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German Pages 364 Year 1988
Linguistische Arbeiten
203
Herausgegeben von Hans Altmann, Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner
Linguistik Parisette Akten des 22. Linguistischen Kolloquiums Paris 1987 Herausgegeben von Heinrich Weber und Ryszard Zuber
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1988
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek IJngnistik Parisette : Akten d. 22. Linguist. Kolloquiums, Paris 1987 / hrsg. von Heinrich Weber u. Ryszard Zuber. - Tübingen : Niemeyer, 1988 (Linguistische Arbeiten ; 203) NE: Weber, Heinrich [Hg.]; Linguistisches Kolloquium (22, 1987, Paris); GT ISBN 3-484-30203-8
ISSN 0344-6727
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1988 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus photomechanisch zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt.
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
VII
1. SEMANTIK VON WORTERN UND FORMEN
Kirsten Adamzik: Real - irreal - potential ...? Zur Funktion des Modus im Konditionalsatz
3
Abraham P. ten Gate: Zeitdeixis und das historische Präsens
15
Gottfried Kolde: Indefinitheit und Nichtfaktizität. Anmerkungen zur Semantik des "unbestimmten Artikels" im Deutschen
29
Norbert Reiter: Das Zählen als Grundfaktor der Semantik
41
Kazimierz A. Sroka: Reference and quantification
47
Sarah de Vogüe: Sl et ses "implicatures" de necessite
59
2. SEMANTIK SYNTAKTISCHER KONSTRUKTIONEN
Bernard Bortolussi: L'objet interne en latin
73
Daniele Godard: A new approach towards bridge verbs
83
Michel Refer: Syntaxe et semantique du focus en allemand
99
Elisabeth Löbel: Appositive Nominalphrasen Heide Wegener: Relations semantiques constructions ä trois actants
ä
109 l'interieur
de 121
3. VERFAHREN GRAMMATISCHER ANALYSE
Alain Deschamps: Traitement statistique des lecture des voyelles accentuees de l'anglais
regies
de 137
Gerold Stahl: Un echec en analyse syntaxlque automatique et comment y remedier
149
Therese Torris: Grammars and parsers: the case of GPSG
157
4. WISSEN UND VERSTEHEN
Rolf Mayer: Mentale Modelle. Kohärenz und Bewegung
173
Than-Binh Nguyen: Background knowledge and communicative intention
187
Zygmunt Vetulani: Vers un sous-ensemble du polonais pour communiquer avec la banque de donnees en langue naturelle
193
VI
6. SPRECHAKTE UND TEXTE
Sabine Prilling: Zum Verfahren einer Textsortentaxonomie in kommunikativen Praxisbereichen
203
Jürgen Graffe: Semantic patterns: phantoms or descriptive necessity? On sentences and types of speech acts
213
Mathias Kohl: Speech act types and them
225
expressions denoting
Heinrich Weber: Die Stilblüte: Fehler oder Witz?
237
6. SPRACHLICHE VARIETÄTEN
Käthi Dorfmüller-Karpusa: Der Ausdruck von Intensität Texten griechischer bikultureller Kinder
in 255
Jirina van Leeuwen-Turnovcovä: Die Personenbezeichnungen im tschechischen Argot. Versuch einer semantischen Analyse
265
Günther Rohdenburg: Flexionsangleichung von Substantiven an attributive Adjektive und verwandte Erscheinungen im Nordniedersächsischen
277
7. SPRACHE IN DER GESELLSCHAFT
Elisabeth Feldbusch: Geschriebene Sprache im Computerzeitalter
291
Luzian Okon: (Le) libertin: emploi, acceptions et fortune d'un terme. en France, depuis le 17« siecle
299
Manfred Peters: Normes et attitudes linguistiques. reflexions sur la "crise" des langues
307
Reiner Pogarell: Linguistische betrieblichen Praxis
Fragestellungen
Francoise Pouradier Duteil: Norme frangais langue etrangere OBER DIE AUTOREN UND HERAUSGEBER
Quelques in
der 319
et
enseignement
du 331 349
VORWORT
Linguistik Parisette: gibt es sie überhaupt? Man kennt die Linguistik in Deutschland; die Pragmantax ist noch gar nicht alt, und der eine oder andere erinnert sich vielleicht an die Löwen und Sprachtiger von 1973. Warum soll es da keine Linguistik Parisette geben? Es gibt sie tatsächlich. Sie wurde in die Welt gesetzt vom 24. bis 26. September 1987, klein und ohne jeden Pomp, und zwar in den Räumen der Universität Paris 7, die von ihr offiziell kaum Kenntnis genommen hat, und sie wurde in fröhlicher internationaler Runde auf den Namen getauft, der sie für den, der zu interpretieren versteht, auch charakterisiert. Inzwischen ist sie herangewachsen zu dem vorliegenden Band, von dem die Herausgeber glauben, daß er sich in der Reihe der Akten des Linguistischen Kolloquiums und darüber hinaus sehr wohl kann sehen lassen. Das Linguistische Kolloqium steht für eine Tradition, die auch unter veränderten Rahmenbedingungen erhaltenswert ist. Es ist entstanden als Treffen von Assistenten und Studenten, die sich - mit dem Vorgefundenen unzufrieden - dem Neuen in Form der modernen Linguistik nähern wollten, d.h. als Kreis von Nachwuchswissenschaftlern, der sich selbst organisiert. Auch heute noch eröffnet es jedem Sprachwissenschaftler, sei er Student oder Ordinarius, die Möglichkeit, ohne Vorauswahl durch Organisatoren und Sektionsleiter die Ergebnisse seiner Forschungen vorzutragen und zur Diskussion zu stellen. Wie die Autorenlisten zeigen, machen auch heute noch in der Mehrzahl junge Wissenschaftler von dieser Möglichkeit Gebrauch. Es ist darum kein Zufall, daß in den Akten des Kolloqiums neue Fragestellungen und Schwerpunkte besonders früh in Erscheinung treten. Diesmal wird von der üblichen Praxis abgewichen, die Organisation des Kolloquiums und die Herausgabe der Akten in denselben Händen zu vereinigen. Wenn die Organisation ganz vom Pariser Herausgeber und die Zusammenstellung des Bandes ganz in Tübingen vorgenommen wurde, so hat das einen besonderen Grund: Die Vollversammlung des Kolloqiums hat dem Organisator einen Mitherausgeber an die Seite gestellt, der schon Erfahrung mit der Herausgabe der Kolloqiumsakten hatte und für den es aufgrund örtlicher Nähe leichter war, mit dem Verlag in Kontakt zu treten. Wir glauben, daß sich die Arbeitsteilung in diesem besonderen Fall bewährt hat. Die Referate, die in Paris auf dem Programm standen, sind fast vollständig in diesem Band zusammengestellt. Die Sektionsüberschriften bei der Anordnung der
VIII
Referate dienen nur einer ersten Orientierung und erheben nicht den Anspruch, die verschiedenen Themen in ein vorgegebenes Schema über den Aufbau der Linguistik einzuordnen. Die beiden ersten Sektionen bilden einen Schwerpunkt der Forschung, die vor allem, aber nicht ausschließlich, mit dem begrifflichen Inventar der generativen Grammatik durchgeführt wird. Sie enthalten die Aufsätze, die sich mit Semantik und Grammatik im weitesten Sinne beschäftigen, wobei es in der ersten Sektion mehr um die Semantik von grammatischen und lexikalischen Einheiten und Kategorien und in der zweiten Sektion mehr um die Semantik syntaktischer Konstruktionen geht. Die dritte Sektion enthält Referate zur grammatischen Form und ihrer Beschreibung. Besondere Bedeutung scheint die Analyse von kognitiven Strukturen wie in den Referaten der Sektion 4 zu gewinnen, nicht zuletzt weil es hier Anwendungsmöglichkeiten im EDV-Bereich gibt. Die übrigen Sektionen zu Sprechakten und Texten, zu sprachlichen Varietäten und zur Sprache in der Gesellschaft decken ein weites Feld linguistischer Themen und Fragestellungen ab. Der Band ist in dem seit dem 10. Linguistischen Kolloqium üblichen Verfahren hergestellt, bei dem die Autoren die Druckvorlagen selbst schreiben. Probleme mit den Druckvorlagen konnten gelöst werden, wenn auch manchmal erst mit Verzögerung oder im zweiten Anlauf. Das eine oder andere wurde stillschweigend hier in Tübingen verbessert, hoffentlich im Sinne der Autoren. 1975 gab es für die Druckvorlagen einen Standard, den Kugelkopf Courier 10 von IBM, wodurch eine gewisse Einheitlichkeit des Druckbildes erreicht wurde. Der Siegeszug der elektronischen Textverabeitung hat zu einer neuen Vielfalt geführt, die von einer Proportionalschrift "wie gedruckt" über verschiedene Schönschriften bis hin zur Schnellschrift reicht; außerdem werden auch die früheren Techniken noch genutzt. Künftige Herausgeber werden die Aufgabe haben, nach einem neuen Standard zu suchen. Zum Schluß sei denen gedankt, die die Veröffentlichung möglich gemacht haben: dem Verlag und den Herausgebern der "Linguistischen Arbeiten" für die Bereitschaft, den Band zu publizieren, Herrn Wilfried Kürschner, Vechta, für die Formblätter zur Gestaltung der Beiträge, die Perfektion immerhin möglich gemacht hätten, Frau Sabine Vatter, Tübingen, für die Hilfe bei den Korrekturen und nicht zuletzt den Autoren, die ihren Schreibmaschinen, vor allem aber ihren Computern und Druckern in geduldiger Auseinandersetzung mit den Tücken der Programme druckreife Texte abgerungen haben. Tübingen / Paris, am 1.3.1988
H.W.
R.Z.
1.
Semantik von Wörtern und Formen
REAL - IRREAL - POTENTIAL ...?
Zur Funktion des Modus im Konditionalsatz Kirsten Adamzik
Im folgenden Beitrag geht es um die Frage, ob der Modus im Konditionalsatz die Faktizität des in dem Satz ausgedrückten Sachverhaltes markiert bzw. in welcher Weise er dies tut. Genauer gesagt, soll erörtert werden, ob aufgrund des Modus die Konditionalsätze in 'reale'/'faktische'. 'irreale'/'kontrafaktische'. 'Potentiale' usw. unterschieden werden können. Eine solche Unterscheidung der Konditionalsätze und - allgemeiner - die Einstufung des Modus als eines grammatischen Mittels, mit dem die Faktizität eines Sachverhaltes markiert wird, ist innerhalb der Grammatikographie allgemein üblich. Dies hat zuletzt W. Kasper in seiner kürzlich veröffentlichten Diss. zur Semantik des Konjunktivs II gezeigt. Auf der Grundlage einer Zitatensammlung aus verschiedenen Grammatiken der letzten 200 Jahre, mittels derer er die 'traditionelle' Beschreibung der Bedeutung des Konjunktivs II zusammenzufassen sucht, kommt er zu dem Ergebnis, daß der Konjunktiv als die "Unwirklichkeitsform". "Möglichkeitsform". "Wunschform" oder - zumeist - als die "Vorstellungsform" angesehen wird, wobei letztere vornehmlich in ihrer "Irrealis-Interpretation" eine Rolle spiele (vgl. Kasper 1987: 10f.). Alle diese (für sich genommen noch nicht sehr aussagekräftigen) Kennzeichnungen sind, wie Kasper (1987: 11) unter Rückgriff auf Graf (1977: § 61) sagt, "einfach als verschiedene Versuche" anzusehen, "einem Gefühl Ausdruck zu geben oder es zu umschreiben", daß der Unterschied zwischen Indikativ und Konjunktiv "in irgendeiner Weise 1 auf der Ebene 'Realität' - 'Irrealität'" anzusiedeln ist. Versucht man nun. etwas näher zu ergründen, was mit dem Ausdruck 'Irrealität', auf den zur Erklärung des Konjunktivs zurückgegriffen wird, gemeint ist. so findet man in Grammatiken oft eine Liste von Varianten der 'Nichtwirklichkeit' angeführt 1 , die folgende Positionen umfassen kann: die reine Möglichkeit, bei der über den Realitätsgehalt nichts ausgesagt wird; die (noch) nicht eingetretene, aber sehr wahrscheinliche Möglichkeit: die wahrscheinlich nie eintretende Möglichkeit: schließlich aber auch die offensichtlich nicht realisierte Möglichkeit. Ja sogar die nicht einmal realisierbare Möglichkeit, also die Unmöglichkeit. Welche dieser verschiedenen Bedeutungsmöglichkeiten realisiert wird, wird dabei meistens als eine Sache des Kontextes angesehen.
Als Beispiel für Beschreibungen dieser Art sei die Darstellung von Flämig (Grundzüge 1981: 525) angeführt, der zunächst folgende generelle Kennzeichnung der Funktion des Konjunktivs gibt: Der K o n j u n k t i v I I ('vorgestellt, gedacht') zeigt a n , d a ß eine Außerung/Sachverhaltsbeschreibung nicht allgemein, uneingeschränkt gilt, sondern als nicht auf einen Sachverhalt/ein Geschehen der objektiven Realität bezogen zu verstehen ist, nämlich als (nur) ' v o r g e s t e l l t , gedacht'. Damit wird für den Konjunktiv II eine fiktive, nur in der Vorstellung bestehende Bezugsebene vorausgesetzt. Diese generelle Kennzeichnung versucht er dann - in bezug auf die "sogenannten irrealen Konditionalgefüge(.]" - folgendermaßen zu konkretisieren: Das nur 'vorgestellte, gedachte' Geschehen ... wird als im Gegensatz zum 'allgemein gültigen' Geschehen stehend verstanden und als ' i r r e a l ' , d.h. 'nicht wirklich statthabend' interpretiert ... (Grundzüge 1981: 532) In einer Art salvatorischer Klausel fügt er dieser Bestimmung den Hinweis hinzu: wenn es der Kontext zuläßt oder erfordert (ebd.) Aus diesen Bestimmungen ergeben sich freilich einige Fragen: Was heißt, daß der Sachverhalt nicht 'als auf die objektive Realität bezogen verstanden' werden soll? Und wann läßt denn der Kontext die 'irreale' Interpretation nicht zu bzw. wann erfordert er sie nicht? 2 Schließlich könnte man auch fragen: Was ist denn, wenn der Kontext diese Interpretation nicht zuläßt - wird der Sachverhalt dann als 'real' verstanden oder als im Rahmen der Objektiven Realität' immerhin möglich, also als potential? So wichtig der Hinweis darauf ist, daß der Kontext einen Einfluß darauf hat, welcher Typ von 'Nichtwirklichkeit' jeweils vorliegt, so offen bleibt doch bei der zitierten Klausel die Frage, welche Merkmale des Kontextes denn welche Interpretation induzieren. Freilich gibt es auch einige genauere Hypothesen über den Zusammenhang zwischen Modus und Wirklichkeitsbezug im Konditionalsatz, und ich möchte hier zunächst versuchen, das Standardwissen - bzw. die Standardannahmen dazu zusammenzufassen: 1. Der Konditionalsatz im Indikativ wird oft als 'Realis' bezeichnet (vgl. Duden-Grammatik 1966: 598 und 1984: 701: Helbig/Buscha 1975: 169; Grundzüge 1981: 532). Das schließt freilich nicht aus, daß er in eine faktische und eine hypothetische bzw. potentielle Variante oder dergl. unterteilt wird. Manche bezeichnen ihn daher gleich als 'Potentialis' (Helbig/Buscha 1984: 201f.) bzw. als 'Nicht-Irrealis' (Eisenberg 1986: 124), als Sachverhalt, der "subjectivement verifie" (Schanen/Confais 1986: 157) ist. All dies soll ebenfalls bedeuten, daß der Sachverhalt entweder wirklich gegeben oder aber wenigstens möglich, wahr-
5
scheinlich oder dergl. ist.3 2. Konditionalsätze im Konjunktiv Präteritum werden meistens als 'irreal' bezeichnet (vgl. Duden 1966: 599; 1984: 701; Helbig/Buscha 1984: 201f.; Grundzüge 1981: 532) - zumindest immer dann, wenn Konjunktiv Präteritum und Konjunktiv Plusquamperfekt nicht eigens gegeneinander abgegrenzt, sondern als 'Konjunktiv zusammengefaßt werden. Aber auch die Kennzeichnung 'irreal' schließt wiederum nicht aus. daß das Geschehen als möglich, als erfüllbar, also als potentiell realisierbar angesehen wird. Dieser Realisierbarkeit wird dann freilich manchmal eine geringe Wahrscheinlichkeit zugesprochen (vgl. z.B. Duden 1984: 161). Da aber doch angenommen werden muß, daß Konjunktiv Präteritum im Konditionalsatz auf ein immerhin mögliches Geschehen Bezug nehmen kann, wird auch hier als Kennzeichnung mitunter 'Potentialis' verwendet (vgl. Helbig/Buscha 1975; Eisenberg 1986). 3. Für den Konjunktiv Plusquamperfekt schließlich wird, wenn er vom Konjunktiv Präteritum eigens unterschieden wird, als Kennzeichnung immer 'Irrealis' gewählt. Kann nun mit dem Begriff 'Irrealis' wenigstens dann, wenn er für den Konjunktiv Plusquamperfekt im Konditionalsatz reserviert wird, eindeutig ein Sachverhalt bezeichnet werden, für den gilt, daß der Sprecher ihn als 'wirklich nicht real' ansieht, von dem er also glaubt, daß sein Gegenteil real ist, er nicht 'erfüllbar 1 ist, so daß er keinen 'hypothetischen' Charakter mehr tragen kann? In der Regel vertreten die hier betrachteten Autoren genau diese Auffassung. Um zusammenzufassen: Der durch den Modus im Konditionalsatz indizierte Wirklichkeitsgehalt des Sachverhalts wird als 'real' - 'potential' - 'irreal' (oder auch 'faktisch' - 'hypothetisch' - 'kontrafaktisch' und dergl.) bezeichnet, wobei sich aber die Extensionen dieser Begriffe - z.T. auch bei ein und demselben Autor - überlappen. D.h.: 'real' heißt nicht, daß etwas wirklich ist - es kann auch nur möglich sein; 'irreal' ist nicht das Gegenteil von 'real' - es kann ebensogut wie 'real' (und natürlich 'potential') etwas nur Mögliches bezeichnen usw. Schematisch zusammengestellt ergeben sich folgende zentrale Bezeichnungsvarianten: Ind.: Konj.Prät.: Konj.Plsq.:
real
potential potential
nicht-Irreal irreal irreal
Um In diese Verwirrung etwas Ordnung zu bringen, hat man nun versucht, einen bestimmten Kontextfaktor als Disambiguierungsmerkmal heranzuziehen, nämlich den Zeltbezug: Wo der Konditionalsatz im Konjunktiv II auf Zukünftiges bezogen zu verstehen ist. sei 'irreal' im Sinne von 'hypothetisch', 'potential 1 zu verstehen. (1) Wenn er morgen käme, könnten wir ihn fragen. Wo dagegen Vergangenheitsbezug vorliegt - und dies sei, so wird meist angenommen, beim Konjunktiv Plusquamperfekt immer der Fall - sei von Irrealität im Sinne von 'Nicht(mehr)erfüllbarkeit' auszugehen, also von der Realität des Gegenteils. (2) Wenn er gestern gekommen wäre, hätten wir ihn fragen können. Soweit zum kurzen überblick darüber, was man In vorliegenden Grammatiken über den Zusammenhang zwischen Modus des Konditionalsatzes und Realitätsbezug finden kann. Ich möchte nun zu einigen Gegenbeispielen übergehen, die letzten Endes die These belegen sollen, daß der Modus als solcher prinzipiell ganz einfach überhaupt nichts über die Realisiertheit oder Nichtrealisiertheit des fraglichen Sachverhalts aussagt bzw. daß - allgemeiner gesprochen - 'der Unterschied zwischen Indikativ und Konjunktiv nicht auf der Ebene 'Realität 1 - 'Irrealität' anzusiedeln ist1. Die Fälle, in bezug auf die diese These am ehesten Widerspruch erwarten kann, sind natürlich die sog. 'realen' bzw.'nicht-irrealen' (Indikativ) und die 'echten irrealen' (Konjunktiv Plusquamperfekt) Konditionalsätze. Für beide Konstruktionen wird nämlich angenommen, daß aus ihnen eine eindeutige Aussage über die Faktizität ableitbar ist. Mit der Kennzeichnung 'potential' dagegen wird von vornherein ausgedrückt, daß keine Aussage über die Faktizität, sondern nur über die Möglichkeit gemacht wird. Aber auch der Konditionalsatz im Konjunktiv Präteritum ist in die Betrachtung einzubeziehen, denn für diesen wird, wie eben dargelegt, die Lesart 'potential' i.a. nur bei Zukunftsbezug, nicht aber bei Gegenwerts- oder Vergangenheitsbezug angenommen. Was nun zunächst die indikativischen Konditionalsätze wie (3) angeht, so setze ich - in Übereinstimmung mit der Mehrheit der Autoren - von vornherein die schwächere These voraus, nämlich die, daß diese Sätze die Faktizität des Sachverhalts weder behaupten noch präsupponieren, sondern allenfalls als Möglichkeit unterstellen, so daß sie eher die Kennzeichnung 'potential' verdienen. (3) Wenn er geht/gegangen ist, haben wir nichts zu befürchten. Wie ist es nun aber mit der Kennzeichnung 'Nicht-Irrealität' des Sachverhaltes bestellt, auf die Eisenberg als Kennzeichen für die indikativischen
Konditionalsätze zurückgreift, damit er diese von den Potentialen (mit Konjunktiv Präteritum) abgrenzen kann? Ist es unmöglich, mit einem indikativischen Konditionalsatz auf eindeutig Irreales, also etwas, dessen Gegenteil eindeutig real ist. Bezug zu nehmen? Offensichtlich nicht - dies zeigen schon die vieldiskutierten 'Dutchman-sentences' (If you are a policeman, I am a Dutchman). denen man - aufs Deutsche bezogen - den Beispieltyp der 'Besenfresser-Sätze' zugesellen könnte: (4) Wenn wir uns hier in Honolulu befinden, freß' Ich einen Besen. (K. Adamzik am 25.9.1987 auf dem 22. Linguistischen Kolloquium) ein Satz, mit dem natürlich der Sachverhalt im Antezedens als Irreal, nichtfaktisch, und nicht etwa als potentiell realisierbar hingestellt werden soll.* Die Annahme, daß von einem indikativischen Konditionalsatz immerhin vorausgesetzt werden kann, daß er Jedenfalls nicht auf einen Sachverhalt Bezug nehmen kann, dessen Gegenteil real ist (wenn man schon nicht voraussetzen kann, daß er eindeutig etwas Reales bezeichnet), kann daher nicht aufrechterhalten werden. Ich komme damit zu den konjunktivischen Konditionalsätzen, die Gegenwerts- oder Vergangenheitsbezug aufweisen und nicht irreal, sondern hypothetisch sind. Solche Sätze sind zugegebenermaßen sehr selten, genauer gesagt, sie kommen nur in bestimmten Situationen vor, als deren Prototyp ich die Recherchen eines Detektivs ansehen möchte - eines Detektivs, der nachdenkt. Um mich nun vor dem Ungrammatikalitätsvorwurf, der ja bei seltenen Konstruktionen, die zunächst nicht ins System zu passen scheinen, allzu leicht erhoben wird, zu schützen, habe ich den "Namen der Rose" von Umberto Eco in seiner dt. Übersetzung 9 auf die gesuchte Konstruktion hin durchstöbert. Aus Raumgründen bringe Ich für die beiden Typen nur jeweils einen Beispielbeleg: Hypothetischer Konjunktiv Präteritum mit Gegenwartsbezug kommt In folgendem Satz vor: (5) Der Cellerar hat durchblicken lassen, daß Ihn eine sonderbare Komplizenschaft m i t Malachlas verbindet. Was, w e n n n u n Malachlas einen gefährlichen Ketzertext v e r s t e c k t h i e l t e , d e n Remigius ihm womöglich anvertraut hat? (Eco 1982: 365: Hervorhebung nicht Im Original) Den hypothetischen Konjunktiv Plusquamperfekt finden wir In folgendem Textauszug: (6) "... wir müssen nun ... einen freiwilligen Akt in Erwägung ziehen, eine absichtliche, nicht zufällige, nicht durch ein Versehen oder durch fremde Gewalt verursachte Handlung: Beide haben etwas genommen und sich in den Mund eingeführt, wobei sie sich ihres Tuns bewußt waren it
"Aber was? Eine Speise? Ein Getränk?"
"Möglich. Oder auch ... was weiß ich, ein Musikinstrument, vielleicht eine Flöte?" "Absurd!" "Sicher ist das absurd, aber wir dürfen keine Hypothese außer acht lassen, so ausgefallen sie auch sein mag. Kommen wir nochmal zurück zu den Giften. W e n n jemand, der von Giften soviel versteht wie d u , hier e i n g e d r u n g e n w ä r e u n d einige deiner Krauter e n t w e n d e t h ä t t e , s o hätte e r doch gewiß e i n tödliches Zeug mischen können, das solche Spuren auf den Fingern hinterlassen würde, nicht wahr? ... "Gewiß", bestätigte Severin. (Eco 1982: 338: Hervorhebung nicht im Original) Wie der weitere Fortgang der Geschichte erweist, sind beide Hypothesen korrekt , die jeweiligen Sachverhalte sind also real, faktisch. Dies ist jedoch für die Interpretation nicht entscheidend, denn es handelt sich selbstverständlich nicht um 'reale Konditionalsätze'. Entscheidend ist vielmehr, daß der Sprecher hier mit einem konjunktivischen Konditionalsatz auf einen Sachverhalt der Gegenwart bzw. Vergangenheit Bezug nimmt, dessen Realität er für möglich hält, d.h. es liegen in beiden Fällen hypothetische oder Potentiale Konditionalsätze vor. Die beigebrachten Beispiele lassen damit die folgenden Schlußfolgerungen zu: 1. Die üblicherweise vorgenommenen Zuschreibungen (im Konditionalsatz gilt: Indikativ - 'Realis1 oder auch Totentialis' bzw. 'Nicht-Irrealis1; Konjunktiv (Plusquamperfekt) - 'Irrealis') sind wahrscheinlich in der Regel - was hier heißen soll: 'meistens, in bezug auf die Mehrheit der Fälle' - gültig: sie sind aber eben nicht in allen Fällen gültig und damit im Prinzip in dieser Form inadäquat. 2. Der Versuch, den Zeitbezug als relevanten Kontextfaktor hinzuzuziehen, um Konditionalsätze zu disambiguieren, die in bezug auf die Faktizität des Sachverhalts, der in ihnen ausgedrückt wird, 'ambig1 sind, macht die Beschreibungen zwar etwas differenzierter, reicht aber zur Erfassung der zugrundeliegenden Regularitäten nicht aus. Im folgenden geht es nun darum, zu erklären, wieso die 'in der Regel' gültigen Beschreibungen dennoch im Prinzip inadäquat bleiben. Zu diesem Zweck müssen wir noch einmal genauer auf den Faktor des Kontextes zurückkommen, der, wie etwa bei Flämig, tendenziell ohnehin als letzte Entscheidungsinstanz für die Frage, welchen Realitätsbezug der Modus (im Konditionalsatz) indiziert, herangezogen wird. Es stellt sich also die Frage, welches Merkmal bzw. welche Merkmale des Kontextes in welcher Weise herangezogen werden (können), um zu bestimmen, welchen Realitätsbezug der Modus (im Konditionalsatz) indiziert. Die oben zitierte Bestimmung von Flämig, nach der eine bestimmte Interpretation gewählt wird, 'wenn der Kontext es zuläßt oder erfordert', legt die Annahme nahe, daß spezifische Kontextmerkmale als intervenierende Faktoren
auftreten können, die die 'Normalinterpretation 1 eines Satzes verhindern bzw. überlagern können. Nun kann selbstverständlich jede Äußerung nur als eine in einen bestimmten Kontext eingebettete interpretiert werden, was bedeutet, daß, wenn keine speziellen Kontextmerkmale gegeben sind, ein 'unmarkierter Normalfall', so etwas wie ein 'neutraler Kontext' zugrundegelegt wird. Bei einem solchen 'neutralen Kontext' werden nun l.a. - und zwar nicht nur von Linguisten, sondern auch von den Sprechern - zwei Voraussetzungen als gegeben unterstellt, nämlich: 1. Die Bezugswelt des Sprechers ist die Objektive Realität'. 2. Der Sprecher hat - mit den Begriffen Wunderlichs (1976: 73f.) zu reden - zu den ausgedrückten Propositionen eine bestimmte propositionale Einstellung, die - bei Sprechakten des Typs der Repräsentativa - dem eplstemischen (z.B. wissen) oder doxastischen Typ (z.B. glauben) zuzuordnen wären. Anders ausgedrückt: In der zweiten Voraussetzung wird unterstellt, daß der Sprecher eine bestimmte Annahme über die Faktizität des ausgedrückten Sachverhalts macht. Natürlich ist es niemandem entgangen, daß die erste Voraussetzung suspendiert werden kann, daß man etwa, indem man vor einen Text die Kennzeichnung "Roman" setzt, in eine fiktionale Welt überwechseln kann, in der dann freilich im weiteren (wenigstens sprachlich) weitgehend so gehandelt wird, als wäre diese fiktionale Welt die Objektive Realität'. Eine solche Suspendierung der Voraussetzung l kann natürlich auch ohne explizite sprachliche Mittel allein durch den außersprachlichen Kontext gesichert sein. Und es gibt weitere sprachliche Mittel, diese 'Normalerwartung' zu suspendieren, d.h. zu kennzeichnen, daß man nicht über die Objektive Realität 1 spricht, sondern über etwas nur Vorgestelltes oder Vorstellbares. Zu diesen Mitteln gehört nun auch der Konditionalsatz. D.h. auch mit wenn ... wird die Normalerwartung, daß man über die Objektive Realität' redet, in bestimmter Weise suspendiert, und genau darin liegt der Grund dafür, daß manche der oben zitierten Autoren darauf insistieren, daß der Konditionalsatz 'seinem Wesen nach' nie real, sondern immer nur hypothetisch ist. Zurück zum Konjunktiv. Diesem wird in den grammatischen Beschreibungen zumeist dieselbe Funktion zugesprochen, nämlich die, die Normalerwartung l zu suspendieren: Der Konjunktiv signalisiere, daß es nicht um Reales, die objektive Wirklichkeit usw. geht, sondern um nur Vorgestelltes, Gedachtes, Fiktives etc. Zugleich bleibt jedoch bei diesen Bestimmungen in der Regel die Voraussetzung 2 erhalten, d.h. es wird nicht etwa (was noch das Naheliegendste wäre) angenommen, daß die Frage nach der Faktizität des Sachverhaltes sich nicht
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stellt, wenn offenbar über Sachverhalte geredet wird, die die Objektive Wirklichkeit' gar nicht betreffen, sondern dem Konjunktiv wird zusätzlich die Funktion zugesprochen, eine bestimmte Position, eine Ausprägung des epistemischen/doxastischen Typs propositionaler Einstellungen zu markieren. Dies geschieht, wenn etwa angenommen wird, daß der Konjunktiv 'Irrealität' signalisiere, daß also der Sprecher zu verstehen gebe, daß er um die Nicht-Faktizität des Sachverhaltes wisse. Die Annahme, daß durch den Konjunktiv die Voraussetzung l suspendiert werden kann, ist jedoch m.E. schon deswegen inadäquat, weil es völlig ausgeschlossen ist, allein mit einem Konjunktiv eine fiktionale Bezugsebene aufzurufen. Niemand käme auf den Gedanken, als eine 'Normalinterpretation' von (7) anzunehmen, daß Peter und sein Bruder fiktionale Gestalten sind. (7) Peter wäre bei seinem Bruder. Die Eigenbedeutung des Konjunktivs ist daher nicht in der Suspendierung der Voraussetzung l zu sehen. Sie ist m.E. aber auch nicht darin zu sehen, daß der Konjunktiv Ausdruck einer bestimmten epistemischen Einstellung ist, d.h. darin, daß der Sprecher damit ausdrückte 'Ich weiß/glaube, daß Peter nicht bei seinem Bruder ist'.6 Die Funktion des Konjunktivs selbst7 liegt - im 'neutralen Kontext' - vielmehr in der Suspendierung der Voraussetzung 2. Die dort bestehende Normalerwartung, daß der Sprecher irgendeine epistemische/doxastische Einstellung zu der ausgedrückten Proposition hat, wird mittels des Konjunktivs zurückgewiesen. Der Sprecher drückt aus, daß er keine solche Einstellung hat, daß ihm die Beurteilung der Faktizität unmöglich ist, weil - aus welchen Gründen immer - seinem Wissenssystem die Antwort auf die Frage nach der Gültigkeit der Aussage unzugänglich ist. Die Suspendierung der Voraussetzung 2 ist etwas grundsätzlich anderes als die Kennzeichnung eines Sachverhaltes als in irgendeinem Sinne 'nicht-wirklich'. Alle Formen der Nichtwirklichkeit sind nur denkbar innerhalb der Dimension 'real' - 'irreal 1 oder 'faktisch 1 - 'nichtfaktisch/kontrafaktisch'. Mit dem Gebrauch des Konjunktivs verläßt man jedoch gerade diese Dimension. Die Eigenleistung der Modi im 'neutralen Kontext' möchte ich damit zusammenfassend folgendermaßen charakterisieren: Beim Indikativ als der unmarkierten Form bleibt die Normalerwartung, daß der Sprecher eine epistemische/doxastische Einstellung zur ausgedrückten Proposition hat, d.h. daß die Faktizität des Sachverhalts seinem Wissenssystem zugänglich ist, erhalten. D.h. nur. daß die Faktizität beurteilbar ist, nicht, daß der Sachverhalt faktisch
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wäre. Ob der Sachverhalt in den Augen des Sprechers faktisch ist oder nicht, wird nicht mit dem Modus ausgedrückt, sondern z.B. durch den Gegensatz zwischen Affirmation und Negation ('es ist so' - 'es ist nicht so') oder durch 'epistemische Operatoren' ('es ist vielleicht/wahrscheinlich so'; 'Ich glaube, daß es so ist' usw.). Beim Konjunktiv dagegen ist die Normalerwartung, daß der Sprecher eine Annahme über die Faktizität macht, suspendiert. Mit ihm wird nicht gesagt, daß der Sachverhalt nicht-faktisch wäre, nur kann der Sprecher bestimmte Ausschnitte aus der objektiven Wirklichkeit auf ihre Faktizität hin nicht beurteilen. Diese Eigenbedeutung können die Modi freilich nur entfalten, wenn der Kontext es zuläßt bzw. der Kontext keine andere Interpretation erzwingt. Ich schließe damit absichtlich an Flämigs Klausel an, möchte allerdings näher erklären, was damit gemeint ist. Dabei ist vor allem auf den 'nicht-neutralen' Kontext einzugehen, zu dem ich hier den Konditionalsatz rechne. Einen 'nicht-neutralen' Kontext bildet der Konditionalsatz insofern, als bei ihm die Voraussetzung l - der Sprecher redet über die objektive Wirklichkeit - in spezieller Weise suspendiert ist. Sie ist in spezieller Welse suspendiert, da der Sprecher zwar - sofern diese Voraussetzung nicht durch andere Mittel suspendiert ist - nach wie vor über die objektive Wirklichkeit redet, jedoch nur über die Wirklichkeit von Zusammenhängen zwischen Sachverhalten, nicht über die Wirklichkeit der Sachverhalte selbst. Insoweit nun In einem Konditionalgefüge nicht mehr über Sachverhalte als Elemente der objektiven Realität gesprochen wird, sondern über mögliche Sachverhalte als hypothetische Größen, die in einem bestimmten Zusammenhang zueinander stehen, insofern also die Voraussetzung l in bestimmter Weise suspendiert ist, stellt sich aber die Frage nach der Faktizität dieser Sachverhalte, nach ihrem Gegebensein in der objektiven Realität, zunächst gar nicht mehr. D.h. die Voraussetzung 2 ist im Grunde durch die Suspendierung von Voraussetzung l mitsuspendiert. Wer gar nicht über Sachverhalte als Elemente der objektiven Realität redet, braucht eigentlich auch keine Annahmen über ihre Faktizität machen. (Dies ist eine andere Umschreibung dafür, daß Konditionalsätze 'ihrem Wesen nach nicht real, sondern immer nur potentiell' sind.) Wohlgemerkt: Der Sprecher braucht keine Annahmen über die Faktizität der Sachverhalte auszudrücken - und keine solche Annahmen auszudrücken, entspricht sogar dem im konditionalen Kontext erwartbaren 'Normalfair -, er kann dies aber tun. Durch die im dt. Konditionalsatz nach wie vor bestehende Funktionsdifferenz zwischen den Modi Indikativ und Konjunktiv werden beide
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Möglichkeiten abgedeckt. Diese Funktionsdifferenz betrifft damit dieselbe Ebene wie die der Modi außerhalb des Konditionalsatzes, nämlich die Ebene der Beurteilbarkelt der Faktizität. Nur vertauschen die Modi im Kontext des Konditionalsatzes in gewisser Welse ihre Vorzeichen: Beim Gebrauch des ummarkierten Modus, des Indikativ also, ist nämlich die Normalerwartung, daß dem Wissenssystem des Sprechers die Faktizität des Sachverhalts zugänglich ist, aufgrund des konditionalen Kontextes suspendiert. Die im Konditionalsatz erwartbare Normalvoraussetzung - über die Faktizität des Sachverhalts wird keine Aussage gemacht - ist also mit dem unmarkierten Modus verbunden. Aus dem indikativischen Konditionalsatz kann man daher nichts über die Faktizität des Sachverhalts bzw. die Annahmen des Sprechers darüber entnehmen. Mit dem konjunktivischen Konditionalsatz dagegen wird diese neue Normalerwartung wiederum suspendiert, d.h. gewöhnlich wird angenommen, daß die Faktizität beurteilt werden kann, daß der Sprecher nämlich weiß, daß der im Konditionalsatz ausgedrückte Sachverhalt nicht der Fall ist. Schematisch läßt sich diese Umkehrung folgendermaßen darstellen: 'neutraler Kontext' Normalerwartung (N):
konditionaler Kontext Normalerwartung:
Faktizität (F)
Faktizität nicht
beurteilbar
beurteilbar
unmarkierter Modus: Indikativ
N gilt = F beurteilbar
markierter Modus: Konjunktiv
N gilt nicht / = F nicht beurteilbar /
\
N gilt /= F nicht beurteilbar \ N gilt nicht \= p beurteilbar
Auch diese Bedeutung der Modi mit umgekehrtem Vorzeichen kann jedoch durch den weiteren Kontext wiederum überlagert werden. D.h. hier konkret: Entgegen seiner Normallesart kann ein indikativischer Konditionalsatz als real (8) oder aber irreal (4) interpretiert werden, wenn der weitere Kontext Anhaltspunkte dafür liefert oder dazu zwingt anzunehmen, daß die Faktizität des Sachverhalts dem Wissenssystem des Sprechers doch zugänglich ist. (8) Wenn du schon da bist, komm auch rein. (4) Wenn wir uns hier in Honolulu befinden, freß' ich einen Besen. Ebenso kann ein konjunktivischer Konditionalsatz entgegen seiner 'Normallesart' als hypothetisch interpretiert werden, wenn der weitere Kontext An-
13
haltspunkte dafür liefert, daß dem Wissenssystem des Sprechers die Faktizität des Sachverhalts doch nicht zugänglich ist. Dieser Fall sollte durch die Beispiele (5) und (6) belegt werden, und im Nachhinein zeigt sich nun auch, warum die Recherchen eines Detektivs die prototypische Situation für den konjunktivischen Konditionalsatz in hypothetischer Lesart darstellen: Die Existenzberechtigung einer Kriminalgeschichte würde verloren gehen, wenn man annähme, daß der Detektiv vor der endgültigen Lösung des Falls bereits über den genauen Ablauf des Geschehens orientiert ist, d.h. die Faktizität des fraglichen Sachverhaltes beurteilen kann. Als Fazit ergibt sich: Der Unterschied zwischen den Modi Indikativ und Konjunktiv (im Konditionalsatz und auch sonst) ist nicht auf der Ebene 'Realität 1 - 'Irrealität' anzusiedeln, sondern auf der Ebene der 'Wißbarkeit'. Die Modi orientieren nicht über die Faktizität eines Sachverhalts, sondern darüber, ob der Sprecher die Faktizität beurteilen kann oder nicht. Sie übernehmen eine solche Orientierungsfunktion jedoch selbstverständlich nur relativ zum Kontext, aufgrund dessen ein Hörer vorgängig zu entscheiden hat, ob seine Normalerwartung bestätigt wird oder ob, in welchem Punkt und in welcher Weise sie als suspendiert zu betrachten ist.
Anmerkungen 1
2 3
Aus Platzgründen können die genaueren Nachweise hier nicht im einzelnen angeführt werden. Ich habe v.a. die folgenden Grammatiken zugrundegelegt: Duden-Grammatik, 2.-4. Aufl.; Helbig/Buscha 1975; 1984; Grundzüge 1981; Eisenberg 1986; Schanen/Confals 1986. Beachtenswert ist, daß innerhalb einer Grammatik die Beschreibungen nicht nur je nach Aufl. variieren, sondern z.T. auch innerhalb derselben Aufl. Unterschiede zwischen verschiedenen Kapiteln festzustellen sind, so z.B. relativ ausgeprägt in den Grundzügen (vgl. S. 524ff. - bearb.v. W. Flämig - vs. S. 794ff. - bearb.v. F. Jüttner). Der Satz, den Flämig in diesem Zusammenhang nennt, lautet: Wenn die Haifische Menschen w ä r e n, ... w ä r e n sie dann netter zu den kleinen Fischen? (vgl. Grundzüge 1981: 532) Aufschlußreich ist hier der Wechsel in der Kennzeichnung, der in der Neubearbeitung der Grammatik von Helbig/Buscha gegenüber den früheren Auflagen zu verzeichnen ist: Früher wurde der indikativische Konditionalsatz als 'Realis' eingestuft, jetzt gilt er als 'Potentialis'. Dieser Wechsel wird in der Neuauflage übrigens ausdrücklich kommentiert: "Wir sprechen von 'potentiellen' und nicht - wie sonst oft In der Fachliteratur - von 'realen 1 Konditionalsätzen, weil konditionale Sachverhalte ihrem Wesen nach nicht real, sondern immer nur potentiell, d.h. möglich und nicht wirklich sind." (Helbig/Buscha 1984: 201; Anm. 1) Mit im Prinzip demselben Argument er-
14
setzt Eisenberg, der zunächst auch von 'realen Konditionalsätzen' (1986: 123) spricht, diese Kennzeichnung dann durch 'Nicht-Irrealis' (ebd.: 124). Die Interpretation des Konditionalsatzes als 'irreal' ist wohlgemerkt nicht daran gebunden, daß es sich bei freß' ich einen Besen um eine bestimmte Redewendung handelt, sondern sie kann sich, wenn die Irrealität des Sachverhaltes den Gesprächspartnern nicht ohnehin vor Augen steht, auch sonst ergeben, wenn z.B. aus irgendwelchem Kontext- oder Weltwissen ableitbar ist, daß der Sachverhalt im Hauptsatz nicht gültig ist. vgl. z.B.: Wenn wir hier in Honolulu sind, hat Wolfram Siebeck (der aus der Wochenzeitung "Die Zeit" bekannte Feinschmecker) gestern bei McDonalds gespeist. Daß gerade dieses Werk - und damit ein übersetzter Text - angeführt wird, hängt damit zusammen, daß das Genre der literarisch anspruchsvollen Kriminalgeschichte im deutschen Sprachraum weniger verbreitet ist und es kaum einen dt. Text dieser Art gibt, dessen allgemeine Kenntnis vorausgesetzt werden kann. Die fraglichen Konstruktionen sind aber, wie jeder selbst nachprüfen kann, - selbst in weniger anspruchsvollen Texten - auch in dt. Krimis durchaus geläufig. Dies dürfte wohl eine gängige Interpretation von (7) sein, die allerdings darauf zurückgeht, daß in diesem Fall eine konditionale Struktur interpoliert wird (Peter wäre bei seinem Bruder, wenn ...: vgl. dazu auch Kasper 1987: Kap. l u. 2). Auf den Konjunktiv im Konditionalsatz komme ich weiter unten zu sprechen. Dies gilt m.E. übrigens gleichermaßen für den Konjunktiv I in seiner 'Standardverwendung', der indirekten Rede.
Literatur Duden. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. Mannheim: Bibl. Inst., 2.A. 1966. Mannheim/Wien/Zürich: Bibl. Inst.. 3.A. 1973, 4.A. 1984. Eco, Umberto (1982): Der Name der Rose. München/Wien: Hanser. Eisenberg, Peter (1986): Grundriß der deutschen Grammatik. Stuttgart: Metzler. Graf, Rainer (1977): Der Konjunktiv in gesprochener Sprache. Form, Vorkommen und Funktion untersucht an Tonbandaufnahmen aus Baden-Württemberg, Bayrisch-Schwaben, Vorarlberg und Liechtenstein. Tübingen: Niemeyer. Grundzüge (1981): Grundzüge einer deutschen Grammatik. Von einem Autorenkollektiv unter der Leitung v. Karl E. Heidolph, Walter Flämig u. Wolfgang Motsch. Berlin: Akademie. Heibig, Gerhard / Buscha, Joachim: Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht. Leipzig: Enzyklopädie, 3.A. 1975, 8.A. 1984. Kasper, Walter (1987): Semantik des Konjunktivs II in Deklarativsätzen des Deutschen. Tübingen: Niemeyer. Schanen, Franpois / Confais, Jean-Paul (1986): Grammaire de l'allemand. Formes et fonctions. Paris: Nathan. Wunderlich, Dieter (1976): Studien zur Sprechakttheorie. Frankfurt: Suhrkamp, 2.A. 1978.
ZEITDEIXIS UND DAS HISTORISCHE PRÄSENS Abraham P. ten Gate
0. Dieser Beitrag hat folgenden Aufbau: Zunächst wird kurz der Rahmen skizziert, in dem die Tempussemantik zu beschreiben ist (ich schlage mich dabei ausdrücklich auf die Seite derer, "die Tempora zeitreferentiell beschreiben" (Schecker 1987, 209)). Zweitens wird auf die wechselseitigen Beziehungen zwischen Tempus und deiktischen Temporaladverbien eingegangen und daran anschließend werden einige Aspekte des sogenannten historischen Präsens behandelt. Da in Texten, die im historischen Präsens abgefaßt sind, die deiktische Verankerung der Tempusformen nicht konstant ist, sind die Beziehungen zwischen Tempus und deiktischen Temporaladverbien hier relativ kompliziert. Für die Verankerung kommen nämlich zwei verschiedene Sprechzeitpunkte in Betracht, so daß Zweideutigkeit entstehen kann. 1.
Zum Beschreibungsrahmen
Es werden hier zwei mögliche Gesichtspunkte unterschieden, die bei der Beschreibung der semantischen Funktionen von Tempusfornen eine Rolle spielen; nämlich, erstens, der Bezug von Tempusformen auf die Zeitachse und, zweitens, mögliche aspektuale Implikationen, die mit dem Gebrauch der Tempusformen zusammenhängen. 1.1.
Zeitbezug
Für die Beschreibung des Zeitbezugs von Tempusformen bietet sich das von Reichenbach (1947) vorgelegte Modell an, in dem die verbale Temporalfunktion durch drei Orientierungspunkte auf der Zeitachse verankert ist, nämlich ts (der Sprech- oder Äußerungszeitpunkt), tE (der Zeitpunkt, bzw. das Intervall, zu dem der beschriebene Sachverhalt ("event') stattfindet) und t», der Referenzpunkt (oder Betrachtzeitpunkt), der den Zeitpunkt festlegt, von dem aus der Sachverhalt E betrachtet wird. Diese drei Zeitpunkte lassen sich gut an einem Satz illustrieren, in dem ein Plusquamperfekt vorkommt (lab): (la) (Ib)
Hans hatte sich rasiert(, als ich ihm begegnete). tE t« ts II
II
II
^
Der beschriebene Sachverhalt E liegt vor einem Zeitpunkt t«, der etwa durch
1b
den Adverbialsatz spezifiziert werden kann, und der Betrachtzeitpunkt tÄ liegt eindeutig vor dem Sprechzeitpunkt ts. Vgl. auch (2a-d): (2a) Gestern hat Hans seine Aussage widerrufen. (2b) Gestern hatte Hans seine Aussage widerrufen. (2c) Gestern hatte er noch gearbeitet, heute lag er krank im Bett (hat er krank im Bett gelegen / liegt er krank im Bett). (2d) Gestern hat er noch gearbeitet (/arbeitete er noch), heute liegt er krank im Bett. In (2a) betrifft das Adverb gestern den Zeitpunkt des beschriebenen Sachverhalts (die v Aktzeit'); in (2b) hat das Adverb die Funktion eines Betrachtzeitadverbials, das auf den Zeitpunkt tn referiert. Die Sätze (2cd) zeigen, daß der temporale Rahmen viele Kombinationen von Tempusformen zuläßt, daß aber (in 2c) im zweiten Teilsatz nach dem Plusquamperfekt kein Präsens erlaubt ist. Die Orientierungspunkte (oder Intervalle) ts und tu sind wenig problematisch, aber tR ist nicht immer gut lokalisierbar, da dieser Zeitpunkt in den meisten Fällen mit ts oder mit t^ zusammenfällt: nur im Plusquamperfekt und im Futurum exactum (vgl. 3) kommt tR selbständig vor: (3) Hans wird sich morgen um acht Uhr rasiert haben. ts
ta:
tu
Der (potentielle) Unterschied zwischen (4ab) kann transparent gemacht werden, indem man annimmt, daß in (4a) tE und tR, und in (4b) tR und ts zusammenfallen; dann muß allerdings die Operationalisierbarkeit von R höheren Anforderungen genügen als in den (Plusquamperfekt-)Beispielen (la) und (2bc): (4a) Hans rasierte sich. (vgl. 9c') (4b) Hans hat sich rasiert, (vgl. 9b') Es soll hier lediglich hervorgehoben werden, daß die Kategorie R nicht für alle Tempusfunktionen ganz eindeutig ist1. In diesem Beitrag gehe ich aber davon aus, daß alle drei Orientierungspunkte bei der Fixierung jeder Tempusform benötigt werden. 1.2.
Aspektualität
Häufig, etwa in älteren Auflagen von Helbig/Buscha (so z.B. 1972, 128), findet sich die Beobachtung, daß sich Perfekt und Präteritum unter anderem dadurch unterscheiden, daß mit der Präteritalform nicht-abgeschlossene Vorgänge beschrieben werden (imperfektiv), während das Perfektum zur Beschreibung abgeschlossener Vorgänge oder zur Beschreibung von Vorgängen, deren
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Ergebnis bis in die "Gegenwart' (=Sprechzeitpunkt) hineinwirken (perfektiv), verwendet wird2. So richtig diese Beobachtung an sich sein mag, es spielen hier oft Faktoren eine Rolle, die nicht mit Eigenschaften der Tempusform allein erklärt werden können, sondern die mit dem Auf treten bestimmter Adverbien oder mit semantischen Eigenschaften von Verben, bzw. von Propositionen, im Zusammenhang stehen. So bemerkt Bäuerle (1979, 77) zu den Sätzen (5) und ( 6 ) : "Hier wird einmal über die Dauer der Handlung beobachten, das andere Mal über die Dauer des aus der Handlung ausziehen resultierenden Zustandes gesprochen". Der Unterschied zwischen den beiden Sätzen wird noch deutlicher, wenn sie mit einer anderen Tempus form, z.B. dem Präsens oder dem Präteritum erscheinen (5a, 6a): (5) Ich habe ihn seit einer Stunde beobachtet. (6) Seit einer Stunde hat er seine Jacke ausgezogen. (5a) Ich beobachte(te) ihn seit einer Stunde. (6a) Seit einer Stunde zieht (/zog) er seine Jacke aus. Zur Beschreibung dieses Unterschieds ist ein Rückgriff auf die von Vendler (1967) vorgeschlagenen Aktionsarttypen ZUSTAND ( v state'), AKTIVITÄT (*activity'), HANDLUNG (xaccomplishment') und EREIGNIS (xachievement') erforderlich. Diese Aktionsarttypen sind, entgegen Vendlers ursprünglicher Absicht, nicht als Eigenschaften von Verben, sondern als Eigenschaften von Propositionen und somit als Typen von Sachverhaltsbescnreibungen aufzufassen. Handlungen und Ereignisse sind gegenüber Zuständen und Aktivitäten vor allem dadurch gekennzeichnet, daß sie Veranderungsbeschreibungen betreffen; siehe Diagramm (7): (7) Die Aktionsarten: Zustände (Aktivitäten
Handlungen j Ereignisse
- Veränderung, + durativ
+ Veränderung, - durativ
Das Vorkommen einer Dauerangabe in einer Sadwerhaltsbeschreibung mit einer Veränderungsaktionsart führt typischerweise zu einer iterativen Lesart. Nun kennzeichnet sich Satz (6a) in der Tat durch eine iterative Lesart, die andererseits zur Interpretation von (5a) nicht nötig ist. Die verschiedenen Lesarten der Sätze (5) und (6) beruhen somit auf den Aktionsarttypen, denen diese Sätze zuzuordnen sind. Auffällig ist nur, daß die iterative Lesart sich nur bei Präsens und Präteritum anbietet und bei Perfekt und Plusquamperfektdagegen zwar möglich, aber nicht zwingend ist3. Die Reichenbachsche Tempussemantik und das Vendlersche Aktionsartenmodell schlie-
18
ßen sich nicht gegenseitig aus, ja es finden sich schon bei Reichenbach (1947) Versuche, die beiden Beschreibungsaspekte zu verknüpfen. Dies führt für die Sätze (5) und (6) dann zu Schemata, in denen zusätzlich zu dem Zeitachsenbezug angegeben wird, ob die Intervalle der Sachverhalte und die Sprechzeit mit einbeziehen oder über sie hinausreichen, oder ob sie auf ein von ts deutlich getrenntes tE beschränkt sind: (5c) tE
(6c)
······=
Die Graphik (5c) läßt sich paraphrasieren durch: x ln einem Zeitintervall, das eine Stunde vor der Sprechzeit anfängt und das mindestens bis zur Sprechzeit dauert, liegt ein Sachverhalt vor, der durch "Ich beobachte ihn' bezeichnet wird'; für (6c) lautet die Paraphrase: "In einem Zeitintervall, das etwa eine Stunde vor der Sprechzeit anzusetzen ist, hat sich ein Sachverhalt abgespielt, der durch v Er zieht seine Jacke aus' bezeichnet wird: der kausal aus diesem Sachverhalt resultierende neue Sachverhalt besteht vom ersten Zeitintervall an bis mindestens zum Sprechzeitpunkt fort' (diese Paraphrasen ließen sich selbstverständlich in ein wahrheitsfunktionales Begriffssystem übersetzen). Eine Integration der Aktionsartsemantik in die Tempussemantik erscheint somit als möglich; die umgekehrte Integration liegt weniger auf der Hand, denn dadurch würde suggeriert, daß Tempora primär Realisierungsformen von Aspekt- und Aktionsarttypen sind. 1.3. Tempussystematik In ten Gate 1986 wurde argumentiert, daß es einen engen Zusammenhang zwischen den Tempora Präsens und Perfekt auf der einen und zwischen den Tempora Präteritum und Plusquamperfekt auf der anderen Seite gibt: es konnte gezeigt werden, daß das Perfekt im Prinzip nur im Zusammenhang mit dem Präsens, das Plusquamperfekt dagegen nur im Zusammenhang mit dem Präteritum erscheint. Dies findet seinen Niederschlag in den Zeitachsenschemata für diese Tempusfunktionen: bei Präsens und Perfekt fallen ts und tR zusammen, bei Präteritum und Plusquamperfekt dagegen liegt t» vor ts (vgl. die Diagramme unter (9), weiter unten). Die einzige Gemeinsamkeit von Perfekt und Präteritum ist dann, daß tE bei beiden Tempora vor ts liegt: dies bringt die Selbstverständlichkeit zum Ausdruck, daß sowohl Präteritum wie Perfekt
19
zur Bezeichnung von Sachverhalten eingesetzt werden, die sich in der Vergangenheit abspielen*. Allerdings betrifft diese Feststellung nur die von Rauh (1985, II, 22) so genannte "normierte Verwendung". Ein kennzeichnender Unterschied etwa zwischen dem Niederländischen und dem Deutschen ist, daß das Niederländische nur diese "normierte Verwendung' des Perfekts (als "präsentisches' Perfekt, PERFWKs) kennt, während im Deutschen das Perfekt Funktionen des Präteritums übernehmen kann, so daß im Deutschen neben dem PERFpRAs ein "präteritales' Perfekt, das PERFnutr, vorkommt5. Es wurde in ten Gate 1986 darauf hingewiesen, daß die Präteritalfunktion des Perfekts in literarischen Texten kaum vorkommt., so daß die Präteritalfunktion dieser Form einer "niedrigeren Stilebene" angehört. Die Konsequenz dieser Gliederung ist, daß der oft vorgenommene direkte Vergleich von Perfekt und Präteritum als wenig sinnvoll zu betrachten ist: Übereinstimmungen und Unterschiede dieser beiden Tempora lassen sich nur dann gut beschreiben, wann auch ihre Zusartmenhänge mit dem Präsens und dem Plusquamperfekt berücksichtigt warden. Die Gliederung der Tempusformen erwaist sich allerdings als ziemlich rigide: sie ist nützlich bei der Unterscheidung von Texten in Präsens- und Präteritaltexte, bedarf aber, wie noch zu zeigen ist, der Modifizierung bei Texten, die im historischen Präsens (PRÄSrasr) verfaßt sind, denn PRÄSmsr-Texte bilden eine Ausnahme zu der Regel, daß das Plusquamperfekt nur neben dem Präteritum vorkommt. Auch bei der "erlebten Rede' und dem "inneren Monolog' (oder "Gedankenreferat') sind vermutlich Komplikationen zu erwarten (vgl. auch Schecker 1987, 211ff.). 2.
Zur Integration von Tempus und Adverb; die "historischen" Tempora.
In ten Gate (1986) habe ich auf einen Fall hingewiesen, wo nach meinen damaligen Erkenntnissen eine direkte Beeinflussung der Tempuswahl durch ein deüctisches Temporaladverb vorliegt, vgl. (8a-c): (8a) Was hast du diesen Sommer gemacht? (8b) Ich arbeitete. (8c) Ich habe gearbeitet. Inzwischen bin ich aber der Meinung, daß hier ein Fehlschluß vorliegt: die Tempuswahl im Antwortsatz ist in der Tat nicht frei, sie wird aber nicht durch das Temporaladverb, sondern durch das Tempus des Fragesatzes diktiert. Wenn sich die Tempusform im Fragesatz ändert, ist eine andere Tempusform im Antvrortsatz möglich. Daß Beziehungen zwischen Temporaladverb (hier gestern) und Tempusform vorliegen, ist evident, aber diese Beziehung ist auch relativ locker, wie aus den Sätzen (9a-f) hervorgeht:
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(9a) Er arbeitet gestern an seinem Buch. (9b) Er hat gestern an seinem Buch gearbeitet. (9c) Er arbeitete gestern an seinem Buch. (9d) Er hatte gestern an seinem Buch gearbeitet. (9e) Er wird gestern an seinem Buch arbeiten. (9f) Er wird gestern an seinem Buch gearbeitet haben. Satz (9a) läßt, wenn überhaupt, wohl nur eine Deutung als historisches Präsens zu; auch Futur I ist mit gestern nicht gut verbindbar (9e), vielleicht ist hier eine Interpretation als "historisches Futur" vollziehbar. Futur II bezieht sich, mit starken modalen Ronnotationen, auch auf Vergangenes und ist in (9f) deshalb gut möglich; allerdings ist es mehr als fraglich, ob die Futurform hier überhaupt eine Futurfunktion hat. Die relative Freiheit, mit der gestern bei verschiedenen Tempusformen vorkamt, ist vor allem deshalb auffällig, da deiktische Temporaladverbien und Tempora hinsichtlich des Zeitachsenbezugs ähnlich funktionieren. Rauh (1984, I, 33) meint sogar, diese Adverbien würden sich von Tempora nur dadurch unterscheiden, "daß ihnen neben ihrer deiktischen Funktion eine semantische zukommt, die sie mit nicht-deiktischen Zeitausdrücken teilen"6, denn, da (s. 35) "im Deutschen sowohl das Perfekt als auch das Plusquamperfekt in Verbindung mit Adverbien wie gestern, letzten Sonntag, im vorigen Jahr möglich ist, liegt die differenzierende deiktische Funktion hier allein bei den Tempora". Die Akademie-Grammatik (1981, 408ff.) grenzt die "sprechzeitbezogenen' Temporaladverbien (früher, einst, gestern) gegen sog. kontextbezogene Adverbien wie vorher und am Vortag ab: bei letzterer Gruppe bleibt offen, ob es sich um Betrachtzeit- oder Aktzeitadverbien handelt, oder ob diese Adverbien nur eine anaphorische Funktion haben. Die AkademieGrammatik (S. 407) stellt zu den sprechzeit-bezogenen Adverbien fest, daß sie "von der Tsmpusform des Verbs abhängen"'7. Wenn also offenbar die Beziehung zwischen Tempusform und Temporaladverb nicht sehr direkt ist, so dürfte eine nähere Betrachtung dieser Beziehung doch interessant sein. Wichtig ist auch hier, genau wie bei den Temporalformen, die Frage, welche Orientierungspunkte auf der Zeitachse zum Ausgangspunkt genommen werden (können). Bezieht sich ein deiktisches Temporaladverb direkt auf den Sprechzeitpunkt, indirekt durch Bezug auf den Betrachtzeitpunkt, oder sind beide Bezugsarten möglich? Das Gleiche läßt sich für die verschiedenen relevanten Tempusformen fragen, denn Tempora und deiktische Zeitadverbien haben in dieser Hinsicht weitgehend identische Eigenschaften8. Die prinzipielle Vergleichbarkeit von Tempus und deikti-
21
sehen Zeitadverb findet ihren Niederschlag in dem Zeitachsendiagramm (lOb), das Bäuerle (1979, 46) Satz (10) zuordnet. (lOa) Gestern spielte Hans Tennis. (lOb) "gestern' = Betrachtzeit
t'
to
die Zeit, zu der = Sprechzeit Hans Tennis spielt = Aktzeit Nun hat Bäuerle eine von der hier verwendeten Terminologie abweichende Auffassung über den Inhalt des Begriffs "Betrachtzeit'. Ich habe vorhin die Betrachtzeit tR definiert als den Zeitpunkt bzw. das Intervall, von dem aus der Sachverhalt t= betrachtet wird. Für Bäuerle (1979, 47ff) ist die Betrachtzeit die "Zeit, auf die referiert, die betrachtet wird; oft durch Temporaladverbien spezifiziert: z.B. der Tag vor heute (*gestern') oder der 7. 1.49 ("am 7.1.49')". Ich übernehme Bäuerles Definition und seine Argumentation nicht, verzichte aber aus Raumgründen auf eine eingehende Diskussion des Betrachtzeitbegriffs. Mit meiner traditionelleren Inhaltsbestimmung des Begriffs Betrachtzeit läßt sich übrigens das Gleiche zum Ausdruck bringen: (lOc) tust ts Tempus Adverb Hier fallen also Akt- und Betracht zeit zusammen, und die Aktzeit wird von t S aus rückblickend erfaßt, w±ei die Aktzeit ein Teilintervall eines Intervalls ist, das durch gestern bezeichnet wird. Sowohl die Aktzeit wie das Intervall "gestern' finden ihre Verankerung in ts. Enthält der Satz ein PERFrate ( "Gestern hat Hans Tennis gespielt' ) , so fallen Sprech- und Betrachtzeit zusammen, und die Betrachtzeit liegt außerhalb des vom Adverb bezeichneten Intervalls: vgl. (lOd): (lud) tK trc Tempus BII_ > Adverb In der gleichen Weise wie bei (lOcd) lassen sich auch für die Sätze unter (9) kombinierte Zeitachsendiagramme für die Zeitdeiktika erstellen. Nach den Diagrammen (9a'-e' ' ), die dabei entstehen, hat das Adverb gestern einen flexiblen Zeitachsenbezug: es verbindet ts mit tE (PERIWxs), tat* (PR&TERI-
22
TUM) oder t» (PLUSQUAMPERFEKT, FUTUR Imsr) . Gibt es auf der Zeitachse keinen vor ts liegenden Orientierungspunkt (PRÄSENS, FUTUR I), dann ist gestern nicht verwendbar: wenn gestern neben einer solchen Tempusform vorkommt, dann ist eine Interpretation nur über die "historische" Funktion dieser Tempusformen möglich, nämlich als PRÄSmsr oder FOTUR (9a')
PRÄSENS
ts^s H
„.--^^,
Tempus ^,
^
Adverb
(9b') (9c')
PRÄTERTrUM (und auch PERF^^r, PRASmsr, FUTUR II, FEKT10)
(9d')
PLUSQUAMPERFEKT tE
(9e')
FUTUR I
ts
(9e")
FUTUR I«««.
tR
t«,
PLUSQUAMPER-
ts
Wenden wir uns den beiden "historischen" Tempora PRÄSENS und FUTUR I zu, die beide nicht unumstritten sind in dem Sinne, daß Akzeptabilitätsurteile über Sätze, in denen diese Tempora vorkommen, oft divergieren. Das Zeitachsendiagramm für das PRÄSmsr ist mit dem des Präteritums identisch (was natürlich nicht heißen soll, daß Präteritum und PRÄSmsr einfach auswechselbar sind: im Folgenden wird eine Revision des Zeitachsendiagramms für das PRÄSuxsr vorgenommen), für das FUTUR Imsr wird ein Zeitachsendiagramm angegeben, das sich auch in Reichenbach (1947, 297f) unter der Bezeichnung "posterior past" findet und das belegt wird mit den Beispielen "I did not expect that he would win the race", "I did not expect that he was going to win the race" und "the king lavished his favor on the man who was to kill him" (Hervorhebung von mir, APtC). Die beiden Tempora PRÄSENS und FUTUR I entsprechen theoretisch nur bei "historischer" Verwendung den Bedingungen, die für das Vorkamen eines deiktischen Zeitadverbs wie gestern gelten, nl. Orientierungspunkte auf der Zeitachse vor t^: kommt gestern bei diesen Tempora vor, so wird eine historische Lesart erzwungen, die aber nicht für alle Sprecher des Deutschen voll akzeptabel ist, vgl. (11) und (12)11: (11) Ich sitze gestern hinter meinem Schreibtisch, da kommt der Chef hereingestürzt und fragt, ...
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(12) Gestern will ( 'werde) ich meinem Chef gerade einen Brief schreiben, da könnt er hereingestürzt . . . Zunächst ist aber noch die Frage zu erörtern, was unter "historischem Präsens" zu verstehen ist. Ein terminologisches Wörterbuch wie Bußmann (1983) macht es sich bei der Beantwortung dieser Frage zu leicht: nach Bußmann (S. 402) bezeichnet das PRSSmsr "Ereignisse der Vergangenheit, die durch die Wahl [des Präsens] v gegenwärtig' gemacht werden". Es ist fraglich, ob das Präsens in jedem Fall, wenn es in Texten vorkommt, die Sachverhalte der Vergangenheit beschreiben, als PRÄSrasr zu betrachten ist: nicht jeder historische Roman, der im Präsens verfaßt ist, muß ein PRÄSmsT-Text sein. Ich verstehe hier unter "historischen" Tenpusformen, insbesondere dem PRASmsr, solche, die in einen Kontext eingebettet sind, in dem zwei Sprechzeitpunkte vorliegen, nämlich, erstens, den eigentlichen Sprechzeitpunkt tsi, der mit dem Äußerungszeitpunkt des Textes identisch ist, und, zweitens, einen Sprechzeitpunkt tS2, der mit dem Referenzzeitpunkt tR und/oder der Akt zeit tB des ersten Sprechzeitpunkts zusammenfällt; vgl. Figur 13: ( 13 )
tERS2
I
tsi
t» — — JL — — — -e»
Das PRÄSrarsr hat somit zwei Sprechzeitpunkte12. Es gibt dadurch in PRÄSmsT-Texten gewöhnlich Stellen, wo der Ttempusbezug unklar ist, so daß nicht immer auszumachen ist, ob ein Text von einer "historischen" Person geäußert wind oder ob er als Einf lechtung von der eigentlichen Sprechzeit tsi aus funktioniert und in gewissem Sinne als "Kommentar aus der Zeitmaschine" betrachtet werden muß. In Döblins Roman "Berlin Alexanderplatz" etwa gibt es einen ständigen Wechsel zwischen PRÄSraer- und Präteritaltexten, wobei auch noch tsi-Einschübe zu vermerken sind. So kann der erste Präsenssatz des Romans, der den Präteritaltext, mit dem das Buch eröffnet wird, unterbricht, unmöglich als PRÄSmsr betrachtet werden: der Satz gibt vielmehr von tsi aus den Rahmen an, an dem sich die späteren Präsenstexte des Romans als PRÄSrasr-Ttexte orientieren können: (14) Er stand vor dem Tor des Tegeler Gefängnisses und war frei. Gestern hatte er noch . . . Kartoffeln geharkt mit den ändern ... , jetzt ging er im gelben Sommermantel ... , er war frei. ... Er stand an der Haltestelle. Die Strafe beginnt. Es gibt durch die beiden ts auch Plusquamperfektsätze, wo vom Kontext her eher Perfektsätze zu erwarten wären, die aber von tsi aus gesehen adäquat sind; vgl. folgendes Fragment aus Falladas Roman "Kleiner Mann - was nun?":
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(15)
Pinneberg hatte seinen Zug sausen lassen, er kann auch morgens um vier fahren. Dann ist er immer noch rechtzeitig im Geschäft. Die beiden sitzen in der Küche. Die Plusquamperfektform im ersten Satz dieses Fragments ist scheinbar eine Bestätigung dafür, daß das PRÄSmsrr den gleichen Zeitachsenbezug hat wie das Präteritum: durch das Plusquamperfekt wird eine Präteritalzeitachse suggeriert, aber mit deiktischer Verankerung in tea. Es ist natürlich durchaus möglich, daß ein Autor manchmal ^vergißt', daß er eigentlich an einem PRSSnxsr-Text arbeitet, wodurch ein Plusquamperfekt erklärbar wird; es kann aber auch sein, daß er hin und wieder ein Signal abgeben muß, um den Leser an den PRÄSmer-Status seines Textes zu erinnern: das Plusquamperfekt ist dann deiktisch in tsi verankert. Wenn solche PRÄSmsr-Signale zu lange unterbleiben, dann wird der PRÄSms-r-Text zu einem Präsenstext mit nur einem Sprechzeitpunkt, in dem praktisch alle Tempora vorstellbar sind. Auch im niederländischen Fragment (16) ist die Plusquamperfektform nur deshalb möglich, weil hier ein PRÄSm« vorliegt: (16) Het is december 1981. ... Nu is Helmut Schmidt op bezoek bij Es ist Dezember 1981. Nun ist Helmut Schmidt zu Besuch bei Erich Honecker. Iweemaal had Schmidt een bezoek afgezegd ... Erich Honecker. Zweimal hatte Schmidt einen Besuch abgesagt. Nu is Schmidt hier. (Volkskrant 8.9.1987) Nun ist Schmidt hier. Bei der Umsetzung des Textes in ein Anormales' Präsens, bei dem tims innerhalb des vom Zeitadverb bezeichneten Intervalls anzusetzen ist, ist das Plusquamperfekt nicht gut möglich: es würde einen präteritalen Kontext implizieren; vgl. (17): (17) Het is September 1987. Nu is Erich Honecker op bezoek bij Helmut Es ist September 1987. Nun ist ... Hanecker zu Besuch bei Helmut Kohl. Iweemaal heeft ( had) Honecker een bezoek af gezegd. Nu is Kohl. Zweimal hat (hatte) Honecker einen Besuch abgesagt. Nun ist hij hier, er hier. In (16) ist auch die Perfektform möglich, dadurch würde der temporale Rahmen nicht durchbrochen. Das Plusquamperfekt in (16) läßt sich so erklären, daß der Journalist das historische Präsens als eine Realisierungsform des Präteritums auffaßt. Da der Sachverhalt noch vor dem Sachverhalt liegt, der aber auch vor ts anzusetzen ist, ist ein Plusquamperfekt nach dem temporalen Schema erklärbar: nur das PRSSmsr fällt aus dem Rahmen, aber es gehört zu den kennzeichnenden Eigenschaften dieser Tempusfunktion, den temporalen Rahmen zu durchbrechen.
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3.
Schlußfolgerungen
Vorhin wurde bereits erwähnt, daß Vorkommen von Perfekt und Plusquamperfekt zumindest in literarischen Texten auf Präsens- bzw. Präteritaltexte beschränkt sind: in Präsenstexten könnt das Perfekt, in Präteritaltexten das Plusquamperfekt vor. Dies muß also nuanciert werden für solche Texte, die im historischen Präsens abgefaßt sind. Neben den zu erwartenden Perfektforinen findet sich hier auch das Plusquamperfekt, für das sich zwei mögliche Erklärungen anbieten: 1. Das PRÄSmsr wird funktional als Präteritum betrachtet. Wenn Sachverhalte beschrieben werden, die vor der Aktzeit ts des PRÄSmsr liegen, dann ist das Plusquamperfekt die adäquate Tempusform, die den Leser außerdem daran erinnert, daß er einen PRÄSmaor-Text liest. Der Sprechzeitpunkt des Plusquamperfekts fällt also mit dem tea des PRÄSraeo-Textes zusammen, und das Plusquamperfekt hat Präteritalfunktion; es kann durch das Präteritum ersetzt werden. 2. Das Plusquamperfekt ist eine Unterbrechung des PRÄSmeT-Textes und findet seine deiktische Verankerung in tei. In gewissem Sinne unterbricht ein Autor den zeitlichen Rahmen, wenn er das Plusquamperfekt einsetzt, d.h., das Plusquamperfekt führt zu einem Verfremdungseffekt, da eine Verbindung mit dem Eigentlichen' ts hergestellt werden kann; es ist dann nicht ersetzbar durch das Präteritum. Die Distributionsregel, nach der das Plusquamperfekt nur in Präteritaltexten zu erwarten ist, kann also beibehalten werden; die einzige Modifikation ist, daß das Plusquamperfekt in einem PRSSmer-Text erscheint, wenn ein solcher Text funktional als Präteritaltext aufgefaßt wird. Die Präteritalfunktion des PRÄSmsr kann auch den häufigen Wechsel zwischen PRÄSrasr und Präteritum in Döblins "Berlin Alexanderplatz" erklären. Aktzeit und Betrachtzeit fallen bei beiden Tempora zusammen und rf*g te des Präteritums ist mit dem tsi des PRSSmer identisch. Die besonderen Eigenschaften des PRASjixsr sind durch die Annahme der zwei Sprechpunkte tea und tsa ausreichend erklärt.
Anmerkungen 1 2
Bei Geerts et al. 1984 fehlt tR in der Beschreibung von Präteritum und Perfekt, und Sassen (1986, 35) vermutet eine für R unterschiedliche Funktion bei Perfekt und Plusquamperfekt. Duden-Grammatik 1984, 150: "Präteritum und Perfekt sind zwar nicht
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funktionsgleich, aber doch funktionsähnlich: beide beziehen sich auf ein vergangenes, abgeschlossenes Geschehen. Aber während das Präteritum einer Handlung lediglich den Stempel vim Sprechzeitpunkt vergangen' aufdrückt, stellt das Perfekt den Vollzug einer Handlung, ihre Durchführung fest, und zwar als eine im Sprechzeitpunkt gegebene Tatsache 3
Für eine ausführliche Behandlung der Aktionsartkategorien verweise ich auf ten Gate 1985. 4 Vgl. auch Rauh 1985, II, xS. 13: "Wie das Präteritum, so ist auch das Perfekt durch das Merkmal vorher' markiert", aber, S. 14: "Im Gegensatz zum Präteritum determiniert das Perfekt ein Zeitintervall, das mit der Kodierungszeit in Verbindung steht". 5 Vgl. auch Bäuerle 1979, 79, der das Perfekt sogar als eine Realisierungsform der Präteritalfunktion beschreibt. 6 Nach Rauh müßte gestern außerdem noch als Dauerangabe eingestuft warden, da es auf ein Zeitintervall vom Umfang eines Tages referiert. Da das Adverb aber bei Veränderungsaktionsarten keine iterative Lesart bewirkt, ist diese Zuordnung fragwürdig. 7 Interessantes Material findet sich auch bei Latzel 1977, 97, 154 und passim. 8 Bäuerle (1979, 13) bemerkt dazu, daß sowohl Tempora wie deiktische Zeitadverbien " ... unweigerlich auf t0, auf die Äußerungszeit [verweisen], und dieser Index kann durch Einbettung oder Einnistung nicht verändert werden". 9 Ich folge hier einer Beobachtung Helbig/Buschas (1986, 153 f . ) , nach der in einem Satz wie "Gestern hatte er seine Mitze verloren" Betrachtzeit und Sprechzeit zusammenfallen, wodurch Plusquamperfekt durch PERFpRÄs ersetzt werden kann. Diese Beobachtung bedarf allerdings der weiteren Diskussion! 10 Abgesehen von den beiden Futurtempora, die im "historischen" Sinne möglicherweise eine Vergangenheitsfunktion haben, ist das Futur in dieser Übersicht ausgeklammert: so wird die Tatsache, daß etwa Präsens und Perfekt auch Futurfunktionen haben, nicht berücksichtigt, da dies im Zusammenhang mit dem deiktischen Zeitadverb gestern irrelevant ist. 11 In Satz (12) überwiegt, wie auch in Reichenbachs xposterior past'-Sätzen, wohl mehr eine aspektual inchoative als eine Futurbedeutung. Rennzeichnend für diese Sätze scheint zu sein, daß der beschriebene Sachverhalt nicht stattfindet. 12 Auch Schecker (1987, 211) trifft diese Unterscheidung: bei ihm erscheint tsa als "Evaluationszeit".
Literatur Bäuerle, Rainer (1979): Temporale Deixis, temporale Frage. Tübingen: Narr. Bußmann, Hadumod (1983): Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart: Kröner. ten Gate, Abraham P. (1985): Aspektualität und Nominalisierung. Zur Bedeutung satzsemantischer Beziehungen für die Beschreibung der Nominalisierung im Deutschen und im Niederländischen. Frankfurt a/M.: Lang.
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— (1986): Perspektiven der Retrospektion. Verwendungsbedingungen der Vergangenheitstenpora im deutsch-niederländischen Sprachvergleich. Groningen Papers in Iheoretical and Applied Linguistics Nr. 3, Groningen. Geerts, G. / Haeseryn, W. / de Rooij, J. / van den Toorn, M.C. (Hrsg.) (1984): Algemene Nederlandse Spraakkunst. Groningen: Wolters-Noordhoff. Heidolph, Karl E. / Flämig, Vfelter / Motsch, Wolfgang (Hrsg.) (1981): Grundzüge einer deutschen Grammatik. Berlin: Akademie. Heibig, Gerhard / Buscha, Joachim (1972, 1. Aufl.; 1986, 9. Aufl.): Deutsche Graimatik. Leipzig: Enzyklopädie. Latzel, Sigbert (1977): Die deutschen Tenpora Perfekt und Präteritum. München: Hueber. Rauh, Gisa (1983, 1984): "über die deiktische Funktion des epischen Präteritums: die Reintegration einer scheinbaren Sonderform in ihrem theoretischen Kontext". Indogermanische Forschungen 87, 22-55 (I) und 88, 33-53 (II). (1984, 1985): "Tempora als deiktische Kategorien. Eine Analyse der Tempora im Englischen und Deutschen". Indogermanische Forschungen 89, 1-25 (I); 90, 1-38 (II). Reichenbach, Hans (1947): Elements of symbolic logic. New York: Academic (Reprint 1966). Sassen, A. (1986): "De samengesteldheid van het perfectum". Taalkundig Bulletin (Tabu) 16, 32-37. Schecker, Michael (1987): "Gegenwart und Vergangenheit: zu den Vergangenheitstempora des Standarddeutschen". Deutsche Sprache 15, 209-225. Vendler, Zeno (1967): "Verbs and times". In: Vendler, Z.: Linguistics in philosophy. Ithaca, 97-121 (urspr. in: The philosophical review 66 (1957), 143-160).
INDEFINITHEIT UND NICHTFAKTIZITAT
Anmerkungen zur Semantik des "unbestimmten Artikels" im Deutschen Gottfried Kolde
In diesem Beitrag werden einige Bedingungen bzw. pragmatische Implikationen des Artikelgebrauchs1 in deutschen Sachverhaltsnominalen2 diskutiert. In bestimmten Textsorten fallen dem entsprechend sensibilisierten Leser Formulierungen wie die folgenden auf: (1)
Die einzelnen Kapitel sind zwar in sich abgeschlossen, der Aufbau mit steigendem Schwierigkeitsgrad macht es aber empfehlenswert, bei einer Lektüre aller Kapitel auch in deren Reihenfolge vorzugehen. [A.Schwarz: Alte Texte lesen. Bern 1987. Vorwort.]
(2)
Ich unternehme den historisch gerichteten Versuch einer Rekonstruktion der Vorgeschichte des neueren Positivismus in der systematischen Absicht einer Analyse des Zusammenhanges von Erkenntnis und Interesse. [J.Habermas: Erkenntnis und Interesse, Vorwort.Zit.n.von Polenz, 1985; 16]
Diese Formulierungen haben eine Eigenschaft, die Logiker und Grammatiker eigentlich beunruhigen müßte: In (1) könnte statt bei einer Lektüre aller Kapitel auch stehen: bei der Lektüre aller Kapitel, eine Modifikation, die zwar die Bedeutung des Satzes erheblich verändert, aber nicht die Textkohärenz zerstört, wie etwa die Artikelmanipulation eines Märchenanfanges es täte: "Es war einmal der König. Ein König hatte die Tochter..." In (2) könnte statt den historisch gerichteten Versuch einer Rekonstruktion auch stehen: einen historisch gerichteten Versuch der Rekonstruktion, und der Bedeutungsunterschied zwischen beiden Formulierungen wäre ein ganz anderer als zwischen ein Sohn des Freundes und der Sohn eines Freundes. Besonders (2) läßt sich also offensichtlich nicht nur schlecht mit der üblichen Annahme verbinden, definite Beschreibungen präsupponierten die Existenz des Referenzobjekts, indefinite behaupteten sie, (2) widerspricht auch einer Grundregel der deutschen Grammatik: "Man muß das bestimmte Geschlechtswort mit dem unbestimmten niemals verwechseln. Wo aber dieses oder jenes stehen müsse, das lehret die Benennung selbst." Daß Johann Christoph Gottsched diese Regel in seiner Deutschen Sprachkunst von 1762 überhaupt formuliert hat, dürfte seinen Grund in der damaligen Praxis der "Herren Kanzellisten und Curialschreiber" finden, "bey ganzen obrigkeitlichen Versammlungen, wenn sie gleich bestimmet sind, dennoch nur mit ein zu reden, z.E. ein hochpreisliches geheimes Consilium...", was Gottsched eben als falsch, als "der Grammatik zum Trotze" erweisen wollte. Da dieser Sprachbrauch heute verschwunden ist und die mit (2) verbundenen Probleme den Verfassern heutiger Volks- und Schulgrammatiken noch nicht in den Sinn gekommen sind, schweigen sie sich über sie aus - dies tun aber auch
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die meisten Autoren transformationalistischer Arbeiten zur Nominalisierung , da ihnen nur jene ("attributiven") Konstituenten von Sachverhaltsnominalen wichtig sind, die sie mit Satzfunktionen korrelieren können, wie "Subjekt von" oder "Objekt von". Und gerade dies gilt vom Artikel nicht so direkt. So ist es vielleicht zu erklären, warum der Artikelgebrauch in deutschen Sachverhaltsnominalen bislang allenfalls von Sprachkritikern (z.B. Gleiss 1981: 47-52) und dem Außenseiter Tsugio Sekiguchi (vergl. Sato 1987; 122-129) auf ihre jeweilige Weise behandelt worden ist. Auch von Polenz (1985) vernachlässigt diesen Aspekt der "Satzsemantik": In seiner Interpretation des oben als (2) wiedergegebenen Satzes spricht er vom Artikel gar nicht, in der "satzsemantischen" Analyse auf S. 93ff. ist von den (im "Satzgliederbaum" auf S. 89 unterschiedslos als "Ar" klassifizierten) bestimmten und unbestimmten Artikeln keine Spur zu finden, und genau die gleiche Paraphrase 3b (S. 94) gilt für (2) wie für die oben angeführte Variante mit vertauschten Artikeln oder mit zwei bestimmten oder zwei unbestimmten. Daß unser Thema gleichwohl unter den Stichworten "Nominalst!!", "Kompaktheit" und "Redundanz" auch den Sprachkritiker, den Stilistiker, Argumentationsanalytiker und Sprachhistoriker interessieren könnte, kann in diesem Rahmen nur angedeutet werden: hier geht es zunächst um Grammatik. Allerdings gehören die in (1) und (2) angesprochenen Fragen nicht zur "Kerngrammatik" des Deutschen, für die man einfache und generell gUltige Regeln formulieren können sollte, sondern in einen Bereich, in dem man sich zunächst oft mit der Feststellung von Tendenzen, präferierten Ausdrucksformen und Lesarten begnügen muß, wo die Unterscheidung von "grammatisch" und "ungrammatisch" sehr heikel ist, was alles damit zusammenhängt, daß einerseits in Sachverhaltsnominalen auch (logische) Satzrelationen "aufgehoben" sind, andererseits die deutschen Artikel mehrere, sehr unterschiedliche "Funktionen" erfüllen, die sich gegenseitig auch "stören" können, wie von Polenz (1985:295) hinsichtlich der "quantifizierenden" und der "rhemamarkierenden" Funktion von ein bemerkt. Die mit der Artikelvariation in (2) verbundenen Bedeutungsunterschiede sind nicht leicht zu erfassen bzw. "stilistischer Art", aber man kann auch nicht von einer generellen Austausch- bzw. Tilgbarkeit des Artikels in Sachverhaltsnominalen ausgehen: In (2) kann er, anders als im bei-Präoositionale von (1), nicht einfach weggelassen werden (*ich unternehme Versuch historisch gerichteter Rekonstruktion...), in (6) und (7) werden wir einen Typ von Sachverhaltsnominalen kennenlernen, bei dem der bestimmte durch den unbestimmten nur unter bestimmten Bedingungen ersetzt werden kann, im Kontext von solch- oder derartig- ist der bestimmte gar nicht möglich. Zum Abschluß dieser Vorbemerkungen ist noch auf einen Aufsatz von Luise F. Pusch aus dem Jahre 1976 zu verweisen, in dem die Autorin wichtige Vorarbeiten für unser Thema leistet, gerade indem sie offene Fragen markiert und die Vorläufigkeit der Hypothesen betont, die sie aufstellt. Ob sich ihre optimistische Annahme (S. 42f.) bestätigen wird, daß man durch eine "Detailanalyse" zu "verbindlichen Grammatikregeln" kommen könne, ist beim gegenwärtigen
31 Stand des Projekts, von dem hier eine Zwischenbilanz gezogen wird, zwar noch nicht abzusehen, als heuristisches Prinzip hat sie es jedoch wesentlich motiviert. Wichtig ist insbesondere, daß die Autorin auf S. 42 eine "Tendenz zum Nullartikel" feststellt. Diese ist nicht so sehr, wie sie meint, eine Besonderheit "nicht-agens-zentrierter" (natur)wissenschaftlicher Texte, sondern mehr noch darin begründet, daß sie sich aus fremdsprachendidaktischen Gründen auf die Beschreibung jener Sachverhaltspräpositionale beschränkt, die subjunktionalen Angabesätzen äquivalent sind. Ihrer These sei hier eine andere gegenüber- oder besser zur Seite gestellt: daß nämlich zumindest in bestimmten^, durch häufige Verwendung komplexer Nominalausdrücke gekennzeichneten Textsorten und bei Berücksichtigung aller syntaktischen Kontexte von Sachverhaltsnominalen (auch) eine "Tendenz zum unbestimmten Artikel" bestehe, die vielleicht sogar die "zukunftsträchtigere" ist und für die zwei Gründe namhaft gemacht werden können: erstens eignet sich der unbestimmte Artikel im Deutschen im Gegensatz zum bestimmten dazu, die Nichtfaktizität des betreffenden Sachverhalts zum Ausdruck zu bringen, was für das Verstehen sowohl politischer wie auch wissenschaftlicher Texte besonders wichtig ist. Zweitens besteht offensichtlich die Tendenz, komplexe, nicht lexikalisierte Nominale, vor allem solche in thematischer Funktion, durch einen ausdruckseitig manifesten Artikel zu kennzeichnen, zumal wenn keine Präposition diese die syntaktische Dekodierung erleichternde Funktion erfüllt (vergl. Confais' (1985:124) "fonction demarcative" des Artikels). Im folgenden werden wir auf diesen zweiten, der von Pusch konstatierten "Tendenz zum NullartikeP geradezu widersprechenden Grund für eine "Temdenz zum unbestimmten Artikel" nicht weiter eingehen, um uns ganz auf den ersten zu beschränken. Dabei müssen wir allerdings etwas ausholen und beginnen mit den drei schon von Pusch in Erwägung gezogenen Gründen für den Gebrauch des unbestimmten anstelle des bestimmten Artikels: Neuheit, nähere Spezifiziertheit und Nichtfaktizität des Sachverhalts. Wir gehen also davon aus, daß in Sachverhaltsnominalen der bestimmte Artikel die "unmarkierte Normalform", der unbestimmte hingegen markiert ist^. Diese drei, im folgenden zu erläuternden Bedingungen lassen sich übrigens in einer (B O) zusammenfassen: (B 0) Beim Gebrauch des unbestimmten Artikels setzt der Produzent der Äußerung voraus, daß der Sachverhalt, auf den er referiert, für den Rezipienten keine bekannte Tatsache ist.
Wir beginnen mit Bl: (B 1) Der unbestimmte Artikel wird gewählt, wenn ein Sachverhalt als eine zumindest dem Rezipienten noch nicht bekannte, als "neue" Tatsache gelten soll, der bestimmte hingegen, wenn es sich um eine durch Vorerwähntheit im Text, gemeinsames Vorwissen oder Augenschein bekannte, bereits identifizierte Tatsache handelt:
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(3)
Die Hilfeempfänger ... müssen sich in persönliche Entscheidungen hineinreden lassen und sie sind einem dauernden Mißbrauchsverdacht ausgesetzt. [Absatz] Ja doch: Die Gängelei hat achtbare Gründe. [DER SPIEGEL 12.1.87; 61]
(4)
Seit der fanatische Israel-Hasser (= Abd el-Kadir G.K.) 1974 nach einem mißglückten Attentat auf Jassir Arafat ... zum Tode verurteilt worden war ... [DER SPIEGEL, 12.1.87; 124]
(5)
Steht nun nicht mehr die Mongolisierung Afghanistans als rohstoffreiche Sowjet-Kolonie auf dem Plan der Kreml-Herren, sondern eine Neutralisierung nach dem Vorbild Finnlands? [DER SPIEGEL, 12.1.87; 91]
Wäre B l stets allein entscheidend, würden sich die Sachverhaltsnominale in der Artikelwahl gar nicht von jenen Ausdrücken unterscheiden, mit denen man auf "konkrete" Objekte und Klassen von solchen referiert. Bei bestimmten Tatsachennominalen ergibt nun aber eine Ersetzung des originalen bestimmten Artikels durch den unbestimmten (oder, bei originaler Artikellosigkeit, die Einfügung des letzteren) nur dann einen akzeptablen Ausdruck, wenn das betreffende Ereignis als ein prinzipiell wiederholbares betrachtet wird, was eine mehr oder weniger krasse Abweichung von den Erfahrungen der Alltagswelt darstellen kann, eine Abweichung, die bekanntlich eher in Erzähl- als in Berichtstexten akzeptiert wird: (6)
Bei der Einführung des Reglements hatten die deutschen Stahlchefs noch protestiert. [DER SPIEGEL, 12.1.87; 75)
(7)
Zwar hatte "Bild" unmittelbar nach Hinrichtung der Australier ... Frank Förster schon als das nächste Opfer vorgestellt ... [DER SPIEGEL, 12.1.87; 107]
Nur in einer Welt, in der bestimmte, identifizierte Australier mehrfach hingerichtet werden können, kann man auf "eine Hinrichtung" derselben als auf ein Faktum referieren, ist in die satzförmige Paraphrase ein betontes (ein)mal einfügbar: (7a) Zwar hatte "Bild" unmittelbar nach einer Hinrichtung der Australier ... Frank Förster schon als das nächste Opfer vorgestellt ... (7b) Zwar hatte "Bild" unmittelbar, nachdem die Australier (ein)mal hingerichtet waren, ... Frank Förster schon als das nächste Opfer vorgestellt ... Gilt hingegen das Ereignis als für das jeweilige Argumentensemble prinzipiell unwiederholbar (Pusch 1976; 39), so ist das Sachverhaltsnominal mit dem unbestimmten Artikel nicht als Beschreibung einer Tatsache interpretierbar. Folglich kann dann auch der bestimmte nicht "Bekanntheit" einer Tatsache signalisieren, sondern ist in dieser Hinsicht unmarkiert. Wenn also einerseits viele Sachverhaltsnominale mit dem bestimmten oder ohne Artikel ambig sind hinsichtlich der Art der Referenz, genauen der Opposition von "neu" und "bekannt", so können andererseits auch Sachverhalte im Text unmittelbar vorerwähnt sein, und trotzdem wird mit einem Nominale mit unbestimmtem Artikel auf sie referiert: (8)
...Verdacht, sie (= die CDU/CSU G.K.) wolle im Mittelstreckenband zwischen 500 und 1000 km nachrüsten (jedenfalls mit einer Nachrüstung, zumindest einer Modernisierung der 72 deutschen Pershing-I-A.Raketen drohen können... [DIE ZEIT, 15.5.87; 1]
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(B 2) Der unbestimmte Artikel wird oft gewählt, wenn ein Sachverhalt als zu einer Unterart einer Klasse von Sachverhalten gehörig gekennzeichnet ist oder werden soll. Diese Unterart wird entweder explizit spezifiziert^, und zwar im typischen Falle mittels eines restriktiven oder appositiven Adjektivattributs, oder aber sie bleibt unbenannt. Dann eröffnet der unbestimmte Artikel die Erwartung einer Spezifizierung, ohne daß sie erfüllt wird. Zunächst für beide Möglichkeiten je ein Beispiel: (9)
Natürlich kann sich eine grüne Wirtschaftspolitik nicht daran orientieren, was dient einem maximalen Profit? [DER SPIEGEL, 12.1.87; 40)]
(10) Ich bin der Meinung, daß eine Meldepflicht eingeführt werden muß. [DER SPIEGEL, 12.1.87; 164] Von einer Meldepflicht (für Aids-Kranke) ist in dem SPIEGEL-Gespräch schon lange die Rede. Den hier trotzdem gewählten unbestimmten Artikel könnte man als Signal dafür erklären, daß die "Ausführungsbestimmungen" für die Meldepflicht im einzelnen noch Gegenstand der Diskussion sein sollen (oder können): bei einem politisch brisanten Thema demonstriert der Sprecher durch indefinite (oder genetische?) Referenz Offenheit nur "irgendeine Art von Meldepflicht" ist notwendig. Hier sind die Sachverhaltsnominale anzuschließen, deren unbestimmter Artikel als "hedge", als Zitat-, Distanz-, Ironie- oder Metaphernsignal interpretiert werden kann: Indem der gemeinte
als "irgendeiner" Unterart
der
betr.
Sachverhalte
zugehörig gilt,
wird seine
Kategorisierung als zumindest nicht abgeschlossen, als vage, oder sogar als fragwürdig, zur Diskussion gestellt (11)
Wer eine Erklärung des japanischen Wirtschaftswunders sucht, trifft auf eine sogenannte Theorie der Modernität. [DER SPIEGEL, 12.1.87, 119]
(12)
Walter Höllerer ... warnt vor einem von der Erfahrung entlarvten Fortschritt, der sich im weiteren Fortschreiten "als veralteter Hinterlader entpuppen könnte, krepiergefährlich". [DIE ZEIT, 11.7.86]
Schließlich sei hier noch auf jene Sachverhaltsnominale hingewiesen, die durch ihre, beispielsweise ordinale, Spezifizierung bei deren restriktiver Interpretation nur zu unikaldefiniter Referenz taugen würden, weswegen ihr (nach Bl) unbestimmter Artikel nur eine appositive Interpretation erlaubt (13)
Er sei kein Germanist mehr, sagte er (- Emil Staiger G.K.) mir (- Adolf Muschg G.K.) bei einem letzten Besuch. [DIE ZEIT, 8.5.87; 72]
(14)
Daneben gibt es eine zweite Veränderung: die Revitalisierung von linken und alternativen Gedanken durch die Grünen. [DIE ZEIT, 14.11.86; 1]
(15)
Auch Südafrika, mit einem Weltrekord an legal verordneten Hinrichtungen... [DER SPIEGEL, 12.1.87; 24]
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(B 3) Der unbestimmte Artikel wird oft gewählt, wenn ein Sachverhalt als nicht-faktisch gekennzeichnet ist oder werden soll, z.B. in Bedingungsgefügen, im Skopus einer Negation, oder als (künftig) möglich, notwendig oder zu fordern, als übliche Folge eines anderen usw. Nach Pusch kann ein Sachverhalt mittels des unbestimmten Artikels als möglich hingestellt werden. Hier ist zu präzisieren: Verlangt das regierende Prädikat aufgrund seiner lexikalischen Bedeutung und/oder seiner modal-temporalen Spezifizierung ein faktisches oder Tatsachennominal als Argument, so folgt die Artikelwahl B l oder B2. Fordert es umgekehrt eindeutig ein nicht-faktisches Sachverhaltsnominal, so ist gleichfalls der bestimmte, der unbestimmte oder gar kein Artikel möglich, wobei aber B l außer Kraft gesetzt ist: In (16) braucht die Umstellung... nicht als "bekannt" zu gelten, und in (8) ist eine Nachrüstung... vorerwähnt. So gilt zum Beispiel das zweite, als Akkusativobjekt realisierte Argument von fordern, empfehlen usw. infolge der lexikalischen Bedeutung dieser Verben als (für den Sprecher) nichtfaktisch. Man findet aber leicht Belege mit bestimmtem, unbestimmtem oder ohne Artikel, wobei ein Bedeutungsunterschied schwer faßbar ist: (16)
Das Umbauprogramm empfiehlt ... die Umstellung der Industrieproduktion ... von Rüstungsgütern auf Fahrräder. [DER SPIEGEL, 12.1.87; 33]
(17)
Wie andere Drittweltstaaten fordert Kairo energisch eine Umschuldung samt Überbrükkungskrediten. [DER SPIEGEL, 12.1.87; 110]
(18)
Die Aufsichtsbehörden wußten von diesen Zuständen, zumindest aus unzähligen Briefen und Petitionen, in denen anfangs Freilassung gefordert, dann Untersuchung der Übergriffe verlangt ... wurde. [DER SPIEGEL, 12.1.87; 10]
Drei entsprechende Beispiele, in denen die regierenden Prädikate modal markiert sind: (19)
Die Befürwortung solcher Aktionen (- des Sprengens von Strommasten G.K.) wäre übrigens auch strafbar. [DER SPIEGEL, 12.1.87; 41]
(20)
Ein Gelingen dieses Planes wäre wirklich einem Wunder nahegekommen. [DER SPIEGEL, 12.1.87; 115]
(21) Ginge es wirklich um Minderheitenschutz, müßte ein neues Statut her - für die Männer. [DER SPIEGEL, 12.1.87; 34] Am interessantesten sind natürlich die Fälle, in denen das regierende Prädikat als Argument sowohl ein faktisches wie ein nichtfaktisches Sachverhaltsnominal zuläßt. Mit bestimmtem Artikel ist letzteres dann oft faktizitätsambig. Kontext oder Vorwissen desambiguieren: (22)
So könnte jetzt die Anhebung des ... Freibetrages ... manchem Arbeitgeber den Entschluß erleichtern, die Werktätigen zu beteiligen. [DER SPIEGEL, 12.1.87; 72]
Da im Vortext zu lesen war, daß "seit dem 1. Januar dieses Jahres ... Arbeitnehmer ... Beteiligungen für 500 Mark jährlich Steuer- und sozialabgabenfrei erwerben" können, während "bisher dieser Freibetrag lediglich 300 Mark betrug", ist die ohne diese Information auch mögliche nichtfaktische, genauen konditionale Lesart ("...wenn der Freibetrag angehoben würde") auszuschließen.
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Im folgenden Beispiel desambiguiert der Leser das Sachverhaltsnominal aufgrund seines Weltwissens umgekehrt im Sinne der nichtfaktischen Lesart "künftig möglich": (23)
Politisch kann der Kreml-Herrscher von der Tilgung seiner schwersten internationalen Hypothek nur profitieren. [DER SPIEGEL, 12.1.87; 94]
Da mit dem Kreml-Herrscher Gorbatschow, mit seiner Hypothek der Krieg in Afghanistan gemeint ist, können wir "die Tilgung dieser Hypothek" gemäß unserem historischen Wissen über den Weltzustand zum Zeitpunkt der Textveröffentlichung nicht als Faktum, sondern nur als Handlungsziel verstehen. In den folgenden Belegen wird hingegen das Sachverhaltsnominal mit dem unbestimmten Artikel notwendig als nichtfaktisch interpretiert, bei bestimmtem Artikel würde die faktische Lesart zumindest bevorzugt: (24) Ein Streit zwischen der EG und den USA ... könne unversehens aus dem Ruder laufen. [DER SPIEGEL, 12.1.87; 97] (25)
Den dritten FDP-Ressortchef ... vermag auch ein gutes Wahlergebnis kaum zu retten. [DER SPIEGEL, 12.1.87; 23]
(26)
Der FDP-Junior (= Guido Westerwelle G.K.), der bei sehr gutem Abschneiden seiner Partei ein Bundestagslistenmandat in Nordrhein-Westfalen bekommt... [DER SPIEGEL, 12.1.87; 45]
Im Vortext von (24) wird ein Streit als Faktum nicht erwähnt, der bestimmte Artikel würde also ein gemeinsames Wissen von dessen Existenz präsupponieren. Im Vortext von (25) und (26) ist von einer bevorstehenden Wahl die Rede. Ein Ersatz des unbestimmten durch den bestimmten Artikel würde daher jeweils die Textkohärenz zerstören. Bei faktizitätsambigen Prädikaten wie es geht um X. X erschweren, warnen vor X. drohen mit X bleibt es bei der Wahl des unbestimmten Artikels für das in die Position X einzusetzende Sachverhaltsnominal offen, ob es sich um generische Referenz auf die Klasse aller möglichen Arten des betreffenden Sachverhalts (B2) handelt oder der Sachverhalt als (noch) nicht faktisch gelten soll (B3), während er bei bestimmtem Artikel nach B l als vorerwähnt und/oder faktisch gilt, vergl. etwa: die/eine Bekämpfung von AIDS erschweren. In dem Satz (27)
Ginge es um einen Akt humanitären Übereifers unter einer überforderten Konferenzregie des Schweizer Rotkreuz-Präsidenten Kurt Bolliger, die Scherben ließen sich vielleicht noch an Ort und Stelle kitten. [DIE ZEIT, 31.10.86; 1]
wird der Ausschluß Südafrikas aus der Liga der Rotkreuzgesellschaften kommentiert. Daß dieser "Akt" Tatsache ist, wird dabei ebenso vorausgesetzt wie die Präsidentschaft Kurt Bolligers. Was im kontrafaktischen Bedingungsgefüge als nicht zutreffend bezeichnet wird, ist einmal eine naheliegende Motivation der Delegierten ("humanitärer Übereifer"), zum ändern eine mögliche Ursache dieses Aktes (daß der Präsident überfordert war). Die Variante mit bestimmtem Artikel (27a)
Ginge es um den Akt humanitären Übereifers unter der überforderten Konferenz-
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regie des Schweizer Rotkreuz-Präsidenten Kurt Bolliger, die Scherben ließen sich vielleicht noch an Ort und Stelle kitten. ließe hingegen nur eine Interpretation zu, in der auch das genannte Motiv des Aktes und die genannte Ursache Tatsache sind; was dann bestritten wird, ist, daß es überhaupt um diesen Akt geht, vielmehr geht es um irgendeinen anderen, der vielleicht im folgenden genannt wird. Dieses Beispiel macht deutlich, daß der Artikelgebrauch in Sachverhaltsnominalen nur im Rahmen einer vollständigen Analyse derselben, einschließlich allfälliger attributiver Spezifikationen beschrieben werden kann.
Die hier behandelten drei Bedingungen sind nur als Einstieg in das Thema zu betrachten, zumal sie, jede für sich und miteinander kombiniert, nur den Gebrauch des unbestimmten Artikels bedingen k ö n n e n . Der dritten kommt unter zwei Gesichtspunkten eine grössere Bedeutung zu als den beiden anderen: Erstens dürfte nur sie spezifisch sein für Sachverhaltsnominale, zweitens dürfte sie in Texten der hier untersuchten Art die Wahl des unbestimmten Artikels am stärksten motivieren: im politischen Diskurs kommt der evt. auch redundanten Markierung der Nichtfaktizität eine ähnliche Bedeutung zu wie der Markierung eines Begriffs als nur vorläufig und versuchsweise gesetzt in (human)wissenschaftlichen Texten wie in (2) oder (28), einem Zitat aus einer linguistischen Arbeit: Nachdem der Autor im Vortext schon ausführlich von verschiedenen "Bedingungen der sinnvollen Behauptbarkeit" gesprochen und für diese die Abkürzung "BSB" eingeführt hat, überschreibt er ein neues Kapitel mit Zum Begriff einer BSB und beginnt mit folgenden Worten: (28)
Der Begriff einer "Bedingung der sinnvollen Behauptbarkeit" (BSB) hat in der informellen Charakterisierung der Bedeutung des Konjunktivs in einfachen Sätzen, die im letzten Kapitel entwickelt wurde, eine zentrale Rolle gespielt. [W. Kasper Semantik des Konjunktivs II in Deklarativsätzen des Deutschen. Tübingen 1987; 33]
Daß die drei genannten und weitere, u.a. grammatische Bedingungen^ den Artikelgebrauch in Sachverhaltsnominalen nicht immer erklären können, sei abschließend an zwei Beispielen gezeigt (29)
In der Kanzlerlage am Montagmorgen riet Kohls außenpolitischer Chefberater Horst Teltschik dringend zur raschen Schadensbegrenzung. [DER SPIEGEL, 12.1.87; 20]
Hier sind alle drei oben diskutierten Bedingungen für die Wahl des unbestimmten Artikels erfüllt, und trotzdem liegt es näher, zur auf zu der "zurückzuführen", als auf eine theoretisch natürlich mögliche "schriftsprachliche" Variante des umgangssprachlich üblichen zu'ner - obwohl zu der nur vorausweisend auf einen restriktiven Relativsatz möglich wäre. Im Text
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vorerwähnt ist nämlich nur der Schaden (den Kohl angerichtet hatte, als er von Konzentrationslagern in der DDR gesprochen hatte), die Möglichkeit, diesen Schaden (durch entsprechende nachträgliche Interpretation der Äußerung) zu begrenzen, ist neu. Außerdem wird diese Schadensbegrenzung zusätzlich als eine "rasche" spezifiziert und schließlich ist sie nicht Tatsache, sondern ein Ratschlag. Soll man darum die Wahl des bestimmten Artikels hier resignierend damit "erklären", dieser lasse die Forderung als "nachdrücklicher", "energischer" erscheinen als die grammatisch ebenso akzeptablen Varianten ...zu rascher bzw. ...zu einer raschen Schadensbegrenzung? (30)
Der Abschuß kubanischer Versorgungsflugzeuge, das Versenken von Schmugglerbooten im Golf von Fonseca wurden ebenso erwogen wie eine Seeblockade gegen Kuba. [DER SPIEGEL, 12.1.87; 133] Alle drei Handlungen sind "erwogen" worden, also nicht Tatsachen, keine ist im Text vor-
erwähnt. Man kann natürlich argumentieren, die ersten beiden sollten im Gegensatz zur dritten eben durch den Gebrauch des bestimmten Artikels als allgemein bekannt oder üblich hingestellt werden, aber das liefe letztlich auf einen Zirkelschluß hinaus (vergl. Pusch 1976; 39). Man könnte auch auf B2 rekurrieren: Sei es, man betrachtet See^ als Spezifizierung der Art der Blockade, sei es, das Abschießen von Flugzeugen und Versenken von Schiffen sollten als relativ leicht realisierbare, punktuelle Handlungen gelten, während "irgendeine" Seeblockade in ihren Einzelheiten noch abzuklären bzw. grundsätzlich problematisch wäre. Wie dem auch sei, sicher ist, daß schon satzsyntaktisch die ersten beiden Sachverhaltsnominale als erstes, "thematisches" Stellungsglied zusammengefaßt sind und gleiche interne Syntax mit N*-Komplementen in gleicher semantischer "Objekt"-Funktion aufweisen und das dritte, "ausgeklammerte", "rhematische" Sachverhaltsnominal von ihnen abgesetzt ist. Dieses "Relief" wird nicht nur im ebenso-wie aufgenommen, sondern auch in der Artikelvariation, mit dem auch hier "markierten" unbestimmten Artikel als Klimax. Mit einer solchen Beschreibung ist nun aber die Grenze zur "Stilistik" gewiß überschritten. Wer diesen Schritt scheut, wird wohl nur schlicht konstatieren können, der Artikelgebrauch in manchen Sachverhaltsnominalen sei grammatisch nicht beschreibbar.
38 Anmerkungen:
1) Als Artikel gelten hier im traditionellen Sinne der "bestimmte" und der "unbestimmte"; warum Demonstrativ- und Possessiv"artikel" unberücksichtigt bleiben, kann im Rahmen dieses Beitrags ebensowenig begründet werden wie der vorläufige Verzicht auf den Begriff des "Nullartikels" für bestimmte Fälle der Artikellosigkeit. 2) Ein Sachverhalt ist (nach Ullmer-Ehrich 1977; 95) das, "was ein Satz (Satzradikal) unabhängig von der Wahrheit oder Falschheit der in ihm ausgedrückten Proposition zum Inhalt hat", während eine Tatsache ein Sachverhalt ist, dessen Wahrheit (oder "Faktizität") in der jeweiligen Diskurswelt vom Sprecher prasupponiert oder behauptet wird. Ein Sachverhaltsnominal ist ein Ausdruck, mit dem man auf einen oder mehrere Sachverhalte generisch oder partikulär, indefinit, spezifizierend oder definit referieren kann. 3) Untersucht wurden "politische" Texte im weiteren Sinne: Nachrichten, Berichte, Kommentare und "Gespräche" in der Wochenzeitung DIE ZEIT und im Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL, sowie naturwissenschaftliche und soziologische Fachtexte. 4) Vergl. Pusch (1976; 38): "Es gibt gute Gründe für die Annahme, daß S-Transformate funktional den Pronomina entsprechen... Pronomina beziehen sich in aller Regel auf Vorerwähntes, Vorgewußtes oder Situationspräsentes. Sie dienen also, wie der bestimmte Artikel, zum "Ausdruck der Bekanntheit". Wenn man nun mit Recht behaupten kann, daß STransformate "eine Arte Pronomina" sind, so wäre zu erwarten, daß sie alle etwas im oben erörterten Sinne "Bekanntes" benennen und folglich den bestimmten Artikel erfordern müßten." Van Langendonck (1979; 46ff) weist in aller Ausführlichkeit nach, daß der unbestimmte Artikel generell gegenüber dem bestimmten "markiert" ist. 5) Solche Fälle werden noch relativ oft in Resultatsgrammatiken wie der von Helbig-Buscha oder in Aufsätzen (Vater 1985; 39. Anm.37) erwähnt. 6) So "regiert" der unbestimmte Artikel eines N'Komplements gleichsam das ganze Sachverhaltsnominal, auch wenn dieses als ganzes den bestimmten Artikel hat, der damit also auf nominalinterne "Nachinformation" verweist, etwa in: "jemanden mit der Drohung einer Konterrevolution verhandlungsbereit machen". Vergl. Weinrich 1969; 67, Quasthoff 1978; 16 und Declerck 1986; 25.
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39
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DAS ZÄHLEN ALS GRUNDFAKTOR DER SEMANTIK
Norbert Reiter
Zur Bestimmung und Explizierung der semantischen Inhalte sprachlicher Zeichen bedarf es einer Grundlage von sowohl universeller menschlicher Geltung als zugleich auch gesellschaftlicher Unabhängigkeit. Vieles deutet darauf hin, daß es die Z a h l ist, oder, noch allgemeiner, der Quantitätsvergleich, wie er sich in "mehr" und "weniger" am einfachsten äußert. Jeder geistig gesunde Mensch ist in der Lage, Kleines von Großem, Nahes von Fernem, viel von wenig zu unterscheiden. Aber nicht nur Menschen sind es. Säugetiere sind dazu in der Lage, Vögel, selbst niedere Wirbeltiere, vielleicht sogar überhaupt alle Lebewesen. Belanglos ist dabei, durch welche Perzeptionsorgane die Daten aufgenommen und wie sie verarbeitet werden. Menschen perzipieren größtenteils optisch, andere Lebewesen reagieren vorzugsweise sonar, wie z . B . Fledermäuse, die durch von ihnen ausgestoßene und nur von ihnen perzipierbare Töne die Abstände zu den Objekten ausloten, andere haben ein spezielles Organ zur Aufnahme von Infrarotstrahlung und wieder andere reagieren auf chemische Konzentrationen. Nicht nur der Mensch ist in der Lage zu messen, also Quantitätsunterschiede festzustellen. Der Mensch ist allerdings anderen Lebewesen dadurch voraus, daß er z ä h l e n kann. Dieser Fähigkeit bedient er sich, sobald das Quantum die Mächtigkeit " f ü n f " überschreitet. Geringere Mächtigkeiten vermag er mit einem Blick, also unter Umgehung des intellektuellen Apparates zu erfassen. Dazu sind auch andere Lebewesen in der Lage. Ihre spontane quantitative Erfassungsgrenze ist gleich der des Menschen. Sie liegt bei "vier" bzw. " f ü n f " . Die Zähl- und damit auch die Rechenfähigkeit jedenfalls ist offenbar allein menschlich. Nicht von Belang wieder ist dabei, bis zu welchem Maximalwert Menschen zu zählen gewohnt oder in der Lage sind, noch welcher Hilfsmittel sie sich dabei bedienen. Hier kommen schon sozio-ökonomische Faktoren zur Auswirkung. Die Erfahrbarkeit quantitativer Unterschiede ist eine der
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Grundvoraussetzungen fürs Überleben des Einzelnen ebenso wie der Art, des Menschen wie anderer Lebewesen. Wer das nicht kann, würde sich an der nächsten Ecke zu Tode laufen. Da die quantitative Unterscheidungsfähigkeit von so grundlegender Bedeutung ist, wäre die von den sprachlichen Zeichen erwiesenermaßen geleistete akustisch perzipierbare Darstellung von Sachverhalten nicht möglich, wenn sie nicht in weitem Umfange quantitative Unterscheidungen signalisieren könnten. Sprache wird ja sinnvoll gerade dadurch, daß sie dem Menschen Kenntnis von nicht selbst erlebten Sachverhalten vermittelt. Wäre der Mensch zwar fähig, in unmittelbarem Kontakt mit der Umwelt quantitativ zu unterscheiden, nicht aber seinen Befund weiterzusagen, so müßte ein jeder selbst Kontakt zum Objekt aufnehmen und wäre Sprache als Orientierungsvermittler vollkommen untauglich. Allenfalls könnte man damit Stimmungen erzeugen und auch damit noch gewisse Reaktionen auslösen, Sachverhaltsdifferenzierungen liessen sich auf diese Weise nicht mitteilen und natürlich auch keine Erfahrungen vermitteln. Daß es heute heiß ist, das Wasser tief oder ein Schaf abhandengekommen, alles das ließe sich nicht mehr mitteilen. Es ist also vernünftig, zwischen Zählfähigkeit und Sprache einen Zusammenhang anzunehmen. Eine rein theoretische Überlegung scheint das aber nicht einmal zu sein. In der Sowjet-Union hat man nämlich vor etlichen Jahren schon festgestellt, daß gewisse Hirngeschädigte zusammen mit ihrer Fähigkeit zum Rechnen auch die zur Orientierung im Raum und zur Anwendung der Grammatik eingebüßt hatten. Es erscheint also sinnvoll, ja sogar aussichtsreich, Semantik auf der Grundlage quantitativen Unterscheidungsvermögens zu betreiben. Auf dieser Grundlage beruhen nicht nur diejenigen Zeichen, bei denen es offensichtlich ist, wie die Zahlen selbst. Es sind weitaus mehr, ja man kann sagen, dieser Grundlage verdächtig sind Zeichen solange, wie nicht erwiesen ist, daß sie auf etwas anderem beruhen. Das wären diejenigen, die offensichtlich Sinnesempfindungen mitteilen, in erster Linie die Farbzeichen. Farben sind zwar dreidimensional-quantitativ nach Wellenlänge, Pigmentdichte und Abstrahlung beschreibbar, das aber beruht auf technisch-wissenschaftlicher Analyse und hat nichts mit der Semantik der Farbwörter zu tun, die es ja schon eine Weile
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länger gibt als das technische Beschreibungsverfahren. Als semantischer Grundfaktor ist die Ordnungszahl von größerer Bedeutung als die Kardinalzahl; denn gezählt wird in Ordnungszahlen. Auch wenn wir den Zählvorgang mit der Nennung von Kardinalzahlen begleiten, so besteht er doch selbst in der Ermittlung von Ordnungswerten. Die Kardinalzahl nennt lediglich den letzten erreichten Ordnungswert. Man erkennt das auch am Sprachgebrauch. Wo Kardinal- und Ordnungszahlen auseinandergehalten werden, wird die Ordnungszahl verwendet, wenn jemand zum Mitzählen aufgefordert wird: An der dritten Haltestelle steigen sie aus. Wir können sagen: Bruno hat zehn Schnäpse getrunken. Wollen wir sagen, daß wir mitgezählt haben, weil wir Brunos Schnapsuhr sind, so sagen wir: Bruno hat (gerade) den zehnten Schnaps getrunken. Gezählt werden kann alles und jedes, gewährleistet sein muß jedoch die Einheitlichkeit der Zählbedingung, sonst kommt man über die "eins" nicht hinaus. Mit der "eins" wird zugleich die Zählbedingung gesetzt. In der Zählreihe geht es solange weiter, wie Objekte vorhanden sind, die der gesetzten Zählbedingung entsprechen. Sind alle Objekte mit einem Ordnungswert versehen, so ist das Zählende erreicht, und es kann eine neue Reihe unter neuer Bedingung mit abermaliger Setzung der "eins" eröffnet werden. Ein Dreieck können wir dadurch beschreiben, daß wir die Länge einer jeden Seite angeben. Dabei setzen wir drei Mal die "eins" unter jeweils anderer Zählbedingung. Die Zählbedingungen verstehen sich hier als Raumrichtungen. Bei diesem Verfahren ist das Dreieck konstruierbar. Bei Angabe des Gesamtumfanges des Dreiecks wäre die "eins" nur einmal gesetzt und damit auch nur e i n e Zählbedingung. Gezählt werden Streckenabschnitte, die Raumrichtungen bleiben unberücksichtigt. Nach diesem Verfahren ist das Dreieck nicht mehr konstruierbar. Hieraus lernen wir: 1) In der Mitteilung kommt es weniger auf die numerischen Daten a l s a u f d i e Z ä h l m o d i a n , d i e d i e Sachverhaltsdarstellung strukturieren. 2) Die Auswahl der zur Mitteilung zu bringenden Zählmodi liegt
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im Belieben des Senders. 3) Der Sender läßt sich bei der Auswahl von kommunikationsökonomischen Rücksichten leiten, derart, daß er seinen eigenen intellektuellen Aufwand in Relation zum gewünschten Ergebnis setzt. Die Zählung braucht nicht als durchgeführt, sie kann auch rudimentär angezeigt werden. Hierzu bedarf es nur der Setzung der "eins" zusammen mit der der Zählbedingung und der Angabe weiterer Objekte. Hier tritt das Zeichen ANDER in unsere Aufmerksamkeit. Je nach Deutung des Zeichens ist
die Zählreihe fortzuführen oder
die "eins" neu zu setzen. Interpretativ wird heute im Deutschen und den meisten anderen europäischen Sprachen verfahren. Das war nicht immer so. Das Slavische verfügte vor gut tausend Jahren über zwei Zeichen, nämlich drug~b und im», beide bedeuteten "ander", drug-b meinte den gleichartigen, inl· den ungleichartigen anderen. Mit drugl· wurde die Zählreihe fortgeführt, mit inl· die "eins" neu gesetzt. Diese Unterscheidung wirkte sich auf die semantische Entwicklung der beiden Zeichen aus. In einigen slavischen Sprachen bedeutet drugi» heute auch "der zweite". Wo das so ist,
wurde das
alte slav. Ordnungszahlwort für "der zweite" aufgegeben. Im» hat seine Beziehung zur "eins" aufgrund seiner Bedeutung, es hat
sie
aber auch etymologisch; denn im» repräsentiert die Wurzel des idg.
Zahlwortes für "eins", ist also mit lat. unus, dtsch. ein
usw.
verwandt, ja ist
selbst Bestandteil des slav. Ausdrucks für
"eins", vgl. aksl. ed-inl·. Jede Zählung erfordert zweierlei: Zählobjekte und einen Zähler. Der Zähler ist
derjenige, der die "eins" setzt. Der Zähler ist
in
letzter Instanz der sprechende Mensch, aber auch in der Sendung selbst kann der Zähler mitgeteilt sein. Dann ist
er mit dem Sen-
der gleich nur dann, wenn der sich mit dem Zähler identifiziert. Der Kenntlichmachung von Zähler und Zählobjekt in der Sendung dienen die Kasus. Den Zähler signalisieren ABLATIV und DATIV,
die
Zählobjekte AKKUSATIV und INSTRUMENTALIS. ABLATIV und DATIV signalisieren Kontrapositionen, also Gegenzähler. Was hier vorliegt, kann aushilfsweise durch "Geber" und "Nehmer" verdeutlicht werden. ABLATIV steht für die Geber-, DATIV für die Nehmerseite. Diese Aushilfe läßt uns erkennen, daß hier tatsächlich Zählung signalisiert wird. Geber und Nehmer sind nämlich durch Zählung festgelegt. Dabei gilt: Geber zählt ab, Nehmer
45
zählt zu. Am Verhältnis zwischen Schuldner und Gläubiger und dem Vorgang der Ratenzahlung kann man sich das gut klar machen. Die Zählobjekte sind in zwei geordnete Reihen gegliedert. Objekte der ersten Reihe werden per INSTRUMENTALIS, Objekte der zweiten per AKKUSATIV angezeigt. Auf Zählung basieren selbstverständlich auch die Präpositionen. Zwischen ihnen und den Kasus gibt es keinen prinzipiellen Unterschied. Die Unterscheidung hat allein morphologisch-historische Gründe. Der Zusammenhang zwischen Präposition und Zählung kann in einem Falle etymologisch belegt werden. Das ist Etymon *pr-,
die Präposition VOR mit
das auch im Ordnungszahlwort "der erste" enthalten
ist,
vgl. dtsch. vor/für und engl. first, russ. pered und pervyj,
alb.
para und i pare usw.
Auf Zählung beruht eine Reihe von Partikeln, so z . B . NOCH und SCHON. NOCH zählt ab und ist
für den Geber, SCHON zählt zu und
ist
für den Nehmer charakteristisch. NOCH korreliert mit ABLATIV, SCHON mit DATIV. Aber auch andere Partikeln funktionieren nach Zählung. So z . B . NUR, das die Zählgrenze anzeigt, jedoch, das muß beachtet werden, in zwei Richtungen. ERST signalisiert den Zählbeginn relativ zu einer laufenden Zählreihe. Der etymologische Bezug zum Zahlwort ist
offensichtlich.
Auf Zählung beruhen auch die sogen. Qualitätsadjektive,
sofern
sie nicht an spezifische Sinnesempfindungen gebunden sind. Der Bezug der Adjektive zur Zählung erschöpft
sich nicht darin, daß sie
im Zusammenhang mit Meßwerten genannt werden. Der Unterschied zwischen z . B . BREIT, LANG, WEIT besteht im Zählmodus. Zu den
se-
mantisch primitivsten gehören GERADE und UNGERADE. GERADE signalisiert die einmalige Setzung der "eins" mit fortlaufender
Zähl-
reihe, UNGERADE signalisiert die mehrmalige Setzung der "eins". Nennen wir die drei Seiten eines Dreiecks, so verfahren wir im Sinne von "ungerade", nennen wir den Umfang, so im Sinne von "gerade". Die semantischen Inhalte unterscheiden sich durch ihren Komplexitätsgrad. Beruhen sie auf Zählung, so ist
ihr Verhältnis zu-
einander exakt angebbar. Die Inhalte von dtsch. Adjektiven wie s t e i f , strack, straff beruhen auf dem Inhalt von GERADE, sind aber komplexer als dieser. Welche Ausmaße die Komplexität der Inhalte
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annimmt, kann man sich derzeit noch gar nicht vorstellen. Hilfreich ist aber folgende Beobachtung: Je komplexer die Inhalte, desto eher werden sie substantivisch, je einfacher, desto eher adjektivisch, partikelhaft oder durch sogen, grammatische Formen angezeigt. Die zu beobachtende Korrelation zwischen den Wortkategorien und dem Komplexitätsgrad der semantischen Inhalte ist theoretisch begründbar. Dieser Korrelation sollte sich auch die Arbeit des Semantikers anpassen. Er sollte vom Einfachen zum Komplexen voranschreiten, das bedeutet praktisch: Die semantische Untersuchung soll bei Präpositionen, Partikeln, Adjektiven und nicht bei sogen. Dingwörtern einsetzen wie bisher üblich. Das rächt sich. Denn irgendwann stößt man bei der Analyse auf die einfacheren Inhalte, bleiben sie unexpliziert, ist die ganze Analyse wertlos. An dieser Stelle macht sich das Versäumnis bemerkbar, worüber auch keine matrizistischen Tricks, als welche ich die Plus-/Minus-Eintragungen werte, hinwegtäuschen. Darüber hinaus besteht bei der Analyse hochkomplexer Inhalte die Gefahr einer kulturhistorisch gebundenen Deutung, so z . B . , wenn nach "weiblich" und "männlich" klassifiziert wird. Klassisches Beispiel sind die Untersuchungen zur Verwandtschaftsterminologie. Die an biologischen Merkmalen orientierte Geschlechterklassifizierung ist entwicklungsgeschichtlich jung. Nicht biologische Merkmale sind ausschlaggebend, sondern Sozialbeziehungen. Was eine Tante ist, der Onkel oder die Oma, weiß ein Kind, lange bevor ihm die biologischen Unterschiede bewußt werden. Zählung als semantischer Grundfaktor legt zwischen den verschiedensten Sorten sprachlicher Zeichen Querverbindungen in einer Weise bloß, die man sich derzeit noch nicht vorstellen kann. Es läßt sich leicht ausdenken, daß sich dadurch unerwartete Einblicke in die Gegenstände einer Reihe linguistischer Subdisziplinen ergeben werden. Obwohl es noch vieler Untersuchungen und Überlegungen bedarf, ist, was ich hier vorgetragen habe, kein spontaner Einfall, sondern durch langjährige Studien als ernst zu nehmen ausgewiesen. Die vorstehenden Überlegungen sind ausführlich dargestellt in: Reiter, Norbert ( 1 9 7 5 ) : Die Semantik deutscher und russischer Präpositionen. Berlin (= Slavistische Veröffentlichungen, Band 43, 522 S . ) .
REFERENCE MD QUANTIFICATION Kazimierz A. Sroka
0.
Introduction
The paper is intended to show reference and quantification as different types of scope operations and also as co-occurring constituents of complex scope operations. English determiners and their combinations are used as exemplification. The subproblems dealt with are ( 1 ) scope operations: reference vs. quantification, ( 2 ) reference and identification, (3) complements of referential values, (4) the logical structure of scope operations, and ( 5 ) types of quantification. According to these topics, the paper is divided into five main parts. 1.
Scope operations. Reference vs. quantification
1.0. This part will (a) introduce the concept of scope operation and (b) describe the distinguishing characteristics of two basic types of that operation, namely reference and quantification. 1.1. In the case where the argument of a predicational operation is a common countable name whose extension covers more than one designate, the predication can be actualized (in logical terminology: the prepositional function can become a sentence) owing to accompanying operations restricting the scope of predication. Such operations are performed on the name, but affect the predication as a whole. They determine the type and subtype of the predication. The operators are determiners or their combinations (e.g. the, a ( n ) , one, two, this, each, all, each of the, each of these, all the, all these, at least one, only one, at least the, only the, at least a ( n ) , only a ( n ) , at least this, only this), or merely locational (contextual and/or speech-situational) and/or accentual characteristics. The operations in question will be called scope operations.
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1.2. A common countable name can in itself (i.e. as corresponding to the nominal stem) "be treated as a variable. The scope operation either (1) transforms the name from the variable into an expression denoting an individual (if the noun is in the singular) or a group of individuals (if the noun is in the plural) or (2) maintains the character of the name as a variable, but assigns it a particular value with regard to the application of the predicate. Operation ( 1 ) reduces the extension of the name to the subset of designates (one designate or a group of designates) about which the encoder wants to speak and to which, by means of the predicate, he attributes a certain feature, other designates not being taken into account. This operation is individualizing, and the predication it involves is elementary (particular). For practical reasons, both will be called referential. Their examples can be seen in the following sentences: ( 1 ) This girl wants to see you. Ο (2) A girl wants to see you. (3) The girl wants to see you. (4) Some girl wants to see you. (5) A certain girl wants to see you. (6) The girls want to see you. In these sentences, the feature 'want(s) to see the addressee' is assigned to a particular designate or group of designates of the name girl, the other designates not being considered. Operation (2) establishes the scope of the application of the predicate with regard to (a) the extension of the name (the set of the designates of the name) or (b) the extension of the name along with its complement, i.e. along with the set of objects which are not the designates of the name (the set of non-designates). The operation yields a predicate-scope value, which is a complex value consisting of the set of values 'nonempty' or 'empty* assigned to the following subsets of objects (designates or non-designates, according to the area): A: objects to which the predicate applies, B: objects to which the predicate does not apply, C: objects to which the predicate may or may not apply. This way, all designates (if there is no referential limita-
49
tion) and all non-designates (if the latter are considered) are taken into account in view of comparison. Thus the operation is juxtaposing and generalizing (in contrast to individualizing). The predication resulting from the operation is general-comparative (in contrast to elementary/particular). For practical reasons, both will be referred to as quantifying. They are exemplified in the following sentences: (7) Each girl wants to see you. (8) No girl wants to see you. ( 9 ) At least N one girl wants to see you. (10) Only "one girl wants to see you. (11) Only girls want to see you. In the case of ( 7 ) - ( 1 0 ) , the area for which the scope of the application of the predicate 'want(s) to see you' is being established is the extension of the name; in the case of ( 1 1 ) , the area in question is the extension of the name along with its complement. The values of particular operations are characterized by the following sets of component values: in ( 7 ) : A (i.e. the subset of designates to which the predicate applies) is non-empty, B (i.e. the subset of designates to which the predicate does not apply) is empty, and C (i.e. the subset of designates to which the predicate may or may not apply) is empty; this means that the subset of designates to which the predicate applies includes all designates; in (8): A is empty, B is non-empty, and C is empty; this means that the subset of designates to which the predicate does not apply includes all designates; in ( 9 ) : A is non-empty (and consists of one designate), B is empty, and C is non-empty (and includes all designates minus one); in (10): A is non-empty (and consists of one designate), B is non-empty (and includes all designates minus one), and C is empty; in (11): in the area of the designates of the name: A is non-empty (and consists of two designates), B is empty, and £ is non-empty (and includes all designates minus two); in the area of non-designates: A is empty, B is non-empty, and C is empty.
50
2.
Reference and identification
One of the components of the referential operator is the predicate of identification; it characterizes a particular designate or group of designates of the name with regard to the knowledge of the encoder and the addressee. Different values of identification yield different types of reference. It is possible to distinguish two, three, or four sets of values of identification and, accordingly, two, three, or four types of reference. If two values are distinguished, then they are 'identifying 1 and 'non-identifying'. The identifying reference (the, this, that, these, those) does, and the non-identifying reference ( a ( n ) , some, (a) certain, one, another) does not, indicate that the designate or group of designates in question is identified by both the encoder and the addressee. If three values of identification are distinguished, then they are 'bilaterally identifying', 'unilaterally identifying', and 'non-identifying'. Then the bilaterally identifying reference (the, this, that, these, those) indicates that the designate or group of designates is identified by both the encoder and the addressee, the unilaterally identifying reference (at least in some cases, (a) certain) indicates that the designate or group of designates is identified by the encoder, and the non-identifying reference (a(n), some, one, another) has none of the two characteristics (i.e. does not indicate any of the two states mentioned). If, finally, four values of identification are distinguished, then they are 'bilaterally identifying', 'unilaterally identifying', 'negating identification 1 , and 'non-identifying'. Then the bilaterally and the unilaterally identifying types of reference are the same as in the three-valued system. Reference negating identification (some, mainly when the following noun is in the singular) indicates that the encoder has not identified the designate. The non-identifying reference (a(n), one, another) has none of the characteristics of the three types defined. In the remaining part of the paper, the division of reference into two types, i.e. identifying and non-identifying, will be followed.
51
3.
Complements of referential values
3.0. Pragmatically, the complement of a referential value, i.e. of a particular subset of designates of a name under a referential operator, includes (a) only designates of the same name, or (b) only objects which do not belong to the extension of that name, or (c) both designates of the name and objects which do not belong to its extension. In this connection, with regard to complements of referential values, three types of reference can be distinguished, namely internally contrastive (reference a), externally contrastive (reference b), and both internally and externally, i.e. doubly, oontrastive (reference £). Reference a offers only the possibility of intraextensional (internal) comparison, i.e. of comparing (with regard to a given predicate) a designate or group of designates of a given name with another designate or group of designates of the same name. Reference b gives only the possibility of extraextensional (external) comparison, i.e. of comparing (with regard to the predicate) a designate or a group of designates of a given name with objects which are not the designates of that name. Finally, reference c gives the possibility of both intra- and extraextensional (internal and external), i.e. double, comparison. Reference a manifests itself when the determiner is accentually more prominent than the noun, reference b_, when the noun is accentually more prominent than the determiner, and reference £, when both the determiner and the noun are accentually prominent. In order to validate what was said above, two pairs of determiners, namely this : the and one : a(n), will be examined. 3.1. At first, the pair this : the will be considered. If accentually more prominent than the noun, this is internally contrastive and offers the possibility of internal comparison. It has its counterpart in that, which is capable of selecting a different designate. E.g. (12) ''This .ring is expensive and "that ,one is ^not. The (usually unstressed) does not give such a possibility. (13) +The ring is expensive and the ring is not. (14) +The ring is expensive and that one is not.
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On the other hand, this, when accentually less prominent than the noun, and the yield the possibility of external comparison, e.g. (15) Thia 'ring is ex,pensive, but this * watch is ^not. (16) The 'ring is ex,pensive and the 'watch is ^not. Additional evidence for this and the having the characteristics described can be obtained when a test with the determiner only (which is a quantifying operator) is applied. The sentence (17) Only % this .ring is ex,pensive. contrasts a given ring, which is expensive, with all other rings, which are not (internal comparison). The sentences (18) Only this 'ring is ex,pensive. (19) Only the 'ring is ex,pensive. contrast a given ring, which is expensive, with non-rings, which are not expensive (external comparison). Hence certain continuations acceptable for (17) are not acceptable for (18) and (19), as seen in (20)-(25). (20) Only 'this ,ring is ex,pensive. ""That ,one is ^not. (21) Only 'this ,ring is ex,pensive. "Other ,rings are ^not. (22) +0nly this 'ring is ex,pensive. "That ,one is not. (23) 40nly this 'ring is ex,pensive. "Other ,rings are not. (24) +0nly the 'ring is ex,pensive. "That .one is ^not. (25) +0nly the 'ring is ex,pensive. "Other .rings are ^not. In the case of this, the possibility of double (i.e. internal and external) comparison is achieved if the determiner and the noun are appropriately stressed, e.g. (26) Only 'this girl knew how to be,have. In (26), a given girl is contrasted with all other girls (internal comparison) as well as with non-girls (external comparison). While the internal contrast comes from the accent on this, the external contrast comes from the accent on the noun. 3.2. In turn, the second pair of determiners, namely one and a ( n ) , will be discussed. One creates the possibility of internal comparison. Another (one) and the other are its contrastive counterparts. E.g. (27) "One ,ring is ex'pensive and a"nother (one) is not. (28) "One .ring is ex'pensive and the "other is not.
53
This type of comparison is impossible in the oase of a(n). (29) +A ring is expensive and another (one) is not. (30) +A ring is expensive and the other is not. (31) *A ring is expensive and a ring is not. On the other hand, a(n) gives the possibility of external comparison, e.g. (32) A ring is expensive and a watch is not. As in the case of this and the, also here additional evidence for what has been stated can be obtained from the test with the determiner only. The sentence (33) Only % one ring is ex.pensive. contrasts one of the designates of the name ring with all other designates of that name. The sentence (34·) Only a "ring is ex,pensive. contrasts one of the designates of the name ring (or, if the name is used generioally, the whole class of its designates) with objects which do not belong to the extension of the name. Thus, certain continuations acceptable for (33) are not acceptable for (34), e.g. (35) Only One t ring is ex,pensive. Bother .rings are ^not. (36) +0nly a N ring is ex,pensive. Bother .rings are not. In the oase of one, also double comparison can be realized if the determiner and the noun are appropriately stressed (cf. above, ( 2 6 ) ) , e.g. (37) Only One girl ,knew how to be,have. 4.
The logical structure of scope operations
4.1. Scope operations differ as to the type and number of their components. A scope operation of the simplest type consists of a name, which functions as the argument, and a single operator; in this particular oase, the operator is a quantifying one and its value is that of the universal quantifier. The operation can be represented as Q(name), where Q is a general symbol for a quantifying operator. The expressions each girl and all girls exemplify such an operation.
54
A developed scope operation is hierarchical and its structure may be E(N(name)), or Q(R(N(name))), where Q, R and N are general symbols: Q, as above, for a quantifying operator; R, for a referential operator; N, for a numerical operator. The former structure is exemplified in the two girls, the latter, in each of the four girls, all the four girls, only the two girls. These operations are hierarchical in the sense that H operates on the name, H operates on N(name), and Q, if it appears, operates on H(N(name)). Thus, in each case, the result of the logically preceding operation becomes the argument of the subsequent one. Except the operation Q(name), where, at the logical level, Q works directly on the name, and the grammatical number of the noun is irrelevant, the numerical operator seems to be always present. Even, if it does not manifest itself by means of a numeral, it is there owing to the grammatical number of the noun, which is either singular, and then the value of the numerical operator is One', or plural, and then the value of that operator is 'more than one 1 . The presence of the numeral one makes the numerical operator more prominent, and the presence of other numerals makes the value 'more than one' more specific. Thus, in the two girls, the numerical operator is manifested in the plural ending -ει of the noun and in the numeral two, while, in the girls, it is manifested only in the plural ending of the noun; the general logical representation is, for both expressions, the same: R(N(name)). In their specific logical representations, the value of Ν would be different. The numerical operation is obligatorily the argument of a referential operation, while the referential operation may or may not be the argument of a quantifying operation. 4.2. It might seem that the numeral in such expressions as two girls, three ladies, could simply be treated as a quantifying operator. In fact, it is preceded by a non-identifying referential operator, whose exponent is 0. Thus,
55
(38) ~Three ^ladies 'went into a restaurant. may open a story concerning three particular ladies; then it does not serve as a piece of information on the total number of ladies that went into a restaurant. In that case, the predication is not quantifying, but referential, and the logical structure of the scope operation is R(N(name)), where the value of R, manifested by 0, is 'non-identifying'. However, (39) "Two ,girls have .passed the e.xam. supplies information on the total number of girls that have passed the exam. Here, therefore, the predication is quantifying and the logical structure of the scope operation is Q ( R ( N ( n a m e ) ) ) , where the value of Q, manifested by the accent on two, is 'exactly', and the value of R, manifested by 0, is, as in (38), 'non-identifying 1 . 4.3. If a scope operation, in its logical representation, opens with a quantifying operator, it is quantifying, irrespective of the presence of other operators. If a scope operation opens with a referential operator, it is referential. 5.
Types of quantification
5.0. Quantification can be divided into types according to the following principles: (a) values of quantifying operations, ( b ) presence vs. absence of a referential operator of the identifying type, ( c ) types of contrast. 5.1. The basic values of quantifying operations recognized in logic are 'universal' (each, every, all, no) and 'existential' (at least one). It is possible also to speak of 'partial' values (e.g. only one (two, three, ...), only some). Among the 'partial' values there are such (e.g. almost all) that are very close to the value 'universal'. 5.2. A quantifying operation may or may not contain a referential operator of the identifying type. If it does, it will be called focal (e.g. each of the, at least some of the, only this, only the); if it does not, it will be called non-focal (e.g. each, at least some, only one, only a ( n ) ) . The former can be intrafocal (e.g. each of the) or extrafocal (e.g. OTpy the).
56
5.3. As stated above ( 1 . 2 ) , the essence of quantification is general comparison within a particular set of objects. The set of objects in question (field of comparison) always includes the whole or part of the extension of the name; additionally, it may include the set of non-designates. As to its structure, it is divided into two contrasting areas, namely the central and the peripheral members of comparison. The former is the set of objects to which the predicate (primarily) applies, the latter is its complement, i.e. the set of objects to which the predicate ( 1 ) does not apply, or (2) may or may not apply, or (3) additionally applies. The former is always one of the subsets of the designates of the name. The latter varies and results in different types of contrast between the members of comparison. It may be (a) another subset of the designates of the name (internal contrast), or ( b ) one of the subsets of nondesignates (external contrast), or (c) both a subset of the designates of the name and a subset of non-designates (double, i.e. both internal and external, contrast). The type of contrast determines the type of quantification. In the case of (a), quantification is intraextensional (or, simply, internal). Its operators are such determiners as each, every, all, at least "one ('two, "three, ...), all these/the, each of these/the, only % this, only "these. It is this type of quantification, but restricted to the non-focal subtype, that is considered in the predicate calculus. In the case of ( b ) , quantification is extraextensional (or, simply, external). Its operators are such determiners as only the, only a ( n ) , only + 0-determiner + plural, at least the, at least a ( n ) , at least + 0-determiner + plural. In the case of ( c ) , quantification is double, i.e. both intra- and extraextensional (internal and external). Its operators are exemplified in only 'this ^NAME, only One ^NAME, with the accents indicated (see above, exs. (26) and (37)). 5.4. When the division into internal, external, and double quantification is combined with that into focal (its subtypes being intrafocal and extrafooal) and non-focal, one obtains the types which are shown in diagrams on the following pages.
57
Internal quantification:
(a)
non-focal, e.g. each, every, all, at least One ('two, 'three, . . . ) » only One ('two, 'three, ..·), most;
00
intrafocal, e.g. each of these/the, all these/the;
(c)
extrafooal, e.g. only 'this, only 'these, at least 'this, at least 'these;
External quantification:
(a)
non-focal, e.g. at least the (generic), only the (generic), at least a ( n ) , only a ( n ) ;
(e)
eitrafocal, e.g. at least the (nongeneric), only the (non-generic); Double (i.e. both internal and external) quantification:
(f)
non-focal, e.g. only One
NAME;
58
(g)
6.
(
) «-»—» I
extrafocal, e.g. only 'this NAME,
Conclusion
It is hoped that the paper is a step forward toward the elucidation of the relationship between reference and quantification. More specific problems which arise, e.g. that of the status of the articles the and a(n) in their generic use (should they be treated merely as (universal) quantifiers or in a different way?), have to be dealt with separately.
Notes 1
The term 'determiner' is used here in the broader sense, in which it covers determiners in the narrower sense (e.g. the, this) and quantifiers (e.g. each, no). 2 For the treatment of ( 2 ) , ( 4 ) , and ( 5 ) as instances of referential, and not of quantifying (existential) predications, see Bellert 1970: 19-22 and Sroka 1983: 112-116. 3 For the explanation of quantification as comparison, see Sroka 1983: 114. 4 Cf. Sroka 1983: 114-116.
Heferences Bellert, Irena (1970): "On the semantic interpretation of subject-predicate relations in sentences of particular reference". Bierwisch, M. / Heidolph, K. E. (eds.): Progress in linguistics. A collection of papers. The Hague - Paris. 9-26. Sroka, Kazimierz A. (1983): "Definiteness and truth relation". Jongen, R. / De Knop, S. / Neide, P. H. / Quix, M.-P. (eds.): Akten des 17. Linguistischen Kolloquiums, Brüssel 1982. B. 1: Sprache, Diskurs und Text, 110-120. See the bibliography given in Sroka 1983.
SI ET SES "IMPLICATURES" DE NECESSITE Sarah de Vogüi 1. Presentation Dans les etudes sur la conjonction si qui s' interrogent sur les relations que si peut entretenir avec ses eventuels homologues logiques (implication materielle ou a u t r e s ) , 1'un des faits couramment mentionnes concerne une valeur de condition necessaire que prendrait si, qui s'ajouterait ä la valeur de condition süffisante qui lui est generalement d ' u n e fagon ou d ' u n e autre attribuee. Cette seconde valeur, parce qu'elle est implicite et q u ' u n e denegation explicite s u f f i t ä l ' e f f a c e r , peut-etre designee conune une implicature. On trouve done de nombreuses discussions dont l 1 objet est de decider si cette implicature de necessite pourrait suffire ä opposer si aux connecteurs logiques qui seraient candidats ä le formaliser. Et diverses explications ont ete proposers qui visaient ä rendre compte de 1'implicature en question . La these que je defendrai est que tout ceci releve d ' u n faux debat. Car d'abord le constat de depart sur lequel tout est fonde - ä savoir q u ' i l y aurait une valeur de condition necessaire se surajoutant ä la valeur de si - est inadequat dans la mesure oil je montrerai q u ' i l confond deux types de phenomenes distincts. Car aussi, 1'a priori qui sous-tend toute 1'analyse, selon lequel si marquerait en premier lieu la condition s ü f f i s a n t e , est contestable. Car enfin, I 1 ensemble de la discussion repose sur une conception qui me parait tout a fait reductrice de la notion de condition necessaire.
2. Des diverses valeurs des ^nonces en si "standards" 2 Je me fonde ici sur un travail precedent ou j ' a i cherche ä montrer que le Statut de la protase p introduite par si pouvait en fait varier du tout au tout selon la structure enonciative de la phrase en jeu. Un rappel de mon analyse est necessaire pour mieux situer la question des implicatures.
60
L'ensemble de la discussion ne concerne que les emplois que I 1 on peut appeler standards de si, tels qu'on les trouve par exemple dans ' suivant : (1) Si Pierre vient, Marie viendra. Les variations dont il est question sont done plus fines que celles bien connues qui font que si prend parfois des valeurs concessives, causales et autres - valeurs que je n'otudierai pas ici . 2.1. Protases th^matiques et protases de condition S'agissant des emplois standards, Ducrot a lui-meme montr4, 4 dans Echelles arqumentatives , que les donnoes £taient loin d'etre homogenes . II a proposo en effet de distinguer deux cas. 2.1.1. II y a d'abord des ^nonces oü la protase si p fait fonction de theme, l'apodose q s'en tenant alors, ä la maniere d ' u n pr6dicat, ä attribuer ä ce theme une propri£t4. Je donne en ( 2 ) un exemple de ce type de structure enonciative, la forme de dialogue me permettant de contraindre 1'interpretation de si p comme theme en en faisant une reprise des dires de l'interlocuteur : (2) A: S'il y a du verglas, qu'est-ce que tu fais ? B: S'il y a du verglas, je prends la voiture (pourquoi?) On peut dire ici, toujours ä la suite de Ducrot, que p dofinit alors le cadre ou q s "applique, - si pouvant en fait etre gloso par quelque locution comme "dans la situation ou" . Ce cas de figure doit etre distinguo d ' u n second, qui est celui que 1 On retient g^noralement, ou p et q ont voritablement cette fois le Statut de propositions connectoes, et oü il s'agit non plus tant de prociser ce qu'il adviendra dans la situation oü p sera vrai, que d'eValuer les chances de q. L'exemple (3) ci-dessous illustre bien ce second cas, la parenthese visant entre autres ä bloquer une interpretation thomatique de p: (3) (Je te parie quelque chose) S'il gagne ce match, il gagnera la coupe.
61
Les
examples
classiques
comme
(1)
tendent
volontiers
s'interpreter de la meme fa9on (sauf th4matisation de (1) etant hors contexte et hors intonation ambigu sur
a p, ce
point) : p n ' y est pas seulement le cadre o q se v^rifiera, il est la condition partir de laquelle q se declenchera. L'ensemble de Ι'έηοησέ prend ainsi une valeur en quelque sorte plus "dynamique" que dans le cas precedent : s ' y marque le passage op&ra de p q. 2.1.2. C'est seulement dans ce second cas de figure que p s'interprete comme une condition s ffisante de q. On peut le montrer en utilisant les deux criteres que propose Ducrot pour caracteriser ce type de structure : - Dans ( 3 ) (ou dans (1) avec interpretation non thomatique), meme si ne peut se substituer si sans que le sens de l'enonc£ en soit radicalement chango. Car meme si presuppose une relation d'enchainement de p a non-q qui parait contradictoire avec celle que pose si. Si marque done bien un enchainement allant de p q. - C'est au contraire pour nier (3) (ou ( 1 ) ) que meme si sera utiliso, donnant : ( 3 ' ) Non, meme s'il gagne ce match, il n'est pas s r q u ' i l gagne la coupe. En fait, la facon la plus adequate de nier (3) serait : ( 3 " ) Non, qu'il gagne ce match ne suffira pas n^cessairement ce qu'il gagne la coupe. Cela montre bien que ce qui est en jeu dans Ι'έηοησέ (3) est la question de savoir si p est ou non une condition s ffisante de q. De maniere otrange, Ducrot - apres avoir lui-meme souligni la difforence de Statut existant entre (2) et (3) - ne v£rifie pas si le critere de l'insubstituabilito de meme si si s'applique dans le premier cas (o p est th&natique), et 1 traite I ensemble des έηοησέε en si standards comme s'ils avaient un comportement homogene. Or, il apparait clairement que meme si est parfaitement substituable si dans 1'exemple ( 2 ) , sans que le lien qui y est pos£ de p q en soit chango :
62
( 2 ) Meme s'il y a du verglas, je prend la voiture (pourquoi?) ( 2 ) , comme ( 2 ' ) , posent 1'un et 1'autre que q se v^rifie dans la situation oü p est vrai. La seule difference est que meme si dans ( 2 1 ) suppose, comme on 1'a vu, q u ' i l aurait du y avoir a priori un lien de consecution allant de p a non-q. Si ( 2 ' ) n'apparait pas comme contradictoire avec ( 2 ) , c'est bien parce que (2) quant a lui ne pose, ni ne presuppose rien de 1'enchainement logique pouvant relier p et q. Quant au mode de delegation pouvant s'appliquer a ( 2 ) , il consiste simplement a nier q (puisque seul q est a f f i r m 4 par le locuteur de ( 2 ) , et non plus le lien allant de p ä q) et ne passe en aucun cas par la substitution de meme si a si : ( 2 " ) A : Non, (il n ' en est pas question) s ' i l y a du verglas, tu ne prends pas la voiture. Tout ceci montre done bien que la valeur de condition süffisante n'est propre q u ' a u cas illustre par (3) (et ( D ) . Ce ne peut des lors plus etre la valeur de si que de marquer p comme etant une condition süffisante de q, puisque cette valeur est absente de tous les cas oü p est theme. II faut par consequent chercher ailleurs ce qui sera la valeur propre de si (du si standard) : eile est quoi q u ' i l en soit distincte d ' u n e implication materielle ou de tous les homologue logiques marquant la condition süffisante qui ont pu lui etre assignee. 2 . 2 . Protase predicative II est d'autant plus faux de caracteriser si comme la marque de la construction d'une relation de type "condition süffisante" qu'il est un troisieme cas de figure (non note par D u c r o t ) , toujours au sein du si standard, oü cette valeur est encore une fois absente. Ce troisieme cas semble n'avoir et£ note que par Christine Wimmer, au cours d ' u n e discussion Q de colloque , oü cependant eile concluait imm£diatement au peu d 1 importance de la difference qu'elle venait de faire apparaitre. 2.2.1. soit
Pour percevoir prise
en compte
ce troisieme
cas,
la
predicative
structure
il
est
crucial que des
^nonces
63
que
1 On
observe,
comme
aussi
1'ordre
des
propositions
au
sein de ceux-ci. Deux types de structures predicatives doivent au moins etre distingues. A cote en e f f e t des enonces du type si p, q qui sont ceux que nous venons de commencer ä examiner, on trouve des enonces que je schematiserai q si p_, sans pause apres q et avec un accent d'intensite sur si, ou il se trouve que si p fait cette fois clairement figure de predicat : 9 (4) J'irai s'il m'invite . Ce cas est bien isolable, et merite d ' e t r e isole. D ' u n e part si p y est cette fois predicat : il est predique de je viendrai (q) dans ( 4 ) que cela ne vaut que s'il m'invite. D ' a u t r e 1 part, il se trouve que I on a alors a f f a i r e a ce que Bally appelle une "structure liee" : c'est justement ce que C. Wimmer demontre, utilisant pour ce faire tous les criteres d ' identification qui ont pu etre proposes pour caracteriser ces structures liees. Je n " e n retiendrai pour ma part q u ' u n , ä savoir que c'est sur si p que dans ce cas la negation va porter : ( 4 ' ) Non, ce n'est pas s'il t ' i n v i t e que tu iras. Ceci montre bien que seul si p f a i t dans ce cas fonction de predicat, sur lequel le locuteur s'engage et par lequel il s'expose. 2 . 2 . 2 . Contrairement ä ce q u ' a f f i r m e C. Wimmer, la nuance separant ( 4 ) des exemples precedents est cruciale : car, en ( 4 ) , p est tres precisement pose comme etant une condition necessaire ä q. Et cela ne peut en aucun cas etre reduit ä un quelconque phenomene d'implicature, - que p soit necessaire ä q etant tout simplement dans ce cas ce que 1'enonce a f f i r m e . Autrement dit, ( 4 ) est d'emblee 1 ' a f f i r m a t i o n d ' u n e restriction (seul p permettra ä q de se v e r i f i e r ) . Et il implique - et non pas seulement "implicite" - si non p, non q, c'est ä dire ( 4 " ) : ( 4 " ) S ' i l ne m'invite pas, je n ' i r a i pas, ce qui est bei et bien le critere d 1 identification conditions necessaires.
des
64
On notera d'ailleurs qu'autant ( l a ) - ou 1'iraplicature Eventuelle est explicitement niee - est acceptable : (la) Si Pierre vient, Marie viendra, mais s'il ne vient pas, eile viendra aussi, autant (4a) est totalement inacceptable et parait contradictoire : ( 4 a ) Je viendrai s'il m'invite, mais s'il ne m'invite pas, je viendrai aussi. Lorsque si p est predicat, 1'enonce pose bien p conune etant une condition n£cessaire de q, et l 1 on notera d'ailleurs que rien n'indique a priori que p doive par la meme occasion etre une condition süffisante ä q : il se peut q u ' i l en faille beaucoup plus pour que p se realise.
2.3.
Bilan
En conclusion de ce premier tour d"horizon , I 1 on retiendra : d ' u n e part que si p ne donne pas necessairement une condition süffisante de q : cela ne vaut que dans le cas ou si p,q pose veritablement une connection allant de p a
q ? - d ' a u t r e part que dans le cas ou si p est predicat, la condition necessaire est ce que 1'enonce pose et non ce q u ' i l "implicite" ; - enfin que la valeur de condition necessaire ou de condition süffisante provient en definitive de la structure predicative de 1' et non de si. On notera d'ailleurs q u ' i l semble que toute predication tende ä prendre cette valeur de necessite. Dans I'exemple (5) ci-dessous, ou 1'accent porto sur mardi marque que 1'on a a f f a i r e a un prodicat, il semble bien qu'il soit necessaire que 1 On soit "mardi" pour que "je viendrai" se v£rifie : ( 5 ) Je viendrai mardi. De meme, dans toute assertion ayant une structure similaire ä (1) ou ä ( 3 ) , c'est-a-dire dans laquelle est pos4 le passage d'un premier point (p) ä un second ( q ) , p s'interprete comme une condition süffisante de q : c'est ce qui se produit en particulier dans (6) ci-dessous, ou si est pourtant absent: 12 ( 6 ) Partir, c'est mourir un peu.
65
3. Les implicatures Les d^bats sur 1'implicature de necessito sont g£n4ralement fausses par le fait que I 1 on y passe indifforemment d'enonces du type si p, g ä des enonces du type q si p. Si done I 1 on met ä part les cas ou si p est pr6dicat, et oü la nacessita est par consequent non pas implicitde mais posae, le phenomene de l 1 implicature s' en trouve consid4rablement reduit : il apparait d ' u n e part comme tres localise, d'autre part comme 4tant bien plus faible que I 1 on ne s'accorde a le dire generalement. 3.1. Ambiguite du concept de condition nocessaire Pour le montrer, il faut d'abord que I 1 on revienne sur le concept m§me de condition necessaire, dont j ' a i ddja indiquo q u ' i l otait en fait assez ambigu. Que p soit necessaire ä q signifie que la conjonction de non-p et de q est impossible, autrement dit que non-p et q sont incompatibles. Tout le probleme est done de comprendre ce qu'il faut entendre par non-p. On sait en e f f e t , grace au moins aux travaux d'Antoine Culioli concernant la negation , que la negation linguistique est une operation ominemment complexe, pouvant prendre plusieurs formes bien distinctes. En particulier, non-p peut renvoyer soit une simple alt^rit£, ä de "l'autre que ", soit ä une veritable rupture d'avec p, ä ce qui n'aurait rien ä voir avec p ce que Culioli d6signe comme "1'exterieur" de p. Or, chacune de ces deux negations renvoie ä un type de necessaire different. Ou bien "p necessaire ä q" signifie que tout "autre" que p est incompatible avec q : c'est la une forme de necessity que j'appellerai exclusive. Ou bien cela signifie simplement q u ' i l est impossible que q soit en rupture avec p, autrement dit que q vaille independamment de p ou non-p. II s'agit cette fois d ' u n e forme beaucoup plus faible de necessite, que j'appellerai la necessity simple : seule la negation la plus forte, ä savoir la rupture,
66
est dans ce cas exclue. Les examples qui permettront de mieux percevoir cette difference.
vont
suivre
3 . 2 . Reduction du phenomene Le probleme est maintenant de tenter d'evaluer la nature des implicatures en jeu avec si en fonction de ce qui vient d'etre dit de la necessite. Prenons d'abord les cas ou si p est theme de 1'enonce, soit les cas comme (2) reproduit partiellement ci-dessous : (2) s'il y a du verglas, je prends la vOiture (Pourquoi?) II est clair que (2) est compatible avec ( 2 a ) : ( 2 a ) S'il n'y a pas de verglas, mais q u ' i l f a i t beau, je prends la voiture, et n'implicite en aucun cas une necessito exclusive de p. Mieux, il est tout autant compatible avec ( 2 b ) : ( 2 b ) Je prends la voiture de toutes fagons, q u ' i l y ait ou non du verglas, puisque c'est precisement ce que dans ce contexte (ou il ne s'agit certainement pas de dire que la condition a ce que "je prenne la voiture" est q u ' i l "y ait du verglas") I'enonco implicite - que q vaut de toutes f aqons. II n'y a des lors meme pas necessit£ simple, mais, en 1 Occurrence, negation de la pertinence de p. Reste les examples de "veritable connection", tels (3) reproduit ci-dessous : ( 3 ) S'il gagne ce match, il gagnera la coupe. On constate cette fois que (3) tend bei et bien ä exclure (3b) : (3b) Q u ' i l gagne ce match ou pas, il gagnera la coupe. Le critere de la "necessite simple" est done verifie : lorsque si p, q s' interprete comme une mise en connection de p et q, il y a bien une implicature selon laquelle q ne peut etre poso independamment de p. En revanche, (3a) par exemple est incontestablement compatible avec ( 3 ) : (3a) S'il gagne tous les matchs sauf celui-lä, il gagnera la coupe. Autrement dit (3) n'exclut pas q u ' i l y ait d'autres chemins
67 que p pour arriver ä q. II n ' y a done pas d implicature de "necessite exclusive" dans ce cas, contrairement ä ce qui 1
est souvent affirme (car c'est en general bien de nocessite exclusive q u ' i l semble etre question dans les travaux sur la
question,
-
la
confusion
entre
necessite
exclusive
et
necessite simple d ' u n e part, entre implicature de necessite et valeur necessaire de la predication d'autre part, etant sans doute responsable de une erreur d'appreciation).
ce qui
apparait
maintenant
comme
3 . 3 . Ebauche d 1 explication Le
phenomene
de
1'implicature
se
trouve
aussi
roduit
aux
seuls cas de "mise en connection", et ce sous la forme minimale qui est celle de la "necessite simple". Il s'agit done d ' un fait relativement mineur, qui parait assez trivial (il est plutot trivial que (3) implicite ( 3 b ) ) et q u ' u n principe simple devrait s u f f i r e ä expliquer. Je proposerai par exemple de recourir a un principe de "pertinence", s'enon9ant comme suit : P : Ne pas dire ce qui n'est pas pertinent, et s'appliquant au cas de si de la faqon suivante : P ( s i ) : Ne pas donner une condition ä q, lorsqu'on que q vaut de toutes fagons. Si en e f f e t q vaut de toutes fasons, il une condition a q ne sera pas pertinent.
est
sait
clair que donner
Un tel principe ne se fonde que sur le bon sens. II ne coute done pas eher de le rajouter ä une theorie quelle qu'elle soit.
Notes 1
Voir entre autres Ducrot ( 1 9 8 0 ) , Geis et Zwicky et Cornulier ( 1 9 8 5 ) .
(1971),
2
Vogue (1985 b/ 1987)
3
J ' y ai consacre le second volume de mon doctorat (Vogue 1985a), ainsi q u ' u n article (Vogue 1984 / 1986-1987).
4
Ducrot (1980 : 5 2 ) .
68
C'est cette non homog4noite qui 1'a conduit ä renoncer a la loi d'exhaustivete q u ' i l avait d'abord proposoe (Ducrot 1973) pour rendre compte de l'implicature de necessity. II considere en e f f e t , ä mon avis ä tort, que la difference qu'il fait apparaitre, et que j'explicite ci-dessous, est sans consequence sur le comportement global des ononcos en jeu, et en particulier sur l'implicature de nocessito q u ' i l admet exister dans tous les cas (sans vraiment cependant le v e r i f i e r ) . Dans la mesure oil la loi d'exhaustivite ne semble pouvoir s'appliquer q u ' ä un seul des cas qu'il präsente, il se voit dans 1 Obligation d'opter pour un principe moins "fort" susceptible d'etre mis en oeuvre dans tous les cas de figure, - et qui, en 1 Occurrence, est la loi d 1 inversion argumentative. 6
C'est dans tels cas que, selon Ducrot, d'exhaustivite ne peut s'appliquer.
7
Ducrot (1980 : 49)
8
Discussion faisant (1981/1983 : 1 4 4 ) .
9
Ce type d'ononcos doit etre distingue de tous les autres cas avec postposition de si p, oü q est suivi d'une pause plus ou moins marquee, et oü si p fait selon 1' intonation figure de rajout ou de theme postpose (voir Vogue 1985b/1987 : 9-10).
suite
ä
un
expose
le
principe
de
Rohrer
10
Bally (1932 / 1965 : 71-75).
11
Tout ceci est (1985b/1987).
12
Fait aussi note par Ducrot.
13
Voir en particulier Culioli (1981)
14
II arrive quand meme que des parametres externes ä si viennent renforcer 1'implicature et la rendre plus exclusive. C'est le cas en particulier lorsque, pour des raisons d'ordre physico-culturel, p se trouve reinterprete comme une cause de q (1'enonce (I) en est un exemple) : p tend alors ä etre pretere ä tout autre que p pour dedencher q. C'est le cas aussi lorsque q se trouve modalise comme etant a priori faux (dans les contrefactuelles entre autres) : il est alors "implicite" que seul p permettra la validation de q.
plus
completement
expose
dans
Vogue
69
Bibliographie Bally, Charles (1932) : Linguistique gonorale linguistique frangaise. Bern : Francke, 1965. Cornulier, Minuit.
Benoit
de
(1985)
:
Effets
de sens.
Culioli, Antoine (1981) : "Sur le concept B.U.L.Ά.G. 8. Universite de Besannen.
de
et
Paris
:
notion".
Ducrot, Oswald (1973) : La preuve et le dire. Paris : Marne. (1980) : Les 4chelles argumentatives. Paris : Minuit. Geis, Michael / Zwicky, Arnold (1971) : "On invited inferences". Linguistic Inquiry II : 4 : 561-566. Vogue, Sarah de (1984) : "La conjunction si et la question de I'homonymie". B . U . L . A . G . 13 : 1O5-190. Universit£ de Besannen, 1986-87. (1985a) : Reference, predication, homonymie. Le concept de validation et ses consequences pour une theorie des conjonctions. These de doctorat, Paris 7. (1985b) : "Si, la condition necessaire et la condition s ffisante". Actes du colloque sur 1'implication dans les langues naturelles et dans les langages artificiels organise par l'universito de Strasbourg : 9-21. Paris : Klincksieck, 1987. Wimmer, Christine (1981) : Intervention faisant suite Ι'βχροεέ de Rohrer, Christian : "Quelques remarques sur I'analyse des propositions conditionnelles". Recherches Linguistiques VIII : 144, Universit£ de Metz, 1983.
2.
Semantik syntaktischer Konstruktionen
L'OBJET INTERNE EN LATIN Bernard Bortolussi
l. Presentation 1.1 Les constructions dites ä objet interne, pour etre peu frequentes, sont cependant representees dans un grand nombre de langues europiennes:
(la) Je vis ma vie (lb) Er lebt ein gefährliches Leben ( I c ) I live a
happy life
Elles constituent la plupart du temps des expressions figees, que l On juge inutile d 1 analyser. Dans une langue comme le
latin, cette construction (ac-
1
cusatif d objet interne) presents une extension plus grande; de plus il ne semble pas qu'elle se limite ä des expressions figees. L'analyse que I On doit alors proposer offre un certain nombre de difficultes, aussi bien dans la representation que dans I 1 interpretation. 1.2 Toutes les grammaires du latin (mais aussi de l'allemand, de l'anglais ou du frangais) font apparaltre trois caractires dans la description de l Objet interne: (i) il s'etablit une relation semantique specifique entre le verbe et son objet interne: ils sont de meme sens. Cette parente semantique s'accompagne ordinairement d'une parente morphologique: le verbe et son objet sont formes sur la meme racine (cf. (1)) (ii)
le verbe recteur est intransitif; ainsi 1'objet interne n'est appele
objet que par un abus de langage. En fait le nom en question entre dans une construction intransitive oü il s'apparente ä un adverbe. Une confirmation est donn6e par la synonymic des constructions avec objet interne et adverbe de maniere: (2a) uiuo beate (2b) uiuo uitarn beatam (iii)
l 1 objet interne ne peut apparaitre qu'avec un determinant ou un ad-
jectif, voire un complement du nom, mais jamais comme un nom indefini non qualifie (cf. (2b)). On en conclut facilement que c'est ce determinant ou cet adjectif qui importe veritablement pour 1'interpretation. La structure du Groupe Nominal explique done 1'interpretation relevee en (ii). Les grammaires latines etendent generalement I 1 appellation d 1 objet interne aux tours metaphoriques comme:
74
(3a)
loqui lapides PI.Aul.152
(3b)
sitire sanguinem Cic.Phil.5,20
(3c)
sapit hircum Pl.Pseu.737
oü lapides, sanguis et hircus representent des metaphores des "veritables" objets internes: dicta, sitis et sapor . 1.3 Les caracteristiques precedentes, si elles devaient etre
confirmees,
poseraient de graves difficultes ä une theorie syntaxique teile que le modlle chomskyen de Government and Binding (GB). Ces difficultes concerneraient egalement (i), (ii) et (iii). Dans GB, les verbes se comportent comme des Operateurs qui assignent une interpretation ä un argument. De plus, la position dObjet ne peut normalement recevoir que des arguments. Or pour 1 Objet interne, 1'interpretation assignle par le verbe est maximalement proche de l 1 interpretation hors emploi du nom en position dObjet. Tout se passe comme s'il Itait inutile de specifier que l 1 objet est ici un argument. L Objet interne fait apparaitre un paradoxe syntaxique: un verbe intransitif qui a un complement d'objet. Le modele GB est en mesure de rendre compte des emplois intransitifs des verbes transitifs, mais non de l'inverse. Suivant le principe de Projection, les proprietes syntaxiques d'une unite lexicale (par exemple "etre intransitif") sont projetees ä tous les niveaux de repr^sentation. Ainsi un verbe intransitif ne peut apparaitre que sans objet. Aucune contrainte sp€cifique ne pese de 1'exterieur sur la structure interne des categories comme GN. Si le verbe amare est sous-categorise pour un GN, rien n'est dit sur 1'occurrence d'un adjectif sous GN. Celle-ci n'est pas prSdictible ä partir de 1'unite lexicale amare . L'objet interne echapperait 1 cette regie generale sur I 1 organisation de la syntaxe. 2. Examen des propriätes de l Objet interne 2.1 La relation semantique La relation semantique est l ce point importante
qu'elle impose ä eile
seule l'appellation du tour: objet interne (inneres O b j e k t ) , objet du contenu (des
Inhalts), accusatif de qualification (Ernout/Thomas 1972). La specificite
de la construction est clairement reportie du cote de la figure rhStorique (figure par redondance) - elle-meme redoublee par un jeu morphologique (figura etymologica). A l'appui de cette thise, on remarquera que l Objet interne est frequent chez les Tragiques et dans les formules juridiques: (4) si seruos furtum faxit noxiamue noxit Lex XII tab.12,2
75
Cependant le tour est atteste dans toute l'histoire de la langue et dans tous les registres. Par ailleurs, 1'objet interne n'est qu'un cas particulier de figure par redondance, comme de la figura etymologica. Celles-ci s'observent aussi: a) entre un verbe et son sujet: (5) ne denies dentiant PI.Mil.34 b) entre un verbe et un complement circonstanciel: (6a)
quid istuc tarn cupide cupis PI.Cas.267
(6b) dum ruri rurant homines PI.Cap.84 c) a 1'Interieur du GN: (7a) pulchra pulchritude PI.Mil.959 (7b) fures priuatorum furtorum Cat.or.frg.70 Or de telles constructions ne font pas 1'objet d'un traitement syntaxique particulier. C'est done que la difficult^ repose dans la relation entre le verbe et son objet. Celle-ci donne lieu ä la distinction entre objet affecte et objet effectue. Cette distinction a eti jugee pertinente pour analyser 1'objet interne. Selon K. Brugmann
(pour le franqais cf. Blinkenberg), 1'objet interne est
une varietä d'objet effectue. Cette interpretation depend non de la signification propre de 1 Objet, mais crucialement du verbe. Un meme verbe peut d'ailleurs avoir les deux types d'objet en distribution: (8) fodio fossam / terrain II est cependant besoin de preciser les notions. Le referent d'un objet effectue n'existe pas avant 1'accomplissement du proces exprime par le verbe. L'objet effectue peut done designer soit le resultat de 1'action (type 1: fodio fossam), soit etre produit au für et ä mesure que 1'action se diroule (type 2:currere cursurn), Cette derniere variete
comprend done des noms
d*action correspondant aux verbes en question . On pourrait ajouter un type 3, tres proche du pre'ce'dent, qui comprend des verbes dSclaratifs; on a en effet des objets internes comme en (9): (9a)
ut nuntiarem nuntium exoptabilem PI.Stic.392
(9b) multa malaque dicta dixisti Pl.Pseu.372 La figura etymologica et le caractere effectue de l 1 objet ne sont pas les seuls arguments en faveur de l'analyse comme objet interne. Les constructions precedentes ont pour synonymes des constructions adverbiales: (10a)
lepide mecastor nuntias Pl.Truc>679
(lOb) recte dicis Pi.Merc.1003 Mais ä la difference du type2, le type3 comprend presque exclusivement des
76
verbes
transitifs. La clause (ii)
n'est done pas satisfaite.
Le type2 se revele crucial dans la description: c'est celui qui est le plus souvent cite et, ä la difference du typel, mSrite veritablement 1'appellation d'accusatif du contenu. L'intuition est que le verbe et son objet ont le meme contenu interpretatif, ou du moins que le sens de lObjet est contenu dans le sens du verbe.Si 1'on veut donner une signification theorique ä cette approche, on pourra reprendre 1'analyse developpe'e par des grammaires generatives concernant les Nominalisations. Chomsky a, par exemple, proposg de traiter les Nominalisations comme les versions nominales des verbes correspondants. Mais, hormis 1'appartenance categorielle, on aurait affaire ä la mime unite lexicale. Les proprietes interpretatives seraient alors identiques. Pour notre propos, l 1 objet interne reposerait non pas sur une parents lexicale plus ou moins proche, mais veritablement sur 1'identite lexicale. 2.2 La relation syntaxique La these suivant laquelle 1 Objet interne accompagne des verbes intransitifs a, en fait, une portie limitee au type2. De plus eile repose seulement sur les trois observations suivantes: a) les emplois intransitifs sont majoritaires b) 1 Objet interne exprime une determination verbale comparable ä celle des adverbes de maniere ou des complements circonstanciels c) le passif n'est pas possible Nous laisserons de c6t& la deuxieme observation, qui ne permet aucune conclusion' concernant la syntaxe. La premiere, quant ä eile, ne repose que sur une donnee statistique, vague qui plus est. Qu'un verbe apparaisse sans objet n'impose pas qu'il soit intransitif "par nature". II pourrait se faire que des verbes transitifs aient une predilection particuliere pour 1'emploi absolu. En outre on s'^tonnera que chez Flaute le verbe uiuere soit beaucoup plus souvent avec un objet interne (6 occurrences) que sans objet (2 occurrences) . La derniere remarque doit etre prise beaucoup plus au s^rieux. II faut bien voir cependant que si on ne peut avoir de passif que pour les verbes transitifs, tout verbe transitif ne donne pas necessairement lieu ä la passivation. Ce qui bloque le passif n'est pas toujours imputable ä la nature de 1'objet: on sait que le passif suppose 1'agentivite. Done l'absence du passif ne constituerait pas une preuve absolue du caractere intransitif des verbes ä objet interne. Cela etant, le passif s'observe, comme attendu, dans les typesl et 3, ou
77
les verbes sont evidemment transitifs. Mais il apparait aussi dans le type2: ( l l a ) at confidentia / ilia militia militatur multo magis quam pondere Pl.Pers.232 ( l i b ) hoc bellum a consulibus bellatum quidam auctores sunt Liv.8.40.1 ( l i e ) uixi annos bis centum; nunc tertia uiuitur aetas Ov.Met.12,128 meme avec un verbe qui impose tres peu d'agentivite
son sujet comme uiuere.
D'un point de vue strictement syntaxique, les verbes Ά objet interne presentent toutes les caracteristiques des verbes transitifs: a) ils peuvent etre suivis d'un GN b) ils assignent l'accusatif
ce GN
c) ils permettent le passif On devrait seulement specifier pourquoi 1'emploi absolu est le plus frequent. Un
dibut de reponse est fourni par les contraintes selectionnelles qui
pesent sur cet objet. Tous les verbes ne permettent pas de la mime fagon 1'emploi absolu; il est ainsi tres frequent pour un verbe comme bibere, ordinairement consider! comme transitif. Dans ce cas, les unites lexicales susceptibles de satisfaire aux contraintes selectionnelles sont tres peu nombreuses. Dans le meme temps, les contraintes sont specifiques du verbe au point que I 1 interpretation de l'emploi absolu se fait sans difficult!. 2 Plus les contraintes sont laches, moins l'emploi absolu est permis . LObjet interne represente le point limite de ce phenomene: les contraintes sont si fortes qu'il n'existe qu'une (voire deux ou trois) unite
lexicale pos-
sible. Tout au plus user de metaphores pour enrichir la liste. 2.3 La structure du GN objet interne La caracteristique formelle introduite sous (iii)
se revele etre, en fait,
une exigence interpretative. C'est moins 1'occurrence d'un determinant ou d'un adjectif qui importe ici,
que le caracte're defini ou qualifie de l'ex-
pression. Le nom tete du GN fonctionne comme un support pour une information plus precise. Pour reprendre la terminologie proposee par J.C Milner, nous dirons que 1Objet interne seul est depourvu de reference actuelle et s reference virtuelle se ramene en fait I celle du verbe. L'objet interne ne Γβςοίΐ un contenu que dis lors qu'il definit un sousensemble du terme neutre. La question est evidenment compliquee en latin par 1'absence d'article; il est impossible de savoir si en (12): (12) nam qui amanti ero seruitutem seruit PI.Aul.592 seruitutem est defini ou non. De plus le latin ne recourt pas au possessif quand le possesseur est evident (ici le sujet de seruit).
78
La synonymie n'est pas le seul argument en faveur de l'interpretation adverbiale de l'objet interne; il existe aussi un argument syntaxique: un adverbe et un objet interne peuvent etre coordonnes, comme le montre (13) (13)
recte et uera loquere PI.Cap.960
On suppose en effet que les deux termes occupent la meme position syntaxique et cette position est, apparemment, celle d'un complement peripherique. Comme seuls les adverbes de manie're peuvent etre coordonnes, il faudrait etablir d'abord une classification syntaxique des adverbes. Ainsi recte ne spicifie pas
la maniere de parier, mais le contenu des paroles ( c f . ( l O ) ) .
II n'est done pas dit que 1 Ob jet interne occupe une position periphe'rique; il pourrait se faire qu'en latin certains adverbes occupent des positions definies pour des CN. Si nous reprenons maintenant les phenomines de distribution, on doit reduire la portie de 1'interpretation adverbiale de l'objet interne en raison de tours comme (14) (14) seruire uolt bene seruus seruitutem Pl.Pers.7 pour lequel l"adverbe de maniere et l'objet interne coexistent avec le meme verbe. II faudra done distinguer deux questions: I 1 interpretation et la position syntaxique. L'objet interne peut avoir une interpretation adverbiale, precisement quand il est accompagne d'un adjectif auquel correspond un adverbe de maniere. L'objet interne n'est pas pour autant dans la meme position syntaxique que les adverbes de maniere. 3. Quelques consequences 3.1 Syntaxe de l'objet interne L'objet interne occupe une position dependant du verbe. Präcisement, cette position est celle qui definit la fonction complement d'objet. Suivant les donnees distributionnelles de (8) et surtout de (14), on constate que l'objet interne peut occuper la position traditionnelle d'objet direct et qu'il n'est pas en distribution avec les positions adverbiales. Les phinomenes d'assignation du cas accusatif et de passivation ne font que conforter cette analyse. 3.2 Interpretation de l'objet interne La question est de savoir si l'objet interne est un argument du verbe. Rappelons que tout argument doit occuper une position argmnentale (la posi-tion COD en est une) et que, sauf exception, toute position argumentale doit etre remplie par un argument. La logique de l'approche developpee autour de la relation Operateur /
79 argument est que l Operateur est insensible au contenu interpretatif propre
de ses arguments: leur interpretation est variable, voire indifferente, tandis que 1'interpretation
assignee est toujours la meme. Or 1'objet
interne ne se prete pas ä cette logique: a) les arguments possibles sont tres reduits et meme, en fait, se ramenent, pour 1'interpretation, a. un.
En effet avec ire 1'objet peut etre rempli par
deux unites lexicales distinctes (iter et uia), mais ces deux noms sont ici absolument synonymes et ne peuvent etre opposes: (15)
eo iter et non uiam
II n'y a pas 3 proprement parier de variation possible du contenu. b) L'interpretation est assignable par un Operateur ä un argument indifferent, voire totalement indetermine. Ainsi s'explique la poseibilite d'interpreter les interrogatives comme (16): (16) quid bibis? Mais cette possibilite est exclue (17)
pour les verbes ä objet interne:
quid uiuis? quid seruis?
De meme on ne peut avoir des pronoms indefinis: (18)
nihil uiuis; nihil seruis
La conclusion qui s'impose alors est que 1'objet interne du type2 ne constitue pas un argument du verbe. Comment parvient-on alors ä l"interpreter? S'il n'y a pas de dependence interpretative, on doit recourir ä une autre approche. Celle-ci est esquissee dans les remarques precedentes concernant les Nominalisations et pourrait gtre qualifiee de relation d'Identite: 1'ob-
4 jet interne doit etre maximalement identique au verbe dont il est complement.
Dans cette optique les constructions absolues (intransitives) sont strictement synonymes des constructions avec objet interne nu, contrairement ä ce que soutient la grammaire de Traina et Bertotti . D'ailleurs les occurrences de seruire chez Flaute le confirment: dans le meme contexte, dans la meme piece, on rencontre les deux constructions: (19a)
qui seruire uolt bene seruitutem Pl.Pers.7
(19b)
Ne foede semper seruias Pl.Pers.230
On comprend aussi pourquoi les
adjectifs adjoints ä l'objet interne
jouent un si grand r61e dans 1'interpretation: en e f f e t ils sont ä eux seuls tout le contenu interpretatif
de l'objet interne. Parier d 1 interpretation
adverbiale, c'est simplement constater que I 1 interpretation des adjectifs et des adverbes est identique, si 1'on fait abstraction de la categorie ä laquelle ils se rapportent .
80
3.3 Modifications du modele II existe une projection naturelle du module interpretatif sur le module syntaxique, teile que les arguments sont räalisäs dans des positions däpendant syntaxiquement du verbe. L Objet interne presente une violation de cette correspondance: un verbe dgpourvu d 1 argument dispose d'une position syntaxique d ' o b j e t . L'existence d'une teile position n'a la plupart du temps aucune consequence, mais il peut se faire que cette position soit remplie. La possibilite du passif suggere que ce ph^nomlne syntaxique n'est pas sensible ä la presence d'un argument dans la position d'objet. On savait d&jä, d'apres les constructions ä Montee, qu'un verbe pouvait connaitre le passif sans que ce soit un de ses arguments qui füt concerne; il faudrait dire qu'en latin aucun argument n'est necessaire. Peut-Stre le passif impersonnel contribue-t-il ä appuyer cette analyse, puisqu'il apparait avec des verbes intransitifs. Deux difficultes ne sont pas r£solues: quelles contraintes pesent sur la generation d'une position complement d'objet? et quel module de la grammaire doit comporter cette indication? une langue vivante apportera peut-etre des indications plus-pertinentes qu'une langue morte. On remarque qu'en francais les exemples d'objet interne appartiennent soit ä des expressions figees (vivre sa vie), soit ä des textes litt^raires: (20a)
Aimez vos amours et guerroyez vos guerres Hugo, Odes,11,10
(20b) Quand nous avons tremble nos derniers tremblements Peguy Tout se passe comme si la langue permettait d'introduire un objet interne avec n 1 Importe quel verbe ordinairement intransitif. La construction
est
sentie comme curieuse, mais non comme agrammaticale. II suffit qu'il existe dans le lexique au moins un nom pouvant jouer le role de nom approprii. Si aucune contrainte lexicale ne pese sur I'apparit.ion de l Ob jet interne, on ne pourra pas faire se figurer cette indication dans le lexique. Cette construction echappe done au principe de projection lexicale (comme la mention du sujet, du moins dans l'approche jusqu'ä present retenue). Une issue envisageable est qu'il s'agisse d'une propriete specifique de la categoric V. On conclura done que certaines positions syntaxiques ne sont par les projections maximales.
pas captables
81
Notes 1
Suivant Milner 1982, il faut en outre distinguer entre noms processifs, . aui sont de veritables Nominalisations, et noms statifs, qui peuvent leur etre homonymes, mais n'ont pas de projection maximale.
2
II ne s'agit lä que d'une approximation: la possihilite de l'emploi absolu est en fait une propriete propre ä chaque unite lexicale. Elle n'est pas predictible d 1 apres son sens.
3
Ce n'est pas le phenomene de l'interrogation qui est ici en cause, mais l Occurrence des pronoms interrogatifs.
4
Une teile situation (qu'un objet ne soit pas un argument) est egalement illustree par des expressions idiomatiques, voire, pour la position sujet, par des pronoms expletifs (si l On fait du sujet un argument, füt-il indirect).
5
Ces auteurs opposent nocere et nocere noxam; la construction ä objet interne signifiant, selon eux, "commettre un tort passible de la loi".
6
On remarquera que la Grammaire Generative a, ä un certain moment, illustri cette hypothese en reliant ce type d'adverbes et les adjectifs correspondants par une transformation.
7
Ces exmples sont donnes dans le Bon Usage de M. Grevisse.
Bibliographie Bortolussi, Bernard (1987): Considerations sur l'emploi de l'accusatif latin, These de doctorat, Universite Paris 7. Chomsky, Noam (1965): Aspects of the Theory of Syntax. Cambridge, MIT. (1981): Lectures on Government and Binding. Dordrecht, Foris. Ernout, Alfred & Thomas, Francois (1972): Syntaxe latine. Paris, Klincksieck. Fugier, Helene (1983): "Recte et uera loquere: 1'adverbe complement de verbe en latin archalque". Lalies 2: 41-59. Leumann, M., Hofmann, J.B., Szantyr, A. (1978): Lateinische Grammatik. München, Beck. Milner, J.C. (1982): Ordres et raisons de langue. Paris, Seuil. Rouveret, Alain (1987): Syntaxe des dependences lexicales. These de doctorat d'etat, Universite Paris 7. Traina, A. & Bertotti, T. (1968): Sintassi nooaativa della lingua latina. Bologna, Capelli.
A NEW APPROACH TOWARDS BRIDGE VERBS
Daniele Godard 1. Introduction It Is well-known that, in certain languages, French and English among them, one can relativize or question a NP which belongs to a complement S, cf (1)': (1)
Void un livre que J' espere qu'il almera " This is a book which I hope that he will like"
The data are the same for relativization and interrogation, and i will restrict myself here to relativization, for the sake of simplicity. In (I), the relative 5 contains an empty NP, the complement of the V of the embedded B aimeraf, which has as Its antecedent the relative form que. Let us call this empty NP the relativized NP, and such a structure a complex relative. Not all complex relatives are acceptable. Thus, contrasting with (1), one finds (2): (2) * Void un llvre que je Jubile qu'il alt aime "This is a book which I rejoice that he liked" In (1) and (2), the 5 which contains the relativized NP Is the complement of a V; the same contrast can be shown to exist when the 5 is the complement of an A or anN: (3)
Void un llvre que Je suls (a) triste /(b) ??ahurl que tu n'ales pas almo "This is a book which I am sad/bewildered that you did not like"
(4)
Void un llvre essentlel, que (a) j'ai la preuve /(b) ?? j'al fait la preuve qu'il n'avait momepas lu "This is an important book,wh1ch I have the proof/ I made the proof that he never read"
How Is It possible to account for this array of data? There have been two treatments: (1) the same constraint is responsible for the difference between the acceptable and unacceptable relative or interrogative S, (2) there are two types of constraints, one which prevents relativization or interrogation of a NP In a 3 complement of a N, and another one which accounts for the acceptabilities of relativization and Interrogation In a S complement of a V or an A. I will show that the first approach Is the correct one, and then, I will present the semantic constraint which I argue Is at work In these complex structures.
84
The general framework of generative grammar Is assumed; In particular, for French, the structure of a NP containing a relative clause is: NP —> NP-"S, the structure of S Itself Is S —> COMP- S, the COMP, In the Initial position in S, contains a relative form, which Is the antecedent of a relativized NP, which Itself occurs in a functional position In S (a position In which It receives a function, subject, object etc.). Moreover, syntactic structures are translated into semantico-loglcal structures, which note the construction of the meaning of a complex expression, based on the syntactic structure and the properties of lexical Items. 2. A unique type of constraint Ross (1967), who was the first to explore the conditions on complex relative and Interrogative S In a systematic way, and Chomsky (1973) propose two types of constraints, depending on the syntactic category of which the embedded? Is a complement. Ross defines a structural constraint, the Complex Noun Phrase Constraint (CNPC), prohibiting relatlvlzatlon of a NP belonging to a S which is itself dominated by a NP: (5)
Complex Noun Phrase Constraint (Ross):
... NP ...
The CNPC precludes relatlvizatfon in a relative 5 and or In a S complement of a N In the same way, since both structures are supposed to be subsumed In (5)2. Chomsky reinterprets the data, and proposes a more general constraint, the Subjacency Condition, which says that the relativized NP and its antecedent in COMP may not be separated by more than one barrier, barriers for Subjacency being NP and S in French, cf Sportiche (1981); it follows that a NP in a structure such as (5) may not be relativized: the path between the relativized NP and its antecedent crosses two barriers, the complement S, and the NP itself, before it can reach a relative form in a higher COMP. The CNPC or the Subjacency accounts for the contrast between (6a) and (6b), where the items, V or N , of which the S Is complement are morphologically related, and semantically very close: (6)
C'est un livre que notre professeur (a) a sugge>6 /(b) 7? a fait la
85
suggestion que nous llsions pendant les vacances "It is a book that our teacher suggested/ made the suggestion that we read during the holidays " On the other hand, to note the difference between acceptable and unacceptable relatives In (1,2,3), Ross supposes that there Is another constraint, which Is not syntactic, but pertains to the lexicon: the matrix verbs (V or V+A) must be "bridge Verbs". The term Is in keeping with the general metaphor used to describe the structures: the embedded 1> In which It Is not possible to relatlvlze are called "Islands"; thus, If It Is possible to relatlvlze In a complement "5, It Is because the matrix V acts as a "bridge", but the exact nature or justification of the constraint Is not explored. Another type of analysis has been offered by Erteschlk-Shlr (1977) and ErteshlkShlr & Lappin (1979). A unique constraint Is at work, which Is semanticopragmatlc: (7)
(8)
Dominance Hypothesis (Erteschlk-Shlr & Lappin): An NP can only be extracted out of clauses which may be Interpreted as dominant or out of phrases In which the NP may Itself be regarded as dominant Dominance: A constituent c of a Sentence S Is dominant In S If and only If the speaker intends to direct the attention of his hearers to the intension 3 of c .
In this analysis, relatlvlzatlon gives an acceptable result where the embedded S is dominant, and an unacceptable result if the embedded S Is not. It Is clear that the notion of dominancedoes not establish any difference between complex relatives, which would be based on the syntactic category of which the S containing the relativized NP Is a complement. Leaving aside for the moment the discussion of this specific analysis, I will show, following Godard (1980), that the data in French clearly argue against a separate constraint concerning relatlvizatlon in a I complement of a N, and in favor of treatment by a unique constraint. There are three arguments: I. As argued by Erteschik-Shir, to say that there are two types of constraints is to predict an empirical difference between complex relatives depending on whether the embedded S is complement of N or of V and A . But she shows that the acceptability of a complex relative or interrogative depends on the lexical Item which is the matrix verb4, not on its syntactic category: combinations of V+N do not behave differently from V or V+A.
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French data confirm this approach. First, there are good relatlvlzatlons in a 5 complement of a N: (4a) contrasts with (4b); un livre quej'ai lapreuve/ l'impression qu'ila tu are perfectly acceptable relatives. If one appeals to the CNPC or Subjacency to exlude (4b), then one must also explain why other relatives are acceptable. Ross himself, who noted the difference between make the claim and discuss the claim as matrix verbs, proposed that the first expression and not the second one Is modal, but he did not relate this property and syntactic structure; It remains to be seen In what way a modal expression which has a S as a complement behaves differently from other expressions at the syntactic level. One possibility Is to say that there is a process of reanalysls at the syntactic level, which transforms the structure of the VP: (9)
VP [ V NP I det N S ]] — > VP l V NP S ]
According to (9), the S Is not the complement of the N itself, but is dominated directly by the VP; thus, a NP belonging to the complement 5 may be relativized without violating the CNPC or the Subjacency. The problem with this approach Is that there Is no Independent property of the structure confirming that the reanalysls occurs precisely when it is desirable - that is, precisely with those lexical Items which allow relatlvization. In other words, this proposal is ad hoc. Secondly, when one compares the occurrences of different lexical items belonging to the same semantic field in the matrix of a complex relative, it becomes clear that acceptabilities are gradual rather than clear cut. This is shown by (10), ( I I ) and (12), which exemplify V, V+A, V+N, respectively : (10)
La SNCF, que ce journaliste (a) disait/ (b) ? conflait/ (c) * grondait que les greves allaient tuer, a effectivement perdu pas mal d'argent cette ann£e "The SNCF which this journalist said/disclosed/ growled that the strikes were going to kill has in effect lost a lot of money this year"
(11)
Les pieces de Mol lere que 1'examlnateur (a) etait surpris/ (b) ?? 6tait stupefait/ (c) * restait stupofait que les candldats n'aient jamais lues seraient-elles demodoes ? "Could Moliere's plays, which the examiner was surprised/ was stunned/remained stunned that the candidates had never read, be out of date ?"
(12)
la palx, que certalnes circonstances (a) avaient donne I'espoir/ (b) ? avaient suscit£ I'espoir/ (c) * avaient relance I'espoir
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que ce pays allalt retrouver, s'est malntenant elolgnee "Peace, which certain circumstances had given /aroused/rekindled the hope that this country was going to enjoy again, has now slipped away" Such an array of data shows that what Is at work Is a semantlco-lex leal constraint rather than a syntactic one. II. French relatives have properties which make it clear that the data concerning matrix verbs In complex relatives cannot be captured In terms of a structural difference between complements of N and complements of V or A. First, In French, an explanation of the data concerning complex relatlvlzatlon In terms of the Subjacency Condition Is inappropriate: only a certain class of relative clauses, I.e. relatives with que (relativization of a NP), obey Subjacency in French, while all relatives, Including relatives with a PP[+qu], have the same behavior as relatives in que regarding the acceptability of the items in the matrix VP. We will compare here relatives with que and relatives with a PP [+qu], A test for Subjacency, independent of the problem at hand, Is offered In Rlzzi (1978). Let us see what happens in a more complex structure than the relatives we have considered until now: those where there is one more level of embedding, that Is, the relativized NP belongs to a S which Is embedded in a"s, Itself embedded in the matrix of the relative clause. It Is possible to relatlvlze in such a structure, cf (13a), which has the structure given In (13b), as far as embedding is concerned: (13a)
une piece que 1'examlnateur ne voulait pas croire que les candldats n'avalent pas lue "a play which the examiner did not want to believe that the candidates had not read" (131» NPi [ NPi si t COMP [queil... S21... S3 [ ... NPleli... ]]]] If the relation between the empty relativized NP, noted NP [eli, and Its antecedent, the relative forme quei, was direct, then it would be Impossible to say that relative clauses in que are constrained by the Subjacency Condition, since it crosses two barriers for Subjacency, that Is, 53 and 52. But let us admit that the relation may be mediated by the Intermediate COMPs; then, the COMP, In 53 and^2, acts as a relay; we will say that It contains an Invisible NP which breaks the relation Into several parts; none of these violates Subjacency, since at most one barrier Is crossed at a time. Consider now the same depth of embedding, but with one modification: one of the S complements Is Interrogative, noted here as S [ +WH], in contrast with noninterrogatlves, noted as S [-WH]. The Interrogative ID may be either the
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Intermediate one or the most embedded one. Rlzzl's argument Is based on the comparison between the two structures represented In (14) and (15): (14)
^J!5L__ NPi"
" J] COMP
COMP[-WH]
... NPi
(15)
COMP[tWH] COMP [-WH] ... NPj ...
If the COMP of the S l+WH] contains a »0-word, there are two relations Involved : one between the relativized NP and its antecedent in the COMP of the relative clause (S~i), one between the questioned NP and Its antecedent In the COMP of the Interrogative "5. If It Is possible for a COMP to act as a relay for two relations at the same time, that Is, to contain two Invisible NPs, there will not be any difference between the two structures, and relative clauses should beequally acceptable. On the other hand, If a COMP may contain only one Invisible NP, there will be a difference. Consider ( 1 4); the COMP of "§3 contains a *rt-word, and may not be a relay In the relation between the relativized NP and Its antecedent; the first part of the relation will then Join the relativized NP and the COMP In 82, but this does not violate Subjacency, since It crosses only one barrier, "$3; then, a second part joins the COMP of "$2 and the COMP of Si, and this does not violate Subjacency either, since It crosses one barrier, 82. Thus, It Is possible to relatlvlze a NP belonging to"$3 In structure ( 1 4) without violating Subjacency.
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Consider now (15). The COMP In 82 contains a wh- word, antecedent of the questioned NP; this relation does not violate Subjacency, whether It is direct or mediated by the COMP of $3, since In any case, It crosses one barrier only, 83. What about relatlvlzation? If the COMP of $3 Is free, It may contain an antecedent for the relativized NP; but the Intermediate COMP Is not available as a relay (It contains a wh- word); thus, the relation must go directly from the COMP of $3 to the COMP of Si, crossing two barriers, $3 and"§2: It violates Subjacency. Consequently, If Subjacency holds for relatlvlzation In French, It will be Impossible to relatlvlze a NP In structure (15). Thus, following Rizzi's argument, if relativization obeys Subjacency, (14) corresponds to acceptable examples, and (15) to unacceptable ones. The data In French are more complicated than expected: relatives with que, i.e. relatlvlzation of the object NP, show the predicted contrast, not relatives with PP [+qu]. Thus, (16) contrasts with (17)5: (16a)
(16b)
C'est une hypothese que Γόη constate que vous ne savez avec quels arguments etayer "This is a hypothesis which one sees that you do not know with which arguments to prove" Cette enfant a une quantity de jouets qu'il est dommage qu'elle ne sache pas qui donner "This child has a lot of toys which It is a pity that she does not know to whom to give"
(17a) * Void une hypothese que vous ne savez mSme plus avec quels arguments on vous a suggero d'etayer "This is a hypothesis which you do not remember with which arguments you were told to support" (17b) * Ou est la statuette que 1'expert ne savait pas si vous aviez decide de garder ? "Where Is the statue which the expert did not know whether you had decided to keep ?" But, if It is a PP which is relativized, both structures may correspond to acceptable relatives: there is no contrast between (18), which illustrates (15), and (19), which i 1 lustrates (16). (18a)
I Is ont lance une attaque laquelle on constate que votre journal ne salt toujours pas quelle rtponse opposer "They have launched an attack to which one sees that your newspaper does not know yet which answer to oppose"
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(18b)
Etiez-vous la derniere conference laquelle on dit que le professeur a demande" si les e"tud1ants avalent assist^ ? "Did you attend the conference at which It Is said that the professor asked whether the students were present"
(19a)
Ms ont Ianc6 une attaque laquelle on se demande quelle re"ponse notre Journal doddera d'opposer "They have launched an attack to which one wonders which answer your newspaper will decide to oppose" C'est un curleux detective auquel les lecteurs se demandent s'11 est vralsemblable que tout le monde se conf 1e "He is a strange detective in whom the readers wonder whether it is plausible that everybody confide"
(19b)
Thus, it Is clear that, in French, relativlzatlon of a PP does not observe Subjacency, contrary to relatives In que. Nevertheless, all relatives behave In the same way with respect to matrix verbs: the acceptability Is Identical In relativlzatlon of a PP or of a NP, and Is gradual for all Items, whatever their syntactic category. Thus, for example, the following relatives have the same acceptability as the parallel examples in (1,2,3): (20)
Void un livre auquel (a) j'espere/ (b) * je jublle/ (c) je suls triste / (d) ?? je suls ahuM/ (e) j'al la preuve / (f) ?? j'al fait la preuve qu'il ne s'est pas/ne se soit pas InteYesse" "This Is a book In which I hope/I rejoice/ I am sad/dumbfounded/ I have the proof/ I made the proof that he was not Interested
Even If one thinks that an Independent explanation should be proposed for the contrasts between (20a) and (20b), (20c) and (20d) on the one hand, and for the contrast between (20e) and (20f), on the other hand, how would It be possible to link the acceptability of matrix verbs and the Subjacency Condition, while the data are Identical for structures which obey Subjacency and structures which do not? I l l Moreover, besides relatives in which the relativized NP is represented as an empty NP, such as the relatives which have been given as examples above, French has another type of relatives: relatives introduced by dont, In which the relativized NP is realized as a pronoun 6. Thus, in (21), it is the underlined pronoun which represents the relativizedNP: (21)
C'otalt une situation dont personne n'avait le d6sir au'elle ένοΐυβ vers la violence
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"It was a situation of which nobody had the desire that It evolve towards violence" The relative In ofcvtf -pronoun has properties which differ from those relatives in which the relativized NP is empty; in particular, the relation between the relative form (font and the relativized NP, the pronoun, does not observe Subjacency, as Is shown by the acceptability of (22a,b), Illustrating relatlvlzation In a "5 embedded 1n a [+WH] complement 5, like (17) and (18) : (22a)
C'est une hypothese dont vous ne savez m§me plus avec quels arguments on vous a suggere de 1'etayer "This Is a hypothesis of which you don't remember with which arguments you were told to support"
(22b)
Us ont lance une attaque dont on se demande quels arguments notre journal decldera d'y opposer "They have launched an attack of which one wonder which arguments our newspaper will decide to oppose to it"
Moreover, the pronoun may occur in an Island, such as a S dominated by a subject NP or an adverbial clause, while all relatives In which the relativized NP Is empty observe Island Constraints. The DPR in (23) are opposed to the corresponding relatives in auquel and que given in (24), where the position of the empty relativized NP Is noted — for convenience: (23a)
(23b)
Paul, dont 11 apparalssalt que 5 [lul confler ce qui s'otalt passe" ] etalt vralment Impossible, seralt certalnement tres en colere "Paul, of whom it appeared that [ to confide what had happened to him] was really impossible, would certainly be extremely angry" Nous redoutons chaque annoe davantage cette decision dont vous savez blen que, 5 [s'lls la prenalent ], nous serions obliges de partir d'ici
"We dread more every year this decision of which you know very well that, if they adopted, we would be forced to leave here"
(24a) * Paul, auquel 11 apparaissait que S [ conf ier ce qui s'etait reellement
passe — ] etalt vralment Impossible, seralt certalnement tres en colere (24b) * Nous redoutons chaque annee davantage cette d£cision que vous savez blen que, 5 [ s'ils prenaient ~ ], nous serions obliges de partir d'ici But, as regards matrix verbs, the DPR behave in the same way as other types of
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relatives In French: the acceptabilities are gradual. Thus, (25-27), which contain the same lexical Items as (10-12) are parallel with them: (25) (26) (27)
La SNCF dont ce Journallste (a) dlsalt/ (b) ? conflalt/ (c) * g6missait que les greves allaient la tuer a effectlvement perdu pas mal d'argent cette annoe les pieces de Mol lere dont I'examlnateur (a) etalt surprls/ (b) ? 6tait stup^fait/ (c) * restalt stupe"fa1t que les candidats ne les alent Jamals lues seralent-elles d6modees ? la paix dont certalnes clrconstances (a) avaient donno 1'espolr/ (b) ? susclta 1'espolr / * relanco 1'espolr que ce pays allait la retrouver s'est malntenant 61oign6e
Thus, there is no way to make sense of a structural constraint which would not only separate relativlzation in a1> complement of a N from relatlvization In a5 complement of a V or an A, but would characterize a certain class of structures, namely structures usually said to be generated by movement rules, whether the structures are defined by Island constraints or by Subjacency. 3. Relativlzation and Modality Let us admit that the right approach towards the problem of bridge verbs is to propose a unified treatment whatever their syntactic category. By what property can they be defined, why Is it that acceptabilities are gradual rather than clearcut among Items which belong to the same semantic field? If the property In question is not syntactic, then it is semantic, and, if the acceptabilities are gradual, it is because they reveal the articulation between the semantics of the structure and the properties of lexical items, which fulfill more or less the requirements of the structure. Let us look more closely at the solution proposed by Erteschik-Shir and Lappin. According to (7) and (8), it is possible to relatlvize a NP in a complement S if this complement^ is "dominant", that is, if "the speaker intends to direct the attention of his hearers" to the semantic content of the complement S. What Is the relation between the acceptability of a structure - a relative!, a constituent question and such a pragmatic factor? The general Idea is the following: if one takes a discourse point of view, one understands the phenomenon of bridge verbs and, more generally of Island Constraints. A dominant constituent is a potential subject for a subsequent discourse which takes place after the utterance of a 5, and such a potential subject Is what the speaker intends to direct attention to. Constituents in a structure are assigned dominance possibilities, which are a function both of
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the syntactic structure and lexical Items; both the acceptability of certain structures, such as complex relatlvlzation and Interrogation, and the possibility for a constituent to be the subject of subsequent discourse depend on these dominance possibilities. So, the problem Is: what Is the relation between these two properties, I.e. being relativized or questioned on the one hand, and being a possible subject for subsequent discourse, on the other? If one concentrates on questions, the point Is clear enough: It can be said that the questioned constituent Is the subject of the following discourse; to link the phenomenon of bridge verbs and this property of questioned constituents, one will extend the notion of dominance to the environment in which the NP occurs: a NP will be dominant if It Is directly dominated by a S which is itself dominant, and the property of dominance for a complement S will depend on the lexical 1tem(s) of which it Is a complement. But the rational becomes rather obscure when one turns to relatlvizatlon. Why should relatlvlzation of a NP be constrained by the possibility for It to be treated as dominant, when all it means Is that it could be taken as the subject of subsequent discourse were It not relativized? It Is true that the authors, aware of the difficulty, are careful to speak of a constituent as "potentially dominant" rather than actually dominant; nevertheless, it Is clear that this approach, adapted to question, does not transfer to relatlvizatlon, while the phenomenon of bridge verbs is common to both structures. Let us shift our point of view: Instead of a discourse and pragmatic approach, we will adopt a narrow semantic one; that is, we will consider the way the meaning of the structures is constructed, independently of their function In a discourse, and of the speaker's intentions. There are two main hypotheses, largely accepted In linguistic work. First, the semantic structure is mapped from the syntactic one, that Is, It Is the result of the combination of the meanings of the lexical items which realize syntactic categories. Thus, we adopt the compositlonallty hypothesis: a complex expression is built from the meanings of its parts, but it is necessary to Insist on the role played by the lexicon. Due to the properties of lexical items, two structures which are syntactically identical but contain different lexical items may translate differently at the semantic level. Second, there are two types of expressions which construct the semantics of a S , a functional expression and arguments7. A V or, possibly, a combination of a V+A ($tre surpris/stuptfait, rester surpris/stupofait cf (26)), or of V + N (donner/ susciter/relancer I'espoir cf (27)), is translated as a functional expression, which has "argument-places" or takes arguments, whose number, form (NP, PP, 5)
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and position In the structure depend on the lexical 1tem(s); this functional expression, which will be called a predlcator, cf Lyons (1977), is applied to the expressions translated as arguments, saturating one argument place at a time. The syntactic domain In which a verb finds Its arguments Is S. In this perspective, how are relatives and constituent questions analyzed, what do they have In common ? In both cases, the structure Is s l COMP l NPi/PPi ] s [... ei /proi... ], where ei notes the relativized NP/PP which is realized as an empty NP/PP and proi the one which Is realized as a pronoun; we restrict our attention to the cases where the NP/ PP In COTIP Is an argument. Let us consider relatives or questions Involving only one S . The relativized or questioned NP/PP 1s translated as a variable, that is, the argument-place to which it corresponds remains empty; thus the whole 5 is translated as a predicate, defined here as a functional expression with one and only one unsaturated argument-place, and Is applied to the argument NP/PP which Is In COMP. Relatives and questions differ In the way this combination operates, but the two structures are alike Insofar as the translation of the S as a predicate and of the NP/PP In COMP as an argument Is concerned. Consider (28a), which has the syntactic structure given in (28b): (28a) (28b)
Void le llvre que j'ai achete "This is the book which I bought" NP [ le livrei s [ COMP I quei ] s [ j'ai achete" NP [eli ]]]
the V acheter translates as a predlcator which takes two arguments, which are syntactically an objet NP and a subject NP. In the VP, the predlcator combines with the empty NP, which does not saturate the argument-place: it only acts as a place holder; thus, the VP, like the V itself, is a function with two argumentplaces. One of them Is saturated in S , when the VP is applied to the subject NP. Thus, the whole S Is a predicate, which then applies to the NP In COMP (here noted as quej). When one adopts this approach, the way one sees the problem of bridge verbs is reversed. Consider a complex relative or question such as (29): (29a) (29b)
Void un llvre que j'espere qu'il almera "This is a book which I hope that he will like" duel livre esperes-tu qu'il almera ? "Which book do you hope that he will like"
The embedded verb does not find all its arguments in the embedded S, and, on the other hand, the relative/interrogative form does not occur in the same S as the
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functional expression with respect to which it is an argument, but In a S which contains a different V , with which It has no semantic relation. The question now Is not the same as before: not why are there restrictions on the occurrence of matrix verbs In complex relatives or interrogatives, but rather: how is it at all possible to relatlvize or question In an embedded 5, how does It give an acceptable semantic structure? In fact, the solution is already contained in the semantic analysis which has been proposed: if the relative or interrogative S (in a constituent question) is translated as a predicate which combines with the argument in COMP, then, relatlvlzation or interrogation In an embedded S is possible Insofar as the whole relative S may be translated as a complex predicate, with respect to which the NP/PP which is in COMP functions as an argument. Let us call this semantic object which Is the meaning of a simple S and results from the combination of a predicate and Its argument a proposition. Considernow a complex S, with a matrix verb and a complement 5, which does not contain a variable but Is a complete expression; If one transposes to such an S the question raised by complex relativizatlon or interrogation, it becomes: when does it translate as a simple proposition? But to that question, the loglco-phllosophlcal tradition gives an answer: a syntactically complex S will translate into a simple proposition if the matrix verb is a Modality 8 . Thus, the hypothesis is the following: a VP containing a complement S may have two semantic translations, depending on the lexical items which constitute the matrix verb; either this verb translates as a predicator, the functional expression on which the meaning of the whole S is built, or It translates as a Modality. In the first case, the meaning of the complex 5 is not a simple proposition, but it is in the second case: a modalized proposition. This hypothesis is formalized in (30), where the λ -expression notes the predicate, and the prime the semantic translation of the category, and where all types of VPs - syntactically V + NP [ Det- Ν - S ], V + AP [A - S], V + Β - are simplified Into one case: (30)
semantic translation of a VP with a complement S : a. s [ NP vp [ V S ] ] —> λχ [ V (S1) ] (NP 1 ) b. s I NP γρ [ V S ] l ===> Mod NP· 51
The two translations from the syntactic structure to the semantic structure of a relative and of an interrogative f will be formalized as in (31) and (32): (3D
5 [-WH] l COMP l NPi/PPj] 5 [... ei/proi...] ===> λχ [ 5' ] (NP7PP· )
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(32)
s [ +WH] t COtlP [NPi/PPil 5 [... ei... ] ===> ?x , χ Ε Ν, λχ [ S1 ]
In a relative, which is a "S [-WH], the predicate is applied to the argument NP which is in COMP, in the same way as in a simple S of the form NP - VP the VP translates into a predicate which applies to the subject NP, which is its argument9. In an interrogative, which is a S [+WH], one hypotheses that the combination of the whconstituent and of the S involves an operation similar to quantification; In a NP of the form quel irVre ("which book"), this quantifier will be noted ?x, and the domain of quantification is restricted to the set defined by the N . In a complex relative or interogative, the λ-expression will be translated as a complex predicate which takes the relative or interrogative form as an argument only if the matrix verb Is a Modality, that is, only if the VP gives a translation as in (30b). As is well known, the notion of Modality Is difficult to define precisely. In this framework, its definition will use two aspects of lexical items: a syntactic category and a semantic property. The categories under consideration here are verbs, that is, V and combinations of V + A , V+ N, which take a complement S'°. The semantic property Is two-sided: (a) as regards the construction of the meaning, the verb does not define an autonomous argumental domain, but combines with the predlcator of the complement S to form a unique domain for arguments; (b) as regards truth value, the Modality defines a point of view relative to which the truth value of the proposition Is evaluated. It must be noted that there is no test, Independent of the structures under consideration, which tells whether a given lexical item is or is not a Modality. Though this observation might be taken to weaken the strength of the proposed analysis of complex relatives and interrogatives, the criticism may be reversed. The proposal makes sense if one accepts the representation of the meaning of a S in terms of a functional expression and its arguments; thus, If the general idea is correct, it is the structures under consideration which will give the desired test for Modality: a verb will be able to function as a Modality If it is an acceptable matrix verb in a complex relative or interrogative S. This property is specific to a lexical item (or a combination of lexical items): two items which belong to the same semantic field, and appear to have close meanings, do not necessarily behave in the same way in this respect; moreover, It appears to be a gradual possibility rather than a yes-no property, which explains that certain items are neither totally acceptable nor totally excluded, and that there are certain differences between speakers, regarding the behavior of a given lexical item, while the
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general picture and phenomenon are clear. What does this approach have to say about language differences? There are two aspects which come Into play: first, It concerns the translation of a syntactic structure Into a semantic one; second, It appeals to properties of lexical Items. For languages In which the phenomenon exists, it must be carefully remembered that rule (30b) requires both a certain syntactic structure and certain properties of lexical items, which are different from what appears to be a common meaning defining a semantic field. Thus, It Is no wonder If there exist, in two different languages, two different lexical Items which may appear to translate each other but display a different behavior with respect to complex relativization and question; for example, dosirer In French may occur as a matrix verb In these structures, while desire Is much more difficult in English. As regards languages which have the same syntactic structure for relatives and constituent questions as French, but do not have relativization or interrogation In an embedded S, It appears that they lack a rule like (30b): the expression of Modality, as defined here, Is restricted to other categories in the language (such as adverbs or PPs). Footnotes 1 1 2
limit myself to French data. Rough translations are given below the examples. Whether it is correct to assume that (5) represents both the structure of a NP containing a relative clause and of a NP containing a complement^ does not matter to the present argumentation. 3 "Intuitively, the Intension of a constituent may be thought of as Us semantic content", idem. ^Throughout this article, "verb" means the verbal operator, whatever the syntactic categories on which it isbu11t(VorV+N,orV*A). 5 Moreover, relatives in que obey the Tensed S condition: It Is impossible to relatlvize a NP which belongs to a? [+WH, + Tensed], cf (a; consequently, In (16)and(17),the[+WH] complement? Is infinitival: (a) ?? C'est un llvre que Je ne sals pas si je Ural ?? C'est un llvre que je ne sals plus h qul j'al pr8t6 6 the argumentation in favor of this analysis can be found In Oodard (1980,1986a,b). 7 We will Ignore here other types of expressions, which do not belong to a "core" S, such as adverbs, non argumental PPs etc. The semantics of relative clauses proposed here Is found, for example, In Bach & Cooper (1978), formalized In the framework of Montague grammar. 8 By Modality, I mean here both Modality and Aspect (cf commencerd "to begin" etc.). 9 Remember that the category "predicate" is defined here as a functional expression with one and only one unsaturated argument place, Independently of the semantic type of the category It builds by applying to Its argument. In an independent S, a predicate which applies to a lexical NP builds a category which has a truth-value, while in a relative3 , the predicate which applies to Us argument In COMP builds a predicate again, given the specific semantic properties of relative forms. 10 There are also adverbs or PPs which may be translated as Modalities. We leave them aside here.
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Bibliography
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146
a) Les mote terminos par < - t(te)> (13 mots irreguliers sur 57) : cabot helot carat rivet planet civet palette ... Lee mote en < i t ^ > de"ja vus ne sont pae comptis ici. b) Les mots ä fricatives voisees (15 mots irreguliers sur 89) : On a une suite : < e / i / o v/z/ el/er/en/(e)y> ou : bezel level seven tether clever novel cover shriven fother withy bevy privy covey gravel ... c) Les mots terminus par (- uCe^(7 mots irreguliers sur 33) : prelude lobule legume figure tribute tribune ... d) La terminaison : sonante + C + (e) : (17 exceptions sur 69 mots). II s'agit de mots termines par /V/, /V+R/ ou /V+R/: valeur reguliere du digraphe. 2) * —* / V/ / - (e) (h) * 3) i -^ /V/ / - V X ( X = suite quelconque) 4) f —Φ /V/ / - C (1) e * 5) f -* /V/ / — C 6a) —» /V/ (« Q)uw ) / - C V X b) i/y _*» /V/ / - C e/i V (V) (C) (C) (e) a/e/o —*. /v/ / - C e/i V (V) (C) (C) (e) ί —Φ /V/ / - C u/y V (V) (C) (C) (e) c) i -* /V/ / - C V (e) (h) ^ d) f «^ /V/ / - C V s(s) / χ f e) ^ -^ /V/ / - C i C (s) ψ Dans toutes ces regies, si la consonne qui suit la voyelle accentu^e est (sauf < r r > ) , la voyelle passe /V+R/ dans la morne s^rie, tendue ou relachee. II convient d'ajouter ces regies, en complement : a) Les sous-regies des mots en gical Form1 which is the level at which quantifiers receive scope is considered in this model as a level of syntactic representation.
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— (to appear): Generalized Phrase Structure Grammar - review article. Studies in Language.
4.
Wissen und Verstehen
MENTALE MODELLE, KOHÄRENZ UND BEWEGUNG
Rolf Mayer
1.
Einleitung
Die zunehmende Bedeutung, welche die Kognitionswissenschaft für die Linguistik gewinnt, drückt sich beispielhaft in der Einschätzung Langackers (1986: 1) aus, daß "Sprache kein abgeschlossenes System ist und auch nicht ohne Bezug auf kognitive Verarbeitung beschrieben werden kann". Die grundlegende Auffassung Langackers steht im Einklang mit der Konzeption Jackendoffs (1983), der sie programmatisch so formuliert: "Semantik ohne die Berücksichtigung kognitiver Strukturen läßt sich nicht rechtfertigen; ... wenn wir die Semantik natürlicher Sprachen untersuchen, beschäftigen wir uns notwendigerweise mit den Strukturen des Denkens." (Jackendoff 1983: x) Im folgenden wird es darum gehen, das Zusammenspiel kognitionswissenschaftlicher Begrifflichkeit und linguistischer Analyse an einem kleinen Sprachausschnitt des Deutschen zu demonstrieren. Wir gehen zunächst vom kognitionspsychologischen Begriff des "mentalen Modells" aus und zeigen Bezüge zum linguistischen Konzept der Kohärenz im Rahmen einer Raumgrammatik auf. Im Anschluß daran wird kurz der Zusammenhang von mentalen Modellen und Defaul t-Annahmen angesprochen. 2.
Mentale Modelle
Die Kognitionswissenschaft unterscheidet zwei grundlegende Typen der Wissensdarstellung zur Speicherung von Gedächtnis- und Denkinhalten: propositionale und analoge Repräsentationsfortnen. Propositionale Darstellungen bestehen aus einer Menge von diskreten Informationseinheiten und haben in dieser Hinsicht digitalen Charakter. Orientiert an der Prädikatenlogik werden in Propositionen Argumentausdrücke über Prädikate verknüpft. Prototypisch für analoge Repräsentationsformen sind mentale Bilder. Im Falle mentaler Bilder entsprechen sich Teile des Bildes und Teile des Originals. Mit Dörner (1985: 325) läßt sich das Verhältnis der beiden Repräsentationsformen wie folgt beschreiben: Eine propositionale Darstellung ist ein Plan zur Herstellung eines mentalen Bildes. Experimentalpsychologisch liegen zu mentalen Bildern interessante Befunde vor (vgl. Johnson-Laird (1983: 1 4 6 ) ) :
174
a) Mentale Bilder können mit einer Geschwindigkeit von 60° pro Sekunde "rotiert" werden. b) Sie lassen sich durch gleichzeitige visuelle Aufgaben unterdrücken. c) Sie kommen zur Repräsentation räumlicher Information und zum Problemlösen in Frage. Der Erklärungswert von mentalen Bildern wird in der "Imagery-Debatte" ausführlich und kontrovers diskutiert (vgl. für einen Überblick Block (1980), Kosslyn (1980) und Pylyshyn (1973/1984)). Mentale Modelle nehmen eine Zwischenstellung zwischen mentalem Bild und propositionaler Darstellung ein. Sie stehen in engem begrifflichen Zusammenhang mit dem Vorgang des "kognitiven Kartierens" und dessen Resultat, der "kognitiven Karte". Beim letzteren Terminus ist der Bezug zu räumlichen Orientierungsstrukturen deutlich erkennbar. In der Tat scheint der Terminus zuerst von Tolman 1948 geprägt worden zu sein, als er das Lernverhalten von Ratten hinsichtlich der Raumorientierung untersuchte (vgl. Cadwallader (1979: 5 6 1 ) ) . Tolman war aufgrund seiner Experimente der Überzeugung, daß sich bei Ratten im Verlauf eines räumlichen Lernprozesses ein Kartenbild von Wegen formt, und er glaubte an die Übertragbarkeit seiner Ergebnisse auf menschliches Verhalten. Als frühe Untersuchung zur Rolle mentaler Modelle in der räumlichen Kognition sei an dieser Stelle exemplarisch die Arbeit von Bransford, Barclay & Franks (1972) genannt. Johnson-Laird (1983/1984) hat die Beschränkung auf räumliches Kartieren vollständig abgestreift. Seine mentalen Modelle sind ganzheitliche direkte Repräsentationen von Sachverhalten aus beliebigen Gegenstandsbereichen. Insbesondere glaubt er über den Begriff des mentalen Modells eine psychologisch adäquate Theorie des logischen Schließens liefern zu können, welche individuelle und überindividuelle Folgerungsschwierigkeiten sowie Fehlschlüsse zu erklären vermag. Daneben hat Johnson-Laird aber auch mit Kollegen (Mani (1982) und Ehrlich ( 1 9 8 2 ) ) Experimente zur Verarbeitung räumlicher Informationen durchgeführt. Es seien im folgenden die Ergebnisse referiert, die aus der Zusammenarbeit mit Ehrlich hervorgegangen sind und einen Bezugspunkt für die linguistischen Ausführungen der vorliegenden Arbeit bilden. Johnson-Laird und Ehrlich versuchen über ein Experiment zum Phänomen des referentiellen Zusammenhangs mentale Modelle als Repräsentationsformen nachzuweisen. Referentielle Kontinuität liegt vor, wenn ein Satz auf eine Entität
175
Bezug nimmt, die in dem unmittelbar vorangehenden Satz eingeführt wurde (ebenda: 297). Liegt ein solcher Bezug vor, dann ist die Integration der neuen Information leicht möglich. Existiert keine referentielle Brücke, dann wird der Satz so lange gespeichert, bis der Nachfolgetext eine solche Brükkenbildung ermöglicht. Was passiert aber, wenn die Brücke nicht zum unmittelbaren Vorgängersatz führt, sondern auf ein weiter zurückliegendes Textstück verweist? Hier kommt man zu verschiedenen Antworten in Abhängigkeit davon, welche Repräsentationsform angenommen wird. Bei einer propositionalen Darstellung, die einen Text als Folge von Propositionen kodiert, sollte die Etablierung von Koreferenz schwerer fallen als bei Zugrundelegung eines mentalen Modells, wo die Information eines neuen Satzes - falls möglich - direkt in die "mentale Situation" (hier: eine räumliche Konfiguration) integriert wird. Das Experiment basierte auf der Vorgabe von Mustern folgender drei Beschreibungstypen (ebenda: 304f): (a)
Zusammenhängende Beschreibungen Bsp.: (i ) Der Zucker ist links vom Senf. Der Sent ist vor dem Messer.
(b)
Partiell zusammenhängende Beschreibungen Bsp.: (ii ) Das Brot ist vor der Schokolade. Die SchoRol e ist links vom Fleisch. Der Käse ist links vom Brot.
(b)
Unzusammenhängende Beschreibungen Bsp.: (iii) Die Katze ist vor dem Pferd. ** Der Fuchs ist vor dem Hund. (kein Zusammenhang!) \. Das Pferd ist rechts vom Hund.
Die Versuchspersonen hatten die mündlichen Vorgaben in Anordnungdiagramme umzusetzen. Es bestätigte sich, daß im definierten Sinne zusammenhängende Texte zu genaueren Diagrammen führten als unzusammenhängede Beschreibungen (wegen der größeren Belastung für den Arbeitsspeicher im letzteren Fall). Dieser Befund steht im Einklang sowohl mit einer propositionalen als auch einer analo-
176 gen Repräsentationsform. Zwei weitere Experimentalanordnungen führten zu fol-
genden differenzierenden (i )
Ergebnissen (ebenda: 302):
Zusammenhängende und partiell zusammenhängende Beschreibungen waren hinsichtlich ihrer Verarbeitung nicht zu differenzie-
ren. Erklärung: Der Befund ist plausibel bei Annahme eines mentalen Modells als Repräsentationsform (wo in jeder Phase der Textverarbeitung die Möglichkeit der Modellerweiterung besteht). (ii)
Zusammenhängende und partiell zusammenhängende Beschreibungen waren leichter verarbeitbar als unzusammenhängende Textstücke. Erklärung: Wieder scheinen mentale Modelle als Repräsentationsform bestätigt: Würde man durchgehend propositionale Kodierungen annehmen, so müßten partiell zusammenhängende und unzusammenhängende Beschreibungen dasselbe Maß an Verarbeitungskomplexität
2.
aufweisen.
Kohärenz und Bewegung
Optimales Verstehen - so der Globalbefund von Ehrlich/Johnson-Laird - ist dann gegeben, wenn nachfolgende in vorangehende Information integrierbar ist, wenn das bisher konstruierte mentale Modell erweitert werden kann. Dies kann als ein informationeller Begriff von Kohärenz bezeichnet werden. Unberücksichtigt sind dabei die genuin sprachlichen Reguläritäten, die der Informationsverkettung zugrunde liegen. An einem sprachlichen Minimalmodell sei im folgenden das Zusammenspiel von Regeln auf Textebene illustriert. Insbesondere geht es darum, zu zeigen, wie die prinzipiellen sprachlichen Möglichkeiten auf der Ebene des Satzes auf Textebene restringiert werden, wenn ein bestimmtes kommunikatives Ziel fixiert ist. Dieses Ziel ist in unserem Fall über folgende Rahmenbedingung R gegeben: R: "Unmarkierte" Beschreibung einer Objektbewegung Zugrundegelegt wird ein Lexikon LEX mit Einträgen der folgenden Art: a) Personen- und Ortsnamen:
Karl, Anna, ... Rom, Italien, Paris, Frankreich ...
b) Bewegungsverben:
fährt, reist ...
177
c) Weg-Präpositionen:
von, über, nach, zu
d) Proformen:
er, sie, (von) dort
e) zusätzliche Konnektoren:
dann, weiter
Die über LEX konstruierbaren Texte lassen sich mittels Phrasenstrukturregeln unter Verwendung von Merkmalstrukturen und syntaktisch-semantischen Filtern generieren. Ich beschränke mich in dieser Arbeit auf die Angabe einiger für unser Thema wichtiger Reguläritäten, ohne sie aber in einem etablierten Formalismus (etwa der Diskursrepräsentationstheorie Kamps) zu kodieren. Kohärenz sei im Kontext dieses Aufsatzes und bezogen auf Rahmenbedingung R nicht nur als sprachlich-konzeptuelle Adäquatheit von SätzVerknüpfungen verstanden (hier Konnexion genannt), sondern es seien auf Satzebene auch die Abfolgebedingungen für Wegadverbiale eingeschlossen. Dies führt auf den ersten Aspekt, den ich im Folgekapitel herausstelle: die sprachliche Ikonizität am Beispiel der Linearisierung von Wegadverbialen unseres Grammatikfragments. 2.1
Ikonizität
Ikonizität (als Beziehung zwischen Sprache und Welt) liegt dann vor, wenn außersprachliche Strukturen in der sprachlichen Form analog, d.h. strukturerhaltend abgebildet werden. Bezogen auf Bewegungsbeschreibungen würde dies bedeuten, daß sie den korrespondierenden Bewegungsvorgang hinsichtlich der linearen Abfolge der Wegstationen simulieren. Ich werde zunächst die sprachlichen Befunde ausführlich diskutieren; erst dann wird die Brücke zum "Mentalen Kartieren" geschlagen. Ich gehe für das folgende von einer Einteilung weg-induzierender Präpositionen in Start-, Übergangs- und Zielpräpositionen aus (vgl. etwa Saile ( 1 9 8 4 ) ) . Bezogen auf das vorliegende Lexikon liefert dies: ST:
von,
UE: über,
ZI: nach,
zu
Zielpräpositionen seien dabei - in grober Explikation - dadurch gekennzeichnet, daß die entsprechenden Zieladverbiale auf eine "Wohin"-Frage sinnvolle Antworten darstellen. Die Ikonizität einer Folge von Wegadverbialen läßt sich als lineare Abfolgeregel wie folgt einsichtig abkürzen: L:
ST
< UE
< ZI
L soll besagen, daß auf Satzebene die Start- den Übergangsadverbialen und diese den Zieladverbialen vorangehen.
178
Überprüfen wir zunächst L anhand der folgenden Satzbatterie: (1 ) ?Anna fährt nach Oslo von Ulm. (1') Anna fährt nach Oslo von Ulm aus.
(2 ) (2' )
Anna fährt über Köln nach Oslo. Anna fährt nach Oslo über Köln.
L läßt sich in der angegebenen allgemeinen Interpretation nicht aufrechterhalten; es gilt aber die Einschränkung L' (wenn wir Satzmuster wie ( 1 ' ) ausklammern, das eine "Verbesserung" von ( 1 ) darstellt): L1 :
ST