungen. Die feste interlokale Organisation dieser Sekte überhaupt ist dasjenige Moment, welches 25 unmittelbar den geschäftlichen Operationen ihrer Mitglieder zugute kommt. Nächst den Parsi und den Jaina, aber aus gänzlich anderen Gründen als diese, umfassen sie die größte Zahl ganz großer hinduistischer Geschäftsleute.

175a)

Insbesondre die Gujarati und Rastogi Banya. 6 3 |

I A, B: Derschaschth,

60 Zu dieser Bezeichnung siehe oben, S. 195. 61 Vgl.Anm. 56. 62 Weber folgt hier der ausführlicheren Darstellung der Gnadenstufen bei Bhandarkar, Vaisnavism, S. 7 9 - 8 0 . 63 WieAnm. 56.

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Der Ausschluß der Unterkasten aus der Vallabhachari-Sekte, außerdem aber der große Aufwand, den ihre pushti-marga m64 erforderte, gab der von Swami Narayan" gestifteten, ganz wesentlich moralistischen, Sekte die Möglichkeit, ihnen in den untern, aber auch in den Mittelstandsschichten neuerdings 65 erheblich Abbruch zu tun. Genau entgegengesetzt den Vallabhacharis entwickelte sich andererseits die Krischna-Orgiastik im östlichen Nordindien in einer Anzahl von Sekten, welche ihren Ursprung auf den zu Anfang des 16. Jahrhunderts lebenden Brahmanen Chaitanya zurückführen. Er selbst, anscheinend 66 ein epileptoider Ekstatiker, lehrte die Identität von Krischna mit Parmatma 0 , dem unerschaffenen Weltgeist, der sich unaufhörlich in zahllosen endlichen Erscheinungen manifestiert. Sein großes neues Zugmittel war Sankirtan, die große SingProzession, die namentlich in den Großstädten zu einem Volksfest A 785, B 349 ersten Ranges wurde. Panto|mimische oder dramatische Tänze traten dazu. Vegetarismus und Alkoholabstinenz hielten wenigstens die oberen Schichten, zu denen namentlich die Kayasth (Schreiber) und die Satsudra (rituell reine Gewerbe), in Orissa z.B. aber auch die alte Brauerkaste (jetzt meist Kaufleute) bedeutende Kontingente stellten, aufrecht. Das Prinzip der erblichen Guruschaft bestand auch bei dieser Reformsekte. Sie ist die populärste, welche wenigstens Nordindien, vor allem Bengalen, kennt. Im Gegensatz zur Tantristik fehlt ihr eben jegliche Esoterik, im Gegensatz zu den vornehmen Intellektuellenschichten aller Bedarf nach heiligem Wissen (kein Sanskrit!). Die Bhakti-Andacht kann jeder ohne Hilfe praktizieren. In der Massenreligiosität herrscht krasse Sexualorgiastik. 67 Die Zugehörigen der aus den unteren Kasten rekrutierten chaitanitischen Sekten bilden die ziffermäßig p bedeutendste Schicht m A, B: pushui-marga mäßigst

n A, B: Narayand

o A, B: Parmaturu

p A: ziffer-

64 WieAnm. 52. 65 SvämTNäräyan lebte 1781-1830. 66 Die Charakterisierung Caitanyas folgt Balfour, Cyclopaedia, I, S. 638. Parmätmä oder besser Paramätman bedeutet „der höchste Ätman". Die Darstellung seiner Sekte folgt im wesentlichen diesem Werk sowie Bhattacharya, Hindu castes, S. 255 und 461 - 4 7 0 . 67 Die Behauptung, daß in der indischen Massenreligiosität krasse Sexualorgiastik herrsche, ist trotz einzelner Beispiele hierfür (vgl. etwa Anm. 68) eine krasse Fehleinschätzung.

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von Vischnuiten (in Bengalen 10—11 Millionen) und pflegen sämtlich die orgiastische Anrufung Krischnas (Hari, Hari, Krischna) und Ramas, daneben aber - wenigstens die meisten von ihnen - die Sexualorgie als Hauptmittel der Selbstvergottung, als welche na5 mentlich die Baul sie verabsolutierten. 68 Den Sahajia q galt, bei der Sexualorgie, jeder Mann als Krischna, jedes Weib als Radha (seine Favoritin), 69 die Spashta Dayaka hatten intersexuelle Klöster als Stätten der Sexualorgie. 70 In minder ausgeprägter Form finden sich Reste der Krischna-Orgien auch sonst. In einer Anzahl von Kulten, 10 welche noch heute als allgemeine Volksfeste in fast ganz Indien, und zwar nicht nur von vischnuitischen Sekten, gefeiert werden, bildet neben Krischna selbst namentlich Radha, deren Liebesleben mit ihm im 10. Buch des Bhagavata Purana - entsprechend dem „Hohen Lied" im Alten Testament - als Symbol der gegenseitigen mystischen 15 Liebe der göttlichen und menschlichen Seele erzählt ist,71 den Mittelpunkt. Sie werden mit Gesang, Tanz, Mimus, Konfetti und Rudimenten sexualorgiastischer Freiheiten begangen. Konsequenzen im Sinne einer Bewertung rein innerweltlichen Handelns r als Heilswegs haben anscheinend nur einige verschwin20 dend kleine vischnui tische Gemeinschaften gezogen. Am ersten könnte dies bei den von H. H. Wilson176' erwähnten Madhava 72 sein, 176) Rel. Sects of the Hindus, London 1861. Es standen mir die Quellen nicht zur A 7 8 5 , B 3 4 9 Verfügung. |

q A, B: Sahaya

r A, B: Handels

68 Zu den Bäul (von Skt.: vätula, „verrückt") siehe Bhattacharya, Hindu castes, S.483: „But according to their tenets, sexual indulgence is the most approved form of religious exercise, and it is said that they have been known to drink a Solution made from human excretions." 69 Bei den Sahajiyä handelt es sich um ehemalige Säkta-Buddhisten, deren Orden in Verfall geraten war und die in die Caitanya-Mönchsorden einströmten (Weberfolgt Bhattacharya, Hindu castes, S.482). 70 Bhattacharya, Hindu castes, S. 481 - 4 8 2 , schreibt den Spastadäyaka keine Sexualorgien zu, und Wilson, Sects, S. 170-171, betont ausdrücklich das platonische Verhältnis von Mönchen und Nonnen. 71 Rädhä wird erst in Jayadevas Dichtung GTtagovinda erwähnt. Im Bhägavatapuräna ist lediglich Krsnas Spiel mit den Hirtinnen (GopTs) beschrieben. 72 Weber folgt hier einer fehlerhaften Darstellung bei Balfour, Cyclopaedia, II, S. 760: Das Werk berichtet unter dem Stichwort MADHAVA über Mädhava, den im 14. Jahrhundert lebenden Vedänta-Lehrer; dieser wird aber im selben Artikel mit dem Dvaita-Lehrer Madhva - oder ÄnandatTrtha - (1199-1278) verwechselt. Weber meint der Sache nach Lehre und Sekte des letzteren. Bhandarkar, Vaisnavism, S. 5 7 - 6 2 , ist weitaus verläßlicher als Balfour.

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Anhängern der vom Brahmanen (und Minister des Königs VijayanaA 786, B 350 gar) Madhava, Abt von Shringeri | im 13. oder 14. Jahrhundert73 begründeten Lehre. Er war177) Vischnuit, Gegner des Vedanta und Anhänger der unklassischen ramanujitischens Dwaita-(dualistischen) Doktrin. 74 Auch bei ihm ist natürlich Dualismus nicht der Gegensatz zwischen „Gut" und „Böse" oder zwischen „Gott" und „Kreatur", sondern zwischen vergänglichem Leben und ewigem Sein. Allein nicht das ewige Sein ist das - für das Streben der Menschen wenigstens - Reale, sondern gerade umgekehrt: das Leben. Es ist ewig und unentrinnbar. Eine Absorption in das formal ewige „Sein" im Sinn der brahmanischen Lehre, namentlich des Vedanta, gibt es für den Menschen nicht. Damit fallen alle Voraussetzungen der brahmanischen Soteriologie. Innerhalb dieses Lebens hat der Mensch sich sein Heil zu schaffen. Eine Selbstvergottung ist unerreichbar, ein Aufgehen in der Einheit mit dem Göttlichen unmöglich, da der ewige Gott absolut überweltlich und übermenschlich A 786, B 350

177)

S[iehe] über ihn Balfours Cyclopaedia of India Vol. II, p. 766.75

s A, B: ramaistischen76

73 Weber unterscheidet nicht zwischen verschiedenen Trägern des Namens Madhava: Der Vorsteher des matha von SrhgerT ist mit dem Minister dreier Könige von Vijayanagara nicht identisch. Der Minister Madhava wird inschriftlich zwischen 1347 und 1391 erwähnt und stammt aus dem Klan (gotra) der ÄngTrasa; er diente den Königen Harihara I. (1346-1357), Bukka I. (1357-1377) und Harihara II. (1377-1404) von Vijayanagara (die Hauptstadt selbst mit dem gleichen Namen wurde frühestens 1357 gegründet). Madhava, der Vorsteher des matha von SrhgerT, wird inschriftlich erstmals 1375 erwähnt; er stammt aus dem Klan (gotra) der Bhäradväja; er kann erst zu irgendeinem Zeitpunkt zwischen 1356 und 1375 Haupt des matha geworden sein, da diesem 1356 laut einer Inschrift noch ein gewisser VidyätTrtha vorstand. Demzufolge kann auch das Reich von Vijayanagara nicht im Jahre 1336 unter spiritueller Leitung des geistlichen Führers Madhava (angeblich bereits damals Vorsteher von SrhgerT) gegründet worden sein. 74 Von nun ab spricht Weber über Madhva (1199-1278) und seine Sekte, die Mädhvas. Die Doktrin des Rämänuja wird von diesen jedoch nicht als Dvaita-Lehre verstanden, sondern als Visistädvaita, d.h. „Monismus (Advaita) des Unterschiedenen (visista)". Nach dieser Lehre sind die Seelen und Gott zwar unterschieden (woraus Weber seine Charakterisierung als dualistische Lehre ableitete), zugleich aber eins, da Gott als der Lenker der ganzen Welt auch in den Einzelseelen immanent ist. Vgl. aber auch oben, S. 495-497. Die Darstellung der Lehre der Mädhvas folgt Bhandarkar, Vaisnavism, S. 59-62. 75 Die zitierte Stelle findet sich bei Balfour, Cyclopaedia, II, S. 760. Vgl. auch oben, Anm. 72. 76 Zu Webers irriger Wortbildung .ramaistisch' vgl. oben, S. 495, Anm. 29.

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ist. Yoga und alle Exerzitien der Intellektuellen-Soteriologien sind sinnlos: der Gott spendet seine Gnade dem richtig Handelnden. Damit scheint die Bahn für eine Ethik des aktiven innerweltlichen Handelns im Sinn des Occidents frei. Indessen gilt auch hier Meditation als der höchste Heilsweg und „interesseloses" Handeln als allein sündlos. Es blieben eben die allgemeinen Voraussetzungen der hinduistischen Theodizee: Samsara und Karman, bestehen. Überdies auch die absolute Autorität des mit dem heiligen (vedischen) Wissen ausgerüsteten Seelsorgers über den Gläubigen. Ja das Charisma der qualifizierten Gurus ist gerade in dieser Lehre aufs äußerste gesteigert und als ein persönlicher, an qualifizierte Reflektanten verpfändbarer und verkäuflicher Besitz behandelt worden 178) . Die unbedingte Hingabe an den Guru gilt als für die Laien-Erlösung unumgänglich: lediglich von ihm, nicht aus Büchern, hat man Kenntnisse zu erwerben. Die Stellung des Guru gegenüber dem Gläubigen war überhaupt A 787, B 351 derjenige Zug, welcher in den weitaus meisten seit der brahmanischen Restauration entstandenen hinduistischen Gemeinschaften beherrschend hervortrat. Vorgebildet war diese Stellung ja in der absoluten Autorität des vom Schüler (brahmacharin 3 ) fußfällig zu verehrenden Lehrmeisters (guru) in den Veden. Indessen damals eben nur für den internen Schulbetrieb. Diese alten vedisch gebildeten Gurus, von denen noch die Rechtsbücher sprechen, welche als Hauskapläne von Königen und Adligen und als Hauslehrer ihrer Söhne die vornehme Bildung der Kschatriya-Zeit vermittelten, waren aber seit den Kirchenreformen des Neo-Brahmanismus durch eine oft wesentlich plebejischere minder literarische Mystagogenund Seelsorgerschicht ersetzt, obwohl gerade darin Sankaracharya 178)

Geographisch verbreiten sich - um auch dies zu erwähnen - die vischnuitischen - im Verhältnis zu den universell verbreiteten fivaitischen - Sekten so, d a ß die A n h ä n g e r R a m a n u j a s und Madhavas besonders im D e k k a n , die anderen besonders in Vorderindien und zwar die Vallabhas insbesondere im Westen, die Chaitanyas in Bengalen, die eigentlichen „ R a m a s " , die Ramanandi-Sekten also, in Nordindien im allgemeinen verbreitet sind. Diese geographische Verteilung ist, soviel ersichtlich, wesentlich durch politische U m s t ä n de bedingt gewesen. D i e relativ schwächere Vertretung der vischnuitischen Sekten im Süden hat ihren G r u n d darin, d a ß der Peschwa ( s . o . I, S. 108) b im Mahrattenreich ein f i v a i t war. |

a A, B: bramacharin

b B übernimmt aus A die dort richtige Seitenzahl 662

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hatte reformieren wollen. Denn dies: die Schaffung geschulter und klösterlich organisierter wandernder Mendikanten einerseits und die universelle Durchführung der Guru-Verfassung waren ganz offenbar - neben der Verbindung mit den Höfen - die Mittel, durch welche die Brahmanen siegten. Ganz ähnlich wie die Gegenreformationskirche 5 durch Steigerung der Intensität der Beichte und Ordensgründung ihre geistliche Herrschaft über die Massen neu aufrichtete, brachen diese Mittel die Konkurrenz der Jaina und Buddhisten. Zunächst wenigstens waren die überwiegende Mehrzahl der Mendikanten und Gurus Brahmanen oder doch ganz in deren Hand. Im wesentlichen 10 ist es auch heute so. Die teilweise fürstlichen Einkünfte, welche die Gurus gerade der Massensekten bezogen, mußten das Widerstreben der Brahmanen gegen die Übernahme solcher Stellungen stark vermindern. Nicht die neuen Lehren, sondern die Universalität der Guru-Autorität war also das Kennzeichen des restaurierten Hinduis- 15 mus. Er war - ganz abgesehen von den Krischna- und Rama-Kulten, die er sich einverleibte - „Heilands"-Religiosität noch in einem andren sehr besonderen Sinn. Er bot den Massen den leibhaftigen, lebenden Heiland: den Nothelfer, Berater, magischen Therapeuten und vor allem: das Anbetungsobjekt, in Gestalt c des, sei es durch 20 Nachfolgerdesignation, sei es erblich, c seine Würde übertragenden Guru oder Gosain. Alle Sektenstifter wurden vergöttlicht und ihre Nachfahren wurden und sind Gegenstand der Anbetung. Die Guruschaft galt jetzt als die typische Stellung des Brahmanen. Der Brahmane ist als Guru lebender Gott (Thakur). Kein korrekter £udra 25 A 788, B 352 wird versäumen, Wasser zu trinken, | in welches ein Brahmane seine Zehe getaucht hat, oder sich Bissen von den Überbleibseln auf seinem Teller zu verschaffen. Der Genuß der Exkremente des Guru im Gayatri-Kriya-Sakrament (angeblich bei der Satnami-Sekte, einer Kschatriya-Gründung in Nordindien, sogar noch vor kurzem im 30 Gebrauch) war nur ein äußerster Fall. 77 Der in einem Gebiet leitenc Kommas fehlen in A.

77 Nach Bhattacharya, Hindu castes, S.491: „The mendicants are also initiated in the same mantra [eine Anrufung Rämas], and tothat extenttheircreed is unexceptionable. But like the Bauls of Bengal they are said to practise the horrible rite called Gayatri Kriya which is nothing more or less than the drinking of a Solution of the secretions and excrets of the human body." Die Sekte der Satnäml, „Anhänger des wahren (sat) Namens (näm)" wurde von JagjTvan Das (gest. 1761) begründet und von Gäzl Das (1770-1850) neu belebt.

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de Guru ersetzte den Bischof der abendländischen Kirche, visitierte in Begleitung seines Gefolges seinen - traditionellen oder auch ausdrücklich gesicherten - Sprengel, exkommunizierte im Fall grober Sünden, erteilte die Absolution gegen Buße, erhob die Abgaben von 5 den Gläubigen und war in allem und jedem Betracht die entscheidende beratende und beichtväterliche Autorität. Jeder Sekten-Gläubige hatte seinen Guru, der ihm den religiösen Unterricht erteilte, ihn dann durch Mitteilung der Mantra (Gebetsformel) und Bezeichnung mit den Sektenmerkmalen durch Brandmarkung oder Bemalung in 10 die Sekte aufgenommen hatte und an den er sich in allen Lebenslagen um Rat wendete. 78 Bei den Krischna-Sekten wurden die Kinder mit 6—7 Jahren dem Guru zugeführt und ihnen der Rosenkranz umgelegt. Mit 12 bis 13 Jahren erfolgte die der Konfirmation entsprechende (samarpana d -)Zeremonie, für welche die alte Form der 15 Umgürtung mit der heiligen Schnur (die Samavartana-Zeremonie) den Ritus abgab: dem Sinne nach aber war sie die Weihe des eigenen Leibes an Krischna. Ökonomisch, sahen wir, 79 wurden die GuruSprengel teilweise als persönliches Eigentum der Gurus betrachtet, nicht nur - wie meist - vererbt, sondern auch veräußert, wie die 20 „jajmani" eines Handwerkers. Religiös ersetzte die Verehrung des Guru gerade bei den Massen oft alle andere Heilandsreligiosität: der lebende Heiland oder Gott inmitten der Gläubigen ersparte alle transzendenten Anbetungsobjekte. Das praktische Maß der GuruAutorität in Dingen der Alltagslebensführung war und ist bei den 25 einzelnen Sekten zwar verschieden, aber sehr begreiflicherweise gerade bei den spezifisch plebejischen Sekten meist ganz besonders groß. Daß die Institution auch heterodoxen Mystagogen die Chance bot, sich als Seelenleiter aufzutun und Anhänger um sich zu sammeln, - namentlich seit die Stütze der Regierung den Brahmanen 30 fehlte - , mußten die hinduistischen Reformatoren mit in den Kauf nehmen. Im ganzen bedeutete diese Plebejisierung der brahmanischen Lehrer eine ganz ungeheure Stärkung ihrer Macht. In den Tagen der islamischen Fremdherrschaft und Verfol|gung zumal wa- A 789, B 353

d A, B: samupana

78 Ebd., S. 25ff. und 437ff. 79 Oben, S. 509.

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linduismus

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ren die Gurus für die Massen der Hindu ebenso die feste Stütze in aller inneren und folglich auch äußeren Not, wie die Bischöfe der katholischen Kirche in der Zeit der Völkerwanderung und schon vorher. Mit dieser plebejisierenden Entwicklung hängen jene starken VerSchiebungen in der Stellung und Gliederung des Brahmanentums zusammen, welche sich seit der Restauration vollzogen haben 179) . Der vornehme Brahmane der Frühzeit war Hauskaplan eines Königs (purohita) oder eines Adligen, wie dies sich namentlich im Rajputana erhalten hat. An Würde gleich stand der Purohita-Stellung die des selbständigen Lehrers von Abkömmlingen von Brahmanen und, demnächst, von Adligen, der durch „dakshina" 80 entgolten wurde. Dakshina durfte und darf ein Brahmane hoher Kaste nur von vornehmen Kasten nehmen 180) . Andrerseits beanspruchten das Monopol des Nehmens von Dakshina von den vornehmen Kasten die nach ihrem Kastenrang vornehmen und vedisch gebildeten (Vaidika-) Brahmanen 81 (daher Dakshinacharas genannt). Die mittelalterliche Entwicklung brachte, wie wir sahen, 82 die großen Pfründenstiftungen der Fürsten und Adligen für ritualkundige Brahmanen, deren rituelle Dienste, Schrift- und Verwaltungskunde und Lehrkräfte dadurch für den Bedarf des Fürsten und seines Adels sichergestellt A 789, B 3 5 3

179

' Die entscheidenden Tatsachen findet man am bequemsten bei Jogendra 6 Nath Bhattacharya a . a . O . 180) Äußerste Grenze sind für Brahmanen, die nicht als völlig degradiert angesehen werden wollen, die „Sat5udra"-Kasten, deren Gaben unter Umständen - in Bengalen, wenn sie hinlänglich groß sind! - genommen werden dürfen. Stets aber sind die „Afudra pratigrahi"', die nie vom (Judra nehmenden, die vornehmsten und verachten die „Qudra yajaka".83 |

e A, B: Jogendea

f A, B: pratigahi"

80 Balfour, Cyclopaedia, I, S. 877, schreibt unter diesem Stichwort: „Dakshina. Sansk. A present to a Brahman on the conclusion of any ritualistic ceremony." 81 Den Ausdruck Vaidika (vedisch gebildete Brahmanen) hat Weber häufig bei Bhattacharya, Hindu castes (S. 35, 44, 60, 99) gefunden. 82 Oben, S. 461 ff. 83 Bhattacharya, Hindu castes, S. 230: „The Brahmans who minister to the clean Sudra castes like the Tantis are not, as already observed, degraded forever, though as Sudra Yajakas (priests of Sudras) they are looked down upon by the Asudra Pratigrahis, i. e. those who never take any gifts from Sudras." AsüdrapratigrahT bedeutet „einer, der (nur) von einem Nicht-Südra (etwas) in Empfang nimmt".

5

10

15

20

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

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wurden. Auch die Fähigkeit, solche Lehen für rituelle und Unterrichts-Dienste zu empfangen, wurde natürlich von den VaidikaBrahmanen vollen Kastenrangs monopolisiert. Oft war sie den als bhikkschu 9 lebenden 84 vorbehalten, welche jedoch nicht selten trotz 5 Beibehaltung dieser Bezeichnung später - wie bei den Buddhisten die „Bonzen" - zu einem Weltklerus ohne Zölibat wurden, den eben nur die Abstammung und vedische Schulung von den Laukika oder Grihastha genannten Laien-Brahmanen unterschied, die an der Pfründenfähigkeit nicht teilnahmen. Unter diesen Laien-Brahma10 nen waren die vornehmsten diejenigen, welche weltliche Lehen für Leistungen im Verwaltungsdienst empfingen, wie z.B. die Bhuinhar-Brahmanen (von Bhum, Landlehen) in Bihar und Benares, ander |wärts ähnliche Schichten. Degradiert waren, wie früher er- A 790, B 354 wähnt, 85 alle Tempelpriester (in Bengalen: Madhya genannt). Teils 15 deshalb, weil ihre subalternen Manipulationen keine vedische Schulung voraussetzten, die ihnen denn auch meist fehlte, teils aber auch, weil sie von Gaben unvornehmer, oft unreiner Kasten, oder von solchen von fremden Pilgern unsicherer Reinheit lebten 181) . Innerhalb der Vollbrahmanen nahmen eine hohe, nach ihren eigenen 20 Ansprüchen die höchste, Rangstellung ein die Pandits: respondierende Sakraljuristen und Richter, deren höchster in der Zeit vor der Fremdherrschaft oft für den ersten Mann des Landes galt. Die Stellung hat sich in der Restaurationsperiode, und zwar anscheinend wie so viele andere hinduistische Institutionen von Kaschmir her, ent25 wickelt. 86 Mit ihnen konkurrierten an Macht die Superioren der großen charismatischen Klöster, deren „Srimukh" (Dekret, dem „Fetwa" des islamischen Mufti entsprechend) für die Anhänger der 181)

So die überaus reichen Priester gewisser berühmter Wallfahrtsheiligtümer in Bena- A 7 9 0 , B 3 5 4

res.

g Zu erwarten: Bhikshu (Skt.) oderbhikkhu (Päli).

8 4 Nach Bhattacharya, Hindu castes, S. 82: „The Bhikshus or ecclesiastics are also householders, as every Brahman is required to be in his youth; but as they devote themselves entirely to receive religious donations, and are called Bhikshus or beggars." 8 5 Oben, S. 125f. 86 Weber folgt hier Bhattacharya, Hindu castes, S. 54. Daß sich das Pandittum von KasmTr her entwickelt habe, schließt Weber aus Bhattacharya, ebd., wonach aus KasmTr die angesehensten Pandits kommen.

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und

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betreffenden Lehre in verbindlicher Art Ritualfragen 182) entscheidet - aber eben nur innerhalb der betreffenden, freilich unter Umständen eine Mehrzahl von Sekten183' umfassenden, Lehrgemeinschaft. Bei allen diesen althistorischen brahmanischen Machtstellungen war der Besitz des heiligen Wissens diejenige Qualität, welche das 5 Monopol auf die geistlichen Pfründen der verschiedenen Arten verlieh, bildete das profanjuristische Wissen und die Literatenqualität als solche diejenige Eigenschaft, welche auf die weltlichen Stellungen Anspruch gab. So stehen unter den studierten h Bhikshu-Deshasths h in Maharash- 10 tra neben den Vaidika die £astri (Juristen), welche dort untereinander und mit den Jotishi (Astrologen), Baidya (Medizinern), Puranika (Rezitatoren der Purana) im Range gleich stehen. 87 Nächst dem heraldischen Rang184) entscheidet der damit oft, aber nicht A 791, B 355 immer, zusammenfallende 185) traditionelle Grad | der Veda- und 15 Sanskrit-Schulung über die soziale Schätzung. Demnächst der Grad esoterischen, namentlich also tantristischen „Wissens", einer wichti-

182) So entschied ein Srimukh des Abts von Shringeri über die Zugehörigkeit einer bestimmten Gruppe Mysorescher Brahmanen zur Kaste. 88 183) Shringeri z.B. alle orthodox fivaitischen in Südindien, für welche das Kloster auch die Exkommunikationsgewalt in Anspruch nimmt. 184) So der Zugehörigkeit zu den Sapta Sati, den 7 vor König Adisur1 (9. Jahrh.) in Bengalen eingewanderten Sippen, 89 oder den „Panch Gaur", den vornehmsten 5 aller nordindischen Sippen. 90 185) Bei den hochadligen Kulin-Brahmanen in Orissa z.B., die aus den ausschließlich von Vaidika bewohnten 16 shashan-Dörfern (alten Königsstiftungen) stammen, gilt die Sanskritbildung als mittelmäßig. 91 |

h A, B: Bikkshu-Dershashths

i A, B: Adisaur

87 Die Aufzählung ebd., S. 83. 88 Weber bezieht sich auf folgenden Vorgang, ebd., S. 93: „The Haie Karnatikas [Haje Karnätika] of Mysore [Maisür] are considered as a still more degraded class. Their very Brahmanhood is not generally admitted, in spite of their having lately secured a Srimukh from the Sringeri monastery recognising them as a class of the sacerdotal caste." 89 Saptasati bedeutet „700 Sippen". König Ädisüra ist ein legendärer bengalischer König, dessen Historizität umstritten ist. Möglicherweise bildet die Ansiedlung von Vaidika-Brahmanen unter König Sämalavarman aus der Varman-Dynastie im Jahre 1079 den Kern dieser Geschichte. 90 Über die Pane Gaur (Skt. Panca-Gauda) berichtet Bhattacharya, Hindu castes, S. 33. 91 Nach demselben, S. 61.

III. Die asiatische Sekten- und Heilandsreligiosität

515

gen Machtquelle namentlich fivaitischer Brahmanen. Die YogaSchulung gibt dagegen heute z.B. in Südindien (Telinga92), wo sie sich bei Brahmanen (Niyogin) häufig findet, ebenso wie sonst keine Qualifikation für Pfründen 186 '. Ganz einheitlich ist die Scheidung 5 von geistlichen und Laien-Brahmanen nicht187). Die Qualität der kultischen Prozeduren wirkt auf den Rang je nach deren ritueller Unbedenklichkeit: in Bengalen, Orissa, Mithila und im Panjab sind gerade vornehme Brahmanen Saktis, jedoch durchweg in der gemäßigten Form, welche zwar die Teilnahme an blutigen Opfern, nicht 10 aber am Alkohol- und Tabak-Genuß einschließt. 93 Die „extremen", d. h. Alkoholgenießenden, Sakti-Brahmanen z. B. in Sindh und Maharashtra gelten als niederen Ranges. 94 Daß in Südindien die vornehmen dravidischen (Dravira-)Brahmanen fast alle Qivaiten sind, hat rein historische Gründe; in Rajputana sind gerade die vischnuiti15 sehen Srimali besonders vornehm (weil rein arisch). 95 Degradierend wirken nur diejenigen Formen des Vischnuismus, welche dask Sanskrit aufgegeben haben oder welche dakshina von niederen Kasten nehmen, was beides meist zusammentrifft. So namentlich die Stellung als chaitanitischer Guru trotz Alkoholabstinenz 188) . Zwar in 20 Orissa stehen die chaitanitischen (Adhikari-)Brahmanen an Rang zwischen den Vaidika- und den Laien-Brahmanen - unter denen es dort eine rituell befleckende Unterkaste (die Masthan1) gibt96 - in der Mitte. Aber in aller Regel ist der Brahmane als chaitanitischer Guru degradiert, sowohl weil ihm das vedische und Sanskrit-Wissen,

1861 Dagegen können dort diese als „Niyogin" von den Vaidika geschiedenen Brahma- A 791, B 3 5 5 nen Priester sein. ,87> In Nordindien können vielfach auch „weltliche" Brahmanen, als Gurus, dakshina empfangen (stets handelt es sich um Brahmanen niederen Ranges). 188) D i e alte bengalische Brauerkaste (jetzt meist Kaufleute) war abstinent und chaitanitisch. |

k A, B: den

I A, B: Mathan

9 2 Teiihga (wahrscheinlich aus Skt.: trilihga für drei iihga-Heiligtümer) oder Telirtgäna entspricht etwa dem heutigen indischen Bundesstaat Ändhra Prades. 9 3 Die Charakterisierung stützt sich auf Bhattacharya, Hindu castes, S. 48. 9 4 Ebd., S. 8 6 - 8 8 . 9 5 Ebd., S. 9 4 - 9 5 , und S.66f. 96 Ebd., S. 62.

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wie die tantristische Esoterik entbehrlich ist und fehlt, als weil er (meist) dakshina von allen (oder doch fast allen) Kasten nimmt. Diese populären vischnuitischen (hauptsächlich auf Ramananda und Chaitanya zurückgehenden) Sekten verschoben nun die Stellung der Brahmanen auf das nachhaltigste. Zunächst, indem sie jenes an sich schon geringe Maß einheitlicher Organisation, welches für den orA 792, B 356 thodoxen £ivaismus die Arbeit namentlich Sankaracharyas m | geschaffen hatte, für den Vischnuismus völlig sprengten. In Nordindien fehlt schon dem dort schwächeren £ivaismus ein solches geistliches Oberhaupt, wie für Südindien der Abt von Shringeri, neben ihm einige andere Klöster, immerhin sind; denn die Machtstellung von Sankeshwar 97 scheint auf einige vornehme Brahmanen-Kasten beschränkt zu sein. Der Vischnuismus, namentlich der chaitanitische Massen vischnuismus, entbehrt dessen völlig. Jede einmal anerkannte Guru-Dynastie bildet eine (meist) erbliche hierokratische Gemeinschaft für sich. Neben diese zunehmende Sekten-Zersplitterung trat die Änderung der Art der Machtmittel. Vedisches Ritualwissen, tantristische und saktistische Esoterik als Grundlage der charismatischen Machtstellung fielen bei den „demokratisch" orientierten Sekten fort. Emotionale konfessionelle Agitation und Konkurrenz in der Öffentlichkeit mit ihren spezifisch plebejischen Mitteln der Werbung und Kollekte: neben Prozessionen und Volksfesten auch kollektierende Wanderkarren und ähnliche Veranstaltungen, traten an die Stelle. Die Zunahme der Zahl der Kleinbürger und proletaroiden Massen und die Zunahme des Reichtums der bürgerlichen Schichten in den Städten steigerten die Erwerbschancen der an sie sich wendenden Guru-Demagogie. Die tiefe Verachtung der vornehmen Brahmanen gegen diese Konkurrenz konnte ihnen die bittere Erfahrung nicht ersparen, daß aus ihren eigenen Kreisen die Neigung zum Überlaufen vom Lager der Tantristik und sonstigen Esoterik zum Vischnuitentum wuchs. Die Autorität der Pandits, ebenso wie die Benutzung der vornehmen gebildeten sankaritischen und anderen als vollklassisch geltenden Brahmanen als Gurus nahm mindestens relativ ab zugunsten der mindestens relativ aliterarisch

m A, B: Sarkaracharyas

9 7 Zur Bedeutung dieses geistlichen Lehrstuhls siehe oben, S. 81, Anm. 6.

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

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(d.h. nicht Sanskrit-gebildeten) Hierarchen der Masse189). Gerade die durch die englische Herrschaft allmählich propagierte kapitalistische Entwicklung hat - mit ihrer Schaffung ganz neuer Quellen der Vermögensakkumulation und des ökonomischen Aufstiegs - diese 5 Umwälzung stark gefördert. Die alte Anrede „Thakur", „Gott", für den Brahmanen ist nicht nur abgebraucht, sondern überdies auch entwertet dadurch, daß heute nur der Guru der | plebejischen Sekten A 793, B 357 es ist, der ernstlich und wirklich wie ein Gott verehrt wird. Diese Entwicklung hat überall da, wo die neohinduistischen Heils10 mittel sich mit den buddhistischen verbunden haben, - was besonders intensiv bei der (namentlich in Java verbreiteten) yogistisch und mantristisch beeinflußten Mantrayana-Schule der Fall ist, - auch diese ergriffen: die Autorität des hinayanistischen Guru war in den Missionsgebieten ohnehin schon groß, und die unbedingte Obedienz 15 gegen ihn wurde nun zum absoluten Erlösungsmittel gesteigert190). Diese göttliche oder gottähnliche Stellung des Guru ist gerade auch bei denjenigen hinduistischen Sekten, welche alle Idolatrie und alle andern irrationalen, ekstatischen, orgiastischen oder rituellen Kultmittel radikal beseitigten, sehr oft am allerstärksten entwickelt, 20 wie wir sahen. 98 Anbetung des lebenden Heilands war also das letzte Wort der hinduistischen Religionsentwicklung. Der Unterschied gegenüber der katholischen Anstaltskirche war bei dieser Organisation, äußerlich angesehen: einmal, daß Mönche 189) Das Ressentiment darüber spricht deutlich genug aus dem zitierten Buch J . N . A 7 9 2 , B 3 5 6 Bhattacharyas," eines Ober-Pandit, loyalen Anhängers der englischen Herrschaft und der Kastenordnung und Verächters der plebejischen Gurus. | 190) S[iehe] dazu J.S. Speyer, Z . D . M . G . " 67 (1913) 1 0 0 S. 347 über die Edition des Sang A 7 9 3 , B 3 5 7 Hyang Kamahäyänikan 0 von PJ. Katsp (Kon. Inst. v. d. Taal-, Land- en Volkenkunde v. Ned. q Indie, 1910) q . Die buddhistische Ethik ist bis auf Rudimente (statt der Mönchskeuschheit z. B. Verbot der Begattung in der Nähe heiliger Objekte!) verschwunden. Wer prajna (die höchste Weisheit) durch puja (Verehrung Buddhas), Yoga, Meditation über die mantra und unbedingten Gehorsam gegen den Guru erlangt hat, dem ist kein Genuß verboten (Strophe 37des Gedichts). 1 0 1 |

n A, B: Z.

o A, B: Kamehäyänikam

p A, B: I. Katz

98 Oben, S. 286. 9 9 Gemeint ist Bhattacharya, Hindu castes. 100 Gemeint ist Speyer, Katechismus, S. 3 4 7 - 3 6 2 . 101 Wiedergabe ebd., S. 351, 353 und 361.

q A, B: Indie (1910)

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und

Buddhismus

und charismatische oder erbliche Mystagogen die ausschließlichen Träger waren. Dann: ihre formale Freiwilligkeit. Ganz wie in China vollzog sich die Entstehung der nicht vom Fürsten für die offiziellen Opfer oder für Brahmanenschulen gestifteten Tempel regelmäßig im Wege der Subskription und der Bildung eines Komitees/welches die äußere Ordnung und die Führung der Wirtschaft in die Hand nahm. Unter den hinduistischen Fürsten war diese Art der Stiftung neuer Kulte schwerlich die vorwiegende. Unter der fremdgläubigen Fremdherrschaft aber wurde sie die fast ausschließliche äußere Form der Propaganda der Sektenkulte, und diese gerieten dadurch in stärkstem Maß unter die Herrschaft der bürgerlich erwerbenden Schichten und gewannen nun auch ökonomisch erst die Möglichkeit, sich vom offiziellen orthodoxen Brahmanentum zu emanzipieren oder dies zu zwingen, sich ihnen zu akkommodieren. Die Inschriften | A 794, B 358 zeigen, daß diese Organisationsform seit langen Jahrhunderten bis heute typisch die gleiche geblieben ist. Ebenso typisch die gleiche blieb die spirituelle Herrschaft der Gurus. Auch die politische Macht dieses Klerus war selbstverständlich groß. Der Mendikanten bedienten sich die Könige als Spione (ein solcher Asket spielt in der Frühgeschichte von Bombay eine typische Rolle), 1 der Brahmanen überhaupt als ihrer Beamten und Berater. Festzustellen ist, daß offenbar die äußersten Konsequenzen der Guru-Verehrung erst in den letzten 5—6 Jahrhunderten gezogen worden sind. Und das ist begreiflich. Sowohl die Könige wie die brahmanische Weltpriesterschaft hatten ein Interesse daran die Gewalt der Mystagogen und Magier, des Mönchtums überhaupt, nicht ins Übermaß anwachsen zu lassen. Sie haben die Macht der Sektenhäupter, auch wo sie sich ihrer zur Domestikation der Massen bedienten, sich nicht über den Kopf wachsen lassen. Erst die islamitische Fremdherrschaft, welche die politische Macht der vornehmen Hindukasten brach, gab der Entwicklung der Guru-Gewalt freie Bahn und ließ sie zu ihrer grotesken Höhe anwachsen. Diese Entwicklung der Guru-Gewalt zur Menschenvergottung kann lehren: welche gewaltige Bedeutung im Occident die Entwicklung der Papstgewalt gehabt hat. Sie hat zunächst

r A: Kommitees,

1 Weber stützt sich auf Hinweise bei Duff, Mahrattas, I, S. 2 5 2 - 2 5 3 .

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

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die Mönchskirchen des Missionsgebietes, die irische und ihre Ausläufer vor allem, unterworfen, indem sie sie zugleich legitimierte: sie nahm die Ordensgründungen der Mönche in ihre straffe amtliche Disziplin. Nicht der persönliche überweltliche Gott, den die Hindu5 gläubigkeit gerade der Sekten ja auch kannte, sondern das Erbteil des antiken Rom: die bischöfliche Amtekirche, hat die in Indien eingetretene Entwicklung des Mönchtums zur Menschenanbetung verhindert. Nicht, wohlgemerkt, die starke hierarchische Macht des Papsttums als solche - denn auch der Dalai Lama ist und die großen 10 Klostersuperioren der Sekten Indiens waren höchst machtvolle Hierarchen. Sondern der rationale Amis-Charakter der Verwaltung war das Entscheidende und gegenüber dem persönlichen oder Erbcharisma der Gurus Unterscheidende. Davon wird später zu sprechen sein.215 Zu der ritualistischen und traditionalistischen inneren Gebundenheit durch die Kastenordnung und deren Verankerung an der Samsara- und Karman-Lehre, - an welcher keine irgend | in Betracht A 795, B 359 kommende Sekte gerüttelt hat191), - trat also noch die religiöse

191) D e n sehr starken Schicksals-Glaubcn bezeugt neben ausführlichen Legenden, wel- A 7 9 5 , B 3 5 9 che die Unentrinnbarkeit des Verhängnisses zum Thema haben, auch die Spruchweisheit (bei Liebich, Sanskrit-Lehrbuch, 3 Leipzig 1905 z . B . S.274/5, Nr.87, 80, 93). 4 Allein Karman: die vorgetanen Werke aus dem früheren Leben, bestimmen eindeutig das Ver-

2 Der Verweis hat innerhalb der hier edierten Aufsätze zur Wirtschaftsethik der Weltreligionen keine Entsprechung. Weber könnte seine nicht mehr geschriebene Studie über das alte Christentum gemeint haben. 3 Liebichs Anthologie trägt den Haupttitel: Sanskrit-Lesebuch. 4 Weber zitiert ebenda übersetzte Sprüche des Bhartrhari. Die Lebensdaten des Bhartrhari sind nicht bekannt (wahrscheinlich eines der ersten nachchristlichen Jahrhunderte). Er ist der Verfasser dreier Spruchdichtungen in Zenturien (Skt. sataka): 1. Srfigärasataka („Zenturien über die Liebe"), 2. NTtisataka („Zenturien über die Lebensklugheit"), 3. Vairägyasataka („Zenturien über die Weltentsagung"). Weber meint NTtisataka 87, 89 (nicht 80!) und 93. Die deutsche Übersetzung von NTtisataka, 87 (Liebich, Sanskrit-Lesebuch, S. 274) lautet: „Indra, der Brhaspati zum Anführer, den Donnerkeil zur Waffe, die Götter zu Streitern, den Himmel zur Burg, den Vishnu, wie man weiss, zum Beistand und den Airävata zum Reittier hatte, wurde, obgleich er mit dieser wunderbaren Macht ausgerüstet war, im Kampfe von den Feinden geschlagen. Ist also nicht offenbar das Schicksal unsere Zuflucht? Weh, weh, vergebens ist menschliche Anstrengung!" Übersetzung von NTtisataka, 89: „Ein Kahlkopf, schmachtend in der Sonne Glast, Sucht vor der Glut bei einem Palmenbaum

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Buddhismus

Anthropolatrie der hinduistischen Laien gegenüber dem naturgemäß streng traditionalistischen charismatischen Klerus der Gurus hinzu, um jede Rationalisierung der Lebensführung von innen heraus zu hindern. Es war ganz offensichtlich gar nicht daran zu denken, daß eine durch solche inneren Mächte beherrschte Gemeinschaft 5 jemals aus ihrer Mitte das hätte gebären können, was wir hier unter „Geist des Kapitalismus" verstehen. Selbst die Übernahme des ökonomisch und technisch fertigen Gebildes als Artefakt, so wie sie die Japaner vollzogen haben, stieß offenbar und ganz begreiflicherweise hier, trotz der englischen Herrschaft, auf ganz bedeutende und of- 10 fenbar größere Schwierigkeiten als in Japan. Wenn heut die Durchdringung der indischen Gesellschaft mit kapitalistischen Interessen schon eine so tiefgehende ist, daß sie wohl nicht mehr auszurotten wäre, so konnten vor wenigen Jahrzehnten noch hervorragende hängnis, welches dann über Menschen sowohl wie Göttern steht (ebenda Nr. 88, 93, 96, 101).5 |

Durch Schicksalsschluss im kühlen Schatten Rast. Doch streckt zur Ruh' er seine Glieder kaum, Als eine Frucht, sein Leben jäh zu enden, Vom Baum herab auf seinen Scheitel fällt. An jedem Ort sich Unheil ihm gesellt, Wohin ein Glückverlass'ner sich mag wenden." Übersetzung von NTtisataka, 93: „Wir beugen vor den Göttern uns. Doch in des argen Schicksals Macht Stehn diese auch; es werde drum dem Schicksal Ehre dargebracht. Allein das Schicksal thut ja nichts, als dass es unsern Lohn uns bringt Für jede That, die wir vollbracht. Und weil die That den Lohn bedingt, Was nützen uns die Götter wohl, was nützt das Schicksal? Ehre sei Darum den Thaten! Sind sie doch auch von des Schicksals Einfluss frei." 5 Übersetzung von NTtisataka, 88: „ Der Lohn, der den Menschen zuteil wird, hängt vom Schicksal (von den in einem früheren Leben vollbrachten Werken) ab, und auch die Vernunft folgt dem Zuge des Schicksals; trotzdem soll der Verständige erst nach reiflicher Überlegung handeln." NTtisataka, 93, ist oben, Anm. 4, wiedergegeben. Übersetzung von NTtisataka, 96: „Es schirmt im Kampf, im Feuer, Wasser, Walde, Im Ozean, auf steiler Bergeshalde, Im Schlaf, im Unglück, wo du unbewacht, Das gute Werk dich, das du einst vollbracht." Übersetzung von NTtisataka, 101: „In den Augen des Mannes, dereinen grossen Vorrat an guten Werken aus dem früheren Leben hat, wird ein Grauen erregender Wald zu einer Hauptstadt, jedermann zum Verwandten und die ganze Erde mit vor ihm liegenden Edelsteinen erfüllt."

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

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englische Kenner des Landes mit guten Gründen die Überzeugung vertreten: daß beim Wegfall der dünnen europäischen Herrenschicht und der von ihr erzwungenen pax Britannica unter den auf Tod und Leben verfeindeten Kasten, Konfessionen und Stämmen die ganze alte feudale Räuber-Romantik des indischen Mittelalters wieder ungebrochen ins Leben treten würde. 6 Machen wir uns noch einmal klar, welche „geistigen" Elemente, außer der Kastengebundenheit und der Guru-Herrschaft über die Massen, den ökonomisch und sozial traditionalistischen Zug im Hinduismus begründeten. Neben der autoritativen Gebundenheit war es innerhalb der Intellektuellenschicht vor allem das Dogma von der Unabänderlichkeit der Weltordnung, welches allen orthodoxen und heterodoxen hinduistischen Denkrichtungen gemeinsam war. Die Weltentwertung, welche jede Erlösungsreligion mit sich führt, konnte hier nur absolute Weltflucht werden, ihr höchstes Mittel nicht aktive Askese des Handelns, sondern mystische Kontemplation. Das Prestige dieses Heilsweges als des höchsten von allen ist durch keine der massenhaften und untereinander so verschiedenen ethischen Lehren | wirklich gebrochen worden. Immer blieb die Außeralltäg- A 796, B 360 lichkeit und Irrationalität der Heilsmittel bestehen. Entweder waren sie orgiastischer Natur und lenkten also ganz unmittelbar in antirationale, jeder Lebensmethodik feindliche Bahnen ein. Oder sie waren zwar rational in der Methodik, aber irrational im Ziel. Die „Berufs"-Erfüllung aber, welche z.B. in höchster Konsequenz das Bhagavadgita s forderte, war „organischen"192) und das heißt: streng 192)

Dabei ist es in der Sektenreligiosität durchaus geblieben, wie namentlich die A 796, B 3 6 0 Spruchweisheit zeigt. Unter den bei Liebich a . a . O . 8 bequem in Übersetzung zugänglichen Worten seien hervorgehoben: S.281, Nr. 14: 9 entweder Liebe - oder der Wald (Askese). Ein verlorenes Leben hat geführt, wer weder Gedanken für (Jiva gehabt, noch der Liebe gelebt hat (S. 299, Nr. I I ) , 1 0 wer weder Wissenschaft, noch Reichtumserwerb, noch Pietät, noch Erotik gepflegt hat (S. 305, Nr. 47), 1 1 wer weder Wissen, noch Kriegs-

s A, B: Baghavadgita

6 Weber spielt auf die Räjputen an. 7 Die falsche Schreibung mukhti findet sich mehrmals bei Senäthi Räja, Saiva sect. 8 Gemeint ist Liebich, Sanskrit-Lesebuch. 9 Ebd., S. 281: Übersetzung aus Bhartrhari's Srhgärasataka, 14. 10 Ebd., S. 299: Übersetzung aus Bhartrhari's Vairägyasataka, 11. 11 Ebd., S.305: Übersetzung aus Vairägyasataka, 47.

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traditionalistischen, Charakters und dabei mystisch gebrochen: ein Handeln in der Welt, aber doch nicht von der Welt. Schlechthin keinem Hindu wäre es eingefallen, in dem Erfolg seiner ökonomischen Berufstreue das Zeichen seines Gnadenstandes zu erblicken oder - was wichtiger ist - die rationale Umgestaltung der Welt nach 5 sachlichen Prinzipien als eine Vollstreckung göttlichen Willens zu werten und zu unternehmen. Dabei will nun immer berücksichtigt sein, wie dünn die Schicht der eigentlich intellektualistischen und überhaupt der an „Erlösung" in irgendeinem rationalen Sinn interessierten Schichten in Indien war 10 und ist. Von „Erlösung" (moksha, mukhti') weiß die Masse, zum mindesten u der heutigen Hindus", nichts. Sie kennt kaum den Ausdruck, jedenfalls nicht die Bedeutung. Ähnlich dürfte es, kurze

rühm, noch schöne Mädchen besessen hat (S. 313, Nr. 87, 12 dies in der Form besonders schön), und es werden dabei (S.319 Schlußvers der Sammlung 13 und in den anderen Stellen) diese verschiedenen Werte im Ganzen meist koordiniert. Auch die Götter: (Jiva, Brahman und Vischnu als „Sklaven" des Liebesgottes: S. 278, Nr. I; 14 andererseits: £iva als Feind der Weiber (S. 283, Nr. 83) 15 und des Liebesgottes (S. 302, Nr. 28) 16 oder als dessen „Züchtiger" (S.313, Nr.90) 1 7 . Das Alles entspricht der früher schon aus einigen Monumenten illustrierten organisch-relativistischen Grundlage aller indischen Ethik. |

t Zu erwarten: mukti

u A: der heutige Hindu B: der heutigen Hindu

12 Ebd., S.313: Übersetzung aus Vairägyasataka, 87. 13 Ebd., S. 319: Die Übersetzung des Schlußverses von Vairägyasataka lautet: „Der lebt geistlich, entsagt allem; Jener taumelt im Weltgewühl; Dieser weiht sich dem Dienst Amors: Mannigfach ist der Menschen Sinn." 14 Ebd., S. 278: Übersetzung von Srhgärasataka, 1. 15 Der zitierte Spruch findet sich ebd., S. 293: Übersetzung von Srfigärasataka, 83. 16 Ebd., S. 302: Übersetzung von Vairägyasataka, 28. 17 Ebd., S. 319: Übersetzung von Vairägyasataka, 90: „Die Wünsche im Herzen haben sich abgenutzt, dahin ist, sieh, die Jugend der Glieder, und die Tugenden sind nutzlos geworden, da niemand da ist, sie anzuerkennen. Was ziemt sich jetzt? Plötzlich tritt der mächtige Gott der Zeit, der unbarmherzige Tod, heran; an das Füssepaar des Züchtigers des Liebesgottes (d.i. Qiva's) hat man nicht gedacht und doch giebt es keinen andern Weg zur Erlösung." Kama, der Gott der Liebe, störte Siva bei der Askese und machte deren Früchte zunichte, da er in ihm die Liebe zu PärvatTerweckte. Zur Strafe verbrannte Siva den Liebesgott mit seinem dritten Auge, der daher seitdem auch Anariga ("Körperlos") heißt.

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

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Perioden ausgenommen, immer gewesen sein. Ganz massive rein diesseitige Heilsinteressen, grobe Magie, daneben aber die Verbesserung der Wiedergeburtschancen sind und waren das, was sie erstrebte. Auch das Sektentum ergreift wenigstens heute nicht die 5 wirklichen „Massen". Nimmt man als Maßstab die ausdrückliche A u f n a h m e in eine Sekte (durch Mantra-Erteilung und Bemalung oder Brandmarkung) nach vorhergehender Unterweisung, so werden wohl schwerlich mehr als 5% der Bevölkerung, wahrscheinlich aber weniger, Vischnuiten, £ivaiten, | Jaina und Buddhisten sein. A 797, B 361 io Zwar hat man 193) die Theorie aufgestellt und geistreich verteidigt: jeder nicht heterodoxe Hindu sei, ohne es selbst zu wissen, entweder £aiva oder Vaishnava, d . h . er strebe entweder - im ersten Fall nach Absorption im Alleinen oder - im letzteren - nach ewigem Leben, und dies zeige sich in seinem Verhalten in der Todesstunde, 15 in der Art der Formel zur Anrufung des Nothelfers (Mantra), die er dann gebrauche. Indessen abgesehen davon, daß es eine solche besondere Mantra für die Todesstunde wirklich allgemein überhaupt gar nicht gibt und daß es auch 9ivaitisches Unsterblichkeitsstreben gab, so sind die üblichen und gebräuchlichen Formeln (vor allem 2o Anrufungen Ramas 1 9 4 ) ) so nichtssagend, daß daraus irgendeine Beziehung zu einem Gott und dessen spezieller Gemeinschaft durchaus nicht geschlossen werden kann. 1 8 Die Masse der Hindu kennt £iva

193) So der verdienstvolle Indologe Grierson. 1 9 S[iehe] darüber und dagegen die Aus- A 797, B 361 führungen von Blunt im Census Report (United Provinces) von 1911. 20 194) Etwa: Ram, Ram, satya Ram (vischnuitisch). 21

18 Hier und im folgenden stützt sich Weber auf Census 1911, VII, P. 1, S. 6 6 - 6 7 : „The Brähman recognises differences of sect and would be able to say whether he was a follower of Vishnu or Siva, but the ordinary villager, who in his every day life takes no thought for the morrow of a subsequent existence, is content to worship the village godlings to whom he looks for rain, bountiful harvests and escape from plague, colera and small-pox. He has a fair idea of a reincarnation, the quality of which will vary with whether he has lived this life well or ill, but he has no idea of final extinction or of a place near a Supreme Being. His only hope in muktils for an advantageous subsequent life. When on the point of death the Känarese speaking Maräthä of the Southern Maräthä Country generally calls on „ Dev, Dev" though some also call on Rama. Yet from the family gods they worship, Mailar Linga and Kedär Linga, they would seem to be Saivas, though they do not appear to know it themselves." 19 Weber zitiert Grierson, nach Census 1911, XV, P. 1, S. 1 2 8 - 1 2 9 . 2 0 Ebd.; vgl. auch oben, Anm. 18. 21 Zum Ruf „Räm, Räm, satya Räm" siehe ebd.

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und

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und Vischnu zuweilen nicht einmal dem Namen nach195); er versteht unter „Erlösung" (mukhti 3 ) allenfalls eine günstige Wiedergeburt, und gerade diese ist, der alten hinduistischen Soteriologie entsprechend, nach seiner Ansicht lediglich sein eigenes Werk, nicht das des Gottes. Von seinem lokalen Dorfgott erwartet er die Spendung von Regen und Sonnenschein, vom Familiengott, dem Mailar Linga oder Kedar Linga (Fetisch), 22 Hilfe in sonstigen Alltagsnöten. Von irgendeiner „konfessionellen" Erziehung durch die Gurus, deren er sich als Berater bedient, kann gar keine Rede sein, da der Guru ja neben rituellen Formeln nur die für die Masse der Laien ganz unverständliche brahmanische Theologie gelernt hat: hier eben zeigt sich die Kluft der Intellektuellen-Religiosität gegenüber dem Alltagsbedarf der Massen. Die Zurechnung zu einer Sekte hängt vom brahmanischen Guru ab, der allein davon etwas versteht. Die Masse bindet sich in keiner Art an eine Konfession. Sondern wie der antike Hellene Apollon und Dionysos je nach der Gelegenheit verehrte, der Chinese buddhistischen Messen, taoistischer Magie und konfuzianischen Tempelkulten andächtig beiwohnt, so behandelt der nicht in Sekten besonders rezipierte einfache Hindu die Kulte und Gottheiten. Und zwar nicht nur die als orthodox geltenden. Nicht nur A 798, B 362 jainistische und buddhistische, sondern auch islamische | und christliche Heilige (so der heilige Franz Xavier, der erste Jesuitenmissionar) erfreuen sich an ihren Festen seines Zuspruchs. Die Sekten und ihre Heilandsreligiosität waren und sind eine Angelegenheit der - meist von Intellektuellen beratenen Mittelstände, die Erlösung durch die Kraft der Kontemplation eine solche der Intellektuellenschichten. Woraus freilich, wie die Darstellung wohl ergeben hat, nicht etwa folgt: daß die Eigenart der Intellektuellenreligion und ihrer Verheißungen nicht die allernachhaltigsten indirekten Wirkungen auf die 195)

Wird in diesem Fall ü b e r h a u p t ein „ h ö c h s t e r " G o t t v e r e h r t , d a n n d e r alte P a r a m e s -

vara. |

a Zu erwarten: mukti

2 2 Mailar Lirtga bezieht sich auf das Dorf Mailar im Distrikt Balläri, der zur Zeit der britischen Herrschaft zur Madras Presidency gehörte (heute im indischen Bundesstaat Karnätäka). Dort befindet sich ein Siva-Heiligtum. Kedär Lifiga bezieht sich auf das große sivaitische Heiligtum Kedärnäth in Nordindien.

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

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Lebensführung der Massen geübt habe. Dies war vielmehr in hohem Maße der Fall. Aber dem Effekte nach wirkte dieser Einfluß niemals im Sinn innerweltlicher methodischer Rationalisierung der Lebensführung der Massen, sondern meist gerade umgekehrt. Reichtum 5 und insbesondere Geld genießen eine fast überschwengliche Schätzung196' in der indischen Spruch Weisheit. Aber neben der Alternative: Selbstgenießen oder Verschenken steht als dritte nur: der Verlust197'. Statt eines Antriebs zur rationalen ökonomischen Vermögensakkumulation und Kapitalverwertung schuf der Hinduismus ir10 rationale Akkumulationschancen für Magier und Seelenhirten und Pfründen für Mystagogen und ritualistisch oder soteriologisch orientierte Intellektuellenschichten198'. 196)

Vgl. z. B. die Stellen bei Liebich, a. a. O . 2 3 S. 265, Nr. 4 0 , 4 1 . 2 4 A 798, B 362 Ebenda Nr. 43. 2 5 19S| Die für Indien spezifische Form der Akkumulation großer Vermögen illustriert am besten jener Glückspilz von Vaidika, der im 13. Jahrhundert von einem Rajah, auf dessen Hausdach ein toter Geier gefallen war, nach Kotalipahar b berufen wurde, um die schlimmen Folgen dieser ominösen Verunreinigung rituell zu beseitigen. Außer immensen Gebühren für die kostspieligen Zeremonien selbst wurde er zum Dank dergestalt mit Landlehen und Zamindari-Stellungen ausgestattet, daß die Familie bis in die neueste Zeit zu den reichsten in Bengalen zählte. 2 6 197)

Handel wird gelegentlich im Panchatantra (s[iehe] die Stelle bei Liebich a . a . O . S.99) den anderen Arten des Gelderwerbes (nämlich: Betteln, Königsdienst, Ackerbau, Wissen, Wucher) vorangestellt. 27 Als Arten des Handelsbetriebs werden aber dabei neben

b A, B: Kotalihapur

2 3 Gemeint ist Liebich, Sanskrit-Lesebuch. 2 4 Ebd., S. 265: Übersetzung von Bhartrharis NTtisataka, 4 0 - 4 1 : „Es ist doch seltsam, dass derselbe Mensch mit denselben gesunden Sinneswerkzeugen, mit demselben Namen, mit demselben ungetrübten Geiste, mit derselben Rede wie zuvor, plötzlich ein anderer wird, wenn ihn die dem Gelde innewohnende Glut verlässt. (40) Wer Reichtümer besitzt, ist ein Mann aus edlem Geschlecht, ist klug, gelehrt, versteht Vorzüge zu schätzen, ist ein gewandter Redner und auch schön: alle Vorzüge beruhen auf dem Gelde. (41)" 2 5 Ebd., S. 265: Übersetzung von NTtisataka, 43. 26 Weber bezieht sich auf einen Bericht bei Bhattacharya, Hindu castes, S. 36. Nach der Tradition wurde der Vaidika-Brahmane Yasodhara Misra im Jahre 1079 von dem VarmanKönig Sämalavarman nach Kotälipädä (Kotälipahär) eingeladen, um das besagte Unheil abzuwenden. 27 Weber zitiert Liebich, Sanskrit-Lesebuch, S. 99: Übersetzung aus dem 1. Buch des Pancatantra: „Vermögen gewinnen nun die Menschen durch sechs Mittel, durch Betteln, durch Königsdienst, durch Ackerbau, durch Erwerbung von Wissen, durch Geld- und durch Handelsgeschäfte [...]."

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Wesentlich eine Angelegenheit der Intellektuellenschicht, und zwar in diesem Fall der modernen durch europäischen Einfluß gezüchteten oder doch von daher beeindruckten IntellektuellenA 799, B 363 Schicht, sind auch die modernen „Reform"-Bewegungen | innerhalb des Hinduismus, die bei uns viel erörterte Gemeinschaft „Brahmo Samaj c " und die vielleicht noch wichtigere andre „Arya Samaj d ". 29 Ihre Geschichte gehört in unsre Zusammenhänge so wenig wie die Darstellung der durch die anglo-indische Universitätsbildung gezüchteten, 0 politischen und journalistischen Träger des allmählich in diesem Lande der Zerklüftung in zahllose einander bitter feindliche Kasten-, Sekten-, Sprach- und Rassengruppen aufkommenden,' modernen indischen Nationalbewußtseins im occidentalen Sinn des Wortes: - einer Erscheinung, welche dem hier zu schildernden bodenständigen Indertum notwendig fremd war. Denn sie wächst nur auf dem Boden einheitlicher bürgerlicher Klassen in Verbindung mit einer auf sie eingestellten nationalen Literatur und - vor allem Presse und setzt im allgemeinen eine irgendwie einheitliche (äußere) Lebensführung voraus. Von alle dem besaß das Indien des historischen Hinduismus das gerade Gegenteil. Blicken wir nach diesem, gegenüber dem unerhörten Reichtum der Gestaltungen, überaus oberflächlichen Rundgang durch die asiatische Kulturwelt zurück, so wird sich etwa Folgendes sagen lassen: Für Asien als Ganzes hat China etwa die Rolle Frankreichs im modernen Occident gespielt. Aller weltmännische „Schliff" stammt Spezereihandel, Depositengeschäft, Geschäftsführung einer Gesellschaft, Handel mit Fremden, Gütertransport aufgeführt: Gewinn durch Angabe falscher Preise und durch Gebrauch falscher Maße und Gewichte und dabei alle diese Arten einander gleichgestellt: ein starker Gegensatz gegen sowohl die puritanische wie die jainistische Ethik. |

c A, B: Somaj in A.

d A, B: Somaj

e Komma fehlt in A.

f Komma fehlt

29 Der Brähmo oder Brahma Samäj wurde von Rämmohan Ray (Rammohun Roy, 1772-1833) gegründet. Er wollte - europäisch und indisch gebildet - einen neuen monotheistischen Kult begründen. Der Arya Samäj wurde von Dayänand SarasvatT (1824-1883) gegründet, der den Ritualismus des Hinduismus bekämpfte, die Veden 'von allem reinigte, was er für spätere Zusätze hielt, und sie dann zur einzig wahren Offenbarung erklärte. Siehe zu beiden Glaubensrichtungen Hopkins, Religions, S. 515-522.

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

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von dort, von Tibet bis Japan und Hinterindien. Dagegen ist Indien etwa die Bedeutung des antiken Hellenentums zugefallen. Es gibt wenig über praktische Interessen hinausgehendes Denken in Asien, dessen Quelle nicht letztlich dort zu suchen wäre. Vor allem haben 5 für ganz Asien die indischen, orthodoxen und heterodoxen, Erlösungsreligionen annähernd die Rolle des Christentums in Anspruch genommen. Mit dem einen großen Unterschied: daß abgesehen von lokalen und meist auch vorübergehenden Ausnahmen keine von ihnen dauernd zur alleinherrschenden Konfession in dem Sinn erho10 ben worden ist, wie dies bei uns im Mittelalter und bis nach dem westfälischen Frieden der Fall war. Asien war und blieb, im Prinzip, das Land der freien Konkurrenz der Religionen, der „Toleranz" im Sinne etwa der Spätantike. 30 Das heißt also: unter Vorbehalt der Schranken der Staatsräson, - die schließlich ja, nicht zu vergessen, 15 auch bei uns heute als Grenzen aller religiösen Duldung fortbestehen, nur mit anderer Wirkungsrichtung. Wo diese politischen Inter-| essen irgendwie in Frage kamen, hat es auch in Asien an Religions- A 800, B 364 Verfolgungen größten Stiles nicht gefehlt. Am stärksten in China, aber auch in Japan und Teilen von Indien. Wie in Athen in der Zeit 20 des Sokrates, so konnte ferner auch in Asien jederzeit die Deisidaimonie ein Opfer fordern. 31 Und endlich haben Religionskriege der Sekten und militarisierten Mönchsorden auch in Asien, bis in das 19. Jahrhundert, ihre Rolle gespielt. Aber im ganzen bemerken wir sonst jenes Nebeneinander von Kulten, Schulen, Sekten, Orden aller 25 Art, welches auch der occidentalen Antike eignete. Dabei waren freilich jene konkurrierenden Richtungen in den Augen der jeweiligen Mehrheit der herrschenden Schichten und oft auch der politischen Mächte keineswegs gleichwertig. Es gab orthodoxe und heterodoxe und unter den orthodoxen mehr oder minder klassische 30 Schulen, Orden und Sekten. Vor allem - und das ist für uns besonders wichtig - schieden sie sich auch sozial voneinander. Einerseits (und zum kleineren Teil) je nach den Schichten, in denen sie heimisch waren. Andererseits aber (und hauptsächlich) je nach Art des

3 0 Max Weber bezieht bei diesen Betrachtungen offenbar das islamische Asien nicht in seine Überlegungen ein. 31 Griech.: Deisidaimonia bedeutet „Furcht vor den Göttern", im schlechten Sinn: „Aberglaube". Sokrates ( 4 7 0 - 3 9 9 v. Chr.) wurde in seiner Heimatstadt Athen der Gottlosigkeit und Verführung der Jugend angeklagt und 399 v. Chr. zum Tode verurteilt.

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Hinduismus und Buddhismus

Heils, das sie den verschiedenen Schichten ihrer Anhänger spendeten. Die erste Erscheinung fand sich teils so, daß einer, jede Erlösungsreligiosität schroff ablehnenden, sozialen Oberschicht volkstümliche Soteriologien in den Massen gegenüberstanden: den Typus dafür gab China ab. Teils so, daß verschiedene soziale Schichten 5 verschiedene Formen der Soteriologie pflegten. Diese Erscheinung ist dann in den meisten Fällen, nämlich in allen denen, wo sie nicht zu sozial geschichteten Sekten führte, mit der zweiten identisch: Die gleiche Religion spendet verschiedene Arten von Heilsgütern, und nach diesen ist die Nachfrage in den verschiedenen sozialen Schich- 10 ten verschieden stark. Mit ganz wenigen Ausnahmen kannten die asiatischen Soteriologien Verheißungen, die nur den exemplarisch, meist: mönchisch, Lebenden zugänglich waren, und andre, die für die Laien galten. Fast ausnahmslos alle Soteriologien indischen Ursprungs haben diesen Typus. Die Gründe beider Erscheinungen 15 waren gleichartige. Vor allem zwei untereinander eng verknüpfte. Einmal die Kluft, welche den literarisch „Gebildeten" von der aliterarischen Masse der Banausen abhob. Dann die damit zusammenhängende, allen Philosophien und Soteriologien Asiens schließlich gemeinsame Voraussetzung: daß Wissen, sei es literarisches Wissen 20 oder mystische Gnosis, letztlich der eine absolute Weg zum höchsten A 801, B 365 Heil im Diesseits und | Jenseits sei. Ein Wissen, wohlgemerkt, nicht von den Dingen dieser Welt, vom Alltag der Natur und des sozialen Lebens und den Gesetzen, die beide beherrschen. Sondern ein philosophisches Wissen vom „Sinn" der Welt und des Lebens. Ein solches 25 Wissen kann mit den Mitteln empirischer occidentaler Wissenschaft selbstverständlich nie ersetzt werden und soll auch von ihr, ihrem eigensten Zweck nach, gar nicht erstrebt werden. Es liegt jenseits ihrer. Asien, und das heißt wiederum: Indien, ist das typische Land des intellektuellen Ringens einzig und allein nach „Weltanschauung" 30 in diesem eigentlichen Sinn des Worts: nach einem „Sinn" des Lebens in der Welt. Es kann hier versichert werden - und angesichts der Unvollständigkeit der Darstellung muß es bei dieser nicht voll bewiesenen Versicherung freilich sein Bewenden haben: daß es auf dem Gebiet des Denkens über den „Sinn" der Welt und des Lebens 35 durchaus nichts gibt, was nicht, in irgend einer Form, in Asien schon gedacht worden wäre. Jenes, nach der Natur seines eigenen Sinnes unvermeidlich und in aller Regel auch tatsächlich den Charakter der Gnosis an sich tragende Wissen, welches das asiatische Denken

III. Die asiatische Sekten- und Heilandsreligiosität

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erstrebte, galt, aller genuin asiatischen und das heißt: indischen, Soteriologie als der einzige Weg zum höchsten Heil, zugleich aber als der einzige Weg zum richtigen Handeln. Nirgends ist daher der allem Intellektualismus naheliegende Satz so selbstverständlich gewesen: 5 daß die Tugend „lehrbar" sei, und daß das richtige Erkennen richtiges Handeln zur ganz unfehlbaren Folge habe. Selbst in den volkstümlichen Legenden z.B. des Mahayanismus, welche für die bildende Kunst etwa die Rolle unserer biblischen Geschichten spielten, ist es überall die ganz selbstverständliche Voraussetzung1950. Nur Wis10 sen gibt - je nachdem - ethische oder magische Macht über sich selbst oder über andere. Durchweg ist jene „Lehre" und dies „Erkennen" des zu Wissenden nicht ein rationales Darbieten und Erlernen empirisch-wissenschaftlicher Kenntnisse, welche die rationale Beherrschung der Natur und der Menschen ermöglichen, wie im Occident. 15 Sondern es ist das Mittel mystischer und magischer Herrschaft über sich und die Welt: Gnosis. Sie will durch ein intensivstes Training des Körpers und Geistes: entweder durch die Askese, oder, und zwar regelmäßig, durch angestrengte methodisch geregelte Meditation errungen werden. Daß das Wissen, der Sache | nach, mystischen A 802, B 366 20 Charakters blieb, hatte zwei wichtige Folgen. Einmal den Heilsaristokratismus der Soteriologie. Denn die Fähigkeit mystischer Gnosis ist ein Charisma und bei weitem nicht jedem zugänglich. Dann aber und damit zusammenhängend den asozialen und apolitischen Charakter. Die mystische Erkenntnis ist nicht, mindestens nicht adäquat 25 und rational, kommunikabel. Die asiatische Soteriologie führt den das höchste Heil Suchenden stets in ein hinterweltliches Reich rational ungeformten und eben wegen dieser Ungeformtheit göttlichen Schauens, Habens, Besitzens, Besessenseins von einer Seligkeit, die nicht von dieser Welt ist und doch in diesem Leben durch die Gnosis 30 errungen werden kann und soll. Sie wird bei allen höchsten Formen Siehe etwa die schon früher zitierte 9 Mahasutasomajataka in der Übersetzung von A 8 0 1 , B 3 6 5 Grünwedel, Buddhist. Studien, V. d. Kgl. M. f. Völkerk. Berlin V S . 37f. 3 2 |

g A, B: zitierten

32 Das Mahasutasomajataka ist das Jätaka No. 537 der Jätaka-Sammlung. Es ist bei Grünwedel, Buddhistische Studien, S. 3 7 - 5 6 , übersetzt. Die unklare Bemerkung „früher zitiert" bezieht sich wahrscheinlich nicht auf dieses spezielle Jätaka.

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des asiatischen mystischen Schauens als „Leere": - von der Welt und dem was sie bewegt nämlich - erlebt. Dies entspricht ja dem normalen Sinncharakter der Mystik durchaus, ist nur in Asien in seine letzten Konsequenzen gesteigert. Die Entwertung der Welt und ihres Treibens ist schon rein psychologisch die unvermeidliche Folge dieses, an sich rational nicht weiter deutbaren, Sinngehalts des mystischen Heilsbesitzes. Rational ausgedeutet wird dieser mystisch erlebte Heilszustand als: der Gegensatz der Ruhe zur Unrast. Die erste ist das Göttliche, die letzte das spezifisch Kreatürliche, daher letztlich entweder geradezu Scheinhafte, oder doch soteriologisch Wertlose, zeitlich-räumlich Gebundene und Vergängliche. Ihre rationalste und deshalb in Asien fast universell zur Herrschaft gelangte Ausdeutung erfuhr diese erlebnismäßig bedingte innere Stellungnahme zur Welt durch die indische Samsara- und Karman-Lehre. Dadurch gewann die soteriologisch entwertete Welt des realen Lebens einen relativen rationalen Sinn. In ihr herrscht - nach den rational höchstentwickelten Vorstellungen - das Gesetz des Determinismus. In der äußeren Natur, nach der namentlich in Japan entwickelten mahayanistischen Lehre, die strenge Kausalität in unserem Sinn. In den Schicksalen der Seele der ethische Vergeltungsdeterminismus des Karman. Aus ihnen gibt es kein Entrinnen außer in der Flucht, durch die Mittel der Gnosis, in jenes hinterweltliche Reich, mag das Schicksal der Seele dabei nun einfach als ein „Verwehen" oder als ein Zustand ewiger individueller Ruhe nach Art des traumlosen Schlafes, oder als ein Zustand ewiger ruhiger Gefühlsseligkeit im Anschauen des Göttlichen, oder als ein Aufgehen im A 803, B 367 göttlichen Alleinen gefaßt werden. | Die Vorstellung jedenfalls, daß vergängliche Taten eines vergänglichen Wesens auf dieser Erde „ewige" Strafen oder Belohnungen im „Jenseits" zur Folge haben könnten, und zwar kraft Verfügung eines zugleich allmächtigen und gütigen Gottes, ist allem genuin asiatischen Denken absurd und geistig subaltern erschienen und wird ihm immer so erscheinen. Damit fiel aber der gewaltige Akzent, welchen, wie schon einmal gesagt, 33 die occidentale Jenseitslehre soteriologisch auf die kurze Spanne dieses Lebens setzte, hinweg. Die Weltindifferenz war die gegebene Haltung, mochte sie nun die Form der äußerlichen Welt-

3 3 Der Bezug ist nicht eindeutig feststellbar.

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flucht annehmen oder die des zwar innerweltlichen, aber dabei weltindifferenten Handelns: einer Bewährung also gegen die Welt und das eigene Tun, nicht in und durch beides. Ob das höchste Göttliche persönlich oder, wie naturgemäß in der Regel, unpersönlich vorgestellt war, machte - und dies ist für uns nicht ohne Wichtigkeit - einen graduellen, nicht einen prinzipiellen Unterschied und selbst die selten, aber doch gelegentlich, vorkommende Überweltlichkeit eines persönlichen Gottes war nicht durchschlagend. Entscheidend war die Natur des erstrebten Heilsguts. Diese aber wurde letztlich determiniert dadurch, daß eine dem Denken über den Sinn der Welt um seiner selbst willen nachgehende Literatenschicht der Träger der Soteriologie war. Dieser Intellektuellensoteriologie nun fanden sich die praktisch im Leben handelnden Schichten Asiens gegenübergestellt. Eine innere Verbindung der Leistung in der Welt mit der außerweltlichen Soteriologie war nicht möglich. Die einzige innerlich ganz konsequente Form war die Kastensoteriologie des vedantistischen Brahmanentums in Indien. Seine Berufskonzeption mußte politisch, sozial und ökonomisch extrem traditionalistisch wirken. A b e r sie ist die einzige logisch ganz geschlossene Form der „organischen" Heils- und Gesellschaftslehre, welche je entstanden ist. Die vornehmen Laienschichten haben die ihrer inneren Lage entsprechende Haltung gegenüber der Soteriologie eingenommen. Soweit sie selbst ständisch vornehme Schichten waren, gab es mehrere Möglichkeiten. Entweder sie waren eine literarisch gebildete weltliche Ritterschaft, welche einer selbständigen literarisch geschulten Priesterschaft gegenüberstand, wie die alten Kschatriya in Indien und die höfische Ritterschaft Japans. Dann haben sie teils sich an der Schaffung der priesterfreien Soteriologien beteiligt, wie namentlich in Indien, teils sich zu allem Religiösen | skeptisch gestellt, wie ein A 804, B 368 Teil der altindischen vornehmen Laien und erhebliche Teile der japanischen vornehmen Intelligenz. Soweit sie im letzteren Fall Anlaß hatten, trotz ihrer Skepsis sich mit den religiösen Gebräuchen abzufinden, haben sie sie regelmäßig rein rituell und formalistisch behandelt. So geschah es mit Teilen der altjapanischen und der altindischen vornehmen Bildungsschicht. Oder sie waren Beamte und Offiziere, wie in Indien. Dann trat lediglich diese letztgenannte Haltung ein. Ihre eigene Lebensführung wurde in all diesen bisher besprochenen Fällen von der Priesterschaft, wenn diese dazu die

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Macht hatte - was in Indien der Fall war rituell ihren Eigengesetzlichkeiten entsprechend geordnet. In Japan war die Priesterschaft nach ihrer Niederwerfung durch die Shogune nicht mehr mächtig genug, um die Lebensführung der Ritterschaft mehr als rein äußerlich zu reglementieren. Oder, im Gegensatz zu dem bisher besprochenen Fall: es waren die vornehmen Laien nicht nur weltliche Beamte, Amtspfründner und -Anwärter in einer Patrimonialbürokratie, sondern zugleich Träger des Staatskultes ohne Konkurrenz einer machtvollen Priesterschaft. Dann haben sie eine eigene streng zeremoniöse, rein innerweltlich orientierte Lebensführung entwikkelt und auch das Ritual als ständisches Zeremoniell behandelt, wie dies der Konfuzianismus in China für dessen (relativ) demokratisch rekrutierte Literatenschicht tat. In Japan fehlte der von der Macht der Priester relativ freien vornehmen weltlichen Bildungsschicht, trotz der auch dort den politischen Herren als solchen obliegenden rituellen Pflichten, der chinesische patrimonialistische Beamtenund Amtsanwärter-Charakter: sie waren ritterliche Adlige und Höflinge. Infolgedessen fehlte ihnen das pennalistische und ScholarenElement des Konfuzianismus. Sie waren eine zur Rezeption und zum Synkretismus von allerhand Bildungselementen von überall her besonders stark disponierte h Schicht von „Gebildeten" schlechthin, im innersten Kern aber fest am feudalen Ehrbegriff verankert. Die Lage des aliterarischen „Mittelstandes" in Asien, der Kaufleute und der zu den Mittelstandsschichten gehörigen Teile des Handwerks, war infolge der Eigenart der asiatischen Soteriologie eine eigentümlich von occidentalen Verhältnissen abweichende. Ihre obersten Schichten haben die rationale Durchbildung der IntellektuA 805, B 369 ellen-Soteriologien teilweise mitgetragen, | namentlich soweit diese negativ die Ablehnung des Ritualismus und Buchwissens, positiv die alleinige Bedeutung des persönlichen Erlösungsstrebens propagierten. Allein der doch schließlich gnostische und mystische Charakter dieser Soteriologien bot keine Grundlage für eine Entwicklung der ihnen adäquaten methodisch rationalen innerweltlichen Lebensführung dar. Sie sind daher, soweit ihre Religiosität unter dem Einfluß der Erlösungslehren sublimiert wurde, Träger der Heilandsreligiosität in ihren verschiedenen Formen geworden. Auch hier wirkte aber

h A, B: disponierten

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der penetrant gnostische und mystische Charakter aller asiatischen Intellektuellensoteriologie und die innere Verwandtschaft von Gottinnigkeit, Gottesbesitz und Gottesbesessenheit, von Mystiker und Magier entscheidend ein. Überall in Asien, wo sie nicht, wie in China und Japan, gewaltsam niedergehalten wurde, nahm die Heilandsreligiosität die Form der Hagiolatrie an und zwar der Hagiolatrie lebender Heilande: der Gurus und der ihnen gleichartigen, sei es mehr mystagogischen, sei es mehr magischen Gnadenspender. Dies gab der Religiosität des aliterarischen Mittelstandes das entscheidende Gepräge. Die oft absolut schrankenlose Gewalt dieser, meist erblichen, Charismaträger ist nur in China und Japan, aus politischen Gründen und mit Gewalt, ziemlich weitgehend gebrochen worden, in China zugunsten der Obedienz' gegenüber der politischen Literatenschicht, in Japan zugunsten einer Schwächung des Prestiges aller klerikalen und magischen Mächte überhaupt. Sonst ist es in Asien überall jene charismatische Schicht gewesen, welche die praktische Lebensführung der Massen bestimmte und ihnen magisches Heil spendete: die Hingabe an den „lebenden Heiland" war der charakteristische Typus der asiatischen Frömmigkeit. Neben der Ungebrochenheit der Magie überhaupt und der Gewalt der Sippe war diese Ungebrochenheit des Charisma in seiner ältesten Auffassung: als einer rein magischen Gewalt, der typische Zug der asiatischen sozialen Ordnung. Es ist den vornehmen politischen oder hierokratischen Literatenschichten zwar im allgemeinen gelungen, die massive Orgiastik zur Heilandsminne, Andacht oder zur hagiolatrischen Formalistik und Ritualistik zu sublimieren oder zu denaturieren, - übrigens mit verschieden vollständigem Erfolg, am meisten in China, Japan, Tibet, dem buddhistischen Hinterindien, am wenigsten in Vorderindien. Aber die Herrschaft der Magie zu brechen hat sie nur gelegent-| lieh und nur mit kurzfristigem Erfolg überhaupt beabsichtigt und A 806, B 370 versucht. Nicht das „Wunder", sondern der „Zauber" blieb daher die Kernsubstanz der Massenreligiosität, vor allem der Bauern und der Arbeiterschaft, aber auch des Mittelstands. Beides - Wunder und Zauber - ist dem Sinn nach zweierlei. Man kann sich davon leicht beim Vergleich etwa occidentaler und asiatischer Legenden überzeugen. Beide können einander sehr ähnlich sehen, und na-

i A: Oboedienz

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mentlich die altbuddhistischen und die chinesisch überarbeiteten Legenden stehen den occidentalen zuweilen auch innerlich nahe. Aber der beiderseitige Durchschnitt zeigt den Gegensatz. Das „Wunder" wird seinem Sinn nach stets als Akt einer irgendwie rationalen Weltlenkung, einer göttlichen Gnadenspendung, angesehen werden und pflegt daher innerlich motivierter zu sein als der „Zauber", der seinem Sinn nach dadurch entsteht, daß die ganze Welt von magischen Potenzen irrationaler Wirkungsart erfüllt ist und daß diese in charismatisch qualifizierten, aber nach ihrer eigenen freien Willkür handelnden Wesen, Menschen oder Übermenschen, durch asketische oder kontemplative Leistungen aufgespeichert sind. Das Rosenwunder der heiligen Elisabeth 34 erscheint uns sinnvoll. Die Universalität des Zaubers dagegen durchbricht jeden Sinnzusammenhang der Geschehnisse. Man kann gerade in den typischen durchschnittlichen asiatischen ¡Legenden, etwa der Mahayanisten,' diesen innerweltlichen Deus ex machina 35 in der scheinbar unverständlichsten Art mit dem ganz entgegengesetzten, ebenso tief unkünstlerischen, weil rationalistischen Bedürfnis, irgendwelche ganz gleichgültigen Einzelheiten des legendenhaften Geschehnisses möglichst nüchtern historisch zu motivieren, ineinandergreifen sehen. So ist denn der alte Schatz der indischen Märchen, Fabeln und Legenden, die geschichtliche Quelle der Fabelliteratur der ganzen Welt, durch diese Religiosität der zaubernden Heilande später in eine Art von Kunstliteratur absolut unkünstlerischen Charakters umgestaltet worden, deren Bedeutung für ihr Lesepublikum etwa der Emotion durch die populären Ritterromane, gegen welche Cervantes zu Felde zog, 36 entspricht. Dieser höchst antirationalen Welt des universellen Zaubers gehörte nun auch der ökonomische Alltag an, und aus ihr führte daher kein j Kommas fehlen in A.

3 4 Elisabeth von Thüringen (1207-1231), die Gemahlin des Landgrafen Ludwig IV. von Hessen (gest. 1227), war für ihre große Mildtätigkeit berühmt. Als ihr Mann sie deswegen zur Rede stellte, verwandelten sich nach einer Legende die Brote, die sie für die Armen im Kleide trug, in weiße und rote Rosen. 3 5 Der ,Deus ex machina' war die Göttererscheinung, die im antiken Theater die dramatischen Verwicklungen löste. Die Erscheinung des Gottes wurde durch eine besondere Maschine (Theologeion) bewerkstelligt, von der aus der Gott sprach. 36 Weber bezieht sich auf das Anfangskapitel des Romans „El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha" von 1 6 0 5 - 1 6 1 5 von Miguel de Cervantes Saavedra (1547-1616).

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Weg zu einer rationalen innerweltlichen Lebensführung. Zauber nicht nur als therapeutisches Mittel, als Mittel, Geburten und insbesondere männliche Geburten zu erzielen, | das Bestehen von Exami- A 807, B 371 na oder die Erringung aller nur denkbaren innerirdischen Güter zu sichern, Zauber gegen den Feind, den erotischen oder ökonomischen Konkurrenten, Zauber für den Redner zum Gewinn des Prozesses, Geisterzauber des Gläubigers zur Zwangsvollstreckung gegen den Schuldner, Zauber zur Einwirkung auf den Reichtumsgott für das Gelingen von Unternehmungen, - all das entweder in der ganz groben Form der Zwangsmagie oder in der verfeinerten der Gewinnung eines Funktionsgottes oder Dämons durch Geschenke, mit solchen Mitteln bewältigte die breite Masse der aliterarischen und selbst der literarischen Asiaten ihren Alltag. Eine rationale praktische Ethik und Lebensmethodik, welche aus diesem Zaubergarten allen Lebens innerhalb der „Welt" herausgeführt hätte, gab es nicht. Gewiß gab es den Gegensatz des Göttlichen und der „Welt", welcher im Abendlande geschichtlich die Konstituierung derjenigen einheitlichen Systematisierung der Lebensführung bedingte, die üblicherweise als „ethische Persönlichkeit" bezeichnet wird. Allein in Asien war der Gegensatz nirgends200' ein solcher des ethischen Gottes gegen eine Macht der „Sünde", des radikal Bösen, welche durch aktives Handeln im Leben zu überwinden wäre. Sondern entweder die ekstatische Gottbesessenheit, durch orgiastische Mittel zu gewin2C0) Nur in diesem Sinn darf man Percival Lowells (The soul of the Far East, Boston and A 8 0 7 , B 3 7 1 New York 1888) geistreich durchgeführte These von der „Unpersönlichkeit" als dem Grundzug des Ostasiaten verstehen wollen. - Was übrigens sein Dogma von der „Monotonie" des asiatischen Lebens anlangt, so muß sie, zumal von einem Amerikaner ausgesprochen, sicher das begründete Erstaunen aller Ostasiaten hervorrufen. Über das eigentliche Kernland der „Monotonie" wird ein Bürger der Vereinigten Staaten wohl James Bryce als klassischen Zeugen gelten lassen müssen. 3 7 |

37 Gemeint ist das Werk „The American commonwealth" von James Bryce. Weber dürfte sich bei seinen Aussagen besonders auf solche Kapitel wie „The fatalism of the multitude" (II, S. 344-353), „Equality" (II, S. 7 4 4 - 7 5 6 ) und „The uniformity of American life" (II, S. 8 1 6 - 8 2 8 ) beziehen: in diesem letztgenannten Kapitel stehtauf S. 818: „The man who lives in the section of America which seems destined to contain the largest population, I mean the states on the Upper Mississippi, lives in the midst of a plain wider than the plains of Russia, and must travel hundreds of miles to escape from its monotony." Bryce fährt fort, die amerikanischen Städte, die über ein riesiges Territorium verteilt sind, als uniform zu bezeichnen, während er z.B. jeder Stadt in einem beliebigen europäischen Land einen eigenen Charakter zugesteht.

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Hinduismus

und

Buddhismus

nen, im Gegensatz zum Alltag, in welchem das Göttliche nicht als lebendige Macht gefühlt wird. Also: eine Steigerung der Mächte der Irrationalität, welche die Rationalisierung der innerweltlichen Lebensführung geradezu hemmte. Oder der apathisch-ekstatische Gottbesitz der Gnosis im Gegensatz zum Alltag als der Stätte vergänglichen und sinnlosen Treibens. Also: ebenfalls eine außeralltägliche und zwar passive, dabei vom Standpunkt innerweltlicher Ethik aus irrationale, weil mystische, Zuständlichkeit, die vom rationalen Handeln in der Welt abführte. Wo die innerweltliche Ethik „fachmenschlich" systematisiert war, wie mit großer Konsequenz und mit praktisch hinlänglich wirksamen soteriologischen Prämien für das A 808, B 372 entsprechende Verhalten in der hinduistischen innerweit|liehen Kastenethik, - da war sie zugleich traditionalistisch und ritualistisch absolut stereotypiert. Wo dies nicht der Fall war, tauchten zwar Ansätze „organischer Gesellschaftstheorien" auf, aber ohne psychologisch wirksame Prämien für das entsprechende praktische Handeln; und eine konsequente und psychologisch wirksame Systematisierung fehlte. Der Laie, dem die Gnosis und also das höchste Heil versagt ist oder der sie für sich ablehnt, handelt ritualistisch und traditionalistisch und geht so seinen Alltagsinteressen nach. Die schrankenlose Erwerbsgier des Asiaten im Großen und im Kleinen ist in aller Welt als unerreicht berüchtigt und im allgemeinen wohl mit Recht. Aber sie ist eben „Erwerbstrieb", dem mit allen Mitteln der List und unter Zuhilfenahme des Universalmittels: Magie nachgegangen wird. Es fehlte gerade das für die Ökonomik des Occidents Entscheidende: die Brechung und rationale Versachlichung dieses 7ne6charakters des Erwerbsstrebens und seine Eingliederung in ein System rationaler innerweltlicher Ethik des Handelns, wie es die „innerweltliche Askese" des Protestantismus im Abendland, wenige innerlich verwandte Vorläufer fortsetzend, vollbracht hat. Dafür fehlten in der asiatischen religiösen Entwicklung die Voraussetzungen. Wie sollte sie auf dem Boden einer Religiosität entstehen, die auch dem Laien das Leben als Bhagat, als heiliger Asket, nicht nur als Altersziel, sondern sogar die zeitweise Existenz als Wanderbettler während arbeitloser Zeiten seines Lebens überhaupt - und nicht ohne Erfolg 201 ' - als religiös verdienstlich anempfahl? A 808, B 3 7 2

201)

In Indien kam namentlich im April das zeitweise Leben vom Wanderbettel bei Mitgliedern der unteren Kasten als rituelle Leistung vor. |

III. Die asiatische Sekten- und Heilandsreligiosität

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Im Occident ist das Entstehen der rationalen innerweltlichen Ethik an das Auftreten von Denkern und Propheten geknüpft, die, wie wir sehen werden, auf dem Boden politischer Probleme eines sozialen Gebildes erwuchsen, welches der asiatischen Kultur fremd 5 war: des politischen Bürgerstandes der Stadt, ohne die weder das Judentum noch das Christentum noch die Entwicklung des hellenischen Denkens vorstellbar sind.38 Die Entstehung der „Stadt" in diesem Sinn aber war in Asien teils durch die erhaltene Ungebrochenheit der Sippenmacht, teils durch die Kastenfremdheit ge10 hemmt. Die Interessen des asiatischen Intellektuellentums, soweit sie über den Alltag hinausgingen, lagen meist in anderer als in | politischer A 809, B 373 Richtung. Selbst der politische Intellektuelle: der Konfuzianer, war mehr ästhetisch kultivierter Schriftgelehrter und allenfalls Konversa15 tions- (also in diesem Sinn: Salon-)Mensch als Politiker. Politik und Verwaltung war nur seine Pfründnernahrung, die er im übrigen praktisch durch subalterne Helfer besorgen ließ. Der orthodoxe oder heterodoxe, hinduistische und buddhistische Gebildete dagegen fand seine wahre Interessensphäre ganz außerhalb der Dinge dieser 20 Welt: in der Suche nach dem mystischen, zeitlosen Heil der Seele und dem Entrinnen aus dem sinnlosen Mechanismus des „Rades" des Daseins. Um darin ungestört zu sein, mied der hinduistische, um die Feinheit der ästhetischen Geste sich nicht vergröbern zu lassen, mied der konfuzianische Gentleman die nähere Gemeinschaft mit 25 dem westländischen Barbaren. Es schied ihn von diesem die nach seinem Eindruck strotzende, aber ungebändigte und unsublimierte Ungehemmtheit der Leidenschaften und der Mangel an Scheu, mit welchem ihm gestattet wurde, sich in Lebensführung, Geste, Ausdruck zu entblößen: die in diesem Sinne fehlende Herrschaft über 30 sich selbst. Nur hatte die spezifisch asiatische „Beherrschung" seiner selbst wiederum ihr eigentümliche Züge, welche vom Occidentalen im ganzen als rein „negativ" gewertet werden mußten. Denn auf welchen Mittelpunkt war jene stets wache Selbstbeherrschung, wel-

38 Hier bezieht sich Weber auf seine Studie „ Das antike Judentum", dazu möglicherweise auf das postum veröffentlichte Manuskript „Die Stadt. Eine soziologische Untersuchung", in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Band 47, 1921, S. 621 - 7 7 2 (auch in WuG1, S. 513-600) und auf seine geplante Studie über das okzidentale Christentum.

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che alle asiatischen Lebensmethodiken ohne alle Ausnahme dem Intellektuellen, Gebildeten, Heilssucher vorschrieben, letztlich gerichtet? Was war der letzte Inhalt jener konzentriert angespannten „Meditation" oder jenes lebenslangen literarischen Studiums, welche sie, wenigstens wo sie den Charakter des Vollendungs-Strebens annahmen, als höchstes Gut gegen jene Störungen von außen gewahrt wissen wollten? Das taoistische Wu wei, die hinduistische „Entleerung" von Weltbeziehungen und Weltsorgen, und die konfuzianische „Distanz" von den Geistern und der Befassung mit fruchtlosen Problemen lagen darin auf der gleichen Linie. Das occidentale Ideal der aktiv handelnden, dabei aber auf kein, sei es jenseitig religiöses, sei es innerweltliches, k Zentrum bezogenen „Persönlichkeit" würden alle asiatischen höchstentwickelten Intellektuellensoteriologien entweder als in sich letztlich widerspruchsvoll oder als banausisch fachmäßig vereinseitigt, oder als barbarische Lebensgier ablehnen. Wo es nicht die Schönheit der traditionellen und durch das Raffinement des Salons sublimierten Geste rein als solche ist, wie | A 810, B 374 im Konfuzianismus, da ist es das hinterweltliche Reich der Erlösung vom Vergänglichen, wohin alle höchsten Interessen weisen und von wo aus die „Persönlichkeit" ihre Würde empfängt. In den höchsten, nicht nur den orthodox buddhistischen, Konzeptionen heißt dies „Nirwana". Zwar nicht sprachlich, wohl aber sachlich, wäre es ganz unbedenklich, dies, wie es populär oft geschah, mit „Nichts" zu übersetzen. Denn unter dem Aspekt der „Welt" und von ihr aus gesehen, wollte es ja in der Tat nichts anderes sein. Freilich: vom Standpunkt der Heilslehre aus ist der Heilszustand meist anders und sehr positiv zu prädizieren. Aber es darf schließlich doch nicht vergessen werden: daß das Streben des typisch asiatischen Heiligen auf „Entleerung" ging, und daß jener positive Heilszustand der unaussagbaren todentronnenen diesseitigen Seligkeit als positives Komplement des Gelingens zunächst nur erwartet wurde. Aber nicht immer auch erreicht. Im Gegenteil: ihn wirklich, als Besitz des Göttlichen, haben zu können, war das hohe Charisma der Begnadeten. Wie stand es aber mit dem großen Haufen, der ihn nicht erreichte? Nun, bei ihnen war eben in einem eigentümlichen Sinn „das Ziel

k Kommas fehlen in A.

III. Die asiatische

Sekten- und

Heilandsreligiosität

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Nichts, die Bewegung Alles": 39 - eine Bewegung in der Richtung der „Entleerung". Der Asiate, gerade der ganz- oder halbintellektuelle Asiate macht dem Occidentalen leicht den Eindruck des „Rätselhaften" und „Geheimnisvollen" . Man sucht dem vermuteten Geheimnis durch „Psychologie" beizukommen. Ohne nun natürlich irgendwie zu leugnen, daß psychische und physische Unterschiede der Disposition bestehen202*: - übrigens sicher nicht größere, als zwischen Hindus und Mongolen, die dennoch beide der gleichen Soteriologie zugänglich gewesen sind, - muß doch betont werden, daß dies nicht der primäre Weg zum Verständnis ist. Durch Erziehung eingeprägte und durch die objektive Lage aufgezwungene Interessenrichtungen, nicht „Gefühlsgehalte", sind das zunächst Greifbare. Das für den Occidentalen vornehmlich Irrationale am Verhalten des Asiaten war und ist durch zeremonielle und rituelle Gepflogenheiten bedingt, deren „Sinn" er nicht versteht, - wie übrigens, bei uns ebenso wie in Asien, der ur|sprüngliche Sinn solcher Sitten dem, der in ihnen aufgewach- A 811, B 375 sen ist, selbst oft nicht mehr klar zu sein pflegt. Darüber hinaus pflegt die reservierte würdevolle Contenance und das höchst bedeutsam erscheinende Schweigen des asiatischen Intellektuellen die occiden202) Namentlich würde für unsere Zusammenhänge rassenneurologisch die vermutlich A 8 1 0 , B 3 7 4 sehr starke Hysterisierbarkeit und Autohypnotisierbarkeit 1 der Inder in Betracht kommen. Fraglich bliebe: wie weit ein etwa feststellbarer Unterschied der Disposition durch die im Keim wohl bei fast allen „Naturvölkern" zu findende, hier aber zur Kunst entwickelten Technik neuropathischer Ekstasen erst erworben ist. |

I A, B: Authypnotisierbarkeit

3 9 In Eduard Bernsteins Aufsatz ,Der Kampf der Sozialdemokratie und die Revolution der Gesellschaft, 2.: Die Zusammenbruchs-Theorie und die Kolonialpolitik' (Die Neue Zeit, Jg. 16, Band 1, Nr. 18, 1897/98) heißt es auf S.556: „[...] ich habe für das, was man gemeinhin unter .Endziel des Sozialismus' versteht, außerordentlich wenig Sinn und Interesse. Dieses Ziel, was immer es sei, ist mir gar nichts, die Bewegung alles. Und unter Bewegung verstehe ich sowohl die allgemeine Bewegung der Gesellschaft, d.h. den sozialen Fortschritt, wie die politische und wirtschaftliche Agitation und Organisation zur Bewirkung dieses Fortschritts." Dasselbe Zitat gebrauchte Weber am 4. August 1908 in seinem Brief an Robert Michels (MWG II/5, S.615f.): „Es giebt zwei Möglichkeiten. Entweder: 1) ,mein Reich ist nicht von dieser Welt' (Tolstoj, oder der zu Ende gedachte Syndikalismus, der gar nichts als der Satz ,das Endziel ist mir nichts, die Bewegung Alles' ins Revolutionär-Ethische, Persönliche übersetzt ist, aber freilich [...] nicht zu Ende gedacht wird!) -oder2): Cultur- [...] Bejahung [...]."

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tale Neugier zu foltern. Bezüglich dessen aber, was letztlich hinter diesem Schweigen an Inhalten steht, wird es vielleicht oft gut sein, sich eines naheliegenden Vorurteils zu entschlagen. Wir stehen vor dem Kosmos der Natur und meinen: sie müsse doch, sei es dem sie analysierenden Denker, sei es dem auf ihr Gesamtbild schauenden und von ihrer Schönheit ergriffenen Betrachter, irgendein „letztes Wort" über ihren „Sinn" zu sagen haben. Das Fatale ist - wie schon W. Dilthey gelegentlich bemerkt hat - , daß eben die „Natur" ein solches „letztes Wort" entweder nicht zu verraten hat oder dazu sich nicht in der Lage sieht. 40 Ähnlich steht es recht oft mit dem Glauben, daß, wer geschmackvoll schweigt, wohl viel zu verschweigen haben müsse. Das ist aber nicht der Fall, beim Asiaten so wenig wie sonst, so gewiß es wahr ist, daß die soteriologischen Produkte der asiatischen Literatur die meisten auf diesem eigenartigen Gebiet auftauchenden Probleme weit rücksichtsloser durchgearbeitet haben, als dies der Occident getan hat. Das Ausbleiben des ökonomischen Rationalismus und der rationalen Lebensmethodik überhaupt in Asien ist, soweit dabei andere als geistesgeschichtliche Ursachen mitspielen, vorwiegend bedingt durch den kontinentalen Charakter der sozialen Gebilde, wie ihn die geographische Struktur hervorbrachte. Die occidentalen Kulturherde haben sich durchweg an Stätten des Außen- oder Durchgangshandels gebildet: Babylon, das Nildelta, die antike Polis und selbst die israelitische Eidgenossenschaft an den Karawanenstraßen Syriens. Anders in Asien. Die asiatischen Völker haben sich überwiegend auf den Standpunkt des Ausschlusses oder der äußersten Beschränkung des Fremdhandels gestellt. So, bis zur gewaltsamen Öffnung, China, Japan, Korea, noch jetzt Tibet, in wesentlich minderem, aber doch fühlbarem Maße auch die meisten indischen Gebiete. Bedingt war die Einschränkung des Fremdhandels in China und Korea durch den Prozeß der Verpfründung, welche automatisch zur traditionalistischen Stabilität der Wirtschaft führte. Jede Verschiebung konnte Einnahme-Interessen eines Mandarinen gefährden. In Japan wirkte

4 0 Weber bezieht sich vermutlich auf Wilhelm Dilthey, Das Erlebnis und die Dichtung: Lessing, Goethe, Novalis, Hölderlin. - Leipzig: B . G . Teubner 1906 [ 3 1910].

III. Die asiatische

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das Interesse des Feudalismus an | der m Stabilisierung der Wirtschaft A 812, B 376 ähnlich. Ferner - und dies galt ebenso für Tibet - wirkten dahin rituelle Gründe: das Betreten heiliger Stätten durch Fremde beunruhigte die Geister und konnte magische Übel zur Folge haben: die Reiseschilderungen lassen (namentlich für Korea) erkennen, wie die Bevölkerung beim Erscheinen von Europäern an den heiligen Stätten von wahnsinniger Angst vor dessen Folgen ergriffen zu werden pflegte. 41 In Indien - dem Gebiet geringster Abgeschlossenheit haben doch die zunehmend wirksame rituelle Verdächtigkeit des Reisens, zumal im rituell unreinen Barbarengebiete, gegen den Aktivhandel, politische Bedenken für möglichste Einschränkung der Fremdenzulassung gewirkt. Politische Bedenken waren in allen übrigen, besonders aber den ostasiatischen Gebieten, auch der letzte entscheidende Grund, weshalb die politischen Gewalten der rituellen Fremdenfurcht freie Bahn ließen. Hat nun diese strenge Klausur der einheimischen Kultur so etwas wie ein „Nationalgefühl" entstehen lassen? Die Frage muß verneint werden. Die Eigenart der asiatischen Intellektuellenschichten hat im wesentlichen verhindert, daß „nationale" politische Gebilde auch nur von der Art entstanden, wie sie immerhin schon seit der Spätzeit des Mittelalters im Occident sich entwickelten, - wenn auch die volle Konzeption der Idee der Nation auch bei uns erst von den modernen occidentalen Intellektuellenschichten entfaltet worden ist. Den asiatischen Kulturgebieten fehlte (im wesentlichen) die Sprachgemeinschaft. Die Kultursprache war eine Sakralsprache oder eine Sprache der Literaten: Sanskrit im Gebiet des vornehmen Indertums, die chinesische Mandarinensprache in China, Korea, Japan. Teils entsprechen diese Sprachen in ihrer Stellung dem Lateinischen des Mittelalters, teils dem Hellenischen der orientalischen Spätantike oder dem Arabischen der islamischen Welt, teils dem Kirchenslavischen und Hebräischen in den betreffenden Kulturgebieten. Im mahayanistischen Kulturgebiet ist es dabei geblieben. Im Gebiet des Hinayanismus (Birma, Ceylon, Siam), welcher grundsätzlich das Volksidiom als Missionssprache kannte, war die Guru-Theokratie eine so absolute, daß von irgend-

m Fehlt in A.

41 Gemeint ist möglicherweise der Reisebericht von Chaillé-Long, La Corée.

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welchen weltlich-politischen Gemeinschaftsbildungen der Intellektuellenschicht, die hier aus Mönchen gebildet wurde, keine Rede war. n Nur in" Japan hatte die feudale Entwicklung Ansätze eines wirklich „nationalen" Gemeinschaftsbewußtseins mit sich gebracht, A 813, B 377 wenn | auch vornehmlich auf ständisch-ritterlicher Grundlage. In s China aber war die Kluft, welche die konfuzianische ästhetische Schriftkultur von allem Volkstümlichen trennte, so ungeheuer, daß hier lediglich eine bildungsständische Gemeinschaft der Literatenschicht bestand und das Bewußtsein einer Gemeinsamkeit im übrigen nur soweit reichte, wie ihr unmittelbarer, freilich nicht geringer 10 Einfluß: Das Imperium war, sahen wir, 42 im Grunde genommen ein Bundesstaat der Provinzen, zu einer Einheit verschmolzen nur durch den obrigkeitlichen periodischen Austausch der überall in ihren Amtsbezirken landfremden hohen Mandarinen. Immerhin war in China doch, wie in Japan, eine den rein politischen Interessen zuge- 15 wendete und dabei literarische Schicht vorhanden. Eben diese fehlte aber in ganz Asien, wohin immer die spezifisch indische Soteriologie ihren Fuß setzte, - außer wo sie, wie in Tibet, als Klostergrundherrenschicht über der Masse schwebte, eben deshalb aber „nationale" Beziehungen zu ihr nicht hatte. Die asiatischen Bildungsschichten 20 blieben mit ihren eigensten Interessen ganz „unter sich". Wo immer eine Intellektuellenschicht den „Sinn" der Welt und des eigenen Lebens denkend zu ergründen und, - nach dem Mißerfolg dieser unmittelbar rationalistischen Bemühung - , erlebnismäßig zu erfassen und dies Erleben dann, indirekt rationalistisch, ins Bewußt- 25 sein zu erheben trachtet, wird sie der Weg irgendwie in die stillen hinterweltlichen Gefilde indischer unformbarer Mystik führen. Und wo andererseits ein Stand von Intellektuellen, unter Verzicht auf jenes weltentfliehende Bemühen, statt dessen bewußt und absichtsvoll in der Anmut und Würde der schönen Geste das höchste mögli- 30 che Ziel innerweltlicher Vollendung findet, da gelangt sie irgendwie zum konfuzianischen Vornehmheitsideal. Aus diesen beiden, sich kreuzenden und ineinander schiebenden Komponenten ist aber ein wesentlicher Teil aller asiatischen Intellektuellenkultur zusammengesetzt. Der Gedanke, durch schlichtes Handeln gemäß der „Forde- 35

42 Weber bezieht sich auf seine Aufsatzfolge über „Konfuzianismus und Taoismus" (MWG 1/19, S. 204).

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rung des Tages" 43 jene Beziehung zur realen Welt zu gewinnen, welche allem spezifisch occidentalen Sinn von „Persönlichkeit" zugrunde liegt, bleibt ihr ebenso fern wie der rein sachliche Rationalismus des Westens, der die Welt praktisch durch Aufdecken ihrer eigenen unpersönlichen Gesetzlichkeiten zu meistern trachtet 203) . Durch die strenge zeremoniöse und hieratische Stilisierung ihrer A 814, B 378 Lebensführung ist sie zwar davor bewahrt, nach moderner occidentaler Art den Versuch zu machen, durch die Jagd nach dem, was gerade und nur diesem Einzelnen, im Gegensatz zu allen anderen, eigentümlich sei, sich selbst am Schöpfe aus dem Sumpf zu ziehen und zu einer „Persönlichkeit" zu machen, - ein Bemühen, ebenso fruchtlos wie der Versuch der planvollen Erfindung einer eigenen künstlerischen Form, die „Stil" sein will. Aber jene teils rein mystischen teils rein innerweltlich-ästhetischen Ziele ihrer Selbstdisziplin konnten allerdings nicht anders als durch Entleerung von den realen Mächten des Lebens verfolgt werden und lagen den Interessen der praktisch handelnden „Massen" fern, welche sie daher in der Ungebrochenheit magischer Gebundenheit beließen. Die soziale Welt klaffte auseinander in die Schicht der Wissenden und Gebildeten und in die der bildungslosen plebejischen Massen. Den Vornehmen blieben die sachlichen inneren Ordnungen der realen Welt, der Natur wie der Kunst, der Ethik wie der Ökonomik, verborgen, weil sie ihnen jeden Interesses bar schienen. Ihre Lebensführung orientierte sich, im Streben nach einem Außeralltäglichen, an dem Beispiel ihrer durchweg dem Schwerpunkt nach exemplarischen Propheten oder Weisen. Den Plebejern aber erschien keine ethische, ihren Alltag rational formende, Sendungsprophetie. Das Auftreten dieser aber im Occident, vor allem in Vorderasien, mit den weittragenden 2031 Nicht daß gewisse (nicht alle) chinesischen Erfindungen im Dienst der | Kunst und A 813, B 377 nicht der Ökonomik verwertet wurden, ist, wie wiederum Percival Lowell meint,4 4 das A 814, B 378 Charakteristische. Das Experiment wurde auch bei uns aus der Kunst geboren, und ihr gehörte, nächst den auch in Asien wichtigen kriegstechnischen und therapeutischen Zwekken, die Mehrzahl der „Erfindungen" ursprünglich an. Aber daß die Kunst „rationalisiert" wurde und daß dann das Experiment von ihrem Boden aus auf den der Wissenschaft überging, war das für den Occident Entscheidende. Nicht die „Unpersönlichkeit", sondern die - rational gewertet - „Unsachlichkeit" ist das, was im Osten den von uns sogenannten „Fortschritt" zum fachmenschlich Rationalen hemmte. |

43 Wie oben, S. 295, Anm. 92. 44 Gemeint ist Lowell, Soul, S. 110-112.

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Folgen, die sich daran knüpften, war durch höchst eigenartige geschichtliche Konstellationen bedingt, ohne welche, trotz allen Unterschieds der Naturbedingungen, die Entwicklung dort leicht in Bahnen hätte einmünden können, welche denen Asiens, vor allem Indiens, ähnlich verlaufen wären. | 5

Personenverzeichnis

Dieses Verzeichnis berücksichtigt nur Personen, die im Text Webers selbst Erwähnung finden, mit Ausnahme allgemein bekannter Persönlichkeiten. Die literarischen Werke orientalischer Autoren sind im Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur und/oder im Glossar aufgeführt. Die transkribierten/transliterierten Namensformen werden ebenso wie alphabetisch entfernte Nebenformen zusätzlich als Eintrag - mit Verweis auf den Haupteintrag - ins Verzeichnis aufgenommen, wenn sie alphabetisch vom Haupteintrag entfernt sind. In den Erläuterungen werden die nicht eingedeutschten Wörter aus den asiatischen Sprachen in der zur Zeit (1995) gültigen wissenschaftlichen Transliteration/Transkription geschrieben.

Achämeniden. Griechischer Name einer altiranischen Dynastie. Von Achaimenes (altiran.: yahämanis) um 705 v.Chr. begründet und bis ca. 675 v.Chr. regiert. Unter ihrem König Kuras II. (Kyros, reg. ca. 5 5 9 - 5 3 0 v.Chr.) schuf sie das persische Weltreich, das große Teile Vorderasiens bis ins Industal hinein beherrschte. Ihre Großkönige Därayavahus I. (Dareios, reg. 5 2 1 - 4 8 6 v.Chr.) und ysayärsa I. (Xerxes, reg. 4 8 6 - 4 6 5 v.Chr.) führten Kriege gegen Griechenland, die mit Niederlagen (Marathon 490 v.Chr., Salamis 480 und Plataiai 479 v.Chr.) endeten. Alexander d. Gr. von Makedonien zerschlug in den Jahren 3 3 4 - 3 2 9 v. Chr. das Reich der Achämeniden. Agoka-, Tl.: Asoka (Präkrt: Asoka). Dritter Kaiser der Maurya-Dynastie (reg. 268 - ca. 236 v.Chr.). Der Name Asoka/Asoka wird nur in der Puräna- und der buddhistischen Legendenliteratur verwandt. Sich selbst nannte der Herrscher in seinen Inschriften Devänampiya Piyadasi oder Devanampriya Priyadrasi. Nach einem blutigen Krieg gegen Kalinga (Süd-Orisä) im Jahre 260 v.Chr. wandte er sich dem Buddhismus zu und propagierte in seinen Inschriften die Ausbreitung des Dharma, des religiösen Gesetzes. Sein Reich erstreckte sich von Afghanistan bis nach Südindien. Auf ihn und seinen Sohn —Mahinda wird die Ausbreitung des Buddhismus auf der Insel Ceylon zurückgeführt. Er schickte auch Missionare zu den zeitgenössischen hellenistischen Herrschern. Unter ihm soll in seiner Hauptstadt Pataliputra das sogenannte Dritte Konzil der Buddhisten stattgefunden haben. Agvaghosha\ Tl.: Asvaghosa (vermutlich 1./2. Jahrhundert n.Chr.). Buddhistischer Sanskritdichter. Er ist der früheste namentlich bekannte indische Dichter, Verfasser der Buddhabiographie Buddhacarita und des Saundaränanda, beides höfische Kunstgedichte, sowie des Süträlarpkära, einer Sammlung von frommen buddhistischen Legenden.

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Personenverzeichnis

Adisur, Tl.: Ädisüra. Legendärer König von Gauda (Bengalen). Die ihm zugeschriebenen Lebensdaten schwanken zwischen 732 und 1078 n.Chr. Er soll nach einigen genealogischen Chroniken (kulaji) Brahmanen von Känyakubja nach Bengalen geholt haben. Öaläl ad-DTn Muhammad Akbar ( 1 4 . 1 0 . 1 5 4 2 - 1 5 . 1 0 . 1605). Dritter in Indien herrschender Kaiser ( 1 5 5 6 - 1 6 0 5 ) der aus Transoxanien (um Bubärä und Samarqand) kommenden Mugul-Dynastie, Nachkomme TTmürs (ca. 1 3 2 8 - 1 4 0 5 ) . Durch Kriege und Heiratspolitik, Öffnung seines Staatsapparats für die Angehörigen aller Religionen und Integration vieler Räjputenfürsten in sein Herrschaftssystem dehnte er seinen Machtbereich auf ganz Nordindien aus. Die Suprematie seiner kaiserlichen Autorität über die Vertreter des islamischen Rechts brachte ihm die Feindschaft der muslimischen Orthodoxie ein. Seit 1578führte er regelmäßig Gespräche mit Vertretern aller großen Religionen seines Reiches. Alexander d. Gr. (Griech.: Alexandras III.; Juli 3 5 6 - 1 3 . 6. 323 v.Chr.). König von Makedonien ( 3 3 6 - 3 2 3 v.Chr.) und Gründer eines Großreichs. Nach der Zerstörung Thebens 335 v.Chr. begann er im Jahre 334 v.Chr. den großen Feldzug gegen das Perserreich, führte sein Heer nach Kleinasien, Ägypten, in das Zweistromland und gegen den Iran. 330 v.Chr. ließ er dort die Residenzstadt Persepolis niederbrennen und wandte sich dann dem Ostiran zu. Nach Feldzügen in Transoxanien und Afghanistan ( 3 2 9 - 3 2 7 v.Chr.) heiratete er die baktrische Prinzessin Roxane. 3 2 7 - 3 2 6 v. Chr. unterwarf er Nordwestindien. Seinen weiteren Vormarsch beendete eine Meuterei seines Heeres am Flusse Hyphasis (Beas) im Panjäb. Alexander starb in seiner neuen Reichshauptstadt Babylon. Ananda; Tl.: Änanda (5./4. Jahrhundert v.Chr.). Lieblingsjünger des historischen Buddha. Ananda Maitreya (eigentl.: Charles Henry Allan Bennett, auch: Allan MacGregor; 8 . 1 2 . 1 8 7 2 - 9 . 3 . 1923). Chemiker und Naturwissenschaftler. Stand zunächst der „Hermetic Society of the Golden Dawn" unter S. Lidell MacGregor Mathers und dem Nekromanten Aleister Crowley nahe. Wurde am 21. März 1902 unter dem Namen Änanda Maitreya (später: Meteyya) in Burma zum buddhistischen Mönch ordiniert. AnandatirthaMadhva. Arrian (Flavius Arrianus; ca. 9 5 - 1 7 0 n.Chr.). Römischer Offizier, Beamter und Historiker; aus Nikomedeia in Bithynien stammend. Verfaßte (in griechischer Sprache) eine Geschichte des Alexanderzuges (Anabasis Alexandru) und eine Beschreibung Indiens (Indike). As...

Ag ...

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Aspasia (5. Jahrhundert v.Chr.). Zweite Gemahlin des Perikles; aus Milet stammend. Sie war für ihre Bildung bekannt und wurde von Gegnern des Perikles als ehemalige Hetäre denunziert. August der Starke ( 1 2 . 5 . 1 6 7 0 - 1 . 2 . 1 7 3 3 ) . Kurfürst von Sachsen ( 1 6 9 4 - 1 7 3 3 ) und König von Polen ( 1 6 9 7 - 1 7 0 4 , 1 7 0 9 - 1 7 3 3 ) . Er war Vater zahlreicher illegitimer Abkömmlinge. Aymonier, Étienne François (26. 2. 1 8 4 4 - 2 1 . 1. 1929). Französischer Militär. Ging 1869 nach Cochinchina, 1873 nach Kamboja. Während seines Aufenthaltes in Französisch-Indochina verfaßte er Arbeiten über Geschichte und Epigraphik vornehmlich Kambojas. Bâdarayâna; Tl.: Bädaräyana. Angeblicher Verfasser des Brahmasütra (Vedäntasütra); seine Historizität ist umstritten. Baden-Powell, Baden Henry ( 1 8 4 1 - 2 . 1 . 1901). Englischer Kolonialbeamter. 1 8 6 1 - 1 8 8 9 im Bengal Civil Service, zeitweise auch in der indischen Forstverwaltung; 1 8 8 6 - 1 8 8 9 Richter am Chief Court of the Punjab. Veröffentlichte „The Land-systems of British India" (1892)", „Indian Village Community" (1896), „ A short Account of the Land Revenue of British India" (1882). Barnes, Sir [Jervoise] Athelstane ( 1 7 . 1 0 . 1 8 4 7 - 2 6 . 1 1 . 1925). Englischer Kolonialbeamter. 1 8 7 0 - 1 8 8 9 im Indian Civil Service von Bombay, 1 8 8 9 - 1 8 9 3 Census Commissioner des Government of India; 1895 im Ruhestand. Verfasser von „Ethnography (Castes and Tribes)" (1912). Bakchylides (1. Hälfte des 5. Jahrhunderts v.Chr.). Griechischer Lyriker. Trat zusammen mit seinem Onkel Simonides insbesondere am Hof des Tyrannen Hieron I. von Syrakus ( 4 7 8 - 4 6 6 v.Chr.) auf. Balfour, Edward Green (6.9. 1 8 1 3 - 8 . 1 2 . 1889). Englischer Arzt im britischen Kolonialdienst. Ging 1839 nach Indien, diente in den Armeen von Bombay und Madras. 1 8 6 2 - 1 8 7 0 Stellvertretender Generalinspekteur der Hospitäler, 1871 - 1 8 7 6 Generalarzt in Madras. Balfour schrieb medizinische Aufsätze über das Gesundheitswesen der Truppe, lernte orientalische Sprachen und gründete eine öffentliche Bibliothek für Muslims in Madras. Verfasser der „Cyclopaedia of India" (1885). Basava (12. Jahrhundert). Erster Minister des Kalacuri-Königs Bijjala (reg. 1 1 5 6 - 1 1 6 8 ) ; entscheidender Protagonist der Lihgäyat- oder Virasaiva-Sekte. Beal, Samuel ( 2 7 . 1 1 . 1 8 2 5 - 2 0 . 8 . 1889). Englischer Geistlicher und Sinologe. 1851 zum Diakon geweiht; 1 8 5 2 - 1 8 5 9 Schiffskaplan auf einem im Südchinesischen Meer stationierten Schiff; 1 8 5 6 - 1 8 5 8 Teilnahme am Zweiten Opiumkrieg. 1877 Ernennung zum Professor für Chinesisch am University College in London. Übersetzte zahlreiche Werke des chinesischen Buddhismus, darunter den Reisebericht des Fa-hsien (—» Fa-Hien).

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Becker, Carl Heinrich (12.4. 1 8 7 6 - 1 0 . 2 . 1933). Deutscher Orientalist und Islamwissenschaftler. 1902 Privatdozent in Heidelberg, 1906 dort a.o. Professor, 1908 o. Professor in Hamburg, 1913 in Bonn. 1916 Vortragender Rat und 1919 Staatssekretär im preußischen Kultusministerium, 1921 und 1 9 2 5 - 1 9 3 0 preußischer Kultusminister. Herausgeber der Zeitschrift „Islam". Trat seit 1919 für eine Hochschulreform ein. Er setzte die akademische Ausbildung der Volksschullehrer in eigenen pädagogischen Akademien durch. Bennett, Charles Henry Allan -n>Ananda Maitreya. Bhagvat Singh Jee (Bhägvat SimhjT; 2 4 . 1 0 . 1 8 6 5 - 1 0 . 3.1944). Thakore Saheb (Jhäkur Sähib) von Gondal in Gujarat (14. 12. 1 8 6 9 - 1 9 4 4 ) . Studierte in Indien und in Edinburgh. Er schrieb 1896 eine Geschichte der arischen (d.h. vedischen) Medizin. Bhandarkar, Ramkrishna Gopal (6.7. 1 8 3 7 - 2 4 . 8 . 1925). Indischer Orientalist und Sozialreformer. 1 8 6 4 - 1 8 6 9 a.o. Professor, bis 1881 Assistant Professor für Sanskrit und orientalische Sprachen am Elphinstone College in Bombay; 1 8 8 2 - 1 8 9 3 Professor am Deccan College in Poona; danach im Ruhestand. 1 9 0 3 - 1 9 0 4 Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung des Generalgouverneurs. Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften. Ehrendoktor in Göttingen. Als Sozialreformer warb er für die Möglichkeit der Wiederverheiratung von Witwen. Weil er die Rückkehr der alten, vorkolonialen Zustände fürchtete, trat er dafür ein, daß Indien Teil des britischen Empire bleibe. Zu seinem 80. Geburtstag wurde am 6. Juli 1917 das Bhandarkar Oriental Research Institute gegründet. Bimbisara-, TLBimbisära. König von Magadha (Ende 5. - Anfang 4. Jahrhundert v.Chr.). Zeitgenosse des Buddha. Er regierte angeblich 52 Jahre und begründete die Vormachtstellung Magadhas im östlichen Indien. Blunt, Edward Arthur Henry (14.3. 1 8 7 7 - 2 9 . 5 . 1941). Englischer Kolonialbeamter der United Provinces in Indien. 1 9 0 5 - 1 9 0 7 ebendort Under-Secretary to Government; 1 9 1 0 - 1 9 1 2 Superintendent Census Operations; 1 9 1 8 - 1 9 1 9 Director of Civil Supplies; 1 9 2 0 - 1 9 3 1 Financial Secretary to Government; 1931 - 1 9 3 5 Member of Governor's Executive Council. Verfasser des „Census Report" von 1911, XV, P. 1. Nach Webers Tod erschienen „The Caste System of Northern India" (1932); „The Indian Civil Service" (1937). Bodhidharma (5. Jahrhundert - 535 n.Chr.). Nach der Mahäyäna-Tradition 28. Patriarch der nördlichen Buddhisten; kam an den Hof des südchinesischen Kaisers Hsiao Yen (reg. 5 0 2 - 5 4 9 ; Memorialname: Wu-ti) von der Südlichen Liang-Dynastie. Bryce, James Viscount of Dechmont ( 1 0 . 5 . 1 8 3 8 - 2 2 . 1 . 1 9 2 2 ) . Britischer Jurist und Politiker. 1 8 7 0 - 1 8 9 3 Professor für Römisches Recht (civil law) in Oxford; 1 8 8 0 - 1 9 0 7 für die liberale Partei Mitglied des Unterhauses; 1894/95 Han-

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delsminister, 1905/06 Staatssekretär in Irland, 1 9 0 7 - 1 9 1 3 Botschafter in Washington; 1914 Mitglied des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag; sein Werk „The American Commonwealth" ( 1 1888) wurde von Max Weber hoch geschätzt. Buddhas

Siddhartha.

Bühler, Georg ( 1 9 . 7 . 1 8 3 7 - 8 . 4 . 1 8 9 8 ) . Deutscher Indologe. 1858 Dissertation in klassischer Philologie. 1 8 5 9 - 1 8 6 2 Privatlehrerin London; 1863 Professor für orientalische Sprachen am Elphinstone College in Bombay, 1868 Inspekteur für Bildung in Gujarät und Beamter zur Forschung nach Sanskrithandschriften in der Bombay Presidency. 1880 wegen schlechten Gesundheitszustandes pensioniert; im gleichen Jahr o. Professor für indische Philologie und Archäologie in Wien. Herausgeber des „Grundrisses der Indo-Arischen Philologie und Altertumskunde". Burgess, James (14.8. 1 8 3 2 - 5 . 1 0 . 1916). Englischer Kolonialbeamter und Archäologe. 1856 in Calcutta, 1861 in Bombay mit Bildungsarbeit beschäftigt. 1 8 6 3 - 1 8 7 3 Secretary der Bombay Geographical Society, 1873 Leiter des Archaeological Survey, Western India, und 1881 Südindiens; 1 8 8 1 - 1 8 8 9 Generaldirektor der Archaeological Survey of India. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Archäologie und Kunstgeschichte Indiens, zwei Bände „Epigraphia Indica" (1889-1894). Butaden. Name eines athenischen Adelsgeschlechts. Als ein Athener Demos (Stadtbezirk) die Bezeichnung Boutadei erhalten hatte, nahm es den Namen Eteobutaden an. CaitanyaChaitanya. Cäjukya—» Chalukya. Cänakya-»

Chanakya.

Candragupta-»

Chandragupta.

Qankara-, Tl.: Saiikara (6. Jahrhundert n.Chr.; die traditionellen Lebensdaten: 7 8 8 - 8 2 0 , sind später konstruiert). Indischer Philosoph. Qankara gilt als der bedeutendste Vedänta-Philosoph und Hauptvertreter des Advaita (Monismus). Ihm werden zahlreiche Kommentare zu den Upani§aden und der Bhagavadgitä sowie selbständige Werke zugeschrieben. Berühmt wurde er erst durch die Verbreitung seiner Schriften durch die Advaita-Lehrer des Klosters von SrngerT seit dem 14. Jahrhundert. Caraka^

Charaka.

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Cervantes Saavedra, Miguel de ( 9 . 1 0 . 1 5 4 7 - 2 3 . 4 . 1616). Spanischer Dichter; sein berühmtestes Werk ist „El ingenioso Don Quixote de la Mancha" ( 1 6 0 5 - 1 6 1 5 ) , eine Parodie auf den älteren Ritterroman. Chaille-Long, Charles (2. 7. 1 8 4 2 - 2 4 . 3. 1917). Amerikanischer Militär und Diplomat. 1869 Oberstleutnant in der ägyptischen Armee. Die ägyptische Expansion nilaufwärts bis nach Zentralafrika führte ihn 1874 zu Mutesa I., König von Buganda (reg. ca. 1860—1884) im heutigen Uganda. Bei dieser Mission löste er das Problem der Nilquellen und erforschte außerdem Teile der Küste Ostafrikas. 1877 schied er aus dem aktiven Dienst aus und wurde amerikanischer Generalkonsul in Alexandra. Von 1887 bis 1890 hielt er sich als Generalkonsul in Korea auf. 1900 nahm man ihn in die französische Ehrenlegion auf. Chaitanya-, Tl.: Caitanya (eigentl. Visvambhara Misra; 28.1./28.2. 1 4 8 6 - 9 . 7 . 1533 oder 9 . 6 . 1532). Visnuitischer Bhakti-Heiliger. Propagierte seit 1509 insbesondere in der Stadt Puri in Orisä, sowie auf Pilgerfahrten nach Südindien, Bengalen und Vrndävana (Mathurä), dem heiligen Ort Krsnas, einen ekstatischen Krsna-Rädhä-Kult. Chatukya\ Tl.: Cä|ukya. Bezeichnung mehrerer Dynastien. Die „Westlichen Cälukya" mit der Hauptstadt VätäpT (Bädämi) herrschten ca. 535—754, die „Östlichen Cä|ukya" in Verigi 6 3 1 - 9 7 3 und 1 0 0 0 - 1 0 7 5 , die Cäjukya von KalyänT 6 9 6 - 1 1 8 9 . Chamberlain, Basil Hall (18. 10. 1 8 5 0 - 1 4 . 2. 1935). Englischer Japanologe. Professor an der Kaiserlichen Universität in Tökyö, Verfasser zahlreicher philologischer und religionshistorischer Studien. Chanakya\ Tl.: Cänakya (auch: Kautalya, Kautilya („Falschheit"), Visnugupta; angebl. 4. Jahrhundert v.Chr.). Der indischen Tradition zufolge Politiker und Verfasser eines Staatslehrbuchs. Über sein Leben gibt es nur Legenden, die ihn als Berater, vielleicht auch Minister des indischen Herrschers Candragupta (—» Chandragupta), des Begründers der Maurya-Dynastie, schildern. Unter seinem Namensindzahlreichepolitische Maximen überliefert. Ihm wirddas „Arthasästra", einer der grundlegenden Texte der indischen Staats- und Verwaltungslehre, zugeschrieben, dessen Endredaktion wohl erst im 3. Jahrhundert n.Chr. erfolgte. Chandragupta, Tschandragupta; Tl.: Candragupta Maurya (4. Jahrhundert 297/93 v.Chr.). Gründer des Maurya-Reiches und der Maurya-Dynastie in Nordindien (reg. ca. 3 2 1 / 1 7 - 2 9 7 / 9 3 v.Chr.). Stürzte die Nanda-Dynastie und vertrieb die Griechen aus dem Panjäb. Der Grieche Megasthenes weilte als Gesandter des Diadochen Seleukos an seinem Hof. Offenbar schlug Candragupta Maurya ein H e e r d e s Diadochen Seleukos I. Nikator (um 305 v.Chr.), da er im Jahre 305 v. Chr. beträchtliche Teile des heutigen Afghanistan seinem Reiche einverleiben konnte.

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Charaka-, Tl.: Caraka (2. oder 3. Jahrhundert n.Chr.). Angeblich Leibarzt des Kusäna-Herrschers Kaniska und Verfasser vedlscher Hymnen. Qiladitya-, Tl.: Siläditya; Bezeichnung des chinesischen Pilgers Hsüan-tsang für den Dichter und nordindischen Herrscher Harsa Vardhana (ca. 5 9 0 - 6 4 7 ; reg. 6 0 6 - 6 4 7 n.Chr.). Verfasser dreier Sanskritdramen. Siläditya herrschte zuerst in Sthänvisvara, dann In Känyakubja. In zahlreichen Kriegen, von denen die wenigsten siegreich ausgingen, gelang ihm um 640 mit der Eroberung des östlichen Nordindien die Errichtung des letzten größeren Reiches auf indischem Boden vor dem Einzug des Islam. Es umfaßte fast ganz Nord- und Mittelindien. L. Quinctius Cincinnatus. Römischer Diktator (458 v.Chr.). Angeblich vom Pflug weg in sein Amt berufen. Öinggis Qan—> Djingiz Khan. Comte, Auguste ( 1 9 . 1 . 1 7 9 8 - 5 . 9 . 1 8 5 7 ) . Gilt als Begründer der Soziologie, die er als Bestandteil der Philosophie betrachtete. Coomaraswamy, Ananda Kentish ( 2 2 . 8 . 1 8 7 7 — 9 . 9 . 1 9 4 7 ) . Ceylonesisch-amerikanischer Geologe, Archäologe, Kunsthistoriker und Indologe. 1 9 0 3 - 1 9 0 6 Direktor des Mineralogical Survey of Ceylon. Gründete eine Bewegung für eine nationale Ausbildung. Seit 1917 Mitarbeiter des „ M u s e u m of Fine Arts" in Boston. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter „The Indian Craftsman" (1909) und „Historyof Indian and Indoneslan Art" (1927). Courant, Maurice ( 1 8 6 5 - 1 9 3 5 ) . Französischer Orientallst. 1 8 8 8 - 1 8 8 9 offizieller Übersetzer in China, Japan und Korea. Nach 1900 Professor in Lyon. Veröffentlichte zahlreiche Arbeiten über Sprachen und Kulturen Chinas, Japans und Koreas. Crom well, Oliver (25.4. 1 5 9 9 - 3 . 9 . 1658). Englischer Heerführer und Staatsmann. Mitglied des Parlaments von 1628/29 und des „Langen Parlaments" seit 1640. Im englischen Bürgerkrieg führte er die königsfeindliche Parlamentsarmee. Nach dem Sieg betrieb er 1649 die Hinrichtung König Charles' I. Im selben Jahr proklamierte er die Republik des „Commonwealth of England" und stellte sich an die Sitze von deren Staatsrat. Rang und Titel eines „Lord Protector" führte er von der Sprengung des Parlaments 1653 bis zu seinem Tod. Davids, Caroline Augusta Foley Rhys (27. 9. 1 8 5 7 - 2 6 . 6. 1942). Englische Buddhologin; 1894 Heirat mit Thomas William Rhys Davids. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Theraväda-Buddhismus. Davids, Thomas William Rhys (12. 5 . 1 8 4 3 - 2 7 . 1 2 . 1 9 2 2 ) . Englischer Richter in Ceylon. Erlernte infolge seiner Konfrontation mit dem ceylonesischen Recht Päli, die heilige Sprache des Theraväda-Buddhismus. Gründete 1882 die Pali Text Society in London; 1894 Heirat mit Caroline Augusta Foley. 1 8 8 2 - 1 9 1 2

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Professor für Päli und buddhistische Literatur in London. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter viele Übersetzungen, zum Theraväda-Buddhismus. Delden, Willy van (30. 10. 1 8 9 0 - 1 9 7 7 ) . Sohn des Jutefabrikanten Jan van Delden. Weber zitierte seine 1915 veröffentlichte Dissertation über die indische Juteindustrie. Nach dem Zweiten Weltkrieg war van Delden Vorstandsmitglied der Westfälischen Jutespinnerei und -weberei. Demokritos (ca. 4 6 0 - 3 7 0 v.Chr.). Griechischer Naturwissenschaftler und Philosoph. Begründereiner metaphysisch erklärten Atomlehre. Deussen, Paul ( 1 7 . 1 . 1 8 4 5 - 6 . 7.1919). Deutscher Indologe. Beschäftigte sich vor allem mit indischer Philosophie, insbesondere dem Vedänta. Eine seiner wichtigsten Übersetzungsarbeiten ist die von 60 Upanisaden. Dhunna\ Tl.: Dhannä ( 1 4 1 5 - ? ) . Schüler des Rämänanda, gehörte zur Kaste der Jäts. Dilthey, Wilhelm (19.11. 1 8 3 3 - 1 . 1 0 . 1911). Philosoph. 1864 Promotion zum Dr. phil. und Habilitation in Berlin; 1 8 6 6 o . Professorin Basel, 1868 in Kiel, 1871 in Breslau, 1 8 8 2 - 1 9 0 5 Professor für Philosophie und Ästhetik in Berlin; Arbeiten zur Geistesgeschichte der Neuzeit sowie zur Theorie der Geisteswissenschaften. Gehörte zum engeren Freundeskreis von Max Weber sen. Djingiz Khan; Tl.: Cinggis Qan (eigentl.: Temüjin, Sohn des Yisugei; 1155/ 6 7 - 1 8 . 8 . 1227). Mongolenfürst und Krieger. Machte sich nach zahlreichen Kämpfen 1194 zum unabhängigen Fürsten, unterwarf danach die Nachbarstämme und ließ sich 1206 zum Herrscher der Mongolen ausrufen. Er eroberte im Kampf mit dem Reich Chin 1 2 1 1 - 1 2 1 5 Nordchina und führte 1 2 1 9 - 1 2 2 5 einen verheerenden Feldzug gegen das Reich von Hwarizm (Choresm), in dessen Verlauf er Transoxanien (um Bubärä und Samarqand), Afghanistan und den nördlichen Iran eroberte. 1223 schlugen seine Generäle an der Kalka ein russisches Heer. Kurz vor seinem Tod im Jahre 1227 eroberte er das sinisierte Tangutenreich Hsi-Hsia. Duff, James Grant (8. 7 . 1 7 8 9 - 2 3 . 9 . 1 8 5 8 ) . Britischer Kolonialoffizier. 1805 im Militärdienst der East India Company in Bombay, 1817/18 Teilnahme am dritten Maräthä-Krieg. 1 8 1 8 - 1 8 2 2 Resident am Maräthä-Königshof von Satärä. 1826 veröffentlichte er sein dreibändiges Werk „History of the Mahrattas", dessen Nachdruck von 1912 Weber benutzte. Edkins, Joseph ( 1 9 . 1 2 . 1 8 2 3 - 3 0 . 4 . 1 9 0 5 ) . Britischer Missionar und Sinologe. 1857 Mitbegründer der North China Branch of the Royal Asiatic Society. Elisabeth von Thüringen ( 1 2 0 7 - 1 7 . 1 1 . 1231). Gemahlin des Landgrafen Ludwig IV. von Hessen und Thüringen (gest. 1227); berühmt für ihre große Mildtätigkeit, 1235 heiliggesprochen.

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Empedokles aus Akragas(ca. 4 9 0 - 4 3 0 ) . Politiker, Redner, Weihepriester, Arzt, Philosoph und Dichter. In seinem Werk vermittelt er zwischen Heraklit und Parmenides, indem er die Wirklichkeit des Werdens und die Veränderung anerkennt, ohne die des ruhenden unveränderlichen Seins preiszugeben. Entwikkelte auch eine Elementenlehre. EteobutadenButaden. Fa Hierr,ü; Ts.: Fa-hsien (4./5. Jahrhundert n.Chr.). Buddhistischer chinesischer Pilger. Besuchte 3 9 9 - 4 1 4 n.Chr. Indien, um buddhistische Texte zu sammeln und die heiligen Stätten des Buddhismus zu besichtigen. Verfaßte einen Reisebericht. Faraday, Michael ( 2 2 . 9 . 1 7 9 1 - 2 5 . 8 . 1 8 6 7 ) . Englischer Naturforscher. Bekannt durch Entdeckungen auf dem Gebiete der Elektrizität (Faraday'scher Käfig). Fichte, Johann Gottlieb (19.5. 1 7 6 2 - 2 9 . 1 . 1814). Deutscher Philosoph des Idealismus. Professor in Jena und Erlangen; seit 1810 erster gewählter Rektor der Universität Berlin. Seine „Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre" (1794) bildete das Kernstück seines philosophischen Systems. Fick, Richard (7.2. 1 8 6 7 - 1 8 . 1 2 . 1944). Deutscher Indologe und Bibliothekar. Promotion 1888. Arbeitete über die soziale Gliederung Nordostindiens zur Zeit des Buddha. 1921 —1932 Direktorder Universitätsbibliothek in Göttingen. Filchner, Wilhelm (13.9. 1 8 7 7 - 7 . 5 . 1957). Deutscher Forschungsreisender, Geodät und Geograph. 1 9 0 3 - 1 9 0 6 Forschungsreise nach Nordost-Tibet und China („Wissenschaftliche Ergebnisse der Expedition Filcher nach China und Tibet 1 9 0 3 - 1 9 0 6 " , 11 Bände 1 9 0 6 - 1 9 1 4 ) . Leitete 1911/12 die zweite deutsche Südpolarexpedition; drei weitere Expeditionen dienten erdmagnetischen Messungen: China und Tibet 1 9 2 6 - 1 9 2 8 , Tibet 1 9 3 4 - 1 9 3 8 , Nepal 1939/40. Neben wissenschaftlichen Arbeiten verfaßte er zahlreiche populär gewordene Erlebnisberichte, darunter „Tschung-kue" (1925), „ O m man padme hum" (1929), „Bismillah" (1938). Fleet, John Faithful ( 1 8 4 7 - 2 1 . 2 . 1 9 1 7 ) . Englischer Kolonialbeamter und Indologe. 1 8 6 7 - 1 8 9 7 im Indian Civil Service, 1891 - 1 8 9 7 Commissioner of Central and Southern Divisions of Bombay. Seine wissenschaftlichen Spezialgebiete waren Geschichte und Epigraphik Indiens. Bedeutende Arbeiten zur indischen Epigraphie und Chronologie, darunter Vol. III des Corpus Inscriptionum Indicarum (1888). Florenz, Karl (10.1. 1 8 6 5 - 1 . 4 . 1939). Begründer der modernen deutschen Japanologie. 1889 Lektor, 1891 - 1 9 1 4 Professor an der Kaiserlichen Universität in Tokyo; 1914 Berufung an das Hamburgische Kolonialinstitut, aus dem später die Universität hervorging. Dort war er bis 1935 Professor für Japanologie.

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Fournereau, L u d e n (15. 5. 1846—11. 12. 1906). Französischer Architekt und Archäologe. Arbeitete hauptsächlich in Indochina und Siam. Weber benutzte sein Werk „Le Siam ancien". FranzXavier (Francisco de Jassu y Javier; 7 . 4 . 1 5 0 6 - 3 . 1 2 . 1 5 5 2 ) . Mitbegründer des Jesuitenordens. Missionierte in Indien ( 1 5 4 2 - 1 5 4 9 ) und Japan (1549-1551). Gait, Edward Albert ( 1 6 . 8 . 1 8 6 3 - 1 4 . 3 . 1 9 5 0 ) . Englischer Kolonialbeamter. Trat 1882 in den Indian Civil Service ein. 1893 Direktor der Land Records, Assam, 1895 Secretary to the Chief Commissioner of Assam, 1903 Census Commissioner for India. 1 9 1 5 - 1 9 2 0 Lieutenant Governor von Bihär und Orisä, 1 9 2 2 - 1 9 2 7 Mitglied des Council of India. Veröffentlichungen: „ A History of Assam. Report of the Census of Assam" (1891); „Report o f t h e Census of India" von 1901 (Vol. 1 und 6), 1911 (Vol. 1), usw. Galenus ( 1 2 9 - 1 9 9 ) . Nach Hippokrates der berühmteste Arzt der klassischen Antike. Faßte das gesamte Wissen der antiken Heilkunde in einem System zusammen. Garbe, Richard (9.3. 1 8 5 7 - 2 2 . 9 . 1927). Deutscher Indologe. Studierte 1873 Mathematik in Tübingen, dann aber Indologie. Ging 1877 nach London, 1878 Habilitation in Königsberg. 1885 Reise nach Indien; in Benares Studium der Särpkhya-Texte. 1894 Professor in Königsberg. Garbe arbeitete hauptsächlich über Srautasütras und Sämkhya-Philosophie. Seine deutsche Übertragung des BhagavadgTtä gilt als Standardübersetzung. Gautama. Klanname d e s - » Siddartha (Buddha). Geldner, Karl Friedrich (11.12. 1 8 5 2 - 5 . 2 . 1929). Deutscher Indologe und Iranist. Frühe Studien über das Avesta. 1887 Professorin Halle; wendet sich hier zusammen mit —» Pischel vedischen Studien zu. Übersetzte den Rgveda ins Deutsche (erschien postum 1951 in Cambridge, Massachusetts). Gladstone, William Ewart ( 2 9 . 1 2 . 1 8 0 9 - 1 9 . 5 . 1 8 9 8 ) . Englischer Politiker (Tory). Mehrfach britischer Premierminister ( 1 8 6 9 - 1 8 7 4 , 1880-1885, 1886, 1 8 9 2 - 1 8 9 4 ) . Kämpfte für ein gesondertes Parlament in Irland („Irish Home Rule") und ein neues Landgesetz („Irish Land A c t " , 1881). Während seiner zweiten Amtszeit als Premierminister war er mit dem Aufstand der Buren in Transvaal, dem Aufstand in Ägypten und dem Auftreten des Mahdi im Sudan konfrontiert. Gokula Nath\ Tl.: Gokula Näth, Gokulnäth ( 1 5 5 2 - 1 6 4 1 ) . Sohn von Vitthalanätha ( - » Vittala Nath) und Enkel des Vallabha. Führte die religiöse Bewegung der Vallabhäcäryas an. Gotama. Gilt als Verfasser des Nyäyasütra; seine Historizität ist unsicher.

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Grierson, George Abraham ( 7 . 1 . 1 8 5 1 - 7 . 3 . 1 9 4 1 ) . Englischer Kolonialbeamter und Sprachwissenschaftler. Ging 1873 nach Bengalen, wurde 1880 Schulinspektor in Bihär, 1896 Additional Commissioner of Patna und Opium Agent in Bihär; 1 8 9 8 - 1 9 0 2 im Dienste des Linguistic Survey bei der indischen Regierung; 1894 Promotion in Halle. Verfasser zahlreicher Grammatiken und Studien über indische Dichtkunst. Sein monumentales Werk ist der „Linguistic Survey of India" (11 mehrteilige Bände, 1 9 0 3 - 1 9 2 8 ) . Grünwedel, Albert (31. 7 . 1 8 5 6 - 2 8 . 1 0 . 1 9 3 5 ) . Buddhologe. Seit 1881 Mitarbeiter des Berliner Museums für Völkerkunde. Er veröffentlichte zahlreiche Arbeiten über buddhistische Ikonographie, insbesondere „Buddhistische Kunst in Indien" und „Mythologie des Buddhismus in Tibet und der Mongolei". Anfang des 20. Jahrhunderts Teilnehmer an mehreren deutschen Expeditionen nach Turkestan. Gupta. Die Gupta-Dynastie regierte ca. 3 2 0 - 5 7 0 und beherrschte im 4. und 5. Jahrhundert fast ganz Nordindien. Hackmann, Heinrich (31.8. 1 8 6 4 - 1 3 . 7 . 1935). Deutscher Religionswissenschaftler und Sinologe. Studierte in Leipzig und Göttingen evangelische Theologie. 1893 Privatdozent in Göttingen, 1 8 9 4 - 1 9 0 1 Pfarrer der deutschen Gemeinde in Shanghai, 1 9 0 1 - 1 9 0 3 Reisen in Südchina und Burma, 1 9 0 4 - 1 9 1 0 Pfarrer in London, 1913 Professor für allgemeine Religionsgeschichte in A m sterdam. Schriften zum chinesischen Buddhismus. Harsa^-Q

iladitya

Hasak, Maximilian (15.2. 1 8 5 6 - 1 4 . 9 . 1934). Deutscher Architekt und Ingenieur. Zahlreiche Arbeiten zur mittelalterlichen Baukunst. Heliodor (Heliodoros; ind. Namensform: Heliodora; 2. Jahrhundert v.Chr.). Gesandter des indogriechischen Königs Antialkidas von Taxila am Hofe der ¿urtgas. Errichtete ein Garudadhvaja (eine Garuda-Säule) für den Gott Väsudeva in Besnagar. Heraklit (Herakleitos; 6 . - 5 . Jahrhundert v.Chr.). Vertreter der philosophischen Lehre, daß alles in der Welt in ewigem Werden begriffen ist und nichts beharrt. Von seinem Werk sind nur Fragmente erhalten. Hiuen Tsang\ S & T s . : Hsüan-tsang (eigentl.: Ch'en I; 5 9 6 / 6 0 2 - 7 . 3. 664). Chinesischer buddhistischer Pilger und Mönch. Bereiste über Zentralasien und Afghanistan Indien ( 6 2 9 - 6 4 5 ) . Nach seiner Rückkehr nach China übersetzte er viele buddhistische Texte ins Chinesische und verfaßte einen Reisebericht. Hopkins, Edward Washburn (8.9. 1 8 5 7 - 1 6 . 7 . 1932). US-amerikanischer Orientalist und Philologe. Studierte an der Columbia University (1878), dann in Berlin und Leipzig unter Albrecht Weber und Ernst Windisch Sanskrit und Iranisch. 1881 Promotion in Leipzig. 1 8 8 5 - 1 8 9 5 Professor für Griechisch, Sanskrit und Vergleichende Sprachwissenschaft in Bryn Mawr; 1 8 9 5 - 1 9 2 6

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Professor an der Yale University. Verfaßte zahlreiche Werke über die Religionen, die Epen und das Recht in Indien. Hultzsch, Eugen ( 2 9 . 3 . 1 8 5 7 - 1 6 . 1 . 1 9 2 7 ) . Deutscher Indologe. Studierte Griechisch, Latein, Sanskrit, Persisch und Arabisch in Leipzig und Bonn. 1879 Promotion in Leipzig. Nach Tätigkeit als Bibliothekar in London Habilitation in Wien, wo ihn Bühler in die sastra-Literatur sowie in die indische Epigraphik und Paläographie einführt. 1 8 8 4 - 1 8 8 5 Indienreise. 1886 wird er Epigraphiker in Madras und arbeitet in den folgenden Jahren in Südindien. 1896 wird für ihn in der Hill Station Ootacamund das Amt des Government Epigraphist of India eingerichtet. 1903 Rückkehr nach Deutschland; o. Professor in Halle. Unter seinen epigraphischen Arbeiten sind insbesondere die „South Indian Inscriptions" (Vol. 1 - 3 , 1 8 9 0 - 1 9 0 3 ) zu nennen. Huysmans, Joris Karl ( 5 . 2 . 1 8 4 8 - 1 2 . 5 . 1 9 0 7 ) . Hauptvertreter des literarischen Impressionismus in Frankreich. Seine bekanntesten Romane sind „ A rebours" (1884), „Là-bas" (1891) und „La cathédrale" (1898). I-chinga

l-tsing

Ignatius von Loyola (íñigo López Oñaz y Loyola; 1 4 9 1 - 3 1 . 7 . 1556). Gründer des Jesuitenordens. Zunächst in höfischem und militärischem Dienst. Wendet sich 1521 nach einer Verwundung in Pamplona religiöser Literatur zu. Nach mystischen Erlebnissen und einer Palästinawallfahrt studiert er in Barcelona und Alcalá, später in Paris und Venedig. Beginnt nach der Priesterweihe 1537 in Rom mit dem Aufbau des Jesuitenordens, dessen Generaloberer er 1541 wird. Isvarakrishna-, Tl.: Isvarakrsna (vermutlich 1. oder 2. Jahrhundert n.Chr.). Verfasser des Sämkhya-Textes Särpkhyakärikä (zwischen 557 und 569 ins Chinesische übersetzt). l-tsing; H; % Ts.: l-ching ( 6 3 5 - 7 1 3 ) . Chinesischer buddhistischer Mönch. Unternimmt eine 25jährige Reise (671 - 6 9 5 ) über Sumatra, wo er Sanskrit studiert, und Bengalen zur Klosteruniversität Nälanda, wo er sich zehn Jahre aufhält. 695 kehrte er nach China zurück und brachte etwa 400 buddhistische Werke, eine Skulptur des Gottes Indra und 300 Reliquien mit. Er verfaßte ein Werk über seine Reise, das einen Eindruck vom Mönchsleben im Indien des 7. Jahrhunderts vermittelt, das „Nan-hai chi-kuei nei-fa-chuan". Jacobi, Hermann (11. 2. 1 8 5 0 - 1 9 . 10. 1937). Deutscher Indologe. Jacobi kannte Indien aus eigener Anschauung. 1885 Professor in Kiel, 1889 in seiner Heimatstadt Köln. Seine Arbeitsschwerpunkte waren die religiöse und narrative Literatur der Jainas, daneben chronologische Probleme, Astronomie und Astrologie des alten Indien. Jaimini (angeblich 3. Jahrhundert v.Chr.). Verfaßte ein Sütra zur MTmämsäPhilosophie. Jñatriputra;

Tl.: Jñátrputra-» Nätaputta.

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Johnston, Reginald Fleming ( 1 8 7 4 - 6 . 3.1938). Britischer Regierungsbeamter. Seit 1898 in China. Zwischen 1919 und 1925 Erzieher des 1912 abgesetzten letzten chinesischen Kaisers Aisin Gioro P'u-i ( 1 9 0 6 - 1 9 6 7 ) . 1 9 3 1 - 1 9 3 7 Professor für Chinesisch an der Universität London. Verfasser zahlreicher Werke über Geschichte, Religion und Philosophie Chinas. Jolly, Julius ( 2 8 . 1 2 . 1 8 4 9 - 2 4 . 4 . 1 9 3 2 ) . Deutscher Indologe. Studierte Vergleichende Sprachwissenschaft, Sanskrit und iranische Sprachen. 1 8 7 7 - 1 9 2 2 Professor in Würzburg (liest bis 1928). Seine besonderen Interessengebiete waren das indische Recht und die indische Medizin (Ehrendoktor der Medizin in Göttingen und Oxford). Verfaßte 1896 „Recht und Sitte". Julien, Stanislas Aignan (13.2. 1797 oder 20.9. 1 7 9 9 - 1 4 . 2 . 1873). Französischer Sinologe. 1832 Lehrstuhl am Collège de France, 1833 Mitglied der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres. Zahlreiche Übersetzungen aus dem Chinesischen, darunter der Reisebericht des Hsüan-tsang und dessen von seinen Schülern Hui-Ii und Yen-ts'ung verfaßte Biographie. Kabir, Tl.: Kabïr ( 1 4 4 0 / 5 5 - 1 5 1 8 ) . Südra oder Muslim; von Beruf Weber. Angeblich ein Schüler des Rämänanda. Kabir lebte als ein den Gott Rama preisender Wanderasket und näherte sich durch seine Religiosität sowohl der Bhakti der Vaisnavas als auch den Lebenslehren der muslimischen SüfTs. Kanada-, Tl.: Kanada. Angeblicher Verfasser des Werkes Vaisesikadarsana. Lebensdaten und Historizität unsicher. Kang Hi; J« Ts.: K'ang-hsi. Regierungsdevise von Hsüan-yeh (4.5. 1 6 5 4 2 0 . 1 2 . 1 7 2 2 ) , dem dritten Kaiser (1661 - 1 7 2 2 ) der Ch'ing-Dynastie (der zweite, der über China herrschte). Nach einer großen Rebellion von 1675 war seine Herrschaft 1681 wiederhergestellt. 1683 eroberte er T'ai-wan, 1691 unterwarfen sich die Qalqa-Mongolen und 1697 vertrieb er die Dzungaren oder Oiraten aus Ostturkestan. Unter seiner Herrschaft entstand ein großes kaiserliches Wörterbuch. Kanischka; Tl.: Kaniska (wahrscheinlich 2./3. Jahrhundert n.Chr.). Bedeutendster Herrscher des zentralasiatischen Volkes der Kusäna, die von Zentralasien bis in das indische Zweistromland herrschten. Nach der buddhistischen Tradition frommer Buddhist; aus seinen Selbstzeugnissen (vornehmlich Münzen und Inschriften) geht hervor, daß er die verschiedensten Kulte förderte. Kapila. Angeblicher Verfasser des Sämkhyasütra. Historizität unsicher. Kats, Jacob (30.12. 1 8 7 5 - 1 1 . 5 . 1945). Niederländischer Ethnologe und Kulturwissenschaftler. Seit 1897 im kirchlichen Schuldienst in Niederländischindien (Indonesien). Studien über Sprache und Kultur Javas. Gab 1910 den von Weber erwähnten altjavanischen buddhistischen Text „Sang Hyang Kamahäyänikan" heraus. Starb 1945 in einem japanischen Internierungslager.

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Kautalya, Kautilya - » C h a n a k y a . Kern, Hendrik ( 6 . 4 . 1 8 3 3 - 4 . 7 . 1 9 1 7 ) . Niederländischer Indologe und Buddhologe aus Niederländisch-Indien (Indonesien). Studierte in Utrecht und Berlin Altphilologie und Sanskrit. Nach einem Indienaufenthalt Professor für Sanskrit in Leiden (bis 1903). Forschungen über den Buddhismus, über Sanskrit-Syntax und das Alt-Javanische. Weber zog die deutsche Übersetzung von Kerns Werk über den Buddhismus (—» Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur) vielfach heran. Ketkar, Shridhar Venkatesh (2.2. 1 8 8 4 - 1 9 3 7 ) . MaräthT-Schriftsteller aus einer Familie von Citpavan-Brahmanen. Seit 1906 in den USA. Dort Soziologiestudium; 1911 Ph.D. über „History of Caste of India". Weitere Publikationen in England. 1912 Rückkehr nach Indien. 1 9 1 6 - 1 9 2 7 Veröffentlichung einer 22bändigen „Marathi Encyclopaedia". Seine Ehefrau Edith Kohen war die Übersetzerin von Winternitz' „Geschichte der indischen Litteratur" ins Englische. Ketkars Reformideen und seine Aktionen führten zum Ausschluß aus der Kaste. Knox, Robert (1640/41 - Juli 1720). Britischer Reiseschriftsteller. Er begleitete 1657 seinen in den Diensten der East India Company stehenden Vater nach Indien und geriet mit ihm 1659 auf der Rückreise in ceylonesische Gefangenschaft, die für ihn bis 1679 andauerte. Danach trat er in den Dienst der East India Company ein und wurde Schiffskommandant. Er kehrte erst 1694 nach England zurück. Komarpal; Tl.: Kumärapäla. König ( 1 1 4 3 - 1 1 7 2 ) der Caulukya-Dynastie , die ihr Zentrum in Gujarät hatte (Hauptstadt: Anhilvad/Anahillapätaka). Nach vielen Kriegszügen kam er um das Jahr 1164 unter den Einfluß des Jinismus und verbot Tierschlachtungen, blieb aber dennoch ein Anhänger des Gottes Siva. Konfuzius,^L^fTs.: K'ung fu-tzu (auch: K'ung-tzu/K'ung Ch'in; 5 5 1 - 4 7 9 v.Chr.). Chinesischer Philosoph zur Zeit der „Kämpfenden Reiche". Bekleidete zunächst eine Beamtenstellung in seinem Heimatstaat Lu. Als es ihm nicht gelang, einen einflußreichen Posten zu erreichen, bot er seine Dienste den Herrschern anderer Teilstaaten an; schließlich wirkte er als Lehrer in Lu. Er wollte die alten Moralvorstellungen restaurieren und gab einige klassische Werke der chinesischen Literatur heraus. Krischna-, Tl.: Kr§na III. König ( 9 3 9 - 9 6 7 ) aus der Rä$traküta-Dynastie. Führte Feldzüge gegen die südindischen Cö|as und stieß 9 4 3 - 9 4 9 bis tief nach Südindien vor. Im Jahre 963 bekriegte er auch Nordindien. Einer der letzten machtvollen Herrscher dieser Dynastie. Kschatrapa; Tl.: Ksatrapa (wahrscheinlich von altpersisch: xsatrapan, „Satrap"). Name einer Dynastie, die 7 8 - 3 8 2 n.Chr. im westlichen Indien herrschte. Kuanti-, JKj »f-Ts.: Kuan-ti. Name für den zum Kriegsgott vergöttlichten General Kuan Yü (gest. 220 n. Chr.), den Feldherrn des Militärmachthabers Liu Pei gegen Ende des Han-Reiches.

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KublaiKhan-, Tl.: Qubilai Qan ( 2 3 . 9 . 1 2 1 5 - 1 8 . 2 . 1 2 9 4 ) . Enkel des Cinggis Qan ( - » Djingiz Khan) und vierter mongolischer Groß-Qan in China ( 1 2 6 0 - 1 2 9 4 ) . Er etablierte 1271 die mongolische Herrschaft als chinesische Dynastie Yüan in China, die er gegen weitere Prätendenten aus der Steppe (Ariq-böke und Qaidu) verteidigte. 1279 eroberte er auch das südchinesische Sung-Reich. Erprobte in China das Papiergeld. Kumarila Bhatta\ Tl.: Kumärila Bhatta (7.Jahrhundert n.Chr.). Vertreter der MTmämsä-Philosophie, der in seinen Schriften die buddhistische Philosophie bekämpfte und die Autorität der vedischen Schriften als nicht hinterfragbar anerkannte. Landon, Perceval (29. 3. 1 8 6 9 - 2 3 . 1. 1927). Englischer Jurist und Journalist. Nahm als Sonderkorrespondent der Times 1 8 9 9 - 1 9 0 0 am Burenkrieg und 1 9 0 3 - 1 9 0 4 an der Younghusbund-Militärexpedition nach Lhasa teil. Aus diesem Anlaß schrieb er das von Weber zitierte Buch über die tibetische Hauptstadt. Als Sonderkorrespondent unternahm er auch später ausgedehnte Reisen in Vorderasien, Indien und Ostasien. Laotse; ^ Ts.: Lao-tzu (ca. 6.- 4. Jahrhundert v.Chr.?). Angeblich Verfasser des taoistischen Werkes „Tao-te-ching". Seine Historizität ist umstritten („Lao-tzu" ist kein Name, sondern bedeutet „Alter Meister"). La Vallée Poussin, Louis de (1.1. 1 8 6 9 - 1 8 . 2 . 1938). Belgischer Indologe und Buddhologe. Lehrte ab 1894 in Gent, seit 1929 in Brüssel. Sein Hauptinteressengebiet waren buddhologische Studien, sein Hauptarbeitsgebiet bildeten das Mahäyäna und die buddhistische Philosophie, sein bedeutendstes Werk ist die Übersetzung des Abhidarmakosa von Vasubandhu (6 Bände, 1923—1926). Lefmann, Salomon (25. 1 2 . 1 8 3 1 - 1 4 . 1 . 1912). Deutscher Indologe. Professor für Vergleichende Sprachwissenschaft in Heidelberg. Er gab 1 9 0 2 - 1 9 0 8 eine kritische Ausgabe des „Lalitavistara" heraus, dessen Kapitel 1 - 5 er bereits 1874 übersetzt hatte. Legge, James (20.12. 1 8 1 5 - 2 9 . 1 1 . 1 8 9 7 ) . Britischer Sinologe und Missionar. Arbeitete 30 Jahre in Hongkong; danach 1876 erster Inhaber der Professur für chinesische Sprache und Literatur der Universität Oxford. Vor allem bekannt als Herausgeber und Übersetzer der „Chinese Classics". Lehmann, Edvard (19. 8. 1 8 6 2 - 2 3 . 3. 1930). Dänischer Religionshistoriker. Weber kannte die deutsche Übersetzung seines Werkes „Buddha; hans laere densgaering" (Kobenhavn 1907). Lévi, Sylvain (28. 3 . 1 8 6 3 - 3 0 . 1 0 . 1 9 3 5 ) . Französischer Indologe und Buddhologe. Veröffentlichte zahlreiche bahnbrechende Arbeiten unter anderem zur indischen Erzählliteratur, zum Buddhismus in Zentralasien und zur Chronologie. Unterstützte aktiv die zionistische Bewegung.

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Liang. Südliche Liang ( 5 0 2 - 5 5 7 ) . Name einer südchinesischen Dynastie. Liebich, Bruno (7.1. 1 8 6 2 - 4 . 7 . 1939). Deutscher Indologe. Arbeitete eine Zeitlang in Heidelberg; ab 1892 o. Professor in Breslau. Sein Spezialgebiet waren Grammatik sowie Brämana- und Upanisadenliteratur. Er berichtigte in einem Brief an Max Weber (vgl. oben, S. 242, Anm. 53) Irrtümer in Teil II der 1. Fassung von dessen „Hinduismus und Buddhismus". Loweli, Percival (13. 3 . 1 8 5 5 - 1 8 . 1 1 . 1916). Amerikanischer Astronom. Unternahm zahlreiche Expeditionen ins Ausland, darunter Korea, und lebte lange Zeit in Japan. Weber benutzte sein Werk „The Soul of the Far East". MacCrindle, John Watson (16.2. 1 8 2 5 - 1 9 1 3 ) . Klassischer Philologe aus Schottland. 1854 Ph.D.; bis 1859 Lehrer an verschiedenen Schulen Edinburghs; 1859 Prinzipal des Doveton College in Calcutta. 1866 Eintritt in den Bengal Educational Service und Professor am Krishnagar College. Bis 1880 Prinzipal des Patna College. In Patnä gründet er die erste einheimische Mädchenschule. Übersetzte zahlreiche klassische Texte mit Nachrichten über Indien, darunter Arrian und den Periplus des Erythräischen Meeres. 1881 —1902 Mitglied der Royal Asiatic Society. MacGregor,

Allan —> Ananda Maitreya.

Madhava\ Tl.: Mädhava Ähgirasa (gest. 1391). 1 3 4 7 - 1 3 9 1 Minister der Vijayanagara-Könige Harihara I. ( 1 3 4 6 - 1 3 5 7 ) , Bukka I. ( 1 3 5 7 - 1 3 7 7 ) und Harihara II. ( 1 3 7 7 - 1 4 0 4 ) . Er wird mehrfach in Inschriften erwähnt. Madhava\ Tl.: Mädhava Bhäradväja (auch: Vidyäranya; gest. 1386; inschriftlich erstmals 1375 erwähnt). Vedänta-Lehrer und Vertreter der Advaita-Philosophie. Vorsteher des Matha von SrngerT. Propagierte in seinen philosophischen Schriften die Lehren Sahkaras. Madhva (auch: ÄnandatTrtha; 1 1 9 9 - 1 2 7 8 ) . Berühmter südindischer Lehrer. Vertreter der Dvaita-Schule (Dualismus). Propagierte Visnu als alleinigen Hochgott und unterschied strikt zwischen Gott und Seele; letztere gewinnt ihre Erlösung durch Bhakti. Madhva vertrat seine Lehre z.T. mit fanatischer Unduldsamkeit. Mahapajapati; Buddha.

Tl.: Mahäpajäpati (5. Jahrhundertv.Chr.). Mutter des historischen

Mahavira; Tl.: MahävTra („Großer Held"). Beiname d e s ^ > Nätaputta. Mahinda (3. Jahrhundert v.Chr.). Angeblich Sohn oder Neffe des MauryaKaisers Asoka ( - > Agoka); bekehrte nach der Überlieferung die Insel Ceylon zum Buddhismus.

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Maurya. Die Maurya-Dynastie beherrschte ca. 321 - 1 8 5 v. Chr. zeitweise große Teile Indiens. Ihren Schwerpunkt hatte sie in Nordindien. Ihre berühmtesten Herrscher waren Candragupta und Asoka. Megasthenes (4./3. Jahrhundert v.Chr.). Griechischer Ethnograph. Gesandter des Seleukos I. Nikator (reg. 3 1 2 - 2 8 1 v.Chr.) am Hofe des Maurya-Königs Candragupta (reg. 3 2 1 / 1 7 - 2 9 7 / 9 3 v.Chr.). Verfaßte eine nur in Fragmenten erhaltene Indiké; sie stellt die wichtigste außerindische Quelle für die Kenntnis der Gesellschaft der Maurya-Zeit dar. Melanthos („der Dunkle"). Legendärer König von Messenien (angeblich 11. Jahrhundert v. Chr.), der vor den Herakleiden nach Attika floh, König von Athen wurde und als Gründer einer Dynastie galt. Nach der Überlieferung besiegte und tötete er den boiotischen König -»• Xanthos („der Blonde"). Menander (Menandros; Pali-Namensform: Milinda). Indogriechischer König (reg. im 2. Jahrhundert v.Chr.). Führte von Baktrien aus einen Kriegszug über den Hypanis (Beas) in südöstlicher Richtung durch und drang bis zum Isamos (Yamunä) vor (von Strabon XI, 516 bezweifelt) und beherrschte NordwestIndien und einen Teil der Ganges-Ebene. Im buddhistischen Werk Milindapañha ist er der Dialogpartner des buddhistischen Mönches Nägasena. Meyer, Eduard (25.1. 1 8 5 5 - 3 1 . 8 . 1930). Historiker. Sein Hauptwerk „ G e schichte des Altertums" erschien 1 8 8 4 - 1 9 0 2 in 5 Bänden. Max Weber setzte sich mit Meyers Schrift „Zur Theorie und Ästhetik der Geschichte" (1902) in seinem Aufsatz „Kritische Studien auf dem Gebiet der kulturwissenschaftlichen Logik", in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 22. Band, 1906, S. 1 4 3 - 1 8 5 (MWG I/7), auseinander. Milinda—> Menander. Ming. Name einer chinesischen Dynastie ( 1 3 6 8 - 1 6 4 4 n.Chr.). Mingti; Achari. Acarya —» Acharya. achala; Tl. (buddhist. Skt.): acalä (adj. f.); „unbewegbar". Die 8. Stufe (bhümi) der Bodhisattvaschaft. Der Bodhisattva kann in diesem Stadium nicht mehr von den Gedanken über Ursache und das Fehlen der Ursache gestört werden. Acharanga Sutra\ Tl. (Skt.): Äcärängasütra (n.). Titel des ersten der zwölf heiligen Bücher der Jainas. Achari; Tl. (nia.): ÄcärT (m.). Die ÄcärTs sind eine der vier Klassen der Rämänandins, einer rämaitischen Hindü-Sekte. Sie sind Brahmanen und zählen auch nur Brahmanen zu ihren Schülern. Acharya, Acarya; Tl. (Skt.): äcärya (m.). Lehrer, insbes. ein Brahmane, der seinen Schüler mit dem Initiationsgürtel, der sog. heiligen Schnur (yajnopavTta), umgürtet und ihn in die heiligen Schriften einführt.

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achit\ Tl. (Skt.): acit (adj.); „gedankenlos". In der Vedänta-Philosophie des Rämänuja ( 1 0 5 0 - 1 1 3 7 ) bedeutet es „das Unbeseelte" und ist eines der drei unsterblichen Prinzipien. agoka\ Tl. (Skt.): asoka (m.). Name eines Baumes (Jonesia Asoka Roxburgii), der in der Sanskritdichtung oft eine Rolle spielt. Der Konvention nach erblüht er, wenn ihn ein liebendes Mädchen berührt. Agudra pratigrahi] Tl. (Skt.): asüdrapratigrahin (m.; Nominativ: asüdrapratigrahl); „einer, der (nur) von einem Nicht-Südra (etwas) in Empfang nimmt". Agunya\ Tl. (Skt.): asünya (n.); das Nichtleere. Ein Begriff aus der MadhyamikaPhilosophie, der das Gegenteil von sünya, „Leerheit" (der höchsten Realität oder absoluten Wahrheit des Mahäyäna-Buddhismus) ausdrückt. Bei Weber (S.400) irrtümlich das „ L e e r e " , das „Nichtreale". adattadana; Tl. (Skt.): adattadäna (n.); „Nehmen von etwas nicht G e g e b e n e m " : Unehrlichkeit. Adhikari; Tl. (nia.): AdhikärT (m.; Skt.: adhikärin). Das Wort meint im speziellen Sinne Brahmanen, die Anhänger der Lehre des Caitanya (1486—1533) sind und wohl ursprünglich niedrigkastig waren. Adi-brahma-chariya; Tl. (Päli): ädibrahmacariya (n.). Im südlichen Buddhismus meint dies den normalen Wandel im Sittengesetz. Adibuddha-, Tl. (Skt.): Ädibuddha (m.); „Ur-Buddha". Das Wort ist eine Konzeption des Mahäyäna-Buddhismus, nach der dieser Buddha das ewige Absolute ist, aus dem sich die anderen Buddhas emanieren. adrista\ Tl. (Skt.): adrsta (adj.); „ n i c h t g e s e h e n " , „nicht wahrgenommen". Advaita (Skt.; n.); „Nicht-Zweiheit". Bezeichnung für eine monistische Philosophie oder Monismus überhaupt. Agarval-, Tl. (Hindi): Agarväl (m.); „die (Leute) aus Agar". Name einer Händlerkaste, die aus der Stadt Agar bei Ujjain stammt. Agasa (Kannada; m.). Name einer Wäscherkaste in Südindien. Ahimsa; Tl. (Skt.): ahimsä (f.); „das Nicht-Verletzen". Das Wort bezeichnet eine der Grundforderungen der buddhistischen Moral: die weitestgehende Schonung von Lebewesen. Das Prinzip findet sich schon in den Inschriften des Maurya-Kaisers Asoka ( 2 6 8 - 2 3 6 v. Chr.). Ahir, Tl. 1. (Hindi): Ahlr (m.); 2. (Bengali): Ähir (m.); 3. (Gujaräti): Ählr (m.). Name einer Rinderzucht betreibenden Kaste. Die Ahir leiten sich von einem Nomaden-

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volk, den ÄbhTra (Skt., m.), her, die in den ersten Jahrhunderten n.Chr. z.T. als Söldner nach Indien kamen und großen Einfluß auf den Hirtenaspekt des Gottes Krsna ausübten. Ahmadabad; Ahmadäbäd. Größte Stadt in Gujarät, 1411 - 1 5 7 2 Hauptstadt des islamischen Königreiches Gujarät, benannt nach dessen Gründer Ahmad Sah I. (1411-1443). aitihasika-, Tl. (Skt.): aitihäsika (m.). Berufsmäßiger Erzähler von Geschichten (itihäsa). ay'/Va; Tl. (Skt.): ajTva (adj.); „unbelebt". In der Lehre der Jainas das Gegenteil von jTva, dem „Belebten", das solange keine Fortschritte zur Erlösung machen kann, als ihm ajTva anhaftet. Ajivika\ Tl. (Skt.): ÄjTvika (m.); „Leute der lebenslänglichen (Gelübde)". Eine Sekte, die lehrt, daß die Wesen ohne moralischen Grund sündig oder rein sind und ihr Dasein nur dem Schicksal, dem Zufall oder der Natur verdanken. Ein atheistisches System, in dem der karman-Prozeß den individuellen Taten entzogen ist. Ajmer, Äjmer. Stadt in Räjputäna, wahrscheinlich um 1100 gegründet. ajyeyata\t Tl. (Skt.): ajyeyatä (f.); ünbedrückbarkeit (des Brahmanen). Quelle dazu ist Satapathabrähmana XI,5,7,1. /Werne(griech.: akme;f.); Höhepunkt. Alaya-vijnana\ Tl. (buddhist. Skt.): älayavijnäna (n.); häufig mit „Speicherbewußtsein" übersetzt. Der Begriff meint die individuelle Realisierung des kosmischen Körpers eines Buddhas, die alle geistigen Möglichkeiten aktiviert. Alexandria-, Alexandreia. Hauptstadt des ptolemaiischen Ägypten ( 3 0 5 - 3 0 v.Chr.), wichtigste Stadt Ägyptens zu römischer und byzantinischer Zeit. Seit der arabischen Herrschaft (642) in Iskandarun umbenannt. Alvar\ Tl. (Tamil): Älvär (m.). Bezeichnung für bestimmte tamilische Dichter, die im 6. - 9. Jahrhundert unter der Pallava-Dynastie lebten und glühende Verehrer Visnus waren. Nach der Tradition gab es zwölf Älvärs. amatya\ Tl. (Skt.): amätya (m.); „Berater", „Minister". 'am haarez; Tl. (hebr.): 'am ha'ares (PI. m.); „die Söhne der Erde". Amida\ fr ffli ft

(japan.) -»• Amitabha.

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Amitabha, Amitäyus, Amida\ Tl. 1. (Skt.): Amitäbha (m.); 2. (Skt.): Amitäyus (m.); 3. Ts. (japan.): Amida; „unermeßlicher Glanz", „unermeßliches Leben". Einer der Meditationsbuddhas des Mahäyäna-Buddhismus. Amitayur-Dhyana Sutra; Tl. (Skt.): Amitäyurdhyänasütra (n.). Einer der wichtigen Mahäyäna-Texte, der Empfehlungen von Meditationen (dhyäna) über Amitäyus ( = Amitäbha) gibt, durch die man das reine Land SukhävatT erreichen kann. Das Werk ist nur in einer chinesischen Übersetzung (Titel: Kuan-wu-liangshou-fu- ching) erhalten, die 424 n. Chr. vom indischen Mönch Kälayasas angefertigt wurde. Andreion (griech.); 1. (n. Sg.); Männerhaus; 2. (n. PI.: andreia); die gemeinschaftlichen Männermahlzeiten der Spartaner. Anjuvannam\ Tl. (epigraph. Tamil): anjuvannam (n.); „Fünf Kasten". Vermutlich die Bezeichnung eines Viertels der südindischen Stadt Kodunhallür (Cranganore), in dem fünf Handwerkerklassen wohnten. Anthropolatrie (griech.-latein.; f.); „Menschenverehrung". Bezeichnung für die Verehrung von Menschen als göttergleich. Antichrematismus (griech.: Antichrematismos; m.). Ablehnung einer auf Bereicherung zielenden Erwerbswirtschaft. Antiochia-, Antiocheia. Griechische Stadt in Syrien, eine der Hauptstädte des Seleukidenreiches ( 3 1 2 - 6 3 v.Chr.), römische Provinzhauptstadt; heute unter dem Namen Antakya zur Türkei gehörig. anugah; Tl. (Skt.): anuga(m.; Plural: anugäh); „Gefolgsmann". Anupadhigesa-Nirwana, anupadigeshanirvana; Tl. (Skt.): anupadhisesanirväna (n.); „das Nirväna, das keine Wohnstatt (mehr) hat". Gemeint ist das endgültige Nirväna, wenn man von Geburt und Tod, Sünde und Leiden erlöst ist. Aparigraha vrata\ Tl. (Skt.): aparigrahavrata (n.); „das Gelübde der Besitzlosigkeit". Bei den Jainas der Vorsatz, alles Begehren nach Personen oder Sachen zurückzuweisen. Apastamba-, Tl. (Skt.): Äpastamba (n.; auch: Äpastambadharmasütra). Eines der religiösen Rechtsbücher, wahrscheinlich aus dem 5. oder 4. Jahrhundert v.Chr. Apophora(griech.;

f.); „Tribut", „ A b g a b e " .

apramada-, Tl. (Skt.): apramäda (m.); „Nicht-Ausgelassenheit". Die indische Kardinaltugend der Selbstzucht.

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Aranyaka-, Tl. (Skt.): Äranyaka (n.); „Waldtext". Der Im Wald zu studierende Teil eines Brähmana. Die Äranyakas enthalten Meditationen der Waldeinsiedler und Asketen. arca; Tl. (Skt.): arcä (f.); Verehrung. arcismati; Tl. (buddhist. Skt.): arcismatT (adj. f.); „Entflammung". Die 4. Stufe (bhümi) der Bodhlsattvaschaft im Mahäyäna-Buddhismus; bei Weber (S.401) „Streben nach Vollendung". Arhat; Tl. 1. (Skt.): Arhat (m.), 2. (Päli): Arahä. Der „Heilige" oder „Vollendete" im Buddhismus. Ari; Tl. (Skt.): ari (m.); „Fremder", „Fremdling", aber auch „der Reiche", „der Mächtige", „ v o r n e h m e r H e r r " . Arier, Tl. (Skt.): ärya (m.). Bezeichnung für die indoeuropäische Volksgruppe, die zwischen ca. 1000 und 500 v.Chr. Nordindien eroberte. Von daher auch Bezeichnung der drei obersten Kasten ( - » a u c h : Arya). Arjuna (Skt.; m.). Name eines Helden aus dem indischen Epos Mahäbhärata, der besonders in der BhagavadgTtä als Dialogpartner des Gottes Krsna in Erscheinung tritt. Arthasastra\ Tl. (Skt.): Arthasästra (n.). Das Wort bezeichnet die Wissenschaft von der Politik und der Staatsführung sowie die entsprechenden Lehrtexte. Das einzige vollständig überlieferte Arthasästra wird dem angeblichen Minister des Maurya-Königs Candragupta, Kautilya (angeblich 4. Jahrhundert v.Chr.), zugeschrieben. Seine Datierung ist umstritten. Es wird oft als Quelle für die MauryaZeit ( 4 . - 3 . Jahrhundert v.Chr.) verwendet. Arya-, Tl. (Skt.): Ärya (m.); „Edler". Das Wort bezeichnet die drei obersten Kasten (varna) des klassischen Kastensystems H > a u c h : Arier). Arya Samaj; Tl. (nia.): Ärya Samäj (m.); „Vereinigung der Ärya". Name einer religiösen Bewegung, die die indische Kastengesellschaft reformieren wollte, indem sie auf die alten vedischen Quellen zurückgriff und sie neu deutete. Ihr Begründer war Dayänand SarasvatT ( 1 8 2 4 - 1 8 8 3 ) . -*• auch: Brahmo Samaj. Asatya tyaga\ Tl. (Skt.): asatyatyäga (m.); „Aufgeben der Unwahrhaftigkeit". Eines der fünf Gelübde der Jainas. asavarika\ Tl. (epigraph. Päli): asavärika (m.; von Skt.: asvavärika); „Pferdesoldat" . ashtavarana; Tl. (Skt.): astävarana (n.); „Acht (asta) Schilde (ävarana)". Ein Begriff aus der Glaubenslehre der Liiigäyats. Dabei handelt es sich um 1. den

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Guru, der die Seele zur Einheit mit dem Höchsten führt, 2. das liriga, 3. Jangama, ursprünglich (predigende) Reisende, 4. pädodaka, „Wasser, in dem die Füße gewaschen werden", d.h. von einem Guru oder Jangama geweihtes Wasser, 5. prasäda, „Gunst", von einem Gläubigen dem Guru geschenkte und von diesem zurückgegebene und daher geweihte Speise (auch bhogaprasäda genannt), 6. vibhüti, „Manifestation von Wohlfahrt, Glück, Macht", d.i. die heilige Asche, 7. der sogenannte Rudräksa-Samen (Rudräksa bedeutet: Rudras, also Sivas, Auge), der als Rosenkranz (japamälä) oder Halskette getragen wird und die Schau des Göttlichen bedeutet, 8. das sivaitische Mantra „Namah Siväya", „Verehrung dem Siva". aso/ca—» agoka. Asrama\ Tl. (Skt.): äsrama (m./n.); 1. Einsiedelei (Asketenaufenthalt), 2. „Lebensstadium". Es gibt vier solche Lebensstadien: 1. brahmacärin, „Student", 2. grhastha, „Familienvater", 3. vänaprastha, „Waldeinsiedler", 4. samnyäsin, „Asket". Assal(MaräthT; m.; vonarab.: asl; Plural: usül); „Adliger". astävarana —»ashtavarana. Asteya vrata; Tl. (Skt.): asteyavrata (n.); „das Gelübde des Nichtstehlens". Eines der fünf Gelübde der Jainas. asudrapratigrahin^

Agudra pratigrahi.

asunya —Agunya. Ataraxie (griech.: ataraxia; f.); „Gleichgültigkeit" gegenüber weltlichen Dingen. Atharva-Veda\ Tl. (Skt.): Atharvaveda (m.); „das Wissen von den Zaubersprüchen (atharvan)". Einer der vier Veden, der ältesten Literaturdenkmäler der arischen Inder. Atit; Tl. (nia.): atlt (m.); „vorübergegangen" (nämlich an den weltlichen Dingen und Gefühlen). Ein „Vorübergegangener" (von Skt.: atlta) im engeren Sinne ist ein Angehöriger der sechseinhalb Klassen der DandTs, der nicht mehr ganz so rein ist wie die vornehmen DandTs. Atman; Tl. (Skt.): ätman (m.; im buddhistischen Päli: attan); „Selbst". Das Wort meint die Einzelseele, deren Streben es sein muß, mit der Weltseele (brahman) vereinigt zu werden. Atmapurana; Tl. (Skt.): Ätmapuräna (n.). Eines der jüngeren Puränas. A u d h ^ Oudh.

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Avadhv, (Skt.; m.); Grenzpunkt, Termin. Der Begriff wird im Sinne von avadhijnäna (n.) gebraucht. Das ist bei den Jainas die Erkenntnis, die über die Sinne hinaus geht. Avalokitesvara (Skt.; m.); Name eines Bodhisattva, der ungefähr soviel wie „Der Herr, der (gnädig) herabschaut" bedeutet. Avasika-, Tl. (Päli): äväsika (m.). Ein buddhistischer Mönch, der ständig in einem Kloster wohnt. Avatar, Tl. (nia.) avatär (m.; von Skt.: avatära). Das Wort meint die Inkarnation eines Gottes - sei es in menschlicher oder anderer Gestalt. Avesani; Tl. (epigraph. Päli): ävesani (m.; vgl. Skt.: ävesanin). Der Vorsteher der königlichen Handwerker. Avidya-, Tl. (Skt.): avidyä (f.); das Nichtwissen. Im Buddhismus und vielen Strömungen des Hinduismus der Haupthinderungsgrund zur Erlangung der Erlösung. aviveka (Skt.; m.); die „Nichtunterscheidung". Ein Begriff aus der SämkhyaPhilosophie, der ein starkes Hemmnis für die All-Erkenntnis benennt. avyabhicäriir, Tl. (Skt.): avyabhicärin (adj.-m./n.; in der BhagavadgTtä, XIII,10 in der Femininform gebraucht: bhaktiravyabhicärinT, „unwandelbare Liebe"); „unfehlbar", „unwandelbar". Babharr, Tl. (BihärT): Bäbhan (m.; von Skt.: Brähmana, „Brahmane"). Die Bäbhans sind eine in Bihär ansässige Getreide-Großhändlerkaste. bahishkara\ Tl. (Skt.): bahiskära (m.); Ausschluß, Exkommunikation (aus der Kaste). Baidya (Bengali; m.; von Skt.: Vaidya, „Arzt"). Die Baidyasind eine bengalische Schreiberkaste. bailadeira (portugies.; f.); Tänzerin. Im indischen Kontext im Sinne von devadäsT benutzt. Bairagi; Tl. (Bengali): BairägT (m.; von Skt.: Vairägin, von der Welt „Losgelöster"). Die BairägT sind ein Orden bengalischer vi§nuitischer Mendikanten, die sich von dem Sektengründer Rämänanda (14. Jahrhundert) herleiten. Sie machen keine Kastenunterschiede, geben allen Kasten als Zeichen des Besitzes von heiligem Wissen, das sonst den ärya-Kasten vorbehalten ist, die heilige Schnur (Skt.: yajnopavTta) und führen mit sogenannten Nonnen ein eheähnliches Leben.

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Baishnab-, Tl. (Bengali): Baisnab (m.; von Skt.: Vai$nava, „Vi§nuit"). Bezeichnung für bengalische Vi§nuiten-Sekten. bakuhu; Ts. (japan.): bakufu; etwa: „Zeltlagerregierung". Das Wort bezeichnet die Administration des Shögun, des ursprünglich rein militärischen Machthabers, im mittelalterlichen Japan. Bärigälä-*

Bengalen.

Banhra; Tl. (Neväri): Bänhra (m.; von Skt.: Brähmana, „Brahmane"). Bezeichnung der Priester bei den Nevärs in Nepal. Baniya, Banija, Bania, Banya, Vania, Vaniya; Tl. (Bengali): Bäniyä (m.; von Skt.: vänija); „Kaufmann". Bezeichnung für eine bengalische Händlerkaste. Banjara-, Tl. (HindT): Banjärä (m.; von Skt.: vanijyäkära, „Händler"). Name einer Händlerkaste. Zum Teil bezeichnet das Wort auch Angehörige einer Trägerkaste. Bankura-, Bänkurä. Stadt in Bengalen und Hauptort des gleichnamigen Distrikts. Baruh Alowtay-, Tl. (Maräthi): bärä alute (m.; Alliteration zu: bärä balute); „die zwölf (bärä) Alutä". Eine Kategorie von Dorfbediensteten in Mahärä$tra, die aus zwölf verschiedenen Handwerkerkasten besteht. Baruh Balowtay-, Tl. (Maräthi): bärä balute (m.; balutä ist abgeleitet von Skt. balavattara, „stärker seiend"); „die zwölf ( = bärä) Balutä". Der Terminus bezeichnet eine Kategorie von zwölf Handwerkerkasten in Maräthä-Dörfern. Barui; Tl. (Bengali): Bärui (m.; von Skt.: bärujlvin, „einer, der vom Betel(verkauf) lebt"). Name einer Kaste von Betelverkäufern. Basavapurana; Tl. (Kannada): Basavapuräna (n.). Von BhTma im Jahre 1369 verfaßtes Puräna, das die Lebensgeschichte des Basava (—»Personenverzeichnis) referiert. Bauddha (Skt.; m.). Buddhist. Anhänger der Lehre des Buddha; bei Weber (S. 465f., Anm. 137) auch: „buddhistische Philosophie". Baudhayana-, Tl. (Skt.): Baudhäyanadharmasütra (n.). Eines der religiösen Rechtsbücher, wahrscheinlich aus dem 5. oder 4. Jahrhundert v. Chr. Bau/; Tl. (Bengali): Bäul (m.; von Skt.: vätula, „verrückt"). Die Bäuls sind theistische Krsna- oder Caitanya-Verehrer, die auf Tempel und Riten verzichten und extrem unkonventionell sind. Sie zeichnen sich durch geheime Kulte mit bestimmten Sexualpraktiken und der geheimen Praktik der „vier Monde" (cäri candra), d.i. Samen, Ei, Exkremente und Urin (auf die Verspeisung der Exkremente spielt Weber an) aus, aber auch durch ihre spirituellen Gesänge.

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580 bayadére(franz.;

f.) —» bailadera

Bazar, Tl. (arab.): Bazär (m.). Bezeichnung für den orientalischen Markt. Beda; Tl. (Kannada): Bedar (m.). Name einer kanaresischen Vogelstellerkaste. Benares; Tl. (Skt.): VäränasT. Heilige Stadt des Hinduismus am Ganges; berühmt für seine zahlreichen Tempel und die Leichenverbrennungsplätze an den Ghäts (Uferplätzen). Der Tradition nach ist der Ort „uralt", doch fällt die Blütezeit als heilige Stätte wohl erst in die Zeit des Aufstiegs der „hinduistischen Sektenreligiosität" . Bengalen-, Tl. (Bengali): Bähgälä (f.; von Skt.: Vanga). Name einer Landschaft in Nordostindien. Beri-Sethi; Tl. (Tamil): Beri Cetti (m.). Bezeichnung für in Gilden organisierte Kaufleute. Berserker (altnordisch; m.); eigentlich „Bärenhemd" (Bärenfell); in der Bedeutung von „Krieger im Bärenfell". Krieger in der altnordischen Sage. Die Berserkerversetzten sich im Kampf in Ekstase oder Raserei, weil sie glaubten, daß der Mensch in diesem Zustand seine Seele aussenden und diese dann Bären- oder Wolfsgestalt annehmen könne. Sie galten als unverletzlich. Besta (Telugu; m.). Telugu-Kaste von Fischern und Schirmträgern. Bhagat(nia.; m.; von Skt.: Bhakta, „Gläubiger"). Das Wort meint einen Verehrer Visnus oder Sivas, im engeren Sinne einen initiierten vi§nuitischen Mendikanten. Bhagavadgita\ Tl. (Skt.): BhagavadgTtä (f.). Lehrhafter philosophischer Text, der den Anfang des 6. Buches des Mahäbhärata bildet. In ihm wird gelehrt (in einem Dialog zwischen Arjuna und Krsna), daß nur die menschlichen Leiber vergänglich sind, nicht aber der Mensch selbst, der, wie im vorliegenden Fall Arjuna, durch pflichtgemäßes Handeln (hier im Kriege) Erlösung erlangen könne (neben dem Weg der Erkenntnis und dem der Gottesliebe). Die Lehre stützt sich auf die Sämkhya-Philosophie. Bhagavat (Skt.; m.); der „Erhabene". Bezeichnung des höchsten göttlichen Wesens, später mit dem Gott Visnu identifiziert. Bhagavat, Bhagavata; Tl. (Skt.): Bhägavat (m.). Verehrer des Gottes Visnu/ Krsna unter dem Namen „Bhagavat" oder „Väsudeva". Die Religionsgemeinschaft der Bhägavatas ist spätestens für das 2. Jahrhundert v.Chr. bezeugt. Sie breitete sich in der Folgezeit immer weiter aus und integrierte auch andere Gottheiten in ihr System.

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Bhagavatapurana-, Tl. (Skt.): Bhägavatapuräna (n.). Eines der berühmtesten Puränas; es gilt als einer der jüngsten Puräna-Texte (endgültige Fassung möglicherweise erst im 13. Jahrhundert) und wird besonders von der Sekte der Bhägavatas hoch geschätzt. Besondere Aufmerksamkeit verdient das 10. Buch, das eine ausführliche Lebensbeschreibung Kr?nas enthält. Bhagavati\ Tl. (Skt.): BhagavatT (f.). Name einer Göttin, die besonders unter der in Gujarät und Räjasthän herrschenden PratThära-Dynastie ( 7 . - 1 1 . Jahrhundert n. Chr.) große Verehrung genoß. Bhaiachara\ Tl. (Hindi): BhäTcärä (m.; von Skt.: bhärtrcära). Das Wort meint sogenannte Bruderschafts-Dorfgemeinschaften (bhäl, „Bruder"), wo das Land ausschließlich nach den Prinzipien von Qualität und Quantität verteilt wird, und es keine althergebrachten Rechte gibt. Bhairava (Skt.; m.). Siva in seiner schreckerregenden Form. Im Kult der Vämäcäras übernimmt einer der Gläubigen den Part des Bhairava. Bhairavi; Tl. (Skt.): Bhairavi (f.). Eine der Bezeichnungen für die weibliche Repräsentantin im Kult der Vämäcärins, die nackt an der sogenannten „vollen Initiation" (pürnäbhiseka) teilnimmt. bhakta (Skt.; m.). Bezeichnung für einen Anhänger irgendeiner bhakti-Bewegung. bhakti(Skt.; f.); „Teilhabe". Das Wort meint die liebende, treue Verehrung und Hingabe sowie inbrünstige Ergebenheit an einen persönlichen Gott. Bhangi; Tl. (Hindi): BhahgT (m.). Name einer Kaste von Straßenreinigern. Bhat; Tl. (Hindi): Bhät (m.; von Skt.: bhatta). Name einer Kaste von Barden. Bhatia; Tl. (RäjasthänT): Bhätiä (m.). Name einer Händlerkaste aus den BhattTDistrikten von Nord-Räjasthän. Bhikshu; Tl. 1. (Skt.): bhik§u (m.), vgl. Päli: bhikkhu (Weber bildet wider die Regel Bhikkshu). Bezeichnung für den buddhistischen Bettelmönch, aber auch gelegentlich für hinduistische Mendikanten. Bhikshu-Deshasth; Tl. (nia.): bhiksu-desasth (m.; von Skt.: desastha, „Bewohner des Landes"). Desasth bezeichnet Brahmanen, insbesondere in Mahärästra. Bhiksu-desasths sind Mendikanten (zumeist Saivas). Bhistu Dhari(Korruptel

von

Vistar Dhari).

bhritya-, Tl. (Skt.): bhrtya (m.). Diener, Untergebener, Minister.

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Bhuinhar, Tl. (MundärT, BhojpurT): bhüTnhär (m.; Lehnwort v o n Skt.: bhümihära, „Erdträger"). Der Begriff bezeichnet in d e n Mundä-Dörfern der Region v o n Chotä Nägpur die Gründerfamilien v o n Dörfern und die Landrechte der MundäBevölkerung: Ein bhüTnhär konnte nach d e m traditionellen Recht auch nach langjähriger A b w e s e n h e i t nie sein Land verlieren. Diese Rechte w u r d e n zuerst 1667 eingeschränkt, als der Mahäräja v o n Chotä Nägpur L a n d s c h e n k u n g e n an einen Hindü vornahm. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts geriet fast das g e samte M u n d ä - L a n d in die Hand hinduistischerZämlndärs (Landbesitzer), die die ursprünglichen Besitzer allenfalls als Pächter duldeten. U m die völlige Entrechtung der Mundäs zu stoppen, erließen die Engländer 1869 ein G e s e t z zur Landregistrierung. Bhum\ Tl. (RäjasthänT): b h ü m (f.; v o n Skt.: bhümi). Das Wort bezeichnet ein Landlehen. bhümi ^ abhimukhi. bhumichchhidra; Tl. (epigraph. Skt.): bhümicchidra (n.); „ L a n d z w i s c h e n bebauten Flächen". B e z e i c h n u n g für ungerodetes Land, meist Waldland. W e r solches Land urbar machte, war mit d i e s e m Land „ n a c h d e n Regeln des b h ü m i c c h i d r a " frei v o n Steuerpflichten. Bhunh krlh^> Pon-gyi. Bhutatathata\ Tl. (buddhist. Skt.): bhütatathatä (f.); „ S o - h e i t (tathatä) der Existenz" . Bezeichnung für die transzendentale Wahrheit und das höchste Prinzip im Mahäyäna-Buddhismus. Bihar; Tl. (nia.): Bihär (m.). Landschaft und (heute) Bundesstaat im O s t e n Indiens. Der Name leitet sich v o n „vihära" (buddhistisches Kloster) her. birt (Hindi; f.; auch: brtta, birat, v o n Skt.: vrtti). Das Wort meint Landvergaben. Sie w u r d e n ursprünglich nur auf Lebenszeit gewährt und später käuflich; der Käufer verpflichtete sich g e g e n ü b e r d e m Lehnsherrn zur Zahlung der Steuerrückstände. bKra-sis lhun-po^

T e s h o o loombo.

Bla-ma—> Dalai Lama, Lama. Bodhagothi; Tl. (epigraph. Prakrit): Bodhagothi (f.; entspricht Skt.: B a u d d h a g osthT). Komitee v o n Treuhändern eines buddhistischen Tempels. V o n W e b e r (S. 480, A n m . 152) als „ K o m i t e e für Buddha-Kult-Verwaltung" definiert. bodhi(Skt.;

f.); Die Erleuchtung, b e s o n d e r s im Buddhismus.

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bodhicitta (Skt.; n.); „der Erleuchtungsgedanke", „der Wille zur Erleuchtung". Begriff aus dem Mahäyäna-Buddhismus. Das Bodhicitta ist geweckt, wenn man Mitleid mit allen Wesen hat und dadurch zum Erleuchtungswesen (Bodhisattva) wird. Bodhisattva (Skt.; m.); Erleuchtungswesen. Ein Begriff aus dem Buddhismus. Der historische Buddha wurde vor der Erlangung der Erleuchtung (bodhi) so bezeichnet; im Mahäyäna-Buddhismus entwickelte sich dann die Vorstellung von zahlreichen Bodhisattvas. Von Weber mit „Heiland" gleichgesetzt. Bombay; MumbaT. Eine der größten Städte Indiens, Hauptstadt von Mahärästra; auf sieben Inseln gelegen, aufgrund seiner Lage einer der bedeutendsten Welthäfen. Das Territorium kam nach portugiesischer Herrschaft ( 1 5 3 4 - 1 6 6 1 ) in die Hand der englischen Ostindienkompanie (1668). Bözu^>

Busso.

Brahma-, Tl. (Skt.): Brahmä (m.). Name des Schöpfergottes im Hinduismus, der in seiner Bedeutung aber weit hinter Visnu und Siva zurückfällt. Der Name steht in Beziehung zum Begriff brahman, der Bezeichnung für das absolute Sein, die Weltseele. Brahmacarin; Tl. (Skt.): brahmacärin (m.). Die erste Lebensstufe (äsrama) eines Angehörigen der drei höchsten Kasten (varna) nach der Kindheit, in der dieser in das Studium der Veden eingeführt wird. Sie endet mit der Initiation. brahmacarya (Skt.; n.). Schülerschaft bei einem Brahmanen als brahmacärin; auch Bezeichnung für Keuschheit. Brahman (Skt; n.). In der Religion der Upanisaden das absolute Sein, eine Art Weltseele. Brahmana; Tl. (Skt.): Brähmana (n.). Die Brähmanas sind umfangreiche Prosatexte im Anschluß an die vedischen Samhitäs ( „ G e s ä n g e " ) . Sie enthalten theologische Erörterungen, insbesondere Betrachtungen über das Opfer und die praktische oder mystische Bedeutung der einzelnen Opferriten und Zeremonien. Brahmane; Tl. (Skt.): Brähmana (m.). Ursprünglich Bezeichnung für eine bestimmte vedische Priesterklasse, später für die Kaste (varna) der Priester schlechthin. Brahma Para Brahma; Tl. (Skt.): Brahmaparabrahma (m.). Bezeichnung für den höchsten Herrscher des Universums, das Absolute.

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Glossar

Brahmasutra-, Tl. (Skt.): Brahmasütra (n.). Dem Bädäräyana zugeschriebenes Werk, auch Vedäntasütra genannt, das sich mit der Ausdeutung der Upanisads beschäftigt. Deren richtige Auslegung ist der einzig richtige Weg zum Heil. Alles was dazu im Widerspruch steht, vor allem die Sämkhya-Lehre, wird verworfen. Brahmo Samaj; Tl. (Hindi): Brähmo Samäj (m.). Neohinduistische Reformbewegung des 19. Jahrhunderts, begründet 1828 von Räm Mohan Räy (Ram Mohun Roy, 1 7 7 2 - 1 8 3 3 ) . Sie strebte mit Hilfe einer Synthese von indischen und westlichen Ideen eine Reform der indischen Kastengesellschaft an. —>• auch: Arya Samaj. Brihadaranyaka-Upanischad-, Tl. (Skt.): Brhadäranyaka-Upanisad (f.). Eine der sechs ältesten Upanisaden. Brihaspatr, Tl. (Skt.): Brhaspati (m.); „Herr des Wortes". Weltschöpfergottheit; einer der jüngeren vedischen Götter. - Auch Opferpriester der Götter, später Benennung eines (mythologischen) Staatslehrers. Weber bezieht sich auf das Brhaspatidharmasütra, eines der jüngeren religiösen Rechtsbücher. Buddha (Skt.; m.); „Der Erwachte". Titel eines Menschen, der sich selbst zur Erleuchtung gebracht hat und diese verkündet; insbesondere Bezeichnung für den historischen Buddha Siddhärtha Gautama ( - » Personenverzeichnis), aber auch für seine mythischen Vorgänger und die künftigen Buddhas sowie für die transzendentalen Wesen des Mahäyäna-Buddhismus. Buddhacarita—>

Buddha Tscharita.

Buddha Maitreya (Skt.; m.), auch: Bodhisattva Maitreya. Der nächste zukünftige Buddha, der durch das Predigen der buddhistischen Wahrheiten zugunsten der Erlösung anderer zunächst auf das eigene Streben nach Erlösung verzichtet. Buddha Tscharita-, Tl. (Skt.): Buddhacarita (n.). Von Asvaghosa (1.12. Jahrhundert n.Chr.) verfaßte erste zusammenhängende Buddhabiographie in metrischer Form. BussoMÎTs. (japan.): Bözu. Bezeichnung für den buddhistischen Mönch in Japan (deutsches Lehnwort „ B o n z e " ) . Ca ...—* Cha ... ; T s c h a . . . Çaçvata dharma-, Tl. (Skt.): sasvatadharma (m.); „der ewige Dharma". Ein Begriff aus der Yudhisthira-Episode des Mahäbhärata (3. Buch). Im Gegensatz zu der allgemeinen hinduistischen Anschauung, nach der jede Kaste und jede Person ihren eigenen Dharma habe und diesem folgen müsse, wird hier von einem allgemeinverbindlichen Dharma ausgegangen. Ça/Va; Tl. (Skt.): Saiva (m.). Anhänger des Gottes Siva, „Sivait".

Glossar

cakravartin

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Tschakravarti.

Calcutta-, Kalkattä; KälTkätä. Eine der größten Städte Indiens, Hauptstadt von Bengalen, am HüglT-Fluß gelegen. Die Geschichte der modernen Stadt begann mit der Gründung der ersten britischen Siedlung im Jahre 1690. capitano del popolo (italien.; m.). Führer des popolo in den italienischen Stadtstaaten des Mittelalters. Seine Machtbefugnisse waren von Stadt zu Stadt verschieden; seine Amtszeit war in der Regel auf sechs Monate beschränkt. Den ersten capitano del popolo scheint es 1244 in Parma gegeben zu haben, um 1250 wird dieses Amt auch schon in Piacenza und Florenz erwähnt. Qastr'r, Tl. (Skt.): Sästrin (m.; Nominativ: Sästri); Sästra-Kundiger. Bezeichnung für einen indischen Gelehrten. Heute auch Familienname von Brahmanen. Qatapatha Brahmana; Tl. (Skt.): Satapathabrähmana (n.); „Brähmana der hundert Wege". Das umfangreichste und bedeutendste Brähmana. Es gehört zur Schule des weißen Yajurveda. Celä—> Chela. centuria fabrum (latein.; f.); „Hundertschaft der Handwerker". Im antiken Rom organisierter Verband der militärisch wichtigen Kriegshandwerker. certitudo salutis (latein.; f.); „Heilsgewißheit". Certosa (italien.; f.); „Kartause", „Klause". Cha... —>auch: Tscha... Chaitanyas, Chaitaniten (Skt.: Caitanyäh; m. PI.). Anhänger der Lehre des Caitanya ( - » Personenverzeichnis). Chamar, Tl. (nia.): Camär (m.). Kaste der Lederarbeiter. Chandala-, Tl. (Skt.): Candäla (m.). Eine sehr niedrige Kaste, die aus der Verbindung von Südra-Männern mit Brahmanen-Töchtern entstanden sein soll. Chändogya-UpanisadKhandogya-Upanischad. Ch'an-tsung^

Tschan-tsung.

Charvaka-, Tl. (Skt.): Cärväka (m.). Anhänger einer materialistischen Philosophie (benannt nach ihrem Begründer Cärväka). Das System nennt sich Lokäyata („sich auf diese Welt beziehend"). Charya; Tl. (Skt.): Caryä (f.); „Disziplin", „rechte Ausführung". Die primäre Vidhi (hier ist damit das Baden in Asche gemeint) im - » Päsupata-System.

Glossar

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Chasi Kaibartta; Tl. (Bengali): Cäsl Kaibartta (m.); „Pflüger-Bauern". Name einer bengalischen Bauernkaste. Chela\ Tl. (Hindi): Celä (m.; von Skt.: *cella, „Junge"; Päli: cellaka, „Novize"). Bezeichnung für den Schüler eines Guru. Chhatrr, Tl. (Bengali): Chatri (m.). Name einer Militärkaste, die sich selbst mit den Ksatriya identifiziert. —» auch: Khattri. Chieh-ch'a->

Kie-cha.

chigyö - ^ t s i g y o . Ching-t'u-tsung—>Tchmg-tu-tsung. Chit\ Tl. (Skt.): cit (f.); „Geist". In der Vedänta-Philosophie des Rämänuja (1050-1137) bedeutet das Wort „Individualseele" und bezeichnet eines der drei unsterblichen Prinzipien. Chitragara-, Tl. (nia. und Skt.): Citrakära. Im Tamil Name einer Malerkaste, f/'/a; Tl. (Skt.): sTIa (n.). Die Moralprinzipien im Buddhismus. Cisterzienser—> Zisterzienser. Qiva\ Tl. (Skt.): Siva (m.). Name eines der bedeutendsten Götter des HindüPantheons. Religionsgeschichtlich hat Siva sich aus dem vedischen Rudra entwickelt und die unterschiedlichsten Wesenszüge angenommen (als Asket, Nätaräja, Mahädeva, Bhairava). Für die Saivas ist er der Schöpfer und Herr des Universums. Qivaiten-*• Qaiva. Clan (keltisch; m.). Sippenverband in Irland und Schottland, dann auch allgemeiner Begriff für eine durch Blutsverwandtschaft verbundene Gruppe. Qmriti-»

Smriti.

coenobiten^

Cönobit.

commune (mittellatein.; n.). Von Bürgern regiertes freies Gemeinwesen. Conjeeveram; Tl.: KäncTpuram. Bedeutende Tempelstadt in Südindien; ehemalige Hauptstadt der Pallava-Dynastie (6. Jahrhundert n. Chr.). conjuratio (mittellatein.; f.); Schwurgemeinschaft, „Eidverbrüderung". Auf revolutionärem Wege geschaffene Bürgerkorporation in vielen Städten Italiens, aber auch Deutschlands.

Glossar

Cönobit(griech.-latein.:

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coenobita; m.); Mönch.

consilia evangelica (latein.; n. PI.); die „Evangelischen Räte". Tugendübungen, die auf Grund der Lehre des Evangeliums die Kirche als Mittel der christlichen Vollkommenheit besonders empfiehlt: Armut, Keuschheit und Gehorsam. Sie bilden in Form von Gelübden die Grundlagen der religiösen Orden. Qravaka->

Sravaka.

grenr, Tl. (Skt.): sreni (f.). Einer der Sanskritnamen für Gilde oder Korporation. Qruti—> Sruti. Qudra\ Tl. (Skt.): Südra (m.). Im klassischen Vier-Kasten (varna)-System die vierte Kaste, die dienende Funktion hatte und vom Veda-Studium ausgeschlossen war. Weber übersetzt den Begriff als „Knechte" (S.55) oder „Heloten" (S. 117) und spricht gelegentlich (S. 171,173) von der „Qudra-Klasse". Qudra yajaka\ Tl. (Skt.): Südrayäjaka (m.). Opferpriester für die Südra-Kaste. Cullavagga^-TschuWavagga. Qunya\ Tl. (Skt.): sunya (n.); das Leere, Leerheit. Die höchste Realität bzw. absolute Wahrheit des Mahäyäna-Buddhismus. Bei Weber (S.400) irrtümlich das „ V o l l e " , d a s „Reale". gurah; Tl. (Skt.): süra (m.; Weber gebraucht die Pluralform süräh); „ H e l d " . dagagila\ Tl. 1. (Skt.): DasasTIa (n.), 2. (Päli): dasaslla. Die zehn sittlichen Gebote des Buddhismus: 1. NichtVerletzung von Lebewesen, 2. Wahrheitsliebe, 3. nicht stehlen, 4. Keuschheit, 5. Verachtung von Reichtum und Geschenken, 6. Reinheit, 7. Genügsamkeit, 8. strenge Lebensweise, 9. Studium, 10. Religiosität. dagapeya; Tl. (Skt.): dasapeya (m.); „Zehntrunk". Als Teil der Königsweihe (räjasüya) fungierendes Somaopfer. Die Veranstalter müssen eine Ahnenreihe von zehn namentlich aufzuführenden Somatrinkern aufweisen. An jedem der zehn Somagefäße trinken zehn Brahmanen gemeinsam. DaduPanth'r, Tl. (Hindi): Dädü PanthT(m.). Anhänger der Lehren des Dädü Dayäl (1544-1604). daikwarr, ^ ausübte.

Ts. (japan.): daikan. Titel eines Samurai, der die Gerichtsbarkeit

Daimyo; i c ^ & T s . (japan.): daimyö (dai-myö, großer Name). Titel der großen japanischen Feudalfürsten.

Glossar

588 Dakshina;

Tl. (Skt.): daksinä (f.). Der Opferlohn d e s Opferpriesters (yajamäna).

Dakshinachara\ Tl. (Skt.): daksinäcära (m.). Bezeichnung für einen Rechtsritualisten, d.h. jemanden, der im Kult den V e d e n und Puränas folgt und nur unblutige Opfer kennt. Anhänger der brahmanischen Orthodoxie. Dalai Lama; Tl. (mongol.-tibet.): Dalai Bla-ma (mongol.: Dalai, „ O z e a n " ; tibet.: Bla-ma, geistlicher „ L e h r e r " ) . Der Dalai Bla-ma gilt als Reinkarnation des Bodhisattva Avalokitesvara und wird in ununterbrochener Sukzession wiederverkörpert (sogenannte qubilyanische Erbfolge). Er ist seit der Mitte d e s 17. Jahrhunderts das geistliche (und weltliche) Oberhaupt Tibets. dama (Skt.; m.); Selbstbeherrschung. danarrr, Tl. (Skt.): däna (n.); Geschenk, Gabe. Dandi; Tl. (nia.): DandT (m.; von Skt.: Dandin); „ d e r mit d e m S t a b " . Das Wort bezeichnet ursprünglich nicht sektarisch g e b u n d e n e Mendikanten, dann aber speziell eine G r u p p e sivaitischer Asketen, die die Bhairava-Form Sivas b e s o n ders verehren. Dapa\ Tl. (tibet.): Grva-pa; Mönchsschüler. darwis—» Derwisch. dasa

daga ...

Dasahra\ Tl. (Hindi): Dasahrä (m.; von Skt.: Dasaharä, f.); „ z e h n (Sünden) w e g n e h m e n d e (Gangä)". 10. Festtag des Navarätri- oder Durgäpüjä-Festes. In Südindien wird an d i e s e m Tag der Sieg Rämas über Rävana gefeiert. Das/'—» Devadasi. dasya\ Tl. (Skt.): däsya (n.); „ S k l a v e r e i " , „ K n e c h t s c h a f t " . Bei d e n CaitanyaSekten im Sinne v o n aktivem Gottesdienst gebraucht. dasyu (Skt.; m.). B e z e i c h n u n g für den Nichtarier, Barbaren, D ä m o n e n oder aus einer Kaste A u s g e s t o ß e n e n . Degen (dt.; m.). Poetischer T o p o s für den ritterlichen K r i e g e r u n d Helden. Dekkan (anglo-ind.; m.; v o n Hindi: dakkin; m.; Skt.: daksina; „ S ü d e n " ) . Indische Region südlich d e s Vindhya-Gebirges. Demiurg(griech.:

D e m i u r g o s ; m.); Schöpfergott.

Deputat (dt). Kontraktlich festgelegter Teil d e s Arbeitsentgelts, der in Form v o n Sachleistungen als Naturallohn gereicht wird.

Glossar

589

Derwisch-, Tl. (persisch): darwTs (m.); „Pfortensucher". Mitglied eines islamischen religiösen Ordens. Deschasth, Deschaschth; Tl. (nia.): desasth (m.); „Bewohner" der „ D e s " genannten Hochlandregion in Mahärä§tra. Das Wort bezeichnet landbesitzende Brahmanen. Deschmukh; Tl. (MaräthT): desmukh (m.). Bezeichnung für einen Bezirksbeamten in den Maräthä-Staaten. Deschpandya;

Tl. (MaräthT): despändyä (m.). Distriktsrechnungsführer.

des'r, Tl. (epigraph. Skt.): des! (m.; auch: vyavahärakadesi). Vormann (der Händler). deva (Skt.; m.); Gott. Devadasi, Deva-Dasa\ Tl. (Skt.): devadäsT (f.); „Gottessklavin". Bezeichnung für die Tempeltänzerinnen und -prostituierten. In Nordindien scheinen die Devadäsl seit etwa dem 6. Jahrhundert n.Chr. zunächst eine besondere Affinität zum Kult des Sonnengottes Sürya gehabt zu haben. - Däsi bedeutet „persönlich unfreie Frau". Zu den däsTs zählen außer den Prostituierten auch die Dienerinnen, Haussklavinnen usw. Die gewöhnlichen Prostituierten werden meist mit dem Sanskritwort Vesyä benannt, während die hochgebildeten Hetären ganikä genannt werden. devak(nia.;

m.). Totem, kleinere Gottheit.

Devangada; Tl. (Telugu): Devängada (m.). Weberkaste. Devata; Tl. (Skt.): devatä(f.); „Gottheit". Devi; Tl. (Skt.): DevT (f.); „Göttin". Das Wort bezeichnet auch die Gemahlin des Siva als die Göttin schlechthin. dGe-lugs-pa—>

unter G.

Dhammamahamatra; Tl. (epigraph. Präkrt): dhammamahämäta, dhramamahamatra (m.); „Oberaufseher des Dharma". Ein Begriff aus dem XII. Felsedikt des Asoka. Weber überträgt den Begriff mit „Zensor" (S. 379). dharani; Tl. (buddhist. Skt.): dhäranl(f.). Magische Formeln oder Amulette und Talismane. dharma (Skt.; m.; Päli: dhamma); „ G e s e t z " , „Pflicht". Die religiösen und ethischen Verpflichtungen, die für jede Kaste unterschiedlich sind. Im Buddhismus bedeutet dharma die buddhistische Lehre.

Glossar

590 Dharmaçastra-»

Dharmasastra.

Dharmakaya\ Tl. (Skt.): dharmakâya (m.); „Gesetzesleib". Der Begriff aus der buddhistischen Trikäya („Dreikörper"-)Lehre bezeichnet die höchste Existenzform eines Buddha. Dharmamegha; Tl. (buddhist. Skt.): dharmameghä (adj. f.); „Dharma-Wolke", die 10. Stufe (bhümi) der Bodhisattvaschaft. Der Bodhisattva erlangt hier alle Formen der Konzentration und der Allwissenheit (sarvajna-jnäna). Dharmapathaka-, Tl. (Skt.): dharmapäthaka (m.). Rezitator der Dharmatexte. Dharmasastra-, Tl. (Skt.): Dharmasastra (n.). Lehrbuch des religiösen Rechts. Dharmasutra;

Tl. (Skt.): Dharmasütra (n.). Vedisches religiöses Gesetzbuch.

Dhyana\ Tl. (Skt.): dhyäna (n.); „Versenkung", „Meditation". Digambara( Skt.; m.); „die Luftgekleideten", d.h. jene, die nackt gehen. Angehöriger einer der beiden großen Strömungen der Jainas. Directeur de l'âme (franz.; m.); Seelenführer. Webers Bezeichnung f ü r - ^ G u r u . Dom; Tl. (Hindi, Bengali, MaräthT): Dom (m.; von Skt.: Domba). Name einer sehr niedrigen Kaste: Musiker, Korbmacher, Akrobaten, Tänzer. Ihnen wird generell ein schlechter Charakter nachgesagt. Die Bezeichnung „ R o m / R o m a " für eine Gruppe von Zigeunern in Europa ist von dem Wort abgeleitet. Draupadi; Tl. (Skt.): DraupadT (f.). Im Mahäbharata Tochter des Pancäla-Königs Drupada. Sie heiratet die fünf Pändava-Brüder. Dravida; Tl. (Skt.): Dravida (m.). Sanskritname für die (dunkelfarbigen) Bewohner Südindiens. Dravira-Brahmanerr, dien.

Tl. (nia.): Dravira-Brähmana (m.). Brahmanen aus Südin-

Durangama; Tl. (buddhist. Skt.): dürangamä (adj. f.); „in die ferne gehende (Stufe)": die 7. Stufe (bhümi) der Bodhisattvaschaft. Wie ein erfahrener Seemann sein Schiff über den Ozean lenkt, so ist der Bodhisattva in den Ozean der Allwissenheit eingetreten, hat aber noch nicht das Nirväna erreicht. Durga; Tl. (Skt.): Durgä (f.). Gemahlin des Sakti bzw. des Siva in ihrer furchterregenden Form. Dvaita, Dwaita\ Tl. (Skt.): dvaita (n.); „Zweiheit", „Dualismus".

Glossar

591

Dvapara\ Tl. (Skt.): dväpara (m.). Die Zweierseite des Würfels; das 3. Weltalter (dväparayuga). Dwaitavadi; Tl. (Skt.): dvaitavädin (m.). Anhänger einer dualistischen Lehre. Edo ( = Tokyo) —» Yedo. Ekadeva-, Tl. (Skt.): ekadeva (m.); „einziger Gott". Ekantikadharma\ Tl. (Skt.): ekäntikadharma(m.); „monotheistische Religion". Entelechie (griech.: Entelecheia; f.); „das Ziel (telos) in sich habend". Die stete Tätigkeit und Strebekraft als Form der menschlichen Seele. Nach Aristoteles gleichsam ein fünftes Element, woraus die Seele entstanden sein soll. Ephebe (griech.: Ephëbos; m.); „Jungmann". Bezeichnung für die im 4. Jahrhundert v. Chr. organisierten athenischen Wehrpflichtigen im Alter zwischen 18 und 20 Jahren. Im allgemeineren Sinne der junge Mann. Erbscholtisei-Lehen (dt.; n.); Lehen eines Erbschulzen. Dieser war im Bereich der mittelalterlichen deutschen Ostsiedlung der Leiter der bäuerlichen Gemeinde. Er führte den Vorsitz im Dorfgericht (niedere Gerichtsbarkeit) und zog die herrschaftlichen Abgaben von den übrigen Siedlern ein. Ergasterium (griech.-latein.; n.); „Werkstatt". In der Antike mit Sklaven betriebene Fabrikationsstätte. Esoterik (griech.: esöteros, „innerer"). Geheimlehre, insbesondere in der Religion. Exequatur (latein.); „er (sie, es) sei befugt". Erteilung einer Erlaubnis. Farakhabad; Farrubäbäd. Im Jahre 1714 gegründete Stadt in den United Provinces (heute Uttar Prades), in der Nähe des Ganges gelegen. Felonie (franz.: félon, „Verräter"). Bruch der Lehnstreue durch den Vasallen (oder den Lehnsherrn). feng-shui—» Fung-schui. Fefwa; Tl. (arab.): fatwä (f.). Formelle gesetzliche Auskunft, die von einem Mufti oder Rechtsgelehrten von Ruf erteilt wird. Aufgrund einer solchen Aussage kann ein Richtereinen Rechtsfall entscheiden. Fo;

fy

(chines.). Chinesischer Name für den Buddha.

Fronde (dt.; f.; veraltet); Frondienst.

Glossar

592

Fung-schur, Ä ^ K - Ts. (chines.): feng-shui; „Wind und Wasser". Geomantik. Festlegung von günstigen und ungünstigen Orten für die Anlage von Gräbern, Altären, Tempeln und anderen Bauten nach den Prinzipien des yin und yang von Himmel und Erde. Fürsprech.

Im deutschrechtlichen Prozeß der Wortführer einer Prozeßpartei.

Gachchha; meinde.

Tl. (Skt.): gaccha (m.); „ B a u m " . Bezeichnung für eine Jaina-Ge-

Gana; Tl. (Skt.): gana (m.); „ S c h a r " , „Gefolge". Weber gebraucht das Wort sowohl für Gilde als auch als Bezeichnung für den Sprengel einer Jaina-Gemeinde. Gandhabanik; lerkaste.

Tl. (Bengali): Gandhabanik (m.). Name einer bengalischen Händ-

Gandhara; Tl. (Skt.): Gandhära (m.). Name einer Landschaft im heutigen Nordpakistän und Afganistan. gandharvas (Skt.; m.). Himmlische Genien; in späterer Zeit fast ausschließlich himmlische Musikanten. gañí; Tl. (Skt.): ganin (m.; Nominativ: ganl); Lehrer. Von Weber im Zusammenhang mit den Jainas erwähnt. Ganigar, Tl. (Telugu): Gäniga (m.). Südindische Ölpresserkaste. Gartenland (dt.; n.). In Ostelbien Bezeichnung für eine dem Instmann als Lohn abgegebene Parzelle in der Nähe von dessen Haus. Sie wird vom Instmann selbständig bewirtschaftet. Gastvolk (dt.; n.). Bezeichnung für einen Stamm, der in das indische Kastensystem integriert wurde. Gauda\ Tl. (Skt.): Gauda (m.). Alter Name für Bengalen. Gauda\ Tl. (Kannada): gauda (m.; auch: gaunda, gavunda, gavuda). Bezeichnung für den Dorfvorstand. Gavamayana\ Tl. (Skt.): gavämayana (n.); „Gang der Rinder" oder „Gang der Gestirne" (gaväm ayana). Das Wort bezeichnet eine vedische Feier, ein sattra (mehr als zwölftägiges Opfer). Gayatri Kriya\ Tl. (Skt.): Gäyatri Kriyä (f.); Gäyatri-Opfer. Weber bezieht sich speziell auf den Ritus der SatnämT-Sekte, deren Anhänger dabei menschliche Exkremente verzehren.

Glossar

593

Gelong-, Tl. (tibet.): dGe-slon. Der Vollmönch (Skt.: Bhiksu) im tibetischen Lamaismus. dGe-lugs-pa (tibet.). Tibetische Reformsekte, die von Tson-kha-pa begründet wurde. Sie führte den Zölibat für Mönche ein und legte starken Wert auf die Ordenszucht nach den Regeln des Vinaya. Geomantik-^>

Fung-schui.

Getsul\ Tl. (tibet.): dGe-tshul. Der Novize im tibetischen Lamaismus. Ghandarvas—*

gandharvas.

ghatwal; Tl. (Hindi): ghätväl (m.; von: ghät, „Hügel- oder Bergpaß"); Inhaber von ghät-Land; das ist in diesem Zusammenhang Grenzland. Gitagovinda; Tl. (Skt.): GTtagovinda (m.; eigentl.: GTtagovindakävya; n.). Dichtung des im 12. Jahrhundert in Bengalen lebenden Dichters Jayadeva über die (mystische) Liebe zwischen Krsna und Radhä. Gnosis (griech.; f.); „Erkenntnis". Gemeint ist die tiefere Einsicht in geoffenbarte religiöse Wahrheiten, eine Art höheres Wissen. Goa/a; Tl. (Oriya): Goäiä (m.; von Skt.: gopäla, „Kuhhirt"). Kaste von Melkern. Gokulastha Gosain; Tl. (Hindi): Gokulastha GosäTn (m.). Nachkomme von Gokula Näth ( - » Personenverzeichnis). gol (MaräthT; m.); „Kreis". Bezeichnung für Heiratsgruppen in Dörfern und Städten, wo alle Mädchen für einen bestimmten gol reserviert sind. Gollur, Tl. (Telugu): Golla (m.; von Skt.: gopäla). Hirtenkaste, dann auch Bezeichnung für eigentlich kastenfremde Geldträger und Wächter. goningumi; (japan.). Gruppe von fünf Familien mit Gemeinbürgschaftssystem, die vom Dorfvorstand nach dem Prinzip der Nachbarschaft organisiert ist. Gopi\ Tl. (Skt.): gopT (f.). Hirtenmädchen. Gosairr, Tl. (Hindi und MaräthT): gosäln (m.); „Herr der Sinne" (eigentl.: „Herr der Rinder"). Ehrentitel für einen Asketen. goshthika; Tl. (Skt.): gosthika (m.). Mitglied eines gewählten Komitees, das treuhänderische Gelder verwaltet, bei Weber (S. 480) auch das Komitee selbst. gotra(Skt.;

n.); Klan, Geschlecht, Sippe.

Govinda (Skt.; m.). Anderer Name des Krsna.

594

Glossar

grihapati; Tl. (Skt.): grhapati (m.). Haushaltsvorstand ( — a u c h : Grihastha). Grihastha\ Tl. (Skt.): grhastha (m.); „Hausvater". Haushaltsvorstand; das zweite Lebensstadium eines Angehörigen der drei obersten Kasten (varna). Grihya-Sutra, Grihyasutra; Tl. (Skt.): Grhyasütra (n.; von grhya, „ H a u s " ) . Handbücher, die Vorschriften über einfache Zeremonien und Opferhandlungen des täglichen Lebens zum Inhalt haben. Weber übersetzt (S. 276; vgl. auch S. 223): Hausrltualbücher. Großmoghul-»

Moghul.

Grva-pa—Dapa. Gubhaju-, Tl. (Nepäli): gubhäju (m.; wahrscheinlich aus Skt.: guru, und NewärT: bhäju, „Meister", gebildet). Priesterklasse in Nepal. Gujar, Tl. (HindT): Güjar (m.; von Skt.: Gurjara). Niedrigstehende RäjputenKaste. GujaratiBanya-, Tl. (GujarätT): GujarätT Banyä (m.). Angehöriger einer Händlerkaste aus Gujarät. Gujarat-Yajurvedr, Tl. (nia.): Gujarät-YajurvedT (m.). Anhänger der YajurvedaSchule in Gujarät. Guna\ Tl. (Skt.): g u n a ( m . ) ; „ T u g e n d " , „Qualität", „Eigenschaft". Guru (Skt.; m.). Geistlicher Lehrer. rGyal-ba (tibet.). Der tibetische Titel des Dalai-Lama. Gymnosophisten (grlech.-latein.: Gymnosophistae; pl. m.); „Nackte W e i s e " . Bei den antiken Autoren indische Weise und Einsiedler, die sich alle Bequemlichkeiten versagten. Bezeichnung für Digambara-Jainas. Halepaik; Tl. (Kannada): Ha|epaik (m.; zusammengesetzt aus Kannada: ha|e, „alt", und HindT: päik, bzw. Maräthi: pälk, „Fußsoldat"; von Skt.: padika, und persisch: paik). Name einer kanaresischen Söldnerkaste, deren Profession heute die Palmweindestillation ist. Halifax

Kalif.

IjälsaKhalsa. harr, &

(japan.). Erbliches Lehensgebiet.

Glossar

595

Harem; Tl. (arab.): haräm (m.); das Verbotene oder Verschlossene. Der Ausdruck wird für Heiligtümer gebraucht; außerdem bezeichnet er die Frauengemächer, die für Nichtbefugte ebenfalls verboten waren. Hatha Yoga-, Tl. (Skt.): Hathayoga(m.). „Yoga des Z w a n g e s " : mit großer Selbstqual verbundene Form des Yoga. Hauskaplan (dt.; m.). Mit diesem Ausdruck meint Weber im indischen Kontext den —» purohita. Heiliger Gürtel, Heilige Schnur (Skt.: yajnopavTta)

Acharya.

Heloten (griech.: Heilötes; m. PI.). Bezeichnung für die von Sparta unterworfenen Messenier. Sie waren Staatssklaven ohne Aussicht auf Freilassung. Die jährliche förmliche Kriegserklärung der Spartaner an die Heloten ermöglichte es, die letzteren straflos zu töten. Herolatrie Inhalt.

(griech.-latein.; f.); „Heldenverehrung". Der Begriff hat kultischen

hetu(Skt.;

m.). Ursache, Grund, Beweis, Argument.

hetuvadin; Schule.

Tl. (Skt.): hetuvädin (m.). Skeptiker, Anhänger der skeptischen

Hierodule (griech.: Hierodule; f.). Tempelsklavin, deren Dienst u.a. in der Tempelprostitution bestand. Hierurgie(griech.:

Hierurgia; f.). Heilige Handlung.

himsa\ Tl. (Skt.): himsä (f.); das Verletzen von Lebewesen. Hinayana; Tl. (Skt.): HTnayäna (n.); „Kleines" oder „Minderes Fahrzeug" (Gegensatz: Mahayana). Sammelbezeichnung für die Strömungen des älteren Buddhismus, insbesondere die Theraväda-Schule, deren Schriften in Päli verfaßt sind. Die Bezeichnung „minder" bezieht sich darauf, daß nach der Anschauung dieser Schulen sich die Lebewesen nur selbst erlösen können. Hindu; Tl. (persisch): Hindu (m.). Persischer Name für die Bewohner Indiens bzw. die Polytheisten des Subkontinents. hoben,"fi-Ts. (japan.): höben. Methode, die ein Bodhisattva anwendet, um, meist aufgrund von frommen Werken, Laien ins Nirväna zu führen. Hodo; A T s . (japan.): ryödo (auch: ryö); Landlehen. Der Begriff entspricht dem späteren Terminus —» han.

Glossar

596 Honanfu; na.

Ho-nan-fu. Stadt und ehemalige Kaiserresidenz Lo-yang in Nordchi-

Hoplit (griech.: Hoplites; m.). Im antiken Griechenland der schwerbewaffnete Fußsoldat. Hotar, Tl. (Skt.): hotr (m.; Nominativ: hotä; von: hu, „gießen"). Hauptpriester des vedischen Opfers. Hsien-schou-tsung-,% ^ T s . (chines.): Hsien-shou-tsung. Buddhistische Schule, auch Hua-yen genannt, die nach Fa-tsang ( 6 4 3 - 7 1 2 ) benannt ist, den man auch Meister Hsien-shou nannte. Als Gründer gilt Fa-shun (557—640). Hauptwerk dieser Schule ist das Hua-yen-ching (Avatamsakasütra), ein Buch voll fabelhafter Ausschmückungen und phantastischer Verherrlichungen des Buddha. Durch eine sehr willkürliche symbolische Auslegung des Textes wird die ganze Mahäyäna-Philosophie in diesen hineingelegt. Hutuktu; Tl. (mongol.): Qutuqtu; „der Erhabene", „der Heilige". Ehrentitel eines buddhistischen Mönchs, dann auch eines Abtes. hyomono; Ts. (japan.): hyömono. Steuer in Höhe einer bestimmten Zahl von Reissäcken, die an die herrschaftliche Kammer zu liefern waren. Hypergamie (griech: Hypergamia; f.). Bezeichnung für die sozial akzeptierte Heirat eines Mannes mit einem niedrigrangigen Mädchen. Idan-gai; Tl. (Tamil): Itartkai (m.). Tamil-Bezeichnung für die Linksritualisten (vämäcärins). —» Vamachara. imperium (latein.; n.); „Befehlsgewalt". Indra (Skt.; m.). Einer der bedeutendsten vedischen Götter; Dämonentöter (er tötet die Schlange Vrtra, daher auch Vrtrahan). Im Hinduismus ist Indra zu einem unbedeutenden Wettergott abgesunken. Indravati; Tl. (Skt.): Indravati (f.). Fluß in den Ostghäts; entspringt im heutigen Orissa: Nebenfluß der Godävari. Ingwa\ 0 ^ . T s . (japan.): inga. Das Gesetz von Ursache und Wirkung (Skt.: hetuphala; chines.: yin-kuo), wie es im karman-Gesetz festgelegt ist. Richtiges Handeln führt schließlich zur Erleuchtung. inkyo; TiM

(japan.). Das Altenteil des dienstunfähig erklärten Lehnsmannes.

Instleute (dt.). Im Norden und Nordosten Deutschlands die kontraktlich gebundenen Gutstagelöhner. Die Instleute hatten keinen eigenen Grundbesitz, konnten jedoch Land pachten und darauf in beschränktem Umfang eine Eigenwirtschaft bilden.

Glossar

597

Islamiten. Deutsche Namensform für Muslims. !svara\ Tl. (Skt.): Tsvara (m.); „ H e r r " . Bezeichnung für den höchsten Gott, besonders in philosophischen Texten. Jagannath, Jagannatha; Tl. (Skt.): Jagannätha (m.); „Herr der Welt". Der große Gott Orissas, aus einer Kombination einer alten Pfahlgottheit mit Visnu entstanden. Hauptkultort ist Puri, wo alljährlich große Prozessionen stattfinden. Jagir, Tl. (HindT/Urdü): jäglr (f.; von persisch: gägTr, „Platzhalten"). Apanagenland, das als Lehen vergeben wurde und steuerfrei war. Jagirdar, Tl. (HindT/Urdü): jägTrdär (m.). Der Inhaber von jäglr-Land. Jahwe-, Tl. (hebr.): Jahweh (m.). Name Gottes; ursprünglich ein Gewittergott. Jaina (Skt.; m.; von: Jina, „Sieger", dem Ehrentitel des Nätaputta). Anhänger der von Nätaputta (5./4. Jahrhundert v.Chr.) begründeten (oder erneuerten) Religionsgemeinschaft. Die Lehre der Jainas (Jainismus/Jinismus) betrachtet einen extremen Asketismus und ein absolutes Nichtverletzen von Lebewesen als zur Erlösung förderlich. Jainismus —» Jaina. jajmani; Tl. (Hindi): jajmänT (f.; von Skt.: yajamänikä). Status und Beruf eines jajmän (Skt.: yajamäna, „Opferherr"). Ursprünglich meinte dieser Begriff nur die Anstellung eines Priesters für den Opferdienst, jetzt aber eine Klientel-Beziehung jeglicher Art, so z. B. die Ausführung genau festgelegter Tätigkeiten durch bestimmte Kasten für andere Kasten. jalabyabaharya; Tl. (Bengali): jaläbyabahärya (m.; von Skt.: jalävyavahärya); „nicht tauglich (abyabahärya) für das Wasser (jala)". Bezeichnung für Kasten, von denen man kein Wasser annehmen darf. jalacharaniya; Tl. (Skt.): jaläcaranlya (m.); „zum Wasser tauglich". Kasten, von denen man Wasser annehmen darf. y'ama; Tl. (Hindi): jamä (m.; von arabisch: gam'); „Gesamtheit", „Totale". Im speziellen Sinn die Steuerpauschale eines Dorfes. janapada (Skt.; m.); „Provinzler", „das gemeine Volk". Jangama; Tl. (Skt.): Jangama (m.). Priester der Lingäyat-Sekte. Jangamalinga, Jangama-Linganr, Amulett eines —» Jangama.

Tl. (Skt.): jangamalihga (n.). Das —> linga als

Glossar

598

Jat\ Tl. (Hindi): Jät (m.; von Skt.: * jatta). Landbesitzerkaste in Nordindien. Jataka; Tl. (Skt. und Päli): Jätaka (n.); „ G e b u r t " . Eine Sammlung von in Päli geschriebenen Geschichten der früheren Existenzen des Buddha, die in den buddhistischen Kanon inkorporiert sind. Das Erzählmaterial ist größtenteils vorbuddhistisch. Jellalabad; öaläläbäd. Stadt im östlichen Afganistan. Jinismus

Jai na.

¡iva; Tl. (Skt.): jTva (m.); „ L e b e n " . Im Jainismus die Individualseele oder IchSubstanz; - » auch: ajTva. jivanmukta\ Tl. (Skt.): jlvanmukta (m.); „der lebend Erlöste". Eine Person, die schon zu Lebzeiten die Erlösung erlangt hat. jivanmukti\

Tl. (Skt.): jlvanmukti (f.); „die Erlösung des Lebenden."

Jñanakanda-, Tl. (Skt.): Jñanakanda (m.); „Abschnitt der Erkenntnis". Begriff für jene Teile der Upanisaden, die sich mit jnäna, „Erkenntnis", „Wissen" beschäftigen. Jñana-Marga\ Tl. (Skt.): jnänamärga (m.); „(Heils)weg der Erkenntnis". Die Methode, durch Kontemplation und Erkenntnis zum Heil zu gelangen. Jñana-Yoga\ Tl. (Skt.): jñánayoga (m.). Konzentrationsübungen zur Erlangung der Erkenntnis. Jodhpur (RäjasthänT). Hauptstadt eines Räjputenfürstentums, 1459 von Räo Jodha erbaut. Webers Erwähnung (S. 157) bezieht sich nur auf die Umgebung. Jodo-shu; fy iTs. (japan.): Jödo-shü. Diese buddhistische Schule wurde 1175 von dem Mönch Hönen Shönin ( 1 1 3 3 - 1 2 1 2 ) begründet und empfiehlt als Weg zur Erlösung das hingebungsvolle Anrufen des Amida (Amitäbha), wodurch man dann im westlichen Paradies SukhävatT wiedergeboren werde. Jotiphana-, Tl. (Telugu): Jötiphana (m.; von Hindi: jotipan, „Lampengemeinschaft"; joti ist abgeleitet von Skt.: dyoti, „Licht", „Lampe"). Name einer Ölpresserkaste, die auch für Öllampen zuständig ist. Jotishi; Tl. (HindT): joti§T(m.; von Skt.: jyotisika, oder jyautisika). Astrologe. Kabir Panthr, Tl. (HindT): KabTr PanthT (m.). Anhänger der Lehren des Mystikers KabTr (15. Jahrhundert). Kabul; Kabul. Hauptstadt von Afganistán.

Glossar

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kachcha-, Tl. (Hindi): kaccä (adj. m.; von Skt.: kacca); „ungekocht" bzw. „nicht vollständig gekocht". Gemeint sind die in Wasser gekochten Speisen. Der Hindu kann sie in der Regel nur von einem Kastengenossen oder einem Mitglied einer sehr ranghohen Kaste entgegennehmen. Kadi; Tl. (arab.): QädT (m.); „Richter". Ein gründlich mit den Vorschriften des heiligen Gesetzes vertrauter muslimischer Gelehrter. Ursprünglich wurde vom QädT erwartet, daß er bei seinen Urteilen die anzuwendenden Vorschriften selbständig aus den heiligen Quellen ableitete. Kaivartta{Skt.;

m.); „Fischer", „Fischerkaste".

Kali (Skt.; m.). Die Einserseite des Würfels, der schlechteste Wurf: Das KaliZeitalter (Kaliyuga) ist das schlechteste Zeitalter. Kali; Tl. (Skt.): Kali (f.); „Die Schwarze". Der schreckliche Aspekt der Gattin des Siva. Sie wird meist als nackte, mit Asche beschmierte Asketin, um deren Hals eine Schädelkette hängt, dargestellt. Ihr wurden häufig Blutopfer dargebracht. Kalif; Tl. (arab.): HalTfa (m.); „Stellvertreter" (des Propheten Muhammad; 571 - 6 3 2 ) . Die politischen Führer des islamischen Weltreiches. Nach den ersten vier Kalifen ( 6 3 2 - 6 6 1 ) bildeten sich Kalifen-Dynastien, zuerst die der Umaiyaden (661 - 7 5 0 ) , dann die der 'Abbäsiden (750-1258). Kaiinga-, Tl. (Skt.): Kalihga (m.). Name eines Volkes und eines Landes im heutigen Orissa, das von dem Maurya-Kaiser Asoka unterworfen wurde. Kaliyuga (Skt.; n.) Kalkattä; KälTkätä

Kali. Calcutta.

Kallar, Tl. (Bengali): Kallär (m.; von Skt.: kalyapäla). Name einer niedrigen Kaste von Alkoholdestillateuren. Kalokagathie (griech.: Kalokagathia; f.); „das Schöne und Gute". Platonisches Ideal. Bildungsideal von der körperlichen und geistigen Vollkommenheit. Kalpasutra, Kalpa Sutra; Tl. (Skt.): Kalpasütra (n.; ArdhamägadhT: Kappasutta). Eine alte Sammlung jinistischer Mönchsvorschriften. Kalvar, Tl. (BihärT): Kalvär (m.; von Skt.: kalyapäla). Name einer Kaste von Weindestillateuren. Kamar, Tl. (Bengali): Kämär (m.; von Skt.: karmära). Kaste der Eisenschmiede. Kami; #

(japan.). Bezeichnung für die göttlichen Ahnen im alten Japan.

600

Glossar

kamika(epigraph. Kamma(Pâli;

Pâli; m.; von Skt.: karmakära). Handwerker.

n . ) - » karman.

Kammalar, Tl. (Tamil): Kammajan (m.; Plural: Kammâlar). Bezeichnung für einen Angehörigen einer südindischen Handwerkerkaste. Von Weber (S.410) als „Königshandwerker" bezeichnet. Kanaresisches Gebiet. Landschaft in Südindien, in der die südindische Sprache Kannada (kanaresisch) gesprochen wird. Deckt sich heute weitestgehend mit dem Bundesstaat Karnätaka. Kanauj. Alte Stadt in Nordindien (Hauptstadt des Kaisers Harsa, 6 0 6 - 6 4 7 unter dem Namen Känyakubja), westlich von Lakhnaü gelegen. Kanet (PanjäbT; m.). Name einer Bauernkaste. Kapilavastu (Skt.; Pâli: Kapilavatthu). Geburtsort des Buddha im Süden des heutigen Nepäl. Karmakanda; Tl. (Skt.): Karmakända (m.); „Werkabschnitt". Begriff für jene Teile der Upanisaden, die sich mit der Wirkung von Werken (Taten) beschäftigen. Karmakar, Tl. (nia.): Karmakär (m.; von Skt.: karmakära). Angehöriger der Kaste der Eisenschmiede. karman (Skt.; n.); „ W e r k " , „Tat". Ein Begriff, der aufs engste mit der Lehre von den Wiedergeburten verknüpft ist, da diese vom guten bzw. schlechten karman abhängig sind. Karmasthana\ Tl. (Skt.): Karmasthäna (n.; Päli: kammatthäna). Im Buddhismus die vierzig geistigen Übungsgebiete, d.h. Andachtsarten, Gegenstände, an die man ständig denken soll usw. Karmavada\ Tl. (Skt.): karmaväda (m.; Päli: kammaväda). Lehre von der Werktätigkeit, die der Buddhismus verwirft. karmayoga( Skt.; m.). Ausübung oder Vollziehung der Werke. Karo; %

Ts. (japan.): karö. Minister der Kronvasallen.

Karuna\ Tl. (Skt.): karunä (f.); „Mitleid", besonders im buddhistischen Sinne; von Weber (S. 400) als „höchste Liebe" übersetzt. Kasbä—» Kusba.

Glossar

601

Kasbah; Tl. (arab.): Q a s b a (f.). Das H e r z einer arabischen Stadt, meist die Festung. Kaschmir,

Tl. (nia.): Kasmïr (m.). Region in Nordindien.

Kasi;TI^Ts. (japan.): kashi. Zu Fuß dienende, mindere Samurai; häufig Polizeiagenten und einfache Ministeriale. Kasina\ Tl. (Pâli): kasina (n.; von Skt.: krtsna, „alles"). Im B u d d h i s m u s rein äußerliche Verfahren, um S a m m l u n g zur Kontemplation z u erreichen. S i e bestehen darin, daß man seine volle Aufmerksamkeit auf einen sichtbaren G e g e n stand konzentriert. Die in den Suttas erwähnten z e h n kasina sind Erd-, Wasser-, Feuer-, Wind-, Blau-, Gelb-, Rot-, Weiß-, Raum- und Bewußtseinskasina. Kathi\ Tl. (GujarätT): Kâthï (m.; von Skt.: kästhin); „einer, der (Pferde) sattelt". N a m e einer kriegerischen Kaste in Gujarät. Kautaliya-Arthaçastra, Kautalya Arthasastra\ Tl. (Skt.): Kautalïya-Arthasâstra (n.). Das berühmteste altindische Lehrbuch über Politik (Sanskrit: „arthasästra"). Die Verfasserschaft wird Kautalya oder Kautilya ("Falschheit"), d e m angeblichen Minister d e s Maurya-Königs Candragupta (321 - 2 9 7 v. Chr.) z u g e schrieben, der auch unter d e n N a m e n C ä n a k y a und Visnugupta bekannt ist. Die Endredaktion d e s W e r k e s wird nicht mehr auf die Maurya-Zeit s o n d e r n das 3. Jahrhundert n. Chr. datiert. Kaviripaddinam; Käverippattinam. Ehemals bedeutende s ü d i n d i s c h e stadt an der M ü n d u n g d e s Käveri-Flusses gelegen.

Hafen-

Kavya\ Tl. (Skt.): kävya (n.). B e z e i c h n u n g für die Kunstdichtung d e s Sanskrit. Kawar, Tl. (Hindi): Kävar (m.). N a m e einer Bauernkaste, die behauptet, von d e n Räjputen abzustammen. Der N a m e leitet sich vielleicht v o m alten (im Mahäbhärata erwähnten) Kriegergeschlecht der Kaurava ab. Kayasth, Kayastha-, Tl. (nia.): Käyasth (m.; von Skt.: käyastha). Angehöriger einer Schreiberkaste. Kedar Linga\ Tl. (nia.): Kedärliriga (n.); „das linga von Kedär(näth)". G r o ß e s sivaitisches Heiligtum in Kedärnäth in Nordindien. kevala (Skt.; n.); „Ausschließlichkeit". Lehre von der absoluten Einheit. Kevat, Kewat; Tl. (Hindi): Kevat (m.; von Skt.: kevarta, „Fischer"). N a m e einer Fischerkaste in Audh. Khalife

Kalif.

602

Glossar

Khalsa\ Tl. (arab.): bälsa (f.). Bezeichnung für Kronland, besonders in Persien. Khandesch; Tl. (indo-persisch): Khändes (m.); „Land der Uäns". Islamisches Königreich im Dekhan ( 1 4 1 7 - 1 5 9 9 ) . khandha (Pâli), skandha (Skt.; m.); „Daseinsgruppe". Im Buddhismus die fünf Gruppen, die körperliche und geistige Daseinserscheinungen vorspiegeln, nämlich rüpakkhandha (Körperlichkeitsgruppe), vedanäkkhandha (Gefühlsgruppe), sannäkkhandha (Wahrnehmungsgruppe), sankhärakkhandha (Geistesformationen) und vinnänakkhandha (Bewußtseinsgruppe). Sie konstituieren das, was man Persönlichkeit nennt. Khandogya-Upanischad-, Tl. (Skt.): Chändogya-Upanisad (f.). Eine der ältesten Upanisaden mit tiefen philosophischen Gedanken über die Weltschöpfung. Khan-po\ Tl. (tibet.): mKhan-po. Geistlicher Lehrer (Skt.: upadhyäya) und Abt. Khas (PanjäbT; m.). Name eines Volksstammes. Khattri, Khatri; Tl. (PanjäbT): KhattrT (m.). Weberkaste, jetzt hauptsächlich in Gujarät ansässig, die behauptet, von der Kriegerkaste (Ksatriya) abzustammen, - » a u c h : Chhatri. Khubilgarr, Tl. (mongol.): Qubilyan; „Wiederverkörperung", „Verwandlung (von einer Inkarnation zur nächsten)". Begriff aus dem lamaistischen Buddhismus, wo z. B. die Dalai Lamas als Wiederverkörperung des Avalokitesvara gelten. Khunt\ Tl. (MundärT): Khünt (m.; von HindT: khünt; Skt.: khunta, „Ecke"). Terminus für Landaufteilung. Weber versteht darunter „steuerbare Landlose" (S. 133). Kie-chajgjX Ts. (chines.): Chieh-ch'a. Chinesischer Name für Ladakh oder KasmTr bzw. deren Nachbargebiete. kiriya (Päli; n.; von Skt.: kriyä). Tat, die in sich selbst endet und keine Folgewirkungen besitzt, wie etwa das karman. Kleros (griech.: Klëros; m.). Bezeichnet den Hopliten zugeteiltes Land in griechischen Städten. Koch, Koc (assamesisch; m.). Landbesitzerkaste mongolischer Herkunft in Assam. Kojikr, - f f i i (japan.); „Chronik des Altertums". Japanisches Geschichtswerk, das 712 von einem Adligen namens Ö no Yasumaro (gest. 723) auf Befehl der Kaiserin Gemmei ( 7 0 8 - 7 1 4 ) kompiliert wurde.

Glossar

603

kokudaka\& % (japan.); „Reiseinstufung". Festlegung der Steuer je nach Höhe des Reisertrages. Koli; Tl. (GujarätT): Ko|T (m.; möglicherweise von Skt.: kapila, „braun"). Sehr niedrige Kaste, die meist dienende Funktionen hat, von Weber (S. 198, Anm. 140) als Kleinbauern charakterisiert. Komati(Telugu;

m.). Name einer Händlerkaste in Telingana.

Kosala (Skt.; m.). Name eines Reiches in Nordostindien zurZeit des Buddha. Kotalipahar, Kotälipahär, Kotälipädä. Kleiner Ort in Bengalen. bKra-sis Ihun-po^-

Teshoo loombo.

Krishna\ Tl. (Skt.): Kr$na (m.). Name eines der bedeutendsten Götter des Hinduismus, 8. Inkarnation (avatära) des Visnu. Krishna Vasudeva; Tl. (Skt.): Krsna Väsudeva (m.). Kombination des Gottes Väsudeva mit dem Hirtengott (Gopäla) Krsna. Väsudeva war in den Jahrhunderten um die Zeitenwende einer der bedeutendsten Götter Nordindiens. Kristimata, Kristi-mata\ Tl. (Maräthi): KristTmata (n.). Bezeichnung für die christliche Religion. Krita\ Tl. (Skt.): Krta (m.). Die Viererseite eines Würfels, der beste Wurf: das Krita-Zeitalter (Krtayuga) ist das goldene Zeitalter. Kriyavada-, Tl. (Skt.): kriyäväda (m.); „Lehre von den Werken". Im frühen Buddhismus wurde diese Lehre zumindest im Hinblick auf die Mönche als ketzerisch angesehen. Kror; Tl. (Hindi, PahjäbT, Bengali): kror (m.; von Skt.: koti). Eine Summe von 10 Millionen. Krsna —»Krishna. Ksatriya —» Kschatriya. ksaya\ Tl. (Skt.): ksaya(m.); „Schwund", „Verfall", „negativeZahl". Kschatrapa\ Tl. (Skt.): Ksatrapa (m.; wahrscheinlich von altpersisch: xsatrapan); „Satrap". Kschatriya-, Tl. (Skt.): Ksatriya (m.). Name der Kaste (varna) der Krieger bzw. des Adels im klassischen Vierkasten-System. - Nachkommen der alten indischen Königsgeschlechter (-»Rajput).

604 kuan\

Glossar (chines.). Bezeichnung für ein taoistisches Heiligtum.

Kuantr,töi ^ T s . (chines.): Kuan-ti. Name für den zum Kriegsgott vergöttlichten General Kuan Yü (gest. 220 n.Chr.), den Feldherrn des Militärmachthabers Liu Pei gegen Ende des Han-Reiches. Kuan-yin—» Kwan-yin. Kuli\ Tl. (Kannada): Küli (m.; auch: Külikära). Kaste der Tagelöhner. Kulirr, Tl. (nia.): kulln (m.); „von vornehmer Herkunft". Kulkarni; Tl. (MaräthT): Kulkarn!(m.; von Skt.: kulakäranika). Dorfrechnungsführer. Kumbum\ sKu-'bum. Lamaistisches Kloster im nordöstlichen Tibet im Grenzbereich zu China. Kumhar, Tl. (Hindi): Kumhär(m.; von Skt.: kumbhakära, „Töpfer"). Name einer Töpferkaste. Kunbi, Kunbi-Mahratterr, Tl. (MaräthT): Kunbi (m.; von Skt.: kutumbin, „Haushalter"). Name einer Maräthä-Bauernkaste. Kurubar, Tl. 1. (Kannada): Kuruba, 2. (Tamil): Kurumpar (m.). Name einer Kaste von Schafhirten. Kusba\ Tl. (MaräthT): Kasbä (m.; von arab.: Qasba). Marktzentrum in Mahärästra. Kutumbin; Tl. (Skt.): kutumbin (m.); „Haushalter". Kwan-yin\%fe-^Ts. (chines.): Kuan-yin. Die chinesische Form des Bodhisattva Avalokitesvara, der in China zu einer weiblichen Figur geworden ist. Kyniker (griech.: kynikos, „hündisch"). Philosophen, die sich nach ihrem Versammlungsplatz Kynosarges bei Athen benannten. Ihre Lebensgrundsätze waren vollkommene Bedürfnislosigkeit und Selbstgenügsamkeit des Menschen. Kyoto; ^ J|s (794-1868).

Kyoto, Hei-an. Ehemalige Residenz der Kaiser von Japan

Labhana\ Tl. (Kannada): Labhäna (m.; auch: Lamani). Name einer Trägerkaste; eine Untergruppe der Banjärä. Lakh\ Tl. (Hindi, GujarätT, MaräthT): läkh (m.; von Skt.: laksa). Eine S u m m e von 100.000.

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Glossar

Lakschmi; Tl. (Skt.); LaksmT (f.). Göttin des Glücks und der Wohlfahrt; im Hinduismus die Gemahlin des Gottes Visnu. Lalitavistara (Skt.; m.; „ausführliche Erzählung vom Spiel (des Buddha)"). Einer der heiligsten Mahäyäna-Texte, der sehr mit Wundern ausgeschmückt das Leben des Buddha erzählt. Die Endfassung des Textes stammt wahrscheinlich aus einem der ersten nachchristlichen Jahrhunderte. Lama; Tl. (tibet.): Bla-ma. Titel eines geistlichen Lehrers (Skt.: Guru) im tibetischen Buddhismus. auch: Dalai Lama. Lamani; Tl. (Kannada): Lamäni (m.). Andere Bezeichnung für die LabhänaKaste. Lambardar; Tl. (HindT/Urdü): lambardär (m.; von Englisch: number). Ein lambardär ist der registrierte Repräsentant einer Gemeinschaft, die gemeinsames Recht auf eine Erbschaft besitzt; er ist aber auch Vertreter der Dorfgemeinschaft gegenüber der Steuerbehörde. laukika(SUX.\ m.); „alltäglich". Bezeichnung für Laienpersonen. Leiturgie (griech.: Leiturgia; f.). Bezeichnung für öffentliche Dienste oder Amtsleistungen, die einzelne, zumeist reichere Bürger unter Verwendung ihrer eigenen Mittel zu leisten hatten; es handelt sich dabei um eine negativ privilegierende Form der Bedarfsdeckung zugunsten eines politischen Verbandes. Lhasa; IHa-sa. Hauptstadt von Tibet. linga, Ungarn-, Tl. (Skt.): linga (n.); „Phallos". Als Symbol des Gottes Siva eher ein abstraktes Zeichen. Lingayat; Tl. (Hindi): Lihgäyat (m:; von Skt.: Lingavat, „ein linga besitzend", auch unter dem Namen VTrasaiva bekannt). Name einer sivaitischen Reformsekte. Sie verwarf das Kastenwesen, forderte Gleichberechtigung von Männern und Frauen etc., bildete aber im Laufe der Geschichte selbst eine neue Kaste. Als einer ihrer bedeutendsten Protagonisten gilt der im 12. Jahrhundert lebende Basava. Linksritualisten —» Vamachara. lobha{Skt.; m.); „Geiz", „Begierde". Im Jainismus als verwerflich angesehen. Logr/ä (griech.; n. PI.); „Worte". Die ureigensten Worte eines religiösen Lehrers. Lohana; Tl. (Hindi): Lohänä (m.; wohl von Skt.: kaste in Märvär, die nach Sindh auswanderte.

lobha). Name einer Händler-

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Glossar

Lohar, Tl. (HindT): Lohär (m.; Skt.: lohakära). Name einer Kaste von Eisenschmieden. Weber bezeichnet sie (S. 147) als Händlerkaste. Lokayata; Tl. (Skt.): Lokäyata (n.; von loka, „ W e l t " , und äyata, „sich beziehend"); „auf diese Welt gerichtet". Name einer materialistischen Philosophenschule, die in vorchristlicher Zeit von einem gewissen Cärväka begründet wurde. Nach diesem System besteht der Mensch nur aus den vier Elementen, aus denen der Geist entsteht. Seele, Jenseits und karman werden geleugnet; es gibt auch keine Erlösung, nur Vernichtung des Körpers. Lota\ Tl. (HindT): Iota (m.; von Skt.: *lotta). Wassertopf. Lumbini; LumbinT. Geburtsort des Buddha, im indisch-nepalesischen Grenzbereich gelegen. Lü-tsung\ (chines.). Name einer buddhistischen Schule, als deren Begründer der chinesische Mönch Tao-hsüan ( 5 9 6 - 6 6 7 ) gilt. Ihre Grundlage bildet der Vinaya (chines.: Lü) in vier Teilen (Ssu-fen-lü), der von Buddhayasas und Chu Fo-nien im Jahre 412 n. Chr. ins Chinesische übersetzt wurde. Madhava. Korruptel von

Madhva.

Madhurya-, Tl. (Skt.): mädhurya (n.); „ S ü ß e " , „Lieblichkeit". In der BhaktiReligiosität der höchste Grad der Bhakti, d.h. eine solch leidenschaftliche Zuneigung zu Gott, wie sie die GopTs zu Krsna besaßen. Madhva-, Tl. (Skt.): Mädhva (m.). Anhänger des Dvaita-Philosophen Madhva (1199-1278). Madhya\ Tl. (Skt.): Madhyasreni (m.). Eine Klasse niedrigstehender Tempelbrahmanen im bengalischen Distrikt Midnapur. Madhyamika (Skt.; m.); „mittlere Schule". Lehre des buddhistischen Philosophen Nägärjuna (2. Jahrhundert n.Chr.), nach der die Welt sowohl real wie irreal sei, ferner, daß Samsära und Nirväna letztlich identisch sind und man dies nur erkennen müsse. Madiga; Tl. (Telugu, Kannada): Mädiga (m.; zu Skt.: mätanga, „Mann aus der niedrigsten Kaste"). Niedrigstehende Gerber- und Schusterkaste. Madiya, Madya (Skt.; n.). Branntwein, Alkohol. Gehört bei den Linksritualisten (vämäcäras) zu den fünf rituellen Handlungen (-> Makara). Madras; Tl.: Madras. Größte Stadt Südindiens. 1639 erste bedeutende Niederlassung der englischen East India Company, seit 1688 Gemeindeverwaltung der „Town of Fort St. George and City of Madrassapatnam". Heute Hauptstadt des Bundesstaates Tamilnadu.

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Glossar

Magadha (Skt.; m.). Königreich in Nordostindien zurZeit des Buddha. Maghavan (Skt.; m.); „Spender". Bezeichnung des Veranstalters eines Opfers als Lohnherr. In der nachvedischen Zeit Beiname des Indra. Mahabharata; Tl. (Skt.): Mahäbhärata (m.). Das umfangreichste Epos Es erzählt vom Kampf der Fürstengeschlechter der Kauravas und darin sind zahlreiche philosophische, brahmanische und lehrhafte inkorporiert (so z.B. die BhagavadgTtä). Als Entstehungszeitraum man ca. 400 v.Chr. bis ca. 400 n.Chr.

Altindiens. Pändavas; Abschnitte betrachtet

Mahadeva\ Tl. (Skt.): Mahädeva (m.). Beiname und Aspekt des Gottes Siva. Mahajarr, Tl. (nia.): mahäjan (m.; Skt.: mahäjana, „Großes Volk"). Bezeichnung für Kaufmannsgilden. mahant (Hindï; m.; von Skt.: mahat, „Großer"). Der Vorsteher eines Tempels oder Klosters (math). Mahaparinibbana Sutra\ Tl. (Pâli): Mahäparinibbänasutta (n.). Der Lehrtext vom endgültigen Nirvana (Pâli: Nibbäna) des Buddha: 16. Sutta des DTghanikäya (—» Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur). Mahaprasada\ Tl. (Skt.): mahäprasäda (m.); „große Gnade", „große Gunst", (nämlich eines Gottes gegenüber den Menschen). Mahapuruscha; Tl. (Skt.): Mahäpurusa (m.); „großer Mann". Ein Mensch, der dazu bestimmt ist, entweder ein Weltenherrscher (cakravartin) oder ein Buddha zu werden. Ihn kennzeichnen 32 große und 80 kleine körperliche Merkmale (laksana). Mahar, Tl. (Marâthî): Mahär (m.; vielleicht von Skt.: mahä + artha, mahärtha, „große Arbeit" , oder Mahärästra). Unreine Kaste von Arbeitern und Dorfwächtern. Bei Weber Deputatisten. Maharadscha, Maharaja-, Tl. (Skt.): maharaja (m.); „Großkönig". Herrschertitel auch unbedeutender Fürsten. Maharajaputra; Tl. (Skt.): mahäräjaputra (m.). Sohn eines mahäräja. Maharashtra; Tl. (Skt.): Mahärästra; Gebiet auf dem nördlichen Dekhan, das hauptsächlich von einer Marâthï-sprechenden Bevölkerung bewohnt wird. Heute indischer Bundesstaat mit der Hauptstadt Bombay. Maharatha; Tl. (epigraph. Skt.): Mahäratha (m.); „großer Krieger". Von da leitet sich wohl das Maräthi-Wort Maräthä (-» Marhatha) her.

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Glossar

Mahasamghika\J\. (Päli): Mahäsäiighika(m.). Eine Gruppe buddhistischer Mönche, die sich angeblich auf dem zweiten Konzil von VaisälTvon der Mehrzahl der Konzilsteilnehmer separierte, da sie nicht in allen Punkten mit den Vorschriften des Kanons übereinstimmten. Mahasangharaja; Tl. (Skt.): Mahäsahgharäja (m.). Vorsteher des buddhistischen Ordens (Sangha). Mahasutasomajataka\ JätakaNr. 537.

Tl. (Päli): Mahäsutasomajätaka (n.). Bezeichnung des

Mahathera\ Tl. (Päli): Mahäthera (m.; Skt.: Mahästhavira); „großer Alter". Ehrentitel eines buddhistischen Mönchs. Mahavamsa\ Tl. (Päli): Mahävarpsa (m.); „große Chronik". Die zweite große Chronik der Insel Ceylon (Ende des 5. Jahrhunderts n.Chr.). Mahayana; Tl. (Skt.): Mahäyäna (n.); „das große Fahrzeug" (Gegensatz: Hinayana). Sammelbegriff für die zweite große Strömung des Buddhismus. Sie kennt viele Buddhas und Bodhisattvas, die das eigene endgültige Nirväna zugunsten der sonst nicht erlösungsfähigen Massen zurückstellen. Mahimsasaka-, Tl. (Päli): Mahimsäsaka (m.; von Skt.: MahTsäsaka, „die Erde beherrschend"). Buddhistische Sekte, die sich aus der Schule der Sarvästivädins entwickelt hat. Sie lehrt, daß weder Vergangenes noch Zukünftiges existiert, nur das Gegenwärtige und Nichtzusammengesetzte. Alle Handlungen sind momentan, nichts wird aus dieser Welt in die andere übertragen. Mahishya Kaibartta\ Tl. (nia.): Mahi§ya Kaibartta (m.; mahisya, „ g r o ß " , „mächtig"). Name einer bengalischen Fischerkaste. Mahmudpura;

Mahmüdpura. Kleinere Stadt in Südbengalen.

Mahmudpuria; Tl. (Bengali): MahmüdpurTya (m.); „jemand aus Mahmüdpur". Name einer Karmakär (Eisenschmiede)-Kaste, die von Bänkurä nach Mahmüdpur (beides in Bengalen) übersiedelte. Mahratha, Mahratten-»

Marhatha.

mahto (Hindi; m.; von Skt.: mahat/mahän; Nominativ: mahant); Dorfvorsteher. Im Mundä-Gebiet ein vom König eingesetzter Mann, der die Steuern einzieht. Maidari Hutuktu-, Tl. (mongol.): Maidari Qutuqtu. Mongolische Inkarnation des Buddha Maidari/Maitreya, der sich ähnlich wie der Dalai Lama in Tibet immer erneut wiederverkörperte. Sein Sitz war in Urga.

Glossar

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MailarLinga\ Tl. (Kannada): MaNärlihga (m.); „das linga von Mailar". Sivaheiligtum im Dorf Mailar in Karnätäka. Siva wird dort als Malläri („ Feind des (Dämonen) Malla") verehrt. maithuna (Skt.; n.); „Paarung", „Begattung", „Geschlechtsverkehr". Bei den Linksritualisten (vämäcäras) eine der fünf rituellen Handlungen ( - » Makara). Maitrayana-Upanishad; Tl. (Skt.): Maiträyana-Upanisad (f.). Eine der jüngeren Upanisaden, die zum Schwarzen Yajurveda gehört. Maitreya (Skt.; m.). Buddha der Zukunft. maitri] Tl. (Skt.): maitrT (f.); „Freundschaft", „Wohlwollen". Im Buddhismus die „unbegrenzte Liebe" gegenüber allen Wesen. —» auch: metta. Majhas; Tl. (Bengali): mäjhhas (m.; von Skt.: mädhyahasa, „Lachen (Freude) des Grundherrn"). Privilegiertes Land eines Grundherrn. Makara, Mukara\ Tl. (Skt.): makära (m.); „ M - M a c h e r " . Die fünf makäras (pancamakära) im Kult der Linksritualisten ( - » Vamachara) sind madya, —> maithuna, mämsa ( - > Mamsa), - » matsya und mudrä (-> Mudra). Malabaren, Malabar(arab.-pers.; küste Indiens, d.i. Kerala.

Lehnwort, m.). Bezeichnung für die Südwest-

Malakar, Tl. (nia.): Mäläkär (m.; von Skt.: mäläkära). Kaste der Girlandenmacher. MalukDasr, Tl. (nia.): Malük Däsi (m.). Anhänger der nach ihrem Gründer Malük Das (um 1 5 7 4 - 1 6 8 2 ) benannten Sekte. Im Unterschied zu anderen Rämänanda-Sekten sind die Lehrer der Malük DäsTs grhasthas, „Haushalter", also keine Mönche. Mamsa-, Tl. (Skt.): mämsa (n.); „Fleisch". Bei den Linksritualisten (vämäcäras) eine der fünf rituellen Handlungen (—» Makara). manahparyaya; Tl. (Skt.): manahparyäyäyajnäna (n.). Im Jinismus die vierte Art des Erkennens, wo der TTrthankara die Gedanken aller denkenden Wesen mit fünf Sinnen in den zweiundeinhalb Kontinenten kennt. Manigramam; Tl. (Skt.): manigräma (n.); „Bezirk, in dem sich Edelsteine befinden" . Kaufmannsgilde und ihr Bezirk. mantra (Skt.; m./n.); „ S p r u c h " , „Zauberspruch", insbesondere Sentenz mit magischer Wirkungskraft. Von Weberais „paroleartige Gebetsformel" charakterisiert. „Mantristik" meint deren Anwendung.

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Mantrayana-Schule-,J\. (Skt.): Mantrayäna (n.). „Fahrzeug der Zaubersprüche". Bezeichnung für die die esoterischen buddhistischen Schulen umfassende dritte große buddhistische Strömung. Sie wird auch Vajrayäna oder Tantrayäna genannt. Manu (Skt.; m.). Name des mythischen Urvaters in Indien. Manu-bhäshya\ Tl. (Skt.): Manubhäsya (n.). Kommentar (bhäsya) zum Gesetzbuch des Manu (Manusmrti). Manusmriti\ Tl. (Skt.): Manusmrti (f.). Religiöses Gesetzbuch, das Manu zugeschrieben wird und viele im Hinduismus gültige Normen aufgestellt hat. Maratha^-

Marhatha.

Marga; Tl. (Skt.): märga (m.); „ W e g " , „Reise", „ L e h r e " . Marhatha, Mahratha, Maratha\ Tl. 1. (Hindi): Marhattä (m.), 2. (MaräthT): Maräthä. HindT-Namefürdie Bewohner von Mahärästra sowie für den dortigen Militäradel. Vom 17. bis ins 19. Jahrhundert herrschten Fürsten aus den Häusern Bhonsle, Gaikvär, Holkar und Sindhia über weite Teile Indiens. Marut{Skt.;

m.; meist im PI.: Marutah). Ein Windgott.

maryada-pustibhakti; Tl. (Skt.): maryädäpustibhakti (f.). Jene Form der bhakti der Gnade bei den Vallabhäcäryas, wo der Geist sich von weltlichen Freuden zurückzieht und Gott zuwendet, sich also in einem Grenzbereich (maryädä) befindet. Masthan; Tl. (Bengali): Masthän (m.; Kurzform für Mahästhän). Eine zahlreiche Gruppe niederer Brahmanen, die eine wichtige Klasse der Landbevölkerung bildet. Mäsüah-»

Moschuah.

mata (MaräthT; n.); „Lehrmeinung", „Religion". Math; Tl. (nia.): math (m.; von Skt.: matha). Klosterähnliche Institution hinduistischer Mendikanten. Mathura; Mathurä. Stadt an der Yamunä, nördlich von Ägrä gelegen. matsya (Skt.; m.); „Fisch". Bei den Linksritualisten (vämäcäras) eine der fünf rituellen Handlungen ( - » Makara). m a u z ä - > Mouza.

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Maya\ Tl. (Skt.): mäyä(f.); „Täuschung", „Betrug", „Blendwerk", „List". Häufiger Ausdruck für die empirisch faßbare Welt. Mayra\ Tl. (Bengali): Mayrä (m.; von Skt.: modakakära). Kaste der Konfekthersteller. mercanzia (italien.; f.). Kaufmannsgericht im mittelalterlichen Italien, wo über Handelssachen verhandelt wurde. In Florenz wurde die mercanzia 1307 als öffentliches Gericht bestätigt. mercato(italien.; Metrokomia

m.); Markt.

(griech.; f.); Marktzentrum.

metta\ Tl. (Päli): mettä (f.). Im Buddhismus die unbegrenzte Liebe zu allen Wesen. - » auch: maitri. Miao\

Jfl (chines.). Konfuzianischer Tempel.

midzunomr, fr Ts. (japan.): mizunomi; „Wassertrinker". Der Fremdbürtige, der kein Recht auf Land hat. Milindapanha (Päli; m.); „Die Fragen des (Königs) Milinda". In Päli verfaßtes nichtkanonisches philosophisches Werk in Dialogform zwischen dem buddhistischen Mönch Nägasena und dem indogriechischen König Menandros (ca. 1 6 8 - 1 4 5 v.Chr.). Das Werk wurde vielleicht im 1. Jahrhundert v.Chr. verfaßt. Mimamsa-, Tl. (Skt.): MTmämsä (f.). Eine der klassischen indischen Philosophenschulen. Sie beschäftigte sich ursprünglich mit dem vedischen Opferritual und versuchte, die Fülle der Vorschriften miteinander in Einklang zu bringen. Im Laufe der Zeit trat bei dieser Schule die Erkenntnislehre in den Vordergrund. miras\ Tl. (Hindi): mlräs (f.; von arab.: mlrät (f.), „die Erbschaft"); Landbesitz festen erblichen Rechts. mirasi; Tl. (Hindi): mlräsT (m.; von arab.: mlrät, „die Erbschaft"). Körperschaft von erblichen Landeignern, die ganze Dörfer besaß. missi dominici. Königsboten. Personen, die im merowingischen und karolingischen Reich in königlichem Auftrag und mit königlicher Vollmacht gegenüber den Großen des Reiches den königlichen Willen vollstreckten. Unter Karl dem Großen (reg. 7 6 8 - 8 1 4 ) wurde das ganze Reich in missatische Bezirke eingeteilt, in denen je ein weltlicher und ein geistlicher missus dominicus, anfänglich nur auf ein Jahr ernannt, an Stelle des Königs die Herrschaftsausübung der Großen zu überwachen und Gericht zu halten hatten. Ihre Anweisungen (latein. capitula missorum) erhielten sie vom König.

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Mithila-, Tl. (Skt.): Mithilä (f.): Hauptstadt von Videha in Nordindien. mizunomi—» midzunomi. mKhan-po—> Khan-po. Mlechcha-, Tl. (Skt.): mleccha (m.; wohl vom akkadischen Namen Melubba für ein Land an der Küste Pakistans und Indiens); „Barbar", „Nichtarier". Mlechchadharma\ Tl. (Skt.): mlecchadharma (m.). Die Religion und die religiösen Bräuche der „Barbaren". Moghul; Tl. (türkisch): Mugul („Mongole"). Die aus Zentralasien stammende muslimische Moghul-Dynastie beherrschte 1 5 2 6 - 1 5 4 0 und 1 5 5 5 - 1 8 5 7 zeitweilig fast ganz Indien. Nach dem Tode ihres letzten bedeutenden Herrschers, AurangzTb 'ÄlamgTr I. (1658-1707), erfuhr sie einen schnellen Niedergang und wurde von anderen Herrschern abhängig. Bei der Absetzung durch die Briten (1857) war ihre Herrschaft auf das Gebiet um Delhi zurückgegangen. Moksha; Tl. (Skt.): moksa (m.); Erlösung. Besonders die Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten. Montanismus. Eine frühchristliche, im 2. Jahrhundert n.Chr. entstandene enthusiastische Bewegung, die die Wiederherstellung des Urchristentums propagierte. Benannt ist sie nach dem aus Ardabau in Phrygien stammenden Bischof Montanus (gest. vor 178/79). Weite Verbreitung fand diese Bewegung vor allem in Nordafrika. Moschuah-, Tl. (hebr.): Masüah (m.); „der Gesalbte". Der Begriff wird im Alten Testament häufig für israelitische Kriegergestalten gebraucht. Mouza; Tl. (MaräthT): mauzä (m.; von arab.: maudi', „Ort", „Platz"); „Dorf". Mudang (korean.; f.). Schamanin. Mudra-, Tl. (Skt.): mudrä (f.). Bestimmte Fingergestikulationen oder Handhaltungen. Bei den Linksritualisten (vämäcäras) eine der fünf rituellen Handlungen (—> Makara). Mufti-, Tl. (arab.): Mufti (m.). Ein islamischer Rechtsgelehrter, der zu einer formellen gesetzlichen Auskunft (fatwä) berechtigt ist. Mukara -»Makara. mukti, Mukti( Skt.; f.); „Erlösung". Das Wort wird im selben Sinne wie —»moksa gebraucht.

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Mullah; Tl. (arab.): Mullah (m.). 1. Islamischer Theologe. Weberteilt mit, daß ein Mullah in Mahärä$tra in rein hinduistischen Dörfern für die Schafschlachtung zuständig war und wie Hindü-Tempeldiener zum Dorfestablishment gehört (S. 118f. mit Anm.31). Munda\ Tl. (Hindi): mundä (m.; von Skt.: munda, „geschoren"). Hindi-Bezeichnung für ein Substrat-Volk in Bihär, das sich selbst Horoko nennt, und für einen erblichen Dorfvorsteher bei diesem Volk. Mundaka-Upanishad\ Tl. (Skt.): Mundaka-Upani$ad (f.). Gehört zu einer jüngeren Gruppe von Upanisaden und wird dem des Atharvaveda zugerechnet. Mysore; Tl. (Kannada): Maisür (von Skt.: Mahisäsura, „Büffeldämon"). Stadt in Karnätäka. Hauptstadt eines Hindü-Königreiches. In Mysore regierten 1 7 6 1 - 1 7 9 9 zwei Muslim-Herrscher, die entschiedene Gegner der Briten waren. Nabasakh, Nabasakha\ Tl. (Bengali): nabasäkhä (f.; von Skt.: navasäkhä); „neun Z w e i g e " , „neun Schulen". Nabob (anglo-ind.; m.; vom islamischen Titel Nawäb der Provinzgouverneure); Adliger, reicher Mann. Naga; Tl. (Skt.): Näga (m.). Gruppen von visnuitischen odersivaitischen bewaffneten, nackt gehenden Mendikanten. nagara(Skt.;

n./m.); „Stadt".

Nagar-Sheth; Tl. (GujarätT/Maräthi): Nagarseth (m.; von Skt.: nagarasresthin). Oberhaupt einer städtischen Kaufmannsgilde. Nagasaki. Japanische Hafenstadt; die vorgelagerte Insel Deshima durfte nach 1623 als einziger Platz in Japan von Europäern besucht werden. Nagrak-, Nagräk. Ort bei Galäläbäd in Afganistan. Na'r, Tl. (Hindi/Panjäbl/SindhI): Näi (m.; von Skt.: näpita, „Barbier"). Name einer Barbierkaste. Nainda, Naindu; Tl. (Kannada): Näyinda (m.; von Hindi: Näi). Name einer Barbierkaste. Naiyayika; Tl. (Skt.): Naiyäyika (m.). Anhänger der Nyäya-Philosophie. Namasudra-, Tl. (Skt.): Nämasüdra (m.); ^.Südras dem Namen nach". Bezeichnung kastenloser Gruppen, die sich in Südras (die niedrigste der klassischen vier Kasten) umbenannten und damit ihren sozialen Status erhöhten.

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Nanking-, Nan-ching. „Haupstadt des S ü d e n s " : ehemalige Hauptstadt Chinas. Napit\ Tl. (nia.): Näpit (m.). Barbier. Auch Name einer Kaste. Nat (burmes.; von Skt.: näth, „ H e r r " ) . In Barma (Burma) Bezeichnung für die Geister, die in Geisterhäuschen verehrt werden. Nat yua-tsan-thee\ Tl. (burmes.): Nat rväcam sann. Der Einzug von Prinzen oder Prinzessinnen in das Geisterdorf (Nat rvä) nach ihrem Tode. Nayar, Tl. (Kannada): Näyar (m.). Militärkaste in Malabar, die der Herkunft nach zu den Südras gezählt wird. Nayika; Tl. (Skt.): nayikä; „ H e r o i n e " . Im Ritual der Linksritualisten wird damit die Repräsentantin der Göttin beim kultischen Geschlechtsverkehr bezeichnet. Nibbana; Tl. (Päli): Nibbäna (n.); „Erlösung", „Verlöschung" im Buddhismus. -n>auch: Nirvana. Nihongr, B (japan.; auch: Nihon-shoki, „Geschriebene Chronik von Japan"); „Chronik von Japan". Sie wurde 720 n.Chr. von Ö no Yasumaro (gest. 723), dem Prinzen Toneri und anderen Gelehrten vollendet. Nirgrantha (Skt.; m.; ArdhamägadhT: Niggantha); „die Fesselfreien". Andere Bezeichnung für die Jainas. Nirmanakaya; Tl. (Skt.): nirmänakäya (m.); „Erscheinungsleib". Der Begriff aus der buddhistischen Trikäya (" Dreikörper")-Lehre benennt die Emanation des Buddha auf der Erde. Nirvana, Nirwana; Tl. (Skt.): Nirväna (n.; Päli: Nibbäna); „die Erlösung", „das Verlöschen" im Buddhismus. Es verlöschen die Bedingungen für weitere Existenzen. Beim Eintritt in das Nirväna ist ein Zustand erreicht, der eine ganz neue Seinsform bezeichnet und nicht das Nichts. niskama; Tl. (Skt.): niskäma (adj. m.); „uninteressiert". Begriff aus der BhaktiLehre der BhagavadgTtä: Nur absichtsloses Handeln führt zur Erlösung. niyama (Skt.; m.); „Versprechen", „ G e l ü b d e " , „religiöse Pflicht". Im Buddhismus Lebensregeln, die jemand zu seiner leiblichen und geistlichen Reinheit beachten soll. —>auch: Yama Niyogin (Skt.; m.). Brahmanengruppe im Telugu-Land, die Yoga (religiöse Kontemplation) betreibt. no\

H

Ts. (japan.): nö; Bauer.

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/Vyaya; Tl. (Skt.): Nyäya(m.); „Regel", „Prinzip", „Syllogismus". Name eines philosophischen Systems, das eine Naturphilosophie mit einer Erlösungslehre verbindet. Die Verstrickung der Wesen in den ewigen Weltkreislauf geschieht nach dieser Lehre durch falsche Erkenntnis. Es gilt, die Gegenstände wie Seele, Körper, Sinnesorgane usw. richtig zu erkennen. Obrok(russ.;

m.); „ Z i n s " . Jährliche Abgabe der Bauern.

Odiyuru; Ödiyüru. Dorf in Andhra Pradesh im GodävarT-Distrikt (modern: Ödüru). Oikos (griech.; m.); „ H a u s " . Im wirtschaftlichen Sinne organisierte Bedarfsdekkung einer Hausgemeinschaft, insbesondere des Herrn, durch eine möglichst tauschlose Eigenwirtschaft. Okkaliga, Okhaloga\ Tl. (Kannada): Okkaliga (m.; vgl. Tamil: Okkiliyan). Bauernkaste. Om (Skt.; Interjektion). Die heilige Silbe Om. opera supererogatoria (latein.; n. PL). „Überschüssige W e r k e " , die als Verdienst angerechnet werden. Ordal(altengl.);

„das Ausgeteilte". Gottesurteil.

Orissa; Tl. (Oriyä): Orisä (m.; von Skt.: Odradesa, „Land der Odras"). Landschaft und Bundesstaat in Nordostindien südlich von Bengalen. Orphik. Die wohl im 6. vorchristlichen Jahrhundert einsetzende Tradition einer Verbindung der Verehrung des Dionysos mit apollinischen Gedanken der Reinheit, die sich auf Orpheus, einen Heros der griechischen Mythologie aus vorhomerischer Zeit, als ihren Schutzheiligen berief. Osteologie.

Wissenschaft von den Knochen.

Oudh\ Tl. (HindT): Audh (m.; von Skt.: Ayodhyä). Landschaft und ehemaliges Königreich (bis 1856) mit der Hauptstadt Lakhnaü in Nordindien. Oudiana, Udayana-, Tl. (Skt.): Uddiyäna (m.). Name einer Landschaft an den nordwestlichen Grenzen Indiens, etwa das heutige Baltistän im Bundesstaat Jammu und Kaschmir. outcaste (engl.; n.); „Kastenloser". Jemand, der angeblich zu keiner Kaste gehört, tatsächlich aber zu einer der ganz niedrigen Kasten, die allgemein verachtet und geächtet sind. pabbajita (Päli; m.; Skt.: pravrajita); „einer, der hinausgegangen ist", nämlich aus dem bürgerlichen Leben in die Hauslosigkeit des Mönchtums.

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Padaiadchier-, Tl. (Tamil): Pataiyätciyar (m.); „einer, dessen Beruf (ätci) Krieg (patai) ist". Soldat. Padmapanr, Tl. (Skt.): Padmapäni (m.); „der einen Lotos in der Hand hält". Name eines Bodhisattva, zuweilen eine Form des Avalokitesvara. Tritt in buddhistischen Skulpturen häufig als Begleiter des Buddha auf. Padma Shalaysa; Tl. (Kannada): Padma Säliya (m.; Telugu: Padma Säle; Tamil: Cäliyan, „Weberkaste"); „Lotos-Weber". Eine bestimmte Weberkaste. Pahan\ Tl. (MundärT): Pahän (m.). Dorfpriester in einem Mundä-Dorf. pakka\ Tl. (Hindi): pakkä (adj. m.; von Skt.: pakva). Speisen, die so zubereitet sind, daß sie für Angehörige einer größeren Anzahl von Kasten rituell als rein gelten. auch: kachcha. Palayan: andere Umschrift f ü r - » Paraiyan (Paraiyan). Pa//'; Tl. (Päli): Päli (f.); „Heiliger Text". Name des als Sprache gewerteten westlichen Dialekts, in dem der Kanon der südlichen Buddhisten geschrieben wurde. PancPanch

...

Pancavimsabrähmana (Skt.; n.). Das aus „fünfundzwanzig" Büchern bestehende „Brähmana", eines der ältesten seiner Gattung. Pan-c'en rin-po-ce\ Tl. (tibet.): Pan-chen rin-po-che. Titel des Abtes des Klosters bKra-sis Ihun-po, der eine Inkarnation des Buddha Amitäbha ist. Panch; Tl. (Hindi): panc (m.); „fünf". Bezeichnung für die klassischen fünf Handwerkerkasten: Schmiede, Zimmerleute, Kupferschmiede, Steinmetzen, Goldschmiede. Panchala; Tl. 1. (Skt.): Päncäla (m.), 2. (Tamil): Pähcä|a. Bezeichnung für die klassischen fünf Handwerkerkasten. Panchatantra\ Tl. (Skt.): Pancatantra(n.); „Fünfbuch". Eine Sammlung indischer Fabeln, Märchen und Erzählungen mit z.T. belehrendem Inhalt (Fürstenspiegel), die um 570 n. Chr. ins PahlawT (Mittelpersisch) übersetzt wurde. Panchayat; Tl. (nia.): Pancäyat (f.); „Fünferrat". Dorfversammlung von gewählten Repräsentanten der Kasten. Panch Gaur, Tl. (Bengali): Panc Gaur (m.; von Skt.: Pancagauda). Nach einigen Lehrtexten fünf nach Regionen unterteilte Brahmanenklassen. Im Geschichtswerk RäjatarahginT (IV,468) des kasmTrischen Historikers Kalhana (12. Jahrhun-

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dert) findet sich die Bezeichnung Panca-Gauda für die Regionen Särasvata (Ost-Panjäb), Känyakubja (Doäb von Ganges und Yamunä), Mithilä (Nord-Bihär), Utkala (Nord-Orisä) und Gauda (Bengalen). Panchkalshi\ Tl. (nia.): PänckalsT (m.; von Skt.: pähcakalasT, „fünf Töpfe"). Bezeichnung für die fünf klassischen Handwerkerkasten. Der Name soll von einer alten Sitte herrühren, bei der Hochzeit fünf kleine Krüge auf den Stuhl des Bräutigams zu stellen. Panchvala; Tl. (Hindi): Pancvälä (m.). Angehöriger der „fünf Handwerkerkasten". Pandhari\ Tl. (MaräthT): PändharT(m.). Kaste von Palmsaftdestillateuren. Pandit; Tl. (nia.): pandit (m.; von Skt.: pandita). Indischer Sanskritgelehrter. pani\ Tl. (Skt.): pani (m.); „Geizhals". Gelegentlich Bezeichnung für einen Kaufmann. Panjab\ Tl. (PanjäbT): Panjäb (m.; aus PanjäbT: panj, „fünf", und persisch: ab, „Wasser"); „das Fünfstromland" im Nordwesten des indischen Subkontinents. pansala (singhales.; f.; von Skt.: parnasälä, oder/und Päli: pannasälä); „Laubhütte" . Die Unterkunft der buddhistischen Mönche in der Regenzeit. Parabrahma-, Tl. (Skt.): Parabrahmä (m.; als Neutrum: Parabrahman); höchste Brahma, das oberste göttliche Prinzip".

„der

Paraiyan, Parayan, Palayan, Paria, Pariah\ Tl. (Tamil): Paraiyan (m.; von Tamil: parai, „Trommel"). Niedrige Trommlerkaste in Südindien. Weber gebraucht den Begriff speziell für noch nicht völlig in Hindu-Kasten transformierte und in den Hinduismus integrierte Volksstämme (Pariastämme) und definiert (WuG 1 , S.282) „Pariah" oder „Pariavolk" als „eine, durch (ursprünglich) magische, tabuistische und rituelle Schranken der Tisch- und Konnubialvergemeinschaftung nach außen einerseits, durch politische und sozial negative Privilegierung, verbunden mit weitgehender ökonomischer Sondergebarung andererseits, zu einer erblichen Sondergemeinschaft zusammengeschlossene Gruppe ohne autonomen politischen Verband." Parama Hamsa-, Tl. (Skt.): Paramahamsa (m.); „bester Schwan". Ehrentitel für einen Asketen der höchsten Ordnung. Paramesvara-, Tl. (Skt.): Paramesvara (m.); „Höchster Herr". Bezeichnung für den universalen Gott. Paramita-, Tl. (buddhist. Skt.): Päramitä (f.); „an das jenseitige Ufer gelangt". Vollkommenheit (nämlich der Weisheit). Weber gibt (S.396) die Bedeutung „aktive Güte" an. —> auch: abhimukhi.

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P a r i a i Paraiyan. ParigrahaParigraha

viramana vrata.

Parigraha viramana vrata\ Tl. (Skt.): parigrahaviramanavrata (n.; aus: viramana, „Sichenthalten", und parigraha, „Ansammeln"). Gelübde bei den Jainas, nicht mehr als das Nötigste für den Eigengebrauch zu behalten. parisa; Tl. (Päli): parisä (f.; von Skt.: parisad); „Mönchsversammlung". Von Weber zutreffend mit „Klerus" übersetzt. Parishad\ Tl. (Skt.): parisad (f.); „Versammlung". „Konzil", z.B. bei den Buddhisten, aber auch „Dorfversammlung". Parmatma-, Tl. (nia.): Parmätmä (m.; von Skt.: Paramätman); „der höchste Ätman". Das höchste Prinzip. Parsr, Tl. (Hindi): PärsT(m.); „Parse". Anhänger der zarathustrischen Religion in Indien. Parvati; Tl. (Skt.): Pârvatï (f.); „Bergtochter". Die Hauptgemahlin des Gottes Siva. Pasupata; Tl. (Skt.): Päsupata (m.). Eines der bedeutendsten sivaitischen Religionssysteme. Siva als Pasupati ( „ H e r r der Tiere" = „Herr der Seelen") ist hier nur die bewirkende, nicht die materielle Ursache des Universums. Er ist persönlicher, aber körperloser reiner Geist, der sich aber inkarnieren kann, um seine Ziele zu erreichen. In diesem System gibt es fünf Kategorien: kärya ( „ W i r k u n g " , „Schöpfung"), kärana ( „ U r s a c h e " , d.h. „Gott"), yoga („Vereinigung mit Gott"), vidhi („Praxis", d.h. „Ritual") und duhkhänta („Ende der Leiden"). Pataiyätciyar-»

Padaiadchier.

Pataliputra-, Pätaliputra. Hauptstadt des Maurya-Reiches, in Bihär gelegen (modern: Patnä). Patel\ Tl. (MaräthT): pätel (m.; auch: pätTI; von Skt.: pattakila, „Inhaber von Königsland"). Dorfvorsteher. Er eignete sich zumeist das beste Land an. Patimokkha; Tl. (Päli): Pätimokkha (n.; Skt.: Prätimoksa). Päli-Text über die Ordensregeln der buddhistischen Mönche und Nonnen; gehört zum Mahävagg a . - » a u c h : Pratimoksha. patti; Tl. (MaräthT): pattï (f.; von Skt.: patta). Das Wort bedeutet eigentlich „Tafel" oder „Liste", auf der die Abstammung von einem Gründer oder Erstbesitzer verzeichnet ist. Gemeint sind die nach Lage und Umfang fixierten Erbparzellen einer Dorfflur. Auch unbebautes Land wird im Augenblick der Nutzung nach demselben Schlüssel verteilt.

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pattidari-, Tl. (Maräthi): pattidärT (f.). Dörfer, die nach dem pattl-System aufgeteilt sind. paura, paurah(Skt.;

m.; Pluralform: pauräh); „Städter".

Pauranika; Tl. (Skt.): pauränika (m.). Erzähler von Puräna-Erzählstoffen. Peking,Ts.:

Pei-ching. Hauptstadt Chinas („Nördliche Hauptstadt").

peön (span.; m.); Tagelöhner. Vor allem in Mexiko waren die peones bis um 1900 einem der Sklaverei ähnlichen Lohnsystem (peonaje) unterworfen. Peschwa; Tl. (Maräthi): Pesvä (m.; von persisch: PTswä, „Führer"). Titel des Ministerpräsidenten und faktischen Machthabers im Maräthä-Reich von Sattara ( 1 6 6 9 - 1 8 4 8 ) im Zeitraum von 1 7 1 2 - 1 8 1 8 . Phäaken (griech.: Phaiakes; m. PL). Mythisches Seefahrervolk auf der Insel Scheria. Nach dem Bericht der Odyssee wurde Odysseus zu ihnen verschlagen. Sie nahmen ihn freundlich auf und brachten ihn mit einem Zauberschiff in seine Heimat Ithaka. Die Odyssee schreibt ihnen zwölf Könige sowie einen Oberkönig mit prunkvollem Palast und eigenem Krongut zu. Phrator(griech.:

Phrater; m.). Mitglied einer Phratrie.

Phratrie (griech.: Phratria; f.). Stamm; durch Blutsbande miteinander verbundene Volksgruppe. Phyle(griech.: Phyle; f.); „ S t a m m " . Stammesverband im klassischen Athen mit bestimmten politischen Aufgaben und Rechten. Po-lo-men;

Utfä

f ] (chines., von Skt.: Brähmana); Brahmane.

Polyandrie (griech.: Polyandreia; f.). „Vielmännerei". Pon-gyi; Tl. (burmes.): Bhunh krlh; „großer Ruhm". In Barma(Burma) Bezeichnung für den buddhistischen Vollmönch. popolo (italien.; m.). Interessenverband in den italienischen Stadtstaaten, der ein Gegengewicht zu den mächtigen Magnaten bildete und den popolani (NichtAdligen) einen beträchtlichen Einfluß in der Verfassung sicherte. popolo grasso (italien.; m.); „fettes Volk". Bezeichnung für das Großbürgertum der italienischen Stadtstaaten seit etwa dem 13. Jahrhundert. popolo minuto (italien.; m.); „kleines Volk". Im mittelalterlichen Italien die Zünfte und Handwerker.

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Potala (tibet.; von Skt.: pätäla, „Palast" des Avalokitesvara). Name der Residenz des Dalai Lama in Lhasa. prabhakari; Tl. (buddhist. Skt.): prabhäkarT (adj. f.); „Glanz verbreitend". Die 3. Stufe (bhümi) der Bodhisattvaschaft, in der der Bodhisattva den Glanz der buddhistischen Lehre verbreitet. Bei Weber (S. 401) „Klarheit der kosmischen Einsicht." prabhu(Skt.;

m.); „Herr", „Gebieter".

Prajapati; Tl. (Skt.): Prajäpati (m.); „Herr der Geschöpfe". Alter indischer Schöpfergott, aus dessen Körper nach einem Mythos die Welt geschaffen wurde. prajna-, Tl. (Skt.): prajnä (f.); „Erkenntnis", „Wissen". Prajnaparamita-, Tl. (Skt.): Prajnäpäramitä (f.); „ans Jenseits-Ufer gelangtes Wissen", „Vollkommenheit der Erkenntnis". Eine Gruppe von Texten des Mahäyäna-Buddhismus, die sich mit der buddhistischen Erkenntnislehre beschäftigt. Prakrit; Tl. (Skt.): Präkrta (m.); „Volkssprache". Bezeichnung für die mittelindischen Volkssprachen. prakritr, Tl. (Skt.): prakrti (f.); „Natur". In der Philosophie der Bhagavadgitä dasjenige der beiden Prinzipien, das die Grundlage alles Materiellen und Dynamischen im Universum und ein niedriger Aspekt des Gottes ist. In einer Inschrift Bezeichnung für eine Ksatriya-Gemeinschaft. pralaya (Skt.; m.); „Auflösung", „Untergang" (der Welt). Ein Vorgang, der sich am Ende eines jeden Mahäyuga ("Großes Zeitalter") wiederholt. Weber übersetzt ihn (S. 232, Anm. 8) als „Götterdämmerung". pramudita-, Tl. (buddhist. Skt.): pramuditä (adj. f.); „Stufe der Fröhlichkeit". Die 1. Stufe (bhümi) der Bodhisattvaschaft nach der Erleuchtung; bei Weber (S.401): „warme Liebe". pranidhäna\ Tl. (Skt.): pranidhäna (n.); „tiefes Nachdenken". Im Buddhismus die unerschütterliche Durchsetzung des eigenen Willens durch viele Wiedergeburten hindurch. Bei einem Bodhisattva ist dies der Wille zur Erlösung aller Lebewesen. Prann

rhatPyit-shin.

prapatti (Skt.; f.). Unbedingte Hingabe an Gott. Begriff aus der Lehre des Rämänuja. prasada-, Tl. (Skt.): prasäda (m.); „Gnade".

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Pratimoksha, Prätimokkha; Tl. (Skt.): Prätimoksa (m.). Buddhistische Ordensreg e l n . - » auch: Patimokkha. Pratyekabuddha (Skt.; m.; Päli: Paccekabuddha); „Privat-Buddha". Jemand, der nur sich selbst erlöst. pravaha-pustibhakt'r, Tl. (Skt.): pravähapustibhakti (f.). Die erste Art der pustibhakti bei den Vallabhäcäryas, wo die Anhänger zwar noch ihrem weltlichen Leben verhaftet sind, aber schon Taten vollbringen, die dazu dienen sollen, Gott zu erreichen. Preiswerk (dt.; n.). Kleinbetrieb, Hausindustrie, dezentralisierter Werkstattbetrieb. Presidency (engl.; f.). Provinz bzw. größere Verwaltungseinheit der britischen Kolonie Indien. Prytane (griech.: Prytanis; m.). Die Prytanen waren das geschäftsführende Zehntel des Rates der Fünfhundert im antiken Athen. Ihr Sitz war das Prytaneion (Rat- oder Gemeindehaus), wo sie ihr Mahl gemeinsam einnahmen. Pudendum (latein.; n.); „das, wofür man sich schämen muß". Schimpf, Schande. puja\ Tl. (Skt.): püjä (f.). Verehrung einer Gottheit durch Opfer, Darreichung von Spenden etc., auch Verehrung eines Buddhas. Pulayan; Tl. (Tamil): Pulaiyan (m.; von Tamil: pul, „Niedrigkeit"). Niedrigkastige Person.—»auch: Paraiyan. pura (Skt.; m.). Stadt. Purana; Tl. (Skt.): Puräna (n.); „alt". Puräna-Texte enthalten Geschichten von Göttern und Genealogien von Weisen. Insgesamt soll jedes Puräna „fünf Merkmale" (Skt.: pancalaksana) haben, d.h. fünf Gegenstände behandeln: 1. Sarga, „die Schöpfung", 2. Pratisarga, „die Wiederschöpfung", d.h. die periodische Vernichtung und Erneuerung der Welten, 3. Vamsa, „die Geschlechterfolge", d.h. die Genealogie der Götter und Rsis, 4. Manvantaräni, „die Manu-Zeiträume", d.h. die großen Perioden, deren jede einen Manu oder Urvater des Menschengeschlechtes hat, und 5. Vamsänucarita, „die Geschichte der Geschlechter", nämlich der alten und neueren Königsgeschlechter, deren Ursprung auf die Sonne und den Mond zurückgeführt wird. Nur zum Teil behandeln die uns erhaltenen Puränas diese fünf Dinge; einige behandeln viel mehr, andere lassen sie fast gänzlich außer Acht. Kennzeichnend ist vor allen Dingen ihr sektarischer Charakter; d. h., daß sie dem Kult irgendeines Gottes gewidmet sind, sei es nun Visnu (Visnupuräna), Siva (Sivapuräna), Sürya (Bhavisyapuräna), Krsna (Bhägavatapuräna) und andere mehr.

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Puri (Jagannäthpuri). A m Golf von Bengalen in Orissa gelegene Tempel- und Pilgerstadt. purnabhisheka-, Tl. (Skt.): pürnäbhi§eka (m.); „volle (rituelle) Übergießung", „volle Initiation". Das Ritual der vämäcäras in einem sricakra („heiligen Kreis") mit den fünf makäras (madya, maithuna, mämsa, matsya, mudrä). purohita (Skt.; m.); „der Vorangestellte". Titel des Hofbrahmanen (deshalb von Weber auch als „Hauskaplan" übersetzt). Inhaber der Stellung eines königlichen Beraters und Ministers. purusha\ Tl. (Skt.): puru$a(m.). „ M e n s c h " , „ M a n n " . Purusha Sukta\ Tl. (Skt.): Puru$asükta (n.). Doppelvers einer Hymne aus dem Rgveda (X,90), in der zum ersten Mal die klassische Vierkastenordnung genannt wird. Pusa\

^

¡Ü Ts. (chines.): P'u-sa. Chinesische Bezeichnung für Bodhisattva.

Pusang (korean.; von chines.: Fu-shang). Kaufmannsgilde. Pushti Marga\ Tl. (Skt.): pusfimärga (m.); „Weg zur Nahrung (pusti)". Bei den Vallabha-Anhängern die Verpflichtung zur Nahrungsaufnahme, die sich gegen die Askese wendet. pusti', Tl. (Skt.): pusti (f.); „Wohlstand", „ G e d e i h e n " , „ N a h r u n g " ; auch im Sinne von Gnade gebraucht. pustibhakti\ Tl. (Skt.): pu$tibhakti (f.). Bei den Vallabhäcäryas die bhakti der Gnade (pusti), die in mehrere Abstufungen untergliedert ist. pustipustibhakti; Tl. (Skt.): pustipustibhakti (f.). Bei den Vallabhäcäryas die dritte Art der pustibhakti: die sich bereits der Gnade Gottes erfreuen, werden durch eine weitere Gnade in die Lage versetzt, das zur Anbetung nützliche Wissen zu erlangen. Pyit-shin, pyit-sirr, Barma (Burma). Qädi-»

Tl. (burmes.): Prann rhah. Der buddhistische Vollmönch in

Kadi.

Q a s b a - » Kasbah. QubHyan-»

Khubilgan.

OutuqtuHutuktu.

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Rad der Wiedergeburten. Nach hinduistischen Vorstellungen wird jedes Lebewesen, wenn es nicht die Erlösung erreicht, immer erneut wiedergeboren, quasi in einer unendlichen Kette bzw. wie bei einem Rad, das sich ständig dreht. Radha; Tl. (Skt.): Rädhä (f.). Im der Einzelseele.

GTtagovinda die Geliebte ->• Krsnas, Symbol

Radscha\ Tl. (Skt.): räjan (m.; Nominativ: räjä); „ K ö n i g " . Radschput, Rajput\ Tl. (Hindi): Räjput (m.; von Skt.: räjaputra, „Königssohn", „von königlicher Herkunft"). Kriegerstämme, z.T. außerindischer Herkunft, die beanspruchen, von den alten indischen Königsgeschlechtern (ksatriya) abzustammen. Radschputana, Rajputana-, Tl. (Hindi): Räjputäna (m.); „zu den Räjputen gehörig". Name einer nordwestindischen Landschaft, auch Räjasthän genannt. Raidas Panthi\ Tl. (Hindi): Räidäs Panthl (m.). Anhänger der Lehren des Räidäs (15. Jahrhundert), eines Schülers von Rämänanda, die sich zumeist aus der Kaste der Camärs (Lederarbeiter) rekrutierten. raiyat(Hindi; f.; vonarab.: ra'Iyat, „Bauer", „Untertan"). „Untertan"; „Landbesitzer" , der nur für seinen eigenen Boden haftet. Schon im Akkadischen hat das Verb „weiden" (re'üm) die daraus abgeleiteten Bedeutungen wie „ h ü t e n " , „herrschen" und „schützen": Hirte (re'üm) war oftmals hier die Bezeichnung für den Herrscher in seiner Doppelrolle als Herr und Beschützer. Raiyatvari\ System.

Tl. (Hindi): raiyatvärl (f.; von persisch: ra'Iyatwär). Das „raiyat"-

Rajah; Tl. (Skt.): räja; Fürst (vgl. Maharadscha). rajas (Skt.; n.); „Luftraum". In der Sämkhya-Philosophie die Leidenschaft, eine der drei gunas (Eigenschaften) der Urmaterie (prakrti). Im Buddhismus für „Antrieb" verwendet. Rajbansi-, Tl. (Bengali): Räjbansl (m.; von Skt.: räjavamsl, „von königlicher Abstammung"). Angehöriger einer Landbesitzerkaste in Bengalen. RajputRadschput. Rajputana-»

Radschputana

Rama\ Tl. (Skt.): Räma (m.). Held des Epos—» Rämäyana, auch achte Inkarnation des Gottes Visnu.

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Ramanandi, Ramanandirr, Tl. (Skt.): Rämänandin (m.). Anhänger der Lehre des Visnuiten Rämänanda (14. Jahrhundert), der besonderen Wert auf die Verehrung Rämas und STtäs legte und keine Kastenunterschiede machte. Ramat\ Tl. (Bengali): Rämät (m.). Bezeichnung für einen bräuchlicher ist in Bengali Rämäit oder Rämäyat.

Rämänandin. Ge-

Ramayana-, Tl. (Skt.): Rämäyana (n.). Zweites großes altindisches Epos in sieben Büchern, das die Geschichte des Helden Räma und seiner Gemahlin STtä erzählt. Wahrscheinlich hatte es bereits in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. seinen jetzigen Umfang. Rangajiva-, Tl. (Skt.): RangajTva (m.). Name einer Malerkaste. Rashtrakuta-, Tl. (Skt.): Rästraküta. Bezeichnung für den Leiter eines Distrikts (rästra) bzw. das Mitglied einer Verwaltungskorporation und auch für Ritter. - » auch: Rashtrakuta (Personenverzeichnis). Rastogi Banya\ Tl. (BihärT): RastogT Banyä (m.). Kaste von Geldverleihern in Bihär. Rechtsritualisten

Dakshinachara

Reisläufer (dt.; m.; von mittelhochdeutsch: reis(e), „Kriegszug"). Leute, die in fremde Kriegsdienste treten. Response (latein.: responsum; n.). Entscheidung eines Rechtskollegiums in Streitfällen. rGyal-ba—> unter G. Rhan—> Schin. Rigveda-, Tl. (Skt.): Rgveda (m.). Der Rgveda ist das älteste und wichtigste aller Werke der vedischen Literatur und besteht aus 1028 Hymnen (süktas) in zehn Büchern (mandalas). Die ältesten Hymnen sollen in der Zeit um 1 0 0 0 - 9 0 0 v.Chr. entstanden sein. Die Rgveda-Samhitä ist die Sammlung des Rgveda: „der Veda oder das Wissen von den Preisliedem (rc)". Rischi, Rishi; Tl. (Skt.): rsi (m.); „Seher", „Weiser", „Asket". Priesterlicher Sänger heiliger Lieder. In der Überlieferung erscheinen sie als die Heiligen der Vorzeit. Rita-, Tl. (Skt.): rta (n.); „Wahrheit", „die (göttliche) Rechtsordnung". roi fainéant (franz.; m.); „Schattenkönig". Der Ausdruck wurde besonders für die letzten fränkischen Könige aus dem Haus der Merowinger benutzt. rs/'—> Rischi.

Glossar

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Rudra (Skt.; m.). Unheimlicher und schreckenerregender Gott der vedischen Religion. Rudra Sampradayi; Tl. (Hindi): RudrasampradäyT (m.). Ein anderer Name für die Vallabhäcäri-Sekte. Rügegericht (dt.; n.). Seit der Karolingerzeit wurden Vergehen und Verbrechen nicht nur durch die Klage des Geschädigten vor Gericht gebracht, sondern auch durch alle übrigen Teilnehmer eines Gerichtstages und speziell durch die von einem Grafen vereidigten Rügegeschworenen (von althochdeutsch „ruogen", „anklagen"). Rupie; Tl. (Hindi): rupiyä (f.). Indische Münze. Rupnath; Rüpnäth. Ort in Zentralnordindien, wo sich ein kleines Edikt des Asoka befindet. ryödo—»Hodo. Ryotvari—> Raiyatvari. sa...->auch: ga...; sha... Sabha\ Tl. (Skt.): sabhä (f.). Versammlung, sowohl politischer als auch nichtpolitischer Natur. Saddharma pundarika, Saddharmapundarikasutra-, Tl. (Skt.): SaddharmapundarTkasütra (n.); Sütra vom „Lotus des guten Gesetzes". Mahäyäna-Text, der wahrscheinlich um 200 n.Chr. entstanden ist. Darin wird der Buddha als übermenschliches Wesen geschildert; ins Nirväna kann jeder gelangen, der irgendwie verdienstliche Handlungen ausgeführt hat. Sadgop(nia.;

m.; von Skt.: sadgopa); „guter Hirte". Bauernkaste in Bengalen.

Sadhu; Tl. (Skt.): sädhu (m.); „Gut". Ehrentitel für einen Asketen. sadhumati\ Tl. (buddhist. Skt.): sädhumat!(adj. f.); „hervorragende Intelligenz". Die 9. Stufe (bhümi) der Bodhisattvaschaft, in der der Bodhisattva Gedanken aller Lebewesen und die Methode, diese zu ändern, kennt. sadhya; Tl. (Skt.): sädhya (adj. m.); „was zu erreichen ist", bezogen auf Objekte wie z.B. den Himmel oder eine gute Wiedergeburt. Von Weber (S. 176) als „Heilsziel" übersetzt. Sahajia\ Tl. (Bengali): Sahajiyä (m.; von Skt.: sahaja, „angeboren", „natürlich"). Die Sahajiyä sind ehemalige Sakta-Buddhisten, die in den Caitanya-Orden einströmten, nachdem ihre Orden in Verfall geraten waren. Sie legen besonde-

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Glossar

res Gewicht auf den rituellen Geschlechtsverkehr, wobei die Partner die Rollen von Krsna und Rädhä übernehmen. Sa/Va —* Qaiva. Sajid; Tl. (arab.): Saiyid (m.). Ursprünglich die Bezeichnung für ein Klanoberhaupt oder jemanden, der durch Besitz oder Geburt hervorragt. Bezeichnet im Islam fast ausschließlich Nachkommen des Propheten Muhammad. sakama\ Tl. (Skt.): sakäma (adj. m.); „interessiert". Absichtsvolles („interessiertes") Handeln, das nach der Bhakti-Lehre der BhagavadgTtä nicht zur Erlösung führt. sa/c/?a; Tl. (Skt.): säkhä(f.); „ Z w e i g " , „Branche", „ S c h u l e " . sakhya\ Tl. (Skt.): säkhya (n.); „Freundschaft". Bei den Caitanya-Sekten einer der fünf rasas ("Gefühle"), nämlich der einer persönlichen freundschaftlichen Beziehung zur Gottheit. Sakta\ Tl. (Skt.): säkta (m.). Anhänger eines Kultes, in dem eine Sakti (-»• Sakti), die weibliche Energie eines Gottes, eine bedeutende Rolle spielt. Sakti\ Tl. (Skt.): Sakti (f.); „Energie", „Kraft". Die weibliche Energie eines Gottes, seine Natur, die in bestimmten Kulten durch eine Frau repräsentiert wird. Bei den Sivaiten soll diese Energie darauf hinwirken, daß alle Wesen sich zu dem Status des Gottes erheben. salokya-, Tl. (Skt.): sälokya (n.); das Bewohnen derselben Welt (wie Gott). Ein Erlösungskonzept, bei dem die eigene Persönlichkeit bestehen bleibt. Samadh, Samadhr, Tl. (Skt.): samädhi (m.); „Versenkung", „Meditation"; besonders oft im buddhistischen Sinne gebraucht. Weber verwendet das Wort im Zusammenhang mit asketischen Leistungen ("Versenkung des Körpers") als „ Lebendig-Begraben". Samaja; Tl. (Skt.): samäja (m.); „Versammlung", schaft" .

„Vereinigung",

„Gesell-

Samana-, Tl. (Päli): Samana (m.; Skt.: Sramana); Asket, Mönch. Von Weber (S.249) als „Eremit" übersetzt. Samanya; Tl. (Skt.): Sämänya (m.; zu Skt.: sämänya; n.; „Gleichheit"); „einer, der gleich ist". Bezeichnung für die einfachen Mitglieder der Lihgäyat-Sekte. samarpana; Tl. (Skt.): samarpana (n.); „Auflegen", „ H i n g e b e n " , „Verleihung". Ritus, mit dem bei den Vallabhäcäryas Kinder im Alter von zwölf bis dreizehn Jahren Krsna dediziert wurden.

Glossar

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samavartana\ Tl. (Skt.): samävartana (n.); „Heimkehr". Gemeint ist die Heimkehr des brahmacärin, Brahmanenschülers, nach vollendetem Veda-Studium. Sambhogakaya-, Tl. (Skt.): sambhogakäya (m.); „Genußleib". In der buddhistischen Trikäya („Dreikörper")-Lehre der Leib der höchsten Vollkommenheit. Samgha-» Sangha. samgna, samgnas; Tl. (Skt.): sarpjnä (f.); „Name", „Bezeichnung". Im Mahäyäna-Buddhismus der Begriff für alle zusammengesetzten Dinge, die eigentlich nur Namen sind und keine Wesenheit haben. Samhita-, Tl. (Skt.): Samhitä (f.); „Sammelwerk". Gemeint sind besonders die vedischen Hymnen. samipya-, Tl. (Skt.): sämipya (n.); „Nachbarschaft (zu Gott)". Ein Konzept der Erlösung, bei dem die eigene Persönlichkeit erhalten bleibt. samiti (Skt.; f.). Beratende Versammlung, von der der König in der vedischen Zeit abhängig war. Samkhya, Sankhya\ Tl. (Skt.): Sämkhya/Sähkhya (n.); „Aufzählung". Name eines philosophischen Systems, nach dem sich das Absolute (hier purusa genannt) nur in der Materie (prakrti) manifestieren kann. Dieser Zustand wird für jede Einzelseele (jlva) angenommen, deren Gefangenschaft in der Materie durch das Ich-Bewußtsein (ahamkära) andauert. Nur durch Erkenntnis (jnäna) kann die Erlösung erfolgen. Samkhyakarika\ Tl. (Skt.): Sämkhyakärikä (f.). Titel eines philosophischen Werkes von Isvarakrsna. samkirtan^> Sankirtan. Samma ajivcr, Tl. (Päli): sammäjTva (m.; von Skt.: samyagäjlva); „das rechte Leben". Lebensführung, durch die man die nicht mehr verlierbare Heiligkeit erlangt: fünfte Stufe des „edlen achtfältigen Pfades" der Buddhisten. Von Weber (S. 355) übersetzt als „Heilsgewißheit". Sammaditthr, Tl. (Päli): sammäditthi (f.; von Skt.: samyagdrsti); „rechte Einsicht" . Die erste Stufe des buddhistischen „edlen achtfältigen Pfades", der zum Ende des Lebensdurstes führen soll. Sammakammanta-, Tl. (Päli): sammäkammanta (n.; von Skt.: samyakkarmänta); „rechte Lebensführung". Die vierte Stufe des „edlen achtfältigen Pfades" der Buddhisten.

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Glossar

Sammasamadhi; Tl. (Päli): sammäsamädhi (f.; von Skt.: samyaksamädhi; „rechte Konzentration". Die letzte (achte) Stufe des „edlen achtfältigen Pfades" der Buddhisten. Sammasambuddha-, Tl. (Päli): Sammäsambuddha (m.; von Skt.: Samyaksambuddha); „der vollkommen Erleuchtete". Bezeichnung für den universalen Buddha. Sammasankappa-, Tl. (Päli): sammäsankappa (m.; von Skt.: samyaksamkalpa); „rechtes Wollen". Die zweite Stufe des „edlen achtfältigen Pfades" der Buddhisten, bei der man auf Lebensgenuß verzichtet. Sammasatr, Tl. (Päli): sammäsati (f.; von Skt.: samyaksmrti); „rechtes Bewußtsein". Die siebte Stufe des „edlen achtfältigen Pfades" der Buddhisten, auf welcher man nur noch heiligen Gedanken zugänglich ist. Sammatiya-, Tl. (Skt.): Sammatïya (m.). Name einer buddhistischen Sekte, die wie andere lehrt, daß die Materie zugleich moralische Ursache sein und von einer moralischen Ursache begleitet sein könne. Außerdem vertritt sie die Ansicht, daß auch ein Arhat das bereits gewonnene Heil wieder verlieren könne. Sammavaca; Tl. (Päli): sammäväcä (f.; von Skt.: samyagväcä); „rechtes Red e n " . Die dritte Stufe des „edlen achtfältigen Pfades" der Buddhisten, welche die Vermeidung von unwahrhaften und lieblosen Reden beinhaltet. Sammavayamo; Tl. (Päli): sammäväyäma (m.; Nominativ: sammäväyämo; von Skt.: samyagvyäyäma); „rechte Willensmacht (Anstrengung)". Die sechste Stufe des „edlen achtfältigen Pfades" der Buddhisten, wo man sich jederzeit beherrscht. Samnyasirr, Tl. (Skt.): samnyäsin (m.); weltflüchtiger Asket. Die vierte Lebensstufe (äsrama) eines Angehörigen der obersten drei klassischen Kasten (varna). —»auch: Sannyasi. Sampradaya; Tl. (nia.): sampradäy (von Skt.: sampradäya; m.; „mündliche Überlieferung"); „der eigenen Tradition folgend", „ S e k t e " , „religiöse Gemeinschaft". Samsara-, Tl. (Skt.): samsära (m.); „wandernd". Der Geburtenkreislauf, die irdische(n) Existenz(en). Samurai; -±-

(japan.). Der japanische Ritter.

San chiao i — Ts. (chines.): San-chiao-i-t'i; „Vereinigung der drei Religionen". Versuch von buddhistischer Seite, durch Übernahme der Gestalten von K'ung-tzu (Konfuzius) und Lao-tzu eine Einheitsreligion aus Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus zu schaffen.

Glossar

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Sanci; Tl. (Skt.): SäncT (m.). Ort im Dekhan (bei Bhopäl), an dem bedeutende buddhistische Stüpas entstanden (1. Jahrhundert v.Chr. - 4. Jahrhundert n.Chr.). Sangha, Samgha\ Tl. (Skt.): sangha (m.); „Schar", „Menge". Buddhistischer Mönchsorden. Sang Hyang Kamahäyänikan (Altjavanisch). „Die heilige Lehre des Mahäyäna. In Kawi (Altjavanisch) verfaßtes buddhistisches Werk der Mantrayäna-Schule, das sein Hauptgewicht auf die Verehrung der Buddhas und die Yogapraxis legt. Es entstand wahrscheinlich im 11. oder 12. Jahrhundert n.Chr. Sangiti, Sanghiti; Tl. (Päli): sahgTti (f.); „Konzil". Versammlung buddhistischer Mönche. Sankariterr, Anhänger Sahkaras. —» Qankara (Personenverzeichnis). Sankeshwar; Sankesvar. Ort in Mahärästra. Sankharat-, Tl. (Thai): Sangk'arat (von Skt.: sartgharät bzw. sangharäja). Vorsteher des buddhistischen Ordens. SankhyaSamkhya. Sankirtan; Tl. (nia.): sarpkTrtan (m.; von Skt.: samklrtana, n.). Das Singen von religiösen Hymnen. Besonders bei den Caitanya-Sekten beliebte Singprozessionen. Sannyasi, Sanyasi, Sannyasi-Cönobiterr, Tl. (nia.): sannyäsi (m.). Weltflüchtiger Asket, besonders in den neueren indischen Sekten. auch: Samnyasin. Santi; Tl. (Skt.): sänti (f.); „Ruhe", „Frieden"; beiden Caitanya-Sekten im Sinne von Kontemplation gebraucht. Saptabhangi Naya; Tl. (Skt.): saptabhangTnaya (m.); „siebenfältige Ausdrucksart". Bei den Jainas die Methode, etwas über einen Gegenstand auszusagen. Die sieben Standpunkte sind: ein Ding 1. als existent, 2. als nichtexistent, 3. als sowohl existent wie auch nichtexistent (jenes unter eigenen, dieses unter fremden Aspekten), 4. als unbeschreibbar anzusehen. Die Standpunkte 5 - 7 entsprechen 1—3, nur mit dem Unterschied, daß sie unbeschreibbar (avaktavya) sind. So ist unter Standpunkt 5 ein Ding existent; es hat aber neben dieser positiven Beschaffenheit in bezug auf ein anderes Ding eine Beschaffenheit negativer Art; beide Beschaffenheiten gleichzeitig auszusprechen ist nicht möglich. Sapta Sati\ Tl. (Skt.): saptasati (adj. m.); „siebenhundertfach". Bezeichnung für Angehörige einer aus 700 Leuten bestehenden Gruppe.

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Glossar

Sarasvati; Tl. (Skt.): Sarasvat!(f.). Göttin der Weisheit. $arif-+

Scherif.

Sarpanch\ Tl. (Hindi): sar pañc (m.; von PahlawT: sar, „ H a u p t " , „Führer", und Skt.: pañca). Vorsteher einer Kaste oder eines Verbandes. sarupya\ Tl. (Skt.): särüpya(n.); „Ähnlichkeit", „Gleichheit" (mit Gott). Konzept der Erlösung, bei dem die eigene Persönlichkeit erhalten bleibt. Sarvastivada-, Tl. (Skt.): Sarvästiväda (m.; von sarvam asti). Buddhistische Sekte, die lehrt, daß alles existiert, und zwar die Vergangenheit und Zukunft in gleicher Weise wie die Gegenwart, was zur Folge hat, daß demnach eine vergangene Handlung künftige Folgen hervorruft, ohne daß eine persönliche Wesenheit existiert. Sásanapuiñ—» Thatanabaing. Saskya\ Tl. (tibet.): Sa-skya. Name eines 1073 gegründeten tibetischen Klosters, von dem sich dann auch der Sektenname Sa-skya- pa herleitet. Zwei der bedeutendsten Vertreter dieser Schule waren Sa-skya Pandita ( 1 1 8 2 - 1 2 3 1 ) und 'Phags-pa ( 1 2 3 5 - 1 2 8 0 ? ) . Satgudra-, Tl. (nia.): Satsüdra (m.); „gute Südra", „wahre Südra". Diejenigen Kasten, die zu den klassischen Südras gehören. Satnami; Tl. (nia.): Satnämi (m.). Im 16. Jahrhundert von BTrbhän gegründete Sekte, die Gott als „Wahren Namen" (Satnäm) verehren, ihn nicht körperlich darstellen, keine Kasten und Stände anerkennen und jeden Unterschied zwischen Hinduismus und Islam leugnen. Ihre Anhänger glauben aber an die mäyä, die Illusion der Welt. sattva(Skt.; n.), Satta(Päli); „ S e i n " , „Dasein". In der Sämkhya-Philosophie die Güte, das gute Prinzip, einer der drei gunas (Eigenschaften) der Urmaterie (prakrti). Saura (Skt.; m.). Anhänger des Sonnengottes Sürya. Sautrantika; Tl. (Skt.): Säuträntika (m.); „die über die Sütras Betrachtungen anstellenden". Buddhistische Sekte. Ihre Anhänger nehmen an, daß die Gegenstände real existieren, aber nur als Bilder und mittelbar im Geiste erkannt werden; sie unterscheiden das Zusammengesetzte vom Nichtzusammengesetzten und erkennen nur die Sütra-Literatur als verbindlich an. Sayah\ Tl. (burmes.): Saya. Buddhistischer Abt.

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sayu/ya; Tl. (Skt.): säyujya (n.); „Gemeinschaft", „Vereinigung" (mit Gott). Konzept der Erlösung, bei dem die eigene Persönlichkeit in der Gottes aufgeht. Sch... —>auch: Sh ... Scheikh; Tl. 1. (Hindi): Sekh, 2. (Urdü): Saikh (m.; von arab.: Saib, „Ältester", „Führer"). Muslimischer Ehrentitel, der von vielen zum Islam konvertierten Hindus angenommen wurde. Scherif; Tl. (arab.): SarTf (m.); „Edler", „Adliger". Im engeren Sinne die Nachkommen Muhammads. Schin, Shin\ Tl. (burmes.): Rhah. Der buddhistische Novize. Schin\ i i Ts. (japan.): Shin. Die buddhistische Shin-Schule (Shin-shü) wurde 1224 von Shinran Shönin (1174-1263), einem Schüler des Honen Shönin, gestiftet. Sie lehnt alle Werkheiligkeit zugunsten der alleinigen Hingabe an den Buddha Amida ab. Schingon, Schin-Gon-Sekte\$r "s Ts. (japan.): Shingon (Übersetzung von Skt.: Mantra, „Wort"). Von dem Mönch Kukai (Köbö Daishi, 7 7 4 - 8 3 4 ) im Jahre 805 gegründete buddhistische Schule. Das Mantra als Gebets- und Zauberformel spielt für sie eine große Rolle. Schogun

Shogun.

Schreschthi; Tl. (Skt.): sresthin (m.); „Bester", „Höchster". Oftmals Bezeichnung für den Herrn über eine Gilde, bei Weber (S.97) für die „Ältesten" der Gilden. Sehrt, Tl. (Skt.): Sri (f./m.). Göttin des Glücks. Auch Anrede in der Bedeutung von „Erhabener", Ehrwürdiger". Schri Sankaratscharya; Tl. (Skt.): Sri Sankaräcärya (m.). Titel der Vorsteher verschiedener sivaitischer klösterlicher Institutionen (mafha). Seer, Tl. (Hindi): ser (m.; von Skt.: seta/*satera). Gewichtseinheit, die von Region zu Region unterschiedlich ist. Seidenposamentier (dt.; m.). Hersteller von Seidenposamenten. Ein Posament ist ein Besatzartikel oder eine Borte an Textilien. $ekh^>

Scheikh.

Sh... —> auch: Sch ...

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Glossar

Shaha; Tl. (Bengali): Sähä (m.; von Skt.: säkhä, f.); „ Z w e i g " . Name einer Unterkaste der Süri (—Sunri), einer Destillatorenkaste. shasan\ Tl. (nia.): säsan (m.; von Skt.: säsana; n.); „Befehl", „Edikt" (sehr oft bei Landschenkungen gebraucht). shashan-Dörfer. In Orissa steuerfreie Orte, die die Könige den Brahmanen durch einen säsana geschenkt hatten. Die Schenkungen gehen bis auf das 4. und 5. Jahrhundert zurück. Sheth-, Tl. (GujarätT/MaräthT): seth (m.; von Skt.: sresthin). Kaufmann, Gildenvorsteher. S h i r t s Schin. Shingon—*

Schingon.

Shinto\it ÜtTs. (japan.): Shintö. Japanische Staatsreligion. Sie entwickelte sich aus einer Naturreligion mit starkem Ahnenkult (besonders um das Kaiserhaus) und verband sich nach dem Eindringen des Buddhismus in Japan mit diesem. ShivaQiva. Shogun, Schogun\ J £ x / T s . (japan.): Shögun (Abkürzung für: Sei-i-tai Shögun, „General zur Bezwingung der Barbaren"). Ursprünglich ein Militärmachthaber in Japanischen Grenzprovinzen. Weber gibt (S.435) die Bedeutung „Kronmarschall und Chef der Vasallen, also: Hausmeier" an. Unter dem Titel Shögun übten die Familien von Militärdiktatoren (Minamoto, Fujiwara, Ashikaga, Tokugawa) 1 1 9 2 - 1 8 6 8 - letztere herrschten ab 1603 in Edo/Tökyö - die faktische Macht in Japan aus. Shri^> Schri. SriigerT. Ort in Südindien, Sitz eines Klosters (mafha).

Shringeri; shu• S/';

ir

Ts. (japan.): shü. Bezeichnung für buddhistische Schulen. Ts. (chines.): ssu. Buddhistisches Kloster in China.

Siam. Älterer Name für Thailand. siddhi(Skt.;

f.); „Gelingen", „Erfolg", „Zauberkraft".

Signorie (italien.: Signoria; f.). Bezeichnung für die monarchisch-autokratische Herrschaftsform in italienischen Städten des Mittelalters. Die Stadtherrschaft wurde in einzelnen Familien erblich; diese übten ihre Macht mit Hilfe eines neugeschaffenen Beamtenapparates aus.

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Sikh (Panjäbi; m.; von Skt.: sisya, „Schüler"). Name einer von Gurü Nänak ( 1 4 6 9 - 1 5 3 8 ) begründeten Religionsgemeinschaft; ihre Lehre, die Monotheismus und Glauben an die Seelenwanderung verbindet, stellt eine Mischung zwischen Hinduismus und Islam dar. Besonders verehrt wird das „heilige Buch" (Ädi-Granth) derSikhs. s//a-> gila. Silpa Qastra\ Tl. (Skt.): silpasästra (n.; von Skt.: silpa, „bildende Kunst"). Lehrbuch der Architektur und Bildhauerei. Silpasthanavidya-, nen Künsten".

Tl. (Skt.): silpasthänavidyä (f.); „Wissenschaft von den schö-

sima\ Tl. (Päli): sTmä (f.; von Skt.: slman); „ G r e n z e " . Bezeichnung für den Distrikt eines buddhistischen Klosterbezirkes. Von Weber als „Diözese" (S. 357) und „Kirchspiel" (S.367) übersetzt. Sindh\ Tl. (Panjäbi): STndh (m.). Name des Gebietes am Unterlauf des Indus (Skt.: Sindhu, „ S t r o m " ) . Provinz des heutigen Pakistan (Sind). S/r; Tl. (Hindi): slr (m.; von Skt.: sira, „Pflug", „Ackerfurche"). Land, das vom Besitzer selbst kultiviert wird. sithilacharya; Tl. (Skt.): sithiläcärya (m.); „lässiger Äcärya (Lehrer)". Bezeichnung für den laxen Führer einer Jaina-Gemeinde. Siva —> Qiva. Sivait —> Qaiva. Skalde (dt.; m.; von altnordisch: skäld, „Schelte"?). Bezeichnung für altnordische Dichter, deren Dichtung Preis-, Schmäh- und Liebesdichtung umfaßte. In der Wikingerzeit ( 8 . - 1 1 . Jahrhundert) verfaßten die Skalden hauptsächlich Preislieder auf Fürsten und bedienten sich dabei kunstvoller Vers- und Stilmittel. skandha(Skt.;

m.); „Daseinsgruppe". —»khandha.

Smarta, Smartta\ Tl. (Skt.): smärta (m.); „dieTradition kennend". Bezeichnung für die orthodoxen Hindus, die nur die alten heiligen Schriften als verbindlich anerkennen. Bei Weber (S. 77) die „vornehmste Brahmanen-Sekte". Smartagastra, Tl. (Skt.): Smärtasästra (n.). Die Lehrbücher der Orthodoxen. Smriti, Qmriti\ Tl. (Skt.): smrti (f.); „Tradition". Das Wort bezeichnet auch die traditionelle religiöse Literatur.

Glossar

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Ä T s . (japan.): söhei. Der Kriegermönch.

Solfeggieren (von italien.: solfeggio). Gesangsübungen, bei denen die Töne der Tonleiter mit den Tonsilben do, re, mi, fa, sol, la, si bezeichnet und auf diese Silben gesungen werden. soma (Skt.; m.). Dervedische Rauschtrank. Aus den Stengeln der (nicht eindeutig identifizierten) Sorna-Pflanze gewonnener vergorener Saft, der von den ältesten Ariern als berauschender und heilender Opfertrank, bei den Iraniern später als Opfertrank sakramental verwendet wurde. Die begeisternde Macht des Trankes führte bereits in indoiranischer Zeit dazu, den Saft als Gott Soma zu verehren. Sonar, Tl. (HindT): Sonär (m.; von Skt.: suvarnakära). Name der Goldschmiedekaste. Soteriologie.

Heilslehre.

Spashta Dayaka; Tl. (Skt.): Spastadäyaka (m.); „korrekter Erbe". Name einer Untergruppe von bengalischen Caitanya-Anhängern. Sie leugnen den göttlichen Charakter des Guru und praktizieren ein gemeinsames klösterliches Leben von Männern und Frauen, das rein platonisch ist. s r . . . - » g r . . . , Sehr... sraddha-, Tl. (Skt.): sräddha (n.); „Manenopfer", „Totenmahl". Sramana-, Tl. (Skt.): Sramana (m.; Päli: Samana); „ A s k e t " , „Bettelmönch", bei Weber (S. 249) auch „ Eremit". Srautagastra; Tl. (Skt.): Srautasästra (n.); „Lehrbücher der (vedischen) Überlieferung". Sravaka, Qravaka; Tl. (Skt.): srävaka (m.; Päli: Sävaka); (Zu)hörer, Schüler. Bezeichnung für die Laien, besonders im Buddhismus. Srimali\ Tl. (nia.): SrTmälT (m.; von: Srimäl, heute: BhTnmäl, einer Stadt in Räjputäna). Name eines Brahmanenklans. Anspruch auf einen sehr hohen Status. Srimukh; Erlaß.

Tl. (nia.): srTmukh (m.); „erhabenes Haupt". Bezeichnung für einen

Sripat; Tl. (HindT): sripät (m.). Residenz eines geistlichen Führers ( - » S c h r i ) . Sruti, Qruti\ Tl. (Skt.): sruti (f.); das „Hören" heiliger Texte, besonders des Veda. Bei Weber (S. 279) auch „Offenbarung".

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ssu—> Si. Sthavara Ungarn-, Tl. (Skt.): sthävarallnga (n.); „aufrechtstehendes llnga". Ein Tempel-Iinga. sthavira (Skt.; m.); „alt". Sanskritbezeichnung für einen Anhänger der buddhistischen Theraväda-Schule. Stör(dt.; f.). Arbeit, die ein Gewerbetreibender im Hause des Kunden verrichtet. Zur Zunftzeit hieß derjenige, der außerhalb der Zunft ein Gewerbe betrieb, Störer. Er wurde von den Mitgliedern der Zünfte oft verfolgt und an der Arbeit gehindert. Stupa\ Tl. 1. (Skt.): stüpa, 2. (Päli): Thüpa (m.). Reliquienhügel (vornehmlich der Reliquien Buddhas), über dem ein Monument aus Steinen und Erde errichtet ist. Im Laufe der Geschichte wurden die Stüpas immer größer und prächtiger. Der innere Raum, in dem Reliquien aufbewahrt werden, heißt Dhätugarbha (Skt.) oder Dhätugabbha (Päli), „Reliquienbehälter", woraus im Singhalesischen (auf Ceylon) Dägaba geworden Ist. Davon abgeleitet Ist Dagoba und Pagode. Su...—»QU ...

Subarnabanik;

Tl. (Bengali): Subarnabanlk (m.). Bengalische Kaufmannskaste.

Sudas\ Tl. (Skt.): Sudäs (m.). Legendärer altindischer König, der In Rgveda VII,18,4 genannt wird. suddha-pustibhakti; Tl. (Skt.): suddhapustibhakti (f.); „reine" pustibhakti. Bei den Vallabhäcäryas die vierte Form, deren Anhänger Gott durch Singen und Preisen verehren. Diese pustibhakti ist durch Gott selbst entstanden. sudurjaya; Tl. (buddhist. Skt.): sudurjayä (adj. f.); „schwer zu erlangen". Im Mahäyäna-Buddhismus die 5. Stufe (bhümi) der Bodhisattvaschaft, in der der Bodhisattva seinen eigenen Geist zu kontrollieren trachtet. Sukhavati; Tl. (Skt.): Sukhävati (f.). Name des Im Westen gelegenen buddhistischen Paradieses. Sukhavativyuha; Tl. (Skt.): SukhävatTvyüha (m.). Mahäyäna-Text, der ausführlich das buddhistische Paradies Sukhävati beschreibt. Der Text ist in zwei Fassungen überliefert, von denen die umfangreichere ältere wohl schon im 3. Jahrhundert n. Chr. existierte. Sukraniti; Tl. (Skt.): Sukraniti (f.). Bei Weber (S.260f., Anm. 43a) als „organische Sozialwissenschaft" im Sinne von Auguste Comtes Stufenbau der Wissenschaften verstanden. —> auch: Sukra, Sukraniti ( - » Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur, unten, S.666).

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Sunri-, Tl. 1. (Bengali): Süri 2. (Hindi): Sunri (m.; von Skt.: sundin). Name einer Kaste von Alkoholbrennern. Süri; Tl. (Skt.): Süri (m.); „Gebieter", „ H e r r " . Titel des Hauptes einer JainaGemeinde, das Jünger hat. Surya\ Tl. (Skt.): Sürya (m.). Der Sonnengott. Sutar, Tl. (Hindi): Sutär (m.; von Skt.: sütradhära, „Zimmermann"). Name einer Zimmermanns- und Weberkaste. Sutra\ Tl. (Skt.): Sütra (n.); „Faden". Bezeichnung für ein Lehrbuch. Sutrantika

Sautrantika

Svetaketu; Tl. (Skt.): Svetaketu (m.). Name eines legendären Philosophen aus den Upanisaden. Swam'r, Tl. (Skt.): Svämin (m.; Nominativ: SvämT); „ H e r r " . Ehrenanrede für einen Asketen. Swetambara-, Tl. (Skt.): Svetämbara (m.). „Weißgekleideter". Eine der beiden großen Strömungen des Jainismus. Syama\ Tl. (Skt.): Syämä (f.); „die Schwarze". Der schreckliche Aspekt der Göttin PärvatT. Sybaris. Um 720 v. Chr. gegründete achäische Kolonie am Golf von Tarent. Von sprichwörtlichem Reichtum. Luxus, Frevel und Tyrannis ziehen 5 1 0 - 4 3 3 v. Chr. Kriege, Zerstörung und Untergang der Stadt nach sich. Taittiriya-Upanishad; saden.

Tl. (Skt.): Taittirlya-Upanisad (f.). Eine der ältesten Upani-

Takshasila; Tl.: TaksasTIa (griech.: Taxila). Handelsstadt nordwestlich von Rawalpindi (Pakistan). Von Alexander d.Gr. 327 v.Chr. erobert, war die Stadt später zeitweise Provinzhauptstadt der Mauryas und dann Metropole einiger indogriechischer Könige sowie Zentrum des Buddhismus. Talukdar, Tl. (Urdü): talüqdär (m.; von arab.: ta'alluqat, „Grundbesitz"; vgl. Hindi: talükä); „Grundbesitzer". tamas (Skt.; n.); „Finsternis". In der Sämkhya-Philosophie die Unwissenheit, einer der drei gunas (Eigenschaften) der Urmaterie (prakrti). Tamil\ Tl. (TämM): Tamil (m.). Südindische Sprache und Volksgruppe. Tanti; Tl. (Bengali): Tänti (m.; von Skt.: tantrika). Name einer Weberkaste.

Glossar

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Tantra (Skt.; n.); „ G e w e b e " . Literaturgattung und Lehrsystem magisch-mystischen Inhalts. Tantrik, Tantristik. Auf dem Tantra beruhendes Lehrsystem. Tantrismus. Unorthodoxe Strömung des Hinduismus und auch des Buddhismus. Die religiöse Literatur des Tantra wird von seinen Anhängern als die für das gegenwärtige Weltzeitalter, das Kaliyuga, verbindliche Fortsetzung der vedischen Schriften betrachtet. Tao\ Hl (chines.). Weg, Urgrund. Der zentrale Begriff der chinesischen Religion und Philosophie. tapas (Skt.; n.). Die magische Gluthitze, die durch Askese hervorgerufen wird; auch Bezeichnung für die Askese selbst. Tarkavadirr, Tl. (Skt.): tarkavädin (m.; von Skt.: tarka, „Vermutung", „Widerlegung"). Anhänger der Schule der Skeptiker. Tathagata; Tl. (Skt.): Tathägata (m.; aus Skt.: tathä + ägata, „so g e k o m m e n " , odertathä + gata, „so gegangen"). Andere Bezeichnung für den Buddha. Bei Weber (S.403) mit „Heiland" gleichgesetzt. Tat tvam asi (Skt.); „das bist d u " . Satz aus der Chändogya-Upanisad (VI, 1 ff.), mit dem die Identität des Absoluten mit der Einzelseele dargelegt wird. Taxila

Takshasila

Tching-tu-tsung, Tsching-tu-tsung-, Ts. (chines.): Ching-t'u-tsung. Buddhistische Schule, deren erster Anhänger in China vielleicht Ch'üeh Kung-tse (gest. 265/274) war. Sie vertritt besonders stark die Lehre vom westlichen Paradies Sukhävati (chines.: Ching-t'u) und den Glauben an den Buddha Amitäbha und die Bodhisattvas Kuan-yin und Ta-shih-chi. Teesho loombo^-

Teshoo loombo.

Teli; Tl. (Hindi): TelT(m.; von Skt.: tailika, Ölmüller). Name einer Ölmüllerkaste. Telinga-, Tl. 1. (Hindi): Tilarigä, 2. (Skt.): Tailahga (m.). Landschaft östlich des Dekhan (heute Ändhra Prades). Tengala; Tl. (Tamil): Tenkalai (m.); „die südliche Schule" der Vaisnava-Lehre des Rämänuja (ca. 1 0 5 0 - 1 1 3 7 ) . Sie sieht Tamil als ihre heilige Sprache an und glaubt an die „unwiderstehliche Gnade" Gottes, derer man teilhaftig wird. Teshoo loombo, Teesho loombo (tibet.): bKra-sis Ihun-po. Name eines Klosters in Tibet, Sitz des Pan-chen rin-po-che.

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Glossar

J h a g ^ Thug. Thakur, Tl. (Bengali): thäkur (m.; von Skt.: thakkura); „ H e r r " . Titel eines adeligen Grundherrn. Von Weber (S. 155, A n m . 7 3 ) als „Feudalherr" und (S.510, 517) in der Bedeutung „lebender Gott" verwendet. Thathanabaing-, Tl. (burmes.): Säsanäpuin. Das Oberhaupt der buddhistischen Mönche in Barma (Burma). Das Amt existierte unter den Königen von Barma. Der letzte Säsanäpuin starb im Januar 1895. Der 1903 neu ernannte Visuddha STIäcära ( 1 8 4 4 - 1 9 3 8 ) wurde nicht im ganzen Land anerkannt. Nach ihm erlosch das Amt völlig. Theodizee (griech.: Theodikeia; f.); „Rechtfertigung (der Existenz) Gottes". Frage nach dem Sinn des Übels in der Welt bei Annahme eines allmächtigen Gottes. Theophratrie (griech.: Theophratria; f.). Gemeinschaft mit gleicher theologischer Lehre. Thera {Pä\\, m.); „Älterer". Bezeichnung für einen buddhistischen Mönch. Theravada^

sthavira.

Thug; Tl. (Hindi, GujarätT, MaräthT): Jhag (m.; vermutlich von Skt.: sthaga, „verschlagen", „verschmitzt", „betrügerisch"). Name einer Sekte, die aus rituellen Gründen für die Göttin KälT mordete und besonders in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Nordindien sehr verbreitet war. Tien-tai-tsung\ ^ d t ^ Ts. (chines.): T'ien-t'ai-tsung (vom Namen des Berges T'ien-t'ai). Buddhistische Schule. I h r G r ü n d e r w a r d e r Mönch Chih-i ( 5 3 8 - 5 9 7 ) , der als zentrale Schrift seiner Schule das Saddharmapundarikasütra (Miao-fa lien-hua ching) wählte. Sie folgt Nägärjuna in der Lehre, daß alle zusammengesetzten Dinge endlich sind und nur das Nirväna Ruhe ist. ting-ko\

T

Ts. (chines.): ting-k'o; „Meditationsübung".

Tirtha\ Tl. (Skt.): tirtha (n.); „Furt". Im Sinne von „(heiligem) Badeplatz" und „Pilgerstätte" verwendet. Tirthankara; Tl. (Skt.): Tirthankara (m.); „Furtbereiter"; einer, d e r e i n e m die Furt aus dem Kreislauf der Wiedergeburten zeigt. Titel der 24 Jaina-Heiligen, von denen die beiden letzten - Pärsvanätha und Mahävira/Nätaputta - historisch sind und wohl als Gründer der Jaina-Religion gelten können. Tökyö-^Yedo. tonsei—> sohei.

Glossar torpor(latein.;

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m.). Erstarrung, Trägheit, Lethargie.

Totem (von: ototeman, Geschwisterverwandtschaft, aus der indischen Ojibwa-/ Chippewa-Sprache). Der Totem ist der Stammvater einer Tier- oder Pflanzenart, die ihrerseits eine innige magische Beziehung zu einem Einzelmenschen, einem Stamm, einer Gruppe oder einem Klan hat. Der Totem sowie die ihm zugeordnete Tier- oder Pflanzenart besitzen die gleichen magischen Kräfte. Die Gruppe führt den Namen des Totems und verehrt diesen. Heiratsverbot innerhalb der Totemgruppe. Treta; Tl. (Skt.): tretä (f.). Die Dreierseite des Würfels: tretäyuga ist das zweite Weltzeitalter. Trikaya\ Tl. (Skt.): trikäya (m.); „Dreikörper". Mahäyäna-Lehre von den drei Körpern des Buddha, dem Leib der Lehre (dharmakäya), dem Erscheinungsleib (nirmänakäya) und dem Genußleib (sambhogakäya) in einem der Paradiese. Tripitaka\ Tl. (Skt.): Tripitaka (n.; Päli: Tipitaka); Dreikorb. Bezeichnung für den buddhistischen Kanon, der aus drei Hauptgruppen ( „ K ö r b e n " ) besteht: 1. dem Vinayapitaka, d.h. den Texten über die Ordensregeln; 2. dem Suttapitaka, d.h. den Lehrtexten, häufig in Form von Dialogen; 3. dem Abhidhammapitaka, d.h. scholastischen Texten. triratna (Skt.; n.); „drei Juwelen". Im Buddhismus sind das Buddha, Dharmaund Sangha. trishna-, Tl. (Skt.): trsnä (f.; Päli: tanhä); „Durst". Im Buddhismus der Lebensdurst oder die Begierde. Tryer(engl.; m.); Richter. Die Tryers waren ein Gremium von 38 Personen, das 1654 vom englischen Lordprotektor Oliver Cromwell eingesetzt wurde, um alle öffentlichen Prediger zu überwachen, zu approbieren und gegebenenfalls abzusetzen, also eine Art geistlicher Überwachung durch diesen „body of commissioners". Tschakravartr, Tl. (Skt.): cakravartin (m.); „Radroller". Bezeichnung für den Weltenherrscher, besonders gern im Buddhismus als Terminus für den Universalherrscher gebraucht, der die Aufgabe hat, die buddhistische Religion zu schützen. Tschandala—> Chandala. Tschan-tsung;j% % Ts. (chines.): Ch'an-tsung. Die von Bodhidharma (gest. 526) in China eingeführte Meditationsschule des Buddhismus. Tsching-tu-tsung - » Tching-tu-tsung.

Glossar

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Tschullavagga\ TL (Päli): Cullavagga (m.). Buch des Vinayapitaka ( - » Lit.-Verz.: Vinaya texts), das Aussagen über die Ordensregeln und das Leben des Buddha macht. Tsi-en-tsung\ & .STs. (chines.): Tz'u-en-tsung. Buddhistische Schule, die von Hsüan-tsang ( 6 0 2 - 6 6 4 ) und seinem Schüler K'uei-chi ( 6 3 2 - 6 8 2 ) gegründet wurde. Sie betont den Wert von Güte (tz'u) und Barmherzigkeit (en). Hauptwerk ist die chinesische Übersetzung des Vijnaptimätratäsiddhi (Ch'eng wei-shih-lun) des Vasubandhu. tsigyo; - f f Ts. (japan.): chigyö. Rentenpfründe, die aus den Einkünften eines Bezirks resultiert. tsu-pa (chines.-tibet.; von chines.: tsu (tibet.: rgyud), Tantra). Im chinesischtibetischen Grenzgebiet Bezeichnung für den Tantriker. Tuschita-, Tl. (Skt.): Tusita (m.). Name des Himmels, in dem sich der Buddha vor seiner letzten Geburt aufhielt. tyaga; Tl. (Skt.): tyäga (m.); „ A u f g e b e n " , „Verlassen", z.B. von weltlichen Dingen. Bei Weber (S. 300, Anm. 110) als „Freigebigkeit" übersetzt. Tyagi-Acharya; Tl. (Skt.): TyägT-Äcärya, tyägyäcärya (m.; von Skt.: Äcärya, Lehrer). Ein korrekter Äcärya der Jaina-Gemeinde. Tz'u-en-tsung—»

Tsi-en-tsung.

Udas; Tl. (Newäri): Udäs (m.). Zweite große Gruppe in der nepalesischen NewärT-Gesellschaft nach den Bänhra. Die Udäs zerfallen in sieben Klassen von Kaufleuten und Handwerkern. Udayana—»Oudiana. Ujjain. Moderner Name der Stadt UjjayinT in Zenralindien, die seit dem S.Jahrhundert. v. Chr. bezeugt ist. Ihre Blütezeit war das 1. Jahrtausend n.Chr. Ulavar, Tl. (Tamil): Ulavar (m.). Südindische Bauernkaste. Weber übersetzt den Begriff als „grundherrlichen Adel". Universalmonarchie. Der Begriff charakterisiert oder unterstellt Ansprüche oder das Streben bestimmter Fürsten und Dynastien nach der Weltherrschaft. Upadhi; Tl. (Skt.): upädhi (m.); „Stellvertretung", „Bedingung", „ N e b e n z w e c k " . Bei Weber (S. 284) die „Verknüpfung des Geistes mit der Materie" im Sinne der „.Materialisation' des Ich".

Glossar

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Upadhigesa Nirwana-, Tl. (Skt.): upadhisesanirväna (n.); „Nirväna, das noch einige Reste hat"; in diesem Status ist man noch nicht völlig frei von den Leiden des Lebens. Upadhyaya; Tl. (Skt.): upädhyäya (m.); „Lehrer". Geistlicher Führer; Vorsitzender der klösterlichen Kapitelversammlung. upanayana (Skt.; n.). Initiation des vedischen Studenten. Bei Weber: Jünglingsweihe. Upanishad; Tl. (Skt.): Upanisad (f.; von Skt.: upa-ni-§ad, „danebensitzend"). Die jüngste Gattung der vedischen Literatur. Texte mit philosophischen Spekulationen. —» auch: Brihadaranyaka-Upanishad, Khandogya-Upanishad, Maitrayana-Upanishad, Mundaka-Upanishad, Taittiriya-Upanishad. Uparaja; Tl. (Skt.): uparäja (m.); „Unterkönig", „Vizekönig". Upasaka; Tl. (Skt.): 1. upäsaka (m.), 2. upäsakä (f.). Laienanhänger(in) im Buddhismus und Jainismus. upasana; Tl. (Skt.): upäsana(n.). Meditation, religiöse Betrachtung. Upaya; Tl. (Skt.): upäya (m.); „Mittel", „ Z w e c k " ; bei Weber (S.396) auch „Schicklichkeit". Uposatha (Päli; m.; Skt.: upavasatha). Feierlichkeiten der buddhistischen Mönche, die am Ende eines jeden Halbmonats stattfinden. Dort bekennen die Mönche öffentlich ihre Verfehlungen. Upparavu\ Tl. (Tamil): Upparavar (m.; von Tamil: upparavu, Straßenarbeit). Kaste der Straßenarbeiter und Brunnenbohrer. upr'r, Tl. (GujarätT): uprT (m.; von Skt.: upari); „Fremder". Bei Weber die Klasse der landbebauenden dörflichen Pächter, die keine erblichen Rechte besitzen. Urdhamukhi-Sadhu; Tl. (Hindi): ürdhamukhlsädhu (m.; von Skt.: ürdhvamukhTsädhu); „ein Asket (sädhu), dessen Gesicht nach oben gerichtet ist". D.h. er hat sich mit dem Kopf nach unten aufgehängt. Urga (seit 1923: Ulaanbataar). Geistliches Zentrum und Hauptstadt der Mongolei. Vadagalai, Vadagala; Tl. (Tamil): Vatakalai (m.); „die nördliche Schule" der Vaisnava-Lehre des Rämänuja (ca. 1 0 5 0 - 1 1 3 7 ) . Sie sieht Sanskrit als ihre heilige Sprache an und glaubt an die „mitwirkende Gnade" der Einzelperson bei der Suche nach dem Heil.

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Glossar

Vagrakkhedika; Tl. (Skt.): Vajracchedlkä (f.); „Diamantschneider". Ein Prajnäpäramitä-Sütra des Mahäyäna-Buddhismus, das die Leerheit (sünyatä) aller Dinge immer wieder behauptet. Vaibhashika (Korruptel: Vaibachika); Tl. (Skt.): Vaibhäsika (m.); „beliebig". Zunächst Sammelbezeichnung für alle frühen Buddhisten, dann für eine bestimmte Schule mit den vier Unterschulen der Mülasarvästivädin, Mahäsähghika, MahäsammatTya und Sthavira. Die Vaibhäsika erkennen das Unzusammengesetzte als Substanz an. Sie nehmen an, daß die Erkenntnis durch die Organe den Gegenstand wirklich in seinem innersten begreift. Vaigali-, VaisäliT. Alte Stadt in Bihär. Vaigeshika; Tl. (Skt.): Vaisesika (n.); „System, das sich auf die Unterschiede (visesa) bezieht". Eines der sechs klassischen philosophischen Systeme Indiens. Es vertritt eine Naturphilosophie, die zwar die Seele als existent anerkennt, sonst aber nur die Materie und ihre Elemente (zu denen auch jlva, „Seele" gehört). Die ursprüngliche Lehre kannte keine Erlösung. Vaigya-, Tl. (Skt.): Vaisya (m.). Dritte Kaste (varna) des klassischen Vier-KastenSystems: Bauern und Händler. Weber übersetzt den Begriff als „Gemeinfreie" und „Vollfreie". Vaidika(Skt.;

m.). Vedisch gebildeter Brahmane.

Vairagi; Tl. (nia.): VairägT (m.) —»Bairagi. Vaishnava, Vaischnawa; Tl. (Skt.): Vaisnava (m.); „Visnuit". Anhänger des Gottes Visnu. Vajji (Päl\\ m.; Skt.: Vrji). Name einer Gruppe von buddhistischen Mönchen, die auf dem (historisch nicht haltbaren) zweiten buddhistischen Konzil eine Spaltung des Ordens herbeigeführt haben sollen. Vajracchedikä —> Vagrakkhedika. vakuf; Tl. (arab.): waqf (m.; PI.: awqäf; davon im Osmanisch-türkischen abgeleitet: vaqTf; modernes Türkisch: vaqif). Fromme Stiftung im Islam. Valan-gai; Tl. (Tamil): Valankai (m.). Tamilbezeichnung für die Rechtsritualisten (dak§inäcära). Vallabhacharin, Vallabhas; Tl. (Skt.): Vallabhacärin (m.). Anhänger der Lehren des Vallabha ( 1 4 7 9 - 1 5 3 1 ) , der den „reinen Monismus" (suddhädvaita) verkündete, wo Krsna sowohl mit den Einzelseelen (jTva) als auch der Materie völlig identisch ist.

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Vallalacharita-, Tl. (Skt.): Vallälacarita (n.); „Leben des Valläla". Von Änandabhatta im Jahre 1510 verfaßtes Geschichtswerk über den bengalischen König Vallälasena (reg. 1158-1179). Vajjuvan

Walluwan.

Vamachara-, Tl. (Skt.): vämäcära (m.); „Linksritualismus". Durch das „umgekehrte Ritual" befreit man sich von allen Banden (päsa) wie landläufiger Sittlichkeit und Kaste. Der Vämäcära praktiziert das Ritual der fünf makära, wenn er jedes irdische Begehren abgestreift hat. Vanaprastha\ Tl. (Skt.): vänaprastha (m.); „der sich im Wald aufhält". Dritte Lebensstufe (äsrama) eines arischen Inders: im Alter führt man (mit oder ohne Frau) ein Einsiedlerleben im Wald. Vani\ Tl. (Bengali): Vani (m.). Kaste einfacher Händler. Vanija, Vania, Vaniya\ Tl. (Skt.): vänija (m.); Kaufmann. - > a u c h : Baniya. Vanik; Tl. (Skt.): vanik (m.); Kaufmann. Vanjari; Tl. (Gujaräti): Vanjäri (m.; von Skt.: vanijyäkära, „Händler"). Name einer Händlerkaste. vama\ Tl. (Skt.): varna (m.); „Farbe". Bezeichnung für die Kasten im altindischen Vier-Kasten-System. Von Weber (z.B. S. 208) auch als „Stände" bezeichnet. Varuna: Tl. (Skt.): Varuna(m.). Bedeutender Gott des vedischen Pantheons, der Herr von Wunderwerken und Naturerscheinungen. v a s ^ Was. Vasishtha, Vasischtha-, Tl. (Skt.): Väsistha(dharmasästra) (n.). Eines der religiösen Gesetzbücher aus der Zeit von ca. 6 0 0 - 3 0 0 v.Chr. Vasudeva - » Krishna Vasudeva. Vatakalai^ vatan

Vadagalai.

watan.

vatsalya-, Tl. (Skt.): vätsalya (n.); „Zärtlichkeit". Bei der bhakti der CaitanyaSekten eine zärtliche Zuneigung zur Gottheit. Vatthuvijja; Tl. (Päli): vatthuvijjä (f.; Skt.: västuvidyä); „Baukunst", „Architektur", Geomantik.

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Glossar

Veda (Skt.; m.); „ W i s s e n " . Bezeichnung für die vier ältesten religiösen Texte der arischen Inder: Rg-, Atharva-, Säma- und Yajurveda. Vedanta-, Tl. (Skt.): Vedänta (m.); „Vollendung des Veda". Name eines philosophischen Systems. Es behauptet, den wahren Charakter der vedischen und upanisadischen Texte zu kennen, interpretiert diese und stellt eine AlleinheitsLehre auf. Vedäntasütra^>

Brahmasutra.

Vellalar, Tl. (Tamil): VeMälar (m.). Südindische Bauernkaste. vi(Korruptel: vi$a); Tl. (Skt.): vis (f.); „ S t a m m " , „ G a u " ; bei Weber (S. 148) auch: „.Leute', .Untertanen' (des Herrschers)". Vigvamitra-, Tl. (Skt.): Visvämitra (m.). Name eines Rsi (—» Rischi). Vidya\ Tl. (Skt.): vidyä (f.); „ W i s s e n " , „Erkenntnis". Vihara\ Tl. (Skt.): vihära (m./n.); „Kloster", insbesondere das buddhistische. Vijayanagar, HampT. Stadt in Karnätäka; ehemalige Hauptstadt ( 1 3 5 7 - 1 5 6 5 ) des Reiches von Vijayanagara bzw. Karnätäka ( 1 3 4 6 - 1 6 8 4 ) . Vijnana; Tl. (Skt.): vijnäna (n.); „Erkenntnis", „Wissen", „Wissenschaft". I n d e r Philosophie auch das Organ der Erkenntnis. Vijnanasamtana-, Tl. (Skt.): vijnänasamtäna (m.). Im Buddhismus eine Serie von Bewußtseinsvorgängen, die das ausmachen, was man als „Ich" bezeichnet. vimala; Tl. (buddhist. Skt.): vimalä (adj. f.); „frei von Unreinheit". Die 2. Stufe (bhümi) der Bodhisattvaschaft, in der der Bodhisattva alle Unreinheiten meidet. Bei Weber (S.401) „Reinigung des Herzens". Vinaya pitaka, Vinaya; Tl. (Päli/Skt.): Vinayapitaka (m./n.); „Lehrkorb der Ordensdisziplin". Einer der drei Hauptteile des buddhistischen Kanons. Vira\ Tl. (Skt.): Vira (m.); „ H e l d " . Im Ritual der vämäcärin bedeutet dies die heroische, unverzagte Natur: derjenige, der im Ritual Gott repräsentiert. Viraga\ Tl. (Skt.): viräga (m.); „Leidenschaftslosigkeit". Viraj; Tl. (Skt.): viräj (f.). Der Intellekt in der Vedänta-Philosophie. Virakta(Skt.;

m.); „die Leidenschaftslosen". Visnuitische Bettelmönche.

Glossar

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Vira-Saiva-Brahmana-, Tl. (Skt.): Virasaivabrähmana (m.). Die Brahmanenkaste der Virasaiva (Liiigäyat)-Sekte. vis—* vlg. Vischnu\ Tl. (Skt.): Visnu (m.). Einer der bedeutendsten Götter des HindüPantheon. Er war zur vedischen Zeit ein kleinerer Gott. Vishesha Bhakta, Visesha Bhakta\ Tl. (Skt.): Visesabhakta (m.); „Anhänger des Besonderen". Eine Lirigäyat-Gruppe, die puritanisch ist und keine Kastenunterschiede macht. Vishnuiten. Verehrer des Gottes Vlsnu. Vishnupurana-, Tl. (Skt.): Visnupuräna (n.). Hauptwerk der Visnulten. Es gilt als eines der ältesten Puränas. Es schildert Vlsnu als den einzigen und höchsten Gott. Wsnu—> Vischnu. VistarDhari] Tl. (nia.): VistardhärT (m.; von Skt.: vistaradhärin). Diejenigen unter den Dädü PanthTs, die einem normalen Leben mit Berufen nachgehen. Visvakarma; Tl. (Skt.): Visvakarman (m.). Der Gott, der „Allesmacher" ist und als Schöpfergott fungiert. Visvämitra - » Vigvamitra. Vivasvat (Skt.; m.). Der Stammvater der Menschheit, vielleicht ein Sonnenheros. vritti-, Tl. (Skt.): vrtti (f.); „Lebensunterhalt". Landvergaben auf Lebenszelt Vyasa\ Tl. (Skt.): vyäsa (m.); Ordner, Kompilator. WaHia\ Korruptel von —» Walluwan. Walluwarr, Tl. (Tamil): VaHuvan (m.). Trommlerkaste, die zu den Paraiyan gezählt wird. Was; Tl. (singhales.): vas (m.; von Päli: vassa; Skt.: var§a); Regenzeit. In dieser Zeit bezogen die buddhistischen Mönche eine Unterkunft. watan; Tl. (Hindi): vatan (m.; von arab.: watan). Vergabe von königlichem Land als erbliches Lehen.

Glossar

646 Weitof£Ts.

(chines.): Wei-t'o. Chinesischer N a m e für Veda.

Wurth (niederdtsch.; f.). Im südlichen und östlichen Marschgebiet der N o r d s e e und auf d e n Halligen ein künstlich aufgeworfener Wohnhügel, der G e h ö f t e und Siedlungen trägt. Wer auf der Wurt wohnt, ist v o n den übrigen S i e d l u n g e n abgesondert. w u - w e i M M ] ( c h i n e s . ) ; „das Nichthandeln". Begriff aus der taoistischen Philosophie, nach d e m jedes bewußte Handeln v o m göttlichen Urgrund, d e m Tao, wegführt. yajnopavita

- » Acharya.

Yajur-Veda; Tl. (Skt.): Yajurveda (m.). Der Veda der O p f e r s p r ü c h e (yajus). Es gibt hiervon zwei voneinander ziemlich stark abweichende Texte, 1. die Sarphitä des schwarzen Yajurveda; sie ist in mehreren Rezensionen erhalten, v o n d e n e n die Taittirlya-Samhitä und die MaiträyanT-Samhitä am wichtigsten sind; und 2. die Samhitä d e s weißen Yajurveda, die in der Väjasaneyi-Samhitä erhalten ist. Yama (Skt.; m.). Der Gott d e s T o d e s und der Unterwelt. yama (Skt.). Die allgemeinverbindlichen fünf Lebensregeln der Yogasütra. —» auch: niyama. yang\ (chines.); „ h e l l " . In der chinesischen Philosophie eines der k o s m o logischen Prinzipien, das d e m Männlichen, d e m Himmel und der Stärke entspricht, im Gegensatz zu yin, d e m dunklen, negativen Prinzip. yati(Skt.;

m.); „ A s k e t " .

Yatra; Tl. (Skt.): yäträ (f.); „ G a n g " , „ F a h r t " , „ R e i s e " , „ P r o z e s s i o n " . Yavana( Skt.; m.; Präkrt: Yona); „ G r i e c h e " (lonier). Bezeichnung für alle ausländischen Barbaren. Yedo\ Ts.: Edo. Regierungssitz des T o k u g a w a - S h ö g u n a t s (1603—1868), heute Tokyo. y/'n; (chines.); „ d u n k e l " . In d e n chinesischen Philosophien eines der kosmologischen Prinzipien, das d e m Weiblichen, der Erde und der Nachgiebigkeit entspricht, im Gegensatz zu yang, d e m hellen, männlichen Prinzip. Yoga( Skt.; m.; vgl. lat.: iugum, das Joch); „ A n s c h i r r e n " , „ G e s c h i r r " . Der Begriff wird für eine „ m e t h o d i s c h e A n s t r e n g u n g " gebraucht, deren Z w e c k es ist, durch Ekstase und Konzentration zu religiöser Erfahrung zu gelangen. Eine der s e c h s klassischen philosophischen S c h u l e n Indiens.

Glossar

647

Yogachara-, Tl. (Skt.): Yogäcära (m.); „Yogapraxis". Name einer buddhistischen Schule. Sie betont besonders die Praxis des Yoga, durch welche die Seele in die echte Natur alles Existierenden eingeführt wird. Die Welt gilt als eine Schöpfung des Gedankens, es gab nur einen anfangslosen älaya (Basis, Heim, Seele). Yogamarga; Tl. (Skt.); Yogamärga (m.); „Yoga-Schule". Philosophie des Yoga. Yogasutra-, Tl. (Skt.): Yogasütra (n.); „Leitfaden des Yoga". Philosophisches Werk des Patanjali. Yogayatra; Tl. (Skt.): Yogayäträ (f.). Titel eines astrologischen Werkes des Varähamihira ( 5 0 5 - 5 8 7 ) . Yogin (Skt.; m.). Jemand, der Yoga praktiziert. Yogismus; soviel wie „Yogatum". Yudhischthira; Tl. (Skt.): Yudhisthira (m.). Im Mahäbhärata Name des ältesten Pändava-Prinzen. Zamindar, Tl. (Hindi/Urdü): zamlndär (m.; von persisch: zamTn, „ L a n d " , und dar, „Halter"); „Landbesitzer". Zunächst wurde dieser Begriff nur für Bebauer des eigenen Landes benutzt (die auch Besitzer waren), dann aber für Besitzer größeren Landbesitzes, der verpachtet werden konnte, oder gar für diejenige Klasse im Dorf, die alles Land besitzt. Zamindari\ dar).

Tl. (Hindi/Urdü): zamTndäri (f.); „das zamTndär-System"(—» Zamin-

ZarathustrierParsi. Zen; # (japan.; von Skt.: dhyäna; chines.: ch'an). Die japanische Form des Meditationsbuddhismus. Die drei Zweige der Zen-Schule sind die von Eisai ( 1 1 4 1 - 1 2 1 5 ) im Jahre 1191 begründete Rinzaishü, die von Dögen ( 1 2 0 0 - 1 2 5 3 ) 1227 nach seiner Rückkehr aus China gegründete Sötö-shü und die vom chinesischen Mönch Yin-yüan (japan.: Ingen, 1 5 9 2 - 1 6 7 3 ) 1659 gestiftete Öbaku-shü. Zisterzienser (latein.: Sacer Ordo Cisterciensis). Katholischer Mönchsorden, der als Reformbewegung 1098 von Robert von Molesme im BenediktinerStammkloster CTteaux gegründet und von Bernhard von Clairvaux wesentlich gefördert wurde. Die Zisterzienser zeichneten sich anfänglich durch besondere Strenge und Einfachheit ihrer Lebensweise aus.

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur In Klammern stehen die vom Editor benutzten Kurztitel * Verweis Webers auf Titel, die ihm nicht zugänglich waren

The Amitáyur-dhyána-Sütra, transí, by Junjiro Takakusu (The Sacred Books of the East, vol. 49, P. 2 = Buddhist Maháyána Texts, P. 2). - Oxford: Clarendon Press 1894, S. 1 5 9 - 2 0 4 . Ananda Maitreya, Animism and law. A paper on Buddhism (Publications of the Buddhasasana Samagama, Nr. 4). - Rangoon: Buddhasasana Samagama 1903. (.Ananda Maitreya, Animism) - , The four noble truths. Being a paper on Buddhism (Publications of the Buddhasasana Samagama, Nr.3). - Rangoon: Hanthawaddy Press 1903. (Ananda Maitreya, Four noble truths) Anandabhatta, Valíala Charita [_...], A history of King Ballálasena of Bengal, transí, into Engl, by [...] Haraprásad Sastri. - Calcutta: Hare Press 1901. - , Vallálacarita, ed. Haraprasád Sastri (Bibliotheca Indica 164). - Calcutta: Asiatic Soc. 1904. Ancient India as described in classical literature. Being a collection of Greek and Latin texts relating to India, ed. by John W[atson] McCrindle. - Westminster: Archibald Constable 1901. (Ancient India) *Andy, S. Pulney—»Pulney Andy, Señji Antikes Judentum—> Weber, Max, Antikes Judentum 1 , 2 Arrianus, Flavius [Indiké, engl.] —> McCrindle, John Watson Asvagho§a [Buddhacarita, engl.]

Buddha-Karita

Atharvaveda [Teilübers.] - » Hymns of the Atharva-Veda Aymonier, Étienne, Les inscriptions du Bakan et la grande inscription d'Angkor Vat, in: Journal Asiatique, 9. Sér., T. 15,1900, S. 1 4 3 - 1 7 5 . (Aymonier, Bakan et Angkor Vat) - , Les inscriptions du Preah Pean (Angkor Vat), in: Journal Asiatique, 9. Sér., T. 14,1899, S. 4 9 3 - 5 2 9 . (Aymonier, Preah Pean) Baden-Powell, Baden Henry, Indian Village Community, examined with reference to the physical, ethnographic, and historical conditions of the provinces; chiefly on the basis of the revenue-settlement records and district manuals. -

Verzeichnis der von Max Weber zitierten

Literatur

649

London, New York, Bombay: Longmans, Green 1896. (Baden-Powell, Village community) - , The Land-Systems of British India. Being a manual of the land-tenure and of the systems of land-revenue administration prevalent in the several provinces, vol. 1 - 3 . - Oxford: Clarendon Press; London: Oxford Univ. Press 1892. (Baden-Powell, Land-systems) Baines, Athelstane, Ethnography (Castes and tribes). With a list of the more important works on Indian ethnography by W. Siegling (Grundriß der IndoArischen Philologie und Altertumskunde, Band 2, H. 5). - Straßburg: Karl J. Trübner 1912. (Baines, Ethnography) Balfour, Edward, The Cyclopaedia of India and of eastern and southern Asia, commercial, industrial, and scientific; products of the mineral, vegetable, and animal kingdoms, useful arts and manufactures, 3 vols. - London: Bernard Quaritch 1885. (Balfour, Cyclopaedia) Ballantyne, James R[obert] (Übers.), The Sânkhya aphorisms of Kapila [Sämkhyasütra]. With illustrative extracts from the commentaries, 3.ed. - London: Trübner 1885. Bannermann, A.D. —» Census 1901, XXV, P. 1 Barth, Auguste, Les religions de l'Inde. Extrait de l'Encyclopédie des sciences religieuses. - Paris: G. Fischbacher 1879. (Barth, Religions de l'Inde) Beal, Samuel (Übers.) - » Travels of Fah-hian Becker, Carl Heinrich, Barthold's Studien über Kalif und Sultan. Besprochen und im Auszuge mitgeteilt, in: Der Islam, Band 6 , 1 9 1 6 , S. 3 5 0 - 4 1 2 . Die BhagavadgTtä, aus dem Sanskrit übersetzt, mit einer Einleitung über ihre ursprüngliche Gestalt, ihre Lehren und ihr Alter, von Richard Garbe. - Leipzig: H. Haessel 1905. (Bhagavadgitä (Garbe)) *Bhagvat Sinh Jee [Bhagavat SimhajT], Thakore Saheb of Gondal, A short history of Aryan medical science. - London, New York: Macmillan 1896. (Bhagavat Sjmhaji, Aryan medical science) Bhandarkar, Ramkrishna Gopal, The origin of the Bhakti school, in: Indian Antiquary 4 1 , 1 9 1 2 , S. 1 3 - 1 5 . (Bhandarkar, Origin) - , Vaiçnavism, Saivism and minor religious systems (Grundriß der Indo-Arischen Philologie und Altertumskunde, Band 3, H. 6). - Straßburg: Karl J. Trübner 1913. (Bhandarkar, Vaisnavism)

650

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

Bhattacharya, Jogendra Nath, Hindu castes and sects. An exposition of the origin of the Hindu caste system and the bearing of the sects towards each other and towards other religious systems. - Calcutta: Thacker, Spink 1896. (Bhattacharya, Hindu castes) Blackwood, J.R.

Census 1901, VII, P. 4

Bloch, Theodor, Eine neugefundene Inschrift aus Zentral-Indien, in: Zeitschr. der Deutschen Morgenland. Gesellsch. 63,1909, S. 5 8 7 - 5 9 0 . {Bloch, Neugefundene Inschrift) Bloomfield, Maurice, The Atharvaveda (Grundriß der Indo-Arischen Philologie und Altertumskunde, Band 2, H. 1, B). - Straßburg: Karl J. Trübner 1899. (Bloomfield, Atharvaveda) - » a u c h : Hymns of the Atharva-Veda Blunt, Edward Arthur Henry ^ C e n s u s 1911, XV, P. 1. Bouglé, Célestin, Essais sur le régime des castes (Travaux de l'Année sociologique). - Paris: F. Alcan 1908. Boyer, Auguste-M., Étude sur l'origine de la doctrine du Samsara, in: Journal Asiatique, Sér. 18,1901, S. 451 - 4 9 9 . {Boyer, Doctrine du Samsara) Brhaspatismrti —» Minor law-books Bryce, James, The American commonwealth, 3.ed. completely rev. throughout, vol. 1.2. - London, New York: Macmillan 1893. The Buddha-Karita of Asvagosha, transi, from the Sanskrit by E[dward] B[yles] Cowell (The Sacred Books of the East, vol. 49, P. 1 = Buddhist Mahâyâna Texts, P. 1). - Oxford: Clarendon Press 1894. {Asvaghosa, Buddhacarita) Buddhist Mahâyâna Texts, Part 1.2 (The Sacred Books of the East, Vol. 49, P. 1 . 2 ) . - O x f o r d : Clarendon Press 1894. Buddhist Suttas, transi, from Pâli by T[homas] W[illiam] Rhys Davids (The Sacred Books of the East, vol. 11). - Oxford: Clarendon Press 1881. {Buddhist Suttas) Bühler, Georg, Pada, the writer of Asoka's Siddapur edicts, in: Indian Antiquary 26,1897, S. 3 3 4 - 3 3 5 . {Bühler, Pada) - , The Sohgaura copper plate, in: Indian Antiquary 25, 1896, S. 2 6 1 - 2 6 6 . {Bühler, Sohgaura copper plate) - » a u c h : laws of Manu; Sacred laws of the Âryas; West, Raymond Bühlers Grundriß-» Grundriß der Indo-Arischen Philologie und Altertumskunde

Verzeichnis der von Max Weber zitierten

Literatur

651

Burgess, James —» Epigraphia Indica; Lévi, Terms Caland, Willem, Über das Vaitänasütra und die Stellung des Brahman im Vedischen Opfer, in: Wiener Zeitschr. für die Kunde des Morgenlandes, Band 14, 1900, S. 1 1 5 - 1 2 5 . (Caland, Vaitänasütra) Census of India. 1901, voi. I: India, P. I: Report, by H.H. Risley and E.A. Gait. Calcutta: Government Printing 1903. (Census 1901,1, P. 1) - , vol. VI: The Lower Provinces of Bengal and their feudatories, P. I: Report, by E.A. Gait. - Calcutta: Bengal Secretariat Press 1902. (Census 1901, VI, P. 1) - , vol. VII: Calcutta, town and suburbs, P. IV: Report statistical, by J.R. Blackwood. - Calcutta: Bengal Secretariat Press 1902. (Census 1901, VII, P. 4) - , vol. XIII: Central Provinces, P. I: Report, by R.V. Russell. - Nagpur: Secretariat Press 1902. (Census 1901, XIII, P. 1) - , vol. XXV: Rajputana, P. I: Report, by A.D. Bannermann. - Lucknow: Nawal Kishore Press 1902. (Census 1901, XXI/, P. 1) Census of India. 1911, vol. I: India, P. I: Report, by E.A. Gait. - Calcutta: Government Printing 1913. (Census 1911,1, P. 1) - , vol. V: Bengal, Bihar and Orissa and Sikkim, P. I: Report, by L.S.S. O'Malley. - Calcutta: Bengal Secretariat Book Depot 1913. (Census 1911, V, P. 1) - , vol. VII: Bombay, P. I: Report, by P.J. Mead and G. Laird MacGregor. Bombay: Government Central Press 1912. (Census 1911, VII, P. 1) - , vol. IX: Burma, P. I: Report, by C. Morgan Webb. - Rangoon: Government Printing 1912. (Census 1911, IX, P. 1) - , vol. XV: United Provinces of Agra and Oudh, P. I: Report, by E.A.H. Blunt. Allahabad: F. Luker 1912. (Census 1911, XV, P. 1) Chaillé-Long-Bey, [Charles], La Corée ou Tchösen (la terre du calme matinal), (Annales du Musée Guimet, T. 26,1). - Paris: Ernest Leroux 1894. (ChailléLong, La Corée) Chakravartti, Vanamali, A short note on the Hinduization of the aborigines: the swelling of the Chandala castes, in: Indian Antiquary 41, 1912, S . 7 5 - 7 6 . (Chakravartti, Hinduization) Chamberlain, Basil Hall, A translation of the „Ko-ji-ki" or „Records of ancient matters" (Transactions of the Asiatic Society of Japan, Suppl. to vol. 10). Tokyo: Asiatic Society of Japan 1906. Chang T'ing-yü, Histoire de la dynastie des Ming. Composée par l'empereur Khian-long [T'ung-chien Kang-mu], trad, du chinois par m. l'abbé Delamarre. Paris: Benjamin Duprat 1865. Coomaraswamy, Ananda Kentish, The Indian craftsman. - London: Probsthain 1909. (Coomaraswamy, Craftsman)

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Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

Corpus Inscriptionum Indicarum, vol. 1 : Inscriptions of Ashoka, prepared by Alexander Cunningham. - Calcutta: Government Printing 1877. Courant, Maurice, Les clans japonais sous les Tokougawa (Tokugaha), in: Conférences faites au Musée Guimet en 1 9 0 3 - 1 9 0 4 . Conférence du 29 Mars 1903 (Annales du Musée Guimet. Bibliothèque de vulgarisation, T. 15/1). Paris: Ernest Leroux 1904, S. 1 - 8 2 . (Courant, Les clans japonais) Cowell, Edward Byles—Buddha-Karita Cunningham, Alexander-» Corpus Inscriptionum Indicarum Dahlmann, Joseph, Das Mahäbhärata als Epos und Rechtsbuch. Ein Problem aus Altindiens Cultur- und Literaturgeschichte. - Berlin: Felix L. Dames 1895. (Dahlmann, Mahäbhärata) Daly, J. Bowles, Final report on the Buddhist temporalities ordinance. - Galle: [ohne Verlag] 1894 Das, Abinas Chandra, The Vaisya Caste, 1 : The Gandhavaniks of Bengal. Calcutta: A.K. Roy 1903. (Das, Vaisya caste) Davids —» Rhys Davids Delamarre, Louis Charles —» Chang T'ing-yü Delden, Willy van, Studien über die indische Juteindustrie. - München, Leipzig: Duncker & Humblot 1915. (Delden, Juteindustrie) Deussen, Paul, Allgemeine Geschichte der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Religion, Band I, Abt. 1 - 3 . - Leipzig: F. A. Brockhaus 1 8 9 4 - 1 9 0 8 . (Deussen, Philosophie) Dhammapada [dt.]

Der Wahrheitspfad

The Dhammapada. A collection of verses. Being one of the canonical books of the Buddhists, transi, from Pâli by F. Max Müller (The Sacred Books of the East, vol. 10, P. 1 ). - Oxford: Clarendon Press 1881. (Dhammapada [engl.]) DTghanikäya [dt.]

Reden Gotamo Buddhos

Dilger, Wilhelm, Die Erlösung des Menschen nach Hinduismus und Christentum. Eine vergleichende Untersuchung auf Grund der beiderseitigen Urkunden. - B a s e l : Verlag der Missionsbuchhandlung 1902. (Dilger, Erlösung) Duff, James Grant, A history of the Mahrattas, vol. 1 - 3 . - London: Kegan Paul 1912. (Duff, Mahrattas)

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Literatur

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Edkins, Joseph, Chinese Buddhism: A volume of sketches, historical, descriptive, and critical, 2. Aufl. - London: Kegan Paul, Trench, Trübner [1893], (Edkins, Chinese Buddhism) Epigraphia Indica: A collection of inscriptions supplemented to the Corpus Inscriptionum Indicarum of the Archaeological Survey, ed. by Ja[me]s Burgess [u.a.], vol. 1 - 9 . - Calcutta: Government Printing 1 8 9 2 - 1 9 0 9 . (Ep.lnd.) Fa-hsien, Buddhist kingdoms - » Record of Buddhist kingdoms - , Travels (Beal) - » Travels of Fah-hian Fausboll/Fausböll, Viggo - » Sutta-Nipâta [engl.] Fick, Richard, Die sociale Gliederung im nordöstlichen Indien zu Buddhas Zeit. Kiel: C.F. Haeseler 1897. (Fick, Gliederung) Filchner, Wilhelm, Das Kloster Kumbum in Tibet. Ein Beitrag zu seiner Geschichte. - Berlin: Ernst Siegfried Mittler 1906. (Filchner, Kumbum) Fleet, John Faithful, An inscription from Besnagar, in: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1909, S. 1 0 8 7 - 1 0 9 2 . {Fleet, Inscription) - , Sanskrit and Old-Kanarese inscriptions, in: Indian Antiquary 19, 1890, S. 142—152 und 1 6 1 - 1 6 5 . - , Spurious Sûdi copper-plate grant purporting to have been issued by Bûtuga in saka-samvat 860, in: Ep.lnd. Ill, S. 1 5 8 - 1 8 4 . {Fleet, Spurious Sûdi copperplate grant) Florenz, Karl, Geschichte der japanischen Literatur, 2. Ausgabe (Die Literaturen des Ostens in Einzeldarstellungen, Band 10). - Leipzig: C.F. Amelang 1909. (Florenz, Japanische Literatur) * - (Hg. und Übers.), Japanische Mythologie. Nihongi [Japanische Annalen] „Zeitalter der Götter." Nebst Ergänzungen aus andern alten Quellenwerken (Mitt. der deutschen Gesellsch. für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, Suppl.). - T o k y o : Hobunsha 1901. - , Die Religionen der Japaner: 1. Der Shintoismus, in: Die Religionen des Orients und die altgermanische Religion (Die Kultur der Gegenwart, T. 1, Abt. 3,1, 2., verm. und verb. Aufl.). - Leipzig, Berlin: B.G. Teubner 1913, S. 1 9 1 - 2 1 6 . Fo-kuo chi —» Fa-hsien Fournereau, Lucien, Le Siam ancien: archéologique, épigraphie, géographie, P. 1 (Annales du Musée Guimet, T. 27). - Paris: Ernest Leroux 1895. (Fournereau, Siam)

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Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

The fragments of the Indikaof Megasthenes. Collected by Dr. E.A. Schwanbeck. - Bonn 1846. Transl. by J.W. McCrlndle, in: Indian Antiquary 6, 1877, S. 1 1 3 - 1 3 5 , 2 3 6 - 2 5 0 , 3 3 3 - 3 4 9 . (Megasthenes) -^•auch: McCrindle, John Watson Franke, Rudolf Otto, Päli und Sanskrit in ihrem historischen und geographischen Verhältnis auf Grund der Inschriften und Münzen. - Straßburg: Karl J. Trübner 1902. (Franke, Päli und Sanskrit) Gaina Sütras, transl. from Prakrit by Hermann Jacobi, P. 1: The Äkärärtga Sütra. The Kalpa Sutra, P. 2: The Uttarädhyayana Sütra. The Sütrakritänga Sütra (The Sacred Books of the East, vol. 22.45). - Oxford: Clarendon'Press 1 8 8 4 - 9 5 . (Gaina Sütras) Gait, Edward Albert —» Census 1901,1, P. 1; VI, P. 1; Census 1911,1, P. 1 Garbe, Richard, Särpkhya und Yoga (Grundriß der Indo-Arischen Philologie und Altertumskunde, Band 3, H. 4). - Straßburg: Karl J. Trübner 1896. (Garbe, Sämkhya und Yoga) - , Die Sämkhya-Philosophie. Eine Darstellung des indischen Rationalismus nach den Quellen. - Leipzig: H. Haessel 1894. (Garbe, Sämkhya-Philosophie) —>auch: Bhagavadgitä Gautama^- Sacred laws Geldner, Karl Friedrich, Vedische Studien—» Pischel, Richard Gita-Gowinda [des Jayadeva], Aus dem Sanskrit übers, von Friedrich Rückert, in: Zeitschr. für die Kunde des Morgenlandes 1,1837, S. 1 2 9 - 1 7 3 . Glaser, Karl, Der indische Student. Auf Grund der Dharmasütra- und Grhyasütraliteratur, in: Zeitschr. der Deutschen Morgenländ. Gesellsch. 66, 1912, S. 1 - 3 7 . (Glaser, Student) Gough, Archibald Edward, The philosophy of the Upanishads and ancient Indian metaphysics; as exhibited in a series of articles contributed to the Calcutta review. - London: Trübner 1882. (Gough, Philosophy) Grierson, George Abraham, The birthplace of Bhakti, in: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1911, S. 8 0 0 - 8 0 1 . - , The modern Hindu doctrine of works, in: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1908, S. 3 3 7 - 3 6 2 . (Grierson, Modern Hindu doctrine) - , Modern Hinduism and its debt to the Nestorians, in: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1907, S. 311 - 3 3 5 . (Grierson, Modern Hinduism) - , The Näräyaniya and the Bhägavatas, in: Indian Antiquary 37, 1908, S. 251 - 2 6 2 und 3 7 3 - 3 8 6 . (Grierson, Näräyaniya)

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Literatur

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Grundriß der Indo-Arischen Philologie und Altertumskunde: Indologische Buchreihe, begründet von Georg Bühler. (Bühlers Grundriß) - » Baines, Ethnography; Bhandarkar, Vaisnavism; Bloomfield, Atharvaveda; Garbe, Sämkhya und Yoga; Jolly, Medicin; Jolly, Recht; Kern, Indian Buddhism Grünwedel, Albert, Buddhistische Kunst in Indien, 2. Aufl. - Berlin: W. Spemann 1900. (Grünwedel, Buddhistische Kunst) - , Buddhistische Studien (Veröffentlichungen aus dem Kgl. Museum für Völkerkunde, Band 5). - Berlin: Geograph. Verlagshandlung Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) 1897. (Grünwedel, Buddhistische Studien) - , Der Lamaismus, in: Die Religionen des Orients und die altgermanische Religion (Die Kultur der Gegenwart, T. 1, Abt. 3,1), 2., verm. und verb. Aufl. Leipzig, Berlin: B.G. Teubner 1913, S. 1 4 6 - 1 6 0 . - , Mythologie des Buddhismus in Tibet und der Mongolei. Führer durch die Lamaistische Sammlung des Fürsten E[sper Esperovic] Uchtomskij. - Leipzig: F.A. Brockhaus 1900. (Grünwedel, Mythologie) Guérinot, Albert, Répertoire d'épigraphie jaina, précédé d'une esquisse de l'histoire du jainisme d'après les inscriptions (Publications de l'École Française d'Extrême-Orient, vol. 1 0 ) . - P a r i s : Ernest Leroux 1908. Haas, Hans, Die Religionen der Japaner, 2.: Der Buddhismus, in: Die Religionen des Orients und die altgermanische Religion (Die Kultur der Gegenwart, T. 1, Abt. 3,1), 2., verm. und verb. Aufl. - Leipzig, Berlin: B.G. Teubner 1913, S. 2 1 7 - 2 4 2 . (Haas, Buddhismus) - , Die Sekten des japanischen Buddhismus, in: Zeitschr. für Missionskunde und Religionswiss., Jg. 2 0 , 1 9 0 5 , S. 2 3 5 - 2 4 9 und 2 6 6 - 2 7 0 . (Haas, Sekten) Hackmann, Heinrich, Der Buddhismus, 3 Teile (Religionsgeschichtliche Volksbücher, Reihe III, Hefte 4, 5, 7). - Halle: Gebauer-Schwetschke 1 9 0 5 - 1 9 0 6 ; Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1906. (Hackmann, Buddhismus) Hardy, Robert Spence, Eastern monachism: an account of the origin, laws, discipline, sacred writings, mysterious rites, religious ceremonies, and present circumstances of the order of mendicants founded by Götama Buddha (compiled from Singhalese manuscripts and other original sources of information); with comparative notices of the usages and institutions of the western ascetics and a Review of the monastic system. - London, Edinburgh: Williams & Norgate 1860. (Hardy, Eastern monachism) *Hendley, Thomas Holbein, Indian jewellery. - London: W. Griggs 1909. * Hertel, Johannes, Das Pancatantra. Seine Geschichte und seine Verbreitung. Leipzig, Berlin: B.G. Teubner 1914. Hewitt, James Francis Katherinus, Notes on the early history of northern India, P. 4, in: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1890, S. 3 1 9 - 4 8 1 .

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Literatur

*Hillebrandt, Alfred, Zur Kenntnis der indischen Materialisten, in: Aufsätze zur Kultur- und Sprachgeschichte vornehmlich des Orients, [Festschrift für Ernst Kuhn], - Breslau: M. & H. Marcus 1916, S. 1 4 - 2 6 . Hoei-Ii et Yen-tshang, Histoire de la vie de Hiouen-tshang et de ses voyages dans l'Inde, depuis l'an 629 jusqu'en 645 [Ta ts'e-en ssu san tsang fa-shih chuan], trad, du chinois par Stanislas Julien (Voyages des pèlerins bouddhistes, T. 1 ) . - P a r i s : Impr. Impériale 1853. (Hui-li, Histoire) Hoernle, August Friedrich Rudolf, The Pattâvalïor List of pontiffs of the UpakesaGachchha, in: Indian Antiquary 19,1890, S. 2 3 3 - 2 4 2 . (Hoernle, PaMvalï) - , Some problems of ancient Indian history, Nr. Ill: The Gurjara clans, in: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1905, S. 1 - 3 2 . (Hoernle, Gurjara clans) * - , Studies in the medicine of ancient India, P. 1: Osteology or The bones of the human b o d y . - O x f o r d : Clarendon Press 1907. Hopkins, Edward Washburn, India old and new. - New York: Charles Scribner; London: Edward Arnold 1901. (Hopkins, India) - , The religions of India (Handbook on the History of Religions, vol. 1 ). - Boston and London: Ginn 1895. (Hopkins, Religions) - , The social and military position of the ruling caste in ancient India as represented by the Sanskrit epic, in: Journal of the American Oriental Soc. 13, 1889, S. 5 7 - 3 7 6 . (Hopkins, Position) Horn, Paul, Heer- und Kriegswesen der Großmoghuls. - Leiden: E.J. Brill 1894. Hui-li, Histoire - > Hoei-Ii et Yen-tshang Hultzsch, Eugen, Bharaut inscriptions, in: Indian Antiquary 21, 1892, S. 2 2 5 - 2 4 2 . (Hultzsch, Bharaut inscriptions) - , The Sanchi edict of Asoka, in: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1911, S. 1 6 7 - 1 6 9 . - , Tirunelli copper-plate-grant of Bhäskara-Ravivarman, in: Indian Antiquary 20, 1891, S. 2 8 5 - 2 9 2 . (Hultzsch, Tirunelli copper-plate-grant) - » a u c h : South Indian Inscriptions Hymns of the Atharva-Veda, together with extracts from the ritual books and the commentaries, transi, by Maurice Bloomfield (The Sacred Books of the East, vol. 4 2 ) . - O x f o r d : Clarendon Press 1897. (Atharvaveda) l-ching, Record - > Record of the Buddhist Religion The Imperial Gazetteer of India. Published under the authority of His Majesty's Secretary of State for India in Council, vol. 1 - 2 6 , [New edition], - Oxford: Clarendon Press 1 9 0 7 - 1 9 0 9 . (Imperial Gazetteer)

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Literatur

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The Indian Antiquary. A journal of Oriental research in archaeology, history, literature, languages, folklore etc. etc., ed. by Ja[me]s Burgess, Richard Carnac Temple [etc.], vol. 1 - 6 2 . - B o m b a y : Times of India Office [etc.] 1 8 7 2 - 1 9 3 3 . The Indian Empire = Imperial Gazetteer, vol. 1 - 4 *Tsvarakrsna, Sämkhyakärikä [...] The Särikhyakärikä, with an exposition called Chandrikä by Näräyana Tirtha, and Gaudapädächärya's commentary, ed. by Pandit BecharanarämaTripäthi (Benares Sanskrit Series, Nr. 9). - Benares: Braj B. Das 1883. l-tsing —s- l-ching Jacobi, Hermann—»Gaina Sutras; Kern, Buddhismus; Umäsväti, Jaina-Dogmatik Jaina Sutras - » Gaina Sutras Jayadeva^-Gita-Gowinda Johnston, Reginald Fleming, Buddhist C h i n a . - N e w York: E.P. Dutton; London: John Murray 1913. (Johnston, Buddhist China) Jolly, Julius, Medicin (Grundriß der Indo-Arischen Philologie und Altertumskunde, Band 3, H. 10). - Straßburg: Karl J. Trübner 1901. (Jolly, Medicin) - Recht und Sitte (einschließlich der einheimischen Litteratur) (Grundriß der Indo-Arischen Philologie und Altertumskunde, Band 2, H. 8 ) . - S t r a ß b u r g : Karl J. Trübner 1896. (Jolly, Recht) —»auch: Minor law-books Julien, Stanislas - > Hoei-Ii et Yen-tshang Das Kämasütram des Vätsyäyana. Die indische Ars Amatoria. Nebst dem vollständigen Kommentare (Jayamangalä) des Yasodhara. Aus dem Sanskrit übersetzt und hg. von Richard Schmidt, 3., nach handschriftl. Material durchaus verb. Aufl. - Berlin: H. Barsdorf 1907. KanadaRoer Kanakasabhai, V., The Tamils eighteen hundred years ago. - Madras & Bangalore: Higginbotham 1904. (Kanakasabhai, Tamils) Kapila

Ballantyne

Kats, J a c o b e Sang hyang Kamahäyänikan

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Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

Kennedy, James, The child Krishna and his critics, in: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1908, S. 5 0 5 - 5 2 1 . (Kennedy, The child Krishna) - , The early commerce of Babylon with I n d i a - 7 0 0 - 3 0 0 B.C., in: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1898, S. 241 - 2 8 8 . (Kennedy, Early commerce) Kern, Hendrik, Der Buddhismus und seine Geschichte in Indien. Eine Darstellung der Lehren und Geschichte der buddhistischen Kirche. Vom Verf. autorisierte Übers, von Hermann Jacobi, Band 1.2. - Leipzig: Otto Schulze 1 8 8 2 - 8 4 . (Kern, Buddhismus) - , Manual of Indian Buddhism (Grundriß der Indo-Arischen Philologie und Altertumskunde, Band 3, H. 8). - Straßburg: Karl J. Trübner 1896. (Kern, Indian Buddhism) - , Die Yogayäträ des Varähamihira, in: Indische Studien 10,1868, S. 1 6 1 - 2 1 2 . (Kern, Yogayäträ) —>auch: Saddharma-PundarTka Ketkar, Shridhar Venkatesh, An essay on Hinduism, its formation and future. Illustrating the laws of social evolution as reflected in the history of the foundation of Hindu community. - London: Luzac 1911. (Ketkar, Hinduism) Kielhorn, Franz, Kanaswa stone inscription of Sivagana; the Mälava year 795 expired, in: Indian Antiquary 19, 1890, S. 5 5 - 6 2 . (Kielhorn, Kanaswa stone inscription) - , The Mungir copper-plate grant of Devapäladeva, in: Indian Antiquary 21, 1892, S. 2 5 3 - 2 5 8 . (Kielhorn, Mungir copper-plate grant) *Knox, Robert, An historical relation of the island Ceylon, in the East-Indies: together with an account of the detaining in captivity the author [...] and the author's miraculous escape. - London: R. Chiswell 1681. Koeppen, Carl Friedrich, Die Religion des Buddha und ihre Entstehung, Bände 1 - 2 . - Berlin: F. Schneider 1 8 5 7 - 5 9 ; 2. Aufl. - Berlin: H. Barsdorf 1906. (Koeppen, Religion des Buddha) Kojiki —Chamberlain Konfuzianismus und Taoismus - » Weber, Max, Konfuzianismus und Taoismus 1 , 2 Laiita Vistara [Teilübersetzung]. Erzählung von dem Leben und der Lehre des Qakya Simha. Aus dem Original des Sanskrit und des Gathadialects zuerst ins Deutsche übersetzt und mit sachlichen Erklärungen versehen von Salomon Lefmann. - Berlin: Ferd. Dümmler 1874. (Lalitavistara, dt.) Landon, Perceval, Lhasa. An account of the country and people of central Tibet and of the progress of the mission sent there by the English government in the year 1 9 0 3 - 4 . - London: Hurst and Blackett 1905. (Landon, Lhasa)

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

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'Lassen, Christian, Indische Alterthumskunde, Band 1—4, 2. Aufl. - Leipzig: L.A. Kitteler; London: Williams & Norgate 1 8 6 1 - 7 4 . La Vallée Poussin, Louis de, Bouddhisme. Opinions sur l'histoire de la dogmatique. Leçons faites à l'Institut catholique de Paris en 1908 (Études sur l'histoire des religions 2). - Paris [u.a.]: G. Beauchesne 1909. (La Vallée Poussin, Bouddhisme) - , The Buddhist councils, in: Indian Antiquary 37, 1908, S. 1 - 1 8 und 8 1 - 1 0 6 . (La Vallée Poussin, Buddhist councils) - , Dogmatique bouddhique. La negation de l'âme et la doctrine de l'acte, in: Journal Asiatique, 9. Sér., T. 20,1902, S. 2 3 7 - 3 0 7 . (La Vallée Poussin, Dogmatique bouddhique) * Law, Narendranath, Studies in ancient Hindu polity (based on the Arthasâstra of Kautilya). With an introd. essay on the age and authenticity of the Arthasâstra of Kautilya by Radhakumund Mookerji. - London [u.a.]: Longmans, Green 1914. —»auch: Sukra, Sukranïti The laws of Manu. Transi, with extracts from 7 commentaries by G. Bühler (The Sacred Books of the East, vol. 25). - Oxford: Clarendon Press 1886. (Manusmrti) Lefmann, Salomon —» Lalitavistara Legge, James - » Record of Buddhist kingdoms Lehmann, Edvard, Der Buddhismus als indische Sekte, als Weltreligion. Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1911. (Lehmann, Buddhismus)

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*Die letzten Tage Gotamo Buddhos. Aus dem großen Verhör über die Erlöschung Mahäparinibbänasutta des Päli-Kanons, übers, von Karl Eugen Neumann. - München: R. Piper 1911. Lévi, Sylvain, Notes sur diverses inscriptions de Piyadasi, in: Journal Asiatique, 9. Sér., T. 7,1896, S. 4 6 0 - 4 8 5 . (Lévi, Notes) - , Sur quelques termes employés dans les inscriptions des Ksatrapas, in: Journal Asiatique, 9. Sér., T. 19,1902,1, S. 9 5 - 1 2 5 . - , On some terms employed in the inscriptions of the Kshatrapas, [engl.] Transi., with the author's permission and revision, under the direction of J. Burgess, in: Indian Antiquary 33,1904, S. 1 6 3 - 1 7 4 . (Lévi, Terms) Liebich, Bruno, Panini. Ein Beitrag zur Kenntnis der indischen Literatur und Grammatik. - Leipzig: H. Haessel 1891. - , Sanskrit-Lesebuch. Zur Einführung in die altindische Sprache und Literatur. - Leipzig: Lesebuchverlag; Otto Harrassowitz in Komm. 1905. (Liebich, Sanskrit-Lesebuch)

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Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

' D i e Lieder der Mönche und Nonnen Gotamo Buddhos. Aus dem Theragäthä und TherTgäthä zum ersten Mal übersetzt von Karl Eugen Neumann. - Berlin: E. Hoffmann 1899. The Lotus of the True Law —» Saddharma-Pundarîka Lowell, Percival, The soul of the Far East. - Boston, New York: Houghton, Miffin 1888. MacCrindle —» Ancient India MacGregor, G. L a i r d - » C e n s u s 1911, VII, P. 1 Macnicol, Nicol, The origin of the Krsnacult, in: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1913, S. 1 4 5 - 1 5 1 . (Macnicol, Originj *Mahäparinibbänasutta [dt.] Mahâyâna Texts

Die letzten Tage Gotamo Buddhos

Buddhist Mahâyâna Texts

Maitreya, A n a n d a - » Ananda Maitreya Majjhimanikäya [dt.] - » Reden Gotamo Buddhos Manusmrti [engl.] —» The Laws of Manu Marx, Karl, Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie, Band 1, 4. Aufl., hg. von Friedrich Engels. - Hamburg: Otto Meissner 1890. Mazumdar, Bijay Chandra, Phallus-worship in the Mahäbhärata, in: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1907, S. 3 3 7 - 3 3 9 . McCrindle, John Watson (Übers.), Translation of the Indika of Arrian, in: Indian Antiquary 5 , 1 8 7 6 , S. 8 5 - 1 0 8 . (Arrian, Indikê) - » auch: Ancient India; Fragments of the Indika Megasthenes, Indika - » The fragments of the Indika Meyer, Eduard, Geschichte des Altertums, Band 1,1: Einleitung, Elemente der Anthropologie, 2. Aufl. - Stuttgart: Cotta 1907. Milindapanha [engl.] —» The Questions of King Milinda Milloué, Leon de, Les conciles bouddhiques (18 décembre 1904), in: Conférences faites au Musée Guimet en 1 9 0 3 - 0 4 , 1 9 0 4 - 0 5 et 1 9 0 5 - 0 6 (Annales du Musée Guimet. Bibliothèque de vulgarisation, vol. 14,27). - Paris: Ernest Leroux 1907, S. 7 9 - 9 9 . (Milloué, Les conciles)

Verzeichnis der von Max Weber zitierten

Literatur

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Minayeff, I.P. [Tl.: Minaev, Ivan Pavlovic], Recherches sur le bouddhisme, traduit du russe par R.H. Assier de Pompignan. - Paris: Ernest Leroux 1894. (Minaev, Recherches) The minor law-books, transl. by Julius Jolly, P. 1: Närada, Brihaspati (The Sacred Books of the East, vol. 33). - Oxford: Clarendon Press 1889. (Minor law-books) Monier-Williams, Monier, Religious thought and life in India, P. I: Vedism, Brähmanism and Hinduism. - London, Oxford: John Murray 1883. (MonierWilliams, Religious thought) Mookerji, R a d h a k u m u n d ^ - Law, Narendranath Müller, Friedrich Max, Vorlesungen über den Ursprung und die Entwicklung der Religion, mit besonderer Rücksicht auf die Religionen des alten Indien, 2. Aufl. Straßburg: Karl J. Trübner 1880. —»auch: Dhammapada [engl.]; Sacred books of the East; Upanishads Nachod, Oskar, Geschichte von Japan, Band 1: Die Urzeit (bis 645 n.Chr.). Gotha u. Leipzig: Verlag der Asia Major 1906. (Nachod, Japan) *Nesfield, John Collinson, Brief view of the caste system of the North Western Provinces and Oudh. Together with an examination of the names and figures shown in the Census Report, 1882 [...] - Allahabad: North-Western Provinces and Oudh Government Press 1885. Neumann, Karl Eugen —»Die letzten Tage Gotamo Buddhos; Lieder der Mönche und Nonnen; Reden Gotamo Buddhos; Wahrheitspfad Nihongi - » Florenz, Karl Oldenberg, Hermann, Aus dem alten Indien. Drei Aufsätze über den Buddhismus, altindische Dichtung und Geschichtsschreibung. - Berlin: Gebrüder Paetel 1910. (Oldenberg, Aus dem alten Indien) - , Aus Indien und Iran. Gesammelte Aufsätze. - Berlin: Wilhelm Hertz 1899. (Oldenberg, Indien und Iran) - , Buddha. Sein Leben, seine Lehre, seine Gemeinde, 2. Aufl. - Berlin: Wilhelm Hertz 1890. (Oldenberg, Buddha) - , Buddhistische Studien, in: Zeitschr. der Deutschen Morgenland. Gesellsch. 52, 1898, S. 6 1 3 - 6 9 4 . - , Die Lehre der Upanishaden und die Anfänge des Buddhismus. - Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1915. (Oldenberg, Upanishaden) - , Religion des Veda. - Berlin: Wilhelm Hertz 1894. (Oldenberg, Veda) —» auch: Vinaya texts 0'Malley, Lewis Sydney Stewart —»Census 1911, V, P. 1

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Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

Oman, John Campbell, The mystics, ascetics, and saints of India. A study of Sadhuism, with an account of the Yogis, Sanyasis, Bairagis, and other strange Hindu sectarians. With illustrations by William Campbell Oman. - London: T. Fisher Unwin 1903. (Oman, Mystics) Phillips, Maurice, The evolution of Hinduism. - Madras: M.E. Publishing House 1903. (Phillips, Hinduism) Pischel, Richard, Leben und Lehre des Buddha (Aus Natur und Geisteswelt, Band 109). - Leipzig: B.G. Teubner 1906. (Pischel, Buddha) - und Geldner, Karl Friedrich], Vedische Studien, Band 1 - 3 . - Stuttgart: W. Kohlhammer 1 8 9 9 - 1 9 0 1 . (Pischel/Geldner, Vedische Studien) Pozdneev, Aleksej Matveevic, Öcerki byta buddijskich monastyrej i buddijskago duchovenstva v Mongolii v svjazi s otnosenijami sego poslednago k narodu. S.-Peterburg: Tipografija Imper. Akad. Nauk 1887. Protestantische Ethik —Weber, Max, Protestantische Ethik Pulney Andy, Senji, [Aufsatz im Journal of the Indian Art and Industry, No. 50, konnte nicht nachgewiesen werden] The Questions of King Milinda, transi, from the Pâli by T.W. Rhys Davids, P. 1.2 (The Sacred Books of the East, vol. 35.36). - Oxford: Clarendon Press 1 8 9 0 - 9 4 . (Milindapanha) Rapson, Edward James, In what degree was Sanskrit a spoken language. An essay on the development of the Sanskrit language, in: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1904, S. 4 3 5 - 4 5 6 . Rathgen, Karl, Staat und Kultur der Japaner (Monographien zur Weltgeschichte 27). - Bielefeld, Leipzig: Velhagen & Klasing 1907. (Rathgen, Japaner) A record of Buddhist kingdoms. Being an account by the Chinese monk Fâ-Hien of his travels in India and Ceylon (A.D. 3 9 9 - 4 1 4 ) in search of the Buddhist books of discipline, transi, and annotated with a Corean recension of the Chinese text by James Legge. - Oxford: Clarendon Press 1886. (Fa-hsien, Buddhist kingdoms) auch: Travels of Fah-hian A record of the Buddhist religion, as practised in India and the Malay Archipelago (A.D. 671 - 6 9 5 ) [l-ching, Nan hai chi kuei na fa chuan] transi, by J. Takakusu. Oxford: Clarendon Press 1896. (l-ching, Record)

Verzeichnis der von Max Weber zitierten

Literatur

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*Die Reden Gotamo Buddhos. Aus der Längeren Sammlung Dighanikäyo des Päli-Kanons, übers, von Karl Eugen Neumann, Band 1 - 3 . - München: R. Piper 1907-18. -n»auch: Sutta-Nipäta Die Reden Gotamo Buddhos. Aus der Mittleren Sammlung Majjhimanikäyo des Päli-Kanons. Z u m erstenmal übers, von Karl Eugen Neumann, Band 1 —3. Leipzig: Wilh. Friedrich 1 8 9 6 - 1 9 0 2 . (Majjhimanikäya [dt.]) *Die Reden Gotamo Buddhos. Aus der Sammlung der Bruchstücke Suttanipäto des Päli-Kanons, übers, von Karl Eugen Neumann. - Leipzig: J.A. Barth 1905. —»auch: Sutta-Nipäta Rhys Davids, Caroline Augusta Foley, Notes on early economic conditions in northern India, in: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1901, S. 8 5 9 - 8 8 8 . (Rhys Davids, Notes) Rhys Davids, Thomas William, Der Buddhismus. Eine Darstellung von dem Leben und den Lehren Gautamas, des Buddhas. Nach der 17. Aufl. aus dem Engl, ins Deutsche übertragen von Arthur Pfungst. - Leipzig: Philipp Reclam jun. [ 1 8 9 9 ] . (Rhys Davids, Buddhismus) - , Buddhist India. - London: T. Fisher Unwin 1903. (Rhys Davids, Buddhist India) —»auch: Buddhist Suttas; Questions of King Milinda; Vinaya texts *Risley, Herbert Hope, The tribes and castes of Bengal, vol. 1.2. - Calcutta: Bengal Secretariat Press 1891. —»auch: Census 1901,1, P. 1 Roer, Eduard (Hg. und Übers.), Die Lehrsprüche der Vaigeshika-Philosophie von Kanada, in: Zeitschr. der Deutschen Morgenländ. Gesellsch. 21, 1867, S. 3 0 9 - 4 2 0 . (Kanada) Rose, Horace Albert, Notes on ancient administrative terms and titles in the Panjab, in: Indian Antiquary 3 6 , 1 9 0 7 , S. 3 4 8 - 3 5 1 . (Rose, Notes) Rost, Reinhold—»Wilson, Horace Hayman Roussel, Alfred, Le bouddhisme primitif. - Paris: Pierre Tequi 1911. Bouddhisme)

(Roussei,

Rückert, Friedrich -^»Gita-Govinda [Gitagovinda, dt.] Rudorff, Otto, Tokugawa-Gesetz-Sammlung (Mittheilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens in Tokio. Suppl.-H. zu Band 5). - B e r l i n : Asher; Yokohama: R. Meiklejohn 1889. (Rudorff, Tokugawa-GesetzSammlung)

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Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

Rulers of India Series: In Oxford erschienene 29bändige Serie über indische Herrscherpersönlichkeiten (einschließlich englischer Kolonialpolitiker) Russell, Robert V a n e - » Census 1901, XIII, P. 1 The Sacred Books of the East: Von Max Müller herausgegebene 50bändige Übersetzungsreihe von religiösen Texten aus dem Orient (hauptsächlich Indien und China) —* The Amitäyur-dhyäna-Sütra; Hymns of the Ätharvaveda; Buddha-Karita; Buddhist Suttas; Dhammapada [engl.]; Gaina Sutras; Laws of Manu; Minor lawbooks; Questionsof King Milinda; Sacred lawsoftheÄryas;Saddharma-Pundarika; Sutta-Nipäta; Upanishads; Vinaya texts The Sacred Books of the Hindus: eine Serie von Übersetzungen wichtiger hinduistischer Texte. —> Sukra, Sukraniti The sacred laws of the Äryas as taught in the schools of Äpastamba, Gautama, Väsishtha, and Baudhäyana, transl. by Georg Bühler, P. 1.2 (The Sacred Books of the East, vol. 2 ) . - O x f o r d : Clarendon Press 1 8 7 9 - 8 2 . {Sacred laws) The Saddharma-Pundarika or The Lotus of the True Law, transl. by H[endrik] Kern (The Sacred Books of the East, vol. 21). - Oxford: Clarendon Press 1884. Sämkhyasutra [engl.] —»Ballantyne Sang hyang Kamahäyänikan. Oudjavaansche Tekst met inleiding, vertaling en aanteekeningen door J[acob] Kats. -'s-Gravenhage: M. Nijhoff 1910. Sarkar, Benoy Kumar, Positive background of Hindu sociology. With appendices by Brajendranäth Seal, Book 1 (The Sacred Books of the Hindus, vol. 16). Allahabad: Pänini Office 1914. (Sarkar, Positive background) —»auch: Sukra, Sukraniti Sästri —> Änandabhatta; Vasu, Nagendra Näth Schmidt, Richard, Beiträge zur indischen Erotik. Das Liebesleben des Sanskritvolkes, 2., durchgesehene Aufl. - Berlin: Hermann Barsdorf 1911. (Schmidt, Beiträge) - , Liebe und Ehe im alten und modernen Indien (Vorder-, Hinter- und Niederländisch-lndien). - Berlin: H. Barsdorf 1904. (Schmidt, Liebe und Ehe) —»auch: Kämasütra [dt.] Schräder, Friedrich Otto, Zum Ursprung der Lehre vom Samsära, in: Zeitschr. der Deutschen Morgenländ. Gesellsch. 64,1910, S. 3 3 3 - 3 3 5 .

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

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Schroeder, Leopold von, Bemerkungen zu H. Oldenbergs Religion des Veda (Schluß), in: Wiener Zeitschr. für die Kunde des Morgenlandes 9, 1895, S. 2 2 5 - 2 5 3 . (Schroeder, Bemerkungen) - , Mysterium und Mimus im Rigveda. - Leipzig: H. Haessel 1908. (Schroeder, Mysterium) - , Reden und Aufsätze, vornehmlich über Indiens Literatur und Kultur. - Leipzig: H. Haessel 1913. (Schroeder, Reden) Schultze, Theodor, Das rollende Rad des Lebens und der feste Ruhestand. Leipzig: Wilh. Friedrich 1892. (Schultze, Das rollende Rad) Schwanbeck, Eugen A l e x i s ^ - T h e fragments of the Indika Seal, Brajendranath, The positive sciences of the ancient Hindus. - London [u.a.]: Longmans, Green 1915. - » a u c h : Sarkar, Positive background *Sénart, Émile, Les castes dans l'Inde. Les faits et le système.-Paris: E. Leroux 1896. - , Origines bouddhiques, in: Annales du Musée Guimet. Bibliothèque de vulgarisation, vol. 25. - Paris: E. Leroux 1907, S. 1 1 5 - 1 5 8 . Senathi Raja, Elange Sini Wasaka, A few remarks on the Saiva sect of Hindus in South India, in: Actes du 6. Congrès International des Orientalistes, tenu en 1883 à Leide, vol. 3. - Leiden: E.J. Brill 1885, S. 2 8 9 - 3 0 4 . Shamashastry, Rudrapatna, Chanakya's land and revenue policy (4th century B.C.), in: Indian Antiquary 34, 1905, S. 5 - 1 0 , 4 7 - 5 9 , 1 1 0 - 1 1 9 . (Shamashastry, Policy) Smith, Vincent Arthur, Asoka, the Buddhist emperor of India (Rulers of India Series 29). - Oxford: Clarendon Press 1901. (Smith, Asoka) - , The early history of India. From 600 B.C. to the Muhammadan conquest including the invasion of Alexander the Great. - Oxford: Clarendon Press 1904. (Smith, Early history) - , Numismatics, in: Imperial Gazetteer II, S. 1 3 5 - 1 5 3 . South Indian Inscriptions, Tamil and Sanskrit, from stone and copperplate edicts, edited and translated by E[ugen] Hultzsch, vol. 1 - 3 . - Madras: Higginbotham; Calcutta: Thacker, Spink [u.a.] 1 8 9 0 - 1 9 0 3 . Speyer, Jacob Samuel, Ein altjavanischer mahâyânistischer Katechismus, in: Zeitschr. der Deutschen Morgenländ. Gesellsch. 67, 1913, S. 3 4 7 - 3 6 2 . (Speyer, Katechismus) Steinen, Karl von den, Durch Central-Brasilien. Expedition zur Erforschung des Schingü im Jahre 1884. - Leipzig: F. A. Brockhaus 1886.

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Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

Stevenson, Mrs. Sinclair [d.i. Stevenson, Margaret], The heart of Jainism (The Religious Quest of India [1 ]). - London [u.a.] : Oxford Univ. Press 1915. (Stevenson, Jainism) Sukra, The Sukraniti, transi, by Benoy Kumar Sarkar. With an index by Kumar Narendranath Law (The Sacred Books of the Hindus, vol. 13). - Allahabad: The Pänini Office 1914. (Sukra, Sukraniti) The Sutta-Nipâta. A collection of discourses. Being one of the canonical books of the Buddhists. Transi, from Pâli by V[iggo] Fausböll (The Sacred Books of the East, vol. 10, P. 2). - Oxford: Clarendon Press 1881. (Suttanipäta [engl.]) Suttanipäta [dt.] - » Reden Gotamo Buddhos Suzuki, Daisetz Teitaro, Outlines of Mahâyâna Buddhism. - London: Luzac 1907. (Suzuki, Mahâyâna Buddhism) Takakusu, Junjiro —> The Amitâyur-dhyâna-Sûtra; Record of the Buddhist religion Telang, Käshinäth Trimbak, The Sahkaravijaya of Anandagiri, in: Indian Antiquary 5, 1876, S. 2 8 7 - 2 9 3 . T e n n e n t , James Emerson, Ceylon. An account of the island, physical, historical and topographical, with notices of its natural history, antiquities and productions, 5. ed., vol. 1.2. - London: Longman, Green, Longman, and Roberts 1860. Theragäthä/TherTgäthä—» Lieder der Mönche und Nonnen Thibaut, Georg, Astronomie, Astrologie und Mathematik (Grundriß der IndoArischen Philologie und Altertumskunde, Band 3, H. 9). - Straßburg: Karl J. Trübner 1899. (Thibaut, Astronomie) Thomas, Frederick William, Sanskrit as a spoken language, in: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1904, S. 7 4 7 - 7 4 9 . (Thomas, Sanskrit) Tokugawa-Gesetz-Sammlung-» Rudorff, Otto Traveaux de l'Année sociologique —>• Bouglé, Régime des Castes Travels of Fah-hian and Sung-yun, Buddhist pilgrims, from China to India (400 A.D. and 518 A.D.) [Fa-hsien, Fo-kuo chi], transi, from the Chinese by Samuel Beal. - London: Trübner 1869. (Fa-hsien, Travels (Beat)) auch: A record of Buddhist kingdoms Tripâthi, Pandit Becharanarâma-»ïsvarakrsna

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur T'ung-chien kang-mu

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Chang T'ing-yü

Umäsväti. Eine Jaina-Dogmatik. Umäsväti'sTattvärthädhigama Sütra. Übersetzt und erläutert von Hermann Jacobi, in: Zeitschr. der Deutschen Morgenländ. Gesellsch. 60,1906, S. 2 8 7 - 3 2 5 und 5 1 2 - 5 5 1 . (Umäsväti, Jaina-Dogmatik) The Upanishads, transi, by F. Max Müller, P. 1.2 (The Sacred Books of the East, vol. 1 . 1 5 ) . - O x f o r d : Clarendon Press 1 8 7 9 - 8 4 . (Upanishads) Vallälacarita —» Änandabhatta Vallée Poussin, Louis de la - » La Vallée Poussin, Louis de Varähamihira-^ Kern, Hendrik Vasu, Nagendra Nâth, The modem Buddhism and its followers in Orissa, with an introd. by Haraprasâd Shâstri. - Calcutta: Selbstverlag 1911. (Vasu, Modem Buddhism) Vâtsyâyana —» Kämasütram Vinaya texts, transi, from Pâli by T.W. Rhys Davids and Hermann Oldenberg, P. 1 : The Pâtimokkha; the Mahâvagga, I — IV. P. 2: The Mahâvagga, V - X ; the Kullavagga, l - l l l . P. 3: The Kullavagga, IV—XII (The Sacred Books of the East, vol. 13.17.20). - Oxford: Clarendon Press 1881 - 1 8 8 5 . (Vinaya texts) The Vishnu Purâna: A system of Hindu mythology and tradition, transi, from the original Sanskrit, and illustrated by notes derived chiefly from other Purârias, by the late H.H. Wilson, ed. by Fitzedward Hall, vol. 1 - 5 [in 6 parts] (Works of the late Horace Hayman Wilson, vol. 6 - 1 0 ) . - London: Trübner 1 8 6 4 - 1 8 7 7 . (Visnupuräna [engl.]) Vogel, Jean Philippe, Archaeological exploration in India, 1910-11, in: Journal of the Royal Asiatic Soc. 1912, S. 1 1 3 - 1 3 2 . Vorbemerkung—»Weber, Max, Vorbemerkung Der Wahrheitspfad [Dhammapada], Ein buddhistisches Denkmal. Aus dem Pâli in den Versmaßen des Originals übers, von Karl Eugen Neumann.-Leipzig: Veit 1893. (Dhammapada [dt.]) Webb, C. Morgan - > Census 1911, IX, P. 1 Weber, Albrecht, Collectanea über die Kastenverhältnisse in den Brâhmana und Sütra, in: Indische Studien, Band 10,1868, S. 1 - 1 6 0 . (A. Weber, Collectanea)

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Verzeichnis der von Max Weber zitierten

Literatur

Weber, Max, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, in: Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie 1. - T ü b i n g e n : J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1920, S. 1 7 - 2 0 6 (MWG 1/18). (Protestantische Ethik) - , Vorbemerkung, in: Gesammelte Aufsätze zur Rellglonssoziologie 1. - T ü b i n gen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1920, S. 1 - 1 6 (MWG 1/18). (Vorbemerkung) - , Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Religionssoziologische Skizzen: Einleitung; Der Konfuzianismus; Zwischenbetrachtung. Stufen und Richtungen der religiösen Weltablehnung, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 41. Band, Heft 1, S. 1 - 8 7 , und Heft 2, S. 3 3 5 - 4 2 1 (MWG 1/19). (Konfuzianismus und Taoismus1) - » auch das Verzeichnis der Siglen, Zeichen, Abkürzungen - , Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Vergleichende religionssoziologische Versuche. Einleitung; I. Konfuzianismus und Taoismus; Zwischenbetrachtung: Theorie der Stufen und Richtungen religiöser Weltablehnung, in: Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie 1. - Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1920, S. 2 3 7 - 5 7 3 (MWG 1/19). (Konfuzianismus und Taoismus2) - » auch das Verzeichnis der Siglen, Zeichen, Abkürzungen - , Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Religionssoziologische Skizzen: Das antike Judentum, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 44. Band, Heft 1, 1917, S. 5 2 - 1 3 8 , ebd., Hefte 2 und 3, 1918, S. 3 4 9 - 4 4 3 und S. 6 0 1 - 6 2 6 , ebd., 46. Band, Heft 1, 1918, S. 4 0 - 1 1 3 , Heft 2 und 3, 1919, S. 311 - 3 6 6 und S. 541 - 6 0 4 . (Antikes Judentum1) - , Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen, III. Das antike Judentum, in: Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie 3. - Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1921, S. 1 - 4 0 0 . {Antikes Judentun?) *Wedderburn, William, The Indian Raiyat as a member of the village community. - L o n d o n 1883. West, Raymond, und Bühler, Johann Georg (Hg.), A digest of the Hindu law. From the replies of the shastris in the several courts of the Bombay Presidency. With introd., notes, and an appendix, vol. 1.2. - Bombay: Education Society's Press 1 8 6 7 - 6 9 . Williams, M o n i e r - » Monier-Williams, Monier Wilson, Horace Hayman, Essays and lectures on the religion of the Hindus, collected and ed. by Reinhold Rost, vol. 1: Sketch of the religious sects of the Hindus. - London: Trübner 1861. (Wilson, Sects) —>auch: Vishnu Puräria Winternitz, Moriz, Geschichte der indischen Litteratur, Band 1. - Leipzig: C.F. Amelangs 1908. (Winternitz, Indische Litteratur) Yogayätra—»Kern, Hendrik Zimmer, Heinrich, Altindisches Leben. Die Cultur der vedischen Arier nach den Samhitä dargestellt. - Berlin: Weidmann 1879. (Zimmer; Altindisches Leben)

Personenregister

Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede. Das Personenregister nennt nur Personen, deren tatsächliche Existenz zumindest plausibel ist. Götter sowie mythische, rein legendäre oder literarische Figuren stehen im Glossar. Das Register ersetzt nicht das Personenverzeichnis, sondern verweist auf dieses. Die Personennamen werden in der von Max Weber bevorzugten Schreibung (vgl. das Personenverzeichnis) wiedergegeben. Namen aus fremden Schriftsystemen, welche nur in der Einleitung, dem Editorischen Bericht oder den erläuternden Anmerkungen des Herausgebers vorkommen, werden in der zur Zeit (1995) gültigen wissenschaftlichen Transliteration/Transkription geschrieben.

Achämeniden 371,375,545 Açoka 136,162,176,555, 372,375,376, 380f., 382 - 385,387,390f., 407 f., 414, 419,421,461,464,545 Açvaghosha 330,352,405,419,545 Adisur 514,546 Akbar, öaläl ad-Dïn Muhammad 52,546 'Alä' ad-Dïn HalgT55 Alagakkanara 409 Alexander der Große 141,313,336, 371, 546 Alexander von Epeiros 382 Alexander von Korinth 382 Altan Qan 456 Amida—» Amida, Buddha (Sachregister) Amursana 456 Ananda 347,349,358 f., 546 Ananda Maitreya 338,354,546 Änandabhatta 96 ÄnandatTrtha —» Madhva AntialkidasiOO Antigonos Gonatas 382 Antiochos II. Theos 382 Aparäjita 131 Aristoteles 261,336 Arrian(us), Flavius 135,546 As...—>Aç... Aspasia 245,547 Ätmaräm Änandavijaya 163 August der Starke 209,547 Augustinus 56 Auteroche, Comte de 234 Avvakum 243 Aymonier, Etienne François 417,418,547

Bäbur, Zahlr ad-DIn 90 Bädaräyana 281,547 Baden-Powell, Baden Henry 115,132,137, 141,148,149-151,152,153-155,156, 151,547 Baines, Athelstane 50,59, 64,86,119f., 146,176,180,200,215,547 Bakchylides 224,547 Balfour, Edward Green 76,202,244f., 318, 320,416, 470, 472f., 476, 485-487, 489, 498-501,503f., 506f„ 508,512, 547 Ballantyne, James Robert 281 Barclay, Robert 262 Barth, Auguste 52,460 Barth, Paul 19 Basava 466,485,486,547 Bauer, Roger 11 Baumgarten, Eduard 12 Beal, Samuel382, 390,391f., 408,423, 425 Bechert, Heinz 131,260,308,359,381 Becker, Carl Heinrich 140,548 Bennett, Charles Henry Allan —» Ananda Maitreya Bernstein, Eduard 539 Bhagvat Sinh Jee 261,548 Bhandarkar, Devadatta Ramkrishna 79 Bhandarkar, Ramkrishna Gopal269,292, 300,473f., 476, 482,485f., 495-497, 505, 507f., 548 Bhartrhari 519, 521, 525 Bhäsa 240 Bhäskara Ravivarman 168,480 Bhattacharya, JogendraNath 126, 460,

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Personenregister

477, 479, 481, 497f., 500,502f., 504, 506f., 510, 512, 513 -515, 517,525,556 Bhaviveka 477 Bhlma 486 Bhojal .79,156,480 Bigelow, John 320 Bijjala 466 Bimbisara 363,548 Bismarck, Otto von 438 Blackwood, J. R. 185 Bloch, Theodor 300 Bloomfield, Maurice 51,122 Blunt, Edward Arthur Henry 50,57,66, 67, 71,187,205, 523,548 Bodhidharma 422,424, 426,548 Bonseis, Waldemar 11 Bougle, Celestin 50 Boyer, Auguste-M. 203 Braun, Heinz 416 Brunner, Otto 3 Bryce, James 535,548f. Buddha [historischer] —» Siddhartha Buddhabhadra 401 Buddhayasas 427 Bücher, Karl 175 Bühler, Georg 50-52,122,136,260,262f., 278,292,300,329,360,469,482,549 Bukkal. 508 Burgess, James 462,549 Burnes, Alexander 318 Butaden 224,549 C a . . . —> C h a . . . Caland, Willem 121 Candragupta 1.462 Candragupta II. 462 gankara 82, 281,476-480,485,495 f., 500, 509,516,549 Cervantes Saavedra, Miguel de 534,550 Chaille-Long, Charles 430,541,550 Chaitanya 491,502,506,516,550 Chakravartti, Vanamali 58 Chalukya-Dynastie 134,145,164,174,324, 465 f., 550 Chamberlain, Basil Hall 432,550 Chanaky a, Kautily a 53,136,161,283,550 Chandragupta, Tschandragupta (Candragupta ; Maurya-Dynastie) 53,136,385, 550 ChangT'ing-yü 423 Chantepie de la Saussaye, Pierre Daniel 1 Charaka 261,55.7

Cheng Ho 409 Ch'ien-lung 423 Chih-i 427 Ch'in Shih-huang-ti 375 Christus —* Jesus Christus Chu Fo-nien 427 Ch'üeh Kung-tse 427 giladitya (Siläditya), Harsa 79,155,240, 392,551 Cincinnatus, L. Quinctius 158,551 Colebrook Butaden Fa-Hien, Fa-hsien 52,381,382, 390f., 392, 404,408,420,423,425,553 Faraday, Michael 338,553 Fa-shun 427 Fa-tsang 427 Fichte, Immanuel Hermann 303 Fichte, Johann Gottlieb 303,553 Fick, Richard 50 f., 362,553 Filchner, Wilhelm 457 -460,553 Fleet, John Faithful 51,61,133,164,300, 553 Florenz, Karl 432,439,553 Forrester, Duncan B. 15 Fournereau, Lucien 411,412,414,415, 411,554 Franke, Rudolf Otto 461 Franklin, Benjamin 320 Franz von Assisi 393 Franz Xavier 446,524,554 Frauwallner, Erich 359 Frommer, Sabine 5 Fujiwara no Yorimichi 446 Gait, Edward Albert 50,55,99,100,117, 185,198,554 Galenus 261,554 Garbe, Richard257, 263,268,270,274, 285,287, 291 f.,293-296, 297,302f., 349,554 Gautama —» Siddhartha Gäzän 451 GäzIDäs 510 Geiger, Wilhelm 409 Geldner, Karl Friedrich 51,160,554 Gemmei 432 George, Stefan 12 Gladstone, William Ewart 152,554 Glasenapp, Helmuth von 9 Glaser, Karl 241 Goethe, Johann Wolfgang von 9,295, 335 Gokula Nath 503,554 Golzio, Karl-Heinz 13 Gotama235,554 Gough, Archibald Edward 267,272,284 f.

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Govindarasa 466 Graf, Friedrich Wilhelm 16 Grass, Günter 9 Gregor IX. 393 Gregory 409 Grierson, George Abraham 292,491,493, 523,555 Groot, Johannes Jacobus Maria de 429 Grube, Ernst 422 Grünwedel, Albert243,450f., 452,453, 454-456, 459,529,555 Guirinot, Albert 307 Gunda Mahäde vT 209 Günther, Christiane C. 11 Gupta, Atulchandra 15 Gupta-Dynastie 90,130,145 f., 462,555 Haas, Hans 13,15,432f., 441,443 -448 Hackmann, Heinrich 10, 330,359, 383, 410, 413, 416, 419f., 425f., 428, 429, 431, 432,441,444f., 457,458f., 555 Hall, John Whitney 434 Hardy, Edmund 4 Hardy, Robert Spence 356, 408 Harihara 1.508 Harihara II. 508 Harsa —»£iladity a Hasak, Maximilian 180,555 Hay, Charles 234 Hearn, William Edward 9 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 1,14 Heliodor 300,555 Hendley, Thomas Holbein 180 Heraklit, Herakleitos 224,555 Herder, Johann Gottfried 1 Hertel, Johannes 283 Hesse, Hermann 11 Hesselmann, Peter 8 Hewitt, James Francis Katharinus 133 Heyking, Elisabeth von 11 Hillebrandt, Alfred 283 HiuenTsang 143,255,388,391, 392,397, 420,427,555 Hoernle, August Friedrich Rudolf 142, 163, 261,3Z3,316f.,323 Hofmannsthal, Hugo v. 11 Homer 85,135,224,248 Honen Shönin 442 Honigsheim, Paul 27 Hopkins,EdwardWashburn50f.,91 f., 97, 112,130,135,145,149,154,163,164, 166,167,169,224,238,246,250, 254,

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Personenregister

276,277, 278,281, 283,289/., 291f., 301,311,313, 315,318,324,327,396, 460,468,469,471,475f., 478, 483, 484, 490,495,497,502,526,555f. 485, 488, Horn, Paul 51 Hsüan-tsang —» Hiuen Tsang Hsüan-yeh —» Kang Hi Hsü Ch'ien-hsüeh 423 Huber, Friedrich 11 Hübinger, GangolfiO Hui-li 143,255,391f., 398 Hultzsch, Eugen 51,360,375,381, 480,556 Hung-li 423 Huysmans, Joris Karl 405,556 I-ching—»I-tsing Ieyasu —» Yieyasu Ignatius von Loyola 266,556 Ismael 100 Isuppu Irappan, Yosef Rabban 168 Isvarakrishna 281,556 I-tsing, I-ching 359,388 f., 399,404, 420, 556 Jacobi, Hermann 307,321,556 Jaffe, E d g a r 2 8 f . , 31 f., 34f. Jagadekamalla II. 174 Jagjlvan Das 510 Jaimini 245,556 Jayacandra464 Jayadeva 490, 492,507 Jayasimha (Cälukya) 164 Jayasimha II. Jagadekamalla 1.466 Jesus Christus 318,353,363,361,388 Jingö 433 Johannes 358 Johannes XXII. 388 Johnston, Reginald Fleming 425,428,557 Jolly, Julius 52,101,104,109,113,126, 245,250,260,557 Julien, Stanislas Aignan 143,255,388, 391 f., 398,557 Kabir 499 f., 557 Kade-Luthra, Veena 9 Kahler, Erich von 12 Kakkuka67 Kälidäsa 240 Kämpfer, Franz 243 Kanada 235,557 Kanakasabhai, V. 144,163 Kang Hi 422-424,428,557 Kanhara 209

Kanischka 419-421,557 Kantowsky, Detlef 11 Kapila 280 f., 557 Karl der Große 409 Kats, Jacob 517,557 Kautalya, Kautilya —> Chanakya Kelsos 76 Kennedy, James 162,292 Kern, Hendrik234,235,283, 329,547,343, 348-351,354,357f., 361,363,374,378, 386f., 394,398, 404,406, 408,409, 419f., All,461,558 Ketkar, Shridhar Venkatesh 56,57,75 f., 77, 7 8 , 8 0 f . , 83, 191,201, 477, 558 Keyserling, Hermann Graf von 11,19 Khri-sron lde-btsan 450 Kielhorn, Franz 79,255,304,342 Kippenberg, Hans-G. 4,27 Klinger, Cornelia 12 Knox, Robert 178,558 Kocka, Jürgen 15 Koeppen, Carl Friedrich 329,345, 419, 444,450,451, Komarpal 318,558 Konfuzius 83,428,558 König, Hans-Joachim 14 König, René 17f., 27 Konstantin V. 314 Kopf, David 15 Koselleck, Reinhart 3 Kosmas Indikopleustes 492 Krischna (Krsna III.) 134,558 Krsna II. 134 Kschatrapa 462,558 Kuanti, Kuan Yü 425,558 Kublai Khan 451,452,559 Kuenen, Abraham 4 Küenzlen, Gottfried 4,27 Kuhn, Ernst 283 Kukai 441 Kulasekhara 494 Kumäragupta 462 Kumärajlva 382, 403, 423 Kumärapäla 318,558 Kumarila Bhatta 476,559 Kuo Jung 424 Lach, Donald Frederick 9 Lakujlsvara 466 Lanczkowksi, Günter 4 Landon, Perceval 457,559 Laotse 268,428,559

Personenregister Lassen, Christian 166,167 La Vallée Poussin, Louis de 329,338,346, 347,559 Lavoisier, Antoine Laurent 338 Law, Narendranath 262 Lederer, E m i i ; 7 , 2 8 f . , 3 1 f . , 34f. Lefmann, Salomon 405,559 Legge, James 52,559 Lehmann, Edvard 329,394,559 Leo X. 386 Leon III. 314 Lepsius, M. Rainer 11,25 Lévi, Sylvain 136,461 f., 559 Liang-Dynastie 423,560 Liebich, Bruno 15/., 42,238,242,250,262, 279,283,287,314, 519,521,525,560 Li Lung-chi 424 Lipperheide, Franz Frhr. von 205 Liu Chuang —» Mingti Liu I-fu 423 Livius, Titus 158 Li Yen 422 Lowell, Percival 535,543,560 Lubac, Henri de 10 Lüdemann, Gerd 10 Ludwig IV. 534 Lukâcs, Georg 26f . Luther, Martin 77,295 MacCrindle, John Watson 52 MacGregor, Allan—> Ananda Maitreya MacGregor, G. Laird 188 Mach, Ernst 335 Machiavelli, Niccolo 283 Macnicol, Nicol 292 Madhava (Mädhava Angïrasa) 507 f., 560 Madhava (Mädhava Bhäradväja), Vidyäranya 507 f., 560 Madhva, Änandatlrtha496,507-509,560 Magas von Kyrene 382 Mahapajapati 341,560 Mahavira —» Nataputta Mahendrädhiräja 316 Mahinda 408,560 Mallideva 156 Mallisena 311,317 Manma-Satya II. 156 Märasimha III. 311 Maria, Muttergottes 425 Marshall, Peter James 11 Marx, Karl 193,206 Maskarin Gosäla 378

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MataHari 12 Mathanade va 252 Matthäus 78,318 Maudgaliputra 381 Maurya-Dynastie 130,136,145,162,176, 369,372,375,561 Mazumdar, Bijay Chandra 476 Medhätithi 58 Megasthenes 135,166,490,561 Meiji 421, 448 Meissner, Bruno 51 Melanthos 292,561 Menander (Menandros), Milinda 336, 346 f., 567 Mette, Adelheid 308 Meyer, Eduard 247,561 Meyer, Urs Walter 9 Michels, Robert 539 Michels, Volker 11 Milinda —> Menander ; Fragen des Königs Milinda (Sachregister) Milloué, Leon de 385 Minayeff, I. P. (Minaev, IvanPavloviö) 346 Ming-Dynastie 423 f., 452,561 Mingti 421,561 Moghul-Dynastie 90,137 f., 141 f., 144, 150.561 Mommsen, Wolfgang J. 17,25,30 Monier-Williams, Monier 52,77 Mubärak Säh 451 Muhammad ibn Tugluq 53 Muhammed 361 Müller, Josef 158 Müller, Max 84,442,562 Munshi, Surendra 15 Nachod, Oskar 432,433,562 Nagarjuna 404,408,419,426,427,562 Nägasena 336 Nänak 502 Nandivarman II. Pallavamalla 152 Narayan 506,562 Nataputta, Mahavira 307,310,313,327, 560.562 Nesfield, John Collinson 50 Neumann, Karl Eugen 334,340,352,562 Newton, Isaac 338,562 Nietzsche, Friedrich 11,270 Nitchiren, Nichiren 444,562f. NItimärga II. 133 Norman, Kenneth Roy 308 Nrpatungavarman 134

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Personenregister

Oda Nobunaga —> Ota Nobunaga Ögedei 431 Oldenberg,Hermann 10, 5 0 f , , 8 4 f . , 203, 206, 219,221,222, 223f., 236,238,239, 247; 264,268,270,275, 284,285f., 326, 328f.,333f.,336,338,341, 343,344, 346,358, 361,362,363,365,370,374, 563 O'Malley, Lewis Sydney Stewart 107 Oman, John Campbell 238f., 250, 253, 325,479,563 Omkärasi väcäry a 252 Öno Yasumaro 432 Osterhammel, Jürgen 14 Ota Nobunaga 443,446,563 Padmasambhava 450,563 Panini 262,563 Paquet, Alfons 11 Paräntaka 1.152 Parsvanatha 310,563 Patanjali 263,270,563 Paulus 96,387,563 Petrus 96 Pfister, Oskar 302 Phags-pa 451 Phillips, Maurice 460,470f., 481, 488,496 Pipa 495,499,563 Pisano, Giovanni 488,563 Pisano, Niccolò 488,563 Pischel, Richard 51,160,329,333,345, 381,406,461,564 Platon 224,285 Ploetz, Alfred 59,209 Pocahontas 209,564 Posdnjejew, A. M. (Pozdneev, Aleksej Matveevic) 453 Powhatan 209 P'ra Muong Keo 412 Pratapa Simha 493 Ptolemaios II. Philadelphos 382 Pulney Andy, Senji 127 Pürnananda 470 Pythagoras 224,245,564 Qubilai

Kublaì

Rabban —» Isuppu Irappan Rai Das 499 f., 564 Rama Khomheng 412, 414,564 Ramananda 495 f., 498-500,516,564

Ramanuja466,467, 495-498,508, 509, 564 RämaT'ibodill. 412 Ranjit Simh 502 Rapson, James Edward 256 Rashtrakuta-Dynastie 133f., 156,311,564, 624 Rathgen, K a r l « , 432,434f., 564 Rattaräja 178 Ray, Rämmohan 526 Raynal, Guillaume Thomas François 64, 565 Reynolds 484 Rhys Davids —» Davids Rickert, Heinrich 16 Risley, Herbert Hope 50,62,68, 209,565 Ritsehl, Albrecht 77, 86 Ritsehl, Otto 86 Roer, Eduard 235 Rolfe, John 209 Rose, Horace Albert 136,138 Rosenkranz, Karl 3, 9,14 Rost, Reinhold 460 Roussel, Alfred 329 Roy, Rammohun 526 Rückert, Friedrich 492,565 Rudhard, Birgit 25 Rudorff, Otto 432 Rüpasiväcärya 252 Sadäsivaräya 467 Said, Edward William 14 Sakya-Sippe 326 Sämalavarman 514,525 Samudragupta 462 Sandilya 493,565 Sandys, Edwin 320 Sankara —» Çankara Sästri, Haraprasad 96, 481 Satakarni-Dynastie 462,565 Scharfe, Hartmut 136 Schlegel, August Wilhelm von 13 Schlegel, Friedrich 8 Schluchter, Wolfgangi, 3,5-7,12f., 27f., 39 Schmidt, Hans R u d o l f e Schmidt, Richard 236,565 Schmidt-Glintzer, Helwigi5 Schön, Manfred 25 Schopenhauer, Arthur 8 Schräder, Friedrich Otto 271,565 Schröder, Martin 10

25,

Personenregister Schroeder, Leopold von 210,221 f., 224, 244,258,212,334, 343,472,565f. Schultze, Theodor 343 Schumpeter, Josef 17 Schwab, Raymond8,11 Schweitzer, Albert 10 Schwentker, Wolfgang 17 Seal, Brajendranath259, 260f.,566 Sena-Dynastie 108,146,148,161,170,464, 566 Sénart, Émile 50,329 Senathi Raja 494,497,521 Sha... —» S a . . . Shamashastry, Rudrapatna 136,137,151, 161,165,173,506 Sherwood 484 Shiba, Y. 15 Shih Hu 423 Shotoku-Taishi 433,566 Siddhartha 15,244,326,329-332,334, 336,338,340,342 f., 346-349,352-354, 360-363,365,374,378,381,385,394 f., 408,410,418,428,445,554,566 Siebeck, Oskar33, 40 Siebeck, Pauli, 25-37,39-41 Sieveking, Heinrich 18 Sigäla 351,566 Siläditya —» (Jiladitya Simghana 134, 465 Sivagana 304,566 Skandagupta 462 Smith, Vincent Arthur 50,136,162,176, 372, 375,377-380,382,384f., 566 Smythe 484 Sokrates236,527 Somesvara 465,466,566 Spengler, Oswald 16f. Speyer, Jacob Samuel 517,566i. Srikanthäcärya 252 Sron-btsan-sgam-po 450 Steinen, Karl von den 212 Steinmetz, Johann Adam 77 Stevenson, Margaret Sinclair 307,308,310, 313-315,318-320, 321-323,567 Südraka245 Suiko 433 Suneson, Carl 9 Sung-Dynastie 423,567 Sung Yun, Sung-yun 391,420 Susruta 261,567 Suzuki, DaisetzTeitar394-396,398, 400, 401,402f.,567

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Tacitus, Publius Cornelius 158 Takakusu, Junjiro359,381,387, 389,399, 405,567 T'ammarajal. 412f. T'ammaraja II. 413 T'ammasokaraja 412 Tao-hsuan 427 Tatianos 76 Telang, KashinathTrimbak 476 Tennent, James Emerson 408,567 Thakore Sahib of Gondal —» Bhagvat Sinh Jee Thibaut, Georg 262 Thomas von Aquin 159,567 Thomas, Frederick William 256 Thukydides 234,375,568 Timur 452,568 Tobler, Mina 43,568 Tokugawa —> Yiemitsu ; Yieyasu Tolstoj, Lev N. 333,539,568 Toneri 432 T'o-pa Chun 423 T'o-pa Tao 423 Trautmann, Thomas Roger 136 Treitschke, Heinrich von 17 Tripathi, Bechanarama281 Troeltsch, Ernst 12,16f., 26f. Tscha...—>Cha... Tson-kha-pa 452f., 568 Ts'ui Hao 423 Tumen Jasaytu 456 Uchtomskij, Esper Esperovii 451 Uhlig,M.20 Umasvati 321,568 Vacaspatimisra 270 Vajrahasta III. 134 Vallabha 502,509,568 Vallala Sena 90, 96,161,463,482,569 Vallèe Poussin —» La Vallèe Poussin Varaguna II. 153 Varàhamihira 234,569 Vasu, Nagendra Nath 481 Vasu ,Sudhindranatha 260 Vasubandhu 403 f., 426,427,569 Vatsyayana 236 VattagamanI Abhaya 381 Veblen, Thorstein 320 VidyatTrtha 508 Vijayacandra464 Vijay apala 252,480

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Personenregister

Vikramäditya VI. 134,145,466 Vimaläditya 134 Vinayäditya 164 VTra Räghava 168 Visun 412 VittalaNath 503,569 Vogel, Jean Philippe 344,569 Völlers, Karl 4 Wagner, Richard 9 Walther, Andreas 20 Weber, Albrecht 50,118,120,122, 123-125,130, 209,234,569 Weber, Marianne 6f., 30f., 33,35,37, 40, 42f. Weber, Max - , Agrarverhältnisse im Altertum 5/. - , Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie 7,14,16,18f., 36-42 - , Erfahrungsbericht über die Lazarettverwaltung 30 - , Das antike Judentum 12,27,35-38, 247,537 - , Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie 6 - , Kirchen und Sekten 36—38 - , KonfuzianismusundTaoismus2—4, 7, 12f., 26f., 30,34-37, 41-43,112,114, 227,230,233,237,246,256,406,421f., 425, 542 - , Musiksoziologie 35 - , Protestantische Ethik 7,17,28,33, 35-38,286,320,331 - , Psychophysik5 - , Rußlands Übergang zum Scheinkonstitutionalismus 153 - , Die Stadt 537 - , Wirtschaft und Gesellschaft (WuG 1 ) 2f., 7,17f., 25-27,33,36-40, 64, 82, 92,113,175, 415,537

Wedderburn, William 171,569 Wendt, Hans Hinrich 294 West, Raymond 52 Wilde, Oscar 405,509/. Willson, Amos Leslie 11 Wilson, Horace Hayman243, 460,470f., 477f., 483,491,495,502f., 507,570 Winckelmann, Johannes 3 f., 17f.,27 Windelband, Wilhelm 16 Winternitz, Moriz 52,82,282,289, 467, 469,570 Wundt, Wilhelm 4 Wuti 422,424,570 Xanthos 292,570 Yajnavalkya 271,570 Yao hing 3S2,423,570 Yasodhara Misra 525 Yen-ts'ung 143,255,391 Yi Hang 431 Yi Sönggye 431 YiYöng 431 Yiemitsu (Tokugawa Iemitsu) 446,570 Yieyasu (Tokugawa Ieyasu) 434, 443,570 Yin-yüan 443 Yosef Rabban —»Isuppu Irappan Yuvaräjal. Keyüravarsa 305 Yuvaräja II. 465 Zelinsky, Hartmut 11 Zelle, Margaretha Geertruida—»Mata Hari Zeller, Karl 39-42 Zimmer, Heinrich 50,109,116,121,148f., 160,210,229,248,571 Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf von 302,492,577 Zscharnack, Leopold 18 Zweig, Stefan 11

Sachregister

Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede. Nicht aufgenommen wurden Buchtitel, die über das Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur oder über das Glossar zu identifizieren sind. Das Sachregister ersetzt nicht das Glossar (oben, S. 572), sondern verweist auf dieses. Die Einträge werden in der von Max Weber bevorzugten Schreibung (vgl. das Glossar) wiedergegeben. Bei Begriffen und Sachverhalten aus fremden Schriftsystemen, welche nur in der Einleitung, dem Editorischen Bericht oder den erläuternden Anmerkungen des Herausgebers vorkommen, folgt die Schreibung der zur Zeit (1995) gültigen wissenschaftlichen Transliteration/Transkription. In der alphabetischen Anordnung gelten Schreibungen mit Bindestrichen wie Zusammenschreibungen. Umlaute sowie Groß- und Kleinschreibung wurden bei der Einordung unberücksichtigt gelassen. Das Register ist begriffsbezogen angelegt; in der Regel ist für den Eintrag die substantivische Form gewählt worden. Oft werden durch einen Begriff bezeichnete Themen auf den umliegenden Seiten behandelt. Auf thematisch benachbarte Ausdrücke, die in unmittelbarer Nähe eines Eintrags liegen, wird nicht eigens verwiesen.

Abendland, abendländisch 7,11,16,236, 492,511,535 f. - , modernes 10 —» auch: Okzident Abendmahl 94,97 Abendmahlslehren 76 Abgaben 173 f., 372,459,511 Abgaberenten 226 abhimukhi 401,572 abrahmana 227,572 Absatzproduktion, stammesgewerbliche 212 Abstammungsgemeinschaft 115 —»auch: Brahmanen Äbte 3 8 3 , 4 1 5 , 4 4 5 , 5 0 8 , 5 1 6 achala 401,572 Achämeniden(reich), achämenidisch 371, 375,545 Acharanga-Sutra 310-312,315,572 Achari 500,572 Acharya, Acaryaöi, 121,180,316 f., 412, 495,572 achit 496,573 Ackerarbeiterkaste 64 Ackerbau 158f., 319,351,416 A?oka-Blüten 305,573 Afudra pratigraha 512,573 Agunya 400,573 adattadana 319,573

Adel, Adelige - , indischer69,121,134f., 1 4 2 - 1 4 4 , 1 4 8 , 160,163 f., 3 0 6 , 3 6 0 , 3 7 0 , 3 7 2 , 4 9 9 , 5 0 6 , 512 - , japanischer 532 - , okzidentaler99,140 —»auch: Amts-; Dienst-; Geburts-; Gefolgschafts-; Häuptlings-; Kriegs-; Kultpriester-; Laien-; Militär-; Pedigree-; Priester-; Ritter-; Stadtadel; Aristokratie; Patriziat Adelsgeschlechter 142,360 —»auch: Burg-; Stadtadelsgeschlechter Adelskasten 161 Adelsparteien 445 Adelsschichten 445 Adelssippen 117 Adhikari-Brahmanen 515,573 Adi-brahma-chariya 346,573 Adibuddha 395,573 adrista 261,573 Advaita 466,492,573 Affen 202,497 —> auch: Hanuman, Ramayana Afghanistan 336,370,375,382,390 Agarval 200,573 Agasa 473,573 Agents provocateurs 137 Agnihotra 121

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Sachregister

Agrarkommunismus 151 Agrarland 417 Agrarreform 152 Agrarverfassung - , indische 151 f. - , okzidentale 158 Ägypten, ägyptisch, Ägypter i , 5,38,92, 162,178,375 Ahimsa 159,254,292,317 f., 320,322,342, 345,351,377,575 Ahir67,90,157,575/. Ahmadabad 112,144,164,168,574 Ahnen 122,182,204,295,439,468 Ahnengeister 277,439 f. Ahnenkult 276f., 279,421 Ahnenopfer 104,277,430 Ahnenprobe 122 Ahnentafeln 430 Aitihasika 257,574 ajiva309,574 Ajivika 378,574 Ajmer 503,574 ajyeyata 124,574 Akkommodation 369-371,399,474f. Akosmismus, akosmistisch 367 —»auch: Liebesakosmismus Akziseinteressen 213 Alaya-vijnana 398,574 Alchemie, Alchemisten 239,451,470 Alexandria 382,574 Algebra 53,259 f., 262 aliterarisch 403,428,447,464,467,494 f., 499,516,528,532 f., 535 Alkohol 68,349,384,457,470 Alkoholabstinenz 170,177,242,344,474, 481,487,506,515 Alkoholhandel 137,350 Alkoholorgie 475,488,503 Alkoholzwang 80 Allah 218 All-Eine 77,271,280,296,523 —»auch: sayujya All-Erkenntnis 287 All-Liebe 401 Allmend, Allmende 6,151 f. Alltag528,534-537,543 -^•auch: Außeralltägliches Alltagsaskese 254 Alltagsberuf 288 Alltags-Dharma 288 Alltagsethik 243 Alltagsleben, Abwendung vom 266f.

Alltagslebensführung245,511 Alltags-Organisation 498 Alltagsreligiosität 323 Alltags-Ritual 498 Allwissenheit 265 Almosen 344,351,377,404 Alphabetentum 417 —> auch: Analphabeten(tum) altbabylonische Zeit 51 altbrahmanisch —» Brahmanen Altbuddhismus, altbuddhistisch —> Buddhismus Altenteil 128,238,255,436 —>auch:inkyo Altersklassengliederung 238 Altertum - , hellenisches202,215,235,244 - , okzidentales 178 —»auch: Antike Älteste 97,166,189,357,388,394 -^auch: Gilden-; Kasten-; Zunftälteste; Sthaviras Altes Testament 507 althinduistisch —» Hinduismus Altisrael 5 Altruismus 342 Alvar 144,495,574 Amatya 145,574 Amerika 99,322,535 - , Nordamerika 74,209 —>auch: Rassenprobleme - , Südstaaten 88,99,102 - , Vereinigte Staaten 59 'am haarez 158,574 Amida-, Amitabha-, Amitäyus-Buddha 15,405,407,427,442-445,455,574f. Amitayur-Dhyana-Sutra 405,407,447,575 Amt, Ämter 89,154,198,228,434,444 -^auch: Büro-; Hof-; Priester-; Staatsamt; Beamte; Bürokratie Ämterkauf 140 Ämter-Organisation 448 Amtsadel 134,146,428 Amtsanwärter(schicht) 225,229,241,532 Amtsbürokratie 237 Amtscharakter 519 Amtskirche 519 Amtslaufbahn 226 Amtslehen 115 Amtspfründe 226 Amtspfründner(schichten) 142,145,154, 237,532

Sachregister Amtsrang 436 Amtssportelchancen 226 Amtsträger 110,144 Anachoreten(tum) 237,249,266 Analphabeten(tum) 147,467 Anciennität(sprinzip) —» Buddhismus Andachtsfrömmigkeit 490 Ändhra-Prades 515 Andreion 128,575 Angelsachsen 211 Angestellte 126 Angkor 418 Anhilvara 318 Animisten, animistisch 55,60,66,91,107, 284,331,338,441,467 f., 483 Anjuvannam 168,575 Annam383 Anomismus, anomistisch 285 f., 298,353 f., 387 Anstaltsgnade 286 Anstaltskirche 59,517 Anthropolatrie 520,575 Antichrematismus 54,575 Antike 94,120,158,173,214,224,398, 428,439,447,524,527 —* auch : Spätantike Antiochia 96,575 antiorgiastisch —* Orgiastik anugah 135,575 Anupadhifcsa-Nirwana 402,575 Anwälte, Anwaltschaft 147 Aparigraha vrata 322,575 Apastamba 51,278,575 Apis-Stier 454 Apollon 524 Apophora 173,575 apotropäisch 244,405,410,430f., 439,473, 482 Appropriation der Kundschaften 214 apramada 300,575 arabisch 541 Aranyaka 255,576 Arbeit, Arbeitsorganisation 174,194 f., 197f.,352,416f.,501 -»auch: Fabrik-; Frauen-; Kuli-; Lohnarbeit Arbeiter(schaft) 63,89,171,190,196 f., 200,212f., 416,449,493,533 —»auch: Dorf-; Fabrik-; Gast-; Kasten-; Land-; Lederarbeiter Arbeiterschutzakte 196 f. Arbeiterstamm 64

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Arbeitsdifferenzierung 182 Arbeitstechnik 185,195 Arbeitsteilung 213 f. Area 124,576 Architekten, Architektur 180,323 arcismati 401,576 Ärgere Hand 99 Arhat(schaft) 308-310,340-342,346,348, 358 f., 387 f., 393,395,406,425,454, 462,570 Ari 160,576 Arier, arisch 116,154,202,209 f., 227,242, 248,461,515,576 Aristokratie, indische 192,487 —»auch: Adel Arithmetik 53,262 Arjuna 290f., 293 f., 296,576 Arkan-Disziplin 498 Armee, moderne 118 Arthasastra53, 136,161,576 —» auch: Kautaliya Arthafastra Artillerie 53 Artistengott 270 Arya 118,210,243,276,348,576 Aryadharma 76 Arya Samaj 526,576 Ärzte, Arztberuf 120,125,147,163,170, 264,334,458 - , Zahnärzte 187 -^auch: Baidya Ärztekaste 147 Asatyatyaga 322,576 Asavarika 360,576 ashtavar(a)na 486,576f. Asien, Asiaten, asiatisch 5/., 9—11,31, 193,339,398 f., 406,415 f., 418,436, 447 f., 452,526-535,537-542,544 - , Innerasien 450,452 - , Nordasien 450 - , Ostasien5, 75,419,442,449,535,541 - , Südasien 409 - , Vorderasien74,138f., 145,178,300, 460,543 - , Zentralasien352,450 -n>auch: Orient, vorderasiatischer Askese, asketisch 78,118,126,208,210, 237-242,245,249-251,255,263,266, 269,271 f., 283,287,291,295,297, 307-309,311 f., 317,320,325-328,335, 348-350,352f„ 362,395,410,429,455, 475,482f„ 485,490,496,502,504,521, 529,534

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Sachregister

- , innerweltliche 444,502,536 irrationale 429 - , magische 121,123,240,416 —> auch: Alltags-; Gefühls-; Helden-; Kasteiungs-; Laien-; Mönchs-; Selbstvergottungs-; Tantra-; Vanaprastha-; Volksaskese Asketen 144,249f., 254,271,278f., 286, 298,311,364,367,378 f., 454,465,468, 483,487,499,501,518,536 —»auch: Brahmanen; (Jiva- Asketen Asketengemeinschaft 279,327 Asketenleben 312 Asketen-Orden 192 Asketen-Organisation 460 Asketen-Sekte 378 Asrama 120,238,242,478,577 Assal 143,577 Assyrer, assyrisch 1,375 Asteya vrata 322,577 Astralkörper 273 Astrologen 118,163,170,514 Astrologie 122,127,203 Astronomie 260,262,397 a s u . . . —»a9u... Ataraxie 287,298,577 Atem(regelung) 272,356 Atharva-Veda 86,122,160,223,229,256, 272,461,471,577 Atheismus, atheistisch 280,309 Athen, Athener 234,375, 440,527 Atit 478,577 Atman 272,277,308,327,336,355,577 Atmapurana 267,577 Atomismus, Atomistik 235 f. Audh->Oudh Aufklärung, rationalistische 52 Aufsichtsbeamte 213 Außenhandel 65,434,437,540 Außenschläge 212 Außeralltägliches, außeralltäglich 245, 288,521,536 Autohypnose, Autohypnotisierbarkeit 264,539 Avadhi 310,578 Avalokitesvara, Bodhisattva 425,455, 578 —> auch: Kwan-Yin Avasika 367,578 Avatar 291,488 f., 578 Avesani 360,578 Avidya 339,401

aviveka 287,578 avyabhicârin 303,578 Babhan 199 f., 578 Babylonien, babylonisch;, 162,247,540 —» auch: altbabylonische Zeit Badari 82 Badrinath82 bahishkara 191,578 Baidya99,147 f., 170,514,575 bailadeiras 244,578 —»auch: Devadasis Bairagi 496,501,578 Baishnab 496,579 bakuhu 436,579 Banhra 449,579 Baniya(-Kaste), Banija, Bania, Banya, Vania, Vaniya 90, 169 f., 196,200,487,504, 579 —» auch : Vanija Banjara 91,579 Bankgeschäft 320 Bankiers-Sekte 502 Bankura 97,579 Barbaren, barbarisch 57 f., 64 f., 68,80,81, 85,227,233,248,537 - , halbbarbarische Stämme 142 —»auch: Mlechcha Barbarengebiete, -land 58,397,541 Barbaren-Lehre 76 Barbarenstämme 63,65 Barbaren Völker 390 Barbier(-Kaste) 103 f., 118,172,187,504 Barde 118,163,170 Bardendichtungen 467 BaruhAlowtay 119,579 Baruh Balowtay 118,579 Barui 172,579 Basavapurana 486,579 Bauddha 201,466,579 Baudhayana 51,152,194,254,278,579 Bauern, Bauerntum - , asiatische 533 - , ceylonesische 409 - , chinesische 428 - , indische74,119,135,139,143f., 148-150,154,156f., 159,171,188,198, 360,362,364,372f. - , japanische 435,437 - , okzidentale 69,158f. —»auch: Jute-; Mahrathabauern Bauernhufe 151

Sachregister Bauernkasten 90,100,142,147,171 f., 185, 196,198 —»auch: Landbauernkasten Bauhandwerk 180 Baul 507,579 bayadferes 244,580 auch: Devadasis Bazar(-Handwerk) 163,175,580 Beamte, Beamtentum 82,114,129,135 f., 138,145 f., 150-155,164-167,177,195, 198 f., 217,357,372,379,383,391,424, 426,429,431,433,436,518,531 f. —» auch: Aufsichts-; Bezirks-; Dorf-; Fakultäts-; Provinzial-; Ritual-; Subalternbeamte; Amt; Bürokratie; Prabhu; Schreiber Beamtenanwärterschicht 225 Beamten-Charisma 111 Beamtenkasten 90,146f., 186 Beamtenstaat 157 Beda 472,580 Bedarfsdeckung 64 - , leiturgische 229 Beichte 316,343,351 f., 510 Beichtversammlungen 356 Benares 57,310,324,354,513,580 Bengalen, bengalisch 89 f., 95 f., 99,105, 106,107,120,138,146-149,161,164, 170,172,176,185,196,198f.,218,253, 264,323f.,370,463f., 475,481,492, 506f., 509,512f., 515,525,580 - , Ost-Bengalen 108,185 Berggeister 414 Beri-Sethi 472,580 Berlin 31-33 Berserker 128,580 Beruf, Berufe 2,120,123,128,137,147, 159,172,185,190,194,196,207,209, 211,213,319,348,399,424,443,463, 487,500 - , Spezialberufe 236 —»auch: Chauffeur-; Notberufe; Brahmanen; Zauberer Berufsaustauschbarkeit 176 Berufsbindung, fiskalische 217 Berufs-Dharma 2,231,236 Berufs-Erfüllung 521 Berufsethik 3 Berufsgliederung 111,119,192,208,212 Berufsgott 176 Berufskasten 67,90,93,170,181 f., 185 f., 196,218,362,500

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- , rituell degradierende 159,190,195 Berufsklassen 62,185 Berufskonzeption 230,531 Berufskrieger, -Soldaten 144,156,158, 439,443 Berufsmönch(tum) 251,312,366,465,499 Berufspflicht 130,207 Berufspriester 215 Berufsspezialisierung 212,217 Berufsstand 99 Berufsstellung 116 Berufstreue 207,416,522 Berufstugend 78,207,218f. Berufsverband 91 f., 97 f., 215,437 - , okzidentaler 94,97 Berufswahl 164,186 Berufswechsel 184 f., 195 f. Berufszauberer 431 Besiedelungsrecht 150 Besitz 137,287 - , bürgerlicher 149 - , erblicher 132,154f. - , privilegierter 154 - , Verbot 357 —» auch: Boden-; Geld-; Herdenbesitz; Grundherrschaft Besitz-Akkumulation 196,320 Besitzdifferenzierung 182—184 Besitzrechte 154 f. Besta 473,580 Bethlehem, indisches 370 Betrüger-Zunft 161 Bettelbezirke 187 Bettelgang 253,409 Bettelgebot 123,241 Bettelmönch(tum) 2,253,314f., 330,364, 406,420,478,488,496,500 —> auch : Mendikanten Bettelorden 479 Betteltöpfe 344 Bettlerkasten 187 Bevölkerung 55,71,172,196,199,233, 439,449,481,502,523,541 —•auch: Census; Domestikation; Statistik Bewässerung - » Wasser Bewegung, soziale 361 Bezirksbeamte 141 Bezirksverwaltung 164 Bhagat 536,580 Bhagavadgita 269,284,289,291-304,377, 399,402,493,496,500,521,580 Bhagavat 76,291,300,490,580

682

Sachregister

—» auch: Krishna; Vischnu Bhagavat Samkarshana 300 Bhagavata-Ethik 232 Bhagavata-Purana 469,507,581 Bhagavata-Religion 292-303,306,309, 350,489 f., 492,580 Bhagavata-Verehrer292,295,401 Bhagavati 79,180,581 Bhaiachara(-Dörfer) 150-152,581 Bhairava 470,581 —»auch: Qiva Bhairavi 471,557 Bhakta 490,581 Bhakti 78,132,342,443,466,490-495, 497,500,506,581 Bhakti-Marga 494 Bhakti-Prinzip 505 Bhangi 57,187,557 Bhat 102,170,557 Bhatia 187,198,557 Bhikshu 251,253,344,407,449,513,581 Bhikshu-Deshasth 514,557 Bhistu Dhari —» Vistar Dhari bhritya 145,581 Bhuinhar(-Brahmanen) 133,513,582 Bhum513,552 bhumichchhidra 155,582 Bhutatathata 399,401,582 Bibel, biblisch 84,529 —> auch: Altes Testament; Neues Testament Bihar 200,210,377,475,513,582 Bildersturm 216 Bildung 120,131,159,195,225,228 f., 240, 243,411,428,439,509,532 - , gymnastisch-musische 248 - , ritterliche 372,439 —* auch: Laien-; Scholaren-; Schrift-; Universitätsbildung; Brahmanen; Gebildete; Veda Bildungsanforderungen 186 Bildungsanstalt 466 Bildungsaristokratie 164,170 Bildungsbedürfnis 408 Bildungskaste 120 Bildungsschicht 219,373,531 f., 542 Bildungsstand, -ständisch 111,240,542 Binnenhandel (in Indien) 50,217 Binnenwanderung (in Indien) 183 Birma, birmanisch 55,127,359,383 f., 388, 398,410,413-417,463,541 birtl39,552

Bischöfe 511 f. Bla-ma—»Lama Blut —* Brahmanenblut Blutbann 436 Blutopfer 475 Blutorgie 483,488 Blutrachepflicht 89 Bodenbesitz, Bodenbesitzer 148, 150-155,171,182,213,357,424 Bodenertrag 139 Bodenmonopol 149 Bodenrecht 89 Bodenständigkeit 64,91 Bodenverleihungen 316 Bodhagothi 480,582 bodhi 284,395,400,552 Bodhicitta 403,583 Bodhisattva 390,393-396,399,401, 403-405,413,425,427-429,442,445, 454,555 auch: Buddha Maitreya Bombay 57,67,119,144,146f., 169,175, 177,186,188,198f.,503,518,555 Bonze—»busso Brahma 79,85,232,246,269,277,290, 365,392,413,473,475,477,583 Brahmacarin 720,122,238,241,251,359, 478f.,509,555 Brahmacarya 322,583 Brahman 146,229,269,271,273,277,280, 285,303,308,327,373,468,496,583 Brahmana 69,82,203,229,254f., 271,290, 583 Brahmana-Periode 52,210,219,583 Brahmanen(tum), brahmanisch 360,378, 390,485,490,500,517,555 - , Ablehnung69f.,73,127,201,215,309, 485 f., 500 f. -^•auch: Brahmanenfeindlichkeit - , Abstammungsqualifikation 122 - , (Allein-)Herrschaft 57,211,216,502 - , Alltagsethik 243 altbrahmanisches 277,282,326,389, 398,482 - , altvedische301 - , Askese, Asketen238,250,254f. - als Beichtväter 125,217 - als Berater, Ratgeber 217,226,518 - , Berufs-,Erwerbsarten68f., 118-120, 123-126,128,139,145,147 f., 185-187, 192,198-200,226,233,242,251,464, 474,511,513,515

Sachregister als Bildungskaste, -Schicht 120,219, 221 , Bildung(squalifikation) 122,127,131, 215,225,238,248,308,411 buddhistische 391 çivaitische 485,487,515 degradierte, ausgestoßene 59,127 Dharma230f. Eliminierung 417 Emanzipation vom 191 Erlösung(sstreben) 2 6 4 - 2 6 7 Expansion 226 Fluch 252 Freigiebigkeit gegen 378 f. Geheimlehre 122,255 Gentilcharisma 116,189 geschorene 370 Gnosis246,469 als Gott 210,250,517 Gott(heiten) 4 6 2 , 4 7 3 , 4 7 6 Grußformel 117 Heilslehre 2 5 4 , 2 9 8 Heilsstreben 327 Heilssuche 247,483 Heilstechnik 263 Heilsweg 2 6 4 , 2 8 8 Heilsziele 77 Hierokratie 2 3 0 , 3 6 4 , 4 6 4 Intellektuellenschicht 2 4 3 , 2 4 6 , 2 6 9 , 281,301,397,463 Intellektuellen-Soteriologie 485 Intellektuellentum 286 Kastenordnung 4 7 1 - 4 7 3 , 5 1 2 Kastenritualismus 420 Kontemplation 255,265 f. Kult 247 Land, Reich der 392,397 Lehr-, Rang-, Ritualautorität 87, 103-108,256,288 Lehre 8 2 , 2 4 5 , 2 6 6 , 2 7 1 , 2 7 8 , 4 7 5 , 5 0 8 Lehrer 1 2 1 , 1 2 3 , 3 2 6 , 4 7 6 , 4 9 5 , 5 1 1 Macht(stellung) 8 6 , 9 8 , 1 0 9 , 1 2 0 , 122-124,127,184,191,214-216,230, 249,324,362,468,470,499,511,514 als Magierkaste 240f. , , , , , ,

Monopole 120,124,249 Mystagogen 472 niederen Rangs 192,515 Noterwerb 148 Orden478,481 Orthodoxie, orthodoxe420,463,474, 482,518

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- als Priester(kaste) 6 1 , 8 7 , 9 0 , 1 2 1 f., 143 f., 221 f., 449,473 - , Hauspriester 125,192,217,512 - , Tempelpriester 4 6 2 , 4 6 4 - , Weltpriesterschaft 464,518 - , Rationalismus203,277,290 - , Redaktion(stätigkeit) 467,469 - , Reformbewegung 477 - , Religionsphilosophie249,478 - als religiöser Stand 124 - , Renaissance, (Wieder-)Aufstieg420, 476 - , Responsen, Respondenten 108,217 Restauration323,461f.,464,467,499, 509,513 - , Ritual, Ritualismus223,276,296,302, 317,469,474,502 - , Ritualkunde, -wissen 2 4 0 , 3 6 4 , 4 2 0 , 5 1 2 - , Schriftsteller(ei) 2 4 4 , 2 5 8 - , Soteriologie 3 9 8 , 4 7 8 , 5 0 8 - , soziale Gleichberechtigung 210 - , Spekulation203,257,275,389 - , Sprache 389 - , Stellung83,86f., 125f., 128,191,203, 224,227,283,510,516 - , Theodizee 218 - , Theologie 524 - , Theorie 124,216,476 - , Tradition 3 7 2 , 4 6 4 , 4 8 2 , 4 9 4 , 5 0 5 - , vornehme 1 2 6 , 1 9 2 , 2 0 0 , 2 2 1 , 2 2 6 , 2 4 3 , 4 7 5 , 4 7 7 , 4 8 8 , 5 0 5 , 5 1 2 , 5 1 5 f. - , Wasser(spende) 104f., 171,199,281, 486 - , Wissen, Vedawissen 2 2 9 , 2 3 7 , 2 4 8 , 2 5 1 , 255,264,287,465,512 - als Zaubererkaste 126 - , Zauberkraft 234 —» auch: Atman; Kloster; Lehre; Literaten; Literatur; Mönche; Neo-Brahmanismus; Pandit; Philosophie; Po-lomen; Rischi; Schulen; Sekten; Sektenstifter; Sramana; Thakur; Theodizee; Adhikari-; Bhuinhar-; Deschasth-; Dravira-; Kulin-; Laien-; Nicht-; Sakti-; Tempel-; Vaidika-; Vollbrahmanen Brahmanenbildung—»Brahmanen, Bildung Brahmanenblut 107 Brahmanenfamilien 1 0 8 , 2 5 2 , 3 0 8 , 4 8 1 Brahmanenfeindlichkeit 7 0 - 7 2 , 9 7 f., 131, 232f.,249,326 —»auch: Brahmanen, Ablehnung

684

Sachregister

Brahmanen-Frauen 107 Brahmanengeschlechter 192,467 Brahmanenhimmel 204 Brahmanenkaste54f.,58,104,109,120, 124,127,139,192,198-200,219,230, 249,362,392,473,481,499,512,516 —» auch: Brahmanen-Unterkasten Brahmanenpfründen 137,155,226,474 Brahmanenqualität 61,210 Brahmanenrang 104f., 125,161,215,246 Brahmanenschicht 251 Brahmanenschnur —» heiliger Gürtel Brahmanenschriften 468 Brahmanenschulen 81,83,465,477,499, 518 —» auch: Schulen; Smarta Brahmanenschüler —> Brahmac(h)arin Brahmanensekte 301,499 -^auch: Smarta Brahmanentochter 206 Brahmanen-Unterkasten 61,95 Brahmanismus 70,54 —»auch: Neo-Brahmanismus Brahma-Para-Brahma 477,583 Brahmasutra 281,584 Brahmo Samaj 526,584 Brasilien 212 Brauerkaste 506,515 Bräutigam, standesgemäßer 101 Brautpreis 100 —»auch: Mitgift Brihadaranyaka-Upanischad 282,584 Brihaspati 51,113,554 Briten 108,144 —» auch: England, Engländer Brüderlichkeit 322,342 Brüderlichkeitsvirtuosen 332 Bruderschaften, religiöse 113 Brüssel 30 Bruthitze, hysterische 239 —> auch: Tapas Buchdruck 429 Bücher, heilige 62,82,85,382,442,500 —» auch: Sacred Books; Veda Buchreligionen 82,382,424 Budapest^/. Buddha 226,245,259,274,284,292,300, 326,330f., 336,338 f., 345,376,392 f., 396 f., 399,401,413,425,428,442,445, 449,454,459,517,584 - , Dharma 378 - , Erscheinungs-, Existenzformen 394,396

—» auch: Adibuddha; Amida; Pratyeka-; Sammasam-Buddha; Maitreya; Siddharta (Personenregister) Buddhajünger 344 Buddha-Kult-Verwaltung 480 Buddha-Legende 405 Buddha Maitreya 405,418,554 Buddha-Mönchtum 428 -^•auch: Mönche Buddha-Sekten 426 —»auch: Sekten Buddha Tscharita 330,352,584 Buddha-Zeit 131 Buddhismus, Buddhisten, buddhistisch 2, lOf. - , Ablehnung der Gewaltsamkeit 377 - , alter251,255,284,327,329,331,335, 338,340,345,348,351,355,357,359, 367,369,373-375,377,381,384f., 388 f., 398,400,408,414,443,453,461, 463,534 - , Altruismus 342 - , Anciennität(sprinzip) 352,358f., 383, 414,446 - , Beziehung zu den Laien 319,323, 345-351,357,360,367,370,374,410, 445 - , Bildung 411 - in Birma 55,383,410,416f., 463 - als Buchreligion 382 - in Ceylon 357,382f., 408f., 412,463 - inChina383,419,421-430,433,457 - , Dekalog 349 - , disestablishment 448 - , Dogmatik 329,387 - als Domestikationsmittel 431 - , Entstehungsgebiete 362 - , Entstehungszeit 165,301,324,326,371 - , Erlösungs-, Karman-, Vergeltungslehre 330-332,334,338-340,342-344, 353 f., 360,418,430,445,482 - als Erlösungsreligion 131,159,239,247, 369,372 Ethik329,517 Expansion 366,368,383 Frühzeit245,247,336,341 f., 394 - , Gebildete 537 Gemeinde 74,328,346 f., 358 - , Gottheiten 430,447 - , Heilige 405,430,524 - , Heilsstreben 327 - , Heilszuständlichkeit 355

Sachregister , Herrscher 415 als Heterodoxie 201,281,301,499 , Hierokratie 463 in Hinterindien 382f., 417,449,533 in Indien 55,71,78f., 87,143,307,323, 357,360,370f., 420,424,466 , Inschriften 337,360,411,420 , Intellektuelle 243 als Intellektuellenlehre, -soteriologie 301,354,369,392,408,466 in Japan 12,383,421,432f., 439-449, 501 , Klerikalismus 446 , Könige 136,342,375-384,386, 390-392,411-414,419 , Kontemplation341 f.,354,494 in Korea 421,430-432 , Kultstätten 430 , Kunstwerke 340 , Legenden, -literatur 51,341,343,430 , Lehre308f.,338f.,346f.,349,361,363, 424 , Liebesakosmismus283,333,402 als Literatenlehre, -soteriologie 423,440 , Messen 524 , Mission 450 , Mitläufer 397 , Mitleidsethik 366 , moderne, Modernisten 338,354,399 , Monarchen—»Könige , Mönchsethik 350,366 , Mönchsorden 346,371,478 —»auch: Orden , Mönchsregeln 329 als Mönchsreligion 346,365 —»auch: Mönche , Nonnenorden 341 —•auch: Orden in Nordindien 449,463 , Organisationslosigkeit 367 , orthodoxer 358,538 , Paradies 443 , Pilger 143 , politische Theorie 376 , Priester 443,449 , primitiver 328,358 , Reformatoren 374 , restaurierter 443 , Ritualistik, ritualistischer481,494 , Rückgang 393,420 , Schriften 322,419,422 in Siam383,411 f.

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- , später 341,358,364,407,418,420,482 - als Staatsreligion 417 - in Südindien 460,466 - , südlicher 361,390 - , Theorie 274 - in Tibet 357,383,450-460 - , Tradition 494 - , Ursprungslegende 242 - , Vergeltungsglaube 430 - , vorbuddhistische Zeit210,245,250,263 - , Weltmission 382 - , Weltpriesterschaft 420 - als Weltreligion 307,371,382 - , Zurückdrängung, Kampf gegen 226, 432,460,463,465 f., 468,474,478,510 —»auch: Hinayana-; Kloster-; Konventikel-; Mahayana-Buddhismus; Brahmanen; Caritas; Gemeinschaft; Inschriften; Kirche; Kloster; Könige; Konzil; Lamaismus; Literaten; Literatur; Mönche; Orden; Philosophie; Religiosität; Schulen; Sekten; Suttas Buddhistenklerus 393 Buddhistenverfolgung (in China) 423 Burgadelsgeschlechter 131 Burgen 163,372 —»auch: Fürstenburgen Burgenkönige - , arische 248 - , griechische 128,131 Bürger(schicht), bürgerlich 94,158 f., 161, 164 f., 167,257,270,301,360,363 f., 371 f., 408,434,437,444,475,488,500, 504,516,526 —»auch: Klein-; Staatsbürger; paurah Bürgerkasten 215 Bürgermeister, okzidentaler94,112 Bürgerrecht 217 Bürgerstand 537 Bürgertum, Bürgerschaft - , indisches98,163,165,168,170,214, 323 f., 463 - , okzidentales 38,94,96 —»auch: Gilden-; Stadtbürgertum Burglehen 143 Bürgschaft 114 —»auch: Gemeinbürgschaftssystem Büroamt 435 Bürokratie, Bürokrat, bürokratisch 2,140, 147,176,179,217,409 —» auch: Amts-; Patrimonial-; SchreiberBürokratie ; Beamte

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Sachregister

Charisma, charismatisch 110—112,114 f., 123,128-130,133,135,166,213 f., 217, 227-229,233 f., 240,249,252,279,297, 300,302,310,316f., 333,343,347,352, 358f., 383,388,394,426,448,452-455, 483,497,509,513,516,518 f., 529, 533 f., 538 -, magisches 116,159,211,225,279,339, 454 -, persönliches 110-112,121f.,228,279 -, Veralltäglichung 110 —» auch: Beamten-; Clan-; Erb-; Gentil-; Ca... —»cha...;sa.. .;Tscha... fafvata Dharma 232,584 Helden-; Sippencharisma Caiva, Civaiten 60,78 f., 249,449,459,465, Charismatismus 111 476,481-485,487,489,494,496 f., 501, Charvaka 261,585 509,515,523,584,586 Charya 482,585 cakravartin; cakkavathi—> tschakravarti Chasi Kaibarttas 105,586 Calcutta 88,147,185,196,198,555 Chauffeurberufe 196 capitano del popolo 94,585 Chela 253,586 capitulare de villis 409 Chhatri 198,586 Caritas („Karität"), buddhistische 334, Chien-K'ang 422 406,425,427 China, Chinesen, chinesisch 1,3, 6,11,14, gastri81,191f., 514,585 19,27,34,36,39,49,53,75,112 f., 143, (Jatapatha Brahmana 229,585 210,223-230,233,240,242,244,246, Census, Census Report 13,19,49f., 54f., 248,256,262,268,279,307,375, 57,60,66,70f., 73,85, 90, 93, 95, 97,99, 381-383,397,400,403,406,407,409, 100-104,106f., 127f., 143f., 146f., 156, 414,419-434,438-441,447 f., 452, 165, i 72,176,181,185,186,187f .,189, 455 -457,468,480,518,524,526- 528, 195,196,198,205,209,218,264,416, 532,534,542f. 449,486,523 —»auch: Bauern; Buddhismus; Geschichts—»auch: Zensusbehörden; -Berichte; -Suschreibung; Händler; Kaiser; Literaten; perintendent Literatur; (Ober-)Pontifex; PhiloCentral Provinces —» Indien sophie; Pilger; Teilfürsten; Verwaltung centuria fabrum 175,585 Ch'in-Dynastie —» Mandschu-Dynastie certitudo salutis 284,303,327,334,353, chit 496,586 Chitragara 473,586 355,492,494,585 Chola-Reich 134 Certosa 410,585 Ceylon, ceylonesisch 127,131,175,178, Christen(tum), christlich 1 f., 10,37f., 307,347,357,382-384,385,388,390, 55 - 59,65,75-77,80 f., 84 f., 87,96, 392 f., 398,408-413,419,463,541 159,204,207,222,248,266,270,272, -, Bewässerungssystem 409 274,286,318,322,332,340-343,345, -, Inselchronik (DIpavamsa) 259f. 350,354 f., 364,369,387,397 f., 400, -, Königtum 409 446,492,524,527,537 Cha...—*auch:£a...;Tscha... —»auch: Kirche; Kristi-Dharma; KristimaChaitanya-Sekten 491,509,585 ta; Urchristentum Chalukya-Dynastie 134,145,164,174,324, Christenhimmel 85 465 f., 550 Christenmission, -Verfolgung (Japan) 446 Chamar 64,90,187,198,205,499 f., 585 Christologie 76 Chamar-Mädchen 100 Christus-Liebe 302 Chandala, Tschandala 57 f., 97,391,585 fila 350,586 bengalische 107 Cisterzienser —» Zisterzienser Chantabun 412 Qiva 79,85,174,222,269,301,310,399, Buße, Bußen, Büßer, Büßung 58,95,129, 132,190,316,332,343,358,373,511 —»auch: Geldbußen busso 413,444,584 Bußpredigt 361 Bußübung 303 Butaden 224,549 Byzanz, byzantinisch 178,253,314,376, 381,389

Sachregister 413,449,465,469,473f„ 476-478, 483f., 486,488,494,521-523,556 —> auch: Bhairava £iva- Asketen 305 Qivaismus, £ivaiten, fivaitisch^- £aiva giva-Kult 244,245,301,482f. (Jiva-Religiosität 306 (Jiva-Sekten 75,245,466 —»auch:Sekten civitas 167 Clan 90,115,151,556 Clan-Charisma 129 Clangenossen 132 Clienten —> Klienten £mriti—»Smriti coge intrare 56 Cölibat —» Zölibat commune 164 f., 556 Condottierenheere 165 Condottieri 146,431 Conjeveram 498,586 conjuratio, conjurationes 96 f., 197,586 —» auch: Verbrüderung connubium —> Konnubium Cönobiten, cönobi tisch 251,414,587 —»auch: Sannyasi-Cönobiten consilia evangelica 345,587 (Jravaka —» Sravaka freni 163,587 £ruti—»Sruti £udra 55,86,96,99,104,107,117 f., 126, 128,146-148,157,160f., 164 f., 171-173,181,199,209,212,249 f., 269, 362,371,408,497,503,510,512,587 (Judra-Frauen 123 Cudra-Kaste, -Klasse 58,73,90,145,161, 167,171 Cudrayajaka 512,557 Cullavagga —» Tschullavagga Cunya400,5S7 furah135,557 da?a?ila349,557 dafapeya122,557 Dadu Panthi(-Sekte) 500 f., 587 Daikwan438,557 Daimyo 435 f., 557 Dakshina 123,251,512,515 f., 588 Dakshinachara 471,472,512,588 Dalai Lama, Bla-ma 455 f., 458,519,555 dama 300,555 Damen —» Frauen

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Dämon, Dämonen 222,292,317,405,430, 459,473f., 490,535 —» auch: Fruchtbarkeits-; Schutzdämonen Dämonenglaube 410,500 danam 124,555 Dandi478f., 496,555 Dapa458,555 Darlehen 148,164 f. -^auch: Geld-; Kriegsdarlehen Darlehensgeber 165,372 Darlehenswucher 51 Dasahra-Fest 180,555 Dasi245,555/. dasya 491,588 Dasyu210,55S Daulatpura-Tafel 79 Deborah-Lied 223 Degen 128,555 Degradation 126 Deisidaimonie 527 Dekadentenliteratur 405 Dekalog 345,349 -^>auch: Laien-Dekalog Dekkaniiö, 118,311,588 Delhi 177 Demiurg 116,280,555 Deputate 119,171,174,186,193,585 Deputathandwerk, -handwerker 175,217 Deputatisten 93,119,177,189,214 —»auch: Instleute Derwisch 501,589 Deschasth 505,559 —» auch: Bhikshu-Deshasth Deschasth-Brahmanen 143,253 Deschmukh 141,559 Deschpandya 141,589 Determinismus, Determiniertheit 293,530 —» auch: Karman-; Vergeltungsdeterminismus Deus ex machina 534 Deuteronomium 85 Deutschland, deutsch 11,13,54,69,153, 205,243 Deva 392,416,559 Devadasis 244f., 559 devak 115,559 Devak-Organisation 143 Devangada 472,559 Devata 357,559 Devi 317,471,559 dhammamahamatra 379,559 dharani 404,589

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Sachregister

Dharma 75,80-82,84,115,130,201, 230f., 233,244,255,288,303,378,400, 412,442,463,478,589 - , des Königs 115,376,463 —» auch: Alltags-; Berufs-; çaçvata-; Ekantika-; Fürsten-; Helden-; Kasten-; Kristi-; Laien-; Mlechcha-; Mönchs-Dharma Dharmakaya 394,400,402,590 Dharmamegha 402,590 Dharmapathaka 257,590 Dharmasastra 69,118,129,132,152,256, 590 Dharmasutras 118,223,590 Dhyana 426,590 Diadochen 336,371 Dichter 257 Dienst, Dienste 63,65,119,194 - » auch: Hausdiener; Ritterdienste Dienstadel 134 Dienstland, -ländereien 154 Dienstlehen 154 Dienstleistung 119 Dienst-Pfründe 154,175 Digambara 314,319,590 Dln-i Ilähl 52 diokletianische Verfolgung 59 Dionysos 524 Directeur de l'âme 79,286,358,590 Disziplin 53,141,197,241,253,316,347, 358,383,386,394,415,424,426,428, 444,455,458,497,519 —»auch: Arkan-; Kasten-; Kirchen-; Kloster-; Mönchs-; Ordens-; Selbst-; Sektendisziplin Divination(smittel) 124,459 Doäb 57 Dogma, Dogmen 68,76,86,201,295,521, 535 Dogmatik 329,387 Dom (Hausdiener) 64,187,590 Domäne 132 Domestikation 432,452 - der Bevölkerung 409 - der Massen i9,372f., 381,389,518 - der Untertanen 216,411,433,450 Domestikationsinteresse 217 Domestikationsmittel 216,439 Donatoren 360 Dorf, Dörfer - , arische 154 - , indische49,63-65,91,93, lOOf., 111,

118,126 f., 129,133 f., 139,149-155, 162-164,171,174f., 177,188,193, 196f.,212f.,472 - , südindische 152 —> auch: Bhaiachara-; Handwerker-; Heloten-; Herren-; Kasten-; pattidari-; Raiyatvari-; shashan-; Zamindari-Dörfer Dorfarbeiter 58,212 Dorfbeamte 186f.,198f. —»auch: Mahar Dorfbedienstete 118 f., 172 Dorfbezirk 64,104 Dorf-Exogamie 183,214 Dorfgemeinde, -gemeinschaft65,119,126, 153 Dorfgenossen 63,152,177,188,213 - » a u c h : Ungenossen Dorfgewerbe 118,171,217 Dorfgott 524 Dorfhandwerker(-kasten) 89f., 93,150, 174,181,193,212,214 Dorfhäuptling 133,154,187 Dorfhonoratioren 129 Dorfhörige 172 Dorf-panchayat 188 Dorf-patel 150 —»auch: patel Dorfpriester 127,154,171 Dorfschreiber 141 Dorfstab 186 Dorfverband 65,126 Dorfverfassung - , indische 149,151 - , orientalische 6 Dorfvorstand, -Vorsteher 140f., 150,154, 188,438 —» auch: Gauda; patel Dorian Gray 405 Draupadi 232,290,590 Dravida 133,202,209,466,471,590 dravidische Reiche 133,144 Dravira-Brahmanen 515,590 Dsungaren 456 Dualismus, Dualisten 75,142,274,280, 400,463,475,496,508 —» auch: Dwaitawadi Dunganen 458 durangama 401,590 Durchschnittsmönch 385 Durga 79,163,471,483,590 Durga-Orgien 484

Sachregister Durst 3 3 2 , 3 3 4 , 3 3 8 f . , 3 4 4 , 3 5 1 - 3 5 4 , 4 0 5 Dvapara 81,591 Dvapara-Zeitalter 269 Dvärakä 82

D vi ja 99,104

Dwaitawadi, Dwaita-Doktrin 496,508,

590f.

Dynastien 139,184,421,503 Edelmetall, -handel, -händler 162,176,199 Edikt, Edikte - , heiliges 422,424,428 - , königliches 113,136,376,378,380,385, 390,412,461 —»auch: Felsen-; Religions-; Rupnath-; Säulen-;Tokugawa-Edikt; Sanci-Inschrift Edo—»Yedo Ehe 6 0 , 6 6 , 9 9 f . , 106,125,128,146,277 —> auch : Gruppen-; Kinder-; Mißehe Ehebruch 190,242 Ehekartelle 100,102 Eheordnung, exogame 116 Ehrbegriff, feudaler 437,441,532 Ehrenkodex 130 Ehren(vor)rechte 168 f. Ehrerbietung 124 Ehrlosigkeit 98 Eidgenossenschaft, israelitische 540 Eidos442 Eidverbrüderung, -brüderschaft 97,164 Eigengesetzlichkeit 2 3 0 , 2 3 3 , 2 3 6 , 3 0 4 , 3 3 9 , 532 Eigenhandel 137 Eigentumslosigkeit 254,316 Eingeborenenstämme 157 Einheitsreligion 428 Einkommen, Einkünfte 1 2 4 , 1 9 8 - 2 0 0 , 373,510 -^auch: Grundrenten; Kasualien-; Steuereinkünfte Einkommenssteuer 198 Einlager-System 113 Einsiedler —» Eremiten Einwanderung 58,61 ekadeva 232,591 Ekantika Dharma 269,591 Ekstase, Ekstatik, ekstatisch 223, 2 3 9 - 2 4 1 , 2 4 6 f., 2 6 2 - 2 6 4 , 2 7 3 , 2 8 3 f., 297,333,340,352,355 f., 400,405,431, 4 4 0 , 4 4 4 , 4 5 0 , 4 5 3 , 4 5 9 , 4 6 5 , 4 6 9 f . , 482, 494,517,535 f., 539

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—* auch: Helden-; Volksekstatik Ekstatiker 506 Elefanten 137,143,166,255,326,342 Elefantenkunde 261 Eleusinische Mysterien 440 Emanation 399 Endogamie, endogam 67,91,102,104, 106,182,187,219,487 —•auch: Gaststammesendogamie England, Engländer (in Indien) 88,101,

108,144,178,501 f., 521 - , Herrschaft 54,81,142,196,227,410, 517,520f., 524 - , Polizei 314,471 - , Steuerveranlagung 149 - , Verwaltung 13,95,138,196 englische Verfassung (1653) 380 Entelechie 273,336,591 Entleerung des Bewußtseins 264—266 Entwicklungsstufen 2 Epheben 61,128,597 Epiphanien291 epische Zeit 128,130,132,141,148f., 234, 243,250,294 vorepische 61 Epos,Epen 79,135,154,163,166f., 174, 210 f., 2 3 2 , 2 3 4 , 2 5 0 , 2 5 7 , 2 8 5 , 2 8 9 f . , 3 0 1 , 4 6 7 - 4 6 9 , 4 8 2 , 4 8 9 f. Eranos-Kreisö, 27 Erbcharisma 497,519 Erblichkeit HOf., 179,187 —»auch: Besitz Erbpächter 409 f. Erbrecht 100,244 Erbscholtisei-Lehen 150,591 Erbteil 351 Eremitage (von Kanva) 304 f. Eremiten 242,249 f., 414 —> auch: Asrama; Samana; Sramana; Waldeinsiedler Erfolg —»Handeln Ergasterion (Ergasterium) 113,178,194, 437,597 Erkenntnis, -theorie 259,264 f., 279 f., 287, 311 Erlöste 284,287,298,310,327,334,344, 404 —> auch: jivanmukta Erlösung 224,232,236,244 f., 262,264, 266 - 2 7 1 , 2 7 6 , 2 8 7 f., 293 f., 296 f., 299 f., 303-305,308,311,314,330-332,334, 343-346,348,350,352-354,356,364f

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Sachregister

367,369,371,387,390,395,399,406, 413,447,492,494,505,509,522,524, 538 —» auch : moksha ; mukti ; Selbsterlösung Erlösungsgesinnung 353 Erlösungsglauben 208 Erlösungskonfessionen 248,462,474 Erlösungslehre 2,299,335,342 f., 360,365, 401,482,532 —»auch: Buddhismus Erlösungsmittel 517 Erlösungsmission 271 Erlösungsphilosophie 439 Erlösungsreligionen 60,71 f., 91,98,159, 165,195,201,214,220,239,242,254, 330,339,364,369,372,521 - , heterodoxe215,247,286,288,527 - , pazifistische 159,165,214 —•auch: Buddhismus Erlösungsreligiosität 528 Erlösungsstreben 236,267,287 f., 330 f., 532 —»auch: Brahmanen Erlösungssuche, -suchende 344 Erlösungstheorie 271,394 Erlösungsweg 333 Erlösungszustand 394 Ernteanteile 119 Eroberer 152-154,211,213,216 Erobererfürsten 411 Erobererklassen 115 Erobererkönig 391 Eroberersippen 212 f. Eroberungsgebiete 115 f., 149 Erotik 12,222,236,244,489,498,521 —» auch : Heilands- ; Kryptoerotik Erwerb 174,195,197,199,319f. - , bürgerlicher 149,438 —» auch : Gelderwerb Erwerbsarten, -formen 148,242 —» auch: Brahmanen Erwerbschancen, -gelegenheit65,68,199, 516 Erwerbskapital 194,320 Erwerbsstreben 536 Erwerbstrieb, -gier 54,536 Erwerbswirtschaft, indische 174 Erziehung 248,371,384,425,429,445, 451,458,524,539 —»auch: Kloster-; Laienerziehung; Volksschulen Eschatologie 237

Esoterik, esoterisch 204,224,273,277, 300,401,474,506,514,516,591 Eteobutaden —» Butaden Ethik, ethisch 75,83,195,203 f., 206, 218 f. ,231,233 f., 236,244,252,258 f., 261,264,267,271 f., 275 f., 282 f., 285, 289,291,293,295,304,325,329 f., 332, 338 f., 349 f., 376,378,380,387,395, 399,407,428,430,440f., 447,459,463, 478,487,494,505,517,521 f., 526, 529f.,535f.,543 - , bürgerliche 364,438 - des Handelns 330,350,509,536 - , innerweltliche304,536f. - , politische 234,463 - , praktische 283 - , private 463 - , rationales,536f. - , religiöse 2/., 38,440 - , unethisch 489 - , Universalgeschichte 15 —» auch: Alltags-; Berufs-; Bhagavata-; Gesellschafts-; Gesinnungs-; Helden-; Intellektuellen-; Karman-; Kasten-; Kschatriya-; Laien-; Mitleids-; Mönchs-; Nachbarschafts-; Ritter-; Schicksals-; Sozial-; Universal-; Unzulänglichkeits-; Volks-; Wirtschaftsethik Etikette, Etikettenfragen 97,112,123,125, 187,190 Eucharistie 96 Eunuchen 431 Europa, Europäer, europäisch 5,8,10f., 14,59,62,88,90,98f.,119,141,166, 185 f., 188,194,197,258 f., 354,370, 373,415 f., 438,441,479,521,526,541 - , Mitteleuropa 158 - , Südeuropa 214 - , Westeuropa 243 -^auch: Okzident Exequatur 108,591 exercitia spiritualia 401 Exerzitien 266 f., 509 Exkommunikation 58,95,109,146,168, 187,191,415,479,511 Exkommunikationsgewalt 514 Exogamie, exogam 60,91,116 —»auch: Dorf-Exogamie Exorzismus, Exorzisten 410,450 Export 119

Sachregister Fabeln 258,534 —» auch: Panchatantra Fabrikarbeit, -arbeiter(schaft) 196-198 Fabriken 157,194,196 Fachmenschenfeindschaft 235 fachmenschlich 536,543 Fachwissenschaften 147,235 f., 261 Fakultätsbeamte 457 Familie 115,188,230 Familiengott 524 Familienpriester 95,121 f. Farakhabad 391,597 Farben —> Pflanzenfarben Fehden 157 Feindesliebe 334 Feldfluren 115 Feldgemeinschaft 151 Feldmark 213 Feldmesserkasten 196 Felonie 435,591 Felsen-Edikte 375-380,382,384 Fernhandel, -händler50,65 Fetischismus 468,498 Fetwa 513,591 Feudalfürsten 157 Feudalherren 155 —>auch:Thakur Feudalismus, Feudalisierung 6,114,133, 140-142,149,431,434,541 —» auch: Lehen, Lehenswesen Feudalzeit, indische 170 Feuerordal 123,252 Feuerpriester 121 Feuer-Ritual 276 Fideikommißstiftung 253 fides implicita 86 Finanzverwaltung 138 Fingergestenzauber 468 Fischerkaste 185,198 Fisci, altkarolingische 409 Fiskalismus, Fiskalisierung 149,153,157, 213 Fiskalpolitik 137 Fiskus 140,150,179 Fleischesser, -genuß 61,457 Fleischopfer 317 Fleischorgien 222,242,254,377,475,483, 489,503 Florentiner 166 Fluraufteilung 153 Flurgemeinschaft 6 Fo 425,591

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Fontenoy, Schlacht von 234 Forderung des Tages 295,542 f. Formalismus 428 Formel-Magie 451 Fragen des Königs Milinda 330,332f., 336, 339,345-348,611 Frankreich, französisch 11,141,164,234, 526 Franziskaner(orden) 386,388,393 Frauen 100,105,128 f., 205,211,243 f., 290,294,305,314,319,331,341,377, 379,388,418,425,428,431,433,461, 471,475,522 - , Ablehnung243,341 —» auch: Brahmanen-; (Judra-Frauen; jus primae noctis; Prinzip, weibliches; Witwen Frauenarbeit 148,197 Frauensterblichkeit 56 Freie, germanische 158 —» auch: Vollfreie Freistadt 166 Fremdbürtige 437 Fremdhandel 540 Fremdherrschaft 54,141,216,229,499, 513,518 Fremdstämme 66,143 —> auch: Barbaren Fremdvölker 69,132 Friedenshäuptling 110 Frömmigkeit 255,276,306,342,356 f., 365, 377,379 f., 413,422,444,490,492,494, 498,500,533 —»auch: Andachts-; Heilands-; Laien-; Mönchs-Frömmigkeit; Sakti-Religiosität Frömmigkeitsgesetz 378 Fron(d)en 118,178,597 Fronleistungen 459 Fronorganisation 460 Fronsklaverei 174 Fruchtbarkeitsdämonen 223 Fruchtbarkeitsgeister 471,473 Fruchtbarkeitsgott, -götter222,473 f., 490 -^•auch: Rudra Fruchtbarkeitskult 440,473,488 Frührenaissance, italienische 235 Fünf-Kasten-Handwerker 176 Fünf-Kasten-Recht 168,169 Fung-schui 357,430,592 Funktionsgeisterkult 439

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Sachregister

Funktionsgötter, -gottheiten 83 f., 246, 269,277,535 Fürsten - , chinesische —» Teilfürsten - , indische97f., 121,125,134f., 162, 164 f., 167,174-177,193,214,216,224, 226 f., 229,232-235,324,364,372,463, 466,480,518 - , japanische 438 -^auch: Eroberer-; Feudal-; Klein-; Slawen-; Stammes-; Vasallenfürsten Fürstenburgen 213 Fürsten-Dharma 164,234,290 Fürstenmacht - , indische 223,463 - , patrimoniale 161,164f., 213 f., 216 - , okzidentale 138,216 —»auch: Patrimonialfürsten Fürstensitz 162,170,175,179 Fürstinnen 205

Gebetsformelandacht 407 Gebetsformelkult, -ritualismus 247,459, 497 Gebetsformelmagie 445 Gebetsformeln 83,259,269,441,453,489, 498,510f. -^>auch: Mantra Gebetsherr 246 Gebetsmühlen 406,459 Gebietskörperschaft 89 Gebietslehen 133 Gebildete 256,528,538,543 Gebrauchsvermögen 320 Geburtenziffer 55 f. Geburtsadel 110 Geburtsrecht 115,155,211 Geburtsreligion 56,68 Geburtsschranken 96 Geburtsstand, -stände 49,54,99,114,121 Gefolgschaftsadel 142 Gefolgsleute, Gefolgschaft 83 f., 114,128,

Gabenspender 210 —»auch: Maghavan Gachch(h)a 317,592 Gagaraurigarh 499 Gähadaväla-Dynastie 464 Galiläa, galiläisch 361 gana 163,317,592 Gandhabanik 170,199,592 Gandhara 391,592 Gandharvas 222f., 592 Ganges57,69,183,394,461,468,481 Gangestal 120,200,311,392 ganî 317,592 Ganigar 472,592 Gärtner 119,172 Gassenkehrer(-Kasten) 64,185,187 Gastarbeiter 64 f., 181,213 f. Gasterwerbsverhältnis 66 Gastgewerbe 63,181,214 Gasthandel 214 Gasthandwerker 214 f. Gastrecht 63 Gaststämme, -volk 62-67,70-72,88,91, 107,169,181,187,195,198,214-217, 592 Gaststammesendogamie 214 Gauda 174,592 Gauda (Bengalen) 96,592 Gautama243,276,326 Gavamayana-Feier 117,592 Gayatri-Kriya-Sakrament 510,592

135,140 Gefühlsandacht 292 Gefühls-Askese 266 Gefühlsinbrunst 444 Gegenreformation(skirche) 373,444,488, 510 Gehäuse 206 Geheimlehre 122,255,347,481 Geist des Kapitalismus 520 Geisterglaube 211 Geisterzwang 306 Geistliche, geistlicher Stand 69,349 —>auch: Gewalt; Priester; Schichten; Zwangsmittel Geld(besitz) 160,167,386,479,523 - , Ablehnung 351 - , Verbot393,409,478 Geldbußen 137,179,191 Gelddarlehen 97 Gelderwerb 200 Geldleih-Geschäft 159,320 Geldspenden 386 Geldwirtschaft 138,161 Gelong 458,593 Gelübde 316,449 —» auch: Mönchsgelübde dGe-lugs-pa 453,593 Gemeinbürgschaftssystem 437 Gemeinde, Gemeinden 74,126,317,343, 345,359,387 f., 394,505 —» auch: Buddhismus; Mahasamghika;

Sachregister Dorf-; Jaina-; Sekten-; Wehrgemeinden Gemeindedienerkaste 171 Gemeindehirte 152 Gemeindelehre 344,356,359 Gemeindeorganisation 420,461,466 Gemeindetradition 394 Gemeinfreie 57,117 f., 140,157 —»auch: Vaifya Gemeinschaft 58,63,67,71-73,78,139, 184,188f., 213,217,250f., 312,323, 327,332,358,366f., 370,381,397,516, 520,523,542 - , buddhistische 462 - , hinduistische 59,65,67f., 80,201,324, 485,509 - , soziale 90,343 -^•auch: Abstammungs-; Asketen-; Flur-; Jünger-; Kriegs-; Kult-; Mönchs-; Ordens-; Sippen-; Sprach-; Tisch-; Virtuosengemeinschaft; Sangha Gemeinschaftsgenossen 334 Gemeinwesen, politische 188 Gemengelage 153 Genealogisten 170 Gentilcharisma, -charismatisch 110—112, 115f., 121,132,150,154f., 163,185, 187-189,211 f., 215,224,228,252,434, 436,438,451 Gentilcharismatismus, -charismatik 114, 116,213 f. Gentleman 59,210,229,243,276,335,537 —»auch: Arya Gentleman-Ideal 432,441 Geomantik 357,593 —•auch: Fung-schui Gerberkaste 59,181,472 Gerichtsbann 438 Gerichtsverfahren 256 Gerichtsversammlung 129,166 Geschäftsleute 438,505 —•auch: Kaufmann Geschenke 124,251,367,378 —»auch: Dakshina Geschichtsschreibung, -Wissenschaft - , chinesische 423 - , indische 219,259 Geschlechterstaat 434 Geschlechtsverkehr, zwischenkastlicher 184 Gesellschaft - , hinduistische 116 - , indische 126,203,210,245,373,488,520

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islamische 74 —»auch: Hindugesellschaft Gesellschaftsethik 207 Gesellschaftsgliederung, organische 230 Gesellschaftslehre, -theorie, organische 229f., 236,531,536 Gesellschaftsrecht 113 Gesetzessprecher 257 Gesinnung, ethische 264 —» auch: Erlösungsgesinnung Gesinnungsethik 332 Getreidegroßhändlerkaste 199 Getreideimporteure 174 Getsul 458,593 Gewalt - , geistliche 109,376 - , magische 123,267,404,533 - , patriarchale 468 - , politische94,133,142,145f., 157,230, 374,446 - , weltliche 109,363,388f., 421 -^»auch: Laien-; Königs-; Papst-; Staatsgewalt; Buddhismus Gewerbe, gewerblich 54,63,92,98,118f., 163,169,171-175,177 f., 180f., 189, 195 f., 200,213 f. ,319-321,350f., 372, 417,449,457,506 —•auch: Dorf-; Gast-; Lokal-; Stammesgewerbe; Kasten, gewerbliche Gewerbemonopol 67,178 Gewerbetreibende 173,449 Gewerbeverfassung 213 Gewerkschaftsorganisation 197 Gewerkverein 190 Gewissen 272,335 Gewittergott 84 ghatwal 138,595 Ghetto 96 Gilden 89,91-94,97 f., 109-114,124, 163 f., 167-169,172 f., 179,188-190, 192,213-216,230,232,323,437 —»auch: Händler-; Kaufmanns-; Preiswerk, Preiswerker-; Tuchmacher-; Zauberergilde Gilden-Älteste 112,163,188 -^auch: Schreschthi Gildenautonomie 113 Gildenbürgertum 216 Gildenepochen 169 Gildenkaufleute 360,472 Gildenmacht 161 f., 167 f., 179,214,216, 324f.,408,463

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Sachregister

Gildenorganisation 92 Gildenstädte 169 Gilden verband, -verbände 147,213 Gildenverbrüderung 169 Gildenverfassung 169 Gildenvorsteher 323,326,494 Gitagovinda 492,593 Glaubensbekenntnis 378 Glaubenskämpfer 445,458,501 f. Glaubensreligiosität 300,492 Gliederung, soziale (Indien) 98,156,193 Gnade 77,290,292,299-301,303,306, 322,330,387,395 f., 485 f., 490,493 f., 505,509 —» auch: Anstaltsgnade; prasada Gnadenaneignung 77 Gnadenanstalt, kirchliche 58,286 Gnadengaben 350,353 Gnadengeschenk 339 Gnadenlehre 490 Gnadenmittel 58 Gnadenperseveranz 353 f. Gnadenreligiosität 493 Gnadenspendung 286,300,403,420,534 Gnadenstand 299,303,312,340,342,353, 500,522 Gnadenstufen 505 Gnadenwahlglaube 271 Gnosis, gnostisch 238,246,252,255,262, 264-266,275 f., 279 f., 284 f., 297,302, 306,309 f., 362,373,387,397,400-402, 469,483,490,528-530,532,536,593 Goala 198,593 Gokulastha Gosain 503,593 Gol 100,593 Gold- und Silberhandwerker 169 Goldschmiede(-Kaste) 90,119,161,165, 172,177 f., 185,472 Gollur 472,593 Goningumi 437,593 Gopis 491,593 Gosain 252,286,501,503,505,510, 593 goshthika 480,593 Gotra 61,593 Gott, Götter, Gottheiten 65,75,77,79f., 84,126,160,203,210,222,231 f., 234, 238 f., 262,265,267,269 f., 272,276 f., 279,290,295,299,303 -306,309-311, 322,325,330,343,354,363,380,405, 430,440,442 f., 447,449,459,462, 468 f., 471,473 f., 476 f., 482-486,488,

490,492,494,496 f., 503,508-511,520, 522-524,530 - , höchste 269f., 277,309,469,477,488, 524 - , menschliche, sterbliche205f., 224,229, 479,517 - , persönliche 269 f., 277,290,299-301, 306,469,477,483,485,490,496,519, 531 - , überweltliche60,232,269,299f., 325, 502,508,519,531 - , weibliche222,317,459,473-475,483f., 498 —»auch: Artisten-; Berufs-; Dorf-; Familien*; Fruchtbarkeits-; Funktions-; Gewitter-; Handwerker-; Helden-; Himmels-; Hindu-; Kasten-; Kaufmanns-; Kinder-; Liebes-; Lokal-; Reichtums-; Sakti-; Schöpfer-; Schutz-; Sekten-; Soldaten-; Sonnen-; Stammes-; Vater-; Vegetations-; Volks-; Weltgottheiten/götter; Deus ex machina; Muttergottes; Pantheon; Vergottung Götterbilder 485 Götterdämmerung 205,232,269 Götterhimmel 85 Göttersohn 290 Götterüberlegenheit 485 Göttervater 290 Götterwelt 267,275,309 Götterzwang 266 Gottesbeamte 440 Gottesbesessenheit 374,533,535 Gottesbesitz 374,400,470,533,536 Gottesdienst 325,390,480,491,504 f. Gottesglaube 281 Gottesgnadentum 110 Gottesliebe 494 Gottesurteil 113,252 Göttinnen —» Götter, weibliche gottinniger Glaube 78 —>auch: Bhakti Göttliches 246,258,264-267,269,300f., 399 f., 442 f., 483,496,508,530 f., 535 f., 538 Gottsuche 246 Govinda 491,593 Grammatik 53 f., 389,465 gratiacooperativa493,497 gratia irrestibilis 493,497 Griechen(land), griechisch5,16,178,262, 292,300,590

Sachregister —»auch: Hellenen Grihapati 360,594 Grihastha 120,123,223,238,242,481,513, 594 Grihya-Sutra223,256,276,594 Großbetriebe 193 Großhandel 52 Großindustrie, indische 186,200 Großkönige, -königtum 129,131,133,136, 138,145,157,161 f., 167,176 f., 229, 247,282,368,372,464,468 - , patrimoniale 211,282 Großmoghul(-Staat) 52,140f., 143,594 Großpfründe 163 Großstaaten 373 Großstädte 506 Grundbesitz —» Bodenbesitz Grundherren 73 f., 132 f., 138-140,142, 144,150f., 156,174 —» auch : Talukdari Grundherrensippen 74 Grundherrschaft 140,144,150-152,156, 357 —» auch : Klostergrundherrschaft Grundrenten, -rentner 119,155,163,253 Grundrenteneinkommen 200 Grundsteuer 149,216 Gruppenehe 101 Gubhaju 449,594 Gujar 102,157,594 Gujarat 97,100,147,169,324,473 Gujarati (Banya) 473,505,594 Guj arat-Yajurvedi 126,594 Guna 275,296,298,483,594 Gupta-Dynastie 90,130,145 f., 462,555 Guru 79,127,250,252,286,301,315,324, 347,359,383,391,410,412-414,439, 448-450,468,479,481 f., 486 f., 495, 497-499,501-503,509-512,515-520, 524,533,594 Guru-Demagogie 516 Guru-Herrschaft 521 Guru-Theokratie 541 Güte 396 auch: paramita rGyal-ba 454,594 Gymnosophisten 313 f., 319,594

Hades 85,440 Hagiolatrie 252,286,323,357,389,396, 405 f., 410,459,477,481,487,533

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—» auch: Volkshagiolatrie Haidaräbäd 108 Halepaik 144,594 han 435,436,594 Handel 107,113,118,148,159 f., 162-164, 169,172,198,200,242,320,438,457, 525 f. —»auch: Alkohol-; Außen-; Binnen-; Eigen-; Fern-; Fremd-; Gast-; Groß-; Hausier-; Karawanen-; See-; Sklaven-; Spirituosen- ; Tausch-; Viehhandel Handeln 7,264 f., 291,293 f., 296 f., 302, 312,314,322,338f., 343,349,354,356, 402,463,478,521 f., 529,536,542 - , aktives 330,535 - , außerweltliches 342 - , Erfolg 294-296,303,355 - , gottwidriges 296 - , innerweltliches296,299,308,350,507, 509,531,536 - , Maximen 304 - , rationales 536 - , Vermeidung 312 —» auch: Ethik des Handelns; Nicht-; Welthandeln Handelsbeziehungen 450 Handelskapital 195 Handelskapitalismus 320 Handelsmonopol 63,67,161,169,214,437 Handelsrecht 113 Handelsstadt 175 Handelsstand 169 Händler, Händlertum2,73,91,144,149, 155,160,163 f., 168 f., 171,173 f., 179, 183,187,193,195 f., 198,214 f., 305, 320,463,465,487 - , chinesische 438 - , japanische 438 - , orientalische 195 —»auch: Baniya;Banjara; Lohana; Pferde-; Spezerei-; Spirituosenhändler; Vanija; Vanik; Vanjari Händlergilden 179,193,214 Händlerkasten 74,90,100,147,149,161, 165,169 f., 182,186 f., 195,198-200, 504 —»auch: Baniya-; Vanija-Kaste Händlerschicht 54,323,325 Händler-Sekte 502 Händlerstadt 163 Händlerzünfte 91 Handlungen, heilige 264

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Sachregister

Handwerk 189 - , christliches 2 hinduistisches 196,200f., 207 indisches91,93,111,113,118f., 144, 164,168,169,171-182,186,190,194 f., 211,215 - , islamitisches 196,200 - , japanisches 435,437 - , nepalesisches 449 -^>auch: Bau-;Bazar-; Deputat-; Dorf-; Gast-; Gold- und Silber-; Heloten-; Königs-; Kunst-; Metall-, Holz- und Stein-; Stadt-; Stammes-; Tempel-; Textil-; Zunfthandwerk Handwerkerdörfer 174,176,212 Handwerkergott 169 Handwerkerkasten 127,170,172,179,411 Handwerkerleistungen 54 Handwerkerzünfte 91,430 Hanuman 497 Hardwar 501 Harem 379,595 Häresien, Häretiker 269,348,358,485 Hatha-Yoga 266,595 Hauptkasten 54,198 Häuptlinge, charismatische 115 —»auch: Dorf-; Friedens-; Kriegshäuptlinge Häuptlingsadel 142 Häuptlingschaften 141 f. Häuptlingsgeschlechter 117 Hausärzte —» Ärzte Hausdiener, -dienst 119f., 172,194 Hausdienerkasten 185 Haushalter 126,242,256,277 f., 314f. Hausierhandel 171 Hauskaplan(schaft) 122,125,481,509, 512,595 —» auch: purohita Hauskult 215 Hauslosigkeit312 Hausmachtgebiet 435 Hausmeier 435,446,455 Hauspriester 68,121,125,171,192,217 Hausritualbücher 276 —»auch: Grihya-Sutra Hausvater —» Grihastha Hauswirtschaft 171 Hautfarbe 208,211,217,243 Hebamme 187 hebräisch 541

Heer - , diszipliniertes 53,164,445 - , homerisches 135 - , indisches 135,137,141,146,164,166, 372 - , stehendes 372,414 —»auch: Berufskrieger; Condottierenheere; Hoplitenheer; Militär; Soldaten; Soldheer Heerbann 135 Heeresverfassung, indische 142 Heeresversammlung 166 Heerführer 361 Heerkönig 128 Heidelberg27/., 31,37f. Heil 3,225,265,278f., 286 f., 296,302f., 308,316f., 319,360,365,380,397,403, 497,502,508,528 f., 536 —» auch : Brahmanen ; Seelenheil Heiland, Heilande 86,269,299,301,303, 306,330,395,403,405,445,489-492, 494,498,510f.,534 - , lebender374,395,403,510f., 517,533 —» auch: Bodhisattva Heilandserotik 492 Heilandsfrömmigkeit 489 Heilandsglauben 19,306 Heilandsminne 302,488,533 Heilandsprestige 448 Heilandsreligion 502 Heilandsreligiosität 78,289,291,300,385, 444,488,494 f., 510f., 524,532f. Heilige, Heiligkeit 84,243,249,308,311f., 321,329,395 f., 405,428-430,450-454, 456,524,538 -»auch: Arhat heilige Bücher —» Bücher heiliges Edikt —» Edikt heiliger Geist 394,400 heiliger Gürtel 104,120,144,147,170,238, 264,496,595 heiliger Kreis 470,475 heiliges Recht —» Recht heilige Schnur 61,485,511,595 heilige Schriften —» Schriften heilige Stühle 191 f. heiliger Tauschhandel —» Tauschhandel Heiligkeitstheorie 454 Heiligtum, -tümer 425,480 - , Zentralheiligtum 503 —»auch: Wallfahrtsheiligtümer

Sachregister Heilsaristokratismus 302,529 Heilsbegriff 312 Heilsbesitz 269,294,365,530 Heilschancen 384 Heilsgewinnung 404 Heilsgewißheit 402 auch: certitudo salutis Heilsgut, -güter 57,77-79,282,325, 467-469,528,531 Heilsinteresse 207,396,523 Heils-Karriere 406 Heilslehre 20,56,75,77,87,207,225,254, 263,279,287,293,296,298,304,325, 355,387,408,467,481,495,503,531, 538 —* auch: Soteriologie; Sruti Heilslehrer 307 Heilsmittel 328,494,502,521 Heilssuche, -sucher 225,238,246f., 249, 271 f., 278 f., 302,327 f., 341,362,366, 371,384 f., 426,459,469,471,483,486, 494f.,501f.,538 Heilsstreben 271,288,327 Heilsstufen-Lehre 454 Heilstechniken 263,265,267 Heilsverheißungen 373 Heilsverluste 65 Heilsvermittler 366 Heilsweg 3,77 -79,245 f., 254 f., 264 f., 278 f., 283,288,297,302,325,441,459, 483,492,494,505,507,509,521 -^•auch: marga Heilswert 287,294 Heilsziel 76-78,80,246,304,316,327, 373,441,483,505 —> auch: marga; sadhya Heilszustand, -zuständlichkeit 245,282, 355,387,482,492,530,538 Heiratsmarkt 100 Heiratsvermittler 101 Helden(tum) 135,249,290,305,489,491 —> auch: ijurah; Degen; Heros; Kriegsheldentum; Standesheros Heldenaskese 128 Heldencharisma 128-130,135 Helden-Dharma 291 Heldenekstase 143,221 Heldenepos 304 Heldenethik 291 Heldengott 83 f. Heldenhimmel 443,468 Heldenkampf 141

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Heldenschicksal 84,290 Heldenzeit(alter) 83,85 Hellenen(tum), hellenisch 52,76,161,178, 203,219,224,248 f., 260,262,269,282, 313 f., 372,440,473,524,527,537,541 —»auch: Altertum Hellenismus, hellenistisch 5,162,189,198, 382,398 - , späthellenistisch 178 Hellsehen 265 Heloten 117-119,174,212,595 Heloten-Dörfer 212 Heloten-Handwerk(er) 174 f., 177 f. Henker 93 Henotheismus 84 Herdenbesitz 6 Herolatrie 310,595 Heros, Heroen 263,300,439 f. Herrendörfer 213 Herrenfall 132,436 Herrengeschlechter 61,115,127 Herrenkasten 116 Herrenrechte 115,134 Herrenschicht, -stand, -klasse 60,68f., 71, 114 f., 131 f., 140,151,164,217,3801, 388f., 521 Herrensippen 115 Herrenstämme 115 Herrschaft 69,114,164,415,518 - , geistliche, klerikale 313,388,510 - , politische 53,118 - , spirituelle 518 Herrschaftsgebiet 62 Herrschaftsrechte 134,142,164 Herrschaftstypologie 26 Herrscher 148 - , charismatischer 129,229 - , weltlicher 383 Hetäre 244 f. Heterodoxien 71,201,281,289,301,464, 476,481,484,499 —>auch: Erlösungsreligionen hetu 235,595 hetuvadin 235,595 Hierarchen 496 f., 517,519 Hierarchie, hierarchisch 450,453 f., 458, 460,469,485 —»auch: Mystagogen-Hierarchien Hierodulen 244,595 Hierokratie, Hierokraten, hierokratisch 113,116,120,230,252,364,373,415, 420,463 f., 533

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Sachregister

- , antihierokratisch 364 Hierurgie 330,595 Himalaya 326,451,461 Himmel 75,134,160,204,206,231,233, 267,276 f., 279,294,302,352,376, 405f., 412f., 422,468,500 -^»auch: Brahmanen-; Christen-; Götter-; Helden-; Krieger-; Tuschitahimmel; Paradies Himmelsgott 222 himsa 317,595 Hinayana(-Buddhismus), hinayanistisch 339,348,350,359f., 383 f., 387-393, 406-408,411-419,421,427,452,481, 517,541,595 Hinayana-Lehre 354,398 Hinayana-Schule 406 -408,411,419 —»auch: Schulen Hindugesellschaft 51,107 —»auch: Gesellschaft Hinduglaube, -gläubigkeit 269,519 Hindugötter, -gottheiten74,84,222,413, 501 —» auch: Deva; Gott, Götter; Hinduismus Hinduisierung 58,60,66 f., 70,107,144, 157,182,191,324 Hinduismus, Hindus, hinduistisch 2,10, 595 - , alter, (alt)klassischer61 f., 86,199f., 287,298 f., 361,443 f., 483 - , Begriff,Verbreitung54-58,66,71 f., 74,411,461 - , Berufstugend 207 - , Bräuche 60,66 - , Denken, Denkrichtung361,521 - , Deva 392,416 - , Dharma 82,84 - , Erlösung(slehre) 208,220,268,299 - als Erlösungsreligion 220,239,242 - , Ethik252,295,536 - , Filiationssystem 426 - , Frömmigkeit 444,492 - , Fürsten463,518 - , Gebiete61 f.,200,430 - , Gebildete 537 - als Geburtsreligion 56,68 - , Geschäftsleute 505 - , Götter, Gottheiten 60,79,83 f., 267, 309,449,459,474,477,486,523 f. —> auch : Hindugötter - , Grunddogmen,-sätze 29,295 - , (Grund-)institutionen65,72,87,513

-, -, -, -, -, -,

Heilsgüter 57,77 f. Heilslehre 87,207 Heilsmittel 517 Heilswege 78 f., 254 Heilsziel (marga) 78,80 (Intellektuellen-)Soteriologie 369,444, 524,539 - , in Japan 432 - , Kasten, -Ordnung, -system 73 f., 92,196, 205,218,410,449,504,536 —» auch: Hindu-Kasten; Kasten konservativer 81 Laien 520 Lehre (mata) 75 - 80,201 f., 205,207 f., 284-287,321,345,418,477,483,538 Mantra441 Metaphysik 284,400 Mißtrauen gegen Ortswechsel 315 Modernisten 85,325 und Ökonomie 307,350,525 Ordnung (soziale) 70-73,75,208 orthodox-brahmanischer 281 orthodoxer 76,79 f., 232,309,315 Pantheon 404,486 Propaganda 60,62 Reformer, Reformbewegung 495,511, 526 Reise(beschränkung) 170,183,315,320 Renaissance 420,487 Restauration 71,131,324,461,510,513 Rezeption 69,71 Riten, Ritual(ismus) 69,80,143,201f., 501 rituelle Pflichten, Vorschriften 62,64f., 75,84 f., 116,181,201,404 Seelen(wanderungs)glaube 202,339 Sozialsystem 20,218,464 später(er) 250,291,301,363 f., 459 Speiseregeln 102 System 183,477 Theodizee 206,509 Tradition(alismus) 106,320,521 Verband 64 Vergottungsprozeß 394 vischnuitischer 494 Volksaskese 429 Wandermönche 450 Wissenschaft 260 f. »auch: Gemeinschaft; Gesellschaft; Handwerk; Kultur; Literatur; Mönche; Neo-Hinduismus; Nicht-Hindus; Philosophie; Religiosität; Sekten

Sachregister Hindukasten 57,59 f., 65,67,73 f., 87,90, 99,103,127,185,199-201,518 —»auch: Nicht-Hindu-Kasten Hindu-Sekten 79 f., 82,126,465,501 Hindustaaten, -Vasallenstaaten 108,169 Hindustan 324 —»auch: Indien,Nordwestindien Hindutempel 64 f. Hinrichtung 380 Hinterindien 307,382 f., 411,415-417, 419,449,527,533 Hintersassen 139,157 Hiob 35,290 Hirtenstamm 67 Hitze —» Bruthitze Hoangho 457 hoben 445,595 hodo 436,595 Hofämter 136 Hofkaplan 227 Hoheitsrechte 132 Hölle 75,204,231,276 f., 295,298,321, 340,405-407,418,422,500 Homöopathie, homöopathisch 244,405, 439,471,473 Honanfu 422,596 Honoratioren(schicht) 97,360 —» auch: Dorfhonoratioren Hoplitenheer 165,596 Hörige 174,213,357 —» auch: Dorfhörige Horoskop(-Stellung) 66,68,170,203,235 Hortbildung 162 Hotar 121,596 Hoysala 144 Hsien-schou-tsung 426,596 Humanismus, Humanisten 249,362 Hungersnot 129 Hutuktu 457,596 Hymnen 83 hyomono 436,596 Hypergamie 100 f., 596 Ich-Individualität 338 Ich-Substanzen 309 Idan-gai 472,596 Ideal typus 20 Ideologie 235 Idolatrie 323,357,405 f., 427,500,517 Idol-Kult 324 Illiteraten 397 Immigranten 71,74

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Imperial Gazetteer of India 50,52 imperium 357,542,596 in jus vocatio 113 Income Tax Act 198 Indertum526,541 Indianer 59,209 Indien/, 6,11,14,20,27 - , Adels- und Kleinfürstenepoche 306 - , altes 115 - , Central Provinces 58,91 Mittelindien 104 Nordindien 60,104,132,139,142,152, 154,156,169,174,185,218,245,248f., 219,370,371,382,385,388f., 391,393, 398,408,419,449,461-463,473-475, 485,492 f., 506,509 f., 515 f., 525 - , Nordwestindien, -hindustan 174,336, 372,419,502 - , Südindien 61,63,69,97,104,137,144, 149,152,154,156,166,175 f., 196,202, 245,278,316,324,388,409,460,466, 479,490,492,494 f., 497,514-516 - , United Provinces (of Agra and Oudh) 57,93,187,200 - , Vorderindien 71,307,336,416,420, 509,533 - , Westindien 133,156,169,323,461 Zentralindien 104,150,461 —»insbes.: Census; Hinterindien; Medizin Indienbegeisterung 11 Indifferenzgefühl 356 —» auch: Weltindifferenz Individualismus 6 Individualität 284,327,331,337,339,354 - , Aufhören der individuellen Existenz 77 Individuation 271 f., 274,280,338,354 Individuum, Individuen 232,337 f., 342 Indogermanen 1 Indoskythen 336 Indra 84,160,206,221,291,302,392, 411-413,468,596 Indravati 209,596 Indus 370 Industrie, europäische 186,198 —» auch: Groß-; Jute-; Tempelindustrie Industriekapitalismus 20 Ingenieure 120,147 Ingwa 445,596 Initiation 99,104,238 Inkarnationen 79,233,291,301,310, 394f., 454-456,474,477,488- 490 Inkarnationslehre 453

700

Sachregister

inkyo 128,436,596 Innerasien —» Asien innerweltlich —» Askese; Mystik Inschriften 14,51,67,117,125,145,155, 164,169,174,204,209,220,252 f., 255, 300,304f.,310f.,316f.,326f.,337,342, 344,360,375,411-414,417,420,465 f., 480,518 —» auch: Felsen-; Säulen-Edikt; KanaswaVers-; Königs-; Sanci-; Tamil-; Vaischnawa-Inschrift; Quellen Instleute 93,119,596 Instrumentenmacher 264 Intellekt —* Opfer des Intellekts Intellektualismus, intellektualistisch 264f., 274,336,339,401,432,459,475,522, 529 Intellektuelle(nschicht) 20,88,201, 224-226,228-230,240,243,245,246, 248,262,267,269,281 f., 292,297,301, 306,360,362f., 366,392,394,397,451, 467,469,482,486,494,496,506,521, 524-526,537-539,541 f. -^•auch: Brahmanen intellektuelle Rechtschaffenheit 342 Intellektuellenethik 296 Intellektuellenkonfessionen 312 Intellektuellenkultur 245,542 Intellektuellenlehre 469 —» auch: Buddhismus Intellektuellen-Mystik 406 Intellektuellenphilosophie 309,328 Intellektuellenreligion 524 Intellektuellenreligiosität 3,301 f., 524 Intellektuellen-Sekten 341 Intellektuellensoteriologie 289,301,327, 369,374,383,408,439,441,444,464, 466,469,476,485,492,509,531-533, 538 Intellektuellentheologie 398 Intellektuellentum 286,308,369,537 Intelligenz - , indische 331 - , japanische 531 Iran, Iraner, iranisch 128,300,474 —* auch: Persien Irland, irisch 81 f., 152,210 Irrationalität, Irrationales 521,536,539 —»auch: Askese Irrlehren 233 Islam, islamisch l f . , 6,19,32,37f., 52, 55 f., 58,74,81 f., 139 f., 163,178,

199-201,216,218f., 253,314,323,330, 344,370,458,501,513,524,541 - , bengalischer 199 - , indischer 74,218,502 - , Eroberung 211,370 - , (Fremd-)Herrschaft 143,216,229,499, 501,511 -^auch: Muslime Islamiten, islamitisch 196 f., 199-201,479, 518,597 Israel, israelitisch 100,247,540 —» auch: Altisrael; hebräisch; Juden Isvara 270,280,597 Italien, italienisch94,162,235,410,456, 488 Jagannatha, Jagannath-Orgie 471,490,597 jagir-Pfründen 137,597 Jagirdar 137,146,597 Jahwe 84,223,597 Jaina, Jainismus, Jinismus, Jainisten, jainistisch 55,66,71,78,82,112,159,165, 169,307-328,330f., 334,353,357, 362 f., 366,369,371,378,420,460-462, 465 f., 469,474,478,505,510,523 f., 526,597 —» auch: Swetambara Jaina-Chronik 317 Jainagemeinden 74,316,319,322 f. Jainamönche 324,353 —»auch: Mönche Jaina-Orden 327 —»auch: Orden Jaina-Sekte 307 f., 314,316,319,321, 323-327,390 Jaina-Soteriologie 316 jajmani 125,511,597 jajmani-Beziehung 125,186 jajmani-Prinzip 214 jajmani-Rechte 190 jalabyabaharya 104,597 jalacharaniya 104,597 jama 150,597 Jammü I0S Jamuna 461 janapada 155,159,597 Jangama 486,597 Jangamalinga 486,597 Japan, Japaner,japanischi, 6,12f., 16, 128,189,307,383,407,421,431-449, 501,520,527,530-533,540-542 —» auch: Kaiser; Kultur; Lehen; Literaten; Teilfürstentümer

Sachregister Jat 90,102,157,499,598 Jataka51,137,152,226,598 Java 517 Jellalabad 390,598 Jenseitslehre 530 Jenseitsschicksal 330 Jerusalemiten 96 Jesuitenjesuitisch 352,446,478,524 Jina 309 Jinismus—» Jaina jiva 309,595 jivanmukta285,287,598 jivanmukti 285,298,311,328,402,598 Jnanakanda 255,598 Jnana-Marga 494,598 Jnanayoga 297,598 Jodhpur 67,157,598 Jodo-shu, -Sekte 442,446,598 Jotiphana 473,598 Jotishi 514,598 Juden(tum), jüdisch l f . , 6,32,35,38,52, 5 5 , 6 4 , 7 6 , 8 1 - 8 3 , 9 5 f., 159f„ 168,195, 307,318,320f., 505,537 Jünger(gemeinschaft) 317,348,357 f., 360, 368,495 —> auch: Buddhajünger Jungfernschaft 101 Jünglingsweiheöl, 128 Jungmannschaft 128 Juristen 225,256 —»auch: Sakraljuristen jus primae noctis 503 Jutebauern 207 Jute-Industrie 200

Kabinettsjustiz 415 KabirPanthi 501,598 Kabul 391,598 Kachcha 62,102 {.,599 Kadi 64,599 Kadi-Justiz 64,599 Kaffeehausintellektualismus 12 Kaiser - , chinesischer381,421-423,448,452f. —»auch: (Ober-)Pontifex - , japanischer 421,435,440,448 Kaiseropfer 446 Kaivartta 198,599 Kali 471,484,599 Kalifen 140 f., 599 Kalinga(-Reich) 376,599

701

Kali-Zeitalter, -Epoche 81,85,145,232, 269,305,599 Kalkutta ^ C a l c u t t a Kallar 95,599 Kalokagathie 243,599 Kalpa-Sutra 308,310,599 Kalvar 200,599 Kamar 172,599 Kameralistik 260 Kami 440,599 Kamika 360,600 Kammalar 127,176f., 410,600 Kampf um das Dasein 335 Kampf um die Existenz 344 kanaresisch 485,600 Kanaswa-Vers-Inschrift 304 Kanauj 391,464,480,600 Kanet 99,100,600 Kapilavastu 255,326,600 Kapital 200,216 - , Privatkapital 138 —»auch: Erwerbs-; Handelskapital Kapitalismus, kapitalistisch 54,114,162, 185 f., 194-197,200,216,437,439,460, 504,517,520 - , frühkapitalistisch 320 - ^ a u c h : Handels-; Industriekapitalismus Kapitalmacht 167 Kapitulare de villis 409 Kaplan 225 —» auch: Haus-; Hof-; Königskaplan; purohita Kaplanokratie 373 Karawanenhandel 161,163 Kardinäle 110 Kardinalsünden 339 Kardinaltugenden 225,282,300 K a r i t ä t ^ Caritas Karmakanda 255,600 Karmakar 97,600 Karman 233,235,254,267-271,277,287, 289,295 f., 304,308,312,314,321 f., 324,330,338-340,347,400,405,411, 445,493,509,600 Karman-Determinismus261,286,407 Karman-Ethik 287 karmanfrei 287,296 f., 303,340 Karman-Kausalität 205,268,299,338 Karman-Lehre 8 5 , 2 0 2 - 2 0 4 , 2 0 6 - 2 0 8 , 218f., 231,235,268,289,330,335,339, 365,418,519,530 —»auch: Buddhismus

702

Sachregister

Karman-Mechanismus 237,293 Karman-Theodizee 208 Karman-Theorie 99 Karman-Vergeltung 403 Karman-Verkettung 284 f. Karmasthana 355 f., 600 karmavada 349,600 karmayoga 297,600 Karnätaka 82, 97,524 Karo 436,600 Karolinger(reich) 140 —> auch: capitulare de villis; Fisci; Missatisches System Kartelle 189 Karuna 400,600 Kasbah 163,601 Kaschmir Í08,137,248,390f., 419,450, 461,513,601 Kasi437,601 Kasina 355,601 Kasteiung 266,327,352,483 f. —* auch: Mönchskasteiung Kasteiungs-Askese 482 Kasteiungs-Magie 309 Kasteiungs-Virtuosität 488 Kasten - , Ausstoßung aus 191 —* auch: Exkommunikation - , Durchbrechung 498 - , Einheit, endogame 106 - , Einkommensverhältnisse 198—200 - , Eliminierung 417 Entstehung, Entwicklung50,173,184f. - , erbliche93,122,451 - , ethnische (Unterschiede) 182,185,208, 211 - , geographische Verteilung 185 - , gewerbliche 90,185-188,190 - , Gleichgültigkeit gegen 408 - , hohe 481,512 - , islamische 74,218f. - , linker Hand 177,472f., 490 - , Macht(stellung) 97,125 - , niedere57f.,95,100,118,187f., 190, 206,245,417,471,473,482 - , Ortswechsel 183 - , politische 518 - , Privilegien 64,251 - , Rangverhältnisse73,86,88,103-107, 117,128,145-147,156,161,169-171, 177,181,192,206f. - , rechter Hand 177,472 f.

- , reine 59,103,107,120,127,172,187 - , Reinheitsvorschriften 60,132 -^auch: Reinheitsgesetze - , religiöser Abschluß gegeneinander 362 rituelle Reinheit 102,104 - , rituelle Unreinheit 157 - , soziale Lage 55 - , Speisegesetze 95 - , Tradition(alismus) 188,190f. - , traditionelle 487 - , unreine 57-59,65f., 69f., 73,90,92f., 101,104,127,172,181,184,187 f., 201, 205,251,391,487,513 - , verworfene 84 vornehme 198,390,500,512 - , Vorsteher 188 - , wiedergeborene99,103,128,144,157, 169f., 230,371,481,501 —> auch: Ackerarbeiter-; Adels-; Ärzte-; Baniya-; Barbier-; Bauern-; Beamten-; Berufs-; Bettler-; Bildungs-; Brahmanen-; Brauer-; Bürger-; (Judra-; Dorfhandwerker-; Feldmesser-; Fischer-; Gassenkehrer-; Gemeindediener-; Gerber-; Getreidegroßhändler-; Goldschmiede-; Händler-; Handwerker-; Haupt-; Hausdiener-; Herren-; Hindu-; Kaufmanns-; Koch-; Korbflechter-; Krieger-; Laien-; Landbauern-; Landlord-; Lederarbeiter-; Literaten-; Magier*; Metallarbeiter-; Milchmänner-; Militärpfründner-; Mittel-; Ober-; Ölpresser-; Palmsaftdestillateur-; Paraiyan-; Parvenu-; Priester-; Pulayan-; Radschputen-; Rajbansi-; Ritter-; Satfudra-; Scheikh-; Schreiber-; Sekten-; Soldaten-; Stammes-; Süßbäcker-; Teli-; Töpfer-; Unter-; Vaiijya-; Vanija-; Webers Zaubererkasten; Fünf-KastenRecht; open-door-castes; outcastes Kastenabgeschlossenheit 180 Kasten-Älteste 111 f. Kastenarbeiter 194 Kastenautonomie 113 Kastenberufe 209 Kasten-Bildung 74,182,211 f., 411 Kasten-Dharma 130,276,293-295,297, 416 Kastendisziplin 188 Kastendorf 175 Kastenethik 536 Kasten-Exklusivität 182,187

Sachregister Kastenfremdheit 182,537 Kastengebundenheit 371,521 Kastengenossen 88,177,184,190 —* auch: Kasten-Ungenossen Kastengliederang 90,165,181,208,231, 389 f., 463 Kastengottheiten 127 Kastenheilsordnung 416 Kastenjurisdiktion 109 Kasten-Korrektheit 207 Kastenlegitimität 218 Kastenlosigkeit 201,487 Kastenmerkmale 88,91 Kastenmischlinge 99,184 Kastenmischung 295 Kastenname 67,89,106 Kastenordnung 19,59,71-74,86,88,95, 97,116,129,160f., 179f., 182-185,190, 193,202f.,205f.,208f.,211,216,218, 232,325,462,471,485,487,517,519 - , Reaktion, Verstöße gegen 73,190 -^auch: Brahmanen Kastenorgane 82,109,191 f. —»auch:panchayat Kastenorganisation 106,112 f., 125,167, 179,187 f., 191,196,248,450 Kastenpflichten 73,80,108,116,126,129, 170,183,201,206f., 230,245,294 f. Kastenpriester 127,182 Kastenrang 103,108,146,156,160f., 165, 170,181,191f., 512f. —»auch: Kasten, Rangverhältnisse Kastenrechte 190,193 Kastenregime 417 Kastenritual(ismus) 208,373,381,420,464 Kastenschranken 93,95,106,371,498 Kastensonderang 185,197 Kastensoteriologie 531 Kastenspaltung 89,106,170,177, 182-184,189 Kastensystem 49,58,86,92,98,109,193 f., 218 f., 449 Kasten-Theorie 88 Kastentreue 190,207 Kasten-Ungenossen 189 Kastenunterschiede 93,232,497 Kastenverbände 189 Kastenverbrüderung 95 Kastenverlust 80,89 Kastenversammlungen 189,215 —»auch:Sabha Kastenwesen 15,54,98,416

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Kastenzugehörigkeit 231,251,304,371, 499,501 Kasualien-Einkünfte 373,474 Kathi 144,601 Katholizismus, Katholiken, katholisch 68, 84,222,286,350,517 -^auch: Kirche Kaufmann, -leute 137,160,164,168,305, 325,360,362,435,437,438,465,506, 515,532 - , okzidentale 69,163 —»auch: Geschäftsleute; Gilden-; Königs-; Wander-; Yavana-Kaufleute Kaufmannsgilden 430 Kaufmannsgott 160 Kaufmannskasten 161 Kaufmannssekte 307,503 Kautaliya Arthagastra 151,165,173,178, 234,262,601 Kaviripaddinam 163,601 Kavya 257,601 Kawar 102,601 Kayasth90,99,146 f., 185,198-200,475, 506,601 Kedar Linga 524,601 Kedärnäth 524 Ketzer, Ketzerei, ketzerisch 74,80,201, 306,335 —» auch: Häresien Keuschheitsgebot 241,254 kevala 310,601 Kevat 200,601 Khalifen —» Kalifen Khalsa 132,602 Khandesch 67,602 Khandha 331,602 —»auch:Skandha Khandogya-Upanischad 272f., 602 Khan-po 451,458,602 Khas 99,602 Khattri 102,144,200,602 Khmer-Reich 411 Khubilgan406,454,458,602 khunt133,602 Kie-cha 390,602 Kinderehe, -heirat 56,101,104 Kindergottheit 309 Kinderreichtum 55 Kirche, kirchlich 56,58,103,124f., 191, 431 - , abendländische 511 - , (alt)buddhistische 71,357 f., 381 f., 420 f., 446

704

Sachregister

- , ceylonesische, singhalesische393,408, 419 - , christliche 75,82,159,381 evangelische 76 gelbe 453,457 irische81 f.,519 - , katholische82f.,86,373,512 - , lamaistische451,455 —>auch: Amts-; Anstalts-; Gegenreformations-; Kloster-; Landes-; Mahayana-; Massen-; Mönchs-; Universalkirche; Gnadenanstalt Kirchendisziplin 383 Kirchenkonzil —» Konzil Kirchenoberhaupt 286 Kirchenpatriarch 414 —» auch: Patriarch; Patron Kirchenreform, -reformator 452,509 Kirchenstaat, -staatlich 191,227 Kirchenverfolgungen 422 Kirchenzucht 315,351 Kirchspiel 367 Kiriya 340,602 Klasse, Klassen 68,70,98,155,160,323, 363,388,437,449,482 —» auch: £udra-; Militär-; Mittelklassen; Schichten Klasseninteressen 2 Kleinbürger 372f., 428,516 Kleinfürsten(zeit), indische 167,289 Kleinkönigreiche, indische 141,336,372, 391 Kleinstaaterei, indische 227,363 Klerikalisierung, Klerikalismus 421,446, 466 Kleros (Sparta) 212,602 Klerus, Kleriker, klerikal 120,315,379, 393,410,439,446,458,518,520 Klienten 150,233,252,467 Klingelbeutelbetrieb 393 Kloster, Klosterwesen 191 f., 226, 250-253,373,416,449,479 f., 496,499, 507,513 f., 516 - , (alt)brahmanische 62,279 - , buddhistische253,326,342,357-360, 370,382 f., 385,391,407,410,412,416, 424-426,429,431,446f., 457 f. - , Filiationssystem, -prinzip 252 f., 426, 446 - , hinayanistische391,412f. - , hinduistische 253 - , jainistische 312,316

- , lamaistische451,453-455,457,459f. - , okzidentale81 f.,253 - als Pfründnerstätten 451 - , Stiftungsurkunde 305 —»auch: Lama-;Saskya-Kloster; Äbte; math; Mönche; Orden Klosterbuddhismus 415,460 Klosterdisziplin 459 Klostererziehung 384,416 Klosterfehden 452 Klostergeschichte 408 Klostergrundherrschaften 357,360,393, 409,542 Klostergründung 253,431f., 451 Klosterhierarchie 409,447,453 Klosterinternierung 416 Klosterkirche 425 Klostermönche 481 Klosterorganisation 367,408,413,479 f. Klosterpfründen, -pfründner 251,420 Klosterreformen 478,497 Klosterschulen 389,407,429,447,453, 465,477 Klosterseßhaftigkeit 393 Klosterstifter, -Stiftungen 253,305,386, 465,497 Klostersuperioren 81,253,316 f., 447,451, 453 -455,458,479f., 513,519 —»auch: Acharya Knechte 172,212 —»auch: Qudra Knechtsdienst 118 Koch-, Koc-, Koh-Kaste 146,157,602 Koch-(Köche-)Kaste 95,120,185 Kocln 108 Kojiki-Annalen 432,602 Kokudaka 435 f., 603 Koli 67,90,198,603 Kolonialgebiete 194 Komati 473,603 Kommendation 157 Kommensalität 59f., 62 f., 80,91,93-97, 102 f., 105 f., 176 f., 183,187,190,218, 244,449 - , Schranken der 93,96 Kommunion 80 kommunistisches Manifest 206 Konfessionen 55,71,307,319,366f., 369 f., 425,521,524,527 —»auch: Erlösungs-; Intellektuellenkonfessionen Konfirmation 129,511

Sachregister Konfiskation 253 Konfuzianismus, Konfuzianer, konfuzian i s c h , 77,205,221,225,231,235,237, 243,256,329 f., 335,422,425,428,432, 441,447 f., 453,524,532,537 f., 542 Kongregations vorstand 412 Könige, Königtümer - , ceylonesische 409 indische69,96,108f., 115,121, 122-146,149,153,155,163-168,174, 178 f., 191 f., 207,210,230f., 233 f., 247, 304,317 f., 320f., 326,375-384, 390-392,411-416,419,450,463 f., 468, 482,485,509,512,518 —» auch: Burgen-; Eroberer-; Groß-; Heer-; Kriegs-; Sekten-; Stadt-; Stammes-; Unterkönig(tum); Buddhismus; Dharma; Kleinkönigreiche Königin, indische 206,417 Königsgewalt 468 Königshandwerker 175-177,180,410, 413,417,449,472 —» auch: Kammalar Königshufe 133 Königsinschriften 461 -^auch: Edikt Königs-Kaplan 383 Königskaufleute 168 Königssippe 115,132,155 Königssohn 362 Königsstadt 163 Königsstiftungen 514 Königsverwandte 61 -^>auch: Radschputen Konkubinat 184 Konnubium 59,62 f., 67,74,99-101,103, 105 f., 164,183,190,211,325,371,449, 487 - , Schranken des 93 Konstituenzien 331,355 Kontemplation, kontemplativ 3,78,237, 240,245 f., 255,260,262,265 f., 271, 278,282,287,297,325 f., 335,340-342, 344,346,350,352-354,356,395,443, 465,483,485,494,502,521,524,534 —* auch: Yoga-Kontemplation Kontemplationstechnik 260,266 Konventikel-Buddhismus 348 Konventualen 386,388 Konversion 376 -^>auch: Zwangskonversion Konvertiten 300

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Konzil, Konzilien - , buddhistische 347,358 - , erstes (von Räjagrha) 358 - , zweites (von Vai?ali) 347,358,385 f. - , drittes (von Pataliputra) 359,381 f., 386 - , Sonderkonzilien 313 - , christliche 398,493 Kopfabwärtshängen 239 Kopflisten 391 Kopfschur 348 Kopfsteuer 52 Korbflechter(-Kasten) 57,185 Korea, koreanisch 307,383,421,430-433, 540 f. Korporationen 113 Korybanten 221 Kosala 392,603 Kosmologie 235 Kosmos 206 Kotalipahar 525,603 Kreaturvergötterung 331 Kredit—»Pfand Krieg, Kriege 130,235,290f., 452 - , gerechter233,294,399 - , russisch-japanischer 432 - , Verteidigungskriege 318 Krieger(schicht) 2,128,131,135,142-144, 210,288,294,399,437 —»auch: Berufs-; Soldkrieger; Orden; Reisläufer; Soldaten; Söldner Kriegerhimmel 204,291 Kriegerkaste 90,144 Kriegernoviziat 128 Kriegerstaat 502 Kriegsadel 97,116 f. Kriegsdarlehen 463 Kriegsdienst 99,377,486 Kriegs- und Beutegemeinschaften 85 Kriegsgott 84,425 Kriegshäuptlinge 128,227 Kriegsheldentum 289 Kriegskönige 83,110 Kriegsruhm 521 f. Kriegswut 305 Kriminalgerichtshöfe 318 Kriminalrecht 380 Krishna234,263,291-303,399,489 f., 498,503-507,511,605 —»auch: Bhagavat; Vischnu krishnaitisch 496 f. Krishna-Kult 222,443,488 f., 498,502,510

706

Sachregister

Krishna-Mimus 492 Krishna-Mythologie 76,491 Krishna-Orgiastik 502,506 f. Krishna-Sekten 511 Krishna Vasudeva 292,300,603 Kristi-Dharma 80 Kristimata 75,603 Krita-Zeitalter 232,269,603 kriyavada 349,603 Kronvasallen 435 f. Kror163,603 Krta 81 Kryptoerotik, -erotisch 405,475,489,491, 495 Ksaya53,603 Kschatrapas 462,558,603 Kschatriya 55,60f., 73,86,100,103,107, 117-120,128-148,157,198,206, 209-211,230,233,244,247 f., 263,289, 293,308,323,326,341,348,362,371 f., 390,500,510,531,603 —•auch: Ritter Kschatriya-Ethik 297 Kschatriya-Religiosität 443 Kschatriya-Zeit 234,307,467,498,509 Kuan 425,604 Kuanti 425,604 Kühe—> Rinder Kuli(-Arbeit) 90,147,198,604 Kulin-Brahmanen 101,514,604 Kulkarni 141,604 Kult, Kultus 84,121,222,276,301,330, 406,409f., 414,429,439-441,445,458, 462,469,471 f., 474-477,485,500,505, 507,518,524,527 —> auch : Ahnen- ; Çiva- ; Fruchtbarkeits- ; Funktionsgeister- ; Gebetsformel- ; Haus-; Idol-; Krishna-; Lingam-; Opfer; Phallos-; Rama-; Reliquien-; Schlangen*; Sekten-; Sonnen-; Staats-;Tempel-; Tier-; Volkskult; Berggeister; Buddhismus; Ritual; Sakta Kultgemeinschaft 94 Kultmahle 498 Kultmittel 517 Kultobjekte 180,323,483 Kultpriester(adel) 121,225 Kultstätten 430 Kultur, -gebiet, -weit 301,307,385,460 - , abendländische 7,16 - , asiatische 11,526,537 - , chinesische 424,433

- , hinduistische 66,68,216,256f., 384 - , indische 15,63,71,248,368,372,397, 541 - , japanische 432 - , konfuzianische 225 - , mahayanistische 541 —»auch: Intellektuellen-; Polis-; Stadtkultur Kulturelemente, abendländische 444 Kulturgemeinschaften 233,248 Kulturgeschichte, -historikeriO indische 50 - , japanische 432 Kulturherde, okzidentale 540 Kulturkreis 248 Kulturländer 421 Kulturmenschen 248 Kulturreligionen 3f., 8 Kulturrezeptionen 432 Kultursprache 541 Kulturträger 226 Kulturvölker - , asiatische 5/. - , ostasiatische 5 Kultverbrüderungen 214 Kult-Verwaltung 480 Kumbum 457 f., 604 Kumhar 90,172,473,604 Kunbi, Kunbi-Mahratten 143,156,196, 198,604 Kundschaftsschutz 125,180,186,217 Kunst, Künste 237,243,258,374,417,529, 543 - , schöne 389,473 Kunstgewerbe 323 Kunsthandwerker 112,175,177,179 Kunstlehre 235 f., 239,260,330,346 Kunstliteratur 534 Kunstwerke 340,460 Kupferschmiede 119,472 Kurfürsten 110 Kurie 388 Kurtisanen 137 Kurubar 473,604 kusba 162,168,604 Kutumbin 156,604 Kwan Yin 425,427,604 Kyniker 253,604 Kyoto 421,434,604

Sachregister Labhana —» Lamani Lage, soziale 2,56,66,68,80,116,172 Laien 83,121,247 -252,256,276 f., 279, 281,286-288,301,306,308,313-319, 322-325,344-346,348,350 f., 356f., 360,366f., 369-372,374,384,387-389, 393,396f., 401,404,406 f., 409 f., 414-418,427 f., 443-445,458-460, 462,479,481 f., 486,503,520,524,528, 532,536 —»auch: Arya; Buddhismus; (Jravaka; Upasaka Laienadel 148 Laienaskese, -asketen 263,286,323 Laienbildung 247,297,360,362,371 Laien-Brahmanen 513,515 Laienbrüder 351 Laien-Dekalog 384 Laien-Dharma 316 Laien-Erlösung 509 Laien-Erziehung 407 Laienethik 345,364,384,404,420 Laienfrömmigkeit 356,384,410 Laiengemeinde 323,325,369 Laiengemeinschaft 348 Laiengewalt 389 Laienglauben 430 Laienhelfer 449 Laieninteressen 393 Laien-Jüngerschaft 348 Laien-Kaste 253 Laienorganisation 370 Laienreligiosität 364,406,459 Laienschichten, -stände 287,403,531 Laienschüler 375 —» auch: Novizen; Upasaka Laiensittlichkeit, -moral 333,345, 349-351,364,373 Laiensoteriologie 360,407, Laienwirtschaft 351 lakh 163,604 Lakschmi 79,471,473,605 Lalitavistara 348,390,405,419,605 Lama, Bla-ma 450-459,605 Lamaismus, lamaistisch 406,450-460 Lamaklöster 454,457 -^auch: Mönche Lamani 169,604f. Lambardar 150,605 Land - , Recht auf 437 - , Rodung 152

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—•auch: Barbaren-; Öd-; Sir-; Watan-Land Landarbeiter 171 Landbauernkasten 107 Landbesitz —» Bodenbesitz Landeskirche 76,383 Landkauf 152 Landlehen 114,436,513,525 Landleute 155,158 Landlordkaste 199 Landlose 133,409 Landparzellen 119 Landrenten, -rentner 68,119,139,199,226 Landschenkungen 118,124,409 Landstiftung 69 Landwehr-Mann 128 Landwirte —» Bauern Landwirtschaft 118,147,159,319 - , Sozial- und Arbeitsverfassung 105 —»auch: Ackerbau; Agrar... Laukika 513,605 Lebendig-Begraben 239 Lebensdurst 353 f. Lebensführung 72,94,98,106,116,118, 120,137,211,220,238,241 f., 254,331, 352,355-357,386,430,433,444,449, 459,478,525 f., 531,533,537-543 - , (rationale) innerweltliche 404,525,532, 535 f. - , Rationalisierung der 428,475,520,525 —» auch: Alltagslebensführung Lebensmethodik 349,353,501,521,538 - , rationale 406,445,535,540 Lebens-Rad 342 —» auch: Wiedergeburten, Rad der Lebensreglementierung 4,371,441 Lederarbeiter(-Kaste) 64,90,98,118,181, 198 —»auch: Chamar Legalität 100 Legenden 492,533 f. —» auch: Buddhismus, Legenden Legitimität, Legitimierung 71,75,215, 227,448 Legitimitätsinteresse 69,71,211,217 Lehen, Lehenswesen 513 - , indische 132,133 - , japanische 435 f. - , okzidentale 140 —»auch: Amts-; Burg-; Dienst-; Erbscholtisei-; Gebiets-; Land-; Militär-; tsigyolehen; Feudalismus; Verlehnung Lehenshierarchie 129,435 f.

708

Sachregister

Lehensrechte 438 Lehensritter 134 Lehensträger 114,134,436 Lehensverfassung, okzidentale 152 Lehensverhältnis 114,132 Lehensverwaltung 438 Lehrautorität 76,82 Lehre, (alt)orthodoxe 250,292,387 —* auch: Erlösungs-; Gnaden-; Heilsstufen-; Intellektuellen-; Jenseits-; Karman-; Kunst-; Literaten-; Mahayana-; Samkhya-; Samsara-; Sekten-; Urstands-; Vaibashika-; Wu-wei-; Yogalehre ; Brahmanen; Buddhismus; Hinduismus; Kristimata Leibeigenschaft, Aufhebung 173 Leibzins 173 Leichensektion 26 Leiturgie, leiturgisch 89,92,167,174f., 177 f., 182,208,213,216f., 229,372,605 —»auch: Bedarfsdeckung Leiturgiepflichten, leiturgische Pflichten 89,90,193 Leiturgiezunft 92 —»auch: Zunft Lhasa 454,457,460,605 Liang-Dynastie 423,560 Liebesakosmismus, -akosmistisch 283, 322,333,365,402,427,500 —» auch: All-Liebe Liebesgott 522 Liebesreligiosität 19 Lingam, -kult, -fetisch 222,465,472,475 f., 481,483,485-487,498,605 Lingayat(-Sekte) 73, 75,78f., 87,466, 485-487,605 Linksritualisten —> Vamachara Literaten, -Schicht, -stand, -tum - , brahmanische 225,241,246 - , buddhistische 389,423 - , chinesische226-229,237,240f.,248, 397,421,429 - , indische 200,227,237,302 japanische 433,439 - , jüdische 318 - , konfuzianische225,422 - , koreanische 431 —»auch: aliterarisch; Illiteraten; Mahayana-Literaten; Mandarinen(schicht) Literatenkaste 180,186,195 Literatenlehre 423 —»auch: Buddhismus

Literatenqualität 514 Literatensekten 311 Literatensoteriologie 440 Literatenzünfte 91 Literatur - , (alt)brahmanische 145,223,256,259, 282 f., 470 - , (alt)vedische 282 - , buddhistische 257,326,367,390 - , chinesische83,233,256f. - , hinduistische 130,256,275,460 - , indische 152,173,236,247,256,259, 276,306,416 - , japanische 433 - , jüdische 83 - , mahayanistische 405 - , religiöse 460 —» auch: Dekadenten-; Smarta-; Sutra-; Tantra-Literatur Lizenzinteresse 213 lobha 320,605 Logik, Logiker 235 f., 249,389,465 Lohana 187,198 f., 605 Lohar 67,90,147,185,606 —» auch : Schmiede Lohnarbeit 175 Lohnwerker 103,119,175,194 Lokalgewerbe 63,177 Lokalgottheiten 269,483 Lokalverband 63 Lokalverwaltung 146 Lokayata 283,466,606 London 88 Londongänger 88 Losorakel 430 Iota 104,606 Lumbini 326,370,606 Luthertum, Lutheraner, lutherisch 76,78, 302,444,492,494 Lü-tsung-Sekte 427,606 Lyrik - , bernhardinische 333 - , indische 244 - , pietistische 333 Macchiavellismus, machiavellistisch 53, 234,290 Macht, Mächte 415,529 - , geistliche, klerikale 372,499,519,533 - , hierokratische 116,415 - , magische95,210,252,265,333,423, 529,533

Sachregister - , politische235,372,436,437,518 soziale 447 —»auch: Gilden-; Sippenmacht Machtbefugnisse 436 Machtpragma 235 Machtstellung, charismatische 516 Mädchenraub 245 Mädchentötung 56,101 Madhurya 491,606 Madhva, Madhava496,507-509,606 Madhya 513,606 Madhyamika 404,408,606 Madhya Prades 58 Madiga 472,606 Madiya, Madya 470,606 Madras, Madras Presidency 93,245,524, 606 Magadha 362,607 Magazine, königliche 138,141. Magazinwirtschaft 136 Maghavan 128,210,607 Magie, magisch 65,95,102,110-113, 115 f., 121-123,126-129,180,190, 207 f., 210f., 215,223 f., 234,239f., 245-247,250,252,255,264f., 269, 272 f., 279,284,301,306,311,313,317, 325,328,333,336f., 374,385,405 f., 423,445,424,431,439-442,444, 448-453,461 f., 469f., 474,482,486, 500,510,523 f. ,529,533 f., 536 —»auch: Formel-; Gebetsformel-; Kasteiungs-; Tantra-; Volks-; Zwangsmagie; Askese; Charisma; Macht ¡Therapeuten; Zauber Magier, Magiertum2,121f., 126,225,237, 240,253,262 f., 300,309,311,374,410, 429f.,518,525,533 Magieraskese 238,241,266,312 Magier-Ekstase 239,241 Magierkaste 240 f. Magna Charta des Kastensystems 86 Magnetismus 261 Mahabharata 51,78,129f., 149,159,163, 167,176,232,249,256f., 259,267,281, 284,289 f., 301,303,467,469,473,476, 482,489f., 607 Mahadeva 174,607 Mahajan, Mahajanas 91 f., 97,147,157, 164,169,607 Mahajan-Korporation 169 Mahant 253,607 Mahaparinibbana-Sutra 343,607

709

Mahaprasada(-Eucharistie) 490,607 Mahapuruscha 243,607 Mahar 119,186,198f., 607 Maharadscha 69,79,115,140,502, 607 Maharajaputra 464,607 Maharashtra 514 f., 607 Maharatha 143,607 Mahasamghika 388,394,608 Mahasangharaja 412,608 Mahasthavira 408 Mahasutasomajataka 529,608 Mahathera 414,608 Mahavamsa 409,608 Mahayana-Buddhismus 19,335,348,357, 386,388-407,416,418,432,451-454, 458,463 f., 481,529,608 Mahayana-Entwicklung 397 Mahayana-Kirche 393 Mahayana-Lehre 461 Mahayana-Literaten 397 Mahayana-Mission 407 Mahayana-Schule 391,396,402,407 Mahayana-Sutras 390,419 Mahayanismus, mahay anistisch 385,396, 405,416,427,440,442,445,449, 451-454,459,463,530,534,541 Mahäyuga 81 Mahimsasaka-Schule 387,60S Mahishya Kaibartta 105,608 Mahmudpura 97,608 Mahmudpuria 97,60S Mahratha-Bauern 100 Mahrathen —» Marhatha mahto 133,60S Maidari Hutuktu 456,60S Mailar Linga 524,609 Maisür 108,316 Maithuna 470,609 Maitrayana-Upanischad 270,273,282, 285,609 Maitreya 395,405,418,609 —> auch: Maidari Hutuktu maitri 333,609 majhas 133,609 Makara, Mukara 470,609 Malabaren 408,494, 609 Malakar 172,609 Malaya 411 MalukDasi 500,609 Mamsa 470,609 manahparyaya 310,609

710

Sachregister

Mandarinen(schicht) 225 f., 237,240 f., 431,434,540-542 Mandschu-Dynastie 423 Manigramam 168,609 Männerhaus 128 Mantra 79,313,441,498,511,517,523,609 Mantrayana-Schule 517,610 Mantristik, Mantrismus, mantristisch 410, 459,482,517 Manu 51,55,55,153,159,173,192,252, 257,276,670 Manu-bhäshya 58,610 Manusmrti 51,55,58,159,173,184,188, 192,252,468,610 —»auch: Manu Märchen 534 marga 77,80,283,348,494,610 Marhatha, Mahratha, Mahratten 81,100, 108,113,118,138f., 141,143,147,154, 198,610 - , Herrschaft 130,140f., 154,162,168, 509,610 -^auch: Peschwa Mark (Dorf-) 6,150 Markt, Märkte, indische 105,160,162f., 168,193,212f.,217 Marktherr 163 Marktpolitik 213 Marktzwang 137 Marut 221,610 maryada-pustibhakti 505,610 Masse, Massen 229,374,384,389,430, 476,482,488 f., 491,510-512,516f., 522-525,528,533,535,542 —> auch: Domestikation Massen-Heilsanstalt 56 Massenkirche 83 Massenpropaganda 495 Massenreligiosität 85,374,506,533 Massensekten 510 Masthan515,610 mata 75,80,201,610 Materialisten 201 f., 261,283 Materialprinzipien 84 math 192,215,250 f., 670 Mathematik, mathematisch 53,236,260,262 —» auch: Algebra; Arithmetik Mathura 391,461,610 Matsya 470,610 Mattenflechter 57 Maurya-Dynastie 130,136,145,162,176, 369,372,375,561

Maurya-Epoche 234 Maya 236,280,296,319,395,398f., 475, 483,496,611 Maya-Schleier 305 Mayflower-Pilgerväter 74 Mayra 172,677 Mechanik 261,338 Meditation 244,266,273,285,287 f., 297, 305,311,316,325 f., 356,367,373,380, 401,404,407,426 f., 429,453,459,486, 490f., 497,509,517,529,538 —» auch: Yoga Meditations-Exerzitien 266 Meditationspflicht 462 Meditationstechnik 265,355 Medizin 389 - , indische 259-261,355 Medizinmann 126 Mekka 479,503 Melanthos 292,567 Melier 234 Mendikanten 249,495,499-501,510,518 —»auch: Bettelmönch(tum) Menschenopfer 475,484 Menschenrechte 232 Menschenvergottung 518 mercanzia 94,677 Mercato 162,677 Merkantilismus, merkantilistisch 168,193 Mesopotamien, mesopotamisch5,38 Messias 405 —» auch : Moschuah Metallarbeiterkasten 97 Metall-, Holz- und Steinhandwerker 127, 169,176 Metaphysik, metaphysisch 75,264,283 f., 397,400 —»auch: Seelenmetaphysik Metrokomia 162,677 metta 333,677 Miao 425,677 midzunomi437,677 Milchmännerkasten 198 Milet, Tänzergilde aus 215 Milindapanha —» Fragen des Königs Milinda Militär 318 —» auch : Heer ; Reisläufer ; Soldaten Militäradel 146 Militarismus, Ablehnung 501 Militärklassen 146 Militärlehen, -grenzlehen 138

Sachregister Militärmacht 165 Militär-Organisation 448 Militärpfründen 137,140,436 Militärpfründnerkaste 135,139,146 —»auch: Prabhu Militärverwaltung 138,146 Mimamsa 283,465 f., 492,611 Mimamsa-Lehrer 476 Mimamsa-Philosophie 245 Mineralogie 261 Ming-Dynastie 423 f., 452,561 Ministeriale 135,435,437 ministri 126 Minoriteli 3SS miras 155,611 mirasi 155,611 Mischlinge 99,107,209,211 —»auch: Kastenmischlinge Missatisches System 379,611 Mißehe 99 Mißernte 56,84 missi dominici 379,611 Mission, Missionare 13,15,96,365 —368, 382,385,419 f., 426,433,445,449-451, 453,467,478,498,541 - , innere 384,407 —»auch: Christen-; Erlösungs-; MahayanaMission Missionsgebiete 398,411,449,517,519 Missionsreligionen 365,418 Mitgift 62,100f., 187 —» auch: Brautpreis Mithila 515,072 Mithra-Priester 474 Mitleid 265,282,342 Mitleidsethik 366 Mittelalter, mittelalterlich 140,458 - , indisches73,89,111,113,116,125, 129 f., 133,149,155,160,166,168,174, 210,226,253,257,285,291,306,323, 411,512,521,541 - , japanisches 434 - , okzidentales54,69,91-94,97,112,120, 129,131,140,157 f., 166,168,173,194, 213 f., 248,253,363,437,439,527 - , orientalisches 173,178 Mitteleuropa —» Europa Mittelindien —» Indien Mittelkasten 105 Mittelklassen 481 Mittelstand, -schichten 100,444,475,489, 495,506,524,532f.

711

—»auch: Rentner(-Mittelstand) Mittlerer Pfad —» Pfad Mlechcha 58,132,612 Mlechcha-Dharma 76,80,612 Mlechcha-Land 397 Mlechcha-mata 76 Moghul-Heere 141 Moghul-Herrschaft 90,137 f., 141 f., 144, 150,612 —» auch: Großmoghul Moghul-Verwaltung 138 Mohammedaner, mohammedanisch—» Muslime moksha, Mokscha 266,522,612 Monatspfründe 458 Mönche, Mönchtum 278,370,385,389, 444,462,479,481,496f., 518 f. - , brahmanische 249,251,326,370 - , buddhistische 74,201,242,332-334, 341,343-346,348,351 f., 356-359,361, 364-370,374 f., 383,385,388 f., 410, 423 f., 426,428-431,445-447,449,463 - , chinesische 421 - , hinayanistische 393,413-415,418,542 - , hinduistische253f. - , jainistische 278,313-316,322-324, 353,366 lamaistische 451,453,455,457,460 - , okzidentale 286,356,519 —»auch: Askese; Bairagi-; Berufs-; Bettel-; Buddha-; Durchschnitts-; Jaina-; Kloster-; Vajji-; Voll-; Wander-; Zen-Mönche/Mönchtum; Bhikshu; Cönobiten; Kloster; Orden; Sadhu Mönchsaskese 319,370,483 Mönchscharakter 459 Mönchs-Dharma 316 Mönchsdisziplin 447 Mönchsethik 350,352,366 Mönchsfrömmigkeit 356,457 Mönchsgelübde 322,383 Mönchsgemeinde 325,351,370 Mönchsgemeinschaft 312—314,359,366, 384f.,410,445 Mönchs-Gurus 245 Mönchskasteiung 352 Mönchskirche 519 Mönchsklerus 322,415 Mönchsklöster 428,431 Mönchskongregation 464 Mönchsleben 278,316,428 Mönchsmissionare 421

712

Sachregister

Mönchsorden 341,346,348,371,422,478 - , militarisierte 527 - , Stiftung 313,346 - » auch: Nonnenorden Mönchsorganisation 369 Mönchsrang 384 Mönchsregeln 278,329 Mönchsreligiosität 346,365 Mönchsschulen 481 Mönchssoldaten 445 Mönchsverbände 366 Mongolei 455 f. Mongolen 431,452,456,539 Mongolen-Khane, -Kaiser 451 f., 454,456 Mongolenweltreich 451 Monopol, Monopolisierung 120,124,145, 154,168f., 177,216,249f., 512,514 - , magischer Formeln, Qualitäten 83,215 —»auch: Boden-; Gewerbe-; Handels-; Nahrungs-; Verkehrsmonopole Monopolrechte 193 Monotheismus 269 Montanisten 59,612 Moschuah 128,612 —»auch: Messias mouza 162,612 Mudang 431,612 Mudra 470,612 Mufti 513,612 Mugul —> Moghul Mukara —» Makara mukti266,522,524,612 Mullah 118,126,613 München 17,37—42 munda 133,613 Mundaka-Upanishad 272,613 Münzen, Münzprägung 162,165,424 Musik 12,398 Musikanten 163 Musikwissenschaft 259 Muslime, Mohammedaner, Muselmanen 54 f., 65,74,87,144,162,198,370 - , chinesische 458 ^ a u c h : Islamiten Muslim-Herrscher 108 Mutterfolge 60 Muttergottes 425 Mysore 91,176,514,613 Mystagogpn 112,126,346,472,509,511, 518,525 Mystagogen-Hierarchien 225 Mystik, mystisch 224,237 f., 271,275,280,

282 f., 285 f., 299,301,333 f., 343,346, 365 f., 400,403,405,439,441,443,455, 458,507,522,528-530,532,536 f., 542 - , innerweltliche 297,402 - , kontemplative 238,246,326,445 - , weltflüchtige 297,402 —»auch: Intellektuellen-Mystik Mystiker 268,274,294,302,333,365,533 Mythen 473 Mythologie 338 —» auch: Krishna-; Wiedergeburts-Mythologie Nabasakh-Gruppen 172,199,613 Nabob 97,613 Nachbarschaftsethik 242,430 Nachfolgerdesignation 510 Nächstenliebe 322,332 Naga 500f., 6/5 nagara162,613 Nagar-Sheth 112,613 Nagasaki 437,613 Nagrak 390,613 Nahrung 186 - , Kontingentierung 214 Nahrungs-Monopole 215 Nahrungsspielraum 94,101 Nahrungsstand 243 Nai 100,187,613 Naindu 473,613 Naiyayika 466,613 Namasudra 107,613 Nanking 422,614 Napit 172,614 Nat 416,674 Nat yua-tsan-thee 416,614 Nation, Nationalismus 88,541 Nationalbewußtsein, indisches 526 Naturalwirtschaft 140,409 Naturrecht 231 f., 234,364 Naturreligion 1, 4 Naturvölker 1,539 Naturwissenschaften 236,262 - , hellenische 260 - , indische259-261 Nayar 503,614 Nayika471,614 Neger —» Rassenprobleme, nordamerikanische Neo-, Neu-Brahmanismus 468,478,509 Neo-Hinduismus, neohinduistisch 501,517 —» auch : Brahmo Samaj

Sachregister Nepal, nepalesisch 326,420,449 f. Nestorianer491 Neues Testament 83,96 Neuzeit - , indische 120,132,138,174,285,306, 475,490 - , okzidentale 138,168,193 Nibbana —» Nirvana Nichtbrahmanen 83,215 Nicht-Handeln, Nichtstun 284,291,350, 422 Nicht-Hindu-Kasten 87 Nicht-Hindus 55,74 Nichttöten —> Ahimsa ; Tötungsverbot Nicht-Unterscheidung 287 Nicht-Widerstehen 312 Nihongi-Annalen 432,614 Nildelta 540 Nirgrantha 314,614 Nirmanakaya 394,396,614 Nirvana 77,85,284,311,335,339,345 f., 352,355,373,393,395-397,399f., 402, 413,418,422,496,538,575, 614, 641 niskama 493,614 Nitchiren-Sekte 444 niyama 349,614 Niyogin 515,6/4 Noblesse de Robe 141 Nomadenvölker 336,452 Nonnen-Konkubinen 496 Nonnenorden 341 Nordamerika —* Amerika ; Rassenprobleme Nordasien —» Asien Nordindien —» Indien Nordwestindien, -hindustan —» Indien Normannen 140,211 North Jaipur 180 Notablen 415 Notberufe 123,184,192 Nothelfer 310,393,396 f., 430,444, 447-450,489,498,501,510,523 Novizen, Noviziat 111,228,238,241,251, 313,343,358 f., 366,375,413,428, 457 f., 478 —»auch: Brahmacarin; Kriegernoviziat Novizenvorschriften 353 Nyaya235,249,259,261,265,465,615 Obedienz 439,457,487,517,533 Oberkasten 60 f., 89,100 f., 104 f., 118,120, 157,187,194,264,487

713

Oberpandit227 (Ober-)Pontifex, kaiserlicher (China) 227f.,233,248,448 Oberpriester 440 Oberschicht —» Schichten Obrok 173,675 Obscina 153 Observanten 386 Observanz, strenge 184,388,393 Odiyuru 156,615 Ödland 132,138,150 f. Offiziere 135,142,372,531 Oikenhandwerk 174,177 f. Oikos173,178,437,615 Okkaliga, Okhaloga 473,615 Ökonomik 536,543 Okzident, okzidental5/., 14,18,36,38f., 50 f., 54,69,92,94,96-99,112,114f., 126,133,138,140,152,158 f., 161, 163 f., 166,168,173,176,180,191,193, 195,205,213-216,232,234,243,249, 260f., 274,286,303,307,319f., 356, 373,400,406,425,437,439,451,470, 478,493,501,509,518,526-530, 532-534,536-541,543 —» auch: Abendland; Altertum; Mittelalter; Neuzeit Ölpresser(-Kasten) 90,105,119,171f., 174,199f.,472f.,487 —» auch: Jotiphana; Teli Ölraffinerie 417 Olymp 85 Om (Silbe) 241,266,299,349,486,615 open-door-castes 57,78 opera supererogatoria 286,345,615 Opfer 83,118,121,123,160,203 f., 222-224,255,273,276,295,363,397, 449,470,473,483 f., 488 f., 515,518 —»auch: Ahnen-; Blut-; Fleisch-; Kaiser-; Menschen-; Pferde-; Soma-; Totenopfer Opfer des Intellekts 493 Opferblut 482 Opferfleischgenuß 254 Opfergeber 186 Opferkult 247 Opfermahl 490 Opferpriester 68,116 Opferritual 227,317 Orakel 180,440,454 —» auch: Losorakel Ordal 113,123,252,440 Orden 478-481,502,527,615

714

Sachregister

- , buddhistische 330,347 f., 358,363,372, 375,383,407,413,422,446,499 —» auch : Buddhismus - , jainistische 312 f., 315,327 - , kriegerische55,431 - , okzidentale 286 - ^ a u c h : Asketen-; Bettel-; Franziskaner-; Jaina-; Mönchs-; Nonnen-; Ritterorden; Kloster; Mönche Ordensdisziplin 385 Ordensgemeinschaften 260,343 —»auch:Sangha Ordensgrundung 510,519 Ordensregel 347 f., 364 —»auch: Patimokkha Ordensreligion 348 Ordensstifter, -Stiftung 327,358 Ordenszucht 358 Ordnung - , legitime 109 - , politische 459 - , soziale 65,75,110,208,214,218f., 231, 233,246,256,350,364,376,533 —»auch: Hinduismus; Staatsordnung; Stand Orgiastik, orgi astisch 12,222-224,237, 240,247,297,301,306,439,444,459, 469-473,476,484 f., 487 f., 498,502 f., 517,521,533,535 - , Ablehnung 225 - , antiorgiastisch309,424,485 —»auch: Krishna-; Sexualorgiastik Orgien 222,306,470 f., 475,484 —•auch: Alkohol-; Blut-; Durga-; Fleisch-; Rausch-; Sexual-Orgie/Orgiastik; Jagannatha Orient, orientalisch 5/., 8,14,140,145, 173,195,320,398,428,482,541 - , islamischer 253 - , vorderasiatischer Si, 139,189 Orissa 71, S2,506,514 f., 6i5 Orphik 224,615 Orthodoxie 270,275,283,288,302,310, 390,392,408,468,477,488,492 - , Neu-Orthodoxie 464,488 —»auch: Brahmanen; Buddhismus; Heterodoxien; Hinduismus; Lehre; Sekten Ortswechsel 183,315 Ostasien —» Asien Ostbengalen —» Bengalen Oudhl31,138,615 Oudiana, Udayana 391,450,615

outcastes 57,64,72,88,190,615 —» auch: Unterkasten

Pacht 152 Padaiadchier 144,616 Padmapani 455,616 Padma Shalaysa 473,616 paganus158 Pagode 430 pahan 133,616 pakkal02f.,626 Palayan —» Paraiyan Palazzo Pubblico 163 Pali 336,461,616 Pali-Kanon 329,345,390 Palmsaftdestillateur(kasten) 144,174,198, 200 Pan-c'en rin-po-ce 455,458,616 panch 92,616 Panchala III, All,616 Panchatantra 258,525,616 panchayat 69,150,188-191,215,218,480, 616 Panch Gaur 514,616 Panchkalshi 176,617 Panchvala 176,617 Pandhari 198,617 Pandit, Oberpandit81,185,191f., 215, 227,257,513,516,677 Pandjab —» Panjab pani 160,617 Pânîpat 90 Panjab 99f.,199f., 391,502,515,677 pansala 410,617 Pantheismus, pantheistisch 280 Pantheon(bildung) 395,404,459 Papstgewalt, Papsttum 518-520 Parabrahma 496,617 Paradies 393,427,442 f., 505 Paradigmatik, ethische 259,467 Paraiyan-, Palayan-, Pariah-Stämme, -Völker 57,63-67,69 f., 73,88,91,93,96, 104,111,127,161,175,179,182, 185-187,193,198,212,216-218, 471-473,626/. Parama Hamsa 479,617 Paramesvara 413,465,524,617 paramita 396,617 Paria—»Paraiyan parigraha 319,618 Parigraha viramana vrata 321,618

Sachregister parisa 379,618 parishad 250,618 Parmatma 506,618 Parsi 505,618 Parvati 473,618 Parvenu-Kasten 141 Pasupata-Schule 482,618 Pataliputra 176,359,377,382,386,391, 618 —»auch: Konzil patel 141,150,171,618 Patimokkha 347,361,410,618, 621 Patna 391 Patriarch, Patriarchen(tum) 357,383,422, 424-426,505 - ^ a u c h : Kirchenpatriarch Patriarchalismus, patriarchalisch 129,145, 230 patrimonial 145,149,216,373,468 Patrimonialbürokratie, -bürokratisch 69, 135 f., 141 f., 146,161,170,215,229, 253,468,532 —fauch: Staatsordnung Patrimonialfürsten, -fürstlich 169,372,415 —•auch: Fürstenmacht Patrimonialismus, patrimonialistisch 112, 142,145,156,174,179,192,213,218f., 372 Patrimonialkönigtum, -monarchie 131, 154,189,320f.,381 —»auch: Könige Patrimonialstaat, -staatlich 19,92,140f., 145,191,195,391 Patriziat, Patriziertum 363 f., 371 f. —•auch: Stadtpatriziat Patron (der Kirche) 376,381,414,452 patti 150,153,618 pattidari-Dörfer 150,152,619 paurah 158,167,619 Pauranika 257,619 pax Britannica 521 Pazifismus, pazifistisch 165,376,391,432, 463,501 —> auch: Erlösungsreligionen Pedigree(adel) 74,209 Peking 431,455 f., 619 Perlenschnurmacher 163 perseverantia gratiae 353 Persien, persisch 74,371,451 —» auch: Achämeniden(reich); Iran Persönlichkeit 330,535,538,543 —» auch: Unpersönlichkeit

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Peschwa 108,177,679 Pfad 288 edlerachtfältiger353-355 - , mittlerer 352 Pfand (Kredit) 113 f. Pfeffer-Renten 68 Pferde 137 Pferdehändler 480 Pferde-, Roßopfer 130 Pflanzenfarben 261 Pflichten, rituelle —* Ritualpflichten Pfründen, Pfründner 68,74,125,137-141, 146,149,175,177,226,229,251,366, 373,413,420,449,505,513-515,525, 537 —»auch: Amts-; Brahmanen-; Dienst-; Groß-; jagir-; Kloster-; Militär-; Monats-; Renten-; Steuer-; Tempelpfründe; Präbende; Reisrentenpfründenwesen; Verpfründung Pfründenfähigkeit 513 Pfründenstiftungen 124,512 Phäaken128,619 Phallos(-Kult) 222,439,472 f., 475,482, 498 —» auch: Lingam-Kult; Tempel-Phallos Pharisäer 353,363 Philistrosität, bürgerliche 270 Philosophie 528 - , (alt)buddhistische 466,453 - , brahmanische 241,248,272,291,364, 398 - , chinesische 247 - , hellenische219,247,273 - , hellenistische 398 - , hinduistische 202,268,395 - , indische 236,247 f., 268,272,277,281, 330,389,397 - , orthodoxe 309 —» auch: Erlösungs-; Intellektuellen-; Mimamsa-; Samkhyaphilosophie Philosophen 237,245,279,281,314,397 Philosophenschulen, philosophische Schulen 54,75,192,227,235,248,251 f., 263, 283,404,477,499 Phlogiston 338 Phratoren 115,619 Phratrie 115,128,135,151 f., 212,619 Phratriegenossen 113 f. Phyle 89,619 Piazza (del campo della signoria) 162 Pietätsbeziehung 360

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Sachregister

Pietätsgebote, -gesetze, -regeln 359,379, 430 Pietätspflichten 279 Pietismus, Pietisten, pietistisch 77,274, 302,333,342,444,487-489,492,495, 497 Pilger, Pilgerschaft 143,255,392,503,513 - , chinesische389,420,450 —» auch : Wallfahrer Pilgerfahrten 408,419,422,503 Pilgerväter, Neuengland 74 Pisang 158 Piaton Karatajew 333 Plebejer, plebejisch 242,373 f., 428,463, 467,516,543 Plutokratie 164 f., 504 Polis 94,130,165,214,234,248,540 Polis-Kultur, althellenische 224 Polis-Verbrüderung 215 politische Gemeinwesen 188 politische Theorie 376 Po-lo-men 392,619 Polyandrie 100,679 Polygamie 100 Pon-gyi 413,619 Pontifex413 —»auch: (Ober-)Pontifex popolo 214,619 popolo grasso 91 f., 169,619 popolominuto91 f., 619 Portugiesen, portugiesisch 88,444 Positivismus 261 Potala454,457,460,620 Präbenden, Präbendalisierung 133,140 f., 149,366 f. —» auch: Pfründen prabhakari401 Prabhu 146f., 186,198f., 620 -^auch: Beamte Prädestination 330 Prajapati 269,277,290,620 prajna404,517,620 Prajnaparamita 404,620 Prakrit 462,620 prakriti 157,274 f., 475,620 pralaya 232,620 pramudita 401,620 Pranidhâna 403,620 prapatti 497,620 prasada 292,299,396,486,620 Präsidentschaften —» Presidencies Prätensionen 98,207,211

Pratibuddha 326 Pratimokkha, Pratimokscha—» Patimokkha Pratyeka-Buddha 393,396,621 pravaha-pustibhakti 505,621 Preiswerk, Preiswerker-Gilden 175,179, 213 f., 621 Presbyterialverfassung 189 Presidencies 52 f., 93,103,245,524, 621 Presse 147 Priester, -schaft, -tum 54,61,65 f., 68,73, 82 f., 87,103,109,112,121 f., 124-127, 133,160,163 f., 166 f., 176 f., 182,185, 215,225-228,237,241,253 f., 256,286, 289,362 f., 366,423,433,443 f., 446 f., 449,468,472,480,486 f., 513,531 f. —»auch: Berufs-; Dorf-; Familien-; Feuer-; Haus-; Kasten-; Kult-; Mithra-; Ober-; Opfer-; Stammes-; Tamil-; Tempel-; Vischnu-; Weltpriester; Brahmanen als Priester; Hauskaplan; Hofkaplan; Jangama; purohita; Rischi; Seelsorger Priesteradel 97,116 f., 148,163,221,223 f., 228 —»auch: Kultpriesteradel Priesterämter, -stellen 440 - , Käuflichkeit 447 Priestergeschlechter 111,210,256 Priestergewalt 497,500 Priesterherrschaft 211 Priesterkasten 90,240,282 Priestermacht 230,247 Priesterschulen, -Schulung 116,121 Priesterwissen, Ablehnung 371 Priesterzölibat 444 Primogenitur 188 primus inter pares 128 principuum individuationis 338 Prinzip - , männlich-geistiges 274,475 —»auch: purusha - , weibliches 274,475 —» auch: prakriti Privilegien, soziale und ökonomische 73, 168 Privilegierung, negative 65 Prophet, Prophetien 70,247,361,393,452, 537,548 —»auch: Sendungsprophetie Proselyten 72,74,362 Prostitution, Prostituierte 231,244 f. —» auch: Tempelprostitution

Sachregister Protestantismus, Protestanten, protestantisch 10,73,76,80,84,319,443,536 —»auch: Luthertum; Puritanismus; Reformierte proven9alisch 131 provincials 155 f. Provinzialbeamte 379 Prozeßverfahren 113 Prytanen 94,621 Psychologie 539 Psychophysik, psychophysisch 260,338 puja517,621 Pulayan-Kaste 63,621 —»auch: Paraiyan-, Pariah-Kasten Punjab—»Panjab pura162,621 Purana 69,79,243,269,466f., 469,474, 478,500,514,621 —» auch: Atma-; Basava-; Bhagavata-; Vishnu-Purana Purana-Periode 52 Puranika 514 Puri 471,622 Purifikation 83 Puritanismus, puritanisch 2,320—322,331, 334,350,374,485,526 purnabhisheka 470,622 purohita72i, 122,125,192,210,223,481, 512,622 —» auch: Hauskaplan; Hauspriester; Hofkaplan purusha 274 f., 622 Purusha Sukta 86,622 Purva-Mimamsa 283 Pusa 425,622 Pusang 430,022 pushti marga 503,506,622 pusti 505,622 pustibhakti 505,622 —» auch: maryada-; pravaha-; suddha-pustibhakti pustipustibhakti 505,622 Pyit-shin, pyit-sin 413,622 Pythagoreerinnen 245

Quäker(tum) 249,262,320,501 Quellen (literarische) 14,117,125,150, 159,174,177 f., 204,307,328 f., 339, 341,360,362,385,417,464,480 klassische 118,129,238 - ^ a u c h : Inschriften; Rechtsquellen

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Questions of King Milinda —» Fragen des Königs Milinda Quietismus 334,350,500

Rad der Wiedergeburten —> Wiedergeburt Radha 507,623 Radscha69,115,132 f., 137,140,146,151, 525.623 Radschputana, Rajputana 101,131 f., 304, 512,515,623 Radschputen 61 f., 90,99-101,119,131, 142-148,155,187,192,198 f., 467,499, 623 Radschputenkasten 101 f., 134 Radschputen-Sippen 62 Radschputen-Unterkasten 95 Radschputenzeit 142 RaidasPanthi 500,623 Raiyat 150,156,233,623 Raiyatvari-Dörfer 150f., 623 Räjagrha 358 —»auch: Konzil Rajah 525,623 rajas 215,296,350,483,500,623 Rajbansi-Kaste 146,623 Räjputäna —» Radschputana Rajputen —» Radschputen Ram, Ram, satya Ram 523 Rama(-Kult) 202,489,495,498,500,503, 507,509,523,623 Ramanandi-Sekten 500,509,624 Ramat 498,624 Ramayana51,202,249,489,624 - , Affenheer 202 Rangajiva 473,624 Rang, Rangfragen 62,87,97,106-108, 145,147 f., 161,173,428,435 f., 453,456 - , sozialer59,68,73,75,86f., 8 9 - 9 2 , 9 7 f . , 103,106-108,129,145,148,177 —»auch: Amts-;Brahmanenrang; Kasten, Rangverhältnisse ; Kastenrang ; Vaify aRang Rangklassen 435,440,456 Rangordnung 92,103,148,160,440,446 Rashtrakuta(-Dynastie) 133 f., 156,311, 564.624 Rasse, Rassenfragen202,206,208f., 211, 213,217,228,526,539 Rassenprobleme, nordamerikanische 59, 88,99,102,209 Rastogi Banya 505,624

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Sachregister

Rationalisierung 141,208,245 f., 263,266, 273,290,459,470,536 - , Durchrationalisierung 326 —» auch: Lebensführung Rationalismus, rationalistisch 16,159,203, 225,232,240,258,262,277,290,307, 322,439,540,542f. —»auch: Aufklärung Rationalität 258 Räubersekten 484 Räuberstämme 107 Rausch(-Orgie) 221 f. Rechenhaftigkeit 53 Rechenkunst —»Algebra; Arithmetik Recht -, -, -, -,

ethisches 234 formalistisches und irrationales 113 heiliges81,109,188,191,230,233 indisches52,54,113,129 —» auch: Rechtsbücher - , positives 231 f. —»auch: Boden-; Geburts-; Handels-; Natur-; Völkerrecht; injusvocatio; Land, Recht auf Rechte - , erbliche 133 - , grundherrliche 132-134,139 - , politische 114,134,151 - , ständische 166 —»auch: Ehren(vor)-; Herren-; Herrschafts-; Hoheits-; Lehens-; Menschen-; Monopol-; Zwangsrechte Rechtsbeziehungen 439 Rechtsbücher, indische 51,55,57,88,99, 117,120,122,133,148,152,173,184, 194,211,223,243,254,257,276-278, 509 —»auch: Apastamba; Baudhayana; Brihaspati; Dharmasutra; Manu; Manusmrti; Sacred Books; Vasishtha Rechtsentwicklung, mittelalterliche 54 Rechtsordnung 84 Rechtspflege 138 Rechtsquellen - , indische 113 - , japanische 432 Rechtsritualisten —» Dakshinacharas Redakteure 147 Redekampf 256 Reformatoren, buddhistische 374 Reformierte, reformiert 76,189 Reformsekte 506

Reich der Väter 85 Reichtumsgott 535 Reinheitsgesetze, -regeln, - Vorschriften 60,

102,104,132,157,190,242,440 —»auch: Kasten, reine; -, unreine Reisebeschränkung 541 —»auch: Hinduismus Reisläufer, -stamme 107,131,142,144, 157,182,198,624 Reisrente 435-437 Reisrentenpfriindenwesen 438 Reisspende 473 Relativismus, organischer 304,306,315 Religion31,76—78,81,95,202,433 - , statistisch 55 —•auch: Census -^auch: Bhagavata-; Buch-; Einheits-; Erlösungs-; Geburts-; Heilands-; Intellektuellen-; Missions-; Natur-; Ordens-; Staats-; Standes-; Volks-; Weltreligionen Religionsedikt (Japan) 446 Religionsfrevel 58 Religionsgeschichte 1,4,6,15 Religionskriege der Sekten 527 Religionsphilosophie, religionsphilosophisch 249,397 - , indische 247,268,475 Religionspolizei 421,424 Religionssoziologie 5 - 7 , 1 8 , 2 0 , 2 7 Religionssysteme 194,450 Religionsverfolgungen 423,527 Religionswissenschaft 4,10,13 Religiosität 20,299 - , buddhistische 381,389,459 - , spätbuddhistische 407 - , chinesische 10 - , hinduistische 79,202,300 - , neohinduistische 501 - , indische2/., 10,54,246,291 - , japanische433,439f. - , nivellierende 381 - , okzidentale 260 - , primitive 160 —» auch: Alltags-; £iva-; Erlösungs-; Glaubens-; Gnaden-; Heilands-; Intellektuellen-; Kschatriya-; Laien-; Liebes-; Massen-; Ritual-; Sekten-; Virtuosen-; Volksreligiosität Reliquien, Buddhas 346 Reliquienkult 356,410 Remonstrationen 107

Sachregister Renten 139,150,154 f., 163,253,357,366, 431 Pauschalrenten 132 -^•auch: Abgabe-; Grund-; Land-; Pfeffer-; Reisrente Rentenerpressung 157 Rentenpfründen 436 Rentenrechte 139 Rentenschenkungen 124 Rentenvermögen 320 Rentenzahler 212 Rentner(-Mittelstand) 123,438 Repräsentativgedanke, moderner 189 Residenzpflicht 455 Response 108,217,624 Restauration —» Brahmanen; Buddhismus Revolutionen - , religiöse 70 - , soziale 362 Rezeption (sozialer und religiöser Ordnungen) 11,67-69,71-73,106,413 f., 439,474,532 —»auch: Kulturrezeptionen Rezitatoren 257,291 Richter 109 —» auch: £astri; Pandit Rigveda 86,160,221-223,229,256,258, 272,474,624 Rinder 124,130 - , Heiligkeit 84,329 - , Immunität 254 - , Tötung, Schlachtung59f.,231 - , Verbot 85 - , Verehrung 84,468 Rindfleisch, Rindfleischessen, -genuß 59f., 73,80,85,105 Rischi 61,210,248,326,624 -^>auch: Priester Rita 288,378,624 Ritter, Rittertum, ritterlich 60f., 69,114, 134 f., 141-143,145,156,210,214,216, 276,281,289,372,435,439 —»auch: Kschatriya; Lehens-; Soldritter Ritteradel, -geschlechter 117,164 Ritterdichtung 259,534 Ritterdienste 132 Ritterethik 301 Ritterkasten 128 Ritterorden 445 Ritterschaft - , indische 163,210,214,247f.,288 - , japanische 440,531 f.

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- , okzidentale 129,131,234 Ritual 255 f., 264,267,275 f., 279,285 f., 288,309,313,325,381,473 f., 485 —»auch: Alltags-; Feuer-; Sorna-; SpeiseRitual; Hausritualbücher; Hinduismus; Kult Ritualbeamte 108 Ritualfragen 514 Ritualgebote, -gesetze 195,255,308,404 Ritualhandlungen 121 Ritualisierung 223,264 Ritualismus 80,102,202,439,459,469, 475 f., 481,494f., 502,532f. —»auch: Gebetsformel-; Kasten-Ritualismus Ritualkundige 240 Ritualpflichten, rituelle Pflichten 65,68, 72f., 80,123,183,283,296,532 —»auch: Hinduismus, rituelle Pflichten Ritualreligiosität 350 Ritualverstoß 192 Ritualwissen 364 Ritus, Riten 377,427,432,462,473,491, 511,516 —» auch : Hinduismus roi fainéant 277,624 Rom, Römer, römisch5,59,95,130,138, 158,162 f., 398,428,519 - , spätrömisch 92 Rosenkränze 459,511 rta—>Rita Rudra 222,269,473,625 Rupie 321,625 Rudra Sampradayi 502,625 Rupnath-Edikt 380,625 Rußland, Russen, russisch 153,173,242f. Ryotvari-Dörfer —» Raiyatvari-Dörfer s . . .—»auch:ç.. .;sch.. . ; s h . . . Sabha 166,189,191,625 —» auch : Kastenversammlungen Sacred Books 260,278,307 f., 329 f., 336, 343,390,407,427,442 Saddharma pundarika 427,625 Sadgop 172,625 Sadhu249,316,625 sadhumati 401 f., 625 sadhya 16,625 Safran 137 Sahajia 507,625 Sajids 74,626 sakama493,626

720

Sachregister

Sakha 311,626 sakhya491,626 Sakraljuristen 513 —»auch: Pandit Sakramente 486 f. —»auch: Gayatri-Kriya-Sakrament; Samavartana-Sakrament Sakramentalhandlungen 56 Sakta 474f., 626 Sakti 425,452,483,516,626 Sakti-Brahmanen 515 Sakti-Gottheiten 459,475 Sakti-Prostitution 244 Sakti-Religiosität 424 Säkularisation, Säkularisierung 74,496 Sakya-Sippe 326 salokya 77,626 Salon(kultur) 244,320,537 f. Samadh, Samadhi 239,265,387,404,626 Samaja 626 —» auch: Arya Samaj; Brahmo Samaj Samana 249,450,626 Samanya 487,626 samarpana-Zeremonie 511,626 Samavartana-Sakrament, -Zeremonie 241, 511,627 Sambhoga-Kaya 394,627 Samgha —* Sangha Samgna 442,627 Samhita 82,027 samipya 77,627 Samiti 166,627 Samkhya 257,258,283,293,298,466,492, 627 Samkhya-Karika 281,627 Samkhya-Lehre 261,281,287,292f., 295, 301,308 f., 327,336,398,465,627 Samkhya-Philosophie 236,270,274,475, 627 Samkhya-Schule 280,285,371,404 Samkhya-Soteriologie 287 Samma ajivo 355,627 Sammaditthi 355,627 Sammakammanta 355,627 Sammasamadhi 355,628 Sammasambuddha 396,628 Sammasankappa 355,628 Sammasati 355,628 Sammatiya 408,628 Sammavaca 355,628 Sammavayamo 355,62S Samnyasin 120,238, 628

sampradaya 78,628 Samsara 202,254,269 -271,277,402,411, 509.628 Samsara-Lehre 268,486,519,530 Samtbesitzverhältnisse 113 Samurai 435 -439,443,628 San chiao iti 428,628 Sanci-Inschrift, Sanchi-Edikt 360,381, 385.629 Sänger83 - , heilige 160,210,248,466 Sangha 317,381,385,412,629 Sang Hyang Kamahâyânikan 517,629 Sangiti, Sanghiti 385,629 Sankaratscharya 81 Sankeshwar, Sankeschwar 81,191,477, 516,629 Sankharat 383,414,629 Sankhya —» Samkhya Sanktuarien 430 Sannyasi 249,479,481,496,629 Sannyasi-Cönobiten253,629 Sanskrit 8f., 240,256,390,397,462,506, 541 Sanskrit-Bildung, -Schulung 481,514 Sanskrit-Renaissance 461 Santi 491,629 SaptaSati 514,629 Sarasvati 473,630 Sar panch 188,630 sarupya 77,630 Sarvastivada 387,404,419,630 Saskya-Kloster 451-453,630 Sassaniden-Verwaltung 141 Satakarni462,565 Satçudra(-Kasten) 104,172,181,506,512, 630 -^>auch: Çudra Satnami-Sekte 510,630 sattva 275,296,394,404,483,630 Säulen-Edikt 375,377 f., 380,385 Saura 474,630 Sautrantika 408,630 Sayah 415,630 sayujya 77,505,631 sch.. . ^ a u c h : ç . . , ; s h . . . Schäferstamm 67 Schamane 450,473 Schattenkönig —» roi fainéant Schauspieler 163 Scheikh-Kaste 199,65/ Schenkungen 153,412

Sachregister —»auch: Rentenschenkungen Scherif 74,631 Schichten 62-64 - , besitzende 457 - , bürgerliche 408,434,444,518 - , degradierte 171 - , führende 370 - , geistliche 415 - , herrschende 72 - , niedere 254 - , obere 73,100,360,506,528,532 - , (positiv) privilegierte 70,363 - , soziale 8,10f., 140,154,211,218,528 - , untere 56,364,372,447,469,481 f., 497 - , vornehme306,389,447f., 475,500,531 —»auch: Adels-; Bildungs-; Herren-; Intellektuellen-; Laien-; Mandarinen-; Mittelstandsschichten Schicksals-Ethik 289 Schicksalsglaube 203,205,519 Schiedsrichter 114 Schin413,631 Schin-Sekte 442 f., 445,631 Schingon 441,447,631 Schisma 313,316,347,385 f., 388,472 f. Schismatiker 177,381,385 Schlangenkult 449,474 Schmiede(-Kaste) 90,118 f., 172,175, 177 f., 185,472 -»auch: Lohar Schöffen 109 Scholaren(bildung) 439,532 Scholastiker 458 Schollenfestigkeit 92 Schöpfergott 269 Schöpfung, Sinn der 270 Schreiber(-Kasten) 136,139,146 f., 185, 192,195,198-200,506 - , Berufsschreiber 360 —» auch: Beamte; Kayasth Schreiberbüro 372 Schreiber-Bürokratie 141,145 Schreiberverwaltung 141,148,167,381 Schreschthi 97,188,371,631 Schri 81,413,479,631 SchriNath Dwar503 Schriftbildung, -künde 244,373,512 Schriften, heilige 275,325,382,390,419, 429 Schriftgelehrte 256f., 363,424,537 Schriftgebundenheit (China) 256 Schriftverwaltung 411

721

Schriftzauber 468 Schringeri, Shringeri 81 f., 191,477,479, 508,514,516,652 Schuld, Schulden 53,114,190,293,296 Schuldhaftbarkeit 113 Schuldknechtschaft 113 Schulen 116,226,251,312,317,426,527 - , (alt)brahmanische 62,249,279,326 - , buddhistische 399,408 - , hinayanistische 391 - , orthodoxe 201,245 —» auch: Brahmanen-; Hinayana-; Klosters Madhyamika-; Mahayana-; Mahimsasaka-; Mönchs-; Nyaya-; Pasupata-; Philosophen-; Priester-; Samkhya-; Vaifeshika-; Veda-; Vedanta-; Volksschulen Schulgegensätze 390,393 Schulsoteriologie 327 Schuster 118 Schutzdämon 416 Schutzgötter 425 Schutzzollpolitik, deutsche 438 Schwarze —> Rassenprobleme, nordamerikanische Schwertschlag 133 Schwerttanz der Maruts 221 Schwurverband 94 Sechstelnehmer 149 Seehandel 161 Seele 75,77,202 f., 219 f., 233,262, 267-270,272,274-276,280,284 f., 300, 307-310,321,331,334,336-338,342, 354f., 372,380,398 f., 405,440,442, 468,478,507,530 - , Allseele 399 - , Einzelseele 271 - , Entrücktheit 262 f. - , Menschenseele 342 - , Weltseele 308 Seelendirektor 125,495 —» auch: Directeur de l'ame Seelenglaube 202 Seelenheil 334,365,376,537 Seelen-Metaphysik 335 Seelen-Monaden 309 Seelenrettung 366 Seelensubstanz 496 Seelentier-Vorstellungen 203 Seelenwanderung(sglaube) 55,58,85,202, 204,271,338 f., 399,413 —»auch: Samsara

722

Sachregister

Seelsorge, Seelsorger 223,252,315,413, 478f.,481,509,525 Seidenposamentiere 172,631 Seigneurie 140 Sekten, Sektentum20,56,58,73,82,107, 169,249,378 f., 419,467,469,479, 486f., 501,514,527 f. - , amerikanische 322 - , asketische 326 - , Aufnahme(-Ritual) 79f., 511,523 - , bilderfeindliche 314 - , brahmanische 301 - , buddhistische 425 f., 441,444 f., 447,481 - , chaitanische479,506 - , christliche 59 - , çivaitische 78 f., 301,477,497,499,509 - , hinduistische 60,73,75 f., 107,306,312, 370,448,472,481,517 - , indische 54,195,313,487,519 - , japanische 407 - , kastenfeindliche 72 - , orthodoxe 80,301,465 f., 477 - , vischnuitische 79,497,502,507,509 —> auch: Asketen-; Bankiers-; Brahmanen-; Buddha-; Chaitanya-; Çiva-; Dadu Panthi-; Händler-; Hindu-; Intellektuellen-; Jaina-; Jodo-shu-; Kaufmanns-; Krishna-; Lingayat-; Literaten-; Lütsung-; Massen-; Nitchiren-; Ramanandi-; Räuber-; Reform-; Satnami-; Schin-; Sikh-; Swetambara-;Tching-tutsung-; Tugend-; Vischnu-; Zen-Sekten ; Bhakti; dGe-lugs-pa; Sakta; Smarta; Vallabhacharin Sektenbewegung 469 Sektenbildungen 281,358,441,502 Sektendisziplin 443 Sektengemeinde 126,322 Sektengötter 467 Sektenhäupter 518 Sektenkasten 57,73,201,325 Sektenkatechismus 469 Sektenkönige 137 Sekten-Konkurrenz 192,251,425,445, 447,451,501,526 Sektenkulte 518 Sektenlehren 474 Sektenreligiosität 460,467,478,521 Sekten-Soteriologien 225 Sektenstifter 252,510 - , brahmanische 485,495,499,502 f., 506 Sektentheologie 303

Sektenzersplitterung 516 Sektenzugehörigkeit, -Zurechnung 79,107, 183,479,524 Selbstabtötung 352 Selbstdisziplin, -beherrschung478,543 Selbsterlösung 3,324,393,396 Selbstüberwindung 334 Selbstvergottung(s-Askese) 309,395,470, 507 f. Selbstvernichtung, -Verbrennung 429,483 Selbstverwaltung, okzidentale 168 Sena-Dynastie, -Könige 108,146,148,161, 170,464,566 Sendungsprophetie 543 Sexualabstinenz 474 Sexualmoral 351 Sexualorgiastik, -orgien, -orgiastisch 223, 244,378,459,470f., 475 f., 483,488, 490 f., 498,504,506 f. s h . . . —»auch: 9 . . . ; sch... Shaha 199,632 shashan-Dörfer 514,632 Sheth 112,360,632 Shin —» Schin Shinto, Shintoismus, shintoistisch 421,440, 446 f., 632 Shiva—»£iva Shogune, Shogunat 435 -438,532,632 Shri—»Sehrt Shringeri —> Schringeri shu 441,632 si... —»auch: f i . . . Si 425,632 Siam 383,398,411,413 f., 417,632 Sibirien 307 siddhi 404,632 Siena 163 Signorien 235,632 Signorie-Epoche 290 Sikh(-Sekte) 55,66,74,502,633 Silpa Castra 179,633 Silpasthanavidya 389,633 Sima 357,367,633 Sindh 144,198,370,515,633 Singhalesische Kirche—»Kirche, ceylonesische Sinn 9,219,270,272,337,528,531,539 f., 542 Sinnlosigkeit 331 f., 335,337,342 Sippen 57,60,74,89,110-112,115f., 125, 128,132,137,151,154f., 174,212,217, 230,232,415,436,440,487,514,533 —»auch: Adels-; Eroberer-; Grundherren-;

Sachregister Herren-; Königs-; Radschputen-; Sakya-Sippen Sippencharisma 129,217 Sippeneinteilung 143 Sippenexogamie 60,90,214 Sippenfremde 114 Sippengebundenheit 111,279 - des Kredits 114 Sippengemeinschaft 152 Sippengenossen 114 f. Sippenhaupt 188 —» auch: Königssippe Sippenmacht 537 Sippenorganisation 104 Sippenverbrüderung 94 Sir-Land 150,633 Sithilacharya 317,633 Sittenpolizei 471 Sittlichkeit —» Laien-; Weltsittlichkeit Siva—»£iva Sivait—»Qaiva Skaldensprache 256,633 Skandalprozeß (1862) 503 Skandha 337,633 —»auch: Khandha Skandinavien 158 Sklaven, Sklaverei 68,173 f., 212,357,363, 412 Sklavenarbeit 148 Sklavenhandel 351 Skeptiker 249 Slawenfürsten 69 Smarta, Smartta 77,477,483,499,500,633 -»auch: Brahmanenschulen Smartafastra 255,633 Smarta-Literatur 256 Smriti, Qmriti 279,477,633 sohei, tonsei 445,634 Soldaten(-Kasten) 135,144,147,360,363, 431,443 —»auch: Berufskrieger; Krieger; Mönchssoldaten; Söldner Soldatengott 432 Soldheer 156 Soldkrieger 135 Söldner 142,145,163,182,500,502f. —» auch: Krieger; Naga; Reisläufer Soldritter 131,142 f. Solfeggieren 259,634 Solidarhaft(ung) 113,151,213 —»auch: Gemeinbürgschaftssystem; Steuerhaftung

723

Sorna 122,222,302,634 Soma-Opfer221 Sorna-Ritual 276 Sonar 67,90,99,634 Sonnengott 245,292,304,473,488,490 —»auch:Saura Sonnenkult 489 Sonnenverehrer 144,474 Sophisten, Sophistik 249,350,498 Soteriologie, soteriologisch 255,266,279, 284,288,292,304,311,313,324,328, 331,336,339,346f., 349f., 352,354, 366,370,373 f.,385,393,395 f.,401, 404,419,444,448,462,467,478,486, 524 f., 528-532,539f., 542,634 —»auch: Brahmanen-; Intellektuellen-; Jaina-; Kasten-; Laien-; Literaten-; Samkhya-; Schul-; Sekten-Soteriologie; Heilslehre soziale Bewegung —» Bewegung soziale Gleichberechtigung 210 soziale Gliederung—» Gliederung soziale Lage —» Lage soziale Revolution—» Revolutionen soziale Schichten —» Schichten sozialer Rang —» Rang Sozialethik, -ethisch 5,207,236,288,342, 349 - , chinesische 229 - , indische 231 - , jainistische 321 Sozialgeschichte - , indische 50 - , japanische 434 Sozialökonomie 16 Sozialordnung, koreanische 430 —»auch: Ordnung, soziale Sozialreformer 205 Sozialstruktur - , indische 98,142 - , japanische 434 Sozialverfassung, indische 109,149 Sozialwissenschaft, organische 260 Sparta, Spartiaten 118,212 Spashta Dayaka 507,634 Spätantike 92,446,527,541 Speisegemeinschaft —» Kommensalität Speisegesetze, -regeln 91,95,102,190 Speiseritual 124 Speise-Tabus 56 Spezereihändler 199 Spionage, Spione 137,235

724

Sachregister

Spiritualen 388 Spiritualisierung 399,475 Spirituosen-Handel, -Händler 170f., 199f. Sportel —> Amtssportelchancen Sprachgemeinschaft 541 Spruchpraxis 82 sr...—»jr...,Sehr... sraddha 60,634 Sramana 249 f., 252,277,279,284,286, 308,362,450,634 Srautafastra 255,634 Sravaka, Cravaka 322,393,634 Sravana-Belgola 311 Sri 479 Srimali515,634 Srimukh 513 f., 634 Sripat 479,634 Sruti, £ruti 279,634 Staat 56,140,233 - , okzidentaler/6,138 —»auch: Beamten-; Geschlechter-; Groß-; Hindu-; Krieger-; Patrimonial-; Vasallen-; Verfassungs-; Wohlfahrtsstaat Staat der Heiligen (in England) 380 Staatenbildung 143 Staatsämter 448 Staatsbürger 233,463 Staatsdienst 438 Staatsgewalt 139 Staatsgläubigertum 53,437 Staatskasse 138 Staatskult (Japan) 421,532 —* auch: Shinto Staatslieferanten(tum) 53,320,437 Staatsordnung 253 Staatsräson 527 Staatsreligion 317,324,412,417,425,448 Staatstheorien, organische 229 —» auch: politische Theorie; Wohlfahrtsstaatstheorie Staatswirtschaft 89,138 Staatswissenschaft, -künde 136,235 —»auch: Arthasastra Stadt, Städte, städtisch - , amerikanische 535 - , asiatische 537 - , indische71,91,93, l l l f . , 154f., 158, 162 f., 167-169,172-175,178f., 181f., 193,212-214,216,323-326,367,371, 463,465,516 - , islamische 163 - , japanische 434

- , okzidentale 94,161,166,193,214,535, 537 - , mittelalterliche 94,97,167 —» auch: Frei-; Gilden-; Groß-; Handelsstadt Stadtadel(sgeschlechter) 131,326,371 Stadtautonomie 92 Stadtbürger, -schaft, -tum 97,214-216 Stadtentwicklung - im antiken Griechenland 224 - in Europa 98 - in Indien 53,91,159 f., 165,172,214, 217,326 Stadtgewerbe —» Gewerbe, städtisches Stadthandwerk, -handwerker 180,193 Stadtkönigtum 326 Stadtkultur 326 Stadtpatriziat 326,372 Stadtsässige 100 Stadtschloß 326 Stadtverwaltung 167 Stadtvolk 158 Stadtwirtschaft, -wirtschaftlich 173,216 Stamm, Stämme 55,57 f., 60,63-65,67 f., 72f., 88-91,107,115,120,126,131, 142-144,151,157,160,175,181f., 189, 191,210,212-214,217,382,521 - , animistische55,91,107 —»auch: Arbeiter-; Barbaren-; Eingeborenen-; Fremd-; Gast-; Herren-; Herrschafts-; Hirten-; Paraiyan-; Räuber-; Reisläufer-; Schäferstamm Stammbaumöl, 131 f. Stammesfürsten(tümer) 451 Stammesgebiet 60,66,88,102 Stammesgenossen 114 Stammesgewerbe 63,212 Stammesgott, -götter 182,263 Stammeshandwerk, handwerker 174f., 178 Stammeskasten 57,90,127,181 f., 185, 191,198,215 Stammeskönige 115 Stammesnamen 67,182 Stammesorganisation 67 Stammespriester 60,107,127,182,215 Stammesverfassung 192 Stand, Stände, ständisch 91,98 f., 101-103,112,114,117 f., 125,128,142, 149,155,164,166,187,208,219,226, 230f„ 233,238,240,248,321,344,349, 360,362,372,378,393,487 - , Ordnung 103,144

Sachregister - , Schranken99,372 sozialer 56,164 - , Unterschiede 142,362 —»auch: Berufs-; Bildungs-; Bürger-; Geburts-; Handels-; Herren-; Mittelstand; varna Ständegliederung 74,229f., 362 Standesbewußtsein 192 Standesbildung 114 f. Standesehre, Verletzung 100 Standesgenossen 98,114 Standesheros 293 Standeskonventionen 360 Standesreligion 330 Standessitte 234 Standeswürdegefühl 440 Standeszugehörigkeit 98 Ständewesen 432 Starjez Ssossima 333 Statthalter 136 Statistik 49,95,137 —»auch: Census Steinmetz 176f., 179,472 Sterblichkeit 56,71,101 Steuern 137-139,146,149-151,153-155, 164,167,178,199,213 f., 391 —»auch: Einkommen-; Grund-; Kopfsteuer ; Fiskalpolitik; Fiskus Steuereinkünfte 124,140 Steuerfreiheit 74 Steuerhaftung 150,153,213 —»auch: Gemeinbürgschaftssystem Steuerpacht, -pächter(tum) 53,129, 138-144,146,195,320,372,437 —» auch: Jagirdar; Talukdar; Zamindar Steuerpflicht 437 Steuerpfründen, -pfründner 140,146,152 Steuerverfassung 6 Steuerwesen 141 Steuerwirtschaft 136 Steuerzahler 385 Sthavara-lingam 486,635 sthavira 388,394,635 Stifter, Stiftungen 68,79,153,204,251, 323,343,345,378,464,480 —> auch: Fideikommiß-; Kloster-; Königs-; Land-; Ordens-; Pfründen-; Sektenstifter/-stiftungen Stimmrecht 89 Stirnbemalung 79 Stör, Störer 174 f., 194,635 Studenten, indische 189

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Stufentheorie 1,16 Stufe der Allwissenheit 310 Stufen des Wissens 310 é u . . . —»fu... Subalternbeamte 119 Subarnabanik 170,199,635 Sudas 223,567,635 Südasien —> Asien suddha-pustibhakti 505,635 Südeuropa —» Europa Südindien —» Indien Südstaaten (der Union) —» Amerika sudurjaya 401,635 südwestdeutsche Schule 16 Sukhavati 442,635 Sukhavati-Vyuha 442,635 Sukraniti 260,635 Sümatra 411 Sünde, Sünden 101,129,205,231,272, 289,302,311,315,322,332,340f., 397, 440,535 - , Absolution 511 - , Vergebung 422 —»auch: Kardinal-; Todsünden Sung-Dynastie 423,567 Sunri 199 f., 636 Superior —» Klostersuperioren Superstitionen 428 Suri 316f., 636 Sury a245,474,489,636 Süßbäckerkasten 185 Sutar 177,636 Sutra 82,315,335,367,407,636 —»auch: Acharanga-; Amitayur-Dhyana-; Brahma-; Dharma-; Grihya-; Kalpa-; Mahaparinibbana-; Yogasutra; Saddharma pundarika Sutra-Literatur 51,255,257 Sutrantika —» Sautrantika Suttas, buddhistische 349,351 Svetaketu 273,567,636 Swami 479,636 Swetambara(-Sekte) 314,319 f., 636 Sybaris 224,636 Syllogismus 235,249 Synkretismus 380,477,532 Synodalordnung 189 Syrien 540

726

Sachregister

Tabu(-Begriff) 102 —»auch: Speise-Tabus Taittiriya-Upanischad 285,636 Takshasila 300,390,636 Talukdar 138 f., 144,146,636 tamas 275,296,483,656 Tamil (Sprache) 497,636 Tamilen 69,144,163,409,636 Tamilgebiet 134 Tamilinschrift 152 Tamil-Könige 163,168,480 Tamil-Literatur 466 Tamil-Priester 144 Tanti 172,176,185,198,636 Tantra 486,637 Tantra-Askese 458 Tantra-Literatur (-Schriften) 261,470,474, 476 Tantra-Magie 404,470 Tantristik, Tantrismus, tantrisch 261,449, 451,453,458 f., 461,465,475,482,506, 514,516,637 Tanz, Tänzer(innen) 215,244,344,384, 431,440,506 f. —» auch: Devadasis Tao(-Begriff) 288,302,400,637 Taoismus, Taoisten, taoistisch 77,237, 241,425,430,447,453,524,538 Tapas 239,266,272,637 tarkavadin 249,637 Taschi Lama 455 Tathagata401,403,637 Tat tvam asi 273,312,637 Tauschhandel, heiliger 457 Taxila —» Takshasila Tching-tu-tsung-Sekte 427,637 Techniker 389 Teeshoo loombo —> Teshoo loombo Teilfürstentümer, japanische 438 f. Teilfürsten-, Teilstaaten(periode) in China 226f., 233,237,248,423,439 Teli(-Kaste) 90,172,199 f., 637 Telinga 515,637 Tempel 174 f., 209,319,324,425,430,440, 443,446 f., 471,477,480,495,503,518 —» auch: Hindutempel Tempel-Brahmanen 324 Tempeldienst 244 f., 480 Tempelhandwerker 177 Tempelidole 324 Tempelkult, -feste 215,244,324,440,488, 524

Tempelpfründen 137,462 Tempel-Phallos 486 Tempelpriester 126,462,467,513,464 Tempelprostitution 244,245 —» auch: Devadasis Tengala 497,637 Territorialstaaten, okzidentale 193 Territorialwirtschaft 92 Tertiarier 351 Teshoo loombo 455,637 Textilhandwerk 501 Textilindustrie 197 f. Thailand 411 - , Nordthailand 412 —»auch: Siam Thai-Reich 412 Thakur 155,510,517,655 Thathanabaing 383,638 Theodizee5,202,206,218,261,271,289, 330,509,655 —»auch: Karman-Theodizee Theokratie, theokratisch 229,253,383, 385,420,434,439,452,541 - , Halb-Theokratie 376 Theologen 397 Theologie 398 f., 493,524 —»auch: Intellektuellentheologie Theophratrien, theophratrisch 78—80,638 Theorie, politische 376 Theotokos 405 Thera414,638 Therapeuten, Therapeutik 405,459,510 Theraväda-Buddhisten 390 —»auch: sthavira Thesaurus ecclesiae 286 Thesaurus meritorum2S6,403 Thug484,655 Tibet, tibetanisch 55,307,357,383,410, 450-460,527,533,540-542 Tien-tai-tsung 427,655 Tierkulte 497 Tierspitäler 318f., 342 Ting Ko 458,655 tirtha479,638 Tirthankara 309 f., 313,462,638 Tischgemeinschaft —» Kommensalität Tod 130,202-204,284,291,293,305,309, 311 f., 331 f., 334 f., 338 f., 345,352,354, 402,406,416,442,454,458,468 —» auch: Wiedertod Todesstrafe 391 Todesstunde 523

Sachregister Todsünden 241,332,374 Tokugawa 434,443,446,568 Tokugawa-Edikte 432 T o k y o s Yedo Toleranz 54,78,304,377,527 tonsei ^-sohei Töpfer(-Kaste) 118,171 f., 177 f., 180,473 torpor 356,659 Totem, totemistisch 60,67,91,102,115 f., 143,182,659 Totemverband 115 Totenmesse 430,440,458 Totenopfer 60,202-204,295 Totenverbrennung 104 Tötungsverbot 159,317,345 —»auch: Ahimsa Traditionalismus, traditionalistisch 159, 186 f., 193,195-197,199,201,205, 207 f., 320,416,448,487,500,519-522, 531,536,540 - ^ a u c h : Kasten, Tradition(alismus) Treta-Zeitalter 81, 269,659 Treuebeziehung, -Verhältnis 114f., 132 Treue- und Heerfolgepflicht 436 Treuhänder480 Tribute, Pauschaltribute 213 Trikaya (-Doktrin) 394,399,639 Trinität 400 Trinität(slehre) 396 f., 400 Tripitaka 329,413,639 —»auch: Pali-Kanon Triratna400,412,639 Tryers 380,639 tschakravarti 376,414,421,452,639 Tschandala —» Chandala Tschan-tsung 422,426,639 Tschullavagga 341,385,387, 640 Tsi-en-tsung 426 f., 640 tsigyo-Lehen 436,640 Tsupa 458,640 Tübingen 55 Tuchmachergilde 112 Tugend —» Berufstugend Tugendsekte 453 Türkei 141 Turkestan 390,451 - , Ostturkestan 450 Turniere 163 Turnuspflichten 89 Tuschita-Himmel 395,640 tyaga 300,640 Tyagi-Acharya 317,640

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Typus 16,54,56,62,66 f., 83,141,209,224, 226,238,265,299,325,395,439,443, 487,501,505,528 - , reiner 64,66,434

Überdruß am Tod 331 Übermensch 126,210,534 Übersee-Export 119 Udas449,640 Udayana —> Oudiana Udeypur 156 Ujjain461,640 Ulavar144,640 Umsturzgedanken 207 Unbeschnittene 96 Ungenossen 63,95,99,171,218 - ^ a u c h : Kasten-Ungenossen United Provinces (of Agra and Oudh) —> Indien Universalethik 234 Universalkirche 388 Uni Versalmonarchien 130,228,640 Universitäten 397 Universitätsbildung, anglo-indische 526 Unpersönlichkeit 269,334,535,543 Unreinheit, unrein 63,102,440 —» auch: Kasten, unreine Unsterblichkeit(sstreben) 77,493,523 Unterkasten 56,61,67,73 f., 89 f., 95, 97-106,170,181-185,188,190,192, 199,251,472,487,498,506,515,536 —* auch: Brahmanen-Unterkasten; outcastes Unterkönige 129 Unternehmer(tum), Unternehmungen 197-200 - , kapitalistische 186,195,200 Unternehmungsrecht 113 Unterschicht —> Schichten, untere Untertanen 129,148,233,235,376f., 413f.,460,463,468 Unwissenheit 339 Unzulänglichkeitsethik 345 Upadhi 284,640 Upadhi?esa Nirwana 402,641 Upadh(y)aya 316,359,641 Upanayana-Zeremonie 61,128,147,241, 641 Upanischaden 82,252,254 f., 258,263, 271,273 - 2 7 6 , 2 7 8 , 2 8 1 f., 284,290,299, 312,326,400,647

728

Sachregister

—> auch: Brihadaranyaka-; Khandogya-; Maitrayana-; Mundaka-;TaittiriyaUpanischad Upanischaden-Zeit 326 uparaja 166,641 Upasaka 313,317,344,350,366,575,641 upasana497,641 Upäya 396,641 Uposatha-Feier 356 f., 386,429,641 Upparavu 473,641 upri 152,641 Urchristentum 207 - , urchristliche Gemeinde 359 Urdhamukhi-Sadhu 239,641 Urga 456,641 Urmaterie 274 Ursprungslegenden 242 Urstandslehren 232,463 Urteilsschelte 129 Uttar Prades 57,82 Uttara-Mimamsa 283

Vadagalai, Vadagala 497,641 Vagrakkhedika 442,447,642 Vaibhashika-(Vaibachika-)Lehre 408,419, 642 Vaifali 166,347,385 f., 642 —»auch: Konzil Vai?eshika-Schule 235,261,465,642 Vai?ya55,61,73,56,96,103,107,117 f., 720,148—170,209,362,642 Vai?ya-Kasten 170 Vai9ya-Rang 117,147,160,170,199 Vaidika-Brahmanen 512-515,525,642 Vairagi —» Bairagi(-Mönche) Vaischnawa-Inschrift 494,642 Vaishnava 523,642 —> auch: Vischnuiten Vajji-Mönche 386,642 Vakuf 253,642 Valan-gai 472,642 Vallabhacharin, Vallabhachari-Sekte 126, 502,506,642 Vallala Charita 96,146,165,463,643 Vamachara470f., 472,643 —* auch: Kasten, linker Hand; Madiga; Maithuna; Makara; Mamsa; Matsya; Mudra Vanaprastha 120,238,241,478,643 Vanaprastha-Askese 271 Vani 198,360,643

Vanija, Vania(-Kasten) 100,169,187,195, 198,643 —»auch: Baniya Vanik 149,164,169,171,643 Vanjari 169,643 Varman-Dynastie 514 varna 88,104,208,643 Varuna 84,643 Vasallen 114,121,132-134,140,144,178, 435,437 —>auch: Kronvasallen Vasallenfürsten 434f., 445 Vasallenstaaten 108,411 Vasantasena 245 Vasishtha 51,130,277 f., 569,643 Vasude va —» Krishna Vasudeva Vatergott 269,277,290 vatsalya 491,643 Vatthuvijja 357,643 Veda, Veden, vedisch 51,81-86,116,120, 121,128,147 f., 221-223,228f., 241, 259,267,276,279,281-283,287,290, 296,302f., 308,317,389,392,412,459, 461 f., 465,472 f., 490,493,509,516,644 - , Bildung, Schulung61,123,225,248, 252,263,308 f., 362,411,481,497, 512-514 - , Götter, Gottheiten84,276,290,405, • 459,468 - , Periode, Zeit 121,160,210,247,256 - , altvedische Zeit 222,301 - , Riten, Ritual(ismus) 177,485,495 Studium 118 - , Verwerfung 201 —»auch: Atharva-; Rig-; Yajur-Veda; Literatur; Wei-to Vedanta, Vedantisten, vedantistisch 261, 281-285,288,292f., 296,309,398f., 402,404,466,475,477,483,487,492, 494,496,508,531,644 Vedanta-Schule 236,371 Vedantasutra —* Brahmasutra Vedasammlungen 255 Vedaschulen 61,192,283 Vedawissen 248,251,515 Vegetarier, Vegetarismus 170,177,242, 254,317,391,447,474,481,503,504, 506 Vegetationsgottheit 292,488 Vellalar 144,156f. ,471,644 Verband 63 f., 67 f., 88 f., 91 f., 94,97,100, 106,154,214-216,226,230,373

Sachregister - , militärischer 115 politischer 89 f., 141 f., 223 —»auch: Berufs-; Gilden-; Kasten-; Lokal-; Mönchs-; Totem-; Volks-; Wehrverband Verbot der Tötung —» Tötungs verbot Verbrecher 363 Verbrüderung 94-96,98,128,214 —» auch: conjuratio; Eid-; Gilden-; Kasten-; Kult-; Polis-; Sippen-; Wehriverbands)-; ZunftVerbrüderung Vereinigte Staaten —» Amerika Verfassung, indische 128,135,170 —» auch: Heeresverfassung Verfassungsstaat 448 Vergeltung 202 -204,231,267,330,440 - , Lehre von der 203,445 —» auch: Buddhismus; Ingwa; Karman Vergeltungsdeterminismus 530 Vergeltungsglaube 430 Vergeltungskausalität 271 Vergeltungsmechanismus 219,285 Vergottung(sprozeß) 394,399 —»auch: Menschen-; Selbstvergottung Verkehrsmonopole 53 Verkehrsrecht 114 Verlehnung 149 Vermögen 200 Akkumulation 163,195,320,517,525 —»auch: Gebrauchs-; Rentenvermögen Verpfründung(sprozeß) 137,253,366 f., 420,448-450,496,540 Verwaltung 120,136-139,145,147,150, 162,174,178,186,209,256,414,452, 480,537 - , chinesische 434 - , indische 135 - , japanische 434-436 in Tibet 455 —»auch: Bezirks-; Finanz-; Lehens-; Lokal-; Militär-; Moghul-Verwaltung Verwaltungsdienst 120,513 Verwaltungsentwicklung 178 Verwaltungsgeschichte 139,161 Verwaltungsinteresse 450,452 Verwaltungskunde 512 vi9, vija 148,644 Vifvamitra 130,210,569,644 Vidya 389,644 Viehhandel 391,486 Viehzucht, -Züchter 5,144,159,183 Vihära 356,644

729

Vijayanagar 508,644 Vijnana 338,644 vijnanasamtana 338,644 vimalä 401,644 Vinaya(-Texte) 347,359 f., 427,644 Vira 470,644 viräga 287,644 Viraj483,644 Virakta 500,644 Vira-Saiva-Brahmana 487,645 Virtuosen (religiöse), Virtuosenhaft3,56, 266,274,286,302,309,312,365,429, 482 f. auch: Brüderlichkeitsvirtuosen Virtuosengemeinschaft 300 Virtuosenkraft 334 Virtuosenleistungen 429,443,482 Virtuosenreligiosität 85,287 Vischnu 77,79,85,132,222,243,269,292, 301,306,399,413,449,459,466,469, 473 f., 477 f., 488-490,522,524,645 —»auch: Bhagavat; Krishna Vischnuismus 487—489,497,515 f. Vischnuiten, Vischnuitentum, vischnuitisch 60,78 f., 378,489,495 f., 502,507 f., 516,523,645 —»auch: Sekten Vischnu-Priestertum 126 Vischnu-Purana 243 f., 269,478,495,645 Vischnu-Sekten 75,464,491,496 Vishesha Bhakta 487,645 Vistar Dhari 500,645 Visvakarma 127,169,176,645 Vivasvat263,645 Völker, primitive 228 —» auch: Barbaren-; Fremd-; Gast-; Natur; Nomadenvölker; Paraiyan Völkerrecht 233 Völkerwanderung(szeit) 451 f., 512 Volksaskese 429 Volksekstatik 470 Volksethik 430 Volksfeste 506f. Volksglaube 223,468 f. Volksgötter 477 Volkshagiolatrie 425 Volksküchen 95 Volkskult 475,483,488 Volksmagie 221 Volksreligion 4 Volksreligiosität 237,447,469,474 Volksschichten 60

730

Sachregister

Volksschulen, -schulerziehung 384,407 Volksverband 121 Volksversammlung 166 Vollbrahmanen 513 Vollendung 401 —» auch: arcismati Vollfreie 61 —» auch: Vai9ya Vollfreien(-Klasse) 156 Voll-Mönch 343,357,359,413,458,479 Voluntarismus, voluntaristisch 336 Vorderasien —» Asien; Orient, vorderasiatischer Vorderindien —» Indien Vornehmheitsideal, konfuzianisches 542 vritti 151,(545 Vulgata 83 Vyasa 257,281,645 Wachmann 118 Wahl als Akklamation 189,252 Waldeinsiedler 478 —»auch: Asrama; Vanaprastha Walhall 291 Wallfahrer 305,459 —»auch: Pilger Wallfahrtsheiligtümer 513 Walluwan (Wallia) 473,645 Wanderbettler 536 Wandergebot für Mönche 315 Wanderkaufleute 244 Wanderlehrer 249,499 Wandermönche 253,364,367,425,450, 467,478f. Wanderung 213 —» auch: Binnen-; Ein-; Völkerwanderung; Census; Immigranten Wandervolk 63 Was 359,645 Wäscher 103 f., 118,185 Wasser, Bewässerung 62,104f., 144,153 f., 171,199,264,318,476,486 f., 510 —»auch: Brahmanen Wasserherren 154 Wasserträger 119 Wassertrinker 437 Watan-Land 150,154,645 Weber(-Kasten) 64,171-174,176 f., 185, 198,245,472 f., 501 Wehrgemeinde 121,157,223 Wehrmann 115 Wehrverband 129

Wehr(verbands)verbrüderung94,115 Wei-Königreich 423 Weibermangel 100 -^auch: Frauen Weintrinker 61 Wei-to 392,640 Weltabkehr 312,327 Weltablehnung, weltablehnend 3,242,268 Weltanschauung 9,528 Weltbejahung 306 Weltbild 282 Weltemanation 401 —» auch: abhimukhi Weltentsagung 380 Weltentwertung 271 f., 306,381,521,530 Weltepochen(theorie) 395 Weltflucht 313,344,352,380f., 521,530f. Weltfremdheit 401 Weltgott 399 Welthandeln 376 Weltherrschaft 233 Weltindifferenz 266,296,298 f., 301-304, 333,402,445,486,530 Weltmonarch 376,448 —»auch: tschakravarti Weltordnung 231,521 Weltpotenzen 274 Weltpriester, -schaft, Weltklerus 286,371, 420,464,513,518 Weltreligionen, 2-4,6,18,20,371,382, 421 —»auch: Buddhismus Weltschöpfer 269,475 —» auch: Prajapati Weltsittlichkeit 351 Werkgerechtigkeit 442,505 Werkheiligkeit 348 f., 353,443,445 Werkstattvorsteher 360 Werkzeuge, Stereotypisierung 180 Wertpapiere 198 Westfälischer Frieden 527 Westeuropa —» Europa Westindien —»Indien Wiedergeborene, wiedergeboren 144,170, 231,238,250,319 Wiedergeburt, Wiedergeburten 77, 203 -208,212,219f., 231,267 f., 279, 316,339,345,384,394-396,402f., 406, 415,417 f., 453 f., 458,479 - , Kreislauf der 208,351 - , Rad der 85,219f., 224,237,268,270, 308,340,342,537,623

Sachregister —» auch: Kasten, wiedergeborene; Zweimalgeborene Wiedergeburtschancen 205,245,523 Wiedergeburtsmythologie 395 Wiedergeburts-Schicksal 204 Wiedergeburtstheorie 395 Wiedergeburtsverheißungen 218 Wiedertod 203 f., 208,220,268,402 Wien 34,36 Wirtschaft 8,193f.,540f. - , Rationalisierung 208 Umwälzungen 186 - , Verachtung 501 —* auch: Erwerbs-; Haus-; Magazin-; Natural-; Staats-; Stadt-; Steuer-; Territorialwirtschaft Wirtschaftsethik 7f., 348,439 Wirtschaftsgemeinschaft 217 Wirtschaftsgeschichte 168 - , indische 51 Wirtshäuser 137 Wissen 225,278,334 f. Wissenschaft 53,389,397,460f., 470,475, 521 - , indische235,249,251,259-261 - , moderne 262 - , okzidentale 528 —»auch: Fach-; Geschichts-; Musik-; Natur-; Sozial-; Staatswissenschaft Wittenberger Orthodoxie 492 —> auch: Luthertum Witwen 135 Witwenselbstmord 101 Witwenzölibat 56,60,101,104,189 Wohlfahrtspflege, puritanische 322 Wohlfahrtspolitik, -politisch 385 Wohlfahrtsstaat, -gedanke, -theorie 129, 229,376,384,434,463 Wurthen 63,174,212,646 Wu-wei-Lehre 426,538,646 Xanthos 292,570 Yajnavalkya 271,570 yajnopavita —» Acharya Yajurveda 223,229,646 Yama 85,646 yama 349,646 Yang 274,646 Yati 242,250,315,646 Yäträ234,646 Yavana-Kaufleute 163,646

731

Yedo (=Tokio) 13,421,646 Yin 21A,646 Yoga(-Lehre) 263,265 f., 274,276,281, 283,297 f., 301 f., 333,509,517,646 Yogachara 408,647 Yoga-Kontemplation 482 Yoga-Marga494,647 Yoga-Meditation 490 —» auch: Meditation Yoga-Praktiken, -Praxis 265,269,280 Yoga-Schulung 515 Yoga-Sutra 349,647 Yoga-Technik 241,264,274,298,356 Yogayatra 234,647 Yogin 263,265,284,293,298,496,647 Yogismus 481,647 Yudhischthira 290,647 Zahlenschematismus 258 Zahnärzte 187 Zamindar 139,146,647 Zamindari(-Dörfer) 138,144,150,525,647 ZarathustraJS Zarathustrier52,55 —»auch: Parsi Zauber, Zauberei 122 f., 190,223,256, 467 f., 470,533-535 —» auch: apotropäisch; Schriftzauber Zauberer 109 f., 116,120 f., 126,208,210, 215,223,237,454,470 —> auch: Berufszauberer Zaubererberuf 245 Zauberergilde 109 Zaubererkasten 126 Zauberer-Praxis 82,263 Zauberformel 122,441 Zaubergarten 406,535 Zauberkünste 357 Zen(-Mönchtum, -Sekte) 442 f., 446,647 Zensoren 379 Zensus —» Census Zensusbehörden 66,107 Zensus-Berichte 88 Zensus-Superintendent 198 Zentralasien —> Asien Zentralindien -^Indien Zeremonien, Zeremoniell 377,428,476, 503,511 Zigeuner 62,64 Zimmerleute 118,171,177,449,472 Zins 118,148,154 Zinsverbot 194

732

Sachregister

Zisterzienser 374,647 Zisterzienserzeit 253 Zivilrechtspflege 318 Zölibat 446f., 449,453,481,513 —> auch: Priester-; Witwenzölibat Zunft 89,91-94,98,111,167,190,213, 215 - , geschlossene 92 - , leiturgische 92,167,208 —» auch: Betrüger-; Händler-; Handwerker-; Literatenzunft Zunftälteste 112 Zunftaufgebot 165

Zunfthandwerker 174,364 Zunftverbrüderung 94 Zuwanderer 186 Zwangskonversion 58 Zwangsmagie 535 Zwangsmittel 168,179 - , geistliche 168 —» auch: Exkommunikation - , der Kastenorgane 191 - , magische 215 Zwangsrechte 480 Zweikämpfe 135 Zweimalgeborene 99,104

Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe, Abteilung I: Schriften und Reden

1. Aufbau der

Gesamtausgabe

In der Max Weber-Gesamtausgabe werden die veröffentlichten und die nachgelassenen Texte Max Webers mit Ausnahme seiner Exzerpte, Marginalien, Anstreichungen oder redaktionellen Eingriffe in die Texte anderer wiedergegeben. Berichte anderer über Webers Reden, Diskussionsbeiträge und Vorlesungen werden nur dann wiedergegeben, wenn ein autoreigener Zeuge nicht überliefert ist. Liegen mehrere Fassungen eines Textes vor, so werden alle mitgeteilt. Editionen der Texte Webers, die er nicht selbst zum Druck gegeben hat, werden nur dann berücksichtigt, wenn dem betreffenden Herausgeber Manuskripte vorlagen, die uns nicht mehr überliefert sind. Jedem Band ist eine Konkordanz mit den bisher gebräuchlichen Ausgaben beigegeben. Die Max Weber-Gesamtausgabe gliedert sich in drei Abteilungen: Abteilung I: Abteilung II: Abteilung III:

Schriften und Reden Briefe Vorlesungen

2. Aufbau der Abteilung I: Schriften und Reden Die Abteilung I umfaßt Max Webers veröffentlichte und nachgelassene Schriften und Reden, unter Einschluß seiner Diskussionsbeiträge und Stellungnahmen. Ebenso werden Paralipomena, Entwürfe und andere Vorarbeiten mitgeteilt. Einzelne Äußerungen sind uns nur durch Zeitungsberichte, Sitzungsprotokolle, Kongreßprotokolle und ähnliches überliefert. Solche Ersatzzeugen werden dann in die Ausgabe aufgenommen, wenn sie in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit der betreffenden Rede oder Stellungnahme Webers entstanden. Außerdem sind Texte wiedergegeben, die er zusammen mit anderen Personen verfaßte oder unterzeichnete. Für die Verteilung der Texte auf die Bände werden zwei Kriterien verwendet: der Sachzusammenhang und die Chronologie. Dadurch werden thematisch und zeitlich nahestehende Texte zu Bänden vereinigt und die Schwerpunkte des Werkes in ihrer zeitlichen Folge und ihrem Nebeneinander sichtbar gemacht. Jeder Bandtitel enthält deshalb eine thematische und eine zeitliche Angabe. Für die thematische Angabe wird entweder ein Titel von Weber verwendet oder, wo dies wegen der Vielfalt der Texte nicht möglich ist, ein seinem Wortgebrauch nahestehender Titel neu gebildet. Jedem Bandtitel ist ferner eine Zeitangabe

734

MWG Abteilung I • Aufbau und

Editionsregeln

zugeordnet. Dabei bezieht sich die erste Jahreszahl auf das Datum der Veröffentlichung des ersten, die zweite auf das Datum der Veröffentlichung des letzten in den Band aufgenommenen Textes. Bei Texten aus dem Nachlaß ist das Entstehungsjahr maßgebend. Dies gilt sowohl für Texte, die uns im Original vorliegen, als auch für solche, von denen wir nur noch eine Edition aus dem Nachlaß besitzen, weil das Original inzwischen verloren ist. Wo das Datum der Entstehung auch nicht annähernd ermittelt werden kann, wird der Text am Ende des Bandes eingeordnet, dem er thematisch nahesteht. Bände mit einem oder mehreren nachgelassenen Texten tragen als zweite Jahreszahl 1920, Webers Todesjahr, wenn wir Hinweise haben, daß er an diesen Texten bis zu seinem Tode arbeitete. Für die Bandfolge ist das Chronologieprinzip maßgebend. Über die Stellung eines Bandes in der Bandfolge entscheidet das Datum des ersten darin abgedruckten Textes. Abweichend davon sind die „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie" und das Textkonvolut „Wirtschaft und Gesellschaft" an das Ende der Abteilung gestellt. Dies ergibt sich aus der besonderen Überlieferungslage. Die Abteilung I hat folgenden Aufbau: Band

1: Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter Schriften 1 8 8 9 - 1 8 9 4

Band

2: Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht 1891

Band

3: Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland 1892

Band

4: Landarbeiterfrage, Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik Schriften und Reden 1 8 9 2 - 1 8 9 9

Band

5:

Band

6: Zur Sozial-und Wirtschaftsgeschichte des Altertums Schriften 1 8 9 3 - 1 9 0 9

Band

7: Zur Logik und Methodologie der Kultur-und Sozialwissenschaften Schriften 1 9 0 0 - 1 9 0 7

Band

8: Wirtschaft, Staat und Sozialpolitik Schriften und Reden 1 9 0 0 - 1 9 1 2

Band

9: Asketischer Protestantismus und Kapitalismus Schriften und Reden 1 9 0 4 - 1 9 1 1

Börsenwesen Schriften und Reden 1 8 9 4 - 1 8 9 7

Band 10: Zur Russischen Revolution von 1905 Schriften und Reden 1 9 0 5 - 1 9 1 2

MWG Abteilung I • Aufbau und

Editionsregeln

735

Band 11: Zur Psychophysik der industriellen Arbeit Schriften und Reden 1 9 0 8 - 1 9 1 2 Band 12: Verstehende Soziologie und Werturteilsfreiheit Schriften und Reden 1 9 0 8 - 1 9 2 0 Band 13: Hochschulwesen und Wissenschaftspolitik Schriften und Reden 1 9 0 8 - 1 9 2 0 Band 14: Rationale und soziale Grundlagen der Musik 1910-1920 Band 15: Zur Politik im Weltkrieg Schriften und Reden 1 9 1 4 - 1 9 1 8 Band 16: Zur Neuordnung Deutschlands Schriften und Reden 1 9 1 8 - 1 9 2 0 Band 17: Wissenschaft als Beruf 1917/1919 - Politik als Beruf 1919 Band 18: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus/ Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus Schriften 1 9 0 4 - 1 9 2 0 Band 19: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Konfuzianismus und Taoismus Schriften 1 9 1 5 - 1 9 2 0 Band 20: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Hinduismus und Buddhismus 1916-1920 Band 21: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Das antike Judentum Schriften und Reden 1 9 1 7 - 1 9 2 0 Band 22: Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Nachlaß (in 6 Teilbänden) Schriften 1 9 0 9 - 1 9 2 0 Band 23: Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Unvollendet 1920

3. Aufbau der Bände Jeder Band enthält eine Einleitung des Herausgebers, die historisch-kritisch bearbeiteten Texte Webers, denen jeweils ein Editorischer Bericht vorangestellt ist, Verzeichnisse und Register. Innerhalb der Bände sind die Edierten Texte chronologisch geordnet. Bei von

736

MWG Abteilung I • Aufbau und

Editionsregeln

Weber veröffentlichten Texten ist das Datum der Veröffentlichung, bei nachgelassenen Texten das Datum der Entstehung maßgebend. Äußerungen Webers, über die wir nur Ersatzzeugen besitzen, werden im zweiten Teil eines Bandes zusammengefaßt und nach dem Datum der Äußerung wiederum chronologisch angeordnet. Einzelnen Bänden sind Anhänge beigegeben. Darin finden sich zunächst Texte, die Weber mit anderen Personen zusammen verfaßte oder unterzeichnete, gegebenenfalls Hinweise auf verlorene Texte sowie auf Dokumente.

4.

Bandeinleitung

Die Einleitung des Herausgebers informiert über die Anordnung, die thematischen Schwerpunkte und über den wissenschaftsgeschichtlichen und zeitgeschichtlichen Hintergrund der Texte. Enthält ein Band mehrere Texte, geht die Einleitung außerdem auf deren Zusammenhang ein. Die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte sowie die Geschichte von Nacheditionen dagegen bleiben in der Regel außer Betracht. Die Einleitung berichtet ferner über bandspezifische Editionsfragen, z. B. über sprachliche Eigentümlichkeiten Webers und deren editorische Behandlung. Alle textspezifischen Informationen geben die Editorischen Berichte.

5. Editorische

Berichte

Jedem Text ist ein Editorischer Bericht vorangestellt, der über dessen Entstehung, Entwicklung und Überlieferung sowie über editorische Entscheidungen informiert. Er ist in die Abschnitte „Zur Entstehung" und „Zur Überlieferung und Edition" gegliedert. 5.1 „Zur

Entstehung"

Dieser Abschnitt skizziert die historisch-politischen, wissenschaftlichen und biographischen Zusammenhänge, in denen ein Text steht. Er stellt ferner seine Entstehung und Entwicklung dar. Sofern mehrere Fassungen eines Textes vorliegen, wird deren Verhältnis zueinander beschrieben. 5.2 „Zur Überlieferung

und

Edition"

Dieser Abschnitt informiert über Textbefund und Überlieferungslage. Liegen mehrere Fassungen eines Textes vor, wird dargelegt, welche der Fassungen Edierter Text und welche Variante ist. Ferner werden alle weiteren editorischen Entscheidungen begründet. Dazu gehört unter anderem auch die Behandlung textspezifischer Eigentümlichkeiten.

MWG Abteilung I • Außau und Editionsregeln

737

6. Texte Bearbeitung und Präsentation der Texte folgen der historisch-kritischen Methode. Dies geschieht mit Hilfe von drei Apparaten: dem Korrekturen- und dem Variantenapparat, die zum textkritischen Apparat zusammengefaßt sind, und dem Erläuterungsapparat. 6.1 Textkritischer

Apparat

Der textkritische Apparat hat in erster Linie zwei Aufgaben: Aufweis der Textentwicklung und Nachweis der Texteingriffe. 6.1.1

Textentwicklung

Liegt ein Text in mehreren autorisierten Fassungen vor, ist eine Fassung zum Edierten Text bestimmt. Dies ist in der Regel die Fassung letzter Hand. Jede zur Variante bestimmte Fassung wird im textkritischen Apparat mitgeteilt, in der Regel mit Hilfe eines negativen Apparats. Wo es die Sachlage erfordert, insbesondere bei umfangreichen Varianten, ist der positive Apparat oder die synoptische Darstellung gewählt. Die früheste oder einzige Fassung eines Textes trägt die Sigle A. Spätere Fassungen sind in chronologischer Folge mit B, C usw. bezeichnet. 6.1.2

Texteingriffe

Texteingriffe sind auf ein Minimum beschränkt. Sie werden bei Textverderbnissen vorgenommen. Als verderbt gelten Textstellen, die den Sinnzusammenhang zerstören. Der Eingriff wird dadurch nachgewiesen, daß die verderbte Stelle im textkritischen Apparat mitgeteilt wird. Läßt sich eine unklare Stelle nicht eindeutig als verderbt erkennen, so wird sie unverändert gelassen. Je nach Sachlage bietet der Apparat dann Lesarten in Voreditionen oder andere Verständnishilfen an. Nicht als Textverderbnis gelten Spracheigentümlichkeiten, einschließlich regelwidriger, aber nicht sinnentstellender grammatischer Konstruktionen, nicht mehr gebräuchlicher Lautstand, veraltete Orthographie und Interpunktion. In folgenden Fällen werden Texteingriffe ohne Nachweis im textkritischen Apparat vorgenommen: a) Bei der Gestaltung von Überschriften, Zwischentiteln, anderen Gliederungsmerkmalen (z.B. Paragraphen) sowie Hervorhebungen: Sie werden typographisch vereinheitlicht. b) Bei Umlauten: Sie werden - soweit sie Folge der zu Webers Zeit üblichen Drucktechnik s i n d - d e r heutigen Schreibweise angeglichen (Ä statt Ae). Die Schreibweise ss für ß wird zu ß vereinheitlicht. c) Bei Abkürzungen: Sie werden, sofern sie schwer verständlich und heute nicht mehr üblich sind, in eckigen Klammern ausgeschrieben. d) Bei offensichtlichen Druckfehlern: Sie werden korrigiert (z.B. „Erleichterung", „aucht"). e) Bei Interpunktionsfehlern: Sie werden bei der Reihung von Hauptsätzen, Aufzählungen, Relativsätzen und „daß"-Sätzen korrigiert. In allen anderen

738

MWG Abteilung I • Aufbau und Editionsregeln

Fällen werden eingefügte Satzzeichen durch eckige Klammern kenntlich gemacht. f) Bei der Numerierung von Anmerkungen: Sie werden text- oder kapitelweise durchgezählt. Entsteht dadurch eine Abweichung gegenüber Webers Zählung, so wird dies im Editorischen Bericht vermerkt. g) Bei der Einfügung von Titeln und Zwischenüberschriften: Sie werden in eckige Klammern gesetzt und im Editorischen Bericht begründet 6.2

Erläuterungsapparat

Der Erläuterungsapparat dient dem Nachweis, der Ergänzung oder der Korrektur der Zitate und der Literaturangaben sowie der Sacherläuterung. 6.2.1

Zitate

Webers Zitate werden überprüft. Sind sie indirekt, unvollständig oder fehlerhaft, gibt der Apparat den richtigen Wortlaut wieder. Hat Weber ein Zitat nicht belegt, wird es im Apparat nachgewiesen. Ist uns der Nachweis nicht möglich, so lautet die Anmerkung: „Als Zitat nicht nachgewiesen". 6.2.2

Literaturangaben

Webers Literaturangaben werden überprüft. Sind sie nicht eindeutig oder fehlerhaft, werden sie ergänzt oder berichtigt, wenn möglich, unter Verwendung der von Weber benutzten Ausgabe. Es wird dafür ein Kurztitel verwendet. Die vollständigen bibliographischen Angaben finden sich im Verzeichnis der von Weber zitierten Literatur. Verweist Weber ohne nähere Angaben auf Literatur, so ist sie, wenn möglich, im Apparat nachgewiesen. Literaturangaben des Herausgebers werden beim ersten Auftreten vollständig aufgeführt, bei Wiederholungen wird ein Kurztitel verwendet. 6.2.3

Sacherläuterung

Erläutert werden Ereignisse und Begriffe, deren Kenntnis für das Verständnis des Textes unerläßlich erscheint. Informationen über Personen finden sich im Personenverzeichnis am Ende des Bandes. Erfordert eine Textstelle darüber hinausgehende Informationen über eine Person, so bietet sie der Apparat. Sachliche Fehler Webers werden im Apparat berichtigt. Für Wörter aus fremden Schriftsystemen verwendet der Editor in seinen Erläuterungen die Transliteration nach den heute gültigen Richtlinien.

6.3

Präsentation

Um die Benutzung der Ausgabe zu erleichtern, erscheinen Webers Text und die dazugehörigen Apparate in der Regel auf derselben Seite. Edierter Text und Varianten sind gleichwertig. Die Varianten werden so präsentiert, daß der Leser die Textentwicklung erkennen kann. Kleine lateinische

MWG Abteilung I • Aufbau und Editionsregeln

739

Buchstaben verbinden den Edierten Text mit dem textkritischen Apparat. Sie stehen hinter dem Varianten oder emendierten Wort. Bezieht sich die textkritische Anmerkung auf mehr als ein Wort, so markiert ein gerade gesetzter Index den Anfang und ein kursiv gesetzter Index das Ende der fraglichen Wortfolge ( a damit Amerika 3 ). Die Ersatzzeugen von Webers Äußerungen, auf die wir zurückgreifen müssen, stimmen nicht immer überein. In solchen Fällen sind sie alle ohne Wertung aufeinanderfolgend oder synoptisch wiedergegeben. Zeitungsberichte enthalten in der Regel einen redaktionellen Vorspann, Zwischentexte oder Nachbemerkungen; Sitzungs- und Kongreßprotokolle geben auch Beiträge anderer Redner wieder. Wenn diese Texte in unmittelbarem sachlichen Zusammenhang mit Webers Äußerungen stehen, werden sie entweder in Form eines Regests, wörtlich in kleinerer Drucktype oder im textkritischen Apparat mitgeteilt. Die historisch-kritisch bearbeiteten Texte Webers und die Erläuterungen des Herausgebers sind durch arabische Ziffern ohne Klammern miteinander verbunden. Um die Herausgeberrede von Webers Text abzuheben, ist sie in anderer Schrifttype gesetzt.

7. Verzeichnisse

und Register

Dem Band sind folgende Verzeichnisse und Register beigefügt: 1. Ein Inhaltsverzeichnis. 2. Ein Verzeichnis der Siglen, Zeichen und Abkürzungen. 3. Ein Literaturverzeichnis: Es enthält die von Weber zitierte Literatur vollständig bibliographisch erfaßt. Auf den Titel folgt in Klammern der vom Editor in seinen Erläuterungen gebrauchte Kurztitel. 4. Ein Personenverzeichnis: Aufgenommen sind alle Personen, die Weber erwähnt, mit Ausnahme allgemein bekannter (z. B. Bismarck, Wilhelm II.) und in Literaturangaben genannter Personen. Es liefert die wichtigsten Lebensdaten, gibt die berufliche oder politische Stellung an und führt ggf. die verwandtschaftlichen oder persönlichen Beziehungen zu Weber auf. Das Personenverzeichnis hat den Zweck, den Erläuterungsapparat zu entlasten. 5. Ein Personenregister: Es verzeichnet sämtliche von Weber und vom Editor erwähnten Personen einschließlich der Autoren der von Weber und vom Editor zitierten Literatur. 6. Ein Sachregister: Es enthält alle wichtigen Begriffe und Sachbezeichnungen. Ist ein Begriff für einen Text thematisch, werden nur zentrale Stellen und besondere Bedeutungen verzeichnet. Es verzeichnet ferner alle geographischen Namen, mit Ausnahme der Verlagsorte in Literaturangaben und der Archivorte. Es werden die Namen benutzt, die im deutschen Sprachraum vor 1920 üblich waren oder amtlich gebraucht wurden. Kann ein Ort nicht als bekannt vorausgesetzt werden, wird zur Erläuterung die Verwaltungseinheit nach dem Gebietsstand von

740

MWG Abteilung I • Außau

und Editionsregeln

1920 (z. B. Kreis, Regierungsbezirk) und ggf. auch der heute amtliche Name beigefügt. Personen- und Sachregister erfassen Webers Texte und die Herausgeberrede. Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede. Einem Band können weitere Verzeichnisse, wie z.B. Glossare, Konkordanzen, Maß- und Gewichtstabellen sowie Karten beigefügt sein.

8. Indices und Zeichen Folgende Indices werden verwendet: a) Arabische Ziffern mit runder Schlußklammer C , 2), 3) ...) kennzeichnen Webers eigene Anmerkungen. b) Arabische Ziffern ohne Klammern (1, 2, 3 ...) und in von a) abweichender Schrift markieren die Erläuterungen des Editors. c) Kleine lateinische Buchstaben (a, b , 0 ...) kennzeichnen eine textkritische Anmerkung. Folgenden Zeichen werden verwendet: d) Das Zeichen | gibt die Stelle des Seitenwechsels nach der ursprünglichen Paginierung einer Textfassung wieder. e) Das Zeichen [ ] markiert Hinzufügungen zum Text durch den Editor.